Skip to main content

Full text of "Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


► 


1 


1  *^"^ 


I 


C 


Pharmaceutische  Centralhalle 


für  Deutschland. 


Herausgegeben 


von 


Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 


XXXIV.  Jahrgang. 

(Der  neuen  Folge  XIY.  Jahrgang.) 

1893. 


Dresden  1893. 

Verleger:  Dr.  E.  Geissler,   Dresden. 
In  Commission  bei  Julius  Springer.    Berlin  N.,  Monbijouplatz  3. 


Inhalts -Verzeichniss 

des 

XXXIV.  (Neue  Folge  XIV.)  Jahrganges  1893 

der 

Pharmaceutischen  Centralhalle  fllr  Deutsehland. 


*  b«dentet:  mit  AbbildauG^. 


A. 

Ables  Siblriea,  fitherisches  Oel  ders.  63. 

AbletlnsSarey  Chemisches  264. 

Abrastol)  Conservirnngs -Mittel  636. 

Abstracta  Ph.  Amer.  499. 

Abwässer  drr  CellulosefabrUien  556. 

— ,  Dfsinfection  städtischer  671. 

-,  Venwmnigung  der  Elbe  316.  327. 

Acetanllldam  Ph.  Dan  372. 

Aeeton^  lar  Prflfung  von  Mineralölen  507. 

—  Bestrnimnng  im  Salac^iol  580. 
Aeeto-Ortho-Toluidy  Eigen  schaften  58. 
Acetam  Ph.  Dan.  *6l2, 

—  pyrollgnosuiii  cmdum  Ph.  Dan.  372. 
rectiflc.  A.  N.  746 

,  Prüfung  mit  KMnO*  681. 

—  Scillae  Ph  Dan.  372. 
Acetyl<>ii,  Bildung  im  Leuchtgas  83. 
Aectjläthoxyphenylurethan  755. 
Acetyloiypht^Dymrethan  7.^;5. 

Aeetylv erbindangen  der  p-Oxyphenvlarethane 

138. 
Achat -Industrie  168. 
Acbroodextrln  136. 
Aelda  Pb.  Amer.  499. 
Acld  -  Bntyrometrle  91.  476. 
— ,  Apparate  hierzu  531* 
AcldimetrlC)  Kaliumdichromat  als  Urmaass  109. 

—  Borax  als  Grundlage  205.  224.  291. 
Aeldnm  acetleum  Ph.  Dan.  372.  471. 
Ph.  Amer.  500. 

-  arsenicoBum  A.  R.  277. 
Ph.  Dan   372. 

—  benzolcnm  Ph.  Dan.  372. 

—  bensoleum  A.  N.  746. 

—  borleom  A.  R.  277 
Ph.  Dan.  372. 

—  campliorlcnm  A.  N.  743. 

—  farbollcnm  Ph.  7>an.  373 


Acldam  earbolleam  Ph.  Amer.  500. 
liqnefactnm  A.  N.  746. 

—  — ,  das  {Schmelzen  der  Karbolsäure  8. 

—  — ,  synthetisch  dargestellt  8. 

—  — ,  siehe  auch  ,,Karbolt«Uare'^. 

—  chloronitrosnm  Ph.  Amer.  500. 

—  chromieam  A,  R.  277. 
Ph    Dan.  373. 

—  dtrlcnm  Ph.  Dan.  373. 

Ph.  Amer.  500. 

A.  N.  746. 

—  —  Prtlfung  auf  Schwefelsäure  8. 
,  Prüfung  auf  Blei  549. 

,  siehe  auch  «yCltronensUure^^. 

—  galUeom  Ph.  Dan.  373. 
Ph.  Amer.  500. 

—  gallotannlenm  Ph.  Dan.  373. 

—  bydrobromlcnm  Ph.  Amer.  .500. 
A.  N.  744. 

—  hydrocblorlciim  A.-R.  .^78. 

dllntnm  AR.  504. 

Ph.  Dan.  373. 

Ph.  Amer  501. 

—  hydrocyanlcnm  Ph.  Amer.  501. 

—  hydrofluorlenm»  Verbrauch  552. 

—  hypophosphorosom  Ph.  Amer.  501. 
-^  lacticnm  A.  R.  278. 

Ph.  Dan.  373 

Ph.  Amer.  501. 

—  nllrlcnm  Ph.  Dan.  373. 

Ph.  Amer.  501. 

A.  R.  504. 

PrQfung  auf  Jodsäure  465. 

—  liitroso  nitricam  Ph.  Dan.  373. 

—  oleinlenm  Ph.  Amer.  5^1. 

—  phenylo-boricnm  Eigenschaften  58. 
sallcylicum  Eigenschaften  58. 

—  phosphoricum  Ph.  Amer.  501. 
dllutum  Ph.  Dan.  374. 

—  Ralicyliciim  Ph.  Dan.  374. 


IV 


^eiiKim  sallcyliciiiu^  siehe  auch  9,8aUcyl- 

—  iitearinioiiiii  Ph.  Amer.  502. 

—  SHecinleiun  Ph.  Dui.  374. 

—  sulfttricam  Ph.  Dan.  374.  471. 
Ph.  Amer.  502. 

A.  R.  504. 

—  snlftirosiim  Ph.  Amer.  502. 

—  tannieam  Ph.  Amer.  502. 
A.  N.  746. 

,  Prüfang  552. 

—  tartarltfam  Ph.  Dan.  374. 
Ph.  Amer.  502. 

,  Prüfung  auf  Blei  549. 

—  triehloraceticum  liquefaetam  393. 
Aconitum  Napellos,  Alkaloide  dess.  522. 

Adepg  benzoattts  Ph.  Amer.  502. 
Ph.  Dan.  401. 

—  Lanae^  Salhen  mit  A.  L.  254. 

,  neue  Darstellungs  -  Weise  367. 

,  Prüfung  des  Bremer  369. 

hjdrosus  Ph.  Amer.  503. 

oder  Lanafm  119. 

und  Lanolin,  Patentstreit  272.  682. 

—  Iotas  Ph.  Dan.  401. 

—  Petrolel,  Fabrikation  8. 

—  snUlng  A.  N.  746. 
Ph.  Amer.  502. 

Prüfung  auf  BaumwoUsamenOl  502. 

Adonit^  Formel  58. 

ASrated  Urne  water  100. 

ASrometer,  Üniveraal-A.  nach  Bon  180. 

Aethanalamin  (Amldoacetaldehyd)  278. 

Aether  Ph.  Dan.  401. 

—  Ph.  Amer.  503. 

—  Gehalt  an  Methylftther  90. 

—  (Aetibyl-A.),   Verhalten   gegen    Sicherheits- 

lampen 435. 

—  acetlcas  Ph.  Amer.  503. 

Werth  als  Erregungsmittel  556. 

—  bromatns  A.  N.  746. 
Aethoxyamldoacetyleymfdin  748. 
Aethyllnm  chloratom,  neue  Packung  239. 
Aethyl-  und  Methylalkohol  als  Losungsmittel 

202. 
AgarpolTor  172.  183. 
Agarose,  Zucker  der  Agare  amerie.  81. 
Agnin,  unreines  Wollfett  718. 
Agopyrin,  Bestandtheile  718. 

Aker  tuba.  Fiscbgift  537. 
Alangin,  Eigenschaften  125. 
Aiban,  Bestandtheil  der  Guttapercha  212. 
Album  ot!  siecom  Ph.  Dan.  &1. 
Albaminimeter  nach  Essbach  565. 
Albamosemilch,  Ersatz  der  Frauenmilch  424. 
Aldehyd»  der  oder  das  A.?  572. 
Aldehydoga^akolcarbonsSnre  704. 
Alearonatbrot  für  Diabetiker  361. 
Algontin,  Zusammensetzung  590. 
Aikaliearbonate,  neue  Darstellungsweise  478. 

—  elektrolytische  Darstellung  81. 

—  Bildung  der  natürlichen  A.  120. 
Alkaloide,  Furfurol-Beactionen  601. 

—  und  Metalle,  Bestimmung  561. 
Alkaptonarie  210. 

Alkohol  Ph.  Amer.  624. 


Alkohol  deodoratam  Ph.  Amer.  624. 

—  Prüfung  mit  dem  Homeotrop  106. 

—  missbräuchlicher  Genuss  54«. 

—  ( Aethyl- A.)t  Verb  alten  gegen  Sicherheits- 

lampen 436. 
Alkohole,  Nachweis  einwerthiger  295. 

—  Erkennung  einwerthiger  690. 

—  Glykoside  ders.  704. 
AlUgatorin,  neue  Salbengrundlage  244. 

Aloe  Ph.  Dan.  401. 

—  parifleata  Ph.  Amer.  503. 

AloTnom  Ph.  Amer.  503. 
Alphol  110.  718. 
Alomon  ustnm  A.  B.  595. 

LOslichkeit  in  Wasser  552. 

Alaminiam,  Fabrikation  330.  331. 

—  specifisches  Gewicht  605. 

—  Lethen  und  Giessen  dess.  23.  216.  678. 

—  Poliren  dess.  684. 

—  Verhalten  zu  Quecksilber  135.  331. 

—  Verhalten  gegen  Wasser  22-  45.  330. 

—  Wirkung  Ton  Efise  380. 

~  Laboratoriums -Ger&the  53.  144.  564. 

—  Pulver -Schiffchen  253. 

—  Feldflaschen  aus  A.  23.  738. 

—  weitere  technische  Verwendung  22.  330. 

—  in  Pulverform  als  Lichtquelle  381. 
Alnminiomkerzen,  falscher  Ausdruck  366. 
Alaminlnmsalze,  Giftigkeit  ders.  668. 
Alaminiam  salfaricam  A.  B.  595.  . 
Ph.  Dan.  402. 

Alamnol,  Eigenschaften  192. 

—  Anw.  bei  menorrhoea  neonatoram  14. 

—  -Präparate,  Vorschriften  52. 

—  und  Sozal,  Unterscheidung  454. 
Amldoacetaldehyd,  Constitution  278. 
Amido-  und  Acetamido-Auttpyrin  721. 
Amidol,  Gebrauch  in  der  Photographie  62. 
Ammonlacam  Ph.  Dan.  402. 

—  L^Sslicbkeit  in  Weingeist  445. 
Ammoniak,  Verbrennung  dess.  198. 

—  Nachweis  mit  Kesslers  Reagens  423. 

—  als  Desinfectionsmittel  462.  556. 
Ammoniam  bromatam  Ph.  Dan.  402. 

—  carbonicam  Ph.  Amer.  503. 
als  Reagens  Ph.  Amer.  487. 

—  embollcam  82. 

-—  jodatam  Ph.  Amer.  503. 
Amper,  Bedeutung  dieses  Namens  299. 
Amylacetat  für  Hefnerlampen  615. 
Amylen  siebe  ,,Pental<S 
Amylennm  hydratam  A.  R.  595. 
Amyliam  nitrosam  Ph.  Amer.  515. 

Antidot  von  Cocain  614. 

Amyloidkörper  in  der  Milch  106. 
Amyloine«  Auftreten  ders.  507. 
Amylnm  jodatam^  Anwendung  58. 

—  karantae  Ph.  Dan.  402. 

Verfälschung  356. 

Anaspalin,  Bestandtheile  718. 
Andira  inermis  537. 

Andlrln,  in  der  Geoffroyarinde  225. 
Anethol  A.  R.  505. 
Angelin,  identisch  mit  Andirin  224. 
Angewandte  Chemie^  Gesellschaft  314. 
Anhydroglyko-Chloral  (Chloralose)  85. 
Anilin,  Wirkung  auf  grüne  Pflanzentheile  232. 


Aiiiliutliitcu.  chemisch  -  techuiscli  beleuchtet 
245.  3?5.  892. 

—  kein  Ersatz  fftr  Gallustinten  319. 

—  Vorschläge  von  Ganswindt  248. 

Anilophyll,  Entstehung  282. 

Anisam   stellatwn»    Vorkomnien    der   Sikimi- 

frflchte  357. 
Antacidin,  Bestandtheile  143. 
AntlariDy  Vorkommen  550. 
Autibacterin  ?on  Stier  632. 
Antibenzlnpyrln  Ton  Richter  349.  377. 
Antlch^lera-Vaecinationen  748.  760. 
Anticholerin  nach  Klebs  60.  460,  684. 
Antidiphtberin  nach  Klebs  474.  668. 
Antldotam  Arsenici  Ph.  Dan.  402. 

—  addi  earbollel  554. 
AntldygentericiiBi  nach  Schwarz  568.  597. 
Anti-Katarrbpillen  nach  Steam  183. 
AntlAmgiii,  Bestandtheile  718. 
Antikesselstein-Gompositi«!!  84. 

AntI- Migraine  Demeliiine  184. 
Anttmon  und  Arsen,  elektrolyt.  Gew.  590. 
Antlnerrin»  Zusammensetzung  431. 
Antlnonnin,  Anwendung  114. 
^  versflsstes  454. 
Antlpbtlsln  nach  Klebs  662. 
AntlpyreUca,  üebersicht  2. 

—  Gemische  ders.  3. 
Antlpyrlny  Herstellungsmethoden  2. 

—  Synonyme  dess.  3. 

—  Derivate  145. 

—  Unterscheidung  von  Tolypyrin  212. 

—  als  Anftsthetikum  707. 
Antlrbenmatiniini.  Zusammensetzung  754. 
Antiaepsln  nach  Viquerat  152. 
Antiseptlea,  üebersicht  5. 

—  Mischungen  ders.  7. 

—  jodhaltige,  Nachweis  des  Jod  5. 

Aatisept«  GMiindbeltsesslg  nach  Kopp  183. 
Anüspasmln«  Eigenschaften  56.  58.  173. 
Antitoxine  298.  457.  662.  684.  786. 
Apoeynnm  cannablnnm  536. 
ApomorpUn,  haltbare  Losungen  313. 
Apomorphlnutt  bydrocblor.  Ph.  Dan.  402. 
Aponarceln,  Darstellung  393. 
Apotheken  in  Italien  256.  364. 
Apparate,  neue  Laboratoriums -A.  64.*  252.* 

327.»  566  •  693.*  723. 

aus  Aluminium  58.  144. 

Apyonln,  Bestandtheile  719. 

Aqaae  dest.  aromaticae.   Best  des  Gehalts 

an  äther.  Gel  235. 
~  medlcinales  Ph.  Amer.  515. 

Ph.  Dan.  402. 

Aqaa  Amygdalar«  amar.  Ph.  Dan.  402. 

Ph.  Amer.  515. 

A.  N.  746. 

zur  Prüfung  93. 

Bestimmung  der  Blausäure  128. 

—  Anrantli  flonun  Ph.  Amer.  516. 

—  Calcarlae  Ph.  Amer.  516. 

—  Calds  carbonatig  100. 
saeeharata  555.  632. 

—  Campborae  Ph.  Amer.  515. 

—  Cbioroformll  Ph.  Amer.  515 
Ph.  Dan   402. 

—  dnnamomi.Ph.  Dan.  402. 


Aqua  cresollca  A.  N.  744. 

—  Foenlenll  Ph.  Dan.  402. 

—  Hydrogenli  Dloxldl  Ph.  Amer.  516. 

—  Kreosotl  Ph.  Amer.  516. 

—  Lanroeoraslf  Best,  der  Blausäure  128. 

—  Plmnbi  Ph   Amer.  516. 

—  Pyrolei  PInl  Ph.  Dan.  402. 

—  Rosae  Ph.  Amer.  516. 

—  satnmlna  Ph.  Dan.  402. 

—  Yltae  F.  m.  B.  287. 
Aqnozon.  angebl.  OzonlOsung  636. 
Arabln,  beziehung  zu  Cerabin  147. 
Arbutin,  Reactionen  653. 

—  Einwirkung  auf  den  Harn  307. 
Aronarla  serpylllfolla  134. 
Argentnm  fouatom  Ph.  Dan.  402. 

—  nitricnm  Ph.  Dan.  402. 

mltigatnm  Ph.  Dan.  402. 

Ph.  Amer.  516. 

dlliLtnm  Ph.  Amer.  516. 

fnsam  Ph.  Amer.  516. 

—  Bnlfarlcnm  Ph.  Amer.  487. 

Arkansas- Oelsteln  zum  Schreiben  auf  Glas 

168. 
Arsen  und  Antimon,  elektrolyt.  Gew.  590. 

—  Fällung  als  Pentasulfid  195. 

Arsenproben  der  Ph.  G.  III.  308. 

—  der  Ph.  Amer.  487. 

—  A.  N.  747. 

Arsensplegel^  Ueberführune  in  Magnesium- 
ammonmmarseniat  520. 

ArsenTerblndungen,  Einwirkung  von  Schim- 
melpilzen 340. 

Arsenwasserstoll^  Flüchtigkeit  dess.  251. 

Arsenik,  Beimischung  zu  Speisen  479. 

Arnm  Itallenm  und  maenlatam,  Saponin- 

g ehalt  134. 
efert  die  AronknoUen  359. 
Aranelbncb*  Bevision  der  3.  Ausgabe  277.  472. 
504.  595.  618. 

—  officielle  Nachträge  und  Abänderungen  743. 
Arxneien,  Sterilisirung  550.  565. 

—  Ffirben  derselben  als  Controle  683. 
Arsmeirormen,  neue,  Rückblick  32. 
ArKnelmmel,   neue«   152.  192.  236.  294.  339. 

354.  393.  409.  431.  478.  509.  568.  597. 
636.  662.  688.  703.  721.  754. 
zu  den  Separanden  gehörige  4. 

—  Prüfung  und  Werthbest  808.  580.  690. 

—  svnthetisch  dargestellte  145. 

—  Tabelle  zum  Nachw.  von  34  A.  im  Harn  883. 

—  Verkehr  mit  A.,  gerichtl.  Entscheidung  88. 
Annelpflaster,  neuartige  393. 
Araneltaxe«  Unklarheit  der  preussischen  590. 
ArsnolTorkehr  mit  Krankenkassen  69.  726. 
.4sa  footlda  Ph.  Dan.  402. 

Verfälschung  356. 

Asaproly  Eigensch.  u.  Dosirung  6.  59.  597. 
Asbestporzellan  184. 
Asbestschnee  für  Christbäume  742. 
AstbmakrSnter,  Badische  Formel  496. 
Asthma- Krystule,  Vorkommen  232. 
Aterin,  Haarfärbemittel  244.  498. 
Atroplu,  Spaltungsproducte  57. 

—  Umwandlung  in  Apoatropin  410. 

—  Störung  des  Nachweises  durch  Strychoin 

579. 


VI 


Atropiunm  Ph.  Amor.  517. 

—  sulfuricam  Ph.  Amer.  öl 7. 
Ph.  Dan.  403. 

Aner's  (j^mblioht  8i<*be  ,,Gasglfihlicht<<. 
Aller« LnDipen  mit  Wassergas  670. 
Angrenheilmittcl  von  FiFcher,  Schwindel  571 
Aagentrlpper,  Prophylaxis  13. 
Angstellnngr  in  Wien  1894  3f)6. 

—  der  Nnturforscher-VersammluDg  in  Nürn- 

berg 56-2. 
Answaschapparat  nach  Forbcs  252.'^ 
Azolitbniinpapier,  Bereitung  600. 

B. 

Bacilli  caastici  Kobner  684. 
Baclllns  erenatus  611. 

—  Neapolltanus  733. 

—  siehe  auch  unt^r  ^^Cbolera^^« 
Vacterium  coli  cemmiine  733.  749. 
Bacterlen,  neue  Nährflüssigkeit  257. 

—  makroBKopische  Keaction  674 
Bacterlologrle«)  Verschluss  der  Dauerculturen  215. 
Bafftne,  Haarfärbemittel  757. 
BaldrianmiTzel,  japanische  24. 
Balsaniiini  Copairae,  A.  N.  746. 

Prüfung  600. 

—  pemviamun,  Prüfung  638. 

spec.  Gew   und  Kalkprobe  720.  73:$. 

Prüfung  nach  Hirschsohn  513. 

Prüfung  nach  Ph.  Amer.  517. 

—  tolntanam,  Ph.  Dan.  403. 
Bandwnrmniittel  nach  Duhourcan  183. 

—  Anwend.  von  Salicylsäure  479. 

—  Anwend.  von  Tribromphenol  479. 

—  Anwend.  von  Ol.  aether.  Filicis  m.  479. 

—  Anwend.  von  Chloroform  183.  725. 
Barii  Dioxldum  Ph.  Amer.  517. 
Barmenity  Zasammensetzung  197. 
Barothormoskop  nach  Salomon  315. 
BarthePs  dochtloser  Benzinbrenner  286.* 
Bartsei  fenpulrer  675. 

Barjnin,  Bestimmung  des  Atomgewichts  339. 
Bandouln^sche   Keaotion   zum  Nachweis   von 

SesamOl  408. 
BaumblUtter,  als  Fattermittel  397.  411. 
BaumwacliSy  Vorschrift  116. 
Baamwolle,  angeblich  s^aure  Beaction  244. 
Bansteine,  Harten  und  Färben  96. 
Bayöi,  Prüfung  612. 

BaTeri«che  Chemiker,  Veisamml.  425.  475.  521 
Beilen,  graue  Metallbeizen  167. 
Bengalische  Flammen.  Bereitung  514.  712. 
Benke's  Mittel  gegen  Verstopfung  767. 
Bfnzaldehyd,  physiologische  Wirkung  612. 
BenzlU)  Verhalten  gegen  Sicherheitslampen  435. 

—  elektrische  Erregung  670. 
BenzinbrSnde  in  chemischen  Wäschereien  349. 

377.  392.  670.  741. 
Benzinbrenner^  dochtloser  nach  Barthel  286.*^ 
Benzoe,  Ph.  Dan.  403. 

—  über  die  Sumatra -B.  178. 

—  Studien  über  Siaro-B.  443. 

—  Hand« Issort-n  und  deren  Verwerthung  523. 
Benzoestture,  Gewinnung  523. 
Benzoe-Thonerde^Watte  4b0. 
Benzonaphthol,  Eigcnsch.  und  Gaben  6,  51. 


Benzonaphtholy  verfälschtes  467. 

—  Identitat8rea<*tion  466. 
Benznparakresoly  Eigen schaft-en  152. 

Benzoresinol,  aus  Sumatraben zo?  179. 

—  aus  Siambenzng  444. 
Benzosol,  Identitätsreaction  466. 

—  Harn  nach  B.- Gebrauch  394. 

—  Anwend.  bei  Diabetes  696. 
Bpnzoylradical«!  Nachw.  dcss.  466. 
Berberin^  Verbindung  mit  Chloroform  16. 
Hergamlol,  Eigenschaften  241. 
Bergamottöl,  Frflfung  und  Chemisches  222. 241. 
Betai'n  und  Cholin  im  Wurmsaroen  477. 
Bier«  Prüfung  der  Bierwürze  durch  Gährnng296. 

—  Nachw.  von  Saccharin  und  ^alicylsäare  524. 

—  Obermässieer  Genuss  547. 
Bierirlasdeckel,  bleihaltige  467. 
Biese's  saUsaure  Tinctar  oei  Cholera  461. 
Blondrs  Gemisch  für  Sputum -Untersuch.  498. 
Bipalatinoid,  Doppelkapseln  33. 
Bi>mutum  carbonlcnm  Ph.  Amer.  517. 

—  grallieam  basicnm  599. 

—  /i-naphtholioumy  Anwend.  474. 

—  pyrogallicum  basicnm  599. 
ist  nicht  giftig  739. 

—  salicylicnm  basicnm  A.  R.  596.  744. 
Prüfung  m.  189.  195.  308.  744. 

—  snbnitricnm  Ph.  Dan.  403.  471. 

—  snbsalicylicum  A.  N.  744. 

Bittermandelöl)  künstliches  612. 

—  Vorkommen  von  MandelsSurenitril  222. 
Blancolln  (Yaselin)  378. 
BlUhsuchtwasser  von  Walch  184. 
Bland'sche  Pillen,  Masse  in  Pulverfonn  272. 
Blausinre«  Nachw.  neben  Ferrocjankaliam  218. 
Blei  und  Silber,  Trennung  519. 
Bleiessig,  Bereitung  nach  Courtonne  87. 
Blei  weiss,  nicht  giftiges  204. 

Bleisnlfld,  Einwirkung  von  Calcinmchlorid  273. 
Bleiznckerfabriken.  Verordnung,  den  Betrieb 

der«,  betreffend  468. 
Blenorrhoea  neonatorum  13. 
Blockzncker,  Ersatz  des  Zuckers  18. 
Blnmeu,  Färben  frischer  Bl.  331. 
--das  Dufteu  ders.  556.  620. 
Blnmendttnger  (Pflanzennahrung]  681. 
Blnt,  diastatisches  Ferment  22. 

—  redocirende  Substanzen  81. 

—  spektrosb episches  Verhalten  80.  238. 

—  Messung  der  Blutzöllen  611. 

—  Untersuchungen  547. 

—  Nachw.  von  Kohlenoxyd  207. 

—  Nachw.  von  Harn  306.  648. 

—  Nachw.  im  Magen-  und  Darminhalt  647. 
Blnt -Antitoxine,  Gewinnung  etc.  786. 
Blntes^el,  Aufbewahrung  9. 
iilntflecken,  mikroskopischer  Nachweis  627. 
Blntiaugensnlz  siehe  Ferrocyankallnm. 
Bintlans.  Mitt'l  ge?en  die  B.  4h4. 
Blntreinlgnngspnlyer  von  Schütze  692. 
Blntserum,  Verzuckerung  von  Stärke  186 
Blntserum-Tiieraple  18. 

Boden  (Erdbod  n),E>  tgiftungskraft  122.206.250. 
Bolinenfftden,  Diureticum  697. 
Uoldolnm,  Anwendung  55'^. 
Boli,  Ueberziehen  ders.  7*^8. 
Bolometeri  Gebrauch  dess.  42, 


VJI 


Borax,  Darstell,  von  feinkörnigem  300. 

—  als  Grandlage  der  Acidimetrie  205.  224.  291. 
Bomeol,  Eigenschaften  241. 

~  im  ätherischen  Oel  von  Abies  Siblr*  63. 
BoriiTiacetat,  im  FichtennadelAl  223. 

—  -formiat  and  -ralerlanat  241. 
Boiigies^  Einfetten  und  Anfhewahning  166. 
Brachystegia  spleaeformis  536. 
Brandwanden,  Bebandlang  nach  Rossberg  214. 

—  B^^handlong  mit  Wismntnitrat  643. 
Brannln«  nene  Art  Heftpflaster  6.08. 
Bremsen,  Antinonnin  Mittel  gegen  B.  114. 
Breslaner  üntersnchnngsamt  673.  692. 
Einrichtung  6U3. 

Brlllanline,  Bestandtheile  204. 
Brom,  Nachweis  neben  Jod  519. 
Bromamid,  Nearalgicam  62. 

—  Zusammensetzung  100. 
Bromdanipr,  als  Oxydationsmittel^öSO. 
Bromopjrlny  Eigenschi^ten  59. 
Bromstrontinm,  Eigenschaften  107.  258.  635. 
Bromnm,  Ph.  Amer.  517. 

Bronchitis  9  Anwendung  von  Lednm  paL  479. 

Bronze«  flflssige  450. 

Brot«  Veränderung  beim  Schimmeln  30. 

—  wechselnder  Nährwerth  521. 

—  Bestimmung  des  Fettsrehaltes  519. 

—  Reformt-n  in  der  Bereitung  422. 

—  Ersatz  desselbf^n  für  Diahetiker  271.  283.  361. 

—  das  russische  Hangerbrot  71. 
BrotdU  Untersuchung  des  Patent-B.  405. 
Brnmataleiuiy  Yorschriften  672 
Büchersehaa  55.  69.  ^8. 112. 157  169. 181.  255. 

285.  301.  332.  348.  376.  438.  451.  494.  570. 
587.  602.  6-^9.  654.  668.  680.  708.  726.  740. 

—  Verzeichniss  Seite  XXVJ. 

Bürette  mit  automatischer  Nullpunkteinstellung 

693.* 
Bnlbocapnin  in  Corydalls  oara  213. 
Bnteiignmmi,  bengal.  Kino  597. 
Bntter»  Werth  der  ^^chmelzproben  258. 

—  Best.  d**B  Wassergeb altes  nach  Wihel  850. 

—  Nachweis  fremder  Fette  mit  Cnmol  152. 

—  Reichert -Meissrsche  Zahl  12. 

^  modtficirte  R'ichert-Meissrsche  Methode  199. 

—  UrFache  des  Bmzigwerdens  6.56. 

—  Bestimmung  der  Bansigkeitsgrade  656. 
'^  schlechtes  Aussehen  679. 

—  Anforderung  des  Codex  ellment*  Anstriac. 

492 

—  Bereitung  aus  erhitzter  Milch  651. 
Butterrefractometer  nach  Zeis  522. 
Bntylo-ehloralnm  hydratum  403. 

c. 

(Siehe  auch  unter  K.) 

CacaOy  LOslichmachung  195. 

—  Prüfung  auf  Alkalien  509. 
Cacaobohnen,  chemische  Untersuchung  196. 

—  Bestimmung  des  Theobromlns  156. 
Cacao-Creme^  Vorschrift  675. 
Caoaoschalen,  gemahlene  673. 
Caeti  grandiflor.  extract.  fluid.  63. 
Cadinen,  Bedeotung  223. 
Calcarla  chlorata  Ph.  Amer.  517. 

—  mita  Ph.  Amor.  5J.7« 


Calcium  bisttlforoBiuu  liquidum  59. 

—  carbonlcum,  Zusatz  von  Magnesia  480. 

—  chloratum,  medicin.  Anwendung  62. 
Nachweis  von  Blei  273. 

Rosaf&rbnng  der  Lösung  518. 

—  (Tesoilnicum  09. 

—  phosphoricum,  Darstellung  646. 
Ph.  Dan.  403. 

Ph.  Auier.  518. 

—  sulfuratum  Ph.  Amer.  518. 

—  sulfuricnm  ustnm  Ph.  Amer.  518. 
Calomel,  Verwechselung  mit  Morphin  683. 
Calx  chlorata  Ph.  Dan.  403. 

Cama,  gegen  Ohrverkühlung  304. 
Camphar,  Mittel  gegen  Cholera  304. 
Camphocarbonstture,  therap.  unwirksam  10. 
Camphoid,  Darstellung  62.  116. 
Camphopyrazolon,  Wirkung  3. 
Campbora  Ph.  Dan.  403. 

—  Ph.  Amer.  518. 

—  menobromata  Ph.  Amer.  518. 

—  trita»  Bereitung  mit  Aether  9. 
Cananga-Oel,  Seifenparfüm  223. 
Cancroln«  nach  Adamkiewicz  81.  474. 
Cantharides  Ph.  Dan.  403. 
Cautharidiu,  Derivate  d^ss.  180. 
Capiiaria,  Zusammensetzung  84. 
Carbo  anluialls  Ph.  Amer.  518. 

—  Lignl  Ph.  Amer.  518. 
Curborundnnu  Schleifmaterial  511. 
Cardamomen»  Beimischungen  357. 

i  Cardin  sieh*'  Kardin« 

I  Carioa  Papaya,  Saponingehalt  1'6'i. 

Carrara  water  100. 

( arTol  A.  R.  505. 

Caryophylll,  künstliche  Nelken  356. 

Caaelnkltt,  Bereitung  468. 
Castorenm,  Verfälschung  356. 
Cellulose,  Einwirkung  Yon  Säuren  340. 
Cera  flava  Ph.  Dan.  403. 

Ph.  Amer.  618. 

Cerabin,  Beziehung  zu  Arabin  147. 
Ceratum  Camphorae  Ph.  Amer.  518. 

—  Cantharidis  Ph.  Amer.  518. 
Cerberln,  hligenschaften  59.  433. 

—  und  Thevetosin  59. 
Cerebrin,  Wirkunif  355. 
Cereoli,  Wundstäbchen  A.  N.  745. 
Celaceum  Ph.  Dan.  403. 
Ceyadin,  identisch  mit  Veratrin  58. 
( halcedone.  Färben  ders.  168. 
Champacaöly  verfälschtes  224. 
Chanipae«*!,  Eigenschaften  57.  224. 
Charcot-Neumann'sche  Krystalle  232. 
Chebulinstture,  Eigenschaften  197. 
Chelen  siehe  ^^Kelen^^« 

Chemische  Constitution,  Beziehung  zur  thera- 
peutischen Wirkung  145. 
Chinaalk alolde,  Umwandlung  in  Isomere  105. 
Chinarinden,  Werthschätzung  357. 
~  Alkaloidbest.  nach  Ledden  Hulsebosch  289. 

—  desgl.  nach  Kürsteiner  240. 

ChintisHure  im  Extr.  Myrtilli  240. 
Chlnidinnm  snlfnrleum  Ph.  Amer.  527. 
Chinin»  neue  Farbenreaction  109* 

—  neuer  Nachweis  624. 

—  mit  Saccharin  62. 


VIII 


Chiniii)  Ersatz  durch  kuiiBil.  Aotipyretica  2. 
Chinlnpilleiiy  Bereitang  88.  400. 
Chininsalze,  PrAfung  auf  Nebenalkaloide  nach 

Ph.  Amer.  527  bis  529. 
ChlBimun,  Ph.  Amer.  527. 

—  blhydroehlorieain  15. 

—  bisnlfDiiciiiii  Ph.  Amer.  528. 

—  chlorhydrosolfat  216. 

—  ferro -cltriciim  Ph.  Dan.  403. 

Ph.  Amer.  528. 

solubile  Ph.  Amer.  528. 

—  hjdrobromlciiiii  Ph.  Amer.  528. 

—  hTdroebloricum  Ph.  Amer.  528. 
Ph.  Dan.  408.  471. 

—  snlfariciim  Ph.  Amer.  528. 
Ph.  Dan.  403. 

A.  R.  504. 

—  tannieam  BereitangsweiRe  38. 

—  Talerianlcum  Ph.  Amer.  529. 
Chlor 9  Nachweis  neben  Jod  519. 
Chloralamld  =  Chloralformamid. 
Chloralformainld,  LOsnng  in  Wasser  56. 

—  Nebenwirkungen  642. 
Chloralum  bydratam  Ph.  Dan.  403. 

Ph.  Amer.  529. 

Chloralhydrattolylantipyriii  355. 
Chloralose,  Darsteil,  and  Eigen  seh.  85.  120. 
Cbloraloxime.  Zusammensetzung  94. 
Chloreseriii.  Farbstoff  des  Phjsostygmin  628. 
Chlorldin,  Zusammensetzung  97. 
Chlorkalk,  neue  Fabrikationsweise  36. 

—  Aufbewahrung  498. 

—  spec.  Grew.  der  L()sungen  425. 
Chlormethyl  siehe  Methylchlorld. 

Cbloroformlam,  Ph.  Amor.  529. 

—  Beinigung  nach  Ph.  Amer.  530. 

—  Reinigung  nach  Pictet  288. 

—  Herstellung  durch  Elektrolyse  256. 

—  Salleylld- Chloroform  553.  611. 

—  Prüfung  nach  Ph.  Amer.  629. 

—  Prüfung  auf  Phosgen  «0.  611. 

—  Verhalten  im  Licht  705. 

—  Zersetzung  durch  Jod  162. 

—  Nachweis  im  Harn  etc.  478. 

—  Nachweis  in  Pastillen  303. 

—  Anwendung  gegen  Bandwurm  183.  725. 

—  Pictet,  Rückblick  15. 

—  pnriss«  iüalamon  610. 

Chlore-,  Bromo*   und  Jodoform,   Gerachs- 
stärken 419. 
Chloroformmlsehung,  Formel  166. 
Cblorol,  Zusammensetzung  478. 
Chlorophyll-Losungen  zum  Fftrben  60. 
Chlorophyllin,  Zusammensetzung  526. 
Chlorsliber,  Einwirkung  des  Lichtes  327. 
Chloryl  oder  Coryl,  Anästheticum  85.  258. 
Chlorzinkstifte  nach  Kobner  684. 
ChocoladenpastUlen,  Herstellung  414. 
Cholera,  Rückblick  auf  1892  35. 

—  Abhandlungen  455.  731.  748. 

—  Geschichtliches  455.  731. 

—  Cholera- Zeitungen  781. 

—  Aetiologie  der  Ch.  110.  455.  731. 

—  J&ger's  Ansichten  86. 

—  Pettenkofer  und  Koch  456.  751. 

—  Versuche    mit    dem    Qenuss    von    Cholera- 

bacillen  456.  732. 


Cholera,  Symbiose  oder  Mischinfection  127.  457. 

—  Entstehung  von  Nachepidemien  732. 

—  Leichenbefund  457. 

—  Choleraniere  457. 

—  Krankheitsverlauf  und  Pathologie  457. 

733. 

—  Incubationsstadium  457. 

—  Choleratozine  298.  457. 

—  Cadaverin  468. 

—  Cholerabacillen  458.  733. 

Art  der  Wirkung  ders.  468. 

yerschiedene  Arten  783. 

Veränderlichkeit  des  Eommabacillus  783. 

I  —  Choleia  asiatica,  —  nostras  166.  458.  733. 
t—  Diagnose  459.  734. 

—  Unsicherheit  derselben  569.  784. 
~  Stellung  des  Apothekers  736. 

—  CholerabaciUns,  Erkennung  459.  734. 
Nachweis  459.  569.  734. 

~  Deutung  des  Choleraroths  569.  734. 

—  Prognose  460. 

—  Verlauf  in  Hamburg  110.  460.    • 

—  Therapie  110.  460.  735.  748. 

—  Terschiedene  Heilyerfiahren  460.  748. 

—  neue  und  ältere  Mittel  166.  460.  785.  748. 

—  Geheimmittel  461. 

—  Prophylaxis  461.  748. 

—  Wassenrerhältnisse  749. 

—  Impfung  (Immunisirung)  36.  49.  462.  749. 

—  Desinfection  110.  462.  750. 

—  Desinfectionsmittel  462.  563.  750. 

—  Verbrennen  der  Abgänge  298. 

—  Epidemiologie  462.  750. 

—  Contagionisten  und  Localis ten  456.  751. 

—  das  sogenannte  Seuchengesetz  463.  751. 

—  Mekka,  ein  Seuchenbeera  751. 

—  die  Cholera- Conferenz  463.  751. 

—  Verschiedenes: 

—  Versendung  der  Untersuch ungsobjecte  684. 

Cholera  aslatiea,  —  nostras  166:  458.  733. 

CholerabaelUen  (-bacterlen)  458.  733. 

—  Lebensfähigkeit  36. 

—  Uebertragbarkeit  36. 

—  Einwirkung  Ton  Kälte  215. 

—  Verhalten  auf  Citronen  215. 

—  charakteristische  Tinction  735. 

—  ähnliche  Vibrionen  569.  734. 

—  siehe  auch  unter  »yCholera*^ 
Cholera -Conferenz  In  Dresden  463.  751. 
Choleragift,  Abscheidung  dess.  110. 
Choleraniere  457. 

Choleraroth,  Deutung  der  Reaction  569.  734. 
Choleratoxine  298.  457. 
Cholerawasser,  Zasammensetzang  665. 
Cholerin,  Herstellunf^  684. 
Cholln  und  Betalin  im  Wurmsamen  477. 
Chrom,  Darstellung  des  metallischen  465. 
Chromosot  von  Dresel  464. 
Chrysarobinnm  Ph.  Amer.  530. 
Cienta  rirosa.  Vergiftung  224. 

ätherisches  Oel  der  Samen  413. 

Cigarren,  Fälschung  der  Umblätter  692. 

—  -Fabrikation,  Hygienisches  712. 
Clnae  flores-,  enth.  BetaTn  und  Cholin  477. 
Cinchonldinum  snlfaricom  Ph.  Amer.  530. 
Cinehoninnm  Ph.  Amer.  580. 

—  solfaricam  Ph.  Amer.  530. 


TX 


Ciueoly  Nachweis  in  ätherischen  Oelen  136. 
Cinnamol^  Antisepticnm  893. 
Cltretty  falsches  CitronenOl  223. 

—  Einwirkung  von  Schwefelsäure  323. 
Citronellöl,  Prfifnng  612. 
CibronenessensE  fOr  Limonadensirnp  699. 
Citronendl)  Fälschungen  223. 

—  Nachweis  von  Terpentinöl  639. 
Citronensäure,  kllnstlich  dargestellt  629. 

—  siehe  auch  ^cidnni  citricam^^« 
Citmlllii,  Laxans  fOr  Hausthiere  643. 
Closet-  oder  G^sSssdonohe  654. 
Cobaltun  =  metall.  Arsen  426.  708. 
Cocaliny  Identitfttsreactionen  16.  601. 

—  Beaction  mit  Calomel  79.  519. 

—  -Vergiftung.  Antidot  614. 

—  hydrochloricnm  Ph.  Dan.  404. 
A.  R.  504. 

Ph.  Amer.  530. 

Schmelzpunkt  705. 

—  phenylleam,  Anästheticnm  271. 

Präparate  nach  Via«,  Merck  und  Poinsot 

706. 
Ooccionella  Ph.  Amer.  530. 
Goccldinm  sarkoljrtns  81. 
CodeTnam  Ph.  Dan.  404. 

—  Ph.  Amer.  530. 

Codex  alimentär«  Austr.«  Entwurf  67. 
CoffeYn,  die  Salze  dess.  251. 

—  Bestimmung  in  Thee,  Kaffee  etc.  7(i2. 

—  -Cliloral  441.  509.  611. 

—  -Salfosäure,  Dlureticam  641. 
CoffeYnum  Ph.  Dan.  404. 

—  Ph.  Amer.  530. 

—  cltratum  Ph.  Amer.  530. 
efferrescens  Ph.  Amer.  530. 

—  natrlo-benzoicam  A.  N.  746. 
CognaCy  spanischer  85. 

CoUa  pisclnm  Ph.  Dan.  404. 

C^oUodiam  Ph.  Dan.  404. 

—  Ph.  Amer.  541. 

—  oantharidatam  Ph.  Amer.  541. 

—  elastleum  Ph.  Amer.  541. 

—  Jodoformll  F.  m.  B.  66. 
ColiodinmwoUe,  Trocknen  ders.  665. 
('Olophon,  Nachweis  im  Dammar  S9i). 
Complimirmagchlne  Simplex  243. 
C^oimttl  Costanzi,  Bestandtheile  216.  . 
ConglntlnprSparate  für  Diabetiker  271.  283. 
(longress  für  innere  Hedicin  129. 
Coniferin,  Vorkommen  in  der  Schwarzwurzel  47. 
ConserreB,  Vorsicht  bei  BüchFenC.  159. 

—  zinnhaltige  476. 

—  Nachweis  von  Kupfer  533. 
ConserTirte  Gemttse,  Grfinfärbung  646. 
Conservimng  von  Früchten  514.    . 
Conserriniiigsmlttel  für  Fleisch  464. 
Contagionisten  und  Localisten  456.  751. 
Coiianderöl,  Prfifung  612. 
Corlandrol,  Modification  von  Linalool  612. 
Comntinumy  Anwendung  553. 

Cortex  Aurantli  fract.,  Verfälschung  356. 

—  Cascarillae,  Verfälschung  356. 

—  €hinae  Ph.  Dan.  404. 
Ph.  Amer.  541. 

siehe  auch  .^ChlDarinden^^« 

—  Clnnamomiy  Verfähchnng  357. 


Cortex  Fraiiguiae  Ph.  Anicr.  541. 
A.  N.  746. 

—  Oranati,  Alkaloidbestimmung  i?39.  553. 

—  Rhamni  Purshianae,  Verfälschung  357. 
CornssoniiNS-Mehl  673. 

Corycavin  und  Corydalin  213. 

Corydalis  cava,  Alkaloide  ders.  213. 

C'aryl  oder  (/Lloryl,  Anästheticnm  85.  258. 

CoryluB  Avellana^  Missbildung  526. 

Cosmetica«  schädliche  572. 

Gotiiiin,  Kigenschaften  279. 

Goalomby  Bedeutung  dieses  Namens  300. 
i  Creliam,  Bestandtheile  409. 
I  Creme  Lef^bre,  gegen  Sommersprossen  572. 
I  Crßme  Simon  k  la  glycerine  144. 
I  Ci*e8olDm  cmdum  A.  N.  745. 
I  —  pnmm  liqaefaetnm  755. 
1  Croeus  Ph.  Dan.  404. 
I  —  Ph.  Amer.  541. 

Crystallia,  neue  Art  Collodium  703. 
!  Cubebae  Ph.  Dan.  405. 

—  Verfälschungen  357. 

—  Abstammung  der  falschen  537. 
Cacnmis  utlliBsImas  536. 

'  Cumol,  Anwend.  bei  Botteruntersuchnngen  152. 
I  Caprejodargyrlt,  Jodmineral  19.  81. 
I  Cuprum  gulfaricum  Ph.  Dan.  405. 

Ph.  Amer.  541. 

'  Cureuma,  Nachweis  in  pflanzlichen  Pulvern  681. 
;  Cyansaures  Kalium,  Bereitung  665. 

(-ycadeen-Pflanzen^olle  419. 

D. 

I 

'  Dammar^  Nachwei»  von  Colophoninm  399. 

Dampfbad,  nach  Groch  252.'*' 
I  DampffeuehtlgkeitHmesser  274.* 

Deeoeta,  Ph.  Dan  405. 

—  Ph.  Amer.  542. 

;  Decoctam  thlnae  aoidam  Ph.  Dan.  405. 

cum  Senega  Ph.  Dan.  405. 

Depilatorium,  Jodcollodium  166.     . 

—  von  Krauss  692. 
Dermasot,  Zusammensetzung  441. 
Dermatica,  Uebersicht  4. 

Dermatol,  Eigenschaften  und  Bereitung  5^^. 

111.  699. 
Derridy  Vorkommen  537.  550. 
Derrig  elliptica,  liefert  Fischgift  537. 
i  Deslnfectin,  Zusammensetzung  431.. 
üesinfection  mit  Wasserdampf  274.*  '  . 

—  mit  Ammoniak  55G. 

—  der  Kleider  etc.,  Berliner  Verordnung  425; 
Desinfeetionsmittel  nach  Thorne  160. 

—  biücteriologische  Prüfung  44  L 
Instillation»  fractionirte  164. 

-^  mit  überhitztem  Wasser  dampf  252.* 
Destillirapparat  mit.  HelmkQhiung  495.* 

—  für  Ammoniak  bei  N-Bestimmungen  564. 

■  DestllliraufHatz  für  N- Bestimmungen. 327.* 

Destrnctor,  Apparat  zur  Möllverbronnung  255. 
741. 

Dextrin,  R^'inigung  646. 

Deitrocoeain  ist  Isococain  636.  ',; 

Dextrosaeeharin,  Bestandtheile  719.  ' 

Diabetes,  Literatur  265. 
|—  Aetiologie  265.  *      '  •  - 


X 


i)iabete8,  Diagnose  266. 

—  Ozalpäare  im  Harn  675. 

—  Zack«*r.  Nachweis  dess.  266. 
siehe  auch  unter  ^^Utni^^« 

—  gestörte  GesrhmackpempfiDdnng  585. 

—  Pathologie  nnd  Prognose  267. 

—  Therapie  268. 

—  Anw.  der  Gvmnemasänrp  585.  642. 

—  H^idelbeerhlattertbe«'  140. 

—  B'handlnntr  mit  Salol  165. 

—  desgl.  D^it  Benzosol  696. 

—  Arciina  und  Specifica  268. 

—  Mnndspfll  Walser  111. 

—  Verhalten  and  Diät  269. 

—  Fipbensweise  111. 

—  Ersatz  des  Brotes  270.  283.  361. 
-•  Ersatz  des  Zackers  193.  232.  270. 
Dlubetin  (Lävalose)  2  (2.  270. 
Ditmtnteii.  kflnstUche  Darstellung  216.  616. 
Diamine  als  Stoffwechselproducte  von  Cholera 

und  Brechdurchfall  298. 
DitphteriD,  Anwendung  553.  688. 

Diarrhöe,  Behandlun^r  mit  Dermatol  52. 
Di«8ta8e,  Einwirkung  auf  St&rke  507. 
Dibromgallnsaftare,  Aether  ders.  27*^. 
Diehtungeii»  neues  PHckungsmittcl  168. 

Dieterich  E.,  Biographie  98. 

Digitalis,  Anw.  bei  Chloroformnarkosen  614. 

Digitalis -Infasam  der  Ph.  Dan.  420. 

Digitallnam  yeriun  nach  Kiliani  2^4. 

Dyodofomi,  Ersatz  des  Jodoform  721.  730. 

Diphtherie,  Blutserum -Therapie  48.  448.  736 

—  Behandlung  mit  EisenchloridlOsnng  63. 

—  das  Mflncheiier  Mittel  87.  99  757. 

—  Behandlung  mit  Myrrhe  254. 

—  Anwendung  von  Natr.  sozojodolicum  140. 

—  Noortwvk's  Mittel  378. 

—  Behaniilang    mit    Papayotin    und   Karbol* 

säure  653. 

—  Anwendung  von  Pilocarpin  127. 

—  Behandlung  mit  Pyoktanin  "291, 

—  Rieger's  Heilmittel  692. 

—  Behandlung  Xf\it  Terpentinöl  5^5. 
Diphtherie -Hellseriim  48.  448.  786. 

DiterpUen,  Bildung  dess.  323. 
Dithion,  Bedeutung  dieses  Namens  6. 

—  medicin.  Anwendung  140. 
DltbiosalieylsAwres  Wismat  (Thioform)  410. 

DiuretlD,  Verordnungsweise  17. 

—  A.  N.  746. 

—  «Bensoat,  Zusammensetzung  662.  730. 
DitreÜDprHparatc  560.  662.  688. 
Dörrapparat  von  Zemseli  467. 
Dörrgemtse,  Herstellung  589. 

Dresel's  Conservirungsmittel  fflr  Fleisch  464. 
Drogen,  Verunreinigungen  u.  Verfälsch.  856. 

Daboisia  myoporolideg,  Alkaloide  57. 

Dftngaiig  des  Ackerbodens  584. 

Dnlciii,  Bereitung  und  Eigenschaften  18.  2ä0 

—  physiologische  Wirkung  28 L 

—  Nachweis  in  Getränken  466. 
-~  Monographie  546.  550. 

Dulcit,  in  der  Rinde  von  Fnaximu  sambtt- 

dfoUa  444. 
PjrMDteriei  Kljrstier  gegen  498* 


E. 

Eau  des  OrcassienDes,  gegen  Sommersprossen 

572. 
Eau  Tr^moli^res,  Haarfärbemittel  572. 
Eber's  Reageii»  für  Fleischuntersuch.  375.  441. 
Eelampsle-Bacilliis  71. 

Ehrlich'sche  Triadd-Mischung  468. 
Elehenmoos  far  Biechkissen  424.  510. 
Eier,  Conaerviruntr  ders.  468. 
Eierfarben  von  Heilmann  129. 
Eigelb,  Nachweis  in  Backwaaren  174. 
Ein^ehmelzröhreB,   Verhtltnng  des  Springens 

328. 
Eis  in  Apotheken  Ph.  Dan.  421. 
Eisen,  Bestimmung  nach  Oa  dem  ans  144. 

—  Bestimmung  des  Silicium  198. 

—  Reaction  mit  Ferrocvankalinm  219. 

—  Ursachen  der  Rostbildung  433. 
Eisenacetatlösnng,  Verhalten  gegen  Schwefel- 
säure 191. 

Eisenchlorldtolylantipyrin  355. 

Eisen- EiwelssverbinauBg,  Darstell.  409.  754. 

Eisenflüsslgkelten,  Berliner  Vorschriften  225. 

259.  276.  290.  293. 
Elsen-   und  Etsenmanganpräparate ,   Be- 

Stimmung  von  Fe  und  Mg  445. 
Eisenoxyd,  Einwirkung  auf  Znck^r  148.  197. 
Eisen-  und  Oelfletke,  Entfernung  71. 
Eisen- Wolfram -Legirung  371. 

Ei  weiss,  Spie^ler's  Reagens  424. 

—  im  Harn,  siehe  ^^Harn^^. 

—  pnlverisirtes  von  Schramm  464. 
Ekzemin,  Ptomaiu  aus  Harn  567. 
ElaYdlnreaction,  chemischer  Verlauf  ders.  257. 
Elaterlum  Ph    Amer.  541. 

ElectrollD,  Electra  -  Giahlicht  •  Lampe  498. 

Elektricitilt,  Einfluss  auf  die  Amalgambildung 

651. 
Elektrische  Hellkette  „Talisman^^  834. 

Elektrische  Kraftübertragung  650. 

Elektrische  Maasseinheiten,  Benennungen 

299. 
Elemente,  ihre  relative  Giftigkeit  315. 
Elfenbein  schwarz  zu  färben  ij66. 
Elixir  amarnm  A  R  595. 

—  aromaticnm  Ph.  Amer.  542. 

—  dentifrice  des  Benedictins  742. 

—  Pho)<phori  Ph.  Amer.  512. 

Email -Malerei,  Verfahren  742. 
Embella  Ribes,  Säure  ders.  82. 
Enietin*  Bestimmung  in  der  Ipecacuanha  800. 

—  Normalgehalt  in  der  Ipecacuanha  311. 
Emol,  Specksteinart  636. 

Emplastra  Ph.  Dan.  405. 

—  narcoticaPh.  Helvet.  672. 
Emplastrnm  adhaesivnm  Pb.  Dan.  405.  571. 

—  Ammoniaci  cum  Uydrarg«  Ph.  Amer.  542. 

—  Belladonnae  Ph.  Amer.  542. 

—  Cantharldum  A.  R.  613. 

cum  Euphorbio  Ph.  Dan.  405. 

—  Ferri  Ph.  Amer.  542. 

•—  Galbani  comp.  Phoebi  454. 

—  Hydrargyri  Ph.  Dan.  405. 
Ph.  Amer.  542. 

—  — *  neue  .Bereitungsweise  721. 


ki 


Eiiipiastrum  Lithargyri,  als  Abortiviuittel  589. 
Ph.  Dan.  405. 

—  Minli  camphoratttui  Ph.  Dan.  405. 
-~  Picis  Bnrgund.  Ph  Amer.  642. 
Ph.  Dhh.  42a 

—  Flrnnbi  Ph.  Amer.  542. 

—  saponatnm  Ph.  Dan.  420. 
KnmlsioaHS  Ph.  Amer.  .^2. 
Eoinl8iim  Citloroforinii  Ph.  Amer.  54'^. 
Kno'8  Fruit  Salt,  Bestandtbeile  366. 
Kiitada  scandens  Ibö. 

Entgirtangr  im  Boden  122.  206.  2r.O. 
Kntha4niugflmitt«ly  JodcoUodinm  166. 
EnthaarnngspiilYer  von  Kraass  692. 
EntscbeinungKpalrer,  Bestandtbeile  116. 
Epilepsiemittei  von  Qaante  571. 

Erdolbildnng,  Theorie  ders.  590. 
Ergrota  Ph.  Amer.  624. 
Ergotinum  gallicain  597. 
Eriodictyi  folia  Ph.  Amer.  593. 
Erlenmeyer's  Jodjodkalinmtinctar  498. 
Ernährang,  Gnindsfitze  ri'hti^er  E.  324. 
Essbach'sche  Lösung  fflr  Harnantersach.  447. 
Essentia  Tamaiindoram  (Berol.)  474. 

Esaigr,  DcsinficienB  bei  Cholera  563. 
Essigsäure,  zur  Herstell.  von  Extracten  108. 
Esswaaren,    Verordnung  den  Vertrieb  ders. 

betreff.  468. 
Etikettenanfeuchter  nach  Westphal  243. 
Eucalyptolum  Ph.  Amer.  543. 

—  Aufnahme  in  das  Arzneibuch  241. 
Eucalyptus  •  Gel,  PrQfung  178. 
Eugenol  A.  R.  505. 

—  von  Schimmel  &  Co.  612. 
Eugeuolacetamid,  Darstellung  18. 
Eugenylphenyliltlier,  nitrirte  130. 
Eulypt«l,  B  standtheile  730. 
Eupatorin,  Eigenschaften  108. 
Europhen,  Anwendung  29. 

—  A.  R.  596. 

Exsiccator,  Stopfen -E.  710.* 
Extraeta  Ph.  Amer.  548. 

—  fluida  Ph.  Dan.  420.  471. 
A.  N.  746, 

Extracte,  Herstellung  mit  Essigsäure  108. 
•—  Zusatz  von  Glycerin,  Ph.  Amer.  661. 

—  Nachweis  von  Kupfer  533. 

—  narkot.«  Identificirung  nach  Ph.  Helvet. 

489. 

Werthbestimmung  nach  Hilger  639. 

Alkaloidbestimmung  nach  Ledden-Hulse- 

bosch  101*  489.  691. 

desgl.  nach  Partheil  128.  489. 

Extraotiousapparat  nach  Heide  64.'*' 

—  nach  Soxiilet  ans  Metall  564. 

—  nach  Bnttner  723.* 

—  far  flfissige  Stoffe  566.* 

—  zum  Ausziehen  von  Flüssigkeiten  721.* 
Extractum  AloSs  Ph.  Amer.  544. 

—  aromutlcum  fluidum  Ph.  Amer.  544. 
~  Belladonnae  Ph.  Dan.  4*20.  471. 

—  €actl  graudiflor.  fluid.  63. 

—  Chinae«  Alkaloidbestimmung  102'*' 
fluidum  Ph.  Dan.  4;:0.  471. 

frig.  par.y  neue  Bereitungswelse  115. 

—  Cluolionae  liq.  de  Vrl),  Prdittng  211. 
^  C^looyBlliilUs  copip.  Ph.  Aiaer.  569* 


1  Extractum  Digitalis  lluidum  Ph.  Dan.   120. 
471. 

—  FllleiSy  VerordnunfTsweise  183. 

^rflnes  mit  Kupfergehalt  754. 

lVi4inaren8eoderl¥olman71.  113.  128. 

—  Frangulae  fluidum  Ph.  Dan.  4;^0. 

—  tientlauMe  Ph.  Amer.  559. 
fluidum  PIi.  Dan.  4'20. 

—  Haematoxyli  Ph.  Amer.  559. 

—  Hydrastis  fluidum,  Gehaltsbest.  580. 
Ph   Dan.  42i). 

—  Hyoscyami,  Verfälschung  480. 

Ph.  Dan.  420.  471. 

--  Ipecacuanhae  fluidum  Ph.  Dan.  421. 

—  Maltl,  Wenhbestimniung  229. 

ferratum  22ö. 

ferrato  manganafum  228. 

—  Myrtilll  fluidum  141.  240.  306.  553. 

—  Nucis  Tomicae  Ph.  Amer.  .^59. 
Alkaloidbestimmung  559. 

—  Opil  Ph.  Amer.  650. 

—  Pichi  fluidum,  Wirkunfr  479. 

—  <{aasHiHe  l*h.  Amer.  5?)9. 
fluidum  Ph.  Dan.  421. 

—  Rhamnl  Fursb.  fluid«  Ph.  Dnn.  421. 

—  Rliel  compositum  Ph.  Dan.  420. 

—  8eeali8  cornuti  fluidum  Ph  D^tn.  421 

—  Strycbnl,  Alkaloidbestimmung  559. 
Ph.  Dan.  4k0. 

—  Taraxacl  Ph.  Amer.  560. 

—  Teueril  »cordil  89. 

F. 

!  Färbuug  der  Oewfisser,  Ursache  617. 
Farad,  Bedeutung  dieses  Namens  300. 
Farben,  arsenhaltige  japanische  444. 
Federweiss,  Anwendung  bei  Brandwunden  214. 
FehllDg*ache  Lösung,  Controlirung  724. 

nach  Gerrard  70. 

Feliflas^en  aus  Aluminium  23.  738. 

—  Böcklein^sche  738. 
Fensterputspaste  742. 
Fermente,  losliche  und  geformte  70. 

—  fettspaltende  und  glykosidspaltonde  518. 
Ferratln.  Bereit,  und  Anw.  409.  703.  754. 
Ferrlacetatlösung,  Verhalten  gegen  Schwefel- 
säure 191. 

Ferroerahkalium,  cur  Eenntniss  dess.  817. 

—  als  Keagens  auf  Eisen  219. 
Ferrum-Frftparate  der  Ph.  Amer.  660. 
Ferrum  carbonicum  sacehar.  A.  B.  472. 
A.  N.  747. 

—  eltricnm  oxydatam  A.  ß.  472. 
A.  N.  747. 

—  hydrlcum  in  aqua  Ph.  Amor.  560. 

—  jodatum  sacehar.  Ph.  Amer.  560. 

—  laotirum  A.  B.  472. 
elTervescens  413. 

—  oxydatum  saccharatum  A.  B.  472. 
A.  N.  747. 

Darstellung  512. 

-*  phesphorlcum  solubile  Ph.  Amer.  560. 

—  pulveratum  A.  B.  473. 
A.  N   747. 

—  pyrophespbor.  solab.  Ph.  Amer.  560. 
*>  reduetum  A.  N.  747. 


XlT 


Fomiin  redactum  A.  K.  473. 

Ph.  Amer.  561. 

Prüfang  auf  Arsen  308. 

— .  —  gefälschtes  553. 

—  sesquichloratnm  Ph.  Amer.  561. 
A.  R.  473. 

—  sulfiiricuiii  A,  R.  473. 

Nachweis  freier  Schwefelsäure  38. 

Ammoniatuin  Ph.  Amer.  561. 

gTAnnlatmii  Ph.  Amer.  561. 

slecniii  A.  R.  473. 

A.  N.  747. 

—  tartaricnm  ammon.  Ph.  Amor.  598. 
Feuchte  Maaern.  Trockenlegung  698. 
Fibrinferment,  Untersuchungen  296. 
Fiohtennadelöl,  Bornylacetat  enthaltend  223. 
Ficos  mbiginosa  und  macrophylla  135. 

Fil  de  Fiorence»  Nähmaterial  378. 
Filixwnrzel,  wirksame  Bestandtheile  211. 

—  ätherisches  Gel  gegen  Bandwurm  479. 
Filter,  Thonfilter  nach  Pukall  564. 

—  gehärtete  644. 

Filtriren  und  Auswaschen,  selhstthätige  Vor- 
richtung nach  Raikow  695.^ 
Filtrirmaterial  aas  Jute  142. 
Filtrirpapier,  alkalisch  reagirendes  240. 

—  neuartiges  644. 

—  stfirkefreies  644. 
Filtrirstoff,  Material  dazu~606. 
Filtrirtrichter,  neuer  514* 

Fimiss,  zur  Dichtmachung  von  Holz  727. 
Fischer'»  Phenyihydrazinprobe  263.* 
Flaschenbttretten,  verbesserte  327. 
FlasclienTerscbluss,  ein  neuer  333.*^  562. 
Flechten^  Padberg's  Mittel  eegen  F.  184. 
Fleisch,  Werkzeug  ffir  die  Untersuchung  606. 

—  Werth  des  frischen  und  gepökelten  674. 

—  -  kranker  Thicre,  Verkauf  130. 

—  Erkennung  von  verdorbenem  Fl.  375.  441. 

—  Verwendung  des  nicht  verkäuflichen  618. 

—  Nachweis  von  Pferdefleisch  521.  556.  657. 

—  neue  Conservirungsmittel  464. 
Fleischpreservepulver  von  Schramm  464. 
Fiiegenbint,  Hämaglobinspectrum  547. 
Fliegenpapier  mit  KtCrsOr  bereitet  742. 
Flohexcremente,  Erkennung  692. 
Fiores  Cinae,  PrQfuns  355. 

enth.  BetaTn  und  Cholin  477. 

Florida -Oei,  Täuschung  406. 
Fluate«  zum  Härten  der  Bausteine  96. 
Fluayii.  Bestandtheile  der  Guttapercha  212. 
Flüssigkeiten,  schwere,  sur  Bestimmung  des 

spec.  Gew.  kleiner  EOrper  481. 
Flnor,  Bestimmung  in  Pflanzenaschen  230. 
Flnornatrium,  physiologische  Wirkung  586. 
Folia  Belladonnae,  —  Digitalis,  —  Hyoscyami 

Ph.  Dan.  421. 
FomialdehTd«  Darstellung  und  Eigenschaften 

60,  79.  88. 

—  in  Lösung  60.  192.  809.  636. 

—  Nachweis  und  Bestimmung  809.  508. 

—  Verwendung  in  Augenkrankheiten  706. 

—  Ersat2  durcb  ozymethylsulfonsaure  Salze  240. 

Formalin  ist  Formaldehyd  in  LOsnng  192. 

—  Eigenschaften  und  Anwendung  192.  636. 

—  Identificirnng  u.  Bestimmung  309.  508. 

—  Feststellung  d^r  Starke  636. 


Formalin  -  Streupulver  636. 
Formalitb,  Bestandtheile  192.  193.  636. 
Formaniiid,  Eigenschaften  339.  354. 
Formol  =  Formaldehyd  60. 
Formulae  magistr.  Berolin.  66.  69. 
Forstentomologische  Sammlung  563. 
Fostit  =  8ulfost^atite  cuprique  526. 
Fourcroya  cubensis  und  gigantea  134. 
Freibergs  chemischer  Boden,  Vortrag  314. 
Fresenius'  Laboratorium  172. 
Frostbeulen,  Mittel  gegen  254.  614. 

—  Heftpflasterrerband  648. 
Fructus  Colocynthidls  Ph.  Dan.  421. 

—  Cubebae  Ph.  Dan.  421. 
FttUmaterial  für  Zwischenboden  71. 
Ffillungsmittei  far  Schmierseifen  395. 
Furfnrol,  Wirkung  dess.  707. 
Furfurol-Beactionen  der  Alkaloide  601. 
Futtermittel,  Fetteztraction  375. 

—  Baumblätter  als  F.  397.  411. 

0. 

Galbanum,  Löslichkeit  in  Weingeist  445. 
Galiacetophenonum  liquidum  216. 
Gallal»  gallus^aures  Aluminium  755. 
Gallanol,  Eigenschaften  294. 
Galleln  bildet  Gallol  294. 
Gallobromol,  Ersatz  für  Bromkalium  431. 
Gallol,  entsteht  aus  GalleTn  294. 
Gallussäure,  Aether  ders.  278. 
Galmei,  kflnstlicbe  Herstellung  115. 
Gas,  neuer  Sparbrenner  565. 

—  siehe  auch  „Leuchtgas^^ 

Gaseut Wickelungsapparat  nach  Hergt  698.'^ 
Gasgebilse,  Minimal-G.  nach  Schiff  695.* 
Gasgiahlicht,  neue  GlahkOrper  300. 

—  Auer's  Glühstrompf  97.  130. 

—  zur  Beleuchtung  von  Kliniken  257. 

—  hygienische  Bedeutung  362. 

—  Gasverbrauch  363. 

—  Lampe  mit  Wassergas  670. 

Gasteiner  Thermal wasser,  Versendung  711. 
Gasvolumeter  nach  Gantter  695. 
Gatehonse's  Arsenprobe  487. 
Gebhardt's  Schönheitsextract  378. 
Gehe  &  Co.,  Handelsberichte  1893  239.  552. 
Gehcimmittel»  was  ist  ein  G.?  672. 

—  und  Kurpfuscherei  183.  377.  571.  692.  757. 

—  finden  sich  dem  Namen  nach  noch  einzeln 

im  Register  aufgeführt. 
Gehörol  von  Fischer,  Schwindel  571. 
Gelaphai-Frilchte,  Emeticum  240. 
Gelatine,  Patent-G.  von  Wolff  711. 
GelatinelEapseln,  Fabrikation  11. 
Gelatineperlen,  deutsche  631. 
Gelsemiumwurzel,  Beimischungen  536. 
Geofliroyarinden,  chemische  Untersuchung  225. 

—  Abstammung  537. 
Geranylacetat  und  -formiat  241. 
Gerste,  gefärbte  Eleberzellen  74. 
Geruch,  Verfeinerung  der  Duftessenzen  620. 
Gesllss-  oder  Glosetdouche  654. 
Geschmacksempfindung,  gestörte  der  Diabetiker 

585. 
Geschwindigkeitsmesser  253. 
Gesundheitspflege,  Verein  fOr  Off'entl.  G.  160.324. 


XIII 


Getreide,  blaues  73. 

Gewichte,  Osterreich.  Präcisionsg.  56. 

~  Ualbgewichte  667. 

—  Auf bewahrang  feiner  G.  679. 
Gewitterregren,  vermehrte  Bactericnbildun  g  611 . 
Gewürze,  mikroskopische  Prfifang  23± 

—  AscheBgehalt  288. 

—  Surrogate  692. 
Giehtwasser  nach  Lindhorst  496. 
Giesersche  Probe  auf  Cocain  16. 
Glacies,  Eis,  Pb.  Dan.  421.  471. 
Glllser,  ovale  sind  gleich  runden  55. 
Glaadniae  Lupuli  Fh.  Dan.  421. 
Ph.  Amer.  593. 

Glas»  neue  Jenenser  Arten  43. 

—  Härtescala  43. 

—  Prüfung  auf  Angreifbarkeit  45. 

—  Prüfung  auf  Alkalinität  334. 

—  widerstondsfähiges  für  ehem.  Zwecke  564. 

—  praktischer  Werth  der  geßlrbten  Gläser  221. 

—  Schreiben  auf  G.  168. 
Glaslitiflttesigkeit  727. 
Glasscliletferei,  Yerw.  von  Metazinnsäure  84. 
Glasaren,  verbesserte  Bleigl.  475. 

—  borazh altige  475. 

—  mit  Infusorienerde  475. 
Gltthliclit  siehe  ,,Ga8gltthlicht«^ 

Glycerin,  LOsuDfifsmittel  für  Eresolc  28. 

—  Bestimmung  der  Alkalisulfide  63. 

—  Probe  auf  Chloride  etc.  598. 
Glyeerinum  Ph.  Dan.  421. 

—  Ph.  Amer.  593. 

—  A.  N.  747. 

Glycerinkaliseife.  flüssige  160. 
Glyeerin-SnppeBitorteiiy  Bereitung  480. 
Glyceritnm  Icldi  carbeliei  Ph.  Amer.  594. 
taimici  Ph.  Amer.  594. 

—  Amyli  Ph.  Amer  660. 

—  Beroglycerini  Ph.  Amer.  594. 
>-  Hydrastis  Ph.  Amer.  594. 

Glycin  Hanir,  photogr.  Entwickler  244. 
GlylKOgen,  Nacnweis  im  Pferdefleisch  557. 
GiylKOsazoulErystalle,  Entstehung  264.'*' 
Glykoside  der  Alkohole  701. 
Glykosnrie  und  Melitorie  266. 
Gossypiom  pnrifloatnm  Ph.  Amer.  594. 
Graniüae  Ph.  Dan.  429. 

—  Diosoridis  Ph.  Dan.  422. 
Groddeck'8  Digestivpillen  216. 
Gnajacolnm  earbonicnm  A.  R.  596. 
Gnajakoly  in  Gelati nekapseln  10. 

—  krystallisirtes  196.  220. 

—  vermind.  Wirksamk.  durch  lleiniffung  210. 
Gn^jakol- Jodoform,  Anwendung  688. 
Guajakolkapseln,  Bereitung  232. 
GttfijakliolzSI,  Verwendung  224. 
Gnanidine.  aromatische  98. 

Guaznma  iomentosa  538. 

Gummi  arabicum,  ostafrikanisches  358. 

—  Werth  des  Senegal-G.  658. 
Gummibonbons.  Verfälschung  mit  Gelatine  318 
Gnmmisaclien  lür  Kinder,  schädliche  171. 
Gunning's  Mischung,  modificirte  466. 

Gutta  und  Guttan,   Bestandtheile  der  Gutta- 
percha 212. 
Guttaperclia,  Gewinnung  80.  B^.  366. 

—  chemische  Untersuchung  212. 


Gymnemasfture,  medicin.  Anw.  585.  64^. 
Gynocardia  odorata  549. 
Gyps,  das  Härten  dess.  679. 
Gypsbinden-Wickelmascliine  40.* 

H. 

Haarfllrbungsbalsam  von  Böhme  692. 
Haarfärbemittel,  neue  244.  498.  572.  692. 

—  ,,Bafflne'<  757. 
Httmatogen,  Zusammensetzung  116. 
Uämatoporphyrin,  Auftreten  im  Harn  165. 
Himorrnoidal-Pessarhantel  757. 
Hllmostatieum,  Herstellung  598. 

Hllnde  der  Aerzte,  Pflege  ders.  667. 
Haensel's  terpenfreie  äther.  Oele  432. 
Haimaton,  Zasammensetzung  378. 
Halbscliattenpolarimeter,  neuer  43. 
Halogene,  Nachweis  in  organischer  Verbind.  10. 
Halslencnter  nach  Held  243. 
HamateYn- Alaunlösung)  Bereitung  366. 
Hamburger  Thee,  Vorschrift  116. 
Handelsnamen  chemischer  Präparate  718.  730. 
Harn,  Nachweis  von  Blut  3G6.  648. 

—  trocknes  Reagens  auf  Eiweiss  160. 

—  Nachw.  von  Eiweiss  mittels  saurer  Sublimut- 

lOsung  33. 

—  desgl.  durch  Kalinmferrocyanid  164. 

—  desgl.  nach  Gebrauch  von  balsamischen 

Mitteln  350. 

—  desgl.  neben  Piperazin  447. 

—  Nachweis  von  öallenfarbstoff  209. 

—  Nachweis  von  Morphin  524. 

—  Probe  auf  Mncin  350. 

—  Nachweis  von  Nitriten  663. 

—  maassanal.  Bestimmune^  der  Phenole  238. 

—  Anwendung  des  Phospnatometer  159. 

—  Nachweis  von  Pikrinsäure  526. 

—  Nachweis  von  Piperazin  neben  Eiweiss  447. 

—  Nachweis  von  Sucrol  237. 

—  Nachweis  von  Tolypyrin  244. 

—  Nachweis  des  Zucxers  durch  die  Phenyl- 

bydrazinprobe  263.* 

—  desgl.  nach  Benzosolgebrauch  394. 

—  Täuschungen  bei  Nachw.  des  Zuckers  306. 

—  Tabelle  zum  Nachweis  von  34  Arzneimitteln 

im  Harn  883. 

—  Alkaptonham  210. 

—  nach  Gebrauch  von  Anaigen  34.  56. 

—  Einwirkung  von  Arbutin  b07. 

—  nach  Gebrauch  von  Benzosol  394. 

—  Vorkommen  von  Carbaminsäure  589. 

—  nach  Einathmen  von  Chloroform  478. 

—  Ekzemin  enthaltend  567. 

~  Bedeutung  der  Essigsäureträbung  479. 

—  Auftreten  von  Hämatoporphyrin  165. 

—  Indicanurie  510. 

—  nach  Gebrauch  von  Ealkhydrat  589. 

—  Bildung  von  Oxalsäure  bei  Diabetes  675. 

—  Vorkommen  von  Pyridin  298. 

—  nach  Gebrauch  von  Rhabarber  513. 

—  nach  Gebrauch  von  Salol  590. 

—  nach  Gebrauch  von  Somatose  625. 

—  nach  Gebrauch  von  Sulfonal  165. 

—  nach  Gebrauch  von  Thprmol  590. 

—  nach  Gebrauch  von  Tnonal  653. 

—  Antidot  der  Hypochlorite  510. 


UV 


HarnsSare^  Bestimmattg  ders.  164.  788. 

-~  Nachweis  neben  Xantnin  648. 

•—  -Nlederaehlige,  kOnstliche  Enengnng  126. 

Harnstoff,  Ureometer  nach  Auguy  253.* 
Harze.  Bildung  in  den  Pflanzen  637. 
Harzalkohole  oder  Retinole  637. 
Harzöle,  Erkennung  in  Mineralölen  507. 
Headine,  Bestandtheile  364. 
Heber,  regulirbarer  64.* 

—  Modification  nach  Hirsch  64.^" 

—  Ittr  stark  riechende  Stoffe  252.* 
Hefe,  Verwendung  in  der  Analyse  296. 
Hefnerlleht  als  Lichteinheit  44.  615. 
Heldelbeerblätter,  bei  Diabetes  140.  806. 

—  Beimischungen  253.  357. 

—  kaukasische  71. 

Heilmittel.  Verordnung  betreff.  Ankflndigung 
?on  H.  672. 

Heilseram.  Normal -H.  gegen  Diphtherie  48. 
448.  737 

Heizapparat,  neuer  nach  Wolff  710.* 

Helzllttssfgkeit  fflr  doppel wandige  Trocken- 
schränke 329. 

Hektograpbenblfttter  441. 

Helfenberger  Annalen  1892  445.  488.  491. 

Helioehromle  154. 

Hellotropin,  Alkaloid  und  künsü.  Riechstoff 
75W. 

Uellotropiam  peniTlannni,  Anwendung  758. 

Herba  Uenthae  piperitae  Ph.  Amer.  594. 

HippursSiire,  antisept.  Eigenschaften  105. 

HdhenmeMiing,  neues  Thermometer  671. 

HolbtttkOf  Bedeutung  dieses  Namens  700. 

Holz.  Schutz  gegen  Feuchtigkeit  425. 

—  grün  zu  beizen  700. 

Holzbeize,  graue  318. 
Holzanstricne  mit  Thran  441. 
Uolzgefisse,  Dichtmachung  727. 
Holzgammly  Verzuckerung  dess.  109. 
Holztheer,  LOslichmachung  in  Wasser  196. 
Holzwurm.  Mittel  zur  Vertilgung  681. 
Hoinatropiniim  hydrobromieiim  A.  R.  595. 
Homeotrop  nach  Gossard  106. 
Homöopathlscbe  Synonyme  708. 

—  Apotheken -£inrlehtiingen  513. 
Homogentisinsllnre  210. 

Honig,  dialTtische  Untersnchung  476. 

—  ÜiiterFuchun^  nach  Hänle  489. 
Honig- Mandelpaste  675. 
Hopf»'n9  Borsäuregehalt  30. 

Hot  Soda  water  lOO.  144. 
HUbl's  Jodadditionsmethode: 

Modification  nach  Dieterich  490. 

Weitere  Modification en  491. 
Htthnerangenringe  von  Wasmuth  441. 

—  von  BeytTsdorff  498. 
Htthnerangen  -  Tod  von  Siegel  572. 
Hnfkitt  in  Stangen  728. 

Hydnocarpns  Inebrians,  blausäurehaltig  549. 
Uydrangea  arboreseens  586. 
Hydrargyrum  biohloratnm  Ph.  Dan.  422. 

—  chloratum  Ph.  Amer.  594. 
~  cnm  Creta  Ph.  Amer.  594. 

—  cyanatnm,  Hg-Qebalt  580. 

—  extlnctum  721. 

—  galllcnm  644. 

—  -  jodatum  flarnm  Pli.  Ainev.  r>94. 


r  Hydrargyrnm  oxydatum  A.  R.  613. 

?la  hnmfda  parat«  A.  R.  613. 

flaTum  Ph.  Dan.  422. 

—  präelpitatnm  albiim  Ph.  Amer.  595. 

—  pyroborlcnm  63. 

—  resorelno  -  aceticam  60. 

—  sallcylicam,  Anwendung  554. 

—  sallcylieam  basienm  A.  R.  596. 

—  tannlcam  644. 

—  ttaTmolo-Aceücun,  Formel  58. 

—  tribromphenolo  -  acetienm  '60. 
Hydrastin,  Bitartrat  dess.  58. 
Hydroantipyrin,  Entstehung  dess.  2. 
Hydrolyne^  Antikesselstein  84. 
Hydrophon.  Hörapparat  fflr  Wasserleitungen 

341. 
Hydrozylamfn^  neue  Reaction  738. 
Hygienische  Patronen.   Zusatz  zum  Trinkw. 

469. 
Hyoselnnm  hydrobromioam  A.  R.  613. 

A.  N.  747. 

Hyoscyaminnm  hydrobromicnm  Ph.  Amer. 

595. 

—  salforienin  Ph.  Amer.  595. 
Hypnal.  Receptformeln  140. 
Hypoehlorlte,  Antidote  fflr  H.  510. 
Hypsothermonieter  für  Hohenm  essungen  671. 

j. 

Jaborandi  folia,  Beschreibung  604. 
JalapO)  Piflfung  auf  Harzgehalt  195. 
Jassns  sexnotatns  (Zwerg -Cicade)  365. 
Jatrol,  Eigenschaften  244. 
Jayelle'<!che  Lange,  neutrale  71. 
Ichthyol -Suppositorlen  424. 
Igel,  giftrest  gegen  Cyankalium  65. 
Imnmnitftt)  Versuche  Aber  I.  48. 
Immunlslrnng  bei  Cholera  36.  49.  462.  749. 
Indlcan^  Auftreten  im  Harn  510. 

—  Vorkommen  und  Nachw.  in  den  Pflanzen  604. 
Indicatoren  der  Ph.  Amer.  487. 

Indigo  Ph.  Dan.  422. 
-—  Bestimmung  des  Indigotins  24. 
IndolCy  neue  Keaction  751. 
Inflnenza,  das  Wesen  ders.  82. 
Infnsa,  Bereitung  nach  Ph.  Amer.  595. 
~  desgl  nach  Ph.  Dan.  422. 
Infnsum  DigltaliSf  Gelatinircn  dess.  17. 
Ph.  Dan  422. 

—  Ipecacnanhae  Ph.  Dan.  422. 

—  Sennae  compos.  Ph.  Dan.  422. 
Iniectlo  Blsniutl  F.  m.  B.  66. 
Iigectionsspritze  nach  Beck  141.* 
Insecten«  Untersuch  nng  ihrer  Farben  76. 
Insectenpnlver^  Beimischungen  357. 

—  Untcrsch.  der  kaukas.  und  dalmat.  Blflthen 

538. 
Insectenstiche)  Mittel  gegen  I.  318.  334. 
[nsecteuTertilgangsmlttelf  Analysen  160. 
Instrumente,  ärztliche,  Desinfection  632. 
Jod,  Prflfung  auf  Cyan  28. 

—  Nachweis  in  organischen  Verbindungen  10. 

—  Mittel  bei  Vergiftung  mit  J.  111. 
JodcoUodinmy  als  Depüatorium  166. 
JodeONln,  als  Indicator  489. 
.fodengenol,  Bereitung  19H. 


XV 


Jodlndieator  fflr  ireftrbte  Flflssigkeiten  477. 
Jodl^dkallamtinctiir  nach  Erlenmeyer  725. 
Joakaliimiy  GeHchmacksverbessening  526. 

—  Nachweis  minim.  Mengen  620. 

—  -Pillen  mit  J.,  Bereitnng  87. 

—  siehe  auch  ,»Kallnni  Jodatiun'^. 
Jodmethylen«  Lösungsmittel  für  QaccVsilber- 

jodid  274. 
Jodo-9   Rromo-  and   Chloroform  9   Gcmchs- 

stftrken  4  t  9. 
Jodo-CoffeTn  und  —  -Thoobromin  703. 
Jodoform,  LAslichk.  in  Spiritus  u.  iether  117. 

—  Geruch  verdeckt  durch  CorianderOl  116. 

—  zwei  Ersatzmittel  721. 
Jodoforminm  desodoratum  F.  m.  B.  66. 
Jodoformgaze,  Bereitung  684 

—  Gehaltsbestimmung  579. 
JodoformglyceriU)  Sterilisirunff  654. 
Jodoformnully  Yerffilschung  3l. 

—  sterilisirter  31. 

JodoformSUmnlsion,  sterilisirte  40. 
Jodoformaaloly  Anwendung  509. 
Jodolin,  ZuBAmmen  Setzung  216. 
Jodolnm  eoffetnatum  95. 
JodosobenzoSslliire,  Darstellung  26. 
Jodo-Thein  und  —  -Theobromtn  730. 
Jodmbidiam.  Vorzflge  vor  KJ  und  NaJ  598. 

707. 
Jodstrontliim,  107.  2h8.  635. 
Jodtribromidf  Anwendung  61. 
Jodwismut-JodkaltamlösiiDg  der  Ph.  Danica 

353. 
Jodnm  A.  N.  747. 
JonoD,  neuer  Biechstoff  572.  730. 
Ipecaenaiüia)  Bio-  und  Carthagena-I.  19. 

—  Werth  der  Stengel,  BIfttter  und  Samen  135 

—  Beimischung  von  Stammtheilen  536. 

—  Erkennung  der  cnltivirten  I.  358. 

—  Bestimm,  des  Emetins  nach  Kottmayer  309. 

—  desgl.  nach  Keller  310. 

—  Normalgehalt  an  Emetin  311. 

—  miVroskopische  Pröfunj?  des  Pulvers  740. 

—  deemetinisata  512.  725. 
Isoaconitin  (NapelÜD)  522. 
IsoantlpyriD,  Entstehung  dess.  2. 
Isoengenylphenylftther,  nitrirte  139. 
IsonitroaotolTlantipyrlB  355. 
Isotoma  longiflora  550. 
Jnlapiam  aallnam  Ph.  Dan.  427. 
Juniperl  frnct.  et  lignnm,  YerfSlschung.  358. 
Jutefaser,  interess.  Beaction  624. 

Izal,  Desinfectionsmittel  431.  730. 

K. 

(Siehe  auch  unter  t\) 

KIse,  Gährunff  und  Pilze  76. 

—  Bacteriengchalt  650. 

—  Einwirkung  auf  Aluminium  330. 
Kaffee,  mit  ParaffinOl  glasirt  318. 

—  Werth  des  glasirten  752. 

—  gefirbter  und  Kunstk.  358. 

Kaffee -Aafgnss^  Desinfection  bei  Cholera  750. 
Kaiser  (Blutreinigungs-)pillen  441. 
Kali  eaustieiim  fusam  Ph.  Amer.  607. 

—  ehlorieiim- Zahnpasta  652.  699. 
Kalium,  verbess.  Bestimmung  533. 


Kalium  «oetienm  Ph.  Amer.  608. 

—  Mearbonieiim  Ph.  Amer.  608. 

—  bromatam  Ph.  Amer.  608. 

—  carbonieum  Ph.  Amer.  608. 

—  ehloricnm  Ph.  Amer.  608. 
fflr  die  Mundpflege  652. 

~  eitricam  effenreseeiia  Ph.  Amer.  608. 

—  diehromat,  Ezpeetorans  614. 

als  Urmaass  fflr  die  Addimetrie  109. 

—  jodatum  Ph.  Amer.  606. 

Prüfung  auf  Jodat  554» 

siehe  auch  „Jodkalium^^. 

—  permanganicum  Ph  Amer.  600. 
als  Antidot  298.  493. 

—  snlfuratam  Ph.  Amer.  609. 

—  tartarieam  Ph.  Dan.  427. 

KailnmTerbindangeii.  Identitätsprobe  608. 
Kalkliam,  Beschuirenheit  589. 
Kalksnlfat,  Herstellnng  des  geftllten  10. 
Kalkwaseer- Tabletten  143. 
Kamala  Ph.  Amer.  609 

—  Aschengehalt  20.  240.  858. 

—  falsch«^  aus  Bombay  588. 
Kamjasamen,  Verftlschnng  der  Kolasamen  555. 
Kampher»  kflnstliche  Darstellung  10. 
Kampheröly  Losungsmittel  fflr  Harie  222. 
Kaolin  Ph.  Dan.  427. 

Kapselfalter  fflr  den  Handgebrauch  814.'*'  400.* 
Kapselöfftaer^  neuer  711. 
Karbolkalk,  Zusammensetzung  und  Werth  728. 
Karbolaänre,  LOsliohmachung  ders.  27. 

—  Entfernung  des  Geruchs  6t^. 

—  Antidote  554. 

—  Yerzollune  in  Oesterreich  239. 

—  Kresol,  Solveol«  vergl.  Prflfung  653. 

—  rohe,  Prflfung  239. 

Karbol -Yesicatorinm  141. 
Karbolverbandstoffe«  antisept.  Wirksamk.  416. 
KarbolTaaelin,  Bereitung  671. 
Kardin,  Her7fleisch-Eztract  854. 
Kartoffelkrant,  schädliches  Futter  620. 
Kasaner  Eieraeife  244. 
Katarrhpastillen  von  I^sleib  571. 
Katarrh  «Pillen  nach  Steam  183. 
Katharin,  Fleckwasser  61^9.  730. 
Katheter,  Einfetten  605. 
Kantsehak,  Verbalten  gegen  Sublimat  683.  718. 
Keeley's  <jloId  eure  gegen  Trunksucht  378. 
Kelen  ist  Chlor&tbyl  478. 

—  Yerseudungs weise  721. 
KerosfnSl,  gegen  Kesselstein  437. 
Kesselstein,  Mittel  gegen  K.  84.  487. 
Kid-Beviven  Bereitung  526. 
KieselgDrisolirmasse«  Selbstentzfindung  97. 
Kindernahmng  von  Mnffler  562. 
Kinderstrenpalver,  Formel  14. 

Kisso,  Japan.  Baldnanwurtel  24. 
Kitte»  Caseinkitt  468. 

—  Einschlnsskitt  fflr  mikroskop.  Präparate  539. 

—  Elfenbeinkitt  698. 

—  widerstandBffthfg  gegen  Hitse  204. 

—  Kautschuk  auf  Glas  zu  kitten  728. 
Klemmen  nach  Hugershoff  564.* 
KnoblanchSl,  chemische  Unt'>r8uchung  200. 
KnttUe's  Kesselsteinlosung  437. 
Kobaltbilder,  photograpnische  631. 
KochsalK,  Mittel  gegen  Magenkrebs  706. 


XVI 


KohLoj  Vorgänge  bei  der  YerbrennuDg  iu  Luft 

163. 
KohlenoxTdy  Nachweis  ini  Blut  207. 

—  neues  KeageDS  aaf  K.  229. 

KohLensIlarey  Anfnabme  durch  Pflanzen  639. 

—  Bestimmung  ders.  in  der  Luft  564. 

Kohlensllnre- Apparat  nach  Greiner  252.* 

Kolanüsse,  Abstammung  858. 

—  vermischte  555. 

—  Bestimmung  des  Coffeins  702. 

KommabacilliiSy  Tinction  735. 

—  Veränderlicbkeit  der  Geissein  733. 

—  verschiedene  Arten  35. 

—  Saprophjtismus  des  K.  110. 

—  siene  auch  ,,Cholerabacillas^<. 

Kopfschnppen -Wasser  632. 
Kork,  Verwendung  der  Abfälle  347. 

Kornrade,  Darstellung  des  Saponin  261. 

—  Nachweis  im  Brot  261. 

Kosmetische  Präparate,  Vorschriften  675. 
Krlltze,  neue  Behandlungsweise  614. 
Kränterwein  von  Ulhrich  572. 
Krankenfrennd,  Warnung  377. 
Krankenkassen,  Arzneiverkehr  69.  726. 
Krankheiten,  Gesetz  wegen  gemeingefabriicher 

K.  129.  667. 
Krebs,  Geheimmittel  gegen  K.  757. 
Kreolin  und  Lysol,  Unterschied  414. 
KreoUn-Yaselin- Seife  689. 
Kreosot,  Analytisches  196. 

—  Geschmackscorrigens  144. 

—  Ordination  554. 

—  Bestimmung  in  E.-präparaten  138. 

—  natriertes  258. 

Kreosotal  (=  Ereosotcarbonat)  152. 
Kreosotemnlsion,  Bereitung  496. 
Kreosotkapselu^  Bereitung  11.  232. 
Kreosotpillen,   Bereitung  32.    143.   467.  555. 
633.  745. 

—  Best,  des  Kreosotgehalts  138.  219.  695. 

Kresapol,  Kresolseife  755. 
Kresol,  hoher  Desinfectionswerth  7. 

—  50proc.,  wasserlöslich  236. 

—  rohes  A.  N.  745. 

—  reines  verflüssigtes  755. 

—  Karbols&nre,  Solveol,  vergleich.  Prüf.  653. 

Kresole,  LOslichmachung  in  Wasser  28.  196. 

414.  496. 
Kresolpräparate,  ihre  WerthbesUmmung  717. 
Kresolsaponat,  Ersatz  des  Lysols  129. 

Kresolseifenlösnng  A.  N.  745. 

Kresolwasser  744. 

Kresylkalklösnng,  Zusammensetzung  509. 

Kräsi's  Schweizer  Alpenkrftnterpulver  183. 
Krystallin,  Zusammensetzung  632. 
Krystallsoda,  in  kleinen  Erystallen  171. 

—  schäumende  171. 
Knpfer,  Atomgewicht  dess.  24. 

—  Titrirung  mit  Rhodan  124. 

—  ist  K.  ein  Gift?  285. 

—  Anzeichen  der  Vergiftung  111. 

Knpferbieche,  silberplattirte  84. 
Kydia  calycina  538. 


L. 

Laboratoriums  -  Apparate ,    neue    64.*    252.'*' 
327.*  566.*  698.*  723.* 

—  aus  Aluminium  53.  144. 

Lacke,  photographische  Kaltlacke  511. 

—  für  japanische  Artikel  666. 
Lackmus,  Ersatz  dess.  203. 
Lactopepsin,  Zusammensetzung  526. 
Lactophenin,  Zusammensetzung  478. 
Lactucarium  anglicum  Ph.  Dan.  427. 
Ladanum-Oel,  Eigenschaften  241. 
LÜTuIose,  fQr  Diabetiker  18.  193.  270. 
Lanain,  neutrales  Wollfett  119. 
Lana- Seife,  Zusammensetzung  160. 
Lanolin,  Ersatz  durch  Wollfett  371. 

—  Banzigwerden  dess.  446. 

—  Identitätsreaction  580. 

—  und  Adeps  Lanae,  Patentstreit  272.  682. 

Lanolinnm  boro-glyeerin.  Berol.  474. 
Lapis  calaminaris,  künstliche  Herstellung  115. 

—  liaematites  Ph.  Dan.  427. 
Laubfutter,  Einsammeln  dess.  398.  411. 
LayendelOl,  Esterbestimmung  224. 
Lavendelsalz,  Bereitung  632. 

Layllle's  Prftyentiv  -  PUlen  114. 
Leberleiden,  Anwendung  von  Weinstein  95. 
Leberthran  Geschmackscorrigens  68^1. 

—  siehe  auch  „Oleum  Jecorls  Aselli^^. 

Leclaneh^- Beutel  •Element  698. 
Leibwftrmflasohen  414. 
Lemongrassöl,  terpenfreies  664. 
Lepidoptersliure  76. 
Le  Rofs  hygieistischer  Kräuterthee  426. 
Leuchtgas,  Erklärung  für  das  Leuchten  der 
Flamme  83. 

—  Bildung  von  Acetylen  83. 

^  Bildung  von  Schwefelsäure  und  Ammonium- 
sulfat 151. 

—  Verhütung  des  Ausströmen s  252. 

—  siehe  auch  ,,GasglflhIieht^^. 

Lichteinheit,  Feststellung  42.  44.  615. 
Lignoeellulose,  neue  Beaction  624. 
Lignum  Quassiae  Ph.  Amer.  609. 
Linalylacetat,  künstliches  241. 
Linctns  boracicns  Ph.  Dan.  427. 
Lininientum  ammouiatum  Ph.  Helv.  498. 

—  —  Ph.  Amer.  609. 

camphor.  Ph.  Dan.  471.  427. 

—  Chloroformii  F.  m.  B.  66. 

—  saponato- camphor«  Pb.  Dan.  427. 

—  Saponis  mollis  Pb.  Amer.  609. 
Liqueur  de  Laville,  Analyse  114.  201. 
Liquide  organique,  Bestandtheile  216. 

Liquor  Acidi  arsenicosi  Ph.  Amer.  609. 

—  Alnminii  acetici,  Mischungen  56. 

—  Ammonii  acetici  Ph.  Amer.  609. 

—  -  caustici  Ph.  Amer.  609. 

fortior  Ph.  Amer.  609. 

bleifreier  549. 

—  antisepticus  \olkmann  441.  728. 

—  Calci!  saccharati  555.  632. 

—  Cresoli  saponatns  A.  N.  745. 

—  Ferri  acetici,  Bestimmung  des  Fe  446. 

albuminati  (Berolin.)  226. 

(Helfenb.)  226.  227. 


XXV 


Tiuciura  Norii  Oleandri  M2.  m\. 

—  Pepsini  F.  m.  B.  G(J. 

—  Bhei  aqnosa  Pli.  Dan.  430.  471. 
Koelreateri  424. 

Tinten,  Anilint.  nach  Ganswindt  245.  375.  392. 

—  zweifelhafter  Werth  der  Anilint.  319. 

~  Anilint.  zum  Copiren  ohne  Presse  699.. 

Tod,  Zeichen  des  T.  82. 

Tokmarlsauien  537. 

Toiylantipyrin  =  Tolypyrin, 

Tolylhypnaly  Bildung  dess.  355. 

Tolypvrin,  Constitution  u.  Eigensch.  3.  145. 237. 

—  Abkömmlinge  355. 

—  Unterscheidung  von  Antipyrin  212, 

—  Nachweis  im  Harn  244. 

Tolysal,  medicinische  Anwendung  3.  194. 
Tonics,  Vorschriften  zu  T.  350. 
Torf,  Erzeugung  von  Alkohol  aus  T.  666. 
Torfmull  mit  Schwefelsäure  563. 

—  -Strevvorrichtung  563. 
Trächtigkeitsmittel  fflr  Kflhe  von  Meyer  572. 
Tranbenlinisthonig,  rheinischer  120. 
Tribromphenol,  gegen  Bandwurm  479. 

—  -IVlsmat,  Therapeutisches  237. 

bei  Cholera  110.  460.  735. 

Triohinen,  Aufsuchen  ders.  365. 

Trichter,  Glastr.  mit  Luftabfahrungscan al  64.'*' 
Trikresol,  Zusammensetzung  718.  722. 
Tri-Natriampyrophosphat  720. 
Trlonal^  Wirkung  und  Dosis  653. 
Trockensclirank,  nach  Kahler  38.*  328.* 

—  nach  Christ  39. 

—  Töllner's  Kalt-T.  645. 

—  Heizflfissigkeit  für  T.  329. 
Tropfen,  Gewicht  des  Tropfens  657. 
Tropfenmaassglllser  657.  669. 
TropfenzUÜler  nach  Schwarz  728. 
TropfglaSj»  neues  nach  Lamprecht  70.  144. 

—  neues  einfaches  657. 
Tropfkorke  566.*  728. 
Tranksachtsmittel  Luperin  257. 

—  von  Vollmann  571. 
TabaYn  und  Derrld  537. 
TuberkelbaeiUen,  Färben  ders.  397. 
Tuberkulose,  Bedeutung  der  Mischinfection  127. 

—  Behandlung  mit  Zimmtsäure  284. 
Tnbnli  elastici  medicamentosi  111. 
Taeh,  Nachweis  von  Schwefelsänreflecken  673. 
Typenpulrer,  Zusammensetzung  56. 

ü. 

UabaYn,  Glykosid  im  Strophanthus  522. 
Ulyptol,  Bestandtheile  394. 
Ungueiituiii  camphoratum  F.  m.  B.  66. 

—  Cantharidnm  pro  nso  Teterim  A.  N.  746. 

—  contra  pemiones  66.  614. 

—  Hydrargyri  einer.  Ph.  Amer.  660. 

neue  Bereitungs weisen  *^2.  721. 

Bestimmung  des  Hg  446. 

—  GlyccriDl  Ph.  Amer.  660. 
--  Jodoformii  F.  m.  B.  66. 

—  Lanollni,  160. 

—  oxydi  zineici  et  ferrici  Ph.  Dan.  430. 
UniTersalgesnndheitsmagensalz  j  Hambnrger 

572. 
UniTersalgewitrsE  von  Bfimer  533. 


Universali^parbreuucr  nacii  Köbcr  565. 
Untersnchuttgou,  Gebühren  533. 
Ureometer  nach  Auguy  253.* 
UrethTlan  (Methyl -üretban)  731. 
Uricedln^  Herstellung  407. 

—  Nachweis  des  Lithium  407. 
Uricedin  -  Cakes,  Zusammensetzung  408. 
Uroplieriu,  Znsammensetzung  569.  688. 
Ursen,  Formel  etc.  444. 

Urticaria,  Mittel  gegen  das  Jncken  479. 
Uterosstifte,  Constituens  für  U.  350. 

V. 

Yalerius  Cordus,  sein  Leben  549. 
P-Yalervlamldoplienetol  (Sedatin)  340. 
Valzin,  Name  für  Dulcin  478. 
Yaniile,  Aufbewahrung  183.  758. 
Yanillin,  neue  Bildungsweise  139. 

—  Nachweis  in  der  BenzoC  443. 

—  Darstellung  aus  Benzoö  523. 

—  im  Terpentin  444. 

Yanillln- Essenz  und  -Zucker  242. 
Yaselinuin  lanolinatnm  195. 

—  liquidum  88. 

—  oxygenatum  siehe  „Yasogeu^^. 
Yasogen^  Zusammensetzung  509.  ^54. 

—  Präparate  mit  V.  689. 
Yasogenin  siehe  ,.Yasogen<^ 
Yeratrin^  identiscn  mit  Cevadin  58. 
Yerbandgyps,  Anforderungen  480. 
Yerband  -  Moospappe  534.* 
Yerbandpulver,  antiseptisches  127. 
Yerbandstolfe,  Fabrikation  489. 

—  Aufbewahrung  82. 

—  luftdichte  Behälter  für  Y.  589. 

—  Anfsangnngs-YermOgen  86.  567. 

—  antiseptiscbe  und  aseptische  416. 

—  Sterilisimng  375. 

—  Vortrag  von  Aubry  474. 
Yerbandzellstoffvratte  104. 
Yerbrennungeii  siehe  „Braadwunden^^ 
Yergoldnng      | 

ASS.?      elektrolytiBche  632. 

Yersinnnng      ) 
Yergoldungspulver  481. 
Yersilberungsllttssigkeit  658. 
Yersilberungspulver  203. 
Yibrio  aquatills  Gttnther  35.  734. 

—  Berolinensis  734.  569. 

—  Cholerae  asiaticae  783. 

—  Finkler,  -Delinicke  35. 

—  Metselinikow  36.  734.  569. 
YiehwaschpulTcr  468. 

Yinca  minor,  gegen  Diphtherie  87. 
Yin  de  Yassenr,  Bestandtheile  757. 
Yinum  A.  N.  747. 

—  diureticum,  Badische  Formel  496. 

—  Pepsini  A.  N.  748. 

—  rubrum  Ph.  Amer.  660. 
Yitalin,  Bestandtheile  731. 
Yolhard'sche  Rhodan-Titrirmethode  124. 
Yolt,  Bedeutung  dieses  Namens  299. 
Yorlesungsversuch ,   Yerbrennung   von  Am 

moniak  198. 
Yulkauflber,  Bestandtheile  71. 


XXVI 


Waageii  fflr  den  Giftschrank  728. 

—  analjt«9  Reitersicbernng  272  * 

—  hydroBtat.  W.  von  Sartorins  658. 

—  Vorwaage  567. 
Waaremnster  672.  699.  711. 
Wachs,  ftlr  Kirchenkerzen  232. 

—  Verfahren  des  Bleichens  666. 

—  HfibllBche  Prfifangs- Methode  46. 

—  Untennehung  nach  Bnisine  488. 

—  Prüfung  nach  Ph.  Amer.  518. 

Wägeschalen  mit  Gegengewicht  565 
Wägeschiirchen  nach  Pranssnitz  724.^^ 
WUrmdoseii«  japanische  672. 
Wärmenesser  nach  Danker  275.* 
WUrmeschatzmasse  300. 
HVasehgefSss  fflr  Gase,  neues  65.* 
llVaschwftH8t,er  kosmetische,  alkalische  675. 
Wasmnth's  Hflhnerangenringe  441. 
Wasser.  Ursache  der  Färbung  der  Gewässer 

—  Härtebestimmung  mit  SeifenlOsang  40.  468. 

—  Bestimmung  des  Fe  in  Brunnenwasser  137. 

—  bacteriolog.  Untersuchung  255. 

—  Wassermesser,  Hydrophon  341. 

—  Zusätze  zum  Trinkwasser  469. 

—  Sterilis.  Apparate  fflr  Trinkwasser  329.*  5Sl* 

—  Apparate  «um  Abkochen  329.*  581.* 

—  Sterilisimng  des  Badewassers  750.  757. 

Wasserdampf,  Zersetz,  durch  Magnesium  168. 

—  als  Desinfectionsmittel  274.*^ 
Wassergasy  für  Auer- Lampen  670. 
Wasserstoff  Abf^orption  durch  Metalle  640. 
Wasserntoflsuperoxyd,  absolut  reines  262. 

—  Zerlegung  durch  Fermente  674. 
Wasserstrahl -Lnflpiinipe,  neue  327.* 
Watty  Bedeutung  dieses  Namens  300. 
Wein,  Best,  der  Schwefli^ure  199.  593. 

—  Nachweis  von  Sacchann  524. 

—  Nachweis  von  Salicylsäure  524. 

—  Behandlang  von  zäh  gewordenem  160. 

—  Aenderungen  des  Arzneibuches  746. 

—  Lieferung  für  Krankenkassen  287. 

—  Berliner  Ersatz  des  Portwein  287. 

—  Medicinal wein -Monopol  512. 
Weine,  serbische  und  macedonische  751. 

—  aus  dem  preussischen  Weinbaugebiet  695. 

—  Analysen  schweizer.  Weine  317. 
Weinstein,  LOslichkeit  in  Weingeist  470. 
Weizen,  gefärbte  Eleberzellen  74. 
Wichse,  Becept  zu  Stiefelwichse  572. 
Wienit,  FleischconsernrungFmittel  361. 
Windsheimer  Brom-  und  Lithiomqneile  476. 
Wismutpasta,  bei  Brandwunden  643. 
Wismntpbenolate,  medic.  Anwendung  115. 

—  sind  ungiftig  739. 

—  siehe  auch  „Tribromphenol-Wismnt^^. 
Wollfett,  Nachweis  üremder  Fette  94. 

—  reines  neutrale?  =  Laoaln  119. 

—  siehe  auch  „Adeps  Lanae^^. 
Worledge's  Heat-ache  Lotion  878. 
Wnrst,  Verhütung  des  Scbimmelns  514. 
Wnrstgift,  Conservirung  dess.  498. 
Wnrseldroven,  IdentiÜdrung  536. 
Wybert's  Tabletten  216. 

Wyeth's  Rindfleisehsalt  757. 


X. 

Xanthalin.  neues  Opiumalkaloid  290. 
Xanthin,  rfachweis  neben  Harnsäure  648. 
Xylenolsalole,  Zusammensetzung  195. 

z. 

zahlplatten  aus  Milchglas  562. 
Zahncement,  amerikanischer  144. 
Zalinpaste  mit  Kaiinm  chloriemm  699. 
Zaponlack,  Anwendung  525. 
Zellstoffwatte,  Eigenschaften  104.  562. 
Ziegenmilch  von  tuberkulösen  Thieren  707. 
Zimmer  &  Co.,  Bericht  1893  62.  474. 
Zimmtsänre,  Anwendung  hn  Tuberkulose  284. 

—  Darstellune  aus  Benzoe  523. 
Zfnci  Phosphidnm  Ph.  Amer.  660. 
ZIncum  boricnm,  Bereitung  431. 

—  bromatum  Ph.  Amer.  660. 

—  carbonicnm  praecip.  Ph.  Amer.  660. 

—  cUoratnm  Ph.  Amer.  660. 
-  jodatum  Ph.  Amer.  660. 

—  oxydatnm  Ph.  Amer.  600. 

—  phosphoratnm  Ph.  Ära  er.  660. 

—  valerianicnm  Ph.  Aroer.  660 
Zink,  absolut  reines  44. 

—  Reinigung  von  Arsen  135. 

—  Gewinnung  auf  nassem  Wege  511, 

—  Trennung  von  Kalk  und  Magnesia  503. 

—  Schwarzbeize  för  Z.  300. 
Zink  •  Oes  jpns  -  Paste  653. 
ZinlKÖl,  Vorschrift  141. 

Zinkoxyd,  Verbindung  mit  Erdalkalien  262. 
Zinlcstaub,  Ammoniakgehalt  198. 
Zinnchlorttr,  für  Eisen titrationen  651. 
Zinnhähne,  bleihaltige  467. 
Zacker,  Einwirkung  auf  Eisen  148.  197. 

—  Phosphorescenz  758. 

—  Soxhfet's  Raffination  615. 

—  im  Harn,  siehe  unter  ,»llAm^<« 
Znckerkallclosang,  Vorschrift  5^5.  632. 
Zuckerwaaren,  Bestreuen  mit  Kalk  681. 
Zündhölzer,  neue  Zflndmasse  700. 

—  Bekanntm.,   die    Verwendung    von   weissem 

Phosphor  betreffend  454. 
ZUndholzfabrikation,  Hygienisches  697. 
Zwerg- Cicade,  Mittel  gegen  dies.  365. 
Zwieback,  Nachweis  von  Insectenlarven  665. 


Bücherschau. 

Apotheker  -  Redender  für  1894  630. 

Arnold,  C,  Repetitorium  der  Chemie  157. 

Arzneiverkehr  mit  Krankenkassen  69.  182.  726. 

Bartels,  M.,  Medicin  der  NaturvMker  602. 

Barth,  E,,  die  Cholera  494. 

Beck'ß  therapeut.  Almanach  1S94  630. 

Beckurts,  H.,  Jahresbericht  der  Phannaoie  1801 

und  1892  285.  570. 
Benecke,  F.,  Proefstation  Midden-Java  99.  495. 
Berendes,  J.,  der  ang^ende  Apotheker  348. 
Biedermann^  B.,  techn.-chem.  Jahrbuch  1891  bis 

1892  55. 


XVII 


Liquor  Ferri  peptonati  (HelfeDfo.)  226.  227. 

(Berolin.)  228.  474. 

c.  Chlnino  (Helfenb.)  227. 

e.  Mangano  (lieroÜD.)  225.  276  474. 

—  Ferro- Mangani   pepton.   (Helfenb.)   226. 

228 

sacchar.  (HelfenbO  226.  228. 

(Berolin.)  226.  228.  474. 

svbaeetid  A.  N.  747. 

—  Kalii  arsenlcosi  Ph.  Dan.  427. 
A.  N.  747. 

Ausscheidongen  20.  88. 

Klftrang  dess.  711.  747. 

Gehaltsbestimmnng  639. 

earboniei  Ph.  Dan.  428. 

—  Mangan!  glacofiatl  (Berolin.)  474. 

—  Henyanthis  aeidus  Ph.  Dan.  428, 
--  Natri  chlorati  Pb.  Amer.  610. 

—  Natrii  aethylati  Richardson  61. 
Liriosma  orata  (Muira  Puama)  151. 
Literatnr,  Verzeichniss  siehe  Seite  XXVI. 
Lithium,  Nachweis  im  Uricedin  407. 

—  citricum  elTerTescens  Ph.  Amer.  610. 

—  -Diuretin  569.  «62. 
-Benxoat  662.  730. 

—  salieylieum  A.  N.  745. 

Lösungen,  Vorräthighalten  ffir  die  Receptor  312. 

LöthlLolben,  Benzin- L.  514.* 

Löthrohrbeschläge  auf  Glasplfittchen  305. 723.* 

Lothzinn  in  Rohren  form  334. 

Loretiu,  Ersatz  des  Jodoform  703.  721. 

Losophan,  Ordination  554. 

Luft,  Bestimmang  der  Eohlens&ure  565. 

—  Bestimmang  der  Feuchtigkeit  703. 

-^  giftige  organische  Stoffe  in  der  Lnft  587. 

Lungenkrftuterthee  von  Hennir  757. 

Luperln,  gegen  Tranksncht  257. 

Lupus,  Behandlung  mit  schwefliger  Sfiure  14. 

Lyeopodium  Pb.  Dan.  428. 

Lysol,  Verwerthbarkeit  dess.  27. 

—  Giltwirkung  dess.  68. 

—  und  Kreolin,  Unterschied  414. 

M. 

Maassanalyse,  Aichnnt;  der  Messger&the  482. 
Maass-  u  Uewiehtsordnnng,  Abändening  288. 
Macis,  (Jntersuchong  der  Papua-M.  181. 
Hllusety  phus  •  Bacillus  441 . 

—  Verwendung  hei  Hausmäusen  171. 
Magenkrebs,  ueilnng  durch  Kochsalz  706. 
Magensaft,   Bestimmung   der  Salzsäure   nach 

Tschlenoff  296. 
Magnesia  carboniea  Ph.  Dan.  428. 

—  usta  Ph.  Dan.  428. 

Ph.  Amer.  621. 

Magnesinm-Zinkeisen,  Darstellung  514. 
Maikttfer.  Dünt?werth  ders.  63. 

Mais,  geifirbte  Kleber  zollen  74. 
Majoran,  Handelssorten  76. 
Makroskopische  Untersuchungen  481. 
Mulakitty  Formel  und  Eigenschaften  598. 
Maiesei"Eisen,  Italien.  Eisenpräp.  497.  558. 
Malietn,  Gewinnung  dess.  68. 

—  thierärstliche  Versuche  297. 
Maliextracte,  Werthhestimmnng  229. 
Mandel01f  Verseifung  auf  kaltem  Wege  241. 


MandelSl,  Seifen  aus  M.  242. 

Mangani  Dioxyium  Ph.  Amer.  621. 

Manna,  australische  80. 

Mannit,  in  der  Rinde  von  Frazinus  americanus 

444. 
Mannitpepsin,  Znsammensetzung  160 
Mannoc'itin,  Bestandtbeile?  100. 
Marcodurnm»  Packnngsmittel  fflr  Dichtangen 

168. 
Margarinklise,  Herstellung  400. 
Marris'  Antikesselsteinmittel  437. 
Marsch  •Trinkwasser  und  -Kaffee  469. 
MarteFs  Asthma-  und  Katarrhpastillen  302. 
MastixM,  Eigenschaften  242. 
Maul-  und  Klauenseuche,  bomOopath.  Mittel 

572.  605. 
Maximaldosentabelle  des  Arzneibuchs,  Zusatz 

74«. 
Meat-PreserTeflüssigkeit  yon  Dresel  464. 
Mehl,  Verunreinigung  und  Verfälschung  356. 
Mehl  motten,  Vertilgung  526. 
Mekka,  ein  Seuchenheerd  751. 
MebkaDalsam,  Abstammung  610. 
Mel  despumatum  Ph.  Amer.  621. 

—  rosatum  Ph  Amer.  621. 
Meiiturie  und  Glykosurie  266. 
Menthol,  die  Ester  dess.  242. 

—  mit  Bittersalz  verfälscht  441. 
MentholOy-  zwei  isomere  '6ß0. 
Mentholer  und  Mentholstifte  11 
Merck's  Bericht,  Januar  1»93  57. 
Merw,  Abstammung  538. 
Messgerftthe,  Aichung  cbemischer  M.  482 
Messing,  Färben  dess.  666. 

Metalle,  Aufnahmefähigkeit  fflr  H  640. 

—  Reinigung  durch  Destillation  640.  665. 
Metalle  und  Alkaloide,  Bestimmung  561. 
Metallbeizen,  graue  167. 
MetallttberEttge,  elektrolytische  682. 
MetaphosphorsSurOy  Reagens  auf  Amine  423. 
Metazinnsäure,  Verw.  in  der  Glasschleiferei  84. 
Methylalkohol,  Verunreinigungen  860. 

—  Verhalten  gegen  Sicherheit^aampen  435. 

Methyl-  u.  Aethylalkohol  als  Losungsmittel  202. 
Methyl^ne,  Bestandtbeile  730. 
Methylchlorid,  therapeut.  Werth  284. 
Mezger'sche  Probe  auf  Cocain  16. 
Migränestifte,  Befestigung  ders.  272. 
.Higrftnin,  Bestandtbeile  703. 
Mikrocidin.  Zusammensetzung  6. 
Mikroskopie,  Einschlusskitt  fflr  Präparate  539. 
Mikrophotographie,Werth  fflr  gerichtl.Fälle  6 1 1. 

Milch,  hygienische  Anforderungen  157. 

—  Fettbestimmung  nach  Soxhlet  158. 

—  desgl.  nach  Weiss  235. 

—  Acid-Butyrometrie  91.  476. 
Apparate  581.* 

—  neuer  Milchprflfer  164.* 

—  humanisirte  oder  decaselnirte  441. 

—  immunisirter  Thiere  50. 

—  Unterschied  zwischen  Kuh-  u.Frauenmilch  200. 

—  Kuhm.  der  Frauenm.  gleich  zu  machen  200. 

—  Nachw.  von.Ziegenm.  in  der  Kuhm.  230. 

—  Vorsicht  mit  Ziegenm.  707. 

—  Bereitung  der  AlDumosem.  424. 

—  amylolde  Substanzen  106. 

—  Bacteriengehalt  649. 


XVIII 


Milch)  Pilze  in  saarer  Milch  76. 

—  Aufnahme  ?on  Brech  wein  siein  614. 

—  Verschluss  für  Sterilisirfl.  712. 

—  Controle  beim  Verkauf  157. 

—  Bereitung  von  Butter  und  Käse  651. 

Milchprttfer  nach  Franke  164.'^ 
MilchsllnreglUiniiig,  Einfluss  der  Phosphate  u. 

des  CaseTns  492. 
Milchsehfltzer  nach  Taschner  159.'*' 
Milchzucker,  chemisch  reiner  201. 

—  keimfreier  396. 

—  Bacteriengehalt  649. 

Mineralien,  Härtebestimmung  424. 
Mineralöle,  Nachweis  von  Harzölen  507. 
Mineralwftsser,  medicinische  496. 

—  unreine  Krüge  288. 
Mineralwasser- Apparate  426. 

—  -Fabrikation  9  Yerw.  arsenhaltiger  H1SO4 

414.  705. 
Mixtara  acidi  hydrochlor.  Ph.  Dan.  428. 
sulfuricl  Ph.  Dan.  428. 

—  alba  Ph.  Dan.  428. 

—  amaro-alkalina  Ph.  Dan.  428.  471 

—  antirhenmatiea  F.  m.  B.  66. 

—  alcoholica  F.  m.  B.  287. 

—  camphorata  Ph.  Dan.  429. 

—  dinretica  F.  m.  B.  66. 

—  ferri  coniposita  Ph.  Dan.  429. 

—  nervina  F.  m.  B.  66. 

—  oleoso-balsamica  A.  R.  596. 
Ph.  Dan.  429. 

—  snlfnrioa  acida  A.  R.  596. 
Ph.  Dan.  429. 

Mohn«  Beimischung  von  Sand  692. 
Mohr'sche  HVaage,  verbesserte  566. 
Moiybdftnphosphorsäure  als  FSrbemittel  615. 
Monobromtolylantipyrin  355. 
Monojodtolylantipyrin  355. 
Moosbeeren- £xtract  142.  256. 
MoospappCy  neues  Verbandmittel  534.* 
Moos -Hchweiss- Sohlen  513. 
Mooswatte  aus  Torfmoos  375. 
Mor  fder  Bibel)  ist  Mekkabalsam  610. 
Morpliin«   Best,  im  Opium  nach  Ph.  Dan.  429. 

—  neue  Methode  zum  Nachweis  524. 

—  höchste  zulässige  Dosis  645.  657. 

—  Ausscheidung  durch  den,  Speichel  394. 
MorphinlSsnngen,  Bereitung  705. 
Morphinschränkchen^  Bezugsquelle  144. 
Morphinnm  Ph.  Amer.  621. 

—  hydrochlor.  Ph.  Dan.  428. 
zur  Prüfung  240. 

—  —  haltbare  Lösungen  313. 
Morrhenia  brachystephana  758. 
Moschus,  subcutane  Anwendung  183. 

—  Assam-M.  242. 

—  Werth  des  kflnstlichen  242. 

—  künstlicher,  ist  ein  Gemisch  612. 
Motten,  Anw.  von  schwefliger  Säure  606. 
Moyrapnama,  Wirkung  150.  696. 
Mnawinhydrobromat,  Eigenschaften  61. 
Mucilago  Gnmmi  Myrrhae  556. 
Mucin,  Nachweis  im  Harn  350. 

Mttll,  Verbrennung  im  Destructor  255.  741. 
Mnira  Pnama,  Beschreibunfr  150.  696. 
Mnnd,  Pflege  des  M.  mit  Kaliumchlorat  652. 
Mandplfttzchen  für  Kinder  696. 


Mundspfllwasser  für  Diabetiker  111. 
Mundwasser  nach  Ebermann  288. 
Mnskatnttssef  Handelssorten  358. 
MossaSnda  frondosa  134. 
Mutterkorn,  Antidote  von  Salicylpräparaten  614. 

—  Nachweis  neben  Blau  hol  zfarbstoff  662. 
Myopornm-Arten^  Manna  liefernd  80. 
Myrrhe,  Abstammung  610. 

—  Anwendung  bei  Diphtheritis  254. 

—  Gummischfeim  556. 

Myrrhen -Creme  u.  MyrrhoUn,  patentirt  oder 

nicht?  118.  180.  159. 
Bereitung  605. 

N. 

Nahrungsmittel,  richtige  Auswahl  324. 

Napellin  ==  Isoaconitin  522. 

Naphthalin,  Mittel  gegen  Insectenstiche  318. 

—  Geruch  verdeckt  durch  Kampher  116. 
Naphthol,  Unterscheidung  von  ß-  u.  a-N.  621. 
/9-Naphtholcarbonat,  Darstellung  115. 

/?- Naphthol -Wismut,  therapeutisches  236. 
NarceiUi  Constitutionsformel  359. 

—  Darstellung  des  chemisch  reinen  393. 

—  therapeutischer  Werth  59. 
Narceinnatrium-Natrium  salicylicum  58.  173. 
Narkosen,  Statistik  271. 

Narkotin,  Bestimmung  im  Japan.  Opium  307. 
Nasrol,  neu^s  Dioreticum  547.  568. 
Natrium  aethylicum  siccum  61. 

—  bicarbonicum,  Ph.  Amer.  622. 

—  carbonicum,  Ph.  Amer.  622. 

—  chloratum  Ph.  Amer.  622. 

—  chloricum  Ph.  Amer.  622. 

—  chloroborosum,  Zusammensetzung  197. 

—  -Cobalt- Nitrit  Ph.  Amer.  488. 

—  -ColTeYnum  salicyliciim  Ph.  Dan.  428. 

—  phenolsulforicinicnm  63. 

—  phosphoricum,  Prüfung  729. 
gegen  Neuralgie  474. 

—  salicylicum,  haltbare  Losungen  313. 

—  —  Antidot  von  Mutterkorn  614. 

—  sozojodolicum,  bei  Diphtheritis  140. 
Natriumsuperoxyd,  Eigenschaften  203. 

—  Verwendung  in  der  Analyse  272. 

—  zur  Reinigung  des  Spiritus  678. 
Naturforscher  -Versammlung    in    Nttmberg: 

440.  545.  549. 

Ausstellung  562. 

in  Wien  699. 

Nelken-  und  Piment<>l  sind  identisch  532. 
Neptun-  oder  Saugklemme  54. 
Nerolin  I*  orystallts.  100. 
Nervensystem,  Aufbau  dess.  545. 
Nervina  (Nervenmittel),  Uebersicht  3. 
Neuenahrer  Wasser,  Arsen gehalt  675. 
Neu -Guinea,  Pflanzenproducte  538. 
Neurin  und  CancroTn  81. 
Neurodin  =  Acetyloxyphenylurethan  755. 
Nichin,  Eigenschaften  105. 
Nierenentzündung,  chronische  652. 
Nickel,  gasvolumetr.  Bestimmung  396. 
Nickelgeschirre,  Unschädlichkeit  258. 
Niekelsulfat,  zum  GrOnf&rben  der  Conserven 

441. 
Niekelwasser,  Warnung  878. 


XIX 


liicotiii)  Bromderivate  und  Constitution  279. 
Nigellae  semen,  Abstammung  B59. 
Nimrod  Powder,  Zusammensetzung  757. 
Nitrite,  neue  Reaction  209. 

—  Nacnweis  im  Harn  663. 

—  bei  Cholera  45^. 
Nitrobenzol,  elel^tr.  Beduction  231. 
Normailösungen«  Bezeichnung  ders.  470. 
Nomenclatur.  Handelsnamen  chemischer  Prä- 
parate 718.  730. 

Noortwyli's  Dipbtheriemittel  378. 

NotliTerbaiid  nach  Eöiliker  141. 

Ilnelel[ii,  Herstell,  und  Eigenschaften  355.  498. 

—  bewirkt  Spaltung  des  HbOb  674. 
Nndeliiy  Nacnweis  von  Eigelb  174. 
Nürnberger  llDtersnehniigsanstalt  665. 
Nyctanthes  arbortrestis  550. 

0. 

Odol,  Bestandtheile  756. 

—  bakteriolog.  Prflfung  756. 

Oele,  ftther«.  Gehalt  an  Cineol  136. 

terpentreie  43i.  468. 

Bildung  in  den  Pflanzen  637. 

—  fette«  Reinigung  nach  Scollay  635. 
Oel-  una  Eiseofle^e,  Entfernung  71. 
Oellcttcheii,  SenfOlgelialt  108. 
OeisUare,  Werthbestimmung  445. 
Ohnkj  Bedeutung  dieses  Namens  299. 
Olea  aetherea  A.  B.  506. 

Ph.  Amer.  622. 

Oleander 9  tberapeut.  Werth  342. 

—  Receptformeln  345. 

—  Bereitung  der  Tinctur  361. 
Oleandrid  (Oleandrin),  Wirkung  345. 
Oleatam  Uydrargyri  Fb.  Amer.  542.  622. 

—  Zinci  Ph.  Amer.  622. 


OleoguiOAlcoi.  193.  2l0. 
Oleokreosot  193.  210. 


Oleole  oder  Oelalkohole  638. 
Oleoresinae  Ph.  Amer.  543. 
Oleoresina  Aspidii  Ph.  Amer.  560. 

—  Capsiei  Ph.  Amer.  560. 

—  Cnbebae  Ph.  Amer.  560. 

—  Piperis  Ph.  Amer.  560. 

Oleum  Amygdalarnm,   Verseifung  auf  kaltem 

Wege  241. 

verschied.  Seifen  242. 

aetlier.j  Vorkommen   von  Mandelsäure- 

nitril  222. 

—  Anisi  A.  B.  505. 

—  Bergamottae^  Prüfung  222. 
Chemisches  241. 

—  Betnlae  Ph.  Amer.  622. 

—  Caeao,  Schmelzpunkt  446. 

—  Calami  A.  B.  505. 

—  eamplioratum  Ph.  Amer.  622. 

—  Carri  A.  B.  505. 

—  Caryopliyllorum  A.  R.  505. 

—  Cinnamomi  A.  B.  506. 

—  Citri,  F&lschungen  223. 

Nachweis  von  Terpentinöl  639. 

—  Crotonis  A.  B.  506. 

—  eossypH  Ph.  Amer.  622. 

—  Jecoris  Aselii,  mit  Saccharin  116. 

—  Lavandulae,  Esterbestimmung  224. 


Oleum  Lauri  A.  R.  506. 

—  Lini  A.  R.  506. 

aus  unreinen  Samen  467. 

—  Menthae  piper.^  Ph.  Amer.  622. 
— deutsches  612. 

—  myrrhatum^605. 

—  Nueistae  A.'R.  506. 
Untersachung  446. 

—  Oliyarum  Ph.  Dan.  428. 

Prflfung  auf  SesamOl  446.  690.  701. 

Prüfung  auf  Ricinusöl  704. 

Prüfung  nach  HübPs  Jodadditionsmethodo 

490. 
siehe  auch  ,,01ivendl^^. 

—  Rapae  Ph.  Dan.  429. 

—  Bicini,  Ph.  Dan.  429. 

Ph.  Amer.  623. 

Untersuchung  446. 

—  Bosae,  Gehalt  an  Aethylalkohol  202. 

—  Bosmarini,  LOslichkeit  in  Spiritus  224. 

—  Santali«  Prflfung  631. 
Ph.  Dan.  429. 

—  8esami    Ph.  Amer.  623. 
Baudouin'sche  Reaction  408. 

—  Succini  Ph.  Dan.  429. 

—  Zinci  F.  m.  B.  66. 

Olivenöl,  angebliche  Fälschungen  68.  100. 

—  Prüfung  auf  Bicinusöl  704. 

—  Prüfung  auf  Sesam^Jl  446.  690.  701. 

—  Verhalten  zu  Kalilauge  283. 

—  sterilisirtes  166. 

—  siebe  auch  ,.01.  Olivarum^*« 
Omega  (Teuerin)  90. 

Opium  Ph.  Dan.  429. 

—  Ph.  Amer.  623. 

—  deodoratnm  Ph.  Amer.  623. 

—  denarcotinatum  399. 

—  mitigatum  399. 

—  Frepared  Opium  399. 

—  Verunreinigungen  358. 

—  Untersuchnng  des  Rauches  139. 
~  Handelsnotiz  240. 

—  JapaniseheSf  Narkotingebalt  307. 
OpodeldoCy  Bereitung  mit  SesamOl  88. 
Orexinum  basicum,  Stomachicum  393. 
Orientalischer  Extract  von  Erauss  692. 
OsmIumrttclEstllndey  Verarbeitung  ders.  705. 
Oxalsfture,  Bedeutung  für  die  Pflanzen  603. 
p-Oxyphenylurethane.  Acetyl-  n.  Propionyl- 

Verbindungen  138. 
Oxysparte'in,  Eigenschaften  61. 
Oxyxanthone.  Bildung  ders.  433. 
Ozonogenpapler  nach  Kopp  184. 

p. 

Pachyrrhizus  angnlatus  550. 
Pafco,  chilenische  Droge  496. 
Paln-Expeller,  Vorschrift  143. 
Paläontologie  und  physikalische  Erdkunde  548. 
Pancreatinum  Ph.  Amer.  623. 
Pangium  ednle,  blausäureb  altig  519. 
Fanicum  Juneenm  135. 
Papaverinhydrochlorat,  Anwendung  62. 
PapaYn  Reuss  562.  599. 

—  -Elixlr,  Vorschrift  334. 

Papayotin,  Anwendung  bei  Diphtheritis  653. 


xx 


Papier.  Gang  der  Prflfung  dess.  25. 

—  Nachweis  der  Harzleim ang  56. 

—  Bestimmang  der  Beissl&nfi^e  244. 

—  Untersttchnng  eines  Eroballage  -  P.  476. 
Papiersif^natiiren,  Befest^ng  auf  Metall  526. 
Paprika^  Yerfftlscbung  231. 

—  mit  Chromroth  gefärbt  755. 
Papua -MaciSy  Untersuchung  131. 
ParaantipTriBy  Eigenschal&n  146. 
Paracotonnd«,  ätherisches  Gel  ders.  47.  250. 
Parafflnmn  Ph.  Amer.  623. 

Pasta  aseptlca  F.  m.  B.  66. 

—  Oacao  Ph.  Dan.  429. 

Pasteur's  Losung  zur  Untersuchung  auf  Zucker 

400. 
Pastillen«  neuartige  nach  Kirchmann  204. 

—  Ph.  Dan.  429. 

—  -(^ompriminnascliine  Simplex  243. 
PastiUenformer  nach  Füller  539. 
Pastillensteeher  nach  StOcker  56. 
PastUli  HTdrargyri  biehlorati  A.  N.  745. 
Pate  des  Onomes,  Bartwuchsmittel  572. 
Patente,  neneste  deutsche  143.  184.  244.  318. 

878.  497.  572.  672.  728. 

—  Schwindel  mit  Patenten  802. 
Pectinose,  Entstehung  aus  Poetin  147. 
Pelagin,  gegen  Seekrankheit  497. 
Penghawar-Djambi,  Verfälschung  419. 
Pental,  Nebenwirkungen  51. 

—  Darstellung  von  reinem  431. 
Pepsin  Ph.  Amer.  623. 

—  PräfuTigsmethoden  92.  150. 

—  Verreibung  mit  Zucker  496. 

—  sogen,  aseptisches  688. 

—  flflspiges  von  Byk  716.  753. 
PepsinsafI  nach  Dalimann  713.  736.  753. 

—  andere  Vorschriften  715. 
Pepsinwein,  therapea  tisch  er  Werth  214. 

—  abpeänd.  Vorschrift  A.  N.  748. 

Perezia  microcephalia,  als  Indicator  203. 
Perforator  nach  Smethan  102.'*' 
Petrolatom  Ph.  Amer.  540.  623. 
Petroleum,  nicht  explodirendes  203. 
Petrolenmäther,  Verhalten  gegen  Sicherheits- 
lampen 436. 
Petroleamlampen,  Reinigung  606. 

—  Verhütung  von  Explosionen  54. 
Petrolenmprober,  Verbesserung  43. 

Pfeffer,  Ursache  des  scharfen  Geschmacks  550. 

—  verfölschtes  Pulver  358. 

Pferd,  Immunisirung  desselben  gegen  Brust- 
seuche 3'>. 
Pferdofett,  Untersuchung  164. 
Pferdefleiseh,  Nachweis  521  556.  557. 
Pflanzen,  Lfi  nge  d  ausdehn  ung  der  Gef fissräume  37 . 

—  Cultur  ausländ,  offic.  144. 

—  Reizbarkeit  545. 

Pflanienaschen,  Bestimmung  des  Fluor  230. 

Fflanzenkrllfte  und  phytochemische  Verwandt- 
schaft 546. 

Pflanxenphänologisehe  Beobachtungen  412. 

Pflaster,  neuartige  Pf. -Masse  393. 

Phllnologische  Beobachtungen  412. 

Pharmacent.  Gesellschaft  37.  91.  150.  219. 
279.  356.  610.  649.  736. 

Pharmacie,  Rückblick  auf  1892  1.  15.  31. 

—  die  italienische  256.  364. 


Pharmacopoea  Danlea  Nr.  24—30  u.  33. 

Allgemeines  335  u.  flg. 

Zusatie  470. 

Specielles  372  u.  flg. 

Zusätze  471. 

Pharmacopoeia  of  the  United  States  of  Ame- 
rica, Nr.  34-46. 

Allgemeines  485  u.  flg. 

Anhang  661. 

Specielles  499  u.  flg. 

Pharmakognostlsche  Neuheiten  536. 
Phednretin,  Eigenschaften  194 
p-Fhenetidin,  neue  Darstella ngsweise  67. 
p-Phenetolcarbamid  (Dulein)  280. 
Phenocoll,  Ersetz  des  Chinins  696. 
Phenoeollnni  salicylicum  152. 
Phenole,  S^^nthese  von  P.  mittelst  Acetessigester 

687. 
Phenolid,  Bestandtheile  dess.  3. 
Phenolkalkwasser,  Herstellung  599. 
Phenosalyl,  Bestandtheile  u.  An  wen  d.  393.  73a 
/9-PhenylendiamiD,  Haarfärbemittel  498. 

Pheuyl- Borsäure,  Eigenschaften  58. 
Phenjlhydrazfnprobe,  Täuf^chungen  263.* 
Phenylmethylpyrazolon,  Darstellung  161. 
Phenylsalicylsfture,  Eigenschaften  58. 
Phloroglucin,  Bedeutung  in  der  Pflanze  638. 

Phlorose  (Phloridzinxucker)  492. 
Phosphate,  Aufschliessung  758. 

—  von  Fe,  Mn,  Ca  u.  Mg,  Trennung  685.  768. 
Phosphatometer,  Beschreibung  159. 
Phosphor,  quantitative  Bestimmung  555. 

—  Nachweis  in  den  Fäces  493. 

—  Nachweis  bei  Vergiftungen  661. 

—  Erkennung  in  den  Greweben  520. 

—  Dosirung  in  Mixturen  711. 
-—  Darstellung  im  Kleinen  731. 

—  krystallin.  rother  374.  471. 
Phosphormolybdäns.  Ammoniak,  Fällung  30B. 
Phosphornekrose  697. 
Phosphorographle  156. 

Phosphorsftore,  neue  Herstellungsweise  640. 

—  Bestimmung  nach  Spica  13. 

—  volnmetrische  Bei^timmuDg  662. 
Phosphor yergiftang,  Behandlung  der  P.  493. 
Photochromie  153. 

Photographie,  farbige  Lichtbilder  153. 

—  Lichtfilter  154. 

—  leuchtende  Bilder  468. 

—  Kobaltbilder  631. 

—  Kaltlacke  511. 

—  im  Dienste  der  Justiz  539. 

—  Mikrophotographie  611. 

Physik. -techn,  Beichsanstalt,  Bericht  42. 
Physostigmiu,  neue  Reaction  628. 

—  haltbare  Lösungen  70  314. 

—  Vergiftung  durch  P.  667. 

Physostigminum  salioylicum  A.  R.  618. 
Phytolacca  decandra,  Farbstoff  536. 
Picters  Arzneistoire  365. 
Pikrinsllure,  Darstellung  aus  Benzoe  523. 
Pillen,  Ueberzuckern  und  Glacirrn  142. 

—  Ueberziehen  mit  Cacao  oder  Walrat  142. 

—  mit  Salol  überzogene  P.  606.  691.  719.  728. 
Pillenmaschine  nach  Dieterich  562. 
Pillenmasse,  indifferente  272. 


XXI 


Pilooarpin,  Beaction  mit  Calomel  79  519. 

—  Anw.  bei  Diphtheritis  127. 
Piloearpinam  hydroehlor.  Ph.  Dan.  429. 
Ph.  Ämer.  623, 

Pilulae  Ph.  Dan.  429. 

—  aslaticae  F.  m.  B.  66. 

—  expectoraates  F.  m.  B.  66. 

—  Ferrl  arseuieosi  F.  m.  B.  66. 

—  Ferro -Mangrani  peptonati  228. 

—  Kreosotl  A.  N.  74ö. 

Bereitungsweisen  32.  143.  467.  555.  633. 

745. 

Best,  des  Kreosotgehaltes  138.  219.  695. 

-<  Picis  Ilqaidae  441.  634. 
Pilze,  essbare  und  giftige  700. 

—  Zucht  essbarer  204. 

PilsrergiftiiiigeD,  therapeutische  Behandlung 
675. 

Piizsucker,  Umwandlung  in  Stärke  702.  742. 
Piment-  und  Nelkenöl  sind  identisch  532. 
Fiperazin,  Darstellung  47.  197.  339. 

—  Wirkung  126.  554. 

—  Nachweis  im  Harn  446. 

—  Patentstreit  394. 

—  -Wasser  496. 

Piperidin,  Einwirkung  von  H>0,  45. 
Piperonal,  Anwendung  758. 
Pipette  für  technische  Zwecke  64.* 
Pix  liqnida  in  Pillen  441.  634. 

decanthata  513. 

Pixel,  Eigenschaften  194.  730. 
Platlnmetalie,  LOslichkeit  in  HCl  644. 
Poeken -Schutzimpfang  400. 
Podophyllinnm  pnrissinmm  62. 
Podophyllom,  Verschiedenheit  des  Harzes  122. 
Pökelsalz  von  Dresel  464. 
Pohrs  Kapselfabrik,  Bericht  631. 
Polarisationsrohr  nach  Hanns  695. 
Politur,  Guajnkharz-P.  539. 
Pollenschlftuehe,  ihre  Bestimmung  650. 
Poly  -  Isoengenol,  Darstellung  261. 
Porphjrrodextrin  136. 
Portemonnaie  -Verband  -Almanach  711. 
Potsdamer  Balsam,  Vorschrift  334. 
Pondre  Coignet,  Znsammensetzung  526. 
Präpariren  von  Thierschädeln  742. 
Preisaufgaben  far  Lehrlinge  243. 
PreserTesulz^  amerikanisches  464. 
Presnen,  ürtheil  über  die  F.  116. 

—  mit  Becken  von  Porzellan  566. 
Prollius'sche  Mifjchung,  Zusammensetzung  290. 
Propionylverbindnngen  der  p-Oxyphenylure- 

thane  138.  f       jt       j 

Prosopis  dubia  134. 
Protemraefale  von  Nördlinger  410. 
Psendoehinin^  Eieenschaften  106. 
Psendohyosejramio,  Eigenschaften  57. 
Pulqne,  Bereitung  81. 
PnlYeres  Ph.  Amer.  623. 

—  Ph.  Dan.  338. 

Pnlyerdispensationswaage  nach  Stöcker  56. 
Pnlyerkapseln,  Oeffnen  ders.  711. 

—  Anfertigung  314.*  400.» 
Pulyls  exsicoans  F.  m.  B.  66. 

—  stomaehicus  F.  m.  B.  66. 
Pappin,  Eigenschaften  250. 
Patzpaste,  ffir  Fenster  742. 


Pyoktanin  von  E.  Merck  62. 

~  medic.  Anw.  des  blauen  P.  297. 

—  Entfernung  von  P. -Flecken  297. 
Pyridin,  im  Harn  nach  Verbrennungen  298. 
Pyroeidin,  Zflndmasse  far  Streichholzer  700. 
Pyrogallol-1/Vismat,  ungiftiges  739. 
Pyrometer  aus  Porzellan  42. 
Pyroxylinam  Ph.  Amer.  624. 

Qnarzsand,  Färben  mit  Azofarbstoffen  299. 
({aebracho,  Literatur  über  514. 

—  Nachweis  in  Pastillen  303. 
Quecksilber,  chronische  Vergiftung  95. 

—  Bestimmung  in  Sublimatlosungen  514. 

—  siehe  auch  „Hydrargyrom^^. 
Ouecksilberiodid,  loslich  in  Jodmethylen  274 
(  necksilberlaflpnmpe  nach  Kahlbaum  565. 

(  a(*t8Chhahn,  neuartiger  481. 
({netschTorriehtang  far  Capillarpipetten  564. 

R. 

Badfahrer -Krankheiten  653. 
Radix  oder  Khizoma  Fb.  Dan.  429. 
R&ncherpapier,  Essenz  dazu  334 
Randia  dametoram  240. 
Ratanhin,  identisch  mit  Andirin  225. 
Raapen,  Mittel  gegen  366. 
Raupenleim,  Vorschriften  672. 
Reagensgläser  nach  Hoare  253.* 
Reagensglas  -  Etageren  564. 
Reagenspapier  mit  Jodeosin  445. 
Reagentien,  Anwendung  gasförmiger  520. 

—  der  Ph  Amer.  486. 

—  der  Ph.  Dan.  352.  470. 
Reducin,  photogr.  Entwickler  474. 

Resina  Dammar,  Nachweis  von  Colophon  446. 

—  Jalapae,  Ph   Dan.  430. 
Ph.  Amer.  624. 

Resine,  Bedeutung  dieses  Namens  637. 
Resinol,  Retinol,  Rosinol  (Harzöl)  232. 
Resinole  oder  Harzaikohole  637. 
Resinotannol,  in  der  Sumatrabenzoe  179. 
Resol,  neues  Desinfectionsmittel  722. 
Resorbiu,  Salbenconstituens  688.  755. 
Resorcinnni,  Ph.  Dan.  480. 
ResorcylaUin,  Eigenschaften  152. 
Rhenmatismus- Wasser  nach  Lindhorst  496. 
Rhizoma  Filieis  Ph.  Dan.  430. 

—  Zfngiberis  Ph   Dan.  430. 
Rhodallin  =  Thiosinamin  232. 
Ricinnsöl,  Einnehmen  dess.  400. 

—  siehe  auch  ,90leam  Rieini^^ 
Rieehkissen,  Fällung  mit  Eichenmoos  424. 
Rindfleischsaft  von  Wyeth  757. 
Ristoratore  dei  Capelli,  Haarfarbemittel  572. 
Rlxolin,  künstliches  Terpentinöl  183. 
Rofoigin  gegen  ßostflecken  742.  758. 
Roggen,  gefärbte  Kleberzellen  73. 
Rohrheizapparat  nach  Wolff  710.* 

Rosen's  Liniment  334. 
RoseniJL  Gehalt  an  Aethylalkohol  202. 
RosmarinOl,  LOslichkeit  in  Spiritus  224. 
Rost,  Entstehung  dess.  auf  Eisen  433. 

—  Entfernung  von  Stahl  und  Eisen  168 


XXII 


Kostfleckeu  in  der  W&sclie,  Eutfcrnung  526. 

—  an  vernickelten  Sachen  484. 

—  Entfernung  durch  Robigin  742.  758. 
Kothlaof  derTSchweine,  Hediger's  Mittel  572. 
Rotterin-Rohpulyer,  Zusammensetzung  509. 
Bttbensaft,  elektr.  Reinigung  83. 
Rttckflussktthler  nach  Noyes  64* 
Rilhrapparat,"neueT,  nach  Witt  566.* 

s. 

Saccharin,  raffinirtes  839. 

—  neuer  Nachweis  524. 

—  Nachweis  in  Sirupen  33.  88. 
Saccliarose,  Bereitung  724. 
Saccharnm  Lactis  recrystaliis«  396. 
Säaren-AetzuBg,  therapeut.  Behandlung  586. 
Safran,  Gewicht  der  Narben  26. 

—  betrügerische  Bestäubung  79. 

—  Verfälschung  658. 

—  Capülaranaljse  238. 

—  siehe  auch  y^Crocus^^* 
Salacetol^  Reactionen  498. 

—  Zusammensetzung  194. 

—  Therapeutisches  236.  554. 

—  Werthbestimmung  580.  690. 

Salben*  ration.  Bereitung  in  der  Beceptur  453. 
Salbenbüchsen,  neuartige  129. 
Salicylacetol  =  Salacetol,  s.  d. 
Salicylessig,  Verwendung  665. 
SalicylessigsSnre,  Bereitung  und  Eigensch.  41. 
Salicylsäore,  neuer  Nachweis  524. 

—  Bestimmung  bei  Gegenwart  von  Phenolen  67. 

—  Bestimmung  im  Salacetol  580. 

—  LOslichmachung  durch  Borsäure  340. 

—  gegen  Bandwurm  479. 

—  äusserliche  Anwendunsr  667. 

—  als  Schnupfenmittel  699. 

—  siehe  auch  ^^Acid.  salfeylieuni^^. 
Salipyrln,  gerichtliche  Entscheidung  339. 

—  elektrische  Erscheinungen  727. 

Salmiak -Fttnlnissprobe,  Fleisch  betr.  375.  441. 
Salocoll  (=  Phenocollnm  salicylfcnm)  152. 
Saloluni  Fh.  Amer.  624. 

—  Darstellungsmethoden  6. 

—  Gehalt  an  Salicylsäure  88. 

—  Unterscheidung  von  Resorcin  612. 

—  subcutane  Injectionen  127. 

—  Anwendung  bei  Diabetes  165. 

—  als  Pillenüberzug  606.  691.  719.  728. 
Salol-Suppositorien  589. 
Salophen,  neue  Darstellungs weise  119. 

—  Gehalt  an  Salicylsäure  88. 

—  Wirkung   und   krystallinische  Ausscheidung 

durch  die  Haut  45. 
Salpeter,  Bestimmung  des  N  79.  40S. 
Salpetersäure«  neue  Darstellungsweise  478. 
SalYla  spinosa  538. 
Salamin  (Aluroiniumsalicylat)  722.  755. 
SalzsSare»  Hydrate  ders.  162. 

—  spec.  Gewichte  162. 
-—  Gefrierpunkte  162. 

—  selenhaltigc  360. 

—  Bestimmung  im  Magensaft  296. 
Samadera  infica  550. 

Sanibucns  ebulns,  Gel  der  Samen  638. 
Sanatol,  Desinficicns  569. 


Sand  und  Schmirgel,  Unterscheidung  334. 
Sandelholzöl,  Prüfung  auf  Reinheit  125. 

—  in  Gelatinekapseln  11. 
Sangnlnal,  neues  Blutpräparat  650.  687. 
Sangninal-Pillen  nach  Krewel  650.  687. 
Santogenen,  Constitution  208. 
Santonin,  Constitution  207. 

—  Identitätsreaction  107. 

—  zwei  neue  Reactionen  288. 
Sapo  medfcatus  Ph.  Dan.  430. 
Alkaliprobe  446. 

Saponin  und  SaponinsabstanEen  261. 
*-  Darstellung  aus  Kornrade  262. 
Saponlnhaltige  Pflanzen  134. 
Saponitln,  Fällmittel  IQr  Seifen  395. 
Saprol,  Desinfectionsmittel  339. 

—  Einwirkung  auf  Asphaltpflaster  698. 

—  Bestimmung  des  Kresol  geh  altes  409. 
Sarkolyten  nach  Adamkiewicz  81. 
Sauerstoff,  Darstellung  346.  447.  650. 

—  fltissiger  347. 

Sauertropfen,  Znsatz  zum  Trinkwasser  469. 
SaugflaBche,  neue,  für  Kinder  318.^^ 
Sangklemme  nach  Vorstaedter  54. 
Sanier  in  Genf,  Waarenmuster  672. 
Saronlty  FQllmittel  fflr  Seifen  395. 
Scammonin,  Formel  und  Eigenschaften  664. 
Scherer*8  Prohe  zum  Nachweis  des  P  493. 
Schimmel  &  Co.,  Berichte  1893  222.  241.  612. 
Schimmelpilze,  Einwirk,  auf  Arsen  verbin  düngen 

340. 
SohlammbSder,  natürliche  und  künstliche  619. 
Schleimrinden,  Abstammung  538. 
Schlucken,  Mittel  gegen  739. 
Schmalz,  siehe  „Schweinefett^^. 
Schmirgel  und  Sand,  Unterscheidung  334. 
Schmieröle,  Prüfung  676.  698. 
Schmierseifen,  Werthbestimmung  ders.  395. 
Schnee,  künstlicher  für  Christbänmc  742. 
Schnupfen,  Klopfapparat  gegen  S.  728. 
Schnupfenmittel,  204.  699. 
Schramm's  Fleisch- Conservirungsmittel  464. 
Schraubengeirinde,  ein  einheitliches  44. 
Schriftzttge,  goldglänzende  71. 
Scliwarzwurzel,  was  ist?  47.  56. 
Schwefel,  Löslichkeit  dess.  449. 

—  Inkorporirung  in  Seifen  449. 

—  Wirkungsweise  bei  ftusserl.  Anwendung  449. 

—  Nachweis  im  freien  Zustande  520. 

—  Best,  in  flüssigen  organ.  Substanzen  201. 

Schwefelkohlenstoff,  geruchloser  86. 

—  in  Gelatinekapseln  12. 

—  Verhalten  gegen  Sicherheitslampen  436. 

—  Verwendung  in  der  Analyse  73*. 
Schwefels&ure,  Verwendung  arsenhaltiger  414. 

705. 
--  Selengehalt  ders.  705. 

—  Flüchtigkeit  ders.  738. 

—  gewichtsanal.  Bestimmung  nach  Ripper  533. 

Schwefelwasserstoff,    Absorption   durch   Cal- 
ci um  chlorid  522. 

—  -Apparat  nach  Konink  506.* 
nach  Meyer  566. 

Schweinefett,  Jodzahl  der  Eunstschmalze  264. 

—  Unfug  im  Handel  mit  S.  406. 
Schweisstttsse,  Einstn  upulver  gegen  424. 
Schwelsiihttnde,  Einrtibung  gegen  29. 


xxiir 


Schweizer  Alpenkrttaterpulrer  183. 
Scoparin,  Eigenschaften  213. 
Seopolamlnum  hjdrobromicum  A.  N.  747. 

—  hjdroehlorlcum,  Mydriaticnm  142. 
8corzonera-Arten.  Coniferin  enthaltend  47. 
SeoTelFsche  Flüssigkeit  466. 

Sebum  oTÜe  A.  N.  747. 

Seeale  cornatum  Ph.  Amer.  624. 

Sedatin,  neues  Sedativam  340. 

Seekrankheit,  Anwendung  von  Pelagin  497. 

Seldenwilrindarm,  Nähmaterial  378. 

Seifen 9  Fettsäure-  und  Wassergehalt  400.  674. 

—  Werthhestimmung  der  Schmierseifen  395. 

—  Inkorporirung  von  Schwefel  449. 

—  Füllungsmittel  395. 

—  Zusatz  von  Zucker  400. 

—  Quillaja-haltige  203. 

—  aus  Mandelöl  242. 

—  pulverförmige  medicinische  29. 

—  kosmetische  675. 
Seifenbenzin,  Darstellung  71. 
Seifenlösongen  zur  Härtebestimm,  des  Wassers 

40.  468 
Seifenpulver,  Fabrikation  56. 
Seifenwaschpnlver  675. 
Seihetrichter  nach  Schneider  525.* 
Selen,  Anwendung  von  S.-Präparaten  394. 
Selters-  und  Sodawasser,  Anforderungen  172. 
SemperriTam  tectornm,  gegen  Diphtheritis  87. 
Senfsamen,  Verfälschungen  359. 
S6qnardin  nach  Brown -S^quard  755. 
Sereh^  Krankheit  des  Zuckerrohrs  302.  452.  495. 
Sesamin,  Isolirung  538. 
Sesamöl,   Nachweis   durch   die  Baudouin^sche 

Beaction  408. 

—  Nachweis  im  Olivenöl  446.  690.  701. 
Seuchen -Gongress  der  hygien.  Aerzte  168. 
Senehengesetz,  das  sogen.  129.  463.  667. 
Siaresinotannol,  Eigenschaften  444. 
Sleherheitslampen^  Verhalten  gegen  explosive 

Gasgemische  434. 
Siebmaschine  567. 
Siegellack,  Analyse  605. 
Signatoren,  äusserliche  377. 
Silber,  löslich  in  Ammoniak  488. 

—  löslich  in  Schwefelsäure  488. 

—  Beduction  des  Chlorsilbers  204. 

—  und  Blei,  Trennung  519. 

—  und  Nickelsaehen^  Unterscheidung  525. 

SilberlSsong»  nicht  ätzende  alkalische  514. 
Silioinm,  Bestimmung  im  Eisen  198. 
Silphinm  lacinlatnm,  gegen  DvspnoG  643. 
Slmpi  A.  R.  613. 

—  Prüfung  auf  Saccharin  33.  88. 

Sirnpus  Calcii  lactophosphatis  88. 

—  Calcii  phosphorici  629. 

—  Ferri  jodati,  Zusatz  von  HbPO,  513. 

Gehaltsbestimmung  577.  606.  689. 

Einfluss  von  Ammoniak  21. 

—  Frangniae  440. 

—  NarceToi  467. 

—  Fepsini  713.  715.  753. 

—  Theae  377. 
Soda,  Bildung  der  natürlichen  120. 

—  in  kleinen  Krystallen  171. 
Solflnol  von  Merck,  Zusammensetzung?  722. 
Sololds  of  Mercnrie  Chloride  160. 


Solatio  Jodi  Lngol  F.  m.  B.  66. 

—  Natrii  arsenicici  Ph.  Dan.  427.  471. 

—  Riibini,  Zusammensetzung  116. 
Sointolnm,  A.  B.  596. 
Solveolnm,  A.  B.  596. 

Soiveol,  Karbolsttare,  Kresol,  vergl.  Prüfung 

Somatose,  neues  Albumosepräparat  236. 

—  medicin.  Anwendung  599. 

—  Physiologisches  625. 

—  Darstellung  und  Eigenschaften  626. 
Sommersprossen,  Mittel  gegen  646.  692.  707. 
Somnalbier  gegen  Schlaflosigkeit  703. 
Sozal  und  Aiiunnol,  Unterscheidung  454. 
Sozojodolscbnupf^nlver  204. 

Sparen  bei  Becepten,  Uebertreibungen  498. 
Species  antiasthmaticae  Badens.  496. 
Specif**  Genicht  kleiner  Körper  zu  bestimmen 

481. 
Speisefett,  Täuschung  406. 
Speiseöl,  Bedeutung  dieses  Namens  514. 
Spermin,  zweierlei  Präparate  474. 

—  siehe  auch  „Sueens  e  testibns^^. 
Spiegier's  Ei  weiss -Reagens  424. 
SpUtöl,  Gehalt  an  Cineol  224. 
Spirituosen,  echte  und  künstliche  287. 

i  Spiritus  Ph.  Dan.  430. 
I  —  Ph.  Amer.  624. 

—  Ueinigung  durch  Na,Oa  679. 
!  —  Versteuerung  dess.  21.  669. 

—  Denaturirungsmittel  604. 

—  Aetheris  nitrosi  Ph.  Amer.  634. 
Haltbarmachung  400. 

—  camphoratus,  Prüfung  auf  Kamphergehalt 

410.  690. 

fortior  116. 

,  —  Frumenti  Ph.  Amer.  624. 

—  Kreosoti  F.  m.  B.  66. 
t  —  mixti  Ph.  Amer.  634. 

—  Fhosphori  Ph.  Amer.  635. 

—  sapouatus«  Darstellung  233.  699. 
Prüfung  690. 

—  Sinnpis,  Signirung  758. 

—  Vini  gallici  F.  m.  B.  66.  287. 

Ph,  Amer.  624. 

Sputum,  Färben  der  Präparate  498. 

—  Biondi's  Gemisch  498. 
Sputum -Desinfector  563. 
Stabilit,  neues  Isolirmaterial  378. 
Stach jdrin,  Eigenschaften  295. 
Stttrke,  zur  Bestimmung  ders.  340. 

—  Verzuckerung  durch  Blutseram  136. 

Standgef&sse,  farirte  454. 
Stative  nach  Groch  252.* 
StahlhUrtesubstanz  von  Beck  693. 
^techbecken  mit  Streuvorrichtung  563. 
Steinkerne«  mikroskopischer  Bau  406. 
Stercuiia  foetida  550. 
Steresol,  Bestandtheile  394. 
Sterilisator,  Zusatz  zum  Trinkw.  470. 
Sterllisirnngs- Apparate  nach  Timpe  565. 
für  Trinkwasser  581.* 

—  und  Desinfections- Apparat  nach  Pannwitz 
Stibium  oxydatnm  Ph.  Amer.  685.  [589. 

—  sulfur.  aurant.,  Säuregehalt  93. 
Ph.  Dan.  480. 

nigrum,  Ph.  Dan.  430. 


xxrv 


Stickoxydol,  Darstellung  V24. 

Stickstoff^    directe   Bestimmong  im   Salpeter 

97.  408. 
Stickstoffbestimmniig,  DestiUiraofsatz  327.* 

—  Des'illir-Apparat  für  Ammoniak  564. 
Stöpselhalter  nach  Lübbert  u.  Schneider  333.* 
Stopfbiichsenpackung  für  Dichtungen  168. 
Streb  las  asper  ö50. 

Strontium^  Trennung  von  Calcium  317. 
Strontiumsalze,  medic.  Anw.  63.  107.  258. 
Strontium  bromatnni  Ph.  Amer.  635. 
Darstellung  107.  268. 

—  jodatnm  Ph.  Amer.  635. 
DarsteUnng  107,  258. 

—  lactieam  Ph.  Amer.  635. 

Darstrllung  107. 

Strophanthi  semen^  Stammpflanzen  91. 

Schw^pfelsäure  -  Reaction  5iJ2. 

Stryehnin,  Entgiftung  im  Erdboden  206.  250. 

—  Verhalten  im  Organismus  214. 

—  verschiedene  Giftigkeit  646,  658. 

—  neue  Methode  zum  Nachweis  524. 
Strjchnlnreactioii,  Störung  durch  Brucin  317. 
Stryclinos   Nnx  Tomica,   Alkaloidgehalt  der 

Blätter  317 

—  potatorum«  Alkaloidgehalt  der  Samen  317. 
Styrax  Benzoin,  Untersuchung  der  Binde  179. 
Sublimat bttlie,  antiseptische  683.  718. 
SubllmatlSsungen.  haltbare  313. 

—  mit  Kupfervitriol  (Chlorol)  478. 

—  Bestimmung  des  Hg  544. 
Snblimatpastillen  A.  N.  745. 
SublimatTerbandstoffO)  antiseptische  Wirk- 
samkeit 416.  418. 

—  Vorsicht  bei  Bereitung  95. 

Sue  testiculaire,  Bestandtheile  216.  340. 
Suecus  e  testibus  paratus,  2  Sorten  340. 
SnecttS  Liquiritiae,  Marke  „Helfenberg''  12. 
Sucrol«  Eigenschaften  236. 

—  Nachweis  dess.  237. 

—  siehe  auch  „Dulciu^^. 

Slivern^srhe  Hasse«  Zusammensetzung  599. 

Sttlfonalnm  A.  N.  747. 

Sulfonal,  gefährliche  Wirkung  697. 

—  Auftreten  im  Harn  165. 
Sulfonsalbe^  Bereitung  und  Anwendung  294. 
Sulfur  depuratnm,  Ph.  Am^-r.  659. 
Suppositoria  Ph.  Amer.  659. 

—  I)^lycerini  Ph.  Amer.  659. 

—  mit  Ichthyol  424. 

—  mit  Salol  589. 

Sympliorol,  Bedeutung  des  Namens  689. 

T. 

Tabak,  Fälschung  des  Umblatts  für  Cigarren  692. 
Tafelöl,  Täuschungen  406. 
Talisman,  elektrische  Heilkette  334. 
Talk,  Streupulver  bei  Brandwunden  214. 
Tanacetum  vulgare,  Chemisches  *^8. 
Tannal  (Alumini umtannat)  722.  755. 
Tapete,  Gesundheits  -  T.  590. 
Tartarus  depuratus,  gegen  Leberleiden  95. 
zu  Injectionen  707. 

—  stibiatus,  haltbare  Losungen  314. 
Tasohenliaiidreiniger  nach  Heussmann  454. 
TaveFsche  Lttsnngy  Zusammensetzung  606. 


Taxir- Rolle,  Beschreibung  93. 
Telautograph,  Boschreibung  450. 
Terebenum  Ph.  Amer.  659. 
Terpene,  Darstellung  von  Alkoholen  433. 

—  Gewinnung  aus  Harzen  488. 

Terpenfrele  ätherische  Oele  432.  468. 
Terpentin,  Säure-  und  Es^terzahl  446. 

—  ünterpuchung  auf  Vanillin  444. 

Terpentinöl- Kapseln,  bei  Diphtherie  586. 
Terpinum  hydratum  Ph.  Amer.  659. 
Tetanin«  Herstellung  684. 
Tetanus,  Blutserum -Therapie  48. 
Tetrattthylammoninmbydroxyd  722. 
Tetrachlorkohlenstoff,  als  Fleckwasser  699. 
TetraJodaethTlen  (Dijodoform)  721. 
Tetranthera  laurirolia  538. 
Teuorin,  Bereitung  und  Wirkung  89. 
Teucrium  Seordium,  Chemisches  89. 
Thalieiochinreaetion,  StOrangen  33. 
Thee,  Beimischungen  857. 

—  Chambard,  Bestandtheile  758. 
TheerOl- Seifenlösungen  27. 
Theerprftparate,  reizlose  513. 
Theobrominlithium-  Lithium  benzoTcum  204. 

688. 

—  Lithium  salieyL  569.  688. 
Theobrominum  natrio-salicylicum  A.  N.  746. 
Thermodin  =  Acetyläthoxyphenylurethan  755. 
Thermometer,  für  hohe  Temperaturen  257. 

—  hochgradige  Hg-Th.  329. 

—  für  niedrige  Temperaturen  215. 

—  für  Gefrierpunkts- Erniedrigungen  680. 

—  mit  spirituOser  Cblorcalcium- Losung  329. 

—  Schwefelsäure -Tb.  215. 

—  neues  Maximal -Th.  563. 

—  Cholera- Th.  563. 

—  Stab-Th.  nach  Niehls  724. 

—  Hypso-Th.  671. 

—  Prüfung  ärztlicher  43. 
Thermometerscala  nach  Salomon  315. 
Thermostat  für  niedrige  Temperaturen  564. 
Theretosin  und  Cerberin  59. 
Thierarzneimittel,  Verkehr  mit  Th ,  gerichtliche 

KntscheidunfiT  H8. 
Thlerkohle,  salpeterhaltige  712. 
Thilanin,  g^^Bchm  eidiges  85. 
Thioform,  Ersatz  für  Jodoform  410. 
Thiophendijodid,  Ersatz  des  Jodoform  112. 
ThiosapolprSparate,  Herst,  u.  Eigensch.  637. 
Thiuret,  Eigenschaften  152. 
Thonfllter  nach  Pukall  564. 
Thuja,  Giftigkeit  ders.  298. 
Thvjaöl,  Bestandtheile  264. 
Thymolharn,  Beschaffenheit  590. 
Ticonin,  Nicotinbase  279. 
Tinctnrae,  Ph.  Amer.  660. 

—  Digestion  oder  Percolation  490. 

—  narcotieae,  Bereitung  498. 
TInctura  Aloes  A.  N.  746. 

—  antidiarrhoica  F.  m.  B.  6^. 

—  excitans  K.  m  B.  66. 

—  Ferrl  acet.  aeth.^  Bereitung  454. 

ehlor.  aether.  Ph.  Dan.  430. 

spec.  Gew.  512. 

comp.  (Helfenb.)  226.  228. 

—  —  oxyd.  comp«  (Berolin.)  225. 

—  Lactucarli  Ph.  Amer.  660. 


XXVIT 


Böhe,  E.  A.,  Apotbekcn  in  Bayern  69. 

BorrUräger,  Desinfection  587. 

Brandes,  (?.,  Zeitschr.  f.  Naturwissenschaften  709. 

Brehm's  Thierlehen  332. 

Brestawski,  A.,  Handwörterbuch  der  Pharm acie 


TAnde,  0.,  ehem.  Untersuch,  von  Wasser  494. 
Lüt,  A.f  Saccharin  349. 
Löhmanny  P.,  Technologie  der  Fette  98. 
Loomis,  E.  H.,  Gefrierpunkt-Bestimmungen  6H0. 
Lustig,  A.,  Bactcrien  des  Wassers  255. 


7.  bis  12.  Lief.   99.  255.  349.  452.  630.      i  Marischler,  Teplitzer  Bohrungen  588. 

Broekhaua'  Conversations-Lexikon  5.  bis  8.  Band  Medidnah  Kalender  für  Premsen  1894  GG'^. 

55.  286.  494.  709.  Medicus,  IF.,  Flora  von  Deutschland  255.  349. 
Buenheister,  G,  A.,  Drogisten-Praxis  332.  495 

Bührer,  C,  Sterilisirung  der  Verbandstoffe  656.  Meyer,  A.  und  Schumann,  K,  Atlas  der  officin. 
Bum,  A,,  therapeutisches  Lexikon  708.  Pflanzen,  3.  bis  6.  Lief.,  170. 

Ch^iker- Kalender  für  189 i  655.  MyUus,  E.,  Schule  der  Pharmacie,  I.  Tb.,  161). 

sfe:  ^^*'""^"**^^"  ^'^  P^^^'"'  officinales  ^,^,,,^,,^  n^  physiologische  Chemie  301. 

Banmer,  0.,  anorganische  Chemie  45?.  Paschkis,  //.,  Kosmetik  für  Aerzte  ö87. 

David,  L.,  Anf&nger  im  Photographiren  740.  Peters,  i/.,  Hausapotheke  der  Laien  98. 

Dronke,  Arzneiverkehr  fflr  Krankenkassen  726.  —  Apothekenweson  in  ^ü»'nD«^g^i,41. 

Eisner.  F.,  Praxis  des  Chemikers  4.  bis  8.  Lief.  Pharmaceutischer  Kalender  für  1894  654. 

69,  170.  Pharmacopoeia  of  the  T  tut  cd  States  of  Amertca 

Emmerich,  R,  Lebensmittel  und  Hygiene  709.  _       ^^9/  588. 

Eulenburg,   A.,    Encyclopadie   der    Heilkunde,  PÄt/andcr,  nie dicin.  Märchen  55. 

3.  Aufl.  588.  Pieszczeck,  E.,  genchtl.  ehem.  Analyse  169. 

FaiUmann,  K.,  Reich  des  Geistes  286.  349.496.  Pizzighelli,  G.,  Photographie  für  Anfänger  170. 

602.  Ramcez,  F.,  dosogc  des  alcaloldes  588. 

Fischer,  B,,  neuere  Arzneimittel,  5.  Aufl..  112.  Reber,  B.,  Galerie  hervorrag.  Pharmaceuten  ^'<. 

—  neuere  Arzneimittel,  6.  Aufl.,  740.  332.  439.  726. 

FörmiUae  magistr.  Berolin.  für  1893  69.  Le  Repetiteur  —  II  Bipeiiiore  602. 

Frank,  A.  B.,  Lehrbuch  der  Botanik  332.  Richter,  M.  M.,  über  Benzinbrände  349. 

Guareschi,  J.,  alcaloidi  ed  ptomaine  438.  Bohueder,  J.,  Blüthendiagramme  170. 

Haacke,  W.,  Schöpfung  der  Thierwelt  709.  Rosenthal,  J,,  Bier  und  Branntwein  285. 

llaenle,  0.,  organische  Chemie  726.  Schädler,  (\,  Technologie  der  Fette  98. 

Hilger,  A.,  Bericht  über  die  11.  Versammlung  Schmalz,  R.  und  Schwei'ssinger,  0,,  Arzneimittel 

der  bayerischen  Chemiker  169.  157. 

Holfert,  J.,  Schule  der  Pharmacie,  4.  Th.,  570.  Schmidt,  E.,  Pharmaceut.  Chemie,  3.  Aufl.,  348. 

Huguet,  B.,  chimie  medicale  et  pharm.  655.  Schmidt  und  Stöcker,  Arzneimittel  438. 

Jaodbsen,  E.,  chemisch-technisches  Bepertorium  Schmitz,  C,  Giftigkeit  des  Aluminiums  668. 

1892  69.  452.  602.    1893  681.  Scholl,  H,  Milch  und  Hygiene  157. 

JoAreg&ertcA^  über  das  Medicinalwesen  in  Sachsen  Schürmayer,  B.^  Harnuntt^rsuchungen  108. 

1891  55.  Schule  der  Pharmacie,  1.  bis  4  Thcil,  169.  181. 
Jahresbericht  der  Pharmacie  1891  und  1892  285.  571.  570. 

570.  Schumann,  K.,  siehe  Meyer,  A. 
Joües,  A.,  Boden -Analysen  571.  Schtceissinyer,  O.,  siehe  Schmalz. 

JoUes,  JM.,  Harnuntersuchungen  158  Schtceizer.  Apotheker -Verein,  Festschrift  571. 

Jorddn,  K,  F ,  Schule  der  Pharmacie,  3.  Theil,  Sigismund,  ().,  Buttenintersuchungen  656. 

571.  Strasburger.  E.,  botanisches  Praktikum  376. 
Judersleben,  A.,  homOopath.  Synonyma  708.  Thoms,  //./Schule  der  Pharmacie,  II.  Th.,  181. 
Kämmerer,  H.,  Chemie  741.  Traube,  J.,  physik.-chem.  Methoden  708. 
Kober,  F.,  Ablösung  der  Apotheken  182.  Tschirch,  A.,  Kupfer  und  Hygiene  285. 
Kobert,  B.,  Lehrbuch  der  Intoxicationen  181.  —  Bildung  von  Harzen  630. 

—  Arzneiverordnungslehre  680.  —  und  Oesterle,  0 ,  anatom.  Atlas  der  Pharma- 
König,  J.,  Chemie  der  Nahrungsmittel  157.  kognosie  629.  740. 

Kohl,  F.  G.y  officinelle  Pflanzen,  9.  bis  12.  Lief.,  Vitali,  D.,  chimica  tossicologia  69.  451. 

332.  Wagner,  B.,  Familien-Arzneien  69. 

Koller,  Th.,  Verbandstoff- Fabrikation  439.  Wanklyn,  A.,  Analyse  drs  Wassers  494. 

Lassar -Cohn,  organ.-chem.  Arbeiten  655.  Weyl,  Th.,  .Vüll Verbrennung  255. 

Lauder  Brunton,  Pharmakologie  376.  Windisch,  K.,  Alkohol-Tafeln  170. 

Lewin,  X,  Dosis  des  Morphins  630.  Wolffhügel,  G.,  Lehre  vom  Luftwechsel  587. 

Lexicon  Synonymorum  Pharmaceut.  286.  Year-Book  of  Pharmacy  1892  bis  1393  709. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  DeutschlancL 

Zeitang  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Henmigegeben  von 

Dr.  HemiMui  Hager  nd  Dr.  Ewald  Oeissler. 

Srieheint  J«dra  Donii«ritftg.  —  B«iiigipr«ii  dnreb  die  Poit  oder  den  Baehhandel 

flerttlj&hrlioh   8^0  Mftrk.     Bei  ZMendung  unter  Streifband  S  Mark.     Binaelne  NammerD 

30  Pf.    Ameisen:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  85  Pf,  bei  ffröeieren  Anxeigen  oder 

Wiederbolnngen  Prdiemisdgnng.    Expediti«nt  Dresden,  Rieteobelstrasse  8,  I. 

]Udneti«B:  Prof.  Dr.  B.  Bei  ssler.  Dresden«  Cirensstrasse  40. 

ntreineteiret  Dr.  A.  Sebneider-Dresden,  Dr.  H.  Tboms-Berlin. 


M  h 


Dresden,  den  5.  Januar  1 893. 


Nene  Folge 
XIY.  Jahrgang. 


Der  ganven   Tolge  XXXIV.  Jahrgang 


Inhalt:  C1i«b1«  «bS  PasnuMle:  RBekbllok  »nf  dte  Pbarmaole  Im  Jahre  iVn.  —  Uiber  den  Nach  weis  von  Jod 

in  orgmnlaehen  VerbtodaDgeD. —  Ana  der  1893er  Prelallate  der  GeUtlsekapflel-Fftbrlk  von  O.Pohl  In  Sohönbanm 

bei  DftDsIg.  '>—  Sveena  Llqnlritlae  deparataa.  —  Ueber  BotteranteranohaDfen.  —  HInweia  —  Tkerapeatlaelie 

MlttkeilaBgeBS  Zur  PropbyUaia  dea  Angentrippera  der  ErwAohaenen  «nd  inr  Therapie  d«r  Blennorrhoea 

neoBatomn.  —  LoealbehandliiBg  dea  Lopna  mit  aebwefliger  Sinre.  —  Klnderatreopnlver.  — 

Brl^rweehML  —  AbmI««»«. 
JkjisaaSBBSSKBSSSmSSBSS8SSStmSSSmMmMmmämi,^ai^\mumi^  ii' ■  i — — nr* rrT-nniHh-rT:^^— r^- — -^^--^j,- — — =:-.::- 

Chemie  und  Pharnacle. 


Bftckblick  atif  die  Pharmaeie 
im  Jahre  1892. 

Von  A,  Schneider  in  Dresden. 

„Die  Zeiten  ändern  sieb  nnd  wir  mit 
ihnen.''  Lange  ist  es  her,  dass  die  Be- 
reitung des  Theriaks  als  eine  Haupt- 
und  Staatsaetion  galt,  zu  welcher  der 
Apotheker  die  etwa  60  Einzelbestand- 
theile  desselben  zur  Beurtheilung  von 
deren  Güte  monatelang  öffentlich  aus- 
stellte —  heute  wird  ein  grosser  Theil 
der  gangbarsten  und  meistgebrauchten 
Arzneimittel  in  ehemischen  Fabriken  her- 
gestellt und  kommt  von  dort  fix  und  fertig 
in  die  Hände  des  Apothekers,  der  sie 
bloss  noch  zu  prüfen  und  abzuwägen 
braucht.  Die  fQr  riesigen  Absatz  einge- 
riehteten  Farbenfabriken  empfanden  eine 
Locke,  als  in  Folge  des  grossen  Ange- 
botes von  Theerfarbstoffen  ihre  Apparate 
zeitweilig  nicht  beschäftigt  werden  konn- 
ten; sie  warfen  sich  deshalb  mit  Eifer  auf 
die  Darstellung  synthetischer  Arzneimittel 
und  widmeien  der  Weiterentwickelung 
dieses  lohnenden  Industriezweiges  durch 
grossartige  Einrichtungen  und  anderweit- 


ige Bemühungen  vollstes  Interesse.  Und 
wenn  wir  das  Damals  und  das  Jetzt  in 
dieser  Hinsicht  abwägen,  so  müssen  wir 
sagen,  dass  wir  ganz  auf  dem  Boden 
des  jetzigen  Zustandes  stehen,  so  sehr 
wir  es  auch  bedauern,  dass  die  eigent- 
liche Herstellung  der  Arzneimittel  auf 
diesem  Wege  dem  pharm  aceutischen 
Laboratorium  immer  mehr  entzogen  wird 
und  dem  Apotheker  in  der  Hauptsache 
nur  noch  die  Prüfung  der  eingekauften 
Arzneien,  neben  deren  Abgabe  an  das 
Publikum  übrig  bleibt.  Bei  vorurtheils- 
freier  Betrachtung  müssen  wir  uns  aber 
sogar  sagen,  dass  es  überhaupt  nicht 
anders  kommen  konnte  —  die  Ersetz- 
ung der  Pflanzentheile  etc.  durch  die 
daraus  dargestellten  wirksamen  „Prin- 
cipien**  war  durch  die  Entdeckung  des 
Morphins  angebahnt  worden.  Neben 
dem  Morphin  ist  dann  lange  Zeit  das 
^theure''  Chinin  das  hauptsächlich  ge- 
brauchte Pflanzenalkaloid  gewesen,  und 
der  hohe  Preis  des  letzteren  war  es,  der 
zu  Versuchen  anregte,  Chinin  künstlich 
darzustellen.  Zwar  ist  dieses  Ziel  bis 
jetzt  noch  nicht  erreicht  worden  und  die 


bisher  darüber  gemachten  Angaben  er- 
wiesen sich  als  Irrthnm  oder  selbst  als 
Schwindel  —  aber  man  hat  bekanntlich 
bei    diesen   Bestrebungen   künstliehe 
Arzneimittel    entdeckt,    welche    das 
Ohinin  in  seiner  Wirkung  ersetzen,  ja 
sogar   übertreffen,    indem  ihnen  schäd- 
liche Nebenwirkungen  des  Chinins  nicht 
zukommen,  so  dass  z.  B.  das  Antipyrin 
•*bei  einem  dreimal  höheren  Preise  doch 
ein  scharfer  Concurrent  des  Chinins  ist. 
An  das  Antipyrin  reihten  sich  zahlreiche 
andere   Fiebermittel   an,    ihnen   folgten 
synthetische    Schlafmittel ,    antiseptische 
Stoffe,   Magenmittel y  Nervenmittel  etc., 
und  fast  jede  Woche  bringt  etwas-  Neues 
auf  diesem  Gebiete:  entweder  einen  neuen 
Sprössling  eines  alten  Geschlechts,  d.h. 
einen    neuen   Abkömmling    eines   schon 
bekannten    synthetischen    A rznei mittels, 
der  noch  besser  wirkt  oder  wenigstens 
wirken  soll  als  seine  Stammverbindung 
oder   ein  völliges   „Novum*%   eine  ganz 
neue    Sippe.     Den    meisten    derselben 
wird  gleich  von  Anfang  an,  statt  des 
langathmigen  wissenschaftlichen  Namens, 
ein  Handelsname  mit  auf  den  Weg 
gegeben,  der  mehr  oder  minder  bezeich-* 
nend    die  Wirkung   oder   die   Herkunft 
andeutet.    Ein  gutes  Gedächtniss  gehört 
dazu,  alle  diese  Namen  zu  behalten  und 
mit  dem  richtigen  dazu  gehörigen  wissen- 
schaftlichen Ausdruck  sofort  in  Verbind- 
ung  zu    bringen;   ein  Glück,   dass   ein 
guter    Theil    der    neuen    synthetischen 
Arzneimittel  seine  Bolle  bald  ausgespielt 
hat.    Leider  wird  allerdings  andererseits 
dadurch  die  Beihe  der  obsoleten  Mittel  in 
der  Apotheke  stetig  vermehrt  Die  Pflicht 
des  Apothekers  aber  ist  es  von  vornherein, 
allen  neuen  Erscheinungen  Aufmerksam- 
keit zuzuwenden  und  sieh  mit  ihnen  und 
ihren  Eigenschaften  bekannt  zu  machen, 
denn  neuen  Arzneimitteln  gegenüber  ist 
der  Arzt  oft  genug  in   der  Lage,   sich 
über    die    Löslichkeit    und    Haltbarkeit 
und  andere  Eigenschaften  derselben  beim 
Apotheker  Bath  zu  hol^n. 

Gerade  die  Fiebermittel,  die  sich 
sonst  des  grössten  Zuwachses  an  Neu- 
heiten erfreuten,  haben  im  abgelaufenen 
Jahre  nur  geringe  Vermehrung  erfahren, 
die  noch  dazu  ausschliesslich  auf  das  im 
Mittelpunkte  des  Interesses  stehende  Anti- 


pyrin beziehentlich  auf  Verbindungen  oder 
Condensationsproducte  des  Phenylhydra- 
zins zurückzuführen  ist,  indem  man  ver- 
suchte, statt  des  Antipyrins  seine  Salze 
oder  Abkömmlinge  irgend  welcher  Art 
in  Gebrauch  zu  ziehen. 

Die  neuen  Methoden  zur  Antipyrin- 
Darstellung  haben  das  Verfahren,  nach 
Welchen  das  JEworr'sche  Präparat,  Löwen- 
Marke,  hergestellt'wird,  nieht  erschüttern 
können.  Das  eine  Verfahren,  das  an 
Stelle  des  Aeetessigäthers  im  JTworr'scheii 
Verfahren  vom  i^- Brombuttersäureäther 
ausgeht,  liefert  nicht  AntipyriUr  sondern 
eine  diesem  isomere  Verbindung,  die 
Isoantipyrin  genannt  worden  ist.  Das 
Antipyrin  zeigt  zwar  einige  bedeutSa*iifie* 
Unterschiede  von  der  Iso Verbindung,  so 
in  Betreff,  der  Salicylsäure-,  Pikrinsäure- 
und  Nitrosoverbindung,  andererseits  stim- 
men aber  wieder  beide  isomere  Verbind- 
ungen in  einigen  wichtigen  Punkten,, 
wie  Schmelzpunkt,  Löslichkeit,  völlig 
überein,  so  dass  es  begreiflich  ist,  dass 
man  das  Isoantipyrin  ursprünglieh.  filr 
Antipyrin  halten  konnte. 

Die  beiden  anderen  neuen  Antipyrin- 
verfahren,  von  denen  das  eine,  ebenfalls 
vom  Acetessigäther  ausgehend,  die  Me- 
thylirung  jedoch  zu  einem  froheren  Zeit- 
punkte  ausführte,  während  das  andere 
die   Herstellung   von   Methylphenyloxy- 
pyrazol  bezweckte,  wurdea  vom  Patent- 
amte  als  unter  das  Äworr'sche   Patent 
fallend  erklärt.    Schliesslich  wäre  noch 
ein  Verfahren,  welches  von  der  Kjotpn- 
säure   und  Phenylhydrazin  ausgeht  ^  za 
erwähnen;  dasselbe  liefert  jedoch  Hydror. 
antipyrin,  kein  Antipyrin.    In  Deutsch- 
land  darf  demnach   nur  das  AntipyriB. 
von  Dr.  Knorr,  Löwen- Marke,  Höchst, 
verkauft  werden,  während  die  vier  an- 
deren   Handelsmarken:    Antipyrin    Dr. 
Knorr,  Product  der  Fabrik  zu  Creil  in 
Frankreich,    Antipyrin   Basel,   Fabrikat 
der  Gesellschaft  für  chemische  Industrie^ 
Antipyrin    Basel    ,,Stella"    Liestal    uad 
Antipyrin  Basel,  Greifen  Marke,  in  Deutseh: 
land  nicht  zulässig  sind^  sondern  nur  in 
den  betreffenden  Ländern  gehandelt  wer- 
den dürfen. 

Angeregt  durch  die  guten  Erfolge  des 
keinerlei  Beschränkungen  hinsichtlich  der 
Abgabe  unterworfenen  salicyisauren  Anti* 


pyriDs,  des  SalipyriniSr  welches  57,7 
pGt.  Antipyrin  enthält,  wurde  auch  die 
Benzogs&are  -  Verbindung  heranzuziehen 
versucht;  dieselbe  zeigt  jedoch  dem  leicht 
löslichen  Antipyrin  und  Salipyrin  gegen- 
über den  grossen  Nachtheil,  in  Wasser 
schwer  löslich  zu  sein.  Weiterhin  wurde 
die  Darstellung  eines  chlorhaltigen  Anti- 
pyrinabkömnslings,  sowie  mehrerer  Jod- 
derivate,  ferner  eines  p-Aethoxyantipy- 
rins,  eines  Ox&thylmethylphenylpyrazolons 
und  «eines  Salicylaldehyd  -  Methylphe- 
nylhydrazons  gemeldet.  Mit  den  eben 
hier  genannten  Abicömmlingen  ist  die 
Zahl  aller  bekannt  gewordenen  nicht  er- 
schöpft; keine  dieser  Verbindungen  hat 
sich  aber  bis  jetzt  einzufahren  vermocht. 
Das  erst  gegen  Ende  des  Jahres  bekannt 
gewordene  Tolypyrin,  ein  in  der  Phe- 
nylgruppe  in  Parastellung  methylirtes 
Antipyrin,  also  p-TolyldimethylpyrazoIon 
und  dessen  salicylsaures  Salz,  das  T  o  1  y  - 
sal,  beansprucht  die  Inhaberin  des  Knorr- 
sehen  Antipyrin  -  Patentes  als  ebenfalls 
unter  ihr  Verfahren  fallend. 

Ob  dem  Camphopyrazolon,  dem 
Beactionsproduct  des  Gamphocarbonsäure- 
Aethyläthers  mit  Phenylhydrazin,  wel- 
ches ein  stark  wirkender  Körper  sein 
soll,  antipyretische  Eigenschaften  zu- 
kommen, ist  noch  nicht  sicher  bekannt. 

Unter  den  Fiebermitteln  wären  schliess- 
lich noch  die  Gemische  zu  erwähnen, 
die,  namentlich  in  Amerika  auftauchend, 
sich  mit  Hilfe  schöner  Namen  ein  im- 
posantes Mäntelchen  umgehängt  haben. 
An  die  hierher  gehörigen,  schon  länger 
bekannten  Gemenge  Antikamnia  und  Anti- 
nervin  reiben  sich  Agopyrin,  Antikol, 
Ezodyn  und  Phenolid  würdig  an;  wäh- 
rend das  Agopyrin,  das  jüngste  Pro- 
duct  dieser  Art  aus  Salicin,  Ginchonin- 
sulfat  und  Ammoniumchlorid  besteht,  ist 
Phenolid  ein  Gemenge  von  Acetanilid 
und  Natriumsalicylat,  und  Exodyn  ent- 
hält ausser  diesen  beiden  letztgenannten 
Bestand theilen  noch  Natriumbicarbonat; 
das  Antikol  kann  direct  als  Antifebrin- 
Brausepulver  bezeichnet  werden.  Die 
stolzen  Namen  sind  also  durch  nichts 
geih^btf ertigt !  Als  was  mag  sich  wohl 
da^,  -Wie  es  scheint,  noch  nicht  unter- 
suchte Pyretin,  ebenfalls  amerikanischer 
Herkimft)  entpu^peä?    Schliesslich  Wäre 


noch  der  zur  Vermehrung  der  schon ; 
vorhandenen,  im  verflossenen  Jahre  neu 
aufgetauchten  Synonyme  für  Antipyrin 
kurze  Erwähnung  zu  thun.  Dass  die- 
selben recht  überflüssig  sind  und  zumeist 
dem  Bestreben  ihr  Dasein  verdanken, 
im  Dunkeln  Geschäfte  zu  machen,  ist 
einleuchtend;  wie  verwirrend  und  zum 
Theil  sogar  irreführend,  weil  falsch, 
dieselben  sein  können,  beweisen  die . 
ebenfails  aus  Amerika  zu  uns  herüber 
strahlenden  Namen :  P  y  r  a  z  i  n  und 
Pyrazolon  als  Synonyme  für  Anti- 
pyrin ! 

Während  die  Fiebermittel  einen  sehr 
geringen  Zuwachs  zu  verzeichnen  hatten, 
sind  die  Nervenmittel,  dermatologischen 
Mittel,  ferner  die  antiseptischen  Mittel 
und  die  Desinfeclionsmittel  um  viele  neue 
vermehrt  worden. 

Die  Gruppe  der  Nervenmittel 
wurde  bereichert  durch  einen  neuen. 
Agathin  benannten  Körper,  ein  Gonden 
sationsproduct  von  Salicylaldehyd  und 
asymmetrischem  Methylphenylhydrazin, 
sowie  durch  drei  andere  als.  Anaigen, 
Thymacetin  und  Salophen  eingeführte 
Verbindungen,  die  gegen  rheumatische 
Schmerzen  mit  Erfolg  angewendet  wer- 
den sollen.  Während  anfänglich  als 
Ana  Igen  das  Ortho -Oxäthyl-a-Mono- 
acetylamidochinolin  in  den  Handel  ge- 
bracht wurde,  kommt  jetzt  die  ent- 
sprechende B  e  n  z  0  y  1  Verbindung  aus- 
schliesslich in  den  Verkehr,  die  aber 
auch  mit  demselben  Namen  Anaigen  (von 
anderer  Seite  auch  Benz  anal  gen)  be- 
legt wird.  In  dem  Thymacetin,  einem 
Abkömmlinge  des  Thymols,  in  dem  ein 
Hydrozylwasserstoffatom  durch  Aeth;  I 
und  ein  Kernwasserstoffatom  durch  eine 
acetylirte  Amidogruppe  ersetzt  ist,  wurde 
der  Arzneischatz  um  ein  Mittel  gegen 
nervösen  Kopfschmerz  vermehrt.  Zur 
Darstellung  der  neuen  Verbindung  wird 
Thymoläthyläther  nitrirt  und  der  erhal- 
tene Para-  Mononitro-  Thymoläthyläther 
auf  bekannte  Weise  reducirt  und  acetylirt. 
Das  Salophen,  wissenschaftlich  als  Sa- 
licylsäure  -  Acetylamidophenylester  oder 
Aeetylamidosalol  zu  bezeichnen,  iet  als 
Mittel  gegen  Gelenkrheumatismus  günstig 
beurtheilt  worden,  wozu  noch  kommt,  , 
dass  es  vor  Salol  den  Vorzug  einer  ganz 


beträchilich  geringeren  Giftigkeit  besitzt 
Die  Darstellung  geht  vom  p-Nitrophenol 
ans,  das  mit  Salicjlsäüre  SUberificirt 
wird;  der  erhaltene  Aether  wird  redu- 
cirt  und  dann  acet  jlirt. 

Unter  die  Separanden  seheinen  weder 
Agathin  noch  Anaigen,  Thymaeetin  öder 
Salophen  zu  gehören,  immerhin  ist  die 
Zeit,  seit  welcher  sie  angewendet  werden, 
bislang  nur  eine  kurze  und  man  kann  also 
nicht  wissen,  ob  nicht  das  Vertrauen  auf 
ihre  verhältnissmässig  geringe  Giftigkeit 
einmal  eingeschräsikt  werden  muss.  Der 
Apotheker  muss  den  Nachrichten  über 
schädliche  Nebenwirkungen  bez.  Gift- 
wirkung neuer  Arzneistoffe  unausgesetzt 
folgen,  denn  bei  Abgabe  von  neuen  Arz- 
neimitteln, ffir  welche  Maiimaldosen  amt- 
lichersei ts  noch  nicht  festgestellt  sind 
und  naturgemäss  noch  gar  nicht  ermittelt 
sein  können,  ist  er  nach  seiner  ganzen 
Staltung  ftir  ungünstige  Erfolge,  die 
durch  zu  hohe  Dosen,  hervorgerufen 
würden,  mit  verantwortlich. 

Die  für  dermatologische  Zwecke 
bestimmten  neuen  Arzneimittel  des  letzten 
Jahres  sind  das  Kaliumdithioearbonat, 
das  Tbiolin,  Thionaphthyloxyd,  Thilanin 
und  Tumenol,  sämmtlich  Scbwefelpräpa- 
rate,  deren  Wirkung  nach  Unna  auf  dem 
Freiwerden  von  Schwefelwasserstoff  be- 
ruht, ferner  das  Losophan  und  einige 
thiopbensulfosaure  Salze. 

Das  Kaliumdithioearbonat  wird 
durch  Einwirkenlassen  von  Schwefel- 
wasserstoff auf  Kalilauge  bei  Siedehitze 
hergestellt,  während  das  Thionaph- 
ibyloxyd  gewonnen  wird,  indem  man 
die  Lösung  des  Thio-/i^-Naphthols  in  Na- 
tronlauge mit  oxydirenden  Körpern  Wie 
Kaliumferricyanid,  Halogenen  u.  s.  w.  be- 
handelt. Kaliumdithioearbonat  wie  auch 
Thionaphthyloxyd  bilden  orangefarbene 
Pulver,  ersteres  ist  in  Wasser  leicht  lös- 
lich, letzteres  darin  unlöslich.  Die  Dar- 
st^jung  des  Thiolins  ähnelt  der  des 
Thiols,  nur  geht  man  beim  letzteren  von 
Paraffinölen,  beim  ersteren  vom  Leinöl 
aus,  welches  in  hoher  Temperatur  mit 
Schwefel  behandelt  wird,  wobei  derselbe 
in  das  Molekül  eintritt.  Dieses  „geschwe- 
felte Leinöl''  wird  sodann  mit  concen- 
trirter  Schwefelsäure  zusammen  gebracht 
und    dadurch    löslich    gemacht;    durch 


Bindung  der  Sulfosäure  an  Kali  oder  Na- 
tron erhält  man  das  Thiolin. 

Die  Tumenolpräparate,  von  denen 
uns  gleich  mehrere  beseheert  worden 
sind ,  ähneln  ebenfalls  dem  Tbiol  und 
Ichthyol;  zu  ihrer  Darstellung  werden 
die  bei  der  Reinigung  von  Mineralölen 
mit  Schwefelsäure  sieh  abscheidenden 
„Brandharze''  oder  der  sogenannte  „Säure- 
theer" verwendet,  der  mit  Wasser  ge- 
waschen wird,  wodurch  die  basischen 
Stoffe  entfernt  werden,  während  ein  in 
Wasser  unlöslicher  Theer  zurückbleibt, 
der  durch  Verharzung  pyrrolartiger  Kör- 
per entstanden  sein  soll.  Dieser  Säure- 
theer liefert  bei  Einwirkung  von  rauchen- 
der Schwefelsäure  Körper,  deren  Alkali- 
salze in  Wasser  löslich  sind.  Von  den 
Tumenolpräpftraten  ist  das  Tumenolpulver 
in  Wasser  leicht  löslich,  während  sich 
das  Tumenolöl  in  reinem  W^asser  nicht 
löst,  wohl  aber  bei  Gegenwart  von  Tu- 
menolsulfonsäure  (dem  obigen  Tumenol- 
pulver). Das  Tumenol  oder  Tumenolum 
venale  ist  ein  Gemenge  dieser  beiden  und 
daher  ebenfalls,  wenn  auch  schwerer,  in 
W^ser  löslich;  Ebenfalls  zu  den  neuen 
dermatologischen  Schwefelmitteln  zäh- 
lend ,  obwohl  nach  der  Patentschrift  ur- 
sprünglich als  „Baupenleim"  bezeichnet, 
wäre  noch  das  Thilanin  zu  nennen, 
ein  Körper,  der  durch  Erhitzen  von 
Wollfett  mit  Schwefel  erhalten  wird,  in 
Wasser  jedoch  nicht  löslich  ist  Das 
Thiosinamin  ist  zwar  keine  neue  Ver- 
bindung ,  aber  doch  hier  zu  erwähnen, 
weil  es  jetzt  in  alkoholischer  oder  äthe- 
rischer Lösung  zu  subcutanen  Injectionen 
in  Lupusknoten  Verwendung  findet. 

Ein  ganz  anderer  Körper  nad  gar 
nicht  ähnlich  den  vorstehend  genannten 
Mitteln  ist  das  Losophan,  Trijodmeta- 
kresol ,  mit  einem  Gehalte  von  80  pCt. 
Jod;  zu  seiner  Darstellung  lässt  man  Jod 
auf  eine  durch  Natron  neutralisirte  Lös- 
ung von  m-Oxytoluylsäure  einwirken. 
Das  Losophaq  muss  als  Salbe  oder  in 
einem  Gemisch  von  75  pCt.  Spiritus  und 
25  pCt.  Wasser  gelöst  angewendet  werden, 
da  die  Lösungen  in  schwächerem  Spiri- 
tus nicht  haltbar  sind  und  Bodensätze 
geben.  Anwendung  findet  es  gegen  die 
auf  Pilzwachsthum  beruhenden  Haut- 
krankheiten. Zwei  Salze  der  Thiophen- 


5 


sulfosäure,  und  zwar  das  Natriuin- 
und  das  B I ei  salz,  wurden  in  Form  von 
Salben  ebenfalls  in  der  dermatologischen 
Praxis  verwendet. 

Ebenfalls  zahlreich  ist  der  Zuwachs 
neuer  antiseptischer  Mittel  fUr  die 
Wundbehandlung,  unter  denen  wieder 
diejenigen  die  hervorragende  Stelle  ein- 
nehmen, welche  ebenfalls  Jod  enthaltend, 
theils  wegen  ihres  geringeren  Geruchs, 
tbeils  wegen  völliger  Geruchlosigkeit  das 
Jodoform  ersetzen  sollen;  noch  aber  ist 
das  Jodoform  von  keinem  der  neueren 
Stoffe  verdrängt  worden,  obgleich  es  nach 
dem  bacleriologisehen  Experimente  gar 
nicht  zu  solchen  Erfolgen,  wie  sie  that- 
sächlich  vorhanden  sind,  berechtigt. 

Unter  den  neuen  jodhaltigen  Wund- 
desinfectionsmitteln  sind  zu  nennen:  Euro- 
phen,  Thiophendijodid,  Picrol  und  Besor- 
cinol.  DasEurophen,  welches 28,1  pGt 
Jod  enthält,  ist  Isobutylorthokresoljodid ; 
es  wird  analog  dem  Aristol  (Dithymol- 
dijodid),  für  welch  letzteres  das  gut  ge- 
wählte Synonym  T  h  y  m  o  t  o  1  auftauchte, 
durch  Behandlung  der  alkalischen  Lösung 
der  betreffenden  Phenole  mit  Jod  und, 
wie  auch  das  Aristol,  neuerdings  auf 
elektrischem  Wege  hergestellt,  indem  man 
ein    Gemisch    der    Lösung    der  Alkali- 

Rbeny late  und  von  JodalkAlien  der  Elektro- 
jse  unterwirft.  Auch  die  das  rohe  Stein- 
kohlenbenzin  in  geringer  Menge  stets 
begleitende  Verbindung,  die  an  der  schön 
blauen  Farbenreaction  mit  einer  Lösung 
von  Isatin  in  concentrirter  Schwefelsäure 
schon   lange  vor  ihrer  Entdeckung  auf- 

fefunden,  abpr  nicht  erkannt  war,  das 
hiophen,  ist  auch  zur  Herstellung  von 
Arzn^ikörpern  herangezogen  worden.  Das 
Thiophendijodid  mit  einem  Gehalte 
von  75,5  pGt.  Jod  und  nebenbei  9,6  pGt. 
Schwefel  ist  zur  Wundbehandlung  inPorm 
von  danait  getränkter  Gaze  verwendet  oder 
direct  aufgepudert  worden. 

Eine  weitere  Neuheit  ist  das  Picrol, 
das  Kaliumsalz  der  Dijod-Besorcinmono- 
sulfosäure,  welches  52  pCt.  Jod  enthält 
und  wegen  seines  bitteren  Geschmacks 
den  obigen  Handelsnamen  erhalten  hat. 
Zur  Gewinnung  des  Picrols  wird  das  auf 
bekannte  Weise  g:ewonnene  resorcinmono- 
s  ulfosaare  Ealium  behufs  Jodirung  i  n 
alkoholischer   Lösung    mit    ebensolchen 


Lösungen  von  Jod  und  Jodsäure  in  äqui- 
valenten Verhältnissen  versetzt.  Nach 
vollendeter  Beaction  wird  der  Alkohol 
abdestillirt  und  das  Präparat  krystallistrt. 

Wohl  weniger  eine  Verbindung  als  viel- 
mehr ein  Gemenge,  in  dem  noch  dazu 
durch  das  Schmelzen  das  Jodoform  theil- 
weise  zersetzt  sein  mag,  ist  das  B  e  s  o  r  - 
cinol,  erhalten  durch  Erhitzen  gleicher 
Theile  Besorein  und  Jodoform;  daför 
spricht  schon  der  Umstand,  dass  „gleiche'' 
Theile  angegeben  sind,  während  die  Mole- 
kulargewichte der  beiden  Ausgangsstoffe 
HO  beziehentlich  394  sind.  Zu  dem 
Namen  Besorcinol  ist  zudem  noch  zu  be- 
merken, dass  man  denselben  vor  längerer 
Zeit  bereits  in  Amerika  als  Synonym  fQr 
Besorein  gebraucht  hat. 

Die  Sozojodolsalze  haben  im  Laufe 
der  Jahre  immer  grösseren  Boden  und 
weitere  Verbreitung  gewonnen  und  schei- 
nen fQr  manche  Zwecke  auch  wirklich 
sehr  empfehlenswerth  zu  sein;  ihrer  Ein- 
führung ist  der  Umstand  günstig,  dass 
sie,  obwohl  sie  Jod  enthalten,  doch  im 
Handverkauf  der  Apotheken  abgegeben 
werden  dürfen,  natürlich  soweit  nicht 
Verbindungen  mit  Metallen  vorliegen, 
die,  wie  bei  Blei,  eine  Abgabe  ohne  Becept 
bedenklich  erscheinen  lassen  oder  die, 
wie  betreffs  des  Quecksilbers,  im  Hand- 
verkauf nicht  abgegeben  werden  dürfen. 

Allen  diesen  organischen  Jodverbind- 
ungen ist  eine  einfach  auszuführende 
Beaction  zum  qualitativen  Nachweis 
des  Jods  gemeinsam,  indem  sie  beim 
Erhitzen  mit  concentrirter  Schwefelsäure 
eine  Zerlegung  erleiden,  in  deren  Folge 
Joddämpfe  sichtbar  werden. 

Die  nicht  jodhaltigen  neuen  antisep- 
tischen Mittel  sind  sehr  verschiedener 
Art,  theils  Metall  Verbindungen,  theik 
organische  Körper.  Das  schon  etwas 
länger  bekannte  Derma  toi,  basisch 
gallussaures  Wismut,  bat  sich  anscheinend 
gut  eingebürgert,  wozu  neben  sonstigen 
guten  Eigenschaften  die  völlige  Geruch- 
losigkeit de^elben  das  ihrige  gethan 
haben  vvird«  Die  Entdecker . des  Dermatols 
sind  jüngst  mit  einem  anderen  Körper; 
dem  Alumnol,  an  die  Oeffentlichkeit 
getreten.  Dasselbe  ist  dos  Aluminiumsalz 
einer  Naphtholsulfosäure ,  welcher  von 
den  möglichen  Isomeren,  ist  nicht  be- 


6 


kannt  geworden.  Dem  Älumnol  wird 
aus  dem  Grunde  eine  günstige  Zukunft 
prophezeit,  weil  die  mit  Eiweiss  anfangs 
entstehenden  Niederschläge  im  Ueber- 
schusse  von  Alumnol  sich  sofort  wieder 
auflösen.  Das  Alumnol  ist  das  Product 
einer  langen  Beihe  von  Versuchen,  bei 
denen  die  Alnminiumsalze  von  Fettsäuren, 
Gerbsäure,  Gallussäure,  Weinsäure,  Phen- 
oxjessigsäure ,  Benzolsulfosäuren ,  Phe- 
nolsulfosäuren,  Naphtholsulfosäuren  etc. 
in  Concurrenz  traten.  Wenn  auch  einige 
dieser  so  dargestellten  Körper  noch  kräf- 
tiger antiseptisch  als  Alumnol  wirken, 
so  ist  doch  letztere^  hinsichtlich  seiner 
Löslichkeit,  Handlichkeit,  Haltbarkeit  und 
localen  Wirkung  das  für  die  Praxis  ge- 
eignetste. Ein  anderes  Aluminiumsalz 
ist  das  Sozal,  das  wegen  seiner  grossen 
Haltbarkeit  besonders  vor  dem  Liquor 
Aluminii  acetici  den  Vorzug  verdienen 
soll;  es  ist  paraphenolsulfosaures  Alu- 
minium. 

Dem  Alumnol  als  Naphtholsulfosäure- 
Verbindung  reihen  sich  noch  einige  Naph- 
thoI'-Abkömmlinge  an;  es  sind  diese  das 
Mikrocidin,  ein  zusammengeschmol- 
zenes Gemisch  von  /!/-Naphthol  und  Aetz- 
natron,  das  also  am  einfachsten  als  Naph- 
tholnatrium  bezeichnet  wird,  das  Asaprol 
und  das  Benzonaphthol.  Das  Asaprol, 
nicht  zu  verwechseln  mit  dem  weiter 
unten  zu  besprechenden  Saprol,  ist  das 
Calciumsalz  der  /l^-Naphthol-a-Monosulfo- 
säure;  es  ist  sehr  fraglich,  ob  dieses 
Mittel  sich  überhaupt  Anklang  verschaffen 
kwn,  da  zur  Tödtung  von  Mikroben 
Lösungen  von  verhältnissmässig  hoher 
Concentration  nöthig  sind.  Das  Benzo- 
naphthol oder  Benzoesäure-/!^-Naphthyl- 
äther,  eine  dem  Salol  analoge  Verbindung, 
die  als  Darmantisepticum  empfohlen  wor- 
den ist,  wird  durch  Einwirkung  von 
Benzojichlorid  auf /!^-Naphthol dargestellt; 
im  Organismus  wird  die  Verbindung  wieder 
in  ihre  Componenten  gespalten,  worauf 
die  Benzoesäure  theilweise  in  Hippursäure 
übergeführt  wird.  Entsprechend  dieser 
im  Darm  stattfindenden  Spaltung  und 
darauffolgenden  Desinfection  des  Darmes 
mittelst  Naphthol  wurde  das  Benzo- 
naphthol, wie  früher  aus  ähnlichen  Grün- 
den das  Salol,  alb  Heilmittel  und  Prophy- 
lacticum  bei  Cholera  empfohlen  und  an- 


gewendet. Unter  Benutzung  der  Literatur 
über  die  mit  Benzonaphthol  seitens  zweier 
französischer  Forscher  erzielten  guten 
Besultate  wurde  von  gewisser  Seite  ein 
Gemenge  von  Naphthalin  und  Benzoe- 
säure unter  dem  Namen  Naphthalinum 
benzoleum  allerdings  mit  wenig  Glück 
in  den  Verkehr  gebracht. 

Für  das  Salol  (Salicylsäure-Phenyl- 
äther),  den  Typus  f&r  eine  ganze  Reihe 
von  Arzneimitteln:  Betol,  Kresalol,  Gua- 
jakolsalol  und  auch  das  vorstehende  ana- 
loge Benzonaphthol,  waren  bisher  mehrere 
Bildungs weisen  bekannt,  die  auch  zum 
Theil  als  Darstellungsmethoden  Verwend- 
ung fanden,  so  durch  Erhitzen  von  Na- 
triumsalicylat  und  Phenolnatrium  mit 
Phosphoroxychlorid  oder  Phosphengas 
und  anderen  ähnlich  wirkenden  Beagen- 
tien.  Ein  neues  Verfahren  zur  Darstell- 
ung von  Salol,  nicht  aber  auch  der  an- 
deren obengenannten  homologen  Ver- 
bindungen —  weil  die  letzteren  ja  statt 
des  Phenols  (Benzophenol,  OßHs.OH) 
andere,  höhere  Phenole  enthalten  —  be- 
ruht auf  der  Erhitzung  der  Salicylsäure 
auf  bestimmte  Temperatur.  In  einem 
geeigneten  Gefässe  wird  Salicylsäure  im 
Kohlensäurestrome  (um  die  schädliche 
Einwirkung  der  Luft  abzuhalten)  4  Stun- 
den lang  auf  220  bis  230  <>  erhitzt;  es 
entweicht  Wasser,  sowie  aus  der  Salicyl- 
säure abgespaltene  Kohlensäure,  während 
das  auf  diese  Weise  aus  der  Salicylsäure 
abgespaltene  Phenol  sofort  mit  einem 
Theil  unzersetzter  Salicylsäure  zu  Salol 
zusammentritt,  das  als  Bückstand  im  Gc- 
föss  bleibt. 

Ein  anderes  Salicylsäurederivat,  die 
Thiosalicylsäure  —  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  den  D  i  thiosalicylsäuren, 
deren  Natronsalze  unter  dem  Namen 
„Dithion"  an  Stelle  der  Salicylsäure  gegen 
Gelenkrheumatismus  in  den  Handel  ge- 
bracht wurden  — ,  soll  ebenfalls  an  Stelle 
der  Salicylsäure  Verwendung  finden  und 
gleichzeitig  geeignet  sein,  als  Ausgangs- 
product  für  die  Saccharin-Darstellung  zu 
dienen,  indem  die  Thiosalicylsäure  durch 
Oxydation  mit  Salpetersäure  oder  Per- 
manganat  iu  Ortho-Sulfobenzoösäure  über- 
geführt wird.  Zur  Gewinnung  der  Thio- 
salicylsäure wird  nach  einem  neuen  Ver- 
fahren Ortho-Amidobenzoösäure  (Anthra- 


•7 


hilsäüre)  verwendet,  welche  man  azotirt, 
"daim  das  Diazoproduct  mit  Schwefel- 
wasserstoff -behandelt  und  den  hierbei 
erhftlt^en  EOrper  schliesslich  mit  Ammo- 
niak  kocht,  wobei  unter  Stickstoffent- 
'-wickelong  Thiosalieylsäure  gebildet  wird. 

In  dem  Diaphth^vrin»'  einem  Con- 
densationisproduct  yon  Orthophenolsulfo- 
•säure  und  Oxychinolin  liegt  ein  neues 
•Antisepticnm  vor,  welches  gelobt  wird, 
aber  den  Uebelstand  zeigt,  dass  eiserne 
und  nicht  gut  vernickelte  Instrumente 
^avon  schwarz  anlaufen. 

Sehliesslieh  wäre  noch  den  Bestreb- 
ragen  ein  Wort  zu  gönnen,  die  darauf 
hinausgehen,  bekannte  antiseptische 
Stoffe  zu  mischen,  um  wirksame 
aber  völlig  ungiilige  Wundspülmittel  zu 
erhalten.  Der  erste,  welcher  diesen  Weg 
betrat,  war  Botter,  dessen  erste  Compo- 
sition  noch  •  Sublimat  und  Carbolsäure 
enthielt,  die  er  aber  später  daraus  weg- 
liess,  wie  er  auch  neuerdings  wieder  die 
Zusammensetzung  seiner  Pastillen  ab- 
änderte. Von  den  verschiedenen  von 
anderer  Seite  angegebenen  Gemischen 
sei  erwähnt,  dsss  man  neben  den  schon 
von  JRötter  benutzten  Stoffen  neuerdings 
versuchte,  Milchsäure,  Benzoesäure,  Oxal- 
säure und  Menthol  oder  Pfefferminzöl  in 
dieselben  einzuführen;  so  besteht  ein, 
Phenosalyl  getauftes  Gemenge  aus 
Carbolsäure,  Salicjlsäure,  Milchsäure  und 
Menthol,  und  das  mit  dem  nichtssagen- 
den Namen  Quick  in  belegte  Product 
ist  eine  schwache  Lösung  von  Carbol- 
säure and  Sublimat  in  verdünntem 
Spiritus. 

An  die  vorstehenden  Mittel,  die  zur 
Wund-  und  Darmdesinfection  dienen, 
schliessen  sich  die  zur  groben  Des- 
infection,  d.  h.  zur  Desinfection  der 
Aborte ,  Fäkalien  etc.  dienenden  Mittel 
an.  Den  enormen  Verbrauch  an  diesen 
und  die  dadurch  bedingte  grosse  und 
plötzliche  Preissteigerung  im  vergangenen 
Jahre  veranlasste  die  Cholera,  bez.  die 
zu  deren  Fernhaltung  aller  Orten  er- 
griffenen Massregeln.  Eine  wichtige 
Bolle  spielt  für  solche  Fälle  das  rohe 
Kresof,  das  trotz  wiederholten  Hin- 
weises immer  noch,  auch  in  amtlichen 
Verordnungen,  als  rohe  Carbolsäure  be- 
zeichnet wird.    Was  aber  bei  der  letzten 


Cholei^aepidemie  alles  als  rohe  Carbol- 
säure Terkauft  worden  ist,  wurde  durch 
von  verschiedenen  Seiten  angestellte 
Untersuchungen  dieser  Waare  bekannt. 
Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  die  geringe- 
ren Sorten,  die,  entsprechend  der  L5slich- 
keit  in  Natronlauge,  Bezeichnungen  wie 
etwa  30  proc.  bis  60  proc.  tragen ,  nur 
einige  wenige  Procente  Kresole  enthal- 
ten, also  völlig  ungeeignet  sind,  als  Des- 
infeotionsmittel  etwas  zu  nützen. 

Um  so  werthvoUer  ist  das  rohe  Eresol 
in  seinen  besseren  Sorten,  die  völlig  klar 
in  Natronlauge  löslich  sind,  um  so  mehr 
als  es  gelungen  ist,  eine  ganze  Anzahl 
von  Körpern  aufzufinden,  welche  das  an 
sich  nur  vvenig  in  Wasser  lösliche  Kresol 
„wasserlöslich''  machen,  so  dass  dasselbe 
seine  Desinfectionskraft  voll  entfalten 
kann.  Zu  den  schon  bekannten  und  zur 
Herstellung  von  Desinfectionsmitteln  be- 
nutzten Stoffen  wie  Seife  (Sapocarbol, 
Kreolin,  Lysol,  Phenolin),  salicylsaures 
Natrium  (Solveole  als  Typus),  Kresol- 
schwefelsäure  (Kreolin)  sind  folgende 
neue  Lösungsmittel  bekannt  geworden, 
die  sich  zum  Theil  als  Analogien  der 
schon  bekannten  ergeben:  Kalkmilch 
(Kresolkalk),  Natronlauge  (Solutol), 
kresoxylessigsaures  Natrium  (Kresin), 
kresotinsaures  Natrium  (Solveol),  bal- 
driansaures Natrium,  Glycerin,  Salze  der 
Salicylsäure,  Benzoesäure,  Phenylessig- 
säure  mit  Ammoniak  und  mit  Anilin. 
In  einigen  Punkten  etwas  andere  Resul- 
tate giebt  das  Phenol  (Carbolsäure), 
welches  z.  B.  in  Natriumacetat  leicht 
löslich  ist,  während  sich  Kresole  darin 
nur  sehr  wenig  lösen. 

Ein  anderer  Gedanke,  das  Kresol  in 
Lösung  zu  bringen,  liegt  dem  Saprol 
zu  Grunde,  einem  Gemenge  von  rohem 
Kresol  mit  so  viel  Abfallproducten  der 
Petroleum -Industrie,  dass  das  Gemisch 
leichter  als  Wasser  ist,  also  in  der  Ab- 
trittgrube nicht  zu  Boden  sinkt,  sondern, 
eine  zusammenhängende  Schicht  bildend, 
auf  dem  Inhalt  der  Grube  schwimmt, 
dabei  an  die  darunter  stehende  wässerige 
Flüssigkeit  fortwährend  Kresol  abgebend. 

Indem  wir  hiermit  von  den,  grösseren 
Gruppen  zuzutheilenden  neuen  Arznei- 
mitteln Abschied  nehmen,  wenden  wir 
uns  einer  Besprechung  der  übrigen  zu, 


8 


iMweit  über  sie.  etwas  Neues  oder  Wich^ 
tiges  aus  dein  abgelaafeBen  Jahre  zu 
berichten  ist.  Wir  h&tten  noeh  ver- 
schiedene Gruppen  bilden  künnen,  hielten 
es  aber  wegen  des  mangelnden  Ter- 
bindungsgliedes  zwischen  den  in  Frage 
kommenden  Stoffen,  weil  dieselben  alüu 
heterogen  sind,  für  angemessener,  di^ 
selben  im  Folgenden  in  alphabetischer 
Beibenfolge  zu  berühren. 

Noch  immer  erregt  es  mitunter  Staunen, 
wenn  bei  dem  Schmelzen  von  A  cid  um 
earbolicum  eine  Flasche  springt;  das 
kann  sogar  passiren,  ohne  dass  ein  Schmel- 
zen beabsichtigt  ist,  wenn  die  Tempersr 
tursteigerung  gerade  dazu  geeignet  ist* 
Indem  nämlich  an  einem  massig  warmen 
Orte  (25  bis  30^),  sei  es  nun  ein  Wasser- 
bad oder  ein  Trockenschrank,  die  ganze 
Masse  der  GarboIsäm*e  ausgedehnt  wird, 
ohne  dass  Schmelzen  eintritt,  ist  ein 
Sprengen  der  Flasche  möglich;  dass  es 
nicht  immer  passirt,  ist  der  Widerstands- 
nihigkeit  des  Glases  zuzusehreiben.  Völlig 
gefahrlos  für  die  Flaschen  schmilzt  man 
die  Karbolsäure,  indem  man  die  Flaschen 
mehrmals  hinter  einander  auf  einige  Au- 
genblicke rasch  in  ein  50  bis  60^  warmes 
Wasserbad  eintaucht  und  wieder  heraus- 
nimmt. Hierdurch  wird  erstens  das  Glas 
ausgedehnt,  bevor  die  Garbolsäure  dieses 
zu  thun  vermag  und  ausserdem  deren 
äusserste  Schicht  abgeschmolzen;  findet 
nun  bei  weiterer  Erwärmung  eine  Aus- 
dehnung des  Garbolsäureklumpens  statt, 
so  wird  dadurch  der  bereits  geschmolzene 
Antheil  verdrängt,  das  Gef&ss  aber  nicht 
gesprengt. 

Die  synthetische  Garbolsäure 
seheint  sich  nicht  sehr  eingeführt  zu 
haben,  wofür  wohl  ihr  höherer  Preis 
und  der  Umstand  verantwortlich  zu 
machen  sind,  dass  sie  ebenfalls  dem 
Both  werden  unterworfen .  ist.  Von  den 
zwei  Methoden  zur  Darstellung  künst- 
licher Garbolsäure,  ist  die  eine  die  längst 
bekannte  und  für  die  Herstellung  von 
Phenolen  typische,  nach  welcher  benzol- 
seh wefelsaures  Natrium  mit  Aetznatron 
geschmolzen  und  die  Schmelze  durch 
Säure  zerlegt  wird.  Nach  der  zweiten 
Methode  wird  Anilin  in  verdünnter 
Schwefelsäure  gelöst-,  und  der  nochheissen 
Flüssigkeit  Natriumnitrit  zugefügt.    An- 


fangs entsteht  hierbei  wohl  schweftl'- 
saitresDiazobenzoI,  das  aieh  jedodi  tt 
der  heisaen  FUlasigkeit  sofort  UBth^f^ 
indem  Garbolsäure  Entsteht  und  ^A- 
Stoff  gasförmig  entweicht. 

Hinsichtlich  des  Acidam  «itrieam 
ist  darauf ;  aufmerksam  gemacht  woitlen, 
dass  die  Prüfung  auf  S<£wefelsättre. nach 
dem  Arzneibuohe  zu  scharf  sei  und  der 
Eintritt  einer  sehwaehen  Opalescei^z  beim 
Zusatz  von!  Baryumnitrat  hseh  5  Mimiten 
gestattet  sein  möge;  demgegenütier  wurde 
gleichzeitig  auch  eine  Prüfung  auf  •  ;fo- 
ryum,  das,-  von  der  Ansfällung  der.Schwer 
fehsäure  hiMTühlrendv  sieh  im  Präparate 
befinden  könlite,  :al8-  erwünscht  ,be^ 
zeichnet   ..  •   .^'    :         . ..  ,  •  i  . 

Die  Fabrikation  des  Adeps  Pelrölßi 
aus  den  Itmerikanisehen  Pettoleamrück-» 
ständen  ist  des ;  hohen  .  fiingangszolls 
wegen « -  dem  zur  Vaseliniabrikation  die- 
nende Mineralöle .  üntejriiegen ,  im  Zdl- 
verein  sehr  erschwert;  di«  Fabrikanten 
sind  deshalb  gezwungen,  die  Fabrikation 
ausserhalb  des  Zollvereins  ausführen. zu 
lassen. 

Für  Ammonium  chloratum  hat 
man  vorgeschlageni  dass  die  im  Arznei- 
buche Vorgeschriebene  Prüfung  auf  Thaer* 
producte  mittelst  Salpetersäure  durch 
eine  andere  schärfere  Prüfung  mittelst 
Permanganat  ersetzt  werden  m^ga,  da 
man  auf  diese  Weise  diejenigen  Salmiakr 
Sorten  auszusehliessen  vermag;,  welche 
anfangs  se^r  weiss  und  sonst  von  tadel- 
loser Beschaffenheit  sind ,  aber  .  naeh 
kurzer  Zeit  der  Aufbewahrung  eine  gelb- 
liche FärbuJig  annehmen. 

Aus;  dem  Kraute  ,  von  Anagallis 
arvensis,  das  in  gewissen  Gegenden 
Italiens  ^  Warzenkraut'  genannt  wird, 
ist  ein  Fibrin  und  Fleisch  in  verhält- 
nissmässig  kurzer  Zeit  auflösendes  Fer- 
ment dargestellt  worden,  wodurch  der 
Buf  dieser  Pflanze ,  hinsichtlich  der.  anf-* 
lösenden  Eigenschaften  ihres  Saftes  auf 
Warzeh  gerechtfertigt  wird. 

Die  Prüfung  der  Aq;na  dedtiliata 
nach  dem  Arzneibuche  läset  eine  be- 
sondere auf  Salpetrigsäure,  etwa  mit  Jod- 
zinkstärkelösung  und  verdünnter  Schwe- 
felsäure, vermissen ;  ebenso  wurde  es  als 
wünschenswerth  beceiehnet,  die  Prüfung 
des  Wassers   auf  Ammoniak,    die  jetzt 


miUelHi  QueekHÜberoblodd  geschieht, 
dur<di  das  nschärfere*'  NesBler'sehe  Be- 
«geas  flusföbren  m  lassen,  das  audh  ge- 
bundenes  Ammoiiiak  anseigt,  während 
Qüecksiiberchlorid  nur  mit  freiem  Am- 
moniaif'  reagirt.  * 

•Die  Afecanuss,  deren  Aufnahme  in 
dss  ArzniNboeh  seiner  Zeit  vielfaeh  Ver- 
wandemng  erregle,  weil  man  nicht 
wusstev  dass  dieselbe  als  Mittel  eegen 
Bandwarm  £Qr  Schafe  Verwendung  findet« 
ist  hinstehtlicb  ihrer  wirksamen  Bestand- 
thetle*  untersacht  worden.  Aus  den  nun- 
mehr abgeschlossenen  Arbeiten  geht  her* 
TOrv  dass  der  wirksame,  Bandwurm  trei- 
bende Stoff  das  giftig  wirkende  Areco* 
lin  ist;  die  übrigen  Bestandtheile  Afeca- 
in/Areealdin,  Guavacin,  die  unter  sich 
und  mit  dem  Arecolin  in  Beziehung 
stehen,  sind  nicht  giftig.  Ausserdem 
entbluten  die  Areeaudsse  noch  Cholin. 

iFflr  die  Prüfung  des  Argen  tum  ni- 
trieuiki  auf  Blei  ist  .?on  verschiedenen 
Seiten  darauf  aufmerksam  gemacht  wor* 
dBür  dass  man  die  verdünnte  Schwefelsäure 
warm  der  Silberlösung  zusetze,  weil  sich 
in  kalten  Flüssigkeiten  leicht  Silbersul- 
fat ausscheidet,  welches  schwer  wieder 
in  Lösung  geht  und  deshalb  leicht  flir 
Bleisulfat  gehalten  werden  kann. 
.  Ueber  Balsame  und  Harze  ist  von 
vielen  Seiten  reiches  Material  für  die 
Untersuchung  geliefert  worden,  es  bleibt 
aber  immerhin  eine  misslicbe  Sache, 
nanäentlich  bei  den  Balsamen,  die  ein 
Gemisch  wechselnder  Mengen  von  Harz 
und  ätherischen!  Oel  sind,  auf  die  Säure-, 
Ester-,  Yerseifungs-  und  Jodzahl  hin 
einen  Nachweis  etwaiger  Yerftlschungen 
zu  gründen.  Betreffs  des  Balsamum 
Peru  vi  an  um  ist  von  berufener  Seite 
demgegenüber  auf.  das  specifische  Ge- 
wicht hingewiesen  worden,  weil  derselben 
in  langjähriger  Praxis  noch  kein  ge^ 
f&lschter  Balsam  zugegangen  ist,  der  das 
richtige  specifische  Gewicht  gehabt  hätte. 

Da  harter  Tolubalsam  selten  impor- 
tirt  wird,  helfen  sich  die  Importeure, 
indem  sie  dem  weichen  Balsam  die  nö- 
thige  Menge  Colopbonium  zusetzen,  um 
ein  Balsamum  Tolutanum  von  der 
Gonsistenz  wie  sie  das  Arzneibuch  for- 
dert, zu  erhalten.  Auch  hier  sind  die 
oben^nannten     ün  tersuchungsmetfa  o  d  en 


für  die  Wertbschätzung  unbrauchbar. 
Zum  Nachweis  des  Ooiophoniums  in  To- 
lubalsam ist  jedoch  die  von  Schmidt  an- 
gegebene Probe  brauchbar,  nach  der  man 
den  Tolubalsam  mit  Schwefelkohlenstoff 
auszieht,  das  Filtrat  verdunsten  lässt,  den 
Yerdunstungsrückstand  in  Essigsäure  löst 
und  concentrirte  Schwefelsäure  hinzugiebt, 
wobei  eine  rothe  Färbung  auftritt,  wenn 
Golophonium  im  Tolubalsam  enthalten 
war.' 

Ueber  die  Behandlung  der  Blutegel 
tauchen  des  öfteren  neue  Bathschläge 
auf;  dem  ist  jedenfalls  zuzustimmen,  dass 
man  sie  nicht  in  GlasgefiLssen  an  das 
helle  Licht  setzen,  sondern  mehr  im 
Dunkeln  halten  soll,  auch  das  allzuhäufige 
Waschen  mit  kaltem  Wasser  und  ein 
damit  verbundenes  Abreissen  der  Egel  von 
der  Gefässwandung  ist  schädlich.  Ob  der 
sog.  Schleimkrankheit  wirklich  ein 
Mikroorganismus  als  Ursache  zu  Grunde 
liegt  oder  ob  derselbe  -  sieh  nur  neben- 
sächlich in  den  Sehleim  der  kranken 
Egel  eingebettet  vorfindet,  ist  eine  noch 
offene  Frage.  Nicht  unangebracht  ist 
es,  hierbei  daran  zu  erinnern,  dass  vor 
Jahren  ein  kleiner  Zusatz  von  Salicyl- 
säure  zu  dem  Wasser,  in  dem  die  Blut- 
egel sich  befinden,  empfohlen  wurde; 
vielleicht  tödtet  die  Salicylsäure  die  von 
Werner  gefundenen  Mikrokokken 

In  derselben  Weise  wie  Ghloralhjdrat 
und  Antipjrin  beim  Zusammenreiben  sich 
verflüssigen  und  zu  dem,  Hypnal  genann- 
ten, Arzneikörper  vereinigen,  geben  Bu- 
tjlchloralhjdrat  und  Antipyrin  das  Bü- 
tyl  hypnal,  das  ebenfalls  als  Schlaf- 
mittel Verwendung  finden  soll. 

Da  bekanntlieh  Gampbora,  wenn 
sie  mit  Spiritus  in  Pulverform  gebracht 
worden,  bei  der  Aufbewahrung  im  Ge- 
f%ss  leicht  in  den  krystallinischen  Zustand 
übergeht,  so  dass  man  den  Eampher  be- 
hufs Verreibung  mit  Zucker  etc.  zur  Her- 
stellung von  Pulvern  nochmals  zerreiben 
muss,  ist  bekannt  Dass  sich  hierzu  seiner 
Flüchtigkeit  wegen  A  et  her  vorzüglich 
eignet,  sei  nebenbei  bemerkt.  Um  eine 
sehr  feine,  nicht  zusammenballende  Gam- 
phora  trita  zu  erhalten,  wurde  kürzlieh 
wieder  die  bekannte  Ausfällung  des  Eam- 
phers  aus  spirituöser  Lösung  durch  Wasser 
in  Erinnerung  gebracht.    Dass  das  Kam- 


^10 


pherpulver  auf  diese  Weise  sehr  fein  aus- 
fallt^ ist  nicht V zu  bestreiten,  aber  erhält 
Wasser  5^urüek,  welches  an  der  Luft  auch 
nicht  Yölltg  fortgeht,  so  dass  man  auf 
diese  Art  mehr  Oamphora  trita  erhält, 
als  man  Eampher  anwendete !  Ein  DrCtcken 
des  feuchten  Eampherpulvers  zwischen 
Piltrirpapier  ist  nicht  ausführbar,  weil 
der  Kampher  dabei  feste  Stücken  bildet, 
und  ein  Trocknen  bei  einer  über  der 
Zimmerwärme  liegenden  Temperatur  ist 
der  Flüchtigkeit  des  Eamphers  wegen 
ebenfalls  ausgeschlossen. 

Man  wird  deshalb  bei  der  alten  Me- 
thode, Kampher  zu  zerreiben,  bleiben 
müssen,  jedoch  statt  des  wohl  allgemein 
benützten  Weingeistes  durchgängig  Aether 
dazu  verwenden,  der  sehr  rasch  ein 
höchst  feines,  sehr  weisses  Kampher- 
pulver giebt,  was  bei  „Cito"-Recepten 
nur  erwünscht  sein  kann.  Als  Ersatz ^ 
mittel  für  den  Kampher  zum  inner- 
lichen Gebrauch  hatte  man  geglaubt,  die 
geruchlose  Camphocarbonsäure 
heranziehen  zu  können;  es  hat  sich  aber 
gezeigt,  dass  dieselbe  therapeutisch  voll- 
ständig unwirksam  ist.  Dagegen  ist  die 
künstliche  Darstellung  des  Kamphers  um 
einen  bedeutenden  Schritt  vorwärts  ge- 
kommen, nachdem  die  früheren  Methoden 
keine  praktische  Bedeutung  erlangt  haben. 
Das  neue  Verfahren  geht  von  dem  aus 
Bohterpentin  durch  Destillation  erhält- 
lichen Terebenten  aus,  durch  welches  man 
Chlor wasserstoflfsäure  streichen  lässt,  wo- 
rauf man  die  von  flüssigen  Isomeren  ge- 
trennte Ghlorwasserstoffverbiudung  mit 
Alkalicarbonat  zerlegt.  Das  abgeschiedene 
Oamphen  wird  in  Dampfform  mit  Ozon 
oder  ozonisirter  Luft  zusammengebracht, 
wobei  die  Oxydation  des  Gamphens  zu 
Kampher  vor  sich  geht. 

In  wie  weit  das  Geheimmittel  „Gam- 
phar,  das  beste  gegen  Gholera''  etwas 
mit  Kampher  zu  thun  hat,  ist  nicht  be- 
kannt geworden,  da  das  Mittel  noch  nicht 
untersucht  zu  sein  scheint. 

(FortBetzung  folgt.) 


Die  Herstellung  von  gefillltcjn  sehwerel- 
sauren  Kalk  aas  den  Ablaugen  der  ^mnio- 
niak-8odafal>rikatlon.  Von  H.  Schreib.  Cbem.- 
Ztg.  189*2,  Nr.  9H,  S.  1636. 


üeber  den  Nachweis  von  Jod 
in    organischen   Verbindungen. 

Der  Nachweis  der  Halogene  in  or- 
ganischen Verbindungen  geschieht  be- 
kanntlich in  der  Weise,  aass  man  die 
zu  prüfende  halogenhaltige  organische 
Verbindung  mit  der  zehnfachen  Menge 
chlorfreien  gebrannten  Marmors  oder 
chlorfreien  und  wasserfreien  Natriam- 
carbonats  mischt  und  das  X^emenge  ei- 
nige Zeit  lang  glüht.  Der  Glttartick- 
stand,  welcher  die  Halogene  4kn  Galciiim, 
bez.  an  Natrium  gebunden  enthält ^  wird 
in  Salpetersäure  gelöst  und  die  Lösung 
mit  Silbernitrat  geprüft. 

Man  kann  die '  Anwesenheit  von  Ha- 
logenen auch  dadurch  nachweisen;  dass 
man  eine  kleine  Menge  des  zu  unter- 
suchenden Körpers  mit  Kupferoxyd  an  der 
Schlinge  eines  Platindrahtes  in  die  nicht 
leuchtende  Flamme  des  Bunsenbrenners 
bringt.  Bei  Gegenwart  von  Halogenen 
wird  die  Flamme  vorübergehend  blau- 
grün gefärbt. 

Was  nun  den  Nachweis  von  Jod  in 
organischen  Verbindungen  betriflt,  so 
kann  man  sich  hierzu  noch  eines  ein- 
facheren Mittels  als  der  vorhergehend 
genannten  bedienen,  nämlich  der  concen- 
trirten  Schwefelsäure.  Dieselbe  wirkt  in 
der  Hitze  zerlegend  auf  jodhaltige  or- 
ganische Körper  ein,  indem  Jod  abge- 
spalten wird,  welches  an  seinen  violetten 
Dämpfen  kenntlich  ist.  Auch  anorga- 
nische jodhaltige  Körper  werden  in  glei- 
cher Weise  unter  Jodabspaltung  durch 
concentrirte  Schwefelsäure  zerlegt.  Ist 
das  Jod  in  Form  von  Jodsäure  in  dem 
Molekül  der  Verbindung  enthalten,  so 
muss  man  zwecks  Beduction  eine  kleine 
Menge  Zinkstaub  dem  zu  prüfenden  Kör- 
per hinzufügen,  und  dann  erst  mit  Schwe- 
felsäure erhitzen  um  das  Auftreten  der 
violetten  Joddämpfe  beobachten  zu  können. 

Die  Einwirkung  der  conc:  Schwefel- 
säure auf  jodhaltige  Körper  in  dem  an- 
gedeuteten Sinne  ist  bereits  bekannt, 
aber  sie  ist  meines  Wissens  zum  Nach- 
weis von  Jod  besonders  in  organischen 
Körpern  noch  nicht  benutzt  worden.- 

Diese  Beaction  erscheint  auch  beson- 
ders geeignet,  die  Identität  jodhaltiger 
Arzneikörper  mit  Bezug  auf  ihren  Jod- 


•11 


gebalt  festzustellen.  Uebergiesst  man 
in  meinem  Beagensglase  eine  kleine  Menge 
von  Jodoform,  Jodol,  Jodopyrin,  Aristol, 
Jodophenin,  Kalium  sozojodolienm,  Eu- 
ropben  oder  anderen  (zu  Arzneizwecken 
benetzten)  jodhaltigen  Eürpem  mit  einigen 
Tropfen  concentrirter  Schwefelsäure  und 
erwärmt,  so  findet  sofort  ein  reichlicbes 
Auftreten  violetter  Joddämpfe  statt. 

Thwns. 

Aus  der  1893er  Freisliste  der 

Gelatinekapsel- Fabrik  von  6.  Fohl 

in  Schönbaum  bei  Danzig. 

Der  Torrede  zn  dieser  soeben  ausgegebenen 
Preisliste  entnehmen  vir  nachstehende  An- 
gaben, die  TOB  Interesse  fnr  unsere  Leser 
sein  dfirften. 

Nach  den  Veröffentlichungen  Sommer- 
brodfs,  in  welchen  er  Tagesgaben  Yon 
1,0  bis  4,0' g  Kreosot  empfahl,  werden 
die  Kapseln  mit  hohen  Dosen  Kreosot  be- 
Yorzngt;  die  Dosis  von  0,1  g,  welche  frdher 
als  eine  starke  galt,  ist  jetzt  die  gebräuchliche 
geworden ,  nnd  selbst  Kapseln  mit  0,5  g 
Kreosotgehalt,  gehören  nicht  zn  den  Selten- 
heiten. Da  SofMnerbrodt  ieizi  die  Mischnog 
mit  Leberthran  derjenigen  mit  Toln- 
b  als  am  yorzieht,  so  ging  anch  nach  seiner 
VerOffentlichnng  die  Nachfrage  nach  letzterer 
Mischung  YöUig  znrück;  es  müssen  aber  doch 
der  Tolnbalsammischnng  gewisse  Vorzüge 
anhaften,  denn  trotz  des  angünstigen  Ur- 
theils  jenes  Gelehrten  hat  sich  der  Absatz 
dieser  Kapseln  langsam  aber  stetig  wieder 
erholt.  Die  Praxis  giebt  hier  anch  der  Prüf* 
nng  im  Probirglase  nichtrecht,  denn  während 
eine  mit  0,1  g  Kreosot  nnd  0,2  g  Leberthran 
gefüllte  Kapsel  in  10  ccm  Wasser  yon  40^ 
binnen  zwei  bis  drei  Minuten  bei  gelindem 
umschwenken  so  weit  sich  iCst,  dass  die 
Gelatine  verschwunden  ist  nnd  das  ölige  Ge- 
misch obenauf  schwimmt,  leistet  eine  in 
demselben  Yerhältniss  mit  Kreosot  und  To- 
lubalsam  gefüllte  Kapsel  weit  mehr  Wider- 
stand. Zwar  ist  die  Kapsel  innerhalb  der 
gedachten  Zeit  geöfifbet,  der  klebrige  Balsam 
überzieht  jedoch  meist  den  Best  der  Kapsel 
und  hindert  die  fernere  Einwirkung  des 
Wassers. 

Es  mögen  diese  Verhältnisse  auch  da 
nicht  unberücksichtigt  bleiben,  wo  es  sich 
um  eine  Prüfung  der  Gelatinekapseln  auf 
ihre  Löslich k ei t  handelt. 


Von  der  Rückkehr  vom  Taberkulin  als 
Schwindsuchtsmittel  zum  Kreosot  hat  auch 
das  Guajakol  Nutzen  gezogen,  sein  Ver- 
brauch nimmt  stetig  zu ,  obwohl  er  sich  mit 
dem  des  Kreosots  nicht  messen  kann.  Einen 
eigentbümlichen  Eindruck  muss  die  That- 
sache  machen,  dass  auch  Guajacolum 
carbonicum  vielfach  in  Kapseln  verlangt 
wird,  obwohl  es  eigens  dargestellt  worden 
ist,  um  ein  geschmackloses  Guajakolpräparat 
zu  schaffen.  Es  zeigt  dieser  Umstand  deut- 
lich, wie  wenig  sich  der  Geschmack  für  be- 
stimmte Formen  festnageln  lässt;  so  gnt 
wie  es  Personen  giebt,  die  Chinin-  und 
Rhabarbertabletten  mit  Vergnügen  zerkauen, 
so  gut  finden  sich  auch  Leute,  die  Natrium- 
satioylat  oder  Pepsin  nur  in  Gelatinekapseln 
einzunelimen  vermögen  I 

Bei  den  notorischen  Fälschungen ,  denen 
das  0  st  in  diso  he  Sandelholzöl  aus- 
gesetzt ist,  und  bei  dem  Fehlen  jedes  zuver- 
lässigen Anhaltspunktes  zu  einer  Werth- 
schätzung  auf  chemischem  Wege,  muss  man 
dem  eingeführten  Gele  das  grösste  Miss- 
trauen entgegenbringen. 

6.  PoM  verwendet  nur  das  aus  zuver- 
lässiger Quelle  stammende,  in  Deutschland 
aus  Tellichery  -  Holz  destillirte  ostindische 
Oel. 

Die  Hamburger  Choleraepidemie  ist  auch 
für  das  Gelatinekapsel  -  Geschäft  nicht  ohne 
Einfluss  geblieben ;  begehrt  waren  vor  Allem 
Kapseln  mit  Said  und  C  r  e  o  1  i  n. 

Zu  der  häufig  gemachten  Beobachtung, 
dass  so  viele  auftauchende  „Neuheiten" 
längst  Bekanntes  vorstellen,  konnte  0.  Pohl 
insofern  einen  Beitrag  liefern,  als  ihm  sein 
Menthol  er  als  tjWetter's  Taschen  -  Inha- 
lator und  Desinfector,  bestes  Mittel  gegen 
Husten ,  Schnupfen ,  Heiserkeit  etc/'  vorge- 
führt wurde! 

Bei  auffallend  billig  angebotenen  Men- 
tholstiften  war  nicht  nur  Druck  und 
Politur  der  Holzhülse  höchst  mangelhaft 
ausgefahrt,  anch  der  Stift  selbst  war  aus 
völlig  ungereinigtem,  rohen  Menthol  be- 
stehend, demnach  von  graugelber  Farbe  und 
wurde  bei  gelindem  Bewegen  zwischen  den 
Fingerspitzen  schmierig.  Der  Geruch  ver- 
rieth  die  Beimengung  von  flüssigem  japani- 
schem Pfefferminzöl,  dem  Begleiter  des  un- 
gereinigten Menthols,  ja  beim  Auflösen  des 
Stiftes  in  Aether  blieb  eine  nicht  unerheb- 
liche Menge  Schmutz  zurück. 


12 


Eine  eigenartige,  wenn  auch  nicht  phar- 
macentiscbe  Anweodahg  fanden  in  den 
Monaten  April  bis  Jnni  vielfach  Kapseln, 
welche  mit  5,0 g  bis  10,0g  Schwefel* 
kohlen  Stoff  gefallt  sind.  Man  vergräbt 
dieselben  30  bis:  46  em  tief  in  der  Erde  nnd 
will  damit  Beblatts,  Blntlaos,  Engerlinge 
und  Ameisen  vertreiben.  Ob  die  damit  ge- 
machten Erfahrangen  günstige  sind,  wird 
sich  im  nächsten  Frühjahr  ans  der  Wieder- 
holung der  Bezügo  ersehen  lassen. 

Die  vorliegende  Preisliste  hat  verschiedene 
Bereicherangen  erfahren;  vor  Allem  hat  der 
jetzige  Stand  der  Ereoaottlierapie  eine  Man- 
nigfaltigkf*it  von  Formen  geschaffen,  wie  sie 
vorher  nicht  vorhanden  war.  Die  Liste  führt 
60  vprschiedene  Arten  von  Ereosotkapseln 
und  10  verschiedene  Arten  Gaajakolkapseln 
auf.  Neu  hinzugekommen  ist  das  von  OefeU 
gegen  Magenkrebs  empfohlene  Pyok  tan  in, 
das  von  Ehrlich  und  QuUmann  gegen  Ma- 
laria angewandte ,  später  von  AUhen  gegen 
Langentaberkalose  und  von  Nettschajeff  bei 
akutem  morbus  Brightii  versachte  Methy- 
lenblau, das  von  Freund  entdeckte,  bei 
Gebärmutterblatungen  angewendete  H  y  • 
drastininhydrochlorid,  ferner  Qua- 
jacolum  carbonicum,  Semen  Syzigii 
Jambolani  und  Kaliumpermanganat. 


Saccus  Liqniritiae  deporatus 
Marke  Helfenberg. 

Statt  des  nach  dem  Arznei  buche  aus  rohem 
Lakritzen  hergestellten  Saccus  Liquiritiae 
depuratua  ist  mit  Vortheil  ein  aus  der  ge- 
trockneten Wurzel  direct  bereitetes 
Präparat  zu  verwenden ,  wie  es  von  der  che- 
mischen Fabrik  Helf«nberg  bei  Dresden  dar- 
gestellt wird.  Das  Präparat  liefert  klare 
Lösungen  und  besitzt  einen  angenehm  süssen 
Geschmack  ohne  kratzenden  Nebengeschmack. 
Aus  demselben  Präparat  fertigt  genannte  Fa- 
brik Cachou  und  Salm  jaktabletten,  welche  letz- 
teren durch  Comprimiren  des  mit  Salmiak  ge- 
mischten und  gepulverten  Saccus  bjergestellt 
werden.  Caobou  und  Salmlaktabletten  werden 
auch  in  eleganter  Aufmachung  für  den  Hand- 
verkauf geliefert. 


Ueber  Batterantersuohungen. 

Von  Dr.  ■££  Kreis  in  Chnr. 
Die   Frage ,    innerhalb    welcher    Grenzen 
die  Reichert 'MeissVhche  Zahl  reiner  Butter 


schwanken  könne,  ist  tn  den  letzten  Jahren 
der  Gegenstand  zahlreicher  Versuche  gewesen. 
Nachdem  ursprünglich  Reichert  selbst  die 
Zahl  28  als  Minimum  angegeben  hat,  sind 
die  Nahrungsmittelchemiker  durch  ihre  Er- 
fahrungen bald  gezwungen  worden,  tiefer  zu 
gehen.  So  wurde  von  der  freien  Vereinigung 
bayerischer  Chemiker  als  unterste  Grenze  26 
angenommen,  welcher  Bestimmung  im  Jahre 
1888  sich  der  Verein  schweizeriseber  ana- 
lytischer Chemiker  anschloss. 

Seither  sind  indessen  viele  Stimmen  laut 
geworden,  die  auf  Grund  eines  zum  Theii 
gewaltigen  Analysen materials  im  Interesse 
einer  gerechten  Beurtheilung  der  Butter  einen 
noch  niedrigeren  Grenz werth  verlangen« 

Da  mir  in  meiner  Praxis  mehrfach  Butter- 
proben bündnerischer  Abstammung  mit 
Rdchert'Meissr sehen  Zahlen  unter  26  be- 
gegnet waren,  bei  denen  eine  Verfälschung 
kaum  angenommen  werden  konnte,  wurde  es 
mir  ein  Bedurfniss,  mich  durch  eine  aus- 
gedehnte Versuchsreihe  über  die  Schwank- 
ungen der  Rdchert'MeissVschen  Zahl  speciell 
bei  Bnndnerfoutter  zu  orientiren.  Von  durch- 
aus zuverlässigen  Landwirthen  aus  der  Um* 
gebung  von  Chur  erhielt  ich  monatlich  Butter- 
proben, im  Ganzen  75,  die  gleich  nach  ihrer 
Ankunft  analysirt  wurden.  Ich  hoffte  zu- 
nächst einen  Aufschluss  darüber  zu  gewinnen^ 
ob  und  in  welcher  Weise  sich  die  Reichert- 
MeissVsche  Zahl  mit  der  Jahreszeit  ändere, 
denn  beim  Beginn  meiner  Arbeit  waren  mir 
die  umfassenden  Untersuchungen  von  M- 
Schrodt  und  0.  Henaold,  in  denen  der  Nach- 
weis geleistet  ist,  dass  die  Reichert  -  Meissl- 
sehe  Zahl  nur  vom  Stande  der  Lactationszeit 
abhängt,  noch  nicht  bekannt. 

Durch  meine  Versuche  finden  die  Angaben 
der  genannten  Forscher  eine  weitere  Be- 
stätigung, da  alle  Butterproben,  die  eine  30 
übersteigende  Zahl  gabeU,  von  frischgekalbten 
Kühen  stammten.  Wenn  nun  auch  durch 
meine  Analysen  wesentlich  neue  Thatsachen 
nicht  gefordert  worden  sind ,  so  dürfte  doch 
die  Mittheilung  der  wichtigsten  Resultate 
derselben  einiges  Interesse  beanspruchen,  da 
daraus  hervorgeht,  dass  die  aufgestellte  Grenz - 
%ahl  zu  hoch  gegriffen  und  Butter  mit  der 
Reichert  •  Meisstscheu  Zahl  unter  26  keine 
Seltenheit  ist. 

Was  zunächst  den  Fett-  und  Wassergebalt 
betrifft,  so  wurden  als  extreme  Werthe  fol; 
gende  gefunden  : 


18 


Minimam:    MaiiinaiD: 
Fett     .  .     83,9pCt     91,7pCt. 

Wasser      .     .       6,8   „        16,0  „ 
Die  Reichert'MeissPBehen  Zahlen  schwank- 
ten Ton  31,1  hit  34,4;  sie  warden  gefunden 
nnter  33  hei    8  Proben  »±    4  pCt., 
von  33,1— 34   „18       „      =34     , 
34,1—36    ,»   24       ,.      =  82 

17 
13 

Ans  der  S&asammenstellung  der  Monats- 
mittel  ergiebt  sich : 


>• 


»» 


36,1—30 
über  30 


»» 


» 


»» 


19 


=  23,6 
=^  17,8 


Decbr.    Jan.  Febr.     Man 

30,3     37,9  38,6      35,4 

Juni   .  Juli  Aug.  Sept. 

34,1    34,7  33,7  22,7 


April     Mai 
24,9     38,4 

Oct*     Not. 

35,2     30,0 


Zur  Phosphorsiarehefttlmmung  nach  8pica. 

Von  C.  Arnold  and  K.  Wedemeyer,  Zeitschr. 
f.  angew.  Ohem.  1892,  603.  Spiea  hat  vor  einiger 
Zeit  eine  neue  ntaassanalytische  Methode  znr 
Bestimm nng  der  Phosphersänr^  verOffeiitlicht, 
welche  darauf  beruht,  dasB  Kalium ferrisulfat 
sftromtliehe  Phosphorsäare  aus  deren  Deotraler 
Losung  als  F«*rriphoephat  ftllt.  Die  Reactinn 
f:oll  in  der  Kftite  vorgenommen  werden,  die 
PhoFphorsfturclAsuog  frei  von  fremden  Salzen 
sein  und  als  Indicator  soll  Salicylsfture  dienen. 

Verfasser  haben  das  Verfahren  hei  der  Be- 
stimmung der  Phosphorsfture  in  Thomassehlacken 
g^'prüft  und  kommen  su  dem  Sehluss,  dass  die 
BMaltate  wenig  genau  und  dass  neben  der  ver- 
langten d^rOsseren  Arbeitszeit  auch  die  Kost- 
Bpieligkeit  des  Verfahrens  dasselbe  wenig 
empfeblenswerth  erscheinen  lasse. 

Th. 


g.    Schweig.  Woehensi^r.  f,  Chem,  u.  Pharm. 


Therapeutische  Mittheilnngren. 

Zur  Prophylaxis  das  Augd&trippors  1  ^^^^^  ^o°  Neugeborenen  ins  Auge  geratben 

der  Erwachflenen  and  zur  Therapie 


der  Blennorrhoea  neonatoram. 

Von  Dr.  Wolffberg. 

Nach  des  Verfassers  Erfahrungen  besteht 
bei  der  Infeetion  des  Auges  eines  Erwachsenen 
durch  Gonococcen  nur  innerhalb  der  ersten 
Stnnde  uach  stattgehabter  Infection  die  Mög- 
lichkeit —  keineswegs  die  Sicherheit  —  das 
betreffende  Auge  au  retten.  In  den  gfinstigsten 
Fällen  kommt  es  zu  einem  Leukom,  das  so 
viel  Hornhaut  frei  iässt,  als  zur  känstlichen 
Pupillenbildung  gerade  noch  erforderlich  ist. 
Dass  die  Blennorrhoe  des  Erwachsenen  un- 
gleich schwerer  verläuft  als  die  Blennorrhoe 
des  Neugeborenen,  liegt  wahrscheinlich  an 
der  Verschiedenheit  des  anatomischen  Baues 
der  Bindebaut  in  den  verschiedenen  Alters- 
stufen. 

Die  Infectjonsquelle  ist  bald  Gonorrhöe 
der  Harnröhre,  bald  die  der  Scheide  oder  die 
der  Aogen  von  Neugeborenen.  In  jedeni  der 
Verfasser  bekannten  Fälle  wäre  die  Infection 
zu  vernaeiden  gewesen,  wenn  das  betreffende 
Individuuni  Kenntniss  der  Ansteckungsgefabr 
besessen  hätte.  Verfasser  giebt  deshalb  den 
Angehörigen  einen  an  Blennorrhoe  leidenden 
Kindes  einen  Belehrungszettel  mit,  aus 
welchem  Folgendes  mitgetheilt  sein  mag : 

Der  Eiter  bei  der  Augeneiterung  der  Neu- 
geborenen ist  im  höchsten  Grade  ansteckend. 
Bei  Neugeborenen  kann  rechtzeitige  richtige 
Behandlung  dsa  Augenlicht  völlig  erhalten; 
beim  Erwachsenen,  dem  auch  nur  eine  Spur 


ist  Rettung  fa^t  unmöglich. 

Um  das  eiternde  Auge  des  Neugeborenen 
vor  der  Erblindung  zu  schützen,  hat  man 
den  Eiter  mit  einer  verdünnten  Kalium- 
permanganatlösung  sorgfältig  abzu- 
waschen. Zuerst  wird  der  Eiter  äusserlich 
von  den  Lidern  und  Lidrändern  mit  dem 
durchfeuchteten  Wattebäuschchen  entff!rnt, 
ohne  dass  das  Auge  selbst  dabei  geöffnet 
werden  darf.  Die  mit  den  Wattebäuschchen 
oder  auch  dem  Eiter  in  Berührung  gekom- 
menen Finger  trocknet  man  mit  einem  der 
bereit  liegenden  Stücke  Leinwand  ab  und 
wirft  die  benutzte  Watte,  sowie  die  benutzte 
Leinwand  in  den  Ofen. 

Nachdem  die  Lider  und  Lidränder  äusser- 
lich gründlich  gesäubert  und  etwas  abge- 
trocknet sind,  öffnet  man  ein-  bis  zweimal  die 
Lidspalte,  wobei  aber  die  denkbar  grösste 
Vorsicht  durchaus  nöthig  ist.  Es  kann  näm- 
lich dabei  Eiter  oder  mit  Eiter  gemischte 
Thränen  weit  heraus  und  der  Pflegeperson 
ins  Gesicht  spritzen.  Besonders  lieicht  tritt 
dies  ein,  wenn  die  Lider  wegen  starker 
Schwellung  oder  weil  sie  das  schreiende  Rind 
fest  zusammenkneift,  nur  gewaltsam  geöffnet 
werden  können.  Am  besten  geschützt  ist 
man,  wenn  man  bei  der  Reinigung  eine 
Schutzbrille  mit  grossen  farblosen  Muschel- 
gläsern trägt. 

In  jedem  Falle  hat  man  beim  ersten  Oeffnen 
des  eiternden  Auges  sein  Gesicht  in  gehöriger 
Entfernung  zu  halten,  und  ferner  tbut  man 
gut,  nicht  beide  Lider  mit  einem  Male  abzu- 


14 


ziehen,  sondern  w&farend  mkn  nli  der  einen 
Hand  das  unfere  Lid  abzieht,  hält  man  mit 
der  anderen  Hand  einen  Wattebausch  so  anf 
das  obere  Lid,  dass  der  hervorquellende  oder 
spritzende  Eiter  gleich  ron  dem  Wattebausch 
aufgenommen  wird.  Sodann  wechselt  man 
uud  zieht  das  obere  Lid. ab»  während  man  die 
Watte  auf  das  untere  hftlt. 

Erst  dann,  wenn  beim  abwechselnden  Ab- 
ziehen der  Lider,  kein  Eiter  mehr  von  selbst 
zum  Vorschein  kommt,  darf  man  mit  einem 
frischen,  gut  ausgedrückten  Wattebausch  die 
Innenfläche  der  Lider  selbst  gründlich  ab- 
wischen, falls  die  Schwellung  dies  gestattet. 

In  dieser  Weise  müssen  die  eiternden 
Augen  mindestens  alle  10  Minuten  gereinigt 
werden.  Zeigt  sich  beim  Oefinen  der  Lid- 
spalte kein  Eiter  mehr,  so  hat  man  trotzdem 
alle  10  Minuten  die  Lidspalte  zu  öffnen,  um 
sich  zu  überzeugen,  dass  die  Lidränder  nicht 
verkleben.  Das  fernere  Verkleben  wird  ver- 
hindert, wenn  man  ein  wenig  Vaselin  auf  die 
Lidränder  streicht. 

In  grosse  Gefahr  können  die  Augen  des 
Kindes  geratben,  wenn  man  ihm  die  Hände 
frei  lässt. 

Um  die  Gefahr  der  Ansteckung  zu  ver- 
meiden, genügt  es  nicht,  dass  man  bei  der 
Reinigung  des  eiternden  Auges  vorsichtig  sei, 
sondern  man  soll  stets  daran  denken ,  dass 
jeder  Gegenstand,  der  mit  dem  eiternden 
Auge  in  Berührung  kommt,  gefährlich  werden 
kann.  Solche  Gegenstände  sind  ausser  den 
Wattebäuschchen  und  Leinwandstücken  die 
Finger  der  Pflegepersonen  und  der  R  o  p  f - 
theil  des  Tragebettes,  auch  andere 
Wäschestücke. 

Wer  immer  auch  mit  der  Pflege  des  augen- 
kranken Neugeborenen  zu  thun  hat  oder 
sonst  mit  ihm  in  Berührung  kommt,  mache 
es  sich  zum  strengen  Gesetze,  niemals  aus 
irgend  einer  Veranlassung  sich  mit  den 
Fingern  ins  Auge  zu  kommen. 

Ist  dennoch  das  Unglück  geschehen,  hat 
Jemand  Eiter  ins  eigene  Auge  bekommen,  so 
muss  das  Auge  so  schnell  wie  möglich  reich- 
lich mit  frischer  dunkelrother  Lösung  von 
Kaliumpermanganat    ausgewaschen    werden. 

Brlefw 

K^  L.  inr  Kischliieff«  Wir  empfehlen  Ihnen 
die  BachhaDdlung  von  jFV.  Eiufen  Köhler  in 
Gera-Untermhaus. 

B<-  H#  in  P>    Anleitung  zur  Anlegung  von 


Ist  ein  Arzt  nicht  gleich  zur  Stelle,  so  giesst 
man  sich  dann  1  bis  2  Tropfen  einer  zwei- 
procenügen  Höllensteinlösung  ein  und 
mächt  bis  zum  Erscheinen  des  Arztes  Eis- 
umschläge. 

Zum  Schluss  weist  Verfasser  auf  die  Heil- 
wirkung des  neuerdings  Ton  lAebrecht  und 
Heinz  in  den  Arzneischatz  eingeführten 
Alumnols*)  bei  der  Blennorrhoea  neonato- 
rum hin  und  hält  die  Anwendung  desselben  fSr 
empfehlenswerth.  Die  vierprocentige  Lösung 
verwandelt  den  im  Auge  befindlichen  Eiter 
augenblicklich  in  ein  weissliches  Gerinsel  und 
dringt  dabei  wie  mit  einem  Sehlage  in  sämmt- 
liehe  Falten  und  Taschen  der  geschwollenen 
Bindehaut  ein,  aus  welcher  sich  der  umge- 
wandelte Eiter  dann  bequem  herauswaschen 

lässt.  Th. 

Therap.  MonaUh.  1892,  Nr,  X9,  8.  644, 


*)  Ph.  C.  88,  697. 


Localbehandlang^  des  Lupus  mit 
schwefliger  Sfture. 

Ä,  Harrisan  verordnet  eine  Lösung  von 
Natriumthiosulfat  (Nr.  I)  und  eine  Salzsäure- 
lösung (Nr.  II)  und  lässt  mit  Nr.  I  Nachte, 
mit  Nr.  II  während  des  folgendes  Tage«  Um- 
schläge machen.  Es  bildet  sich  dadurch  in 
dem  Gewebe  Schwefel  und  sehweflige  Sfture. 
Die  Behandlung  muss  consequent  längere 
Zeit  fortgesetzt  werden  und  bewirkt  dann 
vollständige  Zerstörung  der  lupös  erkrankten 

Partien.  Th. 

Nach  Therap.  Manatsh.  1892,  Nr.  12,  S.  176. 


Einderstreupulver. 

Qaemo  hat  nach  Schweiz.  Wochensebrift 
f.  Chem.  u.  Pharm,  ein  folgendermassen  zu- 
sammengesetztes^ Rinderstreupulver  bewährt 
gefunden : 

Gebrannter  Alaun  .     .     .       15  Th. 
Borsäure .     .  .     .     .>       15 ..  ^ 

Gefälltes  Calciumcarbonat     150    „ 

Stärke 250     „ 

Karbolsäure.     .     ...         3     » 
Citronenöl  zum  Parfümiren. 

ecliseL 

Apotheken  finden  Sie  auf»,  beste  in  dem  JECand- 
buche  der  praktischen  Pjb(armacie  von  DDr. 
Beckurts  und  Hirsch''  Stuttgart  1887.  t'erd. 
Enke. 


VerUgvr  otH  Terantwortlietaer  RedMtenr  Dr.  K.  «elMler  in  Dreadeo. 


Apotheker  «eory  Dallmann's 

Kola- Pastillen,  Kola -Wein, 

£l&k.eEFf.,Terk.l[.L—  und   Elnk.lL126,Twk.l.76. 

Tamarinden- Essenz 

k Hl* IL4.75  (Bueeptarpnu  lOfi^lOrt.).  >/>  H. M.I.2S  (Yerk. M. I.7B],  V. Fl. H. 0.70 (Vert.H. 
Mlide  renUble  Bftndverkaa&-AiiJk«I.    Fraiica-Liflfeniiig.    St&Ddige  Reclame. 

Fibrik  ckea-flin.  frupinli  DaHmann  &  Co.,  Gummersbach  (Rlwiil.). 


^  Jedes  Risico  ausgeschlossen!  '^: 

Gigares  de  Joy  (Wilcox) 

gegen  Asthma  und  BroncMal-Catanh. 

Diesen  cnnent«!!,  in  England  und  Fnnkieich  seit  mehi  (Jb 
20  Jahren  eingefahrten  Handverkaofsartikel  ampfehleD  «ir  dfn 
Herren  CoUegen  mit 

=    a5°/o  Babatt.    = 

Bei  Abnahme  van  12  Schachteln  Franco  -  Zasendnng.  Ver- 
packong  frei.  Sit  Sohitchtetii ,  welche  binneu  12  Monaten  nach 
Bezog  cnerCffnet  tVanco  an  an«  remittirt  werden,  garantiren  wir 
fiückzahlang  des.  BetrageB. 

>,  Beihlen  &  Scholl,  Stuttgart. 


Analgen-Dr.-Vis  | 

D.  R.-P.  60308  aud  GM'!.  ■ 

x:in  neues  Mervlniim  ! 

...    kUniscli  and  privat&rztlich  erfolgreicb  erprobt  gegen  I 

Oicbt-   und  rheumatische  Schmerzen,  Migräne,  Neuralgie  und  '. 

Ischias.     Unangenehme  Nehenwirkuugen  fehlen  Tollatändig.  I 

^ediclnische  ^ocbenichrift  Nr.  Ü,  Berlin,  3.  November  1892.)  | 
AuBfabrllche  Literatur  ta  Diensten. 

Chemische  Fabrik  Dahl  &  Co.,  Barmen.  I 


Signirapparat  rrÄÄ". 

ßtefaiiBii)  in  Olmttt,  aDbauhlbar  inm  Eig> 
niren  der  StanilrenBae,  Schubladen  etc.,  genm 
Dach  Torechri't  der  Pfauinaeo)>.  GennaDiu.  in 
Bcliwaner,  rother  und  weiasPT  Schrift.  Hiilwit: 
ovale  Scbil<<ei  und  k]«ine  Alphabete.  Hoster 
BTati»  nnd  fränco 


Wo  iHmclit  Ktiddnistai? 

Ein    eipnibtei    Mittel 
\t6t  tuM  gwetimiMigw 
rlHuImkuif  liefnt 
I  Dr.  Sohmldt- AoLarW 


peplin 


lll|klnui,lnanM» 


s.il.t.t.^.t^i.i^iil■^n^|■^t■^.^.^^ii^ 


Apotheken- 
Holz-Einriobitimgen 

fertigt 

WlUi.  Wlllma, 

Serrestr.lZ  DRESDEN  Serrestrli 


kkbendM  nnd  ilte  Sorten 
prim. 

fiattapercha -Papier 

•mpfahlcD 

BaeBipeher  &  Co. 

HoflieferanteD. 
Qimmi-  ud  6Bttaperolia-Wa«n&-P»brik 

DreBdeo. 

Mtuttr  tenden  gratii  und  franeo- 


fiigcB  lai  litiotd)tr 

[  analytisch«  und  pharmaceuliiche 

Zwecke. 

Preiiliste  franco. 

Vielfache  Empf^hlong. 

Hugo  Keyl«  MeobaDiker, 


ROBERT  LIEBAU 


CHEMNITZ  '/S. 

specfe  ftraMs  und  rranco 


Prospeefe  araH 


E.  Sacliss«  ft  Co., 

LaIpiI«-K«aflBft& 

Fabrik  garantiit  Teixer 

ätherischer  Oele. 

■■tUr  Md  rrelallrtn  |jlUi  «ad  (Mm*. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heravagegeben  tom 

Dr.  Hermami  Hager  «n«  Dr.  Ewald  Qeissler. 

£rBeheint  jed«  Donnerstikg.  —  Beingg preis  dnreh  die  Poit  oder  den  Bnohluaide] 

fierteljahrlieh  2^0  Mark.     Bei  Zneeadiing  unter  Streifband  3  Mark.     Binxelne  Nummern 

SO  Pf.    Anseigen:  die  einmal  geepaitene  Petit- ZeUe  25  Pf.,  bd  grdeseren  Anieiffen  oder 

Wiederholnngen  Preisermfiseigung.    Expedition;  Dreeden,  RieteolieletraBse  3,  I. 

Sedaetioii:  Prof.  Dr.  E.  Geiseler,  Dreeden,  ObrenBetrasee  40, 
Mltredaeteure:  Dr.  1.  Sohneider-Dreeden,  Dr.  H.  Thome-Berlin* 

M  2.       Dresden,  den  12.  Januar  1893. 


Nene  Folge 
XI Y.  Jahrgang. 


Der  ganzen   Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  und  Phannselei  Rückblick  auf  die  Pharmacie  im  Jahre  1S92.  —  Hinweis.  -—  Ueber  Alamlnium. 

—  Hinweise.  —  Zar  Papierprüfang.  —  JodosobenaoiSsiure.  —  Hinweis.  —  Ueber  die  Theeröl-Belfenlöenngen  in 
ihrer  Anwendnnff  vor  DeslDfeetlon,  Insbesondere  Aber  das  Lysol.  —  Die  qnalitatlTe  PrOfong  des  Jod«  anfCyan. 

—  Hinweis.  —  Thenpentiiehe  Mltthellniiireii  t  Palrerförmlge  medicinische  Seifen.  -;-  Ueber  die  Anwendung  des 
Enrophens.  —  Zar  Behandlung  ron  Sehweissbünden.  —  Tenehledeae  MittkeilRiif ea :  Boraftuiegehalt  des  Hopfens. 

—  Ver&nderung  des  Brodes  beim  Schimmeln.  —  ABselseB. 

Cliemie  nnil  Pliarmaoiea 


Sackblick  auf  die  Pharmacie 
im  Jahre  1892. 

Von  A,  Schneider  in  Dresden. 
(Fortsetzung.) 

Zur  Bestimmnng  des  Chinins  in  der 
Chinarinde  wurde  eine  Methode  bekannt, 
die  in  den  Niederländisch-Indischen  China- 
districten  Anwendung  findet  und  es  zu 
verdienen  scheint,  näher  geprüft  zu  wer- 
den, um  event.  Aufnahme  in  das  Arznei- 
buch zu  finden.   Die  Extraction  geschieht 
nach   der   auch  vom  Deutschen  Arznei- 
buch angenommenen  PröMtWschen  Me- 
Üiode;   während  unser  Arzneibuch  aber 
die     Alkaloide    mit    Natronlauge    fällt, 
werden  sie  nach  der  neuen  Methode  zu- 
nächst als  Tartrate  ausgefällt,  um  nach 
JBeinigang  und  nach  Zusatz  von  Natron- 
lauge     mit     Aether    ausgeschüttelt    zu 

werden. 

'  Nicht  selten  findet  man  in  Eecept- 
formeln  ausländischer  Autoren,  die  in 
medicinischen  Zeitungen  veröffentlicht 
werden,  Ch in inum  bihydrochlori- 
cum  vorgeschrieben;  für  dieses  in 
Deutschland  wenig  gebrauchte  Mittel  er- 


schienen in  jüngster  Zeit  zwei  Vorschrif- 
ten, von  denen  die  eine,  im  Supplement 
zur  Niederländischen  Pharmakopoe  ent- 
haltene, dem  neutralen  Salz  die  nöthige 
Menge  Salzsäure  zufügen  lässt,  während 
die  Italienische  Pharmakopoe  Chinin- 
bisulfat  durch  Chlorbaryum  zu  zerlegen 
vorschreibt.  Das  Supplement  zum  Deut- 
schen Arzneibuche  führt  dieses  Präparat 
gar  nicht  auf,  weshalb  der  Hinweis  auf 
die  beiden  genannten  Werke  gerecht- 
fertigt erscheint. 

Auf  das  nach  dem  Pictet'saiheTL  Ver- 
fahren gereinigte  Chloroform  hatte 
man  grosse  Hoffnungen  gesetzt,  die  aber 
vor  der  Prüfung  nicht  Stand  gehalten 
haben.  Vor  allen  Dingen  ist  nachge- 
wiesen, dass  dem  Pic^c^'schen  Chloroform, 
welches  zweifellos  als  eine  sehr  reine 
Handelssorte  zu  bezeichnen  ist,  eine 
grössere  Haltbarkeit  gegenüber  anderen 
Sorten  nicht  zukommt,  es  wurde  viel- 
mehr constatirt,  dass  ftir  das  „gefroren 
gewesene"  Chloroform  die  vom  Arznei- 
buch vorgeschriebenen  Conservirungsmit- 
tel,  Alkohohuisatz  und  Schutz  vor  Licht, 
ebenfalls  unbedingt  Geltung  haben.  Ueber 


16 


das  Verfahren  selbst,  welches  in  der 
Ptctefschen  Fabrik  Anwendung  findet, 
wird  tiefes  Schweigen  beobachtet;  nur 
so  viel  ist  bekannt,  dass  das  Chloroform 
durch  Druck  und  Kälte  znr  theilweisen  (?) 
Krystallisation  gebracht,  nach  Entfern- 
ung der  Mutterlauge  geschmolzen  und  bei 
vermindertem  Luftdrucke  destilh'rt  wird. 
Auch  über  die  Natur  der  3  pCt.  be- 
tragenden „Rückstände"  ist  herzlich  wenig 
bekannt  geworden;  sollte  denn  deren 
Untersuchung  so  sehr  schwer  sein? 

Kaum  waren  die  Acten  über  das  Ptctet- 
sehe  Chloroform  geschlossen,  so  tauchte 
eine  neue  Methode  auf,  aus  unreinem 
Chloroform  ebenfalls  durch  Krystalli- 
siren  ein  reines  Präparat  darzustellen. 
Man  hatte  beobachtet,  dass  Salicylid 
und  das  homologe  o-Homosalicylid,  die 
Anhydride  der  Salicylsäure  und  der  Kre- 
sotinsäure  (erhalten  durch  Einwirkung 
von  Phosphoroxy Chlorid  auf  letztgenannte 
Säuren),  durch  einfaches  Stehenlassen 
mit  Chloroform  schwer  lösliche  Verbind- 
ungen mit  demselben  eingehen,  in  denen 
das  Chloroform  gewissermassen  dieselbe 
EoUe  spielt,  wie  das  „Krystall'' -Wasser 
in  vielen  anderen.  Weil  keiner  der  als 
Verunreinigung  des  Chloroforms  bekann- 
ten Stoffe  mit  Salicylid  und  Homosalicylid 
in  Verbindung  tritt,  so  schlägt  der  Ent- 
decker der  eben  geschilderten  Thatsachen 
vor,  mittelst  dieses  Verfahrens  das  Chloro- 
form rein  darzustellen.  Da  die  Verbind- 
ungen dieser  beiden  Stoffe  mit  Chloro- 
form sich  beliebig  lange  unverändert 
aufbewahren  lassen  und  zu  ungefähr 
einem  Drittel  aus  Chloroform  bestehen, 
ferner  die  Salicylide  nach  Abgabe  des 
Chloroforms  durch  24  stündiges  Stehen- 
lassen mit  einer  neuen  Partie  Chloroform 
sich  wieder  damit  sättigen,  so  könnte 
dieses  Verfahren  wohl  im  Grossen  aus- 
führbar sein,  wenn  Salicylid  und  Homo- 
salicylid in  grossen  Mengen  und  billig 
herstellbar  sind.  Vor  einigen  Jahren 
war  bereits  eine  sich  leicht  bildende 
Verbindung  von  Berberin  mit  Chloro- 
form bekannt  geworden,  die  aber  weder 
beim  Erhitzen  auf  100^  noch  bei  Ein- 
wirkung von  Säuren  oder  Alkalien  Chloro- 
form abscheidet. 

Das  Deutsche  Arzneibuch  hat  keine 
einzige  für  Cocain  charakteristische 


Beaction  angegeben,  denn  die  Fällung 
durch  Quecksilberchlorid ,  Jodlösung, 
KHlilange  tritt  noch  mit  vielen  anderen 
Alkaloiden  ein;  gleichwohl  waren  zwei 
sehr  auffällige  Identitätsproben  für  Co- 
cain bekannt:  die  Mejsger'sche  Probe  — 
Fällung  von  Cocainchromat  durch  Chrom- 
säure bei  Gegenwart  von  Salzsäure  —  und 
die  Giesersehe  Probe  —  Fällung  von  Co- 
campermanganat  durch  übermangansaures 
Kalium.  —  Die  beiden  Nebenbasen  Cinn- 
amylcocain  und  Isatropylcocain  geben 
zwar  diese  beiden  Reactionen  auch,  sind 
aber  auf  andere  Weise  leicht  zu  er- 
kennen. 

Eine  neue  Cocainreaction,  welche 
der  Vitaltsehen  Beaction  auf  Atropin 
äusserst  ähnlich  ist,  unterscheidet  sich 
dadurch  von  letzterer,  dass  Atropin,  mit 
concentrirter  Salpetersäure  verdampft, 
einen  Bückstand  giebt,  der  durch  alko- 
holische Kalilauge  sofort  violett  gefUrbt 
wird,  während  bei  Cocain  die  Färbung 
erst  eintritt,  nachdem  man  den  mit  amyl- 
alkoholischer Kalilauge  übergossenen 
Rückstand  wieder  auf  dem  Dampf  bade 
erwärmt.  Die  vor  einigen  Jahren  be- 
kannt gewordene  Cocainreaction,  welche 
darin  besteht,  dass  ein  Gemisch  von 
Cocainsalz  mit  Calomel  in  feuchter  Luft 
oder  durch  Anhauchen  schwarz  wird, 
hat  in  dem  Buche  „Beactionen"  von 
Flüchiger  Aufnahme  gefunden.  Die  die- 
ser Beaction  zu  Grunde  liegenden  che- 
mischen Veränderungen  sind  noch  nicht 
bekannt. 

Von  gewissen  Aehnlichkeiten  in  der 
Wirkung  der  Carbolsäure  und  des  Co- 
cains  ausgehend,  hat  man  beide  Körper 
zu  einem  neuen,  dem  Cocainum  phe- 
nylicum  vereinigt,  das  wegen  seiner 
ünlöslichkeit  in  Wasser  von  den  Schleim- 
häuten aus  nicht  in  den  ganzen  Körper 
übergeführt  wird.  In  Folge  dessen  hat 
man  auch  bei  subcutaner  Anwendung 
eine  Vergiftungsgefahr  für  ausgeschlossen 
erachtet,  aber  es  ist  doch  hierbei  zu  be- 
denken, dass  wegen  der  event.  Anhäuf- 
ung des  Cocainsalzes  Cumulativwirk- 
ung  eintreten  kann. 

Keine  chemische  Verbindung,  sondern 
nur  ein  Gemisch  ist  das  Cocainum 
cantharidinicum,  das  man  in  Ghloro- 
formwasser  gelöst  zu  subcutanen  Injee- 


17 


tionen  bei  Lungentuberkulose  verwendet 
hat. 

Die  in  einer  schmalblätterigen  Coca- 
pflanze  aufgefundene  neue  Base,  das 
Benzojl  -  Pseudotropin  oder  T  r  o  p  a  - 
Cocain,  wirkt  sowohl  in  ihrer  natür- 
lichen Form  wie  auch  als  synthetisch 
hergestelltes  Product  qualitativ  dem  Co- 
cam  gleich,  ist  aber  viel  weniger  giftig 
als  letzteres,  so  dass  namentlich  in  der 
Augenpraxis  ein  Feld  für  das  Tropa- 
cocaiü  vorhanden  sein  dürfte. 

lieber  die  Wirkung  des  aus  Cyno- 
glossum  officinale  und  anderen  Bora- 
gineen  dargestellten  Alkaloides  Cyno- 
glossin,  dessen  Giftigkeit  bisher  nur  an 
Fröschen  nachgewiesen  wurde,  ist  Näheres 
noch  nicht  bekannt  geworden. 

Die  Erscheinung  des  Gelatinirens  der 
Infusa  tritt  zwar  bei  verschiedenen  Dro- 
gen ein,  doch  ist  sie  bei  Infusum  Digi- 
talis am  häufigsten  zu  beobachten.  Die 
früher  gegebenen  Erklärungen  für  dieses 
oft  sehr  störende  und  verdriessliche  Vor- 
kommniss  führten  dasselbe  auf  einen  im 
ersten  Vegetationsjahr  reichlichen,  im 
zweiten,  zur  Zeit  der  Blüthe,  geringen 
Gehalt  an  Pectiostoffen  zurück.  Auch 
ein  Gehalt  des  etwa  zu  den  Infusen  zu- 
gesetzten Zuckers,  beziehentlich  Sirups, 
an  peetinsaurem  Kalk  wurde  als  Ur- 
sache genannt.  Aber  auch  die  Angabe 
ist  schon  früher  gemacht  worden,  dass 
bei  einer  Spaltpilzgährung  von  Zucker 
ein  gummiähnlicher  Schleim  gebildet 
werde. 

Seitdem  ist  ja  bekanntlich  der  Mikro- 
coecus  gelatinogenes  reingezüchtet  und 
neuerdings  der  Nachweis  geliefert  wor- 
den, dass  derselbe  den  ^hrzucker  in 
Dextran  (die  gummiartige,  das  Gelati- 
niren bewirkende  Substanz),  Dextrose 
und  Lävulose  spaltet.  Die  letztgenannten 
beiden  Zuckerarten  werden  zwar  noch 
zu  weiterem  Wachsthum  des  Pilzes  auf- 
gezehrt, es  wird  aber  hierbei  kein  Dex- 
tran mehr  gebildet. 

Um  die  Angewöhnung  an  Digitalis 
abzuschwächen  und  die,  neuerdings  be- 
strittenen, schädlichen  cumulativen  Wirk- 
ungen aaszuschliessen,  die  nach  grösse- 
ren Gaben  eintreten  könnten,  hat  man 
versucht,  das  Infusum  Digitalis  subcutan 
einzuspritzen.    Es  sind  zur  Erreichung 


der  Wirkung  viel  kleinere  Dosen  als  per 
OS  genügend. 

Der  Verbrauch  an  Diuretin  oder 
Theobrominnatrium  -  Natriumsalicylat  ist 
im  i^aufe  der  Zeit  ein  ganz  bedeutender 
geworden;  bei  der  Verordnung  desselben 
als  Mixtur  ist  zu  beachten,  dass  Zusatz 
von  Säure  oder  sauren  Sirupen  etc.  zu 
vermeiden  ist,  weil  jede  Säure  das  Theo- 
brom in  als  dicken  weissen  Niederschlag 
ausfällt.  Ebenso  ist  die  Verordnung  als 
Pulver  nicht  empfehlenswerth,  weil  in 
Folge  von  Kohlensäure-Aufnahme  aus  der 
Luft  ein  Theil  des  Theobromins  eben- 
falls aus  der  Natronverbindung  verdrängt 
und  unlöslich  wird.  Es  bleibt  demnach 
als  beste  Form  die  einfache  wässerige 
Lösung  übrig,  die  nöthigenfalls  mit 
Sirupus  Simplex,  Pfefferminzöl,  Fenchel- 
öl  oder  dergleichen  schmackhaft  gemacht 
werden  kann.  In  demTheobrominlithium- 
Lithiumsalicylat  ist  dem  Diuretin  ein  Con- 
current  für  gewisse  Fälle  erstanden. 

Die  Bittersüssstengel,  Stipites  Dul- 
camarae,  ist  man  gewöhnt  als  höchst 
unschuldiges  obsoletes  Volksmittel  zu  be- 
trachten; nach  neueren  Mittheilungen 
sind  dieselben  jedoch  unter  gewissen 
Umständen  kein  gleichgültiges  Mittel, 
so  dass  bereits  in  Vorschlag  gebracht 
wurde,  deren  Abgabe  ohne  ärztliche 
Verschreibung  nicht  zu  gestatten.  Wenn 
nun  auch  zunächst  deren  freihändiger 
Verkauf  noch  nicht  eingeschränkt  ist,  so 
gebietet  es  doch  die  Klugheit,  bei  der 
Abgabe  von  Bittersüssthee  Vorsicht  wal- 
ten zu  lassen. 

Ein  neuer  Süssstoff  (p-Phenetolcarb- 
amid),  der  jetzt  den  Namen  Du  lein  be- 
kommen hat,  Hess  seiner  Zeit  keine  Aus- 
sicht auf  technische  Verwerthung  zu, 
weil  das  Herstellungsverfahren  kostspielig 
ist  und  die  mögliche  Gefahr  einer  Bei- 
mengung des  zur  Fabrikation  erforder- 
lichen Kaliumcyanats  ebenfalls  dem  hinder- 
lich war.  Nach  neueren  Verfahren  wird 
das  p - Phenetolcarbamid  dargestellt,  in- 
dem man  p-Phenetidin  in  Toluol  gelöst 
mit  Phosgen  behandelt.  Nach  Abfil- 
triren  des  ausgeschiedenen  salzsauren 
Phenetidins  wird  in  die  ToluoUösung, 
welche  ein  Zwischenproduct  enthält, 
Ammoniak  eingeleitet,  wobei  unter  Ab- 
spaltung von  Salzsäure,  bez.  Ammonium- 


18 


Chlorid,  das  Ghloraiom  gegen  die  Amido- 
gruppe  ausgetauscht  wird.  Nach  dem 
Abdestilliren  des  Toiuois  wird  der  Rock- 
stand,  das  p-Phenetolcarbamid,  um- 
krystallisirt 

Das  Duiein  soll  200  mal  süsser  als 
Zucker  sein  und  ein  angenehmeres  Süj?s 
besitzen  als  das  Saccharin;  wenn  nun 
auch  in  Folge  dessen  eine  Concurrenz 
des  Dulcins  gegen  Saccharin  möglich 
ist,  dem  Zuckerverbrauch  dürfte  der  neue 
Süssstoff  auch  nicht  mehr  Schaden  be* 
reiten,  wie  das  Saccharin. 

Es  ist  immer  zu  bedenken,  dass  die 
mit  Zucker  oder  andererseits  mit  winzig 
kleinen  Mengen  eines  synthetischen  Süss- 
Stoffes  gesüssten  Getränke  eine  verschie- 
dene Gonsistenz  besitzen,  die  zum  min- 
desten von  der  Zunge  wahrgenommen 
wird,  wenn  man  im  Uebrigen  nicht  dar- 
auf geachtet  haben  sollte.  Für  alle  die 
Fälle,  wo  der  Zucker  neben  seiner  Eigen- 
schaft, zu  süssen,  als  Nahrungsmitlei 
dient,  dann  für  diejenigen,  wo  er  Gon- 
servirungsmittel  ist,  wird  der  Zucker  nie- 
mals verdrängt  werden. 

Der  vor  einigen  Jahren  versuchsweise 
als  Ersatz  für  Zucker  in  den  Handel  ge- 
kommene, mit  Saccharin  gesüsste  Trauben- 
zucker (Blockzucker),  scheint  sieh  gar 
keine  Freunde  erworben  zu  haben,  denn 
man  hat  nichts  wieder  davon  gehört  und 
gesehen.  Dieses  Product  besass  ja  auch 
die  sehr  unangenehme  Eigenschaft,  beim 
Drücken  mit  den  Fingern,  Schneiden  oder 
Schaben  mit  dem  Messer  schmierig  zu 
werden  und  sich  ausserdem  sehr  schwer 
in  Wasser  zu  lösen. 

Für  den  Gebrauch  der  Diabetiker  wer- 
den natürlich  Saccharin  sowohl  wie  Dui- 
ein, die  noch  zu  erweisende  Ungefähr- 
lichkeit  des  letzteren  vorausgesetzt,  Ver- 
wendung finden,  und  für  diesen  Zweck 
muss  man  die  Existenz  dieser  Süssstoffe, 
die  doch  wenigstens  manchmal  den  Ge- 
Buss  von  Zucker  vermeiden  lassen,  als 
Segen  preisen.  Aufmilig  ist  es,  dass  man 
neuerdings  „Lävulose,  als  Zucker  für 
Diabetiker''  empfiehlt,  da  man  doch  alN 
gemein  sämmtliche  Kohlenhydrate,  ob- 
wohl das  eine  oder  andere  in  geringerem 
oder  höherem  Grade,  als  schädlich  für 
an  Zuckerharnrnhr  Leidende  ansieht  und 
eine  wissensehaftiicbe  Begründung   be* 


'Züglich  der  Lävulose  nicht  bekannt  ge- 
worden ist. 

Für  die  Gewinnung  der  L&vulose  ist 
übrigens  in  jüngster  Zeit  ein  Verfahren 
zum  Patent  angemeldet  worden,  welches 
die  bisher  auf  Spiritus  oder  mittelst  der 
Strontianverfahren  auch  noch  auf  Zucker 
verarbeitete  Melasse  zum  Ausgangspunkt 
hat.  Die  in  Wasser  gelöste  Melasse  wird 
mit  Salzsäure  gekocht  und  dadurch  in- 
vertirt,  dann  nach  der  durch  Eis  be- 
wirkten Abkühlung  auf  0^  durch  Zusatz 
von  Kalk  der  Lävulosekalk  gefällt,  der 
gesammelt,  mit  Eiswasser  gewaschen 
und  durch  Kohlensäure  zerlegt  wird  und 
so  rasch  ein  reines  Präparat  liefert,  da 
alle  Farbstoffe  und  andere  Fremdkörper 
der  Melasse  von  dem  Deztrosekalk  in 
Lösung  gehalten  werden. 

In  dem  Eugenolacetamid  seheint 
man  ein  neues  anästhetisches  Mittel  ge- 
funden zu  haben,  wenigstens  erzeugt  der 
Körper,  in  der  Form  eines  feinen  Pul- 
vers auf  die  Schleimhaut  der  Zunge  ge- 
bracht, eine  längere  oder  kürzere  Zeit 
andauernde  Gefühlslosigkeit  ohne  jedoch 
ätzend  zu  wirken.  Zur  Darstellung  die- 
ses neuen  An^estheticums  wird  Eugenol- 
natrium  mit  Monochloressigsäure  behan- 
delt und  die  entstandene  Eugenolessig- 
säure  in  den  Aethyläther  übergeführt, 
der  mit  starkem  Ammoniak  behandelt, 
das  Amid  der  Eugen olessigsäure  liefert. 

Eine  Substanz,  welche  bereits  als  Lös- 
ungsmitlei für  Quecksilberoxyd  zu  sub* 
cutanen  Injectionen  benutzt  worden  ist, 
das  Form  amid,  hat  wiederum  Ver- 
wendung gefunden  zur  Lösung  Ton  Aloin, 
das  man  auf  diese  Weise  als  Abführ- 
mittel subcutan  einspritzt.  Das  Formamid 
dürfte  nur  in  wenigen  Apotheken  vor- 
handen gewesen  sein. 

In  Folge  der  hohen  Preise  f&r  Gummi 
arabicum  sind  für  industrielle  Zwecke 
im  Laufe  der  Zeit  Methoden  zur  künst- 
lichen Darstellung  von  Gummi  aus  Agar 
und  Bübenpresslingen  oder  für  die  Ge« 
winnung  von  Klebmitteln  aus  Leinsamen, 
Gasein  bekanntgeworden.  Auch  in  neuerer 
Zeit  sind  Klebmittel  aus  Garrageen  und 
in  die  Form  des  Gummis  gebrautem 
Dextrin,  letztere  unter  den  Namen  Ar- 
bolgummi  und  Arabin,  aufgetaucht.  Diese 
Dextrinpräparate  sehen  dem  Gummi  zom 


19 


Theil  tftuBehend  ihnlioh,  so  dass  man 
sieh  vor  Yerf&Ischungen  des  Gummis  mit 
denselben  in  Acht  nehmen  muss. 

Nach  der  Ansicht,  dass  als  Mass  fär 
die  Resorption  des  Eisens  beim  Mensehen 
nar  die  Ansscheidong  durch  den  Harn 
gelten  icönne,  da  man  die  Ausscheidung 
durch   Darmsaft   und    Darmepithel    am 
Mensehen  nicht  beobachten  kann,  ent- 
sprechen die  officinellen  gebräuchlichen 
Eisenmittel  den  an  sie  gestellten  Forder- 
ungen nicht,  da  sie,  soweit  sie  löslich 
sind,  bei  Einf&hrnng  unter  die  Haut  oder 
ins  Blut  das  Eisen  bis  zu  40  pGt.  im 
Harn  wieder  ausscheiden  lassen  und  in 
den  Magen  gebracht  keine  Vermehrung 
der  Eisenausscheidung  im  Harn  zur  Folge 
haben.     Der  Autor  dieser  Ansicht  hat 
durch  Einwirkung  von  chemischen  Be- 
ductionsmitteln,  wie  Zinkstaub  und  Pyro- 
gallo!,    auf  Blutfarbstoff  Präparate    er- 
halten, die  sich  durch  grosse  Besorptions- 
fähigkeit  auszeichnen.    Mittelst  Zinkstaub 
ist  das  Hämol,  sowie  das  eine  kleine, 
stets   gleichbleibende   Menge  Zink   ent- 
haltende Zinkhämol  und  mittelst  Pjro- 
gallol  das  Hämogallol  erhalten  worden, 
welche    drei  Präparate  bereits  zur  prak- 
tischen Anwendung  gegen  Chlorose  ge- 
kommen sind,   wobei  sie  sich  gut  be- 
währten,    ohne    unangenehme    Neben- 
erscheinungen, zu  bewirken. 

Ein  anderes  Eisenpräparat  der  Neu- 
zeit: HommeV^  Hämatogen,  ist  seiner 
Zusammensetzung  nach  unbekannt. 

Die  medicinisch  bisher  nur  in  ihren 
FrOebten  als  Hausmittel  Anwendung  fin- 
dende Heidelbeere  lieferte  in  neuester 
Zeit  auch  in  ihren  Blättern  ein  Heil- 
mittel gegen  Diabetes  mellitus,  was  na- 
türlich begründetes  Aufsehen  erregte. 
Möchten  sich  die  gemeldeten  günstigen 
Erfolge,  die  mit  dem  aufgebrühten  Thee 
oder  dem  aus  den  Blättern  hergestellten 
Fluidextract  erzielt  wurden,  durch  weitere 
vermehren  lassen !  An  Formen,  in  denen 
das  Heidelbeerblätter- Extract  eingenom- 
men werden  kann,  fehlt  es  nicht,  denn 
von  industrieller  Seite  fanden  Pilulae 
MyrtilH  sofort  Aufnahme  in  die  Liste. 
Die  Mittbeilung,  dass  conc.  Lösungen 
von  Hydrargyrum  bichloratum 
klar  bleiben  und  keinen  Bodensatz  von 
Quecksilberchlorür   absetzen,    wenn   sie 


durch  Essigsäuresusatz  angesäuert  sind, 
lässt  beinahe  die  Annahme  zu,  dass  diese 
Abscheidungen  die  Folge  der  schlechte 
Beschaffenheit  des  Glases  sind,  welches 
Alkali  an  die  Lösung  abgiebt  —  wenn 
nur  die  Abscheidung  in  Quecksilberoxyd 
oder  Oxychlorid  und  nicht  in  Chlorür 
bestände  I  Welchem  Körper  in  den  wässe- 
rigen Lösungen  eine  Beductionswirkung 
zuzuschreiben  ist,  kann  man  nicht  sagen, 
in  den  mit  Alkohol  bereiteten  Lösungen 
ist  diese  Frage  ja  eine  leicht  zu  lösende. 

Die  Methoden  zur  Gewinnung  eines 
reinen  Jods  sind  durch  eine  neue  ver- 
mehrt worden,  welche  auf  sehr  einfache 
Weise  Gyan  vollständig  entiJBmt,  während 
ein  verbleibender  geringer  Chlor-  und 
Bromgehalt  durch  einmsdige  Sublimation 
mit  Jodkalium  und  Baryumoxyd  entfernt 
werden  kann.  Das  Verfahren  besteht 
darin,  dsuis  das  zu  reinigende  Jod  in 
einer  mit  Salzsäure  angesäuerten,  mit 
wenig  Jodkalium  versetzten  Ghlorcaleium- 
lösung  zum  Schmelzen  gebracht  wird. 

Gleichzeitig  wurde  eine,  namentlich  f&r 
Laboratoriumszwecke  besonders  geeig- 
nete Aufarbeitung  von  Jodrückstän- 
den bekannt  gegeben,  die  an  sich  in- 
teressant, ohne  Destillation  zu  einem 
reinen  Jod  führt  Die  von  den  Titrationen 
mit  Thiosulfat  herrührenden  Flüssigkeiten 
werden  stark  sauer  gemacht  und  mittelst 
Permanganat  gefällt,  bis  sich  Mangan- 
superoxyd mit  abscheidet.  Das  durch 
Abschlämmen  von  Mangansuperoxyd  be- 
freite Jod  wird  auf  einem  Papierfilter 
gesammelt,  gewaschen,  getrocknet  und 
sublimirt. 

Das  in  Amerika  neu  entdeckte  Mineral 
Cuprojodargyrit,  das  57,75  pCt.  Jod  ent- 
hält, wird  seines  geringen  Vorkommens 
wegen  weder  die  Jodfabrikation  noch  den 
Preis  des  Jods  beeinflussen. 

Die  seit  einigen  Jahren  bestehende 
Qualitätsverschlechterung  der  Bio-Ipe- 
cacuanha  war  Veranlassung,  dass  man 
den  nicht  officinellen  Ipecacuanhasorten, 
welche  an  den  Markt  kommen,  mehr 
Aufmerksamkeit  zuwendete,  als  sonst. 
Als  Goncurrent  für  die  Bio-Ipecaeuanha 
dürfte  die  SabaniUa-  oder  Carthagena- 
Ipecacuanha  zu  betrachten  sein,  welche 
der  officinellen  Wurzel  äusserlieh  sowie 
chemisch  sehr  ähnlich  ist  und  daher  wohl 


20 


medicinisch  AnwenduBf  finden  dürfte. 
Die  hauptsächlichsten  Unterscheidutigs- 
raerkmale  der  Carthagena  -  Ipeeacuanha 
von  Bio -Ipeeacuanha  sind  ungleich  nie- 
drigere Bindenwnlste  der  ersteren,  und 
ein  auffällig  in  Aussen-  und  Innenrinde 
gesondertes  Rindenparenchym,  das  bei 
der  Bio  -  Ipeeacuanha  durchaus  gleich- 
förmig ist,  während  der  etwas  abweichen- 
den Färbung  als  einer  nach  dem  Stand- 
ort schwankenden  Erscheinung  weniger 
Werth  beizumessen  ist.  Die  Untersuch- 
ung ergab  fast  grösseren  Gehalt  an 
Emetin  als  in  der  Bio -Ipeeacuanha. 

Die  Frage  von  dem  Aschengehalt  der 
Kamala,  welcher  vom  Arzneibuehe  ent- 
schieden zu  niedrig  bemessen  ist,  ruht 
immer  noch  nicht,  da  im  Handel,  während 
das  Arzneibuch  6  pCt.  höchstens  Aschen- 
gehalt gestattet,  Sorten  mit  60  pCt.  Asche 
in  Menge  vorkommen  und  eine  Pharma- 
kopöewaare  im  Handel  überhaupt  nicht 
zu  beschaffen  und  auch  durch  Manipula- 
tionen, wie  Absieben  oder  Abschlämmen, 
nicht  zu  erhalten  ist.  Da  nun  nicht  Jeder 
in  der  Lage  ist,  seinen  Vorrath  an  Ka- 
mala aus  in  Java  selbst  gesammelten 
Kapseln  ausklopfen  zu  können,  so  wird 
die  Bestimmung  von  höchstens  6  pCt 
Asche  in  Kamala  eben  weiter  unerfüllbar 
bleiben.  Der  einsichtsvolle  Apotheken- 
revisor wird  mit  gutem  Gewissen  dem 
Bechnung  tragen  können. 

Interessante  Besultate  lieferte  eine 
Untersuchung  der  Kolanuss,  indem 
nämlich  dabei  gefunden  wurde,  dass 
diese  ein  Glykosid  Kolanin  enthält,  das 
bei  der  Spaltung  durch  verdünnte  Säuren 
oder  beim  Erhitzen  mit  Wasser  Coffein, 
Glykose  und  Kolaroth  liefert;  da  das 
Kolaioth  ein  sehr  leicht  zersetzlicher 
Körper  ist,  so  leuchtet  ein,  dass  die 
Kolapräparate  um  so  wirksamer  sein 
müssen,  je  frischer  die  zu  ihrer  Darstell- 
ung verwendeten  Kolanüsse  waren. 

Nach  dem  in  der  Behandlung  der 
Tuberkulose  mittelst  des  KoMschen 
Tuberkulins  eingetretenen  Stillstand  ist 
das  Kreosot  wieder  um  so  mehr  in  Auf- 
nahme gekommen;  namentlich  sind  es 
jetzt  Mischungen  von  Kreosot  mit 
Leberthran,  die  statt  der  früher  ge- 
brauchten Mischung  mit  Tolubalsam  An- 
wendung finden.    Das  Guajakol,   von 


dem  mehrere  geschmacklose  Verbind- 
ungen, das  Gnajakolsalol  und  Guajakol- 
carbonat,  dargestellt  worden  sind,  die  im 
Organismus  sich  spalten  und  ihr  Guajakol 
abgeben,  hat  gegenüber  dem  Kreosot, 
dieser  in  ihrer  Zusammensetzung  schwie- 
riger zu  controlirenden  Substanz,  sich 
nicht  so  sehr  eingeführt.  In  welcher 
Mannigfaltigkeit  Präparate  für  die  Kreo- 
sottherapie zur  Verfügung  stehen,  ist 
aus  der  kürzlich  herausgegebenen  Preis- 
liste einer  Gelatinekapselfabrik  ersichtlich, 
welche  60  verschiedene  Kapseln  (harte 
und  weiche),  mit  Kreosot  und  Leber- 
thran, Tolubalsam  in  verschiedenen  Dosen 
gefüllt,  aufführt. 

Die  Patentstreitigkeiten  zwischen  der 
Lanolinfabrik  und  einer  Wollfett  dar- 
stellenden Fabrik  haben  bis  Jahresschluss 
noch  zu  keiner  gerichtlichen  Entscheidung 
geführt;  bis  zum  Bekanntwerden  derselben 
ist  es  flir  den  Apotheker  rathsam,  Vor- 
sicht walten  zu  lassen. 

Die  vielen  Vorschläge  zur  Verbesserung 
des  Liquor  Kalii  arsenicosi  erchei- 
nen  nebensächlich,  so  weit  sie  nicht  die 
Alkalinität  dieses  Präparates  betreffen. 
Der  verhäitnissmässig  grosse  Gehalt  an 
überschüssigem  Alkali  ist  Schuld  an  der 
allmählich  eintretenden  röthlichgelben 
Färbung  und  bewirkt  ferner  die,  früher 
immer  als  Pilzrasen  angesehenen,  flockigen 
Abscheidungen  von  Kieselsäure.  In 
der  alkalisehen  Flüssigkeit  können  Pilze 
gar  nicht  wachsen  und  hineingebrachte 
Keime  gehen  in  Folge  der  Quellung  ihrer 
Hülle  zu  Grunde;  denn  von  dem  angewen- 
deten Kaliumcarbonat  ist  circa  ein  Drittel 
als  Ueberschuss  vorhanden,  der  Liquor 
Kalii  arsenicosi  besitzt  also  etwa  die 
Alkalinität  einer  0,3proc.  Lösung  von 
Kalium  carbonicum  (purum). 

Die  Ausscheidungen,  welche  makro- 
skopisch ja  allerdings  Aehnlichkeit  mit 
einem  Gewirr  von  Pilzhyphen  bieten,  sind 
als  abgeschiedene  Kieselsäureflitterchen 
erkannt  worden,  wie  man  sie  auch  in 
anderen  alkalischen  Flüssigkeiten  (Pot- 
aschelösung.  Normal -Natronlauge  etc.) 
häufig  findet.  Zur  Vermeidung  der  Ab- 
scheidung von  Kieselsäure  aus  der  Glas- 
masse, wie  auch  der  röthlichgelben  Färb- 
ung der  Flüssigkeit,  ist  daher  eine  Be- 
seitigung des  Alkaliüberschusses 


21 


durch  Titriren  mit  Vio"Normal-Salz8Äure, 
wie  es  bereits  vorgeschlagen  worden  ist, 
unumgänglich   nötbig,  wenn  man  nicht, 
der    Nordamerikanischen    Pharmakopoe 
folgend,   von  vornherein  weniger  Alkali 
anwenden  will.    Alle  Pharmakopoen  (mit 
Ausnahme  der  Nordamerikanischen  und 
der  Griechischen)  schreiben  als  Verhält- 
niss  von  Arsenigsäure  zu  Ealiumcarbonat 
1 : 1  vor;  da  die  Aequivalentgewichte  dieser 
beiden  Stofife  198  und  138  betragen,  er- 
hellt, dass  bei  Verwendung  gleicher  Ge- 
wichtsmengen das  Ealiumcarbonat    vor- 
walten muss.    Die  Griechische  Pharma- 
kopoe  schreibt  auf  1  Arsenigsäure  nur 
0,5   Ealiumcarbonat,    also   nach   obigen 
Aequivalentgewichten    etwas   zu    weni?, 
vor;  die  Nordamerikanische  Pharmakopoe 
dagegen  lässt  auf  1  Arsenigsäure  1  Ealium- 
bicarbonat  verwenden,  was  den  prakti- 
schen Verhältnissen  entsprechend  gut  mit 
den  Aequivalentgewichten  übereinstimmt, 
denn  A4O3  verhält  sich  zu  2EHCO3  wie 
198   zu  200.     Da  also  die  Fowhr'&che 
Lösung    der    Nordamerikanischen    (und 
auch     der    Griechischen)    Pharmakopoe 
nicht  alkalisch  reagirt,  was  auch  die  ge- 
nannten Gesetzbücher   vorschreiben ,    so 
wäre  das  Vorkommen  von  Pilzen  in  diesen 
neutralen  Flüssigkeiten,  um  so  mehr  als  die 
Nordamerikanische     Pharmakopoe     nur 
3  pCt.  Tinctura  Lavendulae  composita,  die 
Griechische  gar  keinen  Alkohol  oder  anti- 
septisch  wirkenden  Eörper  zusetzen  lässt, 
wohl  möglich  und  daher  auch  der  (ame- 
rikanische)  Entdecker    des   Hygrocrocis 
arsenicalis  noch  nicht  ohne  Weiteres  des 
Irrthums  zu  zeihen.    Für  unser  officinelles 
alkalisches  Präparat  aber  dürfte  das  Mär- 
chen von  Pilzwachsthum  für  beseitigt  an- 
gesehen werden  können. 

Als  Schatzmittel  gegen  die  immer  und 
immer  wieder  vorkommenden  Verwechsel- 
ungen von  Calomel  mit  Morphin  ist  in 
Preussen  eine  Sonderbestimmung  bezüg- 
lich der  Aufbewahrung  des  Morphins 
getroffen  worden,  der  die  anderen  Bundes- 
staaten in  ihrem  Bereich  nach  und  nach 
wohl  auch  noch  Gültigkeit  verschaifen 
werden:  es  ist  das  Morph iumschränkchen, 
in  dem  Morphin,  seine  Salze,  Verreib- 
ungen  (1-1-9)  und  Lösungen  (1-1-49)  in 
dreieckigen  Gläsern  mit  rotber  ein- 
gebrannter   Schrift    aufbewahrt    werden 


müssen,  während  abgetheilte  Morphin- 
und  Calomelpulver  überhaupt  nicht  vor- 
räthig  gehalten  werden  dürfen. 

Was  an  den  öfters  auftauchenden  Ge- 
rüchten wahr  ist,  dass  Pariser  Mode- 
waarenmagazine  und  Parf&meriegeschäfte 
ein  schwunghaftes  Geschäft  in  Morphin 
mit  heimlichen  Morphinisten  machten, 
entzieht  sich  der  Beurtheilung. 

üeber  das  Secale  cornutum  ist  von 
berufener  Seite  sehr  absprechend  ge- 
urtheilt  worden;  danach  ist  die  Wirksam- 
keit nach  der  Ernte  beständig  abnehmend 
und  schliesslich  nach  Ablauf  von  ^1^  Jahren 
gleich  Null.  Von  Präparaten  sind  nach 
demselben  Autor  nur  die  Sphacelinsaure 
und  das  Cornutin  wirksam,  aber  ebenfalls 
von  begrenzter  Haltbarkeit:  völlig  ver- 
worfen werden  die  Mutter  körn  eitracte 
(Ergotine),  von  denen  es  ja  eine  grosse 
Anzahl  giebt. 

Der  Sirup  US  Ferri  jodati  ist 
lange  Gegenstand  von  Erörterungen  über 
Darstellung  und  Haltbarkeit  gewesen, 
namentlich  bildete  die  oft  eintretende 
bräunliche  Färbung  desselben  den  Punkt 
der  Besprechungen;  nach  einer  Nach- 
richt, welche  das  Bichtige  getroffen  zu 
haben  scheint,  ist  die  Ursache  der  ge- 
nannten Färbung  Ammoniak,  auf  das 
der  Jodeisensirup  sehr  empfindlich  reagirt. 
Dadurch  finden  auch  verschiedene  Vor- 
schläge zur  Aufbesserung  oder  Haltbar- 
machung desselben,  wie  Aufkochen,  Zu- 
satz von  Citronensäure,  ihre  Erklärung, 
da  bei  diesen  Vornahmen  das  Ammoniak 
verjagt  oder  anderenfalls  gebunden  wird. 

Gleichzeitig  mit  einer  in  Aussicht 
stehenden  Bewilligung  eines  Pausch- 
quantums Spiritus  zur  steuerfreien 
Verwendung  für  die  Apotheken  ist  ein 
neues  sofort  in  Kraft  getretenes  V er- 
zeich niss  derjenigen  Präparate  be- 
kannt gegeben  worden,  welche  trotzdem 
nicht  mit  steuerfreiem  Spiritus  hergestellt 
werden  dürfen,  sondern  für  die  der  Apo- 
theker versteuerten  Spiritus  verwenden 
muss.  Mit  der  Pauschalirung  des  Spiritus- 
bedarfs können  die  Apotheker  wohl  zu- 
frieden sein;  es  wird  ihnen  damit  ein 
noch  grösseres  Vertrauen  seitens  der 
Steuerbehörde  als  bisher  schon  entgegen- 
gebracht. Pflicht  der  Angehörigen  un- 
seres Standes  ist  es  daher  um  so  mehr, 


22 


alles  zu  vermeiden,  was  gegen  die  softstigen 
Bestimmungen  verstösst,  namentlich  das 
Verzeichniss  der  nicht  mit  steuerfreiem 
Spiritus  anzufertigenden  Präparate  genau 
zu  beachten.  Die  in  dem  Verzeichniss 
aufgeführten  Präparate  sind  neben  Zahn- 
und  Mundwässern,  sowie  Zahntincturen 
von  den  speciell  pharmaceutische  Ver- 
wendung findenden  —  mit  einziger  Aus- 
nahme von  Spiritus  Formicarum  —  durch- 
gängig lauter  solche,  welche  thatsächlich 
zu  Oenusszwecken  gebraucht  werden 
können.  Vielleicht  giebt  es  aber  auch 
Liebhaber  von  „halbirter  Ameise''. 

Dagegen  dürfen  jetzt  Baldriantinctur, 
Anissalmiakgeist  und  Restitutionsfluid  aus 
steuerireiem  Spiritus  hergestellt  werden, 
die  bekanntlich  früher  ebenfalls  zu  den 
verbotenen  zählten. 

Ein  an  Urethan  sich  mitunter  sehr 
störend  bemerkbar  machender  Geruch, 
der  die  arzneiliche  Verwendung  eines 
solchen  Präparates  völlig  ausschliesst,  ist 
als  dem  CtiJorameisensänreäthylester  zu- 
kommend erkannt  worden.  Der  Geruch 
ist  so  fest  haftend,  dass  er  durch  Liegen- 
lassen des  üreüians  an  der  Luft,  oder 
dadurch,  dass  man  das  Präparat  längere 
Zeit  hindurch  geschmolzen  erhält,  nicht 
zu  entfernen  ist. 

Die  durch  Zusatz  von  ölsaurem  Queck- 
silberoiyd  angeblich  geglückte  Herstellung 
von  98  proc.  Quecksilbersalbe  hat  für  die 
Medicin  und  Pharmacie  gar  keinen  Zweck, 
namentlich  nicht  den,  welchen  sich  der, 
der  Pharmacie  wohl  femstehende,  Autor 
davon  erhofft,  nämlich,  dass  ein  solches 
starkes  Präparat  in  „schweren  Fällen  von 
Syphilis''  eingerieben  werden  soll. 

Die  Verwendung  von  ölsaurem  Qneck- 
silberoxyd  gestattet  nach  jenem  Autor, 
dem  metallischen  Quecksilber  in  geringer 
Menge  zugesetzt,  diesem  seine  Flüssigkeit 
zu  nehmen,  um  es  für  den  Transport  ge- 
schickter zu  machen;  ein  Zusatz  von  Aether 
giebt  dem  Quecksilber  seine  Flüssigkeit 
wieder.  (Schluss  folgt.) 


lieber  das  diastatisclie  Ferment  des 

Von  M,  BiaL.  Arch.  f.  d.  (^es.  Pbvsiol. 
VerfaM«'  fand  im  menscblicben  älate, 
dem  einiger  Thiere,  ein  Ferment  auf, 
St&rke  in  Dextrin  und  Traubenzacler, 
in  TranbeTizucker  umwandelt. 


Blutes. 

53,  157. 
anch  in 
welches 
Maltose 
Th. 


üeber  AlamininnL 

Ueber  dieses  Metall  liegen  nachstehende 
neue  Mittheilnngen  vor : 

a)  Nach  der  „NatnrwisBenschaftl.  Rund- 
Bchaa*^  (7.  Band,  Nr.  51,  vom  17.  vorigen 
Monats,  S.  655)  hfilt  es  A.  Springer  su  Re- 
sonanzböden fnr  geeignet,  da  es  in  Folge 
seiner  ElasticitSt  in  einem  weiten  Tonhohen- 
bereich  mitschwinge  und  keine  höheren  Par- 
tialtöne  liefere. 

b)  Fossati  stellte  nach  der  „Natar<< 
(41.  Jahrg.,  Nr.  26)  ein  galvanisches  Element 
zusammen.  In  einem  durch  eine  Thonplatte 
getheilten  Glase  taucht  Alnmininm  in  con- 
centrirte ,  mit  etwas  Kochsalz  versetzte  Kali- 
lauge und  Kohle  in  Kaliumdicbromatlosung. 

c)  F.  Göpd  erstattete  über  die  in  der 
II.  Abtbeilung  der  phTsikalisch -technischen 
Reichsanstalt  angestellten  Untersuchungen 
betreffs  der  Angreifbarkeit  des  Aluminiums 
durch  Wasser  einen  amtlichen  Bericht,  der 
unter  Anderem  den  von  der  Aluminium- 
Industrie  begünstigten  Irrthum  beseitigt,  als 
ob  die  durch  das  Wasser  auf  diesem  Metalle 
entstehenden  Wucherungen  galvanischen  Vor- 
gängen zwischen  dem  Aluminium  und  „an- 
deren Metallen^^  zuzuschreiben  wären. 

Die  Analyse  ergab  in  drei  Aluminium - 
Sorten  auf  je  lOOTheile: 

1.  nach  Mannetmcmn 

gewalztes  Rohr     .    0,58  0,32  Spur  Spar 

2.  „reines  Alnminiam*' 

aus  Neuhausen     .    0,57  0,23  Spur      — 

3.  gewohnliches  Blech    0,72  0,53     —     0,15 

Ein  12,8349  g  schweres  Mannesmann- 
Rohr  von  88  qcm  Oberfläche  wurde  Anfang 
April  vorigen  Jahres  in  50  ccm  Charlotten- 
burger Leitungswasser  von  50  ^  C.  gelegt. 
Nach  22  Stunden  zeigte  es  einen  Gewichts- 
verlust  von  3,4  mg,  nach  weiteren  140 
Stunden  aber  13  mg  Zunahme.  Nach  fer- 
neren 100  stündigem  Liegen  in  kaltem  Was- 
ser betrug  die  Zunahme  noch  immer  1  mg. 
—  In  diesen  260  Stunden  hatte  das  Robr- 
stück  seine  glatte,  polirte  Oberflädie  einge- 
büsst,  es  war  vollkommen  zerfressen  und  so 
rauh,  dass  beim  Reinigen  mit  Leinwand 
Fasern  an  der  Oberfläche  haften  blieben.  — 
Es  kam  nun  nicht  wieder  mit  Wasser  in  Be- 
rührung, trotzdem  stieg  das  Gewicht  weiter, 
nämlich  am  5.  Mai  auf  12,8456  g,  am  17.  Juli 
auf  12,8463  g,  am  7.  September  auf  1 2,847  g, 
wobei  jedoch  kleine  abfallende  Wucherungen 
nicht  mitgewogen  wurden. 


23 


Mit  anderen  Robntfic^en  wvrdon,  aber  nur 
besiglich  dee  äoBseren  Befundes,  günstigere 
Erfahrangeo  gexnacHt. — An  wirkliebem  Rein- 
aluminiam  angestellte  Versncbe  seigten,  dass 
der  Einfinss  des  Eisengebaltes  unerbeblich 
ist.  —  Die  weissen  Abscbeidangen  erwiesen 
sieb  bei  einer  nngeftbren  Analyse  als  80  pCt 
Tbonerde  and  20  pCt.  Kieselsäure. 

Ans  den  erw&bnten  nnd  sablreicben  ande- 
ren Versucben  ergab  sieb  Folgendes : 

Dnreb  die  Wftrme   wird   ans  den  feinen 
Hoblrftamen  nnd  Poren  des  Metalls  die  Luft 
berausgetrieben    und   beim  Erkalten    durcb 
Wasser  ersetat,  welcbes  aldann,  wie  an  der 
Oberflftebe,  eorrodirend  wirkt.  Diese  Corrosion 
rerbreitet  sieb  aucb  in  das  Innere  des  Metalls. 
Letzteres   wird   ron  Wässern    yerscbiedener 
Zusammensetzung  ungleicb  stark  angegriffen, 
am  stärksten  von  warmem  Leitungswasser,  am 
scbwäcbsten  von  kaltem,  destillirtem  Wasser. 
Gegen  Wittemngseinflüsse  sebeint  es  wider- 
staadsfäbiger  an  sein.  Messing  bewäbrte  sieb 
aber  in  allen  Fällen  ungleicb  besser,  als  Alu- 
minium. 

Den  vorstebend  erwähnten  Wägungen 
misst  der  Beriebt  eine  Bedeutung  nur  im 
qualitativen  Sinne  bei,  wobei  aber  die  gute 
Uebereinstimmung  für  die  Bealität  der  Wäg- 
nngsergebnisse  spricbt.  —  Die  Frage  der 
Verwerthbarkeit  des  Aluminiums  zu  feinen 
Gerätben,  mit  denen  Wasser  in  Berübrung 
kommt,  ferner  zu  Flascben  aller  Art,  Fässern 
a.  s.w.  wird  dadnrcb  freilieb  im  verneinenden 
Sinne  entscbieden«  Insbesondere  ist  dieses 
Metall  zu  Flüssigkeitsmaaesen  gänzlicb  un- 
brancbbar. 

d)  Ueber  Hart-  und  Weicblotb  für 
Reinaluminium  stellte,  ebenso  wie  über 
LiÖtbbarkeit  und  Giessfäbigkeit  der 
hochprocentigenAlnmininmbronce  die  zweite 
Abtbeilung  der  pbysikaliscb  -  tecbniscben 
Beicbsanstalt  (Denkscbrift  über  deren  Tbätig- 
keit  1891  und  1892,  S.28  und  29)  Versuche 
an ,  welcbe,  soweit  sie  bisber  abgeseblossen 
wurden ,  ein  unbefriedigendes  Ergebniss 
hatten. 

e)  Nacb  der  „Papierzeitung''  liess  sieb 
von  Sittich  einen  5  mm  dicken  Stift  aus  Alu- 
miniam zum  Scbreiben  auf  der  Schiefertafel 
patentiren. 

f;  Als  Gebrauchsmuster  (Nr.  408  und  8836 ) 
wurde  eine  „Sebiefertafelfeder"  aus 
ziemlicb    unreinem    Aluminium    geschützt. 


Dieselbe  bat  die  Form  einer  Stahlfeder  ans 
ungemein  starkem  Blech  mit  je  einem  Schnabel 
an  beiden  Enden.  Sie  wird  in  einem  Stabl- 
federbalter  von  gewöhnlieber  Gestalt  befestigt. 
Das  mitdieser  Feder  auf  Schiefer  Geschriebene 
hinterlässt  nach  dem  Abwischen  Ritasparen. 

g)  Plagge  dt  G»  Lebbin  ergänzen  im  3.  Heft 
der:  „VeröfiPentlichungen  aus  dem  Gebiete 
des  Militär-Sanitätswesens'*,  Berlin  (Ä.Birsch' 
wäld)  1893,  den  von  uns  in  Nr.  42  des  vorigen 
Jahrganges  (Pb.  C.  33,  S.  606)  erwähnten  Be- 
richt :  „Ueber  Feldflaschen  und  Kochgeschirre 
aus  Aluminium''  in  ausführlicher  Weise  durcb 
analytische  Belege,  Versncbsprotokolle  u.  s.  w. 
Im  Gegensatze  zu  der  pbysikaliscb -tech« 
nischen  Reichsanstalt,  welcbe  ihren  sorgsamen 
Wägung^  wie  oben  erwähnt,  nur  qualitative 
Bedeutung  beimisst  und  daraus  Schlüsse  nur 
in  negativer  Richtung  zieht,  folgern  Plagge 
&  Lebbin  S.  19  aus  ihren  Untersuchungen, 
dass  Aluminium  vom  Wasser  alssolchem  unter 
gewöhnlichen  Umständen  nicht  angegriffen 
werde':  „Aucb  bei  wochenlanger  Berührung 
mit  Wasser,  sowohl  unter  Zutritt  als  bei  Ab- 
scbluss  der  Luft,  zeigt  es  keinerlei  Vej^änder- 
ung.  Selbst  gepulvertes  oder  Blatt-Aluminium 
werden  nicbt  angegriffen.'''  Die  durcb  Ber- 
liner Leitungswasser  erzeugten  weissen  Flecke 
sind :  „im  Wesentlichen  der  Einwirkung  der 
Kieselsäure  unter  Mitwirkung  einiger  anderer 
Mineralbestandtbeile  des  Wassers  zuzu- 
schreiben." 

Die  Verfasser  halten  demnacb  Aluminium 
ancb  zu  Feldflaschen  für  geeignet,  über  deren 
Reinigung  sie  (S.  12)  bemerken: 

„Im  Allgemeinen  dürfte  es  gentigen,  wenn 
die  Flascben  täglich  nach  dem  Gebrauch  mit 
Wasser  ausgespült  nnd  unverkorkt,  um  ein 
Trockenwerden  zu  begünstigen,  mit  der  Mündung 
nacb  unten,  zum  Ablaufen  des  Wassers,  bei 
Seite  gestellt  werden.  Zum  Zweck  gründlicher 
Säuberung  sind  sie  nacb  Bedarf  von  Zeit  zu 
Zeit  mit  heissem  Wasser  und  etwas  Sand  zu 
reinigen,  was  nacb  unseren  monatelangen  Ver- 
suchen mit  Flascben,  die  mit  Kaffee  und  Leit- 
ungswasser gefüllt  waren,  im  Allgemeinen  aus- 
reichen wird. 

Da  indess  unbedingte  Sauberkeit  der  Flaschen 
schon  aus  sanitären  Rücksichten  eine  unerläss- 
liche  Forderung  bildet,  und  höhere  Grade  von 
Verschmutzung,  wie  erwähnt,  tbatsächlich  vor- 
gekommen sind,  so  bat  das  Laboratorium  Ver- 
anlassung gehabt,  aucb  schärfere  BeinigDngs- 
mittel  auf  ihre  Zulässigkeit  zu  prüfen.  Bei  der 
meist  lockeren  Art  der  Flecken  konnten  solche 
Mittel,  ebenso  wie  bei  den  später  zu  erwähnen- 
den Kochgeschirren,  vielleicht  ganz  entbehrt 
werden,  wenn  nicht  durch  den  engen  Hals  der 


24 


Flaschen    eine    mechanische    Beinigang    des 
Innern  erschwert  wäre. 

Sollte  dnrch  Sand  nnd  Wasser  allein  nicht 
aller  Fleckenansatz  zn  heseitigen  sein,  so  würde 
zunächst  kochendes  Wasser  nnd  Sai^d,  dem- 
nächst ein  Auskochen  der  ganzen  Flasche  in 
siedendem  Wasser  (1/4  his  %  Stunde  lang),  was 
die  Metallflaschen  im  Gegensatz  zn  den  his- 
herigen  Flaschen  aus  Glas  ja  sehr  gut  ver- 
tragen, mit  nachfolgender  Spfllung  mit  Sand 
und  Wasser  zu  versuchen  sein.  Durch  das 
Auskochen  werden  namentlich  die  eingetrock- 
neten hraunen  Gerhsäureflecken  derartig  ge- 
lockert, dass  sie  nunmehr  mit  Sand  und  Wasser 
leicht  zu  entfernen  sind. 

Wenn  in  ganz  vernachlässigten  Fällen  auch 
dies  Verfahren  nicht  zum  Ziele  fflhren  sollte, 
so  hliehe  an  schärferen  Reinfgungsmitteln  noch 
heisse  SodalOsung  (etwa  lOprocentig,  eine  halhe 
Minute  damit  zu  schütteln)  und  kalte  con- 
oentrirte  Salpetersäure  (die  ganze  Flasche  Ö  his 
10  Minuten  damit  gefüllt  zu  halten,  nüthigen- 
falls  zu  wiederholen);  letztere  erweist  sich 
namentlich  gegen  die  Gerhsäureflecken  sehr 
wirksam,  auf  die  die  Sodalösung  nur  sehr  lang- 
sam einwirkt  Beide  Arten  der  Reinigung 
dürften  indess  nur  unter  hesonderer  Aufsicht 
auszuführen  sein,  da  sie  das  Material ,*  wenn 
auch  nur  unerhehlich,  angreifen.*' 

Damit  ist  doch  wohl  die  Unbrauchbarkeit 
der  Flasche  ausgesprochen ;  es  müsste  denn 
die  Aluminium  fel-dflasche,  wie  der  canis  a 
non  canendo,  nach  ihrer  Unverwendbarkeit 
im  Felde  benannt  sein. 

Auf  die  an  der  angeführten  Stelle  (Ph.  C.  33, 
606)  besprochene  Dissertation  von  Panl  Siem 
gehen  Plagge  &  Lebbin  ausführlich  ein  und 
bringen  nach  einer  Zusammenstellung  bis- 
heriger Thierversuche  über  die  Giftwirkung 
von  Metallen  überhaupt  eine  Reihe  eigener 
Versuche  an  Thieren  und  Menschen  bei,  aus 
denen  nach  ihrer  Ansicht  dieUngefahrlichkeit 
des  Aluminiums  hervorgeht.  Der  verfügbare 
Raum  gestattet  eine  Besprechung  an  dieser 
Stelle  nicht.  Es  bleibt  abzuwarten,  ob  die 
bisherigen  Gegner  dieser  Ansicht  durch  die 
beigebrachten  Thatsachen  sich  als  widerlegt 
ansehen  werden.  Heibig, 


Bestimmiuig  des  Indigotins  im  kftnlllchen 
Indigo.  Von  0.  Miller.  Journal  der  russ. 
phys.-chem.  Gesellsch.  durch  Ber.  der  Deutsch, 
ehem.  Ges.  25,  Ref.  919.  0,5  g  Indigo  werden 
in  einer  PorzellaD schale  mit  16  g  Schwefelsäore- 
monohydrat  (hergestellt  aus  reiner  Schwefel- 
säure und  der  nöthigen  Menge  rauchender 
Schwefelsäure)  unter  öfterem  Umrühren  eine 
Stunde  lang  auf  100®  erwärmt  und  die  Lösung 
der  entstandenen  Disulfonsänre  mit  Wasser  ver- 
dünnt, so  dass  die  Lösung  genau  0,0005  g  In- 
digo  im  Liter  entspricht     Je  50  ccm  dieser 


Lösung  werden  mit  600  ccm  Wasser  verdünnt 
und  mit  ChamÜconlöBung  (etwa  0,66  g  im  Liter) 
titrirt.  Die  anfänglich  blaue  Färbung  der  Lös- 
ung geht  hierbei  nach  und  nach  in.  Grün  und 
Schmutziggelb  mit  einem  Stich  ins  OHvengrüne 
über.'  Die  Reaetion  ist  beendet,  sowie  der  Stich 
ins  Olivengrüne  verschwindet,  wobei  gleichzeitig 
eine  merkliche  Aufhellung  der  Lösunsr  erfolgt. 
Die  Reaetion  scheint  nach  folgender  Gleichung 
zn  verlaufen: 

5  C».H,oNtO,  +  4  KMnO*  +  6  H,S04  = 
5  CuH,oN,04  +  2  K.SO4  +  4  MnSO*  +  6  H,0 

Es  würden  also  655  g  Indiffotin  316,2  gKMnO« 
entsprechen.  Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob 
dieses  Verhältniss  oder  das  von  Mohr  bezeich- 
nete, 752  g  Indigotin  =  316,2  KMn04,  das  rich- 
tige ist,  sind  Versuche  im  Gange.  Vorläufig 
bedient  sich  der  Verfasser  der  ifoAr'gchen  ZahL 
Gegenwart  von  Indigohraun,  Leim,  Albumin, 
Harzen  und  Kohlehydraten  übt  auf  die  Richtig- 
keit der  Resultate  keinen  Einfiuss  aus.     Th. 

lieber    die    japaiiisohe    Baldrianwurzel 

JOSBO).    Von  Y.  Shimovama  und  K.  Hyrano. 
poth.-Ztg.  1892,  Nr.  70,  S.  440. 

Unter  dem  Namen  „Kisso"  ist  in  Japan  die 
Wurzel  von  Valeriana  officinaUs  var.  angusti- 
folia  Mig.  an  Stelle  der  eingeführten  Baldrian- 
wurzel im  Gehrauch.  Obwohl  die  japanische 
Baldrianwurzel  schon  durch  ihren  Geruch  einiger- 
massen  die  Anwesenheit  der  Baldriansäure  ver- 
räth,  war  es  nicht  ohne  Interesse  festzustellen, 
oh  in  der  Wurzel  Baldriansäure  vorkommt 

Zur  Isolirnng  der  Baldriansäure  wurden  5,8  kg 
japanische  Baldrianwurzel  unter  Zusatz  von 
Phosphorsäure  mit  Wasserdampf  der  Destilla- 
tion unterworfen,  bis  keine  saure  Flüssigkeit 
mehr  überging.  Das  hierbei  erhaltene  Destillat 
wurde  von  dem  mitgewonnenen  ätherischen 
Öele  abgetrennt.  Das  letztere  betrujr  156  g 
(2,7  pCt.  der  in  Arbeit  genommenen  Wunel), 
also  liefert  die  jananische  Baldrianwurzel  weit 
mehr  ätherisches  Oel,  als  Valeriana  officinalis. 
Das  ätherische  Oel  zeigte  ein  spec.  Gew.  0,805 
bei  170,  und  bewirkte  in  einem  5  cm  langen 
Rohr  eine  Drehung  55,5«  nach  links.  Weiter 
wurde  jedoch  das  ätherische  Oel  nicht  unter- 
sucht, da  die  Menge  desselben  dazu  nicht  hin- 
länglich war. 

Das  wässerige,  saure  Destillat  wurde  genau 
mit  Natriumcarbonat  neutralisirt  und  auf  dem 
Wasserbade  bis  zur  Trockne  abgedampft.  Der 
Rückstand  bestand  der  Hauptmenge  nach  aus 
Natriumvalerianat  Es  ist  jedoch  wahr- 
scheinlich, dass  neben  der  optisch  inactiven 
Isovalerian säure  auch  optisch  active  rechts- 
drehende Methyläthyl -Essigsäure  in  der  Kisso- 
wurzel  vorhanden  ist.  Th. 


lieber  das  Atomgewioht  des  Kupfers.  Von 

Th,  W.  Richards.  Zeitsch.  f. anorgan.  Ghem.l,  150- 
Auf  Grund  mühevoller  üntersucnungen,  die  zur 
Bestimmung  des  Atomgewichtes  von  Kupfer  vom 
Verfasser  unternommen  worden  sind,  hat  der- 
selbe die  Zahl  63,604  (0=16)  auf  befanden.  Nach 
Ostwald  war  bisher  die  Zahl  63,33  gebräuchlich. 

Th. 


25 


Zur  Fapierprflfhng. 

Einem  Vortrage  von  W.  Hereherg  ent- 
nehmen  wir  nach  dem  Bayr.  Industrie-  und 
Qewerbeblatt  das  Nachstehende: 

Zur  qualitativen  Holzscbliffbe- 
stimmung  im  Papier  werden  verwendet  fol- 
gende Lösungen : 

1.  Salzsaures  Napbthylamin  5  g  mit  50  g 
Wasser  und  1  bis  2  g  Salzsäure  erwärmt  und 
filtrirt.  Diese  Lösung  färbt  holzschliffbaltiges 
Papier  orangegelb. 

2.  Schwefelsaures  Anilin  5  g  in  100  g 
Wasser.  Diese  Lösung  färbt  holzschliffbaltiges 
Papier  schön  hellgelb. 

3.  Salzsaures  Phloroglucin  4  g  in  25  g 
Alkohol  gelöst  und  10  bis  15  g  concentrirte 
Salzsäure  zugesetzt.  Diese  Lösung  färbt  holz- 
schliffbaltiges Papier  prachtvoll  carminroth. 

Letztere  Lösung  liefert  die  empfindlichste 
und  schönste  Reaction.  Da  aber  in  der  Papier- 
fabrikation noch  andere  verholzte  Fasern  Ver- 
wendung finden ,  so  werden  diese  durch  die 
angeführte  Reaction  ebenso  gefärbt  wie  Holz- 
schliff.   £8  handelt  sich  hier  wesentlich  um 
die  Schaben  der  groben  Hanf-  und  Leinen- 
lumpen, sowie  um  ungebleichte  Jute.    Für 
die  Reaction  mit  Phloroglucin  kommen  ferner 
die  farbigen  Reactionen  einiger  in  der  Papier- 
fabrikation verwendeter  Farbstoffe,  z.  B.  Met- 
anilgelb,  die  mit  Säuren  roth  gefärbt  werden, 
in  Betracht.    Deshalb  muss  neben  diesen  che- 
mischen Reactionen  das  Mikroskop  zu  Hilfe 
genommen  werden.    Man   arbeite  stets  mit 
Lösungen  gleicher  Concentration,  damit  man 
allmählich  ein  Urtheil  über  die  Menge  des 
Holzschliffes  erhält. 

Bestimmung  der  Art  der  Leimung. 

A.  Thieriscbe  Leimung.  Man  zieht 
etwa  V^  Bogen  Papier  mit  kochendem  Wasser 
aus  und  setiKt  dem  Auszug  nach  dem  Erkalten 
einige  Tropfen  Gerbsänrelösung  zu;  bei  An- 
wesenheit von  thierischem  Leim  entsteht  ein 
käsiger,  weisser  Niederschlag. 

B.  Harzleimung.  Die  einfachste  Me- 
thode des  Nachweises  ist  diese : 

Man  tropft  4  bis  5  Tropfen  Aether  auf  das 
zu  prüfende  Papier;  ist  dies  harasgeleimt,  so 
hinterbleibt  nach  dem  Verdunsten  des  Aethers 
ein ,  besonders  im  durchfallenden  Lichte, 
deutlich  sichtbarer  Harzrand.  Oft  genügt 
schon  ein  einziger  Tropfen.  Diese  Methode 
eignet  sich  sehr  gut  ihrer  Einfachheit  halber 
besonders   zur  Untersuchung  von  Büchern, 


Drucksachen  etc.,  da  diese  nicht  dabei  be- 
schädigt werden« 

C.  Stärk eleimung,  kommt  für  sich 
allein  kaum  vor;  es  wird  aber  sowohl  bei  A 
als  bei  B  Stärke  zugesetzt. 

Man  verdünnt  die  für  mikroskopische 
Zwecke  benutzte  Jod- Jodkali umlösung  bis 
zur  bellgelben  Farbe;  diese  Lösung  erzeugt 
bei  Anwesenheit  der  Stärke  Blaufärbung  in 
Folge  der  Bildung  von  Jodstärke. 

Leimfestigkeit. 

Man  lässt  auf  das  Papier  aus  einer  Pipette, 
welche  Tropfen  von  ungefähr  0,03  g  fallen 
lässt,  Eisenchloridlösung  (mit  1,531  pCt.  Fe) 
10cm  hoch  herabtropfen,  und  zwar  so,  dass  je- 
der Tropfen  für  sich  liegt.  Die  Tropfen  lässt 
man  so  viel  Secunden  einwirken,  als  der  Qua- 
dratmeter des  Papiers  Gramm  wiegt,  dann 
nimmt  man  den  Rest  der  Lösung  mit  Fliess- 
papier fort  und  bestreicht  die  Rückseite  des 
Papiers  mit  einem  in  wässerige  Tanninlösung 
getauchten  Wattebausch.  Ist  das  Papier  nicht 
leimfest,  so  entstehen  sofort  schwarze  Flecke; 
andernfalls  zeigt  sich  keine  Veränderung. 
Diese  Methode  hat  sich  seit  Jahren  bewährt. 
Die  Leimfestigkeit  wechselt  oft  innerhalb 
eines  Bogens. 

Aschengehalt. 

Die  reinen  Faserstoffe,  beziehungsweise 
die  Mutterpflanzen  enthalten  meist  weniger 
als  1  pCt.  Asche,  z.  B.: 

Buchenholz  0,43  pCt., 

Lindenholz  0,39  pCt., 

Holzschliff  0,41  pCt., 

Gebleichtes  Leinen  0,94  pCt., 

„  Baumwolle  0,76  pCt., 

„  Kiefemzellstoff  0,53  pCt., 

Ungebleichtes  Leinen  0,76  pCt., 

,  Baumwolle  0,41  pCt., 

Badischer  Hanf  0,69  pCt , 

Gebleichter  Strohzellstoff  0,86  bis  l,22pOt., 

Mitscherlichstoff,  ungebleicht  1,25  pCt., 

Sulfitstoff,  gebleicht  0,42  pCt. 

Mikroskopische  Untersuchung. 

Hierzu  werden  von  verschiedenen  Steilen 
eventuell  von  verschiedenen  Bogen  kleine 
Stücke  entnommen  und  diese  circa  7^  Stunde 
lang  mit  verdünnter  1  proc.  Natronlauge  zur 
Lösung  des  Leimes  und  der  Stärke  gekocht. 
Der  erhaltene  Brei  wird  auf  einem  kleinen 
Sieb  mit  Wasser  ausgewaschen  und  dann  in 
einer  Pulverflasche   mit  Tarirgranaten   und 


36 


» 


n 


»» 


» 


Watier  tüehtig  dorchgotehfittolt^  so  dast  die 
Fasern  za  Gaozstoff  auseinandorgefaen.  Zam 
PrSpariren  der  Fasern  ist  Gljcerin  oder  Wasser 
wenig  tauglieh,  da  darin  die  Fasern  ungefärbt 
erscheinen  und  dann  schwer  von  einander  su 
trennen  sind.  Empfehlenswerth  ist  eine  Lös- 
ung von  1,15  g  Jod,  2  g  Jodkalium  und  20  g 
Wasser  und  eine  Chlonsink  -  Jod  -  Jodkalium- 
lösung.  Pr&parirt  man  die  Fasern  in  diesen 
Lösungen  (bei  Anwendung  der  letztgenannten 
müssen  sie  zuvor  auf  Filtrirpapier  sorgfältig 
getrocknet  werden)  so  erscheint  im  Allge- 
meinen : 

Jod-Jodkslium  ^^''JSSim'- 
Leinen  n.  Hanf    braun      röthlich  bis  braun 

Baumwolle                „  „ 

HolzzellstofF      farblos  bis  bl&ulich  bis 

graubraun  blau 

Strohzellstoff        desgl.  desgl. 

Alfazellstoff             „  „ 

Jute,  gebleicht         „  „ 

Holzschliff       dankelgelb  citronengelb 
Jute,  ungebl. 
Schaben 

Die  Färbungen  dürfen  nie  als  Re- 
actionen  angesehen  werden ,  da  die  Art 
der  Verarbeitung  sie  beeinflusst.  Sie  sollen 
nur  dem  Auge  leichter  unterscheidbare  Bilder 
liefern.  Den  Ausschlag  giebt  der  anatomische 
Bau. 

Anatomisch  charakteristisch  für  die  Leinen- 
und  Hanffasern  sind  der  regelmässige  Bau, 
die  knotigen  Auftreibungen,  die  Ausfaser- 
ungen der  Enden  und  der  enge  Hohlcanal. 
Natürliche  Enden  kommen  kaum  vor.  Die 
Baumwolle  hat  einen  breiteren  Hohlcanal, 
keine  knotenförmigen  Auftreibungen,  ist  glatt 
und  zuweilen  schlauchartig  umgeschlagen; 
die  Wandung  zeigt  oft  gitterfÖrmige  Streifung. 
Natürliche  Enden  kommen  kaum  vor. 

Zellstoff  aus  Nadelhölzern  zeigt  die  cha- 
rakteristischen behöften  Tüpfel  und  viele  na- 
türliche Enden  mit  meist  abgestumpfter 
Form.  Zellstoff  aus  Laubhölzem  wird  er- 
kannt und  unterschieden  an  der  verschieden- 
artigen Gestalt  der  zahlreich  vorhandenen 
Gefässe.  Strohzellstoff  wird  besonders  durch 
die  mehr  oder  weniger  stark  ausgebuchteten 
Epidermiszellen  leicht  erkennbar;  ferner 
sind  'die  Parenchjm-  und  Bastzellen  zur 
Feststellung  geeignet.  Alfa  (Esparto)  -  Zell- 
stoff zeigt  dieselben  Arten  Zellen  wie  Stroh, 
nur   in    kleinerem   Ifassstabe;    die    grossen 


Par^nchjmiellflii  fehlen  da«  AUa  gänzlich, 
während  diesem  dem  Stroh  gegenüber  kleine 
von  den  Blättern  herrührende  Zähnchen  eigen- 
thümlich  sind,  die  aber  oft  sehr  spärlich  sind. 
Jute  wird  wesentlich  durch  den  unregel- 
mässigen Hohlcanal  erkannt ,  der  oft  inner- 
halb kurzer  Strecken  von  einem  Extreme  ins 
andere  übergeht.  Holzschliff  ist  sehr  leicht 
an  der  gelben  Färbung,  an  den  regellosen 
zerrissenen  Zelicomplezen,  an  den  sehr  deut- 
lichen behöften  Tüpfeln  und  an  den  Mark- 
strahlzellen zu  erkennen. 


JodoBobeiuoöB&are. 

Bei  der  Einwirkung  von  rauchender  Sal- 
petersäure auf  OrthojodbenzoSeäure  entsteht 
eine  Verbindung  von  der  Zusammensetzung 

PP    (JO 

welche    als    Jodosobenzoösänre    bezeichnet 
wird. 

Man  erhält  diese  Säure,  indem  man  Ortho- 
jodbenzoösäure  in  rauchender  Salpetersäure 
löst,  die  Lösung  dann  aufkocht  und  nach 
dem  Abkühlen  mit  Wasser  versetzt.  Die 
ausgeschiedene  Säure  ist  nach  einmaligem 
Umkrystallisiren  aus  Wasser  rein.  Sie  löst 
sich  ziemlich  schwer  in  Wasser  und  krystalli- 
sirt  daraus  in  kleinen,  schwach  gelblich  ge- 
färbten Blättchen,  die  unter  Zersetzung  bei 
209^  schmelzen.  Beim  Erwärmen  mit  ange- 
säuerter Jodkaliumlösung  reagirt  die  Jodoso- 
benzoesäure  wie  folgt: 

C6l^4<coOH+  ^  ^«^  = 

HoO  +  2  J  +  CoB,<::ir.r.^ 

Es  wird    also  Orthojodbenzoesänre   zui€ck- 
gebildet. 

DieJodosobenaoesäure  soll  ala  Medicament 
verwendet  werden  —  so  wünsoht  es  die  Pa- 
tentnaehsucherin ,  die  Farbwerke  vormals 
Meister^  Lucius  und  Brünmg  in  Höchst  a.  M. 

Th. 

Das  Gewicht  der  Safrannarben;  Hassack: 
Zeitschr.  f.  Nahrungsm.-Ünters.  1892,  858.  Die 
von  verschiedenen  Autoren  gemachten  Angaben, 
die  sich  zum  Theil  auf  verschiedene  Gewichte 
beziehen,  und  welche  H.  auf  Gramm  umgerechnet 
hat,  schwanken  von  141  im  mindesten  bis  zu 
660  Narben  im  meisten  fflr  1  g.  Nach  den  Er- 
mittelungen von  £r.  gehen  auf  lg  Safran  im 
DurchschDitt  &38  Narben  im  trockenen  Zustande 
(mit  15,4  pCt.  Wasser).  «. 


27 


Üeber  die  Theeröl-Seifenlöstingen 

in  ihrer  Anwendung  zur  Des- 

infeetion,  insbesondere  über 

das  LyBoL 

Von  a  Engler  and  E,  Dieckhoff. 

Verfasser  knüpfen  an  die  von  O.  Englcr 
in  der  Pb.  C.  1890,  Nr.  31   yeröffentlichte 
Arbeit  über  das  Lysol  an,  in  welcber  Unter- 
snebungen   über  die  Wasserlösliokmaobang 
der  Steinkohlentbeeröle ,   also  der  Koblen- 
Wasserstoffe  und  der  Phei»ole ,  durch  Seifeu- 
lösung  niedergelegt  sind.  In  dieser  Veröffent- 
lich nng  wurde  a wischen  swei  ▼erschiedenen 
Theeröl-Seifenpräparaten  unterschieden,  und 
zwar   worden  st«  vom   Gesichtspunkt  ihrer 
Wasserlöslichkeit  als  Lösungen  von  Theer^ 
ölen  in  Seifen,  wie  z.  B.  das  Lysol,  und  als 
Lösungen  von  Seifen  in  Theerölen,  wie  z.  B. 
Kreolin   bezeichnet.     Die   enteren   bleiben 
beim   Verdünnen    mit  Wasser    völlig    klar, 
die    letzteren    dagegen    geben    Emulsionen. 
£s    konnte   mit  Sicherheit   festgestellt   und 
auch  vrieder  in  der  vorliegenden  Arbeit  er- 
härtet   werden,    dass    1.    Mischungen    von 
Rresol  mit  Seifen  sieh  bereiten  lassen,  die  je 
nach  der  Menge  der  Seife  beim  Verdünnen 
mit  Wasser  klar  bleiben  oder  aber  Ausscheid- 
ungen von  Kresol  geben.    2.  Man  kann  in 
gleicher  Weise  Kohlenwasserstoff- Seif enHkh 
ungen  bereiten,  die  je  nach  dem  gegenseitigen 
Mengenverhültnise   von   Seife   und    Kohlen- 
wasserstoff beim  Verdünnen  mit  Wasser  klar 
bleibeB   oder  aber  emulgiren.     3.    Endlich 
können  auch  entsprechende  Misohungen,  wel- 
ehe  gleiehzeitig  Kresol  und  Kohlenwasserstoffe 
enthalten,  hergestellt  werden.    Dass  die  Lös- 
lichkeit der  Kohlenwasserstoffein  Seifen  durch 
die  Gtogenvrart  von  Kresol  etc.  erhöht  wird, 
ist  bereits  bekannt.    Nimmt  man  genügend 
Seife,   so  entstehen  in  allen  FiÜlen  wasser- 
löslif^e  Products,  nimmt  man  zu  wenig  Seife, 
BO  scheidet  sich  beim  Verdünnen  mit  Wasser 
auch  in  allen  Fällen  der  Ueberschuss  des  ge* 
lösten  Körpers,  sei  es  Kresol  oder  Kohlen- 
wasseratoff  oder  beides  aus. 

Verfasser  gehen  des  weiteren  auf  die  von 
anderer  Seite  behauptete  Alkalinitftt  des 
Lysols  ein  ,  vrelche  von  ihnen  in  Abrede  ge- 
stellt wird,  und  weisen  ferner  nach,  dass  irgend 
eine  merkliche  Oxydation  des  Kresols  in  ver- 
dünnten Kresollösungen  an  der  Luft  in  Folge 
der  durch  die  basisch  fettsauren  Seifeasalse 


bedingten  alkalischen  Eeaotion  nicht  statt- 
findet. 

Abgesehen  von  der  praktischen  Ververth- 
barkeit  bieten  die  Präparate,  wie  das  Creolin, 
das  Lysol,  das  Solveol,  Solutol  und  andere  ein 
entschieden  wissenschaftliehes  Interesse  dar, 
indem  sie  einen  Blick  in  die  Verhältnisse  der 
Löslichkeit  von  Stoffen  und  Lösungen  in  ein- 
ander gestatten,  über  die  bisher  nur  sehr 
wenig  bekannt  gewesen  ist.  Ueber  die  Lös- 
lichkeit von  Metallen,  beziehentlich  Metall- 
ozyden ,  welche  auf  die  Bildung  von  Seifen 
und  deren  Lösung  durch  Kohlenwasserstoffe 
zurückgeführt  wurden,  haben  Präparate,  wie 
das  «feste  Erdöl"  und  die  Kreoline  neues  Licht 
verbreitet.  Es  hat  sich  dadurch  gezeigt,  dass 
man  Salze  der  Fettsäuren,  besonders  auch 
Salze  der  Schwermetalle,  sowie  andere  ähn- 
liche Salze  in  erheblicher  Menge  in  d^ 
Kohlenwasserstoffen  des  Erdöls,  in  Theeröl 
und  dessen  Bestandtheilen  auflösen  kann« 
Des  weiteren  ist  dann  durch  v.  BeydHC% 
Patent  die  Löslichkeit  der  höheren  Phenole 
in  wässerigen  Lösungen  von  Salzen  gewisser 
Garbonsäuren  uadOxycarbonsäuren  und  deren 
Derivaten ,  sowie  in  Phenolaten  klar  gestellt 
worden. 

Verfasser  haben  nunmehr  auch  die  Frage 
der  Löslichkeit  der  Kohlenwasserstoffe  des 
Petroleums  in  wässerigen  Lösungen  fettsaurer 
Salze,  sowie  die  Löslichkeit  der  Phenole,  der 
Benzolkohlenwasserstoffe  und  des  Terpentin- 
öls in  organischen  Salzen  (Seifen)  zum  Gegen- 
stande ihrer  Untersuchung  gemacht. 

Es  wurde  die  Thatsache  festgestellt,  dass 
die  Wasserlöslichkeit  eines  Gemisches  von 
50proc.  Kresol-Seife  (Lysol)  und  Kohlen- 
wasserstoffen des  Erdöls  mit  steigendem  Ge- 
halt an  Kohlenwasserstoffen  zunächst  nicht 
unerheblich  zunimmt,  derart,  dass  z.  B.  ein 
Gemisch  von  100  ccm  Lysol  und  200  ccm 
Erdöl- Kohlenwasserstoffen  mit  mehr  als  dem 
doppelten  Wasser  verdünnt  werden  kann,  als 
wenn  ersterem  nur  20  ccm  Kohlenwasserstoffe 
beigemischt  sind ,  und  dass  erst  nach  Zusatz 
eines  sehr  bedeutenden  Ueberschusses  von 
Kohlenwasserstoffen  wieder  eine  Abnahme 
der  Wasserlöslichkeit  bemerklich  wird. 

Bei  den  Versuchen  über  die  Löslicbkeit 
des  reinen  Phenols  (Karbolsäure)  in  einer 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  gesättigten  Lös- 
ung von  Natriumacetat  zeigte  es  sich,  dass 
sich  bei  einer  Temperatur  von  20^  beide 
Stoffe  in  beliebiger  Menge  mit  einander  ver- 


28 


mischen  lasgen.  Noch  leichter  löslich  ist  das 
Phenol  in  gewöhnlichem  haldriansaurem  Na- 
trium. Eine  50proc.  wässerige  Lösung  des 
letzteren  lässt  sich  in  jedem  Verhältniss  mit 
reinem  Phenol  zu  yöUig  klaren  Lösungen  ver- 
mischen, welche  hei  16  ^  bei  Zusatz  beliebiger 
Mengen  von  Wasser  yöllig  klar  bleiben. 
Kresol  ist  in  Natriumacetat  nur  sehr  wenig 
löslich,  hingegen  mit  einer  50  proc.  wässerigen 
Lösung  von  baldrian saurem  Natrium  in  allen 
Verhältnissen  klar  mischbar.  Die  Kresole 
lösen  sich  übrigens  auch  in  zahlreichen  an- 
deren wässerigen  Salzlösungen  mehr  oder 
weniger  auf  —  abgesehen  von  den  Kreso- 
tinaten,  Kresolaten  etc.,  dem  Solveol,  Solutol 
u.  a.  — ,  in  den  Salzen  des  Ammoniaks  und 
Anilins  mit  Salicjlsäure ,  Benzoesäure ,  Pbe- 
nylessigsäure  u.  a.  m.,  durchweg  jedoch  in 
geringerer  Menge  als  in  Seifenlösungen. 

Endlich  machen  Verfasser  noch  auf  das 
Glycerin  als  ein  ausgezeichnetes  Lösungs- 
mittel für  Kresole  aufmerksam ;  9  ocm  Glycerin 
lösen  lg  p- Kresol  klar  auf,  und  die  Lösung 
kann  mit  ihrem  gleichen  Volum  Wasser  ver- 
dünnt werden,  bis  Trübung  eintritt.  Das 
O'Kresoi  ist  noch  löslicher;  1  g  desselben  ge- 
braucht nur  4  ccm  Gljcerin  zur  vollständigen 
Lösung.  Die  Lösung  eines  Gemisches  von 
1  g  o-Kresol  und  1  g  p-Kresol  in  13  ccm  GI7- 
cerin  ist  in  allen  Verhältnissen  mit  Wasser 
klar  mischbar. 

Von  Interesse  sind  die  Versuche  der  Ver- 
fasser über  den  Einfluss  der  Phenole  auf  die 
Löslichkeit  der  Benzol  •  Kohlenwasserstoffe 
und  des  Terpentinöls  in  organisch  •  sauren 
Salzen. 

So  wird  die  Löslichkeit  der  Kohlen- 
wasserstoffe in  Stearinsäureseifen  durch  den 
Gehalt  an  Phenol  bedeutend  gesteigert.  Auch 
Oelsäureseifen  und  Harzseifen  wirken  in  ähn- 
licher Weise.  Die  Lösungen  wurden  bei  ge- 
wöhnlicher Zimmertemperatur  hergestellt  und 
trübten  sich  beim  Erwärmen,  ein  Beweis,  dass 
dabei  die  Löslichkeit  abnimmt.  Auch  Kresol 
steigert  die  Löslichkeit  der  Kohlenwasserstoffe 
in  Seifenlösungen.  Beispielsweise  löste  ein 
Gemisch  von  90  ccm  50  proc.  Lösung  von 
Natrium valerianat  mit  10  ccm  Kresol  17  ccm 
Benzol  klar  auf.  Die  Löslichkeit  der  Kohlen- 
wasserstoffe in  Seifen  wird  ferner  auch  durch 
Kampher  befördert.  Th. 

Arclu  Fharm,  1892.  S.  561, 


Die  qualitative  Früfang  des  Jods 

auf  Cyan. 

Von  C.  Meineke. 

Setzt  man  zu  der  neutralen,  Jodcyan 
enthaltenden  Jodlösung  einige  Milligramm 
Jodkalium  (wodurch  die  Jodstärke  •  Reaction 
empfindlicher  gemacht  wird)  und  sehr  ver- 
dünnte, etwa  Hundertstel-Normal-Thiosulfat- 
lösung,  bis  die  Gelbfärbung  fast  verschwunden 
ist,  und  alsdann  klare  Stärkelösung,  so  erhält 
man  eine  viel  stärkere  Jodstärke  -  Reaction 
als  der  geringen  Menge  freien  Jods  entspricht. 
Einige  Uebung  lässt  diesen  Unterschied  im 
Verhalten  einer  jodeyanhaltigen  und  einer 
davon  freien  Lösung  deutlich  erkennen. 
Weiter  macht  sich  Jodcyan  an  der  nach 
kurzer  Zeit  wieder  erscheinenden  Jodstärke- 
Reaction^  nachdem  vorher  vollständige  Ent- 
färbung eingetreten  war,  erkennbar.  Die  Jod- 
stärke  aber  hat  jetzt  einen  röthlichen  Ton, 
während  eine  Jodlösung  bei  der  geringen 
Menge  des  vorhandenen  Jodkaliums  rein 
blaue  Farben  -  Reaction  giebt. 

Ein  anderes  Mittel  zum  Nachweis  des  Jod- 
eyans  beruht  darauf,  dass  in  der  durch  Thio- 
sulfat  reducirten  Lösung  durch  einen  Tropfen 
verdünnter  Baryumchloridlösung  ein  Nieder- 
schlag bez.  eine  Trübung  von  Baryumsulfat 
entsteht,  wena  Jodcyan  vorhanden  gewesen 
war.  Die  Trübung  tritt  um  so  deutlicher 
hervor,  wenn  man  eine  in  gleicher  Weise  be- 
handelte Lösung  von  reinem  Jod  mit  ihr  ver- 
gleicht. Hatte  sich  eine  solche  gleichfalls 
getrübt,  so  ist.  das  Natriumthiosulfat  unrein. 
Diese  neue  Prüfungsmethode  soll  etwa  die 
doppelte.  Empfindlichkeit  der  auf  der  Bildung 
von  Berlinerblau  beruhenden  haben.  Z%. 
Ztschr,  f.  anorg.  Chem.  2,  165,  durch 
Chem.  Ztg^  Bep,  1892,  Nr.  31,  S.  346. 


lieber  Kampherarten  9  welche  die  Keton- 
gmppe   CO.GHa    enthalten.     Von  Fr.   W. 

SemnUer.  Bar.  d.  D.  chem.  Ges.  25,  8843.  Ver- 
fasser hat  das  im  ätherischen  Oel  des  Rain- 
farns (Tanacetum  vulgare)  vorkommende  Methyl- 
keton  CioHioO,  sowie  Derivate  desselben  unter- 
sucht und  stellt  fflf  das  Eeton  die  Formel  auf: 

.CO .  CH. 
0        /CH3 

IM    ^CH3 
H,C  \'/  CH^ 
CH 


2^. 


•X    ^\y~'  . 


29 


Tlierapentisclie 

Fnlverförmige  medicinische 

Seifen. 

Die  Anwendung  der  medicinischen  Seifen 
ist  Je  nach  der  beabsiebtigten  Wirkung  ver- 
Bcbieden;  am  schwächsten  wirken  einfache 
Waschungen,  stärker  wird  die  Wirkung, 
wenn  man  den  aufgetragenen  Seifenschaum 
mit  wollenen  Tüchern  trocken  reibt  oder  ihn 
gar  auf  der  Haut  eintrocknen  lässt.  Am 
schnellsten  und  intensivsten  tritt  die  ge- 
wünschte Wirkung  zu  Tage,  wenn  man  den 
aufgetragenen  Seifenschaum  mit  wasserdich- 
tem Verband  auf  der  Haut  fizirt. 

P.  /.  Eichhoff  yeröffentlieht  in  den  Thera- 
peut. Monatsh.  1892,  Nr.  11,  S.  581  Vor- 
schriften SU  neuen,  von  ihm  empfohlenen 
medicinischen  Pulverseifen;  der  Ge- 
brauch derselben  ist  sparsamer  und  bequemer, 
und  68  ist  ausserdem  eine  genaue  Dosirung 
des  zu  verwendenden  Arzneistoffes  möglich. 

Salicylsäure- Pulyerseife:  5  Tb. 
SalicjleSure,  95  Tb.  Pulverseife.  Die  letztere 
wird  als  neutrale  oder  als  überfettete  Seife 
hergestellt.  Eine  alkalische  Form  ist  nicht 
haltbar,  da  sich  in  derselben  die  Salicylsäure 
mit  dem  überschüssigen  Kali  und  Natron  ver- 
bindet. Derselben  werden  nöthigen  Falls  noch 
5  pCt.  Besorcin  oder  Schwefel  zugesetzt. 

Perubalsam  -  Pulverseife  :  10  Tb. 
Perubaleam  (verseift),  90  Th.  Pulverseife. 
Dieselbe  stellt  ein  hellbraunes,  trockenes 
Pulver  von  angenehmem  Heugeruch  dar.  Der 
charakteristische  Perubalsamgeruch  ist  in  der 
Seife  nicht  mehr  vorhanden.  Die  Perubalsam- 
seife    wird    erforderlichen  Falls  noch  durch 

2  pCt.  Kampher  und  5  pCt.  Schwefel  verstärkt. 

Von  den  weiteren  in  Form  der  Pulverseifen 
angewendeten  Arzneimitteln  seien  noch  einige 
genannt:  0,2  pCt.  Cantharidin  (Haarseife, 
wenn  die  Haarwurzeln  noch  nicht  zerstört 
sind);  2pCt.  Aristol,  Chininsulfat,  Europhen, 
Jod,  Sublimat  (unter  Zusatz  von  IpCt.Ghlor- 
natrinm),   Thjmol  (sogen.  Kind  er  seife); 

3  pCt.  Benzoe,  Jodoform,  Jodol;  5  pCt. 
Borax,  Kampher,  Menthol,  Naphthalin, 
iJ-Napbtholy  Naphthol  und  Schwefel,  Pyro- 
gallol,  Said,  Tannin,  Thiol;  10  pCt.  Chlor- 
kalk Chrysarobin ,  Schwefel ;  20  pCt.  Bim- 
stein.  Ob  neutrales,  alkalisches  oder  aber- 
fettetes  Seifenpulver  Anwendung  findet,  hängt 
von  der  Natur  des  anzusetzenden  Arzneistoffes 


Hittlieilniiffeii. 

ab.  (Das  überfettete  Grundseifenpulver  ent- 
hält 2  pCt.  Oelaäure  und  3  pCt.  Lanolin,  das 
alkalische  2,5  pCt.  Raliumcarbonat  u.  2,5  pCt. 
Natriumcarbonat.) 

Die  Anwendung  aller  dieser  Pulverseifen 
ist  eine  sehr  einfache;  man  nimmt  das  ver- 
ordnete Quantum  Seifenpulver  in  die  Hand 
und  feuchtet  es  ein  wenig  an.  Dann  wird 
dasselbe  in  den  Händen  mit  'Wasser  zu 
Schaum  verrieben  und  dieser  Schaum  nach 
den  oben  erwähnten  vier  verschiedenen  Me- 
thoden gebraucht. 

Von  neueren  medicinischen  Stiickseifen  ist 
zu  nennen :  Lysolbimsteinseife,  Desinfections- 
seife  für  Aerzte,  bestehend  aus  lOpCt.  Ljsol, 
30  pCt.  Bimstein,  60  pCt.  Grundseife. 


Ueber  die  Anwendung 
des  Enrophens. 

Eichhoff  berichtet  in  den  Therapeut.  Mo* 
natsh.  1893,  S.  23  über  seine  Erfahrungen 
bei  der  Anwendung  von  Europhen  (Ph.  C.  33, 
168).  Besonders  empfiehlt  Eichhoff  diesen 
Stoff  bei  Ulcus  molle ,  wo  das  Europhen  ein- 
fach auf  die  gewaschene  und  gereinigte  Ge- 
schwürfläche aufgepudert  und  durch  Bedeck- 
ung mit  Watte  festgehalten  wird.  Vor  Jodo- 
form hat  das  Europhen  für  diese  Anwendung 
den  Vorzug  der  Gkrucblosigkeit  und  des 
Mangels  jeglicher  Intozicationsgefahr.  Jedoch 
warnt  Eichhoff  davor,  das  Europhen  zusam« 
men  oder  gleich  nach  Anwendung  einer 
Sublimatlösung  zu  gebrauchen,  da  sich  dann 
sehr  leicht  starke  Reizerscheinungen  ein- 
stellen, wahrscheinlich  in  Folge  der  Bildung 
von  Quecksilberbijodid. 

Von  der  subcutenen  Anwendung  des  Euro- 
phens  in  syphilitischen  Fällen  sieht  Eichhoff 
ab,  da  ihm  die  Anwendung  des  Stoffes  keine 
besonderen  Erfolge  gezeigt  hat. 


8. 


Zur  Behandlung  von  Schweiss- 

händen 

wird  in  den  Monatsh.  für  pract.  Dermat.  em- 
pfohlen ,  dieselben  dreimal  täglich  mit  nach- 
stehender Mischung  einzureiben : 

Acidi  borici     5,0, 

Boracis, 

Acidi  salicylici  ää  15,0, 

Spiritus    30,0. 


30 


V^erseliledene 

Borsäuregehalt  des  Hopfens. 

Von  J.  Brand, 
Zur  Prüfang  des  Bieres  auf  Borsäure  hat 
die  wisseoBchaftliche  Statiou  für  Brauerei  in 
München  nach  yersehiedenen  Methoden  ge- 
sucht und  festgestellt,  dass  diejenigen,  weiche 
auf  Färbung  des  Curcumapapiers  bei  Qegen- 
wart    von    Borsäure    in    salzsaurer   Lösung 
beruhen,    befriedigende   Resultate   ergeben. 
100  ccm  Bier  wurde  schwach  alkalisch  ge- 
macht und  eingeäschert.    Die  Asche  wurde 
mit  wenig  Wasser  erwärmt,   die  alkalische 
farblose  Flüssigkeit  abfiltrirt,  in  einer  Platin- 
schale bis  nahe  zur  Trockene  verdampft  und 
mit  verdünnter  Salzsäure  schwach  über- 
sättigt, ein  Streifen  Curcumapapier  hinein- 
gegeben und  im  Wasserbade  verdampft.    £s 
zeigte  sich  auch  beimBiere,  dem  nur  0,01  pCt. 
Borsäure  zugesetzt  war,  noch  sehr  deutliche 
kirschrothe  Färbung  des  trockenen  Curcuma- 
papiers.     Merkwürdiger  Weise   zeigte   nun 
diese   Borsäurereaction   auch    ganz    reines 
Bier,  von  welchem  sicher  war,  dass  im  Betriebe 
keine  Borsäure  zugesetzt  war.     Es  wurden 
daher  Biere  verschiedener  Abstammung  ge- 
prüft, und  in  allen  konnte  Borsäure 
nachgewiesen  werden. 

Bei  weiterem  Nachforschen  stellte  sich 
heraus,  dass  die  Borsäure  aus  dem  zur 
Bierbereitung  verwendeten  Hopfen 
stammte.  £s  konnten  nämlich  in  einer 
grösseren  Anzahl  Hopfensorten  im  Verhäll- 
aiss  zum  Biere  grosse  Mengen  Borsäure  auf- 
gefunden werden,  so  dass  mit  Sicherheit  an- 
genommen werden  muss,  dass  die  in  Bieren 
stets  in  Spuren  gefundene  Borsäure  ihr  Vor- 
handensein dem  natürlichen  Borsäuregehalt 
des  Hopfens  zu  verdanken  hat. 

Frische  Hopfenranken  direct  aus  Hopfen- 
gärten in  der  Weise  untersucht,  dass  Blätter, 
Stiele  und  Zweige,  sowie  die  noch  nicht  voll- 
ständig entwickelten  Fruchtzapfen  für  sich 
eingeäschert  und  die  Aschen  in  obiger  Weise 
auf  Borsäure  geprüft  wurden,  ergaben  die 
Thatsache,  dass  sich  sowohl  in  den  Blättern, 
Stielen  und  Zweigen,  als  auch  in  den  Fruoht- 
zapfen  Borsäure  vorfindet.  In  gleicher  Weise 
wurden  Banken  von  wildem  Hopfen  unter- 
sucht. Auch  bierin  konnte  Borsäure  mit 
Sicherheit  nachgewiesen  werden.  Th, 

Durch  ahm,  -  Ztg.,  liep.  Nr,  31,  S,  350. 


Bäittheiluugeu. 

Verändenini^  des  Brodes  beim 


Anlässlich  der  Meinnngsvertehiedenheit 
zwischen  einem  Handelschemiker,  der  aus 
einem  Befunde  von  20  pCt.  Protein  eines  in 
Beschlag  genommenen,  stark  verscbiminelten 
Brodes  auf  einen  Zusatz  von  Bobnenmefal 
geschlossen  hatte,  und  dem  Gutachten  einer 
Versuchsstation  untersuchte  Ä.  Hd>ebr<md 
die  durch  eine  Reincnltur  von  PenicilliusB 
glaucum  bewirkte  Aenderung  der  Zusammen« 
Setzung  der  Roggenbrodkrume.  Er  &nd,  dass 
das  Leben  der  Schimmelpilze  baoptsächlich 
die  Kohlehydrate  unterhalten,  deren  Haupt- 
menge dabei  in  Kohlensäure  und  Wasser 
übergeht,  während  ein  kleiner  Tbeil  zur  Neu- 
bildung von  Fett  und  Rohfaser  dient.  Das 
RohproteiQ  —  berechnet  aus  dem  Stickatoff- 
gehalte  durch  Multiplication  mit  6,25  — 
wird  dabei  relativ  reichlicher  (von  12  bis 
24  pCt.),  während  thatsächlich  ein  wenn- 
gleich nur  geringer  Verlust  an  Stickstoff  ein* 
tritt.  Ein  Theil  des  Eiweisses  erleidet  eine 
Sprengung  des  Moleküls  unter  Bildung  atick- 
stoffreicber  Amine  und  Amide. 

Es  wurde  weiter  die  von  einer  Scbimmel- 
cultur  gebildete  Kohlensäure  bestimmt,  die 
auf  47,65  g  Brod  stündlich  0,0215  g  betrag. 
Ammoniak  entstand  dabei  nicht. 

Von  den  Kohlehydraten  des  Brod«s  scheint 
das  Dextrin  unberührt  zu  bleiben,  während 
die  Stärke  in  Dextrin  und  Maltose  gespalten 
wird;  letztere  liefert  durch  Inversion  Dextrose. 
Von  Nebenproduoten  wurden  fluchtige  Säaren, 
Mannit  und  Oxalsäure  nachgewiesen.  Der 
Mannit  wurde  von  einer  eigentbümlichen 
Säure  getrennt,  deren  heisse,  wässerige  Lös- 
ung beim  Erkalten  gallertartig  erstarrt. 

Vorsteheader  in  der  „Hygienischen  Rand- 
schau  "^  (II.  Jahrg.,  Nr.  24,  S.  1057  bis  1062) 
veröffentlichte  Befund  Hebebranda  ist  schon 
deshalb  wichtig ,  weil  er  einen  bisher  kaum 
bearbeiteten  Gegenstand  betrifft.  Die  gcfuD* 
dene  Thatsache,  dass  das  Verschimmeln  den 
Stickstofigehalt  des  Brodes  relativ  erheblieh 
vermehrt,  erscheint  für  die  Herstellung  tod 
DaaemahriiBg  beaehtenswerth,  zumal,  wenn 
es  gelingen  sollte,  durch  Wahl  eines  anderen 
Schimmelpilzes  oder  Umzüchtung  störende, 
giftige  Nebenproducte  fem  zu  halten»    — y« 


V«ri«s«r  ottd  Y«r«iaiwortUoliw  Bsteelsor  Or.  K«  üslsslsr  la  Ontdca. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  iiir  wissenschafüiche  and  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Hennsgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Ersdieint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  darch  ^i^  Post  oder  den  Bachhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.    Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeüe  25  Pf.,  hei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstra«se  40. 
Mitredactenre;  Dr.  A.  Schneider-Dresden.  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 

M  3.       Dresden,  den  19.  Januar  1893.  Siv"  j.Ä! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Ckemle  ud  PkftniMlet  Rttckbllek  auf  dl«  Pharmaeie  im  Jahre  1S92.  —  Phannacentfsehe  OMellaehaft: 
Lftngenanadehnunff  der  GeflUcrKame  in  der  Pflanie.  Mehrere  aromatische  Guanidioe.  Phamalcopöefrafrea. 
üober  Trockensohränke.     Gypabinden-WIckMmaaohine.  —  Zur  Hftrtebestimmniig  des  Wassers  mittelst  Seifen- 

lOsung.  —  Sterlllsirte  Jedoformemnlsion.  —  AsMlgen. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Bückblick  auf  die  Pharmacie 
im  Jahre  1892. 

Von  A.  Schneider  in  Dresden. 
(Schlufis.) 

Bei  der  grossen  Mannigfaltigkeit,  in 
welcher  Verbandstoffe  verlangt  wer- 
den ,  ist  Ja  gar  nicht  daran  zu  denken, 
dass  die  Tränkung  von  Watte  mit  Carbol- 
säure  oder  von  Mull  mit  Jodoform,  Py- 
oktanin,  Dermatol  oder  den  neuesten  so- 
eben bekannt  gewordenen  Arzneimitteln 
in  jeder  Apotheke  ausgeführt  werde.  Ist 
sonach  der  fiezug  der  Verbandstoffe  aus 
Fabriken  nicht  zu  umgehen,  so  ist  anderer- 
seits aber  eine  Controle  der  gelieferten 
Waare  unerlässlich ,  um  so  mehr  als  in 
letzter  Zeit  bekannt  geworden  ist,  dass 
ein  unreeller  Fabrikant  Jodoformmull 
geliefert  hat,  der  zur  Verdeckung  des  zu 
schwachen  Jodoformgehaltes  mit  Pikrin- 
säure aufgefärbt  gewesen  ist.  Angeblich 
ist  dieser  gef&rbte  Jodoformmull,  nach 
dem  berühmten  Muster  „billig  und 
schlecht"  nur  für  den  Versand  nach  dem 
Auslande  bestimmt  gewesen,  aber  durch 
nVersehen"  doch  auch  im  Inlande  an 
den  Mann   gebracht  worden.     Für  die 


quantitative  Bestimmung  des  Jodoforms 
in  Verbandstoffen   besitzen   wir  glück- 
licherweise mehrere  brauchbare  Methoden, 
so  dass  dieselbe  also  keine  Schwierigkeiten 
bietet.    Weniger  leicht  ist  die  Probe- 
entnahme, die  mit  einem  Oeffnen  der 
fQr  die  Abgabe  ans  Publikum  bestimmten 
Packete  verbunden  ist,  die  darauf  eigent- 
lich nicht  mehr  verkäuflich  sind.    Ganz 
unmöglich   ist   es    bei    den   neuerdings 
„sterilisirt"  in  den  Handel  kommenden 
Jodoformverbandstoffeh,  eine  behufsUnter- 
suchung  geöffnete  Büchse  abzugeben,  weil 
natürlich  in  Folge  des  Oeffnens  der  Büchse 
die  Voraussetzung,  ein  steriles  Ver- 
bandmaterial zu  haben,  nicht  mehr 
zutreffen  kann.  Hinsichtlich  der  letzteren, 
der  nach  der  Tränkung  mit  Jodoform 
durch   strömenden  Wasserdampf  sterili- 
sirten  Verbandstoffe,  muss  man  übrigens 
bei   der  Untersuchung   dem   durch   das 
Sterilisiren    unvermeidlich    eintretenden 
Verluste  an  Jodoform  Rechnung  tragen. 
Bei   der  Fabrikation   dieser  sterilisirten 
(Jodoform-)  Verbände,   welche   in  her- 
metisch verschlossenen  Blechbüchsen  alles 
zu  einer  bestimmten  Operation  nothwen- 
dige  Material,  wie  Tupfer,  Binden  etc., 


hi 


m  betreiben,  das  wobl  nicht  imm^t  in 
dem  Babmen  bleiben  dürfte,  der  diesen 
Geschäftsleuten  durch  die  Verordnungen 
über  die  dem  freien  Verkehr  entzogenen 
Arzneimittel  gesteckt  ist;  wurden  doch 
gelegentlich  einer  vor  einigen  Jahren  ab- 
gehaltenen, der  „Verhütung  von  Un- 
fällen** gewidmeten  Ausstellung  von 
einem  Instrumentenmacher  Sublimatpastil- 
len durch  zarte  Fraa^üiftnde  verkauft. 

Noch  eines  anderen  Unfuges,  allerdings 
schlimmerer  Art,  der  das  Landesmedicinal- 
Collegium  Sachsens  beschäftigte  und  zu 
einem  für  Sachsen  gültigen  Verbote  ftihrte, 
möge  hier  gedacht  sein.  Genannte  Be- 
hörde stellte  fest,  dass  die  zu  Wattir- 
ungen  von  Kleidungsstücken  vielfach  be- 
nützte billige  „graue  Watte**  des  Handels 
aus  Watteabfällen  aller  Art,  auch  aus  der 
gebrauchter  Verbandwatte  der 
Krankenhäuser  hergestellt  werde,  was 
ebenso  ekelhaft  wie  gefährlich  ist. 

Nachdem  hiermit  die  Besprechung  der 
Arzneimittel  und  der  diesen  an  die  Seite 
zu  setzenden  Verbandstoffe  beendet  ist^ 
erübrigt  es  den  Arznei  formen  einiges 
Interesse  zu  widmen. 

An  gewissen  Arzneiformen  wird  unaus- 
gesetzt geändert  und  angeblich  „ver- 
bessert**, obwohl  dieses  nient  immer  zu- 
trifft; dazu  gehören  vor  Allem  die  Pillen 
und  im  abgelaufenen  Jahre  im  Besonderen 
die  Ereosotpillen.  So  wurde  vorge* 
schlagen,  Seifenpulver  zur  Bindung  des 
Kreosots  zu  verwenden,  femer  aas  Gela- 
tine, Zucker,  Wasser  und  Kreosot  eine  von 
letzterem  50  pGt  enthaltende  Gallerte  zu  be- 
reiten, die  mit  vegetabilischen  Pulvern  zur 
Pillenmasse  angestossen  werden  soll,  von 
anderer  Seite  wurde  dagegen  dem  etwas 
in  Verruf  gekommenen  Waehszusatz  wieder 
das  Wort  geredet,  nur  darf  der  Wachs- 
gehalt  nicht  zu  gross  sein,  da  Gemische 
von  2  Theilen  Wachs  und  1  Theil  Kreosot 
bei  ungefähr  37  <^,  Gemische  gleicher 
Theile  bei  33  bis  85  ^  weich  und  zeriheil- 
bar  werden ;  mit  dem  Zusatz  von  Althaea- 
pulver  muss  man  überhaupt  sparsam  sein. 
Ein  interessanter  Vorschlag  zur  Bereitung 


enthalten,  hat  sieh  anfangs  eine  nicht 
vorausgesehene  Schwierigkeit  dadurch  er- 
geben, dass  sich  das  Jodoform  während 
der  Erhitzung  und  durch  die  Berührung 
mit  der  Wandung  der  Blechbüchse  theil- 
weise  zersetzt,  wodurch  Jod  abgeschieden 
wird,  das  die  Verbandstoffe  fleckig  und 
den  Mull  brüchig  macht.  Durch  Aus- 
kleiden der  Büchsen  mit  Pergamentpapier 
hat  man  diese  Erscheinung  erfolgreich 
vermieden. 

Da  man  also  unmöglich  jedes  Packet 
eines  Verbandstoffes  untersuchen  kann, 
wird  man  sich  zunächst  nur  an  durchaus 
reelle  Fabrikanten  halten  und  zum  Zwecke 
der  Untersuchung  Stichproben  nehmen 
müssen. 

Eine  sehr  zweckmässige  Verordnung 
über  die  Aufbewahrung  antiseptischer 
Verbandmittel  ist  in  Lübeck  erlassen 
worden;  in  derselben  wird  eine  sorgfältige 
Aufbewahrung  derselben  in  besonderen 
mit  Thüren  verschliessbaren  Schränken 
oder  Fächern  vorgeschrieben,  um  Staub 
und  Feuchtigkeit  wie  auch  directes  Sonnen- 
licht von  denselben  abzuhalten,  und  ein 
Auslegen  der  Verbandstoffe  im  Schau- 
fenster wegen  der  schädlichen  Einwirk- 
ung des  Sonnenlichts  sowie  das  Abgeben 
angebrochener  Packete  verboten. 

Trotz  vieler  Versuche  ist  es  bis  jetzt 
noch  nicht  gelungen,  ein  Material  auf- 
zufinden, das  die  Baumwollwatte  mit 
ihren  schätzenswerthen  Eigenschaften  für 
alle  Fälle  ersetzen  könnte;  von  den  in 
neuester  Zeit  in  Vorschlag  gebrachten 
Ersatzmitteln,  die  für  gewisse  An- 
vvendungsweisen  brauchbar  erscheinen, 
sind  Gellulosewolle,  ein  äusserst  weiches, 
von  der  Holzwolle  sehr  verschiedenes 
Product,  ferner  Bohseidenwatte  aus  Seiden- 
abfällen und  Sedox,  ein  angeblich  der 
Baumwolle  ähnliches  Product  unbekannter 
Herkunft,  zu  nennen.  Ein  sehr  brauch- 
bares Fabrikat  zur  Anlegung  von  Gyps- 
verbänden  ist  die  Gypswatte,  die  durch 
Verarbeiten  von  Verbandgyps  mit  ent- 
fetteter Watte  hergestellt  wird.  Wie  aus 
den  Preislisten  von  ßandagisten  ersicht- 
lich ist,  scheinen  diese  durch  den  Verkauf  von  Ereosotpillen  besteht  darin .  gleiche 
von  Verband-  und  Medicamenten- iTheile  Kreosot  und  einer  concentrirten 
kästen  für  Fabriken,  Oekonomen,  Berg-  Natriumsalicylatlösung  zu  mischen  und 
und  Hfittenwerksbetriebe  etc.  ein  lebhaftes 
Geschäft  in  Arzneien  und  Verbandstoffen 


die  „klare**  sirupdicke  Lösung  mit  SQss- 
holzpulver  zur  Masse  anzustossen;  die  so 


ä3 


hergestellten   t^illen   sollen   den   Vorzug 
haben,  dass  sie  lange  weich  bleiben  und 
dass  sich  kein  Kreosot  herauspressen  Iftsst. 
Allerdings  wird  man  den  Zusatz  solcher 
verhältnissmässig    grosser  JMengen    ¥on 
Natriumsalicylat  nicht  ohne  Wissen  des 
Arztes  machen  dürfen,  ebenso  wie  das 
Verfahren  zum  Ueberzieben  von  Pillen 
mittelst  geschmolzenem  Salol  gleichfalls 
das  EinTerständniss  derselben  erfordert, 
denn  Salol  liefert  bekanntlich  in  Folge 
einer  Spaltung  im  Darm  88  pGt.  Phenol. 
Entsprechend  dem  sogenannten  Duo- 
decimalsystem  fQr  die  Verschreibung 
stark  wirkender  Stoffe,  nach  welchem  jede 
Gabe  Vis  der  Tagesmaximalgabe  enthalten 
soll,  sind  von  Amerika  aus  kleine  Pillen 
und  Tabletten   in  den  Handel  gebracht 
worden,  welche  als  D  i  n  r n  u  1  e  s ,  be- 
ziehentlich   diurnal    tabletts    bezeichnet 
werden.    Aus  England  stammen  dagegen 
die  mit  dem  schönen  Namen  Bi Pala- 
tino id   belegten  kleinen,  zwei  Abtheil- 
üDgen  enthaltenden  Kapseln ,  deren  eine 
Abtheilang  z.  B.  mit  Natriumbiearbonat 
gefüllt  ist  9   während  die  andere  Eisen- 
oxydulfirolfat  enthält,  so  dass  also  die  beiden 
Stoffe  sich  erst  im  Magen  umsetzen  können, 
wenn    dieses   die  Salzsäure  des  Magen- 
saftes gestattet  und  die  Kapsel  sich  über- 
haupt öffnet,  denn  beim  Versuch  im  Probir- 
glase  bleibt  manche  der  Kapseln  bei  tage- 
langem Liegen  im  Wasser  intact. 

Einen  ganz  besonders  grossen  Zuwachs 
haben  die  Balbengrnnd lagen  erfahren, 
welche  all^dings  wegen  Verschweigung 
ihrer  Zusammensetzung  als  Oeheimmittel 
zn  betrachten  sind.  Aus  Glycerin,  Gela- 
tine nnd  Wasser  bestehen  Oelatol  und 
Glykogelatin,  während  Plasment  aus  Garra- 
geen  gewonnen  wird;  ein  Gemisch  von 
theilweise  yerseiftem  Wachs  und  Wasser 
ist  die  Pasta  cerata,  und  das  Epidermin 
enthält  neben  Wasser  Gummi,  Wachs  und 
Glycerin. 

Za  den  schon  hin  und  wieder  als 
Vehikel  ftr  Silber-,  Gold-  und  Per- 
manganatpilien  innerlich  Verwendung  fin- 
denden Mineralstoffen  Bolus  und  Speck- 
stein ist  neuerdings  ein  dritter  hinzu- 
gekommen: geglühter  Kieselgur  (Terra 
silicea),  der  neben  seiner  bisherigen  An- 
wendung ZQ  Hantpastm  und  den  mit 
Brom  M  trMkenden  Worfeln  als  Mittel 


dienen  soll,  um  namentlich  Fluidextracte 
in  trockene,  pulverige  Form  überzuführen, 
wozu  sich  Pflanzenpuiver  nicht  eignen. 
Wir  können  nns  den  Nebengebieten 
der  Pharmacie  nicht  zuwenden,  ohne 
vorher  noch  die  Neuerungen  betrachtet 
zu  haben,  welche  die  analytische  und 
technische  Seite  des  Apothekenbetriebs 
zu  verzeichnen  hat.  Da  wären  denn  zu- 
nächst die  Identitätsreactidnen  der 
Extracte  zu  nennen,  welche  eine  ein- 
gehende Bearbeitung  erfahren  haben ;  der 
Haupterfolg  dieser  Arbeit  liegt  darin,  dass 
man  nach  der  „Aether-Kalk-Verdrängungs- 
methode"',  wenn  wirkliche  Farbstoffe,  wie 
z.  B.  Chlorophyll  etc.  nicht  zugegen 
sind,  farblose  oder  wenigstens  fast  farb- 
lose Auszüge  erhält,  mit  deren  Verdunst- 
ungsrückstäuden  man  die  Beactionen  auf 
die  Alkaloide  oder  Bitterstoffe  anstellt. 
Beachtenswerth  sind  weiter  einige  Prüf- 
ungsmethoden der  italienischen  Pharma- 
kopoe, so  z.  B.  der  Nachweis  freier 
Schwefelsäure  im  Ferrum  sulfuricum 
durch  Schütteln  des  letzteren  mit  Alkohol 
und  Eindampfen  des  Filtrats  mit  Salicin, 
welches  nicht  geröthet  werden  darf,  femer 
der  Nachweis  von  Glycerin  in  den 
Sirupen  durch  Ausschütteln  derselben 
mit  einem  Gemisch  von  Aether  und  Pe- 
troleumäther, das  keinen  süss  schmecken- 
den Verdunstungsrückstand  geben  soll, 
der,  mit  Besorcin  und  Schwefelsäure  er- 
hitzt, bei  Zusatz  von  viel  Wasser  eine 
grüne  Fluorescenz  veranlasst. 

Auffällig  ist  der  Einfluss  von  Phen- 
acetin,  Methacetin  und  Hydracetin  auf 
die  Thalleiochinreaction,  indem  die 
grüne  Färbung  der  Flüssigkeit  in  den 
beiden  ersteren  Fällen  einer  blauen,  im 
letzteren  einer  rothen  Platz  macht,  wenn 
das  Chinin  mit  den  genannten  Stoffen 
vermischt  ist,  während  die  Färbungen, 
welche  die  genannten  Stoffe  bei  der  Be- 
handlung mit  Chlorwasser  und  Ammoniak 
geben,  rOthlichbraun,  bez.  gelb  sind. 

Auf  dem  Gebiete  der  Harnunter- 
suchung ist  auch  einiges  Neue  zu  ver- 
zeichnen; so  ist  die  bekannte  Probe  auf 
Eiweiss  mittelst  saurer  Quecksilber- 
chloridlösung dadurch  in  eine  Schicht- 
Srobe  umgewandelt  worden,  dass  das 
teagens  zur  Erhöhung  ihres  specifischen 
Gewichts  einen  Zusatz  von  10  pGt.  Bohr- 


34 


Zucker  erhalten  hat  Für  den  Zucker- 
nachweis mittelst  Fehling'&cher  Lösung 
ist  besonders  die  Filtration  des  Harns 
über  Blutkohle,  die  sogenannte  Eohlen- 
probe,  zur  Empfehlung  gekommen,  da 
hierbei  die  Beaction  nicht  von  anderen 
reducirenden  Stoffen  beeinflusst  wird,  weil 
die  Kohle  diese  zurückhält.  Für  die 
mikroskopische  Untersuchung  von  Harn- 
sedimenten ist  die  Färbung  der  Sedi- 
mente mittelst  Hofmann's  Violett,  Me- 
thylenblau oder  Brillantgrün  von  Vortheil 
weil  hierdurch  alle  organischen  Gebilde 
gefärbt  werden,  während  Krjstalle,  auch 
Eiter  ungefärbt  bleiben. 

Von  den  nach  Gebrauch  gewisser  Arznei- 
mittel auftretenden  Harnen  ist  bekannt 
geworden,  dass  der  Harn  nach  Sulfonal- 
gebrauch  mitunter  rothbraun  gefärbt  ist. 
Die  Färbung  ist  durch  Hämatoporphyrin 
bedingt,  das  am  sichersten  spectroskopisch 
nachgewiesen  wird;  die  Erscheinung  ist 
bedenklich  und  verlangt  jedenfalls  so- 
fortiges Aussetzen  des  Sulfonals.  Weiter 
ist  des  gelbroth  gefärbten  A  n  a  1  g  e  n  - 
hames  zu  gedenken,  in  dem  als  Spaltungs- 
product  des  Analgens  Aethoxyamido- 
chinolin  nachweisbar  ist,  während  der 
Salophenharn  unverändertes  Salophen 
enthält;  ein  anderer  Theil  desselben  wird 
mit  den  Fäces  und,  wie  ganz  neuerdings 
beobachtet  wurde,  auch  durch  den 
Schweiss  ausgeschieden,  so  dass  nach 
Salophengebrauch  die  Haut  des  Kranken 
mit  kleinen  glitzernden  Salophenkrystallen 
ganz  bedeckt  ist. 

Von  grosser  Wichtigkeit  für  foren- 
sische Fälle  ist  die  Beobachtung,  dass 
Wanzen-  und  Flohblut,  sowie  deren  Koth 
und  auch  der  ,, Fliegenschmutz**  bei  ge- 
eigneter Behandlung  die  Teichmanh' scheu 
Blutkrystalle  geben.  Für  den  Nach- 
weis des  Arsens  in  gerichtlichen  Fällen 
wurde  neuerdings  der  Abscheidung  des 
Arsens  aus  den  Organtheilen  als  Chlor- 
arsen der  Vorzug  gegeben,  weil  man  mit 
einem  geschlossenen  Apparate  arbeitet, 
so  dass  eine  Verunreinigung  von  aussen 
ausgeschlossen  ist  und  ferner  nur  wenige 
Beagentien  Verwendung  finden,  die  zu- 
dem sämmtlich  leicht  arsenfrei  zu  be- 
schaffen sind.  Die  bei  der  Gutsfeit- 
sehen  Arsenprobe  oft,  auch  ohne  dass 
Arsen   zugegen    ist,    eintretenden    Ver- 


änderungen des  Silbemitratpapiers  hat 
man  dadurch  ausgeschlossen,  dass  man 
statt  des  Filtrirpapiers  mattgeschliffene 
Glasscheibchen  mit  der  concentrirten 
Silberlösung  befeuchtet  und  über  das 
Beagensglas  deckt.  Eine  andere  Abänder- 
ung der  Gutzeii^cheTL  Methode,  bestehend 
in  der  Verwendung  von  Quecksilber- 
chlorid statt  Silbemitrat,  ist  ja  schon 
länger  bekannt;  mittelst  derselben  ist 
sogar  der  Arsennachweis  möglieh,  wenn 
Antimon  (in  geringer  Menge)  gleichzeitig 
vorhanden  ist. 

In  der  Milchanalyse  wie  überhaupt 
bei  Fettbestimmungen  ist  durch  allge- 
meinere Einführung  von  entfettetem  Fil- 
trirpapier  zur  Anfertigung  der  für  den 
Soxhlef^ohen  Extractionsapparat  bestimm- 
ten Patronen  ein  Fortschritt  zu  verzeich- 
nen, und  das  Verfahren  zur  Butteranter- 
suchung  nach  Reichert  ist  durch  Ver- 
wendung von  Glycerin  st^t  Alkohol  bei 
der  Verseifung  der  Butter  vervollkomm- 
net worden,  weil  der  Alkohol  schwer 
zu  verjagen  ist,  auch  Verluste  an  Fett- 
säuren in  Form  von  Estern  eintreten, 
während  das  Glycerin  die  weitere  Be- 
handlung in  keiner  Weise  stört. 

Von  den  Schleuderapparaten,  die 
sich  zur  Untersuchung  von  Blut,  von  Harn 
u.  s.  w.  ausgezeichnet  bewähren,  sind  in 
kurzer  Zeit  eine  grosse  Anzahl  verschie- 
dener Oonstructionen  bekannt  geworden; 
für  pharmaceutische  Laboratorien  dürfte 
sich  ein  als  Kreisel -Gentrifuge  bezeich- 
neter Apparat  besonders  empfehlen,  der 
ohne   Bäderwerk   durch  Abziehen   einer 
Schnur   in   Drehung    gesetzt   wird.     Es 
möge  besonders  daran  erinnert  werden, 
dass  alle  schwer  von  trübenden  Theilchen 
zu  befreienden  Flüssigkeiten  mittelst  der 
Centrifuge  rasch   davon   befreit  werden 
können,  allerdings  gestatten  die  für  diese 
Art  der  Verwendung  geeigneten  Appa- 
rate die  Verarbeitung  nur  geringer  Men- 
gen, denn  die  in  der  Molkerei  benutzten 
Apparate  äussern  ihre  Wirkung  zufolge 
ihrer  Gonstruction  in  ganz  anderer  Weise. 
An  Gasheizapparaten  für  Labo- 
ratoriumszwecke ist  kein  Mangel,  und  es 
tauchen  ^uch  immer  wieder  neue  auf,  so 
z.  B.  im  vergangenen  Jahre  der  Teclu- 
Brenner,    der    mit    Hilfe   verschiedener 
Aufsätze  für  die  verschiedenartigen  Zwecke 


35 


geschickt  gemacht  werden  kann.  Dieser 
Ernmgensäiaften  können  sich  aber  nur 
die  erfreuen,  die  an  Orten  wohnen, 
welche  eine  Gasfabrik  besitzen;  ffir  alle 
diejenigen,  die  nicht  in  der  Lage  sind, 
ihren  mit  Gas  gespeisten  Bunsen-Brexmer 
anzustecken,  ist  es  daher  Ton  grosser 
Wichtigkeit,  dass  hier  Abhilfe  geschaffen 
worden  ist.  Der  Spiritus-jBufi^en- 
Brenner  wird  aus  einem  Beservoir  mit 
Spiritus  gespeist  und  giebt  denselben 
Effect  wie  ein  mit  Gas  gespeister. 

Für  den  Beceptirtisch  sind  einige  Ap- 
parate geschaffen  worden,  die  sämmtlich 
das  Dispensiren  von  Pulvern  zu 
erleichtem  bestimmt  sind:  zwei  in  der 
Construction  ähnliche,  für  verschiedenen 
Fassungsraum  verstellbare  Dispensirlöffel, 
ferner  zwei  Dispensirwagen ,  die  eine 
oberschalig,  mit  drehbarer  Scheibe,  welche 
die  Pulverkapseln  trägt,  die  andere  unter- 
schalig,  und  schliesslich  ein  Pulverkapsel- 
bläser, dessen  £inftihrnng  man  aus  be- 
kannten Gründen  sehr  wünschen  und  be- 
fürworten mflsste,  falls  sich  der  Apparat 
im  Gebrauch  zum  Aufblasen  der  Pulver- 
kapseln bewähren  sollte. 

Wenn  wir  uns  nunmehr  der  Medicin 
und  der  Hygiene  zuwenden,  so  ist 
hervorzuheben,  dass  von  Seiten  des 
Beichsgesundheitsamtes,  des  Berliner  Po- 
lizeipräsidiums und  anderer  Behörden, 
sowie  Einzelner  alle  Fragen  des  täglichen 
Lebens  mit  Interesse  verfolgt  qnd  öffent- 
liche Belehrungen  gegeben  worden  sind. 
Ganz  besonders  war  dieses  wegen  der 
Cholera  der  Fall. 

Die  verschiedenen  Ansichten  über  das 
Zustandekommen  der  Cholera,  die  Ueber- 
tragang  derselben  durch  Fliegen,  Briefe, 
Postsendungen,  Cigarren,  die  Heilmetho- 
den and  Heilmittel,  die  Desinfection  der 
Cholerastühle,  der  Kleider  u.  s.  w.,  ist  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Jahrgangs  1892 
unserer  Zeituiiyg  so  eingehend  verfolgt 
worden,  dass  um  so  mehr  von  einer 
nochmaligen  Darlegung  an  dieser  Stelle 
abgesehen  werden  kann,  als  alles  dieses, 
wegen  der  allgemeinen  Theilnahme  dar- 
an, noch  in  der  lebhaften  Erinnerung 
unserer  Leser  sein  wird.  Nur  daS;  was 
bisher  noch  nicht  Erwähnung  hatte  fin- 
den können,  soll  hier  besprochen  werden. 
Bisher  waren  vier  Arten  von  Eomma- 


bacillen  gezüchtet  worden:  der  1888 
von  Koch  entdeckte  indische  Eomma- 
bacillus,  darauf  1884  der  von  Finkler  in 
Stühlen  von  Cholera  nostras  aufgefundene 
Vibrio  FinMer,  der  aber  nichts  mit 
Cholera  zu  tbun  hat.  Weiter  entdeckte 
Dehnicke  in  altem  Käse  den  Vibrio 
Dehnicke  und  Meischnikow  bei  Geflügel 
ienYihrio Metsehnikow.  Jeden  Augenblick 
kann  man  sich  ferner  Culturen  von 
Kommabacillen  verschaffen,  wenn  man 
den  Zahnbeleg  züchtet.  In  neuester  Zeit 
hat  Günther  in  dem  Wasser  des  Stralauer 
Wasserwerks  beiBerlin  einen  Eommabacil- 
lus  (Vibrio  aquatilis)  aufgefunden,  der  dem 
Cholerabacillus  zum  Verwechseln  ähnlich 
sieht,  sich  jedoch  von  dem  letzteren  durch 
sein  grosses  Sauerstoffbedürfniss  und  an- 
deres Aussehen  der  Culturen  unterscheidet. 
Aus  den  Versuchen,  wie  lange  die 
Cholerabacillen  an  Gegenständen  haftend 
lebensfähig  bleiben  können,  geht  her- 
vor, dass  sie  auf  Postkarten  und  Briefen 
noch  nach  20  bis  24  Stunden  nachweis- 
bar waren,  während  die  Versuche  mit 
Münzen  von  Kupfer  und  Silber,  sowie 
mit  Messinggegenständen  negativ  aus^ 
fielen;  es  scheint  dieses  gegenüber  den 
anderen  Versuchen  nicht  eine  Folge  der 
Eintrocknung  zu  sein,  vielmehr  muss 
man  äea  Metallen  selbst  eine  Wirkung 
zuschreiben.  Von  Eupferarbeitern  wird 
behauptet,  dass  sie  nicht  von  Cholera 
befallen  würden,  und  aus  schon  früher 
gemachten  Beobachtungen  geht  hervor, 
dass  wenn  man  in  eine  Schale  mit  Nähr- 
gelatine, die  mit  versehiedwen  Bacterien 
feimpft  worden  ist,  eine  Münze  von 
Tupfer,  Silber  oder  Gold  einlegt,  über 
dieser  und  in  ihrer  nächsten  Nähe  kein 
Wachsthum  oder  nur  ein  sehr  beschränk- 
tes (je  nach  der  Art  des  angewendeten 
Mikroorganismus)  stattfindet.  Es  scheint 
also,  als  ob  das  Kupfer  in  allen  diesen 
Fällen  es  sei,  welches  das  Bacterien- 
wachsthum  hindert  oder  hemmt,  mög- 
licherweise dadurch,  dass  das  Kupfer  in 
minimalen  Mengen  dabei  in  Lösung  geht. 
Bestätigen  sich  diese  Vermuthungen,  so 
sind  sie  bei  der  Beweglichkeit  des  Geldes 
im  Verkehr  von  gfösster  Bedeutung. 

Auf  Zeug  st  offen.  Wolle,  feuchter 
Leinwand  behalten  die  Cholerabacillen 
ihre    Lebensfähigkeit    verhältnissmässig 


36 


knge;  in  manchen  Fällen  ist  deren 
Widerstandsfähigkeit  gegen  Eintrocknen 
grösser  als  man  annimmt.  An  die 
Fingerspitze  gestrichene  und  dort 
eingetrocknete  GholerabacilleD  waren  nach 
einer  Stande  noch  übertragbar^  nach  zwei 
Stunden  jedoch  nicht  mehr;  man  sieht 
daraus,  wie  berechtigt  die  Warnung  ist, 
en  Gholerazeiten  nur  mit  gewaschenen 
Fingern  Nahrungsmittel  zu  berühren  und 
wie  begründet  das  Verbot  des  Berliner 
Polizeipräsidiums,  zum  Verkauf  ausge- 
legte Backwaaren  seitens  der  Käufer  mit 
den  Fingern  anzugreifen.  Dass  Fliegen 
die  Cholera  auf  weite  Strecken  zu  über- 
tragen vermögen,  ist  durch  Versuche 
erwiesen  worden. 

Zur  Verhütung  von  Verschlepp- 
ung der  Cholera  war  es  verboten  wor- 
den, Culturen  derselben  zu  versenden, 
vne  aber  trotzdem  Unheil  genug  ange- 
richtet werden  kann,  beweist  der  Versuch 
Pettekkofer'^,  der  bei  seinem  heroischen 
Experiment,  sich  absichtlich  mit  Cholera 
zu  infioiren,  seine  lebensfähige  Cholera- 
bacillen  enthaltenden  Stühle  undesinficirt 
in  die  Aborte  gelangen  liess.  Ganz  kürz- 
lich berichteten  schliesslich  die  Zeitungen, 
dass  in  einem  bacteriologischen  Labora- 
torium ein  mit  Gas  geheizter,  mit  Cul- 
turen des  Cholerabacillus  beschickter 
Brutofen  explodirt  sei  und  die  Cultur- 
gläschen  dabei  in  Tausende  von  kleinen 
Stückchen  zerschmettert  worden  seien  I 

Bezüglich  der  Theorie  Pettenkofer% 
dass  uns  zur  Erklärung  der  Cholera  noch 
ein  bidier  unbekannter  Factor,  die  zeit- 
lich-Ortliche Disposition  (sein  y) 
fehle,  hat  Q.  Jäger  sich  dahin  geäussert, 
dass  der  „Cholerabacillus,  wie  alle  Darm- 
Schmarotzer  in  dem  Zustande,  in  welchem 
er  seinen  Wirth  verlässt,  nicht  ansteck- 
ungstüchtig ist,  sondern  in  einem  neuen, 
von  Zeit  und  Oertlichkeit  abhängigen 
Boden  ausserhalb  des  Menschenleibes 
die  Ansteckungstüchtigkeit  wieder  ge- 
winnen muss,  und  deshalb  ist  das  er- 
forderlich, was  Peiienkofer  das  j  nennt.'* 
Als  Unterstützung  für  seine  Ansicht 
führt  Jäger  die  Beispiele  von  Darm- 
Schmarotzern  an,  welche  eines  Zwischen- 
wirtfaes  bez.  eines  Generationswechsels 
bedürfen,  um  sich  fortzuentwickeln. 

Die  Frage  der  Immunisirung  gegen 


Cholera  ist  von  verschiedenen  Seiten  in 
Angriff  genommen  worden.  Während  es 
einigen  Forschern  gelang,  in  dem  Aus* 
zug  der  Schilddrüse  von  Kälbern  eine 
Substanz  zu  verwenden,  welche  die  darin 
gezüchteten  Cholerabacillen  oder  deren 
Ausscheidungsstoffe  derartig  verändert, 
dass  man  die  Flüssigkeit  als  HeilmiUel 
und  Schutzmittel  gegen  Cholera  bei  Thie- 
ren  benutzen  kann,  arbeiteten  andere 
Forscher  in  gleicher  Weise  und  mit  ähn- 
lichen Erfolgen  mit  Auszügen  der  Thy- 
musdrüse, andere  mit  Culturen,  die  durch 
Behandlung  mit  Jod  trieb  lorid  abgetödtet 
waren;  andere  Versuche  erstreckten  sich 
auf  die  Abtödtung  der  Culturen  durch 
Erhitzen.  Das  Blutserum  der  in  sol- 
cher Art  behandelten  Thiere,  sowie  deren 
Milch  besitzt ,  subcutan  eingespritzt, 
ebenfalls  immunisirende  Eigenschaften, 
und  gerade  das  letztere  Verfahren :  „Ein- 
spritzung der  Milch  von  gegen  Cholera 
immun  gemachten  Thieren''  dürfte  viel- 
leicht grosse  Aussicht  auf  Verwerthbar» 
keit  auch  für  Menschen  haben. 

Aus  der  grossen  Anzahl  von  bacterio- 
logischen Arbeiten  mag  ferner  nur  noch 
kurz  Erwähnung  finden,  dass  dinrch  Ver- 
wendung von  Blutserum  solcher  Pferde, 
welche  die  Brustseuche  überstanden  haben, 
eine  Immunisirung  der  Pferde  gegen  diese 
Krankheit  gelungen  ist;  eine  Enäeokong, 
die  besonders  für  den  Pferdebestand  im 
Kriege  von  Wichtigkeit  werden  kann. 

Aus  der  chemischen  Groes* 
Industrie  hat  die  Nachricht  Aufsehen 
erregt,  dass  für  die  Chlorkalk^Dar- 
stellung  ein  neuer  Process  aufgefunden 
worden  sei,  der,  an  das  Ammoniakver- 
fahren  zur  Sodagewinnung  anschliessend, 
das  dabei  als  Nebenproduct  abfallende 
Ammoniurochlorid  in  anderer  Weise  als 
bisher  verarbeitet.  Während  jetzt  das 
Ammoniumchlorid  mit  Kalk  gekocbi  wird, 
um  das  Ammoniak  daraus  wieder  zu  ge* 
winnen,  wird  nach  dem  neuen  Verfahren 
das  Ammoniumchlorid  mittelst  Ammoniak- 
kältemaschinen  zum  Ausfrieren  gebracht 
und,  nachdem  es  getrocknet  worden  ist 
zur  Rothgluth  erhitzt.  Die  Dämpfe  wer* 
den  über  in  grosser  Oberfläche  ausge- 
breitetes Magnesiumoxyd  geleitet,  we^ 
nach  folgender  Gleichung: 
MgO  +  It  NH4CI «-  H,0  +  MgOl,  +  *  NH, 


37 


Ammoniak  und  Ohtormagnesiom  gewon- 
nen werden.  Das  Ammoniak  wird  dem 
Sodaproeess  sngeftlhrt,  und  über  das  Chlor* 
magnesium  wird  heisse  Luft  geleitet, 
wobei  Chlor  entweicht  und  wieder  in  die 
Fabrikation  eintretendes  Magnesiumoxyd 
Eurückbleibt.  Die  Beaetion  zwischen 
Magneeiumcblorid  und  heisser  Luft  giebt 
k^ne  quantitative  Ausbeute  und  bietet 
im  Grossen  sahlreiohe  Schwierigkeiten; 
es  ist  sonach  noch  nicht  abzusehen,  ob 
der  auf  diese  Weise  erhaltene  Chlorkalk 
im  Preise  mit  dem  nach  dem  alten  Ver- 
fahren  gewonnenen  Producte  wird  con- 
ourriren  können.  Sollte  der  neue  Chlor- 
kalkprocess  aber  zur  Einführung  geeignet 
sein,  so  wäre  damit  die  Niederlage  des 
Zre2^/aiic  •  Processes  besiegelt,  und  der 
S<»^y-Process  würde  siegen. 

Auch  das  elektrische  Soda-Verfahren 
dttrfte  anf  den  Chlorkalk  von  Einwirkung 
sein;  das  bei  der  Zerlegung  von  Chlor- 
nairium  mittelst  des  elektrischen  Stromes 
gleichsam  als  Nebenproduet  entweichende 
Chlor  könnte  direct  auf  Chlorkalk  ver- 
arbeitet werden,  während  die  erhaltene 
Natronlauge,  neben  ihrer  Verarbeitung  auf 
Aetznatron,  durch  Einleitung  von  Kohlen- 
säure in  Soda  übergeftlhrt  werden  könnte. 
Indem  wir  hiermit  schliessen,  möge 
noch  da«,  was  uns  im  laufeiiden  Jahre 
beTorsieht^  knr«  berührt  werden. 

Wtiirend  uns  das  Jahr  1898  eine  neue 
Baesiaehe  und  die  erste  ofBcielle  Italien- 
ieehe  Pharmakopoe,  sowie  mne  zweite 
Auflege  der  Japanischen  Phanaakopöe 
gebneht  hat,  sind  fbr  1898  eine  neee 
Nordamerikanische  und  eine  Sohweizer«- 
isohe  Phiurmakopöe  an  erwarten»  In  der 
bereite  im  EntWurfe  vorliegenden  Prüf* 
ungsordniing  für  N  alirungsmittel-Ohemiker 
kommen  leider,  oder  wir  müssen  eigent* 
lieh  sagen  natürlicherweise,  nur  diejeni* 
gen  Apotheker  in  fietracht,  die  neben  den 
erford«rliehen  Faehstndien  in  Nahrnng»- 
mittoKJhemie  auoh  das  Maturit&tszeugniss 
anfweieen  können;  ein  neuer  Anlass,  als 
VorbUdnng  lum  Eintritt  in  unser  Fach 
das  obligatorische  Abiturium  zu  erstreben. 
Ist  das  erreicht,  so  werden  auoh  alle  die 
vielen  anderen  berechtigten  Wünsche,  die 
jeder,  der  es  mit  unserem  Fache  ernst 
meint,  im  Herzen  trägt,  eine  grössere 
Anssioht  auf  Verwirkliehnng  erlangen. 


Pharmaoentisohe  Oeeallschaü 

Sitzung  am  5.  Januar  1893  in  Berlin. 
Herr  Dr.  A.  Adler  fprach  über  die 

Längenansdehnnng  der  Gefässränme 

in  der  Pflanze 

und  trat  der  fast  allgemein  Qültigkeit  haben- 
den de  Baty'aehen  Ansieht  entgegen,  der 
zufolge  die  absolote  Grösee  der  OeflUse  be- 
siehentlieh deren  Lftnge  der  des  gaiiaen 
PflanBaDkörpere  gleiobkonint.  In  UeberMa- 
Stimmung  mit  Strtuiburger  hat  Redner  auf 
experimentellem  Wege  gefunden,  dass  die 
Ausdehnung  der  Qefässe  eine  begrenzte  ist. 
Die  Länge  von  Gelassen  wurde  z.  B.  zu  3,2  om 
in  dem  Blattstiel  von  Areca  lutescens,  zu 
210  cm  in  Aristolochia  Sipho  (6 Jährig)  be- 
stimmt. Die  eingehende  Besprechung  der 
Ausführung  einer  solchen  Bestimmung  würde 
den  Rahmen  eines  Referates  überschreiten, 
and  müssen  wir  daher  auf  die  in  den  Ber.  d. 
Pharm.  Ges.  erscheinende  Originalabhandlang 
verweisen.  Erwähnt  sei  noch  die  von  Dr.  Adlet 
festgestellte  interessante  Thatsache,  dass  viele 
Gefasse  sogar  hinter  manchen  Tracbei'den  an 
Länge  zurückbleiben,  von  denen  Caspairy 
z,  B.  bei  Nelumbium  einige  antraf,  die  Über 
5  Zoll  lang  waren. 

In  der  sieh  ansehliessenden  Discusslon  hob 
Uerr  Dr.  Latix  hervor,  dass  er  es  sur  Erzieluug 
vollkommenster  Sicherheit  in  den  Resultaten 
für  nothwendig  erachte,  die  Zweig«tücke  und 
Pflanzentheile,  welche  der  Infiltration  mit 
diaijsirtem  Eisen  (Liquor  ferri  oiychloratl) 
unterworfen  wurden,  in  snocessive  Qoer- 
schnitte  zerlegt,  mikroskopiseh  zu  unter- 
suchen ,  und  man  sieh  nicht  mit  der  Unter- 
suehnng  von  Längsschnitten  und  gelegeiit* 
liehen  Quetsch nitten  begnügen  dürfe.  Frei* 
lieh  wären  die  gtomten^  fast  unüberwindlichen 
teehniselien  Behwierigkeitesi  Zweigetfioke  von 
einer  Lioge)  die  der  der  beobaebteten  QeÜlsee 
entspricht,  nicht  zu  verkennen,  da  schon  die 
Zerlegung  eines  Stengels  von  5  bis  10  om  in 
successive  Querschnitte  die  grössten  Schwie- 
rigkeiten maehl« 

Indessen  erkennt  Herr  Dr.  Laux  die  vor« 
liegende  Methode  als  eine  durehaus  weit  ge* 
neuere  an,  als  die  8ira9burge9'9ß\k%  Queek* 
Silber  «Infiltration»  welche  ja  Jede  mikroskep- 
isehe  Untereuehung  aussehliesst. 

Bevor  dar  angekündigte  Vortrag  des  fien» 
Dr*  Sinsd  aur  Verbandlung  gelangte  f  aelfl« 


38 


Herr  FrU0  Biedd  eine  ansebnliehe  Menge 
eines  ihm  aus  Mexiko  zugegangenen,  mittelst 
des  Amalgamationsverfabrens  gewonnenen 
Goldes,  welches  aus  erbsen-  bis  walnuss- 
groBsen  Stacken  Ton  meist  kugeliger  Form 
bestand. 

Herr  Dr.  Kinkel  besprach  sodann  mehrere 
von  ihm  dargestellte  Körper,  welche  den 

Aromatlselieii  Gaanidinen 

angehören ,  beziehentlich  Abkömmlinge  sol- 
cher sind,  und  zwar  das  Diparaphenetol- 
guanidin 

yNHCßH^OCjHj 
C(-NH 
\NHC6H40C2Hß 

und  das  Diparaanisolguanidin 

/NHC6H4OCH3 
C^NH 
\NHC6H4OCH3. 

Eine  Prüfung  dieser  Körper  auf  ihre  thera- 
peutische Verwerth barkeit  ist  im  Gange.  Das 
Diparaphenetolguanidin  krystallisirt 
in  glasglänzenden ,  farblosen  Nadeln  Tom 
Schmelzpunkt  122,5^,  das  Diparaanisol- 
guanidin in  zarten  prismatischen  Nadeln  vom 
Schmelzpunkt  153,5^.  Die  Körper  sind  sehr 
schwer  in  Wasser  löslich  und  besitzen,  be- 
sonders auch  die  löslichen  Salze,  einen  sehr 
bitteren  Geschmack.  Von  Alkohol  werden  die 
freien  Basen  sehr  leicht  aufgenommen,  von 
Aether  schwer. 

Man  erhält  die  Körper  durch  Entschwefeln 
des  fein  zerriebenen  Diparapbenetolthioham- 
stoffs 

P  q^^NHC^  H4  0  C2  H5 
^^^NHCßH^OCjHß 

beziehentlich  des  Diparaanisolthiohamstoffs 
po^,NHCgH4  0CH3 
^^'^NHC6H40CH5 

in  einer  alkoholisch -ammoniakalischen  Ver- 
theilung  mittelst  frisch  gefällten  Quecksilber- 
oxyds. 

Herr  Dr.  Kineel  erörterte  des  weiteren  einige 

Pharmakopöefragen, 

Zunächst  bedauert  Redner,  dass  das  Arznei- 
buch keine  Vorschrift  zur  Herstellung  des 
Chinin  um  tan  nie  um  enthalte,  da  ein 
Präparat  mit  30pCt.  Chiningehalt  nach  den 
üblichen  Vorschriften  nicht  herstellbar  sei. 
Bei  der  Opiumprüfung  komme  es  bis- 
weilen vor,  dats  man  bei  gewissen  Opium- 


torten nicht  genügende  Mengen  Filtrat  zur 
AusfäUnng  des  Morphiums  erhält,  ein  Uebel- 
stand,  der  noch  dadurch  vergrössert  wird,  dass 
nach  dem  ersten  Ammoniaksuaats  die  Flfiseig- 
keit  rasch  filtrirt  werden  moss.  Es  sei  deshalb' 
bei  dieser  Filtration  gut,  nicht  alkaUunge  bis 
auf  die  letzten  ablaufenden  Tropfen  warten 
zu  müssen.  Eine  geringe  Abäaderang  der 
Mengenverhältniase  beseitigt  natürlich  diesen 
kleinen  Uebelstand  der  sonst  so  vomüglieben 
Prüfuttgsmethode. 

DerSchmelzpnnkt  des  Cocain  am  hjdro- 
ehlorieum  wird  an  zahlreichen  Literatur- 
stellen (Beilstein,  Schmidi^u  Pharm.  Chemie) 
und  neuerdings  in  der  italienischen  Pharma- 
kopoe zu  181,*5  ^  angegeben.  Derselbe 
Schmelzpunkt  wurde  auch  vom  Bedner  öfter 
beobachtet,  vermuthlich  in  Folge  der  An- 
wesenheit geringer  Mengen  einer  fremden 
Base,  welche  das  Schmelzen  an  diesem  Punkte 
bedingte.  Es  gelingt  indessen,  das  Cocain 
auch  von  dieser  vielleicht  belanglosen  Ver- 
unreinigung zu  befreien.  Ein  völlig  reines 
Cocai'nhydrochlorid  schmilzt  swischea  201 
und  202  «. 

Hierauf  sprach  Herr  Max  KaMer  über 

Trockenschränbe. 

Bei  der  Construction  seiner  Troeken* 
schränke  ist  Herr  KaMer  zuerst  vor  Allem 
darauf  bedacht  gewesen,  dass  sämmtliche 
Wände  doppelt  sind;  die  durch  Abführung 
der  Verbrennungsgase  fortgeleitete  Wärme 
soll  die  Einwirkung  der  Aussentemperatur 
abschwächen.  Bei  Schränken  von  kleinereo 
Dimensionen ,  etwa  25  X  25  X  35  cm ,  i«t 
dies  auch  mit  gutem  Erfolg  möglich  geweeen, 
bei  grösseren  Schränken  aber  stellte  sich  der 
Uebelstand  heraus,  dass  die  durch  die  Heit- 
flamme  gebildeten  Wasserdämpfe  sich  in  dem 
oberen  kalten  Theile  der  Doppelwände  ver- 
dichteten und  das  Verrosten  derselben  be- 
wirkten. 

Um  die  durch  eine  Flamme  erzeugte 
Wärme  möglichst  ganz  für  den  inneren  Raum 
des  Schrankes  auszunutzen,  constniirte  Red- 
ner folgende  „ Heizvorrichtung ".  Erliesseine 
oben  abgeflachte  PTramide  aus  Kupferblech 
anfertigen ,  umgab  dieselbe  mit  einem  etwa 
2,5  cm  abstehenden,  oben  und  nnten  offenen 
Mantel  und  führte  durch  die  Seitenwände  des 
Mantels  in  schräger  Richtung  vier  Röhren  in 
das  Innere  der  Pyramide.  Wird  unter  der 
Pyramide  in  angemessener  Entfemmig  eine 


Flamme  (Petrolenmiu&pe ,  BnnBenbrenDer) 
geat«Ut,  BO  werden  Deck«  und  Seiteuwlüide 
itark  erUtst,  und  die  Verbrennnngigase  ent- 
weiaheu  dnreli  die  Röbraa,  diese  ebenfallB 
eThitsend.  DieswiKbenPjrmmidenndHantal 
befiodliobe  Luft  wird  gleichfall«  erwürmt  nod 
in  aufüteigende  Bewegung  venetst.  Diew 
Pyramide  nebat  nrngebendein  Hantel  LicM 
EaeAler  in  der  Mitte  dei  Bodens  einlegen 
und  die  Tiar  HÖbcen  in  di«  vier  Ecken  dea 
Schranke*  fSbren.  Von  da  aua  ateigen  die- 
selben eenkrecht  in  die  HSbe  und  ragen  noch 
etwa  8  cm  über  die  Deck«  hioana. 


Herr  Kaehler  aeigte  einen  solchen  Tor- 
Btehend  abgebildeten  Trockenacbrank  in 
Tb&tigkeit.  Derselbe  ist  ans  starkem  Schwan- 
bleeh  gefertigt,  bat  einfache,  mit  dicker  Aa- 
b«Btpapp«  bekleidete  Wände,  Doppeltbüren 
und  Tier  Borden.  Die  Horden  mhen  anf 
Leiat«n,  «reiche  abwechselnd  nach  der  Wand- 
seite dnrchbrooben  sind.  Der  Schrank  bat 
eine  BodenflKehe  ron  51  cm  im  Quadrat  und 
eine  HShe  von  60cm  im  Lichten.  Ein  Lencht- 
brenner,  welcher  gleichzeitig  ala  Lichtquelle 
dient,  brachte  in  dem  Schranke  eine  Tem- 
peratur Ton  76 ''C,  hervor,  welche  gleich- 
massig  anhielt. 

Die  gesetalicb  gescbfltxte  „Heis Vorricht- 
ung" ULast  sich  aoeh  in  eine  einfache  Hola- 


kiste  einsetaen,  nnd  der  Tiockeneohrank  ist 
fertig. 

Ueber  Trockenscb  ranke  hatte  sich 
femer  Herr  Dr.  Gustav  Christ  schriftlich  ge- 
Snssert,  Als  massgebende  Factoien  bei  der 
Werthbestimmung  einea  Trockenapparatea 
beaeicbnet  Dr.  Christ:  1.  die  Anlagekoaten, 
2.  die  Betriebskosten,  bestehend  in  Brenn- 
material und  Bedienaog,  3.  Güte  und  Menge 
des  eriielten  Trockengutea ,  4.  Beseitigung 
notbwendigerBeparaturen  anf  einfache  Weise. 
Vor  Allem  sei  zu  berücksichtigen ,  dasa  der 
Werih  einea  derartigen  Apparatea  nicht  allein 
von  der  Eraieinng  einer  nöglicbat  hoben 
Temperatar  und  möglichst  hoben  Ananutanng 
der  Wärme  abhängt,  sondern  dass  es  haupt- 
sächlich darauf  ankommt ,  ein  möglichst 
gl eicbm aasiges  Trocknen  in  allen  Schichten 
des  Apparates  zu  erzielen.  Herr  Dr.  Christ 
beschreibt  einen  diese  Verhältnisse  berück- 
sichtigenden Apparat.  Die  Wärmequelle  ist 
mit  einem  Lnftschacht  umgeben,  in  welchem 
die  Luft  durch  Seitanauestrablung  des  Ofens 
erwärmt  und  nach  denjenigen  Schichten  des 
Trocken apparatee  regnlirbai  hingeleif  et  wird, 
welche  Je  nach  ihrer  Lage  im  Trockenapparat 
sonst  beim  Trocknen  zurückbleiben.  Anf 
diese  Weise  ist  mittelst  einfachen  Bohr- 
syatems  eine  möglichst  vollkommene  gleich- 
massige  Wärmeverth eilung  erreicht  worden. 

Für  die  Entfernung  der  Waaaerdämpfe  ist 
durch  mSglicbste  CircnUtion  der  Luft  im 
Trockenapparate  und  durch  Absaugen  der 
Waseerdimpfe  gesorgt.  Die  Circnlation  ge- 
schieht durch  den  erwähnten  HeisBlafCschacbt, 
nnd  das  Absaugen  der  Wasserdimpfe  besorgt 
der  Ofen,  indem  er  nach  aussen  hermetisch 
verschlossen  und  mit  dem  Trocken  seh  rank 
entsprechend  verbunden,  beim  Brennen  die 
Waaaerdämpfe  absaugen  mnss. 

Zum  ScbluBs  erläuterte  Herr  Atax  Kaehler 
noch  eine  sehr  praktische  und  lur  Ge- 
branobsmuster-Rolle  angemeldete,  unten  ab- 
gebildete Oypsbinden  -Wickelmaschine. 


40 


Oypebindeii 

Dieselbe  besteht  aas  dem  auf  einem  circa 
60  cm  langen  Brett  befestigten  Kasten  h, 
der  am  Boden  der  beiden  Stirnw&nde  mit 
einem  circa  5  mm  weiten  Spalt  versehen  ist, 
dnrch  welchen  die  Gazestreifen  gezogen  wer- 
den. In  den  Spalt  unterhalb  des  Schiebers  h 
greift  eine  aus  leichtem  Holze  gefertigte 
Brücke  a  ein,  welche  zwischen  die  Pfeiler  c  c 
zn  liegen  kommt  und  durch  die  Feder/* gegen 
die  Welle  d  gedrückt  wird.  Nachdem  der 
Gazestreifen  durch  den  Kasten  h  gezogen  ist, 
wird  der  Kasten  mindestens  zur  Hälfte  mit 
gebranntem  Gyps  gefüllt,  die  Streifen  über 
die  Brücke  a  gezogen  und  auf  die  Welle  ge 
wickelt. 

Die  Brücke  presst  hierbei  mittelst  der 
Feder  f  durch  sanften  Druck  den  mit  Gyps 
imprägnirten  Gazestreifen  gegen  die  Welle, 
wodurch  eine  ausserordentliche  Gleichmässig- 
keit  und  Festigkeit  der  Gypilage  erzielt  wird. 

Der  Schieber  h  ist  der  Regulator  für  die 
Stärke  der  Gypslage,  während  die  Schieber  e  e 
als  Führung  dienen  und  sich  durch  Ausziehen 
und  Zusammenschieben  beliebig  weit  stellen 
lassen. 

Wenn  der  Gazestreifen  zu  Ende  gebt,  wird 
ein  neuer  Streifen  mittelst  einer  Stecknadel 
an  dem  alten  befestigt,  ehe  derselbe  den 
Gypskasten  passirt.  Th. 


Zar  Härtebestimmang  des  Wassers 
mittelst  Seifenlösung. 

Von  G,  Bttchner» 

Bei  der  Härtebestimmung  des  Wassers 
mittelst  Seifenlösung  dient  bekanntlich  der 
suletat  nach  Ans£ällung  der  Kalk-  und  Mag- 
nesiasalie  circa  5  Minuten  stehen  bleibende 
Seifenschaum  als  Indicator  der  Endreaetion. 
Verfasser  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Beobachtung  der  Temperatur  bei  dieser  Be- 
action  von  grosser  Wichtigkeit  sei.  Der  dichte 


Sehanm ,  welcher  nach  AusfUllüng  der  Kalk- 
und  Magnesiasalze  bei  15**0.  circa  5  Minuten 
stehen  bleibt,  ist  bei  erhöbter  Temperatur, 
wie  diese  ja  im  Hocksömmer  besieht,  fast  nicht 
mehr,  selbst  bei  grossem  (Jeberscliveee  ron 
Seifenlösung  kaum  1  Minute  constant  an  er- 
hatten. So  ergab  ein  und  dasselbe  Wasser 
mit  derselben  Menge  Seifenlösung  tttrirt,  bei 
der  Sommertemperatur  ron  25  ^  C.  einen  kaum 
1  Minute,  bei  der  Abkühlung  auf  15<^  C.  je- 
doch einen  fast  8  Minuten  stehen  bleibenden 
Schaum.  Es  ist  bei  Härtebestimmnng^n  des 
Wassers  mittelst  Seifenlösungen  also  genau 
die  Temperatur  von  15  <^  C.  innesuhalten,  um 
richtige  Resultate  zu  erhalten.  Th, 

Chem.'Ztg.  1892,  Nr.  lOi,  S.  195i. 


Sterilisirte  Jodoformölemulsion. 

In  Folge  der  Berichte  von  Siübenrauch 
über  unangenehme  Zwischenfalle  nach  Ein- 
spritzung sterilisirter  Jodoform -Gummi-, 
sowie  Jodoform  -Glycerin-  Misch  nngen 
theilt  Prof.  Garre  mit,  dass  in  der  Tübinger 
Klinik  bei  Anwendung  von  Jodoform  ö  1  emal- 
siou  niemals  ähnliche  Erscheinungen  einge- 
treten sind. 

Die  Herstellung  der  Jodoformölemalsion 
ist  die  folgende:  Das  Olivenöl  wird  dnrch 
Aufkochen  sterilisirt;  die  Emulsion  wird  in 
einem  weithalsigen ,  mit  Glasstöpsel  ver- 
sobliessbaren  Präparatencylinder  durch  krif- 
tiges  Schütteln  hergestellt,  indem  erst  naeh 
dem  Erkalten  des  Oeles  (am  Jodabepalt- 
nng  EU  vermeiden)  die  nötkige  Mengpe  Jodo- 
formpulver, lOpCt.,  augesetitwird.  DaeOlas- 
gefäss  ist  vorher  durch  Auswasohen  mit  Sabli- 
matlösung  und  Naehspülen  mit  Aether  ge- 
reinigt worden.  Als  geeignetste  Jodoformaorte 
bat  sich  das  auf  elektrolytischem  Wege  her- 
gestellte feinpulverige  Jodoform  Sckarmg  er- 
wiesen. 8. 

Corresp.'Bl  f.  8(ihw.  AerHe. 


Xmt  MMeacMung. 

Der  heutigen  Nummer  liegen  Xitel  tmd  lnhalt9ver»ei£hniss  für  den 
Jahrgang  1892  bei. 

Zur  Vervollständigung  der  Bände  etwa  nöthige  einzelne  Nummern  oder  Quar^ 
tale  bitten  wir,  v/nter  Beifügung  dss  Betrages,  bcUdigst  au  verlangen* 

Zur  Zeit  sind  von  den  Bänden  22,  24,  25  und  28  bis  33  noch  sämn^che^ 
von  den  Bänden  21,  23,  26  und  27  dagegen  nur  noch  eingdne  Nummern  mu  haben. 

Phar'tnuceuti9che  t'eniraihaUe. 

fstlafer  tt&4  vsrsatwortUeiisr  StdMtsttr  Dr.  !•  dslsslsr  la  DrMdta. 


LANOLINUM  PURISS.  LIEBREICH 

abseint  yernchlos,  BUrtmi  und  tut  weist,  kuk  Ijanolinain 

anhydrlAnnt  «mpfehieii  Benno  Jaffe  &  Darmst&dter, 

■srtlnlk«relde  bei  BerUi. 


SSV."/«». 


J.  Fromm's 

Myrtlll-Coniierven. 

Wlrbsameä  wohlsckmeckendes  Präparat. 


dorcb  Taaerate  and  Probeveraaud  an  Aente  nnterstfltzt. 
Zd  betiehen  dnrch  die  feekAnnteM  Clr«Hi«(CH - FtraeB* 

•f.  Fromm,  Frankfurt  a.  M. 


fitgrs  in)  lirRiii^tr 


L  anlyttadi«  und  phanntceutitdw 

Zwecks. 

PreisliBte  franeo. 

Tielfache  Empfehlnngr. 

Hugo  Keyl,  Mechaniker, 


prima 

Guttapercha -Papier 

Baenmclier  &  Co. 

Hoflieferanten. 

Gummi'  und  Qnttaperoba-Wunn- Fabrik 

I>r«sdeD. 

Mutter  senden  gratii  vnd  franeo. 


Filtermacher, 

snin  BcbneUn  und  exacten  ADfevtigeD  gratet 
and  kleine*  Filter,  Tontgliob  geeignet  za  bac- 
teriolotfiscbflu  Arbeiten,  oä  die  Haod  kanm  mit 
dem  P«pi«'  1°  Berthiong  kommt,  Gebr.-Mstrsch. 
f}r.  74a&  frawK)  g^«B  Jl  S-SO  d«rob 

Otto  Ziegler,  Apotheker,  Augsburg. 


iSignirapparat ; 


Pharmaceoten 

Je  Pospisll  (aq« 
8tefanan)  in  Olmflti,  anbeiablbar  tarn  Sig- 
nlien  der  Staodeensse,  Scbobladen  etc.,  geoan 
nach  Vorschrift  der  Pharmacop.  Germanica,  in 
schwaner,  rother  nnd  weisser  ScbrifL  NeuMt: 
OTale  Bchilder  niid  kli'ine  Alphabete,  Miut«r 
gratis  and  franeo. 


HjB        ■■      ■■       ward«   insnt   bbridrt 

MhCUWMUlXU  01g«  Broite,  Lelpilg. 

Goldsne  Hedaille  Köln  1890. 
Ehrendlplom  London  1891. 


[reolin 


'S 


UllfllnHII,lrwiMi 


Oltronen-Saft, 

rein,  jfthrelane  haltbu,  lisfeit  in  Ol.  St.  Fl 
^2  Kg.,  entspr.  150  Friiohten,  &uico  gegen  Naoh- 
nahme  tod  5,ö0.ir,  die  Cttronensftnre-FBbrlk 
von  Dr.  E.  Platocher  t  Co.  in  RogsUn  nlE. 

medlcinal  -l¥etne, 

Shsrry,  Halqt,  Portwato,  MaMra,  Tarraiona 
etc.  durch  oiuer  «Ifrne«  Haq«  in  Nlttla- 

gm,  direot  imponirt,  empfehlen  unter  Garantie 
fOr  Toltst&ndige  Reinheit  in  Ansserst  billigen 
FniseD     oebrfider  Bretaehnclder, 
Nledersoblein&  in  E=achBen. 


Sternutament 

(nine  Ifaphtoleu-bonsSare  in  Riechdogen  mit 
siebartigem  l^ineatze.  welche  der  Eronen-Apo* 
tfeeke  in  DreBden-N.  als  Gebrauchernnster  ge- 

Bchtltzt  sind.) 

Znr  Zeit  gegen  einfachen  fleberloaen  Naaen- 
katairh  das  wirksamste,  eleKanteate  n.  billigste 
Heilmittel,  In  den  Äpothelten  nnd  Drogerien 
als  Eandverkanfs-Ärtikel  in  Dosen  i  '/a  Uaik, 
fflr  Wiederverkfiufer  30%,  fflr  SpeciaÜtäten- 
Handlangen  40'/n  Rabatt! 


Sämmtliche  Sämereien 
und  Pflanzen  etc. 

Ton    ffttrantlrt    I.  4a«lltlUeii    and 
billlgRten  FreiieB  empfiehlt 

Fr.  Hramer  &  Comp.» 
Krfnrt. 

Catalog  franco. 


Tfichtig^en,  In  der  pharm. 
Branche  verslrlen 

Reiisenden 

sucht 

eine  Wiener  Fabrika-  nnd  Engros-Ffnna  ffir  die 
Daner  za  engagireo.  EenntniaB  wenigstens  einer 
■lavischen  Sprache  erwflnscliL 

Offerte  mit  Angabe  der  seitherigen  C«rri^i_ 
unter  B.  B.  SOSfi  an  HMsensUln  A  Tocler 
(Otto  Mmsb)  in  Wien. 


!«^  Spiritit-  hiui  •  Bmiir.  !2: 

«^     I    t 

I  »    3    e      « 


ii- 


I 


Htlil|]|i.tta  fQr  chtmllcJiB  und  tlilafcclw  Zutdit 


■  t,A^  A^lAA^At^J  AAi^t,^i.^^^AAy 


Apotheken- 
Holz-Einrichtnngen 

fertigt 

Willi.  WUlms, 

Serrestr.lS  DRESDEN  Serrestr.  12. 


vvvvvvyvvvvvvvntnT^ 


WolHRKlitKeiicIilnistiii? 

yfHX       Ein    erprobtes    Uitt«! 
alm\it^  «ni  geaetimisiigen 
pn^|H*itd'rarfcaiif  liefert 
\  MF  I  Dr.  Schmidt- AoLert. 


Dresden  -  Lockwitzgrund 

rtine  und  vorzügliche  Fabpikate 

iHrafb- Schokolade! 

1  nach  Prof,  v.  Maring  M 

I  Bester  Ersatz  von  Leberthran.  j 

Höllein  &  Reinhardt, 

Neuliaus  (Bennweg) 

fertigen 

■edfzlD.  Thermometer,  HutterrSbren, 
Spritzen,Badettaermometer,Bnistgli8er. 

Preisliste  giatii. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  tod 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 


...    ^^... gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  ^rOsaei 

WiederboTungen  Preiserrnftssigang.    Expedition:  Dresden,  Rietscbelstrasse  3,  I. 

Bedactien:  Prof.  Dr.  E.  Gel  ssler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredaotenre :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden,  Dr.  H.  Tb  o  ms- Berlin. 


M  4.       Dresden,  den  26.  Januar  1893.  |i\^  ^J^Ug! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Cliemle  «nd  Pharmaele:  Salieylesalgiäure.  —  Die  Th&tlgkeit  der  Phyilkallsch-tecbnUchen  ReiehMniUU 
in  den  Jahren  1891  and  1892.  ~  Hlnwela.  —  lieber  Salophen.  —  Ueber  Waohionteranehang.  —  Ueber  PJperasin- 
darstellung.  —  HinweUe.  —  TlierapevtUelie  MlUhellvagen :  üeber  Immunltätiveniuobe.  —  Pental.  —  Anwendong 
de«  Benxonapbthola.  —  Ueber  Alumne!.  —  Dermatol  als  Mittel  gegen  Diarrhö«*.  ~  Teelmlteli«  llliili«UaBf en : 
Ueber  einige  Laboratoriamigeräthe  an«  Alnmlniam.  —  Zar  Verbütang  dei  Ezplodiren«  von  PetrolenmlampeD. — 
Eine  Tereehiebbare  Saugklemme.  —  Bttehonekau.  —  Tenehledene  aitmeilttngen :  Neue  Apparate  fflr  die 
Reo«ptar.  —  Ueber  das  Verhalten  des  Harns  nach  Anaigen  -  Gebraach.  —  BrIefveckML  —  ABielfea. 


Chemie  und  Pbarmacie. 


Salicylessigsftare. 

Verreibt  mau  169  Tb.  trockenen  Natriam- 
salicylate  mit  100  Tb.  dOprocentiger  Natron- 
lauge unter  Erwfirmen  mögliebst  fein  nnd 
trügt  nach  dem  Erkalten  130  bis  140  Tb. 
monochloressigsaoren  Natriums  ein,  so  gebt 
unter  beträehtiicber  Erwärmung  eineBeaetion 
vor  eich«  Man  beendet  dieselbe  dnrcb  Er- 
hitzen auf  ca.  120^,  bis  die  Masse  fest  ge- 
worden ist.  Die  dnrcb  verdünnte  Salzsäure 
abgeschiedene  Salicylessigsänre  wird  mit 
kaltem  Wasser  ausgewascben  und  getrocknet. 
Durch  Behandeln  mit  wenig  kaltem  Aetber, 
in  welchem  die  Salicylessigsänre  fast  unlös- 
lich isty  wird  die  nocb  vorbandene  Salicyl* 
säure  entfernt.  Dnrcb  Umkrystallisiren  aus 
kochendem  Wasser  erbält  man  die  Säure 
nahezu  rein.  Sie  besitzt  den  Schmelzpunkt 
188^  und  krystailisirt  aus  Wasser  in  glän- 
zenden Bl&ttcben.  Sie  ist  in  kaltem  Wasser, 
Aether,  Chloroform  und  Benzol  schwer  lös- 
lich, leicht  in  siedendem  Wasser  und  Alkohol. 

Die  Säure  ist  identisch  mit  der  Salicyl* 
ozyessigsäure ,  welche  bereits  früber  durch 
Oxydation  der  o-Aldebydopbenoxyessigsäure 
gewonnen  wurde. 

Bei   der  Einwirkung  von  monocbloressig* 


saurem  Natrium  auf  Dinatriumsalicylat  voll« 
zieht  sich  folgender  chemischer  Process : 


.OINa 

I 


^6^4^ 


CICH^ 

CeHK    + 'I 

COONa  COONa 

O—CHj  — COONa 
/  +  NaCl 

\COONa 

Bei  der  Zersetzung  des  Natriumsalzes  mit 
Salzsäure  entsteht  die  freie  Salicylessigsäure: 
/OCHa— COONa 
C6H4<;  -h2HCl=. 

\C00Na 

.OCHj— COOK 
C6H4/  +2  Na  Gl 

\C00H 
Die  Salicylessigsäure  besitzt  nach  Angabe 
der  Patentsucherin ,  der  Höchster  Farbwerke 
vorm.  Meister,  Lucius  <&  Brüning ,  hervor- 
ragend antiseptische  Eigenschaften. 

Das  Antipyrinsalz  der  Salicylessigsäure, 
das  durch  Zusammenbringen  gleicher  Moleküle 
Antipyrin  und  Salicylessigsäure  entsteht  und 
bei  145^  schmilzt,  soll  als  saures  Salz  vor  dem 
Salipyrin  seiner  stärker  antiseptischen  Wirk- 
ung halber  gewisse  Vorzüge  besitzen«     Th, 


42 


Die  Thätigkeit  der  Physikalisch- 

technischen  Reichsanstalt  in  den 

Jahren  1891  und  1892. 

Selten  ist  wohl  eine  Aoregnog  so  förder- 
lich für  den  Ansban  der  ezacten  Naturwissen- 
schaft nnd  far  deren  Anwendung  im  weiten 
Sinne  gewesen,  wie  der  Vorschlag  Sch^- 
bach%  eine  staatliche  Anstalt  für  Präcisions- 
Messnng  und  Präcisionstechnik  zn  gründen. 
Zwanzig  Jahre  sind  seitdem  dahin  gegangen 
nnd  yermnthlich  wäre  die  Ansführnng  bis 
heute  der  Kosten  wegen  yerschoben  worden, 
wenn  nicht  der  kürzlich  verstorbene  Werner 
V»  Siemens  durch  Schenkung  Ton  einer  halben 
Million  Mark  thätig  eingegrififen  hätte.  So 
konnte  im  October  1887  die  ,,  Physikalisch- 
technische Beichsanstalt^  ihre  Thätigkeit 
beginnen,  welche  in  der  kurzen  seitdem  ver- 
flossenen Zeit  der  deutschen  Präcisions- 
Mechanik  den  Vorrang  vor  der  jedes  anderen 
Landes  verschaffte,  das  Absatzgebiet  mehrerer 
Industriezweige  wesentlich  erweiterte,  die 
theoretische  und  angewandte  Physik  an 
nützlichen  Hilfsmitteln  bereicherte,  eine  An- 
zahl neuer  wissenschaftlicher  Tbatsachen 
feststellte  und  endlich  zum  Vorbilde  einer 
Beihe  ähnlicher  Anstalten  diente,  die  andere 
Culturstaaten  einzurichten  beschlossen  haben. 
Ueber  diese  so  erspriessliche  Thätigkeit  wur- 
den durch  das  Reichsamt  des  Innern  dem 
deutschen  Beichstage  bisher  zwei  Denk- 
schriften vom  13.  December  1890  und  29.  No- 
vember 1892  überreicht,  in  denen  auch  für 
die  Pharmacie  in  mehr  als  einer  Hinsicht 
Beachten swerthes  sich  findet. 

Auf  die  Dauer  wird  die  Physikalisch- 
technische Beichsanstalt  nicht  umhin  können, 
ein  eigenes  Jahrbuch  oder  Mittheilungen, 
etwa  wie  das  Gesundheitsamt,  herauszugeben. 
Nach  bei  letzterem  und  sonst  gemachten  Er- 
fahrungen ist  aber  wohl  zu  billigen,  dass  für 
den  Anfang  die  Veröffentlichungen  der  An- 
stalt einzeln,  zumeist  in  Fachblättern,  er- 
folgen. Es  geschah  dies  vornehmlich  in  der 
„Zeitschrift  für  Instrumentenkunde*',  ferner 
auch  in  den  „Berichten  der  deutschen  che- 
mischen Gesellschaft^,  der  „Zeitschrift  für 
analytische  Chemie",  dem  „Journal  für  Gas- 
beleuchtung **,  jfWiedemanns  Annalen",  der 
„Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 
Berlin",  den  Verhandlungen  der  dortigen 
polytechnischen  und  physikalischen  Gesell- 
Bchaften  etc. 


Ueber  die  Thätigkeit  in  den  beiden  Vor- 
jahren sei  auf  Grund  der  oben  erwähnten 
Denkschrift  vom  29.  November  1892  Fol- 
gendes hervorgehoben : 

Die  Einrichtung  der  Anstalt  schritt  mit 
der  Vollendung  des  Beobachtangsgebäudes 
vorwärts.  In  dessen  Sälen  constanter 
Temperatur  darf  die  Schwankung  der 
Wärme  ein  Zehntelgrad  nicht  überschreiten  I 
Die  Ausrüstung  mit  Instrumenten  soll  selbst- 
redend auf  der  Höhe  der  Zeit  stehen  und 
kann  in  Folge  dessen  erst  im  Laufe  einiger 
Jahre  einen  vorläufigen  Abschlass  finden. 
Die  Beschaffung  dieser  Ausrüstung  bietet  far 
die  Technik  vielfach  Anregung.  So  wurde 
dabei  beispielsweise  die  Eönigl.  Porzellan- 
Mauufactur  zu  Berlin  veranlasst,  Porzellan- 
gefässe  für  Pyrometer  zu  liefern,  welche 
gestatten,  Temperaturen  bis  1430^  mit  einer 
Genauigkeit  von  5^  zu  bestimmen.  Die  da- 
durch gewonnene  Temperaturscala  diente  ü. 
A.  zur  Messung  der  Schmelzpunkte  für  Silber 
Gold  und  Kupfer,  deren  bisherige  Bestimm- 
ungen bis  50<>  von  einander  abweichen.  — 
Die  Porzellan  -  Manufactur  wurde  ferner  zur 
Herstellung  noch  schwerer  schmelzbarer  Ge- 
fasse  veranlasst,  so  dass  künftig  mit  der  ab- 
soluten Temperaturmessung  voraussichtlich 
noch  höher  hinaufgegangen  werden  kann. 

Einen  grossen  Baum  unter  den  Arbeiten 
der  ersten  (physikalischen)  Abtheilnng 
nehmen  elektrische  nnd  magnetische  Unter- 
suchungen ein.  In  der  Optik  galt  es  haupt- 
sächlich, eine  absolute  Lichteinheit  zo 
gewinnen ,  da  sich  die  bisherigen  von  Vioüe 
und  Siemens  als  mit  10  pCt.  und  mehr  Ab- 
weichung behaftet  ergeben  hatten.  Ersterer 
benutzte  als  Einheit  die  Lichtmenge,  welche 
1  qcm  geschmolzenes  Platin  beim  Erstarren 
senkrecht  ausstrahlt,  letztere  dieselbe  Licbt- 
menge  beim  Schmelzen  des  Platin.  Weder 
auf  thermoelektrischem  Wege,  noch  mit 
Hilfe  des  Spectral-Photometers  kamen  diese 
Versuche  bisher  zu  einem  Ergebnisse.  Da- 
gegen Üess  eine  neue  Methode  besseren  Er- 
folg hoffen,  nämlich  mit  einem  Bolometer 
die  Strahlung  einer  Lichtquelle  sowohl  an- 
mittelbar (als  Gesammtstrahlung)  wie  auch 
nach  Einschaltung  eines  Wassergefässea  (als 
Theilstrahlung)  zu  messen.  Das  Verhältniss 
beider  Strahlungen  ändert  sich  mit  der  Tem- 
peratur und  bei  demselben  Verhältnisse 
herrscht  stets  dieselbe  Temperatur.  Aach 
die  Leuchtkraft  war  bei  elektrisch  glahen- 


43 


dem  PlaÜDbleche  innerhalb  2  pCt  die  Däm- 
liche. Die  Theilstrahlnng  beträgt  dabei  nnr 
etwa  den  zehnten  Theil  der  Gesammtstrahl- 
nng.  Zn  diesen  Mesanngen  war  ein  Bolo- 
meter  mit  vier  Platin  streifen  von  der  Dicke 
Vi 000  mm  nnd  darunter  herzustellen.  Die 
Anfertigung  dieser  Streifen  geschieht  durch 
Zusammenschweissen  eines  Platinbleches  auf 
ein  zehnmal  so  dickes  Silberblech.  Das  so 
erhaltene  Platinsilberblech  wird  zwischen 
Kupfer  bis  zu  einer  Dicke  von  weniger  als 
Vi  00  mm  ausgewalzt,  in  geeignete  Form  aus- 
geschnitten, auf  einen  Rahmen  montirt  und 
schliesslich  vom  Silber  dnrch  Abätzen  mit 
Säure  befreit. 

Im  Interesse  der  Zuckerindustrie  war  eine 
normal  drehende  Qnarzplatte  und  ein  inten- 
sives, reines  Natriumlicht  zu  beschaffen, 
auch  ein  neoer  Halb  schatten  Polarimeter 
herzustellen.  Zur  Erzengong  des  Lichtes, 
mit  welchem  die  Drehung  der  Polarisations- 
ebene durch  Quarz  gemessen  wird,  dienen  in 
das  lAnnemann'sche  Knallgasgebläse  ein- 
gefahrte  Stifte  aus  geschmolzener  Soda; 
das  dadurch  erzeugte  sehr  helle  Licht  wird 
noch  prismatisch  zerlegt. 

Die  Arbeiten  der  zweiten  oder  tech- 
nischen Abtheilung  gliedern  sich  in  sechs 
Gruppen,  deren  erste  die  Messung  von 
Wärme  und  Druck  umfasst.  Diese  Gruppe 
erlangte  durch  die  von  der  Normal- Aichungs- 
Commission  übernommene  (seit  1885  statt- 
findende) amtliche  Beglaubigung  ärztlicher 
Thermometer  eine  unerwartete  Bedeutung, 
so  dass  diese  Thermometerprfifung  fast  allein 
die  Anstalt  wurde  beschäftigt  haben.  £s 
wurde  deshalb  im  October  1889  die  gross- 
herzoglich  sächsische  Prüfungsanstalt  für 
Thermometer  zu  Ilmenau  eröffnet,  welche 
in  den  beiden  Vorjahren  50  000  Thermo- 
meter beglaubigte.  Hierbei  wirkte  die  Beichs- 
anstalt  durch  jährlich  zweimalige  eingehende 
Durchsicht  mit.  Es  waren  Prüfangsscheine 
bisweilen  in  englischer,  französischer,  spani- 
scher oder  portugiesischer  Sprache  zu  er- 

theilen. 

Bei  der  Beichsanstalt  selbst  wurden  in  je- 
dem der  beiden  Vorjahre  nahezu  10  000 
ärztliche  und  1000  sonstige  Thermometer 
geprüft.  Das  Jenenser  glastechnische 
Laboratorinm  erfand  zwei  neue  Glasarten 
(Nr.  59  III  und  122 III),  welche  das  bisherige 
Thermometerglas  (Nr.  XVI  "^)  übertreffen. 
Mit  59 III  gelang  es,  Quecksilberthermometer 


zu  genauen  Wärmemessungeh  bis  550  o  an» 
zufertigen.  Sie  sind  am  oberen  Ende  der 
HaarrOhre  mit  einem  bis  auf  20  Atmosphären 
zusammengedrückten  Gase  gefüllt,  welches 
das  Sieden  des  Quecksilbers  bis  zu  dieser 
Temperatur  hindert  Die  käufliche  flüssige 
Kohlensäure  gestattet  die  Herstellung  sol- 
cher Thermometer  im  grossen  Maassstabe. 
Das  Einbrennen  einer  Porzellanfarbo  auf  der 
Scala  hebt  die  Denkschrift  als  Fortschritt 
besonders  herror.  Eine  noch  im  Gange  be- 
findliche Versuchsreihe  soll  den  Klagen  über 
die  ungenügende  Haltbarkeit  der  zu  Wein - 
geistthermometern  benutzten  gefärbten 
Flüssigkeiten  abhelfen.  Von  Wichtigkeit  für 
die  Glasarbeiten  im  Laboratorium  erscheint 
die  Aufstellung  einer  sogen.  „Härtescala** 
des  Glases ,  wonach  die  Schmelzbarkeit  des- 
selben vor  der  Lampe  zahlenmässig  be- 
stimmt werden  kann  und  dem  Handel  mit 
solchem  eine  neue,  sichere  Grundlage  ge- 
geben wird. 

Jenenser  Verbundglasröhren  ver- 
trugen bis  auf  200  o  erhitzt  das  Beträufeln 
mit  Wasser  yon  0^  selbst  wenn  sie  vorher 
mit  Diamant  angeritzt  waren ;  in  Folge  dessen 
finden  sie  neuerdings  zu  Wasserstands- 
gläsern ausgedehnte  Verwendung. 

Schwart0kopffBche  .  Legirungeringe  fär 
Dampfkessel-Sicherheit  sapparate  mit 
dem  Schmelzpunkt  zwischen  96  bis  220o 
wurden  bisher  25000  (in  den  letzten  beiden 
Jahren  etwa  9700)  beglaubigt. 

Mit  barometrischen  Untersuchnngen 
waren  beide  Abtheilungen  der  Beichsanstalt 
seit  deren  Eröffnung  andauernd  beschäftigt; 
die  amtlichen  Beglaubigungen  betrafen  meist 
An  er  Ol  d  barometer.  —  Das  Normal- Queck- 
silbermanometer der  Anstalt  gestattet 
die  Messung  von  Drucken  bis  fast  25  kg  auf 
1  qcm  mit  einer  Genauigkeit  von  20  g.  Die 
Angaben  der  Arbeitsnormale  der  Fabrikan- 
ten wichen  oft  um  0,5,  bisweilen  sogar  um 
1  kg  von  einander  ab. 

Petrolenmprober  wurden  überhaupt 
500,  in  den  letzten  beiden  Jahren  allein  170, 
beglaubigt,  ausserdem  41  Zähigkeits- 
messer für  MineralMe.  Das  Testbureau 
in  Bremerhafen  regte  einen  Ersatz  des 
bisher  mit  Erdöl  gespeisten  Zündlämpchens 
durch  den  handlicheren  und  zuverlässigeren 
Gaszünder  an.  Zur  Conkole  der  Normal- 
prober  erwiesen  sich  Propylalkohol  und  Iso- 
bntylacetat  am  geeignetsten.  —  Die  neuer- 


44 


diDgs  erfolgte  Yerschlechterong  des  in  den 
Verkehr  kommenden  Erdöls  gab  Anlass  zq 
Anträgen  anf  Yergleichnng  der  Leuchtkraft 
nnd  anderer  physikalischen  Eigenschaften. 
—  Dass  der  Entzündnngspimkt  des  Fetro- 
lenms  nicht  die  ihm  bei  der  gesetzlichen 
Einfahrnng  der  ErdOlprüfang  beigemessene 
Wichtigkeit  zur  Verhütung  Ton  Explosionen 
hat,  war  bereits  von  der  Normal -Aichnngs- 
Gommission  ermittelt  worden  nnd  in  der 
ersten  Denkschrift  der  Physikalisch -tech- 
nischen Seicfasanstalt  erwähnt. 

Für  die  Wohnungshygiene  nndHeiztechnik 
warde  die  bisher  unbekannte  specifische 
Wärme  des  Mauerwerks  ermittelt. 

Die  zweite  Gruppe  prüfte  hauptsächlich 
elektrische  Messgeräthe  für  Strom- 
stärke und  Spannung,  nämlich  66  Nor- 
mal-Elemente, 40  Strommesser,  56  Spann- 
ungsmesser, 183  Einzelwiderstände,  26 
Widerstandssätze  u.  s.  w.  Auch  drei  Aron 
sehe  Elektricitätsmesser  für  das  neue  Reichs- 
tagsgebäude  wurden  geprüft;  bei  diesen 
wird  die  yerbrauchte  Elektricitätsmenge 
durch  den  Gang  zweier  Pendeluhrwerke  ge- 
messen, Ton  denen  das  eine  durch  die  Wirk- 
ung des  zu  messenden  Stromes  beschleunigt 
wird.  —  Die  sonstigen  elektrischen  Arbeiten 
betrafen  Leitungsfähigkeit,  insbesondere  von 
Platindraht,  ferner  Isolatoren,  Accumula-> 
toren,  55  Trockenelemente  yerschiedenen 
Ursprungs  u«  s.  w.,  endlich  auch  kleinere 
Elektromotoren,  während  für  grössere  ein 
besonderes  Maschinenhaus  entworfen  ist. 

Die  dritte,  optische  Gruppe  besitzt  in 
den  Bäumen  der  ersten  Abtheilung  ein 
Photometer  Zimmer  mit  zwei  Photometer- 
bänken. Sie  vermag  sogar  Bogen -Intensiv- 
lampen mit  Hilfe  des  Lichtschwächungs- 
apparates nach  Äi/tbert  zu  messen.  Dieser 
lässteinen  Kreisausschnitt  von  (auch  während 
der  Botation)  verstellbarem  Winkel  so  schnell 
rotiren,  dass  das  hindurchfallende  Licht 
dem  Auge  kontinuirlich  erscheint.  Die  als 
Vergleichslichtquellen  benutzten  Glühlampen 
werden  von  Accumulatoren  gespeist,  deren 
Stromstärke  bis  auf  etwa  Vioooo  <^on8tant 
gehalten  wird. 

An  Stelle  der  bisherigen,  Verwirrung  ver- 
anlassenden Normalkerzen  wird  von 
nun  an  als  technisches  Lichtmaass  die  mit 
Amylacetat  gespeiste  „Hefnerlampe** 
beglaubigt,  deren  Lichtmenge  bei  40  mm 
Flammenhöhe  als  Einheit  dient. 


Die  vierte  Gruppe  umfasst  die  präcisions- 
mechanischen  Arbeiten,  einschliesslich  der 
Stimmgab  e Iprüfung.  Zu  letzterer  wurden 
1100  Gabeln,  unter  denen  etwa  50  Präci- 
sionsgabeln  sich  befanden ,  eingesandt. 
Ausserdem  waren  Theilmaschinen ,  Schrau- 
bendrehbänke, Maassstäbe,  Indicatoreu, 
Libellen  u.  s.  w.  zu  untersuchen.  Auch  der 
in  Nr.  2  (Ph.  €.  34,  22  und  23)  erwähnte, 
in  der  „Zeitschrift  für  Instrumentenkunde" 
(12.  Jahrgang,  S.  419,  December  1892)  er- 
schieaene  Bericht  von  F.  Qöpd  über  die 
Angreifbarkeit  desAluminiums  durch  Wasser 
fällt  in  das  Bereich  dieser  Gruppe.  Das 
von  der  Vereinigung  deutscher  Mechaniker 
1890  in  Aussicht  genommene  einheitliche 
Schraub  enge  winde  bewährte  sich  nicht 
Es  wurde  deshalb  eine  internationale  Ver- 
einigung über  ein  Gewinde  mit  Abflachung 
der  scharfen  Kanten,  das  sich  an  das  Normal- 
gewinde des  Vereins  deutscher  Ingenieure 
auschliesst,  entworfen. 

Die  fünfte  Gruppe  bilden  die  Werk- 
stattarbeiten,  von  denen  die  Versuche 
mit  Aluminiumbronce  bereits  (S.  23)  erwähnt 
sind.  Sonst  wurden  7  Metallbeizen  für 
Messing  und  Zink  geprüft  und  neue  Ver- 
fahren zur  Färbung  der  Metallflächen,  zur 
Versilberung  optischer  Gläser,  zur  Herstell- 
ung von  Elektroden  aus  reinom  Zink  u.  8.  w. 
gegeben. 

Das  chemische  Laboratorium,  dessen 
Thätigkeit  die  sechste  und  letzte  Orappe 
der  Arbeiten   der  technischen  Abtheilang 
bildet,   war  in  der  ersten  Berichtsperiode 
wesentlich   von  dem  rauchlosen  Pulver  in 
Anspruch  genommen ,  in  den  letzten  Jahren 
aber  vorwiegend  mit  der  Herstellung   von 
reinem   Zink    und  Platin    zu   elektrischen 
Zwecken  beschäftigt.    Während  die  besten 
Handelssorten  Zink  noch  den  dreitansend- 
sten  Theil  an  Blei,  Cadmium,  Eisen  und 
anderen    Metallen    enthalten,    reinigt    die 
Reichsanstalt    dieses  Metall    bis    auf   den 
hunderttausendsten  Theil  und  Platin  durch 
Ueberfahrung   in   Natriumplatinchlorid    bis 
zu  mindestens  99,99  pCt.  In  solchem  Metalle 
lassen  die  jetzigen  analytischen  Mittel  keine 
Verunreinigungen  mehr  erkennen.   Auch  in 
elektrolytisch    gerein igtem    Quecksilber 
lässt    die  Analyse  keine   fremden   Metalle 
auffinden. 

Betreffs  der  Beständigkeit  von  Chrono- 
meterölen sind  Versuche  noch  im  Gange. 


45 


üeber  0 1  a  s  wurde  erUärlicher  Weise  im 
Laboratorium  mehrfach  gearbeitet.  Man  fand 
ein  Verfahren,  mittelst  ätherischer  EosinlOs- 
nng  die  Angreifbarkeit  der  einzelnen  Glas- 
sorten ziffemmftssig  auszudrucken.  Die 
Glashütten  zeigten  ffir  die  gebotene  Anreg- 
ung Verstftndniss;  es  ergab  sich,  dass  eine 
Reihe  deutscher  Hütten  in  Bezug  auf  die 
Erzeugung  von  Gefössen  zu  chemischem  Ge- 
brauche, welche  der  Wirkung  der  Reagentien 
krfiftig  widerstehen  sollen,  mit  Böhmen  er- 
folgreich zu  wetteifern  vermag.  —  An  der 
Alu  mini  um  frage  nahm  das  Laboratorium 
durch  den  Nachweis  theil,  dass  lufthaltiges 
Wasser  nicht  nur  Aluminium  ozydirt,  sondern 
dabei,  wie  bei  der  Berührung  mit  Zink, 
Wasserstoffsuperoiyd  aufnimmt. 

Hinsichtlich  der  Zahlen  des  Personals 
macht  die  vorliegende  Denkschrift,  ab- 
weichend von  der  ersten,  keine  näheren  An* 
gaben.  Zu  beklagen  war  das  Hinscheiden 
des  verdienten  Vorstandes  der  IL  Abtheilung, 
Dr.  Loewenherß  und  des  Mitgliedes  des 
Kuratorium,  Bamberg,  eines  Meisters  in  der 
Präcisionsmechanik.  — y. 


lieber  die  Einwirkung  von  Wasserstoff- 
saperoxvd  auf  Piperidin.  Von  E.  Wolffen- 
stein.  Phann.  Ztg.  1892,  Nr.  66,  S.  511.  Bei 
gemässigter  Einwirkang  wird  der  Piperidinring 
zersprengt  and  Amidovaleraldehyd 

CH, 
H,C      CH, 

H,C      CHO 

NH, 

gebildet  (Schmelzp.  39«).  Das  salzsaure  Salz 
schmflzt  bei  145  <>.  Beim  Erhitzen  des  Aldehyds 
mit  Aetzkali  tritt  wieder  Ringschliessang  ein, 
indem  Tetrahjdropyridin  entsteht: 

CH, 
H.C     CH 

H,C      CH 

Yh 

Oxydirt  man  Piperidin  anhaltend  mit  Wasser- 
stoffsuperoxyd, so  erhalt  man  GlntarsftQre 

CHa* 

H,C     CH, 

HOOC     COOfl 
sowie  Piperidon  und  a-Plperidon.         Th, 


üeber  Salophen. 

In  einer  Arbeit  aber  die  „Wirkung  des 
Salopheni  qnd  die  krystallinische  Ausscheid- 
ung desselben  und  verwandter  Arzneikörper 
durch  die  Haut*  (Berl.  klin.  Wochenschr. 
1892,  Nr.49)gedenktJR.^itecftmannderHöhe 
der  Gaben,  in  denen  Salophen  gereicht  werden 
kann.  Es  werden  gegen  acuten  Qelenkrheu- 
matismus  0,5  bis  l^Og  directoderin  Oblaten 
stfindlich  oder  zweistündlich  Tcrabreicht;  als 
Tagesgabe  wurden  gewöhnlich  6,0  g,  vorfiber- 
gehend  selbst  8,0g  angenommen,  wie  auch 
Siebd  8,0  g  und  FröhUch  7,0  g  als  Tagesgaba 
völlig  unbedenklich  gefunden  haben.         ^ 

Zu  den  bereits  bekannten  physikalischen 
Eigenschaften  des  Salophens  (Ph.  C.  33,  168) 
ftigt  HüschnMnn  als  neu  hinzu ,  dass  es ,  im 
Dunkeln  gerieben,  blSulichweiss  leuchtet. 

Von  abnormen  Erscheinungen  beim  Ge- 
branch von  Salophen  erwähnt  derselbe  eine 
mitunter  auftretende  Pulsverlangsamung ;  die 
Schweisssecretion  zeigte  bedeutende  Diffe- 
renzen, in  allen  FSllen  war  dieselbe  aber  Ton 
einer  eigenthümlichen  Erscheinung  begleitet, 
indem  sich  n&mlich  nach  der  Verdunstung  des 
durch  Salophen  erzeugten  Schweisses  kleine 
Salophenkrystalle  auf  der  Haut  zeigten.  Mit- 
unter war  die  Haut,  namentlich  auf  der  Brust, 
mit  den  glitzernden  Schüppchen  wie  mit 
Diamantstaub  übersäet  und  bot  einen  unge- 
wöhnten, sehr  hübschen  Anblick  dar. 

Die  Identität  der  Erystalle  mit  Salophen 
wurde  durch  kiy stall ographische  und  che- 
mische Untersuchung  bestätigt.  Eine  Aus- 
scheidung Ton  Salicylsäure,  die  neben  Acetyl- 
paramidophenol  als  Spaltungsproduct  des 
Salophens  im  Harn  auftritt,  wurde  auf  der 
Haut  nie  beobachtet. 

Während  also  ein  Theil  des  Salophens,  wie 
bekannt,  in  seinen  eben  erwähnten  Spaltungs- 
producten  im  Harn  erscheint  und  ein  anderer 
Theil  unverändert  mit  den  Fäces  ausgeschie- 
den wird,  scheidet  sich  auch  ein  Theil  an- 
yerändert  durch  die  Haut  aus. 

Versuche,  welche  mit  anderen  Arzneimitteln 
daraufhin  angestellt  wurden,  ergaben,  dass 
auch  Natriumsalicylat,  Acetanilid,  Phenacetin, 
in  grösseren  Gaben  gereicht,  in  krystallinischer 
Form  auf  der  Haut  ausgeschieden  werden;  am 
schönsten  war  dieses  nach  Gebrauch  tou  Phen* 
acetin  zu  beobachten.  s. 


46 


üeber  Waehsnnteniachaiig. 

Von  H.  BöUger. 

Verfasser  hat  bereits  ror  längerer  Zeit 
(Ph.  C.  81,  384  n.  a.  0.)  die  in  der  Literatar 
zerstreaten  Aa&eichnungen  Über  Wacbs- 
prfifang  so  einer  ansammenftusenden  Arbeit 
vereinigt  und  kritisch  gesiehtet.  In  einer 
neuen  Veröffentlichung  wendet  sich  Verfasser 
der  Besprechung  der  zum  qualitativen  Nach- 
weis von  Talg  empfohlenen  Methoden  au  und 
beaeiebnet  diejenigen  von  Marx  und  Donath 
ab  völlig  unbrauchbar.  Erstere  Methode 
gründet  sich  auf  die  Abscheidnng  der  Fett- 
sfturen  des  Talges  aus  alkoholischer  Lösung 
mit  Wasser,  die  D^mo^'sche  Methode  auf 
den  Nachweis  der  Stearinsäure  in  alkoholi- 
scher Lösung  mit  Bleisucker.  Auch  die  bei 
König  (»Die  Untersuchung  landwirthschaft- 
lieh  und  gewerblich  wichtiger  Stoffe*  S.430) 
aufgeführte  Prüfungsmethode  hält  Böttger 
für  unbrauchbar.  Nach  dieser  Methode  hat 
man  das  Wachs  mit  der  20  fachen  Menge  kalt 
gesättigter  Sodalösung  zu  kochen,  wobei  sich 
reines  Wachs  vollkommen  wieder  ausscheiden 
und  die  unterstehende  Flüssigkeit  klar  er- 
scheinen soll,  während  bei  Gegenwart  von 
Talg  (auch  Stearinsäure  und  Pflanzenwachs) 
die  Flüssigkeit  in  Folge  Bildung  von  Seife  je 
nach  der  Menge  des  anwesenden  Fettes  ent- 
weder milchig  trübe  erscheinen  oder  auch 
gelatinös  erstarren  soll. 

Für  die  einfachste,  zugleich  qualitative 
wie  quantitative  Prüfungsmethode  desBienen- 
wachses  spricht  Röttger  die  HÜbVBche  an, 
welche  bei  sorgfältigem  und  genauem  Ar- 
beiten gute  Besultate  liefert. 

Die  Ausführung  geschieht  in  der  Weise, 
dass  3,  höchstens  4  g  des  zu  prüfenden 
Wachses  mit  20  ccm  neutralem,  95  proc.  Al- 
kohol bis  zum  Schmelzen  erhitzt  (Wasserbad) 
und  unter  Umschfitteln  und  erneutem  Er- 
wärmen mit  1/2  normaler  alkoholischer  Kali- 
lauge (Phenolphtalein  als  Indicator,Benutzung 
einer  in  0,05  ccm  getb eilten  Bürette)  titrirt 
werden.  Man  erhält  so  die  Säurezahl,  d.i. 
die  Milligramm  KOH,  welche  zur  Sättigung  der 
in  lg  Wachs  enthaltenen  Cerotinsäure  nöthig 
sjind«  Nun  giebt  man  weitere  20  bis  25  ccm 
der  1/2  norm.  Kalilauge  hinzu,  verseift  am 
Bückflusskühler  (auf  offener,  nur  durch  ein 
Drahtnetz  vertheilter  Flamme,  nicht  auf  dem 
Wasserbade)  ca.  1  Stunde  und  titrirt  mit 
1/2  normaler  Salzsäure  den  Alkaliüberschuss 


zurück.  Verfasser  empfiehlt,  überschfissige 
Säure  zuzugeben  und  sodann  mit  Kalilange 
zurückztttitriren. 

Diese  zweite  Titration  ergiebt  die  Aetber- 
zahl,  d.  i.  die  für  die  Verseifnng  des  Palmitin- 
säure •  Myricylätheni  verbrauchte  Anzahl  tod 
Milligramm  KOH.  Die  Säurezahl  zu  der 
Aetherzahl  addirt  ergiebt  die  Verseifungszihl. 

Für  reines  Bienenwachs  liegt  die  S&nre- 
zahl  zwischen  19  und  21  (meist  20),  die 
Aetherzahl  zwischen  73  und  76  fmeiet  75}, 
dieVerseifnngszahl  zwischen  92  und  97  (meifit 
95)  und  das  Verhältniss  der  Säurezahl  sor 
Aetherzahl  beträgt  1 :  .S,6  bis  3,8  (meist  3,7). 

Unter  Berücksichtigung  dieser  Zahlen  ge- 
langt man  zu  folgender  Beurtheilung : 

a)  Liegen  die  gefundenen  Zahlen  (Sänre-, 
Aether-,  Verseif ungs-  und  Verhältnisszshl. 
zwischen  19  bis  21,  73  bis  76,  92  bis  97,  3,6 
bis  3,8,  so  hat  man,  wenn  die  physikalischen 
Eigenschaften  entsprechen,  reines  Bienen- 
wachs  vor  sich. 

b)  Sind  die  Säure-,  Aether-  und  Verseif- 
ungszahlen  gedrückt,  d.  h.  liegen  dieselben 
bedeutend  unter  den  unter  a  angegebenen 
Grenzen,  ist  aber  die  Verhältnisszahl  die 
richtige,  so  sind  inactive  Körper,  Neutral- 
Stoffe,  beigemengt. 

c)  Liegt  die  Verhältnisszahl  über  3,8,  so 
ist  ein  Zusatz  von  Japanwachs,  Camanba- 
wachs  oder  Talg  wahrscheinlich.  Ist  die 
Säurezahl  gedrückt ,  so  ist  Japan  wachs  ans- 
geschlossen,  und  man  schliesst  aus  der  höbe- 
ren  oder  niederen  Aetherzahl  auf  Camanba- 
wachs  oder  Talg. 

d)  Ist  das  Verhältniss  kleiner  als  3,6,  so 
ist  auf  Stearinsäure-  oder  Harzzusatz  zn 
schliessen. 

Verfasser  weist  sodann  noch  auf  eines 
Umstand  hin,  der  bei  Nichtberücksich- 
tigung leicht  zu  grobem  Irrthnm 
Anlass  geben  kann,  nämlich  die 
Verwendung  schlechter  Koch f laschen 
für  die  Verseifung. 

Der  von  Benedikt  und  Mangold  befür- 
worteten Modification  der  J?ii&rschen  Methode 
(s.  Ph.  C.  32,  441)  kann  Böttger  einen  Vor- 
zug nicht  einräumen,  auch  dann  nicht,  wenn 
Paraffin  oder  Ceresin  vorhanden  sind.  Ausser- 
dem sei  die  Methode  auch  noch  wenig  oder 
gar  nicht  an  reinen  Wachsmustem  erprobt, 
so  dass  an  das  Aufstellen  von  Vergleichs- 
zahlen noch  nicht  gedacht  werden  könne. 

Th.  Chem.-Ztg.  1892,  Nr.  98,  S.  1837. 


47 


üeber  Piperazindarstellnng. 

Vor  Kurzem  war  yon  eioem  Patentstreit 
die  Rede,  welcher  zwischen  der  Chemischen 
Fabrik  Torm.  E.Schering  in  Berlin  nnd  den 
Elberfelder  Farbenftibriken  Friedr.  Bayer  dk 
Co.  aber  die  Piperazindarstellnng  entbrannt 
ist.  Das  Streitohject  ist  nunmehr  in  Gestalt 
einer  Patentauslegung  zu  allgemeiner  Kennt- 
niss  gelangt.  Die  Elberfelder  Farbenfabriken 
haben  n&mlich  um  Patentschuts  folgenden 
Verfahrens  der  Piperazindarstellnng  nach- 
gesucht. 

Die  bereits  Ton  Morley  dargestellte  und 
beschriebene  Dinitrosoverbindung  des  Diphe- 
nylpiperazins  oder  das  Dinitrosoditoljlpipe- 
razin  reagirt,  wie  die  Patentanmelder  ge- 
funden haben,  mit  schwefliger  Säure  oder 
sauren  schwefligsauren  Alkalien  im  Sinne 
folgender  Gleichung: 

/CH8-CH«\ 


4NaHS03:== 


/CHo-CHav  _ 

NH<  >NH  +  2C6H2     en  w 

^  ^  NSOg  Na 

Die  praktische  Ausführung  geschieht  in 
der  Weise,  dass  man  in  ein  Gemisch  von 
Dinitrosodiphenylpiperazin  und  Wasser  einen 
lebhaften  Strom  von  schwefliger  Säure  bis  zur 
Lösung^  des  Dinitrosokörpers  eintreten  lässt 
und  sodann  die  Flüssigkeit  mit  Salzsäure  ein- 
kocht. In  der  Lösung  befinden  sich  salz- 
saures Piperazin  und  Amidophenoldisulfo- 
säure.  Die  letztere  scheidet  sich  beim  Er- 
kalten der  concentrirten  Lösung  zum  Theil 
aus.  Um  das  Piperazin  aus  der  Lösung  zu 
gewinnen,  macht  man  dieselbe  mit  Natron- 
lauge alkalisch  und  deEtillirt  im  überhitzten 
Dampfstrom,  bis  das  Destillat  mit  Pikrin- 
säure keine  Fällung  mehr  giebt.  Das  Destilli^t 
wird  mit  Salzsäure  eingedampft.  Das  hierbei 
gewonnene  salzsaure  Piperazin  kann  durch 
Destillation  mit  Natron  in  freies  Piperazin 
übergeführt  werden. 

Diese  Patentanmeldung  erinnert  an  die  in 
einem  der  Schering* s^h^u.  Piperazinpatente 
erwähnte  Reduction  einer  Diaitrosoverbind- 
ung,  n&mlich  des  von  Schering  zuerst  dar- 
gestellten Dinitrosopiperazins 


/CiU-CHjV 
NO-N<  >N-NO 

Xce^-CH,/ 

mit  Natrium  am  algani  oder  Zink  bez.  Zinn  und 
Salzsäure,  wobei  eine  Zersetzung  in  Ammoniak 
und  salzsaures  Piperazin  stattfindet  (Pharm. 
Centralh.  1891 ,  Nr.  22,  S.  309).  Wirken 
reducirende  Mittel  (z.  B.  schweflige  Säure) 
auf  Dinitrosophenylpiperazin  ein,  so  wird 
ebenfalls  Piperazin  und  nebenher  ein  sub- 
stituirtes  Ammoniak  gebildet.  Th, 


Das  Stheiisehe  Gel  der  Paraeotorinde. 

Von  a  WaUach  und  Tä.  Beindarff.  Liebig'a 
Annal.  d.  Ghem.  1892,  Heft  8  durch  Pharm.  ZtR. 
In  dem  ätherischen  Oel  der  Paracotorinde,  wel- 
ches Verfassern  Ton  der  Firma  Trammsdorff  in 
Erfurt  zueing,  konnten  ein  Sesqoiterpen  und 
der  Metbylester  des  Eagenols 

C^Hi^OCH, 
\OCH, 

nachgewiesen  werden.  Dieser  Befand  bietet  mit 
Bflcksicht  darauf  Interesse,  dass  für  das  in  der 
Paracotorinde  enthaltene  Hydro  cot  oin  von 
Ciamician  und  Silber  (Ph.  C.  82, 206)  die  Formel 

I  (OCH.), 

c.hJ  oh 

I  COC.H5 

aufgestellt  worden  ist,  deren  Beziehung  zum 
Methylengenol  eine  sf'hr  nahe  ist.  Die  hereits 
frflher  Ton  Jöbst  und  Hesse  aus  der  Paracoto- 
rinde isolirten  Körper  a-,  ß-  nnd  y-Paracotol 
der  Zusammensetzung  CisHmO  und  CtBH4oOs 
halten  WaUach  and  Reindorff  für  Gemenge  von 
Sesqaiterpen  und  Methjleugenol.  Bei  a-Para* 
CO  toi  halten  allerdin^B  Verfasser  es  für  mög- 
lich, dass  in  diesem  Körper  ein  natürlich  vor- 
kommendes Hydrat  des  Cadinens  Cj5Hs4. 
welches  sich  im  Patchoali-,  Sadebaam-  und 
Galbanumöl  findet,  vorliegt.  In  diesem  Falle 
niüsste  die  Formel  aber  GiAHt«0  anstatt  G|5H,tO 
lauten.  Th. 

Ein  neneg  Torkommen  von  Gonlferin«    Von 

E,  0.  V.  Lippmann.  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXV, 
3220.  Vor  einer  Eeihe  von  Jahren  hat  Verfasser 
mitgetheilt,  dass  die  Spargelpflanzen  Coniferin 
enthalten.  In  ganz  der  gleichen  Weise  wie  aus 
Spargel  Ifisst  sich  nun  Coniferin  auch  aus  der 
Schwarzwurzel  (Scorzonera  hispanica  L.)  ge- 
winnen. Die  reine  Substanz  stimmte  nach  Zu- 
sammensetzung und  allen  Eigenschaften  voll^ 
kommen  mit  der  früher  schon  wiederholt  be- 
schriebenen überein,  insbesondere  wurde  aach 
das  früher  angegebene  Drehung«  vermögen 
ciD  =  — 67**  wieder  beobachtet,  welches  fast 
genau  mit  der  von  Landolt  aufgestellten  Ziffer 
zusammenfiült.  Neben  Coniferin  ist  auch  etwas 
Vanillin  vorhanden;  ausserordentlich  krfifti^ 
duften  die  gelben  Blüthen  der  Schwarzwurzel 
nach  Vanillin,  doch  gelang  es  nicht,  dieses  aus 
dem  Auszuire  derselben  rein  abzuscheiden. 

*  Th. 


48 


Tlierapeiitlsclie 

üeber  Immunitätsyersuche. 

Die  Frage  der  kanstlichen  ImmunisiniDg, 
welche  in  der  Zukunft  von  grosser  Bedeutung 
zu  werden  verspricht,  wird  im  Koch*8cheii 
Institut  in  Berlin  und  an  anderen  Orten 
von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus  auf 
das  eingehendste  behandelt.  Neben  Ehrlich, 
über  dessen  schöne  Arbeiten  wir  in  ausführ- 
licher Weise  berichtet  haben  (Ph.  C.  32,  488 
bis  700;  33,  280),  sindi  Brieger ,  Behring , 
SUascUo,  Elemperer  und  andere  Forscher  mit 
dem  Studium  dieser  Fragen  beschfiftigt. 

Behring  veröffentlichte  vor  Kursem  im 
Verlage  von  Thieme  in  Leipzig  eine  kleine 
Schrift  über  den  augenblicklichen  Stand  seiner 
Studien  über  die  Immunität  gegen  Tetanus 
und  Diphtherie.  Die  Schrift  betitelt  sich  „  Die 
praktischen  Ziele  der  Blutserum-Therapie  und 
die  Immunisirungsmethoden  zum  Zwecke  der 
Gewinnung  von  Heilserum".  Unter  „Blut- 
serum-Therapie*, welche  nicht  mit  dem 
gleichnamigen  Ausdruck  lAebreieh^B  für  die 
Cantharidinbehandlung  verwechselt  werden 
darf,  versteht  Behring  folgendes  Verfahren: 
Zunächst  werden  Thiere  durch  Behandlung 
mit  Culturen,  auf  welche  er  Jodtrichlorid  hat 
einwirken  lassen,  gegen  die  Infection  immun 
gemacht. 

Das  Blutserum  solcher  künstlich  immun 
gemachter  Thiere  hat,  wie  Behring  erwiesen 
hat,  die  Eigenschaft,  wenn  es  anderen  Thieren 
beigebracht  wird,  diese  zu  heilen,  wenn  sie 
schon  von  der  Infection  befallen  wurden,  und 
sie  auch  vor  dem  Erkranken  überhaupt  zu 
schützen.  Bei  zwei  Infectionskrankheiten, 
dem  Tetanus  und  der  Diphtherie,  hat 
Behring  mit  seiner  Blutserum  -  Therapie 
sichere  Erfolge  erzielt.  Neuerdings  hat 
sein  Mitarbeiter  Knorr  auch  bei  den  durch 
Streptococcen  hervorgerufenen  Krank- 
heiten Heilungen  verzeichnen  können.  Zwar 
sind  alle  diese  Ergebnisse  ausschliesslich  auf 
experimentellem  Wege  an  Thieren  gewonnen 
worden ,  doch  ist  Behring  der  festen  Ueber- 
zeugung,  dass  nach  den  bisher  aus  den  Thier- 
versuchen  gewonnenen  Erfahrungen  die  An- 
nahme begründet  sei,  dass  die  Blutserum- 
Therapie  ohne  Gefahr  und  mit  Erfolg  auch 
bei  Menschen  angewendet  werden  kann. 

In  Bezug  auf  Diphtherie  haben  Behring 
und  Wemicke  gezeigt,  dass  auch  sehr  vor- 
geschrittene Diphtherie-Infection  bei  Thieren 


Hltthellniiffeii. 

nach    ihrer   Methode    noch    geheilt   werden 
kann. 

Brieger  hat  in  der  chemischen  Wirkung 
von  Zellsubstanzen  einen  analogen  Factor, 
wie  Behring  in  dem  Jodtrichlorid,  gefunden 
und  mit  Thjmuseztracten  Gulturen  zur  Im- 
munisirung  gegen  versohiedene  Infectionen 
hergerichtet.  Andere  Forscher  haben  die  ab- 
geschwächte Infection  dadurch  erzeugt,  dass 
sie  minimale  Verdünnungen  der  giftigen  Gul- 
turen beibrachten,  wovon  weiter  unten  die 
Rede  sein  wird. 

Die  Immunitätsforschung  hat  im  Wesent- 
lichen nach  drei  Richtungen  hin  Fortschritte 
gemacht,  die  ihrerseits  für  neue  Untersucb- 
ungen  bestimmend  waren.    Einmal  die  Ent-    , 
deckung  von  Behring  und  KüOBOto,  dass  mit 
dem  Serum  immunisirter  Thiere  die  Immuni- 
tät unmittelbar  auf  andere  Thiere  übertragen 
werden  kann,  ferner  die  hervorragende  Fest- 
stellung von  Ehrlich,   dass   die  Immunität 
gegen    pflanzliche   Eiweissgifte   durch   fort- 
laufende Zufuhr  neuer  Giftmengen  ins  Unbe- 
grenzte zu  steigern  ist,  und  dass  mit  der  Höbe 
der  erreichten  Immunität  auch  die  immun!* 
sirende  Fähigkeit  des  Blutserums  wächst,  und 
endlich  die  von  F.  und  6r.  Elemperer  ge- 
machte Beobachtung,  dass  man  ein  und  das- 
selbe Thier  gegen  mehrere  Krankheitserreger 
gleichzeitig  immunisiren  kann,  und  dass 
das  Blutserum   dieses  Thieres  gegen    ver- 
schiedene Infectionen  Schutz  zu  verleihen 
vermag. 

G.  Elemperer  hat  bereits  manche  dieser 
Erfahrungen  in  die  Praxis  übersetzt  und  in 
den  letzten  Monaten  sehr  wichtige  Immuni- 
tätsversuche vorgenommen.  Dieselben  be- 
trafen in  erster  Linie  die  Schutzimpfung  des 
Menschen  gegen  asiatische  Cholera.  Die  Auf- 
merksamkeit weitester  Kreise  wurde  hierdurch 
auf  den  jungen  hervorragenden  Forscher  hin- 
gelenkt. 

Zunächst  gelang  es  Elemperer,  mit  Sicher^ 
heit  festzustellen  (Berl.  klin.  Wochenschr. 
1892,  Nr.  32),  dass  sowohl  Meerschweinchen 
wie  Kaninchen  durch  die  Vorbehandlung  mit 
erwärmten  Culturen  von  Cholerabacillen 
gegen  die  tödtliche  Wirkung  derselben  ge- 
schützt werden  können.  Im  Anschluss  hieran 
hat  Elemperer  versucht,  ob  sich  auf  dieser 
Grundlage  eine  Schutzimpfung  des  Menschen 
gegen  asiatische  Cholera  aufbauen  Hesse  (Berl. 


49 


kiln.  Wochenschr.  1892 ,  Nr.  39).  Es  stellte 
sich  aber  eine  Reilie  ausserordeotlicber  Schwie- 
rigkeiten diesem  Vorhaben  entgegen. 

Zuerst  der  Umstand,  dass  die  Cholera- 
erkranknng  der  Thiere  ja  einen  dnrchans 
anderen  Charakter  trägt,  als  die  der  Menschen. 
Der  Mensch  nimmt  wahrscheinlich  wenig 
Bacillen  anf ,  die  in  seinem  Körper  sich  mit 
enormer  Schnelligkeit  vermehren,  nm  nun 
ihre  unheimliche  Wirksamkeit  zu  entfalten. 
Das  Thier  jedoch  stirbt  nnr,  wenn  man  ihm 
so  viel  Bacillen  einverleibt,  dass  deren  Gift- 
wirkung  für  sieh  zur  TSdtung  ausreicht.  Der 
Impfschutz  der  Thiere  ist  nur  ein  Schatz 
gegen  diese  Vergiftung,  er  bietet  anseheinend 
keine  Garantie  gegen  die  eventuelle  Ver- 
mehrung der  Bacillen,  welche  beim  Menschen 
gerade  die  Regel  bildet.  In  Wirklichkeit  aber 
hat  die  bacteriologische  Forschung  langst  ent- 
schieden, dass  der  Schatz  gegen  eine  spe- 
Ölfische  Giftwirkung  auch  den  Schutz  gegen 
die  Vermehrung  der  giftbringenden  Bacterien 
bedeutet. 

Die  grdsste  Schwierigkeit  Hegt  in  der  Frage, 
wie  soll  man  beweisen,  dass  ein  vorbehandelter 
Mensch  auch  wirklich  cholera- immun  ist? 
Streng  genommen  kann  dieser  Beweis  nur  bei 
bestehender  Epidemie  and  bei  ausgedehnter 
Anwendung  des  eventuellen  Impfirerfahrens 
erbracht  werden. 

Es  giebt  aber  noch  ein  anderes  Verfahren, 
am  zu  beweisen ,  dass  ein  Organismus  gegen 
einen  Krankheitserreger  geschützt  ist.  Seit 
der  Entdeckang  von  Behring  und  KUasato 
weise  man ,  dass  das  Blutserum  immunisirter 
Thiere  die  FShigkeit  hat,  die  Immunität  auf 
andere  Thiere  zu  übertragen.  Je  höher  immun 
das  Ausgangsthier  gegen  eine  bestimmte 
Krankheit  ist,  desto  weniger  von  seinem  Blut 
ist  nötbig,  am  ein  anderes  Thier  gegen  die- 
selbe Krankheit  zu  immunisiren.  Anderer- 
seits hält  Klemperer  folgenden  Schluss  für 
absolat  aswingend  und  unantastbar:  Wenn 
das  einem  Organismus  entstammen- 
de Blateeram  einen  zweiten  Organis- 
mas zn  immunisiren  vermag,  so  war 
auch  der  Ausgangsorganismus  gegen 
diese  Krankheit  immun.  Je  weniger 
Blutsemm  für  die  Immunisirung 
des  zweiten  Organismus  nothwendig 
ist,  desto  höher  imman  ist  der 
erste  Organismus. 

Klemperer  ging  deshalb  in  der  Weise  vor, 
dass  er  einem  Menschen  die  am  Thier  er- 


probten tmmnnisirenden  -  Sabstanzen  ein- 
verleibte, dann  durch  Aderlass  das  Blnt 
dieses  Menschen  entnahm  and  versuchte ,  ob 
es  gelang ,  mittelst  dieses  Blutserums  Meer- 
schweinchen gegen  die  Cholera -Intoxication 
zu  schützen.  Derjenige  Mensch ,  von  dessen 
Blut  ein  kleinster  Theil  im  Stande  ist,  Meer- 
schweinchen gegen  Cholera  zu  immunisiren, 
ist  selbst  als  chotera-immun  za  betrachten. 

Es  ist  nun  aber  bei  diesem  Versuche  zu 
berücksichtigen ,  dass  das  Blut  bei  einzelnen 
nicht  vorbehandelten  Menschen  eine  gewisse 
Schatzkraft  besitzen  kann.  Und  in  der  That 
hat  der  Versuch  die  Richtigkeit  dieser  Ver- 
muthung  ergeben.  Bei  fünf  nicht  vorbehandel- 
ten Menschen  Hess  sich  in  zwei  Fällen  eine 
deutliche  antitozische  Fähigkeit  des  Blut- 
serums feststellen.  Es  wird  hierdurch  das 
Ergebniss  der  Arbeiten  H.  Buchner'»  und 
seiner  Schüler  (München.  Med.  Wochenschr. 
1892)  bestätigt,  welche  in  zahlreichen  Ver- 
suchen die  keimtödtende,  die  globulicide  und 
die  antitoxische  Wirkung  des  Blutserums  be- 
wiesen haben. 

Nach  vorstehenden  Ueberlegungen  und 
Vorbereitungen  ging  Klemperer  dazu  über, 
die  auf  70^  erwärmten  Culturen  von  Cbolera- 
bacillen,  durch  welche  Meerschweinchen  und 
Kaninchen  gegen  Cholera  geschützt  worden 
waren,  dem  menschlichen  Organismus  einzu- 
verleiben, und  zwar  nahm  Klemperer  diese 
Versuche  an  seiner  eigenen  Person  und  an 
einigen  Herren  vor,  denen  das  Risico  solcher 
Versuche  klar  war. 

Hierbei  wurde  folgendes  beachtenswerthe 
Resultat  gewonnen :  Durch  subcutane  Injection 
von  3,6  ccm  einer  Cholerabacillen-Reincultur, 
welche  durch  zweistündiges  Erhitzen  auf  70  ^ 
abgetödtet  war,  ist  ein  gesunder  Mann  so  weit 
immunisirt  worden,  dass  0,25  ccm  seines  Blut- 
serums ein  Meerschweinchen  vor  der  tödt- 
lichen  Choleravergiftung  schützen  konnten. 
Da  nach  den  bisherigen  Feststellungen  das 
Blutserum  nicht  vorbehandelter  Menschen  ge- 
wöhnlich nicht  einmal  den  zehnten  Theil 
dieser  Schutzkraft  gegen  Cholera  besitzt,  aller- 
höchstens  aber  den  vierten  Theil  zu  besitzen 
scheint,  so  ist  es  als  höchst  wahrscheinlich  zu 
betrachten,  dass  diese  Versuchsperson  gegen 
Cholera-Infection  geschützt  ist. 

Klemperer  trat  nunmehr  der  Frage  nach 
den  subcutanen  Wirkungen  der  lebenden 
Cholerabacillen  experimentell  näher  und  con- 
struirte   eine  Versuchsanordnung,    die  jede 


50 


Gefahr  mit  absoluter  Sieherheit  anstdiloss. 
Er  giDg  von  den  anf  70  o  erwärmten  Cnltaren 
aas ,  die  ganz  ungefährlich  befunden  waren. 
Tag  für  Tag  setste  er  den  Erwärmungsgrad 
herab;  als  er  an  die  Wachsthumsgrenze herab- 
gekommen war  (50  o),  injicirte  er  snerit  mini- 
male Dosen«  Bei  der  absoluten  Beactions- 
losigkeit  der  kleinen  Dosen  ging  er  in  vor- 
sichtigster  Weise  aufwärts,  und  das  Endresultat 
ist  die  sichere  Feststellung  der  über- 
rascbenden  Thatsache,  dassdie 
Cholerab'acillen,  die  im  Darm  des 
Menschen  so  schreckliche  Ver- 
heerungen anrichten,  unter  der 
Haut  geringfügige  Entzündungen 
mit  massigen  Allgemeinerschein- 
ungen erregen. 

Des  weiteren  war  6.  Klemperef  bemüht 
(Berl.  klin.  Wochenschr.  1892,  Nr.  60),  zu 
erproben,  ob  die  JEkrlich'BchB  Entdeckung 
von  der antitozischen  Wirksamkeit  der  Milch 
immunisirter  Thiere  auch  für  die 
Cholera  Geltung  habe.  Gamaleia  hat  bereits 
vor  einigen  Wochen  positive  Erfolge  in  dieser 
Richtung  gemeldet  (Wiener  Medicin.  Blätter 
1892,  Nr.  48,  S.  764). 

Klemperer  hat  zu  dem  gleichen  Zweck  seit 
Juni  dieses  Jahres  zwei  Ziegen  gegen  Cholera 
immunisirt.  Die  Milch  wurde  nach  einiger 
Zeit  an  bestimmten  Tagen  unter  den  grössten 
aseptischen  Cautelen  gemolken  und  zur  Vor- 
behandlung von  Meerschweinchen  benutzt. 
Das  Wachsen  der  immunisirenden  Fähigkeit 
documentirte  sich  mit  frappanter  Deutlichkeit. 
Während  am  15.  September  d.  J.  geringere 
Mengen  als  0,5  ccm  Milch  eine  Festigung  der 
Meerschweine  nicht  herbeiführten,  erwiesen 
sich  am  16.  October  0,08  als  zureichend.  Die 
letzten  Versuche  hat  Klemperer  mit  dieser 
Milch  am  1 9.  November  ausgeführt.  Er  konnte 
mit  0,5  ccm  der  zehnfach  verdünnten  Milch 
sicheren  Schutz  der  Meerschweinchen  erzielen. 

Es  war  nun  die  naheliegende  Frage,  ob  sich 
auf  dieses  Verfahren  eine  Schutzimpfung  des 
Menschen  begründen  Hesse. 

War  es  mit  den  grössten  Unzuträglichkeiten 
verknüpft,  dem  Menschen  direct  so  viel  im- 
munisirende  Substanz  zuzuführen,  um  ihn 
ausreichend  zu  schützen,  so  war  es  ja  möglich, 
all  diese  Mühsal  auf  das  Thier  abzuwälzen, 
dies  so  hoch  als  möglich  zu  immunisiren  und 
dann  die  Milch  desselben  zur  Schutzimpfung 
des  Menschen  zu  verwerthen. 

Die  Forschungen  von  Ehrlich  über  die  Klein- 


festigkeit,  JRemperer's  eigene  £r£ahrangen 
über  die  Pneumonie,  besondert  aber  die  an- 
fangs erwähnten  Arbeiten  von  Behring  über 
die  Tetanus-Immonisirung  und  die  Wirksam- 
keit des  von  diesem  gewonnenen  Blutserums 
—  alle  diese  Thatsaehen  machten  es  wahr- 
scheinlich ,  dass  eina  Milch ,  von  der  0.05  g 
zum  Schutz  eines  500g  schweren  Meerschwein- 
chens ausreichen,  in  einer  bundertüachea 
Menge  auch  dem  Menschen  eine  gewisse  Festig- 
keit verleihen  müsse. 

Klemperer  hat  bei  einem  sich  ihm  zur  Ver- 
fügung stellenden  Herrn  diesen  Versuch  ge- 
macht und  die  Milch  einer  massig  hoch  im- 
mnnisirten  Ziege  injicirt.  Klemperer  fand, 
dass  5ccm  dieser  Milch  einen  solchen 
Grad  des  Impfschutzes  bei  einem 
Manne  hervorgebracht  haben,  dass 
0,25ccm  seines  Blutserums  ein  Meer- 
schweinchen gegen  Choleravergift- 
ung festigten.  Diese  Höhe  des  Impf- 
schutzes ist  allerdings  kaum  als  ausreichend 
anzusehen.  Wenn  ein  völliger  Schutz  gegen 
Infection  erst  mit  sehr  hohen  Qraden  der  Gifi- 
festigkeit  identisch  ist,  so  muss  die  letxtere 
noch  bedeutend  vermehrt  werden,  ehe  an 
praktische  Verwerthung  zu  denken  ist. 

Es  ist  aber  kaum  ein  Zweifel  möglieh,  dass 
es  durch  Injection  immer  neuer  Giftmengeo 
gelingen  wird ,  die  Ziegen  immer  stärker 
choleragiftfest  zu  machen.  Dann  wird  die 
an  titozische  Wirksamkeit  ihrer  Milch  immer 
stärker  werden,  und  es  ist  wohl  gestattet,  die 
Hoffnung  auszusprechen,  dass  schliesslich 
1  ccm  solcher  Ziegenmilch  ausreichen  wird, 
um  die  Menschen  gegen  Choleravergiftung  zu 
festigen,  vielleicht  sogar  gegen  Cholera-Infec- 
tion  zu  immunisiren. 

Im  Anschluss  an  diese  epochemachenden 
Arbeiten  Klemperer*»  sei  die  Aufmerksamkeit 
noch  auf  das  £^s'sche  Choleramittel  gelenkt, 
welches  derselbe  unter  dem  Namen  A  n  t  i  - 
cholerin  bereits  hinsichtlich  seiner  Wirk- 
samkeit auf  Cholerakrauke  geprüft  hat.  Die 
Klebs'sche  Methode  beruht,  wie  der  Autor  in 
einem  Briefe  an  ein  politisches  Blatt  mittheilt 
(durch  Wiener  Med.  Blätter  1892,  Nr.  41, 
S.  655),  keineswegs  auf  dem  Princip  des 
Koch'Bcheu  Tuberkulins,  wodurch  leicht  ein 
Vorurtheil  erweckt  werden  konnte.  Höchstens 
hat  sie  mit  der  Koch'a  das  gemein,  dass  es 
sich  um  Bacterienproducte  handelt.  Das 
Anticholerin  ist  eine  Substanz,  die  erst  duroh 
chemische  Massnahmen  aus  dem  Bohprodact 


51 


iaolirt  ist;  dabei  kam  dasselbe  Prinoip  zar 
Geltnngy  das  Klebs  Mhon  bei  der  Darstellung 
des  Tuberknlocidins  aus  dem  Taberkulin  an- 
gewendet hat,  nSmlicb  „die  Abscbeidnng  und 
Entfernung  der  giftigen  Bestandtbeile'  der 
Culturen  aus  denselben  und  die  Reindarstell- 
ung der  heilsamen  Substanz''.  Was  die  damit 
erzielten  Erfolge  betrifft,  so  kann  nicht  fiber 
sehr  grosse  Versuchsreihen  berichtet  werden, 
wohl  aberhaben  alle  Aerzte,  die  den  Versuchen 
beiwohnten ,  zugestanden ,  dass  die  Substanz 
in  gewissen  schweren  Fällen  die  Temperatur 
des  Organismus,  die  in  dem  Kältestadium  sehr 
bedeutend  gesunken  war ,  in  kurzer  Zeit  auf 
die  Xorm  zurückbringt.  Es  geschieht  dies 
durch  eine  directe  Schädigung  der  Cholera- 
bacillen.  Sehr  schweife  Fälle,  die  dem  Tode 
verfallen  schienen ,  konnten  in  dieser  Weise 
schon  am  dritten  Tage  als  geheilt  betrachtet 
werden. 

Eine  dem  Koch' sehen  Institute  entstammen- 
de und  in  der  Deutsch,  med.  Wochenschr.  ver- 
öffentlicbte  Arbeit  Ton  Brieger  und  Wasser- 
mann beschäftigt  sieh  gleichfalls  mit  der 
künstlichen  Schutzimpfung  gegen  Cholera 
asiatica. 

Cholermbacillen  wurden  in  wässerigen  Aus- 
zügen der  Schilddrüse  Ton  Kälbern  gezüchtet, 
die  Culturen  auf  56^  1 5  Minuten  lang  oder  auf 
80^  10  Minuten  lang  erwärmt  und  alsdann 
24  Stunden  in  einen  Eisschrank  gestellt.  Diese 
Flüssigkeit  wurde  darauf  Meerschweinchen  in 
die  Bauchhöhle  gespritzt,  je  1  ccm  auf  je 
einen  Tag  viermal  nach  einander.  Die  Tbiere 
erholten  sich  von  dem  mehr  oder  weniger 
schweren  Unwohlsein  sehr  bald  und  zeigten 
sich  sofort  nach  der  letzten  Einspritzung  voll- 
kommen widerstandsfähig  gegenüber  den 
Cholerabacillen.  Sie  ertrugen  die  dreifache 
Menge  der  ihnen  eingeflössten  Cholerabacillen, 
während  die  Controlthiere  schon  nach  12  bis 
15  Stunden  schlaff  auf  der  Diele  dalagen, 
häufig  von  Krämpfen  durchzuckt  wurden  und 
eine  Herabminderung  ihrer  Körperwärme  von 
390  auf  320  zeigten.  Diese  Tbiere  starben 
sehr  bald,  während  die  mit  der  vorerwähnten 
Flüssigkeit  behandelten  Thiere  am  nächsten 
Morgen  sich  wieder  völlig  erholt  hatten. 
Später  haben  genannte  Forscher  die  Cholera- 
bacillen auf  Fleischwasserpepton- Bouillon  ge- 
züchtet und  die  Cultur  erhitzt,  alsdann  ab- 
gekühlt und  den  Versuehsthieren  eingespritzt. 
Es  wurden  dieselben  Erfolge  erzielt. 

Als  die  Forscher  ihre  Versuche  mit  den 


wässerigen  Auszügen  aus  der  Schilddrüse  von 
Kälbern  derart  abänderten,  dass  sie  ihnen 
Cholerabacillen  von  Agar-Culturen  zusetzten 
und  alsdann  mehrere  Tage  auf  Eis  setzten, 
ohne  dass  sie  vorher  erwärmt  waren,  trat  die 
gleiche  Widerstandsfähigkeit  ein.  Hierdurch 
war  der  Beweis  geliefert,  dass  die  specifische 
Wirkung  in  dem  wässerigen  Auszug  ans  der 
Schilddrüse  enthalten  sein  müsse. 

Brieger  und  Wassermann  bebalten  sich 
vor,  über  die  Ursachen  jener  Widerstands- 
fähigkeit später  eingehender  zu  berichten. 

Th, 

PentaL 

Bei  der  Verwendung  des  Pentals  als  An- 
ästheticum  hat  sich  allmählich  eiue  ganze 
Reihe  unangenehmer  Nebenwirkungen  heraus- 
gestellt, und  auch  der  Glaube  an  die  absolute 
Gefahrlosigkeit  des  Pentals  ist  jetzt  durch 
dnen  kürzlich  in  Wien  vorgekommenen 
Todesfall  „in  Folge  von  Pentalisirung''  end- 
gültig zerstört  worden. 

Als  Nebenerscheinungen  traten  Ezcitation 
und  krampfhafte  Spannungen  in  einzelnen 
Muskelgruppen  ein.  Breuer  und  Lindner 
wollen  überdies  niemals  eine  vollständige  Er- 
schlaffung sämmtlicher  willkürlicher  Muskeln 
gesehen  haben  und  behaupten,  dass  selbst  bei 
tiefer  Narkose  immer  ein  gewisser  Grad  von 
Spannung  in  einzelnen  Muskeln  zurückbleibe. 

Auch  dieBeeinflussung  der  Athmung  sowohl 
wie  der  Herzthätigkeit  durch  das  Pental  ist 
beachtenswerth  und  mahnt  zur  Vorsicht. 

Trotz  vieler  guter  Eigenschaften  scheint 
demnach  das  Pental  Vorzüge  vor  den  anderen 
Anästheticis  nicht  zu  besitzen.  Th. 

Therap.  Monatsh,  1893,  Nr.  1,  S.  44. 


F&r  die  Anwendung  des  Benzo- 

naphthols 

bei  Magen-  und  Darmerkrankungen  der  Kin- 
der giebt  Brück  folgende  empirisch  gefundene 
Dosen  an : 

Für  ein  Kind  im  Alter  von 
0  bis    6  Monaten  0,2  bis  0,5  g  für  den  Tag, 
7    „   12        „        0,6    „  0,8  g    „ 


>» 


3  Jahren     1,0  g 


»»      »>      »1 


1» 


»I 


)i 


4    „     7      „  1,5g 

8   .,   14      „  2,0  g 

und  zwar  in  fünf  gleiche  Einzeldosen  getheilt. 
8,  Dffit9eh.  Med.- Ztg. 


52 


üeber  Alnmnol. 

Ueber  die  Verwendang  des  AlamnolB  (Ph. 
C.  38,  690. 697)  berichtet  Choteen  in  der  Berl. 
klin.  Wochenscbr.  1892,  Nr.  48,  wie  folgt: 

1.  Alumnolam  parnin  wird  bei  exal- 
eerirten  Erosionen  derGluis  penis,  des  Hulcus 
coronarins  und  der  Vorhaut,  bei  Ulcus  moUe 
und  Abscessen  benutzt. 

2.  Alumnol  •  Streupulver,  10  bis 
20  pCt.  mit  Tale,  venet.  und  Amylum  ää, 
bei  Balanitis ,  Erosionen ,  Verbrennungen 
geringen  Qrades,  nässendem  Ekzem,  Wund- 
naht. 

3.  Alumnol-Losnngen;e8  werden  1- 
bis  5  proc.  Lösung  bei  nässendem  Ekzem 
verwendet. 

4.  Alumnol-Spiritus,  21/2  pi'ocentig, 
zur  Nachbehandlung  von  Ekzemen  u.  s.  w. 
Nach  Verdunsten  des  durch  Alumnol  blau 
gefärbten  Alkohols  bleibt  ein  weisser  Nieder- 
schlag zurück,  der  die  Haut  weiss  gepudert 
erscheinen  lässt. 

5.  Alumnol  -  Lanolinat  -  Salbe, 
2V2  bis  5  bis  10  und  20  pCt.: 

a)  Bp.  Alumnoli  10,0 

Lanolin,  anhydr.  50,0 

Paraffini  liquid.  35,0 
Ceresini  5,0 

b)  Rp.  Alumnoli  0,5  (1,0) 

Aq.  destillat.  1,5  (1,0) 

Glycerini  3,0 

Ung.  lanolinati       15,0 

6.  Alumnol-Firuisse. 

a)  Alumnol-Salep'Bassorin: 
Rp.  Tuber.  Salep  10,0 

Glycerini  20,0 

Aq.  destill.  200,0 

coque  usque  ad  consistentiam 

unguenti  adde, 
Alumnoli  20,0 

b)  Alumnol  -  Traganth  •  Salep- 

Bassorin: 
Rp,  Alumnoli  10,0 

Tragac.  Bassorin    50,0 
Salep  -  Bassorin      50,0 
(Traganth -Bassorin  wird  hergestellt  aus  1  g 
Traganth   unter  Anreiben  mit  Alkohol  und 
darauf  folgendem  Kochen  mit  50  g  Glycerin 
bis  zur  Salbenconsistenz). 

Beide  Firnisse  werden  bei  massig  nässendem 
Ekzem  angewendet  und  trocknen,  in  dünnen 
Schichten  aufgetragen ,  in  etwa  20  Minuten. 
Bis  zu  2  oder  3  Tagen  bleiben  sie  gut  haften. 


e)  Alumnol-SchelUek-Ftrnisi: 

Laoc.  in  tabul.       50,0 

Ol.  RiciBi  10,0 

Alumnoli  20,0 

Spiritus  150,0 

d)  Alumnol  -  Bleiriei  noleat- 

Firniss: 
Bleiricinoleat  40,0 

Alkohol  absolut.     80,0 
Alumnoli  12,0 

(Bleiricinoleat  wird  erhalten  durch  Kochen 
von  1  Th.  Bleiozyd  mit  1  i/s  Th.  Ricinusöl). 

Bei  dem  letzteren  Firniss  empfiehlt  es  sieb, 
die  betreffenden  Stellen  etwa  20  Minuten  nach 
der  Aufpinselung  mit  einer  dünnen  Watte- 
schicht zu  bedecken. 

e)  Alumnol-Bicinusöl-Collodium- 

Firniss: 

Alumnoli  18,0 

Ol.  Bicini  20,0 

CoUodii  160,0 

f)  Alumnol-Canadabalaam- 

Collodium- Firniss: 
Alumnoli  18,0 

Bals.  Canadens.      10,0 
CoUodii  160,0 

Des  weiteren  sind  AI  um n  0  1 -Bernstein- 
lack  -  Firniss  (10  bis  20  pCt.),  ein 
Traumaticin-  und  Gummi  -  Benzol- 
Firn  i  s  s  erwähnt. 

An  die  Firnisse  schliessen  sich  die  Alumnol- 
Pflaster  an,  von  welchen  die  mit  Guttapercha 
und  Gelatine  bereiteten  besonders  hervor- 
gehoben sind. 

Die  Alumnol- Ordination  ist  also  eine  sehr 
vielseitige.  Möge  sie  von  Erfolgen  begleitet 
sein !  Th. 

Dermatol 
als  Mittel  gegen  Diarrhöe. 

Colosanti  und  Dutto  haben  das  Dermatol 
gegen  die  Diarrhöe  der  Phthisiker,  bei  Ty- 
phuskranken, gegen  Malaria  -  Diarrhöe  und 
manchen  anderen  Fällen  mit  überaus  gün- 
stigen Erfolgen  angewendet  und  halten  sich 
daraufhin  für  berechtigt,  das  Dermatol  für 
eines  der  besten,  unschädlichen  localwirken- 
den  Mittel  der  heutigen  Therapie  gegen 
Diarrhöe  zu  bezeichnen.  Nie  waren  Unan- 
nehmlichkeiten zu  beklagen,  der  Urin  enthielt 
nie  Gallussäure  oder  Wismut.  9. 

Wiener  med,  Bl 


53 


Teclmisclie  Sllttlieilunisreii. 


üeber  einige  Laboratoriums- 
geräthe  aus  Alnminiain. 

Von  Georg  Bornemann,    . 

Verfasser  hat  das  neuer dings  zu  allen  nur 
denkbaren  Gegenständen  verarbeitete  Alumi- 
ninmmetall  auch  zur  Herstellung  verschie- 
dener Laboratoriumsgeräthe  nutzbar  zu 
machen  gesucht.   Folgende  Eigenschaften : 

1)  das   niedrige  specifische  Gewicht  (2,56 

bis  2,67); 

2)  die  hohe  specifischeWärme  {nwahlUchards 

zwischen  0  und  100  ^  0,227  und  zwi- 
schen 0  und  625  ^  0,2533),  welche  von 
keinem  zu  Geräthen  verarbeitbareu 
Metall  auch  nur  annähernd  erreicht 
wird; 

3)  die  Luftbeständigkeit 

lassen  das  Aluminium  zur  Herstellung  von 
leichten  Gewichten,Wagebalken,Wägeröhren, 
Luftbädern,  Ringen,  Klemmen,  Metalltheilen 
in  Schwefelwasserstoffzimmem,  auch  zu 
Wasserbädern,  Heizapparaten  u.  s.  w.  ge- 
eignet erscheinen.  In  manchen  Fällen  können 
noch  von  Bedeutung  sein :  die  Hämmerbarkeit, 
Giessbarkeit,  Zugfestigkeit  und  Elasticität 
des  Aluminiums,  sowie  sein  gutes  Leitungs- 
vermögen für  Wärme  und  Elektricität,  auch 
seine  chemische  Beständigkeit  in  vielen  Fällen . 
Ungeeignet  erscheint  es  überall  da,  wo  Tem- 
peraturen über  400  bis  500  ^  zur  Anwendung 
kommen,  wo  Schwere  eine  wesentliche  Be- 
dingung ist,  und  wo  es  mit  Laugen  oder 
stärkeren  Säuren  dauernd  in  Berührung 
bleiben  würde. 

Verfasser  hat  zu  folgenden  Geräthschaften 
das  Aluminium  verarbeiten  lassen: 

1.  Luftbad  aus  Aluminium.  Wie 
eine  vergleichende  Untersuchung  mit  einem 
Kupferluftbad  ergeben  hat,  giebt  nach  Ent- 
fernung der  Flamme  das  Aluminiumluftbad 
in  demselben  Zeitabschnitt  mehr  Wärme  ab 
als  das  Kupferluftbad,  bleibt  aber  dennoch 
länger  auf  höherer  Temperatur,  weil  es  eine 
höhere  Anfangstemperatur  hatte.  Die  Ab 
kühlung  scheint  übrigens  beim  Kupfer  etwas 
gleichmässiger  zu  erfolgen.  Irgend  welche 
chemischeVeränderung  des  Aluminiumbleches 
während  der  sich  durch  10  Monate  erstrecken- 
den und  fast  täglichen  Benutzung  des  Alumi- 
niumluftbades war  nicht  zu  bemerken.  An 
der   Heia&stelle    hatte    sich    nur    ein    ganz 


schwacher  weisslicher  Anflug  gebildet.  Eine 
Abblätternog,  wie  beim  Kupfer,  trat  nie  ein. 
Die  chemische  Widerstandsfähigkeit  des  Alu* 
miniums  gegen  Schwefelwasserstoff  ist  ja  be- 
kannt. Von  sauren  Dämpfen  schien  das  Blech 
nicht  angegriffen  zu  werden,  ausser  von  Salz- 
säure. Aus  dieser  vergleichenden  Prüfung 
glaubt  Verfasser  den  Schluss  ziehen  zu  dürfen, 
dass  Luftbäder  aus  Aluminium  in 
den  meisten  Fällen  denen  aus  Kupfer 
vorzuziehen  sind. 

2.  Wasserbad  aus  Aluminium.  Das 
vom  Verfasser  geprüfte  Wasserbad  fasste 
1,75  L  Wasser  und  als  stärkste  zulässige 
Füllung  etwa  1  L.  Das  Gesammtgewicht 
betrug  192  g. 

Bei  einem  ersten  Versuche  wurden  nach 
und  nach  3  L  Wasser  (aus  der  Wasserleitung) 
verdampft,  zusammen  in  9  V^  Stunden,  wobei 
zweimal  völlig  bis  zur  Trockene  eingedampft 
wurde.  Bei  einem  zweiten  Versuche  wurden  in 
gleicher  Weise  3  L  Wasser  in  141/4  Stunden, 
bei  einem  dritten  Versuche  endlich  6  L 
Wasser  in  15  Stunden  verdampft.  Bei  Fall  3 
wurde  jedoch  das  völlige  Eindampfen  vei* 
mieden.  In  allen  drei  Fällen  wurde  das 
Wasser  aus  dem  Bade  ausgegossen,  mit 
destillirtem  Wasser  nachgespült  und  mit  dem 
Pinsel  der  feine  gelbliche  bis  bräunliche 
Schlamm  beseitigt,  der  sich  am  Bleche  fest- 
gesetzt hatte.  Die  qualitative  Analyse  ergab, 
dass  der  Schlamm  aus  wenig  Thonerde  mit 
viel  Carbonaten  von  Kalk  und  Magnesia, 
Spuren  von  Eisen  und  organischen  Ver- 
unreinigungen, also  in  der  Hauptsache  aus 
Stoffen  bestand,  die  dem  Wasser  entstammen. 
Auch  das  Filtrat  vom  Schlamme  enthielt  nur 
Sparen  von  Aluminiumsalz,  dagegen  Kalk 
und  Magnesia,  Salz-  und  Schwefelsäure.  So- 
nach war  das  Aluminium  nur  sehr  schwach 
von  dem  kochenden  Wasser  angegriffen 
worden.  Gewichtsveränderung  des  Wasser- 
bades war  nicht  eingetreten.  Dass  am  Wasser- 
bade die  geheizte  Stelle  Oxydation  erlitt,  am 
Luftbade  nicht,  ist  wohl  darauf  zurück- 
zuführen, dass  das  Wasserbad  beim  Anheizen 
aussen  beschlägt  und  sich  somit  die  Wirkung 
von  Sauerstoff,  schwefliger  Säure,  Wasser  und 
Hitze  vereinigen. 

Es  wäre  von  Interesse  gewesen,  wenn  Ver* 
fasser  eine  Analyse  des  verwendeten  Leitungs- 
wassers mit   veröffentlicht  hätte.     Da  eine 


54 


Abnutzang  des  AlnminiumwaMerbades  bei 
etwa  3  Wochen  andauerndem  wiederholten 
Gebrauche  nicht  festgestellt  werden  konnte, 
so  glaubt  Verfasser  Wasserbäder  aus 
Aluminium  zum  Gebrauche  in  Labo- 
ratorien wohl  empfehlen  zu  können. 

3.  Was  die  Verwendung  von  Ringen  und 
Klemmen  aus  Aluminium  betrifft,  so  haben 
dieselben  den  grossen  Vorzug,  dass  sie 
metallisch  blank  bleiben  oder  doch  durch 
einfaches  Putzen  stets  wieder  gereinigt  wer- 
den können.  Des  Weiteren  hat  Verfasser  aus 
Aluminium  Sandbäder,  Schornsteine,  Drei- 
füsse,  Tiegel  und  Wärmtrichter  verwendet, 
ohne  denselben  jedoch  besondere  Vorzüge 
zuschreiben  zu  können.  Th, 

Ber.  d,  D.  ehem.  Ges.  25,  3637. 


Zur  Verhütung  des  Explodirens 
von  Petroleumlampen. 

Die  häufig,  vorkommenden  Explosionen 
von  Petroleumlampen  werden  vielfach  haupt- 
sächlich dem  Ausblasen  der  Lampe  von  oben 
zugeschrieben.  Dies  tri£ft  jedoch  nach  dem 
£rgebniss  der  im  Auftrage  der  Kaiserlichen 
Nbrmalaichungs-Commission  angestellten  be- 
hördlichen Ermittelungen  nicht  zu.  Es  hat 
sich  herausgestellt,  dass  die  Explosionen,  die 
durch  das  Ausblasen  der  Lampe  von  oben  in 
Folge  plötzlicher  Verbrennung  von  Dampf- 
gemischen im  Bassin  entstehen,  sehr  selten 
sind  und  kaum  1  Procent  aller  Unfälle  aus- 
machen. Die  meisten  Explosionen  sind  auf 
äussere  Umstände,  Umwerfen,  schnelle  Be- 
wegung oder  Scbiefbalten  der  Lampe  u.s.w., 
oder  auf  eine  Ueberhitzung  der  Lampe 
zurückzuführen,  wodurch  sehr  leicht  eine 
Entzündung  der  Dämpfe  im  Innern  des  Bren- 
ners und  im  Oelbehälter  hervorgerufen  wird. 
Nach  den  Feststellungen  der  Normalaichungs- 
Commission  übersteigt  schon  unter  normalen 
Verhältnissen  die  Temperatur  des  Dampf- 
gemisches im  Brenner  und  Oelbehälter  die 
Zimmertemperatur  bedeutend.  Um  Explosio- 
nen vorzubeugen,  sind  folgende  Hegeln  zu 
beachten : 

1.  Die  Petroleumlampe  muss  einen  breiten 
und  schweren  Fuss  haben,  damit  sie  nicht 
umfalle.    2.  Die  Oelbehälter  aus  Metall  sind 


denen  von  Glas  oder  Porzellan  vorzuziehen. 
3.  Der  Cylinder  muss  gut  passen  und  so  auf- 
gesetzt werden ,  dass  die  Luft  nicht  seitwärts 
an  die  Flamme  gelangen  kann.  4.  Der  Brenn- 
ring muss  fest  aufiBitzen.  5.  Der  Docht  soll 
weich  und  nicht  zu  dicht  sein  und  eine  solche 
Breite  haben ,  dass  er  leicht  eingezogen  wer- 
den kann.  6.  Der  Oelbehälter  ist  vor  dem 
Gebrauche  der  Lampe  ganz  zu  füllen ,  und 
bei  der  Füllung  darf  nicht  eine  brennende 
Lampe  in  der  Nähe  sein.  7.  Die  Lampe  ist 
stets  rein  zu  halten.  8.  Das  Auslöschen  hat 
nach  Hinabdrehen  des  Dochtes*)  bis  zur 
Höhe  des  Brenners  durch  Blasen  über  den 
Cylinder  hinweg  zu  erfolgen.  9.  Die  bren- 
nende Lampe  ist  nicht  der  Zugluft  auszu- 
setzen; also  vermeide  man,  mit  ihr  zu  gehen. 


'*')  Das  Hinabdrehen  des  Dochtes  möchten 
wir  nicht  für  empfehlenswerth  bezeichnen,  denn 
hierbei  fallen  häufig  glimmende  Theile  d^ 
verkohlten  Dochtes  in  den  inneren  Raum,  wo 
sie  wegen  des  dort  befindlichen  Luttloches  be- 
sonders gefährlich  erscheinen.  Red. 


Eine  verschiebbare  Saugklemme, 

construirt  von  Dr.  Vorataedter,  welehe  unter 
dem  Namen  Neptunklemme  von  der 
Firma  Heldt  (&  Wien  in  Königsberg  i.  Pr. 
gefertigt  wird ,  ist  bestimmt,  da  Anwendung 
zu  finden ,  wo  sich  der  Arzt  aus  einer  an  die 
Wand  gehängten  Flasche  und  einem  Gummi- 
schlauch einen  Irrigator  improvisiren  muss. 
Die  Neptunklemme  dient  wie  jeder  gewöhn- 
liche Quetschhahn  zum  Schliessen  elastischer 
Schläuche,  erfüllt  jedoch  noch  den  Zweck,  die 
Flüssigkeit  aus  dem  Behälter  in  den 
Schlauch  zu  saugen,  also  den  Schlauch- 
heber in  Betrieb  zu  setzen.  Dieses  wird  da- 
durch erreicht,  dass  der  Schlauch  von  zwei 
durch  Federn  gegen  einander  gepressten 
Rollen  zusammengedrückt  wird,  die  ein  Fort- 
schieben der  Klemme  am  Schlauch  gestatten. 
Erfolgt  dieses  in  der  Richtung  nach  unten, 
so  wird  gleichzeitig  die  Flüssigkeit  in  den 
Schlauch  gesaugt.  Durch  einen  Druck  auf 
eine  Feder  werden  die  Rollen  auseinander 
gedrückt  und  die  Flüssigkeit  kann  durch  den 
Schlauch  ablaufen.  s, 

Berl  Jüin,  Wocf^enschr.  1892,  1206. 


66 


BttcherscliaiL 


Dreinndzwanzigster  Jahresbericht  des  Lan- 
des -  Medicinal  -  CoUegiums  über  das  Me- 
dicinalwesen  im  Königreich  Sachien 
aaf  das  Jahr  189L  Leipzig  1892,  Verlag 
yon  F.  C.  W.  Vogd. 

Der  Jahresbericht  zerfftUt,  wie  in  frUhereii 
Jahren,  in  drei  Hauptabschnitte:  Die  ärztlichen 
und  pharm acca tischen  Organe  der  Medicinal* 
yerwaltong,  das  Öffentliche  Gesundheitswesen 
(Gessnndheitsznst&nde  und  Gcsandheitspflege), 
das  H^ilpersonal  nud  die  Heilanstalten. 

A.Q8  dem  Jahresbericht  entnehmen  wir  dem 
Abschnitte:  Geheimmittelwesen  nndCur- 
pfascherei  folgende  Angaben: 

Die  allgemeine  Zunahme  der  Personen,  welche 
sich  gewerbsmässig  mit  Ausübung  der  Heil- 
kunde an  Menschen  beschfiftigen,  wird  seit  1887 
hauptsächlich  durch  die  Anh&nger  der  Natur- 
heilmethode   einschliesslich    der  Hydrotherapie 
bedingt;  die  Homöopathie  befindet  sich  dagegen 
apschf inend  auf  dem  Rückzüge.    Die  Mystik  der 
Elektricität  und  des  Magnetismus  blüht  mehr 
in   den  grosseren  Stftdten;   Sympathie,  Pflaster 
und  Eräutercuren  mehr  auf  dem  platten  Lande. 
Namentlich  ZOgünge  der  Chemnitzer  Anstalt 
sind    es,   welche  sich   als  «Naturheilkundige'', 
„praktische   Natur  heilkundige".    „Praktikanten 
der    Naturheilkunde**^    „Vertreter    der    natur- 
gemässen   arzneilosen  Heilkunde*  u.  s.  w.   be- 
zeichnen. 

Am  reichlichsten  im  Verh&ltniss  zur  Bevölker- 
ung sind  mit  Pfuschern  gesegnet  die  ötädte 
Dresden  und  Chemnitz  nebst  Umgegend,  sowie 
das  obere  Erzgebirge  (Bezirk  Annaberg  und 
Schwarzen  berg). 

In  der  Stadt  Chemnitz  stehen  57  approbirten 
Aerzten  Ö6  Curpfuscher  gegenüber. 

Gelegentlich  der  im  Berichtsjahre  ausgeführten 
92  Apothckenrevisionen  wurde  das  Vorrfitbig- 
halten  Ton  concentrirtem  bez.  trockenem  Infasum 
Ipecacuanbae  t'Qnfmal  und  von  Infasum  Digitalis 
Tiermal  beanstandet,  ferner  unter  Anderem 
Acidttm  phosphoricum  39mal,  Acidum  nitricum 
^7mal  von  nicht  richtigem  specifischen  Gewicht 
und  Aqua  Chlori  32mai,  Stibium  sulfnratum 
aurantiacnin  ^9mal  nicht  von  Torsebriftsmässiger 
Beschaffenheit  gefanden. 

Zu  den  runden  Gläsern  im  Sinne  der  Ver 
Ordnung  betr.  die  Abgabe  starkwirkender  Arznei- 
mittel, also  für  flüssige  Arzneimittel  zum  inner- 
lichen Gebranch,  sind  nach  Ansicht  des  CoUe- 
giums selbstTerständlich  auch  die  ovalen  zu 
rechnen. 

Das  Tnberculinum  Kochii  ist  in  gleicher 
Weise  wie  die  Mittel  der  Tabelle  B  des  Arznei- 
buchs aufzubewahren,  aber  wie  bekannt  nur  in 
unangebrochenen  Originalfläscbchen  an  appro- 
birte  Aerzte  abzugeben;  dagegen  wurde  das 
Gesuch  eines  hygienischen  Privatlaboratoriums, 
dass  es  den  Apothekern  gestattet  werden  möge, 
das  Tuberkulin  in  von  demselben  hergestellten 
sterilisirten  Verdünnungen  in  Capillarröhrchen 
abzugeben,  abgelehnt.  s. 


TeclmiBch*  chemisches  Jahrbach  1891  bis 

1892.  Ein  Bericht  über  die  Fortschritte 
auf  dem  Gebiete  der  chemischen  Techno- 
logie vom  April  1891  bis  1892.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  Rudolf  Biedermann, 
Vierzehnter  Jahrgang.  Mit  236  in  den 
Text  gedrückten  lUustratioDen.    Berlin 

1893.  Carl  Heymann  s  Verlag. 

Der  Inhalt  des  vorliegenden  Werkes  ist  in 
der  Weise  gesichtet,  dass  zunächst  die  Metalle 
einer  eingehenden  Besprechung  unterzog*  n 
werden,  unter  specieller  Berücksichtigung  ihrer 
technischen  Bereitungs  weisen  und  ihrer  ana- 
lytischen Bestimmung.  Am  Schlüsse  eines 
jeden  Metalls  ist  eine  Statistik  aufgestellt, 
welche  hinreichenden  Auf^chluss  Ober  die  Pro- 
dactionsf&higkeit  von  Deutschland,  hauptsäch- 
lich Preussen,  angiebt.  Neben  der  recht  über- 
sichtlichen Bearbeitung  der  Leuchtstoffe,  Ihon- 
waaren  u.  s.  w.  kann  als  recht  interessant  die 
Abhandlung  der  Explosivstoffe  bezeichnet 
werden,  welche  bei  übersichtlicher  Eintheilung 
einen  genauen  Einblick  in  die  Eotwickelung 
der  Sprengtechnik  bietet.  Ganz  vorzuglich 
sind  die  folgenden  Abschnitte,  Zuckerindustrie, 
Bier,  Wein,  leicht  Yerstftndlich  und  klar  ge- 
schrieben. Farbstoffe,  Gespinuste,  Papier  und 
Photographie  vervollständigen  das  Buch  zu 
einem  Werke,  welches  Lei  verhältnissmässig 
geringem  Umfange  eine  Fülle  von  Wissen s- 
werthem  bietet.  Se, 


Medidnisohe  Maronen.  Von  PMander, 
Zweite  unveränderte  Auflage.  Stuttgart 
1893.    Verlag  von  Levy  S  Müller. 

Diese,  den  Manen  Bichard  von  Volkmami's, 
des  Veri'assers  der  Träumereien  an  französischen 
Kaminen,  gewidmeten  Märchen,  zählen  zu  den 
seltenen  literarischen  Erzeugnissen,  in  denen 
mediciniscbe,  bez.  naturwissenschaftliche  That- 
sachen  mit  Verständniss  im  poetischen  Ge- 
wände geschildert  werden.  Eine  Besehreibung 
dieser  Märchen  lässt  sich  kaum  geben,  dazu  sind 
sie  zu  eigenartig;  mö^e  Jeder,  der  mit  derMe- 
dicin  in  Berührung  steht,  dieselben  lesen,  er  wird 
hohen  Genuss  von  dieser  Lektüre  haben,     e. 


Brockhans'  Konversations-Lexikon.  Vier- 
zehnte vollständig  neu  bearbeitete  Auf- 
lage. In  16  Bänden.  V.  Band.  Deutsche 
Sagen  bis  Elektrodiagnostik.  Mit  56 
Tafeln  und  228  Textabbildungen.  Leipzig 
1892.  F.  Ä,  Brockhaus,  Preis  des 
Bandes  10  Mark. 

Neben  vielem  Anderen  sind  in  diesem  Bande 
besonders  hervorzuheben  die  schOnen  Artikel 
über  Elektricität  und  was  mit  dieser  zusam- 
menhängt. 


56 


Terscbledene 

Nene  Apparate  feir  die  Receptur. 

Eine  von  Apotheker  Stöcker  in  Elberfeld 
angegebene  Pulverdispensationswage, 
welche  die  Firma  Georg  Wenderoth  in  Kassel 
in  den  Handel  bringt,  trägt  oberhalb  des 
Wagebalkens,  durch  unterhalb  hängende  Ge- 
wichte in  ruhiger  Lage  gehalten,  eine  kleine 
Schale  für  die  Gewichte  und  auf  der  anderen 
Seite,  lose  aufliegend,  ein  9cm  langes  aus- 
wechselbares Pulverschiffchen  aus  Celluloid. 
Die  weiteren  elf  dem  Apparat  beigegebenen 
Pulverschiffchen  haben  genau  dasselbe  Ge- 
wicht, wie  jenes.  Bei  10  g  Tragfähigkeit  giebt 
die  Wage  1  mg  an;  dieselbe  ist  mit  Präcisions- 
Stempel  aichfahig  und  zur  Gebrauchsmuster- 
rolle angemeldet. 

Dieselbe  Firma  fertigt  femer  einen  neuen, 
ebenfalls  von  Stöcker  angegebenen ,  als  Ge- 
brauchsmuster geschützten  Pastillen- 
Stecher.  Mit  Hilfe  desselben  werden  aus 
einer  ausgewalzten  feuchten  Masse  oder  aus 
einem  angefeuchteten  Pulver  die  Pastillen  in 
üblicher  Weise  ausgestochen.  Das  sonst  so 
störende  Ankleben  der  Pastillen  an  den  Stem- 
pel wird  dadurch  angeblich  vermieden ,  dass 
nicht  dieser,  sondern  nur  ein  schmaler  Ring 
des  äusseren  Stempelrandes  die  Pastille  heraus- 
schiebt, an  dem  dieselben  nicht  haften,    s. 


mubeiluiiisren. 

üeber  das  Verhalten  des  Harns 
nach  Anaigen  -  Gebrauch. 

Nach  längere  Zeit  gegebenen  grösseren 
Dosen  Anaigen  ist  der  Harn  durch  (harn- 
saures) Oxaethylamidochinolin  dunkelroth  ge- 
färbt; auf  Zusatz  von  Soda  schlägt  die  rotbe 
Farbe  in  Gelb  um,  wird  nun  mit  Aether  ana- 
geschüttelt,  so  hinterlässt  die  ätherische  Lös- 
ung beim  Verdunsten  einen  Ruckstand,  der 
die  für  Oxaethylamidochinolin  charakteristi- 
schen Reactionen  zeigt:  Chlorkalklösang 
färbt  die  wässerige  Lösung  hellparpurroUi, 
welche  Färbung  bei  längerem  Stehen  allmäh- 
lich, beim  Erhitzen  sofort  verschwindet. 

Femer  wird  der  rothe  Harn  nach  Anaigen- 
Gebrauch  durch  Erhitzen  mit  Eisen chlorid 
sehr  dunkel  gefärbt. 

Eine  weitere  Reaction  zum  Nachweis  von 
Ozaethylamidochinolin  im  Harn  ist  folgende: 

Man  säuert  den  Harn  mit  Salzsäure  an, 
worauf  die  Farbe  heller  wird,  und  setzt  Eis, 
sowie  einige  Körnchen  Natriumnitrit  hinza, 
wonach  die  Flüssigkeit  sich  hellgelb  färbt; 
vermischt  man  nun  das  Gemisch  mit  einer 
alkalischen  Auflösung  von  /J-naphtholdiBulfon* 
saurem  Natrium  (R — Salz),  so  tritt  dunkel- 
kirschrothe  Färbung  ein.  $, 


BrlefwechseL 


Apoih.  Dr.  St«  in  B.  Die  neuen  Österreichi- 
schen Präcisionsgewichte  stimmen  nicht  völlig 
mit  den  deutschen  überein ,  indem  die  50  cg 
und  5  cg  Stocke  nicht  wie  bei  uns  sechseckig, 
sondern  fflnfeckig  sind ;  die  20  cg  und  2  cg 
Stücke  sind  viereckig  jedoch  mit  zwei  abge- 
,8chrägten  Ecken.  Die  10  cg  und  1  cg  Stückt* 
sind  dreieckig  wie  bei  uns.  Allen  gemeinsam 
ist,  wie  bei  den  deutschen,  dass  eine  Kante 
nach  aufwärts  gebogen  ist. 

Apoth.  F«  yim  in  M*    Chloralformamid 
(Chloralamid)  darf  nur  in  kaltem  Wasser  ge 
löst  werden,  weil  es  durch  warmes  Wasser  eine 
Zersetzung  in   seine  Bestandtheile  erfährt;  am 
besten  wird  es  vor  der  Lösung  fein  zerrieben. 

Apoth,  Fr»  A«  in  C«  Als  Schwarzwurzel 
bezeichnet  man  mehrere  Scorzonera-Arten  (Com- 
positen),  wie  auch  Symphytum  otlicinale  (Bora- 
gin ee).  Die  neuerdings  zur  Fütterung  von 
Seidenranpen  mit  Erfolg  verwendeten  Scnwarz- 
wurzelblätter  sind  solche  von  Scorzoneren. 

Apoth,  K.  T*  in  J«  12,5  g  Liquor  Aluminii 
acetici  eütsprechen  1  g  trockener  essigsaurer 
Thonerde;  für  eine  1  proc.  Losung  von  l*honerde- 


acetat  sind  daher  12,5  Th.  des  ofßcinellen  Li- 
quors mit  Ö7,5  Tb.  Wasser  zu  vermischen. 

Apoth.  M.  in  P«  Zur  Fabrikation  des  S  e  i  f e n- 
p  u  1 V  e  r  s  wird  einer  fertig  gekochten  Seife  cal- 
cinirte  Soda  zugesetzt,  das  Gemenge  nach  dem 
Abkühlen  in  Formen  gebracht  und  später  ge- 
mahlen. Gute  Fabrikate  enthalten  30— 35pCt 
Fettsäuren ,  30—35  pCt.  Soda  und  30—40  pCt 
Wasser;  Zusätze  von  Wasserglas  kommen  auch 
vor.  Das  zum  Waschen  von  Buchdrocklettem 
dienende  Typenpulver  ist  ein  ähnliches  Fabrikat, 
das  10—15  pCt.  Aetznatron  enthält. 

Apoih.  F.  Ff.  in  C.  Zum  Nachweis  der 
Harzleimung  im  Papier  legt  man  ein  band- 
grosses  Stück  desselben  auf  ein  Becherglas  und 
giebt  einige  Tropfen  Aether  auf  die  Mitte  des 
Fapierblattes.  >fachdem  der  Aether  verdunstet 
ist,  wird  sich  bei  harzgeleimten  Papieren  ein 
mehr  oder  weniger  deutlicher  Harzrand  zeigen. 

Dr.  W.  FL  in  B.  Antispasmin  ist,  wie 
wir  dem  soeben  erschienenen  Bericht  von  E- 
üfercÄc  -  Dannstadt  entnehmen:  Narceinnatriom- 
Natriumsalicylat.  Wir  kommen  in  nächster 
Nummer  eingehend  darauf  zurück. 


V«rl«i«r  Bad  ▼•nuuwortUoatr  BsdaoMar  Dr.  Ik  ««Issier  in  Dnsdea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HeraiiBgegebeii  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Besngspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchbandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.    Einzelne  Nnrnmem 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  2^  Pf.,  bei  ^Osseien  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  F^eiserrnftssigung.    Expedition  x  Dresden,  metschelstrasse  3,  I. 

Bedaction:  Prof.  Dr.  £.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitrodacteiire :  Dr.  A.  Schneider-Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 

M  5.       Dresden,  den  2.  Februar  1893.  Itr^l^i^U 

*~  "  ~  ^^^"^^   "--^  -■■  .  '  ™  ■  ■■■-^■■■i-i.  —         ■  ■  ■■■■  ■  I  ■■-■■■  ^7  7'    '^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Ckeml«  «ad  Phanaselet  Aat  dem  Barioht  ▼on  E. Merck  in  DarmtUdt.  —  Ana  dem  Berieht  von  Zimmer 
&  Co.  —  Hinweis.  —  Neuerungen  an  Labormtorlamsappaniten.  —  Hlawels.  —  Formnlae  m«gUtralet  Betolineiuet. 
—  ßestimmnng  der  Seliejrlslnre  bei  Geirenwart  von  Phenol  nnd  dptsen  Homologen.  —  Eine  nene  Daratellanfi- 
w«iee  dee  p  -  Phenetidlne.  —  Therap eitlielie  MltiliellMBfeB :  Ueber  Giftwirknng  dea  Lysoli.  —  Oelklystlere  bei 
Verstopfttng.  —  Ueber  MalleTn.  —  Bieheneha«.  —  Tersekledeae  ■lUkellaMgea :  Oerrard'i  ▼erbeeeerte  Fehllnf- 
sche  ÜSeaag.  —  Ueber  eine  Methode,  die  Lösungen  von  Physoatigmln  lu  ■terilUIren  nnd  lu  eoneenrlren.  — 
Unteraeheidang  von  16sllehen  nnd  geformten  Fermenten,  ete.  eto.  —  BrlefweekMl.  —  Ametgea« 


^!"T^^'?""5»"*!^!^S^ 


Clieinie  und  Pharmacle. 


Aus  dem  Bericht  von  E.  Merck 
in  Darmstadt  (Januar  1893). 

Die  erste  Abtheilnng  dieses  Berichts  ent- 
hält Orig^nalmittheilungen  ans  dem  Labora- 
torinm  der  genannten  Fabrik,  denen  wir  Nach- 
stehendes entnehmen : 

Atropin  geht  durch  Wasserabspaltong  in 
Apoatropin  {Hess^B  Atropamin,Ph.C.33»  353) 
über,  welches  sich  seinerseits  unter  dem  Ein- 
flüsse Yon  Sfinren  (z.  B.  verdünnter  Salzsäure) 
in  Belladonnin  Yerwaodelt. 

Aus  den  Blättern  von  Duboisia  myoporoides 
ist  als  drittes  Alkaloid  (neben  Hyoscyamiu 
und  Hyoscin)  Psendohyoscyamin,  das 
mit  keiner  der  gegenwärtig  bekannten 
Solan umbasen  identisch  ist,  dargestellt  wor- 
den. Das  Pseudohyoscyamin  scheidet  sich 
aus  Chloroformlösnng  auf  Zusatz  von  viel 
Aether  in  kleinen,  etwas  gelb  gefärbten  Nadeln 
ab,  welche  in  Wasser  nnd  Aether  schwer,  in 
Alkohol  und  Chloroform  leicht  löslich  sind; 
es  dreht  die  Ebene  des  polarisirten  Licht- 
strahles nach  links  ab.  Als  empirische  Formel 
acheint  C^  H23NOt  zu  gelten.  Nachstehende 
Tabelle  zeigt  die  Schmelzpunkte  der  freien 
Base  und  die  einiger  Salze ,  verglichen  mit 
denen  der  bekannten  Solan  um  alkaloide : 


Namen  der 
Alkaloide. 


Schmelzp. 
der  Basen 


Schmelsp. 
der 

Goldsalze 


Schmelzp. 

der 
Platinsalze 


Schmelzp. 

der 
Pikrate 


Atro' 
pIn. 


Hjoe- 
cjnmln. 


Paendo* 

hyof- 
cyemin 


Apo- 
atropin. 


Hjoe- 
ein. 


11Ö«C. 


136«  C. 


197- 

200"  C. 


175- 
1760C. 


106«  C. 


160- 
162«  C. 


206«  C. 


161- 
163«  C. 


132- 

134«  C. 


176«  C. 


keiiei 

MUtui 

Maelzp. 


220«  C. 


60- 
62«  C. 


110- 
lll«C. 


212— 
214«  C. 


166- 
168«C. 


9life 

rilnif- 

keit 


196— 
198«  C. 


160- 
162«  C. 


Weiter  unterscheidet  sich  das  Pseudo- 
hjoscyamin  von  Atropin  bez.  Hyoscyamin 
dadurch,  dass  es  bei  der  Spaltung  (durch 
Kochen  mit  wässerig  alkoholischer  Lösung 
von  Baiythydrat)  neben  Tropasäure  nicht 
Tropin ,  sondern  eine  diesem  isomere  Base 
liefert. 

Aus  der  wohlriechenden  Substanz,  welche 
aus  dem  Champacaholze  durch  Destillation 
mit  Wasserdampf  gewonnen  wird,  wurde  eine 
Kampherart,  Champacoi,  dargestellt.  Das- 
selbe bildet  lange,  weisse,  verfilzte  Nadeln, 
die  in  reinem  Zustande  geruchlos  sind  und 


68 


sich  in  Alkohol,  bes.  Atttber  leicht,  in  W«Mer 
schwer  losen;  der  Sohmelspnnkt  liegt  bei 
86  bis  88  o  G«  Das  Champaeol  hält  sich  nur 
im  reinen  Zustande  unverändert,  im  entgegen - 
gesetsten  Falle  tritt  VerBQssigung  ein  und 
der  angenehme  Geruch  des  Champacahohes 
tritt  wieder  auf. 

Die  bei  einem  Gehalt  von  66,94  pCt.  Queck- 
silber nach  früherer  Analyse  gefundene  Zu- 
sammensetzung des  Hydrargyrum  thy- 
molo-aceticum  Hess  keine  AufiteUung 
der  Constitutionsfermel  bu. 

Nach  neueren  Analysen  ergeben  sieh 
Zahlen,  auf  Grund  welcher  diesem  Präparat 
die  nachstehende  Formel  ankommt: 

CH3COO  i  „     ,  CHgCOO  i  „ 

Aus  dem  Kraute  von  Adonis  vemalis  wurde 
ein,  Adonit  genannter,  Zucker  dargestellt, 
der  au  4  pOt.  im  Kraut  anwesend  und  ohne 
speci fische  Wirkung  auf  den  Lebensprocess 
ist;  als  Formelausdruck  wurde  C5H|2  05  ge- 
funden. 

Vom  Hydrastin  wurde  das  Bitartrat 
von  der  Formel :  C21  H^x  NOg  .  C4  H^  O9  + 
4H2O,  in  weissen  Nadeln  krystallisirend, 
dargestellt.  Es  löst  sich  leicht  in  heissem, 
schwerer  in  kaltem  Wasser  und  eignet  sich  in 
hervorragender  Weise  zur  Reinigung  des 
Hydrastins. 

Das  Merdc'ache  krystallisirte  Veratrin 
ist  identisch  mit  dem  von  anderen  Autoren 
Cevadin  genannten  Körper. 

Aus  dem  folgenden  Abschnitt  « Präparate" 
theilen  wir  das  Nachstehende  mit: 

Aceto-Ortho-Tolnid,  C7  H^  .  NH .  C^ H3O. 
Farblose,  in  heissem  Wasser  leicht,  in  kaltem 
Wasser  schwierig  lösliche  Nadeln,  löslich  in 
Alkohol  und  in  Aether.  Schmelzpunkt  107^  C, 
Siedepunkt  296  0  C.  Gleich  dem  Acetanilid 
und  Methylacetanilid  ist  das  Aoetotoluid  ein 
kräftiges  Antipyreticum,  zeichnet  sich  jedoch 
vor  diesen  nach  Thierversuchen  von  J^.  Bar- 
harini  (Terap.  modern.  1892,  S.  532)  dadurch 
aus,  dass  es  die  Temperatur  in  erheblich 
stärkerem  Grade  herabsetzt  und  weit  weniger 
giftig  auf  den  Organismus  einwirkt,  doch 
liegen  bis  jetzt  keine  genauen  Angaben  über 
die  Dosirung  vor.*) 

Aoidum  phenyloboricnin,  CgH5B(OH)3. 


*)  Nach  froheren  Mittheilungen  (Ph.  C.  28, 
177)  wurde  das  Ac^to-Ortbo-Toluid  schlecht  ver- 
tragen. Bed. 


Weines ,  in  kaltem  Waaaer  aehver  laelfehet 
Pulver.  Die  Phvnytboieäweanterdriokt  nach 
Gr.  MoHmari  die  Fäulniss  schon  in  0,75  proe. 
Lösung  und  die  ammoniakalische  Hamgähr- 
ung  in  1  proc*  Lösung,  In  Folge  seiner  anti- 
septischen  Eigenschaften  wirkt  das  Präparat 
als  Verbandmittel  auf  Wunden  und  venerisehe 
Gesehwfire  günstig  ein  und  diese  heilen  anter 
seinem  Einflasse  rasoh*  Die  Phenylboraäare 
ist  weniger  giftig,  als  die  Karbolsäure;  die 
tödtliche  Dosis  beträgt  sabcutan  für  KAnin* 
oben  1,5  g« 

Aoid«ai  phenyio  -  aidieyUenm  <o  -  Ozy- 
diphenylcarbonsäure) : 

H  OH 

C  C 

HC,^\  C— C  f^CCOOH 
HCL     ICHHCIJCH 

C  C 

H  H 

Weisses,  in  Wasser  nur  schwer  ISsliehes 
Pulver,  leichter  löslieh  in  Alkohol,  Aether 
und  Glyeerla,  Die  Phenylsalicylaäure  ist 
nach  den  Untersuchungen  von  F.  Bock  (Inaug.- 
Diaeert.  Berlin  1892)  ein  gutes  Antisepticam, 
das  in  seiner  bacterientödtenden  Kraft  der 
Salicybäure  ziemlich  gleich  kommt.  Da  es 
in  Wasser  nur  sehr  wenig  löslich  ist,  kami  es 
ohne  Bedenken  als  Wundantis^ticum  nnd 
besonders  als  Streupulver  für  Wandeo  Ver^ 
Wendung  finden.  Das  Natronsais  der  Phenyl- 
salicylsäure  erwies  sich  nm  ein  Gertagee  gif- 
tiger als  das  salicylsaare  Natron. 

Amylum  jodatam.  Blaas<diwaiaeB  Pulver, 
das  2  pCt.  mechanisch  gebondenea  Jod  ent- 
hält. Dieses  schon  früher  bei  patrideB  Er- 
krankungen des  DamtvaetuB  empfohlene 
Mittel  wurde  neuerdings  von  P.  WerbiUkjf 
(Wratsch  1892,  922)  wiederholt  in  Doaen  von 
0,5  g  drei-  bis  vierstündlich  mit  Erfolg  bei 
verdächtigen  Diarrhöen  angewandt* 

An  Stelle  von  Jodtinetarpinaalnngea  em- 
pfiehlt sich  folgende  Salbe,  da  sie  leicht  in 
die  Haut  eindringt  und  diese  nicht  reisst : 
Bp.  Amyli  jodati  3,0 
Lanolini  30,0 
Ol.  Calami  gtt.  III. 
M.  fiat  ungt.  DS.  Zu  EinreibaageB. 

Antispaimin  (Narceinnatrium  —  Natriam 
salieylieum).  Weissliches,  sehwadi  hygro- 
skopisehes  Pulver,  das  sich  in  Wasaer  sehr 
leicht  BU  einer  schwach  gelblich  .geförbten 
Flüssigkeit   löst.      Die   Verbiadang   soagirt 


5d 


alkttlMch  mid  eMlMt  etwa  50pCt.  Narctio 
in  ▼olkkwHiiie»  teinem  Znitande.  Dm  PrS- 
panil  ist  «hemiseb  als  «in  Korpar  sa  bctraek- 
ten,  ia  waltkem  1  Molekül  NareefnnakriiNB 
mit  3  Molekülea  Natriam  saHaylicnm  ver- 
•fnigt  ist.  Da  koklensaates  Natran  dat  Nar- 
ceih  nicht  in  gleichem  Masse  wie  Aetiaatean 
an  loses  fvnaag ,  so  lUlt  ein  Theil  der  Baae 
ans,  wmiM  man  NareelnaatriaM  —  Nftlriam 
salicylicaBi  LdsttDgan  2  bis  3  Tage  an  der 
Lna  stehen  lasH;  das  Pt&parat  ist  deabalb 
vor  Feaohtigkeit  and  Laft  geschütat 
aa&abewahren« 

Das  NareeSn  ist  bisher  in  therapentiseber 
Hinsieht  sehr  widersprechend  bewrtheilt  woc* 
den;   es  warde  daher  in  der  medieiBisehen 
Praxis  wanlg  gebraacht  und  faad  beeonders 
in  letaterer  Zeit  ntnr  geringe  Beaehtang.   Die 
abf&Uigen  Urtheile   der  Aerzto   sind   wahr- 
scheinlich dorch  Uateinheit  und  dia  geringe 
Lösliclrkeit  der  bisher  vorhandenem  Präparate 
bedingt  gewesen,  beides  Naehtheile,  wekhe 
dem  Narcelanatriaai  -^  Natrinoi  saKeyüeam 
in  keiner  Weise  anhaften.   Naeh  dem  pharma- 
kologischen und  theri^eatischen  Tersuchen 
YOD  Demme  (Bern)  evwias  sieh  da»  Antispas- 
min   als  ein  vortreffliches  Hypnoticum  und 
Sedatimm  bei  sehmerahi^ten  Leiden,  vor- 
sugaweiae  aber  bei  mH  SdMieraen  verbua- 
denett  Kramplaastftttden.    Da  diese  letstere 
Wirkmig  bei  der  aeaen  Verbindong  besonders 
prügnant  aum  Aasdmck  gelangt,  so  wurde 
darselban  sum  ZwaelM  der  bequemeren  Ver* 
oxilimgvwieise  der  obige  kuvKe  Handelsname 
beigelegt.    Nach  persönlichan  Mittheilungen 
Digimite^e  wirkt  das  Antispasuiia  erst  in  ver- 
httltniaBOiifteBig   grossen  Injectionsdosen  (lg 
pro  ^akg  Kaninchen)  absolat  letal,  wShrend 
bei     den    gänalich    ungeltthrlichea    kleinen 
Gaben  Ton  0,01  bis  0,1g  pro  doei  eine  sehr 
scfa&tseoawerthe  narkeCisohe  Wirkung  ensielt 
wird.     In  Folge  seiner  durch  Denm^s  Ver- 
saehe    bewiesenen   Uaschädii^keit  ist  das 
Antispaamin  besonders  daau  berafen  ,  in  der 
Kinderprazis  als  Sedativum  und  Bypno- 
ticom  eine  Bolle  au  spielen ,  somit  eine  we- 
sentliche Lücke  in  der  Materta  medica  aus- 
zufüllen,   da  wir  bis  Jetat  kein  gefahrloses 
Bemhigangsnittal  für  Rinder  besassen« 

AnapnA  (Ph.  C.  M,  330i)  Bei  der  Vor- 
ovdming  ^s  Aeaprok  sind  lösliehe  Salfate, 
Natrimni  Wearbeaicntt  and  Kalium  jedetum 
att«Bwaeblies«Bv,  da  dieie  SKersetaung  dee  Pift- 
paratn  herbeiAhre». 


Bromopyrin  (MonobromaBlipyria)  Cj^Hj^ 
BrN^O.  Dasselbe  kryatallisirt  aus  heissem 
Wasser  in  weissen  filsigen  Nttdelohen,  aus 
heissem  verdünnten  Alkohol  in  gl&naenden, 
weissMi  Nadeln,  ist  fast  unlöslich  in  kaltem, 
schwer  löslieh  in  heissem  Wasser,  löst  sich 
dagegen  leicht  in  Alkohol,  Chloroform  etc. 
Schmelspankt  114  ^  0.  Ueber  die  Wirk- 
ungen  dieses  Antipyrinderivates  liegen  bis 
jetat  noch  keine  Angaben  vor. 

Caloinm  bienlAirosun  liqnid.  Farblose 
oder  schwach  gelbe,  stark  nach  schwefliger 
Säure  riechende  Flüssigkeit  von  8  <^  B4.  Das 
Caleiumbisulfit  erfüllt  nach  Henry  Berg  (Bira, 
Stockholm  1892,  XVI,  S.  35  u.  69)  alle  For- 
demngen,  die  wir  an  ein  ideales  Antiseptieam 
stellen  können,  denn  es  ist  leicht  darstellbar, 
billig,  handtieh  und  haltbar,  ungiftig  für  den 
Menschen  und  doch  sehr  giftig  für  die  patho- 
genen  Mikroben;  in  Folge  seines  Geruches*) 
kann  es  femer  leicht  erkannt  werden,  wo- 
durch Verwechselungen  ausgeschhMsen  sind. 
Mit  dem  4-  bis  8  fachen  seines  Volums  Wasser 
verdünnt,  dient  es  als  Gurg^lwasser  bei 
katarrhalischen  Aflhctionen  der  Schleimhäute ; 
Lösungen  derselben  Stärke  erweisen  sich  vor- 
theilhaft  bei  der  Behandlung  der  Vaginitis, 
Endometritis ,  von  Ekaemen,  Verbrennungen 
und  Geschwüren,  desgleichen  wirkt  die  ver- 
dünnte CahsiumsuifitlÖsung,  auf  die  Rachen- 
schleimhaut  verstäubt,  bei  Diphtherie  amser- 
ordentlich  günstig.  Es  ist  zu  bemerken,  dass 
das  Präparat  weder  concentrirt,  noch  in  Ver^ 
dünnung  mit  Metallen  (Zinnlöffel  etc.)  in  Be- 
rührung gebracht  werden  darf. 

Calcium  creiotinicnin.  (Unter  diesem  Na- 
men wird  der  aus  gleichen  Theilen  Kalkmilch 
und  Kresol  bestehende,  von  Fodor  (Ph.  C.  33, 
527)  empfohlene  Kresolkalk  beschrieben. 
Diesem  Präparat  wäre  richtiger  die  Bezeich- 
nung Calcium  cresylicum  zu  geben,  denn 
kresotinsaurer  Kalk  [Calcium  cresotinicum] 
ist  doch  etwas  anderes  I    Red.) 

Cerbennum  (P^^E^^Oi^y  Glykosid  aus 
den  Samen  einer  mexicanischen  Oerberaspecies, 
wahrscheinlich  ThevetiaYccotli  D.  C.(Jo70te), 
einer  Apocynee,  Das  Cerberin,  welches  nicht 
völlig  mit  dem  1887  von  Herrera  dargestellten 
Thevetosin  übereinstimmt,  ist  ein  gelb- 
weissesy  amorphes,  bitter  schmeckendes  Pulver, 


*)  Einathmungen  von  Schwefli^säure  sind 
grfäbrüch,  daher  die  Probe  durch  Riechen  nicht 
lur  Laien  en^ebleaawerth!  Red. 


60 


leicht  löslich  in  Wasser  und  in  Alkohol. 
Beim  Rochen  mit  Terdünnter  Schwefelsäure 
spaltet  sich  das  Cerberin  in  Cerbereresin  und 
in  Glykose.  Zotos  N.  Zotos  (Inaug.  -  Diss. 
Dorpat  1892)  hat  das  Cerberin  pharmako- 
logisch untersucht  und  fand,  dass  es  dieselbe 
Wirkung  besitzt  wie  die  Stoffe  der  Digitalis- 
gruppe. Bei  subcutaner  Application  erzeugt 
es  im  Gegensatze  zu  Digitoxin  und  Thevetin 
(dem  Herzgift  der  Thevetia  neriifolia  Juss.) 
sehr  selten  Abscesse ;  in  die  Conjunctiya  ein- 
geträufelt, ruft  es  keine  Entzündung  hervor. 
Chlorophylli  Solntio  aquosa.  Intensiv 
dunkelgrüne  Flüssigkeit,  nicht  fluorescirend, 
ungiftig,  ohne  Beigeruch,  fast  lichtbeständig, 
mischbar  mit  Wasser  und  von  grosser  Färbe- 
kraft. 

Chlorophylli  Solntio  spiritaoaa.  Dunkel- 
grüne, nicht  fluorescirende  Flüssigkeit,  ge- 
ruchlos, ungiftig,  haltbar  und  lichtbeständig, 
mischbar  mit  Weingeist  und  Aether,  sehr 
für  bekräftig. 

Diese  beiden  Flüssigkeiten  sind  Lösungen 
des  natürlichen  Blattgrüns  und  eignen  sich 
vortrefflich  zum  Färben  von  Nahrungs-  und 
Genussmitteln«  Da  farblose  Medicament- 
lösungen  leicht  für  Wasser  gehalten  werden, 
und  bei  Erwachsenen  zu  Verwechselungen, 
bei  Kindern  zu  Unglücksfölien  Veranlassung 
geben  können ,  so  sind  diese  ungiftigen ,  der 
Natur  entnommenen  Farben  nach  v.  OefeU 
namentlich  zur  Färbung  von  Arzneien  zu 
empfehlen, 

Formol  (Formaldehyd)  HCOH-f-zHsO. 
Stechend  riechende  Flüssigkeit,  welche  40  bis 
45  pGt.  Formaldehyd  in  Wasser  gelöst  ent- 
hält. Das  Formol  besitzt  nach  Berlioz  & 
TnUat  (Comptes  rend.  de  Tacad.  des  scienc, 
S^ance  du  1  Aoüt  1892)  und  H.  Aronson 
(Berlin.  klin.Wochenschr.  1892,  Nr.  30)  so- 
wohl in  flüssigem  als  auch  in  gasförmigem 
Zustand  bedeutende  entwicklungshemmende 
Eigenschaften  für  pathogene  Microben,  ohne 
wesentliche  toxische  Wirkungen  auf  den 
thierischen  Organismus  zu  äussern.  Es  wirkt 
aber  wie  aus  weiteren  Untersuchungen  von 
Berlioz  (Nouv.  remöd.  1892,  S.  100)  her- 
vorgeht, nur  in  geringem  Grad  bacterien- 
tödtend,  weshalb  es  für  die  chirurgische  Anti- 
septik  nicht  geeignet  erscheint.  Dagegen 
scheint  das  Formol  berufen  zu  sein,  als  Con- 
servirungsmittel  für  Wein,  Bier,  Confitnren  etc. 
eine  Bolle  zu  spielen ,  da  es  unschädlich  ist 
und  die  kleinen  wirksamen  Dosen  bei  den 


zu  conservirendenObjecten  keine  Geschmacks- 
veränderung hervorrufen.  Zur  Conservirung 
bedarf  es  nach  Jablin  -  Gönnet  (Jour.  Pharm, 
et  Chim.  1892,  H,  Nr.  9)  bei  Wein  0,0005  g, 
bei  Bier  0,001  g  auf  1  Liter;  auf  je  100  g 
Fruchtconserven  sind  0,01  g  Formol  zu- 
zusetzen. 

Hydrargynun  reBoreino-acetiGiuii.  Dun- 
kelgeibes,  massig  fein  kömiges  krystailinisches 
Pulver,  unlöslich  in  Wasser,  Fetten  und  Mi- 
neralölen. Spec.  Gew.  3,59.  Quecksilber- 
gehalt 68,9  pCt.  Das  Resorcinquecksilber 
ist  von  0.  ÜUmann  (Wien.  klin.Wochenschr. 
1892,  Nr.  6.  17^  zur  Injectionstherapie  bei 
Syphilis  angewendet  worden  und  erwies  sich 
sowohl  hinsichtlich  der  localen  Beaction  als 
auch  der  durchschnittlichen  Behandlunga- 
dauer  als  ein  sehr  empfehlenswerthes  Queck- 
silberpräparat. An  Intensität  der  Localwirk- 
ung  steht  das  Mittel  mit  dem  grauen  Gele 
und  dem  Thymolquecksiiberacetat  auf  gleicher 
Stufe.  Die  Formel,  deren  sich  UUmann  sn 
Injeetionszwecken  bediente,  lautet: 

Bp,  Hydrargyri  resorcino  -  acetici       5,6 
Paraffini  liquidi  5,5 

Lanolini  anhydrici  2,0 

(1  ccm  enthält  0,387  Metall.) 

Die  InjectionsflÜBsigkeit  wird  vor  der 
Application,  die  wöchentlich  einmal  vorzu- 
nehmen ist,  auf  25^  C»  erwärmt.  An  ein  und 
derselben  Injectionsstelle  soll  nie  mehr  als 
0,1  ccm  eingespritzt  werden.  Die  wöchent- 
liche Dosis  des  injicirten  Quecksilbers  soll 
nicht  mehr  als  0,077  =  0,2  ccm  obiger  Sus- 
pension betragen. 

Hydrargyrnm  tribromphenolo-aoatioam. 
Aus  feinen,  nadeiförmigen,  gelben  Krystallen 
bestehendes,  sehr  voluminöses  Pulver.  Spee. 
Gew.  1,59.  Quecksiibergehalt  29,31  pCt. 
Nach  den  Erfahrungen  von  C.  ÜUmann  (1.  c.) 
ist  dasTribromphenolquecksilberacetat  gleich 
dem  oben  erwähnten  Kesorcinquecksilber  ein 
sehr  wirksames  und  mildes  Injectionspräparat. 
£s  wird  nach  UUmcmn  in  folgender  Formel 
verordnet: 

Bp.  Hydrargyri  tribromphenolO'aoet.  6,6 
Paraffin!  liquidi  18,0 

(0,5  ccm  B  0,039  g  MeUll.) 
Die  Emulsion  muss  unmittelbar  vor  dem 
Gebrauch  gut  umgeschüttelt  werden.*  Es  ge- 
lange stets  nicht  mehr  als  0,5  ccm  der  Sus- 
pension an  einer  Stelle  zur  Injection.  Die 
Injectionen  werden  wöchentlich  einmal  vor- 
genommen;  die  in  einer  Sitzung  i^jicirte 


61 


Heoge  soll  nictit  mehr  aU  1  ccm  der  Sas- 
pensioD  =  0,078  Metall  betragen. 

Jodnm  tribromatnm.  Der  Beschreibung 
nach  besteht  diese  Verbindung  ans  Jod  und 
Brom  im  gleichen  Atomgewichte.  Demnach 
wäre  die  Bezeichnung  „Jodtribromid**  un- 
richtig gewählt,  da  sich  selbst  bei  Gegenwart 
▼on  uberschfissigem  Brom  kein  höheres  Brom- 
anlagerongsproduct  bildet  als  Jodmonobromid 
JBr.  Das  Bromjod  ist  eine  dunkelbraune, 
unangenehm  penetrant  riechende  Flüssigkeit, 
die  sich  in  Wasser  leicht  löst.  Therapeutisch 
wurde  das  ,,Jodtribromid''  von  Krause  (Sem. 
m^d.  1892,  Nr.  36)  bei  Angina  diphtheritica 
der  Rinder  mit  günstigem  Besultate  in  der 
Form  von  Verstäubungen  und  Gurgelwässern 
verordnet  wie  folgt : 

Rp.  Jodi  tribromati  1,0 

Aq.  destill.  300,0 

MDS.  Aeusserlieh. 

Bei  rechtzeitigem  Eingreifen  lösten  sich 
unter  dem  Einflüsse  des  Mittels  die  falschen 
Membranen  ab,  das  Fieber  fiel  und  es  trat 
rasche  Heilung  ein.  Sehr  zu  achten  ist  bei 
dieser  Behandlung  auf  etwaige  Nebenerschein- 
ungen von  acutem  Jodismus. 

Maawiniim  hydrobromicnm.      Dasselbe 
ist  neuerdings  von  H.JcLCÖhsdhn  (Inaug.-Diss., 
Dorpat  1892)  zum  Gegenstande  einer  ein- 
gehenden chemischen  und  pharmakologischen 
Prüfung  gemacht  worden.  Es  ist  ein  amorphes, 
in  Wasser  leicht  lösliches  Alkaloidsalz ,  das 
aber    wie    das   Erythrophlein   nebenbei    den 
Charakter  eines  Glykosides  besitzt.  Zum  Nach- 
weise des  Muawins  kann  das  Vanadinschwefel- 
säurebihydrat  dienen,  das  zuerst  eine  intensiv 
dunkelgrüne  Färbung  giebt,  welche  vom  Bande 
aus   in    ein    schönes   Dunkelblau    übergeht. 
Später  verwandelt  sich  das  Blau  von  der  Mitte 
aus,   und  zwar  immer  in  Sectoren,  in  Gelb. 
Wasserzasatz  ändert  nichts,   btasst  aber  die 
Farben  ab.    Das  Muawinum  hydrobromicum 
eignet  sich  zu  subcutanen  Injectionen,  da  es 
an  der  Applicationsstelle  weder  Schwellung 
noch    Entzündung    verursacht.      Qualitativ 
wirkt  es  wie  Digitalin ;  die  Beeinflussung  der 
Herzthätigkeit  ist  jedoch  eine  schnell  vor- 
übergehende, ein  Umstand,  in  Folge  dessen 
das  Muawin  wenig  Aussicht  auf  praktische 
Verwerthung   am    Krankenbette   hat.     Ver- 
mathlich  ist  die  grosse  Löslichkeit  des  Prä- 
parates der  Grund  für  die  kurze  Dauer  der 
Wirkung,    denn    auch   das    leicht    lösliche 


Hellebore'in  wirkt  beim  Menschen  nicht 
nachhaltig. 

Hatrinm  aethylionm  giocnm,  C^  H5  0  Na. 
Gelbliches  bis  graubraunes  Pulver,  von  wein- 
geistigem Gerüche  und  ätzendem  Geschmack, 
löslich  in  Alkohol  und  in  Wasser.  Das  Na- 
triumäthylat  wird  schon  seit  Jahren  zur  Her- 
stellung des  Liquor  Natrii  aethylati  JRiehard' 
sani  verwendet,  der  als  Aetzmittel  dient. 
Neuerdings  fanden  OafnherinidtMonari{Rey. 
de  Therap.  1892,  S.  331)  das  Natriumäthylat 
bei  gewissen  Hautkrankheiten  sehr  wirksam. 

Oxyspartem ,  C^g  H24  N^  0.  Ozydations- 
product  des  Spartelns.  Weisse,  etwas  hygro- 
skopische Nadeln,  die  bei  83  bis  84 <^  C. 
schmelzen  und  sich  leicht  in  Wasser,  Alkohol, 
Aether  und  Chloroform  lösen ;  die  Lösung 
rcagirt  stark  alkalisch. 

Diese  von  F\  Ährens  (Ber.  d.  D.  ehem.  G. 

1891 ,  S.  1095)  entdeckte  Base  wurde  von 
K.  Hürthle  (Arch.  f.  ezp.  Path.  u.  Pharm. 

1892,  141)  pharmakologisch  untersucht,  wo- 
bei sich  ergab,  dass  dieselbe  in  Dosen,  die 
keine  sichtbare  Veränderung  des  Allgemein- 
befindens veranlassen  (beim  Hunde  0,03  bis 
0,05  g,  beim  Frosch  0,01g  —  beiderseits 
subcutan  applicirt)  eine  Wirkung  auf  den 
Kreislauf  ausübt;  diese  besteht  in  einer  Er- 
höhung der  Herzthätigkeit,  bei  welcher  die 
vom  einzelnen  Schlage  geleistete  Arbeit  ver- 
mehrt und  trotz  Abnahme  der  Pulszahl  in  den 
meisten  Fällen  auch  die  Gesammtarbeit  des 
Herzens  gesteigert  ist.  Der  Gefässtonus  wird 
hierbei  nicht  verändert. 

Oxyspartelnum  hydrochloricam, 

C15H24N5O.2HCI. 

Grosse,  breite,  in  Wasser  leicht  lösliche  Na- 
deln, die  oft  zu  Aggregaten  zusammentreten, 
bei  48  bis  50"  C.  schmelzen,  vorher  etwas 
sintern  und  über  Schwefelsäure  verwittern. 

Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  von 
Oe/eZe's  kann  das  Ozysparteuihydrochlorat 
subcutan  bei  Herzfehlern  angewendet  werden, 
bei  denen  die  Processe  im  Gewebe  nicht  voll- 
ständig zum  Stillstand  gekommen  sind ,  also 
vor  allen  bei  begleitenden  degenerativen 
Herzmuskelerkrankungen.  Man  beginnt  mit 
0,04  g  und  steigt  rasch  auf  0,1g  pro  dosi 
et  die;  länger  andauernde  Anwendung  ist 
nicht  zu  empfehlen,  da  sich  der  Organismus 
bald  an  das  Mittel  gewöhnt.  Auch  darf  das 
Präparat  nicht  gleichzeitig  mit  Opiaten  ge* 
reicht  werden,  weil  es  sonst  völlig  versagt. 


62 


PapaYeriniim  hydrochlorieam, 
C20H21NO4.HCI. 
Weisse,  kurze»  rhombische  Nadeln,  leicht  lös- 
lich in  heissem,  schwieriger  in  kaltem  Wtsser. 

1  g  Papaverinnm  moriaticam  giebt  mit  circa 
100  g  kaltem  Wasser  eine  klare  Lösang. 
Leuibuscher  stellte  bei  seinen  Untersuchungen 
über  den  Einfluss  der  Opiumalkaloide  auf  die 
Darmbewegung  (Deutsch,  med.  Wochenschr. 
1892,  S.  179)  fest,  dass  das  Papaverin  in 
Dosen,  wonach  keine  Spur  von  Benommen- 
heit and  Schlälrigkeit  bemerkbar  war,  eine 
beruhigende  Wirkung  auf  die  Darmbewegung 
ausübt.  Auf  Grund  dieser  Beobachtungen 
sah  er  sich  veranlasst,  das  Papaverin  bei 
Diarrhöen  und  besonders  bei  Durchfallen  der 
Rinder  zu  erproben ,  bei  denen  Opium  und 
Morphium  in  Folge  ihrer  gefährlichen  Neben- 
erscheinungen mit  Recht  gemieden  werden. 
Das  Mittel  bewährte  sich  durchaus,  und  zwar 
war  der  Erfolg  bei  Kindern  bedeutend  besser 
als  bei  Erwachsenen.  Das  Alter  der  Rinder, 
denen  Papaverin  verabreicht  wurde,  schwankte 
zwischen  15  Tagen  und  5  Jahren;  eine  An- 
zahl der  Patienten  war  3,  4  und  5  Monate  alt. 
Die  Qabengrösse  bewegte  sich  zwischen  0,005 
bis  0,05  g,  man  kann  ohne  Gefahr  auch  höhere 
Dosen  wählen.  Meist  genügten  3  bis  4  Gaben 
täglich  (z.B.  bei  zweijährigen  Rindern  0,025  g 
Papaverin.  hydrochlor.),  um  die  oft  schon 
mehrere  Tage  bestehenden  Durchfälle  zu  be- 
seitigen, in  manchen  Fällen  mussten  6  bis 
8  Dosen  gegeben  werden.  Das  Präparat  wurde 
in  Pulverform ,  mit  Saccharum  Lactis  ge- 
mischt, verabreicht;  auch  folgende  Formel 
ist  zu  empfehlen : 

Bp,  Fapaverini  muriatici  0,2 
Sirupi  Rhoeados  20,0 
SDS.  3  mal  täglich  1  KafPeelöffel  voll. 
(Bei  Diarrhöen  der  Kinder.) 
Podophyllinnm  pnrissimnm  wird  aus  dem 
Pharmakopöepräparat  hergestellt,  indem  man 
die  harzigen,  in  Aether  unlöslichen  Bestand- 
theile  desselben  nach  Möglichkeit  entfernt. 
Prüfung:    1  Th.   Podophyllin.  puriss. ,  in 

2  Th.  Weingeist  gelöst  und  mit  10  Th.  Aether 
▼ersetzt,  muss  eine  klare,  gelbliche  Lösung 
geben.  Lösungen,  welche  nach  dem  Zusätze 
des  Aethers  trübe  werden,  oder  gar  Harz  ab- 
scheiden, können  auf  die  Bezeichnung  Podo- 
phjUin.  puriss.  keinen  Anspruch  erheben. 
Das  Podophyllin.  puriss.  bat  eine  rein  gelb- 
liche Farbe  und  ist  heller  als  das  Pharma- 
kopöepräparat. 


Pyoktaiiiiiain  oaernleum.  Oegenüberdem 
früher  erhobenen  Vorwurf,  dass  das  Pyoktanin 
kein  chemisch  reiner  Körper  sei,  möchte  ich 
(E.  Merck)  betonen,  dass  das  von  mir  gegen- 
wärtig in  den  Handel  gebrachte  Pjoktaninum 
caeruleam  crystallisatum  ein  chemisch  absolut 
reiner  und  constant  zusammengesetzter  Rör- 
per  ist.  g 


Aus  dem  Bericht  von  Zimmer  &  Co. 

Der  Beilage  zu  der  soeben  (Mitte  Januar 
1893)  erschienenen  Vorzugsliste  der  ver- 
einigten Fabriken  ehem. -pharm.  Producte 
von  Zimmer  &  Co,  in  Feuerbach  •  Stuttgart 
und  Frankfurt  a.  M.  entnehmen  wir  folgende 
Angaben : 

A  m  i  d  o  1 ,  salzsaures  Diamidophenol ,  ein 
weisses,  in  Wasser  leicht  lösliches  Rrystall- 
pulver,  dient  als  Entwickler  in  der  Photo- 
graphie. Zur  Herstellung  des  letzteren  löst 
man  5  g  Amidol  und  50  g  Natriumsulphit  in 
1000  g  Wasser.  Zusatz  von  Alkalien  ist  nicht 
erforderlich.  Der  Entwickler  arbeitet  ener- 
gischer und  rascher  als  Pyrogallol  und  dabei 
doch  klar.  Ueber-  oder  Unterezpositionen 
können  leicht  ausgeglichen  werden. 

B  r  o  m  a  m  i  d ,  ein  amerikanisches  Anti- 
neuralgicum  von  unbekannter  Zusammen- 
setzung, vermuthlich  lediglich  eine  Patent- 
medicin,  hat  sich  nach  CaÜle ,  in  Dosen  von 
0,6  g  mehrmals  täglich  gegeben,  in  manchen 
Fällen  von  Neuralgie  bewährt. 

Calcium  chloratum  wird  neuerdings 
als  zweckmässigstes  Präparat  empfohlen,  wo 
es  gilt,  Kalk  in  den  Organismus  einzuführen. 
Die  seither  gebräuchlichen  Ralkpräparate 
sind  in  ihrer  Wirkung  sehr  unsicher.  Auch 
Calcium  bromatum  und  Calcium  jodatum 
sollen  vor  den  entsprechenden  Alkaliverbind- 
ungen wesentliche  Vorzüge  besitzen.  Nament- 
lich wird  die  günstige  Wirkung  des  Calciums 
auf  den  Magen  gerühmt. 

C  a  m  p  h  o  i*  d  nennt  Martindale  eine  aus 
gleichen  (?)  Theilen  Camphor  und  verdünntem 
Alkohol  bestehende  Flüssigkeit.  Eine  Lösung 
von  1  Theil  Pyroxylin  in  40  Theilen  dieser 
Flüssigkeit  bietet  als  Ersatz  für  Collodium 
eine  gute  Basis  für  dermatologische  Medi- 
camente. 

Chininum  saccharinicum.  In 
diesem  Präparat  ist  der  bittere  Geschmack 
des  Chinins  durch  die  Süsse  des  Saceharins 
gut  verdeckt. 


63 


Eztraetvm  fivtdum  Caeti  grandi- 
flori  erfrevt  sich,  ebenso  wie  die  Tinctar, 
eines  Minebmenden  Verbra«elie«.  Bei  fine- 
tionellen  dtörnngen  der  Hersthatigkeit,  Hera- 
schwäche  bei  fieberhaften  Krankheiten,  aber 
auch  bei  organieohen  Erkrankungen  leistet 
es  an  Stelle  der  Digitalis  sehr  oft  gute  Dienste. 
Eine  caranlatiTe  Wirkung  kommt  dem  Mittel 
nicht  an« 

Hjdrargyrnm  pyroboricnm,  ein 
feines,  amorphes,  brannes  Pulver,  welches  in 
Salhenfbrm  1 :  60  in  der  Wundbehandlung 
gute  Dienste  leiaten  «oll. 

Liquor  Ferri  sesquichlorati,  rein 
oder  mit  gleichen  Theilen  Wasaer  verdlnnt, 
bewährt  sich  nach  Eehn  Torafiglieh  bei  der 
Behandlung  der  Saebendiphtherie ,  Jedoch 
missen  die  Fälle  sofort  oder  frühseitig  aur 
Behandlang  kommen.  Man  pinselt  das  Mittel 
2-  bis  4  mal  tiglioh  ein.  Dot>  Diphtberie- 
bacilins  wird  durch  den  Liquor  momentan  ge- 
tödtet.  Aach  die  neuesten  Mittheilungen  von 
Hübner  und  Boeentkal  berichten  aber  glän- 
sende  Erfolge  dieses  einfachen  und  billigen 
Mittels  gegen  eine  der  tfickischsten  Krank- 
heiten. 

Natrium  phenoisulforicinieum, 
eine  Loenng  von  vier  Theilen  Natrium  sulfo* 
ricinienm  in  einem  Theil  Phenol,  wird  von 
BerUo9  aar  Behandlung  der  Diphtheritis 
empfohlen.  Da  die  Ricinolsulfosäure  ein 
giftiger  Körper  ist,  so  ist  Vorsieht  bei  der 
Ättwendang  sehr  angebracht. 

Strontinrnsalae  erfreaen  sich  lebhafter 
Nachfrage  Idrmedieiniscbe  Zwecke.  Strontium 
bromatum  wird  bei  Magenkrankheiten  in 
Dosen  von  2  bis  4  g  pro  die  angewandt.  Bei 
E^pilepsie  giebt  man  es  in  den  gleichen  Gaben 
wie  Bromkali  um.  Strontium  jodatum  wird 
wie  Ralittm  jodatum  verwendet,  Strontium 
lacticam  in  Dosen  von  6  bis  10  g  täglich  bei 
Morbus  Brightii,  Albuminurie,  sowie  gegen 
Bandwurm  empfohlen.  Für  letzteren  Zweck 
soll  Strontium  aceticum  noch  geeigneter  sein. 
Strontium  nitricum  wird  bei  Gelenkrheuma- 
tismus verordnet. 


s. 


lieber  das  Yorkommen  von  Essigsäureester 
des  Borneols  im  fttherlschen  Gel  von  Ables 
Sibirien  and  Ables  peetinata«  Von  Ed.  Hirsch- 
iohn.  Pharm.  Zeitschr.  f.  Rnssl.  1892,  Nr.  88, 
8.  593.  Bei  der  Destillation  der  Oele  von  Abi  es 
Sibirica  und  A.  peciinata  mit  WaBserdampf  er- 
halt man  Fractionen,  die  sich  schon  in  einem 
^OpTocentigen  Alkohol  lösen.  Das  Oel  von  Abies 
Sibirica  konnte   weiterhin   in   zwei  Fractionen 


zerlegt  werden,  von  welchen  die  eine  —  circa 
25  pCt  —  von  3,6  Volumina  70  procen tigern  Al- 
kohol bei  \1^  vollfit&ndig  aufgenommen  wurde. 
Das  specifische  Gewicht  dieser  Fraction  betrug 
bei  90«  «  0,979,  die  Verseifiingstahl  war  267,5. 
Um  die  noch  etwa  vorhandenen  Spuren  von 
Wasser  zu  entfernen,  wurde  das  Gel  mit  ent- 
wässertem Natrinmsulfat  geschüttelt  and  filtrirt. 
Das  Filtrat  krystallisirte  nach  Kurzem.  Die 
Erjstalle  wurden  ahgepresst,  durch  Umkrystalli- 
siren  aus  70procentigen  Alkohol  fferetnigt  und 
mit  alkoholischer  EaJilange  rerseiiL  Beim  Ver« 
setzen  der  Lösung  mit  viel  Wasser  schied  sich 
eine  kmtallinische  Masse  ab,  die  umkrystallisirt 
bei  207 <>  schmolz  und  sieh  mit  Borneol  iden- 
tisch erwies.  An  Kalium  gebunden  konnte 
EssigsAure  nachgewiesen  werden,  so  dass  die 
obige  krjstalliniscbe  Substanz  als  der  Essig- 
sfiureester  des  Borneols  angesprochen  werden 
mnsste.  Th, 

Bestlmmnng  der  Alkallanlflde  (Vatrinm- 
Mllld),  HypesiiUlte  und  flnlllte  Im  tiHyeerin 
der  Seifenrabriken.  Von  C.  Ferner.  Chem.- 
Zly.  189:2,  Nr.  »8,  6. 1840.  Das  Glycerin  der 
Seifenindustrie,  welches  bekanntlich  durch  Ver- 
seifnng  der  Oele  u.  s.  w.  mittelst  Alkali  gewon- 
nen wird,  enthftit,  wenn  es  auf  86  bis  ^*  B6. 
concentrirt  worden  ist,  noch  8  bis  10  pOt 
Chloride  oder  Sulfate,  welche  seinen  Werth  sehr 
beeinträchtigen.  Durch  einen  Gehalt  an  Alkali- 
sulfiden,  Hyposalfiten  and  Sulfiten  wird  aber 
dieses  Roh^lycerin  fast  unbrauchbar.  Ptlr  den 
Seifenfkbrikaatea  ist  es  deshalb  wichtig,  diese 
verschiedenen  V<>rhindangen  bestimmen  und  sie 
vor  Allem  aus  letzterem  entfernen  oder  wenig- 
stens in  weniger  hchädliche  Verbindungen  über- 
fahren zu  können.  Verfasser  veröffentlicht  in 
dem  angezogenen  Artikel  eine  solche  Bestimm- 
ungsmethode. Th. 

Dttngwerth  der  Malkftfer.   Von  A.  Schnee- 

SIMS  und  J.  E.  Grerock  (Jonm.  der  Phann.  v. 
Isass-Lothringen,  Juli  1892,  S.  162).  lüQO  Th. 
der  lebenden  Afifer  bestehen  der  Analyse  zu- 
folge aus 

Wasser 647,5 

Trockensubstanz 352,& 

davon  wasserlöslicher  An  theil       102,0 
and  wasserunlöslicher  Antheil      250,5 

GesammtstickstoiT 37,5 

davon  in  löslicher  Form     .    .      10,85 
und  in  unlöslicher  Form    .    .      26,65 

Asche 25,70 

Phosphorsäure 6,03 

Kieselsäure 6,45 

Kali 4,55 

durch  Aether  ausziehbarem  Fett    .    .    .    26,0 
(Verseifungszahl  des  Fettes  228). 

Die  Maikäfer  liefern  also  einen  an  Stickstoff 
ziemlich  reichen  Dünger.  £s  fehlt  aber  an 
einem  entsprechenden  Gehalt  an  Phosphorsäure 
und  Kalinmsalzen.  Setzt  man  auf  100  kg  Mai- 
käfer 5  kg  Kainit  mit  20  pCt.  Kali  und  7,5  kg 
Thomasscl) lacke nmehl  mit  15  pCt  Phosphor- 
Räare  hinzu,  so  wird  nach  der  Verwesung  ein 
bedeutend  verbesserter  Dünger  erhalten  werden. 

Th. 


64 


Neuemngen  an  Laboratoriums- 

apparaten. 

Eine  Pipette  für  technische  Mass- 
be Stimmungen  beschreibt Xe i2o^  (Chem. 
Centr.-Bl.  1892,  II,  991);  dieselbe  (Fig.  1) 
stellt  sich  automatisch  auf  den  Nullpunkt  ein, 
kann  also  auch  den  ganz  ungeübten  Händen 
eines  Arbeiters  anvertraut  werden.  Eine  Voll- 
pipette  a  wird  an  ihrer  Marke  b  abgeschnitten, 
dann  das  Trichterrohr  c  darüber  gestülpt  und 
mit  der  Pipette  verkittet.  Das  Ende  d  des 
Trichterrohres  wird  mit  Gummischlauch  und 
Quetschhahn  versehen  und  bei  e  ein  Loch  in 
das  Trichterrohr  gefeilt. 

Zur  Füllung  der  Pipette  saugt  man  am 
Gummischlauch  bei  d,  indem  man  das  Loch  e 
mit  dem  Finger  schliesst.  Sobald  die  Flüssig- 
keit bei  h  ausläuft,  ist  die  Füllung  beendet, 
man  schliesst  den  Quetschhahn,  nimmt  den 
Finger  von  dem  Loche  e  und  lässt  die  abge- 
messene Flüssigkeitsmenge  auslaufen.  Die 
übergelaufene  Flüssigkeit  beseitigt  man  durch 
Neigen  des  ganzen  Apparates  durch  das 
Loch  e. 

Einen  Glastrichter  mit  Luftabführ- 
ungs-Ganal  (Fig.  2),  der  aussen  an  seinem 
Hals  eine  Rinne  besitzt,  wie  man  dieses  oft 
bei  Blechtrichtern  findet,  fertigen  die  Glas- 
hüttenwerke Adlerhütten  in  Penzig  i.  Schi. 
Die  Rinne  a  gestattet  der  Luft,  aus  dem  Ge- 
fass  zu  entweichen,  ohne  dass  ein  Verspritzen 
von  Flüssigkeit  stattfindet,  was  namentlich 
für  das  Umfüllen  von  Säuren  und  Laugen 
wichtig  ist. 

Ein  schon  früher  in  ähnlicher  Form  be- 
nutztes Princip  eines  Rückflusskühlers 
hat  Noyes  (Americ.  Drugg.)  in  der  durch 
Fig.  3  veranschaulichten  Weise  abermals  ver- 
wendet, indem  er  es  mit  einem  lAehig'mYien 
Kühler  verband.  Die  Abbildung  erspart  eine 
nähere  Erklärung.  Das  Kühlwasser  tritt  bei  a 
ein  und  kühlt  zuerst,  indem  es  das  bei  c 
zurfickgebogene  Rohr  h  durchströmt,  den 
inneren  Raum  des  Destillatiousrohres,  um 
hierauf  d^n  äusseren  Kühler  zu  durchfliessen. 

Der  Extra  et  ionsapparat  von  Holde 
(Chem. -Ztg.  1892,  Rep.  275)  gestattet  die 
Eztraction  von  Substanzen  beliebiger  Con- 
sistenz  (flüssig  oder  breiig)  und  dürfte  sich 
daher  besonders  für  Fettbestimmungen  in 
flüssigen  Fett  -  Emulsionen,  voraussichtlich 
auch  bei  Milch  eignen.  Der  Apparat  (Fig.  4) 
enthält  das   in  den  Boden  eingeschmolzene 


Heberrohr  a,  sowie  das  gleiohfalls  einge- 
schmolzene Rohr  &  für  die  Dämpfe  des  Aetfaers 
oder  des  sonstigen  Extractionsmittels,  femer 
das  frei  in  den  C/linder  aufzustellende 
Trichterrohr  c,  das  sich  aber  unter  dem 
Kühlrohr  d  befinden  muss.     Die  zu   extra- 

hirende  Substanz  wird  bis  zur  Linie (e) 

eingefüllt ;  der  in  d  verdichtete  Aether  flieset 
durch  c  auf  den  Boden,  durchstreicht  die  sa 
extrabirende  Flüssigkeit  oder  den  Brei ,  löst 
das  Fett  auf  und  sammelt  sich  oberhalb  e  an, 
um  durch  a  abgehebert  zu  werden,  sobald  die 
Aetherschicht  die  Krümmung  des  Rohres  a 
erreicht  hat.  Das  Aufhören  von  Schlieren - 
bildnng  in  dem  über  der  zu  extrahirenden 
Flüssigkeit  stehenden  Aether  giebt  einen 
Anhalt  für  das  Ende  der  Extraction. 

Dieser  Apparat  wird  von  KäMer  dk  MarUm 
in  Berlin  angefertigt. 

Einen  regulirbaren  Heber,  der  leicht 
zusammenzusetzen  ,  .bequem  zu  handhaben 
und  leicht  zu  reinigen  ist,  beschreibt  Eberi 
in  der  Chem.-Ztg.  1892,  1955.  In  der  Ab- 
bildung (Fig.  5)  ist  eine  Zusammenstellung 
dargestellt,  die  gleichzeitig  ein  Filtriren  be- 
zweckt. Um  den  Heber  in  Tbätigkeit  zu 
setzen,  wird  eine  mittelst  derWasserluftpumpe 
theilweise  luftleer  gemachte,  1  Liter  fiassende 
Flasche  a,  die  mit  einem  Glashahn  ver- 
schliessbar  ist,  an  den  Gummischlauch  b  ge- 
steckt und  durch  Oefiiien  des  Hahnes  c  die 
Flüssigkeit  aus  dem  Gefasse  d  nach  e  hinüber- 
gesaugt. Das  Ansaugen  des  Hebers  mit  der 
ausgepumpten  Flasche  ist  sehr  bequem,  wenn 
es  sich  um  starke  Mineralsäuren,  Laugen  oder 
Ammoniak  handelt.  Während  der  Heber 
läuft,  ist  natürlich  der  Gummischlauch  b 
mittelst  eines  Quetschhahnes  geschlossen  su 
halten.  Durch  entsprechende  Stellung  des 
Hahnes  f  kann  man  die  Ausflussgeschwin- 
digkeit regeln. 

Als  einfachsten  und  bequem  zu  hand- 
habenden Heber  für  Flüssigkeiten  aller  Art 
(ätzende,  giftige),  wie  auch  für  scharfe  Trenn- 
ung von  Niederschlägen  empfiehlt  B.  Hirsch 
(Südd.  Apoth.  •  Ztg.)  den  kürzeren  Schenkel 
des  Hebers  umzubiegen,  wie  es  in  Fig.  6 
dargestellt  ist.  Gefüllt  wird  der  Heber  in 
umgekehrter  Richtung  durch  den  längeren 
Schenkel  mit  der  abzuhebernden  oder  einer 
anderen  geeigneten  Flüssigkeit.  Ist  der  Heber 
gefüllt,  so  wird  der  kürzere  Schenkel  mit  dem 
Finger,  der  längere  mittelst  eines  Korkes  oder 
bei  Gummischlauch  durch  Zusammendrücken 


()"^~>f4>iiii 


Fiijf.S 


TenchloBBen.  Nun  ktmn  man  den  küraeren 
Schenkel  wieder  frei  machen  nDd  den  Heber 
Dmkelireii,  ohne  dass  «twas  kaalKaft.  Ist  der 
Beber  in  die  FlSuigkeit  gesenkt  und  der 
längere  Schenkel  ancb  wieder  geöffnet,  ■□ 
linft  die  Flüiaigkeit  klar  ab,  weil  der  Boden 
nti  nicht  anfgeröhrt  wird. 

EinWaacbgefäes  f&i Gaao  von  J. Baber- 
nuam  (Zeitachr.  ffirangew.  Chem.  1892,  328), 
«fllcbes  in  Fig.  7  abgebildet  ist,  wird  ohne 
Dibeie  Beachreibnng  reiatlndlich  aein.  Der 
Abstand  2w  lachen  der  inneren  und  der 
äneieien  Rah  tb  beträgt  2  mm  ;  der  Apparat 
wird  mm  Qebrancb  bia  zu  etwa  >/<  der  Höbe 
teinea  cylindriachen  Tbeiles  mit  der  Waacb- 
flüwigkeit  gefQllt,  a. 


Die  Glftresttgkeit  des  IgelB  gegen  Cju- 
kalinm.  Von  E.  Hatnaek:  Pfaarin.  li«.  1892, 
Nr.  102,  S.  788.  Dbbs  unter  allen  Wermblatem, 
welche  bisher  zn  toiiko logischen  Veraacben 
benutzt  worden  sind,  der  gemeine  Igel  (Frinacsns 
anropaeas)  sich  durch  eine  ganz  besondere 
Dnempfindlichkeit  gegen  Giftwirknogen  ans- 
zeichnet,  ist  eine  bekannte  Tbatsache.  Hamaek 
hat  nan  festgestellt,  dass  der  Igel  eine  besonders 
aaageprGgte  Immnnitfit  gegen  Cjankalinm  be- 
sitzt. Ein  Iget  vertrug  0,0&  g  CjBakaliom 
subcutan  injicirt,  während  eine  Katze  von 
läOO  g  ECrperge wicht  schon  bei  einer  snbcntanen 
Injection  ton  0,01  g  Cjankalium  dem  Tode 
anheimfiel.  Harnack  ist  geneigt,  diese  Gift- 
featigkeit  des  Igels  fQr  C.vankaliam  dadarch  tu 
erU&ren,  dass  der  Igel  durch  Venebren  von 
Eerbthiereu  oder  Be)>tilien,  die  bSoäg  Cjan- 
verbiodungen  enthalten,  :"•■"■"•   ™=~.«,j-_  :.. 


i  geworden  ist. 
Th. 


66 


Formulae  magistrales 
Berolinenses. 

Die  Formeln  haben  in  der  Ausgabe  für 
1893  eine  Vermehrung  nm  40  Nummern  er- 
fahren; von  den  neu  hinzugekommenen 
fahren  wir  einige  an,  die  auch  für  Apotheker 
ausserhalb  Berlins  Interesse  haben  dürften : 

Collodimn  Jodoformil» 

22jp.   Jodoformii       1,5 

Collodii  elastici ad  16|0 

iDjectio  Bisniitl, 

22p.   Bismnti  sabnitrici 5,0 

Aqnae  destillatae    ....  ad  200,0 

Jodoformlain  desodaratnm. 

Bp.    Olei  Ligni  Sassafras    .    .    .     gtt.  n. 
Jodoformii ad  10,0 

Liiimeiitiiiii  Chloroformii. 

Rp.    Chloroformii 20,0 

Linimenti  ammoniati ....      80,0 

Mixtura  antirheamatlca. 

Sp,   Natrii  salicjlici 10,0 

Tincturae  Aarantii  ....  5,0 
Aquae  destillatae    ....  ad  200,0 

M.    Viermal  t&glich  einen  Essloffel. 

Mixtara  dloretica. 

Rp.    Liquoris  Ealii  acettci      .    .  90,0 

Olei  Petroselini gtt.  II. 

Aquae  destillatae    ....  ad  200,0 

M.    Dreimal  täglich  einen  EsslOffel. 

Mixtara  nerrlna. 

Rp.    Ealii  bromati 8,0 

Natrii  bromati 

Ammonii  bromati ää  4,0 

Aqaae  destillatae    ....   ad  200,0 
M.    Dreimal  täglich  einen  Essldfifel. 

Oleum  Zincl. 

Rp.    Zinci  oxydati  pro  asu  ext. 

Olei  Olivarum ää  25,0 

Pasta  aseptica* 

R}).    Acidi  Falicylici 0,5 

Acidi  borici  pulv 5.0 

Zinci  oxydati  pro  usu  ext.  .  .  10,0 
Vaselini  americani  ....      ad  50,0 

Pilulae  asiatieae* 

Rp.    Acidi  arsenicosi 0,06 

Piperis  nigri  pulv 1,5 

Radicis  Liqairitiae  pulv.  .  .  3,0 
Mncil.  Gummi  arabici  q.  s.  at 

f.  pil.  Nr.  60. 

(Jede  Pille  enthält  0,001  Acidi  arsenicosi.) 

Pilulae  expeetorantes. 

Rp.    Terpini  hydrati 3,0 

Radicis  Litiuiritiae  pulv.     .     .        1,0 
Succi  Liquiritiae  depur.  .     .     .        2,0 
M,  f.  pil.  Nr.  30. 

Dreimal  täglich  zwei  Pillen. 


PilnUe  Ferri  arsenieosL 

Bp.    Ferri  reducti 3,0 

Acidi  arsenicosi 0,06 

Piperis  mfTi  pulv. 

Radicis  Liqairitiae  pnlv.     .    .  äi  1.5 

Mncil.  Gummi  arabici  q.  s.  at 

f.  pU.  Nr.  60. 

Dreimal  t&glich  zwei  Pillen. 

Palrig  exsiceans. 

Bp,    Zinci  oxydati  pro  nsn  ext 

Amyli a  25,0 

FalTls  stomachieas. 

Rp.    Bismnti  sabnitrici. 

Radicis  RheT  pulv ü  5,0 

Natrii  bicarbonici 20,0 

M.    Dreimal  tilglich  eine  Bohne  gross  za 

nehmen. 

Solatio  J#di  LagoL 

Rp.    Ealii  jodati 5,0 

Tinctarae  Jodi 20,0 

Aqaae  destillatae    ....   ad  200,0 

M.  Aensserlich;  einen  Esslöffel  auf  einen 
Irrigator  Wasser. 

Spiritas  Kreosot!. 

Rp.    Ereosoti 2,0 

Spiritas  Vini  gallici    ...   ad  100,0 
M.    TneelOffelweise  za  geben. 
(Jeder  TheelOffel  enthält  0,1  Kreosot) 

Spiritas  Yini  galllcL 

Rp.  Tinctarae  aromaticae  ....  0,4 
Spiritas  Aetheris  nitrosi  .  .  0,5 
Tinctarae  Ratanhiae   .    .    .    gtt.  VI. 

Spiritas 100,0 

Aqaae  destillatae     ....  ad  200,0 

Tinctara  antidiarrhoica. 

Rp.  Tincturae  Strychni  ....  2,0 
Tinctarae  Opii  simplicis  .  .  3,0 
Tinctarae  Cascarillae       .     .     .       10,0 

M.    Dreimal  täglich  fünfzehn  Tropfen. 

Tinctara  excitans. 

Rp.    Tinctarae  Castorei       ....        5,0 
Tinctarae  Valerianae  ....      10,0 
M.    Zweistündlich  zehn  Tropfen. 

Tinctara  Pepsini* 

Rp.    Pepsini 

Acidi  hydrochlorici      .     .     .    .  ää  2,0 
Tinctarae  Cbinae    ....     ad  30,0 

M.    Dreimal  tätlich  zwan7i^  Tropfen  in 
einf'm  Wein  glase  Wasser. 

Ungaentum  contra  pemioaes  sea 
caniphoratam» 

Rp.    Camphorae  tritae 5,0 

Vaselini  americani  ....    ad  50,0 

Ungaentum  Jodoformii. 

Rp.    Jodoformii 2,5 

Vaselini  americani  ....     ad  25,0 


67 


Bestimmung  der  Salicylsftuire  bei 
Gegenwart  von  Phenol  und  dessen 

Homologen. 

Von  A.  Fajans, 

Man  kann  die  Salicykäore  bei  Qegenwart 
von  Phenolen  bettimmen,  indem  man  die 
EigenscbafI  der  letzteren,  in  alkoholiseber 
Lösiing  mit  EiMncblorid  keine  Farbang  an 
geben,  benntst.  Zar  Bestimmung  von  Salicyl- 
säure  in  einer  beliebigen  FlÜMigkeit  ttthert 
man  dieselbe  nach  dem  Ansäaern  ausi  läset 
den  Aether  verdansten ,  löst  einoi  Theil  des 
Rückstandes  in  25  bis  30  com  absolutem 
Alkohol  und  giesst  die  Lösung  in  eine 
graduirte,  12  bis  16  mm  weite  Röhre  ein.  In 
eine  zweite  genau  gleiche  Röhre  giesst  man 
dieselbe  Menge  einer  0,02  proc.  Lösung  von 
Salicylsäure  in  absolutem  Alkohol.  Zu  jeder 
dieser  Röhren  fügt  man  tropfenweise  5  proc. 
alkoholische  Eisenchloridlösung  hinzu ,  bis 
die  Stärke  der  Färbung  nach  jedesmaligem 
Umschütteln  der  Rohre  nicht  mehr  zunimmt 
(4  bis  6  Tropfen  genügen  gewöhnlich).  Dann 
setzt  man  der  einen  oder  anderen  Röhre  so 
lange  Alkohol  hinzu,  bis  die  Färbung  beider 
Flüssigkeiten  gleiche  Intensität  hat,  und  be- 
rechnet  aus  dem  Verhältniss  der  Volumina 
beider  Flüssigkeiten  die  Menge  der  Yorhan- 
denen  Salicylsäure. 

Xaeh  dieser  Methode  hat  Verfasser  viele 
Salicylsäurebestimmungen  im  Harn  und  in  den 
Fäces  von  mit  verschiedenen  Salolen  gefütter- 
ten Thiereji  ausgeführt. 

Von  den  Analysen  tbeilt  Verfasser  folgende 
mit:  Der  Uarn  eines  Kaninchens,  dem  binnen 
12  Tagen  11g  Metakresolsalicylsäureäther 
in  den  Magen  eingeführt  worden  waren,  wurde 
durch  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  von 
IBiOccm  auf  520cem  eingeengt,  mit  Salz- 
säure angesäuert  und  mit  überhitzten  Wasser- 
dämpfen destillirt.  Das  Destillat ,  bestehend 
aus  400  com  Flüssigkeit,  wurde  in  zwei  gleiche 
Portionen  (I  und  II)  getbeilt.  Zu  II  setzte 
Verfasser  absichtlich  noch  20g  Phenol  hinzu. 
Die  Bestimmung  der  Salicylsäure,  berechnet 
auf  die  SaJieylsäure  im  Kresalol,  ergab  in  den 
beiden  Theilen  nach  der  obigen  Methode 
för  I  24,4pCt.,  für  II  24,5  pCt. 

Die  Bestimmung  lässt  sich,  wie  Fajans 
angiefat,  noch  bei  einem  Verhältniss  von  800 
Phenol  zu  1  Salicylsäure  ausfuhren.       Th. 

Chem.'Ztg,  1893,  Nr,  5,  S.  69, 


Eine  nene  Dantellungsweise  des 
p  •  Phenetidins. 

Die  bisher  übliche  Methode  zur  Gewinnung 
der  Amidophenoläther  durch  Aetherificirung 
der  entsprechenden  Nitrophenole  und  Rednc- 
tion  der  erhaltenen  Nitroäther  haben  die 
Farbwerke  Meister,  Lucius  dk  Brüning  in 
Höchst  durch  eine  andere  Methode  ersetzt 
und  das  Verfahren  zur  Darstellung  zum 
Patent  angemeldet.  Das  Verfahren  beruht 
auf  der  Vereinigung  von  Amidophenolen  mit 
Benzaldehyd  und  Aetherificirung  der  ent- 
stehenden Benzylidenverbindung. 

Zwecks  Darstellung  des  p-Phenetidins,  des 
Vorprodnctes  des  Phenacetins,  versetzt 
man  der  Patentschrift  zufolge  14,5  Th.  salz- 
sauren p  -  Amidophenols,  welche  in  100  Th. 
Wasser  gelOst  sind,  mit  13,6  Th.  krystalli- 
sirten  Katriumacetats  und  10,6  Th.  Benzal- 
dehyd unter  starkem  Kühren.  Es  beginnt 
sofort  die  Ausscheidung  der  Benzylidenver- 
bindung des  p-AmidophenoIs.  Da  die  hierbei 
mitentstehende  freie  Essigsäure  diese  Ver- 
bindung, wenn  auch  nur  in  geringem  Maasse, 
lOst,  neutralisirt  man  die  freie  Säure  zweck- 
mässig nach  einiger  Zeit  mit  Natron  und 
filtrirt  nach  etwa  einstündigem  Rühren  die 
Benzylidenverbindung  ab. 

Zur  Aetbylirnng  derselben  werden  12  Th. 
mit  10  Th.  95  proc.  Alkohols,  6,8  Th. Natron- 
lauge (von  35,6  pCt.  NaOH)  in  einem  Auto- 
klaven 3  Stunden  lang  auf  100<^  erhitzt.  Die 
Aethylirung  erfolgt  leicht  und  vollständig. 
Die  äthylirte  Verbindung  krystallisirt  nach 
Erkalten  des  Bombeninhalts  in  schönen, 
derben ,  gelblichen  Prismen  ans.  Sie  ist  in 
Wasser  unlöslich,  leicht  in  warmem  Alkohol, 
Eisessig,  sehr  leicht  löslich  in  Aether  und 
Benzol.  Durch  Mineralsäuren  wird  die  Ver- 
bindung sofort  zersetzt  in  Benzaldehyd  und 
Phenetidin.  Man  unterwirft  die  mit  Säuren 
zersetzte  Verbindung  der  Destillation  mit 
Wasserdampf.  Beuzaldehyd  geht  mit  dem 
Dampf  über.  Aus  der  rückständigen  salz- 
sauren oder  schwefelsauren  Lösung  wird  nach 
der  Filtration  das  Paraphen etidin  durch 
Krystallisiren  des  salzsauren  bezw.  schwefel- 
sauren Salzes  oder  nach  Zusatz  von  Natron 
durch  Ausschütteln  mit  Aether  oder  Benzol 
gewonnen.  __.«_^«  Th. 

Entwurf  fflr  den  Codex  alimentarins 
Austriacus.  Gruppe  IX:  Spirituosen,  Liqueure, 
Kssig;  Gruppe  X:  Wein.  —  Zeitschr.  f.  Nahr- 
ungsm.-üntersuch.  1892,  4*sl. 


68 


Tberapentisclie  nittlielliinfren. 


lieber  Oiftwirkung  des  Lysols 

liegen  zwei  Berichte  vor,  die  wir  hier  zn- 
sammeDstelleD ,  am  unsere  Leser  Yor  nnvor- 
sichtiger  Abgabe  dieses  Mittels  za  warnen. 

1.  Statt  einer  vom  Arzte  far  ein  Kind  ver- 
ordneten Iproc.  Lysollösang  zam  äasser- 
lichen  Gebrauch  wurde  in  einem  Drogen- 
gesch&ft  unverdünntes  Lysol  abgegeben ;  bald 
nachdem  das  Kind  den  mit  unverdünntem 
Lysol  getränkten  Verband  aufgelegt  be* 
kommen  hatte,  fiel  dasselbe  wie  leblos  um 
und  kam  nicht  wieder  zum  Bewusstsein. 
Der  Gehilfe,  welcher  das  Lysol  verabfolgt  und 
dadurch  den  Tod  des  Kindes  verschuldet 
hatte,  wurde  zu  14  Tagen  Gefängniss  ver- 
nrtheilt.    (Pharm.  Ztg.  1892,  617.) 

2.  Der  zweite  Fall  betrifft  einen  23  Jahre 
alten  Knecht,  der  an  Hals,  Armen,  Brust  und 
Bücken  mit  Lysol  (an  Stelle  von  phenolfreiem 
Creolin,  wie  verordnet  war)  gegen  Krätze 
eingepinselt  wurde.  Als  wenige  Minuten 
nach  Beginn  dieser  Einpinselung  die  Beine 
an  die  Beihe  kommen  sollten,  fiel  der  Knecht 
um ,  wurde  bewusstlos  und  bekam  heftige 
allgemeine  Krämpfe.  Nach  Abwaschung  des 
Lysols  mittelst  warmen  Wassers  hörten  die 
Krämpfe  nach  einiger  Zeit  auf  und  das  Be- 
wusstsein kehrte  zurück;  an  den  gepinselten 
Stellen  hing  die  Oberhaut  in  Fetzen  herunter. 
Nach  10  Tagen  war  der  Knecht  wieder  her- 
gestellt. Im  Ganzen  waren  etwa  20  g  Lysol 
aufgepinselt  worden. 

Der  Berichterstatter  Dr.  Beich  in  Oels  in 
Schi,  verlangt,  dass  jede  Originalfiasche  des 
Lysols  die  Aufschrift:  „Nicht  unverdünnt 
anzuwenden"  tragen  solle.  s. 

Therap.  Monatsh,  1892,  678, 


Oelklystiere  bei  Verstopfung. 

In  einer  in  der  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1893 ,  S.  60  abgedruckten  Arbeit  von  Prof. 
W»  Fleiner  in  Heidelberg  über  die  „Behand- 
lung der  Constipation  und  einiger  Dickdarm- 
aflpiectionen  mit  grossen  Oelklystieren**  be- 
handelt derselbe  in  dem  Capitel  V.  die  „A  u  s  - 
wähl  der  OelBorte*^  Man  findet  daselbst  fol- 
gende Ungeheuerlichkeiten  zusammengestellt : 
Mit  Ausnahme  der  feinsten  Oelsorten  ist  das 
Olivenöl  gewöhnlich  versetzt  mit  Rtiböl| 
Mohnöl,  BaumwollsamenÖl,  Sesamöl,  Sonnen- 


blamenkernöl  und  anderen  billigeren  Oel- 
sorten. Manche  dieser  Oele  können  Schwefel- 
saure, Aetzkali  oder  Soda  enthalten.  —  Beim 
langen  Stehen  verliert  durch  den  Einflass  des 
Lichtes  das  Olivenöl  seine  Farbe  und  wird 
weiss,  durch  Kupfer  kann  ihm  seine  Farbe 
wiedergegeben  werden.  —  Hat  Provenceröl 
durch  Alter  seine  Süsse  eingebüsst,  so  kann 
ihm  diese  durch  Bleizucker  wieder- 
gegeben werden. 

Nachdem  einem  auf  diese  Weise  der  Appetit 
am  Olivenöl  so  verdorben  worden  ist,  dass 
man  es  nicht  einmal  als  Klystier  in  sich  auf- 
nehmen möchte,  wird  schliesslich  empfohlen, 
man  solle  des  billigeren  Preises  wegen  far 
Oelklystiere,  zu  denen  man  400  bis  500 ocm 
für  eine  erwachsene  Person  bedarf,  Mohnöl 
oder  Sesamöl  erster  Pressung  verlangen. 

Wir  empfehlen  dem  Verfasser,  sich  das  Oli- 
venöl za  seinen  Oelklystieren  aus  der  Apotheke 
holen  zu  lassen ,  wo  er  es  sicher  unverfälscht 
und  frei  von  Kupfer  und  Bleizucker  erhalten 
wird.  s. 

üeber  Mallein. 

Das  Verfahren  zur  Gewinnung  von  M  a  1  lein 
als  Heilmittel  bei  Rotz  der  Pferde  nach  Hueppe 
ist  folgendes:  Fleischwasserpepton- Bouillon 
(ohne  Zusatz  oder  mit  4i/2pCt.  Glycerin)  wird 
in  Reagensgläser  zu  10  g  Inhalt  mit  einer 
kleinen  Dosis  voUvirulenter  Rotzcultur  (von 
Kartoffeln  oder  noch  besser  Agar)  geimpft  und 
14  Tage  lang  bei  37  o  im  Brutofen  gehalten. 
Die  üppig  wachsende  Oultur  trübt  sich  hier- 
bei ein  wenig ,  und  schliesslich  bildet  sich 
unter  Erschöpfung  des  Nährbodens  ein  gpraa* 
weisser  Bodensatz.  Nach  14  Tagen  wird  die 
Cultur  mehrere  Male  durch  doppelte  Papier- 
filter fiitrirt  und  die  klare,  dunkelweingelbe 
Flüssigkeit  durch  mehrstündiges  Erhitzen  in 
strömendem  Dampf  sterilisirt.  Aus  diesem 
Roh-Mallein  wird  durch  Zusatz  von  absolutem 
Alkohol  Rein  -  Mailein  gefällt. 

Das  unter  Leitung  des  Herrn  Professor 
Dr.  Johne  stehende  pathologische  Institut  der 
thierärztlichen  Hochschule  zu  Dresden  giebt, 
nach  vorhandenem  Vorrath,  Maliern  unent- 
geltlich  ab.  g, 

Bericht  über  das  Veterinärwesen  im  K(hUgrei€he 
Sachsen  für  1891,  S.  212. 


-,^\-^  ^>^^  ■ 


69 


iSiicIierscbaiL 


Formiilae  magistrales  Berolinenses.    Mit{ 
eJDem  Anhange,  enthaltend  1.  die  Hand- 
Terkaofspreise  in  den  Apotheken  nnd  2. 
Anleitung  zar  KostenerspamisB  bei  dem 
Verordnen  von  Arzneien.  Herausgegeben 
TOD  der  Armen -Direction  in  Berlin.   Aus- 
gabe fdr  1893.     Berlin,   E.  Gärtner'B 
Verlagsbuchhand  lung. 
Bestimmimgen  for  den  Anneiverkehr  beim 
Qewerks  -  Kranken  -Verein  in  Berlin.  Für 
die  Apotheker.     Bearbeitet  von  Dr. 
Beinsdorf,  Arzt,  und  B.  Schale,  Apotheker. 
Fär  das  Jahr  1893.    Verlag  wie  oben. 
Dieselben  Bestimmungen  für  Aerzte  für 
das  Jahr  1893.    Bearbeiter  und  Verlag 
wie  Torher. 
Die  Hagistralformeln  haben  einen  Zuwachs 
Too  4Q  Kümmern  erbalten,  so   dass  nonmebr 
ein  Kassenarzt  in  Berlin  wohl  kaum  in  die  Lage 
kommen  dürfte^  andere  als  die  YorgeschriebeDen 
Formeln  zu  benutzen;  es  werden  beispielsweise 
4  Vorschriften  zu  Lijectionen,  12  zu  Mixturen, 
17  zu  PiUen,  6  zu  Palyeru,  5  zu  Spiritus-  (darunter 
Spiritus  Vini  gallicus!),  6  zu  Tincturen-  und  b 
tu  Salben  misebungen  gegeben.     Von  den  neu 
hinzugekommenen  Formein  haben   wir  einige 
auf  Seite  66  aufgeführt.    Die  für  die  Kassen 
festgestellten  Handyerkaufspreise  sind  äusserst 
niedrige,  und  die  Anleitung  zur  Kostenerspar- 
niss  u.  8.  w.  noch  peinlicher  auszudüfteln,  dürfte 
kaum  möglich  sein. 

Die  „Beetimmungen  für  denArznei- Verkehr  etc." 
enthalten  ausser  den  Yorber  erw&hnten  Magist- 
ralformeln  und  Handverkaufstazen  Bestimmun- 
gen fflr  die  Aufstellung  der  Rechnungen  und 
ein  Verzeichniss  der  zum  Gewerks- Kranken- 
Verein  in  Berlin  gehörigen  Krankenkassen.  Es 
wird  interessiien,  zu  ermhren,  dass  der  Verein 
4ä  Yenchiedene  Ortskrankenkassen  umfasst. 

Die  für  die  Aerzte  bearbeiteten  ,,B^stimm- 
nngen**  enthalten  ebenfalls  die  86  Magistral- 
foimeln  und  die  Yerschiedenen  Taxen,  ausser- 
dem noch  eine  Pharmacopoea  oeconomica,  die 
in  ihrer  Anleitung  zur  Kostenersparniss  wieder- 
um das  MenschenmCglichste  bietet 

Für  Apotheker,  aie  mit  grossen  Kranken- 
kassen zu  tbon  haben,  dürfte  es  nützlich  sein, 
feich  mit  den  Tor»tehend  erwähnten  Anleitungen 
ond  Bestimmungen  bekannt  zu  machen,      g. 

Der  Familie  gewidmet  von  B.  Wagner, 
Hofapotheker  in  Sondershausen. 
Unter  diesem  Titel  hat  der  Verfasser,  wohl 
nmächst  für  eigenen  Gebrauch  in  seinem  Ge- 
schäftsbereiche» eine  Handycrkaufspreisliste  für 
das  Publikum  in  Buchform  herausgegeben,  die 
er  nach  brieflicher  Mittheilung  auch  käuflich 
ablässt.  Wir  können  derartigen  Bestrebuugen, 
die  schon  Ton  rerschiedenen  Seiten  seit  Jahren 
geübt  irerden,  nur  das  Wort  reden  und  er- 
wähnen dieaelhen  deshalb  hiermit  s. 


StatistiBohe  ZoBammenitellong  aammt  - 
lieber  im  Königreich  Bayern  bestehen- 
den Apotheken  nach  dem  Stand  Yom 
25.  NoYember  1892.  Bearbeitet  Yon 
E.  Ä.  Böh^  Apotheker.   Erlangen  1893. 

Verlag  Yon  Fr.  Junge.  Preis  1  Mk.  80  Pf. 
Die  Zusammenstellung  ist  „nach  Verwaltungs- 
bezirken geordnet  unter  Angabe  des  Areals 
desselben  in  Kilometern  (soll  natürlich  heissen: 
derselben  in  Quadratkilometern.  D.  Ref.)»  der 
BeYölkerungszahl  nach  der  Yolkszählang  you 
1890,  der  jeweiligen  (soll  wohl  heissen:  der  der- 
seitigen)  fierren  i^gierungs-  undKreismedicinal- 
rätbe,  Besirksärzte  und  Apotbekenbesitzer, 
deren  Wohnort  und  des  Amtsgerichts,  in  das 
derselbe  gehörig  ist/*  Sie  würde  an  Bequem- 
lichkeit im  Gebrauch  bedeutend  gewonnen 
haben,  wenn  ihr  ein  Ortsregister  beigegeben 
wäre.  g. 

Kanuale  di  ohimica  tossicologioa  pel 
Dioscoride  VUali,  Proffesore  di  chimica 
farmaceutica  e  tossicologioa  nella  &.  Uni- 
▼ersita  di  Bologna.  Milano  1893.  Tipo- 
grafia  del  Riformatorio  Patronato. 


Ghemlseh-tecbnlächei  BepertoriUB.  Uebersicht- 
lich  geordnete  Mittheilungen  der  neuesten 
Erfindungen,  Fortschritte  und  Verbesserun- 
gen auf  dem  Gebiete  der  technischen  und 
industrieUen  Chemie  mit  Hinweis  auf  Ma- 
schinen, Apparate  und  Literatur.  Heraus- 
gegeben Yon  Dr.  Emil  Jacobsen.  1892.  Erstes 
Halbjahr.  Zweite  Hälfte.  Mit  in  den  Text 
gedruckten  Hlustratiouen.  Berlin  Itfy'd.  B. 
(raertnera  Verlagsbuchhandlung  (Hermann 
Heyfelder). 

Die  Praxis  dei  Ghemikeri  bei  Untersuchung  von 
Nabrungsmitteln und  Gebrauchsgegenständen, 
Handelsprodukten,  Luft,  boden,  Wasser,  bei 
bakteriologischen  Untersuchungen,  sowie  in 
der  gerichtlichen  und  Harn-Aoaljse.  Ein 
Hüfsbuch  für  Chemiker,  Apotheker  und  Ge- 
sundheitsbeamte YOU  Dr.  t*rüz  Eisner.  Mit 
zahlreichen  Abbildungen  im  Text  Füntte, 
umgearbeitete  und  Yermehrte  Auflage.  Ham- 
burg und  Leipzig.  1893.  Verlag  Yon  Leopold 
Voes.  

PreUUste  der  Chemlftchea  Fabrik  auf  Acttea 

(YOrm.  E.  Schering).  Chemische  Präparate 
für  Pha^nacie,  Pnotographie  und  Technik. 
Berlin  M.    Januar  189Ö. 


Twonty  •  third  annual  report  of  the  State 
board  of  health  of  Masaaohasetts. 
Boston  1892.  Wright  <&  Potter  Prmting 
Co. 


70 


Verscliiedlciic  Blltikelluiiffen. 


Oerrard's  verbesserte  Fehling^sche 

Lösung 

besteht  ans  drei  FHiMigkeiten ,  die  för  den 
G«b«a«eli  s«  gleieben  Raamtbeilen  gemischt 
werden. 

Nr.  1  ist  eine  Lösung  von  138,6  g  kiystalli- 
sirtem  Knpfersnlfat  In  1  Liter. 

Nr.  2  ist  ein«  Lösung  von  350  g  krystalli- 
sirtem  Natrium-Kaliumtartrat  und  150  g  Aets- 
natroo  in  1  Liter. 

Nr«  3  ist  eine  Lösung  toq  66  g  Kalium- 
Cyanid  (ren  drca  98  pCt.  Gehalt}  in  1  Liter. 

Zum  Gebrauch  werden  5  ccm  jeder  der  drei 
Lösungen  gemischt,  mit  50 com  Wasser  Ter- 
setst  uttd  zun  Kodiea  erfaitit.  Währead  des 
Si^dens  Ifisst  man  die  Zuckerlösung  einfliessen, 
bis  die  blaue  Farbe  rerschwunden  ist.  Sollte 
während  der  Beaetion  ein  Niederschlag  ent- 
stehen, so  wSre  ron  der  Lösung  Nr.  3  mehr 
sasusetaen.    Die  Reaetion  soll  ettpfindlicher 

sein  als  die  JPMlM^'sche  Probe.  «. 

Fharm.  Bumdidhau. 


lieber  eine  Methodei  die  Lösuiiffen 

von  Physostigmin  zu  sterilisiren 

und  zu  oonserviren. 

Yen  L,  Sabbatam. 

Die  Phjsostigminlösungen  nehmen,  der 
Luft  ausgesetat,  bekanntlich  in  wenigen  Stun- 
den eine  rubinrothe  Farbe  an,  welche  auf 
einen  Ozydationsprocess  (Bildung  Ton  Bnbro 
eserin)  zurückzuführen  ist*).  Das  Ozjdations- 
product  ist  aber  eine  inaetive  und  sehr  heftig 
reizende  Substana.  In  der  Hitze  erfahren  die 
Fhjsostigminlösungen  eine  derartige  Ver- 
änderung innerhalb  weniger  Minuten  und  sind 
daher,  sobald  sie  durch  Erhitzen  steriKsirt 
werden ,  für  den  Gebrauch  zu  Augenwftssem 
nicht  mehr  yerwendbar. 

Eine  solche  Umsetzung  erfolgt  nun  aber 
nicht  bei  Gegenwart  von  Säuren ,  auch  wenn 
dieselben  schwach  sind.  Verfasser  sterilisirte 
die  frisch  hergestellten  Lösungen  Ton  Phy- 


*)  Ad  der  raschen  Bothfftrbung  der  Phy- 
soBtigminlOBungeD,  die  durch  Zusatz  von  Alkali 
sofort  erzeugt  werden  kann,  ist  zweifellos  die 
schlechte  Beschaffenheit  des  Glases,  wdehes 
Alkali  an  die  Losung  abgiebt,  aueh  mit  iSehuld, 
dafür  spricht  auch  der  Umstand,  dass  die  Gegen- 
wart Ton  S&uren  das  fiothwerden  yerhlDdert 

Eed. 


sostigmitt  in  mit  Kohlensäare  gesättigtem 
Wasser,  mit  welchem  gläserne,  an  der  Flamme 
geschlossene  Röhren  gefüllt  worden  waien. 
Die  Röhrchen  sind  U- förmig  gestaltet,  mit 
einem  zugespitzten  und  oben  rechtwinkelig 
abgebogenen  Schenkel  Tersehen,  welche  Form 
ihre  Verwendung  als  Tropfenzähler  gestattet. 
Die  zugeschmolzenen  Röhrchen  werden  bei 
lOQO  sterilisirt. 

Im  Uebrigen  sei  auf  den  Ton  uns  im  Nr.  51 
(1892,  S.  750)  gebrachten  Aufsats  über  die 
Sterilisitttog  ron  Angenwässem  Terwieaen. 

Bifi^rma  med.  durch  Tkerap.  Mmatth,  1693, 

2%,  Nr.  I,  a  41. 


Unterscheidung  von  löslichen 
ond  geformten  Fermenten. 

Eine  genaue  Sefaeiduag  awisehan  lös- 
liehen and  geformten  Fermenten  ist,  nach 
den  Beobachtungen  von  Maurice  Arthus 
und  Adolphe  Hubert  durch  Fluornatrium 
möglich,  welches  in  der  Dosis  ron  1  pCt 
augenblidklich  und  für  immer  die  Titaleii 
(durch  geformte  Fermente  verursachteD) 
Gärungen  aufhebt,  ohne  die  rein  che- 
mischen Gährnngen  au  unterbrtohe«.  Dsa 
Fluornatrium  wurde  suerst  ron  Tappeiner 
als  sicheres  Antisepticum  empfohlen,  welches 
die  Entwickelung  Yoa  Bacterien  in  CuHur- 
bottilUn  hindert  und  in  der  Dosis  Ton  2  pCt. 
Torhandene  Bacterien  tödtet.  ArÜbms  und 
Hüber  haben  nun  die  Wirkung  des  Fluor- 
natriums bei  einer  grösseren  Reihe  von  Qäbr- 
ungen  «ntecaueht  und  gaAinden,  daaa  der 
Fättlnissprocess ,  die  ammoniakallsche  Gihr- 
ung  des  Harns  und  die  Alkoholgährung  des 
Zuckers  sämmtlich  durch  Fluomatrium  unter- 
drüekt  und  sofort  angehoben  werden,  wäh- 
rend die  Wirkung^  des  Invertins,  Eravisins, 
des  Speichels,  des  Magen-  und  Pancreassaftes 
durch  Fluornatrium  nicht  beeinflusst  werden. 
Bei  einer  Untersuchung  unbekannter  formen- 
tativer  Vorgänge  wird  sich  danach  das  Fluor- 
natrium dazu  Terwenden  lassen,  nm  aber  die 
Natur  der  Fermentation  (ob  tital  oder  che- 
misch) Aufschluss  zu  geben. 

Ardt.  de  phyeioloffie  d.  NaHrw.  Snndechaiik. 


Ein  neues  Trop^rlas 

von  Latnprecht  besitzt  die  an  vielen  anderen 
derartigen  Vorrichtungen  Torhaadane  Ein- 
riehtungy  dass  die  Flaaah«  durch  Drehnng 


J 


71 


dai  StSpMb  geSffkiit  odMr  gMaUosien  werden 
kann.  Der  Stöpsel  dieses  neue»  TropfgUees 
ist  jedoch  hohl  nnd  an  dem  Griff  des  8t5p««ls, 
«elcher  kngelig  gestaltet  ist,  befindqt  siÄ  die 
LnftsaflihrangsöffiiaDg.  Parcb  Zuhalten  mit 
dem  Finger  kann  man  das  AVirepisn  der 
Flüssigkeit  sofort  unterbrechen.  Weil  der 
inssere  Theil  des  Stöpsels  Kugelform  hat, 
Ukit  sieh  das  meoe  Tropfj^aa  bequem  «n- 
hinden,  «. 

Uumn,  Post. 

Xntfenmng  Ton  Oel-  und  Eisen- 
flecken  in  Baumwolle. 

Während  Odlflecken  und  Eiseoflocken, 
Jeder  für  sich,  auf  bekannte  Weise  leicht 
sa  entfernen  sind,  macht  die  Beseitigung 
derselben  Sckwierigkeiien,  wenn  sie  auf  einer 
Stelle  zusammen  voriu>Dnnen,  wahrscheinlich 
weil  es  sich  alsdann  um  Eisenseife  handelt, 
die  nicht  einmal  dareh  eine  Lösung  Ton 
Zinnozalat  in  Salzsäure  zu  beseitigen  ist. 
Nach  0.  We&er  sind  Stoffe  mit  derartigen 
£i8en-  und  Oelflecken ,  die  entstehen ,  wenn 
mit  Oelileeken  behaftete  Stoffe  mit  einer  Eäaen- 
beize  bdiandelt  werden,  auf  folgende  Weise 
davon  zu  befireien.  Man  weioht  die  StoiffiD  in 
eine  beisse  Losung  von  1  Tb.  weicher  Seife, 
1  Th.  aijoerin  in  3  Th.  Waaser  eb,  wSaobt 
nnd  presst  «ie  darin.     Die  Oele  lösen  zieh 


leicht  in  Olyeerinselfenmisehungen  i  ebenso 

lösen  alkalische  Glycerinlösungen  Eisenozyd. 

s.  Jnd,^Elätter. 

Erzeugung  goldglänzender 
Sebrtftzttgie. 

Um  auf  Papier  oder  Geweben  goldglftnzen- 
de  Schriftziige  zu  erhalten ,  wird  nach  Ind.- 
BL  derUntergmnd  annlehdt  mit  einer  Löenng 
Yon  a  Th.  Oxalsäure,  4  Th.  Gummi  in  10  Tb. 
Wasser  behandelt  und  nach  dem  Trocknen 
mit  einer  Tinte  darauf  gesohrieben ,  die  aua 
1  Th.  Natriumgoldchlorid ,  2  Th.  Gummi  in 
1 0  Th.  Wasser  besteht.  Nach  dem  Erscheinen 
der  Schrilkaüge  ist  der  beschriebene  Gegen- 
stand gut  zu  glätten  oder  zu  pressen.        s. 

Ein  nenae  Füllnaterial  Ar 
Zwitohenböden 

stellt  die  Korkfabrik  von  C.  Kammomdd  in 
Geisa  aus  zu  Korkmehl  Terarbeiteten  Abfällen 
dar,  indem  dasselbe  mit  Kalkmilch  oder  an- 
gerührtem Lehm  Tormischt  wird.  Die  Masse 
trocknet,  auf  Querbretter  der  Balkenlager 
aufgetragen,  schnell,  belastet  nur  in  geringem 
Grade  und  leitet  Schall  und  Wärme  scbledit. 
Das  Material  eigqet  sich  auch  zur  Herstellung 
▼on  Zwischenwänden  und  entspricht  in  hygie-» 
nischer  Beziehung  allen  gerechten  Anforder- 
ungen. Deutsche  Med.'Ztg.       s. 


BrlefwecbseL 


^potik.  B,  in  B.  üeber  Eztr.  Fflicis  maris 
Wismarense  ist  uns  etwas  Genaueres  nicht 
bekannt;  wir  fanden  aber  vor  Kurzem  in  einer 
therapeutischen  Zeitung  die  auffällige  Notiz, 
dass  das  genannte  Ez&act  ein  russisches  (?) 
Präparat  sei  und  mit  2  g  desselben  derselbe 
Kifolg  erzielt  werde,  wie  mit  8  bis  10g  des 
offidaellea  Eztracts. 

ApaA.  i.inTL  Die  Heiddbeerblätter  wurden 
▼OD  jeher  unter  de\i  Bl&ttem  aulfeaffthrt,  die 
nir  Verfälschung  des  chinerischen  Taees  dienen. 
^  nenerer  Zeit  findet  der  kaukasische 
Heidelbeerblättertbee  als  Surrogat  (nicht  als 
VerfiUschung)  des  chinesischen  Thees  in  Buss- 
md  sehr  ausgedehnte  Verwendung;  Geschmack, 
Aroma  und  fiisaeres  Ansehen  solkn  dem  echten 
Thee  auffiaUend  gleichen.    Ob  die  «kaukasische 


Heidelbeere*  unserer  Heidelbeere  (Vaceininm 
VyiüUos)  völlig  gleicht,  wird  in  den  Indusirie- 
BlttUra,  wekben  wir  diese  Notiz  entnehmen, 


>^  gesagt. 

Apatk.  €1,  f«  tn  K.  Wenn  die  alkalische 
^Mctioa  der  JoedZe'schen  Laa^e  fOr  Ihre  Zwecke 
^rend  ist,  ao  können  Sie  aiqh  eine  neutrale 
Bleichfläsalgkeit  berpteHeni  indem  Sie  gleiche 


I  TheOe  Ghlericalk  und  Glaubersalz,  ersteren  mit 
Waaser  angerieben,  letzteres  in  Wasser  gelöst, 
zusammenbringen  und  abfiltriren. 

Apoth.  F.  tn  F«  Zu  Benzin  seife  finden 
Sie  eine  Vorschrift  im  Jahrg.  39,  Seite  288. 
Neuerdinffs  kommt  dieses  Präparat  unter  dem 
Namen  Seifen benzin  im  Handel  vor;  A. 
V&mmeka  bemerkt  hierzu  in  der  Prager  Pharm. 
Bundsch.,  dass  sich  zur  Herstellung  desselben 
anter  allen  Seifen  die  Harzseifen  und  zwar  die 
Nabriumbarzseifen  am  besten  eignen. 

Apath.  F.  W«  tn  T.  Die  als  elektrischer 
NichÜeiter  empfohlene  Vulkanfiber  besteht 
im  Wesentlichen  aus  Jute  und  Eisenoxjd;  die 
Isolirfäbigkeit  derselben  ist  sehr  gering. 

Dr.  Sp*  m  B«  Der  neuentde<d[te  Ecl amp s i  e- 
Bacillus  soll  sich  als  Proteus  ynlgaris  her- 
ausgestellt haben. 

Apath, Fl»  in  M^  Das  russische  Hunger- 
brot, von  dem  ktalidi  die  Bede  war,  seil  ans 
Ghenopodiumfrflchten  gebacken  gewesen  sein 
und  ein  torfähnliches  Aussehen  besessen  haben. 
Der  Gehalt  an  Stickstoffsubßtanzen  soll  ein 
bOhercgr,  nämlich  11,79  pGt  Eiweis,  als  beim 
Boggenbrot  (ca.  6  pCt.)  gewesen  sein. 


4n 


I  Analgen-Dr.-Vis  | 

•  D.  E.-P.  60806  nnd  65111.  ' 

Xiiii  nenes  üTerTlnnin    ! 

I  UiniBcli  nnd  prirRtArztlich  eifolgreich  eiprotit  gegen  I 

:  Oicht-  und  rhenmatische  Schmerzen,  Migräne,  Kenralgie  und  \ 
I    iBcbias.    Unangenehine  Nebenwirkangen  fehlen  vollständig.    I 

I  (Hediciniache  Wochen Bcbrift  Ni.  44,  Barlin,  S.  NoTemb«r  1892.)  1 

'  AntfBhrliche  Litentar  in  Diensten.  , 

I  Chemische  Fabrik  Dahl  &  Co.,  Bannen.         I 

von  PONCET,  Glashütten-Werke, 

Berlin  SO.,  P.  A.  16,  Eöpnioker-StnuiBe  64, 

ngene  QUshOttenwerke  Friediielisliaiii  IT.-L. 

nr 

Emailleschmelzerei  nnd 
Schriftmalerei 

ftuf  GHm>  mul  Tiiiinlltii  nnllMii. 

Fabrik  und  Lager 


Oeffiss«  und  VteBsllleB 

nn  pkRTUBeeitlMkea  9«linn«k 

•inpfehlen  deh  m  ToUitlndigen  Einiiebtoar  toq  Apotheken,  lowie  nr  Brginnng  einielne 

Aeeurats  AuMfOArvng  bM  Ovrehau»  MlUffMi  Pr«l««n. 

Dr.  Tbeodor  Sclmcliardt, 

Chemische  Fabrik,  Ctörlitz, 

offeiirt  nnter  Garantie  chemiacher  Beinheit  alle  chemischen  FrSparate  fOr  wissen BobafUicfaen, 
tecbniichen  and  medlelMlscb-phnraiMenU§elieD  Oebranch,  letztere  den  Anfoideningen  sAmmt- 
lichei  I^annacopoeen  eDtsprecbead. 

OiemlBeh  reine  Beafentlei,  allen  BediDgnngen,  wie  sie  Eranch,  Boeckmanu  etc.  stelien, 
Qenfire  leiatend. 

Alle  bJB  jetzt  dargeBtellten  Alcalolde  nnd  Gljcoside  von  anerkannter  Beinheit 

FBrbugSBiIttel  fflr  tnikroskopiscbe  Laboratorien. 

STcDCre  Speclallttten:  Aethylcblorid  in  Rdbrcbeo  mit  Capillarspitie.  Ägaridn, 
Benialdoiiui ,  Benienaphtol  (empfahlen  gegen  iDtcBtinal-Erankheiten),  Bromal,  Chlorpbenol 
(OrthomoDochlorphenol).  CondoraiiKiD.  Dijodthiopben,  Hypnol.  Jodtribromid,  JodtncÜorid,  Sali- 
cjiamid,  Selensanres  Kalium  und  Natrioia,  TelloTBanres  EBltnm  und  Natriam,  TbiOBinnamin,  etc. 

AbtheilunfT  fBr  Droguen:  GroEse  Aniahl  neuer  regetabilisclier  Hedicinaldrognen  ans  allen 
traDsatlautiecheii  Ländern.  —  AusfQhrliche  Preieconrante  und  SpeciaUiBten  stehen  n  Diensten. 

Fflr  wieaeuscbaftUche  Aiukllnfte  stehe  ioh  meinm  Freonden  jedeneit  gern  zur  Verfllgang. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche   Interessen 

der    Pharmacie. 

Heraasge^eben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und 


Dr.  Ewald  Geissler. 


...    . gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren 

Wiederholnngen  Preisenn&ssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 

Mitredaetenre :  Dr.  A.  Schneider-Dresden.  Dr.  H.  Tho  ms -Berlin. 


M^. 


Dresden,  den  9.  Februar  1893.  JiSüUÄ! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chemie  «ad  PhaniMle:  BUues  Getreide.  —  Hinweise.  —  KMaegräbrunff  und  K&aepilse.  ~  lieber  die 
Beaction  von  Coeefn-  and  Piloearplnsalx  mit  Galomel.  —  Hin  weis.  —  Sticksloifbestimmang  im  Salpeter  — 
Oewlnnnng  von  Guttapercha.  —  Hinweise  —  Hanna  von  Vyopornm.  —  Cancroin.  —  Zar  Gewinnung  von  Alliali- 
«arbonat  mlttelat  Elektrolyse.  —  Hinweise.  —  Thenpestlieke  MltthellsBf ea :  Ueber  das  Wesen  der  Inflaensa.  — 
Ammoniam  embellonm.  —  Ein  Zeichen  des  Todes.  —  Teehalsehe  MlUhellBBf en :  Ueber  Oasbeleachtang.  — 
Ueber  elektrisehe  Rflbensaftreinignng.  —  Ueber  die  Verwendung  von  MetaElnnsäure  —  Ueber  plattlrte  Bleebe.  — 
Mittel  gegen  Keaielateln.  —  Gapilaria.  —  Tenekledeae  VlitkellnBireB :  Darstellung  von  Cognac  in  Spanien.  — 
Coryl.  —  Ohioralose  ein  neues  Hypnottcum.  —  Geschmeidiges  Thilanin.  —  BIsmutum  salicyllenm  baslcum.  — 
Aarsa«gungaahlgkelt  der  gebräneblleberen  Verbaudstoflfe,  etq.  etc.  —  Brlefweelieel.  -  Amelgea. 

Cbeiiiie  und  Ptaarmacle. 


Blaues  Oetreide.  ^) 

Von  Th.  Waage. 

Einen  nicht  unwesentlichen  Unter- 
schied zwischen  Roggen  und  Weizen 
bildet  die  mehr  oder  minder  grüne  Farbe 
des  ersteren.  Nach  Körnicke'^)  beruht 
die  Färbung  des  Boggenkorns  vorzugs- 
weise auf  den  äusseren  Schichten  der 
Fruehtschale.  Bei  blauen  (grünen)  Kör- 
nern liegt  das  Blau  im  Inhalte  der  Kleber- 
zellen, es  wird  grünlich  durch  die  gelb- 
liche bis  gelbbraune  Tönung  der  äusseren 
Schichten  der  Schale.  Solche  blaue 
Körner  findet  man  sehr  häufig  im  Roggen, 
auch  wurden  bereits  Sorten  gezogen,  wo 

')  Während  der  Drac1<legung  dieses  Aufsatzes 
encbien  ein  Artikel  von  Krause  Ober  „Blau- 
gefärbte  Zellen  in  der  Eleberscbicht  von  Roggen- 
kömem"  (Ph.  C.  1892,  S.  684),  Da  dem  Ver- 
fasser die  mehrfachen  Angaben  Kömicke^^,  sowie 
die  eingehende  Bearbeitung  dieses  Gegenstandes 
durch  Beneehe  leider  unbekannt  geblieben  zu 
sein  scheinen«  ausserdem  irgend  welche  neuen 
Gesichtspunkte  darin  nicht  vorhanden  sind,  so 
babe  ich  dem  Nachfolgenden  nichts  hinzuzu- 
setxen. 

')  Arten  und  Varietäten  des  Getreides.  Bonn 
1685.    S.  118. 


der  grösste  Theil  der  Körner  diese  Farbe 
besitzt,  welche  nach  dem  Abreiben  der 
äusseren  Schichten  sehr  rein  hervortritt. 
Benecke  ^)  zeigte  dann,  dass  die  Bläuung 
den  Kleberkörnern ,  nicht  dem  übrigen 
Inhalte  eigen  ist  und  gründete  darauf  eine 
Methode  zur  Unterscheidung  von  Weizen- 
und  Roggenmehl,  da,  wie  wir  sehen  wer- 
den, beim  Weizen  nur  sehr  selten  blaue 
Kleberkörner  auftreten.  Es  giebt  nun  in 
der  That  wenige  Roggensorten,  die  nicht 
mindestens  einige  Körner  mit  bläulichen 
Kleberkörnchen  enthalten,  aber  es  kom- 
men doch  solche  vor  und  deshalb  ist  die 
Schüttelprobe  mit  Chloroform  zur  Ab- 
scheidung der  Kleberzellen  und  Identi- 
ficirung  derselben  auf  Grund  der  blauen 
bezieh  en tl i  ch  farblosen  K  leberkörnchen 
selbst  zu  dem  nur  selten  benöthigten 
Nachweise  von  Roggen-  in  Weizenmehl 
nur  mit  Vorsicht,  für  den  umgekehrten, 
gewöhnlichen  Fall  aber  nicht  zu  gebrau- 
chen, denn  ein  weisser,  keine  oder  wenige 
blaue  Kleberzellen  enthaltender  Bodensatz 
kann  ebensowohl  Weizen  —  der  überdies 

3)  Landwirthschaftl.  Versuchs-Stationen  188^. 
S.  338. 


74 


meist  ein  wenig  Koggen  als  gewöhnliche 
Verunreinigung  enthält  —  wie  auch  ein 
Brotgetreide  sein,  bestehend  aus  einem 
Gemische  von  Weizen  mit  einem  gewissen 
Zuschlage  von  wenig  blaue  Eleberzellen 
enthaltendem  Boggen.  Bezüglich  des  Ver- 
haltens der  Färbung  zu  Wasser  ist  zu 
bemerken,  dass  dieselbe  bei  Zusatz  von 
Wasser  wie  von  Glycerin  zu  den  mikro- 
skopischen Schnitten  entschieden  abnimmt 
und  nicht  nach  22  Stunden,  wie  Benecke 
(1.  c.  S.  340)  angiebt,  noch  ungeschwächt 
ist,  wie  man  sich  an  Nelkenölpräparaten 
leicht  überzeugen  kann,  und  letztere  haben 
auch  nach  etwa  2  Monaten  noch  lange 
nicht,  wie  1.  c.  angegeben,  die  Bläuung 
ein^ebüsst,  denn  mir  vorliegende,  über 
2  Jahre  alte  Präparate  zeigen  noch  deut- 
lieh blaue  Eleberzellen,  wenn  auch  die 
Intensität  der  Färbung  zweifelsohne  ab- 
genommen hat.  Kalilauge  färbt  die  blauen 
Körnchen  gelbgrün,  dann  gelb,  Salzsäure 
leuchtend  roth,  in  beiden  Fällen  tritt 
gleichzeitig  Lösung  des  Farbstoffes  ein. 

Bei  Weizensorten  sind  blaue  Kleber- 
körner bisher  nur  beim  Einkorn  von 
Benecke  (1.  c.  S.  349)  aufgefunden.  Des 
weiteren  gab  Körnicke  das  Auftreten 
krapprother  Körner  bei  einem  Triticum 
turgidum  an,  deren  Farbe  auf  dem 
leuchtend  rothen,  einen  Stich  ins  Blaue 
zeigenden  Inhalte  der  Kleberzellen  also 
wohl  den  so  gefärbten  Kleberkörnchen 
beruhte.  Ausserdem  wurde  durch  Witt- 
mack^)  ein  von  Hildehrandt  in  Abyssi- 
nien  gesammelter  braunvioletter  Weizen 
als  var.  Hildebrandti  beschrieben,  dessen 
Färbung  jedoch  wesentlich  in  dem  Inhalte 
der  Querzellen  liegt.  Auch  Körnicke 
nennt  diesen  Inhalt  gleichmässig ,  nicht 
gekörnelt,  jedenfalls  besitzt  also  dieser 
Weizen  getarbte  Kleberkörnchen  nicht. 
Dasselbe  dürfte  für  die  an  gleicher  Stelle 
von  Körnicke  erwähnten  (1.  c  S.  27)  zwei 
Varietäten  braun-  bis  purpurvioletter  Hart- 
weizen aus  Abyssinien  (var.  Schlimperi 
Kcke  und  var.  Arraseita  Höchst.)  zu- 
treffen. 

Häufiger  wie  beim  Weizen,  wenn  auch 
nicht  so  häufig  wie  beim  Boggen,  finden 
sich  bei  Gersten  blaue  Kleberzellen. 
Dem  Museum  der  Königl.  Landwirthschaft- 

"*)  MonatsBchrift  d.  V.  z.  Bef.  d.  Gartenbaues 
1879.    Octoberheft. 


liehen  Hochschule  zu  Berlin  ging  eine 
Gerste  zu,  welche  auffallend  grüne  Körner 
enthielt.  Zieht  man  diesen  nach  Ein- 
weichen in  Wasser  die  gelben  Spelzen 
ab,  so  erscheinen  zahlreiche  intensiv  blau, 
andere  bläulich.  Die  Färbung  betrifft  hier 
gleichfalls  die  Kleberkörnchen,  welche 
1  bis  4  Zelllagen  erfüllen,  doch  zeigt  zu- 
weilen auch  das  Plasma  schwache  Tinction. 
Es  kommt  demnach  nicht  nur  bei  nackten 
Gersten  eine  bläuliche  Farbe,  wie 
Körnicke  (1.  c.  S.  133)  angiebt,  sondern 
selbst  bei  b  e  s  p  e  1  z  te  n  Sorten  eine  blaue 
Färbung  vor.  Auch  bei  noch  anderen 
bespelzten  Gersten  habe  ich  eine,  aller- 
dings viel  geringere,  Blaufärbung  der 
Kleberkörnchen  ermitteln  können.  So  war 
dies  der  Fall  bei  einer  Gerste  aus  Ana- 
tolien  (Biledjik)  und  bei  einer  solchen 
aus  Bumelien  (Yeni-Zagra) ;  an  deutschen 
Chevalier-  und  Imperialgersten  wurde  da- 
gegen bisher  von  mir  eine  Bläuung  nicht 
aufgefunden.  Benecke  (1.  c.  S.  351)  sah 
eine  solche  von  grosser  Intensität  bei 
einer  griechischen  sechszeiligen  Gerste. 

Am  interessantesten,  weil  verschieden- 
artigsten ist  die  Färbung  beim  Mais. 
Die  Körner  desselben  zeigen  neben  dem 
reinsten  Weiss  bekanntlich  die  mannig- 
fachste Färbung:  Gelb,  Both,  Braun,  Blau. 
Lila,  Violett  und  Grün,  auch  farbige  Streif- 
ung oder  Flecken,  selbst  schwarzkörnige 
Sorten  werden  erwähnt,  doch  würde  diese 
Färbung  treffender  als  ein  tiefes  Roth 
beziehentlich  Violett  bezeichnet.  Diese 
Farben  werden  theilweise  durch  die  Färb- 
ung der  Kleberkörnchen  allein  (die  blauen 
bis  violetten  Tönungen),  theilweise  durch 
Membranfärbungen  der  Fruchtschale  (na- 
mentlich Gelb  und  Roth),  theilweise  end- 
lieh durch  Combination  beider  hervor- 
gebracht. Der  sogenannten  schwarzen 
Farbe  liegt  tiefe  Violettfärbung  der  Kleber- 
körnchen und  dunkelrothe  Tinction  der 
Fruehthülle  zu  Grunde.  Von  diesem  all- 
gemeinen Verhalten  ist  nur  eine  durch 
Körnicke  beschriebene  Ausnahme  bekannt. 
Es  handelt  sich  um  krapprothe,  d.  h.  rothe 
Maiskörner,  welche  einen  Stich  ins  Blaue 
zeigen.  Diese  Färbung  hat  ihren  Sitz 
ausschliesslich  in  der  Fruchthülle,  aber 
nicht  in  den  Zellwänden,  vielmehr  ist  der 
Zellinhalt  gleichmässig  gefärbt.  In 
Wasser  betrachtet,   wird  die  Farbe  bald 


76 


schmntzigblau,  mit  Salzsäure  sofort  roth, 
mit  Alkalien  gelbgrün;  den  Reactionen 
nach  scheint  «ilso  dieser  Farbstoff  von 
^em  der  Eleberkörnchen  nicht  sehr  ver- 
schieden, vielleicht  auch  mit  den  Antho- 
cjanen  verwandt  zu  sein,  womit  überein- 
stimmen würde,  dass  nach  Körnicke  bei 
der  Ausbildung  dieser  Färbung  das  Licht 
mitwirkt.  Benecke  fand  nur  in  einem 
von  ihm  untersuchten  Papageien-Mais  an 
den  bunten  Stellen  violette  auch  blaue 
uDd  rothe  Kleberkömchen. 

Von  mir  untersuchte  zahlreiche  bunt- 
körnige JMaissorten  zeigten  in  Bezug  auf 
den  Ursprung  ihrer  Färbung  ein  den 
obigen  Typen  entsprechendes  Verhalten. 
Bevor  ich  jedoch  das  Specielle  anführe, 
möchte  ich  noch  bezüglich  der  sogenann- 
ten schwarzen  Sorte  bemerken,  dass  man 
als  Zea  Mais  var.  nigra  Alef.  bald  Körner 
findet,  die  neben  rotber  MembranfUrbung 
violette  Eleberkörnchen  besitzen,  während 
anderen  nur  die  tiefrothe  MembranfUrbung 
eigen  ist.^)  Bei  einiger  Aufmerksamkeit 
ist  auch  makroskopisch  ein  deutlicher 
Unterschied  in  der  Färbung  wahrnehm- 
bar. Da  man  nun  aber  beide  Sorten 
untereinander  findet,  so  dürfte  damit  kein 
hinreichender  Grund  vorhanden  sein, 
diese  Varietät  zu  theilen. 

Es  wurden  untersucht  von  Zea  Mais: 

I.  ExcellensAl.  xNusgezeichneterMais. 
Var.  involuta  Kcke.    Spelzenmais. 
Körner  sämmtlich  tiefroth  durch  rothe 
Membran färbung  der  Fruchtschale. 

Var.  mirabilis  Kcke.  Eothgestreifter 
Cuzco-Mais.  Sämmtliche  Körner  der 
Kolben  gelb-roth  gestreift  durch  Mem- 
branförbung. 

II.  Saccharata  Kcke.    Zuckermais. 
Var.    variodulcis    Kcke.      Bunter 
Zuckermais.      Körner    theils    gelb, 
theils  grünblau  durch  schmutzigblaue 
Kleberkörnehen. 

III.  Dentiformis  Kcke.  Pferdezahnmais. 

Var.  pyrodon  AI.  Eother  (brauner) 

Pferdezahnmais.   Körner  roth  durch 

Membranfärbung  der  Fruchtschale. 

Var.  striatidens  Kcke.  Weisser  (gel- 

^)  Ganz  8cb  wach  bläaliche  Färbung  der  Eleber- 
körnchen, welche  bei  weniger  starker  VergrÖsser- 
ung  den  Zellinhalt  nnr  gelblieh  erscheinen  lässt, 
blieb  nnb^nioMehtigt. 


ber)    rolhgesfcreifter  (kürbissaraiger) 
Pferdezahnmais.  Bothe  Streifen  durch 
Membrani&rbung  verursacht. 
IV.  Microhperma  Kcke.  Kleinkörniger 
MaJs. 

Var.  haematornis  AI.  Kleiner,  ro- 
ther, rund  körniger  Mais.  Membran- 
farbung. 

Var.  melanornis  Kcke.  Kleiner, 
schwarzer,  rundkörniger  Mais.  Körner 
tief  blutroth  mit  einem  Stich  ins  Vio- 
lette. Bothe  Membraof&rbung,  roth- 
violette  Kleberkörnchen. 

Var.  lilacina  Kcke.  Kleiner,  lila- 
farbener(siciliani8cher  Bastard-)  Mais. 
Körner  theils  gelb,  theils  hdlviolett 
oder  grünblau.  Die  beiden  letzteren 
Färbungen  werden  durch  blaue  bis 
blauviolette  Kleberkömchen  verur* 
sacht. 

Var.  caerulea  Kcke.  Kleiner,  blauer, 
dickkolbiger  (Kaldar)  Mais.  Körner 
grünlichblau,  theilweise  etwas  violett 
durch  intensiv  blaue  Kleberkörnchen. 

Var.  poikilomis  Kcke.  Kleiner, 
buntkömiger  (Perl)  Mais.  Körner 
gelb,  roth  (beides  Membranfärbnng), 
schmutziggrünblau  (Membran  gelb, 
Kleberkörnchen  blau),  oder  violett 
(Membran  roth,  Kleberkömchen  blau). 
V.  Vulgaris  Kcke.    Gemeiner  Mais. 

Var.  rubra  Bonaf.  Rother  Mais. 
Körner  sämmtlich  dunkelroth  durch 
Membranfärbung;  jedoch  wurde  bei 
einem  rothen  Mais  aus  Angola  eine 
schwache  Bläuung  der  Kleberköm- 
chen beobachtet. 

Var.  nigra  Alef.    Schwarzer  Mais. 

a)  Körner  tief  blutroth.    Membran- 

färbung. 

b)  Körner  tief  weinroth  durch  rothe 

Membranfärbung    und    violette 
Kleberkömchen. 
Var.  violacea  Kcke.  Violetter  Mais 
mit  weissen  Spelzen.    Körner  grün- 
blau, einige  etwas  violett.    Kleber- 
kömchen schmutzigblau. 

Var.  peruviana  Wittm.  Peruani- 
seher schwarzer  Mais. 

a)  Körner  violett,  oder  violett  ge- 

fleckt   durch    violette    Kleber- 
kömchen. 

b)  Kömer  dunkelgrünblau,    oft  ins 

Violette   gehend.     Kleberkörn- 


76 


eben  entsprechend  schmutzig- 
blau  bis  violett. 
Var.  nigrorubra  Kcke.  Gemeiner 
schj^arz-  und  rothkörniger  (syrischer) 
Mais.  Sämmtliche  Körner  der  Kolben 
tief  blut-  oder  weinroth,  oft  mit 
hellerem  Scheitel.  Membranfärbung 
der  Fruchtsehale  roth,  Kleberkörn- 
chen blau  bis  violett.  Am  Scheitel 
letztere  farblos,  Membranfärbung  bell- 
roth. 

Var.  muhicolorAl.  Gemeiner  bunter 
Mais.    Körner  meist  blassgelb,   ein 
Theil    röthlich    (Membranrärbung), 
einige   blassviolett  (violette   Kleber- 
körnchen). 
Auch   die  bläuliche  Färbung  ^   welche 
die  Früchtchen   der   meisten  Sorten  von 
Pennisetum  spicatum,  der  Negerhirse,  be- 
sitzen, hat  ihren  Grund  in  winzigen  blauen 
Proteinkörnchen,  was  schon  Körnicke  ver- 
muthete,  ohne  es  gesehen  zu  haben  (I.  c. 
S.  287).    Bei  anderen  Getreidearten  sind 
bisher  gefärbte  Kleberkörnchen  nicht  auf- 
gefunden worden. 


Ueber    die    Mt^oransorten   des    Handels. 

Von  G.  Hupp.  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1892, 
681.  Der  gepulvert  in  den  Handel  kommende 
Hajoran  Tför  die  Wurstfabrikation)  giebt  mit- 
unter in  Folge  ungenügender  Befreiung  von  Sand 
und  Erde  sehr  grossen  Aschenrfick stand.  Die 
Grossherzogl.  Badische  Lebensmittelprüfungs- 
station zu  Karlsruhe  hat  deshalb  dem  Ministe- 
rium bezüglich  der  Regelung  der  „Majoran frage" 
in  Vorschlag  gebracht,  dass  als  höchster  zu- 
lässiger Gehalt  an  Asche  beziehentlich  an  Sand 
gelten  solle :  für  zerschnittenen  und  gepulverten 
deutschen  Majoran  10%  Asche  mit  2%  Sand; 
für  dergl.  französischen  12,5%  Asche  mit  2,5% 
Sand;  für  deutschen  blättermajoran  14,5%  Asche 
mit  2,5%  Sand;  für  französischen  Blättermajoran 
16,5%  Asche  mit  3,5%  Sand.  Die  Asche  des 
deutschen  Majorans  zeichnet  sich  vor  derjenigen 
des  französischen  dadurch  aus,  dass  sie  reicher 
an  Mangan  ist,  als  die  des  letzteren,  so  dass  die 
Asche  des  deutschen  Majorans  meist  grün  aus- 
sieht, während  die  Asche  des  französischen  meist 
weiss  oder  grau  ist.  s. 

Untersaohangen  Über  die  Fai'ben  einiger 
Insecten«  Von  A.  B.  Griffiths.  Compt.  rend- 
1892,  Nr.  115,  S.  958,  nach  Chem.-Ztg.,  Repert. 
1892,  Nr.  33.  Die  Flügeldecken  der  Lepidop- 
teren  und  anderer  Insecten  enthalten  Farbstofil^, 
Ton  denen  bisher  nur  das  gelbe  Pigment  der 
Flügel  einiger  Lepidopteren  von  Hopkins  unter- 
sucht worden  ist  Griffiths  hat  neuerdings  in 
dem  grünen  Pigment  eine  Säure  aufgefunden, 
die  er  Lepi dop ter säure  CnHitNgOio  nennt. 

Th. 


K&seg&hrung  und  Kftsepilze. 

Der  Käse  sowohl  wie  die  zur  Bereitung 
des  Käses  dienende  Milch  sind  vorzüg- 
liche Nährböden  für  höhere  und  niedere 
Pilze;  man  findet  daher  sowohl  in  der 
sauren  Milch ,  als  auch  im  frischen  und 
alten  Kä^e  eine  grosse  Zahl  verschiedener 
Pilzformen,  welche  theils  saprophytisch 
auf  dem  Nährboden  leben,  theils  indiflFe- 
rente  Zersetzungen  verursachen ,  theils 
aber  auch  solche  Zersetzungsproducte  er- 
zeugen, die  dem  entsprechenden  Käse 
eigenthümlich  sind  und  Geruch,  Geschmack 
und  Farbe  des  Käses  hervorbringen.  Die 
Milchpilze  gehen  natürlich  mit  in  den 
Käse  über  und  bleiben  hier  entweder  bei 
der  Käsegährung  activ  betheiligt,  ver- 
ursachen das  Beifen  des  Käses,  oder  gehen 
in  kürzerer  oder  längerer  Zeit  zu  Grunde. 

Von  Saccharomyceten  finden  sich  fol- 
gende Arten: 

Saccharomyces  galacticola  in  Milch 

und  Käse. 

cerevisiae  desgl. 

albus  rotundus  desgl. 

mycoderma  desgl. 

glutinis  desgl. 

marcianus  in  Milch. 

exiguus  in  Milch. 

niger  in  Milch  und  Käse. 

ruber  in  Milch. 

Von  den  Gonidien- Formen  der  Fungi 
imperfecti  etc.  findet  man  sehr  häufig^ 
die  folgenden: 

Monilia  Candida. 
Torula  case'i  Cohn. 
Oidium  lactis. 
album. 

rubeus  Lk. ,   verursacht  auf 
Käse  u.  Milch  rothe  Flecke. 
monilioides  Lk. 
aurantiacum  auf  Fromage  de 
Brie. 
Torula  olivacea  auf  Kuhkäse. 
Isaria  sulfurea  auf  Kuhkäse. 
Sporotrichum   lactis,    bildet  grünen 
Bahm. 
Die  Familie  der  Perisporieen  hat  zahl- 
reiche Vertreter,   welche  überall  in  der 
Natur  vorkommen,   so  findet  man  auch 
hier: 

Penicillium  glaucnm  (crustaeeum). 
V  cladosporioides. 


»1 


n 


1' 


u 


1t 


»1 


1  •> 


»7 


11 


11 


11 


77 


PeBieiUiBifi  repeus  (Cooke). 

atrobmnenm. 

aureoiD. 
Gnroti&m  berbariorum. 


t^ 


n 


»» 


?i 


•» 


„         repeus. 
Aspergillus  ocbracetts. 
glanens. 

albus  (W'ilbelm). 
ßa?B8  (Bretow). 
elaTatitö  (Dasnez). 
fulmigatus. 
niger  (v.  Tiegh.). 
ZygomycetexhSporen  finden  sich  über- 
all in  der  Lofi  und  entwickeln  sich  anf 
Mikh  und  feuchtem  Käse,  es  finden  sieh 
folgende  Arten: 
Mncor  mucedo. 

bifidus  (Fres). 
ramosQs  (Buls.). 
racennosus  (Fres.)* 
Seltenere  Funde  sind: 
Botrytis  cinerea  (Pers.). 
,,        bassisna  (Buls.). 
Cladosporium  berbarum. 
DematiuDi  putlulans. 
Triehotheeiun>  domesticum  (Fr.)  auf 

Käse. 
„  roseum  (Lk.). 

Fusarium  lactis  (Pirotta). 
Diciyostelium  raucorioides  (Bref.). 
Die  patbogenen  Schimroelpilze  der  Haut- 
krankheiten sind  bis  jetzt  mit  Kcherheit 
nicht  in  JMilch  und  Käse  gefunden,  die 
Keime  dieser  Pilze  kommen  jedoch  ge- 
legentlich in  der  Luft  Tor  und  können 
dann  auch  auf  Käse  vegetiren,  ee  sind 
dieses  die 

Fa^ns- Pilze  s»  Achorion  SchOnleinii. 
Herpes-Pilze  >=  Trichophyton  tonsurans. 
Pityriasis-Pilze  =  Microsporon  furfur. 
Man  findet  die  hier  aufgezählten  Pilze 
in  Milch,  wenn  solche  unreinlich  aufge- 
sammelt, in  unsauberen  (üefössen  nnd  in 
schlecht  yentilirten  Kellern  etc.  aulbewahrt 
wird.  In  frischer  Milch  kommen  die 
Schimmelpilze  und  Hefen  daher  selten 
Tor,  mehr  in  älterer  Milch  und  vorzugs- 
weise dann,  wenn  die  Milch  zur  Gewinnung 
Yon  sanrem  Bahm  ftlr  Butter-  und  Käse- 
kereitung  längere  Zeit  aufbewahrt  bleibt; 
^agegen  finden  sieh  die  sämmüichen  Pilze 
im  Käse,  iheils  im  Innern,  theils  auf  der 
Aiissenfläehe.  Bier  sind  die  Schimmel- 
pilze an  der  Geschmacksbildung  und  an 


dem  Beifungsprocess  diieet  betbeiligi 
Ein  eigenibtiraticher  Vorgang  ist ,, die  Fett* 
bildung'Vim  Magerkäse  durch  Schimmel* 
pilze. 

Man  beobaehtet,  dass  die  Sebimmetpilze 
in  bestimmten  Nährlösungen  aflmab 
grössere  Mengen  Fett  sowohl  aus  Aibami- 
naten,  als  aus  Kohlenhydraten  bilden;  die 
Fetlbildung  ist  um  so  reichlicher,  je  leb- 
hafter das  Wachstbum,  je  reicher  die 
Nährlösung  an  Nährstoffen  und  je  ener- 
gischer die  Besplration  vor  sich  geht. 

In  armen  Nährlösungen  wächst  ein  fett- 
armer Schimmel,  in  den  LuftmyceÜeo, 
wo  wir  cKe  kräftigste  Respiration  finden, 
entsteht  der  giösste  Fettreichthum,  be- 
sonders in  den  fettreichen  Sporen. 

Die  Nährlösungen  selbst  haben  keinen 
Einfluss  auf  die  Menge  des  gel^ldeten 
Fettes  insofern,  als  sich  die  Pilze  gleich 
gut  in  den  verschiedenen  Salzlösungen 
entwickeln,  dagegen  besteht  ein  Unter- 
schied, ob  man  diesen  Nährlösungen  noch 
Zusätze  von  Peptonen,  Albuminaten  oder 
Kohlenhydraten  macht.  Die  grösste  Menge 
Fett  wird  aus  einer  Mischung  von  Eiweiss 
und  Zucker  erhalten.  Folglich  sind  die 
frischen  Käse,  welche  neben  Casein  kleine 
Mengen  Milchzucker  enthalten,  sehr  ge- 
eignet fOr  die  Fettbildung  durch  Schimmel- 
pilze. Es  können  zwei  Arten  von  Fett- 
bildungen in  dem  Käse  entstehen,  ent- 
weder bildet  sich  dasFett  nur  im  Pilzmycel, 
oder  die  feinen  Mycelfädcn  setzen  sich 
durch  die  Käseschicht  von  aussen  nach 
innen  fort,  und  bilden  auch  in  den  an- 
grenzenden Lagen  das  Casein  in  Fett  um. 
Das  letztere  scheint  selten  vorzukommen, 
überhaupt  muss  man  nicht  glauben,  dass 
nun  durch  diese  Fettbildung  ein  Mager- 
käse von  2pCt.  Fett  zu  einem  Fettkäse 
mit  30  bis  40  pCt.  gebildet  werden  kann. 
Die  höchste  Anreicherung  schwankt  immer 
nur  in  einem  Spielraum  von  einigen  Pro- 
centen,  trotzdem  ist  diese  Fettbildung  nicht 
nur  interessant,  sondern  auch  wichtig  für 
den  Beifungsprocess  des  Käses. 

Das  Beiiwerden  wird  durch  verschie- 
dene Gährungen  bewirkt,  und  die  letzteren 
hängen  von  den  specifischen  Pilzen  ab» 
welche  absichtlich  zugesetzt  oder  zufällig 
in  den  Käsequark  hineingerät hen  sind. 

Ohne  Pilze  wird  das  Casein  wenig  ver- 
ändert werden,  nnd  das|  es  sieh  verändert. 


78 


Jiängt  von  der  Entwickelung  der  bis  jetzt 
betrachteten  „Schimmelpilze'',  aber  in 
höherem  Grade  von  der  Entwickelung 
bestimmter  Spaltpilze  ab. 

Die  Spaltpilze  erzeugen  das  Beifwerden 
der  Eäpse  im  Innern;  es  sind  facultativ 
anaerobe  oder  exquisit  anagrobe  Arten, 
die  bei  Luftabschluss  das  Case'in  langsam 
zersetzen. 

Das  Gasem  verhält  sich  diesen  Pilzen 
gegenüber  wie  das  Albumin;  durch  die 
Lebensprocesse  entstehen  erstens  Fermente 
und  zweitens  Zersetzungsproducte  der 
Eiweissmoleküle.  In  allen  Fällen  findet 
die  Peptonisirung  der  Albuminate  statt, 
welche  dann  weiter  in  eine  Spaltung  der 
Peptone  verläuft  unter  Abseheidung  von 
Amidosäuren.  Leucin  und  Tyrosin  sind 
die  ersten  Spaltungsproducte,  welche  sich 
weiter  in  freie  Fett-.resp.  aromatische 
Säuren  zerlegen.  Dann  kommen  in  jedem 
Casein  verschiedene  Lecithine  vor,  welche 
ebenfalls  gespalten  werden  und  direct  Fett- 
säure-Glyceride  bilden  können.  Die  Gähr- 
ungen  verlaufen  verschieden,  ob  man  den 
Käse  an  der  Luft  liegen  oder  in  Töpfen, 
ob  bei  niederer  oder  höherer  Temperatur 
gähren  lässt.  Sind  die  Käse  zusammen 
gepackt  und  in  verschlossene  Gefässe 
gelegt,  so  tritt  eine  Selbsterwärmung  bei 
Luftabschluss  ein. 

Wenn  die  Gährungen  weiter  schreiten, 
so  zerfallen  die  vorhandenen  Fette  unter 
theilweiser  Zersetzung  der  Fettsäuren. 
Die  Glyeerinate  der  Oel-,  Stearin-  und 
Palmitinsäuren  zerlegen  sich  unter  Wasser- 
aufnahme in  freie  Säuren  und  freies  Gly- 
cerin.  Die  Stearin-  und  Palmitinsäure 
werden  grösstentheils  weiter  zerlegt, 
-Während  die  Oelsäure  fast  völlig  erhalten 
bleibt. 

Man  kann  sterilisirten  Käse  aufbewahren, 
80  dass  derselbe  keine  Zersetzungen  er- 
leidet; es  findet  dann  kein  Reifungsprocess 
statt,  und  solches  Gasß'la  kann  man  zur 
Untersuchung- der  verschiedenen  Pilze  be- 
nutzen, indem  man  die  aus  reifem  Käse 
gezüchteten  Arten  auf  dem  Casein-Nähr- 
hoden  weiter  cultivirt.  Es  hat  sich  gezeigt, 
dass  die  meisten  Arten  facultativ  anaerob 
wachsen  und  Gase  erzeugen.  Im  Anfang 
bildet  sich  reines  Wasserstoffgas,  später 
tritt  neben  diesem  auch  noch  Kohlensäure 
Auf.    So  erklären  sich  die  grossen  Löcher 


im  Käse,  welche  als  Gasblasen  aufzufassen 
sind.  Eine  genaue  Kenntniss  der  ein- 
zelnen Arten  fehlt  bis  jetzt,  da  erst  sehr 
wenige  Bacterien  aus  den  verschiedenen 
Käsearten  cultivirt  wurden.  Ein  ganz 
alter  fauler  Käse  besteht  fast  nur  aus 
Bacterien,  Ammonsalzen,  Leucin  und 
Tyrosin. 

Für  den  Hygieniker  ist  eine  genaue 
Kenntniss  der  Schimmelpilze  des  Käses 
nothwendig,  weil  verschiedene  Arten  im 
Stande  sind,  Krankheiten  zu  erzeugen. 

Ein  Saccharomyces  ruber,  von  Schaffer 
in  Schweizer  Hauskäse  gefunden,  erzeugjb 
nach  Demme  bei  kleinen  Kindern  Durch- 
fall und  Darmkatarrh.  Die  Oidium-Arten 
stehen  im  Verdacht  der  Aphthenbildung 
bei  Kindern.  Es  scheint  verschiedene 
Soorpilze  zu  geben,  die  iheils  als  Oidiiim- 
Form,  theils  als  Hefenübergänge  auftreten. 
Die  Oidium-Form  ist  variabel  und  als 
Entwickelungsstadium  hat  dieselbe  keinen 
morphologischen  Werth,  weil  die  Mutter- 
pilze, denen  die  Oidium-Formen  angehören, 
an  sich  zu  verschieden  sind. 

Die  Penicillium -Formen  werden  man- 
chem Käse  in  Gestalt  von  verschimmeltem 
Brot  zugesetzt;  es  giebt  derartige  Käse, 
die  im  Innern  vollständig  grün  gefärbt 
sind.  Diese  Pilze  sind,  in  grosser  Menge 
genossen,  ebenfalls  giftig,  und  werden 
noch  giftiger,  wenn  sich  die  Arten  von 
Aspergillus  hinzugesellen.  Vor  Allem  ist 
der  Aspergillus  fulmigatus  zu  meiden,  der 
recht  unangenehme  Krankheitsfälle  er- 
zeugen kann. 

Dagegen  sind  die  schwarzen  Pilze,  die 
Mucorarten  und  die  schwarze  Hefe  un- 
schädlicher; auf  einigen  Hauskäsen 
wachsen  die  schwarzen  Pilzformen  in 
solcher  Menge,  dass  die  ganze  Aussen- 
Seite  des  Käses  geschwärzt  erscheint 

Man  hat  bereits  versucht,  durch  Aus- 
wahl der  verschiedenen  Käsepilze,  ßein- 
cultur  derselben  und  Zusatz  dieser  Oul- 
turen  zu  dem  frischen  Käse,  die  speciellen 
Delicatesskäse,  welche  aus  dem  Auslande 
zu  uns  kommen,  auch  in  Deutschland 
nachzumachen.  Hierdurch  hat  die  KäserM 
einen  grossen  Aufschwung  genommen. 
Die  Einzelheiten  dieses  Verfahrens  sollen 
im  nächsten  Artikel  näher  erörtert  werden. 

Marpmann  -  Leipzig. 


79 


üeber   die  Reaction   von   Cocain- 
und  Pilpcarpinsalz    mit   Calomel. 

Der  „BOekblick  auf  die  Pharmacie  im 
Jahre  1892"  kommt  (Ph.  C.  1893,  Nr.  2, 
S.16)  anf  die  Gocain-Beaction  za  sprechen, 
welche  darin  besteht,  dass  ein  Gemisch 
von  Cocainsalz  mit  Calomel  in  feuchter 
Luft  oder  durch  Anhauchen  schwarz 
wird.  Meine  im  30.  Jahrgang  der  „Zeit- 
schrift itlr  analytische  Chemie*'  (8.  264) 
hierzu  veröffentlichte  Goromentation  ist 
bisher  überall  sonstwo,  mit  Stillschweigen 
übergangen  worden.  Ich  fügte  meinem 
karzen  Bericht  über  die  Beaction  eine 
bestätigende  Bemerkung  auf  Grund  eigener 
Versuche  und  Folgendes  zu:  „Wahr- 
scheinlieh  bildet  sich  unter  Abscheidung 
Ton  Quecksilber  (Lapsus  calami,  ich  halte 
es  für  Quecksilberoxydul.  W.  L,)  ein 
Doppelsalz  von  Quecksilberchlorid  und 
Cocainchlorid.  Die  Beaction  ist  je- 
doch nicht  für  das  Cocainhydro- 
Chlorid  allein  charakteristisch, 
Pilocarpinhydrochlorid  giebt 
dieselbe,  wie  ich  gefunden  habe, 
noch  intensiver.  Bei  dem  Mangel 
an  Beactionen  für  das  letztere  Salz  dürfte 
die  Entdeckung  des  Beductionsvermögens 
desselben  gegen  Calomel  von  Werth  sein.'' 

Derselben  Ansicht  bin  ich  noch  heute, 
kann  leider  aber  auch  heute  die  betreffen- 
den Beactionen  noch  nicht  experimentell 
verfolgen.  Vielleicht  geschieht  dies  jetzt 
von  anderer  Seite.  w.  ijme. 


Zur  Kenntniss   des   Formaldehjds«    Von 

A.  Kehde.  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXV,  2435. 
Das  Interesse  fflr  den  Formaldehyd  ist  mit 
Böcksicht  auf  die  mannigfachen  organischen 
Synthesen,  die  mit  demselben  ansgeffihrt  wer- 
den kennen  und  mit  Räcksicht  darauf,  dass 
dieser  EOrper  in  wässeriger  LOsung  znr  Zeit 
im  Handel  leicht  beschafft^  werden  kann ,  ein 
grösseres  geworden. 

KekuU  ba^.  nnn  die  physikalischen  Eigen- 
schaften des  Formaldehyds,  welche  bisher  nur 
Tmvoilkommea  bekannt  waren,  untersucht.  Wenn 
man  den  gasförmigen  Formaldshyd,  so  wie  er 
durch  Erhitzen  seiner  festen  polymeren  Modi- 
fication  entsteht,  aus  möglichst  trockenem  Mate- 
rial darstellt  und  das  bas  durch  ein  Gemisch 
von  fester  Kohlensäure  und  Aether  stark  ab- 
kllhlt,  80  verdichtet  sich  der  Monoformaldehyd 
äIs  wasserhelle,  leicht  bewegliche  Flüssigkeit. 
Der  Siedepunkt  derselben  liegt  bei  — 2lo;  das 
specifische  Gewicht  betrfigt  bei  -80°  ==  0,9172, 
bei  -20«>  =  0,Ö153.  —  Der  flüssige  Monoform- 
aldehyd erleidet  sehr  leicht  Polymerisation.    Th. 


im  Salpeter. 

Von  Ä*  Devcurda, 

Verfasser  bat  die  Stutzer' ech^  Bestimmungs* 
methode,  nach  welcher  die  Ueberführung  der 
Salpetersäure  in  Ammoniak  mittelst  Alumi- 
niumblechs in  alkalischer  Lösung  bewerk- 
stelligt wird,  dahin  abgefiadert,  dass  er  neben 
Aluminium-  auch  Zinkpulver  verwendet.  Die 
Metalle  werden  zu  einer  Legirung,  die  aus 
Aluminium ,  Zink  und  Rupfer  besteht,  ver-, 
arbeitet,  und  zwar  nimmt  man  45  Tb.  Alumi- 
nium, 50  Th.  Kupfer  und  5  Th.  Zink.  Diese 
Legirung  zeichnet  sieb  durch  so  grosse  Sprö- 
digkeit  aus,  dass  dieselbe  leicht  (wie  Glas), 
fein  und  gleichmässig  gepulvert  werden  kann. 
Ein  weiterer  Vortheil  dieser  Legirung  besteht 
darin,  dass  das  nach  bewirkter  Reduction, 
noch  zurückbleibende  Kupfer  in  Staubform 
ein  ruhiges  Sieden  ohne  Stossen  bei  der 
Destillation  bedingt. 

Zur  Ausführung  der  Methode  verfährt  man 
wie  folgt:  10g  Salpeter  werden  zu  1  L  gelöst 
und  50  com  Lösung  (es  0,5  g  Salpeter)  in 
einen  600  bis  1000  ccm  i^Bs^ndeuErlenineyer- 
sehen  Kolben  gebracht,  mit  ca.  60  ccm  Wasser, 
5  ccm  Alkohol  und  40  ccm  Kalilauge  vom 
spec.  Gew.  1,3  versetzt.  Hierauf  fügt  man 
2  bis  2,5  g  der  obigen  Legirung  in  Pulver- 
form hinzu  und  verbindet  den  Kolben  sofort 
mit  dem  Destillirapparat.  Man  leitet  nun  die 
sonst  nur  langsam  eintretende  Reaction  durch 
gelindes  Erwärmen  ein  und  überlässt  das 
Ganze  sieh  selbst.  Nach  einer  halben  Stunde 
ist  die  Reaction  im  Wesentlichen  beendet,, 
was  sich  daran  zu  erkennen  giebt,  dass  nun 
die  Wasserstoffentwickelung  aufhört  oder  sehr 
schwach  wird.  Man  erwärmt  nun  neuerdings 
und  beginnt  mit  dem  Destiliiren,  das  Anfangs, 
so  lange  noch  geringe  Mengen  von  Zink  vor- 
handen sind  (ca.  10  Minuten),  langsam,  dann 
aber  so  lebhaft  erfolgen  muss,  dass  in  der 
Vorlage  eine  Dampfausströmung  bemerkbar 
wird.  Die  ganze  Destillation  dauert  nicht 
länger  als  20  Minuten,  von  Beginn  des 
Kochens  au  gerechnet.  Das  entweichende 
Ammoniak  wird  in  Schwefelsäure  aufgefangen 
und  in  bekannter  Weise  bestimmt.  Th. 

Chem,'Ztg.  1892,  S.1952. 

Safranbestäubung';  Hanausek:  Zeitschr.  f. 
Nahrungsm.-Untersuch.  1892,  489.  H.  bestätigte, 
von  HerM  aufmerksam  gemacht,  eine  vorkom- 
mende Bestäubung  des  Safrans  mit  Mehl.  Zur 
mikroskopischen  Prüfung  legt  man  die  Proben 
am  besten  in  Olivenöl.  s. 


80 


Gewinouiig  von  Oattafrerelia. 

Seitdem  im  Jal)rel843  die  Venrendbarkeit 
der  Guttapercha  aU  IsoKrmaterial  für  elek- 
trische LeitQDgeQ  beobachtet  warde,  ist  die 
Einfuhr  derselben  von^OOO  kg  im  Jahre  1845 
auf  14,000  kg  (1851),  300,000  kg  (1885) 
und  ca.  3,000,000  kg  (1890)  gestiegen. 

Bei  diesem  enormen  Verbrauch  und  der 
ühlichen  mit  Opferung  der  Bftume  verbun- 
denen Gewinnungsart  der  Guttapercha  mnsste 
der  Preis  ein  stetig  steigender  sein. 

Die  in  französischen  Besitzungen  in 
Hinterindien  unternommenen  Versuche,  die 
Guttapercha  liefernden  Bäume  zu  kultiviren, 
scheinen  Erfolge  zu  versprechen,  immerhin 
wird  aber  noch  eine  lange  Zeit  vergehen,  bis 
diese  Anpflanzungen  ertragafähig  sind. 

SeruUas  und  Jungfleisch  haben  deshalb 
Versuche  angestellt,  durch  eine  rationelle 
Gewinnungsart  der  Guttapercha  der  weiteren 
Vernichtung  der  jetzigen  Best&nde  entgegen- 
zaarbeiten.  Nach  den  Erfahrungen  der  beiden 
Forscher  ist  die  grösste  Menge  der  Gutta- 
percha gar  nicht  im  Stamm  und  den  Zweigen 
der  Bäume,  sondern  in  den  Blättern  enthalten, 
ans  denen  sie  durch  Eztraction  gewonnen 
irerden  kann.  Die  getrockneten  Blätter  wer- 
den mit  Toluol  behandelt  und  das  Lösungs- 
mittel von  den  erhaltenen  AuszGgen  mittelst 
Wasserdampf  wieder  abdestillirt.  Die  zurück- 
bleibende, durch  Chlorophyll  grünlich  ge- 
färbte Guttapercha  steht  nach  den  Versicher- 
ungen von  SeruUas  und  Jungfleisch  in  der 
Güte  dem  bisherigen  Product  in  keiner  Weise 
nach.  Ein  ausgewachsener  Baum  soll  jährlich 
etwa  11  kg  getrocknete  Blätter  und  daraus 
ungefähr  1  kg  Guttapercha  liefern,  ohne  dass 
das  weitere  Wachsthum  des  Baumes  dadurch 
gestört  wäre. 

Nach  dem  bisherigen  Verfahren  wurden  die 
Bäume  gefällt  und  dabei  nur  100  bis  250  g 
Guttapercha  von  einem  Baume  erhalten. 

Wenn  sich  alle  diese  Angaben  beiftätigen, 
so  kann  man  für  die  Gewinnung  der  Gutta- 
percha die  besten  Hoffiaungen  hegen.       g, 

Ind.'BUttter. 

Uefoer€blor«form-Teniiirelnigiingen;  Prof 

Ramsey:  Chem.-Zt|r.  tt592,  t^JO.  Auf  einfache 
Weise  kann  die  AnwesenMt  von  Carbonyl- 
ehlorid  im  Chloroform  ermittelt  werden,  indem 
man  Barjtwasser  auf  das  verdächtige  Muster 
gieest,  wobei  sich  alsdann  an  der  Bertthrungs- 
•telle  ein  weisses  Bäutchen  bildet.  «. 


Muxma  von  Myoporam. 

Von  F.  A.  IiUiehiger. 
Von  den  sahlraichen  AaiSDhaidangen  der 
Plansenwelt,  welche  den  Namen  llaima 
tragen,  enthalten  nac/h  bishieriger  Anwdlit 
nur  die  von  der  Mauna-fische,  Fracinns 
Graus,  abstamioenden  Producte  Maaait. 

/.  &  Maidm  in  S  i  dn  e  j  weist  aber  nettere 
dings  aaf  eine  Dr^ge  bin,  die  der  aaetratische 
CMiltinenA  liefert,  welche  ebenfalls  reieh  an 
Mannit  ist.  Ein  Saicimler  der  Elder-Espedi- 
tion,  weich e  die  Victorca- Wüste  im  Innern  voa 
W«st  -  Auitralten  en  erforsebeii  hatte,  brachte 
eine  soiche  Manna  aus  j«nen  Gegenden  «ut, 
die  an  dem  sognnannten  Saadeik#lzbama»e, 
Myoper  um  platycarp  um  Robert  Brown, 
getroffen  worden  war.  Ein  Tbeil  dieser  flf  anaa 
konnte  femer  uaier  ^m  nur  20  Fqss  hohen^ 
in  sandigem  Thon  wachsenden  Baume  auf- 
gelesen werden.  Die-AnsschBidung  ist  sehr 
reichlich  und  scAieint  <lurch  Inseotca  'mr- 
aolaast  99a  werden.  Frisch  soll  diese  Manna 
weiss  sein;  die  von  der  Eider -Espeditton  ^- 
lieferte  war  bräunlich  oder  fast  röthlich.  .Die 
Stücke  sind  handg^ross  und  bilden  mehr  su« 
gespifcate,  bis  1  Fuss  lange,  keraen^arade 
Cf  linder.  Das  Mikroskop  neigt  in  der  Manna 
aahlreiohe  Krystallprimen  von  Manait,  wel- 
cher rein  dargestellt  und  analysirt  wurde. 

Die  Manna  von  Myoporum  enthält  aveeer- 
dem  gegen  3  pCt.  eines  redacinenden  S&ucken. 
Ihre  Zosammensetzung  wird  durch  folgende 
Zahlen  ausgedrückt: 

Man  Vit 89,65 

Reducirender  Zucker  .     .     .        2,87 
Durch  Inversion   ermittelter 

anderer  Zucker  ....       0,51 

Feuchtigkeit 3,50 

Asche  (Sand?) 1,10 

Durch  Bleiessig  abgesohiedene 

Stoffe  (Schleim)       .     .     .       2,37 

100,00 
Man  darf  vielleicht  erwarten ,   daw   fiber 
kura  oder  lang  diese  australische  Manna  als 
Concurrent  der  sici lianischen  auf  dem  Markte 
erscheinen  wird.  f%^ 

Apaih,'Ztg.  1S93,  6,  89, 


Heber  das  spektroakopische  YerlialteB 
des  Blute«  nach  Aafaalime  von  8obSdli<flbea 
Gasen  and  eine  Methode,  diese  Tcoflader« 
angen  fttr  gerlobtllohe  Zwecke  objectlr 
DarstellttDg  an  bringen*  Von  Gustav 
Axch.  Pharm.  1892,  :S.  609. 


«1 


AdanMewicM  gMt  in  teiMm  BeMrtan 
Baehe:  «UnterMÖhasgea  über  den  Krab« 
«Bd  das  Princip  Miaer  Bekandlan;"  A.iif- 
schluBse  über  das  Wesen  seiner  bis  jettt  ge- 
beim  gebalteiieii  BebancttnngaiBeCibode.  Ver- 
£uier  bält  die  Kfebseellea  f&r  selbstotftadige 
lebende  Organismen,  fQr  die  Parasiten 
{eine  besondere  Art  von  Coecidien  —  Ceeei- 
dinm  sarkoljtns),  weiobe  den  Krebs  bedingen 
und  nennt  sie  Sarfcoljten.  In  dem  Stoff- 
wecfaselprodact  dieser  Parasiten,  dem  Can* 
«roin,  erblickte  er  ein  Schntsmtttel  gegen  die 
Sarkolyten  selbst.  Das  frische  JLrebsgeirebe 
enthtüty  wie  Versnche  an  Thieren  seigten, 
thatsiobläcfa  ein  Gift. 

Durch  Zerkleinern  Ton  frischem  ELcebs- 
gewebe  nini  Verreiben  mit  destiUirtem  nnd 
sterilistrtem  Wasser  an  einem  dünnflüssigen 
Biei  nnd  Piltriren  desselben,  bat  Adanikiewic0 
eine  leicht  opalisirende ,  schwadb  alkaliseh 
reagirende  Plisstgkeit  -^  sein  Cancroin 
—  erhalten. 

Die  Ei^nsobaften  des  OaaoroinB  iieasen 
ihn  an  gewisse  AebnKcbkeit  mit  Leichengiften 
denken,  und  dnrch  die  daraufhin  angestellten 
Versuche  mit  Ansafigen  a«s  den  Geweben 
frischer  Leichen ,  sowie  weiterhin  mit  Cholin 
nnd  Neurin,  ist  derselbe  schliesslieh  daan  ge- 
kommen,  das  letstere  anr  Behandlung  des 
Krebses  an  rerwenden.  Er  wendete  das 
Neurin,  mit  Citronenskure  neutralisirt  und 
io  Carbohrasser  gelost,  in  sehr  geringen 
Mengen  an  snbontanen  Einspritanngen  mit 
gutem  Erfolge  gegen  Krebs  an.  Diese  Nenria- 
Idsong  belegt  Adamkiewicz  ebenfalls  mit 
dem  Namen  Cancroin.  •. 

Pharm.  Post  1892,  1^86. 


Capre-J^dargrrlt,    ela    aenes    MIaevaL 

Von  Prof.  Dr.  R  Sdiüüfe.  Chem.-Ztg.  U9i^ 
Nr.  104,  S.  1952.  Dieses  neue  Mineral  findet 
sieb  bei  Iqnlque  und  durchzieht  dort  zuweilen 
<lie  Ktöffce  des  Nebengesteines  oder  der  En- 
mittel  in  Gestalt  feiner  Trümmer.  Es  hat 
sieh  in  einigen  FAften,  für  welche  auweieiehnete 
Stufen  den  Beleg  Uefem,  aus  Silberkupferglani 
dsmrt  enbwickelt^  dacs  das  Chlor  der  toq  oben 
her  in  die  Lagerstltten  einieredinngenen  salini- 
nisehen  Laugen  mit  dem  Kupfer  Atakamit.  das 
Jod  aber  mit  dem  Silber  Jodargyrit  bildete. 
Die  Analjae  des  Minerals  ergab  iolfi^ende  Werthe : 
Kupfer  15,91  pGt.,  'Silber  25,58  pCt,  Jed 
57,15  pCt 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel 
CuJ.AgJ,  welche  erfordert:  nupfer  14,84  pCt., 
Sflbcr  &,80  pOt.  Jod  59,86  pCt.  Th, 


Zar  Oewümmitg  von  Alkali« 
oarboaat  mittelat  BloktrolyM. 

Die  angdaatige  A.asbeate  bei  der  Elektro- 
lyse der  Chioralkaliea  (Pk.  a  i%,  282)  er- 
klären E.  HermMe  und  A.  DiOme  (O.  &.-P4 
damit ,  dass  die  Wilrme,  welche  bei  der  Ver- 
bittdang t'on  Natrium  mit  Sauerstoff  enfst^t» 
geringer  ist  als  jene,  wann  sich  Natriam  ^ait 
Chlor  verbindet;  biemas  folgt,  dass  ein 
Strom,  dessen  elekteomotorisohe  Knit  aar 
Zersetanng  ?on  NatrinmehLerid  kinreiebt, 
aneh  im  Stande  sein  wird,  Natrinmoajd  «« 
zerlegen.  Es  wird  also  eine  21e^setaaag  des 
eben  entstandenen  Natriamocjda  eintreten, 
und  die  aufgewendete  elektromotorische  Kralt 
ist  rein  verloren. 

Wird  dagegen  das  erzeugte  Natrinsnoxjd 
sofort  nach  seiner  Bntstehnag  in  eine  Natriam  - 
verbindang  fibecgefiibrt,  deren  Verbindangs- 
wArme  höher  als  jene  von  Natrinmcblorid  ist, 
so  wird ,  da  die  elektromutocisehe  Kxaft  des 
Stromes  constant  bleibt,  die  neue  Katrinm- 
verbinduag  doich  den  elektrischen  Strom 
nicht  mehr  beeinflusst  werden. 

Um  dieses  an  erreichen ,  soll  man  der  xa 
behandelnden  CbloralkalUdsung  reine  gelati- 
nöse Thonerde  in  solcher  Menge  ausetilBn« 
als  nöthig  ist,  am  das  gesammte  Torbandaae 
Natriam  als  Natriumalaminat  au  binden. 

Das  Alkalialaminat  wird  duteh  Kohlen- 
säure  zerlegt,  das  Alkali  bildet  damit  Mono- 
oder  Bicarbonat,  während  das  Alaminiam- 
oxjd  als  gelatioöse  Thoaecdeaiedecgescif  lagen 
wird,  die  von  Neuem  in  dem  Verfahren  Ver- 
wendung finden  kann.  s. 
Zeitaehr.  f,  angmo.  Chemie  1892,  729. 

Iteber  dea  Zoeker  der  Agare  Amerienaa. 

Von  (7.  Michaud  und  J.  JF.  Tristan:  Chem.- 
Ztg.,  Report  1892,  Nr.  83,  6.  871.  Aus  dem 
Amer.  Chem.  Joum.  1892,  Nr.  14.  Aus  dem 
Safte  der  Stengel  von  Agave  Amerioana  be- 
reiten die  Mexikaner  bekanntlich  ein  „Pulque'' 
genanntes  berauschendes  Getr&nk.  Verfasser 
fanden  in  dem  Safte  einen  Zucker  der  Formel 
CifHtf  Oii,  welcher  von  allen  anderen  Zneker- 
arten  dcfselben  Gruppe,  aiugeeommen  Sjnan- 
throse,  sich  durch  seine  In activitAt  unterscheidet 
Von  der  Synanthrose  ist  der  Zucker  durch  sein 
KrjstallisatioiisvermOgen,  durch  seine  Wirkung 
auf  FtfMni^che  Losung  und  durch  das  Bota- 
tioasvermOgen  seiner  Inversiensproducte  unter* 
schieden.  Verfasser  nennen  die  neue  Zuckerart 
Agavose.  Th. 

Beber  die  redaclrendea  Snbataazen  dea 
Blates.  Von  A.  Jacobsen  Centralbl.  f.  Phj- 
siolog.  1892,  Nr.  13. 


82 


VberapeuCf  sehe 

lieber  das  Wesen  der  Influenza. 

Aus  dem  vom  Berliner  Verein  für  innere 
Medicin  yeranlasBten  Werke  „Die  Influenza- 
Epidemie  1889—90*'  (herausgegeben  von 
Dr.  E.  Leyden  und  Dr.  S,  Quttmann*)^  an 
dem  eine  Anzahl  hervorragender  Gelehrter  ah 
Mitarbeiter  thätig  gewesen  sind,  \\2XJöh,SeUz 
in  Z6rich  die  dort  nicht  gezogenen  Schlnss- 
folgemngen  nnter  Benutzung  einiger  ander- 
wärts niedergelegter  Ergebnisse  in  dem  Cor- 
res. -Bl.  far  Schweizer  Aerzte  1893,  3  zu- 
sammengestellt: 

1.  Es  ist  mit  Wahrscheinlichkeit  anzuneh- 
men ,  dass  die  Ursache  der  Influenza,  durch 
grosse  Kleinheit  ausgezeichnete,  Stäbchen- 
bacterien  sind. 

2.  Der  menschliche  Verkehr  ist  es,  welcher 
die  Influenzabacillen  und  damit  die  Krank- 
heit überträgt,  vor  allen  thun  es  die  In- 
fluenzakranken selbst. 

3.  Das  Ueberstehen  der  Krankheit 
schützt  yor  Wiedererkrankung  in  gleicher 
Weise,  wie  es  dnrch  andere  Infectionskrank- 
heiten  geschieht.  Eine  volle  Durchseuchung 
iiatte  vielleicht  nirgends  stattgefunden,  daher 
erfolgte  fast  allenthalben  eine  Nachlese ,  in 
sehr  grossem  Umfange  kam  es  sogar  zu  nenen 
und-bedentenden  Epidemien,  wesentlich  bei 
dem  in  den  Vorjahren  nicht  erkrankten  Theile 
der  Bevölkerung. 

4.  Wenn  die  Seuche  in  einer  schon  einmal 
heimgesuchten  Bevölkerung  sich  wieder  aus- 
breitet, so  geschieht  es  das  zweite  Mal  wesent- 
lich langsamer  als  das  erste  Mal. 

5.  Während  die  Influenzabacillen  in  bisher 
freien  Gegenden  vorschreiten ,  bleibt  an  dem 
befallenen  Orte  eine  mehr  oder  weniger  lange 
andauernde,  in  ihrer  Heftigkeit  schwankende 
Sesshaftigkeit  der  Pilze  bestehen.  Diese 
kann  wesentlich  gesteigert  werden  durch  neue 
bedeutende  Einschleppungen  der  Pilze  oder 
hochgradige  Vermehrung  derselben  durch  be- 
sondere örtliche  Ursachen. 

6.  Der  Vormarsch  der  Influenza  ist  im 
Grossen  an  die  Jahreszeiten  nicht  ge- 
bunden, ausser  so  weit  diese  den  mensch- 
lichen Verkehr  beeinflussen  oder  bestimmen ; 
auch  der  oft  erwähnte  Zug  von  Ost  nach 
West  oder  umgekehrt  hat  nur  nebensächliche 
Bedeutung. 

7.  Je  nach  Gunst  oder  Ungunst  aller  Um- 
stände verläuft   an  dem  von   der  Pandemie 


RllUhelliinffen. 

befallenen  Orte  der  Gang  der  Ansteckung; 
nach  dem  Aussterben  aller  Keime  kann  bloss 
durch  neue  Einscbleppnngen  der  Pilze  die 
Krankheit  wieder  erstehen. 

Die  Schweiz  hat  im  December  1889  bis 
Frühling  1890  eine  gewaltige  Durchseuchung 
seiner  Bewohner  (etwa  75  pCt.)  durch  In- 
fluenza erfahren;  im  Frühling  1891  herrschte 
eine  Katarrh -Epidemie,  deren  Abhängigkeit 
von  Influenza  fraglich  ist;  im  Jahre  1892  war 
die  Schweiz  völlig  frei  von  der  Krankheit. 

In  London  hat  die  Influenza  von  Ende 
1889  bis  Juni  1892  gar  nie  mehr  aufgehört, 
ja  die  Sterblichkeit  an  dieser  Krankheit  hat 
sich  von  Jahr  zu  Jahr  vermehrt;  ähnlich  ist 
es  in  ganz  England  gewesen. 

Kopenhagen  zeigt  einengrossen  Wech- 
sel in  der  Sesshaftigkeit  der  Influenza. 

Für  Deutschland  wird  angenommen, 
dass  in  der  Epidemie  von  1889/90  50  pCt. 
der  Bevölkerung  an  Influenza  krank  gewesen 
sind. 

Nordamerika  steht  nicht  im  Wider- 
spruch zu  den  aufgestellten  Sätzen. 

8.  Wie  der  erste  grosse  Seuchenzug  (von 
Buchara  aus)  hat  auch  der  zweite  (von  New- 
Orleans  aus)  den  Verkehrswegen  nach  die 
Influenzakeime  ausgebreitet.  5. 

*3  Verlag  von  J.  F.  Bergmann,  Wiesbaden 
1892. 

Ammonium  embelicum, 

ein  aus  der  Säure  der  Embelia  Ribes  darge- 
stelltes Salz,  empfiehlt  Coronedi  in  Florenz 
als  ein  vorzügliches  AntbelmiDticum,  das  sich 
nicht  allein  bei  Ascariden ,  sondern  auch  bei 
Taenia  bewährt  hat.  Es  ist  in  der  Dosis  von 
0,25  bis  0,3  bei  Kindern  und  von  0,35  bis 
0,4  bei  Erwachsenen  am  besten  mit  etwas 
Honig  zu  verabreichen,  einige  Stunden  nach- 
her ein  Laxans.  a 


Durch  Zeit.  Österr.  Apoth.-Ver. 


Als  ein  Zeichen  des  Todes 

giebt  die  Deutsche  Med.-Ztg.  ni|ch  Lyon.  m^d. 
an:  Man  bohre  eine  Nadel  in  die  Haut  des 
todten  Menschen ;  wenn  die  Person  wirklich 
todt  ist,  so  bleibt  das  Loch  geformt,  als  ob 
es  in  Leder  gestochen  worden  wäre.  Lebt  die 
Person  jedoch  noch,  so  zieht  sich  die  Haut 
▼ollkommen  zusammen  und  das  Loch  ist  nicht 
mehr  wahrnehmbar. 


83 


Teclinisclie  JHiUliellaneren. 


Ueber  Gasbeleuchtung. 

In  einem  Aitikel  ^Hundert  Jahre  Arbeit 
Ao  der  GewianuDg  von  Licht  aus  Leuchtgas^ 
im  Journal  für  Gasbeleuchtung  und  Wasser- 
versorgung bringt  Prof.  B.  Ltwes  (nach  Bayr. 
Ind.-  u.  Gew.  Bl.)  folgende  Erklärung  für  das 
Leuchten  der  Flamme. 

Leuchtgas  besteht  aus  Dämpfen  und  Gasen 
YerBchiedenerKoblenwas8erstoffe,welchedurch 
Wasserstoffe  und  etwas  Kublenoxyd  verdünnt 
sind,  daneben  aus  Verunreinigungen  (Spuren 
Kohlensäure,  Stickstoff  und  Sauerstoff).  Tritt 
das  Gas  aus  dem  Brenner,  so  strebt  der  leichte 
und  leicht  verthei  Ibare  Wasserstoff  der  Aussen- 


das  Acetylen  bei  hober  Temperatur  zur  Zer- 
setzung gelangt.  Würde  dasselbe  schon  im 
Gase  ent^ialten  sein ,  so  wurde  es  bei  den 
niederen  Temperaturen  des  unteren  Theiles 
der  Flamme,  ohne  Kohlenstoff  auszuscheiden, 
verbrennen,  das  Acetylen  muss  also  an  der 
entsprechenden  Stelle  in  der  Flamme  selbst 
gebildet  werden.  Es  ist  demnach  erstens  ein 
Gas  anzuwenden ,  das  möglichst  leicht  Ace- 
tylen ausscheidet  und  zweitens  muss  in  der 
Flamme  möglichst  rasch  die  entsprechende 
hohe  Temperatur  entstehen. 

In  unserem  gewöhnlichen  Leuchtgas  sind 
nun   unter   100  Th.  nur  4  Th.  als  schwere 


üu  1.     j      n    i.-  ^  A      j  ^t*   Kohlenwasserstoffe  enthalten,  welche  in  Ace- 

flkche  des  Gaskorpers  zu,  wo  er  an  der  Luft  i  j  i.        j      i...  j 

.„  1.     ^      rJ      r  I  ^  j        "^\.  «.!  tylen  umgewandelt  werden  kounen,  der  grosse 

zu  Wasser  verbrennt.     Ihm  folgt  das  nächst    j;    ,    ^,»    ^,      .  ,  i    tt  .  j.    i. 

,  .  , ,       ^        j      Q        e        j  \v«— .«     Rest,  9b  pCt.  wirken  nur  als  Heizgase,  die  be- 

leichtere  Gas,  das  Sumpfgas,  dessen  Wasser-  '      i_  •  j     i.  •  t^  i       i.^ 

.  ^    ,      -  ,,  «7  u        •     A^^^^^   kenntlich  jedoch  nur  in  einer  nicht  leuchten- 

stoff  ebenfalls  zu  Wasser  verbrennt,  dessen    .      „,       ''  n       «  ^  , 

IT  LI      A  /r  •  1.  TT  1.    /i  A^    w„»»^i  I  den  Flamme  zur  vollen  Ausnutzung  gelangen, 

Kohlenstoff  je  nach  Ueberfluss  oder  Mangel         ,  ,     .    ,.     ^  ..    ...  .    ,        r®        5* 

.nLuft  mehr  «u  Kohlenwure  oder  „.ehr  «u  »»«» ^»" V.!*»*  ■*'*  •''^""'""«•'*^'*  ^"T  "* 
Kohlenoxyd  verbrennt.  Durch  die.e  Verbrenn- 1  '<"»  «'««tkorpern  zur  L.cbte«eügang  begrün- 
"*  det.    Da  weiteres  die  Herstellung  eines  Gases 

mit  hoher  Leuchtkraft  wesentlich  theurer  ist, 
als  eines  solchen  mit  nur  hohem  Heizwerthe, 
1)0  würde  die  allgemeine  Einführung  einer 
Glühkörperbeleuchtung  diejenige  eines  billi- 
geren Heizgases  zur  Folge  haben  können.*) 


ang  entsteht  eine  grosse  Hitze,  welche  in  dem 
inneren  Tbeil  des  Gaskörpers,  der  nichtleuch- 
tenden Zone ,  also  in  den  schweren  Kohlen- 
wasserstoffen, Zersetzungen  verursacht,  deren 
Product  Acetylen  ist.  Zwischen  1100<>  und 
1200  0   C.    zerfällt   das   Acetylen    rasch    zu 

Kohlenstoff  nnd  Wasserstoff.   ^        ^        ^  ♦)  Ueber  Glühkörperbeleuchtung  vergl.  nächste 

Der  Vorgang  ist  also  folgender :  Wenn  das  ^  Nummer. 
Gas  aus  dem  Brenner  aufsteigt,  so  bewegt 
sich  der  Wasserstoff  schnell  an  den  äusseren 
Mantel  und  kommt  hier  zum  Brennen,  ebenso 
das  Sumpfgas,  aber  langsamer;  in  12 mm 
Höbe  über  dem  Brenner  ist  die  Temperatur 
schon  auf  500"  C.  und  in  24  mm  bereits  auf;  einige     Minuten     lang    dem    Strom     einer 


lieber  elektrische  Rübensaft- 
reinigung. 

Setzt    man    die    warmen   Diffusionssäfte 


1000^  C.  angewachsen,  die  Zersetzung  der 
schweren  Kohlenwasserstoffe   geht  vor   sich, 
sie  zerfallen  in  Acetylen.    Dieses  Acetylen 
musste  sich  aber  sehr  bald  in  Benzol ,  Naph- 
thalin  und   complicirtere  Kohlenwasserstoffe 
umbilden,  welche  dann,  ohne  Kohlenstoff  aus- 
zustossen,    langsam  verbrennen  würden  und 
für  die  Leuchtkraft  von  keinem  Wertbe  sein 
worden,    wenn  nicht  in  der  Flamme  gleich- 
zeitig mit  der  Acetylenbildung  eine  plötzliche 
Temperaturerhöhung  von  lOOO"  auf  1200"  C. 
einträte.    Die  Folge  davon  ist ,  das^  das  Ace- 
tylen sich  nicht  in  Benzol  etc.  umsetzt,  son- 
dern sofort  in  Wasserstoff  und  Kohlenstoff 
2er^lt,  dem  das  Erglühen  des  letzteren  und 
endlieh  das  Leuchten  der  Flamme  folgt. 
Die  Hauptsache  beruht  also  darauf,  dass 


jStetntfns'schen  Dynamomaschine  zwischen 
Elektroden  aus  Zinkblech  ans,  so  scheidet 
sieb  an  der  positiven  Elektrode  ein  dicker 
schmieriger  Niederschlag  ans,  der  sich  nach 
und  nach  zn  Boden  senkt.  Der  elektrische 
Strom  bewirkt  die  Coagnlirang  von  Eiweiss, 
welches  viele  andere  Stoffe  mit  sich  nieder- 
reisst.  Auch  wird  sich  das  gebildete  Zink- 
oxyd mit  allerlei  organischen  Stoffen  ver- 
binden können,  und  thatsächlich  enthält  der 
an  der  Elektrode  ausgeschiedene  Schlamm 
Vs  seiner  Trockensubstanz  an  Zinkoxyd. 
Säfte  und  Zucker  sind  völlig  frei  von  Zink. 

Th. 
D.  Zuckerind,  dwreh  Chem^-Ztg.,  Bep.  1893, 

Nr.  1,  8.  IL 


84 


lieber  die  Vciweodimg  von 

Metaw&ft&uie    in    der   Kiyetall- 

glft»*Scbleiferei. 

Da  ^ie  ErkrackuDgen  an  Bleikolik  unter 
denArbeifem  fn  den  Scbleifereien  von  Krystall- 
glat  sehr  bänfige  sind ,  sucbte  6u6roU  die 
Zinnascfae   (ein  dnrcb  Oxydation  von  3  Tb. 
Blei  nnd  1  Tb.  Zinn  erbaltenes  Bleistannat), 
welcbe  znm  Polfren  des  Riystallglases  ver- 
wendet wird,  dnreb  ein  anderes  weniger  ge- 
flhrlfebes  Material  zu  ersetzen.   Er  fand,  dass 
sieb  bierzti  die  durcb  Bebandlong  von   ge- 
körntem Zinn  mit  conc.  SalpeteisUnre  auf  dem 
Wasserbade     erhaltene     Metazinn  säure    am 
besten    eignet,    aber  doch  nicht  allein   an- 
wendbar ist,  weil  sie  dem  Krjstallglas  nach 
dem  Poliren  zu  stark  anhaftet ;  es  wurde  des- 
halb ein  Gemisch  von  1  Tb.  obiger  Zinnasche 
mit  2  Tb.  Metazinnsfinre  verwendet.     Dieses 
Qemfscb  enthält  nur  ca.  20  p€t.  Blei,   wäh- 
rend die  früher  unvermiscfat  benutzte  Zinn- 
asehe 61, ö  pCt.  Blei  enthält.    Seit  Verwend- 
ung    dieses     bleiärmeren    Gemisches     (seit 
18  Monaten)  ist  kein  Fall  von  Bleivergiftung 
aufgetreten,  auch  kein  Rückfall  bei  Arbeitern, 
die  bereits  wiederholt  krank  gewesen  waren. 
f.  Nach  Ind.-Blättem, 


daes  bei  d«r  Befatellvng  dieser  Bleche  Luft- 
theilcben  zwischen  dem  Kupfer-  and  Siiber- 
blecb  bleiben,  die  dann  beim  Erhitzen  durch 
starke  Ausdehnung  die  St)b^rschi«bt,  da  wo> 
sie  am  dünnsten  ist,  durebbrechen.  Auch 
könnte,  da  die  Kupferbleche  beim  Plattiren 
mit  Silbemitratlösnng  best  riehen  zn  «erden 
pflegen,  um  eine  bessere  Verbindung  des 
Silberbleches  mit  dem  Kupferblech  su  be- 
wrrhen,  das  hierbei  in  Folge  Abscheidung  des 
Silbers  entstandene  Kupfernitrat  (wenn  es 
nicht  durcb  Abwaschen  entfernt  worden  war) 
beim  Erhitzen  Salpetersäure  abgeben,  welehe 
die  dünne  Sllbersebicbt  auflöst. 

Man  muss  bei  Verwendung  solcher  silber- 
plattirter  Bleche  zu  Ess-  oder  Trinkgefftssen 
daher  yorsrehtig  sein  und  sollte  nur  solche 
Gefässe  benutzen,  welche,  mit  Essig  tbeilweise 
gefüllt,  innerhalb  24  Stunden  keine  naeb- 
weisbaren  Mengen  Kupfer  abgeben.  Th, 


lieber  plattirte  Bleche. 

Silberplattirte  Kupferbleche,  wie  solche 
zur  Herstellung  ron  Tiegeln,  Pfannen  u.  s.  w. 
benutzt  werden,  zeigen  oft  nach  kurzem  Ge- 
brauch, besonders  nach  dem  Erwärmen,  eine 
Anzahl  feiner  scfawarzar  Pünktchen,  die  aus 
Kapferozyd  bestehen.  G,  Buehner  sucht  diese 
Erscheinung  in  derCbem.-Ztg.l893,Nr.],S.  1 
auf  Bweierlei  Ursachen  zurück  zn  führen : 

1.  Die  silberplattirten  Kupferbleche  sind 
in  der  Regel  yon  Tornberein  nicht  tadellos, 
d.  b.  nicht  continnirlich  mit  Silberblech  ge- 
deckt, indem  sich  Ton  Silber  entblösste 
Kupferstellen  mit  dem  bewaffneten  Auge  er- 
kennen lassen,  und  das  Blech,  nachdem  Rän* 
der  und  Rückseite  mit  Asphaltlack  gedeckt 
sind,  an  Essig  Kupfer  abgiebt. 

2.  Beim  Erwärmen  der  Bleche  kann  an 
▼orher  intact  erschienenen  Stellen  Kupfer 
freigelegt  werden ,  welches  sich  dann  ozydirt 
und  so  die  schwarzen  Flecken  bildet.  Diese 
Flecken  machen  den  Eindruck,  als  ob  dabei 
ein  plötzliches  Platzen  des  dünnen  Silber- 
bleches  in  Folge  des  Austritts  kleiner  Gas- 
bläschen  eingetreten  wäre.  Es  ist  nun  möglich, 


Mittel  gegen  Kesselstein. 

Hydroljne,  von  A,  Nieolas  in  Paris  ist 
nach  den  Untersuchungen  yon  Bunte  und 
MaaSB  eine  braune,  alkalisch  r^agirende  Flüs- 
sigkeit von  1,231  spec.  Gew.,  die  im  Liter 
337  g  Trockenrückstand  enthält.  LeUterer 
besteht  vorwiegend  aus  ätzenden  und  kohlen- 
sauren Alkalien  mit  den  gewöhnlichen  Ver- 
unreinigungen dieser  Salze,  nebst  einer  ge- 
ringen Menge  organischer  Verbindungen^ 
namentlich  Alkaliozalaten.  Zucker,  Dextrin,. 
Gerbstoffe  etc.  sind  nicht  vorhanden. 

Die  Antikesseistein -CompositioD 
von  Feirik  dt  Co,  in  Bodenbach  besteht  nach 
denselben  Autoren  zu  ^/lo  aus  wasserhaltiger 
Rohsoda;  den  Rest  bilden  organische  Stoffe, 
auch  Hess  sich  weinsaurer  Kalk  nachwaiaen. 
g.  Durch  Bayr,  Ind.»  «.  Gew,- Blatt. 

Capilaria 

heisst  eine  von  der  Fabrik  M.  v.  Kalkstein 
in  Heidelberg  hergestellte  fein  poröse,  leichte 
Masse,  welche  durch  ihre  Capillaritftt  die 
Fähigkeit  bat,  Flüssigkeiten  ausserordentlich 
leicht  aufzusaugen.  Die  Masse  besteht  aus 
Kieselsäure,  Calciumsulfat  und  Magnesium- 
carbonat;  sie  wird  zunächst  zu  Tinten löschem 
verwendet,  dürfte  aber  vermöge  ihrer  auf- 
saugenden Kraft  Aussicht  haben,  auch  wohl 
Verwendung  zu  Trockenwalzen,  Einlagen  nur 
Aufnahme  von  Schweiss,  Blut  etc.  zu  £nden» 
g.  Durch  iyüdä.  Äpofft»'2Seit. 


/    r\' \"> 


85 


Yersciliedene 

üeber  die  Dantellung  von  Cognac 

in  Spanien 

macht  Alfr,  Zweifel  in  Lenzburg,  der  dieses 
Produut  einzafübren  beatrebt  ist,  in  dem 
Corresp. -Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1893,  61 
folgende  Angaben : 

Spanischer  Weisswein  (nicht  Malagaweine, 
die  zu  theuer  sein  würden,  auch  nicht  Roth- 
wein) wird  der  Destillation  unterwarfen  und 
das  35  bis  40^  zeigende  Destillat  nochmals 
destillirt ,  wobei  der  Vorlauf  und  Nachlauf 
beseitigt,  bez.  späteren  Destillationen  zuge- 
führt wird  und  nur  der  mittlere  Ablauf  von 
70  bis  75  ^  aufgesammelt  wird.  Dieser  wird 
in  eichenen  Fässern  gelagert  (gealtert)  und 
nach  erfolgter  Entwickelung  der  „Blume** 
durch  destillirtes  Wasser  (welches  mit  Cognac 
vermischt  und  auf  20  bis  22 <>  Alkoholstärke 
gebracht,  ebenfalls  gealtert  worden  ist)  auf 
die  im  Handel  gewünschte  Stärke  von  meistens 
50 ^gebracht.  Eine  leichte  Abrundung  des 
etwas  stechenden  Geschmacks,  welchen  jeder 
/eine  Cognac  zeigt,  wird  durch  Zugabe  von 
1  bis  2  pCt.  Zucker  bewerkstelligt.  Die  Con- 
sumenten  sind  derartig  an  diesen  geringen 
Zuckergehalt  gewöhnt,  dass  der  Cognac  ohne 
denselben  nicht  anspricht. 

Die  Verwendung  von  Colonnenapparaten, 
die  einen  Cognac  von  der  gewünschten  Stärke 
in  einer  Destillation  liefern  würden,  geben 
ein  weniger  feines  Product. 

Auch  bei  Einführung  hochgradigen  Cognacs 
(60  bis  75^),  welcher  erst  bei  uns  mit  ein- 
fachem destillirten,  nicht  gealterten  Wasser 
oder  gar  gewöhnlichem  Brunnenwasser  auf 
50^  verdünnt  worden  ist,  erreicht  man  kein 
abgerundetes  Product.  $. 


IHiUlieilanireii. 

Chloralose  ein  neues  Hypnoticum. 

Eanriot  und  Eichet  haben  nach  dem 
Intern,  pharm.  Gen.-Anz.  durch  Vereinigung 
von  Chloral  und  Qlykose  einen  Körper  erzeugt, 
Anhjdroglyco-Chloral  oder  Chlora- 
lose, der  in  kaltem  Wasser  schwer,  in  war* 
mem  Wasser  und  in  Alkohol  leicht  löslich  ist 
und  zwei  physiologische  Eigenschaften  besitzt, 
die  scheinbar  in  Widerspruch  zu  einander 
stehen.  Er  wirkt  hypnotisch  und  erhöht  die 
Erregbarkeit  des  Rückenmarks.  Die  hypno* 
tische  Wirkung^  ist  grösser  als  die  des  Chlorais. 
Sie  tritt  schon  ein  bei  Dosen  von  0,02  g  pro 
Kilogramm  Körpergewicht,  andererseits  konn- 
ten Hunden  Dosen  von  0,6  g  pro  Kilogramm 
Körpergewicht  verabreicht  werden,  ohne  eine 
andere  Wirkung  als  Anästhesie  hervorzurufen. 
Die  Chloralose  besitzt  keine  toxischen  Eigen- 
schaften ;  mit  Dosen  von  0,6  g  erzeugt  man 
einen  tiefen,  ruhigen,  mehrstündigen  Schlaf, 
selbst  bei.  Individuen,  bei  denen  andere 
Hypnotica  unwirksam  geblieben  sind. 


Coryl. 

Unter  diesem  Namen  wird  nach  Journ.  de 
pharm.  d'Anvers  1893,  16  ein  Qemisch  von 
Methylchlorid  und  Aethylchlorid  als  neues 
locales  Ana«8theticum  verstanden.  Dasselbe 
ist  bei  0<>  noch  flüssig,  während  Methyl- 
«hlorid  bereits  bei  -—27^  siedet;  daher  ist 
die  durch  das  Coryl  auf  der  Haut  erzeugte 
Kälte  nicht  so  beträchtlich  wie  bei  Anwend- 
ung von  Metfaylchlorid.  Das  Coryl  soll  in  der 
zahnärztlichen  Praxis  und  für  kleine  Opera- 
tionen Verwendung  finden  können.  g. 


Üeber  geschmeidiges  Thilanin. 

Von  E.  Saalfeld. 

Thilanin  ist  der  Name  für  ein  geschwe- 
feltes Lanolin ,  das  seines  Seh ^efelgeh altes 
wegen  bei  Hautkrankheiten  Anwendung  finden 
soll.*)  Saalfeld  hat  nun  nach  dieser  Richtung 
hin  mit  einem  von  der  chemischen  Fabrik 
Benno  Joffe  und  Danmtädter  hergedtellten 
geschmeidigen  Thilanin  Versuche  an- 
gestellt. Das  Mittel  wurde  in  einer  grossen 
Anzahl  von  Fällen  bei  Ekzemen  angewendet 
und  gut  vertragen.  In  vielen  Fällen  von 
nässendem  und  crustösem  Ekzem  des  Kopfes, 
Gesichtes ,  bez.  Halses  bei  Kindern  wurde 
innerhalb  kurzer  Zeit  völlige  Heilung  erzielt, 
und  nicht  minder  gut  waren  die  Erfolge  bei 
Impetigo  contagiosa.  Auch  auf  papulöse  und 
vesiculöse  Ekzeme  machte  sich  der  günstige 
Einfiuss  desThilanins  bemerkbar,  desgleichen 
auf  den  Juckreiz.  Wenn  diese  Eigenschaft 
auch  nicht  der  des  Theers  gleichkommt,  so 
ist  sie  doch  ein  Moment,  das  nach  Saalfeld 
Beachtung  verdient.  Diese  Wirkung  trat  be- 
sonders hervor  bei  den  durch  Prurigo  und 
Scabies  bedingten  Kratzekzemen  und  bei  den 
durch    zu    scharf    wirkende   Mittel    hervor- 

*)  Ph.  C.  88,  138. 


86 


gerafenen,  secundären  Eksemen  dieser  Krank* 
heiten.  Die  heilende  Wirkung  des  geschmei- 
digen Thilanins  trat  besonders  prompt  ein 
bei  mehreren  Fällen  von  arteficieller  Derma- 
titis, so  u.  A.  bei  einer  Pyrogallusreixung, 
einer  durch  Jodtinctur  bedingten  Dermatitis 
des  Serotum,  einem  sehr  starken  Ekcem  der 
behaarten  Kopfhaut  nach  Sublimatreizungetc. 

Als  interessant  führt  Saalfeld  die  Einwirk- 
ung des  geschmeidigen  Thilanins  auf  3  F&Ue 
▼on  Ichthyosis  an.  Hier  konnte  in  Folge  von 
Controlversuchen  mit  10  pCt.  Bor-,  2  pCt. 
Salicjllanolin  und  einfachem  Lanolin  an  an- 
deren Extremitäten  der  stärkere  Einfluss  des 
geschmeidigen  Thilanins  gegendber  diesen 
anderen  Präparaten  festgestellt  werden. 

Man  sieht,  dass  der  alte  gute  Schwefel, 
welcher  jrohl  in  erster  Linie  die  Wirkung  des 
Thilanins  bedingt,  doch  eine  recht  brauchbare 
Substanz  des  Arzneischatzes  ist.  Th. 

Therap.  Manatih,  1893,  Nr.  1,  S.  25. 

üeber  Bismutum  salicylicum 

basicum. 

Nach  den  Untersuchungen  von  JP.  Gold' 
mann  zeigt  sich  das  gegenwärtig  im  Handel 
vorkommende  basische  Wismutsalicjlat ,  das 
Tor  ungefähr  sechs  Jahren  zuerst  zum  medi- 
cinischen  Gebrauche  empfohlen  wurde  und 
seitdem  mit  vielem  Erfolge  verwendet  wird, 
noch  immer  nicht  als  ein  so  gleichmässig  zu- 
sammengesetzter Körper,  wie  es  wohl  zu 
wünschen  wäre.  Verfasser  untersuchte  sechs 
direct  von  den  Fabriken  bezogene  Präparate; 
die  Untersuchung  bezog  sich  auf  die  Be- 
stimmung des  Gehalts  an  Wismutozjd  und 
auf  den  Nachweis  ron  Verunreinigungen  in 
Form  von  freier  Salicjlsäure  und  gebundener 
Salpetersäure.  Der  Gehalt  an  Wismutoxyd 
schwankte  zwischen  57,84 pCt.  und  72,34  pCt., 
nur  eine  Probe  war  ganz  frei  von  freier 
Salicylsäure,  zwei  Proben  enthielten  beträcht- 
liche Mengen  von  basisch  salpetersaurem 
Wismut,  nämlich  11,93  pCt.  und  20,20  pCt. 

Sollte  das  Präparat  jemals  Aufnahme  in 
das  Arzneibuch  finden,  so  müsste  zugleich 
eine  Vorschrift  zur  Darstellung  desselben  ge- 
geben werden,  wie.es  bei  Bismutum  subnitri- 
cum  geschehen  ist,  um  die  Schwankungen  im 
Gehalt  an  Wismutozyd  auf  das  geringste 
Maass  zurückzuführen.  g, 

Südd,  Apoth.'Zett  1892,  400. 


AufsaQgangBfiÜugkeit  der 
gebr&uohlicheren  Verbandstoffe. 

Prof.  G.  Müller  verwendet  zur  Prüfung 
von  Verbandstoffen  auf  ihre  Anfsaugungs- 
fähigkeit  nicht  Wasser,  sondern  Blutserum 
oder  defibrinirtes  Blut,  da  nur  auf  diese  Weise 
ein  der  Wirklichkeit  entsprechenderes  Resultat 
zu  erlangen  sein  wird.  MÜUer  verfuhr  in  der 
Weise,  dass  10g  des  betreffenden  Verband- 
stoffes —  so  locker,  dass  die  Aufquellung  des- 
selben ungehindert  vor  sich  gehen  konnte,  in 
Weichgazesäckchen  gepackt  —  20  Minuten 
lang  in  Blutserum  oder  defibrinirtes  Blut  ge- 
taucht, hierauf  5  Stunden  lang  in  kühlem 
Räume  zum  Abtropfen  aufgehangen  und  nach 
dieser  Zeit  gewogen  wurden.  Die  (nach  Abzug 
der  von  der  Weichgazehülle  aufgesogenen 
Flüssigkeitsmengen)  erhaltenen  Zahlen  finden 
sich  in  nachfolgender  Tabelle  in  runden  Sum- 
men angegeben : 


El  warde  anfgeiogen 
von 


Moospappe  .  . 
Verbanamoos .  . 
CellulosewoUwatte 
Baumwolle  .  . 
Holzfilz.  .  .  . 
Holzwollwatte  . 
CellulosewoUe 

(Roennefahrt)  .  . 
Holzwolle  (Walcher) 
Tillmann 'scher 

Wolle  .  .  .  . 
Pen^hawar-Djambi- 

Watte     .    .    .    . 
Holzcharpie    .    .    . 
Verbandijaze  (Mull) 
Gewöhnlicher  Watte 
Torfwolle    .    .    .     . 

Jute 

Charpie      .    .     .    . 


an  Blntsemm 

in 

runder  Summe 

des  Gewichts 


das  15 -fache 


»» 

>» 
II 

II 
)i 

I» 

»I 

II 
II 
•I 
II 
»» 
1» 


10,5 
10,5 
10 


10 

8,5 

8 

8 

6,5 

5 

5 

5 

4,5 


»I 
»» 
I» 
I» 

I' 

II 
I» 

11 

II 

»» 
I» 
II 
II 
I» 


deflbrinirtem 

Blut  in 

runder  Summe 

des  Gflwiehto 


das  12 -fache 

17 

15 

13 

1-2,5 

14 


•» 
i> 
»f 

'I 


I» 
I» 


♦I 


i> 

II 

II 

I» 
I» 
II 
II 

1» 
I» 
»» 


13 
12 

11 

10 
6 
5 

4,5 


•I 

I* 

»» 
ff 


Bericht  über  das  Veterinärtoeaen  im  Königreiche 
8.  Sachsen  für  1891,  S.  183. . 


Schwefelkohlenstoff  geruchlos 
zu  machen. 

Ein  einfaches  Mittel,  den  unangenehmen 
Qeruch  des  Schwefelkohlenstoffs  zu  beseitigen, 
soll  darin  bestehen,  dass  man  den  letsteren 
mit  einer  1  proc.  Sublim aüösung  schüttelt; 
nach  dem  Decantiren  ist  der  Schwefelkohlen- 
stoff geruchlos.  ^. 

Durch  Pharm,  Post. 

Vergl.  auch  Ph.  C.  32»  439. 


87 


Münchener  Oiphtheritismittel. 

Die  Mittheilung  über  ein  angeblich  von 
einer  Äpothekerswittwe  iu  München  vertrie- 
benes ,  sicher  wirkendes  Geheim  mittel  gegen 
Diphtherie,  welche  zuerst  in  Münchener  Blät 
tem  erschien,  hat  wegen  ihrer  sensationellen 
Ftssang  sofort  die  Runde  durch  eine  grosse 
Anzah  1  politischer  Blätter  gemacht.  Hiernach 
soll  beabsichtigt  gewesen  sein ,  der  Verferti- 
gerin  das  Greheimniss  zur  öffentlichen  Be- 
kanntgabe von  Staatswegen  für  den  Preis  von 
100000  Mark  abzukaufen.  Da  veröffentlichte 
Dr.  Krücke,  dass  er  gefunden  habe,  das  Mittel 
enthalte  die  Blätter  von  Vinca  minor,  in 
denen  sich  ein  Herztonicum  finde,  welches 
eine  lösende  und  abstossende  Wirkung  auf 
die  diphtheritischen  Häute  besitze.  Der  Aus- 
zag müsse  immer  frisch  bereitet  werden,  da 
er  nur  einen  Tag  lang  seine  Wirksamkeit  be- 
halte. Darauf  veröffentlichten  DDr.  Bender 
und  Höhein f  dass  sie  bereits  vor  drei  Jahren 
das  Mittel  untersucht  und  es  aus  chlor- 
saurem Kali,  Honig  und  dem  Safte  von 
Sempervivum  tectorum  bestehend  ge- 
funden hätten. 

In  beiden  Fällen  haben  die  Untersuchenden 
die  genannten  Pflanzen  aus  in  der  Mixtur 
schwimmenden  Theilchen  derselben  an  charak- 
teristischen Merkmalen  (Milchsaftechläuchen 
im  ersten ,  charakteristischen  Spaltöfiinungen 
im  zweiten  Falle)  mittelst  des  Mikroskops  er- 
kannt. Hätte  dieVerfertigerin  ihr  Mittel filtrirt, 
so  wäre  dieses  unmöglich  gewesen. 

Ob  die  Untersuchungsbefunde  richtige  sind 
und.  namentlich  ob  das  Mittel  jetzt  anders 
zusammengesetzt  ist  als  früher,  mag  dahin- 
gestellt sein.  Jedenfalls  hat  die  Angelegen- 
heit dazu  beigetragen,  dem  bisher  nur  in  ganz 
beschränktem  Umfange  bekannten  Diphthe- 
ntismittel  schnell  eine  gewisse  Berühmtheit 
zu  verschaffen  und  eine  wirksame  Reklame 
för  dasselbe  zu  machen. 


$. 


Jodkaliumpillen. 

Auf  eine  von  der  Belgischen  pharmaceuti- 
schen  Geaellachaft  gestellte  Preisfrage  sind 
nachstehende  Vorschriften  für  Jodkaliumpillen 
eingegangen : 

1.  5  Th.  Kjüium  jodatum  werden  auf  das 
Feinste  zerrieben,  1  Th.  Amylum  pulveratum 
damit  gemiacSkt  und  mit  genügend  Sirupus 
»mplez  eine  weiche  Pillenmasse  an- 
S^ttessen.       Die   Masse    muss    gut    durch- 


geknetet werden,  da  «ie  sonst  nicht  genügend 
plastisch  ist.  Die  Pillen  werden  in  Amylun^ 
gerollt.   {M,  van  Goal.) 

2.  3  Th.  Kalium  jodatum  werden  auf  das 
Feinste  zerrieben,  mit  1  Tb.  Oleum  Cacap 
(neutrale)  innig  verrieben  und  mit  ge- 
nügend Vaselin  zur  Pillenmasse  angestossen. 
Beim  Ausrollen  der  Pillen  wird  Talkpulver 
verwendet  und  Gummifinger  angezogen,  damit 
jede  Berührung  der  Pillen  mit  den  Fingern 
vermieden  wird.  Die  fertigen  Pillen  werden 
in  etwas  Wasser  abgewaschen,  um  das  in  den 
äussersten  Schichten  der  Pillen  befindliche 
Kaliumjodid  zu  entfernen.  Die  mittelst  Filtrir- 
papier  abgetrockneten  Pillen  dürfen  nun  nicht 
mehr  mit  den  Fingern  berührt  werden,  Diesie 
Pillen  sind  nach  Jf.  Vincart  an  feuchter  Luft 
unveränderlich  und  können  selbst  unter  Wasser 
auf  bewahrt  werden.  —  Der  Verfasser  schreibt 
vor,  neutrales  und  von  jeder  Feuchtigkeit 
freies  Vaselin  zu  verwenden;  diesen  Anfor- 
derungen dürfte  dasselbe  wohl  für  gewöhnlich 
entsprechen. 

3.  Das  von  Dryon  angegebene  Verfahren 
ist  das  folgende:  Man  löse  5Th.  Kaliumjodid 
in  4  Tb.  Wasser,  setze  2  Th.  Gummipulver 
hinzu  und  dann  so  viel  Argilla,  als  nöthig  ist, 
um  eine  weiche  Pillenmasse  zu  erhalten,  die 
sofort  zu  Pillen  ausgerollt  werden  muss,  wo- 
bei man  Argilla  zum  Bestreuen  verwendet. 

4.  Nach  dem  Verfahren  von  M.  Fayn  wer- 
den 2  Th.  Kaliumjodid  auf  das  Feinste  zer- 
rieben, mit  1,5  Th.  gepulverter  Medicinal- 
seife,  1  Th.  Cacaobutter  und  genügend  Vaselin 
zur  Pillenmasse  angestossen;  die  Pillen  werden 
in  Talkpulver  gerollt.  «. 

Journ.  de  pharm,  d^Anvers  1893,  12. 

Bereitung  von  Bleiessig. 

Courtonne  konnte  nach  dem  üblichen  Ver- 
fahren niemals  einen  Bleiessig  von  constanter 
Zusammensetzung  erhalten  und  hat  deshalb 
eine  neue  Darstellungsmethode  gewählt,  die 
in  Folgendem  besteht:  Man  löst  350 g  reines, 
neutrales,  krystallisirtes  Bleiacetat  in  825  g 
Wasser  nnd  setzt  55  g  Ammoniak  yon 
220  B6.  (circa  21,5pCt.  NHg)  hinzu.  Die 
Lösung  ist  sofort  brauchbar  und  stets  gleich- 
mSasig  an  Gehalt.  Das  Arzneibuch  wurde 
aber  wohl  einen  solchen  Bleiessig  zum  medi- 
cinischen  Gebraach  für  nicht  zulfissig  er- 
klären. Th, 

Buü.  Aas.  Chim.  durch  Chem,'Zig.,  Bep,  1893, 

Nr.  1,  S,  7. 


88 


SimpuB  Caloii  lactophoBphatis» 

ein  in  England  and  Amerika  sebr  beliebtes 
Prfiparat ,  wird  nacb  Aufenifftisser  am  beeten 
nach  folgender  Vorscbrift,  welche  die  Bildung 
Yon  krystallinischen  Niederschlägen  basischer 
PhosphatTerbindungen  vermeidet,  hergestellt : 

Calcii  carbonici  .* 21,3 

Acidi  phosphorici  (ÖOpCt.)  .     109,4 

„      lactici 33.3 

Aq.  flor.  Aurantii 80,0 

Sacchari  albi 600,0 

Aqaae  destill .ad   1000,0 

Man  löst  den  Kalk  in  den  mit  dem  Orange- 
blüthenwasser  und  100  g  destillirtem  Wasser 
▼erdünnten  Sfturen ,  filtrirt  und  wäscht  mit 
Wasser  nach  ,  bis  das  Filtrat  400  g  beträgt ; 
darin  löst  man,  nöthigenfalls  unter  Erwärmen, 
den  Zucker.  g. 

Durch  Südd.  Apoth.-Zeit 

Chininpillen. 

Als  empfehlenswertfaeVorschrift  für  Chinin- 
pillen giebt  das  Journ.  de  pharm.  d'Anvers 
1893,  14  folgende  an :  10  g  Chininsulfat,  5  g 
GummipuWer,  5  g  ZuckerpuWer ,  3  g  Wein- 
säure, 2  g  Traganthpul?er  werden  gemischt 
und  unter  Zusatz  von  3  Tropfen  reiner 
Schwefelsäure  und  27  Tropfen  Wasser  die 
Pillenmasse  angestossen,  aus  der  200  Piilen 
(jede  0,05  g  Chininsulfat  enthaltend)  geformt 
werden.  Indem  man  die  Pillen  zunächst  mit 
Amylum,  hierauf  mit  Talkpulver  rollt,  erhält 
man  Pillen  von  elegantem  Aussehen.         s. 

Flüssiger  Opodeldoc. 

Um  das  Nacbdnnkeln  des  flüssigen  Opo- 
deldocs  za  vermeiden ,  schlägt  J.  Bienert  in 
der  Pharm.   Zeitschr.  Rnssl.  1892,  S.  743 


vor,  anstatt  des  Olivenöls  Sesamöl  zsr  Be- 
reitung zu  verwenden.  Th. 


Gerichtliche  Entscheidung. 

Nach  einem  Urtheil  des  preass.  Kammer- 
gerichts za  Berlin  vom  24.  März  1892  ist 

1.  die  gesonderte  Abgabe  von  Stof- 

fen, welche  erst  nacb  ihrer  Misch ang 
eine  Arznei  bilden,  sowie 

2.  der    Verkauf    von    Tbierarznei- 

m  i  1 1  e  1  n   durch   einen  Drogisten  oder 

Kaufmann 
gemäss  der  Kaiserl.  Verordnung  vom  27.  Ja* 
nuar  1890  und  §  367  Nr.  3  des  Str.-G.-B. 
strafbar. 

Im  vorliegenden  Falle  handelte  es  sich  zu  1 
am  die  Abgabe  der  fiinzelbestandtheile  von 
Brustthee,  welche  in  einem  gemeinschaft- 
lichen Oarton  mit  der  Aufschrift  „Brustthee* 
verpackt  waren.  Den  Punkt  2  bildete  der  Ver- 
kauf von  Restitutionsfluid;  es  wurde  dabei 
anerkannt,  dass  dieses  Mittel  nicht  nur  bei 
Thieren,  sondern  auch  bei  Menschen  als  Arznei- 
mittel Anwendung  findet,  im  Uebrigen  eine 
„Mixtur"*  ist,  deren  Feilbalten  auf  alle  Fälle 
von  der  gedachten  Kaiserlichen  Verordnung 
betroffen  wird,  mag  man  nun  die  Thierarznei- 
mittel  zu  den  „Zubereitungen''  dieser  Verord- 
nung rechnen  oder  nicht.  Im  Uebrigen  besteht 
aber  ffir  das  Gericht  kein  Zweifel,  dass  auch  die 
Heilig ittel  für  Thiere  zu  den  „Zubereit- 
ungen, Arzneien,  Apo theker waaren"  im  Sinne 
der  gedachten  Verordnung  zu  rechnen  sind. 
Das  folgt  sowohl  ans  dem  Wortlaut  dieser  Gre- 
setze,  welche  zwischen  Thier-  und  Menschen- 
heümitteln  nicht  unterscheiden,  wie  auch  aus 
ihrem  Zweck,  Leben  und  Gesundheit  der  Staats- 
btlrger  zu  schützen,  welche  ebensosehr  durch 
den  leichtfertigen  Verkauf  von  Thierheilmitteln. 
wie  durch  den  von  sonstigen  Mitteln  gefährdet 
werden ;  es  folgt  endlich  auch  aus  dem  Um- 
stände, dass  für  und  über  Thierarzneien  be- 
sondere Gesetzes  Vorschriften  nicht  bestehen,    s. 

Veröffenil.  d.  Kais,  Ges.-Amtes  1893,   Nr.  3. 


BrIefwecbseL 


Apoth.  F.  €1«  in  W*  Dass  Liquor  Kalii 
arsenicosi  mit  Liquor  Ferri  dialysati  und 
Morphinsalz  Abscheidungen  giebt,  im  ersteren 
Falle  von  Eisenoiydhydrat,  im  letzteren  von 
Morphin,  beruht  auf  dem  Gehalte  der  Arsen- 
lOsung  an  überschflssigem  Kaliumcarbonat 

Dr,  B*  H.  in  T«  Zur  Darstellung  von  Formol 
(Ph.  C.  83,  251.  84,  60.)  im  Grossen  leitet  man 
die  Dämpfe  von  Methylalkohol  über  glühende 
Ooke.  Die  so  erhaltene  wässerige  Form  oll Osung 
ist  mit  Methylalkohol  und  möglicherweise  Spuren 
von  Ameisensäore  verunreinigt.  Den  Methyl- 
alkohol entfernt  man  durch  Destillation,  und 
die  FormoUOsung  wird  darauf  sofort  auf  40  pCt. 
concentrirt.  Eine  höhere  Concentration  ist  nicht 


zulässig,  weil  sich  alsdann  das  Formol  zu  Trioxj- 
formol  oder.Trioxyraethylen,  einem  festen  Körper, 
polymerisirt. 

Apoth.  Gl«  B.  in  U.  Vaselinum  liquidum 
ist  gleichbedeutend  mit  Paraffin  um  liquidum. 

Dr.  Ph.  xn  W.  Im  Salol  sind  60  pCt,  im 
Salophen  50,9  pCt.  Salicyls&ure  enthalten. 

Berichtigung.  Die  Prüfung  der  Sirupe 
nach  der  italienischen  Pharmakopoe,  welche 
Ph.  C.  88,  709  und  84,  33  erwfthnt  ist,  bezweckt 
den  Nachweis  von  Saccharin  und  nicht,  wie 
dort  gesagt  ist,  den  von  Glycerin.  Die  Methode 
ist  im  Jahrgang  29,  S.  33ä  bereits  ausfQhrlich 
beschrieben  worden. 


Verleger  and  ▼erantwortllolier  Rsdmetenr  Dr.  B.  Oeluler  In  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 


Dr.  Hermann  Hager 


nnd 


Dr.  Ewald  Geissler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiserroässignng.    Expedition:  Dresden,  Bietschelstrasse  3,  I. 

Bedactlon:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasae  40. 
Mltredaeteure :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 


M,  Z      Dresden,  den  16.  Februar  1893.  xiv!  jaLÄ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Chenle  vnd  Phftrmftel«:  Tencrin.  —  Zar  RelnheU  des  Aethen.  —  Hinweis.—  Pbarmacentisehe  Gosell- 
acbaft:  Die  Stamm  pflanzen  der  Strophanthneaamen.  Pepsin.  —  Taxir- Rolle.  —  Chloraloxime.  —  Nat^hweia 
fremder  Fette  in  Wollfetten.  —  Thenpentlieke  MlttheilmiKeii :  Jodolnm  enffeinatam.  —  Ueber  ehronische  Qaeck- 
■llberverglftnng.  —  Cremor  Tartari  bei  Leberleiden.  —  Teehnlieke  MltthellaBKen :  Ueber  H&rtnng  der  Bausteine. 
—  lieber  OiahkSrperbeleuohtnng.  —  Chloridin.  —  Hoher  die  Fenergefährlirhkeit  der  Kieselgarisolirmasse.  — 
Baehenehau.  —  Tenehledeae  ilttkellaiigeii :  Neues  Diphtheritismittol.  —  Nerolin  I»  crjst  —  Bromamid.  — 

BrIefwMkael.  —  Anietgen. 


Chemie  nnd  Pharmacie. 


Teucrin. 

Hierüber  berichtet  die  Deneste  Nammer  der 
Wien.  med.  Blätter: 

„Prof.  V,  Moselig 'Moorhof,  dem  man  die 
Einfährang  des  Jodoforms  in  die  Chirurgie 
verdankt,  ist  seither  fortdanemd  bestrebt, 
in  gleicher  Bichtnng  zn  wirken.  Vor  zwei 
Jahren  veröffentlichte  er  in  diesen  Blättern 
seine  Versuche  über  die  Behandlung  inope- 
rabler bösartiger  Neubildungen  mit  Methyl- 
violett, und  vor  wenigen  Tagen  hielt  er  einen 
Vortrag  über  eine  neue  Behandlungsmethode 
mykotischer  Erkrankungen  durch  Teucrin. 
Was  ist  Teucrin?  Es  ist  ein  Extract  der 
Pflanze  Teucrium  Scordium ,  welche  zur  Fa- 
milie der  Labiatae  gehört ,  in  ganz  Mittel- 
europa vorkommt  und  schon  seit  den  ältesten 
Zeiten  als  ein  erregendes,  fäulnisswidriges, 
jetzt  freilich  ganz  obsolet  gewordenes  Kraut 
bekannt  ist.  Die  Darstellung  des  Teucrins 
geschieht  durch  Auslaugung  der  getrockneten, 
nicht  zu  alten  Pflanze  mittelst  heissen  destil- 
lirten  Wassers,  Concentration  der  abgepress- 
ten  Flüssigkeit  bis  zur  Honigconsistenz, 
wiederholte  Reinigung  mittelst  Alkohol ,  so- 
dann Eindampfen  der  geklärten  Flüssigkeit 


bis  zum  spec.  Gew.  1 ,15,  worauf  sie  sterilisirt, 
in  gläserne  Phiolen  von  3  g  Inhalt  gefüllt 
und  durch  Zuschmelzung  der  Phiolenmünd- 
ung vor  dem  Eindringen  der  Luft  geschützt 
wird.  Das  Teucrin  stellt  eine  schwarzbraune 
Flüssigkeit  vom  spec.  Gew.  1,15  dar,  von 
krautartigem  Geruch  und  von  scharfem  Ge- 
schmack; es  röthet  blaues  Lackmuspapier, 
die  freie  Säure  von  10  g  Teucrin  erfordert 
11,4  ccm  Vi n  Normalnatronlauge  zur  Neu- 
tralisirung ;  Trockenrückstand  20,80  pCt., 
Aschenrückstand  4,60  pCt.  Das  Teucrin  be- 
sitzt einen  ziemlichen  Gehalt  an  schwefel- 
sauren Salzen,  zumeist  schwefelsaurem  Kalk, 
und  ist  mit  Wasser  in  allen  Verhältnissen 
mischbar.  Aehnliche  Wirkungen  wie  das 
Teucrium  Scordium  entfalten  auch  andere 
Teucriumarten ,  ferner  ebenso  das  Pulegium 
vulgare  und  auch  anderen  Familien  ange- 
hörige  Pflanzen,  am  besten,  wirksamsten  und 
constantesten  jedoch  bewährte  sich  das  aus 
Teucrium  scordium  gewonnene  Präparat:  das 
Extractum  Teucrii  Scordii  depuratum,  dar- 
gestellt von  dem  inzwischen  verstorbenen 
Chemiker  Dr.  Arnold  Friedrich,  jetzt  von 
dessen  Bruder  Emil  Friedrich,  Apotheker 
in  Wien. 


90 


Ausgehend  von  der  Thatsacbe,  dass  anf 
mykotischer  Invasion  beruhende  Lokal- 
erkrankangen  durch  eine  Steigernng  des  Blut- 
kreislaufs, durch  Anregung  activer  Hyperämie 
günstig  beeinflusst  werden,  suchte  Prof. 
Mosetig  lange  nach  einem  Mittel,  welches, 
ohne  schädliche  Nebenwirkungen  zu  besitzen, 
die  Kraft  hätte,  durch  Reizung  d^  Vaso- 
motoren den  gewünschten  Affluxus  sanguinis 
auctus  in  loco  morbi  zu  veranlassen.  Es  ist 
ja  bekannt,  wie  wohlthätig  lebhafte  hyper- 
ämische  Zustände,  beziehungsweise  entzünd- 
liche Ernährungsstörungen  auf  die  Heilung 
mancher  bacteriellen  Erkrankungen  ein- 
wirken. Durch  ein  Erysipel  wird  oft  eine 
Lokaltuberkulose  ausgeheilt,  manchmal  ver- 
schwinden dadurch  auch  zeitweilig  Neoplas- 
men. Die  künstliche  Impfung  des  Erysipels 
wurde  ja  geradezu  als  therapeutisches  Mittel 
bei  inoperablen  Carcinomen  empfohlen.  Duroh 
die  gesteigerte  Gefässthätigkeit  wird  eben 
das  erkrankte  Gewebe  in  die  Lage  versetzt, 
den  Kampf  gegen  die  Krankheitserreger  unter 
günstigeren  Bedingungen  aufzunehmen,  in- 
dem die  Mikroben  ihre  Lebens-  und  Pro- 
ductionsfähigkeit  verlieren  und  mit  dem  er- 
krankten Gewebe  der  regressiven  Metamor- 
phose verfallen.  Er  pflegt  deshalb  lokal- 
tuberkulöse Erkrankungen  mit  Sumpfpflanzen 
zu  vergleichen.  Sowie  diese  aus  dem  Wasser- 
tümpel verschwinden,  sobald  frisches,  fliessen- 
des  Wasser  zugeleitet  wird,  so  verlieren  fun- 
göse  Gewebsproducte  ihren  Bestand,  wenn 
eine  gesteigerte,  kräftige  Blutcirculation  am 
lokalen  Krankheitsherde  angefacht  wird.  Der 
Lapisstift,  die  Points  de  feu,  die  Lanndonffue- 
sehen  parenchymatösen  Chlorzink-Injectionen 
nützen  gewiss  in  ähnlicher  Weise,  weniger 
durch  die  lokalen  oberflächlichen  Aetzungen 
als  solche,  sondern  vielmehr  durch  den  tieferen 
Gewebsreiz,  den  sie  an  Ort  und  Stelle  und  in 
der  Umgebung  ausüben.  In  dem  Extractum 
Teucrii  Scordii  depuratum  glaubt  nun  Prof. 
Mosetig  das  gewünschte  Mittel  zur  Herbei- 
führung dieses  Congestivzustandes  gefunden 
zu  haben,  und  namentlich  sind  es  die  fnngösen 
Lokalerkrankungen,  die  kalten  Abscesse,  bei 
welchen  es  die  Probe  bestanden  hat.  Während 
der,  nun  schon  seit  fünf  Jahren  dauernden. 
Versuche  wurde  das  Mittel  immer  Omega  ge- 
nannt, jetzt,  da  es  der  Oefifentlichkeit  über- 
geben wird,  wurde  es  „Teucrin**  getauft." 

Hierauf  folgt  die  Beschreibung  einer  An- 
zahl Fälle,  welche  durch  subcutane  Injectionen 


mit  je  3g  Teucrin  erfolgreich  behandelt 
wurden.  Das  Mittel  dürfte  bei  dem  bedeuten- 
den Namen,  welchen  derjenige,  der  es  em- 
pfiehlt, besitzt,  in  nächster  Zeit  viel  verlangt 
werden. 

Da  oben  gesagt  wurde,  dass  noch  andere 
Teucriumarten  ähnliche  Wirkungen  wie  Teu- 
crium  Scordiom  entfalten,  so  bringen  wir 
diese,  die  zum  Theil  früher  medicinisch  ver- 
wendet wurden,  hier  in  Erinnerung: 

Teucrium  Botrys  L.  =  Herba  Botryos 

chamaedryoides, 
Teucrium  Scordium  L.  =  Herba  Scordii, 
Teucrium  Chamaedrys  =  Herba  Cbamae- 

dryos  oder  Herba  Trixaginis, 
Teucrium  Mamm  L.  =  Herba  Mari  veri 

oder  Herba  Cortusi, 
Teucrium  Scorodonia  L.  =  Herba  Scoro- 
doniae  oder  Herba  Salviae  silvestris, 
ferner  das  oben  genannte,  ebenfalls  za  den 
Labiaten  gehörige 

Pulegium  vulgare  L.  =  Herba  Pulegii. 
Allen  diesen  Pflanzen  ist  ein  aromatischer 
Geruch  eigen ;  eingehendere  Untersuchungen 
fehlen  vollständig.  Bed, 


Zur  Reinheit  des  Aethers. 

2).  B,  Dott  (Pharm.  Jouroal  Trana.  1893) 
bat  eine  Anzahl  englischer  tlandelstorten 
Aether  einer  Prüfung  unterzogen  und  hierbei 
sehr  beachtenswerthe  Resultate  erhalten. 

I.  Ein  Aether  vom  spec.  Gew.  0,7165,  der 
mit  Schwefelkohlenstoff  eine  milchig  trübe 
MischuDg  gab,  also  wasserhaltig  war,  lieferte 
bei  der  Kectification  zwisishen  19,5  bis  26^ 
zwei  Fraetionen  von  spec.  Gew.  0,7150  und 
0,7155;  zwischen  26  und  34,5^  gingen  swei 
weitere  Fraetionen  von  spec.  Gew.  0,7208 
und  0,7246  über. 

II.  Ein  Aether  (spec.  Gew.  0,718,  mit 
Schwefelkohlenstoff  eine  milchige  Trübung 
gebend)  lieferte  zwischen  23  und  31  ^  drei 
Fraetionen  von  0,7164,  0,7173  und  0,7194 
spec.  Gew.  Der  Rest  destillirte  zwischen  31 
und  35  ^  mit  einem  spec.  Gew.  von  0,7232 
über. 

III.  Ein  Aether  (0,7185)  gab'zwischea  22 
bis  30  0  0,7166,  zwischen  30  bis  35,5  0 
0,7227. 

IV.  Ein  Aether  (0,7195)  gab  zwischen 
24  bis  33,5  OFraction  von  0,7168  und 0,7 189 
und  zwischen  33,5  bis  40,5  ^  0,7237. 

Diese  Ergebnisse  zeigen,  dass  kein  reiner 


91 


Aether,  sondern  ein  Oepienge  vorlag,  denn 
Controlve rauche  zeigten ,  das«  sich  reiner 
Aetber  nicht  in  Fractionen  trennen  lässt. 
Dagegen  gab  ein  aus  Methylalkohol  entbal- 
tendem  Aethylalkohol  hergestellter  Aether 
zwischen  24  bis  34  ^  ein  Destillat  Yom  spec. 
Gew.  0,717. 

ßoU  zieht  hieraus  den  Schluss,  dass  der 
meiste  im  englischen  Handel  befindliche 
Aether  purus  Methylfither  enthält.  Die 
Versuche  beweisen  zwar  noch  nicht,  dass  der 
beigemengte  fremde  Körper  gerade  Methyl- 
äther ist ,  es  ist  dieses  aber  sehr  wahrschein- 
lich. £9  giebt  aber  keine  yerlässliche  Me- 
thode, um  kleine  Mengen  Methyläther  oder 
Methyl-Aethyl&ther  in  Aethyläther  aufzufin- 
den. 

DoU  glaubt  nicht,  dass  lediglich  Sparsam- 
keitsrücksichten die  Veranlassung  sind,  Aether 
parus  durch  ein  Gemisch  von  Aethyl-  oder 
Methyläther  zu  ersetzen.  Da  es  ausserordent- 
lich schwer  ist,  grössere  Mengen  Aether  vom 
spec.  Gew.  0,720  zu  erhalten,  und  da,  wenn 
das  specifische  Gewicht  diesen  Punkt  wesent- 
lich überschreitet,  z.  B.  0,723  zeigt,  der 
Aether  als  locales  Anästheticum  nicht  mehr 
verwendbar  ist,  so  hat  man  methylhaltigen 
Aether  vom  spec.  Gew.  0,717,  welcher  diesem 
Zweckein  ausgezeichnetem  Maasse entspricht, 
untergeschoben.  DoU  wünscht  daher,  dass 
folgende  Vorschrift  in  die  Britische  Pharma- 
kopoe aufgenommen  werde:  Reiner  Aether 
soll  nicht  über  0,724  spec.  Gew.  besitzen ; 
gleichzeitig  ist  methyihaltiger  Aether  zuzu- 
lassen von  nicht  über  0,718  spec.  Gew. 

Th. 

Diese  Frage  dürfte  zunächst  nur  für  eng- 
lisches Fabrikat  Bezug  haben,  da  in  England 
der  SpirituB  mit  grossen  Mengen  Holzgeist 
(ohne  Zusatz  von  Pyridinbasen)  denaturirt 
wird.  Bed 

Die  Aeid  -  Butyronietrie  als  UnUersal- 
Fettbeatlniiniiiigsmethode.  Cbem.-Ztg.  I8u2, 
Nr.  98, 8. 1839.  Das  Prineip  dieser  von  N.  Gerber 
AQsgf arbeiteten  llrthode  besteht  in  der  Lösung 
^mmtlicher  Milchbestandtheile  mit  Ausnahme 
des  Fettes  ohne  vorheriges  Kocheo  durch  ein 
bestimmtes  Sftureiremisch  (conc.  Schwefelsäure 
mit  £g8ig-  oder  Milchs&ure),  nachdem  die  Milch 
11.8.W.  zaerst  mit  einer  gewissen  Men^e  Amyl- 
alkohol versetzt  wurde,  worauf  die  Fette  im 
warm  gehaltenen  Bntyrometer  mittelst  Hand- 
fentrifuge  als  klare,  durchsichtige  Schicht  sehr 
scharf  und  in  kürzester  Zeit  ausgeschleudert 
werden  können.  Th, 


Pharmaceutische  Gesellschaft» 

Sitzung  am  2.  Februar  1893  in  Berlin. 

Die  Reibe  der  Vorträge  eröffnete  Herr 
Privatdocent  Dr.  Ferd.  Fax,  welcher 

die  Stammpflanzen  der  Strophanthas- 

Samen 

einer  sehr  eingehenden  Besprechung  unter- 
warf. Redner  kann  als  Autorität  auf  dem 
Gebiete  der  Strophanthnssamen-Kenntniss 
neben  C.  Hartwich,  welcher  dieselben  kürz- 
lich in  seiner  Dissertationsarbeit  sehr  aus- 
führlich behandelte,  betrachtet  werden.  Fax 
nahm  daher  auch  des  öfteren  auf  die  werth- 
vollen  Arbeiten  Barttokh's  Bezug.  Redner 
musste  am  Schlüsse  seines  lehrreichen  Vor- 
trages jedoch  eingestehen,  dass  unsere  Kennt- 
niss  von  den  Stamropflanzen  der  Strophan- 
thussamen  immer  noch  eine  sehr  mangelbafte 
ist.  Nur  in  Bezug  auf  eine  Handelssorte,  den 
sogenannten  „kurzfrüchtigen  Strophanthus'* 
dürfte  die  Stamroart  mit  einiger  Oewissbeit 
sich  erschliessen  lassen.  Abgesehen  von  ge- 
ringen Variationen  findet  sich  dieselbe  Frucht 
mit  denselben  Samen  in  Westafrika,  am 
Victoria  Njansa,  am  Kilima  Njaro  und  an  der 
Rüste  Mossambique.  Diese  Proben  zeigen 
eine  derartige  Uebereinstimmung  unter  einan- 
der, dass  man  sie  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit auf  eine  Stammarc  wohl  zurückführen 
kann.  Als  Stammpfianze  ist  Strophanthus 
sarmentosus  D.  C.  zu  nennen ,  aber  diese 
Sorte  ist  gerade  für  den  Handel  wertblos,  da 
sie  Strophanthin  nicht  enthält.  Für  medi- 
cinisch- pharmaceutische  Zwecke  sind  nur  die 
Samen  von  Strophanthus  hispidus  2).  (7.  und 
Str.  Komb^  Oliv,  zu  verwenden,  in  zweiter 
Linie  können  noch  die  Samen  allenfalls  ge- 
braucht werden,  welche  als  Strophanthus  von 
der  Insel  Los  im  Handel  sind  und  diejenigen, 
welche  als  Str.  lanuginosus  bekannt  sind. 
Für  letztere  ist  vielleicht  Str.  Petersianus 
Klotzsch  die  Stammpflanze.  Alle  anderen 
Strophanthussamen  sind  zunächst  noch  zu- 
rückzuweisen. 

In  der  anschliessenden  Discussion  hob 
Herr  Dr.  Waage  hervor,  dass  die  beim  Be- 
tupfen der  Schnittflächen  von  Strophanthus- 
samen mit  conc.  Schwefelsäure  entstehende 
Rothfärbung  wahrscheinlich  auf  zuckerartige 
Stofl'o,  vielleicht  auf  Phloroglucin  zurück- 
zuführen sei.  Auch  Herr  Dr.  Müller  hält  dio 
mit  conc.  Schwefelsäure  entstehende  Roth- 
färbung  für   eine   Zuckcrreaction ,   die   sehr 


92 


leicht  erklärlich  sei.  Die  Schwefelsäure  wirke 
in  der  conceotrirten  Form  ▼erzuckernd  auf 
Cellulose  ein,  und  bei  Gegenwart  der  Eiweiss- 
Stoffe  entstehe  dann  die  Rothfärbung.  Die 
für  Strophanthin  charakteristische  Grün- 
färbung, die  beim  Behandeln  mit  conc. 
Schwefelsäure  eintritt,  könne  durch  andere 
Färbungen,  besonders  durch  die  erwähnte 
Rothfärbung  leicht  verdeckt  werden.  Dem 
gegenüber  weist  Herr  Dr.  Fax  darauf  hin, 
dass  bei  Strophanthin  haltenden  Samen  durch 
Schwefelsäure  eine  augenblickliche  Grün- 
färbung entstehe,  dann  erst  trete  die  Roth- 
färbung auf,  und  schliesslich  macht  letztere 
einer  Graufärbung  Platz.  Conc.  Schwefelsäure 
sei  daher  als  mikrochemisches  Reagens  auf 
Strophanthin  sehr  wohl  anwendbar. 

Der  Vorsitzende  leitete  hierauf  eine  Dis- 
cussion  über 

Pepsin 

ein,  zu  welchem  Gegenstände  sich  besonders 
ausführlich  Herr  Senator  Dr.  Friedr,  Witte 
aus  Rostock  äusserte. 

In  letzterer  Zeit  ist  in  den  pharmaceutischen 
Fachblättern  die  Frage  nach  der  Beschaffen- 
heit und  der  Lösungsfähigkeit  des  Pepsins 
für  Eiweiss  von  Portes  von  Neuem  angeregt 
worden. 

Im  Anschluss  daran  hat  sich  L,  Friedländer 
in  der  Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  9  gleichfalls 
über  diese  Frage  ausgesprochen.  Friedländer 
ist  der  Ansicht,  dass  die  Forderung  eines 
vollkommen  löslichen  Pepsins  durchaus  zeit- 
gemäss  sei.  Derselbe  hat  gefunden,  dass  die 
Fortschaffung  der  die  Trübung  bedingenden 
organischen  Verunreinigungen  durch  Filtra- 
tion, die  Beseitigung  der  anorganischen  Salze 
durch  Dialyse  der  empfehlenswertheste  Weg 
ist,  um  zu  befriedigenden  Resultaten  zu 
kommen.  Zwar  ist  die  Filtration  schleimiger 
Flüssigkeiten  und  ihre  Dialyse  mühselig  und 
zeitraubend,  aber  die  Wirkung  derartig  dar 
gestellter  Pepsine  wäre  doch  überraschend. 
Die  ganz  reinen,  milchzuckerfreien  Präparate 
hätten  eine  ganz  ungeahnte  Verdauungskraft, 
und  Pepsine  bis  zur  Stärke  1  :  4000  seien 
auf  diesem  Wege  wiederholt  von  Friedländer 
dargestellt  worden.  Diese  enorme,  vielleicht 
noch  zu  steigernde  Peptonisationsfähigkeit 
wirklich  reiner  Pepsine  lässt  die  vielfach 
aufgestellte  Hypothese,  wonach  das  Pepsin 
bei  der  Verdauung  lediglich  die  Salzsäure- 
Übertragung  an  die  Albumosen  bewirke,  so* 
dann  rfickgebildet  werde  und  nun  von  Neuem 


seine  einförmige  Thatigkeit  aufnehme,  als 
sehr  wahrscheinlich  zu. 

Hinsichtlich  der  Prüfungsvorschriften  der 
Pharmakopoen  für  Pepsin  ist  Friedländer 
der  Ansicht,  dass  es  ebenso  überflüssig  ist, 
über  die  Dauer  der  normalen  Verdauung,  d.h. 
ca.  5  bis  6  Stunden,  hinauszugehen ,  wie  ge- 
radezu fehlerhaft,  diese  physiologisch  fest- 
stehende Zeitdauer  willkürlich  auf  1  Stunde 
oder  gar  30  Minuten  herabzusetzen.  Die 
Pepsinwirkung  im  Glase  und  im  Organismus 
sei  identisch  und  verlange  gleiche  Beding- 
ungen. Wenn  die  Pharm.  Brit.  bez.  Germ. 
mit  dieser  Zeitkürzung  eine  rigorosere  An- 
forderung an  das  Pepsin  hätten  stellen  wollen, 
so  sei  die  Wahl  des  Mittels  eine  wissenschaft- 
lich durchaus  verfehlte.  Das  konnte  nur  er- 
reicht werden  durch  Vermehrung  der  Eiweiss- 
menge  und  bei  6  stündiger  Dauer  durch  die 
Prüfung  mit  Salpetersäure  auf  vollständige 
Peptonisirung.  Diese  letztere  könne  auch 
nur  als  die  wirkliche  Beendigung  der  Ver- 
dauung bezeichnet  werden. 

Für  eine  Prüfung  des  Pepsins  empfiehlt 
daher  Friedländer  folgende  Bedingungen: 
Eine  bestimmte  Menge  des  fraglichen  Pepsins 
wird  in  mit  Salzsäure  versetztem  Wasser  ge- 
löst und  (das  F  i  1 1  r  a  t  dieser  Lösung  mit  der 
entsprechenden  Menge  flüssigen  Hühner- 
ei weisses  bez.  einer  Lösung  von  trockenem 
Eiweiss  6  Stunden  hindurch  bei  50^0.  di- 
gerirt.  Nach  Verlauf  dieser  Zeit  darf  Sal- 
petersäure in  der  Flüssigkeit  keine  Trübung 
erzeugen. 

Herr  Dr.  Friedr.  Witte  wandte  sich  gegen 
die  Auffassung,  als  könne  die  Prüfung  eines 
Pepsins  hinsichtlich  seiner  eiweisslösenden 
Kraft  mit  der  auf  5  bis  6  Stunden  sich  aus- 
dehnenden Verdauung  im  Organismus  in 
Vergleich  gebracht  werden.  Es  käme  doch  bei 
der  Beurtheilung  eines  Pepsins  darauf  an, 
festzustellen,  dass  die  eiweisslösende  Kraft 
eines  solchen  mehr  leiste  als  der  normale 
Magensaft,  und  dass  dies  erreichbar  sei,  be- 
wiesen die  guten  Pepsinsorten  des  Handels. 
Wüte  stehe  nach  wie  vor  auf  dem  Standpunkt, 
dass  die  verschärfte  Prüfungsvorschrift  der 
dritten  Ausgabe  des  Arzneibuches,  welche 
auf  seine  Veranlassung  aufgenommen  worden 
sei,  unverändert  bestehen  bleiben  müsse. 
Was  die  Klarlöslichkeit  eines  Pepsins  be- 
treffe, so  sei  in  letzter  Zeit  grosses  Gewicht 
hierauf  gelegt  worden,  doch  zu  Unrecht^  denn 
Witte  könne  auf  Grund  seiner  langjährigen 


93 


ferfabnitigen  den  Satss  aossprecben,  dass  mit 
der  grösaeren  Rlarlöalicbkeit  eines  Pepsins 
die  Löaangsföbigkeit  desselben  für  Eiweiss 
abnebme. 

Ferner  tbeilt  Witte  mit,  es  sei  ein  Leichtes, 
Pepsin  Ton  der  Stärke  1  :  4000  herzustellen, 
und  er  bringe  seit  längerer  Zeit  ein  Pepsin 
nach  Amerika  in  den  Handel,  das  eine  eiweiss- 
losende  Kraft  Yon  1  :  10  000  besässe.  Ja, 
und  noch  nicht  genug  damit,  er  wäre  in  der 
Lage,  anf  der  diesjährigen  Chicagoer  Welt- 
ansstdlung  ein  absolates  Pepsin  vorzeigen 
KQ  können,  das  noch  mehr  leiste.  Ueber  den 
Grad  der  Lösnngsf&bigkeit  desselben  wolle 
er  beute  noch  nicht  sprechen,  aber  er  hoffe 
Ehre  damit  einzulegen  und  zu  zeigen,  dass 
die  deutsehe  chemiscbelndnstrie  auch  auf  dem 
Gebtete  der  Pepsindarstellung  noch  immer 
die  erste  Stelle  einnehme. 

Hierauf  besprach  Herr  Apothekenbesitzer 
Schneider  aus  Posen  einige  Pharmakopoe 
fragen.  Er  kritisirte  zunächst  die  oft  unklaren 
Fassungen  bei  der  Angabe  der  eintretenden 
Reactionen.  Da  sei  von  Flüssigkeiten  die 
Rede,  die 

„nicht  mehr  als  opalisirend  trübe  werden 
dürfen'',  oder  die  „nur  opalisirend  getrübt 
werden*',  oder  die  „schwach  opalisirend 
getrübt  werden",  oder  die  „höchstens  nur 
weisslich    opalisirend    getrübt    werden" 
u.  8.  w. 
Der  Bevisor  und  der  revidirte  Apotheker 
befänden  sich  häufig  im  Widerspruch   über 
die  Deutung    einer    eintretenden  Trübung. 
Besser  wäre  es  daher,  wenn  überhaupt  ent- 
weder chemische  Reinheit  von  einem  Präpa- 
rate gefordert  wurde  oder  den  zuzulassenden 
Trübungen  eine  bestimmtere  Bezeichnung  ge- 
geben würde.    Eingehend  auf  einzelne  Prä- 
parate '  erwähnte  Schneider,    dass   bei   der 
Prfifong  von  Aqua  Amygdalarum  wohl 
gesagt  sei,   es  müssten  mindestens  1,8  ccm 
Zehntel-Normal- Silberlösung  erforderlich  sein, 
es  bestehe  aber  keine  Bestimmung,  die  ein 
Mehr  verbiete  oder  eine  Maiimalzahl  angebe. 
Bei  Liquor  Ralii  arsenicosi  bedauert 
Schneider  gleich  Anderen  den   Zusatz  von 
Spiritus  Melissae  comp,  und  bemerkt  schliess- 
lich, dass  er  in  seiner  Eigenschaft  als  Apo- 
thekenrevisor noch  kein  Stib.  sulfuratum 
aurantiacum  in  den  Oßleinen  angetroffen 
babe,  welches  den  Forderungen  des  Arznei- 
bo^ihes  hinsichtlich  des  Säuregebaltes  ent- 
sprochen habe.  Schneider  hat  derartige  Prä- 


parate stets  monirt,  und  zwar  aus  dem  Grunde, 
um  die  Pharmakopoe -Commission  von  der 
Unerfüllbarkeit  einer  derartigen  Forderung 
zu  überzeugen.*^) 

Gegen  die  allgemeinen  Ausführungen 
Schneider^B  wandte  sich  Herr  Freilich  mit 
beredten  Worten.  Derselbe  trat  für  die  Phar- 
makopöe-Commission  hinsichtlich  obiger  Fest- 
setzungen ein.  Mit  voller  Berechtigung  wäre 
seitens  der  Commission  davon  Abstand  ge- 
nommen worden,  chemische  Reinheit  für  eine 
Anzahl  Präparate  zu  fordern,  weil  dieselben 
dadurch  unnöthig  vertbeuert.  würden.  Auch 
hält  Frölich  die  von  Schneider  kritisirten 
Bezeichnungen  für  nicht  missverständlich, 
besonders  bei  einigem  Entgegenkommen 
seitens  des  Revisors.  Herr  Frölich  verbreitete 
sich  sodann  des  Eingehenderen  über  Stib» 
sulfuratum  aurantiacum,  Liq.  Kalii  arsenicosi 
und  Acidumcarbolicum,  an  welcher Discussion 
sich  auch  Herr  Göldner  betbeiligte. 

Zum  Schluss  theilte  der  Vorsitzende  eine 
Einsendung  des  Herrn  Dr.  Bilte  mit,  welcher 
sich  über  die  Nomenklatur  des  Arzneibuches 
aussprach,  und  dessen  Ausführungen  mit  den 
früher  gemachten  des  Herrn  Dr.  MüUer 
übereinstimmten.  Herr  Dr.  Biltg  wies  be- 
sonders auf  seine  diesen  Gegenstand  betreffen- 
den Mittheilungen  hin,  die  in  den  „Praktischen 
und  kritischen  Notizen  zur  Pharmacopoea 
Germanica"  niedergelegt  sind.  Herr  Dr.  Büte 
ermahnte,  man  dürfe  sich  bei  der  Nomen- 
klatur nicht  allein  von  streng  wissenschaft- 
lichen Principien  leiten  lassen,  sondern  müsse 
auch  Rücksicht  auf  die  Praxis  nehmen,  auf 
das,  was  seit  lauger  Zeit  eingebürgert  und 
als  brauchbar  und  gut  befunden  sei.       Th. 

*)  Vergl.  hierzu  Ph.  C.  88,  289. 

Taxir-Rolle. 

Diese  kleine  Vorrichtung  macht  das  zeit- 
raubende und  oftmals  störende  Herumblättern 
in  der  Arzneitaxe  ganz  entbehrlich.  Sämmt- 
Hche  Preise  der  Arzneitaze  sind  auf  ein  starkes, 
aufgewickeltes  Band  aus  Stoff  und  Papier  ge- 
druckt. Um  einen  Preis  zu  suchen,  zieht  man 
das  Band  so  weit  von  der  Rolle  ab,  bis  der- 
selbe zum  Vorschein  kommt;  eine  in  dem 
Apparat  befindliche  Feder  zieht  das  Band 
von  selbst  wieder  in  den  Apparat  zurück.  Die 
Tazir-KoUe  mit  der  (österreichischen)  Arsnei- 
taze  ist  zum  Preise  von  3  fl.  50  kr.  von  Carl 
Franke  in  Wien  zu  beziehen.  0. 


94 


Chloraloxime. 

Die  cbemiscbe  Fabrik  vorm.  Dt. F. v.  Hey  den- 
Radebeul  hat  die  Herstellung  einer  neuen 
Classe  von  Verbindungen,  der  Cbloraloxime, 
zum  Patent  angemeldet.  Die  Bildung  der- 
selben aus  Cbloral  und  Oximen  ist  durcb 
folgende  Gleichung  zu  veranschaulichen : 

HiNOH  +  CClg.COH^CClg    COH 

'ON«H 

Man  erhält  die  Verbindungen,  indem  man 
Chloral  auf  die  Oxime  unter  Benutzung  eines 
passenden  Verdünnungsmittels  einwirken 
lässt.  Bisher  sind  derartige  Verbindungen 
mit  Acetozim.  Camphoroxim,  Acetaldoxim, 
Benzaldoxim,  Nitroso/^-Naphthol  dargestellt 
worden;  dieselben  sind  in  Alkohol  und  Aether 
leicht  löslich  und  lassen  sich  aus  Kohlenwasser- 
stoffen, besonders  gut  aus  Petrolather,  umkry- 
stallisiren.  Wasser  löst  sie  weniger  leicht  und 
bewirkt  besonders  in  der  Wärme  Zersetzung, 
wobei  das  Chloral  in  sein  Hydrat  übergeht. 

Die  Chloraloxime  sollen  als  Arzneimittel 
(wahrscheinlich    Schlafmittel)     Verwendung 

finden.  s, 

Zeitsehr.  d  österr.  Apoth,- Vereins  1892,  754. 

Der  Nachweis  fremder  Fette 
in  Wollfetten. 

Von  K  Helbing  und  F.  W.  Pasamore.*) 

Verfasser  haben  eine  sehr  praktische  Me- 
thode des  Nachweises  fremder  Fette  in  Woll- 
fetten ausgearbeitet,  welche  auf  die  Bestimm- 
ung der  zur  Verseifung  nothwendigen  Menge 
Aetzkali  sich  gründet.  Zu  dem  Zwecke 
mussten  zunächst  die  Bedingungen  aufgefun- 
den werden ,  unter  welchen  die  bekanntlich 
schwer  yerseifbaren  Cholesterinätber,  die  den 
wesentlichen  Bestandtheil  der  Wollfette  bil- 
den, mit  Aetzkali  aufzuschli essen  sind.  Wäh- 
rend die  meisten  Fette  des  Thier-  und  Pflan- 
zenreichs zusammengesetzte  Aether  darstellen, 
denen  der  dreiwerthige  Alkohol  Glycerin, 
Teibunden  mit  Säuren  der  ParafOn-  oder  Oel- 
säurereihe,  zu  Grunde  liegt,  ist  in  dem  Woll- 
fett das  Gljcerin  durch  den  einsäurigcn 
Alkohol  Cholesterin  C26  H^^  0  H  ersetzt. 

Verfasser    fanden     nun,     dass    sich     die 
Cholesterinfette  auf  das  leichteste  mit  alko 
holischer  Kalilauge  in  einem  geschlossenen 
Gefiiss   bei  100  ^  verseifen  lassen.      Zwecks 


•)  Helbing^B  Pharm acological  Record  Nr.  XI, 
November  lt92. 


Feststellung  der  zur  VerseiAing  von  reinen 
Wollfett  nothwendigen  Aetzkalimengewnrdea 
5,3  g  wasserfreies  Lanolin  in  eine  starke,  circt 
50  g  haltende  Glasflasche  gewogen  und  mit 
20  com  alkoholischer  Kalilauge,  die  112  g 
KOH  im  Liter  enthielt,  übergössen.  Die 
Flasche  wurde  gut  verschlossen  und  ver- 
schnürt unter  bisweiligem  Umschütteln  zwei 
Stunden  lang  auf  100 '>  erhitzt.  Nach  den 
Abkühlen  war  der  Inhalt  zu  einer  festen  Masse 
erstarrt,  die  schwach  erwärmt  in  einen  Liter- 
kolben gegossen  wurde  und  nach  mehrmaligem 
Nachspülen  mitdestillirtem  Wasser  auf  1  Liter 
Flüssigkeit  gebracht  wurde.  250  ccm  der 
Lösung  wurden  sodann  mittelst  Schwefelsäure 
(Iccm  =  0,05152 H2SO4)  unter  Hinzufug- 
ung  von  Phenolphthalein  als  Indicator  titrirt. 
Als  Mittel  zweier  Bestimmungen  wurden 
6,925  ccm  Schwefelsäure  zur  Neutralisiraog 
des  überschüssigen  Alkalis  verbraucht.  Hier- 
aus läsßt  sich  berechnen,  dass  100  g  wasser- 
freies Wollfett  8,344  KOH  zur  voll- 
ständigen Verseifung  gebrauchen. 
100g  Adeps  benöthigen  19,84  KOH, 
100  g  Cocosnussfett   .  .  26,16 

100  g  Olivenöl 18,25 

75 g  Wollfett! 

2ög  Vaselin  )    '  "  '  '     ^'^*^    " 

75  g  Wollfett) 


>f 


91 


25  g  Adeps     | 


70  g  Wollfett 


I 


11,204 


9,704 


19 


M 


20  g  Adeps 

10  g  Vaselin  ) 

75  g  Wollfett         \ 

25g  Cocosnussfett)  *  •    ^^»^'^    »> 

90  g  Wollfett) 

10g  Olivenöl)  •  •  •  •  ^»^^"  >» 
Man  kann  also  durch  Bestimmung  des  Ver- 
seif uugscoefficienten  in  einem  Wollfett  sehr 
wohl  bestimmen,  ob  eine  Vermischung  mit 
Mineralfetten  oder  gewöhnlichen  Fettep  vor- 
liegt. Bedenklich  nähern  sich  der  Zahl  8,344 
nur  Gemische ,  die  aus  Wollfett,  Adeps  und 
Vaselin  hergestellt  sind ,  sowie  die  Mischung 
von  Wollfett  mit  Olivenöl. 

Verfasser  haben  mehrere  Wollfette  des 
Handels  mit  Benutzung  der  vorstehenden 
Methode  und  unter  Prüfung  des  physikalischen 
Verhaltens  untersucht.  Sie  geben  dem  Lanolin 
vor  allen  Präparaten  den  Vorzug.  Hinsicht- 
lich des  Schmelzpunktes  bemerken  Verfasser, 
dass  das  Wollfett  erst  bei  40^  zu  schmelzen 
beginnen  müsse.  Die  Pharm.  Brit.  lässt  einen 
Spielraum  von  37,8  bis  44,4"  0.  Tk. 


95 


Tliempentiselie  HiUbeilnuffieii. 


Jodolam  eoffelnatnm. 

Lässt  man  gleiche  Moleküle  Coffein 
und  Jodol  in  concentrirter  alkoholischer 
Lösung  aufeinander  einwirken,  80  erhliit 
man  eine  krjstallinische,  in  Alkohol  nur 
wenig  lösliche  Verbindung  von  Goffein- 
jodol,  C8H,oN408.C4J4NH. 

Sebüifeln  der  gemischten  liösungen 
begünstigt  die  Abscheidung  der  Ver- 
bindung. 

Das  Coffe'injodol  stellt  ein  hellgraues, 
krystallinisches,  geruch-  und  geschmack- 
loses Pulver  dar,  in  den  meisten  Lösungs- 
mitteln wenig  oder  gar  nicht  löslich. 
£s  enthält  74,6  pCt.  Jodol  und  25,4  pGt. 
Coffein. 

Da  Jodol  bei  längerem  Aufbewahren 
unter  Abscheidnng  von  Jod  sich  oft  zer- 
setzt und  dadurch  unangenehme  und 
schädliche  Nebenwirkungen  äussert,  so 
wäre  die  Anwendung  dieser  viel  bestän- 
digeren Verbindung  vielleicht  werth, 
einer  näheren  Prüfung  unterzogen  zu 
werden.  Ed.  KonteschtceUer. 


Üeber  chronische  Quecksilber- 

Yergiftang 

bei  Chirurgen  I  welche  viel  mit  Sublimat  in 
Berührung  kommen,  wirdFolgendesberichtet: 

Prof.  Albert  in  Wien ,  der  längere  Zeit  an 
Dyspepsien  litt,  ohne  deren  Ursache  zu  kennen, 
kam  auf  den  Gedanken,  das  Sublimat,  dessen 
er  sich  bei  seinen  Operationen  täglich  be- 
diente, möchte  daran  Schuld  sein,  in  der 
That  zeigte  die  Untersuchung  des  Harns  einen 
verbältnissmässig  grossen  Gehalt  an  Queck- 
silber. Dies  zusammen  mit  dem  Umstände, 
dass  Prof.  Albert  in  letzter  Zeit  drei  ganz 
gesunde  Zähne  verlor,  weist  wohl  mit  Sicher- 
heit darauf  hin,  dass  es  sich  bei  ihm  um 
chronische  Quecksilbervergiftung  handelte. 
Nach  dem  Corresp.-Bl.  für  Schweiz.  Aerzte, 
dem  wir  diese  Nittheilnng  entnehmen,  wurde 
die  Erkrankung  und  der  Tod  eines  hervor- 
ragenden deutschen  Chirurgen  an  Nephritis 
auch  auf  Vergiftung  in  Folge  jahrelanger 
Sablimatantisepsis  zurückgeführt.  $. 

Die  mit  Herstellung  von  Sublimatver- 
bandatoffen  Beschäftigten  sind  denselben  Ge- 
fabren ausgesetzt,  wenn  sie  oft  und  lange  Zeit 
in  direcle  Berührung  mit  der  Sublimatlösung 


kommen ;  in  vielen  Betrieben  tragen  deshalb 
die  betreffenden  Arbeiter  Handschuhe  aus 
Kautschuk  (was  natürlich  für  Chirurgen  nicht 
anwendbar  ist). 

Der  Referent  hatte  Gelegenheit,  in  einem 
Baume,  in  dem  täglich  Hunderte  von  Metern 
Mull  mit  Sublimat  getränkt  wurden,  die  Luft 
daraufhin  zu  untersuchen ,  ob  sie ,  wie  be* 
bauptet  worden  war,  Sublimat  als  Dampf  ent- 
hielte —  da  die  Imprägnirungsflüssigkeit 
Glycerin  enthielt,  war  an  einen  Gehalt  der 
Luft  an  staubförmigem  Sublimat  nicht  zu 
denken. 

1.  Es  wnrden  50  Liter  Luft  während  24 
Stunden  mittelst  einer  Saugvorrichtung  durch 
eine  Lösung  von  Kaliumjodid  gesaugt  und 
diese  darauf  (in  Umkehrung  dw  Nessler'schen 
Reaction)  durch  Zusatz  von  Ammoniumchlorid 
und  Natronlauge  auf  Quecksilber  geprüft.  Es 
trat  keine  Reaction  ein. 

2.  Es  wurden  fernerhin  50  Liter  Luft  in 
gleicher  Weise  durch  Natronlauge  gesaugt; 
eine  gelbe  Ausscheidung  in  der  Katronlauge 
bestand  aus  Aldehydharz  (weil  die  Impräg- 
nirungsflüssigkeit  Alkohol  enthielt);  Queck- 
silber war  nicht  nachzuweisen. 

Hiermit  dürfte  wohl  dargelegt  sein ,  dass 
—  Schutz  der  Hände  durch  Kautschukhand- 
schuhe vorausgesetzt  —  die  Fabrikation  der 
Sublimatverbandstoffe  ungefährlich  ist, 
wenn  mau  sich  ausserdem  nicht  länger  als 
nöthig  in  dem  betreffenden  Räume  aufhält, 
namentlich  nicht  während  des  Trocknens, 
und  wenn  ferner  die  Räume  gut  ventilirt  sind, 
wozu  z.  B.  ein  Ofen  sehr  geeignet  erscheint. 

A.  Schneider, 

Cremor  Tartari  bei  Leberleiden«   ^ 

Sasahi  empfiehlt  Tartarus  depuratut  in 
grossen  Dosen  gegen  Ascites  bei  Lebercirrhose 
und  Lebersyphilis.  Die  Dose  schwankt  zwi- 
schen 8  g  bis  40  g  täglich  und  soll  so  hoch 
gegriffen  werden,  dass  zwei-  bis  dreimal  Stuhl- 
gang am  Tage  erzielt  wird.  Gleichzeitig  stellt 
sich  vermehrter  Harnabgang  ein.  Die  beste 
Verordnungsweiso  des  Tartarus  depuratus  ist 
die  in  einer  Schüttelmiztur: 

Tartari  depurati       10,0  g 

Aquae  100,0  g 

Elaeosaccb.  Citri         4,0  g 

Täglich  dreimal  zu  nehmeil.  g, 

Berh  klin,  Wochenschr. 


'   StI  "W  ■^•w'N^s^»,^  J'^'-/"-^" 


Ö6 


Tecbniscbe  Mittlieiliinfreii. 


Ueber  Härtung  der  Bausteine. 

Das  Verfahren  yon  Kessler  zor  Härtong 
und  ConserWrung  der  Bausteine  (Kalksteine, 
Sandsteine,  Mörtel,  Cementwaaren)  besteht 
in  der  Anwendung  der  Magnesia-,  Zink*  oder 
Tbonerde- Salve  der  Kieselfluorwasserstoff- 
säure,  jedes  derselben  für  sich  allein  oder  in 
Mischung  mit  einander.  Diese  Satze,  von 
denen  das  Magnesiumfluosilikat  in  40  proc, 
das  Zinkfluosilikat  in  60  proc.  Lösung  ange- 
wendet wird,  nennt  Kessler  „Fluate";  ein 
Doppelsalz  von  Thonerdefluosilikat  und  Zink- 
fluosilikat nennt  er  „Doppelfluat". 

Die  zu  behandelnden  Steine  werden  mittelst 
eines  Pinsels  oder  bei  ausgedehnten  Flächen 
mittelst  eines  Zerstäubers  mit  den  genannten 
Lösungen  getränkt,  so  lange  sie  noch  etwas 
aufnehmen;  für  dichte  und  feinkörnige  Ge- 
steine genügt  einmalige  Behandlung,  bei 
anderen  Steinen  wird  dieselbe  nach  einer 
Pause  von  je  einem  Tag  ein*  bis  zweimal 
wiederholt.  Die  Flüssigkeit  dringt  selten 
tiefer  als  1  cm  ein. 

Die  Härtung  der  Steine  etc.  beruht  darauf, 
dass  sich  durch  Einlagerung  unlöslicher 
Körper  die  Porosität  und  Wasserdurchlässig- 
keit  vermindert;  die  Oberfläche  der  Steine 
wird  schliesslich  noch  mit  Wachs  oder  Paraffin 
getränkt  und  so  eine  vollständige  Dichtung 
herbeigeführt. 

Die  in  den  Poren  der  Steine  sich  ablagern- 
den unlöslichen  Körper  sind  neben  Kiesel- 
säure und  Fluorcalcium  bei  Einwirkung  von 
Alnminiumfluosilikat  auf  Calciumcarbonat: 
Aluminiumozjdhydrat ,  bei  Magnesiumfluo- 
silikat: Flnormagnesium,  bei  Zinkfluosilikat: 
Zinkcarbonat. 

Durch  Verwendung  farbiger  Fluosilikate 
erhält  man  neben  einer  Härtung  eine  ent- 
sprechende Färbung  der  Steine:  braun  und 
gelbbraun  durch  Eisen-  und  Manganfluate, 
grünliohblau  durch  Kupferfluat,  graugrün 
durch  Chromfluat,  violett  durch  Kupferfluat 
und  hierauf  folgende  Behandlung  mit  Ferro- 
Gjankalium ,  gelb  durch  Zink-  oder  Bleifluat 
und  hierauf  folgende  Behandlung  mitKalium- 
Chromat  j  schwarz  durch  Waschen  des  Kupfer - 
oder  Bleifluatanstriches    mittelst   Schwefel- 

ammonium.  ^• 

Bayr,  Ind,*  u.  Oew*'Bl 


üeber  Olühkdr^erbeleüchtung. 

In  voriger  Nummer  war  in  einem  Artikel 
über  Gasbeleuchtung  (S.  83)  gesagt  worden, 
dass  unser  gewöhnliches  Leuchtgas  nur  4  pCt 
schwere  Kohlenwasserstoffe  enthält,  welche 
bei  der  Verbrennung  in  Acetylen  umgewandelt 
werden,  welches  die  Veranlassung  für  das 
Leuchten  der  Flammen  giebt,  während 
96  pCt.  des  Leuchtgases  Heizgase  sind ,  die 
nur  in  einer  nicht  leuchtenden  Flamme, 
wie  wir  sie  für  Heizzwecke  anwenden ,  völlig 
ausgenützt  werden.  Da  nun  die  Herstellung 
eines  Leuchtgases  mit  hoher  Leuchtkraft  sich 
wesentlich  theurer  stellt,  als  die  eines  hohen 
Heizwerth  besitzenden  Gases,  so  liegen  die 
Verhältnisse  für  die  Einführung  der  Glüh- 
körperbeleuchtung günstig«  Bei  dem  soge- 
nannten ^uer*schen  Glüblicht  sind  es  be- 
kanntlich einige  der  selteneren  Erden,  wie 
Zirkon-,  Lanthan-  und  Yttriumozjrd,  welche 
neben  Magnesiumoxyd  in  der  nicht  leuchten- 
den Flamme  eines  Bunsen*schen  Brenners 
zum  Glühen  gebracht  ein  helles  Licht  aus- 
strahlen, also  die  Rolle  des  in  der  leuchtenden 
Gasflamme  glühenden  Kohlenstoffs  über- 
nehmen. 

Wir  haben  über  die  von  Dr.  Äucr  von 
Welsbach  in  Wien  erfundene  Beleuchtung  in 
früheren  Jahrgängen  der  Ph.  C.  (27,  367. 
28,  89.  349)  bereits  ausführlich  berichtet,  so 
dass  wir  uns  heute  darauf  beschränken  können, 
einige  Neuerungen,  welche  bei  dieser  Be- 
leuchtungsart eingeführt  worden  sind,  zu 
erwähnen. 

Der  früher  höchst  empfindliche  ,, Mantel'* 
oder  wie  er  auch  genannt  wird,  „Glühstrumpf* 
ist  jetzt  aus  einem  widerstandsfähigeren  Ge- 
webe hergestellt,  so  dass  er  den  Transport 
gut  verträgt;  ebenso  ist  die  früher  übliche 
Aufhängung  des  Glühstrumpfes  an  einem 
seitlich  angebrachten,  galgenartigen  Stabe 
dadurch  verbessert  worden,  dass  der  Träger 
des  Glühkörpers  jetzt  in  die  Mitte  des  Bren- 
ners gesetzt  worden  ist. 

Als  Verhältniss  der  beim  Glühen  helles 
Licht  ausstrahlenden  Erdalkalien  wird,  soweit 
es  nicht  geheimgehalten  bleibt,  noch  dasselbe 
angegeben,  welches  wir  bereits  Ph.  C.  28, 
350  mittheilten.  Sonach  waren  die  Ver- 
bescerungen  und  Umgestaltungen  der  Auer- 
sehen  Glühlichtbeleuchtung,  denen  dieselbe 
namentlich  in  der  letiten  Zeit  neben  einer 


öl 


bedeotenden  Preisherabsetznng  einen  gewal« 
tigen  Aofschwung  zu  verdanken  gebabt  bat, 
lediglich  tecbniscber  und  nicht  chemischer 
NRtor.  Im  November  1892  sollen  42  200 
Flammen  mit  Äuer'BchQm  Gläblicht  versehen 
worden  sein. 

Die  LeistQBgsföbigkeit  eines  Gl  abstmmpfes, 
welcher  jetzt  50  Pfg.  (frSher  3  Mark)  kostet, 
beträgt  800  bis  1000  Brennstunden,  dabei 
wird  nur  wenig  Wärme  entwickelt  und  ein 
Flackern  des  Lichtes  ist  völlig  ausgeschlossen. 
Die  physikalisch  -  technische  Reichsanstalt  in 
Charlottenbarg  hat  bei  einem  Gasverbraach 
von  112  Liter  in  der  Stunde  und  einem  Gas- 
druck von  34  mm  Wassersftule  eine  mittlere 
Lichtstärke  in  wagerechter  Richtung  von 
66  Normalkerzen  {Hefnerlicht)  grosste  Licht- 
stärke 74,  niedrigiste  64  ermittelt.  Die  Ab 
oabme  der  Lichtstärke  nach  längerer  Brenn- 
dauer geht  nicht  unter  40  ^6/Vierlicht  herab. 
Im  Allgemeinen  und  im  Gesammt  soll  die 
iluer'sche  Glühlichtbeleuchtung  mit  Ein- 
richtung, Reparaturen  und  Amortisation  nur 
halb  80  viel  Kosten  verursachen,  als  eine 
gleich  effectvolle  elektrische  Beleuchtung. 

Trotz  der  Behauptungen,  dass  das  frühere 
^tier^sche  Glühlicht  grünlich  gewesen ,  das 
jetzige  aber  rein  weiss  sei,  ist  hervorsuheben, 
dass  die  mit  ^u^schem  Glühlicht  beleuch- 
teten Läden  schon  von  Weitem  durch  ihr 
grünliches  Licht  sich  von  den  Nachbarläden 
abheben.  Gegenüber  dem  grünlichen  Atter- 
sehen  Gluhlicht,  das  der  menschlichen  Haut 
eine  Leichenfarbe  ertheilt  und  deshalb  eigent- 
lich nicht  angenehm  wirkt,  erscheint  gewöhn- 
liches Gaslicht  gelb,  elektrisches  Licht  weiss. 
Eine  weitere  Verbesserung  des  ^t^r*8chen 
Glühlichtes  in  dieser  Hinsicht  würde  von 
grossem  Einfloss  für  dessen  noch  weitere 
Verbreitung  sein  können.  '  s. 


Chloridin« 

Unter  diesem  Namen  bringt  seit  einiger 
Zeit  eine  süddeutsche  Fabrik  ein  Präparat  in 
<len  Handel,  das  eine  dunkelbraune  Flüssig- 
keit darstellt  und  bauptsäcbUch  aus  Chlor 
Verbindungen  und  schwefelsauren  Salzen  von 
Eitenoxydul,  Eisenozyd  und  Thonerde  nebst 
geringen  Mengen  von  erdigen  Basen  besteht. 
Das  Chtoridin  soll  dazu  dienen,  poröse  Ziegel 
wasserdicht  zu  machen  und  dadurch  vor  Ver- 


witterung zu  schützen.  Die  Verwendung  ge- 
schieht in  der  Weise,  dass  zunächst  die  Steine 
in  eine  Mischung  von  1  Th.  Cbloridin  und 
1  Th.  Wasser  eingetaucht  werden;  darauf 
folgt  eine  zweite  Eintauchung  der  Steine  in 
eine  2proc.  Seifenlösung.  Dadurch  werden 
Verbindungen  der  Fettsäuren  mit  Eisenozyd, 
Eisenozydul,  Thonerde,  Kalk  und  Bittererde 
gebildet,  die  sich  als  unlösliche  Verbindungen 
in  den  Poren  des  Steines  niederschlagen. 
Gegen  die  Anwendung  dieses  Mittels  erhebt 
die  „Thonindustrie  -  Zeitung"  schwere  Be- 
denken. 

üeber  die  Feuergeffthrlichkeit  der 
Kieselgurisolirmassey 

mit  der  man  Dampf-  und  Warmwasserheiz- 
rohre  umgiebt,  um  den  Verlust  an  Wärme 
möglichst  herabzumindern,  berichtet  Wtbel 
(Zeitschr.  t  angew.  Chemie).  Nach  der  Zu- 
sammensetzung derartiger  Wärmeschutz- 
massen,  die  in  2  Fällen  folgende  war: 

I.  IL 

pCt  pCt 

Feuchtigkeit  ....     5,5  4,3 

Kieselgur 74,4  72,0 

Dextrin,  Stärke    .  .     3,1]  7,6. 

In  Alkohol  lösliche           i  ok  a  i  -oq 

Fette  oder  Harze  •     3,7(  ^^'^  4,2|  ^^ 

Ilaare 18,8)  16,ol 

sollte  man  es  gar  nicht  für  möglich  halten, 
dass  dieselben  brennbar  sind;  mehrere  räth- 
selhafle  Brände  führten  jedoch  auf  diese  Idee, 
die  durch  directe  Versuche  Bestätigung  fand. 

Die  Massen  waren  in  dünnen  Blättchen 
direct  brennbar,  in  dickeren  nicht,  aber  bei 
längerem  Erhitzen  auf  240  bis  260  <>  trat 
Selbstentzündung  ein,  die  sich. in  einem 
selbst  im  Dunkeln  schwer  sichtbaren  Er- 
glimmen offenbarte ,  welches  sich  dann  auch 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  der  Umgebung 
Bl  eilen  weise  weiter  mittheilte.  Das  Glimmen 
pflanzt  sich  sehr  langsam  fort ,  etwa  1min 
9  Stunden.  Ais  Erklärung  für  das  Glimmen 
dieser  70  bis  75pCt.  mineralische  Bestand- 
theile  enthaltenden  Masse  wird  die  allmäh- 
liche Verbrennung  der  fein  vertheilten  or- 
ganischen Substanzen  angesehen,  zu  welcher 
wohl  aucb  die  Bildung  von  p/rophorischer 
Kohle  beiträgt.  «. 


i. 


^^/N/\/%yW\ /V>/V>/\/\/\A 


98 


Bttclierscliaii« 


Die  Technologie  der  Fette  und  Oele  des^ 
Pflanzen-  und  Thierreiches.  Bearbeitet 
und  beraasgegeben  von  Dr,  Carl  Schädler, 
vereidetem  Chemiker  nnd  Sachverstän- 
digen der  K5nigl.  Gerichte  zu  Berlin. 
Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auf- 
lage, nach  dem  Tode  des  Verfassers  be- 
arbeitet von  Paul  Lohwann,  vereidetem 
Chemiker  und  Sachverständigen  der  Kgl. 
Gerichte  zu  Berlin.  Mit  463  Textillu- 
strationen  und  10  Tafeln.  Leipzig  1892 
Baumgäriners  Bnchhandlung.  Preis 
32  Mk. 

Die  zweite  Auflage  dieses  vor  etwa  10  Jahren 
in  erster  Auflage  erscbienpnen  Werkes  ist  zu 
ein  Drittel  von  Carl  Schädler  selbst  neu  be- 
arbeitet worden,  während  den  liest  Faul  Loh- 
mann  im  Sinne  des  verstorbenen  Verfassers 
weiter  bearbeitet  hat.  Plan  und  Anlage  sind 
dieselben  wie  die  der  ersten  Auflage.  Das  vor- 
liegende Werk  bebandelt  die  „verseifbaren  Fette 
und  Oele^'  mit  vollständiger  GrQndlichkeir ;  nictit 
nur  die  Abstammung  derselben,  das  phvsikalische 
und  chemische  Verha'ten,  die  üntorsucnung,  auch 
ilie  Gewinnung  und  Verarbeitung  der  Fette  und 
Oele  wird  in  eingehendster  Weise  besprochen 
und  durch  zahlreiche  Abbildungen  erläutert. 
Das  Buch  ist  sonach  für  den,  der  die  Fette  und 
Oele  theoretisch  studirt.  wie  für  den  Unter- 
suchenden, den  Fabrikanten  und  den  Kaufmann 
gleioli  werthvoU,  obwohl  das,  was  in  dem  Buche 
geboten  wird,  über  das  hinausgeht,  was  der 
Kinzeinc  von  ihnen  bedarf.  Wenn  wir  in  erster 
Linie  die  Bedflrfnisse  d^s  Apothekers  berück- 
sichtigen ,  so  dürfte  es  diesem  erwUnscht  sein, 
die  Stammpfianzen,  anatomisch  zergliedert,  für 
die  meisten  der  pflanzlichen  Fette  und  Oele, 
namentUch  der  von  auswärts  eingeführten,  in 
dem  Bache  zu  finden.  Der  analytische  Theil 
behandelt  die  Untersuchnngsmethoden  recht 
gut  und  ist  durch  zahlreiche  Abbildungen  er- 
läutert. 

Die  physikalischen  Eigenschaften  der  Fette 
und  Oele,  wie  Farbe,  Gerach.  Geschmack,  Con- 
siatcnz,  specifisches  Gewicht,  Schmelzpunkt,  Er- 
starrungspunkt, ebenso  analytische  Angaben  wie 
Säurezahl,  Veraeifungszahl,Jodzahl,Acetyl7ahletc. 
sind  in  Tabellenform  übersichtlich  zusammen- 
gestellt und  ausserdem  noch  bei  den  Special- 
besprechungen angeführt.  Die  Abschnitte  über 
Verarbeitung  der  Fette  und  Oele  zu  Seire, 
Stearinsäure,  Kerzen  enthalten  vollständige  Ab- 
bandlungen über  die  dazu  nöthigen  Chemikalien 
wie  Soda,  Lauge  mit  Angabe  von  deren  Gc- 
.winnung  im  Grossen.  Auch  die  Fabrikation  der 
Margarine  und  der  Kunstbutter  ist  eingehend 
dargestellt. 

Wir  können  das  vorliegende  Werk,  als  alles 
Fiinschlfigige  eingehend  und  gut  behandelnd, 
allen  Interessenten  bestens  empfehlen.         8. 


Gallerie  hervorragender  Therapeutiker 
nnd  Pharmakognosten  der  Gegenwart 
Von  B,  Reber,  Apotheker  in  Genf. 

Der  Titel  dieses  interessanten,  in  Lieferungen 
zu  je  5  Fortraits  erscheinenden,  Sammelwerkes 
müsste  eigentlich  lauten  .,Pharmaceaten  nnd 
Pharmakognosten/' 

Nachdem  die  früheren  Lieferungen  die  Lebens- 
beschreibungen und  Portraits  von  Daniel  Hau- 
bury,  F.  A.  Flückiger,  Hennann  Hager,  August 
Vogl,  Georg  Dragendorff,  Eduard  Uukd, 
Frtedr  Schlagdenhauffen,  Julius  Trapp,  GaH 
Binz^  Robert  BenÜey,  Eduard  Schlier^  AUs. 
Tscfiirch,  Arthur  Meyer,  Thomas  Franz  Ha- 
nausek,  John  Attfield,  Theodor  Husemann,  Al- 
fred Gtrrard,  John  Maisch,  Friedrieh  Hoff- 
mann,  Josef  Möüer  gebracht,  enthalten  die  5. 
und  6.  Lieferung  die  von  Ludwig  Andreas 
Buchner,  Theodor  Poleck,  Julius  Wiesner, 
J.  Godfrin,  Eugen  Dieterich,  von  Schneider, 
IfViedr.  Power,  Theodor  PeekoU,  Rudolf  Kobert 
und  Karl  Mohr. 

Viele  der  Biographien  sind  leider  recht  knapp 
gehalten  und  beschränken  sich  auf  eine  Schil- 
derung des  Lebenseanges  und  eine  Aufzätilung 
der  Arbeiten  des  Gefeierten,  ohse,  was  doch 
hier  die  Hauptsache  sein  sollte,  auf  den  Gebalt 
der  Arbeiten,  die  Zeit,  in  welcher  sie  entstanden 
sind  und  den  Einflnss,  welchen  sie  demnach  aus- 
übten, einzugehen.  So  vortrefflich  die  Bilder 
sind,  so  bleibt  in  Folge  des^sen  nach  der  Lektflre 
des  zugehörigen  Textes  eine  gewisse  Leere  zurfick. 
Eine  der  wenigen  Biographien,  welche  auch  in 
den  ebengedachten  Richtungen  allen  Anforder- 
ungen entspricht,  ist  die  Biographie  von  Eugen 
Dieteridt.  Sie  zeichnet  (ich  durch  eine  unge- 
wöhnliche Wfirme  des  Tones  und  eine  verstand- 
nissvolle  Würdigung  der  Leistungen  dessen,  den 
sie  Fchildert,  ans.  In  vieler  Hinsicht  ist  diese 
Biographie  gleich  ehrenvoll  für  den  Beschreiber, 
wie  für  den  Beschriebenen,  da  der  erstere, 
E.  Bosetti,  welcher  eine  Reihe  von  Jahren  in 
der  Helfenberger  Fabrik  thätig  war,  jetzt  längst 
selbst  Fabrikbesitzer  ist.  Wer  nach  Jahren 
noch  mit  so  grosser  Verehrung  von  Feinem 
früheren  Chef  und  mit  so  grossem  Respekt  von 
dessen  Kenntnissen  und  Arbeitsleistungen  und 
in  solcher  Form  wie  hier  sprechen  kann,  stellt 
sich  selbst  ein  Zeugniss  der  Tüchtigkeit  aas. 

Wenn  wir  auch,  wie  oben  hervorgehoben, 
einige  Ausstellungen  an  dieser  Biographien- 
sammlung zu  machen  hatten,  in  der  Hauptsache 
halten  wir  dieselbe  doch  für  ein  dankenswerthes 
und  originelles  Werk,  das  die  Aufmerksamkeit 
der  Fachgenossrn  in  hohem  Maasse  verdient 

e. 

Kurze  Anweisung  zur  Hausapotheke  des 

Laien,  Zusammengestellt  von  Hermann 

Peters  in  Nürnberg.   2.  Auflage.  Berlin 

1893.  Julius  Springer. 

Das  hübsch  ausgestattete  Büchelchen  erschien 

vor  zwei  Jahren  in  erster  Auflage,  hat  sich  also 

I  recht  schnell  beliebt  gemacbti  es  hilft  auch 


99 


einem  wirklichen  Bedfirfiiisse  ab,  iusufern  es 
den  Laien  über  den  richtigen  Gebranch  der  sich 
am  häufigsten  in  den  Hanshaltnnc^en  findenden 
/JeilmitM  in  angemessener  Weise  belehrt. 
Kinige  Mittel,  die  die  Kritik  (Ph.  C.  Sl,  763) 
als  nicht  passend  fflr  die  BroscbQre  bezeichnet 
h-Atte,  sind  in  die  neue  Auflage  nicht  wieder 
aufgenommen  worden.  Zu  den  in  der  Broschüre 
l'Gsprochenen  Mitfein  sind  sehr  sauber  gedruckte 
Ktiketten  (auf  weissem  Papier  für  die  zum 
innerlichen,  nnd  auf  rothem  Papier  fflr  die  zam 
fmsserlicheu  Gebrauche  dienenden  Mittel)  bei- 
gegeben, so  dass  die  Gefässe  der  Hausapotheke 
schnell  nnd  gleichmilssig  signirt  werden  können. 
Das  BQchelchen  kostet  1  Mark,  bei  Entnahme 
mehrerer  Exemplare  tritt  fflr  Apotheker  eine 
wesentliche  Preisermässignng  ein.  g, 

Preisliste  sfioimtlicher  in-  und  ausländischer 
Arzneimittel  und  Artikel  znr  Kranken- 
pflege, welche  in  der  Einhorn-Apo- 


theke (Iiiiiaber:  Felix  Alfermann)  in 
Frankfurt  a.  M.,  Theaterplatz  1,  ge- 
führt nnd  jederzeit  von  dieser  bezogen 
werden  können. 

Handwörterbuch  der  Phamacie.  Prak- 
tisches Handbuch  für  Apotheker,  Aerzte, 
Medicinalbeamte  und  Drogisten.  Heraus- 
gegeben von  A.  Btestowski  in  Wien. 
7.  Lieferung.  Wien  und  Leipzig  1893. 
Wühelm  BraumüUer. 

Mededeelingen  van  het  Proefstation  „Midden- 
Java**.  Sereh.  Onderzoekingen  en  Be- 
schouwingen  over  oorzaken  en  middelen 
door  Dr.  Frans  Benecke,  Directeur  van 
het  Proefstation  „Midden-Java**.  öe 
Aflevering:  Hoofdstuk  VL  vervolg.  Se- 
marang,  1892,  ff.  C.  T.  van  Dorp  &  Co. 


Tersciliedene  Blitttielliiniren. 


Neues  Biphtherititmittel. 

Herr  Dr.  Krüche  veröffentlicht  in  Nr.  3 
der  ärztl.  Eundsch.  seine  Untersuchungen 
über  ein  pflanzliches  Diphtheriemittel*), 
welches  von  einer  hiesigen  Hebamme,  Frau 
eines  früheren  Apothekers,  hergestellt 
wird.  Das  Mittel  wurde  uns  schon  vor  drei 
Jahren  von  Herrn  Apotheker  Morsak  zur 
Untersuchung  übergeben.  Im  gleichen 
Jahre  erhielten  wir  noch  einige  Male  Reste 
des  Mittels  von  hiesigen  Aerzten,  welche 
mit  dem  von  Herrn  Apotheker  Morsak 
erhaltenen  völlig  übereinstimmten.  Da 
nun  die  Besultato  der  Untersuchung 
wesentlich  andere  waren,  wie  die  des 
Herrn  Dr.  Krüche,  so  möchten  wir  auf 
dieselben  kurz  zurückkommen.  Das  Mittel 
enthielt,  wie  die  chemische  Untersuch- 
ung ergab,  chlorsaures  Kali  und  weiter 
Honig,  dessen  Vorhandensein  sich  schon 
aus  der  mikroskopischen  Voruntersuchung 
durch  die  zahlreichen  verschiedenen 
Pollenkörner  vermuthen  liess.  Die  in 
der  graugrünen  Flüssigkeit  reichlich 
vertheilte  Pflanzensubstanz  bestand  aus 
grossen  dünnwandigen  chlorophyllarmen 
Zellen,  wie  sie  bei  succulenten  Pflanzen 
vorkommen.  Dickwandige  Elemente,  wie 
Hartbastfasern,  fehlten  vollständig  und 
auch  Gofilssbfindelreste  waren  nur  in  sehr 
geringer  Menge  vorhanden.  Von  zu- 
sammenhängenden Gewebspartien  wurden 

*)  Ph.  c.  84,  S.  87. 


nur  einige  Stückchen  der  Oberhaut  vor- 
gefunden. Diese  bestand  aus  polyödri- 
schen,  oft  in  Keihen  liegenden  Zellen 
und  zeigte  zahlreiche  Spaltöffnungen, 
welche  von  drei  in  ihrer  Grösse  unter 
sich  sehr  verschiedenen  Nebenzellen  um- 
geben waren.  Der  ganie  Spaltöffnungs- 
apparat  mit  den  Nebenzellen  zeigte  einen 
scharf  dreieckigen  Umriss.  Die  erwähn- 
ten Verhältnisse  stimmen  völlig  mit  Sem- 
pervivum  tectorum,  dem  gemeinen  Dach- 
oder Hauswurz,  überein,  welches  noch 
heute  ein  bekanntes  Hausmittel  gegen 
Hals-  und  Mundkrankheiten  ist.  Zur 
Bereitung  der  Mixtur  wird  die  Pflanze 
in  einem  steinernen  Mörser  zerkleinert, 
mit  Wasser  angerieben  und  colirt.  Chlor- 
saures  Kali  und  Honig  können  in  be- 
liebigen Verhältnissen  nach  Verordnung 
des  Arztes  beige^reben  werden.  Herr 
Apotheker  Dr.  Pieverling  untersuchte 
ebenfalls  in  letzter  Zeit  mehrfach  das 
Mittel,  fi^nd  aber  nur  vor  längerer  Zeit 
einmal  chlorsaures  Kali,  später  war  das- 
selbe nicht  mehr  vorhanden.  Es  scheint 
also  in  letzter  Zeit  dieser  wirksame  Be- 
standtheil  fortgelassen  worden  zu  sein. 
Herr  Dr.  Pieverling  fand  weiter  Honig, 
freie  Aepfelsäure,  äpfelsauren  und  Oxal- 
säuren Kalk,  welche  Bestandtheile  in  Seni- 
pervivumarten  reichlich  vorhanden  sind. 

HeiT  Dr.  Krüche  will  nun  nur  an  den 
ungegliederten  Milchröhren  Vinca  minor 
erkannt  haben  und  giebt  an,   dass  das 


100 


Mittel  ein  Infu8um  dieser  Pflanze  dar- 
stellt. Aebnliehe  Sekretbehälter  wie  die 
erwähnten  Milchsaftschläache  finden  sich 
jedoch  noch  in  zahlreichen  anderen 
Pfianzenfamiiien  und  ist  eine  Verwechs- 
lonp:  mit  ähnlichen  gestreckten  Sekret- 
zellen, wie  sie  bei  manchen  Sapindaceen, 
Aeerineen  etc.  vorkommen,  bei  so  mangel- 
haftem Materiale  leicht  möglich.  Be- 
reitet man  nun  ein  Infusam  von  Vinca 
minor,  so  zeigt  Farbe,  Oerach  und  Ge- 
schmack keine  Aehnlichkeit  mit  dem  er- 
wähnten Mittel.  Zerstösst  man  dagegen 
die  frische  Pflanze  und  zieht  mit  Wasser 
aus,  so  findet  man  in  dem  colirten  Aus- 
zuge stark  chlorophyllhaltige  Pallisaden- 
zellen ,  Tropfen  des  Milchsaflsekretes, 
Stückchen  der  Oberhaut,  deren  Zellen 
undulirte  Seitenwandungen  zeigen,  sowie 
zwei  parallel  zu  den  Schliesszellen  liegende 
Nebenzellen.  Alle  diese  für  Vinca  charak- 
teristischen Verhältnisse  konnten  weder 
von  uns  noch  von  Herrn  Dr.  van  Piever- 
ling  beobachtet  werden.  Es  scheint  also 
die  Beobachtung  des  Herrn  Dr.  Krüche 
auf  einem  Irrthum  zu  beruhen. 

Mfinchen,  den  1.  Februar  1893. 

Dr.  Bender  und  Dr.  Hohein* 
Chemisches  Laboratorium. 


Nerolin  I^  cryst« 

Bereits  im  Jahrgang  1885,  26,  509  berich- 
teten wir  über  einen  Ersatz  fürOrangeblüthen> 
dl,  der  unter  dem  Namen  Nerolin  von  der 
Firma  Schimmel  <&  Co.  in  Leipzig  in  den 
Handel  gebracht  wurde. 


Das  jetzige  Präparat,  welches  eine  wesent- 
liche Verbesserung  jenes  damaligen  Stoffes 
vorstellt,  wird  deshalb  auch  als  Nerolin  V 
crystallisatum  ausgezeichnet ;  es  soll  an  Aus- 
giebigkeit einem  guten  Neroli-Oel  nngefShr 
quantitativ  gleich  sein.  Es  löst  sich  in  ftst 
jedem  Verhältniss  in  Spiritus,  fetten  und 
ätherischen  Oelen  und  wird  namentlich  zur 
Herstellung  von  Eau  de  Gelegne  und  zum 
Parfumiren  von  Toiletteseifen  empfohlen, 
weil  es  widerstandsfähiger  als  Neroli>Oel  ist. 

Das  Nerolin  P  cryst.,  von  dem  uns  eine 
Probe  vorliegt,  bildet  schöne,  blendend  weisse 
Krystallschüppchen ;  im  Urzustände  ist  na- 
türlich kein  Urtheil  über  den  Geruch  so 
fallen ,  auch  an  schwach  alkoholischen  Lös- 
ungen konnten  wir  uns  aber  einen,  vielen 
chemischen  Präparaten  eigenen,  Geruch  nicht 
hinwegsetzen ;  vielleicht  stellt  sich  die  Sache 
aber  anders,  wenn  noch  andere  ätberiaebe 
Oele  zugesetzt  werden,  so  dass  das  Präparat 
sich  vielleicht  in  der  Parfumerie  einbürgert, 
zumal  es  sich  viel  billiger  als  Neroli-Oel 
stellt.  Das  Nerolin  I*  cryst.  ist  an  einem 
kühlen  Orte  aufzubewahren.  ^ 


Bromamidi 

welches  auf  Seite  62  bereits  erwähnt  wurde, 
ist  nach  Amer.  Journ.  of  Pharm,  ein  Anilid 
von  der  Formel:  CgHjBrg  .NH.HBr;  es 
bildet  farblose  Nädelchen,  ist  geruch-  und 
geschmacklos,  unlöslich  in  Wasser,  wenig 
löslich  in  kaltem  Alkohol,  löslich  in  16  Tb. 
heissem  Alkohol,  ferner  in  Aether,  Chloro- 
form, Oel.   Der  Schmelzpunkt  liegt  bei  117^. 

s. 


BriefwecliseL 


Apoth.  Fr.  St.  in  k.  Aqua  Calcis  car- 
bonatis  wird  erbalten  durch  Sftttigen  von 
Kalkwasser  mit  Kohlensäure  bis  der  anfangs 
aasgefUlte  kohlensaure  Kalk  vrieder  in  Lösung 
^eganfren  ist;  das  Präparat,  welches  in  Enffland 
viel  gebraacht  wird  ^gegen  Steinleiden),  entfafilt 
ungefähr  0,16  pCt.  Calciumcarbonat  in  Lösung. 
Synonyme  fQr  dieses  Präparat  sind  Carrara 
water  und  a^rated  lime  water. 

Hot  Soda  water  i^t  gewöhnliches  Soda- 
wasser, welchem  auf  die  halbe  Flasche  20  Tropfen 
Tinctura  Gapsici  zugesetzt  worden  sind;  man 
benutzt  es  zu  Gurgelnngen  gegen  Heiserkeit 
Capsicum  wird  in  England  gegen  fialsleiden 
Oberhaupt  in  verschiedenen  Formen  z.B.  Pastillen, 
viel  gebraucht. 

Apoth.  8chw*  f»  St.  Die  Zusammensetzung 
des  Mann ocitin  genannten  Mittels  gegen  Rost 


ist  uns  unbekannt :  sollte  dasselbe  vielleicht  ein 
rohes  Vaselin  sein? 

Dr.  H.  GL  in  H.  Wir  gestatten  uns,  auf 
Ihre  briefliche  Einsendung  zu  bemerken,  dass 
wir  für  das  gute  Yerhältniss  zwischen  Arzt  und 
Apotheker  immer  eingetreten  sind  und  dass 
unsere  Auslassungen  über  die  angeblichen  Ver- 
ffilschungen  des  Olivenöls  (vergl.  Oelklystiere 
bei  Verstopfungen,  S.  68)  damit  gar  nichts  ta 
thnn  haben,  Gerade  weil  der  dort  angezogene 
Aufsatz  in  einer  medicinischen  Zeitung  erschien 
und  fdr  Aerzte  bestimmt  war,  erscheint  es  uns 
sehr  gewagt,  den  Aerzten  die  von  uns  citirten 
Ungeheuerlichkeiten  Aber  Verfälschung  des 
OlivenCls  aufzutischen. 

Anfrage.  Wer  fertigt  Mensuren,  Cu- 
vetten  etc.  aus  Celluloid? 


V«rl«cer  und  ▼•nntwortlioaw  B«4Mt«iir  Dr.  K.  <tslssldr  la  Dntdaa. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interensen 

der   Pharrnacie. 

HerauBgogeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.   —  Bezugspreis  darch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei*  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  {grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässig^ng.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  K.  Geissler,  Dresden,  CircnsstrasBe  40. 

mtredaoteiire:  Dr.  A.  Schneider-Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 

M  8.      Dresden,  den  23.  Februar  1893.  ^^"Urgitfg. 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Jnbait:  Chemie  and  Pharmfteie:  Beitimmung  von  AIkaloiil«a  ia  narkocisclien  und  anderen  ExtrActen. —  Ueber 
einige  Versaclie  mit  Verbundzellstolfwatte.  —  Hinweis.  —  Umwandlung  der  Chloaalkaloide  in  Isomere.  —  Uo- 
mootrop.  —  Amyloid.  —  Zur  Prfifung  des  Santonlne.  —  Strontiiim>äalze  al«  Medicamentc.  —  llinweise.  —  EMig- 
eänre  al«  Meostraam  aar  Ilcrstellanff  von  Eztraoten.  —  Nene  Parbreactionen.  —  Hinweise.  —  Therapentfaehe 
Jlf tUiellangen :  Ueber  die  Cholera  —  Behandlung  des  Diabetes  mellitas.  •—  Gegen  Jodintoxication.  —  Knpfer- 
vergiftnng  mit  choleraähnlichen  Ersoheinungen.  —  Eine  neoe  Eigenschaft  des  Dermatols.  —  Tubuli  elasiici  me- 
dicaroentoai.  —  Thiophendijodld  als  Verbandmittel  bei  Wanden.  —  BAehenehan.  —  Tenehiedene  aiUliellaBgen : 
Extraetam  Filicis  maris  Wolmarense.  —  Myrrhen -Creme.  —  Ueber  das  Antinonnin.  —  Geheimmittelwesen.  — 
^-Napbtolearbonat  —  Ueber  Wiamut-P^enolo.  —  Ktlnstlleher  Oalmel,  etc.  etc.  —  Brlefweehael.  -  Anzeigen» 


Cliemie  und  Pliftrmacie. 


Neue   Methode   zur    Bestimmung  | 

von   Alkaloiden  in  narkotischen  | 

und  anderen  Extracten. 

Ton  van  Ledden  Huhebosch  in  Amsterdam. 

Die  quantitative  Bestimmung  der  Be- 
standtheile  der  Drogen  und  der  aus  ihnen 
bereiteten  pharmaceutischen  Präparate  ist 
noch  ziemlich  unvollständig  und  ungleich- 
förmig. 

Für  einige  wichtige  Heilmittel  ver- 
langen dia  Pharmakopoen  verschiedener 
Länder  einon  bestimmten  Gehalt  an  einem 
der  wirksamen  Bestandtbeile  und  küm- 
mern sich  dann  nicht  weiter  um  den 
Rest  (Opium),  oder  es  wird  vorge- 
schrieben ,  den  Gesammtalkaloidgehalt 
festzustellen  (Punica^  IStrychnos);  bei 
anderen  Medicamenten  ist  ein  bestimmter 
Mindestgehalt  angenommen  (Ginchona); 
bei  einer  weit  grösseren  Zahl  von  Heil- 
mitteln dagegen  werden  keine  Anforder- 
ungen an  den  Gehalt  an  wirksamen  Be- 
standtheilen  gestellt.  Man  meint  hierbei, 
dass  Identitäts-Beactionen  genügen;  ja 
man  hat  sogar  auch  diese  Forderung 
unterlassen  (Aconitum,  Atropa,  As- 


pidium,  Cantharis,  Oitrullus, 
Claviceps,  Colchicum,  Conium, 
Digitalis,  Gelsemium,  Hydrastis, 
Hyoscyamus,  Physostigma,  Psy- 
chotria,  Stramonium,  Stro- 
p  h  a  n  t  h  u  s). 

Es  ist  wohl  begreif  lieh,  dass  die  Phar- 
macopoe-Commissionen  bei  der  Bearbeit- 
ung der  pharmaceutischen  Gesetzbücher 
in  den  Fällen,  wo  sie  eine  Gehaltsbestira- 
mung  wünschenswerth  erachten,  diejenige 
Vorschrift  geben,  welche  nach  ihrer  Mein- 
ung die  beste  ist,  und  in  den  anderen 
Fällen,  bei  ungenügend  bekannten  wirk- 
samen Bestand th eilen  und  deshalb  un- 
genügenden üntersuchungs  -  Methoden, 
keine  scharf  formulirten  Anforderungen 
in  die  Pharmakopoen  aufnehmen. 

Auch  ist  es  erklärlich,  dass  die  Me- 
thoden der  Bestimmung  von  Alkaloiden 
in  Drogen  und  ihren  Präparaten  nicht 
immer  den  wissenschaftlichen  Postulaten 
genügen.  Bei  der  einen  Methode  z.  B. 
wird  das  Activum  nicht  vollständig  aus- 
gezogen, bei  der  anderen  werden  ausser- 
dem noch  fremde  Substanzen  gelöst  und 
|miigewog'en;    oder    es    sind    technische 


102 


Schwierigkeiten  zu  überwinden,  welche 
die  Sesultate  ungenau  machen.  Man  hat 
denn  auch  verschiedene  Methoden  em- 
pfohlen (Dieterich,  Beckurts  und  Holst, 
Sehweissinger  und  Samow,  van  ItalUe) 
und  verschiedene  Flüssigkeiten  (Aether, 
Chloroform  und  Mischungen  von  diesen) 
als  Lösungsmittel  gew&hlt. 

Von  diesen  Methodeii  bedient  sich  nur 
die  Dte^ertcA'sche  keiner  Ausschüttelung, 
weshalb  sie  vorzuziehen  ist,  da  1.  durch 
Ausschütteln  das  Alkaloid  nicht  völlig 
einer  Flüssigkeit  entzogen  werden  kann 
und  2.  bei  Anwendung  von  Chloroform 
fremde  Substanzen  mit  gelöst  werden 
und  Chloroform reste  vom  Alkaloid  fest- 
gehalten werden;  man  bekommt  dabei 
dann  auch  immer  mehr  oder  weniger 
gefärbte  Kückstftnde,  die  einer  quanti- 
tativen Bestimmung  allen  Werth  rauben. 
Dazu  ist  das  Emulgiren  der  Flüssigkeiten 
beimAusschüttelnalkalischer  Lösungen  mit 
Chloroform  ein  unangenehmer  Umstand. 

Diese  Nachtheile  hat  die  DietericK^tYiQ 
Aetherkalkmethode  ^)  nicht.  Doch  werden 
von  mancher  Seite  Bedenken  gegen  die- 
selbe erhoben;  man  meinte,  dass  das 
Alkaloid  theilweise  durch  den  Aetzkalk 
zersetzt  oder  auch  durch  mitgerissene 
Kalkpartikelchen  unrein  würde,  wodurch 
beim  Titriren  der  Alkaloidgehalt  schein- 
bar vergrössert  würde.  2) 

Die  Absicht,  eine  Untersuchung  einer 
Eeihe  von  Proben  des  Bxtr.  Chinae  li- 
quidum vorzunehmen,  veranlasste  mich, 
nach  einer  Methode  zu  suchen,  welche 
die  genannten  Nachtheile  nicht  hat  und 
es  dem  Apotheker  ermöglicht,  in  einfach- 
ster Weise,  durch  Wägung,  den  Alkaloid- 
gehalt dieses  Extractes  zu  bestimmen. 

Obgleich  die  Pbarmacopoea  Neder- 
landica  Ed.  III  die  Methode  für  diese 
Untersuchung  feststellt  (das  mit  Wasser 
verdünnte  Extract  wird  mit  Natronlauge 
alkaliseh  gemacht,  mit  Chloroform  aus- 
geschüttelt, abdestillirt,  der  Backstund  bei 
100  0  C.  getrocknet  und  gewogen),  so 
musste  ich  doch  aus  den  angefahrten 
Gründen  etwas  Besseres  anstreben. 

Auch  die  Methode  von  de  Vrij^),  ob- 
gleich ihr  Princip  recht  gut  ist,  konnte 
mir  nicht  genügen,  da  200  g  Aether  für 
das  erste  Ausschütteln  und  wenigstens 
noch  100  g  für  eine  zweite  Operation  be- 


'/■■^ 


nöthigt  sind;  auch  ist  die  vollsUlndige 
Trennung  von  Aether  und  Extractlösnng 
mit  Schwierigkeiten  verknüpft. 

Indem  ich  nun  das  Princip  von  de  Vrij 
beibehielt,  machte  ich  Gebrauch  von  dem 
kleinen  Apparat  von  A.  Smetham^)^  der, 
wie  aus  der  Abbildung  ersichtlich,  um- 
geändert wurde. 

Bei  der  Untersuchung  von  Extractnm 
Chinae  verfuhr  ich  sonach  in  der  folgendeo 

Weise:  1  g  Extract 
wird  in  einem  Becher- 
glase genau  abgewo- 
gen, mit  lO'ccm  Wasser 
verdünnt,  in  a  einge- 
gossen, das  Becherglas 
mit  Wasser  nachgespült 
"^  und  dieses  zur  Extract- 
lösnng gegeben.  Nun 
werden  in  das  Eölbchen 
C,  dessen  Gewicht  be- 
kannt ist,  10  ccm  Aether 
gegeben,  dasselbe  mit* 
telst  eines  durchbohr- 
ten Eorkstopfens  luft- 
dicht an  die  absteigende 
Bohre  des  Apparates 
befestigt  und  dieser  mit 
dem  EOhlapparat  B  ver- 
M  bunden.     Kölbchen   C 

}m  wird    nun    auf    dem 

/    \         Wasserbade  gelinde  er- 
I  \C     wärmt;     sobald      der 

Aether  zu  kochen  an- 
ftlngt,  lässt  man  durch  den  Eühlapparat 
6  Tropfen  Natronlauge  von  1,36  speci- 
fischem  Gewicht  und  5  ccm  Wasser  ein- 
fliessen,  gleich  danach  giebt  man  so  viel 
Aether  hinein,  dass  das  Niveau  des 
Aethers  in  Bohre  b  bis  zur  oberen  Ver- 
engerung steigt  (ungeftlhr  15  ccm).  Die 
Aetherdämpfe  aus  dem  Eölbchen  werden 
im  Eühlapparat  condensirt;  der  Aether 
fliesst  in  die  Bohre  A  zurück,  durchdringt 
in  kleinen  Tropfen  die  Extractlösung  und 
fliesst,  mit  dem  gelösten  Alkaloid  beladen, 
bei  d  über  die  ßiegung  in  das  Eölbchen 
zurück. 


W 


c 


»)  Ph.  C.  28.  29. 

*}  I.  B.  C.  C.  Keiler,  Schweif.  Wochen»chr. 
f.  Chem.  und  Pharm.  1H92,  Nr.  f)l,  S.  601. 

')  Supplement  op  de  derde  uitgaw  der  Nederl. 
Pharmacopoea  S.  81  und  82. 

«)  Chem. -Zeit.  1892,  Bep.  Nr.  8,  S.  91. 


J 


103 


Zor  Tollständigen  Extraction  genügen 
bei  dieser  Methode  ungef&hr  zwei 
Stunden.  Die  Alkaloide,  welche  nach 
Abdampfen  des  Aethers  im  Eölbchen 
zurückbleiben,  sind  fast  ganz  rein, 
schneeweiss  und  krystalliniseh;  nach  dem 
Trocknen  bei  100^  G.  bekommt  die  Masse 
einen  hellgelben  Stich  und  kann  dann 
nach  dem  Abkühlen  gewogen  werden. 
Jo  Ferdünnter  Salpetersäure  löst  sich  der 
Kückstand  leicht  zu  einer  hellgelb  ge- 
färbten Flüssigkeit. 

Bei  dieser  Methode,  die  ich  die  Per- 
forationsmethode nenne,  ist  es  nicht 
nöthig,  fortwährend  zuzusehen.  Schliesst 
der  Apparat  gut,  so  kann  man  während 
der  Bestimmung  eine  andere  Arbeit  nnter- 
nehmen ;  innerhalb  zwei  Stunden  ist  die 
Extraction  ja  beendet.  Nur  muss  nach- 
her der  Bückstand  gut  getrocknet  wer- 
den, da  das  flüssige  China  -  Extract 
20  pCt.  Glycerin  enthält  und  davon 
Spuren,  wie  auch  Spuren  Wasser,  durch 
den  Aether  mitgenommen  werden. 

Durch  besondere  Versuche  habe  ich 
mich  aber  überzeugt,  dass  dieses  mit  der 
Natronlauge  nicht  geschieht.  Ich  habe 
näniJich  ein  Gemenge  von  10  Tropfen 
Natronlauge,  3  Tropfen  Glycerin  und 
15  ccm  Wasser  im  Apparat  zwei  Stunden 
hindurch  mit  Aether  extrahirt  (perforirt); 
als  der  Aether  abgedampfl;  und  das  Eölb- 
chen bei  100^  C.  getrocknet  wurde,  war 
kein  wägbarer  Best  wahrzunehmen  und 
wurde  auch,  nach  Beifügung  einiger 
Tropfen  Wasser,  eine  Phenolphtalein- 
lösung  nicht  gefärbt 

Wenn  man  die  Methode  genau  befolgt 
und  namentlich  die  beizufügende  Natron- 
lange vorher  mit  Wasser  verdünnt, 
so  werden  die  Alkaloide  in  feinvertheiltem 
Zustand  abgeschieden  und  in  der 
sebmutzigbraanen  Extractiösung  gleich- 
massig  vertheilt.  Mischt  man  mit  un- 
verdünnter Natronlauge,  so  bilden  sich 
Flocken,  die  sich  bald  zusammenballen 
«nd  dann  die  Extraction  erschweren  und 
Iheilweise  verhindern. 

Man  hat  es  weiter  bei  der  Perforations- 
methode in  der  Hand,  fremde  in  Aether 
lösliche  Substanzen,  die  mit  den  Alkaloid- 
3alzen  in  den  Extracten  vorkommen,  ver- 
tier zu  entfernen  und  auch  quantitativ 
zu  bestimmen.    Man  wäscht  hierzu  die 


mittelst  ein  paar  Tropfen  Schwefel-  oder 
Salzsäure  angesäuerte  Extract  -  Lösung 
längere  oder  kürzere  Zeit  im  Perfora- 
tor mit  Aether  aus,  befestigt! dann  ein 
reines  Kölbchen  mit  5  ccm  Aether  an  dem 
Apparat,  giesst  oben  die  verdünnte  Natron- 
lauge durch  den  Kühlapparat  ein  und 
zieht  aus.  In  dieser  Weise  bekam  ich 
aus  0,4  g  Extr.  Strychni  von  angeblich 
15  pCt.  Alkaloidgehalt,  welches  nach  Bei- 
fügung von  3  Tropfen  verdünnter  Schwefel- 
säure in  10  ccm  Wasser  auf  dem  Wasser- 
bade gelöst  und  nach  Abkühlung 
durch  ein  kleines,  benetztes  Filter  filtrirt 
worden  war  u,  s.  w.,  zwei  Extracte;  das 
eine  bestand  aus  Fett  und  wog  3  mg,  das 
andere  aus  schneeweissen  Alka- 
loiden:  54,4  mg  -  13,6  pCt. 

lg  Extr.  Chinae  liqu.,  perforirt 
nach  Beifügung  von  verdünnter  Säure, 
ergab  12  mg  in  Aether  löslicher  Substanz, 
nach  Beifügung  von  Alkali  bekam  ich 
54  mg  Alkaloid  -  5,4  pCt. 

Bis  jetzt  habe  ich  noch  keine'  Zeit  ge- 
funden, um  auch  Versuche  mit  narkotischen 
Extracten  und  anderen  Alkaloidlösungen 
zu  machen ;  seinerzeit  hoffe  ich  aber  auch 
die  dabei  gewonnenen  Besultate  mit- 
theilen zu  können. 

Vorläufig  haben' die  Untersuchungen 
aber  gezeigt,  dass  die  Perforationsmethode 
grosse  Vortheile  darbietet: 

1.  wird  Aether  verwendet; 

2.  durch  Ansäuerung  der  Lösungen 
kann  man  dieVerunreinigungen  entfernen; 

3.  die  Alkaloide  werden  gelöst; 

4.  obgleich  nur  25  ccm  Aether  nöthig 
sind,  bietet  man  dem  Alkaloide  eine  un- 
begrenzte  Menge  zur  Lösung  dar; 

5.  man  kann  u.  A.  Oinchona-  und 
Strychnosalkaloide  in  reinem  Zustande 
und  krystalliniseh  wägen; 

6.  die  Gefahr  einer  Zersetzung  der 
Alkaloide  ist  geringfügig; 

7.  die  Methode  ist  einfach,  nimmt 
wenig  Zeit  in  Anspruch  und  verlangt 
keine  ununterbrochene  Aufmerksamkeit; 

8.  man  kann  für  den  Apparat  andere 
leichte  Flüssigkeiten,  wie  Petroleum- 
benzin, Benzol,  Amylalkohol  benutzen. 

Der  Perforator  wird  von  Herrn 
W.  Geisler,  Glasbläser,  Spuistraat,  Amster- 
dam, angefertigt. 

Amsterdam,  Februar  189«^ 


i04 


Üeber  einige  Versuche  mit  Ver- 
bandzellstofTwatte. 

Die  VerbandzelUtoffwatte  ist  reine  Holz- 
faser, untei^scheidet  sich  daher  wesent- 
lich von  Holzwoliwatte ,    welch  letztere 
aus  einem  Gemisch  von  80  pCt.  gemah- 
lenem oder  geschliffenem  Holz  und  20  pCt. 
entfetteter    Watte    besteht    (siebe   diese 
Zeitschr.  Jahrg.  31,  S.  460).   Aeusserem 
Vernehmen  nach  geschieht  die  Herstell- 
ung der  Verbandzellstoffwatte  in  folgen- 
der   Weise.     Weichhölzer,    am    besten, 
Tannenholz,  werden  von  der  Binde  und 
allen  unreinen  Theilen  beireit,  in  kleine 
Stücke  zerschnitten  und  je  nach  der  Be- 
schaffenheit 18  -  54  Stunden  lang  in  einer 
Lösung  von  doppeltschwefligsaurem  Kalk 
und    unter   i)ampfdruck    von    6  Atmo- 
sphären gekocht.    Durch  diesen  Process 
wird  das  Holz  von  allen  Inkrustationen 
befreit  und  die  Faser  blossgelegt.  Durch 
sorgfältiges  Waschen  mit  grossen  Mengen 
Wassers  werden  dann  die  Fasern  voll- 
ständig gereinigt,  sodann  durch  noch- 
maliges Kochen  unter  Dampfdruck  ge- 
lockert und  nachdem  dieselben  abermals 
tüchtig  ausgewaschen,  mittelst  besonderen 
Maschinen  zu  einer  feinen,  spinneweb- 
artigen Masse  verarbeitet,  wobei  sie  Cj- 
linder  passiren,  welche  durch  Dampf  er- 
hitzt sind.    Die  so  gewonnene  Verband- 
zellstoffwalte    kommt    in    30  x  60  cm 
grossen  und  ungefähr  100  g  schweren 
Tafeln   in   den  Handel   und   stellt  eine 
watteartige,    lockere,     aus    spinne  web- 
dünnen,  deutlich  längsgefaserten  Lamellen 
bestehende  Masse  dar,  von  weissem  Aus- 
sehen, seidenartigem  (ilanze  und  weichem 
Gefühl.    Mikroskopisch  geprüft,  zeigten 
sich    die    Holzfasern    ohne    zwiscben- 
gelagerte  Gerässe   als  lange,   bandartig 
Sache,   zu   öfteren    umgebogene   Faser- 
zellen, in  welchen  die  charakteristischen 
Tüpfel  als  Kennzeichen  für  Tannenholz 
hervortraten.    Die  Zellstoffwatte  ist  ohne 
Geruch  und  reagirt  vollkommen  neutral. 
Mit  Wasser  ausgekocht,  wobei  die  Fasern 
zu  einer  breiartigen  Masse  wurden,  konnte 
in  dem  Filtrate  weder  Kalk  noch  schwef- 
lige Säure  nachgewiesen  werden.    Wurde 
jedoch  statt  des  Wassers  verdünnte  Salz- 
säure zum  Köchen  verwendet,    so  war 
Kalk  in  dem  salzsauren  Filtrat  in  sehr 


geringen  Mengen  nachweisbar.  Auch  die 
Gegenwart  von  schwefliger  Säure  konnte 
nur  in  sehr  geringen  Mengen  dadurch 
festgestellt  werden,  dass  zu  der  bezw. 
Zellstoffwatte  in  verdünnter  Schwefelsäure 
schwefelfreies  Zink  gegeben,  worauf  durch 
sich  bildendes  Schwefelwasserstoffgas  ein 
mit  verdünntem  Bleiessig  getränktes  Pa- 
pier schwach  gebräunt  wurde.  Die  Zell- 
stoffwatte in  der  Flatinschale  verascht, 
hinterliess  einen  weissen,  schwach  alka* 
lisch  reagirenden  Rückstand  von  0,43  pCt., 
in  welchem  Kalk  und  Schwefelsäure  nach- 
weisbar waren.  Mit  Aether  extrahirt 
wurden  0,26  pGt.  einer  grünlich  aus- 
sehenden, zwischen  den  Fingern  stark 
klebenden  Masse  erhalten,  welche  harzig 
roch  und  schwach  sauer  reagirte.  Da  die 
Holzfaser  bei  der  Herstellung  der  Zell- 
stoffwutte  wiederholt  heissen  Wasser- 
dämpfen ausgesetzt  wird,  so  dürfte  man 
von  vornherein  annehmen,  dass  die  Zeli- 
stoffwatte  nahezu  steril  sei,  was  deon 
auch  durch  einen  Versuch  bestätigt  wurde. 
Es  entwickelten  sich  in  der  That  dabei 
nur  sehr  wenige  Kolonien  in  der  Nähr- 
gelatine, von  denen  man  annehmen  konnte, 
dass  sie  während  des  Kxperimentirens 
auf  die  Platte  gefallen  waren. 

Die  Zellstoffwatte  besitzt  gleichwie  die 
entfettete  Watte  eine  sehr  bedeutende 
Aufsaugungsfähigkeit  für  Flüssigkeiten, 
so  konnten  z.  B.  10  g  Zellstoffwatte  136  g 
Wasser  in  sich  aufnehmen.  Ein  VortheiK 
welcher  von  ärztlicher  Seite  festgestellt 
und  als  besonders  günstig  hervorgehoben 
wurde,  ist  der,  dass  sie  für  Wundsecrete. 
für  Eiter  durchlässiger  ist,  als  entfettete 
W'atte.  Das  Secret  vertheilt  sich  in  der 
Zellstoffwatte  nach  allen  Seiten  bin  leichter 
und  besser,  wie  in  der  entfetteten  Watie, 
auch  trocknet  es  rascher  in  dem  Verband- 
material  ein.  Weiter  wurde  bemerkt, 
dass  der  Zellstoffwatteverband  selbst  bei 
stark  eiternden  Wunden  bis  zu  8  Tagen 
liegen  bleiben  konnte,  ohne  dass  die 
Secrete  sieh  zersetzten  und  zu  riechen 
anfingen. 

Ist  in  dem  Letztgesaglen  ein  Vorzug; 
der  Zell.stoffwalte  gegenüber  der  ent- 
fetteten Watte  hervorgehoben,  so  besitzt 
doch  die  Zellstoffwatte  noch  zwei  Eigen- 
schaften, welche  eine  Gleich werthigkeit  mit 
der  entfetteten  Watte  nicht  aufkommen  las- 


105 


sen,  sie  Torlrflgt  nämlich  weder  das  Imprftg' 
Biren,  noeh  das  Pressen.  Die  im  troekeDeu 
Zustande  leicht  zu  behandelnden  Tafeln, 
welche  man  mit  der  Scheere  zerschneiden 
kann,  verlieren  ihren  Zusammenhalt,  so- 
bald sie  nass  werden,  sie  zerreissen  beim 
Anfassen  in  kleine  Stücke  und  Fetzen 
und  können  nur  mit  Mühe  aus  der  Im- 
prägnirflüssigkeit  wieder  herausgenom- 
men und  getrocknet  werden.  Letzteres 
raosste  mit  der  grössten  Vorsicht  und 
unter  Ausbreitung  der  in  ihrem  Zusammen- 
halt stark  gelockerten  Tafeln  auf  ebener 
Fläche  geschehen.  Nach  dem  Trocknen 
fühlte  sich  die  imprägnirte  Verbandzell- 
stoffwatte etwas  hart  und  unelastisch  an. 
Als  bemerkenswerth  möchte  hierbei  noch 
hervorzuheben  sein,  dass  in  der  mit 
Quecksilberchlorid  imprägnirten  Zellstoff- 
watte der  Gehalt  an  Sublimat  nach  Ver- 
lauf von  5  Monaten  nicht  abgenommen 
hatte;  der  alsbald  nach  dem  Imprägniren 
und  Trocknen  festgestellte  Sublimatgehalt 
von  0,45  pCt.  konnte  nach  Ablauf  der 
angegebenen  Zeit  wiederum  in  derselben 
Menge  gefunden  werden. 

Was  das  Pressen  betrifft,  so  lässt  sich 
die  Zellstoffwatte  allerdings  sehr  gut  und 
fester  zusammendrücken  als  die  entfettete 
Watte,  jedoch  ist  ein  solches  Pressstück 
hart  wie  Holz  und  nur  unter  Anwendung 
ß:rosser  Kraft  in  kleinen,  harten  Brocken 
auseinander  zu  bringen,  welche  zu  Ver- 
bandzwecken nicht  weiter  brauchbar  sind. 

Kann  auch  vorlftnfig  die  Verbandzell- 
stoffwatte auf  Grund  der  letzt  benannten 
zwei  Eigenschaften  als  ein  vollkommener 
Ersatz  der  entfetteten  Watte  nicht  gelten, 
so  stellt  sie  doch  besonders  in  sterili- 
i^irtem  Zustande  ein  vorzügliches  Ver- 
bandmittel dar,  welches  sich  vor  vielen 
anderen  durch  leichte  Aufsaugungsfähig- 
keit, Weichheit  und  Schmiegsamkeit,  so- 
wie Sauberkeit  in  der  Behandlung  aus- 
zeichnet.  Kr. 

Tergnehe  über  die  relative  Antiseptik  bei 
i8«meren  Benzol-  und  Metbanderivaten.  Von 

E.Sunfivik.  FinchaCähnse  sallfh.  handl.  1892,  IX 
durch  Ber.  d.  B.  rbem.  Ges.  XXV,  Ref.  802.  Es 
»OTden  Tereleichende  Versuche  über  die  anti- 
ffptiscben  Wirkungen  der  Hippnrsäure  und  der 
isomeren  AcetvlamidobenzoC'sfture  (meta)  ausge- 
fObrt  Es  stellte  sieb  beraus,  dass  die  letztere 
ungemein  grossere  antifermentative  Eigen- 
schaften besitzt  als  die  Bippursänre.         Th. 


Umwandlung  der  Chinaalkaloide 

in  Isomere. 

Von  Zd.  H.  Skraup, 

Die  Halogen  wasaersioffadditionsprodacte 
des  Cincbonina  spalten,  wie  Königs  nach- 
gewiesen bat,  beim  Kochen  mit  alkoholischem 
Aetzkali  wieder  Halogen  Wasserstoff  ab  und 
liefern  neben  Cinchonin  auch  eine  isomere 
Base,  das  Isocinchonin.  Verfasser  hat  durch 
Versuche  einiger  seiner  Schüler  feststellen 
lassen  9  dass  die  Wiederabspaltnng  der  Jod- 
wasserstoffsänre  aus  den  Jodwasserstoff- 
additionsprodncten  im  Wesentlichen  za 
anderen  Basen  fuhrt,  wenn  sie  mit  Silber- 
nitrat bewirkt  wird.  Das  Cinchonin  geht 
dabei  untergeordnet  in  Isocinchonin  über; 
neben  diesem  entsteht  aber  eine  neue  Base, 
das  /9-Cinchonin,  welches,  wie  das  Cin- 
chonin ,  in  Aether  schwer  lOslich  ist  und  bei 
250  bis  252^  schmilz!  Auch  von  Cinchonidin 
gelangt  man  zu  einer  anderen  Base,  wenn 
Jodwasserstoff  anstatt  mit  Aetzkali  mit  Silber« 
nitrat  abgespalten  wird. 

Anders  liegen  die  Verhältnisse  aber  beim 
Chinin.  Das Chininjodwasserstoffadditions- 
prodnct  geht  in  dieselben  KOrper  über,  ob 
sich  die  Abspaltung  mit  Aetzkali  oder  Silber- 
salz vollzieht,  nur  das  VerhältnisR  zwischen 
den  Beactionf'prodacten  ist  ein  anderes.  Aetz- 
kali bildet  in  annähernd  gleichen  Mengen 
Chinin  und  zwei  neue  Basen,  das  Pseu- 
dochinin  und  das  Nichin,  während  unter 
Anwendung  von  verschiedenen  Silbersalzen 
vorwiegend  Nichin  erhalten  wird. 

Das  Pseudochinin,  C20H24N2 O2, 
schmilzt  bei  191^,  ist,  wie  das  Chinin,  links- 
drehend,  krystallisirt  leicht  und  zwar  wasser- 
frei. Sein  neutrales  Chlorhydrat,  sowie  das 
neutrale  Nitrat  krystallisiren  leicht  und  sind 
schwer  löslich,  noch  mehr  ein  basisches  Nitrat 

(C20H24N2  02)2.HNO3. 

das  zufällig  entstand. 

Das  Nichin  krystallisirt  noch  leichter  wie 
das  Pseudochinin,  ebenso  seine  Salze. 

Die  für  die  Znsammensetzung  des  NIchins 
ermittelten  Zahlen  stimmen  auf  eine  kohlen- 
stoffärmere Formel 

Ci9  H22  N2  O2  oder  Cjg  H24  N«  O2, 
auf  letztere  am  besten. 

Wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  die 
Ueberfnbrung  des  Chinins  in  das  Chitenin 
C19H22N2O2  unter  Abspaltungeines  Kohlen- 


106 


stoffatoms  vor  sich  geht  und  dass,  wie  Ver- 
fasser gefunden  hat,  bei  der  Oxydation  des 
Chinins  neben  Ameisensäure  und  Kohlen- 
sfture  keine  andere  Sfiure,  dafür  aber  ein 
aldebydartiger  Körper  entsteht,  der  doch  nur 
Formaldehyd  sein  kann,  so  gewinnt  die  That* 
Sache,  dass  bei  Beactionen,  durch  welche  das 
Nichin  entsteht,  nebenher  ein  Aldehyd  ge- 
bildet wird,  an  Beweiskraft  fßr  die  Zusammen- 
setzung dieser  Base.  Denn  dieser  Aldehyd 
kann  wohl  auch  nichts  anderes  als  Form- 
aldehyd sein,  und  unter  dieser  Voraussetzung 
kann  die  Zerlegung  des  Chinins  in  Nichin 
und  Formaldehyd  durch  die  Gleichung: 

C20H24N2O2  +2H0H 
=  Ci9H24N2  0a  +CH20H-H20 
ausgedruckt  werden.  I%. 

Ber.  d.  D.  cīn.  Ges.  XXV,  2909. 


Homeotrop. 

Mit  diesem  Namen  belegt  Gossart  einen 
Apparat,  der  zum  Nachweis  von  Unreinheiten 
im  Alkohol  des  Handels  dienen  soll.  Der 
Apparat  besteht  aus  einem  etwa  4  com  fas- 
senden sechsseitigen  Gefass,  an  dem  2  Seiten 
nicht  gerade,  sondern  gebogen  sind.  In  dieses 
Gefäss  giebt  man  den  au  prüfenden  Alkohol 
und  Ifisst  aus  einer  Höbe  von  1  mm  Tropfen 
für  Tropfen  einer  als  „  Reagens **  bezeichneten 
Flüssigkeit  aus  einer  Pipette  darauffallen. 

Das  dem  Homeotrop  zu  Grunde  liegende 
Princip  ist  das  folgende: 

1.  Tropfen  einer  Flüssigkeit  können  auf 
derselben  Flüssigkeit  „rollen**;  2.  ver- 
schiedenartige reine  Flüssigkeiten  zeigen 
diese  Erscheinung  niemals;  3.  bei  Ge- 
mischen giebt  es  eine  Grenze;  aie  Tropfen 
rollen  auf  der  Flüssigkeit ,  wenn  sich  beide 
Gemische  in  ihrer  Zusammensetzung  einander 
nähern,  sie  vereinigen  sich  aber  mit  der  Flüs- 
sigkeit, wenn  dieselben  sehr  verschiedene  Zu- 
sammensetzung besitzen. 

Die  Reagensflüssigkeit  (ein  Gemisch  von 
30  Th.  Aceton  und  70  Th.  Alkohol)  giebt 
rollende  Tropfen  auf  reinem  Alkohol,  ihre 
Tropfen  fliessen  aber  auseinander,  wenn  der 
Alkohol  Vi 00  Aceton,  Holzgeist,  Amylalkohol 
enthält.  Nur  der  Wassergehalt  muss  für  beide 
Flüssigkeiten,  die  zu  prüfende  und  das  Re- 
agens, der  gleiche  sein  und  event.  auf  Grund 
aräometrischer  Probe  ausgeglichen  werden. 

s.  Bepert.  de  pharm,  1892,301. 


Amyloid I  ein  neuer  Bestandtheil 
von  Milch  und  Holkereiproducten. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
von  Milch,  Rahm,  dem  sogenannten  Nichtfett 
der  Butter,  von  Hart-  und  Weichkäsen  der 
verschiedensten  Art,  ja  sogar  von  chemisch 
reinem  Caseln,  das  von  E.  Merck  bezogen 
war,  fand  Fr.  Jos.  Herz  (Chem.-Ztg.  1892, 
Nr.  86,  S.  1594)  Gebilde,  die  in  Grösse,  Form 
und  Verhalten  zu  Jod  eine  aufTallende  Aehn- 
lichkeit  mit  Stärke  zeigten.  Im  Gegensatz 
zu  dieser  kOnnen  sie  mit  Wasser  gekocht 
werden,  ohne  zu  verkleistern.  Auch  Kochen 
mit  Alkohol  oder  Aether  halten  sie  aus,  ohne 
sich  wesentlich  zu  verändern.  In  der  Wärme 
werden  sie  weich  und  schmierig,  wie  Kleber 
oder  Caseln,  werden  von  letzterem  eingehüllt, 
ohne  sich  jedoch  ganz  mit  ihm  zu  mischen, 
denn  in  dem  durch  Jod  gelb  gefärbten  Caseln 
sieht  man  die  blau  gefärbten  Einlagerungen 
meistens  scharf  abgegrenzt.  Die  runden  nnd 
eif&rmigen  Gebilde,  welche  die  Form  von 
pflanzlicher  Stärke  besitzen,  haben  einen 
Durchmesser  von  10  bis  35  Mikromillimetern. 

Verfasser  hat  solche  Körper  in  verschie- 
denen Milchproben  gefunden,  sowie  in  der 
bei  der  Soxhlei'schen  Fettbestimmung  unter 
der  Aetherfettlösung  sich  sammelnden  stark 
alkalischen  Flüssigkeit.  Dieselben  Formen 
konnten  in  dem  Euter  einer  wegen  Kalbe- 
fieber nothgeschlachteten  Kuh  und  in  dem 
daraus  ausfliessenden  Colostrum  aufgefunden 
werden.  Der  eigentliche  Sitz  der  mit  Jod 
blau  werdenden  Gebilde  konnte  indess  nicht 
genauer  festgestellt  werden. 

Dass  hier  keine  Stärke  vorliegen  kann, 
liegt  auf  der  Hand,  und  eben  so  wenig  ist  an 
den  Buttersäurepilz  (Amylobacter)  zu  denken. 
Viel  eher  glaubt  Herz,  die  bei  diesem  be- 
obachtete Jodfärbung  auf  einen  ähnlichen 
Ei  Weisskörper  zurückfähren  zu  müssen,  wie 
er  hier  vorliegt.  Da  letzterer  auch  noch  im 
sogenannten  reinen  Caseln  gefunden  wurde, 
steht  er  diesem  wahrscheinlich  sehr  nahe,  ist 
vielleicht  ein  unreifes  Caseln  oder  steht 
wenigstens  zu  diesem  in  bestimmten  Bezieh* 
ungen  oder  Uebergängen. 

Verfasser  erinnert  hierbei  an  das  gleiche 
Verhalten  der  sogenannten  amy leiden 
Substanz  oder  des  Amyloids,  das  Virchow 
unter  pathologischen  Verhältnissen  in  Milz, 
Leber,  Nieren  u.  s.  w.  gefunden  hat,  und  das 
auch  von  Friedreich  und  KekuU^  sowie  von 


107 


Kühne  nnd  Budneff  analysirt  worden  ist. 
Eb  ist  nicht  nnwabrscheinlich,  dass  in  der 
Milch  nnd  den  Molkereiprodncten  ein  eben 
solches  Amyloid  vorliegt,  nnd  dass  sich  dieses 
aas  Milch  oder  Golostram  Tielleicht  darch 
Pepsinsalzsftnre  rein  darstellen  Iftsst.  Es 
könnte  dann  möglicherweise  ein  tieferer  Ein- 
blick in  seine  Katnr  nnd  seine  Beziehungen 
ZD  Glycogen  (das  dnrch  Jod  rothbrann  bis 
violett  gefärbt  wird)  nnd  Milchzncker,  sowie 
zu  Caseln  nnd  Fett  gewonnen  werden. 

Zum  Bchlnss  macht  Verfasser  noch  anf 
einen  for  Nahmngsmittelchemiker  wichtigen 
Punkt  aufmerksam.  Es  ist  verschiedentlich 
aof  eine  Ffilschnng  von  Milch,  Kfise,  Bntter- 
Nicbtfett  n.  s.  w.  mit  Stärkemehl  in  der  Li- 
teratur hingewiesen  worden.  Das  Vorkommen 
von  Amyloid  in  der  Milch  macht  den  mikro- 
skopischen Nachweis  von  Stärkemehl  mittelst 
Jods  illusorisch.  Es  wird  nunmehr  nur  ein 
roakrochemischer  Nachweis  von  Stärke  in 
Milch,  Bahm,  Butter  und  Käse  zulässig  sein. 
Wenn  durch  blosses  Betupfen  von  Käse  mit 
Jodiösung  oder  durch  Zusatz  von  letzterer  zu 
dem  wässerigen  Decoct  von  Käse,  Butter- 
Nichtfeit,  Milch  oder  Molken  keine  deutliche 
Blaufärbung  eintritt,  so  kann  man  nicht  von 
Stärke  reden,  die  in  Form  von  Kleister  doch 
noch  in  ganz  geringen  Mengen  durch  Jod 
makroskopisch  zu  erkennen  ist,  während  die 
Ämylo!dk6rper  überhaupt  nicht  verkleistern. 

Ob  letztere  in  jeder  Milch  und  immer  vor- 
kommen, ist  eine  Frage,  die  ihrer  Entscheid- 
ung noch  harrt.  Th. 


Zur  Prflfung  des  Santonins. 

Die  vom  Arzneibuche  vorgeschriebene 
IdeDtitfitsreaction  mittelst  Schwefelsäure  und 
Eiseuchlorid  gelingt  nicht  immer  mit  voller 
Zuverlässigkeit,  und  es  sind  schon  mehrfach 
(Ph.  C.  32,  SS.  43S  und  33,  52)  Vorschläge 
bezüglich  der  zweckmässigsten  Ausführung 
deraelbeo  gemacht  worden.  StadeLmcbnn  em- 
pfiehlt 80  SU  verfahren ,  dass  man  das  Santo- 
uin  ia  Schwefelsäure  löst,  in  einem  zweiten 
Cylinder  etwa  1/2  Tropfen  Eisenchloridlösung 
mit  1  com  Wasser  mischt  nnd  nun  rasch  zn- 
sammengiesst.  Obgleich  sich  die  Mischung 
ziemlich  erhitzt,  tritt  nur  gelbe  Färbung 
eis,  wird  aber  die  Erwärmung  einige  Sekun- 
den durch  eine  \Veingei8tflamme  unterstützt, 
>o  firbt  sich  die  Mischung  schön  violett. 

9^  Südd.  Jpoth.'Ztg.  1892,  70. 


Strontium  -  Salse  als  Hedicamente. 

Unter  den  neu  eingeführten  Heilmitteln 
sind  auch  einige  Salze  des  Strontiums  — 
Brom*  und  Jodstrontium  und  milch  saures 
Strontium  —  zur  Behandlung  von  Dyspepsie, 
einigen  Formen  der  Epilepsie,  der  Albumi- 
nurie u.  s.  w.  mit  Vortheil  verwendet  worden. 
0.  Curtmann  hat  über  die  Eigenschaften  der 
genannten  Salze,  wie  sie  im  Handel  vor- 
kommen, Untersuchungen  angestellt,  aus 
denen  wir  zur  Vervollständigung  früherer 
Mittheilungen  (Ph.  C.  33,  88)  Folgendes  an- 
fuhren : 

Bromstrontium  kommt  im  Handel  in 
zwei  Varietäten  vor.  Die  eine,  ein  weisses, 
granulirtes,  wasserfreies  Präparat  SrBr^,  die 
andere  in  farblosen,  durchsichtigen Krystallen 
von  der  Formel  SrBr^  -f-  ^  ^z^-  Beide  Va- 
rietäten ziehen  rasch  Wasser  aus  derLuft  an  und 
zerfliessen.  Sie  sind  geruchlos  und  von  salzig- 
bitterem  Geschmack.  Bei  15  ^^  C.  erfordert 
das  Salz  etwa  gleiche  Theile  Wasser  zur 
Lösung  und  nur  etwa  die  Hälfte  dieser  Quan- 
tität bei  Siedehitze.  Auch  in  Alkohol  sind 
beide  Varietäten  leicht  löslich  und  werden 
aus  dieser  Lösung  durch  Zusatz  von  Aether 
gefällt.  Die  wässerige  Lösung  reagirt  neutral, 
oder  sehr  schwach  sauer.  Wie  alle  Strontium- 
Salze  f^bt  es  die  Flamme  intensiv  roth. 

Eine  Untersuchung  mehrerer  Proben  ver- 
schiedener Provenienz  ergab,  dass  die  Salze 
etwa  2  pCt.  Chlorstrontium  enthalten,  von 
anderen  Verunreinigungen  aber  ziemlich  rein 
sind. 

Jodstrontium.  Auch  dieses  Salz  kommt 
in  wasserfreier  Form  als  weisses  granulirtes 
Pulver,  oder  mit  6  Molekülen  Krystallwasser 
in  durchsichtigen,  farblosen,  hexagonalen 
Täfelchen  im  Handel  vor.  Wie  das  Bromsalz, 
ist  es  zerfliesslich.  Dem  Lichte  ausgesetzt, 
wird  es  gelb  von  ausgeschiedenem  Jod.  Ein 
Theil  des  Salzes  erfordert  0,6  Theile  kaltes 
und  etwa  ein  Viertel  seines  Gewichtes  von 
siedendem  Wasser  zur  Lösung.  Auch  in 
Alkohol  ist  es  löslich,  nur  wenig  in  Aether. 
Beim  Erhitzen  verliert  es  Jod  und  lässt 
schliesslich  Strontiumoxjd  zurück. 

Die  Prüfung  der  Handelswaare  ergab  etwa 
98pCt.  reines  Salz  und  2pCt.  Chlorstrontium. 

Strontium-Lactat  kommt  als  weisses, 
granulirtes  Präparat,  oder  auch  in  grösseren 
Klumpen  oder  Kugeln  mit  strahligem,  krystal- 
linischem  Bruche  im  Handel  vor.   Meist  ist  es 


108 


gMnzHch  oder  wenigstens  naheza  wasserfrei. 
Zur  Lösung  erfordert  es  etwa  4  Theile  kaltes 
uud  die  Hälfte  seines  Gewichtes  von  siedendem 
Wasser.  Die  Lösung  wird  leicht  ühersättigt* 
Kühlt  man  nämlich  eine  bei  Siedehitze  über- 
sättigte Lösung,  so  bleibt,  sogar  bis  zu  recht 
niederer  Temperatur,  die  Lösung  TÖllig  klar 
und  erst  nach  vielen  Stunden  erstarrt  sie  und 
bildet  kugelige,  strahlige  Krystallmassen, 
welche  dem  klioorhombischen  System  anzu 
gehören  scheinen.  Ausser  den  bekannten 
Strontiumreactionen  giebt  dieses  Präparat  die 
Keactionen  der  Milchsäure.  Also  Aldehyd - 
Geruch,  wenn  man  der  Lösung  etwas  Kalium- 
permanganat und  Schwefelsäure  zusetzt;  da- 
gegen entwickelt  sich  kein  Geruch  beim  Zu- 
Hatz  von  concentrirter  Schwefelsäure  zum 
trockenen  Salze.  Glühen  verwandelt  das  Salz 
in  Carbonat,  und  es  lässt  sich  als  solches  leicht 
auf  alkalimetrischem  Wege  bestimmen.  Curt- 
mann  fand  den  Durchschnitt  der  Handels- 
waare  zu  98,6  pCt. 

Da  Barium  manchmal  im  Rohstrontian 
vorkommt  und  wegen  seiner  giftigen  Eigen- 
schaften eine  gefährliche  Verunreinigung  sein 
würde,  so  ist  hauptsächlich  bei  der  Prüfung 
dessen  Abwesenheit  zu  constatiren.  Dies 
luEst  sich  leicht  mittelst  Kaliumdichromat 
ausführen,  welches  aus  neutraler  (oder  Essig- 
säure enthaltender)  wässeriger  Lösung  nur  den 
Baryt  ausfallt,  das  Strontium  aber  in  Lösung 
lässt.  In  keinem  der  von  verschiedenen 
Quellen  bezogenen  Präparate  gelang  es  Curt- 
mann,  auch  nur  eine  Spur  von  Baryt  zu  finden. 
Die  Durchschnittsdosis  aller  drei  Salze  ist  etwa 
2  g  zwei-  bis  dreimal  täglich.  g. 

New 'Yorker  rhnrm.  Jiuncischau  iSnS,  32. 

Eopatorln,  das  wirksame  Frincip  von 
Eopatoriam  perrollatuni.  Amer.  Jouru.  Pharm. 
1892,  64,  511.  Das  Nitrat  des  Eupatorins  ent- 
spricht der  Formrl  C^nH^sO,*  .JIN  0:,.  Es 
schmilzt  bei  102—103°.  Seine  wässerige  Lösung 
wird  auf  Zusatz  von  Phospbomolvbdänsänre  grün 
und  von  'Goldchlorid  nur  leicht  gefärbt.  Mit 
PikrinsSure  bilden  sich  nadelartige  Krystalle 
eines  Piliratfs.  Th. 

lieber  den  Senfölgehalt  in  Raps  und  Oel- 
kttchen.  Von  A.  Schuster  und  Mecke:  Chem.- 
Zt^.  1892,  Nr.  104,  S.  1954.  Verfasser  kommen 
auf  Grund  ihrer  Untersuchung  zu  dem  Ergeh- 
niss,  dass  zur  Bestimmung  des  Senföls  in 
RapFsamen  die  zerkleinerte  Substanz  vorher 
30  Minuten  lang  im  Wasserbade  auf  70°  C.  zu 
erhitzen  sei,  fslls  die  weiteren  Versuche  nicht 
zu  einer  noch  höheren  Ausbeute  als  die  bei 
dieser  Temperatur  erzielten  führen.  TU. 


Essigiänre  als  Henstruttm  rar 
Herfitellong  Ton  Extracten. 

Von  Ft.  Hoffmann, 

Das  vielseitige  Löaungsvermögen  starker 
Bssigsäure  ist  seit  langer  Zeit  bekannt  und 
in  der  Pharmacie,  der  Parf&merie  und  der 
Technik  benutzt  worden.  In  den  Pharma- 
kopoen sind  die  einstmals  zahlreichen  Essig- 
<^äurepräparate  zum  grösseren  Theile  obsolet 
geworden  und  die  Verwendung  der  EssigaSnre 
als  Lösungsmittel  für  organische  Stoffe  ist  in 
der  Pharm acie  fast  ganz  ausser  Brauch  ge- 
kommen. 

B,  Squibb  hat  als  Grossfabrikant  reiner 
Essigsäure  seit  einigen  Jahren  deren  Benutz- 
ung als  Lösungsmittel  anstatt  Alkohol  zur 
Darstellung  von  Fluidextracten  in  Betracht 
gezogen  und  gefunden,  dass  sich  eine  GOproc. 
Essigsäure  mit  einem  Gehalt  von  51  pCt. 
Essigsäureanhydrid  und  von  dem  spec.Gew. 
1,067  als  Menstmum  zur  Darstellung  von 
Fluidextracten  solcher  Drogen,  welche  reich 
an  Gehalt  von  ätherischen  Gelen  und  aroma- 
tischen Harzen  sind,  vorzOglich  eignet.  Bei 
Verwendung  der  Essigsäure  anstatt  Alkohol 
zur  Extrahirung  der  gangbarsten  Gewürze 
mittelst  Percolation  hat  sich  ergeben,  dass 
die  Erschöpfung  durch  Essigsäure  schneller 
erfolgt,  eine  vollständigere  und  bei  der 
hohen  Besteuerung  des  Alkohols  auch  eine 
billigere  ist. 

Diese  neue  Herstellungsweise  der  Extracte 
der  Aromatica,  bei  welcher  jedwede  Wärme- 
anwendung fortfällt,  hat  sich  im  hohen  Grade 
bewahrt  und  ist  bis  jetzt  im  Grossen  für 
folgende  Gewürze  zur  Anwendung  gebracht: 
Zimmt,  Nelken,  Cardamom,  Pfeffer,  Ingwer, 
Macis,  Muscatnuss,  Paprica,  Sellerie,  eng- 
lischos  Gewürz,  Knoblauch,  Senf,  Vanille, 
Tonkabohnen. 

Es  liegt  nun  nahe ,  diese  Bereitungsweise 
von  Pflanzenauszügen  durch  Essigsäure  an- 
statt Alkohol  auch  aufarzneilicbe  Drogen 
anzuwenden ;  nach  den  bisher  gemachten 
Versuchen  mit  Belladonna  und  Kux  vomica 
scheint  sich  das  Verfahren  durchaus  zu  be- 
währen, und  geschieht  die  Erschöpfung  des 
Drogenpulvers  nicht  nur  schneller,  sondern 
auch  vollständiger.  Parallel -Versuche  mit 
beiden  Drogen  haben  das  Resultat  ergeben, 
dass  der  Alkaloidgehalt  der  Essigsäure- 
Extrakte  ein  grösserer  und  constanter  ist; 
auch  scheint  eine  Aenderung  oder  Spaltung 


109 


der  Älkaloid-  und  Glykotidcomplese  doreh 
Essigsiure  weniger  stattzufinden,  aU  durch 
Alkohol.  Der  bei  der  Concentration  der  Ex- 
tracte  und  der  zulässigen  Verdünnung  beim 
Gebrauch  kaum  in  Berücksichtigung  kom- 
mende geringe  Antheil  Essigsäuregehalt 
könnte  nöthigenfalls  unbedenklich  durch  an- 
nähernde Neutralisation  mittelst  Ammoniak 
vermindert  werden.  Indessen  dürfte  eine 
Nothwendigkcit  dafür  schwerlich  je  vorliegen. 
Zunächst  muss  es  weiteren  Versuchen  anheim- 
gestellt bleiben,  das  neue  Verfiihren  auf 
arzneiliche  Drogen  weiter  anzuwenden  und 
die  Eztracte  auf  Gehalt  und  Wirkungswerth 
mit  den  derzeitigen  Präparaten  in  Parallele 
zu  stellen  und  chemisch  wie  therapeutisch  zu 
prüfen.  g, 

Neie 'Yorker  Pharm.  Bundschau  1693,  40. 


Neue  Farbreactionen  der  Misch- 
ungen von  Fhenacetin,  Methacetin 
und  Hydracetin  mit  einem  Chioin* 

salze. 

Von  T,  Gigli, 

Flüchiger  giebt  in  seinem  Buche  „Re- 
actionen*'  an,  dass  gesättigte  wässerige  Phen- 
acetin-  oder  Methacetinlösungen,  mit  gleich- 
viel Chlorwasser  verdünnt,  auf  Zusatz  einiger 
Tropfen  Ammoniak  eine  rothliche  bis  braune 
Färbung  annehmen.  Die  Färbung  erscheint 
mit  Phenacetin  langsam,  mit  Methacetin  aber 
schneller  nnd  stärker. 

Nach  Grigli  nimmt,  wenn  man  in  derselben 
Weise  die  wässerige  Lösung  einer  Mischung 
von  Phenacetin  oder  Methacetin  mit  einer 
kleinen  Menge  eines  Chininsalzes  behandelt, 
die  Mischung  sogleich  eine  schöne  blaue 
Färbung  an. 

Die  Keaction  lässt  sieh  am  besten  erhalten, 
wenn  die  Mischung  auf  1  Th.  Phenacetin  */in 
bis  i/io  Th.  Chininsulfat  enthält.  Man  kann 
etwa  0,1  g  der  Mischung  in  einem  Probirglasc 
mit  5  cenn  Wasser  schütteln,  8  bislOTropfen 
starkes  Chlorwasser  hinzufügen  und  sodann 
2  bis  3  Tropfen  Ammoniak.  Auch  kann  man 
vor  dem  Zusätze  der  genannten  Reagentien 
die  Mischung  der  zwei  in  Wasser  vertheilten 
Korper  zum  Sieden  erhitzen,  um  das  Phen- 
acetin zu  lösen,  sodann  erkalten  lassen,  fil> 
triren  nnd  mit  dem  Filtrat  in  angegebener 
Weise  den  Versuch  anstellen. 

Bydracetinlösung  giebt  mit  Chlorwasser 
eine  gelbe   Färbung,   die  der  Zusatz  einer 


kleinen  Menge  Ammoaiak  noch  Terstärkt. 
Wird  aber  derselbe  Versuch  mit  der  Lösung 
einer  Mischung  von  Hydracetin  und  einer 
kleinen  Menge  schwefelsauren  Chinins  ange- 
stellt, so  erhält  man  eine  schön  rothe  Färb- 
ung. 

Andere  in  ihrer  chemischen  Constitution 
dem  Phenacetin  und  Methacetin  näher- 
stehende Körper,  wie  Acetanilid,  Ezalgin 
u.  8.  w.,  geben,  in  derselben  Weise  behandelt, 
für  sieh  allein  keine  Färbung,  und  mitChinin- 
Bulht  gemischt,  nur  die  für  Chinin  charak- 
teristische Grflnfärbnn^.  Th, 

SeJmi  3,  6  durch 
Chein.-Ztff,  Bepert,  1893,  Nr.  32,  S.  3ß8. 


Kallaind1e1ir*Biat  als  Urmaass  für  die  Ael- 
dlmetrle;  E,  Breutel:  Ber.  d.  österr.  Qes.  znr 
Ford  d.  ehem.  Ind.  1«92  durch  Chero.-Ztg.  1892, 
Kep.  Nr.  29.  Verfasser  hält  das  Ealiurodichro- 
mat  als  alkalimetrische  Ursubstanz  ftir  sehr 
vortheilhaft.  Das  grob  gepulverte  Salz  wird  bis 
zum  Braun  werden  und  beginnendera  Schmelzen 
erhitzt.  Man  lOst  sodaon  etwa  2  g  von  dem  im 
Hlxsiccator  erkalteten  Salz  in  wenig  Walser, 
setzt  etwas  PhenolphtalelnlOsung  hinzu  nnd 
Usst  ans  einer  Bflrette  Baryt wasser  in  etwa 
'/4  bis  ■/»  normaler  Stärk»  hinzufliessen  bis  tum 
Farbenumschlasr.  Die  Erscheinungen  gleichen 
denen  bei  der  Titrirang  der  Chloride  mit  Silber- 
Msnng  und  Kaliammonochromat.  Zuletzt  wird 
es  braunroth.  während  die  ee\he  Farbe  der 
Chromsäare  in  den  Niederschlag  eingegangen 
ist.  Man  berechnet  den  alkalimetrischen  Werth 
des  Barvtwassers  nach  dem  Verduchser^rebniss 
nnd  stellt  darauf  die  Säuren  als  Normalsänren 
ein.  Th. 

Terzvekenivg  von  Holzgummi.  C.  Councler 
besprioht  in  der  Chem.-Ztg.  1892,  Nr.  92,  S.  1719 
die  Verznckerang  von  Hohgummi  mit  Salzsäure, 
welche  bes^er^  Ausbeuten  liefert  als  Schwefel- 
säure. Nach  beendigter  Hydrolyse  wurde  zur 
Entfernung  der  SalzFänre  anfangs  Silbercarbonat 
benutzt,  später  mit  bestem  Erfolge  Bleicarbonat 
zu  gleichem  Zwecke  angewendet. 

Man  erhitzt  10  g  Holzgummi  (roh,  lufttrocken) 
mit  500  ccm  Wasser  nnd  50  ccm  Salzsäure 
(spec.  Gew.  1,19)  reichlich  zwei  Stundm  auf 
dem  Wasserbade,  lässt  erkalten,  filtrirt,  neu- 
trallsirt  mit  Bleicarbonat.  dampft  nach  der 
Filtration  bis  zur  beginnenden  Erystailisation 
des  Chlorbleis  ein,  filtrirt  nach  dem  Erkalten, 
wäscht  mit  wenig  kaltem  Wasser  nach,  fällt 
das  Filtrat  mit  reichlich  demselben  Volumen 
absoluten  Alkohols  und  filtrirt.  Der  Nieder- 
Fchlag  mrd.  mit  absolutem  Alkohol  ausgekocht, 
die  erlialtene  Lösung  mit  dem  Filtrate  von  der 
Alkoholfällung  eingedampft  und  lirystallisiren 
gelassen.    Ausbeute  6,6  g  reine  Xylose. 

Da  man  aas  Rothbuchenholz  gegen  10  pCt 
Holzfirummi  herstellen  kann,  können  also  aus 
Rothbuchenholz  auch  5  bis  6  pCt  Xylose  un- 
schwer gewonnen  werden.  Th, 


110 


Therapeutische 

üeber  die  Cholera. 

Einem  längerem  Aufsätze  von  Ferdinand 
Hueppe  »Die  Cholera -Epidemie  in  Hamburg 
1892'*,  der  in  der  Berliner  Klin.  Wochen- 
Schrift  erschien,  entnehmen  wir  das  Nach- 
stehende : 

Das  Aussehen  der  einzelnen  Colonien 
der  auf  Gelatine  gezüchteten  Kommabaciilen 
ist  unter  Umständen  sehr  verschieden  und 
entspricht  oft  nicht  dem  von  Koch  geschil- 
derten ,  und  solche  kleine  Verschiedenheiten 
sind  sogar  oftmals  erblich ;  auch  in  Hamburg 
beobachtete  Hueppe  oft,  dass  die  Komma- 
baciilen im  Darm  auffallend  plump  und  wenig 
gekrümmt  waren.  Solche  Umstände  können 
Schwierigkeiten  für  den  Nachweis  der  ersten 
Fälle  von  Cholera-Erkrankungen  bieten.  Die 
Infection  eifordert,  dass  die  ausserhalb  des 
Körpers,  eventuell  in  Bodenherden  gebildeten 
Kommabaciilen  in  den  Körper  gelangen ; 
diese  Ueberführung  vermittelt  die  Luft  wohl 
nicht,  eher  Nahrungsmittel  und  sicher  in  vie- 
len Fällen  das  mit  den  Herden  im  Boden  in 
Verbindung  getretene  Wasser. 

Die  Cholera  ist  eine  wesentlich  mias- 
matische Krankheit,  und  ihre  epidemiologisch 
als  gesetzmässig  nachgewiesene  Abhängigkeit 
von  örtlichen  und  zeitlichen  Verhältnissen 
findet  ihre  natürliche  Erklärung  im  Sapro- 
phytismus  der  Kommabaciilen,  die  zur  Er- 
haltung der  Art  auf  diese  Lebensweise  an- 
gewiesen sind,  und  deren  Parasitismus  nur 
ein  facultativer  ist.  Nur  bei  der  sapropby* 
tischen  Lebensweise  bilden  die  Komma- 
baciilen Formen  (vielleicht  Dauerformen  — 
Arthrosporen  —  oder  Formen  mit  besonders 
widerstandsflihiger  derber  Membran) ,  welche 
genügend  widerstandsfähig  sind,  um  mit 
einiger  Sicherheit  die  natürlichen  Wider- 
stände des  menschlichen  Organismus  in  einer 
grossen  Anzahl  von  Fällen  zu  überwinden. 
Die  den  Körper  verlassenden  Formen  sind  in 
Folge  der  vorausgegangenen  Anacrobiose  im 
Darm  so  wenig  widerstandsfähig,  dass  sie  zur 
unmittelbaren  Infection  wenig  geeignet  sind. 

Die  Gefährlichkeit  der  Kommabaciilen 
sieht  Hueppe  in  d^m  im  Darm  gebildeten 
Choleragift,  welches  er  als  ein  Pepton  an- 
spricht,  das  durch  den  Anstoss  der  Komma- 
baciilen bei  Luftabschluss  im  Darm  aus  ge- 
nuinen Eiweisskörpem  abgespalten  wird. 
Zur  Abscheidung  des  C  h  o  1  e  r  a  g  i  f  t  e  s  ver- 


muhellung'eii. 

wendet  er  die  typischen  Reiswasserstühle,  wel- 
che nach  Filtration  in  Alkohol  eingetragen 
wurden.  Der  entstandece  Niederschlag  wurde 
in  einer  0,05  pCt.  Aetzkali  enthaltenden  Lös- 
ung oder  in  einer  solcheii  ausserdem  noch 
0,5 pCt.  Kochsalz  enthaltenden  Lösung  auf- 
gelöst, wieder  mit  Alkohol  gefällt,  der  Nieder- 
schlag sorgfaltig  von  Alkohol  (auf  welche 
Weise  ist  nicht  gesagt)  befreit  und  dann 
schliesslich  in  obiger  alkalischer  Kochsalz- 
lösung aufgelöst. 

Das  Gift  bewirkt  bei  Meerschweinchen  bei 
intraperitonealer  Einspritzung  den  Tod  in  4 
bis  12  (höchstens  18)  Stunden. 

Neben  entsprechender  Behandlung  (al- 
kalische Kochsalzinfusionen,  Darmeingiess- 
uug  warmer  Tanninlösungen)  \kKi  Hueppe  mit 
dem  Tribromphenol  gute  Erfolge  erzielt.  Am 
zuverlässigsten  wirkte  jedoch  das  T  r  i  b  r  o  m  - 
phenol- Wismut*),  für  Erwachsene  5 — 7g 
täglich  in  0,5  g  Dosen,  dessen  antiparasitäre 
Eigenschaften  die  grössten  waren  und  das 
durch  seinen  Gehalt  an  Wismut  wahrschein- 
lich einen  Theil  des  Choleragiftes  bindet  und 
die  entblösste  Darmschleimhaut  mit  einer 
schützenden  Decke  überzieht.  Weit  weniger 
wirksam  waren  den  Kommabaciilen  gegenüber, 
nach  ihrer  Wirksamkeit  geordnet,  Naphthol- 
Wismut ,  Alphol  und  Betol  d.  h.  a-  und  ß- 
Naphthol-Salol  und  Naphthol,  dann  Kresalole, 
dann  erst  kommt  das  eigentliche  Salol;  am 
wenigsten  leistete  die  Sozojodolsäure  und 
deren  Salze,  von  denen  nur  die  Quecksilber- 
verbindung genügend  wirksam  war,  aber  nicht 
in  dem  Maasse  wie  das  Tribomphenol,  so  dass 
es  bei  seiner^grossen  Giftigkeit  nicht  in  Be- 
tracht kommt.  Die  grosse  Giftigkeit  hat  auch 
Calomel  gegen  sich.  Opium  scheint  durch 
Behindern  der  Ausscheidung  der  Bacterien 
und  Gifte  oft  direct  schädlich  zu  wirken. 

Die  Desinfection,  wie  sie  in  Hamburg 
und  ausserhalb,  gegen  Hamburg  gerichtet, 
geübt  wurde,  bezeichnet  Hueppe  als  einen 
Hohn  auf  die  contagiöse  Auffassung  der  Cho- 
lera; er  spricht  die  Hoffnung  aus,  dass  man 
später  die  Desinfection  sachlicher  beschrän- 
ken und  dadurch  leistungsfähiger  machen, 
wie  auch  damit  Material  und  Geld  sparen 
werde.  z. 


"»)  Fh.  C.  34,  115. 


111 


Behandioiig  des  Diabetes  mellitus 
von  mittlerer  Intensität 

Von  Bujardin-  Beaumetg, 

1.  Vor  dem  Frfihstiick  und  vor  dem  Mittgg- 
esuD  trinke  man  ein  Glas  Vichy,  xu  welchem 
0,35  g  Lithiumcarbonat  und  2  Tropfen  Liquor 
Kala  arsenicosi  hinzugefügt  sind. 

2.  Bei  ausgesprochener  Polyurie  trinke 
man  nach  der  Mahlzeit  eine  kleine  Tasse 
schwanen  Kaffee,  in  welchem  man  1  g  Anti- 
pyrin  auflöst. 

3.  Man  wasche  jeden  Morgen  den  Körper 
mit  einem  Schwamm,  den  man  in  lauwarmes 
Wasser  mit  etwas  Kölnischem  Wasser  ge- 
taucht hat. 

4.  Man  spüle  sich  morgens  nach  dem  Früh- 
stück und  dem  Mittagessen  den  Muad  mit 
folgender  Lösung  aus : 

Sp.  Acid.  borici     .     .     .         25,0, 
Acid.  carbol.   ...  1,0, 

Thymoli     ....  0,25, 

Aquae  ....  1000,0, 
Liquor.  Ammon.  anis.  10,0, 
Ol.  Menthae  pip. .  •  gtt.  X, 
Spiritus  ....  200,0, 
Tinct.  Coecionell.  qu.  s.  zum  Fftrben. 

D.  S.  Zum  Gebrauch  zur  Hälfte  mit  Wasser 
zu  verdünnen. 

5.  Man  beobachte  folgende  Diät : 

Man  nfihre  sich  nur  mit  Eiern,  allen  Sorten 
Fleisch,  Geflügel,  Wild,  Schnecken,  Schal- 
thieren,  Fischen,  Käse. 

Erlaubt  sind  alle  grünen  Gemüse,  mit 
Ausnahme  von  Carotten,  weissen  oder  rothen 
Rfiben.  Besonders  vorzuziehen  sind  fette 
Speisen  (Sardinen  in  Oel,  Thunfisch  in  Gel, 
Bückling  in  Gel,  Speck,  Butter,  Gänseschmalz, 
fette  Leber,  Fett  mit  Schinken,  Wurst, 
Caviar  etc.). 

Alz  Brot  nehme  man  entweder  Kleberbrot 
oder  Brot  ohne  Krume.  Um  die  Getränke  zu 
süssen,  nehme  man  Saccharinplätzchen. 

Verboten  sind  alle  Mehlspeisen,  Früchte, 
Milch.  Nach  der  Mahlzeit  trinke  man  ein 
halbes  Glas  alten  Burgunder-  oder  Bordeaux- 
wein, vermischt  mit  Vichy. 

6*  Alle  Körperbewegungen  sind  zu  em* 
pfehlen,  doch  dürfen  sie  nicht  bis  zur  Ueber- 
müdnag  getrieben  werden. 

Aach  ist  Massage  sehr  zu  empfehlen. 

2%.    Xkerap.  ManaM.  1893,  Nr.  2,  8. 95. 


Gegen  Jodintoxication 

verordnet  Wallace 

Acidi  sulfaniiic.  4,0  bis  6,0  g, 

Aquae  destillatae  150  g, 

Natrii  bicarbouici  3,0  bis  4,0g 
auf  einmal  zu  nehmen.  g, 

Mimatsh.  f.  pract.  Dermat.  1893,  102. 


Kupfervergiftung  mit  cholera« 
ähnlichen  Erscheinungen. 

Von  J.  Bunting. 
In  Folge  des  Genusses  von  Fruchtconserven . 
die  in  Folge  schlechter  Versinnung  der  Dose 
beträchtliche  Mengen  Kupfer  aufgenommen 
hatten,     waren     mehrere    Personen     unter 
choleraähnlichen    Erscheinungen     erkrankt . 
Dieselben  bestanden  in  heftigen  Diarrhöen, 
Erbrechen,  Muskelkrämpfen,  Schmerzhaftig- 
keit  des  Abdomens,  in  raschem,  sehr  kleinem 
Puls  bei  kalter  feuchter  Haut  und  sehr  ängst- 
lichem Gesichtsausdruck.  Th. 
Brit,  med,  Journal  durch  Therap,  MonatB- 
hefte  1893,  Nr.  2,  S.  93. 

Eine  neue  Eigenschaft 
des  Dermatols« 

Wicke  beobachtete,  dass  Dermat  ol,  wenn 
mau  es  auf  einen  durch  Aetzung  mittelst 
Höllenstein  erhaltenen  Schorf  streut,  auf- 
fallend rasch  anästhesirend  und  also  die 
Schmerzen  lindernd  wirkt.  s. 

Intern,  klin.  Bundsch. 


Tubuli  elastici  medicamentosi. 

Prof.  E.  Lang  in  Wien  lässt  gewöhnliche 
KautschukrÖhrchen  (Drains)  mit  Gelatine, 
welche  ein  bestimmtes  Medicament  enthält, 
dick  überziehen.  Nachdem  das  Röhrchen 
dann  noch  mit  Vaselin  oder  Glyceriu  ein- 
gestrichen worden,  wird  es  bei  Urethritis 
in  die  Harnröhre  eingeführt  und  daselbst 
1  bis  5  Minuten  belassen.  Die  gelatinöse 
Grundsubstanz  besteht  aus  Gelatine,  Gljcerin 
und  Wasser  in  passendem  Verhältniss.  Das 
vordere  Ende  des  Röhrchens  wird  durch 
einen  nachträglich  erstarrenden  Gelatine- 
tropfen abgerundet  und  das  Aeussere  in  der 
Ausdehnung  von  ca.  1  cm  von  Gelatine  frei 
gelassen.  Die  Länge  der  Röhrchen  beträgt 
14  bis  18  cm.  Am  leichtesten  lassen  sich 
Tubuli  einfuhren,  die  im  Kautschuk  4  mm 
stark  sind. 


113 


Die  medicameiitdBen  Tobnli  eignen  «ich 
vorzüglicb  für  die  Behandlung  der  chronischen 
und  Bubacuten  Urethritis.  Von  Zinc.  sulfo- 
carbol.  setzt  man  1/4  bis  1  pCt.  der  Gelatine 
zu  und  legt  täglich  oder  jeden  2.  bis  3.  Tag 
ein  solches  ein.  Tannin  (von  1  pCt.  auf- 
wärts), Thallin  (5  pCt.),  Cuprum  sulpbur. 
(^4  pOt.),  Plumbum  acet.  (1  pCt.),  Resorcin 
(5  pCt.)  und  eine  ganze  Reihe  anderer  Medi- 
camente laäsen  sich  auf  die  gleiche  Art  mit 
Erfolg  appliciren.  q. 

I)ur<äi  DeutBche  Med,-Zfg. 


Thiophendijodid  als  Verbandmittel 

bei  Wunden. 

Von  0.  Zuckerkandl, 
An  Stelle  des  Jodoforms  ist  vom  Verfasser 
das  Thiophendijodid  bei  Phlegmonen,   un- 


reinen Rl^isquetschfrnndoa ,  zur  Anskgnng 
von  Abscessböhlen,  ferner  bei  eartösen  Pro- 
cessen mit  gutem  Erfolge  angewendet  worden. 
Es  wird  besonders  die  rasche  Production  von 
schönem  Granulationsgewebe  hervorgehoben. 
Auch  bei  tuberkulösen  Processen  leistete 
Thiophendijodid  dasselbe  wie  Jodoform. 

Bei  jauchenden  und  gangränösen  Wunden 
erwies  sich  Thiophendijodid  ebenso  unwirk- 
sam wie  Jodoform.  Beide  Mittel  stehen  hier 
weit  hinterdem  Gypstheer  zurück. 

Das  Thiophendijodid  kam  als  Strenpalver, 
als  imprägnirte  Gaze  (10  ond  20  pCt.)  und 
in  Stäbchenform  zur  Anwendung. 

Das  Präparat  hat  gegenüber  dem  Jodoform 
den  Vorzug,  weder  giftig  zu  sein,  noch  auf 
die  Haut  reizend  zu  wirken.  Th. 

Wiener  med,  Presse  durch  Therap,  MoncUs- 
hefte  1893,  Nr.  2,  S.  91. 


Blicherschau. 


Bie  neneren  Arzneimittel.  Ffir  Apotheker, 
Aerzte  und  Drogisten  bearbeitet  von  Dr. 
Bernhard  Fischer.  Fünfte  Auflage. 
Berlin  1893.  Verlag  von  JtiJte««  S^m^er. 
Vorliesrendes  Werk,  welches  seit  drei  Jahren 
im  Buchbandt^l  vollständig  gefehlt  hat,  ist  nun- 
mehr in  fünftf'r  Auflage  erschienen  und  wird 
von  allen  Feiten  crewißs  auf  das  wärms'e  be* 
^rflsst  werden.  Dafflr  bürgen  nicht  nur  df^r  ge- 
schätzte Name  dcR  Verfassers,  sondern  auch  die 
Erfolge,  deren  sich  die  voran gegancrenen  Auf- 
lagen zu  erfrenen  gehabt  haben.  Wenn  es  so- 
mit eifirentHch  keiner  weiteren  Empfehlung  mehr 
bedarf  und  lediglich  der  Hinweis  auf  das  Er- 
scheinen dieser  nenrn  Aoflage  genügen  würdf^t 
Fo  können  wir  es  nns  doch  nicht  versagen  be- 
sonders hervorzuheben ,  dass  der  im  Laufe  der 
letzten  drei  Jahre  bedentend  angewachsene 
Stoff  in  sehr  gesschickter  Weise  und  unter  Fort- 
lassung  alles  Ueberflüssigen  mit  den  Einzel- 
heiten früherer  Auflagen  vereinigt  ist.  Um  ein 
zu  starkes  Anschwellen  des  Buches  zu  ver- 
meiden, wurde  von  der  KleinFchrift  ausgiebiger 
Gebrauch  gemacht  und  einige  minder  wichtige 
Capltol  wesentlich  gekürzt.  Die  SO  mehr  auf- 
genommenen neuen  Arzneimittel  haben  daher 
die  Bogenzahl  der  letzten  Auflage  nur  un- 
wesentlich Überschlitten.  Dass  nicnt  alle  die- 
jenigen chemischen  KOrper  berücksichtigt  wor- 
den, die  für  medlcinale  Zwecke  w&hrend  der 
letzten  Jahre  in  Aussicht  genommen,  deren  Un- 
tersuchung aber  noch  nicht  abgeschlossen,  oder 
welchen  voraussichtlich  ein  langes  gesegnetes 
Leben  nicht  beschieden  ist,  darf  gewiss  nicht 
als  Nachtheil  empfunden  wer^len.  Was  an  Be- 
merkenswerthem  und  wirklich  Werthvollem  den 
Arzneischatz  bereichert  hat,  das  sucht  man 
nicht  vergebens  in  Fischer's  Buch  und  ist  in 
der  dem  Verfasser  eigenen  klaren  Ausdrucks- 


weise  leicht  verst&ndlich  bearbeitet  worden. 
Zu  wünschen  wäre,  dass  bei  der  Wiedergabe 
verschiedener  Formeln  auch  die  Bindungen  der 
Atome  unter  einander  noch  anschaulicher  dar- 
gestellt wären.  Zum  Beispiel  findet  ^ich  die 
Äcetylgruppe  als  — (CHaCO)  bezeiehnet,  wäh- 
rend folgende  Schreibweise  —  C  0 .  C  Hs  an- 
schaulicher sein  würde.  Auch  die  Formel  for 
das  Guajacolbenzoat  konnte  anstatt 

c*  ^A<Q^  H5  c  Oa'  ^^^^^  ^«  ^**^o .  c 6 .  a  H, 

lauten.  Diese  Beispiele  liessen  sich  noch  ver- 
mehren. Bei  dem  Saccharin  ist  des  neuen  ge- 
reinigten Präparates ,  welches  eine  Sfisskrafb 
von  1:500  besitzen  soll,  noch  nicht  gedacht 
worden  und  auch  in  dem  Artikel  Thiol  die 
unter  Patentschutz  stehende  Reinigung  durch 
Dialyse  nicht  erwähnt.  Bei  dem  Piperazin  wurde 
nur  die  Darstellung  desselben  durch  das  Di- 
nitro80i)iperazin  hindurch  beschrieben,  während 
wohl  tnatsächlich  noch  andere  Methoden  prak- 
tlFch  angewendet  werden. 

In  der  Tabelle  über  die  An fbe Währung  der 
neueren  Arzneimittel  sind  bei  den  vorsichtig 
aufzubewahrenden  Jodolum  und  Resorci- 
num  nicht  mehr  aufgeführt  worden,  eben  so 
wenig  Pental  und  Aristol  als  hierher  gehörig' 
betrachtet,  was  doch  wohl  nicht  ganz  zulässig 
erscheint.  Auch  wurden  PhenocoU,  Aciduro 
sozolicum,  LoFophan,  Exalgin  als  indifferente 
,  Mittel  bezeichnet,  worüber  man  aueh  verschie- 
dener Meinung  sein  kanu. 

Das  Alles  sind  al  er  keine  Ausstellungen  von 
irgend  welcher  Erheblichkeit,  und  wir  kOufien 
mit  voller  Ueberzeugong  die  ffinfee  Auflage  von 
^ischer^s  Neueren  Arzneimitteln  zur  Anschaffung 
nur  dringend  empfehlen.  Es  ist  ein  Buch,  we]- 
ches  als  der  zur  Zeit  hoste  Führer  durch  das 
Gebiet  der  neueren,  neuesten  nnd  allerneoesten 
Arzneimittel  betrachtet  werden  kann.        Th. 


•  r--y  -^  w 


113 


Terseliiedeiie  Mittlielluiiiren 


Extractom  Filicis  maris 
Wolmarense. 

Wir  erhalten  naefastehende  freuDdliche 
Zascbrift: 

Id  der  Nr.  5  Ihres  geschätzten  Blattes  vom 
5.  Februar  d.  J.  lese  ich  eine  Erwiderung, 
betreffend  eines  Eztr.  Filicis  maris  Wisma 
reose,  das  aus  Russland  stammen  soll.  Dar- 
über wird  nun  von  Ihnen  ein  Zweifel  ge- 
wissermassen  ausgesprochen,  und  das  mit 
Hecht,  denn  ein  Eztr.  Wismarense  ist  in 
Rassland  nicht  bekannt. 

Gestatten  Sie  nun,  dass  ich  Ihnen  zur 
Aufklärung  folgende  Mittheilung  mache.  — 
Das  in  Russland  bereitete  und  auch  al^gemein 
bekannte  Eztract  heisst  „Wolmarense"  und 
verdankt '  seinen  Namen  der  livländischen 
Stadt  Wolmar,  in  deren  Umgebung  Aspid. 
Filiz  mas  sehr  viel  vorkam,  jetzt  aber  in  der 
nächsten  Umgebung  fast  vollständig  ver 
schwunden'  ist,  durch  zu  häufiges  Graben. 
Seine  sogen.  Berühmtheit  hat  das  Eztract 
durch  den  ans  Wolmar  stammenden  Prof. 
Erdmann  erlangt,  der  es  seiner  Zeit  seinen 
Schülern  als  das  am  besten  gegen  den  Band- 
wurm (Taenia  solium)  wirkende  Eztract  em- 
pfahl. Es  iat  aber  nun  nach  meinen  Erfahr- 
uogen  darohaus  nicht  nothwendig,  dass  das 
Eztract  aus  der  aus  Wolmar  stammenden 
Wurzel  bereitet  wird.  Aspidium  Filiz  mas 
aus  anderen  Gegenden  wirkt  genau  ebenso 
gut,  wie  das  aus  Wolmar  stammende.  Ich 
s.  b.  brauche  nur  eine  Wurzel,  die  aus  der 
Umgebung  Rigas  stammt,  und  ist  die  Wirkung 
beider  Eztracte  eine  gleiche. 

Die  Ausbeute  beträgt  an  Eztract,  sowohl 
aas  der  in  Wolmar  selbst,  wie  auch  aus  hier 
gesammelter  Wurzel  ca.  9  bis  10  pCt.  Eztr. 
spissum  (vollständig  ätherfrei). 

Was  nun  die  Wirksamkeit  anbelangt,  so 
glaube  ich  es  dahin  zu  erklären ,  dass  das  in 
Deutschland  bereitete  Eztract  gewöhnlich  als 
Extr.  fluid,  in  den  Handel  kommt,  während 
wir  hier  nur  ein  Eztr.  spissum  benutzen*). 

In  Arbeit  wird  hier  natürlich  auch  nur 
eine  frisch  gesammelte  und  rasch  getrocknete, 
TOD  schlechten  Steilen  befreite  Wurzel  be- 
nutzt. 

Riga.  E.  F. 


Eine  andere  Einsendung  von  Herrn  Apo- 
theker 0.  Lichtenstein  in  Hasenpoth  ähn- 
lichen Inhalts  tbeilt  noch  mit,  dass  Apotheker 
Antonius  in  Wolmar  dieses  Eztract  seit  vielen 
Jahren  als  Special ität  fabricirt.  Dass  2  g 
dieses  Eztractes  8  g  bis  10  g  des  officiuellen 
Präparates  gleichwerthig  sein  sollen,  wird  für 
Uebertreibung  gehalten. 


*)  Das  Kttract  des  Arzneibaches  ist  eben- 
iaUs  .&therfrei\ 


Myrrhen  •  Cröme. 

Dieses  seit  einigen  Wochen  in  der  Tages- 
Presse  in  mehr  geräusch-  als  geschmackvoller 
Weise  angepriesene  Mittel  heilt  alle  und  viele 
andere  Leiden  und  Schäden  der  Haut  bei 
Thier  und  Mensch,  bietet  also  hinsichtlich 
seiner  Wirksamkeit  gegenüber  anderen  neuen 
Hautmitteln  nichts  Ungewöhnliches.  Auf- 
fallend aber  erscheint  die  Bezeichnung  auf 
der  beigepackten  Gebrauchsanweisung :  ^^  Apo- 
theker A.  Flügge*B  Myrrhen-Cr6me  Deutsches 
Reicbspatent  63592.*  Hierdurch  wird  bei 
dem  Käufer  die  von  dem  Fabrikanten  vor- 
aussetzlich  nicht  beabsichtigte  Täuschung 
veranlasst,  als  ob  diese  Myrrhen  -  Crdme 
patentirt  sei.  Das  angeführte  Patent*),  vom 
8.  Januar  1891|  bezieht  sich  aber  auf  ein 
Verfahren  zur  Herstellung  einer  concentrirten, 
nicht  alkoholischen  Myrrhenharz  1  ö  s  u  n  g. 
Hierbei  wird  die  Myrrhe  gepulvert,  mit  Ki- 
cinusol  Übergossen  und  mit  etwas  Alkohol 
(etwa  V3  <^®B  Oels)  in  einem  geschlossenen 
Gefässe  unter  häufigem  Umrühren  digerirt. 
Nach  acht  Tagen  filterirt  man  das  ungelöste 
Gummi  ab  und  verjagt  bei  gelinder  Wärme 
den  Alkohol.  —  Dem  entsprechend  lautet 
der  Patentanspruch  unter  „a**,  unter  „b" 
wird  das  Verfahren  dahin  abgeändert,  dass 
man  das  Myrrhenharz  mit  Alkohol  eztrahirt, 
die  alkoholische  Lösung  mit  Rieinusöl  ver* 
setzt  und  dann  den  Alkohol  abdestillirt. 

Dass  hieraus  kein  &IyrrhenCrdme  hervor- 
gebt, ergiebt  sich  aus  der  Angabe  der  Patent- 
schrift: „Die  Lösung*  ist  vollständig  klar,  von 
hellbrauner  Farbe  u.  s.  w.",  während  die  Crßme 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  nur  durch- 
scheinend und  von  Salbenconsistenz  ist,  wie 
dies  schon  die  Bezeichnung  „Cr§me**  ver- 
muthen  lässt.  Es  bleibt  abzuwarten ,  wie  die 
Patentbehörde  und  andere  zuständige  Stelleu 
über  eine  derartige  Ausbeutung  eines  erlang- 

*)  Ph.  C.  Mf  Hb 


114 


ten  Patentschatzes  denken.  Da  man  aber  so 
hftufig  den  Wunsch  einer  Verschärfung  der 
gegen  das  Qebeimmittelunwesen  gerichteten 
Qesetzgebung  Temimmt,  so  möchte  sich  hier 
der  Versuch  empfehlen,  wie  weit  man  etwa 
schon  mit  den  bisherigen  Gesetzen  in  ein  der- 
artiges Gebahren  störend  eingreifen  kann. 

Eine  Reihe  Zeugnisse  bringt  der  Verfertiger 
in  üblicher  Weise  für  sein  Mittel  bei.  DaTon 
fällt  das  erste  durch  naive  Zurückhaltung  — 
es  bescheinigt  nämlich  nur,  dass  das  paten- 
tirte  Verfahren  „gelingt",  wenn  man  es  aus- 
führt —  und  ein  anderes  dadurch  auf,  dass 
es  Ton  einem  „Corps- General -Arzt^'  ausge* 
stellt  ist,  der  nach  der  Rangliste  mit  General- 
majorsrang im  activen  Dienste  steht !  Neben 
als  Zeugnissausstellem  geläufigen  Namen 
vermisst  der  Kenner  vielleicht  noch  eine  An- 
zahl solcher,  die  sonst  selten  in  derartigen 
Attestsammlungen  fehlen,  und  schliesst  dar- 
aus, dass  die  Reclame- Sammlung  für  die 
Myrrhen  -  Cr^me  noch  im  Entstehen  sich  be- 
findet. Wir  möchten  übrigens  diese  Herren 
bei  dieser  Gelegenheit  auf  eine  Ihnen  bisher 
entgangenegeschäftliehe Feinheit  aufmerksam 
machen,  die  kürzlich  einer  unserer  Mitbürger 
erfunden  hat.  Dieser  Arzt  fugt  bei  solcher 
Attestirung  der  Angabe  seines  Wohnorts  noch 
die  seiner  Wohnung  nach  Strasse,  Haus- 
nummer u.  s.  w.  hinzu  und  erzielt  so  die  har- 
monische Vereinigung  des  Nützlichen  mit 
dem  Gewinnbringenden.  -^y. 


üeber  das  Antinonnin. 

Die  vielfache  Anwendungsart  dieses  Stoffes 
haben  wir  bereits  Ph.  C.  33,  469  erwähnt; 
wir  möchten  hier  noch  einige  neue  beziehent- 
lich eingehendere  Angaben  über  die  Anwend- 
ung nachtragen,  die  wir  Mittheilungen  Stei^- 
ner*s  im  Bayr.  Ind.*  u.  Gew. -BI.  entnehmen. 

In  Lösungen  von  1  :  2000  bis  1  :  200  ist 
das  Antinonnin  eines  der  wirksamsten  Mittel 
gegen  alle  Pflanzen-,  Thier-  uud  Menschen- 
läuse und  gegen  die  Krätzmilbe;  eine  Salbe 
aus  1  Tb.  AntinonniiV  und  100  Th.  Fett, 
Pferden  und  Rindern  reichlich  eingerieben, 
bildet  einen  unfehlbaren  Schutz  vor  Bremsen- 
stichen. 

Bauhölzer,  Bretter,  Balken,  die  bisher  zum 
Schutz  gegen  Hausschwamm  mit  Theer  oder 
solchen  enthaltenden  Präparaten  eingepinselt 
wnrden,  oder  Zaunpfähle^  Rebpfähle,  Hopfen- 
und  Telegraphenstangen,  die  man  an  dem  in 
die  Erde  zu  steckenden  Theile  ansengte,  um 


sie  vor  allzuraseher  Fäulniss  zu  schützen, 
können  durch  Bestreichen ,  Eintaaehen  oder 
Einlegen  in  Antinonnin -Lösungen  (1 :  300) 
gegen  die  genannten  Schädigungen  ausser- 
ordentlich widerstandsfähig  gemacht  werden. 
Zur  Desinfection  von  Zimmern  wird  em- 
pfohlen, das  Antinonnin  in  eoncentrirter  Lös- 
ung (1 :  100  bis  1 :  20)  mittelst  grober  Pinsel 
auf  Wände  und  Decken  entweder  direct  mit 
Farbe  gemischt  oder  nur  als  Gmndirang  auf- 
zustreichen.  In  gleicher  Weise  sind  alte  Ta- 
peten zu  behandeln.  Bei  dünnen  Tapeten  ist 
wegen  eines  Durchsehlagens  der  gelben  Farbe 
ein  Vorversuch  anzurathen.  Das  Antinonnin 
der  Elberfelder  Farbenfabriken  vorm.  Friedr, 
Bayer  dt  Co.  kostet  3  Mk.  75  Pf.  das  Kilo- 
gramm.    g. 

Geheimmittelwesen. 

Das  KOnigl.  Sachs.  Landes-Medicinaleollegiam 
hat  neuerdings  Analysen  der  Laville^schen  Mittel 
anstellen  lassen  und  berichtethierfiber  Folgendes: 

1.  Liqnenr  de  Laville. 

Als  Prüfungsobject  wurden  aus  der  KOnigl. 
Hofapotheke  zwei  Flaschen  dieses  Präparates 
im  Preise  von  15  Mk.  bezogen,  von  denen  die 
eine  74,9  g,  die  andere  nur  62,1  g  desselben 
enthielt,  ihr  Inhalt  war  rothbraan»  klar,  von 
Weingeruch,  sauerer  Beaction  und  einem  spe- 
cifisehen  Gewichte  von  0,9955  bei  Id»  C.  Ans 
jeder  der  beiden  Flaschen  wurden  50  g  ent- 
nommen, mit  einander  gemischt  und  zur  Prflfang 
verwendet. 

Als  Besültat  der  chemischen  Untersuch  an  7 
ergab  sich  in  100  g  des  Liquenrs 
10,880  g  Weingeist, 
3,940  g  Extract,  einschliesslich 
0,081  g  Colchicin, 
0,085  g  Chinin, 

0,760  g  freie  SÄure  (auf  Wcin- 
sfture  berechnet), 
0580  g  Mineralbestandtheile, 
81650  g  Wasser. 

10  »,(K)ü. 
Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  der  Colchicin- 
gehalt  dieses  Präparates  gegen  das  im  Jahre 
1887  untersuchte  Präparat*)  ein  wesentlich  ge- 
ringerer ist;  auch  der  Chiningebalt  ist  ein  ge- 
ringerer, doch  nur  in  unbedeutendem  Grade, 
desgleichen  zeifrt  das  jetzige  Präparat  einen 
geringeren  Gehalt  an  Alkohol,  daf&r  aber  einen 
höheren  Wassergehalt,  während  die  übrigen  Be- 
standtheilc  gleichfalls  in  etwas  grosserer  Menge 
vorhanden  sind,  als  in  dem  frfiher  untersuchten 
Präparate, 

2.   Die  Präventiv -Pilien  des  Dr.  Larllle* 

Zur  chemischen  Untersuchung  dieser  Pillen 
wurde  aus  der  Konigl.  Hofapotneke  eine  Glas^ 
bfichse  voll  150  versilberter  Pillen  im  Preise 

*)  Ph.  C.  28,  488. 


115 


von  7  Mk.  50  Pf.  bezogen.  Das  Gewicht  der- 
selben betrag  äl,399  g;  eine  Pille  wog  dnrch- 
scfanittlich  0,2093  g,  ihre  SilberbaUe  durch- 
schnittlich  0,001  g.  Nach  ihrer  Entfernung 
erschien  der  Inhalt  der  Pillen  grünlich  gran- 
braan,  mit  dem  Messer  schneidbar.  von  anfangs 
süssem,  dann  anhaltend  bitterem  Geschmack. 

Da  nach  der  bereits  ans  dem  Jahre  1858 
stammenden  Analyse,  welche  in  der  dem  Liqnenr 
de  Laville  beigegebenen  gedruckten  Gebrauchs- 
anweisung mitget heilt  ist,  diese  Pillen  im  We- 
sentlichen das  Eitract  von  Phjrsalis  alkekengi, 
ausserdem  Kieselerde,  Soda  und  grOnes  vege- 
tabilisches Pulver  enthalten  sollen,  so  wurde 
die  üntersachnng  zuerst  auf  diese  Bestandtheile 
vorgenommen  und  dabei  festgestellt,  dass  das 
extiactive  Prodnet  von  Physalis  alkekengi  nicht 
vorhanden  und  dass  ebensowenig  Soda  nach- 
weisbar, dass  aber  Kieselerde  zu  3,46  pCt.  und 
zwar  in  der  Hauptsache  als  grober  Sand  ver- 
treten war. 

Als  Hanptbestandtheile  der  Pillen  Hessen  sich 
dagegen  mit  Sicherheit  Guajakharz  und  mit 
annähernder  Sicherheit  Wermuthextract  und 
Zaunrftbenpnlver,  und  zwar  letzteres  auf  mikro- 
skopischem Wege  durch  die  eigenthümliche 
Form  der  ia  der  Pillenmasse  enthaltenen  Stärke- 
mehlkOmer,  nachweisen. 

Nach  ihrem  physikalischen  Verhalten  Hessen 
sich  angeben  in  lUO  g  Pillenmasse: 

10,57  g  Feuchtigkeit, 

47,04  g  in    Wasser  lösliche  organische  Stoffe 
<in  der  Hauptsache  Pflanzenextract  mit 
geringen  Mengen  Zucker), 
3,87  g  in  Wasser  lösliche  Mineralbestandtheile 
(schwefel-  und  phosphorsaure  Alkalien), 
|27,05  g  unlösliche  Pflanzentheile  (wahrschein- 
lich  in    der   Hauptsache   Zaunrüben- 
pnlver), 
4,39  g  Mineralbestandtheile  (in  Wasser  unlös- 
lich, hauptsächlich  Sand  und  kohlen- 
63     aanrer  Kalk), 
6,78  g  in  Alkohol  und  Aether  lösliche  Harz- 
bestandtheile   (hauptsäehlich   Guajak- 
harz). 

liXf,(IO  g. 
Dresden,  am  19.  Januar  1893. 


ß  -  Xaphtolcarbonat 

Die  Daratellnng  von  Phenolcarbonaten 
durch  Einwirkung  von  Kohlenozychlorid  auf 
Phenolnatrium  oder  auf  Phenole  in  Toluol- 
lösnng  bei  Hitze  ist  bekannt,  zur  Darstellung 
des  /^-Napbtolcarbonats  aber  noch  nicht  be- 
nutzt worden.  Die  Chero.  Fabrik  a.  Actien 
vorm.  E,  Schering  hofft  daher  das  Verfahren  zur 
Gewinnung  des  erwähnten  Carbonats  paten- 
tirt  zu  erhalten,  in  der  am  11.  Juli  vorigen 
Jahres  eingereichten  Patentbeschreibung  wird 
das  /J-Napbtolcarbonat  als  ein  in  atlasglän- 
senden  Blfittehen  krysUUisirender,  bei  176'> 
schmelzender  Körper  beschrieben. 


Das  /9-Naphtolcarbonat  soTl  vor  Verwend- 
ung des  /^-Naphtols  den  Vorzug  besitzen, 
dass  es  nicht  wie  dieses  kratzend  und  reizend 
wirkt.  Die  Spaltung  des  /9-  Näphtolcarbonats 
findet,  wie  die  des  Guajacolcarbonats,  im 
Darm  statt.  Th, 


üeber  Wismut  -  Phenole. 

Von  den  Wismut- Phenolen,  welche  die 
Firma  Dr.  F.v.IJey den  in  Radebeul  darstellt, 
scheinen  nach  der  Deutsch.  Med.-  Ztg.  beson- 
ders Kresol  -Wismut,  Betanaphthol  -Wismut, 
Phenol -Wismut  und  Tribromphenol-Wismnt 
für  die  Darm  -  Antisepsis  erprobenswerth.  Die 
genannten  neuen  Präparate,  die  auch  für  den 
äusserlichen  Gebrauch  vor  Jodoform  nnd 
Dermatol  Vorzöge  haben  sollen,  sind  geruch- 
und  geschmacklose,  neutrale,  nnlötliche 
Pulver.  8, 

Künstlicher  Oalmei. 

Der  in  vielen  älteren  Pharmakopoen  offi- 
cinelle  Galmei  (Lapis  calaminaris)  scheint  in 
England  noch  eine  grosse  Rolle  zu  spielen. 
Während  die  russische  Pharmakopoe  den 
Galmei  (Zinkcarbonat  und  -Silicat)  direct  ver- 
wenden lässt,  schreibt  die  britische  Pharma- 
kopoe vor,  denselben  zu  glühen,  wobei  das 
Zinkcarbonat  natürlich  in  Zinkozyd  übergeht. 

In  der  Winter- Sitzung  der  pharmaceut- 
ischen  Gesellschaft  von  Grossbritannien  hat 
W.  Lyon,  da  es  fast  unmöglich  sei,  ein  der 
Pharmakopoe  entsprechendes  natürliches  Pro- 
duct  zu  erhalten,  vorgeschlagen,  dasselbe 
künstlich  darzustellen.  Er  lässt  zu  diesem 
Zwecke  eine  Lösung  von  Zinksulfat  mit  einem 
kleinen  bestimmten  (nngefUhr  0,33pCt. 
betragenden)  Zusatz  von  Eisenchlorid  mittelst 
einer  Lösung  von  Natriumcarbonat  fällen, 
den  Niederschlag  auswaschen ,  trocknen  un4 
glühen.  8. 

Chem.  and  Druggist, 


Extractum  Chinae  frigide  paratum. 

Zur  Bereitung  dieses  Eztractes  schlägt 
Voräcek  in  Zeitscbr.  d.  allg.  Österr.  Apoth.- 
Ver.  das  folgende  eigenartige  Verfahren  vor : 

Die  Chinarinde  wird  bei  niedriger  Tem- 
peratur mit  hinreichenden  Mengen  destillir- 
ten  Wassers  völlig  ausgezogen,  die  Auszüge 
im  Vacuum  zur  dicken  Eztractconsistenz  ein- 
gedampft, dann  in  der  fünffachen  Menge  des- 
tillirten  Wassers  gelöst  und  die  Lösung  in 


iU 


einem  weithalsigen  Geftise  bei  WiDterk&lte 
zam  Qefrieren  bingesteUt.  Die  feste  eisige 
Masse  wird  in  kleine  Stückeben  zerseblagen 
and  diese  in  einem  Raame  von  etwa  -|-  b^C. 
auf  ein  Filter  gebracht.  Die  Stücke  schmelsen 
allmfihlich  auf  dem  Filter,  und  die  Filtration 
geht  Terbältnissmässig  rasch  von  statten.  Das 
Filtrat  wird  im  Vacaum  zur  gewünschten  Con- 
sistenz  eingedampft. 

Auf  diese  Weise  lassen  sich  nach  Voräcek 
trübe  lösliche  Eztracte  in  klar  lösliche  über 
führen.  8. 

Camphoid. 

Auf  Seite  62  haben  wir  eine  Mittheilung 
über  dieses  Präparat  aus  dem  Bericht  Ton 
Zimmer  &  Co,  abgedruckt,  die  nicht  genau 
ist  und  der  wir  deshalb  bereits  damals  ein  ? 
zuzusetzen  uns  gestatteten.  Nach  Amer. 
Journal  of  Pharm,  wird  mit  dem  Namen  So- 
lutio  Rubini  oder  Spiritus  camphoratus  for 
tior  eine  Auflösung  von  1  Th.  Kampher  in 
1  Th.  absoluten  Alkohols  bezeichnet. 

1  Th.  Pyrozylin  in  40  Th.  dieser  concen- 
trirten  KampherlÖsung  aufgelöst  giebt  nach 
Martindäle  das  Camphoid.    Wird  dieses 


anf  die  Haut  gestrichen,  so  trocknet  dasselbe 
in  einigen  Minuten  ein  und  hinterUsst  einen 
durchsichtigen,  elastischen,  dem  Waschen 
widerstehenden  Ueberzug. 

Neuerdings  hat  man  diesem  Präparat  noch 
Jodoform  (lOpCt)  zugemischt;  der  Jodo- 
formgerach wird  durch  den  Kampher  gut 
verdeckt.  s. 

Leberthran  mit  Saccharin« 

Einer  Anregung  von  Eisenschütz  folgeud, 
hat  ki^oihtVQT  MitteLhach  dem  Leberthran  zur 
Verbesserung  des  Geschmaeks  in  Essigäther 
gelöstes  Saccharin  (in  neuerer  Zeit  liefern 
die  Fabrikanten  ein  Saccharin,  welches  voll- 
ständig in  Essigäther  löslich  ist)  zugefügt  und 
dadurch  ein  Präparat  erhalten ,  das  von  den 
Kindern  sehr  gern  genommen  wird.  Die  Zo- 
sammcnsetzung  ist  folgende: 

Olei  Jecoris  Aselli     100,0 

Saccharini  0,4 

Aetheris  acet.  2,0 

Als  weitere  Zusätze  können  entweder  zwei 

Tropfen     Pfefferminzöl    oder    ein    Tropfen 

Zimmtöl  gegeben  werden.  g 

Wien.  Uin,  Rumdschau. 


Briefwechsel. 


Apoih,  L.  in  M.  „EntBcheinungtpnlver'* 
wurde  vor  ein  paar  Jahren  (Ph.  C.  «iO,  11)  von 
E.  Geissler  untersucht  und  als  N  i  tronap  h  t  ha  - 
11  n  erkannt;  wahrscheinlich  hat  das  Präparat 
welches  neuerdings  wieder  unter  obigem  Namon 
zum  Entfernen  des  blauen .  Schimmers  bei  Mi- 
neral-, Yaseliii-  und  Har^Oleu  angekündigt  wird, 
dieselbe  Zusammen8ct/ung. 

E.  Hb.  in  Buzen  (Buman'en).  E.  Dietcrich 
giebt  naob'^tehende  Vor^chrilt  für  liauni- 
wachs:  400  g  gereinigtes  Fichten  harz,  löO  ^^ 
gelbei  Wachs,  IdOg  Japanwachs,  30  (?  Binds- 
lalff  werden  geschmolzen,  dann  240  g  Terpentin 
und  zuletzt  eine  Losung  von  2  g  Carcumaeztract 
in  tf  g  Weingeist  zugesetzt. 

Abonnent  in  Klmito  (Finnland),  Za  1.  .,D<  r 
Pharmaccui*',  J.  Neumann  in  Nendamm.  Zu  "2. 
Gelatinekapselfabrik  von  G.  Fohl  in  Sch'tnbauin- 
Danzig.  Zu  3.  Hamburger  Thee:  100  g  Manna 
werden  scharf  getrocknet,  grOblicti  zeistot^sen, 
dann  8  g  Weinsäure  in  5  e  verdünntem  Wein- 
geist damit  gemischt  und  durch  einen  weit- 
löcherigen  emaillirten  Darchschlag  gerieben ;  xn 
diesem  Gemen|;e  werden  200  g  Sennesblättor 
und  50  g  Coriander  hinzu  gemischt  {Lohmann) 
oder  der  gequetschte  Coriander  mit  der  Weiii- 
sSurelösang  getränkt,  getrocknet,  die  Manna  für 
sich  gekOmt  und  die  Bennesblfttter  lugemischt 
(Dieterich), 


Apoth.  V.  in  A.  Um  den  Geruch  des  Jodo- 
forms zu  verdecken,  wurde  in  jüngster  Zeit  vor- 
(;eschlagcn,auf  lg  Jodoform  2  Tropfen  Corianderöl 
zttzumischen.  Ueber  die  vielen  anderen  zu  dem- 
selben Zwecke  bereits  empfohlenen  Mittel  ver- 
gleichen Sie  die  Register  früherer  Jahrgänjce. 

ApotU.  T.  St.  in  C  Zur  Verdeckung  des 
Naphthalin  geruclis  eignet  sich  sehr  gut  Kam - 
phcr;  neuerdings  wurde  auch  ein  Zusatz  von 
Benzoetinctur  oder  sublimirt^r  Benzoesäure  em- 
pfohlen. 

Apolh,  R.  M.  «Vi  Dr*  Hämatogen  (gegen 
Rhachitis,  Scrophulose,  Chlorose  und  Anämie 
empfohlen)  ist  nach  dem  Jannarbericht  der  Fimia 
G.  HtU  i  Co.  in  Troppau:  sterilisirtes,  «nt- 
gastes,  von  den  Ezcrotionsstoffen  des  Blutes  be- 
freites Hämoglobin  in  flüssiger  Form  mit  Zusatz 
vonGeschmacks-Verhessfrungsmitteln.  Obdi  ses 
für  das  von  Ihnen  genannte  Präparat  zotiifltV 

F*  M.  in  Lods.  E.  Dieterich  schreibt  in 
seinr^m  ,,Neuen  pharmaceutischen  Manual''  über 
Pressen:  „Die  nach  meinen  Erfahrungen  beste 
Constrnction  ist  die  von  Buehuher-,  sie  sind 
für  alle  müglichen  Zwecke  eingerichtet  und  er- 
setzen durch  den  ausserordentlichen  Druck, 
welchen  man  mit  ihnen  ausüben  kann,  die  hy- 
draulischen Pressen  für  kleinere  Arbeiten  toU- 
standig.  Alleinvertrieb  dieser  Pressen  für  Deutsch- 
land: Gustav  Christ^  Berlin,  Fürstenstrasse  17. 


V«rtag«r  «Ad  vwMitworlUoliw  ItoiiMiettr  Dr.  Jfi«  4l«lwl«r  In  DrwdMi. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaflliche  und  geschäftliche  Interessen 


der  Pharmacie. 


Dr.  Hermann  Hager 


Heraasgegeben  tob 
und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Eraeheint  jeden  Donnerstag.  —  Besagspreis  durch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

Yierteljfthrlieh  2,50  Mark.     Bei  Znsendang  unter  Streifband  8  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf .  ^  Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeUe  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisf'rmfissigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelatrasse  8,  I. 

Sedactlon:  Prof.  Dr.  E.  Gei ssler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Hltredaetenre :  Dr.  A.  Schneider-Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 


Md, 


Dresden,  den  2.  März  1893.    ^iVlU^ifg! 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Ckemle  «ad  Pkamiael«:  Ueber  die  Lö«IIchkelt  von  Jodoform.—  Daritollonr  von  Salophen.  —  LanaYo, 
reines  nentrales  Wollfett.  —  Ueber  Chloraloae.  —  Die  Bildangswelie  der  Atkalioarbonate  In  der  Natar.  —  Hinweis. 
—  Selbatreinigang  oder  Ent^iflnny  im  Boden.  —  Zar  Volhard'sehen  Rhodan-Titrirmetbode.  —  Ueber  Sandolhols- 
nnd  GedernBl.  —  Alangfn.  —  Therapeatifehe  ]llttliell«Bf«B!  Nene  Versache  über  die  Harnsäare  IBsende  Wirkung 
des  Piperasins.  —  Gholera  nnd  Langentnberkalose  als  Misehinfectionen.  —  Sabontane  SaloMnJectionen.  —  Ueber 
die  Anwendung  von  Pilocarpin  bei  Larynxeronp  —  Antiseptiiches  Verbandpulver.  —  Tertehledeve  ■lUkellvacea : 
Extraetau  Fllieis  inaris  Wolmarense.  —  Zar  Werthbeitimmnng  narkotischer  Extracte.  —  Bestiinmang  der  Blau- 
iänre  im  Klischlorbeerwaaser.  —  Kresolsaponat.  —  Neue  Salbenbflehsen.  —  Eierfarben. —  Relohs-Seucbengesels. 
—  12.  Congress  fQr  innere  Medicin.  —  Zur  FlelschKcbsu.  —  Briefveehgel»  —  AnMlfea. 


Cbemie  und  Pharmacie. 


ü  eber  die  Löslichkeit  von  Jodoform. 

Von  G.  Vülptus. 

Sieht  man  ab  von  einzelnen  Fällen, 
in  welchen,  wie  etwa  bein)  Milchzucker, 
der  Grad  der  Löslichkeit  eines  Arznei- 
mittels  einen  unmittelbaren  Schluss  auf 
Anwesenheit  oder  Abwesenheit  möglicher 
nnerwQnschter  Beimischungen  gestattet, 
so  kann  es  im  Uebrigen  kaum  einem 
Zweifel  unterliegen,  dass  die  Angaben 
der  amtlichen  Arzneibücher  über  die 
Löslichkeit  von  ihnen  aufgenommener 
Stoffe  in  den  gewöhnlichen  Lösungs- 
mitteln im  Allgemeinen  keinen  anderen 
Zweck  haben,  als  denjenigen,  zur  Ver- 
vollständigung der  Beschreibung  zu  dienen 
und  zur  Führung  des  Istbeweises  bei- 
zutragen. Dass  es  hierbei  auf  unbedingte 
Genauigkeit  besonders  bei  verhältniss- 
mässig  geringer,  also  durch  hohe  Zahlen 
des  Lösungsmittels  auszudrückender  Lös- 
lichkeit nicht  ankomme,  scheint  man,  und 
wohl  mit  Recht,  ziemlich  allgemein  an- 
genommen zu  haben  und  es  darf  in 
solchen  Fällen  wohl  nicht  getadelt  wer- 
den,   wenn    man    sieb  jnit   annähernd 


richtigen  Zahlen  begnügte  und  diese 
Bedeutung  derselben  zuweilen  wohl  auch 
durch  ein  beigefügtes  „etwa'*  hervorhob. 
In  den  Lehrbüchern  der  pharmaceutischen 
Chemie  hat  man  es  ähnlich  gehalten 
und  man  wird  darüber  nicht  erstaunt 
sein,  wenn  man  sich  vergegenwärtigt, 
welche  durchaus  undankbare  und  un- 
befriedigende Aufgabe  die  Vornahme  von 
Versuchen  über  Löslich keitsverhältnisse 
darstellt.  So  ist  denn  gerade  auf  diesem 
Gebiete  weit  mehr  auf  Treu  und  Glauben 
angenommen  und  wiedergegeben,  als 
nachgeprüft  worden.  Haben  Einzelne, 
wie  z.  B.  in  hervorragender  und  dan- 
kenswerther  Weise  Bruno  Hirsch,  un- 
richtige Angaben  über  Löslichkeit  be- 
kämpft und  richtig  gestellt,  so  wurde 
das  wohl  nicht  immer  genügend  beach- 
tet und  gewürdigt.  Wenn  sich  aber 
derartige  Zahlenangaben  in  einem  amt- 
lichen Arzneibuche  einerseits  mit  den 
thatsächlichen  Verhältnissen  nicht  voll- 
ständig decken  und  andererseits  von 
weniger  Kundigen  gewissermassen  als 
Anforderungen  für  die  Keinheitsprüfung 
des  betreffenden  Körpers  angesehen  wer- 


118 


-     ■■'4 


den,  so  können  daraus  recht  missliche 
Folgen  entstehen,  wofür  die  folgende 
Mittheilung  ein  sprechendes  Beispiel 
liefert. 

Einem  ersten  deutschen  Ghemikalien- 
geschäfte  wurden  in  jüngster  Zeit  wie- 
derholt grössere  Jodoformlieferungen 
beanstandet,  weil  die  Löslichkeit  der 
Waare  den  Angaben  des  Deutschen  Arz- 
neibuches nicht  entspreche.  Es  wurde 
dieses  Vorkommniss  die  Veranlassung 
"Till:  Nachprtüfung  jener  Angaben  an  drei, 
von  dem  betreffenden  Hause  zu  diesem 
Zwecke  zur  Verfügung  gestellten  Jodo- 
formsorten, nämlich  an  einem  in  sehr 
dünnen  Blättchen  krystallisirten  Jodo- 
form, an  höchst  fein  zertheiltem  präcipi- 
tirtem  und  endlich  an  dem  bekannten 
gröblichen ,  nicht  zusammenballenden 
Pulver,  welchem  die  Chirurgen  für  manche 
Zwecke  den  Vorzug  einräumen.  Dabei 
kann,  als  für  den  vorliegenden  Fall  er- 
heblich, nur  in  Betracht  kommen  die 
Löslichkeit  in  kaltem  und  kochendem 
Weingeist,  sowie  diejenige,  in  Aether. 

Wie  weit  die  Angaben  über  die  be- 
treffenden Löslichkeitsverhältnisse  aus- 
einander gehen,  möge  die  nachfolgende 
kleine  Zusammenstellung  zeigen,  wozu 
gleich  hier  bemerkt  sei,  dass  natürlich 
die  von  den  einzelnen  Arzneibüchern 
verlangte  Stärke  des  Weingeistes  auch 
eine  gewisse  Bolle  spielt,  doch  sind  die 
Unterschiede  hierin  ja  nicht  allzu  be- 
trächtlich. 

Nach  den  amtlichen  oder  bisher  deren 
Stelle  vertretenden  Arzneibüchern  der 
nachverzeichneten  Länder  bedarf,  wie  die 
„Universal-Pharmakopöe''  von  Hirsch  an- 
giebt,  1  Theil  Jodoform  die  beigefügten 
Mengen  der  betreffenden  Lösungsmittel: 

Volam* 
_      .  Kalter      Kochender    procente      .    ^. 

Land.         Weingeist  Weingeist.         des         AeUier. 

WeIngeiaU. 

Deutschland : 

Ph.  G.  I  .  .  80  12  90-91,2  20 

Ph.  G.  III  .  50  10  90-91  5,2 

Belgien.  ...  10  —             92  20 

Dänemark  .  .  80  12  90-91  20 

Finnland  ...  50  10  90-91  5,2 

Frankreich    .  fcO  12             95  6 

Schweiz    ...  80  —  90-91  20 

Italien  ....  80  —             90  — 

Rossland  ...  75  10  90—91  — 
Vereinigte 

Staaten   von 

Nordamerika  80  12             94  5,2. 


Dass  einzelne  dieser  Angaben  nicht 
auf  Grundlage  von  genauen  Versuchen 
beruhen  können,  liegt  auf  der  Hand,  um 
so  mehr  als,  wie  oben  ersichtlich,  bei- 
spielsweise die  Pharmakopoen  von  Frank- 
reich und  Nordamerika,  welche  einen 
stärkeren  Weingeist  vorschreiben,  trotz- 
dem mit  den  geringsten  Löslichkeitsgrad 
von  Jodoform  in  demselben  angeben. 

In  den  Lehrbüchern  der  pharmaceu- 
tischen  Chemie  gehen  die  Angaben  in 
ähnlicher  Weise  auseinander;  bald  ist 
das  Verhältniss  von  1 :  50,  bald  dasjenige 
von  1 :  80  Weingeist  angegeben.  Ob 
dieser  Umstand  die  Veranlassang  dafBr 
gewesen  ist,  dass  die  neueste  Osterrei- 
chische Pharmakopoe  sich  auf  bestimmte 
Zahlenangaben  gar  nicht  eingelassen, 
sich  vielmehr  damit  begnügt  hat,  zu 
sagen,  das  Jodoform  sei  in  Weingeist 
und  noch  leichter  in  Aether  löslich,  lässt 
sich  schon  deshalb  nicht  behaupten,  weil 
das  genannte  Arzneibuch  sich  überhaupt 
vielfach  auf  solche  allgemeine  Angaben 
beschränkt. 

Die  Löslichkeit  der  erwähnten  Jodo- 
formsorten wurde  nun  jeweils  in  doppel- 
ter Weise  bestimmt,  einmal  durch  all- 
mählichen Zusatz  kleiner  Jodoformmengen 
zu  einer  gewogenen  Menge  des  Lösungs- 
mittels, bis  ein  neuer  Zusatz  nach  län- 
gerem Schütteln  ungelöst  blieb,  anderer- 
seits in  der  Art,  dass  man  eine  warm 
gesättigt  gewesene  Lösung,  aus  welcher 
sich  beim  Erkalten  und  längerem  Stehen 
der  Ueberschus»  des  Jodoforms  wieder 
ausgeschieden  hatte,  im  kalten  Luftstrome 
verdunstete.  Ein  Unterschied  zwischen 
den  einzelnen  Jodoformsorten  ergab  sich 
hierbei  nur  insofern,  als  das  präcipitirt« 
Jodoform  sich  am  schnellsten,  das  gröb- 
liche Pulver  aber  am  langsamsten  auf- 
löste, während  das  in  dünnen  Blätteben 
krystallisirte  hierin  in  der  Mitte  stand, 
und  ferner  noch  darin,  dass  die  Lösungen 
des  gröblichen  Pulvers  unter  Lichteinfluss 
ganz  auffallend  langsamer  dunkler  wur- 
den, als  diejenigen  der  beiden  anderen 
Sorten.  Dagegen  waren,  wie  ja  zu  er- 
warten stand,  die  schliesslich  aufgenom- 
menen Mengen  bei  allen  Sorten  genau 
dieselben,  genau  gleiche  Temperaturen 
vorausgesetzt.  Schon  ganz  geringe 
Schwankungen    der    letzleren    äusserten 


119 


jedoch  einen  überraschend  grossen  Ein- 
tluss  auf  die  Löslichiieit  und  hierin  mag 
der  Grund  der  so  beträchtlichen  Unter- 
schiede in  den  Angaben  der  Bücher 
liegen.  Als  z.  B.  das  pr&cipitirte  Jodoform 
mit  50  Theilen  Weingeist  geschüttelt 
wurde,  erfolgte  nach  etwa  einer  Viertel- 
stunde vollkommene  Lösung,  beim  Stehen- 
lassen im  geheizten  Baume  schied  sich 
aber  wahrend  einer  Nacht  eine  nicht  un- 
beträchtliche Menge  Jodoform  wieder  aus. 
Die  während  des  Schütteins  zur  Wirkung 
gekommene  Handwärme  hatte  eben  ge- 
nügt, eine  für  gewöhnliche  Zimmertempe- 
ratur übersättigte  Lösung  herzustellen. 

Leider  war  es  nicht  möglich,  während 
der  ganzen  Dauer  der  betreffenden  Ver- 
suche die  Normaltemperatur  von  lo^ 
festzuhalten,  die  Lösungen  zeigten  viel- 
mehr 17  bis  18^,  und  auf  diesen  Wärme- 
grad beziehen  sich  die  nachfolgenden 
Zahlen,  soweit  nicht  Gegentheiliges  an- 
gegeben ist.  Es  bedurfte  hiernach  1  Theil 
Jodoform  zur  Lösung  67  Theile  Wein- 
geist von  90,5  Volumprocenten  Alkohol- 
gebalt, bei  Siedetemperatur  des  näm- 
lichen Weingeistes  9  Theile,  und  von 
kaltem  Aether  5,6  Theile. 

Geht  man  von  der  Anschauung  aus, 
dass  aus  den  weiter  oben  erörterten 
Zweckmässigkeitsgründen  ein  Arzneibuch 
bei  derartigen  Angaben  nicht  allzupein- 
lich sein,  aber  doch  einen  genügenden 
Anhaltspunkt  zur  Feststellung  des  ist- 
beweise»  liefern  sollte,  so  wird  man  wohl 
eiuem  Mittelwege  zwischen  den  bis  auf 
Decimalstellen  scharfen  Angaben  mancher 
Af7.neibücher  und  den  allzu  unbestimm- 
ten Aeusserungen  der  österreichischen 
Pharmakopoe  den  Vorzug  einräumen. 
Im  vorliegenden  Falle  würde  einerseits 
der  Zweck  erreicht,  andererseits  unbeab- 
sichtigten praktischen  Schwierigkeiten 
begegnet  werden,  wenn  man  sagen  würde, 
dass  „sich  Jodoform  in  etwa  70  Theilen 
kaltem  und  ungefähr  10  Theilen  kochen- 
dem Weingeist,  sowie  in  6  Theilen  Aether 
leicht  auflöse". 

Bezuglieh  der  Löslichkeit  des  Jodoforms 
in  einer  Beihe  anderer  Flüssigkeiten 
erlaube  ich  mir  auf  meine  früheren,  auch 
in  E.  Schmidts  Lehrbuch  der  ph.irma- 
eeutischen  Chemie  mitgetheilten  Versuchs- 
ergebuisse  za  verweisen. 


Darstellung  von  Salophen. 

Ad  Stelle  des  den  Elberfelder  Farbenfabri- 
ken vorm.  Bayer  <&  Co.  geschützten  Verfah- 
rens zar  Darstellung  von  Salicylsäareacetyl- 
amidophenylfither  (Ph.  C.  32,  699)  kann  man 
auch,  wie  genannte  Fabrik  gefunden  hat,  das 
von  Morse  bereits  früher  dargestellte  Acotyl- 
p-Amidophenol  benutzen.  Man  lässt  auf  letz- 
teres Phosphorozychlorid ,  Phospborpenta- 
chlorid  oder  Pbosphortrichlorid  bei  Gegen- 
wart von  Salicylsäure  einwirken. 

Zur  Ausführang  nach  dieser  Methode 
werden  z.  B.  1,51  Th.  Acetyl-p-Amidophenol, 
1 ,38  Th.  Salicylsäure  und  0,77  Th.  Phosphor- 
oxychlorid  in  einem  mit  Rührwerk  versehenen 
Kessel  1  bis  2  Stunden  beziehentlich  so  lange 
auf  120  bis  130^  erhitzt,  bis  die  Salzsäure- 
entwickelung  beendet  ist.  Die  Schmelze  wird 
mit  warmem  Wasser  behandelt  und  das  schwer 
lösliche  Acetylamidosalol  abfiltrirt.  Durch 
Umkrystallisiren  aus  Alkohol  erhält  man  das- 
selbe in  farblosen  Krystallen.  Zweckmässig 
schlämmt  man  die  verwendeten  Ingredienzien 
mit  einem  indifferenten  Lösungsmittel  an, 
z.  B.  mit  Benzol,  welches  beim  Erhitzen  wie- 
dergewonnen werden  kann.  Th, 


Lanaln,  reines  neutrales  Wollfett* 

lu  der  Apoth.-Ztg.  1893,  57  schreibt  Prof. 
H,  Hireel  über  das  von  der  Norddeatschen 
Wollkämmerei  und  Kammgarnspinnerei  in 
Bremen  dargestellte  und  mit  dem  Namen  La- 
nain  belegte  reine  Wollfett  (Adeps  Lanae). 

Verfasser  weist  zunächst  darauf  hin  ,  dass 
der  mehrfach  getheilten,  aber  vollständig  irr- 
thümlichen  Ansicht,  nur  die  unter  Patent- 
schutz stehende  Mischung  von  Wollfett  mit 
25  pCt.  Wasser  =:Lanolin  sei  das  wirklich 
brauchbare  und  medicinisch  verwerthbare 
Product,  entgegen  getreten  werden  müsse. 

Das  Lanain  ist  mattgelb,  etwas  durch- 
scheinend ,  homogen ,  bei  gewöhnlicher 
Zimmertemperatur  weich,  beim  Verreiben  auf 
der  Haut  halbflüssig  werdend  und  verhältniss- 
massig  rasch  in  die  Haut  eindringend.  Es 
schmilzt  gegen  36^  und  besitzt  nur  noch  einen 
schwachen,  an  seinen  Ursprung  erinnernden 
Geruch,  der  bei  längerem  Aufbewahren  des 
Wollfettes  schwächer  wird,  auch  an  der  Haut 
nicht  haften  bleibt.  Es  ist  vollkommen 
neutral  und  luftbeständig.  Es  ist  in  Bensin, 
Chloroform,  Aether,  Aceton  leicht,  in  kaltem 
Alkohol  schwer  löslich  und  lässt  sich,  da  es 


120 


aus  den  Fettsftareestern  des  Cholesterins 
und  Isocholesterins  besteht,  nur  mit  alkoholi- 
scher Aetzkali-  oder  Aetznatronlösung,  nicht 
mit  wässeriger  verseifen. 

Was  die  Anforderungen  an  die  Reinheit 
eines  Wollfettes  betrifft,  so  soll  es  von  Fetten 
(Glyceriden),  freien  Fettsäuren  (z.  B.  Capron- 
sänre),  harzigen  und  wachsartigen  Stoffen, 
schwefelhaltigen  übelriechenden  Substanzen, 
Seifen ,  Ammoniakverbindungen,  minerali- 
schen Salzen  und  Wasser  möglichst  frei  sein. 

Die  Verwendbarkeit  des  reinen  Wollfettes 
ist  eine  vielseitige  und  kommt,  wie  Hirzel 
anführt,  besonders  für  die  Herstellung  vod 
Lanainpom  aden,  -Salben,  -Creams, 
-Seifen,  -Balsam  etc.  in  Betracht.     Th, 


üeber  Ghloralose. 

Unsere  Mittheilungen  über  diesen  neuen 
Stoff  (Ph.  C.  34,  85)  vervollständigen  wir 
durch  Nachstehendes: 

Erhitzt  man  ein  Gemisch  gleicher  Mengen 
wasserfreien  Chlorais  und  trockener  Glucose 
eine  Stunde  lang  auf  100 ^  behandelt  nach 
dem  Erkalten  mit  wenig  Wasser,  dann  mit 
siedendem  Aether,  dunstet  den  Aether  ab 
und  destillirt  den  Rückstand  5  bis  6  mal  mit 
Wasser,  bis  alles  Cbloral  vertrieben  ist,  so 
kann  man  den  hinterbleibenden  Körper  durch 
successiveKrystallisationen  in  einen  in  kaltem 
Wasser  wenig,  in  warmem  Wasser  und  Al- 
kohol ziemlich  löslichen  /x-Körper,  den  Uan- 
riot  und  Jf^'c/^d  Chlor  alose  nennen,  und 
einen  selbst  in  heissem  Wasser  schwer  lös- 
lichen /?- Körper  trennen.  Letzteren  nennen 
die  Verfasser  Parachloralose. 

Die  Ausbeute  an  Ch loralose  beträgt  nur 
3  pCt.;  der  Körper  hat  die  Zusammensetzung 
Cg  H|i  ClgO^.,  krystallisirt  in  feinen,  bei  184 
bis  186^  schmelzenden  Nadeln  und  verflüchtigt 
sich  unzersetzt.  Die  Parachloralose  krystalli- 
sirt in  schönen  ,  perlmutterartigen  Blättern, 
welche  bei  229^  schmelzen. 

Die  Chloralose  hat  eine  stärkere  hypno- 
tische Wirkung  als  das  Cbloral.  Diese  Wirk- 
ung kann  nicht  lediglich  auf  Chloralabspalt- 
ung  beruhen,  denn  0,02  g  Chloralose,  wie  sie 
bei  Thieren  auf  das  Kilogramm  Körper- 
gewicht wirksam  sind,  könnten  nur  0,01  g 
Cbloral  liefern,  welche  geringe  Menge  wirk- 
ungslos ist.  Th, 
Compt  rend.  lf^93,  116  durch 
Chcvu-Ztg.  Rep.  1H93,  Nr.  3,  S.  3i. 


Die  Bildungsweise  der  Alkali- 
carbonate  in  der  Natur. 

Die  Bildungsweise  der  altbekannten  Han- 
delsartikel Trona,  Szekso,  Kara,  Reh, 
die  ehemals  die  einzige  Quelle  des  „Mineral- 
alkalis''   bildeten  y   ist  einem  eingehenderen 
Studium  bisher  nicht  unterworfen  gewesen. 
E.  W.  Eilgard  (Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  25, 
3624)  wurde  veranlasst,  dieser  Frage  näher- 
zutreten, als  er  die  Beobachtung  machte,  dass 
der    Yerdampfungsrückstand    von     Mineral- 
wässern trotz  der  häufigen  Gegenwart  von 
Gypskrystallen  dennoch  auf  Lackmuspapier 
stark  alkalisch  reagirt  und  so  die  Gegenwart 
von  Alkalicarbonaten  anzeigt.    Diese  schein- 
bar unverträglichen  Erscheinungen  zeigen  sich 
nicht  nur,  wenn  in  dem  Wasser  Erdcarbonate 
neben  Alkalisulfaten  gelöst  waren,  sondern 
auch,   wenn   die  Sulfate  fehlen  und  sonach 
keine  Gypsausscheidung  stattfinden  kann. 

Unsere  analytischen  Handbücher  schreiben 
vor,  Calciumsalze  durch  Fällung  mit  Alkali- 
carbonat  quantitativ  zu  bestimmen.  Aber 
schon  Brandes  hat  1826  gelegentlich  seiner 
Untersuchung  des  Pyrmonter  Mineralwassers 
gezeigt,  dass  „Natronsalze  in  vielem  Wasser 
(G  —  7000  Tb.)  gelöst,  mit  Calciumcarbonat 
Natriumcarbonat  geben". 

Da  nun  alles  der  Luft  ausgesetzte  Alkali- 
carbonat,  sei  es  in  Lösung  oder  festem  Zu- 
stande, einen  Ueberschuss  an  Kohlensäure 
enthält  und  in  das  ziemlich  beständige  Ses- 
quicarbonat  übergeht,  so  müssen  wir  auch  in 
den  in  der  Natur  sich  findenden  Producten 
stets  mit  übersauren  Alkalicarbonaten  rechnen. 
Und  gerade  hierin  liegt  nach  des  Verfassers 
Ansicht  die  Erklärung  der  Bildung  der  natür- 
lichen Alkalicarbonate  aus  Neutralsalzen,  wie 
Glaubersalz  und  Rochsalz. 

Der  Process  vollzieht  sich  nämlich  einfach 
durch  die  Wechselwirkung  dieser  Salze 
mit  Calciumcarbonat  in  Gegenwart 
überschüssiger  Kohlensäure.  Es  ent- 
steht 80  aus  Glaubersalz  und  kohlensaurem 
Kalk  Gyps  und  Natriumhydrocarbonat.  Man 
kann  dies  am  einfachsten  durch  Einleiten  von 
Kohlensänregas  in  eine  Alkalisulfatlösung, 
die  kohlensauren  Kalk  suspendirt  enthält, 
zeigen.  Man  könnte  zwar  annehmen,  dass 
die  Reaction  durch  die  Schwerlöslichkeit  des 
gebildeten  Gypses  beeinflusst  werde,  wie  dies 
ja  häufig  der  Fall  ist.  Aber  die  Umsetzung 
geht  auch  mit  Kochsalz  vor  sich ,  so  dass  das 


121 


sehr  leicht  lösliche  CaCl^  mit  NaUC03  in 
LösuDg  bleibt. 

Verfasser  hat  den  Vorgang  quantitativ 
weiter  stadirt  and  die  Analysenergebnisse  in 
einer  Tabelle  niedergelegt.  Es  wurden  drei 
AikalioulfatlÖsungen  von  fortschreitender 
Concentration  der  Einwirkung  von  fein  ge 
falltem  Calciumcarbonat  im  Kohlensäurestrom 
ausgesetzt;  es  zeigte  sich  hierbei,  dass  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  dieReaction  binnen 
40  Miouten  beendet  war.  Die  Lösung  wurde 
dann  unter  Luftabschluss  filtrirt  und  mit  dem 
gleichen  Volumen  hochgradigen  Alkohols  ver- 
mischt, wodurch  der  Gjps  nebst  dem  von  der 
Kohlensäure  gelösten  Calciumcarbonat  aus 
gefällt  wurde.  Das  Filtrat  zeigte  nur  eine 
bpur  von  Kalk.  Es  wurde  hierauf  durch 
Titrirung  mit  Norm alschwefelsiiure  die  Menge 
des  gebildeten  Alkalicarbonats  bestimmt. 
Ausserdem  wurde  auch  ein  Theil  der  mit 
Kohlensäure  gesättigten  Flüssigkeit  titrirt, 
ein  anderer  auf  dem  Dampfbade  eingedampft 
and  in  dem  löslichen  Theil  des  Kückstandeb 
die  Säurebindung  bestimmt,  um  den  Rück- 
gang der  Umsetzung  unter  solchen  Umständen 
zu  messen  und  festzustellen,  ob  der  Process 
zur  Darstellung  der  Soda  im  Grossen  An- 
wendung finden  könne. 

Was  den  letzteren  Funkt  betrifft,  so  zeigte 
sieh,  das«  beim  Abdampfen  im  Durchschniti 


Die  Auswitterung  der  Salze  ist  die  natür- 
liche Folge  unzulänglichen  Regenfalles,  wel- 
cher zur  Auslaugung  der  von  der  Gesteins« 
Verwitterung  gebildeten  Salze  nicht  zureicht, 
sondern  dieselben  nur  etwa  1  m  tief  in  den 
Untergrund  führt,  aus  welchem  sie  durch  die 
Oberflächenverdunstung  wieder  aufsteigen  und 
sich  in  der  trockenen  Jahreszeit  als  Efflores- 
cenzen  ansammeln. 

Dass  während  des  Verweilens  im  Boden 
sich  unter  dem  Einflüsse  der  kohlensSure- 
reichen  Luft  und  des  Calciumcarbonats  jene 
Umsetzung  der  Alkalisalze  vollziehen  kann, 
versteht  sich  von  selbst.  Es  ist  ferner  auch 
verständlich ,  dass  sie  je  nach  der  grösseren 
oder  geringeren  Intensität  der  Kohlensäure- 
entwicklung und  der  Concentration  der  Lösung 
mehr  oder  weniger  vollständig  sein  wird. 
Daher  findet  man  in  Abhängigkeit  von  dem 
Reichthum  des  Bodens  an  anorganischen 
Substanzen  ein  sehr  verschiedenes  Verhältniss 
zwischen  dem  Natriamcarbonat  einerseits  und 
dem  Kochsalz  und  Glaubersalz  andererseits. 
Das  erstere  steigt  oft  bis  80  pCt.  und  mehr, 
meist  aber  nur  auf  25  bis  35  pCt.  Hieraus 
erklärt  sich  die  so  wechselnde  Zusammen- 
setzung der  im  Handel  vorkommenden  Salze, 
der  Trona  und  des  Szekso«  Was  das  zu  dieser 
Umsetzung  nothwendige  Calciumcarbonat  be- 
trifft, so  hat  Hilgard  nachgewiesen,  dass  das- 


^/lo  der  gebildeten  Carbonate  rückwärts  in   selbe  überall  in  den  Böden  der  trockenen  Re- 


bulfate  übergehen,  auf  Kosten  des  anfänglich 
gebildeten  and  in  der  Auflösung  gebliebenen 
Gjpses.  Es  ist  aber  unzweifelhaft,  dass  wenn 
die  Auflösung  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
abgedunstet-wird,  diese  Rückbildung  wenig 
oder  gar  nicht  stattfindet.  Der  Process  für 
die  Darstellung  der  Soda  im  Grossen  würde 
bei  der  bedeutenden  Verdünnung  (>/5  pCt.) 
aber  sowieso  praktisch  nicht  ausführbar  sein. 
In  der  Natur  vollzieht  sich  hingegen  die 
Abdampfung  solcher  Lösungen  bei  niedriger 
Temperatur,  in  den  trockenen  Regionen  oft 
in  sehr  grossem  Maassstab:  so  in  Arabien, 
Aegypten  und  am  Nordrande  der  Sahara,  so- 
wie in  der  Aralo-Kaspischen  Niederung,  in 
der  Wüste  Gobi  und  in  Nevada  und  Utah  in 
Nordamerika«  Laufend  findet  dieselbe  auch 
in  dem  Culturlande  der  trockenen  Region  statt 
und  übt  einen  oft  sehr  weitgreifend  schäd- 
lichen Einfluss  auf  die  Bewirthschaftung  der 
künstlich  bewässerten  Böden,  sowohl  im  nord- 
westliehen Indien,  wie  im  westlichen  Nord- 
uoerika. 


gion  zu  mehreren  Procenten  enthalten  ist. 

Im  Anschluss  an  vorstehende  Mittheilungen 
sei  einer  Arbeit  Gr.  Lunge' b  gedacht,  welche 
derselbe  in  der  Zeitschrift  f.  angew.  Chemie, 
1 893,  Nr.  1 ,  S.  3  veröffentlicht.  Diese  Arbeit 
ist  ein  Auszug  aus  der  von  dem  amerikani- 
schen Staatsgeologen  T.  M.  Chatard  heraus- 
gegebenen Schrift:  „Natural  Soda,  its  occur- 
ence  and  utilization.«  1887—1888.  Von 
Interesse  ist  es,  daraus  zu  erfahren,  dass  die 
Auffassung,  welcher  Hilgard  in  vorstehender 
Arbeit  beipflichtet,  die  natürliche  Soda  sei 
ein  Sesquicarbonat ,  eine  irrthümliche  ist. 
Nach  Chatard  findet  sich  eine  solche  Ver- 
bindung, der  man  diesen  Namen  und  die 
Formel  (Naj  O)^  (C  03)3  (Hg  0)  =  NagCOg, 
2NaHC03  geben  müsse,  weder  in  der  Na- 
tur, noch  könne  man  sie  als  eine  künstlich 
dargestellte  bestimmte  Verbindung  betrachten, 

und  habe  man  es  dabei  immer  nur  mit  zu- 
fälligen Gemengen  zu  thun  gehabt.  Chatard 
hält  die  natürliche  Soda  für  ein  Vier -Drit- 
tel «Carbonat  von  der  Formel  Na^CO^^ 


102 


NaHC03i  2H2O,  wie  es  unter  dem  Namen 
Urao  in  Veneznela  Torkommt,  Ton  Fctxar 
analjsirt  and  von  Mondesir  künitlich  erhalten 
worden  ist. 

Ueber  die  Entstehung  der  natürlichen  Soda 
äussert  sich  Chatard  wie  folgt :  Das  in  vielen 
Quell  wässern  sich  findende  Natriumearbonat 
gelangt  in  die  Quellen  durch  die  Zersetzung 
von  alkalihaltigem  Gestein  unter  dem  gemein- 
samen Einflüsse  von  Luft  (mit  Kohlensäure) 
und  Wasser,  oft  auch  von  Wärme  und  Druck. 
Die  wässerige  Kohlensäure  zersetzt  allmählich 
die  Silicate  und  entzieht  ihnen  die  Alkalien 
und  alkalischen  Erden  als  Carbonate.  Auf 
ihrem  Wege  nach  der  Erdoberfläche  können 
dann  Sulfate  und  Chloride  dazu  kommen. 
Dass  in  den  natürlichen  Wässern  die  Natron- 
salze meist  bedeutend  vor  den  Kalisalzen  vor- 
wiegen, kommt  theils  daher,  dass  die  Natron- 
gesteine meist  leichter  zersetzlich  sind  als  die 
Kaligesteine,  theils  daher,  dass  die  Kalisalze 
bei  der  Filtration  durch  den  Erdboden  im 
Gegensätze  zu  den  Natronsalzen  grössten theils 
zurückgehalten  werden.  Auch  durch  die 
Wirkung  von  Chlornatrium  auf  Cal- 
cium- oder  Magnesiumcarbonat  kann 
unter  besonderen  Umständen  Na- 
triumearbonat entstehen,  allerdings 
wohl  nur  indtrect,  vielleicht  unter  Mitwirkung 
von  aus  verwitterndem  Pyrit  und  Kochsalz 
entstandenem  Sulfat,  das  durch  organische 
Substanz  zu  Sulfid  reducirt  wird,  welches  letz- 
tere dann  in  Carbonat  ü hergeht.  AJnch  schreibt 
die  Bildung  der  Soda  in  Armenien  übrigens 
der  Einwirkung  der  Pflanzenwelt  auf  das  Chlor- 
natrium des  Bodens  zu,  indem  durch  Verwes- 
ung der  Pflanzen  Soda  in  den  Boden  übergeht. 

Die  rothe  Färbung,  welche  viele  Salzseen 
alkalischen  Charakters  zeigen,  und  die  sich 
oft  auch  noch  in  den  dort  abgelagerten  Salzen 
vorfindet,  rührt  nach  Payen  von  der  Gegen- 
wart kleiner  Krebse,  Artemia  salina  Xeac/». 
(Cancer  salinus  L.)  her,  die  bei  der  Concen- 
tration  auf  20^  B^.  massenhaft  auftreten  und 
graue  oder  grünliche  Farbe  zeigen,  bei  wei- 
terer Concentration  auf  250  Bö.  aber  absterben 
und  einen  rothen  Schaum  auf  der  Oberfläche 
bilden.  ____  Th. 

Ueber  Podopbyllumharz;  John  C.  TJmney: 
Pharm.  Rundsch.  1892,  228.  Das  ostindische 
Fodophyllam  emodi  WaUach  giebt  11,4  pCt, 
das  amerikanische  P.  peltatum  L.  5,9  pGt. 
Aasbeate  an  Harz;  das  letztere  ist  aber  reicher 
an  Podophyllin,  von  dem  es  38,8  pCt.,  während 
jenes  nar  17,8  pCt.  davon  enthält. 


Selbstreinigung;    oder   Entgiftung 

im  Boden. 

Mit  Becbt  bildet  der  Erdboden  seit  etwa 
einem  halben  Jahrhunderte  den  Gegenstand 
der  Forschung  sowohl  einzelner  Gelehrten 
und  Techniker,  als  auch  besonders  hierza 
bestimmter  Laboratorien  und  Versncbsstellen. 
Yersprichi  doch  eine  Erweiterung  der  Er- 
kenntniss  seiner  Eigenschaften  erheblichen 
Nutzen  für  Landwirthschafl,  Gärtnerei,  Forst- 
wesen und  Gesundheitspflege.     Auf  Milli- 
onen, ja  Milliarden    könnte  ein   durch  er- 
weiterte Bodenkunde  bedingter  wesentlicher 
Fortschritt  im  Wald-  und  Landbau  sich  ver- 
werthen.  Man  moss  allerdings  zugeben,  dass 
die  Ergebnisse  der  Bodenforschnng  der  letz- 
ten Jahrzehnte  im  Allgemeinen  hinter  den 
Erwarfnngen  in  Bezug  auf  praktische  An- 
wendung zuruckblieben ,  und  dass  die  zahl- 
reichen, ^umTheil  recht  wichtigen  Verbesser- 
ungen in  der  Feld-  uiidForstwirthschaft,  wel- 
che neuerdings  erfolgten,  zu  weit  grösserem 
Theile  der  Pflanzenphysiologie  als  der  Boden- 
kunde zu  danken  sind.    Es  ist  deshalb  auch 
den  Lehrbüchern  der  letzteren  (von  Tromfi^er 
1857;    Schuhmacher  1867;   Ovrard  1868; 
Detmer  1876,    Wehnen   1883;    Libumau 
1883;    Dcrfert   1885;    Ä.   Schmied   1886; 
Hafter  1887  etc.)  für  die  meisten  Fragen  der 
Praxis  wenig  zu  entnehmen.  —  Eben  so  wenig 
befriedigten     die    Ergebnisse    der    Boden- 
forschung hinsichtlich  der  Gesundheitspflege, 
wie  ein  Blick  auf  die  Fettenkofer'^che  Cho- 
lera-Theorie zeigt.     Mag   diese   möglicher- 
weise in  dem  Streite  gegen  KocVs  Infec- 
tionstheorie   zu  Fall  kommen,  ihr  blosses 
Dasein  und  ihre  auch  in  wissenscbaftlichea 
Kreisen  zahlreiche  Anhängerschaft  beweisen, 
welche  Wichtigkeit  man  dem  Boden  fär  die 
Gesundheit  beimisst ;  zugleich  aber  zeigt  sich 
bei  diesem  Meinungsstreite  deutlich,  wie  we- 
nig man  Thatsächliches  von  seinen  Eigen- 
schafben weiss.  Manche  der  von  den  Ujgieni- 
kern  neuerdings  entdeckten  Boden  Vorgänge 
haben   geradezu,   anstatt  Licht    in   vorher 
dunkele  Beziehungen  zn  werfen ,  die  Anzahl 
der  Rathsel  noch  vermehrt. 

Zu  diesen  gehört  die  Entgifbungswirkung, 
die  Manche  als  „Selbstreinigung'*  des 
Bodens  bezeichnen.  Man  versteht  darunter 
das  Verschwinden  nicht  nur  organisirter, 
schädlicher  Stoffe,  wie  pathogener  Bacterien, 
sondern  auch  organischer  Gifte,  insbesondere 


123 


giftiger  Alkaloide,  und  sonstiger  organischer 
Körper,  wie  Harnstoff,  beim  Dnrchsickem 
ihrer  LOsiing  durch  eine  hinreichend  starke 
Bodenschicht.  Die  Bedeotnng  dieses  Vor- 
ganges für  die  Ernährung  der  Pflanzen,  für 
die  Beschaffenheit  des  Ornnd-  nnd  Qaell- 
wassers  etc.  bedarf  keiner  n&heren  Darlegung, 
eben  sowenig  diepraktischeBerecfatigung  der 
Frage  nach  der  Ursache  und  den  näheren 
Bedingungen  dieser  Erscheinung. 

Die  sogenannte  Selbstreinigung  verläuft 
in  der  Natur  nach  dem  jetzigen  Stande  un- 
serer Kenntnisse  etwa  folgendermaassen : 
Dringt  schmutziges  Wasser  in  den  Boden 
ein,  80  hält  dieser  zunächst  mechanisch  die 
suspendirten  Bestandtheile  zurück,  wobei 
seine  Korngrösse  und  die  Feinheit  seiner 
Poren  massgebend  sind.  Gleichzeitig  wer- 
den durch  Adhäsion  und  Capillarität  auch 
gelöste  organische  und  anorganische  Körper 
aufgehalten,  je  nach  der  Trockenheit  und  dem 
Wasseraufsaugungsvermögen  der  Boden- 
schicht. Diese  zurückgehaltenen  Stoffe 
unterliegen  meist  schnell  der  Zersetzung,  die 
im  Wesentlichen  in  Oxydation  besteht,  und 
deren  Erzeugnisse  hauptsächlich  Wasser, 
Kohlensäure  und  salpetersaure  Salze  (durch 
die  sogenannte  Nitrification)  sind.  Von  che- 
mischen Stoffen  ist  die  Absorption  durch 
den  Boden  experimentell  erwiesen  betreffs: 
Ammoniak,  Kali,  Natron,  Kalk,  Magnesia, 
Kieselsäure  nnd  Phosphorsäure. 

Es  lässt  sich  nicht  sagen ,  wann  und  von 
wem  dieser  Vorgang  zuerst  beobachtet  oder 
in  der  geschilderten  Weise  aufgefasst  worden 
Bei,  es  hat  sich  vielmehr  seine  Kenntniss 
allmählich  aus  der  seit  dem  Alterthume  be- 
kannten Thatsache  der  Klärung  trüben  Was- 
sers durch  Sandfiltration  entwickelt.  Vor 
etwa  20  Jahren  noch  war  man  sehr  geneigt, 
OxydationsTorgänge  neben  der  Adhäsion  und 
Absorption  als  hauptsächlichste  Ursache  der 
Selbstreinigung  anzusehen ,  insbesondere 
nachdem  der  starke  Kohlensäuregehalt  der 
Grundluft  erkannt  worden  war.  Bei  dem  Aus- 
bau der  bacteriologischen  Untersnchungs- 
Methoden  wurden  erklärlicherweise  den  Mi- 
kroorganismen, insbesondere  den  Bacterien, 
Oxydation,  Beduction,  Nitrification,  Koblen- 
säurebildung,  Fänlniss  etc.  zugeschrieben 
und  gewiss  in  vieler  Hinsicht  mit  Recht. 
Bald  aber  fand  sich,  daes  schon  von  geringer 
Tiefe  an  der  Boden  steril  (keimfrei)  ist,  so 
dass  also  die  Mikroorganismen  nicht  aus- 


schliesslich die  Selbstreinigung  desselben  be- 
wirken. 

Von  den  auf  diesem  Gebiete  thätigen  Ex- 
perimentalforschern  ist  zunächst  Lissauer  zu 
nennen,  der  51  Versuche  über  das  Verhalten 
des  Sandes  der  Heubuder  Bieselanlage  bei 
Danzig,  die  er  zu  hygienischen  Zwecken  an- 
gestellt hatte,  im  8.  Bande  der  „Deutschen 
Vierteljahrsschrift  für  Öffentliche  Gesund- 
heitspflege«', 1876  (Seite  573  bis  600)  be- 
schrieb. Seine  Befände  erregten  Aufsehen 
in  den  Kreisen  der  Hygieniker ;  weniger  Bei- 
fall fanden  sie  bei  den  Agriculturchemikern, 
da  die  Versuche  zu  flüchtig  und  zu  vereinzelt 
(ohne  Gegenversuche)  angestellt  waren,  als 
dass  sie  zuverlässige,  aufklärende  Thatsachen 
über  die  Beinigungsvorgänge  im  Boden  hätten 
bieten  können.  Beachtenswerth  war,  dass 
Lissauer  vor  der  Ueberschäizung  der  rei- 
nigenden Kraft  des  Bodens  und  vor  der  Gleich- 
schätzung des  Bieseldrainwassers  mit  Trink- 
wasser warnte:  „Wer  daher**,  sagte  er,  „för 
das  von  der  Sieselanlage  abfliessende  Grund- 
wasser dasselbe  verlangt,  wie  von  reinem 
Trinkwasser,  der  verlangt  gleichsam  von 
einem  Mohren,  dass  er  weiss  sei."  Mancher 
Rieselschwärmer  unserer  Tage  sollte  sich 
dieser  Worte  erinnern ! 

Unter  den  nachfolgenden  zahlreichen 
Bodenforschern  ragte  in  hygienischer  Hin- 
sicht I.  Soyhi  in  Prag  durch  den  Umfang  und 
die  Bedeutung  seiner  Arbeiten  hervor,  die  er 
u.  A.  als  3.  Heft  der  2.  Abtheilang  des  1.  Theils 
des  „Handbuchs  der  Hygiene"  von  Petten- 
kafer  und  Ziemssen,  Leipzig  (F.  C.  TT.  Vogel) 
1887,  zusammenfasste.  Er  stellte  die  erwähnte 
Umwandlung  der  Alkaloide,  wie  Strychnin, 
Chinin,  Morphin  etc.  durch  den  Boden  zuerst 
zweifellos  fest.  Es  war  dies  in  doppelter 
Hinsicht  wichtig,  einmal  nämlich,  weil  es 
sich  hier  um  Körper  von  festem  Gefüge  han- 
delt, und  sodann,  weil  die  Bacterien  ihre 
krankmachende  Wirksamlceit  durch  Stoff- 
wechselorzeugnisse  entfalten,  welche  in  che- 
mischer Hinsicht  den  Alkaloiden  zweifellos 
nahe  stehen. 

Die  neuesten  Untersuchungen  über  diesen 
Gegenstand  wurden  im  pflanzenphysio- 
logischen Laboratorium  der  landwirthschaft- 
lichen  Hochschule  zu  Berlin  von  F.  Falk  und 
E,  Otto  angestellt  und  in  den  letzten  Jahr- 
gängen der  „Vierteljahrsschrift  für  gericht- 
liche  Medicin**  veröffentlicht*).    Diese  Ver- 

♦)  Ph.  C.  88,  279. 


124 


dache  erstreckten  sich  auch  auf  Boden  in 
natürlicher    Lagerung    nnd    aaf    Tetanos- 
bouilloncQltnren.    Es  erwies  sich,  dass  bei 
der  Entgiftung  von  Strychnin-  oder  Nicotin- 
lösnng  weder  die  Mikroorganismen,  noch  Oxy- 
dation oder  Rednction  eine  wesentliche  Holle 
spielen.    Es  war  ja  ohnebin  Tin wahrschein- 
lich ,   dass   Organismen    Gifte   von   solcher 
Stärke ,  ohne  selbst  getödtet  zn  werden,  zer- 
setzen würden ;  die  Beobachtung,  dass  durch 
Hitze  sterilisirter  Boden  ebenso  wirkt,  wie 
anderer,   macht  diese  Unwahrscheinlichkeit 
zur  bestimmten  Verneinung.    Unsicherer  ist 
dasUrtheil  hinsichtlich  der  Oxydation,  welche 
Soyka    bei   der   Strychninzersetzung   nach- 
weisen   konnte,   und   der  Reduction    durch 
nascirenden  Wasserstoff,  welche  JE^oppe-5^^ 
als  Ursache  der  Boden  rein  igung  vermuthete. 
Sollten  auch  diese  beiden  Ursachen  anszu- 
schliessen  sein,  so  bliebe  nur  die  Absorption. 
Für  diese  scheint  das  von  Falk  und  Otto  be- 
obachtete Fehlen  von  Uebergängen  bei  dem 
Filtriren   von  Alkaloidlösung  durch  Boden 
zu    sprechen.     Wird   das   zuerst  ungiftige 
Filtrat    in    Folge   von    Uebersättigung   der 
Bodenschicht  oder  dergleichen  nämlich  giftig, 
beispielsweise  strychninhaltig,  so  geschieht 
dies  plötzlich,  ohne  dass  vorher  etwa  Zwischen- 
stufen ,  wie  Ammoniak  (was  Soyha  annahm) 
auftreten. 

Allerdings  hat  diese  Absorption  etwas 
Bätbselhaftes,  Widerspruchsvolles.  Dies  zeigen 
die  FaZA;  O^o'schen  Versuche  auch  sonst.  So 
ging  beispielsweise  nach  einem  Berichte  in 
Nr.  5  des  14.  Jahrganges  der  „Deutschen 
Medicinal  -  Zeitung^  vom  16.  Januar  1893 
(S.  67)  eine  1  proc.  wässerige  Strychninsulfat- 
lösung  unentgiftet  durch  ein  keimdichtes 
Berkefeld^^Ci\i9%  Eieselgnhrfilter.  Dagegen 
wurde  von  derselben  Infusorienerde  im  un- 
gebrannten Zustande,  obwohl  sie  fast  als 
keimfrei  zu  bezeichnen  war,  die  nämliche 
Lösung,  wenn  auch  schwach,  entgiftet.  Die 
Bepflanzung  schien  die  entgiftende  Kraft  des 
Bodens  zu  steigern,  doch  waren  die  bezüg- 
lichen Versuche  nicht  recht  beweisend,  da 
Strychnin  höhere  Pflanzen  tödtet. 

Betreffs  der  Einzelheiten  sei  auf  die  an- 
geführten Originale  verwiesen.  Die  weitere 
experimentelle  Behandlung  dieses  Gebietes 
verspricht  nach  Vorstehendem  reichliche  Auf- 
schlüsse. Liegen  doch  selbst  die  hygienisch 
wichtigsten  Fragen,  wie  die  nach  den  Beding- 
ungen der  Fäulniss,   der  Verwesung,   der 


Leicitenwachsbiidung  im  Boden  hoch  arg  im 
Dunkeln ,  ebenso  die  Einzelheiten  der  Vor- 
gänge in  den  mit  Spüljauche  berieselten 
Feldern.  Die  Schwierigkeiten  einwandfreier 
Versuche  sind  nicht  zu  unterschätzen;  sie 
bestehen  hauptsächlich  darin,  dass  man  eine 
Bodenprobe  ungleich  schwerer,  als  etwa  einen 
Niederschlag  auf  dem  Filter,  auszuwaschen 
vermag  und  das  Waschwasser  meist  nicht 
völlig  frei  von  Chlor,  Ammoniak,  Salpeter- 
säure etc.  erhält.  Oft  zeigt  das  von  einer 
Probe  abträufelnde  Wasser  eine  qualitativ 
abweichende  Zusammensetzung,  je  nachdem 
man  spärlich  oder  reichlich  benetzt.  Eine 
Sterilisirung  lässt  sich  weder  durch  Glühen 
noch  durch  Wasserdampf  oder  andere  be- 
kannte Mittel  sicher  bewirken,  ohne  dass 
gleichzeitig,  insbesondere  bei  Humus,  die 
natürliche  Beschaffenheit  des  Bodens  erheb« 
lieh  geändert  wird.  Hieraus  erklärt  es  sich 
hinreichend,  dass  verschiedene  Beobachter 
^u  entgegengesetzten  Behauptungen  und  die 
sorgsamsten  Arbeiter  meist  zn  den  spärlich- 
sten Ergebnissen  kommen.  Und  doch  fördern 
nur  genaue,  durch  Wiederholungen  und  Ge- 
genversuche bestätigte  Beobachtungen  anf 
diesem  dunkeln  Gebiete  das  Wissen  in  nutz- 
bringender Weise.  Heibig. 


Zur  Volhard'schen  Rhodan« 
Titrirmethode. 

Von  Bob,  Henriques. 

Bei  der  Bestimmung  von  Kupfer  mittelst 
der  Volhard'schen  Bhodan  -  Titrirmethode 
kann,  wie  Verfasser  beweist,  ein  nicht  un- 
wesentlicher Fehler  entstehen ,  je  nach  der 
Art  der  Ausführung. 

Will  man  eine  Silberlösung  mit  gestellter 
Bhodanlösung  titriren,  so  lässt  man  zu  der 
silberhaltigen ,  mit  Salpetersäure  ange- 
säuerten und  mit  Ferrisulfat  versetzten  Lös- 
ung die  Titrationsflüssigkeit  bis  zur  blei- 
benden Rothfärbung  tropfen,  und  ebenso 
stellt  man  nach  Volhard  Silber-  und  Bhodan- 
lösung so  auf  einander,  dass  man  die  letztere 
in  die  erstere  eintropfen  lässt.  Ob  sich  das 
Verfahren  auch  umkehren  lässt,  ob  man  das 
Silber  zur  Kliodanlösung  tropfen  lassen  kann, 
darüber  ist  nichts  gesagt. 

In  Gemeinschaft  mit  L.  Strasser  bat  Ver- 
fasser nachgewiesen,  dass  eine  solche  Um« 
kehrung  nicht  statthaft  ist. 


125 


lOccm  i/>«>*Silberld8aog  verbraachen 
Vio-Bhodaplösnng 

1.  lOccm       2.  10,05  cciD 

lOccm  i/io-Rhodanlösnng  verbrancheii 
>/in-SiIberlOsnng 

1.  9,5  ccm       2.  9,05  ccm       3.  5,3  ccm 

Dlo  letzte  Zabl  wurde  erbalten,  als  die  an- 
gesäuerte und  mit  dem  Indicator  versetzte 
EhodanlOsnng  erst  nacb  3  ständigem  Stehen 
mit  Silber  titrirt  wurde. 

Zur  Titrirnng  Ton  Kupfer  mit  Rhodan  ver- 
fährt man  nach  Volhard  bekanntlich  wie 
folgt:  Mit  -einer  bestimmten  V^O'^^^^^^i^- 
lösung,  die  im  üeberscbnss  Torhanden  sein 
mass,  föUt  man  aus  der  mit  schwefliger 
Säure  versetzten  Kupferlösung  das  Cnpro- 
rbodanid  ans,  verdünnt  auf  ein  bestimmtes 
Volum  und  filtrirt  durch  ein  trockenes  Filter 
in  einen  trockenen  Kolben.  Ein  aliquoter 
Theil  des  Filtrats  wird  mit  Salpetersäure  an- 
gesäuert, mit  Eisenlosung  versetzt  und  dei 
Ueberschusa  an  Rhodan  mit  Silber  zurück- 
titrirt.  Bei  diesem  Verlaufe  der  Analjst- 
wird  also  ihatsächlich  der  oben  angedeutete 
Fehler  gemacht.  Es  wird  eine  saure  Rhodan- 
losung  mit  Silber  titrirt.  Die  Resultate  müssen 
dementsprechend  falsche  sein.  Der  Fehler 
läBst  sich  indeas  vermeiden,  wenn  man  zu 
dem  zu  titrirenden  Theile  der  vom  Rhodan- 
knpfer  abfiltrirten  Lauge  eine  bestimmte 
überschüssige  Menge  der  '/><>- Silberlosung 
setzt,  dann  erst  ansäuert  und  endlich  mit 
Rhodan  zurücktitrirt.  — 

Der  Grund  für  die  Fehlerquelle  liegt  sehr 
nahe.  Rhodanwasserstoffsäure  wird  von  Sal- 
petersäure selbst  in  so  verdünnter  kalter 
LOsung  angegriffen ,  wie  sie  zum  Titriren  in 
Anwendung  kommt.  Je  nachdem  man  mit 
mehr  oder  weniger  Salpetersäure  ansäuert, 
je  nachdem  man  rasch  oder  langsamer  titrirt 
und  je  nach  der  Concentration  der  Lösungen 
vird  die  Zersetzung  verschieden  weit  ver- 
laufen. Lässt  man ,  wie  in  einem  der  oben 
erwähnten  Versuche^  die  saure  RhodanlOsung 
stundenlang  stehen,  so  kann  die  Hälfte  und 
mehr  vom  Rhodan  zerstört  werden.  Die  Flüssig- 
keit riecht  in  diesem  Falle  stark  nach  Blau- 
ßäure.  Th. 

Chem.'Ztg.  1892,  Nr,  86,  8.  1597. 


Ueber  Sandelholz«  und  CedemöL 

B.Ä,  Gripps  bat  12  Handelssorten  Sandel- 
holz- und  Cedernöl  analystrt  und  findet,  dass 
die  bisherige  Beschreibung  des  Sandelhols- 
öles  auf  folgende  Art  modificirt  werden  muss: 
Schwachgelbes  oder  fast  farbloses  Oel  von 
dicker  Consistenz,  stark  aromatischem  Ge- 
rüche, stechend  gewürzigem  Geschmacke  und 
von  neutraler  oder  schwach  saurer  Reaction. 
Das  specifiscbe  Gewicht  darf  nicht  unter 
0,970scin.  Bei  15^  soll  Sandelholzöl,  mitdem 
fünffachen  Volum  eines  Gemisches  aus  5  Vo- 
lumtheilen  rectificirten  Alkohols  und  1  Volum- 
theil  Wasser  versetzt,  eine  klare  oder  nur 
schwach  opalisirende  Lösung  geben.  Das  Oel 
ist  stark  linksdrehend.  Auf  Zusatz  von 
5  Tropfen  Salpetersäure  (spec.  Gew.  1,5)  zu 
2  Tropfen  des  Oeles  entsteht  eine  gelbe  bis 
hellrothbraune  Färbung,  welche  innerhalb 
5  Minuten  an  den  Rändern  keinen  grünen, 
indigoblauen  oder  violetten  Ton  annehmen 
soll.  In  alkoholischer  Lösung  seien  zur  voll- 
ständigen Verseifung  nicht  mehr  als  1  pCt. 
Kalifaydrat  nötbig. 

Diese  Prüfungen  sind  zwar  nicht  völlig  er- 
dchöpfend,  aber  immerhin  gestatten  sie,  ver- 
hältnissmäsHig  geringe  Beimengungen  von 
Cedernöl,  Copaivabalsam,  Ricinus-  oder  Ter- 
pentinöl nachzuweisen.  Geringe  Beimeng- 
ungen von  westaustralischen  und  westindi- 
schen Sandelholzölen  lassen  sich  aber  durch 
obige  Prüfungen  nicht  entdecken.  Th, 

Fharm,  Journ.  and  Transact.  durch 
Chtm,'Ztg.  Hepert.  1892,  Nr,  32,  S.  ööö. 


Alangin. 

Mit  diesem  Namen  wird  das  Alkalotd  des 
den  Cornaceen  angehörenden  Baumes  Alaii- 
gium  Lamarckii  Thwaites  bezeichnet.  Das 
Alkaloid  findet  sich  sowohl  in  der  Wurzel, 
wie  in  der  Stammrinde  und  soll  das  die 
brechenerregenden  Eigenschaften  derselben 
bedingende  wirksame  Princip  sein.  £s  ist 
bisher  nicht  krystallisirt  erhalten  worden  und 
löst  sich  nach  B,  Schuchardt  (L).  med.  Wochcu- 
schr.  durch  Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  2,  S.  17) 
in  Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  Essig- 
äther.    Unlöslich  ist  es  in  Wasser. 

DieElementar-Zusammensetzung  ist  bisher 
nicht  bekannt.  Das  Platinchloriddoppelsalz 
des  Alaugins  enthält  bei  110<>  getrocknet 
20,703  pCt.  Platin.  tu. 


126 


Tlierapeatigctae  llitthelluiig^en. 


Xene  Versuohe   über  die    Harn- 
säure lösende  Wirkung  des 
Piperazinst 

W,  A.  Meiseis  berichtet  im  ungarischen 
Archiv  für  Medicio  1893,  1.  Band,  5.  und  6. 
Heft,  S.  364  über  Versttohe,  welche  er  hin- 
sichtlich der  Harnsäure  losenden  Eigen- 
schaft mit  Piperazin  und  anderen  urat- 
lösenden  Mitteln,  wie  Lithiumcarbonat, 
Borax  und  Natriumphosphat  an  Hühnern  und 
Tauben  angestellt  hat,  bei  denen  er  auf 
künstlichem  Wege  Harnsäure  -  Nieder- 
schläge im  Körper  erzeugte. 

Abgesehen  von  den  zahlreichen  Mittheil- 
ungen in  unserer  Zeitung  über  die  Chemie 
des  Piperazins,  dessen  Eigenschaften,  Lös- 
lichkeit etc.,  haben  wir  auch  über  die  thera- 
peutischen Erfolge  der  Anwendung  des  Pi- 
perazins als  Harnsäure  lösendes  Mittel  in 
vielen  Einzelreferaten  (Ph.  C.  32,  625,  33, 
67,  145.  248)  berichtet.  Aus  weiteren  An- 
gaben anderer  Forscher ,  welche  Meiseis  zu- 
sammenstellt,  ist  noch  Folgendes  nachzu- 
tragen. 

Nach  Ebstein  zerfallen  Uratsteine  in  Pi- 
perazinlösung  leicht,  indem  bloss  ein  organ- 
isches Qerüst  zurückbleibt;  aus  Harnsäure 
und  Phosphaten  bestehende  Harnsteine  lösen 
sich  durch  leichtes  Schütteln  in  Piperazin- 
lösungen  auf,  selbstredend  mit  Ausnahme  der 
Phosphate,  die  im  Probirglase  einen  amorphen 
Bodensatz  bilden.  Nach  denselben  Forschern 
zeigt  es  sich,  dass  wenn  der  Stein  ein  mehr- 
fach geschichteter  ist,  und  wenn  er  neben 
Calciumphosphat  auch  Calciumoxalat  und 
Magnesiumsalze  enthält,  er  sich  wohl  in  der 
Piperazinlösung  nur  erweicht,  aufgelockert, 
aber  nicht  aufgelöst  wird ,  ein  Beweis,  dass 
die  in  den  Schichten  abgelagert  gewesene 
Harnsäure  sich  gelöst  hat;  ein  Tbeil  der- 
jenigen organischen  Kittsubstanz,  die  zum 
Aufbau  des  Steines  diente,  quillt  ebenfalls 
im  Piperazin  leicht  auf  oder  löst  sich  auch, 
ein  Umstand,  der  den  Zerfall  des  Steines 
ebenfalls  beeinflussen  kann.  Auch  Cystin- 
steino  (von  Hunden)  lösen  sich  nach  Biesen- 
thal  und  Schmidt  im  Piperazin  leicht  auf, 
wogegen  sich  dasselbe  gegen  Oxalat-  und 
Phospbatsteine  unwirksam  zeigt. 

Auch  Stimmen  wurden  laut,  welche  dem 
Piperazin  im  Organismus  Jede  Einwirkung  auf 


die  Harnsäure  -  Abscheidungen  absprachen, 
insofern  diese  sich  im  Harne  befinden,  wie 
z.  B.  Mendelssohn  (Ph.  C.  33,  248),  oder 
wie  Mordhorst f  der  die  Ansicht  vertritt,  du 
Piperazin  werde  nicht  im  Stande  sein,  die 
Mineralwässer  bei  der  Gicht  zu  verdrängeo, 
weil  es  kaum  im  Stande  sein  werde,  die  in 
den  Gelenken  angehäufte  Harnsäure  zu  lösen 
und  auszuscheiden. 

Bei  Vorversucben  im  Probirglase  über  die 
Harnsäure  lösende  Wirkung  fand  Meisds  zu- 
nächst, dass  Boraix  und  Natriumphosphat  bei 
mehrtägiger  Einwirkung  auf  Hamsänresteine 
kaum  minimale  Mengen  in  Lösung  über- 
führten, während  20ccm  einer  1,5  proc. 
Lösung  von  Lithiumcarbonat  einen  0,2  g 
schweren  harnsauren  Stein  in  einem  Tage  bis 
auf  einen  0,03  g  schweren  Rest  lösten.  20  cem 
einer  2  proc.  Piperazinlösung  lösten  bei 
öfterem  Umrühren  der  Flüssigkeit  einen  0,3  g 
schweren  Harnsäurestein  in  vier  Stunden  bis 
auf  ein  feines  Netz  auf,  das  wie  ein  Schleim- 
flocken in  der  Flüssigkeit  schwamm.  Dagegen 
aber  fand  Meiseis,  ebenso  wie  schon  Mendds- 
söhn  (Ph.  C.  33,  248),  dass  selbst  grössere 
Mengen  von  Piperazin  gar  keine  Lösungs- 
fähigkeit auf  Harnsäure  oder  bamsanre  Steine 
besitzen,  wenn  das  Piperazin  in  Harn  gelöst 
worden  war. 

Die  weiteren  Versuche  Meiseis  erstreckten 
sich,  wie  schon  eingangs  vorausgeschickt,  dar- 
auf, bei  Vögeln  künstlich  Harnsäure-Nieder- 
schläge herbeizuführen  und  die  Thiere  dann 
mit  Piperazin lösungen  zu  behandeln.  Die 
Methode  von  Galvani  und  Zdleski,  Vögeln 
durch  Unterbindung  beider  Harnleiter  eine 
künstliche  Harnsäure  -  Diathese  (Nieder- 
schläge) beizubringen,  war  nicht  anwendbar, 
da  die  Thiere  schon  in  den  ersten  18  bis  24 
Stunden  zu  Grunde  gehen  und  di«  Unter- 
bindung nur  eines  Harnleiters  nicht  su  den 
gewünschten  Harnsäureniederschlägen  führte. 

Meiseis  bediente  sich  deshalb  der  von  JSb' 
stein  angegebenen  Methode,  durch  mehrtägig 
wiederholte  subcutane  Einspritzungen  von 
neutralem  chromsauren  Kalium  (0,01  bis 
0,02  g  bei  Hühnern,  0,0075  bis  0,01  g  bei 
Tauben)  am  Bauchfell,  der  Leberoberfläche, 
am  Herzbeutel  und  in  den  Nieren  der  so  be- 
handelten Thiere  krystallinische  Abscfaeid- 
ungen  von  Harnsäure  hervorzurufen,  worauf 
j  den  Thieren  mehrtägig  Piperazin  (0,2,  0,4, 


127 


0,8,  1,2  g)  in  Pillenform  in  den  Magen  ge- 
bracht wurde. 

Die  Einspritzungen  des  chromsauren  Ka- 
lioms  bewirkten  bei  Controlthieren  die  Ab- 
Bcheidong  von  Harnsäure -Niederschlägen  in 
den  oben  genannten  Organen,  wie  nach  der 
Section  mikroskopisch  und  mit  Hilfe  der 
Marexidprobe  festgestellt  wurde.  Die  Thiere 
jedoch,  denen  später  Piperazin  beigebracht 
worden  war,  zeigten  in  der  Regel  am  Bauch- 
fell, der  Leber,  dem  Uerz  und  dem  Herz- 
beutel gar  keine  Harnsäure- Nieder- 
schläge, während  die  Harnleiter  mitunter 
mit  harnsattren  Concrementen  erfüllt  waren. 

Durch  vorgängige  Versuche  war  ermittelt 
worden,  dass  die  angewendeten  Piperazin- 
dosen  den  Thieren  unschädlich  waren,  sowie 
dass  die  mit  chromsaurem  Kalium  und  hierauf 
mit  Piperazin  behandelten  Thiere  in  derselben 
Zeit  zu  Grunde  gingen  wie  die  nur  mit  chrom- 
saurem  Kalium  behandelten. 

Tauben,  welche  Meiseis  nun  in  gleicher 
Weise  mit  chromsaurem  Kalium  und  hierauf 
mit  Lithiumcarbonat  (0,25  bis  0^5  g),  Borax 
(0,25  g)  oder  Natriumphosphat  (0,5  g)  be- 
handelte, zeigten  bei  der  Sektion  reichliche 
Harnsäure- Niederschläge  am  Bauchfell,  an 
der  Oberfläche  der  Leber  und  am  Herzbeutel, 
und  die  grösseren  Gelenke  zeigten  Harnsäure- 
Niederschläge. 

Meiseis  faast  die  Ergebnisse  seiner  Ver- 
suche in  folgender  Weise  zusammen :  Das 
Piperazin  ist  im  Stande,  das  Auftreten  von 
Uarnablagerungen  bei  Vögeln  zu  Terhindern 
oder  bereits  entstandene  zu  lösen;  es  hat 
keinen  Einflusa  auf  die  Lebensthätigkeit  und 
die  Verdauung  und  scheint  keine  harntrei- 
bende Eigenscbaft  zu  besitzen.  *  s. 


tion,  bei  welcher  der  entzündliehe  Vorgang 
durch  den  Mikrococcus  Pneumoniae  und  die 
Tuberkelknötcben  durch  den  Tuberkelbaoillus 
erzeugt  werden.  Das  Fieber  wird  nicht  durch 
die  Tuberkelbacillen ,  sondern  durch  Eiter- 
coccen  und  Pneumoniecoccen  erzeugt.       g. 


Subcutane  Salol  -  Injectionen. 

6rro58i  empfiehlt  die  Behandlung  der  Tuber- 
kulose mit  subcutanen  Salol -Injectionen.  Er 
verwendet  dazu  Lösungen  von  1  Th.  Salol  in 
3  Th.  Mandelöl,  von  welchen  er  5  g,  später 
auch  mehrere  solcher  Dosen  einspritzte,  so 
dass  schliesslich  täglich  5  g  Salol  eingespritzt 
wurden. 

Das  Salol  erfährt  bei  subcutaner  Anwend- 
ung die  bekannte  Zersetzung  in  Phenol  und 
Salicylsäure,  und  zwar  lässt  der  Harn  schon 
20  bis  30  Minuten  nach  der  Injection  den 
Gehalt  an  Salicylsäure  erkennen.  s. 

Münch.  med.  Wochenschr. 


Cholera  und  Lungentuberkulose 
als  Mischinfectionen. 

Ebenso  wie  Nencki  als  Ursache  der 
Cholera  eine  Mischinfection(Ph.C. 33, 660) 
annimmt,  indem  neben  den  Kommabacillen 
ITocVs  noch  eine  oder  mehrere  Mikroben - 
arten  zugegen  aein  müssen,  um  das  typische 
Bild  der  Krankbeit  zu  erzeugen ,  wobei  aber 
nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  der  eine  Mikro- 
organismus (hier  die  Kommabacillen)  die 
anderen  überwuchert,  so  dass  er  schliesslich 
fast  in  Reincnltnr  vorhanden  ist,  hält  Orfner 
(I'rager  med.  Wochenschr.  1893,  52)  auch 
die  Lungentuberkulose  für  eine  Mischinfec- 


üeber  die  Anwendung  von  Pilo- 
carpin bei  Larynzoroup. 

In  vier  anscheinend  schweren  Fällen  von 
diphtheritischem  Larynxcroup  bei  Kindern 
von  1  i/i,  2,  4  und  8  Jahren  hat  Tians  Degle 
Nachlassen  der  Dyspnoe  und  definitive  Heil- 
ung in  Folge  der  Darreichung  von  Pilocarpin 
beobachtet.  Es  trat  profuse  Schweiss-  und 
Speichelsecretion  ein,  worin  die  Wirksamkeit 
des  Mittels  begründet  ist.  Eine  Gabe  von 
0,03  bis  0,04  g  innerhalb  24  Stunden  scheint 
zu  genügen.  Die  Anwendungsweise  ist  fol- 
gende : 

Rp. 
Pilocarpini  hydrochlorici  .  .   .  0,03 — 0,04  g 
Infus!  radicis  Ipecacoanhae     (eO,3  g)  120  g 
Sirupi  Senegae 20  g 

D.  S.    Stündlich  1  Rinderlöffel  voll.    Th. 

Wiener  med.  Presse  durcJ^ 
Therap,  Monatsh.  i893,  Nr.  2,  S,  83. 


Antiseptisches  Verbandpulver. 

Carosonni  giebt  nach  Pharm.  Post  dafür 
folgende  Vorschrift: 

Jodoforraii 55  g 

Acidi  salieylici  pulv. 

Bismuti  subnitrici     .     .  ää     20  g 

Camphorae 5  g 

M.  f.  pulv.  s. 


r  *^  .rN./'x/-^''  v/'x^N.  /  ^  ^  .^  w^  •^  > 


128 


Tersctaiedene  ilittbellunffen. 


Eztractam  Filicis  maris 
Wolmarense.  ^) 

Hierzu  erhalten  wir  noch  von  Herrn  mag. 
pharm.  W,  Grüning  in  Polangen  (Kurland) 
eine  Zuschrift,  der  wir  als  Ergänzung  der 
früheren  Mittheilangcn  das  Nachstehende  ent- 
nehmen: 

Das  Wolmarsche  Farnextract  hat  die  Farbe 
eines  jeden  anderen  derartigen  Präparates, 
die  Consistenz  kommt  jedoch  derjenigen  der 
dicken  £ztracte  gleich.  In  Rnssland  findei 
es  sich  in  jeder  gut  eingerichteten  Apotheke. 
Jch  selbst  gebe  trotz  des  zehnfach  theuereren 
Preises  nie  ein  anderes  Präparat  ab ,  weil  es 
in  meiner  Praxis  auffallenderweise  noch  n  i  e 
seine  Wirkung  gegen  jede  Art  von  Band- 
würmern versagte,  dabei  nicht  mehr  unan 
genehme  Nebenwirkungen  äussert ,  als  die 
gleiche  Dosis  anderer  Präparate. 

Wodurch  die  vorzügliche  Wirkung  hervor- 
gebracht wird,  vermag  ich  nicht  anzugeben. 
Wahrscheinlich  beruht  sie  auf  dem  grossen 
Gehalt  an  Filizsäure.  Ob  dieser  durch  eine 
für  die  Pflanze  besonders  günstige  Boden- 
beschaffenheit um  Wolmar  oder  allein  durch 
das  nördliche  ^.lima  bedingt  ist,  vermag  ich 
ebenfalls  nicht  zu  entsehei den.  Sicher  jedoch 
ist  er  nicht  einer  besonderen  Darstellungs 
methode  zu  verdanken. 

Das  Präparat  ist  zu  beziehen  durch  Apo- 
theker L.  Antonius  und  J,  Santo  in  Wolmar, 
Livland.  In  dem  benachbarten  Städtchen 
Walk  wird  wahrscheinlich  aus  gleichem  Roh- 
material von  Apotheker  llühker  ein  gleich 
vorzügliches  Eztr.  Filicis  mar.  dargestellt, 
leider  auch  zu  demselben  hohen  Preise. 


♦)  VergL  Ph.  C.  84,  113. 


Zur  Controle  hat  Verfasser  auch  nach  der 
Methode  von  Beckurts  und  Holst  dasselbe  £x- 
tractum  Belladonnae  untersucht  und  l,387pCt. 
Alkaloidgehalt  festgestellt.  In  dem  oben  er- 
wähnten Eztractum  Strychni  fand  Verfasser 
nach  Beckurts  und  Holst  17pCt.  Alkaloid. 

Tk.  Apoth.'Ztg,  1893,  Nr,  2,  S.  11. 


Zar  Werthbestimmung 
narkotischer  Extracte. 

Karl  Bedall  hat  nach  der  von  E.  Schmidt 
und  Ä.  Partheü  (Ph.  C.  33,  624)  empfohlenen 
Werthbestimmungsmethode  narkotischer  Ex- 
tracte eine  Anzahl  Bestimmungen  ausgeführt 
und  gelangt  zu  dem  Besultat,  dass  diese  Me- 
thode für  das  pharmaceutische  Laboratorium 

■ehr  geeignet  ist.    Verfasser  fand: 

Alkaloidgehalt: 
Im  Eztractam  Strjcbni       17,035  pCt, 
„  „         Belladonnae  1,446    „ 

„  „         Hyo8oyami     0,694    „ 


Bestimmung  der  Blausäure  im 
Eirschlorbeerwasser. 

Auf  Seite  507  des  vorigen  Jahrganges 
dieses  Blattes  wurde  der  Versuche  gedacht, 
die  G.  Gregor  angestellt  hat,  um  unter  den 
verschiedenen  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Blausäureim  Kirschlorbeer-  und  Bittermandel- 
wasser  die  zweckmässigsten  herauszufinden. 

C.  Weis  in  Wien  bezeichnet  die  Schlüsse, 
die  Gregor  aus  seiner  Arbeit  gezogen,  auf 
Qrund  eigener  Erfahrungen  als  nicht  zu- 
treffend. Nach  Weis  ist  vielmehr  die  Titration 
mit  Silberlösung  in  neutraler  Flüssigkeit 
unter  Verwendung  von  Kaliumchromat  aU 
Indicator  (Methode  der  Pharm.  Germ.  II)  die 
empfehlenswertheste,  weil  sie  bequem  aus- 
zuführen und  auch  in  der  Hand  des  weniger 
Geübten  zuverlässig  ist;  sie  würde,  sagt Tf eis, 
vor  allen  anderen  den  Vorzug  verdienen, 
wenn  nicht  die  Gefahr  einer  Verfälschung  der 
Handelspräparate  durch  Zusatz  von  Salzsäure 
oder  von  Chloriden  vorhanden  wäre,  was  eine 
Extraprüfung  auf  Chlor  nöthig  machen  wurde. 

Die  Methode  von  Liehig  (in  etwas  modifi- 
cirter  Form  von  Pharm.  Germ.  111  vorge- 
schrieben) erfordert  bedeutend  mehr  Auf- 
merksamkeit, wenn  tadellose  Besultate  erzielt 
werden  sollen ;  die  Modification  der  Pharm. 
Germ.  III  kann  nicht  als  besonders  glücklich 
bezeichnet  werden ,  da  ein  au  grosses  Miss- 
verhältniss  awischen  der  Menge  der  vorhan- 
denen Blausäure  und  dem  Titer  der  Silber- 
lösuDg,  ausgedrückt  in  Cyanwasserstoff,  be- 
steht. 

Die  von  Pharm.  Austr.  ed.  VII  acceptirte 
Methode  (vergl.  Ph.  C.  33,  507)  giebt  bei 
einiger  Uebung  ebenfalls  sehr  gute  Resultate; 
Bedingung  hierfür  ist,  dass  die  mit  Ammoniak 
versetzte  blausäurehaltige  Flüssigkeit  sofort 
titrirt  und  dass  die  Arbeit  bei  vollem  Tages- 
licht, nicht  etwa  in  der  Dämmerung,  aus- 
geführt werde.  9* 
Zeitsch,  d.  dUgem.  österr.  Ap.'V,  1893,  4ö. 


129 


Kresolrttponat. 

Wie  wir  einem  uns  ssugehenden  Sonder- 
abdruck aas  dem  Centralblatt  für  Gynäkologie 
1893,  Nr.  4  entnebmen,  liefert  Apotheker 
Dr.  Damköhler  in  Bremen  unter  dem  Namen 
Rresolsaponat  als  Ersatz  des  Lysols  ein 
Gemiscb  aus  gleicben  Tbeilen  Scbniierseife 
und  robem  Kresol,  dessen  Darstellungsweise 
von  uns  schon  1890  (Ph.  C.  31,  576)  ange- 
geben worden  ist.  t. 


Heue  Salbenbüchsen. 

Die  Firma  Bach  und  JRiedel  in  Berlin  bringt 
10  jüngster  Zeit  Salbenbücbsen  in  den  Handel, 
die  durch  ihr  elegantes  Aeussere  und  Be- 
aebtong  aller  an  eine  Salbenbücbse  au  stellen- 
den Anforderungen  eine  Besprechung  an 
dieser  Stelle  rechtfertigen.  Die  Salbenbücbsen 
Bind  aus  Milchglas  gepresst,  und  der  obere 
Raud  ist  nicht  abgescbliiFen,  sondern  glatt  und 
abgerundet  ausgepresst;  der  innere  Tbeil  der 
Salbenbücbse  ist  ganz  cylindriscb  und  unten 
abgerundet  gearbeitet ,  so  dass  die  Salbe 
mittelst  des  Fingers  leicht  und  bequem  bis 
auf  den  letzten  Rest  aus  einer  solchen  Büchse 
herauszunehmen  ist.  Todte  Ecken,  in  die 
man  mit  dem  Finger  nicht  hineinkommt  und 
in  denen  stets  Salbenreste  zurückbleiben,  sind 
bei  diesen  Salbenbücbsen  sowohl  am  Boden, 
wie  am  oberen  Rande  völlig  yerroieden.  Die 
Reinigung  solcher  Büchsen  ist  daher  auch 
eine  äusserst  leichte  und  einfache. 

Diese  Salbenbücbsen  haben  weisse  oder 
rotbe,  sehr  elegant  aussehende  Deckel  aus 
starkem  Cellnloid,  die  sich  leicht  abnehmen 
und  aufsetzen  lassen,  dabei  völlig  indifferent 
gegen  alle  möglichen  Arzneimittel  sind,  was 
von  den  früheren  Deckeln  aus  Zinkblech  ja 
nicht  zu  sagen  war,  und  durch  Feuchtigk«  it 
nicht  leiden,  während  Holzdeckel  sich  dadurch 
ziehen  und  Sprünge  bekommen.  s. 


Eierfarben. 

Das  Osterfest  ist  nicht  mehr  fem,  und  des- 
halb regt  sich  bereits  das  Geschftft  in  Eier- 
^rben.  Die  Firma  Qehr.  Heitmann  in  Köln 
bat  uns  soeben  eine  Collection  ihrer  Pack- 
ungen fibersendet,  unter  denen  einige  mit 
neuen  Bildern  geschmückt  sind.  Für  den 
Absatz  bilden  die  mit  netten  bunten  Bildchen 
verzierten  Papierbeutel  sicherlich  einen  nicht 
zu  unterschätzenden  Anziehungspunkt. 


Das  soflr-  Beiobs  -  Seuchengesets. 

Der  dem  Bundesrathe  zugegantfone  ,,Entwurf 
eines  Gesetzes,  betreffend  die  Bekiropfunc: 
gemeingeffthrlicher  Krankheiten*'  trifft 
Anordnungen  tlber  nachstehend  verzeichnete 
Krankheiten;  asiatische  Cholera,  Fleckfieber 
(Flecktyphus),  Gelbfieber,  Pest  (orientalische 
Beulenpest) ,  Pocken  (Blattern),  Darmtyphus, 
Diphtherie  einschl.  Croup,  Rflckfallfieber,  Kuhr 
(Dysenterie),  Scharlach,  Kindbettfieber,  über- 
tragbare Auirenkrankheiten.  —  Durch  Besehluss 
des  Bnndesrathes  kennen  noch  andere  an- 
steckende Krankheiten  in  das  Gesetz  einbezogen 
werden ;  landesrechtliche,  weitergehende  Bestimm- 
nneen  werden  durch  das  Gesetz  nicht  berührt. 

In  der  Begründung  zu  dem  Gesetz-Ent- 
wurf hei  est  es:  Aufgabe  des  Gesetzes  selbst 
kann  es  nicht  sein,  die  zur  Bekämpfung  der  ge- 
meincrefährlichen  Krankheiten  dienlichen  Ma^s- 
regeln  bis  in  Einzelheiten  erschöpfend  zn  be- 
handeln. Vielmehr  brinirt  es  schon  die  Natur 
des  Gegenstandes  mit  sich,  dass  im  Gesetze 
nur  leitende  Grundsät za  aufgestellt  werden, 
während  nähere  Vorschriften  Aber  die  bei  den 
einzelnen  Krankheiten  im  Allgemeinen  wie  nach 
der  besonderen  Lage  gewisser  Fälle  erforder- 
li<^hen  Anordnungen  dorn  Verordnungswege  zu 
öberlssson  sind.  Es  wflrde  auch  gegen  die 
Grundsätze  der  Gesundheitspolizei  streiten, 
wenn  alle  Torzusehenden  Schutzmassregeln 
durch  das  Gesetz  festgelegt  wflrden;  denn  es 
ist  unerlässlich.  sie  mit  den  wechselnden  An- 
schauungen der  Wissenschaft  beständig  in  Ein- 
klane  zu  halten  und  zu  diesem  Behufe  auch 
in  Einzelheiten  rasch  einer  Umgestaltung  un- 
terwerf«*n  zn  kennen.  Demgemäss  sind  in  dem 
Entwürfe  nur  die  fQr  eine  erfolgreiche  BeVämpf- 
ung  leicht  fibertracrbarer  Volkskrankhi'iten  fiber- 
haupt  in  Betracht  kommenden  Massnahmen 
anfgeffihrt  und  in  Anlehnung  an  sie  den  Be- 
hörden die  nOthigen  Vollmachten  und  Zwangs- 
befo^nisse  beigelegt.  Die  Art,  wie  die  grund- 
sätzlichen Massnahmen  sowohl  den  einzelnen 
Krankheiten  gegenüber  als  auch  unter  den  yer- 
schiedenen  Lebens-  und  Verkehrsverhältnissen 
zur  Anwendung  gelan^ren  sollen,  ist  dagegen 
der  Hauptsarhe  nach  der  Beschlussfassung  des 
Bundesrathes  vorbehalten,  unter  gewissen  Vor* 
aussetzungen  auch,  soweit  es  zweckmässig  er- 
schien, dem  Ermessen  der  Landesregierungen 
überlassen.  

Für  den  12.  Congress  für  innere 

Medicin, 

der  vom  12.  bis  15.  April  in  Wiesbaden  statt- 
finden wird,  sind  unter  anderen  folgende  Vor- 
träge angemeldet  worden: 

Ueber  die  C  h  o  1  e  r  a :  Prof.  Rumpf  (Hamburg) 
und  Prof.  Gaffky  (Giessen).  Herstellung,  Con- 
servirung  und  Verwerthunff  des  Immuntozin- 
proteTns  (Immunprotelnins)  zur  Schutz- 
impfung und  Heiinng  bei  Infectionskrankheiten: 
Prof.  Emmerich  (München).  Ueber  den  Krebs 
und  seine  Behandlung:  Prof.  Adamkiewicz 
(KraVau).  Zur  Chemie  des  Blutes:  Prof. 
17.  Jakseh  (Prag). 


130 


Zur  Fleischschau. 

Das  Eönigl.  Sachs.  Ministerinm  des  Innern 
hat  eine  neue  Verordnnn^,  den  Verkauf  Ton 
Fleisch  und  von  Fett  kranker  Thiore  be- 
treffend erlassen. 

Es  ist  verboten,  Fleisch  einschliesslich 
des  Fettes  von  Thieren  feil  zu  halten  nnd 
za  verkaufen,  welche  mit  einer  der  nachstehend 
benannten  Krankheiten  behafret  waren,  als: 
Milzbrand.  Bauschbrand.  Wutbkrankheit,  Rotz- 
(Wunn-)Krankh''it,  eitrige  und  jauchige  Blut- 
vergiftung, hochgradiger  Bothlauf,  hochgradige 
Gelbsuclit;  ferner  von  kranken  Thieren,  bei 
denen  anhaltendes  hochgradiges  Fieber  oder 
ausgedehnte  Entzündung  und  Eiterung  vor- 
handen gewesen  ist;  sowie  von  Thieren,  welche 
in  Folge  von  Vergiftungen  erkrankt  waren, 
sofern  nicht  die  Geniessbarkeit  durch  ihier- 
ftrztlichen  Ausspruch  festgestellt  ist;  endlich  von 
um  gestandenen,  ungeborenen  nnd  todt- 
geborenen  Thieren.  Soweit  nicht  besondere 
Bestimmungen  einschlagen,  ist  derartiges 
Fleisch,  einschliesslich  des  Fettes,  zu 
vernichten  oder  zu  technischen  Zwecken  zu 
verwenden. 

Gleichfalls  verboten  ist  das  Feilhalten  und 
der  Verkauf  des  Fleisches  ausschliess- 
lich des  Fettes  a.  von  Thieren,  welche  wegen 
erheblicher  Verletzungen  geschlachtet  worden 
sind,  wenn  die  Schlachtung  später  als  zwölf 
Stunden  nach  der  Verletzung  erfolgt  ist;  b.  von 
Thieren,  deren  Fleisch  mit  Finnen,  Miescher- 
sehen  Schläuchen,  Strahlenpilzen,  Concrementen 
oder  Blutungen,  oder  c.  mit  Trichinen  in  so 
grosser  Zahl  durchsetzt  ist.  dass  solches  seiner 
Beschaffenheit  nach  sich  auffällig  von'gesundem 
Fleische  unterscheidet;  d.  von  Thieren  mit 
hochgradiger  und  ausgebreiteter  Tuberkulose, 
sobald  dieselben  zugleich  erheblich  abgemagert 
waren  und  ihr  Fleisch  eine  von  gesundem 
Fleisch  abweichende  Beschaffenheit  zeigt,  oder 
e.  von  solchen  Thieren  mit  verallgemeinerter 
(generalisirter)  Tuberkulose,  welche  zugleich 
hochgradig  abgemagert  waren  oder  tuberkulöse 
Einlagerungen    in    ihrem    Fleische    und    den 


Knochen  oder  den  aurehörigen  Lymphdrüsen 
aufweisen;  f.  von  fieberhaft  erkrankt  gewesenen 
Thieren ,  bei  welchen  sich  eine  akute  verallge- 
meinerte Miliartuberkulose  vorfindet.  Das  Fett 
der  vorstehend  genannten  Tbiere  darf  im  aus- 
geschmolzenen Zustande  unter  Angabe  des 
Fehlers  als  menschliches  Nahrungsmittel  ver- 
kauft werden.  Bedinc^ung  ist^bei  c,  d,  e  und  f 
die  Erhitzung  bis  100  Grad  C 

Verboten  ist  das  Feilhalten  und  der  Verkauf 
des   Fleisches    im    rohen    Zustande   von 
Thieren,   deren   Fleisch   sich   zwar   in   seirem 
Aeusseren  nicht  vom  Ansehen  gesunden  Fleisches 
unterscheidet,    aber   a  in   massiger   Zahl   von 
Finnen  oder  b  in  massiger  Zahl  von  Trichinen 
durchsetzt  ist;    c.   von  Thieren   mit  verallge- 
meinerter .Tuberkulose,  so  lange  sie  nicht  hoeb- 
(rradig    abgemagert   waren    und   Fleisch   und 
Knochen    sowohl,    als    auch    die    zugehörigen 
Lymphdrtlspn  frei  von  Tuberkulose  sind,  aach 
die  tuberkulösen  Organe  leicht  entfernt  werden 
können.     Dagegen    darf  das  Fleisch   in   dem 
unter  a  genannten  Falle  in  vollständisr  gar  ee- 
k  echtem   oder  auch  gut  durch  gepökeltem  Zu- 
stande, in  den  unter  b  und  e  genannten  Fällen 
jedoch  nur,   nachdem   es   durch  Kochen  voll- 
ständig unschädlich  gemacht  (sterilisirt)  worden 
ist,   jedoch   in   allen  Fällen   (a,  b  und  c)  nur 
unter  Angabe  des  Fehlers  verkauft  werden. 
Das  Fett  darf  in  dem  unter  a  genannten  Falle 
in  ausgescbmolzenem   Zustande   ohne    weitere 
Beschränkuner,  in  den  unter  b  und  c  genannten 
Fällen  jedoch  nur  dann  als  menschliches  Nahr- 
ungsmittel unter  Angabe  des  Fehlers  rerkauft 
werden,   nachdem  es  in  einem  unter  thieräntr 
lieber    Aufsicht    stehenden    Schlachthofe    ge- 
schmolzen worden  ist. 

Von  sonstigen  kranken  Thieren,  deren  Fleisch 
nicht  unter  die  vorstehenden  Verbote  fällt,  sind 
die  krankhaft  entarteten,  d.  h.  mit  Blut  durch- 
tränkten, entzündlich  veränderten  oder  mit 
Eiterherden,  Kalkablagerungen  oder  Neubild- 
ungen, mit  Einschluss  der  Tuberkeln  oder 
thierischen  und  pflanzlichen  Schmarotzer,  durch- 
setzten Flelschtheile  oder  Organe  vom  Verkaufe 
auszusch Hessen  und  zu  vernichten. 


BriefwecbseL 


Apoih,  H.  C.  in  M.  Das  patentirte  Ver- 
fahren zur  Herstellung  der  „concentrirten  nicht 
alkoholischen  Myrrhen harzlösung^*,  welche 
dem  Myrrhencrftme  (Ph.  C.  84^  113)  zu  Grunde 
liegt,  unterscheidet '  sich  im  Princip  durchaus 
nicht  von  den  altbekannten  Methoden  zur  Dar- 
stellung von  Oleum  Chamomillae  infosum,  — 
Hyoscyami,  ünguentum  Linariae,  —  Majoranae 
u.  a.  Wodurch  also  die  Patentflihigkeit  begrün- 
det ist,  wissen  wir  auch  nicht. 

Apoth.  M«  in  T.  ^üeber  die  Zusammensetzung 
von  Zickenheimer*9  „Rheinischem  Trauben- 
brusthoni^'*  finden  Sie  im  Jahrg.  29,  S.  604 
eine  Mittheilung.  Seitdem  bat  es  sich  der 
Fabrikant  wahrscheinlich  etwas  bequemer  ge- 
macht, denn  in  dem  unlängst  erschienenen 
Jahresberichte  ober  das  Medicinalwesen  im  König- 


reich Sachsen  heisst  es,  dass  die  Angabe,  das 
PrSparat  bestehe  in  der  Hauptsache  ans  ein- 
gedicktem Traubensaft  und  Rohrzucker,  nicht 
zutreffe,  weil  sich  bei  der  chemischen  Unter- 
suchung desselben  gar  keine  Weinsäure  und 
;  nur  Spuren  Ton  Kali  verbin  düngen  etc.  gefunden 
hätten.  Der  Brusthonig  habe  ganz  die  Eigen- 
schaften eines  zum  Zwecke  der  besseren  Con- 
servirung  mit  Salicylsäure  versetzten  Rüben- 
oder  Rohrzuckersirups  und  der  Werth  einer 
95  g  enthaltenden  und  zu  1  Mark  verkauften 
Flasche  betrage  nur  5—6  Pfg. 

Berichtigung.  In  dem  Aufsätze  „Ueber 
Glühkörperbeleuchtung*'  (Ph.  C.  84,  97)  ist  m 
Folge  eines  Versehens  gesagt  worden,  dass  der 
Preis  eines  Glüh  strumpfes  jetzt  50  Pfennig 
betrage;  es  muss  2  Mark  50  Prennig  heissen. 


V«rl«tor  and  v«nuitwortllobOT  B«dMt«iir  Dr.  B«  Oeiisler  In  Dratdtn. 


Tribromphenolwismuth 

Beta-Naphtolwismuth  und  andere  Phenolwismuthsalze 

(D.  B.  F.  angemeldet) 

—  8.  „Berl.  Klin.  Wochenschrift' ^  Nr.  7,  1893,  p.  162/3  —  durch  den  Grosedrognen- 
handel  sn  haben,  b.  B.  in  25g -Päckchen  unter  VerschlnsB  daroh  Siegel  der  die  Präparate 

darstellenden  Firma 

Dr.  F.  TOtt  Beyden  Naebf olger, 

Badefoeul  bei  Dresden. 


Kreosot  ans  Buchenholzteer  Ph.  G.  III. 

€^naJakol  absolut  rein,  .pe«.  Gew.  lh?.  15«  cei». 


Marke: 
■ArimAnn  9S  Hauers, 

Hannover. 


Marke: 
Hartinann  Bf  Hauers, 

Hannover. 


Zu  beziehen  durch  die  Medizinal  -  Drogisten  Deutschlands. 


Analgen-Dn-Vis 

D.  R.-P.  60308  und  65111. 

Kin  neneii  UTervliiiiin 

klinisch  und  privatärztlich  erfolgreich  erprobt  gegen 

Gicht-  und  rheumatische  Schmerzen ,  Migräne,  Neuralgie  und 
Ischias.    Unangenehme  Neheuwirkungen  fehlen  vollständig. 

(Medicinische  Wochenschrift  Nr.  44,  Berlin,  3.  November  1892.) 
Ausfflhrliche  Literatur  zu  Diensten. 

Chemische  Fabrik  Dahl  &  Co.,  Bannen. 


lUaeral'vrajNier-  und  Cbampagner-Apparate 


tt| 


neuester  verbesserter  Constmction 

mit  MiachcyUnder  ans  Steingut  oder  Glas  (D.  B.  P.  Nr.  25  778) 

abprobirt  auf  12  Atmosphären 

liefert  als  Speciahtät 

IV.  Oressler,  Halle  a.  S. 

Gomptoir:  Leipziprerstrasse  53,  am  Bahnhof. 


J.  Fromm'e 

Iflyrtlll-Coiii^erven. 

WlrfcsamM  wohlsehmefkendes  Präparat. 

HerKestellt  in  der  Fabrik  pb&rmRcent.  PrAparat«  ron  HftrI  Knrelha: 

in  t^BDkfurt  a.  H.    Schachtel  enthflltcnd  U  Stack  MV.  1.—.    Verkaaf  « 

darch  Inserate  nnd  ProbeTeriaiid  an  Aerite  nnteratfltzt. 

Zn  beiUben  durch  die  bekannten  SroMlatcn -  VlrMCn« 

QQl/  0/    D  sowie  darch 

/3  /.  «•  j_  Fromm,  Frankfurt  a.  M. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

fUr  Deutachlfind. 

/.eitving  fiir  wiss^nsch^flUche  vipd  geqphäftliqhe  Int^r^s^^n 

der   Pharmacie. 


Heri^Tisgegeben  von 

Dr.  Hprmgiip  Hilger  und 


Vfr.  E^rald  Oeissler. 


Erscheint  j^den  Donnerstug.  —  BeiugDpreis  durch  die  Po9t  Qd?r  4ßn  Baohbapdel 

Tierte)jj(br1^cl)  2,50  Alark.     Bei  Zusef^dapg  nntrr  Streifband  3  VbxV.     Einzelne  Namroern 

30  Pf.    Apzeigen:  die  einmal  gespaltene  {^etit -Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederb olnngm  Preis^rmfissigang.    Expedition  t  Dresden,  Hietscbelstrasse  S,  1. 

Redaetlen:  Prof.  Dr.  E.  Qeissler,  Dresden,  CiTcusstra^se  40. 

VUreilactfiir(»3  Qr.  A-  Sßbneider-Presdep,  Dr.  H.  Tb o ms- Berlin. 


JI^IO. 


Dresden,  den  9.  März  1893.    H^,  «j,LgUg! 


Der  ganzen  Folge  XXXIY.  Jahrgang. 


Inhalt:  Ckemle  und  Pbarmacl«:  Papua  Maci«.  —  Zur  KeDBtDiss  der  SapoDiopflaneen.  —  Hinweise.  —  Alnmi- 
ninm  fin^  Qp'ecksflber.  —  Ueber  diß  BeioI|{niif  des  anfoballlgeD  Zinks.  —  lieber  die  Vennckerang  von  StSr^e 
durch  Blutserum.  —  Ueber  eine  Beaction  auf  Cinro].  —  Bpstiminusg  des  Eisens  im  Brunnenwasser.  —  kreosot- 
bestimmang.  —  Ac#tyl-  und  Propionylverbindnngen  der  p  Oxypbenylurethane  oder  deren  Aetber.  •^  Darstellung 
von  nitrirten  £pg<>nyl-  und  Isoengepylptienylüibeiii-  -  Cbemiicbe  Untersuchung  des  OpitifDraucbfs.  —  Thcrfi- 
j^eatltehe  HltilieiliiBgeB :'  Natrium  sozcjodolicum  gegrn  Dipt^eritfs.  —  Anwendung  des  Hypnals.  —  Anwendung 
da«  Ditbioo».  —  Zur  Kenpfniss  der  Ifeiba  V yrtill.  —  Karbol-Vesicatorium.  —  Zinköl,  —  Eino  aseptisch»  Spritie. 
—  Bin  Kothverband.  '—  Yerac^ledene  ailthelliingea}  Scopolaminum  bydrocbloricum.  —  Moosbeeren-Extract.  — 
Zam  Uebarx ackern  von  Pillen.  —  £ln  neues  FiltrlrAiaterlal,  etc.  etc.  —  Brlcfwaebtel.  —  AnselgeB. 


^^^^^^^^n^^^^l^^TT^^^^ 


_    ._    -^t Ai. 


J.»^  l    m.*     -m. 


Chemie  und  Pharmacle 


Papua  Hacis. 

Von  Tk.  Waage, 

Bereits  vor  mehr  dem  Jahresfrist  hatte 
ich  Gelegenheit  genommeB,  (Jie  Aufiperk- 
samkeit  auf  ein  Kolonialproduct  ß,us 
Neu* Guinea  zu  lenken^),  welches,  ob- 
wohl nur  ^rßt  in  Proben  bekannt,  dennoch 
ein  unleugbares  Interesse  beansprucht : 
es  ist  der  Samenmantel  der  Papua- 
Mascatfrüchte  Yon  Myrislic^  argentea 
Wc^rh'  Diese  Macis  ist,  wie  die  aus- 
gezeichneten Studien  Worburg'^^)  ge- 
zeigt l)aben,  eif^e  der  wenigen,  welche 
ein  dauerhaftes  Aipma  besitzen,  be- 
zieheatlich  dasselbe  auch  nach  dem 
Trop^pen  behalte^.  Nachdem  nun  nicht 
mel)r  abzuleugnen  ist,  dass  die  Pl^p- 
t^ennnterne||munge|i  j|i  dem  Qebiete 
der  Neu  t  Guinea -Coffipagnie  wenigstens 
theilweise  keineswegs  erlolgreiche  waren, 
wird  man  naturgemäss  da^u  gedrängt 
werden,  d^rt  heimisoben  Produoten  eine 
grössere  Aufmerksamkeit  als  bisher  zu- 
zuwenden. Allerdings  scheint  diese 
Mjristicaart  nicht  im  deutschen,  sondern 
haoptsSehlipl^    im    bolj^ni) lachen   T]ieile 


von  Neu-Guinea  yorzukomfpen  >  doi^h  ist 
das  Gebiet  wohl  noeh  zn  wenig  durch- 
forscht, um  .ein  endgültiges  (Jrtheil  zu- 
zulassen, zumal  die  Eingeborenen  ängst- 
lich beoiüht  Qind,  dje  Standorte  der  fttr 
sie  so  wichtigen  aromatischen  Mqscat- 
nüsse,  welche  bei  ihnen  fast  die  Bolle 
des  Geldes  spielen,^)  zu  verheimlichen. 
Jedenfalls  sollen  in  Deutsch-Neu-Guinea 
aromatische  Muacatnüsse  vorkommen  und 
unter  diesem  Gesichtspunkte  verdient 
auch  die  Papua-Maei§  gewiss  Be- 
achtung, während  die  zugehörigen  Samen- 
kerne schon  seit  langer  Zeit  einen  Handels- 
artikel bilden  und  man  annehmen  kann, 
dass  der  Ertrag  bei  Ausübung  einer 
gewissen  forstlichen  Cultur  sowohl  ein 
besserer  wie  reicherer  wird. 

Mit  dieser  JVf.  argentea  wurd@  früher 
vielfach  M.  fatua  HouU,  (=  M.  tomentosa 
ThunhQ.)  veryvechselt  und  die  Nüsse 
demzufolge    als    mannliehe    bezeichnet. 


0  Ber.  d.  Phf^rm.  Qes.  1691,  S.  HO.  Ph.  C 
1591,  3i?,  311. 

•)  EbeDda'1892,  S.  21).  Pb.  C.  1891,  38^ 
859. 

3)  Ph.  C.  1891,  «2,  980. 


132 


Dies  scheint  auch  der  Fall  gewesen  zu 
sein  bei  dem  Materiaie,  welches  Möller^) 
vorgelegen  hat,  wenigstens  passt  die 
Beschreibung  desselben  sicherlich  nicht 
auf  die  von  ihm  angegebene  Art.  Der 
Arillus  von  M.  fatua  umschliesst  nur  am 
unteren  Ende  die  Steinschale  kappen- 
förmig,  während  sie  am  oberen  in 
schmale  Lappen  aufgelöst  erscheint, 
ganz  ähnlich,  wie  es  bei  Banda-Macis 
der  Fall  ist.  üeberdies  lässt  auch  noch 
der  Arillus  erkennen,  dass  die  zugehörige 
Nuss  ziemlich  dick  und  an  beiden  Enden 
stumpflich  ist,  während  die  Papua-Mus- 
catnüsse  eine  gestreckte,  mehr  cylindrische 
Form  besitzen  und  konisch  zugespitzt  er- 
scheinen. Endlich  ist  M.  fatua  nach  War- 
bürg  überhaupt  ilQr  den  Handel  nicht 
nutzbar,  da  das  an  sich  sehr  schwache 
Aroma  bald  ganz  verloren  geht,  während 
MöUer  von  seinem  Materiale  gerade  an- 
giebt,  dass  der  Kern  riecht  und  schmeckt 
wie  der  von  M.  fragrans.  Obwohl  da- 
bei von  einem  Aroma  des  Arillus  nicht 
die  Bede  ist,  so  kann  wohl  angenommen 
werden,  dass  auch  dieser  gewürzi^  war, 
denn  eine  Myristicafrucht  mit  aromati- 
schen Samen  und  nicht  aromatischem 
Arillus  ist  bisher  nicht  bekannt. 

Die  mir  vorliegende  Probe  Papua- 
Macis  besitzt  eine  unansehnlich  bräun- 
liehe, matte  Farbe  mit  dunkleren, 
seichten  Längsrunzeln ,  ist  also  weder 
durchscheinend  noch  schildpattähnlich, 
doch  mag  eine  Verschiedenheit  des 
Trocknungsprocesses  diese  Unterschiede 
hervorbringen.  Die  von  Warburg  an- 
gegebene feine  Punktierung  ist  nur  unter 
der  Lupe  wahrnehmbar.  Frisch  besitzt 
der  Arillus  eine  glänzend  rothbraune 
Farbe.  Er  umgiebt  die  Nuss  am  Orunde 
becherförmig,  löst  sich  dann  in  3  bis  4 
sehr  breite  Streifen  auf,  die  ihrerseits 
meist  einige  feinere  Verzweigungen  ent- 
senden und  fliesst  an  der  Spitze  wieder 
zusammen.  Die  Oberhaut  ist  hier  und 
da  etwas  eingesenkt,  doch  wurden  die 
engen,  trichterförmigen ,  bis  über  die 
Mitte  in  das  innere  Gewebe  eindringen- 
den Spalten  MoUer's  nicht  bemerkt. 
Die  Dicke  beträgt  0.5  bis  1  mm  und 
liegt  meist  bei  0,6  bis  0,7  mm. 

Der  anatomische  Bau  entspricht  fast 
völlig  dem   des  Samenmantels   von  M. 


fragrans.  Beiderseits  findet  sich,  vod 
einer  keineswegs  zarten  Guticula  bedeckt, 
eine  gleichgestaltete  Epidermis  aus  all- 
seitig verdicktwandigen  Zellen,  deren 
Aussenseite  besonders  stark  und  zwar 
noch  stärker  verdickt  ist  als  bei  Banda- 
Macis.  Die  Verdickungsschichten  lösen 
sich  in  Schwefelsäure,  reagiren  nicht 
auf  Holzsubstanz, ^)  bestehen  vielmehr  aus 
Gellulose.  In  der  Flächenansicht  er- 
scheinen sie  bedeutend  tangential  ge- 
streckt und  zwar  in  vorwiegend  paren- 
chymatischem  Verbände,  wie  dies  auch 
bei  Banda-Macis  der  Fall  ist,  während 
bei  Bombay -Macis,  dem  Arillus  von  M. 
malabarica,  wie  schon  Tschirch  hervor- 
hob, der  Verband  ein  wesentlich  pros- 
enchymatiseher  ist,  oder  die  Zellen 
einander  doch  wenigstens  mit  schiefen 
Wänden  anliegen.  Oleichwohl  kommen 
auch  hier  rechteckige  Querwände  und 
bei  den  erstgenannten  beiden  Arten  gar 
nicht  selten  sehr  schief  aneinanderge- 
schobene  vor.  Bei  officineller  erscheinen 
die  Epidermiszellen  auf  dem  Querschnitte 
etwa  quadratisch  oder  ihre  radiale  Aus- 
dehnung ist  geringer,  bei  Bombay-Macis 
sind  sie  stark  radial  gestreckt,  Papua- 
Macis  hält  darin  etwa  die  Mitte.  Aber 
auch  diese  Verhältnisse  sind  nicht  immer 
so  scharf  ausgeprägt 

Innerhalb  der  Epidermis  folgen  zu- 
meist eine  oder  zwei,  stellenweise  auch 
drei  Lagen  allseitig  etwa  gleich  stark 
verdickter  ebenso  gestreckter  Zellen,  wie 
sie  der  Arillus  von  M.  fragrans  aufzu- 
weisen hat,  doch  sind  bei  Papua -Macis 
diese  Zellen  durchschnittlich  in  etwas 
grösserer  Zahl  vorhanden.  Sie  verhalten 
sich  gegen  Beagentien  wie  die  Epidermis 
und  werden  mit  dieser  zusammen  von 
Möller^)  als  Collenchym  bezeichnet. 
Dass  sie  selbst  als  Collenchym  bezeichnet 
werden  können,  ist  bei  der  Dehnbarkeit 
dieses  Begriffes  7)  sehr  wohl  angebracht, 
zumal  die  Verdickunfi;en  nicht  verholzt 
sind,  welche  Eigenschaft  Vesqtie^)  ins- 


«)  Ph.  C.  18?W,  21,  466. 

»)  Thallinsulfat  ftrbt  indessen  g^lb. 

«)  Mikroskopie  der  Nahmngs-  o.  Genassmittel 
189)   S  272. 

^)Ci  M&llcr:  Ber.  d.  Deutsch.  Bot  Ges. 
1890.  8.  150. 

•)  Ann.  d.  sciences  nat  s^r.  VI.  1875,  8.  103. 


133 


besondere  von  einem  typischen  Collen- 
chjm  verlangt,  warnm  aber  eine  so 
normal  ausgebildete  Epidermis,  die  sich 
DQr  dnreh  die  tangential  gestreckten 
Zellen  von  der  Grundform  unterscheidet, 
nicht  als  solche  angesehen  werden  soll, 
ist  mir  unerfindlich.  Das  ganze  ver* 
diektwandige  Gewebe  zeigt  mehr  oder 
minder  starke  Tüpfelung  mit  Ueber- 
gängen  zu  netziger  Verdickung;  vielfach 
Irommen  auch  sehr  feine  Spiralb&nder 
vor.  Möller  spricht  von  dem  Vorkommen 
einer  eigenthOmlichen  Faltung  derart, 
dass  dicht  gedrängte  paralleJe  Linien 
auftreten,  wie  in  einem  Treppengefässe, 
and  hält  dieselbe  fCLr  eine  Schrumpfungs- 
erseheinung,  weil  sie  beim  Quellen  der 
Membran,  schon  nach  längerem  Liegen 
in  Wasser,  verschwindet.  Letzteres 
kann  ich  fQr  die  Maeis  von  M.  argentea 
nicht  bestätigen.  In  Glycerin  eingelegt 
zeigen  die  Präparate  diese  Verhältnisse 
seit  Monaten  ganz  deutlich  und  es  liegt 
auch  nicht  der  geringste  Grund  vor^ 
die  erwähnte  Erscheinung  ftlr  etwas  an- 
deres als  fQr  allerdings  sehr  zarte  Ver- 
diekungsleisten  zu  halten. 

Das  übrige  Gewebe  besteht  wie  bei 
der  Bandasorte  aus  einem  dünnwandigen 
Parenchym,  welches  in  der  mittleren 
Region  von  kleinen  Geftssbündeln  durch- 
zogen wird  und,  besonders  in  der  äusseren 
Partie,  ziemlich  zahlreiche  Secretzellen 
enthält,  welche  von  Möller  als  Inter- 
cellularränme  angesprochen  wurden. 
Dass  es  solche  wenigstens  bei  meinem 
Materiale  nicht  sind,  ergiebt  der  Nach- 
weis der  eigenen  Membran,  die  be- 
sonders deutlich  an  zuweilen  auftreten- 
den winzigen  Intercellularen  gegen  die 
anliegenden  Parenehymzellen  hin  erkenn- 
bar ist.  Die  Secretzellen  enthalten  einen 
Wandbeleg  von  Oel,  seltener  einen  Oel- 
tropfen.  Im  Allgemeinen  fehlen  die 
Intercellularräume  hier  wie  bei  Banda- 
und  Bombay  -  Macis.  Das  Parenchym 
enthält  zahlreiche,  kleine,  rundliche 
Körnchen,  welche  schon  in  Wasser  und 
Glycerin,  mehr  noch  in  Kalilauge  quellen 
and  zerfliessen,  mit  Jod  sich  bräunen  und 
von  Osmiumsäure  allmählich  braun  bis 
schwärzlich  gefärbt  werden.  Vorherige 
Behandlung  mit  Eau  de  Javelle  nach 
Zimmermann^)   minderte  die  Reactions- 


intensität  wohl,  hob  sie  aber  nicht  auf, 
gerbstoffartige  Körper  können  also  dieser 
Erscheinung  nicht  zu  Grunde  liegen,  wie 
auch  Phloroglucin  nur  in  minimalen 
Mengen  nachweisbar  ist.  Diese  Köm- 
chen sind  unzweifelhaft  identisch  mit 
jenen  in  Banda-  und  Bombay -Macis. 
Ob  diese  aber  einer  Umwandlungsstufe 
von  Stärke  in  Schleim  oder  Dextrin  ent- 
sprechen (nach  Vagi),  dürfte,  trotzdem 
Tschtrch  Amylodextrin  aus  der  Macis  er- 
hielt, wohl  noch  zweifelhaft  sein.  Stärke 
fehlt  hier  wie  in  der  Banda-  und  Bombay- 
waare  nicht  völlig,  da  man  mit  Ghloral- 
hydrat-Jodlösung  leicht  einzelne  intensiv 
blaue  Kömchen  auffindet,  es  ist  also 
nicht  nur  die  Angabe  irrig,  dass  die 
officinelle  Macis  keine  Stärke  enthält, 
sondern  es  ist  auch  der  Stärkenaehweis 
nur  bedingt  als  für  Bombay -Macis  cha- 
rakteristisch anzusehen.  ^^)  Ausserdem 
sind  vielfach  in  dem  Parenchym,  in 
seltenen  Fällen  auch  in  den  Secretzellen, 
feine  Krystallnädelchen  und  Krystall- 
büschel  vorhanden. 

Fassen  wir  alle  diese  Einzelheiten  zu- 
sammen, so  ergiebt  sieh,  dass  die  Papua- 
Macis  der  officinellen  sehr  ähnlich  ist. 
Sollte  also  durch  zweckmässigere  Trock- 
nung jene  auch  noch  heller  werden 
können,  so  dürfte  sie  im  Macispulver 
schwer  nachweisbar  sein.  Die  Kalium- 
chromatreaction^^)  zeigt  sie  nicht.  Legt 
man  Schnitte  der  drei  besprochenen 
Macissorten  in  Kaliamehromatlösung  auf 
einen  Objeetträger  und  erwärmt  langsam 
bis  zur  beginnenden  Blasenbildung,  so 
bleibt  Banda -Macis  auch  nach  einiger 
Zeit  fast  unverändert  gelb,  Papua-Macis 
wird  nur  stellenweise  schwach  angebräunt, 
während  Bombay -Macis  sich  tief  roth- 
braun färbt.  Am  intensivsten  pflegt 
diese  Beaelion  dicht  innerhalb  der  Epi- 
dermis aufzutreten,  so  dass  nicht  selten 
bei  Querschnitten  ein  rothbrauner  Bing 
entsteht.  Nimmt  man  ein  Macispulver, 
welches  etwas  Bombay-Macis  enthält,  so 
zeigt  das  Auftreten  rothbrauner  Pünkt- 
chen die  Fälschungspartikel  an,  welche 
herausgelesen  und  unter  dem  Mikroskope 
eventuell  weiter  identificirt  werden  kön- 

^)  Zeitschr.  f.  Mikroskopie  1892,  S.  60. 
»«)  Cf.  Möüer  in  Phannakognosie  S.  183. 
«»)  Ph.  C.  1892,  88,  372. 


134 


nto.  Auf  diese  Weise  ist  selbst  die  ge- 
ringste Verfftlschübg  der  officinellen  mit 
Bombay -Mäcis  —  auch  mit  der  gelbeti 
—  öachBuweisen.  Unter  Zügruiidölegung 
einiger  Geniische  von  bekanntem  Gehalte 
ist  sogar  eine  annähernd  quantitatiTe 
Schätzung  des  Verfälschungsprocent^satzes 
nicht  unmöglich,  jedenfalU  eher  alk- 
gängig, als  auf  Grund  nur  mikroskop- 
ischer Beobachtung  der  Seisretzellen. 


^ütKenütüittK  fler  Säpottibpfläfazeü. 

Von  Th.  Waage. 

Im  Anschlüsse  aü  meine  Abhandlung 
über  das  Vorkommen  von  Saponin  im 
Pflanzenreiche, i)  veröflFenÜichteGresAe^/f  2) 
eined  Beitrag  zur  Kenntniss  d^r  Saponih- 
pflanzen,  worin  ausgeführt  wird,  dass  auch 
Arönaria  feerpyllifölia  (Oaryophjrlläcee) 
und  die  Rinde  voü  Mussaenda  frondosa 
(Bubiaeee)  Saponin  enthalten.  Bezüglich 
letzterer  Pflanze  dürfte  sich  der  Saponin- 
gehalt  Wohl  nicht  auf  die  Binde  be- 
schränken, zumal  die  Wurzeih  derselben 
in  Südasien  alä  expectörirendes  Mittel, 
der  Blüthenaufguss  in  Oochinehina  als 
Diurelicüm,  sowie  gegen  Husten  und 
Asthma  benutzt  wird  ^)  und  auch  in  noch 
anderen  Mussaenda -Arten  werden  sieh 
wohl  S^pohinstofFe  nachweisen  lassen. 

Andeirersei  ts  zi^h  t  Oreshvffei  nige  meiner 
Angäben  in  Zweifel.  Die^lsn  Fällen  möchte 
ich  noch  einige  Erörterungen  widmen-, 
ita  der  Hoffnung,  dass  es  ein  erneuter 
Anlass  sein  möchte,  dem  Gegenstande 
weitere  Studien  zuzuwenden. 

Bezügliißh  des  Saponingehälted  ^)  Voh 
Aruih  italicuhi  stützten  sich  üieine 
Angabi^n  auf  eine  Arbeit  von  ^tca  und 
-&fc>mn!)jß)  welche  a&lässlich  einiger  Ver- 
giftüngsaile  mit  den  Blüthenkolbto  dieser 
Pfiähze  unterhomnien  wurde  und  worih 
die  genannten  Autoren  auf  Grund  des 
völlig  identistihen  Verhaltens  einer  dt^raus 
erhaltenen  glucosidischen  Sübslabz  mit 
Sapohin  zu  dem  Schlüsse  kommen-,  d&ss 
es  sich  thateächlich  um  sölehes  handell, 
wto  n^ch  weiter  durch  ein^hend^  phy- 
sielogiscta^  Experimente  bewiesto  wird. 
Jedenfallfl  aber  köhhen  die  in  dieset  AH>eit 
geschilderten  Verffiftungs&ymptome  auf 
scharfö  CälduhioiMälhädölii,  W6l<^h6.  übri- 
gens t^atsächlich  in  nicht  geringer  Menge 


vorhanden  dind)  sicherlich  nicht  zurück- 
zuführen sein.  Ob  überhaupt  dleBaphideq- 
rei^the'örie  gerade  für  die  Giftigkeit  der 
Arufnart^n  eiiiä  ungezwungenere  Er- 
klärung abgiebtt  wie  Gnshöff  meint,  ist 
nlir,  ganz  abgesehen  von  der  Frage  des 
Saponingehaltes,  recht  zweifelhaft  Von 
A.  maeulatum  giebt  Bökmer^)  an,  dass 
das  Mehl  der  Enbllen  zumlil  in  Frank- 
reich anstatt  Püdelr  unt^r  dem  Namen 
cyprisehes  Pulver,  oder  auch  anstatt  Seife 
gebraucht  Wird.  Murrdy  sagt  indedsen^}) 
dass  die  Schärfe  dei"  ArumknoUen  (von 
A.  mäl^ulatum)  flüchtiger  Natur  sei,  die- 
selbeh  würden  bei  stärkerem  Feuer  ge- 
röstet geschtnacklos  Und  mehlig;  aneh 
dui^ch  Wiederholtes  Waäehen  mit  Wasser 
könnte  die  Schärfe  entfernt  werden. 
Uebrigens  soll  das  Kraut  viel  schärfer 
als  die  Wurzeln  sein,  Welche,  im  Wasser 
gd^oeht,  angeblieh  ^u  Brot  verbacken 
werden  köiihen. 

Böi  Caricä  Papaya  möchte  ich 
hervorbeben,  dass  ich  absichtlich  nicht 
von  einem  Saponingehallöi  sondern  nur 
von  der  Verwendudg  der  Blätter  Kuni 
Waschen  gesprochen  habe  und  das  ist 
Wohl  äiehl  zu  bezweifeln;  Dad  von  Qr^es- 
hoff  Wiedergegeben^  Gitat  BaiÜ&tit^)  ifiit 
von  diesem  viel  älteren^  schon  im  vorif^en 
Jahrhundert  bekannton,  ausführlicheren 
Angaben  entnommen  und  es  ist  ganz 
irrig,  an  die  Benützung  der  Asche  zU 
denken.  Immerhin  bleibt  frlEiglich,  wbI- 
chetn  im  Melonenbaume  enthaltenen  Stoffe 
die  (^einigende  Wirkung  tuzuechreibeii 
ist.  Hierbei  tnöchte  ich  noch  erWähneh^ 
dass  näbh  PeckdU^)  Fourcroya  euben- 
sis  uüd  F.  gigantea  lieben  vegetabi- 
lisbhem  Pepsin  einen  Saponinkörpier  ent*- 
halteii  und  in  Brasiiien  zürn  Beinigen 
von  Wollzeug  benutzt  werden;  auch  wird 
der  Saft  eingediißkt  und  dort  auf  deib 

•h.  C.  1892.  8.  657  *. 
*'h.  C.  1892,  B.  742. 
Eö^t^tlvoa:  S^hopsife  pl&btär.  dtfil^ft.,  S.  tiW. 

^)  Wi6  ih  indQ^ih  früh^r^h  Ä^^^^®  i^^  ^^^ 
\sm  „%^^iMV'  Colle«tiVbeglrif  «ir  II«  «MtPa 
d«^  irog^nannton  ßAponiiiltntppe. 

»)  Annali  di  Chimifi^  Med.-Farm,  1883,  8.  B2. 

^  Teonniscne  Gescnicnte  delr  Flanzeh  1893, 
I,  8.  362 

^)  A^paratas  MÄdk^nihüto  ?,  &  89. 

»)  Histoire  des  pl^ntM  IV,  %.  29t. 
»I  Phftrm.  Ru^dschai  1692,  B.  i«9. 


185 


Lande  direet  als  Seife  verwendet.  Gerade 
der  Umstand,  dass  diese  und  noch  wei- 
tere Pflanzen«  welche  peptische  Fermente 
enthalten,  saponinartige  Eigenschaften  be- 
sitzen, scheint  beachtenswerth. 

Hinsichtlich  des  Vorhandenseins   von 
Saponinstoffen   in.  Entada  scandens 
möchte  ich  noch  aof  eine  Notiz  Husc- 
mann's  verweisen,*^)   nach  welcher  als 
Sintoh  auf  Malakka  der  präparirte  Stamm 
eines  Elimmstraaches    bezeichnet   wird, 
welcher  zum  Waschen  dient.   Die  Droge 
soll  aas  einer  dunkelbraunen,  faserigen 
Masse  bestehen  und  einem  Producte  aus 
den  Wurzeln   und   Stielen   von   Entada 
scandens  sehr  ähnlich  sein,  welches  man 
auf  den  Philippinen  zu  gleichem  Zwecke 
fd.  h.  gleichfalls  zum  Waschen)  verwendet. 
Von  weiteren  Mimosaceen,  denen  saponin- 
artige Ei^enschaflen   zukommen,    habe 
ich  noch  Prosopis  dubia  aufzufahren, 
da  deren    schaumbildende  Binde   nach 
Bosenthal  (1-  c-  S.  1052)  in  Neu-Granada 
zum  Waschen  dient. 

Im  Uebrigen  ist  meiner  Zusammen- 
stellung der  Saponinpflanzen  noch  Pani- 
comiunceum  (Graminee)  hinzuzufügen, 
dessen  Bhizom  in  Argentinien  nach 
Engler-Prantl  an  Stelle  von  Seife  zum 
Reinigen  von  Wollst  offen  benutzt  wird^*). 


>*>)  Pharin.  Zeitune  1892,  8.  800. 
^')  Fflr  üebersencmiie   weiteren  bezflglichen 
Materials  wäre  irh  sehr  danlbar. 


Werth  der  nicht  offleinellen  Theile  der 
IpeeaenanliA;  D.Hoosser:  Dnigg.-Circalarl892. 
Die  Stengel  und  Blätter  der  echten  Ipeca- 
cuanha  beizen  einen  recht  bedeatenden  Eme- 
tinsehalt  (Stengel  1,13  pCt.,  Blfttter  1,45  pCt), 
doch  weniger  als  die  Wnrzel  (1,79  pCt),  so 
dass  die  letztere  dnrch  jene  wohl  nicht  ver- 
drftnj^  werden  wird.  Die  Samen  sind  nach 
J^lüdtiger  frei  von  Alkaloid.  8. 

Ueber  die  Harze  von  Flcns  rnbiginosa 
Bod  Fleas  macrophylla;  E,  Bennie  und  O. 
(royder  jun,:  Jonm.  Chem.  Soc.  durch  Ber.  d. 
D.  ehem.  Ges.  26,  Bef.  10.  Durch  Extraction 
init  Alkohol  haben  genannte  Verfasser  aas  den 
Harzen  krystallisirte  Producte  gewonnen,  die 
ihren  Eigenschaften  nach  identisch  sind.  Die 
Zosannnenseteting  entspricht  der  Formel 
C34  Hj.  0,  (oder  €.4  H54  0,). 

Der  Sehmelzpnnkt  liegt  bei  120o.  Beim  Er- 
w&imen  mit  alicoholischem  Kali  wird  Essigsäure 
«bgespalten  and  ein  in  Kadeln  krystallisirender 
Kihper  gewonnen,  der  bei  114<^  schmilzt  nnd 
die  Zusammen setznng  C3tHs4  0  besitzt     Th. 


Alominlmn  und  Oaei&sUber. 

In  der  Sitsong  der  physikalischen  Gesell- 
schaft XU  Berlin  vom  18.  NoTember  Torigen 
Jahres  berichtete  E,  0.  Erdmann  über  die 
Ozydationserscheinnngen  des  reinen  Alumi- 
ninms  bei  Berührung  mit  Qaecksilber  (Pb.  C. 
33»  120, 164)  and  stellte  über  die  Entstehang 
der  dabei  zu  beobachtenden,  ans  reinem 
Thonerdehjdrat  bestehenden  Gebilde  folgende 
Ansichten  als  znlfissig  hin: 

1.  Die  Bildang  eines  leicht  oxydirbaren 
Alnmininmamalgams,  das  sich  an  der 
Berührangsstelle  der  Metalle  immer  wieder 
bildet,  wenn  sich  das  Alnminium  an  der 
feuchten  Luft  ozydirt  hat. 

2.  Die  elektrolytisohe  Zersetzung 
einer  dünnen  Wasaerschicht,  die  an  der  Ober- 
fläche der  beiden,  ein  galvanisches  Element 
bildenden  Metalle  condensirt  ist. 

3.  Das  sehr  elektropositive  Aluminium  er- 
langt dnrch  Berührung  mit  dem  Quecksilber 
eine  grössere  Verwandtschaft  zum  Sauerstoff 
in  ähnlicher  Weise,  wie  nach  Mcignas'  Ver- 
suchen die  am  Magnete  hängende  Eisenfeile. 
(^  Verhandlungsbericht.)  ^y. 


üeber  die  Reinigung  des  arsen- 
haltigen Zinks. 

Von  H,  Leschveur. 

Verfasser  gewinnt  ein  für  toxikologische 
Untersuchungen  brauchbares  metallisches 
Zink  aus  käuflichem  Zink,  indem  er  letzteres 
mit  Salpeter  ozjdirt  und  darauf  mit  Zink- 
chlorid schmilzt.  Dieses  ersetzt  das  nach 
dem  bekannten  L'Hote^8Chen  Verfahren  be- 
nutzte Magnesiumchlorid.  Zinkchlorid  wirkt 
auf  Arseu  im  Sinne  folgender  Gleichung  ein : 
3ZnCl2  -I-  2  As  =r  2AsC]3  +  3Zn 

Auf  diese  Weise  werden  Arsen,  Antimon, 
Schwefel  und  Phosphor  herausgeschafft.  Eisen, 
Blei  und  Kupfer  bleiben  beigemengt!  Die 
Anwesenheit  dieser  Metalle  ist  aber  für  ge- 
wöhnliche Zwecke  nicht  nachtheilig,  sondern 
beeinflusst  im  Gegen  th  eil  sehr  günstig  den 
Angriff  des  Metalls  durch  die  Säure  und  er- 
leichtert die  Entwickelung  des  Wasserstoffs. 

Th. 
Compt.  rend.  1893 ,  116  durch  Chem^^Ztg. 
Bepert.  1893.  Nr,  2,  S.  15. 

Vergl.  auch  die  Ph.  C.  33,  740  angegebene 
Methode  der  italienischen  Pharmakopoe  zur 
Reinigung  des  Zinks  mittelst  Salmiak. 

Eed. 


m 


Uebor  die  ▼enuckenmg  von 
Stärke  durch  Blatserum» 

M.  Biäl  (Ph.  C.  34,  22)  hat  zuerst  mit 
Toller  Sicherheit  nachgewiesen,  dass  das 
Serum  des  Blutes  und  der  Lymphe  ein  Enzym 
enthält,  welches  unter  Ausschluss  jeder  Bac- 
terienwirkung  die  Fähigkeit  hesitzt,  Stärke  iu 
Traubenzucker  überzufahren. 

Söhmann  hat  sich  nun  die  Aufgabe  gestellt, 
die  bei  dieser  Verzuckerung  von  Stärke  durch 
Blutserum  nebenher  entstehenden  Producte 
einer  genaueren  Prüfung  zu  unterziehen  und 
verfuhr  zu  dem  Zwecke,  wie  folgt: 

100  g  Kartoffelstärke  werden  mit  5  Liter 
Wasser  verkleistert  und  nach  dem  Abkühlen 
mit  1  Liter  Rinderblutsernm  und  zur  Ver- 
hinderung der  Bacterienwirkung  mit  lOOccm 
einer  10  procentigen  alkoholischen  Thymol- 
lösung  versetzt.  Dieses  Qemisch  bleibt 
24  Stunden  bei  32 <>  C.  im  Brutofen  stehen. 
Zur  Entfernung  desEiweisses  wird  die  Flüssig- 
keit vorsichtig  mit  verdünnter  Salzsäure  ver- 
setzt, bis  der  zuerst  entstandene  Niederschlag 
der  Globuline  sich  wieder  zu  lösen  beginnt. 

Ein  Tropfen  der  Flüssigkeit  färbt  rothes 
Lakmoidpapier  eben  noch  schwach  blau. 
Kocht  man  jetzt  die  Flüssigkeit  auf,  so 
scheidet  sich  das  Eiweiss  aus,  und  man  erhält 
eine  schnell  filtrirende  wasserklare  Flüssig- 
keit., Dieselbe  wird  auf  dem  Wasserbade  zur 
Sirupsconsistenz  eingedampft  und  mit  abso- 
lutem Methylalkohol  versetzt^ 

Verfasser  konnte  nun  bei  der  Untersuchung 
der  hierbei  entstehenden  Fällung,  sowie  der 
in  Lösung  bleibenden  Producte  feststellen, 
dass  bei  der  Behandlung  von  Stärkeklefster 
mit  Blutserum  thatsächlich  Traubenzucker 
gebildet'  wird.  Nebenher  entstehen  —  und 
zwar  in  verschiedener  Menge  je  nach  der 
Dauer  der  Einwirkung  und  der  Höhe  der 
Temperatur  —  lösliche  Stärke  und 
Dezt'ringemische,  von  welchen  ein  mit 
Jod  sich  braun  färbendes  Dextrin  (P  0  r  p  h  y  r  0 - 
deztrin)  und  ein  mit  Jod  sich  nicht  fär- 
bendes Dextrin  (Achroodextrin)  isolirt 
werden  konnten.  Diese  Deztrin  gern  i  sehe 
drehen  je  nach  ihrer  Zusammensetzung  die 
Ebene  des  polarisirten  Lichtes  mehr  oder 
weniger  nach  rechts  und  zeigen  ein  grösseres 
oder  geringeres  Beductions-  und  Gährungs- 
vermögen.  Th. 

Ber.  d,  D.  ehem.  Ges.  25,  3654. 


V9hw  tino  Beftotian 

auf  Cineol  nnd  Nachweis  desselben 

in  ätherischen  Oelen. 

Ed,  Hirschsohn  machte  bei  Gelegenheit 
einer  Arbeit  über  die  Löslichkeit  des  JodoU 
in  ätherischen  Oelen  die  Beobachtung,  dau 
einige  Oele,  wie  Cajeput-,  Kampher-,  M^r- 
then-,  Wurmsamen-,  Spika-,  Lorbeeren-  nnd 
Eucalyptusöl  die  Eigenthümlichkeit  seigeo, 
Jodol  in  grösserer  Menge  zu  lösen,  um  dann 
in  kurzer  Zeit  einen  krystallinischen  Körper 
auszuscheiden.  Da  alle  obengenannten  Oele 
nach  den  Untersuchungen  von  Wallach  aod 
Anderen  als  hauptsächlichsten  Bestandtheil 
Cineol  enthalten,  so  war  anzunehmen,  das« 
dieser  Körper  die  obengenannte  Erscheinung 
hervorruft,  was  auch  durch  einen  mit  chemisch 
reinem  Eucalyptol  angestellten  Versuch  be- 
stätigt wurde. 

Zur  Gewinnung  des  Körpers  wurde  Jodol 
in  reinem  Eucalyptol  gelost,  wobei  man  rasch 
verfahren  muis,  da  sich  die  Verbindung  schon 
nach  einer  Minute  abzuscheiden  beginnt,  von 
den  ausgeschiedenen  Krystallen  das  über- 
schüssige Eucalyptol  abgegossen  und  die 
Kxystalle  mit  Petroleumäther  gut  abge- 
waschen. Es  wurde  auf  diese  Weise  ein  grau- 
grünlich  gefärbter,  kryst  all  inischer,  vollkom- 
men geruchloser  Körper  erhalten,  der  sich  in 
95proc.  Alkohol  und  in  Aether  ziemlich  leicht 
löst,  und  von  Chloroform  und  Benzol  nur 
schwierig  aufgenommen  wird. 

Die  vorstehende  Reaction  mit  Jodol  läs&t 
sich  nun  zum  Nachweis  von  Cineol  in 
ätherischen  Oelen  sehr  gut  benutzen.  Je  nach 
dem  Werthe  des  Oeles  werden  3  bis  15  Tropfen 
desselben  in  ein  Eeagensgläschen  gebracht, 
0,01  bis  0,05g  Jodol  hinzugefügt,  durch 
Schütteln  zu  lösen  versucht  und,  falls  hierbei 
noch  keine  Lösung  eintritt,  noch  tropfenweise 
von  dem  Gel  hinzugefügt,  bis  eine  klare  Lös- 
ung erhalten  wird.  Hierauf  überlässt  man 
das  Gläschen  während  24  Stunden  der  Buhe. 
Haben  sich  nach  dieser  Zeit  Krystalle  abge- 
schieden, so  giesst  man  das  überschussige  Gel 
ab  und  wäscht  die  Krystalle  mehrere  Male  mit 
Petroleumäther.  Nachdem  der  anhaftende 
Petroleumäther  verdunstet  ist,  werden  einige 
Kubtkcentimeter  Kalilauge  hinzugegeben  und 
bis  zum  Aufkochen  erhitzt,  wobei  sieh,  falls 
die  Krystalle  Cineol  enthalten,  ein  intensiver 
Geruch  darnach  bemerkbar  macht,  Th. 
Pharm.  Zeiischr.  f.  Rusdand  1693 ^  Nr.  4  m.  vV 


13t 


Bestimmang  des  Eiflenfl  im 
Brunnenwasser. 

Das  Wasser  der  Tiefbrannen  ist  bäofig 
eifenhaltig,  nnd  so  tritt  bei  dem  neuerdings 
wieder  mehr  in  dem  Vordergrund  stehenden 
Bestreben,  das  aus  Flüssen  entnommene 
Leitungswasser  durch  solches  aus  Tiefbrunnen 
zu  ersetzen ,  an  den  Analytiker  häufiger  die 
Frage  nach  der  Bestimmung  des  Eisengehaltes 
eines  solchen  Wassers  heran. 

Wenn  wir  nun  auch  im  Rhodankalium  und 
Ferrocyankalium  hinreichend  gute  Reagentien 
auf  Eisen  besitzen,  und  besonders  das  letztere 
Bicb  als  ausserordentlich  empfindlich  erweist, 
80  hält  F.  Gerhard  doch  die  Gallusgerb- 
Bäure  als  Reagens  für  vorliegenden  Zweck 
am  geeignetsten.  Die  Verwendung  derselben 
gewährt  nach  Verfasser  folgende  Vorzüge : 

1.  Sie  ist  ebenso  empfindlich  und  viöileicht 
sogar  noch  etwas  empfindlicher  als  Ferrocyan- 
kalium,  und  man  hat  in  Folge  dessen  selten 
nothig,  das  zu  untersuchende  Wasser  zu  con- 
centriren. 

2.  Die  Reaction  in  Wässern  tritt  auch  ein, 
in  denen  sich  das  EHsea  noch  auf  der  Oxydul- 
stufe  befindet;  es  ist  daher  eine  vorherige 
UeberfÜhning  in  Oxydsalz  nicht  nöthig« 

3.  Die  Färbung  tritt  schneller,  gleich« 
massiger  wid  sicherer  ein,  als  bei  den  anderen 
beiden  Reagentien, 

Um  nun  aber  die  Gerbsäure  zur  colori- 
metrischen  Prfifnng  verwenden  zu  können, 
moss  man  in  der  Weise  arbeiten ,  dass  man 
stets  klare  Flüssigkeiten  erhält.  Venetzt 
man  eisenhaltiges  Wasser  ohne  Weiteres  mit 
Gerbsäure,  so  entstehen  Trübungen  und  miss- 
farbige Niederschläge,  Reactionen>  die  für  den 
vorliegenden  Zweck  nicht  zu  verwerthen  sind. 

Man  nnss  die  Reaction  in  schwach  alka- 
lischer Lösung  vor  sich  gehen  lassen  und  hat 
demnach  einen  Zusatz  von  Salzen  zu  wählen, 
die  die  Fällung  des  Eisens  verhindern.  Zur 
Anstellung  der  Reaction  geeignet  sind  wein- 
saures, citronensaures  Eisen ozyd  und  Eisen* 
DoppelsalzB  der  Pyrophosphorsäure ,  Welche 
doreh  Alkalien  nicht  gefällt  werden.  Von 
den  genannten  Salzen  hat  Gerhard  das  Na- 
triampyrophosphat  für  das  geeignetste  ge- 
halten und  empfiehlt,  wie  folgt,  zu  verfahren: 

1.  Eine  Lösung  von  1  Th.  krystellisirten 

Natrittmpyrophesphats  in  20  Th.  Wasser, 

2.  eine  LÖMing  von  1  Tb.  Tanain  in  20  Th. 

•ehimeliea  Weingeistes, 
Steine  Eisenldsung ,  die  in  jedem  Cubik* 


centimeter  0,1  mg  Eisen  in  der  Form 
von  Eisea-Natriumpyrophosphat  enthält, 
werden  vorräthig  gehalten.  Die  letztgenannte 
Flüssigkeit  erhält  man,  wenn  man  0,898g 
Eisenalaua  und  2,5  g  krystallisirten  Natrium- 
pyrophosphats  in  Wasser  löst  und  zum  Liter 
verdünnt,  oder  indem  man  1  g  der  officinellen 
Eisenehloridflüssigkeit  mit  50ccm  der  obigen 
Natriumpyrophosphatlösung  mischt  und  die 
klare  Flüssigkeit  ebenfalls  auf  1  Liter  bringt. 

Wird  das  an  untersuchende  Wasser  ganz 
friteh  eingeliefert ,  wo  es  noch  klar  ist  und 
das  Eisen  sieh  noch  als  Carbonat  in  gelöstem 
Zustande  befindet ,  so  versetzt  man  100  com 
desselben  sofort  mit  20ccm  der  Löeuag  von 
Natrinmpyrophosphat  und  sodann  mit 6  Trop- 
fen Tanninlösung  (20ecm  Natrinmpyrophos- 
phatlösang  dürften  genügen,  um  selbst  im 
härtesten  Bmnnenwasser,  das  anflUiglieh  sieh 
ausscheidende  Caleiumpyrophosphat  wieder 
zn  lösen). 

Nach  wenigen  Seeunden  ist  die  erwünschte 
constante  Färbung  eingetreten,  nnd  diese 
\rergleicht  man  in  bekannter  Weise  mit  der 
Färbung,  die  eintritt,  wenn  man  100 eem 
eisenfreien  Wassers  mit  20  com  Natriampyro* 
phesphatlÖsuag  und  einer  geringen  Menge 
Eisenlösung  und  Tannin  versetzt. 

Etwas  amständlicher  ist  der  einanschlagen* 
de  Weg,  wenn  (wie  es  wohl  meistens  der  Fall 
ist)  sich  das  Eisen  bereits  ganz  oder  aum  Theil 
abgeschieden  hat.  Dann  schüttelt  znan  das 
Wasser  auf,  bringt  etwa  150  com  in  eine 
Kochflasche,  fügt  lg  Oxalsäure  hinan  und 
erhitzt.  Der  Eisenniederschlag  löst  sich  in 
der  Oxalsäure  sehr  leicht.  Die  noch  heisse 
Flüssigkeit  versetzt  man  nun  mit  einem  Körn- 
chen Kaliumeitrat  (um  eine  Fällung  des  Eisens 
zu  verhindern)  und  darauf  mit  so  viel  reinem 
Calciumcarbonat,  dass  die  Oxalsänre  voll* 
ständig  gesättigt  wird  und  eine  neutrale 
Flüssigkeit  entsteht.  Dieselbe  wird  klar  ab* 
filtrirt  und  zur  Reaction  verwendet. 

Man  fügt  zunächst  wieder  20ecm  Natrium« 
pyrophosphatlösung,  dann  5  Tropfen  Tannin- 
iösung  hinzu  nnd  verfährt  wie  oben. 

Als  Vergleichsflüssigkeit  verwendet  man 
am  besten  eine  Flüssigkeit,  die  man  erhält 
durch  Vermischung  von  100  ccm  Wasser  mit 
20ccm  Natriuaipyrophosphatlösung,  5  Trop- 
fen Tannin  lösnng  und  1  ocm  der  obigen  Eisen- 
lösung. Die  Flüssigkeit  enthält  0,1mg  Fe^ 
entspricht  also  1  mg  Fe  im  Liter,  iTh, 

Ärch,  Pharm,  1892,  Nr,  9,  8.  7tO, 


138 


Sreosotbestimmung. 

Um  eine  quantitative  Bestimmnngr  des 
Kreosots  in  Kreosotprfiparaten ,  wie  PilleD, 
Kapseln  etc.  za  ermöglichen,  benutzte  A, 
Schlicht  die  Eigenschaft  des  Kreosots ,  sich 
dnrch  Aether  ans  wässeriger  Flnssigkeit  aus- 
schütteln zu  lassen  und  den  Unterschied  im 
specifischen  Gewicht  von  Aether  und  Kreosot. 

In  einer  Flasche  Ton  ca.  300  ccm  Inhalt 
ubergoss  Verfasser  eine  gewogene  Menge  von 
Kreosot  mit  100  ccm  destillirtem  Wasser  von 
17»5<^  und  brachte  hierzu  100  ccm  mit  Wasser 
gesättigten  Aether  von  derselben  Tempera* 
tur ,  schloss  die  Flasche  mit  einem  Gummi- 
stöpsel und  durchschüttelte  mehrmals  kräftig 
den  Inhalt  derselben«  Es  theilte  sich  die 
Flüssigkeit  in  ganz  kurzer  Zeit  in  zwei  voll- 
kommen klare  Schichten,  deren  obere  von  dem 
das  Kreosot  enthaltenden  Aether  gebildet  wird. 

Verfasser  bestimmte  in  einer  fieihe  von 
Versuchen  das  specifische  Gewicht  dieses 
kreosothaltigen  Aethers  bei  genau  llfio  qdcI 
fand,  dass  das  specifische  Gewicht  der  äthe- 
rischen Kreosotlosung  in  genauem  Verhält- 
niss  zu  der  angewandten  Kreosotmenge  zu- 
nahm, und  zwar  für  1  g  des  zu  den  Versuchen 
benutzten  Kreosots  um  0,00477.  Diese  Me- 
thode der  Kreosotbestimmung  beruht  also 
auf  denselben  Grundlagen ,  wie  das  Soxhlet- 
sehe  Verfahren  zur  Bestimmung  des  Fett- 
gehaltes der  Milch.  Es  sind  alle  Vorsichts- 
massregeln, die  bei  diesem  Verfahren  nOthig 
sind,  auch  hier  anzuwenden:  Es  muss  immer 
mit  denselben  Flüssigkeitsmengen  und  bei 
derselben  Temperatur  gearbeitet  werden, 
wenn  genaue  Besultate  erzielt  werden  sollen. 
'  Bei  den  vom  Verfasser  gewählten  Mengen 
ton  Aether  und  Wasser  zeigt  eine  Differenz 
von  0,0001  im  spec.  Gew.  0,02097  g  Kreosot 
an.  Die  relative  Genauigkeit  des  Verfahrens 
hängt  von  der  Menge  des  zur  Bestimmung 
benutzten  Kreosots  ab.  Während  die  Differenz 
von  0,0001  im  specifischen  Gewicht  des 
Aethers  bei  der  Verwendung  von  1  g  Kreosot 
erst  2,097  pCt.  der  Gesammtmenge  anzeigt, 
bedeutet  dieselbe  Differenz  bei  5  g  Kreosot 
0,42  pCt.  und  bei  10  g  Kreosot  0,21  pCt. 
der  Kreosotmenge.  Die  Genauigkeit  der  Be- 
stimmung nimmt  zu,  wenn  eine  kleinere 
Aethermenge  zum  Ausschütteln  des  Kreosots 
genommen  werden  kann.  Verfasser  hat  mit 
einem  Kreosot  vom  spec.  Gew.  1,077  ge- 
arbeitet. Durch  weitere  Versuche  will  Ver- 
fasser feststellen,  ob  die  Methode  im  All- 


gemeinen für  Kreosot  zu  verwenden  ist,  wel- 
ches den  Anforderungen  der  Pharm.  Germ.  111 
entspricht. 

Nach  Erledigung  dieser  Versuche  hat  Ver- 
fasser, um  Kreosot  aus  fertigen  Arzneimitteid 
zwecks  seiner  Bestimmung  abzuscheiden, 
Versuche  in  Angriff  genommen,  welche  dar- 
thun  sollen ,  ob  sich  ein  gleiches  Verhalten, 
wie  das  des  Phenols,  mit  Alkalien  Verbind- 
ungen einzugehen,  aus  denen  es  bereits  darcli 
Kohlensäure  wieder  frei  zu  machen  ist,  hier- 
zu verwenden  lässt. 

Verfasser  hat  hierbei  eine  Gesammtverseif- 
ung  ins  Auge  gefasst  und  will  das  Kreosot, 
bez.  seine  Phenole,  also  wohl  in  erster  Linie 
das  Gnajacol,  durch  Kohlensäure  abscheid'U 
und  so  von  den  Fettsäuren  trennen« 

Zunächst  konnte  Verfasser  Folgendes  fest- 
stellen :  Wird  eine  LOsung  von  Kreosot  in 
Alkali  durch  eiiie  genügende  Menge  Na- 
triumcarbon at  zersetzt,  auf  100  ccm  aof- 
gefüllt  und  mit  100  ccm  wasserhaltigem 
Aether  ausgeschüttelt,  so  Hessen  sich  durch 
Bestimmung  des  specifischen  Gewichtes  des 
Aethers  93,4  bis  93,9  pCt.  des  angewendeten 
Kreosots  wieder  auffinden. 

Th.  Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  8,  S.  63. 


Acetyl  -    und    Fropionylverbind- 

ungen  der  p  -  Oxyphenylnrethane 

oder  deren  Aether. 

Genannte  Verbindungen  sollen  einer  von 
E.  Merck  in  Darmstadt  eingereichten  Pa^ 
tentbeschreibung  zufolge  sich  durch  stark 
antipyretische  und  analgetische  Wirkungen 
auszeichnen. 

Die  Darstellung  der  Acetylverbindungen 
geschieht  durch  Acetylirung  der  entsprechen- 
den p-Oxyphenylurethane,  bez.  deren  Aether, 
welche  erhältlich  sind  durch  Einwirkung  voki 
Ghlorkohlensäurealkylester  auf  p  •  Amido* 
phenol,  bez.  dessen  Aether»  Benutzt  man  an 
Stelle  der  Essigsäure ,  des  Essigsäureanhy- 
drids  oder  Acetylchlorids  die  Propionsäure, 
das  Propionsäureanhydrid  oder  das  Pro* 
pionylchlorid,  so  erhält  man  die  entsprechen- 
den Propionylverbindungen. 

Die  letzteren  sowohl  wie  die  Acetylverbind* 
ungen  sind  wohl  charakterisirte ,  gut  kry- 
stallisirende  KOrper,  welche  in  kaltem  Wasser 
schwer  lOslich  sind.  Schon  0,5  g  dieser  Ver- 
bindungen genügen ,  um  die  Fiebertempera- 
tur um  3  bis  40  herabzusetzen. 


139 


Es   sind  bisher  folgende  Yerbiudangen 
dargestellt  worden : 

p-Oxyphenylacetylmetliylurethan: 

X)CH3 
Schmelzpunkt  118  bis  120». 

p-Ozyphenylacetylfithylnrethan, 

Schmelzpunkt  87  Oi 
p-Ozyphenylacetylpropylarethan, 

Schmelzpunkt  85  bis  86  e. 
p-Oxyphenylaeetylisobatylnrethan, 

Schmelzpunkt  91  bis  92  e. 
p^Ozyphenylacetylisoamylnrethan, 
Schmelzpunkt  63  bis  65  o. 
p*Oxyphenylpropionylmethyl- 

urethan:  - 
^^CeH4(0H) 
qq/       CO  .  GHj  .  CHj 

M)CH8 
Schmelzpunkt  86  bis  87». 

p-OxyphenylpropionylpropylurethaDf 

Schmelzpunkt  80  bis  82<>. 
p-Methoxyphenylaeetyläthylurethan; 

C0/^«0.CH3 

NoCjHs 

Schmelzpunkt  60  bis  61<>. 

p-Aethoxyphenylacetylmethyl- 

urethan: 

qq/        CG.CHg 

\0CHg 

Schmelzpunkt  84  bis  86  o. 

p-Aetboxyphenylacetylftthylurethan, 

Schmelzpunkt  95  o. 
p-Aethoxyphenylacetylamylurethan, 

Schmelzpunkt  47  bis  48  o. 
p-Aeihoxyphenylpropionylftthyl- 

urethan: 

nn/        CO.CHg.CHg 


Schmelzpunkt  85  bis  86  ^ 


Th. 


DarBtellang  von  nitrirtenEugenyl- 
.  und  Isoeagenylphenylätherii. 

L&sst  man  fiaganol  oder  Isoengeaoi  bei 
Oegenwart  Von  Alkali  auf  nitrirte  Halogen- 


benzole,  welche  ein  bewegliches  Ualogenatom 
euthslten,  einwirken,  so  ODtsteben  Körper 
FomTyptt«  des  Pbenyläthers  CgH5-.O~.CgH5. 
So  erhält  man  aus  Chlordinitrobenzol  vom 
Schmelzpunkt  50^  und  Eugenol  deoEugepyl- 
dinitrophenyläther  (schwefelgelbe  Nadeln  vom 
Schmelzpunkt  115^),  mit  Isoeugenol  den  Iso- 
eugenyldinitrophenyläther  in  schwefelgelben 
Nadeln  vom  Schmelzpunkt  129  bis  130<>. 

Das  Chlortrinitrobenzol  vom  Schmelzpunkt 
83^  liefert  mit  Eugenol  den  Eugonyltrini-' 
trophenyläther  (gelbe  Nadeln  vom  Schmelz- 
punkt 80  ^)|  mit  Isoeugenol  den  Isoeugenyl- 
trinitropbenylätber  (bernsteingelbe  Nadeln 
vom  Schmeüpunkt  144  bis  146^). 

Die  erw&bnten  Isoeugenol -Verbindungen 
sind  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  Oxy-. 
dationsproducte  liefern,  ans  welchen  sich 
Vanillin  abspalten  lässt.  Ueber  die  Art  dieser 
Abspaltung  sagt  die  vorstehende  Patent- 
anmeldung der  Höcbsfer  Farbwerke  vor  der 
Hand  nichts.  Th, 


IMe  chemische  TTntersndiang  des 
Opiumrauches« 

If«  Mins%an  hat  den  Opiumrauch  einer 
chemischen  Untersuchung  unterzogen.  Be- 
kanntlich wird  das  Opium  der  Raucher 
(chand6o)  aus  dem  gewöhnlichen  Opium  durch 
einen  Gähruqgsprocess ,  den  diese«  durch- 
zumachen hat ,  gewonnen  und  ist  viel  ärmer 
an  Morphium  als  das  Ausgangsproduct. 

IfaiMon  fand  nun,  dass,  wenn  gutes  Bauch* 
Opium  relativ  niedrig  erhitzt  wird  (350^), 
nur  wohlriechende  Stoffe  und  (wahrscheinlich 
durch  den  Wasserdampf)  auch  etwas  Morphium 
sich  verflüchtigen.  Hören  die  Raucher,  wie 
dies  oft  geschieht,  bereits  in  dem  Zettpunkt 
zu  rauchen  auf,  in  welchem  also  die  Erregung 
nur  durch  die  kleine  Menge  des  in  die  Lunge 
gelangten  Morphiums  verursacht  ist,  so  können 
sie  eben  so  gut  ein  hohes  Alter  erreichen,  wie 
massige  Tabakraucher. 

Die  Rückstände  aber,  welche  in  der  Opium« 
pfeife  bleiben  und  als  geringere  Sorte  (dross) 
an  Raucher  verkauft  werden,  geben  erst 
bei  weit  höherer  Temperatur  Destillations- 
producte,  die  giftiger  Natur  sind  und  (u.  a. 
Pyrrol)  Aceton  und  Hydropyridinbasen  ent- 
halten« *  Th, 

Compt.  und,  115  durch  Ber,  d,  D.  ehem.  Ges., 

Eef.  26,  24. 


140 


Tberapeutleclie  HlUtaeilunffeBt 

Heber  die  Anwendung  des 


Nafarituv  sosojodolioam  gegen 
Diphtheritis. 

Nach  Schwarz  (Internat,  klin.  Hundschau 
1892,  Nr.  äl)  ist  das  SoBojodolnatriam  ein 
■pecifisches  Mittel  gegen  Diphtheritis  und 
ähnliche  Erkrankungen.  Er  wendet  das  Mittel 
in  Form  von  Einblasungen  vermittelst  eines 
Zerstäubers  bei  Erwachsenen  und  älteren 
Kindern  unvermischt  an;  für  Kinder  von  3  bis 
5  Jahren  wird  es  mit  Sulfur  sublimatum  2U 
gleichen  Theilen,  für  Kinder  unter  3  Jahren 
im  VerhältnisB  von  Natrium  socojodolicttm 
pulv.  sbt.  1  Th.  und  Sulfur  sublimatum  2  Th. 
gemischt.  Das  SosojodolnatriQm  darf  nur  als 
äusserst  feines  Pulver  verwendet  wenien. 


8. 


lieber  die  Anwendung  des 
Hypnals. 

Ueber  das  Hjpnal  (Ph.  C.  31,  223)  bemerkt 
Fäehne  (Berl.klin.Wochenschr.1893,  Nr.  5), 
dass  es  so  wenig  Geschmack  besitst,  dass  man 
es  in  einfacher  wässeriger  Lösung  1 :  10  geben 
kann ;  nöthigenfalls  kann  man  Sirupus  oorticis 
Auraiitii  odet  eine  aromatische  Tinctur  su- 
setzen;  Die  für  eineA  Erwachsenen  nöthige 
Qabe  beträgt  1,0  bis  1,5  bis  2,0  g  (eventuell 
bis  3,0  g) ;  die  seh  lafm  ach  ende  Wirkung  tritt 
dach  etwa  10  bis  30  Minuten  ein.  Das  Hypnal 
erscheint  als  ein  empfehlenswerthes,  mildes, 
in  vielBn  Fällen  prompt  wirkendes  Schlaf- 
mittel, das  aber  -^^  wie  so  viele  andere  Behlaf 
mittel  —  auch  oft  im  Stiche  lässt. 
•  FUehne  giebt  folgende  Reeeptformeln  für 
die  Venchreibung  4«s  Hjpnals  (Hilch«t)  an : 

1.  Bp.  Hypnall  10,0  g, 
solve  in 
Aquae  destillatae  100,0  g 

oder  statt  dessen 
Aquae  destillatae  80,0  g, 
Sirupi  cort.  Aurantii  20,0  g. 
D.  S.  Abends  einen  Esslöffel  voll  zu  nehmen. 

(Der  „Essl5ffel*S  ^enn  ^  15  ccm,  enthält 
1,5  g  Hjpnal;  falls  die  Wirkung  nicht  ein- 
tritt, ist  nach  einer  halben  Stunde  des  wei- 
teren ein  halber  Esslöffel  voll  zu  geben.) 

IL  Bp.  äypnali  1,0  g, 

dentttr  doses  X. 
8.  Nach  Vorschrift  Abends  ein  bis  zwei  Pulver 

zu  nehmen«  $, 


Dithions. 

Das  unter  dem  Namen  Dithion  verstan- 
dene Qemisch  der  Natron  salze  der  beiden 
Dithiosalicylsäuren  (Ph.  C.  30,  472.  32, 187, 
656),  welches  von  6eTlPiTm%t>T,F.v.Beyden*B 
Nachfolger  in  Radebeul  hergestellt  wird,  findet 
neben  seiner  Anwendung  als  Mittel  gegen 
Rheumatismus  des  Menschen  auch  in  der 
Thierheilkunde  Verwendung» 

Prof.  L,  Haffmann  berichtet  im  Repert.  f. 
Thierheilkunde  1893,  1.  Heft  fiber  die  An- 
wendung des  Dithions  gegen  verschiedene 
Krankheiten  derThiere;  He  seien  nur  erwähnt 
Wunden  verschiedener  Art,  Erysipel^  Brand- 
mauke, Strahlkrebe,  Staupe,  Druse  u.  s.  w., 
bei  denen  das  Dithion  in  5  bis  20  proc.  Lös- 
ung  zur  Irrigation,  als  Streupulver  rein  oder 
zu  5  bis  50pCt.  mit  Stärke  vermischt,  aU 
Salbe  zu  5  bis  10  pCt.  mit  Vaselin  gemischt, 
innerlich  in  Pillenform  (Hunden  0,5  und  täg- 
lich 2  g,  Pferden  10  bis  30  g  auf  einmal  und 
in  einem  Falle  von  Tetanus  einem  Pferde  bis 
90  g  täglich)  mit  Erfolg  angewendet  wurde. 

Das  Mittel  bei  Maul-  und  Klauenseuche, 
gegen  welche  Krankheit  das  Dithion  als 
Specificum  gerühmt  worden  ist,  anzuwenden, 
hatte  Hoffmann  keine  Gelegenheit.  «. 


Znr  Eenntniss  der  Herba  Myrtill. 
bezüglich  der  therapeutisohen  Ver- 
wendung bei  Diabetes  mellitus. 

Von  A.  VoHoinkd, 

Die  Wahrscheinlichkeit,  dass  das  Hetdel- 
beerkraut,  welches  neuerdings  eine  bavorzogte 
Anwendung  gegen  Diabetes  mellitus  findet, 
Traubenzucker  enthalte,  war  sehr  naheliegend, 
und  hat  Verfasser  d^n  Traubenzucker  ans 
üeidelbeerkraut  in  Form  des  Phenylgljkos- 
azons  vom  Schmelzpunkt  204  bis  205  ^  iso- 
liren  können. 

Die  gesammten  Myrtilluspräparate  des 
Handels  enthalten  nun  ebenfalls  in  einem  sehr 
wesentlichen  Procentsatz  (Pillen  z.B.  zwischen 
20  und  30  pCt.)  Traubenzucker.  Bei  den 
Mitteln  liegt  aber  noch  ein  zweiter  Missstand 
vor.  Dieselben  enthalten  nämlich  auch  ein 
seht  leicht  hjdrolisirbares  Kohlehydrat,  und 
ein  solches  dürfte  dem  Organismus  des  Dia- 
betikers nicht  zutfiglioh  sein, 

Yowmkel  war  nun  bemQhti  ein  Ptäparal 


am  Heldelbeeilcraat  kannatetlia,  du  loWolil 
frei  TOD .  Tr&iibeiisDcker  Ut,  nnd  aaa  dem 
«beDfalli  der  gl^koiidieclie  Trauben  lacker 
und  die  leicbt  faydroliairbareo  Eohleb^drat« 
entrenit  sind. 

Var^uer  rerSffentlicbt  iwar  nicbt  dai  Ver- 
fahren, welehee  er  lur  ErUngung  dea  oben 
geileckten  Zieles  einschlug,  bescbreibt  aber 
unter  dem  Namen  ,Eitr.  Hjrtillorum  floidi 
Voswinkel  ohne  redncirende  Wirkung'  < 
nnter  Be  rück  sich  ügnog  obiger  Eiväguogen 
bargestelltea  Präparat  als  eioe  hellbraun  ge- 
färbte FlQssigkait,  »eiche  gleichen  Tbeilen 
de«  Krautes  enlspricbt.  Du  wirkume  Spalt- 
ungsprodnet  des  Olykoside«  gehört  Dach  Ver- 
rtaier  der  ftromatischen  Beihe  an. 

Die  Idee  der  Herstellung  eine*  lolehen  von 
Traabeniucker  und  von  Traubenzucker  lie 
rernden  Körpern  freien  PrKpamtaa  verdient 
alle  Anerkennung  und  letzteres  wird  sich 
■«eifetlos  einbärgem,  kaum  aber  der  etwas 
langafbmige  Name.  Th. 

Pban»  Ztg.  1893,  Nr.  17,  3.136. 


Karbol  -  Vesicatoriani. 

Alt  Ersats  des  Cantbaridenpflaaters,  das 
bei  Kindern  leicht  Erecheinungea  von  Can- 
tbaridin  >  Vergiftung  herrormft ,  empfleblt 
OUivier  in  der  Bev.  de  th^rap.  KarbolsXure. 
Die  Stelle,  an  der  eine  Blase  erzeugt  werden 
soll,  wird  mitteilt  Alkohol  vom  Fett  befreit, 
dann  kreisförmig  mit  Vaselin  beatriehen  und 
nun  die  von  dem  Vaselin  umgebene  Stelle 
mit  einem  Wattebausch  befeuchtet,  der  in 
etDe'LösDng  von  9  Tb.  KarboIiKure  und  1  Tb. 
Alkohol  getaucht  ist.  Nach  einer  Ulnote 
wird  die  flberMhessige  Karbolsäure  mit  Al- 
kohol abgewaiehen  nnd  die  Stelle  mit  Watte 
rerbunden.  Der  anhngs  heftige  Schmers  rer- 
Mhwindet  nach  10  Hinuten  alluiihtich  und 
i"t  geringer  als  bei  Anwendung  von  Cantbari 
denpflaster;  Nierenerscheinungen  treten  nicbt 

>Df.  , 


ZinkdL 

Unter  diesem  .Namen  hat  Lassar  eine 
«eiche,  Meisae  Paste  angegeben,  welche  ans 
einer  Uiichnng  von  Zinkeijd  und  OÜTenSl 
besteht,  die  aiek  durch  grSsteren  oder  ge- 
nngeren  Oebalt  an  Zinkoxyd  dicker  oder 
äWger  machen  Ilsst.  S.  Dreies  verwendet 
Tür  das  Zinköl,   das  liob  bei  verschiedenen 


Hant^feetlonmi,  ntineiitllAEksein,  wlirirtrk. 
•am  enrel*^  folgende  Vorschrjft:  . 

Zlnei  oirdsli ....  dü.Ö,    . 

OUI  Olivanm  .  .  ,  60,0, 

H.  f.  pMta  nollia. 

Di«  fo  erhtlteoe  weicka  Fast»  Uait  «iob 
•ehr  gut  Mit  einam  Tusehpinaal  «uflngsn, 
naekdcm  nan  die  ekiernfttban  Stellen  mit 
Blelwuaer  tob  dm  Seereten  gtrelnigt  nnd 
etwaige  Krusten  abenfalla  damit  anfgevaicht 
und  abgelöst  bat.  Je  nach  dem  Körpartbeil, 
an  dem  daa  Zinköl  aur  YerweDdang  kommt, 
bedient  man  sieb  der  Watte,  der  MuHbiBdeD 
oder  der  Waebsl einwand  aur  Bedeokung. 

Drtws  verwendet  dos  Zinkfil  Boeh  Tpr- 
beugend  gegen  die  l&stige  ekaematöaa  Er- 
kranknng  beo.  Uoeeration  dar  Haut  in  d« 
N«he  von  Wundan ,  die  mit  antiiepliaohBB 
Mitteln  behandelt  (Verden.  t. 

Deutta/ie  Med.- Zig.  . 


Eine  aa*ptiiche  Spritza 

fOr  Einspritzungen  unter  die  Haut 
bat  Dr.  Beck  in  Bern  couelruirt, 
bei  welcher  dadoteb  eine  BerObrt 
ung  der  Lederpackung  des  Kolbens 
mit  der  einsniprttienden  FlUsiig- 
keit  vermieden  wird ,  dass  in  den 
Stiefelrann  ein  hinten  mit  einer 
capi  Ilaren  OeAinng  versehener 
<,  Fl«silgkeitsbebHIter  a  luftdicht 
eingeschoben  ist.  Durch  Lflftung 
der  Schraube  b  kitnn  derselbe 
gegen  einen  anderen  iniserat 
leicbt  ausgewechselt  werden.  Die 
Spritzen,  welche  fSr  1,  2,  10g 
Inhalt  angefertigt  werden ,  sind 
von    0.  Klopfer  In    Bern   tu   be- 


£in  Notbverband 

von  Professor  KSÜkker  in  Leipaig  besteht 
aus  einer  aufgewickelten,  6  m  langen,  8  ooi 
breiten,  aterUisirten  Mnllhinde,  deren  Ab- 
fangsstfiok  (50  bis  76  cm)  mit  Jodoform  oder 
ainem  anderen  antisepUacbsn  Stoff  getrinkt 
und  in  deren  letates  Ende  oin  20qcm  grouea 
Slflck  Quttaperchapapior  eingewickelt  ist. 
Das  Jodoformeude  wird  la  einem  Bausch  an- 
sammengedrSokt,  auf  die  Wunde  gelegt  und 
(nach  Ueberdeeken  des  Gntttperchap^iera) 
mit  dem  übrigen  Bindentbeil  befestigt,    t. 

Deuttehe  Mtd.-Ztg.  1S93,  149.    . 


142 


Versciiiedene  lUitttaeiliiBireii. 


Scopolamini}i|i  hydrochloricum. 

(Ein  nene0  Mydriaticnm.) 

Dieses,   wie  Atropin,  HyosciD  etc.  der 
Omppe  der  Trop^ine  angehörige  Alkaloid, 
ans  der  Wurzel  von  Scopolia  atropoides  dar* 
gestellt,  wurde  von  BäMmann  in  der  opbtbal- 
mologisohen  Praxis  versucht  (Elin.  Monatsbl. 
f.  Augenheilkunde.  Februar.  Mfinchenermed. 
Wochenschr.  Nr.  8,  1893).  Nach  Versuchen 
von  Kohert  war  über  dasselbe  bekannt,  dass 
es  der  Atropinwirkung  entgegengesetzte  Ei- 
genschaften  habe,   so   namentlich   auf  die 
Hirnrinde  nicht,  wie  Atropin,  reizend,  son- 
dern lähmend,  auch  niohtpulsbescbleunigend 
wie  Atropin,  sondern  vielmehr  verlangsamend 
wirke.  Die  praktische  An  Wendung  des  Mittels 
durch  Bählmann  ergab,  dass  dasselbe  als 
Mydriaticnm  und  Antiphlogisticum  alle  an- 
deren   gebräuchlichen   Trop6ine    übertrifft. 
In  der  St&rke  der  mydriatischen  Wirkung 
verhält  es  sich  ähnlich  dem  Hyoscin ,  ohne 
dessen  Nachtheile  zu  besitzen ;  auch  die  lästi- 
gen Nebenwirkungen  des  Atropins  kommen 
ihm  nicht  zu;  es  stört  den  Appetit  nicht,  es 
erzeugt  in  normalen  Dosen  keine  Trockenheit 
im  Hals,  keine  nervöse  Unruhe  mit  Höthung 
des  Gesichtes  und  frequenten  Puls ,  wie  sie 
bei  Atropinbehandlnng  so  häufig  ist.    Das 
Mittel  leistet  daher  vortreffliche  Dienste  bei 
beginnender  Atropinvergiftung,    indem   es 
das  Atropin  mehr  als  ersetzt.   Die  schmerz- 
stillende und  antiphlogistische  Wirkung  steht 
hinter  der  des  Atropins  nicht  zuräck.  In  fünf 
Fällen  von  Hypopyon  wurde  nach  Scopol- 
aminum-Gebrauch  ein  regelmässiges Eleiner- 
werden  beobachtet.    Auf  den  intraocularen 
Druck  wirkt  Scopolaminum  nicht  ein,  wird 
also   auch,  im  Gegensatz  zu  Atropin,  bei 
pathologischer   Steigerung    desselben    ver- 
tragen.   Scopolaminum  wirkt  etwa  fünfmal 
60  stark  wie  Atropin.  Man  wendet  Lösungen 
an  von  1  bis  2  per  Mille  (i/io  bis  i/<^  p(^t.), 
welche  einer  V^-  und  1  proc.  Atropinlösung 
entsprechen.  Am  besten  wirkt  es  in  refracta 
dosi.   BäMmann  erblickt  in  dem  Mittel  eine 
dauernde  Bereicherung  des  Arzneischatzes, 

Wiener  Med.-Bl  1893,  Nr.  9. 

Moosbeeren  -  Eztract. 

Die  Gesellschaft  St.  Petersburger  Drogisten 
in  Hamburg  bringt  neuerdings  den  zu  einem 
dicken  .Extracte     eingedampften    Saft    der 


Fruchte  der  in  Russland  sehr  verbreiteten, 
auch  bei  uns  in  Gegenden  mit  Moorboden 
vorkommenden  Moosbeere,  Vaccininm  Ozy* 
coccos  L.,  in  den  Handel. 

Das  Moosbeeren  -  Eztract  soll  fQr  säuer- 
liche, kühlende  Getränke  Verwendung  finden, 
W02U  man  es  einfach  mit  Wasser  entsprechend 
verdünnt.  Bei  dem  bekannten  grossen  Gehtlt 
der  Moosbeeren  (auch  unserer  Preisselbeereo) 
an  Citronen-  und  Apfels&ure  erscheint  diese 
Verwendung  auch  möglich,  wenn  der  (ans 
nicht  bekannt  gewordene)  Preis  dieses  ge- 
stattet. '  Wie  wir  erfahren,  wird  das  Moos- 
beeren -  Extract  sur  Zeit  in  einigen  Kranken- 
häusern in  der  angedeuteten  Richtung  ver- 
suchsweise verwendet.  $, 


Zum  üeberzuckern  von  Pillen 

giebt  FanU  im  Ph.  Weekbl.  folgendes  auch 
im  Kleinen  verwendbare  Verfahren  an:  Man 
feuchtet  die  gut  getrockneten  Pillen  mit  einer 
Mischung  von  Glycerin  1:2  absol.  Alkohol 
an  und  rollt  sie  dann  in  einer  Pulvermisch- 
UDg  aus  4  Zucker,  2  Tragant  und  1  Stärke- 
mehl. Man  siebt  den  Ueberschuss  ab,  leuchtet 
die  Pillen  neuerdings,  jedoch  stärker  an,  und 
verfährt  nochmals  wie  aogegeben.  Zum  Gla- 
ciren  der  Pillen  fieuchtet  man  sie  mit  GI7* 
cerin  1 : 2  Aetber  gut  an  und  rollt  sie  dann 
in  einem  Gemisch  von  Talk  und  präeip. 
Kreide  ää.  Man  kann  den  Talk,  um  £ftrbige 
Pillen  sa  erhalten,  event.  mit  beliebigem 
Farbstoff  versetzen.  Statt  der  Zuckermisehung 
kann  man  bei  stark  riechenden  Pillen  2  ent- 
öltes Cacaopulver,  2  Zucker  und  1  Tragant 
verwenden  und  sie  dann  mit  einer  dünnen 
Schicht  Cacaofett  überziehen.  —  Nach  Fo- 
macka  gelingt  das  Glaciren  der  Pillen  am 
schönsten  in  der  Weise,  dass  man  sie  in 
einem  Schächtelchen  mit  aerkleinertem  Wall* 
rat  mengt  und  hierauf  rasch  über  einem 
offenen  Feuer  schüttelt.  Der  Wallrat  schmilzt 
hierbei  und  legt  sich  an  den  Pillen  in  einer 
dünnen,  stark  glänzenden  Schicht  an.      g» 

Prager  Pharm,  Runckt^am, 


Ein  nenes  Filtrirmaterial, 

welches  zur  Reinigung  von  Trinkwasser  dienen 
soll,  besteht  nach  Lascar  (Pharm.  Record) 
aus  Jute,  auf  welcher  Bisengallat  nieder- 
geschlagen is).  3, 


143 


Welcher  Kreo60t|peh*lt  IftMt 

Ück  gut  Behiüdkbajrdä  fiUetk 

«laTorMbeb? 

Vofa  Schmidt 'Beerfelden, 

Yerftwsel-  b^oantirort^t  di^se  innige  dahin, 
dftss  eb  edtgpegea  Vielfkeb€ii  tlittdteir^n  Befaati^t- 
UBgen  sehr  wohl  möglich  iet,  KreesotpilleD 
mit  0)1  bie  0,15  g  Rreoset  hersnBtelleo,  ohne 
disi  die  Piileii  alliu  grow  Werden.  Solche 
Belb8t?erfertigte  Pillen  wi^gfett  0,4  bek.  0,6  g, 
üAd  uiiterliegi  es  wohl  keinem  Zweifel,  dass 
sich  diesellHln  immer  noch  besser  oder  doch 
Di«ht  ii«Uig«ir  ^nt  sehtikelieM  lasbeo,  Als  die 
Katneli^. 

Veirtässer  t^eilt  folgende  brauchbare  Vor- 
•chrift  zur  Bereitang  von  Kreosotpillen  mit: 

Ep.  Kreosot!  10,0 

Glycerini  2,0 

Snce.  Liquir.  pulv.  10,0 

Rad.  Liqair.  pulv.  17,0 
iit  f.  t>il.  Nr.  100  k  0,1  Kreosot. 
Oonspetge  rbiz.  Irid.  |)ulv.,    pult.  Cinnli* 

momi  seu  pulv.  Coffea'e  tostäe.    b.  ad 

▼itram. 
Bin  «tirkerer  Kreosotgehalt  bedingt  genin 
äih  entiprechtede  Plus  der  übrigen  Znsftt*e. 
Th,  Apoih.-Zt0. 1898,  Nr.  14,  S.  83. 


AntatAcLin.  Kidkwftsser^Tabletlen. 

Unter  diesem  Kamen  bringt  die  Metcalf- 
eonpanjr  in  Boston  Tabletten  s«r  sofortigen 
B«t«iiiing  «innn  vonehriftsihilteigeii  Kalk* 
«Mets  in  dM  Hkhdel.  kMe  Tabletten  sollen 
onverSnderlicb  und  nicht  hygroskopisch  seih ; 
ihf^  ZusanimensetsMig  ist  in  den  y,«ondelMed 
ettNicts  froin  A>feign  Journals^^  den^Mk  wir 
(Xi^^  Mittheilnng  «tatta^men,  nicht  ange- 
geben, g, 

PftiB-Kkpifrllidt. 

in  der  Pli«1rm.  Ztg.  18^3,  Nr.  2v  B.  17  be- 
i^^Yibt  eilk  UVkg^ttaMtet,  E.,  fb)g«nd«  V^- 
•chrift  rar  den  )^4iÜ-fizpell«1r  tih  die  il6ht1ge : 

tn  eineni  )^kolator  berottei  man  iftine 
Tinetnta  OMpftioi  in  der  Stärke  von  i  TU. 
fVnet.  t3a)[>%foi  Wät  b  Th.  Wbi«g«(«t.  ktt 
WOO  tt.  Amu  tihetür  Itetk«  min  25  g 
Kmf^ef^  60g  L«|aor  Ammon.  camtloi^  lÖ  g 
Ol.  i^siMHttl  «d  5  g  Olv  tk^  hiMQ. 

mtl.  4«bh  tKe  Ph,  €.  M-,  6S  WgVgBboHe 
Vorschrift.  J%, 


Neueste  deutildre  PUt^tofew 

Im  iMimt  linuär  nml  Fekniar  l8M;*i 

Anthentiscb  zasammebgeJ-tellt  von  dem  Patent 
bhreaü  des  Civiiin^ehienrs  Dr.  J)ml.  H.  Ztten'er, 
Bertin,  N.,  Eichen dottfstr.  20,  weither  sich  2U- 
gleich  bereit  erMärt,  d^n  Abonh^nleH  defe  ÖlatVea 
ällgdmeiike  Anfragen  In  Pabehtsabbeh  kostenfVet 

zu  beantworten. 

12.  0.  Hi\.  Y^rfabH^n  zur  Dbtit^lhng  der 
Bisulfitvertihdtrß'fen  d^s  Metliyleij  -  p  -  aniido- 
phenols  und  Methyli^D  p-aniidö-ö-kre^oIh.  de- 
sell<chaft  für  chemisthe  thdudtrie  !ti  Öasel. 

12»  O.  i950.  Verfuhren  ?^ir  DaMellhfi* 
basiÄcher  Disulfidveibindtingtert  (thiurölÄ.)  httd 
von  Salzen  derselben  ans  Alkyldithiobiüretisn. 
Parbenfabrlltien  vorm.  IVtMr.  Ba^er  \t  Go.  in 
Elberfeld. 

12.  P.  <l8ttS.  VetfAhr^n  zur  DarstellUiig  V6A 
Dihydro-p-aethozyantipyrin;  Zusatz  zum  Pa- 
tent Nr.  666112.  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius 
i  Byüning  In  »lachst  a.  M. 

12»  M.  128M«  Verfahreh  zur  Iteii&igilhg  Von 
r^hem  Teloel>:nlfonamid.  t^inna  Dr.  F.  v.  Heyim 
Nabhf.  in  Radubenl  b^  Dresden. 

12.  Ri  7A08i  Terfhhren  zur  DatYtelIiin|^  Von 
DS-t)-ani8)1guanidin  Bo#{e  s^nes  B^ntojldeti- 
vats ;  Zusatz  zum  Patent  Ni-.  60&5O.  S.  D.  EüdH 
in  Berlin,  N.,  Gierichtssttr.  12/18. 

12.  A.  SlOl.   Yerfahreh  cur  HvtrsteUun^  Voi 

Salicylid  rCeH4  l^j  ^\  ^^^ 

Polysalic.ylid  [CaH4JJJ^Ji. 

Actieni^esellsehaft  fftr  Abilitafkbtifcätion  ift  Ber- 
lin, B.O.,  an  der  Trebto#er  Brtteke. 

12.  W.  75^7.  Ver&hren  tur  Abbcheidung  töA 
hydroxylirten  orgitnischen  Korpeirn  auto  Wftssi^fl- 

g^b  Losungen.  Oe#etk«thaft  Mestel  in  Grfib« 
essel  bei  Darmstidt. 

12.  f.  <(821,  YertahrcA  ztir  Darstellung  Von 
Monocfaloraceton.  Dr.  Paul  FttJsch  ifa  LudWijl«- 
hafen  a.  Rh.,  Breiteste.  5. 

l2v  fi.  12üt5.  VerfahlreA  iMt  DarstMlinfr 
von  Chlor -/- oiybenzoesfture  unter  Benutzung 
des  durchPatfent  Nr.  60ÄJ7  g^trchütztefa  Ver- 
fahr'en*.  FIttoa  Dr.  F.  v.  BeyWtn  Na^chf.,  RA^e^ 
beul  bei  Dresden. 

12.  K.  10014.  Verfahren  zur  batsticll^nj^ 
von  einfachen  od^r  g^l&^ischteh  Aethern  der 
F^tt^dhe  taiitteht  aromatischer  Sulfosfturen. 
Ptofessor  frkdr.  Kr&fft  in  Hci^tlbetg,  Ptoeck- 
strasse  88. 

12.  II.1264B.  Btolbstlhftti^  D^sihfections^ 
apparat.  Arthur  Wäptei'  in  BiA^eintz-DiiBAd6fr, 
Iresid'enzBtr.  11. 

12.  H'.  i2l82IK  YerfAhtel^  Vut  Dai%«eUi^ttt 
ton  reinem  Isoeugend.  Firma  Dr.  ^.  v.  Se^aen 
Naebf.  in  fiadebeul  b^i  IheMMi. 

M.  W.  8197.  PiUebmakthit^.  J&tßeph  tt. 
'Witetl,  prak^.  Arzt  ih  PMladelbhik,  U.  8t.  A., 
%3IA  dei-  Yin^ht  AV6hu«  ^nd  OxfordliM^ss«. 


*)  Die  hMrefts  in  ausnhillehirtr  Weise  in  d«^ 
OMitrtilh'aU^  beschriebehen  Paten«abmeldnnjK% 
sind  hier  weggeläBseh  %öH^h.  B^d. 


144 


SO«  IL  9886«  Zentlvber  fSr  ftnttiohe  Zwecke. 
Charles  Lewis  Morshouse  in  Brooklyn. 

%Qm  B*  8684«  Verfahren  snr  Herstellnnff  von 
Verbandstoflen  aas  chenüsch  reiner  Hols-Celln- 
loee.    Firma  E,  jEU^einwäld  in  Nenstadt  a.  d.  H. 

If.  H.  12847.  Verfahren  znr  Darstellnng 
von  /9-Cymidin  ans  den  Onmen  von  Kampher- 
arten der  Formel  GioHi«0,  welche  Metbylketone 
sind.  Firma  Haarmann  dt  Beimer  in  Hole- 
minden. 

18«  H.  12846«  Verfahren  >nr  Barstellang 
von  Monocarbonsftaren,  welche  nach  der  Formel 
C9H,40a  zasammen gesetzt  sind,  von  Dlctrbon- 
sftaren,  welche  der  Formel  G0H14O4  entsprechen, 
sowie  von  Anhydriden  der  le^teren  aas  Eam- 
pherarten.  Firma  Eaarmann  dt  Beimer  in  Holz- 
minden. 

12.  W.  8781«  Verfahren  and  Apparat  zar 
'""^^hscheidang  von  in  Alkohol,  Aether  oder  Chloro- 
form gelösten  festen  oder  flflssigen  Stoffen  ohne 


Verdampfung  des  LOsnogtmittels;  Zusatz  süiq 
Patent  Nr.  57893.  Carl  Weitenkampf  in  Berlin, 
N.O ,  Fliederstr.  15. 

22.  0. 1681.  Verfahren  zar  DarsteUang  ron 
Amidophenol-  and  AmidokresolsalfosAare.  K. 
Oehler  in  OiFenbach  a.  M. 

22.  D.  4870*  Verfahren  znr  DarsteUang  von 
/9-pinaphthyl-m-phenylendiamin.  DaM  dt  Co,  in 
Bannen. 

80.  Jf«  9025*  Theüapparat  ffir  polverfönnlge, 
breiige  und  salbenartige  Massen.  JtUnis  Meyero- 
toitg  aas  EOnig^beig  i.  Pr. ,  zar  Zeit  in  Nieder- 
orschel,  Halle -Caaseler  Bahn. 

80.  Seh«  8098.  Antiseptischer  Wandver- 
schlos?.  Dr.  med.  Joseph  Sdnftidt  in  Berlin, 
Blamenstr.  22,  and  Ifoses  Espen  in  Fhiladelphis. 

76*  L*  7592.  Verfahren  zar  DanteUnng  ron 
Cyanalkalien  bezw.  Erdalkalien;  Zaratz  znm 
Patent  Nr.  63732.  Pierre  Bogatien  Vieomte  de 
LambiÜy  in  Nantes. 


Brief  Wechsel. 


Apaih,  A.  S.  in  San  Casimiro.  Die  Nam- 
mern,  in  denen  das  Kleeblatt  (Somnal,  Anti- 
nervin  and  Naphthalinam  benzolcnm)  behan- 
delt ist,  gehen  in  diesen  Tagen  an  Sie  ab.  — 
Die  Nammer  (82»  Nr.  81^,  in  der  die  Dar- 
stellung eines  j)flanzlichen  Pepsins  (aus 
Ananas)  beschrieben  worden  ist,  geht  Ihnen 
gleichzeitig  zu.  —  Ffir  Uebersendang  des  ame- 
rikanischen Geheiromittels  sauren  wir  Ihnen 
besten  Dank,  wir  werden  dasselbe  untersuchen 
und  in  der  Ph.  C.  darüber  berichten. 

Dr,  0«  L«  in  P.  Die  Bestimmung  des 
Eisens  durch Beduction  mittelst  Thiosuliat  bei 
Anwesenheit  eines  Eupferozydsalzes  und  unter 
Verwendung  Ton  Rhodanat  als  Indicator  nach 
Oudemans  finden  Sie  beschrieben  Zeitschr.  f. 
anal.  Chemie  6,  11^9  und  Fresenius  ^  quantita- 
tive Analyse,  6.  Aufl.  1875,  L,  S.  293. 

Apoth.  H.  yi*  in  Fr«  Wegen  des  Bezugs  von 
Laboratoriums -Geräthen  aus  Alumi- 
nium (Ph.  C.  84,  53)  wenden  Sie  sich  an  die 
Aluminium  -  Industrie  -  Aktien  -  Gesellschaft  in 
Berlin. 

Apoth.  L«  R*  in  K.  Morphiumschrfink - 
eben  werden  Sie  von  den  Finnen  Bach  dk  Biedel, 
von  Poncet,  Warmbrunn  dt  Quilitg,  sämmtlich 
in  Berlin,  beziehen  können. 

M«  in  F*  Hot  Sodawater  (beisses  Soda- 
wasser) wird  das  mit  20  Tropfen  Tinctura  Cap- 
sici  auf  die  halbe  Flasche  versetzte  Sodawasser 

iPh.  C.  84.  100)  deshalb  genannt,  weil  es  in 
i^olge  des  Gehaltes  an  Capsicumbestandth eilen 
im  Munde  Brennen  erzeugt. 

A«  St*  in  Gm.  Ihre  Anfrage  beantwortet 
Herr  Dr.  Waage  in  Berlin  folgen  denn  assen : 

Ob  auslftndische  off.  Pflanzen  bei  uns 
aus  Samen  erzogen  werden  können,  lässt  sich 
nicht  so  allgemein  sagen;  von  den  3  ange- 
führten kommt  Strophantus  hispidus  nur  im 
(möglichst  trockenen)  Warmhause  und  auch 
dort  nur  schlecht  fort.     Cucumis  Colocynthis 

gedeiht    möglicherweise    in    gut   geschütztem 
Üstbeete,  Capsicum  anthuum  ist  dagegen  auch 


im  Freien  in  geschützter  Lage  zu  ziehen,  doch 
werden  die  Früchte  meist  nicht  reif.  Es  giebt 
indessen  frühe  Sorten,  bei  denen  es  möglich 
ist.  Eeimf&hige  Samen  erhalten  Sie  von 
Dammann  dt  Co,,  San  Giovanni  a  Teducoio  bei 
Neapel.  Die  bezQgL  käuflichen  Drogen  sind  fflr  ge- 
wöhnlich nicht  mehr  keimfllhig.  Einlegen  in 
verdünnten  Salmiakgeist  würde  aber  auch  keim- 
fähige Samen  sicher  tOdten.  Vorkeimen  Ifisst 
man  Samen  am  besten  zwischen  dickem,  daa- 
ernd  sehr  feucht  gehaltenem  Pliesspapier  unter 
einer  Glap^locke  oei  25  bis  30®.  Späteres  Be- 
giessen  mit  Nährlösung  ist  mindestens  über- 
flüssig. 

Apoth.  G«  H.  in  D«  Gr6me  Simon  [k  la 
Gljcerine)  besteht  nach  einer  aus  dem  Jahre  1686 
stammenden  Analyse  von  Lohmann  aus  einer 
mit  PatchonliOl  parfümirten  Verreibung  von 
Zinkweiss  und  Specksteinpnlver  mit  Glycerin. 
—  Die  GewichtsYerhfiJtnisse  sind  uns  unbekannt. 

Apoth,  B.  B.  in  Blsaba  (Ungarn).  Ein 
amerikanischer  Zahncement,  welchen  Gatca- 
lowsky  untersuchte,  besteht  aus:  1.,  10  Th. 
orthophosphorsaurem  Zinkozyd,  25  Th.  pyro« 
phosphorsaurem  Zinkozyd,  25  Th.  pyro- 
phosphor saurem  Natron  und  40  Th.  Metapnos- 
phorsäure;  dieses  Gemisch  wird  geschmolzen 
(47<^)   und    die   nOthige   Menge    eines  Pulver- 

gemisches,  bestehend  aus:  2.,  12  Th.  gebrannter 
[agnesia,  88  Th.  Zinkoxyd,  untergemischt ,  so 
dass  eine  Paste  entsteht.  Das  Präparat  (r er- 
be ss  er  te  Phosphatplombe)  ^onH.Entrup 
in  Osnabrück  ist  uns  unbekannt. 

Apoth,  Kl.  in  R.  Als  Geschmackscorrigens 
für  Kreosot  sind  in  neuerer  Zeit  Menthol  und 
Himbeeressenz  zusammen  empfohlen  worden. 
Das  Gemisch  dieser  drei  Stoffe  soll  vor  dem 
Einnehmen  mit  Kaffee  oder  Milch  tüchtig  zu- 
sammengeschüttelt werden. 

Apoth.  M.  in  Sp,  Das  Ph.  C.  84,  70  be- 
schriebene Lamprecht*sti\iQ  Tropf  glas  fertigt 
die  Glasfabrik  Marienhütte  bei  Gnarrenberg, 
Prov.  Hannover. 


Verleger  and  verAntwortlleber  Redactenr  Dr.  B.  Clelsiler  In  Dresden. 


Tribromphenolwismuth 

Beta-Naphtolwismuth  und  andere  Phenolwismuthsalze 

(D.  B.  P.  sngemaldftt) 

—  «.  „Berl.  Klin.  Woehenaohrifl",  Nr.  7,  1893,  p.  162/3  —  durch  den  ar<nidroga«ii- 

b&ndel  iD  haben,   i.  B.  in  25  g-Pfickcheo  nntet  Venchliu«  dnreh  Sieg«)  der  dia  Pripante 

dkrat eilenden  Firm» 

Dr.  F.  von  Beyden  Naobfolger, 

Rndcbeul  bei  Dresden. 


^— •  Brwunscliwclgt  -^^ä — 

Beginn  det  SammarsemestBrs  im  11,  April  1883, 

Programme  nind  unentgeltlich  vom  Secretariate  zn  beliehen. 


Chloroform,  puriss.  Marke  E.  H. 

von  höohiter  Haltbarkeit, 

zuverlKssl^tes  AnSatltetlciim» 

in  den  liranneii  Originalgliurn  der  Fabrik  ja  'U,  '/„  1,  3.  27,  nnd  5  Kilo, 
zu  baiielieD  dmcli  die 

Hedicinal-Droguenhandlungen  Deutschlands 
und  Oesterreich- Ungarns. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 


Hennsgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Rrecheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeiger:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preis ermftssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaetlon:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mltredacteure :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 


Mit 


Dresden,  den  16.  März  1893.  ^,V"UÄ! 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


rnbalt:  Chemie  «nd  Ptaftrmftefe:  Ein  Beitrag  ku  anac^rer  KenntnUg  der  Beziehnngen  zwischen  chetniioher  Gon- 
•titotion  und  therapuntiicher  Wirkung.  —  Hinweis.—  Ueber  die  Wirkung  dei  Eisenoxydes  nnd  Eiienoxydbydmte« 
auf  Rohrzucker.  —  Pharmaceutische  Gesellschaft:  Heber  Pepsin.  Muira  Paama.  Fernsprechapparate.  —  Ueber 
die  Bildung  von  SchwefelsSure  und  Ammonlnmsnlfat  dnrch   brennendes  6teinkoh1«ngaa.  —  Neue  Arzneimittol. 

—  Hinweis.  —  Farbige  Lichtbilder.  —  Hinweis.—  Bfietaer§ohfta.  —  YeraetaledeBe  llitthellaniceii :  Myrrhen  Creme. 

—  PfaoAphatometer.  —   MII  seh  Schützer.  —   Vergiftung  mittelst  Büchsenconserven.   —  Zäh   gewordener  Wein.  — 

Deaiafectionsmfttel.  -  Insectenvortllgungsmittel.  —  Veraammlnngen.  —  BrlefweebteU  —  iBMlgeB« 


Chemie  und  Pbarmacle. 


Ein  Beitrag  zu  unserer 
der    Beziehungen   zwischen    che- 
mischer Constitution   und   thera- 
peutischer Wirkung. 

Von  Hermann  Thoms. 

In  einer  früheren  Arbeit,  welche  in 
Nr.  50,  Jahrg.  32  (1891)  dieses  Blattes 
veröffentlicht  ist,  habe  ich  die  Bedeutung 
der  Amidogruppe  in  den  synthetisch  dar- 
gestellten Arzneimitteln  der  organischen 
Chemie  hervorzuheben  gesucht  und  darauf 
hingewiesen,  dass  wie  die  Amidogruppen 
aaeh  andere  Gruppen  in  den  organischen 
Arzneikörpern  ganz  bestimmte  Wirk- 
ungen zu  entfalten  scheinen. 

Bei  einer  Betrachtung  der  Derivate 
des  Anilins,  beziehentlich  des  Acetanilids, 
gab  ich  der  mehrfach  getheilten  Ansicht 
Ausdruck,  dass  durch  Einführung  von 
besonders  in  Parastellung  befindlichen 
Oxalkyl-  oder  Alkylgruppen  in  den  Ben- 
zolkern die  energische  Wirkung  des  Acet- 
anilids  herabgemildert  werde.  Ich  er- 
innerte hier  an  das  äthoxylirte  Acet- 
aniUd,  das  Pbenacetin,  und  an  das  in 
Parastellung    methylirte    Product,    das 


p-Acettoluid,  welche  Verbind ungea 
dem  Acetanilid  gegenüber  als  schwach 
wirkend  bezeichnet  werden  müssen.  Zu- 
gleich wies  ich  aber  bereits  darauf  hin, 
dass  an  dieser  milderen  Wirkung  ver- 
muthlich  einzig  und  allein  die  Schwerer- 
löslichkeit  genannter  Körper  Antheil 
haben  könne. 

Es  war  für  mich  nun  interessant,  fest- 
gestellt zu  sehen,  welcher  Art  der  thera- 
peutische Effect  bei  einem  anderen  Anti- 
febrile, dem  Antipyrin  ist,  wenn  in 
den  Benzolkern  in  Parastellung  zum 
Pyrazolonring  eine  Oxalkyl-  oder  Alkyl- 
gruppe  eingeführt  wird. 

Die  p  -  Aethoxyverbindung  gewann 
J.  Ältachul  in  der  chemischen  Fabrik 
von  J.  D  liiedd  in  Berlin  (Ph.  C.  33, 
397).  Der  Körper  bildet  einen  in  glän- 
zenden Blättchen,  aus  Essigäther  in 
langen  farblosen  Prismen  krystallisiren- 
den,  leicht  wasserlöslichen  Körper  vom 
Schmelzpunkt  91  ö. 

Das  Tolypyrin,  welches  ich  für  die 
beabsichtigten  therapeutischen  Versuche 
darstellte  und  in  farblosen,  bitter 
schmeckenden  Krystallen  erhielt,  schmilzt 


146 


bei  186  bis  137o.  Der  Körper  ist  in 
Wasser  bei  Weitem  schwerer  löslieh 
(1  Th.  Tolypyrin  löst  sich  in  ca.  14  Th. 
Wasser  bei  15  ^  C.)  als  die  erwähnte 
Verbindung  und  als  Antipyrin.  Zur 
Darstellung  des  Tolypyrins  dient  das  aus 
dem  leicht  rein  zu  beschaffenden  p-Tolui- 
din  hergestellte  p-Tolylhydrazin,  welches 
nach  der  bekannten  Knorr'schen  Me- 
thode mit  Acetessigester  zusammenge- 
bracht und  erwärmt  wird.  Das  so  ge- 
bildete p-Tolylmethylpyrazolon  methylirt 
man  sodann  im  Autoclaven  mit  Hilfe 
von  Methyljodid  und  Methylalkohol. 
Knorr  hat  diesen  Körper  bereits  frtiher 
dargestellt  und  in  den  Ber.  d.  D.  ehem. 
Ges.  XVII,  549  als  Toludimethyloxychi- 
nizin  (der  alten  Auffassung  entsprechend) 
vom  Schmelzpunkt  137^  erwähnt.  Dem 
Körper  ist  eine  weitere  Beachtung  indess 
nicht  geschenkt  und  seine  therapeutische 
Prüfung  anscheinend  nicht  vorgenommen 
worden. 

Von  den  beiden  Körpern,  welche  Herr 
Dr.  P.  GuUmann,  Director  des  städtischen 
Krankenhauses  Moabit,  auf  meinen  Wunsch 
einer  therapeutischen  Prüfung  freundlichst 
unterzog,  erhielt  das 

p-Aethoiyphenyldimethyl- 
pyrazolon: 
OC2H5     (1) 

I 
C6H4 


N  (4) 

/\ 
CH3.N      CO 

I        I 
CH30  =  CH 

die  Bezeichnung  Paraantipyrin,    und 

dem 

p-Tolyldimethylpyrazolon: 

CH3      (I) 


N  (4) 

CIIo.N      CO 

I        I 
C  H3  .  C  =  C  H 

wurde  der  Name  Tolypyrin  (Ph.  C.  33, 

715)  gegeben. 

Die  seitens  Herrn  Directors  Pr.  Guit- 


mann  mit  beiden  Körpern  angestellten 
Thierversuche  ergaben  zunächst,  dass  bei 
der  subcutanen  Injection  einer  wässerigen 
Lösung,  die  1  g  der  Aethoxyverbindimfl: 
enthielt,  Kaninchen  unter  sehr  schweren 
Erscheinungen  erkrankten.  Es  traten 
krampfhafte  Zuckungen  ein,  die  Atbem- 
bewe^ungen  waren  stark  beschleunigt, 
das  Thier  lag  wie  leblos  auf  der  Seite 
und  erholte  sich  erst  nach  24  Stunden. 
Die  Fresslust  kehrte  erst  nach  längerer 
Zeit  wieder.  Wie  Controlversuche  zeig- 
ten, wurden  subcutan  injicirte  Lösungen, 
die  1  g  Tolypyrin  enthielten,  von  Ka- 
ninchen ohne  irgend  eine  krankhafte 
Erscheinung  in  gleicher  Weise  gut  ver- 
tragen, wie  1  g  haltende  Antipyrinlös- 
ungen. 

Das  mit  der  Aethoxyverbindung  er- 
haltene Vergiftungsbild  zeigte  sich  dann 
weiter  bei  den  Versuchen  am  Menschen. 
Herr  Director  Guttmann  hat  die  Aethoxy- 
verbindung bei  5  Frauen  und  4  Männern, 
die  an  Erysipel,  Phlegmone,  Bronchitis, 
Herpes  u.  s.  w.  erkrankt  waren,  in  kleinen 
Dosen  und  unter  grosser  Vorsicht  in 
Anwendung  gebracht.  Hierbei  stellte 
sich  heraus,  dass  schon  in  Gaben  von 
V4  l>is  Va  g  4  bis  6  mal  täglich  oft  schon 
nach  dem  ersten,  meist  nach  dem  zweiten 
und  dritten  Pulver  bei  fast  allen  Patien- 
ten folgende  Krankheitserscheinungen  auf- 
traten: Schwindelgefühl,  üebelkeit,  Er- 
brechen, Kopfschmerzen,  starke  Hitze, 
Wadensehmerzen,  Schlaflosigkeit. 
Die  Urinmenge  war  in  einem  Falle  ver- 
mehrt, in  zwei  Fällen  vermindert,  Drang 
zum  Urinlassen  und  Stuhldrang  in  mehre- 
ren Fällen,  in  zwei  Fällen  Eiweiss  im 
Harn.  Nach  24  Stunden  sind  die  Be- 
schwerden meist  verschwunden,  in  zwei 
Fällen  dauern  sie  bis  zu  Ende  des  zwei- 
ten Tages. 

Aus  diesen  klinischen  Versuchen  er- 
giebt  sich  die  bemerkenswerthe  Tbat- 
sache,  dass  durch  Einführung  einer 
Aethoxygruppe  in  den  Benzolkern  in 
ParaStellung  zum  Pyrazolonring  nicht» 
wie  man  vielleicht  erwarten  konnte,  eine 
abgeschwächte  Wirkung  des  Antipyrins 
erzielt  wurde,  sondern  dass  im  Gegen- 
theil  ein  sehr  stark  wirkender  Körper 
entstand,  dessen  Verwendung  im  Arznei- 
sehatz aussichtslos  erscheint. 


147 


Ganz  abweichend  war  das  klinische 
Bild  beim  (iebrauch  des  Tolypyrins. 
Herr  Director  Guttmann  hat  seine  Er- 
Mrungen,  die  er  aiit  diesem  Körper  auf 
Urund  einer  längeren  Versuchsreihe  ge- 
wonnen hat,  in  einer  Arbeit  niedergelegt, 
welche  er  in  der  am  8.  März  d.  J.  statt- 
gehabten Sitzung  der  berliner  Medi- 
cinischen  Gesellschaft  vortrug. 

(xiUtmann  ist  zu  dem  interessanten 
Kesultat  gelangt,  dass  die  in  dem  Benzol- 
keru  in  Farastellung  zum  Pyrazolonring 
enthaltene  Alethylgruppe  keineswegs  einen 
lür  den  thierischen  oder  menschlichen 
Organismus  schädigenden  Einfluss  be- 
dingt, sondern  im  tiegentheil,  dass  selbst 
grosse  Gaben  Tolypyrin  sich 
von  Nebenwirkungen  ganz  frei 
zeigten,  und  zwar  nicht  bloss  bei  ein- 
maliger Anwendung,  sondern  bei  täg- 
lichem Gebrauch  in  Dosen  von  4  g  pro 
die  während  längerer  Zeit.  Guttmann 
berichtet  von  einem  Polyarthritiker,  der 
innerhalb  38  Tagen  146  g  Tolypyrin  ein- 
genommen hat,  ohne  irgend  eine  schäd 
Jiche  Nebenwirkung  zu  verspüren.  Dieses 
völlige  Freisein  jedes  schädigenden 
Jtiinllusses  sprach  für  die  Ansicht,  dass 
die  Methylgruppe  eine  abmildernde  Wirk- 
ung geäussert  üabe.  Vergleichende  Ver- 
suche zwischen  Tolypyrin  und  Antipyrin 
zeigten  aber,  dass  das  Tolypyrin  sowohl 
in  Bezug  auf  die  Stärke  seiner  Wirkung 
als  in  Bezog  auf  die  Art  seiner  thera- 
peutischen Eigenschaften  dem  Antipyrin 
vollständig  gleichwerthig  ist.  Ja, 
in  einigen  Fällen  konnte  Guttmann  mii 
4  g  Tolypyrin  dasselbe  erreichen  wie  mit 
t)g  Amipyrin.  Tolypyrin  wirkt  in  der 
bosis  von  4g  zu  lg  in  1  stündlichen 
Zwischenräumen  sehr  stark  antipyretisch. 
l:is  wirkt  wie  das  Antipyrin  sehr  günstig 
bei  acutem  Gelenkrheumatismus,  ebenso 
gegen  Schmerzen  verschiedener  Ursachen, 
insbesondere  auch  gegen  Kopfschmerzen. 

Aus  vorstehenden  V  ersuchen  kann  man 
die  Thatsache  folgern,  dass  durch  Ein- 
luhrung  einer  Methylgruppe  in  das 
Antipyrinmolekül  keineswegs  eine  ab- 
schwächende, sondern  eher  noch  eine 
verstärkende  Wirkung  erzielt  wurde. 

Diese  Annahme  gewinnt  an  Berechtig- 
ung, wenn  man  sich  daran  erinnert,  dass 
die  Kresüle,   welche  ja  auch  nur  durch 


eine  Melhylgruppe  von  dem  Phenol  unter- 
schieden sind,  dennoch  eine  stärkere  anti- 
septische Wirkung  entfalten  als  dieses. 

Wenn  nun  aber  bei  dem  Tolypyrin 
trotzdem  schitdliche  Nebenwirkungen  voll- 
ständig ausgeschlossen  waren,  so  liegt 
das  wahrscheinlich  daran,  dass  der  Körper 
vermöge  seiner  schwereren  Löslichkeit 
vom  Organismus  langsamer  absorbirt  wird. 

Aus  dieser  Mittl^eilung  geht  hervor 
und  wird  von  Neuem  bestätigt,  dass  eine 
Abänderung  der  Wirkung  bestimmter 
Arzneikörper  durch  Einführung  gewisser 
Gruppen  nicht  immer  durch  diese  allein 
bedingt  ist,  sondern  dass  ein  wesentliches 
Moment  hierbei  die  dadurch  abgeändert 
ten  Löslichkeitsverhältnisse  bilden  und, 
damit  im  Zusammenhang  stehend,  die 
schneller  oder  langsamer  erfolgende  Ab- 
sorption durch  den  Organismus.  Auch 
ist  die  durch  das  Vorhandensein  der- 
artiger Gruppen  im  Organismus  sich  voll- 
ziehende anderweitige  Spaltung  des  be- 
irefifenden  Arznei  körpers  in  Berücksichtig- 
ung zu  ziehen.  Aus  diesen  Einzelheiten 
setzt  sich  der  therapeutische  Effect  zu- 
sammen. Zu  seiner  Beurtheilung  darf 
man  daher  nicht  einseitige  Gesichtspunkte 
aufstellen  wollen. 


lieber  gmumiartiire  Stoffe  und  die  Pec» 
tinkörper.  i'.  Garros  (Bull.  soc.  chim.  7,  62ö. 
nach  her.  d.  D.  ehem.  Ges.  Ref.,  25,  946}  hat 
festgestellt,  dass  das  Arabin  des  arabischen 
Gummis  und  die  lösliche  Substanz  des  Eirach'* 
gummis  nicht  identisch  sind.  Giesst  man 
nämlich  eine  z&be,  kaum  bewegliche  Arabia- 
löBung  auf  concentrirte  Schwefelsäure,  so  wird 
das  Arabin  unlöslich.  Der  dem  Arabin  ent- 
sprechende Bestandtheil  des  Eirschgummis,  vom 
Verfasser  Gera  bin  genannt,  geht  unter  diesen 
Umständen  in  einen  Zucker  Aber.  Auch  wird 
Cerabin  von  basischem  Bleiacetat  direct  ge- 
fällt. Das  unlöslich  gewordene  Arabin  ist  von 
dem  unlöslichen  Bestandtheile  des  Kirsch- 
gummis,  dem  Cerasin,  gleichfalls  verschieden. 
Üeberliess  man  Kirschgummi  in  einer  mit 
Walser  wohl  gefüllten  und  mit  Watte  ver- 
stopften Flasche  sich  selbst,  so  war  es  nach 
U/t  Monat  völlig  gelöst.  Ein  Bodensatz  be- 
stand aus  einem  stickstoffhaltigen  organischen 
Fermente.  Dieses  bewirkt  die  Auflösung  des 
Cerasins,  durch  Kochen  wird  seine  Wirkung 
aufgehoben.  Dasselbe  Ferment  löst  das  Gummi 
des  Pflaumenbaumes,  ist  aber  ohne  Wirkung 
auf  das  durch  Schwefelsäure  unlöslich  gewordene 
arabische  Gummi  Auch  Pectin  wird  durch 
concentrirte  Schwefelsäure  in  einen  Zucker  um- 
gewandelt, welcher  den  Namen  Pectinose 
erhielt    '  TU* 


148 


Ueber  die  Wirkung  des  Eisen- 
oxydes undEisenoxydhydrates  auf 

Bohrzucker* 

Von  Dr.  Schaehtrupp,  Apotheker  in  Landsborg 
und  Dr.  M,  Spunt,  Chemiker  in  der  Zacker- 

l'abrik  das'lbst. 

Schon  seit  längerer  Zeit  bat  man  in 
Zuckerfabriken  die  Einwirkung  des  Brüten- 
wassers  auf  die  eisernen  Kessel  in  der 
Weise  bemerkt,  dass  die  Wände  der 
Kessel  angegriffen  werden  und  Eisen  in 
dem  etwas  Zucker  enthaltenden  Wasser 
gelöst  ist.  Bei  der  wiederholten  Unter- 
suchung des  Kosseiwassers  der  Zucker- 
fabrik in  Landsberg  wurde  von  uns  stets 
gelöstes  Eisen  nachgewiesen. 

Es  lag  nahe,  dass  das  im  Kesselwasser 
gelöste  Eisen  auf  den  gleichzeitig  vor- 
handenen Zucker  eine  chemische  Wirk: 
ung  ausüben  würde. 

Um  letztere  festzustellen,  wurden  von 
uns  eine  Beihe  von  Versuchen  ausgeführt, 
die  die  für  die  Technik  und  Wissenschaft 
wichtige  Wirkung  des  Eisenoxydes  und 
Eisenoxydhydrates  auf  Rohrzucker  lösen 
sollte.  Wir  legten  uns  folgende  Fragen 
zur  Beantwortung  vor: 

I.  Wirken  die  genannten  Eisensauer- 
stoff-Verbindungen in  der  Weise  aul 
Bohrzucker,  dass  letzterer  dadurch  ver- 
ändert resp.  invertirt  wird? 

Entsteht  dabei  gleichzeitig  ein  Eisen- 
saecharat? 

iL  Unter  welchen  Bedingungen  findet 
die  unter  I  bezeichnete  Wirkung   statt? 

III.  Ist  es  möglich,  mittelst  der  ge- 
nannten Eisen  Verbindungen  Bohrzucker 
vollständig  zu  invertiren? 

IV.  In  welchen  quantitativen  Verhält- 
nissen löst  sich  das  Eisen  in  der  Bohr- 
zuckerlösung auf? 

Zunächst  wurden  folgende  qualita- 
tive Prüfungen  ausgeführt: 

A.  Versuche  mit  neutraler  Zucker- 
lösung. 
In  drei  200  cem  fassende  Kolben  wur- 
den je  5,  10  und  20  g  Bohrzueker,  in 
je  100  ecm  Wasser  gelöst,  gebracht, 
etwas  Eisenoxyd  (Ferrum  uxydat.  fus- 
cum)  hinzugefügt,  mit  Büektiussküliler 
verbunden,  Z — 8  Stunden  auf  freiem  Feuer 
gekocht  und  filtrirt. 


a)  Mit  Kalilauge  oder  Soda  bräunte 
sich  die  Flüssigkeit. 

b)  Mit  Fehlingscher  Lösung  schied 
sich  beim  Kochen  sofort  Kupferoxydul  aus. 

c)  Amraoniakalische  Silberlösung  wurde 
reducirt. 

d)  Weinsaure  alkalische  Wismutlösung 
schied  Wismutmetall  als  schwarzen 
Niederschlag  ab. 

e)  Beim  Abdampfen  der  Zuckerlösung 
auf  dem  Wasserbade  bildete  sich  eine 
sirupartige  Masse. 

f)  Auf  Zusatz  von  Schwefelaramonium 
fallt  Schwefelersen  aus,  ein  Beweis,  dass 
Eisen  gelöst  war. 

Alle  diese  Beactionen  zeigen,  dass  ans 
Eisenoxyd  in  neutraler  Lösung  den  Bohr- 
zueker in  Invertzucker  verwandelt 
und  sich  dabei  in  dem  Zucker  auflöst, 
indem  sieh  ein  Eisensaccharat  bildet. 

Das  abfiltrirte  Eisenoxyd  aus  den  drei 
Kolben  wurde  mit  Wasser  ausgewaschen, 
abermals  mitZucker  gekocht,  der  wiederum 
in  Invertzucker  verwandelt  wurde. 

B.  Versuche  mit  alkalischer  Zucker- 
lösung. 

Die  oben  genannten  drei  Kolben  wur- 
den mit  je  5  g  reinem  Eisenoxyd, 
13,026  g  raffinirtem  Zucker  von  99,6» 
Polarisation  und  100  ccm  deslillirtem 
Wasser  beschickt  und  in  den  einen  Kol- 
ben .*>  ccm  Kalilauge  von  1,253  spec.Gew., 
in  den  zweiten  3  g  doppeltkohlensaun»s 
Natron  und  in  den  dritten  3  ccm  Salmiak- 
geist von  0,960  spec.  Gew.  gegeben. 

Als  der  Zucker  sich  gelöst  hatte,  wur- 
den die  Kolben  durch  Uummistöpsel  mit 
dem  Büekflusskühler  verbunden  und  drei 
Stunden  auf  freiem  Feuer  gekocht. 

Nach  dem  Abkühlen  wurde  das  Filtrat 
den  oben  angeführten  qualitativen  Prüf- 
ungen unterworfen  und  dabei  festgestellt, 
dass  weder  eine  Lösung  des  Eisens 
noch  eine  Invertirung  des  Zuckers 
stattgefunden  hatte.  Das  abfiltrirte  und 
bei  120^0.  getrocknete  Eisenoiyd  hatte 
keine  Gewichtsveränderung  erlitten. 

I>ei  den  Versuchen  mit  Eisenoxvd- 
hydrat  ergab  sich  die  überraschende 
Thatsache,  dass  weder  in  neutraler  noch 
alkalischer  Zuckerlösung  eine  Invertirung 
noch  eine  Bildung   von   Eisensaccharat 


Das  Filtrat  gab   folgende  Beactionen:  eingetreten  war.    Es  verhalten  sich  also 


149 


Eiseoojyd   und   Eisenoxydbydrat   vdliig 
verschieden  ^egen  ZaekerlOsmig. 

Quantitative  Prüfung. 
Die  von   uns  bei  den  Analysen  ange- 
wandten Methoden  waren  folgende: 

1.    Etsenbestimmung. 

Eine  beslinomte  Mesge  der  Zucker- 
lösuDg  wurde  in  einer  Koehflasche  mit 
Salmiak  und  Schwefdammoninin  ver- 
setzt,*) die  Flasche  mit  Wasser  gefüllt, 
verseblosseii  und  zum  Absetzen  des 
Niederschlages  an  einen  warmen  Ort 
gestellt. 

Der  letztere  wurde  durch  Dekantiren 
und  schliesslich  auf  dem  Filter  mit  sal* 
miakhaltigem  Wasser  ausgewaschen. 

Den  Niederschlag  mit  Filter  behandelten 
wir  in  einem  Becberglase  mit  Salzs&nre, 
verdampften  die  Eisenlösung,  bis  der 
Geruch  nach  Schwefelwasserstoff  ver- 
seb wunden  war,  oxydirten  mit  Salpeter- 
säure und  fällten  heisa  mit  überschüssigem 
Ammoniak.  Das  gefällt<iEisenoxjdhydrat 
wurde  nach  dem  Auswaschen  und  Trock- 
nen geglQhl;  und  als  Eisenoxyd  gewogen. 

t.  Bestimmung  des  Invertzucker. 
Der  Invertzucker  wurde  mit  der  Feh- 
/m.<7'schen  Lösung  nach  der  AUihnscthen 
Methode  bestimmt  und  nach  Mnissrs 
Tabelle  f&r  Lösung  von  reinem  Invert- 
zucker berechnet.  (Fresenms'  quantita- 
live  Analyse,  Band  2,  Seite  595  bis  600.) 

Analysen. 

Alle  Analysen  sind  auf  100  Gewichts- 
tlieile  von  dem  angewandten  Zucker  be- 
rechnet, der  in  lOOccra  Wasser  gelöst, 
•i  Stunden  mit  Eisenoxyd  am  Rttckfluss- 
kfihler  gekocht  wurde. 
I.  Zucker  5  g. 

Eisenoxyd  2,514  g. 
Eesultat : 
Invertzucker  82,11  pCt. 
Eisenoxyd  0,73  pCt. 
Rest  Eohrzocker. 
II.  Zucker  13,024  g. 
Eisenoxyd  8,174  g. 
Besultat: 
Invertzucker  59,69  pCt. 
Eisenoxyd  1,02  pCt. 
Best  Eohrzucker. 

*]  Sollte  die  FäTIang  des  Eisens  bei  Gegen- 
wart 7on  7jVtckeT  eine  vollstÄndige  sein?  Btd. 


III.  Zucker  5  g. 
Eiaenoxyd  3,385  g. 

Besultat : 

Invertzucker  93,71  pCt. 

Eisenoxyd  6,003  pGt. 
Polarisirt  0,6  links. 

IV.  Zocker  10  g. 
Eisenoxyd  4,021  g. 
Wasser  150  g. 

Besultat: 
Invertzucker  91,14  pCL 
Eisenoxyd  538  pCt. 
Best  Bohrzucker. 
V.  Verwandt    wurde    das    abfiltrirte 
Eisenoxyd  des  vorigen  Versuchs 
und  5  g  Zucker. 
Besuftat : 
Invertzucker  90,71  pCt. 
Eisenoxyd  5,81  pCt. 
Best  Bohrzucker. 
Die  Ergebnisse  unserer  Untersuchungen 
fassen  wir  nochmals  in  den  folgenden 
Punkten  zusammen: 

1.  Auf  Bohrzucker  wirkt  nur  Eisen- 
oxyd, nicht  sein  Hydrat  invertirend.  Das 
Kisenoxyd  löst  sich  nicht  direct  im  Bohr- 
zucker, sondern  erst  dann,  wenn  ersteres 
den  letzteren  invertirt  hat.  Es  bildet  sich 
dann  Eisensaceharat. 

2.  Die  Wirkung  des  Eisenoxydes  auf 
Bohrzucker  findet  nicht  in  alkalischer 
Lösung  statt. 

3.  Es  ist  möglich,  mit  Eisenoxyd  in 
neutraler  Lösung  eine  vollständige  Inver- 
timng  des  Bohrzuckers  durchzuführen. 

4.  Je  mehr  Invertzucker  sich  bildet, 
desto  mehr  Eisen  wird  unter  Bildung 
von  Eisensaceharat  gelöst. 

5.  Die  Intensität  der  Invertirung  ist  ab- 
hängig von  der  Concentration  der  Zucker- 
lösung und  der  Menge  des  Eisenoxydes. 

Es  ist  wahrscheinlich ,  dass  die  dem 
Eisenoxyde  correspondirenden  Ses(j[ui- 
oxyde  (z.  B.  Chromoxyd,  Thonerde,  Nickel- 
oxyd, Kobaltoxyd  etc.)  und  die  dem  Eohr- 
zucker verwandten  Zuckerarten  (z.  B. 
Milchzucke] ,  Maltose  etc.)  gleiches  oder 
ähnliches  Verhalten  zeigen. 

Wir  behalten  uns  die  weiteren  Versuche 
in  dieser  Eichtung  vor  und  werden,  wenn 
positive  Besultate  erzielt  werden  sollten, 
später  in  dieser  Zeitschrift  berichten. 

Landsberg,  Keg.-Bez.  Merseburg,  Febr.  1893. 


150 


Pharmaceutische  Oesellschaft 

Sitzung  am  Donnerstag,  den  2.  Mfirz  1893. 

Der  Yorsitzendo  hielt  bei  Beginn  der 
Sitzang  eine  Gedächtnissrede  auf  den  am 
19.  Februar  dieses  Jahres  verstorbenen  lang- 
jährigen Vorsitzenden  des  Deutschen  Apo- 
thekervereins  SenatorDr.  Christian  Brunnen - 
gräber  und  hob  dessen  Bedeutung  für  die 
deutsche  Pharroacie  hervor. 

Die  Reihe  der  wissenschaftlichen  Vor- 
träge des  Abends  eröffnete  sodann  Herr 
Dr.  L,  Friedländer: 

lieber  Pepsin. 

Redner  wandte  sich  gegen  die  Ausfuhr- 
ungon,  welche  in  der  Pebruarsitzung  (Ph.  C. 
34,  92)  seitens  Dr.  Friedr.  Witten  gemacht 
waren,  und  sprach  sich  zunächst  dahin  aus, 
dass  er  (Redner)  die  Prüfungs Vorschrift  der 
Pharmakopoe  durchaus  nicht  gemildert  wis- 
sen wolle.  Im  Gegentheil  wäre  in  der  Forder- 
ung vollständiger  Peptonisation  d«s  verwen- 
deten Ei  weisses  eher  eine  Verschärfung  zu  er- 
blicken. Die  Missstände  der  jetzigen  Methode 
findet  Redner  einmal  in  der  selbst  bei  Zu- 
hilfenahme eines  Siebes  wechselnden  Zer- 
kleinerung des  Eiweisses,  andererseits  in  der 
unbestimmten  Zahl  der  Umschüttelangen,  die 
während  der  Prüfungsstunde  vorgenommen 
werden.  Beide  Momente  sind  jedoch  für  den 
Ausfall  der  Untersuchungen  von  grösster 
V^ichtigkeit.  Um  diese  Fehlerquellen  zu  ver- 
meiden, hat  Fme^tönier  vorgeschlagen,  flüs- 
siges Eiweiss  anzuwenden,  die  Temperatur 
auf  50^  C,  die  Dauer  der  Einwirkung  auf 
6  Stunden  festzusetzen  und  auf  die  erfolgte 
Peptonisation  mit  Salpetersäure  zu  reagiren. 

Was  die  erreichbare  Stärke  der  Pepsine 
betrifft,  so  habe  Friedländer  mit  der  Zahl 
1  :  4000  nicht  den  überhaupt  möglichen 
Stärkegrad  angeben  wollen.  Thatsächlich 
habe  er  bereits  vor  7  Jahren  von  den  Herren 
JParke^  Davis  <&  Co.  -Detroit  das  Muster  eines 
Pepsins  von  der  Stärke  1  :  5000  erhalten. 
Seit  jener  Zeit  hätten  diese  Herren  noch  viel 
stärkere  Pepsine  darzustellen  verstanden, 
und  Friedländer  besitze  Muster  1  :  20000. 
Damit  wäre  aber  nicht  gesagt,  dass  es  nicht 
noch  stärkere  Pepsine  gäbe.  Alle  diese  Prä- 
parate wären  klar  löslich,  geruchlos  und 
nicht  hygroskopisch. 

Friedländer  steht  persönlich  der  Darstell- 
ung, bez.  Bewerthung  derartiger  Pepsine  sehr 
skeptisch  gegenüber.    Ueber  ein  absolut 


reines  Product  hinauszugehen  ist  unm^^g- 
lieh.  Die  immer  höher  bezeichneten  Stärke- 
grade erscheinen  Friedländer  willkürlich  und 
sind  ihm  nur  ein  Beweis  für  die  Regeneration 
des  Pepsins  bei  der  Verdauung.  Diese  Re- 
generation aber  ist  ihm  ein  Fingerzeig  dafür, 
dass  es  möglich  ist,  mit  kleinen  Mengen 
wirklich  reinen  Pepsins  unberechenbare 
Mengen  Eiweiss  zu  verdauen,  vorausgesetzt, 
dass  man  die  Störung  der  Molekularbewegang 
in  Folge  Zunahme  der  Concentration  der 
Verdauungsflüssigkeit  durch  weiteres  Ver- 
dünnen beseitigt. 

Der  zweite  Vortrag  des  Abends  betraf  eine 
Einsendung  des  Herrn  Dr.  H,  Kleesattel- 
Neu -Ulm  über 

Muira  Paama^ 

welche  Arbeit  von  Herrn  Dr.  /.  Holfert  re- 
ferirt  wurde. 

Muira  Puama  bezeichnet  eine  aus  Bra- 
silien  stammende  Droge  (Stämmchen    und 
Wurzeln),  die  in  ihrem  Heimathlande  einen 
ausgezeichneten  Ruf  als  Heilmittel  geniesst. 
Im  Handel  ist  dieselbe  noch  nicht  erschienen, 
wohl  aber  wurde  die  Droge  vor  nichtzu  langer 
Zeit  durch  E.  itfi$rc^ -Darmstadt  auch  bei  uns 
eingeführt  und  durch  Prof.  Qoll  in  Zürich 
auf    ihren    medicinischen    Werth    geprüft. 
Hieraus    geht  hervor,    dass  die   Droge  ein 
mildes  Tonicum   ist,    das   auf  Gehirn    und 
Rückenmark  anregend  wirkt,  ohne  zu  schaden. 
Als  sog.  Aphrodisiacum  passt  Muira  Puama 
nur  in  einzelnen  Fällen  gegen  Impotenz,  eine 
Nervenschwäche,  die  manchmal  schwierig  zu 
beurtheilen  und  öfter  fast  unheilbar  ist.  Das 
Mittel  ist  ein  Tonicum  für  das  Centralnerven - 
System  und  erinnert  an  China  und  Condu- 
rango,  obschon  der  warzige  Geschmack  von 
diesen  verschieden  ist.   Der  Appetit  wurde 
angeregt,  die  Verdauung  besser,  und  nach 
mehrwöchentlichem  Gebrauch  war  ein  blähen- 
des Aussehen  der  Männer  auffallend,  ähnlich, 
wie  nach  gut  ertragenen  Eisen  mittein,  aber 
ohne  Blutwallungen.    Der  während  des  Ge- 
brauchs abgesonderte  Harn  roch  aromatisch 
als  Folge  von  Stoffwechselproducten,  ähnlich 
wie  bei  balsamischen  Harzen.    Ueble  Neben- 
oder Nachwirkungen  traten  nicht  auf.  Wäh- 
rend des  Gebrauchs   des  Mittels  wurde  auf 
Abstinenz  von  alkoholischen  Getränken  und 
irritirenden  Gewürzen  gehalten. 

Die  Droge  scheint  den  vorstehenden  Mit- 
theilungen nach  eine  pharmakologische  Be- 


151 


dentoDg  zn  erlapgen,  und  hielt  deshalb  iC/ee- 
satiel  auch  eine  pharmakognoaÜEche  Wärdig- 
üog  derselben  für  berechtigt  und  geboten. 

Das  UntersQchnngsmaterial  bestand  ans 
dikotylen  Stämmchen  und  Wurzeln.  Die 
SUmmchen  besitzen  etwa  eine  Lfinge  tod 
20  bis  50  em  und  einen  Querdurchmesser 
Ton  5  bis  15  mm.  Die  Länge  der  Wurzein 
schwankt  zwischen  15  bis  35  cm.  Eine  so- 
fort auffallende  Eigenthumlichkeit  bei  Be- 
trachtung der  Stamm-  und  Wurzelstücke  sind 
ziemlich  hfiufig  auftretende  knotigeAn- 
schwellungen  an  gewissen  Stellen  des 
Holzes.  Die  Farbe  des  Holzkörpers  ist  keine 
gleicbmässige.  Während  das  Holz  einiger 
Stämmchen  und  der  dazu  gehörigen  Wurzeln 
hellgelbe  Farbe  besitzt,  tritt  bei  anderen 
Exemplaren  ein  schwach  röthlich -brauner, 
ausgesprochen  rothbrauner  oder  endlich  grau- 
brauner Farbenton  auf.  Oft  wechselt  auch 
an  ein  und  demselben  Stücke  die  Holzfarbe 
in  obigen  Nuancen.  Die  Farbe  des  Wurzel- 
holzes besitzt  meist  eine  dunklere  Färbung, 
als  die  des  zugehörigen  Stammholzes.  Die 
Farbe  der  Binde  ist  bei  Stamm  und  Wurzel 
dieselbe:  schmutzig  lehmfarben  bis  grau- 
braun. Wo  die  Epidermis  noch  Yorhanden, 
besitzt  die  Kinde  einen  matten  Qlanz.  An 
allen  Theilen  sind  feine  Längsrunzeln  zu  be- 
obachten. Die  Wurzelrinde  weist  zahlreiche 
(Ton  Pilzmycelcomplexen  herrührende) 
schwarze  Fleckchen  von  der  Grösse  eines 
Scbriftpunktes  auf.  Diese  treten  zwar  auch 
an  der  Stammrinde,  dort  aber  nur  sehr  yer- 
einzelt  auf. 

Kleesattel  geht  sodann  des  näheren  auf 
die  anatomischen  Merkmale  der  Droge  ein. 
Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der- 
Btlben  ergab  sich  u.  A.,  dass  die  erwähnten 
knotigen  Anschwellungen  des  Holzes  sehr 
wahrscheinlich  die  Folge  einer  Pilzmjcel- 
WQcherung  sind.  Die  im  Innern  der  frag- 
lichen Holzstellen  befindlichen  braunen  Ge- 
webeschichten bestehen  vorherrschend  aus 
parenchymatischen  Elementen,  die  reichlich 
mit  gerbstoffartigem  (braunen)  Inhalt  erfüllt 
8ind.  Erst  bei  starker  Yergrösserung  (circa 
350fach)  zeigte  sich,  dass  die  braunen  homo- 
genen Inhaltsstoffe  Yollständig  von  äusserst 
zarten ,  fein  Yerftstelten  Hjphen  eines  Pilz- 
mycels  durchsetzt  waren. 

Was diebotanischen  Verhältnisse  der  Droge 
betrifft,  so  glaubt  Verfasser  in  den  Holz- 
structuren  derselben  Merkmale  gefunden  zu 


haben,  die  zu  Gunsten  der  Identität  mit  Li- 
riosma  ovata  Miers  sprechen. 

Als  letzter  Redner  hielt  Herr  B,  Eoffmann 
(Inhaber  der  Firma  Schlag  &  Berend-BtxWn) 
einen  fesselnden  Vortrag  über 

Fernsprechapparate 

und  erläuterte  unter  Zuhilfenahme  eines 
reichen  Demönstrationsmaterials  dieverschie- 
denen  Formen  der  Fernsprechapparate  und 
besonders  die  mehrfachen  Verbesserungen  in 
der  Construction,  die  in  der  Neuzeit  gemacht 
wurden.  Th. 

üeber  die  Bildung  von  Schwefel- 

Bfture  und  Ammouiumsulfat  durch 

brennendes  SteinkohleDgas. 

Die  schwachen  Beschläge  an  den  über 
Leuchtflammen  bäDgenden  Glaeschalen  be- 
stehen aus  neutralem  schwefelsauren  Ammo- 
niak mit  Spuren  tod  schwefelsaurem  Kalium 
und  Natrium;  dieselbe  Zusammensetzung 
zeigen  die  Beschläge  an  Wasserbädern,  sowie 
an  lauge  benutzten  Bunsenbrennern  in  den 
Laboratorien,  wobei  jedoch  je  nach  dem  Ma- 
terial der  Gegenstände  noch  schwefelsaures 
Kupfer  oder  Eisen  beigemengt  sein  kann. 

Schalen  von  Porzellan  oder  emaillirtem 
Eisenblech,  in  denen  Wasser  über  der  freien 
Flamme  erhitzt  wird,  zeigen  ebenfalls  einen 
Beschlag  mit  Ammoniumsulfat,  Platinschalen 
zeigen  ausserdem  noch  einen  Beschlag  mit 
freier  Schwefelsäure. 

Friwoenik  erklärt  die  Bildung  der  freien 
Schwefelsäure  als  wesentlich  durch  die  Be- 
schaffenheit des  Materials  bedingt.  Da  das 
Platin  in  besonders  hohem  Masse  die  Eigen- 
schaft besitzt,  Gase  auf  seiner  Oberfläche  zu 
verdichten,  so  erscheint  wohl  die  Annahme 
gerechtfertigt,  dass  hier  Schwefelsäure  durch 
eine  Verbindung  von  (durch  Verbrennung  von 
Schwefelkohlenstoff)  zunächst  entstehender 
schwefliger  Säure,  Luftsauerstoff  und  Wasser- 
dampf  sich  bildet.  Erhitzt  man  eine  Platin- 
schale über  einer  Wein  geistflamme  oder  über 
Holzkohlen  bis  zum  beginnenden  Glühen  und 
stürzt  sie  noch  heiss  über  eine  Porzellanschale, 
worin  schweflige  Säure  entwickelt  wird,  so 
entsteht  auf  derselben  während  der  kurzen 
Zeit  der  Erkaltung  in  der  That  durch  Ver- 
dichtung von  Schwefeldioxid  und  Sauerstoff 
Schwefelsäure,  welche  in  der  gewöhnlichen 
Art  nachzuweisen  ist.  s. 

Durch  Natuno.  Mttndschau. 


152 


Neue  AnneimitteL 

Antuepsin  nennt  Viquerat  (Corresp.-Bl.  f. 
Schweiz.  Aerzte)  eine  Art  Ljmpbe,  welche 
er  auf  die  Weise  erhält,  dass  er  1  bii  2  ccm 
einer  ^/gproc.  Lösung  von  Jodtricblond  in 
Abscesse  »pittzt  mnd  das  aich  dai*aaf  aas- 
•cheidende  Serum  dann  als  Heilmittel  (durch 
Einspritzung  in  andere  Abscesse)  benutzt. 
(Zu  bemerken  ist  hierzu »  dass  der  Name 
yyAntieepsin"  bereits  £räher  für  Monobrom- 
acetanilid  gebraucht  worden  ist.    Ref.)       «. 

Benzoparakresol.  Petit  (Nouv.  rem^des 
1893,  Nr.  4)  hat  durch  Einwirkung  von  Ben- 
zoylcfalorid  auf  das  Natriumsalz  des  p-Kresols, 
beziehentlich  durch  Einwirkung  Ton  Phosphor- 
ozychlorid  auf  Natriumbenzoat  und  p-Kresol- 
natrium Benzoparakresol  dargestellt.  Der 
Körper  besitzt  folgende  Constitution : 

C  — CHo 

HC      CR 

1      !• 

HC       CH 

\/ 
C  — CO.CgHg 

und  bildet,  aus  Alkohol  krystallisirt,  farb- 
lose, bei  70  bis  71^  schmelzende  Krjstalle. 
Dieselben  sind  unlöslich  in  Wasser,  leicht 
löslich  in  Aether  und  Chloroform  und  heissem 
Alkohol. 

Das  Benzoparakresol  soll  hervorragende 
antiseptische  Eigenschaften  besitzen.     Th. 

Kreosotal.  Das  Ph.  C.  33,  732  beschrie- 
bene KreoBotcarbonat  bat  Brissonet  (Repert. 
de  Pharmacia  1893,  Nr.  6)  mit  dem  Namen 
Kreosotal  belegt.  s. 

B.esorcylalgin.  Als  ein  neues  antisep- 
tisches Mittel  wird  in  der  Prager  Rundschau 
f.  Pharm.  1893,  Nr.  9  das  Resorcylalgin  ein- 
geführt, das  man  durch  Einwirkung  von 
resorcylsaurem  Kalium  auf  Antipyrin  erhält. 
Das  resorcylsaure  Kalium  bildet  sich  beim 
Erwärmen  von  1  Theil  Resorcin  mit  5  Thcilen 
Kaliumbicarbonat  und  lOTheilen  Wasser  am 
Rückflusskühler.  Das  Resorcylalgin  ist  eine 
in  Wasser  wenig  lösliche,  in  Alkohol  leicht 
lösliche  Verbindung,  die  stark  sauren  Cha- 
rakter besitzt  und  mit  alkalischen  Basen  lös- 
liche Salze,  Besorcylalginate,  bildet.  Als  am 
leichtesten  löslich  wird  das  Ammonium- 
salz  angeführt.  S. 

Salocoll  (Phenocollum  salieylicum).  Das 
bisher  hauptsächlich  als  salzsaures  Salz  ver- 


wendete PhenocoU  (Ph.  C.  SS,  256,  269) 
bringt  die  Chem.  FiÄrfk  auf  Actien  (vorm. 
E.  Sekermg)  in  »eaester  Zeit  unter  dem  Ns> 
man  „Baloeoll**  als  salieyieanres  Salz  (Ph.  C. 
33,  665)  in  den  Handel.  Das  einen  süss» 
liehen  Geschmack  besitzende  Salocoll  ist  viel 
eehwerer  in  Wasser  löslich  aU  das  ealzsanre 
PhenocoU.  Die  bei  Anwendung  des  sals- 
sauren  Salaee  auftretenden  Nebenwirkungen 
werden  nach  Gebrauch  von  SaleeoH  nicht  be- 
merkt; dieser  günstige  Erfolg  wird  wesent- 
lich auf  die  Schwerldelichkeit  des  Salocolli 
zurückgeführt. 

Das  Salocoll  wird  als  sicher  und  milde 
wirkendes  Antipyreticnm ,  Antineuralgieum 
und  Antirheumaticnm  in  Gaben  von  1  bis  2  g 
mehrmals  täglich  in  Pulverform  verwendet 
und  kann  auch  Kindern  in  angemesseoer 
Dosis  gegeben  werden.  Gegen  Influenza  soll 
das  Salocoll  als  Specificum  wirken.  s. 

Thinret.  Als  neues  schwefelhaltiges  Anti- 
septicum  führt  die  Prager  Rundsoh.  f.  Pharm. 
1893,  Nr.  9  Thiuret,  ein  Ozydationsprodnct 
des  Phenyldithiobiuret,  an  von  der  Zusam- 
mensetzuDgCgH^N3S2.  Dieses  krystalliniscbe, 
geruchlose  Pulver,  das  in  Wasser  fast  unlös- 
lich, in  Äether  und  Alkohol  ziemlich  leicht 
löslich  ist,  zeigt  die  Eigenschaft,  den  Schwefel 
verhältnissmässig  leicht  in  statu  nascendi  ab- 
zugeben ,  worauf  seine  desinficirende  Eigen- 
schaft beruhen  soll.  Als  für  die  Therapie  am 
besten  geeignetes  Salz  dieses  basischen  Thiu- 
rets  wird  das  p-phenolsulfonsaure 
Thiuret  angegeben ,  ein  gelbes  krystallini- 
sches,  geruchloses  Pulver,  welches  sowohl  in 
Lösung  Verwendung  findet,  wie  auch  als 
Trockenantisepticuni  geeignet  ist.  Das  Thiu- 
ret wird  von  den  Farbenfabriken  Yorm,  Friedr. 
Bayer  (&  Co.  in  Elberfeld  in  den  Handel  ge- 
bracht. 5. 


Versuch  eines  Nachweises  fremder  Fette 
in  der  Butter«  Von  J.  Erdelt/i.  Zeitschr.  f. 
analyt.  Chem.  durch  Ber.  d.  D.  chem.  Ges., 
Ref.  25,  87ö.  2  g  des  zu  prüfenden  geklärten 
Fettes  iOst  man  in  6  ccm  Camol  und  h&lt  die 
Losung  (nach  24 stündigem  Stehen  bei  Zimmer- 
t'^mperatur)  längere  Zeit  anf  0°.  Lösungeu  ans 
reinem  Butterfett  bleiben  dabei  wenigstens  eine 
Stünde  lang  ganz  klar,  während  GumollOsongen, 
in  denen  Margarine  oder  Schweinefett  entbluten 
ist,  in  kurzer  Zeit  getrtlbt  werden.  Diese 
Methode  bedarf  sicher  noch  einer  gründlichen 
Ausarbeitung.  Th. 


153 


Farbige  Lichtbilder. 

Id  der  TttgMprMse  «ntspann  tioh  tefit 
cioigea  Monaten  ein  Streit  über  die  Photo* 
graphie  in  natürlichen  Farben.  Die  indastri* 
ehe  Geaellsobaft  „Photochrotn*'  id  Zürieb 
hklt  Bestrebangea  in  diesem  Sinne  für  au«« 
«icbftlos  uad  leugnet,  das«  hierin  seit  1654 
ein  Fortschritt  zu  verzeichnen  sei ;  selbst  die 
Berichte  über  solche  Bestrebungen  sebftdig- 
ten  das  Ansehen  der  Photographie!  Die 
Widereaeher  dagegen  erkUren  die  Erzeug- 
nisie  der  Gesellschaft  für  eitel  Blendwerk, 
bei  denen,  wie  bei  dem  Vogd'tektn  Natur- 
/arbcndrucke,  die  Färbung  rein  conventionell 
»ei,  von  aatürlieben  Farben  aber  gar  keine 
Hede  wäre. 

Was  zunächst  das  Schädigen  des  Ansehens 
der  Photographie  betrifft,  so  findet  dies  aller- 
diDgs  durch  gewisse  Ankündigungen  statt. 
So  ioserirte  beispielsweise  in  der  „Natur** 
eine  Dresdner  Firma:  „Farbige  Photogra- 
phien binnen  wenigen  Minuten  herzustellen 
(20  Patente),  Amateur- Preisbueh  200  Seiten 
mit  200  Bildern  für  20  Pf.  Engros  u.  s.  w.** 
Dieses  Verfahren  —  so  belehrte  die  Firma 
uns  bei  persönlicher  Nachfrage  —  besteht 
darin,  dass  man  sich  gewöhnliche  Lichtbilder 
mit  Farben  bemalt  und  ein  Preisbnch  —  aber 
für  50  Pfennige  —  kaufen  darf!  Wofür  die 
*2ü  Patente  ertheilt  wurden,  blieb  unerörtert. 

Was  sodann  die  Ableugnung  Jedes  Fort- 
schrittes auf  diesem  Gebiete  anbelangt,  so 
mag  dieselbe  sowohl  vom  künstlerischen  Ge- 
sichtspunkte,  als  von  dem  des  ausübenden 
Pfaotographen  und  des  photographischen  In- 
dustriellen gerechtfertigt  erscheinen.  Anders 
jedoch  durfte  diese  Frage  vom  Standpunkte 
der  physikalischen  Wissenschaft  zu  beant- 
worten sein  ,  wie  im  Nachstehenden  gezeigt 
werden  soll. 

Als  Beginn  der  Photographie  nimmt  man 
das  Jahr  1824  an,  wo  Nic6phore  Niepce  ein 
vom  Liebte  auf  einer  empfindlichen  Platte 
erzeugtes  Bild  mit  chemischen  Mitteln  dau- 
ernd machte  (fizirte),  so  dass  es  bei  fernerer 
Belichtung  nicht  durch  Nachdunkeln  ver« 
schwand.  Vierzehn  Jahre  bevor  diese  Fiiir- 
ung  gelang,  hatte  aber  Thomas  Seeheck  wahr- 
genommen, dass  ein  durch  das  Licht  erzeug- 
tes Bild  nicht  immer  nach  Art  der  schwarzen 
Kupferstiche  oder  Holzschnitte  bloss  hell  und 
dunkel,  sondern  unter  Umständen  in  den 
natfirlichen  Farben   erscheint.     Ueber  seine 


Entdeckung  sagte  er  („Zur  Farbenlehre,  von 
Ooeihe.  Zweyter  Band.  Tübingen  1810/* 
Seite  717)  in  dem  Abschnitte:  „Von  der 
chemischen  Action  des  Lichtes  und  der  far- 
bigen Beleuchtung"  Folgendes:  „Als  ich  das 
Spectrum  eines  fehlerfreyen  Prisma's  ....  auf 
weisses  noch  feuchtes  und  auf  Papier  ge- 
strichenes Homsilber  fallen  Hess,  und  15  bis 
20  Minuten  ....  in  unveränderter  Stellung 
erhielt,  fand  ich  das  Homsilber  folgender- 
massen  verändert:  Im  Violett  war  es  röthlich 
braun  (bald  mehr  violett,  bald  mehr  blau) 
geworden ,  und  auch  noeh  über  die  Grenze 
des  Violett  hinaus  erstreckte  sich  diese 
Färbung,  doch  war  sie  nicht  stärker  als  im 
Violett ;  im  Blauen  des  Spectrums  war  das 
Homsilber  rein  blau  geworden''  u.  s.  w.  Der 
Entdecker  legte  sich  anscheinend  zunächst 
die  Frage  vor,  ob  diese  Wirkung  ausschliess- 
lich den  reinen  Spectralfarben  zukomme. 
Ein  Versuch  zeigte  ihm ,  dass  dies  nicht  der 
Fall  sei:  „Lässt  man  Violett  und  Roth  von 
zwey  Prismen  zusammentreten,  so  erhält  man 
bekanntlich  ein  Pfirsichblüthroth.  In  diesem 
wird  das  Homsilber  auch  geröthet,  und  zwar 
wird  es  oft  sehr  schön  carmesinroth.^* 

Bei  der  Verbreitung,  welche  Goethes  Far- 
benlehre fand,  wurde  Seebeck'B  Entdeckung 
allgemein  bekannt,  und  es  war  daher  erklär- 
lich, dass,  nachdem  dieFizirung  gewöhnlicher 
Lichtbilder  gelungen  war,  sich  viele  auch  an 
derjenigen  der  farbigen  versuchten.  Wenn- 
schon dies  bis  1891  nicht  möglich  war,  so 
sind  inzwischan  immerhin  Fortschritte  in  der 
Farbenphotographie  oder  Photochromie  zu 
verzeichnen  gewesen.  Wie  aus  dem  oben 
Angeführten  hervorgeht,  hsLÜe  Seebeek  einige 
Farben  des  Spectrnms  nicht  vollständig  er- 
balten, Gelb  fehlte  in  seinem  Lichtbilde  so- 
gar fast  gänzlich.  Es  gelang  nun  bereits  1848 
ÄlexandreEdmondBecquerel  sämmtliche  Far- 
ben des  Sonnenspectrums  auf  einem  Daguer- 
reotyp  wiederzugeben  ,  indem  er  eine  polirte 
Silberplatte  in  gesättigten  Lösungen  von 
schwefelsaurem  Rupferoxyd  und  Chlornatrium 
(Comptes  rendus,  vom  7.  Februar  1848)  oder 
als  Anode  (mit  Platin  als  Kathode)  in  ver- 
dünnter Salzsäure  (1  :  8)  tauchte.  Die  Plat- 
ten sind  dem  zerstreuten  Lichte  und  einige 
Tage  einer  Wärme  von  30  bis  35^  0.  auszu- 
setzen. Um  die  chemischen  Strahlen  des 
Spectrums  abzuschwächen ,  ging  der  Licht- 
strahl vorher  durch  eine  schwache  Chinin- 
sttlfatlösnng. 


154 


Mit  welchem  Erfolge  man  auch  andere 
Bilder,  als  die  des  Spectrums  darstellte,  zeigt 
die  Scbilderang  eines  Ungenannten  {Ed* 
Liesegang?)  in  der  Schrift:  Die  He  Ho- 
ch romie.  Das  Problem  des  Photographi 
rens  in  natürlichen  Farben.  Düsseldorf 
1884:  „Als  wir  imJabrel862  durch  unseren 
Freund  Lacan  dem  damaligen  Commandan- 
ten  des  Louvres,  Niepce  de  Saint-  Victor,  vor- 
gestellt wurden,  fanden  wir  diesen  bei  der 
Beschäftigung,  eine  bunt  angezogene  Puppe 
zu  photographiren,  und  der  Zufall  wollte  es, 
daes  die  Belichtung  ungefähr  ihr  Ende  er- 
reicht hatte.  Als  im  gedämpften  Lichte  des 
Laboratoriums  die  Platte  aus  der  Cassette 
genommen  wurde,  zeigte  sich  darauf  das  Bild 
der  Puppe  in  allen  Farben.  Wir  dürfen  also 
nicht  an  der  Möglichkeit  eines  endlichen  Er- 
folges zweifeln  u.  s.  w.'' 

Zahlreiche  Vorschriften  über  die  Herstell- 
ung und  Behandlung  der  Platten  geben 
Zeugniss  von  dem  Fleisse,  den  die  Photo- 
graphen der  Cultumationen  auf  diese  Ange- 
legenheit verwandten.  Den  grössten  tech- 
nischen Erfeig  scheint  hinsichtlich  der  har- 
monischen Farbenwiedergabe  bei  gleichzeiti- 
ger Feinheit  der  Zeichnung  Foüevin  erzielt 
zu  haben.  Das  Haltbarmachen  gelang  soweit, 
dass  z.  B.  einige  Bilder,  die  H.  Krone  für 
die  photographische  Ausstellung  zu  Hamburg 
1868  anfertigte,  nach  zehn  Jahren  ausnahms- 
los noch  ziemlich  deutlich  waren.  (H.  Krone, 
Ueber  das  Problem,  in  natürlichen  Farben  zu 
photographiren,  Dresden  1893,  Seite  5.) 

Zur  Erklärung  der  Erscheinung  hatte  See- 
heck  einen  vom  Ultraviolett  bis  zum  GrÜD 
abklingenden  Reductionsprocess  und  einen 
gleichzeitigen  Oxjdationsprocess  vom  Roth 
bis  Gelb  angenommen.  Nach  vielen  Wand- 
lungen ,  die  diese  Ansicht  erfuhr ,  wies 
TF.  Zenker  in  Berlin  nach ,  dass  bei  der 
Reduction  des  Silberchlorids  durch  das  Licht 
eine  Reihe  von  Modificationen  des  Silber- 
subchlorids entständen.  Carey  Lea  in  Phila- 
delphia zeigte  1887,  dass  unter  den  schön 
geerbten  VerbinduDgen  von  Chlor,  Brom 
und  Jod  mit  Silber  das  rothe  Photochlorid 
eine  ausgesprochene  Neigung  zur  Wiedergabe 
der  Farben  besitze. 

Das  Sonnenspectrum  photographirte  1891 
Gabriel  Lippmann  in  Paris  baltbar,  indem 
er  Bromsilber  in  feinster  Veitheilung  be- 
nutzte. Der  Versuch  gelang  sowohl  mit  Col- 
lodium    als  mit  Albumin  und  mit  Gelatine, 


die  Entwickelung  geschieht,  wie  gewöhnlich, 
ebenso  die  Fizirung  mit  unterschwefligsaurem 
Natron  u.  s.  w.  Der  L^opmann^wchen  Erfind- 
ung eigenthümlich  aber  ist  die  Ausbreitung 
des  lichtempfindlichen,  durchsichtigen  Haut- 
chens  auf  der  Innenseite  einer  Glasplatte, 
welche  die  Vorderwand  eines  mit  Quecksilber 
zu  füllenden,  flachen  Troges  bildet.  Dieses 
Verfahren  zeigt  zwei  Hauptmängel ,  nämlich 
zunächst  die  lange  Ezpositionsdauer.  Soll 
ein  ganzes  Spectrum  dargestellt  werden,  so 
erscheinen  Roth  und  Gelb  erst,  nachdem  Bisa 
bis  Violett  bereits  überbelichtet  sind.  Man 
musB  deshalb  anfänglich  einen  paralleiwandi- 
gen  Glastrog  mit  wässeriger  Helianthinlös* 
ung,  die  für  Grün  und  Violett  undurchlässig 
ist,  etwa  eine  Stunde  lang  vorstellen.  Sodann 
folgt  ein  gleiches  Lichtfilter  mit  gesättig- 
ter Kaliumbichromatlösung  für  Violett.  Den 
Schluss  bildet  die  volle  Belichtung.  —  Der 
andere  Uebelstand  ist  der,  dass  das  farbige 
Spectrumbild  im  auffallenden  Lichte,  wie  ein 
Daguerreot jp ,  nur  unter  einem  bestimmten 
Winkel  gesehen  werden  kann;  feinere  wer- 
den sogar  erst  beim  Anhauchen  sichtbar. 

Bereits  im  folgenden  Jahre,  1892,  be- 
seitigte Lippmann  diese  Mängel,  indem  er 
die  Empfindlichkeit  der  mit  Azalin  und 
Cyanin  orthochromatisch  (d.  h.  für  alle 
Farben  empfindlich)  gemachten  Bromsilber- 
Albuminschicht  80  steigerte,  dass  ein  farbiges 
Bild  des  Spectrums  in  i/^  bis  '^j^  Minute  er- 
halten wurde  und  farbige  Gegenstände  nicht 
mehr  als  10  Minuten  Exposition  im  Sonnen- 
lichte erforderten.  Bei  auffallendem  Lichte  un- 
ter jedem  Gesichtswinkel  sichtbare  Spectrum- 
bilder Hessen  sich  auf  einer  Schicht  von  Ei- 
weissbichromat  erhalten.  Jedoch  werden  diese 
nur  sichtbar,  so  oft  man  die  Schicht  anfeuch- 
tet.    Beim  Trocknen  schwinden  sie  wieder. 

Die  Lippmann' Bchen  Farbenbilder  erregten 
allenthalben  Aufsehen  und  ihre  Entdeckung 
gilt  wohl  mit  Recht  als  ein  Wendepunkt  in 
der  Geschichte  der  Photographie.  Die  Fach- 
blätter besprachen  das  Lippmann^ache  Spec- 
trumbild eingehend,  so  beispielsweise  M.  G. 
Meslin  zu  Montpellier  in  den  Ann.  chim. 
phjs.  (6)  27,  p.  369.  (Siehe  das  Schlnssheft 
der  „Physikalischen  Revue",  II.  Band,  De- 
cember  1892,  S.  681  bis  701.) 

Zur  physikalischen  Erklärung  genügt  die- 
jenige, welche  bereits  1S6S  Zenker  für  die 
Photochromie  überhaupt  gab,  nämlich  die 
Bildung    stehender  Wellen   und   Ejrzeogung 


155 


?on  iDterferenEen.  Es  lagert  sich  nämlich 
heim  Entwickeln  Silber  nar  an  den  Stellen 
aller  Licht  maxi  ma  ab,  welche  durch  Sammir- 
ung  der  Wellenberge  bei  der  Kreuzung  der 
einfallenden  und  zurückgeworfenen  Strahlen 
sich  bilden.  Diese  Mazima  stehen  von  den 
Interferenzstellen  um  je  eine  halbe  Weilen- 
ISoge  ab;  durch  die  Wellenlänge  wird  be- 
kanntlieh die  Farbe  bestimmt.  —  Die  er- 
zeugten  Farben  sind  derselben  Art,  wie  die 
?on  dünnen  Blättchen,  z.B.  von  Seifenblasen. 
Eine  lichtempfindliche  Schicht  von  nur 
^J2Q  mm  Dicke  würde  wegen  der  Kleinheit 
der  Licht  wellen  etwa  200  reflectirende  Blätt- 
chen übereinander  gelagert  enthalten  können. 

Auf  eine  nähere  physikalische  Erörterung 
dieses  Vorganges  kann  an  dieser  Stelle  nicht 
eingegangen  werden ,  eben  so  wenig  darauf, 
inwiefern  diese  Erklärung  beispielsweise  mit 
der  allen  Uppmann' scheu  Bildern  eigen- 
thümlichen  Erscheinung  übereinstimmt,  dass 
nämlich  im  durchfallenden  Lichte  sich  die 
Complementärfarben  zeigen.*)  Dass  diese 
Spiegelung  auf  Quecksilber  bei  dem  Lipp" 
fliafm'schen  Verfahren  nebensächlich  ist, 
zeigte  Eronej  indem  er  den  Quecksilber- 
spiegel  durch  die  Zickzackspiegelung  im  In- 
nern der  Glasplatte  ersetzte.  Auch  dürfte 
aas  theoretischen  Gründen  die  Spiegelung 
von  einer  ebenen  Fläche  nicht  immer  die 
▼ortheilhafteste  sein. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  die  Frage  berührt, 
ob  der  Photographie  in  natürlichen  Farben 
eine  praktische  Bedeutung  zukommen  wird. 
Im  Allgemeinen  überlässt  man  alles  Prophe- 
zeien ,  auch  in  technischen  Dingen ,  besser 
den  Kartenschlägerinnen.  Es  zeigt  dies  deut- 
lich die  erste  Veröffentlichung  über  das  far- 
bige Spectrumbild  selbst :  Einer  der  grössten 
Geistesheroen  Deutschlands  hatte  das  Ergeh - 
nifts  jahrelanger  Versuche  und  eifrigen  Nach- 
denkens in  einem  dreibändigen  Werke 
niedergelegt.  Hätte  wohl  Jemand  im  Jahre 
1810  eine  Prophezeiung  gewagt,  dass  dieses 
Werk  nach  einem  Menschenalter  mit  dem 
Sinken  der  Naturphilosophie  völlig  Makula- 

/)  Die  früheren,  nicht  haltbaren  Photochro- 
mien  auf  Süberplatten  geben  nach  Beequerel 
Complementärfarben,  wenn  man  die  Bilder  mit 
Ammoniak  zum  Verschwinden  bringt.  Samt 
^ioreni  ersielte  1873  Complementärfarben  auf 
l&Pier,  indem  er  das  frische  farbige  Bild  in 
SodalOsQDg  legte,  auswusch,  in  Bleinitratlösnng 
tavchte  und  schliesslich  in  einem  Ghlorkalium- 
oade  belichtete. 


tur  sein  würde  f-  dass  man  aber  einige  Seiten 
davon  so  Jange  lesen  wird ,  als  überhaupt 
Menschen  noch  wissenschaftliche  Physik  und 
Chemie  treiben,  und  zwar  einige  Seiten,  die 
Goethe  von  einem  unbekannten  Jenenser 
Doctor  aufgenommen  hatte,  weil  dessen  con- 
fuse  und  falsche  Farbenlehre  dem  Dichter 
wegen  einer  gewissen  Uebereinstimmnng  mit 
seiner  eigenen  zusagte?  Wie  aber  alle 
Schriftsteller  über  Lenkbarkeit  derJauftschiffe 
oder  Phonographen  u.  dergl.  einen  Femblick 
in  die  Zukunft  wagen,  so  geschieht  dies  auch 
in  photochromen  Schriften.  Die  neueste  der- 
selben von  H.Krone,  die  wir  oben  anführten, 
giebt  (Seite  11  und  12)  einen  trüben  Aus- 
blick. Sie  nimmt  Bezug  auf  Immanuel 
Kani^B  ^^Ding  an  sich*'  und  meint:  ,,Die  von 
uns  wahrgenommene  Farbe  ist  eben  nichts 
absolut  Objectives ,  und  es  dürfte  mit  Recht 
zu  bezweifeln  sein,  ob  dieselbe  jemals  absolut 
objectiv  getreu  abgebildet  werden  kann.'* 
Bei  der  Bedeutung,  die  man  dem  beimessen 
muss ,  was  gleichzeitig  weder  dem  Verstände 
fasslich  ,  noch  der  Phantasie  Vorstellbar  und 
eben  so  wenig  sinnlich  wahrzunehmen  ist, 
wird  sieh  nicht  in  Abrede  stellen  lassen,  dass 
man  mit  „Dingen  an  sich**  eben  so  wohl  die 
gänzliche  Unmöglichkeit,  durch  die  gewöhn- 
liche Photographie  ohne  Farben  „absolut 
objectiv  getreu**  Etwas  abzubilden,  beweisen 
könnte.  Das  „Ding  an  sich**  kann  überhaupt 
so  lange  Nichts  beweisen,  als  die  Natur- 
wissenschaft nicht  zur  Naturphilosophie  um- 
kehrt. 

Es  ist  sicher  unwahrscheinlich,  dass  ein 
„Schnellphotograph**  auf  künftigen  Jahr- 
märkten in  seiner  Bude  farbige  Bildnisse 
„gleich  zum  Mitnehmen**  ausbieten  kann ; 
auch  die  spätesten  Jahrgänge  der  illustrirten 
Zeitschriften  werden  durch  keine  mit  der 
Schnellpresse  hergestellten  Photochrome  ver- 
ziert sein.  Aber  trotzdem  dürfte  die  Photo- 
chromie  eine  Zukunft  haben.  Die  Geschichte 
der  Photographie  zeigt,  wie  scheinbar  leichte 
Anforderungen  häufig  nicht  erfüllt  werden, 
so  beispielsweise  bei  der  Mikrophotographie, 
deren  Leistungen  bisher  weder  künstlerisch 
befriedigten ,  noch  die  Erkenntniss  nennens- 
werth  förderten.  Auch  manche  Hoffnungen, 
die  sich  an  die  Astrophotogramme  knüpften, 
erfüllten  sich  lange  Zeit  oder  bisher  über- 
haupt nicht.  Andererseits  erfand  die  photo- 
graphische Technik  mehrfach  Unerwartetes. 
Mühsame  Beobachtungen  an  registrirenden 


156 


Ai>H'*^^  ttakm  sie  dem  Foneker  ab,  die 
BetreAhtQDg  scbwietiger  Glitte,  wie  bei« 
spieleweite  die  derSpeetreUiaieD,  erleiehtette 
und  vereebärfte  sie  weaenüicb,  de«  enetieDg* 
ende,  ancb  Ueboag,  KenstBis«  und  Ausdener 
erlorderDde  Anfsuehen  neaer  FluietoiUen 
und  Komeiea  meebte  sie  cur  beqneneo ,  em 
Tege  ToraebnibareD ,  eiefafibe»  Dercbsicbt 
einer  Sternkarte  u.  a*  w.  Seibai  g&nalicb  Un- 
erwartetes ,  soaneagen  Uoerbörtea  bot  die 
Pbotograpbie  in  der  Sicbtbarmacbang  einiger 
nnsiebtbarea  Vorg&nge:  Sterne  und  Nebel, 
die  kein  Fernrobr  jemala  geaeigt  batte ,  bil- 
deten sieb  bei  binlftngUob  langer  Expoaitions- 
daner  ab;  Bewegungen,  deren  rasche  Folge 
kein  Auge  auseinander  halten  kann,  zerlegte 
die  Momenteamera  in  eine  geordnete  Beibe 
beliebig  vieler  Einaelvorginge ;  die  Photo- 
graphie giebt  nieht  nur  ein  Bild  Toa  dem  im 
raschen  Fluge  dem  Auge  nicht  wahrnehm- 
baren Geacbosae,  sondern  gleichseitig  auch 
von  den  Verdichtungswellen,  die  letsteres  in 
der  völlig  unsichtbaren  Luft  erseugt. 

In  dieser  Bichtung,  in  der  Darstellung  des 
Unsichtbaren,  scheinen  die  nächsten  Auf- 
gaben der  Photochromie  au  liegen.  Wie  die 
Pbosphorographie  ein  ultrarothes  Spec- 
trum daratellte,  so  gewährt  vielleicht  die 
Photochromie  bald  ein  Bild  von  irgend  einem 
Dinge,  wie  es  ein  Auge  erhält,  das  fQr  die 
uns  unsichtbaren  Lichtstrahlen  empfindlich 
ist.  Wer  Lust  hat,  mit  der  Pythia  oder  einer 
der  Sibyllen  in  Wettbewerb  za  treten,  könnte 
nach  Analogie  der  Entwickeluog  der  gewöhn- 
lichen Photographie  wohl  so  etwas  oder  dem 
Aebuliehes  prophezeien. 

*     «     * 

Die  auf  nicht  photochrome  Weise 
hergestellten  farbigen  Lichtbilder  be- 
standen früher  ausschliesslich  in  gewöhn- 
lichen Photographien,  die  auf  verschiedene 
Weise  mit  Farben  bemalt  waren.  Bisweilen 
wurden  sie  mit  Oelfarben  so  ergiebig  behan- 
delt, das«  sie  geradezu,  wie  die  vor  einiger 
Zeit  in  Mode  gewesene«  kleinen  Staffelei- 
bilder, Oelgemäiden  gleichen.  Im  Allgemei- 
nen war  aber  eine  Zurückhaltung  in  der  Far- 
bengebung  bei  der  Colerirung  photographi- 
scber  Bilder,  insbesondere  auch  der  Stereo- 
skopen, Stil  geworden.  Die  Technik  des 
Colorirens  muss  selbstredend  in  erster  Beibe 
auf  den  Stoff  des  pbotographiscben  Bildes, 
ob  Metall  oder  Qlas  oder  Leinwand  oder 
Papier  u.  s.  w.  Rücksicht  nehmen.  Das  Colo- 


riren  anf  Albnminpapier  behandelt  u.  A. 
H.  Sehnams  in  seiner  anregenden  Schrift: 
,,Pbotograpbiscber  Zeitvertreib' %  2.  Auflage, 
Disaeldorf  (Ed.  Lieteganp)  1890,  S.  128. 
Bei  Photographien  anf  durchsiehtlgem  Stoffe, 
wie  Glimmer  oder  Mariengfaw,  erfolgte  die 
Bemalung  bisweilen  auf  einer  anfgelegten 
derartigen  Platte. 

Wesentlich  anders  werden  die  Erzeagnisse 
der  Eingangs  erwähnten  Actiengeeellscbaft 
«Photoebrom^  hergestellt.  Man  macht  näm- 
lieh  dabei  von  dem  abzubildenden  Gegen- 
stande drei  Aufnahmen  hintereinander,  wöbet 
vor  die  lichtempfindliche  Schiebt  je  eine 
gelbe,  rothe  und  blaue  Glasplatte  eiege- 
aehaltet  wird,  um  die  beiden  anderen  Grund - 
Darben  des  Gegenstandes  jedesmal  au  beseiti- 
gen. Auf  jedes  der  so  erhaltenen  drei  Negs- 
tive  bat  nur  eine  der  Grundfarben  mit  ihren 
Abstufungen  eingewirkt.  Man  verwendet  nun 
diese  Negative  zum  Farbendruck  wie  andere 
Platten,  wobei  die  Farbengebung  willkürlich 
erfolgt  und  nieht  mehr  oder  weniger,  wie 
jedea  andere  Colorit,  mit  der  Naturfarbe  ge- 
mein hat.  Das  Verfahren  erhielt  durch  Vogel 
AJhert,  Löwy^  Sieger j  Angerer,  Oöechl  u.  A. 
in  technischer  Hinsicht  eine  hohe  Ausbiid- 
nng. 

Verschieden  von  diesem  farbigen  Licht- 
drucke ist  das  neuerdings  als  grosse  Erfind- 
ung ausgerufene  Verfahren  Ftclafs,  auf  rein 
photographischem  Wege  farbige  Projec- 
tionsbilder  (für  drei  gleichzeitig  zur 
Wirkung  kommende  Laternae  magieae  oder 
Skioptika)  zu  erzeugen.  Soweit  sieh  bei  dem 
Lärm  der  noch  kräftig  g^ührten  Reclame- 
trommel  sachgemüss  urtheilen  lässt ,  ver- 
spricht diese  Neuerung  für  Demonstrations- 
zwecke Erfolg.  Heibffj. 


Quantitative  Bestimmung  des  Theobromfns 
in  den  Caeaobohnen;  P.  Süss:  Zeitsehr.  t. 
anal.  Chem.  1893»  57.  In  kntiscber  Vergleicb- 
uDg  mit  anderen  empfohlenen  Methoden  giebt 
Süss  seiner  nachstehend  beschriebenen  Metbodü 
den  Vorzag.  Die  mit  3  ^  Qaarzsand  fein  zer- 
riebenen und  mit  Petroläther  entfetteten  3  g 
Caeaobohnen  werden  mit  200  com  Wasser  und 
6  g  Bleioxyd  gekocht,  die  FUlBsigkeit  abfiltrirt 
und  der  Kdckstand  noch  zweimal  mit  je  100  cero 
Wasser  ebenso  bebandelt.  Die  vereinigten 
Filtrate  werden  anf  10  ^  eingedampft,  diese  im 
Scheidetrichter  mit  loO  ccm  Cfaloreform  ans- 
ges chattet t  und  dieses  noeh  zweimal  mit  eben- 
&lls  je  100  cem  Chloroform  wiederholt;  das 
Chloroform  wird  abdestiUirt,  der  Rfleketand  cfe- 
wogen.  s. 


157 


Hiiclierscliaa. 


Die  Aneneimittel  in  alphabetitoherEeilien- 
folge  von  Dr.  med.  Bick,  Schmälte  and 
Dr.plill.  OUoSchweissinger,  Leipzig  1893. 
Verlag  von  C.  G.  Naumann, 

Das  vorliegende  BOchlein  ist  in  erster  Linie 
lür  praktische  Aerzte  bestimmt,  indem  es  den- 
Sfiben  bei  der  AnsObong  der  Praxis  erleichternd 
zur  Seite  stehen  soll,  bie  alphabeti8che  Keihen- 
>olge  der  Arzneimittel,  sowie  die  flbersichtlichc 
Kintiitilang  eines  jeden  ArzneikOrpers  —  nach 
der  Natur  und  i^arstellangs weise  desselben, 
und  der  Verwendung  in  der  ärztlichen  Praxis 
~l  gestatten,  sofort  das  Gesnchte  zu  finden. 
Was  die  Bearbeitung  selbst  betrifft,  so  ist  eine 
rübmeos werte  Kflrze  in  der  Behandlung  des 
Stoffes  zu  verzeichnen.  Aullällig  ist,  dass  pro 
Dosi  und  pro  Die  grojs  geschrieben  sind,  ferner, 
dass  Acid.  carbol.  liquel'act.  (in  aqua)  sich  mit 
Chloroform  und  fetten  Oelen  mischen  soll,  und 
dass  die  Ursache  des  Botbwerdens  der  Carbol- 
säare  unbekannt  sei  (Ph.  C.  82, 195. 677);  es  sind 
dieses  kleine  Irrthdmer,  die  den  Werth  des 
Baches  nicht  herabzudrflcken  vermögen.  Eine 
Mazimaldosen- Tabelle,  sowie  ein  Verzeichniss 
der  wichtigsten  Curorte  vervollständigen  das 
"  *^rk.  ö, 

Chemie  der  mentchlichen  Nahrungt-  und 
Oenussmittel.  Von  Dr.  J.  König,  o.  hon. 
Professor  der  Eönigl.  Akademie  and  Vor- 
steher der  agric-chem«  Versnchsstatioii 
Monster  i.  W.  Zweiter  Theil :  Die  mensch- 
lichen Nahrnngs-  und  Gennssmittel,  ihre 
UerstolluDg,  Znsammensetznng  and  Be- 
schaffenheit, ihre  Verfälschnngen  and 
deren  Nachweis.  Dritte  sehr  vermehrte 
und  verbesserte  Anflage.  Mit  358  in  den 
Text  gedruckten  Holzschnitten.  Berlin 
1893.    Verlag  von  Julius  Springer. 

Dass  in  den  letzten  Jahren  auf  dem  Gebiete 
der  Nahrungs-  und  Genussmittel  eine  rege  und, 
wie  vorliegendes  Werk  zeigt,  auch  erfol^f reiche 
Tfaätigkeii  sich  entwickelt  hat,  ist  nicht  zum 
geringen  Theile  Herrn  Professor  König  zu 
aankrn,  dessen  grosses  Verdienst  es  ist,  in 
manchen  bi^her  scüwebenden  btreitfragen  durch 
seine  beweisenden  Analj'sen,  durch  die  vorzüg- 
licbe  und  gründliche  Behandlang  aller  in  das 
Gebiet  einschlagenden  Fragen,  manchen  Zweifel 
beseitigt  zu  haben.  Im  Gegensatz  zu  den  früheren 
Aoflagen  hat  das  Werk  eine  gründliche  Um- 
ttbeitung,  fcowie  eine  reiche  Vermehrung  er- 
fahren, so  dass  mit  vollem  Kecht  behauptet 
Xierden  kann,  dass  das  Werk  in  seiner  jettigen 
(Gestalt  vollkommen  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht. 
'Irotz  des  stattlichen  Umfanges  ist  es  übersicht- 
lich geordnet,  die  Abbildungen  sind  vorzüglich 
und  sauber  ausgeführt»  so  dass  es  jedem,  der 
Jich  mit  diesen  Fragen  beschäftigt,  ein  treuer 
IJathgeber  sein  wird.  6'. 


Repetitorium  der  Chemie.  Mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  für  die  Mediciu 
wichtigen  Verbindungen ,  sowie  des 
„Arzneibaches  für  das  Deutsche  Keich^, 
namentlich  zum  Gebrauche  für  Mediciner 
nnd  Pharmacenten  bearbeitet  von  Dr. 
Carl  Arnold,  Professor  der  Chemie  an 
der  Königl.  Thierärztlichen  Hochschnle 
zn  Hannover.  Fünfte  verbesserte  nnd  er- 
gänzte Anflage.  Hamburg  and  Leipzig 
1893.    Verlag  von  Leopold  Vos8. 

Seit  kurzer  Zeit  ist  schon  die  fünfte  Auflage 
dieses  trefflichen  Werkchens  erschienen,  ein 
Zeichen,  dass  das  Buch  in  den  intercssirenden 
Kl  eisen  einen  immer  grosseren  Anklang  gehin- 
den  hat.  Beim  i^tudium  des  Werkes  erhält  man 
den  Eindruck,  dass  der  Verfasser  bemüht  ge- 
wesen ist,  in  möglichst  knapper,  aber  immer 
noch  ausreichender  Form  den  btudirendtn  einen 
Lieberblick  Ober  die  anorganische  und  orgunische 
Chemie  zu  geben.  Wie  schon  in  den. früheren 
Becensionen  bemerkt  worden  ist,  haben  auch 
in  dieser  Auflage  die  neuen  Aizneimittel  eine 
sehr  dürftige  Behandlung  erfahren,  zum  Theil 
sind  sie  überhaupt  nicht  aufgenommen  worden^ 
was  im  Interesse  der  stuairenden  „Mediciner 
und  Pharmaceuten*'  entschieden  zu  beklagen 
ist.  Auch  ist  in  dieser  Auflage  leider  das  buch 
wieder  für  btudirende  der  Med! ein  sowohl 
wie  Pharmacie  bestimmt  worden,  eine  An- 
fordernng,  die  ein  Buch  unmOglioh  erfüllen 
kann,  da  beide  Wissenschaften  in  diesem  Fall« 
weit  von  einander  abweichen.  Schon  in  frQhertn 
Besprechungen  ist  auf  diese  Thatsache  hinge- 
wiesen worden;  im  Üebrigen  jedoch  ist  das  Werk 
wegen  seines  trefflichen  Inhaltes  den  «tndiren- 
den  Pharmacenten  auts  wärmste  zu  empfehlen. 

S. 

Die  Milch,  ihre  häufigeren  Zersetznngen 

nnd  Verfältchungen  mit  speoieller  Be« 

rücksichtigang  Ihrer  Beziehungen  cur 

Hygiene.  Von  Hermann  Scholl,  Assistent 

am  hygienischen  Institat  der  Deutschen 

Universität  zu  Prag.   Mit  einem  Vorwort 

von  Dr.  Ferdinand  Hueppe,  Professor  der 

Hygiene  an  der  Deatschen  Universität  zu 

Prag.   Mit  17  Abbildungen.    Wiesbaden 

1893.     Verlag   von   J,   F.   Bergmann. 

Preis  3  Mk.  60  Pf. 

Neben  den  Abschnitten  über  Entstehung  der 
Milch  und  über  deren  Bestandtheile,  sowie  die 
Analy&e  legt  der  Verfasser  den  Hauptschwer- 
punkt in  seiner  Schritt  auf  die  Hygiene.  Am 
Schlüsse  des  Kapitels  Über  „anormale  Milch" 
und  „bacterielle  Zersetzungen  der  Milch*  fasst 
Scholl  seine  Forderungen  bezüglich  der  Hygiene 
des  Milchhandels  und  der  sanitätspelizeiUcheu 
Controle,  die  wohl  mit  denen  iiuepjpe's  zu- 
sammenlaufen, in  Folgendem  zusammen: 


158 


„Kur  die  Milcb,  welche  darch  Erhitzen  sterili- 
sirt,  das  heisst  von  säramtlichen  Parasiten  und 
dem  grössten  Theil  der  Saprophyten  befreit 
ist,  bietet  eine  aasreichende  Garantie  für  ihre 
InfectionsanmOglichkeit.  Mittelst  dieses  Steri- 
lisirens  sind  wir  ebenso  gnt  im  Stande,  die 
relativ  gute  Milch  der  grossen  Milch  an  stalten, 
wie  die  direct  ffpfährliche  Milch  unsauberer 
Molkereien  und  kleiner  Milchgeschäfte  in  ein 
und  denselben  ungefährlichen  Zustand  zu  ver- 
petzen. Es  ergiebt  sich  also  daraus  die  un- 
bedingte Forderung  für  den  Staat: 

Es  darf  unter  keinen  Umständen 
rohe  Milch  in  den  Handel  gebracht 
werden,    sondern    alle   Milch   muss 
vor    dem    Vörkauf    einen    sicheren 
Sterilisations-ProcesB        durchge- 
macht haben. 
Mit  dieser  Forderung  sind  mit  einem  Schlage 
sämmtliche  Gefahren  der  Milch wirthschaft,  ob 
sie    nun   im    Grossen   oder  Kleinen   betrieben 
wird,  absolut  sicher  abgeschnitten,  und  eine 
gewichtige   üebertragungsmöglichkeit    von  In- 
lectionskrankheiten   auf  den  Menschen    sicher 
ans  der  Welt  geschafft. 

Wir  sehen  heutzutage  schon  eine  ansehnliche 
Zahl  von  Milch wirthschafton  mit  Apparaten  zur 
Herstellung  von  sterilisirter  Milch  versehen. 
Doch  ist  es  zweifellos  sicher,  dass  der  Staat 
nicht  verlangen  kann,  dass  jeder  Bauer  einen 
solchen  Apparat  besitzt,  ganz  abgesehen  davon 
aber  ist  die  Garantie,  welche  der  Staat  hat, 
dass  eine  derartige  Vorschrift  von  ausschliess- 
lichem Verkauf  sterilisirter  Milch  pflnktlich 
und  gewissenhaft  dnrchgefflhrt  wird,  äusserst 
gering,  da  eine  ausreichende  Controle  unmög- 
lich ist. 

Es  bleibt  also  nichts  übrig,  als  dass  der 
Staat,  resp.  die  grosseren  Gemeinden  oder 
Molkerei -Genossenschaften  die  Sache  selbst  in 
die  Hand  nehmen,  durch  Errichtung  Ton  An- 
stalten zur  Sterilisation  von  Milch.  An  diese 
Anstalten  liefert  der  Milchproducent  seine  Milch 
gegen  einen  Preis  ab,  der  sich  nach  dem  Ge- 
halt der  Milch  an  Fett  richtet.  Die  Milch 
wird  dann  steiilisirt  und  kommt  wieder  von 
hier  aus  an  die  Milchconsnmenten  zum  Ver- 
kauf, entweder  in  staatlichen  Depots  oder  durch 
private  unter  Controle  stehende  Milchhändler. 
Auf  diese  Weise  hat  der  Staat  die  Garantie, 
dafis  Infectionen  durch  Milch  nicht  vorkommen 
und  das  Publikum  hat  die  Garantie,  gesunde, 
unverfälschte  Milch  zu  einem  billigen  Preise 
zu  erhalten,  da  nun  auch  die  Möglichkeit  der 
betrdgerischen  Milch  Verfälschung  bedeutend 
herabgesetzt  werden  wird." 

Das  vorliegende  Buch  wird  für  alle  Diejenigen, 
welche  sich  in  irgend  einer  Weise  mit  der 
Milchcontrole  oder  Untersuchung  zu  befassen 
haben,  namentlich  wegen  der  in  demselben  er- 
hobenen hygienischen  Forderungen,  als  Er- 
gänzung anders  angelegter  Werke  tlber  Milch- 
wirthschaft  und  Milchhygiene  grosses  Interesse 
besitzen. 

Auf  eine  im  analvtischen  Theile  gemachte, 
möglicher  Weise  zu  Täuschungen  fahrende  An- 
gabe mochten  wir  aufmerksam  machen.     Ge- 


legentlich der  Fettbestimmung  mittelst  der 
Soxhlefschen  Ausschüttelungsmethode  ist  ge- 
sagt, dass  die.Abscheidung  der  Aether-Fettlösung 
bei  Magermilch  schwer  erzielt  wird,  aber  leicht 
gelingt,  wenn  man  eine  sehr  geringe  Menge 
öeifenlösung  zusetzt.  Zu  dieser  Seifenlöfung 
lässt  der  Verfasser  nun  merkwürdiger  Weise 
ein  Stück  einer  Stearinkerze  verwenden! 
Ist  das  Material  der  Stearinkerze,  wie  es  häufig 
der  Fall  ist,  mit  Paraffin  versetzt,  so  könnten 
hieraus  für  die  aräometrische  Bestimmung  der 
\ether-Fettlösung  Fehler  sich  entwickeln,  da 
das  beigemengte  Paraffin  in  den  Aether  über- 
gehen musste.        *• 

Die -^arnuntersuohangen  und  ihre  dia* 
gnostitoheVerwerthung  yonDr.B.Sch^' 
mayer.  Mit  vier  lithographirten  Tafeln. 
66  Seiten.  Wiesbaden  1893.  Verlag  von 

/.  F.  Bergmann. 

Die   vorliegende    Zusammenstellung,    die  in 
allen   Hauptpunkten    sich    an   die  Werke  von 
Jaksdi,    „Klinische    Diagnostik*    und  TÄowrtS, 
semiotischer  Theil    der   „Analyse   des  Harns', 
von  Neuhauer  und  Vogel  anlehnt,  ist  wohl  nur 
für  medicinische  Kreise  bestimmt  nnd  wird  in 
diesen  um  der  kurzen,  klaren  und  übersicht- 
lichen   Darstellungsweise     willen    gewiss    mit 
Dankbarkeit  begrüsst  werden.    Dennoch  bietet 
sie   auch  für  Apotheker  eine  brauchbare  lieber- 
sieht   über  die   für  ihn  wichtigen   Harnnnter- 
I  suchungen    und   den   Werth  ihrer  Ergebnisse. 
Besonders  kommt  hier  der  Nachweis  der  Arznei- 
mittel und  der  toxisch  wirkenden  Substanzen 
in  Betracht.     Wir   vermissen  hier  neben  den 
angeführten,   wie   z.  B.   Antipyrin,   Antifebrin 
and  Santonin,  einen  Hinweis  auf  die  Veränder- 
ung des  Harnes  bei  den  doch  vielgebrauchten 
Frangula-    und    Cascara   Sagrada  -  Präparaten. 
Wenig    ergiebig    für    den    Apotheker   ist  das 
Capitel  über  den  quantitativen  Nachweis  des 
Zuckers,    da   nur   die   Fe1d%ng\(i\iQ   Vorschrift 
:?ebraucht  wird  und  von  den  übrigen  mit  Hilfe 
besonderer  Apparate   anzustellenden  Methoden 
nur  der  ScMte^sche  Araeo  -  Saccharimeter  be- 
sprochen ist.    Die  Ausführungen  des  Verfassers 
sind  durch  .28  Figuren  auf  4  Tafeln  erläutert, 
wenn   auch   nicht  verhehlt  werden  soll,  dass 
die  Abbildungen   zum   Theil  allzusehr  schema- 
tisirt    sind.      Vergleiche    vor   Allem    Fig.   2<, 
dann  auch  Fig.  26   und  25.     Dagegen  ist  die 
auf  Seite  39  gegebene  Uebersicht  der  Arznei- 
mittel-Reactionen,    sowie    der    Anhang    über 
Beagentien,  Farbstoffe  und  Apparate  als  zweck- 
entsprechend anzuerkennen.  W.  B, 

Uober  die  Centrif  age  im  Dienste  der  Harn- 
Untersuchung,  sowie  über  einige  neue 
Harn-Untersuchungsmethoden.  Vortrag 
gebalten  von  Dr.  Max  Joües  in  Wien  in 
der  wissenschaftlichen  Versammlung  des 
Wiener  medicinischen  Doctoren  -  Colle- 
giums.  Sonder -Abdruck  aus  der  Allge- 
meinen Wiener  medicin.  Zeitung  1893. 


159 

Terschledene  llIUtliellnas«B. 


Myrrhen  -  CrÖme. 

la  Nr.  8  der  PharoiKc.  Ceniralfaalla  ist  ein 
mit  ;>  Duteraeichiieter,  mit  obiger  Anficbrifl 
rerfehensr  Artikel  eTBCbieneo,  in  «elcbem  in 
erster  Linie  der  PateDtscbnts  dea  PrGparatea 
ao gezweifelt  wird. 

Nach  dem  §4  des  Paten  tgeBeleea  vaal891 
eenieBEt  aber  nicht  nur  das  Bentellungaver- 
fnhren,  aondern  «ach  das  Erxeugnisa  Sohuti, 
denn  dort  heiast  na:  Ist  daa  Patent  für  ein 
Verfahren  ertheilt ,  lo  erstreckt  iicb  die 
Wirkune  anch  auf  die  durch  das  Verfahren 
DD  mittel  bar  bergest  eilten  Erzeugaisse, 

Auf  die  sonstigen  Auafübrungen  dea  be- 
ireSenden  Artikels  einzugehen  sehe  ich  raich 
nicht  veranlasst. 

Was  die  Notis  in  Nr.  9  der  Cenlralhalle 
helrifR,  wonach  die Darstellaug  des  Hyrrho- 
Mdb  von  derjenigen  anderer  Oele  iicb  im 
PrtDcip  nicht  unterscheide,  so  ist  dica  richtig, 
aber  patent  rech  [lieb  unerheblich.  Ein  neues 
Prodact  nach  «inem  allen  Verfahren  beizu- 
■teilen,  kuiD  patentßbig  sein,  und  ist  es  um 
so  mehr,  wenn  ,  wie  im  vorliegenden  Falle, 
das  bekannte  Verfahren  gar  nicht  allgemein, 
•ODdern  nur  in  einer  apeeiellen  Form  aur 
Anwendung  kommen  kann.  yl.  Flügge. 


Hilchachatzer. 

Unter  diesem  Namen  bringt  die  Metall- 
waaren  -  Fabrik  von  E.  Teschner  ia  Berlin 
einen  kleinen  Apparat  in  den  Handel,  der 
das  UeberlaufcD  der  Milch  beim  Kochen  ver- 
hindern soll.  Der  Apparat  wird  in  drei  Aus- 
führungen, ausWeissblecb,  ematilirt  und  aus 
Porzellan  angefertigt.  Im  Princip  entspricht 
der  nacbatehend  abgebildete  kleine  Apparat 
der  bereits   in  Ph.  C.  23,  IS'J   abgebildeten 


Fbosphatometer. 

Nach  Hittheiinng  von  M.  Mies  (Wien. 
med.  Bl.)  bat  derselbe  versucht,  ähnlich  der 
Eiweisabestimtaung  nach  Esshach,  die  Phos- 
phorsSnre  im  Harn  auf  folgende  Weise  zn  be- 
ilimmen.  lOccm  Harn  wurden  mit  5  ccm 
Mafitiesiamiitur  versetzt  und  die  Menge  des 
Dich  einer  gewissen  Zeit  abgesetzten  kry- 
BlsIliniBcben  Niedenchlages  an  einem  mit 
empirischer  Skala  versebenen  Probirglas,  dem 
Fbosphatometer,  abgelesen.  Durch  Cäntrol- 
•ennche  (Titration  mit  UranlÖsung)  fand 
JbU»  jedoch ,  dass  diese  Methode  der  Pbos- 
pfaoieinrcbestimmung  im  Harn  gani  uninver- 
IsEgig  ist.  Auch  die  Versuche,  durch  Ver- 
vendnng  der  Centrifnge  die  Niederschläge 
gleichm aasiger  zum  Absitzen  zu  bringen, 
haben  keinen  besseren  Erfolg  gebäht. 

Unter  demselben  Namen  Phosphatometer 
batkiirzlich  Q.  QenUl  in  der  Schweiz.  Wochen- 
•chr.  f.  Pharm,  einen  auf  demselben  Princip 
kemhenden  Apparat  für  die  Praxis  empfohlen. 


Sälfmann'schen  VorricbltiDg:  die  kochende 
Milch  steigt  in  dem  Rohre  in  die  Höbe  und 
Siesst  oben  über;  beim  Zurückfliessen  in  das 
Gefias  wird  die  auf  der  Milch  gebildete  Haut 
zerrissen.  Ein  am  Apparat  angebrachter 
Ring  kennzeichnet  die  Höhe,  bis  zu  welcher 
der  Kochtopf  mit  Milch  gefüllt  werden  darf, 
grössere  MangenUilcb  werden  in  entaprecbend 
gröisere,  richtiger  breitere  Töpfe  gebracht. 
Der  Milchschiitaet  darf  den  Rand  des  Kocb- 
lopfes  nicht  überragen. 


Vergiftang  mittelst  Büchien- 
conserven. 

W.  M.  Hamlet  hat  sich  in  einem  in  8f  dnej 
gehaltenen  Vortrage  aber  obigen  Oegensland, 
wie  folgt,  ausgesprochen : 

Beim  Oenuss  von  BücbBenconseiven  musa 
man  darauf  achten,  dass  1.  die  Innenwand 
einer  Büchse  vollständig  rein  und  iinsnge- 
griffen  int,  dass  2.  Büchsen  mit  Fleisch  oder 
Zunge  mit  viel  Fett,  solche  Sarrlipen  ent- 
haltend, mit  reinem  Olivenöl  voll  angefüllt 
seien.  Eine  Buchse  Sardinen,  aus  welcher 
durch  irgend  welche  Ursache  das  Oel  ausge- 
laufen ist,  mnss  auf  jeden  Fall  verworfen 
werden.  3.  Der  Büchseninhalt  soll,  ganz  be- 
sonders in  der  beissen  Jahreszeit,  umgehend 
verzehrt  und  das,  waa  übrigbleibt,  als  un- 
geeignet znm  Genuas  vernichtet  werden. 

TA.     Durch  CHem.-Ztg,  1893,  Nr.  5,  S.  69. 


160 


Zäh  gewordener  Wein. 

Portes  (Suppl.  au  Monit.  de  le  pharm. 
1893,  1206)  giebt  an,  zäh  gewordeDen  Wein 
durch  Zusatz  von  250  g  Wismutsubnitrat  auf 
1  Hektoliter  des  Weines  innerhalb  2  Tagen 
von  den  Pilzen  zu  befreien ;  durch  Zusatz  von 
50  g  Tannin  werden  darauf  die  in  Lösung  ge 
p:angenen  Antheile  Wismut  wieder  ausgefiällt. 
Der  so  behandelte  Wein  enthält  aber  immer 
noch  ungefähr  0,05  g  Tannin  und  0,15  g 
Wismut  im  Liter  gelöst.  g. 

Ob  dieses  den  Weintrinkern  erwünscht  ist? 

Bef. 

Desinfectionsmittel. 

Das  Acrzte-Collegium  von  London  em- 
pfiehlt als  billiges  und  wirksames  Desinfec- 
tionsmittel das  folgende  von  Thorne  ange- 
gebene: 15  g  Quecksilberchlorid  und  0,3  g 
Aniliublau  werden  in  13,5  Liter  Wasser  ge- 
löst und  35  g  Salzsäure  hinzugefügt.  »• 
Pharm.  Journ.  Transact.  1H9J2,  IT,  430. 


Inse  cten  vertilgun  gsmittel. 

Colonib  theilt  in  Revue  des  falsific.  die 
Befunde  seiner  Untersuchung  einer  Reihe  zur 
Insectenvertilgung  angepriesener  (schwindel- 
hafter) Mittel  mit : 

1.  Gemisch  von  Kalk  und  Schwefelblüthe; 
2.  Gemisch  von  Salz  und  Gyps;  3.  Gemisch 
von  Sand  und  Theer  mit  wenig  Ammoniak ; 
4.  Gemisch  von  Kalk,  Kupfersulfat  und  Zink- 
sulfat. 5. 


VersammluDgen. 

Die  18.  Yersammliiiig  deg  Deutschen  Yereins 
fflr  öffentliche  Gesundheitspflege 

wird  am  24.  biß  28.  Mai  1893  in  Wfirzburg  ab- 
gehalten werden.  Aus  den  angemeldeten  Vor- 
trägen erwähnen  wir  rarhstehende,  nngerc 
Leser  interessirende:  Prof.  Dr.  Jjthmawn  (Wtln- 
burgr),  Reformen  auf  dem  Gebiete  der  Bmt- 
bereitung.  Privatdocent  Dr.  Lndtoin  Pfeifftf 
(München),  die  Grandpätze  ricbtieer  Ernfihmn^ 
und  die  Mittel,  ihnen  bei  der  ärmeren  Bevölker- 
ung Geltung  zu  verschaffen.  Wasserwerkdirector 
Kümmel  (KMohü),  Vorbengunesmassrecreln  ^pe**" 
Wasservergeudung.  Oberrogier.-Rath  Dr.  Lyjtin 
(Karlpruhe),  die  Verwendung  des  wegen  sein«»? 
Aussehens  oder  in  e'^Rundheitlicher  Hinsirbt 
zu  beanstandenden  Fleisches >  einschliesslich 
der  Kadaver  kranker,  getGdteter  oder  gefallener 
Thiere. 

Von  einer  Besprechung  der  Vorbeugunjr«' 
massregeln  gegen  Cholera  ist  Abstand  geDommen 
werden,  wnl  in  nächster  Zeit  dM  Reichs- 
Seuchen  ge^etz  im  Reichstag  zur  Beratung 
kommen  und  auFserdem  eine  soeronannte 
„Cholera-Conferenz*'  in  Dresden  znsaram^ntret^n 
wird.  Dieser  am  24.  bis  26.  März  1893  in 
Dresden  zusammentretende 

Seuchen -Congress  der  hygienischen  Aente 
(Deutschlands  und  Oesterreichs) 

wird  ein  Protest  sein  jceeen  jene  Richtnnir. 
welche  die  Wissenschaft  durch  Gesetze  fest- 
legen will  und  welche  mit  Polizei massregeb 
anstatt  durch  Volksaufklärung  „hygienisch" 
thätig  ist.  Es  soll  anf  dem  Congress  keine 
bestimmte  therapeutische  Richtung  vertreten 
sein,  vielmehr  handelt  es  sich  um  die  hy^enisdi 
selbstdenkenden  Aerzte  aller  therapen tischen 
Richtungen,  und  der  Prüfstein  soll  der  deutsche 
Seuchen -Gesetzentwurf  sein. 


.--••.>-  ->^/N 


Briefwechsel* 


ۥ  B.  in  A.bo  (Finnland).  Ihre  Anfrage 
hatte  die  Firma  Gehe  <k  Co.  in  Dresden  die 
Güte,  dahin  zu  beantworten,  dass  der  Bezufr 
der  fraglichen  schweren  Chemikalien  (Eisen- 
vitriol, Schwefel  ond  Kaliumchlorat)  von  Deutsch- 
land nach  Finnland  durchaus  nicht  vortheilhaft 
sein  würde,  hierfür  vielmehr  der  Import  von 
England  wegen  der  niedrigen  Wasserfracbt 
empfehlenswerth  sein  würde. 

ApotK  F.  in  B.  Die  Lana- Seife  einer 
Leipziger  Firma  ist  eine  einen  Zusatz  von  Woll- 
fett aufweisende  Toiletteseife. 

Apoih.  G«  ©•  in  B.  E.  Dieter icK^  Manual 
giebt  folgende  Vorschrift  för  flüssijre  Gly- 
cerinkaTiseife:  30,0  Helfenberger  Kaliseife 
zur  Bereitung  von  Spiritus  saponatus.  30.0  Gly- 
cerin,  30,0  weisser  Sirup,  10,0  Weingeist  von 
90  pCt.  oder  30.0  Helfenberger  Kaliseife,  60,0 
Glycerin  und  10,0  Weingeist.  Die  Parfümirung 
nach  Belieben. 


Apolh.  Str.  in  £•  Ein  Reagens  auf  Ei- 
weiss  im  Harn,  welches  den  praktischen  Be- 
dürfnissen des  Arztes  am  Krankenbett  gentigt 
und  sich  dadurch  auszeichnet,  dass  es,  weil  aas 
^anz  trockenen  Substanzen  bestehend,  leicht  in 
der  Tasche  getragen  werden  kann,  ist  ein  Ge- 
misch gleicher  Theile  Rhodankalium  und  Bern- 
steinsäure. 

K«  in  L.  Das  ünguentum  Lanolini  ge- 
nannter englischer  Firma  besteht  aus  7  Theilen 
Lanolin  und  3  Theilen  Paraffinsalbe. 

Apoih.  B.  B«  in  C.  Mannitpepsin  ist  ein 
Pepsin,  das  als  Verdünnungsmittel  Mannit  ent- 
hält, und  60  viel  uns  bekannt  ist.  von  der  Firma 
J.  D.  Biedel  in  Berlin  in  den  Handel  gebracht 
wurde. 

Apoth.  C.  (j-  in  FL  Die  von  einer  Londoner 
Firma  in  den  Handel  gebrachten  „Soloids  of 
Mercuric  Chloride"  sind  »Sublimatpastillen". 


Varleger  and  ▼•rantwortliobar  Bcdacteor  Dr.  K«  Qelitler  in  Dresdan. 


,y 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  and  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heransgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelsslen 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  darch  die  Post  oder  den  Bachhandel 

vierte lifthrlich  2J50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeiicen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeüe  25  Pf.«  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisprmässigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Bedactton:  Prof.  Dr.  E.  Oei ssler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mltredaetemre :  Dr.  A.  Schneider-Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 

M  12.        Dresden,  den  23.  März  1893.  ^fy^jahrgigg! 

Der  ganzen  Folge  XZXIV.  Jahrgang. 

lobait;  Cheale  «biI  Ph«nuMle:  Varfkhren  sor  DwftteUong  von  PhenylmethylpyrmsoloD.  —  Hinweis.  —  Die 
Hydrate  der  CblorwatsentoffAlore.  —  Zeraetsong  des  Waeeerdampfe«  dnreh  Magneeinm.  —  Die  ebemttehen  Vor- 
gimge  bei  der  Terbrennang  von  Koble  in  Lnit  —  Zum  Nacbweia  kleiner  Mengen  von  Biweiu  im  Harn.  —  üober 
die  Beetlmmuag  der  Hamsinre  im  Harn.  ->  Ein  nener  ICllebprUfer.  —  Eine  Verelnfaebnng  bei  der  fractionirten 
Deatillation.  —  Hinweis.  —  Therapeattaeke  MItikellwigeB  t  Ueber  die  Bebaadlung  des  Diabetes  melUtas  mit 
Salol.  —  Zar  Kenntniss  der  Snlfonalwlrkung.  —  Einfetten  der  Bongies  und  Sonden.  —  Bebandlnng  der  Cholera 
mit  Chloroformmlsebung.  —  Einheimiseber  Breebdurcbfall.  —  JodeoUodium.  —  TeeknUek«  HUtketl ugea :  Ueber 
graae  MeUUbeisen.  —  Entfernen  des  Rostes.  —  Ans  der  Aehat-Indnstrie,  eto.  —  Btteken^n«.  —  Teriekl«deae 
■IttkellwiffeB;  Krystallsoda  in  kleinen  Krysullen,  etc.  —  Brlefve«bael.  —  AnsetgOB. 


€liemie  und  Pharmacie. 


Verfahren  zur  Darstellung  von 
Phenylntethylpyrazolon. 

W.  WisUcentis  hat  gezeigt ,  dass  der  von 
ihm  entdeckte  Oxalessigäther  als  /^-Eeton- 
säure&ther  sich  gegen  Phenylhydrazin  in 
gleicher  Weise  verhält ,  wie  der  Acetessig* 
äther. 

So  entsteht  ans  gleichen  Molekülen  Oxal- 
essigäther  nnd  Phenylhydrazin  zuerst  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  nnter  Wasserabspalt- 
ung  das  Hydrazon  des  Oxalessigäthers,  wel- 
ches dann  in  der  Wärme  Alkohol  abspaltet 
nnd  in  Phenylpyrazoloncarbonsänreäther 
übergebt. 

Letzterer  lässt  sich  zwar  leicht  zur  Phenyl- 
pyrazoloncarbonsäure  verseifen ,  es  ist  aber 
noch  nicht  gelungen ,  daraus  durch  Eohlen- 
sänreabspaltung  das  einfache  Phenylpyrazo- 
lon  darznstellen.  Behandelt  man  aber  den 
Pyrazoloncarbonsäureäther  mit  Jodmethyl 
und  Methylalkohol,  so  erhält  man  den  methyl- 
irten  Aether  und  daraus  durch  Verseifen 
die  methylirte  Säure ,  welche  beim  Erhitzen 
Kohlensäure  abspaltet  und  Phenylmethyl- 
pyrazolon  liefert: 


N— CßHs 

/\ 
CHg.N       CO 

I         I 
G}  Hg  .  G  0^  •  C  =3  C  U 

Phcnylmethylpyrazoloncarbonsäureäthyläther. 

N-CßHß 

/\ 

CHg.N      CO 


COOH.C=:CH 
Phenylmethylpyrazoloncarbonsäure. 


CK 


8 


N-CeHg 
.N /\  CO 

HC«CH 
Phenylmethylpyrazolon. 

Dieses  Phenylmethylpyrazolon  ist  als  das 
nächst  niedere  Homologe  des  Antipyrins  zu 
betrachten,  aber  von  dem  durch  Wasser-  und 
Alkoholabspaltnng  beim  Zusammenbringen 
von  Phenylhydrazin  und  Acetessigester 
entstehenden  Phenylmethylpyrazolon ,  dem 
Yorproducte  des  Antipyrins,  dadurch  unter- 
schieden, dass  bei  letzterem  die  Methylgruppe 


162 


nicht  am  Stickstofi&tono,  sondern  an  dem  ihm 
benachbarten  Koblenstoffatom  des  Pyrazolon- 
kernes  sich  befindet. 

Der  nach  obiger  Methode  gewonnene 
Phenylmethylpyrazoloncarbonsäareäthyläther 
wird  durch  Umkrystallisiren  ans  Essigätber- 
Ligroin  in  schönen  Krystallen  vom  Schmelz- 
punkt 86  0  erhalten.  In  kaltem  Wasser  ist  er 
leicht  löslich ,  schwerer  in  heissem.  Beim 
Eindampfen  der  w&aserigen  Lösung  scheidet 
er  sich  ölig  ab.  Beim  Erkalten  tritt  wieder 
klare  Lösung  ein.  Die  wässerige  Lösung  wird 
durch  Eisenchlorid  roth  gefärbt.  Mit  Nitrit 
entsteht  in  essigsaurer LösnngkeineReaction. 

Die  durch  Verseifen  des  Aethers  mit 
Natronlauge  erhaltene  Phenylmethylpyra- 
zoloncarbonsäure  ist  in  kaltem  Wasser 
schwer  löslich ,  leichter  in  heissem ,  ebenso 
in  heissem  Alkohol.  Eisenchlorid  färbt  die 
Lösung  roth,  beim  Kochen  entsteht  ein  rother 
Niederschlag;  salpetrige  Säure  ruft  keine 
Veränderung  hervor.  Erhitzt  man  die  Säure 
rasch  auf  gegen  200  ^,  so  schmilzt  sie,  spaltet 
Kohlensäure  ab  und  geht  in  das  erwähnte 
Pfaenylmethylpyrazolon  über.  Letzteres  ist 
in  Wasser  leicht  löslich  und  verhält  sich 
auch  gegen  andere  Lösungsmittel  wie  Anti- 
pyrin.  Es  schmilzt  bei  177  o.  Die  wässerige 
Lösung  wird  durch  Eisenchlorid  roth  gefärbt. 
Mit  salpetriger  Säure  färbt  es  sich  zwar  grün, 
aber  weniger  ausgesprochen  wie  Antipyrin. 
Durch  Ferrocyanwasserstoffsänre  entsteht  ein 
kry stallin ischer  weisser  Niederschlag.  Pikrin- 
säure ruft  in  der  nicht  zu  verdünnten  Lösung 
eine  helle  Färbung  hervor. 

Das  Verfahren  zur  Darstellung  des  ge- 
nannten Phenylmethylpyrazolons  haben  die 
Höchster  Farben  werke,  Yorvn.  Meister,  Lucius 
&  Brüning  zum  Patent  angemeldet.      Th, 


lieber  die  Zersetsuog  des  Chloroforms  bei 
Gegenwart  von  Jod;  A,  Bessom  Compt.  read. 
1893,  116  durch  Chem.-Ztg.  Rep.  1893,  Nr.  3. 
S.  27.  Chloroform  zersetzt  sich  bekanntlich  bei 
lebhafter  Bothelutb,  wobei  reichlich  Kohle  ab- 
geschieden wird.  Diese  Zersetzung  des  Chlo- 
roforms wird  durch  Jod  erleichtert.  Ist  letzteres 
nur  zu  IpCt.  zugegen,  so  entstehen  bei  be- 
ginnender Rothgin th  als  Hauptproducte  CiCU 
und  C9CI«.  Ais  Nebenproduct  werden  CCI4 
CCU  und  C4CU  gebildet. 

Die  letztere  Verbindung  ist  eine  farblose 
FlQ8>igkeit ,  welche  bei  210»  destillirt  and  sich 
hierbei  sehr  wenig  zersettt.  Th, 


Die  Hydrate  der  Chlorwasteritoff- 

säare. 

Von  Spencer  U.  Pickering. 
Verfasser  hat  eine  nochmalige  genaue  Be- 
stimmung der  specifischen  Oewichte  ?od 
wässeriger  Chlorwasserstoffsäure ,  verglicbcD 
mit  dem  Gehalt  derselben  an  HCl,  ?orge- 
nommen  und  legt  die  Keiuttate  seiner  Unter- 
suchung in  folgender  Tabelle  nieder: 

Specifische  Gewichte  der  Chlor- 
wasserstoffsfture  bei  15^;  Wasser 
von  15<>=  1. 

pCt.  H  Cl.  Spec.  Gew. 

44,345  ....  1,21479 
43,136  ....   1,21076 
41,901  ....   1,20430 
41,212  ....  1,20204 
39,831  ....   1,19703 
37,596  ....   1,18687 
34,464  ....  1,17138 
25,260  ....   1,12479 
19,688  ....  1,09675 
14,788  ....  1,07255 
6,382  ....   1,03150 
Von  grossem  Interesse  ist  femer  eine  Tom 
Verfasser  aufgestellte  Tabelle  über  die  Ge- 
frierpunkte wässeriger  Lösungen  von  Cblor- 
wasserstoffsfture.    Mittelst  dieser  Tabelle  hst 
Verfasser  die  Existenz  einer  Reihe  von  Hy- 
draten  der  Chlorwasserstoffdäure  sehr  wahr- 
scheinlich gemacht,  so  mit  6  —  8 — 10  HgO, 
welche   vordem    angezweifelt   wurden.      Ein 
Di-  und  Trihjdrat  wird  von  vielen  Autoren 
als  ezistirend  angenommen.  Es  war  allerdings 
bekannt,  dass  die  Stärke  der  Säure,  welebe 
bei  760  mm  Druck  unverändert  destillirt,  fast 
genau  mit  der  Zusammeusetzung  H  Cl  -|-8  H^O 
übereinstimmt.    Es  war  gleichfalls  bekannt, 
dass  Roscoe  und  Dittmar  durch  ihre  Versuche 
gezeigt  haben,  dass  die  Zusammensetzung  der 
nach  der  Destillation  in  der  Retorte  zurück- 
bleibenden Säure   mit   dem  Druck  wechselt, 
sowie  dass  die  Stärke  der  Säure,  welche  beim 
Hindurchleiten  eines  Luftstromes  durch  die- 
selbe nicht  verändert  wird ,  mit  der  Tempe- 
ratur  wechselt.     Diese  Resultate  sind  nach 
Verfasser  jedoch    weit   entfernt,    die   Nicbt- 
ezistenz  von  Hydraten  in  der  Lösung  au  be- 
weisen,   vielmehr    hat   Berthelot    aus   dem 
geringen  Betrag  der  Veränderung  in  der  Za- 
sammensetzung   bei    beträchtlichen   Aender- 
ungen  von  Druck  und  Temperatur  den  stärk- 
sten   Beweis     für    das    Vorhandensein    von 
Hydraten  in  diesem  Falle  hergeleitet. 


163 


Wenngleich  Verfasser  von  der  Existenas  der 
Hjdrate  mit  6— 8— 10  Hg  0  überzeugt  ist, 
•0  hält  er  dennoch  weiteres  Bevreismaterial, 
wie  es  sich  z.  B.  aus  einer  vollkommenen  und 
genauen  Reihe  vonDichtigkeitsbestimmungen 
ergeben  könnte,  nothwendig,  beror  diese  An- 
nabme  als  genügend  sicher  gestellt  betrachtet 
werden  kann.  Th. 

Ber.  d.  D.  ehern,  Ges.  26,  277, 


Zersetzung  des  Wasserdampfes 
durch  Haguesium, 

Von  Max  Bosenfeld, 

Die  Zersetzung  des  Wasserdampfes  durch 
Magnesium  kann  man  einfacher  und  eleganter 
all  nach  den  bisherigen  Methoden  ausführen, 
wenn  man  das  Metall  nicht  in  Bandform,  son- 
dern als  Pu  Iver  rerwendet. 

Zur  AusffihroBg  des  Versuches  bringt  man 
0|5  bis  1  g  Magnesiuropulrer  in  ein  kurzes 
Stück  Verbrennnngsrohr  y  welches  einerseif  b 
mit  einer  Gasentwickelungsröhre  und  anderer« 
seits  mit  einem  40  cem  Wasser  enthaltenden 
Glaskolben  tob  500  ccm  Banminhalt  Ter- 
banden  ist.  Um  die  Reaction  nicht  lu  stür- 
misch zu  gestalten,  ist  es  nothwendig,  sowohl 
die  mit  Metall  beschickte  Bohre,  als  auch  das 
im  Kolben  befindliche  Wasser  vorsichtig 
stt  erhitzen.  Man  erwärmt  deshalb  zuerst  die 
Rohre  auf  die  Weise,  dass  man  die  Flamme 
eines  Gasbrenners  mit  der  Hand  hin-  und  her- 
bewegt,  und  leitet  sodann  nur  so  viel  Wasser - 
dampf  über  das  Magnesium,  dasa  dasselbe 
nicht  lum  Brennen  gelangt,  sondern  nur 
▼erglimmt.  Man  erhält  so  einen  ruhigen, 
gleichmässigen  Wasserstoffstrom,  und  die 
Röhre  wird  dabei  nicht  schadhaft. 

Um  die  blendende  Lichterscheinung  zu 
zeigen,  mit  welcher  das  Magnesium  imWasser- 
dampfe  verbrennt,  leitet  man  über  das  durch 
eine  Flamme  erwärmte  Metall  einen  raschen 
Wtsserdampfstrom.  Obgleich  in  diesem  Falle 
die  Röhre  an  der  Stelle,  wo  das  Magnesium 
▼erbrennt,  springt,  so  geschieht  dies  jedoch 
immer  erst  in  einem  Zeitpunkte,  in  welchem 
lieh  bereits  in  dem  mit  der  Gasentwickelungs- 
röhre  in  Verbindung  stehenden  Cjlinder  eine 
för  die  Verauchsswecke  genügende  Menge 
Wasserstoff  angesammelt  hat.  Zur  Schonung 
des  Glasrohrea  schlägt  Verfasser  vor,  die  Ver- 
brennung des  Magnesiumpulvers  im  Porzellan- 
•ehiffshen  vonunehmea.  27^. 

Ber.  d.  D.  chem,  Oes.  26,  Ö9, 


Die  chemischen  Vorgänge  bei  der 
Verbrennung  von  Kohle  in  Luft. 

B.  Ernst  hat  die  Frage ,  ob  bei  der  Ver- 
brennung Ton  Kohle  in  Luft  zuerst  Kohlen* 
oxyd  oder  sofort  Kohlensäure  gebildet  wird, 
experimentell  zu  beantworten  gesucht  und 
die  Ergebnisse  seiner  Forschung  in  einer 
Inangnral- Dissertation,  Qiessen  (durch  Chem.- 
Ztg.,  Repert.  1893,  S.  2)  niedergelegt 

Verfasser  leitete  durch  eine  erhitzte  Bohre, 
in  welcher  sich  Kohle  befand ,  trockene  Luft 
und  untersuchte  die  Verbrennungsgase.  Hier« 
bei  wurde  beobachtet,  dass  sich  Kohlendioxid 
bei  etwa  400^  zu  bilden  begann.  Während 
unter  den  Versuchsbedingungen  die  reich- 
lichere Bildung  Ton  Kohlensäure  bis  zu  7000 
schnell  bis  zum  Maximum  von  fast  20pCt. 
wächst,  zeigen  sich  selbst  bei  dieser  Tem- 
peratur immer  nur  geringe  Mengen  von 
Kohlenoxjd,  während  der  Sauerstoff  toU- 
ständig  verbraucht  wird.  Oberhalb  dieser 
Temperatur  bildet  sich  allmählich  immer 
mehr  Kohlenoxid  und  weniger  Kohlendioxjd, 
bis  bei  995^  und  darüber  hinaus  nur 
noch  Kohlenoxyd  und  der  Stickstoff 
der  Luft  auftreten.  Hiernach  ist 
für  die  Bildung  von  Kohlenoxyd 
hauptsächlich  die  Temperatur  mass- 
gebend. 

Für  die  Generatorgasbereitung  würde  nach 
Vorstehendem  eine  Temperatur  ron  ungefähr 
1000^  ausreichen,  um  die  unerwünschte  Bei- 
mischung von  Kohlendioxyd  möglichst  zu 
vermeiden. 

Bei  einer  rationellen  Heizung  mnss 
man,  um  hohe  Temperaturen  zu  erzielen,  die 
zur  vollständigen  Verbrennung  nÖthige  Luft 
nicht  direct  den  Kohlen  zuführen,  sondern 
nur  so  viel,  wie  zur  reichlichen  Bildung  von 
Kohlenoxyd  erforderlich  ist.  Es  muss  also 
im  Raum,  wo  die  Kohlen  verbrennen,  eine 
Temperatur  von  995  ^  herrschen.  Die  au 
Kohlenoxyd  reichen  Abgase  sind  dann  wieder 
mit  frischer  Luft  zu  versehen,  damit  das 
Kohlenoxyd  zu  Kohlendioiyd  verbrennt. 

Durch  Vorstehendes  findet  auch  die  That- 
Sache  eine  hinreichende  Erklärung,  dass 
glühende  Kohlen  bei  massiger  Hitze,  also 
etwa  700^,  ohne  Flammen  verbrennen,  wäh- 
rend sie  bei  etwa  1000^  eine  Flamme  zeigen. 
Bei  letzterer  Temperatur  bildet  sich  eben 
Kohlenoxyd,  welches  bei  genügendem  Luft- 
zutritt zu  Kohlendioxyd  verbrennt.         Th, 


Zun  Kaohweis  kleiner  Mengen 
von  Eiweiss  im  Harn. 

Als  aaiterordeatlich  empfindliche«  EiweiM- 
reagena  ist  das  Kaliumferrocjranid  bekannt; 
geringe  Niedergeh  läge,  die  daaaelbe  im  Harn 
eraeagt  hat,  empfiehlt  Wintemitz  noch  be- 
■ooders  auf  ihre  Natur  zd  prüfen,  indem  man 
den  Niederschlag  mit  MiUon't  Reagens  kocht, 
wobei  ■ofort  eine  dunkelbranntothe  Färbung 
auftritt,  wenn  Eiweise  zugegen  ist.  Da  wo  die 
EiweistmeDge  überhaupt  »o  gross  ist,  da«i  sie 
mit  Raliamferrocyanid  eine  Fällung  giebt, 
wird  man  durch  die  Prüfung  dieses  Nieder- 
achlages  mitJlfiZ^n's  Keagens  ateta  die  Gegen- 
wart von  Eiweiaa  unzweideutig  feststellen 
können.  VeuUche  Med.-Xtg.        s. 


Ueber  die  BeBtimmnng  der  Ham- 
sftnre  im  Harn. 

Hainsaares  Ammon  ist  in  gesfittigtei  Am- 
nion in  mch  loci  dlösang  völlig  unlöslich.  Wer- 
den daher  LÖsuugeu,  welche,  wie  der  Harn, 
Urate  verichiedeoer  Basen  enthalten,  mit 
Ammoniumchlorid  gesättigt,  ao  verwandeln 
•ich  diese  Urate  raach  in  Ammoniumbiurai 
und  scheiden  sich  als  solches  aus.  Beim  Harn 
ist  diese  Ausscheidung  in  weniger  als  zwei 
Stunden  beendet. 

Hopkins  löat  in  100  ccm  Harn  30  g  fein 
geriebenes  reines  Ammoni um chlorid,  läast  die 
Lösung  unt«t  öfterem  Umrühren  2  Stunden 
stehen,  filtrirt  und  wäscht  mit  gesättigter 
Ammoniumchlorid  lös  ung  2  bis  3  mal  aus. 
Das  Salz  wird  hierauf  mit  deattUirtem  Wasser 
vom  Filter  in  ein  Becherglas  gespült,  durch 
Kochen  mit  einem  kleinen  Ueberschusa  von 
Salzsanre  zersetzt  und  die  Harnsäure  nach 
dem  Abscheiden  nach  einer  der  gebranch- 
liehen  Methoden  bestimmt. 

Zwecks  volumetrischer  Bestimmung  mit 
Kaliumpermanganat  wird  die  Säure  mit  wenig 
Nntriumbicarbonat  in  Lösung  gebracht,  auf 
100  ccm  verdünnt,  mit  20  ccm  reiner  con- 
centrirter  SchwefelBäure  versetzt  und  die 
warme  Flüssigkeit  sofort  mit  i/ia  -Normal- 
Permangan  atlösung  titiirt.  Das  erste  Auf- 
treten einer  stehenbleibenden  Bosa-Färbung 
deutet  den  Endpunkt  der  Titration  an.  Bei 
längerem  Stehen  tritt  wieder  Entfärbung  ein. 
Der  Zusatz  concentrirter  Schwefelsäure  be- 
wirkt die  Erwärmung  nnf  die  pastendate  Be- 
■ctionstemperatur  (etwa  60**).  Th. 

Chem.  Keuis.  GC,  106. 


Einen  nenen  Kilchprflfer 

bringt  die  Firma  Carl  Franke  iu  Wien  in 
den  Handel.    Derselbe  beateht,   wie  neben* 
atehende  Abbildnng  zeigt,  ans  einer 
in   Geatalt  einer  Stimmgabel  glei- 
chenden Pipette  oder  richtiger  Stech- 
heber,  den  man  in  die  Milcb  taucht, 
nachdem  et  «ch  von  unten  her  ge- 
füllt hat,  oben  mit  dem  Finget  m- 
Bchlieiat  und   nun   aus  dei  Uiick 
heraushebt.    Nan  beobachtet  min, 
ob  die  in  den  beiden  Schenkeln  des 
Apparates    befindlichen    schwanen 
Olaskügelcbea    schwimmen.      Dsi 
eine   Kügelchen  ist  auf  das   spee. 
Gew.  1,029  abgestimmt,  ea  soll  da- 
her in  reiner  Hilch  achweben  oder  langaua 
nach  oben  atreben ;  das  Kügelchen  im  ande- 
ren Schenkel  ist  auf  1,026  abgestimmt,  wel- 
ches  specifische    Gewicht   für   eine   mit   ■/[q 
Waaier  verdünnte  Uilcb  angenommen  wird. 
Liegt  eine  solche  Hilch  vor,  ao  soll  das  enls 
Kügelchen  sieb  senken,  das  zweite  aber  echwe- 
ben.    Ist  die  Hilch  mit  mehr  als  l/j^  Wasser 
verdünnt,  so  werden  aich  beide  Kugelche> 
senken.  t. 

ZeititAr.  f.  Nahrungm.-  ünteriwA.  1893,  iL 
Der  kleine  Apparat  heaitet  natürlich  ton 
vornherein  deaaelben  Fehler,  den  alle  nnr 
-auf  das  speeifiscbe  Gewicht  Beang  nehmen- 
den Milchprnfungaapparate  besitzen.      BeC 


Eine  Vereinfachung  bei  der  frao- 
tionirten  Destillation. 

Um  bei  der  fractionirten  Destillation  so- 
gleich festzustellen,  wie  viel  Substanz  zwischen 
den  veracbiedenen  Temperaturgraden  über- 
geht, kann  man  sich  nach  A.  Tigerstedt  mit 
Vortheil  einer  feinen  Briefwage  bedienen  nnd 
die  Flüssigkeit  hineindeHtitliren.  Der  Zeiger 
giebt  die  jeweilige  Gewichtszunahme  an.  Auf 
dem  getheilteu  Kreise  kann  man  den  Stand 
des  Zeigers  für  Jeden  Tempernturgrad  notirto. 
Die  Firma  Desaga  in  Heidelberg  liefert  fär 
den  erwähnten  Zweck  hergestellte  empfind- 
liche Briefwagen,  aufweichen  man  0,2 — 0,3g 
ablesen  kann.  Th. 

Ber.  d.  D.  ehem.  Ga.  36,  Vi- 


Cntersachang  von  Pferdefett}  AmOior  und 
Zink:  ZciUcbr.  f.  anal.  Chemie  IÖH2,  383.  M- 
zahl  81,3,  »chmeUpatikt  der  Fettsftnreu  S9,&°> 
EratarroDgapankt  der  Fettsinren  35,1".        i. 

VergL  Bieriu  Ph.  C.  81!,  558. 


165 


Tberapeutische  MHUhelluiiiren. 


üeber  die  Behandlung  des  Diabetes 
mellitus  mit  Salol. 

A,  Nicolaier  hat  festgestellt,  dass  das  Salol 
in  Dosen  von  6  g  (3  mal  2  g  täglich)  bei  einer 
Diabetika,  bei  der  frfiher  unter  dem  Einflnss 
einer  antidiabetischen  Di&t  der  Zucker  aus 
dem  Urin  verschwunden  war  und  die  übrigen 
diabetischen  Symptome  sich  gemildert  hatten, 
einen  gunstigen  Erfolg  zeitigte ,  insofern  als 
beim  Gebranch  dieses  Mittels  und  bei  ge- 
mischter Kost  im  Laufe  von  8  Tagen  der  Urin 
zuckerfrei  wurde ,  der  Hamstoffgehalt  des 
Urins  sich  fast  um  den  dritten  Theil  rer- 
minderte,  die  Urinmenge  auf  das  normale 
Volumen  surückgeführt  wurde  und  das  rer- 
mehrte  Durstgefühl  und  die  Mattigkeit  rer- 
schwanden.  Auch  nach  dem  Aussetzen  des 
Salols  blieb  bei  gemischter  Diät  der  Urin 
9  Tage  frei  Ton  Zucker,  beziehentlich  war 
der  Zuckergehalt  des  Urins  gering,  doch  stieg 
dann  allmählich  die  Zuckermenge  wieder  an 
und  gleichzeitig  nahm  auch  die  Hamstoff- 
aasscheidung  zu.  Indessen  betrug  die  Zucker- 
menge im  Urin  18  Tage  nach  dem  Aussetzen 
des  Salols  immer  nur  noch  den  dritten  Theil 
der  Tor  der  Salolbehandlung  bei  der  gleichen 
Kost  ausgeschiedenen  Menge. 

Aehnliche  günstige  Erfolge  wurden  auch 
bei  anderen  Diabetikern  erzielt,  so  dass  Ver- 
fasser sich  zu  dem  Schlüsse  berechtigt  glaubt, 
dass  das  Salol  in  manchen  Fällen  von  Diabetes 
mellitus  die  Symptome  zeitweise  zum  Ver- 
schwinden bringen  kann. 

Was  nun  aber  die  Anwendung  des  Salols 
bei  der  Behandlung  des  Diabetes  mellitus  in 
der  ärstlicben  Praxis  betrifft,  so  hat  dieselbe, 
wie  die  aller  übrigen  Medicamente,  welche 
die  diabetischen  Sjmptome  beeinflussen,  ge- 
genüber dar  diätetischen  Behandlung  nur 
eine  untergeordnete  Bedeutung,  da  auch  das 
Salol  wie  die  übrigen  Mittel  nur  in  einer  Reihe 
▼on  Fällen  wirksam  ist  und  die  Wirkung  ver- 
hlltnissmässig  kurze  Zeit  nach  Aussetzen  des 
Medicamenta  aufhört.  Es  würde  daher  die 
Ordination  des  Salols  nur  bei  denjenigen 
Fällen  von  Diabetes  mellitus  zu  versuchen 
sein,  bei  denen  eine  antidiabetische  Behand- 
lung in  unzureichender  WeisOi  beziehentlich 
gar  nicht  durchführbar  ist.  Th. 

Therapeia.  ManaUh,  1893,  Nr.  3,  S.  102. 


Zur  Kenntniss  der  Sulfonal- 
Wirkung. 

Hmü  Schäffer  berichtet  über  eine  durch 
Sulfonal  hervorgerufene  hochgradige  Stoff- 
wechselstÖrung,  welche  in  der  Hauptsache  in 
dem  Auftreten  eines  sowohl  chemisch,  wie 
spectroskopisch  genau  charakterisirten  Kör- 
pers im  Harn,  dem  sogenannten  Hämato- 
porphyrin  oder  eisenfreien  Hämatin 
(nach  Nenchi  und  Sieber)  bestand.  Das  Hä« 
matoporphyrin  zeichnet  sich  als  Abkömm- 
ling des  Blutfarbstoffes  durch  seine  charak- 
teristischen Spectraleigen Schäften  aus.  In 
salzsaurer  Lösung  zeigt  das  Hämatoporphy- 
rin,  wie  Hoppe- Seyler  zuerst  nachgewiesen, 
zwei  Absorptionsbänder:  ein  blasses  schmales 
in  Gelb,  an  Orange  grenzendes,  und  ein 
breites  dunkles  gegen  Grün  gerichtet.  In 
alkalischer  Lösung  treten  vier  Absorptions- 
streifen auf;  einer  in  Orange,  zwei  in  Gelb 
und  ein  breiter  in  Grün ,  einen  Theil  von 
Blau  verdeckend. 

Schäffer  hat  gefunden,  dass  das  Hämato- 
porphyrin  vor  allen  übrigen  bis  jetzt  be- 
kannteren Symptomen  der  chronischen  Sul- 
fonalintoxikation  im  Harn  auftreten  kann, 
und  dass  man  daher  bei  längerer  Sulfonal- 
therapie  und  besonders  bei  schwächlichen 
und  zu  Obstipation  neigenden  Personen  sein 
Augenmerk  auf  die  Farbe  des  Urins  richten 
rauss. 

In  dem  erwähnten  Falle  zeigte  der  Urin 
eine  stark  saure  Reaction ,  hatte  das  speci- 
fische  Gewicht  1,026  und  war  bei  durch- 
fallendem Lichte  ganz  schwarz,  in  dünnen 
Schichten  intensiv  dunkelbrau nroth.  Sedi« 
ment  war  nicht  vorhanden;  der  Urin  hatte 
einen  an  frisches  Obst  erinnernden  Geruch. 
Reichlicher  Zusatz  von  Salzsäure  verwandelt 
die  schwarze  Farbe  des  Urins  in  eine  dunkel- 
violette, reichlicher  Zusatz  von  Ammoniak  in 
eine  gelbrothe.  Durch  Natronlauge  entsteht 
ein  feinflockiger,  rothbrauner  Niederschlag. 
Bei  längerem  starken  Kochen  verändert  sich 
die  Farbe  des  Urins'  nicht;  bei  starkem 
Kochen  mit  Salpetersäure  blasst  die  Farbe 
etwas  ab,  durch  längere  Zeit  fortgesetztes 
Kochen  mit  rauchender  Salpetersäure  wird 
der  Urin  schliesslich  rothgelb,  dann  ganz 
citronengelb.  Beim  Erhitzen  mit  Zinkstaub 
und  Natronlauge  verschwindet  die  ursprüng- 
liche  schwarze  Farbe,    und  der  Urin   wird 


166 


gelb.  Die  wieder  mit  SalstMare  «DgeBftuerten, 
vorher  abfiltrirten  Lösungen  f&rben  sich  all- 
mählich roth  und  werden  nach  längerem 
Stehen  bei  Luftzutritt  wieder  .  dunkelroth. 
Der  Alkoholauszng  aus  dem  frischen  Urin 
war  purpurroth  und  fluorescirt  prachtvoll 
grün  auf  Zusatz  von  Ammoniak  und  Chlor- 
zink. 

Zur  Gewinnung  möglichst  reiner  Hämato- 
porphyrinlÖBungen  behufs  der  spectroskopi- 
schen  Untersuchung  benutzte  Verfasser  das 
Sälhaivshi^Bche  Verfahren  (Ph.  C.  33, 57).  Das- 
selbe  sei  im  Nachfolgenden  kurz  wieder- 
gegeben. 

Man  fällt  den  Farbstoff  mit  neutraler  Blei- 
acetatlösung  oder  mit  einer  alkalischen 
Chlorbarjummischang  (gleiche  Theile  Baiyt- 
wasser  und  lOproc.  ChlorbarTumlösung). 
Nach  mehrmaligem  Auswaschen  des  Nieder- 
schlages mit  Wasser  und  einmaligem  mit  ab- 
solutem Alkohol  wird  der  Niederschlag  mit 
salzsäurehaltigem  Alkohol  zu  einem  dünnen 
Brei  verrieben,  auf  dem  Wasserbade  erwärmt, 
einige  Zeit  stehen  gelassen  und  dann  filtrirt. 
Der  salzsaure  Alkoholauszug  wird  sodann  der 
spectroskopischen  Untersuchung  unterworfen. 
Wird  der  Auszug  ammoniakalisch  gemacht, 
so  treten  die  erwähnten  vier  Streifen  des 
Hämatoporphyrins  auf  (in  Orange,  Gelb, 
Grün  und  zwischen  Grün  und  Blau).  Die 
salzsaure  HämatoporphTrinlÖsung  setzt  nach 
längerem  Stehenlassen  ein  rothbraunes  Sedi- 
ment ab,  das,  unter  dem  Mikroskop  betrach- 
tet, aus  braunrothen  Nadeln  besteht.  Th, 
Therap.  Monatsh.  1893,  Nr.  2,  8.  57, 


Behandlung  der  Cholera 
mit  Chloroformmischong. 

DesprejB  empfiehlt  aufs  neue  sein  bereits 
im  Jahre  1867  mitgetheiltes  Behandlnngs- 
verfahren  der  Cholera  mit  nachstehender 
Chloroformmischung : 

Chloroform.  1,0, 

Alkohol.  8,0, 

Ammon.  acet.  10,0, 

Aq.  dest.  110,0, 

Sir.  morph.  muriat.  40,0. 
S.   halbstiindlich    einen  Esslöffel  voll  in 
nehmen. 

Die  Erfolge  dieses  Mittels  sollen  aasge- 
zeichnet sein.  Auch  andere  Aerzte  berichten 
von  vorzüglichen  Ergebnissen.  Verfasser  ver- 
ordnet auch  bei  Leuten,  die  täglich  mit  Cbo- 
lerakranken  zusammenkommen ,  mehrmals 
täglich  ein  halbes  Glas  Chloroform wasser  so 
trinken  (mit  etwas  Sir.  cort.  aurant.  etc.)« 
Dasselbe  ist  vollkommen  unschädlich. 

Med,-cfiir,  Bundsahau. 


Zum  Einfetten  der  Bougies  und 

Sonden 

bedient  sich  Lanelong%$e  (Report,  de  pharm.) 
eines  in  eigenartigerweise  sterilisirten  Oliven- 
öles. Er  bewahrt  nämlich  das  dazu  verwen- 
dete Gel  in  einer  7  cm  nicht  übersteigenden 
Schicht  in  einem  Gefasse,  auf  dessen  Boden 
sich  ein  wenig  metallisches  Quecksilber  be- 
findet. Die  Quecksilberdämpfe  sollen  sich  in 
dem  Gel  vertheilen  und  dasselbe  in  einen 
völlig  aseptischen  Zustand  versetzen. 

Die  Aufbewahrung  seiner  Bougies  und 
Sonden  bewirkt  L,  in  verschliessbaren  Ge- 
fässen,  auf  deren  Boden  ein  Stück  mit  Queck- 
silbersalbe bestrichener  Flanell  liegt,  so  dass 
in  dem  Gefäss  immer  Quecksilberdampf  vor- 
handen ist,  «« 


Einheimischer  BrechdarchfalL 

Der  Polizeipräsident  von  Berlin  ersucht 
unterm  15.  Februar  1893  in  einer  Bekannt- 
machung ,  betreffend  die  Ausfüllung  der 
Todtenscheine  mit  thunlichst  deutschen 
Krankheitsnamen,  den  Ausdruck  „Cholera 
nostras**  gänzlich  zu  vermeiden  und  bei  jedem 
amtlichen  Verkehr  durch  die  ohnehin  viel 
zutreffendere  Bezeichnung  „Einheimischer 
Brechdurchfall"  zu  ersetzen. 

Für  Cholera  asiatica  wird  in  derselben  Be- 
kanntmachung die  Bezeichnung  „Asiatische 
Brechruhr''  gebraucht. 


Jodcollodium. 

Als  vorzügliches  Enthaarungsmittel  em- 
pfiehlt Butte  (Monatshefte  für  prakt.  Der- 
matolog.  1893,  5,  253)  Jodcollodium  ansn- 
wenden,  und  zwar,  indem  man  3  bis  4  Tage 
hintereinander  die  betreffende  Steile  dick  be- 
streicht. Fast  sämmtliche  Haare  sitzen  dann 
auf  der  Innenseite  der  CoUodiumhaut.  Die 
Zusammensetzung  des  JodcoUodiums  ist  fol- 
gende : 

Spirit.  12,0, 

Jodi  puri  0,75, 

Collodii  35,0, 

Ol.  terebinth.    1,5, 

Ol.  ricini  2,0.  S 


167 


Technische  BHUhellnnffen. 


üeber  graue  Metallbeizen. 

Einer  Mittbeilung  der  physikal.  -  techn. 
ReicbsaiiBtalt  «ntnehmen  wir  Dachitehende 
Angaben  über  Metallbeizen. 

1.  Eine  bew&hrte  Vorscbrift  fnr  eine 
schvarsgraue  Beiie  ist  folgende:  1000g 
rohe  Salzslure,  60  g  arsenige  Säure,  fein  ge- 
stofsen,  30  g  Antimoncblorid,  150  g  Hammer- 
■chlag,  fein  gestossen.  Man  fngf  alle  Bestand- 
theile  zar  Salzsäore,  erwärmt  das  Oemiscb 
sQf  etwa  70  bis  80^  C.  und  erbält  die  Miscb- 
nng  während  einer  Stunde  auf  dieser  Tem- 
peratur. Bei  Öfterem  guten  Durch  rühren  wird 
der  grösste  Theil  der  arsenigen  Sänre  gelöst, 
wonach  die  Beize  gleich  nach  dem  Erkalten 
gebrauch  fertig  ist.  Wenn  die  Beize  nicht 
gleich  gebraucht  werden  soll^  kann  die  Er- 
wirmnng  der  Salasäure  fortfallen.  Das  Ge- 
misch bleibt  dann  etwa  24  bis  36  Stunden 
stehen  und  wird  Ton  Zeit  zu  Zeit  gut  durcb- 
geschüttelt. 

Ffir  den  Gebrauch  genügt  in  den  meisten 
Fallen  ein  sweimaliges  Eintanchen  (je  höeh- 
Btens  15  Secunden)  des  durchaus  fettfreien 
Gegenstandes.  Derselbe  muss  Tor  dem  zwei- 
ten Eintauchen  mit  Wasser  abgespült  und 
mit  weicher  Leinwand  gut  abgetrocknet  wer- 
den. Jeder  auf  der  Metallfläche  befindliche 
Wassertropfen  erzengt  einen  Flecken. 
Sprenger  empfiehlt,  nacb  erfolgter  Färbung 
die  Gegenstände  zuerst  in  scbwacher  Soda- 
loiung  und  dann  in  Tiel  Wasser  abzuspülen 
and  darauf  in  Sägespänen  zu  trocknen.  Der 
gleiche  Effect  wird  auch  ohne  Sodalösung  er- 
reicht. 

Die  Beize  ist  verwendbar  zur  Färbung 
ganzer  Instrumente.  Die  grauschwarze  Färb- 
ung tritt  bei  allen  nachstehend  genannten 
Metallen  und  Legirungen  ohne  wesentliche 
Verschiedenheit  auf:  Silber,  Kupfer,  sowie 
Kupfer  -  Zink-  und  Kupfer  -  Zinnlegirungen 
(Messing,  Bronze,  Rothgüsse,  gegossen  und 
gewalzt),  ferner  Neusilber,  Arsenkupfer,  Ar- 
senbronze, Phospborbronze  und  Löthzinn. 
Die  Beize  ist  schlecht  verwendbar  für  Alumi- 
nium« und  Silicinmbronze,  gar  nicht  wirksam 
bei  Nickel ,  Aluminium  und  Zink.  Eine 
Lackirung  der  gefärbten  Gegenstände  ist 
nicht  unbedingt  nothwendig;  dies  richtet 
Bicb  lediglich  nach  der  Verwendung  des  In* 
atmmentes. 

Eine  angeblich  englische  Anweisung  für 


I  eine  ähnliche  Beize  hat  die  Runde  durch  die 
ganze  Fachliteratur  gemacht.  Sie  wird  als 
ganz  Yorzüglich  empfohlen  und  besteht  aus: 
2  L  Salzsäure,  0,250  g  Salpetersäure,  85  g 
arseniger  Säure,  85  g  Eisenspänen.  Die  Zu- 
sammensetzung ist  mit  Schwierigkeiten  ver- 
bunden, weil  sich  das  Gemisch  beim  Hinzu- 
fügen des  Eisens ,  auch  in  sehr  kleinen  Por- 
tionen, stark  erwärmt ;  es  steigen  unter  hefti- 
gem Aufkochen  grosse  Mengen  der  bekannten 
braunen  untersalpetersauren  Dämpfe  auf. 
Das  fertige  Gemisch  entwickelt,  zumal  bei 
Anwendung  concentrirter  Ingredienzen,  dau- 
ernd Uutersalpetersänre  und  Chlordämpfe, 
wodurch  die  Arbeit  eine  sehr  ungesunde  wird. 
Mit  dieser  Beize  konnte  keine  dunkelgrau- 
schwarze  Färbung  erhalten  werden.  Es  ent- 
steht wohl  ein  schwarzbrauner  Niederschlag 
auf  dem  zu  beizenden  Metall,  derselbe  lässt 
sich  aber  ohne  Weiteres  abwischen  und  dar- 
unter liegt  die  mattgeätzte  Metallfläehe.  Auch 
nach  längerem  Stehen  der  Beize  war  das 
Resultat  kein  anderes. 

2.  Hellgraue  Beize  (Stahlgrau).  Man 
löst  83  g  Eisenvitriol  und  83  g  gestossene 
arsenige  Säure  in  1000  g  roher  Salzsäure. 
(Herstellungsweise  wie  Nr.  1.) 

Die  Verwendungsart  ist  dieselbe  wie  bei 
Nr.  1,  sowohl  für  die  dort  angegebenen  Me- 
talle als  auch  in  der  Art  und  Weise  der  An- 
wendung, nur  muss  das  Eintauchen  unter 
Umständen  öfter  wiederholt  werden.  Der 
Gegenstand  muss  auch  hierbei  vor  jedem 
neuen  Eintauchen  abgespült  und  gut  abge- 
trocknet werden. 

3.  Mattschwarze  Beize  von  A.  BoUert. 
Ersatz  der  bisher  gebräuchlichen  Schwarz- 
brennsäure. 

Der  Reichsanstalt  war  schon  im  Frühjahr 
vergangenen  Jahres  Mittbeilung  über  diese 
Beize  zugegangen ;  die  eigentliche  Anweisung 
dafür  war  aber  unbekannt  geblieben ,  so  dass 
die  Versuchswerkstatt  das  richtige  Verhältniss 
der  beiden  Stoffe  ermitteln  musste.  In  der 
hierbei  gefundenen  Zusammensetzung  wird 
die  um  jene  Zeit  hergestellte  Beize  noch  heute 
mit  dem  besten  Erfolge  in  den  Werkstätten 
der  Reichsanstalt  an  Stelle  der  seitdem  ver- 
worfenen älteren  Schwarzbrennsänre  benutzt. 

Sie  besteht  aus  500  g  salpetersaurem 
Kupfer,  150  g  Alkohol  von  etwa  90  pCt.  Die 
Lösung  des  Salzes  nimmt  ziemlich  lange  Zeit 


168 


In  Anspruch;  es  empfiehlt  sich  daher,  das 
Sals  in  irdenem  OefSss  üher  schwachem  Feuer 
unter  Umrfihren  zn  schmelzen,  dann  den  Al- 
kohol hinzuzufügen  und  schliesslich  das  Ge- 
flftss  zur  Verminderung  der  Alkoholrerdampf- 
ung  kalt  zu  stellen. 

Man  thut  gut,  die  zu  heizenden  Metall- 
stücke stets  kalt  In  die  Beize  zu  hringen. 
Bei  heissen  Stücken  vermindert  sich  durch 
Verdampfung  der  Alkoholgehalt,  während  bei 
wiederholtem  Eintauchen  solcher  Gegenstände 
der  bereits  erhaltene  Ueberzug  stellenweise 
abspringt ,  wodurch  die  Ungleichmässigkeit 
der  Färbung  in  stärkerem  Maasse  hervorge- 
rufen wird.  Diese  Beize  Ist  entschieden  der 
älteren  Schwarzbrenn  säure,  bestehend  aus 
einer  Auflosung  von  Kupfer  in  Salpetersäure, 
vorzuziehen ;  die  Färbung  fällt  dunkler  und 
gleichmässiger  aus.  Dieselbe  Ist  brauchbar 
für  Kupfer,  Messing,  alle  Kupferzinnlegir- 
ungen,  Neusilber,  Arsenkupfer,  Arsen-,  Alu- 
minium-, Silicium-  und  Phosphorbronze. 
Aluminium  und  Nickel  werden  fast  gar  nicht 
geschwärzt.  Die  Färbung  wird  bei  Zink  nicht 
gut;  ausserdem  wird  dieses  Metall  durch  die 
hohe  Erwärmung  so  weich,  dass  höchstens 
starke  Gussstücke  in  dieser  Weise  behandelt 
werden  können. 

Zeitschr.  f.  In8trum,'K%mde  1893,  39. 

Zum  Entfernen  des  Rostes 

von  Stahl-  und  Eisentheilen  empfiehlt  die 
Thonind.-  Ztg.  folgende  Mittel :  Ist  der  Rost 
noch  frisch  und  nicht  eingefressen,  so  nehme 
man  einen  mit  Oel  befeuchteten  Kork  und 
reibe  damit  die  verrosteten  Stellen  ab,  wo- 
durch sie  Reinheit  und  Glanz  zurückerhalten, 
ohne  durch  Kratzen  beschädigt  zu  werden. 
Hat  der  Rost  dagegen  schon  weitere  Fort- 
schritte gemacht,  so  empfiehlt  es  sich,  die 
angerosteten  Stellen  mit  einem  Gemisch  aus 
feinem  Tripel  und  Schwefelblüthe,  welche  mit 
Hilfe  von  Olivenöl  zu  einem  Teige  geknetet 
werden,  au  bestreichen  und  nach  einiger  Zeit 
mit  einem  weichen  Leder  abzureiben.  Da- 
durch werden  die  betreffenden  Stellen,  soweit 
es  überhaupt  möglich  ist,  zu  ihrem  ursprüng- 
lichen Aussehen  zurückgebracht. 


Ans  der  Aohat- Industrie. 

Einem  Aufsatze  in  den  Industrie  •  Blättern 
entnehmen  wir  über  das  Färben  der  Chalce- 
done  das  Folgende : 


Efl  ist  anffiillend,  dass  gewisse  Chalcedone, 
nicht  alle  und  meist  nur  einzelne  Streifen 
derselben  mit  mikroskopischen  Poren  erfüllt 
sind,  welche  Farbstoffe  aufnehmen  können. 
Beim  Anblick  der  schön  pollrten  und  glän- 
zenden Steine  sollte  man  ihnen  diese  Eigen- 
schaft kaum  zutrauen.  Um  die  porösen  Strei- 
fen in  den  Chalcedonen  schwarz  oder  braun  zu 
färben  und  die  Steinein  dieserWeise in  pracht- 
volle Onyxe  oder,  wenn  sie  auch  von  Natur  rothe 
Streifen  besitzen,  in  Sardonyze  umzuwandeln, 
welche  sich  für  Kameen,  Broschen,  Hals- 
perlen u.  s.  w.  eignen,  bringt  man  sie  in  mit 
Wasser  verdünnten  Honig  oder  Syrup  und 
lässt  sie  darin  8  bis  10  Tage  in  der  Wärme 
stehen.  Nach  dem  Abtrocknen  werden  sie  in 
einem  Bade  von  Schwefelsäure  der  Kochhitze 
ausgesetzt.  Der  -in  die  Poren  des  Steins  ein- 
gedrungene Honig  oder  Syrup  wird  durch  die 
Einwirkung  der  Schwefelsäure  verkohlt  und 
die  Streifen  des  Steins  treten  dann  um  so 
dunkler  schwarz  hervor,  je  reicher  sie  ur« 
sprfinglich  von  Poren  durchzogen  waren. 
Nach  Massgabe  der  im  Stein  vorhandenen 
Poren  kommen  schwarze  oder  bloss  braune 
Farben  in  allen  Nuancen  anm  Vorschein.  Die 
weissen  Streifen,  welche  mit  den  dunkeln  ab- 
wechseln, werden  dabei  heller  und  glänzender, 
als  sie  im  natürlichen  Zustande  waren.  Käuf- 
liche Salpetersäure  färbt  die  Chalcedone  hell- 
gelb;  Chrysoprase  von  blassen  Farben  werden 
im  schönsten  Apfelgrün  dargestellt,  alle 
Nuancen  der  blauen  Farbe  giebt  man  den 
Steinen  durch  die  Behandlung  mit  Berliner 
Blau.  

Zum  Schreiben  auf  Olasflaschen 

wird  in  der  Pharm.  Post  statt  des  gewöhnlich 
benutzten  Schreibdiamanten ,  der  oft  zu  tief 
einschneidet,  als  viel  brauchbarer  der  in  Werk- 
zeughandlungen erhältliche  Arkansas  •  Oel- 
stein  oder  Mississippi  stein  empfohlen.  Man 
soll  mit  einem  etwa  4  cm  langen,  5  mm  dieken 
Stück  langsam  mit  einigem  Druck  die  Schrift 
auf  der  Flasche  anbringen.  g. 

Eine   neue   Stopfbüchsenpackung 

für  Dichtungen  von  Dampf-  und  Wasaer- 
leitungen  etc.  bringt  die  Firma  Benraih  tt 
Fra/iffkt  G^lbe  Mühle  bei  Düren,  unter  dem 
Namen  Marco  dumm  in  den  Handel.  Das 
in  Bandform  gelieferte  Packungsmittel  be* 
steht  aus  Rohleinen  und  Hanfpapier,  die  auf 
einander  geklebt  und  mit  Talg  getr&nkt  sind. 


m 


BiicIiersGliaa. 


Schule  der  Pharmacie.  Herausgegeben  von 
Dr.  J,  Holferty  Dr.  K  Thoms,  Dr.  E.  JlSylius 
und  Dr. K.  Jordan.  I.  Bd.:  Praktischer 
Theil,  bearbeitet  von  Dr.  E.  MyUu8. 
250  Seiten  gross  Octav.  Mit  120  in  den 
Text  gedruckten  Abbildungen.  Berlio 
1893.  Verlag  ?on  Julius  Springer.  Preis 
4  Mark. 

Bie  .Schale  der  Pharmacie"  wird  fftnf  Bftnde 
umfassen,  von  denen  der  erste  den  prakti- 
schen Theil,  der  zweite  die  Chemie,  der 
dritte  die  Physik,  der  vierte  die  Botanik  und 
der  letzte  die  Waarenkunde  behandelt  Er- 
schienen sind  bishes  der  1.  und  der  2.  Band 
(letzterer  von  Dr.  Ä  Tkoms  bearbeitet),  die  drei 
übrigen  Bände  sind  noch  im  Laofe  dieses  Jahres 
za  erwarten. 

Die  Bearbeitung  des  „praktischen  Theils" 
koDutc  in  bessere  Uände,  als  es  geschehen,  wohl 
kaom  gelegt  werden;  welche  Absichten  und 
ürunds&tze  den  Verfasser  geleitet  haben,  geht 
am  besten  aus  den  nachstehenden  Worten  in 
der  Vorrede  hervor:  »Ich  schreibe  den  Inhalt 
dieses  Baches  so,  dass  ich  selbst  wie  jeder 
andere  Lehrfaerr  aas  Buch  am  ersten  Tage  dcb 
Eintritts  eines  jungen  Mannes  in  die  Lehre 
diesem  mit  der  Weisung  geben  kann:  Lerne  und 
handle,  wie  darin  gesc&eben  steht,  so  wirst 
Da  ein  tüchtiger,  praktischer  Apotheker  werden." 

Bas  Buch  ist  in  folgende  Abschnitte  einge- 
theilt:  Arzneiabgabe,  Arzneianfertigung  nach 
Kecepten  (Keceptur),  Anschaflung,  Anfertigung 
und  Lagerung  von  Vorrftthen  (Defectnr) ,  Kaut- 
männisches  und  als  Anhang  die  Bekanntmach- 
<iug,  betreffend  die  PrtLfimg  der  Apotheker- 
geiiilfen.  In  der  weiteren  Anordnung  des  Stoffes 
geht  Verfasser  immer  von  dem  Grundsatze  aus, 
^»  was  zuerst  gelernt  werden  muss,  auch  dem 
liCraenden  zuerst  vorzuführen,  ihn  aber  nicht 
im  Voraus  zu  ermüden  durch  einen  Wust  von 
»Allgemeinem*.  £s  mag  hier  der  Inhalt  der 
ersten  Abtheiiung  nfther  erw&hnt  sein:  Waagen 
und  Gewichte,  TrOpfeln,  Einwickeln  in  Papier, 
tieidverkehr,  Benennungen  der  Arzneimittel, 
Verkehr  mit  dem  Publikum,  Ordnung  und  Vor- 
sicht, jk'reise  der  Arzneimittel,  der  Handverkauf, 
Giftverkauf,  Veraniwortlichkeit,  weitere  Grund- 
8&tze  fUr  die  Arzneiabgabe.  Jeder  Abschnitt 
erfahrt  die  instructivste  Behandlang,  jedem  Ab- 
ichnitte  werden  auch  .»goldene  Kegeln**  ange- 
ttigt,  die  in  knapper  Form  das  bei  jeder  Arbeit 
Beachtenswertheste  zusammenfassen  und  immer 
und  immer  wieder  betonen,  dass  peinliche  Ord- 
uuogsliebe  und  Gewissenhaftigkeit  zu  den  Baupt- 
Agenden  des  Pharmaceuten  gehören.  In  die 
goldenen  Hegeln  sind  auch  die  wichtigsten 
t^aragraphen  der  Gesetze  und  medicinalpolizei- 
ucheu  Bestimmungen  verflochten.  Was  Verfasser 
im  Abschnitt  „  Handverkauf  *  bezüglich  der  ver- 
schiedenen Beurtheilung  von  Gebrauchsanweis- 
utgen  sagt,  trifft  sicher  oft  zu,  wäre  aber  wohl 
in  eiaem  dooh  zunAchst  fflr  die  Lehrlinge  be- 
itinunten  Bache  beeser  weggeblieben. 


In  der  Abtheiiung  „Kaufmännisches**  werden 
zuerst  die  rechtliche  Stellung  der  pharmaceoti- 
sehen  Hilfskräfte  und  die  Art  der  Handels- 
geschäfte des  Apothekers  besprochen,  dann  wird 
an  einem  praktisch  erprobten  Beispiele  die 
pharmacentische  Buchführung  gelehrt  Dieses 
letztere  Capitel  ist  ein  um  so  dankenswertherer 
Theil  des  Buches,  als  leider  bis  jetzt  im  Lehr- 
gange des  Pharmaceuten  gar  kein  Werth  darauf 
gelegt  wird,  dass  der  junge  Fachgenosse  auch 
kaufmännisch  rechnen  lerne. 

Das  Werk  ist  im  besten  Sinne  des  Wortes 
»aus  der  Praiis  für  die  Praxis"  geschrieben  und 
verdient  die  wärmste  Empfehlung.  g. 

Methoden  der  gerichtlich  -  chemischen 
Analyse«  Ein  kurzer  Leitfaden  zum 
praktischen  Gebrauche  im  Laboratorium 
für  Pharmaceuten,  Mediciner  und  Che- 
miker, bearbeitet  von  Dr.  Ernst  PiesB- 
cgeck,  Assistent  am  pharm.-chem.  Institut 
der  Albertus  -  Universität  Königsberg. 
Mit  in  den  Text  gedruckten  Holzstichen. 
Königsberg  i.  Pr.  1893.  Ferd.  Beyer'^ 
Buchhandlung  (Thomas  &  Oppermann). 

Preis  2  Mk.  40  Pf. 

Die  vorliegende  Anleitung  ist  speciell  fflr  den 
Studiren  den  zur  Einführung  in  die  gerichtliche 
Chemie  und  als  Hilfsmittel  bei  den  ihm  auf- 
getragenen Üebungs  -  Aufgaben  bestimmt  und 
behandelt  den  Gegenstand  aus  diesem  Grunde 
in  knapper  Form  und  mit  Auswahl,  ihm  ein 
durch siclitiges,  klares  Bild  gebend  und  alles 
weglassend,  was  ihn  stOren  oder  verwirren 
konnte.  Für  etwaige  spätere  Praiis  kann  er 
ebenso  wenig  der  eigenen  Erfahrungen  wie  der 
Benutzung  grosserer  Werke  entbehren. 

Dem  Anfänger,  dem  Studirenden  ist  die  An- 
leitung wohl  zu  empfehlen.  s. 

Bericht  über  die  11.  Versammlung  der 
freien  Vereinigung  bayrischer  Ver- 
treter der  angewandten  Chemie  in 
Begensburg  am  2.  und  3.  August  1892. 
Herausgegeben  im  Auftrage  des  geschäfts- 
fnhrenden  Ausschusses  von  Dr.  A.  HUger, 
k.  Hofrath  und  Professor  der  Pharmacie 
und  angewandten  Chemie  der  Universität 
München,  Dr.  B,  Kayser,  Chemiker  in 
Nürnberg,  Th.  WeigUy  Apotheker  in 
Nürnberg.  Wiesbaden  1893.  C.  W.KreU 
de^s  Verlag. 
Üeber  die  Verhandlungen  Jener  Versammlung 

haben  wir  bereits  im  vorigen  Jahrgang  (Ph.  C. 

88,  477  bis  479)  berichtet. 

Atlas  der  ofdcinellen  Pflanzen.  Darstellung 
und  Beschreibung  der  im  Arsneibuche 
fttr  das  Deatsohe  Beleb  erwähnten  Oe* 


170 


wi&chse.       Zweite    verbesserte    Auflage, 

Darstellung   und    Beschreibung    sämmt- 

licber  in  der  Pharm.  Boruss.  aufgeführten 

officinellen  Gewächse  von  Dr.  0.  C.  Berg 

und  C  F,  Schmidt.  Herausgegeben  durch 

Prof.  Dr^  Arthur  Meyer  in  Münster  und 

Dr.  K,  Schumann    in    Berlin.     Leipzig 

1892.  Verlag  won  Arthur  Felix.  3.  bis  6. 

Lieferung. 

Wie  die  früheren  Lieferungen,   so  zeich oen 

sich  die  yorliegenden  durch  eine  saubere  and 

conrecte  Ansfehrung  des  Textes  sowohl  wie  der 

Abbildungen   ans.    Es   verdient   hervorgehoben 

zu  werden,  dass  der  Text  sich  einer  dankens- 

werthen  Kürze  befleissigt,  wodurch  die  Üeber- 

sieht     Über    den    betreffenden    PfianzenkOrper 

wesentlich  erleichtert  wird.    Eine  reichhaltige 

Literaturangabe,  speciell  fQr  Diejenigen,  die  eine 

erschöpfende  Literatur  wUnschen,  vervollständigt 

den  Werth  desselben. 

Am  Schlüsse  des  Textes  befindet  sich  die 
Erklärung  der  demselben  entsprechenden  Ab- 
bildung. Die  Ausfahrung  derselben  ist  durch- 
fängig  sauber  und  fleissig  ausgeführt,  doch  sind 
ei  zwei  derselben  einige  Abweichungen  zu  be- 
merken, und  zwar  bei  Hyoscyamus  niger  und 
Atropa  Belladonna.  Der  erste  Eindruck  der 
Bilder  ist  ein  entschieden  befremdender,  die 
Farben  sind  zu  lebhaft  aufgetragen ;  Blüthe  so 
wohl  wie  Blatt  von  Hyoscyamus  niger  weisen 
in  der  Natur  mehr  eine  graugelbe  resp.  matt- 
ffrflne  Farbe  auf.  Ebenso  hat  Atropa  einen  zu 
lebhaften  Farbenton.  im  Allgemeinen  jedoch 
zeigt  das  vorliegende  Werk  so  viel  Yorztlee,  so- 
wohl was  Ausstattung,  wie  inneren  Werth  des- 
selben betrifft,  dass  es  den  Fachgenossen,  ferner 
allen  Denen,  die  der  Pflanzenwelt  Interesse  ent- 
gegenbringen,  aufs  wärmste  empfohlen  werden 
kann.  S, 

Blüthendiagramme  nebst  LängSBchnitt- 
bildem  von  anagewählten,  einheimi- 
schen Blnthenpflanzen  alt  Vertretern 
der  Haaptabtheilongen  des  natnrliohen 
und  dea  Linni'sohen  Fflanzeniyitema. 
Zur  Einfuhrung  in  das  Verständniss  des 
Blüthenbaues  und  als  Muster  für  das 
Diagramm  •  Zeichnen  von  J,  Bohweder. 
Gotha  1893.  Verlag  von  £.  F.  Thiene- 
mann,  6  Mark. 
Das  vorliegende  Werk  hat  sich  die  Aufgab n 

gestellt,    eine    systematische    Eintheilung   der 

Shanerogamen  Pflanzen  auf  Grund  ihrer  Blüthen- 
iagramme  in  Übersichtlicher  Weise  zu  be- 
arbeiten; die  Lösung  kann  als  im  vollsten 
Maasae  gelungen  bezeichnet  werden.  Die  Ein- 
leitun([,  die  Aohandlung  der  BlQthe,  ist  einfach 
geschrieben,  aber  so  klar  und  deutlich,  dass 
dies  in  die  Einführung  der  Diagrammatik  voU- 
8tändi£[  ausreichend  ist.  Eine  scfaematische 
Üebersicht  über  die  Phanerogaroen  vervollstän- 
dig den  Text  Als  ganz  YorzUglich  müssen  die 
Zeichnungen  der  Diagramme  hingestellt  werden, 


deren  elegante  Ausführung  nichts  zu  wünschen 
übrig  lässt.  Das  ganze  Werk  liegt  handlich  in 
einer  Mappe,  die  l^eln  selbst  laasen  sich  leicht 
in  einzelne  Bogen  trennen,  was  zum  Zwecke 
der  Demonstration  entschieden  geeignet  ist  Der 
Preis  ist  in  Anbetracht  der  vorzüglichen  Aus- 
stattung der  Tafeln  als  ein  durchaus  massiger 
zu  bezeichnen.        Ä 

Anleitung  znr  Photographie  für  Anfänger. 

Herausgegeben  von  G.PizzigheUij  kaiserl. 
und  königl.  Major  der  Genie -Waffe. 
Fünfte  Auflage.  Mit  142  Holzschnitten. 
Halle  a.  S.  1893.  Druck  und  Verlag  von 
Wühdm  Knapp.  Geb.  3  Mk. 
Der  durch  sein  grosses  (Ph.  C.  889  409.  dd^ 
160,  692  besprochenes)  „Handbuch  der  Photo- 

fraphie  ffir  Amateure  und  Touristen",  be- 
annte  Verfasser  giebt  hier  dem  Anfänger  eine 
kurze  Anleitung;  dass  das  im  Jahre  1887  erst- 
malig erschienene  Bflchelchen  jetzt  in  5.  Auf- 
lage vorliegt,  spricht  wohl  am  besten  fQr  seine 
Brauchbarkeit  Wenn  der  Anfänger,  wie  es 
den  meisten  zu  ergehen  pflegt,  ohne  jede  che- 
mische Eenntniss  ist  und  nur  geringe  tech- 
nische Fertigkeit  besitzt,  so  findet  er  in  diesem 
kleinen  Bflchelchen  so  vieles  Nützliche  und 
Brauchbare,  dass  er  es  gern  auf  seinen  Touren 
in  der  Tasche  bei  sich  tragen  wird,  wozu  das 
Format  sehr  geeignet  ist  •• 


Die  Praxis  dea  Chemikers  bei  Untersuchung 
von  Nahrungsmitteln  und  Gebrauchs- 
gegenständen, Handelsproducten  9  Luft, 
Boden,  Wasser,  bei  bakteriologischen 
Untersuchungen,  sowie  in  der  gericht- 
lichen und  Harn-Analyse.  Ein  Hilfsbuch 
für  Chemiker,  Apotheker  und  Gesund- 
heitsbeamte von  Dr.  JVt^JB^Sfier.  Fünfte, 
umgearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Mit 
Kahlreichen  Abbildungen  im  Text.  Lie- 
ferung 6  bis  8.  Hamburg  und  Leipsig 
1893.   Verlag  von  Leopold  Voss. 


Tafel  cur  Ermittelung  des  Alkoholgehaltes 
von  Alkohol -Waasermiachnngen  aus 
dem  specifischen  Gewicht«  Nach  den  von 
der  Kaiserlichen  Normal-Aiehungs-Com- 
mission  angenommenen  Zahlen  berechnet 
von  Dr.  Karl  Windisch^  ständigem  Hilfs- 
arbeiter im  Kaiserlichen  Gesundheits- 
amte.  Berlin  1893.  Verlag  von  JuUus 
Springer.   Preis  1  M.  40  Pf. 


Yonogspreiae  chemischer  und  pharmaceatisclier 
Präparate  der  chemischen  Fabrik  von  E 
Trommadorff  in  Erftirt    März  1895. 

PreU-Liate  von  Frau  Hering  (frflher  Chr.  Heriog) 
in  Jena  a.  8.  Fabrik  pharmaceotischer 
Dampf-DestiUir- Apparate. 


171 


TerscIlledeDe  MiUlieiliiDireii. 


Erystallsoda  in  kleinen  Krystallen. 

Zur  HerstelluDfif  von  Soda  in  kleinen 
Kryttailen  fugt  man  nach  A.  Kind  (D.  R.-P.) 
za  JOO  Tb.  Ammoniaksoda  in  Form  eines 
feinen  lockeren  PnWers  allmählich  und  unter 
fortwährendem  Rühren  70  Th.  Wasser  Yon 
80  bis  90^  und  bearbeitet  die  entstandene 
teigtrtige  Masse  so  lange,  bis  alles  Wasser 
gebunden  ist.  Die  Masse  schwillt  hierbei  zu 
einem  Haufwerk  feiner  Rrystallnadeln  an  und 
ist,  sobald  sie  hinreichend  abgekühlt  ist,  ohne 
Weiteres  zur  Verpackung  fertig. 

Ein  schäumendes  Waschpräparat  erhält 
man,  indem  man  in  dem  mit  Ammoniaksoda 
zu  miscbeudcu  Wasser  zuvor  eine  beliebige 
Menge  Seife  löst.  g, 

Zeiitchr.  f.  an  gew.  Chemie. 


Gummisachen,  mit  denen 
in  Berührung  kommen, 

tiod  nach  den  Untersuchungen  von  Bvlowsky 
unschädlich :  1.  wenn  sie  im  Wasser  schwim- 
men, 2.  wenn  sie  elastisch  und  3.  von  weicher 
Consistenz  sind.  Je  grösser  das  specifische 
Gewicht  der  Onmmiwaaren  ist,  desto  bedeu- 
tender ist  auch  ihr  Aschengehalt,  d.  h.  desto 
grösser  ist  der  Gehalt  an  mineralischen  Be- 
Btandtheilen  und  folglich  desto  geringwerthi- 
ger  ist  die  betreffende  Waare.  Schwarze 
Warzen-  und  Saughütchen  sind  unschädlich. 
Schwarze  Puppen,  in  der  Masse  gefärbt,  sind 
schädlich,  da  sie  Bleiozjd  enthalten;  man 
kann  sie  Yon  den  unschädlichen  schwarzen 
Gammisaehen  dadurch  unterscheiden,  dass 
•ie  im  Wasser  untersinken.  Rothe  oder  roth- 
braune Puppen  und  Gummispielzeuge,  in  der 
Masse  roth  oder  rothbrann  gefärbt ,  sind  un- 
schädlich ,  da  sie  durch  Fünffach  -  Schwefel- 
ftntimon  gefärbt  sind;  das  letztere  kann  der 
Gesundheit  der  Kinder  nicht  schaden ,  da  es 
sich  aus  der  Gammimasse  im  Speichel  nicht 
löst.  Alle  grauen  Gummisachen,  besonders 
solche,  welche  die  Rinder  oft  in  den  Mund 
nehmen,  um  daran  zu  saugen,  wie  z.  B.  graue 
Saughütehen ,  sind  relativ  «chädlich ,  da  sie 
2inkozyd  enthalten.  Unter  den  Farben,  mit 
denen  die  Gnmmisachen  oberflächlich  ge- 
färbt sind,  befinden  sich  bekanntlich  auch 
«iftige.  p. 

Durch  Prager  Pharm.  Bundsckau. 


Ueber  die  Bekämpfung  der 

HauBmftuse  durch  den  Bacillus 

des  Mftusetyphus. 

Prof.  J.  Löfflet  theilt  über  diesen  Gegen- 
stand Folgendes  in  der  „Gäa*'  mit: 

In  gleicher  Weise  wie  gegen  die  Feldmäuse 
hat  sich  der  Bacillus  des  Mäusetjphus  (Ph.C. 
33,  469)  auch  gegenüber  den  Hausmäusen 
bewährt.  Das  Verfahren,  welches  ich  dabei 
anwandte,  ist  folgendes : 

Der  Inhalt  je  eines  Reagensglases  wird  in 
je  einem  Liter  Wasser,  dem  ein  Theelöffel 
Toll  Kochsalz  zugefügt  ist,  aufgeschwemmt, 
indem  zunächst  eine  geringe  Menge  der  Koch- 
salzlösung in  das  Reagensglas  eingegossen 
und  tüchtig  darin  geschüttelt  wird.  Nach 
Eingiessen  einer  weiteren  Portion  der  Koch- 
salzlösung in  das  Reagensglas  und  tüchtigem 
Schütteln  wird  dann  der  ganae  Inhalt  des 
Reagensglases  in  die  Kochsalzlösung  entleert. 
Die  in  dem  Reagensglase  etwa  bleibenden 
Rückstände  werden  durch  Umrühren  mög- 
lichst gleichmässig  in  der  Flüssigkeit  Ter- 
theilt.  Alsdann  werden  Würfel  altbackenen, 
womöglich  weissen  Brotes  von  I  bis  1  i/i  cm 
Seitenlänge  in  die  Flüssigkeit  geworfen,  nach- 
dem sie  gehörig  durchtränkt  sind,  heraus- 
genommen und  an  den  Orten,  an  welchen  die 
Mäuse  vernichtet  werden  sollen ,  ausgelegt. 
Eine  grössere  Verdünnung  anzuwenden,  z.  B. 
den  Inhalt  eines  Reagensglases  auf  2  oder 
3  Liter  Kochsalzlösung  zu  vertheilen ,  em- 
pfiehlt sich  nach  den  von  mir  angestellten 
Versuchen  nicht,  weil  die  Ergebnisse  dann 
nicht  mehr  so  unbedingt  zuverlässig  sind,  wie 
wenn  man  den  Inhalt  eines  Reagensglases 
auf  nur  1  Liter  Kochsalzlösung  vertheilt. 
Mit  einem  Liter  Kochsalzlösung  können  etwa 
1000  Brotstücke  in  der  genannten  Grösse 
getränkt  werden. 

In  der  angegebenen  Weise  wurde  in  einem 
von  Hausmäusen  heimgesuchten  Kornspeicher 
verfahren.  Nach  der  gewöhnlichen  Zeit  von 
8  bis  14  Tagen  sah  man  zahlreiche  kranke 
Mäuse  auf  den  Böden  am  hellen  Tage  herum- 
kriechen. Mit  jedem  Tage  wuchs  die  Zahl 
der  todten  Mäuse.  Auf  meinen  Rath  Hess  der 
Besitzer  des  Speichers  die  todten  Mäuse  ruhig 
liegen.  Was  ich  erwartet  hatte,  trat  denn 
auch  ein.  Sehr  bald  wurden  zahlreiche  Ka- 
daver angenagt  gefunden.     Das  Gehirn  war 


172 


bei  manchen  herauagenagt,  anderen  waren 
die  Baucheingeweide  herausgefressen.  Durch 
das  Anfressen  der  mit  Bacillen  durchsetzten 
Kadaver  wurde  die  Krankheit  weiter  ver- 
breitet auf  solche  Mäuse ,  welche  von  dem 
ausgelegten  Brote  nicht  gefressen  hatten, 
bezw.  sp&ter  in  die  Speicher  hineingelaufen 
waren.  Dass  dem  wirklich  so  war»  erhellt  aus 
der  Thatsache,  dass  noch  4  Wochen  nach 
dem  Auslegen  des  Brotes  sterbende  Mfiuse 
gefunden  wurden,  welche  nur  secundär,  d.  h. 
durch  das  Anfressen  von  infectidsen  Kadavern 
angesteckt  sein  konnten.  Der  Erfolg  der 
Verbreitung  der  Bacillen  war  ein  ausgezeich- 
neter.   Die  Mäuseplage  ist  beseitigt. 

Wir  besitsen  somit  in  dem  Bacillus  einen 
Organismus,  welcher  mit  derselben  Sicherheit 
zur  Bekämpfung  der  Feldmäuse,  wie  auch 
der  Hausmäuse  verwendet  werden  kann. 

Bei  derVemichtung  der  Hausmäuse  mittelst 
des  Bacillus  scheint  mir  der  Umstand  noch 
besonders  beachtenswerth,  dass  die  mit  dem 
Bacillus  inficirten  Mäuse  sich  nicht  in  die 
Löcher  Terkriechen,  um  dort  zu  verenden, 
sondern  dass  sie  ebenso  wie  die  Feldmäuse 
das  Bestreben  aeigen ,  die  frisehe  Luft  auf- 
zusuchen. Man  wird  somit  die  Kadaver  stets 
leicht  beseitigen  können  und  ein  Faulen  der- 


selben innerhalb  der  Löcher  nicht  zu  besorgen 
haben. 

Wo  den  Mäusen  alle  möglichen  Lecker- 
bissen zugänglich  sind,  gehen  manche  nicht 
an  das  Weissbrot..  Nachdem  mancherlei 
Leckerbissen  angewandt  worden  waren,  ergab 
den  besten  Erfolg  schliesslich  fein  gehacktes, 
rohes,  mageres  Rindfleisch  mit  dem  Bacillas, 
und  auch  abgekochte  Milch  damit  als  Getränk 
wurde  gern  angenommen. 

Das  Reagensgläschen  mit  dem  Bacillas, 
welches  so  viel  Reincultur  enthält,  dass  man 
mit  der  Auflösung  desselben  nach  Vorschrift 
1000  Brotstttckchen  tränken  kann,  also  für 
ein  ganzes  Haus  genug,  kostet  2|50  Mark  und 
ist  von  Schwär  alose' B  Söhne  in  Berlin  zu  be- 
ziehen, y. 

Durch  Ind.'BlätUr. 


Das  chemische 

zu  Wiesbaden. 

Mit  Beginn  des  Sommersemesters  (24.  April 
1893)  tritt  Herr  Dr.  W.  Lem,  Oberatabs- 
apotheker  a.  D.,  in  den  Lehrkörper  des  Frese- 
musischen  Laboratoriums  ein ,  und  zwar  f&r 
Mikroskopie  mit  besonderer  Berflcksichtigung 
der  Untersuchung  von  Nahrangs-  und  Gennss- 
mitteln. 


f  ^  j  ^  -y^ 


r-  r-  r  r^r- 


BriefwecliseL 


F«  U«  in  P«  Von  fachmännischer  Seite  wurde 
uns  Ihre  Anfrage  freundlichst  in  nachstehender 
Weise  beantwortet: 

„Der  erfrischende  Geschmack  wird  dem 
^elterswasser  vorzugsweise  durch  die  Kohlen- 
säure ertheilt,  und  v^enn  Ihnen  in  dieser  Hin- 
sicht Klagen  zugegangen  sind,  so  ist  wohl  an- 
zunehmen, dass  entweder  der  Eohlensäuredrack 
Ihres  Wassers  (vielleicht  bedingt  durch 
mangelnde  Kühlung  des  letzteren)  ein  unge- 
nfigender  war,  oder  die  Beinheit  (Luftfreiheit) 
der  Kohlensäure  zu  wünschen  übrig  gelassen 
hat.  Bei  Siphons  wird  man  auch  dann,  wenn 
aUe  diese  Bedingungen  erfüllt  sind,  leicht  ein 
ungenügend  moussirendes  bezw.  ein  fade 
schmeckendes  Wasser  deshalb  erzielen»  weil  hier 
die  Kohlensäure  beim  Durchgang  des  Wassers 
durch  das  ziemlich  kleine  Ventil  gelockert 
wird  und  zum  allergrössten  Theil  während  des 
Ausfliessens  verloren  ireht.  Hier  kann  man 
beobachten,  dass  der  fade  Geschmack  um  so 
mehr  hervortritt,  ie  wärmer  im  Allgemeinen 
das  Wasser  ist  una  je  mehr  Salze  es  enthält 

Das  Dr.  iStrwve'sche  Sodawasser  enthält 
nach  den  1882  verüffentlichten  Tabellen  1/25  g 
Natrium    carbonicum    (siccnm.^    und    1,75    g 


Natrium  chloratum  im  Liter.  Das  Selters- 
wasser wird  der  Nassaaischen  Quelle  in 
Niederselters,  deren  Analyse  Sie  in  Raspe'i 
Heilquellen -Analysen  und  fast  allen  balneo- 
logischen  Werken  finden,  nachgebildet.  Einige 
speciell  für  die  Mineralwasser  -  Fabrikation 
bestimmte  Schriften  geben  Vorschriften  zn 
Selterswasser  mit  weit  weniger  Salzgehalt  Die 
Vorschriften  des  Vereins  der  Mineralwasser- 
Fabrikanten  sind  uns  nicht  bekannt** 

J«  J«  in  Guadalajara  (Mexico).  Die  Disaer- 
tationsschrift  von  llja  Parsenow  (Dorpat  I88d) 
über  chemisch -pharmakognostischeUntersnchang 
der  braunen  amerikanischen  Chinarinden,  in 
welcher  auf  8.  4ö  bis  49  die  Präparation  der 
Binden  für  mikroskopische  Dünnschnitte  be- 
schrieben ist,  steht  uns  leider  nicht  zur  Ver- 
ifigung.  Vielleicht  kennen  Sie  sich  dieselbe 
durch  den  Buchhandel  besorgen.  Möglicher- 
weise können  Ihnen  auch  die  Ph.  C.  SO,  286 
abgedruckten  Angaben  von  Eogerg  aber  „Zu- 
bereitung der  Schnitte  zur  mikroskopischen 
Untersuchung"  nützen. 

Anfrage«  Wie  wird  Agarpulver  herge- 
stellt?   Wer  liefert  dasselbe? 


▼•rl«e«r  «a4  ▼•ra&twertUeb«r  SMUaMar  Dr.  B«  A«lMler  in  Otmdma. 

Im  Bnehbaad«!  4ar»h  Jallui  Sprlat*'«  B«rUB  N.«  MoBVQoaplati  S. 

Orm«k  d«r  KöalgL  Hofba«h4niekOT«l  rom  O.  0.  lf«lBaol4  ft  85 ka«  fa  DrtidM. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HertnsgegebeB  tob 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Beiagspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2^  Mark.     Bei  Zasendan^  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Kammern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  hei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiserrnftssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Redaetion;  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
MltredMteiire :  Dr.  A.  Schneider-Dresden,  Dr.  H.  Thoms-Berlin. 

Mm        Dresden,  den  30.  März  1893.  ^iVlUÄ! 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt;  Chemie  «nd  Phftrmftele:  Ueber  das  Antlspasmin  nnd  deisen  Prfifang.  —  Nachweis  von  Eidotter  In 
Baekwaarsn.  —  Hinweis.  —  Studien  Über  die  BvmatrabenKoS  nnd  ihre  Entstehung.  -~  lieber  einige  Derivate  des 
Cantharldins.  —  Pharmaeeutisehes  Universal-Arftometer.  —  Bflohertehtn.  —  Terseki^deoe  flltthellvaireB:  Agar- 
palTer.  —  Aufbewahrung  von  Vanille  in  Alkohol.  —  Bandwnrmmittel.  -  Katarrh -Pillen.  —  Hosohnslösnng  fUr 
Einspritzungen  unter  die  Haut  —  Rlxolln.  —  Gebelmmtttel  nnd  Knrpfnseherei.  —  Neneste  deutsehe  Patent- 
anmeldungen. —  Brlefireekael.  —  Tierteljahn  -  Beglster.  —  Anzeigen. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  das  Anti8pa8mi& 
und  dessen  Prüfung. 

Von  E.  Merck. 

Wie  schon  in  meinem  Berichte  für 
das  Jabr  1892  aas^efOhrt  worden  ist, 
habe  ich  die  Darstellung  eines  vollkom- 
men reinen  und  leicht  löslichen  Narce'ln- 
präparates  angestrebt  und  dies  in  dem 
Narcelnnatrium-Natriumsalicylicum  oder 
Anlispasmin*)  gefunden.  Die  neue  Ver- 
bindung ist  mittlerweile  in  der  am  18. 
Februar  d.  J.  abgehaltenen  Sitzung  der 
Pariser  therapeutischen  Gesellschaft  Ge- 
genstand einer  wenig  wohlwollenden  Be- 
sprechung von  Seiten  der  Herren  Petit, 
Paul,  Bardet  und  Vigier  geworden.  Aus 
dem  Berichte  über  die  Versammlung,  wie 
er  mir  im  B^pert.  de  Pharmacie  1893, 
p.  129  and  130  vorliegt,  geht  unzweifel- 
haft hervor,  dass  die  betreffenden  Herren 
über  mein  Präparat  aburtheilten,  ohne 
dass  sie  dasselbe  überhaupt  che- 
misch oder  therapeutisch  geprüft 
hatten.  Ich  will  hier  nur  auf  die  zwei 
Hauptpunkte   dieses   abfälligen   Urtheiis 

*)  Ph.  C.  84,  58. 


eingehen.  Herr  Petit  sagt,  .,dass  da,s 
Natriumsalicylat  die  Löslichkeit  des  Nar- 
celnnatriums  nicht  befördere''.  Die  Zu- 
rückweisung dieser  oberflächlichen  Be- 
hauptung wurde  mir  erspart,  denn  be- 
reits in  der  nächsten  Sitzung  der  thera- 
peutischen Gesellschaft  vom  22.  Februar 
widerlegte  Bocquillon  die  Angabe  Petit'^ 
und  stellte  unter  Zahlenanführung  fest, 
„dass  das  Natriumsalicylat  die  Löslich- 
keit des  Narceins  entschieden  begün- 
stige". Ferner  bemerkt  Herr  Bardet, 
dass  das  gegenwärtig  im  Handel  befind- 
liche Narcein  ohne  jegliche  physiologi- 
sche Wirkung  sei,  und  Vigier  bestätigte 
dies,  indem  er  angab,  dass  er  selbst 
grosse  Dosen  Nareeln  genommen  habe, 
ohne  an  sich  irgend  welche  beruhigende 
Wirkung  des  Medieamentes  zu  verspüren. 
Es  liegt  mir  ferne,  die  Erfahrungen 
dieser  Herren  anzuzweifeln,  namentlich 
da  sich  dieselben  nur  auf  Narceinpräpa- 
rate  beziehen,  welche  sich  vor  dem  Er- 
scheinen des  Antispasmins  im  Handel 
befanden.  Ich  glaube  aber  sicher  an- 
nehmen zu  dürfen,  dass  die  Herren 
Vigier  und  Bardet  zu  den  gleichen  Be- 


174 


sultaten  gelangt  wären,  wie  Demme  und 
Andere,  wenn  sie,  anstatt  mit  unreinen 
Narcelnpräparaten,  mit  dem  Antispasmin 
experimentirt  hätten. 

Das  Naree'in  wird  gegenwärtig  von 
mir  nach  einer  neuen  Methode  darge- 
stellt, wodurch  ein  absolut  reines  Präparat 
von  stets  gleichbleibender  chemischer 
Zusammensetzung  erzielt  vnrd.  Auch  die 
Darstellung  des  Antispasmins  hat  sich  in 
neuester  Zeit  insofern  vervollkommnet, 
als  dieses  Präparat  nicht  mehr  als  grau- 
weisses,  sondern  als  farbloses  Pulver  ge- 
wonnen wird,  dessen  wässerige  Lösung 
klar  und  farblos  bleibt. 

Zur  chemischen  Untersuchung 
des  Antispasmins  erscheint  nachfolgende 
Methode  empfehlenswerth: 

Man  löst  1  g  Antispasmin  in  30  ccm 
Wasser,  säuert  mit  Essigsäure  an  und 
lässt  ca.  1  bis  2  Stunden  stehen,  wobei 
sich  das  Narcein,  gemengt  mit  etwas 
Salicylsäure,  abscheidet.  Man  bringt  so- 
dann den  Niederschlag  auf  ein  Filter, 
saugt  mittelst  Luftpumpe  gut  ab,  spült 
mit  kaltem  Wasser  nach  und  wäscht  das 
Filter  mit  so  viel  kaltem  Wasser,  dass  die 
Gesammtmenge  des  Filtrates  etwa  50  ccm 
beträgt.  Das  Filter  wird  getrocknet  und 
mit  Aether  zur  Entfernung  der  Salicyl- 
säure gewaschen;  es  bleibt  reines  Narcein 
zurück,  das  getrocknet  etwa  40  pGt.  der 
ursprünglichen  Substanz  betragen  muss. 
Das  Antispasmin  enthält  in  Wirklichkeit 
50  pCt.  Narcein;  diese  Differenz  erklärt 
sich  daraus,  dass  das  Narcein  als  solches 
stets  nur  mit  grossem  Verluste  aus  seinen 
Lösungen  abgeschieden  werden  kann,  von 
welcher  Eigenschaft  man  sich  leicht  durch 
einen  analogen  Versuch  mit  irgend  wel- 
chem anderen  Narce'inpräparate  zu  über- 
zeugen vermag. 

Das  auf  obige  Weise  erhaltene  Narcein 
zeigt  alle  die  charakteristischen  Eigen- 
schaften des  reinen  Narce'ins,  so  unter 
Anderem  die  bekannte  Schwefelsäure- 
reaction:  Wirft  man  Narcein  in  concen- 
trirte  Schwefelsäure,  so  entsteht  eine 
gelblich  röthliche  Färbung,  die  beim  Er- 
wärmen auf  150^  C.  dunkelblutroth  wird. 
Im  Wesentlichen  zeigt  auch  das  Anti- 
spasmin die  gleiche  Beaction,  doch  ist 
die  Endfarbe  beim  Erwärmen  der  Schwe- 
felsäure auf  150^  G.  statt  dunkelroth  mehr 


dunkelgrünlich ,  ein  Farbenuntersehied, 
der  jedenfalls  durch  die  Gegenwart  der 
Salicylsäure  bedingt  ist.  Die  Salicylsäure 
kann  man  leicht  abscheiden,  indem  man 
die  obigen  50  ccm  Waschlauge  mit  Salz- 
säure stark  ansäuert,  wodurch  ein  grosser 
Theil  der  Salicylsäure  in  Nadeln  aus- 
krystallisirt.  Benutzt  man  den  zum  Wa- 
schen gebrauchten  Aether  zum  Ausschüt- 
teln, so  kann  man  die  Salicylsäure  in  der 
nämlichen  Probe  von  1  g  quantitativ  be- 
stimmen. 

Als  selbstverständlich  möchte  ich  er- 
wähnen, dass  sich  die  vorerwähnte  Prüf- 
ung bei  präciser  Arbeit  in  gleicher  Weise 
schon  mit  0,1  g  Substanz  ausführen  lässt. 


Nachweis  von  Eidotter 
in  Backwaaren. 

Von  Dr.  IL  SaUmann, 

Die  Eier  in  den  käuflichen  Backwaaren 
werden  bekanntlich  recht  häufig  durch 
irgend  welche  Färbemittel  ganz  oder 
theilweise  ersetzt  und  einzelne  der  Fabri- 
kanten scheinen  auch  nichts  Unrechten 
darin  zu  sehen,  wenn  sie  bei  der  billi- 
geren Waare  von  dieser  Eunstfärbung 
Gebrauch  machen.  Wenigstens  hat  mir 
vor  einigen  Jahren  die  für  Detailgeschäfie 
berechnete  Preisliste  einer  Nudelfabrik 
vorgelegen,  in  welcher  unter  der  Rubrik 
„Eiernudeln"  als  billigste  Waare  „Militär- 
nudeln" angeführt  waren,  die  nach  An- 
gabe der  Fabrik  keine  Eier  enthielteD, 
sondern  ihre  Färbung  auf  anderem  Wege 
erhalten  hatten. 

Der  Nahrungsmittel-Chemiker  wird  da- 
her nicht  selten  vor  die  Entscheidung 
der  Frage  gestellt,  ob  in  einem  gegebe- 
nen Falle  eine  Eunstiärbung  vorliegt. 
In  der  Begel  dürfte  es  auf  Grund  der  in 
den  letzten  Jahren  über  diesen  Gegen- 
stand erschienenen  Arbeiten  i)  nicht 
schwierig  sein,  eine  solche  Kunstfarbang 
nachzuweisen,  sei  es  nun,  dass  es  sich 
um  eine  wirkliche  Safranfärbung,  sei  es, 
und  das  ist  der  häufigere  Fall,  dass  es 
sich  um  andere  anorganische  oder  orga- 
nische Farbstoffe  handelte. 


^)  Vergleiche  die  betreffenden  Referate  in  der 
Vierteljanrsschrift  etc.  der  Chemie  der  Nahrunfs- 
Tind  Genassmittel  1888,  378;  1889,  166;  im 
516. 


175 


Schwieriger  gestaltet  sich  die  Beant- 
wortung der  Frage  nach  dem  directen 
Nachweis  des  Eigelbs  in  einer  Back- 
waare,  eine  Schwierigkeit,  die  vor  nicht 
allzulanger  Zeit  in  einer  gerichtlichen 
Verhandlung  auch  zum  Ausdruck  kam. 
Während  die  Polizeibehörde  auf  Grund 
eines  Gutachtens  von  C.  Bischof  Eier- 
nudeln mit  einem  Fettgehalt  von  0,71 
pCt.  beanstandet  hatte,  sprach  das  Ge- 
richt den  Angeklagten  mit  Bücksicht  auf 
die  Untersuchung  und  die  gutachtliche 
Aeusserung  von  S,  Bein,  sowie  eines 
Obergutachtens  von  Wichelhaus  frei.  Bein 
führte  aus,  dass  der  Fettgehalt  nicht 
entscheidend  sein  könne  bei  der  Be- 
urtheilung  eihaltiger  Backwaaren ,  da 
dieser  Fettgehalt  sich  aus  dem  des  Eies 
und  dem  nach  König  zwischen  0,44  und 
1,24  pGt.  schwankenden  des  Weizenmehls 
zusammensetze.'^) 

Ebensowenig  könne  nach  Bein  die  von 
Thudichum^)  angegebene  Eigenschaft  der 
im  Eidotter  vorhandenen  FarbstoflFe,  bei 
Einwirkung  von  Salpetersäure  zuerst  blau 
und  schliesslich  gelb  gefärbt  zu  werden, 
bei  Prüfung  von  Backwaaren  auf  Eigehalt 
verwerthet  werden,  da  jene  Farbstoffe 
die  genannte  Eigenschaft*  unter  der  Ein- 
wirkung des  Lichtes,  der  Luft  und  der 
Wärme  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit 
verlieren  und  da  andererseits  auch  andere 
organische  Verbindungen-  durch  Salpeter- 
bäure  in  gleicher  Weise  wie  die  Eidotter- 
farbstofie  gefärbt  werden. 

Bein^)  empfahl  daher  nicht  allein  zum 
qualitativen  Nachweis,  sondern  auch  zur 
(luantitativen  Bestimmung  des  in  einer 
Backwaare  vorhandenen  Eidotters  die  Er- 
mittelung der  Phosphorsäure  in  dem  ver- 
aschten Aetherextract.  In  dieses  Aether- 
extract  gehen  die  in  der  Dottersubstanz 
vorhandenen  Mengen  an  Lecithin  und 
Glycerinphosphorsäuren  über  und  da  diese 
Körper  in  einem  bestimmten  Verhältniss 
im  Eidotter  vorhanden  sind,  nach  Gobley 
zu  7,2  bez.  1,2  pCt.,  so  berechnet  Bein 
aus  je  1,1290  g  gefundener  Phosphor- 
säure (P2O5)  100  g  Eidotter,  Die  Ver- 
aschung   des    Aetherextracts    geschieht 

*)  Durch  Bepertoriam  der  Pharmacie,  1.  Jahrg., 
S.  71  und  177. 
>)  Ph.  0.  laSO  (81),  S.  196. 
*)  Ph.  C.  1890  (81),  S.  197. 


unter  Zusatz  geringer  Mengen  Salpeter. 
In  der  Asche  wird  die  Phosphorsäure 
als  Magnesiumpyrophosphat  bestimmt.^) 

Eine  Bestimmung  der  Dottersubstanz 
in  den  oben  erwähnten,  polizeilicherseit-s 
beanstandeten  Eiernudeln  war  von  Bein 
nach  diesem  Verfahren  erfolgt.  Die  unter- 
suchten Nudeln  ergaben  0,018  pCt.  äther- 
löslichc  Phosphorsäure,  was  einem  Zu- 
sätze von  150  kleinen  Eiern  zu  100  kg 
Nudeln  entsprechen  sollte. 

Während  Bein  sein  Verfahren  als  zu- 
verlässig bezeichnen  zu  können  glaubte, 
wurde  bei  der  Besprechung  desselben  in 
der  Vierteljahrsschrift  1890,  S.  110  die 
Noth wendigkeit  betont.  Versuche  über 
die  Constanz  der  Zusammensetzung  des 
Eidotters  und  über  die  Zersetzbarkeit 
des  Lecithins  und  der  Glycerinphosphor- 
säure  anzustellen. 

Gleicherweise  spricht  W.  Lena^)  die 
Ansicht  aus,  dass  das  Lecithin  schon  bei 
der  Herstellung  der  eihaltigen  Backwaaren 
zersetzt  sein  könne,  so  dass  es  sich  der 
Analyse  mehr  oder  minder  entziehe. 
Ausserdem  meint L^n^,  dass  beispids weise 
durch  Verwendung  von  Hirn,  welches  ja 
auch  reich  ist  an  Lecithin  und  Glycerin- 
phosphorsäure,  aus  der  Analyse  ein  er- 
heblicher Eigelbgehalt  geschlossen  wer- 
den könne,  ohne  dass  letzterer  vorhanden 
zu  sein  brauche. 

Gelegentlich  eines  mir  zur  Untersuch- 
ung zugewiesenen  Falles,  in  welchem 
festgestellt  werden  sollte,  ob  die  von 
einem  Fabrikanten  gelieferten  Eiernudeln 
die  vertragsmässig  ausbedungenen  sechs 
Eier  auf  1  kg  Nudeln  thatsächlich  ent- 
hielten, habe  ich  von  dem  Bein'sohen 
Verfahren  Gebrauch  gemachl.  Zur  Sicher- 
ung des  ürtheils  wurden  ferner  ver- 
gleichende Untersuchungen  angestellt  mit 
Eiernudeln,  die  nach  meinen  Angaben 
von  zuverlässigen  Personen  lediglich  aus 
Weizenmehl,  Eiern  und  Wasser  angefertigt 
waren.    Und  zwar  wurden  Eiernudeln  aus 

1.  1000  g  Weizenmehl  und  6  Eiern, 

2.  1000,,  „  .,    2 

3.  900,,  ..  „    4 
angefertigt. 


i> 


I) 


» 


^)  Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft 
1890,  8.  421  und  423.  Siehe  auch  diese  Zeit- 
schrift 1890,  S.  196. 

6)  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  29,  867. 


178 


Die  Nudeln  von  1  und  2  wurden  in 
derselben  Küche  und  von  ein  und  der- 
selben Person,  die  von  3  in  einer  ande- 
ren Küche  und  von  einer  anderen  Person 
zubereitet. 

Die  Nudeln  wurden  alsbald  nach  der 
Fertigstellung  durch  Stossen  und  Ab- 
sieben in  ein  gleichmässiges  feines  Pulver 
übergefthrt,  welches  zu  den  weiteren 
Untersuchungen  diente.  Wie  in  der  nach- 
stehenden Zusammenstellung  des  näheren 
erläutert  ist,  wurden  die  Untersuchungen 
nicht  allein  zu  verschiedenen  Zeiten,  von 
der  Anfertiß:ung  der  Nudeln  ab  gerech- 
net, ausgeführt,  sondern  es  wurde  auch 
mit  der  Art  der  Aufbewahrung,  der  Ex- 
traction  und  des  zurExtraction  verwandten 
Aethers  gewechselt. 

Alle  Aetherextracte  wurden  aber  gleich- 
massig  unter  Zusatz  von  Salpeter  ver- 
ascht, die  Asche  wurde  in  heissem  Wasser 
gelöst  und  in  der  Lösung  wurde  mit 
Magnesiamixtur  in  bekannter  Weise  die 
Phosphorsäure  bestimmt. 

Zur  Ermittelung,  wie  viel  von  dem 
Aetherextract  auf  das  Weizenmehl  und 
wie  viel  auf  die  Eier  entfalle,  wurde 
auch  in  dem  zur  Anfertigung  der  Nudeln 
verwandten  Mehle  die  Extractbestimmung 
ausfi:eführt. 

Die  Zuverlässigkeit  des  Be/»'sehen  Ver- 
fahrens vorausgesetzt  und  ferner  ange- 
nommen, dass  bei  Anfertigung  der  Nudeln 
nur  kleinste  Eier  mit  einem  Gesammt- 
gewicht  von  etwa  30  g  und  einem  Dotter- 
gewicht von  10  g  verwandt  seien,  was  in- 
dessen nicht  wahrscheinlich  ist,  so  hätten 
nach  der  oben  angegebenen  Berechnung 
(1,1290  g  Phosphorsäure  =  100  g  Dotter) 
resultiren  müssen  für 

Dottersnbntanz         Pho^phorsänre 

Nudeln  1:    5,08  pCt.    und   0,0573  pCt., 
2:    1,88    „        „     0,0212 
3:    3,92    „        „     0,0442 

Die  sämmtlichen  Untersuchungsergeb- 
nisse sind  nachstehend  zusammengestellt. 

Aus  den  im  Nachstehenden  mitgetheilten 
Ergebnissen  scheint  mir  zur  Genüge  her- 
vorzugehen, dass  die  aus  Eiernudeln  in 
den  Aetherauszug  übergehende  Menge 
Phosphorsäure  nicht  mit  Sicherheit  auf 
die  in  den  Nudeln  vorhandene  Menge 
Eisubstanz  schliessen  lässt. 

Es  mag  zugegeben  werden,  dass  unter 


>» 


i> 


>t 


»» 


gewissen  noch  näher  festzustellenden 
Umständen  die  die  Phosphorsäure  liefern- 
den Verbiudungen,  das  Lecithin  und  die 
Glycerinphosphorsäure,  zum  grossen  Theil 
in  den  Gebacken  unzersetzt  erhalten 
bleiben  und  in  den  Aetherauszug  über- 
s:ehen  können,  und  dass  also  in  solchen 
Fällen  aus  der  gefundenen  Menge  Phos- 
phorsäure auf  die  zu  den  Gebacken  ver- 
wandte Menge  Eier  geschlossen  wer- 
den kann.  Jedenfalls  entzieht  es  sich 
aber  der  Beurtheilung  des  untersuchen- 
den Chemikers,  ob  bei  Zubereitung  einer 
Handelswaare  jenen  Umständen  Rech- 
nung getragen  worden  ist. 

Die  zu  Nr.  4  und  6  der  nachstehenden 
Tabelle  verzeichneten  Mengen  Phosphor- 
säure kommen  den  berechneten  Mengen 
noch  in  etwas  nahe.  Statt  des  berech- 
neten Mindestgehalts  von  0,0578  und 
0,0212  wurden  0,0481  und  0,0167  pCt. 
gefunden.  Aber  schon  das  Ergebniss  zu 
5  zeigt,  dass  nach  zweimonatigem  Lagern 
der  Nudeln  der  Phosphorsäuregehalt  auf 
etwa  ein  Drittel  des  Anfangsgehalts  zu- 
rückgegangen ist. 

Die  zu  8  bis  16  aufgeführten  Phosphor- 
säuremengen, yvie  sie  aus  Nudeln  der- 
selben Zubereitung  erhalten  wurden,  ent- 
sprechen in  keinem  Falle  auch  nur  an- 
nähernd dem  berechneten  Mindestgehalt 
an  Eidotter.  Während  nach  der  Berech- 
nung 0,0442  pCt.  vorhanden  sein  sollten, 
bewegten  sich  die  gefundenen  Mengen 
Phosphorsäure  in  dem  unter  den  ver- 
schiedensten Umständen  bereiteten  Aether- 
extracte zwischen  0,0025  und  0,0088  pCt. 
Es  wurde  somit  im  günstigsten  Falle  ein 
Fünftel  des  berechneten  Mindestgehalts 
gefunden. 

DasWeizenmehl  bietet,  unter  verschiede- 
nen Verhältnissen  extrahirt,  keine  nennens- 
werthen  Schwankungen  hinsichtlich  des 
Aetherextracts,  wogegen  diese  Schwank- 
ungen bei  den  Eiernudeln  nicht  unerheb- 
lich sind.  Der  Ansicht  Bein\  dass  die 
Menge  des  Aetherextracts  nicht  durchaus 
entscheidend  bei  der  Beurtheilung  ei- 
haltiger  Backwaaren  sein  könne,  mnss 
mit  Büeksicht  auf  die  grossen  Schwank- 
ungen des  Fettgehalts  in  verschiede- 
nen Weizenmehlsorten,  wie  sie  auch  bei 
meinen  Versuchen  zu  Tage  traten  (Nr.  7, 
17,  18,  19),   zwar  beigetreten   werden. 


177 


M 

Untersuebungsgegenstand. 

Die  Extraction  erfolgte: 

1 

Aetfaer- 
extrmct. 

pct. 

j.  —      -      —  - 

Phos- 
phor- 
Säure. 

pct. 

1. 

Eiernudeln,    die   Tertragsmässiff    6  Eier   auf 
1  kg    enthalten  sollten,   alsbald  nach  der 
Einlieferung  untersucht. 

In    einem    Verdr&ngungs- 
apparat  mit  oflicinellem 
Aether,  der  zunächst  24 
Stunden  auf  die  Nudeln 
bei     Zimmertemperatur 
ein)?ewirkt  hatte. 

1,2124 

0,0133 

2. 

Wie  1,  aber  nach  zweimaliger  Aufbewahrung 
der   gepulverten   Nudeln   im   Dunkeln    bei 
Zimmertemperatar. 

Wie  zu  1,  aber  mit  wasser- 
freiem Aether. 

1,0820 

0,0105 

3. 

Wie  1,  neue  Lieferung. 

Wie  zu  2. 

1,9840 

0,0230 

1 

Eiernudeln,  zur  vergleichen  den  UutersucuuDg 
aus  1  kg  Weizenmehl  und  6  Eiern  angefertigt 
und  alsbald  nach  der  Anfertigung  untersucht. 

Wie  zu  1. 

3,0280 

0,0481 

5. 

Wie  4,  aber  nach  zweimonatiger  Aufbewahrung 
der    gepulverten   Nudeln  im  Dankein   bei 
Zimmertemperatur. 

Wie  zu  2. 

2,8610 

0,0194 

6. 

Eiemndeln,  zur  vergleichenden  Untersuchung 
aus  1  kg  Weizenmehl  und  2  Eiern  angeferti^     Wie  zu  1. 
und  alsbald  nach  der  Anfertigung  untersucht. 

1,3664 

0,0167 

7. 

Weizenmehl,  wie  es  zur  Anfertigung  der  Eier- 
nudeln  zu  4  und  5  Verwendung  fand. 

Wie  zu  1. 

0,8000 

8. 

Eiern udein,  zur  vergleichenden  Untersufhung 
ans  900  g  Weizenmehl  und  4  Eiern  ange- 
fertigt und  alsbald  nach  der  Anfertigung 
untersucht. 

Durch    dreitägiges  Stehen 
mit  offtcinellem   Aether 
im  Dunkeln  bei  Zimmer- 
temperatur. 

2,3000 

0,0038 

9. 

Wie   6;   die  gepulverten  Nudeln  wurden  vor 
der  Extraction  4  Stunden  bei  etwa  90<>  C« 
getrocknet. 

Wie  zu  8,  aber  unter  Ver- 
wendung   wasserfreien 
Aethers. 

2,4400 

0,G095 

10. 

Wie  ö ,  aber    nach  6  wöchiger  Autbewahrung 
der   gepulverten  Nudeln  am  Tageslicht 
bei  Zimmertemperatur. 

Wie  zu  8. 

2,4080 

0,0038 

Wie  10;  die  gepulverten  Nudeln  wurden  Tor 
11.         der  Extraction  4  Stunden  bei  etwa  90  »C. 
fretrocknet. 

Wie  zu  9. 

2,4860 

0,0063 

Wie  8,  aber  nach  6  wöchiger  Aufbewahrung 
12.         der  gepulverten  Nudeln  im  Dunkeln  bei 
Zimmertemperatur. 

Wie  zu  8. 

2,5100 

0,0025 

13.  ,  Wie  12. 

Wie  zu  9. 

2,3860 

0,0076 

U. 

Wie  12. 

In    einem    Verdrängungs- 
apparat mit  wassenrciem 
Aether  bei  3^  stündiger 
Dauer  der  Extraction. 

2,7240 

0,0063 

15. 

Wie  11. 

Wie  zu  14. 

2,4740 

0,0070 

16.      Wie  12. 

Im  SoxJdet^&chen  Apparat 
mit   ofßcinellem  Aether 
bei    3  stündiger    Dauer 
der  Extraction. 

2,1320 

0,0088 

17. 

Weizenmehl,  wie  es  zur  Anfertigung  der  Eier- 
nudeln  zu  8  bis  16  Verwendung  fand. 

Wie  zu  8. 

0,3600 

18. 

Wie  17 ,  aber  vor  der  Extraction  4  Stunden 
bei  etwa  90  ^C.  getrocknet 

Wie  zu  9. 

0,3460 

— 

1». 

Wie  !?• 

Wie  zu  16. 

0,8450 

1    — 

178 


Indessen  scheint  mir  vorläufig  dem  Aether- 
extracte  noch  mehr  Bedeutung  zuzukom- 
men als  der  Phosphorsäure.  Wenigstens 
ist  es  nicht  möglich,  aus  einem  sehr  ge- 
ringen Gehalt  an  ätherlöslichen  Phosphor- 
säureverbindungen  einen  entsprechend  ge- 
ringen Gehalt  an  Eisubstanz  in  den  Back- 
waaren  allgemein  herzuleiten. 

Die  zur  Entscheidung  gestellte  Frage, 
ob  die  gelieferten  Eiernudeln,  deren 
Untersuchungsergebnisse  unter  1,  2  und  3 
mitgetheilt  sind,  die  vertragamässig  aus- 
bedungenen 6  Eier  „auf  1  kg"  Nudeln 
enthielten,  ist  auf  Grund  der  gefundenen 
Aetherextractmengen  verneint  worden. 
Es  war  mit  Sicherheit  anzunehmen,  dass 
weniger  als  6  Eier  verwandt  waren,  und 
es  konnte  als  sehr  wahrscheinlich  hin- 
gestellt werden,  dass  für  die  erste  Liefer- 
ung (1)  nicht  mehr  als  zwei,  für  die 
zweite  (3)  nicht  mehr  als  vier  kleinste 
Eier   einem  Kilogramm   Mehl   zugesetzt 

waren. 

Bei  den  im  Verlaufe  der  vorstehend 
beschriebenen  Untersuchungen  nothwen- 
digen  analytischen  Arbeiten  haben  sich 
die  Herren  Apotheker  Bleidom  und 
Ziegler  betheiligt,  denen  ich  auch  an 
dieser  Stelle  dafür  meinen  Dank  abstatte. 


r  Prttfanf  von  EnealjptiisöL  Von  Helbing 
und  Passmore.  Helbitig's  Pharmacological  Be- 
cord  Nr.  X,  October  1892.  Verfasser  haben  zwei 
Eucalyptusöle  auf  ihren  Werth  durch  Bestimm- 
UDg  des  Eucaljptolgebaltes  geprüft  , 

Das  eine  Muster  zeigte  ein  specifisches  Gewicht 
von  0,9132  bei  15«  und  war  fast  inactiv.  In 
einfim  200  mm -Rohr  lenkte  es  ^ien  polarisirten 
Lichtstrahl  nur  0,3»  nach  rechts  ab.  Von  dem 
Gel  wurden  200  g  der  fractionirten  Destillation 
unterworfen  und  in  den  vier  zwischen  173  und 
190»  aufgefangenen  Antheilen  der  Eucalyptol- 
gehalt  bestimmt.  Letzteres  geschah  durch  Ein- 
setzen in  eioe  Efiltemischung  von  Eis  und  Salz, 
bis  die  Temperatur  von  —16»  erreicht  war. 
Das  Auskrystallisiren  des  Eucaly^tols  wird  zweck- 
mftssig  durch  Einlegen  eines  kleinen  Eucalyptol- 
krystiules  befördert.  Es  wurden  insgesammt 
gefunden  41,2  pCt. 

Ein  zweites  Muster  Eucalyptusöl  hatte  das 
specifische  Gewicht  0,9134  bei  15  <>  und  drehte 
im  200  mm -Rohr  den  polarisirten  Lichtstrahl 
um  1,1»  nach  links.  Nach  obiger  Methode 
konnten  aus  diesem  zweiten  Eucalyptusöl  ins- 
gesammt 40,6  pCt  Eucalyptol  gewonnen  werden. 
Es  zeigten  sich  daher  beide  Muster  gleichwerthig 
und  frei  von  schädlichen  Bestandtheilen. 

Th, 


Studien  über  die  Sumatrabenzoe 
und  ihre  Entstehung. 

Von  Friiz  Lüdy,  Apotheker. 

Die  Sumatrabenzoe  ist  bekann termassen 
das  Harz,  das  durch  Anschneiden  der  Bäume 
von  Styraz  Benzoin  JDryander  auf  den  Sunda- 
inseln  gewonnen  wird. 

Prof.  Tschirch*)  machte  auf  Java,  wo  eine 
grosse  Plantage  von  BenzoSbäumen  angelegt 
ist,  die  höchst  interessante  Beobachtung,  dass 
dieselben  weder  Secretbehälter,  noch  irgend 
ein  Secret  enthalten  und  dass  sowohl  Blätter, 
Blüthen,  Rinde,  als  Holz  des  gesammten 
Baumes  vollständig  geruchlos  sind;  erst  bei 
Verwundung  desselben  fliesst  nach  einiger 
Zeit  das  wohlriechende  Benzoeharz  aus,  das 
also  als  ein  pathologisches  Prodnct  der  Ver- 
letzung anzusehen  ist.  Bis  Jetzt  war  wohl 
eine  pathologische  Vermehrung  der  Harz- 
secretion  bei  Verwundungen  secretreicher 
Bäume  bekannt,  aber  man  war  von  keinem 
Falle  unterrichtet,  wo  die  Verwundung  das 
Harzsecret  erzeugt.  Nach  der  Verwundung 
bilden  sich  bei  den  Benzoebäumen  in  der 
Rinde  Ijsigene  Höhlen  unregelmässiger  Ge- 
stalt. 

Da  die  Rinde  des  noch  nicht  verwundeten 
Baumes  vollständig  geruch-  und  geschmack- 
los ist  und  ihr  jegliche  Secretbehälter  fehlen, 
so  muss  folgerichtig  in  derselben  ein  Körper 
enthalten  sein,  aus  welchem  bei  der  Ver- 
wundung des  Baumes  das  austretende  Benzoe- 
harz entsteht.  Diese  Frage  zu  studiren,  bildete 
den  einen  Theil  meiner  Aufgabe. 

In  zuvorkommendster  Weise  überliess  mir 
Herr  Prof.  TschWch  sein  auf  Java  gesammel- 
tes Rindenmaterial,  welche  Rinde  von  Jungen 
Stämmen  von  sicher  bestimmten  Styrax 
Benzoin  Dryander  stammte,  und  zwar  von 
Bäumen ,  die  noch  nie  angeritzt  waren  und 
in  Folge  dessen  noch  nicht  geharzt  hatten. 

Eine  Untersuchung  dieser  Rinde  setzte 
aber  eine  genaue  Kenntniss  der  in  der  Su- 
matrabenzoe enthaltenen  Körger  voraus. 
Die  Angaben  über  die  Zusammensetzung  der 
Sumatrabenzoe,  die  von  den  Lehrbfichern 
sowohl,  als  von  der  Literatur  angegeben  wer- 
den ,  sind  so  verschieden  und  unzuverlässig, 
da  Slam-  und  Sumatrabenzoe  verwechselt 
und  häufig  nicht  namentlich  unterschieden 
wurden,  dass  eine  genaue  Untersuchung  von 


*)  Ph.  0.  80,  592. 


179 


Samatrabensoe  unbedingt  notbwendig  war; 
dieses  bildete  den  anderen  Tbeil  meiner  Auf- 
gabe. 

Zahlreiob  sind  die  Arbeiten,  die  über 
Benzol  TerÖffentlicbt  wurden,  und  sind  es 
uamentlicb  Buehölz,  StoUse,  Unverdorben, 
van  der  Vliet,  Kapp,  Ludung,  Kalbe,  Laute- 
mann,  Blasiwetß,  Theegarten,  Wiesner,  Bump 
Qnd  Andere  mehr,  die  sich  damit  beschäftigt 
haben.        « 

In  der  Somatrabenaoe  ist  bis  jetzt  als 
sicher  nachgewiesen  zu  betrachten :  14  bis 
18pCt.BenzoesSare,  neben  varürenden  Men- 
gen von  Zimmtsäure,  wenig  Styrol  and  3pCt. 
Harze,  a-,  ß'  und  /  -  Benzoresine  genannt. 

Nachstehende  sind  in  Kurzem  die  Ergeh« 
nisse  meiner  Untersuchung. 

Die  Sumatrabenzoe  ist  in  A e t h e r  lös- 
lich (in  Tielen  Lehrbüchern  fälschlich  als 
darin  nicht  löslich  angeführt)  und  giebt  da- 
mit gereinigt  einen  Aschengehalt  von  0,01 
pCt.;  wie  bereits  früher  nachgewiesen  wor- 
den ist,  enthält  sie  freie  Benzoesäure  und 
Styrol. 

Laut  meinen  Untersuchungen  enthält  sie 
ferner : 

1.  Spuren  Ton  Benzaldehyd  CgH^  .  COH, 

2.  „         „    Benzol  CgHg, 

3.  circa  1  ^/qq  Vanillin  CgH^Og, 

4.  „      1  pCt.  Zimmtsäurepbenjlpropjl- 

ester  C^gHj^02, 

5.  „      2  bis  3  pCt.  Stjracin  (Zimmtsäure- 

zimmtester), 
G.  ein   Gemisch    Ton    wenig   Zimmtsäure- 
benzoresinolester  mit  viel  Zimmtsäure- 
resinotannolester ;  dieses  Gemisch  bil- 
det den  Hauptbestandtheil  der  Benzoe. 
Die  Ton  mir  untersuchte  Handelsbenzoe 
enthielt  14  bis  17  pCt.  holzige  Verunreinig- 
ungen. 

Neben  freier  Benzoesäure  kommt  in  der 
Sumatrabenzoe  auch  freie  Zimmtsäure  vor, 
jedoch  in  geringer  Menge ;  weitaus  der  grösste 
Theil  ist  als  Ester  gebunden. 

Durch  Verseifen  des  Gemisches  von  Zimmt- 
säurebenzoresinolester  und  Zimmtsäureresino- 
tannolester  resultiren  neben  Zimmtsäure  die 
beiden  von  mir  benannten  Alkohole : 

das  weisse  krjstallisirende  ,|Benzoresi- 
nol**  C^0H2gO2  (womit  eine  Jßaot«2f  sehe 
Molekulargewichtsbestimmung      ausge- 
führt wurde)  und 
das  amorphe  braune  „Resinotannol^ 

^18^20^4* 


Von  diesen  wurden  nachstehende  Derivate 
dargestellt  und  untersucht : 

I.  Benzoresinolderivate. 

a)  Die  in  weissen  Nadeln  krystallisirende 

Benzoresinolkaliumverbindung, 

b)  der  in  weissen  Nadeln  krjstallisirende 

Monomethjläther  C|ßH2502  •  CH3, 

c)  der  in   weissen   Nadeln  krystallisireude 

Monoäthjläther  C^^U^^O^  .  C2H5, 

d)  der  in   weissen  Nadeln   krystaUisirende 

Isobutyläther  C]  3112502  .  (^4,^^* 
Durch  Behandeln  von  Benzoresinol  mit 
concentrirter  Salpetersäure  %  resultirte  ein 
stickstofffreies  amorphes  Oxydationsprodnct. 
Acetylirungs-  und  Benzoylirungsversuche 
verliefen  negativ,  ebenso  die  Einwirkung  von 
Hydroxylamin ;  Brom  lieferte  amorphe  bro- 
mtrte  Derivate. 

II.  Besinotannolderivate. 

a)  Die  amorphe  braune  Resinotannolkalium- 

Verbindung  CigHjgO^K  -f-  H2O, 

b)  der  amorphe  braune  Monoäthyläther 

Durch  Behandlung  des  Resinotannol  mit 
concentrirter  Salpetersäure  resultirte  glatt 
Pikrinsäure. 

Mit  verdünnter  Salpetersäure  tritt  sowohl 
Oxydfttion  als  Nitrirung  ein;  das  erhaltene 
Ozydationsproduct  ist  phlobaphenähnlich. 

Brom  liefert  amorphe,  stark  bromhaltige 
Derivate.  Reductionsversuche  führten  das 
Resinotannol  in  einen  weissen  Körper  über, 
der  aber  wegen  seiner  leichten  Ozydirbarkeit 
nicht  näher  untersucht  werden  konnte. 

Schmelzendes  Kali  zerlegte  das  Resino- 
tannol in  Buttersäure,  Phenol  und  Proto- 
catechusäure. 

Die  von  den  früheren  Autoren  angeführten 
Harze  der  Benzoe ,  welche  in  «-,  ß-  und  /- 
Benzoresine  getrennt  wurden,  erwiesen  sich 
als  ein  Gemisch  von  wenig  verseiftem  mit 
stärker  verseiftem  Zimmtsäurebenzoresinel- 
und  Zimmtsäureresinotannolester. 

Die  Rinde  von  noch  nicht  angeschnittenen 
Bäumen  von  Styraz  Benzoin  Bryander  ent- 
hält neben  Spuren  von  Wachs,  wenig  Phloro- 
glucin  und  Zucker  in  grosser  Menge  eine 
Gerbsäure,  die  sehr  leicht  durch  Oxydation 
in  ihr  Phlobaphen ,  das  ,,Benzophloba- 
phen"    übergeht,   welches  auf  die  Formel 

^51^50^21  •tim«nt- 

Da  in  der  unverletzten  Rinde  sich  keine 

Secretbehälter  und  keine  Secrete  vorfinden, 

dagegen  Gerbstoff  in  grosser  Menge ,  beson 


180 


ders  in  den  RiDdenstrahlen  rorkommt,  da 
ferner  in  der  Benzoe  in  grosser  Menge  ein 
Alkohol,  das  Besinotannol,  welches  sich  wie 
ein  Gerbstoff  verhält ,  enthalten  ist,  da  end- 
lich die  Harzbildang  ihren  Anfang  in  den 
Rindenstrahlen  nimmt,  so  ist  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  die  Benzoe  aus  dem  Gerb- 
stoffe der  Rinde  entsteht,  sich  unter  röck- 
scbreifeender  Metamorphose  der  Zellmembra- 
nen vermehrt  und  sich  dann  in  lysigenen 
Räumen  befindet;  wachsen  diese  Räume 
stark  an,  so  bilden  sie  Harzgallen. 

Da  es  von  grossem  Interesse  ist,  zu  wissen, 
inwieweit  die  Siambenzoe,  deren  Stamm- 
pflanze man  noch  nicht  kennt ,  mit  der 
Sumatrabenzoe  übereinstimmt,  so  habe  ich 
auch  die  Siambenzoe  einer  Untersuchung 
unterworfen,  deren  Resultate  ich  in  nächster 
Zeit  zu  veröffentlichen  gedenke. 

Die  ausführliche  Arbeit  vorstehenden  kur- 
zen Referates  findet  sich  im  Januarheft  1893 
des  „Archivs  der  Pharmacie**  abgedruckt. 


üeber  einige  Derivate  des 
Cantharidins, 

Von  F.  Anderlini. 

Verfasser  hat  versucht,  das  Cantharidin  zu 
reduciren.  Das  gelang  nicht  in  essigsaurer 
Lösung  durch  Einwirkung  von  Metallen,  wohl 
aber  nach  der  Ladenhurg' sehen  Methode :  zu 
einer  Lösung  von  Cantharidin  in  absolutem 
Alkohol  fügt  man  schnell  so  viel  Natrium 
hinzu,  dass  in  der  dickflüssig  gewordenen 
Flüssigkeit  das  Metall  erst  bei  150  bis  160  ^ 
reagirt.  Ist  alles  Natrium  verbraucht,  so  wird 
der  angesäuerten  wässerigen  Lösung  das 
Reactionsproduct  mit  Aether  entzogen  und 
dasselbe  aus  ligroi'nhaltigem  Benzol  ond  aus 
Ligroi'n  krystallisirt.  Nach  dem  schliesslichen 
Umkrjstallisiren  aus  Wasser  erhält  man  bei 
129  ^  schmelzende  farblose  Krystalle  von  der 
Formel  C10H14O3. 

Cantharidinhy  d  razon  widersteht  auch 
der  Reduction  durch  Natrium  und  Alkohol; 
wird  es  unter  Vermeidung  von  Temperatur- 
erhöhung mit  Salpetersäure  vom  spec.  Gew. 
1,48  nitrirt,  so  entsteht  ein  aus  Eisessig  in 
gelben  Rrjstallen  anschiessendes  D  i  n  i tr 0  - 
cantharidinhydrazon.  Dasselbe  giebt 
mit  Alkalien  eine  scharlachrothe  Färbung. 
Durch  Zink  und  Essigsäure  wird  es  zu  Can- 
tharidinimid,  durch  Natrium  und  Alkohol 
im  Wesentlichen  zu  Cantharidin  redncirt. 
B$r.  d.  JD.  ehm.  Ges.,  Bef,  25,  9a.    Th.  \ 


Fharmaceutisches  Universal« 
Aräometer« 

Auf  Anregung  von  Apotheker  P.  H,  Bon 
in  Amsterdam  wird  durch  Th,  Marius  in  Ut- 
recht ein  Aräometer  gefertigt  und  in  den 
Handel  gebracht,  welches  Bon  als  „Type- 
Vochtweger"  bezeichnet  und  dem  wir  im 
Deutschen  den  Namen  Universal  -  Aräometer 
geben  möchten. 

Nach  der  Beschreibung  und  Abbildang 
dieses  Instrumentes  in  der  Nederlandsch  Tijd- 
Schrift  voor  Pharm.,  Chemie  en  Tozicol.  1893 
und  nach  brieflichen  Mittheilangan  des  Herrn 
Bon  ist  das  Aräometer  so  eingerichtet,  dass 
es  sowohl  für  Flüssigkeiten ,  die  leichter  als 
Wasser,  wie  auch  för  solche,  welche  schwerer 
als  Wasser  sind,  verwendet  wird.  Die  Länge 
des  ganzen  Instrumentes  beträgt  36  cm  (die 
des  Skalentheils  allein  20  cm) ,  so  dass  eio 
Glascylinder  von  40  cm  Höhe  und  4  qcm 
Querschnitt  für  die  Anwendung  des  Instru- 
mentes genügt;  von  Aether  —  als  der  leich- 
testen der  in  der  Pharmacie  in  Frage  kom- 
menden Flüssigkeit  —  sind  unter  diesen  Be- 
dingungen 325  ccm ,  von  Schwefelsäure  — 
als  der  schwersten  Flüssigkeit  —  150  ccm 
erforderlich. 

Die  Skala  des  auf  eine  Temperatur  von 
15^  C.  abgestimmten  und  mit  einem  Ther- 
mometer versehenen  Instrumentes  ist  für  die 
leichteren  Flüssigkeiten  in  a/iouo,  für  die 
schwereren  in  1^/1000  getheilt.  Ausser  dieser 
Eintheilung  ist  an  den  Stellen,  bis  wohin  das 
Aräometer  in  eine  der  (in  der  Niederländi- 
schen Pharmakopoe  offioinellen)  Flüssigkeiten 
einsinken  muss ,  noch  eine  kleine  Marke  an- 
gebracht und  der  Name  der  betreffenden 
Flüssigkeit  hinzugesetat,  so  dass  man  also 
beim  Gebrauch  des  Instrumentes  gar  nicht 
in  der  Pharmakopoe  nachzuschlagen  braucht, 
welches  speciüsche  Gewicht  dieselbe  besitzen 
soll,  weil  das  Aräometer  alle  nöthigen  An- 
gaben selbst  trägt. 

In  dieser  Ausstattung  ist  das  Instrument 
zunächst  natürlich  nur  dort  anzuwenden,  wo 
die  Niederländische  Pharmakopoe  Gültigkeit 
hat;  das  dem  Aräometer  von  Bon  zu  Grunde 
liegende  Princip  ist  aber  mit  Leichtigkeit 
auch  auf  Instrumente  anzuwenden,  welche 
sich  den  Anforderungen  anderer  Pharma- 
kopoen anpassen ,  so  dass  dessen  Kenntniss 
von  allgemeinerem  Interesse  ist.  g. 


181 


Mttclierscliaii. 


Sohnle  der  Fharmaoie,  IL  Chemiioher  Theil. 

Bearbeitet  von  Dr.  Hermann  Thams.  Mit 

101  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen. 

Berlin  1893.  Verlag  von  Julius  Springer. 

PreU  7  Mark. 
Der  IL  Theil  der  Schule  der  Pharmacie^)  be- 
handelt die  cbemiBchen  Lehren,  nnd  zwar  in  der 
HaaptBache  so,  wie  dieselben  in  Lehrbflchern 
der  Chemie  vorgetragen  werden.    Der  Verf.  be- 
spricht wohl  die  pbarmacentisch  wichtigen  Ver- 
bindungen eingehend,  trennt  dieselben  aber  nicht 
gnindtatilich  von  anderen  nur  tbeoretich  widi- 
tigeo»  rein  chemi sehen  Yerbindongen.  Der  Verf. 
ist  der  Ansicht,  dass  oie  Chemie  einheitlich  er- 
lernt werden  solle  nnd  dass  der  junge  Pharma* 
Cent  genau  so  wie  der  junge  Chemiker  mit  den 
GruDulehren  der  Chemie  vertraut  gemacht  wer* 
den  mOsse.     Das  wflrde  dann  ntreffen,   wenn 
der  Bildungsgang  beider  ganz  der  gleiche  wftre, 
letzteres  ist  aber  nicht  der  Fall.    Der  junge 
Cbemiker  hOrt  auf  der  Universitftt  Vorträge  über 
Chtmie  an   der  Hand   von  Experimenten  und 
bitucht  sein  Buch,  um  das  Gehörte  und  Gesehene 
zu  befestigen  und  wieder  an  seinem  Geiste  vorbei- 
lofOhren.    Der  Apothekerlehrling  wird  grossere 
Experimente  nur  in  Ausnabmefällen  zu  sehen 
bekommen,  er  hat  aber  den  unschAtzbarenVor- 
theil,  eine  grosse  Reihe  von  Chemikalien  jeder- 
zeit zur  Hand  zu  haben  und  Gelegenheit,  eint 
Falle  kleiner  Experimente  und  Beactionen  an- 
stellen zu  können.    Der  Apothekerlehrling  ist 
feiner  durchschnittlich  ä  Jahre  jünger  als  der 
Chemiker,  welcher  mit  dem  Maturum  die  Hoch- 
schule bezieht    Hierauf  muss  auch  in  den  Lehr- 
bfichem  bei  Beschreibung  und  Anordnung  des 
ätofl'es  Kftcksicht  genommen  werden.   Ich  weisF 
sehr  wohl,  dass  jetzt  eine  grosse  Anzshl  von 
Apothekern   der  Meinung  ist,  die  Ausbildung 
der  Apothekerlehrlinge  enolge  am  besten  in  dei 
Weise,  dass  dieselben  in  der  Apotheke  nur  rein 
praktische  Unterweisungen  empfangen,  den  theo 
retisehen  Unterricht  aber  nicht  vom  Lehrherrn, 
sondern  von  besonders  angestellten  Lehrern,  in 
Pharmacieschulen,  also  von  im  Unterrichten  ge- 
übten Leuten  erhalten  sollen.    Ich  weiss  auch 
sehr  wohl,  dass  sich  für  ein  solches  Verfahren 
eine  Menge  Gründe  anführen  lassen,  dennoch 
bin  ich  der  Ansicht,  dass  wir  hiermit  den  besten 
Theil  unserer  eigenartigen  Ausbildung  opfern. 
£6  ist  dann  auch  nicht  «inzusehen,  warum  die 
theoretische  Ausbildung  des  Apothekers  in  zwei 
Theiien,  in  der  Lehre  und  auf  der  Universit&i, 
bewirkt   werden   soll,    warum   nicht,   wie  bei 
anderen  technischen  Berufsarten,  in  der  Weise, 
dasB  auf  Vs  bis  1  Jahr  praktischer  Vorbereitung 
direct  der  Üesuch  der  Hochschule  erfolgt. 

Lftsst  man  diese  grundsätzlichen  Erwirkungen 
bei  Seite  nnd  stellt  sich  von  vornherein  auf  den 
Standpunkt  des  Verfassers,  so  darf  man  sagen, 
dass  sein  Lehrbuch  ganz  vortrefflich  i£>t.  Es 
dürfte  wenig  ähnliche  Lehrbücher  geben,  in 
denen  so  übersichtlich  und  tso  leichtverständlich 


*}  Ph.  C.  84,  169. 


die  Formeln  sowohl  der  anorganischen  als  der 
organischen  Chemie  entwickelt  sind.  Es  ist 
auch  das  rechte  Mass  gehalten  worden  in  Bezug 
auf  die  Zahl  der  besprochenen  Verbindungen, 
wenigstens  im  anorganischen  Theil,  die  seltenen 
Metalle  sind  nur  eben  erwähnt;  bei  solchen, 
die  hauptpäcblich  nur  als  Metalle  Verwendung 
finden,  sind  nicht  mit  überflüssiger  Gelehrsam- 
keit eine  Menge  selten  dargestellter  Verbindungen 
aufgeführt.  Im  organischen  Theil,  der  etwa  zwei 
Fünftel  des  Werkes  umfasst,  zeigt  der  Verf.  seine 
Gabe,  Structurformeln  klar  zu  entwickeln,  be- 
sonders glänzend,  auch  bei  einigen  Verbindungen, 
welche,  wie  ich  fflrchte,  über  das  Fassungs- 
vermögen vieler  Lehrlinge  hinausgehen.  Für 
besonders  gut  halte  ich  die  Behandlung,  welche 
die  aromatische  Beihe  und  die  Alkaloide  erfahren 
haben.  Unterstützt  wird  der  gute  Eindruck,  den 
nach  allen  diesen  Sichtungen  das  Buch  macht, 
durch  wirklich  tadellose  Ausstattung  desselben, 
sowohl  in  Bezug  auf  Druck  und  Papier,  als  auf 
die  zahlreichen  vorhandenen  Abbildung^en.  Bei 
den  letzteren  mücbtc  ich  nur  dne  kleine  Aus- 
stellung machen,  in  Fig.  8  ist  der  unzweck- 
mäi'Sigste  aller  vorhandenen  Wassenersetznngs- 
apparate  abgebildet.  QeissUr. 

Lehrbnoh  der  Intoxikationen  von  Dx.  Eudolf 
Kobertf  Kaiserlich  Russischem  Staatsrath, 
ordentlichem  Profestor  der  Pharmakologie 
und  der  Diätetik  und  Director  des  pharma- 
kologischen Instituts  der  Universität  Dor- 
pat.  Mit  63  Abbildungen  im  Tezt. 
(Bibliothek  des  Arztes.  Eine  Samm- 
lung medicinischer  Lehrbücher  für  Stu- 
dirende  und  Praktiker.)  Stuttgart  1893. 
WwlAg  von  Ferdinand  EnJce.  S^.  XXII 
und  8 1 6  Seiten.    Preis  16  Mark. 

Der  durch  die  erfolgreiche  Thätigkeit  des 
von  ihm  geleiteten  pharmakologischen  Instituts 
bekannte  Verfasser  lässt  hier  seinem  in  dem- 
selben Verlage  erschienenen,  bereits  in  mehreren 
Auflagen  verbreiteten  „Compendium  der  Toxi- 
kologie für  Aerzte**  eine  ausführlichere  Behand- 
lung desselben  Stoffes  folgen.  „Da  mehr  als 
die  flälfte**,  bemerkt  das  Vorwort,  „aller Jetzt 
in  Deutschland^  Oesterreich  und  Dentsch-Russ- 
land  prakticirenden  Aerzte  auf  der  Univer- 
sität keine  specielle  Au8bildung[  in  Toxikologie 
erhalten  hat,  so  ist  ihnen  in  ihrer  Bibliothek 
ein  verständlich  geschriebenes,  mit  erschöpfendem 
Register  versehenes  Werk  über  Intoxikationen, 
welches  gleichzeitig  als  Lehrbuch  und  als  Hand- 
buch dienen  kann,  und  in  welchem  sie  sich  im 
Falle  einer  Vergiftung  rasch  orientiren  können, 
unentbehrlich'*.  Dasselbe  Bedürfniss  haben 
Medicin-Studirende,  klinische  Lehrer,  Bacterio- 
logen,  Gerichtschemiker,  Veterinfire,  manche 
Techniker  und  nicht  zum  Mindesten  auch 
Pharmaceuten. 

Die  Eintheilung  des  Stoffes  blieb  wesentlich 
dieselbe,  welche  sich  bei  dem  erwähnten  Com- 
pendium bewährt  hatte*  nämlich  im  allgemdnen 


182 


Theile:  1.  Allgemeines  aber  nnd  2.  Nachweis 
▼on  Intoxikationen;  im  speciellen  Theile  *.  3.  Stoffe, 
welche  schwere  anatomische  Verfindemngen 
der  Organe  veranlassen,  4.  Blntgifte,  5.  Gifte, 
welche  ohne  anatomische  YerändernDgen  todten. 
Den  Anhang  bilden:  6.  giftige  Stoffwechsel- 
prodncte. 

Der  allgemeine  Theil  zerfällt  in  11  Ab- 
schnitte, von  denen  sich  einige  Dank  der  Dar- 
stellongsknnst  des  Verfassers  unbeschadet  der 
wissenschaftiichen  Gründlichkeit  des  Inhalts 
wie  die  Gapitel  einer  Unterhaltangsschrift  lesen, 
so  beispielsweise:  Geschichte  der  Vergiftungen, 
Bedentang  derselben  in  der  Natur,  Statistik  etc. 
In  der  n&chsten  Abtheilnng  sind  dem  Ton  lahl- 
reichen  chemischen  Lehrbüchern  genugsam  be- 
handelten chemischen  Nachweise  nur  21 
Seiten  gewidmet,  während  dem  Nachweise  durch 
Versuche  an  Thieren  und  Pflanzen  der 
fünffache  Raum  vergönnt  wird  nnd  dem  Ver- 
fasser Gelegenheit  giebt,  sein  specielles  Forsch- 
ungsgebiet in  eigenartiger  Weise  vorzuführen. 
Unter  der  Fülle  von  Einzelheiten  findet  auch 
der,  welchem  nur  beschränkte  Gelegenheit  zur 
Anstellung  von  Versuchen  geboten  wird,  An- 
regung zu  eigenen  Arbeiten.  Hefezellen,  Tbier- 
blut,  Land-  und  Wasserpflanzen  (den  vom  Ver- 
fasrer  angeführten  möchten  wir  als  besonders 
geeignet  die  unter  Ausschluss  von  Bodenerde 
in  Wassergläsern  gezogenen  Zwiebelgewächse 
hinzufügen),  Schnecken,  Insecten,  kleine  Wasser- 
thiere  u.  s.  w.  genügen  für  eine  grosse  Anzahl 
toxikologischer  Beobachtungeo. 

Der  specielle  Theil  verzichtet  trotz  der 
erdrückenden  Menge  von  einzelnen  Thatsachen 
und  Literaturangaben  nicht  auf  die  fesselnde 
Art  der  Darstellung  und  bewahrt  die  üeber- 
sichtlichkeit  durch  eine  wohlberechnete,  folge- 
richtig durchgeführte  Stoffvertheilung.  So  bilden 
beispielsweise  die  „Herzgifte'',  als  zweiter 
Abschnitt  der  Gifte,  welche  ohne  schwere  anato- 
mische Veränderungen  todten,  vier  Paragraphen: 
„Digitalin,  Helleboreln,  Muscarin,  Arecolin**, 
während  die  übrigen  fünfzig  Herz^ifte  als  «An- 
hang**  unter  diese  vier  vermeilt  sind.  Solcher 
Paramphen  zählt  der  specielle  Tbeil  etwa  120, 
mit  deren  Auswahl  mancher  Leser  nicht  durch- 
weg einverstanden  sein  wird.  So  wünscht  viel- 
leicht nicht  nur  der  Pharmaceut,  sondern  auch 
der  Arzt  im  angeführten  Beispiele  dem  Glykosid 
des  ofGdnellen  Strophanthus,  das  der  Verfasser 
als  MModemittel"  in  den  Anhang  zu  HelleboreüD 
verweist,  einen  besonderen  Paragraphen  neben 
letzterem.  Freilich  werden  sich  solcne  Wünsche 
aus  Gründen  der  toxikologischen  Systematik  bis- 
weilen nicht  erfüllen  lassen;  immerhin  möchte' 
es  sich  für  die  zweite  Auflage  empfehlen,  die 
in  den  gültigen  Pharmakopoen  enthaltenen 
ofßcinellen,  giftigen  Stoffe,  insbesondere  die 
Alkalolde  und  deren  Salze,  im  speciellen  Theile, 
wenn  auch  nur  kurz,  zu  berücksichtigen.  Der 
letzte  Abschnitt:  „Giftige.  Stoffwechsel- 
producte"  behandelt  u.  A.  das  Giftigwerden 
sonst  nnschädlicher  Nahrungsmittel  (Wurst-, 
Fisch-,  Fleisch-  und  dergleichen  Gifte),  ferner 
die  Autointozikationen,  wie  Urämie,  Glyko- 
surie  u.  s.  w.  Man  vermisst  unter  letzteren  die 
Erwähnung  der  Pyämie  und  des  Ikterus.     Den 


Schluss  bildet  die  chemische  Elassification  der 
Stoffwechselpro  du  cte  in  16  Gruppen. 

Die  Literatur  findet  sich  in  Fussnoten  und 
besonderen  Uebersichten  angegeben;  om  die 
Citate  nicht  zu  häufen,  werden  meist  die  Stellen, 
wo  weitere  Literaturangaben  zu  suchen  sind, 
hervorgehoben.  Zweckmässigerweise  sind  auch 
hin  und  wieder  Abbildungen  angeführt.  Viel- 
leicht wäre  eine  kurze  Berücksichtigung  der  für 
die  praktische  Toxikologie  so  wichtigen  Criminal- 
casuistik  in  den  Literaturnachweisen  bei  der 
erstaunlichen  Belesenheit  des  Verfassers  durch- 
führbar gewesen. 

Die  Abbildungen  erscheinen  zweckmä«.«ig 
gewählt  und  in  Holzschnitt  meist  vortrefflich 
ausgeführt  Die  Benutzung  des  Werkes  er- 
leichtem eingehende  Verzeichnisse  des  Inhalts, 
der  Abbildungen  und  der  Abkürzungen,  sowie 
das  reichhaltige,  alphabetische  Register,  in 
welchem  die  vorwiegend  in  Frage  kommende 
Seitenzahl  dem  Stichworte  an  nächster  Stelle 
folgt.  Erwähnt  sei  noch  der  fast  fehlerlos^> 
Druck  und  die  sonstige  dem  guten  Kufe  der 
Verlagshandlnng  angemessene  Ausstattung. 

Nur  ungern  scheiden  wir  hier,  da  der  be- 
willigte Kaum  schon  überschritten  ist,  von  dem 
lehrreichen  Buche,  einem  deutschen  Grosse^aus 
dem  oft  bedrängten  Dörpt  oder  vielmehr: 
.iJurjew",  wie  leider  die  neueste  amtliche  Schreib- 
weise verlangt.       —  y 

Die  Ablösung  der  Apothekenberechtig- 
ongeXL  Ein  Beitrag  zur  Lösung  der  Apo- 
thekenfrage von  Friedrich  Kobety  Heraus- 
geber und  Leiter  der  „Süddentschen 
Apotheker -Zeitnng.«'      Stattgart    1893. 

Verlag  der  Südd.  Apoth.  -  Ztg. 
Da  über   den  Gegenstand   der  vorliegenden 
Schrift  zur  Zeit  lebhaft  debatürt  wird,  dürfte 
dieselbe  von  allgemeinem  Interesse  sein. 

Bestimmungen   für  den  Annei- Verkehr 
bei    der    Vereinigung    freier    einge- 
schriebener   Hilfskassen    von  Berlin 
nnd  Umgegend.     2.  Ausgabe.    Berlin 
1893.      Selbstverlag    der    Vereinigung. 
Preis  70  Pf. 
Diese  vorliegenden  Bestimmungen  enthalten 
die  Formulae  magistrales  und  die  Handverkanfs- 
preise  (übereinstimmend  mit  den  des  Gewerks- 
krankenvereins  —  Pb.  C.  84,  69),  Pharmacopoea 
oeconomica,    Bestimmungen    über   Aufstellung 
der    Rechnungen,    Bestimmungen    für  Aerzte. 
Verzeichniss   der   zur    Vereinigung   gehürigeo 
Uilfskassen. 

tfededeelingen  van  het  Proefstation  „Midden- 
Java''  te  Klaten.  Kritische  Ueberslcht  der- 
jenigen Pflanzenkrankhelten,  welehemgebUcli 
durch  Bacterien  verursacht  werden.  Von 
Dr.  W.  Migula,  Privatdocenten  der  Botanik 
an  der  Technischen  flochsebule  zu  Karls- 
ruhe. Mit  einer  Vorrede  von  Dr.  Frw: 
BenecJce,  Dir.  der  Versuchest.  „Midden-Java". 
öemarang  1892.    G.  0.  T.  van  Dorp  tt  Co, 


183 


Terscliiedeiie  MittlieiiiiDffeD. 

Agarpulver. 


Za  der  in  Nr.  12  S.  172  abgedrackteu 
Frage  nacb  Agarpulver  theilt  uns  die 
Firma  Caesar  dt  Loretz  in  Halle  a.  S.  freund- 
lichst mit,  dass  sie  dieses  Pal?er  in  höchst- 
möglicher Feinheit  seit  einiger  Zeit  herstellt 
und  immer  TorrSthig  auf  Lager  hllt.  Dieses 
Fnlver  findet  sowohl  für  Kochzwecke,  wie 
auch  für  mikroskopische  Zwecke  zur  be- 
quemen Herstellung  von  Nfthr-Gelatine 
Verwendung. 

Aufbewahrung  von  Vanille  in 

Alkohol. 

Xeoerdingfl  soll  nach  Drog.-Ztg.  Yon  der 
Insel  R^union  Vanille  in  mit  Alkohol  gefüll- 
ten Dosen  in  den  Handel  gebracht  werden. 
Wenn  man  die  grünen  Vanilleschoten  gleich 
mit  Alkohol  übergiesst,  soll  die  Bildung  von 
Vanillin  und  die  Entwickelung  des  Geruchs 
bintan  gehalten  werden,  weil  die  Muttersub* 
stanz  des  Vanillins  in  Alkohol  unlöslich  sei. 
Deshalb  soll  auch  während  des  Transports 
und  anf  dem  Lager  kein  Vanillin  verloren 
gehen,  so  dass  die  nachträglich  zur  Entwick- 
lung kommende  Menge  Vanillin  grösser  ist, 
als  bei  den  im  Mutterlande  getrockneten 
Vanilleschoten.  s. 


Pillen   bringt  Steam  in  Detroit  nach  der 
Formel  von  T>t.  Andrews  in  Detroit  gefertigte 
überzuckerte    und   gelbgefärbte  Pillen   von 
folgender  Zusammensetsung  in  den  Handel : 
Chinini  salicylici     .  .  •  0,06  g, 
Acidi  arsenicosi  ....  0,0675  g, 
Eztracti  Belladonnae    .  0,08  g. 
Während  der  ersten  12  Stunden  nach  der 
erfolgten  Erkältung  soll  alle  2  Stunden  eine 
solche  Pille  genommen  werden,  bis  5  Stück 
genommen  sind;  dann  eine  Pille  alle  4  Stun- 
den bis  5  weitere  genommen  sind. 

Stearn's  New  Idea  1893,  407, 


BandwunnmitteL 

Diihourcau   veröffentlicht   in    den  Nouv. 
remedes  1892,  450  sein   nach   ihm   höchst 
wirksames   Bandwurmmittel;    die  Dosis    für 
einen  Erwachsenen  beträgt : 
Extracti  Filicia  maris  aetherei    1,2  g, 

Chloroformii 3,6  g, 

Olei  Ricini  . 4,8  g, 

Olei  Crotonis 1/2  Tropfen. 

Das  Gemisch  wird  in  Kapseln  gefüllt,  so 
dus  jede  Kapsel  0,1  g  Farneztract  enthält, 
für  die  Kur  also  höchstens  12  Kapseln  für 
einen  Erwachsenen  nöthig  sind. 

Dass  so  geringe  Mengen  Farnextract,  wie 
bier  angegeben  (1.2  g),  völlige  Wirkung 
äassem,  erklärt  Duhourcau  durch  die  Gegen- 
wart des  Chloroforms  an  sieh  und  weil  dieses 
das  Farneztract  in  Lösnng  hält.  s. 

Katarrh  -Pillen. 

Unter    den    Namen    An ti  -  Katarrh- 
Pillen,  Anti-Grippe-Pillen  oder  Gelbe 


Moschnslösung  fttr  Einspritzungen 
unter  die  Haut. 

Latnbotte  empfiehlt  statt  der  alkoholischen 
VIoschustinctur  eine  Gljcerin  als  Grundlage 
habende  Moschuslösung  für  Einspritsnngen 
anter  die  Haut.  Lanibotte  mischt  Moschus- 
tinctur  mit  ungefähr  dem  halben  Volum  GI7- 
cerin  und  lässt  den  Alkohol  an  der  Luft  ver- 
dunsten; hierauf  wird  soviel  Gljcerin  hinau- 
e^efügt,  dass  das  Volum  der  angewendeten 
Tinctur  erhalten  wird.  s. 

Journ,  de  pharm,  d'Äm^ars  1893,  458. 

Bixolin. 

Unter  dem  Namen  Rizolin  bat  L.  BeiS" 
berger  versucht,  ein  künstliches  Terpentinöl 
in  den  Handel  zu  bringen,  welches  nach  der 
Rev,  de  chim.  indnstr.  aus  einem  Gemisch 
von  Petroleum  und  leichtem  Kampher  öl  be- 
steht. Das  specifische  Gewicht  des  Gemisches 
beträgt  0,85.35,  der  EntBammungspunkt  liegt 
bei  550.  Th. 

Nach  Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  10. 


Oeheimmittel  und  Kurpfuscherei. 

1.  Vierteljahr  1893. 

Der  „Brucharzf  Krüsi  in  Appenzell  preist 
auch  Schweizer  Alpenkräuterpnlver  an 
geeen  Unterleibsentzflndun^.  BlutstQrze,  Schlag- 
ontalle»  Gebärmotterentzündungen  etc.  Das 
Pulver  ist  eine  Mischung  aus  gerbstoffbaltigen 
Pflanzeutheilen ,  etwas  Eisenoxyd,  Zucker  und 
weinsanrem  Natron  und  besitzt  keinerlei  Heil- 
wirkung bei  den  genannten  Krankheiten.  Der 
Preis  einer  Dosis  von  160g  ist  3J/.  (Orts- 
^esundheitsrath  in  Karlsruhe.) 

Antiseptischer  Gesnndheitsessig  von 

Dr.  Kopp  in  Strassburg  soll,  dem  Waschwasser 

1  zugesetzt,  ein  energisches  und  zuverlässiges  Prä- 


m 


fiervaÜTmittel  gegen  Ansteckende  Krankheiten 
bilden.  Die  betreffende  Flflssigkeit  ist  eine 
2  proc.  LOsnng  von  Thymol  in  Alkohol  und  Ter- 
dünnter  Esei^sänre  and  ist  za  dem  angepriesenen 
Zwecke  nutzlos.  Preis  einer  Flasche  von  250  g 
2uf  204.  (Orts&fesandheitsrath  in  Karlsruhe.) 
Dr.  Kopp  verwahrt  sich  in  der  Pharm.  Zeit, 
gegen  die  vorstehende  Begutachtung  und  giebt 
bekannt,  dass  der  Gesundheitses6ig.folgende  Zu- 
sammensetzung hat:  10  ff  Acid.  carbolicum, 
2  g  Acid.  salicyl.,  6  g  Acid.  acet.  glac.  nnd  1  g 
Menthol  werden  in  100  g  Vinaigre  de  Belly 
gelost. 

Ozonogenpapier  von  Dr.  Kopp  in  Strass- 
burg  soll,  aneezfindet  und  verbrannt,  die 
Eigenschaft  haben,  ansteckende  Krankheiten 
fern  zu  halten,  die  Luft  zu  desinficiren,  verdor- 
bene Luft  zu  verbessern  etc.  &)olche  Räncher- 
ungen  sind  höchstens  im  iStande,  unangenehme 
Gerflche  zu  verdecken.  Das  Pr&parat  ist  werth 
los.    (Orts^esnndheitsrath  in  Karlsruhe.) 

Anti-Migraine  Demelinne,  die  Erfindung 
eines  ApoÜiekers  in  Maastricht,  besteht  in  6, 
etwa  1,0g  schweren  Pulvern,  die  aas  2  Th. 
Coffein,  4  Th.  Antipjrin  und  4  Th.  Zucker  zu- 
sammengesetzt  sind.  Preis  IV4  holl.  Gulden. 
(Pharm.  Zeitung.) 

Blähsuchtwasser  von  Ed.  Waleh  in  Col- 
mar,  ein  „unfehlbares  Mittel  gegen  das  Auf- 
blähen der  Binder'*,  ist  Salmiakgeist  mit  einem 
ganz  kleinen  Zusätze  von  ThierOl.  Das  Mittel 
wird,  wie  bekannt,  bei  leichteren  Ffillen  von 
Blähsucht  zwar  eine  gute  Wirkung  änssern,  der 
Preis  desselben  —  BJt  fOr  eine  Flasche  von 
125  g  —  it^t  aber  ein  wucherisch  hoher.  (Durch 
lu  d  ustrie  -  Blätter.) 

K  Fadberg  in  Dortmund  empfiehlt  in  einer 
Schrift  „Die  Flechten"  ein  Mittel,  welches 
Flechten  und  HautauF  schlage  auch  in  den  hart- 
näckigsten Fällen  heilen  soll.  Das  Mittel  stellt 
einen  stark  verdünnten  Liquor  Kalii  arsenicosi 
dar;  vom  Gebrauch  destfefben  ohne  ärztliche 
Verordnung  und  Aufsicht  ist  abzuratben.  Fad- 
berg  beutet  das  Publikum  aus,  indem  er  sich 
fflr  sein  Mittel  5  JK  bezahlen  läpst,  während  der 
wirkliche  Werth  kaum  20  4-  beträgt.  (Orts- 
gcsnndheitsrath  in  Karlsruhe.)  g. 


VeueBte  deutsche  Patent- 
anmeldongeo. 

Vom  2.  bis  22.  Man  1893. 

Authentisch  zusammengestellt  von  dem  Patent- 
bureau des  Ci?ilingenieur  Dr.  phil.  H,  Zerener, 


Berlin  N.,  Eichendorffstr.  20,  welcher  sich  zu- 
gleich bereit  erklärt,  den  Abonnenten  d.  Bl. 
allgemeine  Anfragen  in  Patentsachen  kostenfrei 

zu  beantworten. 

a)  Patent- Anmeldnngen« 

Kl.  12.  C.  4087.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Aethoxyamidoacetylcymidin  und 
dessen  iSalzen.  Chemische  Fabrik  Bettenhauseu 
Marquart  <&  Schuhs  in  Bettenhauaen-CasseL 

KU  12.  A.  8102.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  tialoi  aus  Poljrsalicylid  und  Phenol.  Actien* 
gesellschalt  Ifir  Anilin -Fabrikation  in  Berlin  8.O., 
An  der  Treptower  Brücke. 

Kl.  12.  R.  6977.  Verfahren  zur  Darstelluns 
von  p-MethozypheiijIdimethylpyrazolon.   / 

D.  Hiedd  in  Berlin  N.,  Gerichtsstrasse  l^/Vd. 

KL  12.  C.  4852.  Verfahren  zur  Darstellang 
von  aromatischen  Piperazindisulfonden- 
vaten.     Chemische   Fabrik  auf  Aktien   (vorm. 

E.  Schering)  in  Beriin  N.,  Mflllerstrasse  17ü. 

Kl.  12.  F«  6249.  Verfahren  zur  HerBtellaog 
von  Acetosalicylsäureester.  Dr.  FomI 
Früsch  in  Lndwigshaven  a.  Rh. 

Kl.  28.  T.  8682.  Verfahren  der  Reinigung 
von  Fetten  und  Oelen  zum  medicinischen  und 
technischen  Gebrauch.  Karl  F,  TÖUntr  io 
Bremen,  Humboldt  Strasse  44. 

KL  68.  C.4228.  Sterilisiren  von  Fll&ssig- 
keiten.  Firma:  Chem.*techn.  und  hygienisches 
Institut  von  Dr.  Fopp  und  Dr.  Becker  in  Frank- 
furt a.  M,  IStiltsstrasse  22  h. 

12.  H.  12851.  Verfahren  zur  Herstellung 
von  Jodderivaten  des  Eugenols.  Dr.  F. 
V.  Heyden  Nachf.  in  Badebeul  bei  Dresden. 

12.  N.  2726.  Verfahren  zur  Herstellung  tod 
Xjlenolsalol,  Zusatz  zum  Patente  D8973. 
Piof.  Dr.  M.  V,  Nencki  in  Bern  und  Firma  Dr. 

F.  V.  Heyden  Nachf.  in  Badebeul  bei  Dresden. 
13.  September  1892. 

12.  C.  4857.  Destillir-  bezw.  Absorptions- 
colonne.  Th.  CaUno  dt  Co.  in  Bielefeld.  26.  No- 
vember 1892. 

76.  L.  7805*  Darstellung  von  kohlensaurem 
Maguesiumaluminat  Dr.  Friedr.  Loemg 
in  Grevenbroich,  Bheinprovinz,  24.  December  Ibifi. 

b)  (üebraachsmaster-Eintra^rui^cH« 
80.  Nr.  11907.  In  der  LängsrichtuDg 
seines  Halses  mit  zwei  gegenüberliegenden  Aus- 
laufnuthen  versehenes  und  durch  eingekerbten 
Glas-  oder  elastischen  Vollstöpsel  zu  ver- 
schliessendes  T  r 0  p  f  g  1  a  s.  Albert  Treffurth  io 
Altenfeld  i.  Th.    20.  Februar  1893.    T.  547. 


Briefwechsel. 


Apoth,  ILVf»  in  Sch«  Formal  in  ist  eine 
40  proc.  Formaldehyd  •  Losung. 

Apoth.  D«  J.  Ji.  in  Dortrecht.  Wir  sind 
nicht  in  der  Lage,  ihre  Anfragen  bezflglich  des 
von  uns  (Ph.  C.  88 9  80)  erwAhnten  Asbest- 
porzellans  zu  beantworten  und  drucken  die- 
selben deshalb  hier  ab;  vielleicht  kann  einer 
«nierer  Leser  Auskunft  geben.    1.  Wer  fertigt 


Asbestporzellan?  2.  Kann  man  dasselbe ,  mit 
Zirconerde  imprägnirt,  zu  demselben  Zwecke 
herrichten  und  benützen  wie  die  Glühstrümpfe 
zu  iltter'scbem  Glflhlicht,  oder  Brenner  för 
Siemens'Bclie  Lampen  daraus  herstellen  ?  9.  Um 
eine  Bezugsquelle  von  roher  Zirconerde  wird 
ersucht 


186 


Inhalts  Terzeichnifls 

des  1.  Vierteljahres  vom  XXXIV.  Jahrgänge  (1893) 

der  Pharmaceutischen  Centralhalle, 


«vv-xr«.  -wv,  -^     X  V*^'w 


Abies  Siblrica,  ftlher.  Oel  63. 
Acelo-Orlho-Toloid  58. 
Acelylen,  im  Leuchtgas  83. 
Acetylverbiodungen     der    p-Oxy- 

•    pheoylurethana  138. 
Achat -Industrie  168. 
Aehroodextrin   136. 
Acid-Butyrometrie  91. 
Acidimetiie»  neues  Urmaass  109. 
Aeid.  carbollcam,  syntbetisehes  8. 
das  Sehmelxeo  dess.  8. 

—  cilricam,  Prfif.  auf  HaS04  8. 

—  phenylo-borlcvm  58. 
salieylleniii  58. 

Adeps  Lanae  oder  Laoain  119. 

—  Petrolei,  PabrilcaUon  8. 
AdoDit,  Formel  &6. 
A^rated  lisAe  water  100. 

Aelher,  Gehalt  an  MethylSther  90 
A  garpol  ver  183. 
Agavose  81. 
Alingin  125. 

Alkalicarbooate ,       elektrolytische 
Darstella  Dg  81. 

—  BÜdang  der  natOrliehen  120. 
Alkohol,  Anw.  des  Homeotrop  106. 
Alaminiom,  Verh.  tu  Wasser  22.  45. 

—  Verhalten  zo  OuecksUber  135. 
--  Löthen  and  Glessen  dess.  23. 

—  technische  Verweadaag  22. 

—  Feldflasehen  aus  A.  23. 

—  Laborat-Ger&the  aus  A.  53.  144. 
Alnrnnoi,  in  der  Kinderpraxis  14. 

—  -Präparate,  Vorschriften  52. 
Amidol,  Anw.  in  der  Photogr.  62. 
Ammonium  carbollcnm  82. 
Amyloidkorper   in  der  Milch   106. 
Amylum  jodatum  58. 
Aobydroglyco-Chloral  85. 
AnUcidin  143. 

Anticbolerin  nach  Klebs  50. 
An(i-RaUrrhpll1en   183. 
Anükesselstei  n  -  Coroposition  84 . 
Anti-Migraine-Demelinne  184. 
Aotinonnin,  Anwendung  114. 
AnUpyretica,  Uebersicht  2. 

—  Gemische  ders.  3. 
Antipyrin,  Heratell.-Methoden  2. 
--  Synonyme  dess.  3. 

—  Derivate  145. 
AnUsepsln  nach  Viqnerat  152. 
AoiisepUca,  Uebersicht  5. 

—  Gemische  ders.  7. 

—  jodhaltige,  Naehw.  des  J  5. 
Antisept  GesundheiUessig  163. 
Antispasmin  56.  68.  173. 
Apparate,  neue  Laborat.-A.  64.*^ 
ans  Alnminium  53.  144. 


Aqua  Amygd.  amar.,  Prfit.  93.  128 

—  Calcis  carbonatis  100. 

—  Laurocerasi,  Prüfung  128. 
Arabin,  Beziehung  zu  Cerabin  147. 
Aräometer,  Universal-A.   ISO. 
Arenaria  serpyllifolia  134. 
Arkansas -Gel  stein   168. 

Arum  itaticum  u.  macul.  134. 
Arzneiformen,  neue  32. 
Arzneimittel,  neue  4.  152. 
— ,  synthetisch  dargeslellle   145 
— ,  Verkehr  mit  A.  88. 
Asaprol,  Zusammensetzung  6. 

—  Verordnungs weise  59. 
Atropin,  Spaltungsproducle  57. 
Aoer'sches  Glfihlicht  96. 
Auer'scher  GlOhstrumpf  97.   130. 
Augenlripper,  Prophylaxis  13. 

Baldrian,  japanischer  24. 
Bandwnrmmiltel   183. 
Banmwachs,  Vorschrift  116. 
Bausteine,  Hfirlen  u.  Färben  96. 
Beizen,  graue  Metallb.  167. 
BenzoS,  über  Sumaira-B.  178. 
Beozonaphthol,  Zusaramensetzg.  6. 

—  Dosen  für  Kinder  51. 
Benzoparakresol  152. 
Benzoresinol  179. 
Berberin,  mit  Chloroform  16. 
BipalatinoTd,  Doppelkapseln  33. 
BismuL  salicylic.  basicum  86. 
Bl&hsuchlwasser  184. 
Bleiessig,  Bereitung  87. 
Blennorrhoea  neonatorum  13. 
Blockzucker  18. 

Blut,  diaslatisches  Ferment  22. 

—  Spektroskop.  Verhallen  SO. 

—  reducirende  Substanzen  81. 
Blutegel,  Aufbewahrung  9. 
Blutserum,  Verzuck.  von  Stärke  136. 
Blutserum -Therapie  48. 

Boden  (Erd-B.),  Entgiftung  122. 
Bolometer,  Gebranch  dess.  42. 
Borneol,  Vorkommen  63. 
Bougles,  Einfetten  u.  Aufbewahren 

166. 
Bremsen,  Mittel  gegen  B.  114. 
Brod,  russisches  Hungerb.  71. 
— ,  Veränd.   beim  Schimmeln   30. 
Bromamid,  Zusammensetzung  100. 

—  Anw.  als  Neural gicnm  62. 
Bromopyrin  59. 
Bromstronlium  107. 
Bfichersehau  55.  69.  98.  112.  157. 

169.  181. 
Butler,  Reich  er  t-Melssl'sche  Zahl  12. 
; —  Naehw.  fremder  Fette  152. 


Cacao,  Best,  des  Theobromln  156. 
Cacti  grandiflor.  extr.  iluld.  63. 
Calcium  bisulfurosom  liquid.  59. 

—  chloratum,  medic.  Anw.  62. 

—  cresotinicum  59. 
Camphoearbonsäure  10. 
Campboid,  Zusammensetzung  62. 
"  Darstellung  116. 
Camphopyrazolon  3. 
Camphora  trita,  Bereitung  9. 
CancroTn  nach  Adamkiewicz  81. 
Cantharldin,  Derivate  180. 
Capllarla,  Zusammensetzung  84. 
Carica  Papaya,  Saponingehalt  1 34. 
Carrara  water  100. 

Cerabin,  Bezieh,  zu  Arabin  147. 
Cerverln  und  Thevetosin  59. 
Cevadin,  idenl.  mit  Verairin  58. 
Chalcedone,  Färben  ders.   16S. 
Champacol,  Eigenschaften  57. 
Chemische  Constitution,  Beziehung 
zur  therapeut.  Wirkung   145. 
Cbinaalkaloide,  Umwandlung  105. 
Chinin,  Ersatz  dess.  2. 
— ,  neue  Farben  reaetion  109. 
— ,  mit  Saccharin  62. 
Chininpillen,  Bereitung  88. 
Chininum  bihydroehlorlenm  15. 

—  tannfenm,  Bereitung  38. 
Chloralformamid,  Lösung  56. 
Chloralose,   Zusammensetzung;  85. 

—  Darst.  u.  Eigenschaften  120. 
Chloraloxime,  Zusammensetz.  94. 
Chloridin,  Zusammensetzung  97. 
Chlorkalk,  Fabrikation  36. 
Chloroform,  Zersetz,  durch  Jod  162. 
— ,  Prof.  auf  Carbonylchlorid  80. 

—  Pictet,  Rückblick  15. 
Chloroformmischung  166. 
Chlorophyll  in  Lösung  60. 
Cholera,  Rückblick  auf  1892  35. 

—  das  Wesen  der  Ch.  110.    [166. 

—  asiatica  s=  asiatische  Brechruhr 

—  nostras  =  einheimischer  Brech- 

durchfall 166. 

—  Jäger's  Ansichten  36. 

—  Immunisirung  36.  49. 

—  Abscheidung  des  Ch.-Gifles  HO. 

—  Bedeut.  der  Mlschinfection  127. 

—  medicament.  Behandlung  110. 

—  Anw.  der  Chloroformmlsehung 

166. 

—  Kommabaclllen  in  4  Arten  35. 

—  Vibrio  Dehnicke  35. 

—  Lebensnhigkelt  der  Bacillen  35. 

—  Uebertragbarkeit  36. 

—  Saprophytismos    der    Komma- 

bacillen   110. 


186 


Cineol,  Nachw.  in  älher.  Gelen  136. 
Cocain,  Identitätsreaction   16. 

—  Verhalten  zu  Calomet  79. 
Coccydium  sarkolytus  81. 
Codex  alimentär.  Austriac.  67. 
Cognac,  spanischer  85. 
Collodium  Jodoforinii  66. 
Congress  für  innere  Medicin   129 
Coniferin,  in  der  Schwarzwurzel  47. 
Conserven,  Vorsicht  bei  Büchsen-C. 
Coryl,  BesUndlheile  85.  [159. 
Crörae  Simon   k  la  gtycerine   H4. 
Cumol,  Anw.  in  der  Analyse   152. 
Cuprojodargyrit  19.  81. 

Hepilalorium,  Jodcollodium  166. 
Dermatica,  Uebersichl  4. 
Dermatol,  Anw.  gegen  Diarrliöe  52 

—  neue  Eigenschaft  dess.   111. 
Pesinfectionsmitlel  nachThorne  160. 
Oestillalion,  fractionirle  164. 
Diabetes,  Lebensweise  bei  D.  111. 

—  Mundspölwasser  111. 

— ,  Heidelbeorblällerlbee   140. 
— ,  Behandlung  mit  Said  165. 
Diarrhoe,  Beb.  mit  Dcrmatol  52. 
Dichtungen,  Packungsmiltel  168. 
Dieterich,  E.,  Biographie  98. 
Diphtheritis ,    Blutserum  -  Therapie 

48. 
— ,  das  Münchener  Mittel  87.  90. 
— ,  Beh.  mit  Eisenchlorid  63. 
— ,  Anw,  von  Natr.  sozojodol.  140. 
— ,  Anw.  von  Pilocarpin   127. 
Dilhion,  Bedeul.  dieses  Namens  6. 
— ,  medicin.  Anwendung  140. 
Diuretin,  Verordnungsweise  17. 
Duboisia  myoporoides  57. 
Dulcin,  Bereit,  u.  Eigeusch.   18. 

Eclampsie- Bacillus  71. 
Eidotter,    Nachw.   in    Backwaaren 

174. 
Eierfarben  von  Heilmann   129. 
Eisen,  Bestimmung  144. 
Eisenoxyd,  Einwirk  auf  Zucker  148. 
Eisen-  u.  Oelflecke,  Entfernung  71. 
Eiweiss  im  Harn,  siehe  „Harn". 
Embelia  Ribes  82. 
Entada  scandens  135. 
Entgiftung  im  Boden  122. 
Enthaarungsmittel  166. 
Entscheinungspulver  116. 
Essigsäure,  zur  Herstellung  von  Ex- 

tracten  108. 
Eucalyptusöl,  Prüfung  178. 
Eugenolacetamid  18. 
Eugenylphcnylälher,  nitrirle  139. 
Eupatorin,  Eigenschaften   108. 
Europhen,  Anwendung  29. 
Extracte,  Herst,  mit  Essigsäure  108. 
— ,  Best,  der  Alkaloide  101.* 
— ,  desgl.  Perforatiunsmethode 

103.' 
— ,  narkot.,  Alkaloidbest.   128. 
Extractionsapparal  nach  Holda  64.* 
Extract.  Chinae,  Alkaloidbest.  102.* 
frigide  paralum  115. 


Extract.  Filicis  Wismarense  71. 
Wolraarensc  113.   128. 

—  Myrtilli  fluidum   141. 

—  Teucrii  Scordii  89. 

Fchling'schc  Lösung  nach  Gerrard 

70.      » 
Fermente,  lösliche  u.  geformte  70. 
Ferrum  sulfuricum,  Prüfung  33. 
Ficus  rubiginosa   135. 
Filtrirroaterial  aus  Jute  142. 
Flechten,  Mittel  gegen  F.  184. 
Kleisch  kranker  Thiere  130. 
Fiuate,  zum  Härten  der  Bausteine  96. 
Formaldehyd  60.  79.  88. 
Formalin-Fornuldehyd   184. 
Formol,  siehe  „Formaldchyd". 
Formulae  magistr.  Berolin.  66.  69. 
Fourcroya  cubensis   134. 
Fresenius'  Laboratorium  172. 
Füllmalerial  für  Zwisclienbödeu  71. 

Cfalmei,   künstL  Herstellung  115. 
Gasglühlicht  nach  Aucr  97.   130. 
Geheinimittcl   183. 
Gelatinekapseln,  Fabrikation   11. 
Gerste,  gefärbte  Kleberzellen  74. 
Gesundheitspflege ,     Versammlung 

160. 
Getreide,  blaues  73. 
Gewichte,  österreichische  56. 
Giesel'sehe  Probe  auf  Cocain   16. 
Gläser,  ovale,  sind  =  runden  55. 
Glas,  neue  Jenenser  Arten  43. 

—  Härteskala  43. 

—  Prüf,  auf  Angreifbarkeit  45. 
~  Schreiben  auf  Glas   168. 
Glasschleiferei,  Neuerung  84. 
Glühkörperbeleuchtung  97.  130. 
Glycerin,  Best,  der  Alkalisulfide  63. 

—  Lösungsmittel    für  Kresole   28. 
Glycerinkaliseife,  flüssige  160. 
Guujakol,  in  Gelatinekapscin  10. 
Guanidine,  aromatische  38. 
Gummisachen  für  Kinder  171. 
Guttapercha,  Gewinnung  80. 
Gypsbinden -Wickelmaschine  40*. 

Hämatogen ,    Zusammensetz.   116. 

Hämatoporphyrin,  im  Harn   165. 

Halbschaltenpolarimeter  43. 

Halogene,  Nachw.  in  organischen 
Verbindungen  10. 

Hamburger  Thee  116. 

Harn,  Nachw.  von  Eiweiss  33.  164. 

— ,  trockn.  Reagens  auf  Eiweiss 
160. 

— ,  Anw.  des  Phosphatometer  159. 

— ,  nach  Gebrauch  von  Anaigen 
34.  56. 

— ,  —  —  von  Sulfonal  165. 

— ,  Hämaloporphyrin  im  H.  165. 

— ,  Best,  der  Harnsäure  164. 

Harnsäure,  Best.  ders.  16.4. 

Niederschläge,  kunstliche  Er- 
zeugung 126. 

Heber,  regulirbarer  64.* 

— ,  Modification   nach  Hirsch  64.* 

Hefner-Lampe,  als  Lichtmaass  44. 


Heidelbeerblätter,  bei  Diabetes  140. 
— ,  kaukasische  71. 
Heliochromie  154. 
Hippursäure ,    antisept.    Eigensch. 

105. 
Holzgummi,  Verzuckerung  109. 
Homeotrop  nach  Gossard  106. 
Hopfen,  Borsäuregehalt  30. 
Hot  Soda  water  100.  144. 
Hydrarg.  pyroboricum  63. 

—  resorcino  -  aceticnm  60. 

—  thymolu-accticum  58. 

—  tribromphenolo-aceticum  60. 
Hydraslin,  Bitartrat  dess.  58. 
Hydroantipyrin,  Entstehung  2. 
Hydrolyne,  Anlikessclstein  84. 
Hypnal,  Receptförmeln  140. 

Javellc'sche  Lauge,  neutrale  71. 
Igel,  giftfest  gegen  Cyankaliain  65. 
Immunität,  Versuche  über  L  4S, 
Indigo,  Best,  des  IndigoUns  24. 
Influenza,  das  Wesen  ders.  82. 
Infus.  DigiUlis,  GelaUniren  17. 
Injectio  Bismuti  66. 
Injectionssprilze  nach  Beck  141.* 
Insecten,  über  die  Farben  ders.  76. 
InsectenvertilgUDgsnr.ittel  160. 
Jod,  Pröfung  auf  Cyan  28. 

—  Nachw.  in  organ.  Verbind.  10. 

—  Vergiftungen  mit  J.   111. 
Jodcollodium ,     EnthaarungsmiUel 

166. 
Jodkatiumpillen,  Bereitung  87. 
Jodoform,  Löslichkeit  117. 
— ,  Geruchscorrigens  116. 
Jodoformium  desodoratum  66. 
Jodoformmull,  verfälschter  3!. 

—  sterillsirter  31. 
Jodoformölemulsion  40. 
Jodolum  cofl'einatum  95. 
Jodosobenzoesäurc  26. 
lodstrontium,  medicin.  Anw.  lOT. 
Jodtribromid,  Anwendung  61. 
Ipecacnanha,  Sorten  19. 

—  Werlh  der  Stengel  etc.  135. 
Isoanlipyrin,  Entstehung  2. 
Isoeugenylphenyläther  139. 

Käse,  Gährung  u.  Pilze  76. 
Kaliumdichpomat,    als  Urmaass  io 

der  Acidimetrie  109. 
Katksulfai,  gefälltes  10. 
Kalkwussertabletten  143. 
Kainala,  Aschengehalt  20. 
Kampher,   kfinstl.  Darstellung  10. 
Karbolsäure,  Loslichmachung  37. 
Karbol -Vesicalorium  141. 
Kesselstein,  Mittel  gegen  K.  84. 
Kieselgurisolirmasse  07. 
Kinderstreupulver  14. 
Kisso,  Japan.  Baldrian  24. 
Kohle,  Verbrennangsprocess  163. 
Kommabacillen ,      Saprophytismns 

110. 

—  Abscheid,  des  Choleragifles  HO- 
— ,  vcrgl.  auch  „Cholera*. 
Kreosot,  Geschmackscorrigenb  144. 


187 


Kreo8ol  in  Gelatinekapseln  11. 
— ,  ßeslimm.  in  K. -Präparaten  138. 
Kreosotpillen,  siehe  „Pilulae". 
Kreosotal  =  Kreosotcarbonal  1&2. 
Kresol,  Desinfecllonswcrth  7. 
Kresolc,  Löslichmachunfj^  28. 
Krcsolsaponat  129. 
Krüst's  Alpenkräulerpulver  183. 
KrysUllsoda  in  kleinen  Krysl.  171. 
— ,  schäumende  171. 
Kupfer,  Alomgewichl  24. 

—  Tiirirang  mit  Rhodaii  124. 

—  Anzeichen  bei  Vergiftung  111. 
Kupferbleche,  sllberplatürte  84. 

Laboral.  -  Apparate,  neue  64.* 

aus  Aluminium  53.   144. 

Uvulose  für  Diabetiker  18. 
Unaln,  neutrales  Wollfell  119. 
Una- Seife,  BesUndtheile  160. 
iapis  calaminaris,  kfinstl.   115. 
Laville's  Pravenliv- Pillen   114. 
Lcberieidcn,  Anw.  YonWeinslein  95. 
Lepidoplersäure  76. 
Leuchtgas,  Erklärung  für  das  Leucli- 

len  der  Flamme  83. 
— ,  Bildung  von  Acelylen  83. 
— ,  Bildung  von  Seh we/elsäure  und 

Ammoniumsulfat  15  t. 
— ,  Auer'8cherGlühstruinpf96.130. 
Uchl,  Hefner -Lampe  44. 
Uchteinheil  u.  Lichtmaass  42. 
Unimentum  Chloroformii  66. 
liqueur  de  Laville,  Analyse   114. 
Liquor  Aluminii  acetici  56. 

—  Kalii    arsen. ,    Ausscheidungen 

20.  88. 
■^  ffalrii  aethylati  Richardson  61. 
Mrio&ma  ovala  151. 
Lupus,  Anw.  von  SchwefligsSure  14 
Lysol,  Desinfectionswerlh  27. 

—  Giftwirkung  dess.  68. 

Äacis,  Papua -Macis  131. 
MüusetyphusbacUlus   171. 
Maikäfer.  Dfingwerlh  63. 
Mais,  gefärbte  Klebcrzellen  74. 
Majoran,  Handelssorten  76. 
Maliern,  Gewinnung  dess.  68. 
Manna,  australische  80. 
Mannilpepsin   160. 
Mannocitin  100. 
Marcodnrum  168. 
Menlholen  u.  Mentholsliflc  11. 
Merck's  fiericht  1893  57. 
Melallbeizen,  graue  167. 
Metaiinnsäure  zum  Schleifen  84. 
Mezger'sche  Probe  auf  Cocain  16. 
Milch  immunisirter  Thiere  50. 
—,  amyloide  Substanzen  106. 
— .  Pilze  in  saurer  Milch  76. 
— I  Acid-Bmyrometrie  91. 
— ,  neuer  Milchprüfer  164.* 
— ,  Fctlbesl.  nach  Soxhlet  158. 
— ,  Controle  beim  Verkauf  167. 
Milcbprfifer  nach  Franke  164.* 
Milchschfitxer  nach  Teschner  159.* 
Mikrocidin,  ZasammensetzQng  6. 


Mixt,  antiiheumalica  66. 

—  diuretica  66. 

—  nervina  66. 
Moosbeeren -Kxlracl  142. 
Morphiumschränkchen  144. 
Moschus,  subcutane  Anw.  183. 
Muavinhydrobromat  61. 
Muira-Puama  150. 

Mundspül  wasser  für  Diabetiker  111. 
Mussaßnda  frondosa  134. 
Myoporum-Manna  80. 
Myrrhen -Gröme,  Patent  113.  130. 
und  Myrrholin  159. 

BTaphthalin,  Geruchscorrigens  116. 
j9-Naphlholcarbonat  115. 
NarceVn,  therapeut.  Werth  59. 
Narceinnalrium-Natr.  salicyllc.  58. 
Natrium  aethylicum  sicc.  61. 

—  phenolsulforicinicum  63. 

—  sozojodolicum  140. 
Neptun-  oder  Saugklemme  54. 
NeroHn  I*  crysUll.  100. 
Nervina,  Uebersicht  3. 
Neurin  u.  Cancroin  81. 
Nichin  105. 

Nolhverband  nach  KöUikcr  141. 

Oele,  älher.,  Gehalt  an  Cineol  13G. 
Oel-  u.  Eisenflecke,  Eulfernung  7 1 . 
Oelkuchen,  Senfölgehalt  108. 
Ol.  Jecoris  As.,  mit  Saccharin  116. 

—  Zinci  F.  m.  B.  66. 
Olivenöl,  angebt.  Fälschungen  68. 

100. 
— ,  sterilisirtes  166. 
Omega  (Tencrin)  90. 
Opium,  Untersuch,  des  Rauches  139. 
Opodeldoc,  mit  Sesamöl  bcr.  88. 
p-Oxyphenylurethane  138. 
Oxyspartein  61. 
Ozonogen-Papier  184. 

Pain-Expeller,  Vorschrift  143. 
Panicum  junceum  135. 
Papaverinhydrochlorat  62. 
Papier,  Gang  der  Prüfung  25. 

—  Nachw.  der  Harzleimung  56. 
Papua -Macis  131. 
Paraantipyrin  146. 

Paracoto rinde  47. 
Pasta  aseptica  66. 
PasUUenstecher  nach  Stöcker  56. 
Patente,  Zusammenstell,  neuer  143. 

184. 
Pectinose,  Entstehung  147. 
Pental,  Nebenwirkungen  51. 
Pepsin,  Prüfung  92.  93. 
— ,  Prüf,  auf  Slärkegrade  150. 
Perforalor  nach  Smethan  102.* 
Petroleumlampen,  Explosion  54. 
Petroleumprober  43. 
Pferd,  Immunisirung  dess.  36. 
Pferdefett,  Untersuchung  164. 
Ifflanzen,  Gefässränme  37. 

—  Cultur  ausländischer  144. 
PharmaceuLGesellschaft  37.91.150. 
Pharmacie,  Rückblick  auf  1892  1. 
p-Phenelidin  67. 


Phenocollum  salicylicum  152. 
Phenoltd,  Bestandtheile  3. 
Phenylborsäure  58. 
Phenylmelhylpyraxolon  161. 
Phenylsalicylsäure  58. 
Pliosphatomeler  159. 
Phosphorographie  156. 
Phosphorsäure,  Bestimmung  13. 
Pliotochromie  153. 
Photographie,    farbige    Lichtbilder 

153.  154. 
— ,  Projeclionsbilder  156. 
— ,  Lichtaitcr  154. 
Physik.-lechni8cheReichsanBtalt42. 

Physosligmiu  in  Losungen  70. 
Pillen,  Ueberzuckern  142. 
Pilocarpin,  Verh.  zu  Calomcl  79. 
— ,  Anw.  bei  Diphlherills  127 
Pilulae  asiaticae  66. 

—  expectorantes  66. 

—  Ferri  arsenicosi  66. 

—  Kreosoti,  Bereitung  32.  143. 
Piperazin,  neue  Darstellung  47. 

—  liarnsäurelösende  Wirkung  126. 
Piperidin,  Ein  wirk,  von  HaO,  45. 
Pipette  für  technische  Zwecke  64.* 
Podophyllinum  purlss.  62. 
Podophyllum,  Harzgehalt  122. 
Porphyrodexlrin  136. 

Pressen,  Beurtheilung  116. 
Propionylverbindungen  138. 
Prosopis  dubia  134. 
Pseudochinin   105. 
Pseudohyoscyamin  57. 
Pulque,  Bereitung  81. 
Pulverdispensationswaage  56. 
Pulvis  exsiccans  66. 

—  stomachicus  66. 

Py oktanin  von  E.  Merck  62. 
Pyrometer  aus  Porzellan  42. 

Quecksilber,  Vergiftung  95. 

Resinotannol  179. 

Resorcylalgin  152. 

Rixolin  183. 

Roggen,  gefärbte  Kleberzellen  73. 

Rost,  Entfernung  168. 

Rübensaft,  Reinigung  83. 

Rückflusskühlcr  nach  Noycs  64.* 

Saccharin,  Nachw.  inSirupen  33.88. 
Safran,  Gewicht  der  Narben  26. 

—  betrüger.  Bestaubung  79. 
Salbeubüchsen,  neuartige  129. 
Salicylessigsäure  41. 
Salicylsäure,  Beslimmung  67. 
SalocoU  (Phenocollum  salicyl.)  152. 
Salol,  Darslellungsmethoden  6. 
— ,  Gehalt  an  Salicylsäure  88. 

— ,  subcutane  Injectionen   127. 
— ,  Anw.  bei  Diabetes  165. 
Salophen,  Darstellung  119. 
— ,  Gehalt  an  Salicylsäure  88. 
— ,  Wirkungsweise  45. 
Salpeter,  Bestimmung  des  N  79. 
Salzsäure,  Hydrale  ders.  162. 

—  specifische  Gewichte  162. 

—  Gefrierpunkte  162. 


188 


8andelhol25l,  Prafung  125. 
•—  iD  Gelatinekapseln  11. 
Santonin,  IdenUtätareaction  107. 
SaponinhalUf^e  Pflanzen  134. 
Sarkolylen  nach  Adamktewicz  81. 
Saugklemme  nach  Voratädler  54. 
Schraubeng^ewlnde,  einheiü.  44. 
Schrlftzüge,  goldglinzende  71. 
Schwarzwunel,  was  islS.?  47.  56. 
Schwefelkohlenstoff,  g^ernchlos.  88. 

—  in  Gelatinekapseln  12. 
Schweisshände,  Mittel  gegen  29. 
Schweizer  Alpenkrftnterpnlver  183. 
Scopalaminhydrochlorat  142. 
Scorzonera- Arten  47. 

Seifen,  pulverfSrm.  medicin.  29. 
Seifenbenzin  71. 
Seifenpulver,  Fabrikation  56. 
Selters-  u.  Sodawasser  172. 
Sempervivum  tectornm  87. 
Seuchengesetz,  Entwarf  129. 
Seuchencongress  160. 
Sirupi,  Prüf,  auf  Saccharin  33.88. 
Sirupus  Galcii  laelophosphatis  88. 

—  Ferri  jodati  21. 

Soda,  Bildung  der  natarlichen  120. 
— ,  Krystallsoda  171. 
Soloids  of  Mercuric  Chloride  160. 
Solutio  Jodi  Lugol  66. 

—  Rubini  116. 

Spiritus,  Pauschalabgabe  21. 

—  camphoratus  fortior  116. 

—  Kreosotl  66. 

—  Vinl  gallici  F.  m.  B.  66. 
St&rke,  Verzuckernng  136. 

Stib.  sulfor.  aur.,  Sfturegehalt  93. 
Stopfbuchsenpackung  168. 
Slrontiumlactat  107. 
Strontinmsft1zp,medic.Anw.63.107. 


Slrophanthus,  Stammpflanze  Ol. 
Succus  Liquirit,  Helfenberger  12. 
Sublimalverbandstoffe,  Vorsicht  bei 

Bereitung  95. 
Sulfonal,  Auftreten  im  Harn   165. 

Vanaceluro  vulgare  28. 

Tartarus  dep.,  gegen  Leberleiden  95. 

Taxir- Rolle  93. 

Tetanus,  Blutserum -Therapie  48. 

Teucrium  Scordium  89. 

Thalleiochinreaction  33. 

Theerol- Seifenlosungen  27. 

Thermometer,  Prüfung  43. 

Thevetosin  u.  Cerberin  59. 

Thierarzneimittel,  Verkehr  88. 

Thilanin,  geschmeidiges  85. 

Thiaphendijodid  112. 

Thiuret  152. 

Tinctura  antidiarrhoTca  66. 

—  excitans  66. 

—  Pepsini  66. 

Tod,  Zeichen  des  T.  82. 
Tolypyrin,  Constitution  145. 

—  und  Tolysal  3. 
Traubenbrusthonig,  rheinisch.  130. 
Tribromphenol -Wismut  HO. 
Trichter,  neuartiger  64.* 
Trockenschrank  nach  KBhler  3S.*^ 

—  nach  Christ  39. 

Tropfglas  nach  Lamprecht  70.  144. 
Tuberkulose,  Bedeutung  der  Misch - 

infection  127. 
Tubuli  elastici  medicamentosi  111. 
Typen  pul  ver.  Zusammensetz.  56. 

Unguentnm  camphoratum  66. 

—  contra  perniones  66. 

—  Hydrarg.  ein.,  Darstellung  22. 


Ungaentum  Jodoformli  66. 

—  Unollni  160. 

Vanille,    Aufbewahr.   lu    Alkohol 

183. 
Vanillin,  neue  Bildungsweise  139. 
Vaselinum  liquidum  88. 
Veratrin,  identisch  mit  Cei-^dln  5S. 
Verbandpulver,  antisepüsches  127. 
Verbandstoffe,  Aufbewahrong  32. 

—  Aufsaugungsfilbfgkeit  86. 
Verbandzellstoffwatte  104. 
Vinca  minor,  bei  Dlphtherilis  87. 
Volhard'sche  Rhodan-Tttrirmethode 

124. 
Vulkanfiber,  Bestandtheile  71. 

Wachs,   Hübl'sche  Prüf.-Melhode 

46. 
Waschgefäss  für  Gase  65.* 
Wasser,  Hirtebestimmung  40. 

—  Bestimmung  des  Eisens  137. 
Wasserdampf ,    Zersetzung   durch 

Magnesium  163. 
Wein,  zäh  gewordener  IGÖ. 
Weizen,  gefftrbte  Rleberzellen  74. 
Wismut-Phenole,  medic.  Anw.  115. 
Wüllfett,  Nachw.  fremder  Felle  94. 

—  reines  neutrales  =  lanaTii  119. 

Xahncement,  Bestandtheile  144. 
Zellstoffwatle  104. 
Zimmer  &  Co.,  Bericht  62. 
Zink,  absolut  reines  44. 

—  Reinigung  von  Arsen  135. 
Zinkol,  Vorschrift  141. 
Zucker,  Einwirk,  auf  Eisen  148. 


Erneuerung  der  HeateUungen. 

Mit  der  heutigen  Nummer  schliesst  das  Vierteljahr,  wir  bitten  die  noch 
ausstehenden  Bestellungen  nun  sogleich  aufgeben  eu  wollen. 

Dieser  Nummer  ist,  wie  seither  üblich,  ein  Viertel)  ahrsregister  beigedruckt 

Fehlende  Nummern  woUe  man  sofort  verlangen. 

Zur  Vervollständigung  der  Bände  etwa  nöthige  einzelne  Nummern  oder  Quar- 
tale bitten  wir,  tt/nter  Beifügung  des  Betrages,  baldigst  eu  verlangeH. 

Zur  Zeit  sind  von  den  Bänden  22,  24,  25  und  28  bis  33  noch  sämmüiehe^ 
von  den  Bänden  21,  23,  26  und  27  dagegen  nur  noch  einzelne  Nummern  gu  haben. 

Pharmaeetstisehe  Centraihaiie* 

-  -  ■  _      _   j  _         —  —  I  ■         m I  i_  i_. -^ — " 

Etubanddeckeii 

für  jeden  Jahrgang  passend,  liefert  pro  StQck  mit  80  4  hei  freier  Zasendong 

die  Ezpediüon  der  ^^haxm.  Centralhalle'S 

Dresden,  Rletschehtnusse  S* 


V^rlMvar  and  ▼f»raatwortl1eh«r  R«daet«nr  Dr.  B.  GttUnler  In  Drasdaa. 

Im  Bnebhaad«!  dnrob  Julius  Springer,  Berlin  N.,  IfonblJonplata  S. 

I>ni«k  der  Vteiicl.  Hofimehdraekerel  tob  O.  0.  Ifelnhold  A  BShae  ta  Dreadea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HerauBgefreben  toh 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  p£    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiserm&ssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  o,  I. 

Bedaetion:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Hitredaetenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

MU.         Dresden,  den  6.  April  1893.   HrjlrgX 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inbalt:  Ck«nile  und  PkarniAele:  Biflmatum  SAlicylionm.  —  VerbAltea  Toa  FerriAceutIö«ung  gegen  Sehwefel- 
iäare.  —  Nene  Anneimittel.  —  Hinwelt.  ^  Blimntnm  Balleyllenm  basicum.  —  Anftchlleuen  von  Caeao.  ^  Analyse 
der  Kreonote  de«  Handels;  festes  Gaajacol.  —  Rob-Kresole  nnd  Holstbeer  in  Wasser  löslich  zu  machen.  —  Hin- 
weise. —  Daratellnng  Ton  Piperazin.  —  Natrium  chloroborosnm.  —  Zar  Kenntniss  der  Cbebnlinsänre.  —  Erklärung. 

—  Ammoniakgebalt  des  Zlnkstanbs.  —  Verbrennung  des  Ammoniaks.  —  Einfache  Sill^umbestimmung  im  Boh* 
eisen.  —  Modillcatton  der  Reichert- Meissrscben  Methode  der  Butterprüfung.  —  Bestimmung  der  Schwefligsänre 
Im  Wein.  —  Das  ithertsche  Oel  des  Knoblauchs.  —  Die  chemischen  Unterschiede  iwisehen  Ruh-  und  Frauenmiloh. 

—  Hinwelse.   —  Tenekledene  fliUkcHangeiii   Untersuchung  von  Rosenöl.  —  Methyl-  und  Aethvlalkohol  als 

LSsungranlttel.  —  Elgensobafton  des  Natrinmsaperoxyds,  eto.  etc.  —  Brflefireeasel.  —  Anielgeil. 


Cneinle  und  Pliariiiacle. 


üeber  Bismntnm  salicylicum. 

Von  G,  Vidpitis. 

Im  Hinblick  auf  die  in  Kr.  50  des 
letzten  und  in  Nr.  19  des  laufenden  Jahr- 
ganges der  Südd.Apotb.-Ztg.  erschienenen 
^littheilungen  über  das  basische  Wismut- 
salicylat^J  mögen  hier  noch  einige  Be- 
merkungen zu  diesem  Gegenstande  Platz 
finden.  Das  firgänzungsbuch  zum  Deut- 
schen Arzneibuche  hal  das  basische  Wis- 
mutsalicylat  aufgenommen,  und  es  könnte 
vielleicht  auffallen,  dass  der  Inhalt  der 
oben  erwähnten  Veröffentlichungen  sich 
keineswegs  mit  den  diesbezüglichen  An- 
gaben des  letztgenannten  Werkes  in  allen 
Punkten  deckt. 

Was  zunächst  den  Gehalt  an  Wisjmut- 
oiyd  anbelangt,  so  ist  hierfür  im  Er- 
gänzungsbuche eine  untere  Grenze  von 
öOpGt.  festgesetzt  worden,  während  die 
Formel  des  basischen  Salzes 

C6H4^^^^>BiOH 

einen  Oxjdgebalt  von  64pGt.  verlangt. 

^)  Befeiirt  PL  C.  84,  86.  195. 


Man  darf  jedoch  nicht  übersehen,  dass 
es    zur   Zeit    der   Bearbeitung   des   £r- 
gänzungsbuches    Schwierigkeiten    hatte, 
ein   solchen  Anforderungen   genügendes 
Präparat  im  Handel  zu  erhalten.    Gaben 
doch  damals  die  Jahresberichte  der  ersten 
Ghemikahengeschäfte   selbst   den   Ozyd- 
gehalt  nur  zu  61  bis  62  pGt.  an.    Da  es 
nun    nicht  zweckmässig   erscheint,    bei 
derartigen    Festsetzungen    bis    an    die 
äusserste  Grenze  des  Möglichen  zu  gehen, 
so  wurden  von  dem  Bearbeiter  des  Ar- 
tikels, Herrn  G.  Hofmann,   mit  vollem 
Becht  60  pCt.  Bi2  üg  als   untere  Grenz- 
zahl   vorgeschlagen    und    angenommen. 
Heute  würde  man  unter  gebührender  Be- 
rücksichtigung geringer  Gehaltsschwank- 
ungen und  unvermeidlicher  kleiner  Ar- 
beitsfehler   bei    der    Bestimmung    auch 
nicht  höher  als  auf  63  pCt.  gehen  dürfen, 
wenn  keine  praktischen  Schwierigkeiten 
sich  ergeben  sollen.     Dabei  ist  voraus- 
gesetzt, dass  man  das  Präparat  bis  zur 
Verkohlung  schwach  glüht,  den  Bück- 
stand mit  Salpetersäure  übergiesst,  zur 
Trockene  eindampft  und  den  Bückstand 
abermals  glüht.     In  dieser  Weise  be- 


190 


bandelt,  lieferte  da$  beste  Präparat  des 
Handels  durchschnittlich  63,5  pCt.  Wis- 
mutoxjd. 

Wenn  ferner  die  jüngste  Mittheilung 
in  Nr.  19  der  Sildd.  Apoth.-Ztg.  als  zu 
fordernden  Beweis  für  die  Abwesenheit 
freier  Salicylsäure  die  Bestimmung  em- 
pfiehlt, es  solle  das  Filtrat  einer  mit 
Wasser  angeriebenen  Probe  weder  sauer 
reagiren,  noch  durch  Perrichlorid  violett 
gefärbt  werden  dürfen,  so  schiesst  sie 
mit  dem  zweiten  Theile  dieser  Forder- 
ung ganz  entschieden  über  das  Ziel  hin- 
aus. Es  ist  den  Fabrikanten  dieses 
Präparates  sehr  wohl  bekannt,  dass 
vollständige  Abwesenheit  jeder  durch 
Ferrichlorid  nachweisbaren  Spur  von  freier 
Salicylsäure  nur  bei  ganz  frisch  her- 
gestelltem Präparate  möglich  ist.  Schon 
nach  zwei  Tagen  können  Spuren  freier 
Salicylsäure,  besonders  im  Filtrate  der 
wässerigen  Anreibung  (1  =  10),  durch 
Ferrichlorid  deutlich  nachgewiesen  werden. 
Ob  die  Luft  als  solche  oder  ihr  Feuch- 
tigkeits-  und  Säuregehalt  diese  Abspalt- 
ung von  Salicylsäure  verschuldet,  mag  vor- 
läufig dahingestellt  bleiben.  Unter  solchen 
Umständen  wäre  es  gewiss  nicht  gerecht- 
fertigt, eine  derartige  Prtifungsvorschrift, 
wie  sie  an  der  bezeichneten  Stelle  der 
Südd.  Apoth.-Ztg.  empfohlen  wird,  in 
ein  amtliches  Arzneibuch  aufzunehmen. 
Unverschuldete  Bevisionsbemängelungen 
oder,  was  noch  schlimmer,  stillschwei- 
gende Duldung  einer  zwar  ungesetzUchen, 
aber  trotzdem  unvermeidlichen  Beschaffen- 
heit des  Präparates,  würden  die  noth- 
wendige  Folge  davon  sein. 

In  diesem  Punkte  hat  das  Ergänzungs- 
buch den  Thatsachen  wenigstens  besser 
Bechnung  getragen,  wenn  es  vorschreibt, 
es  dürfe  das  Wismutsalicylat  an  Wein- 
geist, Aether  und  Chloroform  keine  Sa- 
licylsäure abgeben.  Es  zeigt  sich  näm- 
lich beim  Versuche  das  Unerwartete, 
dass,  obschon  die  eben  genannten  Flüs- 
sigkeiten weit  bessere  Lösungsmittel  für 
Salicylsäure  sind  als  das  Wasser,  sie 
dennoch  nach  dem  Schütteln  mit  dem 
gleichen,  sonst  probehaltigen  Wismut- 
salicylat auf  Zusatz  von  Ferrichlorid  eine 
weit  geringere,  übrigens  weniger  violette, 
ds  vielmehr  blass-bräunlichrothe  Färb- 
ung geben.     Es  geht  hieraus  wohl  her- 


vor, dass  durch  die  Einwirkung  des 
Wassers  auf  das  Wismutsalicylat  eine, 
wenn  auch  in  bescheidenen  Grenzen  sich 
haltende  Zersetzung  des  letzteren  hervor- 
gerufen wird,  während  dergleichen  bei 
Behandlung  des  Präparates  mit  den  ge- 
nannten anderen  Flüssigkeiten  nicht  ein- 
tritt. Dass  Wismutsalze  durch  Wasser 
zersetzt  werden,  ist  ja  eine  bekannte  Sache. 

Diese  AuflFassung  wird  durch  ver- 
schiedene Umstände  unterstützt.  Wenn 
man  Wismutsalicylat  mit  verdünntem 
Weingeist,  mit  90  proz.  Sprit,  mit  ab- 
solutem Alkohol  und  mit  Aether  in  dem 
nämlichen  Verhältnisse  anreibt  und  das 
Filtrat  jeder  dieser  Anreibungen  mit 
gleichviel  einer  sehr  verdünnten  Ferri- 
chloridlösung  versetzt,  so  ist  die  ein- 
tretende Färbung  am  deutlichsten  beim 
verdünnten  Weingeist,  am  schwächsten 
beim  absoluten  Alkohol  und  kaum  noch 
wahrnehmbar  beim  Aetherauszug.  Wenn 
man  ferner  einen  mit  absolutem  Alkohol 
durchnässten  Streifen  Lackmuspapier  auf 
der  einen  Seite  mit  Wismutsalicylat  be- 
streut und  dann  auf  der  Bückseite  an 
einzelnen  Stellen  mit  Wasser  betupft,  so 
tritt  an  diesen  Punkten  der  Bückseite 
viel  früher  als  an  den  anderen  Böthung 
des  Lackmuspapieres  ein. 

Das  Ergähzungsbuch  hat  in  seiner  für 
Bismutum  salicylicum  gegebenen  Fassung 
sich  über  die  Beaction  des  Präparates 
nicht  geäussert  und  sicher  wohl  daran 
gethan.  Wenn  dem  entgegen  in  dem 
neuesten  Artikel  der  Südd.  Apoth.-Ztg. 
das  Präparat  als  ein  „neutral  reagi- 
rendes"  Pulver  beschrieben  wird,  so 
ändert  dieses  nichts  an  der  Thatsache, 
dass  es  auch  heute  noch  kein  basisches 
Wismutsalicylat  im  Handel  giebt,  welches, 
auf  mit  Wasser  befeuchtetes  blaues  Laek- 
muspapier  gestreut,  dieses  nicht  röthot. 
also  nicht  sauer  reagirt.  Dagegen  ist  es 
allerdings  richtig,  dass  das  Filtrat  der 
wässerigen  Anreibung  (1  =  10)  von  gutem 
Wismutsalicylat  Lackmuspapierwenigstens 

in  den  ersten  Minuten  nicht  verändert. 
Der  Gehalt  des  Präparates  an  freier  Sa- 
licylsäure ist  also  dann  ein  so  geringer, 
dass  er  bei  dem  beschriebenen  Verfahren 
zwar  noch  durch  Ferrichlorid,  aber  nicht 
mehr  durch  Lackmus  nachgewiesen  werden 
kann. 


191 


Zur  Beurtheilung  der  Frage,  wie  gross 
der  geduldete  Gehalt  an  freier  Salleyl- 
säure  sein  wQrde,  wenn  man  auf  den 
Nachweis  derselben  durch  Ferrichlorid 
verzichten,  sich  vielmehr  mit  der  Nicht- 
einwirkung  des  Filtrates  der  wässerigen 
Anreibung  (1  =  10)  auf  blaues  Lackmus- 
papier begnügen  wollte,  wurde  durch  Ver- 
suche festgestellt,  dass  letzteres  durch  eine 
wässerige  Salicylsäurelösung  1  =  20  000 
innerhalb  weniger  Secunden  deutlich  ge- 
röthet  wird,  während  mit  Ferrichlorid 
noch  Lösungen  von  1  =  100  000  eine 
deutlich  ausgesprochene  violette  Färbung 
geben. 

Angenommen,  man  reibe  1  g  Wismut- 
salicylat  mit  lOccm  Wasser  an,  so  würde 
also  das  Filtrat  blaues  Lackmuspapier 
dann  in  spätestens  10  Secunden  röthen, 
wenn  0,0005  g  freie  Salicylsäure  vor- 
handen waren.  Da  die  Einzelgabe  von 
Wismutsalicylat  selten  1  g  übersteigt,  so 
würde  folglieh  im  ungünstigsten  P'alle 
ein  halbes  Milligramm  freier  Salicylsäure 
in  den  Körper  eingeführt.  Dass  diese 
AI  enge  die  Wirkung  des  Präparates  be- 
einträchtigen oder  an  sich  Schaden  stiften 
könne,  wird  schwerlich  Jemand  behaupten 
wollen.  Es  dürfte  somit  an  einem  stich- 
haltigen Grunde  dafür  fehlen,  durch  Ver- 
wendung eines  schärferen  Reagenses,  des 
Ferrichlorides ,  jene  Menge  auf  ein 
Zehntelmilligramm  einschränken  zu  wol- 
len und  sieh  dadurch  in  Widerspruch 
njit  dem  praktisch  Erreichbaren  zu 
setzen. 

Endlich  muss  ich  bekennen,  dass  ich 
der  vom  Ergänzungsbuche  aufgenommenen 
Prüfung  auf  Nitrat  durch  Schichtung 
^er  wässerigen  Anreibung  von  0,3  g 
Wismutsalicylat  und  0,5  g  Natriumsali- 
cylat  mit  5  ccm  Wasser  über  5  ccm 
Schwefelsäure,  wobei  keine  rothbraune 
Zone  entstehen  soll,  entschieden  den  Vor- 
zug einräume  gegenüber  der  an  mehr- 
genannter Stelle  empfohlenen  Probe 
nutlelst  der  Diphenylamin- Schwefelsäure. 
Dazu  kommt,  dass  die  Benutzung  der  letz- 
leren dem  pharraaceu tischen  Keagentien- 
apparat  ein  neues  Glied  zuführen  würde, 
was  ohne  triftigen  (irund  nicht  geschehen 
sollte. 


Verhalten  von  Ferriacetatlösung 
gegen  Schwefelsäure. 

Von  Th.  SaUer, 

Wenn  man  mit  der  etwa  zehnfachen 
Menge  Wasser  verdünnte  basische  Ferri- 
acetatlösung tropfenweise  mit  Salz-  oder 
Salpetersäure  vermischt,  so  bildet  sich 
Eisenchlorid  bezw.  Ferrinitrat  neben  neu- 
tralem Ferriacelat  und  schliesslich  freie 
Essigsäure;  die  rothbraune  Farbe  der 
Flüssigkeit  geht  dementsprechend  durch 
Rothgelb  und  Gelbroth  in  Gelb  über. 
Während  nun  in  diesem  Falle,  wie  wohl 
nicht  anders  zu  erwarten  war,  die  Flüssig- 
keit stets  klar  bleiben  wird,  fiel  mir  auf, 
dass  die  Flüssigkeit  trübe  wird,  wenn 
man  der  Ferriacetatlösung  verdünnte 
Schwefelsäure  zutropft.  Gewiss  uner- 
wartet entsteht  in  diesem  Falle  ein 
Niederschlag  von  basisch  schwefelsaurem 
Eisenoxyd,  welcher  frei  von  Äcetat  ist, 
da  seine  Auflösung  in  Salzsäure  mit 
Weingeist  erwärmt,  Bildung  von  Essig- 
äther nicht  wahrnehmen  lässt. 

Ich  habe  das  Gewichtsverhältniss  in 
welchem  die  Menge  der  Schwefelsäure 
zu  jener  des  Eisenoxyds  in  dem  Nieder- 
schlage steht,  nicht  bestimmt,  weil  nicht 
anzunehmen  ist,  dass  dasselbe  ein  stets 
gleichbleibendes  ist,  und  weil  bereits 
mehrere  schwer-  oder  nichtlösliche  ba- 
sische Ferrisulfate  bekannt  sind,  in  wel- 
chen auf  je  ein  Molekül  Schwefelsäure 
1  bis  6  Molekül  Eisenoxyd  enthalten  sind. 
Es  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  es  nicht 
durchführbar    erscheint,    das    basische 

in 
Ferriacetat  Fe-(OH)  glatt  in  schwerlös- 

III 
liches  Fe- OH  umzuwandeln,   weil  dem 

-(SO4) 

die  Menge  der  freiwerdenden  Essigsäure 
entgegenwirkt;  immerhin  zeigt  diese 
Beaetion,  dass  es  selbst  unter  solch 
erschwerenden  Umständen  mög- 
lich ist,  in  einem  basischen  Salze 
die  Säure  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  durch  eine  andere  zu  er- 
setzen. 


192 


Neue  Arzneimittel. 

Alamnol.  Bisher  war  Tom  Alumnol  nur 
bekannt,  dass  es  das  Alumlniamsalz  einer 
Naphtholsulfosäure  sei;  nähere  Angaben  fehl- 
ten. Aus  einem  französischen  Patent  für  die 
Darsteilnng  yon  „Alumnolen"  geht  hervor 
(Pharm.  Ztg.  1893,  167),  dass  das  gegen- 
wärtig im  Handel  als  Alamnol  bezeichnete 
Product  das  Alumlniamsalz  der  ß- 
Naphtholdisul fo säure  K  ist. 

Diese  Säure  entsteht  durch  Erhitzen  von 
ß  -  Naphthol  mit  3  Theilen  concentrirter 
Schwefelsäure  auf  110^  (die  gleichzeitig  ent- 
stehende jJ-Naphtholdisulfosäure  G  kann  auf 
Qrund  der  yerschiedenen  Löslichkeit  der 
Salze  in  Alkohol  getrennt  werden).  Die  Be- 
zeichnung „R**  rührt  daher,  dass  diese  Säure 
bei  der  Ueberführung  in  Azoyerbindungen 
röthere  Nuancen  liefert  als  die  mit  „Gr*  (gelb) 
bezeichnete  Säure. 

Zur  Darstellung  des  Alumnols  wird  j9-naph- 
tholdisulfosaures  Natrium  bei  Siedehitze  in 
Wasser  gelöst,  die  theoretische  Menge  Barjum- 
chlorid  hinzugefügt  und  anhaltend  gerührt, 
wodurch  das  anfangs  gallertartige  Baryumsalz 
in  eine  leicht  auswaschbare  Form  übergeht. 
Das  ausgewaschene  Baryumsalz  wird  in 
Wasser  vertheilt  und  bei  Siedehitze  mit  der 
berechneten  Menge  Aluminiumsulfat  um- 
gesetzt; aus  dem  Filtrat  lässt  man  nach  dem 
Abdampfen  das  Alumnol  auskrystallisiren. 
In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  noch  eine 
grosse  Anzahl  Verbindungen  anderer  Naph- 
tholsulfosäuren  mit  Aluminium  herstellen. 

Eine  Formel  für  das  Alumnol  ist  noch  nicht 
aufzustellen,  da^  analytische  Angaben  über 
dessen  Zusammensetzung  (Gehalt  an  Alnmi- 
niumozyd,  Wasser  u.  s.  w.)'  noch  nicht  Tor- 
liegen.  a. 

Formalin.  Mit  diesem  Namen  belegt  die 
chemische  Fabrik  auf  Actien  (vorm.  E. 
Schering)  in  Berlin,  wie  wir  einer  uns  freund- 
lichst zugehenden  Mittheiiung  entnehmen, 
eine  iOproc.  wässerige  Lösung  von  Form- 
al d  e  h  y  d.  Schon  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur entweicht  aus  dem  mit  Wasser  in  allen 
Verhältnissen  mischbaren  Formalin  Form- 
aldehyd,  wenn  dasselbe  nicht  gut  verschlossen 
aufbewahrt  wird. 

Das  Formalin  ist,  wie  von  verschiedenen 
Autoren  {Loew,  Aronson^  Berlioz  und  Trillat) 
nachgewiesen  wurde,  ein  ausgezeichnetes 
Desinfidens  und  Antisepticum.    Lässt  man 


dasselbe  mit  oder  ohne  Anwendung  von 
Wärme  verdampfen  und  die  Dämpfe  auf 
Watte,  Gaze,  Binden  und  andere  Verband- 
st o  f f e  einwirken ,  so  schlägt  sich  das  For- 
malin auf  diesen  als  Paraformaldehyd  (Pars- 
formalin)  in  fester  Form  nieder  und  sterilisirt 
sie.  Beim  Verdunsten  spaltet  sich  das  nieder» 
geschlagene  Paraformalin  wieder  in  Formalin 
und  wirkt  nun  auf  seine  Umgebung  antisep- 
tisch. Die  Formalin- Verbandstoffe  müssen  in 
gut  verschlossenen  Gefassen  aufbewahrt 
werden. 

Das  Formalin  bringt  bereits  in  einer  Ver- 
dünnung von  1 :  20000  Milzbrand  baeillen, 
und  die  äusserst  widerstandsfähigen  Mils- 
brandsporen  schon  in  einer  Verdünnung  von 
1  :  1000  nach  einer  Stunde  zum  Absterben. 
Hierin  übertrifft  das  Formalin  alle  bekannten 
Desinfectionsmittel,  ausser  Sublimat, 
dem  es  wegen  seiner  relativen  Ungiftigkeit 
vorzuziehen  ist. 

DasFormalinsoUdeshalb  in  der  Chirurgie 
Anwendung  finden:  zum  Reinigen  der 
Schwämme  und  anderer  derartiger  Materi- 
alien mit  Lösungen  von  ca.  1  pCt.  Formalde- 
byd*)  and  nachheriges  Ausdrücken;  zar 
Herstellung  von  sterilen  Verbandmaterialien, 
zu  welchem  Zwecke  Formalin  von  Kieselguhr 
aufgesaugt,  mit  bestimmtem  Gehalte,  unter 
dem  Namen  „Formalith^'  in  den  Handel 
gebracht  wird;  zur  Aufbewahrung  von 
Schwämmen ;  sowie  Verbandmaterialien  aller 
Art  in  Gefassen,  die  etwas  Formalin  ent- 
halten ;  zum  Reinigen  der  Hände  mit  For 
malinlösungen  bis  zu  1  pCt.  Gehalt  an  Form- 
aldehyd. 

Mit  Formalin  gereinigte  Instrumente 
müssen  sogleich  sorgfältig  abgewischt  und 
gut  getrocknet  werden. 

Das  Formalin  eignet  sich  auch  vortrefflich 
zur  Desinficirung  von  Gegenständen 
aller  Art,  sowie  von  Zimmern  und  anderen 
Räumen  (Ställen,  Eisenbahnwagen  etc.),  in- 
dem man  entweder  das  40  proc.  Formalin 
durch  Erhitzen  zum  Verdampfen  bringt,  wo- 
bei es  sich  in  Gestalt  von  Paraformalin  auf 
den  zu  desinficirenden  Gegenständen  nieder- 
schlägt ,  oder  aber ,  was  noch  wirksamer  ist, 
indem  man  das  Formalin  in  1  bis  2  proc. 
Lösung '^j  mit  einem  Zerstäub ungsapparat  auf 


*)  Zur  Herstellung  einer  1  proc.  Formalin- 
(Fomialdehyd-)l08ang  mischt  man  10  Tbeile 
der  40  proc.  Handelswaare  mit  890  Tbeileo 
Wasser. 


193 


die  SU  deiinficirenden  Gegenstände  gelangen 
lägst.  Es  könneo  auf  diese  Weise,  ebne  Zer- 
Btörang  und  ohne  die  Farben  der  betreffenden 
Oegenstfinde  zu  yerletzen,  sowobl  Wfinde  als 
ancli  Qardinen ,  Sopbas,  Betten  und  andere 
Gegenstände  aller  Art  desinficirt  werden. 
Will  man  den  Formalingerucb  aus  einem 
damit  desinficirten  Zimmer  entfernen,  so 
geofigt  kurzes  Läften. 

Verdünnte  Lösungen  des  Formalins  eignen 
sieb  Tortrefflicb  als  Zusatz  zum  Einweicben 
iDficirter  Wäscbe  und  anderer  wascbbarer 
Gegenstände,  sowie  zum  Ausspülen  von 
Nachtgescbirren  und  anderen  Utensilien. 

Die  Eigenscbaften  des  Formalins  berecb- 
tigen  ferner  zu  der  Annabme,  dass  sieb  das- 
selbe sebr  gnt  zur  Conseryirung  von 
anatomiscben  Präparaten,  sowie  von  Leicben 
eignen  dürfte ,  da  das  Formalin  auf  lebendes 
und  todtes  tbieriscbes  Gewebe  gebracbt  Leder 
bildend  einwirkt.  Man  könnte  für  diesen 
Zweck  dem  Formalin  noeb  solcbe  Cbemika- 
lien,  yielleicbt  Glycerin,  zusetzen,  welcbe  auf 
ersteres  nicbt  cbemiscb  einwirken. 

Aucb  eine  Verwendung  des  Formalins  als 
äasserlicbes  Mittel  gegen  Lupus  oder  irgend 
welcbe  Neubildungen  wird  dadurcb  nabe 
gerockt,  obwobl  bierüber  Versnobe  nocb 
nicbt  angestellt  worden  sind. 

Da  Formalin  mit  Ammoniak  eine  gerucb- 
lose  Verbindung  eingebt,  so  bebt  letzteres 
die  Formalin  Wirkung  momentan  auf.        s, 

Formalith  ist  mit  40  proc.  wässeriger 
Formaldebydlosnng  (Formalin)  imprägnirter 
Kieselgnbr  (s.  Formalin,  S.  192).  s. 

JodengenoL  Durcb  Bebandeln  des  Euge- 
nols  in  alkaliscber  Lösung  mit  Jod  wurde  eine 
neue  Verbindung  erbalten ,  welcbe  pbarma- 
ceutiscbe  Verwendung  finden  soll.  Bringt 
man  das  Eugenol  durcb  die  äquivalente 
Menge  Natriumbydroiyd  in  wässerige  Lösung, 
giebt  hierzu  ein  Molekül  oder  etwas  mehr  Jod 
und  trägt  Sorge,  dass  die  entstebende  Jod- 
wasserstoffsäure  durcb  Soda,  Natriumacetat 
u.  8.  w.  abgestumpft  wird,  so  erbält  man  ein 
scbwacb  gelblicbes  oder  farbloses  Jodderivat 
desEugenols.  Dasselbe  ist  unlöslicb  in  Wasser, 
gerucblos,  schmilzt  bei  150^  und  zersetzt  sich 
bei  höherer  Temperatur  unter  Abspaltang  von 
Jod. 

Wendet  man  bei  dieser  Reaction  mehr  Jod 
und  Alkalien  an,  so  entstehen  dunkelgefarbte 
Produete. 


Das  Verfahren  zur  Darstellung  des  Jod- 
eugenols  bat  Dr.  F.  v.  Heyden'B  Nachfolger 
in  Radebeul  bei  Dresden  zum  Patent  an- 
gemeldet. Th. 

Laevnlose (Fruchtzucker),  ein  Nahr- 
ungsmittel für  Diabetiker.  Nach  KÜUf 
werden  in  Fällen  der  leichten  wie  schweren 
Form  von  Diabetes  mellitus  Inulin  und  Lae- 
vnlose vollständig  assimilirt,  während  der 
Traubenzucker  je  nach  Individualität  des 
Falles  zu  einem  grösseren  oder  geringeren 
Theil  im  Harn  auftritt.  Worm-MiÜler  konnte 
selbst  nach  Darreichung  einer  grossen  Menge 
Laevulose  keine  Spur  im  Harn  der  Zocker- 
kranken nachweisen. 

Dass  die  reine,  dezt rosefreie  Laevulose 
seither  nicbt  in  die  Therapie  des  Diabetes 
eingeführt  wurde,  hatte  seinen  Grund  wohl 
in  der  schwierigen  Darstellungsweise.  Die  che- 
mische Fabrik  auf  Actien  vorm.  E.  Schering 
in  Berlin  stellt  nunmehr  nach  einem  zum 
Patent  angemeldeten  Verfahren  Laevulose  in 
reinster  Form  absolut  frei  von  Dextrose  dar 
und  zu  einem  (in  der  eingesendeten  Broschüre, 
der  wir  diese  Mittbeilungen  entnehmen,  nicht 
angegebenen)  Preise,  der  die  allgemeine  An- 
wendung derselben  in  der  Diabetes-Therapie 
ermöglicht.  Die  Laevulose  Schering  stellt  eine 
weisse,  krümelige  Masse  dar ,  die  sich  fast  in 
jedem  Verbältniss  in  Wasser  löst;  sie  besitzt 
reinen  süssen ,  an  süsse  Früchte  erinnernden 
Geschmack.  Das  Süssvermögen  ist  ein  be- 
träobtlicb  höheres  als  das  von  Rohrzucker,  so 
dass  sich  die  reine  Laevulose  als  Versüssungs- 
mittel  für  alle  für  den  Diabetiker  in  Betracht 
kommenden  Speisen  und  Getränke  eignet,  so 
beispielsweise  ganz  besonders  zur  Bereitung 
von  Fruchtsäften,  Frucbtlimonaden  und  er- 
frischenden Getränken. 

Es  ist  somit  in  der  Laevulose  eine  Substanz 
gegeben,  welche  die  Süssigkeit  und  den  Nähr- 
werth  wie  Rohr-  und  Rübenzucker  besitzt  und, 
zum  grossen  Unterschiede  von  diesen,  auch 
vom  Körper  des  Zuckerkranken  ausgenutzt 
und  verwertbet  werden  kann.  Vollen  Nutzen 
von  diesem  Präparat  wird  der  Diabetiker  be- 
sonders dann  haben,  wenn  es  unter  sachver- 
ständiger Controle  genommen  wird  ,  da  zwar 
die  meisten ,  aber  nicbt  alle  Zuckerkranken 
grössere  Menge  von  Laevulose  assimiliren. 

Oleokreosot  ist  ein  neues  von  der  ehem. 
Fabrik  Dr.  F.  v.  HeyderCB  Nachf.  in  Radebeul 
zum  Patent  angemeldetes  Arzneimittel,  dessen 


194 


Darstellung,  Eigenschaften  u.  s.  w.  uns  jetzt 
noch  unbekannt  sind.  g. 

Phednretin  ist  nach  Pharm.  Post  ein  von 
Julius  Orientm  Csetnek  (Ungarn)  hergestelltes 
neues  Phenol derivat,  über  dessen  Darstellung 
und  Zusammensetzung  jedoch  noch  nichts 
yerlautet.  Das  neue  Mittel,  welches  in  Gaben 
Ton  Of5  bis  1  g  gegen  Migräne  staunens- 
werthe  Erfolge  aufweisen  und  ausserdem  ein 
mächtiges  Diureticum  sein  soll,  wird  als  aus 
feinen  weissen,  seidenglänzenden  kleinen 
Krystallnadeln  bestehend ,  als  geschmacklos 
und  in  kaltem  Wasser  kaum  löslich  be- 
schrieben. 8. 

FizoL  JEbermannn.Raptochewski  (Pharm. 
Ztg.  1893,  167)  haben  ein  wasserlösliches 
Ilolztheerpräparat  hergestellt,  dem  sie  den 
Namen  Pizol  gegeben  haben.  3  Theile  Holz- 
theer  werden  mit  1  Theil  Kalischmierseife 
massig  erwärmt  und  mit  3  Theilen  lOproc. 
Kalilauge  in  kleinen  Äntheilen  und  unter 
häu6gem  Umrühren  vermischt.  Das  Präparat 
ist  vollkommen  klar,  dnnkelbraun  und  von  der 
Consistenz  eines  dicken  Sirups  und  mit 
Wasser  in  allen  Verhältnissen  mischbar.  Die 
dosinficirende  Kraft  5proc.  Pixollösungen  soll 
derjenigen  gleichstarker  Lösungen  von  Kresol- 
Seifenpräparaten  wie  Lysol,  völlig  gleichkom- 
men und  vor  diesen  neben  grösserer  Wohlfeil- 
heit auch  einen  angenehmen  Geruch  besitzen. 

s. 

Salicylacetol.  Gegen  die  Anwendung  des 
Salols  sind  mehrfach,  u.  A.  von  Kohert  und 
Hesselbachy  Bedenken  erhoben  worden,  weil 
das  aus  dem  Salol  im  Organismus  abgeschie 
dene  Phenol  Carbolsäurevergiftung  bewirke. 
Diese  Ansicht  war  bereits  für  die  Elberfelder 
Farbwerke  leitend,  als  dieselben  an  Stelle  des 
Salols  das  Salophen  (Ph.C.32,699.728) 
für  die  therapeutische  Verwendung  vorschlu- 
gen, d.  h.  einen  Körper,  welcher  im  Organis- 
mus in  Salicylsäure  und  Amidophenol  ge- 
spalten wird. 

Von  einer  ähnliohen  Ansicht  geht  P.Früsch 
in  Ludwigshafen  aus,  welcher  das  Verfahren 
zur  Darstellung  eines  Körpers  zum  Patent 
angemeldet  hat,  der  als  Salicylacetol  be- 
zeichnet wird.  Auch  in  dieser  Verbindung  ist 
die  Salicylsänre  mit  einem  ungiftigen  Körper 
gepaart. 

Das  Salicylacetol  wird  durch  Umsetzung 
vonMonochloraceton  und  Natriumsalicylat  im 
Sinne  folgender  Gleichung  erhalten : 


CH3  .CO  .  CHg  Gl    + 
CgH^  .  OH.COO  Na       = 

CH3  .  CO  .  CH2  .  OgC  .  CßH^OH  4.  NaCl 

Das  Salicylacetol  kryiitallisirt  aus  Alkohol 
in  langen  wolligen  Nadeln  und  schmilzt  bei 
71  ^.  Es  ist  unlöslich  in  kaltem,  sehr  schwer 
löslich  in  heissem  Wasser,  leicht  in  warmem 
Alkohol ,  in  Aether ,  Schwefelkohlenstoff, 
Chloroform,  Benzol,  schwer  in  kaltem  Alkohol 
und  Ligroin.  Durch  kurzes  Stehenlassen  mit 
Ammoniak  oder  verdünnter  Natronlauge  wird 
es  ausserordentlich  leicht  verseift. 

Auf  seinen  therapeutischen  Werth  scheint 
das  Salicylacetol  noch  nicht  geprüft  worden 
zu  sein.  fh. 

Tolysal.  Ä.  Hennig  veröffentlicht  in  der 
Deutschen  medic.  Wochenschr.  1893,  No.  8 
eine  klinische  Studie  über  das  Tolysal,  mit 
welchem  Namen  bekanntlich  das  von  der 
Firma  J.  D.  Riedel  in  Berlin  dem  Arznei- 
schätze übergeben e  salicylsaure  Salz  des 
p  •  Tolyldimethylpyrazolons  oder  Tolypyrins 
(Ph.  C.  33,  715.  34,  146)  bezeichnet  wird. 

Nach  Hennig  ist  das  Tolysal,  in  Dosen  von 

3  bis  6  g  in  ^2  ^i*  1  stündlichen  Zwischen- 
räumen nach  der  Formel  2-f-l  +1  u.s.w.  ge- 
reicht, ein  ausserordentlich  zuverlässiges  Mit- 
tel beim  acuten  Gelenkrheumatis- 
mus. Das  Mittel,  in  gleicher  Weise  mehrere 
Tage  hinter  einander  gegeben ,  beeinflasst 
selbst  sehr  veraltete  Muskel-  und  Gelenk- 
rheumatismen recht  günstig.  Zur  Erzielung 
eines  anhallenden  Erfolges  müssen  auch  nach 
Besserung  des  Leidens  noch  kleinere  Dosen 
bis  3  g  pro  die  über  längere  Zeit  gebraucht 
werden. 

Das  Tolysal  ist  ferner  ein  wirksames  Anti- 
febrile ;  es  setzt  in  einer  Gesammtmenge  von 

4  bis  8  g  in  Dosen  von  2  -(-1+1  ^^c*  1°  kursen 
1/2-  bis  1  stündlichen  Intervallen  sowohl  bei 
remittirenden  als  auch  bei  continuirlichen 
Fiebern  die  Temperatur  energisch  herab.  Der 
Temperaturabfall  geht  bisweilen  sogleich  snr 
Norm  über,  und  die  Apyrexie  bleibt  definitiv. 
Mit  der  Entfieberung  ist  meist  auch  eine  Ab- 
nahme der  Puls-  und  Athmungsfrequenz  ver- 
bunden. 

Tolysal  hat  weder  cumulirende  Wirkung, 
noch  tritt  Gewöhnung  ein.  Das  Mittel  ist  am 
wirksamsten  in  den  Nachmittagsstunden;  ver- 
zettelte Dosen  haben  nicht  denselben  Erfolg 
wie  grössere  in  kurzen  Zwischenräumen  gs* 
reichte  Mengen,  Sehr  günstig  wirkt  das  Toly* 


195 


sal  Bowohl  bei  febrilea  als  auch  bei  afebrilen 
Krankheiten  auf  den  Schlaf  ein. 

Toljsal  macht  keine  unangenehmen 
Nebenwirkungen ,  wie  Ohrensausen ,  Ein- 
geDommenheit  des  Kopfes ,  Magendruck, 
Uebelkeit,  Brechneigung,  Erbrechen  u.  s.  w. 
im  Gegensatz«  zu  anderen  Arzneikörpern. 
Ausserdem  hebt  Hennig  noch  die  antifermen- 
tatire  und  antiseptischen  Eigenschaften  des 
Mittels  hervor.  Th. 

Vaselinnm  lanolinatnm,  G.  Hell  in 
Troppau  bringt  unter  diesem  Namen  eine 
Salbengrundlage,  bestehend  aus  25  pCt.  La- 
noÜDum  anhydricum  oder  Adeps  Lanae  und 
75  pCt.  Vaseiin  in  den  Handel,  die  (ohne 
Wasserzusatz  erhalten  zu  haben)  dem  Lano- 
lin ähnliche  Eigenschaften  besitzt.  s. 

Xylenolsalole.  M»  v,  Nencki  und  Dr.  F,  v. 
Ihyden's  Nachfolger  haben  ein  Verfahren  zur 
Darstellung  von  Xylenolsalolen 

^  COOC6H3(CH3\2 

zoiD  Patent  angemeldet;  diese  Körper  sollen 
durch  besondere  Wirksamkeit  ausgezeichnet 
sein.  Die  Herstellung  derselben  geschieht 
durch  Einwirkenlassen  von  wasserentziehenden 
Mitteln ,  nämlich  Phosphorpentachlorid  und 
sauren  Alkalisulfaten  auf  das  Gemisch  von 
1  Molekül  Salicylsäure  und  1  Molekül  Xylenol. 
Es  wurden  folgende  Salole  dargestellt: 

1.  Salicylsaures  oXylenol,  Schm.-P.  3ß^  C. 

2.  Salicylsaures  m-Xylenol,  Schm.-P.  41  ^  C. 

3.  Salicylsaures  p-Xylenol,  Schm.-P.  37^  C. 

4.  Salicylsaures  Xylenol  aus  einem  Gemisch 

isomerer  Xylenole  des  Theers,  aus  roher 
Xylolsulfosäure  oder  aus  rohem  Xylidin, 
flüssig  bis  halbfest. 
Diese  neuen  Stoffe  gleichen  in  ihren  phy- 
sikalischen   und    chemischen    Eigenschaften 
ganz  den  bekannten  Salolen.    Sie  sind  unlös- 
lich in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  Aether 
und  Natronlauge,  welche  in  der  Wärme  ver- 
seifend wirkt.    Sie  sind  farblos,  neutral  und 
ohne  starken   Geschmack   und   Geruch   und 
sind,  wie  diese  Arzneistoffe,   besonders  für 
innerliche  Desinfection  bestimmt.  Th, 

VoUstftndlge  Fftllung  von  Arsen  als  Penta- 
äulfld  and  Trennung  ron  TVlsmnt,  Blei,  An- 
lifflon;  Fred.  Neher:  Zeitschr.  f.  anal.  Chem. 
Ib93,  45.  In  einer  Flfissigkeit,  die  auf  1  Th. 
Wasser  wenigstens  2  Th.  Salzsäure  (1,20)  ent- 
hält, fallt  Schwefelwasserstoff  hei  IV2  stündigem 
Burchleiten  alles  Arsen  aas,  ohne  dass  Wismut, 
Blei,  Cadminm,  Antimon  mit  gef&llt  werden. 
Jede  Erwärmung  ist  au  vermeiden.  8, 


üeber  Bismntum  salicylioum 

basioum. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  von  GoMmamn 
bekannt  gegebene  verschiedene  Zusammen- 
setzung der  Handelsmarken  des  Wismutsali- 
cylats  (Ph.  C.  34,  86)  theilt  die  Firma  Dr.  F. 
von  Heyden  Nachf.  in  Radebeul  in  der  Südd. 
Apoth.-Ztg.  1883,  109  mit,  dass  ihr  Bis- 
mut um  salicylicum  basicum 

^6H4<o^^>BiOH 

einen  Gehalt  von  63,5  bis  64  pCt.  Wismut- 
ozyd  (Big  O3)  aufweist  und  ein  weisses, 
amorphes,  neutral  reagirendes,  geruch-  und 
geschmackloses,  in  Wasser  und  Alkohol  un- 
lösliches Pulver  darstellt. 

Zur  Prüfung  auf  ungebundene  Sali- 
cylsäure wird  vorgeschlagen,  eine  Probe 
mit  Wasser  zu  zerreiben  und  zu  ültriren; 
das  Filtrat  darf  weder  sauer  reagiren ,  noch 
durch  Eisenchlorid  violett  gefärbt  werden. 
Zum  Nachweis  von  Wismuts  üb  ni  trat  wird 
eine  Probe  mit  kalter  concentrirter  Schwefel- 
säure verrührt  und  dann  mit  einem  Tropfen 
einer  Auflösung  von  wenig  Diphenylamin 
in  viel  concentrirter  Schwefelsäure  versetzt; 
es  darf  keine  Blaufärbung  auftreten. 

Das  sogenannte  40  proc.  Wismutsalicylat 
des  Handels  ist  ein  Gemenge  von  Wismut- 
salicylat mit  viel  freier  Salicylsäure,  das 
ausserdem  meist  Subnitrat  enthält.  s. 

Vergleiche  hierzu  den  ersten  Aufsatz  in 
heutiger  Nummer. 


Anfschliessen  bez.  Löslichmachung 

von  Caoao. 

Die  enthülsten  Cacaobohnen  setzt  man  vor 
dem  Rösten  der  Einwirkung  eines  Dampf- 
stromes von  unter  100^  aus,  der  Ammoniak- 
gas enthält. 

Dadurch  ,  dass  der  Aufschliessungsprocess 
der  rohen  gereinigten  Cacaobohnen  dem 
RöstungsprocesB  vorangeht,  wird  ein  Verlust 
von  Aroma  vermieden.  Weil  ferner  die  Auf- 
schliessungsmittel (Wasser,  Ammoniakgas) 
flüchtig  sind,  werden  dieselben  bei  der  Röst- 
ung bereitis  bei  100^  wieder  entfernt.  Es 
steht  somit  der  freien  und  vollen  Entwickelung 
des  Cacaoaromas  bei  der  Röstung  (120  bis 
1 25  0)  nichts  im  Wege.  Th. 

D.  JB.P.  66606  F.  C.  Stähle -Stuttaart. 
Durch  Chem.' Ztg.  1893,  Nr.  33,  S.399. 


196 


Analyse  der  Ereosote  des  Handels ; 
festes  Guajacol. 

Zur  Analyse  des  Kreosots  leiten  Ä.  BShdl 
nndE.  CÄoay (Compt. rend.  116,  197  bis 200) 
unter  Zusatz  von  Wasser  Bromwasserstoff  ein 
und  erhitzen ,  wodurch  die  Methylfither  der 
Phenole  verseift  werden.  Dann  destillirt  man 
mit  Dampf.  Die  Monopbenole  gehen  über 
und  werden  mit  Aether  ausgezogen,  während 
die-  Polypbenole  im  Rückstand  verbleiben 
und  gleichfalls  ausgeäthert  werden.  Brenz- 
catechin  trennt  man  vom  Homobrenzcatechin 
mittelst  Benzols. 

Verfasser  konnten  in  käuflichem  Guajacol 
meist  nur  50  pCt.  wahres  Guajacol  und  ausser- 
dem wesentlich  Kresole  und  Kreosot  nach- 
weisen. 

Zur  Feststellung  der  noch  immer  sehr 
schwankenden  Angaben  über  die  Eigenschaf- 
ten des  reinen  Guajacols  haben  dieselben  ein 
solches  auf  synthetischem  Wege  aus  Breiiz- 
catechin  dargestellt. 

Das  solcherart  gewonnene  Guaja- 
col konnte  in  Krystallen  erhalten 
werden.  Verfasser  charakterisiren  dieses 
reine  Product  als  einen  weissen,  sehr  gut 
krystallisirenden,  bei  28,5^  schmelzenden 
und  bei  205,1<>  siedenden  Körper.  Die  Kry- 
stalle  sind  sehr  hart  und  bilden  Prismen  des 
rhomboedrischen  Systems.  Einmal  geschmol- 
zen bleibt  das  Guajacol  sehr  lange  in  über- 
schmolzenem  Zustande.  Bei  0^  ist  das  spec. 
Gew.  1,1534.  bei  15»  ist  es  1,143.  In  den 
meisten  organischen  Lösungsmitteln  ist  es 
löslich.  Aus  Petroleumäther  krystallisirt  es 
sehr  gut  beim  Verdampfen  desselben.  Das 
Guajacol  besitzt  einen  süssen  Geschmack  und 
ruft  auf  der  Zunge  ein  adstringirendes  Gefühl 
hervor,  ohne  die  Schleimhaut  zu  verletzen. 

Th.        Chem,'Ztg,  Rep,  1893,  Nr.  4,  S.  39, 
Ber.  d.  D.  ehern,  Ges,,  Ref.  26,  154. 


Früfting  der  Jalape  auf  Harzgehalt ;  Alcock: 
Pharm.  Journ.  Transact.  Alcock  empfiehlt,  1  g 
gepulverte  .TalapenkDollen  mit  20  g  Amylalkohol 
anszuziehen,  die  LOsung  abzufiltrircn  and  mit 
demselben  Lösungsmittel  nachzuwaschen.  Die 
HarzlOsung  wird  dann  mit  gleichviel  50^  warmen 
Wassers  geschüttelt,  um  der  Lösung  die  wasser- 
löslichen Bestandtheile  zu  entziehen.  Dann 
wird  die  Harzlösung  unter  Zugabe  von  Wasser, 
was  das  Emporkriechen  der  Flüssigkeit  an  der 
Schalen  Wandung  verhindert,  in  einem  Porzellan- 
sch&lchen  eingedampft  und  der  Rückstand  ge- 
wogen.    8. 


Versnohe,   die  Boh^Kresole  und 
den  Holztheer  in  Wasser  löslich 

zu  machen. 

Um  die  hohe  desinficirende  Kraft  der  in 
der  sogenannten  rohen  Rarbolsäure  enthal- 
tenen Kresole  auszunutzen,  hat  man  in  des 
letzten  Jahren  sehr  viele  Versuche  unter- 
nommen, die  Kresole  durch  Zusatz  orga- 
nischer Salze,  von  Seife  etc.  in  Wasser  löslich 
zu  machen.  Diese  Versuche  haben  zu  einer 
Reihe  von  Präparaten  geführt,  die  im  Handel 
unter  den  Namen  Creolin,  Lysol,  Saprol, 
Kresolin,  Kresin,  Solutol,  Solveol  etc.  bekannt 
sind. 

Ed.  Hirschsohn  versucht  das  Problem  der 
Löslichmachung  der  Kresole  dadurch  zu  lösen, 
dass  er  die  rohe  Karbolsäure  mit  Colophoninm 
und  Natronhydrat  versetzt. 

Diese  Versuche  ergaben,  dass  zur  Darstell- 
ung eines  in  Wasser  klar  löslichen  Kresol- 
Präparates  auf  100  Th.  der  sogenannten  rohen 
Karbolsäure  (Kresol.  crudum)  50  Th.  Colo- 
phonium  und  6  bis  8  Th.  Natronhydrat  in 
12  bis  16  Th.  Wasser  gelöst  zu  verwenden  sind. 

Hierbei  wird  eine  dickflüssige  klare  Flüssig- 
keit erhalten ,  die  über  50  pCt.  Kresole  ent- 
hält und  sich  mit  Wasser  klar  mischen  lässt. 

Das  nach  dieser  Vorschrift  gewonnene  Prä- 
parat unterscheidet  sich  von  dem  Lysol  da- 
durch, dass  es  sich  mit  Petroleumäther  nicht 
mischen  lässt.  Versetzt  man  das  Lysol  des 
Handels  mit  dem  2  bis  3  fachen  Volamen 
Wasser,  so  entsteht  eine  kaum  giessbare 
seifen  artige  Masse ,  die  sich  erst  wieder  auf 
Zusatz  von  mehr  Wasser  löst.  Das  nach 
obiger  Methode  gewonnene  Präparat  giebt 
mit  dem  2  bis  3  fachen  Volumen  Wasser  bei 
einigen  Sorten  eine  klare  Mischung  und  bei 
anderen  wiederum  eine  trübe,  bald  abschei- 
dende. Th. 
Pharm,  Zeitschr,  f.  Bussland  1893,  Nr,  8,  S.  HG- 

Hier  ist  es  also  ebenfalls  wieder  „Harz- 
seife**,  entstanden  aus  dem  Colophonium 
und  dem  Natronhydrat,  welche  die  Losung 
der  Kresole  bewirkt.  Red. 


Beitrüge    zur   chemischen   und   pharma- 
kognostlsehen  Kenntniss  der  Kakaobohneii, 

Von  H.  Beckurts  und  C.  Hartwüh:  Arch.  Pharm. 
1892,  S.  589.  Verfasser  haben  23  verschiedene 
Handelssorten  Kakaobohnen  einer  makroskopi- 
schen und  mikroskopisch  en  Untersuchung  unter- 
zogen und  mit  den  Auszügen  der  Eaka<u>ohnen 
chemische  Beactionen  angestellt,  die  in  einer 
Tabelle  niedergelegt  wurden.  TK 


197 


Darstellnng  von  Piperazin, 

Den  Tielen  für  die  GewiDnang  dieses  Kör- 
pers bekannt  gewordenen  Metboden  gesellt 
flieh  eine  neue  sn.  Die  Chem.  Fabrik  auf 
Actien  yorm.  E,  Schering  bat  das  betreffende 
Verfahren  patentirt  erbalten: 

Man  lasst  auf  Aetbylenozamid 

Rednctionsmittel,  wie  Zinkstanb  and  Natron 
Itoge  oder  metalliscbes  Natrinm  einwirken. 
Die  Einwirkung  ToUziebt  sieb  im  Sinne  fol- 
gen der  Gleichung : 


CHg  —  NH  — OC 

I  I  +n8  = 

GH.,  —  NH  ~  OC 
CHo  ^-  N  H  —  HgC 
I     '  I+2H2O 

CHo-NH-n^C  Th. 


Natrium  chloroborosum. 

Ueber   den    wabren    Werth    dieses    auch 
Doter  dem  Namen  „Barmenit"  im  Handel  be 
findlicben  vielgepriesenen  Antisepticnms  be 
richtete  die  Pharm.  Centralhalle  im  Jahrg.  29, 
104  und  80,  10;    neuerdings  bat   ö.  Kott 
fnayer  das  Präparat  untersucht  und  Folgendes 
gefanden : 

Wasser.     .      .      .     40,10  pCt. 

Natriumcblorid     .        3,09    „ 

Natron  an  Borsäure 
gebunden.     .     .     17,23    „    =  2,78  Mol. 

Borsäure  als  Diffe- 
renz nacb  Beban  d - 
lang  mit  H  Fi     .     39,58    „    =5,64    „ 

Eine  geringe  Cblormenge,  sowie  eine  mini- 
male Spur  Eisen  wurden  bei  der  Analyse 
Dicht  weiter  berücksicbtigt. 

Das  Yerbältniss  des  Natrons  zur  Borsäure 
ist  mit  genügender  Annäberung  =1:2  Mol., 
woraus  ersichtlich,  dass  in  dem  Präparat 
keine  freie  Borsäure,  sondern  nur  Natrium- 
hiboratvorhanden  war  (der  Borax  ist  ausserdem 
noch  ein  wenig  verwittert).  Hieraus  erklärt 
sich  auch  die  stark  alkalische  Reactton  einer 
wässerigen  Lösung  des  Präparates. 

Was  die  Ton  Büger  für  dieses  Präparat 
aafgestellte  merkwürdige  Formel :  Bo(NaO;2Cl 
betrifft,  so  vermisst  man  vor  Allem  die  ge- 
fondenen  40  pCt.  Krystallwasser  und  findet 
nicht  den  geringsten  Anhaltspunkt  zur  Be- 
urtheilongy  wamm  Ton  den  laut  Formel  vor- 


handenen 28,4  pCt.  Chlor  nur  0,028  pCt.  als 
wirksames  Chlor  nachweisbar  sein  sollen. 

Da  das  „Natrium  chloroborosum''  tbat- 
sächlich  in  wässeriger  Lösung  eine  ge- 
ringe Menge  wirksames  Chlor  enthält  und 
auch  im  trockenen  Zustand  einen  schwachen 
chlorähnlichen  Oeruch  besitzt,  so  ist  gewiss 
die  Annahme  näberliegend,  dass  dasselbe 
nichts  weiter  vorstellt,  als  einen  bereits  etwas 
verwitterten  mit  Cblorgas  imprägnirten  Borax. 

Ein  als  vollständig  gelungen  zu  bezeich- 
nender Laboratoriumsversuch,  Natr.  chloro- 
borosum durch  Behandeln  von  verwittertem 
Borax  mit  feuchtem  Chlor  zu  bereiten,  bestä- 
tigt diese  Vermutbung.  g. 

Pharm,  Post  1892,  1192. 


Zur  Eenntniss  der  Chebulinsäure. 

Die  Cbebulinsäure,  die  Gerbsäure  der 
Myrobalanen,  der  Steinfruchte  von  Terminalia 
Chebula  ist  nach  Adolpki  eine  aromatische 
Oxysäure,  die  zwischen  der  Gallussäure  und 
dem  Tannin  steht.  Sie  schmeckt  süss, 
krystallisirt  in  rhombischen  Prismen ,  lost 
sich  in  Alkohol  leicht,  in  Aether  schwer,  in 
kaltem  Wasser  sehr  schwer.  Kochendes 
Wasser  löst  sie  leicht,  aber  bei  etwa  70^ 
scheidet  sich  die  Chebulinsäure  wieder  aus. 

Eisencblorid  giebt  wie  mit  der  Gallussäure 
und  dem  Tannin  eine  schwarzblaue  Färbung. 
Leim  wird  gefallt.  Die  Formel  der  Cbebulin- 
säure bat  Fridolm  zu  ^^  ^24^19  4-  H^C 
angegeben.  Das  Krystallwasser  entweicht  bei 
1000.  Cbebulinsäure  spaltet  sich  nach 
Fridolin  in  wässeriger  Lösung,  im  ge- 
schlossenen Rohr  auf  lOO^  erhitzt,  unter 
Aufnahme  von  Wasser  in  2  Moleküle  Gallus- 
säure und  1  Molekül  einer  Gerbsäure  der 
Formel  Ci4Hi4  0i().  Th, 


Erklärung. 

In  der  von  Dr.  Spunt  und  mir  in 
Nr.  11  erschienenen  Arbeit  wird  von 
Seiten  der  Bedaction  in  Zweifel  gezogen, 
dass  die  Fällung  des  Eisens  bei  Gegen- 
wart von  Zucker  eine  vollständige  sei. 

Dieser  Zweifel  ist  unberechtigt, 
denn  Eisen  wird  auch  bei  grossem  üeber- 
schusse  von  Zucker  durch  Schwefel- 
ammonium bei  Gegenwart  von  Salmiak 
vollständig  ausgefüllt. 

Dr.  Schachtrupp  in  Landsberg. 


198 


üeber  den  Ammoniakgehalt 
des  Zinkstanbs. 

Der  käufliche  Zinksfaub  enthält  nach  den 
Untersachungen  tou  F.  Robineau  und 
6r.  Rollin  fast  stets  Ammoniak.  Diese  That- 
Sache  wird  von  Bedeutung  bei  Verwendung 
eines  solchen  Zinkstaubs  zur  Reduction  von 
Stickstoffsauerstoffverbindungen  zwecks  Be 
stimmu^  des  Stickstoffs  als  Ammoniak. 

Schüttelt  man  Zinkstaub  mit  warmem 
Wasser,  so  kann  man  im  Filtrat  mittelst 
Nessler'schen  Reagenses  leicht  die  Anwesen- 
heit von  Ammoniak  eonstatiren.  Beim  Kochen 
von  Zinkstaub  mit  Natronlauge  entweicht  das 
Ammoniak  erst  vollständig.  Auch  an  feuchter 
Luft  ozydtrtes  gekörntes  Zink  liefert  bei  der 
gleichen  Behandlung  stets  Ammoniak. 

Um  einen  ammoniakfreien  Zinkstaub  zu 
erhalten,  wäscht  man  denselben  mit  siedender 
1  proc.  Schwefelsäure,  so  lange  noch  auf  Zu- 
satz von  Nessler^s  Reagens  im  Filtrat  eine 
Reaction  erfolgt.  Der  solcherart  behandelte 
Zinkstaub  muss  bald  verwendet  werden,  da 
er  bereits  nach  Kurzem  wieder  Ammoniak 
enthält.  Th. 

Monit.  scient.  1893  durch 
Chem.-Ztg.  Rep.  1893,  Nr.  4,  S.  40. 


brennt.   Leitet  man  alsdann  durch  die  andere 

Oeffnung  Ammoniakgas,  so  erhält  man  eine 

continuirliph  weiter  brennende  Flamme  dieses 

Gases.  Th. 

ehem.- Ztg.  1893,  Nr,  3,  S.  37. 


Die  Verbrennung  des  Ammoniaks 
als  Vorlesungsversuch. 

Von  H.  Schlüge. 

Zur  Erzeugung  einer  charakteristischen 
Ammoniakflamme  bedient  man  sich  gewöhn- 
lich eines  Oasrundbrenners,  durch  dessen 
Centrum  man  das  Ammoniak  einführt.  Die 
Hitze  des  Flammenringes  befähigt  das  Am- 
moniak fortzubrennen,  wozu  die  bei  seiner 
eigenen  Verbrennung  frei  werdende  Wärme 
allein  nicht  hinreicht. 

Verfasser  bedient  sich,  um  die  Verbrennung 
des  Ammoniaks  in  einem  Vorlesungaversuch 
zu  zeigen,  als  Heizkörper  des  Wasserstoffes. 
Letzterer  entströmt  gleichzeitig  mit  dem  Am- 
moniak einer  Oeffnung.  Der  einfache 
Apparat  besteht  aus  einem  T- Rohre,  dessen 
angesetzter  Schenkel  vertikal  nach  oben  aus- 
mündet. Die  Oeffnung  trägt  ein  zusammen- 
gerolltes Platinblech,  damit  die  Flamme 
durch  das  Natron  des  Glases  nicht  gelb  ge- 
färbt wird.  Durch  die  eine  der  seitlichen 
Oeffnungen  wird  nun  Wasserstoff  eingeführt, 
und  zwar  in  so  geringer  Menge,  dass  er  mit 
möglichst  kleiner,  kaum  sichtbarer  Flamme 


Ueber  eine  einfache  Silicium- 
bestimmung  im  Roheisen. 

Von  H,  Rubriciw. 

5  g  sehr  fein  zerkleinerten  Probematerials 
werden  in  einem  höheren  Becherglas  in  25 
bis  30  com  Salzsäure  vom  spec.  Gew.  1,15 
nnter  allmählichem  Erwärmen  gelöst,  die 
LOsnng  auf  circa  150  bis  200  ccm  verdfinnt 
and  filtrirt.  Der  Rückstand  wird  mit  heissem 
Wasser  zwei-  bis  dreimal,  dann  mit  verdänn- 
ter  Salzsäure  (1  Th.  Säure  vom  spec.  Gew. 
1,15  und  2  Tb.  Wasser)  eben  so  oft  und 
schliesslich  abermals  mit  heissem  Wasser 
ausgewaschen.  Nach  dem  Trocknen  des 
Filters  wird  dassf'lbe  in  einem  Platintiegel 
bis  zur  Verkohlnng  des  Papiers  geglüht  nnd 
dann  anter  allmählichem  Salpeterznsatz  der 
Kohlenstoff  über  der  Gebläselampe  verbrannt, 
bis  eine  rahig  fliessende  Schmelze  entsteht. 
Diese  wird  mit  einer  aaf  heissem  Wege  her- 
gestellten 40  proc.  SalmiaklOsang  behandelt. 
Man  taacht  zunächst  in  diese  Flüssigkeit  den 
Platintiegeldeckel,  an  welchem  geringe  An- 
theile  haften  kOnnen,  spült  denselben  mit 
wenig  heissem  Wasser  ab  and  legt  nan  den 
Platintiegel  in  die  Schale,  welche  während 
der  ganzen  Operation  über  dem  Feaer  bleibt. 
Darch  Drehung  des  Tiegels  wird  die  Schmelze 
gleichmässig  von  der  SalmiaklOsang  durch- 
tränkt.  Nach  geraumer  Zeit  scheidet  sich 
alle  Kieselsäure  als  flockige  wasserhaltige 
Masse  ab;  bei  siliciumreicheren  Eisensorten 
geschieht  es,  dass  am  Boden  des  Platintiegels 
Antheile  von  Kieselsäure  haften  bleiben,  die 
dann  am  besten  mittelst  eines  kleinen  Glas- 
stabes, der  ein  Stückchen  Kautschuk  trägt, 
entfernt  werden.  Nachdem  die  Schmelze  ge- 
lost ist,  entfernt  man  den  Tiegel  aus  der 
Schale,  spült  ihn  ab,  verdünnt  die  Kieselsäure 
enthaltende  LOsung  auf  das  2-  bis  3  fache  und 
filtrirt  sofort.  Die  auf  dem  Filter  befindliche 
Kieselsäure,  welche  in  den  meisten  Fällen 
rein  weiss  ist,  wird  einige  Male  mit  salmiak- 
haltigem,  dann  mit  heissem  Wasser  ge- 
waschen, getrocknet  und  gewogen.  Th, 
Chem.'Ztg,  1893,  Nr,  7,  8, 10t 


199 


Eine  Modification    der   Beichert- 
MeissUschen  Methode  der  Butter- 

prüfung. 

H,  Kreis  hat  vor  einiger  Zeit  Torgescb lagen, 
das  Butterfett  nicht  mit  alkoholischem  Kali, 
sondern  mit  concentrirter  Schwefelsäure  zu  ver- 
seifen. Die  Verseifung  geht  fast  plötzlich  und 
glatt  vor  sich  und  soll  bei  Einhaltung  von  be- 
stimmten Bedingungen  die  Entwicklung  von 
schwefliger  Säure  auf  ein  Minimum  beschränkt 
werden. 

J.  Pinette  hat  diese  Modification  der 
Methode  nachgeprüft  und  letztere  Behauptung 
nicht  bestätigt  finden  können.  Bei  seinen 
Versuchen  traten  nicht  unwesentliche  Mengen 
schwefliger  Säure  auf,  die  mit  in  das  Destillat 
übergingen  und  daher  ein  falsches  Resultat 
lieferten.  Um  die  störende  schweflige  Säure 
fortsnscbaffen,  schlägt  nun  neuerdings  Ptne^^e 
in  der  Chem.-Ztg.  1893,  Nr.  23,  S.  395  vor, 
die  schweflige  Säure  durch  Oxydation  vor 
der  Destillation  unschädlich  zu  machen. 
Dies  geschah  wie  folgt: 

Man  fügt  zu  5g  geschmolzenem  und  filtrirtem 
Butterfett  unter  stetem  Drehen  des  das  Fett 
haltenden  Kolbens   10  ccm   conc.  Schwefel 
säure  hinzu.   Das  Butterfett  löst  sich  sofort 
unter  Hellbraunfarbnng  des  Ganzen  und  Ent- 
wickelung  von  schwefliger  Säure.    Wenn  das 
Gemenge    klar    und    durchsichtig  geworden 
ist,  verdünnt  man  sofort  mit  150  ccm  Wasser 
nnd  giebt  von  einer  conc.  Lösung  von  Kalium- 
permanganat so  lange  hinzu,  bis  die  rothe 
Färb«      nach      dem     Umschwenken     einige 
Secunden   anhält.    Es  ist  dann  der  Geruch 
nach    schwefliger  Säure   verschwunden    und 
dieselbe    sicher    vollständig  oxydirt.     Dann 
destillirt     man,     wie    bei    Reichert •  Meissl 
110  ccm  ab. 

Die  so  modificirte  Methode  hat  viele  Vor- 
züge vor  der  alten  JReichert-MeissV sch^n.  Die 
langwierige  Verseifung  mit  alkoholischem 
Kali  mit  ihrer  gefürchteten  Aetherbildung, 
das  schwierige  vollständige  Verjagen  des 
Alkohols,  das  alles  wird  ersetzt  durch  ein 
momentanes  einfaches  Verseifen  ohne  irgend 
welche  Uehelstände.  Th, 

C,  Micko  (Zeitschr.  d.  allg.  österr.  Apoth.- 
Ver.  1893,  73)  hat  ebenfalls  versucht,  die 
schweflige  Säure  mit  Permanganat  zu  0x7- 
diren ,  aber  dabei  gefunden ,  dass ,  sobald  die 
Oxydation    der  schwefligen  Säure  zu  Ende 


geht,  gleichzeitig  die  Oxydation  der  Fett- 
säuren vor  sich  geht,  wodurch  die  Eeichcrt- 
MeissVBche  Zshl  wesentlich  erhöht  wird. 
Andere  Versuche  mit  Bleisuperoxyd  ergaben, 
dass  dieses,  in  einigem  Ueberschuss  ange- 
wendet, nach  einigem  Stehen  schon  in  der 
Kälte  die  schweflige  Säure  völlig  oxydirt, 
ohne  die  Fettsäuren  anzugreifen ;  beim  Er- 
hitzen wirkt  aber  der  Ueberschuss  an  Blei- 
superoxyd energisch  oxydirend  auf  die  Fett- 
säuren, so  dass  man  ebenfalls  zu  hohe  Zahlen 
erhält. 

Kaliumbichromat  führt  die  schweflige  Säure 
in  der  Kälte  fast  sofort  in  Schwefelsäure  über, 
während  die  Fettsäuren,  wenigstens  in  Ver- 
dünnung, bei  gewöhnlicher  Temperatur  erst 
nach  längerer  Einwirkungsdauer  angegriffen 
werden.  Micko  behandelt  deshalb  5  g  Butter- 
fett wie  oben  beschrieben  mit  10  ccm  con- 
centrirter Schwefelsäure,  verdünnt  mit  Wasser 
auf  125  ccm,  setzt  4  ccm  einer  4  proc. 
Kaliumbichromatlösung  zu,  schüttelt  gut 
durch  und  lässt  nach  3  bis  5  Minuten  aus 
einer  Bürette  so  viel  einer  Eisenvitriollösung 
zufliessen,  bis  durch  Tüpfelprobe  mit  Ferri- 
cyankalium  ein  kleiner  Ueberschuss  an  Eisen- 
oxydulsalz vorhanden  ist.  Hierauf  wird  auf 
150  ccm  verdünnt  und  destillirt.  $. 


Zur  BestimmuBg  der  Schweflig- 
säure im  Wein 

empfiehlt  A.  Kleiber  (Schweiz.Wochenschr.  f. 
Chem.  u.  Pharm.  1893,  45)  die  dem  höchsten 
zulässigen  Gehalte  des  Weines  an  Schweflig- 
sänre  entsprechende  Menge  Jodlösung  und 
gleichviel  Wasser  vorzulegen  (d.  i.  bei  An- 
wendung von  100  ccm  Wein  nach  dem  vom 
Verein  schweizerischer  analytischer  Chemiker 
festgesetzten  Maximum  von  80  mg  im  Liter 
=  2,5  ccm  l/jQ  Jodlösung);  man  erkennt  so, 
wenn  nach  etwa  20  Minuten  langem  Destilliren 
keine  Entfärbung  eintritt,  dass  der  Wein 
weniger  als  80  mg  Schwefligsäure  im  Liter 
enthält,  so  dass  man  von  einer  quantitativen 
Bestimmung  absehen  kann. 

Wird  die  Jodlösung  während  der  Destilla- 
tion entfärbt,  so  werden  nochmals  2,5  ccm 
i/jQ  Jodlösung  zugegeben;  es  ist  nicht  nÖthig, 
hierfür  den  Punkt  der  Entfärbung  abzuwarten, 
da  auch  bei  Abwesenheit  von  überschüssigem 
Jod  die  Schwefligsäure  völlig  absorbirt  wird. 


«. 


200 


Ueber  das  ätherische  Oel 
des  Enoblanchs  (AUium  sativum). 

Von  F.  W.  Semmier, 

Das  Knoblauchöl  ist  zuerst  im  Jahre  1844 
von  Wertheim  untersucht  und  als  Haupt- 
befitandtheil  Propylenylsulfid  darin  nachge- 
wiesen wollen.  Dieser  Nachweis  erhielt  eine 
wesentliche  Stütze  durch  eine  Veröffentlich- 
ung Ä,  W.  t;.  Hofmann*B ,  dem  es  gelungen 
war,  vom  Propylenyljodid  aus  ein  Propylenyl- 
sulfid  zu  gewinnen,  von  welchem  er  sagt, 
dass  es  nach  Knoblauch  rieche,  bei  140^ 
siede  und  identisch  wäre  mit  dem  natürlichen 
Knoblauchöl.  Die  durchaus  falsche  An- 
sicht, welche  bisher  über  das  ätherische  Oel 
der  Asa  foetida  geherrscht  hatte,  die  Ueber 
einstimmungen,  welche  beide  Oele,  jenes  der 
Asa  foetida  und  des  Knoblauchs,  in  mannig- 
fachen Punkten  zeigen,  veranlassten  Semm- 
ler^  nachdem  er  nachgewiesen  hatte,  dase 
im  ersteren  kein  AUylsulfid  vorkommt,  die 
Arbeit  von  Wertheim  noch  einmal  aufzu- 
nehmen. 

Die  Fabrik  von  Schimmel  &  Co,  in  Leipzig 
hatte  aus  900  Kilo  Knoblauch  800  g  Oel,  also 
eine  Ausbeute  von  0,09  pCt.  erhalten. 

Seimmler  fand  nun ,  dass  im  Knoblauchöl 
kein  Allylsulfid  und  kein  Sesquiterpen  vor- 
kommt, sondern  dass  es  Körper  enthält,  die 
sich  an  die  schwefelhaltigen  Bestandtheile 
des  Oeles  von  Asa  foetida*)  anschliessen.  Das 
Knoblauchöl  besteht  zu  6  pCt.  aus  CgH|282> 
zu  60  pCt.  aus  CgHjQS^ ,  der  Rest  aus  Kör- 
pern, welche  dieselben  Radikale  besitzen, 
aber  eine  höhere  Schweflungsstufe   bilden: 

CqHj2^2  ist  wahrscheinlich  ein  Disulfid; 
Siedepunkt  66  bis  69  o  bei  16  mm;  durch 
Zinkstaub  wird  es  redacirt  zu  CgH^jS. 

C^HiqS)  ist  ebenfalls  ein  Disulfid  vom 
spec.  Gew.  1,0237  bei  14,8  <>  und  lässt  sich 
mittelst  Zinkstanbs  zu  einem  farblosen  Oel 
C^Hi^S  vom  Siedepunkt  135  bis  139  <>  redu- 
ciren.  Die  höher  siedenden  Antheile  lassen 
sich  sämmtlicb  zu  C^HjoS  reduciren.  — 

Chemisch  reines  AUylsulfid  ist  ein  farb- 
loses Oel  vom  spec.  Gew. 0,8991  bei  16^,  wel- 
ches bei  136  bis  140  <^  bei  750  mm   siedet, 
zwischen  36  und  38^  bei  15,5  mm.       Th, 
Arch,  Pharm.  1892,  Nr,  6,  S.  434, 

*)  Ph.  C.  82,  143 


Die  chemischen  Unterschiede 

zwischen  Enh-  nnd  Frauenmilch 

und  die  Mittel  zu  ihrer 

Ausgleichung. 

Vortrag,  gehalten  von  Prof.  Dr.  Soxkld 

am  11.  Januar  1893 

im  Aerztlichen  Verein  zu  Mflnchen. 

Bezugnehmend  auf  einen  früher  gehaltenen 
Vortrag  (Muncb.  Med.  Wochenschrift  1890, 
Nr.  19  u.  20)"^)  hob  der  Redner  hervor,  dam 
mit  der  Sterilisation  nicht  Alles  getban  ist, 
um  der  Kuhmilch  alle  Eigenschaften  zu  ver- 
leihen, welche  die  natürliche  Nahrang  des 
Säuglings  besitzt,  und  dass  hierbei  baapt- 
sftchlich  Unterschiede  chemischer  Natar 
in  Frage  kommen ,  indem  Kuhmilch-  und 
Frauen milchcasein  verschieden  gerinnen  and 
die  Milcbsalze,  überhaupt  die  N&hrsalze  bei- 
der Milcharten  stark  von  einander  abweichen. 
Abhängig  sind  die  Gerinnungsunterscbiede 
von  der  Concentration  der  Casei'nlösang,  dem 
Gehalte  an  löslichen  Kalksalzen  und  der 
Acidität  der  Losung.  Bei  der  Kuhmilch  sind 
im  Allgemeinen  die  Bedingungen  ungünstiger, 
da  sie  doppelt  soviel  Casein ,  sechsmal  soviel 
Kalk  und  eine  dreimal  so  hohe  Acidität  be- 
sitzt als  die  Frauenmilch,  weshalb  das  Ge- 
rinnsel bei  ersterer  Milch  derber,  lederartiger 
auftritt  als  bei  letzterer.  Durch  entsprechende 
Verdünnung  mit  Wasser  und  Neutralisation 
Hesse  sich  zwar  die  Kuhmilch  ähnlich  der  der 
Frauenmilch  darstellen,  jedoch  kann  jetzt 
eine  Sterilisation  derselben  nicht  vorgenom- 
men werden,  ohne  befürchten  zu  müssen,  dsM 
tiefer  greifende  Veränderungen  in  der  Milch 
selbst  eintreten. 

Die  Neutralisation  müssta  nach  der 
Sterilisation  vorgenommen  werden  in  der  Art, 
dass  man  in  jede  Flasche  unmittelbar  vor  der 
Verabreichung  auf  je  100  g  unverdünnte 
Milch  eine  0,1  g  Natriumbicarbonat  enthal- 
tende Pastille  (D.  A.  HI)  gäbe. 

Bei  der  Verdünnung  der  Milch  mit 
Wasser  hat  man  natürlich  eine  gewisse  Grenze 
zu  beobachten,  um  nicht  allzusehr  den  Nähr- 
werth  der  Mischung  herabzudrücken.  Ge- 
kochte Kubmilch  gerinnt  durch  Labferment 
sehr  feinllockig,  jedoch  wäre  es  falsch,  hieraus 
eine  leichtere  Verdaulichkeit  herzuleiten,  oft 
aber  gerinnt  sie  im  Magen  in  derberen  Ge- 
rinnseln, als  ungekochte  Milch  ausserhalb  def 
Magens. 

*)  Ph.  C.  81,  408. 


201 


Anstatt  die  Verdünnung  der  Kuhiniicb  mit 
Wasser  vorzunehmen ,  empfiehlt  es  sich ,  um 
eine  Mischung  zu  erhalten,  die  in  Bezug  auf 
Fett'  wie  Milchzuckergeh  alt  dem  der  Frauen- 
milch annähernd  gleichkomm't,  die 
Kuhmilch  mit  einem  halben  Theil  12,3  pro- 
centiger  Milchznckerlösung  zu  versehen ,  in- 
dem ein  Theil  des  zugesetzten  Milchzuckers 
den  nicht  zu  ersetzenden,  mangelnden  Fett- 
gehalt der  Frauenmilch  mit  ersetzen  soll. 

Auf  gleicher  rationeller  Grundlage  beruht 
die  VorschTift  einer  entsprechenden  Milch- 
fflischnng  nach  Prof.  Heübner  und  Prof.  Hof- 
mann  in  Leipzig,  nur  ist  das  Präparat  etwas 
▼erdunnter;  es  enthält  90,57  pCt.  Wasser, 
1,78  Eiweissstoffe,  1,85  Fett,  5,44  Milch- 
zucker und  0,36  Asche.  Sie  empfehlen  diese 
Mischung  fSr  alle  Säuglinge  vom  ersten  bis 
neunten  Monate,  nur  ausnahmsweise  kräftige 
Kinder  können  vom  neunten  Monate  ab  Voll 
milch  geniesiT^n. 

Die  Frage,  ob  Milchzucker  das  geeignetste 
Kohlenhjdrat  zur  Ernährung  der  Säuglinge 
sei,  ist  unbedingt  zu  bejahen.  Beweist  doch 
die  Natur,  dass  der  Milchzucker  das  einzige 
Kohlenhjdrat  ist,  welches  den  Neugeborenen 
sämmtlicher  S&ngethiere  als  erste  Nahrungs- 
quelle dient.  Andere  Kohlenhydrate,  die 
eventuell  hier  noch  in  Frage  kommen  könn- 
ten, die  Maltose,  das  Dextrin,  welche  der  er- 
wachsene, von  gemischter  Kost  lebende 
Mensch  in  Form  von  Stärke  geniesst,  haben 
iich,  da  sie  auf  diese  Weise  in  eine  direcl 
absorbirbare  Form  übergeführt  sind,  auch 
ganz  gut  bewährt,  können  aber  keineswegs 
den  Milchzucker  vollständig  ersetzen ,  da  er 
im  Organiemnt  eine  Attsnahmestellung  vor 
den  übrigeu  Kohlenhydraten  zeigt  und  nicht 
zu  ersetzende  E«igenachaften  besitzt. 

Zum  Schlosse  mögen  die  als  praktisch  sich 
bewährten  Mischungsverhältnisse  angegeben 
werden. 

Für  gewöhnlich  wird  nur  die  folgende 
Mischung,  bestehend  aus  1  Theil  ca.  6pro- 
centiger  Milcbzuckerlösung  und  1  Theil  Kuh- 
milch, verwendet,  und  zwar  für  1  Monat  alte 
Kinder  täglich  7  bis  8  Flaschen,  gefüllt  mit 
75,0  der  Mischung;  für  2  bis  3  Monate  alte 
Kinder:  7  Flaschen,  gefüllt  mit  Je  125  g  der 
Mischung^  für  über  3  Monate  alte  Kinder: 
6  bis  8  Flaschen,  gefüllt  mit  150g  der  Misch 
ung. 

Nur  ausnahmsweise  und  auf  besondere 
ärstlicb«  Verordnung  werdeo  verabreicht : 


a)  au  kräftige  Kinder  von  9  Monaten  all 
Vollmilch, 

b)  an  sehr  schwache  und  reconvalescente 
Kinder  ein  Gemisch  von  1  Theil  Milch  und 
2  Theilen  Milcbzuckerlösung,  welche  45  g  im 
Liter  enthält. 

*         ...  * 

Unter  Hinweis  auf  diesen  Vortrag  Soxhlefa 
empfiehlt  die  Firma  Ed,  Löfflund  <&  Co,  in 
Stuttgart  einen  chem  isch  reinen  Milch- 
zucker, nach  Prof.  SoxMet  dargestellt ,  als 
ein  Präparat,  welches  durch  seine  vorzügliche 
Reinheit  als  Säuglingsemäbrung  den  höch- 
sten Anforderungen  entsprechen  dürfte,  die 
einem  derartigen  Präparate  gestellt  werden 
müssen. 

Ueber  das  Soxhlefache  Verfahren  zur 
Reinigung  des  Milchzuckers  ist  nichts  be- 
kannt geworden.  g. 


Borax  aU  Grandlage  der  Alkalimetrie; 

E.  Uimbiich:  Ber.  d.  Deutsch,  chem.  Ges.  "2^^ 
171.  Verfasser  schlägt  vor,  an  Stelle  des  Na- 
trium carbonats  den  iJorax  als  Grundlage  der 
Alkalimetrie  zu  benutzen.  Der  Borax  eignet 
sich  zu  diesem  Zwecke  besonders  ans  dem 
Grunde,  weil  er  sehr  leicht  rein  darzustellen 
ist  und  seine  Zersetzung  vollkommen  gleich- 
massig  und  genau  verläuft. 

D(T  geringe  Uebelstand,  dass  die  SchwerlOs- 
lichkeit  des  Borax  die  Herstellung  stärkerer 
Lösungen  als  V4  normaler  verbietet,  fällt  tür 
die  sog.  „Urprüiung'*  gar  nicht,  für  die  Ver- 
wendung vorräthig  gehaltener  Lösungen  kaum 
in  die  Waagschale. 

£s  rntspncht  1  g  krjstallisirter  Borax,  gewo- 
gen in  Luft  mit  Messinggewichten,  5,2<$l^l  com 
Normalsäure. 

Ein  Liter  Normalsäure  entspricht  von  krj- 
stallisirtem  Borax,  gewogen  in  Luft  mit  Mepsing- 
gewichten,  19ü,8<2g.  Th. 

Die  BeHtimmnng  des  Schwefels  in  flüs- 
sigen organischen  Substanzen.  M,  höiand 
bespricht  in  der  Chem. -Ztg.  \^^^,  Nr.  8  und  9 
die  verschiedenen  Methoden  zur  Bestimmung 
des  Schwefels  in  organischen  Substanzen.  Von 
diesen  Methoden  können  nur  zwei  als  durchaus 
zuverlässig  angesprochen  werden:  das  ist  die 
Salpetersänremethode  nach  Cariu»  fQr  leicht- 
ox}[dirbare  EOrper  und  die  vom  Verfasser  auf- 
gefundene Methode  der  Verbrennung  mittelst 
eines  Gemisches  von  Baryumcarbonat  und 
Kaliumchlorat.  Die  letztgenannte  Methode  kann 
besonders  mit  Vortheil  bei  Braunkohlentheer- 
producten  angewendet  werden.  Man  trägt  ein 
Gemisch  von  ö  Th.  Baryumcarbonat  und  1  Th. 
Kaliumchlorat  in  ein  etwa  M)  cm  langes,  nicht 
zu  weites,  an  einem  Ende  zngeschmolzene:» 
Ealiglasrohr  ein,  das  etwa  bis  zum  fOnften  Theil 
damit  angefflllt  ist  An  Substanz  verwendet 
man  etwa  0,5  g.  Th, 


202 


Terschledene 

Enth&lt  das  aus  Bösen  mit  Wasser- 
dämpfen übergetriebene  Bosenöl 
Aethylalkohol  ? 

Im  pharm aceutischen  lustitut  der  Uni- 
▼ersitfit  Breslau  hatte  vor  einiger  Zeit  C, 
U,  Eckart  daa  Bosenöl  einer  chemischen 
Untersuchung  unterzogen  (Ph.  C.  32,  92. 
33,  36)  und  dabei  die  interessante  Thatsache 
festgestellt,  dass  sowohl  das  türkische,  wie 
auch  das  deutsche  Bosenöl  Aethylalkohol  ent- 
halten. Vom  deutschen  Bosenöl  konnte  mit 
Sicherheit  behauptet  werden ,  dass  es  aus 
Bösen  nur  mit  Wasserdämpfen  destillirt  war. 
Es  war  nun  von  .hoher  Wichtigkeit ,  zu  er- 
fahren, ob  auch  ganz  frisch  gebrochene  Bösen, 
der  Destillation  unterworfen ,  ein  Destillat 
geben  9  in  dem  Aethylalkohol  sich  vorfindet. 

Th.  Poleck  hat  ein  derartiges  Bosenöl 
neuerdings  untersucht  und  berichtet  über 
seine  Untersuchungsergebnisse,  wie  folgt: 

Die  von  der  Fabrik  ätherischer  Oele 
Schimmel  <&  Co.  in  Leipzig  vor  ungefähr 
sechs  Jahren  in  Angriff  genommene  Gewinn- 
ung von  Bosenöl  aus  deutschen  Bösen  be- 
findet sich  in  erfreulichem  Aufschwünge  und 
hat  immer  grössere  Dimensionen  angenom- 
men. Die  in  dem  8  Kilometer  von  Leipzig 
entfernten  Gross- Miltitz  angelegten,  mehr  als 
50  Hectare  umfassenden  Anpflanzungen  einer 
Varietät  der  Bosa  centifolia  haben  sich  im 
Sommer  dieses  Jahres  üppig  entwickelt  und 
einen  Oel-Ertrag  von  vorzüglicher  Beschaffen- 
heit geliefert.  Die  Destillation  des  Oeles  hat 
in  diesem  Jahre  zum  ersten  Mal  inmitten  der 
Bosenfelder  in  einer  provisorisch  einge- 
richteten Fabrik  stattgefunden,  während 
gleichzeitig  eine  grössere,  bleibende  Fabrik- 
anlage in  Bau  begriffen  ist,  die  für  die  Ver 
arbeitung  von  circa  einer  Million  Kilo  Bösen 
eingerichtet  und  mit  allen  praktischen  Vor- 
richtungen verseben  wird,  um  das  zugeführte 
Material  in  kürzester  Zeit  verarbeiten  zu 
können. 

Dabei  hat  sich  nun  gezeigt ,  dass  bei  der 
Vermeidung  eines  weiten  Transports  der 
Blätter  ein  Oel  von  weit  feinerem  Geruch  und 
geringerem  Gehalt  an  dem  geruchlosen  Stea- 
ropten  erhalten  wurde,  aber  auch  die  weitere 
interessante  Thatsache,  dass  das  auf  diese 
Weise  gewonnene  Oel  keinen  Aethyl- 
alkohol enthielt,  während  in  den  vorher- 
gehenden  Jahren   der  Transport   der  Kosen 


BIltthelluBiren. 

nach  Leipzig  genügt  hatte,  um  in  ihren 
Blättern  nicht  unbeträchtliche  Mengen  voo 
Aethylalkohol  zu  erzeugen. 

Foleck  hofft,  dass  im  nächsten  Jahre  der 
betreffende  Gährungsvorgang  in  den  Hosen- 
blättern näher  studirt  werde  und  ist  der  An* 
sieht,  dass  der  hier  in  Frage  stehende  Körper 
sich  wohl  in  den  Destillationsrückständen  des 
inmitten  der  Bosengärten  dargestellten  Oelef 
befinden  würde  und  nachweisen  lasse. 

Am  Schlüsse  seiner  Mittheilung  weist  Po/edb 
darauf  hin,  dass  der  noch  in  mehreren  anderen 
ätherischen  Oelen  gefundene  oder  bei  ihrer 
Darstellung  im  Destillat  auftretende  Aethyl- 
alkohol, wie  dies  Guteeit  bei  der  Darstellung 
der  ätherischen  Oele  der  Früchte  von  Hera- 
oleum  giganteum ,  Pastinaca  sativa  und  An- 
thrisctts  Cerefolium  nachgewiesen  hat,  wahr- 
scheinlich ähnlichen  Verhältnissen  seine  Ent- 
stehung verdanken  dürfte.  Th. 

Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  26,  3S. 

Methyl-  und  Aethylalkohol  als 
Lösungsmittel. 

C.  Ä.  Lobry  de  Bruyn  untersuchte  den 
Methyl-  und  Aethylalkohol  in  Bezug  auf  ihre 
Lösuugsfähigkeit  für  eine  Anzahl  chemischer 
Körper  und  stellte  fest,  dass  im  Allgemeinen 
Methylalkohol  zwischen  Wasser  und  Aethyl- 
alkohol steht.  Einige  Körper  indessen,  wie 
Salzsäure,  Quecksilberchlorid,  Nitroglycerin 
n.  s.  w.  lösen  sich  leichter  im  Methylalkohol 
als  in  Wasser  oder  in  Aethylalkohol.  Der 
Methylalkohol  besitzt  die  hohe  Fähigkeit, 
Krystallwasser  zu  ersetzen,  z.  B.  bei  CuCU, 
HgCl2,  C0SO4  und  anderen  Sulfaten.  Es 
wurden  auch  Verbindungen  von  folgender 
Constitution  erhalten: 

NiSO^  +  3HoO  +  3CH3OH. 

In  grossen  Mengen  werden  Salzhydrate  von 
den  Alkoholen 
(z.  B.  MgSO^  +  THoO  +  CHgOHbisöOpCt.) 

gelöst,  doch  setzen  diese  Lösungen  nach 
kürzerer  oder  längerer  Zeit  meist  ein  anderes 
Hydrat  wieder  ab.  Zusatz  von  Wasser  zum 
Alkohol  drückt  im  Allgemeinen  die  Löslich- 
keit herab.  Aus  der  grossen  Löslicbkeit  der 
Salzhydrate  folgert  Verfasser,  dass  diese 
Hydrate  als  solche  in  den  untersuchten  Lös- 
ungen enthalten  sind.  Th. 
Zeitschr.  f.  physikal.  Chem.  1892,  Nr.  10 
durch  Chem.-Ztg.  1893,  Eep.  Nr,  3,  S.  20. 


203 


üeber  die  Eigenschaften 
des  Natriumsuperoxyds, 

F.  Meyer  berichtete  in  der  Chemischen 
Gesellschaft  zu  Heidelberg  in  der  Sitzung 
vom  17.  Februar  1893  über  das  Natrium- 
superozjd  (Ph.  C.  33, 699),  welches  jetzt  zum 
billigen  Preise  von  4  Mark  pro  1  Kilo  in  den 
Handel  kommt. 

Mit  Wasser  entwickelt  Natriumsuperozyd 
uoter  Aufkochen  Sauerstoff.  Erhitzt  man  es 
mit  Kohlepulver,  so  geht  eine  äusserst  heftige 
Reaction  vor  sich ,  der  zufolge  das  Reagens- 
glas zerschmettert  wird.  Eisessig  reagirt 
unter  Feuererscheinung  und  Explosion,  auch 
Q^ycerin  wird,  wenn  es  wasserhaltig  ist,  mit 
Flamme  verbrannt.  Uebergiesst  man  Na- 
triumsuperozjd  im  Beagensrohre  mit  Bitter- 
mandelöl ,  so  findet  reichliche  Abscheidung 
FOD  Kohle  unter  glänzender  Feuererschein- 
ung und  Zerschmetterung  des  Gefasses  statt. 

Wird  Natriumsuperozyd  mit  einer  kleinen 
Menge  von  rothem  Phosphor  auf  dem  Amboss 
geschlagen ,  so  findet  ebenfalls  gewaltsame 
Verbrennung  statt.  Th, 

Ghem.'Ztg.  1893,  Nr.  18,  S.  305, 


Als  Ersatz  für  Lackmus 

^m^^Ml  Ludewig  in  Pharm.  Review  1893, 15 
eine  mit  verdünntem  Alkohol  im  Verhältniss 
1:10  hergestellte  Tinctur  der  Wurzel  von 
Perezia  microcephalia  (Ph.  C.  26,  520).  Die 
Tinctur  besitzt  eine  tiefrothe  Farbe ;  in  saurer 
Flüssigkeit  schlägt  dieselbe  in  Gelb  um,  Alkali 
stellt  die  ursprüngliche  Farbe  wieder  her.  «. 
Sehr  gross  scheint  die  Empfindlichkeit 
dieses  Indicators  nicht  zu  sein.    Ref. 


Nicht  explodirendes  Petroleum« 

In  dem  Produit  cbimiques  de  Belgique 
(nach  Condensed  extracts  from  the  latest 
pharm  journ.)  behauptet  Kirsch,  dass  man 
durch  Zusatz  einer  genügenden  (?)  Menge  des 
oachstehenden  (unsinnigen !  Ref.)  Gemenges 
zu  Petroleum  dasselbe  nicht  ezplodirbar 
machen  könne: 

Anilin  0,3 

Calciumsulfat  0,92 

Magnesinmsulfat  0,22 
Natriumbicarbonat  2,77 
Natriumchlorid  92,81 
Ammoniumchlorid  1,84 
Wasser  1,34.  b. 


Ctuillajahaltige  Seife. 

Bloch  in  Kopenhagen  hat  ein  deutsches 
Patent  auf  die  Herstellung  einer  quillaja- 
haltigen  Seife  erhalten.  Quillajarinde  mace- 
rirt  man  mit  destillirtem  Wasser,  behandelt 
den  Rückstand  unter  Dampfdruck  mit  sieden- 
dem Wasser,  unterwirft  den  hierbei  verbleiben- 
den Rückstand  der  Destillation  mit  hoch- 
gespanntem Dampf,  dampft  das  Gemisch  der 
bei  diesen  Operationen  gewonnenen  drei 
Flüssigkeiten  ein,  verseift  das  in  dem  £z- 
tracte  enthaltene  Harz  mit  Kali  oder  Natron 
und  mischt  darauf  das  Quillajapräparat  mit 
reinster  Kali-  oder  Natronseife.  Diese  Seife 
soll  zum  Reinigen  feiner  Stoffe  benutzt  wer- 
den.  Selbst  die  zartesten  Farben  werden  an- 
geblich durch  die  Seife  nicht  angegriffen.*) 

Th,  Nach  Chem.-Ztg,  1893,  Nr,  1,  S.  4. 

*)  Das  wird  ganz  darauf  ankommen,  ob  freies 
Alkali  vorbanden  ist  oder  nicht  Eed. 


Versilberungspulver, 

Zur  Versilberung  (sogen.  Kornversilberung) 
von  Scalen,  Zifferblättern  und  Kreistbeil- 
ungen  dient  ein  Gemisch  aus  1  Gewichtstheil 
Silberpulver,  3  Gewichtsth.  Cremor  tartari, 
6  Gewichtsth.  Kochsalz. 

Zuerst  wird  das  gut  getrocknete  Kochsalz 
mit  dem  Cremor  tartari  innig  verrieben.  Die 
Mischung  schüttet  man  auf  reines  weisses 
Papier  und  fügt  erst  jetzt  das  Silberpulver 
hinzu,  da  in  der  Reibschale  zu  viel  des  letz- 
teren an  der  rauhen  Wand  hängen  bleiben 
würde. 

Die  zu  versilbernde,  vorher  geschliffene 
und  eingelassene  Scala  wird  zunächst  mit 
Cremor  tartari  und  Wasser  abgewaschen  und 
dann  die  Versilberungsmasse  mit  Wasser 
durch  Reiben  mit  dem  Finger  aufgetragen, 
bis  die  gewünschte  Stärke  und  Weisse  der 
Silberschicht  erreicht  ist.  Darauf  wird  die 
Fläche  wieder  mit  Cremor  tartari  und  Wasser 
abgewaschen  und  gut  getrocknet.  —  Die 
Versilberung  kann  lackirt  werden  oder  auch 
ohne  Lacküberzug  bleiben;  sie  bleibt  im 
Gegensatz  zur  Versilberung  mit  Chlorsilber 
weiss. 

Das  Silberpulver  ist  in  drei  Körnungen, 
fein,  mittel  und  grob,  zu  verwenden,  je  nach 
der  Grösse  der  Versilberungsfläche.  Bezugs- 
quelle für  Silberpulver:  Birkner  &  Hartmann 
in  Nürnberg. 

Zeitschr.  f,  Instrum.- Kunde  1893 j  40, 


204 


Zur  Gewinnung  reinen  Silbers 
aus  Bückständen. 

Die  Ueberfübning  des  Silbers  in  den  Rück- 
ständen in  Cblorsiiber  erfolgt  in  der  bekannten 
Weise,  die  Reduction  des  Cblorsilbers  in  me- 
talliscbes  Silber  führt  Ä.  Fellner  in  folgender 
Weise  aus: 

Das  völlig  rein  ansgewascbene  Chlorsilber 
kommt  in  ein  Diaphragma  ans  porösem  Thon, 
wie  solche  au  galvanischen  Elementen  benutzt 
werden,  das  etwa  bis  aar  Hälfte  angefüllt  sein 
soll.  In  das  Chlorsilber  taucht  man  eine 
Platte  aus  Batteriekohle  und  füllt  bis  nahe 
zum  Rande  mit  Wasser,  dem  einige  Tropfen 
reiner  Salzsäure  zugesetzt  wurden.  DieThon- 
zelle  wird  nun  in  ein  GlasgefKss  gestellt, 
welches  eine  amalgamirte  Zinkplatte,  in  ver- 
dünnte Schwefelsäure  (1 :  20)  tauchend,  ent- 
hält. Wird  das  Zink  mit  der  Kohle  durch 
einen  Kupferdraht  verbunden,  so  erfolgt  die 
gewünschte  Reduction  durch  den  auftretenden 
galvanischen  Strom  leicht  and  anstandslos. 
Ist  der  ganze  Inhalt  der  Thonzelle  in  eine 
gleich  massig  graue  Masse  von  metallischem 
Silber  umgewandelt,  so  wird  dieses  gut  aus- 
gewaschen, getrocknet  und  geschmolzen  oder 
im  pulverigen  Zustande  auf  Höllenstein  ver 
arbeitet.  g, 

K  Erfind,  u.  Erfahrungen  1893,  53, 


Zur  Herstellung  von  Fastillen 

aus  starkreizenden  Stoffen  iat Kirchmann  eine 
neue  Herttellungsweise  patentirt  worden. 
Die  Arzneimittel  werden  warm  mit  concen- 
trirter  Qelatinelösung  emulgirt  und  die  in 
dünner  Schicht  ausgegossene  Gelatinemasse 


nach  dem  Erkalten  mittelst  eines  Pastillen- 
Stechers  ausgestochen;  diese Grelatinepastillen 
werden  mit  einer  Schicht  reiner  Gelatine- 
masse  überzogen ,  wodurch  der  Geruch  und 
Geschmack  der  Pastillen  nach  dem  Arznei- 
mittel möglichst  verdeckt  wird. 


8. 


Liqueur  de  Laville. 

Im  Anschluss  an  die  (Ph.  C.  34,  114)  ab- 
gedruckte Analyse  dieses  Mittels,  giebt  das 
Korresp.-Bl.  der  ärztl.  Kreis-  u.  Bez.-Yereine 
in  Sachsen  1893,  103  als  gebräuchliche 
Nachahmung  dieses  Liqueurs  in  den  Apothe- 
ken folgende  an: 

Chinini  sulfur.  0,10 

Eztr.  Colocjnth.  0,05 

Vin.  sem.  Colchici  3,00 
Tinct.  Veratri  virid.  12,00 
Spir.  dil.  12.00 

Vini  Portensis  ad    100,00. 
1  Theelöffel  voll  alle  8  Stunden  zu  neh- 
men, bis  reichlicher  Stuhlgang  erfolgt.       s. 

Ein  gegen  Hitze  widerstands- 
fähiger Kitt 

wird  nach  Thonind.-Ztg.  wie  folgt  zubereitet: 
Gebrannter  Kalk  wird  mit  Leinöl  zur  ge- 
wöhnlichen Kittdicke  verrührt.  Die  dehn- 
bare Masse  lässt  man  in  dünner  Schicht  an 
einem  Orte  trocknen,  wo  die  Sonnenstrahlen 
nicht  hinkommen;  sie  wird  dann  sehr  hart. 
Bei  Gebrauch  hält  man  den  Kitt  über  Feuer 
oder  den  Cylinder  einer  Lampe  und  kittet 
mit  dem  nun  wieder  weich  und  dehnbar  ge- 
wordenen Kitt  die  gesprungenen  Stücke  zu- 
sammen. 


BrlefwecbseL 


Apoth.  K.  fi.  ff'n  Bekes-Csaba.  Für  Bril- 
lant ine  zum  Einfetten  (Glänzendmachen)  des 
Barthaares  giebt  es  viele  Vorschriften.  Fflr 
gewöhnlich  besteht  die  Brillantine  aus  zwei 
sich  nicht  mischenden  FlGssigkeiten,  sie  mnss 
deshalb  vor  dem  Auftragen  mittelst  Bürste 
tüchtig  um  geschüttelt  werden.  Die  untere 
FlOssigkeitsschicht  besteht  aus  Oliven-  oder 
Mandelöl,  während  die  obere  Flüssigkeit  aus 
Spiritus,  Glycerin  und  einem  beliebigen  Parfüm 
besteht.  E,  Dieterich  schreibt  in  seinem  Ma- 
nual Gemische  von  RicinusOl  mit  Spiritus 
(und  Glycerin),  ätherischen  Gelen  und  einem 
kleinen  Zusatz  von  medicinischer  Seife  vor. 

Apoth,  A.  B«  in  D*  (Luxemburg).  Die  Zuclit 
essbarer  Pilze,  wie  Trüffel,  Steinpilz,  Champig- 


non, soll  lohnend  sein,  erfordert  aber  viel  Auf- 
merksamkeit bezüglich  der  Abhaltung  verschie- 
dener den  Pilzen  nachgehender  Inseäen.  Wen- 
den Sie  sich  an  die  Firma  Schmidt  (Blnmen- 
züchterei)  in  Erfurt. 

Apoth.  F.  H.  in  K.  Das  „nicht  giftige" 
BleiweisB  soll  Bleisuliat  sein. 

Dr.  M.  in  P«  Für  Sozojodolschnopf- 
pul  ver  eiebt  die  jene  Präparate  herstellende 
Fabrik  folgende  Vorschrift:  2Sinci  sozojodolici  7, 
MenthoU  1,  Sacchari  Lactis  92. 

Ajl^oth.  T.  in  A.  Dem  Theobrominlitbiam- 
Lithinm  benzoicum  wird  wohl  dieselbe  Wirk- 
ung zukommen  wie  der  entsprechenden  Salicyl- 
säure-Verbindung  (Ph.  C.  88,  88). 


V«rtof«r  bb4  vcrMiwortUtatr  BfdMtear  Dr.  ■•  Oelssler  ia  Prtsdsa. 


I 

Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschafUiche  und  geschäftliche  IntereHsen 

der   Pharmacie. 

Heraasgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierte li'flhrlich  2,50  Mark.    Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  P£    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietsohelstrasse  3,  I. 

Bedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredaotenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

MW.        Dresden,  den  13.  April  1893.  xiy"  jaLgi^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  ud  Pharnuiele:  Verwendung  von  Borazlttinng  bei  der  Acldlmetrie.  —  Zar  Entglftang«krafk 
des  Boden«.  —  Zar  Aaimlttelnng  de»  KohlenoxydgMes  im  Blate.  —  Ueber  da«  Santonin.  •>  Ueber  eine  wenig 
bekannte  Reaetion  aaf  Nitrite  and  ihre  Anwendung.  —  Zam  Naehweli  von  Oallenfarbstoifen  im  Harn.  —  Ueber 
Alkaptonbam.  —  Oleokreoiot  and  OleogmO^kol.  —  Ueber  die  wirksamen  Beetandtheile  Im  Rhlaoma  Filloli  mari«. 
—  Zar  Prüfung  de«  Eztractum  Cinohonae  liqaidam  de  Vr^.  ~  Tolypjrin  and  Antipjrin.  ~  Studien  Aber  die 
Gatuperefaa.  —  HlnweU.  —  Ueber  die  Alkaloide  der  Wursel  von  Oorydalls  eava  Sehwgg.  —  Thenpentlsehe 
HltthellaBgeH;  Ueber  die  erste  Behandlung  bei  Verbrennungen  und  Verbrühungen.  —  Hinweise.  —  VenekledeHe 
■tUlieilangeB  I  Eine  Methode,  Dauereulturen  von  Baoterien  hermetisch  eu  versohliessen.  —  Von  der  Cholera.  — 
Sin  Thermometer  fflr  niedrige  Temperataren.  —  Confetti  CostauEl,  eto.  etc.  —  BriefWAeMiel.  —  AiiMigeB. 


Cbemle  und  Pharmade. 


Verwendung  von  Boraxlösung  bei 
der  Acidimetrie. 

Von  TA.  Salzer, 

Rimhach  hat  kürzlich  gezeigt,  wie  man 
dareh  Neutralisation  von  BoraxlösuDg 
mittelst  Salzsäure  von  bekanntem  Gehalt 
das  Atomgewicht  des  Borax  sehr  genau 
bestiminen  kann;  hierdurch  wurde  ich 
daran  erinnert,  dass  ich  vor  nun  36  Jahren 
Mohr  den  Vorschlag  gemacht  hatte, 
Boraxlösung  als  Grundlage  der  Säure- 
messnng  zu  benutzen.  Die  leichte  Dar- 
stellbarkeit einer  Boraxlösung  von  genau 
gekannter  Stärke  und  deren  Unempfind- 
lichkeit  gegen  Kohlensäure  waren  wesent- 
liche Vorzüge  gegenüber  der  Normalkali- 
oder Natronlauge;  misslich  war  nur,  dass 
wegen  der  Schwerlöslichkeit  des  Borax 
die  Lösung  nicht  in  Normalstärke  (19proc. 
zu  1  L)  hergestellt  werden  konnte;  sie 
passte  also  nicht  in  das  System  zu  einer 
Zeit,  in  welcher  das  Feld  für  die  Maass- 
analyse erst  erobert  werden  musste. 

Etwas  störend  war  ferner,  dass  die 
Borsäure  nicht  ganz  ohne  Einfluss  auf 
Lackmus  ist,  indem  ihre  concentrixte  Lös- 


ung diesen  Farbstoff  ähnlich  wie  Kohlen- 
säure weinroth  färbt;  die  hierdurch  be- 
dingte Unsicherheit  kann  jedoch  voll- 
ständig dadurch  vermieden  werden,  dass 
die  Flüssigkeit  genügend  verdünnt  wird, 
indem  dann  der  Uebergang  von  zwiebel- 
roth  in  weinroth  oder  umgekehrt  un- 
verkennbar ist.  Joly  und  neuerdings 
Rimhach  haben  Methylorange  als  Indi- 
cator  empfohlen,  indem  dessen  Lösung 
bekanntlich  durch  freie  Mineralsäuren 
geröthet  wird ;  dies  hat  nun  nach  meinen 
vergleichenden  Versuchen  nur  bei  con- 
centrirten  Lösungen  einigen  Vorzug  vor 
Lackmus ;  hat  man  verdünntere  Lösungen, 
so  ist  Methylorange  weniger  empfindlich 
und  will  man  organische  Säuren  z.  B. 
Essigsäure,  Oxalsäure  titriren,  so  ist  es 
ganz  unbrauchbar. 

Hiernach  ist  zu  empfehlen,  eine  Zehn- 
tel-N  ormal -B  oraxl  ösung  als 
Grundlage  der  Acidimetrie  mit 
Lackm  US  als  Indicator  zu  verwenden: 
man  löst  19,1  g  chemisch  reinen  Borax 
zu  1  L  auf,  so  dass  1  ccm  dieser  Lösung 
Viouoo  g  ^^^'  ^i^^^  ein -basischen  Säure 
entspridit;  es  ist  nicht  zu  fürchten,  dass 


206 


dem  gewöhnlichen  prismatischen  Borax 
mit  10  Mol.  Wasser  auch  octaedriseher 
Borax  mit  nur  5  Mol.  Krystallwasser  bei- 
gemischt wäre,  weil  hierdurch  der  Fa- 
brikant sich  selbst  schädigen  würde. 
Um  ganz  sicher  zu  gehen,  kann  man  den 
Glühverlust  des  Borax  bestimmen  oder 
das  Salz  aus  der  3  fachen  Menge  heissen 
Wassers  umkrystallisiren. 

Um  dann  z.  B.  den  Gehalt  verdünnter 
£]ssigsäure  zu  prüfen,  wird  man  lOccm 
derselben  mit  Wasser  auf  100  ccm  ver- 
dünnen, davon  10  ccm  nochmals  auf  100  ccm 
verdünnen,  hiervon  25  ccm  mit  einigen 
Tropfen  empfindlicher  Lackmustinetur 
versetzen  und  so  lange  Zehntel -Normal- 
Boraxlösung  zufügen,  bis  die  zwiebel- 
rothe  Flüssigkeit  bläulich  roth  wird. 

Da  diese  25  ccm  verdünnter  Säure 
0,25  ccm  :=  0,26  g  Acidum  aceticum  dilu- 
tum  entsprechen,  also  0,078  g  C2H4O2 
enthalten  sollen,  so  müssen  hierzu 

?foo«()  ^  ^^'^  ^^^  Boraxlösung  gebraucht 

werden.  (Ein  Tropfen  Zehntel- Normal- 
säure muss  die  zwiebelrothe  Farbe  wieder 
herstellen.) 

In  ähnlicher  Weise  ist  der  Gehalt 
anderer  Säuren  zu  bestimmen;  Auf- 
lösungen von  Weinsäure  oder  Citronen- 
säure  sind  jedoch  mit  Boraxlösung  nicht 
messbar;  hier  erhält  man  zu  niedrige 
Worthe,  weil  die  frei  werdende  Borsäure 
mit  jener  Säure  Borylsäure  bildet. 

* 

Nachschrift.  Die  Bestimmung  der 
freien  Weinsäure  ist  doch  auch  mittelst 
Boraxlösung  ausführbar;  ich  war  dadurch 
irre  geführt  worden,  dass  man  hier  nicht 
umgekehrt  titriren  darf  und  dass  0,2 
meines  Weinsteins  (Ph.  G.  III)  statt 
10,6  ccm  stets  nur  10,3  bis  10,4  ccm 
Boraxlösung  zur  Sättigung  bedurften. 
Zehntel -Normalkali  gab  jedoch  dieselbe 
unrichtige  Zahl,  so  dass  die  Vermuthung 
nahe  liegt,  dass  der  betreffende  Wein- 
stein rubidiumhaltig  ist  (ich  darf  hier 
wohl  daran  erinnern,  dass  ich  seiner  Zeit 
im  Alaun  des  Handels  recht  bedeutende 
Mengen  Rubidium  fand). 


Zur  Entgiftungskraft  des  Bodens. 

Von  ür.  K.  0«o-Berlin. 

In  Nr.  9  der  Pharm  aceutischen  Cen- 
tralhalle  vom  ä.  März  1893  sagt  der 
Herr  Verfasser  des  Artikels  „Selbst- 
reinigung oder  Entgiftung  im  Boden" 
auf  Seite  124  Folgendes: 

„Allerdings  hat  diese  Absorption  etwas 
Räthselbaftes,  WiderspTUchsvolles.  Dies  zeigen 
die  Falk-OMschen  Versuche  auch  sonst.  So 
ffing  beispielsweise  nach  einem  Berichte  in  Nr.  5 
des  14.  Jahrganges  der  „Deutschen  Medicinal- 
Zeitung"  vom  16.  Januar  1893  (S.  57)  eine 
1  proc.  wässerige  Strychninsnlfatlösung  unent- 
giftet  durch  ein  keimdichtes  Berktfeld'sches 
Kieseiguhrfilter.  Dagegen  wurde  von  derselben 
Infusorienerde  im  angebrannten  Zastande,  obwohl 
sie  fast  als  keimfrei  zu  bezeichnen  war,  die 
nämliche  Lösung,  wenn  auch  schwach,  entgiftet 
Die  Bepflanzung  schien  die  entgiftende  Kraft 
des  Bodens  zu  steigern,  doch  waren  die  be* 
zfiglichen  Versuche  nicht  recht  beweisend,  da 
Strychnin  höhere  Pflanzen  tödtet/* 

Zu  diesen  Ausführungen  des  Herrn 
Verfassers  möchte  ich  mir  zur  weiteren 
Klarlegung  der  Sache  einige  Bemerk- 
ungen erlauben,  um  so  mehr  als  die 
betreffenden  Versuche  in  ihren  Einzel- 
heiten erst  spater  veröffentlicht  werden 
können. 

1.  Die  Unterschiede  in  den  Ergeb- 
nissen bei  der  Verwendung  gebrannter 
(Berkefeld' scher  Kieseiguhrfilter)  und  un- 
gebrannter Infusorienerde  beruhen  vor 
Allem  darauf,  dass  es  sich  bei  ersterem 
um  einmalige  Filtration  grösserer 
Mengen  von  Alkaloid- Lösung  handelte, 
analog  den  Weytaehen  Versuchen  mit 
b  ac  t  erie  nhal  t  i  ge  n  Lösungen,  während 
bei  den  Versuchen  .mit  ungebrannten 
roher  Infusorienerde  eine  fortgesetzte, 
tägliche  Berieselung  mit  Strychninsulfat- 
Lösungen  genau  in  derselben  Weise 
angewandt  wurde,  wie  bei  den  früheren 
Versuchen  mit  Sand-  und  Humusboden. 

2.  Die  die  Entgiftung  fördernde  Wirk- 
ung der  Bodenbepfianzung,  zeigte  sieh 
deutlich  sowohl  bei  Phanerogamen 
als  auch  bei  Krjptogamen;  bei  letzteren 
allerdings  nach  den  vorliegenden  Ver- 
suchen in  erhöhterem  Grade. 

Wenn  der  Herr  Verfasser  weiter  sagt: 
„doch  waren  die  bezüglichen  Versuche 
nicht  recht  beweisend,  da  Strychnin 
höhere  Pflanzen  tödtet",  so  ist  die 
letztere    Hälfte    dieses   Satzes    vielleicht 


207 


seine  eigene  Ansicht.  Denn  zunächst 
^ehi  doch  daraus,  dass  die  betreffende 
Pflanze  (Lepidinra  sativum  L,)  nach 
täglichem  Aufgiessen  der  Strychnin- 
s  0 1  f  a  t  -  Lösung  bald  eingegangen  ist, 
noch  lange  nicht  hervor,  dass  dies  in 
Folge  der  Strychnin -Wirkung  ge- 
schehen ist.  Die  später  ausnihrlich  zu 
veröffentlichenden  Versuche  werden  es 
ganz  deutlieh  zeigen,  dass  höhere 
Pflanzen,  z.B.  Phaseolus  vulgaris, 
unter  sonstigen  normalen  Verhältnissen 
ganz  bedeutende  Mengen  von  Strychnin- 
Verbindungen  vertragen  können;  die 
Pflanzen  keimen  im  Boden  nicht  bloss 
beim  täglichen  Begiessen  mit  solchen 
Alkaloid- Lösungen,  sondern  entwickeln 
sieh  fast  ebenso  üppig,  wie  unter  nor- 
malen Bedingungen  gezogene.  In  jedem 
Falle  brachten  sie  es  zu  reichlicher 
Frucht-  und  Samenbildung. 

Schliesslich  sei  noch  hervorgehoben, 
dass  unsere  Versuche  Fortsetzungen  einer 
Reihe  von  Untersuchungen  sind,  die  F. 
Falk  bereits  im  Jahre  1876  begonnen 
und  veröffentlicht  hat.  Derselbe  prüfte 
damals  namentlich  auch  das  Schicksal 
von  Ferment -Lösungen  im  Boden,  da 
Viele  der  Ansicht  zuneigen,  dass  die 
Wirkung  der  Intectionsgifie  auf  Erzeug- 
ung fermentativer  Umwandlungen  im 
Organismus  beruhe. 

Zur  Ausmittelung  des  Kohlen- 
oxydgases  im  Blate 

bat  Landois  im  Greifswalder  Medicin.  Verein 
ein  Verfabren  bekannt  gegeben ,  welches  vor 
den  gebräuchlichen  Methoden  sich  durch 
Dentlicbkeit  und  Einfachheit  auszeichnet. 

3  ccm  Kohlenoxjdblot  werden  mit  100  ccm 
ctestillirtem  Wasser  und  mit  einigen  Tropfen 
Kalilauge  alkalisch  gemacht,  dann  einige 
Tropfen  einer  wftsserigen  PyrogaUoIIösung 
hinzugefügt y  einmal  umgeschüttelt,  das 
QetiBB  Yöllig  gefüllt  und  vor  Lufteintritt 
▼erschlossen  hingestellt.  Kohlenozjdblut  be- 
halt bei  dieser  Behandlang  seine  lebhaft 
rothe  Färbung,  während  eine  zar  Controle 
ebenso  bebandelte  Probe  normalen  Blutes 
missfarbig  braon  wird,  indem  das  Pyrogallol 
den  Sauerstoff  absorbirt  und  eine  braune 
Färbung  erzeagt.  s. 

Deutsi^e  Mtd.-Ztg.  1S93,  256. 


Ueber  das  Santonin. 

Von  Joseph  Klein  in  Darmstadt. 

Unsere  Kcnntniss  von  der  Constitution  des 
Santonins  liegt  noch  in  den  ersten  Anfängen. 
Von  italienischen  Chemikern  ist  das  Santonin 
bisher  einer  grossen  Zahl  von  Licht-  und 
Hitzreactionen  unterworfen  worden,  durch 
welche  eine  Anzahl  von  Modificationen  ge- 
wisser Grundformen  gewonnen  worden  ist, 
die  meist  als  Iso-,  Meta-  und  Paraverbind- 
ungen  unterschieden  werden.  Das  einzig 
Wesentliche,  was  sich  auf  die  chemische 
Natur  des  Santonins  bezieht,  war  ans  den 
älteren  Untersuchungen :  1.  dass  das  Santo- 
nin ein  Lacton  ist,  mit  Basen  die  Salze  der 
Santoninsäure  bildet,  und  dass  letztere  unter 
Abgabe  eines  Moleküls  Wasser  das  Santonin 
wieder  zurückbildet;  2.  dass  das  Santonin 
sich  mit  Ilydrozylamin  und  Phenylhydrazin 
vereinigt  und  demnach  eine  Ketongruppe 
enthält;  3.  dass  das  Santonin  Ci5H|gOg  durch 
Jodwasserstoffsäure  zu  santoniger  Säure 
C15H20O3  reducirt  wird,  welche  die  Keton- 
gruppe nicht  mehr  enthält,  dagegen  eine 
secundäre  Alkoholgruppe,  und  dass  die  san- 
tonige  Säure  auch  kein  Lacton  liefert; 
4.  dass  die  santonige  Säure  durch  Einwirk- 
ung der  Wärme  in  Propionsäur/D  und  Bi- 
hydrodimethylnaphthol  gespalten  wird  ent- 
sprechend der  Gleichung 

und  dass  das  Bihydrodlmethylnaphtol  unter 
Wasserabspaltung  in  Dimethylnaphta- 
lin  verwandelt  wird;  5.  dass  die  santonige 
Säure  beim  Eihitzen  mit  Barythydrat  im 
Bleibade  Dimethylnaphtol  abspaltet  nach  der 
Gleichung: 

C10H20O3  =  C19H12O  +  CO2  +  2  CH4, 
und  dass  die  santonige  Säure  beim  Destil- 
liren über  Zinkstaub  Dimethylnaphtalin  und 
Propylen  bildet. 

Auf  Grund  dieser  Thatsachen  hat  es  Can^ 
nizearo  versucht,  sowohl  für  das  Santonin, 
wie  auch  für  die  santonige  Säure  Formeln 
aufzustellen.  Unter  Zugrundelegung  der 
neuesten  Arbeiten  von  Oucci  und  Grassi- 
Cristaldi  über  diesen  Gegenstand,  welche 
ergeben  haben,  dass  in  dem  cyklischen  Rem 
des  Santonins  zwei  Methylgruppen  in  Para- 
Stellung  stehen,  und  dass  die  Carbozylgruppe 
der  Santoninsäure  mit  einem  der  beiden 
Kohlenstoffatome  verbunden  ist,  welche  in 
dem    Aethyldimethylnaphtalin    die    Aethyl- 


208 


grappe  aasmachen,  kann  man  die  empirische 
Formel  des  Santonins  wie  folgt  ausdrücken : 

CiiHi2(CH3)2,^0  ^ 

Klein  hat  nun  versucht,  die  Frage  nach 
der  Constitution  des  Santoninmoleküls  weiter 
zn  verfolgen  und  veröffentlicht  im  Arch.  d. 
Pharm.  1892,  Nr.  7,  S.  499  die  ersten  Resul- 
tate seiner  Arbeit. 

Berücksichtigt  man,  dass  aus  der  santoni- 
gen  Säure  bei  der  Bildung  von  Naphtalin- 
verbindungen  stets  drei  Kohlenstoffatome 
entweder  je  für  sich  oder  gemeinschaftlich  (als 
Kohlensäure  -}-  Methan  oder  als  Propionsäure) 
abspalten,  dass  diese  Kohlenstoffatome  dem- 
nach vielleicht  in  der  Beziehung  von  Iso- 
propjl  zu  einander  stehen  werden ,  dass  die 
Anzahl  der  Kohlenstoffatome  15  beträgt,  und 
dass  in  dem  Wurmsamen  neben  Santonin 
gleichzeitig  Cineol  auftritt,  dann  kommt  man 
zu  der  Ansicht,  dass  das  Santonin  in 
naher  Beziehung  zu  den  Terpenen 
steht.  Vielleicht  ist  das  Santonin  das  Lac- 
ton  der  Säure  einer  eigenth  um  liehen  Kam- 
pherart ,  als  das  Lacton  einer  Ketoozyhexa- 
hydrodimethylnaphtalinpropionsäure  aufzu- 
fassen. 

Der  von  Klein  eingeschlagene  Weg  der 
Untersuchung  bezweckt  zunächst,  das  Ver- 
halten des  Santonins  gegen  Reduotionsmittel, 
Phosphorpentachlond,  Brom,  Halogenwasser- 
stoffsäure festzustellen. 

Klein  hält  es  für  nothwendig,  für  die  San- 
toninabkömmlinge ,  wie  sie  seine  Untersuch- 
ung ergeben  hat,  neue  Namen  einzuführen. 
Klein  geht  hierbei  von  dem  Kohlenwasserstoff 
^15^24  ^^')  welchen  er  Santogenen  nennt, 
so  dass  die  Santoninsäure  C^5H2o04  als  Keto- 
oxjsantogenen säure  oder  Ozohjdrozysanto- 
genensäure  und  das  Santonin  C25H|g03  als 
Ketosantogenenlacton  oder  Ozosantogenen- 
lacton  erscheint. 

Bei  der  Reduction  des  Santonins  mit  Na- 
trium in  alkoholischer  Lösung  wurde  Di- 
ozysantogenensäure 

W3"i8^ö|C00H 
vom   Schmelzpunkt   162  bis  164^  erhalten. 
Die  Reduction  des  Santonins  mit  Jodwasser- 
Btoffsäure  lieferte  Ozysantogenensäure 

ICH 

die  Reduction  mit  Zink  und  Essigsäure  das 


a-Santogenendi lacton  (C^sHigO^)^  vom 
Schmelzpunkt  200  bis  201^.  Durch  Zusatz 
von  Säuren  zur  alkalischen  Lösung  dieses 
Lactons  bildet  sich  ein  isomeres,  das 
/9-Santogenendilaoton  vom  Schmelz- 
punkt 260  bis  2610. 

Das  Auftreten  dieser  beiden  isomeren  Lac- 
tone  legt  die  Frage  nach  der  Ursache  der 
Verschiedenheit  nahe,  und  es  bleibt  zunächst 
die  Wahl  zwischen  der  Annahme  zweier 
stereomeren  Formeln  im  Sinne  von  Fumar- 
und  Maleinsäure  oder  der  Annahme  eines 
lactidartigen  Lactons,  was  Klein  für  wahr- 
scheinlicher hält,  so  dass  dem  «-  und /9- Lacton 
folgende  empirische  Formeln  zukommen 
könnten : 


ff. Lacton 
0 


iCuHisCO 
ICuHigCO 


/9-Lacton 
0  jCi^H^g  I  CO 


OC(Ci4Hi8)o 


In  Fortsetzung  seiner  Versuehe  hat  Klein 
(Arch.  d.  Pharm.  1892,  Nr.  9,  S.  675)  das  Ver- 
halten des  Santonins  gegenüber  Brom  und 
Chlorwasserstoffsäure  erörtert ,  womit  die 
Frage  nach  dem  Sättigungsgrad  der  Kohlen- 
stoffatome verbunden  ist.  Denn  unter  der 
Voraussetzung,  dass  das  Santonin  ein  Di- 
methylnaphtalin  -  Abkömmling  ist ,  ergeben 
sich  für  den  hydrirten  Dimethylnaphtalin- 
kern  des  Santonins  16  Wasserstoffatome, 
während  auf  den  vollständig  hydrirten  Kern 
20  gerechnet  werden  müssen. 

Aus  seinen  Untersuchungsergebnissen  leitet 
Klein  die  Thatsache  ab,  dass  die  theoreti- 
schen Betrachtungen ,  nach  welchen  das  San- 
tonin verwandtschaftliche  Beziehungen  zu 
den  Terpenen  besitzen  müsse,  sich  bestäti- 
gen. Das  Santonin  ist  also  kein  hydrirtes 
Naphtalinderivat  und  die  von  CcLwniegaro^ 
sowie  Qucci  und  Cra^i-Cfistaldi  aufgestell- 
ten Formeln,  welche  dem  Santonin  zwei 
Aethylenverbindungen  im  Kerne  geben,  sind 
unrichtig. 

Das  Santogenen,  der  Kohlenwasserstoff, 
von  welchem  sich  das  Santonin  ableitet,  ge- 
hört zu  einer  bis  jetzt  noch  nicht  bekannten 
Kategorie  von  Terpenen,  welche  Klein 
Naphtaterpene  nennt.  Auch  das  Alantolacton 
(Helenin)  wird  zu  denselben  gehören. 

Als    nächste  Aufgabe   möchte  Klein    die 


209 


Frage  sur  Entscheidnog  bringen,  ob  die  die 
Ketonnatur  des  Santonios  bedingende  Car- 
bonylgrnppe  im  Kern  oder  in  der  Seitenkette 
enthalten  ist. 

In  einer  dritten  Abhandlung  will  Klein 
dann  darznlegen  yersuchen,  dass  das  Santonin 
entgegen  der  Aaffiusuog  Cannuearo\  sowie 
Oucd^s  nnd  OrasBi-CnstaUliu  das  Lacton 
einer  Ozy-a-Ketonsäure  von  der  empirischen 


Formel 


ist. 


^13^18^-0 


CO 


0 


Th. 


üeber  eine  wenig  bekannte 

Reaction  auf  Nitrite  und 

ihre  Anwendung. 

Schäffer  beobachtete  beim  Vermischen 
einer  sehr  verdünnten  Lösung  von  Kalium- 
nitrit  mit  einigen  Tropfen  Ferrocjankaliam- 
losnng  nnd  wenig  Essigsäure  eine  intensive 
Qelbf&rbung.  Die  Natur  dieser  Reaction  ist 
indess  yon  Schäffer  n\c\kt  erforscht,  sondern 
erst  jetzt  von  Ch,  M.  v.  Devenier  klar  gelegt 
worden.  Letzterer  berichtet  darSber  in  den 
Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  26,  589  wie  folgt: 

Die  Reaction  besteht  in  nichts  Anderem 
als  in  der  Oxydation  von  gelbem  zu  rothem 
Blntlangensalz  durch  salpetrige  Säure, 
welche  auch  in  der  R  alte  glatt  ver- 
läuft, unter  Nebenbildung  von 
Stickoijd  im  Sinne  der  Gleichung: 

2  K^PeCye  +  2  HNOj  +  2  CHaCOOH  = 

KgFejCyi,  +  2  CH^COOK  +  2  NO  +  2  H^O 

1  Mol.  Ferrocjankalium  entspricht  also 
einem  Molekfil  salpetriger  Säure,  und  der 
Oesammtstickstoff  wird  in  Stickoxyd  fiber- 
gefnhrt.  Die  Zersetzung  erfolgt  quantitativ. 

Man  kann  daher  diese  Reaction  sehr  gut 
zur  Darstellung  des  Stickozyds  benutien. 
Da  aber  femer  die  Gegenwart  von  Nitraten 
ganz  ohne  Einflnss  auf  die  Nitritreaction  ist, 
so  bietet  snfolge  obiger  Reaction  die  Stick- 
ozjdentwickelung  ein  sehr  schönes  Mittel  dar, 
um  bei  nicht  zu  geringer  Concentration  die 
Nitrite  in  der  Kälte  neben  Nitraten  qualita- 
tiv nachsuweisen. 

Man  kann  aber  auch  quantitativ  Nitrite  in 
Losungen  bestimmen,  welche  nicht  zu  ver- 
dünnt sind,  indem  man  das  Stickozyd  misst, 
das  durch  die  Einwirkung  von  Ferrocyan- 
kalinm  und  Essigsäure  in  Freiheit  gesetzt 
wird.  Th, 


Zum  Nachweis 
von  Gktllenfarbstoffen  im  Harn. 

Einen  recht  bemerkenswerthen  Aufsatz  hat 
H.  Eosin  in  der  Beri.  Klin.  Woch.  XXX,  5, 
106  veröffentlicht,  welcher  über  den  Nachweis 
von  Gallenfarbstoffen  in  dem  Harn  handelt. 

Die  bekannte  Reaction  auf  Gallenfarbstoffe 
von  Tiedemann-Omelin  i),  welche  auf  Zusatz 
von  rauchender  Salpetersäure  die  bekannten 
Farbenringe  erscheinen  lässt,  ist  manchmal  un- 
zuverlässig, was  auch  durch  den  verbessernden 
Vorschlag  Yon  Fleischt  ,^)  anstatt  rauchende 
Salpetersäure  salpetrigsaures  Kalium  und 
Schwefelsäure  anzuwenden,  nicht  geändert 
wird.  Recht  gut  hat  sich  die  Modification 
von  0.  Bosehbach^)  bewährt,  welcher  eine 
gewisse  Quantität  des  zu  untersuchenden 
Harnes  filtrirt  und  das  noch  feuchte  Filter 
mit  einem  Tropfen  Salpetersäure  befeuchtet, 
der  eine  Spur  rauchender  Salpetersäure  zu- 
gesetzt ist. 

Die  Reaction  selbst  beruht  auf  einer  all- 
mählichen Oxydation  des  gelben  Gallenfarb- 
stoffes, des  Bilirubins,  zu  Körpern,  von  denen 
sich  jeder  durch  eine  besondere  Färbung  aus- 
zeichnet. An  Stelle  der  Satpetersäure  können 
mit  gleichem  Erfolg  auch  andere  Oxydations- 
mittel angewendet  werden,  z.  B.  Chromsäure, 
Eisenchlorid,  Diazobenzolsulfosäure ,  Chlor, 
Brom,  Jod.  Diese  Reagentien  weisen  zum 
Theil  eine  geringere  Fähigkeit  auf,  oxydirende 
Wirkungen  auszuüben,  so  dass  bei  Anwend- 
ung derselben,  z.  B.  des  Jodes,  zuerst  die 
nächst  höhere  Oxydationsstufe  des  Bilirubins, 
das  grün  erscheinende  Biliverdin  gebildet 
wird.  Schon  Marichal  hat  letztere  Thatsache 
zum  Nachweis  der  Gallenfarbstoffe  benutzt, 
indem  er  dem  zu  untersuchenden  Harn  ein 
paar  Tropfen  officinelle  Jodtinctur  zusetzte, 
um  die  grüne  Färbung  hervorzurufen.  Smühf 
auf  den  Werth  dieser  Reaction  hinweisend, 
schlug  1876  vor,  anstatt  zu  mischen,  2  bis 
3  Tropfen  Jodtinctur  vorsichtig  über  den 
Harn  fliessen  zu  lassen.  Trotz  anerkannter 
Brauchbarkeit  dieser  Methode  hatte  sich  die- 
selbe in  Deutschland  wenig  Eingang  zu  ver- 
schaffen gewusst;  Gerhardt  schlug  1881  vor, 
einen  Chloroformauszug  des  ikterischen 
Harns  mit  ganz  dünner  Jodjodkalilösung  zu 
schütteln,  wobei  nur  so  wenig  Jod  verwendet 


»)  Ph.  C.  86,  402. 
«)  Ph.  C.  20,  402. 
»)  Ph.  C.  «6,  407. 


210 


werden  darf,  duss  sich  das  Chloroform  kaum 
roth  färbt;  setzt  man  etwas  Kalilauge  hinzu, 
so  entfärbt  sich  das  Chloroform  und  die  Kali- 
lauge wird  grün. 

Seit  geraumer  Zeit  hat  der  Verfasser  auf 
Grund  dieser  Versuche  die  Jodmethode  in  der 
Weise  modificirt,  dass  man  mit  äusserster 
Schärfe  und  Empfindlichkeit  sehr  geringe 
Mengen  von  Gallenfarbstoff  nachweisen  kann. 
Er  giebt  folgende  Vorschrift  an : 

Aus  10  ccm  Jodtinctur  und  100  ccm 
Spiritus  wird  eine  verdünnte  Jodtinctur  her- 
gestellt, welche  etwa  die  Farbe  des  Portweins 
hat.  Man  füllt  nun  etwas  von  dem  zu  unter- 
suchenden Harn  in  ein  Reagensglas  und  giesst 
etwa  2  bis  3  ccm  verdünnte  Jodtinctur  so 
vorsichtig  in  das  ganz  schräg  ge- 
haltene Reagensglas,  welches  den 
Harn  enthält,  dass  die  verdünnte 
Jodtinctur  den  Harn  überschichtet. 
Sofort  oder  nach  einer  Minute  tritt  an  der 
Grenzschicht  zwischen  Harn  und  Jodtinctur 
ein  grasgrüner  Ring  auf,  welcher  sich 
längere  Zeit,  oft  stundenlang  hält.  Wenn 
der  Harn  keinen  Gallenfarbstoff  enthält,  so 
tritt  an  der  Grenze  nur  eine  einfache  Ent 
färbang  des  gelben  Harnfarbstoffes  ein,  so  dass 
sich  dort  ein  hellgelber  oder  fast  farbloser 
Ring  bildet.  S. 

üeber  Alkaptonham. 

Garnier  und  Toirin  berichten  über  einen 
Fall  von  Alkaptonnrie,  worüber  wir  nach 
der  Deutsch.  Med.- Ztg.  1893,  88  das  Nach- 
stehende zurKenntniss  unserer  Leser  bringen. 

DasAlkapton,  welches  sich  in  seinem 
ReductionsvermÖgen  und  noch  anderen  Re- 
actionen  ganz  wie  Zucker  verhält,  aber  keine 
Wirkung  auf  den  polarisirten  Lichtstrahl  aus- 
übt, wurde  zuerst  1859  von  Bödecker  und 
nach  ihm  von  verschiedenen  anderen  For- 
schern im  Harn  gefunden  und  wird  von  Wol- 
hoio  und  Baumann  als  Homogentisin- 
säure  CeH3(HO)2  .  CH^  .  COOH,  eine  sich 
vom  Hjdrocbinon  ableitende  Verbindung  an- 
gesehen. 

Der  Alkaptonham  zeigt  viel  Ueberein- 
stimmung  mit  Zuckerharn,  aber  auch  einige 
augenfällige  Unterschiede  davon;  Ammoniak, 
Natriumcarbonat,  Kalilauge  veranlassen  im 
Alkaptonham  bereits  in  der  Kälte  schnell 
eine  Braunfarbung ;  ammoniakalische  Silber- 
lösung und  alkalische  Kupferlösung  werden 
ebenfalls  schon  in  der  Kälte  reducirt.   MiU 


lon*a  Reagens  giebt  erst  Gelbfärbung,  dann 
einen  gelben,  beim  Erhitzen  siegelrotheD 
Niederschlag  (ein  besonderes  Cbarakteristionm 
des  Hjdrochinons) ,  Eisenohlorid  bewirkt 
Blaufärbung.  Alkoholische  Gährung 
zeigt  der  Alkaptonham  aber  nicht,  und  er 
behält  sein  ReductionsvermÖgen  für 
alkalische  Kupferlösnng  auch  naeh 
der  Einwirkung  von  Bierhefe.  Aach 
ergiebt  die  Prüfung  mit  demPolari8atioDS• 
a  p  p  a  r  a  t  ein  völlig  inactivet  Verhalten 
des  Alkaptons. 

Eine  Verwechselung  der  Alkaptonnrie, 
deren  Aetiologie  noch  völlig  dunkel  ist,  mit 
der  Zuckerharnruhr  ist  also  völlig  auage- 
schiossen.  *«. 


Oleokreosot  und  OleoguajakoL 

Ersterer  Körper,  der  auch  als  OeUäure- 
Kreosotester  bezeichnet  wird,  bildet  sich 
nach  DieMt  wenn  Oelsäure  und  Kreosot  in 
molekularen  Mengen  zusammengebracht  und 
mit  Phosphortrichlorid  behandelt  werden. 
Die  Reaction  beginnt  bereits  bei  25^,  man 
erhitzt  aber  das  Gemenge  im  Oelbade  auf 
135^  bis  die  anfangs  stürmische  Reaction 
beendet  ist.  Der  gebildete,  obenau£Mh wim- 
mende Ester  wird  von  der  darunter  stehenden 
Schicht  getrennt,  mehrmals  mit  Wasser  und 
mit  Sodalösung  gewaschen  und  mit  ent- 
wässertem Natriumsulfat  getrocknet.  Das 
Oleokreosot  bildet  eine  gelbliche  Flüssigkeit 
von  kreosotartigem  Geschmack,  Jedoch  ohne 
ätzende  Wirkung  auf  die  Zange;  das  specifiecbe 
Gewicht  beträgt  0,9501  bei  lö^'.  Das  Oleo- 
kreosot ist  völlig  nnlöslioh  in  Wasser,  wenig 
löslich  in  90  proc  Alkohol,  leicht  löslich  in 
absolutem  Alkohol,  in  allen  Verhältnissen 
mischbar  mit  fetten  Gelen,  Aether,  Bensol, 
Chloroform,  Terpentinöl,  Schwefelkohlenstoff. 
Mit  Hilfe  von  Gummi  oder  Eigelb  läset  sich 
das  Oleokreosot  sehr  leicht  mit  Wasser  emul- 
giren,  und  die  Form  der  Emulsion  ist  auch 
als  Arzneiform  am  empfehlenswerthesten. 

Durch  Einwirkung  von  Alkalien  wird  das 
Oleokreosot  gespalten,  dasselbe  geschieht  im 
Darm.  Aus  Versuchen  von  Prevast  (Revue 
m^dicale  de  la  suisse  romandie  1893,  Nr.  2) 
geht  hervor,  dass  das  Oleokreosot,  in  den 
Magen  gebracht  oder  unter  die  Haut  gespritzt, 
selbst  in  solchen  Gaben  ungefährlich  ist,  in 
denen  Kreosot  oderGuiyakal  in  öliger  Lösung 
giftig  wirken. 


211 


In  Sholicher  Weite  bat  DieJU  auch  ein 
Oleogaajakoi  dargestellt,  welches  sich 
Dach  PrevosfB  Versuchen  in  therapeutischer 
Hinsicht  wie  das  Oleokreosot  verhält. 

Die  Fabrikation  dieser  neuen  ÄrzneikÖrper 
hat  die  Firma  F,  von  Heyden'n  Nachfolger  in 
fiadebeul  übernommen  and  das  „Verfahren 
zur  Darstellung  von  Estern  der  Oelsfiure  oder 
dtearinsfiore  mit  Ouajakol  und  dergl/'  sum 
Patent  angemeldet.  s. 


Ueber  die  wirksamen  Bestand- 
theile  im  Rhizoma  Filicis  maris. 

Paulsson  (Ph.C.  33,  204)  hat  die  Meinung 
ausgesprochen,  dass  die  amorphe  Filixsäure 
das  einzig  wirksame  Princip  des  Filixextractes 
sei,  während  die  beim  Stehen  des  Eztractes 
Irnftretenden  krystallinischen  Ausscheidungen 
?on  Piliein,  d.  h.  Filizsftureanbydrid,  unwirk- 
sam sind,  dagegen  ausgesprochene  Gift  wirk 
ung  besitsen,  weshalb  er  empfiehlt,  diese 
Sftnre  ja  nicht  mit  fettem  Gele  zusammen 
einzugeben ,  da  dieses  dieselbe  löse  und  da- 
durch ihrer  Retorbirbarkeit  und  der  Entfalt- 
ung ihrer  Giftwirkung  wesentlichen  Vorschub 
leiste.  Da  Sehmiedeberg  diese  Ansicht  theilt, 
wird  man  wohl  in  Bälde  nicht  nur  kein  Rici- 
nusdl  mehr  sor  Kur  verwenden,  sondern  sich 
auch  bemfihen ,  die  6  bis  8  pCt.  der  Droge 
betragende  Menge  fetten  Oeles,  welches  sich 
auch  in  dem  Eztracte  findet,  sorgfältig  zu 
entfernen.  Mit  dem  fetten  Oele  würde  man 
aber  auch  das  ätherische  Oel  mit  be- 
seitigen, welches  sich  zu  0,4  pCt.  in  der  Droge 
findet  ond  nach  Koberf*  Ansicht  an  der 
wnrmwidrigen  Wirkung  wesentlich  mit  An- 
theil  hat. 

Robert  yertritt  die  Ansicht,  dass  „in  dem 
Bbisoma  Filicis  keineswegs  die  Filixsäure  das 
einzig  wirksame  Princip  ist,  dass  vielmehr 
die  wnrm widrige  Wirkung  dieses  Rhizoms 
and  des  daraus  dargestellten  Extraetes  mit 
bedingt  wird  durch  das  ätherische  Oel,  das 
vermittelst  dee  fetten  Filizöles  ein  inniges 
Qemisch  oder  gar  eine  lockere  chemische 
Verbindung  mit  der  Filixsäure  bildet.  Gerade 
in  dieser  Form  wird  das  Gemisch  im  Darm 
rasch  eranlgirt,  umspfilt  allseitig  die  Band- 
würmer nnd  lähmt  sie^  so  dass  ein  rechtzeitig 
oachgeeehicktes  Abführmittel  sie  abfährt."* 

Freymdl,  eingesendeter  Sonderabdruck 
au$  Pharm,  Poei  1892,  Veeembei-, 


Zur  Prttfang  des  Extraotum 
Cinchonae  liquidum  de  Vrij. 

Bekanntlich  hat  der  niederländische  Chino- 
loge  Dr.  deVrij,  der  dort  zuerst  zur  richtigen 
Darstellung  des  flüssigen  Eztractes  aus  culti- 
▼irter  ostindischer  Succirubrarinde  anregte, 
nur  dasjenige  als  das  richtige,  woran  er 
seinen  Namen  verknOpfte,  anerkannt,  das  in 
Vacuo  bereitet  ist,  ausserdem  wenigstens 
5  pOt.  Alkaloide  und  wenigstens  7  pCt.  Chino- 
tannate  enthält. 

Zur  Priifung  des  Gehaltes  an  diesen  letz- 
teren Stoffen  giebt  de  Vrij  in  Pharm.  Week- 
blad  (29,  Nr.  46)  die  folgende  Methode: 

Man  wägt  in  einem  tarirten  Schälchen 
10  g  des  Extraetes  ab  und  giebt  10  ccm  einer 
lOproc.  Natriumacetatlösung  dazu.  Ist  das 
Extract  in  der  That  im  luftleeren  Räume  ein- 
gedampft, so  wird  das  durch  Beifügung  der 
Natriumacetatlösung  entstandene  breiartige 
Qemisch  nur  sehr  wenig  gefärbt  erseheinen 
und  beim  Umrähren  mit  einem  Glasstäbchen 
hellrosa  gefärbt  sein. 

Man  stellt  das  Schälchen  sofort  auf  das 
Wasserbad ,  wobei  das  Chinotannat  fast  un- 
mittelbar schmilzt  und  die  überstehende 
Flfissigkeit  klar  wird.  Sobald  dies  geschehen 
ist,  nimmt  man  das  Schälchen  vom  Wasser- 
bade und  lässt  es  erkalten.  Die  überstehende 
Flüssigkeit  wird  dann  trübe,  indem  das 
Chinotannat  fest  wird  und  am  Boden  haftet. 
Man  giesst  nun  die  trübe  Lösung  in  ein  klei- 
nes Beck  erglas  und  lässt  zum  Absetzen 
24  Stunden  ruhig  stehen,  indem  man  die 
letzten  Tropfen  Flüssigkeit  im  Schälchen  mit 
Piltrirpapier  entfernt. 

Das  Schälchen  nebst  Inhalt  wird  auf  dem 
Waaserbade  getrocknet  und  gewogen,  sobald 
constantes  Gewicht  eingetreten  ist,  was  be- 
fordert wird,  wenn  man  das  Chinotannat  fort- 
während rührt  und  fein  reibt,  wobei  es  in  ein 
hellrothes  Pulver  umgewandelt  wird. 

Beträgt  das  Gewicht  dieses  Pulvers  0,7  g 
oder  mehr  und  besitzt  es  die  geforderte  blass- 
rothe  Farbe,  so  kann  man  gewiss  sein,  dass 
das  Extract  mehr  als  das  geforderte  Minimum 
von  7  pCt.  Chinotannat  von  guter  Qualität 
liefert,  nnd  braucht  man  sich  um  die  abge- 
gossene und  zum  Absetzen  hingestellte  Flüs- 
sigkeit nicht  zu  kümmern. 

Falls  die  Menge  des  gewogenen  Chino- 
tannats  aber  geringer  ist  als  0,7  g,  so  wird 
die  abgegossene  und  klar  gewordene  Flüssig- 


212 


keit  Ton  dem  •ntstandenen  Bodensatze  abge- 
gossen, dieser  in  wenig  Weingeist  gelöst,  der 
Weingeist  yerdampft  und  der  trockene  Rück- 
stand gewogen. 

Das    Gesammtge wicht    des    Chinotannats 

musB  dann  wenigstens  0,7  g  betragen. 

If-Ä. 

Tolypyrin  und  Antipyrin. 

B.8tock  berichtet  in  der  Pharm. Ztg.  1893, 
Nr.  24,  S.  192  fiber  Versuche,  welche  bezweck- 
ten, Toljpjrin  vom  Antipyrin  zu  unterschei- 
den, beziehentlich  Qemische  beider  zu  erken- 
nen. Letzteres  erscheint  aus  dem  Qrunde 
wichtig^,  weil  die  den  Pyrazolonen  eigenthüm- 
lichen  chemischen  Reactionen  mit  Eisen- 
chlorid und  salpetriger  Säure  auch  für  beide 
Körper  gelten.  In  chemischer  Hinsicht  ist 
bekanntlich  dasToljpjrin  vom  Antipyrin  da- 
durch unterschieden,  dass  ersteres  in  der 
Pyrazolonverkettung  eine  Para  -  Tolylgrnppe 
aufweist,  wo  beim  Antipyrin  eine  Phenyl- 
gruppe  YOrhanden  ist. 

Ausser  dem  verschiedenen  Schmelzpunkte, 
der  beim  Tolypyrin  bei  136  bis  137^  beim 
Antipyrin  bei  113^  liegt  und  der  verschiede- 
nen Löslichkeit  (Tolypyrin  löst  sich  bei 
Weitem  schwerer  in  Wasser  als  Antipyrin), 
hat  Stade  noch  folgende  Unterscheidungs- 
merkmale aufgefunden. 

Während  das  Antipyrin  durch  Natronlauge 
nur  aus  stärkeren  wässerigen  Lösungen  gefällt 
wird,  tritt  schon  bei  schwächeren  Lösungen 
des  Tolypyrins  auf  Zusatz  von  Natronlange 
Fällung  der  Base  ein. 

Vom  Tolypyrin  wird  bereits  eine  2pro- 
centige,  vom  Antipyrin  erst  eine  5  procentige 
Lösung  durch  Natronlauge  getrübt. 

Mischungen  von  Tolypyrin  und  Antipyrin 
zeigen  einen  niedrigeren  Schmelzpunkt  als 
jeder  der  Körper  für  sich ,  und  zwar  die 
Mischungen  mit  10,  25  und  50  pCt.  Toly- 
pyrin einen  übereinstimmenden  Schmelz- 
punkt, welcher  ungefähr  bei  94^  liegt.  Eine 
Mischung  mit  75  pCt.  Tolypyrin  schmilzt 
zwar  zum  grösseren  Theile  auch  bei  94^,  ist 
jedoch  erst  bei  120^  vollkommen  geschmol- 
zen. Enthält  die  Mischung  90  pCt.  Tolypyrin, 
so  schmilzt  sie  allmählich  zwischen  100  und 
1300.  2%. 

Pharm.  Zig.  1S93,  Nr.  SU,  8. 192. 


Stadien  über  die  Outtapercha. 

P.  Oesterle  hat  im  Tschirch^nthtn  Pharma- 
ceutischen  Laboratorium  in  Bern  die  Gutta- 
percha einer  pharmakognostischen  und  chemi- 
schen Untersuchung  unterzogen.  Die  Resul- 
tate der  letzteren  sind  kurz  folgende: 

1.  Guttapercha  besteht  aus  den  Körpern 
Gutta,  Alban  und  Fluavil,  daneben  ent- 
hält sie  einen  sehr  unbeständigen,  in  seinen 
physikalischen  Eigenschaften  der  Gutta  ähn- 
lichen Körper,  das  Guttan.  Das  Vorkommen 
von  Gerbstoffen,  Salzen  und  znckerähnlichen 
Substanzen  in  der  Guttapercha  ist  leicht  er- 
klärlich; flüchtiges  Gel  und  Pflanzensäureo 
konnten  nicht  nachgewiesen  werden. 

2.  Die  Gutta  ist  ein  hochmolekularer 
Kohlenwasserstoff  der  Zusammensetzung 
(C}QH}3)n  und  schmilzt  bei  53^.  Brom  wird 
unter  Brom  Wasserstoffen twicklung  aufgenom- 
men, doch  konnte  ein  wohlcharakterisirtes 
bromsubstituirtes  Derivat  nicht gefasst  werden. 
Luft  und  Licht  verändern  ^i^  reine  Quttt 
nach  einiger  Zeit 

3.  Dem  Alban  kommt  die  Formel 
^40^64^2  zu.  Der  Schmelzpunkt  liegt  bei 
195  ^.  Durch  Destillation  mit  Phosphorpenta- 
sulfid  kann  ein  schwefelhaltiges  Gel  gewonnen 
werden;  Salpetersäure  liefert  einen  etickstoff- 
haltigen  Körper.  Auch  das  bei  Einwirkung 
von  Brom  entstehende  Bromsubstitations- 
product  konnte  nicht  näher  charakterisirt 
werden.  Die  Destillation  mit  Zinkstaub  lie- 
fert flüssige  Kohlenwasserstoffe,  auf  welche 
rauchende  Salpetersäure  unter  Bildung  an- 
genehm nach  Blumen  bez.  Moschus  riechender 
Körper  einwirkt.  Mit  alkoholischem  Kali 
24  Stunden  im  geschlossenen  Rohr  auf  150<^ 
erhitzt,  geht  der  Körper  in  einen  Kohlen- 
wasserstoff, das  Alban,  über. 

4.  Das  Fluavil  ist  gelb,  amorph,  besitzt 
die  Formel  (C^o^ie"^)^  ^^^  schmilzt 
zwischen  82 — 85o. 

5.  Das  Guttan  wurde  in  Gestalt  eines 
fadigen  Körpers  erhalten.  Löst  man  die  mit 
Wasser  und  nachfolgend  mit  Alkohol  aus- 
gezogene Guttapercha  in  Chloroform  und  ver- 
setzt das  Filtrat  mit  starkem  Alkohol,  so  ent- 
steht neben  einem  fadigen  Niederschlag  von 
granbrauner  Farbe  eine  milchige  Trübung. 
Der  fadige  Körper,  welcher  nach  den  Angaben 
der  Autoren  als  Gutta  anzusprechen  ist, 
wurde,  um  alles  Fluavil  und  Alban  zu  ent- 
fernen, am  Rückflusskühler  mit  Alkohol  aus- 


213 


gekocht,  getrocknet,  in  Chloroform  gelöst  und 
wieder  mit  Alkohol  gefällt.  Bei  20 maliger 
Wiederholung  dieses  Verfahrens  war  der  Kör- 
per ascbefrei  und  weiss.  Der  fadige  Körper, 
welcher  xwar  in  vielen  Eigenschaften  mit  der 
von  den  Autoren  beschriebenen  «Gutta^  über- 
einstimmt,  aber  sich  doch  nicht  als  Gutta 
(wenn  man  hierunter  den  Kohlenwasserstoff 
rersteht)  erwies,  wurde  vom  Verfasser  als 
„Gattan'*  beaeichnet.  Dieser  Körper  ist 
sehr  unbeständig.  Die  abweichenden  Angaben 
der  Autoren  über  die  Gutta  finden  vielleicht 
eine  Erklärung  dadurch ,  dass  Ihre  Gutta  in 
Folge  eines  Gehaltes  an  Guttan  andere  Eigen- 
schaften aufwies  und  die  ausserordentlich 
grosse  Unbeständigkeit  der  Gutta  auf  diesen 
Gehalt  an  Guttan  aurückzuführen  ist. 

6.  Was  nun  den  Werth  einer  Guttapercha 
betrifft,  so  wird  derselbe  durch  den  grösseren 
Gehalt  an  Gutta  bedingt,  da  letatere  im  All- 
gemeinen die  charakteristischen  Eigenschaften 
der  Guttapercha,  d.h.  Dehnbarkeit,  Elasti- 
citftt  und  das  Vermögen  besitzt,  bei  Tem- 
peraturerhöhung plastisch  zu  werden.  A I  b  a  n 
scheint  die  guten  Eigenschaften  der  Gutta- 
percha nicht  zu  beeinträchtigen,  ist  vielleicht 
sogar  für  eine  gute  Handelswaare  nothwendig. 
Dass  aber  das  Fluavtl ,  sobald  es  in  beträcht- 
licher Menge  auftritt,  den  Werth  der  Gutta- 
percha herabzusetzen  geeignet  ist ,  kann  als 
»icher  gelten. 

7.  Gegen  chemische  Agentien  sind  sämmt- 
Hche  Bestandtheile  der  Guttapercha  sehr 
widerstandsfähig.  Diese  werthvolle  Eigen- 
thumlichkeit  wird  aber  dadurch  beeinträch- 
tigt, dass  Luft,  und  Licht  die  Guttapercha 
▼erlndem ,  und  zwar  sind  es  die  Gutta  und 
«las  Guttan,  welche  Veränderungen  unter- 
liegen. Auch  elektrische  Einflüsse  scheinen 
ähnliche  Umsetzungen  hervorzurufen.      Th» 

Areh.  Pharm.  1892,  Nr.  9,  8.  641. 


Heber  Scoparin ;  G.  Ooldschmidt  und  F.  v. 
Hemmdma^:  Cbem.-Ztg.  1893.  Nr.  25,  8.  486. 
Ksch  den  Verfassern  bat  das  Scoparin  die  Zu- 
sammeosetzung  CsoH,oOio,  und  nicht  ChHmOiq, 
^le  Stenhat49e  annebt  Es  krrstallisirt  mit  6  Mol 
Krystallwasaer.  jOurch  Kochen  mit  absolutem 
Alkohol  geht  es  in  ein  sehr  schwer  lösliches, 
ebenfalls  kijataUisirtes  Product  von  gleicher 
procentiBcher  Zusammensetsung  über.  Durch 
Kochen  mit  verdünnter  Säure  konnten  Spaltunffs- 
prodaete,  die  für  die  Glueosidnatar  des  Scopanns 
sprechen,  nicht  erhalten  werden.  Verdünnte 
^hwefelsäure  spaltet  beim  Kochen  nur  Wasser 
ftb  unter  Bildung  einer  Verbindung  von  der  Zu- 
sammensetiong  OtoHitOe.  Th. 


üeber  die  Alkaloide  der  Wurzel 
yon  Corydalis  cava  Schwgg. 

Von  M.  Freund  und  W.  Josephy, 

Die  knolligen  Rbizome  'der  Corydalis 
cava,  welche  früher  in  der  Thierheilkunde 
Verwendung  fanden,  sind  zum  ersten  Mal  von 
Wachenroder  im  Jahre  1826  untersucht 
worden.  Derselbe  fand  in  der  Droge  ein 
Alkaloid  auf,  welchem  er  den  Namen  Corj- 
dalin  gab.  Später  haben  sich  Peschier, 
Wifikler,  Döbereiner,  JRuichholdt,  MiOler, 
Leube,  Wicke  und  znltiziÄdertnann  mit  dem 
Studium  jener  Droge  befasst.  Letzterer  giebt 
an,  dass  das  Rhizom  von  Corydalis  cava  vier 
Alkaloide  enthalte,  von  denen  er  zwei  näher 
untersucht  bat.  Die  eine  Base  soll  mit  dem 
Hydroberberin  identisch  oder  nahe  verwandt 
sein;  sie  besitzt  die  Formel  Cj}qH23N04 
und  den  Schmelzpunkt  138  **.  Das  andere 
Alkaloid,  welches  Ädermann  als  Corydalin 
anspricht,  schmilzt  bei  160<>  und  besitzt  nach 
ihm  die  Zusammensetzung  C22  H23  N  O4. 

Verfasser  haben  die  zerkleinerten  Warzel- 
knoUen  mit  Spiritus  erschöpft ,  den  Alkohol 
abdestillirt  und  die  zurückbleibende  wässerige 
Lösung,  welche  schwach  sauer  reagirte ,  vom 
Harz  abfiltrirt.  Das  Filtrat  wurde  alsdann 
mitAmmoniak  versetzt  und  die  abgeschiedenen 
Basen  mit  Aether  ausgeschüttelt.  Nachdem 
der  grösste  Theil  des  Aethers  abdestillirt  war, 
krystallisirte  bei  einigem  Stehen  eine  Fraction 
vom  ungefähren  Schmelzpunkt  L6O0,  welche 
beseitigt  wurde.  Die  concentrirten  ätherischen 
Mutterlaugen  ergaben  nach  Zusatz  von  Alko- 
hol eine  ziemlich  bedeutende  Menge  von  Kry- 
stallen,  welche  durch  Lösen  in  Alkohol  gerei- 
nigt wurden  und  bei  126  bis  130<>  schmolzen. 

Verfasser  haben  bei  der  Untersuchung 
dieses  Corydalins  gefunden,  dass  es  aus  wenig- 
stens drei  Basen  besteht. 

Diese  werden  als  Corydalin  C22H27NO4 
vom  Schmelzpunkt  133  bis  134o  (überein- 
stimmend mit  der  neuerdings  von  Dobbie 
und Lauder  isolirten  Base),  Bulbocapnin 
Cg4 H33  N2  O7  vom  Schmelzpunkt  1 98  bis  199^ 
und  Corycavin  C23H23NO5  vom  Schmelz- 
punkt 126  bis  130<^  bezeichnet. 

Die  Substanz,  welche  Wiche  als  Corydalin 
von  der  Zusammensetzung  CigH^gNO^  be- 
zeichnete, war  jedenfalls  keine  einheitliche 
Verbindung.  Dasselbe  dürfte  von  der  bei  160<> 
schmelzenden  Verbindnng^dermann's  gelten. 

TÄ.         Ber.  d.  I>.  ehem.  Ges  XX  F,  2411. 


214 


Thcrapentlsclie  lllttbellanireii. 


üeber  die  erste  Behandlung 
bei  Verbrennungen  und  Verbrüh- 
ungen 

hat  Rossherger  auf  dem  zweiten  internationa- 
len dermatologischen  Congress  in  Wien  einen 
Vortrag  gehalten ,  dem  wir  nach  den  Wiener 
Medic.  Bl.  das  Nachstehende  entnehmen. 

Bei  Verhrennungen  ersten  Grades,  kennt- 
lich an  der  Röthang,  Schwellung,  in  der  Regel 
unverletzten  Haut,  genügt:  trockene  Kälte, 
Einpudern  und  Einhüllen  in  Verhandwatte. 

Bei  Verhrennungen  zweiten  Grades,  kennt- 
lich an  den  (mit  Serum  gefüllten  oder  eröff- 
neten) Blasen,  ist  vom  Gehrauch  wässeriger 
oder  öliger  Flüssigkeiten  und  Salhen  ahzu- 
rathen.  Hier  ist  reichliches  Beschütten  mit 
unlöslichen  feinen  Pulvern  und  Einpacken  in 
Verhandwatte  allen  Anforderungen  ent- 
sprechend. Jodoform  kann  hierzu  Verwend- 
ung finden;  da  die  schmerzstillende  Wirkung 
aher  nicht  eine  specifische  Wirkung  des  Jodo- 
forms ist,  es  vielmehr  hier  nur  auf  die  mecha- 
nische Wirkung  eines  jeden  feinen,  schwer- 
löslichen oder  unlöslichen  Pulvers,  welches 
den  Luftzutritt  hindert,  ankommt  und  das 
Jodoform  unter  Umständen  giftige  Wirkung 
äussern  kann,  so  können  auch  andere  weniger 
giftige  Pulver  (siehe  hei  Verhrennungen 
dritten  Grades)  Anwendung  finden. 

Bei  Verhrennungen  dritten  Grades  sind 
Salben  direct  schädlich;  auch  hier  hat  ein 
Bepudern  und  Einpacken  mit  Verband watte 
Platz  zu  greifen. 

Als  Pulver  zum  Einpudern  benutzt  Boss- 
berg  ausser  Jodoform:  Bismntum  subnitricum, 
Dermatol  (Bismutum  subgallic.)  und  Alumen 
plumosum  (Federweiss)  —  siehe  die  Anmerk- 
ung — .  Alle  erwiesen  sich  ihm  als  gleich 
gut  schmerzstillende,  leicht  adstringirend- 
antiseptisohe  und  unschädliche  Mittel  (bei 
Jodoform  sah  er  zweimal  Vergiftungserschein- 
nngen). 

Da  in  dem  Bismutum  subnitricum,  Der- 
matol und  Alumen  plumosum  (von  denen 
natürlich  die  beiden  ersten  theuer  und  nicht 
so  leicht  zu  beschaffen  sind,  wie  das  überall 
anzutreffende  Federweiss)  in  Verbindung  mit 
einem  Watteverband  bewährte  Mittel  als  erste, 
manchmal  sogar  bleibende  Behandlung  bei 
Verbrennungen  und  Verbrühungen  aller 
Grade  gegeben  sind,  so  schlfigt  Rossherg  vor, 


die  genannten  Mittel,  welche  leicht  zu  hand- 
haben und  auch  bei  übermässigem  Gebrauche 
unschädlich  sind,  dem  Laien  publik  um, 
namentlich  in  Werkstätten  u.  s.  w. ,  wo  Ver- 
brennungen und  Verbrühungen  leicht  ein- 
treten können,  mit  Gebrauchsanweisung  in 
die  Hand  zu  geben ,  so  dass  die  vielen  un- 
sinnigen Volksmittel,  wie  Tinte,  Butterbrot, 
weicher  Thon,  Kartoffelbrei,  Oele  u.s.w.,  end- 
lich beseitigt  werden. 

Anmerkung.  Unter  dem  oben  ange- 
führten Namen  „Federweiss^  versteht  Boss- 
herg  wahrscheinlich  „Taloum  pnlvera- 
tum'S  welches  in  einigen  Gegenden  so  ge- 
nannt wird.  Wohl  viel  allgemeiner  aber  ist 
es,  unter  Federweiss:  Federalaun  oder  faser 
igen  Asbest,  Alumen  plumosum  (!;  zu  ver- 
stehen, das  doch  wohl  schwerlich  zum  Be* 
decken  von  Brandwunden  aller  Grade  geeig- 
net sein  dürfte,  findet  es  doch  sogar  (neben 
den  Haaren  der  Schoten  von  Dolichos  pro- 
riens)  als  „Juckpulver"  missbräuchlich  An- 
wendung. Um  so  bedenklicher  ist  es  y  wenn 
Rossherg^  wie  oben  citirt,  Alumen  plumosum 
=  Federweiss  vorschreibt.  & 


lieber  das  Verhalten  des  Stryehniiis  in 
Organismus ;  Ipsen .-  Vierteljahrschr.  f.  gerichtl 
Medicin  1892, 15.  Dds  Blut  ist  nach  Strychnin- 
Vergiftung  das  daran  reichste  Organ  und  dor 
eigentliche  Träger  dfs  Giftes  bis  zu  dessen  Aus- 
scneidung  aus  dem  KOrper;  daher  ist  auch  der 
Strychningehalt  in  den  blutreichen  Organen, 
Leber  und  Lungen,  und  wegen  des  raschen  Be- 
fifinncs  der  Ausscheidang  des  Giftes  auch  in  den 
Nieren  gegenüber  den  blatärmeren  Organen,  Ge- 
hirn und  VerdaunngSBchlauch,  fiberwiegend. 

Das  Strjcbnin  wird  unzorsetzt  durch  den 
Harn  abgeschieden,  und  diese  Ausscheidung  be- 
ginnt selbst  bei  roedicinalen  Dosen  schon  in  der 
ersten  Stunde  nach  der  Aufnahme  und  ist  in 
kurzer  Zeit  (längstens  48  Stunden)  beendet. 
Auch  nach  monatelanger  Fäulniss  gelingt  der 


bicnromat  noch  nachweisbar. 


Ueber  den  therapentlsclien  Werlh  der 
Pepsinweine;  Weriher:  Berl.  klinische  Wochen- 
sehr.  1892,  G68.  Die  Pepsinweine  sind  keine 
Verdauong8flüs«igkeiten  (Wein  und  Pepsin  sind 
Antipoden).  Als  FiXcitans  mOge  der  Kranke 
Wein  nehmen,  als  eiweissveraauond<'8  Mittel 
aber  ein  unzweideutiges  Präparat,  wie  z.  B.  da«: 
aus  der  Apotheke  zu  verschreibende  Pepsin  oder 
als  Ersatz  fQr  mangelnde  Eiweissverdaunng 
Pepton.  f. 


»  r-  y\^*  /■  .^x. 


215 


Terscbledene  lllltttaellaniren. 


Eine  Methode,  Dauere  alturen  von 

Bacterien  hermetisch  zu 

verschliessen. 

Zur  AofertiguDg   von   Dauerculturen  für 
MuseamBzirecke  verschliesst  Dawson  die  Re- 
agensgläaer  mit  einem  BaumwoUpfropf ,  wei- 
cher mit  einer  Scheere  bis  zum  Gläserrande 
abgeschnitten  wird.    Hierauf  wird  ein  sterili- 
sirtes  rundes  Deckgläschen   auf  den  Pfropf 
gelegt  und  an  den  Rand  des  Reagensglases 
gepresst.    Dann  nimmt  man  ein  Blatt  Gela- 
tine,   das    kurze    Zeit    in    Sublimatlösung 
(I  :  1000)  gelegen  hat,  spannt  es  über  die 
Oeffuuog  des  Culturglases,  presst  es  über  den 
Kaod  des  letzteren   und   hält  es  durch  ein 
Gummiband  fest.    Ist  das  Gelatineblatt  bei- 
nahe trocken   geworden  ^  so  führt  man  ein 
Messer  um  den  Rand  des  Glases  in  der  Weise 
herum,  das«  die  überflüssige  Gelatine  und  das 
Gummiband  entfernt  wird.     Wenn  der  kreis- 
förmige Gelatineüberzug  y  der  die  Oeffnung 
des  Keagensglases  jetzt  bedeckt,  vollkommen 
getrocknet  ist,  überzieht  man  das  ganze  Ende 
mit  einem  Firniss,  der  aus  Alkohol  (200Th.), 
weissem  Schellack  (90  Th.)  und  Balsam.  Co- 
paivae  (8  Th.)  zusammengesetzt  ist. 

CentrcdbL  f,  Bacleriol.  1802,  Ui,  720 
durdh  CJ^em.'Ztg.  1893,  Eep.  S.  55. 


Von  der  Cholera. 

Während  der  strengen  und  anhaltenden 
Kälte  des  Monats  Januar  d.  J.  hat  Prof. 
Uffelmann  (Wiener  Med.  Bl.  1893,  104)  sich 
bemüht,  durch  Versuche  mit  Cholera-  und 
Tjphus-Culturen  die  noch  offene  und  prak- 
tisch sehr  wichtige  Frage  zu  entscheiden, 
einen  wie  hohen  Kältegrad  dieselben  ver- 
tragen und  wie  lange  sie  Temperaturen  unter 
Null  widerstehen  können.  Die  Versuche  mit 
Typhusbacillen  sind  noch  nicht  abgeschlossen ; 
bezüglich  der  Ch  olerabacil  len  hat  Uffel- 
fmnn  gefunden,  dass  dieselben  sicher  eine 
Temperatur  von  —  24,8  *>  C.  auch  in  dem 
^tt  kalten  Luft  frei  ausgesetzten  Eise  und 
Bodenmaterial  ertragen  und  der  Kälte  erst 
nach  einer  gewissen  von  ihrer  Intensität  ab- 
^^ogigenZeit  erliegen,  wobei  ein  wesentlicher 
Uoterschie«!  zwischen  älteren  und  ganz 
frischen  Culturen  nicht  zu  bestehen  scheint. 
Daher  ist  anzunehmen,  dass  die  Cholera- 
bactllen  an  geschützten  Orten ,  unter  Schnee 


u.  8.  w.,  von  der  winterlichen  Kälte  nicht  so 
leicht  vernichtet  werden,  wie  man  vielfach 
annimmt,  und  dass  sie  im  Eise,  wenigstens  im 
jungen,  sehr  wohl  lebensfähig  vorhanden  sein 
können. 

Die  im  Kaiserl.  Gesundheitsamte  über  das 
Verhalten  der  Cholerabacterien  auf  Citro- 
nen  und  Apfelsinen  angestellten  Ver- 
suche haben  nach  einem  Gutachten  desselben 
an  die  Handelskammer  in  Hamburg  ergeben, 
dass  auf  den  Schnittflächen  beider  Früchte 
die  Cholerabacterien  schon  nach  wenigen 
Stunden  zu  Grunde  gehen.  Etwas  länger 
halten  sie  sich  auf  der  unverletzten  Schale, 
jedoch  sterben  sie  auch  dort  nach  24  Stun- 
den ab. 

Es  liegt  demnach  kein  Grund  vor,  dem 
Flandel  mit  Citronen  und  Apfelsinen  auf 
Grund  etwaiger  Choleragefahr  irgend  eine 
Beschränkung  aufzuerlegen. 


Ein  Thermometer 
für  niedrige  Temperaturen. 

Quecksilb  erthcrmometer  können  be- 
kanntlich wegen  des  Erstarrens  des  Queck- 
silbers bei  39,4^  für  niedrigere  Temperaturen 
nicht  verwendet  werden,  und  die  Alkohol- 
thermometer  leiden  an  dem  Uebelstande,  dass 
leicht  ein  Theil  des  Alkohols  nach  dem  an- 
deren Ende  der  Röhre  abdestillirt,  so  dass 
also  ein  Abdampffehler  eintritt;  letzteren 
Uebelstand  zeigt  das  Toluolthermometer 
weniger,  vollständig  wird  diese  Erscheinung 
aber  erst  durch  das  neuerdings  patentirte 
Xifpm'sche  Schwefelsäurethermometer 
vermieden. 

Die  concentrirte  Schwefelsäure  besitzt  gar 
keinen  Abdampffehler,  selbst  bei  50  bis  70^ 
tritt  ein  Abdampfen  nicht  ein,  und  falls  man 
das  andere  Ende  der  Thermometerröhre 
gleichzeitig  mit  Eis  umhüllt,  so  wird  das  aus 
der  Schwefelsäure  dahin  abdestillirende  Was- 
ser innerhalb  12  Stunden  wieder  von  der 
Schwefelsäure  aufgenommen. 

Auch  die  Ausdehnung  der  Schwefelsäure- 
säule soll  eine  durchaus  zufriedenstellende 
Gleichmässigkeit  aufweisen;  da  concentrirte 
Schwefelsäure  nach  Pictet  erst  bei  — 80^  fest 
wird,  kann  das  neue  Thermometer  auch  noch 
bei  sehr  niedrigen  Temperaturen  Verwendung 
finden.  <$ 


216 


Confetti  Oostanzi, 

eine  italienische  Specialität  gegen  Krank- 
heiten der  Harnorgane  bildet  0,2  g  schwere 
äberzuokerte  Pillen,  welche  nach  Angabe  des 
Verfertigers  (in  jeder  Pille  30  cgf)  „mittelst 
eines  speciellen  chemischen  Apparates  ge- 
reinigten und  eoncentrirten  Terpentins*'  ent- 
halten. Nach  Untersuchung  von  0,Morpurgo 
(Pharm.  Post  1893,  157)  enthält  jede  Pille 
etwa  0,03  g  Terpentin  und  0,01  g  Zinksulfat; 
die  Pillen  sind  mit  Brodkrume  bereitet  und 
hier  und  da  enthält  eine  Pille  auch  Spuren 
eines  vegetabilischen  Pulvers,  das  aber  nicht 
genau  ermittelt  wurde.  $, 

Groddek's  Digestiypillen. 

Pilulae  digestivae  Groddek. 

Aloes  pulv. .     .     .     100,0 

Ferri  sulfurici  sicci     100,0 

Extr.  Colocynthidis       10,0 

Extr.  Strychni  .     .         6,0 

werden  zur  Pillen masse verarbeitet;  aus  115,0 

derselben  900  Pillen  angefertigt  und  nach 

Art  der  Pil.  aloeticae  ferr.  glänzend  gemacht. 

g.  Fharm,  2jeitung. 

Wybert's  Tabletten, 

Mittel  gegen  Husten  und  Heiserkeit,  Kehl- 
kopf- und  Rachenkatarrh ,  hergestellt  in  der 
Goldnen  Apotheke  in  Basel,  bestehen  aus 
Sucei  Liquirit.  depur.     540,0 
Sacchari  albi  pulv.    .     900,0 
Olei  Menthae  pip.  10,0 

Gummi  arabici  pulv.      360,0 
Die    gut    durchgearbeitete    Masse    wird    in 
dünne  Tafeln  ansgewalat  und  diese  werden 
in  kleine  rhombische  Stücke  geschnitten. 
g.  Pharm.  Zeitung, 


Als  Loth  fClr  Aluminiom 

verwendet  C.  Sauer  (Patent)  eine  LegiruDg 
von  9  Th.  Aluminium,  1  bis  4  Th.  Silber  uud 
2  bis  5  Th.  Kupfer;  dasselbe  kann  auch  noch 
einen  Zusats  von  1  Th.  Zink  erhalten  oder  es 
kann  das  Silber  durch  Zinn  ersetst  werden. 

Ind.'El.  1893,  15, 

Yergl.  Pb.  C.  33,  176.  470.  s. 


üeber  die  künstliche  Darstellung 
des  Diamanten. 

C.  Friedet  hat  im  Meteoreisen  von  Canon 
Diablo  Diamant  aufgefunden,  und  zwar  in 
den  Tro!lit-(Schwefeleisen-)  Knollchen  gleich- 
sam localisirt.  Dieser  Befund  war  die  Ver- 
anlassung, dass  Friedel  versuchte,  mit  Hilfe 
von  Schwefel  und  Eisen  den  Kohlenstoff  in 
Diamant  zu  verwandeln. 

Verfasser  brachte  Schwefelkohleostoff  in 
einen  weichen  Stahlblock,  in  welchem  sich 
eine  verschranbbare  Höhlung  befand,  und  er- 
hitzte auf  Kirsch-  bes.  Dunkelrothgluth.  Der 
Schwefelkohlenstoff  war  hierbei  völlig  zer- 
setzt, die  Höhlung  mit  amorphem  Kohlenstoff 
ausgekleidet  und  der  Schwefel  gleichsam 
durch  den  Stahlblock  diffnndirt. 

Bei    anderen    Versuchen    Hess   Verfasser 

Schwefelkohlenstoff  auf  QusseisenspiUie  beim 

Siedepunkt    des    Schwefels    bez.   bei   500^ 

längere  Zeit  wirken  und  erhielt ,  nachdem  er 

das  entstandene  Schwefeleisen  gelöst  und  die 

verbliebene   Kohle    mit   Salpetersfture    und 

Kaliumchlorat  behandelt  hatte,  kleine  Mengen 

eines   schwarzen   Pulvers,   welches    Korund 

ritzte.  Th, 

Compt,  rend,  116 
dwreh  Ber.  d.  v,  ehem.  Ges,  26,  Ref.  180. 


Brie  f  w  e  c  li  s  e  L 


Äpoth.  M.  in  E.  Jodolin  ist  Cbinolin- 
chlormethylat- Chlorjod.  Man  stellt  san&cbst 
aus  Chinolin  und  Jodmethyl  das  Chinolinjod- 
methvlat  her,  was  durch  directe  Vereinigung 
sich  bildet,  und  setzt  nun  zu  der  Salzsäuren 
Losung  eine  Losung  von  Chloijod  in  Salzsäure ; 
es  fällt  zunächst  Jod  aus  unter  Bildung  von 
Chlormethylat  und  wenn  keine  Jodfftllung  mehr, 
sondern  ein  gelber  Niederschlag  entsteht,  tiltrirt 
man  ab  und  fällt  dann  aus  dem  Filtrate  durch 
weiteren  Zusatz  die  gelbe  Doppelverbindung, 
welche  sich  aus  Salzsäure  umkmtallisiren  lässt. 

Apoth,  C.  F.  ifi  N.  Gallaeetophenon. 
liquidum  ist  der  mit  Wasser  fein  ange- 
schlämmte Farbstoff;   derselbe  ist  im  Wasser 


also  nur  snspendirt,  nicht  gelöst,  kann  aber 
durch  Zusats  von  etwas  Glycerin  in  Lösung 
gebracht  werden. 

Äpoth.  K*  in  Pf.  Wir  könuen  keinen  Gmnd 
einsehen,  dass  das  aus  (1  Mol.)  Chininsulfat  und 

?Mol.)   Salzsäure    hergestellte   leicht   lösliche 
hininchlorhydrosulfat  Vorsflge  vor  dem 
Chininhvdrochlorid  besitzen  soll. 

Dr,  ¥•  8.  inQ.  Liouide  organique  und 
Snc  testiculaireist  beides  dasselbe,  nämlich 
der  unter  antiseptiscben  Vorsichtsmassregeln 
hergestellte  wässerige  Auszug  von  Stierhoden, 
nach  Vorschrift  von  Broum-Sequard.  Derselbe 
wird  von  der  Pharm  acie  centrale  de  France  in 
Paris  in  den  Verkehr  gebracht. 


Ymtlft  «nd  ▼•raatwortllebOT  MmdmtUmi  Dr.  !•  Oelasler  in  Drstdan. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HeranBgeg^eben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2^  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeij?en  oder 

Wiederholungen  Preisprmftssigung.    Expedltloni  Dresden»  BietBchelstrasse  9,  I. 

Redaettan:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredactenr :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

MW.        Dresden,  den  20.  April  1893.  SiV! jahi^U;. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  nmd  PkArmaele:  Zar  KenntnlM  des  gelben  BlntlangeniAlses.  —  Nachweis  von  BImnsäare  und 
einfachen  Cyaniden  neben  gelbem  Blntlaagenials.  —  Pharmacentiaohe  Oeiellichaft:  Die  Elienreaetion  mit  Ferro- 
cyaokallnm.    Unteraaobnng  und  Werthbeatlmmnng  von  Kreosotpillen.     Kryatalllflrtes  Onajaeol.    Vasa  denigrata. 

—  Ans  dem  Berichte  von  Schimoiel  &  Co  in  Leipsig.  —  Hinweis.  —  Berichtigung.  —  Beiträge  znr  Kenntniss  der 
Geoffroyarlnden.  —  lieber  die  modernen  Elsen fllissigkeiten.  —  Ueber  Malsextracte.  —  Hinweis.  —  Die  Bestimm- 
nng  des  Fluors  in  Pflansenaschen.  —  Ueber  Ziegenmilch  und  Nachweis  derselben  in  der  Kubmileh.  —  Hinwels. 

—  Ueber  die  Verfälschung  des  PaprikagewUrzes.  —  Tereehledene  Hittliellinigen  t  Diabetin.  —  Kreosot-  und 
Onajacolkapseln.  —  Wirkung  des  Anilins  auf  grüne  Pilanzenthelle.  —  Eine   bedeutende  Industrie  in  Gefahr.  — 

Brleftreehfel«  —  Anielfem. 


Chemie  und  Pbarmaele. 


Zar  Kenntniss 
des  gelben  Blutlangensalzes. 

Von  W.  Autenrieth, 

Das  gelbe  Blutiaagensalz  gilt  allgemein 
als  eine  gegen  verdünnte,  besonders  schwache 
Sänren  recht  beständige  Verbindung.  Im 
Uinbliek  auf  diese  Verhältnisse  war  es  für 
Verfasser  überraschend,  bei  Versuchen,  Blau- 
säure und  einfache  Cyanide  neben  Blutlaugen- 
salz nachzuweisen,*)  die  Beobachtung  zu 
machen,  dass  das  gelbe  Blutlaugen  salz 
keineswegs  gegen  verdünnte  und  schwache 
Säuren  solchen  Erwartungen  entspricht,  son- 
dern leicht,  sogar  durch  die  schwächsten 
Säuren,  unter  Bildung  Ton  Blausäure  eine 
partielle  Zersetzung  erfährt.  Verschiedene 
Versuche  haben  ergeben,  dass  sehr  stark  ver* 
dünnte  Mineralsäuren  (ronO^lpCt.  und  weni- 
ger), ferner  Ameisensäure,  Essigsäure,  Butter- 
säure, Milchsäure,  Weinsäure,  Benzoesäure 
u.  8.  w.  aus  dem  gelben  Blutlaugensalze,  bei 
längerem  Stehen  schon  bei  mittlerer  Tcm- 
peratur,  Blausäure  frei  machen,  welche  sich 
alsdann  bei  der  Destillation  in  reichlicher 

♦j  Ph.  C.  34,  218. 


Menge  im  Destillate  vorfindet.  Auch  die 
schwächsten  Säuren ,  z.  B.  Kohlensäure  und 
Schwefelwaeserstoffsäure,  ferner  eine  ganze 
Reihe  von  organischen,  negatire  Gruppen 
enthaltenden  Verbindungen,  wie  Acetessig- 
ester,  Phenole,  saure  Sulfone  u.  s.  w.,  wirken 
auf  das  gelbe  Blutlaugensalz  zersetzend  ein, 
und  zwar  bei  Temperaturen,  welche  unter- 
halb der  Siedetemperatur  desWassers 
liegen. 

Es  wird  aber  in  allen  diesen  Fällen  nur 
ein  Theil  der  Blausäure  aus  dem  Blutlaugen- 
salze frei  unter  gleichzeitiger  Abscheidung 
eines  weissen  Niederschlags,  der  als  Kalium- 
ferroferrocyanid  der  Zusammensetzung 

K8Fe[Fe(CN)c] 
erkannt  worden  ist. 

Im  Anschluss  an  diese  Beobachtung  der 
leichten  Zersetzlichkeit  des  gelben  Blutlaugen- 
salzes durch  verdünnte  Säuren  hat  Verfasser 
auch  die  Einwirkung  des  Magensaftes  auf  das 
gelbe  Blutlaugensalz  studirt.  Es  war  zu  ver- 
muthen,  dass  die  im  Magensaft  enthaltenen 
freien  Säuren ,  Salzsäure ,  zum  Theil  auch 
Milchsäure,  aus  dem  Blut  laugensalze  bei 
Körpertemperatur  Blausäure  frei  machen 
würden. 


218 


Um  den  Bedingangen  im  lebeDden  Orga- 
nismas mögliebst  nahe  zu  kommen ,  wnrde 
eine  Blutlaugensalzlösung  (1  pCt.)  mit  künst- 
lichem Magensaft  3  Stunden  lang  im  Kolben 
mit  angesetztem  Rückflusskühler  bei  37  bis 
40  ^  digerirt.  Schon  nach  kurzer  Zeit  trübte 
sich  hierbei  die  Flüssigkeit,  woraus  zu  er- 
sehen war,  dass  das  Blutlaugensalz  Zersetz- 
ung erleidet.  Zum  Nachweise  der  freigewor- 
denen Blausäure  wurde  die  erkaltete  Flüssig- 
keit einige  Male  mit  ziemlich  Tiel  Aether 
tüchtig  ausgeschüttelt,  wobei  die  Blausäure 
in  den  Aether  übergeht,  alsdann  der  Ather- 
lösung  mit  verdünnter  Natronlauge  wiederum 
die  Blausäure  entzogen.  Diese  alkalische 
Flüssigkeit  gab  deutlich  die  Berlinerblau- 
reaction.  Durch  den  Versuch  wurde  somit 
die  wichtige  Thatsache  festgestellt ,  dass 
künstlicher  Magensaft  bei  etwa  40^ 
laugensalz  Blausäure  frei 
macht.  Des  weiteren  konnte  Verfasser  auch 
bei  der  Einwirkung  von  Pepton  und  Casein 
auf  gelbes  Blutlaugensalz  das  Auftreten  von 
Blausäure  feststellen. 

Diesem  experimentellen  Ergebnisse  der 
leichten  Zersetzlichkeit  des  gelben  Blut- 
laugensalzes stand  nun  die  Thatsache  ent- 
gegen, dass  dasselbe  als  ein  völlig  ungiftiger 
Körper  allgemein  angenommen  wird.  Zur 
Aufklärung  dieser  Frage  versuchte  daher  Ver- 
fasser, ob  nach  Eingabe  verhältnissmässig 
grosser  Mengen  von  Blutlaugensalz  Vergift- 
ung eintreten  würde.  Es  wurden  einem 
mittelgrossen  Hunde  im  Laufe  von  einigen 
Stunden  40  g  Blutlaugensalz  verfüttert. 
Irgend  welche  Intozikationserscheinungen 
oder  sonstige  Störungen  im  Wohlbefinden  des 
Hundes  waren  hiernach  aber  nicht  zu  beob- 
achten ;  der  Harn  des  Hundes  gab  sehr  stark 
die  Berlinerblaureaction ,  und  passirt  somit 
das  Blutlaugensalz  zum  grossen  Theil  un- 
verändert den  thierischen  Organismus.  Es 
wäre  nämlich  denkbar,  dass  bei  Verfutterung 
von  viel  Blutlaugensalz,  innerhalb  einiger 
Stunden,  mit  der  Zeit  Blausäure  in  toxischer 
Menge  frei  werden  würde,  so  dass  dann  Ver- 
giftung eintreten  könnte.  Dies  wäre  freilich 
nur  dann  möglich,  wenn  der  Organismus  im 
Stande  wäre,  die  immer  nur  in  kleiner 
Menge  gebildete  Blausäure  zurückzuhalten 
und  gewissermassen  aufzusammeln.  Eine 
solche  cumulative  Wirkung  kommt 
indess  der  Blausäure  nicht  zu.  Im 
Gegentheil,  sie  wird  vom  Körper  sehr  rasch 


resorbirt    und   im   Organismus   welter  ver- 
ändert. 

Das  gelbe  Blutlaugensalz  dürfte  daher  ans 
dem  Orunde  nicht  giftig  sein,  weil  die  im 
Magen  auf  einmal  frei  werdende  Blausänre- 
menge  zu  gering  ist,  um  toxisch  wirken m 
können,  und  weil  der  Blausäure  keine  cumo- 
lative  Wirkung  zukommt.  Giebt  man  aber 
Blutlaugensalz  gleichzeitig  mit  irgend  einer 
Säure  ein,  so  wirkt  es  giftig,  und  kann  der 
Tod  alsbald  nach  dem  Einnehmen  eintreten. 

Die  Zersetzbarkeit  des  gelben  BlatUtugen- 
Salzes  durch  verdünnte  Essigsäure  ist  übrigens 
für  den  Ei weissnachweis  mit  Ferrocyan- 
kalium  und  Essigsäure  von  einiger  Bedeut- 
ung, besonders  da  man  bei  dieser  Reaction 
die  Essigsäure  in  reichlicher  Menge  anwendet. 
Sollte  hierbei  erst  nach  längerem  Stehen 
eine  Trübung  eintreten ,  so  kann  diese  von 
ausgeschiedenem  Kaliumferreferrocyanid  her- 
rühren. Th. 
Areh.  Pharm,  1803,  Nr.  2,  S  99, 

Diese  letztere  Bemerkung,  welche  eine  vielen 
Analytikern  durchaus  bekannte  Erscheinung 
erklärt,  ist  sehr  beachtenswerth.  e. 


Nachweis  yon  Blausäure  und 

einfachen  Cyaniden  neben  gelbem 

Blutlaugensalz. 

Der  unzweideutige  scharfe  Nachweis  von 
freier  Blausäure,  sowie  einlacher  Cyanide 
neben  gelbem  Blutlaugensalz  kann 
nach  TT.  ^e«^enne^A(Arch. Pharm.  189d,Nr.2> 
S.  107)  nur  nach  dem  von  Jacguemm  ange- 
gebenen Verfahren  geführt  werden.  Dasselbe 
besteht  darin,  dass  man  das  Untersuch ungs- 
object  mit  ziemlich  viel  Natriumbicarbontt 
der  Destillation  unterwirft.  Findet  sich  hier- 
bei Blausäure  im  Destillat  vor,  so  ist  ent- 
weder freie  Blausäure  oder  ein  einlaches 
Metallcyanid ,  ausgenommen  Quecksilbercja- 
nid,  im  Untersuchungsobjecte  vorhanden. 
Das  Verfahren  beruht  darauf,  dass  Natrium- 
bicarbonat  einerseits  freie  Blausäure  nicht 
bindet,  andererseits  nur  aus  den  einfachen 
Cyaniden,  nicht  aber  aus  Ferrocyaniden  Blau- 
säure frei  macht.  Es  lassen  sich  nach  dieser 
Methode  noch  Spuren  von  Cyankalinm  neben 
viel  Blutlaugensalz  sicher  durch  die  Berliner- 
blaureaction erkennen,  z.  B.  giebt  das  Destillat 
aus  200  ccm  einer  5  proc.  Blutlaugensalslös- 
ung,  die  0,01  gCyankalium  enthält,  deutliehe 
Berlinerblaureaction.  xh. 


219 


Pharmaoeutisohe  Gesellschaft 

Sitning  am  DonnerBtag,  den  6.  April  1898 

in  Berlin. 

Die  Reihe  der  Vortrftge  erOfbete  Herr 
Privaidocent  Dr.  Carl  MÜUer,  welcher  üher 

Die  Elsenreactlon  mit  Ferro- 
cyanfcalinm 

sprach.  Redner  knüpfte  an  dio  vor  einiger 
Zeit  von  Molisch  veröffentlichte  Arheit  ober 
den  Nachweis  „maskirten  Eisens^  in  den 
Pflanzen  dnrch  Ferrocyankalinm  an.  Moliseh 
hatte  den  Nachweis  dieses  maskirten  Eisens 
dadurch  geführt,  dass  er  die  betreffenden 
Pflanzentheile  mit  Ealilange  behandelte,  da- 
durch ein  Anfschliessen  bewirkte  und  nnn 
mit  Ferrocyankalinm  reagirte.  Von  Arthur 
Mtytf  darauf  aufmerksam  gemacht,  ob  nicht 
Tielleicht  der  nach  der  Behandlung  der  Pflan- 
zentheile mit  Kalilange  nachweisbare  Eisen- 
gehalt ans  der  Ealilange  herxühren  kOnne, 
hatte  MoUsch  diesem  Einwurf  Rechnung  ge- 
tragen und  war  zu  der  üeberzeugung  gelangt, 
dass  Meyer'B  if uthmassung  wohl  begründet 
war,  und  dass  MoUseV  Beobachtungen  daher 
einer  Correctur  bedurften. 

Demgegenüber  glaubt  nun  Carl  Müller 
durch  seine  Versuche  festgestellt  zu  haben, 
dass  Mölüch  seiner  ersten  unrichtigen  An- 
gabe eine  zweite  unrichtige  hinzugefügt  hat. 

Carl  Müller  behauptet  Folgendes : 

Das  im  Handel  in  Stangenform  käufliche 
Kaliamhydroxyd  ist  in  den  Ton  ihm  unter- 
suchten Fällen  eisenfrei  bef\inden  worden. 
Alle  in  Glasgefässen  aufbewahrten,  aus  eisen- 
freiem Ealiamhydroxyd  hergestellten  Eali- 
laugen  zeigen  nach  einiger  Zeit  Eisenreaction, 
deren  Intensität  in  erster  Linie  von  der  Dauer 
der  Einwirkung  des  Ealis  auf  das  betreffende 
Glas,  ausserdem  aber  Ten  der  Zusammen- 
setxung  des  Glases  selbst  abhängt.  D  a  s  i  n 
den  Ealilaugen  nachweisbare  Eisen 
entstammt  also  den  zur  Aufbe- 
wahrung benutzten  Glasgefässen. 

Redner  erinnert  auch  daran,  dass  die  Blut- 
laugensalzprobe  zum  Nachweise  Ton  Eisen 
in  denjenigen  Fällen  mit  grOsster  Vorsicht 
zu  handhaben  ist,  wo  es  sich  um  den  Nach- 
weis von  Eisenspuren  handelt.  Es  darf  dabei 
nur  der  Reactionsbefund  unmittelbar  nach 
Anstellung  der  Reaction  berücksichtigt  wer- 
den. In  angesäuertem  Zustande  scheiden 
alle  Blutlangensalzproben  nach  einiger  Zeit 
blaue  Niederschläge  ab. 


Was  also  die  von  Molisch  angegebene  Me- 
thode des  Nachweises  angeblich  in  maskirter 
Form  in  pflanzlichen  Objecten  vorhandenen 
Eisens  betrifft,  so  ist  dieselbe  zu  verwerfen. 
Auch  die  neuerdings  von  MoUsch  ausge- 
sprochene Ansicht,  dass  die  in  Ealilange 
liegenden  Pflanzenobjecte  aus  der  Lauge  das 
angeblich  im  käuflichen  Ealiumhydrozyd  in 
„nicht  nachweisbaren^  Spuren  enthaltene 
Eisen  accumuliren  und  damit  den  Eisengehalt 
des  Ealis  beweisen,  sei  von  Grund  aus  verfehlt. 

MÜUer  sieht  sich  zu  der  Mahnung  veran- 
lasst ,  es  sollten  in  allen  Fällen  makroche- 
mische Reactionsmethoden  vor  ihrer  An- 
wendung bei  Präcisionsuntersuchungen,  be- 
sonders vor  ihrer  Anwendung  in  der  bota- 
nischen Mikrochemie  einer  sorgfältigen 
Prüfung  unterzogen  werden. 

In  der  sich  anschliessenden  Diskussion 
traten  die  Herren  Professor  Pinner  und 
Dr.  Ktned  dafür  ein ,  dass  dem  Eisengehalt 
des  Glases  wohl  kaum  die  vorwiegende  Be- 
einflussung der  FerrocyankaliumlOsung  hin- 
sichtlich der  Berlinerblaubildung  zugeschrie- 
ben werden  dürfe ,  sondern  dass  letztere  be- 
sonders in  saurer  Lösung,  oder  falls  die  Luft 
Zutritt  habe ,  sehr  leicht  eine  Zersetzung  in 
dem  angegebenen  Sinne  erleide. 

Herr  Dr.  C.  Monhem  behandelt  hierauf  die 

Untersaehnng  and  Werthbestimmaiig 
von  Kreosotpillen. 

Redner  hat  die  jScMic/^^sche  Methode  der 
Ereosotbestimmung  (Ph.  0*  34, 138),  welche 
darin  besteht,  dass  die  kreosothaltigen  Prä- 
parate mit  Alkali  verseift  werden,  mit  Na- 
triumbicarbonat  das  Ereosot  sodann  wieder 
abgeschieden  und  letzteres  mit  Aether  aus- 
geschüttelt wird,  woran  sich  die  Bestimmung 
des  speciflschen  Gewichts  der  ätherischen 
Losung  anschliesst,  einer  Modiflcation  unter- 
zogen. Die  Schlichi^Bche  Methode  kann  nur 
dann  verlässliche  Resultate  liefern,  wenn  man 
das  speciflsche  Gewicht  der  verwendeten 
Ereosotmarke,  das  zwischen  1,040  und  1,090 
schwanken  kann,  kennt  —  und  das  erscheint 
ganz  unmöglich.  Aber  die  Flüchtigkeit  des 
Aethers  bedingt  weiterhin  bei  der  Bestimm- 
ung des  speciflschen  Gewichts,  die  nur  durch 
Piknometer  geschehen  kann,  sehr  leicht  eine 
Fehlerquelle  und  erfordert  ein  sehr  minutiöses 
Arbeiten ,  da  zur  Beurtheilung  des  Gehaltes 
an  Ereosot  der  Unterschied  von  0,0001  in 
Frage  kommt. 


220 


Monheim  verfährt  daher  in  der  Weise, 
dass  er  z.  B.  100  Kreosotpillen ,  deren  Re- 
action  eine  alkalische  ist,  deren  Kreosot  sich 
also  bereits  im  verseiften  Znstande  befindet, 
im  Mörser  mit  etwa  20  g  Wasser  zerreibt, 
sodann  in  einen  Cylinder  bringt  nnd  mit 
Wasser  nachspült,  so  dass  200g  von  letzterem 
angewendet  weiden.  Hierauf  werden  40g 
Natriumbicarbonat  hinzugefügt  nnd,  nach*- 
dem  die  Kohlensänreentwickelung  aufgehört 
hat,  was  nach  circa  6  Stunden  der  Fall  ist, 
mit  wassergesättigtem  Aether  ausgeschüttelt, 
so  lange  letzterer  noch  Kreosot  aufnimmt. 
Der  Aether  wird  abgehoben,  die  letzten  Aus- 
schüttelungen mittelst  eines  Scheidetrichters 
getrennt  und  die  vereinigten  ätherischen 
Lösungen  vorsichtig  verdampft.  Der  Ver- 
dampfungsrückstand wird  in  100  g  Aether 
gelöst,  in  die  vorher  gewogenen  und  ge- 
trockneten Wägegläser  filtrirt  und  das  Filtrat 
mit  Aether  nachgewaschen. 

Der  Aether  wird  abermals  verdunstet  und 
der  Röckstand  während  24  Stunden  bei  50  <> 
getrocknet,  über  Chlorcalcium  erkalten  ge- 
lassen und  gewogen. 

Wie  Controlversuche  zeigten,  erhält  man, 
wenn  man  lOpCt.  der  erhaltenen  Kreosot- 
menge hinzurechnet,  gut  stimmende  Re- 
sultate. 

Die  vorstehende  Methode  verlangt  ver- 
hältnissmässig  viel  Material  an  Pillen  sowohl 
wie  an  Aether  und  dürfte  sich,  da  sie  ausser- 
dem langwierig  ist,  in  dem  pharmaceutischen 
Laboratorium  wohl  kaum  sobald  einbürgern. 

Herr  Dr.  Thoms  sprach  sodann  über 

Krystallisirtes  Onajaeol. 

Behäl  und  Choay  i)  haben  vor  Kurzem  an 
einem  synthetisch  gewonnenen  Guajacol  die 
Eigenschaften  des  völlig  reinen  Products 
festgestellt  und  dadurch  einen  Maassstab  für 
die  Beurtheilung  der  Handels -Guajacole  ge- 
schaffen. Thoms  hat  die  Prüfung  eines  kry- 
stallisirten  Guajacols  nunmehr  auch  auf  seine 
Löslichkeit  in  Wasser,  auf  seine  Farben- 
reactionen,  auf  das  Verhalten  und  die 
Eigenschaften  der  mit  diesem  reinen  Guajacol 
erhaltenen  und  medicinisch  verwertheten  Ab- 
kömmlinge, wie  z.  B.  das  Benzoylguajacol 
(Benzosol)  ausgedehnt. 

Den  Schmolzpunkt  des  auf  synthe- 
tischem Wege  gewonnenen  Guajacols  fand 
27»<?ma  übereinstimmend  miiBehalxkiid  Ohoay 

»)  Ph.  C.  84,  196. 


bei  28,6«,  den  Siedepunkt  bei  205«  C, 
das  spec.  Gewicht  zu  1,1365  bei  19«  C. 
Die  in  allen  Literaturquellen  enthaltene 
Angabe  des  spec.  Gew.  1,117  bei  15«  ist 
also  für  reines  Guajacol  nicht  zutreffend, 
eben  so  wenig  die  Löslichkeit  in  Wasser, 
welche  1 :  200  betragen  soll.  Thoms  fand 
1:502). 

lOccm  einer  Iproc.  alkoholischen  Lösung 
des  synthetischen  Guajacols  erfahren  durch 
1  Tropfen  Ferrichloridlösnng  sofort  eine 
smaragdgrüne  Färbung.  Verwendet  man 
1  Tropfen  einer  auf  das  lOfache  mit  Wasser 
verdünnten  Ferrichloridlösnng,  so  tritt  zu- 
nächst Blaufärbung  auf,  die  schnell  in  ein 
Smaragdgrün  übergeht. 

Lässt  man  1  Tropfen  dieser  verdünnten 
Ferrichloridlösnng  zu  lOccm  einer  0,5proc. 
wässerigen  Gnajacollösung  hinzufliessen, 
so  tritt  eine  schnell  verschwindende  Blau- 
färbung ein  ,^die  in  ein  Bräunlichroth  über- 
geht. Auf  weiteren  Zusatz  von  Ferrichlorid- 
lösnng färbt  sich  die  Lösung  dunkelbraun. 

Versetzt  man  lOocm  der  0,5proc.  wässe- 
rigen Gnajacollösung  mit  einigen  Tropfen 
Kaliumchromatlösung  und  säuert  mit  Salz- 
säure an,  so  entsteht  dieselbe  bräunlichrothe 
Färbung,  wie  beim  Ferrichlorid. 

Beim  Vermischen  der  wässerigen  Gnajacol- 
lösung mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  und 
darauffolgend  mit  wenig  Kaliumpermanganat- 
lösung  wird  eine  kirschrothe  Färbung  erzeugt, 
die  langsam  in  ein  Bräunlichroth  übergeht. 

Bromwasser  bewirkt  in  der  wässerigen 
Gnajacollösung  eine  rothbraune  Fällung. 

Von  besonderem  Interesse  erschien  es,  das 
Verhalten  des  reinen  Guajacols  gegenüber 
concentrirter  Schwefelsäure  festgestellt  zu 
sehen.  Marfori^)  wollte  als  charakteristische 
Reaction  för  Guajacol  die  mit  concentrirter 
Schwefelsäure  erzielte  Purpnrrothfärbung  an- 
gesehen wissen,  wohingegen  Bongarte*) 
feststellte,  dass  diese  Reaction  dem  reinen 
Gnajacol  nicht  eigen  sei.  Letzteres  gebe 
mit  Schwefelsäure  eine  Gelbfärbung,  llioms 
fand  jedoch,  dass  ein  kleiner  Krystall 
Guajacol,  mit  kalter  concentrirter 
Schwefelsäure  zusammengebracht, 
sich  darin  farblos  löst.  Erst  beim 
Erwärmen  treten  Färbungen  auf,  die  von 
Gelb  in  Grün  und  Rothbraun  übergehen. 

2)  Marfori  hatte  1 :  60  gefunden;  Pb.  C.  81 .  344. 
»)  Ph.  C.  31,  344. 
*)  Ph.  C.  82,  385. 


221 


Das  Benzoylgnajaeol  oder  6  e  n  z  o  s  o  I ,  för 
welches  Bongartß  in  der  erwähnten  Abhand- 
lung den  Scbmelzpnnkt  44  bis  45 <>  angab, 
ist  nach  nnd  nach  reiner  von  den  cbemisphen 
Fabriken  geliefert  worden ,  so  dass  znr  Zeit 
Präparate  anf  dem  Markte  sind,  die  bei  66 <^ 
schmelzen.  Diesen  Schmelzpunkt  führt  auch 
B,  Fischer  in  der  neuen  Ausgabe  seiner 
Neueren  Arzneimittel  an. 

Thoms  bat  aus  dem  krystallisirten  Guajacol 
ein  Benzoylguajacol  dargestellt,  das  aber 
einen  noch  höheren  Schmelzpunkt  zeigte, 
nämlich  59  o. 

In  der  Discussion  hob  Herr  Dr.  Kineel 
herror,  dass  neuerdings  die  besseren  Sorten 
Guajacol  des  Handels  ebenfalls  einen  höheren 
Löslichkeitscoefficienten  für  Wasser  zeigten 
als  die  früheren  Präparate,  nämlich  1 :  60 
bis  1 :  70. 

Zum  Schluss  des  Abends  trug  Dr.  Tkoms 
eine  von  Herrn  Dr.  E.  ^i7^jer- Erfurt  einge- 
laufene Arbeit  über 

Yasa  denigrata 

vor.  BiÜz  hat  die  für  die  Aufbewahrung  und 
Versendung  lichtempfindlicher  Substanzen  in 
allgemeinsten  Gebrauch  gekommenen  braunen 
nnd  wegen  ihrer  auch  bei  starker  Färbung 
nicht  ganz  vernichteten  Durchsichtigkeit  be- 
liebten sogenannten  anaktinischen  Glas- 
gefässe  und  im  Vergleich  damit  auch  die 
sogenannten  Hjalithgläser  einer  Prüf- 
ung hinsichtlich  ihres  gewährenden  Licht- 
scbutzes  unterzogen.  Als  Untersuchungs- 
objecte  kamen  alkoholfreies  Chloroform  und 
Cblorsilberpapier  in  Anwendung. 

Die  Prüfung  wurde  in  der  Weise  ausge- 
führt,  dass  alkoholfreies  Chloroform  in 
einer  dünnwandigen  hellgefärbten  und  in 
einer  starkwandigen  dunkler  gefärbten 
Flasche  dem  Tageslicht  ausgesetzt  wurde. 
Das  Ergebniss  war ,  dass  die  Zersetzung  in 
dem  dünnwandigen  Glase  schon  nach  2  Mo- 
naten (und  noch  dazu  im  Winter) ,  in  dem 
dunkler  gefärbten  nach  3  Va  Monaten  eintrat, 
also  je  nach  der  intensiveren  Färbung  des 
Glases  doch  immer  nur  als  eine  Frage  der 
Zeit  erscheint,  and  zwar  verhältnissmässig 
kurzer  Zeit.  Setzt  man  aber  die  mit  alkohol- 
freiem Chloroform  gefüllten  Flaschen  noch 
in  eine  Pappschachtel  ein ,  so  hält  sich  das 
Chloroform  selbst  bei  Verwendung  weisser 
Flaschen  vOUig  unverändert. 

Die  Versuche  mit  Chlorsilberpapier 
nahm  B\Um  in  der  Weise  vor ,  dass  Streifen 


des  Papiers,  in  einen  Korkschnitt  einge- 
klemmt, in  verschiedenen  Flaschen  dem 
Tageslicht  exponirt  wurden,  und  zwar  in 
Flaschen  von  verschieden  starker  bis  fast 
zur  Undurchsicbtigkeit  gehender  Braunfärb- 
ung, sodann  in  den  früher  gebräuchlichen, 
ganz  undurchsichtigen  schwarzen  Hyalith- 
flaschen,  ferner  in  mit  schwarzer  Deckfarbe 
überzogenen  weissen  Flaschen  und  endlich 
in  weisser,  in  Pappschachtel  gestellter 
Flasche.  Das  Chlorsilberpapier  bereitete 
Bütz,  indem  er  Filtrirpapier  zuerst  durch 
eine  starke  (lOproc.)  Silbernitratlösung  und 
dann  durch  eine  ebenso  starke  Chlornatrium- 
lösung, schliesslich  durch  Wasser  zog  und 
im  Dunkeln  trocknete.  Die  Einpassung  der 
Chlorsilberpapierstreifen  in  Korke  und  die 
Beschickung  der  Flaschen,  sowie  jede  der 
öfteren  Beobachtungen  geschahen  stets  bei 
Lampenlicht. 

Das  Ergebniss  war,  dass  sich  bei  sämmt- 
lichen  braunen  und  auch  bei  den  schwarzen 
ganz  undurchsichtigen  Hjalithgläsern  schon 
nach  Tagesfrist  eine  je  nach  der  Intensität 
der  Glasfarbe  stärkere  oder  schwächere  violett- 
graue Färbung  des  Papiers  zeigte,  wogegen 
das  Papier,  welches  in  den  mit  schwarzer 
Deckfarbe  (einer  Firnissfarbe ,  welche  einen 
festen,  schwarzen  Körper,  z.  B.  Kienruss 
enthält)  überzogenen,  sowie  in  dem  in  Papp- 
schachtel befindlichen  weissen  Glase  aufge- 
hängt war,  unverändert  milch  weiss  geblieben 
war  und  sich  auch  dauernd  so  erhalten  hat. 

Bütß  zieht  aus  diesen  interessanten  Ver- 
suchen den  wohlberechtigten  Schluss,  dass 
die  chemischen  Strahlen  des  Sonnenlichts  von 
den  im  Glasfluss  gelöst  befindlichen  färben- 
den Stofifen  weder  vollständig  absorbirt  noch 
compensirt  werden,  sondern  zum  Theil  noch 
hindurchgehen,  selbst  wenn  ein  solcher  Glas- 
fluss unserem  Auge  undurchsichtig  erscheint. 
Die  Absorption  muss  zur  Erreichung  eines 
völlig  dunklen  Raumes  noch  durch  die  Re- 
flexion eines  festen  schwarzen  Körpers  unter- 
stützt werden,  welcher  in  fein  zertheiltem 
Zustande  dem  Glasfluss  oder  dem  Firniss- 
überzug einverleibt  ist.  Ebenso  wirken  als 
feste  Körper  die  feinzertheilten  dicht  und 
dick  übereinander  liegenden  Fasern  der 
Pappe.  Bütz  erwähnt  noch,  dass  sich  die 
dunkelsten ,  aber  noch  etwas  durchsichtigen 
braunen  Gläser  bedeutend  besser  licht- 
schützend zeigten,  als  die  ganz  undurch- 
sichtigen schwarzen  Hjalithgläser.        Th. 


222 


Aus  dem  Bericht 
Yon  Schimmel  &  Co.  in  Leipzig. 

April  1898. 

Bergamott-OeL  Zur  VerfalschuDg  wird 
hauptsächlich  Terpentin -Gel,  Pommeransen- 
Oel  and  Citronen-Oel  verwendet.  Alle  drei 
beeintrfichtigen  die  Lötiichkeit  des  Bergamott- 
Oeles  in  verdfinntem  Alkohol  und  drücken 
das  specifische  Gewicht  and  den  Estergehalt 
herab.  Das  Pommeransen-Oel  verrftth  sich 
ausserdem  durch  sein  hohes  optisches  Dreh- 
ungsvermögen. Das  specifische  Gewicht  soll 
nicht  unter  0,881  bei  15^  sein,  die  optische 
Drehung  nicht  über  20<>  (lÖO  mm). 

Bergamott-Oel  mnss  bei  20 ^  C.  in  1 1/2  bis 
2  Volumen  80proc.  Alkohol  löslich 
sein.  Geringe  Trübung,  welche  sich  auf  Zu- 
sats  von  mehr  Alkohol  verstärkt ,  rührt  von 
der  Abscheidung  von  Bergapten  her.  Es 
dürfen  indess  keine  Oeltröpfchen  ungelöst 
surückbleiben.  Eine  Destillation  des  Oels 
bei  gewöhnlichem  Luftdruck,  welche  von 
anderer  Seite  vorgeschlagen  wurde,  ist  für  die 
Werthbestimmung  gana  zwecklos,  da  hierbei 
eine  tiefgehende  Zersetzung  des  Oels  eintritt. 
Die  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Essig- 
ester  des  Linalools  (Ph.  C.  SS,  215),  des 
eigentlichen  Trägers  des  Bergamottgeruches 
lässt  sich  in  der  beim  Lavendel-Oel  angegebe- 
nen Weise  erreichen ;  das  Bergamott-Oel  muss 
mindestens  38  pCt.  dieses  Esters  enthalten. 

Bitter  Mandel -Oal.  Von  verschiedenen 
Autoren  ist  das  Vorkommen  von  Man  de  1- 
säurenitril  als  Condensationsproduct  aus 
Blausäure  und  Benzaldehyd  im  Bitter  Mandel- 
Gel  nachgewiesen  worden.  Bei  der  Leichtig- 
keit, mit  welcher  diese  Verbindung  aus  den 
Componenten  entsteht,  ist  dieselbe  ohne 
Zweifel  in  allen  blausäurehaltigen  Gelen  vor- 
handen. Da  das  Mandelsäurenitril  das  hohe 
specifisehe  Gkwicht  von  1,124  hat,  so  erklärt 
sieh  das  hohe  specifische  Gewicht  der  stark 
blansäurehaltigen  Gele.  Bei  unserer  eigenen 
(Seh.  dt  Co,)  Fabrikation  von  Bitter  Mandel- 
Gel  haben  wir  in  letzter  Zeit  ebenfalls  das 
Auftreten  von  schwerem,  sehr  blausäure- 
reiebem  Gel  beobachtet;  wir  erhielten  ge- 
legentlich ein  Gel  mit  einem  specifiscben 
Gewicht  von  1,082  und  8,168  pCt.  Blausäure- 
gehalt. Die  Versuche,  die  Bedingungen  zu 
ermitteln,  welche  die  Bildung  eines  so  hohen 
Blausäaregehaltes  begünstigen,  zeigten,  dass 
das    Mandelsäurenitril     eine     sehr    lockere 


chemische  Verbindung  ist,  welche  schon  beim 
Destilliren  im  Vacuum  und  mit  Wasserdampf 
in  Blausäure  und  Bensaldehyd  zerftllt.    Das 
Gel  vom  spec.  Gew.  1,086  besass  nach  dem 
Fractioniren  im  Vacuum  das  spec.  Gtew.  1,049. 
Durch    Destillation    mit   Wasserdampf  er- 
niedrigte sich  das  specifische  Gewicht  eioes . 
anderen  Gels  von  1,096  auf  1,059.  Da  somit 
durch  Destillation  mit  Wasserdampf  ein  blau- 
säurereiches  schweres  Gel  in  ein  blausäure- 
armes  leichtes  übergeht,  so  kann  die  Erhöh- 
ung des  specifiscben  Gewichts  erst  nach  der 
Destillation  stattfinden.    Die  Ursache  dieses 
auffallenden  Vorganges  wurde  durch  folgen- 
den Versuch  festgestellt.  Ein  Gel  von  hohem 
specifiscben  Gtewicht  warde  entblausäaert  und 
das  so  gewonnene  Product  vom  spec.  Gew. 
1,052,  mit  20procentiger  wässeriger  Blaasiue 
etwas  durchgeschüttelt  bei  Seite  gestellt.  Nach 
2  Tagen  besass  das  Gel  das  spec.  Gew.  1,071 
bei  15^.    Zu  gleichem  Resultate  führte  ein 
Versuch    mit    blausäurefreiem    Gel    eigener 
Destillation.    Es  findet  also  bei  längerer  Be- 
rührung von  blausäurefreiem  Bitter  Mandel- 
Gel    (Benzaldehyd)     mit    blausäurebaltigen 
Wässern  eine  Condensation  za  Mandelsaare- 
nttril  statt  und  wiederum  im  Zasammenhaag 
mit  dieser  steht  das  zeitweise  Auftreten  von 
schwerem  Gel  mit  abnorm  hohem  Blausäare- 
gehalt.    Da  ein  solcher  aber  die  Gefährlich- 
keit des  Bitter  Mandel- Gels  bei  der  Verwend- 
ung bedeutend  erhöht ,  so  müssen  Gele ,  die 
ein  so  auffallend  hohes  specifisches  Gkiricht 
zeigen,  entschieden  zurückgewiesen  werden. 
Campher-Oel.  In  einer  Abhandlung  „Ueber 
ätherische  Gele  und  ihre  Verwendung  in  der 
Malerei*'  hat  Dr.  Oeorg  Bamemann  in  den 
„Technischen    Mittheilungen    für   Malerei" 
ebenso  eingehende  wie  interessante  Mittheil- 
ungen gemacht  und  dabei  auch  dem  Cam- 
phor-Gel   die  gebührende  Beachtung  ge- 
widmet. Der  Verfasser  sagt  in  der  Einleitungt 
dass  neuerdings  die  Benutzung  ätherischer 
Gele  in  der  Gelmalerei  eine  grössere  Bedeutung 
zu  gewinnen  scheint,  da  man  sie  nicht  nur  als 
Verdünnungsmittel  für  Gelfarben,  Siccative 
U.S.W,  gebraucht,  sondern  auch  zur  Herstell- 
ung von  feuchten  Farben  für  die  Malerei  an- 
wendet, und  zwar  sind  es  Lösungen  von  Har- 
zen, vielleicht  auch  von  Wachs,  Paraffin  und 
ähnlichen  Stoffen  in  ätherischen  Gelen,  mit 
denen  man  die  Farben  anreibt;  an  der  Luft 
verdunstet  alsdann  (mitunter  unter  chemi- 
scher VerKnderung)  das  ätherische  Gel  und 


223 


lust  die  Farbe  an  das  Hars  gebunden  sartick. 
Die  Loslicbkeit  Ton  Harsen  in  ätheri- 
Bchen  Gelen  dürfte  allgemeines  Interesse 


bieten,  nnd  wir  glauben  dureb  Wiedergabe 
der  folgenden  Tabelle  mancbem  Leser  einen 
Dienst  su  erweisen. 


100  Qewichtstheile  Gel  lOsen: 


Gewichtstheile  Ton 


Cajejut-Oel    .    .    .    . 
Copaiva-Gel   .    .    .    . 
Campher-Oel  leicht 
€amphor-^l  schwer 
Lavendel-Gel ... 
Nellen-Gel     .    .    .    . 
Rosmarin-Gel     .    .    . 
8piklaTendel-Gel    .    . 
Terpentin-Gel     .    . 
Terpentin-Gel  reci 
Para£Qn-Gel    .    .    . 
Wachs-Gel.    .    .    . 


Ans  den  Torstebenden  Zi£fem  geht  hervor, 
dasa  das  leichte  Campbor-Oel  eines  der  mäch- 
tigsten Lösungsmittel  für  Harze  ist  und  sogar 
das  Terpentin  -  Gel  in  einzelneu  Fällen  an 
LosungsflUiigkeit  übertrifft.  Hinsichtlich  der 
Verdnnstungsfahigkett  steht  jedoch  das  Cam- 
phor-Gel  dem  Terpentin -Gel  etwas  nach. 

Das  Cananga-Oel  findet  in  enormen 
Mengen  in  der  Seifenfabrikation  da  Verwend- 
ung, wo  Ylang-Tlang-Gel  zu  theuer  ist. 
Der  Umstand,  dass  beide  Gele,  von  ein  und 
derselben  Pflanze  (Cananga  odortUa)  ab- 
stammend, doch  so  verschieden  in  Parfüm 
sind,  dürfte  im  Klima  und  in  der  mehr  oder 
minder  hohen  Cultur  Erklärung  finden.  Nach 
Blume  sind  die  Blüthen  der  wildwachsenden, 
nnveredelten  Cananga-Bäume  beinahe  geruch- 
los. Nicht  zn  verkennen  ist,  dass  die  Qualität 
des  auf  Java  destillirten  Cananga -Geles  in 
den  letzten  Jahren  wesentliche  Fortschritte 
gemacht  hat,  während  das  ordinäre  ost- 
indische  Product  trotz  des  billigen  Preises 
nicht  vortheilhaft  zu  verwenden  ist,  da  ihm 
Jedes  feinere  Parfüm  abgeht. 

Citronea-OeL  Als  Neuigkeit  sei  erwähnt, 
dass  jetzt  In  Messina  die  Herstellung  eines 
concentrirten,  also  ganz  oder  theilweise 
von  den  Terpenen  befreiten,  Citronen-Oeles 
betrieben  wird.  Ist  auch  gegen  eine  solche 
an  sich  nicbta  einzuwenden,  so  muss  man 
doch,  falls  dieselbe  grössere  Dimensionen  an- 
nehmen sollte ,  die  Frage  aufwerfen ,  was  mit 
den  ab  Nebenprodnct  gewonnenen,  citronen- 
utig  riechenden,  aber  so  gut  wie  kein  Citral 
enthaltenden  Terpenen  geschehen  wird?  Die* 


Barn» 

GelbM 

Erd- 

stein 

Kolopbon 

Kopal 

DammAr 

MMtiz 

Schellaok 

Bienen* 
WMhs 

wachs 

6,53 

43,70 

5,52 

42,49 

41,16 

0,66 

«■^ 

— 

24,95 

0,00 

34.57 

— 

4,49 

— 

9,78 

46,16 

9,16 

34,95 

35,04 

1,33 

-i. 

— 

6,60 

31,35 

2,81 

50,08 

37,93 

0,83 

— 

— 

— 

52,86 

— 

33,07 

— 

— 

9,34 

— 

— 

79,79 

0,00 

18,27 

— 

— 

10,16 

48,94 

4,81 

99,44 

21,39 

0,79 

— 

— 

8,90 

40,98 

9,51 

41,66 

33,47 

3,67 

— 

— 

7,47 

51,84 

64,28 

52,79 

12,94 

— 

— 

10,30 

— 

6,47 

— 

— 

8,10 

6,94 

— 

.. 

— 

9,27 

— 

.— 

4,46 

_ 

2,87 

— 

— 

67,31 

— 

— 

5,64 

— 

selben  —  ein  (Gemenge  von  Pinen  und  Li- 
monen  —  dürften  dann  zweifellos  in  Messina 
ein  sehr  beliebtes  und  gesuchtes  Fälschungs- 
mittel abgeben.  Auch  am  hiesigen  Platz  wird 
von  einer  auswärtigen  Firma,  welche  terpen- 
freies  Citronen  -  Oel  herstellt,  seit  Jahren  ein 
schwunghafter  Handel  mit  solchen  Terpenen, 
die  dieselbe  unter  der  Benennung  „Citren* 
facturirt,  betrieben  und  da  man  in  den  Preis- 
listen vergeblich  nach  diesem  Artikel  sucht, 
so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen ,  und 
wird  wohl  auch  von  Niemand  bestritten  wer- 
den, dass  derselbe  dazu  benutzt  wird,  Citronen- 
Oel  billiger  zu  machen.  Diesem  Fälschungs- 
mittel ist  nur  noch  eine  kurze  Existenzfrist 
zugemessen,  denn  mit  der  quantitativen  Be- 
stimmung des  Citral- Gehaltes  im  Citronen- 
Oel,  wird  sich  diese  Hinterthfir  mit  einem 
Schlag  schliessen  müssen. 

Fichtennadel -Oel.  In  allen  von  uns 
(8ch,  dt  Co,)  untersuchten  wirklichen  Nadel- 
Oelen  ist  Bornylacetat  vorhanden,  und 
dieser  Körper  muss  unzweifelhaft  als  der 
Träger  des  eigentlichen  „Tannenduftes''  an- 
gesehen werden. 

Die  Oele  verschiedener  Abstammung  unter- 
scheiden sich  von  einander  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  darin  enthaltenen  Terpene 
und  durch  den  wechselnden  Gehalt  an  Bornyl- 
acetat ,  welcher  zwischen  3  pCt.  und  36  pCt. 
schwankt;  Sesquiterpen  {Wällaeh'a  „Cadi- 
nen*') ist  in  fast  allen  Oelen  enthalten. 

Die  quantitative  Bestimmung  des  Bornyl- 
acetat geschieht  in  der  üblichen  Weise  durch 
Verseifen  des  Oels  mit  alkoholisoher  Kali- 


224 


IÖ8UDg  von  bekanntem  Gehalt  und  Zurück- 
titriren  mit  Säure.  Aus  der  Menge  des  ge- 
bundenen Kalis  berechnet  man  den  Gehalt 
an  Bornylacetat. 

Gnajakholz-Oel.  Dieses  von  uns  (Seh,  dt 
Co.)  zuerst  iu  den  Handel  gebrachte  Oel  bat 
sich  als  sehr  brauchbar  und  werthvoll  erwiesen. 
Der  ihm  anhaftende  feine  Theegeruch  ist  in 
gleichem  Masse  keinem  anderen  ätherischen 
Oel  eigen  und  es  lassen  sich  mit  dem  Guajak- 
holz-Oel  in  der  Hand  eines  geschickten  Par- 
\iSLTB  wundervolle  £ffecte  erzielen.  Das 
Oel  ist  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
krjstallinisch  und  löst  sich  leicht  in  Sprit  auf. 

Unter  dem  Phantasienamen  Champaca- 
Oel  oder  ChampacaholzOol  wird  neuerdings 
von  verschiedenen  Seiten  ein  Fabrikat  in  den 
Handel  gebracht,  welches  mit  dem  echten 
Champaca-Oel  aus  den  Blüthen  von  Michelia 
Champaca  nicht  die  geringste  Aehnlichkeit 
hat,  dasselbe  ist  vielmehr  vollkommen  iden- 
tisch mit  unserem  Guajakholz  -  Oel. 

Der  von  Merck  in  diesem  Pseudo  -  Cham- 
paca-Oel  gefundene,  y,Cbampacol'*  getaufte 
Körper  (Ph.C.  34,  57)  ist  trotz  der  etwas  ab- 
weichenden Angaben  über  seine  Eigenschaf 
ten  nichts  Anderes,  als  der  bereits  von  Seh 
dt  Co,  beschriebene  krystallinische  Alkohol 
^14^24^  oder  C15H2QO  vom  Schmelzpunkt 

Lavendel  •  Oel.  Ausser  den  Estern  (Lina- 
Ijlacetat,  Linalylbutyrat  und  Geranylace- 
tat),  deren  genaue  Bestimmung  keine  Schwie 
rigkeiten  bietet,  enthält  das  Lavendel  -  Oel 
eine  grosse  Menge  freien  Linalools.  Ein 
hoher  Estergehalt  wird  immer  zu  Gunsten 
eines  Oeles  sprechen,  aber  man  wird  auch 
ein  Oel  mit  niedrigerem  Gehalt  an  Estern 
noch  als  gut  bezeichnen  müssen,  sobald  dieser 
Mangel  durch  eine  grössere  Menge  Linalool 
gedeckt  ist. 

Die  Versuche,  welche  zur  quantitativen 
Linaloolbestimmung  durch  Ueberführung  in 
Linalylacetat  angestellt  worden  sind,  haben 
bis  jetzt  wegen  der  Unbeständigkeit  des  Lina- 
lools nicht  den  gewünschten  Erfolg  gehabt. 

Zur  Esterbestimmung  im  Lavendel- 
Oel  wird  eine  abgewogene  Menge  Oel  mit 
20  bis  30  ccm  alkoholischer  Kalilösung  von 
bekanntem  Gehalt  verseift  und  der  Ueber- 
schuss  des  angewandten  Kalis  durch  Titrir- 
nng  mit  Normalschwefelsäure  bestimmt. 

Ans  den  Ergebnissen  folgt,  dass  man 
den  Esteiigehalt  eines  guten  Lavendel  -  Oeles 


durchschnittlich  wohl  au  30  bis  33  pCt.  an- 
nehmen darf.  Auch  bei  Gegenwart  grösserer 
Mengen  von  Terpentin-Oel  giebt  die  Methode 
richtige  Resultate. 

Im  Gegensatz  zu  einer  früheren  Erklärung 
müssen  ^'ir  (Seh.  dt  Co,)  die  Löslichkeitsprobe 
in  70proc.  Alkohol  als  brauchbar  bezeichnen. 
Wir  haben  uns  überzeugt,  dass  alle  zweifel- 
los guten  Oele  in  3  Volumen  70proc.  Alkohol 
löslich  sind.  S  p  i  k  -  O  e  1 ,  welches  ebenfalls 
zur  Verfälschung  von  Lavendel -Oel  häufig 
benutzt  wird,  enthält  zwar  etwa30pCt.  einei 
alkoholischen  Bestandtheils,  aber  nur  geringe 
Mengen  eines  Esters.  Zusatz  von  Spik-Oel 
zu  Lavendel  -  Oel  drückt  daher  den  Ester- 
gehalt des  letzteren  beträchtlich  herab.  Das 
sicherste  Mittel,  die  Verfälschung  des  La- 
vendel-Oeles  mit  Spik-Oel  zu  entdecken, 
bietet  der  Nachweis  des  Cineols,  welches  in 
reinem  Lavendel  -  Oel  fehlt ,  aber  dem  Spik- 
Oel  als  natürlicher  Bestandtheil  angehört. 

RoBmarin-Oel.  1  Tb.  Oel  muss  sich  in 
1/2  bis  1  i/s  Th.  90proc.  Sprit  bei  einer  Tem- 
peratur von  20^  C.  klar  auflösen. 

Spanisch  Hopfen-Oel.  Dieses  Oel  bräunt 
sich  in  Folge  seines  Gehaltes  an  Carvacrol 
mit  der  Zeit.  Farblose  Spanisch  Hopfen  Oele 
können  nur  durch  Beraubung  des  CarvacroU 
oder  durch  Vermischen  mit  fremden  farblosen 
Oelen  erhalten  werden;  sie  sind  an  dem  ge- 
ringeren  specifischen  Gewichte  kenntlich. 
Für  mikroskopische  Zwecke  ist  eine  hellgelbe 
Färbung  des  Oeles  kaum  störend ;  sicherlich 
ist  wenigstens  v Ö 1 1  i  g  e  Farblosigkeit  nicht  so 
wichtig  wie  ein  reicher  Gehalt  an  Carvacrol, 
dessen  Eigenschaften  gerade  das  Spanisch 
Hopfen-Oel  seine  Verwendung  in  der  Mikro- 
skopie verdankt.  (Fortsetzung  folgt) 

lieber  Cleata  vicosa;  Von  Frans  Lüdtke: 
Arch.  Pharm.  1893,  Kr.  1,  S.  34.  Verfasser  bo- 
schreibt den  Verlauf  einer  Cicutavergiftang  and 
^iebt  im  Anschluss  daran  den  mikroskopischen 
Befund  der  im  Magen  der  vergifteten  Kinder 
aufgefundenen  Wurzelsttlckchen  wieder.  Auf 
chemischem  Wege  konnten  Anhaltsponkto  fdr 
die  stattgehabte  Cicutavergiftung  nicht  aufge- 
funden werden.  Th. 

Itericlitigaiig. 

In  dem  Artikel  „Verwendung  von  Borax- 
lOsung  bei  der  Acidimetrie"  in  voriger 
Nummer  befinden  sich  2  Druckfehler,  welche, 
obschoD  sie  bei  aufmerksamem  Lesen  gefiinden 
werden  können,  doch  hier  berichtigt  werden 
sollen.  Zeile  4  der  ersten  Seite  mnes  es  statt 
„des  Borax**  heissen  „des  Berg**,  Zeile  16  der- 
selben Seite  statt  ,49  proC*  9,191  g<^ 


HOb 


Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Geoflfroyarinden. 

Die  Ende  des  vorigen  Jahrhaoderts  aU 
Aotheimintica  in  den  Arrsneischatz  einge- 
führten 6e  off  roya  rinden,  von  denen  nur 
noch  die  belgisehe  Pharmakopoe  „Cortez 
Qeoffroyae  surinamenBis''  aufführt,  hat  0, 
Hiücr-Bonibien  chemisch  untersucht. 

Zor  Darstellung  des  bereits  von  Hütten- 
sehmid  isolirten  Geoffroyins  wurde  die 
Rinde  mit  Alkohol  ausgekocht,  die  Filtrate 
eingedampft  und  mit  Wasser  verdünnt.  Es 
föllt  dabei  ein  Theil  des  Gerbstoffs,  bez. 
Phlobaphens  aus.  Das  Filtrat  wird  mit  Blei- 
essfg  von  Oerbstture  befreit.  Beim  Eindam- 
pfen des  entbleiten  Filtrates  hinterbleibt  das 
Geoffroyin  in  warzenförmigen  Rrystallen,  die 
aus  Essigsäure  oder  Ammoniakflüssigkeit  um- 
krjstaliisirt  wurden.  Die  Zusammensetzung 
des  Oeoffrojins  entspricht  der  Formel 
^0^13 ^^3-  ^^^  corrigirte  Schmelzpunkt 
liegt  bei  257^.  Von  Verbindungen  des  Geoff 
royios  wurden  hergestellt  das  salzsaure  Salz 
Cj^Hj^NOg  .  HCl,  die  Kupferverbindung 
(^0^18^^3)2^^  ^^^  eine  Brom  verbin  düng 
der  Formel  C^q  Hu  BrgNOg. 

Die  Lösung  des  Geoffroyins  reagirt  sowohl 
gegen  Lackmus,  als  auch  gegen  Phenol- 
phtale'in  neutral.  Reines  Geoffroyin  ist  ge- 
schmacklos; sowohl  in  neutraler,  wie  auch 
saurer  und  alkalischer  Lösung  ist  es  optisch 
inactiv. 

Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  das 
Geoffroyin    als    ein    Methyl-Tjrosin 

^^10 (^^3)  ^^8  ADBQsohen  ist,  und  er 
konnte  dieses  Methyl -Tjrosin  auch  in  der 
Hiode  von  Andira  anthelmintica  nachweisen. 
Da  dieser  Körper  voraussichtlich  auch  in 
den  bis  jetzt  noch  nicht  untersuchten  Andira- 
arten  aufzufinden  sein  wird,  so  ist  es  zweck- 
mässig, ihm  den  Namen  „Andirin**  beizu- 
legen und  die  Benennungen  Surinam  in, 
Geoffroyin,  Ratanhin,  Angelin  fallen 
zu  lassen,  denn  aueh  das  von  E.  Riege  in 
einem  amerikanischen  Ratanhia-Eztract  auf- 
gefundene i^Ratanhin*',  sowie  das  im  Jahre 
1869  von  Gintl  aus  dem  Harze  der  Ferreia 
Bpectabilis  isolirte  „A  n  g  e  l  i  n'*  hält 
Hiäer '  Bombten  f8r  identisch  mit  dem  Ge- 
ofiroyin  oder  A  n  d  i  r  i  n.  Th, 

Arch,  Pharm.  1892,  Nr.  7,  8.  513. 


lieber  die  modernen  Eisenflüssig« 

keiten. 

In  Nr.  27  der  Apoth.-Ztg.  veröfiPentlicht 
der  „Verein  der  Apotheker  Berlins"  die  nach- 
stehend abgedruckten  Vorschriften  zur  Dar- 
stellung von  „Eisenflussigkeiten". 

LIqner  Ferri  Mangan,  saechar« 

1.  200  g  Ferri  oxyd.  sacchar.  Ph.  G.  III  löse  in 

700  g  Aq.  de$!till. 

2.  3,7  g  Mangan,  chlorat.  crjst.  lOse  in 

15  g  Aq.  destill,  und  füge  hinzu 

^/b  t,  Sol.  Ammon  citric.  bestehend  aus: 

Acid.  eitric.  3,0 

Liq.  Ammon  caust.  6,5 

Aq.  destill.  15,ö 
Losung  1  und  2  vermiBche  nnd  setze  hinzu: 
50    g  Spiritus 

3    H  Tinct.  cort.  Aar. 

1,5 1,      „       aromat. 

1,5  „      „      Vanillae 

glt.  V  Aether  acetic. 


Liquor  Ferri  peptonat, 

24     g  Ferri  peptonat.  sicc.  lOse  in 
820    „  Aq.  deslill.  und  fügi  hinzu 
100    ,,  Sir.  simpl. 
50    „  Spiritus 
3    „  linct  cort.  Aur. 
],5„      „       aromatic. 
1,5 ,,      „       Vanillae. 
gtt.  V  Aether  acetic. 


Liqaor  Ferri  pepton«  c.  Mangan. 

24  g  Ferri  peptonat.  sicc. 
150  „  Aq.  deslill. 
erwärme  in  einer  Porzellane  ob  ale  bis  Lct-ung 
erfolgt  ist,  dann  fflge  hinzu 

82  g  Sol.  Ammon.  citric.  bestehend  aus: 
Acid.  citric.    .    .    .    10,0 
Liq.  Ammon.  caust.    22,0 
Aq.  destill.     .    .    .    50,0 
und   erhitze   das  Gemisch  unter  vorsichtigem, 
tropfenwfisen    Zusatz    von  Ammoniak    (10  bis 
15  gtts.),    bis    der    entstandene   Niederschlag 
wieder  gelöst  ist. 

Der   erkalteten,    klaren   Flflssigkeit   mische 
hinzu: 

3,7  g  Mangan,  chlorat.  cryst. 
584,0  „  Aq.  destill. 
100    „  Sir.  simpl. 
50    „  Sp.ritus 
3    ,,  Tinct.  cort.  Aor. 
If5  „      „       aromat. 
1,5  „      „       Vanillae 
gtt.  V  Aether  acetic. 


Tinct.  Ferri  oxydat.  compos« 

75    g  Ferr.  oxyd.  sacchar.  Ph.  G.  III 
580    „  Aq.  destill. 
180    „  Sir.  simpL 
165    „  Spiritus 

3    „  Tmct.  cort.  Aur. 

1,5  M      „       aromat. 

1,5  „      „      Vanillae 

gtt.  V  Aether  acetic. 


*► 
< 


226 


Llqaor  Ferri  albunfaiat. 

nach  Vorschrift  der  Pb.  G.  DI. 

Die  vorstehenden  Eisen-Flflssifi^keiten  werden 
in  besonderen,  braonen,  achteckigen  Flaschen 
(m  haben  bei  Poncet;  Wenderoth  ;lVarmbrunn, 
Quaäz  dt  Co^  k  bOOg  und  k  250  g  abgrefasat. 
iSinheitliche  fStiquetten  mit  Firma  liefern  Gebr. 
Kiesau,  Berlin,  Kochstrasse  78. 

Der  Verkaufspreis  für  sfimmtliche  Flüssig- 
keiten ist: 

ffir  Vi  Flasche  Mk.  1.60, 

* 

Durch  Zufall  kamen  wir  in  den  Besits  eines 
Rundschreibens,  in  welchem  die  chemische 
Fabrik  Helfenberg  ihrer  Apothekerknndschaft 


die  Mittheilung  macht,  dass  nach  den  ihr 
eingesandten  Proben  verschiedentliche  Male 
die  im  Zwischenhandel  offen  bezogenen 
Eisenliquores  mit  Wasser  gestreckt,  oder  dass 
andere  Zusammensetsungen,  ab  gewünscht, 
willkürlich  untergeschoben  worden  waren. 

Die  Fabrik  hat,  um  ihre  Kunden  gegen 
solche  Unregelmässigkeiten  au  schfitaen,  die 
Reactionen  der  verschiedenen  Liquores  in 
einer  Tabelle  susammengestellt  und  setzt 
damit  den  Apotheker  in  den  Stand,  beim 
offenen  Bezug  jener  Specialitäten  aus  zweiter 
Hand  durch  ein£aohe  Proben  festzustellen,  ob 
er  das  von  ihm  Bestellte  wirklich ,  und  zirar 
im  Originalzustand,  erhalten  hat. 


Liquores 


8pec.  Gew. 
b.  16«  C. 


a 
o 


U 

a  i 
_  fr« 


+  w 

3  w 

o   o 


8       R 


+1 

h9  CO 

d 
8 


|.8spj 
S^'^8 


Uqu.  Ferrl  alk  0,4  pCt.  Fe. 

1  a.  UnversüsBt  D.  A.  III. 

A.  klar  ^  b.  Versüsst     und    fein 

'         aromatisirt    .    .    . 

„Marke  Helfenberg". 
/  a.Un?er8Üfi8täla2)r«68. 

B.  trübe  v  b.  Versüsst  und    fein 

!         aromatisirt .    .    . 

„Marke  Helfenberg". 

Liqu.  Ferri  peptonati  0,4  proc.  Fe. 

R.  UnTersÜBst  ä  la  Pizgala,    . 
b.  Versüsst  und  fein  aromatisirt 

„Marke  Helfenberg*'. 

Liqu.  Ferre-Mangani  peptonati 

0,6  pCt.  Fe  und  0,1  pCt.  Mn. 

a.  Unversüsst  k  la  Oude  oder 

Keysser 

b.  Versüsst  und  fein  aromatisirt 
»Marke  Helfenberg". 


0,980^0,990 
1,030—1,060 

0,990-1,000 
1,030-1,045 


•ehwaeh 
alkalisch 


ooagttlirt 
nicht 


1,000—1,010 
1,030-1,050 


1,015-1,025 
1,040-1,070 


♦H 


1,040—1,070 


1,040—1,060 


Liau.  Ferro  -  Mangani  saooharati 

0,6  pCt  Fe  und  0,1  pCt.  Mn. 

„Marke  Helfenberg". 
Nur  Tersüsst  und  fein  aromatisirt. 

TInet.  Ferrl  oompotita  0,22  pCt.Fe. 
,JICarke  Helfenberg". 

Der  Xti^nstddt'schen  Specialität 
gleichkommend. 

Die  Helfenberger  Fabrik  fügt  dem  Rund- 
sohreiben noch  die  Vorschrififcen  au  den  ein- 


•chwach 
sauer 


»• 


sohwacli 
alkalisch 


sehr 
sehwach 
alkaliseh 


V 


t» 


II 


tt 
»• 


t» 


bleibt 
Qiiyer- 
büdert 


•» 


trfibe, 
gela- 
tinirt 


trübt 
sieh  all- 
la&hlieh 

bleibt 
klar 


»I 


trflbe, 
coag^lirt 


fast 

onver- 
ftndeit 


sehr 
trftbe 


wenig 
trftbe 


bleibt 
klar 


f» 


sehr 
trftbe 

tiemlich 
trflbe 


bleibt 
klar 


eehr 
trfibe 


bleibt 
klar 


Chloro- 

fem 

farbles 


11 


»• 


»» 


danksl- 

grflB« 

dehMiM 


f» 


seinen  Eisen-  und  Eisenmangan -Zusammen- 
setaungen,  soweit  sie  als  „Marke  Helfenberg" 


i 


927 


bekannt  sind,  bei.  Bei  dem  allgemeinen 
Interesse,  welches  die  Angelegenheit  in  An- 
betrieht des  aasserordentliohen  Verbranches 
jener  Helfenberger  Specialitäten  beanspruchen 
darf,  halten  wir  es  für  angeaeigt,  die  erwähnten 
Vorschriften ,  soweit  sie  nicht  mit  dem  Ph. 
C.  31,  209.  330  und  332  abgedruckten  genau 
übereinstimmen,  ebenfalls  sum  Abdruck  su 
bringen. 

Liquor  Ferrl  albuminati  0,4  pCt  Fe. 

A.  Klar. 

a)  unversüsst  D.  A.  III: 

Sfl  Natronlauge  (1,17  spec.  Gew.) 
verdünnt  man  mit 

720,0  destillirtem  Wasser, 
reibt  damit  in  einem  PonellanmOrser 

20,0  lösliches  Ferrialbuminat 
„Marke  Helfenberg'* 
an    und    spfilt    in    eine   entsprechend   grosse 
Flasche. 

Man  Iftsst  unter  Öfterem  SchQtteln  24  Stunden 
stehen  und  setzt  sa  der  nun  fast  klaren  Losung 
allmählich  folgende  vorher  bereitete  Mischung: 

160,0  Weingeist  vdn  90  pCt. 
100,0  Zimmtwasser 
2,0  aromatische  Tinctur. 

l>er  so  bereitete  Liquor  unterscheidet  sich 
von  dem  des  Deutschen  Anneibnches  durch 
einen  etwas  höheren  Alkaligehalt,  gelatinirt  je- 
doch nicht  wie  jener  bei  der  Aufbewahrung! 

Zur  Herstellung  eines  bei  der  Aufbewahrang 
nicht  gelatinirenden  Liquors  vom  Alkaligehalte 
des  Aizneibuches  TerfShrt  man  folgendermassen : 

Man  nimmt  anstatt  720,0  nur  500,0  destillirtes 
Wasser  sum  LOsen  des  Ferrialburainats  und 
giesst  die  LOsung  mittelst  eines  Trichters  in 
einen  Pergamentoapierbeutel.  welchen  man  derart 
gebildet  nat ,  dass  man  em  Stück  geuAsstes 
Pergamentpanier  mit  den  vier  Ecken  zusammen- 
faltete. Man  Dindet  nun  den  Bentel  zu  und  hingt 
ihn  in  ein  Gefilss  mit  destillirtem  Wasser  — 
die  Meuffe  des  letzteren  muss  etwa  zehnmal  so 
gross  sein,  wie  die  des  Liquors  —  so  weit  ein, 
dl  SS  sich  der  Flflssigkeitsspiegel  beider  in  der- 
selben Hohe  befindet.  Man  lässt  24  bis  80 
Stunden  h&ngen,  entieert  den  Beutel,  mischt 
zom  Liquor  den  Weingeist,  das  Zimmtwasser 
und  die  aromatische  Tinctur  und  bringt  das 
Qesammtgewicht  mit  destillirtem  Wasser  auf 
1000,0. 

b)  verstlBst  und  fein  aromatisirt 
„Marke  Helfenberg": 

8,0  Natronlange  (1,17  spec.  Qew.) 
G00,0  destillirtes  Wasser 
20,0  lösliches  Ferrialbuminat 

,,Marke  Helfenberg" 
200,0  weisser  Sirup 
100,0  Cognac 

75,0  Weingeist  von  90  pCt. 
1,0  Helfenberger  Maraskino-Essenz. 

Bereitung  genau  wie  bei  a* 


B.  TrülM. 

a)  unTcrsüsst  k  la  Dreesi 

28,0  Feirialbuminat-Natrinrndtrat 
„Marke  Helfenberf" 
lOst  man  unter  Öfterem  Schütteln  in 

800,0  destillirtem  Wasser 
und  setit  der  Losung  nach  nnd  nach  folgende 
Mischung  zu: 

10(9)  Cognac 

75,0  Wmgeist  Ton  90  pCt. 
1,5  Ingwertinctnr 
1,5  Galffanttinctur 
1,5  Ceyionzimmttinctur. 

b)  Terstlsst  und  fein  aromatisirt 
„Marke  Helfenberg**: 
Man  nimmt  nur 

600,0  destillirtes  Wasser 
und  an  Stelle  der  drei  Tineturen 
200,0  weissen  Sirup 
1,0  Helfenberger  Maraskino-Essenz. 

Liquor  Ferri  albamlnatl  duleis  0,6  pCt.  Fe 
(dem  Bratitfeoftt'schen  Pr&parat  gleichkommend). 

42,0  Ferrialbaminat- Natriumeitrat 
„Marke  Helfenberg" 
schtittet    man   in   eine   Flasche,    welche  eine 
Mischung  Ton 

200,0  destillirtem  Wasser 
4,0  Natronlauge  (1,17  spec.  Gew.) 
enthält  und  schtttelt  zuweilen  um. 
Wenn  Losung  erfolgt  ist»  setzt  man  zu 
750,0  weissen  Sirup 
20,0  aromatische  Tinctnr. 

Liquor  Ferrl  peptoaati  0,4  pCt.  Fe. 

a)  unverstlsst  ä  la  Pizziüai 

16,0  Eisenpeptonat  „Marke  Helfenberg'^ 
lOst  man  durch  Kochen  in 

750,0  destillirtem  Wasser. 
Die  erkaltete  Losung  versetzt  man  allmfihlich 
mit  folgender,  vorher  nereiteten  Mischung: 
100,0  Cognac 

75,0  Wängeist  ?on  90  pCIt. 
4,0  aromatischer  Tinctur 
4,0  Zimmttinctur 
4,0  Yanilletinctur 
10  Tropfen  Essigäther. 
Schliesslich    bringt  man   durch   Zusatz  von 
destillirtem  Wasser  das  Gesammtgewicht  auf 
1000,0. 

b)  Yersüsst  und  fein  aromatisirt 
„Marke  Helfenberg": 
Man  nimmt  nur 

550,0  destillirtes  Wasser 
und    an   Stelle   der   drei   Tineturen    und   des 
Essigftthen 

200,0  weissen  Sirup 
1,0  Helfenberger  Benedictiner- Essenz. 

Liquor  Ferri  pept.  cum  Chinlao. 

5,0  Chininhjdrochlorid 
reibt  man  mit 

50,0  destillirtem  Wasser 
an  und  setzt  tropfenweise 
q.  s.  Salzsäure 
bis  zur  LOiung  zu* 


228 


Man  yermischt  dann  dies«  Lösung  mit 
950,0  Eisenpeptonat-Liqaor. 

Liquor  Ferro  -  Mangan!  peptonati 

0,6  pCt.  Fe  und  0,1  pCt.  Mn. 

a)  unversüsst  a  la  Gude  oder  Keysser: 

40,0  Eisen- Man eanpeptonat 
„Marke  Belfenberg'* 
löst  man  durch  Kochen  in 

750,0  destiUirtem  Wasser. 
Die  erkaltete  LOsune  versetzt  man  allmählich 
mit  folgender,  vorher  oereiteten  Mischung: 
100,0  Cognac 

75,0  Weingeist  von  90  pCt. 
4,0  aromatischer  Tinctur 
4,0  Zimmttinctur 
4,0  Vanilletinctnr 
^        10  Tropfen  Eßsigäther. 
Schliesslich   bringt   man   durch   Znsatz   von 
destiUirtem  Wasser  das  Gesammtgewicht  auf 
1000,0 

b)  versüsst  und  fein  aromatisirt 
„Marke  Helfenberg": 
Man  nimmt  nur 

550,0  destillirtes  Wasser 
und    an    Stelle    der   drei   Tincturen   und    des 
Essigäthers 

200,0  weissen  Sirup 
1,0  Helfenberger  Benedictiner  -  Essenz. 

Liquor  Ferro  -  Mangani  saceliarati 

„Marke  Helfenberg** 

0,6  pCt.  Fe  und  0,1  pCt.  Mn. 

60,0  Eisen  saccharat  von  10  pCt.  Fe 

„Marke  Uelfenberg^^ 

lOfO  Mangansaccharat  von  lO  pCt.  Fe 

,     .  ,       „Marke  Helfenberg** 

lOst  man  in 

570,0  destiUirtem  Wasser 

und  fflgt  dann  folgende  Mischung  hinzu: 

IhO.O  weissen  Sirup 

100,0  Cognac 

75,0  Weingeist  von  90  pCt. 

3,0  Pomeranzenschalen  tinctur 

1,0  aromatische  Tinctur 

1,0  Ceylonzimmttinctur 

1,0  Vanilletinctur 

5  Tropfen  Essigäther. 

Tiuctara  Ferri  composita 

(der  Athenstaedf sehen  Specialität  gleich- 
kommend). 

22,0  Eisensaccharat  von  10  pGt.  Fe 

„Marke  Helfen  berg" 
lost  man  in 

570,0  destiUirtem  Wasper 

und  fügt  dann  folgende  Mischung  hinzu: 

240,0  weissen  Sirap 

165,0  Weingeist  von  90  pCt. 

8,0  Pomeranzen schalentinctur 

0,75  aromatische  Tinctur 

0,75  Ceylonzimmttinctur 

0,75  Vanilletinctur 

2  Tropfen  Essigäther. 

Extractom  Malti  ferratu«  0,4  pCt.  Fe. 
4,0  Eisendeztrinat  von  10  pGt. 
„Marke  Helfenberg** 


lOst  man  durch  Erhitzen  in 

8,0  weissem  Sirup 
und  mischt  diese  Lösang  unter 

88,0  Malzextract  „Marke  Helfenberg". 

Extractom  Malti  ferratomanganatiini 

0,2  pCt.  Fe  und  0,1  pCt.  Mn. 
Vergl.  Ph.  C.  81,  333. 

Pilalfte  Ferro -Mangani  peptonati 

pro  Pille  0,01  Fe  und  0,0015  Mn. 

6,5  Eisen -Manganpeptonat 
„Marke  Helfenberg** 
5,0  Süssholzsaft,  Pulver  M/50 
5,0  Süssbolz,  „         „ 

5  Tropfen  Glycerin 
q.  8.  weisser  Sirup. 
Man  stellt  100  Pillen  her. 

NB.  Zu  den  vorstehenden  Vorschriften  ist  zu 
bemerken,  dass  die  aus  trockenen  Präparaten 
hergestellten  Liquores  zumeist  einen  etwas  weni- 
ger angenehmen  Geschmack  besitzen ,  wie  jene, 
welche  ans  den  frischen ,  noch  in  L(}sung  be- 
findlichen Eisenverbindungen  bereitet  worden 
sind,  welches  letztere  Verfahren  die  Helfen- 
berger Fabrik  anwendet. 

*     *     * 

Von  sachkundiger  Seite  ging  ane  nach- 
stehende Besprechung  un<^  Vergleich ung  der 
vorstehenden  Vorschriften  zu ,  die  wir  eben- 
falls zum  Abdruck  bringen. 

Vergleichen  wir  die  beiden  Gruppen  von 
Vorecbriften ,  so  finden  wir  erhebliche  Ab- 
weichungen. Durchgehende  schreiben  die 
Berliner  Vorschriften  nur  ein  Drittel  der  in 
Helfenberg  verwendeten  Weingeist-  und  nur 
die  Hälfte  der  Zuckermenge  vor.  Ausgenom- 
men sind  hiervon  in  Bezug  auf  Zocker  der 
Liq.  Ferro  Mangani  saccharati  und  in  Bezug 
auf  J^eingeist  und  Zucker  die  Tinct.  Ferri 
composita.  Ferner  läset  der  genannte  Vjsrein 
nicht  das  von  Dieterich  beschriebene  Mangan- 
saccharat (Fb.  C.  31,  331)  zum  betreffenden 
Liquor  benützen,  sondern  er  begnügt  sich 
damit,  Manganchlorür  zuzusetzen  nnd  durch 
Ammoniumeitrat  in  Lösung  zu  halten«  In 
der  Vorschrift  zu  Liq.  Ferri  peptonati  und 
zu  Liq.  Ferri  peptonati  c.  Mangan,  vernoissen 
wir  die  hier  nothwendige  Angabe,  wie  viel 
Procent  Fe  das  Ferrum  peptonati  siccum  ent- 
halten muss. 

Da  es  sich  darum  handeln  dürfte,  die 
gangbaren  Marken  zn  verdrängen,  so  hätte 
man  nach  unserer  Ansicht  vor  Allem  darauf 
achten  sollen,  auch  in  der  Qualität  Scbxitt  zu 
halten  oder  sogar  Beseeres  z«  bieten.  Die 
Verwendung  de«  aftyptisch  wirkenden  und 
deshalb  längst  wieder  verlaeeencn  Mangan- 


229 


cblorürs  können  wir  nor  als  einen  Rfickichritt 
beseichnen,  ja  schon  deshalb,  weil  das 
Ammoninmcitrat  das  Mangan  f9r  die  Daaer 
nicht  in  Lösang  zu  halten  vermag  (ein  solcher 
Liquor  wird  anf  dem  Lager  trnbe)  und  ausser- 
dem  einen  unangenehmen  salmiakartigen 
Geschmack  giebt.  Auch  die  Ersparniss  an 
Zucker  und  Weingeist  scheint  uns  verfehlt, 
nachdem  gerade  die  PrSparate  „Marke 
Helfenberg*'  ihre  grosse  Verbreitung  dem 
vorzuglichen  und  dabei  kräftigen  Geschmack 
verdanken.  Hat  man  aber  durch  solche  Er- 
sparnisse die  Herabsetzung  des  Preises  er- 
möglichen wollen ,  so  war  zu  letzterem  nach 
unserer  Ansicht  keine  Veranlassung  vorhan- 
den ,  denn  wenn  man  bis  vor  Kurzem  100  g 
Liq.  Ferri  albuminati  je  nach  Landestaxe  mit 
lOO  bis  120  Pf.,  ohne  Glas,  taxiren  durfte, 
so  war  der  von  der  Helfenberger  Fabrik  ein- 
gefShrte  Verkaufspreis  von  2  Mk.  für  500  g 
kein  zu  hoher.  Mit  einem  Unterbieten  den 
Anfang  zu  machen,  erscheint  uns  auch  zweck* 
los,  weil  die  Fabriken,  gegen  welche  sich  die 
Preisreduction  richtet,  leicht  werden  folgen 
können  und  dabei  noch  den  Vorsprung  des 
besseren  Präparates  haben. 


Ueber  Malzeztraote. 

Von  i£  HeSbing  und  F.  W.  Passmore. 

Verfasser  bezeichnen  als  wesentliche  6e- 
ßtandtheile  derselben  Diastase  and  Maltose. 
Fnr  die  Beurtheilnng  der  Gfite  eines  Malz- 
extractes  kommen  dann  ferner  noch  der  Ge- 
balt an  Phosphaten,  der  Geschmack,  die 
Concentration  and  die  BekCmmlichkeit  des 
Prodactes  in  Betracht. 

Verfasser  haben  anter  Beracksichtigang 
dieser  einzelnen  Punkte  sieben  verschiedene 
HaDdelsmarken  nntersacht.  Der  Wasser- 
gehalt derselben  schwankte  zwischen  25,48 
und  35,89  pCt.  Die  Consistenz  war  bei  zwei 
Sorten  dünn,  bei  den  dbrigen  dick  oder  sehr 
dick.  Aach  hinsichtlich  Farbe,  Gerncb  and 
Geschmack  machten  sich  Unterschiede  gel- 
tend. Bei  einigen  Proben  konnte  von  dem 
charakteristischen  Malzgerach  and  -Ge- 
schmack nichts  wahrgenommen  werden. 

Die  diastatische  Wirkung  der  Malzextracte 
wnrde  folgenderweise  festgestellt:  Aas  gut 
getrockneter  Arrowrootstfirke  wurde  durch 
halbstündiges  Kochen  in  Wasser  (1  •{-  99) 
und  Wiederherstellen  des  nrspranglichen  Ge- 
wichtes ein  Schleim  bereitet,  von  welchem 


50ccm  im  Wasserbade  mit  6  oder  lOccm 
Malzextractlösnng  «asammen  aaf  40  bis 
420  C.  erhitzt  w.arden.  Nach  einer  gewissen 
Zeit  warde  die  ümwandlang  der  Stftrke  mit 
einer  Jodlösang  geprüft.  Als  JodK^snng  warde 
eine  Flassigkeit  verwendet,  welche  darcfa 
Losen  von  1  g  Jod  und  2  g  Kaliamjedid  in 
1000  ccm  Wasser  bereitet  war.  Die  Um- 
wandlang der  St&rke  war  bei  den  bessere» 
Malzextracten  innerhalb  10  bis  15  Minuten 
beendet.  Ein  Extract,  welches  noch  nach 
30  Minaten  mit  JodlOsang  nach  obiger  Yer«> 
sachsanordnang  eine  blane  F&rbang  giebt, 
sollte  als  für  den  Gebraach  angeeignet  ver- 
worfen werden. 

Bei  der  Zacker-(Maltose')bestimmang  haben 
Verfasser  die  Löslichkeit  des  aas  der  Maltose 
hergestellten  Osazons  gegenüber  der  ünlOs- 
lichkeit  des  aas  Dextrose  gewonnenen  Osa- 
zons in  Betracht  gezogen.  Za  dem  Zwecke 
warden  5  g  Malzextract  in  50  ccm  Wasser 
prelöst,  5  g  Phenylhydrazin  mit  wenigen 
Tropfen  verdünnter  Essigsäure  gelöst  and 
das  Gemisch  zwei  Standen  lang  aaf  100 o 
erhitzt.  Die  Niederschläge  warden  aaf  dem 
Filter  gesammelt,  mit  Alkohol  und  Aether 
gewaschen  and  bei  100  o  getrocknet. 

Die  von  heissem  Wasser  nicht  gelöst  wer- 
dende Menge  Osazon  entsprach  aaf  Maltose, 
bez.  Dextrose  amgerechnet  einem  Gehalt  von 
weniger  als  8  pCt.  an  letzterer. 

Der  Procentgehalt  an  Maltose  betrag  bei 
einer  Eotation  [a]ü  (lOproc.  Lösang)  bei: 
1.  =  61,6  pCt -f  77,8 


2.  =  56,1 

3.  =  56,8 

4.  »  61,6 

5.  =  55,3 

6.  =  60.5 

7.  =.  »6,6 


+  69,4 
+  66.5 
+  78,4 
+  63,4 
+  71,2 
+  .68,6. 


Die  Asche  der  antersachten  Malzextracte 
schwankte  zwischen  1,09  and  1,50  pCt.  Der 
Gehalt  an  Phospborsäare  betrag  0,21  bis 
0,55  pCt.  Th, 

Empfindliches  Reagens    auf  Kohlenoxyd  $ 

J.  Habermann:  Zeitechr.  f.  ang.  Gh.  1892,  324. 
Eine  LOsang  von  Silbern  i trat  wird  mit  so  viel 
Ammoniak  versetzt,  dass  ein  kleiner  Theil  des 
sich  anfangs  aasscheidenden  Silberoiydes  an* 
gelöst  bleibt;  die  filtrirte  Flüssigkeit  ist,  vor 
Staub  geschützt,  viele  Monate  haltbar  und  wird 
selbst  im  directen  Sonnenlichte  nicht  gehrfiRinti 
Leitet  man  Luft  durch  das  Reagens,  so  wird 
in  demselben  keinerlei  Färbung  wahrgenommen, 
bei  einem  Gehalt  von  0,1  pCt.  Kohlenoxyd 
jedoch  tritt  eine  deutliche  Braunftrhuag  auf. 

8. 


230 


Die   Bettimmung   des  Fluors   in 
Pflamenaschen. 

H,  Ost  hatte  feitzaetellen,  ob  eine  Schädig- 
ung Ton  Pflanzen  dnreh  Einwirkung  von 
Flusssfture  und  Fluorsilicium  haltendem 
Bauch  Btattgefanden  hatte.  Es  musste  zu 
dem  Zwecke  eine  Methode  zur  Beetimmung 
von  Fluor  in  Pflanzenaschen  ausgearbeitet 
werden  und  zwar  bewirkte  er  dieselbe  nach 
Yoraufgegangener  yollständiger  Abscheidung 
der  Kieselsäure  nach  SersditM-Rase  durch 
Aetzen  Ton  Glas. 

16  bis  25  g  lufttrockene  gemahlene  Pflan- 
zensubstanz werden  verascht,  die  Asche 
wird  mit  1  Vt  Th.  Kieselsäure  und  5  Th. 
Natrium  -  Kaliumcarbonat  gemischt  und  im 
Platintiegel  erst  über  der  Bunsenflamme, 
dann  6  Minuten  über  dem  Gebläse  bis  zum 
ruhigen  Flusse  geschmolzen.  Kur  durch 
Zusatz  Yon  Kieselsäure  gelingt  die  Umsetz- 
ung dos  Flnorcalciums  zu  loslichem  Fluorid. 
Man  zieht  die  Schmelze  mit  heissem  Wasser 
aus ,  erwärmt  das  Filtrat  mit  kohlensaurem 
Ammon,  flltrirt  nach  12  stündigem  Stehen  von 
Kieselsäure,  Aluminiumoxyd  etc.  kalt  ab  und 
Wäscht  mit  Ammoniumcarbonat  enthalten- 
dem Wasser  aus.  Die  abgedampfte  ammoniak- 
freie LOsung  wird  zur  Entfernung  des  Bestes 
YOn  Kieselsäure  in  einer  Platinschale  mit 
Phenolphtaleln  versetzt  und  heiss  mit  Sal- 
petersäure fast  neutralisirt.  Hierauf  dampft 
man  mit  wenig,  möglichst  säurefreier  am- 
moniakalischer  ZinkoxydlOsung  zur  Trockene, 
lOst,  flltrirt  und  wiederholt  die  letztere  Opera- 
tion noch  einmal.  Die  schwach  alkalischen 
FluomatriumlOsupgen  kOnnen  ohne  Gefahr 
in  Glastrichtem  flltrirt  werden.  Die  nunmehr 
ganz  kieselsaure-  und  ammoniakfreie  Los- 
ung wird  weiter  mit  Salpetersäure  bei  Siede- 
hitze abgestumpft  —  wobei  in  der  Begel  eine 
Spur  Calciumphosphat  ausfällt  —  und  dann, 
noch  eben  alkalisch,  kochend  mit  Chlorcal- 
cium  gefUlt.  Der  abfiltrirte  Niederschlag 
wird  im  Platintiegel  mit  Essigsäure  abge- 
dampft und  nach  YoUständigem  Veijagen  der 
Säure  wieder  mit  Wasser  aufgenommen.  Der 
jetzt  hinterbleibende  Bückstand  besteht  aus 
dem  Fluorcalcium  nebst  Calciumphosphat 
und  anderen  Beimengungen  und  dient  un- 
mittelbar zur  Entwickelung  der  Flusssäure 
für  die  Aetzung. 

Die  Gewichteabnahme  des  Glases  beim 
Aetaen  mit  Fluissäuredämpfen  wurde  durch 


besondere  Versuche  ermittelt  und  hierbei 
festgestellt,  dass  1  mg  Fluor  in  der  Begel 
eine  Aetzabnahme  von  0,8  bis  0,9  mg  giebt 
Wenn  das  Glas  aus  75pCt.  Si02  und  25 pa. 
Basen  besteht  und  4  Mol.  HFl,  1  Mol.  SiO, 
nebst  den  entsprechenden  Basen  lOsen,  musste 
1  mg  Fluor  einen  Aetzverlust  von  1,05  mg 
geben. 

Nach  der  beschriebenen  Methode  gelang 
es,  in  YoUkommen  gesunden  Pflanzenblättem, 
d.  h.  in  solchen ,  welche  nach  ihrem  Stand- 
ort weder  Fluor  noch  andere  schädigende 
Stoffe  aus  der  Atmosphäre  aufgenommen  haben 
konnten,  Fluor  quantitativ  zu  bestimmen. 

Die  untersuchten  Aschen  gesunder  Pflan- 
zen, vermuthlich  alle,  enthalten  etwa  0,1  pCt. 
Je  1  mg  Fluor  der  Asche  giebt  nach  dem 
Aufschliessen  etwa  0,5  bis  0,6  mg  Aetz- 
verlust des  Glases.  Th. 
Ber.  d.  D.  ehem.  Oes.  26,  151. 


Ueber  Ziegenmilch  und  Nachweis 
derselben  in  der  Kuhmilch. 

Einen  intereseanten  AnfeaU  hmiDr. Schaffet 
(Schweis.  Wochenechr.  ffir  Chemie  n.  Pharm. 
Nr.  7,  XXXI)  aber  den  Nachweis  der  Ziegen- 
milch in  Ruhmileh  verö£Fentlicht ,  über  ein 
Thema,  welches  bis  jetst  wenig  Berfiekaicb- 
tigung    gefunden    hatte,    in   Folge    dessen 
die  Erfikhrnngen   darfiber   äusserst   spirlieh 
verzeichnet  sind.  Der  von^.  Herder  gebrachte 
Vorschlag ,  das  schwächere  Aufrahmoiigsver- 
mögen  der  Ziegenmilch  als  Nachweis  so  be* 
nutsen,  ist  als  nicht  dorchAhrbar  beieiohnet, 
ebenso  die  von  Eirehner  (Handb.  der  Milch - 
wirihschaft  S.  25)  gestellte  Behauptung,  dass 
die  Trockensubstanz  der  Ziegenmilch  etwai 
reicher  an  Fett  und  Albumin  sei  als  die  Kuh- 
milch,   war   zur   Bestimmung   ungenügend. 
Selbst  Kehlig  (Die  mensohl.  Nahrungs-  und 
Genussmittel,  1883,  S.  264)  gab  auf  Gmnd 
der  Tbatsaehe,  dass  beide  Milchsorten  aneh 
im  reinen  Zustande  oft  eine  wechselnde  Zu- 
sammensetzung aufwiesen,  keinen  genügen- 
den Aufschluss  für  ein  Unterscheidungsmerk- 
mal.  Branchbarer  sind  die  Resultate  bei  der 
Bestimmung   beider   Butterfette    durch    die 
Beiehert-MeissVache  Zahl,   doch  auch   hier 
kann  ausnahmsweise  normales  Kuhbuttorfett 
die  Zahl  24  und  darunter  ergeben.    Die  ein- 
sige Bestimmung,  welche  wenigstens  einiger- 
massen  brauchbare  Resultate  liefert,  gründet 
der  Verfasser  auf  den  gänzlichen  Mangel  an 


231 


ForbstotiF  in  dem  Bntterfett  der  Ziegen.  Es 
wurden  coneentrirte  AetberfettlÖBungen  her- 
gestellt nach  dem  aräometrischen  Verfahren 
von  SoosMet ,  welche  sich  eignen  dürften, 
dnrch  Vergleiehung  eine  Verfälsehung  des 
Knhbotterfettes  mit  dem  der  Ziege  nachsn- 
weisen.  Trota  beschrftnkter  Genauigkeit 
dürfte  doch  aus  Mangel  an  besseren  Methoden 
enrfthnter  Vorschlag  für  die  Praxis  wohl  be- 
acbtenswerth  sein.  8, 


Elektrische  Rednetion  des  ^itrobenzok: 

C.  EäuS9ermanni  Ghem.-Ztg.  1893,  Nr.  9,  S.  129 
und   Gattermafin  nnd   Kappert:    Chem.   Ztg. 
1893,  Nr.   13,  S.  210.      Als  Apparat  diente 
Häus8ermann  eire  Glaswanne  mit  Thonzelle, 
in  welch  letztere  eine  Eohleaelektrode  eingesetzt 
war,  w&hrend  die  Eatiiode  je  nach  der  Natur 
der  LOsimgen  ans  Eisen-  oder  Platinblech  her- 
gestellt war.     Bei  der  Bednction   des   Nitro- 
benzols   in  alkalischer  Losung  bestand  die 
FflSnng  des  Eathodenranmes  ans  einer  alkoho- 
lischen, mit  Natronlange  versetzten  LOsnng  yon 
Nitrobenxol  (25 g  Nitrobenzol,  40^  Natronhydrat, 
50ccm  Wasser,  350  ccm  Alkohol!  diejenige  des 
Anodenranmes  dagegen  ans  verdfinnter  Natron- 
lange,  so   dass  auf  diese  Weise  dem  Natron- 
hjdrat     die    Bolle     des    Elektrolyten     zufiel. 
Wurde  dieses  Bad  10  Stunden  in  den  Strom- 
kreis eimreschaltet,  so  fand  an  der  Eathode  eine 
mSssiffe  WaaserstofientwickluDg  statt,  nnd  schon 
nach  inirzer  Zeit  begann  die  Ausscheidung  eines 
schwer  löslichen  EOrpers,  welcher  sich  nach  dem 
UmkrystalliBiren  aus  Alkohol  als  reines  Hy- 
drasobenzol  erwies.  Der  in  der  alkoholischen 
EatbodenflUssigkeit  nach  der  angegebenen  Zeit 
noch    Torhandene   Best   dieses   Keductionspro- 
dnctes,  welches  sich  wahrscheinlich  durch  das 
Axobeszol  hindurch  gebildet  hatte,  wurde  durch 
Eingiesaen  in  verdünnte  Schwefelsäure  als  Ben- 
zidinsulüat  abgeschieden  und  als  solches  iden- 
tificirt.    Die  elektrolytische  Beduction  des  Ni- 
trobenzols    in    saurer    Lösung   (alkoholischer, 
mit  Schwefelsfture  versetzter  Lösung  von  Nitro- 
benzol) verlief  bei  lOstHndiger  Versuchsdauer  in 
der  Weise ,   dass  an  der  Eathode  sich  reichlich 
Benzidinaulfat  abschied. 

GaUermann  und  Koppert  lösten  das  Nitro- 
benzol in  der  dreiiachen  Gewichtsmenge  conc. 
Schwefels&nre  nnd  versetzten  mit  so  viel  Wasser, 
bis  eine  schwache  Trflbung  eintrat.  Bei  der 
Elektrolvse  befand  sich  diese  Lösung  in  einer 
Thonzelle,  welche  ihrerseits  von  50  proc.  Schwe* 
feisäure  umgeben  war.  Nach  Verlauf  von  meh- 
reren Stunden  erstarrte  der  Inhalt  der  Thon- 
zelle, in  welche  die  negative  Elektrode  ein- 
taucht, XU  farblosen  Er^stdlen,  deren  Unter- 
suchung ergab,  dass  sie  ans  schwefelsaurem 
p-Amidophenol  bestuiien.  Wahrscheinlich 
ist  intermediftr  Phenylhydroxylamin  gebildet 
worden,  wdches  sieh  dann  zu  p-Amidophenol 
umgelagert  hat: 


Ueber  die  VerfUschung 
des  Paprikagewflrzes, 

von  Bütö  hat  eine  Beihe  Paprikasorten 
nach  der  sogenannten  TFeenefer- Methode  (von 
Henneherg)  untersucht  und  folgende  Zahlen 
ermittelt: 

Feuchtigkeit 9,262  pCt., 

Asche 5,680    „ 

Aetherextract 11,946    ,» 

Stickstofisubstanz  (Rohprotoin)  16,250  „ 
stiekstoiilreie  Extractivstoffe  36,727  „ 
Rohfaser 20,145    „ 

Stickstoff 2,607  pCt. 

Die  Farbe  der  Asche  ist  bei  Rosen-Paprika, 
der  dnrch  Vermählen  der  best  entwickelten 
Schoten  nnd  der  Samen  (ohne  den  Samen- 
träger)  hergestellt  wird,  weiss  oder  granweiss, 
wi&hrend  Producte  geringerer  Qualität,  in 
Folge  des  Mitvermahlens  der  stärker  mangan- 
haltigen  Samenträger,  Asche  von  grdnlicher 
Farbe  liefern.  Die  Asche  ist  bei  reiner 
Waare  in  verdünnter  Salzsäure  sehr  leicht 
und  beinahe  vollständig  löslich. 

Zur  Beurtheilung  des  Rosen  -  Paprikas 
könnte  auch  der  Stiekstoffgehalt  desselben 
herangezogen  werden.  Der  Samenträger 
macht  nämlich  ca.  9  pCt  der  ganzen  Frucht 
(ohne  Stiel)  ans  nnd  ist  durch  einen  grossen 
Stiekstoffgehalt  ausgezeichnet,  welcher,  anf 
Trockensubstanz  bezogen ,  4,6  pCt.  beträgt, 
wohingegen  die  ganze  Schote  nnr  3,2  pCt., 
die  Schalen  2,3  pCt.  und  die  Samen  2,9  pCt. 
Stickstoff  enthalten. 

Was  die  üblichen  Verflllschungen  des 
Paprikas  betriflft,  so  behauptet  Verfasser,  so 
unglaublich  dies  auch  erscheinen  mag,  dass 
eine  der  häufigsten  Verfälschungen  jene  mit 
Blei  in  Form  von  Minium  ist. 

Zur  Prüfung  auf  die  erdigen  mineralischen 
Beimengungen  genügt  es  nach  des  Verfassers 
Ansicht,  wenn  man  das  Verhalten  der  Asche 
gegen  verdünnte  Säuren  beobachtet.  Hin- 
sichtlich der  Menge  des  Unlöslichen  wäre  es 
am  besten ,  sich  der  von  den  schweizer  Che- 
mikern angegebenen  Grenzwerthe*)  zu  bedie- 
nen. Die  von  denselben  empfohlene  mini- 
male alkoholische  Extractmenge  von  25  pCt. 
wird  im  Allgemeinen  den  Erwartungen  nicht 
entsprechen.  Th. 

Chm,'Ztg.  lS9!i,  Nr.  96,  S,  1836. 

*)  Asche  nicht  über  5  pCt.,  davon  in  Salz- 
säure unlöslich  0,5  pCt. 


232 


Tersehtedene  Mlttlieiliinfreii 


Diabetin. 

Unter  diesem  klangvollen  Namen  wird  in 
der  Deutsch-Amerik.  Apoth.-Ztg.  die  von  der 
cbem.  Fabrik  auf  Actien  (vorm.  E.  Schering) 
in  Berlin  neuerdings  zu  billigem  Preise  als 
,, Zucker  für  Diabetiker"  in  den  Handel  ge- 
brachte Lävulose  (Ph.  C.  34,  193)  be 
Bcbrieben.  g, 

Kreosot-  und  Ouajacolkapseln. 

Im  Internat,  pharm.  Gen.-Anz.  wird  vor- 
geschlagen, zur  Anfertigung  von  Ereosot- 
nnd  Guajaeol-Gelatinekapseln  die  genannten 
Arzneistoffe  mit  einem  Drittel  ihres  Gewichts 
Benzoesäure  zu  versetzen,  dieselbe  durch 
Eintauchen  des  die  Mischung  enthaltenden 
Gefösses  zu  lösen  und  nun  die  Kapseln,  nach- 
dem das  Durchschnittsgewicht  eines  Tropfens 
festgestellt  ist,  zu  füllen.  Beim  Erkalten  wird 
die  Lösung  der  Benzoesäure  in  Kreosot  oder 
Gnajacol  ziemlich  fest. 


hatte.  Diese  Verbindung  hat  die  Eigenschaf- 
ten einer  schwachen  Base  und  scheint  ein 
Anilinderivat  zu  sein,  das  durch  irgend  einen 
Process,  bei  dem  Sauerstoff  eine  Bolle  spielt, 
sich  zu  bilden  scheint.  Denn  durch  Einwirk- 
ung von  activem  Sauerstoff  (in  Form  von 
Wasserstoffsuperoxyd  oder  Ozon)  auf  Anilin 
kann  Anilophyll  erhalten  werden ;  es  ist  aber 
nöthig,  dass  eine  organische  Säure,  wie 
Essig-,  Ameisen-,  Propion-,  Bernstein-, 
Aepfel-,  Gerb-,  Kohlensäure  zugegen  ist  ^ 
nur  Oxalsäure  hindert  die  Beaction  —  und 
wohl  aus  diesem  Grunde  tritt  die  Erscheinung 
des   Braunwerdens  auch    nicht  mit  Rumez- 

blättern  auf.  8. 

Natartp.  Bundschau  1S92,  565. 


8. 


Wirknng  des  Anilins 
anf  grüne  Pflanzentheile. 

Grüne  Blätter,  namentlich  von  der  Esche, 
Birke,  Stechpalme,  Minze,  Löwenzahn,  ver- 
wandeln in  kurzer  Zeit  ihr  Grün  in  ein 
dunkles  Braun,  wenn  man  sie  der  Einwirkung 
von  Anilin  aussetzt.  Schunk  und  Brehner 
fanden,  dass  dieser  Farbenwechsel  von  einer 
eigenthümlichen,  wohl  charakterisirten,  kry- 
stallisirbaren  Substanz  herrührt ,  welcher 
Schunk  den  Namen  Anilophyll  gegeben 


Eine  bedeutende  Industrie  in 

Oefahr. 

Unter  dieser  sensationellen  Ueberschrift 
veröffentlicht  B,  Lach  in  der  Chem.-Ztg. 
1893,  Nr.  23,  S.  392  einen  Hinweis  auf  eine 
neuerlich  erlassene  Bestimmung  der  russi- 
schen Regierung,  welchem  Erlass  zufolge  znr 
Herstellung  der  Kirchenkerzen  nur  reines 
Bienenwachs  fortan  verwendet  werden  soll. 
Durch  diese  Bestimmung  wird  die  galizische 
Erdwachsindustrie  auf  das  schwerste  getroffen. 
Man  erzeugt  in  Boryslaw  in  Galizien  ca.  20 
Waggons  Erdwachs  (Ozokerit)  in  der  Woche, 
wovon  wohl  mehr  als  die  Hälfte  als  Hohproduct 
oder  in  Form  von  raffinirter  Waare  (Ceresin) 
bisher  nach  Russland  ging  und  hauptsächlich 
zu  obengenanntem  Zweck  Verwendung  fand. 

TA. 


R  ri  e  fwechseL 


Dr,  B.  S*  in  D.  Asthma-Krystalle, 
auch  (Jharcot-Neuniann^cYit  Erystalle  genannt, 
wurden  zuerst  von  Leyden  als  regelmässiges 
Vorkommniss  im  Auswurf  von  Bronchialasthma- 
kranken erkannt.  Man  trifft  sie  aber  auch  im 
Blute  und  vielen  Organen  bei  leukämischen 
Leiden,  sowie  im  tuberkulösen  Sputum  und  im 
Secrete  der  Prostata  an.  Dieselben  stellen 
Doppelpyranüvien  dar,  welche  bei  Druck  auf  das 
Deckgläschen  nicht  selten  in  Querstücke  zer- 
spidten.  Die  Asthmakrystdle  besitzen  ver- 
schiedene Grossen,  und  zwar  sind  sie  zu  Beginn 
eines  asthmatischen  Anfalls  meist  kleiner  als 
fregenEnde  desselben.  Sie  lösen  sich  in  warmem 
Wasfser,  Ammoniak,  Kali-  und  Natronlauge, 
Essig-,  8alz*>  Salpeter-  und  Schwefelsäure,  da- 
gegen sind  sie  unlöslich  in  kaltem  Wasser, 
Aether,  Alkohol  und  Chloroform «  während  sie  in 


Glycerin  bis  zum  ünsicfatbarwerden  aufquellet' 
Was  ihre  chemische  Natur  anlangt,  so  ist 
schon  vielfach  darüber  discutirt  worden.  Nach 
den  neuesten  Untersuchungen  von  Schreiner 
handelt  es  sich  um  eine  phosphorsaure  Ver- 
bind nng  einer  organischen  Base  von  der  un- 
gefähren Zusammensetzung  —  CtHsN— .  Die 
Darstellung  von  Dauerpräparaten  jener  Erjstalle 
geschieht  dadurch,  dass  man  den  krystall- 
haltigen  Auswurf  in  dünner  Schicht  auf  dem 
Deckgläschen  ausbreitet,  in  Alkohol  fizirt  und 
in  Xylol-Canadabalsam  aufbewahrt.  Zur  sicheren 
Erkennung  der  Asthma-Kry stalle  unter  dem  Mi- 
kroskop ist  eine  SOOfacheVergrOsserung  angezeigt. 

D«  t»  M«  Bosinol,  Besinol  und  Retinol 
sind  Synonvroe  für  Haizöl. 

Apolh.  J.  St.  in  N.  Rhodallin  ist  ein 
Synonym  für  Tbiosinamin. 


Varleger  und  ▼enuitwortlieiier  R«dftet«ar  Dr.  K«  Qelssler  In  DrMden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dn  Hermann  Hager 


der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 


und 


Dr.  Ewald  Oelssler. 


Ersclieint  jeden  Donnerstag.  —  Besagspreis  durch  die  Post  oder  den  Bnchbandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Fl    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  2f>  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietscbelstrasse  S,  I. 

Bedaction:  Prof.  Dr.  E.  6 eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredactenr:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

Mir        Dresden,  den  27.  April  1893.  Ity.Hl^^i^. 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

lohalt:  Chemie  aai  PhuaiMlet  lieber  aloa  kleine  chemitehe  Beobaohtang.  —  HinweU.  —  Zar  Beeitmmang 
des  Fettcehaltea  der  Mileh.  •—  Neue  Arzneimittel:  Bet» - Naphtbol •  Wlsrnnt  Kreaol  50proc.,  waeserlÖBUeh.  8al- 
aeetol.  Somatoeen.  Siierol.  ToIylantipTrln  Knorr.  Tribrompbenol-Wiamut.  —  Zar  Unteraaebang  der  OewUrse. 
^  Hinweiae.  —  Ana  dem  Handelsbericht  von  Gebe  &  Co.  in  Dreadan.  April  1893.  —  Zar  Beatimmung  der  Q*- 
sammUtlkaloide  in  der  Chinarinde.  —  Ana  dam  Bericht  von  Sehinmel  &  Co.  in  Leipsig.  April  1893.  —  Yer- 
fckledeae  HltthellaateBt  Nene  Comprimirmaaabine.  —  Etikettenanfeachter.  ~  Apparat  aar  Beleachtang  dea 

Halsea.  —  Prelaaafgaben.  -'  Neaeate  dantaehe  Patantanmeldangen.  — 

Brlefweeatel«  —  Asielgea« 


Ctaemle  und  Ptaarmaele. 


üeber  eine  kleine  chemische 
Beobachtung. 

Von  G.  Vulpius. 

Der  Wunsch,  unter  den  verschiedenen 
empfohlenen  Vorschriften  zur  Herstellung 
von  Seifenspiritus  durch  unmittelbare 
Verseifung  von  Oel  mit  Kalilösung  ohne 
Erwärmen  eine  besonders  taugliche  her- 
auszufinden, gab  vor  etwa  Jahresfrist  die 
Veranlassung  zu  einer  Anzahl  kleiner  Ver- 
suche, bei  welchen  Olivenöl  mit  wein- 
geistiger Kalilösung  in  bestimmten  Ver- 
hältnissen zusammengebracht  und  das 
Gemenge  häufig  geschüttelt  wurde.  In 
der  Begel  war  nach  acht-  oder  zehn- 
maligem kräftigen  Durcheinanderschütteln 
im  Laufe  eineH  halben  Tages  das  Oel 
verschwunden,  die  Verseifung  vollendet, 
und  es  schien,  als  ob  die  letztere  ziemlich 
regelmässig  und  der  Häufigkeit  des  Schüt- 
tekis  entsprechend  fortschreite,  die  Menge 
des  obenauf  schwimmenden  Oeles  dement- 
sprechend ebenso  regelmässig  abnehme. 

Durch  irgend  einen  Zufall  war  eine 
solche  Probe  stehen  geblieben,  als  erst 
ein  kleiner  Theil  des  Oeles  verseift  war. 


Der  Best  des  letzteren  wurde  nach  einiger 
Zeit  noch  obenauf  schwimmend  gefunden 
und  sollte  nun  durch  erneutes  und  vor- 
aussichtlich noch  öfters  zu  wiederholendes 
Schütteln  nachträglich  auch  verseift  wer- 
den. Da  zeigte  es  sich,  dass  jetzt  schon 
ein  einmaliges  Durchschütteln  genügte, 
um  in  wenigen  Secunden  den  gesammten 
erheblichen  Oelrest  zur  Verseifung  zu 
bringen  und  eine  völlig  klare  Seifenlös- 
ung zu  erzielen.  Es  hatte  den  Anschein, 
als  ob  die  längere  Berührung  der  Kali- 
lösung mit  dem  in  geschlossener  Schicht 
darüber  schwimmenden  Oele,  das  letztere 
der  Verseifung  leichter  zugänglich  ge- 
macht habe.  Ueberreichliche  Arbeiten 
anderer  Art  verhinderten  damals  die 
weitere  Verfolgung  dieser  Sache  und  erst 
in '  den  letzten  Wochen  konnte  darauf 
zurückgegriffen  werden. 

In  drei  mit  gut  schliessenden  Glas- 
stöpseln versehenen  Cylindergläsern  — 
A,  B  und  C  —  wurden  je  20  g  Olivenöl 
über  eine  Mischung  von  10  g  wässeriger 
Kalilösung  (1  »  3)  mit  25  g  Weingeist 
geschichtet.  Die  Höhe  der  obenauf 
schwimmenden  Oelschicht  betrug  28  mm. 


234 


Glas  A  wurde  sofort  einige  Augen- 
blicke kräftig  geschüttelt,  dann  zu  den 
beiden  anderen  unbewegt  gebliebenen 
Gläsern  bei  Seite  gestellt.  Die  Höhe  der 
Oelschieht  war  in  allen  drei  Gläsern  nahe- 
zu dieselbe.  Während  des  nun  folgenden 
zweitägigen  Stehens  nahm  dieselbe  lang- 
sam in  jedem  Glase  um  5  mm  ab  und 
man  konnte  mit  dem  Auge  beobachten, 
wie  an  der  Berührungsfläche  beider 
Flüssigkeiten  die  Verseifung  weiterschritt 
und  wie  von  hier  aus  eine  Bewegung  in 
der  unteren  Schicht  stattfand.  Es  wurde 
nunmehr,  also  nach  zwei  Tagen,  der  In- 
halt Ton  Glas  A  genau  eine  Minute  lang 
.-geschüttelt,  während  B  und  C  auch 
weiterhin  unberührt  blieben.  In  A  zeigte 
sich  nach  der  Wiedervereinigung  des  un- 
yerseift  gebliebenen  Oelrestes,  dass  die 
Oelschieht  durch  das  Schütteln  selbst 
wieder  um  2  mm  kürzer  geworden  war. 

Jetzt  blieben  alle  drei  Gläser  weitere 
acht  Tage  hindurch  der  Buhe  überlassen. 
Erneute  Messung  ergab  abermalige  Ab- 
nahme der  Oelschichten  sämmtlicher 
Gläser,  jedoch  in  sehr  verschiedenem 
Grade.  In  Glas  A  betrug  ihre  Höhe 
noch  8  mm,  in  den  beiden  anderen  Glä- 
sern noch  18  bis  14  mm.  Es  hatte  also 
während  der  letzten  Ruhepause  eine 
bedeutend  stärkere  Verseifung  stattge- 
funden in  dem  acht  Tage  zuvor  ein 
zweites  Mal  geschüttelten  Glase.  Aber 
auch  in  den  noch  ganz  unbewegt  ge- 
bliebenen Gläsern  war  die  Verseifung 
wieder  erheblich  fortgeschritten. 

Glas  A  wurde  jetzt  aufs  Neue  eine 
Minute  lang  geschüttelt.  Beim  Stehen- 
lassen kam  es  hierauf  zu  keiner  neuen 
Oelschichtbildung  mehr,  sondern  nach 
wenigen  Minuten  hellte  sich  das  trübe 
Gemenge  vollständig  auf,  die  Verseifung 
war  vollendet,  also  ein  Oelrest  von  8  mm 
Höhe  auf  einmal  verseift  worden.  Eine 
gleiche  Schüttelung  des  Glases  B  er^ab 
nach  kurzem  Stehen  Wiederansammlung 
einer  Oelschieht  von  9  mm.  Die  Ab- 
nahme des  Oeles  während  der  Schüttel- 
ung entsprach  also  nur  einer  Schichthöhe 
von  4  bis  5  mm,  während  sie  bei  A  volle 
8  mm  betragen  hatte.  Glas  G  blieb  auch 
jetzt  wieder  unberührt. 

Der  Inhalt  der  Gläser  B  und  0  wurde 
hierauf  eine    weitere    Woche    hindurch 


der  Buhe  überlassen.  Die  Abnahme  des 
Oeles  nach  dieser  Frist  war  in  beiden 
Gläsern  kaum  messbar,  immerhin  jedoch 
in  B  um  eine  Kleinigkeit  deutlicher  als 
in  G.  Erneute  Schüttelung  von  B  führte 
nach  kurzem  Stehen  zu  völliger  Aufhellung 
des  Gemisches,  somit  zum  Abschlüsse 
der  Verseifung  unter  Verschwinden  einer 
restlichen  Oelschieht  von  9  mm  Höhe. 
Glas  G  blieb  alsdann  weitere  14  Tage 
unberührt  stehen. 

Nach  Ablauf  dieser  2ieit  konnte  abermals 
keine  Abnahme  des  Oeles  mehr  festgestellt 
werden.  Seine  Schichthöhe  betrug  noch 
über  13  mm,  also  etwa  soviel,  wie  3 
Wochen  zuvor.  Die  Verseifung  während 
der  Berührung  beider  ruhender  Flüssig- 
keitsschichten hatte  somit  innerhalb  der 
ersten  10  Tage  der  im  Ganzen  4  Wochen 
umspannenden  Versuchsdauer  ihre  Grenze 
erreicht  und  war  dann  —  vielleicht  in 
Folge  veränderter  Schwereverhältnisse 
der  beiden  Schichten  —  zum  Stehen  ge- 
kommen, nachdem  ungefähr  die  Hälfte 
des  Oeles  verseift  war.  Man  hätte  nun 
erwarten  sollen,  dass,  entsprechend  dem 
Vorgange  bei  der  ersten  nach  10  tägigem 
Stehen  erfolgten  Schüttelung  des  Glases 
B,  dessen  damals  noch  vorhandener 
Oelrest  dabei  eine  Herabminderung  um 
5  mm  erfuhr,  eine  gleiche  Oelabnahme 
bei  der  jetzt  vorgenommenen  ersten 
Schüttelung  des  Glases  0  eintreten  würde. 
Höchstens  hätte  man  vielleicht  noch  an- 
nehmen dürfen,  dass  wie  bei  der  nach  im 
Ganzen  10  tägigem  Stehen  vorgenommenen 
dritten  Schüttelung  des  Glases  A  eine 
Oelschieht  von  8  mm  auf  einmal  zur  Ver- 
seifung gelangen  würde.  Keines  von 
beiden  geschah,  sondern  es  versehwand 
die  gesammte  noch  vorhandene,  einer 
Schicht  von  13  mm  Höhe  entsprechende 
Oelmenge,  es  gelangte  überhaupt  kein 
Gel  mehr  zur  Abscheidung,  das  ge- 
schüttelte emulsionsartige  Gemenge  klärte 
sich  vielmehr  beim  Stehen  nach  2  bis  3 
Minuten  zu  einer  blanken  Seifenlösang 
auf 

Aus  diesem  Verhalten  dürften  sich 
zwei  Schlussfolgerungen  ableiten  lassen. 
Zunächst  lässt  sich  ans  dem  beschriebenen 
Verlauf  der  Versuche  entnehmen,  dass 
während  des  Schütteins  auch  diejenigen 
Oeltheile,    welche    der   Verseifung    ent- 


285 


gangen  sind  nnd  sich  in  der  Buhe 
wieder  zu  einer  klaren  Schicht  vereinigt 
haben,  der  weiteren  Einwirkung  des 
Xalihjdrates  zugänglicher  geworden  sind. 
Sodann  zeigt  sich  aber  auch,  dass  ohne 
jedes  Schfltteln  und  allein  durch  die  Be- 
rühmng  der  beiden  Flüssigkeitsschichten 
an  einer  massig  breiten  Fläche,  wenn 
diese  Berührung  nur  lange  genug  dauert, 
der  Widerstand  des  Oeles  gegen  den 
Angriff  des  Kalihydrates,  gegen  die  Ver- 
seifoüg,  bedeutend  herabgemindert  wird 
Neben  der  unmittelbar  wahrnehmbaren 
chemischen  Arbeit  muss  also  während 
jener  Berührung  noch  eine  zweite,  nur 
an  dem  späteren  Verhalten  des  Oeles 
erkennbare,  geleistet  worden  sein,  be- 
stehend in  einer  Lockerung  des  GeAiges 
der  Oelmoleküle  bis  in  erhebliche  Tiefen 
der  Oelschicht  hinein. 

Besonderen  Werth  für  die  pharma- 
ceutische  Praxis  dürfte  diese  Thatsacbe 
freilieh  nicht  haben,  denn  wenn  auch 
hiernach  anzunehmen  ist,  dass  sich  nö- 
thigenfalls  ein  Seifenspiritus  durch  kurzes 
Schütteln  von  weingeistiger  Kalilösung 
mit  Oel  und  einmalige  Wiederholung  des 
Schütteins  nach  wochenlangem  Stehen- 
lassen herstellen  Hesse,  so  ist  doch  das 
öftere  ümschtitteln  eine  so  kleine  Mühe, 
dass  man  dieselbe  einem  sonst  nöthig 
werdenden  langen  Herumstehenlassen  der 
Mischung  wohl  immer  vorziehen  wird. 

BestÜBinniig  des  C^ehaltes  an  fttherUchem 
Oele  in  den  destillirten  aromatisehen  Wäs- 
sjrn;  F,  Rauwez:  Jonrn.  de  pharm.  d'Anvers 
1892,  445.  Verf.  giebt  200  com  des  Destillats 
m  einen  Schütteltrichter,  Ifist  darin  60  g  Ka- 
trinmcblorid  und  schüttelt  zweimal  mit  je  40 
und  ein  drittes  Mal  mit  20  ccm  Aether  ans.  Die 
fitherischen  LOsnngen  werden  mittelst  Chlor- 
calcinm  entwässert,  filtrirt  nnd  in  ein  Erlen- 
m^er^sches  EGlbchen  gebracht,  in  dem  sich  5  ccm 
▼orber  bei  100®  getrocknetes  und  gewogenes 
Olivenöl  befinden.  Bei  30®  wird  der  Aether  ver- 
jagt, damit  ein  Aufkochen  rermieden  wird  nnd 
das  EHenmeyer'sehe  Kölbchen,  nachdem  der 
Aether  bereits  fast  ganz  veijagt  ist,  bei  35  bis 
400  weiter  erhitzt.  Der  nicht  mehr  nach  Aether 
nechende  Bückstand  wird  gewogen,  das  Mehr- 

fewicht  giebt  das  in  200  ccm  des  Destillats  ent- 
altene  fttberiadte  Oel  an. 
.  Von  einer  Wiedergabe  der  gefundenen  Zahlen 
ist  hier  absoseben.  da  sich  dieselben  auf  Prä- 
^Me  der  belgiscnen^  bez.  der  französischen 
Pharmakopoe  bexiehen.  t. 


Zur  Bestiminmig  des  Fettigehaltes 

der  Milch. 

Weiss  *  Neutofnisehd  berichtet  über  eine 
neue  Fettbestimmnngsmethode  der  Milch : 

In  eine  Flasche  yod  300  ccm  Inhalt  bringt 
man  30  g  der  za  untersuchenden  Milch, 
mischt  mit  3  g  officineller  Natronlaage  nnd 
fQgt  nachiindnach60g  Petroleumbenzin 
in  drei  Portionen  ä  20  g  hinzu,  wobei  man 
jedesmal  so  lange  kräftig  schüttelt,  bis  die 
Flüssigkeit  Tollkommen  homogen  geworden 
ist.  Meistens  genügen  znr  Mischung  einige 
Minuten.  Man  erhftlt  ein  ganz  gleichmftssiges 
Liniment,  das  Tage  lang  seine  dicke  Con- 
sistenz  beibehält. 

um  nun  eine  baldige  Trennung  zu  be- 
wirlren ,  giebt  man  20  g  Spiritus  hinzu  und 
schüttelt  wiederum  tüchtig  durch.  Die  Scheid- 
ung beginnt  sofort;  sie  wird  durch  Öfteres 
umschwenken  begünstigt  und  ist  in  höch- 
stens 6  Stunden  soweit  beendet,  dass  eine 
spätere  Zunahme  der  oberen  Benzinschicht 
nicht  mehr  bemerkbar  ist.  Nach  24  Stunden 
haben  sich  drei  scharf  begrenzte  Schichten 
gebildet :  eine  untere  gelbe  und  klare ,  eine 
mittlere ,  etwas  trübe  und  eine  obere ,  klare 
und  farblose,  welch  letztere  sämmtliches  Fett 
in  Benzin  gelöst  enthält. 

Von  dieser  giesst  man  eine  durch  genaue 
Differenzwägung  festzustellende  Menge  in 
eine  geräumige  flache  Schale  ab ,  lässt  erat 
bei  ca.  50 o  abdampfen,  erwärmt  schliesslich 
auf  1000  bis  zu  constantem  Gewicht  und  be- 
rechnet die  Fettmenge  auf  das  Oanze. 

Anstatt  die  Flüssigkeiten  zu  wägen,  kann 
man  sie  auch  abmessen : 

25  ccm  Milch  werden  mit  3  ccm  Natron- 
lauge und  dreimal  25  ccm  Benzin  geschüttelt 
und  in  50  ccm  des  mittelst  Pipette  abgenom- 
menen Fettbenzins  der  Abdampfrückst^n^ 
bestimmt. 

Vorstehende  Methode  scheint  in  ihrer  Um- 
ständlichkeit wohl  kaum  dazu  angethan  zu 
sein ,  sich  yiele  Freunde  zu  erwerben.  Will 
man  einmal  Ton  dem  Aetherextractionsver- 
fahren ,  das  zweifellos  die  sichersten  Besnl- 
tate  giebt,  absehen,  dann  dürfte  weit  eher 
die  besonders  von  E.  Schmidt  warm  em- 
pfohlene Schmid'BandsfynsMBciie  Methode  *), 
die  durchaus  gute  Resultate  liefert ,  in  An- 
wendung zu  bringen  sein.  Th. 
Pharm.  2tg.  1893. 

•)  Ph.  C.  81,  116.  82,  552.  88,  462. 


236 


Neue  ArzneimitteL 

Beta-Vaphthol-Wiimat  Von  einer  Gruppe 
neaer  aDtiseptischer  Stoffe,  den  Wiamutphe- 
nolen,  welche  wir  S.  115  bereits  kn»  er- 
wähnten, sind  als  wichtigste  folgende  zu 
nennen:  Phenol  -  Wismut ,  Kresol  -  Wismut, 
Tribromphenol  -  Wismut  (s.  unten),  Chlor- 
phenol -  Wismut ,  Resorcin  -  Wismut ,  Beta- 
Naphthol- Wismut.  Dieselben  bilden  neutrale, 
geruchlose,  geschmacklose,  nicht  ätsende 
Pulver  yon  weisser,  besiehentlich  gelber 
— oder  rother  Farbe,  sind  unlöslich  in  Wasser, 
so  dess  sie  in  Pulverform  verordnet  werden 
müssen,  ^endb*  ( Wratsch.  1893,  Nr.  1)  lenkt 
die  Aufmerksamkeit  besonders  auf  das  B  e  t  a  - 
Naphthol-Wismut,  dessen  Verabfolg- 
ung bei  Cholera- Erkrankungen  im  ersten 
Stadium  sich  als  recht  befriedigend  erwiesen 
hat.  Im  Darm  findet  eine  Spaltung  des 
Arznei  Stoffs  statt,  worauf  das  Beta  -  Naphthol 
resorbirt  und  durch  den  Harn  ausgeschieden 
wird,  wahrend  das  Wismut  im  Stuhl  ausge- 
schieden wird. 

Auch  Schiibenko  und  Blachstein  (Wratsch. 
1892,  Nr.  51)  erzielten  durch  Anwendung 
von  Beta- Napbthol -Wismut  bis  zu  2g  am 
Tage  bei  cholerischen  und  anderen  verdäch- 
tigen Durchfällen  fast  stets  gute  Besultate. 

Kresol  50proc.,  wasserlöslich.  Unter 
dieser  Bezeichnung  bringt  die  chemische 
Fabrik  von  Dr.  F,  Bosckig  in  Ludwigshafen 
a.  Rh.  ein  Gemisch  von  Rohkresol  (lOOproc. 
roher  Karbolsäure)  mit  Schmierseife  in  den 
Handel,  welches  durch  Verdünnung  mit  Wasser 
auf  das  zehnfache  Gewicht  die  vom  Reichs- 
gesundheitsamt empfohlene  „Karbolseifen- 
lösung«'  (Ph.  C.  33,  459)  giebt.  Es  liegt  also 
ein  ganz  ähnliches  Präparat  vor,  wie  es  das 
bekannte  Sapokarbol  der  Eisenbätteler  che- 
mischen Fabrik  vorstellt,  dem  im  Laufe  der 
Zeit  eine  grosse  Anzahl  verschiedener  solcher 
Präparate,  wie  Lysol,  Kresolseife,  Phenolin, 
Kresolsaponat,  Sapokresol  gefolgt  sind. 

Die  Herstellung  derartiger  Präparate  ist 
so  einfisch  und  ohne  alle  Apparate  ausführbar 
(vergl.  Ph.  C.  30,  499),  dass  nicht  recht  ein- 
zusehen ist,  welcher  Anspruch  wohl  bei  der 
noeh  nicbt  bekannt  gewordenen  Anmeldung 
des  50  proc.  wasserlöslichen  Rresols  zum 
Patent  gestellt  sein  könnte. 

Salaoetol.  Unter  diesem  abgekürzten  Na- 
men bringt  die  chemische  Fabrik  vorm.  Bof» 
mann  <t  Schötensack  in  Ludwigshafen  a.  Rh. 


das  von  uns  S.  194  erwähnte  Salicylacetol  in 
den  Handel.  Ueber  die  Wirksamkeit  des 
Salacetols  übermittelt  uns  genannte  Firma 
freundlichst  einen  kurzen  Bericht  des  Prof. 
Bourget  in  Lausanne,  welcher  das  neue  Arz- 
neimittel gegen  Sommerdiarrhöen  in  Doseo 
von  2  bis  4  g  täglich  in  Ricinusöl  gelöst  mit 
ausgezeichneten  Erfolgen  angewendet  hat,  und 
glaubt,  dass  es  als  Vorbeugungsmittel  oder 
Heilmittel  der  Cholera  Anwendung  finden 
könne. 

Somatosen«  Auf  dem  XII.  Congress  fär 
innere  Medicin  in  Wiesbaden  hat  Hüdebrandt- 
Elberfeld  über  Ernährung  mit  einem  ge- 
schmack-  und  geruchlosen  Albumosenpräpa- 
rate  gesprochen. 

In  den  Peptonpräparaten  des  Handels  über- 
wiegen bekanntlich  die  Albumosen ,  während 
re  i  ne  8  Pepton  (Kühnere)  sich  nur  in  geringer 
Menge  darin  befindet ,  was  insofern  ganz  er- 
wünscht ist,  als  nach  GerlacKn  Untersuchun- 
gen das  reine  Pepton  giftig  wirkt.  Ein  von 
den  Farbwerken  (vormals  Fr.  Bayer  £"  Co,) 
in  Elberfeld  hergestelltes  Präparat,  das  näch- 
stens unter  dem  Namen  Somatosen  in  den 
Handel  kommen  soll,  ist  durch  einen  geringen 
Gehalt  an  dem  Pepton  Kühne's  und  hohen 
Gehalt  an  Albumosen  (84  bis  86  Proc.)  aus- 
gezeichnet; das  Präparat  entbehrt  vollständig 
des  unangenehm  bitteren  Peptongeschmacks 
und  des  widerlichen  Geruchs. 

Sucrol.  Unter  diesem  Namen  bringt  die 
Firma  Dr.  F,  v.  Heyden'B  Nachfolger  in  Rade- 
beul das  nach  einem  patentirten  Verfahren 
hergestellte  Para-Phenetolcarbamid  in  den 
Handel,  über  welches  wir  bereits  in  Ph.  C. 
33,  165  berichteten  und  welches  die  Firma 
J.  2>.  Riedel  in  Berlin  unter  der  Bezeichnung 
„Du lein"  (Ph.  C.  33,  663.  749)  als  Süss- 
stoff  einführte. 

Das  Sucrol  findet  am  besten  in  der  fein 
krystallinischen  Form  Anwendung,  weil  das 
pulverförmige  Präparat  sich  schwer  mit  Wasser 
benetzt;  es  schmilzt  bei  160 <),  ist  löslich  in 
Alkohol  und  Aether,  in  heisser  Salzsäure  und 
Essigsäure;  100  ccm  Wasser  lösen  bei  20^ 
0,16g,  bei  800  0,65g  Sucrol;  die  Süsskraft 
ist  die  200  fache  des  Zuckers. 

Nach  Versuchen  von  Paschhis  (Therap.  Bl. 
1893,  66  durch  Zeitschr.  d.  Oesterr.  Apoth.- 
Ver.)  ist  das  Sucrol  absolut  unschädlich ,  so 
dass  gegen  seine  Verwendung  zum  Süssen  der 
Speisen,  zumal  es  rein  süss  schmeckt,  keiner- 


237 


lei  Bei-  oder  Nachgescbmack  hat  und  die 
Speisen  oicbt  verdirbt,  nicbts  einzuwenden 
iBt.  Namentlicb  eignet  es  sich  snm  Versnssen 
?on  Getränken ,  welche  ein  grösseres  speci- 
fisches  Gewicht  haben.  In  Gemengen,  welche 
dünnflüssig  sind  und  bitterlich  schmecken, 
rermag  das  Sucrol  den  bitterlichen  Geschmack 
nicht  ganz  zu  verdecken,  was  Zucker  ja  aber 
ancb  nicht  zu  thnn  vermag.  Paschkis  fuhrt 
als  Beispiele  an,  dass  eine  Losung  von  Chinin. 
Bulf.  1,0g,  Acidi  sttlfur.  gtt.  6,  Aquae  dest. 
l()0,Og,  Sucrol  0, 1  g  intensiv  bitter ,  säuer- 
lich und  süss  zugleich  schmeckt  und  in  einem 
Gemenge  von  Morphin,  hydrochlor.  0,05  g, 
Amyli  2,5  g ,  Sucrol  0,05  g  der  bittere  Ge- 
schmack ebenso  gut,  vielleicht  etwas  mehr 
als  durch  Zucker  gedeckt  wird. 

Hieraus  geht  hervor,  dass  keine  Veranlass* 
ting  vorliegt,  das  Sucrol  in  solchen  Fällen 
statt  Zucker  zu  verwenden,  und  das  um  so 
weniger,  als  man  in  Pulvermischungen,  wie 
vorstehend  erwähnte,  wo  das  Zuckerpulver 
zugleich  Constitnens  ist,  die  bei  Verwendung 
von  Sucrol  fehlende  Menge  durch  ein  in- 
differentes Pulver  (Amjlum)  ersetzen  müsste. 

Zum  Nachweis  des  Sucrols  empfiehlt  FMch- 
hs  die  von  Berlinerblau  angegebene  Reaction : 

Eine  geringe  Menge  der  Substanz  wird  im 
fieagensrobr  mit  2  Tropfen  reiner  Karbol- 
säure und  eben  so  viel  concentrirter  reiner 
Schwefelsaure  versetzt  und  kurze  Zeit  zum 
Sieden  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  wird  die 
sirupöse,  röthlich  bis  roth  gefärbte  Flässig- 
keil  in  ein  halb  mit  Wasser  gefülltes  Reagens- 
rohr eingegossen  und  mit  jenem  vermischt. 
Die  erkaltete  Mischung  wird  dann  mit  Natron- 
lauge unter-  oder  mit  Ammoniak  überschich- 
tet. Es  bildet  sich  an  der  Grenze  ein  blauer 
Ring,  der  immer  intensiver  wird  und  einige 
Stunden  anhält.  Die  Färbung  theilt  sich  all- 
mählich der  ganzen  Natronlauge,  beziehungs- 
weise dem  Ammoniak  mit.  Bei  Anwendung 
von  Natronlauge  spielt  die  Farbe  etwas  ins 
Violette,  bei  Ammoniak  ist  sie  rein  lazurblau. 
Die  Reaction  ist  empfindlich,  und  man  kann 
dieselbe,  wenn  die  Lösungen  nicht  zu  ver- 
dünnt sind,  sogleich  in  denselben  anstellen ; 
im  anderen  Falle  müssten  die  Lösungen  vor- 
her mit  Aether  ausgeschüttelt  werden.  Auch 
bei  Sucrolharn  gelingt  die  Reaction  ganz 
vortrefflich,  besonders,  wenn  Ammoniak  an- 
gewendet wird. 

Tolyla]ltipyri&  Knorr  ist  identisch  mit 
dem  schon  mehrfach  besprochenen  „Toly- 


pyrin"  von  J,  D,  Riedel  in  Berlin  (Ph.  C. 
33,  715.  34,  145). 

Das  Verfahren  zur  Darstellung  des  Toly- 
pjrins  fällt  unter  das  Antipyrinpatent,  der 
Name  Tolypyrin  ist  aber  gesetzlich  geschätzt. 

Tribromphenol-Wismnt.  Ueber  die  gün- 
stigen Wirkungen,  welche  Hueppe  in  der  An- 
wendung dieses  neuen  Darmantisepticums  ge- 
sehen hat,  haben  wir  bereits  (Ph.  C.  34,  110) 
kurz  berichtet. 

Das  Tri bromphenol- Wismut,  welches  die 
Firma  Dr.  F,  von  Hey  den  in  Radebeul  nach 
patentirtem  Verfahren  herstellt,   bildet  ein 
gelbes,  neutrales,  unlösliches  Pulver,  frei  von 
Geruch  und  Geschmack,  fast  ungiftig,  indiffe- 
rent gegen  die  empfindlichen  Schleimhäute 
der  Verdauungsorgane.  Es  enthält  49,5  Proc. 
Wismutoxyd  und    50  Proc.   Tribromphenol 
mit  einander  verbunden.  DasTribromphenol- 
Wismut  wirkt  auf  den   Organismus  wenig, 
auf  Kommabacillen  dagegen  so  stark  giftig» 
dass  Hueppe  (Berl.  klin.  Wochenschr.  1893, 
162)  die  Wirkung  als  nahezu  specifisch  gegen 
die  Cholerabakterien  erklärt.    Bei  leichten 
Cholerafällen   erfolgt  unter  Anwendung  von 
5  bis  7  g  Tribromphenol  -Wismut  täglich  für 
Erwachsene  in  0,5  g  Gaben  die  Heilung  sicher, 
glatt  und  ohne  jede  Complikation.  In  mittel- 
schweren Fällen  mit  Symptomen  erfolg^r 
Vergiftung ,  Anurie ,  Nieren affektion  trat  bei 
Darreichung  von  Tribromphenol- Wismut  die 
Urinsecretion  in  allen  Fällen  verbältnissmässig 
schnell  wieder  ein.  Alle  wurden  glatt  geheilt, 
bis  auf  eine  nicht  mitzurechnende  Ausnahme. 
Doch  auch  in  diesem  Falle  ergab  die  Sektion, 
dass  das  Tribromphenol- Wismut  seine  Schul- 
digkeit gethan  hatte :   die  Nieren  waren  fast 
intact  oder  richtiger  bereits   wieder  ausge- 
heilt, und  die  Culturen  ans  dem  Darminhalt 
fielen   vollständig  negativ  aus,  während  in 
diesem  Stadium  bei  gleichaussehendem  Darm 
bei   den   nicht  mit  Tribromphenol -Wismut 
oder  nur  mit  Infusion   behandelten    Fällen 
stets  reichlich  entwickelungsfähige  Komma- 
bacillen nachgewiesen  wurden.  Von  schwe- 
ren Fällen  (reine  Intoxikation,  asphyktisches 
Stadium)  konnte  hueppe  nur  11  mit  Tribrom- 
phenol-Wismut  behandeln.     Die  Urinsecre- 
tion trat  in  allen  Fällen  relativ  schnell  ein. 
Die  Mortalität  betrug  45  Proc.   Bei  den  Sek- 
tionen ergaben  die  Culturen  des  Darminhalts 
ein  negatives  Resultat  und  die  Nieren  waren 
auffallend  wenig  verändert,  im  Gegensatz  zu 
den  Fällen  gleichen  Stadiums,  die  nicht  mit 


238 


Tribrompbenol -Wismut  oder  nur  mit  Infa- 
sion  bebandelt  waren. 

Das  Tribrompbenol -Wismut  leistet  also 
selbst  in  den  schweren  Fällen  recht  Befriedi- 
gendes, sodass  es  als  Ergänzung  der  Infusion 
wertbvoll  ist.  8. 

Zar  Untersuchung  der  Oewürze. 

Die  Beschlüsse  des  Vereins  schweizer,  ana« 
Chemiker  betr.  Untersuchung  und 
Beurtheilung  Ton  Gewürzen  (Versammlung 
in  Baden,  9.  September  1892)  geben  für  die 
mikroskopische  Prüfung  folgende  Vor- 
schriften : 

Von  ganzen  Gewürzen  werden  eventuell 
Schnitte  angefertigt.  Pulver  werden  in  Wasser 
bei  starker  Vergrösserung  (300  bis  400)  ohne 
und  mit  Zusatz  von  Jodtinctar  auf  Stärkemehl 
untersucht;  andere  Proben  werden  in  starker 
Chloralhydratlösung  (2  Tb.  Chloralhydrat, 
1  Tb*  Wasser)  bei  schwächerer  Vergrösserung 
(1 50  bis  200)  untersucht.  Werden  die  Ge> 
webe  durch  letzteres  Reagens  nicht  genügend 
aufgehellt  oder  ist,  wie  beim  schwarzen  PfefiPer 
gewöhnlich ,  die  Mahlung  nur  grob,  so  kann 
durch  Aufkochen  in  verdünnter  Natronlauge, 
Auswaschen  im  Mulltuch  und  Aufkochen  in 
Gljeerinessigsättre  (2  Vol.  Glycerin,  1  Vol. 
Essigsäure  von  60pCt.)  das  Material  der  Be- 
obachtung zugänglich  gemacht  werden. 
Stftrkereiche  Objecto  werden  vor  dieser  Be- 
handlung durch  Auskneten  im  Mulltucb  unter 
dem  Wasserstrahl  von  der  Stärke  befreit, 
schleimige  Substanzen,  wie  viele  Zimmtarten, 
werden  erst  mit  Salpetersäure  aufgekocht. 

In  den  folgenden  Angaben  bezeichnet  die 
erste  Zahl  die  nicht  zu  überschreitende 
Menge  Asche  (auf  lufttrockene  Substanz  be- 
rechnet) und  die  in  Klammer  ( )  gesetzte 
zweite  Zahl  die  Menge  der  in  Salzsäure 
unlöslichen  Asche. 

Die  Asche  von  schwarzem  Pfeffer,  nicht 
über  6,ö  pCt.(2pCt.),  und  von  weissem  Pfeffer, 
nicht  über  3,5  pOt.  (1  pCt),  ist  in  Folge  eines 
Eisen-  und  Mangangehaltes  von  dunkler 
Farbe. 

Piment  soll  nicht  über  6pCt.  (0,5 pCt.) 
Asche  geben« 

Die  Asche  von  Paprika  soll  von  rein 
weisser  Farbe  sein  und  nicht  über  5  pCt. 
(0,5  pCt.)  betragen. 

Die  Asche  von  Z  i  m  m  t  soll  von  grau- 
weiseer  Farbe  sein  und  5pCt.  (IpOt.)  nicht 
übersteigen. 


Gewürznelken  sollen  nicht  über  7pCt. 
(1  pCt.) ,  Muskatnüsse  nicht  über  6 pCt. 
(0,5pCt.),  Macis  nicht  über  2pCt.  (0,5pCt.) 
Asche  geben. 

Zur  Ermittelung  von  Tbeerfarbstoffen  ia 
Safran  liefert  die  Capiilaranalyse  (Ph.  C. 
33,  611)  sehr  gute  und  zuverlässige  Resultate. 
Reiner  Safran  liefert  eine  breite  orange  Zone, 
darüber  eine  solche  von  verschwommenem 
Orange  und  schliesst  mit  einer  schwacbgelben 
Zone  ab;  alle  übrigen  Farbstoffe  verhalten 
sich  anders.  Die  Asche  soll  8pCt.  (0,5  pCt.) 
nicht  übersteigen.  Die  Safranasche  enthält 
Thonerde,  diejenige  der  Calendula  ist  mangan- 
haltig,  die  des  Saflors  eisenhaltig. 

Senfmehl  soll  nicht  mehr  als  5  pCt. 
Asohe  liefern. 

Die  Asche  von  Ingwer  soll  hÖchsteDS 
8  pCt.  (3  pCt.)  betragen.  «. 

Schweiz,  Woehcnwhr.  f.  Chem,  u.  Pharm,  1892, 

Nr,  42, 


Werth  des  Httmatoporphyrlnspectronis  Ar 
den  forensischen  Blotnachlfels;  HämnOrl: 
Vierteljahrschnft  für  geriehü  Iflediein  1^98,  ei 
K  hat  gefanden,  dass  hoch  ei^itctes  Blat,  vel- 
ches  ffir  die  meisten  der  bisher  benutzten  LAs- 
ungsmittel  unlöslich  geworden  ist,  voftheilhaft 
mit  concentrirter  Salz-  oder  Schwefeteäure  be- 
handelt wird.  Er  erhielt  dabei  in  kvter  Mt 
eine  für  den  spectralen  Nachweis  ^peeignete 
BlatfarbstofflOsong,  welche  das  Spectrun  des 
Hämatoporphjrins  zeigt,  lieber  dessen  SpectroiD 
siehe  Ph.  C.  84,  165. 

Nach  Versuchen  von  Kratter  (ebei>da)  kana 
selbst  aus  Blutkohle  durch  Schwenlsäure 
stets  nodi  H&matoporphjrin  gewonnen  und 
spektroskopisch  nachgewiesen  werden.  s. 

lieber  die  maassanaljtische  Besttmiiiang 
der   Phenole    im   Harn«      Von    A.  Kosüer. 

Zeitschr.  f.  physiol.  Chemie  durch  Ber.  d.  D. 
ehem.  Ges.,  Kef.  25,  868.  p-Eresol  kann  niich 
der  JSToppescAaar'schen  Methode  bestimmt  werdea, 
wenn  man  einen  grossen  Ueberschuss  von  Brom- 
iGsung  bei  60°  auf  die  EresollOsung  einwirken 
Iftsst  und  den  Ueberschuds  des  Broms  in  der 
Eftlte  zurflcktitrirt  Die  Versuche,  Phenol  in 
derselben  Weise  zu  bestimmeu,  führten  tu  einem 
negativen  Resultate.  Nach  der  Meuinger-  Vort- 
mann*8chen  Methode  werden  gute'Besultate  er- 
zielt, wenn  man  beim  Phenol  (auf  1  Mol.)  etwas 
Aber  8  Mol.  untetjodigsaures  Natrium  ttia  etwas 
über  8  Atome  freies  Jod,  bei  p-Kresol  anf  I  Mol. 
mehr  als  7  Mol.  HypoJodid  und  etwa  10  Atome 
freies  Jod  anwendet.  Da  bei  beiden  Phenolen 
auf  je  1  Mol.  6  Atome  Jod  in  Beaötion  treten, 
so  lässt  sich  mit  HiHe  dieser  Methode  «aeb  die 
Bestimmung  eines  Gero  enges  von  Phenol  und 
Eresol  ausfuhren,  uattlrlich  ohne  4fS8  mso  i^°f- 
schluss  Aber  die  wechselseitigeu  mengen  der- 
selben erhalten  kann.  1% 


239 


Ans  dem  Handelsberidit 
Ton  Oete  &  Oo.  im  Dradden. 

AfVU  18»8. 

idAam  Cftrbolioltlli.   In  Betng  auf  die 
VeWollnng  von KarbolsSure  ist  bemerkens- 
ymüi,  dtt»  num  in  Oevtetreich  nnf  Grtrad 
«fner  neveren  Besttoimang,  im  Gegensatz  au 
tllen  anderen  LtUideni,  die  nnt  rolie  flöMige 
und  reine  krystaHlsirte  kennen ,  röbe ,  reine 
and  gex  e  i  n  i  g  t^  Kai'bolfeftttre  nnterscfaeidet. 
Abgesehen  von   der  reinen  Säure,  die  iicb 
dnitb  ihre  feste  Form  kennzeichnet,  yerstelit 
man  in  Oesterreich  unter  roher  S&ure  eine 
dunkflibnin«  Flnseigkelt  Ton  -starkem  em|^- 
reumaüsohem    Gemeh,    dagegen  unter   ge- 
reinigter solche,  die  firisch  bereitet,  eine  farb- 
lose, durchsichtige,  später  gelblich  braune 
Flüssigkeit  bildet ,  deren  Qeruch  der  reinen 
Karbolsäure  ähnlich  sein  soll.  Als  chemisches 
Erl^ennungs seichen  wird  angefahrt ,  dass 
reine  und  gereinigte  Säure,  mit  dem  gleichen 
Volumen    Glycerin   geschüttelt,   eine   klare 
resp.  schwach  opalisirende  Flüssigkeit  geben, 
die  sich  bei  längerem  Stehen  nicht  entmischt, 
während  rohe  Säure,  ebenso  behandelt,  eine 
trfibe,   milchige,   dunkel  gefärbte  Emulsion 
bilden   soll,   die  sich  beim  Stehen  in  zwei 
Schichten  trennt,  indem  sich  die  in  der  rohen 
Säure  stets  vorhandenen  Kohlenwasserstoffe 
an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  abscheiden. 
Gehe  dk  Co,  berühren  auch  die  Prüfung 
der  sogenannten   rohen  Karbolsäure  und 
erwähnen,  dass  die  übliche  Prüfung  mit  con- 
centrirter    Natronlauge    keinen    Aufschluss 
über  den  Wassergehalt  der  Säure  giebt,  der 
nicht  selten  lOpCt.  beträgt;  auch  sind  bei  der 
in  der  B^el  gewählten  hohen  Concentration 
der  Katronlauge  die  Kohlenwasserstoffe  nicht 
erkennbar,  da  sie  gelost  bleiben  und  sich  erst 
bei  weiterem  Terdünnen  mit  Wasser  als  mehr 
oder   minder  starke  Trübung  zu   erkennen 
geben.     Auf  der  anderen  Seite  schiesst  man 
mit  der  Forderung,  dass  die  Säure  den  an- 
gegebenen Procentgehalt   als   wirkliches 
Phenol  (CgHgOH)  enthalten  müsse,  über  das 
^iel  liinaae^).     Nach  dem  Dafürhalten  von 
Gehe  dt  Co*  müsste  es  genügen ,  nach  dem 
Torsehlage  Ton  Lohmann,  die  rohe  Karbol- 
säure einer  firactionirten  Destillation  zu  unter- 
werfen, die  bei  180  bis  200<>  übergehenden 
Phenole  mit  dem  drei-  bis  ▼ierfachen  Gewichte 


*)  Yentleiche  unsere  Auslassungen  hierüber : 
Ph.  C.  88,  801. 


Natronlauge  (ISproc.)  zu  mischen  und  die 
unlöslichen  Antheile  der  Lauge  durch  Petrol- 
äther  zu  entziehen.  Nach  dem  auf  diese  Weise 
erhaltenen,  in  der  Natronlauge  löslichen  An- 
theil  sollte  man  den  Procentgehalt  der  Kar- 
bolsäure berechnen  und  sie  dementsprechend 
classificiren ,  nicht  aber  nach  den  sogenann- 
ten Handelsprocenten.  Einer  Säure,  die  vor- 
nehmlich  die  niedriger  siedenden  Phenole 
enthält,  wäre  der  Vorzug  zu  geben. 

Aethylium  chloratum.  Neu  ist  die  fcan- 
zösische  .  Packung  mit  sehr  praktischem 
SchraubenTerschluss,  die  dem  Arzte  die  Ver- 
stäubung jeder  beliebigen  Menge  gestattet, 
aber  kein  erneutes  Zuschmelzen  der  Spitze 
nöthig  macht ,  bequem  transportabel  ist  und 
sich  auch  nicht  wesentlich  theurer  als  die 
Röhrchenpackung  stellt. 

Cortex  Granati.  Der  Gehalt  an  Alka- 
loiden  in  der  Granatrinde  des  Handels  be- 
trägt im  Durchschnitt  vieler  von  Gehe  dk  Co. 
vorgenommener  Untersuchungen  nicht  mehr 
als  0,3  pCt.  Deshalb  ist  die  Forderung  der 
Niederländischen  Pharmakopoe,  die  1  pCt. 
salzsaures  Gesammtalkaloid  verlangt,  als  eine 
zu  hohe  zu  bezeichnen ,  wennschon  sie  zum 
Theil  ihre  Erklärung  in  der  Prüfungsmethode 
findet,  da  man  nach  ihr  das  Alkaloidgemenge 
nicht  rein,  sondern  natronhaltig  auf  die  Waage 
bringt.  Eine  vor  längerer  Zeit  von  Aweng 
empfohlene  Methode  (Eztraction  mit  Kalk* 
hjdrat,  Ausschütteln  mit  Petroläther  und 
titrimetrische  Bestimmung  der  Alkaloide)  er- 
wies sich  auch  nicht  als  brauchbar,  weil 
Petroläther  nur  das  Pseudopelletierin .  auf- 
nimmt, das  Pelletierin  und  IsQpelletierin  da- 
gegen nur  in  Spuren  löst.  Dagegen  giebt 
eine,  nach  dem  von  Schweissinger  und  Samow 
für  Alkaloidbestimmungen  empfohlenen  Ver- 
fahren (Ph.  C.  31,  771)  wiederholt  angewandte 
Methode  gute  Resultate.  Danach  schüttelt 
man  20  g  grobes  Granatrindenpulver  wieder- 
holt kräftig  mit  einem  Gemisch  von  40  g 
Chloroform,  60  g  Aether  und  10  g  Ammoniak- 
flüssigkeit um  und  filtrirt  nach  Verlauf  eines 
halben  Tages  50g  von  der  obenstehenden  kla« 
ren  Flüssigkeit  ab.  Nach  Zusatz  von  10  com 
Normalsalzsäure  und  öfterem  Durchschütteln 
entfernt  man  das  Chloroform  und  den  Aether 
durch  Destillation;  die  zurückbleibende  wäs- 
serige Flüssigkeit  filtrirt  man  durch  ein  Filter 
von  10  cm  Durchmesser  und  wäscht  zweimal 
mit  je  3  ccm  Wasser,  die  man  vorher  zum  Aus* 
spülen  des  Kölbchens  benutzt  hat,  nach,  ver- 


240 


dunstet  das  Filtrat  imWasserbade  aar  Trockne 
und  trocknet  den  Rückstand  im  Ezsiccator 
über  Schwefelsäure  aus.  Die  Methode  wäre 
vielleicht  lur  Aufnahme  in  das  Arzneibuch 
geeignet. 

Extraotam  Myrtllli  floidnm.  Gehe  &  Co. 
sind  der  Meinung,  dass  das  wirksame  Princip 
des  Eztractes  die  Chinasäure  ist,  deren 
Verwendung  im  reinen  Zustande  der  Beacht- 
ung der  Aerzte  empfohlen  wird. 

Formaldehyd.  Statt  der  40procentigen 
wässerigen  Lösung  des  Formaldehyds  (Ph.  C. 
\)  sind  nach  Ansicht  von  Gehe  &  Co* 
möglicherweise  die  Verbindungen  des  Form- 
aldehyds, die  ozymethylsulfonsauren 
Salze  (Ph.  C.  SO,  623),  denen  eine  energisch 
reducirende  Eigenschaft  zukommt,  noch  besser 
geeignet. 

Fructns  Gelaphal  sind  die  Früchte  von 
Randia  dumetorumüatf».,  einer  Rubiacee,  die 
in  ihrer  Heimath  Indien  alsEmeticum  und  bei 
Dysenterie  als  Ersatz  für  Ipecacuanha  Ver- 
wendung findet.  Mao  zerstösst  2  bis  3  Früchte, 
lässt  mit  etwa  100  ccm  Wasser  15  Minuten 
stehen  und  filtrirt  ab;  das  Getränk  pflegt  in 
10  Minuten  Erbrechen  zu  erregen. 

Goajacolum.  Gehe  <&  Co.  halten  es  für 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  Wirkung 
des  Kreosots  zum  Theil  auf  der  Gegenwart 
von  eh  in  on  artigen  Körpern  beruht  und 
dass  bei  zunehmender  Reinigung  auch  die 
Wirkung  zurückgeht.  Das  erklärt  auch  den 
Umstand,  dass  der  Verbrauch  an  Guajacol 
nicht  entfernt  an  denjenigen  des  Kreosots 
heranreicht;  daran  würde  alsdann  auch  das 
krysiallisirte  Guajacol  von  Behäl  und  Choay 
(Ph.  G.  34,  196)  nichts  ändern. 

Kamala.  Gehe  dt  Co.  haben  ein  besonderes 
(nicht  angegebenes)  Verfahren  gefunden,  aus 
jeder  Rohwaare  eine  Kamala  herzustellen,  die 
nicht  über  5  pCt.  Asche  giebt. 

Morphinnm.  Hinsichtlich  der  chemischen 
Untersuchung  des  Morphinchlorids  nach  den 
Vorschriften  des  Deutschen  Arzneibuches  ist 
zu  bemerken ,  dass  bis  jetzt  im  Handel  kein 
Präparat  vorkommt,  das,  mit  Schwefelsäure 
in  Berührung  gebracht,  vollkommen  ungefärbt 
bliebe.  Dagegen  war  es  Gehe  db  Co.  oft  mög- 
lich, den  Einwand,  dass  Morphinchlorid-Lös- 
ungen im  Verhältniss  von  1  :  30  einen  Theil 
des  Alkaloids  beim  Stehen  abscheiden,  auf 
die  Beschaffenheit  des  zum  Filtriren  benutz- 
ten alkalisch  reagirenden  Filtrirpapiers  zu- 
rückzuführen.   Solches  Papier  scheint  nicht 


selten  im  Handel  vorzukommen,  verräth  sich 
jedoch  durch  die  beim  Befeuchten  mit  Pheool- 
phthalei'nlösung  eintretende  Röthung. 

Opinm.  Vereinzelt  im  Markte  auftauchende 
billige  Offerten  erklären  sich  leicht  aas  dem 
Umstände,  dass  einer  neueren  Verordousg 
zufolge  alles  in  Constantinopel  ankommende 
Opium  im  Zollamte  analysirt  und  bei  Befand 
eines  Morphingehaltes  von  unter  10  pCt  im 
Zollamte  zurückgehalten  wird.  Solches  Opium 
darf  nicht  in  den  freien  Verkehr  gesetzt  wer- 
den, sondern  muss  direct  nach  dem  Aus- 
lande gehen. 


s. 


Zur  Bestimmung  der  Oesammt- 
alkaloide  in  der  Chinarinde. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  zahlreicben 
früheren  Mittheilungen  über  diesen  Gegen- 
stand (vergl.  die  Generalregister  und  Jahrg. 
32,  294.  336.  633.  33,  594)  sei  im  Nach- 
stehenden auch  die  von  Kürsteiner  (Schweiz. 
Wochenschr.  f.  Chemie  u.  Pharm.  1892, 
Nr.  48)  gegebene  Bestimmungsmethode  mit- 
getheilt. 

In  einem  Kolben  befeuchtet  man  20,0  g 
fein  gepulverte  Chinarinde  mit  5,0  g 
verdünnter  Salzsäure  und  30,0  g  Spiritus, 
fügt  nach  etwa  dreistündigem  Stehen  15,0  g 
Ammoniak  und  170,0  g  Aether  hinzu  und 
lässt  unter  öfterem  Umschütteln  gut  ver- 
schlossen 6  Stunden  stehen.  Von  der  Flüssig- 
keit werden  nach  dieser  Zeit  100,0  g  in  einen 
Scheidetrichter  abgegossen,  50,0  g  Wasser 
und  2,0  g  (nöthigenfalls  mehr)  verdünnte 
Schwefelsäure  hinzugesetzt  und  öfters  dareb- 
geschüttelt.  Nach  einstündigem  Absitzen  wird 
die  wässerige  Schicht,  welche  sauer  reagiren 
muss,  abgelassen  und  auf  dem  Wasserbade 
zur  Verjagung  des  Aethers  auf  40^  erwärmt, 
hierauf  in  einem  Scheidetrichter  mit  Ammo- 
niak alkalisch  gemacht  und  die  abgeschiedenen 
Chinabasen  mit  30,0g  Chloroform  und  10,0  g 
Aether  ausgeschüttelt;  nach  dem  Ablassen 
des  mit  den  Chinabasen  beladenen  Chloro- 
forms wird  die  wässerige  Flüssigkeit  noch 
einmal  mit  15,0  g  Chloroform  und  5,0  g 
Aether  ebenso  behandelt.  Die  beiden  Ans« 
schüttelungen  werden  in  ein  tarirtes  Kolbchen 
filtrirt,  das  Filter  mit  Chloroform  nachge- 
waschen, das  Chloroform  und  der  Aether  im 
Wasserbade  verdunstet  und  der  Rückstand, 
welcher  10,0  g  Rinde  entspricht,  gewogen. 

6. 


241 


Ans  dem  Bericht 
Ton  Schimmel  &  Co.  in  Leipiig. 

April  1898* 

(Schlüss  ans  voriger  Nammer.) 

Bergftmiol.  Im  Bergamott-Oel,  Petitgrains- 
Oel  UDd  Lavendel-Oel  sind  Linalylacetat  (Pb. 
C.  34,  222.  224)  und  andere  Ester  des  Lina- 
lools  enthalten ;  von  ScJi,  &  Co,  künstlicb  dar- 
gestelltes Linaljlacetat  (Siedepunkt  bei 
iOmm  108  bis  110<^)  besitzt  einen  kräftigen 
Bergamottgemcb  und  ist  zweifellos  sehr 
branchbar;  es  wird  unter  dem  oben  ange- 
führten Namen  Bergamiol  in  den  Handel 
gebracht.  Das  bei  10  mm  bei  100  bis  103  <> 
siedende  Linaljlformiat  erinnert  im 
Geruch  an  Petitgrains-Oel  und  Bergamott-Oel. 

fiomeol  wurde  von  Seh,  &  Co,  bereits 
1886  und  jetzt  erneut  für  Parfüm eriez wecke 
empfohlen ,  da  es  einen  kräftigen  und  ange- 
nehmen, anPatchouii  und  Ambra  erinnernden 
Geruch  besitzt.  Sek.  <&  Co,  geben  eine  Tabelle 
derjenigen  Pflanzen,  in  denen  das  Bomeol  im 
freien  Zustande  oder  in  Form  von  Estern  bis- 
her gefunden  wurde. 

Im  frei  en  Zustande  ist  Borneol  enthalten 
im  Borneokampher,  im  Ngaikampher  (von 
Blumera  balsamifera  DC)»  Bosmarin, 
Schlangenwnrzel ;  als  Essigsäure  -  E  s  t  e  r  in 
Latschenkiefern -Gel,  Fichtennadel -Oel  (von 
Picea  vulgaris  Lh,) ,  im  Oel  von  Abies  cana- 
densis  X.,  A.  sibirica,  A.  exceisa  Lk.^  Thymus 
capitatns,  Satureja  thymbra;  als  Essig-  und 
Valeriansäure- Ester  im  Resso-Oel  (von  Va- 
leriana off.  var.  angustifolia);  als  Ameisen-, 
Essig-  und  Valeriansäure  -  Ester  im  Baldrian- 
Gel. 

Wegen  des  allgemeinen  Interesses,  welches 
der  Essigsäure-Ester  des  Bomeols  als  riechen- 
der Bestandtfaeil  der  Fichtennadel- Oel e  ver- 
dient, haben  Seh,  dt  Co,  das  Bornylacetat 
(von  intensivem  Geruch  nach  Tannennadeln) 
dargestellt;  es  krystallisirt  in  rhombischen 
Säulen,  besitzt  das  spec.  Gew.  0,991  bei  15  <>, 
schmilzt  bei  29  ^  und  siedet  bei  10mm  Druck 
bei  98  <>. 

Das  Borny  iformiat  von  1,013 spec.  Gew. 
bei  15  0  siedet  bei  10  mm  bei  90  <>  und  besitzt 
einen  dem  Acetat  ähnlichen  Geruch, 

Auch  das  Bornylvalerianat  (Siede- 
punkt 128  bis  1300  bei  10  mm;  spec.  Gew. 
0,956)  dürfte  als  wesentlicher  BesUndtheil 
des  Baldrian-Oeles  dessen  Wirkungen  in  ver- 
stärktem Masse  besitzen. 


Euoalyptol.  In  Anbetracht  der  Schwierig- 
keit der  Beschaffung  gleich  massig  gehalt- 
reicher Eucalyptus- Oele  dürfte  die  Frage,  ob 
nicht  fär  pharmacentische  Zwecke  nur  no<^ 
reines  krystallisirenc^es  Eucalyptol  zur 
Verwendung  kommen  sollte,  einer  ernstlicheii 
Erwägung  werth  sein.  Leider  fehlt  dem  Eu- 
calyptol noch  immer  der  für  die  Verallge- 
meinerung der  Anwendung  wichtigste  Facto^r, 
nämlich  die  Aufnahme  in  die  Pharmakopoen 
der  ersten  Culturstaaten, 

Geranylacetat.  GeraniumOel,  Lavendel- 
Oel  und  Lemongrass-Oel  enthalten  Ester  des 
Geraniols ,  vornehmlich  Geranylacetat; 
der  Geruch  des  künstlich  dargestellten  Ge- 
ranylacetats ,  welches  bei  10  mm  bei  111  bis 
115^  siedet,  ist  ähnlich  dem  des  Lavendel- 
Oels,  aber  lieblicher.  Das  Geranylformiat 
(Siedepunkt  bei  10mm  104  bis  lOb^)  besitzt 
einen  eigenartigen,  kräftigen  Wohlgeruch. 

Ladannm-Oel.  Aus  einem  Posten  echten 
Ladanum  haben  Seh,  <&  Co,  das  darin  zu 
0,91  pCt.  enthaltene  ätherische  Oel  destillirt; 
das  goldgelbe  Oel  von  einem  spec.  Gew.  1,011 
bei  15^  besitzt  einen  schönen,  kräftigen 
Ambrageruch,  der  auch  dem  Ladanumharze 
eigen  ist. 

Mandel -Oel,  fettes.  Bislang  bestand  die 
Ansicht,  das  sich  Mandel- Oel  nicht  kalt  ver- 
seifen Hesse,  d.  h.  allein,  ohne  Zusatz  von 
Cocos-Oel,  Talg  oder  anderen  Fetten.  Diese 
Ansicht  wird  durch  die  nachfolgenden  Mit- 
theilungen vollständig  widerlegt. 

Verseifung  des  Mandel-Oeles 
rein,  auf  kaltem  Wege.  Nachdem  das 
süsse  Mandel -Oel  sorgfältig  geläutert,  d.  h. 
mit  schwacher  Lauge  verseift  und  dann  mit 
Salzlösung  von  20^  B.  abgesalzen  ist,  werden 
100  Theile  Oel  mit  34  Theilen  Natronlauge 
und  17  Theilen  Kalilauge  von  38  <>  B.  bei 
25^  G.  gemischt  und  zwar,  wie  bei  Cocos- 
seife,  unter  flottem  Rühren. 

Bis  diese  Seife  trägt,  muss  die  Mischung 
24  bis  36  Stunden  mit  Ruhepausen  gerührt 
werden,  und  zwar  folgendermassen :  Nachdem 
Morgens  die  Seife  zusammengestellt  ist,  rührt 
man  eine  Stunde  tüchtig  durch ,  lässt  dann 
stehen  und  rührt  stündlich  einige  Minuten. 
Am  Abend  ist  die  Seife  noch  nicht  gussföhig. 
Man  lässt  den  Kessel  im  warmen  Räume 
während  der  Nacht  stehen  und  rührt  am  näch- 
sten Morgen  wiederum  tüchtig  durch.  Die 
Seife  wird  dann  alsbald  dick  und  kann  ge- 
formt  werden.     Die   Verseifung   tritt  nach 


242 


w«itet<eii  48  Stünden  ein,  doch  mim  die 
MasBe  warm  stehen.  Nscli  weiteren  36  bis 
48  Standen  iBt  die  Seife  hart.  Diese  Mandel- 
6el- Seife  vertritt  fBr  cosmetitche  Pr&parate, 
^e  z.  B.  nngarisehe  Bartwichse ,  die  Mar- 
seilTer  -  Seife  vollständig.  Sie  löst  sich  in 
gleichen  Theilen  destilKrten  Wassers  zn 
einem  schdnen,  klaren  Leim  anf.  Beim  Qe- 
braneh  als  Toilette  -  Seife  ist  dieselbe  jeden- 
falls der  Haut  sehr  zuträglich. 

Mandel-Oel  als  Zusatz  zu  Cocos- 
Oel.  3  Theilo  Cocos-Oel  und  1  Theil  sfisses 
[andel-Oel,  verseift  mit  Natronlange  von 
38^  B.,  gab  eine  sehr  gute  fett  schäumende 
Oocos^Mandelseife,  welche  auf  der  Haut  sehr 
mild  erscheint.  Die  Seife  zeigt  beimWaschen, 
wie  eine  gute  Fettseife,  sparsamen  Schaum 
und  Glätte. 

Verwendung  des  Mandel -Oeles 
fär  Basirseife  auf  kaltem  Wege. 
SSTheile  Talg  und  löTheile  süsses  Mandel- 
Oel  werden  bei  einer  Temperatur  von  45  bis 
46^  C.  verseift  mit  25  Theilen  Natronlauge 
und  25  Theilen  Kalilauge.  TAlso  ohne  Cocos- 
Oel.) 

Die  Verseifung  geht  glatt  von  statten.  Die 
hieraus  resultirende  Seife  hält  brillanten 
fetten  Schaum  und  sieht  schön  weiss  aus. 
Die  Riegel  ziehen  sich  nicht,  sondern  bleiben 
rechtwinkelig.  Im  Schnitt  ist  die  Seife  schön 
griffig. 

In  Anbetracht  dieser  Eigenschaften  und 
der  Einfachheit  der  Herstellung  dürfte  dieses 
Verfahren  den  Vorzug  vor  dem  langwierigen 
Sieden  verdienen,  zumal  das  erhaltene  Fabri- 
kat allen  Anforderungen  an  eine  gute  Rasir- 
aeife  entspricht. 

ÜMtiz-Oel  wird  in  Miachung  mit  Anis- 
Oel  in  der  Tfirkei  «ar  Bereitung  des  Mastix- 
Bitnirtweins  verivendet  und  eignet  sich  viel- 
leicht auch  für  mandie  Zwecke  der  Parfämerte. 
MMtiz  liefert  cirea  1  pCt.  ätherisches  Oel  vom 
epee.  Oew.  0,856  bei  150. 

Die  Ester  des  Xmitiioh  ^rften  mediei- 
nisehes  Interesse  beanspmichen ;  «o  verbindet 
z.  B.  dessen  Ameisensäure-Ester  (Siede- 
punkt 96  0  bei  10mm,  Schmelzpunkt  9  <>)  die 
Wirk-UMgen  der  Ameisensäure  und  des  Men- 
thols, aueh  das  Menthylvaleri«nat  (Siede- 
punkt 125  bis  127  0  bei  10mm)  empfehlen 
86h.  <&  Ck>.  in  dieser  Beziehung  der  Beaeht- 
ang. 


Moschus.  'V^flÜscht,  bezw.  billiger  ge- 
macht, wird  Tonqnin- Moschus  durch  Bei- 
mischung der  bekannten  Assam-Waare, 
welche  ausgemacht,  in  Glasbüchsen  direct 
von  Calcutta  herüberkommt.  Diese  Sorte  ist 
etwa  1200  Mk.  das  Kilo  werth  >}  und  von 
sehwachem  Qeruch,  stellenweise  nach  Ter- 
faultem  Blut  stinkend.  Dieselbe  giebt  mit 
70proc.  Alkohol  angesetzt  eine  rothiiehe  In- 
fusion, während  echter  Tonquin-llosclins 
eine  solche  von  dunkelbrauner  Farbe  liefert. 

Moschus,  ktnstUeher.  ScK  A  Co.  sprechen 
sieh  unumwunden  dahin  aus,  dass  der  Moschvs 
Baur^)  als  eine  Errungenschaft  für  den  Psr- 
fiimeur  nicht  bezeichnet  werden  kann ,  dtss 
derselbe  in  der  jetzigen  Besohaffenheit  viel- 
mehr geeignet  ist,  die  damit  parfÜmirten  Pro- 
ducte  im  Werthe  herabzusetzen,  fie  musa 
daher  ernstlich  entweder  an  eine  Verbesser- 
ung des  jetzigen  Productes  oder  überhaupt 
an  die  Herstellung  eines  neuen  besseren  Er- 
satzes gedacht  werden ,  da  das  gegenwärtige 
Präparat  die  damit  parfämirten  Waaren  in 
Misscredft  bringt.  Dass  übrigens  ein  weit 
besseres  Product  hergestellt  werden  kann,  ist 
seiner  Zeit  durch  das  „T  o  n  q  u  i  n  o  l*  ')  be- 
wiesen worden,  und  von  diesem  Gesichts- 
punkt aus  betrachtet,  muss  es  lebhaft  be- 
dauert werden,  dass  dieses  Moschus -Surrogat 
durch  den  Process  der  Thanner  Fabrik  mit 
den  Verfertigern  des  Tonquinols,  von  der 
Bildfläche  verschwunden  ist. 

Vanillin.  Man  verwendet  das  Vanillin  am 
besten  in  2,5proc.  Verdünnung  mit  verdünn- 
tem Spiritus  oder  mit  Zuokerpulver ,  welche 
Verdünnungen  dem  gleichen  Gewicht  feinster 
Vanille  an  Aroma  gleichkommen. 

Vanillin-Zucker  (2V2proc.):  2,5g 
Vanillin  ]$st  man  in  10g  geruchfreiem  ab- 
soluten Alkohol,  giesst  die  Lösung  auf  97,5  g 
feinste  Puderraffinate  ohne  Rom  und  mischt 
gut  durcheinander.  Nach  dem  Verdunsten 
des  Alkohols  an  einem  massig  warmen  Orte 
wird  der  Vanillin -Zucker  zerrieben  und  ab- 
gesiebt. 

Vanillin-Essenz  (2Va  proc.)  :  2,5  g 
Vanillin  löst  man  in  49  g  geruchfreiem  ab- 
soluten Alkohol  und  setzt  48,5  g  deatillirtes 
Wasser  zu.  s. 


')  Tonqnin -Mosehas  bis  dOOO  Mk.  das  Kilo. 
•)  Ph.  C.  80,  345.  ai,  634. 
»)  Ph.  C.  81,  459.  82,  80. 


243 


tTersehietfeiie 

Nene  .ComprimirmaschiBe. 

Von  neueren  CoDitnictionen  fSr  Pastil- 
len-Comprimirmaschinen  seheiot die 
▼on  DrUß  Küian  in  Berlin  gefertigte  Ma- 
•okine  »Simplex*  (patentixit)  sehr  braaohbar 
za  sein.  Naeh  der  Baecbreibung  (Pbarm. 
Post  1893,  69)  sind  nur  wenige  Handgriffe 
zar  Bedienung  der  Ifascbine  ndthig;  man 
Bohüttet  dae  abgewogene  Pulver  in  den  Cy- 
linder  und  setst  einen  Stahlkem  auf  —  eine 
Drehung  der  Spindel  preest  nun  die  Paatille, 
eine  zweite  stSsst  die  Pastille  aus  dem  Cj- 
linder  naeh  oben.  Mit  dieser  spielend  su 
handbabenden  Mascbine  können  Pastillen  in 
jeder  beliebigen  Grösse  bergestellt  werden; 
es  ist  nur  erforderlieb,  dass  die  Grösse  der 
herzustellenden  Pastillen  genau  angegeben 
wird. 

Die  Comprimirmaacbine  Simplex  kostet 
30  Mk.  mit  den  Bestaadtheilen  für  eine 
Pastillengrösse ;  die  Bestandtbeile  fBr  jede 
andere  Grösse  kosten  7  Mk.,  ein  Fülltrichter 
75  Pf.  s. 

Etikettenanfeuchter. 

Eine  von  G,  Westphäl  in  Celle  hergestellte, 
patentirte  Vorrichtung  zum  Anfeuchten  Ton 
Briefmarken  durfte  auch  zum  Aj^feuchten  der 
Etiketten  in  den  Apotheken  Terwendbar  sein. 
Dieselbe  besteht  aus  einem  viereckigen  zu  i/s 
mit  Waeser  gefBllten  Glastrog,  in  dem  ein 
auf  seinem  auagenformig  abgerundeten  Ober- 
theil  mit  Sanuat  Aberzogener  Kieseiguhrstein 
steht.  Dev  Kieseiguhrstein  sättigt  sich  mit 
Wasser  und  giebt  dem  Sammt  davon  soviel 
ab,  als  nöthig  ist,  um  die  Etiketten  anzu* 
feuchten. 

Weich ,  elastisch ,  nie  zu  nase ,  aber  auch 
niemals  trocken,  so  lange  nur  noeh  ein  wenig 
Wasser  in  dem  Glastrog  vorhanden  ist,  bildet 
der  Sammtüberzug  eine  immer  dienstbereite 
nuasse  Zunge^.  Beim  Gkebraueh  stellt  man 
die  schmale  Seite  des  Fenehtevs  gegen  sieh 
und  zieht,  vrie  an  der  menschlichen  Zunge, 
die  anaufeaebteuden  Etiketten  über  die  Wolb- 
aag  hin. 

Zeiiaehr.  f.  angew,  Chem.  1893,  89. 

Es  giebt  bereits  viele  verschiedene  Vor- 
richtungea  suan  Anfeuchten  von  Etiketten, 
ohne  daae  man  behaupten  könnte,  dass  sie 
atigemein  Verwendung  finden;  es  witd  eben 
immer  noch  coram  populo  mit  ausgestreckter 


BIltthetliiBffei 

Zunge  der  Unfug  des  Anleckens  der  Etiketten 
betrieben*  Es  iat  an  veiwnademt  dasa  so  viele 
Menschen  gar  keiata  Sinn  fös  Aeatbelik  be- 
sitaea  und  nebenbei  in  himmlisober  Binfisll 
tiglich  hundertmal  und  öfter,  sich  das  D^trin, 
womit  die  Etiketten  ^gap^mixi*^  sind|  auf  die 
Zunge  schmieren. 

Für  diejenigea  4poUi.eker|  welche  bei  Vor - 
bandensein  von  EtikettenaalMcbtein  an 
einer  derartigen  Zungenfertigkeit  ihiea  Per- 
sonals begreiflicherweise  keine  Freude  haben 
und  erfahrnngsgemäsB  in  diesem  Punkte  mit 
Ermahnungen  aber  wenig  aasrichlen^  em- 
pfiehlt ea  sieh ,  bei  Bestellung  von  Etiketten 
dem  Lieferanten  vorzuschreiben, 
dass  er  dem  Deztrinkleister  eiae gewisse 
Menge  Aloöeztract  odec  eine  äAdere 
schlecht  schmeckende  Sabstana  inaetafc. 

Apparat  zur  Beleuchtung  dm 

Ratee«. 

la  Ph.  G.  33,  Ml,  bildeten  wir  einen 
»Halsleucbter**  genannten  kleinen  Apparat 
ab,  der  die  Untersuchung  des  Rachens  er- 
leichtern solL  H,  Held  in  Waiblingen  bringt 
einen  ähnlichen  etwas  urafttnglicheren  Apparat 
in  den  Handel ,  der  aus  einem  rechtwinkelig 
gebogeneo  BietaUsIreifea  besteht,  ia  dessen 
aufrechten  Schenkel  eiue  Linse  eingesetzt  ist, 
wi&hrend  der  wagerochte  Schenkel  ein  Licht 
tragt.  Durch  einen  Schiita  w  aulireobten 
Schenkel  steckt  man  unterhalb  des  aadeeen 
Schenkels  einen  Löffel  iulq  Niederdrücken 
der  Zunge  hindurch.     Der  Apparat  kostet 

2  Mark.  s. 

Südd.  ^ih,'Ztg. 

Preisangaben. 

Pharma^fliutischer  Kreitverqh  in  de«  KreishaiAptmann- 

schaft  Zwieiott. 

Fflr  das  Jahr  1898  werden  fftr  die  Lehrlinge 
der  Mitglieder  des  KreisTereins  folgende  Preis- 
aufgaben  gestellt: 

1.  a)  Darstellaeg  von  Jodkaliom. 
b)  PrOfuDg  von  Carbolsiure  (volum.) 

2.  Sammlung  von  Blathenst&Q^en  (Trauben, 
Kispeo,  Dolden). 

8.  Trennung   und   Beschreibung   eines  Ge- 
misches von  Blftttern. 
4.  Bestimmung  des  specifi^chen   Gewichtes 
von  festen  K<(rpera,  die  leichter  sind  als 
Wasser. 
Nftheres  dur<^  Apotheker  Canaler. 
Waldenburg^  18.  April  1893. 


244 


Neueste  deutsche  Patent- 
anmeldungen. 

Vom  23.  März  Ms  12.  April  1893. 

Aathentisch  zasammeDgeBtellt  von  dem  Pateni- 
bureau  des  CiyiliDgeniear  Dr.  phil.  H.  Zerener; 
Berlin  N.,  Eicbendorffstr.  20,  welcher  sieb  zu- 
gleich bereit  erklärt,  allgemeine  Anfragen  in 
ratentsacben  den  Abonnenten  nnentgeltuch  zu 

beantworten. 

a)  Patent- Inmeldnngen« 

1 2.  A.  8289«  Verfahren  zur  Darstellung  von 
o-Homo8a]icy]id-(o-Kre6otid-)  Chloroform. 
Zusatz  zur  Patentanmeldung  A.  3101.  Actien- 
Gesellschaft  fOr  Anilinfabrikation  in  Berlin,  An 
der  Treptower  Brücke. 

28.  M.  8596.  Mechanisches  Verfahren  zur 
Gewinnung  von  Fettstoffen  aus  Woll- 
waschwässern und  anderen  AbwässenL 
Alfred  Motte  <&  Co,  in  Boubaix,  Frankreich. 

12.  (Seil.  8890.  Verfahren,  Kreosole  im 
Wasser  leicht  löslich  zu  machen.  fHrma 
SchuOce  und  Mayr  in  Hamburg,  Schaarthor  9. 

58.  F.  6845*  Verfahren  zur  Darstellung 
albumosefr^er  Peptone.  Farbwerk  vorm. 
Meister  Lucius  und  AiJming  in  Höchst  a.  M. 

12.  H.  12687.  Verfahren  zur  Herstellung 
von  substituirten  Salden.  Firma  Dr. 
F.  von  Heyden  Nachfolger  in  Radebeul  bei 
Dresden. 


80.  M.  90H7  und  9580.  Verfahren  zur 
Sterilisirnne  von  imprägnirten  Stoffen 
(antiseptischenj  zum  Verband.  Dr.  med.  Aiigu^ 
Milius  in  Berlin  0.,  Blumenstrasse  70. 

58*  F.  8849*  Apparat  zum  Sterilisiren 
und  Pasteurisiren  von  Wasser  und  anderen 
Flüssigkeiten.  Otto  tromme  in  Frankfurt  a.  M , 
Landstrasse  189. 

45,  J*  8018.  Giftschachtel,  Zusatz  zum 
Patente  Nr.  66810.  Waiäemar  Jenieeh  in  Brom- 
berg, Wilhelmstrasse  76. 

12.  C.  4410.  Eochgefäss.  Gustav  Christ 
in  Berlin  S.,  Fürstenstrasse  17. 

80«  Seh.  8004.  Apparat  zum  Verdampfen 
von  Mentholin.  Firma  F.  Schwabe  in  Mosksa. 

80«  SU  8889.  Mischmaschine  für  feste 
Stoffe.    Otto  Storsberg  in  Dresden. 

b)  OebrancIismuster-Eintra^DgeB. 

80.  12171.  Camphorball.  E.  Wihdorf) 
Apotheker  in  Mflhlbausen  i.  E. 

80.  Nr.  12741.  Hülse  aus  Holz,  Metall, 
Knochen,  Pappe  u.  dergl.  für  einen  Inhalir* 
apnarat,  der  zugleich  als  Menthol -Migräne- 
stiit  dient,  gekennzeichnet  durch  einen  ab- 
scbraubbaren ,  kegelförmigen  Deckel  mit  ver- 
schliessbarer  Oeffinung  an  der  Spitze  und  durch 
zwei  Bodenbohrungen,  die  um  einen  an  zwei 
Seiten  abgeflachten  Mentholke^el  herumführen. 
Heinrich  Sachs,  Hoflieferant  in  Friedenau  bei 
Berlin. 


BriefwecliseL 


Apoth.  P.  8.  in  Gl.  Die  Reisslänge  desl 
Papier  es  bezeichnet  (nach  Hartig's  Vorschlag) 
diejenige  Länge,  bei  welcher  ein  Streifen  von 
bestimmter  Breite  durch  sein  eigenes  Gewicht 
zerreisst.  Ist  also  z.  B.  ein  Streifen  von  15  mm 
Breite  bei  einer  Belastung  von  5  kg  zerrissen 
und  wie^t  ein  Quadratme^r  des  Papieres  75  g, 
so  ist  die  Reisslänge 

R  =  ,^^  1000  =  4444  m. 

Unter  2000  m  Reisslänge  ist  die  Festigkeit 
eines  Papieres  schlecht 

bei  2000  bis  2500  m  mittelmässig, 
„    3C00    „    4000  „  gut, 
(  f' '      „    4000    „   5000  „  sehr  gut, 
W  „    50C0    „    6000  „  vorzügLch. 

Apoth,  K.  in  0.  Nach  Gebrauch  von  Toly- 
pyrin  kann  man  mit  dem  Harn,  den  man  auf 
ein  Drittel  eindampfte,  mit  Thierkoble  ent&rbte, 
filtrirte  und  bis  fast  zur  Farblosigkeit  mit  Wasser 
verdünnte,  dieselben  Reactionen  mit  Eisenchlorid 
(Rothftrbunff)  und  mit  Salpetrigsäure  (Grün- 
fftrbung)  erhalten,  wie  nach  Gebrauch  von 
Antipyrin. 

Apoth,  F.  M.  in  0.  Jatrol,  von  (W^6?, 
Wundant,  soU  ein  Ojmodoätbylanilid  sein,  das 
die  nicht  ganz  klare  Formel: 

NH.  C.H5  0,(CH50)J, 
besitzt,  und  soll  nach  amerikanischen  Angaben 
durch   Einwirkung   von   nascirendem   Joa   auf 
einen    der   Anilingruppe    angehürigen   EOrper 


gewonnen  werden.  Es  wird  als  ein  absolat 
geruchloses  und  ungiftiges  Pulver  beschrieben, 
dessen  antiseptische  Kraft  die  des  Jodoforms 
übertrifft 

Apoth.  8«  t'n  B.  Glycin  Hauff  ist  ein 
neuer  photographischer  Entwickler.  Aterin 
Schering  ist  nach  freundlicher  Mittheilnng  von 
G,  M.  Prite  in  Wien  ein  neues  Haarfärbemittel 
von  noch  unbekannter  Zusammensetzung. 

L.  in  G.  Wir  haben  die  betreffende  Zu- 
sendung des  Inhaltes,  dass  .Baumwolle  häufig 
stark  genug  sauer  reagire,  um  beim  Tränken 
mit  Sublimatlüsung  für  medicinische  Zwecke 
das  Sublimat  zu  zerlegen  und  Quecksilber- 
ozyd  auszuscheiden",  natürlich  unbertlcksich- 
ügt  gelassen.  Wir  fanden  diese  haarsträubende 
Geschichte  aber  in  medicinischen  und  selbst  — 
pharmaceutischen  Blättern  jenem  Flugblatte 
nachgeikuckt. 

N.  N.  Die  Mittheilungen  über  das  Alli- 
ffatorin,  eine  neue  Salbengrundlage,  erhalten 
durch  Verseifen  des  Alligatorfettes,  Zersetzen 
der  Seife  und  Mischen  der  freien  Fettsäure  (der 
Alligatorsäure?)  mit  BaumwollsamenOl ,  sowie 
die  Mittheilungen  über  das  alligatorsanre  Zinlt 
und  Quecksilber  sind  wohl  nicht  ganz  am  rich- 
tigen Tage  (1.  April)  erscbienen. 

Apoth.  K.  8.  in  F.  Unter  dem  Namen 
„Kasan er  Eierseife"  ist  hier  eine  mit 
Orange  IV  schön  gelb  geftrbte,  wenig  gefüllte 
Toiletteseife  im  Handel. 


V«rl«g«r  u&d  ▼•rantworttlthar  B«dMt««r  Dr.  B.  CMMler  tai  DrmSmk. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dr.  Hermann  Hager 


der   Pharmacie. 

Herausgegeben  yon 


und 


Dr.  Ewald  Oeissler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljfthrlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.    Einzelne  Nummern 

90  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeUe  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssig^ng.    Expedition!  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Sedaction;  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaeteur:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


MIS. 


Dresden,  den  4.  Mai  1893. 


Nene  Folge 
XIY.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Clicmle  amd  Fhftrmaeie:  Die  AnlUntlnton  vom  texUl  -  chemischen  Sutndpankte.  —  Hinwelse.  —  Noch 
einmal  die  Entgiftang  im  Boden.  —  lieber  die  Salse  des  Coffp'ins.  —  Hinweis.  —  Neaernngen  an  Laboratoriums* 
Apparaten.  —  Alamlnlam-Sehiffchen.  —  Hinwels.—  Therapentitelie  MltthellUBgen !  Zur  Anwendung  von  Adeps 
Lanae.  —  Behandlang  der  Diphtherie  mit  Myrrba.  —  Gegen  Frostbeulen.  —  Bflehenelian.  ->  Tenehleien« 
31  ItihellmBfeB :  Italienlsehe  Pharmacie.—  Herstellung  des  Chloroforms  mittelst  Elektrolyse.—  Das  Moosbeerea- 
Extraefc.  — '  Folla  MyTillU.  —  Lupertn.  —  lieber  die  BUTdinreaction.  —  Thermometer  fOr  hohe  Temperaturen  — 
Neue  Bacterien-N&hrüQssigkeit  —  Aner's  Gas-Giahllcht  zur  Beleuchtang  von  Kliniken  etc.  — 

Briefweeiiiel.  —  Anielgen. 


€lieiiiie  und  Pharmacie. 


Die  Anilintinten  vom  textil- 
chemischen  Standpunkte. 

Von  Dr.  Ä.  Gansioindt 

Dass  man  die  künstlichen  organischen 
Farbstoffe  nicht  lange  nach  ihrer  Ent- 
deckung und  allgemeinen  Einführung  auch 
für   die  Tintenfabrikation  zu  verwenden 
geeuehfe  bat,  ist  allgemein  bekannt;   es 
fehlt    auch  nicht  an  VorscbriAen  zu  so- 
genannten Anilintinten.    Eugen  Dieterich 
hat  im  Jahrgang  1886,  1890,  1891, 1892 
der  Pharm.  Centralhalle  deren  eine  ganze 
Serie    yeröfifentlicht.     Insbesondere  sind 
es  die  Fiolette  Gopirtinte  und  die  cyan- 
blaue    Salontinte,   welche  ziemlich   ver- 
breitet sind,  trotz  ihrer  grossen  Unecht- 
beit,    lediglich  wegen  der  grossen  Ein- 
fachheit   ihrer  Herstellung.    Aber  es  ist 
ihnen  bis  heute  nicht  gelungen,  die  alten 
Blaubolztinten  und  die  Gallustinten  trotz 
ihrer  ongleich  umständlicheren  Herstell- 
ung  zu  verdrängen,  und  das  hat  seinen 
guten  Grund. 

Wenn  nämlich  der  Parbenchemiker 
oder  Textilchemiker  die  Yorschriften  zu 
den    alteo   Holztinten   und    die  späteren 


Vorschriften  zu  den  fölschlich  als  Anilin- 
tinten bezeichneten  Präparaten  vergleicht, 
so  kommt  er  zu  dem  Besultat,  dass  die 
alten  Vorschriften  den  Anforderungen, 
welche  man  an  eine  „Tinte'*  stellen  kann, 
in  weit  höherem  Grade  entsprechen,  als 
die  Vorschriften  zu  den  sogenannten 
Anilintinten.  Was  sind  denn  überhaupt 
„Tinten"?  Farbstoff lösungen  von  grösse- 
rer Concentration,  welche  zum  Schreiben 
dienen.  Und  was  ist  das  Schreiben? 
Eine  locale  Färberei  der  Cellulose,  genau 
so  wie  der  Zeugdruck  eine  locale  Fär- 
berei des  Baumwollengewebes  ist.  Aus 
den  gleichen  Gründen  ist  auch  die  alt- 
bekannte Gochenilletinte  mit  Aetzammon 
und  die  Tinte  aus  löslichem  Berlinerblau 
in  der  Tbat  rationeller  und  zweckent- 
sprechender, als  die  correspondirenden 
Eosin-  und  Wasserblautinten. 

Auf  Grund  dieser  Erkenntniss  könnte 
man  leicht  zu  der  Meinung  gelangen, 
als  seien  die  natürlichen  Farbstoffe  durch- 
weg geeigneter  zur  Tintenfabrikation. 
Das  ist  aber  keineswegs  der  Fall;  wir 
sind  vielmehr  sehr  wohl  im  Stande,  aus 
künstlichen  organischen  Farbstoffen  Tin- 


246 


ten  zu  bereiten,  welche  allen  berechtigten 
Anforderungen  entsprechen. 

E.  Dieterich  hat  bereits  einige  An- 
forderungen, welche  man  an  eine  jede 
Tinte  stellen  soll,  in  seinem  bekannten 
Manual  (Ph.  C.  31,  210.  33,  391)  erwähnt. 
Für  Tinten  aus  künstlichen  organischen 
Farbsto£fen  kommen  jedoch  noch  ganz 
andere  Gesichtspunkte  in  Betracht,  auf 
Grund  deren  ich  die  Anforderungen, 
welche  man  an  eine  derartige  Tinte  heute 
mit  Becht  stellen  kann,  wie  folgt  nor- 
mire: 

1.  Der  zu  verwendende  Farbstoff  muss 
in  destillirtem  Wasser  vollkommen  lös- 
lich sein,  und  zwar  ohne  Anwendung 
von  Mineralsäuren  und  ohne  Zugabe  von 
reducirenden  organischen  Säuren. 

2.  Der  Farbstoff  muss  die  nöthige 
chemische  Affinität  zur  Papierfaser  haben, 
und  zwar  muss  die  Affinität  so  gross 
sein,  dass  die  Gellulose  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  von  demselben  gefärbt  wird. 

3.  Der  Farbstoff  muss  genügende  Deck- 
kraft besitzen. 

4.  Die  Schriftzüge  [dürfen  nach  dem 
Eintrocknen  keinen  Bronze-  oder  Metall- 
glanz und  keine  andere  Farbe  zeigen,  als 
wie  die  Tinten  selbst. 

5.  Der  Farbstoff  soll  lichtecht  sein, 
d.  h.  die  Schriftzüge  sollen  nicht  in  ab- 
sehbarer Zeit  unansehnlich  werden  oder 
verblassen. 

6.  Die  Verwendung  von  Brunnen-  oder 
Flusswasser  ist  unbedingt  zu  vermeiden; 
am  besten  ist  gekochtes,  destillirtes 
Wasser. 

7.  Ein  Zusetzen  von  Verdickungsmit- 
teln,  z.  B.  Gummi  arabicum,  künstliches 
Gummi,  Zucker,  Glycerin  u.  dergl.  hat 
keinen  Zweck. 

Vergleicht  man  nun  die  bekannten 
Vorschriften  zu  Anilintinten,  wie  sie  an 
der  oben  citirten  Stelle  und  in  der  Beal- 
Encyclopädie  der  gesammten  Pbarmacie 
Bd.  X,  S.  46  zu  finden  sind,  mit  den  eben 
normirten  Anforderungen,  so  müssen  wir 
allerdings  bekennen,  dass  keine  einzige 
erfüllt,  was  dort  verlangt  wird. 

Den  Farbenchemiker  befremdet  es  vor 
allen  Dingen,  dass,  mit  Ausnahme  des 
Methylvioletts  und  allenfalls  des  Metbyl- 
grüns,  lauter  Farbstofie  verwendet  wor- 
den sind,  welche  sich  durch  ihre  geringe 


oder  gänzlich  fehlende  Affinität  zur  Gellu- 
lose hervorthun,  denn  Tiefschwarz  £, 
Anilinorange  und  Eosin  haben  absolut 
keine  Affinität  zur  Papierfaser;  Wasser- 
blau 6  ist  Bosanilintrisulfosäure ,  färbt 
daher  vegetabilische  Spinnfaser  und  Gellu- 
lose nur  unbedeutend;  Methylgrün  färbt 
allerdings  die  Papierfaser,  aber  nicht  st^rk 
genug;  es  besitzt  zu  wenig  Deckkraft 
und  findet  daher  in  der  Technik  kaum 
noch  eine  nennenswerthe  Verwendung, 
zumal  es  durch  weit  lebhafi.ere,  inten- 
sivere, lichtechtere  und  dabei  billigere 
grüne  Farbstoffe  längst  überholt  ist.  Das 
Methylviolett  endlich,  welches  zwar  um- 
fangreiche Verwendung  zu  Schreib-  und 
Gopirtinten  findet  und  sich  wegen  seiner 
eminenten  Färbekrafl  auch  sonst  ganz 
gut  dazu  eignen  würde,  ist  aber  so  völlig 
unecht  gegen  Licht,  dass  es  gleichfalls 
nicht  als  empfehlenswerth  hingestellt 
werden  kann. 

Die  erste  Bedingung  bei  Auswahl  eines 
geeigneten  Farbstoffes  ist  die,   dass  die 
Papierfaser  an  der  Stelle  der  Schriflzüge 
wirklich   gefärbt  und   nicht  etwa  bloss 
mit   einem   farbigen  Lack  oder  Firniss 
überzogen    wird.     Das    geschieht    aber, 
wenn   das  Papier   mit   einer  Tinte   aus 
Brillantschwarz   oder    aus   Anilinorange 
beschrieben  wird;   eben  deshalb  ist  die 
Brillantschwarztinte    alles    Andere,    nur 
keine  brillante  schwarze  Tinte.    laimer- 
hin  hat  das  Tiefschwarz  E  oder  Brillant- 
schwarz   wenigstens    noch    den    Vorzug 
einer  grossen  Liehtechtheit,  wogegen  das 
Anilinorange,  übrigens  ein  völlig  obsoleter 
Farbstoff,  der  heute  unter  der  Bezeich- 
nung Vietoriagelb  eine  kaum  noch  nen- 
nenswerthe Anwendung  findet,   zu    den 
lichtunechtesten  Farbstoffen  zählt,  welche 
wir  kennen;   dieser  Farbstoff  ist   daher 
völlig    ungeeignet    zur    Tint^nbereitung. 
Annähernd  dasselbe  ^ilt  vom  Eosin  gelb* 
lieh,  welches,  abgesehen  davon,  dass  es 
eine  kaum  nennenswerthe  chemische  Ver- 
wandtschaft zur  Papierfaser  besitzt,  durch 
seinen  grellen  Ton  und  die  intensiv  gelbe 
Fluorescenz  das  Auge  beleidigt.  Die  Vor- 
schriften ,  welche  Dieterich  veröffentlicht 
hat,  stehen  also  nicht  mehr  auf  der  Höbe 
unserer  heutigen  Farbentechnik,   und  es 
erscheint    daher    angezeigt,    sich    nach 
anderen  Farbstoffen  umzuschauen,  welche 


247 


den  obigen  Anforderungen  entsprechen 
und  damit  eine  neue  Aera  der  sogenannten 
Änilintinten  einzuleiten. 

Wenn  ich  es  hier  •  unternehme ,  die 
Fabrikation  der  Tinten  unter  Benutzung 
künstlicher  organischer  Farbsto£fe  in  neue 
Bahnen  zu  leiten,  so  liegt  mir  nichts 
ferner,  als  etwa  die  Darbietung  oder  Aus- 
arbeitung eigener  Tintenrecepte.  Ich  be- 
absichtige vielmehr,  nur  die  Generalregeln 
festzustellen  und  die  Grundsätze  festzu- 
legen, welche  für  eine  rationelle  Tinten- 
bereitung aus  künstlichen  organischen 
Farbstoffen  in  Betracht  kommen. 

Zunächst  ist  dabei  die  chemische  Natur 
der  Papierfaser  und  ihr  Verhalten  sowohl 
gegen  Farbstoffe,  wie  gegen  Säuren  und 
Alkalien  ins  Auge  zu  fassen.    Um  über 
die  chemische  Natur  der  Papierfaser  ins 
£eine   zu  kommen,   braucht  nur  daran 
erinnert  zu  werden,  dass  das  Papier  aus 
Lumpen,    d.  h.  aus  alten  Geweberesten 
hergestellt  wird,  und  zwar  aus  Gewebe- 
resten, welche  aus  pjQanzlichen  Gespinnst- 
fasern,  aus  Baumwolle  und  Flachs,  her- 
gestellt wurden;  die  Papierfaser  ist  also 
in  der  Hauptsache  nichts  Anderes,  als 
eine    bis   zur  Unkenntlichkeit  zerrissene 
Baumwollen-  oder  Leinenfaser  oder  ein 
Gemisch   beider;   ihre  chemische  Natur 
muss    daher   dieselbe  sein  wie  die  der 
vegetabilischen    Gespinnstfasern ;    deren 
Verhalten   gegen  Säuren,  Alkalien  und 
Farbstoffe  wird  daher  ohne  Weiteres  auch 
für  die  Papierfaser  Gültigkeit  haben.  Nun 
ist  aber  bekannt,  dass  von  den  Mineral- 
säuren Schwefelsäure  und  Salzsäure,  selbst 
in  Verdünnung,  die  vegetabilischen  Spinn- 
fasern zerstören,  wogegen  Salpetersäure 
dieselben  in  Nitrocellulose  überführt. 

Daraus  verbietet  sich  ganz  von  selbst 
jie  Anvrendung  freier  Mineralsäuren,  oder 
ieren  Anwesenheit  in  der  Tinte,  und  es 
Ferbietet  sich  damit  zugleich  die  An- 
i^endung  solcher  Farbstoffe,  welche  nur 
nit  Hilfe  freier  Mineralsäuren  in  Lösung 
gebracht  werden  können.  Umgekehrt 
:eigen  die  vegetabilischen  Spinnfasern 
iine  grosse  Indifferenz  gegen  Alkalien, 
lelbst  gegen  Aetzalkalien ;  demnach  steht 
ler  Anwendung  der  Alkalien  in  der 
rintenfabrikation  nichts  im  Wege,  ihre 
Anwendung  erscheint  vielmehr  geboten. 
£s  ist  dem  Textilchemiker  wohl  bekannt. 


dass  die  vegetabilischen  Fasern  Farbstoffe 
mit  Vorliebe  aus  alkalischen  Bädern  aus- 
ziehen, z.  B.  aus  mit  Natriumhydroxyd 
alkalisirter  Chlornatriumlösung,  aus  einer 
mit  Soda  versetzten  Glaubersalzlösung 
aus  Seifenlauge,  aus  Boraxlösung  und  der- 
gleichen, vorausgesetzt  natürlich,  dass  der 
Farbstoff  selbst  alkaliecht  ist.  Diese  be- 
kannten Thatsachen  brauchen  nur  auf 
die  Tintenfabrikation  übertragen  zu  wer- 
den. Wir  würden  damit  zwar  zu  Tinten 
von  ganz  ungewohnter  Zusammensetzung 
gelangen.  Ls  wird  Manchem  durchaus 
nicht  in  den  Kopf  wollen,  dass  er  in 
Zukunft  mit  einer  Auflösung  eines  alkali- 
festen Farbstoffes  in  alkalischer  Seifen- 
lauge schreiben  soll;  nichtsdestoweniger 
ist  die  Sache  aber  durchaus  vernunft- 
gemäss;  auch  ist  diese  Anschauung  keines- 
wegs so  revolutionär,  als  sie  auf  den 
ersten  Blick  scheinen  mag,  denn  wir 
finden  in  der  alten  Garmintinte  aus  Coche- 
nille und  Aetzammoniak  bereits  einen 
Vertreter  dieser  alkalischen  Tinten,  und 
wir  sehen  hieraus  thatsächlich,  dass  diese 
alte  Carmintinte  eine  weit  grössere  und 
begründetere  Existenzberechtigung  hatte 
wie  die  Eosintinte. 

Gelangen  aber  die  Alkalien  zur  Herr- 
schaft, so  eröffnet  sich  für  die  Tinten- 
fabrikation eine  völlig  neue  Perspective, 
auf  eine  Serie  von  Alizarintinten 
nämlich,  welche  mit  jenem  Lindwurm, 
der  unter  dem  Namen  „Alizarintinte"  die 
heutigen  Beceptbücher  unsicher  macht, 
absolut  nichts  zu  thun  haben,  sondern 
Tinten  aus  wirklichen  Alizarin farbstoffen 
sind.  So  schreibe  ich  schön  seit  längerer 
Zeit  mit  einer  violettrothen  Tinte,  welche 
ich  durch  Lösen  von  Alizarin  {/<-/^-Di- 
oxyanthrachinon)  in  Salmiakgeist  bereitet 
habe.  In  ähnlicher  Weise  kann  man  aus 
Alizarinblau  eine  grüne  Tinte,  aus  Ali- 
zarinschwarz eine  blaue  Tinte,  aus  Ali- 
zarinbordeaux eine  rothviolette,  aus  Ali- 
zarincyanin  eine  blaue  Tinte,  aus  ^^-Mono- 
nitroalizarin  eine  fuchsinrothe  Tinte  er- 
halten. —  Welches  Alkali  im  einzelnen 
Falle  zu  wählen  ist,  ob  Natronlauge, 
Aetzammon  oder  ein  Alkalicarbonat, 
müsste  von  Fall  zu  Fall  entschieden 
werden. 

Was  endlich  das  Verhalten  der  Farb- 
stoffe zur  vegetabilischen  Gespinnstfaser 


248 


betrifft,  so  ist  darauf  hinzuweisen,  dass 
bis  vor  circa  sechs  Jahren  die  vegetabi- 
lischen Fasern  nur  indirect,  d.  h.  unter 
Zuhilfenahme  von  Beizen  gefärbt  werden 
konnten.  Seit  jener  Zeit  sind  aber  Schlag 
auf  Schlag  eine  grosse  Beihe  von  Farb- 
stoffen entdeckt  worden,  welche  durch 
ihre  grosse  Affinität  zur  vegetabilischen 
Faser  ausgezeichnet  sind.  Dass  ein  direct 
färbender,  also  grosse  Affinität  besitzen- 
der Farbstoff  fSr  die  TintenfabrikatioD 
geeigneter  ist,  als  ein  indirect  f&rbeuder 
mit  geringerer  chemischer  Verwandt- 
schaft, geht  aus  den  im  Beginn  dieses 
Aufsatzes  gestellten  Anforderungen  her- 
vor. Diesem  veränderten  Standpunkt  der 
Farbentechnik  hat  die  Tintenfabrikation 
bisher  gar  keine  Bechnung  getragen.  Es 
verlohnt  sich  daher  schon  der  Mühe, 
auf  diesem  Gebiete  ein  wenig  Umschau 
zu  halten,  zqmal  der  Apotheker  keine 
Gelegenheit  hat,  dieses  ungeheuere  und 
dabei  ihm  völlig  fern  liegende  Gebiet  zu 
verfolgen. 

Schwarze  Tinte. 
Eine  schwarze  Tinte,  welche  sofort 
schwarz  aus  der  Feder  fliesst,  mit  Hilfe 
künstlicher  organischer  Farbstoffe  dar- 
zustellen, ist  ein  immer  noch  nicht  völlig 
gelöstes  Problem,  denn  es  giebt  ausser 
dem  Anilinschwarz  keinen  wirklich  schwar- 
zen Farbstoff;  die  schwarzen  Farbstoffe 
des  Handels  sind  vielmehr  durchweg 
schwarzblau  oder  schwarzviolett  oder 
schwarzroth  oder  schwarzoliv.  Dem 
Schwarz  am  nächsten  kommen  noch  die 
Ni grosine,  welche  Dteterich  in  seiner 
ursprünglichen  Vorschrift  für  schwarze 
Tinte  verwendet  hat.  Diese  Verwendung 
war  durchaus  begründet;  das  Schwarz 
war  aber  nicht  befriedigend.  Man  war 
daher  bemüht,  einen  Ersatz  zu  finden 
und  gelaugte  dabei  zum  „Tiefschwarz'\ 
wahrscheinlich  lediglich  seinem  schönen 
Namen  zu  Liebe;  denn  vom  farbenchemi- 
schen und  teitilchemischen  Standpunkt 
ist  der  Ersatz  des  Nigrosins  durch  Tief- 
schwarz ein  offenbarer  Bückschritt,  weil 
dasselbe  keine  chemische  Verwandtschaft 
zur  Papierfaser  hat.  Im  Uebrigen  ist 
das  Tiefschwarz  gar  kein  einheitlicher 
Farbstoff,  sondern  eine  Composition,  ein 
Gemisch  mehrerer  Farbstoffe.  Will  man 
aber  einmal  die  einheitlichen  Farbstoffe 


verlassen  und   zu   Compositione^  flber- 
gehen,  dann  soll  man  wenigstens  eine 
Mischung    verwenden    aus   Farbstoffen, 
welche    sich    durch    ihre   Affinität  zur 
Papierfaser  auszeichnen.    Compositionen 
dieser  Art  bringt  die  Badische  Anilin- 
und  Sodafabrik  unt^r  dem  Namen  Kohl- 
schwarz, Kalle  d'  Co.  in  Biebrieh  unter 
der  Bezeichnung  Echtschwarz  in  den 
Handel.   Aber  diese  Gemenge  haben  den 
Nachtheil ,  sich  in  Wasser  schwierig  za 
lösen,   weil   unter  ihren  Bestandtbeilen 
die  Abfälle  der  Fuchsinfabrikation  ent- 
halten sind.    Ohne  Zusatz  von  Salzsäure 
ist  ein  völliges  Lösen  nicht  möglich  und 
auch  dann  nur  mit  Schwierigkeiten,  denn 
das  mit  Salzsäure  angeriebene  Farbstoff- 
gemisch löst  sich  in  kaltem  Wasser  nur 
zum  Theil ;  fügt  man  aber  heisses  Wasser 
hinzu,  so  schmilzt  der  Farbstoff  zn  einer 
theerartigen  schmierigen  Masse,  welche 
sich  nur  schwierig  und  unter  Absebeid- 
ung  ölartifi:er  Tropfen  löst    Eine  derart 
bereitete  Tinte  setzt  ai^  den  W&nden  und 
dem  Boden   der   Flasche   unangenehme 
harz-    oder    theerölähnliche    schmierige 
Massen   ab,   noch   weit  schlimmer,  als 
eine  Biaubolz-  oder  Gallustinte.    Zu  ver- 
meiden  sind   diese  Abscbeidungen  nur, 
wenn  die  Tinte  stark  sauer  ist,  dann  aber 
fliesst  sie  olivgelb  aus  der  Feder,  wird 
aber   in  circa  Vi  Minute  rain  schwarz. 
Richtiger  ist  es  dann  schon,  wenn  man 
auf  das  Kohlschwarz  verzichtet  und  das- 
selbe   aus    seinen   Gemengtheilen ,  aber 
diese  in  reinster  Form,  selbst  zusammen- 
setzt.   Man  braucht  dazu  Erystallviolett 
und  Victoriagrün    als   Hauptbestandheil 
und    Bismarckbraun    als   Nebenbestand- 
theil;  durch  Mischen  der  einzelnen  Lös- 
ungen in  entsprechenden  Mengenverhält- 
nissen erhält  man  ein  schönes,  weiches 
Schwarz. 

Neben  dieser  Yorsehrift  würde  ieb 
auch  die  Verwendung  vonlndopheninB 
empfehlen.  Gleich  gut  dürfte  sieh  das 
Echtschwarz  der  Firma il  Leonharä 
(&  Co.  in  Mühlheim  eignen;  auch  das 
Az ingrün  der  letztgenannten  Firma 
giebt  eine  brauchbare  schwarze  Tinte, 
bedarf  aber  Essigsäure  zur  Lösung.  -^ 
Von  den  direct  färbenden  Farbstoffen, 
welche  in  einer  eombinirten  Glaubersalz- 
und  Sodalösuug  aufzulösen  sind,  dörfte 


249 


sich  das  Casselkisehe  Diaminschwarz 
und  das  Bayer's^she  Benzoschwarz 
fQr  die  Tintenfabrikation  eignen. 

Bothe  Tinten. 

Die  alte  Carmintinte  aus  Cochenille 
genügt  den  Ansprüchen  an  eine  gute 
rothe  Tinte  weit  besser  als  die  Eosin- 
tinte.  Man  sollte  daher  das  Eosin^  wel- 
ches sich  zom  Färben  von  Stearin-  und 
Wachskerzen  zehnmal  mehr  eignet  als 
zur  Tintenfabrikation,  wieder  verlassen. 
Will  man  also  nicht  wieder  zum  carmin- 
saaren  Ammoniak  zurückkehren,  so  wende 
man  sich  wenigstens  Farbstoffen  zu, 
welche  den  am  Anfange  dieses  Artikels 
aufgestellten  Bedingungen  genügen.  Als 
solche  wären  zu  nennen:  Bahrain  in 
(Farbwerk  Orieshezm),  Py ronin  (Leon- 
hardt  dt  Co,  in  Möhlheim),  Ery  throsin 
bläulich  (Meister,  Lucius  dh  Brüning  in 
Höchst  a.  M  ).  Die  vielen  direclen  rothen 
Farbstoffe  zeigen  durchweg  zu  geringe 
Licbtechtheit,  eignen  sich  für  die  Tinten- 
/abrikatioü  also  weniger. 

Blaue  Tinten. 
Wasserblau  ist  aus  den  oben  bereits 
erörterten  Gründen  für  die  Tintenfabri- 
kalion  nicht  geeignet.  Obgleich  nun  die 
Farbeotechnik  uns  eine  schier  endlose 
Masse  blauer  Farbstoffe  liefert,  ist  doch 
die  Zahl  der  für  die  Tintenfabrikation 
brauch  baren  sehr  beschränkt,  sobald  es 
»ich  am  rein  blaue  Tinten  handelt. 
Der  ^rösste  Theil  der  rein  blauen  Färb- 
\ioSe  besitzt  nur  geringe  Lichtechtheit. 
)aher  eignen  sich  für  die  Herstellung 
nner  rein  blauen  Tinte  lediglich  die  bel- 
len Farbstoffe  Methylenblau  und 
^'eu-  Methylenblau. 

Will  man  dagegen  dunkelblaue  Tinten 
rhalten,  welche  man  in  der  Praxis  als 
ichreibtinten  an  Stelle  der  schwarzen 
'inten  verwenden  kann,  dann  stehen  uns 
ie  Ind  ulinmarken,  Neublau,  Para- 
hen  j  lenblau,  Metaphenylenblau, 
as  Oehler'BüYiQ  Toluylenblau,  das 
Irieshelmer  In  dam  in  und  noch  eine 
anze  Betbe  anderer  Farbstoffe  zurVer- 


igan^. 

Violette  Tinten. 

Bie  weitverbreitete  Tinte  aus  Methyl- 
iolett  hat  den  Naehtheil,  dass  did  Schrift^ 
üge  den  anangenehmen  grünen  Bronze- 


glanz zeigen,  und  ausserdem  schnell  und 
vollständig  verblassen.  Violette  Tinten, 
die  diesen  Nachtheil  nicht  zeigen,  stellt 
man  sich  in  jedem  gewünschten  blau- 
oder  roth-violetten  Farbenton  her  durch 
einfaches  Mischen  einer  Methylenblau- 
Tinte  mit  einer  der  oben  beschriebenen 
rothen  Tinte  aus  Safranin,  Bubra- 
min  oder  Pyronin. 

Grüne  Tinten. 

Der  Ausgangspunkt  für  alle  grünen 
Tinten  ist  das  Malachitgrün.  Die 
Schrifbzüge  zeigen  ein  sehr  dunkles  Blau- 
grün. Will  man  eine  lebhafte  und  rein 
grüne  Tinte  haben,  so  versetzt  man  die 
Malachitgrünlösüng  mit  einer  concentrir- 
ten  Auraminlösung,  welche  mit  heis- 
setfi  destillirten  Wasser  bei  einer  Tem- 
peratur nicht  über  60"'^  0.  bereitet  sein 
muss.  Je  nach  der  Menge  der  Auramin- 
lösung erhält  man  alle  gewünschten 
Nuancen  vom  Blaugrün  bis  zum  Zeisig- 
grün. 

Orange  und  gelbe  Tinten 

sind  wenig  angewendet,  obgleich  speciell 
die  erstere  für  gewisse  Zwecke,  z.  B.  zum 
Markiren  gewisser  Stellen,  zum  Gorrigiren 
von  Manuscripten  und  Gorrecturabzügen 
wegen  ihrer  grell  in  die  Augen  stechen- 
den Farbe  sich  besonders  eignet 

Für  Orange  empfehle  ich  dasAcri- 
d  in  orange  B  von  Leonhardt  <&  Co.  in 
Mühlheim.  Man  löst  den  Farbstoff  in 
einem  Gemenge  aus  gleichen  Theilen 
Essigsäure  und  Alkohol  und  verdünnt 
mit  destillirtem  Wasser.  Ebenso  gut  kann 
man  aber  auch  eine  rothe  Safranin- 
tinte  mit  einer  concentrirten  Auramin- 
lösung bis  zum  gewünschten  Farbenton 
versetzen. 

Für  Gelb  ist  Auramin  nicht  zu  em- 
pfehlen ;  es  besitzt  nicht  genug  Deckkraft. 
Ich  empfehle  für  Gelb  das  Di  am  in- 
goldgelb von  Leopold  Cassella  &  Co. 

Alizarintinten. 

Diese  aus  wirklichem  Alizarin  bereite- 
ten Tinten  zeichnen  sich  durch  ihre 
grosse  Echtheit  aus  und  eignen  sich  da- 
her zu  Documententinten.  Sie  fliessen 
schwarz  aus  der  Feder,  wandehi  sich 
auf  dem  Papier  aber  sofort  in  die  ihnen 
zukommende  Farbe  um.    Ich  verfahre 


250 


zur  Darstellung  dieser  Tinten  wie  folgt: 
Alizarin  in  Teigform  {Meister,  Luctiis 
<&  Brüning  in  Höchst  a.  M.)  wird  mit  dem 
gleichen  Gewicht  Natronlauge  in  einem 
Beeherglase  mittelst  eines  Glasstabes  innig 
vermengt,  wobei  die  orangegelbe  Farbe 
des  Alizarins  sofort  in  ein  tiefes  Blau- 
violett  umgewandelt  wird.  Den  zarten 
Schlamm  thue  ich  auf  ein  glattes  Filter, 
lasse  erstmalig  ablaufen  und  percolire 
dann  mit  einer  Mischung  aus  gleichen 
Gewichtstheilen  Natronlauge  und  Aetz- 
ammoniak.  Die  vorstehende  Tinte  giebt 
eine  tief  granatrothe,  glanzlose  und  durch 
anhaltende  Sonnenbelichtung  nicht  ver- 
blassende Schrift. 

Aehnlich  lassen  sich  alle  übrigen  Ali- 
zarintinten darstellen.  Die  vollkommene 
Wasch-  und  Seifenechtheit  der  Alizarin- 
farbstoffe legt  endlich  den  Gedanken  nahe, 
die  echten  Alizarintinten  als  Wäsche- 
zeichentinten zu  verwenden,  wo  sie 
ohne  Zweifel  Besseres  leisten  werden  als 
die  bekannten  Silbertinten. 


Das  ätherisclie  Oel   der  Paraeotorinde ; 

0.  Wallach:  Liebig's  Ann.  Chem.  1892,  271 
durch  Apoth.-Ztg.  Rep.  1893,  Nr.  1,  S.  2.  Ver- 
fasser hat  in  dem  ätherischen  Oel  der  Paracoto- 
rinde   neben   Sesquiterpen    das    Vorbandensein 

/OCH, 
des  Methylesters  des  Engenols    CaH,  ^OCH, 

festgestellt. 

Pappin  ist  der  sonderbare  Name  für  eine 
ans  den  Schalen  der  Puppen  (Chrjsaliden) 
einiger  Lepidopteren  von  Ä,  ^.  GriffUhs  (Compt. 
rend.  1892,  116,  320  durch  Chem.- Ztg.  Repert. 
1892,  Nr.  22,  S.261)  gewonnene  Substanz.  Zur 
Gewinnung  derselben  kocht  man  die  Schalen 
der  zerschnittenen  Puppen  mit  Natronlauge  aus, 
erschöpft  den  Rückstand  nachfolgend  mit  an- 

fesfiuertem  Wasser,  destiUirtem  Wasser,  Alko- 
ol  und  Aethcr.  Der  Rückstand  wird  in  con- 
centrirter  Salzsäure  gelöst  und  durch  einen 
Ueberschuss  an  Wasser  gefüllt. 

Das  Puppin  ist  ein  »rbloser  und  amorpher 
Körper,  welcher  sieb  in  den  Mineralsfiuren  löst, 
aber  unlöslich  in  den  neutralen  Lösungsmit- 
teln ist.  Es  entspricht  der  Zusammensetzung 
Ci^HaoNaOft  und  wird  bei  anhaltendem  Kochen 
mit  starken  Mineraisäuren  in  Leucin  und  Kohlen- 
säure zerlegt: 

CjÄoNaO»  4-  3  HgO  =  2  C,HuNO,  -h  2  CO, 

Das  Puppin  wird  durch  die  Poren  der  Larve 
abgesondert,  nachdem  letztere  zum  letzten  Mal 
die  Haut  gewechselt  hat.  In  der  Schale  der 
Puppen  einiger  Lepidopteren  bildet  es  den 
wesentlichen  Bestandtheil.  Th, 


Noch  einmal  die  Entgiftung  im 

Boden. 

Auf  die  Bemerkungen  in  Nr.  15  der 
„Pharm.  Oentralhalie''  vom  13.  d.  Mts. 
(S.  206  und  207)  entgegnet  der  Unter- 
zeichnete, dass  der  angezogene  Bericht 
in  Nr.  5  der  „Deutschen  Medicinal-Ztg/' 
nicht  wohl  anders  verstanden  werden 
kann,  als  vom  Unterzeichneten  geseheben 
ist,  und  dass  deshalb  die  beregten  Bemerk- 
ungen an  diese  Zeitung  zu  richten  waren. 

Die  in  Aussicht  gestellten  späteren, 
schätzenswerthen  Veröffentlichungen  der 
„betreffenden  Versuche  in  ihren  Einzel- 
heiten'' beschränken  sich  hoffentlich  auf 
solclie  Thatsachen,  deren  Mittheilung 
einen  ersichtlichen  Zweck  hat.  Zu  diesen 
gehört  aber  das  Absterben  einer  Versuchs- 
pflanze nach  Begiessen  mit  Strychnin- 
Lösung  dann  nicht,  wenn  der  Bericht- 
erstatter der  unausgesprochenen  Meinung 
ist,  dieses  Absterben  sei  nicht  durch  den 
Versuch  veranlasst  worden.  Ueber  die 
Schädigung  höherer  Pflanzen  durch 
Strychnin  oesass  Unterzeichneter,  wie  er 
gestehen  muss,  keine  eigene  Ansicht,  da 
ihm  nur  Angaben  über  die  Verschieden- 
heit der  Wirkung  dieses  Alkaloids  auf 
Thiere*),  nicht  aber  Berichte  über  ein- 
schlägige Versuche  an  Pflanzen  gegen- 
wärtig waren.  Da  aber  an  der  beregten 
Stelle  der  „Medicinal-Ztg.'*  gesagt  wird: 
„Nunmehr  gössen  wir  Strychninlösnng 
in  der  früheren  Weise  auf.  Die  Algen 
vertrugen  es  ganz  gut''  u.  s.  w.,  so  nahm 
Unterzeichneter  an,  die  früher  erwähnten 
höheren  Pflanzen  hätten  nach  dieser 
Berichterstatter- Meinung  das  Strychnia 
nicht  ganz  gut  vertragen,  und  die  Kresse, 
welche:  „nach  dem  Aufgiessen  der 
Strychninlösung  bald  anfing  einzugehen*; 
sei  durch  letztere  getödtet  worden. 
Aber  —  es  hat  zu  allen  Zeiten  Schriftr 
steller  gegeben,  deren  eigenartige  An» 
drucksweise  ohne  Gommentar  nnverstandh 
lieh  blieb  oder  missverstanden  wurde. 

HMig. 

"*)  Nach   dem   neuesten  Lehrbnche    der   1 
toxicationen    von    B.   Kobert   (Stuttgart    1^ 
S.  664]   beträgt  die  todtliche   Gabe   anbeut 
beispielsweise  fflr  1  Kilogramm  Kau  in  eben  Vj 
Igel  and  Frosch  2,  Weissfisch  12V«,  Fledermai 
40  mg;   während   Schnecken   durch    Strjchni 
tlberhaapt  nicht  krank  werden. 


251 


üeber  die  Salze  des  Coflfelns. 

Von  E.  Schmidt 

Verfasser  hat  sich  Teranlasst  gesehen ,  der 
von  Tanret  wiederholt  geäasserten  Ansicht, 
Coffein  krystaliisire  ans  concentrirter  Essig- 
Bänre  und  Valeriansäare,  ohne  sich  damit  su 
yerbinden,  entgegenzutreten.  Schmidt  weist 
aaf  seine  früheren,  theils  in  Gemeinschaft 
mit  cTl  Biedermann  unternommenen  Arbeiten 
hin.  Bei  Gelegenheit  einer  Neubearbeitung 
der  Coffe^nsalze  wurden  von  Schmidt  und 
R,  Qaee  Terschiedene  kleine  Beobachtungen 
gemacht  und  dieselben  in  einer  neuerdings 
im  Arch.  d.  Pharm.  1893,  Nr.l,  S.l  erschie- 
nenen Veröffentlichung  niedergelegt. 

Während  Biedermann  dem  Coffei'nnitrat 
die  Formel  CgHioN^O^  .  HNO3  +  H^O  zu- 
ertheilt,  findet  Snaw,  dass  die  Zusammen- 
setzung dieses  Salzes  der  Formel 

5  [C8H10N4O2  .  HNOg]  4-  H^O 
entspricht.  Beide  Angaben  sind  jedoch  un- 
genau,  da  das  reine  Coffei'nnitrat  kein 
Krystallwasser  enthält.  —  Von  den 
Coffeinsulfaten  beschreibt  Biedermann  nur 
die  nicht  isolirbare  und  relativ  beständige 
Verbindung  C8H,oN402  .  H28O4,  bezüglich 
C8HioN402.H2804-f-H20,  während  ein  neu 
trales  Coffeinsulfat  (C8H,oN402)2  .H28O4  ent- 
gegen  den  Angaben  von  Snaw,  von  Bieder- 
mann überhaupt  nicht  dargestellt  wurde. 
Löst  man  1  Th.  Coffein  in  etwa  der  10 fachen 
Menge  beissen  Alkohols  unter  Zusatz  von 
2  Th.  reiner  concentrirter  Schwefelsäure  auf, 
so  scheiden  sich  beim  Erkalten  kleine  weisse, 
zu  Rosetten  gruppirte  Nadeln  des  sauren 
Sulfats  aus,  die  der  Formel  C8H1QN4O2.H28O4 
entsprechen.  Bleibt  dieses  wasserfreie  Sulfat 
einen  oder  mehrere  Tage  an  der  Luft  liegen, 
so  nimmt  dasselbe  1  Mol.  HgO  auf,  so  dass 
es  alsdann  in  seiner  Zusammensetzung  der 
Formel  C8H10N4O2.H28O4+H2O  entspricht. 
Ein  Salfat  der  gleichen  Zusammensetzung 
scheidet  sich  auch  zuweilen  direct  aus  obiger 
Alkohol -Schwefelsäuremischung  aus. 

Zur  Darstellung  des  essigsauren  Salzes 
wurde  Coffein  in  Eisessig  unter  Erwärmen 
auf  dem  Wasserbade  gelöst,  die  nach  dem 
Erkalten  der  Lösung  ausgeschiedenen  Kry- 
stalle  wurden,  sobald  keine  Vermehrung  der- 
selben mehr  eintrat,  abgesaugt,  zwischen 
Fliesspapier  gepresst  und  über  Aetzkalk  auf- 
bewahrt ,  bis  dieselben  lufttrocken  geworden 
waren.  Der  hinterbleibende  Körper  muss  als 
ein  eaaigaaurei  CoffeVa  der  Formel 


C8HioN402(C2H402)2 

angesprochen  werden.  Mit  gleicher  Leichtig- 
keit konnte  ein  propionsaures  Coffein  der 
Zusammensetzung  CglIj()N402(C3H|}02)2  dar- 
gestellt werden.  Man  sollte  nun  erwarten, 
dass  unter  den  gleichen  Versuchsbedingungen 
auch  mit  der  Ameisensäure,  Buttersäure  und 
Valeriansäure  die  Salzbildung  erfolgen  würde. 
Das  ist  aber  nicht  der  Fall.  Wenn  es  auch 
keinem  Zweifel  unterliegen  kann,  dass  das 
Coffein  auch  mit  diesen  Säuren  Verbindungen 
eingeht,  so  zeichnen  sich  dieselben  doch  durch 
solche  Zersetzlichkeit  aus,  dass  es  Schmidt 
bisher  nicht  gelang,  einheitliche,  in  ihrer  Zu- 
sammensetzung mit  einer  einfachen  Formel 
im  Einklang  stehende  Körper  zu  erhalten. 

Hinsichtlich  der  Existenz  eines  Coffein- 
citrats  sind  die  Ansichten  getheilt.  Aus 
den  von  Schmidt  und  Ooßfe  unternommenen 
Versuchen  geht  aber  hervor,  dass  auch  die 
Citronensäure  die  Fähigkeit  besitzt,  sich  mit 
Coffein  zu  einem  wirklichen  Salze  zu  ver- 
binden. Die  Beständigkeit  dieses  Salzes,  be- 
sonders in  dem  Verhalten  gegen  Wasser,  Al- 
kohol und  andere  Lösungsmittel  ist  jedoch 
eine  ebenso  geringe ^  wie  die  aller  übrigen 
einfachen  Coffeinsalze.  Durch  den  erneuten 
Nachweis  der  Existenz  eines  wirklichen 
Coffeincitrats  wird  die  Thatsache,  dass  in 
früherer  Zeit  unter  dieser  Bezeichnung  Prä- 
parate im  Handel  vorkamen ,  die  entweder 
gar  keine  Citronensäure  enthielten  oder  nur 
aus  einem  Gemisch  von  Coffein  und  Citronen* 
säure  in  wechselnden  Mengenverhältnissen 
bestanden,  nicht  berührt. 

Zur  Darstellung  eines  Coffeincitrats  der 
Formel  C8H10N4O2  .  CeHgO^  wurden  5  g 
Coffein  und  5  g  Citronensäure  in  10g  Wasser 
unter  Erwärmen  gelöst,  diese  Lösung  bis  zum 
Sirup  eingedampft  und  über  Schwefelsäure 
gestellt.  Hierbei  krystallisirte  zunächst  un* 
verändertes  Coffein  in  geringer  Menge  aus, 
während  die  Hauptmenge  sich  in  blumen- 
kohlartigen Gebilden  von  obiger  Zusammen- 
setzung ausschied.  Th, 

YerflttchtiguBg     von     Arsenwasserstoff. 

F.  W.  Schmidt  (Zeitscbr.  f.  anorgan.  Chem. 
L  353)  hat  die  Fraee  zu  entscheiden  versacht, 
OD  sich  Arsen  als  Arsenwasserstoff  quantitativ 
verflfichtigen  Ifisst  und  hierbei  festgestellt,  dass 
aus  stärkeren  ArsenlOsungen  das  Arsen  als 
Arsenwasserstoff  nicht  völlig  sich  verflüchtigt. 
Dies  gelingt  aber,  wenn  man  der  Mischung, 
welche  die  ArsenlOsung,  Zinkstanb  und  Salzsäure 
enthält,  ZinnchlorUr  hinzufilgt.  Th, 


252 


Ifeuerungen  an  Laboratoriums- 
ApparateiL 

Einen  Apparat  zam  wirksamen  Aus- 
waschen von  Niederschlägen  aof 
dem  Filter  hat  Forhea  (Ghem.  News  1892, 
S.  55)  beschrieben.  Der  auf  einer  Sangflasche  a 
angebrachte  Trichter  h  mit  Filter  nnd  Nieder- 
schlag (Fig.  1)  ist  mit  einer  durch  Kaut- 
schuk gedichteten  Bleiplatte  c  verschlossen, 
durch  welche  ein  in  gleicher  Weise  gedichtetes 
(im  Innern  des  Trichters  zu  einer  mit  feinen 
Lochern  versehenen  Kugel  aufgeblasenes) 
Glasrohr  d  hindurchführt.  Das  andere  Ende 
dieses  Glasrohres  ist  zweimal  rechtwinkelig 
""gebogen  und  taucht  mit  dem  anderen  Ende 
in  die  Waschflüssigkeit.  Ist  die  Saugvorricht- 
ung im  Gange,  so  fällt  die  Waschflüssigkeit 
aus  der  genannten  durchlöcherten  Glaskugel 
in  Form  eines  Begens  auf  den  Niederschlag. 

Nach  einem  bereits  früher  für  eine  Pipette 
für  starkriechende  Stoffe  wie  Bromwasser 
benutzten  Princip  (Ph.  0.  22,  228)  ist  nach 
Pharm.  Ztg.  ein  patentirter  Heber  con- 
struirt  worden.  In  Fig.  2  ist  der  zum  An- 
saugen bestimmte  Theil  des  Hebers  abge- 
bildet, der  an  dem  Ende  B  mit  einem  Kaut- 
schukschlauch in  Verbindung  zu  setzen  ist. 
Durch  Bewegen  des  Kolbens  a  nach  A  hin 
wird  die  Flüssigkeit  angesaugt,  die  schliess- 
lich bei  A  ausläuft ;  da  dieses  Bohr  gebogen 
ist,  so  kann  es  bequem  auf  das  Auffanggefäss 
gehängt  werden. 

Statt  der  schwerfälligen  Stative  empflehlt 
Gooch  (Cbem.  Centralbl.  1892,  II.,  695)  an 
verschiedenen  passenden  Stellen  des  Labo- 
ratoriumtisches kleine  Metallplatten  versenkt 
zu  befestigen,  in  welche  die  Stäbe  (vergL  c  in 
Fig.  3),  welche  die  Ringe,  Klemmen  etc.  tra- 
gen, jederzeit  eingeschraubt  werden  kOnnen. 

Ein  leicht  bewegliches  Dampfbad, 
welches  überall  da  hergfestellt  werden  kann, 
wo  strömender  Dampf  zur  Verfügung  ist, 
besteht  nach  Gooch  (Chem.  Centralbl.  1892, 
II,  695)  aus  einem  Glastrichter  (Fig.  B),  an 
dem  statt  des  einfachen  ein  T-Bohr  ange- 
bracht ist,  durch  dessen  Schenkel  a  der  Dampf 
zustrOmt,  während  das  verdichtete  Wasser 
durch  h  abfliesst.  Da  das  Dampfbad  durch- 
sichtig ist,  kann  man  die  Zuströmung  des  Dam- 
pfes dem  gewünschten  Heizzweck  anpassen. 

Einen  Laboratoriumsapparat  zur  Ausführ- 
ung von  Destillationen  mit  über- 
hitztem Wasserdampf  bildet  B.  Joffe 


in  Ber.  d.  Deutsch,  chem.  Gesellsch.  1893, 
123,  ab.  Die  mit  überhitztem  Wasserdampfe 
überzudestillirende  Substanz  befindet  sich  in 
einer  gläsernen  Betorte,  mit  deren  Schnabel 
mehrere  (3)  Condensationsgefässe  verbunden 
sind,  während  das  Ende  eine  Wasserluft- 
pumpe bildet.  Im  Tubus  der  Betorte  steckt 
eih  Thermometer  und  ein  rechtwinkelig  ge- 
bogenes 3  bis  4  mm  weites  kupfernes  Rohr, 
das  mittelst  Asbest  im  Tubus  gedichtet  ist. 
Dieses  Kupferrohr  reicht  entweder  bis  in  die 
Flüssigkeit  und  wird  in  diesem  Falle  zweck- 
mässig durch  ein  übergestülptes  Glasrohr 
vor  der  directen  Berührung  mit  der  Flüssig- 
keit zur  Vermeidung  von  Verbrennungen  ge- 
schützt, oder,  was  sich  für  viele  Zwecke  noch 
mehr  empflehlt,  man  lässt  das  Bohr  nur  bis 
zum  Flüssigkeitsspiegel  reichen. 

Vor  das  offene  nach  aussen  gerichtete 
wagerechte  Ende  des  Kupferrohres  stellt  man 
einen  ^uf»e»'schen  Gasbrenner.  Wird  nun 
die  Flüssigkeit  in  der  Betorte  durch  einen 
antergestellten  Brenner  zum  Sieden  erhitzt, 
dann  die  Wasserluftpumpe  angestellt  und 
der  Brenner  vor  dem  Kupferrohre  angezündet, 
so  werden  die  Verbrennungsproduote  des 
Gases  gemischt  mit  atmosphärischer  Luft  ein- 
gesogen und  bewirken  die  Destillation  der 
in  der  Betorte  befindlichen  Flüssigkeit.  Für 
Fälle,  wo  es  darauf  ankommt,  reinen  Waaser- 
dampf  in  Anwendung  zu  bringen,  kann  man 
sich  statt  der  Leuchtgasflamme  einer  Wasser* 
stoffflamme  bedienen. 

Der  Verfasser  bezeichnet  den  Apparat  anter 
Anderem  sehr  geeignet  für  die  Bestimmung 
des  Glyceringehaltes  in  Bohglycerinen ,  da 
man,  weil  nach  derselben  Methode  wie  im 
Grossen  arbeitend,  ein  der  im  Grossbetrieb 
zu  erwartenden  Ausbeute  ziemlich  genau  ent- 
sprechendes Besultat  erhält« 

Zur  Erzeugung  eine&  fortdauernden 
Kohlensäure-Stromes  empfehlen 
Qreiner  dt  Friedricka  (Zeitschr.  f.  aogew. 
Chem.  1893,  Heft  4)  einen  Cylinder  aus  durch- 
lässiger Thonmasse,  gefüllt  mit  einer  Säare 
in  der  durch  Fig.  4  wiedergegebenen  Art  in 
einem  mit  einer  LOsung  von  Natriumbicar- 
bonat  gefüllten  Gefäese  aufzuhängen.  In  dem 
Masse,  wie  die  Säure  den  Thoncylinder 
durchdringt,  wird  fortdauernd  eine  schwache 
Kohlensäure  -  Entwickelung  stattfinden. 

Einen  einfachen  Apparat  zur  Verhütung 
des  Ausströmens  von  Leuchtgas  in 
Laboratorien,  nachdem  die  Gaeflammeu  in 


253 


Waschflüssig) 
Reit 


Säugpumpe 


Fiff.  5. 


0 
0 


O 


FUf.i^. 


FiAf.  e. 


IT— 

1— 


er  ri" 


Ä 


a 


^ 


Folge  irgend  eines  Zafalles  yerlöscbten ,  bat 
ii.  t;.  Schulten  angegeben.    Zwischen  Gas- 
leitung nnd  Brenner  wird  ein  U- förmiges 
Eohr  angebracht,  das  zur  Hälfte  mit  ParaffinOl 
gefüllt  wird.     Ein  Schenkel  des  Bohres  ist 
mit  einem  doppelt  durchbohrten  Kork  ver- 
sehen ,  durch  welchen  zwei  Glasröhren  (zur 
Gaszuleitnng  und  -Ableitung)  gehen.    Die 
GaszuleitnngsrOhre,  deren  Ende  mit  einem 
Stück  Länwand  Überbunden  ist,  wird  jedes- 
mal 80  eingestellt,  dass  sie  bei  ausströmen- 
dem Gas  einige  Millimeter  über  der  Oberfläche 
des  Paraffinöles  mündet.  Wenn  der  Gasdruck 
plötzlich  aufhört,  steigt  das  Oel  und  durch- 
dringt die  Leinwand ;  der  wieder  auftretende 
Gasdruck   kann  die  Capillaritätskraft  nicht 
überwinden  9  und  der  Brenner  ist  somit  you 
der  Gaaleitang  abgesperrt. 

Hoare  (Qhemist  and  Drngg.  1893,  286) 
hat  die  in  Jb'ig.  5  abgebildete  Form  für  Be- 
agirgläser  angegeben;  die  eingeblasene 
Xogei  dient  zur  Verhütung  des  Ueberkochens. 
Einen   Ureometer  zur  Bestimmung  des 
Harnstoffgehalts  im  Harn  amErauken- 
bett  etc.  bat  Auguy  (Kouv.  remddes  1892, 
557}  constrairt;  die  Abbildung  (Fig.  6)  zeigt, 
daea  der  Apparat  aus  zwei  mit  einander  ver- 
bundenen,     aber    nicht    communicirenden 
Bohren  A  und  B  besteht.    Man  misst  2ccm 
Harn  in  der  B^hre  B  ab,  verdünnt  mit  8  com 
5proc.  Zackerlösung,  mischt  und  giesst  bis 
zur  Marke  5  ccm  davon  (=»  1  ccm  Harn)  in 
das  an  die  Bohre  C  angeschmolzene  becher- 
förmige Glasg^efäss  D;  hierauf  füllt  man  die 
für  Harnstoff  bestimmungen  übliche  Brom- 
lauge (lOOgr   Aetznatron,  250  ccm  Wasser 
und  25i^oi  Brom)  bis  zur  Mkirke  R  in  der 


Röhre  ul,  setzt  den  Eantschukstöpsel  F  mit 
der  Bohre  C  und  dem  Gefäss  D  fest  nnd  so 
auf  die  Bohre  A^  dass  das  Ende  E  der  Bohre  C 
in  die  Bohre  B  hineinragt.  Nunmehr  taucht 
man  den  ganzen  Apparat  in  Wasser,  damit 
sich  die  Röhre  B  damit  füllt  uud  dreht  den 
Apparat  dann  rasch  um.  Hierbei  fliessen 
der  Harn  und  die  Bromlange  zusammen,  und 
es  wird  aus  dem  Harnstoff  Stickstoff  ent- 
wickelt, welcher  durch  die  Oeffnung  a  in  der 
Röhre  C  entweicht  und  aus  E  austretend  und 
in  Blasen  aufsteigend  sich  in  B  ansammelt. 
Nach  einigem  Verweilen  des  Apparates  im 
Wasser  behufs  Vollendung  der  Reaction  und 
Ausgleichung  der  Temperatur  wird  derselbe 
so  hoch  gehoben,  dass  das  Niveau  in  der 
Röhre  B  und  im  Wassergefäss  gleich  hoch 
steht  und  nun  der  entwickelte  Stickstoff  ab- 
gelesen. $, 

Aluminium  -  Schiffohen 

mit  genau  justirtem  Gegengewicht  —  8,5  g 
schwer  —  zum  bequemen  Abwägen  von  Pul- 
vern auf  der  Receptirwaage  bringt  die  Firma 
Marpmann  <&  Schurig  in  Leipzig  in  den 
Handel.  

Aiehbarer  Geschwindigkeitsmesser  von  0. 
Braun  in  Berlin:  Bayr.  Industr.-  u.  Geweihebl. 
Ib93,  102.  Dieser  Apparat  besteht  aas  einer 
beiderseitig  geschlossenen,  senkrecht  anfge- 
Btellten  Rohre,  die  zum  Theil  mit  Glycerin 
gefüllt  ist.  Durch  die  Centrifagalkraft  bildet 
bei  der  Drehung  der  Röhre  um  Ihre  Längsaxe 
die  Flassigkeitsoberfläche  einen  Trichter,  dessen 
Spitze  der  jeweiligen  Geschwindigkeit  ent- 
sprechend tief  gelagert  erscheint.  Durch  an- 
gebrachte Gradeintheilung  ist  man  im  Stande, 
direct  die  Zahl  der  Umdrehungen  der  Maschine 
ermitteln  zu  können.  8* 


254 


Tlterapeutisclie  IHiUlieiliinffen. 


Zur  Anwendung  von  Adeps  Lanae 

der  norddeutscben  Wollk&mmerei  in  Bremen 
(Ph.  C.  33,  727.  34,  119)  giebt  Sack  in  den 
Monatsh.  f.  prakt.  Dermatologie  1893,  360 
eine  Anzahl  von  Vorschriften,  die  zum  Theil 
den  von  Unna  für  das  Lanolin  aufgestellten 
mit  einigen  Abänderungen  entsprechen. 

Kühlsalben: 
Adipis  Lanae  anhydrici   .     10,0     10,0 
Adipis  benzoinati  .     .     .     20,0       — 
ünguent.Zinci  benzoinati       —      20,0 
Aquae  Rosae     .     .  30  bis 4 5,0  — 

Aqaae  Calcis     ....       —      30,0. 

Frostsalbe: 

Camphorae  tritae 1,5 

Baisami  Peruviani 0,5 

Olei  Amygdalar 8,0 

Adipis  Lanae  anhydrici    .     .     .  10,0 

Aquae  Rosae 10,0. 

CrSme: 

Boracis IjO 

Sapon.  neutral,  liquidi      .     .     .       0,5 

Adipis  Lanae  anhydrici     .     .     .  10,0 

Aquae  Rosae 90,0 

Tinct.  Benzoes 0,5. 

Pasten: 


Zinci  oiydati  .     . 

Sulfuris  praecipitati  . 
Talci  venet.  pulv.  .  . 
Terrae  siliceae  subt.  pulv 

alb 

Olei  Lini  .... 
Adipis  Lanae  anhydrici  .  14,0 
Adipis  benzoinati  .  .  .  14,0 
Aquae  Calcis  •  .  . 
Tinct.  Benzoes       .     . 

Quecksilbersalben: 
Hydrargyri  .....  20,0 
Hydrargyri  praecip.  albi .  — 
Olei  Olivarum  ....  5,0 
Adipis  Lanae  anhydrici  .  15,0 
Adipis  benzoinati  .     .     .     20,0 

Ichthyolsalben: 

Ammon.  sulfo-ichthyolici.  5,0 

Aquae  destillatae  ...  5,0 

Acidi  salicylici      ...  — 

Adipis  benzoinati  .  15,0 

Adipis  Lanae  anhydrici  .  25,0 


weich 
5,0 


hart 
6,0 

4,0       — 
—        5,0 

2,0       — 


15,0 
10,0 

15,0 
0,5. 


2,5 

5,0 

42,5 


5,0 

1,0 
22,0 
22,0 


1  Urethralsalben: 

Argenti  nitrici        .     •     .     0,25  bis  2,5 
Aquae  destill,  q.  s* 

Adipis  Lanae  anhydrici   .     .     .      45,0 
Olei  Amygdalar 5,0. 

Als  sehr  brauchbaren  Znsatz  zu  den  aus 
Adeps  Lanae  verfertigten  Salben  hat  sich 
neben  Benzoefett,  BenzoStalg  und  Gelen  auch 
Paraffinsalbe  erwiesen.  s. 


Behandlang   der  Diphtherie   mit 

Myrrha. 

Ströll  in  München  hat,  nachdem  Hoadley 
in  Philadelphia  schon  vor  Jahren  die  Bfyrrha 
bei  Diphtherie  anwendete,  eine  Anzahl  Dipb- 
theritisfälle  mit  Erfolg  mit  folgender  Misch- 
ung behandelt: 

Tinct.  Myrrhae  4  g. 
Glycerini  8  g. 
Aquae  dest.  ad  200  g. 

Von  dieser  Mischung  lässt  Ströll  bei  Tag 
und  Nacht  eingeben ,  nttmlich  am  Tage  ein- 
stündlich (in  schweren  Fällen  halbstündlich), 
bei  Nacht  zweistündlich,  beziehentlieh  ein- 
stündlich, und  zwar  bei  Kindern  in  den  ersten 
2  Jahren  1  Kaffeelöffel  (5  g),  vom  3.  bis  15. 
Lebensjahre  1  Kinderlöffel  (10  g),  bei  Er- 
wachsenen 1  Esslöffel  (15  g)  bis  Biehtiiche 
Besserung  eingetreten  ist;  dann  wird  die 
Arznei  seltener  gegeben.  Grössere  Kinder 
und  Erwachsene  lässt  Ströll  ausserdem  noch 
mit  Obloroformwasser  gurgeln;  auch  em- 
pfiehlt er  Pinselungen  der  Mandeln  mit  un- 
verdünnter Myrrhentinctur.  Bei  Kehlkopf- 
diphtheritis  lässt  er  mit  obiger  Arznei  in- 
haliren. 

Wurde  die  obige  Arznei  mehrere  Tage 
hindurch  gegeben,  so  zeigt  der  Harn  manch- 
mal beim  Kochen  eine  Trübung  durch  aus- 
geschiedenes  Myrrhenharz;  diese  Trübung 
ist  durch  ihre  Löslichkeit  in  Spiritus.von  einer 
Ei  Weisstrübung  leicht  zu  unterscheiden.    $, 

Wiener  Med,  Bl  1893,  223. 


Qegen  Frostbeulen 

wird  im  Corresp.-Bl.  f,  Schweiz,  Aerzte  ein 
vollständiges  Umkleben  der  gesehwoUenen 
Stellen  mit  Kautschuk-Heftpflaster  empfohleD. 
Nach  drei  Tagen  soll  Heilung  eintreten. 


255 


Rilcliergcbaii« 


Diagnoftik   der  Bacterian  des  Wasierf. 

Von  Dr.  Alexander  Lustig,  Professoi  der 
allgemeinen  Patbologie  zu  Florens. 
Zweite  sehr  yermehrte  Auflage.  Ins 
Deutsche  übersetzt  von  Dr.  med.  B. 
Teuscher  in  Jena,  mit  einem  Vorwort  von 
Dr.  P.  Baumgarien,  Professor  der  patho- 
logischen Anatomie  zu  Tübingen.  Jena, 
Gustav  Fischer,  und  Turin,  Bosenherg 
dtSdlier.    1893.   Preis  3  Mark. 

Bei  der  Bedeutung^,  welche  die  auantitaÜTen 
and  qualitativen  bacteriologischen  Wasseronter- 
sacbunffen  fflr  die  Hygiene  nahen,  wird  die  von 
Liisf »0  tierausgegebene  Diagnostik  der  Bacterien 
des  Wassers  gewiss  in  allen  Fachkreisen  eine 
freundliche  Aofnahmefinden.  Die  Beschreibungen 
der  einseinen  Bacterien  sind  fthnUch  dem  Ver- 
fahren von  Eisenberg  in  Tafeln  zusammen- 
gestellt, welche  schon  die  an  und  für  sich  sehr 
zweckentsprechende  Uebersicht  erleichtern. 
Rühmend  hervorzuheben  ist,  mit  welcher  Voll- 
stftndi^keit  und  Uebersichtlichkeit  Verfasser 
den  Tjphusbacillus  und  die  zahlreichen  ihm 
fthnlichen  behandelt  hat  In  gleicher  Ausführ- 
lichkeit beschreibt  Lustig  den  Vibrio  der 
asiatiscben  Cholera.  Auch  die  anderen  patho- 
genen  nnd  nicht  pathogenen  Bacterien  werden 
ausführlich  geschildert  und  zuletzt  die  pleo- 
morphen Arten  derselben,  wie  Gladothrix  etc., 
in  Kürze  abgehandelt.  Vervollstftndigt  wird 
das  Werk  dadurch,  dass  Verfasser  die  Beschreib- 
ung einiger  wichtiger  Bacterienformen  hinzu- 
geiugt  hat,  welche  bis  letzt  noch  nicht  bekannt 
waren .^  Allen  Apothekern,  welche  sich  mit 
bacteriologischen  Wassernntersuchungen  be- 
schftfikigen,  empfehlen  wir  die  Anschaffung  dieses 
Buches.  W,  B. 

Studien  zur  Strassenhygiene  mit  beson- 
derer BertLcksichtignng  der  Mtillver- 
brennang.    Reisebericht,  dem  Magistrat 
der  Stadt  Berlin  erstattet  .  .  .  von  Dr. 
Th.  Weyl,    Mit  5  Abbildungen  im  Text 
und  1 1  Tafeln.  Verlag  von  Gustav  FiscJier, 
Jena  1893.    —  8o.   142  Seiten.     Preis 
41/2  Mark. 
Mittheilungen  des  Verfassers  über  den  Destruc- 
tor  von  Fryer  wurden  bereits  (Ph.  C.  889  177) 
erwähnt.   Das  vorliegen  de  Werk  giebt  Geschichte 
und  Einzelheiten   der  Einrichtung  dieses  Ap- 
parates in  ausführlicher  Weise.    Derselbe  wird 
mit   Kohlenfeuer  in   Betrieb  gesetzt,   alsdann 
bedarf  es  keiner  weiteren  Kohlenzufuhr.    Eine 
lUuehyerzehrun^Bvorrichtung  ist  bei  den  neueren 
Constructionen  nicht  nüthig,  und  doch  verbrennen 
in  denselben  ausser  dem  gewöhnlichen  Kehricht 
(dem  sogenannten  Hausmüll):  feuchter  Strassen- 
8chmut7,  Fleisch,  Darmkoth  mit  47  pCt.  Wasser, 
Fischabfälle.  DArme  u.  s.  w. 

Wie  an   der  angefahrten  Stelle  bereits  er- 
wfthnt»  bleibt  dabd^  Wärme  zur  Krafterzeugung  I 


verfügbar  und  iwar  giebt  eine  Tonne  Müll  im 
Durchschnitt  %  HP.  (Pferdekraft)  auf  einen  Tag. 
Zur  Zeit  erzeusren  die  Destructoren  in  England 
andauernd  1000  Pferdekräfte. 

Die  Rauchgase  sind  hinsichtlich  ihres 
Kohlenoxydgehaltes  von  der  im  Ofen  herrschen- 
den Hitze  und  der  Luft  Zuführung  nach  Menge 
und  Einstrümungsgeschwindigkeit  abhängig. 
Auffallend  ist  ihr  geringer  Gehalt  an  Kohlen- 
säure, nämlich  kaum  1  bis  2  Vi  Vol.  pCt.,  während 
der  Rauch  einer  Dampfmaschine  nach  Weyl 
7  bis  10  Vol.  pCt.  CO.  enthält.  Die  Ursache 
hiervon  ist  nicht  recht  klar,  auch  steht  die  ' 
Thatsache  nicht  hinlänglich  fest.  Der  Ver- 
brennnngsrückstand  beträgt  allerdings  30  bis 
50  pCt.,  doch  ist  dessen  Volamen  verhältniss- 
mässig  gdrine,  auch  lässt  er  sich  bisweilen  zu 
Strassengrund,  Mürtel  oder  Kunststein  ver- 
werthen  und  alsdann  wird  für  die  Tonne  1'/« 
bis  7  Mark  bezahlt.  Ein  Destructor  kostet 
6000  bis  32000  Mark,  die  Veraschung  einer 
Tonne  Müll  stellt  sich  auf  10  Pf.  bis  1  Mark. 

Aber  nicht  nur  hinsichtlich  der  in  einem 
deutschen  Werke  bisher  nicht  behandelten  Müll- 
verbrennung erscheint  der  WeiTsche  Reisebericht 
für  die  hygienische  Praxis  beachten swerth, 
sondern  der  Verfasser  macht  auch  fOr  die 
sonstige   Strassenhygiene  schätzenswerthe  An- 

Saben  über  Art  und  Kosten  der  Pflasterung, 
er  Reinigung,  der  Schneeabfuhr,  der  Öffent- 
lichen Aborte  u.  s.  w.  Zahlreiche  Abbildungen 
vermitteln  das  Verständniss  der  technischen 
Einzelheiten.  — r. 

Handwörterbaoli  der  Pharmacie.  Praktisches 
Handbuch  fOr  Apotheker,  Aerzte,  Medicinal- 
beamte  und  Drogisten.  Herausgegeben  von 
A,  BrestowskL  Lieferung  8.  Zwei  Bände. 
Wien  nnd  Leipzig  1893.  Wilhelm  Brau- 
müller,  k.  u.  k.  Hof-  und  Univ.-Buchhändler. 

Flora  von  DoatSChland.  lUustrirtes  Pflanzen- 
Buch.  Anleitung  zur  Kenntniss  der  Pflanzen 
nebst  Anweisung  zur  praktischen  Anlage  von 
Herbarien  von  Dr.  Wilh.  Medicus.  Liefer- 
ung 7.  Vollständig  in  10  Lieferungen  ä  1  Mk. 
Kaiserslautern  1893.  Aug,  Gottnold'B  Ver- 
lagshandlnng. 

Prols-Veneichniss  von  Caesar  &  Loreti  in  Hallo 

a.  S.  Special  -  Handlung  ffir  vegetabilische 
Drogen  in  ganzem  und  bearbeitetem  Zu- 
stande. Pulverisir-  und  Schneide- Anstalt 
mit  Dampfbetrieb.    Mute  April  1893. 

Preis «YeneiCbDiss  über  ätherische  Oele,  che- 
mische Präparate  etc.  von  Schimmel  &  Co. 
in  LeiDSig.    April  1893. 

Vorzugs -Prelslisto  der  Chemiscben  Fabrik  von 
H.  Trommsdorff.   Erfiirt,  April  1898. 

PrOisUstO  der  Pharm  aceutischen  Centrals teile 
iür  Hygiene  und  Krankenpflege  von  R.  H. 
Paalcko  in  Leipxig.    Ende  März  1893. 

ComplOtO  catalogue  of  the  products  of  the  la- 
boratories  of  Parke,  Davis  dt  Co.;  manu- 
facturing  chemists.  Detroit,  Michigan, 
Ü.8.A.    1893. 

Präcislonswaagon  und  Gowichto  für  wissenschaft- 
liehe Zwecke  von  Josef  lomoti  in  WiOD,  V 


256 


Tersctaieaene 

Italienische  Pharmacie. 

Von  den  Apotheken  an  der  RiTiera  giebt 
Dr.  med.  Zäslein  in  Qenua  im  kürzlich  er- 
schienenen 87.  Bande  von  ^^Qriehevis  Reise- 
büchern" {Selmar  Franck,  die  Riviera  von 
Livomo  bis  Marseiile;  Berlin  1893,  Albert 
Goldschmidt)  folgende  drastische  Schilderung : 

^Viel  mehr  als  die  Hälfte,  wie  mir  ein 
Apotheker  sagte,  nean  Zehntel  aller  ron 
Fremden  in  Apotheken  Genuas  und  Umgebung 
präsentirter  Recepte  stammen  ans  dem  Aus- 
lande; die  deutschen  sind  lateinisch  abgefasst, 
einer  dem  italienischen  Apotheker  gar  nicht 
"geläufigen  Sprache,  doch  ist  hier  und  da  ein 
lateinisch -italienisches  W<)rterbnch  Torhanden; 
schlimmer,  und  ohne  deutsche  Pharmakopoe 
nicht  zu  enträthseln,  sind  die  deutschen  Ma- 
gistralformeln, welche  dann  nach  irgend  einer 
anderen  Pharmakopoe  gemacht,  aber  natürlich 
in  der  ursprünglichen  Dosis  eingenommen 
werden,  mit  welchem  Vortheil  für  den  Patienten, 
ist  leicht  ersichtlich.  Eine  officielle  italienische 
Pharmakopoe*)  giebt  es  nicht,  und  es  ist  des- 
halb hier  in  aen  Becepten,  die  italienisch  ver- 
fasst  werden,  stets  jeder  Bestandtheil  einzeln 
und  genau  anzuführen,  wenn  man  sich  nicht 
Torher  mit  dem  betreffenden  Apotheker  über 
die  anzuwendende  Pharmakopoe  verständigt 
hat;  mit  letzterer  liegen  die  Dinge  hier  sehr 
im  Argen;  am  gebräuchlichsten  ist  hier  die 
italienische  Pharmakopoe  von  Orosi  (1876)  und 
die  französische  von  IJorvaült;  doch  wird  sehr 
oft  noch  die  alte  der  sardinischen  Staaten 
(1853),  die  für  die  päpstlichen  Staaten  (1869) 
und  die  alte  Österreichische  (italienisch)  ge- 
braucht; oft  ist  eine  englische  und  die  officielle 
französische  vorhanden,  selten  die  deutsche.  In 
einer  Apotheke  in  Genua  fand  ich  9  italienische 
(meist  mcomplet),  2  englische  und  2  französische 
Pharmakopoen  vor. 

Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  eine  Gontrole 
der  Apotheken  nicht  besteht,  und  dass  also 
uralte  Drogen  zum  Verkauf  gelangen  können; 
auch  über  die  Preise  werden  keine  Vorschriften 
befolgt. 

Trotz  dieser  wenig  tröstlichen  Verhältnisse 
ist  aber  eine  ersprieFsliche  Medication  doch 
nicht  unmöglich,  indem  es  auch  Apotheker 
giebt,  die  ohne  bestehende  Gontrole  ihre  Pflicht 
thun,  nur  muss  man  sich  an  die  hier  üblichen 
und  oft  verordneten  Mittel  halten,  welche  der 
Apotheker  schon  aus  eigenem  Interesse  frisch 
auf  Lager  hat,  und  muss  besonders  diejenigen 
Formen  derselben  meiden,  die  schwierig  oder 
nur  mit  grossem  Zeitaufwand  zuzubereiten  sind." 

Nach  dieser  wohl  etwas  su  stark  aufgetra- 
genen Darstellung  würde  allerdings  die  neue 
y,Farmacopea  ufficiale  del  regno  d'Italia'* 
einem  tiefgefühlten  Bedürfnisse  abhelfen  (Ph. 
C.  33,  619).  -y. 

*)  Vergl«  den  Zneatc  am  SchluBe.    Bed. 


rnttbeilnniren. 

Herstellang  des  Chloroforms 
mittelst  Elektrolyse. 

Nach  der  Revue  de  chimie  ind.  kann  man 
aus  Chlornatrium  und  Aceton  mittelst  Elektro- 
lyse mit  Leichtigkeit  Chloroform  darstellen. 
In  einer  mit  Dampf  geheilten  emaillirten 
eisernen  Retorte  wird  eine  20proc.  Chlor- 
natrinmlösnng  bei  Siedehitze  darch  den 
elektrischen  Strom  serlegt,  wozn  Bleielektro- 
den dienen ,  während  gleichzeitig  Aceton  in 
einem  ununterbrochenen  Strahle  einfliesst. 
Das  gebildete  Chloroform  entweicht  mit  den 
Wasserdämpfen  und  etwas  unzersetzfem 
Aceton  und  wird  in  einem  Kühlapparat  ?er- 
dichtet.  Das  so  (zu  90pCt.  von  der  theo- 
retischen Ausbeute)  erhaltene  Chloroform  soll 
keine  der  dem  Chloroform  sonst  beigemengten 
Chlorverbindungen  als  Verunreinigung  ent- 
halten. 


8. 


Pharm.  Post. 


Das  Moosbeeren-Extraety 

welches  wir  aufS.  142  erwähnten,  besteht  zit 
beinahe  einem  Drittel  aus  Citronentfäure,  wie 
nachstehende  Ton  Dr.  H.  Gübert  in  Hamburg 
ausgeführte  Analyse  zeigt;  es  dürfte  also, 
einen  entsprechenden  Preis  rorausgesefnt, 
eine  ausgedehnte  Verwendung  überall  da 
finden  können,  wo  man  für  Genusszwecke  der 
Citronensäure  bedarf  und  die  durch  das  Moos- 
beeren •  Eztract  mitgetheilte  rothe  Färbung 
nicht  stört  oder  gar  erwünscht  ist. 

100  Moosbeeren -Eztract  enthalten: 

Wasser 35,26  pCt. 

Trockensubstanz  .  .  64,74    „ 

Darin  sind  enthalten: 

Citronensäure 31,74  pCt. 

Gerbstoffe  und  Eztractstoffe  .  .  .  28,94    « 
Asche 4,06    „ 

Theerfarbstoffe  oder  gesundheitsschädliche 
Stoffe  sind  nicht  darin  enthalten. 


Folia  HyrtillL 

Die  Firma  Caesar  dt  Loretn  in  Halle  giebt 
bekannt,  dass  ihr  kürzlich  geschnitteDe 
Heideibeerblätter  zum  Kaufangeboten  worden 
sind,  welchen  etwa  50  pCt.  dem  blossen  Auge 
schwer  erkenntlicher,  mit  der  Lupe  aber  leicht 
nachzuweisender,  gleichmässig  zerkleinerter 
Folia  Juglandis  beigemischt  wtten« 


267 


Lnperin. 

Ein  fnmyösisches  Gkheimmittal  gegen 
Tranksacht,  dem  sein  Verfertiger  Luper  den 
Namen  gegeben  bat ,  bestebt  naeb  Bourgain 
und  L*S6te  (Repert.  de  pbarm.)  aus  einem 
Gepisch  der  Pulver  vonEnsian,  Colombo  und 
Quassia.  g. 

Ueber  die  Elaldinreactlon« 

Von  A.  Lidoto. 

Die  nicbt  trocknenden  Oele  geben  be- 
kanntlieb beim  Behandeln  mit  salpetriger 
Säure  die  sogenannte  Elaidinreaction ,  wäh- 
ren«) die  trocknenden  Oele  scheinbar  unver- 
ändert bleiben.  Diese  Unveränderlicbkeit  ist 
aber  eben  nur  eine  scheinbare.  Thatsächlich 
werden  auch  sie  in  ihren  chemischen  und 
physikalischen  Eigenschaften  verändert.  Das 
specifische  Gewicht  erhöht  sich  bedeutend 
(bei  Leinöl  von  0,932  auf  0,971),  ebenso 
wäcbst  die  Viscosität  und  die  Verseifungs- 
zahl ,  es  fallt  die  Behner'sche  Zahl  und  die 
Jodzahl.  Ferner  enthalten  sämmtliche  Oele 
nach  der  Behandlung  mit  salpetriger  Säifre 
StickstofFy  und  zwar  schwankt  der  Gehalt 
daran  zwiscbeii  1  und  2,5  pCt.  Es  erscheint 
wi^hrscbeinlicb ,  dass  eine  directe  Addition 
der  salpetrigen  Säure  an  die  ungesättigten 
Fettsäuren  der  Oele  stattfindet.  Durch  Re- 
ductionsmittel  werden  die  stickstoffhaltigen 
Säuren  redocirt,  dabei  sind  die  Producte  ver- 
schieden ,  je  naekdem ,  welches  Reductions 
mittel  in  Anwendung  kam.  Die  neuen  Säuren 
enthaltei^  ebenlalls  noch  Stickstoff,  vermuth- 
licb  die  Amidogruppe.  Th, 

Joum.  d.  rv88,  phy$,'(Aem.  Qes.  1S9Ü,  1,  515 

dur^  Ber.  d,  D.  ehem.  Ges.,  Eef.  26,  97. 

Thermometer 
f&r  hohe  Temperaturen. 

Bei  Thermometern,  welche  Temperaturen 
über  3600  (bis  450")  anzeigen  sollen,  füllte 
man  bisher  den  Raum  über  der  Quecksilber- 
säule mit  Stickstoff;  der  beim  Steigen  der 
Quecksilbersäule  zusammengedrückte  Stick- 
stoff verhinderte  durch  den  ausgeübten  Druck 
ein  Sieden  des  Quecksilbers. 

Neuerdings  hat  nun  nach  Zeitschr.  f.  In- 
stmmentenk.  die  physikalische  Reichsanstalt 
in  Cbarlottenburg  aus  einer  besonders  wider- 
staadafähigen  Sorte  Jenaer  Glas  Thermometer 
hergestellt,  welche  über  der  Quecksilbersäule 
mit  flil seiger  Kohlensäure  gefüllt  sind. 
Hierdurch  wird  das  Sieden  des  Quecksilbers 


bei  beben  Tenperatnren  natürlich  gleichfalls 
verhindert  und  diese  Thermometer  gestatten 
Temperaturmessungen  bis  zu  560  o. 


8. 


Nene  Bacterlen  -  Nährflftsslgkeit. 

Nach  der  Deutsch  -  Am  erik.  Apotb. -Ztg. 
empfiehlt  Sternberg  die  in  unreifen  Cocos- 
nÜBsen  enthaltene  klare,  durchsichtige  Flüssig- 
keit als  Nährlosung  für  Bacterienreinculturen. 

S. 

Auer^s  Gus-Oltthlicht  zur  Beleucht- 
ung von  Kliniken  etc« 

^Rundschreiben  des  Preussiscben  Ministeriums 
der  pp.  Medicinalangelegenheiten  an  sämmtliche 
Universitfttscaratoren  etc.  vom  27.  März  1^93.) 

Durch  mannigfache  Vorzüge  vor  anderen  Be- 
leuchtungsarten  hat  in  jüngster  Zeit  das  Gas- 
gltthlicbt  —  sogenanntes  Äuer'sches  Licht  — 
aie  allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  sich  gelenkt. 
Zur  näheren  Information  über  dasselbe  nnd 
namentlich  snr  Bildung  eines  Urtheils  darüber, 
ob  und  in  welchen  Grenzen  es  sich  zur  Ver- 
wendung in  Öffentlichen  Gebäuden,  Auditorien, 
Laboratorien,  Kliniken  etc.  eignet,  sind  deshalb 
mehrfach  Versuche  angestellt;  namentlich  hat 
auch  die  physikalisch -technische  Beichsanstalt 
Untersuchungen  und  Messungen  an  dem  ge- 
dachten Licht  yorgenomroen.  Dabei  und  bei 
der  praktischen  Verwendung  des  Lichts  für  ver- 
schiedene Zwecke  hat  sich  herausgestellt: 

Gasglflhlicht  hat  bei  1201  stflndigem  GasTcr- 
branch  60  Normalkerzen  Lichtstärke;  1  gewöhn- 
licher Gasargandbrenner  dagegen  nur  20lKonnal- 
kerzen,  dabei  aber  einen  höheren  Gasbedarf  von 
20J  L  Es  ist  also  bei  Gaselühlicbt  dem  Gas- 
argandbrenner  gegenüber  die  fünffache  Aus- 
nutsnng  des  Gases  und  bei  erheblich  geringerem 
Gasverbrauch  die  dreifache  Lichtstärke  gewonnen. 

Ausser  der  sich  hiemach  ergebenden  Kostener- 
sparniss  bezw.  der  bedeutend  höheren  Leuchtkraft 
sind  noch  weitere  sehr  beachtenswerthe  Vor- 
theile  des  GasglOhlichts  erwiesen. 

Da  der  netefOrmige  GlühkOrper  das  brennende 
Gas  von  allen  Seiten  ummantelt,  so  ist  ein  Ent- 
weichen unvollständig  verbrannten  Gases  ver- 
mieden, es  entsteht  kein  Blaken  und  keine  Kuss- 
ablagerung etc.;  die  bei  gewöhnlichen  Brennern 
sehr  bald  eintretende  Beschmutzung  der  Decken 
und  Tapeten  fällt  fort,  die  Zimmerluft  bleibt 
rein  und  der  Gesundheit  zuträglich.  Erläuternd 
sei  bemerkt,  dass  nicht  das  verbrennende  Gas 
selbst  die  Lichtquelle  abgiebt,  sondern  dass  das 
brennende  Gas  dazu  benotzt  wird,  ein  mit  reinem 
Thoriumoxyd  getränktes  Baumwollgewebe  —  den 
sogenannten  Strumpf  —  in  dauernde  Weissgltlh- 
hiUe  zu  versetzen,  so  dass  dieser  gltlhende  Ge- 
wehestrumpf mit  seiner  viel  energischeren  Leucht- 
kraft den  eigentlichen  LeuchtkOrper  abgiebt. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  das  gleicmässige 
ruhige  Leuchten  und  besonders  die  geringe,  eine 
Ueberhitzung  ausschliessende  Wärmeentwicke- 
lung des  GasglOhlichts  sowie  der  Umstand,  dass 
dasselbe,  ähnlich  wie  das  elektrische  Bogen  lieht. 


258 


daroh  seine  weisse  Färbung  alle  abrieen  Farben 
deaüich  unterscheiden  Iftss^  was  bei  Operationen 
und  Untersuchangen  von  Wichtigkeit  sein  dürfte. 
Die  dnrch  Auswechselung  des  ca.  2  Mark 
kostenden  Gewebestrumpfes  und  des  Cylinders 
cte.  entstehenden  ünterhaltangskosten  haben  in 
letzter  Zeit  in  Folge  verbesserter  Aufhfingeyor- 
richtung  and  dadurch  erreichter  längerer  Dauer 
des  eigentlichen  LeuchtkOrpers  erbe oli che  Ein- 
schränkungen erfahren.  Der  im  Anfange  hervor- 
getretene Uebelstand,  dass  der  Strumpf  bei  der 
geringsten  Beröhrung  in  sich  zusammenfiel,  ist 
bald  beseitigt  worden.  Der  LeuchtkOrper  bleibt 
in  Folge  der  jetzt  bestehenden  centralen  Auf- 
häu^ng  desselben  —  gegenüber  der  früheren 
seitlichen  —  bei  einigermassen  vorsichtiger  Be- 
handlung der  Lampen  ziemlich  lan^e  brauchbar; 
hrung  desselben  mms  allerdings  ver- 
mieden werden.  Die  in  einigen  wissenschaft- 
lichen  Instituten    angebrachten   Lampen    be- 


währen  sich   auch  nach  dieser  Richtung  sehr 

£cit  und  haben  nur  selten  des  Ersatzes  zerstürter 
euchtkürper  bedurft.  Auch  zum  Mikrophoto- 
^raphiren  und  znm  Mikroskopiren  hat  sich  das 
Licht  als  sehr  verwendbar  erwiesen,  obwohl  bei 
Arbeiten  mit  dem  Mikroskop  bei  der  Nähe,  in 
welche  der  LeuchtkOrpcr  zu  diesem  gebracht 
werden  muss,  die  Gefahr  einer  Berührung  be- 
sonders gross  ist. 

Die  Auswechselung  des  Strumpfes  wird  hier 
in  der  Regel  durch  Arbeiter  einer  Specialfirma 
ausgeführt,  kann  aber  nüthigen  Falls  auch  durch 
andere  Personen  besorgt  werden. 

Nach  alledem  kann  das  Gasglühlicht  zur  Ver- 
besserung der  Gasbeleuchtung  in  Universitäts- 
instituten, Kliniken  etc.  durchaus  empfohlen 
werden;  in  den  meisten  Fällen  wird  dasselbe 
auch  einen  angemessenen  Ersatz  für  elektrische 
BeleuchtuDg  gewähren  und  letztere  entbehrlich 
machen. 


BriefwecliseL 


Apoth,  M*  0.  in  F.  Die  medicinisch  ange- 
wendeten Strontium  salze  kann  man  dar- 
stellen durch  Behandeln  der  betreifenden  Säuren 
(Milchsäure,  Jodwasserstoffsäure,  Brom  wasser- 
stoffsäure) mit  einem  Ueberschuss  an  Strontium- 
carbonat  in  der  Wärme,  Abfiltriren  und  Ein- 
dampfen. 

Das  Strontium  Jodid  kann  man  auch  er- 
halten durch  Zusammenbringen  von  Strontium- 
sulfid (gewonnen  durch  Glfihen  von  Strontium- 
snlfat  mit  Kohle)  mit  Jodtinctur  oder  durch 
Zusammenbringen  von  Strontium bjdrat  mit 
Eisenjodür. 

Zur  Darstellung  von  Strontiumbromid 
schlägt  Casthelar  folgenden  Weg  ein.  Man 
löst  150  Theile  Strontiumhydrat  unter  Kochen 
in  Wasser  und  setzt  unterdessen  in  kleinen 
Antheilen  eine  Losung  von  100  Theilen  Am- 
moniumbromid  und  2  Theilen  Ammoniumsulfat 
hinzu.  Ist  alles  Ammoniak  ausgetrieben,  so 
wird  geprüft,  ob  ein  Ueberschuss  eines  der  an- 
gewandten Stoffe  oder  Barjum  vorhanden  ist, 
worauf  nöthigenfalls  ein  weiterer  Zusatz  eines 
der  schon  eingangs  angewendeten  Stoffe  zu  er- 
folgen hat.  Enthält  die  Flüssigkeit  nur  noch 
Strontiurohydrat,  so  wird  dasselbe  durch  ein- 
geleitete Kohlensäure  aasgefftllt.  Durch  Krystal- 
Jisirenlassen  gewinnt  man  das  Strontiumbromid, 
dessen  Eigenschaften  und  LOslichkeitsverhält- 
nisse  auf  Seite  107  d.  Jahrganges  beschrieben 
worden  sind. 

Eine  LOsune  des  Salzes  (1 :  10)  darf  weder  durch 
Ammoniak  (Tnonerde,  Eisen),  noch  durch  Stron- 
tiumsulfat oder  durch  Kaliumbichromat  bei 
Gegenwart  von  Essigsäure  (Baryum)  getrübt 
werden;  die  Kaliumbichromat -Probe  zeigt  an, 
dass  das  Präparat  nicht  mehr  als  Viooo  Baryum 
enthält. 

1  g  des  mit  6  Mol.  Wasser  krystallisirenden 
Strontiumbromids  entspricht  0,7  g  des  trockenen 
Salzes;  es  ist  daher  immer  das  krystallisirte 
wasserhaltige  Salz  zu  verabfolgen,  wenn  ohne 


nähere  Bezeichnung  Strontiumbromid  ver- 
schrieben ist. 

Dr.  Pr.  in  P,  Unter  ZontWscher  Schmelz- 
probe für  Butter  ist  jedenfalls  die  Bestimmung 
des  spec.  Gewichts  des  Butterfettes  bei  100<> 
na«h  Königs  (vergL  Seil,  Kunstbutter,  Berlin, 
J,  Springer,  1886)  gemeint.  —  Was  C.  Bischoff, 
Berlin,  seiner  Zeit  als  einfaches  Merkmal  zur 
Erkennung  der  Mischbutter  bezeichnete,  ist  die 
alte  Druot^Bche  Schmelzprobe,  die  voriges  Jahr 
in  England  wieder  aufgetischt  wurde  und  viel 
Lärm  machte,  bis  Hehner  u.  A.  deren  Unsuver- 
lässigkeit  im  Ernstfälle  bewiesen.  Nicht  einmal 
als  Yorprobe  taugt  sie  für  den  Analytiker, 
höchstens  als  Spielerei  für  den  Laien. 

Apoth.  M*  F.  B.  in  Fokjelian.  Die  An- 
sichten über  die  Gesundheitsschädlichkeit  von 
N i ekel g es ch irren  sind  getheilt)  nach  unserer 
Ansicht  sind  sie  weniger  bedenklich  als  Kupfer- 
geschirre. Saure  Speisen  dQrfen  darin  wohl 
gekocht  werden  wie  in  Kupfer,  aber  ebenso- 
wenig wie  in  letzterem  darin  kalt  stehen 
bleiben.  Ob  die  Nickelgeschirre  der  genannten 
Firma  aus  reinem  Nickel  oder  einer  Legirnng 
bestehen,  ist  uns  unbekannt 

D»  in  L.  Wir  berichteten  auf  Seite  85  nach 
dem  Journ.  de  pharm.  d'Anvers  über  ein  für 
kleine  Operationen  verwendbares  Anästheticum, 
bestehend  aus  einem  Gemisch  von  Methyl- 
Chlorid  und  Aethylchlorid ,  welches  mit  dem 
Namen  „Coryl"  belegt  worden  war.  Die  Dro- 
gisten -  Zeitung  berichtet  mit  ähnlichen  Worten 
wie  wir  über  denselben  Gegenstand,  nennt 
diesen  aber  Ghloryl.  —  Gewiss  könnte  das 
Gemisch  aus  Aethyl-  und  Methylchlorid  ebenso 
gut  Chloryl  genannt  werden;  jedenfalls  steht 
aber  fest,  dass  die  oben  angegebene  belgische 
Zeitschrift  »Coryl**  schreibt. 

G.  in  B.  Der  Ausdruck  „natriertes  Kreosot* 
für  Kreosotnatrium  erscheint  uns  etwas  gewafft; 
das  erinnert  doch  zu  sehr  an  das  französische 
cr^sote  sodö. 


V«rlef«r  and  vorMitwortlieher  K«d«et«ar  Dr.  I.  «elMler  ia  Dretdaa. 


Tor  anderen  bekannten  Cscaofabiikakn  zeichnet  eich 

ZZi  i'tOaedke^s  Cacao 

*ortheilha(t  auH  darcb  seinen  hohen  ßehalt  m  leichtTerdaillchei 
nihrBtoffen.  Seiue  eigenartige  Herst cUnogs weise  ermöglicht  es,  dasa 
■Mgenschnache  Personen 

Oaedke's  Cacao 

nehr  got  Tertragen,  während  sie  andere  Sorten  nicht  seniesaeu 
konnten.  —  In  Fol^  Heretellang  mehrerer  Qualitäten  nach  gleich- 
artigem Verfahren  concarrirt 

Gaedke's  Cacao 

erfolgreich  mit  den  billigsten    und  thenerslen  Harken  des  Handels. 


Ichthyol 


I  wird  mit  Erfolg  angewandt: 

bei  Franenleiden  uod  Clilorose.  bei  Cionorrhoe, 
bei  Hranklieiten  der  Hant»  der  Verdanang;«- 
nnd  Circalations-Orsane.  bei  Hals-  nnd  ZVaaen- 
lieiden»  sowie  bei  entsRAndlicIien  und  rheuma- 
tischen Affeclloncn  aller  Art,  theils  in  Folge  seiner  durch  experimen- 
telle   und   klinische  Beabaobtungen  erwiesenen  reducirenden,    aedatlveu  und 
«nti parasitären  Eigenschaften,   anderntbeils  durcb   seine  die  Resorption  be- 
fSrdernden  und  den  StofTwechsel  steigernden  Wirkungen. 
Dnflselfae  wird  von    Klinikern  und  Tielen  Aerxten  auf»  Wirmste  empfohlen  und 
Btebt  in  Unirersltttts-  sowie  Htädthchen  Kranken häusorn  in  ständigem  (jebranch. 
WissenBchaftliche  Abhandlangen  aber  Icfath^ol  nebat  Beceptfornioln  versendet  gratis 

Ichthyol-Qesellschaft,  Cordes  Hermanni  &  Co., 

Mambury.  


Natrium  sozojodolicuin  *: 


Tnmnisilorff" 

(patmtirt  in  In-  und  Auslände) 

ist  nach  den  vielseitigen  praktischen  Erfahningen  des  Herrn  Dn  med«  Sehiran  (conf.  Internat, 
klinische  Rundschau  1892,  Nr.  21)  ein 

specifisches  Mittel  gegen  Diphtheritis 

und  Ähnliche  Erkrankungen. 

Anwendunir  in  Form  von  Einblasungen  vermittelst  eines  Zerstäubers,  bei  Erwach- 
senen und  filteren  Kindern  Natr.  sozojodolle*  plv«  sbt.  pure,  bei  Kindern  von  3->ö  Jahren 
Natr«  sozojodollc  plv*  «bt«  und  Flor,  salfüris  änä,  bei  Kindern  unter  3  Jahren  Natr. 
sozojodolic.  plv.  sbt.  und  Flor,  snlfuris  im  Verbältniss  von  1 : 2. 

Es  ist  sorgfältig  darauf  zu  achten,  dass  das  Natr.  sozojodolie.  nur  Äusseret  fein 
verrieben  dispensirt  wird. 

Broschüren  und  Krankengeschichten  versendet  gratis  und  franco. 

■T.  Trommsdorfl;  Chemische  Fabrik,  Krfnrt« 


Analg^en-Dr.-Vis 

D.  B.-F.  60908  and  65111. 

Kin  neuen  llFerFiniiiii 

klinisch  und  privatärztlich  erfolgreich  erprobt  gegen 

Gicht-  und  rheumatische  Schmerzen ,  Migräne,  Neuralgie  und 
Ischias,    unangenehme  Nebenwirkungen  fehlen  vollständig. 

(Medicinische  Wochenschrift  Nr.  44,  Berlin,  8.  November  1892.) 
AuEfflhrliche  Literatur  zu  Diensten. 

Chemische  Fabrik  Dahl  &  Co.,  Barmen. 


Chemische  Fabrik  vormals  Hofmann  &  Schoetensaclc 

Ludwigshafen  a.  Rhein. 


üalacetol 


(zum  Patent  angemeldet) 


nach  Prof.  Dr.  Bonrget  in  Lausanne  Torzflgliches  Mittel  gegen  leichte  and  schwere  FSlle 
von  Diarrhoe,  Cbolerlnc  etc.  und  gegen  BbeuaiAitfMia*. 

SaUcyls&ure  Salicyls.  Natron 

Salol 
Antifebrin  Pbenaeetin 

Cliloralbjdrat  ChloralcUoroform 

Paraldeliyd 

nnd  sonstlire  Pr&parate  für  Phamaele  and  TeebBlfe. 


Telegramm« Adresse:  „Chemla  Ludwigsliafenrkelii'*. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heransgegeben  toh 

Dr.  Hermanii  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  darch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2^  Mark.     Bei  Znsendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssigung.    Expedltiont  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaetion:  Prof.  Dr.  E.  Geisel  er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaetenr:  Dr.  A.  Schneid  er- Dresden. 

M19,         Dresden,  den  11.  Mai  1893.   Hr^LVX 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Gkewle  vad  Ph«rw«ele:  Die  Vorschriften  zo  den  modernen  Elsenflaisigkeiten.  —  Hlnweli.  —  Uebor 
SapoDln  nod  dM  der  Kornrade  Im  Besonderen.  —  Zur  Heratellnng  absolut  reinen  WAsaentoffsnperoxyds.  — 
Hinweis.  —  Ueber  die  Phenylbydraztnprobe  sum  Nachweis  des  Zuckers  im  Harn.  —  Ueber  die  Analyse  von 
DampAobmals.  —  Hinweise.  -~  Thenpeallselie  MltikellnBgea:  Diabetes.  —  Zur  Narkotislrungs- Statistik.  — 
C<»«a'inam  phenyücam  als  Loealanlsthetieum.  —  Tenehledene  MlUhellnnfrea  t  Eine  Reltersiobernng  an  analy- 
tischen Waagen.  -—  Lanolin  und  Adeps  Lanae.  —  Das  Natrinmsuperozyd  in  der  Analyse.  —  Massa  Blandii  In 
PaWerform.  -^  IndifTerente  Pillenmasse.  —  Zar  Befestigung  des  Mlgränestlft^s.  —  Anielgen« 


Chemie  und  Pharmacie. 


Vorschriften  zu  den  modernen 
EisenflüBsigkeiten. 

Von  Eugen  Dieterich, 

Zu  der  augenblicklieh  erörterten  Frage, 
ob  die  Berliner  oder  Helfenberger  Vor- 
schriften zu  den  modernen  Eisenflössig- 
keiten  den  Vorzug  verdienen,  und  zur 
Entstehung  und  Entwicklung  der  letzteren 
gestatte  ich  mir  nachfolgende  Erklärungen 
zu  geben: 

Als  ich  seiner  Zeit  die  Studien  über  die 
verschiedenen  indifferenten  Eisen-  und 
später  aber  die  Mangan -Verbindungen 
gemacht  hatte,  stellte  ich  nach  eigenem 
Wissen  und  Geschmack  Vorschriften  zu 
den  heute  im  Handel  befindlichen  Arznei- 
formen auf  und  veröffentlichte  dieselben. 
Bei  EinfQhrung  dieser  Neuheiten  in  die 
Therapie  zeigte  sich,  dass  die  Aerzte 
einen  besonders  guten  Geschmack  und 
damit  zusammenhängend  die  Eigenschaft, 
auch  bei  längerem  Gebrauch  keinen 
Widerwillen  zu  erregen,  als  Haupt- 
erforderniss  erachteten. 

An  den  damaligen  Zusammensetzungen, 
die  nur  5  pCt  Alkohol  in  der  Form  von 


Oognac  und  dabei  verhältnissmässig 
wenig  oder  keinen  Zucker  enthielten, 
wurde  ärztlicherseits  getadelt,  dass  sie 
im  Allgemeinen  zu  weichlich  schmeck- 
ten, ferner  dass  insonderheit  das  Eisen- 
manganpeptonat  nicht  selten  Magen- 
beschwerden verursache  und  ausserdem 
wegen  des  salmiakartigen,  durch  Ammo- 
niumcitrat  bedingten  Geschmackes  für 
den  dauernden  Gebrauch  ungeeignet  sei. 

Da  sowohl  das  einfache  Eisenpeptonat, 
als  auch  das  Eisenmangansaccharat  un- 
angenehme Nebenwirkungen  auf  den 
Magen  nicht  zeigten,  so  konnte  nur  das 
damals  zum  Peptonat  verwendete  Mangan- 
chlorür  dafür  verantwortlich  gemacht  wer- 
den. Zur  Beseitigung  des  salmiakartigen 
Geschmackes  habe  ich  die  Ersetzung  des 
Aramoniuracitrats  durch  das  Natriumsalz 
gleichfalls  versucht,  aber  ich  konnte 
diese  Aenderung  nicht  beibehalten,  weil 
die  therapeutischen  Versuche  ergaben, 
dass  ein  mit  Natriumeitrat  bereitetes 
Eisenmanganpeptonat  bei  empfindlichen 
Naturen  allmählich,  aber  dann  ganz  in- 
tensiv auf  den  Stuhlgang  wirkte. 

Meine  neue  Aufgabe  bestand  also  darin, 


260 


a)  das  MaDganchlorflr  und  die  Gitrate  zu 
yermeiden, 

b)  durch  Yermehrung  des  Alkohols  und 
Zuckers  den  Geschmack  kräftiger  und 
angenehmer  zu  gestalten. 

Mit  dem  Manganchlorür  mochte  ein 
anderer  Fabrikant  ähnliche  Erfahrungen 
gemacht  haben,  wenigstens  bringt  er 
seit  mehreren  Jahren  ein  Eisenmangan- 
peptonat  in  den  Handel,  das  (wahrschein- 
lich als  Verunreinigung)  nur  Spuren 
Ton  Mangan  enthält.  Da  ich  aus 
begreiflichen  Gründen  einen  so  bequemen 
Ausweg  nicht  wählen  konnte,  suchte  ich 
ein  Eisenmanganpeptonat  zu  gewinnen, 
welches  gleichzeitig  frei  von  Mangan- 
chlorür und  Citraten  war.  Seit  zwei 
Jahren  werden  hier  diebbezügliche  Ver- 
suche gemacht  und  noch  fortgesetzt. 
Wohl  habe  ich  in  der  Hauptsache  das 
vorgesteckte  Ziel  erreicht,  aber  die  Ar- 
beiten sind  noch  zu  lückenhaft,  um  als 
ein  geschlossenes  Ganzes  der  Oefifent- 
lichkeit  übergeben  werden  zu  können. 
Ich  gedenke  dies  jedoch  zu  geeignetem 
Zeitpunkt  nachzuholen. 

Zur  Vermehrung  des  Alkohols  benutzte 
ich  gewöhnlichen  Weingeist;  ich  behielt 
aber  sonst  in  Bücksicht  auf  den  feineren 
Geschmack  den  bereits  eingeführten 
Cognac  bei.  Ich  erhöhte  ferner  aus  den 
schon  angedeuteten  Gründen  den  Zucker- 
gehalt. 

Auf  diesen  Umwegen  sind  die  jetzt 
gebräuchhchen  Helfenberger  Vorschriften 
entstanden.  Ich  habe  also  nicht  „will- 
kürlich" diese  oder  jene  Aenderung 
vorgenommen,  vielmehr  berücksichtigte 
ich  nur  die  ärztlicherseits  gestellten 
Wünsche. 

Dass  schliesslich  auf  solche  Weise 
etwas  erreicht  wurde,  was  den  hohen 
modernen  Anforderungen  entsprach,  dafür 
hat  wohl  der  Erfolg  den  besten  Beweis 
geliefert. 

Ich  erkenne  gerne  das  Streben  des 
„Vereins  der  Apotheker  Berlins"  und 
die  Gründe  dafür  an,  aber  ich  glaube 
auch  annehmen  zu  dürfen,  dass  seine 
Vertrauensmänner  in  diesem  Falle  nicht 
über  die  nothwendigen  Erfahrungen  ver- 
fügten. Wie  hätte  es  sonst  kommen 
sollen,  dass  der  Verein  theilweise  auf 
meine  älteren,  bereits  durch  mich  selbst 


überholten  Vorschriften  zurückgriff  (ein 
diesbezüglicher  Vermerk  fehlt«  in  der 
ersten  Veröffentlichung  des  Vereins)  und 
von  den  inzwischen  gemachten  Verbesser- 
ungen keine  Notiz  nahm,  ferner  dass 
den  Vertrauensmännern  ein  klar  lösliches 
und  haltbares  Mangansaccharat  nicht  ge- 
lang, während  es  nach  dem  von  mir 
veröffentlichten  Verfahren  in  hiesiger 
Fabrik,  in  Wien,  in  Paris  und  in 
New -York  dauernd  mit  unfehlbarem 
Gelingen  hergestellt  wird. 

Der  „Verein  der  Apotheker  Berlins" 
dürfte  mit  seiner  Ansicht,  dass  die  von 
ihm  aufgestellten  Vorschriften  keine 
Qualitätsverschlechterung  in  sich  schlies- 
sen,  ziemlich  vereinzelt  dastehen.  Die 
oben  mitgetheilten,  mit  meinen  eigenen 
Präparaten  früherer  Zeit  gemachten  Er- 
fahrungen beweisen  hinlänglich,  dass  ein 
dauernder  Gebrauch  der  nach  den  (meinen 
früheren  Angaben  nachgebildeten)  Ber- 
liner Vorschriften  hergestellten  Eisen- 
präparate nicht  möglich  ist.  Es  dürfte 
dies  im  vorliegenden  Fall  um  so  mehr  ins 
Gewicht  fallen,  da  der  Erfolg  der  Eisen- 
und  Eisenmanganmittel  stets  von  der 
längeren  Anwendung  abhängig  ist 

Woraus  der  Berliner  Verein  überhaupt 
die  Nothwendigkeit  neuer  Vorschriften 
folgerte,  um  dann  nicht  einmal  ein 
eigenes  Geistesproduct  und  statt  dessen 
Veraltetes  zu  bieten,  ist  geradezu  uner- 
findlich. Alle  auf  diesem  Gebiete  in  der 
Helfenberger  Fabrik  erzielten  Erfolge 
wurden  regelmässig  und  bis  in  die  neueste 
Zeit  veröffentlicht,  und  überall  haben  die 
von  hier  aus  gegebenen  Vorschriften  — 
wie  ich  wohl  bescheidentlich  hervorheben 
darf  —  befriedigt.  Jeder  Apotheker  war 
dadurch  in  der  Lage,  sich  die  verschie- 
denen Zusammensetzungen  selbst  dar- 
zustellen, ja  er  konnte  dieselben  auch 
offen  beziehen  und  nur  das  Abfüllen  be- 
sorgen. 

Von  einem  Zwang,  die  hiesigen  Original- 
packungen zu  kaufen,  war  also  keine 
Bede. 

Zieht  man  diese  Umstände  gemeinsam 
mit  den  Ersparnissen,  wie  sie  in  den 
Berliner  Vorschriften  ohne  Rücksicht  auf 
die  ärztlicherseits  gestellten  Forderungen 
auffallen,  in  Betracht,  so  gewinnt  man 
wohl  oder  übel  den  Eindruck,   dass  der 


261 


Berliner  Verein   sonderbarerweise   seine 
Stärke  in  der  sonst  so  vielfach  bekämpften 
Arznei verbilligung  sucht  und  leider  dar- 
über das  bisherige  Ideal  des  deutschen 
Apothekers,    die    Qualität,    aus    dem 
Auge   verliert.     Ich    würde   der   Letzte 
sein,  welcher  über  die  angestrebte  Ver- 
billigung, besonders  da  sie  aus  der  Mitte 
eines  so  angesehenen  Apotheker-Vereins 
hervorgeht,  absprechend  urtheilen  möchte, 
aber  ich  behaupte  auch,   dass  die  Auf- 
stellung vrirklich  neuer  Vorschriften  von 
diesem  Standpunkte  aus  nur  dann  einen 
Sinn  gehabt  hätte,  wenn  gleichzeitig  die 
bisher  vorhandenen  oder  sogar  bessere 
Qualitäten  hätten  geboten  werden  können. 
Da  dieses  nicht  der  Fall  ist,  so  kann 
ich  mein  Urtheil  dahin  zusammenfassen, 
dass  die  von  dem  „Verein  der  Apo- 
theker Berlins"  herausgegebenen  Vor- 
schriften wohl  billigere,   dafür  aber 
schwer  zu  vertragende  und  weniger 
gut  schmeckende,  also  gering  werthigere 
Eisenflüssigkeiten  lie^rn,  als  die  Vor- 
schriften,  welche   die  ehem.  Fabrik 
Helfenberg  bis   in   die  jüngste  Zeit 
veröffentlicht  und  u.  A.  aucn  in  der 
V.  Auflage   des  „Neuen  pharmaceu- 
tischen  Manuals"  von  Eugen  Dieterich 
niedergelegt  hat. 


DarstelliiDg   von   Poly  -  Isoengrenol.     Das 

Isoengenol  gleicht  dem  Anethol  nicht  nur  phy- 
sikalisch, sondern  auch  hinsichtlich  der  grossen 
Neigung  zur  Bildung  von  Condensationspro- 
dncten.  Es  verwandelt  sich  in  Poly-Isoeagenol 
durch  Behandeln  mit  Mineralsäuren  oder  S&ure- 
Chloriden  und  allen  KOrpern,  welche  leicht 
Salzsäure  oder  Brom  wasserstoffsäure  ahgehen. 

Sehr  schnell  und  in  guter  Ausheum  stellt 
man  Polj- Isoengenol  in  folgender  VV'eise  dar: 
Die  rohe  Isoeaffenol-Kaliumfcsung  wird  durch 
Zusatz  Yon  Salzsäure  zersetzt  und  das  ahge- 
schiedene  rohe  Isoeugen  ol  mit  einem  kleinen 
Rest  der  sauren  Mutterlauge  auf  100°  erhitzt. 
Die  geringe  Menge  der  yorhandenen  Salzsäure 
genügt  zur  Polymerisirung  des  Isoeugenols, 
denn  nach  einiger  Zeit  ist  das  anfangs  dünn- 
flüssige Prodnct  zu  einem  Erystallkuchen  erstarrt 
Dassdbe  lässt  sich  durch  Umkrystallisiren 
aus  Alkohol  reinigen  und  bildet  färb-,  geruch- 
und  geschmacklose  Nadeln  vom  Schmehpunkt 
178  o; 

Poly-Isoeagenol  soll  zur  Herstellung  von 
Arzneunitteln  und  Farbstoffen  benutzt  werden. 
Seine  Darstellang  hat  die  chemische  Fabrik 
F.  von  Heyden  Nachfolger  in  Radebeul  bei 
Dresden  zum  Patent  angemeldet.  Th. 


üeber  Saponin  und  das  der  Korn- 
rade im  Besonderen. 

Einer  längeren  Arbeit  von  Kdbertf  welohe 
Ende  vorigen  Jahres  in  der  Pharm.  Post  zum 
Abdruck  gelangte,  entnehmen  wir  nach- 
stehende Mittheiiungen. 

^Unter  deip  Namen  Sap on insu b stan- 
zen fasst  man  eine  grosse  Zahl  von  glykosi* 
diseben  Stoffen  zusammen,  welche  das  Gemein- 
same haben  ,  dass  sie  fein  vertheilte  Nieder- 
schläge sehr  am  Absetzen  hindern ,  dass  sie 
in  wässeriger  Lösung  stark  schäumen ,  krat- 
zend schmecken,  in  der  Nase  Niesen  erregen 
und  in  Berührung  mit  Blutkörperchen  diese 
auflösen,  aber  vom  Darmcanal  aus  in  un zer- 
setzter Form  nur  wenig  oder  gar  nicht  resor- 
birt  werden." 

Chemisch  betrachtet  gehören  die  Saponin- 
Substanzen  zu  mehreren  Reihen ,  von  denen 
namentlich  die  eine  mit  der  von  Kohert  auf- 
gestellten allgemeinen  Formel  C„  H2  n  -  g^io  ^) 
recht  viele  Glieder  hat: 

n=17;  ^17^26^10*  Si^ponin  von  jßoc/^ 
leder  u.  Schwarz;  Senegin  von  Krus- 
hol  u.  Kohert;  Quillaja -  Sapotoxin ; 
Sapindus-Sapotoziu ;  Gypsophila-Sa- 
potozin;  Agrostemma  Sapotoxin. 

u=:18;  CigH280io:  Saponin  von  Roch- 
leder  u.  Pai^r;  Digitonin  von  Schmiede' 
herg;  Saporubrin;  Senegin  von  v, 
Schulz  u.  Kohert\  Assamin. 

ns=19;  CigHgoOio-  Saponin  von  Chri- 
stophsonvLudson  Ed,  Stütz;  Quiliaja- 
säure  von  Kohert;  Polygalasäure ; 
Herniaria-Saponin. 

n=20;  C2oHg20io:  Cjclamiu;  Digitoüiu 
von  Paschkis;  Quillajasäure  von 
Merck;  Sassaparilie-Saponin. 

n=22;    C5 

Senegabestandtheil. 

n  =  26;  O^qU^^O^qi  Parillin. 

nBs29;  (^29^bQ^lo'  Melantbin. 
In  vorstehender  Tabelle  nicht  enthalten,  aber 
doch  vielleicht  zu  den  Saponinsubstanzen  ge- 
hörend sind  noch:  Dulcamarin,  C22H31O1Q; 
Syringin,  Cj^HgßOio;    Paridin,  CiqB^^O'j. 

Nach  einer  eingehenden  Schilderung  der 
zahlreichen  Metboden  zur  Darstellung  der 
mit  den  verschiedensten  Namen  belegten 
Saponinsubstanzen  erklärt  Kohert  die  Metho- 
den, welche  Barytwasser  zur  Reinigansr 


'22^36^10*    Sarsasaponin ;   ein 


»)  Ph.  C.  32,  335 


262 


verwenden,  wie  z.  B.  die  von  Eochleder-Payr 
und  die  von  Stütz,  als  werthlos,  weil  durch 
dieses  Reagens  die  Wirksamkeit  (Giftigkeit) 
des  Saponins  au%ehoben  wird. 

Zur  Darstellung  von  Saponin  aus  den 
Kornradesamen  haben  Köbcrt  und  Krus- 
hol  folgende  Methode  ausgearbeitet :  Zu  einem 
feinen  Mehle  vermahlene  Komradesamen 
werden  mehrere  Male  am  Rückflasskühler 
3  bis  4  Stunden  lang  mit  50proc.  Alkohol 
ausgekocht,  der  gelblich  gefärbte  Auszug 
wird  abfiltrirt ,  der  Alkohol  abdestillirt  und 
der  filtrirte  Rückstand  mit  einem  Ueberschuss 
von  Magnesia  (10  bis  15  g  auf  100  g  Korn- 
rademehl)  zur  Trockne  gebracht.  Die 
Lone,  gepulverte  Masse  wird  mit  absolutem 
Alkohol  ausgekocht  und  der  Auszug  mit 
Aether  versetzt;  es  scheiden  sich  hierbei  die 
Saponinsubstanzen  (Agrostemma-Sapotoxin) 
in  weissen  Flocken  aus,  die  abfiltrirt,  im 
Vacuum  über  Schwefelsäure  getrocknet  und 
zu  Pulver  zerrieben  werden. 

Nach  einer  anderen  Methode  derselben 
Forscher  wird  der  gemahlene  Kornradcsameu 
mit  destillirtem  Wasser  3  Stunden  lang  im 
Dampfbade  erhitzt,  der  Brei  mit  96proc. 
Alkohol  gefällt,  diese  Eztractiou  nochmals 
wiederholt,  die  alkoholischen  Flüssigkeiten 
vermischt,  der  Alkohol  abdestillirt  und  der 
Rückstand  mit  Bleiacetat  versetzt.  Das  Fil- 
trat  wird  eingedampft ,  mit  Bleiessig  geföllt, 
der  Niederschlag  auf  einem  Filter  erst  mit 
bleiessighaltigem  Wasser,  dann  mit  verdünn- 
tem Alkohol ,  zuletzt  mit  absolutem  Alkohol 
gewaschen.  Der  Niederschlag  wird  nun  in 
verdünntem  Alkohol  aufgerührt,  die  Haupt- 
menge des  Bleis  durch  verdünnte  Schwefel- 
säure, der  Rest  durch  Schwefelwasserstoff'^) 
entfernt.  Das  Filtrat  wird  zum  Sirup  ein- 
gedampft, mit  einem  Gemisch  von  4  Th. 
Chloroform  und  1  Th.  Alkohol  heiss  aufge- 
nommen und  dieses  Filtrat  mit  Aether  ver- 
setzt und  kühl  gestellt.  Die  sich  ausscheiden- 
den weissen  Flocken  werden  auf  einem  Filter 
gesammelt,  über  Schwefelsäure  getrocknet 
und  zu  Pulver  zerrieben. 

Für  den  Nachweis  der  Kornrade  im  Brot 
ist  nach  Kobert  und  Kruskal  die  mikrosko- 
pische Prüfung,  welche  aber  eine  genaue 
Kenntniss  der  Structurverhältnisse  erfordert, 
wichtig ;  auf  die  charakteristischen  mikrosko* 

•)  Längeres  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff 
zersetzt  oder  fällt  Saponin. 


pischen  Merkmale  der  Kornradesamen  kann 
deshalb  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 
Einfacher  ist  die  chemische  Prüfung,  für 
welche  die  bekannten  Methoden  von  Yogi, 
Feiermann  und  Hager  angeführt  werden. 
Hand  in  Hand  mit  dem  chemischen  Nachweis 
muss  der  physiologische  Nachweis  der  Saponin- 
substanzen geführt  werden. 

Ueber  die  Möglichkeit,  die  Komradesamen 
als  ein  Nahrungsmittel  herzurichten,  haben 
wir  (Ph.  C.  32,  357)  bereits  berichtet.      «. 


Zur    Herstellung    absolut    reinen 
Wasserstoffsuperoxyds 

schlägt  Leon  Crismer  (Bull,  de  la  soc.  chim. 
de  Paris  [3.  Serie]  6,  24)  vor,  eine  beliebige 
Menge  Baryumsuperoxyd  von  85  bis  90pCt. 
in  einem  geringen  Ueberschusse  verdünnter 
Salzsäure  zu  lösen  und  die  Lösung  mit  Aetber 
auszuschütteln.  Es  löst  sich  eine  gewisse 
Quantität  von  Wasserstoffsuperoxyd  in  dem 
Aether,  der,  mit  Wasser  geschüttelt,  wieder 
den  grössten  Theil  des  Gases  an  das  Wasser 
abgiebt.  Wiederholt  man  mehrmals  mit  diesem 
Aether  das  Ausschütteln  der  Entwickeln ngs- 
flüssigkeit,  und  schüttelt  man  jedesmal  den 
mit  Wasserstoffsuperoxyd  gesättigten  Aetber 
mit  Wasser,  so  erhält  man  eine  wässerige 
Lösung  von  Wasserstoffsuperoxyd,  die  von 
fremden  Salzen  vollständig  frei  und  ohne 
festen  Rückstand  verdampft.  Die  geringen 
Mengen  Aether  werden  bei  den  meisten  Rc- 
actionen  kaum  einen  störenden  Einfluss  aus- 
üben, da  er  im  Uebrigen  die  Haltbarkeit  der 
wässerigen  Lösung  erhöht. 

Bei  Verwendung  von  60  g  Baryumsuper- 
oxyd, 125  ccm  Salzsäure  von  1,12  spec.  Gew. 
und  125  ccm  Wasser  und  viermaligem  Aus- 
schütteln mit  300  ccm  Aether  kann  man 
500  ccm  reine  wässerige  Wasserstoffsuper- 
oxydlösung  von  0,544  pCt.  erhalten.         S, 


Veber  Yerbindungen  des  Zinkoxyds  mit 
Erd Alkalien;  G.  Bertrand:  Compt  rend.  durch 
Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.,  Ref.  26,  4.  Giesst  man 
eine  gesättigte  ammoniakalische  ZinkoxydlOsuug 
in  viel  Kalkwasser  ein  und  löst  die  entstandene 
ZinkoxydkalkföUuflg  durch  Zusatz  von  Ammoniak, 
so  scheiden  sich  beim  Verdunsten  der  Losung 
über  Schwefelsäure  rautenförmige  blättrige 
Krystalle  der  Zusammensetzung  ZntCaH,Oj, 
4Ha0  aus.  Eine  analog  zusammengesetzte,  aber 
mit  7  Mol.  Wasser  krystallisirende  Verbindung 
hat  Verfasser  vom  Strontium  und  Baryum  dar- 
gestellt. Th. 


Heber  die  Phenylhydrazinprobe 
zun  Nachweis  des  Znokers  im  Harn. 

Bekwintlich  h«t  Tkierfdder  (Ph.  C.  30, 
711)  darkof  lufoierkBam  gein4cht,  data  durch 
di«  im  Hun  Torkommende  Qlycuroniftnre 
bei  AoBtellaDg  de«  Nftohweisea  toh  Zucker  im 
Harn  mittelst  der  E.  ISscherachoB  Phenjl- 
hydrazinprobe  (Ph.  C.  26.  134,  33,  447) 
TäDschangen  mSglich  «iod. 

Frank  hat  nno  di«  Verhältnisse  ataditt  mit 
der  Absicht ,  durch  eine  HodificatioD  der 
Probe  den  atörenden  Einflues  der  Olycuron- 
sBure  •  Verbind ang  aoaKuschüeaMii  und  dabei 
Folgendes  ermittelt. 

Hikroikopiich  bestand  der  Niedencbltg 
aus  schönen  gelben,  meist  su  grossen  Büichelo, 


>nm  Theil  auch,  besonders  bei  0,2  und  0,1  pCt. 
Zncker,  zu  grossen  Rosetten  ange- 
ordneten Kristallen,  welche  sich  als 
grosse, gelbeNadeln  darstellten.  Von 0,05 pCt. 
Zackergehalt  ab  schwindet  die  bÜBchelförmige 
Anordonng  immer  mehr,  um  der  Rosetten  form 
Plati  za  machen.  Die  einzelnen  Krjstalle 
sind  Wel  kleiner  und  nahem  sich  mehr  der 
Stechapfelform ,  ähnlich  der  des  harnsauren 
Ammoniaks.  Daneben  finden  sich  in  «Ilen 
Präparat«D,  am  häufigsten  in  den  letztge- 
nannten, ttmorphe  Flittchen  und  Körnchen, 
sowie  Oeltröpfchen  Ton  brauner  bis  schwarz- 
brauner Farbe. 

In  keiner  der  nicht  inck erhaltigen  Proben 
waren  in  dem  Sediment  nadelfSrmige 
Krjrsulle  zu  finden.  Das  in  allen  Fällen 
äusserst  spärliche  Sediment  bedeckte  eben 
als  ein  branner  Anflug  den  Boden  des  Be- 
ageneglaaea.  Neben  TÖUig  amorphen  Plält- 
chen  and  Körnchen  iah  man  in  massiger  An- 


zahl Stechapfelformen,  die  gaua  ver- 
einzelt sich  der  Rosettenform  nEherten, 

Die  beigegebenen  Skizzen  sind  bei  300* 
facher  Vergrösserung  gewonnen.  Die  mit  I 
bezeichneten  Formen  entsprechen  einem 
Zuckergebalt  Ton  1,0  bis  0,5,  die  mit  11  be- 


n 

secichneten  einem  solchen  ron  0,2  bis  0,05 
pCt.,  die  mit  III  bezeichneten  nicht  zucker- 
haltigem Harn. 

Harne  von  geringerem  specifischen  Gewicht 
geben  viel  bessere  Resultate  als  solche  mit 
hohem  specifischen  Gewicht;    Frank  führte 

III 

deshalb  mit  gutem  Erfolg  die  Probe  in  dem 
d  Kanten  Harn  aus.  Die  von  Ihm  in 
dieser  Richtung  modificirte  Probe  wird  in  fol' 
gender  Weise  ausgeführt: 

5  ccm  des  /u  untersuchenden  Harnes  werden 
mit  5  ccm  Wasser  im  Reagensglase  Tcrselzl, 
nach  Zusatz  von  0,5  g  salzsaurem  Phenjl* 
hjdrazin  und  1,0  g  Natriumacetat  in  ein 
kochendes  Wasserbad  gestellt,  nach  20  Mi- 
nuten langem  Kochen  herausgenommen  nnd 
3  bis  4  Stunden  hei  Zimmertemperatur  stehen 
gelassen.  Sodann  bringt  man  mit  der  Pipette 
eine  Spur  des  entstandenen  Niederschlags  auf 
den  Objectträger  and  legt  das  Deckglas  vor- 


264 


dichiig  auf,  woil  sonst  die  Nadeln  leicht  zer- 
drückt werden.  Enthält  der  Harn  nicht  we- 
niger als  0,1  pCt.  Zucker,  so  wird  man  sich 
stets  von  dem  Vorhandensein  der  typischen 
Glykosazonkrystaile  (Fig.I)  üherzeugen. 

Frank  glauht  nur  diejenigen  Krystalli- 
sationsproducte  als  im  Sinne  der  Prohe  be- 
weisend ansehen  zu  dürfen,  die  sich  genau  so 
verhalten,  wie  die  aus  reiner  Zuckerlösung 
auskrystallisirten  Glykosazonnadeln  (Fig.  I); 
was  sich  sonst  noch  in  den  Proben  befindet, 
seien  es  Oeltröpfchen ,  amorphe  Plättchen 
und  Römer,  Stechapfelformen,  kleine  aus 
ziemlich  dicken  Nadeln  bestehende  Rosetten 
und  Büschel,  ist  nicht  als  beweisend  zu  ver- 
werthen. 

In  reiner  Zuckerlösung  ist  noch  bei 
0,025  pCt.  Gehalt  der  Zucker  als  Glykosazon 
nachzuweisen;  im  Harn  allenfalls  bis  zu 
0,05  pCt.,  sicher  nur  bis  zu  0,1  pCt. 

Frank  gedenkt  noch  des  Verderbens  des 
Phenylhydrazins  und  giebt  eine  Vorschrift  von 
E.  Fischer  zur  Herstellung  eines  brauchbaren 
Präparates  an,  dadurch,  dass  man  die  ammo- 
niakfreie Base  in  10  Theilen  Alkohol  löst, 
mit  concentrirter  Salzsäure  neutralisirt  und 
die  abfiltrirte  Krystallmasse  nach  dem 
Waschen  mit  Alkohol  und  Aether  im  Wasser- 
bad trocknet.  Man  erhält  dann  das  salzsaure 
Phenylhydrazin  in  Form  eines  blendend 
weissen  Salzes.  s. 

Berl  kUn.  Wochenschr.  1893^  255. 


üeber    die  Analyse  von  Dampf- 
schmalz. 

Man  ist  gewöhnt,  in  der  Jodzahl  um  60 
herum,  ein  sicheres  Zeichen  für  die  Rein- 
heit eines  Schmalzes  zu  erblicken ,  anderer- 
seits glaubte  man  sich  berechtigt,  bei  Fetten 
mit  einer  einigermassen  unter  60  liegenden 
Jodzahl  auf  Talgzusatz,  bei  einer  eben  so  viel 
über  60 liegenden  Zahl  aufOelzusatz  schliessen 
zu  dürfen.  Im  ersteren  Falle  schien  es  nur 
noch  nöthig,  sieh  durch  qualitative  Reactionen 
von  der  Abwesenheit  von  Pflanzenöl  zu  über- 
zeugen ,  da  sich  bekanntlich  Gemische  mit 
der  richtigen  Jodzahl  aus  Talg  und  Pflanzen- 
ölen herstellen  lassen. 

Nach  Goske  wird  lediglich  aus  Talg  und 
Pflanzenölen  kaum  ein  Kunstschmalz  herge- 
stellt, sondern  es  wird  fast  immer  ein  Zusatz 
von  Schweinefett  zur  Erzielung  des  richtigen 
Aussehens    und   der   schmalzfthnlichen   Con- 


sistcnz  gemacht.  Mehr  noch  wird  der  Brauch 
geübt,  dem  Rohschweinefett  (steam)  zur  Er- 
härtung, an  Stelle  des  Schweinepresstalges, 
Rinder-  oder  Hammelpresstalg  einzuverleiben 
und  dann,  um  einen  zu  grossen  Zusatz  dieser 
Substanzen  zu  maskiren ,  nicht  Pflanzenöle, 
sondern  Schmalzöl  zuzufügen,  wodurch  gleich- 
zeitig die  Jodzahly  wie  nachstehende  Tabelle 
zeigt,  der  60  sehr  nahe  gebracht  wird. 

pCt. 

1.  Rinderpresstalg  10|  berechnete  Jodzahl 
Steam 90(  =  60,5.*) 

2.  Rinderpresstalg  15^  t   -.    . ,        r«  ^r 
Steam      .  .  .^  85»  '^^^^»^^  =-  ^Ö»'^^' 

3.  Hammeltalg  ..30^ 

Steam 70|  ^""^^^^^  =^  ^^,50. 

4.  Rinderpresstalg  25 j 

Steam 45    Jodzabl  =»  59,75. 

Schmalzöl  ...  30* 

5.  Rinderpresstalg  35) 

Steam 25|^  Jodzahl  =  57,27. 

Schmalzöl  .  .  .  40*  Tk. 

Chem.'Ztg.  1892,  Nr.  84,  S.  1560. 

*)  Die  Jod  zahl  von  Rinderpress  talg  ist  za 
20,  von  Steam  tu  65,  von  Hammeltalg  zu  40, 
von  SchmalzOl  zu  85  angenommen. 


Untersuchung    Über    die    AbietinsSure : 

U.  Mach:  Chem.-Ztg.  1893.  Nr.  25,  S.  436. 
Mach  hat  auf  Grund  zahlreicher  Analysen  und 
Moleknlargowichtsbestimmungen  die  für  die 
Abietinsäuren,  welche  auf  vcTschiedene  Weise 
aus  mehreren  Colophoniamsorten  abgeschieden 
Bind,  aufgestellten  Formeln  C4«H«4  05  und 
CioHsoOa  verworfen  und  als  richtigen  Formol- 
ausdruck CigHssOc  aufgestellt.  Constant  ru- 
sammengesetzte  Salze  der  Abictinsäare  sind 
sehr  schwer  herzustellen,  doch  gelang  es  nach 
zwei  verschiedenen  Methoden,  ein  saures  Kalinin- 
salz  zu  erhalten,  dessen  Zusammensetzung  eben- 
falls mit  der  vorgeschlagenen  Formel  in  guter 
Uebereinstimmung  steht.  Th. 

Bestandtheile  des  Thi^aoles;  O.  Wallach: 
Liebig'B  Ann.  Chem.  1892,  272  durch  Apotb.- 
Ztg.  feep.  1893,  Nr.  1,  S.  2.  Verfasser  zerlegte 
das  Thujaöl  in  drei  Hauptfractionen  (160—190», 
190-200»,  200—215«).  Die  zweite  bildet  die 
Hauptmenge  und  besteht  im  Wesentlichen  ans 
Fenchon  (190-195«)  und  Thujon  (195-200«). 
Das  Fenchon  aus  Thi^'aOl  ist  linksdrehend  im 
Gegensatz  zu  dem  im  FenchelOl  vorhandenen 
rechtsdrehenden  Fenchon  CioHkO.  —  Das 
Thigon  CioHisO  liefert  bei  der  Oxydation  mit 
Kaliumpermanganat  zwei  Säuren  der  Formel 
CisHiftOs,  die  a-  und  /^-Thujaketonsäure.  Er- 
stere  krystallisirt  ans  Wasser  in  durchsichtigen 
Krystallplatten  vom  Schmelzp.  75-76«,  letztere 
bildet  verfilzte  Krystallnadeln ,  die  sieh  schwer 
in  Wasser  lOaon  und  zwischen  78  und  79« 
Bchmehen.  Th» 


265 


Tberapeutleclie 

Diabetes.  | 

Der  Diabetes  oder  die  Harnruhr  erregte 
durch  die  eigenihümlicben  Erscheinungen, 
welche  die  von  ihr  befallenen  Kranken  bieten, 
seit  dem  Alterthume  die  Anfmerksamkeit  der 
Heilkundigen.  Ale  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
bewiesen  wnrde ,  dass  bei  der  gewöhnlichen 
Form  der  Harnruhr  Zackerstoff  im  Harn  ab- 
gesondert wird,  wachs  das  Interesse  für  diese 
Krankheit.  Bereits  im  nächsten  Jahrhunderte 
gelang  es,  aas  solchem  Harne  den  Zucker  als 
weisse  Masse  durch  Abdampfen  zn  erhalten 
und  ihn  nach  Znsatz  Ton  Hefe  zn  vergähren. 
Xachdem  in  der  Mitte  nnseres  Jahrhunderts 
Claude  Bemard  experimentell  durch  die  Pi- 
qu  r e  (d.  h.  einen  Stich  in  den  Boden  des  fier- 
ten  Hirn  Ventrikels)  und  durch  Vergiftung  mit 
Curare  Diabetes  zu  erzeugen  gelehrt  nnd  die 
Zuckerbildang  in  der  Leber  nachgewiesen 
hatte,  mnsste  diese  Erkrankung  auch  für  die 
Physiologie  Bedeutung  gewinnen.  Diese 
steigerte  sich  neuerdings  noch  durch  Ver- 
gleich mit  der  Erzeugung  und  dem  Verbrauche 
Ton  Zucker  in  Pflanzentheilen. 

Eine  so  boachtenswerthe  Krankheit  rief 
erklärlicherweise  eine  zahlreiche  Literatur 
herTor.  In  dem  Tor  elf  Jahren  (1882)  er- 
schienenen III.  Theile  des  „ Index- C ata- 
logue  **  der  Bibliothek  des  Surgeon-GeneraVs 
Office  des  Heeres  der  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  umfasst  die  Aufzählung  der 
Diabetes-Literatur  38  Halbquartspalten.  Von 
selbstständigen  Schriften  finden  sich  darunter 
252  über  Harnruhr  überhaupt  und  ausserdem 
100  über  Einzelheiten  (Casuistik,  Aetiologie, 
Chemie,  Diagnose,  Pathologie,  Behandlung, 
Vorkommen  bei  Kindern,  geschmacklose 
Form,  Complicationen  u.  s.  w.)  aufgeführt. 
Nun  besitzt  diese  Bibliothek  selbstverständ- 
lich nur  einen  wenn  auch  namhaften  Brnch- 
theil  aller  medicinischen  Fachschriften ,  so- 
dann ist  das  seitdem  verflossene  Jahrzehnt 
keineswegs  nnproductiv  gewesen ;  es  dürfte 
sich  demnach  die  Zahl  der  überhaupt  er- 
schienenen Diabetesschriften  auf  mehr  als 
tausend  belaufen. 

Trotz  rastloser  und  umfänglicher  Forscher- 
Thätigkeit  war  in  neuerer  Zeit  der  Erfolg  in 
praktischer  Hinsicht  bei  kaum  einer  anderen 
Krankheit  so  gering,  als  bei  der  Zuckerruhr. 
Dass  die  ausgebildete  Krankheit  nach  wie 
Tor  unheilbar  blieb,  kann  in  Berücksichtigung 


IHiUlieiluniren. 

des  Standes  der  inneren  Therapie  nicht  auf- 
fallen ;  aber  auch  die  Erkenntniss  des  Wesens 
der  Erkrankung  und  die  Aussicht  anf  eine 
Vorbeugung  des  Uebels,  ja  nicht  einmal  die 
Verzögerung  des  tödtlichen  Endes  vermochten 
die  neueren  Forschungen  irgendwie  zn 
fördern.  Allerdings  erwies  sich  der  Gebrauch 
der  Opiate  und  die  Enthaltung  von  Kohle- 
hydraten bei  Beschränkung  auf  Fleischdiät 
für  die  Kranken  von  grossem  Nutzen ;  aber 
dieses  Regimen  wurde  bereits  im  vorigen 
Jahrhunderte  von  Rollo  angegeben  und  durch 
die  neuesten  Fortschritte  der  Physiologie  gar 
nicht,  durch  die  der  Chemie  nur  hinsichtlich 
des  Ersatzes  des  schädlichen  Zuckers  durch 
andere  Süssstoffe  verbessert. 

Die  letzten  Jahre  waren  an  Veröffentlich- 
ungen über  die  Zuckerruhr  noch  reicher  als 
die  früheren.  Unter  den  Neuerungen  dürften 
im  Leserkreise  der  „Centralhalle"  die  folgen- 
den erwähnenswerth  sein. 

Hinsichtlich  der  Aetiologie  boten  sich 
keine  neuen  Thatsachen  oder  Gesichtspunkte 
dar.  Dass,  wie  längst  bekannt,  Wohlhabende 
und  Fettleibige,  insbesondere  Schlemmer, 
häufig  befallen  werden,  dass  die  Zuckerruhr 
oft  erblich  ist,  und  ähnliche  ätiologische 
Thatsachen  lassen  sich  schon  deshalb  weder 
theoretisch  noch  praktisch  verwerthen ,  weil 
die  Ausnahmefälle  zn  zahlreich  sind. 

Die  Erkrankung  ist  allen  Culturvölkern 
gemein,  von  Ceylon,  wo  sie  besonders  häufig 
sein  soll,  und  Indien,  in  dessen  alter  medici- 
nischer  Literatur  zuerst  die  Süssigkeit  des 
Harns  der  Diabetiker  erwähnt  wird,  bis  nach 
Skandinavien  und  Finnland,  wo,  wie  nns  ein 
dortiger  Arzt  versicherte,  ihr  langsamer  Ver- 
lauf die  Befallenen  verhältnissmässig  wenig 
belästigt.  Inwieweit  sie  bei  Naturvölkern 
vorkommt,  ist  noch  nicht  mit  einiger  Sicher- 
heit anzugeben.  Von  manchen  Beobachtern 
wird  solches  betreffs  einzelner  Volksstämme 
in  Abrede  gestellt;  es  bleibtaberzubedenken, 
dass  die  Medicinalstatistik  über  diese  Völker 
für  die  meisten  Gegenden  der  Erde  jedes  An- 
haltes bezüglich  des  Vorkommens  der  selte- 
neren Krankheiten  entbehrt.  Zu  letzteren 
zählt  der  Diabetes  auch  bei  uns,  denn  nach 
der  Zusammenstellung  von  A.  Hirsch  (Hand- 
buch der  historisch -geographischen  Patho- 
logie, 2.  Bearbeitung,  2.  Abtheilung.  Stutt- 
i  gart  1883,  S.  453)  kommen  auf  1000  Ver- 


266 


storbene  von  Diabetestodesfällen  0,6  (Brüssel) 
bis  1,25  (England)  nnd  1,6  (Fraukfart),  also 
im  Durchschnitte  etwa  l"/oo  der  Verstorbenen. 

—  Nimmt  man  die  jährliche  Sterblichkeit  der 
Bevölkerung  zu  28  <V»o  und  die  Dauer  der 
Erkrankung  von  der  Feststellung  derselben 
bis  zum  tödtlichen  Ablaufe  auf  2i/s  «Tahr 
an,  so  würde  ein  Diabetiker  auf  14  300 
Lebende  kommen,  und  die  Zahl  dieser  Kranken 
in  Deutschland  drei  bis  vier  Tausend  betragen. 

—  Dass  die  Israeliten,  wie  vielfach  behauptet 
wird,  besonders  häufig  am  Diabetes  erkranken, 
steht  nicht  fest  und  ist  bei  der  von  M,  Als- 
herg  nachgewiesenen  „Hassenmischnng  im 
Jndenthum*'  (Virchoto-Wattenbcich^s  Samm- 
lung wissenschaftlicher  Vorträge,  N.  F.,  V., 
116,  S.  713  bis  750)  nicht  wahrscheinlich. 

Experimentell  lässt  sich  zwar  das  Auf- 
treten von  Zucker  im  Harn  herbeiführen, 
aber  nicht  das  charakteristische  Krankheits- 
bild des  Diabetes  mellitus  erzeugen. 

Unter  den  Ursachen  dieser  Erkrankung 
wird  neuerdings  die  vegetarianische 
Lebensweise  angeführt.  Ein  Theil  der  sen- 
sationsbedürftigen Tagespresse  bat  dieser 
Behauptung  mit  einem  gewissen  Behagen 
Verbreitung  gegeben ;  bevor  aber  nicht  ge- 
wichtigere Beweise  vorliegen ,  wird  man  nur 
sagen  können,  dass  auch  der  Vegetarianismus 
nicht  sicher  vor  Diabetes  schützt. 

Hinsichtlich  der  Leichenbefunde  er- 
gaben sich  trotz  sorgsamer  Einzelforschung 
keine  wesentlich  neuen  Thatsacfien  von  all- 
gemeiner Bedeutung.  Die  regelmässig  zu  be- 
obachtenden Veränderungen  sind  seit  längerer 
Zeit  bekannt;  sie  sind  keineswegs  zahlreich, 
während  die  meisten  unter  den  zahlreichen 
Abweichungen  vom  Gewöhnlichen,  welche 
sich  in  mannigfacher  Weise  fast  immer  finden, 
durch  ihre  Unbeständigkeit  sich  als  unwesent- 
lich für  das  Krankheitsbild  erweisen. 

Die  Diagnose  der  Erkrankung  konnte 
wegen  der  Fortschritte  in  der  Chemie  des 
Harns  verbessert  und  dementsprechend  der 
Krankheitsbegriff  schärfer  gefasst  werden. 
Letzterer  ist  bei  der  zuckerfreien  Form ,  wo- 
bei sich  nur  eine  erhebliche  Vermehrung  der 
Menge  des  täglich  ausgeschiedenen  Harns 
zeigt  (Polyarie,  Diabetes  aquosus  oder  insi- 
pidus  des  Menschen ;  Harnfluss  oder  Lauter- 
stall bei  Pferden),  der  nämliche  geblieben. 
Dagegen  bezeichnet  man  nicht  mehr  jeden 
Znstand,  wo  sich  Zucker  im  Harn  findet,  als 
Znckerruhr  oder  Diabetes  mellitus,  sondern 


beschränkt  diesen  Begriff  auf  die  pemiciöse, 
unter  den  charakteristischen  Krankheits- 
erscheinungen verlaufende  Form. 

Das  sonstige  Vorkommen  von  Zucker  trennt 
man  als  Glykosurie  ab.  Da  das  Blnt 
zuckerhaltig  ist,  so  kann  man  vielleicht 
von  einer  physiologischen  Olykosnrie 
als  normalem  Zustande  reden,  nnd  hat 
empfindliche  Beactionen  auf  Kohlehydrate, 
z.  B.  die  Furfnrol-Beaction  von  Motisck 
(Ph.  C.  28,  227)  nach  Zusatz  von  a-Naphthol 
(oder  von  Thymol)  und  Schwefelsäure,  als 
Zuckerreaction  gedeutet.  Das  Auftreten  von 
Zucker  im  Harn  nach  reichlichen  Mahlzeiten 
bezeichnet  man  als  alimentäre  Glykosurie, 
über  deren  Bedeutung  die  Meinungen  noch 
auseinandergehen ;  desgleichen  das  Zncker- 
harnen  bei  Fetten  oder  Gichtbrnchigen  als 
constution  eile,  das  nach  Kopfverletzung 
oder  durch  Geschwülste  am  4.  Ventrikel  als 
t  r  a  u  m  at i  s  c  h  e ,  das  (vielfach  angezweifelte) 
nach  Kohlenoxyd,  Opium  u.  s.  w.  als 
toxische,  endlich  das  durch  Bacierien  be- 
dingte als  infectiöse  Glykosurie.  Die 
Zuckerhaltigkeit  des  Harns  selbst  —  ohne 
Rücksicht  auf  die  Ursache  —  fasst  man  neuer- 
dings zweckmässig  als  „Meliturie"  zusammen, 
deren  Erkennung  durch  die  Analyse  einige 
Wandlungen  zu  verzeichnen  hat. 

In  qualitativer  Hinsicht  lernte  man 
Stoffe  unterscheiden,  welche,  ohne  Zucker  zn 
sein,  Knpferoxyd  in  alkalischer  Lösung  redn- 
ciren.  Hierdurch  werden  die  auf  diese  Re- 
action  allein  gegründeten  Angaben  über  Vor- 
kommen von  Traubenzucker  im  Harne ,  so- 
weit sie  sich  nicht  durch  die  Gährungsprobe 
bestätigen  lassen,  hinfällig.  Die  erwähnte 
Furfurolreaction  von  MoUsck  erwies  sich  für 
diagnostische  Zwecke  unverwendbar,  da  sie 
wegen  zu  grosser  Empfindlichkeit  den  patho- 
logischen Zuckergehalt  nicht  unterscheiden 
lässt  und  auch  durch  andere  Stoffe,  als  Zucker, 
hervorgerufen  wird. 

Von  neuen  Reagenüen  seien  erwähnt: 
Nitroprussidnatrium  nach  0,  Boaen- 
back  (Centralblatt  für  klinische  Medicin  1892, 
13);  es  giebt  mit  l^/oo Traubenzuckerlösung 
nach  Zusatz  von  etwas  Natronlauge  orange- 
rothe  oder  braunrothe  Färbung  und  soll  auch 
zur  colorimetrischen  Bestimmung  verwendbar 
sein.  Ferner  gab  E.  Fischer  an,  durch  Phe- 
nylhydrazin geringe  Mengen  Tranben- 
zucker in  Phenylglucosazon  überzuführen; 
während  Baumann  denselben  durch  Ben- 


267 


z  0  7 1  c  h  1 0  r  i  d  Qnd  Kalilauge  Mt.  E.  PiUa- 
ftUi  schlägt  die  Glykose  als  weisses  Kali- 
glykosat  durch  Einträufeln  in  eine  alkoho- 
lische gesättigte  Lösang  Ton  Jodkalinm  und 
jodsanrem  Kali  nieder. 

Die  Bestrebungen,  ein  einfaches  handliches 
tind  dauerhaftes  Zackerreagens,  etwa  ein 
Reagenspapier,  einzuführen,  blieben  yer- 
geblich.    Weder  GeUder'^  oder  OUoer'^  Re- 
agenspapiere mit  Indigocarmin  nndNatrinm- 
carbonat  (Ph.  C.  24,  431.  25,  3),  noch  die 
Jtfattfnen^Bchen  mit  Zinnchlorftr  getränkten 
WoJlsfcreifen  (Ph.  C.  26,  405),  noch  Piffard^^ 
Paste  ans  Knpfersnlfat ,  Natriokalinmtartrat 
nnd  Natron,  vermochten  sich  in  der  ärztlichen 
Praxis  allgemeine  Verbreitung  zayerschaffen. 
Die  bis  1885  nach  dem  Entdecker  benannten 
Hamzncker-Beactionen  finden  sich  Ph.  C.  26, 
410  Ton  A.  Schneider  zusammengestellt;  die 
Empfindlichkeit    der    Hamznckerprüfdngs- 
weisen  wurde  Ph.  C.  81,  279  verglichen. 

Die    quantitative    Znckerbestimmung 
weist  keinen  wesentlichen  Fortschritt  in  den 
letzten  Jahren  auf.  Man  bezweifelte  die  Rich- 
tigkeit der  Angaben  der  viel  verwandten  nnd 
bequemen  Polarisationsinstrnmente, 
deren  unmittelbare  Yerwerthnng  bekanntlich 
anfder  Annahme  beruht,  dass  der  Harn  keinen 
optisch  activenStoff  ansserTranbenzQcker  ent- 
hält, welcher  Katrinmlicht  i)rD=  -|-53o  dreht. 
Hans  Leo  fand  in  solchen  Harnen  (FtrcAotr's 
Archiv,  107, 99)  ein  reducirendes  Kohlehydrat, 
das  «D=  — 26,07»  dreht.  Ebenso  erschwert 
das  Vorkommen  von   Lävulose  (oder  eines 
anderen   linksdrehenden   Stoffes)    nnd  von 
der  zwar  auch  rechts  aber  stärker,  als  Gin- 
kose, drehenden  Maltose  die  Yerwerthnng 
der  Angaben  des  Polarisationsinstrnmentes. 
Dennoch  ergab  sich  nach  v.Jackschhei nenn 
nnabhAngig  von  einander  von  verschiedenen 
Aerzten  vorgenommenen  Harnprnfnngen,dass 
das  Ergebnisa  der  Polarisation  von  dem  der 
Gährung  fünfmal  nur   1  <^/oo  nnd  darunter 
abwich.  Die  höchste  Abweichung  betrag  4o/uo 
(Prager   Medic.    Wochenschrift,   17.   Band, 
Nr.  31,  vom  3.  Angnst  1892,  S.  355).   Eine 
grössere  Genauigkeit  ist  aber  f&r  die  Praxis 
kanm  je  erforderlich. 

Die  experimentelle  Pathologie  des  Diabetes 
suchte  zu  entscheiden,  ob  diese  Krankheit 
in  ungenügender  Zersetzung  oder  in  nber- 
mässiger  Erzeugung  von  Zucker  bestehe.  In 
Folge  der  Entdeckung  des  aseptischen  Ope- 
rationsverfahrens werden  bekanntlich  früher 


kaum  denkbare  vivisectorische  Versuche  mög- 
lich, die  auch  far  die  Erkenntniss  des  Wesens 
des  Diabetes  Erfolg  versprachen ,  ohne  dass 
aber  bisher  eine  Uebereinstimmung  der  Deut- 
ung der  Versuchsergebnisse  in  dieser  Frage 
zu  erzielen  gewesen  wäre.  Hauptsächlich 
gaben  die  Arbeiten  von  LSpine  in  Lyon  zur 
Discussion  Anlass ,  wobei  es  sich  meist  um 
den  Einflnss  der  Ansschneidnng  der  Bauch- 
speicheldrfise  (des  Pankreas)  oder  die  Unter- 
bindnng  ihrer  Gefässe ,  Injectionen  in  ihren 
Ausffihrungsgang  (ductus  Wirsungianus) 
u.  s.  w.  handelte. 

Nächst  den  Vivisectionen bieten  Ernähr- 
ungsversucbe  und  Einspritzungen  unter 
die  Haut  ein  wesentliches  Förderungsmittel 
physiologischer  Erkenntniss.  Ein  allgemein 
erkannter  Fortschritt  Hess  sich  aber  trotz 
zahlreicher  Arbeiten  in  Bezug  auf  die  Zucker- 
ruhr auch  hier  in  den  letzten  Jahren  nicht 
verzeichnen.  Unter  den  Kohlehydraten  ist 
hervorzuheben  die  Wirkung  des  Milchzuckers. 
Nach  C.  Voit  (Zeitschrift  für  Biologie  1892, 
S.  245)  vermehrt  dieser  wie  die  anderen 
Zuckerarten  (Traubenzucker ,  Rohrzucker, 
Lävulose,  Galaktose)  das  Glykogen,  welches 
wie  die  Stärke  in  den  Pflanzen  neuerdings 
als  transitorischer  Beservestoff  aufgefasst 
wird  und  durch  Wasserabspaltung  ans  Trau- 
benzncker  gewonnen  werden  kann.  Im  Thier- 
körper  bildet  es  sich  nach  C.Voü  unmittelbar 
aus  Milchzucker.  Letzterer  erscheint  nach 
den  Thierversuchen  eher,  d.  h.  nach  Auf- 
nahmen kleinerer  Mengen  als  bei  Tranben- 
zucker,  im  Harn.  Bei  Diabetikern  aber  ver- 
mehrt er  die  Tranbenzuckerausscheidung 
(nach  JFWßdr.  Voü,  Münchener  Medic.  Wochen- 
schrift 1892,  9).  Es  fragt  sich,  ob  dies  durch 
Verwandlung  von  Milch-  in  Tranben-Zacker, 
oder  auf  andere  Weise  zu  erklären  sei?  — 
Aehnliche  Schwierigkeiten  der  Deutung  von 
Versuchsergebnissen  bietet  die  Ermittelung 
des  Respirationscoöfficienten,  d.  h. 
des  räumlichen  Verhältnisses  der  ausgeath- 
meten  COg  zu  dem  in  derselben  Zeit  aufge- 
nommenen 0.  —  Dieser  Coefficient  nähert 
sich  während  der  Verdauung  stärkehaltiger 
Nahrung  der  Einheit.  Hanriot  schliesst  aus 
derartigen  Versuchen  an  zwei  Diabetikern, 
dass  bei  diesen  der  eingeführte  Zucker  nicht, 
wie  bei  gesunden  Menschen,  quantitativ  in 
Fett  verwandelt  werde  (Comptes  rendus  114, 
371.  432). 

Die  Vorhersage  (Prognose)  ändert  sich, 


268 


wie  bereits  erwähnt,  nicht.  Begreiflicher- 
weise wird  sie  selbst  für  ansgesprochene 
Fälle  günstig  gestellt  von  den  Besitzern 
mancher  Heilanstalten  für  Diabetiker;  auch 
einzelne  balneologische  Schriftsteller  aus 
Curorten,  die  von  solchen  Kranken  besucht 
werden,  schliessen  sich  dieser  Ansicht  an. 
So  will  P.  Cartcllieri:  „Der  Diabetiker  in 
Karlsbad";  ebenda,  Jacob,  o.  J.  (1891), 
S.  37,  der  Kranke  solle  der  sicheren  Ueber- 
zeugang  bleiben,  „dass  der  Diabetes  beilbar 
sei**.  Der  Karlsbader  Arzt  lUmil  Schnee  be- 
titelte sogar  ein  Buch :  „Die  Zuckerharnruhr. 
Ihre  Ursache  und  dauernde  Heilung"  (2.  Auf- 
lage, Stuttgart  1890). 

Interessanter  als  die  leider  durch  die  Er- 
fahrung zu  bestimmt  verneinte  Frage  der 
Heilbarkeit  des  eigentlichen  Diabetes  ist  die 
nach  der  prognostischen  Dentnng  der  leich- 
testen Form  der  erwähnten  alimentären  Gly- 
kosurie,  insbesondere  nach  Gastmählern  mit 
Eis  .und Champagner,  y90 FritjgMorUa,  Jastro- 
witz  u.  A.  bei  Gesunden  bis  3"/üo  Zucker 
nachweisen  konnten.  — E,  Luther  (Methoden 
der  Untersuchung  des  Harns  auf  Zucker, 
Berlin  1890,  S.  55)  sagt  sogar:  „Trauben- 
zucker ist  ein  normaler  Bestandtheil  des 
Harns.  Seine  Monge  mag  beim  Erwachsenen 
etwas  unter  0,1  pCt.  im  Mittel  betragen  und 
ist  in  hervorragendem  Maasse  abhängig  von 
der  Qualität  und  Quantität  der  Nahrung".  — 
Dagegen  stellen  Andere  in  allen  Fällen  von  Gly- 
kosurie  die  Vorhersage  schlecht  und  wollen 
keinerlei  unschuldige  Formen  derselben  gel- 
ten lassen,  indem  sie  sich  darauf  berufen, 
dass  es  nicht  gelänge,  bei  Personen,  die  keine 
Disposition  dazu  haben,  Glykosurie  durch 
Einfuhr  selbst  von  300  g  Glykose  zu  er- 
zeugen. R,  v.JacJcsch  (Prager Medic. Wochen- 
schrift 17,  368)  gab  51  Kranken  je  100  g 
chemisch  reinen  Traubenzucker.  Einige  Mal 
fanden  sich  danach  Spuren  von  Zucker  im 
Harne,  aber  nur  viermal,  und  zwar  bei  Er- 
krankungen des  Hirns,  quantitativ  nachweis* 
bare  Mengen. 

Von  der  Therapie  des  Diabetes  gilt  leider 
mohr  als  irgendwo  das  harte  Wort  Ernst 
Schweninger^s:  „Jede  Nummer  einer  medici- 
nlschen  Zeitschrift  bringt  Anpreisungen  von 
neuen  Heilmitteln,  und  es  giebt  Aerzte,  die 
das  lesen,  ohne  zu  lachen !"  Empfohlen  wur- 
den nach  einer  Zusammenstellung  von  Jacques 
Mayer:  Antifebrin,  Antipyrin,  Belladonna, 
Bromkampher,   Bromkali,  Chloral,  Cocain, 


Diastase,  Ergotin,  Exalgin,  hippursaurer  Kallr, 
Karboläure,  Kohlensäure,  Lithium,  Natrium 
salicylicum,  Pancreatin,  Phenacetin,  Phenol, 
Pilocarpin,  Salol,  Strychnin,  Syzygium  jam- 
bolanum,  Thallin,  Thymol,  salpetersanres 
Uran.  Wir  brachten  diese  schätzbare  matcria 
medica  nur  in  alphabetische  Reihe;  dass 
aber  Karbolsäure  neben  Phenol  aufgeführt 
wird,  ist  kein  lapsus  unseres  calami,  sondern 
wurde  mit  schuldiger  Treue  einem  Yerhand- 
lungsberichte  über  die  14.  Versammlung  der 
balneologischen  Gesellschaft  (zu  Berlin,  im 
März  des  Vorjahres)  entlehnt.  „Der  Dia- 
betes/ sagt  dieselbe  Quelle ,  „bietet  für  die 
Behandlung  so  viele  Angriffspunkte,  dass 
keine  der  verschiedenen  Behandlungsmetho- 
den für  sich  allein  ausreicht  zu  einer  erfolg- 
reichen Bekämpfung  desselben.  Sie  ergänzen 
sich  vielmehr  gegenseitig"  u.  s.  w.  Es  ver- 
mag also  ein  wohl  gelehrter  Therapenticns 
die  Wirkung  des  Phenols  in  geeigneter  Weise 
durch  die  der  Karbolsäure  zu  ergänzen,  viel- 
leicht auch  daneben  das  Monohydroxyl  des 
Benzols  als  Adjuvans  und  späterhin  zur  wei- 
teren Unterstützung  das  Oxjbenzol  zu  ver- 
schreiben. 

Specifisch  wirken  unter  den  angeführten 
Stoffen  die  Jambulsamen  (Ph.  0.  29,  476. 

31,  534.  609.  32,  257),  welche  nach  Gräser 
den  Phloridzin- Diabetes  der  Thiere  (Ph.  C. 

32,  212)  günstig  beeinflussen.  Da  aber  diese 
Erkrankung  von  dem  eigentlichen  Diabetes 
wesentlich  abweicht,  so  erklärt  sich  der 
Misserfolg  dieser  Droge  als  Heilmittel  beim 
Menschen.  E,Vix  empfiehlt (Therap. Monats- 
hafte 1893,  7, 160)  das  billigere  von  E.  Merck 
in  Darmstadt  hergestellte  Rindenextract.  — 
Bewährt  hat  sich  von  neueren  Mitteln  das 
Salol  (Ph.  C.  34, 165),  das  an  Wirksamkeit 
den  Opiaten  nahe  kommen  soll,  ohne  deren 
Nachtheile  zu  haben.  Auch  über  Sozojodol- 
Wirkung  liegen  günstige  Berichte  vor  (Ph.  C. 
32,  124),  denen  andere  aber  widersprechen 
(Ph.  C.  32,  145).  Ebenso  fraglich  ist  der 
Nutzen  des  Sulfonals  (Ph.  C.  32,  230). 

Ausser  den  dem  Armeischatze  im  engeren 
Sinne  zugehörigen  Mitteln  wurden  als  Spe- 
cifica  in  neuerer  Zeit  nur  wenige  ange- 
geben. Darunter  ist  an  erster  Stelle  der  von 
K  li.Weil  empfohlene  Heidelbeerbl&tterthee 
(Ph.  C.  33,  187)  zu  nennen.  Weder  dieser, 
noch  die  aus  Anlass  dieser  Empfeblang  her- 
gestellten Präparate,  wie  das  Extractnm  Mjr- 
tillorum  fluidnm  Voswinkd  (Ph.  0.  34,  140) 


260 


und  ähulicbe  (Ph.  C.  34,  240)  bewähren  sich 
nach  Angabe  Anderer  in  der  Praxis.  Nicht 
zu  verwechseln  sind  mit  diesen  Blätter- 
präparaten die  aas  den  Beeren  gefertigten, 
gegen  Ruhr,  Darmkatarrh  n.  dergl.  empfoh- 
lenen Myrtillconserven  von  J.  Fromm  a.  A. 

Ein  anderes  Specificnm  soll  die  sanre 
Milch  sein ,  welche  von  Vocke  anf  Grund  der 
£fflpfehlang  von  Milcbsänre  durch  Cantani 
angewandt  wird. 

Die  eigentlichen  Arcanisten,  sowie  die 
Magnetisenre ,  Hydropathen ,  Natnrheiler, 
Occnlisten  nnd  die  sonstigen  Vertreter  der 
mystischen  nnd  der  wilden  Therapie  beschäf- 
tigen sich  nur  ausnahmsweise  mit  einer 
Krankheit,  die  meist  nur  zu  ofifen  und  zu 
schnell  ihren  traurigen  Vorlauf  nimmt.  Darf 
man  aber  den  Arcanisten  eine  „Kuranstalt  für 
Zückerkranke''  beizählen,  die  laut  zahlreich 
versandter  Empfehlungsschriften  die  über- 
raschendsten Heilungen  schwerer  Fälle  durch 
ein  nicht  bezeichnetes  Verfahren  erzielt? 
Das  Gesetz  scheint  leider  keine  Handhabe 
zu  bieten,  solche  Unternehmungen  an  das 
Licht  der  Oeifentlichkeit  zu  ziehen. 

Welchen  Erfolg  der  in  Aussicht  genom- 
mene Verein  zur  Entdeckung  eines  Heil- 
mittels gegen  Zuckerrnhr  (Ph.  C.  32,  108) 
bisher  hatte,  wurde  nicht  bekannt;  ebenso- 
wenig, ob  dieser  Verein  hierzu,  wie  beabsich- 
tigt war,  einen  Forscher  eigens  anstellte, 
oder  ob  er  Preise  ausschrieb  oder  dergl. 
Fördern  Hesse  sich  die  Diabetesfragc,  zumal 
es  sich  hier  häufig  um  wohl  bemittelte  Kranke 
handelt,  durch  Vereinsthätigkeit  zweifellos. 
Denn  es  fehlt  in  Deutschland  nicht  an  fleis- 
sigen  nnd  leistungsfähigen  Forschern,  zu- 
meist aber  sind  diese  durch  Lehr-  oder  Er- 
werbsthätigkeit  an  der  Vertiefung  in  ein 
specielles  Experimentalstudium  abgehalten, 
und  der  Staat  hat  als  solcher  zu  wenig  Inter- 
esse für  eine  einzelne  unter  vielen  Krank- 
heiten. 

Unter  den  Kurorten  behauptet  Karlsbad 
in  Böhmen  (neben  Vichy,Vals  und  Neuenahr) 
trotz  einiger  Angriffe  und  einer  bisweilen  in 
bedenklicher  Weise  geführten  Vertheidigung 
seinen  alten  Buf.  Wirksame  Concurrenz 
seitens  anderer  Kurorte  trat  nicht  auf. 

Das  persönliche  Verhalten  und  die 
Diät  der  Zuckerkranken  bildet  den  Gegen- 
stand vieler  Veröffentlichungen.  Die  Bedeut- 
ung der  frischen  Luft  und  der  schon  von 
CdsuB  empfohlenen  Bewegung  und  Massage 


für  das  Wohlbefinden  der  Kranken  wurde 
besser  gewürdigt;  erstere  insbesondere  nach 
der  Empfehlung  des  selbst  an  Diabetes  er- 
krankten Vocke  (Deutsche  Medicinalzeitung 
1885,  Sonderabzüge  Heft  55;  1886,  Nr.  16). 
Die  körperliche  Thätigkeit  bedarf 
einer  sorgsamen  ärztlichen  Ueberwachung, 
da  es  sich  herausstellte,  dass  nur  ein  Theil 
der  Diabetiker  Anstrengungen  gut  verträgt, 
während  ein  anderer  ans  nicht  ersichtlichen 
Gründen  dadurch  geschädigt  wird. 

Für  die  Ernährung  wurden  zahlreiche 
Speisezettel  entworfen,  so  von  Naunyn  (Ph. 
€.  81,  133),  Diijardin-Beaumeti;  (Ph.  C.  34, 
111)  u.  A.  Einer  der  neuesten  lautet  (nach 
dem  anonymen  „Diätblock  zum  Gebrauch  in 
der  ärztlichen  Praxis.  5.  Auflage.  Heilbronn, 
J,  Stern)  : 

Erlaubt: 

Suppen:  Fleischbrühe  ohne  Einlagen  ausser 
Eiern,  Brflhe  von  saarera  Rahm. 

Fische,  frische,  getrocknete,  p:eräucherte,  ge- 
salzene aller  Art;  Austern,  Muscheln,  Hummern, 
Krebse,  Caviar. 

Fleisch,  frisch,  geräuchert,  gesalzen  aller 
Art  (keine Leber),  Wild,Geflügel,  Wurst,  Schinken. 

Fette:  Alle  Arten,  Leberthran  als  Sparmittel, 
Rahm  (sauer  und  sUss),  Butter. 

Eier  in  jeder  Zubereitung,  mit  Schinken. 
Speck,  Bückling. 

Brot-  und  Mehlspeisen:  Kleber-,  Kleien-, 
Mandelbrot,  Aleuronat,  Inulin-Bisquits,  Haide- 
grütze. 

Gemüse:  Frischer  Blumenkohl,  Spinat,  Rosen- 
kohl,  Kohlrabi,  grüne  Bohnen,  Spargel,  Topi- 
nambur, Schwarzwurzeln,  Lattich,  Brunnen-  und 
Gartenkressen,  P'ndivion,  Kopfsalat,  Rettich, 
Schwämme,  Sauerampfer,  Löwenzahn,  Citronen, 
Sauerkraut,  ohne  Mehl  zubereitet,  Saucen:  Ei- 
fjolb  und  Rahm,  zerlassene  Butter. 

Nachtisch:  Wenig  Obst,  Mandeln,  Nüsse, 
Kfiso,  geschlagener  Rahm  ohne  Zucker. 

Getränke:  Reichlich  Wasser,  Mineralwasser, 
Thee,  Kaffee,  Cacao,  Rum,  Cngiiac  (in  unge- 
sfisster  Waare,  jeder  Kleinhändler  setzt  noch 
Fruchtzucker  zu  den  Spirituosen,  daher  Zucker- 
reaction),  Bordeaux,  Burgunder,  Moselweine, 
Heidelbeerblätterthec.  (Saccharin  zum  Süssen, 
3  cg  für  1  Tasse  Kaffee.) 

(Eventuell  erlaubt:  Pilsener  Bier,  Bitterbier, 
Milch,  Kumys,  Kefir,  geröstetes  Brot.) 

Verboten: 

Zucker,  Honig,  Mehl  und  Brot,  Sago,  Tapioca, 
Hülsenfrüchte  und  Getreidearten,  Wurzeln,  Rüben, 
Kartoffeln,  Rhabarber,  Sellerie,  Gurken.  Alle 
Früchte,  Kastanien,  Chokolade,  Bier,  Cham- 
pagner, süsse  Weine  und  Schnäpse,  Conditorei- 
waaren. 

Was  das  diabetische  Regimen  im  Allge- 
meinen betrifft,  so  wnrde  nenerdings  die 
strenge  Fleischdiät  als  schädlich  ange- 


270 


grififeo.  8ie  soll  zum  Anfbreien  von  Aceton, 
Acetessigsänre,  /^-Oxybuttersänre  n.  s.  w.  im 
Harn  Anlass  bieten,  anch,  and  dies  ist  nicht 
in  Abrede  zu  stellen,  seitens  des  Kranken 
ungemein  schwer  durchznffihren  sein.  Da 
die  Völkerschaften  der  Polargegenden  aus- 
schliesslich auf  Fleischdiät  angewiesen  sind, 
so  kann  übrigens  die  Schädlichkeit  dieser 
Ernährnngsweise  an  sich  nicht  gar  so  gross 
sein.  —  Der  Grundgedanke  des  Regimen,  die 
Vermeidung  von  Kohlehydraten ,  ist  freilich 
nicht  Yöllig  durchführbar,  denn  selbst  die 
strengste  Fleisch-Fett-Diät  Catdanfs,  welcher 
sogar  Butter  wegen  ihres  Gehalts  von  5  %q 
Milchzucker  ausschliesst,  fährt  mit  dem 
Fleische  eine  geringe  Menge  Kohlehydrate 
ein.  —  Auch  ist  zu  beachten ,  dass  för  die 
schwerste  Form  des  Diabetes  von  Anfang  an 
die  Art  der  Ernährung  gleichgültig  ist,  da 
selbst  bei  Fleischnahrung  die  Zuckerans- 
scheidung sich  nicht  mindert. 

Da  sich  in  der  Nahrung  Kohlehydrate 
nicht  ganz  ausschliessen  lassen ,  so  wird  die 
Auswahl  des  erlaubten  Gemüses  und  Obstes, 
wie  ein  yergleichender  Blick  auf  die  diabeti- 
schen Diätvorschriften  zeigt,  ziemlich  will- 
kürlich. Unter  den  erlaubten  Gemüsen  findet 
sich  auch  eine  neuerdings  in  Deutschland 
cultivirte  Stachysart.  Der  Stärkegebalt  der 
auch  als  Crosnes  (von  Stachys  affinis  Bunge 
oder  St.  tuberifera  Nattd.)  verkauften  Knollen 
beträgt  übrigens  18  pCt.,  steht  also  dem 
mittleren  der  Kartoffel  kaum  nach.  Auch 
letztere  wird  neuerdings  von  Anhängern  einer 
milderen  Observanz  den  Diabetikern  erlaubt. 
Die  Vertreter  dieser  Richtung  verwerfen  über- 
haupt die  schematischen  Speisevorschriften 
und  wollen  das  Zuträgliche  durch  Beobacht- 
ung am  Kranken  selbst  in  jedem  Einzelfalle 
ermitteln.  Weder  für  die  meisten  Fälle  der 
Krankenhausbehandlung  noch  in  der  Privat- 
praxis lässt  sich  dies  aber  durchführen. 

Eine  wesentliche,  bisweilen  freilich  über- 
schätzte Bedeutung  für  die  Ernährung  der 
Diabetiker  besitzen  diejenigen  Süss  s  t  o  f  f  e, 
die  nicht,  wie  die  gewöhnlichen  Zucker- 
arten, die  Zuckerausscheidung  vermehren. 
Welcherlei  Stoffe  dies  sind,  steht  nicht  hin- 
reichend fest,  da  insbesondere  Thierversuche 
hierüber  noch  fehlen.  Schädlich  sind  jeden- 
falls Trauben-,  Rohr-  und  Milchzucker. 

Die  Lävulose  oder  das  Diabetin  (Ph.  C. 
34,  18.  193.  232)  soll  wie  Worm- Müller 
beobachtete,     im    Harne     nicht    auftreten 


(Mall/'s  Jahresberichte  u.  s.  w.  der  Thier- 
chemie).  Auch  Minkowski  (Therapeutische 
Monatshefte  1892,  S.  311)  fand  sie  im 
Harn  von  Hunden,  denen  das  Pankreas  aus- 
geschnitten war,  ebensowenig  wie  Inulin. 
KiUe  (Beiträge,  1.  Bd.,  Marburg  1874, 8. 142) 
nimmt  an,  dass  beide  Stoffe  auch  in  schweren 
Formen  von  Diabetes  assimilirt  werden.  Die 
chemische  Fabrik  auf  Actien  (vormals  E. 
Schering)  in  Berlin  bietet  neuerdings  anf 
Majert'%  Vorschlag  eine  dextrosefreie  Lävn- 
lose  durch  Gebrüder  StoUtoerck  zu  Cöln  und 
Berlin  im  Handel  aus.  —  Die  Wichtigkeit 
der  Sache  wird  voraussichtlich  zu  zahlreichen 
Versuchen  Anlass  bieten ,  die  meist  in  der 
Privatpraxis  sich  zersplittern,  zum  grossen 
Theile  nicht  einmal  veröffentlicht  werden  und 
vielleicht  hin  und  wieder  einzelne  Patienten 
schädigen,  ohne  der  Allgemeinheit  zu  nützen. 
Es  leuchtet  ein,  wie  erspriesslich  hier  eine 
Vereinigung  der  oben  beregten  Art  zu  wirken 
vermöchte. 

Manit  und  Inosit  werden  bereits  seit 
längerer  Zeit  als  Ersatz  des  gewöhnlichen 
Zuckers  und  Inulin  als  Stärkeersatz  ver- 
wandt. Das  neuerdings  eingeführte  Saccha- 
rin entsprach  dagegen  nicht  den  anfäng- 
lichen Erwartungen.  Seine  zu  grosse  Sfissig- 
keit  macht  es  nur  für  Lösungen  ohne  Wei- 
teres verwendbar;  zum  Gebrauche  in  fester 
Form  wurde  als  Constituens  Natrium  bicar- 
bonicum  empfohlen.  Dieses  Salz  ist  zwar  for 
Diabetiker  unbedenklich,  doch  erregt  sein 
Geschmack  meist  bald  Anstoss.  Ein  anderes 
passendes  Constituens  scheint  bisher  nicht 
gefunden  zu  sein.  Geklagt  wird  ferner  von 
vielen  Kranken  über  den  nach  einiger  Zeit 
unerträglich  werdenden  schlechten  Geschmack 
des  Saccharins.  Dieser  scheint  durch  die 
Parasäure  bedingt  zu  werden ,  deren  Gehalt 
früher  bis  zu  GOpCt.  betragen  haben  soll. 
Die  Fabrik  versprach  kürzlich  Abhilfe  durch 
Herstellung  eines  reinen  Erzeugnisses ;  doch 
dürfte  das  einmal  entstandene  Misstrauen 
schwer  zu  beseitigen  sein. 

Ueber  den  neuesten  Zuckerersatz ,  das 
Paraphenetolcarbam  id,  welches  man 
mit  den  anziehenden  Namen  Dnlcin  und 
Sucrol  (Ph.C.  33,1G5.G63.749.  34, 18.2361 
versüsst  hat,  stellt  eine  Veröffentlichnng  von 
J.  Z>.  Riedel  bevor,  über  die  seiner  Zeit  be- 
richtet werden  wird. 

Auch  die  kaum  geborenen  neuen  Zucker- 
arten, welche  FiscJier  synthetisch  dargestellt 


271 


hat,  nimmt  bereits  R,  v.  Jaksch  (Prager  Medi- 
cinische  Wochenschr.  17,  383)  zu  VersDchen 
an  Diabetikern  in  Aussicht. 

Die  Yerbessernng  des  schwierigen  Brot- 
ersatzes  wurde  in  den  letzten  Jahren  mehr- 
fach yersncht.    Wie  die  Erfahrung  amerika- 
nischer Polarreisender  darthnt,  kOnnen  zwar 
auch  Menschen  der  kaukasischen  Kasse  das 
Brot  ohne  Schädigung  ihrer  Gesundheit  ent- 
behren, doch  vermissen  sie  dasselbe  lebhaft. 
Es  ist  deshalb  erklärlich ,  dass  ein  brotarti- 
ges Gebäck  fdr  Diabetiker  einen  so  gesuch- 
ten Artikel  bildet.    Die  bisher  dargestellten 
derartigen  Präparate  waren  aber  meist  nur 
stärkemehlarm ,  nicht  stärkemehlfrei.    Auch 
das  wenig  haltbare  Aleuronatbrot  (Ph. 
C.  33,  398)  macht  davon  keine  Ausnahme. — 
Ludwig  JPVofnm  -  Dresden    kündigt    neuer- 
dings Co n gl utin Präparate  für  Diabetiker 
an,  von  denen   nach  Hefelmann  ein  Brot 
46-/3,  die  „Patent- Conglntin-Schnitten*'  so- 
gar 64,48  pCt.  Kohlehydrate  enthalten.  Diese 
analytischen  Angaben,  in  denen  vergleichs- 
weise der  Kohlebydratgehalt  von  Commiss- 
brot  mit  46  V'»  d^r  von  Weizenbrot  mit  51 
bis  56V'2  pCt.  beziffert  ist,  werden  den  Con- 
glutinpräparaten  vom  Fabrikanten  als  Em- 
pfehlung beigegeben !  Heibig. 

Zur  Narkotisirungs  -  Statistik. 

Auf  dem  22.  Congress  der  DeuUcheD  Qc- 
sellschaft  für  Chirurgie  zu  Berlin  am  12.  bis 
15.  April  1893  hat  Gurlt  über  die  Sammel- 
forschuDgzur  Narkotisirungs-Statistik  Bericht 
erstattet.  Wir  entnehmen  darüber  der  Deut- 
schen Med.-Ztg.  1893,  364  das  Folgende: 

Die  Gesammtsumme  der  Narkosen  dieses 
Berichts  betrug  in  diesem  Jahre  57,541,  von 
denen  11,464  mit  Stickoxydul  selten  der 
Zahnärzte  ansgefuhrto  Narkosen  in  Abzug  zu 
bringen  sind,  so  dass  46,077  chirurgische 
Narkosen  mit  12  Todesfällen  verbleiben. 
Rechnet  man  die  in  den  beiden  ersten  Jahren 
der  Sammelperiode  mitgetheilteu  Fälle  hinzu, 
80  umfaest  die  Statistik  157,815  Narkosen 
mit  53  Todesfällen,  d.  i.  1  Todesfall  auf 
2977  Narkosen. 

Auf  die  einzelnen  Anästhetica  vertheilt 
sich  die  Mortalität  in  folgender  Weise:  Unter 
1 30,609  Chloroform narkosen  finden  sich 
46  Todesfalle,  das  entspricht  einem  Todesfall 
aaf  2839  Narkosen;  unter  14,506  Aether- 
narkosen  findet  sich  kein  Todesfall.  Die  ge- 
mischte Chlorofor mä t h e r narkose  ergiebt 


einen  Todesfall  auf  4118.  Die  Narkose  mit 
der  Billroth*Hchea  Mischung  (Chloroform- 
ätheralkohol) "i")  umfasste  3450  Fälle  ohne 
Todesfall;  die  ß rem äthyl narkose  4538  mit 
1  Todesfall.  Die  597  Narkosen  mit  Pental 
ergaben  3  Todesfälle,  d.  i.  1  :  199.  Schwere 
Asphyzieen  sind  wiederholt  vorgekommen; 
41  mal  wurde  erfolgreich  die  Tracheotomie 
gemacht. 

Das  Chloroform  itn  unvermischten  Zustande 
allein  ist  in  Deutschland  und  den  Nachbar- 
ländern mehr  als  3  mal  häufiger  als  andere 
Narkotica  angewendet  worden.  Das  Pictei- 
sehe  Chloroform,  welches  in  708  Fällen 
zur  Anwendung  kam ,  ist  keineswegs  als  un- 
gefährlich zu  bezeichnen,  indem  es,  abgesehen 
von  einem  im  vorigen  Jahre  constatirten  To- 
desfall, bei  666  Narkosen  3  Todesfälle  ver- 
anlasst hat. 


♦)  Ph.  C.  81,  267. 


Cocainum  phenylicum  als  Looal- 

an&stheticum 

hat  C.  Ä.  Veasey  in  Philadelphia  nachgeprüft; 
er  veröffentlicht  in  Medical  News  Bd.  62, 
Nr.  13,  vom  1.  April  1893,  seine  Resultate. 
Er  versuchte  es  physiologisch  am  eigenen 
Körper  auf  den  Schleimhäuten  von  Auge, 
Mund,  Nase,  Kehlkopf,  Luftröhre  und  Harn- 
röhre. Bei  Patienten  vertauschte  er  mit 
diesem  Präparat  das  ältere  Cocainum  hydro- 
chloricum ,  da  letzteres  nur  zu  häufig  allge- 
meine Erscheinungen  hervorrief,  wie  Reizbar- 
keit, Nervosität,  Nausea,  Vertigo  und  Schlaf- 
losigkeit in  der  folgenden  Nacht.  Zum  Schlüsse 
seiner  ausführlichen  Abhandlung  führt  er  fol- 
gende vier  Sätze  an : 

1.  Cocainum  phenylicum  (Ph.  C.  33,  383. 
510)  kann  bei  dem  Mangel  einer  Wirkung 
auf  den  Gesammtorganismus  noch  in  Fällen 
verwendet  werden,  in  denen  Cocainum  hydro- 
chloricum  wegen  Idiosyncrasie  unbrauchbar 
ist.  2.  Cocainum  phenylicum  in  entsprechend 
höherer  Concentration  (6  pCt.)  anästhesirt 
local  ebenso  vollständig  wie  Cocainum  hydro- 
chloricum  (5pCt.).  3.  Die  Anästhesie  nach 
Cocainum  phenylicum  tritt  nicht  so  rasch  wie 
nach  Cocainum  hydrochloricum  ein,  hält  aber 
eben  so  lange  oder  sogar  länger  an.  4.  Abge- 
sehen von  allem  Uebrigen  ist  aber  schon  die 
anti septische  Eigenschaft  ein  Vorzug  des  Co- 
cainum phenylicum  vor  Cocalfnum  hydro- 
chloricum. (E, 


^  \^  \y\u  ^^  \^  «/^^y  \y > 


272 


Verschiedene  Bfltthellnnffen. 


Eine  Seitersichernng 
an  analytischen  Waagen 

ist  A,  Verbeeh  darch  Gebrauchsmuster  ge- 
schützt worden  und  wird  von  der  Firma 
A,  Verbeek  <&  Peckholdt  in  Dresden  ange- 
fertigt. 

Das  Wesentliche  der  nebenstehend  abge- 
bildeten Reitersicherung  besteht  in  einer 
Klaue  h,  die  für  gewöhnlich  auf  dem  Reiter- 
häkchen  ruht  und  dieses  festhält,  sich  aber 
kurz  vor  dem  Aufsetzen  des  Reiters  auf  den 
Balken  durch  die  Bewegung  der  Reiterschiebe- 


stange  a  selbstthatig  so  weit  aufhebt,  dass 
das  Häkchen  bequem  aus  der  Oese  des  Reiters 
gezogen  werden  kann.  Ebenso  legt  sich  beim 
Abheben  des  Reiters  mittelst  der  Stange  a, 
sobald  diese  nur  ein  kleines  Stückchen  ge- 
hoben worden  ist,  die  Klaue  h  wieder  auf  und 
verhindert  das  Abspringen  des  Reiters. 

Durch  diese  kleine  Vorrichtung,  die  auch 
nachträglich  an  jeder  analytischen  Waage 
angebracht  werden  kann,  wird  das  so  häufig 
vorkommende  störende  Abspringen  dos  Reiters 
von  derReiterschiebestangebei  unvorsichtiger 
Berührung  derselben  völlig  vermieden,  so  dass 
der  Nutzen  dieser  Vorrichtung  sofort  ein- 
leuchtet. 

Lanolin  und  Adeps  Lanae. 

Die  Firma  Benno  Jaffe  <&  Darmstädier  in 
Berlin,  als  Inhaberin  des  Lanolin  -  Patentes, 
theilt  uns  brieflich  mit,  dass  in  einem  in 
Hannover  anhängigen  Processe  gegen  die 
Norddeutsche  Wollkämmerei  in  Delmenhorst 
wegen  Patentverletzung  (Adeps  Lanae 
betreffend)  das  Gericht  zu  Gunsten  der 
Firma  Benno  Joffe  dt  Darmstädter  eine 
einstweilige  Verfügung  erlassen  hat, 
durch  welche  der  Bremer  Fabrik  bei  Strafe 
verboten  wird,  in  Annoncen,  Circularen,  oder 


sonst  die  Behauptung  aufzustellen  oder  zu 
verbreiten',  dass  die  Verreibung  des  Adeps 
Lanae  mit  Wasser,  sei  es  mit  oder  ohne  Zu- 
satz anderer  Stoffe,  gestattet  sei,  beziehungs- 
weise nicht  unter  das  Lanolin  -  Patent  falle.^i 

*)  Wir  bringen  diese  Mittheilung  hier  zuiu 
Abdruck,  weil  wir  uns  in  Ph.  C.  889  728  unter 
gewissen  Bedingungen  fQr  die  Zulässigkeit 
der  Vermischung  des  Wollfettes  mit  Wasser 
erklärt  hatten.  Bed. 

Das  Natriumsuperoxyd  in  der 

Analyse. 

Wolframmineral  läset  sich  nach  llempd 
durch  Schmelzen  mit  4  Tb.  Natriumsuperoxyd 
im  Silbertiegel  sehr  leicht  au fscb Hessen. 

Zur  Schwefelbestimmung  in  Pyrit^ 
Zinkblende  etc.  wird  die  Probe  mit  2  Tb. 
Soda  und  4  Tb.  Natriumsuperoxyd  erhitzt; 
die  Schmelze  wird  in  Wasser  gelöst,  filtrirt, 
angesäuert  und  mit  Chlorbaryum  gefftlit. 

Hassa  Blaudii  in  Pulverform 

bringt,  wie  wir  der  Pharm.  Ztg.  entnehmen, 
die  Adler  -  Apotheke  von  Reicheli  in  Breslau 
in  den  Handel.  Das  grünliche  Pulver,  wel- 
ches natürlich  in  Glasgefassen  aufbewahrt 
werden  muss,  enthält  nach  jener  Angabe  alle 
zur  J^^ae^'schen  Pillen masse  gehörigen  Sub- 
stanzen und  ist  mit  Hilfe  von  Wasser  leicht 
zur  Pillenmasse  anzustossen.  $. 


IndijSerente  PiUenmasse. 

Carles  (Pharm.  Journ.  and  Transact.)  em- 
pfiehlt als  Masse  für  „Permanganat**- Pillen 
ein  Gemisch  aus  Kaolin  2  Th.,  entwässertem 
Natriumsulfat  1  Th. ,  Wasser  1  Th.  Die 
Masse  bleibt  6  bis  10  Minuten  plastisch,  um 
nach  1/4  Stunde  ganz  hart  zu  sein.  Wegen 
ihrer  Indifferenz  ist  diese  Pillenmasse  für  alle 
zersetzlichen  Metallverbindungen  (Silber- 
nitrat, Goldchlorid,  Quecksilbeijodid,  Ka- 
liumpermanganat etc.)  geeignet.  s. 

Zur  Befestigung  des  Migräiiestiftes 

in  der  Holzhülse  steckt  Hosting  (Chem.  and 
Drugg.)  in  die  Hülse  kreuzweise  zwei  kleine 
Federchen,  um  die  er  das  Menthol  giestt  und 
welche  das  Abbrechen  des  Mentholstiftea  ver- 
hüten. 


Varlagsr  und  verantwortlicher  B«dMt«nr  Dr.  K«  Oelitlsr  In  Dreadm. 


Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger 

Chemische  Fabrik  in  Radebeul  bei  Dresden 

liefert  durch  den  Grossdrogenhandel  und  die  Apotheken 
prompt  jede  gewcmschte  Menge  von  vollkommen  reinem 

Gnajakolcarbonat. 

Laut  „Berliner  Klin.  Wocbenschr."  1891,  Nr.  51  ist  das  Guajakolcarbonat  ein  fast  uu- 
gjftiges  Guaiakol- Präparat  von  gleichmässiger  continuirllcber  Wirkung,  frei  von  dem  inten- 
siven GerucD,  dem  brennenden  bitteren  Geschmack  und  der  Aetzwirkung  des  freien  Guajakols 
und  Kreosots.  Es  ist  geruchlos,  geschmacklos,  neutral,  nicht  ätzend,  indifferent  gegen  die 
Scbleimbäote  der  Verdauungsorgane,  und  übt  deshalb  weder  auf  die  Geschmacks-  uncT Gerachs- 
nerven noch  auf  den  Yerdauungsapparat  des  Kranken  jenen  ÜbermSssigen  Reiz  aus,  wegen  dessen 
Gnajakol  und  Kreosot  oft  erbrochen  oder  nur  mit  Belästigung  ertragen  werden.  Es  ist  fest 
und  krTstallinisch,  wird  in  Pulverform  gegeben,  tUgllen  0,5  gr«  ansteigend  bis  5  gr,  — 
Schnelle  Zunahme  der  Körperkrfiftc  und  des  Uei?iclits  z.  B,  33  Pfund  in  4  IVocIien. 

Guajakolcarbonat  entgiftet  continuirlich  das  Blut  der  Phtisiker. 

(Siehe  „Berl.  Kl.  Wochenschr."  1892,  Nr.  3.) 


Adepn  lanae 

Beines  neutrales  Wollfett  D. K.P. 41557 

der  Norddeutschen  Wollkämmerei  und  Kammgarnspinnerei  Bremen. 

Vertretung  für  Sachsen 

Gustav  H.  Rost,  Dresden -A. 

Muster  und  Gutachten  gratis  und  franco. 


Tolsrpyrin. 

Tolypyrin,  salicylic. 


(Gesetzlich  geschützt.) 
(Paratolyldimethylpyrazolon.) 


TolysaL 


(Paratolyldimethylpyrazolonsalfc^lat.)    (I).  B.  Fat.  angem.) 
Nach  Director  Dr.  Paul  Guttma7in  (Städtisches  Krankenhaus  Moabit)  als 

Antipyreticum^  und  Antineoralgicum  dem  Antipyrin  mindestens 

gleiehwerthig  und  gleiehwirkend. 

Selbst  in  grossen  Gaben  ohne  schädliche  Nebenwirkungen! 
Nach  Pr.  A.  Hennig  vorzägliches,  zuyerlässiges  Antifebrilef  Antlrheunaa- 
ticuin  und  .%nodynuiia. 

(Patente.) 
(Parnphenetolcarbauiid.) 

Lieblichstes  Sössgewürz,  nach  Prof.  Dr.  Zuntz  200 mal  so  süss  wie  Zucker!  Als 
solches  unschädlich  nach  den  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  Ewalde  Prof.  Dr.  Kossei  und 
Privatdoc.  Dr.  Paschkis.  —  Literatur  zu  Diensten. 


Dulcin. 


J.  D.  Riedel,  Berlin  IV.  39. 


Schering's  Phenocoll.  hydrochloric. 

D.  B,  P.  69121,  vorzflgliches  Antipjreticiuii,  AnUnenralfiGaiii,  AntinerTinuiiu 

Schering's  Piperazin, 

vonQglicbes  Losun^gmlttel  für  Uamslnre,  Harnfries  und  hanisaiire  Uarngteiae.   DMuelbe 
lOst  siebeninal  mehr  Hamsäiure  als  Llthioii)   daher  von  Aerzton   empfohlen  gegen 
aaare  Diailiese  mid  FolfeBasttnde* 


Chloralamid  Ph.  G.  UI 


(D.  R  P.  Nr.  60586). 


YorzflgUches  Sehlataittel.  (Chloralamid  darf  nur  in  kaltem  Wasser  gel(tot  werden  und  ist  am 
besten  vorher  fein  zu  zerreiben.) 

Broschttren  über  obige  Prftparate  stehen  auf  Wunsch  zu  Diensten. 

Benzonaphtol  puriss. 

fflr  innerlichen  Gebranch  nach  Professor  Ewcdd. 

ZlftOV1llOS09   Zucker  für  Diabetiker. 

Formalln  -üclierliig: 

(ForasaMeliTd)»  ausgezeichnetes  Antisepticnm  und  Desinfleiens^  wirkt  fast  wie  ßnbiimat 
und  ist  dabei  relativ  uugiftig.  —  (Cfr.  Pharmac.  Zeitung  18U3,  Nr.  22.)  —  Anwendung  in  ■/V, 
1-  und  2proceutiger  Lösung. 

Literatur  Aber  Fonnalin- Schering  zu  Diensten. 

Za  beliehen  durch  die  Apotheken  und  Drogenhandlungen. 


Berlm  N. 


Chemische  Fabrik  auf  Actien 

(Yorm.  K  Schering). 


K'HOll  Of*  Co,^  Chemische  Fabrik,  Ludwigshüfen  a.  Eh. 

Uefem 

Salicylsäure  und 
Salicylsaures  Natron 

in  hervorragend  schöner  Q,ualität» 


Muster  zu  Sienston. 


Bezug  durch  die  Gross -Drogenhandlungen. 


Pepsin  Ph.  6.  DI  .3yk 


U  weiss,  geruchlos  und  die  An- 
forderungen der  Ph,  G.  in  weit 
übertreffend. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharrnacie. 

Heraasgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  BezngRpreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 
rie rteljftbrlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 
dO  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 
Wiederb  Ölungen  Preis  prmfissigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 
Redactlon:  Prof.  Dr.  E.  Geissler.  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredactenr;  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

.M20.         Dresden,  den  18.  Mai  1893.   iiV"  jaSÄ! 

Der  ganzen  Folge  XZXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chemie  vnd  Pharrnacie:  lieber  den  Elnflaa«  des  CAlclumohlorida  auf  die  Fällang  des  Bleie«  aUSuIfii. 
—  LöBliehkelt  des  Qoeekallberjodida  in  Jodmethylen.—  Die  physihal  lache  Prttfnng  der  Deslnfeetion  mit  Was«er- 
dampf.  —  Ueber  die  modernen  Bi«enflfl<iaigkeiten.  —  Die  neue  dKnlache  Pharmakopoe.  —  Die  Revision  der  dritten 
Ausgab«  des  Arxneibnches  für  das  Deutsche  Reich.  —  Hinweise.  —  Pharmacentiaebe  Gesellsehaft:  Nicotin.  Dnlctn. 
Hbysioloirleche  Wirknog  de«  Dnirina  anf  den  Thierkörper.  —  Therapevtliehe  MltthellvBireB:  Ueber  Diabetiker- 
hrote.  —  Ueber  die  Behandlung  tuberkulüaer  Procease  mit  Zimmt«änr<>.  —  Ueber  Digltaiinnm  verum.  —  Ueber 
den  tberapenfttachen  Wcrth  des  Chlormethyls.  —  Bflehemehan.  —  Tertehledene  MIUheliaaffeD  i  Barthers  docht- 
loser Bc-nzinbreoner.  —  Portwein  und  andere  Spirituosen  für  Krankonkassen.  —  Zwo!  neue  Santoninreactlonen. 
—  Unreine  MIneialwaaserkrflge.  —  Ebermann 's  Mundwasser,  ete.  —  BrlefW^eheel«  —  AvselgeD« 


Cliemle  und  Pharrnacie. 


üeber  den  EinflnsB  des  Calcium- 
chlorids  anf  die  Fällang  des  Bleies 

als  Sulfid. 

Aus  Samarang  (Java)  geht  uns  die 
nachstehende  MittheiloDg  zur  Yeröffept- 
iichung  zu. 

Dr.  K.  H.  Mertens  in  SaroaraDg  beob- 
achtete, dass  Galciamehlorid  einen  lösen- 
den Einfluss  auf  Bleisulfid  in  schwach- 
saurer  (mineralsaurer)  Flüssigkeit  ausübt. 

,,Man  kann  danach  eine  verdünnte 
Lüsung  von  Bleichiorid  mit  einem  klei- 
nen Ueberschuss  von  Salzsäure  oder  Sal- 
petersäure, welche  mit  Schwefelwasser- 
stoff eine  starke  Reaetion  auf  Blei  giebt, 
gegen  Schwefelwasserstoff  völlig  unwirk- 
sam machen  durch  Hinzufügen  einer  Auf- 
lösung Yon  Calciumchlorid. 

Femer  kann  man  einen  bestehenden 
Niederschlag  von  Bleisulfid  (in  salzsaurer 
Flüssigkeit)  durch  Zusatz  einer  Lösung 
von   Calciumchlorid   zum  Verschwinden 

bringen." 

Veranlassung  zur  Beobachtung  dieser, 
wie  es  scheint,  bis  jetzt  unbekannten  ^) 
Verhältnisse    gab  ein  1  pOt.  Bleichlorid 


enthaltendes  Calcium  chloratum  puris- 
simum,  welches  beim  Einleiten  von 
Kohlensäure  in  die  wässerige  Auflösung 
desselben  einen,  auch  bei  10  Atmosphären 
Druck  nicht  wieder  in  Lösung  gehenden 
Niederschlag  gab. 

Wir  haben  die  obigen  Beobachtungen 
an  dem  uns  eingesendeten  Präparate  und 
auch  weiterhin  nachgeprüft  und  können 
dieselben  bestätigen:  In  der  wässerigen 
Lösung  des  bleihaltigen  Calciumchlorids 
giebt  Schwefelwasserstoff  sofort  einen 
schwarzen  Niederschlag,  der  auch  auf 
Zusatz  geringer  Mengen  von  Salzsäure 
nicht  verschwindet,  wohl  aber  bei  Zu- 
gabe von  grösseren  Mengen  derselben 
sofort  in  Lösung  geht,  so  dass  eine  farb- 
lose Lösung  erzielt  wird.  Verdünnt  man 
diese  mit  Wasser,  so  erscheint  das  Blei- 
sulfid wieder,  um  auf  weiteren  Zusatz 
von  Salzsäure  abermals  zu  verschwinden. 
Es  geht  also  daraus  hervor,  dass  von 
einer  Löslichkeit  des  Bleisulfids  in  Oal- 


■)  Fresenius  crw&hnt  in  seiner  „Anleitung  znr 
qualitativen  Chornischen  Analyse"  nur,  dass  ein 
grosser  Ueberschuss  von  Salzsäure  die  Fäll- 
ung von  Hleisulfid  hindere. 


274 


eiumclilorid  nar  bei  Gegenwart  eines 
grösseren  Ueberscbusses  von  Salzsäure 
die  Rede  sein  kann.  Dieser  Salzsäure- 
überschuss  braucht  aber  bei  Weitem  nicht 
so  gross  zu  sein  wie  der,  von  dem  Fre- 
senius erwähnt,  dass  er  die  Fällung  von 
Bleisulfid  verhindere. 

Wenn  das  Präparat,  wie  unser  Gewährs- 
mann uns  mittheilt,  in  mehreren  chemi- 
schen Instituten  Deutsehlands  untersucht 
und  als  bleifrei  befunden  worden  ist, 
so  ist  das  höchst  verwunderlich,  denn  bei 
Anwendung  der  zum  Ansäuern  üb- 
lichen Menge  Salzsäure  macht  sich  der 
die  Fällung  des  Bleies  als  Bleisulfid  hin- 
dernde Einfiuss  des  Galciumchlorids  noch 
nicht  bemerkbar;  ausserdem  giebt  die 
wässerige  (nicht  angesäuerte)  Lösung  des 
1  pCt.  Chlorblei  enthaltenden  Galcium- 
chlorids mit  Schwefelwasserstoff,  Ealium- 
chromat  und  Kaliumjodid  starke  Blei- 
reactionen.  Bed. 

Löslichkeit  des  Quecksilberjodids 
in  Jodmethylen. 

/.  W.  Betgers  weist  in  der  ZeiUchr.  f. 
anorg.  Ch.  1893,  252  daraaf  hin,  dass  das 
Quecksilberbijodid  in  dem  Jodmethylen  ein 
vorzügliches  Lösungsmittel  besitzt.  (Den 
sonst  gebräuchlichen  Lösungsmitteln  gegen- 
überverhält sich  das  Quecksilberbijodid  ziem- 
lich indifferent:  Alkohol,  Aether,  Schwefel- 
kohlenstoff wirken  nur  gering  lösend  ein  ,  in 
Wasser  ist  es  so  gut  wie  unlöslich.)  Abhängig 
ist  die  Lösungskraft  des  Jodmethylen  von  der 
Temperatur,  indem  sich  in  der  Wärme  un- 
verhältnissmässig  mehr  löst  als  in  der  Kälte. 
Beim  Erkalten  scheidet  es  sich  in  der  gelben 
Modification  wieder  aus.  Bei  100  ^  C.  lösen 
100  Gew.-Th.  Jodmethylen  16,6  Gew.-Th. 
Hg  Jg.  Bei  1800  C.  (Siedepunkt  des  Jodme- 
thylens 182  0)  löst  ebendieselbe  Gewichts- 
menge  58  Th.  Hg  Jg.  Vom  Verfasser  war  ur- 
sprünglich beabsichtigt  worden,  durch  die 
Vereinigung  beider  Körper ,  von  denen  jedes 
ein  hohes  spec.  Gewicht  besitzt,  eine  Flüssig- 
keit von  hohem  spec.  Gewicht  für  Mineral- 
analysen (Ph.  C.24, 563)  zu  erzielen,  welches 
Bestreben  von  einem  negativen  Erfolge  be- 
gleitet worden  ist.  Immerhin  bleibt  es  er- 
wähnenswerth,  für  das  Jodid  einen  unter  Um- 
ständen reichlich  lösungsfähigen  Körper  ge- 
funden zu  haben.  g^ 


Die    physikalische    Prüfong    der 
Desinfection  mit  Wasserdampf. 

Bezugnehmend  auf  den  Artikel  der  Pharm. 
Centralh.  No.  31 ,  1892:  „Ueber  das  Ein- 
dringen  des  Wasserdampfes  in  Desinfections- 
objecte"  von  DunÄ^er  dürften  weitere  Mittheil- 
ungen hierüber  von  Interesse  sein.  —  Nach 
den  bis  jetzt  gemachten  Beobachtungen,  ge- 
stützt auf  experimentelle  Untersuchungen,  ist 
es  unausbleiblich  nothwendig  bei  einer  ratio- 
nell durchgeführten  Desinfection ,  sich  wäh- 
rend der  Dauer  derselben  nicht  allein  über 
die  Dampfverhältnisse  innerhalb  des  Des- 
infectionsraumes,  sondern  auch  innerhalb  des 
Desinfectionsobjeetes  genau  zu  informiren. 
H.  C.  J,  Dufiher  in  Berlin  ist  es  gelungen, 
durch  vielfach  angestellte  Versuche  das  Ein« 
dringen  des  Dampfes  in  die  DesinfectioDs- 
objecte  durch  zweckentsprechende  Apparate 
zu  controliren  und  zwar  mit  Hilfe  von  be- 
sonders dazu  präparirten  Darmsaiten,  wie 
schon  früher  erwähnt.  Nachdem  nun  die 
Patentirung  des  Dampffeuchtigkeits- 
messers (Fig.  1)  von  Dtmker  erfolgt  ist,  be- 
schreibt jener  denselben  wie  folgt:  „a  ist  eine 
einfache,  mit  mehreren  seitlichen  Durchbohr- 
ungen versehene  Metallröhre,  welche  einer* 
seits  durch  einen  Metallstöpsel  b,  andererseits 
durch  einen  Hartgummistöpsel  m  verschlosseo 
wird.  An  dem  Metallstöpsel  ist  äusserlich  ein 
Metallstift  c  befestigt,  während  der  in  die 
Röhre  hineinragende  Theil  desselben  mit 
einer  Bohrung  versehen  ist ,  in  welcher  das 
eine  Ende  der  Darmsaite  e  befestigt  werden 
kann.  Das  andere  Ende  der  Darmsaite  wird 
von  der  Bohrung  f  des  Metallcylinders  g  auf- 
genommen, an  welchem  letzteren  noch  ein 
dünner  Metallring  A  und  ein  MetallsUft  t  an- 
gelöthetist,  die  die  innere  Wandung  der  Bohre 
a  nicht  berühren  dürfen.  Bevor  die  Darmsaite 
beiderseits  befestigt  wird,  schiebt  man  ein 
leichtes  geschlitztes .  oder  mehrfach  durch- 
bohrtes Metallröbrchen  n  über  sie.  In  das 
der  Bohrung  für  die  Darmsaite  entgegen- 
gesetzte Ende  des  Metallcylinders  g  ist  ein 
Metallstift  k  eingelöthet,  welcher  von  dem  in 
den  Hartgummistöpsel  m  eingelassenen  and  , 
über  diesen  hinausragenden  Metallröbrchen  IV  I 
aufgenommen  wird  und  in  diesem  leicht  be- 
weglich ist.  In  dem  Metallrohre  a  befindet 
sich  inwendig,  in  der  Höhe  von  t  eine  Metall- 
leiste 0,  stark  genug,  um  bei  Drehung  der 
Darmsaite  mit  i  in  Berührung  kommen  so 


275 


müsBen.  Wenn  der  Apparat  in  der  Weise, 
wie  e«  die  ZeichnuDg  andeutet,  zusammen- 
gesetzt ist,  werden  c  und  l^  in  bekannter 
Wehe  durch  Leitungsdrähte  mit  einer  elek- 
trischen Batterie  und  einem  Läutewerk  ver- 
bunden. Nachdem  der  Apparat  dann  in  den 
zu  desinficirendcn  Gegenstand  eingelegt,  der 
Desinfectionsapparat  geschlossen  und  Dampf 
in  diesen  eingelassen  worden  ist,  wird  die 
Signalglocke  anschlagen,  sobald  die  Darm* 
saite  in  Folge  Einwirkung  des  Dampfes  eine 
halbe  Umdrehung  vollbracht  hat,  da  dann  t 
und  0  mit  einander  in  Berührung  gekommen 


n 


a 
h 

9 

i 


l 
m 


{X 


V 


Fig.   1. 


9 

e 
d 

f 


Fig    -i. 


sind  und  also  Strom  schluss  erzielt  worden  ist. 
Im  weiteren  Verlaufe  wird  i  über  o  hinweg- 
gleiten, wodurch  das  Läuten  unterbrochen 
wird.  Es  wird  aber  sofort  wieder  beginnen, 
sobald  f  und  o  bei  weiterer  Drehung  der 
Darmsaite  wieder  mit  einander  in  Berührung 
kommen.  Dieses  unterbrochene  Läuten 
währt,  bis  die  Windungen  der  Saite  aufgelöst 
sind  and  die  Verkürzung  so  weit  gediehen 
ist ,  dass  i  und  o  sich  nicht  mehr  berühren 
können.  Diese  Pausen  im  Läuten  währen,  bis 
die  Darmsaite  sieh  vollständig  zusammen- 
gezogen bat,  wodurch  das  Metallröhrcben  n 
durch  h  fest  gegen  den  Metallstöpsel  ange- 
druckt wird.  Von  diesem  Augenblick  an  er- 
tönt ein  nnunterbrochenes  Läuten.^    Neben 


oben  angeführtem  Apparat  verfertigte  Dtmker 
ferner  einen  Wärmemesser  (Fig.  2),  wel- 
cher von  den  bis  jetzt  gebräuchlichen  elektri- 
schen Thermometern  den  Vorzug  besitzt,  dass 
er  weit  schwerer  zerbrechlich  ist  und  ausser- 
dem sich  bequem  in  die  verschiedenartigsten 
Desinfectionsobjecte  verpacken  lässt.  Er  be- 
steht aus  einer  an  einem  Ende  offenen  Metall- 
halse a,  durch  deren  Boden  ein  Metallstift  h 
hindurchgeführt  ist,  welcher  letzterer  mit  einer 
über  das  offene  Ende  der  Hülse  binausepielen- 
den  Drahtspirale  c  in  elektrisch  leitender  Ver- 
bindung steht.  Als  Verschluss  für  das  offene 
Hülsenende  dient  ein  Stöpsel  d  aus  Hart- 
gummi^ welcher  einerseits  konisch  ausgebohrt 
ist.  Am  Grunde  dieser  konischen  Bohrung 
befindet  sich  eine  Metallplatte  e,  welche  mit 
einem,  den  übrigen  Theii  des  Stöpsels  durch- 
bohrenden und  über  diesen  hinausragenden 
Metallstift  f  direct  verbunden  ist.  Soll  der 
Wärmemesser  verwandt  werden ,  so  legt  man 
eine  dünne  Scheibe  einer  Metalllegirung  ^ 
derartig  in  die  konische  Höhlung  des  Stöpsels, 
dass  sie  mit  der  Metallplatte  am  Grunde  der 
konischen  Ausbohrung  nicht  in  Berührung 
kommt  und  verscbliesst  die  Hülse  so ,  dass 
das  freie  Ende  der  Drahtspirale  auf  die  Le- 
girung  drückt.  Verbindet  man  nun  die  End- 
drähte des  Wärmemessers  in  bekannter  Weise 
mit  einer  elektrischen  Batterie  und  einem 
Alarmapparat  und  erwärmt  den  Wärmemesser, 
so  wird  das  freie  Ende  der  Drahtspirale  bei 
erreichter  bestimmter  Temperatur  (80,  90, 
100  und  mehr  Grad  C.)  die  Legirung  durch- 
bohren und  mit  der  unter  dieser  liegenden 
Metallplatte  Stromschluss  bewerkstelligen, 
welche  Thatsache  durch  das  sofort  erfolgende 
Alarmsignal  angezeigt  wird.  —  Mit  Hilfe 
dieser  Desinfections  •  Control  -  Instrumente  ist 
es  nun  möglich,  die  nothwendige  Dauer  einer 
regelmässig  verlaufenden  Desinfection  genau 
zu  bestimmen,  sowie  eine  fehlerhaft  ver- 
laufende sofort  zu  erkennen.  —  Auch  über 
MetalUegirungen ,  welche  zur  Beurtheilung 
des  Desinfectionsdampfes  Verwendung  finden, 
hat  Dunker  Untersuchungen  angestellt  und 
hierbei  bestätigt,  dass  der  Schmelzpunkt  einer 
Metalllegirung  sich  beim  Umschmelzen  der- 
selben sehr  häufig  ändert,  so  dass  Temperatur- 
differenzen von  einem  bis  mehreren  Graden 
entstehen  können. 

Nachdem  Verfasser  die  Zuverlässigkeit  sei- 
ner Instrumente  zur  Genüge  kennen  gelernt 
hatte ,  stellte  er  mit  denselben  eine  grosse 


276 


Reihe  von  Versuchen  an  über  den  Desinfec* 
tionsverlauf  in  den  yerschiedenartig  constru- 
irten  Sterilisationsapparaten.  —  Das  Resultat 
seiner  Untersuchungen  ergab,   dass  die  An- 
sicht Grubera  ,  e6  sei  am  rationellsten ,  den 
Dampf  von  oben  in  den  Desinfectionsraum 
einzuführen,  richtig  ist.   Daher  giebt  Dunker 
allen  denjenigen  Desinfectionsapparaten  den 
Vorzug ,    in     deren    Desinfectionsraum    der 
Dampf  von  oben^)  eintritt,  da  sie  nicht  nur 
regelmässiger,    sondern    auch    rascher    und 
sicherer  desinficiren  als  solche,  in  denen  die 
Verdampfungsoberfläche  unmittelbar  mit  dem 
Desinfectionsraume  in  Verbindung  steht,  — 
Wie  liüppe  so  ist  auch  Dufiker^  gestützt  auf 
experimentelle  Beobachtungen,  der  Ansicht, 
Ttass  in  der  Desinfectionsprazis  der  ruhende 
gespannte  Dampf  allen  anderen  Dampfformen 
vorzuziehen  ist.  Jener  grossen  Versuchsreihe 
interessanter    Beobachtungen     reihen     sich 
ferner  Untersuchungen   an  über  die  zweck- 
raässigste  und  sicherste  Entfernung  der  an 
der    Oberfläche    von    Mikroorganismen    ver- 
dichteten atmosphärischen  Luftschicht.     Es 
ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass  die  Ober- 
fläche aller  starren  Körper  im  gewöhnlichen 
Zustande  mit  einer  unsichtbaren  Schicht  von 
verdichteter  Luft  und  verdichtetem  Wasser- 
dunst bedeckt  sind,  welche  oft  bei  Darstellung 
luftfreier     mikroskopischer    Dauerpräparate 
von  gewissen  Pflanzenfasern ,  Sporen  u.  s.  w. 
Schwierigkeiten    bereiten.     Zu   diesen   Ver 
suchen    bediente    sich   Verfasser    der   Lyco- 
podiumsporen  und  fand,  dass  die  verdichtete 
atmosphärische  Luft  auf  denselben  sich  am 
leichtesten  durch  einen  vollständig  gesättigten 
und  luftfreien  Dampf  entfernen  Hess.    Es  ist 
diese  Beobachtung  von  besonderer  Wichtig- 
keit  bezüglich  der  Vernichtung   der  patho- 
genen  Mikroorganismen ,  da  die  bedeutende 
Widerstandsfähigkeit    einiger    lufttrockenen 
pathogenen   Bacterien   gegen  Desinfections- 
mittel  wohl  zum  Theil  in  der  ihnen  fest  an- 
haftenden Luftschicht  zu  suchen  ist,  welche 
natürlich  erst  beseitigt  werden  muss,  bevor 
der  Dampf  auf  sie  einwirken  kann.  Sollte  die 
grosse  Widerstandsfähigkeit  z.  B.  der  Milz- 
brandsporen in   der  auf  ihnen  verdichteten 
atmosphärischen  Luft  zu  suchen  sein ,   was 

*)  Dieser  Forderung  entsprechen  7.  B.  die 
Desinfectionsapparate  von  Lautenschläger ^  Merke 
(Berl.klin.Wochenschr.  1892,930).  Osttrald,  der 
grosse  und  kleine  Apparat  von  liohrbeck  (Deutsch. 
Med. -Ztg.  1892,  1060),  Sulzer  (Corresp. -Bl.  f. 
Schweiz.  Aerzte  1893,  263) 


sehr  wahrscheinlich  ist,  so  hätten  wir  in  dem 
luftfreien  gesättigten  Dampf  das  sicherste 
Vernichtungsmittel  gegen  dieselben.  Wie  die 
frühere  Arbeit  von  Dunker,  so  giebt  auch 
diese  interessante  Untersuchung  auf  dem  Ge- 
biete der  Dampfsterilisation  der  Hygiene  zu 
weiteren  Forschungen  berechtigte  Veranlass- 
ung. W.  B. 
Nach  freundl.  einaes.  Sonderahdruck  aus 
Deutsch.  Med.-Ztg.  1892,  Nr.  85  flg. 


Ueber  die  modernen  Eisenflüssig- 

keiten. 

In  Nr.  34  der  Apothekerzeitung  warde  be- 
richtet, dass  der  „Verein  der  Apotheker  Ber- 
lins'Mn  seiner  letzten  Sitzung  den  Beschlussge- 
fasst  habe ,  zur  Darstellung  des  Liquor  Ferri 
peptonati  cum  Mangano*)  das  Ammoniam- 
citrat  durch  das  Natronsalz  zu  ersetzen. 
Die  hierauf  veröffentlichte  Vorschrift,  die 
übrigens  in  der  Menge  der  Tinctura  corticis 
Aurantii  augenscheinlieh  noch  einen  Druck- 
fehler (8  g  statt  3  g)  aufwies,  führte  jedoch 
gar  kein  Natriumeitrat,  sondern  unerklärlicher 
Weise  ebenfalls  wieder  Ammoniumeitrat  auf. 

Die  Nr.  37  der  Apotheker  •  Zeitung  bringt 
nunmehr  (ohne  der  in  Nr.  34  veröffeutlichten 
falschen  Vorschrift  auch  nur  Erwähnung 
zu  thun)  die  in  obengenannter  Sitznng  gegen- 
über der  kürzlich  erfolgten  Veröffentlichung 
(Apoth.Ztg.  1893,  Nr.  27)*)  neu  aufgestellte 
Vorschrift,  in  welcher  diesmal  Natriumeitrat 
Verwendung  findet,  zum  Abdruck. 

Gleichzeitig  wird  eine  den  Dieterich^ sehen 
Angaben  (Ph.  C.  29,  366)  entsprechende  Vor- 
schrift zu  Ferrum  peptonatum  angegeben. 

Wenn  die  Verbesserungen  der  Vor- 
schriften in  diesem  Tempo  fortschreiten  und 
namentlich  wenn  die  fehlerhaften  Veröffent- 
lichungen solcher  Vorschriften  keine  Richtig- 
Stellung  erfahren,  wird  eine  allgemeine  Con- 
fusion  in  dieser  Angelegenheit  nicht  lange 
auf  sich  warten  lassen.  Wir  müssen  deshalb 
vorläufig,  bis  man  sich  darüber  klargeworden 
ist,  welche  Vorschrift  endgültig  angenommen 
wird ,  auf  den  Abdruck  derselben  verzichten. 
•  Red. 

♦)  Vergl.  die  Vorschrift  auf  S.  225. 


Die  neue  d&nische  Pharmakopoe, 

welche  am  1.  AuguRt  1893  in  Kraft  treten  soll, 
ist  soeben  (50(1  Seiten  stark)  erschienen,  ^^ie 
ist  in  dänischer  Sprache  abfirefasst,  die  Be- 
nennung der  Arzneimittel  ist  lateinisch. 


277 


Zar  Revision  der  dritten  Ausgabe 

des  Arzneibuches  für  das 

Deutsche  Seich. 

Unter  der  Ueberschrift :  „Arbeiten  der 
Commission  des  Deutschen  Apotheker- Ver- 
eins zn  Bearbeitung  des  Arzneibuches" 
beginnt  die  vom  Deutacben  Apotheker- Verein 
zur  ReviBion  des  Deatschen  Arzneibuches  ge- 
wählte Commission  in  Nr.  36  der  Apotheker- 
Zeitang  mit  der  Veröffentlichung  ihrer  Ar- 
beiten. Wir  werden  unseren  Lesern  über 
diese  ,,  Arbeiten  zur  Bearbeitung  des  Arznei- 
buches^ (etwas  geschmackvoller  hätte  die 
Commission  die  Ueberschrift  wohl  wählen 
können!),  soweit  sie  überhaupt  etwas  Be- 
merkenswerthes  bieten ,  in  gleicher  Weise 
Bericht  erstatten,  wie  wir  es  bei  der  Revision 
der  Pharm.  Germ.  ed.  II  (Ph.  C.  26,  355  u. 
%.)  gethan  haben. 

Die  Commission  erachtet  es,  wie  aus  einer 
Anmerkung  hervorgebt,  als  ihre  Aufgabe,  die 
Artikel  des  Arzneibuches  nicht  allein  auf 
ihren  Inhalt,  sondern  auch  auf  ihre  Form, 
d.  h.  ob  sie  „in  gutem  Deutsch"  abgefasst 
sind ,  an  prüfen.  Das  ist  ein  sehr  verdienst- 
liches Vorhaben,  und  es  ist  lebhaft  zu  wün- 
schen, dass  die  Commission  ein  scharfes  Auge 
auf  das  „Deutsch"  des  Arzneibuches  haben 
möge.  Wir  werden  uns  erlauben,  auch  diesen 
Theil  der  Arbeiten  der  Commission  mit  zu 
besprechen  und  verweisen  zugleich  auf  einen 
denselben  Gegenstand  behandelnden  Artikel 
im  Jahrgang  33,  S.  343. 

Acidum  arsenicosum.  Der  Satz:  „In 
15  Th.  siedendem  Wasser  löst  arsenige  Säure 
sich,  wenn  auch  langsam,  auf*'  ist  in  Wegfall 
gekommen;  die  Auflösung  ist  eine  sehr  zeit- 
raubende und  gegenüber  der  Forderung,  dass 
sich  »rsenige  Säure  in  warmer  Ammoniak- 
flüssigkeit vollständig  lösen  muss,  eine  über- 
flüssige Arbeit.  Die  ammoniakaliscbe  Lösung 
ist  vor  dem  Zuaaiß  der  Salzsäure  mit  10  Th 
Wasser  zu  verdünnen^  um  etwaige  Ausfäliung 
von  arseniger  Säure,  wodurch  geringe  Mengen 
von  Schwefeiarsen  der  Wahrnehmung  ent- 
gehen wurden,  zu  verhindern. 

Im  ersten  Absatz  des  Artikels  Acid.  arsenic. 
bat  die  Commission  die  Worte  welche  (2. 
Zeile)^],  geben  (4.  Zeile)  und  verflüchtigen  (6. 
Zeile;  durch  iv^keSj  giebt  und  verflüchtigt  er- 
setzt ;  eine  Verbesserung  dürfte  das  kaum  zu 

>}  Die  Zeilenangaben  beziehen  sich  auf  den 
Text  des  Arzneibuches. 


nennen  sein,  denn  das  Pulver  sowohl  wie  auch 
die  Stücke  der  arsenigen  Säure  geben  im  Pro- 
birrohr erhitzt  ein  Sublimat  und  verflüchtigen 
sich ,  auf  Kohle  erhitzt.  Aber  der  Satz  ist 
überhaupt  nichts  werth ,  er  müsste  getheilt 
werden,  etwa  so:  „Weisse  porzellanartige 
oder  durchsichtige  Stücke  oder  ein  weisses 
Pulver.  In  einem  Probirrohr  vorsichtig  erhitzt, 
giebt  die  arsenige  Säure  ein  weisses  etc.**  — 
Im  zweiten  Absatz  ist  das  hier  ungeschickt 
angebrachte  Wort  „Präparat''  durch  „die  ar- 
senige Säure''  zu  ersetzen.  —  Der  dritte  Ab- 
satz endlich  bat  in  seiner  Fassung  durch  die 
Commission  eine  Aenderung  leider  nicht  er- 
litten und  es  hat  der  im  Arzneibuch  unzählig 
oft  vorkommende  Sprachfehler,  dass  ein  Satz 
im  Plural  begonnen  und  im  Singular  weiter 
geführt  wird,  auch  hier  seinen  Platz  behauptet. 
Kann  man  sich  von  dem  unglückseligen 
,,Werden"  (vergl.  E.  Dieterich,  Neues  Ma- 
nual ,  5.  Aufl. ,  Vorrede)  nicht  trennen ,  so 
müsste  der  Satz  zum  mindesten  so  lauten : 
„Werden  0,5  g  arsenige  Säure  mit  3  g  Ka- 
tiumbicarbonat  in  20  ccm  siedendem  Wasser 
gelöst  und  wird  diese  Losung  nach  dem  Er- 
kalten auf  100  ccm  verdünnt,  so  müssen 
10  ccm  der  letzteren  etc.'' 

Acidum  boricum.  Dem  ersten  Absatz  hat 
die  Commission,  um  das,  was  zu  sagen  ist, 
„in  gutem  Deutsch"  zu  sagen,  folgende  ver- 
änderte Fassung  gegeben:  ,, Farblose,  glän- 
zende, scbuppenförmige,  fettig  (nicht  „fett") 
anzufühlende  Krystalle,  die  in  25  Th.  kal' 
ten  Wassers,  in  3  Th.  siedenden  Wassers,  in 
15  Th.  Weingeist,  auch  in  Glycerin  löslich 
sind.  Sie  schmelzen  beim  Erhitzen  und  er- 
starren zu  einer  glasartigen  Masse."  Hinter 
„erstarren"  würde  wohl  „beim  Erkalten"  ein« 
zufügen  sein;  ,, kalten  Wassers"  und  „sie- 
denden Wassers"  wäre,  gemäss  der  Schreib- 
weise des  Arzneibuches  in  „kaltem  Wasser" 
und  „siedendem  Wasser^'  abzuändern. 

Acidum  chromicum.  Der  Artikel  hat  fol- 
gende Fassung  erhalten:  ,,Dunkelbraunrothe, 
8tahlglänzende,  in  Wasser  lösliche  Kryntalle, 
welche  beim  Erwärmen  mit  Salzsäure  Chlor 
entwickeln.  Die  wässerige  Lösung  der  Chrom^ 
säure  (1  ==  100)  darf  nach  Zusatz  von  Salz- 
säure  durch  Baryumnitratlösung  nicht  ver- 
ändert werden.  0,1  g  Chromsäure  sollen  nach 
dem  Glühen  1 0  ccm  Wasser  nach  dem  Filtriren 
kaum  merklich  gelb  färben/^ 

„In  gutem  Deutsch"  ist  die  neue  Fassung 
nicht  eben  ausgefallen;    der  erste  Satz  ist 


278 


falsch  coDstruirt,  denn  nicht  die  in  Wasser 
löslichen  Rrystalle  entwickeln  beim  Erwärmen 
mit  Salzsäure  Chlor ,  sondern  aus  der  Salz- 
säure wird  Chlor  entwickelt,  wenn  sie  mit 
Chromsäure  erwärmt  wird.  Der  letzte  Satz 
ist  nahezu  unverständlich ,  wahrscheinlich 
wollte  die  Commission  sagen,  dass,  wenn  0,1  g 
Chromsäure  geglüht  und  der  Rückstand  in 
10  com  Wasser  gelöst  wird,  die  Flüssigkeit 
nach  dem  Filtriren  nicht  merklich  gelb  ge- 
färbt sein  darf.  —  Die  Angabe  der  Lösungs- 
verhältnisse durch  1  =  10,  1  =  100  etc.  ist 
so  oft  schon  getadelt  worden  (Ph.  C.  32,  39), 
dass  die  Commission  wirklich  auf  eine  Aen- 
derung  bedacht  sein  sollte. 

Acidum  hydrochloricam.  Bei  der  Prüfung 
mit  Schwefelwasserstoff  soll,  um  die  Reaction 
zu  verschärfen,  die  Salzsäure  vorher  annähernd 
mit  Ammoniak  gesättigt  werden;  diese  Prüf- 
ung ist  in  einen  besonderen  Satz  gebracht 
worden  und  lautet  nun  so :  „Wird  Salzsäure 
mit  Ammoniakflüssigkeit  bis  zu  schwach 
saurer  Reaction  abgestumpft ,  so  darf  durch 
Schwefelwasserstoffwasser  keine  Veränderung 
erfolgen."  Richtiger  wäre  wohl  zu  sagen: 
,  .  .  ,  so  darf  sie  durch  ....  erleiden.  — 
Die  Vorschrift  zur  Prüfung  auf  Arsen  hat 
ihren  jetzigen  Wortlaut  behalten,  nämlich: 
„Wird  1  ccm  Salzsäure  mit  3  ccm  Zinn- 
chlorürlösung  versetzt,  so  darf  im  Laufe  einer 
Stunde  eine  Färbung  nicht  eintreten.**  Muss 
man  sich  da  nicht  fragen ,  wo  eine  Färbung 
nicht  eintreten  darf,  es  wäre  doch  viel  klarer 
zu  sagen:  ,}  •  .  .  so  darf  sich  die  Mischung 
im  Laufe  einer  Stunde  nicht  färben."  —  In 
der  Anordnung  des  Textes  ist  eine  zweck- 
mässige Aenderung  (die  sich  wohl  auf  alle 
flüssigen  Säuren  erstrecken  wird)  getroffen 
worden,  indem  nämlich  die  Angaben  über  das 
speeiflsche  Gewicht  und  den  Gehalt  an  Chlor- 
wasserstoff nicht  mehr  unter  die  Eigenschaften 
(in  den  ersten  Abschnitt  des  Textes),  sondern 
unter  die  Prüfungsvorschriften  eingereiht 
werden. 

Acidum  lacticum.  Im  zweiten  Absatz,  die 
Prüfung  mit  Schwefelsäure  betreffend,  ist 
zwischen  „letztere"  und  „nicht"  ,,innerJmlb 
15  Minuten**  eingeschaltet  worden.  —  Die 
Prüfung  mit  Kalkwasser  ist  als  zwecklos  ge- 
strichen, dagegen  wird  eine  Gehaltsbestimm- 
ung (Ph.  C.  32,  54)  gefordert:  „4,5  g  der 
Säure  müssen  37,5  bis  38  ccm  Normal-Kali- 
lauge sättigen." 

Auf  die  falsche  Construction  des  dritten 


Absatzes  des  Textes  ist  früher  schon  (Ph.  C. 
33,  345)  hingewiesen  worden ;  es  handelt  sich 
hier  nicht  um  die  Prüfung  von  Aether,  son- 
dern um  die  von  Milchsäure,  es  sollte  deshalb 
heissen:  „Wird  1  ccm  Milchsäure  tropfen- 
weise zu  2  ccm  Aether  gemischt,  so  darf  lets- 
terer  weder  vorübergehend  noch  dauernd  eine 
Trübung  erleiden."  g. 


lieber  den  Amldoacetfildehjd;  E.  Fischer: 
Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  26,  92.  In  der  aroma- 
tischen Gruppe  sind  bereits  mehrere  Amido- 
aldehyde  dargestellt,  nicht  so  in  der  Fettreihe. 
Hier  ist  nur  der  kfirzlich  von  Wolffenstein  ge- 
wonnene Amidovaleraldehvd  bekannt  geworden. 
Um  nun  den  einfachsten  Vertreter  dieser  merk- 
würdigen KOrperklasse  zu  gewinnen,  hat  Fischer 
die  Spaltung  des  seit  mehreren  Jahren  be- 
kannten Amidoacetals  NH. .  CH, .  CH  (OC,  H»), 
durch  Säuren  benutzt.  Es  gelang  Fischer  dieses 
Ziel  zu  erreichen,  indem  er  Amidoacetal  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  mit  concentrirter  Sah* 
sfinre  zersetzte.  Das  Eintragen  der  Base  in  die 
Säure  muss  allerdings  unter  bestimmten  Vor- 
sichtsmassregeln geschehen. 

Den  BeschlQssen  des  Genfer  Coneresses*')  ent- 
sprechend nennt  Fischer  den  Amidoacetaldehyd 
Aethanalamin  und  giebt  im  Anschluss  hier- 
an eine  Uebersicht  der  neuen  Bezeichnungen  ffir 
die  nahe  verwandten  Körper: 

CH,.OH 

I  (Aethylenglycol)  =  Aethandiol 

CH,  OH 

COH 

I         (Glyoxal)  =  Aethandial 
COH 

CH,  NH« 

I  (Aetbylendiamin)  =  Aethandiamin 

CHaNH, 

COOH 

I  (Oxalsäure)  =  Aethandisäure 

COOH 

CH,.OH 

I  (Glycolaldehyd)  =  Aethanolal 

COH 

CHj.NH« 

I  (Amidoessig8äure)=Aethanamins&ure. 

COOH  Th. 


*)  Ph.  C.  88,  272. 

lieber  einige  Aether  der  GallussSure  und 
der  Dibronigallnssfture.  Von  A.  Bieirix;  Ball 
soc.  chim.  7, 623.  Lässt  man  auf  Gallassänre&ther 
überschüssiges  Brom  einwirken,  so  erhält  man 
Dibromgall  US  säure  fit  her  der  Zusammen- 
setzung CftBr,(0H)aC00CaH5  und  vom  Schmeli- 
punkt  137°.  Der  Gallussäuremethyläther, 
welcher  durch  Sättigen  einer  Losung  von 
Gallussäure  in  Methylalkohol  mit  Chlorwasser- 
stoff erhalten  wird,  bildet  lange,  etwas  grflu 
gefärbte  Nadeln,  die  kry stall wasseifirei  bei  112^ 
schmelien.  Th, 


279 


Phaimaceatische  Oesellschaft 

Sitzang  am  Donnentag,  den  4.  Mai  1893 

in  Berlin. 

Herr  Professor  Dr.  A,  Pinner  erö£fnete  den 
wiBsenschaftlichen  Tlieil  des  Abends  mit 
einem  Vortrage  über 

Nicotin. 

Redner  fahrte  ans,  dass  als  Ansgangs- 
material  für  die  Ermittelnng  der  Constitution 
des  Nicotins  sich  ihm  Bromderivate  des- 
selben als  am  branchbarsten  erwiesen  hätten. 
Zunächst  war  aber  eine  Klarstellung  der  ver- 
schiedenen Literatnrangaben  über  die  Ein- 
wirkung des  Broms  auf  das  Alkaloid  dnrch- 
ans  nothwendig. 

Anf  die  freie  Base  ist  die  Einwirkung  des 
Broms  so  heftig,  dass  auch  bei  Anwendung 
eines  Verdünnungsmittels  eine  Verschmier- 
Dog  leicht  eintritt.  Besser  ist  es,  auf  brom- 
wasserstofifsanres  Salz  Brom  einwirken  zu 
lassen.  Man  erhält  dann  eine  gelbrothe  Ab- 
scheidnng  einer  Verbindung,  welche  ledig- 
lich ein  Additionsproduct  Ton  4  Atomen 
Brom  zum  bromwasserstoffsaureu  Nicotin  ist. 
Erst  bei  höherer  Temperatur  beginnt  die 
eigentliche  Einwirkung  des  Broms,  und  es 
bilden  sich  zwei  Verbindungen ,  von  denen 
eine  das  Perbromid  einer  neuen  Base  und 
CioHuNgOBrg,  d.h.  CioHioBrjNjO .  HBr .  Br^, 
die  andere  das  bromwasserstoffsaure  Salz 
einer  zweiten  Base  und  CiQH9N202Br3, 
d.  h.  Ci0Hg6r2N2O2  .  HBr  zusammengesetzt 
ist.  Das  Perbromid  ist  gelbroth  gefärbt,  das 
zweite  Salz  farblos. 

Da  diese  beiden  Verbindungen  Ausgangs- 
material für  die  Darstellung  einer  Reihe 
anderer  Stoffe  geworden  sind ,  so  haben  die 
den  beiden  Producten  zu  Grunde  liegenden 
Basen  besondere  Namen,  und  zwar  die  Base 
^io^ioB''2^2^  den  Namen  Dibromcotinin 
und  die  Base  CjoHgBr2N202  den  Namen 
Dibromticonin  erhalten.  Diebromfreien 
Basen,  von  denen  die  eine  bereits  dargestellt 
ist,  wurden  demnach  CiqHi2^2^  „Cotinin", 
^10^10^2^2  „Ticonin^  genannt. 

Von  besonderem  Interesse  ist  das  Ver- 
halten des  Dibromcotinins  und  des  Dibrom- 
ticonins  gegenüber  stärkeren  Beductions- 
mitteln. 

UebergiesBt  man  das  Perbromid  des  Di- 
bromcotinins mit  verdünnter  Salzsäure  und 
fogt  nach  und  nach  Zinkstaub  hinzu,  so 
l58en  sich  die  rothen  Krystalle  und  man  er- 


hält eine  Flüssigkeit,  welche,  wenn  die  Ein- 
wirkung des  Zinkstanbes  unter  Erwärmung 
erfolgt  ist,  etwas  Nicotin,  im  Uebrigen  aber 
lediglich  bromfreies  Cotinin  Cio^i2^2^  ^^^' 
hält. 

Das  Cotinin  ist  eine  feste,  bei  50^  schmel- 
zende Krystallmasse,  welche  bei  330<^  fast 
vollkommen  unzersetzt  destillirt,  sehr  leicht 
in  Wasser,  Alkohol,  Chloroform  u.  s.  w.  sich 
lOst  und  eine  starke  einsäurige  Base  ist. 

In  gleicher  Weise,  d.  h.  in  saurer  Lösung 
das  Dibromticonin  C|oHgBr2N202  zu  redu- 
ciren,  gelingt  nicht,  weil  die  SsAze  zu  schwer 
in  Wasser  sich  lOsen.  Da  aber  das  Dibrom- 
ticonin sehr  leicht  von  Alkalien  aufgenom- 
men wird,  so  kann  man  es  bequem  mit  Zink- 
staub in  alkalischer  Lösung  reduciren.  Ver- 
wendet man  hierbei  eine  warme  alkalische 
Lösung ,  so  entsteht  Methylamin  und 
ausserdem  ein  mit  sauren  Eigenschaften  be- 
gabter Körper  von  der  Zusammensetzung 
C9H11NO4. 

Am  meisten  Interesse  aber  beansprucht 
die  Zersetzung  des  Dibromcotinins  und  des 
Dibromticonins  durch  Säuren  und  durch 
Basen ,  weil  dadurch  Licht  über  die  Consti- 
tution des  Nicotins  verbreitet  wurde. 

Besonders  hat  die  Einwirkung  vonBaryum- 
hydroxyd  auf  das  Dibromcotinin  nach  dieser 
Richtung  hin  Aufschluss  gegeben. 

Kocht  man  Dibromcotinin  mit  Baryum- 
hydroxyd ,  so  geht  in  grossen  Mengen 
Methylamin  über.  Ausserdem  entsteht 
Oxalsäure ,  welche  man  leicht  in  dem  in  der 
Flüssigkeit  befindlichen  Barytniederschlage 
nachzuweisen  vermag.  Aber  nur  in  sehr 
kleiner  Menge  entsteht  als  drittes  Spaltungs- 
product  eine  mit  dem  Methylamin  überdestil- 
lirende  Base,  welche  der  Formel  C7H7NO 
entspricht  und  höchst  wahrscheinlich  Me- 
thylpyridylketon  C5H4N  .  CO  .  CH3  ist. 
In  diesen  drei  Bruchstücken  haben  wir,  ab- 
gesehen vom  Sauerstoff,  das  gesammte  Mole- 
kül des  Nicotins  enthalten. 

Aus  der  Zersetzung  des  Dibromticonins 
folgt,  dass  das  Nicotinmolekül  aus  den  Thei- 
len  besteht: 


C5H4N— C- 

Rest  der 
Nicotinsäure. 


C— y— — C  — 

Rest  der 
Malonsäare. 


— N— CHg 

Rest  des 
Methylamins. 


Berücksichtigt  man  beide  Zersetzungen 
zugleich ,  so  folgt  daraus ,  dass  im  Nicotin- 
molekül mit  einem  Pyridinkem  verbunden 


280 


sein  niQSsen  vier  Kolilenstoffatomo  hinter 
einander  and  mit  dem  letzten  der  Tier  C  noch 
das  NCH3. 

Nun  hat  das  Nicotin  die  Zusammensetz- 
ung C|oH^4N2 ;  von  den  vorhandenen  nenn 
freien  Affinitäten  müssen  sieben  durch 
Wasserstoflfatome  in  Ansprach  genommen 
sein.  Andererseits  geht  aas  den  bisher  be- 
kannten Eigenschaften  des  Nicotins  mit 
ziemlicher  Sicherheit  hervor,  dass  das  Al- 
kaloid  eine  bitertiäre  Base  ist,  dass  also  an 
dem  Stickstoff  des  NCH3  kein  Wasserstoff 
lißh.  befindet.  Folglich  mass  dieses  Stick- 
Btoffatom  mit  einem  der  vier  Kohlenstoffatome 
noch  verbanden  sein. 

Redner  hält  folgende  Constitution  des 
Nicotins 

g Q 

HC       C C— Cv 

II        I  I         >CH2 

HC       CH      N— C/ 

X/  I      B, 

N  CH3 

für  diejenige,  welche  die  grösste  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  hat. 

Dr.  H.  Thoms  sprach  sodann  über 

Dulcin  (p  -  Phenetolearbaniid). 

Mit  dem  Namen  Dulcin  ist  seiner  hervor- 
ragenden Süsskraft  wegen  das  p  -  Phcnetol- 
carbamid  bezeichnet  worden,  welcher  Körper 
zuerst  von  Berlinerblau  durch  Erhitzen  von 
salzsaurem  p  -  Phenetidin  und  Kaliumcyanat 
gewonnen  wurde.  Nach  einem  neueren  von 
Berlinerblau  entnommenen  Patente  lässt  man 
zwecks  Darstellung  des  Körpers  1  Mol.  Kohlen- 
oxjchlorid  auf2MoLp-Phenetidin  einwirken : 

2C6H4<2g»^+COCl2  = 

p^^NHCßU^OCgHß     p  „  ^OCgHß 
^^<C1  +^6"^^NH2.HC1 

und  bringt  das  entstandene  chlorhaltige 
Zwischenproduct  mit  Ammoniak  zusammeui 
worauf  eine  Auswechselung  des  Chloratoms 
gegen  Amid  erfolgt : 


p^^NHCßH^OCjHö 
^^^NH, 


Thoms  ist  nun  auf  einem  anderen  und 


vortheilhafteren  Wege  zum  p  -  Phenetolcarb- 
amid  gelangt. 

A.  Fleischer  hat  zuerst  nachgewiesen,  dass 
gewöhnlicher  Harnstoff  mit  Anilin  in  der 
Hitze  in  der  Weise  reagirt,  dass  unter  Am- 
moniakabspaltung  Monophenylharnstoff  ge- 
bildet wird: 

C6H5NH2  +  C0(NH2)2  = 


CO<^,^^^6^5  "h  NH 


■NH 


8 


3 


Es  war  zu  erwarten ,  dass  sich  auch  das 
p- Phenetidin  gegenüber  dem  Harnstoff  in 
analoger  Weise  verhalten  würde.  Hiotns  fand 
diese  Voraussetzung  bestätigt.  Wurden  äqui- 
molekulare Mengen  von  p- Phenetidin  und 
Harnstoff  bei  160^  einige  Stunden  lang  er- 
hitzt, so  erfolgte  unter  AmmoniakabppaltuDg 
die  Bildung  von  p-Phenetoicarbamid.  An 
Stelle  des  freien  Phenetidins  kann  man  auch 
das  salzsaure  Salz  verwenden  und  dieses  mit 
der  äquimolekularen  Menge  Harnstoff  zusam- 
menschmelzen,  um  p-Phenetolcarbamid  za 
erhalten.  Als  Nebenproduct  entsteht  hierbei 
Ammoniumchlorid : 


NH2  .  HCl 


NH, 


CO<J5{}^6H40Coll5  ^  jjH^Cl 

Auch  beim  Kochen  der  wässerigen  Los- 
ungen von  salzsaurem  Phenetidin  und  Harn- 
stoff wird  p-Phenetolcarbamid  gebildet. 

Aber  selbst  bei  Verwendung  eines  Ueber- 
schusses  an  Harnstoff  lässt  sich  bei  diesen 
Reactionen  die  nebenhergehende  Bildung  des 
DisubstitutionsproducteSyddsDiparaphenetol- 

harnstoffs  j^HCeH.OC^H, 

^^^^NHCgH^OCaHg 

nicht  vermeiden.  Dieser  KOrper  wurde  früher 
von  Thoms  auf  anderem  Wege  erhalten  und 
in  der  Pharm.  Centralb.  1892,  Nr.  12,  S.166 
beschrieben.  Das  Diparaphenetolcarbamid 
ist  ein  in  Wasser  unlöslicher,  in  Alkohol 
schwer  löslicher,  bei  224^  schmelzender  Kör- 
per, welcher  im  Gegensatz  zum  Mooosub- 
stitutionsproduct  nicht  süss  schmeckt. 

Dieses  Diparaphenetolcarbamid  lässt  sieh 
aber,  wie  Thoms  fand,  nahezu  quantitativ  in 
das  p - Phenetolcarbamid  überführen,  wenn 
man  äquimolekulare  Mengen  jenes 
und  gewöhnlichen  Harnstoffs  im 
Autoclaven  einige  Stunden  lang 
bei  1600  erhitzt: 


281 


Es  fiodet  zufolge  dieser  Reaction  gleicL- 
sazD  eio  Aasgleich  des  einen  Phenetidinrestes 
gegen  eine  Amidgrnppe  statt. 

Thoms  versnchte  nun  ferner,  auch  andere 
Derivate  der  Kohlensäure  in  Keaction  treten 
zu  lassen  und  stellte  fest,  dass  sowohl  carh- 
aminsaures  Ammonium,  wie  kohlensaures 
Ammonium  mit  Diparaphenetolcarbamid  im 
Aatoclayeii  bei  160  ^  erhitzt  p-Phenetol- 
carbamid  lieferten.  Verwendet  man  gleiche 
Moleküle  der  betreffenden  Körper,  so  spalten 
sich  in  ersterem  Falle  1  Mol.  Wasser,  in  letz- 
terem 2  Mol.  Wasser  ab : 

PQ^NHCeH40C2H5  ,  p^   J^Hg   _ 

2  CO<:^2^«^*^^2^6  +  2  HgO 

DieAnsbenten  an  p-Phenetolcarbamid  bei 
diesen  Verfahren  sind  aber  nur  sehr  rnftssige, 
was  darin  seinen  Grund  hat,  dass,  wie  Thoms 
experimentell  nachweisen  konnte,  das  sieh 
abspaltende  Wasser  unter  Druck  auch  zer- 
legend auf  das  Diparaphenetolcarbamid  ein- 
wirkt, indem  dasselbe  unter  Entwiekelnng 
von  KohlensAnre  in  p-Phenetidin  zurüek- 
verwandelt  wird : 

co<r"^^^ö^*^^«^*  4-  ILO — 

^^^^HC6H40C2H5^  ^^ 
2  C6H4<^  H*f  ^  +  CO, 

lu  gleieber  Weise  erleidet  auch  das  Mono« 
sobstitationsprodoct,  das  Dulcin,  durch  Was- 
ser unter  Dmek  eine  Zerlegung,  indem  hierbei 
neben  p-Pheneiidin  saures  Ammoniumcarbo- 
oat  gebildet  wird: 

^^<n£^*^*^^*^+  2  H,0  « 


Tham$  beschreibt  das  Du  lein  als  farb- 
lose Nadeln,  die  bei  173  bis  174  ^  schmelzen. 
I>«xi  Ton  BerUnerUau  für  das  p-Phenetol- 


carbamid  angegebenen  Schmel/^punkt  160^ 
hat  Thcm$  nicht  bestätigt  gefunden.  Das 
Dnlcin  löst  sich  bei  150  in  800  Tb.  Wasser 
and  wird  von  50  Th.  kochenden  Wassers 
aufgenommen.  In  Alkohol  von  90  pCt.  ist 
es  1  :  25  lOslich.  Erhitzt  man  Dulcin  über 
seinen  Schmelzpunkt,  so  wird  es  unter  Aus- 
stossung  ammoniakalischer  Dämpfe  in  Dipara- 
phenetolcarbamid fibergeführt. 

Als  Merkmale  der  Reinheit  kommen  für 
das  Dulcin  die  Farblosigkeit  der  Krjstalle, 
der  Schmelzpunkt  und  die  Eigenschaft,  sich 
in  kalter  concentrirter  Schwefelsäure  farblos 
kvl  lösen,  in  Bstracht. 

Redner  zeigte  Dulcin  in  Krystallen  und 
Pulver,  sowie  Dulcintabletten  der  Firma 
/.  D.  Biedel  vor.  Die  Tabletten  wiegen 
0,25  g,  enthalten  den  zehnten  Theil  au 
Dulcin,  entsprechen  also  bei  einer  Süsskraft 
des  Dulcins  von  1 :  200  einem  Stück  Rohr- 
zucker von  5  g.  Für  Diabetiker  wird  als  Ver- 
dünnungsmittel des  Dulcins  Mannit  benutzt. 

Im  Anschluss  an  die  vorstehenden  Aus- 
führungen besprach  Herr  Dr.  J,  Stahl 

Die  phjsiologische  Wirkung  des 
Daicins  aaf  den  Thierkorpen 

Um  über  eine  etwaige  Gifbwirkung,  die 
das  Präparat  ausüben  könnte,  zur  Klarheit 
AVL  kommen,  hatte  Redner  diese  Versuche 
nicht  allein  auf  die  Fütterung  von  Thieren, 
die  Beibringung  per  os  beschränkt,  es  musste 
auch  festgestellt  werden ,  ob  irgend  welche 
anormale  Erscheinungen  bei  den  Einführ- 
ungen durch  Einspritzung  in  das  Unterhant- 
zellgewebe oder  in  die  Blutbahnen  auftreten 
würden. 

Die  Einführung  in  den  Verdaunngstractns 
wurde  auf  zweierlei  Weise  ausgeführt,  ein- 
mal in  Kapseln,  die,  je  0,5  g  Dulcin  fassend, 
dem  Thiere  in  die  Speiseröhre  gesteckt  wurden 
und  von  hier  in  den  Magen  gelangten,  ferner 
mit  einem  weitlumigen  Katheter.  Dasselbe 
wurde  bis  in  den  Magen  geleitet  und  durch 
diese  Magensonde  dann  abgewogene  Mengen 
Dulcins,  in  Wasser  von  Körpertemperatur 
möglichst  fein  aufgeschlämmt,  mittelst  einer 
oben  auf  das  Katheter  gesetzten  Pipette  ein* 
geführt. 

Als  Versuchsthiere  wurden  Kaninchen  und 
Hunde  verwendet.  Bei  dem  Kaninchen  war 
nach  der  Gabe  für  kurze  Zeit  ein  Nachlassen 
der  Fresslust  bemerkbari  am  darauffolgenden 


282 


Morgen  frass  es  jedoch  in  normaler  Weise 
und  vertrug  die  fortgesetzten  Gaben  sehr  gnt. 
Einem  anderen  Kaninchen  wurden  2  g  Dalcin 
mit  einem  Mal  yerabreicht.  Es  zeigte  sich 
hier  eine  yornbergehende  Störung  in  dem 
Wohlbefinden  des  Thieres.  Hervorzuheben 
ist  jedoch,  dass  die  Beibringung  der  Kapseln 
in  so  grosser  Zahl  (4  Kapseln  ä.  0,5  g  Dnlcin) 
nur  durch  Anwendung  beträchtlicher  Gewalt 
(Einstopfen  derselben  bei  gesperrtem  Maule 
des  Thieres  mit  dem  Finger  in  die  Speise- 
röhre) und  zu  grösstem  körperlichen  Un- 
behagen des  Thieres  sich  ermöglichen  lässt. 
Bei  diesem  Versuche  liess  sich  eine  massige 
Herabsetzung  der  Körpertemperatur  be- 
merken, von  38,50  auf  37,70  c.,  die  wohl 
der  Wirkung  desDulcins,  in  so  grosser  Menge 
beigebracht,  zuzuschreiben  ist.  Diese  Herab- 
setzung der  Temperatur  war  bei  Beibringung 
von  1  g  Substanz  eine  sehr  kleine,  von  38,8  ^ 
auf  38,5^0.  Immerhin  ist  durch  diesen 
Versuch  festgestellt  worden,  dass  das  Dulcin 
in  grösserer  Menge  eingeführt,  zu  störenden 
Nebenerscheinungen  führen  kann.  In  praxi 
dürften  jedoch  so  starke  Gaben  des  Körpers 
(2  g  Dulcin  entsprechen  400  g  Bohrzucker) 
niemals  gegeben  werden. 

Um  festzustellen,  wie  fortgesetzte  Gaben 
von  Dulcin  wirken ,  und  ob  etwa  bei  diesem 
Körper  eine  accumulative  Wirkung  sich  be- 
merkbar macht,  wurde  einem  dritten  Kanin- 
chen alle  24  Stunden  je  1  g  des  Präparates 
mittelst  der  Schlundsonde  an  sieben  auf  ein- 
ander folgenden  Tagen  beigebracht.  Das 
Tbier  gewöhnte  sich  sehr  schnell  an  das  Prä- 
parat. Nur  am  ersten  Tage  war  eine  Herab- 
minderung der  Körpertemperatur  bemerkbar, 
schon  am  zweiten  Tage  konnte  eine  gleiche 
Erscheinung  nicht  mehr  beobachtet  werden. 
Das  Thier  bot  während  der  ganzen  Dauer 
des  Versuchs  den  Anblick  eines  durchaus 
gesunden  und  normalen  Individuums.  Eine 
auf  die  Daner  schädigende  Ein- 
wirkung des  Dulcins  war  mithin 
nicht  ersichtlich. 

Die  Einführung  des  Dulcins  durch  sub- 
cutane Injection  wurde  in  der  Weise  vor- 
genommen, dass  ein  junges  Kaninchen  an 
sechs  auf  einander  folgenden  Tagen  je 
0,0225  g  Dulcin  in  Wasser  von  37  <>  C. 
(Körpertemperatur)  gelöst  beigebracht  er- 
hielt. Von  einer  irgend  nachtheiligen  Ein- 
wirkung des  Präparates  auf  den  Organismus 
war  hier  eben  so  wenig  etwas  wahrzunehmen, 


wie  bei  der  nachfolgenden  an  einem  Hunde 
und  einem  Kaninchen  vorgenommenen  Ein- 
führung durch  intravenöse  Injection  (in 
ersterem  Falle  0,0645 ,  in  letzterem  0,028  g 
Dulcin). 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  gelan^ft 
Stahl  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Dulcin,  auch 
bei  fortgesetzten,  recht  beträchtlichen  Gaben, 
irgend  welche  Schädigungen  in  dem  thier- 
ischen  Organismus  nicht  hervorruft.  Erst 
bei  sehr  grossen,  in  praxi  nicht  zur  Anwend- 
ung kommenden  Gaben  treten  störende,  je- 
doch bei  Aussetzung  weiterer  Gaben  bald 
wieder  verschwindende  Nebenerscheinungen 
auf. 

Zu  ähnlichen  Resultaten  ist  übrigens  auch 
Prof.  Kossei  gelangt,  der  über  seine  an  Hän- 
den und  Kaninchen  vorgenommenen  Fntt-er- 
ungsversuche  mit  Dulcin  in  der  Physiolog- 
ischen Gesellschaft  zu  Berlin  am  7.  April 
1893  berichtete.  Dosen  bis  zu  2  g  wurden 
von  Kaninchen  von  1800  bis  2000  g  Körper- 
gewicht gut  vertragen,  ebenso  von  Hunden 
Dosen  bis  zu  einer  Menge  von  0,1  g  pro  Kilo 
Körpergewicht  auch  bei  wiederholter  Ein- 
führung. Grössere  einmalige  Gaben  von  4  g 
und  10  g  Dulcin  riefen  nsLch  Kossei  bei  Hun- 
den Symptome  des  Uebelbefindens  hervor, 
die  jedoch  bald  wieder  schwanden.  Fort- 
gesetzte Gaben  von  2  g ,  später  4  g  täglich, 
bewirkten  Verfall  bei  den  Thieren ,  der  bei 
weiterer  Einführung  des  Dnlcins  zum  Tode 
geführt  haben  würde.  Nach  Einstellung 
weiterer  Gaben  erholten  sich  die  Thiere  ziem- 
lich schnell.  Hierbei  ist,  wie  Kossd  aus- 
führt, zu  bedenken,  dass  2g  Dulcin  400g 
Zucker  entsprechen,  und  dass  bei  abnorm 
hohen  Gaben  wohl  kein  Gennssmittel  ohne 
Schädigung  ertragen  wird. 

Auch  FaschJöis  (Therap.  Bl.  1893 ,  Nr.  8) 
fand,  dass  Kaninchen  un^  Hunde  Gaben 
von  1  g  pro  die  ohne  Schaden  ertrugen. 

Prof,  Ewald  hat  Einführungen  des  Dnlcins 
in  den  menschlichen  Organismus  vorgenom- 
men. Störende  Nebenwirkungen  wurden 
nicht  beobachtet.  Es  wurden  Mengen  bis  zu 
1,5  g  Dulcin  pro  die  genommen.  Im  Gegen- 
satz zum  Saccharin,  das  bei  fortgesetzter  Ein- 
gabe wegen  seines  „künstlich  süssen"  Ge- 
schmackes von  den  Patienten  nur  ungern  auf 
die  Dauer  genommen  wird,  ist  das  Dnlcin 
bisher  gut  vertragen  und  seines  rein  süssen 
Geschmackes  wegen  stets  gern  genommen 
worden.  3% 


283 


Therapeutische  Hlttheiluniren« 


üeber  Diabetikerbrote. 

Am  Schlüsse  seiner  Arbeit  über  Dia- 
betes spricht  Helhig  (Ph.  C.  84,  271)  seine 
Verwunderung  darüber  aus,  dass  L.i'Vömm 
die  von  mir  ausgeführten  Analysen  seiner 
Conglutinbrole  als  Empfehlung  in  seiner 
gesohäfllichen  Ankündigung  beigegeben 
habe.  Nach  meinen  Analysen,  citirt 
Helhig,  betrage  der  Gehalt  an  Kohle- 
hydraten : 

in  Conglutinbrot  462/3  pCt., 

„  Conglutinschnitten  64,48   „ 

„  Weizenbrot    51  bis  56,5   „ 

„  Coramissbrot  46  V3   „ 

Jeder  Leser  muss  daraus  den  Schluss 
ziehen,  dass  JPVotwm's  Conglutinbrole  eher 
mehr  als  weniger  Kohlehydrate  enthalten, 
als  unsere  gewöhnlichen  Brote,  welche 
den  Diabetikern  von  vielen  Aerzten  ganz 
verboten  werden.  Wesentlich  anders  stellt 
sich  die  Sache,  wenn  man  den  Kohle- 
hydratgehalt der  Trockensubstanz  ge- 
nannter Brote  in  Vergleich  zieht. 

In  der  Trockensubstanz  beträgt  der 
Gehalt  an  Kohlehydraten: 

in  Conglutinbrot  71,71  pCt., 

„  Conglutinschnitten      67,74   „ 
„  in  Boggenbrot  85,31    „ 

„  Weizenbrot  85,84  bis  87,86   „ 
„  Commissbrot  73,25    „ 

Ilelbig  hat  den  verschiedenen  Wasser- 
gehalt der  verglichenen  Brote,  der  bei 
den  Conglutinschnitten  4,66  pCt,  beim 
Commissbrot  36,71  pCt.  beträgt,  nicht  be- 
rücksichtigt. Da  die  Conglutinpräparate 
rund  V3  mehr  Eiweiss  und  rund  10  mal 
mehr  Fett  enthalten,  als  die  gewöhnlichen 
Brote  von  gleichem  Wassergehalt,  so 
muss  das  Nährstoffverhältniss  in  den- 
selben als  ein  günstiges  bezeichnet  wer- 
den. 

Uebrigens  hat  L.  Fromm  neben  den 
Conglutinpräparaten  noch  ein  sogenanntes 
Gebäck  für  Diabetiker  hergestellt, 
das  weit  weniger  Kohlehydrate  als  die 
Congltttinbrote  und  die  Hundhausen  sehen 
Aleuronatbrote  enthält.  Dieses  Präparat 
zeigte  bei  zwei  in  meinem  Institute  aus- 
geführten Analysen  die  nachstehende  Zu- 
sammenBetzong : 


I.  II. 

Wasser  .    .    .    7,21  12,45  pCt., 

Eiweiss  .    .     .  23.56  19,90  „ 

Fett   ....  42,00  39,30    „ 

Kohlehydrate  .  23,31  22,26  „ 

Cellulose     .    .    1,54  1,38  „ 

Asche     .    .    .    2,38  2,95  „ 

Phosphorsäure     1,11  —  „ 

In  der  Trockensubstanz  enthält  Frömm's 
Gebäck  für  Diabetiker  25,12  bis  25,43 
pCt.  Kohlehydrate,  während  Hundhausens 
Kleberbrote  nach  W.  Kisch  und  E,  Haseloff 
60,0  bis  73,86  pCt.  und  die  Proteinbrote 
aus  Nördltnger's  Proteinmehl  (D.  R.  P. 
52310  u.  57311)  nach  H.  Spinaler  (Zeit- 
schrift f.  angew.  Chem.  1892,  607  bis  608) 
28,50  bis  38,12  pCt.  Kohlehydrate  ent- 
halten. Dabei  führen  die  Proteinbrote 
2  bis  3  mal  mehr  unverdauliche]  Bohfaser 
als  das  Frowm'sche  Gebäck  für  Dia- 
betiker. 

Vom  chemischen  Standpunkte  aus  er- 
scheint Fromm's  Diabetikergebäck  daher 
der  Beachtung  der  medicinischen  Kreise 
nicht  unwerth  zu  sein. 


Dresden,  10.  Mai  1893. 


Dr.  Eefdmann. 


Auf  vorstehende  Bemerkungen  erwidert 
Unterzeichneter  Nachstehendes: 

Zunächst  lässt  sich  nicht  annehmen, 
dass  alle  Leser  solcher  Empfehlungen 
die  Umrechnung  der  Analysenergebnisse 
auf  Trockensubstanz  ausführen.  Sodann 
aber  würde  das  Ergebniss  einer  solchen 
Rechnung  den  beiden  in  Frage  stehen- 
den Conglutinbackwerken  nicht  günstig 
ausfallen.  Während  nämlich  die  Con- 
glutinschnitten nach  Hefelmann's  Berech- 
nung 67,74  pCt.  Kohlehydrale  (auf  die 
Trockensubstanz)  enthalten,  mass  das  Er- 
gebniss der  Rechnung  bei  den  „Volks- 
schnitten^'  das  nämliche  sein,  denn  diese 
sind  gleichartig  (bis  auf  eine  hier  nicht 
in  Betracht  kommende  Abweichung  im 
Nährsalzgehalte)  zusammengesetzt ,  die 
„Nährschnitten"  haben  sogar  nur  59,69 
pCt.  Kohlehydrate.  —  Noch  unvortheil- 
hafter  gestaltet  sich  die  Berechnung  des 
Conglutinbrotes  mit  71,71  pCt.  Kohle- 
hydrate, da  das  Fromm'sehe  „Schrotbrot" 
nur  67,17  pCt,  sein  „Weizen-Schrotbrot" 
65,51  pCt.,  sein  „Weizen-Nährbrot"  sogar 


284 


nur    48,47   pCt.   Kobieb^drate    in    der 
Trockensubstanz  baben. 

Es  werden  also  auf  Grund  der  Uefel- 
f/mnn'schen  Analysen  unter  Berücksich- 
tigung der  Berechnung  auf  Trockensub- 
stanz die  vorerwähnten  anderen  Fromm- 
sehen  Erzeugnisse  hinsichtlich  der  Ver- 
wendung als  Diabetikergebäck  eine  ,,Bq- 
achtung  der  medicinischen  Kreise''  mehr 
verdienen,  als  die  Conglutinschnitten  und 
das  Conglutinbrot.  Unsere  Verwunder- 
ung, dass  diese  Analysen  in  der  beregten 
Hinsicht  diesen  beiden  i'Vom/n'schen  Er- 
zeugnissen (deren  sonstige  Vorzüglichkeit 
in  Abrede  zu  stellen  uns  fern  Hegt)  zur 
-Empfehlung  dienen  sollen,  erscheint  hier- 
nach wohl  hinlänglich  begründet. 

Ilelbig. 

Ueber  die  Behandlung  tuber- 
kulöser Frocesse  mit  Zimmtsfture, 

wie  sie  Prof.  A.  Landerer  in  Leipzig  aus- 
führt, haben  wir  im  vorigen  Jahrgang  8.  312 
auaführlich  berichtet.  Es  erübrigt  nach  einer 
weiteren  Mittheilung  in  der  Deutsch.  Med. 
Wochenschr.  1893,  Nr.  9  und  10  über  die 
Ergebnisse  jener  Behandlungsmethode  zu  be- 
richten ;  von  50  Fällen  innerer  Tuberkulose 
ohne  Auswahl  sind 


geheilt     .  .  . 

.  29  Fälle  —  58pCt. 

gebessert    .   . 

.  10     „      =  20   „ 

ungebesseri  . 

.     1  Fall    =     2    „ 

gestorben  . 

.   10  Fälle  =  20    „ 

Die  Vorschriü  bu  der  Zimmtsäure- Emul- 
sion, wie  sie  eingespritzt  wird,  ist  Ph.  C.  33, 
312  angegeben,  dieselbe  enthält  5pCt.Zt mm t- 
säure;  für  sehr  schwache  Personen  empfiehlt 
Landerer  eine  schwächere,  1  bis  2V2proc. 
Emulsion.  Man  beginnt  hier  mit  0,05  cem 
ssss  1  Tropfen  der  5  proc.  Emulsion  und  spritzt 
lieber  öfter  (alle  1  bis  2  Tage)  ein;  mit  kleinen 
fast  täglich  wiederholten  Einspritzungen  er- 
reicht man  überdies  die  besten  Erfolge. 

Ueber  die  Herstellung  jener  Zimmtsäure- 
Emulsion  bemerkt  LcMderer  noch,  dass  man 
sie  mindestens  10,  am  besten  15  Minuten 
lang  verreiben  muss ,  damit  die  Zimmtsäure- 
Kristalle  möglichst  zerrieben  werden.  Es  ist 
ferner  geboten,  die  Emulsion  vor  dem  Ge- 
brauch völlig  alkalisch  zu  machen ;  die 
Beaotion  ist  daher  mehrmals  zu  prüfen  und 
nöihigen  Falls  wieder  ein  oder  mehrere  Tropfen 


der  7,5  proc.  Natronlauge  zuzusetzen,  bis  die 
Keaction  alkalisch  bleibt.  s. 


üeber  Digitallnum  verom. 

Fr,  Pfaff  berichtet  in  dem  Corresp.  Bl.  f. 
Schweiz.  Aerzte  über  die  Anwendung  des  voo 
der  Firma  C.  F,  Böhringer  &  Söhne  in  Maoo- 
heim  dargestellten  Digitaliuum  verum  nach 
Käiani  (Ph.  C.  83,  445). 

Pfaff  hat  das  Präparat  stets  in  verdünnter 
alkoholischer  Lösung  (8  bis  10  pCt.)  verab- 
reicht, um  sicher  zu  sein,  dass  das  Mittel 
wirklich  resorbirt  wird  und  daher  auch  wirken 
kann.  Die  Lösung  schmeckt  bitter  aber  nicht 
unangenehm  und  wurde  von  den  Patienten 
durchweg  willig  genommen  und  gut  vertragen. 
Ais  Tagesgabe  werden  meist  8  bis  16  mg 
Digitalinum  verum  gegeben ;  cumulative  Wirk- 
ungen wurden  selbst  bei  längere  Zeit  fort- 
gesetztem Gebrauch  nicht  beobachtet. 

Das  nene  Digitalispräparat  beeinflusst  ana- 
log der  Digitalis  nicht  nur  die  Herzt  bat  igkeit, 
sondern  auch  die  Nierensecretioa.  .«. 


üeber  den  therapeutischen  Werth 
des  Chlormethyls 

berichtet  Hertmanni  in  Therap.  Monatsb. 
1893,  162,  dass  er  bis  über  70  Aufdtäubungen 
verwendete,  ohne  andere  üble  Zufälle  da- 
von zu  sehen,  als  eine  schnell  heilende 
ßlasenbildung  und  danach  entstehende  etwas 
intensivere  Pigmentirung,  die  aber  ebenfalls 
nach  einigen  Wochen  bis  Monaten  zu  ver- 
echwinden  pflegt.  In  Folge  zu  starker  Er- 
frierung können  die  Haut  stellen  gangrinöi 
werden  (Ph.  C.  33,  75);  bei  einiger  üebong 
in  der  Anwendung  des  Chlormethyls  und  bei 
einiger  Vorsicht  ist  aber  eine  zu  intensiTS 
AufstSubnng  leicht  zu  vermeiden. 

Ein  Uebelstand  bei  der  Chlormetbylbehand- 
lung  ist  die  umständliche  Beschämung  des 
Mittels.  Ein  Cy linder  (von  Farbenfabriken 
vorm.  Friedr,  Bayer  tSb  Co.  in  Elberfeld  au 
beziehen)  enthält  circa  450  g  verflüssigtet 
Chlormethyl  zum  Preise  von  4  M k.  50  P^m 
und  eine  Aufstäubung  kommt  auf  1  Mk.  za 
stehen. 

Aber  der  Cylinder,  welcher  das  verflüssigte 
Arzneimittel  enthält,  muss  mit  32  Mk.  be- 
zahlt werden ,  welche  gegenüber  den  Kosten 
für  eine  Aufstäubung  als  reichliehe  Spesen 
zu  beseiobnen  sind,  a. 


285 


Rficherschaii. 


Bas  Kupfer  vom  Standpunkte  der  gericht- 
lichen Chemie,  Toxikologie  und  Hy- 
giene.   Mit  besooderer  Berücksichtigung 
der  Reverdissage  der  Conserveo  und  der 
KupferuDg  des  Weines  und  der  Kartoffeln 
von  Dr.  A,  Tschirch,  ordentlicher  Pro- 
fessor der  Pharmakognosie ,  pharmaceut- 
ischen  und  gerichtlichen  Chemie  an  der 
medicinischen    Facultät    der   Universität 
Bern.    Stuttgart  1893.    Verlag  von  Fer- 
dinand Erike.    138  Seiten.    Preis  4  Mk. 
Der  Verfasser  bespricht   zunächst   das  Vor- 
kommen von  Kupfer  in  Nahrungs-  und  Genuss- 
mitteln,    Drohen    und   pharmacea  tischen    Prä- 
paraten unter  Beibringung  zahlreicher  Literatur- 
angaben, um  darauf  die  Aufnahme  und  Auf- 
speicherung von  Kupfer  durch  Pflanzen  und  Thiere 
zn  behandeln.    Der  nächste  Abschnitt  bildet  die 
künstliche  Kopferung  von  Nahrungs-  und  Ge- 
nossin itteln»  für  welche  meist  die  franzÖBische 
Bezeichnung    »Reverdissage"    (rebraucht   wird; 
hüfienüich   bürgert  sich  die  Benennung  nicht 
ailgemein  im  Deutschen  ein !  Weitere  Abschnitte 
umfassen  die  Verwendung  der  Kupfersalze  als 
Bekämpf ungsmittel  pflanzlicher  Parasiten   und 
den  Gebrauch   kupferner  Geschirre   im   Haus- 
halt etc. 

Die  Präge:  »Ist  Kopfer  ein  Gift?*  ist  von  den 
inzwischen  verstorbenen  Professor  Deinme  und 
Dr.  Lang  in  Bern  an  Tbierversuchen  studirt 
worden;  aus  den  Versuchen  wird  gefolgert,  dass 
die  geringen  durch  vorsichtige  Kupferung  in  die 
Nahrungsmittel  gelangenden  Kupfermengen  für 
den  Menschen  ohne  jeden  Schaden  sind. 

Der  Verfasser  vertritt  den  Standpunkt,  dass 
man  0,05  g  Kupfer  im  Kilogramm  Conserven  als 
völlig  unbedenklich  bezeichnen  und  den  Gehalt 
des  Weines  an  Kupfer  getrost  auf  0,^05  g  im 
Liter  festsetzen  k0nne,  ohno  hinsichtlich  des 
letzteren  Falles  befürchten  zu  müssen,  das  so 
ansserordentlich  nützliche  Kupfern  der  Reben 
^egen  die  Perenospora  zu  beeinträchligen;  eben 
so  erscheint  dem  Verfasser  eine  Kop^rung  des 
Mehles,  nm  es  backfähiger  zu  machen,  in  er- 
laubten Grenzen  (1  Kupfervitriol  auf  70  000  Mehl) 
an  sich  unbedenklich,  wie  die  Verwendung  kupfer- 
ner Geschirre  bei  der  Bereitung  von  Nahrungs- 
QDd  Genussmitteln. 

Die  gesetzlichen  Bestimmungen  der  meisten 
Staaten  verbieten  den  Zusatz  von  Knpfersalzen 
zu  KahningRmitteln ,  einige  gestatten  gewisse 
kleine  Mengen.  Man  war  früher  gewohnt,  das 
Zasetzen  von  Kupfersalzen  zu  Conserven  behufs 
Erzeugung  einer  schon  grünen  Färbung  derselben 
entschieden  zn  verdammen,  weil  man  Schildig- 
angen  der  Gesnndheit  beim  Genüsse  solcher  gc 
kapferter  Conserven  befürchtete.  Nun  hat 
TsMrch  bereits  1891  (Ph.  C.  82,  605)  sich  dahin 
geäussert^  dass  ein  geringer  Kupfergehalt  in  den 
Conserven  nicht  schädlich  sei,  weil  die  Verbind- 
ung, in  der  das  Kupfer  sich  in  diesen  befindet, 
das  phyllocyan  in  saure  Kupfer  in  Wasser  unIris - 
lieh  Li 


Der  Gedanke^  dass  man  überall  kupferh altigen 
Speisen  und  Getränken  gegen  übertreten  müsste, 
wenn,  den  Ansichten  des  Verfassers  folgend,  die 
gesetzlichen  Bestimmungen  hinsichtlich  des 
Kupferverbotes  in  den  Nahrungsmitteln  ge- 
mildert würden,  ist  nicht  sehr  anneimelnd,  zu- 
mal, da  Verfasser  die  Frage,  ob  es  eine  chronische 
Kupfervergiftnng  giebt,  noch  nicht  für  abge- 
schlossen halt  (Seite  114)  nnd  auch  immer  von 
einem  vorsichtigen  Kupfern  der  Conserven 
spricht;  wie  nun,  wenn  der  Fabrikant  unvor- 
sichtig kupfert?  Man  kann  doch  nicht  den  Inhalt 
einer  jeden  Conservenbüchse  erst  untersuchen! 

Als  Beitrag  und  Unterlage  für  die  Nahrunes- 
mittelgesützgebung  ist  die  vorliegende  Arbeit 
des  bekannten  Verfassers  werthvoll,  und  das 
Ruch  wird  gewiss  auch  in  dieser  Richtung  im 
Deutschen  Reiche  seitens  der  mit  der  Gesetz- 
gebung beauftragten  Behörden  und  Personen 
aufs  beste  gcwüroigt  und  beachtet  werden,    s. 


JahreaberichtderPharmaoie^berausgegeben 
vom    Deutschen  Apothekerverein    unter 
Redaetlon  von    Dr.  Heinrich  Bechurts, 
ordentl.  Professor  der  pharmac.  Chemie 
und    Pharmakognosie   an    der   Herzogl. 
teefanischen  Hochschule  in  Braunsebweig. 
Neue  Folge  des  mit  Ende   1865  abge- 
schlossenen CanstaU*Bchen  pharm.  Jahres- 
berichts.    26.    Jahrgang,    1891.      (Der 
ganzen  Reihe  51.  Jahrgang.)  Erste  Hälfte 
mit  einer  Tabelle]    und    zweite   Hälfte 
1.  n.   2.  —  Schluss-   —   Abtheilung]. 
Göttingen   1892   u.  1893.     Verlag  von 
Vandenhoeck  &  Ruprecht. 
In  dem  vorliegenden  Werke  wird  auf  787  Seiten 
feinschliesslicb   des  Registers)  Über  die  in  der 
Pharm acie  und  verwandten  Gebieten  im  Jahre 
1B91    erschienenen   Veröffentlichungen    in   be- 
kannter eingehender  Weise  berichtet.     Der  In- 
halt gliedert  sich  in  Pharmakognosie,  phanna- 
ceutische  Chemie,  galenische  Präparate.  Chemie 
der  Nahrungs-  und  Gennssmittel  und  Toxiko- 
logie.    Letztere  nahm   in  den  früheren  Jahr- 
gängen einen  sehr  breiten  Raum  ein,  während 
jetzt  mit  Recht  nur  über  den  chemischen  Theil 
der  Toxikologie  berichtet  wird,  wodurch  dieser 
Theil  bedeutend  kürzer  ausMlt  als  frOher. 


Bier  und  Branntwein  nnd  ihre  Bedeutung 
für  die  Volksgesnndheit.    Von  Dr.  J. 
Rosenthal,  Professor  der  Physiologie  nnd 
Gesundheitspflege  a.  d.  Universität  Er- 
langen.     Zweite ,    verbesserte    Auflage* 
Böbert   Oppenheim      {Gustav   Schmidt) 
Berlin    1893.  —    8^.   50  Seiten.    Preia 
1  Mark. 
Der  Verfasser  tritt  mit  Sachkenntniss,  Geschick 
und  ohne  Uebertreibung   für   die  Massigkeit«- 
bestrebnngen  ein.    Ohne  in  trockenen  Lehrton 


in  Terfallen  Qod  oobMchadet  der  Terst&Ddlich- 
keit  sucht  er  zahlreiche.  vUeenachaftUcheThat- 
Bachen  in  die  volliBthQin liehe  DarBtt^UnDe-  ein- 
ZQ&echten.  Allenthalben  steht  ihm  die  Wi^rheit 
hsher,  th  selbst  die  ihm  lu'iagcnde  Alkohol- 
feindschaft;  in  dieser  Hinsicht  hebt  sich  die 
vorliegende  Kocinlpolitisahe  Bruacbflre  merklieb 
ab  Ton  der  traben  Flutb  politischer  Tendenz- 
I.iteratQr,  welche  die  letzten  Monate  in  Masacn- 
HuBagen  über  Deutschland  ergossen  and  wo- 
durch die  begreifliche  Abneigaog  gegen  poli- 
tisebo  nnd  socialpolitische  Scnriftstellerei  noch 
Termebrt  wurde. 

Von  Einzelheiten  sei  nur  aaf  die  (Seite  41) 
CTMähnte  eigen tlifini liehe  Erscbeinan^  hinge- 
wiesen ,  dasa  der  Verbranch  an  geistigen  Ge- 
tränken,  wenn  man  deren  absoluten  Alkohol- 
gehalt in  Kecbnnng  zieht.  b;i  denselben  klinia- 
tischen  nnd  socialen  VerhältnisEeu  {wenigstens 
in  den  einzelnen  1.andestbcilen  Deutschlands) 
sieb  ungeflbr  gleiclistellt.  Diese  Angabe  ver- 
diente von  den  berufenen  stalistisclien  Aemtern 
nSher  geprüft  zu  werden.  — ?■. 

LexIcoD    SfDOOjmorDiD    PbarmaceDUcorDin    In 
llDgnti:  Utina,  germaDlea,  KaUlca,  angllcs, 

pOlODlca  et  rsislca  in  qno  de  TOOU  medica- 
mcntis  itj  res  agitnr.  Collegeraat  Ladistaus 
Wiorogyrski,  Phannacopola,  Kedactor  „Wia- 
domosci  fannftceutjozne",  Varsovia  et  (hfüiel- 
mus  ZaJuctkowiJii,  Fharmacopola,  Strzyzovia. 
Partitio  octav».  Varsoviae  lö!>3.  J.  Filipo- 
wicz  tjpis,  lÖ9a. 


Brockhau'  KoiiTersitloni- lezlkon.  U  Auflagt, 
6.  Band.    Elektrodynamik  bis  Forum. 
Der  6.  Band  ist.  gleich  seinen  Vorgängern, 
it  einer   Falle   illaetrativen  Schmuckes  aus- 
gestattet and   reich  an  vorzO^lichen  Artikeln 
Mebeo  den  geographischen  Artikeln  sind  es  tot 
Allem  die  naturwiBsenschnftlichen  und  techno- 
logischen   Artikel ,    welche    den   6.  Band  aes- 
leichnen. 

In  R«ictlC  in  fieiatei.  Illnstrirte  Ge^cbichte 
der  Wissenscbaften,  anechanlich  dai^estellt 
von  Karl  Favlmann,  l,  k.  Professor.  Hit 
13  Tafeln,  30  Beilagen  and  200  Teit- Ab- 
bildungen. Lieferung  1.  Vollständig  in  30 
I.ieiemngen  in  50  Pf.  Wien  und  Leipzig 
18Ü3.    A.  IlarHeben's  Verlag. 

Hesnuhnter  Schvlberlcht  der  Fach-  und  Fort- 
bildungs-Schule  des  Drogisten-Vereins  in 
Dreeden.  Ostern  lijä3.  Dresden.  Druck  von 
Johannes  Pässler. 

Prelsllst«  von  Dr.  Theodor  Scbicbardt,  chemische 
Fabrik   in   fiSrlitl.     Sommer  ■  Semester  1H93 

Vachtrag  xnr  PreltUatc  wisseuBchaftlicher  Pri- 
parate  von  C.  A.  F.  Kahlbanm,  chemische 
Fabrik  in  Berlin  SO.    April  1S93 

PrelallttC  fQr  Abnahme  grasseror  QaantitiUn 
der  cheniiachen  Fabrik  von  C.  ErdBUl  in 
Leipilg  ■  UndenaQ  (Inhaber  Dr.  Heinrit^ 
Qeneke.)    Ende  April  1898. 


Verschiedene  muhel langen. 


O.  Baithel's  dochtloser  Benzin-   ! 
brenner. 

Der  durch  Conatruction  verschiedcoer  La- 
boratorium shcizapparate  (Pb.C.  31,  249.  33, 
12.  428)  bestens  bekannte  Erfinder  dieses 
neuen  unterGcbraucbsmuster-Schutz  stehen- 
den Brenners  bat  damit  einen  Apparat  her- 
gestellt, welcher  nicht  nur  die  gleichen  Vor- 
theile  wie  der  Spiritus -Bunsenbrenner  (Ph, 
C.  33,  428}  bietet,  sondern  denselben  in  Be- 
zug auf  hohe  Temperatur  noch  wesentlich 
übertrifft. 

Der  dochtlose  Benainbrenuei  besteht  aus 
dem  mit  einem  Oummidruckball  versehenen 
Beb  älter  und  dem  mit  letzterem  durch 
ein  seitliohes  Zuleitungsrohr  verbundenen 
Brennertheil.  Die  Spindelschraube  am 
Brennortbeil  dient  zum  Begntiren  der  Flam- 
mengTÖsse  und  die  kleine  Schale  am  ZufUhr- 
ungsrohr  mm  Anwärmen  des  Brennertheiles, 
zu  welchem  Zwecke  man  etwas  Brennspiritns 
in  dieielbe  giesit  und  anzündet. 

Durch  Lufteindrücken  mittelst  des 
Onmmiballea,  wtthrend  die  seitliche  Schraube 


am  BehSltet  geöffnet,  die  Sehraube  an  der 
Eingussöffnung  oben  am  Behälter  natürlicfa 
geschloBsen  ist,  wird  da«  Brennmaterial 
(Benzin  oder  Ligroin)  nach  dem  erwärmten 


Brennertheil  getrieben  und  dort  vergut. 
Hierauf  wird  die  seitlich  am  Behälter  befind- 
liche Schraube  zugedreht.  Die  arseugten 
Gase  strömen  nach  Oeffnen  der  Begnlir- 
Bcbraube  unter  Hitreissen  Ton  Luft  nach 
oben,  daselbst  nach  den^  Entzünden  mit 
blauer,  je  nach  Stellung  der  Regal irschnnbe 


287 


mehr  oder  weniger  intensiTer  Flamme  ver- 
brennend. Zur  Vertheilung  der  Flamme  für 
Kocbzwecke  dient  ein  Sternbrenner  •  Aufsatz. 

Der  Heiseffect  entspricht  ungefähr  zwei 
BuDsen-Gasbrennem;  die  Hitze-Entwickelnng 
ist  jedoch  bei  völlig  geöffneter  Regulirschraube 
dem  eines  Gasgebläses  gleich,  so  dass  bei- 
spielsweise dünner  Eisendraht  von  0,3  mm 
unter  Funkensprühen  schmilzt  und  sogar 
feiner  Platindraht  von  0,1  mm  sich  zusammen- 
rollt und  abschmilzt.  Esistsonach  dieser  Ben 
zinbrenner  zu  allen  im  Laboratorium  vorkom- 
menden Heiz-  und  Qlühoperationen,  sowie  für 
lechnischeZweckeznmErhitzen  und  Ausglühen 
von  Werkzeugen ,  Röhren  etc.  mit  Vortheil 
anwendbar. 

Der  Benzinverbrauch  beträgt  bei  10  cm 
hoher  Flamme  40  g,  bei  20  cm  hoher,  sehr 
intensiver  Flamme  135  g  in  der  Stunde.  Der 
fiehalter  bleibt  selbst  nach  stundenlangem 
Brennen  völlig  kalt  und  eine  Zunahme  des 
Druckes  in  demselben  ist  auch  bei  lieber- 
hitzung  des  Brennertheiles  unmöglich,  eine 
Eiplosionsgefahr  demnach  völlig  ausgeschlos- 
sen; das  Eindrücken  von  Luft  mittelst  des 
Gummiballes  ist  je  nach  Flammengrösse  nur 
alle  2  bis  6  Stunden  zu  wiederholen.  Eine 
Reinigung  des  Brenners  ist  nicht  nothwendig, 
da  sich  selbst  nach  andauerndem,  langem  Ge- 
brauch keinerlei  Schmutz  absetzt. 

Der  dochtlose  Benzinbrenner  ist  zum  Preise 
von  16  Mk.  (einschliesslich  der  Nebenappa- 
nite  dazu)  durch  die  Firma  Gustav  Barthel, 
Dresden-A, ,  Blasewitzerstrasse  37  c,  zu  be- 
sieben. 

Portwein  und  andere  Spirituosen 
filr  Krankenkassen. 

Herr  Dr.  med.  F.  Landmann  in  Barmen, 
Inhaber  eines  „Bureaus  für  die  Medicinal- 
Angelegenheiten  der  Krankenkassen"  zur 
wirksamen  Controle  (?)  über  die  Kassenärzte 
und  die  Apotheker,  schreibt  in  den  einem 
Arzte  in  Sachsen  gemachten  Revisionsbemerk- 
uogen  vor  (!),  für  die  Mitglieder  von  Kranken- 
kassen an  Stelle  von  Portwein,  wo  dieser 
aU  Stärkungsmittel  angebracht  wäre,  folgende 
famose  Mixtur  zu  verordnen : 

Tinct.  amarae 

„      aromaticae  äa  2  g 
Sirupi  simplicis 
Spiritus  ää  25  g 

Äqaae  destillat.  ad  200  g. 


Hieran  ist  im  Korrespondenzblatte  der  ärztl. 
Kreis-  und  Bezirks -Vereine  Sachsens,  dem 
wir  diese  Mittheilung  entnehmen ,  die  sehr 
richtige  Bemerkung  geknüpft:  «Qb  Herr 
Dr.X.  das  Zeug  für  Portwein  trinken  würde  ?^ 

*         ^         » 

Die  Formulae  magistrales  Berolinenses 
(Ph.  C.  31,  78.  776.  34,  66)  führen  die  vor- 
genannte Mischung  als  Miztura  vinosa 
auf,  der  noch  eine  zweite  Sorte  von  gleicher 
Zusammensetzung,  aber  „sine  sirupo*'  zur 
Seite  steht. 

Die  Berliner  Magistralformeln,  die  bekannt- 
lich von  den  verschiedenen  Vereinigungen  von 
Qewerkskrankenkassen,  freien  eingeschriebe- 
nen Hilfskassen  u.  s.  w.  ebenfalls  angenommen 
worden  sind,  enthalten  übrigens  noch  zwei 
Recepte,  die  dem  oben  aufgeführten  würdig 
an  die  Seite  gestellt  werden  können  und  werth 
sind ,  etwas  „tiefer''  gehängt  zu  werden.  Es 
sind  dieses  die  folgenden  Vorschriften  zu 

Mixtura  alcoholica  seu  Aquavitae: 
Spiritus  40  g 

Tinct.  Chinae  comp.  3  g 

Aquae  destillat.        ad  200  g    ^ 
und  zu 

Spiritus  Vini  gallici: 
Tinct.  aromat.  0,4  g 

Spirit.  aeth.  nitrosi         0,5  g 
Tinct.  Ratanh.  gtt.  VI 

Spiritus  100  g 

Aquae  destillatae      ad  200  g. 

Hiernach  braucht  man  sieh  nicht  zu 
wundern,  dass  die  Königl.  Steuerbehörde  in 
dem  Verzeichniss  der  Präparate,  welche  nicht 
mit  steuerfreiem  undenaturirten  Branntwein 
hergestellt  werden  dürfen 
Spiritus  Vini  Arac 

„  „    Cognac  (Spiritus  e  Vino) 

„    gallici 

aufführt ,  als  wäre  es  selbstverständlich,  dass 
diese  ,  gemischt''  werden. 

Man  könnte  hier  entgegnen,  das  Verzeich- 
niss der  Steuerbehörde  gilt  ja  nicht  nur  für 
die  Apotheken,  sondern  für  Alle,  welche 
steuerfreien  Spiritus  verwenden  dürfen;  das 
ist  richtig,  und  es  ist  ja  auch  bekannt,  dass 
enorm  grosse  Quantitäten  (sehr  concentrirter) 
Rum-,  Arac-,  Cognac-Essenzen  u.  s.  w.  in  den 
Handel  kommen,  die  für  Kunst-  oder  Fafon- 
Rum  u.  s.  w.  Verwendung  finden.  Die  Be- 
zeichnung Spiritus  e  Vino  des  Arzneibuches 


288 


fQr  Cognae  sefallesit  aber  ein  Runstprodact 
▼Öllig  aus,  ebenso  auch  die  anderen  Benenn- 
ungen, denn  Spiritus  Arae  ist  eben  Arac  und 
kein  Knnstprodaet,  Spiritus  Rum  ist  eben 
echter  Kum  und  nicht  Kunst-Rum,  und  unter 
Spiritus  Vini  gallici  ist  eben  so  wenig  ein  Ge- 
misch SU  verstehen. 

Das  was  die  Steuerbehörde  meint  und  wo- 
zu kein  steuerfreier  undenaturirter  Brannt- 
wein Verwendung  finden  darf,  ist  künst- 
licher Arac,  künstlicher  Cognae,  k  ü  n  s  t  * 
lieber  Rum,  künstlicher  Franzbrannt- 
wein; so  und  nicht  anders  mussten  in  dem 
mehrerwähnten  Verzeichniss  die  Benennungen 
lauten. 

Sonderbar  berührt  es  überdies  auch ,  dass 
der  fachmännische  Berather  der  Königlichen 
Steuerbehörde  die  Bezeichnungen: 
Spiritus  Vini  Arac  und 
....  Spiritus  Vini  Rum 

Echter  Arac  wird  bekanntlich  aus  Reis  und 
echter  Rum  aus  wirklicher  Rohrzuckermelasse 
gewonnen ;  der  Spiritus  aber ,  der  zu  künst- 
lichem Arac  oder  künstlichem  Rum  bei  uns 
Verwendung  finden  könnte ,  ist  bekanntlich 
Kartoffelspiritus,  allenfalls  aus  Mais  oder  Qe 
treide  gebrannt.  Der  Beisatz  ^Vini^  ist  also 
jedenfalls  falsch.  s. 


unreine  Mineralwasserkrage. 

A,  Biecker  berichtet  in  der  Südd.  Apotb.- 
Ztg.  1893,  S.  202,  dass  ein  von  der  Quelle 
direct  bezogener  Krug  Tein acher wasser  eine 
weisse  Flüssigkeit  enthalten  habe,  in  der 
0,31  g  Bleioxyd  (als  Carbonat)  auf  10,0g 
Flüssigkeit  nachgewiesen  wurden.  Vermuth- 
lich  ist  in  dem  Krug  Bleizucker  oder  dergt. 
zur  Bereitung  von  Bleiwasser  gewesen  and 
der  Krug  ist  an  der  Quelle  nicht  gereinigt 
worden. 

Zu  Ebermann's  Mundwasser 

giebt  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Chemie  fol- 
gende Vorschrift :  Orangenschaalen  100  g, 
Zimmtrinde  50  g,  Nelken  20  g,  Stemanis 
60  g,  Salbei  50  g,  Beozoe  35  g,  Cochenille 
20  g,  Alaun  20  g,  Pfefferminzöl  10  g,  Anis- 
öl  3  g,  Weingeist  1000  g. 


Zwei  neue  Santoninreactionen 

erwähnt  Sckermer  in  der  Apoth.-Ztg.: 

1.  Mischt  man  etwas  Santonin  mit  Cyan- 
kalium  und  erwärmt  bis  zum  Schmelzen ,  so 
nimmt  das  Gemisch  eine  rothe  Färbung  an, 
die  schnell  in  braungelb  übergeht.  Die 
mit  Waseer  oder  Kalilauge  aufgenommene 
Schmelze  giebt  eine  braune,  stark  grün  fluo- 
rescirende  Lösung. 

2.  Mit  Kaliumhydrozyd  zusammenge- 
schmolzen wird  Santonin  roth ;  bei  weiterem 
Erwärmen  wird  die  Farbe  dunkler.  Löst  man 
die  Schmelze  in  Wasser,  so  wird  sie  zuerst 
roth,  dann  braungelb,  endlich  gelb. 


Die  deutsche  Haass-  und 

Ordnung. 

Laut  Abänderung  der  Artikel  1,  2,  3  und  5 
der  Maass-  und  i^ewichtsordnun^  durch  Gesetz 
vom  26.  April  1893  (Reichsgesetzblatt  Nr.  15) 
sind  das  Meter  und  das  Kilogramm  die  Grand- 
lagen des  Maasses  und  Gewichtes.  Der  tausendste 
Theil  des  Meter  heisst  das  Millimeter,  der 
hundertste  Theil  des  Meter  heisst  das  Centi- 
meter;   tausend  Meter  heissen  das  Kilometer. 

Hundert  Quadratmeter  hoissen  das  Ar: 
zehntausend  Qaadratmetef  oder  hundert  Ar 
heissen  das  Hektar. 

Der  tausendste  Theil  des  Kubikmeter 
heisst  das  Liter;  der  zehnte  Theil  des  Kubik- 
meter oder  hundert  Liter  heissen  das  Hektoliter. 

Zulässig  ist  die  Bezeichnung  von  Flächen  oder 
Räumen  durch  die  Qnadrate  oder  WQrfel  des 
Centimeter  oder  des  Millimeter. 

Die  von  früher  her  noch  geduldeten  Benenn- 
ungen wie  Pfund,  Centner,  Meile,  oder  s.  Z.  neu 
cin^efOhrten.  im  öffentl>chen  Gebrauch  aber  nie 
übhch  gewordenen  Bezeichnungen  wie  Stab  fflr 
Meter,  Kette  für  10  Meter,  Strich  für  Millimeter 
sind  demnach  in  Wegfall  gebracht  worden. 

Red. 


'-^"^^  ^r\^^  ^/^\y^ 


Brief  wecliseL 


ApM.  PI»  in  K«  Bei  dem  Pictef  sehen  Ver- 
fahren zur  Reini^unff  des  Chloroforms 
wird  dasselbe  auf  80<^  abgekflhlt,  der  hierbei 
flüssig  bleibende  Theil  von  dem  bei  80<^  sich 
Ausscheidenden  getrennt  und  auf  82<^  abgekühlt, 
wodurch  */>  des  Chloroforms  erstarren;  hierauf 
wird  der  flüssig  gebliebene  Theil  abgelassen, 


der  gefrorene  Theil  aber  aufgetbaut  und  im 
luftverdünnten  Baume  rectifldrt. 

Apoth.  A.  L.  in  Hl'.  Vorschriften  zur  Unter- 
suchung von  Tabaksauce  auf  Nicotin- 
gehalt finden  Sie  Ph.  C.  28,  81.  80,  473. 
38,  610  abgedruckt. 


Vartogar  vnd  verantwonlleher  JUdaeimw  Dr.  IL  Oellilttr  In 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HerauBgegeben  tob 

Dr.  Hermann  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  darch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

Fiertel  jähr  lieh  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  untrr  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Bedaetion:  Prof.  Dr.  £.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  ^. 

Mitredacteur ;  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

J^21,         Dresden,  den  25.  Mail893.   xiV!  jaLgLng. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Gli«mle  vad  Pkarmacle:  Einfache«  Verfahren  zur  Beatimmung  der  Alkaloide  in  pharm.  Chinarinden. 
—  Hinweia.  —  Die  Vorschriften  des  Vereins  der  Apotheker  Berlins  tnr  BoreltaniT  von  EisenflOsslgkelten.  —  Nf>ae 
Arzneimittel.  —  Ueber  SUebydrin.  —  Qualitativer  Nachweis  einwerthlMr  Alkohole.  —  Verwendung  der  Hefe  zur 
quantitativen  Bestimmung  gährfkbiger  Substanzen. —  Tlierapea titelte  MlttlieilaiigeB  t  Ueber  die  Anwendung  des 
blauen  Pynktanins.  —  Hinweis.  —  Pyridin  im  Harn  nach  Verbrennungen.  —  Diamine  als  StofTwechselproduote 
von  Cholera  und  Brechdurchfall.  —  Zur  Beseitigung  der  Abgänge  der  Cholerakrankeu.  —  Hinweise.  —  Teeh- 
BleeJie  MlitkellaBgeii:  Färben  von  Qnarzsand  mit  Azofarbstoffen.  —  Entwurf  für  gesetzliche  Bestimmungen  über 
die  elektrischen  Maasseinheiten  —  Neue  Gltlhkörper  ftlr  Gltlhlicht  —  Srhwarzbeize  für  Zink.  —  Wärmeschutz- 
masse.  —  Hinweis.  —  BBelieneliatt.  —  Yenehledene  MitthetiuDgen:  Marter^  Asthma-Patent,  etc.  —  Anzeigev. 


Chemie  nnd  Ptaarmacie. 


Einfaches  Verfahren 

zur  Bestimmung  der  Alkaloide  in 

pharmaceutisohen  Chinarinden. 

Von   van  Ledden  HuUebosch  in  Amsterdam. 

Bei  zahlreichen  Bestimmungen  der  Alka- 
loide in  Chinarinden,  welche  mir  in  letzter 
Zeit  aufgetragen  wurden,  habe  ich  die  in 
Nr.  8  dieser  Zeitschrift  veröfiFentlichte 
Perforationsmethode  auch  zur  Untersuch- 
ung der  Suceirubra- Binden  behufs  Be- 
stimmung des  gesammten  Alkaloidgehalts 
herangezogen. 

Je  einfacher  und  bequemer  die  Werth- 
be.stimmung  der  einen  oder  anderen  Droge 
ist  —  vorausgesetzt,  d.ass  dieselbe  in  Ge- 
nauigkeit anderen  Methoden  nicht  nach- 
steht — ,  desto  mehr  wird  der  Apotheker 
sich  angeregt  fühlen,  die  Droge,  bevor 
er  sie  einkauft  oder  wenigstens  bevor  er 
sie  verarbeitet,  auf  ihren  Gehalt  resp. 
Werth  zu  untersuchen. 

Die  Erfahrung  der  letzten  Jahre  hat 
mir  und  vielen  CoUegen  gewiss  gelehrt, 
dass  Chinarinden  nicht  immer  den  ange- 
gebenen Alkaloidgehalt  besitzen,  nach 
dem   sie    verkauft  werden   und  eben  so 


wenig  den  Forderungen  des  Arzneibuches 
entsprechen,  sondern  weniger  von  den 
verlangten  wirksamen  Stoffen  enthalten 
und  somit  ein  Extract  liefern,  das  jenen 
Forderungen  nicht  entspricht. 

Dieser  Umstand  braucht  uns  nicht  zu 
wundem,  wenn  wir  bedenken,  dass  die 
Probenahme  der  Muster,  worin  der  Alka- 
loidgehalt bestimmt  werden  soll,  vor  der 
Auction  manchmal  sehr  mangelhaft  ist 
und  die  Muster  demgemäss  nicht  als 
gute  Durchschnitlsmuster  zu  betrachten 
sind.  Dazu  muss  bemerkt  werden,  dass 
bei  Ausführung  der  üblichen  Ausschüttel- 
ungsmethoden  zugleich  mit  den  abge- 
schiedenen Alkaloiden,  welche  beim  Ver- 
dampfen ihrer  Lösung  im  Aether  zurück- 
bleiben, immer  1  bis  2  pOt.  in  den  Aether 
übergegangene  Unreinheiten  mitgewogen 
werden. 

Ich  prüfe  die  Chinarinden  in  fol- 
gender Weise  auf  ihren  Alkaloidgehalt: 

3,0  g  fein  gepulverte  Binde  werden  mit 
einem  Gemisch  aus  1,5  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit, 3  ccm  Weingeist  und  25,5  ccm 
Aether*)  in  einem  gut  verschlossenen 
Stöpselglase  unter  öfter  zu  wiederholen- 


290 


dem  kräftigen  Schütteln  24  Stunden  ma- 
cerirt. 

Dann  werden  mit  der  Pipette  von  der 
klaren  überstehenden  Flüssigkeit  lOccm 
(bei  alkaloidarmen  Binden  20  ccm)  in 
ein  kleines  Beeherglas  gegeben,  1  (resp.  2) 
ccm  verdünnte  Salzsäure  und  9  ccm  Wasser 
hinzugefiigt  und  auf  dem  Wasserbade  der 
Aether  und  der  Weingeist  bei  gelinder 
Wärme  abgedampft.  Man  bat  sich  zu 
überzeugen,  dass  die  so  erhaltene  Lösung 
von  Hydrochloraten  eine  saure  Beaction 
besitzt,  anderenfalls  man  noch  einige 
Tropfen  verdünnter  Salzsäure  zuzufügen 
hätte. 

Nachdem  die  Lösung  abgekühlt  ist, 
wird  dieselbe  durch  einen  kleinen  Pfropfen 
entfetteter  Baumwolle,  welche  man  in  die 
Trichterröhre  gesteckt  hat,  in  den  Per- 
forator abfiltrirt  und  das  Becherglas 
sammt  Trichter  zweimal  mit  sehr  wenig 
Wasser  nachgewaschen. 

Man  lässt  die  saure  Alkaloidlösung  im 
Perforator  eine  Stunde  lang  durch  Aether 
perforiren,  behufs  Entfernung  aller  in 
Aether  löslichen  Unreinheiten,  legt  dann 
ein  neues  Eölbchen  an,  macht  die  Flüssig- 
keit im  Perforator  mit  verdünnter  Natron- 
lauge alkalisch  und  perforirt  jetzt  noch 
zwei  Stunden  lang  wieder  mit  Aether. 

Der  Aether  im  Kölbchen  wird  ver- 
dampft, das  Eölbchen  getrocknet  und  ge- 
wogen. Das  Gewicht  der  Alkaloide  mit 
100  (bei  Verwendung  von  20  ccm  Auszug 
—  siehe  oben  —  mit  50)  multiplicirt 
giebt  den  Procentgehalt  derselben  in  der 
vorliegenden  Chinarinde  an. 

*)  van  Ledden  Huisebosch  verwendet  das- 
selbe Gemisch,  welches  das  Deutsche  Arzneibuch 
8.  75  za  ähnlicher  Eztraction  vorschreibt. 

Die  za  gleichem  Zwecke  verwendete  PrölUuS' 
sehe  Mischnne  besteht  ans  1  Salmiakgeist, 
2  absoluten  Alkohols,  22  Aether.  i^. 


Die  Vorschriften  des  Vereins  der 
Apotheker  Berlins  znr  Bereitung 


Xanthalin.  ein  neues  Opivmalkaloid;  T, 

u.  H.  Smith  dt  Co.:  Pharm.  Jonrn.  and  Transact. 
1893,  8.  1186.  Verf.  haben  in  den  sanren 
Mntterlaaeen  nach  der  Ausscheidung  des  Mor- 
phins und  Godelns  bei  dem  Verfahren  nach 
MobertsoH' Gregorv  eine  neue  Opiumbase  auf- 

fefunden,  die  nacn  Analyse  von  Ost- Hannover 
ie  Formel  CagHatNaO»  besitzt.  Das  Xantha- 
lin  ist  eine  schwache  Base,  fast  farblos,  vom 
Schmelzpunkt  206 <>;  die  Salze  dagegen  sind  mehr 
oder  weniger  ^elb  gef&rbt,  wovon  auch  der 
Name  »Xanthalin*  abgeleitet  ist  s. 


von 

Zur  Abwehr! 

In  Nr.  16*)  und  19  der  Pharmaceuti- 
schen  Gentralhalle  zieht  Herr  Eugen 
Dieterich,  H  elfenberg,  Vergleiche  zwischen 
den  vom  Berliner  Verein  aufgestelltea 
Vorschriften  zur  Bereitung  von  Eisen- 
flussigkeiten  und  den  von  ihm  heraus- 
gegebenen. Wie  vorauszusehen  war,  kom- 
men bei  diesem  Verfahren  die  ersteren 
recht  schlecht  fort.  Die  Kritik  derselben 
ist  die  denkbar  vielseitigste,  sie  erstreckt 
sich  auf  die  Zusammensetzung,  den  Ge- 
schmack und  Preis  und  gipfelt  in  dem 
vernichtenden  Schlussurtheil ,  „dass  die 
Berliner  Vorschriften  zwar  billigere,  aber 
schwer  zu  vertragende,  weniger  gut- 
schmeckende ,  also  geringwerthigere 
Präparate  fördern,  als  die  Vorschriften 
„Marke  Helfenberg". 

Sind  dem  Verein  der  Apotheker  Ber- 
lins von  vielen  Seiten  Zuschriften  über- 
mittelt, welche  die  von  ihm  eingeleitete 
Bewegung  gegen  das  Ueberhandnehmen 
der  Specialitäten  und  gegen  die  Fabrika- 
tion von  Arzneien  ausserhalb  der  Apo- 
theken als  nothwendig  und  durchaus  zeit- 
gemäss  begrüssten,  so  konnte  dieses  Ur- 
theil  nicht  besser,  nicht  wirkungsvoller 
erhärtet  werden,  als  durch  die  Art  des 
Auftretens  des  Herrn  2).  Der  Herr  Autor 
giebt  sich  ja  ersichtliche  Mühe,  in  den 
Gfrenzen  der  Sachlichkeit  zu  bleiben,  aber 
es  wird  ihm  schwer.  Jede  Zeile,  jeder 
Satz  spiegeln  den  Verdruss  und  die  Be- 
klemmung wieder,  nicht  allein  über  die 
beginnende  Bewegung,  die  dem  bequemen 
Absatz  der  Fabriken  den  Boden  entziehen 
wird,  nein,  mehr  noch  über  den  Geist 
der  Selbsthülfe,  der  diesen  Schritt  kenn- 
zeichnet, über  jenen  Geist  der  Klärung 
und  £rmannung,  der  bis  in  die  kleinsten 
Officinen  dringen  und  deren  Besitzer  be- 
stärken wird,  Theil  zu  nehmen  an  der 
allgemeinen  Abwehr  ge^en  die  unberech- 
tigten Uebergri£fe  einer  pharmaceutiscben 
Zwischenproduction,  welche  den  Apotheker 
auf  die  Stufe  des  Krämers  herabzudrücken 
sucht  und  welcher  Schleppträgerdiensl« 
zu   leisten,    der   deutschen   Apothekerei 

*)  War  eiae  redactionelle  Notiz. 


291 


unwQrdig  sein  muss.    Zwar  sagt  Herr  D., 
„die  VeröflFentlichung  seiner  Vorschriften 
hätte  jeden  Apotheker  in  den  Stand  ge- 
setzt, Eisenflüssigkeiten  herzustellen  bezw. 
lose  von  ihm  zu  kaufen  und  selbst  abzu- 
füllen, ein  Zwang,  Originalpackungen  zu 
beziehen,   bestände  nicht''.     Man  prüfe 
einmal    jene    Helfenberger  Vorschriften 
^enau  auf  ihre  allgemeine  Zugänglichkeit, 
auf  ihre  leichte  Darstellungsart,  man  wird 
Herrn  />•  dann  nicht  beipflichten  können. 
Vor  Allem  figuriren  in  diesen  Vorschpf- 
tcn,  mit  Ausnahme  des  Wassers,  Alkohols 
und  Sirups,  beängstigend  viel  Präparate 
„Marke   Helfenberg".      Da   findet    sich 
Eisen  -  Manganpeptonat   M.   H.,    Eisen- 
saccharat  M.  H.,  Eisenalbuminat  M.  H., 
Eisenalbuminat  -  Natriumeitrat     M.     H., 
Eisenpeptonat   M.  H.,   ja   sogar   Bene- 
diktineressenz M.  H.  u.  s.  w.    Der  Apo- 
theker,   welcher   seinen   kleinen  Bedarf 
an  Eisenflüssigkeiten  selbst  herzustellen 
die  löbliche  Absicht  hat,  wird  sich  un- 
willkürlich sagen,  einmal,  dass  die  Her- 
steUang   aller  jener  angeblich  nothwen- 
digen  Präparate  im  eigenen  Laboratorium, 
der   Bedeutung    des   Gegenstandes    ent- 
sprechend, ihn  zu  sehr  belaste,  anderer- 
seits es  fraglich  erscheine,  ob  jene  „Mar- 
ken  Helfenberg"    nicht  besondere   Prä- 
parate seien,  ohne  welche  die  Darstellung 
vorschriftsmässiger    Flüssigkeiten    nicht 
gelinge.     Nun  hat  unser  Freund  schon 
den    Entschluss   gefasst,  jene  Original- 
präparate in  trockener  Form  aus  Helfen- 
berg  zu  beziehen,  da  belehrt  ihn  zu  sei- 
nem Schrecken  das  N.B.  des  Herrn  Z>., 
»dass  die  aus  trockenen  Präparaten  her- 
gestellten Liquores  zumeist  einen  etwas 
weniger  angenehmen  Geschmack  besitzen, 
wie  jene,  welche  aus  der  frischen,  noch 
in  Lfösung    befindlichen  Eisenverbiodung 
bereitet  worden  sind  und  dass  die  Fabrik 
das  letztere  Verfahren  anwendet,  so  dass 
die   dort    gewonnenen   Flüssigkeiten   in 
Geschmack  jene  aus  trockenen  Präparaten 
bereiteten  übertreffen!"    Nun  bleibt  unse- 
rem Apotheker  nichts  Anderes  übrig,  als 
die  Flüssigkeiten  lose  zu  beziehen,  um 
wenigstens    die  Abfüllung  selbst  vorneh- 
men za  können.    Eitler  Wahn!    Sein  be- 
sehäftigster  Arzt  macht  ihn  auf  eine  ihm 
soeben  aas  Helfenberg  zugegangene  Probe 
von  Eisenliqaor  aufmerksam,  deren  Ein- 


wickelpapier zahlreiche  Gutachten  und 
Empfehlungen  ärztlicher  Autoritäten  be- 
decken. Fettgedruckt  aber  findet  sich 
die  Notiz  ^nur  echt,  wenn  mit  beistehen- 
der Schutzmarke".  Daneben  lächelt  be- 
zeichnend der  Merkurkopf!  Unser  Freund 
und  College  sieht  seine  besten  Vorsätze 
vereitelt,  er  ist  durch  ärztliche  Verord- 
nung gezwungen,  Originalpackung  zu  be- 
ziehen. 25  bis  30  pGt.  Nutzen,  die  ihm 
die  Fabrik  bezw.  der  Zwischenhändler 
gnädigst  gewähren,  sind  ja  auch  reich- 
licher Lohn  für  die  kleine  Mühe  des  Ab- 
gebens.  Das  aber  ist  die  Art,  wie  es  heut- 
zutage „gemacht"  wird,  und  damit  ver- 
gleiche man  den  vorwurfsvollen  Ton  des 
gekränkten  Herrn  2>.,  der  zum  Wohle 
der  deutschen  Pharmacie  jahrein,  jahraus 
uneigennützig  schafft,  seine  schönsten  Er- 
rungenschaften sofort  in  liberalster  Weise 
veröffentlicht,  und  dessen  neueste  Elaborate 
bei  den  Vertrauensmännern  des  Berliner 
Vereins  so  wenig  Berücksichtigung  er- 
fahren haben. 

Die  Berliner  Gommission  zur  Aus- 
arbeitung jener  Vorschriften  hat  eben 
andere  Ziele  im  Auge  gehabt  als  Herr  2). 
Sie  musste  von  ganz  anderen  Grundsätzen 
ausgehen.  Erste  Bedingung  war  die  Auf- 
stellung einfacher ,  leicht  darstellbarer 
Recepte,  die  Wahl  möglichst  ungekün- 
stelter, den  gangbaren  Vorräthen  der 
Apotheke  angepasster  Präparate.  Die 
Vorschriften  sollten  eben  jeden,  auch  den 
Apotheker  der  kleinsten  Officin,  in  den 
Stand  setzen,  die  Bereitung  der  Flüssig- 
keiten selbst  vorzunehmen.  Deshalb  sah 
man  ab  von  der  Wahl  der  wenig  halt- 
baren Eisen-  und  Mangandoppelverbind- 
ungen Helfenberger  Erfindung,  man  sah 
ab  von  der  Gomposition  einer  besonderen 
Benediktineressenz  zur  Aromatisirung;  der 
Arzneischatz  bot  ja  Material  genug,  um 
die  Ansprüche  an  Wirksamkeit  und  Ge- 
schmack der  Liquores  in  einfacherer 
Weise  zu  erfüllen.  Die  Selbstdarstellung 
aller  Gomponenten  war  das  letzte  Ziel 
der  Bestrebungen  jener  Gommission. 
Wenn  Herr  7).  den  Vertrauensmännern 
des  Berliner  Vereins  Mangel  an  Erfahrung 
vorwirft,  so  ist  das  eine  etwas  unvor- 
sichtige Behauptung,  die  Lügen  zu  strafen 
Herr  D.  selbst,  wenn  auch  unfreiwillig, 
das   Material   liefert.     Die   Gommission 


292 


hatte  die  Prüfung  des  Mangan,  peptonat. 
und  saccharat.  für  ihre  Zwecke  in  erster 
Linie  vorgenommen,  musste  jedoch  von 
der  Wahl  dieser  Verbindungen  absehen. 
Das  Mangan,  pepton.  erwies  sich  als  ein 
wenig  stabiles,  ungleichartiges  Präparat, 
welches  zwar  in  den  neuesten  Vorschriften 
M.  H.  merkwürdigerweise  zur  Anwendung 
empfohlen  wird,  von  dem  Herr  2).  aber 
in  seiner  letzten  VeröfiFentlichung  sagt, 
dass  trotz  zweijähriger  Versuche  die  Er- 
gebnisse noch  zu  lückenhaft  seien,  um 
als  abgeschlossen  betrachtet  werden  zu 
lonnen.  Das  Mang,  sacchar.  soll  in  Wien, 
Paris,  New-York  und  Helfenberg  in  tadel- 
loser löslicher  Form  dargestellt  werden, 
und  Herr  D,  giebt  seiner  Verwunderung 
Ausdruck,  -dass  Berlin  jenen  Grossstädten 
gegenüber  nicht  auf  der  Höhe  sei.  Die 
Commission  des  Berliner  Vereins  hat  mit 
Mang,  sacchar.  genau  dieselben  Erfahr- 
ungen gemacht,  wie  Herr  D.  selbst,  der 
in  der  Nr.  23  der  Ph.  C.  1890  schreibt, 
dass  diese  Verbindung  zwar  in  concentrirter 
Lösung  haltbar  sei,  in  verdünnter  sich 
ausscheide  und  nur  bei  Gegenwart  grös- 
serer Zuckermengen  gelöst  bleibe.  Das 
Verhältniss  0,1 :  100  wird  wohl  Niemand 
als  concentrirte  Lösung  auffassen,  die 
Anwesenheit  von  6  g  Zucker  in  100  g 
Flüssigkeit  ist  ebenfalls  nicht  genügend 
zur  Erhaltung  einer  Lösung.  Sah  also 
die  Berliner  Commission  von  der  Ver- 
wendung auch  dieser  Verbindung  ab,  so 
befand  sie  sich,  trotz  ihres  Mangels  an 
Erfahrung,  in  voller  üebereinstimmung 
mit  Herrn  D.  Nunmehr  erschien  es 
erklärlich,  an  Stelle  jener  unzuverläss- 
lichen  organischen  Gemische  das  stabile 
Mangan,  chlorat.  zu  wählen,  dessen  Doppel- 
salz mit  Natr.  citri c.  auch  therapeutisch 
als  milde  und  leicht  resorbirbar  ärzt- 
licherseits begutachtet  war.  Das  passte 
nun  wieder  Herrn  D.  nicht,  und  gegen 
dieses  Natr.  citric.  führt  der  werthe  Herr 
ins  Feld,  dass  dasselbe  bei  längerem  Ge- 
brauch „allmählich,  aber  dann  ganz  in- 
tensiv auf  den  Stuhlgang  wirke".  Und 
doch  empfiehlt  derselbe  Herr  D.  dieses 
schrecklich  gesundheitswidrige  Salz  zur 
Darstellung  des  Liquor  ferr.  album.  Man 
sieht  wieder,  „si  duo  faciunt  idem,  non 
est  idem!"  Nichts  illustrirt  bezeichnender 
die  Kampfesweise   des  Herrn  D.     Seine 


Opposition  ist  eben  keine  rein  sachliche, 
sondern  entspricht  nur  persönlichen  Em- 
pfindungen, und  ist  eine  Opposition  um 
jeden  Preis,  eine  Opposition  ausGeschäft»- 
princip ! 

Die  Minderwerthigkeit  der  Berliner 
Eisenflüssigkeiten  durch  Ersparnisse  an 
Alkohol  und  Zucker  bildet  einen  weiteren 
Angriffspunkt  für  Herrn  D.  Der  Mehr- 
gehalt von  60  g  Alkohol  und  60  g  Zucker, 
den  1  Liter  Eisenflüssigkeit  M.  H.  gegen 
die  Berliner  aufweist,  ist  einmal  nach 
Herrn  D.  auf  ärztliches  Gutachten  hin 
geboten  gewesen,  andererseits  massgebend 
flir  die  um  1  Mk.  pro  Liter  höhere  Be- 
werthung  seines  Products.  Die  Berliner 
Commission  hat  die  Aufgabe  gehabt,  in 
erster  Linie  den  richtigen  Gehalt  an 
wirksamen  Eisen-  bezw.  Mangansalzen 
ihren  Vorschriften  zu  Grunde  zu  legen, 
in  zweiter  den  Wohlgeschmack  des  Prä- 
parats zu  berücksichtigen.  5  pCt.  reiner 
Alkohol  und  10  pCt.  Sirup  wurden  in 
Gegenwart  aromatisirender  Essenzen, 
ebenfalls  auf  Grund  ärztlicher  Begut- 
achtung als  ausreichend  gefunden.  Li- 
queure  sollten  eben  nicht  dargestellt 
werden,  sondern  angenehm  schmeckende 
Arzneien. 

Die  Eisenflüssigkeiten  nach  Berliner 
Vorschrift  werden  in  den  Officinen  Berlins 
seit  Monaten  abgegeben.  Eine  Klage 
über  weniger  feinen  Geschmack,  oder 
gar  nachtheiiige  Wirkung  ist  aber  bis 
heute  noch  von  keiner  Seite  laut  geworden. 
Ist  Herr  2).  von  dem  Geschmack  seiner  mit 
Benediktineressenz  M.  H.  versetzten  Pro- 
ducte  mehr  entzückt,  werwollteihm  das  ver- 
übeln ?  üeber  Geschmack  ist  bekanntlich 
nicht  zu  streiten!  Unangebracht  dagegen 
ist  es,  zu  behaupten,  der  Mindergebalt 
von  60  g  Zucker  und  60  g  Alkohol  hätte 
die  Herabsetzung  des  Preises  um  25  pGt 
bedingt.  Diese  kleine  Menge  Zucker  und 
Spiritus  hat  einen  Kaufwerth  von  8  Pfg. 
Man  vergleiche  diese  sogenannte  Ersi>ar- 
niss  von  8  Pfg.  mit  der  Herabsetzung 
des  Preises  von  4  auf  3  Mk.  für  1  Liter. 
Die  Preisherabsetzung  musste  eben  in 
jedem  Falle  stattfinden.  Die  Festsetzung 
des  Preises  geschah  unter  genauer  Zu- 
grundelegung der  Kosten  der  Selbst- 
darstellung. Die  Berliner  Commission 
konnte  anders  calculiren  als  Herr  Z).    Sie 


293 


hatte  nicht  nöthig,  Beclamen,  Probe- 
seDdungen,  ärztliche  Gutachten  etc.  in 
Bechnung  zu  stellen,  und  die  Herab- 
setzung des  Preises  war  aus  diesem 
Grunde  nicht  nur  eine  natürliche  Folge, 
sondern  geboten. 

Die  GonriDiission  des  Berliner  Vereins 
ist  sich  stets  bewusst  gewesen,   dass  die 
von    ihr    herausgegebenen    Vorschriften 
verbesserungsfähig  sind,  und  wird  nicht 
unterlassen,    an  ihrer  Vervollkommnung 
weiter  zu  arbeiten.    Grosse  Neuentdeck- 
ungen, wie  sie  Herr  Z).  erwartete,  mtissen 
bei   der   Einfachheit    des   Gegenstandes 
natürlich    ausgeschlossen    bleiben.     Aus 
den  Belehrungen,  die  Herr  Z).  aber  der 
Commission  bis  jetzt  hat  zukommen  lassen, 
hat  sie  nur  die  Bestätigung  geschöpft, 
dass  der  eingeschlagene  Weg  der  rich- 
tige war.    Die  Eisenflüssigkeiten  waren 
das  erste  Bearbeitungsmaterial  der  Com- 
mission.    Weitere  Specialitäten  sind  ins 
Auge  gefasst,   sollen  für  den  Apotheker 
nutzbar   gemacht  und  damit  die  Arbeit 
im  Laboratorium  zu  eigenem  Nutzen  und 
zum   Heil    der  Apothekerei  von  Neuem 
angeregt  werden.   Die  Bewegung,  welche 
der  Verein  der  Apotheker  Berlins   ein- 
geleitet hat,  wird  nicht  auf  den  kleinen 
Kreis  beschränkt  bleiben.   Schon  hat  der 
Vorstand      des     Deutschen    Apotheker - 
Vereins  die  Angelegenheit  in  die  Hand 
genommen  und  die  Apotheker  Deutsch- 
lands   werden    sich    auf    den    nächsten 
Frübjahrsversammlungen     mit     diesem 
Gegenstand    beschäftigen.     Die    fabrik- 
mässige  Darstellung  von  Arzneien  wird 
auf  Schritt   und  Tritt  bekämpft  werden. 
Gegen   diese  schamlosen  Uebergriffe  in 
die    verbrieften   Bechte    der   Apotheker 
wird   der   ganze  Staid  einmüthig  Front 
machen,    und  so  lange  noch  Männer  in 
den    Reihen    der   Apotheker    zu   finden 
sind,  werden  sie  nicht  müde  werden,  zu 
kämpfen    für  die  Fundamentalbedingung 
ihrer  Existenz,   die  da  lautet:   „Die  An- 
fertigong    von  Arzneien  wird  und  muss 
das  ausschliessliche  Becht  der  deutschen 
Apotheker  bleiben/' 

Die  Commission  des  Vereins  der 

Apotheker  Berlins  zur  Bekämpfnng  des 

Speclalltäteniinwesens. 

(gex.)  Frodich.    Dr.  Baetcke.    Dr.  Fnedlaender, 
Kohhmyer.    Dr.  LuUc. 


Herr  Dieterich  will  auf  die  obigen  Aus- 
fülirungen  nichts  entgegnen,  da  er  sach- 
lich seinem  Artikel  in  Nr.  19  nichts  zu- 
zufügen hat,  eine  Fortsetzung  der  Polemik 
in  der  oben  angeschlagenen  Tonart  aber 
kaum  zu  etwas  Gutem  führen  würde.  So 
möchte  ich  mir  einige  Bemerkungen  ge- 
statten. Ich  halte  mich  zu  denselben, 
von  meiner  Eigenschaft  als  Bedacteur 
ganz  abgesehen,  berechtigt  aus  zwei 
Gründen.  Einmal  als  langjähriger  und 
genauer  Kenner  der  llelfenberger  Fabrik 
und  ihrer  Einrichtungen  sowohl,  als  der 
Arbeiten  und  der  Bestrebungen  des  Leiters 
derselben,  zweitens  als  ein  Apotheker, 
welcher  nach  den  Grundsätzen,  die  die 
Berliner  Gollegen  jetzt  einführen  wollen, 
seit  nahezu  7  Jahren  schon  handelt,  denn 
so  lange  leite  ich  für  meine  Bechnung 
eine  Apotheke,  in  welcher  Geheimmittel 
gar  nicht,  von  Specialitäten  aber  nur 
solche  verkauft  werden,  die  ich  selbst 
darstelle.  Ich  muss  dies  betonen,  um 
etwaigen  Einwendungen  zu  begegnen,  die 
mir  Unkenntniss  oder  Mangel  an  Praxis, 
oder  gar  das  Bestreben,  pekuniäre  Yor- 
theile  zu  erwerben,  vorwerfen  könnten. 
Ich  bin  ganz  auf  Seite  der  Berliner  Apo- 
theker, sowie  aller  derer,  die  sich  nicht 
dazu  hergeben  wollen,  jedes  Geheimmittel 
und  jede  Specialität,  die  irgend  Jemand 
in  die  Welt  zu  setzen  für  gut  findet,  zu 
verkaufen,  noch  dazu  zu  Preisen,  die  ohne 
Bücksicht  auf  Arzneitaxe  und  sonst  etwas 
vorgeschrieben  werden.  Wenn  aber  zu 
solcher  Handlungsweise  weite  Kreise  und 
wo  möglich  alle  Apotheker  gewonnen 
werden  sollen,  so  müssen  die  heraus- 
gegebenen Vorschriften  allerdings  tadel- 
lose Präparate  liefern  und  müssen  so 
gehalten  werden,  dass  man  weiss,  nach 
welcher  derselben  man  für  den  gegebenen 
Fall  zu  arbeiten  hat.  Das  ist  aber  bei 
den  bis  jet^t  veröffentlichten  Berliner 
Vorschriften  wirklich  nicht  möglich. 

Es  würde  sich  vielleicht  auch  sagen 
lassen,  dass  es  andere  Mittel  giebt,  wie 
Abführpillen  und  Painexpeller,  deren 
Ersatz  wegen  der  Art  und  Weise,  wie 
für  dieselben  Beclame  gemacht  wird, 
Wünschenswerther  ist,  als  die  von  Eisen- 
specialitäten,  doch  mag  dies  dahin  ge- 
stellt bleiben,  Eisenmittel  werden  gerade 
jetzt  sehr  viel  verlangt  und  wurden  wohl 


294 


deshalb  gewählt.  Sollte  hierbei  aber  nicht 
auch  gleichzeitig  der  Umstand  mitgewirkt 
haben,  dass  für  dieselben  bereits  Vor- 
schriften vorhanden  waren  und  zwar  die 
von  Dieterich  veröffentlichten.  D.  kann 
sieh  nicht  beschweren,  dass  seine  Vor- 
schriften benutzt  wurden,  er  hat  sie  ver- 
öffentlicht und  sich  damit  seines  Rechtes 
begeben.  Er  hat  aber  doch  damit  die 
Mittel  geliefert  zu  solchem  Vorgehen, 
er  ist  sich  darüber  wohl  schon  vorher 
klar  gewesen,  er  hat  aber  damit  gezeigt, 
dass  ihm  sein  persönlicher  Vortheil,  so 
JlOj3h  er  ihn  sonst  auch  zu  schätzen  und 
sich  zu  wahren  verstehen  mag,  nicht  das 
Höchste  ist.  Er  bat  hiervon  doch  auch 
sonst  schon  recht  zahlreiche  Beweise  ge- 

feben;  von  welchem  pharmaceutischen 
.utor,  der  in  der  Praxis  steht,  sind,  seit 
Hager  wenig  mehr  schreibt,  so  viele 
Vorschriften  veröffentlicht,  so  viele  wis- 
senschaftliche Arbeiten  geliefert  worden, 
als  von  ihm,  und  wer  kann  sagen,  dass 
die  Präparate  seiner  Fabrik  nicht  den 
höchsten  Anforderungen  genügen?  Er 
ist  ein  Mann,  der  wohl  Achtung  und 
«ine  bessere  Behandlung  verlangen  darf, 
als  sie  ihm  in  einzelnen  Sätzen  dieser 
Abwehr  zu  Theil  wird,  wie  man  auch 
sonst  über  das  Kaufen  galenischer  Prä- 
parate und  der  Specialitäten  denken  mag. 
Die  Fabriken  verdanken  ihr  Aufkommen 
der  Richtung  unserer  Zeit,  welche  über- 
all zum  Grossbetriebe  hindrängt,  den 
Kleinbetrieben  schaden  sie  hierbei,  dafQr 
kann  man  nicht  die  Fabrikanten  verant- 
wortlich machen  und  von  unserem  Stand- 
punkte am  wenigsten  diejenigen,  welche 
nur  mit  Apothekern  arbeiten.  Eine 
Schmach  ist  es  doch  nicht,  Fabrikant  zu 
sein.  Es  Messen  sich  leicht  eine  Anzahl 
hochangesehener  Apotheker  aufzählen, 
welche  pharmaceutische  Präparate  für 
den  Grossbetrieb  fabriciren  und  unter 
den  Unterzeichnern  der  obigen  Abwehr 
befindet  sich  sogar  ein  College,  welcher 
in  medicinischen  Zeitungen  und  den 
Aerzten  seine  Apotheke  als  „Fabrik 
medicinischer  Novitäten  und  Speciali- 
täten'', unter  Nennung  einer  Anzcäil  sol- 
cher, empfiehlt.  ^  .  , 


. 


Nene  ArzneimitteL 

Gallanol.  Mit  diesem  Namen  belegt 
Caeev^eu^e  (Revue  de  th^rapeut.  1893,  214) 
ein  Anilid  der  Gallnssäure,  welches  er  dorch 
Kochen  von  Tannin  mit  Anilin  erhielt.  Das 
Reactionsprodact  wurde  zur  Entfernung  über- 
schüssigen freien  Anilins  mit  durch  SalssSare 
angesäuertem  Wasser  gekocht  und  die  beim 
Erkalten  sich  ausscheidenden  Krystalle  wor- 
den durch  mehrmaliges  Umkrystallisiren  aas 
wässerigem  Alkohol  gereinigt.  Das  Gallanol 
bildet  farblose,  schwach  bitterlich  schmeckende 
Krystalle  vom  Schmelzpunkt  205^,  ist  sehr 
wenig  in  kaltem,  sehr  leicht  loslich  in  kochen- 
dem Wasser  und  Alkohol,  löslich  in  Aether, 
unlöslich  in  Benzol  und  Chloroform.  Alkalien 
lösen  das  Gallanol  unter  Braunfiirbung,  jedoch 
ohne  es  merklich  zu  zersetzen. 

Was  Cazeneuve  darüber  sagt,  dass  das 
Gallanol  (ein  Anilid  der  Gallusstture)  der  mit 
dem  wissenschaftlichen  chemischen  Namen 
Gallol  belegte  Körper  sei,  ist  nnverständlich. 
Unter  Gallol  ist  in  der  chemischen  Litera- 
tur (z.  B.  BeOstem,  2.  Aufl.,  Bd.  U,  S.  720) 
ein  Körper  beschrieben ,  der  durch  Erhitzen 
von  G  a  1 1  e  1  n  (Pyrogallinphthaleins&ureanby- 
drid)  mit  Zinkstaub  und  Schwefelsäure  ent- 
steht und  dem  die  empirische  Formel 
^80^16^6  zukommt,  der  also  zunächst  gar 
nicht  stickstoffhaltig  ist,  wie  es  ein  Anilid 
der  Gallussäure  doch  sein  müsste. 

Das  Gallanol  ist  kürzlich  von  Ccuseneu/cedt 
BoUin  in  den  Arzneischatz  eingeführt  wor- 
den, indem  es  dieselben  als  Pulver  allein  oder 
mit  Talk  gemischt  aufgestreut  oder  in  Salben 
1 :  30,  1 :  10,  1 : 4  mit  Vaselin  in  Fällen  an- 
gewendet haben,  wo  man  sonst  Pyrogallol 
verwendete,  vor  dem  es  den  Vorzug  hat,  nicht 
giftig  zu  sein  und  nicht  reizend  sa  wirken. 
Bei  Psoriasis  haben  die  Verfasser  mit  bestem 
Erfolg  die  kranken  Stellen  mit  einer  Suspen- 
sion von  Gallanol  in  Chloroform  bestrichen 
und  hierauf  Traumaticin  darüber  gestrichen. 

Salfonsalba.  Mit  diesem  Namen  belegt 
Carles  (Bep.  de  pharm.)  ein  Gemisch  aus 
1  Tb.  conc.  Schwefelsäure  und  5  Tb.  Schweine- 
fett. Die  Snlfonsalbe  soll  als  örtliches  Reiz- 
mittel wie  Senfpapier,  Thapsiapflaster,  Croton- 
Ölsalben  Verwendung  finden.  Beim  Gebrauch 
ist  die  mit  der  Sulfonsalbe  bestrichene  Haat- 
stelle  zum  Schutze  der  Kleider  mit  Watte  zu 
bedecken;  die  Salbe  ist  mit  Wasser  ab- 
waschbar. 


295 


üeber  Stachydrin. 

Aus  dem  Safte  der  Wunelknollen  von 
Stachjs  tuberiferai)  haben  von  Planta  und  E. 
Schtdse  bereits  frfiher  ausser  Glutamin,  Tyro- 
sin  undStacbyose^}  auch  eine  stickstoffhaltige 
organische  Base  abgeschieden,  welche  in 
ihren  Reactionen  dem  Betain  gleicht.  Yer- 
faaser  bezeichnen  diese  Base  neuerdings  als 
Stachydrin  und  gewinnen  dieselbe  auf 
folgende  Weise  aus  den  Stachysknollen. 

Man  versetzt  den  aus  den  Knollen  durch 
Auspressen  und  Nachwaschen  mit  Wasser  ge- 
wonnenen Saft  zur  Entfernung  von  Eiweiss- 
Stoffen,  organischen  Säuren  u.  s.  w.  mit  Blei- 
essig, sftuert  das  Filtrat  vom  Bleiniederschlag 
mit  Schwefelsäure  an. und  fügt  dann  Phos- 
phorwolframsäure  hinzu.  Der  Niederschlag 
wird  auf  dem  Filter  gesammelt,  mit  verdünn* 
ter  Schwefelsäure  gewaschen,  zwischen  Fliess- 
papier abgepresst  und  sodann  in  der  Kälte 
mit  überschüssiger  Kalkmilch  behandelt.  Die 
von  den  unlöslichen  Calciumverbindungen 
abfiltrirte  Flüssigkeit  neutralisirt  man  mit 
Salzsäure,  nachdem  man  zuvor  das  über- 
schüssige Calci nmhydroxyd  durch  Einleiten 
von  Kohlensäure  beseitigt  hat,  und  fügt  nach 
dem  Abdansten  auf  ein  geringes  Volum  Gold- 
chlorid hinzu. 

Anfangs  entsteht  eine  dunkel  gefärbte 
Fällung,  welche  durch  Filtration  beseitigt 
wird.  Das  Filtrat  giebt  auf  weiteren  Gold- 
chloridsusatz  einen  heller  gefärbten  Nieder- 
schlag. Derselbe  wird  durch  Schwefelwasser* 
Stoff  zerlegt,  die  nach  Abdampfen  des  Filtrats 
erhaltenen  Krystalle  werden  in  Alkohol  ge- 
löst und  niit  Platinchlorid  gefällt.  Es  schei- 
den sich  zwei  verschiedene  Platinchlorid - 
doppelsalze  ab,  von  denen  das  eine  in  Wasser 
leicht  löslich  ist  und  das  Doppelsalz  des 
Stachjdrins  darstellt. 

Die  freie  Base  krystallisirt  aus  Wasser  oder 
Weingeist  in  farblosen  durchsichtigen  Kry- 
stallen,  welche  an  der  Luft  zerfliessen.  Der 
Schmelzpunkt  liegt  bei  210®.  Das  Stachydrin 
entspricht  in  seiner  Zusammensetzung  der 
Formel  C^H^sNOg.    Das  Chlorhydrat, 

C7H13NO2  .  HCl, 
krystallisirt   in  durchsichtigen,  luftbeständi- 
gen Prismen ,  welche  sich  leicht  in  Wasser 

lösen.  Th. 
Ber.  d.  D,  ehem.  Qes.  26,  939. 

>)  Ph.  C.  Sl,  342. 

«)  Ph.  C.  81,  423.  82,  691. 


üeber  den  qualitatiyen  Nachweis 
einwerthiger  Alkohole. 

Bila  V,  Bütö  beschreibt  in  der  Chem.-Ztg. 
1893,  Nr.  35,  S.  611  eine  Reaction,  welche 
den  Nachweis  sehr  geringer  Mengen 
Alkohol  zwar  nicht  gestattet,  aber  doch  „den 
Nachweis  grösserer  Mengen  und  die  Erkenn- 
ung, sowie  die  Charakterisirung  einwerthiger 
Alkohole  als  solche  ermöglichen  dürfte'*. 

Man  löst  zu  dem  Zweck  0,5  g  Methylviolett 
in  1  L  Wasser,  fügt  Ton  dieser  Lösung  zur 
prüfenden  Flüssigkeit  1  bis  2  ccm  nebst  bei- 
läufig 1/2  bis  1  ccm  einer  Alkalipolysulfidlös- 
ung  hinzu  und  schüttelt  um.  Ist  ein  ein- 
werthiger Alkohol  zugegen,  so  nimmt  die 
Flüssigkeit  eine  kirschrothe  bis  violettrothe 
Färbung  an,  wobei  jedoch  die  Flüssigkeit 
selbst  ganz  klar  bleibt.  Verfasser  bemerkt, 
dass  man  von  der  zu  prüfenden  Substanz 
mehrere  Cnbiccentimeter  nehmen  soll  und 
dass  die  entstehenden  Färbungen,  bei  län- 
gerem Stehen,  Veränderungen  erleiden. 

Bei  Abwesenheit  einwerthiger  Alkohole 
nimmt  die  Flüssigkeit  eine  grünlich  blaue 
Mischfarbe  an,  aus  welcher  nach  einiger  Zeit 
röthlich  violette  Flocken  ausfallen,  während 
die  Flüssigkeit  selbst  gelb  wird. 

Verfasser  ist  geneigt,  dem  Atomcomplez  = 
C(OH)  diese  Reaction  zuzuschreiben. 

Aus  einer  Tabelle,  in  welcher  die  geprüften 
Verbindungen    nebst   der   damit  erhaltenen 
Farbenreactionen  aufgeführt  sind,  geht  Fol- 
gendes hervor: 
Methylalkohol  CH3  .  OH  giebt  kirschrothe 

Färbung, 
Aethylalkohol  CH3 .  CH^  .  OH  kirschroth, 
Normaler  Propylalkohol  CHj.CH^.CH^.OH 

kirschroth, 
Isopropylalkohol  (CH3)2  =  CHOH  kirsch- 
roth. 
Tertiärer  Butylalkohol  (CH3)3  =  ^^^  ^^^' 

lettroth, 
Isobutylalkohol  (CHs)^  —  CH.CH2.OH  vio- 

lettroth, 
Isobutylcarbinol  (CE^)^^  CH.CHj.CHOH 

violettroth, 
Allylalkohol  CHg  =  CH  .  CH^ .  OH  violett- 
roth. 
Die  Reactionen  geben  nicht:   zwei-  und 
mehrwerthige  Alkohole,  ferner  zu  anderen 
Gruppen  gehörige  Verbindungen,  wie  Kohle- 
hydrate,  Säuren,  aromatische  Verbindungen, 
Phenole  u.  s.  w.  Th, 


296 


Üeber  die  Verwendung  der  Hefe 

zur  quantitativen  Bestimmung 

gährfähiger  Substanzen. 

Die  Verwendung  von  Hefearten  zur  Unter- 
suchung eines  Gemisches  verschiedener 
Zuckerarten  beginnt  sich  mehr  und  mehr  ein- 
zubürgern und  ist  vor  der  Hand  der  Prüfung 
Ton  Bierwürzen  angepasst  worden.  Als  erstes 
ErfordernisB  zur  Anwendung  der  Hefe  kommt 
hierbei  in  Betracht,  dass  die  zu  untersuchen- 
den Flüssigkeiten  sterilisirt  zur  Untersuchung 
gelangen,  und  dass  die  Hefe  stets  nur  in 
Reincultur  verwendet  wird.  Um  ferner  ana 
ly tisch  verwerthbare  Resultate  zu  erlangen, 
"muss  die  Flüssigkeit  durch  die  angewandte 
Hefe  vollkommen  vergohren  werden. 

ArmifUus  Bau  hebt  in  einer  Veröffent- 
lichung in  der  Chem.-Ztg.  1893,  Nr.  23, 
S.  392  einige  Punkte  hervor,  woran  man  die 
vollständige  Vergährung  erkennen  kann : 

1.  Das  Bier  muss  sich  vollständig  geklärt 
haben.  Zuweilen  wird,  wie  Verfasser  in  sehr 
seltenen  Fällen  gefunden  hat,  das  Bier  in 
höherer  Temperatur  nicht  ganz  blank,  da 
eine  Harztrübung  eintritt. 

2.  Jede  äussere  Gährungserscheinung  muss 
erloschen  sein. 

3.  Das  Gewicht  der  Gährflasche  oder  des 
Rölbchens  darf  sich  in  24  Stunden  nicht  mehr 
verändern.  Die  Wägung  ist  bis  auf  0,02  bis 
0,03  g  auszuführen.  Eine  geringe  Wasser-, 
bez.  Alkoholverdunstung  findet  ja  auch  in 
völlig  vergohrenen  Flüssigkeiten  statt. 

4.  Beim  Umschwenken  des  Bieres  darf 
sich  kein  feiner  weisser  Schaum  bilden ,  da 
dieser  noch  auf  Kohlensäureentwickelung 
hindeutet. 

5.  Sind  diese  Bedingungen  erfüllt,  so  wird 
die  Gährflasche  24  Stunden  in  kalter  Tem- 
peratur (10  bis  15^0.)  aufbewahrt.  Nach 
dem  Auffüllen  mit  destillirtem  Wasser  auf 
das  ursprüngliche  Gewicht  wird  die  Mündung 
der  Flasche  mit  dem  Finger  verschlossen  und 
letztere  tüchtig  geschüttelt.  Beim  Oeffnen 
darf  ein  innerer  Druck  nicht  wahrnehmbar 
sein. 

6.  Das  Bier  ist  bei  Anwendung  von 
Saccharomyces  cerevisiae  vollständig  ver- 
gohren ,  wenn  die  Hefe  Hautbildung  zeigt, 
oder  wenn  sich  an  der  Stelle,  wo  das  Flüssig- 
keitsniveau  das  Glas  berührt,  ein  weisser 
Ring  von  Hefezellen  ansetzt.  Nicht  ver- 
wechselt darf  aber  dieser  Ring  mit  Hefetrieb 


bei  Verwendung  obergähriger  Hefen  werden. 
Da  dieser  Zeitpunkt  nicht  früh  eintritt,  dürfte 
er  bei  der  analytischen  Verwerthung  wenig 
ins  Gewicht  fallen. 

7.  Wenn  die  Gährung  nach  den  Be- 
dingungen 1  bis  5  zu  Ende  geführt  erscheint, 
kann  das  Bier  analjsirt  werden.  Doch  ist  es 
zur  Sicherheit  nöthig,  einen  Theil  des  Bieres 
zu  sterilisiren ,  ev.  unter  Beigabe  von  Mähr- 
salzen und  Pepton  und  mit  der  zur  Analyse 
verwendeten  Hefe  von  Neuem  zu  impfen. 
Erst  wenn  jetzt  nach  mindestens  dreitägiger 
Beobachtungsdauer  bei  25  ^  0.  eine  weitere 
Gährung  nicht  eintritt,  sind  wir  berechtigt, 
anzunehmen,  dass  das  Bier  vollständig  ver- 
gohren war.  Th, 

Zur  Bestimmmig  der  freien  nnd  gebun- 
denen 8alz8ftare  im  Magensäfte;  TsetUenoff: 
Corresp.-Bi.  f.  Schweiz.  Aerzte  1892,  735.  Die 
vielen  bekannten  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Salzsäure  im  Magensäfte  geben  die  gesammte 
Salzsäure  an,  gestatten  aber  nicht  die  ge- 
sonderte Bestimmung  der  freien  und  der 
(an  Eiweiss)  gebundenen  Salzsäure.  Die  ein- 
zige Methode,  welche  diese  Aufgabe  erfflllt,  ist 
nach  Tschlenoff  die  von  Winter-IIayem,  die  in 
Folgendem  besteht:  a)  5  com  Magensaft  werden 
mit  einem  Ueberschuss  Natriumcarbonat  ver- 
setzt auf  dem  Dampfbad  eingedampft,  der 
ROckstand  gelinde  geglflht,  mit  salpetersaurem 
Wasser  aufgenommen,  zur  Vertreibung  der 
Kohlensäure  aufgekocht  und  die  I^ö^ung  (welche 
das  gesammte  Chlor  enthält)  mit  Silber- 
nitrat titriit.  b)  5  ccm  Magensalt  werden  ver- 
dampft und  der  Rückstand  schwach  gebläht; 
die  Chlormen^e  entspricht  den  Chloriden, 
welche  der  Nahrung  und  dem  Schleime  des 
Magens  entstammen,  c)  5  ccm  Magensaft  werdeo 
verdampft  und  zur  Yeijagung  der  freien  Salz- 
säure noch  eine  Stunde  auf  dem  Dampfbade 
stehen  gelassen,  dann  erst  wird  tlberschflssiges 
Natriumcarbonat  zugesetzt  und  wie  bei  a  ver- 
fahren. 

a— c  =  freie  Salzsäure. 

c— b  =  an  organische  Stoffe  gebundene 
Salzsäure. 

Die  Congo-Reaction  zeigt  nach  TsMenoffi^ 
hohe  Werthe  fGr  die  freie  Salzsäure;  der  posi- 
tive Ausfall  der  Phloioglucin-yanillin-ReactioB 
zeigt  immer  physiologisch  freie  Salzsäure  (d.  b. 
solche,  die  auf  Zusatz  von  Pepsin  Fibrin  ver- 
dauen hilft)  an.  s. 

Untersuchangen  über  das  Fibrinferment. 

Von  C.  A.  rekelliaring.  Nach  Ber.  d.  D.  ehem. 
Ges.,  Ref.  25,  949.  Die  Wirkung  der  Kalksaize 
auf  die  Blutgerinnung  fPh.  C.  38 ,  99)  besteht 
nach  Verfasser  darin,  oass  die  Kalksalze  eine 
im  Blute  vorhandene  Substanz,  welche  ffir  sieb 
keine  Gerinnung  hervorruft,  in  Fibrinferroent 
überführen.  Diese  Substanz  ist  ein  Nudeo- 
albumin.  Die  Peptone  erhalten  das  Blnt  flOssigi 
indem  sie  die  Ealksalze  binden.  TK 


297 


Vlierapeutlsclie  JHitCtieilunf^en. 


Ueber  die  Anwendung  des  blauen 

Pyoktanins. 

Freiherr  v.  Oefele  (Aerztl.  Rundscfa.  1893) 
hat  das  PyoktaniD  coeruleum  in  yerschiedeoen 
Formen  gegen  bösartige  Neubildungen 
gebraucht,  mit  dem  Erfolge,  dase  dieselben 
unter  der  Pyoktaninbehandlung  in  ihrem 
Wacbstbum  gehindert  werden,  allerdings  nach 
dem  Aussetzen  der  Behandlung  wieder  weiter 
wachsen. 

DasPyoktanin  bereitet  wegen  seiner  starken 
Färbekraft  der  Verarbeitung  in  der  Apotheke 
gewisse  Schwierigkeiten,    obgleich   sich  die 
durch    Pyoktanin    blau    gefärbten    Körper, 
ebenso  wie  auch  etwaige  Flecke  von  Pyokia- 
Din  auf  der  Hand  des  Arztes,  Apothekers  oder 
Patienten  oder  auf  Wäsche  mittelst  Salzsäure 
entfernen  lassen.    Oefele  führt  auch  den  von 
anderer  Seite  gemachten  Vorschlag  an,  neben 
Pyoktanin  auch  stets  gleichzeitig  ein  Fläsch- 
chen  mit  Salzsäure  zum  Entfernen  der  Flecke 
zu  verschreiben,  wenn  man  nicht  Seifenspiritus 
vorzieht.     Für  letzteren  Zweck  soll  bei  ganz 
frischen    Flecken    auch    das   Waschen    mit 
manchen  Seifenarten  genügen ,  während  an- 
dere Seifen  gegen  Pyoktanin  machtlos  sind. 
Für  innere  Anwendung  des  Pyoktanins  hatte 
Oefele  anfangs  Qelatinekapseln,  mit  je  1  ccm 
einer   2  proc.  PyoktaninlÖsung  in  hochgra- 
digem Alkohol  gefüllt,  angewendet.  Dieselben 
eignen  sich  aber  nicht  für  längere  Aufbewahr- 
ung, da  sie  gar  bald  ihre  volle,  runde  Eiform 
verlieren.     Auch  die  in  Gelatinekapseln  und 
Perlen    eingeschlossene   Verreibung   von   je 
0,01g  Pyoktanin  mit  Milchzucker  empfiehlt 
Oefeie    wegen  der  Möglichkeit  einer  Reduc> 
tion  des  Pjoktanins   nicht.    In  neuerer  Zeit 
fertigt     Pohl     in     Schön  bäum     bei   Danzig 
zweckmäsaige ,  wenig  voluminöse  Kapseln  in 
denen  des  Pjoktanin  zu  0,01  g  mit  der  in- 
differenten    Kieseiguhr    (Terra    silicea    oder 
Silex  farinosus)  verrieben  ist,  ferner  auch  Ge- 
lati n  eperlen ,   die  0,1g  unvermischtes  Pyok- 
tanin enthalten.    Bei  starker  Schleimfülluug 
des  Magens  und  leichter  Reizbarkeit  zum  Er- 
brechen sind  auch  diese  Gelatinekapseln  noch 
schwer  löslich ,  so  dass  diese  manchmal  un- 
gelöst erbrochen  werden.  Die  schwerlöslichen 
Oblaten ,  sowohl  die  käuflichen  Tafeloblaten 
wie  auch  XdmouHn'ache  Obiatenkapseln,  sind 
ebenfalls  aoszuschliessen,  da  das  Pyoktanin  in 
der  anverletzten  schmierig  gequollenen  Hülle 


fast  regelmässig  wieder  zum  Vorschein  kommt. 
Das  Einnehmen  des  Pyoktanins  als  offenes 
Pulver  oder  in  Lösung  ist  unpraktisch ,  weil 
in  diesem  Falle  die  Mundhöhle  sofort  intensiv 
gefärbt  wird,  während  in  den  Magen  gar  nichts 
mehr  gelangt.  Dagegen  ist  das  Eindrehen  des 
unvermischten  Pyoktanins  oder  seiner  Vor 
reibung  mit  Kieseiguhr  in  Usego- Papier 
(Charta  japonica) ,  Ph.  C.  31,  301,  sehr  em- 
pfehlenswerth. 

Einem  mit  Speisen  boladenen  Magen  darf 
Pyoktanin  nicht  einverleiht  werden,  aus 
leerem  Magen  aber  wird  es  sofort  ausgebro- 
chen. Oefele  lässt  daher  eine  Präparation  des 
Magens  mit  Cocain  vorausgehen  (Cocaiui  phe- 
nylici  0,01 ,  Acetanilidi  0,04 ,  ad  chart.  ja- 
ponic),  bevor  er  das  Pyoktanin  (Pyoktanini 
coerulei  0,02,  Terrae  siliceae  0,02  g,  ad  chart. 
japonic.)  reicht. 

Pyoktaninlösungen  müssen  ihrer  Zersetz- 
lichkeit  wegen  immer  in  dunklen  Gläsern  ver- 
schrieben werden  und  auch  diese  noch  an 
ihrem  Standorte  vor  direkter  Besonnung  ge- 
schützt werden.  Jaenicke  (Therap.  Monatsh. 
1892,  Nr.  7)  hält  das  Pyoktanin.  coerul.  für  ein 
Äntidiphtheritioum  ersten  Ranges;  er 
verwendet  1  proc.  Lösungen ,  die  er  mittelst 
eines  Wattepinsels  unter  sanftem  Druck  ein- 
reibt. Wenn  die  blaue  Farbe  aus  den  Mem- 
branen (nach  2  bis  5  Stunden)  verschwunden 
ist,  wird  die  Pinselung  wiederholt.  Der  Ge- 
schmack des  Pyoktanins  ist  unangenehm,  aber 
nicht  geradezu  widerwärtig.  Taube  (Deutsche 
med.  Wochenschr.  1892,  Nr.  38)  bestätigt 
die  günstigen  Erwartungen  Jaenicke*B,  Taube 
räth  aber  10  proc.  Lösungen  (keine  schwä- 
cheren) anzuwenden,  die  unter  Anreiben  leicht 
herzustellen  sind.  Vor  der  Einpinselung  lässt 
er  den  Mund  mit  einer  Lösung  von  Natrium- 
bicarbonat  ausspülen.  «. 


Ueber  Yersuehe  mit  Maliern.  Von  W.  Eber, 
Pharm.  Ztg.  1^92,  Nr.  09,  Ö.  6V<0.  Zu  den  be- 
deutendsteij  Erfolgen,  welche  die  Neuzeit  auf 
Koch'scher  Forechungsbasis  zu  verzeichnen  hat, 
gehört  auch  die  von  thierärztUcher  Seite  ent- 
deckte Darstellung  und  Verwendung  des  Mal- 
iern s  (von  Maileus  =  Kotz)  zur  Diagnose  und 
Bekämpfung  des  Rotzes  der  Tferde  (Ph.  C.  32, 
452.  84,  6ö).  Eber  bespricht  verschiedene  Ver- 
suche zur  Keinigung  des  Malleins-,  beziehentlich 
zar  Isolirung  chemisch  tass barer  Körper  aus 
demselben,  sowie  einige  mit  dem  Maiieün  er- 
langte Heilerfolge,  die  zu  weiteren  Versuchen 
ermuthigen.  Th, 


298 


im  Harn  nach  Ver- 
brennungen. 

Wladislaus  Reis  vermathete,  dass  die  Re- 
sorption der  bei  einer  schweren  Verbrennnng 
Yon  Körpertheilen  entstehenden  brenzligen 
Producte  die  Ursache  eines  grossen  Theils 
der  beobachteten  klinischen  Erscheinungen 
bilden  könne,  und  beschloss  daher,  den  Harn 
von  derartig  Verbrannten  auf  das  Vorhanden- 
sein von  empyreumatischen  Verbindungen  zu 
untersuchen.  Es  gelang  ihm  in  solchen  Fäl- 
len, aus  dem  Alkoholextract  des  auch  mehr- 
fach schon  nach  Pyridin  riechenden  Harns 
nach  Zusatz  von  Kalilauge  durch  Destillation 
ein  Pyridingeruch  zeigendes  Destillat  zu  er- 
halten. Auch  das  toxische  Verhalten  eines 
solchen  Destillats  Thieren  gegenüber,  sowie 
der  Stickstoffgehalt  und  der  Schmelzpunkt 
der  Platindoppelverbindung  sprechen  für  das 
Vorhandensein  von  Pyridinbasen  im  Harn 
nach  schweren  Verbrennungen.  $. 

Med.'Chir.  Bundsch,  J893,  100. 


Diamine  als  Stofiwechselprodacte 
von  Cholera  und  Brechdurchfall. 

Brieger  hat  in  künstlichen  Choleraculturen 
neben  geringen  Mengen  sogenannten  Toxins 
fast  ausschliesslich  Diamine,  in  grösster 
Menge  Pentamethylendiamin  (Cadaverin) 
nachgewiesen  und  schloss  daraus,  dass  der 
Spermageruch  der  Reiswasserstühle,  die  Reiz- 
ung des  Darms  und  die  Nekrose  der  Darm« 
Schleimhaut,  kurz  die  schweren  Allgemein- 
erscheinungen der  Cholera  auf  die  Bildung 
von  Cadaverin,  die  als  eine  stark  ätzende  Base 
erkannt  ist,  zurückzufuhren  seien. 

Boos  hat  nun  nach  der  Methode  von  BaU' 
mann  (Ph.  C.  30,  56),  der  schon  vor  einigen 
Jahren  Diamine  in  Stuhl  und  Harn  eines 
Cystinkranken  entdeckte,  Stühle  von  Cholera- 
kranken untersucht  und  keine  Diamine  ge- 
funden, hingegen  lieferten  die  Entleerungen 
eines  an  Brechdurchfall  Leidenden  0,5  g  (auf 
650  g  Flüssigkeit)  Krystalle,  die  als  Diamine 
erkannt  wurden. 

Die  Ausführung  dieses  Nachweises  ist 
folgende : 

Die  Fäces  werden  mit  demselben  Volum 
angesäuerten  Alkohols  versetzt  und  digerirt, 
die  Filtrate  eingedampft ,  der  Rückstand  in 
Wasser  gelöst  und  die  filtrirte  Lösung  mit 


Benzoylchlorid  und  Natronlauge  bis  zum  Ver- 
schwinden des  Geruchs  des  Benzoylchlorids 
geschüttelt.  (Auf  500  ccm  Stuhl  kommen 
durchschnittlich  15  ccm  Benzoylchlorid  and 
etwa  105  ccm  lOproc.  Natronlauge.)  Am 
Schluss  der  Reaction  muss  das  Gemisch 
alkalisch  reagiren. 

Der  Niederschlag,  der  die  Kohlehydrate 
und  Diamine  in  Form  von  unlöslichen  Ben- 
zoylverbindungen  enthält,  wird  in  Alkohol 
gelöst,  die  filtrirte  Lösung  auf  ein  kleines 
Volumen  eingedampft  und  in  die  30  fache 
Menge  Wasser  gegossen.  Die  aus  der  milchigen 
Trübung  im  Stehen  krystallinisch  ausgeschie- 
denen Diamine  werden  nach  48  Stunden  aaf 
einem  Filter  gesammelt  und  nöthigenfalls  um- 
krystallisirt.  Harn  wird  direct  mit  Benzoyl- 
chlorid und  Natronlauge  geschüttelt  und  der 
Niederschlag  wie  oben  behandelt. 

Durch  Südd,  Äpoth.-Ztg. 


Zur  Beseitigung  der  Abgänge  der 
Cholerakranken 

hat  Küchenmeister  schon  vor  20  Jahren  vor- 
geschlagen, dieselben  mit  feinen  und  trockenen 
Sägespänen  zu  bedecken  und  diese  letzteren 
nach  dem  Aufsaugen  der  Flüssigkeit  schaufel- 
weise in  einem  flammenden  Feuer  zu  ver- 
brennen. 

In  Berlin  sollen  in  letzter  Zeit  Vorkehr- 
ungen getroffen  worden  sein,  ansteckungs- 
fahige  Abgänge  der  Krankenhäaser  ebenfalls 
zu  verbrennen. 


s. 


Giftigkeit  der  Thuja;  Tschirch:  Zeitschr. 
des  allg.  Osterr.  Apoth.-Ver.  Die  Zweigspitzen 
der  Thuja  können  wie  Sabina  durch  EntzOndane 
der  Unterleibsorgane  Abortus  bewirken;  der 
wirksame  Bestandtheil  ist  das  ätherische  Oel, 
bez.  das  darin  enthaltene  Thujol,  das  schon 
in  geringen  Mengen  giftig  wirkt.  Wegen  der 
Gefährlichkeit  der  Thujablfitter  sollte  der  Le- 
bensbaum, ebenso  wie  der  Sadebaum  aus  un- 
seren Anlagen  ausgerottet  werden. 

KaliampermanganAt  als  chemlaches  Auti« 
dot  maneher  orgimisclier  Gifte;  Antal:  Pester 
med.-ehir.  Presse  1893,  Nr.  7  durch  Therap. 
Monatsh.  AfUai  hat  das  Kaliumpermanganat 
an  FrOschen  und  Hunden  als  Antidot  bei  einigen 
organischen  Giften  versucht  und  bei  Muscariu, 
Strycbnin,  Colchicin,  SabinaOl  und  Oxalsäure 
sehr  wirksam  gefunden.  Das  Permanganat  wnrde 
in  Vi  bis  Vs  Pi^oc-  Losung  innerlich  oder  sab* 
cutan  gegeben.  s. 


299 


Teclinisclie  IHIttliellanffen. 


üeber  das  F&rben  von  Ckuarzsand 
mit  Azofarbstoffen« 

Für  wiaaenschafUiche  Veraucho  auf  wasser- 
baateobniachem  Gebiete  war  nach  B,  Möhlau 
(Zeitacbr.  f.  angew.  Chem.  1893,  255)  die 
Beschaffung  auf&ileod  venchiedenfarbigen 
Qaanssandes  erwünscht.  An  die  Dauerhaftig- 
keit der  Färbung  waren  die  Bedingungen 
einer  gewissen  Widerstandsfähigkeit  gegen 
Wasser  und  fteibechtheit  geknüpft. 

Da  der  Quarz  weder  zu  unorganischen 
noch  zu  organischen  Farbstoffen  Affinität 
besitzt,  so  schien  die  Anwendung  derjenigen 
Methoden,  welche  zur  Färbung  der  Textil- 
fasem  zu  führen  pflegen,  hier  aussichtslos  zu 
sein.  Als  jedoch  eine  sorgföltige  mikrosko- 
pische Betrachtung  das  Vorhandensein  höchst 
feiner  Rillen  und  Höhlungen  in  den  einzelnen 
Qaarzkömem  ergab,  durfte  man  an  die  Mög- 
lichkeit denken ,  dadurch  zum  Ziel  zu  ge- 
langen, daas  man  unorganische,  farbige  Kör- 
per, wie  Chromgelb,  Berlinerblau  und  der- 
gleichen in  den  erwähnten  Vertiefungen  nie- 
derzuschlagen Tersuchte. 

Dass  derartige  Versuche  sämmtlich  ein 
negatives  Resaltat  zur  Folge  hatten ,  liegt 
wohl  darin,  dass  die  Grösse  der  einzelnen 
Partikel  der  theils  krystalliniscbeu ,  theiis 
amorphen  Niederschläge  im  MissverhäUniss 
zur  Feinheit  der  Rillen  und  Höhlungen  der 
Qaarzkömchen  stand. 

Mit  gutem  Erfolge  konnten  dagegen  die 
wasserunlöslichen  Naphtholazofarbstoffe  fizirt 
werden.  Das  mikroskopische  Bild  des  so  ge- 
färbten Sandes  zeigte  bei  600facher  Ver- 
grösserung  die  Farbstoffe  ganz  gleichmässig 
und  in  ihren  einzelnen  Thei  leben  nicht  er- 
kennbar in  den  Vertiefungen  der  Quarzkömer 
abgelagert. 

Zur  Schilderang  des  Verfahrens  diene  die 
Färbung  von  Quarzsand  mit  dem  röthlich- 
orangen  Bensol  -  azo  -  ß  -  naphthol. 

In  einem  geräumigen,  eisernen,  mit  Rühr- 
werk versehenen  Kessel  werden  1  kg  gepul- 
vertes /$- Naphthol  mit  etwas  mehr  als  der 
äquivalenten  Menge  Aetznatron  in  25  L 
Wasser  gelöst.  In  diese  Lösung  werden  all- 
mählich 100  kg  Quarzsand  eingerührt.  Hat 
Bich  derselbe  mit  der  Lösung  vollständig  be- 
netzt, so  lässt  man  nunmehr  in  feinem  Strahl 
Und  unter  fortgesetztem  Rühren  eine  Lösung 
von  Diaaobenzolchlorid   zufliessen,    welche 


vorher  durch  Vereinigung  einer  Lösung  von 
900  g  salzsaurem  Anilin  und  800  g  Salzsäure 
von  21  ^  B.  in  3  L  Wasser  mit  einer  Lösung 
von  500  g  Natriumnitrit  in  2  L  Wasser  be- 
reitet worden  ist. 

Nachdem  die  Farbstoffbildung  vollendet 
ist,  wäscht  man  im  selbigen  Apparat  mit 
fliessendem  Wasser  aus,  bis  der  Ablauf  farb- 
los erscheint  und  trocknet  den  farbigen  Sand. 

Da  die  in  Frage  kommenden  Azofarbstoffe 
durch  Combination  des  a-  und  /9-Naphthols 
mit  den  Diazoabkömmlingen  der  verschie- 
denen primären  aromatischen  Amine  ent- 
stehen und  diese  Comhinationen  zu  sehr  ver- 
schiedenfarbigen Körpern  führen,  so  hängt 
es  einerseits  von  der  Wahl  des  Naphthols, 
andererseits  von  derjenigen  des  zu  diazo- 
tirenden  Amins  ab,  welche  Färbung  man  dem 
Quarzsande  ertheilen  will. 


Entwurf  für  gesetzliche 

ungen  über  die  elektrischen 
Maasseinheiten. 

Aus  den  durch  das  Curatorium  der  Physi- 
kalisch-technischen Reichsanstalt  entworfenen 
Vorschlägen  und  Begründungen  entnehmen 
wir  der  Zeitschrift  für  Instrumentenkunde 
1893,  März,  Beiheft,  das  Folgende: 

Die  Einheit  des  elektrischen  Widerstandes 
ist  das  Ohm. 

Die  Einheit  der  elektrischen  Stromstärke 
ist  das  A  m  p  e  r. 

Die  Einheit  der  elektromotorischen  Kraft 
und  der  elektrischen  Spannungs-  oder  Poten- 
tialdifferenz ist  das  Volt. 

Als  Ohm  gilt  der  elektrische  Wider- 
s  t  a.n  d  einer  Quecksilbersäule  von  der  Tem- 
peratur des  schmelzenden  Eises,  deren  Länge 
bei  durchweg  gleichem  Querschnitt  106,3  cm 
und  deren  Masse  14,452  g  beträgt,  was  einem 
Quadratmillimeter  Querschnitt  der  Säule 
gleich  geachtet  werden  darf.  (Der  Pariser 
Congress  von  1884  hatte  für  das  legale 
Ohm  den  Widerstand  einer  Quecksilbersäule 
von  1  qmm  Querschnitt  und  106  cm  Länge 
bei  0^  festgesetzt,  während  man  sich  in  Eng- 
land für  die  Länge  106,3  cm  entschieden  hat. 
Neubestimmungen  von  Prof.  Dom  in  Halle 
ergaben  eine  Länge  von  106,28  cm,  es  wurde 
aber  in  Uebereinstimmung  mit  England  die 
Zahl  106,3  cm  in  Vorschlag  gebracht.  —  Die 


300 


ÜeoUche  KeichspostverwaltaDg  benutzt  nocli 
in  auBgedehntein  Masse  die  Siemens'Bche 
Quecksilbereinheit,  d.i.  den  Widerstand 
einer  Quecksilbersäule  von  1  m  Länge  und 
1  qmm  Querschnitt  bei  0^.) 

ein  unveränderlicher  Strom  bat  die 
Stärke  von  1  Amper,  wenn  der  Strom  bei 
dem  Durchgang  durch  eine  wässerige  Lösung 
von  salpetersaurem  Silber  unter  Einhaltung 
der  für  die  Abscheidung  günstigsten  Beding- 
ungen 0,001118  g  Silber  in  einer  Secunde 
mittlerer  Sonnenzeit  niederschlägt. 

Die  in  der  Secunde  geleistete  Arbeit 
eines  elektrischen  Stromes  von  1  Am  per 
Stärke  in  einem  Leiter,  an  dessen  Enden  ein 
Spannungsunterschied  von  1  Volt  besteht, 
heisst  das  Watt  oder  das  Volt-Amper. 

Die  Elektricitätsmenge,  welche  gleich 
derjenigen  ist,  die  in  einer  Secunde  bei  einem 
unveränderlichen  Strom  von  1  Am  per  Stärke 
durch  den  Querschnitt  eines  Leiters  fliesst, 
heisst  das  Coulomb. 

Die  elektrische  Capacität  eines  Con- 
densators,  welcher  durch  die  Elektricitäts- 
menge  von  1  Coulomb  auf  die  Spannungs 
differenz  von  1  Volt  geladen  wird,  heisst  da» 
Farad. 

Das  Millionfache  einer  Einheit  wird  durch 
Vorsetzen  von  M  e  g  a  oder  M  e  g  vor  den 
Namen  derselben  bezeichnet,  das  Tausend- 
fache durch  Vorsetzen  von  Kilo,  der  tausend- 
ste Theil  durch  Vorsetzen  von  Milli,  der 
millionste  Theil  durch  Vorsetzen  von  Mikro 
oder  Mikr.  (Grössere  Verbreitung  in  der 
Technik  haben  zur  Zeit  vorzugsweise  die 
nachfolgenden  Bezeichnungen  für  Vielfache 
oder  Bruchtheile  der  elektrischen  Einheiten 
erlangt:  1.  Megohm  und  Mikrobm, 
2.  Milliamper,  3.Kilowatt,  4.Mikro- 
farad.)  

Neue   Glühkörper  für   Glahlicht. 

Imprägnirt  man  (Bajr.  Ind.-  u.  Gew.-Bl.) 
solche  Gewebe,  wie  sie  zur  Herstellung  der 
iif^er'schen  Glühstrümpfe  dienen,  mit  Alu 
miniumnitrat  und  Chromnitrat,  so  erhält  man 
Glühkörper,  welche  beim  Glühen  in  einer 
Bunsen^schen  Gasflamme  ein  intensives  Licht 
von  einem  röthlichgelben  warmen  Ton  aus- 
strahlen. Anfangs  ist  das  Glühlicht  grün  und 
wenig  leuchtend ;  bei  stärkerem  Erhitzen  aber 
tritt  die  helle  Lichtaasstrahlung  auf.  Der  ge- 
glühte Gltthkörper  ist  auch  nach  dem  Erkalten 
dauernd  roth  gefärbt.  «, 


Scfawarzbeize  für  Zink. 

Man  löst  in  500  g  heissem  Wasser  40  g 
chlorsaures  Kali  und  80  bis  lOOg  Rupfer- 
vitriol. Nach  dem  Erkalten  wird  filtrirt,  wenn 
sich  ein  Niederschlag  gebildet  haben  sollte. 

Die  Zinkgegenstände  werden  gut  entfettet 
und  dann  entweder  einen  Augenblick  in  ver- 
dünnte Salzsäure  getaucht  oder  damit  be- 
strichen und  mit  feinstem  Sand  gescheuert, 
darauf  abgespült  und  mit  einem  sauberen, 
weichen  Leinen  läppen  gut  getrocknet.  Diese 
Behandlung  ist  unbedingt  nothwendig,  wenn 
die  Färbung  tadellos  ausfallen  soll«  Die  so 
vorbereiteten  Gegenstände  werden  nun  in  der 
Beize  einen  Augenblick  untergetaucht  oder 
mittelst  weichhaarigen  Pinsels  gleichmässig 
damit  bestrichen.  Die  Farbschicht  erseheint 
manchmal  zuerst  röthlich;  sie  wird  aber  in 
kurzer  Zeit  schwarz  und  erst  dann,  wenn  dies 
eingetreten  ist,  wird  der  Gegenstand  gut  ab- 
gespült und  getrocknet.  Bei  guter  Vorbereit- 
ung genügt  ein  einziger  Ueberzug;  sollte  in- 
dessen eine  Wiederholung  nöthig  sein,  so 
darf  ebenfalls  nicht  früher  abgespult  werden, 
bis  die  nunmehr  sieher  rotbfleckig  auftretende 
Färbung  schwarz  geworden  ist.  Naeh  erfolg- 
tem Trocknen  wird  der  Gegenstand  entweder 
lackirt  oder  mit  Wachs  oder  Gel  eingerieben. 
Die  erzeugte  Färbung  ist  tiefviolettsehwarz, 
Zeitschr,  f,  Instrumentenkunde. 


Eine  einfache  Wftrmeschatzmasse 

erhält  man  nach  Bayer.  Ind.-  u.  €kw.-Bl., 
wenn  man  einen  Stärkekleister  aua  4  Tbeilen 
Stärke  und  100  Theilen  Wasser  bereitet  und 
diesem  so  lange  Sägespäne  zusetst  und  unter- 
mischt^ bis  eine  entsprechend  ausammen- 
hängende,  steife,  teigartige  Masse  erzielt  ist, 
mit  welcher  man  die  Dampfleitungsrohre 
u.  s.  w.  umkleidet.  Nach  dem  Trocknen  wird 
der  Ueberzug  mit  Farbe  angestrichen.     $, 


Herstellung    ton    feinkSmigein     Borax* 

Ascaugh  (Chem.-Ztg.  1892,  Nr.  92,  8.  1726) 
gewinnt  nach  einem  ihm  patentirten  Verfahren 
feinkernigen  Borax,  wie  folgt:  62  Th.  BorsAnrt 
ond  71  Th.  krystallisirten  Natriumcarbonats 
werden  in  einem  Gefösse  geschmolzen.  Man 
l&sst  WasBordampf  hinzutreten,  bis  die  ge- 
wünschte  Reaktion  eingetreten  ist  und  erhält 
auf  diese  Weise  gleich  nach  dem  Abkühlen  den 
Borax  in  feinkornigem  Zustande.  Die  nach 
dem  bisherigen  Yerlahren  entstehenden  grossen 
Mengen  Mutterlauge  werden  hierbei  TenmedeiL 

Th. 


801 


Rficherschan. 


Lehrbuch  der  physiologisehen  Chemie  mit 
Berftcktichtigung  der  pathologischen 
Verhältnisse.  Für  Studirende  und  Aerzte 
bearbeitet  von  Dr.  Richard  Neumeister. 
I.  Theil:    Die  EmähruDg.    Jena  1893. 
Verlag  von  Gustav  Fischer, 
Das  uns  TorliegeDde  Werk  behandelt  die  Lehre 
von  der  Ernfthrang  nnd  soll  den  1.  Theil  eines 
Lebrbaches   der  physiologischen   Chemie   dar- 
stellen, dessen  2.  Theil  die  Lehre  von  den  thier- 
ischen  Geweben   ind  FlQssigkeiten    enthalten 
soll. 

Der  Verfasser  behandelt  die  Lehre  von  der  Er- 
nährnng  nach  einigen  einleitenden  Auseinander- 
Setzungen  Aber  die  Erhaltung  von  Stoff  und 
ITraft  und  fiber  das  Thier-  und  Pfianzenleben 
in  5  Abschnitten.  Der  1.  Abschnitt  handelt 
über  die  chemischen  Bestandtheile  und  die 
chemischen  Vorgänge  in  den  Zellen.  Die  Zell- 
bestandtheile  theüt  der  Verfasser  in  primftre 
und  secundftre  ein  und  versteht  unter  ersteren 
dieienigen,  an  denen  die  Lebensbewecrung  haftet, 
während  als  secundftre  Bestandtheile  die  sich 
passiv  verhaltenden  (todten)  Stoffe,  7.  B.  Stoff- 
wechselprodnkte,  ferner  Fette,  Glykogen  und 
dergl.  verstanden  werden. 

Der  2.  Abschnitt  schildert  die  Nahrungsstoffe 
in  den  vier  Gruppen:  ProteTnsfoffe,  Kohlehydrate, 
Fette,  Cholesterine  und  Lecithine  in  chemischer 
Beziehung.  Im  3.  Abschnitte  werden  die  Fer- 
mente und  deren  Wirkungsweise  in  anregender 
Art  eingehend  und  geradezu  musterhaft  be- 
sprochen. Auf  Grund  dieser  Darstellung  wird 
auch  der  Anfänger  volle  Klarheit  über  das  Ver- 
bältniss  der  geformten  und  ungeformten  Fer- 
mente (der  Enzyme)  zu  einander  gewinnen. 
Der  nun  folgende  Abschnitt,  Über  die  Verdau- 
ung, nimmt  136  Seiten  ein.  Nach  Feststellung 
des  Begriffs  «Verdauung''  und  einer  vergleichend 
physiologischen  Besprechung  der  Verdauungs- 
voigftnge  des  ganzen  Thierroichs,  werden  zu- 
nächst die  Eigenschaften,  die  chemischen  Be- 
standtheile, das  Herkommen  resp.  die  Bildung 
^^  VerdannniTBFafte  und  ihr  Fermentgehalt 
und  dann  die  Veränderungen  besprochen,  welche 
die  Nährstoffe  (ProteTnsubstanzen,  Kohlehydrate, 
i^'ette,  Nuclelne,  Lecithine)  durch  ihre  Beein- 
flnssnng  durch  die  Verdauungssäfte  erleiden. 
Fan  Anhang  enthält  Betrachtungen  über  die 
Eiweissfilolniss  in-  und  ausserhalb  des  Organis- 
mus, über  die  Ptomalne,  Toxine,  Toxalbumine 
und  dergl.  An  die  Schilderung  der  Verdauung 
schliesst  sich  der  Abschnitt  Über  die  Eesorption, 
in  welchem  sowohl  die  Besorptionswege  und  die 
Art  der  Eesorption  der  Nährstoffe,  als  auch  die 
nächsten  Schicksale  des  Besorbirtcn  und  na- 
mentlich sehr  eingehend  die  Gl^kogenbildung 
and  deren  Bedeutung  für  das  thierische  Leben 
abgehandelt  werden.  Der  letzte  Abschnitt  des 
Bacbes  handelt  Über  den  Bedarf  des  Körpers 
an  Nahrung  und  die  Bedeutung  der  Nährstoffe 
für  den  Organismus  und  enthalt  eine  kurze  Be- 
trachtung fiher  die  Nahrnngsmittel.  Die  Nähr- 
Koüe  theil t  Neumeister  recht  praktisch  ein  in 


1.  Eiweissstoffe  als  Kraftquellen  und  Ersatz- 
mittel für  primäre  und  Pecundäre  Zellbeptand- 
theile.  2.  Albuminoide  Stoffe,  Fette  und  Kohle- 
hydrate als  Kraftquellen  und  Ersatzmittel  für 
secundäre  Zellbestandtheile.  3.  Mineralsalze  und 
Wasser  als  Ersatzmittel  für  primäre  Zellbestand- 
theile. 

Das  Studium  des  vorliegenden  Werkes  wird 
fOr  Jeden,  der  pich  fQr  die  physiologische  Chemie 
interessirt,  wegen  der  spannenden  und  klaren 
Sprache  desselben,  wegen  der  anregenden  Form 
und  der  Kür7e  des  Ausdrucks  ein  wahrer  Ge- 
nuss  sein.  Es  kann  dabei  nicht  in  Betracht 
kommen,  dass  Referent  eini£r<^  Angaben  voll- 
ständiger gewfinscht  hätte,  z.  B.  die  Aneaben 
fiber  den  Ptyalingehalt  de$«  Speichels  der  Thiere, 
fiber  das  Vorkommen  der  Milchs&ure  im  Magen, 
Aber  die  Wirkungen  des  Dannsaftes,  über  die 
Resorption  der  Kohlehvdrate,  Über  die  in  den 
Nahrungsmitteln  und  dPrLuft  enthaltenen  und 
bei  der  Verdauune  wirksamen  Fermente  u.  A. 
Ganz  besonders  aber  hätte  Ref  gewünscht,  dass 
die  chemischen  Eigenschaften  des  Hagen-  und 
Darminhaltes  und  namentlich  die  im  Magen 
und  Darm  ablaufenden  Vorsränge  eine  besonder^ 
Be.«prechung  erfahren  hätten.  Den  Arzt  in- 
teressirt nicht  bloss  die  Frage,  welche  Wirk- 
ungen jeder  der  Verdauungssäfte  för  sich  unter 
verschiedenen  Umständen  hat,  sondern  er  will 
und  muss  wissen,  welche  Vorgänge  im  Ver- 
dauungstractus  zu  den  verschiedenen  Verdau- 
ungszeiten bei  Gegenwart  mehrerer  Verdauungs^ 
Säfte  und  der  aus  der  Luft  und  den  Nahrungs- 
mitteln stammenden  Fermente  thatsächlich  ab- 
laufen. Es  genüet  z.  B.  nicht,  zu  wissen,  wie 
der  Speichel  im  Verdauungsofen  wirkt,  sondern 
man  muss  auch  darüber  unterrichtet  sein,  wie 
seine  Wiikung  im  Magen  bei  Gegenwart  des 
Magensaftes,  der  Verdanungs-  und  Gährungs- 
producte,  der  Nahrungsmittelenzyme  und  der 
mit  der  Nahrung  aufgenommenen  Luft  und  der 
darin  enthaltenen  Fermente  und  Lebewesen 
ist,  in  wie  weit  und  in  welcher  Art  er  hier 
die  Kohlehydrate  der  Nahrung  beeinflusst,  ob 
die  Nahrungsfermente  für  die  Verdauung  wich- 
tig, ob  deshalb  unter  Umständen  rohe  Nahr- 
ungsmittel den  gekochten  vor7.u7iehen  sind,  ob 
im  Magen  Pepsin,  Ptyalin,  Lab-,  Milchsäure- 
und  Fettferment  neben  oder  nach  einander  wir- 
ken, ob  die  Fermente  einander  gecrenseitig  be- 
einflussen und  dergl.  Anch  das  Kapitel  über 
die  Nahrungsmittel  und  namentlich  über  die 
Ausnutzung  derselben  hätte  eine  eingehendere 
Behandlung  erfahren  können. 

Diese  Ausstellungen  sollen  jedoch  den  Ge- 
sammtwerth  des  Buches  nicht  herabsetzen;  es 
sind  Wünsche  des  Ref.  für  die  Bearbeitung  einer 

2.  Auflage,  die  sicherlich  nicht  lange  auf  sich 
warten  lassen  wird.  Der  Werth  des  Werkes 
wird  noch  dadurch  erhöht,  dass  in  demselben 
sehr  eenaue  und  vollständige  Literaturangaben 
enthalten  sind.  Besonders  betonen  mochte  ich 
auch  noch,  dass  die  vorliegende  Ernährungs- 
lehre, obwohl  dieselbe  nur  den  1.  Theil  eines 
Lehrbuchs  der  phy.siologis'hen  Chemie  darstellen 


302 


soll,  dennoch  mit  einem  YollständigeB  Jnhalts- 
verzeichniss  und  einem  sehr  genauen  Sach- 
register versehen  ist,  so  dass  dieser  Theil  ein 
geschlossenes  Ganze  darstellt,  welches  auch  für 
sich  allein,  ohne  den  in  Aussicht  gestellten 
2.  Tb  eil,  benutzbar  ist  EUenberger, 

Vonogs-Preisllste  von  H.  Trommsdorff,  chemische 


Fabriken  in  Erfttlt  nnd  Gupersleben.    Hai 
1893. 

j  Mededeelingen  van  het  Proefstation  „Midden- 
Java**.  „Sereh".  Onderzoekingen  en  Beschon- 
wingen  over  oorzaken  en  middelen.  Door 
Dr.  Vrane  Benecke.  6e  Aflevering:  Hoofd- 
stuk  VI.  Slot.  Semarang  1893.  G.  G,  T. 
van  Dorp  &  Co. 


Versctaledene  lllttliellanireii. 


H.  MarteFs  Asthma-  und  Katarrh- 
Patent. 

Seit  einiger  Zeit  wird  in  den  Zeitungen 
ein  Geheimmitlei  gegen  Asthmabeschwer- 
-den,  Husten,  Hustenreiz,  Heiserl^eit  und 
noch  eine  lange  Eeihe  anderer,  nament- 
lich aufgeführter  Leiden  mit  dem  Zusätze : 

D.  Patent  Nr.  13368  gesetzlich 

geschützt 
angekündigt.  Jedermann  muss  hiernach 
denken,  es  handle  sich  um  ein  Deutsches 
Beichspatent;  dem  ist  aber  nicht  so, 
denn  wenn  man  sich  ein  Schächtelchen 
dieses  Mittels  kauft,  so  wird  man  sich 
zunächst  wahrscheinlich  den  Kopf  zer- 
brechen, was  „D.  Patent  ges.  gesch.  i.  E." 
bedeuten  soll.  Erst  die  Gebrauchsanweis- 
ung bringt  auch  hierfür  Aufklärung,  denn 
dort  heisst  es:  „gesetzlich  geschützt  d. 
Patent  Nr.  13368  in  England«. 

Dass  die  Art  und  Weise,  wie  die  Zeit- 
ungsannoncen die  Patentirung  darstellen, 
eine  (nach  §  40  des  Patentgesetzes  vom 
7.  April  1891  strafbare)  absichtliche 
Täuschung  sei,  als  ob  ein  Deutsches 
Patent  vorliege,  wollen  wir  nicht  anneh- 
men, denn  während  der  Niederschrift 
kommt  uns  eine  Annonce  in  einer  Zeit- 
ung zu  Gesicht,  in  welcher  die  obige 
Angabe  betreffend  Patentirung  fehlt  und 
dafür  der  Name  „Quebrachopastillen"  auf- 
taucht. In  Aufsätzen,  welche  im  so- 
genannten wissenschaftlichen  Theil  von 
Tagesblättern  Abdruck  finden,  wird  für 
diese  Quebrachopastillen  unter  Heranzieh- 
ung aller  Forscher,  welche  jemals  über 
Quebracho  gearbeitet  haben,  kräftig  Be- 
clame  gemacht.  Bei  dieser  Gelegenheit 
heisst  es  einmal:  „die  nun  dem  Herrn 
Apotheker  Martel  patentirte  Zusammen- 
setzung aus  den  eigenthümlich  hergestell- 
ten Extracten  der  genannten  Drogen  . .  '^ 
(Dass  das  Qnebrachoextract  keineswegs 
eigenthümlich  [?]  hergestellt  worden 


ist,  wird  aus  der  unten  mitgetheilten  eng- 
lischen Patentschrift  ersichtlich  sein.)  An 
einer  anderen  Stelle  steht:  „da  Quebracho 
nicht  zu  den  unter  Gruppe  A  und  B  des 
Deutschen  Arzneibuches  verbotenen  Medi- 
camenten gehört ..."  (Zunächst  sind  die 
genannten  Tabellen  des  Arzneibuches 
falsch  citirt;  ferner  ist  zu  bemerken,  dass 
weder  Cortex  Quebracho  noch  irgend  ein 
Präparat  davon  überhaupt  in  das  Arznei- 
buch aufgenommen  sind,  so  dass  diese 
Angaben  also  nur  als  „Wortschwall" 
wirken  sollen.) 

Quebracho  und  seine  Präparate  sind 
freigegeben,  und  es  würde  deshalb  gar 
nichts  gegen  den  Vertrieb  der  Martel 
sehen  Pastillen  einzuwenden  sein,  um  so 
mehr  als  der  Fabrikant  in  das  Innere 
des  Deckels  jeder  Schachtel  die  Zusammen- 
setzung gedruckt  hat,  wenn  nur  eben  diese 
ganz  unschuldig  aussehende  Zusammen- 
setzung der  Wirklichkeit  entspräche. 

Das  englische  Patent  Nr.  13368  (1892) 
H.Martefs  Darstellung  von  Asthma-  und 
Katarrhpastillen  (angemeldet  21.  Juli  1892) 
lautet  nach  einer  tibersetzten  Abschrift. 
deren  Besorgung  wir  Herrn  Dr.  phil- 
Zerener,  Patentanwalt  in  Berlin  N.,  Eichen- 
dorffstr.  20,  verdanken,  folgendermassen: 
Die  Masse  besteht  aus  folgender 
Mischung : 

Ambrae  griseae  0.1 

Moschi  0,: 

Corticis  Cinnamomi  cassiae         2,'^ 
Caryophyllorum  2.0 

Macidis  ^-^j 

Fruetus  Cardamomi  1" 

Bhizomatis  Iridis  *'^ 

Eadicis  Pimpinellae  20,0 

Bulbi  Scillae  5,0 

Stibii  sulfurati  aurantiaci  '^ -^ 

Ammonii  chlorati  15? 

Acidi  salieylici  2.o 

Saccharini  6,ö 


303 


Sacchari  albi  250,0 

Extraeti  Quebracho  sicci  25,0 

Das  Extractum  Quebracho  siccum  wird 
auf  folgende  Weise  dargestellt: 

10  Th.  Cortex  Quebracho  blanco  gr. 

mod.  pulv. 
50    „    Spiritus  0,832 
50    „    weisser  Wein 
werden  gemischt  und  8  Tage  stehen  ge- 
lassen. Die  Flüssigkeit  wird  von  dem  Ab- 
satz abgegossen  und  bis  zur  Trockne  ab- 
gedampft, der  Bückstand  der  abgedampf- 
ten Lösung  mit  Wasser  digerirt,  diese 
Lösung  filtrirt  und  zur  Trockne  abgedampft. 
Die  oben  aufgezählten  Pulver  werden 
innig  vermischt  und  mit  folgender  Flüssig- 
keit in  eine  Pastillenmasse  verwandelt. 
Tinct  Pimpinellae(Pimpinella 
saxifraga  Linn.    in   5  Th. 
Spirit.)  gr.  5,0 

Tinct.  Opii  benzoicae  Ph.  G.  „  5,0 
Tinct.  Opii  crocatae  Ph.  G.  „  5,0 
Tinct.  Lobeliae  inflatae  Ph.  G.  „  5,0 
Tinct.  Ambrae  griseae  Ph.  G.  „  0,5 
Chloroformii  „10,0 

Olei  Cinnamomi  cassiae  gtt.  IV 
Olei  Anisi  „    III 

Olei  Bergamottae  „  VIII 

Olei  Menthae  piperitae  gr.  1,5 

Vanillae  „    0,2 

Die  so  erhaltene  Masse  wird  in  üblicher 
Weise  in  Pastillenform  verwandelt. 

Die  im  Schachteldeckelangegebene  Vor- 
schrift lautet  dagegen  folgendermassen: 
Aromata  15,75 

Acidi  salieylici  3,0 

Ammonii  chlorati  10,0 

Extraeti  Pimpinellae  spir.         10,0 
Elaeosacchari  Anisi  250,0 

Extr.  cort.  Aspidosperm.  Que- 
bracho acid.  Martel  30,0 
Extr.  ligni  Loxopterygii  Lo- 

rentzii  acid.  Martel  30,0 

Bulbi  Scillae  5,0 

Stibii  sulfurat.  aurantiaci  5,0 

Herbae  Lobeliae  10,0 

Ambrae  3,5 

Sirupi  Papaveris  q.  s.  ut  fiant 
trochisei. 


Wie  man  sieht,  sind  aus  der  jeder 
Sehachtel  beigegebenen  Vorschrift  gegen- 
über der  englischen  Patentschrift  die- 
jenigen Mittel  weggelassen  worden,  welche 


laut  Verordnung  vom  2.  Juli  1891,  be- 
treffend die  Abgabe  stark  wirkender 
Mittel,  nur  auf  schriftliche  ärztliche  An- 
weisung abgegeben  werden  dürfen. 

Es  lag  mir  daran,  die  MarteT sehen 
Quebrachopastillen  '  hinsichtlich  ihrer 
Uebereinstimmung  mit  der  an  erster  Stelle 
abgedruckten  englischen  Patentschrift  zu 
controliren.  Dass  es  unmöglich  ist,  in 
solchen  Gemischen  alle  Stoffe  nachzu- 
weisen, ist  sattsam  bekannt,  giebt  es  ja 
doch  für  eine  grosse  Zahl  derselben  über- 
haupt keine  Keactionen.  Ich  griff  des- 
halb diejenigen  heraus,  deren  Nachweis 
leicht  zu  erbringen  ist. 

Zu  diesem  Zwecke  wurden  die  Pastillen 
mit  Wasser  aufgeweicht,  mit  mehr  Wasser 
verdünnt  und  nach  dem  Ansäuern  mit 
Schwefelsäure  mit  Aether  ausgeschüttelt. 
Der  Verdunstungsrückstand  desselben 
schmeckte  intensiv  süss  (Saccharin)  und 
gab  in  wässeriger  Lösung  mit  wenig 
Eisenchlorid  versetzt  eine  dunkelviolette 
Färbung  (Salicylsänre).  Nach  dem  Zu- 
satz von  überschüssiger  Natronlauge  wurde 
weiter  mit  Chloroform  ausgeschüttelt  und 
das  letztere  nach  der  Abscheidung  in 
mehreren  Antheilen  zur  freiwilligen  Ver- 
dunstung hingestellt.  Die  wässerige  Lös- 
ung des  Bückstandes  gab  mit  Ueber- 
chlorsäure  die  bekannte  Bothfärbung, 
welche  dem  Aspidospermin  zukommt 
(Quebraeho),  ein  anderer  Antheil  dieses 
Bückstandes  von  der  Ghloroformausschüt- 
telung  gab  mit  einem  Gemisch  von  Ealium- 
ferricyanid  und  Eisenchlorid  sofort  eine 
schwache  Blaufärbung  und  mit  Fröhdea 
Beagens  ebenfalls  schöne  Blaufärbung. 
Diese  auf  den  Nachweis  von  Morphin 
zielenden  Beactionen  geben  in  ähnlicher 
Weise  auch  Quebrachoalkaloide;  der 
Nachweis  von  Morphin,  dessen  Gegen- 
wart nach  dem  englischen  Patent  zu 
vermuthen  war,  ist  hierdurch  also  nicht 
zu  erbringen.  Die  Gegenwart  des  Opiums 
würde  den  Verkauf  der  ilfar^ei^schen 
Quebrachopastillen  natürlich  zu  einem 
ungesetzlichen  machen.  Aber  es  liess 
sich  noch  ein  anderer  Stoff  nachweisen, 
den  das  englische  Patent  aufführt  und 
der  sich  mit  zweifelloser  Sicherheit 
nachweisen  liess,  nämlich  das  Chloro- 
form. Wurde  ein  kleines  Bruchstück- 
ehen  einer  Pastille   im  Probirglas   mit 


304 


etwas  Kalilauge  übergössen,  ein  Tropfen 
Anilin  zugegeben  und  erwärmt,  so  trat 
der  Isonitrilgeruch  unverkennbar  auf. 

(um  dem  Einwand  zu  begegnen,  dass 
sieh  das  Chloroform  seiner  Flüchtigkeit 
wegen  doch  gar  nicht  in  den  Pastillen 
halten  würde,  bemerke  ich,  dass  dieses 
wohl  der  Fall  ist ;  das  Chloroform  wird 
gerade  so  fest  gehalten,  wie  es  geschieht, 
wenn  man  verschiedene  Alkaloide  aus 
Chloroformlösung  durch  Verdunsten  des 
letzteren  gewinnt.  Eine  bekannte,  ich 
glaube  englische,  Specialitftt  sind 
.-.Chloroformpastillen,  einfache  aus 
Zucker  hergestellte  Pastillen,  die  in  jeder 
Pastille  etwa  einen  Tropfen  Chloroform 
enthalten.  Diese  schmecken  noch  nach 
langer  Aufbewahrung  ganz  deutlich  nach 
Chloroform.) 

Der  Nachweis  der  Lobeliabestandtheile 
war  nicht  möglich,  der  Goldschwefel 
und  der  Salmiak  konnten  natürlich  mit 
Leichtigkeit  nachgewiesen  werden. 

Die  Untersuchung  fiel  also  dahin  aus, 
dass  die  MarteT sehen  Quebrachopastillen 
in  ihrer  Zusammensetzung  mehr  der  eng- 
lischen Patentschrift,  als  der  in  jeder 
Schachtel  angegebenen  Vorschrift  ent- 
spreclien.  In  Folge  des  Gehaltes  an 
Chloroform  (Morphin  war  nicht  sicher 
nachzuweisen)  ist  der  freie  Vertrieb  der 
Pastillen  in  den  Apotheken  den  gesetz- 
lichen Bestimmungen  zuwider- 
laufend. 

Fragt  man  sich  schliesslich,  warum 
Mariel  sich  ein  englisches  Patent 
auf  seine  Pastillen  geben  Hess,  so  liegt 
die  Antwort  sehr  nahe:  Weil  er  gern 
das  Wort  „Patent''  bei  seinen  Pastillen 
anbringen  wollte,  in  Deutschland  aber 
bekanntlich  Arzneimittel  als  solche  nicht 
patentirt  werden.  Dass  hier  kein  von 
England  herübergekommenes  Mittel 
vorliegt,  beweisen  die  in  der  englischen 
Patentschrift  hinter  TincturaOpiibenzoica, 
—  Opii  crocata,  —  Lobehae  und  —  Am- 
brae  gemachten  Zusätze  Ph.  6. 

A.  Schneider, 


Camphar,  das  beste  gegen  die 

Cholera ! 

Unter    dieser    Angabe    vertreibt    Ed, 
Müller  in  Asch  (Böhmen)  ein  Geheim- 


mittel, das  sich  selbst  dann  wirksam 
zeigen  soll,  wenn  Eiskälte  der  Glieder, 
Starrkrampf  und  Bewusstlosigkeit  jede 
andere  Hilfe  unmöglich  machen,  auch 
soll  der  Camphar  die  Cholerakrankeo- 
pfleger  vor  Ansteckung  schützen. 

Indem  man  4  g  Campharlösung 
mit  60  g  heissem  Wasser  mischt,  erhält 
man  Campharwasser,  von  dem  der 
Cholerakranke  jede  Minute  einen  Thee- 
löifel  voll  einnehmen  soll.  Auch  soll 
der  Körper  mit  wollenen  Tüchern,  die 
mit  Campharwasser  getränkt  wurden, 
eingerieben  und  auf  einem  Camphar- 
Ifimpchen  mit  Platte  fortwährend 
Camphar  in  Substanz  im Erankenzimraer 
verdunstet  werden. 

Ich  Hess  mir  ein  kleines  Fläschchen 
Campharlösung  kommen  und  erhielt  ein 
grün  gesiegeltes  Medicinfläschchen  von 
blauem  Glase,  in  dem  sich  55  g  einer 
farblosen  Flüssigkeit  und  5  g  eines  etwa 
die  untere  Hälfte  des  Fläschehens  ein- 
nehmenden lockeren  Krystallpulvers  be- 
fanden. 

Die  Untersuchung  ergab,  dass  das  un- 
gelöste Krystallpulver  Kamp  her  ist, 
was  der  Name  auch  schon  vermuthen 
liess,  und  dass  die  darüber  stehende 
Flüssigkeit  aus  verdünntem  Alkohol  von 
circa  50  Volumprocent  besteht,  der  natür- 
lich seiner  Stärke  entsprechend  mit 
Kampher  gesättigt  ist. 

Dieselbe  Firma  hat  noch  mehrere  in- 
teressante Sachen  zu  verkaufen,  z.  B.  ein 
Diphtheritismittel,  ein  giftfreies 
Mittel  (Cynoc)  gegen  Nagethiere,  einen 
Ai)parat 

Cama  gegen  Ohrverkühlung. 

Dieser  letztgenannte  Apparat  (!)  Cama 
besteht  aus  zwei  eiförmigen  Drahtringen, 
die  mit  Tuch  übernäht  sind  und  durch  zwei 
mittelst  Schieber  verstellbare  ührfeder- 
bügel  verbunden  sind.  Man  legt  den 
Bügel  so  über  den  Kopf,  dass  die 
eiförmigen  mit  Tuch  übernähten  Klappen 
die  Ohren  bedecken. 

(Früher  nähte  man  den  Jungen  im 
Winter  zwei  Ohrlappen  an  die  Mütze, 
die  thaten  denselben  Dienst!) 

A,  Schneider. 


V<tr1«ic«r  und  verantwortlicher  B«daet«iir  Dr.  K«  Aellller  In  DrMdea. 


I 


Pharmaceutische  Ceniralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dr.  Hermann  Hager 


der  Pharmacie. 

HerauBgegeben  yon 


und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


WiederhoTangen  Preisermftssignng.    Expeditloni  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 
Redaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 
Mitredaetenr :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


M22, 


Dresden,  den  1.  Juni  1893.    ^iV^jaLUng. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


f  nhftlt:  CheMla  amd  PaanuMle:  Ueber  Löthrohrantersnchangea.  —  Hinweise.  —  Folla  Yaccinll  Myrtllll  kein 
Dlabetrshellmlttal.  —  Ueber  den  N&rkotingebalt  einiger  japanlacher  Oplnmtorten.  —  Prilfting  nnd  Werthbaatimm- 
nng  von  Arsneimlttelo.  —  Ueber  4Ie  vorrftthlgen  wftsaerigen  Löflongen  xam  Reoeptnrgebranche.  -'  Kaptelfalter. 
—  Von  der  Haaptyeraammlung  der  Dentsoben  OeselUebaft  für  angewandte  Chemie  xn  Freiberg.  —  Ueber  den 
Alkaloirfgchalt  der  Rinde  von  Btryebnoe  Nax  Tomica  nnd  der  Samen  von  Strycbnoa  potatornm.  —  Hlnweiae.  — 
▼enehledeae  Mlilkellnn«eiix  Eine  nene  Sangflatohe  far  Kinder.  —  Mittel  gegen  Inflekteniticfae.  —  Eine  Ver- 
faltcbnng  der  Gnmmlbonbont  mit  Gelatine.  —  ParafflniSl  als  Kaffeeglamr.  —  Grane  HolKbeiae.  —  Neneste  dentsebe 

Patentanmeldnngen.  —  Inselgem. 


Ctoemle  und  Ptaarmacle. 


üeber  Löthrobrantersuchungen. 

Wenn  in  der  allgemeinen  qualitativen 
Analyse  die  Eolle  des  Löthrohrs  seit  einer 
Reihe  Ton  Jahren  etwas  in  den  Hinter- 
grund getreten  ist,  so  mag  hieran  der 
Umstand  wohl  eine  Hauptschuld  tragen, 
dass  man  mit  den  bisher  benutzten  Appa- 
ralen  Qber  die  Beobachtung  von  Färb- 
ungen nicht  wohl  hinauskam  und  beson- 
ders weitere  Beactionen  mit  Beschlägen 
auf  der  Kohle  nicht  hervorzurufen  ver- 
mochte. Dank  einer  von  Professor  V.  Gold- 
Schmidt  ersonnenen  und  im  hiesigen  natur- 
historisch-medieinisehen  Vereine  vor  kur- 
zer Zeit  erläuterten  einfachen  Vorrichtung 
verspricht  nun  aber  diese  Art  von  chemi- 
schen Untersuchungen  eine  weit  mannig- 
fachere Anwendung  zu  gestatten  als  bisher. 
Es  handelt  sich  nämlich,  um  es  kurz  zu 
sagen,  darum,  die  auf  der  Kohle  unter 
der  Wirkung  der  Löthrohrflamme  ent- 
stehenden Stoffe  nicht  mehr  auf  der  Kohle 
selbst,  sondern  auf  einer  Glasplatte,  fest- 
zuhalten. Jetzt  ist  man  im  Stande,  den 
Beschlag  unter  dem  Mikroskop  auf  seine 
Form  genau  zu  untersuchen  und  eineBeihe 
mikrochemischer    Beactionen    hervorzu- 


rufen, welche,  gleichfalls  unter  Vergrös- 
serung  beobachtet,  ungleich  festere  Schlüsse 
auf  die  Natur  des  Körpers  zu  ziehen  ge- 
statten, als  bisher  thunlich  war.  Einige 
Beispiele  mögen  dieses  zeigen. 

Man  hat  mit  Hilfe  der  kleinen,  weiter 
unten  beschriebenen  Vorrichtung  auf  einem 
Glasplättchen  von  der  Gestalt  eines  Object- 
trägers  aus  einem  thalliumhaltigen  Mi- 
neral einen  Beschlag  hervorgerufen.  Man 
legt  das  Glas  auf  einen  dunkeln,  dann 
auf  einen  hellen  Untergrund  und  erkennt, 
dass  der  Beschlag  in  der  Mitte  weiss, 
aussen  braun  erscheint.  Vor  der  Fiainrae 
auf  dem  Glase  geschmolzen  und  wieder 
erkaltet,  lässt  er  unter  dem  Mikroskop 
KrystallbUndel  und  sechsseitige  Tafeln 
erkennen. 

Hat  man  es  mit  einem  arsenhaltigen 
Mineral  zu  thun,  so  wird  der  weisse  Be- 
schlag an  der  Oktaederform  unter  dem 
Mikroskop  und  an  der  leichten  Umsubli- 
mirbarkeit  in  gleicher  Krystallform  auf 
ein  zweites  Glas  sofort  richtig  gedeutet. 

Beschläge  von  Chlor kali um  und 
Ghlornatrium  liefern,  auf  dem  Glase 
in  einem  Tröpfchen  Wasser  aufgenommen, 


306 


beim  Eintrocknen  Wachsthumsgestalten 
des  regulären  Systems,  deren  Würfel  und 
Pyramidenwürfel  unter  dem  Mikroskop 
die  bekannten  bezeichnenden  Formen 
zeigen. 

Der  weisse  Zinkbeschlag,  durch  Salz- 
säure auf  dem  Glase  in  Chlorid  über- 
geführt, liefert  beim  Eintrocknen  über 
der  Flamme  Nadeln,  deren  Zertliessen 
an  der  Luft  rasch  wahrgenommen  werden 
kann. 

Ein  Tröpfchen  einer  wässerigen  Lösung 
von  Natriumsulfid  auf  den  betreffenden 
Beschlag  gesetzt,  färbt  diesen  bei  Arsen 
und  Gadmium  gelb,  bei  Antimon  roth- 

f[elb,  bei  Blei,  Kupfer,  Tellur,  Mo- 
ybdän  schwarz,  lässt  bei  Zink  die  Farbe 
unverändert. 

Dazu  kommen  die  ganz  charakteristi- 
schen Formen  und  Gruppirungen  der 
einzelnen,  durch  die  verschiedensten  Be- 
actionen  erhältlichen  chemischen  Ver- 
bindungen. Wer  einmal  z.  B.  einen  sol- 
chen S  e  1  e  n  beschlag  unter  dem  Mikro- 
skop gesehen  hat,  wird  ihn  unter  allen 
Umständen  mit  Sicherheit  wiedererkennen. 
Zur  Erzeugung  der  Beschläge  dient  ein 
kurzes  Stück  Holzkohle,  welches  durch 
eine  Schraubenvorrichtung  unter  einem 
stumpfen  Winkel  gegen  ein  längeres,  vier- 
kantig geschnittenes  Eohlenstück  gepresst 
wird,  worauf  das  zur  Aufnahme  des  Be- 
schlages bestimmte  Glasplättchen  liegt. 
Die  Einfachheit  der  kleinen  Vorrichtung 
gestattet  nicht  nur  eine  bequeme  Hand- 
habung, sondern  bedingt  auch  einen  sehr 
geringfügigen  Preis  derselben.  (Sie  wird 
von  Mechaniker  P.  Stoe,  Jubiläumsplatz  70, 
Heidelberg,  geliefert)  g,  Vulpius. 

Nachweis  von  Blut  Im  Urin;  Ferraro  An- 
nibale:  Bollet.  Chim.-Farm.  18d3,  1.  Heft.  Die 
Beaction  anf  Blatfarbstoff  mittelst  TerpentiDöl 
and  Gnajactinctur  lässt  bei  alkalischen  Harnen 
bisweilen  im  Stich.  Den  Grand  dieser  von  ihm 
beobachteten  Erscheinang  findet  der  Verfasser 
im  Vorhandensein  von  freiem  Ammoniak,  welches 
den  Oxydationsvoreang  verhindert  und  statt  der 
bekannten  Blaafärbang  eine  grflne  bis  gelbe 
Färbung  (keine  Oxydation?  —  Bef.)  entstehen 
lässt  Kg. 

Die  Fällung  des  phosphormolybdttngauren 
Ammong  geht  bei  Gegenwart  von  Arsens&are 
nach  Bcibitt  (Joarn.  Anal,  and  Appl.Chem.  6,381) 
▼ollst&ndig  vor  sich,  wenn  eine  Temperatur  bis 
höchstens  25o  beobachtet  wird.  S, 


Folia  Vaocinii  HyrtiUi 
kein  DiabetesheilmitteL 

In  Nr.  17  der  Aerztlicben  Bandschau 
hatte  unterfertigter  Arzt  Front  gemacht 
gegen  die  Art  derVoswinkeVaGhen  Extract- 
bereitung  aus  Folia  Myrtilli.  Jetzt  sehe 
ich  mich  auch  veranlasst,  nach  der  Ver- 
öffentlichung des  Gollegen  Weil  in  der 
Allgemeinen  medicinischen  Gentralzeitung 
Bedenken  gegen  jene  Resultate  zu  er- 
heben. 

Weil  giebt  an,  dass  nach  dem  Aus- 
setzen der  Myrtilluspillen  trotz  Earlj>- 
bader  Salz  der  Zuckergehalt  sofort  stieg 
und  erst  wieder  zu  sinken  begann,  als 
die  Pillen  genommen  wurden.  Der  Zucker- 
gehalt ging  nach  der  Tabelle  WeiFs  von 
Wochen  zu  Wochen  herunter.  Es  wurde 
aber  auch  jede  halbe  Woche  in  der  Dosis 
der  Pillen  gestiegen.  Die  Abnahme  des 
Zuckers  stand  im  gleichen  Yerhältniss  mit 
der  Quantität  eingenommener  Myrtillas- 
pillen  und  wie  ich  unten  zeigen  werde, 
mit  der  ausgeschiedenen  Menge  von 
hydrochinonschwefelsauren  Salzen. 

Diese  Abnahme  des  Zuckers  ist  eine 
Täuschung,  was  die  einzig  verlässige 
Fehling' sehe  Probe  beweist,  die  Weil 
verwirft,  weil  sie  ihm  nicht  zu  Gefallen 
zeigt,  während  er  Polarisator  und  Gäbr- 
ung  hätte  verwerfen  müssen. 

Weil  sagt:  „Um  bei  der  Harn -Unter- 
suchung vor  Täuschung  zu  warnen, 
mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  bei 
längerem  Gebrauch  des  Extractum  folio- 
rum  Myrtilli,  welches  in  den  Pillen 
enthalten  ist,  der  Harn  schon  an  und  für 
sich  stark  reducirt  und  daher  beim 
Titriren  mit  FehUng'seheT  Lösung  leicht 
„falsche  Resultate  erzielt  werden  können. 
Ich  empfehle  daher,  zur  quantitativen 
Bestimmung  des  Zuckers  im  Harn  sich 
des  Polarisations- Apparates  oder  der  Ver- 
gährungsmethode  bedienen  zu  wollen.' 

Zur  Chemie  der  Myrtillusblätter  ist  zu 
bemerken,  dass  sie  wie  alle  grünen 
Pflanzentheile  Chlorophyll,  Kohlehydrate 
und  andere  phvsiologisch  indifferente 
Bestandtheile  enthalten,  während  inten- 
sive differente  Stoffe  mit  eventueller  Gifl- 
wirkung  fehlen.  Zwischen  diesen  beiden 
Gruppen  halten  die  Mitte  Chinasäure  und 
Arbutin,  die  beide  längst  in  Myrtillus- 


307 


blättern,  besonders  reichlich  die  erstere, 
nachgewiesen  sind.  Chinasäure  verlässt 
den  Organismus  im  Urin  als  Hippursäure 
und  das  Arbutin  als  hydroehinonschwefel- 
saure  und  methylhydrochinonschwefel- 
saure  Salze. 

Von  Arbutin  ist  aber  längst 
nachgewiesen,  dass  interne  Gaben 
beim  gesunden  Menschen  den 
Urin  linksdrehend  machen.  Dieser 
linksdrehende  Effect  steht  natürlich  auch 
im  geraden  Verhältnisse  zu  der  auf- 
genommenen Quantität  Arbutin  und  sub- 
trahirt  sich  von  dem  rechtsdrehenden 
Effecte  des  Harnzuckers.  Es  wird  somit 
nun  im  Polarisator  ein  Sinken  des  Zuekers 
bis  zu  0  pCt.  bei  steigender  Dosis  Ex- 
tractum  Myrtilli  constatirt,  während  es 
in  Wirklichkeit  nur  eine  wachsende  Fehler- 
quelle der  Täuschung  ist. 

In  der  gleichen  Weise  täuscht  uns  die 
Gährungsprobe.  Denn  die  ausgeschiedenen 
Stoffe  sind  stark  gährungshemmend ,  so 
dass  bei  steigender  Dosis  Extractum 
Myrtilli  endlich  ein  Punkt  eintreten  muss, 
an  dem  die  beste  Hefe  beim  geeignetsten 
Zuckergehalte  nicht  mehr  gährt. 

Die  Fehling'&chQ  Probe  wird  aber  von 
diesen  beiden  Fehlerquellen  nicht  be- 
einflusst;  daher  muss  auch  Weil  ein 
starkes  Eeductionsvermögen  des  Urins 
zugeben.  Aber  nicht  diese  Beduction 
fnach  WeiTs  Ansicht  von  störenden 
Nebenstoffien  stammend)  bildet  einen  Weg 
zu  falschen  Eesultaten.  Nein!  Es  war 
dies  wirklich  der  richtige  Ausdruck  för 
den  Zuckergehalt  des  Harnes,  der  in  den 
beiden  anderen  Proben  verdeckt  war. 

Aber  einen  günstigen  Effect,  allerdings 
zweifelhaften  Werthes,  kann  man  mit  Myr- 
tillus  bei  Diabetes  erzielen.  Der  miss- 
tranische  Patient,  der  seinen  Urin  bei 
verschiedenen  Analytikern  untersuchen 
lässt)  erhält  überall  den  gleich  günstigen 
Bescheid  betreffs  Abnahme  des  Zuckers 
und  dies  psychische  Moment,  eventuell 
als  Suggestion  auffassbar,  erzielt  einen 
momentanen  Erfolg  der  Besserung  des 
Allgemeinbefindens. 

Gerade  in  meinem  Wohnorte,  Bad 
Neuenahr,  dem  einzigen  specifisch  indi- 
cirten  Bade  Deutschlands  bei  Diabetes, 
wird  der  Arzt  in  letzter  Zeit  fast  von 
jedem  Diabetiker  nach  Myrtillus  gefragt, 


sobald  der  Patient  in  seinem  Zutrauen 
zum  Arzte  soweit  vertraulich  geworden 
ist,  um  ein  solches  Thema  anzuschlagen. 
Ich  musste  dabei  bemerken,  dass  es  im 
allgemeinen  Interesse  liegt,  dass  jeder 
Arzt  und  jeder  Apotheker  über  die 
Myrtillusfrage  sich  ein  klares  Bild,  un- 
getrübt von  den  einseitigen  Anpreisungen 
der  Beclame,  zu  machen  im  Stande  ist. 

Bad  Neaenahr,  Rheinprenssen.  Oefele. 


lieber  den  Narkotingehalt  einiger 
japanischer  Opiumsorten. 

Die  japanische  Provinz  Mije  liefert  mit- 
unter Opium,  welebes  über  15  pCt.  Morphin 
enthält.  Die  Opiumproduction  in  dieser  Pro- 
vinz betrug  z.  B.  im  Jahre  1886  944  kg. 

JT.  Uffeno  hat  nun  in  vier  Terschiedenen 
Opiumsorten  aus  der  Provinz  »Mije'*  neben 
Morphin  Narkotin  bestimmt;  die  Morphin- 
bestimmung  wurde  nach  Hager' acheTf  die 
Narkotinbestimmung  aber  nach  der  Methode 
von  Shimoyama  ausgeführt.  Die  letztere  be- 
steht im  Folgenden : 

Eine  gewisse  Menge  Opium  wird  im  Ex- 
tractionsapparat  mit  wasserfreiem  Aether  zwei 
Stunden  lang  ausgezogen,  von  dem  Auszuge 
der  Aether  abdestillirt  und  der  Rückstand, 
welcher  neben  Narkotin  Kautschuk,  Wachs 
etc.  enthält,  mit  salzsäurehaltigem  Wasser 
aufgenommen;  die  filtrirte  Flüssigkeit  wird 
nun  unter  Zusatz  einer  Mischung  von  Kalk 
und  Magnesia  auf  dem  Wasserbade  bis 
zur  Trockne  eingedampft.  Den  Rückstand 
extrahirt  man  mit  wasserfreiem  Aether  eine 
Stunde  lang,  was  in  der  Regel  genügt.  Man 
überlässt  den  Aether  der  freiwilligen  Ver- 
dunstung, worauf  man  den  Rückstand  bei 
lOQo  trocknet  und  wägt. 

Diese  Methode  liefert  gute  Resultate ;  das 
erhaltene  Narkotin  ist  fast  ungefärbt  und 
enthält  nur  so  wenig  Morphin ,  dass  man  es 
bei  derartiger  Bestimmung  unberücksichtigt 
lassen  kann.  Nachstehende  Tabelle  zeigt  die 
erhaltenen  Resultate,  wonach  die  japanischen 
Opiumsorten  verhältnissmässig  viel  Narkotin 
enthalten. 

i'«^*  1.x       X       1       x%     Morphingehalt    Narkotingehalt 

(Nicht  getrocknet)         in  pCt.  in  pCt 

Opium  Nr.     I  .  .  11,727  9,258 

„      II  .  .  0.713  9,260 

„    m  .  .  10,044  11,052 

„    IV  .  .  12,942  7,294. 

Th.  Nach  Apoth.-Ztg,  1892,  Nr.  72, 


M 


8(W 


Frttfang  und  WerthbeBtiminnng 
von  Arzneimitteln. 

BlBmatam  salicylionm  bancaiii.  Schu- 
hardt  (Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  32,  S.  251) 
hat  in  Folge  der  Veröffentlichung  vonVulpius 
in  nnserem  Blatte  (1893,  Nr.  14)  einige 
Handelsmarken  des  Präparates  ver- 
gleichend ontersocht  und  gefunden,  dass  bei 
allen  Proben  der  wässerige  Auszug  mit  Elsen- 
chlond  deutlich  die  Reaction  auf  Salicyl- 
säure  gab  und  nicht  neutral,  sondern  schwach 
sauer  reagirte.  Mit  Diphenylamin  auf  Sal- 
petersäure zu  prüfen ,  hält  Schuhardt  eben- 

Is  für  eine  nicht  gificklich  gewählte  Me- 
thode ,  die  Prüfung  auf  Nitrat  nach  Vulpius 
sei  vollständig  sicher  und  hinreichend,  nur 
schlägt  er  vor,  Natrium  salicylicum  fortzu- 
lassen, da  die  Salicylsäure  schon  im  Bis- 
mutum  salicylicum  gegeben  sei. 

Schübardt  schüttelt  0,5  g  Bismutum  sali- 
cylicum  mit  lOccm  verdünnter  Schwefelsäure 
an  und  lässt  an  der  Wand  des  Reagensglases 
10  bis  12  com  concentrirter  Schwefelsäure  zu- 
fliessen.  An  der  Berührungsfläche  tritt  bei 
Anwesenheit  von  nur  0,01  pCt.  Wismutsub- 
nitrat noch  eine  Färbung  ein. 

Schübardt  fasst  seine  Mittheilungen  in 
folgenden  Vorschlägen  zur  Prüfung  des 
Präparates  zusammen : 

Bismutum  salicylicum  sei  ein  weisses,  ge- 
ruch-  und  geschmackloses  Pulver,  das  in 
Wasser  und  Alkohol  unlöslich  ist. 

1  g  des  Präparates  mit  20  ccm  Wasser  bis 
zum  Sieden  erhitzt  und  sogleich  filtrirt,  gebe 
ein  farbloses,  schwach  sauer  reagirendes  Fil- 
trat,  das  weder  durch  Baryumnitrat  und 
Silbemitrat  mehr  als  schwach  opalisirend  ge- 
trübt werde  (Schwefelsäure,  Chlor),  noch  nach 
dem  Erkalten,  auch  nicht  auf  Zusatz  einiger 
Tropfen  Salzsäure,  Salicylsäure  ausscheide. 

0,5  g  Bismutum  salicylicum  gebe  mit  25 
com  verdünnter  Schwefelsäure  und  10  ccm 
Aether  geschüttelt  ohne  Gasentwickelung 
(Bismutum  carbonicum)  eine  klare  Lösung 
(Blei,  Wismutoxychlorid). 

0,5  g  Bismutum  salicylicum  mit  10  ccm 
verdünnter  Schwefelsäure  geschüttelt  und  mit 
12cem  concentrirter  Schwefelsäure  geschich- 
tet, lasse  keine  rothe  Zone  an  der  Berühr- 
ungsfläche entstehen. 

1  g  Bismutum  salicylicum  bis  zur  vollstän- 
digen Verkohlung  der  Salicylsäure  erhitzt 
und  hierauf  mit  genügender  Menge  Salpeter- 


säure vollständig  oxydirt,  hinterlasse  naeh 
dem  Glühen  62  bis  65  pCt.  Bi^O^. 

Farmm  redactum.  SatUermeisier  wies  in 
einem  vor  Jetzt  zwei  Jahren  gehaltenen  Vor- 
trag über  die  Prüfung  des  Ferrum  pulvera- 
tum  und  reductum  (Ph.  C.  32,  415)  darauf 
hin ,  dass  die  (Gegenwart  von  Arsen  mit  der 
vom  Deutschen  Arzneibuch  vorgeschriebenen 
Mar8h*Bchen  Probe  niemals  ermittelt  wer- 
den könne,  ja  dass  sogar  ganz  bedeutende 
absichtliche  Zusätze  von  arseniger  Säure  sich 
der  JlfarsA'schen  Probe  entziehen. 

Clessler  (Südd.  Apoth.-Ztg.  1893,  Nr.  22, 
S.129)  findet  die  AngtiheSautenneistei^M  voll- 
auf bestätigt.    Auch  er  konnte  weder  auf  ge- 
ringen ,  noch  stärkeren  Zusatz  von  arseniger 
Säure  jemals   einen  Arsenspiegel   erhalten, 
eben  so  wenig  im  Filtrat  Arsen  nachweisen. 
Auch    bei   genauester   Einhaltung    des   von 
Wamecke  (Ph.  C.  32,   219)   empfohlenen 
Modus,  nach  welchem  eine  stark  verdünnte 
Säure  anzuwenden  ist  und  die  Wasserstoff- 
entwickelung  erst  einige  Zeit  im  Gange  ge- 
wesen sein  muss ,  erhielt  Clessler  nur  einmal 
einen  kaum  wahrnehmbaren  Fleck  von  gelb- 
bräunlicher Färbung.    Der  sammetschwarse, 
sehr  fein  zertheilte  unlösliche  Rückstand  loste 
sich  auf  Zusatz  von  Kaliumchlorat  mit  Leichtig- 
keit in  Salzsäure  zu  einer  gelbrothen  Flüssig- 
keit, von  welcher  ein  ganz  geringer  Theil,  mit 
dem  Beitendorf*echen  Reagens  versetzt,  nach 
vorgängigem  Verjagen  des  freien  Chlo^rs  durch 
Erhitzen  dunkelschwarze  Abscheid ung  ergab. 
Es  lag  somit  eine  in  Salzsäure  völlig  unlös- 
liche Verbindung  von  Arsen  mit  Eisen  vor. 
Eine  solche  Verbindung  findet  sieb  in  der 
Natur  als  Arsenikalkies  =3  FeAs^,  und  Clessler 
hat  experimentell  nachgewiesen,  dass  die  sieh 
bei   obiger  Untersuchungsmetbode  bildende 
unlösliche    Eisenarsenverbindung    ebenfalls 
der  Zusammensetzung  FeAs2  entspricht. 

Ein  Versuch,  ob  sich  das  in  der  rohen 
Salzsäure  reichlieh  vorkommende  Arsen  nicht 
ebenfalls  durch  stürmische  Wasserstofi«nt- 
wickelung  mittelst  Eisens  abscheiden  lasse, 
fiel  negativ  aus.  Dieser  Umstand  ist  wohl 
durch  das  Vorhandensein  anderer  Metalle, 
wie  Zink  u.  s.  w.,  in  der  rohen  Salassäure  so 
erklären,  da,  wie  5at«^ermmt^  nachgewiesen, 
bei  Zusatz  von  reinem  Zink  sofort  die  erwar- 
tete Arsenwasserstoffbildung  auch  bei  Ver- 
wendung reiner  Säure  eintritt. 

Vorstehende  Versuche  erweisen  niso  von 
Neuem  die  Unbrauchbarkeit  der  Arsenprobe 


ao9 


des  Ferrum  pulveratam  and  reductum  nach 
dem  Arzneibuch ,  geben  aber  auch  zugleich 
einen  Fingerzeig,  wie  man  die  Probe  zu 
modificiren  hat,  um  verlfteeliche  Resultate  zu 
erhalten. 

So  findet  eich  denn  auch  bereits  in  der 
neuen  Auflage  von  E»  Sehmidt'%  Lehrbuch 
der  pharmaeeutischen  Chemie  ein  diese 
Verhiltnisse  berücksichtigender  Hinweis. 
Schmidt  Ittsst  nämlich  zur  Prfifung  auf  Arsen 
5  g  Ferrum  pulv.  und  eine  Salzsäure,  im  Ver- 
hältniss  von  1:4  Terdönnt,  Terwenden  und 
ein  Kornchen  arsenfreien  Zinks  zu- 
setzen. 

FormftUii.  Für  die  Identificirung  der 
mit  dem  Namen  Formaiin  bezeichneten, 
40pCt,  Formaldehyd  enthaltenden  wässerigen 
Flüssigkeit  (Ph.  C.  34,  192)  führt  /.  Lüttke 
in  der  Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  36,  S.  281  fol- 
gende Reactionen  an : 

Formaiin  sowie  verdünnte  Lösungen  des- 
selben geben  mit  ammoniakalisoher  Silber- 
lösung Keduetion.  Auch  FekUng'Bche  Los- 
ung wird  beim  Stehen  mit  Formaiin  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  redueirt. 

Dampft  man  Formaiin  oder  eine  Lösung 
desselben   bei  gelinder  Temperatur  ein,    so 
faioterbJeibt  ein  weisser  in  Wasser  nicht  lös- 
licher Röckstand  (Paraformaldebyd),  der  den 
charakteriBtischen  Geruch  des  Formaldehyds 
zeigt.     Dampft  man  bei  gelinder  Temperatur 
Formaiin    oder  dessen  Lösungen   mit  über- 
schusaigem   Ammoniak  ein,   so  hinterbleibt 
eine  weisse,  kryatallinisehe,  in  Wasser  leicht 
iosliciie  Masse,  die  beim  Erhitzen  im  Reagens- 
rohre    snblimirt   (Hexamethylenamin).     Die 
Reaetion  zwischen  Formaldehyd  und  Ammo- 
niak verläuft  im  Sinne  folgender  Gleichung : 
6  CH^O  +.  4  NH3  =  (CH2)6N4  -f  6  HgO 
Mit     Anilinwasser    giebt   Formaiin    oder 
selbst    sehr    verdOnnte  Lösungen    desselben 
einen  weissen  Niederschlag  oder  Trübung. 

Zar  Erkennung  der  Reinheit  desFormalins 
soll  man  nach  lAUike  folgende  Venuche  Tor- 
nehmen : 

Die  Ermittelung  des  specifischen  Gewichtes; 
dasselbe  liege  zwischen  1,080  bis  1,088  bei 

18<>a 

Die  qn  antitative  Bestimmung  des 
Pormaldehjrds  geschieht  am  besten,  indem 
man  den  Pormaldehyd  mit  Ammoniak  in  das 
bereits  erwähnte  Hexamethylenamin  tiber- 
fBhft.  Na<A  I/egler  geht  die  Bildung  dieser 
y^Mwäuai^mihunnwib^ctk.  Isttindlgem  Stehen 


von  Formaldebydiösung  mit  Ammoniak  sicher 
vor  sich.  Nimmt  man  überschiissiges  Ammo- 
niak und  titrirt  den  Rest  mit  Schwefelsäure 
zurück,  so  erhält  man  die  Menge  des  zur 
Bindung  Torhanden  gewesenen  Ammoniaks, 
woraus  sich  nach  Abzug  von  1/2  Mol.  Schwefel- 
säure, welches  zur  Bindung  der  einsäurigen 
Base  Terbraucht  war,  der  Formaldehyd  be- 
rechnen lässt. 

Zweckmässig  verfährt  man  nach  Lütthe  in 
der  Weise,  dass  man  1  bis  2  ccm  Formaiin 
mit  10  bis  20  ccm  Normalammoniak  in  einer 
ca.  100  ccm  fassenden  Stöpseidasche  mehrere 
Stunden  stehen  lässt,  dann  etwas  verdünnt 
und  mit  Normalschwefelsäure  unter  Anwend- 
ung von  Methylorange  oder  Cochenille  als 
Indicator  zurücktitrirt.  Aus  der  zur  Bindung 
des  Formaldehyds  verbrauchten  Ammoniak- 
menge lässt  sich  ersterer  berechnen.  4  C  H^O 
entsprechen  nach  Lösehann  =  1  H2SO4. 

Zui  Entscheidung  der  Frage ,  ob  lediglich 
Formaldebyd  oder  auch  lösliches  Paraform- 
aldebyd zugegen  ist,  muss  die  Bestimmung 
der  Gefrierpunktsdepression  herangezogen 
werden. 

Von  Wichtigkeit  für  die  Werthschätzung 
des  Formalins  ist  auch  seine  Reaetion.  Die- 
selbe sei  neutral,  höchstens  eine  sehr  schwach 
saure. 

Die  Anwesenheit  von  Methylalkohol  lässt 
sich  durch  fractionirte  Destillation  feststellen. 
Beim  Verbren  neu  des  Formalins  darfein  mine- 
ralischer Glührückstand  nicht  binterbleiben. 
Eadiz  Ipecacnanhae.  Die  Zahl  der  für 
die  Werthschätzung  der  Brechwurzel  vor- 
handenen Methoden  der  Emetinbestimm- 
ung  ist  eine  sehr  grosse,  und  dass  das  Suchen 
nach  einer  solchen  Methode  noch  immer  nicht 
aufgehört  hat,  und  in  gewissen  Zeiträumen 
neue  Vorschläge  hierfür  die  Fachblätter  fül- 
len, ist  ein  Beweis  dafür,  dass  eine  vollständig 
zufriedenstellende  Methode  noch  nicht  ge- 
funden ist.  So  liegen  augenblicklich  wieder- 
um drei  diesen  Gegenstand  betreffende 
grössere  Arbeiten  vor ,  über  welche  die 
Pharm.  Centralhalle  bisher  nicht  berichtet 
hat.  Das  soll  nachfolgend  in  chronologischer 
Reihenfolge  geschehen. 

Zunächst  beansprucht  eine  von  6r.  Kott- 
mayer  in  der  Pharm.Post  (1892,  Nr.34, 8.913) 
veröffentlichte,  aus  dem  Fabrikslaboratorium 
von  Gr.  Hdl  dt  Co.  in  Troppau  stammende 
Arbeit  Interesse.  Nach  Mittheilung  der  von 
vertobiedenen    andered    Autoren    für    eine 


310 


EmetinbeBtimmung  gemachten  Vorscbläge, 
deren  Wiedergabe  eich  auch  die  zwei  ande- 
ren Arbeiten  unterziehen,  gelangt  Kottmayer 
zu  folgendem  Verfahren: 

I.  15,0g  gepulverte  Ipecacuanha- 
Wurzel  wurden  in  einer  gewöhnlichen  Medi- 
cinflascbe  mit  148  ccm  (bei  15^  gemessen) 
90proc.  Weingeist  und  2  ccm  Salzsäure  vom 
spec.  Gew.  1,12  versetzt  und  wohl  verkorkt 
vier  Tage  unter  öfterem  Schütteln  bei  40<>  C. 
digerirt.  Von  der  völlig  klar  abgesetzten, 
wieder  auf  15^  abgekühlten  Flüssigkeit  wür- 
fen 100  ccm  abpipettirt  und  in  einer  Schale 
mit  20  ccm  weingeistiger  Bleizuckerlösung 
(1  +  9  50  proc.  Weingeist)  gemischt ,  worauf 
nach  Zusatz  von  1,5  g  Kalkhydrat  im  Wasser- 
bade unter  zeitweiligem  Rühren  zur  Brei- 
consistenz  eingedampft  wurde.  Der  Brei  er- 
hielt einen  Zusatz  von  5  g  mittelfeinem  Glas- 
pulver und  wurde  unter  stetem  Bühren  zur 
Trockne  gebracht.  Der  leicht  zerreibliche 
Troekenrückstand  wurde  10  Stunden  mit 
Chloroform  extrahirt,  nach  welcher  Zeit  das 
ablaufende  Chloroform  einen  Alkaloidgehalt 
nicht  mehr  wahrnehmen  Hess.  Die  Farbe  des 
Chloroformrückstandes  war,  besonders  nach 
dem  Trocknen  bei  100®,  eine  brfiunlich  gelbe. 
Da  das  Ausschütteln  des  Alkaloids  zur  Trenn- 
ung vom  Harz  nicht  zur  vollständigen  Ent- 
fernung des  Alkaloides  aus  der  wässerigen 
Flüssigkeit  führte,  wurde  dasselbe  umgangen, 
indem  nur  der  in  2  ccm  Normalsalzsäure  un- 
lösliche, zum  Theil  im  Kölbchen  des  £x- 
tractionsapparates  verbleibende,  zum  Theil 
auf  einem  gewogenen  Filter  gesammelte 
Rückstand  nach  gehörigem  Nachwaschen  mit 
destillirtem  Wasser  gewogen  wurde.  Aus 
der  Gewichtsdifferenz  von  Harz  und  Ge- 
sammtrückstand  ergab  sich  das  Gewicht  des 
Emetins,  und  zwar  für  folgende  Handelssorten : 
Rio-Ipecacuanha  =»  2,37  pCt.  (2,24 
pCt.), 

Singapore-Ipecacuanha=>=2,22pCt. 
(2,3  pCt.), 

Carthagena-lpeeacuanha  a  1,81 
pCt. 

Eine  andere  Methode  der  Emetinbestimm- 
ung  ist  von  C,  C.  Keller  in  Zürich  in  der 
Schweiz.Wochenschrift  für  Chemie  und  Phar- 
macie  1892,  Nr.  51  und  52  veröffentlicht 
worden.  Für  das  Ipecacuanha-Fluideztract 
gestaltet  sich  diese  Methode  wie  folgt : 

II.  8  g  Fluidextract  von  Ipecacuanha 
werden  in  einem  gewöhnlichen  Mixturgiase 


mit  8  g  Wasser  verdünnt ,  32  g  Chloroform 
und  48  g  Aether  zugesetzt  und  tüchtig  ge- 
schüttelt. Hierauf  setzt  man  4  g  Ammoniak 
hinzu  und  schüttelt  während  einer  halben 
Stunde  wiederholt  kräftig  um.  Nachdem  die 
Mischung  sich  getrennt  hat,  werden  50  g  der 
Chloroform  -  Aetherlösung  abgegossen  oder 
besser  rasch  darch  ein  trockenes  Filter  in  ein 
tarirtes  Kölbchen  filtrirt  und  abdestillirt 
Der  firnissartige  Rückstand  wird  zweimal  mit 
je  5  bis  10  ccm  Aether  behandelt;  nach  dem 
Abblasen  der  letzten  Spuren  des  Aethers  und 
Trocknen  im  Wasserbade  kann  das  Emetin 
gewogen  werden.  Zur  Titration  löst  man  das 
Emetin  durch  Erwärmen  in  ca.  10  ccm  ab- 
solutem Alkohol ,  giebt  Wasser  bis  zur  blei- 
benden Trübung  zu,  dann  1  bis  2  Tropfen 
Hämatozylin  und  titrirt,  nachdem  die  Misch- 
ung eine  violettrothe  Färbung  angenommen 
hat,  mit  i/io-Normalsalzsäure,  bis  die  Pärbong 
rein  bellgelb  geworden  ist.  In  mehreren 
Ipecacuanha -Fluidextracten,  die  nach  etwas 
abweichenden  Darstellungsweisen  aus  der 
nämlichen  Droge  (1  =  1)  bereitet  waren, 
wurde  ein  Emetingehalt  festgestellt,  der 
zwischen  2,54  und  2,59  pCt.  schwankte. 

Bei  der  Berechnung  wurde  die  von  Her- 
mann Kum  1887  aufgestellte  Formel  des 
Emetins  C30H40N2O5  zu  Grunde  gelegt. 
Kun»  hat  nicht  nur  das  Molekulargewicht  des 
Emetins  gleich  508  bestimmt,  sondern  zu- 
gleich nachgewiesen,  dass  dieses  Alkaloid  ein 
zweisäuriges  Diamin  ist,  dass  ihm  also  die 
Aequivalentzahl  254  zukommt.  1  ocm  V>^' 
Normalsalzsäure  entspricht  demnach  0,0254  g 
Emetin.  Die  Richtigkeit  der  Angaben  Kuns^ 
hat  KeUer  an  reinem  Emetin  controllirt. 

III.  Zur  Bestimmung  des  Emetins  in  der 
Ipecacuanhawurzel  verfahrt  SJeüer  fol- 
gen dermassen  :  Die  Ipecacuanha  wird  höchst 
fein  gepulvert ,  bei  90  bis  100^  vollständig 
ausgetrocknet  und  sodann  ein  trockenes 
Medicinglas  von  150  ccm  Inhalt  mit  10  g  des 
trockenen  Palvers  beschickt.  Man  fugt  40  g 
Chloroform  und  60  g  Aether  hinzu  und  schüt- 
telt während  einiger  Minuten  gat  durch. 
Setzt  man  nunmehr  10  g  officinelle  Ammo- 
niakflüssigkeit zu  der  Mischung,  so  fölit  beim 
Umschütteln  das  vorher  in  der  Flüssigkeit 
sttspendirte  Ipecacuanhapulver  gleichsam  in 
Form  eines  Niederschlages  aus  und  das  Eme- 
tin geht  fast  augenblicklich  in  Lösung.  Man 
schüttelt  nun  die  Mischung  während  einer 
Stunde  öfter  kräftig  um,  giebt  dann  nochmals 


311 


5  g  Ammoniak  hinzu,  wodurch  sich  die  Ipe- 
cacaanha  beim  Schütteln  su  einem  Klumpen 
zosammenballt,  während  die  Chloroform« 
Aethermischung  vollkommen  klar  wird. 

Fast  die  gesammte  Menge  der  Flüssigkeit, 
90  bis  95  g,  kann  klar  abgegossen  werden. 
Man  giebt  50  g  der  Lösung,  entsprechend  5  g 
Ipecacuanha,  in  ein  tarirtesi^2enmeyer-Kölb- 
eben  und  destillirt  Aether  und  Chloroform  ab. 
Den  Bnckstand  löst  man  zweimal  in  jelOccm 
Aether,  lässt  den  Aether  wegkochen  und  ent- 
fernt die   letzten    Spuren    durch  Abblasen, 
Nach  kurzem  Trocknen  im  Wasserbade  kann 
gewogen  werden.  Hierauf  titrirt  man  in  oben 
angegebener  Weise.  Verfasser  empfiehlt  noch 
eine   vorausgehende   Entfettung   der  Ipeca- 
cuanha,  die  mit  Aether  vorgenommen  werden 
kann ,  weil  sich  bei  der  Titration  auf  Zusatz 
von  SSure  sonst  eine  störende  Trübung  ein- 
stellt. 

Durch  Titration  hat  Keller  in  verschiede- 
nen Proben  Ipecacuanhapulver  Alkaloid- 
zahlen  erhalten,  die  zwischen  2,438  und  2,844 
pCt.  liegen. 

Keller  ist  der  Ansicht,  dass,  wenn  die 
Pharmakopoen  einen  Mindestgehalt  von 
2,5  pCt.  Em  et  in  in  der  Ipecacuanhawurzel 
verlangen  würden,  diese  Forderung  keines- 
wegs zu  hocb  gegriffen  wäre. 

Wir  kommen  nunmehr  zu  der  nächsten 
Methode  A*  Meyer'Bj  welche  derselbe  in  der 
Apoth.-Ztg.  1893,  Nr.  28  und  30  veröffent- 
licht hat. 

Nach  dieser  Methode  wird  zunächst  in  einer 
gesonderten  Probe  des  möglichst  feinen  Pul- 
vers der  Wassergehalt  bestimmt.  Er  betrug 
in  einem  gegebenen  Falle  10,9  pCt. 

IV.  Es  wurden  daher  11,09  g  der  Inft- 
troeknen  Droge  in  einen  200  ccm-Kolben  ge- 
geben, mit  50  ccm  Wasser  und  5  ccm  Essig- 
säure von  1,060  Übergossen  und  bei  ca.  25 
bis  30^  zwei  volle  Tage  unter  öfterem  Um- 
schütteln stehen  gelassen.  Es  wurde  die 
200  ccm -Flasche  hierauf  mit  Wasser  zur 
Marke  aufgefüllt,  die  Masse  gut  durchge- 
schüttelt und  dann  filtrirt.  Da  man  zum  Auf- 
füllen auf  die  10  g  trockenen  Brechwurzel- 
pulvers  193  ccm  Wasser  braucht,  so  ent- 
sprechen 20  ccm  =  1,036  g  Brechwurzel- 
pulver» 

Zur  Vorprüfung  wurden  zuerst  20  ccm 
des  Filtrates  in  einem  Becherglase  mit  5  ccm 
Alkohol  voBD  spec.  Qew.  0,832  'versetzt  und 
so  lange  von   dem  Titerreagens  >)  zufliessen 


gelassen,  als  noch  eine  Zunahme  der  Trübung 
beobachtet  werden  konnte.  Bei  Zusatz  von 
9  ccm  des  Reagens  war  dieser  Punkt  erreicht. 
Es  wurde  hierauf  die  Tüpfelprobe  angewendet 
und  hierbei  festgestellt ,  dass  für  20  ccm  des 
Auszuges  mindestens  16,6  ccm  des  Reagens 
zur  Ausfallung  nöthig  sind. 

Zur  definitiven  Bestimmung  des 
Endpunktes  der  Reaction  wurden  in 
5  Bechergläser  je  20  ccm  des  Auszuges  und 
5  ccm  Alkohol  gegeben,  zu  dem  Inhalte  des 
ersten  16,8  ccm  des  Reagens,  zu  dem  des 
zweiten  17  ccm,  des  dritten  17,2  ccm,  des 
vierten  17,4  ccm,  des  fünften  17,6  ccm  hin- 
zugesetzt. Nach  vierstündigem  Stehen  wur- 
den von  dem  Inhalt  eines  Jeden  je  4  ccm  ab- 
filtrirt  und  durch  Zusatz  von  1  bis  2  Tropfen 
des  Reagens  geprüft ,  ob  die  Ausfällung  eine 
vollkommene  sei.  17,2  ccm  ergaben  noch 
äusserst  schwache  Trübung;  17,4  ccm  keine 
Trübung  mehr.  Zur  Ausfällung  des  Emetins 
aus  20  ccm  des  Auszugs  waren  also  17,3  ccm 
des  Reagens  nöthig. 

Da  20  ccm  des  Auszuges  =  1,036  Brech- 
wurzel, 1  ccm  des  Reagens  =  0,0011661 
Emetin,  17,3  ccm  des  Reagens  =  0,020173 
Emetin,  1,036  Brechwurzel  ==  0,020173  Eme- 
tin, so  enthält  die  Wurzel  1,94  pCt.  Emetin. 

Verfasser  hat  auch  vergleichende  Versuche 
seiner  Methode  und  der  vorerwähnten  Keller- 
sehen  unternommen ,  findet  aber ,  dass  die 
letztere  höhere  Werthe  giebt.  Eine  Aufklär- 
ung darüber,  welche  Methode  als  die  zu- 
treffendere bezeichnet  werden  muss,  steht 
daher  noch  aus. 

Ä.  Meyer  ist  der  Ansicht,  dass  nach  allen 
vorliegenden  Versuchen  eine  Ipecacuanha- 
wurzel, die  1,6  pCt.  Emetin  (nach  der 
ilf6;^er'schen  Methode  bestimmt)  enthält, 
leicht  beschafft  werden  kann.  Anderen- 
falls Hesse  sich  ein  Pulver  von  1,6  pCt.  Eme- 
tingehalt  durch  Mischen  verschiedener  Sorten 
leicht  herstellen.  Meyer  hält  es  für  zweck- 
mässig, wenn  in  allen  Apotheken  nur  Brech- 
wurzeldroge von  ungefähr  1,6  pCt.  Emetin- 
gehalt  vorräthig  wäre.  Es  Hesse  sich  dies 
leicht  folgeudermassen  untersuchen: 

Man  stellt  in  der  oben  angegebenen  Weise 
mit  verdünnter  Essigsäure  einen  Auszug  der 
Droge  her  und  füllt  in  zwei  Becbergläser  je 

1}  Als  solches  wendet  Meyer  Vtoo  normale 
Kaliumqnecksilbeijodidlösung  von  folgender  Zn- 
sammensetzung an :  1,3546  UgCli,  4,98  EJ  zu 
1000  ccm  mit  Wasser  gelöst. 


312 


20  com  dieses  Aaszuges  and  je  5  ccm  Alkobol. 
In  das  eine  Becherglas  giebt  man  dann  noch 
14  ccm  1/200  Kaliumqaecksilberjodidlösung, 
in  das  andere  14,5  ccm  desselben  Reagens. 
Nach  4  Stunden  filtrirt  man  von  den  Nieder- 
schlägen durch  ein  dreifaches  Filter  ab  und 
prüft  je  4  ccm  des  Filtrats  mit  1  bis  2  Tropfen 
des  Reagens.  Tritt  noch  Trübung  der  ersten 
Probe  aber  keine  Trübung  der  zweiten  Probe 
ein,  so  ist  das  Pulver  ungefähr  1,6  procentig, 

Th, 

Ueber  die  vorräthigen  wässerigen 
Lösungen  zum  Keeepturgebrauche 

macht  Suclwmel  in  der  Pharm.  Post  1893, 
Nr.  14  und  15  Angaben  für  die  Praxis,  denen 
wir  aber  in  einigen ,  zum  Theil  unten  er- 
wähnten Punkten  nicht  beistimmen  können. 

Vor  allen  Dingen  ist  zu  bemerken,  dass  der 
Apotheker  nach  der  Arzneitaxe  das  Auflösen 
von  Salzen  etc.  für  jeden  einzelnen 
Fall  bezahlt  bekommt,  er  daher  aucb 
verpflichtet  ist,  die  Lösung  jedes- 
mal frisch  anzufertigen.  Wenn  wir 
trotzdem  das  Nachstehende  abdrucken,  so  ge- 
schieht es  aus  dem  Grunde,  weil  für  gewisse 
Fälle,  z.  B.  für  Reiseapotheken,  die  Renntniss 
passender  Lösungsverhältnisse  erwünscht  sein 
kann,  und  auch  gegen  das  Vorräthighalten 
haltbarer  Lösungen  (z.  B.  von  Kalium- 
chlorat,  Natriumsulfat,  Rupfersulfat)  nichts 
einzuwenden  ist. 

Als  Lösungsmittel  ist  nach  Suchomel 
ein  bei  der  Destillation  ganz  warm  auf 
gefangenes  oder  frisch  abgekochtes  destillirtes 
Wasser  zu  verwenden;  die  Temperatur  des 
Wassers  darf  aber  nicht  zu  hoch  (nicht  über 
30  bis  400)  sein,  wenn  man  den  zu  lösenden 
Sto£P  hineinbringt;  nach  bewirkter  Lösung 
durch  Umrühren  mittelst  eines  Glasstabes 
wird  einige  Stunden ,  am  besten  über  Nacht, 
stehen  gelassen,  dann  mit  destillirtem  Wasser 
auf  das  volle  Gewicht  ergänzt  und  direct 
in  das  Aufbewahrungsgefass  filtrirt.  Die  Ge- 
fässe  sind  vor  jedesmaligem  Anfüllen  mit 
heisscm  Wasser  gut  auszuwaschen.  Als 
Au  fbewahrungsge  fasse  eignen  sich 
weisse  oder  wo  nöthig  dunkelgelbe  Flaschen 
mit  gut  schliessendeu  Glasstöpseln ,  auch  ist 
darauf  zu  achten,  dass  die  Flaschen  aus  einem 
widerstandsfähigen  Glase  verfertigt  sind ,  da 
sonst  z.  B.  Ausscheidungen  von  Alkaloiden 
aus  deren  Lösungen  vorkommen  können.  >) 

Die    beste   Aufbewahrungstemperatar   für 


die  meisten  Lösungen  liegt  swisehen  14  bis 
16". 

Von  Zusätzen, 2)  um  die  Haltbarkeit 
der  Lösungen  zu  erhöhen,  erwähnt  SfAckomel 
Glycerin,  Spiritus,  Rampher,  Thymol,  Salicyl- 
säure ;  er  sagt  von  diesen ,  Glycerin  eigne 
sich  nur  in  kleinen  Mengen  für  Extract- 
lösungen,  da  grössere  Mengen  den  Geschmack 
der  Mixtur  abändern ;  Spiritus  verhindere 
Bildung  von  Seh  leim  flocken ,  dürfe  aber  nur 
in  der  allernoth wendigsten  Menge  zugesetzt 
werden;  Thymolkrystalle  seien  wegen  des 
Geruchs  wenig  verwendbar;  Rampherstuck- 
eben  schwimmen  an  der  Oberfläche  und  ge- 
langen so  leicht  mit  in  die  Mixturen;  Salicyl- 
säure  bewähre  sich  am  besten,  da  eine  geringe 
Menge  genüge,  um  die  Lösungen  auf  längere 
Zeit  klar  zu  erhalten,  und  werde  dadurch 
weder  Geschmack  noch  Geruch  und  Wirkung 
der  Mixtur  beeinträchtigt. 

Das  Sterilisiren  derartiger  Lösungen 
hat  natürlich  keinen  besonderen  Werth  für 
die  Haltbarmachung  derselben,  die  nach  und 
nach  verbraucht  werden,  so  dass  das  Gefäs« 
öfters  geöffnet  werden  muss. 

Zu  den  einzelnen  Lösungen  übergehend, 
empfiehlt  Suchomel  folgende  Verhältnisse, 
die  stellenweise  nichts  Neues  bringen,  zum 
Theil  aber  Verwunderung  erregen,  dass  über- 
haupt Veranlassung  vorliegen  sollte,  solche 
Lösungen  äusserst  leicht  löslicher  Stoffe  vor- 
räthig  zu  halten. 

Acidnm  boricnm  1  =  30  ■) ;  besser  haltbar  als  die 
übliche  im  Verhftltniss  1  =  25  hergestellte 
Losung,  welche  leicht  auskrystallisut. 

Acidom  cnroroicam  1  &»  2;  in  duokelgelben 
Flaschen  gut  haltbar. 

Acidum  tannicum  1  =  6;  20g  Grerbsäure  werden 
in  70  g  heissem,  destillirtem  Wasser  gelöst, 
nach  aem  Erkalten  20  g  Spiritus  zugesettt, 
auf  100  g  ergänzt  und  filtrirt.«) 


>)  Der  Verfasser  befindet  sich  im  Inrtfaom, 
wenn  er  annimmt,  es  entständen  „Silicat* 
Verbindungen  der  Alkaloide".  Diese  Er- 
scheinung ist  vielmehr  dadurch  bedingt,  dass 
aus  schlechter  Glasmasse  Alkali  geltet  wird, 
welches  die  Alkaloide  aus  ihren  Lösungen  natfir- 
lich  abscheidet,  wie  es  eine  Sodalösung,  Natron- 
lauge etc.  auch  thut.  Eef. 

^)  Nach  unserer  Ansicht  ist  keinerlei  Zu- 
satz EU  rechtfertigen ;  Lösungen ,  welche  sich 
ohne  derartige  Zusätze  nicht  halten«  dflifen  eben 
nicht  vorrät  big  gehalten  werden  1  Das 
versteht  sich  doch  von  selbst!  Hef. 

')  Die  Bezeichnung  1  c=  ;jO  bedeutet  nach 
dem  Vorbilde  des  Arzneibuches  1  Th.  Borsäure 
+  29  Th.  Wasser. 

*)  Gerbsäurelösung  dunkelt  beim  Stehen. 


313 


Acidom    tartaricam    1  ==  10;   mit   Znsatz   von 
O.ülproc.  Salicylgfture  (nach  Eeinhardt). 

Ahmen  1  =  15. 

Ammoniam  bromatnm  1  ==  5. 

AmmoDinm  cbloratuni  1  =  5. 

Ammoniam  jodatam  1  =  5;  in  dnnlicl gelber 
Flascbe  anfznbewabren ;  Hager  empfiehlt 
Zosatz  weniger  Tropfen  Ammoniak. 

Antipyrin  1  =  5. 

Apomorpbinam  Irydrochloricam  1  =  100;  unter 
Zasatz  von  Iproc.  Acidum  bydrochloricnn* 
dilotnm  zn  bereiten,  nm  das  GrOnwerder 
der  LOsopg  (bedingt  dnrch  ans  der  Glas 
roasse  gelöstes  Alkali)  zn  verh Indern.  Hager 
empfiehlt  aof  2  g  der  LOsnng  1  Tropier 
Aether  znznsetien.  In  dankelgelben  Flaschen 
aufzubewahren. 

Argentam   nltricun    1  =  10;    in    dankelgelben 

Flaschen 
Atropinnra  salicylicnm  1  =  50;  in  dankelgelbon 
Flaschen  besser  haltbar  als  die  Losungen 
anderer  Atropinsalze. 

Atropinnm  salfarienm  1=50;  zersetzt  sich  all- 

mfthlich. 
Caldnm  hypochlorosnm  1  =  20;  im  Kflhlen  nnU 

Dank«  In  gat  haltbar. 

Cbininnm  snlfnricnm  1  =  20;  Chininnm  salfari- 
enm 10  g,  Acidam  sulforicum  dilatumlOc; 
Aqua  destiliata  180  g.  Hager  empfiehlt 
Zasatx  von  lOproc.  Spiritus. 

Chloralam  hjdratum;  nicht  in  LOsanff  Torrftthig 
za  halten,  weil  sich  diese  unter  Freiwerden 
Ton  Salzs&are  zersetzen. 

Cocainnm  hjdrochloricum ;  Ifisst  sich  in  LOsung 
ebenfiills  nicht  vorr&thig  halten;  die  Los- 
ungen bflssen  nach  Chapin  schon  nach  einem 
Tage  sehr  fiel  an  ihrer  anästhesirenden 
Wirkung  ein. 

Cuprum  aluminatum  1  =  20. 

Cuprum  snlfaricum  1  b=  10. 

Eztnustnm   Chinae  friffide  paratum  l3s2;  Ex 
tractam  Chinae  10  g,  Glycerin  5  g,  Spiritus 
dilutus  5  g. 

Exfracta  narcotica;  Suchomel  verwendet  aU 
LOemighmittel  ein  Gemisch  gleicher  Theile 
Bpiritaa  und  Glycerin  und  bereitet  die 
Löaungen  derartig,  dass  1  Tropfen  derselben 
=  0,01  ff  des  £ztract<?s  entspricht.^) 

Fermm  et  Natrium  pyrophosphoricum  1  =  20; 
in  dankeln  Flaschen. 

Hydrargymm  bichloratnm  l=sl0O;  es  ist  nach 
Lieoreich  Hydrarg.  bichlor.  recrrstallisatum 
zn  Ter  wen  den,  da  das  gewöhnliche  Sublimat 
stets  nnlOsHche  Bfickstände  hinterifisst. 
Nach  Meyer  sind  SublimatlOsnngen  in 
dankelgelben  GUsem  mindestens  zwei  Mo« 
nate  anverAndert  haltbar.*) 

Kalium  bromatum  1  =s  5. 

Kalium  chloricom  1  =  20. 

Kaliom  permanganicam  1  s  20;  im  Dankein 
gut  haltbar. 

Kalium  jodatam  1  =5;  in  dunkelgelben  Flaschen. 

Kalium  Ditricum  1  =  5. 

Mi^esiam  benzoicum  l=s20. 

Magnesiom  solfaricum  1  =  10. 

MorpldniiiP  afieüeom  1  ss  50;  Morphinum  aoetic. 
lg,  Acid.  acet  dil.  lg,  Aqua  deBt.  48g. 


Die  Losung  förbt  sich  unter  Zersetzung  all- 
mählich gelblich  bis  bräunlich. 

Morphinum  bydrochloricum  1  =  50;  nach  LanuU 
unter  Licht-  und  Luftabschluss  unbegrenzt 
haltbar.  Jankowski  empfiehlt  folgende 
Losung  1  =  30:  Morphin,  hydrochloric.  1  g, 
Spiritus  5  g,  Glycerin  10^,  Aqua  destiliata 
bis  zu  30  g  Gesammtge wicht. 

Morphinlosungen  in  Bitterroandelwasser 
geben  nach  Neitss  unter  Einfluss  des  Lichtes 
leicht  einen  Niederschlag  von  Oxydiroorphin. 

Natrium  benzoicum  1  =  10;  Natrium  benzoic. 
10  g,  Aona  destill.  90  g,  Acidum  benzoic. 
0,2  g.  Der  BenzoSsäureiusatz  macht  dio 
Losung  monatelang  baltbar. 

Natrium  bicarbonicum  1  =  20;  die  Losung  ent- 
hält in  Folge  des  Entweichens  ron  Kohlen- 
säure Monocarbonat 

Natrium  boracicum  l=s20. 

Natrium  bromatnro  lss5. 

Natrium  chloratum  1  =s  5. 

Natrium  nitricum  1  =  5;  nicht  lange  haltbar. 

Natrium  salicylicnm  l=s5;  die  LOsang  muss 
einen  kleinen  Zusatz  freier  Salicylsfiure  be- 
kommen, da  sie  sich  sonst  mit  der  Zeit 
dunkel  färbt.  Dasselbe  wird  durch  folgende 
Herstellungsweise  erreicht:  In  400  g  auf- 
gekochtem, auf  90^  abgekühltem,  destillirtem 
Wa'^Fer  werden  100  g  SaUcylsäure  Yertheilt, 
dann  60  g  Natriumbicarbonat  zugesetzt^ 
die  erhaltene  Losung  nach  ruhigem  ä leben 
dnrch  Baumwolle  filtrirt  und  mit  de- 
stillirtem Wasser  auf  600  g  ergänzt;  die 
Losung  enthält  Natrium  saBcylat  1  =  5. 

Die  LOsung  darf  zur  Vermeidung  des 
Bothwerdens  (durch  Eisen)  nicht  durch 
Filtrirpapier  filtrirt  werden. 

Natrium  sulfuricum  1  =  5. 

Pilocarpinum  bydrochloricum  1  =  100;  nach 
Hager  viele  Wochen  l^lar  haltbar. 

Pilocarpinum  salicylicnm;  die  Losungen  dieses 
Salzes  halten  sich  monatelang  unverändert. 

^)  Die  TropfengrOsse  schwankt  bekanntlich 
sehr  nach  Form  des  Flaschenhalses  und  Menge 
des  Inhaltes.  Das  deutsche  Arzneibuch  läset 
die  narkotischen  Extracte  bekanntlich  las 2  in 
folgender  Weise  lOsen:  10  Eitract,  6  Wasser, 
l  Spiritus,  3  Glycerin 

«)  Später  scheidet  sich  auch  im  Dunkeln 
Queckttilberchlorfir  ab;  ver^l.  Ph.  C.  S89  729. 
Unter  Bezugnahme  auf  die  eben  angezogene 
Stelle  hat  £.  W.  in  der  Schweiz.  Wocheuscbr. 
f.  Chem.  u.  Pharm.  1898,  S.  11  sich  dabin  aus- 
gesprochen, die  Niederschläge  in  den  ^ublimat- 
lOsnngen  seien  durch  Ammoniak  y«ranlas>t> 
welches  sich  in  der  Luft  unserer  Laboratorien 
stets  vorfindet  und  ausserdem  durch  unsere 
Gasbeleuchtung  auftritt.  Diese  Ansicht  ist, 
wenigstens  als  Entgegnung  auf  meine  Angaben 
in  Ph.  C.  8d,  729,  wo  ich  davon  sprach,  dass 
die  Niederschläge  in  concentrirten  Sublimat* 
lOsungen  aus  Quecksilberchlorflr  bestanden 
hätten  (daher  auch  nach  Auswaschen  des  tlber- 
schflssigen  Sublimats  durch  Ammoniak 
schwarz  worden),  vollkommen  hinfällig! 

Ref. 


314 


PhjBOstigminnm  salicyliciim  nnd  8nlfaricam 
1  =  lOO.  Die  LOsuDgen  sollen  sich  darch 
Absorption  von  Ammoniak  ^^  aas  der  Luft 
rOthen,  weshalb  sie  unter  Licht-  and  Laft- 
ab^cblass  bereitet  werden  sollen. 

Von  anderer  Seite  ist  znr  Yermeidang 
der  Rothfärbang  ein  Zasatz  von  Borsfiure 
empfohlen  worden:  Phjsostigminum  snl- 
faricnm  1  g,  Acidam  boricam  2  g,  Aqua 
destillata  47  g. 

Besorcin  1  =  10;  die  LQsangen  förben  sich  am 
Lichte  schnell  gelb. 

Tartams  stibiatus  1  =»  100;  die  Losung  in  de- 
stillirtem  Wasser  verdirbt  bald.  Hager 
empfiehlt  einen  Glycerinzasatz ,  der  die 
Losung  aber  auch  nur  auf  14  Tage  haltbar 
.macht.  Ein  in  die  Losung  gelegter  Thjmol- 
krystall  macht  die  LOsnng  wochenlang  halt- 
bar, ebenso  ein  Salicylsäurezusatz:  Tartarus 
stibiatus  1  g,  Aqua  destillata  99  g,  Acidum 
salicylic.  0,1  g. 

Zincum  sulfocarbolicum  1  =  10. 

Zincum  sulfuricum  1  =  10.  g. 


Von  der  HauptverBammlung 

der  Deutschen  Oesellschaft 

für  angewandte  Chemie 


^)  Die  Bothfärbung  der  Physostigm  in  Salz- 
lösungen ist  durch  Auflösung  von  Alkali  aus 
der  Glasmasse  des  Gefässes  bedingt;  vergl. 
Ph.  C.  84,  70.  Ref. 


Eapselfalter, 

Zar  Anfertigung  von  Pulverkapseln  bringt 
Fr.  Oüntherodt  jun.  in  Detroit  einen  kleinen 
metallenen,  nickelplattirt«n  Apparat  in  den 
Handel ,  der  die  in  beistehender  Abbildung 
wiedergegebene  Form  besitzt  und  auf  welchem 


die  Pulverliapseln  in  der  ebenfalls  angedeute* 
ten  Weise  gefaltet  werden. 

Dass  derartige  Apparate  auftauchen,  scheint 
zu  beweisen,  dass  doch  in  manchen  Ländern 
die  Mascbinenfalzkapseln  noch  nicht  zur 
AlleinherrBcbaft  gelangt  sind.  Die  mit  der 
Hand  gefalteten  Palverkapseln  besitzen  be- 
kanntlich deu.  y ortheil ,  dass  man  das  eine 
Ende  mit  grösster  Leichtigkeit  in  das  andere 
schieben  kann,  während  man  bei  Mascbinen- 
falzkapseln gewöhnlich  erst  auf  verschiedene 
Weise  eine  Oeffnung  herbeiführen  muss. 

8. 


ZU 

am  28«  bis  26.  Mai  1898. 

Die  Reibe  der  Vorträge  eröffnete  Professor 
Dr.  CL  Winhler'  Preiberg  mit  einer  Betracht- 
ung über  das  Thema: 

Freibergs  chemischer  Boden. 

Aus  diesem  Vortrage,  der  sich  in  der 
Hauptsache  mit  einer  Würdigung  der  Ver- 
dienste derjenigen  Männer  befasste,  welche 
an  der  Spitze  der  Freiberger  Erzbereitungs- 
an  stalten  standen  und  damit  zusammen- 
hängend die  Lehrthätigkeit  an  der  dortigen 
Bergakademie  ausübten,  sind  folgende  be- 
merkenswerthe  Punkte  hervorzuheben. 

Hier  in  Freiberg  wurde  der  Schwefel- 
kohlenstoff von  Lampadius  entdeckt, 
der  einen  Stock  mit  geschliffener  Glaskugel, 
gefüllt  mit  dieser  stark  lichtbrechenden  Sub- 
stanz, trug.  Dem  Bemühen  desselben  For- 
schers war  es  zu  verdanken,  dass  die  ersten 
Gaslaternen  auf  einer  Strasse  in  Freiberg 
brannten;  in  London  wurde  die  Strassen- 
beleuchtung  mittelst  Steinkoblengas  er^t 
einige  Jahre  später  eingeführt. 

In  Freiberg  war  es,  wo  Plaüner  die  hütten 
männische  Probirknnde  zu  der  noch 
heute  anerkannten  Wichtigkeit  erhob;  von 
Freiberger  Firmen  werden  die  „Miniatur- 
Laboratorien"  zu  vergleichenden  Znsammen- 
stellungen der  zur  Dokimasie  nöthigen  Ap- 
parate noch  heute  in  alle  Welttheiie  ver- 
sandt. Bei  Untersuchung  eines  Minerals 
„Pollux*"  von  der  Insel  Elba  erhielt  Plattner 
regelmässig  7  pCt.  Verlust,  ohne  dass  es  mög- 
lich gewesen  wäre,  die  Ursache  davon  zu  ent- 
decken.  Der  Verlust  war  dadurch  bedingt, 
dass  Plattner  das  in  dem  Pollux  neben  Aln- 
minium  und  Rieselsäure  enthaltenei  bis  da- 
hin unbekannte  Cäsium  als  Kalium  be- 
stimmt hatte,  und  die  Differenz  in  den  Atom- 
gewichten der  beiden  Metalle  hat  den  schein- 
baren Verlust  bewirkt.  Erst  nach  Entdeckung 
der  Spectralanalyse  war  es  Pisani  möglich, 
die  Existenz  des  Cäsiums,  welches  Platiner 
also  schon  unter  den  Händen  gehabt  hatte, 
nachzuweisen. 

Weitere  Entdeckungen  neuer  Elemente  in 
Freiberg  waren  die  des  Indiums  duKh 
Reich  und  Bichter  in  einer  Freiberger  Zink- 


315 


blende ,  sowie  des  GermaniumB  durch 
Winüer  in  dem  seltenen  Mineral  Argyrodit 
(eiDem  schwefelhaltigen  Silbererz). 

Die  noch  hente  in  der  Metallurgie  in 
Gebrtach  befindlichen  Gerstenhöfetf^Bohen 
Schüttöfen  ffir  die  Aufbereitung  von  Fein- 
kies, sowie  die  Vacuumfilter  für  die  Schwefel- 
sSore-Reinigung  wurden  in  Freiberg  construirt. 

Von  anderen  berühmten  Mttnnern  sind  noch 
zü  erwähnen :  der  Metallurg  OeUert,  ein  Bru- 
der des  Fabeldichters,  der  Geognost  v.  Cotta 
sowie  Alexander  v.  Humboldt,  der  auf  Frei- 
bergs Bergakademie  gebildet  wurde. 

Dr.  Salamon  -  Essen  führte  die  von  ihm 
hanptsüchlich  für  die  Zwecke  der  Gasanalyse 
construirte 

Thermometerseala 

vor,  über  welche  wir  bereits  Ph.  C.  33,  184 
berichteten.  Der  Nullpunkt  liegt  bei  diesem 
Instrumente  beim  absoluten  Nullpunkt 
(— 273  0C.),  00  C.  ist  =  10000  s.  und 
1000  0.=  1366,60  8. 

Femer  fuhrt  derselbe  einen  neuen  von  ihm 
constmirten  Apparat,  das 

Barothermoscop 

vor,    das    die  Reduction  des  Volumens  der 
C^aae  zn  einer  höchst  leichten  Arbeit  macht, 
indem  daaselbe  sofort  angiebt,  auf  welches 
Volum  SB.  B.  in  Cnbikeenttmetem  ein  Liter 
eines  Gases  ausgedehnt  ist.  Der  Apparat  be- 
steht aus  einem  Glasgefikse  mit  angeschmol- 
sener,  oben  offener  Capillare,  in  welcher  ein 
kleines    Qaecksilbersäulchen    sich    befindet. 
In  dem  GlasgefSws  ist  durch  den  Quecksilber- 
faden ein  beatimmtesVolum  Luft  von  100008. 
(00  C.)  nnd  760  mm  Quecksilber  abgeschlos- 
sen, das  je  nach  dem  herrschenden  Druck  das 
Quecksilbers&ulehen  vorschiebt  oder  zurück- 
schieben  ISsst.    Der  Apparat  kann  auch  sur 
Bestimmung  der  Luftfeuchtigkeit  und  über- 
haupt snr  Wetterbeobachtung  im  Freien  Ver- 
wendang  finden. 

Die  &i20ff»on'schen  Apparate  fertigt  Glas- 
bläser MüUer  in  Essen. 

lo  dem   folgenden  Vortrage  besprach  Dr. 
IltAgo  XirdnuMm,  Privatdocent  in  Halle, 

Die  neuere  Entwiekelang  der  phar- 

maeeatischen  Chemie  mit  besonderer 

Berfleksichtigang  der  synthetiseli 

gewonnenen  Ueiimittei. 

An  der  Hand  einer  zur  Vertheilung  gelang- 
ten   gedruckten   Uebersicht,    welche   nach- 


stehend theilweise  wiedergegeben  ist,  besprach 
Redner  die  Giftigkeit  der  Elemente,  um  dar- 
auf die  Frage  zu  erörtern ,  welchen  Gruppen 
▼on  Elementen  bez.  einzelnen  Elementen  die 
charakteristischen  Wirkungen  der  Antipyre- 
tica,  Schlafmittel,  Süssstoffe  u.  s.  w.  zukom- 
men: 

Abhängigkeit  der  Wirksamkeit  der 
Elemente^)  von  ihrer  Häufigkeit. 

Die  Terbreitetsten  Elemente  sind  nach 
Mendel^eff'^) 

H,  C,  N,  0,  Na,  Mg,  AI,  Si,  P,  8,  Cl,  K, 
Ca,  Fe. 

Wenn  wir  diesen  14  Elementen  noch 
4  weitere  hinzufügen:  Ti,  Cr,  Mn,  Ba,  so 
haben  wir  nach  JP.  W.  Clarke  die  Zusammen- 
setzung der  Lithosphäre  (Erdrinde),  in  einer 
Mächtigkeit  von  16  km  gerechnet,  einschliess- 
lich Hygrosphäre  (Wasser)  und  Atmosphäre 
bis  auf  0,01  pCt.  erschöpfend  angegeben; 
denn  alle  übrigen  Elemente  zusammengenom- 
men machen  nach  Clarke  noch  nicht  0,01 
pCt.  der  Erdrinde  aus.  ^) 

Giftigkeit  stellt  sich  erst  bei  relativ 
seltenen  Elementen  ein: 

Element      0        H       Si      AI 
Relative  Atomanzahl  333,2    100  96,1  28,6 

Element   Mg    Na    Fe    Ca    K 
Relat.  Atomanaahl  11,1  10,6  9,7  9,4  6,08 

Element*)   C(t)      Ti      Cl     ?(t) 
Relative  Atomanzahl  1,87   0,64  0,45   0,31 

Element  N  (f)  S  (t)    Mn    Ba  f  Cr  f 
Rel.  Atomanzahl  0,15  0,13  0,12  0,02  0,02 

Bekannte  (wenn  auch  seltenere)  Elemente 
nennt  Mendel^eff,  ausser  den  erwähnten, 
folgende  21: 

Li,  B,  F,  Co,  Ni,  Cu,  Zn,  As,  Br,  Sr,  Ag, 
Cd,  Sn,  Sb,  J,  Pt,  Au,  Hg,  Fb,  Bi,  U. 

Hier  finden  sich  ausser  den  starken 
Giften  auch  die  stark  wirkenden 
Medicamente.  Unter  den  nicht  aufge- 
führten seltenen  und  wenig  bekannten  Ele- 


1)  Die  zur  Herstellung  von  Medicamenten 
(innerlich)  verwendbaren  Elemente  sind  durch 
fette  Bohrift  ausgezeichnet;  die  nur  fiusserlich 
brauchbaren  sind  cwrsiv  gedruckt. 

<)  Grandlagen  der  Chemie,  Petersburg  1891 
(C.  Bicker),  Seite  29. 

»)  Vergl.  hierzu  Ph.  C.  82,  29. 

4)  Ein  t  bedeutet  ein  in  allen  resorbirbaren 
Verbindungen  ^ftig  wirkendes  Element;  durch 
(t)  sind  diejenigen  Elemente  ausgezeichnet,  die 
nur  in  bestimmten  Verbindungen  giftig  wirken. 


316 


uienten  haben  bis  jetst  erst  wenige  sur  medi> 
cinischen  Verwendung  herangezogen  werden 
können  (Eb,  Te,  Os). 

Bezüglich  der  Zunahme  und  Abnahme  der 
Giftigkeit  in  Reiben  ähnlicher  Elemente 
lassen  sich  4  Typen  unterscheiden ,  denen 
sich  die  verschiedenen  Gruppen  der  Elemente 
folgendermassen  unterordnen : 

Erster  Typus:       Zweiter  Typus: 
stete  Zunahme. 


Dritter  Typus:         Vierter  Typus: 
Minimum.  Minimum  u.  Maximum.^) 

Re\/F 


Gl 
Br 
J 


Zn 
Gd 
Hg 


Von  den  weiter  besprochenen  organischen: 
Verbindungen  mögen  einige  Beispiele  an- 
geführt sein.  Während  das  hydroxylirte  Ben- 
sol  (Phenol)  und  das  amidirte  Benzol  (Anilin), 
ebenso  das  zweimal  hydroxylirte  Benzol  (Hy- 
drochinon)  und  das  zweimal  amidirte  Benzol 
(Diamidopbenylen)  giftig  wirken,  ist  das 
gleichzeitig  hydroxylirte  und  amidirte  Benzol 
(p-Amidophenol)  relativ  ungiftig. 

Das  äthylirte  (und  gleichzeitig  auch  noch 
acetylirto)  p-Amidophenol  (Phenacetin) 
wirkt  schlaf mac-hend,  und  ebenso  ist 
im  Snlfonal,  noch  mehr  im  Trional 
die  Schlaf  bringende  Wirkung  den  Aethyl- 
gruppen  zuzuschreiben;  der  Verwendung 
des  in  derselben  Richtung  noch  wirksameren 
Tetronais  steht  die  schwierige  und  thenre 
Herstellung  im  Wege.  Ferner  wirkt  ter- 
tiär gebundeil  er  Kohlenstoff  wie  im 
Pental  und  Amylenhydrat  und  eben- 
falls im  Sulfonal  schlaf  machend. 

In  den  Pyoktaninen  ist  die  Chinon- 
g  r  u  p  p  e  die  wirkende  Substanz« 

Die  dureh  Sässigkeit  ausgezeichneten 

^)  Die  punktirten  Linien  deuten  an,  dass  die 
Giftigkeit  gewisser  Verbindungen  dieser  Ele- 
mente (NHg,  POgH,,  AsaOa)  xunimmi 

*)  Die  Abnahme  der  Giftigkeit  bei  den  Ver- 
bindungen des  Natrioms  ist  durch  deren  grosse 
Häufigkeit  und  dadaroh  bewirkte  AngewOnnuag 
bedingt. 


Körper  (Glycerin,  Glykoeoll,  Orthoaraido- 
benzoeaäure,  Orthonitrobenzoesinre)  enthal- 
ten Hydrozyie.  Der  PhenylharBstoff 
schmeckt  etwas  bitter,  während  das  D«ltin 
(äthylirter  Pbenylharnstoff  oder  p  •  Phenetol- 
Carbamid)  süss  schmeckt,  nach  Erd/maniC% 
Angabe  aber  (entgegen  den  Angaben  An- 
derer, 7)  Ref.)  giftig  und  also  von  irgend  wel- 
cher Verwendung  auszuschliessen  ist. 

In  dem  folgenden  Vortrage  sprach  Dr. 
€^räf?^^  Magdeburg  über  die 

Hygienischen  und  wirthschaftlichen 
Ge8iehtspnnl(te  zur  Abwasserfrage  mit 
besonderer  BerOielisichtigai^  der  Yer- 
hältnisse  im  Stromgebiete  der  Elbe. 

Der  GoSfficient  der  Selbstreinigung 
des  Flusswassers  ist  im  Rhein  bei  Mainz  420, 
in  der  Gder  bei  Breslau  4|8.  Durch  die  Be- 
rieselung werden  bis  zu  96  pGt.  des  Kohlen- 
stoffes und  82  pGt.  des  StiidLstoffes^  welche  in 
organischer  Bindung  im  Wasser  voriianden 
waren,  mineralisirt.  Die  Bacterien  be- 
wirken diese  Mineralisirnng  bei  Sauerstoff- 
gegeiiwart  nur  in  geringem  Grade,  von  der 
Lüftung  des  Wassers  ist  daher  in  dieser  Hin- 
sicht nichts  zu  erwarten. 

Die  ehemischen  Klärver  fahren  ver- 
wenden sämmtlicb  Kalk;  in  Frankreich  be- 
nutzt man  zu  demselben  Zwecke  Thon.  Der 
G«halt  an  Kohlenstoff  wird  durch  Kalk  um 
28  pCt. ,  der  an  Stickstoff  um  36  pCt.  ver- 
mindert. GrÜnkui  widerspricht  der  Ansicht, 
dass  der  Kalk  suspendirte  Stoffe  lose;  die 
Permanganatprobe  erklärt  er  far  solche  Ver- 
hältnisse als  nicht  beweisend,  man  müsse 
Kohlenstoffbestimmungen  machen. 

Während  die  Hineralstoffe  im  Wasser  der 
Blbe  1840  vor  Anlegung  der  Magdeburger 
Wasserleitung,  welche  Elbwasser  verwendet, 
13  Th.  in  100000  betrugen,  stieg  deren 
Menge  1870  auf  50  bis  60,  und  Ende  1892 
wurden  einmal  337  Th.  GesammtrOckstand 
in  100  000  Th.  mit  176  Th.  Chlor  bestimmt. 
Diese  Verunreinigung  wurde  allgemein  der 
1862  gegründeten  Stassfurter  Industrie  in  die 
Schuhe  geschoben,  und  in  der  Tbat  sind  die 
von  da  in  die  Elbe  gelangenden  Mengen  Salze 
ganz  enorme.  Es  gelangen  4,2.  mal  so  viel 
Salze  (hauptsächlich  Chlormagnesium)  durch 
die  Abwässer  in  die  Elbe,  als  80  proc.  Chlor- 
kalium gewonnen  wird.  Diese  Mengen  reichen 


^)  Ph.  C.  84,  281. 


317 


aber  nicht  hin ,  nm  cl^  enormen  Salsgehalt 
des  Elbwasters  bei  Magdeburg  zu  erkiftren, 
und  68  faod  sich  dann,  dass  der  Rest  von  den 
der    Elbe    zu  geführten    Gruben  wässern   der 
Mannefeider  Graben  stammt,  indem  das  ein- 
gebrochene Wasser  des  salzigen  Sees  Salz- 
lager  dnrchfliesst  und  auslaugt,  so  dass  es  als 
lOproc.  Soole  ans  dem  Schacht  gepnmpt  wird. 
Die  auf  diese  Weise  in  die  Elbe  gelangende 
Menge  Kochsalz  beträgt  jährlich  567  000  T 
(4  20  Centner);  dazu  kommen  noch  jährlich 
133000  T  von  den  iSfo7t;ay- Werken  in  Bern- 
barg. Eine  Verarbeitung  der  enormen  Mengen 
Rochsalz,  welche  mit  dem  Orubeawasaer  der 
Mannsfelder  Schächte  in  die  Elbe  gelangen,  ist 
unmöglich,  denn  das  zu  deren  Bewältigung 
nötbige  Gradirwerk  würde  277  km  lang  sein 
müssen,  znm  Versieden  worden  täglich  580 
Doppelwaggons  Steinkohlen  nöthig  sein  und 
wir   müssten    das   siebenfache    der  jetzigen 
Menge  Kochsalz  an  unsere  Speisen  thun,  um 

die  gewonnenen  Vorräthe  aufeubrauchen. 

s. 

ITeber  den  Alkaloidgehalt  der 
Binde  von  Strychnos  Nnx  vomica 
and    der   Samen   von   Strychnos 

potatornm. 

Von  H.  Beckurts, 

In  den  Blättern  der  Strychnos  Nnz  Tomica 
fand  Höoper  vor  einiger  Zeit  etwa  >/>  P^^- 
Brucin ,  aber  kein  Strycbnin ;  Beckuria  und 
Vümar  haben  bei  Untersuchung  der  Binde 
von  Strychnos  Nux  vomiea  neben  Brucin 
gleichfalls  nur  Sporen  Stryehnin  gefonden. 

Zur  Bestimmung  des  Alkaloidgehaltes 
wurden  10  g  der  gepulverten  Rinde  mit  10g 
gelöschtem  Kalk  und  wenig  Wasser  innig 
gemischt  und  das  Gemisch  sofort  im  Extrac- 
tionsapparate  von  Soxhlet  mit  Äether  so  lange 
ausgesogen,  bis  der  ablaufende  Aether  nicht 
mehr  bitter  schmeckte.  Der  Rückstand  des 
Attheransaages  wurde  mit  verdünnter  Sals- 
saure  aufgenommen,  filtrirt  und  das  Filter 
Bo  lange  mit  Wasser  ausgewaschen,  bis  das 
Piltrat  neutral  reagirte.  Das  braungefarbte 
Filtrat  wurde  mit  Ammoniak  alkalisirt  und 
dreimal  mit  Cbloroform  ausgeschüttelt.  Von 
den  ChloroformauBzügen  wurde  das  Chloro- 
form abdestillirt,  der  Rückstand  im  Kolben 
bis  zur  Verjagung  des  Ammoniaks  erwärmt, 
mit  lOecm  Zehntel -Normalsalzsäure  aufge- 
nommen,  5  Minuten  auf  dem  Wasserbade 
digerirt,  filtrirt,  mit  heivsem  Wasser  nach 


gewaschen,  bis  das  Waschwasser  keine  saure 
Reaction  mehr  seigte  and  mit  Hnndertstel- 
Kormal- Alkali  der  Ueberschuss  an  Säure  unter 
Anwendung  von  Cochenille  als  Indicator 
zurficktitrirt. 

Um  das  Verhältniss  zwischen  Brucin  and 
Stryehnin  in  diesem  Qemische  festzustellen, 
wurden  die  bei  den  drei  Versuchen  erhaltenen 
Alkaloidsalzlösungen  in  stark  salzsaurer  Lös- 
ung mit  FerrocyankaliumlÖsung*),  von  wel- 
cher 14  com  0,1  Stryehnin  entsprachen, 
titrirt.  Schon  nach  Verbrauch  von  0,2  ccm 
dieser  Lösung  trat  bei  der  Tüpfelreaction  auf 
Bisenchloridpapier  Blaufärbung  ein.  Mithin 
war  Stryehnin  gar  nicht  oder  nur  in  sehr  ge- 
ringer Menge  vorhanden. 

In  den  Samen  von  Strychnos  pota- 
t  o  r  u  m  konnten ,  wie  auch  schon  Flückiger 
und  Maisch  gezeigt  haben,  weder  Strycbnin 
noch  Brucin  nachgewiesen  werden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  hat  Beckurts  das 
Verhältniss  ermittelt,  in  welchem  Brucin  und 
Stryehnin  gemischt  sein  können,  ohne  dass 
die  Gegenwart  des  Brucins  den  Eintritt  der 
bekannten  Strychninreaction  mit  .KaHum- 
üichromat  und  Schwefelsäure  hindert.  Deut- 
lich tritt  die  Reaction  noch  bei  einem  Ver- 
hältniss von  1  Th.  Strycbnin  auf  20  Th. 
Brucin  ein ,  eine  undeutliche  Reaction  ist 
noch  zu  bemerken,  sofern  auf  1  Th.  Stryehnin 
40  Th.  Brucin  kommen,  jedoch  muss  die 
Menge  des  vorhandenen  Strychnins  hierbei 
mindestens  0,001  g  betragen,  während  bei 
Abwesenheit  von  Brocin  nach  de  Yrij  und 
Burg  und  inUebereinstimmung  mit  G.Dragen-- 
darff  0,000001  reines  Strycbnin  hinreichend 
ist,    um    die   charakteristische  Reaction  zu 

erhalten.  Th. 

Arch.  Pharm.  1892,  Nr.  7,  8.  549. 

♦)  Ph.  C.  28,  119. 


lieber  quantitative  Trennung  von  Stron- 
tinm  in  Gegenwart  von  Calcium;  Elboy  und 
Bigdoto  (Joum.  anal.  ehem.  Amer.  6,  266  nach 
Chem.  Centr.-Bl.)  schlagen  vor,  dass  man  nach 
dem  Losen  der  trocknen  Chloride  in  einem  Ge- 
misch von  Aceton  und  Wasser  aä,  eine  Lösung 
von  Kaliomebiomat  in  60  pCt.  Aceton  iusetze, 
worauf  sofort  ein  Niederschlag  von  Strontiom- 
chroraat  entstehen  soll.  S. 

Zusammenatellang  der  Resultate  der  Ana« 
lysen  von  schweizerischen  Weinen  von  reeller 
Herkunft.  Im  Auftrage  des  Vereins  Schweiz, 
analyt  Chemiker,  herausgegeben  von  Ft.  Seiler, 
Lausanne:  Sehweis.  Woelienschriffc  ftlr  Chemie 
und  Pharm.  1893,  Nr.  17. 


318 


Terscillefleiie  illtthelluiiffeii. 


Eine  neue  Saugflasche  für  Kinder 

wird  ▼on  der  Firma  Friedr.  Turck  in  Lüden- 
scheid in  den  Handel  ge- 
bracht, die  den  grossen 
Vortheil  hat,  dass  die  seit- 
her üblichen  und  schlecht 
rein  zu  haltenden  Zinn- 
röhre  und  Gummischläuche 
vollständig  in  Wegfall 
kommen.  Die  Milch  be- 
rührt in  dieser  neuen 
Flasche  nur  Glas.  Die 
Hauptneuerung  besteht  aus 
dem  zweitheiligen  Glas- 
röhre a  und  b,  das  in  sehr 
sinnreicher  und  einfacher 
Weise  durch  die  Kapsel  c 
luftdicht  und  so  verbunden 
ist,  dass  auch  an  der  Ver- 
bindungsstelle die  Milch 
nur  Glas  berührt.  Der 
Theil  a  ist  in  einen  kräf- 
tigen Zinnmantel  einge- 
gossen und  deshalb  gegen 
Bruch  geschützt.  Die  in  dem  Mantel  ange- 
brachten Schlitze  lassen  die  innere  Sauberkeit 
des  Rohres  controliren.  Die  Flasche  kann 
bestens  empfohlen  werden. 

Therap.  Monatsh. 

Als  Mittel  gegen  Insektenstiche 

empfiehlt  Pednoff  (Revue  de  therap.)  eine  con- 
centrirte  Lösung  von  Naphthalin  in  Paraffinöl. 
Die  nicht  bedeckten  Körpertheile  werden  mit 
einigen  Tropfen  dieser  Lösung  eingerieben, 
was  bei  längerem  Aufenthalt  im  Freien  alle 
2  bis  3  Stunden  zu  wiederholen  ist. 

Beim  Einreiben  derNaphthalinlösung  spürt 
man  ein  rasch  wieder  vergehendes  schwaches 
Brennen  auf  der  Haut;  der  Geruch  dürfte  bei 
der  vielseitigen  sonstigen  Anwendung  des 
Naphthalins  nicht  störend  sein.  9. 

Eine    Verfälschung    der   Gummi- 
bonbons  mit  Gelatine, 

sogar  mit  gewöhnlichem  Tischlerleim,  bat 
Scäla  (Selmi  durcb  Pharm.  Post)  nachgewiesen. 
Zum  Nachweis  der  Gelatine  kann  eine  Tannin- 
lösung dienen,  welche  ja  bekanntlich  Gummi 
nicht  fallt. 


Faraffinöl  als  Kaffeeglasnr. 

Um  den  gebrannten  Kaffee  glänzend  zu 
machen,  ist  kürzlich  eine  völlig  färb-,  gerach- 
und  geschmacklose  ölartige  Flüssigkeit  ange- 
boten worden,  die  sich  nach  Füsinger  (Chem.- 
Ztg.)  als  Paraffinöl  entpuppt. 

Die  Verwendung  von  Paraffinöl  als  eines 
unverdaulichen ,  dem  Kaffee  zudem  völlig 
fremden  Stoffes  ist  für  den  gedachten  Zweck 
entschieden  unstatthaft.  $. 


Grane  Holzbeize. 

Die  beliebte  graue  Holsbeise,  die  besonders 
auf  Ahornholz  von  schönem  Effekt  ist,  stellt 
man  nach  Stockmeier  wie  folgt  dar.  Man  be- 
streicht das  Holz  mit  einer  warmen  1  proc. 
Gallussäurelösung  und  lässt  nach  dem  Trock- 
nen einen  Anstrich  mit  einer  2  proc.  Eisen- 
Vitriollösung  folgen.  Die  erzielte  graue  Färb- 
ung hält  sich  am  Lichte  anverändert.  Aach 
eine  Lösnng  von  wasserlöslichem  Nigrosin 
(7  g  im  Liter)  ertheilt  dem  Holze,  eine  schöne 
silbergraue  Färbung  von  grosser  Haltbarkeit. 

Bayer,  /nä.-  u.  Oewerbe-Bl, 

Neueste  deutoohe  Patent- 
anmeldungen. 

Aathentiseh  zusammengestellt  von  dem  Patent- 
bureau  des  Civilingenieor  Dr.  phil.  JEL  Zerener, 
Berlin  N.,  Eichen  dorffstr.  20,  welcber  sich  la- 
gleich  bereit  erklärt,  den  Abonnenten  der  „Phtf- 
maceutischen  Centralhalle''  allgemeine  Anfragen 
in  Patentsachen  kostenfrei  zu  beantworten. 

Kl.  12.  B.  18804.  Ver&hren  zur  Reinigung 
von  kohlensaurem  Kalk.  Carl  Braconier 
in  Lüttich,  Belgien. 

KL  12.  A.  8108.  Verfahren  zur  Herstellang 
von  chemisch  reinem  Chloroform.  Actien- 
gesellschaft  für  Anilin -Fabrikation,  Berlin  S.O. 

Kl«  12.  F.  6046.  Verfahren  zar  Darstellang 
der  Thonerdcsalze  der  Naphtolsnlfosänren ,  ge- 
nannt Alnmnole.  Farbwerke,  vorm.  Meider, 
Lucius  dh  Brümnot  Höchst  a.  M. 

KL  12«  B.  748B.  Verfahren  zur  Darstellnng 
von  leicbt  löslichen  Doppelsalzen  des  Chi- 
nins.  Jean  Baptiste  Frangois  Rigaud  in  Paris. 

KL  12.  F.  5900.  Verfahren  z.  Darstellung  t. 
Kresotinsftureacetylamidophenjlestern; 
Zusatz  zum  Patente  Nr.  62533.  Farbenfabriken 
vorm.  Fr.  Bayer  dt  Co.  in  Elberfeld. 

KL  12.  H.  12476.  Verfahren  zur  Herstellang 
von   Aldehy  d  o^aj  acolcarbonsftnre. 

Firma  Dr.  F.  von  ~  ' 

beul  bei  Dresden. 


gua 
Hey 


Firma  Dr.  F.  von  Heyaen  Nachfolger  in  Bade- 


KL  80.  8.6988.   Medicinmcssflascbe. 
Dr.  med.  8.  Sachs,  Arzt  in  Berlin  N. 


Verleger  nnd  verantwortllober  RedMtaar  Dr.  E*  Oelssler  In  Dreiden. 


Vor  anderen  bekannten  CaGaofabrikatcii  zeichnet  sicli   > 

Oaedke's  Cacao 

vortheilhart  ans  durch  »eiofn  hohen  Uehalt  &■  leicbtTerdanllclieii 
NXhriitoffeD.  »Seine  eigenartige  Uerstcllangg weise  ermöglicht  es,  dose 
nugeiisefa wache  Personen 

Gaedke's  Cacao 

sehr  gut   Tertragen,   während    bU   andere  Sorten   nicht  Keniessen 

konnten.  —  In  Folge  Heretellnng  mehrerer  Qaalititen  nach  gleich- 
artigem Verfahren  concnrrirt 

Gaedke's  Cacao 

eifolgreicb   mit  den   billigsten    and   tbeaer^len   Marken   des   Handels. 


Ichtbyol 


wird  mit  Erfolg  angewandt: 
bei  Franetileideti  und  Chlorose,  bei  Gonorrhoe, 
bei  Hrankhetten  der  Hant,  der  Verdanange- 
und  Circnlations-Organe.  bei  Hals-  und  Nraseii- 
liOlden,  sowie  bei  entzfindllclien  und  rlienina- 
tiMchen  Affectionen  aller  Art,  theils  in  Folge  seiner  durch  experimen- 
telle   Dnd  klfnlsche  Beobachtungen  erwiesenen  redaeirenden,   sedativen  und 
aatiparasJtäreD  Eigenschaften,   anderntheils   durch    seine   die  Resorption   I>e- 
fSrdernden  und  den  SfolTireclisel  steigernden  Wirkungen. 
Daanelbe  wird  toh   Ellnlkem  und  Tielen  AerEten  aoTs  Wlrmste  emprohlen  nnd 
sieht  In  lIolTemtKts-  sowie  »tUtlBcbea  KrankeDhänsern  In  stftndlgem  Gebraneh. 
Wissenschaftliche  Abhandlungen  Ober  Icbtby«!  nebst  Beeeptformeln  versendet  gratis 
and  franco  die 

Ichthyol-GeseUsdiaft,  Cordes  Hemaxmi  &  Co., 

Hamburg. 


Chemische  Fabrik,  V^aldliof  bei  Mannheim. 

Chinin   und  filalze«  Aether  acetlcom  nnd  •nlfnrlcnm »   Salleyls&nre  nnd 
Haltcylpräpnrate,  CafTefn,  Acetanllld»  Coeafn»  Bxtracie»  €(allaM&arei 
iilljcerin,  Jodprfiparaie»  Code¥n»  Iforphiam,  Strychnln,  PapalD« 
Chloralhydrat»  Chrysarobln»  Atroptn,  Bripottn»  Pllocarpio, 

Santonln,  Camartn»  Terptnhydrat. 

Schering's  Phenocoll.  hydrochlöric. 

D.  B«  P.  69121,  YOTzflgliches  Antlpyretieiiiii,  Antinenralgicniiif  AiitiiierTliittm. 

Schering's  Piperazin, 

Toriflgliches  Ldsnngrsmlttel  für  HarnsSare,  Hamgrieg  und  bamsanre  Hamsteiiie.  Daaselb« 
l0et  siebenmal  mehr  Harnsäure  als  Litihlon,  daher  Ton  Aerzten  empfohlen  gegen  taara« 
saure  DIatheae  and  WolgemumiAnde, 

Chloralamid  Ph.  0.  DI  cd.  &  p.  Nr.  sosse), 

vorzflgliches  SchlafknitteK  (Chloralamid  darf  nar  in  kaltem  Wasser  gelöst  werden  nnd  ist  am 
besten  vorher  fein  zu  zerreiben.) 

Brosehttren  aber  obige  Präparate  stehen  auf  Wunsch  zn  Diensten. 

Benzonaphtol  puriss. 

ffir  Innerliehen  Gebraneh  nach  Professor  EwM. 

IlAOTnilOSOy   Zncker  fVr  Diabetiker. 

Forinalln  -  iSelierliiK 

CPöroialdchjd),  ausgezeichnetes  Antiseptienm  und  DesinllcfenSy  wirkt  fast  wie  Sublimat 
und  ist  dabei  relativ  ungiftig.  —  (Cfr.  Pharmac.  Zeitung  1893,  Nr.  22.)  —  Anwendung  in  ■/«'• 
1-  und  2pT0cent]ger  Lösung. 

Literatur  Ober  Formiäin- Schering  zu  Diensten.  ^ 

Zu  beaiehen  durch  die  Apotheken  und  Drogenhandlungen. 

Berlin  N.        Chemische  Fabrik  auf  Actien 

(Yorm.  E.  Schering). 


Citronensänre  nnd  Weinsdnre 

frarantirt    chemisch    rein,    absolut   bleifrei.      Citronensanre  und   weinsaor«   Sähe. 
Citronensaft  fOr  Haushaltung  nnd  Schiffs -Ansrfistnng  offerirt  die  Fabrik  von 

Dr.  Ci.  Fleischer  SU  Co.  in  ßosslau  a.  E. 


Klnenni  sozojodolleuni  „Trommsdorff" 

ist  nach  den  vielseitigen  Erfahrungen  bedeutender  Mediciner  ein 

vorzügliches  Mittel  gegen  Gonorrhoe. 

Anwendung:  1  —  2%  Lösungen. 
Brosehfiren  und  Erankengescbiehten  versendet  gratis  und  franeo 

H.  Vrommstforfr,  ehem.  FftHMrAb,  Ihrfnrl 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HeraaBgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

Tierteljährlich  2^  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

SO  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  (grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässignng.    Expedition  i  Dresden,  Rietsehelstrasse  3,  I. 

Redaetion:  Prof.  Dr.  £.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredactear :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

.M23.  Dresden,  den  8.  Juni  1893.    ItY.ulr^ig. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chemie  nad  Pfesnaaele:  Die  Anlllntlnten  vom  textfl- chemischen  Standpunkte.  --  Hinweli.  —  Die 
Grand-ät«e  richtiger  Ernährnng  nnd  die  Mittel,  ihnen  bei  der  inneren  B^TÖlkernng  Geltung  sn  TerschaflVn.  — 
Zur  Abwasserfrage  Im  Btromgebiete  der  Elbe.  —  Hinwels.  —  Neuerungen  an  Laboratoriums-Apparaten.  —  Teeh- 
niaehe  Mlttlielluig«B:  Ueber  Alnminlnm.  —  Färben  frischer  Blumen.  —  Bletaenetaan.  >-  Tenchledene  Mil- 
tkellmMgeas  Ein  nener  FlaschenTeraoblatt.  —  Papaln-EHxir.  —  Llnlmentum  Rosenil.  —  Potsdamer  Balsam.  — 
Trinken  von  Rftncherpapler.  —  Löthxfnn  in  RGhrenform.  —  BrI» fvreehiel.  —  ADielgen. 


Chemie  und  Ptaarmaele. 


Die  Anilintinten  vom  textil- 
chemischen  Standpunkte. 

Entgegnang. 

In  Nr.  18  der  Pharm.  Centralhalle  ver- 
öffentlicht Ganswindt  seine  Anschau- 
ungen über  Anilintinten.  Vom  textil- 
chemischen  Standpunkte  ausgehend, 
schlägt  er  yor,  für  die  Folge  statt  der 
bislang  gebräuchlichen  sauren,  lieber  al- 
taiische Tinten  zu  verwenden.  Er  be- 
mängelt dabei  die  jetzt  benutzten  Vor- 
schriften, speciell  diejenigen,  Vielehe  ich 
zur  Herstellung  von  Tinten  veröffentlicht 
habe. 

Es  lag  mir  eigentlich  vollständig  fern, 
der  persönlichen  Anschauung  des  Herrn 
V'erfassers  nahe  zu  treten,  aber  die  Art 
und  Weise,  in  welcher  er  an  meinen 
Vorschriften  Kritik  geübt  hat,  ohne 
etwas  Besseres  dafür  zu  bieten,  ver- 
anlasst mich  doch,  auf  die  Sache  etwas 
näher  einzugehen.  So  einfach  wie  G. 
sich  dieselbe  vorstellt,  ist  sie  jedenfalls 
nicht,  er  scheint  dies  auch  selbst  zu 
fühlen,  da  er  es  ausdrücklich  ablehnt, 
bestimmte  Vorschriften  zur  Herstellung 


von  Tinten,  welche  dann  natürlich  auf 
der  Höhe  der  Zeit  stehen  würden,  zu 
geben.  G,  schreibt:  Was  sind  denn  über- 
haupt „Tinten"?  Farbstoff lösungen  von 
grösserer  Concentration ,  welche  zum 
Schreiben  dienen.  (Sehr  richtig!  E.  D.) 
Und  was  ist  das  Schreiben?  Eine  lo- 
cale  Färberei  der  Cellulose,  genau  so 
wie  der  Zeugdruck  eine  locale  Färberei 
der  Baumwolle  ist. 

Diese  Erklärung  scheint  mir,  soweit 
namentlich  das  Wörtchen  „genau"  dabei 
in  Frage  kommt,  doch  nicht  so  ganz 
richtig  zu  sein;  denn  es  besteht  that- 
sächlich  ein  ganz  bedeutender  Unterschied 
zwischen  „Schreiben**  mit  Tinte  auf 
Papier  und  „Bedrucken",  beziehentlich 
„Färben*  der  Gespinnstfasem.  Und 
worin  besteht  dieser  Unterschied?  Man 
schreibt  bislang  und  wird  wohl  auch 
für  die  Folge  dieses  Verfahren  bei- 
behalten müssen,  mit  kalten,  günstigen 
Falles  d>e  Zimmertemperatur  besitzenden 
Schreibflüssigkeiten  auf  Papier,  welches 
in  keiner  Weise  vorher  für  das  Fixiren 
der  Schriftzüge  besonders  präparirt, 
oder  nach   dem  Beschreiben   einer  be- 


320 


sonderen  Nachbehandlung  unterworfen 
wird,  welche  die  Befestigung  der  Schrift- 
züge auf  dem  Papier  im  Sinne  der  Fär- 
berei oder  Zeugdruckerei  bezweckt.  Man 
muss  der  Natur  der  Sache  entsprechend 
sich  darauf  beschränken,  das  Geschriebene 
einfach  trocknen  und  der  Einwirkung  der 
Luft  zu  überlassen.  Ganz  anders  aber 
liegen  meines  Wissens  die  Verhältnisse 
bei  der  Zeugdruckerei  und  Färberei. 
In  den  weitaus  meisten  Fällen  müssen 
die  Gespinnstfasern  für  die  Aufnahme 
des  Farbstofifes  besonders  vorbereitet, 
oder  bei  Gegenwart  von  Salzen  oder 
Säuren  gefärbt  werden,  wenn  echte, 
dauerhafte  Färbungen  erzielt  werden 
sollen.  Ganz  gleichgültig,  ob  die  Ge- 
spinnstfasern mit  den  erwähnten  Salzen 
oder  Säuren,  welche  der  Natur  des  Ver- 
wendung findenden  Farbstoffes  ent- 
sprechend gewählt  werden,  in  beson- 
deren Bädern  behandelt,  oder  ob  diese 
Substanzen  der  Farbflotte  direct  zugesetzt 
werden;  es  vollzieht  sich  der  Färbepro- 
cess  zumeist  nicht  bei  gewöhnlicher, 
sondern  erst  bei  höherer  Temperatur, 
und  diese  wird  nicht  selten  bis  zur 
Eochhitze  gesteigert  und  bisweilen  sogar 
längere  Zeit  so  hoch  erhalten.  In  ein- 
zelnen Fällen  macht  sich  wohl  noch 
extra  ein  Entwickeln  der  Farbe  in  be- 
sonderen Bädern  nothwendig. 

Dies  Alles  ist  dem  Herrn  Verfasser 
ja  sehr  wohl  bekannt,  aber  es  berechtigt 
auch  um  so  mehr  zu  der  Erwartung, 
dass  er  sich  eingehend  darüber  äusserte, 
wie  er  Anilinfarbstofflösungen  herstellen 
würde,  welche  als  Tinten  mit  Umgehung 
aller  der  vorerwähnten  Operationen  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  denselben 
Effect  erzeugen,  wie  die  Färb-  und  Beiz- 
bäder. 

Eine  befriedigende  Lösung  dieser  Fra^e 
wäre  wohl  der  Mühe  werth.  Nicht  allem 
die  Tintenfabrikation,  sondern  eine  ganze, 
sehr  grosse  Industrie,  die  Zeugfärberei 
und  Druckerei,  würde  in  andere  Bahnen 
geleitet  werden  und  einen  grossen  Fort- 
schritt zu  verzeichnen  haben.  Cr.  hilft 
sich  hier  sehr  leicht,  indem  er  einfach 
empfiehlt,  combinirte  alkalische  Koch- 
salz- oder  Glaubersalzlösungen,  Seifen- 
lauge etc.  zur  Tintenbereitung  zu  ver- 
wenden.   Hat  denn  der  Verfasser  schon 


einmal  mit  einer  Seifenlösang  geschrieben? 
Ich  glaube  es  kaum,  vermuthe  aber,  er 
würde  dabei  zur  üeberzeuffung  gelangt 
sein,  dass  er  mit  seiner  Seifenlauge  beim 
schreibenden  Publikum  nur  sehr  wenig 
Gegenliebe  finden  dürfte. 

Wie   wenig   eingehend  der  Verfasser 
sich  mit  dem  Kapitel  „Tinten"  vertraut 
gemacht  hat,  geht  u.  A.  ziemlich  deutlich 
aus    seiner   Vorschrift    zu    granatrother 
Alizarintinte  hervor.  Er  lässt  da  Alizarin 
in   Teigform    mit    einer   Mischung  aus 
gleichen  Gewichtstheilen  Aetznatronlauge 
und  Aetzammoniak  percoliren.    Dass  da- 
mit eine  schön  gefärbte  Lösung  erzielt 
wird,  bezweifle  ich  keinen  Augenblick; 
das  Papier  aber,  welches  man  mit  dieser 
Tinte   beschreiben   kann,   ohne  dass  es 
dadurch    leidet,    ohne   dass  die  Schrift 
durch  dasselbe  durchschlägt  und  ausläuft, 
müsste  wohl  erst  noch  eigens  dazu  er- 
funden werden,  eine  Aufgabe,  die  zunächst 
wohl   Dr.    G.  zufiele.     Die   Luft  eines 
Schulzimmers,  in  welchem  aus  50  oder 
mehr  offenstehenden  Schreibzeugen  mit 
dieser   Tinte   geschrieben   wird,    dürfte 
durch  das  verdunstende  Ammoniak  auch 
nicht  gerade  verbessert  werden;  in  Kinder- 
händen aber  würde  solch  stark  ätzende 
Schreibflüssigkeit  geradezu  gefährlich  sein. 
Werden  schon  Stahlfedern  von  dieser  TinU 
sehr  stark  angegriffen,  so  lösen  sich  Gänse- 
kielfedern, welche  ja  auch  ab  und  zu  noch 
zum   Schreiben    verwendet   werden,    in 
dieser  Alizarintinte  mit  Leichtigkeit  sogar 
ganz  auf,  und  was  würde  dann  wohl  in 
kurzer  Zeit  aus  der  schönen  granatrothen 
Farbe  werden? 

Einen  Theil  der  von  6r.  vorgeschlagenen 
Farbstoffe,  soweit  ich  dieselben  zur  Hand 
bekommen  konnte,  habe  ich  auf  ihre 
Brauchbarkeit  zur  Tintenfabrikation  ge- 
prüft, bin  aber  nicht  zu  den  erfreulichen 
Resultaten,  die  ich  nach  den  Behauptungen 
des  Verfassers  eigentlich  mit  Becht  er- 
warten konnte,  gelangt.  Verschiedene 
seiner  Farben  lösen  sich  in  kaltem  de- 
stillirten  Wasser  nur  schwer,  in  beissem 
zwar  vollständig  auf,  geben  aber  nach 
dem  Erkalten  wieder  Ausscheidungen. 
Eine  heissbereitete  Bubraminlösung  (in 
der  Kälte  hat  sich  dasselbe  selbst  nach 
acht  Tagen  trotz  öfteren  Schütteins  nicht 
gelöst)  begann  bereits  nach  zw^ei  Tagen 


321 


Faden  zu  ziehen  und  war  am  dritten  Tage 
geiatinirt. 

In  Bezug  auf  Wasserfestigkeit  sind  alle 
von  G.   vorgeschlagenen   und   von  mir 
probirten  Farbstoffe  weit  hinler  den  G.- 
sehen  Schilderungen  zurückgeblieben.  Ich 
habe  mit  den  wässerigen  Lösungen  Schrift- 
proben  auf  gutes  Kanzleipapier,   Stoff- 
klasse I,  geschrieben,  diese  Proben  mehrere 
Tage  lang  trocknen  lassen  und  dann  zwölf 
Stunden  lang  in  destillirtes  Wasser  ge- 
legt Das  Resultat  war  ganz  überraschend. 
Das  Echtschwarz  erwies  sich  als  sehr 
wenig  echt  und  führt  als  Farbstoff  Air 
Tinte  seinen  vielversprechenden  Namen 
sehr  zu  Unrecht,  denn  die  damit  her- 
gestellten Schriftzüge  waren  vollständig 
vom  Papier  verschwunden,  ebenso  die  von 
Grythrosin.    Ganz  wenig  sichtbar  waren 
noch  Diaminschwarz,  Pyronin,  Methylen- 
blau, Indamin,  Neumethylenblau.    Dann 
Mgem  Malachitgrün,  Acridinorange  und 
Benzoschwarz.     Diese    beiden   letzteren 
Farbstoffe  erwiesen  sich  als  am  wider- 
standsf^igsten,  nur  schade,  dass  sie  beim 
Schreiben  breit  laufen.    Man  müsste  also 
Verdickungsmittel    zusetzen    und    damit 
wieder  gegen  Satz  7  der  vom  Verfasser 
aufgestellten  Normen  Verstössen. 

Die  echten  Alizarintinten,  soweit  die- 
selben nach  der  von  G,  gegebenen  Vor- 
schrift zu  granatrother  Alizarintinte  in 
Frage  kommen  können,  brauche  ich  füg- 
lich wohl  nicht  nochmals  zu  beleuchten. 
Nur  etwas  möchte  ich  noch  bemerken. 
Der  Verfasser  schreibt: 

„Die    YoUkommene   Wasch-  und 
Seifenechtheit  der  Alizarinfarbstoffe 
legt  endlich  den  Gedanken  nahe,  die 
echten    Alizarintinten    als   Wäsche- 
zeichentinten zu  verwenden,  wo  sie 
ohne  Zweifel  besseres  leisten  werden, 
als  die  bekannten  Silbertinten.'' 
Wenn  ihm  dieser  Gedanke  jetzt  nahe 
kommt,   so   scheint  es  mir  die  höchste 
Zeit  dazu  zu  sein;  denn  schon  seit  einer 
Reihe    von   Jahren   konunen   rothe  und 
blaue  echte  Alizarin-Wäschezeichentinten 
im  Handel  vor,  aber  —  was  ich  davon 
in  den  Händen  gehabt  und  geprüft  habe 
—  das    taugte  nichts.     Man  kann  mit 
diesen    Tinten    wohl    die   Wäsche    be- 
schmutzen, nicht  aber  waschecht  zeichnen. 
Die  damit  hergestellten  Schriftzüge  oder 


Stempelabdrücke  laufen  beim  Waschen 
an  den  Bändern  aus  und  nach  mehr- 
maligem Waschen  ist  gewöhnlich  nicht 
mehr  viel  von  der  Zeichnung  zu  sehen. 
Die  Schwierigkeit  liegt  auch  hier  wieder 
darin,  den  Färbeprocess  so  weit  zu  ver- 
einfachen, dass  das  Zeichnen  oder  Stem- 
peln der  Gewebe  mit  der  Tinte  alle  die 
für  die  Erzeugung  einer  echten  Farbe 
sonst  bei  der  Färberei  unerlässlichen 
Operationen  vollständig  ersetzen  muss. 
Ziemlich  gut  ist  dies  bislang  nur  bei  der 
aus  Anilinöl  auf  der  Basis  der  Anilin- 
schwarzfärberei hergestellten  schwarzen 
Wäschezeichentinte  gelungen,  aber  diese 
wird  wohl  den  Beifall  ^.'s  leider  auch 
nicht  finden,  denn  sie  ist  nicht  alkalisch, 
sondern  sauer. 

Die  Vorliebe,  welche  G.  für  die  mit 
Ammoniak  bereitete  Garmintinte  hegt, 
wird  heute  vom  schreibenden  Publikum 
nicht  mehr  getheilt.  Die  Fabrikation 
dieser  Tinten  dürfte  wohl  ziemlich  ihren 
tiefsten  Stand  erreicht  haben,  aber  nicht 
etwa  weil  der  böse  Tintenfabrikant  lieber 
die  nach  Ansicht  des  Verfassers  viel  be- 
quemer herzustellendeEosintinte  anfertigt, 
sondern  weil  das  schreibende  Publikum 
die  so  arg  geschmähte  Eosintinte  ihrer 
feurigeren  Farbe  wegen,  welche  auch 
durch  das  Schreiben  mit  Stahlfedern 
wenig  oder  gar  nicht  beeinflusst  wird, 
bevorzugt. 

Vor  mir  liegen  die  Preislisten  mehrerer 
und  zwar  der  bedeutendsten  Tintenfabriken. 
Ich  finde  darin  eine  Abtheilong,  welche 
als  „Luzustinten''  überschrieben  ist  und 
welche  die  sämmtlichen  aus  Anilinfarb- 
stoffen hergestellten  bunten  Tinten  um- 
fasst  Die  Bezeichnung  „Luxustinten'' 
drückt  diesem  ganzen  Zweige  der  Tinten- 
fabrikation jedenfalls  die  richtige  Signatur 
auf.  Wenn  früher  lediglich  das  Bedürfniss 
des  corrigirenden  LKBhrers  nach  einer 
anders  gefärbten,  von  der  schwarzen 
Tinte  abstechenden  Schreibflüssigkeit  zur 
Herstellung  der  rothen  ammoniakalischen 
Garmiutinte  geführt  hat,  liegen  heute  die 
Verhältnisse  ganz  anders. 

Für  die  Gorrectur  genügte  einzig  die 
sich  vom  Schwarz  deutlich  abhebende 
andere  Färbung  der  Gorrecturtinte. 
Ob  der  Farbenton  mehr  oder  weniger 
brillirte,  das  war  am  Ende  ziemlich  gleich- 


322 


gültig  ond  der  Ammoniakgeroch  der 
Garmintinte  genirte  nicht  oder  wurde 
als  nolhwendiges  Uebel  mit  in  den  Kauf 
genommen.  Die  Salondamen,  die  höheren 
und  auch  die  weniger  höheren  Töchter, 
welche  sich  heute  mit  besonderer  Vor- 
liebe dieser  sogenannten  Luxustinten  be- 
dienen, legen  auf  diese  Aeusserlichkeiten 
allerdings  einen  ganz  anderen  Werth,  und 
so  ist  es  gekommen,  dass  die  ammo- 
niakalische  Garmintinte  und  die  Tinte  aus 
Berliuerblau  mehr  und  mehr  dem  V^- 
gessen  anheim  fielen,  während  die  mit 
Patchouli,  Geranium-  und  Sosenöl  fein 
parfümirten  Salontinten  mit  ihren  leuch- 
tenden Farben  trotz  ihrer  sonstigen 
Mängel  beliebt  geworden  sind.  Es  ist 
dies  aber  auch  ein  Beweis  dafür,  dass 
es  den  Publikum,  welches  sich  dieser 
Salontinten  bedient,  ganz  einerlei  ist,  ob 
die  damit  hergestellten  Schriflzüge  ver- 
gänglich oder  unvergänglich  sind.  Was 
mit  Salontinten  geschrieben  wird,  dürfte 
wohl  in  den  meisten  Fällen  ohne  Schaden 
für  die  Nachwelt  ruhig  dem  Verfall  über- 
lassen werden;  es  gilt  dies  wohl  auch 
von  den  Liebesbriefen. 

Dass  übrigens  die  Anilintinten  nicht 
geeignet  sind,  die  Blauholz-  oder  gar  die 
Gallustinten  zu  ersetzen,  das  hätte  6r., 
wenn  er  meine  VeröflFentlichungen  Ober 
Tinten  aufmerksam  durchgelesen  hätte, 
nicht  entgehen  können.  Ich  habe  aus- 
drücklich  erwähnt,  dass  die  reinen  Anilin- 
tinten den  Werth  der  Blauholz-  oder  gar 
der  Gallustinten  nicht  besitzen  und  dass 
sie  für  die  Verwendung  auf  Kanzleien 
ausgeschlossen  sind.  Sie  werden  dies 
wohl  auch  bleiben;  denn  trotz  derG^.'schen 
Ideen  werden  sich  Behörden  und  Kauf- 
leute schwerlich  dazu  entschliessen ,  für 
Akten,  Dokumente  und  Geschäftsbücher 
bunte  Anilintinten  zu  benutzen. 

Dass  die  alkalischen  Tinten  6r.*s  gegen- 
über den  jetzt  noch  gebräuchlichen  sauren 
Tinten  besondere  Vortheile  böten,  ist 
durch  nichts  bewiesen.  Seine  Befürcht- 
ungen, dass  die  schwach  sauren  Tinten 
die  Papierfasern  zerstören  könnten,  ist 
durch  die  Jahrhunderte  hindurch  beliebte 
Anwendung  der  Eisengallustinten  gründ- 
lich widerlegt.  Die  Zweifel,  welche  ich 
darein  setze,  dass  sich  nach  seinen  bis- 
herigen  lückenhaften   Andeutungen   aus 


Anilinfarbstoffen  Tinten  herstellen  lassen, 
welche  den  Eisengallustinten  gleich- 
wertig sind,  finden  ausser  durch  die 
vorhergehenden  Ausführungen  auch  hier- 
durch ihre  Begründung.  Oder  ist  G, 
vielleicht  der  Ansicht,  dass  die  früheren 
Eisengallustinten  nicht  ebenfalls  sauer 
waren? 

So  lange  man  Tinten  durch  Mischen 
von    salz-    oder    schwefelsauren   Eisen- 
verbindungen mit  Gallns-  oder  Gerbsäare- 
lösungen  hergestellt  hat,  haben  dieselben 
auch   die   dem   angewendeten  Eisensalz 
entsprechende  Menge  freier  Mineralsäure 
enthalten  müssen.    Auf  diesem  Gehalt  an 
freier  Mineralsäure,  welche  einen  Theii 
des   gebildeten   gerb-   bez.   gallussanren 
Eisens  in  Lösung  zu  erhalten  vermochte, 
basirte  überhaupt  die  Verwendbarkeit  der 
Eisengallustinten  als  werthvolle  Schreib- 
flüssigkeiten,   das    ungelöst    gebliebene 
Eisengallat  bez.  Eisentannat  blieb  als  fein 
vertheilter  Niederschlag  in  der  Flüssigkeit 
schweben     und     färbte    dieselbe    zwar 
schwarz,   war   aber  für   die   damaligen 
Tinten   eigentlich   mit  vollem  Becht  als 
Verlust  zu  betrachten,   weil   es  sich  im 
Laufe  der  Zeit  zu  Boden  setzte  und  als 
Niederschlag  überhaupt  nur  oberflächlich 
an  der  Papierfaser  haftete.    Man  ist  jetzt 
in  der  Fabrikation  sparsamer  geworden 
und  nutzt  das  verwendete  Bohmaterial 
vollständiger  dadurch  aus,  dass  man  das 
die  Tinte  früher  als  Niederschlag  eigent- 
lich nur  verunreinigende,  noch  ungelöste 
gerb-  und  gallussaure  Eisen  durch  Zusatz 
einer  entsprechenden  Menge  freier  Mineral- 
säure, oder  dadurch,  dass  man,  wie  ich 
angegeben  habe,    Gerbsäure  im  Ueber- 
schuss  anwendet,  in  Lösung  erhält   Man 
erzielt  so  aus  der  gleichen  Menge  von 
Rohmaterial  eine  ganz  bedeutend  grössere 
Ausbeute  an   sogar   besserer  Tinte,   als 
dies  früher  der  Fall  war.    Dieselbe  fliessl 
allerdings  fast  farblos  aus  der  Feder  und 
muss  daher  mit  einem  passenden  anderen 
Farbstofi'e  geblendet  werden,   damit  das 
Geschriebene  sofort  sichtbar  wird. 

G,  behauptet,  dass  die  vegetabilische 
Gespinnstfaser,  folglich  auch  das  Papier 
schon  durch  verdünnte  Schwefelsäure 
oder  Salzsäure  zerstört  würde.  Das  ist 
nicht  ganz  richtig,  denn  es  ist  nachge- 
wiesen,   dass   verdünnte   Mineralsäuren 


323 


Baumwolle  in  der  Kälte  nicht  verändern, 

man   würde    anch    andernfalls    in    den 

Bleichereien  die  Baumwolle  vor  der  Be- 

handlaDg  mit  Chlorkalk  wohl  schwerlich 

staiidenlang  mit  verdünnter  Schwefelsäure 

behandeln.    Dass  aber  eine  Tinte,  welche 

0,5  g   bis   höchstens    3,0  g   freie   Säure 

im  Liter   enthält,   überhaupt   nicht   als 

eine  das  Papier  zerstörende  Flüssigkeit 

gelten   kann,    das   steht   ausser   Frage. 

Selbst   die   durch   das  Eintrocknen  der 

Schrift   auf  dem  Papier  bedingte  Cou- 

eentration  der  Säure  kommt  dabei  nicht 

in  Betracht.    Die  Einwirkung  der  Säure 

erfolgt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und 

dauert  nur  kurze  Zeit,  nämlich  nur  so 

lange,  bis  eine  gute  Gallustinte  auf  dem 

Papier  schwarz  geworden  ist,  und  wie 

rasch   dies  bei  einer  rationell  bereiteten 

Galkistinte  erfolgt,  das  ist  bekannt. 

Diese  Behauptung,  so  befremdlich  sie 
für  den  ersten  Augenblick  scheinen  mag, 
hat  aber  ihre  volle  Berechtigung,  denn 
erwicsenermassen    schreitet    das    Nach- 
dunkeln   der  Tinte   auf  dem  Papier  in 
dem    Masse   vorwärts,   als   die  Acidität 
derselben  auf  dem  Papier  abnimmt.   Be- 
handelt man  frische  Schriftzüge,  sobald 
sie    getrocknet    sind ,     mit    Ammoniak- 
dämpfen und  benetzt  sie  mit  Wasser,  so 
erseheinen   dieselben  fast  augenblieklioh 
tiefschwarz.    Das  Abstumpfen  der  sauren 
Eisengallustinten  auf  dem  Papier  erfolgt 
theils  durch  den  Gehalt  an  Alkalien,  bez. 
alkalischen  Erden,  welche  sich  in  den 
meisten  Papieren  befinden,  in  der  Haupt- 
sache   aber    durch  den  Ammoniakgehalt 
der  Lufl.      Es  wird  eingeleitet  mit  dem 
Beginn  des  Schreibens  und  verläuft  ziem- 
lich  rasch ,    da  die  Schriftzüge  auf  dem 
Papier    der    Einwirkung   der  Luft   eine 
grosse  Oberfläche  bieten.   Wir  haben  es 
also    dann    nicht   mehr   mit   der   freien 
Säure  auf  dem  Papier  zu  thun,  sondern 
mit  den  entsprechenden  Salzen  derselben. 
Endigen   aber   die  jetzt   gebräuchlichen 
Tinten  bei  ihrer  Verwendung  schliesslich 
in  neutralen  Verbindungen,   so  sind  die 
Vorschläge   G-.'s  wohl  schon  von  vorn- 
herein   überholt,    da   das    freie   Alkali, 
namentlich    in   einer   Concentration   wie 
bei    der   granatrothen  Alizarintinte  G.'s, 
das  Papier  zweifellos  mehr  verändert. 
Die    alkalischen   Tinten,   für   welche 


Gansmndt  eintritt,  werden  ihre  Probe 
erst  noch  bestehen  müssen;  sie  sind 
übrigens  kein  neues  Problem.  Schon  im 
Jahre  1867  schrieb  die  Pariser  Akademie 
einen  Preis  von  500  Francs  für  Den  aus, 
der  ein  Verfahren  zur  Herstellung  einer 
brauchbaren  alkalischen  Tinte  anzugeben 
vermöge.    Dieser  Preis  ist  noch  zu  holen. 

Das  Bestreben  des  Verfassers,  in  der 
Tinienfabrikation  Verbesserungen  einzu- 
führen, wird  von  mir  gewiss  im  vollsten 
Masse  anerkannt,  aber  wenn  man  Grund- 
sätze aufstellt,  durch  welche  langjährige, 
bewährte  Praktiken  einfach  über  den 
Haufen  geworfen  werden  sollen,  dann 
muss  man,  meine  ich,  seine  Behaupt- 
ungen auf  vorangegangene,  darauf  be- 
zügliche Versuche  stützen  und  durch 
Darbieten  von  etwas  Besserem,  als  das 
ist,  was  man  bemängelt,  wenigstens  zu 
beweisen  suchen.  Das  aber  hat  G.,  trotz- 
dem er  sich  sagen  musste,  dass  auf  dem 
„Tintenwege"  nicht  einmal  die  Tinten- 
fabrikation in  andere  Bahnen  gelenkt 
werden  kann,  für  überflüssig  gehalten. 
Ich  hoffe  zuversichtlich,  dass  er  diesen 
Mangel  noch  ergänzt,  und  werde  gewiss 
als  einer  der  Ersten  seine  Bemühungen, 
wenn  sie  Erfolg  haben,  zu  würdigen 
wissen. 

Die  vorstehenden  Arbeiten  sind  von 
Herrn  Betriebschemiker  R.Schumann  aus- 
geführt worden.  Eugen  Dieterich, 


Einwirkangr  von  SchwefelsSnre  auf  Citren; 

G.  Boucfiardat  und  J.  Lafont:  Journ.  Pharm. 
Chim.  1892,  '27  durch  Chem.-Ztg.  Rep.  i^96, 
Nr.  3,  S.  33.  Bei  der  Einwirkung  von  Schwe- 
fels&are  auf  Citren  entstehen  aasschliesslich 
inactive  Polymere  des  Citrens,  am  reichlichsten 
Diterpilen  CaoHj,.  Hieraas  erklärt  sich  die 
reichliche  Bildung  desselben  Derivates  hei  der 
Darstellung  des  Terebens  oder  inaetiven  Cam- 
phens.  Schon  früher  zeigten  Verfasser,  dass  die 
^'chwefelsäure,  wenn  sie  in  geringer  Menge  auf 
Terebenten  einwirkt,  von  diesem  Kohlenwasser- 
stoff Tollständig  gebunden  wird  unter  Bildung 
?on  Sulfonen,  ein  anderer  Theil  sich  in  links- 
drehendes Terpilen  Yerwandelt,  welches  dem 
Citren  physikalisch  isomer  ist  und  gleich  dem 
letzteren  gegen  178°  siedet.  Wahrscheinlich 
ist  es  dieses  Terpilen,  welches  unter  der  Ein- 
wirkung der  allmählich  zugefügten  und  nicht 
mehr  an  Terebenten  gebundenen  Schwefelsäure 
sich  polymerisirt  unter  Bildung  eines  Colophens 
oder  inactiYen  Diterpilens  CsoHga,  welches  mit 
dem  aus  Citren  erhaltenen  Froducte  identisch 
iat.  m 


324 


Versammlung  des  deutschen 
Vereins  für  öffentliche  Gesund- 
heitspflege. 

Die  Grundsätze  richtiger  Ernährung 
und  Mittel  9  ihnen  bei  der  ärmeren 
BeTÖlkerung  Geltung  zu  TersehalTen. 

Vortrag  Ton  Dr.  L.  Pfeiffer '"HL^chen, 

von  Voit  hat  bereits  1875  in  dem  Referate: 
„Anfordernngen  derGesnndheitspflege  an  die 
Kost  in  Waisenhäusern ,  Kasernen,  Gefange- 
nen- und  AltersYersorgnngsanstalten ,  sowie 
in  Volksküchen"  die  Grundsätze  dargelegt, 
welche  uns  bei  der  Benrtheilnng  der  Kost 
des  Menschen  im  Allgemeinen  wie  for  be- 
stimmte Verhältnisse  leiten  müssen.  Er  hat 
die  Ergebnisse  seiner  Beobachtungen  über 
die  Kost  in  den  Anstalten ,  die  Mängel  der 
bestehenden  Kostformen  und  die  Gesichts- 
punkte für  die  Aufstellung  neuer  Kostsätze 
in  solchen  Anstalten  vorgeführt.  Zwar  um- 
fasste  das  damalige  Referat  nur  die  Anforder- 
ungen an  die  Kost  in  den  erwähnten  Anstalten, 
allein  es  begreift  auch  die  ausserhalb  dieser 
Anstalten  Lebenden  mit  ein.  In  den  Waisen- 
häusern finden  wir  das  Kindesalter,  in  den 
Altersyersorgungsanstalten  das  Greisenalter, 
in  den  Bewohnern  der  Kasernen,  in  den  Be- 
suchern Ton  Volksküchen  die  Repräsentanten 
der  arbeitenden  und  in  den  Insassen  der  Ge- 
fängnisse die  der  nicht  bezw.  leicht  arbeiten- 
den Menschen. 

von  Yoit  hat  auf  Grund  seiner  und  seiner 
Schüler  Beobachtungen  für  die  Kost  des 
Menschen,  insofern  sie  eine  Nahrung  sein 
solle,  mehrere  allgemeine  Forderungen  auf- 
gestellt. 

1.  Die  zur  Erhaltung  des  Körpers  auf 
seinem  stofflichen  Bestände  oder  zur  Erziel- 
nng  eines  gewissen  Bestandes  am  Körper 
nöthigen  Nahrungsstoffe  müssen  in  genügen- 
der Menge  zugeführt  werden.  2.  Es  muss 
Yon  jedem  der  Nahrungsstoffe  gerade  so  viel 
gegeben  werden,  als  zur  Erhaltung  der  Stoffe 
des  Körpers  eben  nOthig  ist,  nicht  zu  viel 
und  nicht  zu  wenig,  d.  h.  die  einzelnen  Nahr- 
ungsstoffe sollen  in  dem  richtigen  Verhältniss 
gemischt  sein.  3.  Die  Nahrungsstoffe  müssen 
auch  von  dem  Darm  aus  in  die  Säfte  über- 
gehen können,  die  sie  enthaltende  Kost  darf 
diesem  sowie  dem  übrigen  Körper  zu  ihrer 
Bewältigung  nicht  zu  viel  Last  und  Arbeit 
aufbürden  oder  anderweitige  Schädlichkeiten 


bereiten.  4.  Ausser  den  Nahrungssioffen 
muss  unsere  Kost  auch  sogenannte  Genues- 
mittel  enthalten  und  einer  gewissen  Abwechs- 
lung, die  uns  eben  die  Verwendung  der  Ge- 
nussmittel verbürgt,  unterzogen  werden. 

Diese  Forderungen  von  Voifs  sind  die 
Richtungslinien  für  den  ganzen  ErnährungB- 
plan  geworden,  allein  der  Plan  bedurfte 
weiterer  Maasse ,  er  bedurfte  Zahlen  für  den 
Bedarf  an  Nahrungsstoffen  überhaupt  nnd 
für  das  Mischungsverhältniss  derselben  in 
der  einzelnen  Kost.  Als  nun  von  Voü  es 
unternahm,  den  Nahrungsbedarf  fär  eine 
Reihe  von  Menschen  verschiedenartiger 
Körperbeschaffenheit  und  Arbeitsfähigkeit 
zahlenmässig  festzustellen ,  war  er  sich  der 
Schwierigkeit  dieses  Unternehmens  wohl  be- 
wusst;  er  betonte  daher  immer  wieder,  dass 
seine  Zahlen  nur  für  die  Fälle ,  für  die  sie 
berechnet  waren  und  diesen  ähnliche  Geltung 
haben,  niemals  aber  als  ganz  allgemein  unter 
allen  Umständen  gültige  Zahlen,  als  Normal- 
zahlen  angesehen  werden  dürften.  Trotzdeoi 
aber  hat  man  diese  Zahlen  verallgemeinert 
und  als  man  dann  zu  anderen  Resultaten  ge- 
langte ,  hat  man ,  statt  den  Fehler  bei  sich 
selbst  zu  suchen,  die  von  Fotf'schen  Angaben 
für  unzutreffend  erklärt. 

Besonders  sind  es  die  Zahlen  für  das  Kost- 
maass,  welche  öfter  angegriffen  und  als  za 
hoch  gestellt  bezeichnet  wurden.  Die  Voü- 
sehen  Zahlen  beziehen  sich  auf  das  Nahr- 
un gsbedürfniss  eines  mitüereu  Arbeiters, 
d.  h.  eines  jungen  kräftigen  Arbeiters  von 
70  bis  75  kg  Körpergewicht  bei  mittlerer  täg- 
licher Arbeitsleistung  von  10  Stunden,  also 
etwa  eines  Zimmermannes,  Maurers,  niebt 
aber  eines  Grobschmiedes.  Als  solche  sind 
zu  betrachten  die  Hauptmasse  unserer  männ- 
lichen Arbeiter,  Soldaten,  die  arbeitenden  Ge- 
fangenen. 

Für  diesen  mittleren  Arbeiter  verlangt  VoU 
eine  tägliche  Zufuhr  von  llBgEiweiss,  56g 
Fett  und  500  g  Kohlenhydrate  oder  18,9  K 
und  328  g  C.  Diese  Zufuhr  stellt  die  Brutto- 
einnahme dar  und  gilt  nur  unter  der  An- 
nahme, dass  die  Nettoeinnahmo,  die  wirklich 
vom  Körper  ausgenutzte  Nahrungsstoffmenge 
nicht  zu  weit  von  diesen  Zahlen  sich  entfernt 
Ist  die  Kraft  nicht  richtig  gemischt,  herrseben 
z.  B.  die  vegetabilischen  Nährstoffe  vor  und 
zumal  Vegetabilien,  die  nur  unvollkommen 
ausgenutzt  werden,  so  muss,  damit  die  wirk- 
lich ausgenutzte  Nahrungsstoffmenge  nicht 


325 


unter  dem  Bedarf  zurückbleibt,  die  Brutto- 
einnahme erhöht  werden. 

Diesen  Grundsätzen  van  VoWb  traten  zuerst 
gegenüber  Beneke  und  Bänke,  welche  be- 
weisen zn  können  glaubten ,  es  genüge  eine 
geringere  Menge  Eiweiss  nnd  Kohlenhydrate. 
Aach  Flügge  glaubte,  eine  geringere  Menge 
Eiweiss  sei  hinreichend.  Bowie  hat  indessen 
nachgewiesen,  dass  die  Versuche  von  Bänke, 
BendceiOkA  Flügge  nicht  mit  denen  von  Voü'% 
vergleichbar  seien,  da  sie  unter  anderen  Be- 
dingungen ausgeführt  wurden. 

Während  man  nun  anfänglich  die  VoU" 
sehen  Zahlen  far  das  Kostmaass  insgosammt 
als  zu  hoch  bezeichnete,  erklärt  man  in 
neuerer  Zeit  nur  die  Eiweissforderung  allein 
far  übertrieben.  Redner  berichtet  über  die 
diesbezüglichen  Arbeiten  Ton  Bohland,  Bleib- 
treu, Nokahama,  Bubner,  Hirschfeld. 

Die  Darreichung  einer  geringeren  Menge 
Eiweiss  müssen  wir  entschieden  als  einen 
bedauerlichen  Kückschritt  in  den  Ernähr- 
ungsyerhältnissen  unserer  Arbeiter  bezeich- 
nen.  Wollen  wir  doch  die  thatsächlich  er- 
wiesenen Missstände  in  der  Ernährung  der 
arbeitenden  BoTOlkerung  verbessern,  nicht, 
dass  der  Arbeiter  nur  gerade  so  viel  Nahrung 
bekommt,  als  er  eben  nöthig  hat,  nein,  es 
sollen  ihm  Mittel  an  die  Hand  gegeben  wer- 
den, sich  für  seine  Lebensaufgabe  zu  stärken, 
seine    Widerstandsfähigkeit    gegen    schä- 
digende  Einflüsse  Ton  aussen  zu  erhoben. 
Dazu  eignet  sich  aber  weder  eine  fett-  noch 
kohlebyd ratreiche  Kost,  sondern  nur  eine 
eiweisareiche.  Wo  immer  man  die  nach  freier 
Wahl  znsanQ mengesetzte  Kost  einer  gesunden 
BeTOlkernng  untersucht,  findet  man  stets  in 
derselben  verhältnissmässig  viel  Eiweiss.  Es 
wäre  doch  wirklich  auffallend ,  wenn  Jahr- 
hunderte lange  Beobachtungen  am  eigenen 
Körper   die   Menschen  nicht  gelehrt  hätte, 
dass  sie    mit  weniger  Eiweiss  billiger  und 
ebenso  gut  sich  nähren  könnten.  Beachtens- 
werth  ißt  ferner,  dass  ein  Mensch,  sobald 
sich  seine   wirthschaftliche  Lage  etwas  ver- 
besserty  sofort  zu  einer  eiweissreicheren  Kost 
greift«  Weon  Hirschfeld  sagt:  die  Annahme 
einer  bestimmt  hohen  Eiweissnahrung   sei 
theoretisch  nicht  begründet,  so  fragt  Bednar : 
Ist  denn  die  Forderung,  dass  man  eine  hohe 
Eiweissnahraog  nicht  mehr  als  nothwendig 
bezeichnen  darf,  genügend  begründet? 

Die  üntersachung  der  Kost  Ton  Menschen, 
die   in    yerschiedenen  Verhältnissen  leben^ 


zeigt,  dass  der  Mensch  seiner  Kost  diejenige 
Menge  Eiweiss  zuzusetzen  pflegt,  welche  Vait 
als  erforderlich  bezeichnet  hat.  Redner  fahrt 
Terschiedene  derartige  Untersuchungen  auf. 
Auch  nach  diesen  Beobachtungen  liegt  kein 
Grund  Tor,  Ton  den  Forderungen  VoU'Sf  ins- 
besondere auch  Ton  der  Forderung,  die  sich 
auf  den  Eiweissgehalt  der  Kost  bezieht,  ab- 
zugehen, selbstredend  unter  den  Voraussetz- 
ungen, welche  Vait  selbst  gegeben  hat  und 
die  anfangs  erwähnt  wurden.  Die  neuesten 
Forschungen  über  die  Aetiologie,  das  Wesen 
und  die  Bekämpfung  von  Infectionskrank- 
heiten  haben  ergeben ,  dass  weitaus  das  zu- 
verlässigste Schutzmittel  gegen  Erkrankungs- 
gefahr in  einem  guten  Ernährungszustände 
zu  erblicken  ist  (Forster,  Demuth). 

Vielfach  wird  unser  Jahrhundert  als  das 
nervöse  bezeichnet.  Wenn  Störungen  des 
Nervensystems  jetzt  wirklich  häufiger  auf- 
treten, so  brauchen  wir  uns  darüber  nicht 
zu  wundern,  bei  der  gesteigerten  Inanspruch- 
nahme unserer  Sinnesorgane  und  unseres 
Nervensystems,  namentlich  in  den  Mittel- 
punkten des  öffentlichen  Lebens.  Wir  haben 
dann  aber  mehr  denn  je  die  Pflicht  dafür  zu 
sorgen,  dass  der  Einzelne  wie  die  ganze 
Nation  im  Stande  ist,  den  gesteigerten  An- 
sprachen an  den  Geist  gerecht  zu  werden 
ohne  Schaden  zu  leiden.  Dazu  gehört  ein 
kräftiger,  widerstandsfähiger  Körper,  der  in 
erster  Linie  nur  durch  gute  Ernährung  er- 
worben werden  kann.  Mens  sana  in  corpore 
sano. 

Als  Correferent  ergriff  sodann  Herr  Stadt- 
rath  JSalJe-Wiesbaden  das  Wort: 

Die  Entwickelung  des  industriellen  Gross- 
betriebes  und  die  damit  in  Zusammenhang 
stehende  Anhäufung  grosser  Menschenmassen 
in  einzelnen  Städten  hat  wie  für  das  sonstige 
Leben,  so  besonders  auch  für  die  Ernährung 
tief  einschneidende  Verschiebungen  znr  Folge 
gehabt  und  zwar  im  Sinne  einer  Verschlechter- 
ung. Ein  Rückgang  der  städtischen  Industrie- 
bevölkerung besonders  an  Kraft  und  Gesand- 
heit  ist  unleugbar.  Schlagend  zeigt  sich  dies 
z.  B.  bei  den  Aushebungen  des  Militärs. 
Nach  zuverlässigen  privaten  Statistiken  — 
officielle  statistische  Daten  fehlen  leider  — 
stellte  das  platte  Land  in  Nordwestdeutscb- 
land  einschliesslich  der  Städte,  welche  keinen 
eigenen  Stadtkreis  bilden,  auf  1000  Einwoh- 
ner 9,8  waffentüchtige  Männer,  die  Städte 
unter  100000  Einwohner  nur  3,8;  für  Städte 


326 


über  100000  Einwohner  ist  das  Yerhältniss 
noch  ungünstiger.  An  diesem  Röckgange  ist 
wesentlich  die  schlechte,  mangelhafte  Yolks- 
ernährnng  schuld.  Schon  vom  miHtärischen 
Interesse  aus  erscheint  hier  Abhilfe  dringend 
nöthig.  Doch  auch  andere  Gründe  sprechen 
dafür,  dass  wir  diesem  Umstände  erhöhte 
Fürsorge  zuwenden.  Der  Unterschied  in  der 
Lebenshaltung  zwischen  Arm  und  Reich  macht 
sich  in  den  Städten  durch  das  dichte  Zusam- 
menwohnen mehr  fühlbar  als  auf  dem  Lande 
und  erregt  Unzufriedenheit  und  Hass;  die 
städtische  ärmere  Bevölkerung  schenkt  social- 
demokratischen  Einflüssen  williger  Gehör  und 
geht  dann  leichter  von  Worten  zur  That  über. 
Die  ärmere  Stadtbevölkerung  ist  in  Bezug 
auf  Ernährung  nicht  nur  relativ,  sondern  auch 
absolut  ungünstiger  gestellt,  wie  die  Land- 
bevölkerung. Der  Grund  liegt  zum  grossen 
Theile  darin,  dass  die  städtische  ärmere  Be- 
völkerung in  Nachahmung  des  reichen  Städ- 
ters unzweckmässige  Lebensgewobnheiten 
annimmt,  dass  sie  Geld  ausgiebt  für  Dinge, 
die  im  Yerhältniss  zu  ihrem  Nährwertb  zu 
theuer  sind.  Den  Hausfrauen  in  jenen  Kreisen 
fehlt  häufiger  wie  auf  dem  Lande  die  Kennt- 
niss,  welche  eine  richtige  Auswahl  und  Zu- 
bereitung der  Speisen  verlangt.  So  lange 
solche  schlechte  Lebensgewohnbeiten  herr- 
schen, werden  selbst  beträchtliche  Lohn- 
steigerungen ihre  Wirkung  verfehlen. 

Um  diesem  Missstande  abzuhelfen,  will 
Redner  Maassregeln  aufgestellt  wissen,  welche 
er  in  3  Gruppen  theilt:  1.  in  solche,  welche 
von  grossen  Korporationen  und  Vereinen, 
sowie  von  privaten  Kostgebern   ausgehen, 

2.  solche  Maassregeln,  welche  die  Beschafifung 
geeigneter  Nahrungsmittel  erleichtern  und 

3.  vor  Allem  solche,  welche  durch  Belehrung 
zur  Selbsthilfe  erziehen. 

Also  zuerst  Verbesserung  der  Kost  der- 
jenigen Personen,  welchen  diese  fertig  gestellt 
geliefert  wird ,  also  besonders  der  Soldaten, 
der  Insassen  geschlossener  Anstalten  ver- 
schiedener Art  und  der  Kostgänger  von  Ar- 
beitermenagen, Volksküchen  etc.  Dergrösste 
Kostgeber  ist  der  Staat.  Die  Ernährung  der 
Armen  ist  für  die  Leistungsfähigkeit  der- 
selben von  grösster  Bedeutung;  ausserdem 
fuhren  die  Soldaten  auch  das,  was  sie  in 
ihrer  Dienstzeit  schätzen  gelernt  haben,  später 
in  ihren  Familien  ein.  Es  hat  daher  auch  die 
Armeeverwaltung  diesem  Funkte  stets  ihre 
Aufmerksamkeit  gewidmet  und  ausgezeich» 


nete  Resultate  erzielt.  Doch  möchte  ich  wün- 
schen, dass  allgemein  täglich  drei  Mahlzeiten 
eingeführt  werden  und  dass  die  Nahrung 
überall  die  nöthige  Menge  Fett  biete.  Die  in 
den  Arbeitermenagen  und  Volksküchen  ge- 
lieferte Kost  ist  mitunter  sehr  gut,  vielfach 
jedoch  auch  recht  mangelhaft.  Weshalb? 
Nicht  etwa  weil  es  den  Unternehmern  am 
guten  Willen  fehlt,  etwas  Gutes  zu  liefern, 
sondern  deshalb ,  weil  die  Leiter  dieser  An- 
stalten nicht  wissen,  wo  es  fehlt 

2.  Erleichterung  und  Verbillignng  der 
Beschafifung  von  gesunden,  näbrkräfligen 
Lebensmitteln,  insbesondere  von  Seeflschen, 
Producten  der  Milchwirthschaft  und  leicht 
verdaulichen  proteinreichen  vegetabilischen 
Nahrungsmitteln.  Auch  hier  kann  der  Staat 
als  Besitzer  der  grossen  Transportanstalten 
durch  Verbilligung  der  Tarife  helfen;  die 
Hauptsache  bleibt  jedoch  der  Privatinitiative 
überlassen.  Es  ist  möglichst  dahin  zu  wirken, 
dass  die  Nahrungsmittel  in  geeigneter  Form 
und  billig  zu  haben  sind.  Redner  empfiehlt 
an  dieser  Stelle  die  Verwendung  von  Aleuro- 
nat  und  die  Rademann' sehen  Erdnusspräpa- 
rate.  Man  soll  ferner  den  Arbeitern  den  Er- 
werb oder  die  Pachtung  eines  kleinen  Grund- 
stückes ermöglichen,  auf  dem  er  sich  seine 
Gemüse  und  Eartofi'eln  selbst  ziehen,  viel- 
leicht Kleinvieh  halten  könne.  Der  Handel 
mit  Nahrungsmitteln  ist  durch  den  Staat  und 
die  Gemeinden  zu  überwachen,  damit  der  Ar- 
beiter beim  Ankauf  vor  Betrug  geschützt  ist« 

Die  dritte  Maassregel,  Belehrung  und  An- 
leitung zur  Selbsthilfe,  aufweiche  Redner  das 
Hauptgewicht  legt,  bespricht  derselbe  sehr 
ausführlich.  Aerzte ,  Arbeitgeber  etc.  sollen 
durch  öfiTentlicheVorträge,  Verbreitung  kleiner 
populärer  Schriften ,  durch  Einrichtung  von 
Kochschulen,  in  denen  neben  dem  praktischen 
auch  theoretischer  Unterricht  gegeben  wird, 
Rath  und  Hilfe  ertheilen.  Der  Volksschul- 
unterricht soll  bereits  das  Verständniss  für 
die  Bedeutung  richtiger  Ernährung  wecken. 
Redner  will  die  bei  dem  Unterricht  in  den 
jetzt  eingeführten  Fächern  sich  bietenden 
Gelegenheiten  benutzt  wissen,  die  Kinder 
über  das  Nährstofifbedürfniss  des  Menschen 
und  den  Nährstofifgehalt  der  wichtigsten 
Volksnahrungsmittel,  sowie  deren  Preise  auf- 
zuklären. Zum  Schluss  bespricht  derselbe 
ausführlich  den  Lehrgang  der  von  ihm  in 
Wiesbaden  ins  Leben  gerufenen  Hausbali- 
ungsschule. 


327 


Nach  einer  sich  an  diesen  Vortrag  an- 
schliessenden interessanten  Debatte  wurde 
auf  Antrag  des  Herrn  Bürgermeister  Hofrath 
Dr.Stetdle-yfnnhnrg  folgende  Besolntion  an- 
genommen : 

^Der  Deutsche  Verein  far  Öffentliche  Ge- 
sundheitspflege spricht  den  beiden  Referenten 
seinen  Dank  ans  nnd  empfiehlt  neben  derBe- 
k&mpfong  der  Nahrnngsmittelf&lschnng  die 
Schlnsssfitze  den  in  Betracht  kommenden 
Behörden,  Arbeitgebern  nnd  Vereinen  zor 
möglichsten  Beachtung.^  £. 


Zur  Abwasserfrage 
im  Stromgebiete  der  Elbe. 

Za  dem  in  voriger  Nummer  Seite  316  ab- 
gedruckten Berichte  über  einen  Vortrag  von 
Dr.  Grrön^uMf  agdeburg  theilt  uns  genannter 
Herr  nachstehende  Berichtigung  einiger 
Zahlenangaben  mit: 

^Zunächst  bezieht  sich  die  Zahl  567000 
Tonnen  auf  die  Stassfurter  Chlorkalium- 
industrie nnd  nicht  auf  die  Mansfelder  Ge- 
werkschaft; diese  567000Tsind  theils  Chlor- 
magnesium, theils  Cblornatrium.  Die  für  das 
iSotoay- Werk  angegebene  Zahl  von  133  000  T 
berechnet  sich  unter  Annahme  der  ungünstig- 
sten Verhältnisse ;  in  Wirklichkeit  wird  der 
Werth  wahrscheinlich  niedriger  sein.  Maus- 
feld  schliesslich  führte  1884  740  000  T 
Kochsalz,  jetzt  5 500 000  T  Kochsalz  (und 
400  000  T  Kalk-  und  Magnesiaverbindungen) 
jährlich  der  Saale  und  Elbe  zu  und  auf  diesen 
Werth  beziehen  sich  die  Angaben  betr.  das 
277  km  lange  Gradirhaus  etc." 

lieber  die  Einwirkung  des  Lichtes  auf 
Chlonilber.  Von  B.  Baker.  Joum.  ehem. 
Soc.  1892,  I,  728  durch  Ber.  d.  D.  ehem.  Ges. 
ISQ^,  Kef.  766.  Verfasser  zeigt,  dass  bei  der 
Einwirkung  von  Licht  auf  Chlorsilber  Chlor  ab- 
gegeben und  Sauerstoff  aufgenommen  wird,  in 
der  Weise,  dass  er  es  in  eine  an  eine  QlasrOhre 
angeschmolzene  Kugel  giebt  und  das  Ende  der 
Bohre  in  Kali  lange  tauchen  lässt.  Die  Lause 
steigt  dann  in  der  Rohre  auf.  Der  Sanerstoff- 
gehalt  in  dem  geschwftrzten  Chlorsilber  wurde 
lemer  dnrch  die  Bildung  von  Wasser  beim  Er- 
hitzen im  Waeserstoffstrom  nachgewiesen.  Wird 
Chlorsilber  in  reinem  Chlorkohlenstoff  mit  Aus- 
schluss Ton  Lnft  suspendirt,  so  findet  am  Licht 
keine  Schw&rznng  statt  Das  unter  der  Ein- 
wirkung des  Lichtes  entstehende  Orjchlorid 
scheint  nach  der  Formel  Ag«C10  zusammen- 
gesetzt zu  sein.  Monate  lang  im  Dunkeln  mit 
Laft  in  Berührung  wird  es  unter  Aufnahme 
einer  neuen  Menge  Sauerstoff  und  Abgabe  von 
Chlor  wieder  trrin.  Th, 


Neuerungen  an  Laboratoriums- 
Apparaten. 

Die  vor  einer  Reihe  von  Jahren  aufge- 
kommenen Flaschenbü retten  (Ph.  C.  24, 
489)  haben  sich  in  Folge  verschiedener  Uebel- 
stände,  die  sie  zeigten,  nicht  eingeführt.  Die 
Firma  Warmbmnn^  Quüüjs  <t  Co,  in  Berlin 
(Chem.  Ztg.  1893,  454)  hat  nun  an  diesen 
Flaschenbüretten  Verbesserungen  angebracht, 
welche  es  verhindern,  dass  z.  B.  Flüssigkeit  in 
den  Gummiball  geschleudert  wird;  zu  dem 
Zwecke  ist  das  obere  Ende  der  Bürette,  an  dem 
der  Gummiball  angebracht  ist,  zu  einer  feinen 
Capillare  ausgezogen  worden.  Wird  bei  einer 
derartig  eingerichteten  Flaschenbnrette  der 
Druck  auf  den  Gummiball  aufgehoben,  so 
tritt  die  Luft  ganz  allmählich  in  kleinen  Bla- 
sen durch  die  Ausflussspitze  in  die  Bürette 
ein,  und  ein  Ueberspritzen  der  Flüssigkeit  in 
den  Gummiball  oder  ein  Abfallen  von  Tropfen 
aus  der  Abflussspitze  ist  vollständig  ausge- 
schlossen. 

Einen  zuverlässigen  Destilliraufsatz  für 
die  Stickstoff bestimmung  nach  Ejeldahl,  um 
jedes  Ueberspritzen  von  Lauge  selbst  bei  stür- 
mischer oder  stossweise  erfolgender  Destilla* 
tion  sicher  zu  verhindern,  hat  Max  Müller 
(Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1893,  229)  ange- 
geben. Der  Aufsatz  (Fig.  1)  wird  mittelst  eines 
Kautschukstopfens  auf  den  Destillationskolben 
gesetzt.  Die  Dämpfe  treten  durch  das  weite 
Rohr  B  rechtwinklig  zur  Längsachse  in  den 
Körper  Ä  des  Apparates,  der  etwa  70  ccm 
fasst,  ein ,  verlieren  hier  die  mitgerissene 
Flüssigkeit  und  gelangen  durch  F  in  den 
Kühler.  Das  Spritzwasser  fliesst  durch  C  in 
den  Kolben  zurück;  C  steht  mittelst  Kaut- 
Schuck  schlauch  E  in  Verbindung  mit  dem 
engen  Glasrohr  D,  welches  kurz  über  dem 
Boden  des  Destillirkolbens  endigt.  Der  be- 
schriebene Apparat  ist  durch  AU,  Eberkardt  d? 
Jäger  in  Ilmenau  (Thür.)  zu  bezieben. 

Eine  neue  Wasserstrahl-Luftpumpe 
(Zeitschr.  f.  angew.  Chem.)  haben  Greiner  <& 
Friedrich  in  Stützerbach  angefertigt.  Die- 
selbe besteht  aus  zwei  in  einandergeschlifienen 
Theilen,  wodurch  es  ermöglicht  ist,  Verun- 
reinigungen oder  Verstopfungen  im  Innern 
der  Pumpe  auf  das  leichteste  zu  beseitigen. 
Der  eingeschlossene  Stopfen  ersetzt  ferner  2 
Hähne,  da  bei  Deckung  desselben  Luft  und 
Wasser  gleichzeitig  abgesperrt  werden  können. 
Die  Buchstaben  in  der  Abbildung  (Fig.  2) 


"^ 


=  WMMr, 


'  Lnft,  H  = 


bedeuten  W 
Hanometet. 

Zur  Verbtitung  dei  Springern  vod 
Einicbm  elsröbren  briogt  Ulimann 
(ZeitBcbr.  f.  angew.  Cbem.  1693,  274}  die  bd- 
geicbinolieDen  Gluröbren  ia  eine  feit  and 
dicbt  veracbraobbare  Mannesmann'acht 
Köhre,  in  die  er  gleicbzeitig  eine  geoisae 
Menge  Aether,  Benzin  oder  aonit  eine  paisend 
gewählte  Plüisigkeit  bringt;  der  Gegendruck 
der  Qua  dieser  FlüsEigkeiten  acbützt  die 
Einicbmelzrohre  vor  dem  Zeripringen. 

Verfasser  verirendete  in  den  mitgetbeilten 
VecHueben  70  ecm  Aetber  oder  Alkohol ; 
Waaaer  i»t  nicbt  daau  verwendbar,  da  ea  bei 
bober  Temperatur  Glai  stark  angreift, 

Nacb  Khulicben  Principien,  wie  sie  bei 
dem  Fb.  C.  34,  S.  38  beichriebenen  und  ab- 
gebildeten Trockenich  tank  fiir  die  Heisong 


Anwendung  gefunden  baben,  bat  Mia 
Kühler  (Zeitacbr.  f.  angew.  Cbem.  1693,  | 
2(i9)  einen  doppel  wandigen  für  FSH-  I 
ung  mit  Heizfluaeigkeiten  eingericb- 
telen  Trockenschrank  (Fig.  3)  con- 
Btruirt.  Kreuaweise  angeordnete  RÖbrta 
A ,  welche  in  die  Bodenwandung  de« 
Trockenschranhei  eintreten,  bewirken  eiae 
fortwährende  Lnflemeuerung  in  den- 
selben. Die  eintretende  Luft  iat  warn, 
weil  die  Rühren  an  der  Kreuaungastelle 
durch  die  Flammen  gebeiat  werden;  die  Ver- 
bren nun  gspro  du  cte  können  aber  nagen  ent- 
sprechender Länge  der  Bohren  nicht  in  das 
Innere  des  Trocken  seh  rankes  gelangen.  F5r 
gleichmKssige  Temperatur  an  allen  Stellen  in 
Trooke  nach  ranke  lorgt  die  in  die  Zwischen- 
wände eingefüllte  Flfissigkeit,  deren  Stand  an 
einem  Wasaerstandirohr  B  abgelesen  werden 

Wird  der  Trockenapparat  aur  Hälfte  mit  i 
Wasser  gefüllt,  so  herrscht  an  den  ver- 
schiedensten Stellen  im  Trockenranme  eine 
Temperatur  von  95*^,  sowohl  dicht  Gber  der 
Ileizfliehe,aladicht  unter  der  Decken  Wandung. 
Bei  Anwendung  einer  kaltgesitt igten  Koch- 
salilBs ung  vom  specOew.  1,21  (261/iOBe) 
und  Siedepunkt  109*'  aeigt  das  Thermometer 
an  allen  Stellen ,  so  weit  die  aiedeode  Koeh- 
salilüsung  reicht,  die  Temparatur  103<*,  dar- 


329 


über  hinaus  aber,  wo  nur  die  Temperatur  der 
Wasserd&mpfe  aar  Geltung  kommt,  99^. 

Die  Wirksamkeit  des  Apparates  ist  nach 
eioer  ZasammeostelluDg  der  erhaltenen  Probe« 
ergehnisse  eine  sehr  gute;  für  den  praktischen 
Gebrauch  erscheint  es  sehr  vortheilhaft,  einen 
Apparat  zu  haben,  der  in  abgegrensten  Stellen 
zwei  verschiedene  Temperaturen  (wie  oben  er- 
wähnt bei  Kochsalzlösung  990und  103<>)  zeigt. 
Der  neue  gesetzlich  geschützte  Trocken - 
sciirank  ist  aus  aussen  mit  Asbest  belegten 
Ropferplatten  gebildet  und  hat  im  Innern  die 
Maasse  20 :  20 :  35  cm ;  er  wird  aber  auch  von 
der  Firma  Max  Kahler  dt  Martini  in  Berlin 
in  jeder  gewünschten  Grösse  hergestellt. 

Als  Heizflttssigkeit  für  Trocken- 
schr&nke  empfiehlt  Maa  Müller  (Zeitschr. 
f.  angew.  Chem.  1893,  270)  verdünntes 
Glycerin.    Wird  käufliches  Olycerin  vom 
B^ec.  Qew.  1,23  mit  Wasser  in  dem  Verhält- 
niss  von  3  Vol.  Glycerin  und  1,1  Vol.  Wasser 
gemischt,  so  erhält  man  eine  Flüssigkeit,  die 
ein  spec.  Qew.  von  1,175  besitzt  und  bei  110 
bis    111^    siedet.     Man    erzielt   hiermit   im 
doppelwandigen   Trocken  schrank    eine    con- 
atante   Temperatur  von    106^.     Seit  einem 
halben  Jahre   hat  die  Glycerinmischuug  im 
Trockenechranke    des   Verfassers   sich   nicht 
verändert;   bei  früherer  Verwendung  von  ge- 
sättigter Kochsalzlösung  hat  Verfasser  häufige 
fieparaturen  erlebt. 

Einen   Apparat  zum  Abkochen  von 
Wasser  fertigt  nach  einer  Construction  von 
W.  V.  Siemens  die  Firma  Schäffer  dt  Walcker 
in  Berlin.    Der  Apparat  ist  bestimmt,  in  Cho- 
lerazeiten   alles    zu  Wirthschaftsz wecken  zu 
verwendende  Wasser  abzukochen,  also  steril 
zu  machen.    Der  Preis  von  48  Mk.  schliesst 
natürlich    die  Anwendung  in  den  einzelnen 
Haushaltungen   aus   und   lässt  den  Apparat 
mehr   für  gröasere  Gemeinwesen  (Anstalten, 
KrankenhSaser ,    Restaurants,   Schulen,   Fa- 
briken) geeignet  erscheinen.    Bei  einem  Ver- 
brauch von  0,25  cbm  Gas  oder  entsprechen- 
dem   Petroleumverbranch    soll   der  Apparat 
stündlich  35  bis  40  L  abgekochtes  und  wieder 
auf  IS  bis    20^  abgekühltes  Wasser  liefern. 
Die  Construction  des  Apparates  zeigt  Fig.  4. 
A  ist  ein  Gas-  oder  Petroleumkocher  und 
B  der  darauf  atehende  Kochtopf;  der  Zufluss 
des  Waaaera   geachieht  mittelst  eines  Metall- 
sehlanches  von  der  Wasserleitung  durch  a,  das 
kalte  Wiaaeer  ateigt  in  dem  Schlangenrohr  h 
im  Kühler  C^naoh  oben  um  durch  ein  den  Koch 


topf  J?  einzutreten  und  dort  zunächst  auf  den 
Boden  zu  gelangen.  Das  gekochte  Wasser 
fliesst  beständig  durch  d  nach  dem  Kühler  c 
ab ,  wo  es  dem  eintretenden  kalten  W^asser 
entgegenfliessend  gekühlt  wird,  um  schliess- 
lich bei  e  beständig  auszufliessen. 

Hochgradige  Quecksilber- 
Thermometer  für  Temperaturen  bis 
ööO"*  C,  über  welche  Ph.  C.  34,  43.  257  be- 
reits aus  dem  Berichte  der  physikalisch- 
technischen Beichsanstalt  einiges  mitgetheilt 
worden  war,  fertigt  Dr.  Robert  Muencke  in 
Berlin  in  zwei  Sorten: 

a)  Mit  Nullpunkt  und  Eintheilung  von  100 
bis  550^  C.  in  ganzen  Graden. 

b)  Mit  Nullpunkt  und  Eintheilung  von  100 
bis  550^  C.  von  5  zu  5  Graden,  sogenannte 
Fabriksinstrumente. 

Diese  Instrumente  sind  aus  Jenaer  Glas 
Nr.  59'^*,  welches  erst  bei  Temperaturen 
über  550^  C.  hinaus  erweicht,  hergestellt  und 
haben  am  oberen  Ende  der  Capillare  eine  Er- 
weiterung, welche  mit  bei  einem  Druck  von 
20  Atmosphären  comprimirter  trockener 
Kohlensäure  gefüllt  ist,  um  das  Sieden  des 
Quecksilbers  unterhalb  der  angegebenen  Tem- 
peratur zu  verhindern.  Die  Scala  dieser  hoch- 
gradigen Thermometer  ist  durch  Einbrennen 
einer  Porzellanfarbe  hergestellt,  wodurch  dem 
Uebelstande,  dass  die  in  bisheriger  Weise 
hergestellten  Striche  und  Zahlen  der  Scala 
bald  nach  dem  Gebrauch  der  Thermometer 
undeutlich  oder  ganz  unsichtbar  werden,  in 
wirksamer  Weise  abgeholfen  ist.  Diese 
Thermometer  werden  auf  Wunsch  auch  mit 
Prüfungsschein  und  Fehlerverzeichniss,  aus- 
gestellt von  der  physikalisch -technischen 
Reichsanstalt  zu  Berlin,  geliefert. 

Ueber  mit  Schwefelsäure  gefüllte 
Thermometer  hatten  wir  Ph.  C.  34,  215 
berichtet;  der  Erfinder  dieser  Thermometer 
von  Ijupin  in  München  (Naturw.  Rundsch. 
1893,  283)  bat  noch  ein  anderes  paten- 
tirtes  Füllungsmittel  (10  bis  15pCt. 
wauserfreies  Calciumchlorid  enthaltenden 
Weingeist)  aufgefunden.  Zumal  zu  ärztlichem 
Gebrauche  scheint  sich  ein  in  dieser  Art  her- 
gestelltes Thermometer  zu  empfehlen,  weil 
es  bei  Nachtzeit,  seiner  kräftigeren  Färbung 
halber,  leichter  abgelesen  werden  kann,  als 
das  Quecksilberthermometer.  Ein  Destilla- 
tionsfehler ist  auch  in  diesem  Falle  nicht  vor- 
handen. Ein  weiterer  Vortheil  besteht  darin, 
dass  sich  ein  solches  Thermometer  sehr  rasch 


330 


(schon  in  etwa  drei  Minuten)  der  Körper- 
temperaturvollkommen anpasst,  während  man 
nach  den  in  Terschiedenen  Krankenhäusern 
geltenden  Bestimmungen  die  Kugel  10  bis 
20  Minuten  in  der  Körperhöhle  lassen  muss, 
um  sich  völliger  Uebereinstimmnng  versichert 
halten  zu  können.  Die  Gleichmässigkeit  der 
Ausdehnung  ist  in  dem  Zwischenraum  0**  bis 


50^  C.  eine  günstige,  wenn  schon  nicht  im 
gleichen  Grade  wie  bei  der  Schwefelsäore. 
Die  ChlorcalcinmlSsung  erstarrt,  ebenso  wie 
die  Schwefelsäure,  auch  in  der  kunstlicben 
Kälte  des  verdunstenden  Kohlensäure-Schnees 
nicht,  und  es  scheidet  sich  auch  bei  dem 
angegebenen  Procentgehalte  kein  Sals  in  der 
Thermometerkugel  aus.  s. 


Tcelmiselie  Slittlieiliinflrcn. 


lieber  Alnminiam. 

Seit  der  letzten  Uebersicht  (Pb.  G.  34,  22) 
Hegen  nachsteheode  MittheiluDgen  hinsicht- 
lich dieses  Metalls  vor: 

a)  Nene  An  wen  dang s  weisen  wurden  in 
geringerer  Zahl  als  früher  vorgeschlagen. 
Die  meisten  davon  gehören  zu  den  Absonder- 
lichkeiten, wie  z.  B.  die  Verwendung  zu 
Damenhüten ,  die  Biewend  in  Clausthal  sich 
als  Gebrauch smnster  (Gl.  3,  Kr.  1422)  schüt- 
zen Hess,  zu  Gigarren  -  Spitzen ,  zu  Bierklär- 
spähnon ,  auf  welche  K.  Müller  in  Eehl  ein 
deutsches  Patent  (67221,  vom  27.  Juli  1892) 
erhielt,  zum  Ueberzuge  der  gasseisernen 
Säulen  des  neuen  Kathhaastharmes  in  Phi- 
ladelphia, zu  Knöpfen  etc.  —  Dagegen  sind 
viele  früher  aus  Aluminium  hergestellten 
Gegenstände  wiederum  verschwunden,  so 
z.  B.  die  wegen  ihrer  Zerbrechlichkeit  nn- 
ver wendbaren  Hausschlüssel,  die  als 
Ersatz  der  Kohle  bei  der  Löthrohr- 
analyse  nicht  un zweckmässigen  Aluminium- 
bleche etc.  —  Dagegen  zeigten  die  famosen 
.^Zfi^ard^ -Denkmünzen  durch  das  scharfe 
Gepräge  und  den  dauernden  Stempelglanz, 
dass  dieses  Metall  zu  Marken,  Färber- 
zeichen etc.  sich  eignet.  Eine  Verwendung  zu 
Scheidemünzen  wird  selbstredend  durch 
den  heruntergehenden  Preis  ausgeschlossen. 

b)  Eine  allgemein  verständliche  übersicht- 
liche Monographie :  „Ueber  Aluminium"  ver- 
öffentlichte Liulwig  als  5.  Heft  des  4.  Bandes 
von  Ernst  Huth'8  „Abhandlungen  und  Vor- 
träge aus  dem  Gesammt^ebiete  der  Natur- 
wissenschaften" Berlin  (Friedländer  &  Sohn) 
1892,  80,  30  Seiten. 

c)  Aus  der  in  Leipzig  bei  Arthur  Felix  er- 
scheinenden „Berg  -  und  Hüttenmännischen 
Zeitung"  (1892,  S.  328)  ging  in  eine  popu- 
lär-wissenschaftliche Monatsschrift  eine  An- 
gabe über,  wonach  Aluminium  durch  Käse 
stärker  als  durch  Essigsäure  etc.  angegriffen 
werde.    Die  „Pharmaceutische  Centralballe" 


hatte  in  beiden  Fällen  den  Vorzug,  als  Ur- 
quell dieser  Notiz  angefahrt  zu  werden.  In- 
zwischen berichtigte  die  genannte  Zeitung 
(1893,  S.  59)  das  irrige  Gitat  und  stellte  die 
(far  ein  metallurgisches  Fachblatt  immerhin 
starke)  Verwechselung  von  Alaminium  nnd 
Nickel  fest.  Die  Monatsschrift  aber  fablte 
sich  dadurch  zu  einer  Bichtigstellnng  noch 
nicht  bewogen. 

d)  Die  Aluminium-Industrie-Actiengesell- 
schafterhieltein  deutsches  Patent  (Nr.  68909) 
auf  elektrolytische  Rednction  von  A lu mi- 
ni um  sulfid,  das  in  Chlorkalium  nnd  Chlor- 
natrium  gelöst  ist.  Das  gewonnene  Alumini- 
um zeichnet  sich  durch  Reinheit  ans.  Andere 
deutsche  Patente  betreffen  ein  Aluminiamloth 
mit  Kupfer,  Wismut,  Antimon,  Zinn,  Zink  etc. 
(Nr.  66398) ,  den  üeberzug  von  Eisen  durch 
Aluminiumlegirung  (Nr.  67297),  Lackiren 
von  Aluminiumgegenständen  (Nr.  67304), 
galvanische  Ueberzuge  auf  Aluminium  (Nr. 
65839). 

e)  Wie  (Ph.  C.  34,  23)  erwähnt,  wider- 
sprachen die  Angaben  von  Plagge  <&  Lebhin 
in  den  „Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete 
des  Militär-Sanitatswesens"  hinsichtlich  der 
Angreifbarkeit  des  Aluminiums  durch  Wasser 
den  Befunden  der  physikalisch  -  technischen 
Reichsanstalt,  so  dass  Entgegnungen  oder 
Berichte  über  bestätigende  Versuche  von 
beiden  Seiten  zu  erwarten  waren.  Letztere 
erfolgten  Seitens  der  genannten  Reichaanstalt 
durch  eine  Mittheilnng  von  F.  Mylius  und 
F.  Rose  im  3.  Hefte  des  13.  Jahrganges  der 
„Zeitschrift  für  Instrumentenkunde*',  vom 
März  1893  (S.  77  bis  82):  „Ueber  die  Ein- 
wirkung lufthaltigen  Wassers  auf  Alumi- 
nium". Die  Verfasser  geben  als  Schema 
dieser  Einwirkung: 

2  AI  -h  3  HjO  4-  3  0  =  2  AI  (OHj^, 
während  nach  Baüie  &  Fery  sich  Alaminium 
in  feuchter  Luft  zu  Al^O^  .  2Hg  O  oxydlrt. 
—  Der  Vorgang  ist  aber  nicht  so  einfach, 


381 


als  die  angefiShrte  Gleichung  angiebt,  weil 
dabei  WaBserstoffsDperoxyd,    das    sich  im 
Wasser  löst,  auftritt.   Es  erinnert  diese  (nur 
für   die  Handelswaare    mit  0,72  pCt«   Si, 
0,53  pCt.  Fe  und  0,15  pCt.  Ou  festgestellte) 
Erscheinung  an  das  von  Schönbein  entdeckte, 
TOD  M,  Tr<mbe    bestätigte  Auftreten   von 
H2O2  bei  der  Oxydation  des  Zinks.    Auf  die 
theoretische  Erklftrung  der  Tbatsache,  dass 
Wasser  weder  durch  freien  Sauerstoff,  noch 
durch  Ozon,  wohl  aber  durch  das  reducirende 
Aluminium  oxydirt  wird,  gehen  die  Yerfasaer 
nicht  ein.  Zur  Erkennung  des  H^  O2  dient  die 
Blaufärbung,  wenn  man  der  Flüssigkeit  einige 
Tro^f&ik    Jodzinkst&rkelösung    und    darauf 
eine  Spur  Eisenvitriol  zusetzt.     Mit  Inft- 
freiem   Wasser    erzeugt    Aluminium    diese 
Blaufärbung  nicht.  Die  ßeaction  wurde  auoh 
quantitativ  yerwerthet,  aber  es  findet  sich 
nicht  erwähnt,  inwieweit  sie  durch  die  ge- 
wöhnliche   H2  O2  -  Beaction    (mit    Kaliuqi- 
dichromatlösnng,  Schwefelsäure  und  Aether) 
controlirt   wurde.  Mylius  &  JRose  fanden, 
dass  die  Menge  des  Wasserstoffsuperoxyds 
meist  nach  14  Tagen  ein  Maximum  en  eicht, 
das  eine  Zeit  lang  beständig  bleibt. 

Die  Oberfläche  der  Bleche  (das  Verhalten 
des  reinen  Metalls  blieb,  wie  erwähnt,  ausser 
Frage)  wurde  rauh,  stellenweise  war  Eisen- 
oxydhydrat sichtbar,  sonst  Thonerde.  Die 
Menge  der  Oxyde  ist  im  Verhältnisse  zu  dem 
Wasserstoffsnperoxyd  gross,  letzteres  wird 
dorch  das  Eisen  vOllig  zerstört,  so  dass  man 
das  Aluminiam  durch  eingeriebene  Eisenfeil- 
spähne  yor  Oxydation  schützen  kann.  —  In- 
wieweit die  anderen  Verunreinigungen ,  ins- 
besondere Si  und  Cu,  die  Bildung  yon  HgOg 
beeinflussen,  wurde  nicht  untersucht. 

Entgegengesetzt,  wie  das  Eisen,  wirkt 
Quecksilber  auf  Aluminium  ein,  indem 
es  dasselbe  zu  sturmischer  Oxydation  ver- 
anlasst (Pb.  C.  34,  135).  Die  Verfasser  fan- 
den in  flüssigem  Amalgam  nur  0,0011 
pCt.  Alumininm,  also  etwa  einen  Theil  auf 
90  000  Quecksilber,  der  sich  beim  Schütteln 
mit  Infthaltigem  Wasser  in  3^2  Minuten 
oiydirte.  Dabei  kommt  ein  Molekel  H2O2 
auf  etwa  6  Atome  des  oxydirten  Aluminiums. 
—  Die  Erklärung  dieser  Vorgänge  suchen 
MyUus  A  Hose  in  den  bei  der  Berührung  der 
verschiedenen  Metalle  auftretenden  elektro- 
motorischen Kräften.  — 

Legirnngen  des  Aluminiums  mit  an- 
deren Metallen y  welche  Quecksilber  enthalten, 


sind  an  der  Luft  und  im  Wasser  wenig  halt- 
bar. 

f)  In  der  Photographie  scheint  sich  als 
Lichtquelle  Aluminiumpulver  (Ph.  C.  33, 
72)  einzubürgern.  Jf.  Glasenapp  empfiehlt 
nach  den  „Industrie -Blättern^  in  der  „Ri- 
gaer Industrie-Zeitung"  (1892,  Nr.  11)  hierzu 
verschiedene  Gemenge  mit  Magnesium ,  Ea- 
liumchlorat  und  Schwefelantimon.  Bei  glei- 
cher Wirksamkeit  kostet  Aluminiumbronce 
kaum  halb  so  ?iel,  wie  Magnesiumpulyer. 

g)  üeber  Laboratoriumsgeräthe  aus 
Aluminium  yergL  Ph.  C.  34,  53. 

h)  So  wunschenswerth  die  genaue  Be- 
stimmung der  physikalischen  Grund- 
werthe  (specifisches  Gewicht,  Wärme-  und 
Elektricitäts-Leitung,  Schmelzpunkt,  latente 
Schmelzwärme,  Härte,  Dehnbarkeit,  Schwind- 
maass  etc.)  sein  würde,  so  scheinen  doch  die 
Schwierigkeiten  der  Herstellung  hinreichen- 
der Mengen  yon  reinem  Aluminium  noch  zu 
erheblich  zu  sein ,  als  dass  auf  eine  baldige 
Erfüllung  dieses  Wunsches  zu  hoffen  wäre. 

i)  Die  bisherigen  Fabriken  in  Europa  er- 
halten nach  reklamOsen  Mittheilungen  der 
Tagespresse  eine  unliebsame  amerikanische 
Concurrenz  durch  Finnen  in  Kensington  bei 
Pittsburg  und  in  Easten  und  Gatasanqua  in 
Pennsylyanien ,  welche  Bauxit  aus  Gruben 
bei  Baudall  in  Alabama  sowie  aus  Georgia 
etc.  yer^beiten.  Diese  Erze  sollen  40  bis 
48  pCt.  Aluminium  enthalten,  gegenüber  dem 
nur  33pCt.  Aluminium-haltigen  gewöhnlichen 
Thone.  Edbig. 

Zum  Färben  frischer  Blumen 

yerwendet  man  nach  Bepert.  de  Pharm, 
wässerige  Farblösungen ,  in  welche  man  die 
Stiele  der  Blamen  mehrere  Tage  stellt  oder 
alkoholische  Lösungen,  in  die  man  die  Blumen 
eintaucht.  Wässerige  Lösungen  sind  wegen 
desWacbsüberzuges  der  Pflanzen  zu  letzterem 
Zwecke  nicht  verwendbar.  Bei  Verwendung 
mehrerer  Farbstoffe  in  wässeriger  Lösung  zum 
Aufsaugen  durch  die  Stengel  werden  die 
Farbstoffe  getrennt  abgelagert,  wobei  regel- 
mässige Zeichnungen  zu  Stande  kommen. 

Zum  Aufsaugenlassen  eignen  sich  besonders 
folgende  Farbstoffe;  furGrän:  Sulfogrän,  für 
Both:  Sttlfofnchsin  und  Eosin ,  fär  Blau: 
Triphenylrosanilintrisulfosäure ,  für  Gelb : 
pikrinsaures  Natron.  g. 


332 


Bllclierseliaii. 


Lehrbach  der  Botanik,  nach  dem  gegen- 
wärtigen   Stande    der    WiMensohaft 
bearbeitet  von  Dr.  Ä,  B,  Frank,  Prof. 
an  derKönigl.  landwirthschaftlicben  Hoch- 
schule zu  Berlin.      Zweiter  Band:    All- 
gemeine und  specieile  Morphologie.    Mit 
417  Abbildungen  in  Holzschnitt,  nebst 
einem  Sach-  und  Pflanzen namen- Register 
zum    I.  und  N.  Band.     Leipzig  1893. 
Verlag  von  Wüheltn  Engelmann.    Preis 
geb.  13  Mk. 
Dem  Mitte  vorigen  Jahres  erschienenen  ersten 
Bande  dieses  Wences,  dessen  wir  Ph.  G.  88,  384 
Erwähnung  gethan  haben,  ist  jetzt  der  zweite 
Band  in  gleicher  Ausstattung  und  Anlage  ge- 
folgt.  Wie  auch  der  frühere  ,fSack8'\  ist  dieser 
Band  reichlich  mit  erläuternden  Abbildungen 
versehen;   der   systematische  Thcil  ist  durch 
zahlreiche  Biüthendiagramme  erläutert. 

Wir  können  dem  F^rank^Echen  Lehrbuch  ge- 
wiss keinen  besseren  Wunsch  auf  den  Weg  mit- 
geben, als  den,  es  mOge  dieselbe  Verbreitung 
finden  wie  sein  Vorgänger,  das  Sachs'Bche 
Lehrbuch. 

■  « 

Die  offlcineHen  Pflanzen  der  Pharmacopoea 
Germanica  fär  Pharmaoeuten  nnd  Me- 

diciner,  besprochen  und  durch  Original- 
abbildungen erläutert  von  Dr.  F.  O,  Kohl, 
Prof.  der  Botanik  an  der  Universität  Mar- 
burg i.  H.  Lieferung  9  bis  12.  Leipzig 
1892.  Verlag  von  Ambr.  Abel  {Arthur 
Meiner).  ^ 

Von  den  in  vorliegenden  Lieferungen  abge- 
bildeten 20  Pflanzen  mögen  folgende  wegen  der 
besonders  gelungeneu  WiedergsiDe  erwähnt  wer- 
den: Papaver  somniferum,  Brassica  nigra  und 
Napup,  Tilia  parvifolia  und  grandifolia. 

Brehms  Thierleben.    Dritte,  nenbearbeitete 
Auflage ,  von  Prof.  Dr.  Pechuel-Loeschey 
Dr.  W.  Haacke,  Prof.  Dr.  0.  BoeUger, 
Prof.  Dr.  E.  L.  Taschenherg  und  Prof.  Dr. 
W.  Marshall.    Qr.  S«     Mit  1900  Ab- 
bildungen, 12  Karten  und  179  Tafeln  in 
Holzschnitt  nnd  Farbendruck.  10  Bände 
in  Halbfranz  gebunden  zu  je  15  Mark 
oder  in   130  Lieferungen  zu  je  1  Mk. 
Leipzig  n.  Wien  1893,  Bibliogr.  Institut. 
Mit  dem  vorliegenden  zehnten  Bande  tchliesst 
das  schone  Werk  ab.    Dieser  zehnte  Band  um- 
fasst  die  Gruppe  der  „Niederen  Thiere"  und  ist 
bcarheitet  von  Prof.  Dr.   W.  Marshall,   auch 
weiteren    Kreisen    bekannt    als   Verfasser   der 
„Spaziergänge  eines  Naturforschers'',  einem  der 
anrouthigsten  Bücher,    das    man    lesen    kann. 
Die  ffrosse  Meisterschaft  der  Darstellung,  welche 
das  letztgenannte  Buch  auszeichnet,  zeigt  Prof. 


MarskaU  auch  in  diesem  zehnten  Bande  des 
„T  h  i  e  r  1  e  b  e  n  s",  so  dass  dieser,  den  man  nach 
der  Art  der  in  ihm  beschriebenen  Thiere  leicht  ffir 
den  halten  wflrde,  der  am  wenigsten  Theünahme 
zu  erregen  im  Stande  wäre,  nun  einer  der  in- 
teressantesten geworden  ist. 

Ref.  ist  nicht  Fachmann  genug,  um  aaf  die 
Einzelheiten  des  Werkes  genauer  eingehen  zu 
können,  er  verweist  nur  auf  folgende  Ab- 
handlungen, deren  Vorzflglichkeit  jedem  Laien 
einleuchtet:  In  dem  grossen  Abschnitt:  die 
Krebse,  die  Abhandlungen  über  die  erste  Ord- 
nung der  Zehnfflsser,  ^mer  die  Panzerkrebse. 
die  „Krebse  im  engeren  Sinne".  In  dem  Ab- 
schnitt „Wflnner"  die  für  uns  interessanten 
Glattwtlrmer,  besonders  Hirudo,  sowie  die  Platt- 
wflrmer  und  hierunter  die  Bandwflrmer.  Weiter 
in  dem  Abschnitt  „Weichthiere"  die  ausser- 
ordentlich anschaiüich  und  lebendig  gehiütenen 
Beschreibungen  der  Gattungen  Kraken,  Nautilus, 
Landscb necken.  Femer  die  Artikel  Korallen, 
Schwämme,  Urthiere.  Dem  vorzflglicben  Texte 
entspricht  der  Bilderschmnck  des  Bandes;  er  be- 
steht aus  ^6  Abbildungen  im  Tezt,  16  Sonder- 
tafelu  in  Farben-  und  Schwarzdruck  und  einer 
Karte,  welche  in  grossen  Zügen  die  Verbreitung 
der  wichtigeren  niederen  Land-  und  Wasaerthiere 
veranschaulicht  >-  Dieser  Band  ist  der  würdige 
Abschluss  des  so  wohlgelungenen  Gesammtwerkes. 

Oallerie  hervorragender  Therapentiker 
nnd  Pharmakognosten  der  Gegenwart 

von  B,  Reber,  Apotheker  in  Oenf. 
Die  vorliegende  Lieferung  (VII)  enthält  die 
Bildnisse  und  Biographien  von  Baron  Ferd. 
von  Mueüer,  Ernst  Schmidt,  Oudemans^  Pierre 
Albertoni,  Pietro  Spica, 

Handbuch  der  Drogiiten-Praxis.  Ein  Lebr- 
und Nachschlagebuch  für  Drogisten,  Farb- 
waarenhändler  etc.  Im  Entwurf  vom  Dro- 
gisten -Verband  preisgekrönte  Arbeit  von 
O.  A.  Buchheister,  Mit  einem  Abriss  der 
allgemeinen  Chemie  von  Dr.  Bob,  Bahr- 
mann.  Dritte,  vollständig  umgearbeitete 
und  vermehrte  Auflage.  860  Seiten  gross 
Octav.  Mit  217  in  den  Tezt  gedruckten 
Abbildungen.    Berlin  1893.    Verlag  von 

J".  Springer.  Preis  10  Mark. 
Von  diesem  Buche  ist  binnen  wenigen  Jahren 
eine  dritte  Auflage  nOthig  geworden,  was  am 
besten  für  die  grosse  Anerkennung  spricht,  die 
es  in  den  betheiligten  Kreisen  findet  Die  neue 
Auflap^e  wurde  den  Anforderungen  des  vom 
Drogisten -Verband  eingefQhrten  Leitfadens  für 
die  Drogisten -Gehilfen Prüfung  angepaast  und 
dementsprechend  umgearbeitet  und  bedeutend 
vermehrt  Der  chemischen  Waarenknnde  geht 
ein  kurzgefasster ,  aber  ausreichender  Abriss 
der  allgemeinen  Chemie  voraus,  die  Drogen- 
kunde ist  mit  über  200  Abbildungen  ansgeatattot 
worden.  g. 


r    ^  \  '■s^f-'.^j^r  V.»     ys. 


TerscliledeHe  BUtthellaBffeB. 


Ein  neuer  FlaschenTerechlasB 

fUr  Glasslöpselgef^se  mit  DeckelstOpsBl 
wird  in  vorlheimaftester  Weise  an  Stelle 
der  Lederteeturen  oder  anderer  Verbäade 
dareh  den  von  I/übbrrt  und  Schneider 
erfundenen  StOpselhalter  (D.  B. 
G.  M.  Nr.  4407)  bewirkt. 

Derselbe  wird  aus  federndem  verzinn- 
ten oder  vernickelten  Draht  in  verschie- 
denen Grössen  hergestellt  and  ist  flir 
jegliche  Art  von  Glaastöpselgeffissen,  so- 
weit sie  flache,  sogenannte  Deekelstöpsel 
haben,  verwendbar,  also  sowohl  flkr 
trockene  Substanzen  wie  auch  fOr  Flüssig- 
keiten, da  der  StOpselhaller  den  Glas- 
stöpsel so  fest  in  den  Flaschenhals 
drückt,  dass  keine  Flüssigkeit  anslanfen 
kann ,  wenn  das  Gefass  nmgedrebt 
wird. 

In  den  nachstebendeo  Abbildungen  ist 
der    Stöpselhalter    zunächst    ^lein    und 
dann  in  Anwendung  vorgefahrt     Der- 
selbe   wird    mit 
einem      leichten 
Druck    von    der 
Seite  her  so  auf 
die   Flasche  ge- 
setzt, dass  seine 
beiden    Schenkel 
^'■-  '■  den  Flaschenhals 

dicht  asterhalb  des  Bandes  umklammern, 
während  der  Ring  über  den  Stöpsel 
selbst  zu  liegen  kommt,  der  auf  diese 
Weise  nnTerrQckbar  festgehalten  wird. 
In  entsprechender  Weise  wird  der  StOp- 
selhalter wieder  durch  seitliches  Abziehen 
vom  Gefäsa  entfernt. 

Der  genannte  Verschluss  ist  geeignet 
für  Geiässe  in  Reise- Apotheken, 
Heise -Necessairen,  anf  die  Beise  mit- 
zunehmende Flaschen  für  Wein,  Gognac 
u.  derg].,  Reagentienkästen  ßr  Apo- 
thekenrevisoren,  ferner  für  Arzneigei^sse 
der  Feld lazsretb- Apotheken,  Verband- 
taschen  etc.,  nnd  nat  anter  Anderem 
z.  B.  anch  bereits  für  eine  von  Seiten 
Dr.  Kade'a  Oranien  -  Apotheke  in  Berlin 
zusammengestellte  Schiffsapotheke  Sr. 
Haj.  des  Deutschen  Kaisers  Verwendung 
gefnodeU' 

Ebenso  ist  der  Stöpselhalter  verwend- 
bar fSr  Gefftsse,  welche  die  Aerzte  mit 


Aether ,  Morphinlösung ,  Karbolsäure, 
Sublimallösung  u.  dergl.  gelallt  bei  sich 
zu  tragen  pflegen,    da  Korkstöpsel  be- 


kanntlich verbftltnissm&ssig  leicht  ab- 
gestreid  werden  können,  auch  nach 
einiger  Zeit  nicht  mehr  fest  schliessen 
oder  je  nach  der  Natur  des  Arznei- 
mittels auch  zerfressen  werden,  anderer- 
seits aber  das  jedesmalige  Ablösen  und 
Wiederautbinden  einer  Tectur  höchst 
lästig  und  zeitraubend  ist  und  deshalb 
unterbleibt. 

Eine  fernerweite  Anwendung  des 
Stöpselhalters  ist  die  für  Gef^e  in 
Sammlungen,  da  auf  diese  Weise  ein 
sicherer  fester  Verschluss  der  Ge^se 
erzielt  ist,  dieselben  jedoch  auch  behufs 
Probeentnahme  des  Inhalts  sofort  ge- 
öffnet und  durch  einen  Fingerdruck 
wieder  wie  vorher  fest  verschlossen 
werden  können.  Ebenso  kann  man  den 
StOpselhaller  für  DruckfUschchen 
für  Invertirungen  und  ähnliche  chemische 
Arbeiten  an  Stelle  der  Beiachauer'sehen 
Druckfläschchen  verwenden ,  gegenüber 
welchen  die  aus  einer  einfachen  mit 
StOpselhalter  versehenen  Qlosstöpsel- 
flasehe  bestehende  Einrichtung  den  Vor- 
zug grosser  Wohlfeilheit  bat. 

Der  StOpselhalter  wird  von  der  Firma 
Bach  <&  üiedel  in  Berlin  S,,  Alesandrinen- 
Strasse  57,  hergestellt  und  in  den  Ver- 
kehr gebracht. 


»34 


Papatn-EIizir 

besteht  nach  Chem.  Dragg.  aus  0,4  g  Saccha- 
rin,  11g  Papain,  60  g  Qlycerin,  150  g  Sherry 
und  so  viel  Chloroform wasser,  dass  die  Ge- 
sammtmenge  300  g  betr&gt.  Man  l&sst  unter 
öfterem  Umrühren  eine  Woche  lang  stehen, 
worauf  man  filtrirt. 


Bosenü 

Als  stärkende  Einreihung  für  Rücken  und 
Leib  schwächlicher  Rinder  wird  in  der  Apoth.- 
Ztg.  die  Vorschrift  zu  einem  alten  Mittel  in 
zeitgemäss  modificirter  Formel  angegeben. 

Olei  Nucistae  5  Th.  werden  mit  Olei  Carjo- 
phjllorum  5  Th.  verrieben,  das  Gemisch  mit 
Tincturae  Quillsjae  10  Th.  emulgirt  und  Spi- 
ritus Juniperi  80  Th.  zugesetzt. 


8. 


Potsdamer  Balsam 

besteht  nach  dem  Chem.-techn.  Gewerbebl. 
aus  Ol.  Oaryophjll.,  —  Citri,  —  Lavandul., 
—  Thymi,  —  Macidis  ää  10  g,  Bals.  peruv., 
Ol.  Rorismar.  ää  30  g,  Spiritus  1000  g, 
Sptr.  Dzondii  90  g. 


Zum  Tränken  von  Räucherpapier 

empfiehlt  der  „Seifenfabrikant*  folgende  zwei 
Essenzen:  1.  Myrrhe  12  g,  Moschus  10g, 
Rosenextrait  4  g,  Benzoe  100  g,  Iriswarael 
250  g,  Weingeist  300  g.  2.  Benzoe  60  g, 
Borax  20  g ,  Sandelhobs  20  g,  Myrrhe  10  g, 
Moschus  1  g,  Weingeist  200  g. 

Wenn  auch  eine  concentrirte  Form  dieser 
Auszüge  für  obengenannten  Zweck  voll- 
ständig am  Platze  ist,  so  ist  hier  entschieden 
zu  wenig  des  Guten  gethan  worden,  indem 
nach  obiger  Vorschrift  eine  Erschöpfung  der 
Materialien  in  Folge  zu  geringer  Menge 
Spiritus  unmöglich  ausgeführt  werden  kann. 
Als  Snbstituens  für  Iriswurzel  würde  sich  Iris- 
wurzelöl  empfehlen.  S. 


Löthzüm  in  Böhrenform 

kommt  nach  Bayr.  Industr.-  u.  Gew.-Bl.  ans 
Amerika  in  den  Handel.  Die  Zinnrohren  sind 
mit  Oolophonium  oder  Paraffin  anagefullt,  so 
dass  sie  also  das  Flussmittel  gleich  in  sich 
tragen.  Dieses  Löthzinn  in  Böhrenform  eignet 
sieh  besonders  für  feinere  Arbeiten. 


Briefwechsel. 


Apoth.  M.  St«  in  0«  Die  jetzt  die  Bunde 
dnrch  die  Zeitungen  machende  Vorschrift  ffir 
ein  Mittel  ge^en  Insectenstiche  (Liq.  Ammon. 
caust.  3,0  g,  Collodii  1,0  g,  Aeidi  salicylioi  0,1  g) 
ist  ganz  unsinnig,  denn  beim  Zusammengeben 
Yon  Collodium  und  Salmiakgeist  wird  die  Nitro- 
cellulose als  Gallerte  aasgefällt.  Es  ist  natür- 
lich Liquor  Ammonii  caust.  spirituosus 
gemeint. 

Apoth  L.  in  A«  Zum  Nachweis,  ob  das  zum 
Patzen  von  Metall  verwendete  Material  Schmirgel 
oder  Sand  war,  entfetteten  wir  das  Gemenge 
mit  Aether.  woraaf  sich  der  RQckstand  unter 
dem  MikrosKop  als  aus  vOUig  abgerandeten, 
grabig  vertieften  farblosen  EOrnern  bestehend 
zeigte,  also  Sand  war.  Schmirgel  zeiet  sich 
unter  dem  Mikroskop  ganz  deutlich  als  aus 
mehr  oder  minder  grau  oder  braun  gef&rbten 
splitteri^en  Theilchen  bestehend. 

Apoth,  Fl«  in  C.  An  der  Wirksamkeit  der 
elektrischen  Heilkette,  genannt  „Talis- 
man'S  welche  man  gegen  Gicht,  Bhcaroatismus 
and  viele  andere  Krankheiten  auf  der  Brust 
tragen  soll,  gestatten  wir  uns  zu  zweifeln,  ob- 
wohl ein  kgl.  Gerichts-  und  Polizei -Chemiker 
in  Berlin  in  einem  Atteste  sich  folgend ermassen 
aasl&sst: 

„Ihre  einzelnen  Glieder  bestehen  aus  reinen 
Eupfer-Zinkspiralen,  tiber  einen  festen  Kern  von 
gleichem  Material  gewickelt,  die  mittelst  Woll- 
tftden  mit  einander  verbanden  sind.    Die  Woll- 


fäden sind,  wie  die  Prftfung  er^ab,  mit  einem 
Stoff  getränkt,  welcher  leicht  Feuchtigkeit  an- 
nimmt und  sie  daher  geeignet  macht,  die  Ent- 
wicklung der  Elektricitftt  beim  Tragen  der  Kette 
zu  befördern,  da  der  menschliche  &Orper  dareb 
Aasdünstung  Feuchtigkeit  abgebt. 

An  den  Luden  der  Kette  smd  Metallkapseln 
von  Kupfer  und  Zink  mit  Firma  und  Scbutz- 
marke  angebracht.  Beim  Tragen  der  Kette  wird 
der  menschliche  Körper  selbst  als  Leiter  ein- 
geschaltet; sie  stelltalsdann  eine  offene  Fofta'sche 
Säule  dar,  und  zwar  ergab  sich  bei  der  Prflfong 
der  Kette  auf  ihre  Stromstärke  mittelst  Galyaoo- 
meters  ein  Ausschlag  von  60  bis  90  Grad.  Dass 
diese  beim  Tragen  der  elektrischen  Heilkette 
auf  dem  blossen  menschlichen  Körper  sich  ent- 
wickelnde Elektricität  eine  anregende  und  be- 
lebende Heilwirkung  auf  den  Organiamus  aas- 
Qben  muss,  lässt  sich  nicht  bezweifeln." 

Die  Angaben  bezflglich  des  Galvanometer- 
Ansschlages  sind  ohne  nähere  Mittheilung  über 
das  angewendete  Galvanometer  werthlos. 

Apoth.  tf .  in  Bl.  Die  PrOfong  von  Glas  auf 
Alkalinität  mittelst  Jod  eosin  nach  F.  Myh'u» 
finden  Sie  Ph.  C.  80,  198. 194  beschrieben.  Ein 
einfacheres  von  Weber  angegebenes  Verfahren, 
welches  auf  der  Einwirkung  von  Salzsäure - 
dampf  beruht  und  für  «Qe  Prüfung  des 
Medicinglases  verwendbar  erscheint,  ist 
Ph.  C.  80,  704.  705  abgedrackt. 


Verleger  tind  verantwortlicher  Redactear  Dr.  E.  Gelisler  in  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Beingspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljfthrlich  ^J50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  2.5  Pf.,  bei  f^rOsseren  Anzeije^en  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Kedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mltredacteur :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M24:.        Dresden,  den  15.  Juni  1893.    LVI^rglfg! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  ChMnle  ■■(!  Ph»riiiaele:  Pharmaeopoea  danica.  —  Zar  Hentellung  von  Piperaxin.  —  Hinwels.—  Neue 
Anneimittel.  —  Hinweis.  —  Besiimmnng  des  St&rkemchls  nnd  die  Binwirlcnnfr  verdünnter  Säaren  auf  Cellalose. 
—  Hin  weis.  —  Vorbeniciingsmassrefreln  gegen  Wasservorgendnng.  —  Thertpeat  liehe  MltthellaBgeB:  Ueber 
Oleander- Präparate.  —  Teehnltehe  Hittbeilnag an :  Ueber  Saaerstoiffabrikation.  —  Ueber  die  Verwendnng  von 
KorkabfAllen.  —  Bflelienelit««  —  Yenehiedene  MttllietliiBgea t  Eiweisaprobe  im  Harn  nach  Gebrauch  von  bal- 
famlsehen  Mitteln.  —  Bestimmung  des  Wassergebaltes  der  Butter  fUr  die  Marktcontrole.  —  Tonio. —  Constitnens 

für  Uternsstifte.  —  Bestellnngs-Eroeuerung.  —  Aaielgen« 


Chemie  und  Pliarmaele 


Pharmaeopoea  danica, 

Kopenbagen  1898. 

H,  Hagerup'B  Verlag. 
Von  H,  Schelene. 

£ine  Folge  jedenfalls  unseres  deutsehen 
Arzneibuches  ist  es,  dass,  nachdem  seitens 
des  königl.  Justizministeriums,  unter  dem 
in  Dänemark  das  Medieinalwesen  steht, 
durch  Schreiben  vom  13.  October  1892 
die  Anfertigung  einer  lateinischen  Ueber- 
setzung  des  Textes  abgelehnt  worden  war, 
das  dänische  neue  Arzneigesetzbuch,  dem 
lateinischen  Titel  zum  Trotz,  in  däni- 
scher Sprache  erschienen  ist.  So  wohl- 
klingend das  Idiom  ist,  so  bereitwillig 
man  ibnn  auch  alle  YorzOge  einräumen 
wird  und  ohne  Weiteres  den  dänischen 
Nachbarn  dasselbe  Becht  eingestanden 
werden  rauss,  das  wir  für  uns  be- 
anspruchten —  so  wird  doch  der  weit- 
aus grössle  Theil  Derer,  die  in  irgend 
einer  Art  zum  Studium  der  dänischen 
Pharraacopoe  genöthigt  sind,  unzweifel- 
hafl  der  frfiher  gebrauchten  lateinischen 
Sprache  den  Vorzug  vor  der  dänischen 
gegeben    haben,   weil   doch  .nun  einmal 


erstere  den  Vorzug  hat,  Gemeingut  aller 
Oebildeten  zu  sein. 

Mag  man  alle  möglichen  rationellen 
Gründe  für  unser  deutsch  abgefasstes 
Arzneibuch  gehabt  haben,  ma^  man  seine 
Glossen  über  der  alten  Pnarmacopoe 
Latein  gemacht  haben,  mag  sie  ein  Kreuz 
für  manchen  Apotheker  -  Lehrling  ge- 
wesen sein  —  ganz  abgesehen  von 
dem  Nutzen  einer  gewissen  geistigen 
Schulung,  zu  der  man  durch  den  Ge- 
brauch einer  fremden  Sprache  gezwungen 
wurde,  war,  trotz  des  immer  allgemeiner 
werdenden  Verständnisses,  dessen  sich 
unsere  schöne,  bekanntlich  aber  schwer 
zu  erlernende  Muttersprache  erfreut,  die 
Pharmaeopoea  Germanica  universeller, 
wie  es  das  deutsche  Arzneibuch  je  wer- 
den wird.*) 

In  üblicherweise  wird  in  einer  Vor- 
rede über  die  Entstehung  der  Pharraa- 
copoe berichtet.  Die  zu  ihrer  Aus- 
arbeitung durch  allerhöchste  Ordre  vom 
19.  October  1889  ernannte  Commission 
hielt  ihre  erste  Sitzung  unter  Vorsitz  von 

*)  Läset  sich  bestreiten.    Red. 


336 


Dr.  med.  T.S.lTarwcie  an  dem  I.November 
desselben  Jahres  ab.  Nachdem  sie,  unter 
Zugrundelegung  der  Vorschläge  der  däni- 
schen Aerzte- Vereinigung  und  des  Vereins 
der  Apotheker  Dänemarks  bezüglich  der 
aufzunehmenden  und  auszuscheidenden 
Arzneimittel  das  Material  gesichtet  hatte, 
konnte  sie  nach  den  Sommerferien  im 
September  und  October  1890  mit  Dele- 
girten  Schwedens  und  Norwegens  zu- 
sammentreten, um  mit  diesen  die  nöthigen 
Vereinbarungen  zwecks  thunlicher  Ueber- 
einstimmung  in  Sonderheit  der  stark- 
wirkenden Arzneimittel  zu  treffen,  wie  sie 
principiell  schon  bei  Herausgabe  der  Phar- 
macopoea  danica  von  1868  beschlossen 
und  durchgeführt  waren.  Die  leitenden 
Grundsätze  wurden  dann  von  dem  könig- 
liehen  GesundheitscoUegium  am  6.  De- 
cember  1890  approbirt. 

Am  11.  December  hatte  die  Commis- 
sion  den  Verlust  ihres  Vorsitzenden  zu 
beklagen,  der  nach  kurzem  Krankenlager 
vom  Tode  hingerafft  wurde.  Unter  der 
Leitung  des  im  Januar  1891  zu  seinem 
Nachfolger  ernannten  F.  Trier  wurde  die 
Arbeit  dann  so  schnell  gefördert,  dass 
sie  im  November  1892  geschlossen  wer- 
den konnte. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass 
die  Grundsätze,  die  bei  Bearbeitung 
des  deutschen  Arzneibuches  massgebend 
waren,  zum  grössten  Theil  auch  in  Däne- 
mark acceptirt  wurden.  So  hat  man  auch 
hier  von  Vorschrillen  zu  Mitteln  Abstand 
genommen,  deren  Bereitung  notorisch 
schon  längst  eine  Domaine  der  chemi- 
schen Grossindustrie  geworden  ist,  und 
man  hat  desto  mehr  Gewicht  darauf  ge- 
legt, sichere  Methoden  für  Identitäts- 
und Bei nh ei ts proben  zu  geben.  Dass 
diese  in  der  weitaus  grössten  Zahl  der 
Fälle  mit  denen  des  deutschen  Arz- 
neibuches übereinstimmen,  soll  vorweg 
bemerkt  werden,  und  ist  in  Ansehung 
der  Herkunft  der  Präparate  zumeist  aus 
Deutschland,  das  sich  durch  seinen  Fleiss 
und  seine  Zuverlässigkeit  immer  mehr  die 
leitende  Stellung  im  Weltmarkt  erobert, 
völlig  begreiflich  und  natürlich. 

Den  einzelnen  Chemikalien  sind  üb- 
rigens, entgegen  unseren  Gepflogenheiten, 
die  Formein  beigefügt,  während  ebenso,  wie 
bei  uns,  eine  Atomgewichtstabelle  fehlt. 


Weiter  unterscheidet  sich  die  dänische 
Pharmakopoe  von  unserer  durch  die  voll- 
ständig ausgeschriebenen  Autorennamen, 
die  den  Stammpflanzen  der  Drogen 
beigefügt  sind.  Die  Pflanzennamen  selbst 
sind,  soweit  es  sich  um  in  Dänemark 
wildwachsende  oder  cultivirte  Gewächse 
handelt,  nach  Joh.  Lange,  Baandbog  i 
den  danske  Flora,  1886  bis  1888,  soweit 
ausländische  Pflanzen  in  Betracht  kom- 
men, nach  Chr,  Luerssen,  Handbuch  der 
systematischen  Botanik,  1879  bis  1882, 
benannt  und  ebenso  liegt  der  Classifica- 
tion letztgenanntes  Buch  zu  Grunde. 

Hinsichtlich  der  Verbandstoffe  hat 
man,  wie  bei  uns,  auf  Vorschriften  ver- 
zichtet. In  der  That  wäi-e  es  sehr  schwer 
gewesen,  hier  die  nöthigen  Grenzen  zu 
ziehen  und  dem  unendlichen  Wechsel 
Bechnung  zu  tragen. 

Wie  bei  uns  sind  jedem  starkwirkenden 
Mittel  die  Maximal -Tages-  und  Einzel- 
dosen beigefügt,  die  übrigens  auch  am 
Ende  tabellarisch  aufgeführt  stehen.  Eben- 
so gelten  die  Angaben  nur  für  Erwach- 
sene. 

Ich  halte  es  ftir  einen  Vorzug,  dass, 
anders  wie  im  deutschen  Arzneibuche, 
neben  den  modernen  Namen  auch  wenig- 
stens einige  Synonymen  figuriren,  die 
ebenfalls  in  einem  Verzeichniss  am  Ende 
sich  wiederfinden. 

Als  weiterer  Vorzug  ist  meines  Eraeh- 
tens  auch  anzuführen,  dass  in  dem  latei- 
nischen Index  bei  den  einzelnen  Mitteln 
die  Gomposita  angegeben  sind,  zu 
deren  Bereitung  erstere  gebraucht  wer- 
den. Ausgenommen  davon  Bind  Wasser 
und  Weingeist,  während  bei  Zucker  im 
Theil  summarisch  verfahren  und  auf  die 
Aufzählung  der  verschiedenen  Sirupe 
verzichtet  worden  ist. 

Von  der  Aufnahme  von  Aqua  commu- 
nis, frischen  Früchten,  Eiweiss  und  ähn- 
lichen allgemein  gehandelten  Gegenstän- 
den ist  abgesehen  worden. 

Während  in  der  Dänischen  Pharma- 
copoe  von  1869  in  einem  besonderen  Ab- 
schnitte unter  praecepta  operationum 
quarundam  et  praeparatorum,  die  Darstell- 
ung der  Decocta,  Infusa,  Emulsiones, 
Electuaria  u.  s.  w.  behandelt  worden  war, 
hat  die  neue  Auflage  in  der  Art  unseres 
Arzneibuches  diese  Artikel  in  den  Tei^ 


•^:  4 


■v«*t 


337 


verwiesen  und  in  einer  Einleitung  nur 
folgende  Directiven  gegeben,  bei  denen, 
wie  ich  vorher  bemerken  will,  nur  da 
Abweichungen  von  unseren  Vorschriften 
vorbanden  sind,  wo  ich  sie  extra  hervor- 
bebe. 

1.  Das  Gewichts-  und  Maass- 
sjsiem  ist  das  decimale  der  Gramme  und 
Meter. 

Theile  sind  aller wärts  Gewichtstheile. 

2.  Das  bunderttheilige  Thermometer 
ist  als  geltend  angenommen  und  unter 
gewöhnlicher  Temperatur  und  stets,  wenn 
keine  besondere  Angabe  gemacht  ist,  eine 
solche  von  15^  zu  verstehen. 

3.  Specifische  Gewichtsangaben 
beziehen  sich,  wenn  Gegentheiiiges  nicht 
extra  angegeben  ist,  auf  15^,  und  Wasser 
von  eben  so  hoher  Temperatur  ist  Ge- 
wichtseinheit 

4.  Das  Maceriren  soll  bei  15  bis  20^, 
dasDigeriren  bei  35  bis 45^  geschehen 
(die  alte  Auflage  der  dänischen  Parma- 
iopöe  und  das  deutsche  Arzneibuch 
schreiben  35  bis  40^  vor!). 

5.  Den  die  Farbe  der  Flüssigkeiten 
betreffenden  Angaben  ist  eine  Flüssig- 
keitsschieht  von  2  cm  Dicke  zu  Grunde 
gelegt  und  durchfallendes  Licht  verstan- 
den. 

6.  Soll  in  der  Beceptur  gewöhn- 
liches Wasser  zum  Auflösen  von 
Salzen  gebraucht  werden,  so  ist  es  vor- 
her zu  kochen,  abzukühlen  und  zu  filtri- 
ren.  So  anerkennenswerth  diese,  meines 
Wissens  sonst  officiell  noch  nicht  ge- 
gebene Vorschrift  ist^  so  befremdet  sie 
insofern,  als  sonst  bis  auf  verschwindende 
Fälle  principiell,  wie  bei  uns,  von  dem 
Gebrauch  der  Aqua  communis  Abstand 
genommen  worden  ist.  Jedenfalls  kennt 
die  Pharmac.  danica  nur  Aqua  destillata 
als  vand,  Wasser,  und  schreibt  dieses 
zur  Bereitung  von  Decocten,  Infusionen 
u.  s.  w.  vor. 

7.  Für  das  Sammeln,  Trocknen  und 
Aufbewahren  von  ^flanzentheilen  gelten, 
wo  nicht  Anderes  gehörigen  Orts  vorge- 
schrieben ist^  folgende  Segeln: 

Wurzeln,  Wurzelstöcke  und 
Knollen  sollen  im  Frühjahr,  wenn  die 
Blätter  noch  nicht  völlig  entwickelt  sind 
oder  im  Herbst  von  welkenden  Pflanzen 
gesammelt,    schnell   mit  kaltem  Wasser 


gewaschen  und  von  anhängenden  fremden 
Theilen  befreit  werden. 

Binden  sollen  allezeit,  am  besten  aber 
im  Frühjahr,  sonst  wie  die  Wurzeln  ge- 
sammelt werden, 

Blätter  und  Kräuter  nur  bei  trock- 
nem  Wetter  zu  der  Zeit,  wenn  die  Pflan- 
zen in  dem  Stadium  höchster  Entwickel- 
ung  sich  befinden,  aber  vor  der  Blüthe- 
zeit, 

Blüthen  ebenfalls  bei  trocknem  Wetter 
und  völlig  entwickelt, 

Früchte  und  Samen  in  völlig  reifem 
Zustande. 

Alle  Pflanzentheile  sollen  an  schattigem, 
luftigem  Orte  oder  bei  künstlicher,  65^ 
nicht  überschreitender  Wärme  getrocknet 
werden,  nachdem  dicke,  saftige  Theile 
vorher  gespalten  und  ev.  an  Fäden  auf- 
gehängt worden  sind. 

Aufbewahrt  sollen  die  Vegelabilien  in 
gut  verschlossenen  Behältern  werden,  und 
durch  Wurmfrass  verdorbene,  schimmelige, 
ihres  charakteristischen  Geruchs,  Ge- 
schmacks und  ihrer  Farbe  verlustig  ge- 
gangene sollen  verworfen  werden. 

8.  Das  Zerschneiden  und  Quet- 
schen soll  so  vorgenommen  werden,  dass 
die  appretirte  Droge  ein  möglichst  gleich- 
formiges  Ansehen  bekommt.  Deshalb 
sollen  die  möglichst  gleich  grossen  Tbeil- 
chen  nach  Beendigung  des  Schneidens 
sorgfältig  gemischt  werden.  Die  zum 
Sichten  des  Goncisa  bestimmten  Siebe 
sollen  nur  kantige  Löcher  haben,  deren 
Anzahl  auf  den  Gentimeter  die  Nummer 
des  betreffenden  Siebes  angiebt  —  eine 
Massnahme,  die  sicherlich  das  Wohlge- 
fallen eines  jeden  Praktikers  erwerben 
wird  und,  so  weit  ich  das  beobachten 
konnte ,  in  den  Drogenappretiranstalten 
befolgt  wird. 

Analog  unseren  Vorschriften  unter- 
scheidet die  Pharm,  danica: 

grobgeschnittene ,  gequetschte, 
geraspelte  Substanzen  durch  ein  Sieb 
Nr.  2, 

geschnitten,  gequetscht,  geraspeit, 
durch  ein  solches  Nr.  3, 

fein  gesöhnitten,  gequetscht,  ge- 
raspelt, ebenso  durch  ein  Sieb  Nr.  5  ge- 
schlagen, das  bezogen  ist  mit  einem  Ge- 
flecht von  Messing-  oder  galvanisirtem 
Eisendraht. 


338 


Es  werden  diese  Grössen  ungefähr  mit 
den  bei  uns  officinellen  —  4,  3  und  2  mm 
Maschenweite  —  stimmen.  Anders  ist's 
mit  den  Feinheitsgraden  der  Pulver, 
die  unter  Pulveres  simplices  behandelt, 
doch  für  deutsche  Leser  bequemer  an 
dieser  Stelle  behandelt  werden  sollen. 

Vielleicht  auf  Grund  von  Vorstellungen, 
die  ich,  auf  Grund  meiner  Erfahrungen 
als  Besitzer  einer  Dampfpulverisiranstalt, 
der  damaligen  Pharmakopöecommission 
gemacht  habe,  sind  Normen  für  die  Fein- 
heit der  Pulver  in  das  deutsehe  Arznei- 
buch aufgenommen  worden,  ähnlich  denen, 
die  die  Pharmacopoe  suecica  schon  im 
Jahre  1869  gebracht  hatte  —  leider  aller- 
dings nicht  in  dem  Grade  ausgearbeitet, 
ausserdem  der  Theorie  und  Praxis  ange- 
passt,  wie  es  in  dem  citirten  Werke  un- 
serer nordischen  Stammverwandten  ge- 
schehen ist.  Wäre  das  geschehen,  so 
würden  an  die  betreffenden  Fabrikanten, 
in  deren  Händen,  trotzdem  nach  wie  vor 
von  den  Apothekern  die  Einrichtung  einer 
Stosskammer  gefordert  wird,  nicht  An- 
forderungen gestellt  werden,  die  zum  Theil 
ins  Masslose  und,  für  den  wirklich  Sach- 
verständigen, Unvernünftige  sich  ver- 
steigend, oft  nur  auf  Kosten  der  Qualität 
der  Droge  erfüllt  werden  können.  Die 
Pharm,  danica  hat,  wie  gesagt,  die  sonst 
übliche  Eintheilung  nach  Nummern  oder 
Classen  fallen  lassen  und  lässt  ihre  Num- 
mern durch  die  für  die  Siebe  per  Centi- 
meter  vorgeschriebene  Anzahl  von  Fäden 
bezeichnen. 

Sie  schreibt  vor  für 

Grobe  Pulver,  pulveres  crassi, 
wie  es  im  Norden  heisst,  Siebe,  welche 
mit  Drahtgaze  bezogen  sind,  die  auf  den 
Centimeter  10  Fäden  aus  Messing  oder 
galvanisirtem  Eisen  aufweist. 

Es  entspräche  das  unserer  Nr.  4  mit 
10  Löchern  auf  den  Längencent imeter 
und  der  Classis  IV  der  Parm.  suecica 
mit  ungefähr  100  Löchern  auf  den 
Quadratcentimeter. 

Gewöhnliche  Pulver,  pulveres 
communes,  zeigen  die  Nr.  30;  das  zu 
ihrer  Anfertigung  erforderliche  Sieb  zeigt 
mithin  30  Fäden  auf  den  Centimeter,  die 
hier  von  Messing,  Seide  oder  Pferdehaar 
sein  können.     Ist  nichts  Bestimmtes  ge- 


sagt,  so  ist   dieser  Feinheitsgrad  mass- 
gebend. 

Diese  Nr.  30  steht  unserer  Nr.  5,  mittel- 
feine Pulver,  mit  26  Maschen  oder  676 
Löchern  und  der  Classis  II  der  Schweden 
mit  ungefähr  1000  Löchern  per  Quadrat- 
centimeter am  nächsten. 

Feine  Pulver,  pulveres  subtiles, 
benöthigen  ein  Sieb  Nr.  50,  mit  50,  liier 
Seideniiden,  also  2500  Löcher  per  Qua- 
dratcentimeter. 

Dagegen  schreibt  unser  Arzneibuch  für 
feine  Pulver  43  Maschen  mit  1849  Löchern, 
die  Suecica,  in  ihrer  Classis  I,  ungefiibr 
1600  Löcher  vor. 

Mehr  Nummern  kann  im  Grunde  der 
hier  in  erster  Reihe  in  Betracht  kom- 
mende deutsche  Vegetabilienhändler  nicht 
verlangen.  Vielleicht  kommt  eine  dem- 
nächstige Pharm,  suecica  den  erstrebens- 
werthen  Einheitsgedanken  durch  Anpass- 
ung an  eine  der  in  Vergleich  gezogenen 
Gesetzbücher  entgegen. 

9.  Jeder  Apotheker  soll  die  Geräth- 
Schäften  und  Gefösse,  die  zur  Bereit- 
ung, Aufbewahrung  und  Untersuchung 
der  Heilmittel  nach  Massgabe  der  Phar- 
raakopöevorschriften  erforderlich  sind,  be- 
sitzen 

10.  Alle  Behälter  von  Heilmitteln 
sollen  mit  leserlicher  lateinischer  Signatur 
versehen  sein.  NeuanzuschaflFende  Gefasse 
oder  solche  in  zukünftig  zu  errichtenden 
Apotheken  sollen  nach  Massgabe  der  neuen 
Nomenclatur  signirt  werden. 

11.  Die  Zubereitung  der  Heilmittel 
muss  in  Uebereinstimmung  mit  den  Phar- 
makopöevorschriften  geschehen,  und  jede 
Veränderung,  die  sie  in  Bezug  auf  Farbe. 
Geruch  oder  Geschmack,  oder  Stärke  be- 
einflussen könnte,  ist  verboten. 

12.  Der  Apotheker  hat  in  allen  Fällen 
dafiir  einzustehen,  dass  die  Heilmittel  den 
Vorschriften  der  Pharmakopoe  ent- 
sprechen. 

13.  Die  Heilmittel  sind  stets  nach  Ge- 
wicht, niemals  nach  dem  Maass  aus- 
zuliefern, es  sei  denn  Gegentheiliges  aus- 
drücklich vorgeschrieben. 

14.  Flüchtige  Stoffe  oder  solche, 
die  Feuchtigkeit  aus  der  Luft,  an- 
ziehen oder  sich  an  ihr  verändern,  sol- 
len in  wohlverschlossenen  Gläsern  abge- 
liefert werden.    Einzeln  abzugebende  Pul 


339 


ver,  die  genannte  Stoffe  enthalten,  sollen 
in  Kapseln  von  Wachspapier,  in  diesem 
Falle  ohne  Glas  oder,  nur  in  extra  vor- 
geschriebenen Fällen,  auch  noch  in  Glas 
abgeliefert  werden. 

Es  dürfte  diese  Vorschrift  daa-anerkannt 
niedrige,  dänische  Arzneipreismiltel  doch 
zu  Gunsten  unserer  Gollegen  modificiren. 

15.  Innerlich  anzuwendende  Arzneien 
sollen  mit  weissen,  äusserlich  anzuwen- 
dende mit  Signataren  von  blauem 
Papier  verabfolgt  werden. 

16.  Die  im  Text  der  Pharmacopoe,  wie 
bei  uns,  angegebenen  und  ebenso  in  einer 
Tabelle  ara  Ende  zusammengestellten 
grössten  Einzel-  und  Tagesgaben 
sollen  sich  nur  auf  Erwachsene  beziehen. 

Diesen  einleitenden  Bemerkungen  folgt 
ein  Verzeichniss  der  Abkürzungen  und 
dann  der  in  erster  Beiheinteressirende  Text. 

Ehe  ich  die  einzelnen  Nummern  einer 
vergleichenden  Besprechung  unterziehe, 
möchte  ich  noch  auf  einige  weitere  Eigen- 
thümlichkeiten  der  uns  beschäftigenden 
Pharmacopoe  hinweisen. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Zur  Herstellung  von  Fiperazin* 

Glycol  C2H4(OH)2  und  Aetbylendiamin 
CqH^(N  1^2)2  können  anter  Wasseraastritt 
Piperazin  bilden.  Aber  selbst  bei  hober  Tem- 
peratur und  unter  Anwendung  wasseren tzieb- 
ender  Mittel  gelingt  es  nicht,  erbebliche 
Mengen  Piperazin  za  erbalten.  Die  Um- 
setzQDg  Tollziebt  sieb  dagegen  nach  einem 
Patent  (D.  B.  P.  67811)  der  chemischen 
Fabrik  auf  Aktien  (vormals  E,  Schering)  in 
Berlin,  wenn  man  Qlycolnatrium  auf  die 
Säarederivate  des  Aetbjlendiamins  unter  Er- 
bitzen  einwirken  lässt: 

C2H4(ONa)2  +  C2H4(NH.C0K)2  « 

(C2H4NH)2  +  2  RCOONa. 
Das  Piperazin  wird  aas  dem  Reactions- 
prodact  mittelst  Wasserdampf  abdestillirt,  das 
Destillat  mit  Salzsäure  eingedampft  und  der 
Kuckstand  gereinigt. 

j^itschr.  f,  angew.  Giern,  1893,  205. 


Neabestlmmnng  des  Atomgewichts  ron 
larjruin^  Th.  IV-  Richards:  Zeitschr.  f.  anorg. 
*hem.  lt$9S,  441.  Statt  des  bisher  gültigen 
"Perthes  137,10  stellt  Verfasser  als  Atomgewicht 

28  Baryums  187,48  auf.  s. 


Neue  Arzneimittel. 

Formanilid.  Das  Ameisensäureanilid, 
CsHsNH.  COH,  krystallisirt  nach  Pharm. 
Post  in  langen ,  abgeplatteten ,  yierseitigen 
Prismen;  es  schmilzt  bei  46^  and  ist  leicht 
in  Alkohol,  ziemlich  leicht  in  Wasser  löslich. 
Das  Formanilid  wirkt  in  3proc.  Lösung  unter 
die  Haut  oder  in  die  Harnröhre  gespritzt 
an&sthetisch ;  auf  der  Zunge  bewirkt  eine 
20proc.  Lösung  zunächst  ein  stark  beissendes 
Gefähl,  hierauf  eine  lange  anhaltende  IJn- 
empfindlichkeit.  Ferner  soll  dieser  Stoff  auf 
blutende  Wunden  gestreut  noch  besser  blut- 
stillend wirken  als  Antipyrin. 

Saccharin.  Das  bisher  im  Handel  befind- 
liche Saccharin  (aus  60pCt.  der  allein  Süss- 
kraft  besitzenden  Ortho-  und  40pCt.  Para- 
und  Meta-Sulfaminbenzoesäuteanhydrid  be- 
stehend) war  300 mal  so  süss  wie  Zucker;  die 
Pirma  FaMberg,  List  &  Co.  in  Salbke- Wester- 
hnsen  a.  Elbe  bringt  jetzt  ein  y^raffinirtes" 
Saccharin  in  den  Handel ,  welches  aus  der 
reinen  Ortho- Verbindung  besteht  und  500mal 
so  süss  wie  Zucker  ist.  Dasselbe  wird  auch 
in  löslicher  Form  als  Natronsalz  fabricirt, 
das  letztere ,  90  pCt.  raffinirten  Saccharins 
entsprechend,  ist  demnach  450  mal  so  süss  wie 
Zucker.  Um  das  VerstSuben  zu  vermeiden, 
wird  neben  dem  fein  gepulverten  Präparat 
auch  eine  Sorte  fabricirt,  welche  feinkörnig  ist. 

Salipyrin.  Die  chemische  Fabrik  von  Dr. 
H,  Bylc  in  Berlin  theilt  uns  mit,  dass  das 
Berliner  Gericht  am  19.  Mai  1893  in  einem 
Processe,  den  die  Firma  J,  D.  Riedel  in  Ber- 
lin gegen  H.  Byk  angestrengt  hatte,  dahin 
entschieden  hat,  dass  die  klagende  Firma  ab- 
zuweisen und  das  zu  Unrecht  eingetragene 
Zeichen:  „Salipyrin"  zu  löschen  sei. 

Saprol.  Dieses  Desinfectionsmittel ,  fibor 
welches  wir  bereits  Ph.  C.  83,  305.  334.  693 
berichteten,  wird  jetzt  mit  einem  garantirten 
Gehalt  von  mindestens  40pCt.  Kresolen  in 
den  Handel  gebracht.  Der  Fabrikant  be- 
zeichnet sein  Product  in  einer  neuerlichen 
Veröffentlichung  als  „ein  Mittel  zur  recht- 
zeitigen Entdeckung  drohender  Gesundheits- 
sch&digungen*'  durch  das  Brunnenwasser,  in- 
dem —  die  Desinfection  der  Abtrittsgraben 
mit  Saprol  (oder  einem  anderen  Kresolprä- 
parate.  Ref.)  vorausgesetzt  —  das  Wasser  des 
eventuell  naheliegenden  Brunnens  einen  Rre- 
solgeschmack  aufweist,  wenn  der  Gruben- 
Inhalt  in  den  Bronnen  gelangen  kann.   Der 


34Ö 


Rresolgeschmaek  soll  also  hier  als  Indicator 
auf  die  Veninreinigung  des  Brunnens  darcb 
Fäkalien  dienen;  für  knrse  Entfernungen 
zwischen  Grube  und  Brunnen  kann  dieses 
wohl  zutreffen,  dass  das  Wasser  nach  Rresolen 
schmeckt,  für  grössere  Entfernungen  aber 
dürfte  es  zweifelhaft  erscheinen. 

Sedaün  ist,  wie  wir  der  Bandschau  1893, 
497  entnehmen,  ein  neues  patentirtes  Seda- 
tivum, und  zwar  Para-Valerylamidophenetol. 
Zur  Darstellung  lässt  man  Paraamidophenetol 
und  ValeriansSure,  Valerylchlorid  oder  Vale- 
riansäureanhydrid  oder  auch  Paraamidophene- 
tolchlorhjrdrat  und  Natriumvalerianat  auf 
einander  einwirken;  das  Sedatin  ist  ein  in 
feinen  Nadeln  krjstallisirender  Körper  vom 
Siedepunkt  350  bis  360^,  der  in  Benzin  wenig 
löslich,  in  Aether,  Chloroform,  Aceton  sehr 
wenig  löslich,  i^  heissem  Aethyl-  und  Methyl- 
alkohol löslich,  in  kaltem  weniger  löslich  ist. 

(Wir  müssen  darauf  hinweisen,  dass  der 
Name  „Sedatin"  früher  schon  einmal  als 
Synonym  für  Antipyrin  benutzt  worden  ist. 

Ref.) 

Snocus  e  testibas  paratum.  Unter  diesem 
Namen  bringt  jetzt  die  Firma  JE,  Merck  in 
Darmstadt  im  Laboratorium  von  JEd.  JEgasse 
&  P.  Bouye  in  Paris  hergestelltes  Hoden- 
extract  in  den  Handel.  Im  Laboratorium  der 
Oenannten  wird  nach  einer  Geschäftsmittheil- 
ung von  E.  Merck  unter  den  peinlichsten  Vor- 
sichtsmassregeln gearbeitet,  um  absolut  sterile 
Präparate  zu  erhalten.  Das  Pr&parat  kommt 
in  zwei  Sorten  in  den  Handel:  1.  in  weissen 
Olasflftschchen  (durch  d' ArsonvaCBclk^  Filter 
[Raolinkerzen]  *)  unter  KohlensSuredruck 
filtrirt) ,  2.  in  gelben  Glasfläschchen  mit  der 
Bezeichnung  I.  (in  d' ArsanvaV^iihetk  Auto- 
claven  *)  unter  Kohlensäuredruck  sterilisirt). 


0  Ph.  C.  88,  167. 


s. 


Neue  Methode,  die  Löslichkeit  der  Sallcy  I- 
sänre  zu  erhöhen;  L.  Carcano  und  P.  Cesaris: 
Bellet.  Chim.-Farm.  1893,  I.Heft.  Die  Ver- 
fasser haben  die  schon  bekannte  L(j8licbkeit  der 
Salicylsäure  in  BoraxlOsung  nachgeprüft,  kommen 
jedoch  auf  Grand  ihrer  Untersuchungen,  nament- 
lich mit  Rücksicht  auf  den  antiseptischen  Werth 
derartiger  Losungen,  zu  dem  Schlüsse,  dass  eine 
für  antiseptische  Zwecke  geeignetere  Losung 
erbalten  wird  nach  der  Vorschrift:  Acidi  borici 
12,0,  Acidi  salioylici  6,0,  Aquae  1000,0.  Mit 
einer  solchen  Losung  waren  sie  im  Stande, 
frisches  Fleisch  unter  gleichen  Versuch sbeding- 
ungen  besser  zu  erhalten,  als  mit  2  proc.  Sublimat- 
lOsung.  JCf. 


BeBtimmung  des  Stärkemehls 
und  die  Einwirkung  verdünnter 
Säuren  auf  Cellulose. 

Um  bei  der  Verzuckerung  der  St2rke 
durch  Mineralsäuren  den  gleichieitigen  An- 
griff auf  die  Cellulose  au  vermeiden ,  erhitit 
Quichard  5  g  Kleie  oder  Mehl  mit  90  ecm 
einer  gesättigten  Ozalsäurelösung  eine  Viertel- 
stunde in  einem  mit  B&ckfluaskfihler  ver- 
sehenen Roibchen,  lässt  abkühlen,  giebt  dann 
in  das  Kölbchen  lOccm  Salpetersäure,  welche 
durch  Verdünnung  von  SG'Hger  Säure  aof 
das  zehnfache  Volumen  hergestellt  ist,  filtrirt 
einen  Theil  der  Mischung  und  verzuckert, 
indem  er  eine  Stunde  lang  kochen  lässt.  Die 
Flüssigkeit  enthält  nach  dem  Kochen  mit 
Oxalsäure  lösliche  Stärke,  Dextrin  und  wenig 
Glucose;  der  ausgewaschene  Rückstand  iit 
frei  von  Stärke  und  kann  zur  Bestimmung 
der  unlöslichen  Substanzen  dienen.  Der  ge- 
fundene Zuckergehalt  ergiebt  die  Menge  der 
Stärke  ohne  Oorrection  wegen  angegriffener 
Cellulose.  —  Rohe  Cellulose  wird  durch 
Kochen  mit  verdünnter  Salpetersäure  in  einen 
Brei  verwandelt,  die  Flüssigkeit  färbt  sieb 
mehr  oder  weniger  gelb,  je  nach  der  Menge 
stickstoffhaltiger  Substanzen  in  der  Celinloae. 
Die  Lösung  reducirt  die  JFVAIffi^'sche  Flotsig 
keit  und  polarisirt.  Wiederholt  man  du 
Kochen  mit  erneuten  Mengen  Säure,  so  hört 
nach  etwa  einer  Stunde  die  Zuckerbildnng 
auf.  Das  Verfahren  kann  zur  Beatimmong 
der  in  der  Cellulose  enthaltenen  verzucker- 
baren Substanzen  (Lignin,  inkrnstirende  i 
Substanz  etc.)  benutzt  werden.  Die  so  be- 
handelte Cellulose  läast  unter  dem  Mikroskope  j 
ihre  charakteristischen  Formen  noch  erkennen. 
Sie  ist  jedoch  in  Hydrocellulose  umgewandelt. 
BuU.  80C,  chim.  d,  Ber,  d.  D.  ehem.  GreseBsck. 


Ueber  die  Wirkung  von  8eliinmel  mmI 
Arsenverbindungen;  JB.  Gosio:  Arcb.  ital.  de 
Biolog.  1892,  18,  263  durch  Chem.^Ztff.  18^. 
Rep.  S.  69.  Verfasser  bestätigt,  dass  versuiiedeiie 
Ascomjceten,  besonders  PeniciUium  glaacnm, 
Aspergillas  glancus,  Mucor  mncedo  n.  s.  v. 
arsenhaltigen  Kleister  unter  Bildung  von  iv^ 
reinem  Arsen  Wasserstoff  zersetzen.  Arsenig* 
saures  und  arsensaures  Kalium  werden  an 
leichtesten  umgewandelt,  schwächer  die  Kupfer* 
Verbindung,  die  Sulfide  sar  nicht.  Die  b^ten 
Kulturmittel  mflssen  Kohlenhydrate  enthalten. 
Neben  Arsen  Wasserstoff  bildet  sich  noch  eine, 
noch  nicht  bestimmte,  Kohlenstoff  enthaltend« 
Verbindung.  S, 


341 


Vorbeugungsmassregeln  gegen 
Wasservergeudong. 

Von  Wasserbandirector  Kümmel  •  AMon^. 

Vortrag  tot  der  Versammlang  des  Deutschen 

Vereins  für    öffentliche    Gesundheitspflege    in 

Wfirzbnrg  im  Mai  1893. 

Es   ißt   eine  bekannte  Thatsache,   dass 
Wasserwerke   oft  grosse  Verluste   erleiden 
dnrch  Yergendnng  von  Wasser.    Diese  Yer- 
hste,  welche  weit  erheblicher  sind,  als  man 
gewöhnlich  annimmt,  erreichen  oft  eine  solche 
Höbe,  dass  die  Lieferf&higkeit  des  Werkes 
den  gesteigerten  Anforderungen  nicht  ge- 
nügt, indem  das  aus  Quellen  oder  Grund- 
irasser    herstammende   Wasser    in   seinem 
Gange  beschränkt  ist,  oder  indem  die  Ma- 
schinenkraft des  Werkes  oder  die  für  den 
Yerndnftigen  Gebrauch  berechnete  Weite  der 
Rohrleitungen  nicht  mehr  ausreicht.  Die  An- 
forderungen, welche  an  die  Wasserwerke  ge- 
stellt werden,  sind  verschieden;  die  Kom- 
munen gebrauchen  das  Wasser  for  Strassen- 
reinigungy  Strassenbesprengung,  Spülung  der 
Kanäle^  IBr  Feuerlöschzwecke;  Private  für 
Haushaltungs  -   und   Gewerbebetriebe.    Der 
Verbrauch  an  Wasser  für  öffentliche  Zwecke 
beträgt  in  Berlin  9,75,  in  Dresden  8,  in 
Breslau  5,5,  Stettin  6,  Düsseldorf  5,  Hannover 
2,5  pCt.  des  Gesammtverbrauches.   Die  süd- 
deutschen Städte  verwenden  wegen  der  Auf- 
stellung laufender  Brunnen  erheblich  mehr 
für   öffentliche   Zwecke,   so   Karlsruhe   25, 
Nürnberg  26,  Würzburg  28 pCt.  Der  grössere 
Tbeil  des  Wassers  wird  also  von  der  Ein- 
wohnerschaft verbraucht. 

Die  Yerlnste  an  Wasser  werden  veranlasst 
durch  Sorglosigkeit  und  Missbraucl^  der  Ab- 
nehmer, inshesondere  aber  durch  Brüche 
und  Undichtigkeiten  der  Leitungen  und  Ver- 
sorgungsanlagen in  den  Grundstücken  der 
Abnehmer.  So  weit  die  Leitungsrohre  sicht- 
bar zn  Tage  treten,  wird  eine  Leckstelle  bald 
bemerkt  nnd  vom  Hausbesitzer  in  eigenem 
Interesse  bald  unschädlich  gemacht;  ist  aber 
eine  Leekstelle  in  der  Erde  oder  anLeitongen 
unter  dem  Fussboden,  so  bleibt  dieselbe  oft 
lange  Zeit  nnentdeckt,  es  kann  Monate  lang 
Wasser  davonlaufen,  ohne  dass  ein  Verlust 
bemerkt  wird.  Auch  die  Wasserverluste  durch 
rinnende  Wasserhähne  sind  nicht  unbeträcht- 
lich. Ein  schwach  rinnender  Hahn  lässt 
täglich  700  L  Wasser  fliessen ;  dem  Haus- 
besitzer kostet  die  Beparatur  Geld,  weshalb 


letztere  gewöhnlich  so  lange  unterbleibt,  bis 
sie  absolut  nothwendig  wird ,  um  grossere 
Schäden  abzuwenden.  Auch  die  Schwimmer- 
hähne der  Wasserreservoirs  und  der  Wasser- 
closets  bedingen  einen  grossen  Wasserverlust. 
Als  vierte  Ursache  des  übermässigen  Wasser- 
verbrauches bezeichnet  Redner  das  absicht- 
liche Laufenlassen  von  Wasser  in  den  Haus- 
haltungen. Viele  Hausfrauen  undKOchinnen 
glauben  z.B.  durch  Laufenlassen  des  Wassers 
die  Luft  in  der  Küche  zu  verbessern. 

Die  Vergeudung  von  Wasser  ist  dort  am 
grössten,  wo  das  Wasser  nicht  nach  Maass, 
sondern  auf  Grund  einer  Schätzung  den  Ab- 
nehmern nach  deren  freiem  Ermessen  gelie- 
fert wird.  Es  ist  deshalb  den  Wasserwerken 
zu  empfehlen,  neben  einer  verschärften  Con- 
trole  der  häuslichen  Wasseranlagen  zur  Lie- 
ferung nach  Maass  überzugehen,  trotz  der 
Bedenken,  die  vom  Standpunkte  der  Gesund- 
heitspflege wegen  der  hierdurch  möglicher- 
weise berbeigefohrten  Beschränkung  des 
Wasserverbrauches  erhoben  werden  müssen, 
und  trotz  der  Mängel,  die  den  Messapparaten 
noch  anhaften.  Redner  bespricht  den  vom 
Director  des  Wasserwerks  in  Liverpool, 
Dearon ,  construirten  selbstr^gistrirenden 
Wassermesser  (in  Frankfurt  eingeführt), 
mit  welchem  nach  Mittheilungen  des  Herrn 
Stadtbaurath  XtntJZey-Frankfnrt  sehr  günstige 
Resultate  erzielt  werden.  Ein  von  Oesten- 
Berlin  construirter  Apparat,  Verlust- 
anzeiger genannt,  zeigt,  in  Hausleitungen 
eingeschaltet,  an,  ob  an  der  Leitung,  deren 
Abfiusshähne  sämmüich  geschlossen  sind, 
anderweitig  ein  Verlust  stattfindet. 

Ein  dritter  Apparat,  von  Ingenieur  .^.JRans 
in  Altena  construirt,  das  Hydrophon,  ist 
ein  Hörapparat,  der  mit  einem  Hörstabe  auf 
den  Schlüssel  des  Strassenhahnes,  welcher 
bis  auf  einen  kleinen  Spalt  geschlossen  ist, 
aufgesetzt  wird  und  jedes  Leck  unzweifelhaft 
dem  Gehör  bemerkbar  macht. 

Die  Bedenken  der  Gesundheitspflege  lassen 
sich  im  Wesentlichen  beseitigen  durch  die 
Feststellung  eines  unter  allen  Umständen  zu 
bezahlenden  Mindestverbrauches,  der  nach 
einem  Erfahrnngssatze  zu  ermitteln  und  als 
feste  Wasserabgabe  ohne  Rücksicht  auf  den 
wirklichen  Verbrauch  zu  erheben  sein  würde. 
Redner  bezeichnet  als  ein  solches  Durch- 
schnittsminimum ca.  50  L  Wasser  pro  Kopf 
und  Tag.  ä. 


342 


Tlierapeutlsclie  Mitthelluiiireii. 


üeber  Oleander -Präparate. 

Unterfertigter  Arzt  hat  in  mehreren 
ärztlichen  Zeitschriften  schon  seine  Er- 
folge mit  Oleander  als  Ersatzmittel  von 
Digitalis  heschrieben.  Viele  Aerzte  haben 
die  Therapie  mit  Oleander  nachgeprüft 
und  vielfach  die  glänzendsten,  Digitalis 
weit  überlegenen,  Erfolge  brieflich  an 
denselben  mitgetheilt.  Da  ich  schon 
wiederholt  gegen  Geheimmittelschwindel 
in  der  Presse  aufgetreten  bin  und  ausser- 
dem auch  schon  mancher  Patient  nach 
Bad  Neuenahr  zu  mir  kam,  um  sich  der 
Oleandertherapie  zu  unterziehen,  so  würde 
ich  es  als  Verleugnung  meiner  bisherigen 
Principien  betrachten,  wenn  ich  nicht  in 
der  pharmaceutischen  Fachpresse  die 
Darstellung  brauchbarer  Oleander  -  Prä- 
parate besprechen  wollte.  Ich  will  aber 
absehen  von  der  einfachen  Angabe  von 
fertigen  Eecepten,  sondern  mehr  im  In- 
teresse des  selbstständigen  wissenschaft- 
lichen Denkens  die  Grundzüge  zur  Be- 
reitung brauchbarer  Dauerpräparate  ^)  an- 
geben. Es  wird  immer  Einer  mit  mehr, 
Einer  mit  weniger  Geschick  kleine  Ab- 
änderungen in  die  Bereitung  bringen,  und 
wenn  jetzt  auch  Merck  in  Darmstadt  eine 
Tinctura  Nerii  Oleandri  nach 
meinen  Angaben,  die  auf  dem  Wies- 
badener Congress  ausgestellt  war,  in 
tadelloser  Weise  in  den  Handel  bringt, 
so  kann  doch  sehr  leicht  der  vorliegen- 
den Anregung  eine  oder  mehrere  Ver- 
besserungen in  der  Bereitung  von  Oleander- 
Präparaten  durch  Leser  dieser  Zeitschrift 
entspringen.  Bevor  wir  aber  zur  Be- 
sprechung der  Präparate  übergehen,  ist 
ein  kurzer  Blick  auf  die  medicinischen 
Seiten  des  Oleander  nothwendig. 

Gleichzeitig  mit  mir,  aber  unabhängig, 
arbeitete  Pontoux  unter  Dujardin-Beau' 
metz  daran,  Oleander  in  die  Therapie  ein- 

*)  Nur  für  die  Anfertigung  von  Präparaten 
ex  tempore  fflge  ich  dem  Schlüsse  meine  Fchon 
anderweitig  veröffentlichten  Becepte  an,  da  viel- 
leicht mancher  Arzt  einen  einzelnen  vorläufigen 
Versuch  in  einem  verzweifelten  Falle  machen 
will,  in  dem  Digitalis  und  seine  anderen  Ersatz- 
mittel im  Stiche  gelassen  hatten  und  dann  der 
Apotheker  vielleicht  glaubt,  nur  einmal  ein 
Oleander -Präparat  anfertigen  zu  müssen,  was 
ihn  abbftlt,  ein  Danerpräparat  zu  machen. 


zuführen;  seine  Versuche  fanden  Mangels 
eines  geeigneten  Präparates  keine  Nach- 
ahmung. Oleander  als  Ersatzmittel  für 
Digitalis  zu  versuchen,  lag  sehr  nahe,  da 
der  Thierversuch  mit  den  chemisch  reinen 
Aldehjdäthern^)  gleichen  Verlauf  i^ait  dem 
nach  Digitalisverwendung  ergab.  Und 
es  stimmen  auch  meine  therapeutischen 
Resultate  bei  geeigneten  Präparaten  mit 
den  Erfolgen  nach  Digitalis.  «Ja,  sie  über- 
treffen die  Digitaliserfolge  stets,  vielleicht 
nur  deshalb,  weil  Patienten  mit  den  chro- 
nischen Indicationen  der  Digitalistherapie 
von  den  verschiedensten  Aerzten  mit 
Digitalis -Präparaten  behandelt  auf  die 
Digitalisstofife  durch  Angewöhnung  nur 
mehr  sehwach  reagiren.  Ich  kann  nach 
meinen  bald  achtjährigen  Erfahrungen 
mit  Oleander  folgende  Sätze  aufstellen: 

1.  Die  Oleanderaldebydäther  (wahrscheinlieb 
echte  Glykoside)  geboren  der  gleichen  Gruppe 
von  Herzgiften  an,  wie  die  Digitalisaldebjdäther 
(Glykoside),  nämlich  den  Cardiotonicis. 

"d.  Die  Oleanderaldehydftther  sind  mindestens 
ebenso  werthvoU  fflr  die  Therapie  wie  die  Digi- 
tal isstoffe. 

ö.  Bei  gleichem  chemischen  Verbalten  sind 
Oleander-  and  DigitalisstoiTe  doch  verschiedene 
Körper;  denn  auf  Oleander  reagiren  noch  Pa- 
tienten, die  an  Digitalis,  und  auf  Digitalis  noch 
Patienten,  die  an  Oleander  gewöhnt  sind. 

4.  Dieser  therapeutische  unterschied  findet 
eine  chemische  Stütze  in  dem  verschiedenen 
Gehnlte  des  Tanninniederschlages  der  beiden 
Gruppen  an  Tannin. 

ö.  Gute  Oleander- Präparate  haben  eine  proropte 
und  nachhaltige  Wirkung. 

6.  Diese  Wirkung  besteht  in  langsameren, 
regelmässigerem  und  kräftigerem  Pulse.  Auch 
die  ßespirationsfreqnenz  wird  vermindert.  Die 
Diurese  und  die  physiologischen  festen  Urin- 
bestandtheile  werden  in  mrem  Tagesquantam 
vermehrt.  Die  Stuhlentleerungen  werden  häu- 
figer und  weicher.  Es  schwinden  Herzklopfen. 
OeHeme  und  Dyspnoe  in  Folge  von  Herzleiden. 

7.  Oleander  ist  indicirt  bei  Herz-  and  Nieren- 
leiden, ihren  Folgeerscheinungen  und  sonsti.^en 
Stauungen,  gegen  raschen,  unregel massigen  und 
schwachen  Puls,  Herzklopfen,  Oedeme  und 
Dyspnoe,  auch  bei  Erkrankungen  dee  Hen- 
muskels  und  Atheromatose,  wenn  man  unter 
hochgesteigerter  Diurese  für  lange  Zeit  und 
ener^sch  die  unangenehmen  subjectiren  Er- 
scheinungen beseitigen  will. 


^)  Ich  setze  im  Folgenden  stets  den  um- 
fassenderen Namen  Aldehydäther,  da  fär  manche 
Stoffe,  wie  Digitoxin,  der  Nachweis  als  Glykosid 
(d.  h.  Zuckeräther)  im  engeren  Sinne  nicht  zo 
erbringen  ist. 


343 


8.  Oleander  kann  bei  jnn^n  and  alten  Indi- 
viduen gereicht  werden;  letzteres  besonders  im 
Gegensatze  zu  Strophanthns,  bei  dessen  An- 
wendung bei  Personen  Aber  40  Jahre  nnr  zn 
häafig  die  heimtflckische  Pfeilgiftwirkang  plötz- 
liche Todesfälle  Terarsachend  zur  Geltung 
kommt. 

9.  Oleander  bis  gegen  50  Tage  intern  ge- 
reicht, wird  nicht  durch  Angewöhnung  wirk- 
nneslos. 

10.  Wenn  der  Magen  toUs tändig  mit  Medi- 
camenten verschont  werden  soll,  so  ist  auch 
noch  Oleander  resp.  das  Glykosid  Oleandrid 
indicirt;  denn  es  ist  der  einzige  rein  cardio- 
tonische  8toff,  der  mit  Erfolg  ohne  lästige 
Nebenerscheinungen  subcutan  verwendbar  ist. 

11.  Den  Vorzug  vor  den  übrigen  Cardiotonicis 
verdient  Oleander ,  wenn  als  besondere  Neben - 
wirkunff  vermehrter  Stuhlt^ang  erwünscht  ist. 

12.  Für  interne  Darreichung  ist  Oleander 
contraindicirt,  wenn  Erbrechen  und  Diarrhoe 
besteht 

13.  Als  grosse  Dosis  bezeichne  ich  0,5  g  Boh- 
droge,  doch  kann  ohne  Schaden  selbst  aof  das 
Zehnfache  gestiegen  werden.  Diese  Dosen  sind 
angezeigt,  wenn  man  Oleander  nur  ein  bis  zwei 
Tage  reichen  will  und  momentane  aber  doch 
nachhaltige  Wirkung  beabsichtigt  wird.  Diesen 
kann  man  längere  Zeit  kleine  Tagosdosen  ent- 
sprechend 0,05  bis  0,1  Bolidroge  folgen  lassen. 
Ohne  vorhergehende  grosse  Dosis  ist  für  längere 
Zeit  die  Tagesdosis  von  0,?g  Kohdroge  angezeigt. 

Für  den  Pbarmaceuten  hat  zwar  dies 
kein  sehr  hohes  Interesse;  doch  ist  man- 
cher rein  pharmaceutische  Punkt  nicht 
gat  verständlich  ohne  diese  Voraussend- 
ung. 

Oleander  ebenso  wie  Strophanthas  und 
Vinca  gehört  der  Familie  der  Apocyneen 
an  und  ist  heimisch  in  den  Mittelmeer- 
ländern.    In  Deutschland  wird  Oleander 
als   Zierpflanze   in   den   verschiedensten 
Varietäten  und  unter  den  Terschiedensten 
Boden-,  Wärme-  und  Feuchtigkeitsverhält- 
nissen   in    Eöbeln   cultivirt.      Natürlich 
wechselt  dabei  der  Gehalt  an  wirksamen 
Stoffen  sehr.   Darum  wird  man,  um  Miss- 
erfolge   zu    vermeiden,    am  besten   die 
Oleanderdrogen     aus     den     Mittelmeer- 
ländern  beziehen.    Zu  seinen  chemisch- 
physiologischen Arbeiten  thatdies  Schmte- 
deberg  ans  Algier.    Ich  habe  wiederholt 
von  Apotheker  Janssen  in  Florenz  aus 
zweiter    Hand    bezogen; .  ^«rwAarrf^    in 
Leipzig   hat  sich  zu  billigerer  Lieferung 
der  Oleander- Eohdrogen  bereit  erklärt. 
Natürlich  sind  dieselben  im  en  gros-  und 
en  detail-Bezuge  auch  von  E,  Merck  in 
Barmstadt  erbältlich. 
Als  Bohdroge   kommen   in  Betracht 


Blätter,  Rinde  und  unreife  Früchte, 
und  zwar  nur  in  gut  ausgetrocknetem  Zu- 
stande. Bei  langsamem,  ungenügendem 
Trocknen  zersetzen  sich  gerade  die  ent- 
haltenen cardiotonischen  Aldehydäther 
(Glykoside?).  Ausser  diesen  cardio- 
tonischen Stoffen  enthält  Oleander  noch 
local  reizende  Harzkörper,  welche  Er- 
brechen und  Diarrhöe  erzeugen.  Die 
Spaltprodncte  der  cardiotonischen  Stoffe 
wirken  auf  das  verlängerte  Mark  strych- 
ninartig.  Es  ist  also  je  nach  der  Be- 
reitungsweise möglich,  aus  Oleander  Prä- 
parate mit  drastischer,  cardiotonischer 
oder  krampferregender  Wirkung,  oder 
auch  mit  gemischten  Wirkungen  darzu- 
stellen. Mancher  Leser  wird  darauf  sagen, 
dann  wäre  Oleander  kein  Medicament  und 
nicht  werth,  in  die  Therapie  eingeführt 
zu  werden.  Doch  Digitalis  und  alle  seine 
echten  Ersatzmittel  theilen  mehr  oder 
weniger  diese  Vielheit  unterschiedlicher 
Gifte.  Und  wenn  dieser  Leser  Oleander 
praktisch  mit  Scilla  vergleicht,  so  wird 
ohne  Voreingenommenheit  Scilla  als  un- 
zuverlässiger unterliegen.  Und  ich  hoffe, 
dass  es  der  Einführung  des  Oleander  in 
den  Arzneischatz  keinen  Eintrag  thun 
wird,  wenn  ich  abweichend  von  manchem 
anderen  ersten  Befürworter  eines  neuen 
Medicamentes  schon  selbst  auf  die  mög- 
lichen Fehlerquellen  hinweise,  aber  zu- 
gleich die  Mittel  angebe,  sie  zu  vermeiden. 

Ein  geeignetes  Oleander-Prä- 
parat darf  nach  obigen  Ausführungen 
zur  Vermeidung  nicht  gewünschter  Wirk- 
ungen keine  Harzkörper  enthalten, 
keine  Spaltprodncte  der  Cardio- 
tonica  und  keine  spaltenden  Kör- 
per  enthalten. 

Die  Harzkörper  mit  localer  Reiz- 
wirkung sind  praktisch  unlöslich  in  Wasser, 
wenigstens  nach  vorausgegangener  Ein- 
trocknung. Es  bringt  daher  das  Infus 
eine  für  die  Praxis  genügende  reinliche 
Scheidung  zu  Stande.  Doch  darf  man 
beim  Infundiren  der  Oleander -Bohdroge 
das  Wasser  nicht  übermässig  sparen ;  denn 
auch  die  cardiotonischen  Stoffe  sind  nur 
schwer  wasserlöslich.  Ein  wässeriger 
Auszug  in  Concentration  eines  Fluid- 
extractes  ist  nicht  möglich.  Man  muss 
wenigstens  zum  fünffachen  Gewichte 
Walser  greifen.    Dieses  Infus  Iftsst  sieh 


i 


344 


durch  Zusatz  von  Alkohol  und  Glycerin 
auf  die  fQr  Tincluren  gebräuehlichste 
Goneentration  von  1 :  10  bringen.  Es 
ist  aber  hier  mit  der  äussersten  Sorgfalt 
vorzugehen,  um  keine  Spaltproducte  zu 
erzielen.  In  der  Pflanze  selbst  sind  keine 
Spaltproducte  der  Gardiotoniea  nachzu- 
weisen. Durch  anhaltende  Berührung  mit 
Säuren  oder  nur  kurz  dauerndes  Sieden 
in  sauer  reagirender  Lösung,  aber  auch 
durch  Sieden  bei  Anwesenheit  freier 
Alkalien  spalten  die  Gardiotoniea  Stoffe 
der  Picrotoxingruppe  ab.  Ich  habe  des- 
halb schon  oben  auf  das  Infus  hinge- 
-wksen;  denn  ein  Deco  et  von  Oleander 
ist  ebenso  verkehrt,  wie  ein  Deeoctum 
Digitalis  wäre.  Wenn  aber  ein  Decoct 
unstatthaft  ist,  so  ist  auch  ein  Einengen 
des  Infuses  im  Laboratorium  der  Apo- 
theke nicht  möglich,  ohne  dass  Zersetz- 
ungen eintreten;  denn  bei  dem  vorsich- 
tigsten Neutralisiren  nehmen  die  Lösungen 
stets  wieder  eine  saure  Reaction  an.  Ausser- 
dem reissen  die  Spuren  in  Lösung  über- 
gegangener Harze  bei  ihrem  Ausfallen 
während  des  Siedens  auch  noch  von  der 
unzersetzten  aber  schwerlöslichen  Gardio- 
tonicis  nieder.  Ich  komme  also  noch- 
mals, auch  um  die  zweite  Forderung  zu 
erreichen,  zu  dem  Schlüsse,  dass  keine 
Fluid-  oder  concentrirten  Extracte  für 
die  interne  Verwendung  des  Oleander  als 
Ersatzmittel  der  Digitalis  möglich  sind, 
sondern  nur  die  oben  erwähnte  Tinctur. 
Für  Digitalis  sind  eigentlich  die  gleichen 
Sätze  selbstverständlich ;  aber  doch  bringen 
Fabriken  pharmaceutischer  Präparate  so- 
genannte concentrirte  Digitalisinfuse  in 
den  Handel,  welche  Apotheker  im  Falle 
der  ärztlichen  Verordnung  eines  Digitalis- 
infuses  nur  mit  destillirtem  Wasser  auf 
die  vorgeschriebene  Goneentration  ver- 
dünnen. Aerzte,  welche  von  dieser  Praxis 
keine  Ahnung  haben  und  nicht  bemerken, 
dass  Picrotoxinwirkung  (vor  Allem  auch 
Beschleunigung  des  Pulses  statt  Ver- 
langsamung) für  die  beabsichtigte  Digi- 
taliswirkung eintritt,  gelangen  durch  die 
Beobachtung  unprompter  und  geringer 
Digitaliswirkung  entweder  zur  Anwendung 
des  unzweckmässigen  Pulvis  Digitalis  oder 
zu  hohen  Dosen  bei  Digitalisinfusen,  die 
manchmal  zu  Intoxicationen  tühren,  oder 
lassen  den  Arzt  Digitalis  ganz  verwerfen.  ^) 


Auch  dieser  Abschweif  war  nothiwendig, 
um  nicht  durch  Missverständniss  aus 
meinen  eigenen  Worten  eine  Waffe  gegen 
die  Oleandertherapie  zu  schmieden. 

Meine  dritte  Forderung  war,  alle  Stoffe 
auszuschliessen,  die  beim  Aufbewahren 
mit  der  Länge  der  Zeit  eine  Zersetzung 
der  cardiotoni sehen  Stoffe  verursachen 
können.  Es  kommen  hierflQr  nur  die 
anorganischen  Salze  in  Betracht,  die  in 
Lösung  übergingen.  Diese  durch  Mani- 
puliren  mit  Erdalkalien  und  Alkohol  aus- 
zuschliessen,  dürfte  keinem  Apotheker 
schwer  fallen.  Doch  setzen  alle  bisher 
besprochenen  Vorsichtsmassregeln  eine 
gewisse  technische  Uebung  voraus,  um 
auch  wirklich  den  beabsichtigten  Erfolg 
zu  erreichen.  Und  selbst  wenn  ich  das 
Ganze  nur  in  ein  detaillirtes  Becept  zu- 
sammengefasst  hätte,  würden  verschiedene 
Apotheken  ein  verschiedenwerthiges  Prä- 
parat geliefert  haben.  Das  Arbeiten  mit 
Drogen,  die  Glykoside  und  ähnliche  Stoffe 
enthalten,  wird  stets  schwierig  bleiben. 
Meine  Arbeiten  wurden  daher  ihrem  Ziele 
wesentlich  näher  gebracht,  als  Bombeion 
sich  entschloss,  die  cardiotonischen  Alde- 
hydäther  des  Oleander  rein  darzustellen. 

Schmtedeberg  hatte  dieselben  bereits 
rein  dargestellt  nach  der  in  allen  Lehr- 
büchern beschriebenen  Methode,  Glyko- 
side zu  isoliren.  Und  auch  hier  zeigte 
sich  die  eben  erwähnte  Erfahrung:  si  duo 
faciunt  idem,  non  est  idem.  Schmtedeberg 
erhielt  eine  solch  geringe  Ausbeute,  dass 
es  nie  möglich  geworden  wäre,  wegen 
des  hieraus  resultirenden  hohen  Preises 
die  reinen  Stoffe  in  die  Therapie  ein- 
zuführen. Bombeion  gelang  es,  das  ganze 
Gramm  auf  dem  gleichen  Wege  durch 
exactes  Arbeiten  und  höhere  Ausbeute 
um  ein  paar  Mark  herzustellen,  obwohl 
die  nöthige  Beschaffung  der  Rohdroge 
aus  Italien  momentan  nicht  eben  leicht 
und  billig  war.  Der  therapeutisch  werth- 
vollste  Stoff  ist  dem  Digitalin  analog  und 
entspricht  dem  Schmtedeberg' sehen  Ole- 
an  d  r i  n.  Die  Möglichkeit  kleiner  Diffe- 
renzen und  die  äann  von  anderen  „inen" 
her  bekannten  Verwirrungen,  z.  B.  auch 
bei  „Digitalin**,    veranlassten  Bombeion 

*)  Höchst  beachtlich!  Auch  wir  haben  uns 
des  Öfteren  gegen  das  Vorräthighalten  coo* 
centrirter  Digitalisinfo se  ausgesprochen.   Red. 


345 


und  mich,  den  Namen:  Oleandrid  zu 
wShlen,  der  bei  der  glykosidischen  stick- 
stofffreien Natur  dieses  Körpers  in  seiner 
Endung    gerechtfertigt    erscheint;    denn 
die  Endung  „in''  erinnert  mich  immer 
unwillkürlich  an  das  „N''  in  den  Alka- 
loiden.    Man  hat  bei  so  vielen  Körpern 
der  Endung  die  Eigenschaft   beigelegt, 
über  die  chemische  Klasse  Aufschluss  zu 
geben,   so   dass   ich   es  nur  begrtissen 
könnte,   wenn   bei   allen  stickstofffreien 
Körpern  das  „N"  in  der  Endung  vermie- 
den wfirde.    Es  würde  dann  auch  der 
Arzt  nicht  so  leicht  den  öfter  vorkommen- 
den Fehler  machen,  im  Becepte  einem 
nicbtalkaloidischen    Körper    das    Wort: 
„hydrochloricum"    versehentlich    beizu- 
iögen.     Weniger  therapeutischen  Werth 
in  der  Eigenschaft  eines  Gardiotonicums 
als  das  Oleandrid  hat  ein  zweiter  Aldehyd- 
äther,   den   wir   in   unserem   Präparate 
wegen  der  Analogie  mit  Digitoxin  Ole- 
andertoxid  nannten. 

Das  Oleandrid  hat  besonderen  Werth, 
weil  es  subcutan  verwandt  werden  kann. 
Das  zweckmässigste  Lösungsmittel  zur 
Darstellung  geeigneter  und  haltbarer  Lös- 
ungen ist  ein  Gemisch  aus  gleichen  Theilen 
Wasser  und  Glycerin.  Als  Einzeldosis 
sind  6  mg  zu  empfehlen;  ich  halte  es 
darum  für  zweckmässig,  wenn  gerade 
diese  Quantität  in  1  ccm  gelöst  enthalten 
ist  und  empfehle  deshalb  folgende  Lösung, 
die  für  10  Einspritzungen  ausreicht. 

Nr.  1. 
:Rp.  Oleandridi  0,06. 
Glycerini 

Aquae  destillatae  ää  «5,0. 
S.  D.  S.  zu  subcutanen  Injectionen. 
Am  ersten  Tage  werden  2  Spritzen  in 
Zwisehenraum  gegeben.  Dabei  beobachtete 
ich  einige  Mal6  einmaliges,  sich  nicht 
wiederholendes  Erbrechen  ohne  dauern- 
des UebelkeitsgefQhl.  Danach  gebe  ich 
alle  48,  manchmal  alle  72  und  selbst  nur 
alle  9(5  Stunden  (nach  der  Schwere  der 
Fälle)  eine  JFVaraj^Spritze  voll  subcutan. 
Der  Vortheil  der  seltenen  Nothwendig- 
keit  der  Belästigung  des  Patienten  muss 
unmittelbar  in  die  Augen  springen.  Aber 
auch  die  Ungenauigkeiten  der  Dosirung, 
wie  sie  beim  Digitalisinfuse  in  dem 
wechselnden  Gehalte  der  Drogen  an  wirk- 
samen Stoffen,  dem  mehr  oder  weniger 


gründlichen  Auszuge  dieser  Stoffe,  der 
subjectiven  Verschiedenheit  des  Cubik- 
centimeterinhaltes  der  Esslöffel  ent- 
^ringen,  werden  hier  vermieden,  da  der 
Arzt  die  haarscharfe  Dosirung  selbst  in 
der  Hand  behält.  Die  Versuche  mit 
Oleandertozid  sind  noch  nicht  abge- 
schlossen, doch  steht  in  mehreren  Fällen 
auch  sein  Werth  sicher.  Die  Lösungs- 
mittel sind  die  gleichen.  In  der  Dosirung 
darf  0,0005  pro  dosi  nicht  überschritten 
werden.  Von  auswärtigen  Kollegen  liegen 
aber  gar  keine  Mittheilungen  über  Ole- 
andertoxid  vor,  während  für  das  anfäng- 
lich sofort  versuchte  Oleandrid  auswärtige 
Kollegen,  denen  wir  davon  mittheilten, 
soweit  sie  brieflich  sich  darüber  äusserten, 
meine  günstigen  Erfolge  bestätigten. 

Da  aber  bei  Arzt  wie  Publikum  immer 
noch  ein  gewisses  Misstrauen  gegen  die 
jBravojer- Spritze  besteht,  so  setze  ich  zum 
Schlüsse  einige  Becepte,  wie  sie  in  jeder 
Apotheke  bereitet  werden  können.  Ich 
habe  hier  Adjuvantia  und  Gorrigentia  zu- 
gefügt, bemerke  aber  ausdrücklich,  dass 
solche  in  den  Präparaten  zum  Studium 
der  Oleanderwirkung  nicht  verwendet 
waren. 

Nr.  2. 
Rp.  Tincturae  Nerii  Oleandri  Merch 

secundum  Oefele  ....    10,0 
Aquae  Amygdalar.  amararum      1,0 
M.  D.  S.    2  bis  3  mal  im  Tage  20  Trop- 
fen auf  Zuckerwasser. 

Nr.  3. 

Rp,  Pulveris  folior.  Nerii  Oleandri    1,0 

Pulveris  florum  Sambuci  nigri    1,0 

Soob  Juniperi  quantum  satis 

Misce;  fiat  massa  pilular.  numero  XXX 

Consperge  pulvere  rhizomatis  Iridis. 

D.  S.  3  bis  5  Pillen  täglich. 

Nr.  4. 
Rp,  Pulveris  folior.  Nerii  Oleandri    0,07 
Pulveris  radicis  Carlinae   .    .    0,03 
Misce.  D.  ad  chartam  Usujo  (japonicum) 

tales  doses  Nr.  XV. 
S.  2  bis  3  mal  täglich  1  Stück. 

Nr.  5. 
Rp.  Spiritus  vini  Cognac 

Aquae   fervidae   ana   quantum 

satis,  infunde  in 
Pructus    Nerii    Oleandri    sicci 
concisi 1,0 


346 


Macera  per  horas  XXIV.  Cola. 

Adde  Carbonis  vegetabilis  .  0,5 
Gonquassa,  filtra,  iiant  colaturae 

remanentis 20,0 

Sirupi  Sarsaparillae  ....  15,0 
M.  D.  S.  3  mal  täglich  1  Kaffeelöffel. 

Nr.  6. 

Bp.  Foliorum  Nerii  Oleandri  re- 

centium 4,0 

Badicis  Levistici 2,0 

Aquae  fervidae 60,0 

fiat  lege  artis  infusum.    Adde 
Sirupi  Cerasorum      ....    10,0 
-J1,D.  S.    In  24   oder  48  Stunden  ess- 
löffel weise  zu  nehmen. 

Nr.  7. 

Ep.  Fruetus   Nerii   Oleaudri    ex- 

siccati  concisi 1,0 


Stipitum  Spartii  Scoparii .    .      5,0 

Aquae  fervidae 100,0 

Macera  per  horam  dimidiam. 

Cola.    Filtra.    Adde. 
Aquae  Menthao  piperitae  .     .     10,0 
M.  D.  S.   Stündlich  einen  Esslöffel. 

Das  Reeept  Nr.  6  oder  ein  ähnliches 
wird  dem  Apotheker  besonders  angenehm 
sein,  wenn  es  sich  um  eine  einzelne  Ver- 
ordnung handelt.  Denn  es  ist  kein  Dörf- 
chen so  klein,  in  dem  nicht  momentan 
einige  Gramm  frische  Oleanderblätter 
zu  erhalten  wären.  Und  wie  froh  ist  der 
Arzt,  wenn  er  bei  einer  schweren  Wasser- 
sucht bei  Versagen  von  Digitalis  in  Folge 
von  Angewöhnung  ohne  langwierige 
Schreibereien  ein  neues  Ersatzmittel 
momentan  versuchen  kann. 
Bad  Neaenabr,  Rheinpreussen.  Oefek. 


Teclinisclie  Mltttaeilnngren. 


üeber  SauerBtofGfabrikation. 

Bis  vor  wenigen  Jahren  beschränkte  sich 
die  Darstellung  des  Sauerstoffs  auf  jene  Me- 
thoden y  welche  noch  jetzt  zur  Erläuterung 
desselben  in  den  chemischen  Vorträgen  er- 
Örtert  werden :  Erhitzen  von  chlorsaurem 
Kali  —  eventuell  gemischt  mit  Mangansuper- 
oxjd  — ,  Erhitzen  von  Quecksilberoxyd,  Ka- 
liumbichromat  und  Schwefelsäure  etc.;  seit- 
dem es  aber  gelungen  ist,  das  Gas  zu  com- 
primiren,  ferner  Trausportgefässeherzustellen, 
welche  den  Druck  des  comprimirten  Gases 
anszuhalten  vermögen,  eine  Aufgabe,  die 
schon  durch  die  Bedürfnisse  der  Kohlensäure- 
industrie gelöst  worden  war,  hat  die  Fabrika- 
tion des  Sauerstoffs  erst  ihren  eigentlichen 
Anfang  genommen,  so  dass  dessen  Verwendung 
in  technischer  und  industrieller  Hinsicht 
nichts  mehr  im  Wege  stand.  Von  den  vielen 
möglichen  Verwendungen  des  reinen  Sauer- 
stoffs sei  hier  auf  die  Verwendung  zu  Heiz- 
und  Leuchtflammen  hingewiesen,  indem  jetzt 
an  Stelle  von  atmosphärischer  Luft  reiner 
Sauerstoff  den  Gebläseflammen  zugeführt 
werden  kann ,  wodurch  Resultate  erzielt  wer- 
den, die  nach  den  bisherigen  Methoden  nicht 
erreicht  werden  konnten.  Um  die  schwer- 
flüssigen Metalle  in  kurzer  Zeit  niederzu- 
schmelzen,  genügt  die  Einführung  von  Sauer- 
stoff in  eine  Leuchtgasflamme. 

Eine  neue  hervorragende  Verwendung  der 
Sauerstoffheizflamme  findet  in  England  statt, 


indem  man  dort  an  Stelle  der  bisher  ge- 
gossenen gläsernen  Tröge  für  Accumulatoren- 
Batterien,  diese  Tröge  jetzt  aus  Glasecheiben 
mit  Hilfe  des  Knallgasgebläses  an  den  Kanten 
zusammenschmilzt.  Auf  diese  Weise  lassen 
sich  viel  grössere  Glaströge  (1^/4  cbm  Inhalt) 
darstellen,  als  es  bisher  möglich  war. 

Das  Verfahren ,  nach  welchem  die  Elkan- 
sehe  Sauerstoff •  Fabrik  in  Berin  arbeitet,  ist 
im  Allgemeinen  das  von  BoussignauU  vor 
etwa  40  Jahren  vorgeschlagene  und  von  Ge- 
brüder Brin  (Ph.  C.  28,  402)  im  Jahre  1884 
verbesserte;  die  Efhan^Bche  Fabrik  arbeitet 
jedoch  mit  noch  weitergehenden  Verbesser- 
ungen, weshalb  ihr  Verfahren  nach  Bajr. 
Ind.-  u.  Gewerbe-Bl.  1892,  463^  hier  kurz  er- 
läutert werden  soll. 

Die  Luft  wird  zunächst  in  grossen,  kasten- 
artigen ,  gusseisernen  Gefassen ,  welche  mit 
Aetznatron  gefüllt  sind,  von  Wasserdampf 
und  Kohlensäure  befreit.  Die  durch  die 
Feuchtigkeit  gebildete  Lauge  übersiebt  die 
festen  Stücke  und  hält  dabei  allen  Staub,  der 
sich  an  den  feuchten  Flächen  angelegt,  fest. 
Die  Reiniger  sind  in  solcher  Anzahl  vor- 
handen ,  dass  deren  Ausschaltung  behafa 
Leerung  und  Neubeschickung  ohne  Betriebs- 
störung vor  sich  gehen  kann.  Die  gereinigte 
Luft  gelangt  in  den  Ofen,  in  dem  beiderseits 
geschlossene  schmiedeeiserne  Rohre  reihen- 
weise  vertikal  eingebaut  sind.  In  dieae  mit 
kömigem  Barjt  bis  oben  gefüllten  Betorten 


347 


wird  die  Luft  durch  ein  Tertikales  Bohr  bis 
aaf  den  Boden  geführt,  bo  dass  sie  die  ganze 
Baryumox  yd  Schicht  durchstreichen  muss, 
ehe  sie  wieder  entweichen  kann.  Die  Retorten 
werden   durch  Generatorgas  -  Feuerung  fort^ 
wiUirend  in  massiger  Rothgluth  erhalten.    In 
raschem  Wechsel  wird  nun  die  Luft  durch  die 
Pompe  eingeblasen  und  abgesaugt;  der  jedes- 
mal eintretende  kalte  Luftstrom  kühlt  den 
Retorten  inh  alt  auf  die  zur  Sauerstoff -Auf- 
nahme günstige  Temperatur  (500  bis  600^) 
ab  und   diese  geht  vor  sich.     Nach  gleich 
darauf  erfolgter  Abstellung  der  Luftzufuhr 
tritt  in  wenigen  Augenblicken  die  zur  Sauer- 
stoff- Abgabe  nothwendige  Temperaturerhöh- 
ung (auf  800^)  ein ,  und  das  Absaugen  be- 
ginnt.   Zunächst  wird  natürlich  noch  ein  Ge- 
misch von  Sauerstoff  mit  Stickstoff  abgesaugt, 
welches  fortgeblasen  wird,  dann  kommt  reiner 
Sauerstoff,  der  in  Gasometern  gesammelt  wird. 
Alle  diese  Manipulationen  besorgt  die  von  nur 
einem  Mann  bediente  Maschine  selbstthätig. 
In   den  Handel  kommt  der  Sauerstoff  in 
eisernen   Gasflaschen   auf  100  Atmosphären 
comprimirt,  so  dass  eine  solche  Gasflasche  von 
10  L  Inhalt  1000  L  Sauerstoffgas  von  nor- 
malem Druck  enthält.    Die  Compression  des 
Sauerstoffs  auf  100  Atmosphären  ist  wegen 
der  dabei  eintretenden  Erhitzung  keine  leichte 
Sache,    nm   Oxydation  und  Zerstörung  der 
Apparate  zu  verhüten. 

Die  Compression  wird  in  zwei  Absätzen  in 
zwei  hinter  einander  liegenden  Pumpen  aus- 
geführt. Die  aus  Bronze  gefertigten  Pumpen 
liegen  ganz  im  Wasser,  und  als  Schmier- 
material kann  nur  ein  nicht  höher  ozydir- 
bares  Material,  also  Wasser,  genommen 
werden' 

Das  Parhin80n*Behe  Verfahren  der  Sauer« 
stoffgewinnang   (Zeitschr.    f.   angew.   Chem. 
1892,    346)   beruht  darauf,    aus  Perm  an • 
gan  at  e  n  durch  Ueberleiten  von  Dampf  einen 
Theil  des  Sauerstoffs  auszutreiben  und  durch 
nachheriges  Erhitzen  der  genügend  erschöpf 
ten  Masse    bei  Luftzutritt  die  Permauganate 
wieder    herzustellen.     Die  zur  Regenerirung 
der  Permanganate  nöthige  Luft  wird  durch 
Abkobinng  ihres  Wassergehaltes  beraubt,  wie 
man  sie  auch  durch  Kalk  und  Aetznatron  von 
EohlenBäure  befreit.    Es  hat  sich  als  nötbig 
herausgestellt,  die  Permanganate  in  eine  po- 
röse Form  zu  bringen,  um  dem  Sauerstoff  der 
Luft  möglichst  viel  Angriffspunkte  zu  bieten. 


Das  peripanganat  wird  zu  dem  Zwecke  mit 
etwa  10  bis  15  pCt.  Kaolin  oder  Thon  innig 
gemischt,  das  Gremenge  mit  Wasser  zu  einend 
steifen,  knetbaren  Brei  gemischt,  der  alsdann 
in  Ziegel,  Scheiben,  Platten  oder  sonst  hand- 
liche Stücke  geformt  wird,  welche  man  trock- 
net und  bis  zur  beginnenden  Sauerstoff- 
entwickelung erhitzt;  so  erhält  man  eine  sehr 
poröse  Masse,  die  in  oben  geschilderter  Weise 
zur  Sauerstofffabrikation  dient. 


Ueber  die  Verwendung  von  Eork- 

abfällen 

entnehmen  wir  den  Industrie -Bl.  das  Nach- 
stehende. Die  Abfälle  der  Korkfabriken  wer- 
den mittelst  besonderer  Maschinen  zu  Kork- 
klein  von  Linsen-  bis  Haseln ussgrösse,  aus- 
nahmsweise zu  Pulverfeinbeit  zerkleinert. 
Das  Korkklein  eignet  sich  lose  zum  Aus- 
füllen von  Wellblechdecken,  Verschalungen 
für  Eis-  und  Gährkeller.  Die  Verarbeitung 
der  Korkabfalle  zu  Linoleum  ist  bekannt  (um 
dasselbe  glänzend  zu  erhalten,  wird  ein  Ab- 
reiben mit  einer  Lösung  von  Bienenwachs  in 
Terpentinöl  angewendet). 

Eine  weitere  Verwendung  der  Korkabfälle 
ist  die  zu  Korksteinen   und  -Platten.    Die 
Firma  Grünzweig  <&  Hartmann  in  Ludwigs- 
hafen a.  Rh.  liefert  die  Korksteine  in  zwei 
!  Sorten:  1.  weisseKorksteine,  für  welche  Kork- 
klein mit  Thon  und  Luftkalk  in  breiartiger 
Form  gemengt,  in  Formen  gepresst  und  die 
iSteine  bei  120  bis  16Qo  getrocknet  werden; 
;2.  schwarze  Korksteine,  welche  Steinkohlen- 
pech  als  Bindemittel  enthalten.    Die  weissen 
I  Korksteine  können  zu  Wänden  und  Decken 
;  in  Schutzhütten  in  schwer  zugänglichen  Hoch - 
gebirgslagen  verwendet  werden,  wozu  sie  mit 
IGyps  oder  Kalkmörtel  vermauert  werden.  Die 
{schwarzen   Korksteine   können   als  Einlagen 
ifür     Maschinenfundamente     besonders      in 
{Hammer-,  Stampf-  und  Prägwerken  mittelst 
;Cement   oder  Aspbaltmörtel  verwendet  wer- 
iden;   diese  sind  auch  in  stark  feuchter  Um- 
jgebung  brauchbar. 

Zur  Ummantelung  von  Dampfleitungen, 
Heizröhren  liefert  die  genannte  Firma  aus 
Korkklein  mit  Schellacklösung  oder  Wasser- 
glas zttsammengepresste ,  halbcylindrische 
Formsteine,  sogenannte  Korkschalen,  welche 
mit  Draht  um  die  Rohrleitungen  gebunden 
werden.  s. 


Y' 


348 


Bilcherschan. 


Antfolirliohai  Lehrbuch  dar  pharmaceu- 
titchan  Chemia.  Bearbeitet  von  Prof.  Dr. 
Ernst  Schmidt  in  Marburg.  Mit  zahl- 
reichen Holsschnitten  und  einer  farbigen 
Spektraltafel.  ElrsterBand:  Anorganische 
Chemie.  Dritte  vermehrte  Auflage.  Braun- 
Bohweig  1893.  Verlag  von  Friedrich 
Vietoeg  &  Sohn. 

Innerhalb  eines  Zeitraumes  von  nnr  5  Jahren 
hat  sich  für  dieses  f?rOsste  und  beste  der  moder- 
nen Lehrbücher  der  pharmaceotischen  Chemie 
eine  nene  Auflafire  nOtbig  gemacht,  eine  That- 
sache,  welche  eben  so  viel  zu  Gunsten  des  Ver- 
fassers und  seines  Werkes  als  zn  Gunsten  der 
Apotheker  spricht.  Für  die  letzteren  insofern, 
als  sie  zeigt,  dass  diese  gute  Werke  nicht  nur 
zu  schätzen  wdlen,  sondern  sie  auch  für  dau- 
«"mden  Gebranch  erwerben,  auch  wenn  derartige 
Bücher,  wie  sich  das  bei  dem  Umfange  des  vor- 
liegenden von  selbst  versteht,  nicht  billig  sind. 

An   der  Eintheilnng  des  Werkes  ist  nichts 

feftndert  worden,  wohl  aber  sind  überall  die 
Irgänzungen  angebracht  worden,  welche  durch 
die  mittlerweile  stattgefundenen  Fortschritte 
unserer  Wissenschaft  bedintirt  werden,  sowie  bei 
der  Herstellung  und  Prüfung  der  officioellen 
Präparate  die  Anforderungen,  welche  das  neue 
Arzneibuch  stellt  Die  jflngsten  Forschungen 
sind  noch  in  einem  Nachtrage  berückRichtigt, 
so  dass  das  Werk  bis  fast  auf  unsere  Tag^  er- 
gänzt ist;  es  zeigt  sich  dies  besonders  bei  den 
neu  entdeckten,  beziehentlich  gründlich  studirten 
Stickstoff-WasseiBtoffverbindungen. 

In  gewohnter  Trefflichkeit  sind  besonders 
alle  Prüfnngsmethoden  abgehandelt,  qualitative, 
gewichte-  und  maassanalytische,  solche  von 
Nahrun gs-  und  Genussmitteln  wie  die  wichtie- 
sten  der  gerichtlichen  Analyse.  Auch  tech- 
nische Processe  sind,  wo  es  nOthig  ist,  ent- 
sprechend erläutert.  Nur  das  Glas  ist  in  beiden 
Richtungen,  technisch  wie  analytisch,  etwas 
stiefmütterlich  behandelt  Mindestens  über  die 
Lüslichkeit  schlechten  Glases  in  Wasser,  welche 
doch  gar  nicht  unbedeutend  ist  und  welche 
wegen  der  alkalischen  Beaction  und  der  dadurch 
becungten  Möglichkeit  des  Ausfällens  von  AI- 
kaloiaen  aus  Arzneilosungen  und  der^l.  die  Auf- 
merksamkeit des  Pharmaceuten  verdient  hätte 
hier  etwas  gesagt  werden  sollen.  Auch  das 
sogenannte  Normalglas  hätte  wohl  eine  Er- 
wäonong  verdient,  wenn  auch  seine  Verwendung 
eine  vorzugsweise  physikalische  ist.  Wenn  der 
Verfasser,  wie  ich  hoffe,  hierin  mit  mir  über- 
einstimmt, so  wird  ihm  hoffentlich  bald  Gelegen- 
heit geboten,  die  entsprechenden  Zusätze  vor- 
zunehmen, denn  es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass 
auch  diese  Auflage  die  verdiente  Würdigung 
und  Beachtung  seitens  der  Fachgenossen  finden 
wird  und  dass  sich  in  nicht  sehr  langer  Zeit 
eine  vierte  Auflage  nothwendig  machen  wird. 

e. 


Der  angehende  Apotheker.  Lehrbuch  der 
pharmaceutischen  Hilfswissenschaften,  zum 
Gebrauch  für  den  Unterricht  der  Eleven, 
von  Dr.  J.  Berendes^  Apotheker.  I.  Band. 
Physik  und  Chemie.  Mit  142  Hols- 
schnitten und  1  Spektraltafel.  Halle  a.  S. 
1893.  Verlag  von  Tausch  dt  Grosse, 

An  Lehrbüchern  fär  die  Aosbildung  der  Lehr- 
linge (warum  statt  dieses  gut  deutsche,  be- 
zeichnenden und  ausserdem  gesetzlich  allein  ge- 
wählten Wortes  »Eleven*'  setzen,  wie  in  obigm 
Titel?)  fehlt  es  uns  nachgerade  nicht,  oass 
dennoch  immer  neue  Werke  erscheinen  und 
dass  unter  diesen  sich  immer  wieder  solche  be- 
finden, denen  eine  Anzahl  Vorzüge  gegenüber 
den  schon  vorhandenen  nachzurühmen  sind, 
liegt  in  der  Natur  des  Gegenstandes.  Das  Ge- 
biet oder  vielmehr  die  Gebiete  der  Natur- 
wissenschaften, aus  denen  allen  der  Apotheker- 
lehrÜng  etwas  lernen  soll,  sind  so  umf&nglich, 
dass  es  nicht  leicht  ist,  eine  entsprechende 
Auswahl  zu  treffen  und  dass  es  leicht  verständ- 
lich ist,  dass  Jeder  nach  dem,  was  er  für  das 
Wichtigste  hält,  und  je  nachdem,  welchen 
Gang  der  Ausbildung  er  für  den  besten  h&It, 
seine  Auswahl  verschieden  trifft.  Ich  stimme 
mit  dem  Verfasser  darin  überein,  dass  der 
Schwerpunkt  der  pharmaceutischeD  Ausbildung 
in  der  Lehr^fit  Uegt  und  dass  dieselbe  von 
dem  Lehrherpi  vom  ersten  Tage  an  persönlich 
und  in  allen  Fächern  zu  leiten  ist.  Wer  dies 
nicht  kann  oder  will  und  sich  auf  Unterricht 
susserhalb  der  Apotheke  verlässt,  soll  keine 
Lehrlinge  nehmen. 

Von  solchen  Grundsätzen  ausgehend  hat  der 
Verfasser  auch  in  der  Auswahl  des  Stoffes,  wel- 
cher in  diesem  ersten  Bande  Pb^k  und  Chemie 
umfssst,  nach  meiner  Ansicht  im  Allgemeinen 
das  Riohtiffe  getroffen,  wenigstens  in  der  Che- 
mie. Die  Phvsik  ist  etwas  zu  knapp  und  an 
manchen  Stellen  —  zu  wenig  wissenschaftlich, 
so  bei  der  Einleitung  zum  Capitel  Wärme.  Hier 
hätte  unbedingt  gesagt  werden  müssen,  dass 
die  Wärme,  welche  einem  Körper  cngefflhrt 
wird,  drei  Arbeiten  leistet  Die  Erhaltunir 
der  Kraft,  diese  hoch  wichtige  Errungenschaft 
der  modernen  Naturwissenschaften,  nahe  ich 
gar  nicht  erwähnt  gefunden. 

Die  Darlegung  der  chemischen  Vorgänge 
zeichnet  sich  durch  Klarheit  und  Durchsichtig- 
keit aus,  ein  zuviel  ebenso  glflcklich  wie  ein 
zuwenig  vermeidend,  nur  auf  die  stüchif»- 
metrischen  Verhältnisse  hätte  bei  AufisteUunff  der 
Formeln  etwas  mehr  eingegangen  werden  sollen, 
und  es  eilt  dies  auch  Dezügiich  des  Capitels 
Maassaniuyse. 

Im  Allgemeinen  aber  darf  das  Bach  als  eine 
Bereicherung  der  entsprechenden  Abtheilonj^ 
unserer  Literatur  angesenen  werden,  und  es  ver- 
dient deshalb  die  Aufinerksamkeit  Denenieen. 
welche  sich  mit  der  Ausbildung  von  Lehrlingen 
ernsthaft  beschäftigen.  t. 


349 


Bio  Banxinbrände  in  den  chemiidien 
Wäschereien.  Von  Dr.  M.  M.  Bichter. 
Rerlip  1893.  Bohert  Oppenheim  {Gustav 
Schmidt).   80.    55  Seiten.    Preis:  1  Mk. 

Was  wflrde  der  verstorbene  Hoftheater -In - 
fendaut   Graf    von   PlcUen  -  HcUlermund    wohl 
daram  geeeben  haben,  wenn  diese  Abhandlung 
ein  Viertel-Jahrhundert  fraher  erschienen  wAre? 
Als    im  September    1869    das  Dresdner  Hof- 
theater durch  ein  mehr  als  leichtsinniges  Ge- 
bahren    mit  Benzin  zerstört  worden  war,   be- 
haupteten unseres  Erinnerns  die  damaligen  Sach- 
Terständiiren ,  dasi  selbst  an  einer  glimmenden 
Cigarre  Benzindftmpfe  sich  nicht  entzflndeten, 
dass  also  die  der  fahrlässigen  Brandstiftung  An- 
geklagten  »ich   eines  brennenden  ZQndmittPls 
(Streichholzchens)  bedient  haben  müssteo.    Es 
warf  dies  aelbstverst&ndlich  kein  gfinstiges  Licht 
auf  die  Theaterleitong. 

Jetzt  weist  3£  M.  Bichter  nach,  dass  Benzin 
sich  selbst  entzflndet  und  dadurch  häufig  Fabrik- 
brände entstehen,  dass  Reibungselektricität  die 
Ursache    dieser   SelbstentzQndung   bildet   und 
dass  endlich  das  neu  erfundene  »Antibenzin- 
pjrin",  ein  vom  Verfasser  erfundenes  Geheim- 
mittel, alle  Gefahr  beseitigt.    Letzteres,  d.  h. 
der  Vertrieb  eines  Geheimmittels,  ist  hierbei  offen- 
bar die  Hauptsache  und  stellt  dadurch  sich  dieBro- 
schflre   ausserhalb  der  Disco  ssiou   seitens    der 
wissenschaftlichen  Presse.     Wenn  wir  trotzdem 
die    letztere    nach    aufmerksamem   Durchlesen 
hier   zur   Sprache  bringen,   so  geschieht  dies 
nur  deshalb,  weil  die  Verhütung  von  Benzin- 
bränden   anch  ffir  den  Leserkreis  der  .Pbar- 
raaceati«chen  Centralhalle**  praktisches  Interesse 
hat  und  weil  der  Verfasser  merkwürdigerweise 
von  Fachkreisen  ernst  genommen  worden  ist  So 
berichtet  die  «Zeitschrift  fOr  angewandte  Che- 
mie"  (Seite  219   und  221  des  7.  Heftes  vom 
1.  Apnl    dieses  Jahres),   dass  der  Hamburger 
Bezirks-Verein  der  »Deutschen  Gesellschaft  fOr 
angewandte  Chemie*  Aber  die  Selbstentzündung 
des  Beuzios  wiederholt  verhandelte.   In  diesem 
Bezirksvereine  wurde  zwar  der  Anüag  auf  » Ein- 
setzung einer  Commissi on  zur  Prüfung  der  Frage 
dpr  SelDsteiitafindung  des  Benzins  in  chemischen 
Wäschereien  und  Veranstaltung  einer  Enquete" 
zurflckgezogen ,  dass  Bichter  aber  dort  keine 
schärfere  Zurückweisung  erfuhr,  erscheint  um 
Eo  schwerer  begreiflich,    als  er  damals  schon 
sein  Geheimmittel  empfahl. 

In  physikalischer  Hinsicht  stellt  Bichter 
die  bisherige  Vorstellung  von  der  Entzündung 
insofern  auf  den  Kopf,  aU  nach  ihm  die  Selbst- 
en tzfindnns^  des  Benzins  leichter  bei  niederer, 
als  bei  höherer  Temperatur  erfolgen  soll  (Seite 
25  und  di)!  Diese  Selbstentzündung  kOnne  ab- 
sichtlich bewirkt  werden.  Bichter  siebt  über 
die  seit  20.  März  bis  9.  Mai  dieses  Jahres  von 
ihm  künstlich  erzeugten  121  Brände  eine  Ueber- 
sicht    (Seite    33).     Die   Zündung  soll  ein   so- 

genannter     verlangsamter    elektrischer    Funke 
ervormfen,  den  der  menschliche  Körper  (Seite 
273,  dessen  Elektridtät  in  seine  positive  und 


negative  Komponente  zerlegt  wird,  in  95  pCt. 
der  Fälle  veranlasst!  —  Die  bis  zur  Bild!nng 
zündender  Funken  gesteigerte,  elektrische 
Spannung  käme  dadurch  zu  Stande,  dass  Ben- 
zin (gleichwie  Benzol  und  Tetrachlorkohlenstoff) 
die  bisher  nur  mit  festen  Nichtleitern  be- 
obachteten Erscheinungen  der  Reibungs-Elek- 
tricitftt,  also  wie  Wolle  und  Glas.  Hartgummi 
und  Wolle,  gebe  (Seite  30).  Das  Benzin  werde 
dabei  negativ  elektrisch  (Seite  19).  —  Die  in 
den  chemischen  Wäschereien  beobachteten 
Brände  würden  zumeist  durch  Selbstentzündung 
veranlasst.  —  Das  Antibeuzinpyriu  —  ein  fester 
krjstallinischer,  in  Benzin  loslicher  Kürper  — 
wirkt  schon  (Seite  48)  in  l»/oo  Losung  anti- 
elektrisch! Die  BroschQre  ist  nach  Ansicht  der 
Verlagshandlung  von  allergrOsster  Wichtigkeit 
für  die  Staatsbehörden,  chemische  Wäschereien, 
für  Feuer  Versicherungsgesellschaften ,  Berufs- 
genossenschaften und  Fabrikinspectionen. 

Vorstehendes  genügt  wohl  zum  Nachweise, 
dass  die  besprochene  Schrift  in  die  Gattung: 
„Curiosa**  gehurt.  80  lange  die  elektrische 
Selbstentzündung  des  Benzins  nur  auf  solcher 
Autorität  beruht,  wird  man  ihr  Vorkommen  mit 
der  Selbstverbrennung  des  menschlichen  Körpers 
auf  gleiche  Stufe  stellen,  d.  h.  in  die  Mystik 
verweisen  müssen.  j. 


Saccharin  —  Benzoesäure- Sulfinid  — .  Dr. 
FaMberg*a  neuer  Süssstoff  aus  Stein- 
kohlentheer.  Eine  Zusammenstellung  der 
seit  seinem  Erscheinen  auf  Qrand  wissen- 
schaftlicher Forschungen  erster  Autori- 
täten und  praktischer  Erfahrungen  be- 
deutender Fackleute  gewonnenen  Resul- 
tate von  Dr.  Adolph  List^  in  Firma: 
FafUberg,  List  dt  Co.f  Saccharin -Fabrik 
in  Salbke-Wcöterbfisen  a.  Elbe,  1893. 


HaadwOrterbach  der  Pharmacie.  Praktisches 
Handbuch  für  Apotheker,  Aerzte,  Medicioal- 
beamte  und  Drogisten.  Herausgegeben  von 
A.  Brestotoski,  9.  Lieferung.  Wien  und 
Leipzig  18.^3.  Wilheltn  Braumüller,  k.  u.  k. 
Hof*  und  Universitäts-Buchhändler. 


Flora  von  Deatschland.  Ulustrirtes  Pflanzen- 
bucb.  Anleitung  zur  Kenntniss  der  Pflanzen 
nebst  Anweisung  zur  praktischen  Anlage  von 
Herbarien  von  Dr.  fVüh.  Medicus,  Lie- 
ferung 8.  Kaiserslautem  1893.  Aug.  Gott- 
Jiold^B  Verlagsbuchhandlung. 


Im  Reiche  des  Mstes.  Ulustrirte  Geschichte 
der  Wissenschaften,  anschaulich  dargestellt 
von  Prof.  Karl  Faulmann.  Mit  13  Tafeln, 
30  Beilagen  und  200  TexUbbildungen.  3.  bis 
4.  Lieferung.  (VoUständig  in  30  Lieferungen.) 
Wien  1893.    A.  HariMen's  Verlag. 


850 


Tersebledene  NlUhellmiffeB. 

Eiwelssprobe  im  Ham 
nach  Gebrauch  von  balsamischep 

Mitteln. 


C.  jA^ander  (Deutsch,  med.  Wochenscbr. 
1893,  Nr.  14)  fand,  dass  dac  durch  Zusats 
▼on  Salpetersäure  gefällte  Acidalbumin ,  ent- 
gegen der  allgemeinen  Ansicht,  unter  Um- 
ständen in  Alkohol  völlig  löslich  ist;  ebenso 
unzuverlässig  fand  er  die  Proben  mit  Essig- 
säure und  Ferrocyankalium ,  Essigsäure  und 
Rhodi^nkalium ,  sowie  die  Kochprobe.  Er 
empfiehlt  3  Reagirgläser  mit  je  lOccm  Harn 
zu  füllen  und  folgende  Proben  anzustellen : 

Zu  Nr.  1  setzt  man  3  Tropfen  Salzsäure; 
entsteht  eine  Trübung,  so  deutet  diese  auf 
Harzsäuren.  Setzt  man  noch  mehr  Salzsäure 
hinzu  und  erhitzt ,  so  bestätigt  das  Auftreten 
der  Farben reactioD  die  Anwesenheit  der 
Harzproducte. 

Zu  Nr.  2  setzt  man  etwas  Essigsäure ;  ent- 
steht ein  Niederschlag»  so  rührt  dieser  von 
Harzsäuren  oder  Mucin  her.  Löst  sich  der 
Niederschlag  in  einem  Ueberschuss  von  Essig- 
säure nicht  auf,  so  ist  auf  Mucin  zu 
schliessen. 

Nr.  3  wird  erhitzt  und  dann  ^9  Volum 
Salpetersäure  hinzugesetzt;  entsteht  eine 
Trübung,  so  ist  diese  nur  durch  Ei  weiss  be- 
dingt. 

Bestimmung  des  Wassergehaltes 
der  Butter  für  die  Marktcontrole. 

Die  alte  Birnbaum*Bche  Methode  — 
Schütteln  der  in  Aether  gelösten  Butter  mit 
einer  gemessenen  Menge  Wasser  und  Messen 
der  Wasserzunahme  —  würde  diesem  Zwecke 
ganz  gut  genügen,  wenn  nicht  der  zwischen 
der  wässerigen  und  ätherischen  Schicht  ab- 
gelagerte Quark  eine  genaue  Ablesung  un- 
möglich machte.  Wibel  empfiehlt  folgende 
Abänderung;  er  löst  10g  Butter  in  30  ccm 
mit  Wasser  gesättigtem  Aether  und  giesst 


diese  Lösung  in  eine  eng  calibrirte  Rohre, 
welche  5  ccm  einer  gesättigten,  mit  etwas 
Essigsäure  und  Lackmustinctur  versetzten 
Kochsalzlösung  enthält.  Nach  Hin-  und  Her- 
neigen des  Rohres  lässt  man  absetzen  und 
liest  die  Zunahme  der  roth  gefärbten  wäs- 
serigen Schicht  ab;  da  der  Käsestoff  ungefärbt 
bleibt,  ist  dieses  jetzt  gut  möglich. 

Die  Ausfuhrung  dieser  Probe  geschieht  in 
einigeu  Minuten,  die  erhaltenen  Wertbe 
bleiben  hinter  den  gewichtsanalytisch  er- 
mittelten etwas  zurüek,  weshalb  diese  Me- 
thode für  die  polizeiliche  Marktcontrole  vor- 
züglich geeignet  erscheint.  s. 
ZeitscJir.  f.  angew,  Chem.  1893,  220. 


Tonic. 

Für  die  von  Ausländern  häufig  vom  Arzte 
verlangten  Tonics  giebt  das  Bullet,  med.  fol- 
gende zwei  Vorschriften : 
I.  Yini  Colae 
„     Chinae 
„    Oentianae 

„    Coiombo  aä  250,0. 

Liquor.  Kalii  arsenicosi     10,0. 
Tinct.  Strychni  5,0. 

M.  D.  S.     Zweimal  täglich  ein   Liqueur- 
gläsehen  voll  cur  Mahixeit. 
II.  Extract.  Chinae 

„        Colae  ää  5,0. 

,        Rhei         2,5. 

„         Strychni  0,5. 

Ferr.  arsenicic.      0,2. 

Pulv.  Colae  q.  s.  ut  fiant.  pil.  100. 

S.    Zwei  Pillen  zu  jeder  Mahlzeit. 


Als  Constitnens   ffür  üterusstifte 

(enthaltend  0,01  g  Sublimat  und  0,2  g  Ich- 
thyol) wird  in  der  Manch,  med.  Wochenschr. 
folgende  Vorschrift  angegeben :  0,65  g  Tal- 
cum ,  0,04  g  Qummi ,  0,05  g  Glyeerin  und 
0,05  g  Wasser ;  die  so  erhaltenen  Stäbchen 
sind  fest  und  elastisch. 


nie  Mrneuerung  der  Uesiettungen 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend^  dieselben  vor  Ablauf 
des  Monats  bewirken  au  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unterbrechung 
eintritt. 

Nr.  2G  wird,  wie  seither  üblich,  ein  Vierteljahr sreffister  enthalten. 

_^ -IPhmrmaceuUsche  CewUnUhalle* 

Verlegor  nnd  Terantwortltoher  Redaetoar  Dr.  E.  Geiialer  in  Dreaden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.   —  Beiugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiserm&ssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  £.  Geissler.  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredacteur :  Dr.  A.  Sohn  ei  der- Dresden. 


M2^ Dresden,  den  ^,  Juni  1893.    ^iVI  jahÄ! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


In  halt:  Chemie  uad  Pliftrmftele:  Pharmaeopoea  danica.  —  Nene  Anneimlttfil.  ~  Zar  PrHfanir  von  Flore«  Oinae. 
—  Pharmacevtiiclie  Gesellschaft:  Neuerdings  beobachtete  Vernnreiulgungen,  Verwechselungen,  Vf^rfMlscbungen 
und  mlnderwerthige  8ort(*n  von  Drogen.  Ueber  das  Naroein.  —  BelAnbaltIge  SaUsftnre.  —  Zum  Nachweis  von 
Vernnreinigangen  im  Methylalkohol  —  Hinwels.  —  Thenpeutlieke  MIttlielliiBKens  Tinctnra  Nerii  Oleandri. — 
Das  Conservlrangssals  Wlenlt  —  Znr  Darstellnng  von  Aleiironatbrot  —  TeehnUelie  MitthellUBgen :  Da«  Auer- 
f-cbe  (.vasgiahlicht  —  Tereebledene  MltthetliiMfcen i  Headine.  —  lulieoiscbe  Pharmaele.  —  Zum  Aufiiaohen  von 
Trichinen.  —  Arzneimittel  Marke  Pictet.  —  Verheerung  der  Oetreidefelder  durch  die  Zwerg-Clkade.  —  Hamate'in« 
Alaunlösung.  —  Mittel  gegen  Raupen  etc.  —  Eno's  Fruit  Salt.  —  Ausstellung.  —  Brlefw^ehMl.  —  Anielgen. 


Ctoemle  und  Pharmacie. 


Pharmaeopoea  daniea. 

Von  H.  Schelenz. 
(Fortsetzung.) 

Die  Pharmaeopoea  danica  verzichtet 
auf  unsere  Hinweise  bezüglich  der  Sepa- 
rirung.  Sie  kenDzeichnet  die  am  Ende 
in  einer  Tabelle  zusammengefassteu,  un- 
serer Tabula  B  entsprechenden  Mittel  als 
solche,  die  im  Giftschrank  und  andere, 
unserer  Tabula  G  entsprechende,  die  nur 
in  Gefässen  mit  f  f  t  signirt  aufbewahrt 
werden  sollen.  Eine  räumliehe  Trennung 
verlangt  sie  nicht  und  begnügt  sich  im 
Texte  also  mit  dem  kurzen  und  durch 
seine  UebersichtUchkeit  empfehlenswerth 
scheinenden  Zeichen  für  alle  stark  wirken- 
den Mittel  (die  Pharm,  sueeica  classifi- 
cirte  sie  noch  übersichtlicher  durch  2  $ 
bezw.  1  S). 

Weiter  finden  wir,  wie  schon  angedeu- 
tet, die  Angabe  der  wichtigsten,  am  Ende 
im  lateinischen  Index  zusammengestellten 
Synonymen  bei  jedem  Artikel  nebst 

einem,  meines  Erachtens  sehr  ange- 
nehmen JElinweis  auf  sein  Vorkommen  in 
einer  vorhergehenden  Auflage,  ferner 


die  dänischen  Namen  und  Synonymen, 
sie  sich  im  dänischen  Inhaltsverzeichniss 
wiederfinden, 

und  die  Formeln,  auf  die  unser  Arznei- 
buch grundsätzlich  verzichtete. 

Was  die  Anordnung  der  verschie- 
denen Artikel  betrifft,  so  ist  sie  bezüg- 
lich der  Drogen  aus  dem  Pflanzenreich 
eine  von  unserem  deutschen  Arzneibuch 
theilweise  verlassene,  auf  wissenschaft- 
liche Grundsätze  gestützte.  So  finden  wir 
die  Gummiharze  unter  Gummi  resinae, 
die  Harze  unter  Resinae  u.  s.  w. 

Des  weiteren  unterscheidet  sie  zwischen 
fetten  Oelen,  einfach  Olea,  ätherischen 
Oelen,  Aetherolea  und  brenzlichen  Oelen, 
Pyrolea,  unter  welch  letzteren  sie  Pyr- 
oleum  Juniperi  (Oleum  Juniperi  empy- 
reumaticum),  Pyroleum  Lithantracis  und 
Pini  (Steinkohlen-  und  Holztheer),  Pyr- 
oleum petrae  (Oleum  Petrae)  und  Pyr- 
oleum Succini  (Oleum  succini  rectificatum) 
aufführt. 

Die  Benennung  der  Präparate  weicht 
insofern  von  unseren  Gepflogenheiten  ab, 
als  unsere  Liquores  durch  Solutiones  er- 
setzt werden.    Es  heisst  Solutio  Ammo- 


352 


niaci  statt  Liquor  Ammonii  caustiei, 
Solatio  Acetatis  aluminici  statt  Liquor 
Aluminii  acetiei.  Als  Solulionen  figuriren 
aber  auch  unsere  Aqua  carbolisata  und 
Calcariae,  ferner  unsere  Tinctnra  Ferri 
chlorati  (Solutio  Chloreti  ferriei  spirituosa), 
Tinctura  Ferri  chlorati  aetherea  (Solutio 
Chloreti  ferriei  spirituoso- aetherea)  und 
Tinctura  Jodi  (Solutio  Jodi  spirituosa). 
Im  Gegensatz  zu  Solutio  Arseniatis  natriei 
finden  wir  unsere  Fowler'sohe  Lösung 
unter  Liquor  Arseniitis  Ealici,  unter  den 
Liquores  auch  Liquor  balsamicus  aroma- 
ticus  (Mixtura  oleoso-balsamica),  Liquor 
Ferri  albuminati,  Liquor  Menyanthis  aci- 
dus  (Klixir  antarthriticum),  Liquor  pecto- 
ralis  (Fjlizir  pectorale),  Liquor  Succinatis 
ammoniei  pyroleosi  und  Liquor  Super- 
carbonatis ammonici  pyroleosi. 

Die  Classification  der  Chemikalien  ist 
eine  den  englischen  und  französischen 
Gebräuchen  ähnliche  und  geht  nicht  von 
den  Basen  aus,  sondern  von  den  zuge- 
hörigen Säuren.  So  ordnet  die  Pharma- 
copoea  danica  an:  Chloras  kalicus  =  Ka- 
lium chloricum,  Chlorelum  ammonicum  = 
Ammonium  chloratum,  Hydras  kalicus  fQr 
Kali  eausticum,  Hydratocarbonas  mag- 
nesicns  für  Magnesium  carbonicum,  Super- 
carbonas  ammonicus  ftlr  Ammonium  ear- 
bonicum,  Sulfuretum  stibicum  für  Stibium 
sulfuratum,  aber,  wie  Saul  unter  den  Pro- 
pheten, Hepar  sulfuris,  Calx  chlorata, 
noch  dazu  ohne  Formel. 

Bei  dem  Durchgehen  der  einzelnen 
Artikel  werde  ich  in  Bücksicht  auf  die 
deutschen  Leser  dem  deutschen  Arznei- 
buche folgen,  aber  mit  den  Beagentien, 
Titrirflüssigkeiten  und  Apparaten  zu  ana- 
lytischem Gebrauch  beginnen,  da  sie  bei 
der  Besprechung  der  Beactionen  von  An- 
fang an  vorkommen. 

Um  einen  Zweifel  über  die  Auslegung 
der  Nr.  9  der  Einleitung  nicht  aufkom- 
men zu  lassen,  bestimmt  die  Pharma- 
copoe  am  Ende  dieses  Abschnittes  analog 
unserer  Bestimmung  das  Vorhandensein 
folgender  Geräthe: 

Schwefel  wasserstoffapparat ,  Eohlensäareen  t  - 
wickelaDgsapparat,  gläserner  Kflblapparat,  West- 
phtU'sche  Waage  fQr  spec  Gewicht,  analytische 
Waage,  bei  100  g  Belastung  noch  bis  l  mgr  aus- 
schlagend,  Mikroskop,  mit  stärkstem  Objectiv 
nnd  schwachem  Ocnlar  noch  eine  iiOOfache 
LinearvergT<)s6erang  gebend,  Arbeitaschrank  mit 


Abzojg,  kleiner  kupferner  Dampftrockensehrank, 
Alkoholometer  von  0  bis  IQO^  Tralles,  in  halbe 
Grade  getheilt,  Araeometer  für  Flüssigkeiten  yon 
0.700  bis  2000  mit  3  DecimalsteUen ,  Platin- 
blech,  Platindraht,  Tiegelzanire ,  Tiegeldreieck, 
Dreifuss,  Thermometer  von  20  bis  SOO«',  Ka- 
pillarrohre zu  Schmelzpunktbesüromungen,  Por- 
zellanschalen,  Porzellan tiegel,  Glasstfibe  and 
•Spatel,  Erlenmeyer*  8che  Kolben,  Scheidetrichter, 
Bfiretten  in  Vio  ccm,  Pipetten  in  V«  ccm  getheilt, 
Messkolben  von  1000,  600,  250,  200, 100, 50  nnd 
25 ccm,  Trichter,  Bechergläser,  Kochflaschen, 
Spritzflasche,  Glasrohre,  Beagensgläser,  Statine. 

Beagentien. 

Die  im  Text  als  Heilmittel  aufgezählteii, 
auch  als  Beagentien  benutzten  Chemi- 
kalien finden  sich  in  folgendem  Verzeich- 
nisse nicht.  Alle  Seagentien  sollen  .rein 
für  chemische  Analysen"  sein  und  in  mit 
Glasstopfen  geschlossenen  Flaschen  auf- 
bewahrt werden. 

Selten  gebrauchte  Lösungen  können 
fehlen  und  dürfen  bei  jedesmaligem  Ge- 
brauche bereitet  werden. 
AI  CO  hol  absolutus  soll  mindestens 
98,5^  Dralles  zeigen,  also  unserem  Al- 
kohol von  0,795  bis  0,800  entsprechen. 
Ammoniakflüssigkeit    soll   in  1000 

ccm  17  g  Ammoniak  enthalten. 
Ammoniumchloridlösung  ist  eben  so 

stark  wie  unsere  1+10. 
Ammoniumoxalatlösung  im  Ver- 
hältniss  vonl-f25.  Da  unsere  Lösung 
im  Verhältniss  von  1  =  20  angefertigt 
wird,  sind  die  von  der  Pharm,  danica 
vorgeschriebenen  Reactionen  nicht  von 
der  Schärfe  der  unserigen. 

Bei  der  Angabe  der  Lösungsver- 
hältnisse dürfte  zu  bemerken  sein, 
dass  1+25  entschieden  bedeuten  soll. 
dass  ITheil  Salz  in  25Theilen  Lösung*) 
enthalten  sei,  was  unser  Arzneibuch 
mit  1  =>  25  kennzeichnet  und  meines 
Erachtens  noch  besser  umgekehrt  mit 
25  =  1  gekennzeichnet  werden  wßrde. 
Ich  behalte  bei  meinen  Angaben  die 
Segeln  der  beiden  Arzneibücher  bei. 
Benzin  soll  bei  55^^  zu  sieden  anfangen; 
es  handelt  sich  hier  also  um  unser 
Benzinum  Petrolei,  nicht  etwa  um  unser 
Reagens  Benzol. 


'*')  Wir  sind  der  Ansicht,  dass  1+25  nicht  anders 
zu  denten  ist  als  1  Theil  Salz  nnd  25  Theile 
Walser  =  26  Theile  LOsang,  so  nngewofanlich 
dieses  Verbftltniss  aach  ist!  Red. 


353 


Bleiaeetatlösang  14-20  gegen  1=10 

unseres  Arzneibuches. 
Baryumchloridlösung  1+10. 
Bromwasser,  eine  gesättigte  Lösung. 
Caleiumchloridlösung  1  +  10.    Die 

deutsche  ist  halb  so  stark,  1  =  20. 
Chlorwasser,  eine  ungefähr  gesättigte, 
unserem  Präparat  entsprechende  Lösung. 
Cinchoninsulfatlösung,    eine    ge- 
sättigte wässerige  Lösung. 
Eisenchloridlösung  1  +  3,    also   eine 
33  proc.  gegen  unsere  29  proc.  Lösung. 
Essigsäure    mit   96  pCt.  Säuregehalt, 
einem  specifischen  Gewicht  von  1,065 
und  9^  Erstarrungspunkt.  Sie  entspricht 
unserem  Acidum  aceticum. 
Ferrosulfatlösung  ist  frisch  zu  be- 
reiten, im  Verhältniss  von  1+10.  Unser 
Arzneibuch  schreibt  dagegen  vor,  dass 
die   Lösung  frisch   aus  1  FerrosulTat, 
1  Aqua  und  1  Acid.  sulfuric.  dilut.  be- 
reitet werden  soll. 
Gerbsäurelösung,    wie    bei  uns  im 

Verhältniss  von  1  +  20  zu  bereiten. 
Jodlösang,  nicht  die  Zehntel-Normal- 
Jodlösnng    oder    das    Jodwasser    des 
deutschen  Arzneibuches,  sondern  1  Theil 
mit  Hilfe  von  2  Theilen  Jodkalium  in 
1000  Theilen  Wasser  gelöst. 
Jodlösang,   Vio  normale;    anter  Ver- 
zieht   auf  nähere   Angaben    sagt   die 
Vorschrift  nur:  soll  in  1000  ccm  12,7  g 
Jod  enthalten. 
Jodwismut  -  Jodkaliumlösung, 
8  Tbeile  basisch  salpetersaures  Wismut- 
oxjd  sollen  in  20  Theilen  verdünnter 
Salpetersäure   (siehe  unten  unter  Sal- 
petersäure) gelöst,  diese  Lösung  nach 
und  nach  unter  Umrühren  in  eine  Auf- 
lösung von  28  Th.  Jodkalium  in  40  Th. 
Wasser   gegossen   und   das  Ganze  mit 
Wasser  auf  100  Theile  ergänzt  werden. 
Eine  gelbrothe  Flüssigkeit,  welche  unter 
Abschluss  des  Lichtes  aufzubewahren  ist 
Kalilauge.     1  Theil  Kaliumhydrat  und 
lOTh.  Wasser,  während  unser  deutsches 
Reagens   der  officinelle,  etwa  15  proc. 
Liquor  Kali  caustici  ist. 
Kaliumaeetatlösung  entspricht  dem 

deutschen  Liquor  Kalii  acetici. 
Kaliumchromatlösung  ist  der  deut- 
schen Vorschrift  entsprechend,  während 
Kaliumdichromat   in  Substanz  vor- 
geschrieben ist. 


Kai i um ferricyanidlösung  (die  Dänen 

sagen  Ferridcjankalium)  wie  die 
Kalium  ferrocyanidlösung    sollen 
analog  den  unseren  dargestellt  werden, 
während  die 

Kalium jodidlösung  halb  so  stark 
wie  die  unserige,  nämlich  l-|-20  an- 
gefertigt ist. 

Kaliumpermanganatlösung  gleicht 
der  unserigen,  während  eine  unter  die 
Normallösungen  gesetzte  Vorschrift 

Kaliumpermanganatlösung,  V50 
normal,  3,16  Kaliumpermanganat  in 
1000  ccm  verlangt. 

Kalkhydrat. 

Kupfer  in  Spänen  oder  einige  flache 
Stücke. 

Kupfersulfatlösung  im  Verhältniss 
von  1-flO. 

Kurkumapapier. 

Lackmuspapier,  blaues  und  rothes. 

Magnesiumsulfat  1-1-10,  dem  deut- 
schen Reagens  gleich. 

Natriumacetat,  20proc.,  l-|-5  gelöst, 
während  wir  die  Lösung  25  proc.  ge- 
wöhnt sind. 

Natriumcarbonat,  geglühtes. 

Natriumcarbonatlösung  l-h3,  wo 
wir  das  Verhältniss  1  =  4  wählen. 

Natriumphosphatlösung  ist  doppelt 
so  stark  wie  die  unsere,  nämlich  1-f-lO 
gelöst. 

Natriumthiosulfatlösung  lässt 
die  Pharm,  danica  wie  unser  Arznei- 
buch aus  24,8  Salz  (Na^SjOg  +  5  Aq. 
=  248)  in  1  L  Wasser  also  Vio  normal 
darstellen,  nennt  die  Lösung  aber,  aus 
mir  unerfindlichem  Grunde,  ^/^q  normal. 

Natronlauge,  eine  10 proc. Lösung  von 
Natriumhydroxyd,  gegen  unsere  deut- 
sche mit  nahezu  15  pGi. 

Normal-Natronlauge  „soll  in  1000 
ccm  40  g  Natriumhydroxyd  enthalten". 

Oxalsäure,  in  Substanz,  und 

Oxalsäurelösung  1-1-15 

Petroleumäther,  bei  35^  zu  sieden 
anfangend. 

Phenolphthaleinlösung,  der  unse- 
rigen gleich  durch  Auflösen  von  1  Th. 
Phenolphthalein  in  100  Th.  verdünntem 
Spiritus  erhalten. 

Platinchloridlösung,  wie  die  Lös- 
ung des  deutschen  Arzneibuches,  im 
Verhältniss  von  1  f  20. 


354 


Quecksilberchloridlösung,  1+20 
gelöst,  gleich  der  deutscheu.  Bezüg- 
lich der 

Salpetersäure,  und  zwar  der  ver- 
dünnten, scheint  mir  die  gewählte 
dänische  Bezeichnung  für  das  Acidum 
nitricum  der  Pharmacopoe  incorrect. 
Sie  enthält  bei  einem  Yolumengewichl 
von  1,180  29  pCt.  Salpetersäure,  HNOj. 
Die  an  zweiter  Stelle  aufgenommene 

Salpetersäure,  concentrirte,  soll 
1,38  bis  1,45  wiegen,  also  zwischen  61 
und  65  procentig  sein  und  entspräche  in 
der  Stärke  etwa  unserem  Acid.  nitric. 

.^  crudum. 

Salzsäure,  concentrirte.  Mit  einem 
Volumengewicht  von  1,17  entspricht  sie 
an  Stärke  dem  34proc.  Acid.  hydro- 
chloric.  crudum  derselben  Pharmacopoe. 

Salzsäure,  Normallösung,  soll  in 
1000  ccm  36,5  g  Chlor wasserstoflF  ent- 
halten. 

Schwefelammonium,  eine  mit Schwe- 
felwasserstofifgas  gesättigte  5  proc.  Am- 
moniaklösung, der  zuletzt  ein  gleiches 
Quantum  Ammoniak  zugesetzt  werden 
soll. 

Schwefeleisen. 

Schwefelkohlenstoff. 

Schwefelsäure,  rauchende. 

Schwefligsäurewasser;  eine  unge- 
fähr gesättigte  Lösung  des  Gases  in 
Wasser,  statt  unserer  angenehmen 
Methode  der  ex  tempore-Bereitung  durch 
Ansäuern  einer  frisch  bereiteten  Na- 
trium sulfurosum-Lösung  mit  verdünnter 
Schwefelsäure. 

Silbernitratlösung  ist  gleich  der 
unserigen  5  procentig  und  die 

Silbernitratlösung  Vio  normal, 
also  im  Liter  17  g  Silbernitrat  enthal- 
tend.   Die 

Stärkelösung  soll  ebenfalls,  jedesmal 
frisch,  durch  Schütteln  einiger  Stücke 
von  weissen  Oblaten  mit  kochendem 
Wasser,  dagegen  die 

Weinsäurelösung  l4-5  (nicht  1  in  4) 
bereitet  werden.    Von 

Zink  werden  entweder  die  üblichen 
dünnen  Stangen,  flache  Stücken  oder 
Pulver  verlangt,  von 

Zinn  Baspelspäne. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

FÖrmanilid.  Das  Pharm.  C.  34,  339  er- 
wähnte Formanilid  ist  von  Tauszh  (Pester 
med.-chir.  Fr.  13/93  d.  Deutsch.  Med.- Ztg.) 
bei  einer  Ansah!  verschiedener  Krankheiten 
versucht  worden,  woraus  derselbe  zu  dem 
Schlüsse  kommt,  dass  es  ein  ganz  verlässUches 
schmerzstillendes  Mittel  zu  sein  scheint.  AU 
Maximalgabe  pro  dosi  und  auch  pro  die  wer- 
den 0,5  g  gegehen.  Der  Temperaturabfaü 
bei  Fiebernden  beträgt  auf  0,25  g  Formanilid 
mindestens  0,40,  höchstens  3,1,  durchschnitt- 
lich 2,2^;  die  Dauer  der  Wirkung  beträgt  im 
Durchschnitt  6  Stunden.  Nebenwirkungen 
waren  im  Allgemeinen  nicht  vorhanden. 

T,  erwähnt  neben  den  schon  mitgetheilten 
Eigenschaften  des  Formanilids,  dass  es  in 
Giycerin  und  warmem  Oel  löslich  ist. 

Kardin.  Mit  diesem  Namen  bezeichnet 
Hammond  (New-York  Med.Journ.d.  Deutsch. 
Med.- Ztg.  1893,  534)  ein  Extract  aus  dem 
Herzfleisch  der  Binder,  welches  sich  wirk- 
samer als  entsprechende  Extracte  aus  Schaf-, 
Hunde-  und  Geflügelherzen  gezeigt  hat. 

Zur  Darstellung  des  Kardins  werden 
1000  g  frisch  gehacktes  Rinderherzfleiscb, 
welches  vorher  in  gesättigter  Borsaure- 
lösung  sorgfaltig  gewaschen  wurde,  in  eine 
Mischung  von  12(K)  g  Giycerin,  ICKX)  g  ge- 
sättigter Borsäurelösung  von  15,5*'  und  800g 
Alkohol  gebracht  und  in  einem  Porzellan- 
oder Glasgefäss  mit  gut  schliessendem  Deckel 
während  eines  Zeitraumes  von  8  Monaten  bis 
1  Jahr*)  aufbewahrt  und  jeden  Tag  umge- 
rührt und  die  Herzsubstanz  einem  starken 
Druck  ausgesetzt.  Nach  Ablauf  der  oben 
genannten  Zeit  wird  die  Herzsubstanz  ausge- 
presst  und  die  Flüssigkeit  filtrirt.  (Der  Ver- 
fasser bezeichnet  die  Filtration  als  einen  sehr 
langwierigen  Process,  der  mehrere  Wochen 
dauert;  das  müsste  doch  unter  sachver- 
ständiger Benützung  von  Kunstgriffen  etc. 
rascher  gehen.    Ref.) 

Die  Lösung,  das  Kardin,  ist  eine  klare 
hellstrohgelbe  Flüssigkeit  von  1,07  spec.  Gew., 
weiche  an  einem  kühlen  Orte  aufbewahrt 
werden  muss. 

Das  Kardin  bewirkt,  Erwachsenen  zu  4  g 
subcutan  eingespritzt,  volleren  Puls,  ver- 
mehrte Arterienspannung,   vermehrte  Harn- 


*)  Der  frisch  ausgepresste  Saft  des  Hers- 
fleisches  ist  ohne  physiologischen  Joder  thera- 
peutischen Einflttss. 


355 


menge  und  Zunahme  der  Blutkörperchen. 
Bammönd  bezeichnet  das  Kardin  deshalb  als 
ein  Herztonicum  von  grosser  Kraft  und  als 
Bcbätzenswertbes  Diureticum. 

Nach  des  Verfassers  Theorie  besitzen  alle 
gesunden  Organe  des  Körpers  die  Kraft,  aus 
dem  Blute  die  besondere  Substanz,  die  sie 
für  ihre  Ernährung  bedürfen,  herauszuziehen; 
das  Hirn  nimmt  Hirnsubstanz,  das  Herz  Herz- 
substanz auf  etc.  (Warum  ist  dann  der  frisch 
ausgepresste  Saft  des  Herzfleisches,  wie  in  der 
Anmerkung  bemerkt  ist,  unwirksam?  Ref.) 
Ist  diese  Theorie  richtig,  so  ernährt  das  Kar- 
din nach  Verfasser  die  Herzsubstanz. 

Kardin  in  Verbindung  mit  C  e  r  e  b  r  i  n , 
dem  entsprechenden  Extracte  aus  Hirnsnb- 
stanz,  wirkt  der  Herzschwäche  des  Alters  ent- 
gegen —  dürfte  somit  ein  Coneurrent  des 
Brown  -  Sequardschen  liquide  testiculaire 
werden.    Ref.  — 

Nnclein.  Dasselbe  wirkt  nach  Germain 
See  (Sem.  med.  1893,  Nr. 23  d.  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  1893,  267)  wie  das  Tuberkulin  und  lässt 
latente  Laesionen  entdecken,  indem  es  an 
deren  Oberfläche  Entzündung  heryorruft; 
beim  Nuclein  läuft  man  aber  absolut  keine 
Gefahr  für  den  Patienten.  Angewendet  wird 
das  Naclein,  welches  ein  farbloses  bis  gelb- 
liches Pulver  vorstellt  und  in  kaltem  Wasser, 
Alkohol  und  Aether  unlöslich,  dagegen  in 
verdünnten  Alkalien  löslich  ist,  innerlich  in 
Graben  von  2  bis  3  Gramm  oder  als  Einspritz- 
ung unter  die  Haut. 

Tolylantipyrin-Abkömmlinge  hat  G.Ebert 
(Pharm.  Ztg.  1893, 251)  folgende  dargestellt: 
Toljlantipjrinchlorhydrat  erhält 
man  durch  Einleiten  von  Salzsäuregas  in  eine 
Lösung  von  Tolylantipyrin  in  Benzol;  das 
Salz  schmilzt  bei  105^,  ist  leicht  in  Wasser 
und  Alkohol  löslich  und  wird  aus  letzterer 
Lösung  durch  Aether  wieder  gefällt. 

laonitrosotolylantipjrin  entsteht 
als  grüner  Niederschlag,  wenn  man  eine  wäs- 
serige Lösung  von  Tol^lantipyrinchlorhjdrat 
mit  Natrinmnitritlösung  versetzt. 

Monobromtoljlantipyrin  entsteht, 
wenn  man  zu  einer  Lösung  von  1  Mol.  Tolyl- 
antipyrin  in  Chloroform  eine  Auflösung  von 
2  Mol.  Brom  in  Chloroform  giebt  und  gut 
umrührt.  r>ie  Lösung  entfärbt  sich  bald  und 
auf  Zusatz  von  Aether  fällt  das  Dibromid  als 
weisses  Pulver  aus,  weiches  man  in  Wasser 
unter  Erwärmen  löst;  beim  Erkalten  krystalli- 
sirt  das  bei  132,5^  schmelzende  Monobrom- 


toljlantipyrin  aus,  welches  schwer  löslich  in 
kaltem  Alkohol,  leicht  löslich  in  heissem  Al- 
kohol und  in  Chloroform  ist. 

Monojodtoljlantipyrin  bildet  sich, 
wenn  man  in  eine  Lösung  von  1  Mol.  Tolyl- 
antipjrin  in  Chlorotorm  oder  Benzol  2  Mol. 
Jod  einträgt.  Die  entstehende  braune  Lösung 
des  Dijodids  wird  mit  Soda  zersetzt,  das 
Lösungsmittel  abdestillirt  und  das  abgeschie- 
dene Monojodtolylantipyrin  von  der  Natrium- 
jodidlösung  durch  Filtriren  getrennt.  Diese 
Verbindung  bildet  in  Wasser  sehr  schwer 
lösliche,  in  Alkohol  schwer  lösliche,  in 
Chloroform  und  heissem  Alkohol  leicht  lös- 
liche Kristalle,  welche  bei  148^  schmelzen. 

Eisenchloridtolylantipjrin  entsteht, 
wenn  man  eine  alkoholische  Lösung  von 
Tolylantipjrin  mit  einer  alkoholischen  Lös- 
ung von  Kisenchlorid  versetzt,  den  rothen 
Niederschlag  abfiltrirt,  mit  Alkohol  und 
Aether  wäscht  und  trooknet,  wobei  er  eine 
gelbrothe  Farbe  annimmt. 

Chloralhydrattolylantipjrin  (To- 
lylhypnal)  bildet  sich,  wenn  man  heisse 
wässerige  Lösungen  von  Toljlantipyrin  und 
Chloralhydrat  im  molekularen  Verhältniss 
zusammenbringt.  Der  entstehende  ölige  Nie- 
derschlag erstarrt  bald  krystallinisch.  Die 
Verbindung  schmilzt  bei  96  bis  97^. 

Sämmtliche  Tolylantipyrin  -  Abkömmlinge 
sind  schwerer  löslich  als  die  entsprechenden 
Antipjrin- Abkömmlinge,  wie  das  Toljlanti- 
pjrin  selbst  sich  auch  nur  im  Verhältniss  von 
12  Tb.  zu  100  Tb.  Wasser  von  gewöhnlicher 
Temperatur  löst.  s. 


Zur  Prüfung  von  Flores  Cinae 

auf  Echtheit  und  Güte  empfiehlt  Ästolß  (Boll. 
chira.  pharm,  d.  Pharm.  Ztg.),  1  g  der  Droge 
zu  pulvern,  mit  lOccm  absolutem  Alkohol 
einige  Zeit  zu  schütteln ,  dann  zum  Kochen 
zu  erhitzen  und  die  Flüssigkeit  abzu filtriren. 
Erwärmt  man  das  Filtrat  mit  einem  Stückchen 
Aetzkali ,  so  tritt  eine  sehr  deutliche  Roth- 
farbung  auf,  wenn  die  Waare  gut  ist.  Liegt 
eine  verfälschte  Waare  vor,  so  ist  die  auf- 
tretende Färbung  gelbroth,  während  keine 
Färbung  auftritt,  wenn  überhaupt  keine 
echten  Flores  Cinae  vorliegen.  Empfehlens- 
werth  ist  ein  Vergleich  mit  einer  unzweifel- 
haft echten  Droge. 


356 


Pharmaceutische  Oesellschaft 

In  der  Jnnisitznng  widmete  in  Abwesen- 
heit des  Herrn  Dr.  Thoms  der  stellvertretende 
Vorsitzende  Herr  Dr.  Uolfert  zunächst  dem 
bei  der  Bereiinng  von  Knallqnecksilber  ver- 
nnglöckten  Mitgliede  Herrn  Dr.  Carl  Schlot, 
Chemiker  an  der  Eönigl.  Yersachsstelle  fär 
Sprengstoffe,  ehrenvolleWorte  des  Andenkens, 
woranf  sich  die  Anwesenden  von  den  Sitzen 
erhoben.  Nachdem  dann  noch  mitgetheilt 
war,  dass  auf  Vorstand sbeschlnss  auch  in 
diesem  Jahre  die  Sitzungen  für  Juli  und 
August  ausfallen,  die  des  September  am  Orte 
der  diesjährigen  Naturforscherversammlnng, 
Nürnberg,  stattfinden  würde,  ergriff  das  Wort 
Herr  Dr.  Waage  zu  seinem  Vortrage  über 

Neuerdings  beobachtete  Terunreinig- 
uDgen,  Verwechselangen 9  Terfälsch- 
nngen  und  niinderwerthige   Sorten 

von  Drogen. 

Trotz  der  mannigfachsten  Bestrebungen 
der  betheiligten  Kreise  ist  es  bekanntlich 
manchmal  schwer,  reine  Drogen  zu  erhalten. 
So  finden  sich  in  den  Malaga -Pomeranzen- 
schalen recht  häufig  ansehnliche  Mengen  von 
Apfelsinenschalen,  die  Macis  besteht  oft  zum 
grösseren  Theile  aus  werthloser  Bombay- 
waare,  Safran  —  namentlich  gepulvert  — 
aus  Saflorblüthen,  Eamala  aus  Sand  u.  s.  w. 
Während  aber  den  Chemikalien  seitens  der 
Apotheker  die  grösste  Beachtung  hinsicht- 
lich ihrer  Reinheit  zu  Theil  wird,  ist  dies 
bezüglich  der  pflanzlichen  Drogen  wohl  nicht 
immer  in  gleichem  Masse  der  Fall,  trotzdem 
auch  daraus  für  den  Apotheker  grosse  Un- 
bequemlichkeiten erwachsen  können.  Es 
wäre  daher  unzweifelhaft  mit  Freuden  zu  be- 
grüssen,  wenn  diesem  Gegenstande  etwas 
mehr  Aufmerksamkeit  zugewendet  werden 
würde,  als  dies  bisher  oft  der  Fall  gewesen 
zu  sein  scheint. 

Der  specielle  Theil  des  Vortrages,  welcher 
durch  ein  ganz  aussergewöhnlich  reichhal- 
tiges und  anschauliches  Demonstrations- 
material unterstützt  war,  beschäftigte  sich 
mit  folgenden  Stoffen : 

Amjlum  Marantae.  Substitution  von 
Taccastärke  (von  Tacca  pinnatifida)  sog. 
Tahiti -Arrowroot,  kenntlich  besonders  da- 
durch ,  dass  in  den  Stärkekörnchen  2  bis  3 
Schichtungszonen  sehr  deutlich  hervortreten. 
Mehl.   Ein  Boggenmehl,  welches  beim  An- 


rühren des  Teiges  einen  höchst  widerwärtigen 
Qeruch  entwickelte,  war  aus  Boggen  her- 
gestellt, der  behufs  Vernichtung  der  hinein- 
gekommenen Eornwürmer  mit  Chlor  aus- 
geräuchert worden  war.  Ein  Weizenmehl,  in 
tlem ,  namentlich  beim  Anfeuchten ,  blaue 
Pünktchen  erkennbar  waren  —  auch  die 
daraus  hergestellten  Weissbrödchen  zeigten 
blaue  Flecke  —,  enthielt  einen  blauen  Farb- 
stoff, von  unerfahrener  Hand  vielleicht  zn- 
gesotzt,  um  die  Weisse  des  Mehles  zu  heben. 
Kupfersulfat  war,  trotz  gegentheiliger  Be- 
hauptung von  anderer  Seite,  nicht  nachzu- 
weisen. Endlich  zeigte  ein  Berliner  Boggen- 
mehl einen  erheblichen  Maisgehalt.  Asa 
f 0  e  t  i  d  a.  Im  Stinkasant  wurden  neben  oft 
zahlreichen  Pfianzentrümmern  einmal  fremde 
Harzstückchen  beobachtet,  welche,  ursprüng- 
lich wohl  zugesetzt  um  den  dünnen  Gummi- 
harzsaft consistenter  zu  machen  und  das 
Gewicht  zu  erhöhen ,  überdies  auch  den  im 
Arzneibuche  auf  6  pCt«  herabgesetzten 
Aschengehalt  in  erwünschtester  Weise  er- 
niedrigten und  die  Löslichkeit  in  siedendem 
Alkohol  erhöhten. 

Garyophjlli.    Ausgezogene   Nelken 
wurden  nicht  mehr  so  häufig  beobachtet  und 
die  aus  Weizenkleie,  Farbstoff  und  Nelkenöl 
hergestellten  Kunstnelken  scheinen  ganz  aus 
dem  Handel  verschwunden  zu  sein.  Dieselben 
sind  an  der  längs  verlaufenden  Pressnaht 
leichterkenntlich.   Castoreum.    Die  Ver- 
fälschung des  Bibergeils  ist,  weil  lohnend, 
noch  immer  an  der  Tagesordnung.  Es  wurden 
mit  Blut,  Sand,  Sägespäne,  Harz  und  selbst 
mit  einerBibertatze  gefüllte  Beutel  vorgezeigt, 
ein  weiterer  war  nur  ein  Harzklumpen,  in  der 
Form  roh  den  Bibergeilbeuteln  nachgebildet, 
Beim  Aufschneiden  sind  alle  derartige  Fälsch- 
ungen leicht  erkennbar.  CorteiAurantii 
fructus.  Schon  seit  langer  Zeit  bilden  die 
Apfelsinenschalen  eine  gewöhnliche  Verun- 
reinigung der  Malaga -Pomeranzenschalen, 
die  sicilianische  Sorte  scheint  bis  jetzt  frei 
davon  zu  sein.    Oft  genügt  dünnere  Schale 
und  hellere  (grellere)  Färbung  zur  Identifi- 
cirung  der  Apfelsinenschalen  —  welche  üb- 
rigens zu  25  pCt.  und  selbst  darüber  nach- 
gewiesen wurden  — .  Einen  weiteren  Anhalt 
bietet  das  Erwärmen   feiner    Schalenquer- 
schnitte  mit  Ealiumchromatlösung,  da  Apfel- 
sinenschalen sich  dabei  nicht  oder  nnr  ganz 
wenig,    Pomeranzenschalen  dagegen   meist 
ziemlich    stark   bräunen.     Corte x    Gas* 


357 


carillae.    Copalcfairinde  warde  ebenso  wie  1  nicht  giebt.   Crocns.   Von  den  zahlreiche^ 


andere  fremde  Crotonrinden  in  den  neueren 
Cascarillemastern  nicht  gefanden,  der  be- 
zügliche Fasans  im  Arzneibnche  könnte  daher 
wegbleiben,  zamal  andere,  ungleich  hänfigere, 
wichtigere  und  gefährlichereVerwecbselnngen 
darin  bekanntlich  nicht  anfgenommen  sind. 
Das  zuweilen  in  der  Gascarille  vorkommende 
Holz  wäre  besser   auszulesen.      G  o  r  t  e  x 
Chinae.     Ausgesucht  schöne  Succirubra- 
röhren  von  1  m  Länge  sowie  Chips  wurden 
als  Typen  der  „Drogisten^-  und  ^^Fabrikan- 
ten "-Binden  vorgezeigt.   Anknüpfend  an  die 
Forderung  eines  Minimal -Alkaloidgehaltes 
bei  der  Chinarinde  glaubt  Bedner  das  gleiche 
aacii  für  andere  Drogon,  wie  Hydrastis  und 
Ipecacnanha,  namentlich  aber  für  die  Ex- 
tracte   empfehlen   zu   müssen.     Allerdinge 
beruht  die  Wirkung  dieser  Drogen  keines- 
wegs auf  dem  Procentgehalte   an  gewissen 
specifischen  Bestandtheilen  allein,  wie  sich 
z.  B.  Hydrastisbasen  und  Hydrastisextract 
Ireinesiregs     gegenseitig     ganz     vertreten 
können ,   allein  solche  Forderungen  geben 
doch  einen  gewissen  Anhalt  hinsichtlich  der 
Güte.   Auch  die  Schwierigkeit  der  Aufstell- 
ung geeigneter,  d.  h.  möglichst  einfacher 
Verfahren  wird  leichter  zu  überwinden  sein, 
wenn  man  davon  absähe,  absolute  Werthe 
zu  verlangen  und  sich  mit  relativen  begnügt. 
Zweifellos  ist  das  dem  quantitativ  zu  arbeiten 
gewohnten  Analytiker  ein  wenig  erfreulicher 
Gedanke,  allein  es  durfte,  wenn  erst  über- 
haupt  einmal   dieser  Weg  beschritten  ist, 
auch  die  zfveck  massigere  Ausgestaltung  des- 
selben nicht  lange  auf  sich  warten  lassen. 
Cortex  Cinnamomi.    Dass  der  Zimmt- 
brnch,   welcher  das  Innere  der  Cassiabündel 
bildet nnd  auch  als  bcsoq^ere  Sorte  im  Handel 
ist,  oft  nur  zum  geringsten  Theile  ausZimmt- 
rinde    besteht,  wie  Möller  angiebt,  wurde 
nicht  gefondon.   Es  kommen  wohl  einzelne 
fremde  Bindenstücke  vor,  aber  nicht  in  so 
arger  Menge.    Dagegen  wird  zuweilen  auch 
bereits  eztrahirte  Waare  gehandelt.  Uebrigens 
haben  aoch  alte,  dicke  Zimmtrinden  gelegent- 
lich   ein    ganz  vortreffliches    Arom,    eine 
vorgelegte    Zimmtstammrinde    duftete    nnd 
schmeckte  aaegezeiehnet aromatisch.  Cortex 
Rhamni  Pnrshianae.  VonCascarasagrada 
wurde  eine  falsche  Rinde  beschrieben,  weiche 
sehr  Ähnlichen  anatomischen  Bau  aber  etwas 
grauere    Oberfläche  zeigt  und  die  charak- 
teriatiaclie  Braunrothf&rbnng  mit  Kalkwasser 


Safranfälschungen  erwähnte  Redner  nur  den 
Einschlag  von  Griffeln,  sowie  die  Beimisch- 
ung von  Saflorblüthen.  Cubebae.  Von 
Cubeben  wurden  neben  allzu  stielreicher 
echter  vier  falsche  Sorten  vorgezeigt  und  be- 
schrieben und  zwar  die  gewöhnlichen  falschen 
Java  -  C.  von  Piper  crassipes,  Eeboe  -  C.  von 
Cubeba  mollissima,  eine  dritte  falsche  Sorte 
von  Java  sowie  Cubeben  vom  Congo. 

Flores    Pjrethri.      Beim    Insecten- 
pulver  wird  auf  eventuelle  Mitverwendung 
der  Bläthen   von   Chrysanthemum  Leucan- 
themum  zu  achten  sein,  welche  wiederholt 
angeboten  wurden  und  gleichfalls  eine,  wenn 
auch  ungleich  geringere,  insecticide  Wirkung 
besitzen  sollen.  Ebenso  sind  die  Blätter  der  In- 
sectenblüthenalsSubstitutionsmaterialofferirt 
Folia  M  jrtilli.  Die  neuerlich  beobachtete 
Vermischung   mit  geschnittenen   Walnuss- 
blättern  ist  am  ganz  verschiedenen  mikro- 
skopischen Baue  leicht  zu  erkennen.  Folia 
Theae.   Das  Färben  des  grnnen  Thees  hat 
neuerdings  sehr  nachgelassen  und  nur  in 
Krämerläden  sieht  man  hin  und  wieder  noch 
gefärbte  Sorten.  Auch  der  früher  des  öfteren 
beobachteten  Substitnirung  besonders  prä- 
parirter  Blätter  anderer  Pflanzen  ist  dadurch 
die  Spitze  abgebrochen,  dass  gegenwärtig  so 
geringwerthige  Theesorten  im  Handel  vor- 
kommen, dass  eine  derartige  Fälschung  kaum 
mehr  lohnt.    Fructns  Anisi  stellati. 
Sikimifrüchte  scheinen  in  der  gegenwärtigen 
Handelswaare  von  Sternanis  nicht  mehr  vor- 
zukommen. Sie  unterscheiden  sich  dadurch, 
dass  sie  etwas  kleiner  und  dunkler  sind  und 
ausserdem  einen  meist  spitzeren,  grösseren 
und    mehr    gebogenen    Schnabel    besitzen. 
Auch  die  Aleuronkörner  der  Samen  sind  ab- 
weichend gestaltet.  Fructus  Cardamomi. 
Als  officinelle  Cardamomen  sind  unbedingt 
ungebleichte,  kleine,  runde,  d.  h.  Malabar-C. 
zu  betrachten.     Die   auf  Ceylon   gebauten 
Varietäten  dieser  Art  haben  etwas  gestreck- 
tere Form  nnd  sind  nicht  so  geschätzt.   Die 
gebleichten  Sorten,    namentlich  gebleichte 
Ceylon-  und  Mangaloro-C.  besitzen  in  frisch 
geöffneten  Kisten  einen  höchst  unangenehmen 
Geruch,  der  erst  allmählich  wieder  dem  Car- 
damomen-Arom  weicht    Redner  hält  die- 
selben für  unzulässig  in  den  Apotheken.  Im 
Gegensatze   zu   den  erwähnten   Ceylon- C, 
welche  auch  als  Ceylon-Malabar-C.  bezeichnet 
werden,  bat  man  die  früher  als  lange  Ceylon-C. 


358 


bezeichneten  Früchte  von  Elettaria  maior 
^wilde*^  genannt.  Frnctns  Jnniperi. 
Jöngst  wurden  wiederholt  ausgezogene  Wach- 
holderbeeren  angeboten  nnd  auch  verkauft, 
es  wäre  interessant,  zu  erfahren,  welchem 
Zwecke  dieselben  dienen. 

Gnmmi  arabicnm.  Ein  ans  dem 
üsambara  -  Gebiete  in  Deutsch  -  Ostafrika 
importirtes  Gummi  zeichnete  sich  dadurch 
aus,  dass  es  im  Wasser  so  gut  wie  —  un- 
löslich war.  Guttapercha.  Während  die 
Beschwerung  der  Guttapercha  mit  Binden- 
stückchen und  selbst  Steinen  wenigstens  nur 
einen  Gewichtsverlust  darstellt,  wird  durch 
den  oft  beliebten  Zusatz  angeblich  „gutta- 
perchaartiger ^  Stoffe,  welche  wesentlich  aus 
Wachs  und  Harz  bestehen,  direct  die  Qualität 
verschlechtert. 

K  am  a  1  a.  Die  Darstellung  einer  Kamala 
von  nicht  über  6  pCt.  Asche  auf  trockenem 
Wege  ist  gegenwärtig  wieder  unerfüllbar, 
die  Londoner  Auctionswaare  enthält  bis  zu 
70  pCt.  Sand.  Die  von  Gehe  in  den  Handel 
gebrachte  Sorte  mit  etwas  über  5  pCt.  Asche 
dürfte  auf  nassem  Wege  gereinigt  sein,  da 
sie  eine  ganz  abweichende  Farbe  besitzt. 
Kautschuk.  Insbesondere  afrikanische 
Bälle  wurden  vielfach  mit  Sand,  Steinen  und 
Bindenstückchen  versetzt  gefanden. 

LignumJuniperi.  Zwei  untersuchte 
Muster  enthielten  geschnittenes  Laubholz 
beigemengt,  an  den  Gefässen  leicht  kenntlich. 

M  a  c  i  8.  Das  Vorkommen  werthloser  Bom- 
bay-Macis  in  echter  Waare  ist  erschreckend 
häufig.  Ueber  den  ebenso  leichten  wie  sicheren 
Nachweis  s.  Ph.  C.  1892,  S.  372. 

Opium.  Der  Vortragende  zeigte  zwei 
Kuchen  vor,  von  denen  der  eine  einen  grossen 
Fremdkörper,  der  andere  Schrot  enthielt. 

Piper,  üeber  die  Fabrikation  von  Kunst- 
pfeffer hört  man  nichts  mehr,  dagegen  sind 
Pfefferstaub  und  Pfefferschalen  (Abfall  des 
hier  aus  dem  schwarzen  hergestellten  weissen 
Pfeffers),  zu  Pulver  verwendet,  grosser  Han- 
delsartikel. 

Badix  Ipecacuanhae.  Die  neuer- 
dings aufgetauchte  falsche  „cultivirte  Ipe- 
cacuanha'',  Bhizome  von  Chamaelirinm  lu- 
teum ist,  abgesehen  von  der  ganz  abweichen- 
den anatomischen  Structur,  vor  Allem  dem 
Fehlen  des  Holzkems,  auch  daran  erkennbar, 
dass  der  Querschnitt,  mit  Vanillin-Salzsäure 
befeuchtet,  zahlreiche,  gleichmässig  über  die 


Fläche  vertheilte  Zellen  mit  hochrothem  In- 
halte (Phloroglucin)  erkennen  lässt,  was  bei 
der  officinellen  Wurzel  nicht  der  Fall  ist. 
Bhizoma  Hydrastis.  Diese  Wurzel  ist 
um  so  besser,  je  weniger  sie  fremde  Wurzeln, 
Stiele,  Nebenwurzelbruch  und  Sand  enthält. 
Der  Nebenwurzelbruch  mit  allerhand  fremdeT\ 
Wurzeln  darin  und  dem  anhängenden  Sande 
macht  oft  über  die  Hälfte  der  Droge  aus. 

Semen  Arecae.   Innen  stark  verschim- 
melte Samen  sollten  nicht  verwendet  werden. 
Semen  Coffeae.     Was  alles   als  Kaffee 
verwendet  wird,    zeigte    der   Vortragende. 
Eine  Probe  bestand  zum  grossen  Theile  aus 
schwarzen  Bohnen,  der  Best  war  mehr  oder 
weniger  verschimmelt.     Eine  andere  hatte 
zweimal  Havarie  erlitten,  hatte  erst  in  der 
Ostsee,  dann  im  Stettiner  Haff  gelegen,  war 
aber  nichtsdestoweniger  glatt  verkauft  wor- 
den.   Ebenso  fand  der  bei   dem   Speicher- 
brande in  Hamburg  vor  zwei  Jahren  verkohlte 
Kaffee,  nachdem  er  gewaschen  und  glänzend 
geröstet  war,  leicht  seine  Käufer,  er  ging 
meist  nach  Belgien.    Die  vorgelegte  Sorte 
Kunstkaffeebohnen   war  aus  Hülsenfrucht- 
mehl  mit  etwas  geröstetem  echten  Kaffee  und 
0,5  pCt.  Coffein  geformt,  mit  Traganth  über- 
zogen und  dann  geröstet.     Endlich  lagen 
noch  diverse  Sorten  gefärbter  Kaffeebohnen 
mit  den  dazu  gehörigen  Kaffeefarben,  sowie 
glasirte  Bohnen  vor.   Hinsichtlich  des  Gla- 
sirens  mit  Zucker  vertrat  Bedner  den  Staud- 
punkt, dass  dasselbe  nicht  zu  gestatten  sein 
sollte.     Semen  Colae.     In  den  Handel 
kommen  so  abweichend  gestaltete  Kolanüsse, 
dass  man  schon  jetzt  mit  Sicherheit  annehmen 
kann,  dass  Sterculia  acuminata  nicht  die 
einzige   Stammpflanze    ist,    zumal    bereits 
mehrere  Colaarten  unfgefunden  wurden.  Ver- 
schimmelte Waare  sollte  wiederum  nicht  ver- 
wendet werden.  Die  sog.  bitteren  oder  m&nu- 
lichen  Kolanüsse  wurden  vom  Bedner  bisher 
in  den  Importen  nicht  entdeckt.     Semen 
Myristicae.   Die  langen  Muscatnüsse  von 
Myristica  malabarica  sind  minderwerthig  und 
nicht  zu  verwenden ;  ihr  anatomischer  Bau 
stimmt  mit  dem  der  Samen  von  M.  fragrans 
überein.    Letztere  werden  jetzt  meist  nach 
der  Grösse  sortirt,  die  grössten,    etwa  150 
auf  1  kg,  gelten  als  beste,  die  kleinsten,  über 
400  auf  1  kg,  als  geringste  Sorte.     Noch 
schlechter  sind  natürlich  wurmstichige  sowie 
verschimmelte   Nüsse   und  Bruch.     Bedner 
zeigte  ausserdem  echte  Muscatnüsse  vor  von 


359 


auffallend  langgestreckter  Form,  sowie  solche, 
welche  anf  einer  Seite  ganz  glatt  waren; 
letztere  haben  indessen  nicht  etwa  zn  zweien 
in  der  Schale  gesessen.    Semen  Nigellae. 
Die  Damascener  -  Samen ,  welche  beim  Zer- 
reiben nach  Erdbeeräther  duften,  sind  nicht 
als  officinell  zn  betrachten,  vielmehr  nnr  die 
nach  Cnminnm  riechenden  Samen  von  Nigella 
satira.     Die  gelbe  var.   citrina  besitzt  die 
gleichen  Eigenschaften.   In  einem  syrischen 
Schwarzkümmel  fanden  sich  die  Samen  von 
Asphodelas  fistnlosas  von  etwas  grosserer, 
schärfer  gekanteter  Form.  Die  als  Verfälsch- 
ung  angegebenen    Kornradesamen   wnrden 
nicht  gefnnden.    Semen  Sinapis.     Der 
Sarepta-Senf  des  Handels  besteht  des  öfteren 
nur  ans  gewöhnlichem  schwarzen  Senf;  echter 
wird  gegenwärtig  anf  den  Kieselfeldern  bei 
Berlin  angebaut.    Ein  Senfmnster  enthielt 
Samen,   deren  Schale  durch  Chloralhydrat- 
lOsnng  blntroth    gefärbt   wurde,    dieselben 
wurden   mit  Hilfe  dieser  Beaction  als  von 
Sinapis  arvensis  abstammend  ermittelt. 

Tnber  Ari.  Die  gegenwärtig  im  Handel 
befindlichen  grossen  Querscheiben  kOnnen 
nicht  von  A.  maculatum  abstammen,  ver- 
muthlich  kommen  sie  von  grosseren  Arten, 
wie  A.  italicum.  Im  anatomischen  Baue 
stimmen  sie  mit  den  kleinen  Aronknollen 
völlig  nberein.  TnberJalapae  wurde  in 
sehr  harzreicher,  in  mehliger  und  in  stärker 
geräucherter  horniger  Sorte  vorgezeigt,  eben- 
so eine  falsche  Knolle  von  zweifelhafter  Ab- 
stammnngr. 

In  der  anschliessenden  Discussion  be- 
merkte Herr  Prof.  Oarche,  dass  die  Apfel- 
sinenschalen unter  Pomeranzenschalen  auch 
dadnrch  erkennbar  seien,  dass  bei  ersteren 
die  Oelbehälter  weniger  dicht  stehen.  Auch 
sei  Amm  italicum  sicherlich  nicht  die  ein- 
zige Stainmpflanze  der  grossen  Aronknollen. 
Herr  Rande  bestätigte  mehrere  Angaben  des 
Vortragenden  und  hielt  eine  bessere  Controle 
der  Drogen  seitens  der  Grossofirmen  furnoth- 
wendig.  Herr  Dr.  Siedler  ist  gleichfalls  bei 
derUntersncbnng  der  jüngst  vorgekommenen 
blanfleckigen  WeissbrOdchen  zu  dem  Resul- 
tate gekommen,  dass,  wie  der  Vortragende 
beiläufig  erwähnt  hatte,  Kupfersulfat  ganz 
sicherlich  nicht,  wie  Lohmann  angegeben 
hatte,  die  Ursache  der  Flecke  sei;  auch  Herr 
Dr.  Kinzel  bestätigte  dies. 

Als  zweiter  Redner  des  Abends  sprach 
Herr  Privatdocent  Dr.  Freund 


lieber  das  Narcein. 

Derselbe  hat  in  Gemeinschaft  mit  Franh- 
forler  festgestellt,  dass  dem  Narceln  nicht 
die  Formel  C  33  H  29  NO  9  -[-  2  Hg  0,  sondern 
C23H27NOg -f-SHgO  zukommt,  demnach 
mit  dem  von  Böser  dargestellten  Pseudo- 
narceln  identisch  ist.  Unter  Benutzung  der 
von  Eoser  für  das  Narkotin  aufgestellten 
Constitutionsformel  gelangt  Freund  zu  fol- 
gender Auffassung  für  das  Narcetn : 

OCH3 


OCH, 


CH— 0 


N(-CH3  +  KOH 
^CH. 


i     CH2 
OCH3 

Narkotin  (-methyljodid) 

OCH3 


=  KJ  + 


I 

im 

\/ 

CO 


0CH3 

COOH 


/ 
CH2 

\o 


0— 


CH2 


II 


N 


.CH3 


\ 


CH, 


X/KyCE, 


CH, 


OCH3 

Narceln. 

Mit  dieser  Formel  stimmen  die  bisherigen 
Beobachtungen  vortrefflich  überein.  Dieselbe 
enthält  kein  asymmetrisches  Kohlenstoffatom, 
was  die  von  Hesse  ermittelte  Inactivität  ver- 
langt. Sie  giebt  Aufschluss  über  die  Bildung 
der  Hemipinsäure  sowie  für  das  Auftreten 
von  Di-  und  Trimethylamin  bei  der  Oxy- 
dation mit  Chromsänre.  Sie  erklärt  ferner 
die  zugleich  basischen  und  sauren  Eigen- 


360 


Schäften  dos  Narcelns,  welche  dasselbe  be- 
fähigen, sich  sowohl  mit  Säuren,  wie  anch 
mit  Basen  zn  Salzen  za  vereinigen.  Das 
Vorhandensein  einer  Carboxylgrnppe  im 
Molekül  konnte  darch  Herstellang  von 
Estern,  die  Anwesenheit  der  Ketongrnppo 
durch  Bildung  eines  Hjdrazons  nachgewiesen 
werden.  Mit  Jodmethyl  liefert  das  Narce'in 
beim  Erhitzen  nnter  Drnck  eine  Yerbindang, 
welche  mit  Alkali  gekocht: 

C23  H27  NOg  .  CHg  J  -f  KOH  = 
KJ  +  Hg  0  +  N(CH3)3  +  C20  H20  Og 
=  „Narceon säure"  liefert.    Dagegen  waren 
die  von  ClatM  und   Ritzefeld  angegebenen 
Alkylnarcelne  durchaus  nicht  zu  erhalten. 
Die  Constitution  der  Narceonsäure  ist: 


OCH3 
GOCH 


CH2 
\ 


0- 


CHo 


'-\/\X«^ 


CH 


OCH, 


W, 


Selenhaltige  Salzsäure. 

Nach  MittheiluDg  von  /.  E.  Oeroch  (Journ. 
d.  Pharm,  toq  Elsass  -  Lothr.  1893,  177)  ist 
sowohl  die  rohe  wie  auch  die  reioe  Salssäure 
nicht  selten  selenhaltig.  Das  Selen  stammt 
aus  den  zur  Herstellung  der  Schwefelsäure 
▼erwendeten  selenhaltigen  Kiesen  und  geht 
als  selenige  Säure  in  die  Schwefelsäure  über; 
aus  dieser  geht  es  dann  als  Selenchlorür  in 
die  Salzsäure  über.  Man  wird  gegenwärtig 
wohl  in  den  meisten  Fällen  in  rober  Salz- 
säure, welche  einige  Zeit  gestanden  hat,  den 
rothen  Niederschlag  Ton  Selen  wahrnehmen 
können. 

Bringt  man  in  selenhaltige  Salzsäure  ein 
Stück  Kupferblech ,  so  wird  dieses  sehr 
rasch  aufgelöst,  indem  das  Selen  dem  Kupfer 
gegenüber  die  Bolle  des  Chlorübertrigerf 
spielt,  während  ein  puWeriger  Bfiekstand,  ans 


spröden    glänzenden    Schuppen    bestehend, 
zurückbleibt. 

Wird  dieser  Rückstand  (Selenkupfer,  evw- 
tuell  mit  Arsenkupfer)  nach  dem  Trocknen 
im  Glasrohre  im  langsamen  Luftstrom  erhitzt, 
so  entweichen  unter  Erglühen  des  Rückstandes 
Dämpfe,  die  sich  im  kalten  Theile  der  Rohre 
als  braunrother  Beschlag  ansetzen ,  während 
sich  andererseits  Kupferozyd  bildet.  Der  den 
Beschlag  enthaltende  Theil  der  Röhre  wird 
abgetrennt,  der  Beschlag  durch  Königswasser 
in  Lösung  gebracht  und  die  Lösung  zur 
Trockne  verdampft.  Der  Rückstand  wird  zum 
Nachweis  des  Selens  in  Wasser  gelöst  und 
mit  einer  concentrirten  Lösung  von  Natrium- 
bisulfit  zusammengebracht;  es  entsteht  ein 
rother  Niederschlag  von  Selen,  während  die 
Lösung  bei  Gehalt  der  Salzsäure  an  Arsen  du 
letztere  enthält.  «. 


Zum  Nachweis  von  Ver- 
unreinigangen  im  Methylalkohol 

schüttelt  BariUot  lOccm  desselben  mit  15 
ccra  Natriumbisulfitlösung  (1,325  spec.  6.)» 
5  ccm  Wasser  und  20  ccm  Chloroform.  Es 
bleibt  das  Volumen  des  Chloroforms  unver- 
ändert, wenn  der  Methylalkohol  nur  mit 
Aceton  und  Aldehyd  verunreinigt  ist.  Andere 
Verunreinigungen  durch  Benzol ,  Methylal, 
Diallyl  und  dergl.  werden  durch  Volum  Ver- 
mehrung der  Chloroformscbicht  angezeigt. 
ZeiUchr.  f.  angew,  Chem.  t893,  204. 


Zwei  isomere  Menthole«  Ber.  d.  D.  ehem. 
Ges.  25,  ö31d.  Durch  Erhitzen  von  Menthoo 
mit  Ammoniumforroiat  und  Verseifung  der  dab^i 
entstehenden  Formylverbindung  wird  Men- 
thylamin  gewonnen.  0.  Waüanh  und  AT.  KMe 
haben  neuerdings  dargethan,  dass  bei  dieser 
Reaction  aus  Linksmentiion  und  Ammoniun- 
formiat  nicht  ausschliesslich  Bechtsmentbylamio 
entsteht,  sondern  auch  immer  etwas  Lioks- 
menthylamin,  und  zwar  ist  letzteres  identisch 
mit  dem  aus  Linksmenthon  und  Hydroxylamin  er- 
haltenen Linksmenthonozim  beziehentlich  dnreb 
Reduction  desselben  gewonnenen  KOrper. 

Nachdem  somit  die  Existenz  zweier  voUstäadig 
verschiedener  Menthvlamine  erwiesen  ist,  liegt 
es  auch  auf  der  Hand,  dass  diesen  KOrpem  aaä 
zwei  Henthole  von  ganz  verschiedenen  Eiffen- 
Schäften  entsprechen  müssen.  Mit  der  Prflfaiij: 
dieser  Frage  ist  bereits  Markoumikoff  besch&t- 
tigt,  und  zwar  strebt  derselbe  die  UeberfllbniDg 
des  Menthylamins  in  ein  flüssiges  Menthol  an. 
Uebrigens  darf  nicht  unerwfthnt  bleiben,  dsss 
auch  schon  Bercketiheim  auf  synthefiscbeni 
Wege  za  einem  flflssigen  Isomeren  des  Menthok 
gelangt  ist.  Th, 


i 


361 


10,0 


Therapentlsche 

Tinctara  Nerii  Oleandri, 

AU  Nachtrag  der  Besprechung  von 
Xerinm  Oleander  in  Nr.  24  der  Ph.  C. 
bringen  wir  folgende  Original  Vorschrift 
zu  der  käuflichen  Tinctura  Nerii 
Oleandri  secundam   Oefele: 

Rp.  Folioruni   Nerii    Oleandri    re- 
centium  (aus  den  Ländern 
des  Mittelmeergebietes)    .  . 
Goncide.    Infunde. 
Aqaae  fervidae  quantum  satis. 
Macera  per  horam  unam. 
Cola.    Ad  de. 

Garbonis  vegetabilis 1,0 

Agita.    Filtra  ad  remanentia 

grammata  50,0 
Ädde  Spiritus  rectificatissimi .    50,0 
Bepone  per  horas  XII. 
Filtra.       Signa.       Tinctura     Nerii 
Oleandri. 
Eine  Tjnctur  von  doppelter  Stärke 
liefert  folgendes  Becept,  so  dass  nur  drei- 
mal täglich  10  Tropfen  genommen  werden 
können- 

Rp.  Foliorum  Nerii  Oleandri  sic- 
corum  concisorum  (aus  den 
Ländern  des  Mittelmeer- 
gebietes)      10,0 

Aquae  fervidae 10,0 

Macera.    Cola.    Adde. 

Magnesiae  carbonicae 1,0 

Misce.    Adde. 

Spiritus  vini  rectificatissimi    .    50,0 

Filtra.     Signa.    Oleandertinclur  aus 
getrockneten  Blättern. 


Das  ConservirangBBalz  ^^Wienit'' 

besteht  ftir  frisches  Fleisch  aus  Salicyl- 
■äure,  Boraftare  und  Borax  and  für  ge- 
räacbertes  Fleisch  aus  Borsäure,  Roch- 
salz and  Salpeter. 

Fär  dasselbe  ist  bei  der  Oewerbeanmel dang 
behufs  Erzeugong  und  Vertrieb  seitens  des 
Stadtphysikatfl  in  Wien  die  Abweisung  be- 
antragt worden,  weil  die  genannten  Präparate 
einen  ungunatigen  Einflass  anf  den  StoflP- 
wechsel  und  auf  die  Verdauung  ausüben, 
indem  eie  die  Aufiiahme  der  Nahrangsstoffe 
im  Darm  hemmen  und  den  Eiweissserlali  des 
Organisame  beschleanigen.  Wegen  der 
Schwerldelicbkeit  der  Borsäure  and  Salioyl- 


MlUhellnnireii. 

sfture  in  kaltem  Wasser  ist  die  Eotfernung 
dieser    Stoffe    aus    den    damit    behandelten 
Fleisch  messen,  bevor  sie  dem  Consum  über- 
geben werden,  unwahrscheinlich.  s. 
Med.  ekir,  Rundsch.  1893,  433. 


Zur  DarBtellong  von  Aleuronatbrot 

für  Diabetiker,  über  welches  wir  bereits  Ph. 
C.  33,  398  und  458  berichteten,  veröffentlicht 
Ebstein  in  den  Wiener  Med.  Bl.  1893  Nr.  22 
und  23  mehrere  Vorschriften  mit  genauer  An- 
gabe der  einzelnen  Handgriffe,  da  er  die  Her- 
stellung im  Haushalt  anempfiehlt.  Wir  be- 
schränken uns  auf  eine  Wiedergabe  der  Zu- 
sammensetzung und  können  auf  sonstige 
Einzelheiten  nur  kurz  eingehen, 

1.  Für  Woixenbrot  mit  27,5  pCt.  Eiweiss- 

g^ohalt 
sind  erforderlich: 

600  g  Weisenmehl, 
150  g  Aleuronat, 
20  g  Hefe, 
Va  L  Milch, 
5,5  g  Kochsalz, 
circa  1  g  Zucker. 

Weizenmehl  und  Aleuronat  werden,  auf 
30^  erwärmt,  gemengt,  die  Hefe  mit  dem 
Zucker  und  etwas  Milch  verrieben,  zum  Auf- 
gehen hingestellt,  dann  alle  Bestandtheile 
nach  allgemeinen  Regeln  der  Bäckerei  zum 
Teig  bereitet,  Brote  geformt  und  diese  ge- 
backen. 

2.  Für  Boggenbrot  mit  27,5  pCt.  Eiweiss 

sind  zu  nehmen: 

1200  g  Roggenmehl, 
300  g  Aleuronat, 
30  g  Sauerteig, 
circa  12  g  Kochsalz, 
circa  1 1/2  L  laues  Wasser 
eventuell  etwas  Kümmel. 

Mehl  und  Aleuronat  werden  auf  30^  er- 
wärmt, gemengt,  der  mit  Wasser  angerührte 
Sauerteig  dazugegossen,  ein  Teig  vorbereitet, 
der  zum  Aufgehen  bei  30^  12  8tunden  hin- 
gestellt wird,  dann  nach  Zugeben  von  Salz 
und  Kümmel  Brote  geformt,  diese  in  eine 
mit  Butter  gestrichene  Form  gelegt,  noch- 
mals etwas  zum  Aufgehen  hingestellt  and 
gebacken. 


362 


3.  Für  Weizenbrot  mit  50  pGt  Eiweiss, 

das  nnr  für  gewisse  Kategorien  von  Zucker- 
kranken bestimint  ist,  werden  gebraucht: 

250g  Weizenmehl, 
250  g  Aleuronat, 
circa  350  g  Milch, 
40  g  Hefe, 
circa  4  g  Kochsalz, 

2  Hühnereiweisse, 
circa  1  g  Zucker. 
Aus  Mehl,  Aleuronat,  Hefe  etc.  wird  wie 
bei  1.  ein  Teig  bereitet  und  zum  Aufgehen 
hingestellt;  dann  wird  ihm  das  zu  Schaum 
geschlagene  Eiweiss  untergemengt,  Brote  ge- 
formt, die  mittelst  der  Gabel  mit  vielen  Ein- 
stichen versehen,  nochmals  zum  Aufgehen 
hingestellt  und  gebacken  werden. 

Für  Diejenigen,  welche  säuerliches  Brot 
lieben,  kann  man  dem  Teig  auf  obige  Mengen 
3  g  Milchsäure  (oder  auch  mehr  nach  Ge- 
schmack) zusetzen.  Auch  diesem  Brote  kann 
etwas  Kümmel  (auf  obige  Menge  1  g)  zu- 
gesetzt werden. 

4.  Zu  Weizenbrot  mit  50pGt.  Eiweiss 

giebt  Ebstein  noch  eine  andere  Vorschrift, 
welche  ausserordentlich  bequem  ist  und  ein 


i' 


sehr  wohlschmeckendes  Aleuronatbrot  liefert. 
Dieselbe  erfordert: 

200  g  Weizenmehl, 

200  g  Aleuronat, 

125  g  Butter, 

1  knappen  Theelöffel  Salz, 

20  g  Backpulver 

1  Th.  NatrinmbicarboDat  und 
Th.  Weinstein), 

lauwarme  Milch*). 
Mehl  und  Aleuronat  werden  gemengt,  die 
geschmolzene  Butter,  die  Milch,  Salz  und  das 
Backpulver  hinzugemischt,  der  Teig  in  eine 
mit  Butter  ausgestrichene  Form  gelegt  nnd 
gebacken. 

Um  unangenehme  Erfahrungen  beim  Backen 
von  Aleuronatbrot  zu  vermeiden,  hatte  Hund- 
Jiausen  vorheriges  Abkochen  des  Aleuronati 
oder  leichtes  Eösten  desselben  in  einer  mit 
Fett  ausgestrichenen  Pfanne  empfohlen; 
Ebstein  hält  dieses  wohl  für  den  Grosebetrieb 
nöthig,  nicht  aber  für  das  Backen  von  Aleu- 
ronatbrot im  Haushalte.  s. 


*)  Die  Menge  ist  nicht  angegeben ;  sie  dnifl« 
200  bis  300  g  betragen. 


Technische  Mlttheilnngren. 


Das  Auer'sche  Oasglühlicht 

vom  hygienischen  und  praktischen 

Standpunkte  aus  betrachtet. 

Es  wäre  interessant,  zu  erforschen,  wie  sich 
das  Aiier'Bche  Glühlicht  anderen  durch  Gas 
gespeisten  Flammen  vom  gesundheitlichen 
Standpunkte  aus  betrachtet,  verhält.  Es  ist 
ja  bekannt,  dass  der  Einilnss  einer  Beleucht- 
ung auf  die  Luft  bemessen  wird  nach  Ver- 
mehrung des  Gehalts  der  Luft  an  Kohlensäure 
und  Erhöhung  ihrer  Temperatur.  Um  nun 
die  Menge  der  Kohlensäure  resp.  die  Tem- 
peraturerhöhung zu  messen ,  hat  Prof.  Menk 
eingehende  Versuche  angestellt,  deren  Resul- 
tate die  folgenden  sind.  Im  Laboratorium  des 
hygienischen  Institutes  in  Halle  wurde  ein 
Argand^Bcher  Brenner  angezündet,  nachdem 
vorher  der  Kohlensäuregehalt  der  Luft  an  2 
Stellen  und  die  Temperatur  an  5  verschie- 
denen Stellen  gemessen  worden  war.  Nach 
vier  Standen  wurden  neue  Kohlensäure - 
bestimmungen  ausgeführt,  während  die  Tem- 
peratur von  ^l'i  Stunde  zu  ^2  Stunde  abgelesen 


wurde.  Genau  unter  den  gleichen  Verhält- 
nissen wurde  am  darauffolgenden  Tag  der 
Versuch  wiederholt,  nur  mit  der  Abänderang, 
dass  an  diesem  Tage  nicht  ein  ArgandbrenneT, 
sondern  ein  Gasglühlieht  brannte. 

Das  Ergebniss  des  Vergleiches  war  folgen- 
des: 

Der  Kohlensäuregehalt  der  Loft 
nahm  zu  bei  Beleuchtung  mit  dem  Argand- 
sehen  Brenner 

von  0,992  '>/oo  auf  4,386  «/oo 

somit  um  3,394  ^/oo; 

bei  Beleuchtung  mit  ^uer'scbem  Gasglühlieht 

von  0,946  «/oo  auf  2.373  »/ro 

somit  um  1,427  ^/oo» 

Die  Verderbniss  der  Luft,  bemessen  nach 
dem  Kohlensäuremassstab,  stellte  sich  nocl^ 
günstiger  als  vermuthet  wurde,  die  Zunahme 
der  Kohlensäure  betrug  nur  42  pCt.  gegen- 
über der  Zunahme  bei  anderer  Beleuchtung. 
Vermuthlich  war  auch  der  Consum ,  welcher 
bei  diesem  Versuche  nicht  gemesseo  werden 
konnte,  ein  entsprechend  kleinerer  gewesen, 
als  die  Hälfte,   denn  auch  die   Temperatur- 


363 


messungeo  haben  ein  ähnliches  Resnltat  er- 
geben. Und  iu  der  That  haben  eingehende 
Versuche  über  die  Grösse  des  Gasverbrauches 
das  eben  Gesagte  bestätigt.  Die  näheren 
Augaben  werden  im  zweiten  Theil  dieser  Ab- 
baodluog,  bei  der  Beurtheilung  des  prak- 
tischen Werthes  des  ^uer-GIüh lichtes  behau- 
•  delt  werden. 

Die    Tempera tar,     an     verschiedenen 
Stelleu  im  Zimmer  gemessen,  ergab  folgende 

Zunahme :  ArguH<f6ch9T     Auer^nche» 

Itrvniier        iiasglühlicht 
Grad  Grad 

in  der  Mitte  des  Zimmers, 
nahe  der  Decke,  um    .  .«8,0  3,7 

in  halber  Höhe 3,6  1,6 

am  Boden 2,1  1,1 

nahe  der  Fensterwand  .  .  .   2,5  1,3 
nahe  der  gegenüberliegen- 
den Wand 2,8  1,5. 

Also  gerade  in  den  höheren  Luftschichten, 
wo  sich  vornehmlich  die  Erhöhung  der  Tem- 
peratur durch  Beleuchtungskörper  bemerklich 
macht,  erwies  sich  dieselbe  noch  um  50  pGt. 
geringer,  während  sie  in  den  unteren  Luft- 
schichten dieser  Zahl  sehr  nahe  kam. 

Mit  der  auf  die  Hälfte  reducirten  Kohlen- 
säure und  Wärmeproduction  sind  jedoch  die 
Vorzüge  des  ^u^'schen  Gasgliihlichtes  noch 
nicht  erschöpft;  es  kommt  auch  in  Betracht, 
dass     in    Folge    der    vollkommeneren    Ver- 
brennung des  Leuchtgases  nach  dem  Priiicip 
des  Bunsen^titiheu  Brenners  beim  Gasglühlichte 
jene  unvoll  kommenenVerbrenuungs- 
producte^  welche  sonst  in  mit  Gas  beleuch- 
teten  Räumen    den   üblen   Geruch   und   die 
gesundheitsschädliche     Wirkung     bedingen, 
ganz  oder  wenigstens  zum  grössten  Theil  in 
Wegfall  komnaen.     In  dem  gleichen  Räume, 
in  welchem  die  eben  beschriebenen  Versuche 
angestellt  worden  waren,  hatte  eine  Gasglüh- 
lampe während  527  Stunden  Tag  und  Nacht 
gebrannt;   gleichwohl  war  in  diesem  während 
des    Versuches    nie    gelüfteten   Räume    der 
Aufenthalt  auch  von  mehreren  Stunden  nie- 
mals lästig*,  während  in  einem  daneben  ge- 
legenen, an  und  für  sich  viel  besser  ventilirten 
eben  so  grossen  Eckzimmer  es  kaum   aus- 
zuhalten   war,    wenn  während  der  Nacht  zu 
Versuchszwecken  ein  ^r^ancTscher  Brenner 
gehrannt    hatte.     Längeres   Verweilen   hätte 
ohne  vorgängige  Durchlüftung  des  Zimmers 
sicher  zu  Unwohlsein  geführt. 

Ein  weiterer  Vorzug  des  Gasglühlichtes  be- 
ruht auf  dem  [Umstände,  dass  es  niemals 


blakt.  Der  Gasdruck  mag  noch  so  hoch  an- 
steigen, die  Mischung  von  Gas  und  Ver- 
brennungsluft bleibt  immer  eine  entsprechende, 
zur  vollkommenen  Verbrennung  vollauf  ge- 
nügende. Durch  diese  Eigenschaft  wird  das 
Gasglühlicht  vornehmlich  auch  von  Nutzen 
für  grössere  Räumlichkeiten,  in  denen  viele 
Flammen  brennen ,  ferner  für  Officinen  etc., 
so  dass  für  den  vorliegenden  Fall  der  Beweis 
geliefert  sein  dürfte,  dase  durch  die  Einführung 
des  Gasglühlichts  wesentliche  sanitäre  Vor- 
theile  erreicht  werden. 

Was  die  Grösse  des  Gasverbrauchs 
betrifft,  führt  Prof.  Benk  weiter  aus,  so  ver- 
brauchte eine  im  hygienischen  Institut  in 
Halle  aufgestellte  Auer'aohe  Glühlampe  in 
527  Stunden  68834  L,  mithin  in  einer  Stunde 
130  L  Gas.  Dieser  Verbrauch  war  jedoch 
durchaus  nicht  gleichbleibend,  er  schwankte, 
wie  eingeschaltete  Messungen  zu  verschie- 
denen Tageszeiten  zeigten ,  zwischen  108  L 
und  141  L  pro  Stunde  je  nach  dem  Gas- 
drucke und  zwischen  135  und  141  L  in  den 
Abendstunden. 

Zur  Beleuchtung  des  Hörsaales  dienen  8 
^uer'sche  Glühlampen.  Diese  verbrauchten 
bei  77  mm  Gasdruck  in  10  Minuten  198  L 
Gas,  somit  in  einer  Stunde  l,188cbm ;  daraus 
berechnet  sich  für  eine  Flamme  ein  stünd- 
licher Verbrauch  von  148,5  L,  da  zeitweise 
auch  hoher  Druck  in  der  Leitung  vorkommt, 
wird  man  nicht  allzuweit  fehlgehen,  wenn  man 
den  weiteren  Berechnungen  einen  Consum 
von  rund  150  L  pro  Brenner  und  Stunde  zu 
Grunde  legt. 

Wesentlich  höhere  Zahlen  ergaben  die 
Messungen  des  Consums  an  Schnittbrennern 
und  Argand'Bchen  Brennern,  welcher  sich 
nach  einer  aufgestellten  Tabelle  auf  durch- 
schnittlich 285  L  belief.  Legt  man  obige 
150  L  für  die  Brennstunde  des  Gasglühlichts 
zu  Grunde,  so  bedeutet  dies  eine  Ersparniss 
an  Gas  von  47,5  pCt.,  eine  Grösse,  welche 
unbedenklich  auf  50  pCt.  abgerundet  werden 
kann,  da  ohnedies  schon  die  Zahl  150  zu  Un- 
gunsten der  Gasglühlichtbeleuchtung  ab- 
gerundet worden  ist.  Auf  Grund  des  gefun- 
denen Verhältnisses,  d.  h.  einer  Gasersparniss 
von  50  pCt.,  lässt  sich  sofort  der  Kostenpunkt 
erledigen,  so  dass  in  nicht  zu  langer  Zeit  die 
für  Anschaffung  von  .^.uer'schen  Glühlampen 
aufgebrachte  Summe  sich  bezahlt  machen 
wird.  S.  '-'» 

Schüling'8  Joum,f.  Gasbeleucht.  XXX  VI,  Nr,  17. 


364 


Tersciltedene  BUttheilniiiren. 


Headine. 

Von  einem  Leser  unseres  Blattes  in 
Südamerika  wurden  uns  einige  Proben 
eines  dortigen  Geheimmittels  zu- 
gesandt. 

Die  Pulver,  von  schwach  röthlicher 
Färbung  und  circa  1  g  wiegend,  be- 
fanden sich  in  Kapseln  aus  gewöhnlichem 
blauen  Papier  und  waren  mit  folgender 
Bezeichnung  in  spanischer  Sprache  ver- 
sehen: Headine,  ein  wirksames  Mittel 
gegen  Migräne  und  nervöse  Kopf- 
schmerzen. 

Das  Pulver  ist  in  Wasser  nur  iheil- 
weise  löslich  und  die  wässerige  Lösung 
reagirt  alkalisch  auf  Lackmuspapier  und 
braust  nach  Säurezusatz  auf  Anderer- 
seits ist  das  Pulver  nur  theilweise  in 
Alkohol  löslich.  Der  in  Alkohol  lösliche 
Aniheil  krystallisirt  nach  dem  Ver- 
dunsten des  Alkohols  in  schönen  farb- 
losen Krystallen,  welche  den  Schmelz- 
punkt 113®  besitzen;  die  weitere  Unter- 
suchung des  aus  der  alkoholischen  Lös- 
ung gewonnenen  Theiles  ergab  durch  Er- 
hitzen desselben  mit  Kalilauge  und 
Chloroform  durch  die  Lsonitrilreaction, 
femer  durch  die  Indophenolreaction  und 
noch  weitere  Reactionen  die  Gegenwart 
eines  Anilides,  welches  auf  Grund  der 
Bildung  von  Essigäther  durch  Erwärmen 
der  Substanz  mit  concentrirter  Schwefel- 
säure und  Zusatz  von  Alkohol,  ferner 
noch  weitere  Merkmale,  hauptsächlich 
aber  durch  den  oben  genannten  Schmelz- 
punkt als  Acetanilid  erkannt  wurde. 

Der  durch  Alkohol  nicht  gelöste  An- 
theil  löste  sich  in  Wasser  zu  einer 
Flüssigkeit,  welche  durch  Phenolphthalein 
nur  schwach  geröthet  wurde,  die  aber 
nach  dem  Erhitzen  um  vieles  dunkler 
roth  wurde.  An  dieser  Eigenschaft  und 
weil  der  wasserlösliche  Theil  die  Na- 
triumflamme ohne  Beimengung  einer  an* 
deren  Färbung  gab,  wurde  derselbe  als 
Natriumbicarbonat  erkannt. 

Die  quantitative  Bestimmung  ergab 
durch  Ausziehen  des  Acetanilids  mit  Al- 
kohol, Verdampfen  des  letzteren  und 
Wägen  des  Bückstandes,  sowie  durch 
Titration  des  in  Alkohol  unlöslichen  An- 
theiles    mit    Vio    Säure,    dass    in    dem 


Headine  (von  head  —  engl.  —  =  Kopf) 
ein  Gemisch  von 

68,73  pGt.  Acetanilid  mit 
31,57    „    Natriumbicarbonat 

100,30 

vorliegt.  Die  Ursache  der  eingangs  er- 
wähnten schwach  röthlichen  Färbung 
des  Gemenges,  welche  nicht  in  die 
alkoholische,  wohl  aber  in  die  wässerige 
Lösung  überging,  konnte  nicht  ermiltelt 

werden.  A.  Schneider. 

Italienische  Fharmacie. 

Den  Artikel  „Italienische  Pharmacie' 
in  Nr.  18  las  ich  mit  grossem  Interesse, 
erlaube  mir  aber  die  Mittheilungen  des 
Herrn  Dr.  med.  Zäslein  in  Genua  zu 
ergänzen. 

Ganz  richtig  ist  es,  dass  das  Lateinisch 
der  Becepte  nur  dem  kleinsten  Brocb- 
theil    der    italienischen   Apotheker   ver- 
ständlich ist  und  die  Verwirrung  wächsi 
da,  wo  neben  dem  Latein  der  deutschen 
Recepte  noch  das  davon  sehr  verschiedene 
Latein  der  englischen  und  amerikanischen 
Recepte  mit  ihren  abgekürzten  lateinischen 
Gebrauchsanweisungen  und  dem  Gewichte 
nach  Unzen  und  Drachmen  dazukommt. 
Die  Pharmac.  German.  Ed.  1882  wurde 
übrigens    den    italienischen   Apothekern 
mundgerecht  gemacht  durch  deren  üeber- 
setzung   von   Angela   Schiavetti  (Boma, 
FrateUi  Capaccini  1889),  die  nicht  nur 
in  Fremdengesch allen,  sondern  in  allen 
besseren  Apotheken   angeschafft  wurde. 
Uebrigens   vergass  der  Herr   Verfasser 
dass    es    sogenannte   Fremdenapotheken 
giebt  in  Neapel,  Bom,  Florenz,  Mailand. 
Venedig,    dann   an   der  ganzen  Biviera 
entlang  (in  Genua  allerdings  nicht)  — 
San  Bemo,   Bordighera,  Monaco  (Monte 
Carlo),   Mentone,    Nizza,    Cannes.    Die 
Besitzer  derselben  sind  entweder  Deutsche 
oder  Engländer,  oder  es  halten  sich  die 
Italiener  (Franzosen)  deutsche  und  en.£r- 
lische  Gehilfen   neigen  den  Gehilfen  des 
Landes,  so  dass  der  in  Italien  reisende 
Fremde   an   den  Hauptplätzen  nicht  in 
Verlegenheit  kommt,  wohin  er  sich  mit 
seinem  Becepte  zu  wenden    hat.    Zwar 
spreche  ich  hier  pro  domo,  allein  da  ich 


865 


auch  das  italienische  Staatsexamen  ge- 
macht habe  und  nach  fQnfjfthriger  Praxis 
in  Florenz  seit  Jahren  hier  ansässig  bin, 
so  glaube  ich  mich  zu  dem  Geständniss 
berechtigt,  dass  die  italienische  Pharma- 
cie  im  Allgemeinen  noch  sehr  im  Argen 
liegt. 

Ob  das  Gewissen  „eines  TheiW  der 
italienischen  Apotheker  durch  die  Staats- 
controle  geschärft  wQrde,   bezweifle  ich 
sehr.     Durch    das    neue    Sanitätsgesetz 
wurde  sie  ja  eingeführt  aber  nicht  aus- 
geführt.   Uebrigens  findet  das  Publikum 
sehr  bald  diejenigen  Apotheken  heraus, 
in  denen  es  gewissenhaft  und  gut  bedient 
wird ,  und  diese  Apotheken  haben  auch 
nicht    die    Schleuderpreise    der    kleinen 
Apotheken,   die  wie  Pilze  aus  der  Erde 
an    allen    Ecken    und    Enden    hervor- 
schiessen.      Ob     die    jetzt    eingeführte 
Farmacopea  ufficiale  del  Regno  dltalia 
emem    tiefgefühlten   Bedürfniss    abhilft, 
bezweifle  ich  sehr,  denn  dieselbe  sieht 
einer  Editio   altera  Pharm.  Germ,   wie 
ein  Ei  dem  andern  gleich,   ohne  dem 
Provinzialismus  der  so  sehr  verschiedenen 
Völkerschaften    Italiens    Rechnung     zu 
tragen,  und  ist  hier  ein  Appendix  für  die 
einzelnen  Provinzen  dringendes  Bedürf- 
niss, soll  die  Farmacopea  ufficiale  Gemein- 
gut werden.    Dass  über  die  Preise  der 
Arzneien      keine     Vorschriften     befolgt 
werden,    bat    zum   Mindesten    für    den 
armen    Mann    seine    grossen    Vortheile, 
allerdings  wird  man  mir  vorwerfen,  dass 
in  diesem    Falle  dem  armen  Mann  auf 
I^osten    der    Reichen   Almosen   gegeben 
wird.    Das  mag  stimmen,  ist  aber  weiter 
kein  Unglück.  j  Durst-Se&i^el 


Zum  Aufsuchen  von  Trichinen 

▼erirendet  man  nach  Zeitschr.  f.  Nahrongsm.- 
Uoters«  HftmatozyÜD,  indem  man  die  Muskel- 
sebnitte  sechs  bis  achUehn  Stunden  in  eine 
Lösnng  aus  Alkohol,  Glyoerin,  Alaun  und 
Hämatoxylin  legt,  in  Waaser  auswischt  und 
dann  in  eine  Mischung  von  1  Th.  Salzsäure, 
70  Th.  Alkohol  und  30  Th.  Wasser  bringt. 
Die  Schnitte  werden  hier  entfUrbt  und  die 
Kapseln  behalten  ihre  blaue  Färbung,  so  dass 
sie  selbst  mit  freiem  Auge  wahrgenommen 
werden  können. 


Arzneimittel  Marke  Pictet 

Von  der  Gesellschaft  für  flüssige  Oase 
(Raoul  Piciet  dt  Co,  in  Berlin)  geht  uns  ein 
Preisverseichniss  .garantirt  absolut  reiner 
Arsneistoffe"  su,  in  dem  wir  neben  Stoffen 
wie  Aether  aceticus,  Alkohol  absolutus,  Chloro- 
form, Gljcerinnm  recrystallisatnm  etc.,  die 
wohl  unter  Anwendung  von  Kälte  einer  Bei- 
nigung  unterworfen  worden  sein  können, 
auch  solche  finden,  bei  deren  Herstellung 
eine  Anwendung  von  Kälte  ausgeschlossen 
erscheint,  z.  B.  Acidum  benzoicum  e  resina, 
—  boricum,  Ammonium  bromatum,  Cocaiuum 
hydrochloricum,  Jodum,  Magnesium  sulfuri- 
cum,  Plumbum  aceticum  etc.  Als  Neuigkeit 
finden  wir  in  dem  Preisverzeichniss  „franzö- 
sische Cognacs,  gealtert  durch  Krystalli- 
sation." 

Verheerung  der  Oetreidefelder 
durch  die  Zwerg -Cikade  (Jassus 

sexnotatus). 

Die  schwarze  flügellose,  dem  Erdfloh  ähn- 
liche, gewandt  springende  Lar?e,  sowie  das 
aus  dieser  sich  entwickelnde,  geflügelte,  grau- 
grün schillernde,  2  bis  3  mm  lange  Insect, 
das  alljährlich  auf  Wiesen  zur  Zeit  der  Heu- 
ernte auftritt  und  bisher  nicht  als  gefahrlicher 
Schädling  galt,  hat  sich  in  diesem  Jahre 
ausserordentlich  stark  vermehrt  und  haust 
an  verschiedenen  Orten  Sachsens  zur  Zeit  in 
zahllosen  Mengen  in  Roggen-,  Gerste  *  und 
Haferfeldern,  indem  es  mit  seinem  Rüssel  den 
Saft  aus  den  Blättern  saugt,  so  dass  diese  in 
Folge  dessen  vertrocknen  und  eingehen.  Bis 
jetzt  sind  im  Ganzen  etwa  50  Acker  Winter- 
und  Sommergetreide  durch  die  Zwerg-Cikade 
vernichtet  worden. 

Ein  Bestreuen  der  befallenen  Pflanzen  mit 
Kalk  oder  mit  Eisenvitriol  ist  erfolglos 
geblieben,  dagegen  hat  sich  nach  seitens  der 
Königl.  landwirthschaftlichen  Versuchsstation 
zu  Dresden  angestellten  Versuchen  ein  Be- 
spritzen der  angegrifi\*nen  Felder  mit  folgen- 
den Flüssigkeiten  als  nützlich  zur  Vertilgung 
dieses  neuen  Schädlings  erwiesen: 

I.  500  L  Ammoniakwasser  (aus  Gas^ 
fabriken;,  500  L  Wasser  und  10  kg 
Schmierseife;  oder 

II.  1000 L  Wasser,  lOkgKainit,  10  kg 
Schmierseife,  1  kg  rohe  Karbolsäure. 

Eine  dieser  Mischungen  wird  mit  Hilfe 
einer    Handdruckspritze    derartig    vert heilt, 


366 


dass  auf  1  qm  je  2  L  Flüssigkeit  kommen. 
Nach  dem  Beöpritzou  ist  das  Ftald  uiuxuackern, 
da  die  befalleueu  Pflanzen  Erträge  doch  nicht 
liefern. 

Hamatein  -  Alaunlösung. 

Zur  Färbung  thierischer  Gewebe  und  Zell- 
kerne giebt  Merck  nach  Prager  Ruudsch. 
folgende  Mischung  an :  Man  löst  1  g  Hama- 
tein in  500  ccm  90proc.  Weingeist,  anderer- 
seits 50  g  Alaun  in  der  genügenden  Menge 
warmen  Wassers,  vermischt  die  Lösungen, 
ergänzt  sie  mit  Wasser  auf  1000  ccm  und 
setzt  dann  20  ccm  Eisessig  zu.  Nach  dem 
Erkalten  wird  filtrirt. 


Mittel  gegen  Baupen  etc. 

Als  Mittel,  um  Rübenpflanzen  und  junge 
Gemüse  gegen  die  Angriffe  von  Raupen  und 
anderen  Insectenlarven  zu  schützen,  wird  von 
Läboulbene  in  der  Zeitschrift  La  sucrerie 
indigdne  et  coloniale  empfohlen,  frische  Stiele, 
Samen    nnd    Blätter    von    Delphiniumarten 


Cgrandiflorum,  Ajacis,  Staphisagria),  auch  von 
Aconitum,  Atropa,  Datura,  Hyoscyamus  mit 
beissem  Wasser  aufzubrühen  und  mit  dem 
erkalteten  Aufguss  die  zu  schützenden  Pflan- 
zen zu  bespritzen.  Verfasser  verwendet  diese 
A  1  k  a  1  o  i  d  e  enthaltenden  FlüssigkeiteD, 
weil  er  annimmt,  dass  sie  auf  den  Blättern 
und  im  Erdboden  ibre  Giftigkeit  allmählich 
einbüssen.  Industr.-Bl  1893,  194,       8. 

(Wie  steht  es  denn  mit  Gemüsen,  welche 
im  frischen  Zustande  gegessen  werden  sollen? 
Ref.)  

Eno's  Fruit  Salt 

besteht  nach  Chem.-techn.  Gewerbebl.  aas 
168  g  Natriumbicarbonat,  150  g  Weinsaare 
und  110  g  Seignettesalz. 


Ausstellung. 

In  den  Monaten  April  bis  Anfang  Juni  1894 
wird  in  Wien  eine  internationale  AnsstelloBg 
stattfinden,  welche  die  Gebiete  billige  Yolks- 
ernäbrung,  Armeeverpfle^ung,  Rett- 
ungswesen  und  Verkehrsmittel  umfasst. 


11  ri  ef  Wechsel. 


Apoth.  B.  J.  H.  in  Uleaborg  (Finnland). 
1.  Tumenol  bildet  eine  schwarze,  dickflässlee, 
riechende  Masse;  vergleichen  Sie  Ph.  C.  32,  386; 
das  in  einer  Tube  erhaltene  rOthliche  Präparat 
ist  möglicherweise  ein  Gemisch  von  Tumenol 
mit  irgend  einem  SSalbenkOrper  gewesen.  2. 
Die  in  Aegypten  etc.  zum  Angeln  benutzte,  auf 
Wollen  zeugstreifen  gestrichene  Substanz  ist  uns 
unbekannt;  vielleicht  kann  einer  unserer  Leser 
Auskunft  geben.  3.  Die  gewflnschte  Nummer 
ist  Ihnen  zugesendet  worden. 

Apoth.  M.  Fr.  B.  in  Focsaui  (Rumänien). 
Elfenbein  lässt  sich  auf  folgende  Weise 
dauernd  schwarz  färben:  Die  Elfenbein- Gegren- 
stände  werden  durch  15  Minuten  langes  Ein- 
legeo  in  1  proc.  Salzsäure  gebeizt  und  dann 
mehrere  Stunden  lan^  in  eine  30"  warme  con- 
centrirte  wässerige  Nigrosinlösung  gelegt,  bis 
die  gewünschte  Farbe  erzielt  ist. 

Apoth,  F.  W.  in  Cl*  Aluminium- 
k erzen  ist  ein  falscher  Ausdruck  in  der  be- 
treifcoden  BroschAre,  wahrscheinlich  aus  dem 
Französischen  allzuwOrtlich  herübergenommen; 
es  handelt  sich  nicht  um  Filterkerzen  aus  Alu- 


miniummetall,   sondern    um    Filterkerzen  aas 
Kaolin,  also  Aluminiumsilicat. 

Br,  0.  in  N.  Sehr  mit  Recht  bemängeln 
Sie  die  jetzt  im  Annoncentheil  zahlreicher  me- 
diciniscber  Zeitungen  enthaltene  Beceptformel: 

Bp.  Pilulae  Myrtilli  Jasper  scatola  una, 
welche   eine    Declination    über  den   Nominatir 
hinaus  mit  grosser  Vorsicht  vermeidet! 

Apoth.  Dr.  St.  in  M«  Die  neuerlich  vor- 
geschlagene Verwendung  von  Quillajatinctar 
zur  Löslichmachung  vou  Kreosot  in  Wasser 
ist  nicht  neu;  man  hat  Qnillajatinctur  schon 
lange  zu  ähnlichen  Zwecken  benutzt. 

Apoth.  Str.  in  P.  Die  Gewinnung  von 
Guttapercha  dnrch  Extraction  der  Bl&tter 
des  Baumes  (Ph.  C.  34,  80),  statt  der  Fällan? 
und  Vernichtung  der  letzteren,  soll  sich  als  un- 
durchführbar erwiesen  haben,  weil  die  so  er- 
haltene Guttapercha,  obwohl  sie  der  nach  dem 
»Iten  Verfahren  gewonnenen  im  Aussehen. 
Farbe  und  Geruch  völlig  gleicht,  einer  geringeren 
Isolirfähigkeit  wegen  nicht  für  elektrische 
Zwecke,  die  Hauptverwendung,  brauchbar  ist 


JDie  Erneuerung  der  Hestettungen 

hringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  dieselben  vor  Ablauf 
des  Monats  bewirken  zu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unterbrechung 
eintritt, 

Nr.  26  wird,  wie  seither  üblich,  ein  Tierteljahr sregiater  enthalten. 

Pharmaceutische  CentnUHaiie. 


Verleger  und  verantwortlicher  Red«cteur  Dr.  £•  Geiiiler  in  Dresden. 


Pkru^u^eutische  CentraUialle 


^ekang 


für  Deutschland. 

d'CT  Pharmftci*e. 


fieraoBgegeban  von 

Dr«  fiermanH  Bager  nud 


Dn  !EwalA  Clelssler. 


Erscheint  Jeden  Donnerstag.  —  Besugsprei«  dnroh  die  l'ost  oder  den  Bachliandel 

TiertelJ&li-Tlich  2,^  ttark.     Bei  2ngendiing  unter 'Streifbiaid  3  ISrark.    'fön^dlnb  )^iffninet^ 

30  TL    Atuia^n:  äh  «inmttl  g^e^piAteBe  IPeliit -Zelle  85  Pf.,  M  ^rMseye^  AnMig^  «d^r 

Wie^hnMnnfen  PneiMmanDgiing.    expeAHani  fotsdon,  »KetMhetotfwse  ^  I. 

:  Pmf.  Dt.  £.  CKeivkler,  Drosdea,  <%r«aaetMSBe  40. 
.]UAr»4acteur4  Dr.  A.  Sclineid  er -Dreien. 


rtü^ 


M2(k        Ik'esden,  d©B  2a  Juni  189a   l^rfinJÄ* 


afta 


es3S= 


stc 


3fi 


CdT  ganzen  Fol<g«  ZXXZV.  Ja^kr^gan^. 


—  J>to  AnUtatlntan  vom 'texUlcbamUeb«ii  Siaac^ankta.  -^  Zar  Vrkealiaagjrerdorb<AMa  FtoltAes.  —  Meulgkeiten 
tu  Terband^toffcm.  —  Rhiwets.  —  lAtcftcfrfehav.  —  "tBiseMeffrae  MHtlinlmdf««'}  Entge^ttvfc.  —  Aburteiilclie 
—  Mrttpm  Whmm.  —  -Oclwliniiiltt«!  «Oid  SarpffMehtti«!.  —  MtvoM«  ^MtMlie  P<t«»taatteMa«g«n.  — 
Jlrlef^««luMl.  —  BeateUuBgB-Erneoerang.  —  Ylerteljfthn -IKaf  tster.  —  Ans^lgen. 


irfMi^ta*^ 


■«Mlk^ 


^^i^rfM 


dieaile  «b«  JPliarMMMsie^ 


BebttT  ein  neues  WeUfett 

Toa  G.  FalpiiM. 

In  dem  Anzeigentitieil  pliarmaceulisclier 
Fachblätter  nimiiili  seit  längerer  Zeit  eiti 
Interessenkampf  zweier  Wollfettfabrikan- 
ten  eine  breite  Stelle  ein.    Da  ich  schon 
Tor    Jahren    (s.   Archiv   der  Pharmacie 
J886,    S.  .292  tmd  1888,  S.  «89)  mich 
mit  dem  Wollfett  und  Lanolin  nach  der 
geschichtlichen    und   technischen   "Seite 
hin  beschäftigt  und  inzwischen  bei  der 
Leitung  der  Arbeiten  für  das  vom  Deut- 
schen ÄpothelreT-Vereine  herau^g^ebene 
Erg&nzHAgsv^rk  zum  Arzneibuche  aber- 
mals  Teranlassung  gehabt  hatte,    mich 
mit  diescrm  Gegenstände  zu  befassen,  so 
errqgte     das    Auftauchen    eines    neuen 
Wollfettes  xneine  Aufinerksamkeit  in  be- 
sonderem   Grade.     Deshalb    suchte   ich 
mir    schon    Tor   geraumer   Zeit   sowohl 
Proben    des  neuen,  erst  schrittweise  zu 
seiner  hentigenToIIkommenheit  gelangten 
Erzengnissea,  als  Auch  Eenntniss  seiner 
Herstältmg'sweise  oder  doch  wenigstens 
der  örr  tm  Chrunde  liegenden  Principien 
za  rerschaflfen.   Was  meröber  in  Erfahr- 


ung gebracht  werden  konnte,  wird  sich 
wohl  mit  den  Angaben  der  inzwischen 
zur  Auslage  gelangten  Patelitscbrift 
decken  und  soll  in  liachstehenden  Zeilen 
den  pharmaceutiscälen  Fachkreisen  mit- 
getheiU  werden. 

Es  ist  bekannt,  dass  aus  den  Wasch- 
wässem  der  Schafwolle  durch  passehde 
Verarbeitung  einerseits  eine  sehr  neine 
Pottasche,  andererseits  zunächst  ein 
rohes  Wollfell  gewonnen  wird,  welches 
in  seiner  Hauptmasse  aus  "Cholestenn* 
fettsäureestem  besteht,  die  eben  die 
eigenlhOmliche  fetlartige  Absonderung 
zahlreicher  Keratingebilde  des  IhierischeÄ 
Organismus,  hier  also  der  Wollhaare  det 
Schafe,  darstellen.  Neben  diesen  S*elt- 
säureestern  des  Cholesteriüs  und  Iso- 
cholesterins  enthält  das  rohe  Wollfett, 
abgesehen  von  zvmr  lästigen  aber  dem 
Gewichte  nach  keine  Bolle  spielendeft 
fUrbenden  und  riechenden  Verunreinig- 
ungen, erhebliche,  hauptsächlich  xlunch 
den  Fabrikationsgang  entstandene  und 
bis  zu  80  pOt.  des  Gesammtgewicbtes 
betragende  Mengen  freier  Fettsäuren. 
Die  Beseitigung   dieser   letzteren   bildet 


368 


die  keineswegs  leichte  Hauptaufgabe 
der  Fabrikation  eines  reinen,  insbesondere 
auch  zur  arzneilichen  Verwendung  ge- 
eigneten Wollfettes. 

Zwar  ist  es  leicht,  die  freien  Fett- 
säuren zu  verseifen,  ohne  die  Gholeste- 
rinfette  in  einem,  die  technische  Brauch- 
barkeit des  betreJQTenden  Verfahrens  er- 
heblich beeinträchtigenden  Grade  mit  in 
den  Verseifungsprocess  hineinzuziehen, 
da  diese  durch  Alkalien  in  wässeriger 
Lösung  nur  in  einem  beschränkten,  durch 
die  neuesten  Arbeiten  von  W.  Graff  er- 
mittelten Umfange  verseifbar  sind,  allein 
die  Gholesterinfette  selbst  bilden  mit  der 
Lösung  der  aus  den  freien  Fettsäuren 
entstandenen  Seife  eine  emulsionsartige 
innige  Mischung,  die  sogenannte  Woll- 
fettmilch. Aus  dieser  Milch  nun  die 
Gholesterinfette  frei  von  Seifen  und  von 
Besten  etwa  unverseift  gebliebener  Fett- 
säuren rein  abzuscheiden,  hat  der  Tech- 
nik, welche  ein  Gentrifugirungsverfabren 
benutzte,  stets  besondere  Schwierigkeiten 
bereitet.  Hier  scheint  nun  das  neue 
Verfahren  der  Bremer  Fabrik  —  ihr 
Name  thut  nichts  zur  Sache  —  einzu- 
setzen, indem  sie  sich  nicht  nur  neuer 
Wege  bedient,  sondern  eben  dadurch 
auch  ein  Wollfett  von  besonderen  und 
erwünschten  Eigenschaften  liefert. 

Zu  den  unerwünschten  Eigenschaften 
der  seither  in  den  Handel  gelangten 
Wollfette  muss  nämlich  deren  ziemlich 
hoch,  bei  40^  und  noch  darüber  ge- 
legener Schmelzpunkt  und  damit  im  Zu- 
sammenhange ihre  verhältnissmässig 
grosse ,  der  unmittelbaren  arzneilichen 
Verwendung  keineswegs  günstige  Härte 
und  übergrosse  Zähigkeit  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  gerechnet  werden. 
Man  suchte  dem  abzuhelfen  durch  Ein- 
kneten einer  gewissen  Wassermenge,  wo- 
bei man  das  sogenannte  Lanolin  erhielt, 
oder  aber  durch  Zusatz  von  halbfesten 
und  flüssigen  Pflanzenfetten,  Gelen, 
welche  dann  aber  wieder  die  Aufnahme 
des  Wollfettes  durch  die  Haut  herab- 
setzten und  die  Neigung  zum  Banzig- 
werden  hervorriefen. 

Der  Bremer  Fabrik  ist  es  jetzt  ge- 
lungen, ein  Wollfett  herzustellen,  welches 
einen  erheblich  niedereren  Schmelzpunkt 
zeigt.     Je   nach   den   weiterhin  zu  be- 


schreibenden Handgriffen  bei  der  Her- 
stellung kann  angeblich  der  Schmelz- 
punkt nach  Wahl  und  Bedarf  auf  jeden 
beliebigen,  zwischen  25  und  35  liegenden 
Wärmegrad  gebracht  werden.  Man  er- 
hält so  nach  getroffener  sicherer  Vor- 
ausbestiramung  Wollfette  von  dickflüssiger 
bis  schmalzartiger  Beschaffenheit  bei 
gewöhnlicher  Zimmerwärme. 

Doch  kehren  wir  nach  diesen  voraus- 
eilenden Bemerkungen  zu  dem  Punkte 
zurück,  bei  welchem  wir  den  Fabrikations- 
gang verlassen  haben  oder  eigentlich 
noch  etwas  weiter.  Auf  Grund  der  Be- 
obachtung, dass  bei  einem  Schlämm- 
processe,  welchem  ein  Gemenge  von 
Erdalkaliseifen  und  Wollfett  unterworfen 
wird,  eine  Trennung  des  letzteren  statt- 
findet in  niedrig  schmelzendes,  speeifisch 
leichteres  und  daher  leichter  fortxu- 
schlämmendes  Wollfett  auf  der  einen, 
und  in  höher  schmelzende,  speeifisch 
schwerere  und  daher  mit  den  Erdalkali' 
seifen  vereinigt  zurückbleibende  Gholeste- 
rinester  auf  der  anderen  Seite,  verfthrt 
die  neue  Methode  in  folgender  Weise: 

Das  in  Arbeit  zu  nehmende  Wollwasch- 
wasser wird  zunächst  von  seinen  gröberen 
Beimengungen,    wie   Thon,    Sand  und 
Wollfasern,  befreit  und  dann  in  geeigneten 
Behältern    mittelst   angesäuerter    Chlor- 
caleiumlösung    geflUlt.      Der    Grad  der 
Acidität   der   letzteren  muss  nach  dem 
vorher  analytisch  zu  ermittelnden  Gehalt 
des  Wassers  an  Alkalicarbonaten  genau 
abgestuft  werden,  weil  es  sehr  darauf 
ankommt,    dass   zwar   alles  vorhandene 
Alkalicarbonat  vollständig  zersetzt,  alle 
Kohlensäure  somit  ausgetrieben  und  die 
spätere    Bildung    von    Calciumcarbonat 
unmöglich    gemacht    wird,     dass    aber 
gleichwohl  kein  weiterer  Säureüberschuss 
mehr  zugegen  ist,  weil  hierdurch  eine 
schädliche  Zersetzung  eines  Theile^  der 
vorhandenen  Seife  eintreten  würde.    Bei- 
läufig sei  bemerkt,  dass  zur  Fällung  der 
Fettsäuren  in  Form  von  Erdalkaliseifen 
nicht  nur,   wie  oben  angenommen,  Cal- 
ciumchlorid,  sondern  mit  gleichem  Er- 
folge auch  Chlormagnesium   oder  Mag- 
nesiumsulfat verwendet  werden  kann. 

In  jedem  Falle  wird  nach  vollzogener 
Abscheidung  des  Gemenges  der  entstan- 
denen Erdalkaliseife  mit  noch  anreinem 


S69 


eigentlichen  Wollfett  und  nach  Entfern- 
ung des  darüber  stehenden  Wassers  jenes 
Gemenge,  der  sogenannte  Sainter,  einem 
Schlämmverfahren  in  eisernen  Behältern 
unterworfen,  welche  einen  Durchmesser 
von  mindestens  6  m  und  eine  noch  be- 
trächtlichere  Höbe   besitzen.     Das   Zu- 
strömen der  zum  Schlämmen  dienenden 
Flüssigkeit  erfolgt  in  der  Nähe  des  Bo- 
dens der  betreflfenden  Behälter  durch  ein 
Qber  den  ganzen  Querschnitt  der  letzteren 
hin  verbreitetes  feines  Bohrnetz,  damit 
die  Strömung  an  allen  Punkten  gleiche 
Stärke  hat.     Dieselbe  wird  so  geregelt, 
dass  ihre  Geschwindigkeit  in  der  Minute 
nur   einen  Bruchtheil  eines  Millimeters 
beträgt.     Bei   Beobachtung  aller  dieser 
besonderen  Verhältnisse  und  Massregeln 
wird  allmählich  alles  specifisch  leichtere 
und,   wie  schon  erwähnt,  auch  niedrig 
schmelzende  Wollfett,  also  ein  bestimmter 
Antheil  der  vorhandenen  Cholesterinfett- 
säureester  durch  die  Schlämmflüssigkeit 
rein  und  völlig  frei  von  Seife  weorgeftihrt, 
um  dann  ohne  jede  weitere  chemische  Be- 
handlung unmittelbar  das  bei  niedrigen 
Wärmegraden  schmelzende,  neutrale,  ge- 
schmeidige neue  Bremer  Wollfett  zu  liefern. 
—  Ein  derartiges  Schlämmverfahren  ist 
selbstredend   eine   schwierige   und  zeit- 
raubende Sache,  es  hat  sich  aber  gezeigt 
dass  dasselbe  nach  verschiedenen  Seiten 
hin    erleichtert    wird,    wenn    man    als 
Scblämmflüssigkeit  nicht  reines  Wasser, 
sondern    solches  benutzt,    dessen  speci- 
fisches  Gewicht  man  durch  Auflösen  von 
Natriumchlorid,  Ealiumchlorid  oder  wohl 
auch  von  indifferenten  Magnesiumsalzen, 
wie  Magnesiumchlorid  oder  Magnesium- 
snlfat  bis  auf  etwa  1,03  erhöht  hat. 

Jetzt  bleibt  noch  das  durch  die  Schlämm- 
flüssigkeit weggeführte,  specifisch  leich- 
tere Wollfett  wieder  für  sich  aufzufangen 
und  zu  sammeln.  Es  kann  dieses  zwar 
auch  durch  passende  Filtervorrichtungen 
erreicht  werden,  doch  wird,  wie  es  scheint, 
mit  Vorliebe  ein  anderer  Weg  eingeschla- 
gen. Man  treibt  nämlich  die  mit  dem 
niedrig  schmelzenden  Wollfette  beladene 
Schlämmflüssigkeit  in  der  Bichtung  von 
oben  nach  unten  durch  einen  Extraclions- 
apparat,  worin  ihr  in  umgekehrter  Bicht- 
ung ein  aufsteigender  Strom  eines  passen- 
den Lösungsmittels  für  Wollfett,  also  bei- 


spielsweise von  Benzin  oder  Aether,  be* 
gegnet.  Es  fliesst  somit  an  dem  einen 
Ende  des  Apparates  die  völlig  entfettete 
wässerige  Schlämmflüssigkeit,  am  anderen, 
oberen  Ende  eine  möglichst  gesättigte 
Lösung  von  Wollfett  ab,  welche  das  letztere 
nach  Entfernung  des  Lösungsmittels  durch 
Destillation  rein  hinterlässt.  Die  ge- 
wonnene Ausbeute  wird  natürlich  nur 
einem,  vielleicht  recht  geringen  Theile 
der  gesammten  im  Bohmateriale  enthalten 
gewesenen  Gholesterinester  entsprechen. 

Die  für  die  arzneiliche  Verwendung  in 
erster  Beihe  in  Betracht  kommende  Frage 
wird  nun  dahin  lauten,  ob  das  neue  Er- 
zeugniss  den  Anforderungen,  welche  man 
vom  ärztlichen  und  pharmaceutischen 
Standpunkte  aus  an  ein  Wollfett  zu  stellen 
berechtigt  ist,  in  gleichem,  in  höherem 
oder  geringerem  Grade  entspricht,  als  die 
bisherigen  Handelssorten. 

Als  einen  Massstab  zur  Beurtheilung 
in  dieser  Bichtung  darf  man  ftlglich  die 
Angaben  des  eingangs  erwähnten  Er- 
gänzungswerkes zum  Deutschen  Arznei- 
buch wenigstens  so  lange  betrachten,  als 
nicht  letzteres  selbst  das  Wollfett  auf- 
genommen haben  wird. 

Das  Bremer  Wollfett  ist  heute  matt^elb, 
besitzt  einen  schwachen,  eigenthümlichen, 
aber  in  keiner  Weise  unangenehmen  Ge- 
ruch. Es  zeigt  eine  weich- salbenartige 
Beschaffenheit  und  ist  bei  etwa  36  ^  öl- 
artig  flüssig.  Mit  der  Bestimmung  des 
Schmelzpunktes  von  Körpern,  welche 
keine  chemischen  Individuen  im  strengen 
Sinne  des  Wortes  darstellen,  ist  es  eine 
eigene  Sache.  Es  werden  hier  die  ein- 
zelnen Bestandlheile,  also  im  vorliegenden 
Falle  die  verschiedenen  Gholesterinester, 
nicht  genau  bei  gleicher  Wärme,  sondern 
der  eine  etwas  früher,  der  andere  etwas 
später  schmelzen,  der  letztere  vielleicht 
auch  in  dem  schon  flüssigen  ersteren  ge- 
löst werden,  weshalb  denn  auch  in  sol- 
chen Fällen  ein  ganz  allmähliches  Er- 
weichen, ein  Durchscheinendwerden  und 
langsames  Sichaufhellen  beobachtet  wird. 
Erst  wenn  dieses  letztere  vollendet  und 
die  Verflüssigung  eine  vollständige  ge- 
worden ist,  kann  man  das  Wollfett  als 
geschmolzen  betrachten,  so  dass  es  rich- 
tiger erscheint,  die  Temperatur,  bei  wel- 
cher das  Schmelzen  beginnt,  ganz  ausser 


»K 


JLeht  ftu  JiASM»  .u«4  jMir  derjeBiieett  bumd 

g\ekk  faier  :£€i9«£t  saii»,  da^  ibei  «ü^er 
^tjwa  110  ^  beiUij^Qiai  W;iM:Qae  ^^  Woll- 
fett 4w3b  W.eiegw£  tet^tar  ^\u:w  v^ 
f'eucjuügkeit  /ein  Wienie  duä^kr  £e}b 
wrd,  .vo«i  <ej#er  jfiipigst  b^Wtwtet^A  i.9J^tSr 
4UMfcira#ft^  Färbung  jfMlaaP  j^  im^e». 
JPAlle  fiiwft^  J^u  fei9Ai6rkeA  waf .  Wi^  «cImxo 

Ja  Aetb/er  ^iwj^  in  Cblor^SoTv^  1^ 
^iäi  daasaUi)<e  l^h(  auf,  nur  wmig  4^ 
gi&ggm^  m  keiiiem  Weingeisl  Vm  Wasser 
toa^dB  ;9jcb  gr^ofiae  JMeaig^,  auf  iO  Tbeil^ 
49(iMra  35  TMle^  .d^mi  W^lf^  Ji>^jJmateiQ, 
also  noch  eiwa^  m^,  9k  bei  da^  <9eijlr 
b^ig«^  fi«id«i&sorteai  möglieb  WAr.  Der 
<ejge»6  Wasse^gabalt  eüier  Probe  4.^  Bce- 
jD#r  W(ill£Mto8  W4irde  uoter  ItpCt,  liegend 
jp^ftdei^.  B^finiscberjQi  des  mit  ieucli- 
liapd^r,  fitark  rusaeod^er  Fjagime  v.erbre^ 
jtaQden  Fiettes  bintarbJjtehaa  w^joiger  als 
0,05  pGt.  Bücksteuid,  .w^iend  da^  mebr- 
faeb  ^wannte  Eirgänwogsbucb  O^pCt., 
alao  dm  iseicb^aphe  Me^e  g^taUet.  Djß 
Amkß  MM^  r^^s  haLGJunmpgfler  njlcjijLjt, 
ba»UBd  iwm  gr^er^  Tbeile  ms  Ejiseii- 
j^icyd  1111)4  bßwi^  (Somi^t  die  Absfeaeiihelt 
^er  AejmeftSWieriJUen  Meng^  von  ^(efi 
im  Wiollfette.  Wurde  die  LQ3m^  des  let^- 
it^j^ji  m  50  TbWieipi  Chhxoioxm  über  .ao^- 
«peKLtrjrte  ;ScbwiQfeIa^ri^  ge^ehicbtet,  ^ 
iÜrbbß  ;3iab  die  WoUfettlöaung  von  der 
fi«r4lbxauigafi£cbe  beider  FlO^aigi^eiiteji 
«AAS  .al^ätlich  labj;iaf4;  r4><tbbrau;i,  es  trat 
4dso  -die  für  <%o]a$terinfe^.t  be;^eicb^ejad.e 
£aa<!;tioA  .m- 

Wwn  mafi  ;su  der  how^g  vo^  .S  g 
ßromer  Wollfett  in  lOecm  Aetier  2  Tropfen 
ftieuolpiitbaleXQJiOswg  .brach,te,  so  blieb 
du»  FUia^ij^üäi  /arUos,  iax.bte  .sieb  jedoch 
a^if  ZusaU  eines  TxopfexMs  N.o;*nx9j  r  E^j- 
iauge  lehbaft  roUi.  jSei  y6rwend.^xlg  .von 
5  ß  Wioilfett  z»  dieser  Probe  verjiieien  die 
Pjnge  lebenso.  Pas  Prii)pai:at  >war  folg- 
iich  in  moc^  hpb,ere«;L  ,QrradQ  fyei  yQji 
S&are  und  freie»  AIMli  i  äJs  .es  jPAS.ber 
leaclangt  »^wxde. 
Wnrden   10  g  xdesseih^  mit  50  cepa 


Wassar  anf  dam  Waaaerfaade  ^eaebmol- 
jim^  so  baiMd  sidx  Aacb  utom  Snkaltaa 
Attf  einar  klaren  wjBssejrigan  JFLäasigJceit, 
weleibe  beim  V^erdunate^i  ^in  Qijmm 
binterjyiess  und  weder  .selbst  i;i0.tbes  Lack- 
jQHspajpier  bl&u^e,  Aooh  mit  Ihjror  ^icjxen 
JSaummenge  £ailkwasser  eirbü.zt  alksJüsch 
.r.eagij^«aide  Qämpie  ausgab,  eine  galbücbe 
durcbacb^aende  Fettmasse.  AißO  »^ 
^ier  Abffveaeobeit  \.om  AikaUep,  Ammo- 
m^  vmd  Ammoosal?:^  jejrwiesen. 

JS^  iat  in  j^togster  Zeijt  yialj^cb  yon 
^em  a^ngiebjleben  Oblor^ebalte  des  B^^- 
mer  Wi)ll&ttas  4ie  JKede  gewesen-   Jeder 
SacbiPier^t&ndige,  aber  allerd)j[»g$A«cbnMr 
ain  s(deJi^r,  aikgt  aicb  nÄHJrliQli  sofort, 
dass  hiermiter  mx  ein  aq$  dem  y^;cbe- 
scbriebAnen  fabrikaAicwjsga^e  Jtierr  Obren- 
d^  ßebajjt  m  ßpurexi  v.on  lö^cb^n  Chlo- 
x'iim,  also  .etwa  m  JJatrium-,  Calckuu- 
oder  Magine^iiumciblorld  ver^tonden  sein 
kann.    Jti.ei  den  Aer^ten  und  ;nQcb  mehr 
beim  gr!o$isen  Publikum  kaw  Ab^  doch 
und  vielleicbi  niQb.t  so  ganz  unbeabsich- 
tigt die  Fermutbwig  .erweckt  worden  sein, 
dass  es  sich  um  fteÄes  Cblor,  äIso  um 
§Mien  in  yorlie^eudem  Falle  recht  un- 
mg^j^hsB en  Körper  handift.    Wenn  übri- 
gens J^nupid»  ebne  mit  einem  a^ikderen 
Wojlfctte    eine   Gegenpfpjbe  ÄiVfMSteUen, 
eiaer  warm  bereitetejti  uwl  ^oc^i  juicbt 
yöllig  .erkalteten   weingeistiigen  l'ösang 
d^s  Bremer  Wollfettes  kaJlte  weiiigeistige 
oder  ^r  ^^erige  Silbernitratjösun^  za- 
set^t^,  so  bekam  er  allerdings  eine  wiei^se 
Ausscheidung  v.on  WpUfett  uxid  Wieb  nw 
dann  yor  dem  Jrrtbwn  J)e;^a.br.tj  (dieselbe 
für  Cblorsilber  m  halten,  wpnn  er  uicht 
versäumte,  Alkohol  /u^^setzen  und  damit 
zu  erwärmen,  de^^  ^ei  dieser  ße^a^dlun^ 
verschwindet  die  be.tfeffQ.ndej  .mit  jedem, 
auch  dem  ^«insten  Wollfette  ^ets  emalt^ue 
Ausscheidung  sofort  wieder.    Nur  dann, 
wenn  )yirklicb  Chloride  v,orhanden  waren, 
b.leih.t  eine  Trübu5^  besMheji,  .es  ist  dieses 
aber  auch  bej  dem  Öremer  Wollfette  wohl 
nur  ausnahmStWei^e  einmal  der  FatI  ge- 
wesen: das  v<on  mir  UÄtersuchte  erwies 
sich  als  frei  vpnChior  und  irge^nd  welchen 
Chlor y erbind  un^n.  Uebrjgeus  sind  dieae 
Verhältnisjpe  iängs,t  yop  Ärnol4  und  An- 
dere^ klargestem  wprd^. 

Fügt  m^n  noctb  hi,nzu,  dass  das  WoH- 
fetft  einem  Veraeifungsvetrsuche  ijodt  AI- 


srr 


kalieü  in  wässMrigftt'  Ldating  ebei^  gd  weit 
vn'iferfltead^  Wie  da»  bisher  bekannto  Weil- 
feilv  eteien  soldMi  bei  Verweadüng  von 
^alriattialbohölflH;  il»  ätheriBeber  Lösusg. 
aber  geUngefi-  lieös,  so  düriieii*  damit  alle- 
uffiasäaiswertliaii  Beweise  für  IdentUät 
uDd  Bekriieit  des-  Bremer  Erzmgnisses 
erbniebt  seia. 

Alliea'  ifl>  Ailem  lässt  sieh  sagen',  d«68 
dieses  den  besteti  bisber  bekaim^^n  Han** 
delssei^ii  miDdestens^  gleiohsteht:  besfög- 
lieh'  seiirer  fibinheit,  sieh-  Yoti  denselben 
aber  TivtaaentUefa  durch  eine  weit  grösser« 
Geschmeidigkeit»  bei  geWöhnlioher  Ten^- 
peratar  miteFseheidet. 

Man  kann  und*  darf  es  den  Heifstellern 
des  Lanolantr  nieht  verdenken,  dass  sie 
mit  allen  ihiien  zli  Gcfbote  stehenden  Mit' 
teln  den  Erfolg;  eines  se  beaehtetiswertben 
GoneiirreiEiiBafftikels^  im  Keioie.  ^  verilieh'^ 
ten  ttesilrebt  sind,    die  Pharmaeie  aber 
hat  keim  Interesse  daraa,  hierbei  behilf- 
lieb  7.W  seijiv     Man^  mag  zwar  über  die 
Erthellniig  eines  Patentes^  auf  die  MisK^h- 
QBg  VOB  WoUfeti  mit  Wass^  denken  wie 
man  will,   immerhil^  bat  man  mit  der 
Thatsa^ha  M  reehnen,  dass  ein  solokes 
Pataiil ,    at> weit:  es  sieh  nm  die  Erzeug- 
ung   von  LaBoIin   handelts   nun   einmal 
noeh  för  einige  Jahre  zu*  Reeht  besteht« 
Ea   whrd;   äAec   wohl  Niemand   daran 
denken,  aus  Bremer  Wollfett  Lanolin  her- 
stellen  ara  wollest  allein.  c&  bedarf  dessen 
gar  nicht,  denn  die  Geschmeidigkeit  des 
neuen    Produote»  lässt  im  weitaus,  den 
meisteii'  Ffillen  einem  Wa8Bei:zQsat&  ent* 
behriieh  ^sebeinen. 

StilioB  längst  mud'imm^  htofiger  ist 
voll'  deoi  AetTBten  bei  ihren  Verordnungen 
das?  soganHnnte  Lanolinom  anhydricum 
bevorzugt  worden^,  •  und.  es  ist^  niebt  war 
wahtaabeinlieb).  dasa- dieses  jetat  in-  stei'* 
gendefla'  Grade^  der  Fall  sein  wird,  da 
mai^.  iMumiehr  im^  Besitze  eines  so  ge«- 
sehnaeidigea  Wollfettes  sich  befindet,  wel- 
ches Zae&tKe  zoiit  Zwecke  einer  Herab* 
seOkoJi^  dav  Gonsist^i^,  also  aueh  eines 
solekeif  von  Wasser  nicht  mehr  unbei' 
diogt  bod«r&  Daas  es  aber,  auf  di0  Daitev 
nicht  gestattet  seinsoUte,  eine  Salbe dnrch 
Y^rmiafthem^  einer,  wässerigen.  Ssdzlösflng 
Qfui;  ekiaiB-  beHebigea  Wollfette  zu  be^ 
raitOBy.far^einaderariiga Annahme  dürften 
sidi  wenigB  Gläubige  finden.    TTebrigeos 


ist  diese  Fragen  zur  Zeit  der  ^iebtliehen 
Entscheidung  unterbreitet,  die  wohl  bald 
erfolgen  dürfte. 

Bürgert  sich  die*  Ver^;midung  von  Woll- 
fbtt  an  SI^Ns  vbn  banelin'  allgtaieiI^  ein, 
so  kann  das  den  Verbrauchern  und  beK 
sonders  auch  dem  Afoth^ker  nnr  ange- 
nehm seinr,  deMf  ni^ftt  liar  #brd*  efaie 
bedeutetfde  V^erbitiigang'  des»  Ftad«etM 
mit  Sicherheii'  ei^rartet-  win^n  dOrfetii. 
sondern  es  Mit  daitn*  atfefe  eifae  gewtsM 
Unannekmlieliinsit  Weg;  v^ei^e  d^  ba« 
nolin  anbaftetj  sikAli^  (Ke'VefäDA^uiqf^ 
seiner  Farbe  an'  der  (Mieriäelie  iü^Foi^ 
von  Wass^vartneti  Weicher  Apotheiäif 
ist  nieiit'  sehen  im  ersten  AngMbüftke 
betroffen  darüfber  giewesenv  beim  Oeffiato 
einer  neoen  Büchse  Lan<^in  oder  beim 
Au'filecken<  de»  ehnge^  Zeit-  hindQithp  «k 
benutet  geblilrliMieu  StandgeftesiBS'  efnen 
oberfläohlieh  oitri(»]Mngfelben  Inhalt^'  zw 
beg^isen?  Dass-  solehd  ^erfknAeüHm^Bä 
von  mif  Lanolin:  bereitetelk-  SaUMH  dae 
Publikum  leicht  zu  unerwQneehten  Mein«* 
ungen  über  dae  Güto  des* ihm^gahefei^n 
Mittels  veraalasaen/  können,'  liegt  adf'  dmr 
Hrnnd;  därgleichan-  föllt  beb  Veriweodung 
von;  reinem  Wollfettte  gßM-y^g* 

Vebep  elM^  kvyfiftaUiairte  m«en«Welifapn- 
Lesinmg^  Th.  Foleck  and  B.  Grütener:  Ber. 
d.  D."  ehem.  Ges.  2f5j  05.  Verfässeir'  hfcltetli'  öe- 
l^nheflt  gehabt,  eiHe  ßi^n-»WtT!^^ttWLegifttftgf 
za  turtaswlMm',  weMve  aMf'  et^lftnJlylliäiima 
We0»  w»  d^m  beilteii  bJtoiwcho^^  yfoKMi^ 
stafenerz  (Wolframit)  eriialten  worden  istc  l^s» 
betretfende  cä.  6W  g  schw'erö  ätHht  w«-  vbff 
BiAgesetcfait^t'  lirysiMiiü^^9tA^Q^kft^g&;  i«H^  €fif>i 
tthtBik'  D^tnentabnlen  •  daitbüeti«^  ir-  d^iMn :  slsto 
7 war  sehr  kleine,  aber  doch  gut  ansgeüMiate 
Ery^talle  erkenaeD  lieesen.  Die  Krystalle  sowiohl^ 
wie  die  ItrjstftlliniBel^e  (jrtKKUhäsBe  Beäasäeti  dn« 
silbcff gnrae'  iNetbe,  gtfm&of  Giteitt  xMd  gtfme 
Hftrttf  -  mnl  •  ein'  höhte»  •  spseMscIie»»  Qetvtckt.« 

Die  EfytotaU«  hab^n  vmg^Httkt  cH«  Hart»  das 
Eoronds;  sie  ritzei»  den  'fopaa  mit  grosser 
Leichtigkeit^ 

Die*  cbettrfsshe  ünt^rs^sIMi^' derf '  i^rystMl^ 
sowtkl  wi9  der  GnmiknMie  ergdbv  dMs  erstors 
13,07  ]^t.  Fe  nlMl  86^40.  pGt»  Wo^  e^thieHant 
also  mii  dem  I^ormelausdruck  f^eWoa  ^zeichnet 
werden  können;  Dte  Gftintfmas&e  eiithielt 
15,«  pCtPe»,  7»,7*  pCt  W)>  tAii  tf^pC« 
E»hieii«ts£^4nn»w<ateheni<Beftnid  si^dfe^oMuM 
WosS^X^a  baileUen  lässt  DastsitfO.  Gewicht 
der  Grandmasse  betragt  1^,92^  (in  einem  anderen 
Verftttcfc  15;C»).  ßettterttenswöftii'  ist  dfe*  T^bifirti 
Sache,  dass  ans  dieser  Grnndma^sö  elire  aV 
Woliramretcbfifire  vM  kbfaJen^tbifl^efe  Yetbtnd- 
mg-  hefanUk^jKteHigfr«  is«.'  Tfti 


5l2 


Pharmacopoea  danica. 

Von  H.  Schelenjs. 
(Fortsetzung.) 

Die  erste  Stelle  im  Text*)  nimmt 
ein: 

Aeetanilidam. 

Die  dänische  Pharmakopoe  folgt  im 
Allgemeinen  der  unseren,  ihre  Angaben 
allerdings  meist  etwas  vereinfachend.  So 
fehlt  die  Indophenolreaction ,  während, 
aus  nicht  recht  verständlichen  Gründen, 
bei  der  Prüfung  auf  Thallin  und  Anilin- 
salze etc.  die  anzuwendende  Menge  der 
Lösung  auf  10  g  festgesetzt  ist. 

Auffallend  ist  ferner  die  in  Dänemark 
erlaubte  halb  so  kleine  Tagesgabe  von  2  g. 

Acetum  ist  der  von  uns  verlassene 
reine  Essig,  dargestellt  durch  Mischen 
von  160  Essigsäure  und  840  Wasser.  Er 
enthält  4,7  pCt.  Essigsäure  (4  pGt.  An- 
hydrid) und  20  g  sollen  mindestens  15,4 
ccm  Normal-Natronlösung  zur  Neutrali- 
sation erfordern. 

Acetum  pyrolignosum  crudum 
ist  allein  offieinell.  An  Stärke  entspricht 
er  unserem  6proc.  Präparat.  Während 
aber  das  deutsche  Arzneibuch  verlangt, 
dass  mit  einer  mit  gleich  viel  Wasser 
verdünnten  Säure  die  Proben  angestellt 
werden,  lässt  die  danica  zu,  dass  nach 
dem  Verdünnen  mit  5  Th.  Wasser  auf 
Zusatz  von  Silbernitrat  und  Chlorbaryum 
nicht  sofort  weisse  Fällungen  entstehen. 
Die  Prüfung  auf  Metalle  mit  Schwefel- 
wasserstoff fehlt,  dagegen  wird  verlangt, 
dass  die  Säure  vor  Licht  geschützt  auf- 
bewahrt wird. 

Acetum  Scillae  enthält  eben  so  viel 
Scilla  wie  das  deutsche  Präparat,  doch 
fehlt  der  Zusatz  des  offenbar  sehr  zweck- 
mässigen Weingeistes.  Die  Torschrift  lässt 
100  Bulbus  mit  einer  Mischung  von  200 
Essigsäure  und  800  Wasser  3  Tage  mace- 
riren.  Eine  Prüfung  auf  den  Säuregehalt 
fehlt    Die  Farbe  soll  gelblich  sein. 

Acidum  aceticum  entspricht  un- 
serem Acidum  aceticum  dilutum,  während 
eine  Säure,  unserem  Acidum  aceticum 
entsprechend,  nicht  offieinell,  nur  als 
Iseddike,  Eisessig,  als  Beagens  aufgeftlhrt 

*)  Die  Mehrforderangen  oder  andere  Ansprache 
des  deutschen  Arzneibaches  fOge  ich  in  Klam- 
mem bei. 


ist.  Bezüglich  der  Beactionen  ist  die 
Salzsäurereaction  etwas  rigoroser  insofern, 
als  49  Säure  mit  16  (statt  20)  g  Wasser 
verdünnt  weder  durch  Silbernitrat-  und 
Ohlorbaryumlösung  gefilllt  werden  dürfen, 
auch  nicht  auf  Zusatz  von  5  ccm  Ghlor- 
wasser  nach  10  Minuten  (also  nach  völ- 
liger Ueberführung  etwa  vorhandener 
schwefliger  Säure  in  Schwefelsäure) 
Schwefel  Wasserstoff  soll  weder  färben 
noch  fällen  und  eben  so  wenig  Schwefel- 
ammon  nach  vorgängiger  Neutralisation 
mit  Natronlauge.  10g  Säure  mit2Tropfen 
Normal -Natronlösung  eingedampft  und 
geglüht  sollen  einen  BOckstand  geben, 
der,  in  1  Tropfen  Wasser  gelöst,  alkalisch 
reagirt.  Letztere  beiden  Proben  fehlen 
bei  uns,  dagegen  ist  die  Grenzzahl  f^r 
erlaubte  Beimengung  empyreumatischer 
Stoffe  in  Dänemark  höher  insofern,  als 
10  (bei  uns  20)  g  Essigsäure  durch  1  ccm 
Ealiumpermanganatlösung  binnen  10  Mi- 
nuten nicht  entfärbt  werden  dürfen.   Von 

Acidum  arsenicosum  wird  nor 
verlangt,  dass  es  bei  sonst  gleichen  Eigen- 
schaften in  Weingeist  fast  völlig  unlös- 
lich, inlSTheilen  siedendem  Wasser,  wenn 
auch  langsam,  so  doch  vollständig  löslich 
sein  soll.  Ebenso  soll  sich  1  g  Acidum 
arsenicosum  mit  1  g  Kaliumcarbonat  und 
5  g  Wasser  klar,  gelegentlich  leicht  opali- 
sirend  lösen. 

Die  Maximaldosen  stimmen  mit  den 
unseren  überein. 

Acidum  benzoicum,  aus  Siam- 
Benzoe  durch  Sublimation  dargestellt 
Der  etwas  brandige  Geruch  erinnert  an 
Benzoe  (der  Hinweis  auf  den  event^  harn- 
ähnlichen  fehlt!).  Die  Lösnngsverhältnisse 
gleichen  den  unserigen,  die  Flüchtigkeit 
mit  den  Wasserdämpfen  ist  nicht  ange- 
geben. Im  Uebrigen  fehlen  nur  die  Iden- 
titätsreactionen,  die  nach  Zusatz  von 
Eisenchlorid-  resp.  Bleiacetatlösang  zu 
der  Lösung  der  Säure  auftreten,  dann  ist 
in  der  sich  auf  die  mögliche  Darstellung 
der  Säure  aus  Benzjlchlorid  beziehenden 
Probe  ein  Ersatz  des  neutralisirenden 
0,3  Calciumcarbonats  durch  0,2  Natrium- 
carbonat  beliebt  worden. 

Acidum  boricum  soll  sich  in 
4  Theilen  Glycerin  lösen.  Dass  auch  diese 
Lösung  mit  grfingesäumterFlamme  brennt, 
fehlt.   Die  Beactionen  auf  Schwefel-  und 


37ä 


Salzsäure  sollen  nach  dem  Zusatz  von 
Salpetersäure  yorgenommen  werden;  die 
Eisenprobe  fehlt,  dagegen  soll  die  Säure 
am  Platindraht  erhitzt  keine  Natrium- 
flamme geben,  bevor  die  grüne  Flamme 
auftritt. 

Acidum  carbolicum,  darfrüthlich 
sein.  Der  Siedepunkt  soll  zwischen  178 
bis  180  (182)0  liegen,  der  Krystallisations- 
punkt  nicht  niedriger  als  38  o,  die  £e- 
action  neutral  sein.  Die  Löslichkeit  be- 
schränkt sich  auf  15  Theile  Wasser, 
Weingeist,  Aelher,  Glycerin  und  fette 
Oele.  Die  Färbung  der  Säure  mit  Brom- 
wasser ist  von  1  in  50000  Theilen  Wasser 
auf  10000  Theile  reducirt.  Ebenso  fehlt 
die  Angabe,  dass  die  durch  Eisenchlorid 
bewirkte  Färbung  noch  beim  Auffüllen 
auf  1000  Theile  bestehen  bleibt. 

Acidum  carbolicum  dilutum, 
hier  liquidum,  wird  durch  Zusatz  von 
1  Theil  Wasser  zu  9  Theilen  Carbolsäure 
(statt  1  + 10)  dargestellt,  darf  folge- 
richtig röthlich  sein,  und  100  ccm  sollen 
nach  Zusatz  von  22  (23)  Wasser  bei  15 « 
klar  bleiben.  Vor  Licht  geschützt  auf- 
zubewahren. 

Acidum  carbolicum  crudum 
soll  gelblich  bis  gelbbraun  sein,  in  Was- 
ser, Weingeist  und  Aether  löslich.  Gleiche 
Volumina  Carbolsäure  und  gesättigte 
Kochsalzlösung  gemischt  sollen  das  Vo- 
lumen ersteror  nicht  vermindern.  1  Vol 
Säure  mit  5  Vol.  Natronlauge  geschüttelt, 
sollen  mit  5  Vol.  Wasser  eine  höchstens 
schwach  opalisirende  Lösung  geben.  Es 
entspricht  das  einer  sogenannten  lOOproc. 
Säure. 

Acidum  chromicum  soll  gelöst 
mit  Bleiacetatlösung  einen  gelben  Nieder- 
schlag geben.  Ausser  den  Proben  unseres 
Arzneibuches  wird  verlangt,  dass  eine 
grüne  Farbe  entstehen  soll,  wenn  die 
Chromsäure  längere  Zeit  mit  Salzsäure  ge- 
kocht und  etwas  Weingeist  zugesetzt  wird. 
Acidum  citricum  soll  bei  165^ 
schmelzen,  darf  mit  Ammoniumoxalat- 
und  Chlorbarjumlösung  nach  1 -Minute 
schwach  opalisiren.  Eine  weingeistige 
Auflösung  (1  +  10)  soll  bei  Zusatz  von 
Kaliumacetatlösung  keinen  weissen,  kry- 
stallinischen  Niederschlag  geben.  Die 
Identitätsreaction  ermangelt  der  Präcision 
der  deutscherseits  vorgeschriebenen. 


Acidum  gallicum.  Die  wässerige 
Lösung  darf  mit  Schwefelwasserstoff  höch- 
stens bräunlich  gefärbt  und  durch  Gin- 
choninsulfatlösung  nicht  gefärbt  werden. 

Acidum  gallotannicum  ist  in 
Aether  schwer  löslich  (unlöslich).  1  in 
10  gelöst,  sollen  einige  Tropfen  Ammoniak 
eine  etwas  dunklere,  aber  nicht  röthliche 
Färbung  geben.  Wird  lg  in  2  g  Wein- 
geist gelöst,  so  soll  sich  die  Lösung  auf 
Zusatz  von  einem  gleich  grossen  Volumen 
Aelher  mindestens  20  Minuten  klar  hal- 
ten.   Vor  Licht  zu  schützen.    Von 

Acidum  hydrochloricum  wird 
verlangt,  dass  10  g  mit  4  g  Schwefelsäure 
und  etwas  Zinn  nach  vollendeter  Gas- 
entwickelung eine  farblose  Lösung  geben, 
die  mit  Ammoniak  übersättigt  durch 
Schwefelammon  nicht  gefärbt,  durch  Am- 
monoxalat  nicht  gefällt  werden  soll.  20  g 
auf  1  g  abgedampft  und  mit  Wasser  auf 
20  g  verdünnt;  sollen  mit  Baryumchlorid 
keine  Beaction  geben.  Die  Stärke  gleicht 
der  des  deutschen  Präparates. 

Acidum  hydrochloricum  cru- 
dum, klar,  gelblich,  rauchend,  spec.  Qe- 
wicht  1,165  bis  1,170  von  33  bis  34  pCt. 
Ghlorwasserstoffgehalt  und  verunreinigt 
mit  etwas  Schwefelsäure,  Eisen  und  an- 
deren Metallen.  Wie  die  reine  Säure  ge- 
prüft, soll  eine  Arsenreaction  nicht  ein- 
treten. 

Acid&m  hydrochloricum  dilu- 
tum ist  eine  Mischung  aus  4  Theilen 
Säure  und  6  Theilen  Wasser  (4  und  4), 
enthaltend  10  pGt.  Chlorwasserstoff  bei 
einem  spec.  Gewicht  von  1,048  bis  1,049. 
10  g  sollen  27,1  ccm  Normal  -  Natron- 
lösung sättigen. 

Acidum  lacticum,  mit  etwas  Braun- 
stein und  Schwefelsäure  erhitzt,  Aldehyd- 
geruch gebend.  Mit  einem  doppelten 
Volum  Aether  gemischt  soll  eme  klar- 
bleibende Mischung  entstehen.  Die  Probe 
auf  Fettsäuren  und  die  auf  Zucker  mit 
Schwefelsäure  fehlt;  spec.  Gewicht  ist 
dasselbe  wie  bei  uns. 

Acidum  nitroso-nitricum,  unser 
nitricum  fumans,  aber  von  1,48  bis  1,50 
wiegend,  mit  86  bis  91  pGt.  Säuregehalt. 

Acidum  nitricum,  spec.  Gewicht 
1,180  mit  29  pGt.  Säuregehalt  (1,183  mit 
25  pGt) ,  färbt  Ferrosulfatlösnng  braun 
und  entwickelt  erwärmt  rothe  Dämpfe. 


314 


Einifre-  IVopfdn  SHbernife^at-lösflug  sollen 
rait  50' g  Wasser  verdünnt  ß^it  10  g  Sfture 
iw€ht  verärnd^Brt  werden.  Werden  10  g 
auf  1  g  vepdanai^ft  und  der  BOekstand 
mit  Wasser  auf  das  ursprQngliehe-  Ge- 
wicht verdünnt',  so  soll  die-  Lösung  durch 
GhlOfbaryam  nichts  verändert  werdei^. 
Die  Prüfung  auf  Jod  gleiche  d^r  unserig^, 
»ur  geht  sie  von  5  g  Säore^  aus. 

Aeiduna  phospbor-ie^una  dilutum» 
von  1,08  spee.  (Jewicht*  und  18,8  pCt. 
Phosphorsäuregehalt:  Ausser  den  Bein- 
heitsforderungen unseres  Afrzneibuehes  soll 
die  Phosphorsäure,  mitQueoksilberchlorid- 
löeung  gekooht,  niohi  opaiisiren,  ge- 
schweige einen  Nied^&rsehlag  geben  und 
si«b  mit  Fei^rocyankalium  nieht  ftrben. 
Werden  5  g  mit'  10  g  S^lKsäure,  5  g 
Sdiwefelsäure  und^  etwas^Zinnepänen  er- 
wärmt, so  soll  i>ach>  dem  Aufkochen  und 
beendete  Gasentwiokelung-  eine  fi^blose 
FIftssigkeit  ohne-  N4ed«rseblag'  zurück«- 
bleiben.  Die  S^petersäur^probe  soll  mit 
5  g  Säure  vorgenommen  werd^.  1  Vol. 
Säure  nMt  4- Vol.  absolutem  Alkohol  und 
2  VoL  Ajether  gemischt  soUea  klar  bleiben. 

Aaidum»  salicylieum«,  löslich  in 
550  (500)  Theilen  Wasser  und  bei  156 
(167)®  scbraeltend;  Die  Probe  auf  Karbol- 
säure ist  präcisirt'  dadurch,  dass<  vorge- 
schrieben wird,  dass  0,6  g-  Säure  mit  1  g 
Natriuracarbonat  in  10  g  Wasser  gelöst, 
mit  einem  halben-  Yvolun^n  Aetber  aus- 
geschüttelt werden- sollen. 

A'ei^um  succindcum  soll  g^lbebis 
scbwacli  hräuiLlicbe  Kry^talle  darstellen; 
saoeiTi  sehmeekend'  und '  naeh  Bernsteinöl 
riecbend;  b»i  180®  sehmehendr.und,  weiter 
erhitzt,  völlig  verdampfende  In  20  Thieiten 
kalten,  2'Th.sidden4iea'Wa8ser8>  weniger 
in .  kaltem .  Weingeist t  schwer  in  Aeiher 
löslich^  Die> wässerige,  mit  ftairpniösuiDg 
nfiufcraliBir4:ei  Aaiflösung  gieto  mit  Bisen- 
chlorid'  eine^  mtbeA  Fällung«'  1  4»  10  ge*» 
löst  soll .  darelD.Ealbwasser  kein^  EäUuAg. 
entstehen.  10.^  der  Lösung  mit  A«nmo^ 
niak  übersättigt,  soliott  mit  BiaeBchlocid 
stark  gAschäÜelt-  ein  farbloses;.  Filtrat 
ga^iBo«  ^ä-gäftiureimit  wenigen  .Trop£an 
Vitm^'  varrieb^i  soUin«.  beiiZuaatB;voa 
etw^ar  %jg.  S<^welUaftHrd .  kainaoi.  daekeln 
Bii^gt^ii^s^bAaiJasaQib^  vwAn  letwas^SttFror 
suJLf4ldö^Ag,.au£  dAa^ahg^käUto  Mja^fiog 
{^gebaa    VYJrd.     Mit..  elYm-.  gßloßeHw^ 


Kalk  vemeben  soll  ei»  Q^Ptteh  nach-  Am- 
moniak sich  nicht  entwickeln. 

Acidum  sulftari^um,  spee.  Gewicht 
gmmn  1,840  mit  80'p6t.  Sißbmfi^lsftaFe* 
anhydrid.  1  Theil  Säure  mil'  k  Theilen 
(bei  uns  1  Baumtheil  mit  5  Baumtbeiien) 
Weingeist  vermischt  darf  keinen  weissen 
Bodensatz  gebe&.  Die  Salpetersäare^ 
schichtprobe  ist  nichts  durch  Angat^e  der 
Volumina  präcisirt.  Sie  soll  mit  Ammo- 
niak Qbersättigt  auch  ont  Sot^wefelammon 
keine  Färbung-  oder  P&llung-  geben.  Die 
Bettende f  sehe  Probe  ist,  in  d^r  schon 
einige  Mai  angegebenen- Artj  atif  9  g  Sälz^, 
5  g  Schwefelsäure  und'  Zinn*  in-  Substanz 
angeordnete 

Acidum*  S'ulfuri  c-um  c-rudum 
gleicht  in  der  Stärke  der  bei  nns  üb- 
lichen. 5g-Salfcsänre;  lOTtopfea Schwefel- 
säure mit  Zitinspänen'  e&tepre(^nd  be- 
handelt selldA'  keine^  BeaetioR  geben. 

Acidum  sul f =u^r i c-u-m»  d i  1  u tu m  ist 
nicht  eine*  Misehung*  der  reiften  Säure 
mit  &,  son^torn  mii^  7.  Theilen' Wasser,  der 
alten  PhanBakopöe^  von  68- folgend^  dem- 
gemäss  dae  spee:  Grewicht  1,0^1  nMt  den 
Spielraum  bis  1,085  und  lOpCt  Anhydrid» 
gehallj  Sie  gleiebt  gehaltfiproeeoltscb  der 
v^d4iMiten^  3al2Bä(ir4>,  und^  dürfte  dieser 
Umstand  ursprilngUoh  bei<  Aogiabe^  der 
VoFs<^riften*  leitend  gewesen  sei».  Es 
wird'  noch  verlaögt,  daes^lOg  der  ver- 
dönnlen  Säure  ^4,2-  NormaI*-Natrail59«ng 
sättigen'  sojleur 

A-oidum  t'aria^ricu'm*  soU  sioh  ifi 
gleichviel  (0,8)  Wasser  noAS  (2,5)  Wein- 
geist  löse».  Als  IdentitilltsveaattOQ  und 
Probe  auf  Traubensäure  zu  gleiehei»  Zeit 
läset  sie  von«  einer  LösuBgv  1  -H  S^  10 
Ih'opfen  mit  Kalkwaseer  iai  UebaroobiuB 
fUlea  und  soll  der? Niederschlag,  ao.  lange 
er  noch  amorph  ist,  sWh  in  AmauMh 
Chloridlösung  s  krystalhaiech*.  gewocden 
auch  in-  Natroalösun^  litaem  Letztere 
Lösung  wird  beim  Kochen- „disk,  kioister* 
artig'',  gelatinös-  und-  beimn  Ajbkfiklen 
wieder'  klar.  (F^fteeteung  tcA^ 


pfWvnMVMMr. 


Bwthf».    Fhosfikir    i«t>    ui^ilt     ai»er|iiiif 

Bfidtg^^  ^«itMhr.  f.  aimg.  Ghfi».  19a»«.d»y. 
V^ffusser.  hali  die^e.  ThfitwÄh^  an,  dem.  'm.  Jo4r 
methylcn  vor  aas  Mjkroskop  ge}>rachtefi  rotten 
Phosphor  naokgewiesen.  fffr  den  er-roraeMagt; 
dJttMA^  Namea  zu.  will  ton»  diai.  BweinlnMuig 
„aniorj^"  al^r ,  voUlg^  ff^Uep  s^  lassen«  •• 


375 


Die  Anilintinten  ¥ 
textilAemisoAueflr  SCandynokte. 

In  Nr.  28  der  Pharm.  Centralhalle 
finde  ich  eine  ,,EnfgegnaDg''  des  Herrn 
Eugen  Dieterich,  worin,  derselbe  be- 
hauptet, dasa  ich  seine  Tinten -Vor- 
sehriflen  bemängelt,  und  sich  beklagt 
Ober  „die  Art  und'  Weise,  in  welcher 
ich  an:  seinen  Vorschriften  Kritfk.  geübt 
habe.!'  Darin,  befindet  sich.  Herr  Die^ 
terichr,  grüadliob  im  Irrtham.  Mein 
Artifael  war  stn^g  saofalioh  gehalten, 
und  es  ist'  mir  nicht  im  Tranme  einge- 
fallea,  wader.  Harm.  Dikterich^  noch 
öberhai^t  ir^^endJenanden  anzugreifen. 
Ich  halte  es  tiberbampt  für  unzol&ssig 
und.  verfehlt,  sachliche  Mbinnngsver- 
schiedenhaiten  als  Motiv  für  persönliche 
Angriffe  zu  benuiuni,.  wie  Dielen  eh  das 
in  seiimr  „Entgegnung'^  gelben  bat. 
Für  nri^h-  liegt  durchaus  kein  Bedüfrfniss 
vor,  ihm.  aiS  das  Gebiet  persönlieher 
Verdaehtigun^  zu  folgen  uind  da  Ewr 
Dietettieh»  überdies '  dae-^mdamen  t^  meiner 
Anisfllbningen  nicht  anerkennen  will,  so 
hat  auch,  eine  Polemik  keinen  Zweck. 

Die-  Vor8chlfi(i:e',  welehe  ich :  zu  ainor 
Befamr  der  Aoilimintea-Fafaqpikaition  ge^ 
macht-  habe-  und  welche  so  w^nig- Gnade 
vor  den  Äugen  des  Herrn  Dietench  ge- 
fuodeB  baben^  ber.ahen .  au^  des^  Gesetoen 
der  cbennsahen  V^rwundtsehaftt  zwischen 
FarbstoÄen*  und'  den  Gespinnstfasern. 
Diese  AUfihitfttd-  Gesetze,  sind'  bis  in  die 
EixufllhekeAi  ecferscbt.  uad>  fesigestellt 
und '  leJi  baUe^  ee  daher  nur  für  reobt 
und  bifHgi  zu  yerlangen;  dass  bei  Aus- 
Wahl  d^r  Farbstoffb'  zur  Anilinlantear 
Beceitung  diese-  AXfiiutlUsrV'arhülyusfle 
BeriüQksiebtigiuig  fiBdan.        amsvfindt 


2SUr  BMtennnixg:  VBcdbTÜensxi 


benütsBt  man  bei  der  Fleisch Vesch'aa  in  Dres- 
den zur  sogenannten  Salmiak  -  Fäa  In  issprobe 
das  JSI^er^cbe-Rtirg-en-s,  eine  Mischung  ans 
1  Th.  SaltsSttrer  3  Tfr  Alkohol,  rTV.  A^thcr. 
Nfihert  man  einen  mit  dibsem  Reagens  be- 
f«nciiteten  (^Thlsstab'  dftjn  verdBcbligQo.  FUi 
sehe,  und  es  zeigen  sich  Nebel  (herrührend 
Yon «  der  Bildung  von.  S^miak) ,  sa  ist  das 
Fleiach.vefdiftrben^  und  ea  darf  auch. mcbt 


dttrFM&bank  zum  Verkauf  kommen.  Es 
darf  lediglicb  au  Oangezwecken  Verarbeitung 
finden. 

NeugkaUexL  iiL  Verbaadatoffsn. 

Zar  Corni^ol«,  ob-  das  zu  Operationen 
▼erwwideta  Verband-  irad  TupfonNuterial 
wirkliota  der  Steril isi  rn afp  doxoh  Hitze 
unterzogen  worden  ist,  empMrlt  Hoehmegg 
(Sitzung  d.  k.  k«  Gesellscbaflt  der  Aerste  in 
Wien  d.  Devtsebe  Bfedlcn  -  Ztg.  189^,  547) 
einen  von  Prof.  Mäuthner  angegebenen,  für 
Wunden,  indifferenten  Farbstoff  von  gelb*- 
brauner  Farbe,  die  beim*  BrfaiteeB  auf  100* 
und  dttrüb«r  intensiv  rotb  wird.  Dieser  Farb- 
stoff'besteht  aus: 

Liquor.  AlamiDÜ  aottici    150,0, 

Aquaa 150,0, 

Allzarinpaste  (20*/o)    .  5,0. 

Signa:  Vor  dem  Gebrauch  umzuschüttelnr. 
Die  zogeschnittenen  und  aufgerollten  Ver- 
bandstoffis:  werden/  an  oisar  Sstta  mit  der 
braunen  Farbe  bestrichen ;  werden  die;  Stoffe 
nun  Yonchdftsnkfissig  sterilisirt  (bei  Tempe^ 
rjutnren  unter  100^  findet  die  Umwandlung 
der  braunen  Farbe  in  Roth  nicht  statt),  so 
werden  die  anfangs  braunen  Flecke  intensiv 
roth  gefärbt. 

Als  praktische  Form  für  die  Verwendung 
ron..Tarfm,oos  eaafi&ehltiAubry  {B&jr,  Ind.- 
ug  Oasn-BU  18^3^,.  267)  die  v«d  ihm  darf 
gestellte  M  OLo« wsitt^e ,  welehe  von  Krtmacher 
in  die  Pi'axtB.  eingefülhir  worden  ist:  Das  Auf 
Säuglings vecmögen.  der  MiiMswatte  ist  sehr 
gross,  es  beträgi  nngefäitf .  das«  zwaozigfaebe 
sein«s  eigene»  Qewtisbt»;  dabei*  quillt  die 
Itfooswatte-  auf  und  ist  somit  n^och  imnrer 
äusserst  looker  im  Gegensatz  zur  reinen  Ver- 
band iMite^u  od  zu  Holzwollwalte,  welebe  durek 
das  AttÜMOgen  von  Pltissigkeit:  zussmmm«- 
gehen.  Ein  weiterer  Vorzug  d«r  Mboswatte 
ist  der,  dass  sie  fi  bei  riechende  Wunden  ga- 
mshios  macht. 


Vffih  FHAextraotloReii   n»»  Pattarmittelm 

empfiehlt  Gebeh  (Z^iiBehr.  f.  angewi  Chem.  1<$98, 
253)  eine  in  dem  Bxtractiensapparat'  veivir- 
nebmende  Ffltration  derAetherfettlOdmig'  dorch 
Speoksteiopalver.  Auf  eine  Sobiehit  WMte 
kbmrnt'  eifte*  8  bis  4  0m  didre«  Sebfelil  Speeki- 
BtetB%  dann*  die  za  eitrahireDde^  Snbstawz.  D«r 
Speeka4eiir  bedarf  eia^rVorbehMKilaag:  Di» 
Pulver  desselben  wird  mit  verdQDBter'Seii:i«»&^ 
sfiure  eingedampft  (um  Carbonate  zu  eDtfernen), 
ffe4röokae«t  gegUMf  die^m««be  zerMoimrlMMd 
darfib.  jeiQ\  Sieb  von:  2  mm/Loeh weite«  gegebea.    s* 


376 


nUclierBCliau« 


l)a8  kleine  botaniBche  Praktikum  far  An- 
fänger«    Anleitang  zum  Selbststudium 
der  mikroskopischen  Botanik   und  Ein- 
führung in  die  mikroskopische  Technik. 
Von  Dr.  E.  Strasburger,  Professor  der 
Botanik  in  Bonn.    Zweite  umgearbeitete 
Auflage.     Mit  110  Holzschnitten.    230 
Seiten  gross  Octav.    Jena,  1893.    Verlag 
von  (r.  Fischer.   Preis  5  Mark. 
In  der  yorliegenden  zweiten  Auflage  sind  alle 
neuen  Erfahrungeo,  die  der  Verfasser  seit  dem 
ersten  Erscheinen  des  Baches  zu  sammeln  Ge- 
legenheit hatte,  bestens  rerwerthet  worden ;  der 
Inhalt  wurde  vielfach  umgearbeitet,  in  der  An- 
ordnung des  Stoffes,  die  schon  frQher  als  ein^ 
ausserordentlich  praktische  gerühmt  wurde  (vergl. 
Ph.  C.  869  619),  jedoch  nichts  geändert    Sehr 
angenehm  ist  die  Beigabe  von  vier  Registern, 
von  denen  besonders  das  „allgemeine  Register" 
so  ausfQhrlich  gehalten  ist,  dass  Jeder  das  ihm 
gerade  Erforderliche  leicht  in  dem  Buche  finden 
wird. 

Das  Werk  verdient  unein^eschrftnktes  Lob 
und  ist  pharmaceutischen  Kreisen  aufs  wftrmste 
zu  empfehlen.         g. 

Guide  pratiqne  ponr  la  ditermination  dea 
poadreB  officinales.    Par  Eug.  Colliny 
pr^parateur  de  matiere  m^dicale  k  TEcole 
de  pharmacie  de  Paris.     Mit  92  Figuren 
im  Text.  Paris  1893.  OdaveDoin.  Preis 
4  Fr. 
Das  Werkchen  behandelt  92  sftmmtlich  in  die 
letzte  Ausgabe  der  französischen  Pharmakopoe 
aufgenommene  Drogen,  welchen  je  eine  Seite 
in  Duodezformat  gewidmet  ist.     Dem  Ganzen 
vorausgeschickt  ist  eine  kurze  Anleitung   zur 
Prftparation  der  Objecte  fftr  die  mikroskopische 
Beobachtung,  und  den  einzelnen  Abschnitten: 
gepulverte  Blätter,  Blflthen,  Früchte  und  Samen, 
Binden,  Wurzeln,  Hölzer  etc.  ist  immer  eine 
kurze  Uebersicht  fiber  die  Anatomie  der  betref- 
fenden  Pflanzentheile   vorangestellt.     Die  Er- 
klärungen  der  Abbildungen  sind  darauf  sehr 
kurz,  einfach  durch  Kennzeichnung  mit  Buch- 
staben bewirkt. 

Dass  derartige  Abbildungen  einen  gewissen 
Nutzen  schaffen  (wir  besitzen  ein  ähnliches  Werk 
in  deutscher  Sprache  tou  J.  Möller  —  Pb.  C.  88, 
251/467  •— ,  welches  in  grosserem  Format  und 
grösserem  Umfange  viel  bessere  Abbildunffen 
bringt),  ist  nicht  zu  leugnen;  in  vielen  Fällen 
wird  man  aber  doch  zum  Vergleich  mit,  der 
betreffenden  Droge  selbst  entnommenen,  Präpa- 
raten genOthigt  sein,  denn  in  den  AbbUdungen 
bleibt  naturgemäss  manches  unverständlich. 
Viele  der  Abbildungen  im  vorliegenden  Buche 
sind  nicht  sauber,  indem  sie  gegenseitig  abge- 
klatscht sind.         a. 

Handbaeh  der  allgemeinen  Pharmakologie 
nnd  Therapie.  Von  Prof.  Dr.  /.  Lauder 


BrurUon.  Uebemetat  nach  der  dritten 
englischen  Ausgabe  von  Dr.  Joseph  Zech- 
meister,  Königl.  Bezirksarzt  in  Landau 
a.  d.  Isar.  Mit  einem  Vorwort  von  Prof. 
Dr.  Oscar  Liebreich.  Mit  167  Abbild- 
ungen und  557  Seiten  Text.  Leipzig, 
1893.  F.  A.  Brochhaus,  Geheftet  8  Mk. 

Es  war  ein  fiberaus  glücklicher  Gedanke,  dem 
in  England  ausserordentlich  verbreiteten  Werk 
des  weltberühmten  Forschers  durch  eine  Ueber- 
setzung  auch  in  Deutschland  eine  grttosere  Ver- 
breitung zu  verschaffen.  In  den  ersten  beiden 
Kapiteln  des  vortrefflich  ausgestatteten  und 
mit  sehr  instructiven  Abbildungen  versehenen, 
mit  Bücksicht  auf  den  reichen  Inhalt  fast  lächer- 
lich billigen  Buches  finden  sich  die  allge- 
meinen Beziehungen  zwischen  dem 
Organismus  und  den  ihm  einverleibten 
Stoffen  und  die  Bedingungen,  welche 
die  Wirkung  der  Arzneistoffe  auf  den 
Organismus  beeinflussen,  besprochen. 
Die  nächsten  14  Kapitel  handeln  von  der  Wirk- 
ung  der  Arzneistoffe  auf  Protoplasma, 
Blut  und  andere  Organismen,  auf  wir- 
bellose Thiere,  auf  die  Muskeln,  die  Ner- 
ven, das  Bückenmark,  das  Gehirn,  die 
Sinnesorgane,  die  Bespiration,  den  Kreis- 
lauf, dieKOrperoberflftche,  das  Verdau- 
ungssystem,  den  Gewebeumsatz  und  die 
Zeugungsorgane.  Im  17.  Kapitel  haben  die 
Anwendun^smethoden  der  Arzneimit- 
tel, im  18.  die  Antidota,  im  19.  die  Gegen- 
wirkung der  Arzneimittel,  im  20.  die 
Dosirung  eine  eingehende  Betrachtung  ge- 
funden. 

Das  Werk  Lauder  Bruntan^B  darf  als  eines 
der  besten  Handbücher  der  allgemeinen 
Pharmakolop^ie  und  Therapie  bezeichnet 
werden.  In  meisterhafter  und  originellster  Weise 
hat  es  der  Verfasser  verstanden,  die  beiden 
Factoren  der  modernen  Therapie,  den  Zusammen- 
hang der  chemischen  Constitution  mit  der  Wirk- 
ung der  Substanzen  und  die  pharmakodjna- 
mische  Erforschung  derselben  auf  Grund  der 
physiologischen  Methode,  zur  Geltung  und  zur 
Vereinigung  zu  bringen.  Sein  Buch,  in  dem 
der  derzeitige  Stand  der  bacteriolo- 
fischen  Forschung,  die  Antiseptica,  Des- 
mficientien  etc.,  sowie  die  Gegeneifte  eine 
erschöpfende  Besprechung  gefunden  haben,  sei 
den  Lesern  der  Pharmaceutischen  Centralhalle 
zur  Anschaffung  und  fleissigen  Lectüre  aufs 
wftrmste  empfohlen.  G,  Müüer, 


Mittheilangen   über   Heinrich   Haenieri 
terpenfreie   aetherifche   Oele.     Pirna 
a.  d.  Elbe  1893. 
Wir  kommen  auf  den  Inhalt  dieser  Schrift  in 

nächster  Nummer  zurück. 


Mededeelingen  van  het  Proefstation   „Midden- 
Java*  te  Klaten.  Dober  du  TorkOBBiB  m 


377 


^enUffingm  ii  den  fief&SMn  mono-  uid 

dICOMer  nlmeil.  Von  Dr.  A.  Wüler,  Mit 
einerVorrede  Yon  Dr.  Ftana  Benecke,  Director 
der  Versuchsstation  „Midden-Java".  Sema- 
rang,  1892.  Q,  C.  T.  van  Darp  (&  Co. 
Worlds  Colnmbian  Exposition.  Chicago  1893. 
Gatologue  of  the  Exhiblt  of  Dr.  Theodor 
Schuohardt,  chemical  works,  Gdrlitl,  Qermany. 


Mannfactnrer  of  cheroicals  of  every  desciintioti 
for  scientific,  medico- pharm acentical,  Photo- 
graphie and  all  indnstrial  purposes. 
Worlds  Golambian  Exposition.    Chicago  1893. 

Katalog  txx  Aussteliung  ?oii  E.  Merck,  Darm- 
stadt. I.  Besondere  Aasstellun?  in  Merck's 
Building;  II.  CoUectir- Ausstellung  in  der 
Deutschen  Abtheiluog,  Section  fQr  Chemie. 


Terscilledeiie  BUtciielluiiffeii« 


Entgegnung. 

Herrn  Gottfr.  V  .  .  .  h  in  Hamburg  und  Herrn 
A,  F.  L r  daselbst. 

Ihre  freundlichen  Zuschriften  betreffs  der 
Besprechung  der  ,, Benzinbrände  in  den 
chemischen  Wäschereien,  von  Dr.  M.  M. 
lUchter''  (Ph.  C.  34,  349)  übergaben  wir 
dem  Berichterstatter  j.^  den  Sie  sehr  höf- 
lich der    „Kategorie   der    wissenschaft- 
lichen penny  a  liners  zu  subsumiren'*  ge- 
neigt sind.  Derselbe  behauptete,  Schimpf- 
worte und  anzügliche  Redensarten  seien 
bei  physikalischen  und  technischen  Fragen 
keine    hinlänglichen  Beweismittel.     Er 
bleibt  bei  der  veralteten  Ansicht,  dass 
die  Wirksamkeit  eines  Erzeugnisses,  dessen 
Zusammensetzung  geheim  gehalten  wird, 
von  der  ernsten  Prüfung  in  wissenschaft- 
lichen Kreisen  grundsätzlich  auszuschlies- 
sen  sei;  selbst  die  Autorität  der  Herren 
JR.  und  Xr.  scheint  diesen  j.  nicht  nieder- 
zuschmettern. —  Nun  gönnen  wir  zwar 
dem  geschäftlichen  Gedeihen  des  „Anti- 
benzinpyrin''    den   schönsten  Erfolg, 
möchten  ISie  aber  doch  bitten,  uns  wissen 
zu  lassen,  was  dieses  Wort  bedeutet,  ehe 
wir  den  ,  J.'^  zu  der  von  Ihnen  verlangten 
Eundgebang  veranlassen:  „ob  sein  Artikel 
die  Wirkung  des  Antibenzinpyrin  negirt 
oder  unterstützt.''    Den  „penny''  flQr  die 
„liners"  würde  er,  soweit  wir  ihn  kennen, 
Ihnen  kaum  berechnen."^) 

^)  Auf  einen  weiteren  Brief  von  Dr.  G.  in  H 
kommen  wir  noch  cnrfick.  N. 

Aeusserliohe  Signaturen. 

Die  Yorschrift  betreffend  den  Verkehr 
mit  starkwirkenden  Arzneimitteln  ordnet 
fär  änsserliche  flüssige  Arzneien  die  Ver- 
wendung von  Signaturen  (Zetteln)  von 
rother  Grandfarbe  an.  In  gleichem  Sinne 
wird  man  auch  für  äusserliche  Mittel 
in  fester  Form,  die  für  gewöhnlich  in 
Sebaehlelii    dH^nsirt  ^weretoD>-   s.   B. 


Wundpuder,  Schnupfpulver,  Salze  und 
dergl.  zur  Ausspülung,  Gurgelpulver 
u.  s.  w.,  Signaturen  von  rother  Grund- 
farbe benutzen  müssen.  Um  dem  Vor- 
räthighalten  rother  Signaturen  für  sämmt- 
licheSchachtelgrössen,  sowie  dem  lästigen 
jedesmaligen  Aufkleben  derselben  aus 
dem  Wege  zu  gehen,  benutze  ich  zur 
Färbung  der  Signaturen  eine  I  proc. 
spirituöse  Eosinlösung.  2  dcg  Eosin 
werden  in  einem  Glas  mit  20  g  Spiritus 
Übergossen  und  bis  zur  Lösung  ge- 
schüttelt. Im  Korke  des  Glases  befestigt 
man  wie  bei  einer  Gollodiumflasche  einen 
Pinsel.  Die  zu  färbende  Signatur  über- 
streicht man  mit  der  Eosinlösung  und 
lässt  trocknen.  Jeder  wird  mit  der  voll- 
ständig gleichmässig  rothon  Färbung 
des  Papieres  zufrieden  sein.  Nach 
einigen  Minuten  ist  die  Signatur  soweit 
troclen,  dass  man  darauf  schreiben  kann, 
ohne  ein  Ausfliessen  der  Tinte  befürchten 

zu  müssen.        F,  Sengewitz. 

Sirnpus  Theae« 

Folgende  Vorschrift  zu  diesem  Präparat 
giebt  die  Zeitschr.  d.  Oesterr.  Äpoth.-Ver. : 
2  Th.  schwarzer  Thee  werden  mit  10  Th. 
kochendem  Wasser  übergössen,  12  Standen 
bei  1 5  bis  20  ^  stehen  gelassen ;  8  Th.  der 
freiwillig  ablaufenden ,  filtrirten  Flüssig- 
keit werden  mit  12  Th,  Zucker  zu  einem 
Sirup  von  bräunlicher  Farbe  verkocht. 

Geheimmittel  und  EurpfusohereL 

unter  dem  Titel  „der  Erankenfrennd,  ein 
BilÜBbuch  für  Alle,  die  bei  Erkältungen  und 
sonstigen  Unpässlichkeiten  gute  und  bewährte 
Hausmittel  als  erste  Hilfe  anzuwenden  beab- 
sichtigen'', wird  gegenwärtig  eine  Broschflre 
verbreitet,  die  lediglich  dazu  dient,  für  die 
Schwindelmittel  der  herüchtigten  Geheimroittel- 
fabrik  F.  A.  Bichter  dt  Co,  in  Budolstadt  Re- 
clame  zu  machen.  Vor  den  Rathschlägen  des 
„Kranken freund"  sowohl,  wie  vor  den  darin 
empfohlenen  Mitteln  ist  su  warnen,  (Ortsgesund« 
haitsrath  in  Karlsruhe.) 


arm 


Mit  Kteie^s  Gold-- eure  gegen  Trnak- 
frirclkt  (iwgl..Bb.  G.  99^y  IdS)  siitci  ivenieKii 
Eopenhagmieir  HoftpiW  Vetnclie  smBtellt 
wonlen,  die  die  viraigr  Nhidoetgtorii  See  get- 
nsimten  Mittel  er^ewiir  hidieib    (D.  Fhv  Poet.) 

Unter  der  Beuitiäwing  „&.»  i  fli  a  t  o  n"  irira 
Toa*  Tt&tswJmafMi  in  Berewtedt  ein  Pi]lv>eF  her- 
gestellt,  welck«»  ads  Btoberes:  Heüonttel  bei 
allerlei  Krankheiten  angepriesen  wird,  aber  seiner 
Zusammensetzang  nach  gemäss  der  Verordnung 
Yom  27.  Januar  1890nieht  yob  Jedemunn  iti&' 
gehalten  werden  darft  Auch  den  Apotheicern 
wird'  yod  der  scbflesw^igseWett'  Begieviuig.  dcir 
Verkauf  des  Pulvers  untersagt.  Preis  einer 
Schachtel  2  Mark,  wirklieber  Werth  1  lUßirk. 
(Durch  Pharm'.  Zeitung.) 

Wbrledgt^s  Head-sehe  Lotio«  ^Oli^  Btmm^ 
kanw  in  Amsterdam  ist- eine  trübe,  einen  weiiBOk 
Niederschlag  abscheidende  Flflssig^eit*,  die  in 
100g  etwa  3,0g  Salmiakgeist,  2fig  Kochsalz, 
0,05  g  Chlorftmmonittffl  und  0,08  g  Kampherent'-^ 
hftlt.    (Durch  Pharm.  Zwtftag.) 

Unter'  der  BoEeiehnnsis^  ^^N-i  c  k  el  w at»« ei^ 
wird  jetzt  vielfach  eine  Flflssigkeit  in  den  Han- 
del geforaeht,  durch  die  kupferne  oder  messingene 
G^enstftnde  mit  einett' weiss ^«nicki^lfthnlicUeit 
Uefaerrage'  versehen  werden'  bOnitm^  Diessi 
FlQssigk^it  enthftlt  Queoteilber».  ist  dahev  in 
hohem  Grade  giftig;  vor  ihrer  Anwendung,,  zu- 
mal zum  Bestreichen  von  Ess-  und  Trinkge- 
schirren ,  ist  eindringiich  zu  wwnen;  (Pöli«ri- 
Frftsidlnm  in  Beriin.) 

Das  QAter  dem  Namem  nGebhmrdÜ»  Sebonw 
heitseztract"  angepriesene  Geheinnnittel 
gegen.  HantunreinigkeHen  und  Hautkrankheiten 
aller  Art  bestellt  nach  sachvcrstfindiget  Unter»- 
snobiiag  ms  nsbezo.  ^eieben.  Tbeiica  Glj^eriiii 
und  BicinusOl.  Preis*  einer  Flaache  2  Mk'.,  wirkl. 
Werth  etwa  30  Pf.  (Polizei- Präsidium  in  Berlin.) 

Wiederholt  wird  gewarnt  vor  einem,  von  dem 
früheren  Schuldiener  Noorttcyck  in  BerHn(verg!. 
Ph.  C.  8O9  567)  vertriebenen  angeblich  unfehl- 
baren Mittel  gegen  Diphtherie,  Scharlach, 
Masern,  Bräune  und  Halskrankheiten  aller  Art 
Das  Mittel  besitzt  die  behauptete  Wirkung  nicht, 
kann  vielfnefat  leicht  Schaden  bringen.  (Pdizei- 
Prftsidivm.  in  Bevlm.)  ^ 


lVeii6tflS6'  dciitiM^fa^  TM&mt^ 

Aulbentisch  zUBsmttfmgeirtlM  t^tf  dettf  Pktent- 
bnreair  de»  GiirllinraiieQr  C^r.  phü:  H.  TSermer, 
Bettln  !(.,  EichenSiorfFIrtr.  20-,  w^ldier  sieb  za- 
gteicbr  biereit  eHililiD,  den-ABonnenten  der„Phar- 
mttcenllfleheir  Centrirlbidle^  aflgMnetoe  Anfingen 
in  Patentsachen  koste 0 frei  zu  beantworten. 

75«  F«  665t*  Neuerung  an  Ammoniak- 
De^tlllationsappararten.  Dr.  A.  FM- 
mann  in  Bremen. 

75.  St.  8480*-  VertlkMtm  ttrt  Gewinnung 
'von  A]irnon>i»k^  a«t  organiffShan  Stkkstoft* 
verbindungei«.  Br.  Lothar  Stenvbet^  in  Jersey 
City.  Ver,  St.  A.- 

12.  E.  7'6rd.  Verfahren  ZOT  Darstellung  TOD 
Fh  0  s^p  h  0  r.    Ür.  A^noid  Hostel  in  Bern. 

1^.  E.  8SM;  Verfahren  zut  Datstfelf tmg  von 
»norg»vid»o1f«4i  9i(tri>ederiYa4en  des  Iso- 
o Q  g!9ii'0 1  Bi  Prsfcssor  Dir.  MfneA  Jßmhom  in 
Mflnoben. 

1'2.  IT.  18288.  Verfahren  zur  Reinigung  von 
Satjchafrin:  Ffirma  DK  Ä  r.  ^yden  Nkcbf 
in  BbM^l'  b«i  Df^gsden« 

%^  ¥^  M«^.  Yerfalireii  nr  Darstedlung  vw 
Amid'oantipyrin  und  A<yetaxaidoanti- 
py.rin.  Farowerke  vorm»  Meisier,  Lüdut 
dt  Brüfring  in  HVchst  a;  JSt: 

Vt.  m  149M.  yerftkfafren  zur  Bar^teRuirg  ton 
p  -  Bro m^ -  DK -•  o syb^nvo 8 s^tasrte-.  Stmrük 
Baum  in  Frankfurt  a^  M. 

12*.  II.  82f99i  Verfahren  zur  Erzeugung  Ton 
OerbmBferial'ieir,  Klehsfoff  und  anderen 
Stotfnr  dim^  OHiMse'  der  Snifilieilstoff lanffes. 
Dn  A.  MU90h&4i€h,  Profester  is  Freihmg  L  B. 

80.  H.  9ta67.  iu  9680;^  Yerfitfarao  zv 
Sterilisirung  von  imprfignirten  (antisey- 
tischen)  VerbawdgtaffVn.  Dir  m«d.  -4*^^ 
MMi§.  in  •  BerlttiJ  0. 

7<&4.  €•  MMi..  Biek*ralyti$«iMF  Z.e:TsreU* 
u  n  g aap p  ar a t*  Thommg  Oramem*  SontEBay Cüj* 

80:  B;  t^ta.  Spritze  f%r  subcutane  nnd 
andere*  HlnspTftznnjen.   Dr  Gabritl  Bay,  Pa*. 

Mj.II;  6i69fk.  Tno'pfvxnnrioiitangL  En§^ 
hert-  Damm  ixt-  Mindei»  L  Wi. 


Itr'^terw  »eil  »«k. 


Apoth.  Fr.  tn  F.-  Stabilit,  ein  neues  Isolir- 
material für  elektrische  Zwecke,  soll  eine  Kaulr 
schukcofifpo^ition  seiir;  es  wird  gelobt: 

Apoth.  W.  in  IT.  Das  in  der  Chirurgie  neben 
Galant  verwendeta  Nfthmateiial:  Sil.  d;»  Flo.- 
rence  oder  Seidenw-urmd arm- wird  ans  dam 


eingedickten  Saffe,  der  beim  BrAHen  der  Seiden- 
cocons  entsteht,  gewonnen*. 

ApotK  GL  B»tH  H.>  Blan  Colin  ist  das- 
selb«  wie  Vaselin,  flflssigos  Blancolin 
=  FaraffinOl. 


Wi  der  Heutigen.  Ntuinimef^  sekUesst  das'  Vierte^ahr,  vrir'  ViäM  die  no(fi 
aus^^endim  BeBtelbmfm  mm  sagMth  anfgeben  eu  wollen. 

Bfeeer  Nmmmer  ist;  une  setiher^Hck,  ein  VierM^ahrsreffister beif^edhaU. 

ZiarVervütlstündifnmff  derS&nde  etum' näfftigi^  eintfe^  Ifummem^omr  Qwr- 
UÜGr  Wien,  wir,  unier  BeißtfuumOr  des'  BHrtxffesi  Ikdd^sf  Jtw  verUmgen. 

tmiaanmaeeuUe^ohe 


,33:9 

dw  it.  Ftorteijahres  «rom  XXXIV.  Mahrfsamge  (1€98) 

der  Fharm^iceutiechen  Centralhaile. 


Abietiasänre,  ClMWiiMbM  Mi. 

ÄcetaiilUMii  iPh.  Aaa.  ^;^. 
Acetiw  ^h.  J)aa.  872. 

—  pyMli0B.  lorqd.  Mi.  titen.  372. 

—  .S€iUfie  iDh.  dOpM.  jr?^. 
Acid.  aceticam  ^b.  .Uw.  Jt72. 

M.  «ten.  373. 

—  benzoicam  Ph.  Dan.  912* 

—  boiicN»  «4.4U  Ä7. 
Ph.  Dan.  372. 

—  «trbftUftiim  J%.  Dl».  373. 
<!dUi4iN|i  M.  A»n.  3X3. 

—  übremkam  A.*  27T.  i 
Stti.  S^.  3J;8. 

—  ctlrlHim  Pb.  Dm.  ^73. 

—  «ftilMum  iVi.  Bfto.  :37ia. 

—  gallolanniciMi  IHi.  iDmu  ^73. 

—  bydsMlOMiwin  4^.  27iB. 
Äx.  Dte.  37.3. 

--  -^  'Vmfkßm  ^.  sDm.  .303. 
dilut»»  lÄ.  D*a.  37a. 

—  laAU^BDi  A.-R.  278. 
Pli.  m^tK.  ;t72.. 

—  nitrieam  Ph.  Dan.  373. 

—  •nl4roM>-.i»it»lei»m«Mi.#fMi.  -8T2. 

—  plk^tphMicani  Mi.  0«n.  874. 

—  säiiey^icmm  'Ph.  Dm.  -974. 

—  auMiBieiMn  Ph.  San.  ^4. 

—  sulfuriciua  Ph.  Aan.  0f4. 

CMidiun  'Hl.  Clin.  294. 

4li4alMa  iPh.  «m.  2f  4. 

->-  tartariciMB  #h.  Dan.  3X4. 
Adepg  Lanae,  ««Ihea  «iii  t64. 

.and  L»n»lto,  j^alaatrtMtt  2f2. 

^  neue  Düwstcthiagawoioa  867. 
Aethanalftinki  29«. 

Aetb94kim  <4il#fikL,  iiMie  iWiAtmg 

238. 
AAtbyi^    M»d    MeÜiytalh^ol,    als 

LSsungsmitUi  20t. 
Alban,  gaitonidiii.  dt  iG|iMap«f6ba 

212. 
AleocoMibmt,  g—rfirnng  $61. 
Aikap4«Mifte  419. 
AtluduiAe,  «Mbw.  «lMMi«klger  29«. 
AUigatorin,    Salbeogvwidla^  244. 
AlumiokMi,  «uVv«r-««htfMMii  2««. 

—  anderiMMe  Veww— i»ng  888. 

—  AngreiflMtiiMit  «kujfh  «Bm  888. 
~  4as«l.  ihivoii  W^mmf  880. 

—  EinwirkoDCT  '▼«•  ^  Mi. 

—  in    PvliMriEir^   «Is  ijMKqaitte 

331. 

—  FabTÜMitioii   betreff.  ^8.  321. 

—  Lolh  /ßr  A.   «ItJ. 


AluminiaiajBeczM  J8i. 
AluMMl,  hiffmubt^n  182. 
j4mMoac«yMfM7d,   GoiuttUiit.  278. 
Aniaitt«iaJi,Vecbi«niHittf  deta.  198. 
AciipQr,jMeui.4U«8iMliaJMik8  288. 
AmylQmMftnMrtMfUrQrflUMh.  ilM. 
Andirln,  YaohoiMMii  i&28« 
AnyenMiila  HhMiie,  tGoMlbohafl 

:f&ri4«.  Qti.  3U. 
Angelin,  Identisch  mUAndbrHi  224. 
Anilin  ,Wi  rkuBg  «itf  4;cfiiift  Pf  anMO- 

.tbcate  238. 
Ai^&nUiift^,   ^andMh-AadtelMdi 

beleudiMt  848.  ;37A. 

—  Vorscblige  v^n  fittnsnin^t  248. 
^  koin  EmaU  fOr  «irtMiMi.  310. 
AattopbyU,  £iitol4hnag  282. 
Anisum  stellakun  M?« 

AptattniiaiW'tf  348. 

Antipyrt&i  UaUeradii.  «ooTQigqiyvio 

212. 
Apomorphin,  hallbare  Losung  313. 
Ap«t4i«ken  an  4«r  i^vlera  288. 

—  i«  Üttllm  884. 

Apparate,    neae  Laborat.-A.   252.* 

827.* 
Aqaae  destill.,  Geh.  an  iiher.  Oel 

238. 
Aqua  vMae,  P.  m.  'S.  297. 
ArboCm,  filftwirfi.auf  deaflam  907. 
Ai«en«  Probe  4er  Ph.  G.  HI    808. 
**  FSHnngr  sie  Penlasttlftd  185. 
Arsenverbind«mg«n ,    Stfpwifkung 

ftttf  -8eMmin«l|FHze  1M8. 
A-rsen^n^aeewtoff,  raohtiipkaH  tb\. 
Apwn  hgKown  '»ftS. 
Arzneibuch,  Revision  dess.  277. 
A4rMi«i>inUte4,  neue  102.  238.  294. 

889.  384. 
-^  PrOr.  UBd  W«r«hbe«t»miB.  848. 
Asa  foeltda,  YerAlschtmg  3G6. 
A9lbnM*Kr7Sta]|«,¥orkoninMn  232. 
Aterin,  Haarfärbemittel  244. 
Auer'a  6IOhlich4,  «.  G«isg4JUilkht. 
Ausstellung  in  Wien  1894    366. 
AoswaMhapparat  «.  Partus   282;^ 

Bacterien,  K8lirfl«c«lgkati  257. 
BacterU>lagie,V«rt«lii«88  derOaaer- 

knlturen  218, 
Sarmenit,  2asainienaat«n>g   197. 
BarotbenoMekop  «aeli'Sallonon  815. 
Barth  el's  neuer  BeaelBbreiMi  er  286.* 
^arywn,  Atongewk*«  338. 
BaaBfrwoHe,  ^ure  Reaetton  244. 
fteociiit«ita4e,  ftn<ts4eha<ig  848.877. 
Pepzinbrenner  nach  B^rthel  28^«* 
Bergamiol,  Kgensehaft^  ^41. 


Berganotidl,  .PrOfuDg  222. 

—  eben^aebe  ZoiAmiDMiiAlc.  :24t. 
Biar,  jPffüfttDi:  4er  Bienvüne  296. 
iUamut.  atflijByL  basknm,  Pufifung 

189.  195.  308. 
Bittenoandelöl  il22. 
Blane«lip  '(VaattUn)  3.78. 
Bbtt4*adbe  JHUan,  Ste8ae  272. 
Blaua&BK^y  AlaAbweis  tl8. 
Bleiweiaa,  nlebt  fifU«^  JtD4. 
Bleisulfld.,  Eiatjnkk.  von  -Caloiiun» 

cblonU  273. 
Blumen,   Fäcbea  Inwcber  Bl.  .331. 
Btat,  tapAotreslLop.  NaiOhweia  :238. 

—  Nachweis  im  Harn  30j6. 

— -  Kaebseif  'von  ICehlMKayd  2^1. 
BUtflavfeoaalz,  «.l^enraeyankAlium. 
Boden,  fiamirtuDgtkraft  206.  250. 
Becax,  ieiikköimiger  900. 

—  Als  Gfundlage  der  Ae&dimeLrie 

2ft5.  224.  ^1. 
J3anM«d,  £igcMiflbaAea  241. 
Bornylacetat ,    im    FichteAQftdelSl 

—  -iHvniat  Süd  «valMÜMyai  ^41. 
BrandwundfA,  BfJbiadlaag  244. 
Brillanlfo«.  ^^landOMile  204. 
»t^tm»MtUkv  271.  28^.  361. 
BQchMracfeMi  288..  :285.  301.  332. 

^^8.  376. 
Ba)bo.c9pnin,  Vorkommen  213. 
Builei^  'Best,  des  Wassergehalts  850. 

—  Werth  der  Scbmelzproben  258. 

—  Modllication  d.ei'Ueichert-'Meisel 

^chen  Methode  199. 

Cacao,  LSsHcJimachung  1^5. 
Gacaobohnen,  ehem.  Untersuch.  196. 
Cadinen,  Bedeutung  223. 
Calcium  chloratum,  Blelgerhslt  273. 
Cama,  gegen  Obrverkfihlung   304. 
Camphar,  Choleramittei  304. 
Cauangaol^  Verwendung  223. 
Cardamomen,  ■Beimischungen   357. 
C«^ryophylli,  künstliche  856. 
Castoreum,  Verfftlsehung  356. 
Cellulose,   Einw.  von  Säuren  340. 
Cerebrin,  Wirkung  351i. 
ChampacaöJ,  verf&lschtes  224. 
Champacol^  Eigen sdiaflen  224. 
Gharcot  -  Neumann'sche  fCry stalle 

232. 
Cbebnllnstnre,  Eigenschaften  187. 
Chinarinde^  AMcaloidbest.  24«.  289. 

357. 
Ghlnasture.  im  -fSxtr.  MyrtÜli  240. 
Chininchlorhydrosulfat  246. 
ChlorathjdrattolylanUpyrtn  888. 


880 


Chiormelhyl,  s.  Melhylchlorld. 
Chloroform,    Herstellung    durch 
Elektrolyse  256. 

—  Reinigung  nach  Pictet  298. 

—  Nachweis  In  Pastillen  303. 
Chlorsilber,  Einwirkung  von  Licht 

327. 
Chloryl  oder  Coryl  258. 
Cholera,  Unschä<llichkeil  von  Citro- 

nen  und  Apfelsinen  215. 

—  Diamine  in  den  Fäces  298. 

—  Verbrennen  der  Abgänge  298. 

—  -Baclerien,    Einwirkung    von 

Kälte  215. 
Cicuta  virosa,  Vergiftung  224. 
Citren,  falsches  Cilronenöl  223. 

—  Einwirk.  v.  Sehwefelsiorc  323 
Cilronenöl,  Fälschungen  223. 
CocaTnum  phenylicum  271. 
Coffein,  die  Salze  dess.  251. 
Comprimirmaschine  Simplex    243. 
Confetll  Costanzl  216. 
Congldtinprfipar.  f.  Diabetiker  271. 

2S3. 
Corl.  Auranlil  frnct.,  Verfälsch.  356. 

—  Cascarillae,  Verfälschung    356 

—  Chinae,  Werthschätzung  357. 
Alkaloidbestimm.  240.  289. 

—  Cinnaniomi,  VerHltschung  357. 

—  Granati,  Alkaloidbestimm.  239 

—  Rhamni  Purshiani,  Verfälschung 

357. 
Corycavin  und  Corydalin  213. 
Corydaiis  cava,  Alkaloide  ders.  213. 
Coryl  oder  Chloryl  258. 
Cotinin,  Eigenschaften  279. 
Coulomb,  Bedeut.  d.  Namens  300. 
Cubeben,  Verfälschungen  357. 

Hampfbad  nach  Gooch  252.* 
Dampffenchtigkeitsmesser  274.* 
Desinfection  m.  Wasserdampf  274.* 
Destillation  mit  überhitztemWasser- 

dampf  252  * 
Destilliraufsatz  für  N-Best.  327.* 
Destructor,  Müll -Verbrennung  255. 
Diabetes,  Literatur  265. 

—  Aetiologle  265. 

—  Diagnose  266. 

—  Nachwels  des  Zuckers  266. 

—  Pathologie  267. 

—  Prognose  267. 

—  Therapie  und  Specifica  268. 

—  Diät  269. 

—  Ersatz    des  Brotes     271.    283. 

361. 
Diabetin  (Uvulose)  232. 
Diamanten,  künstl.  Darst.  216. 
Diamine,  bei  Cholera  29S. 
Dibrorogallussäure,  Aether  278. 
Digitalinum  verum  284. 
Diphtheritis,  Beh.  mit  Myrrhe  254. 

—  Behandlung  mit  PyukUnin  297. 
Dlterpllen,  Bildung  323. 
Drogen,  Varunrein.  and  Verfälsch. 

356. 
Dulcin,  Darstell,  u.  Eigensch.  280. 

—  physiolog.  Wirkung  281. 


CSber's  Reagens  375. 
Elfenbein  schwarz  zu  färben  366. 
Einschmelzröhren,  verbess.  328. 
Eisen,  Bestimm,  des  Silicium  198. 

—  ReacL  m.  Ferrocyankalium  219. 

—  Verhalten  gegen  Zucker  197. 
Eisen  -Wolfram  -  Legirung,    kryst. 

371. 
Eisenacetatlosung,  Verhalten  gegen 

Schwefelsäure  191. 
Eisenchloridtolylantipyrin  355. 
Eisenflfissigkeiten,  Berlin.  Vorschr. 

225.  259.  276.  290.  293. 
Elaldlnreaction,  ehem.  Verlauf  257. 
Elektrische  Hellkette  334. 

—  Maasseinheiten  299. 
Elemente,   relative  Giftigkeit    315. 
Emetin,   Best.  In  der  Ipecacuanha 

309.   310. 
Eno's  Frnit  Salt  366. 
Entgegnung,  Benzinbr.  betr.  377. 
Ernährung,  Grandsätze  richtiger  E 
Etikettenanfeuchter  243.  [324. 

Eucalyptol,  officinell  241. 
Extr.  Cinchonae   liq.  de  Vrij    211. 

—  Malti,  Werthbestimmung  229. 
ferratum  228. 

ferrato-manganatum  228. 

—  Myrtilli  fluid  ,  Bestandth.   240. 
medIc.Werth  dess.  306. 

farad,  BedeuL  dieses  Namens  300. 
Federweiss,  Anw.  bei  Brandwunden 

214. 
Ferriacetatlösung,  Verh.  zu  H^SO« 

191. 
Ferrocyankalium,  Studie  217. 

—  als  Reagens  auf  Eisen  219. 
Ferrum  reduet.,  PrOf.  auf  Arsen  308. 
Fibrinferment,    Untersuchung  296. 
Fichtennadelöl,  Bestandtheile   223. 
Fil  de  Florence  375. 
Filixwurzel,  wirks.  Bestandth«  211. 
Filtrirpapler,  alkalisch  reagir.  240 
Fischer's    Phenylhydrazin  -  Probe 

263.* 
Flaschen büretten,  verbesserte  327. 
Flaschen  verschluss,  neuer  333.* 
Fleisch,  Untersuch,  verdorb.  376. 
Flores  Cinae,  Prüfung  355* 
Fluavil,  Bestandth.  der  Guttapercha 

212. 
Fluor,  Bestimm,  in  Pflanzenaschen 

230. 
Formaldehyd,  in  Lösung  192.  309. 

—  Ersatz  durch  oxymethylsulfon- 

saure  Salze  240. 
Formalin.   Verwendung  192. 

—  Identlflcirung  309. 
Formalith,  Bestandtheile  192.  193. 
Formanilid,  Eigenschaften  339. 

—  Therapeutisches  354. 
Freiberg's  chemischer  Boden  314. 
Frostbeulen,  Mittel  gegen  254. 
Futtermittel,  Feltextractlonen  375. 

Qallacetopbenonum  liquidum  216. 
Gallanol,  Eigcnsoharten  204. 


GalleTn,  Blldang  von  Gallol  294. 
Gallol,  Bildung  dess.  294. 
Gallussäure,  Aether  ders.  278. 
Gasgiahlleht,  neue  Glfihkörper  300. 

—  Benutzung  in  Kliniken  257. 

—  hygienische  Bedeutung  362. 

—  Gasverbrauch  363. 
Gebhardt's  Schönheitsextract  37S. 
Gehe  &  Co.,  Handelsbericht  239. 
Gebeimmittel'  377. 
Gelaphal-Frachte,  Emeticum  240. 
Geoffroyarinden,UntertuehuDg  225. 
Geranylaeetat  und  -fortnlat  241. 
Geschwindigkeitsmesser  253. 
Gesundheitspflege,  Verein  für  324. 
Gewflrze,  mlkroskop.  PrQfbog  23$. 

—  Aschengehalt  238. 

Glas,  Prar.  auf  AlkaliniläC  334. 

—  prakt.Werth  der  gefärbt  Gltser 

211. 
Gluhlicht,  s.  GasglGhlichL 
Glycin  Hauff  244. 
GlykosazonkrysUUe,  EnUL  264.* 
Glykosurie  und  Melitiirie  266. 
Groddeck's  Digestivpillen  216. 
Gnajakholzöl,  Verwendung  224. 
Gn^jakol,  krystallislrtes  196.  220. 

—  verminderte  Wirksamkeit  dorck 

Reinigung  240. 
Gni^i^olkapseln,  Bereitung  232. 
Gummi  arabicum,  ostafrikaa.  3&S. 
Gummibonbons,  verfUsehte  318. 
GutU  und  GutUn  212. 
Guttapercha,  ehem.  Untarsnch.  212. 

—  Gewinnung  358.  366. 

■aimaton,  Zusammeosetz.  378. 
Halsleuchler  nach  Held  243. 
Hamatein  •  AlaunlÖsung  366. 
Harn,  Einwirk,  von  Arbutin  307. 

—  AlkapUmharn  210. 

—  Nachw.  von  Blut  306. 

—  desgl.  von  Elweisa  350. 

—  desgl.  von  Gallenfarbstoff  209. 

—  Probe  auf  Mucin  850. 

—  Bestimmung  der  Phenole  23S. 

—  Vorkommen  von  Pyridia   29i 

—  Nachw.  von  Sucrol  237. 

—  desgl.  von  Tolypyrin  244. 

—  desgl.  von  Zucker  268.* 

—  Täuschungen  bei  Nachweis  de^ 

Zuckers  306. 
Harnstoff;  Ureometer  253.* 
Headine,  Bestandtheile  364. 
Heber  fBr  riechende  Stoffe  252.* 
Hefe,  Verwend.  in  der  Analyse  29€ 
Heidelbeerbiätter,     Beimischnagta 

253.  357. 

—  unwirksam  bei  Diabetes  30C. 
Heizflflssigkeit  f.  Trockensekr.  329 
Holzbeize,  grane  318. 
Holztheer,  Lusllchmaohung  196. 
Homogentislnsäure  210. 
Hydrophon,  Hörapparat  S41. 

Jalape,  Prüf,  auf  Hangehall  19). 
Jassus  sexnotatus  365. 
Jatrol.  Eigensehaflcn  244. 


381 


Insectenpuiver,  ßeimischung^en  357. 
Iflsecteottiche,  Mittel  318.  334. 
Jodeugenol,  Bereitang  103. 
Jodmethylen,    LSsoogsmllt«!    für 

(^ueeksilberjodid  274. 
JodoIiD,  Zusammensetzaog  216. 
Jodwismnt  -  Jodkali amlosung    353. 
Ipecacoanha,  Best  des  Ernelin  309. 

310. 

—  Nonnalgebalt  an  Emelin  311. 

—  Erkennung  der  coltivirlen  35S. 
*  Isouitrosololylantipyrin  355. 

Juniperi  fruct.  et  lignum  358. 

Kaffee,  mit  Paraffin  glasirt  318. 

—  gefärbter  und  Kunsikaffee  358. 
Kaliumpermanganat,  Antidot  298. 
Kamala,  Aschengehalt  240.  358. 
Kampher51,  löst  Harze  222. 
Kapselfalter  314.* 
Karbolsäure,  Verzollung  239. 

—  rohe,  Prüfung  239. 
Kardin.  Uerzfleisch-Exlract  354. 
Kasaner  Eierseife  244. 
Keeiey's  Gold -eure  378. 

Kitt.  HiUe  ausbauend  204. 
Kooblauchöl,  Untersuchung  200. 
Kohienoxyd,  Nacbw.  im  Blut  207. 

—  neues  Reagens  auf  K.  229. 
Kohleosinre  -  A pparal  252.* 
Kolanüsse,  Abstammung  358. 
Kork.  Verwend.  der  Abmile  347. 
Kornrade,  Darst.  des  Saponin  261. 

—  Nachw.  im  Broie  261. 
Kranken  freund,  Warnung  377. 
Kreosot,   Analyse  dess.  106. 

—  natrierCes  258. 
Kreosotkapseln,  Bereitung  232. 
KresoJe,  Löslicbmacbung  196. 
Kresol,  50  proc,  'wasserlöslich  236. 
Kupfer,  ist  K.  ein  Gift?  285. 

Ijaboratoriums- Apparate,     neue 
252.*  327.* 

f.ackmos,  Ersatz  dess.  203. 

Ladanumol,  Eigenschaften  241. 

Uvulose  rar  Diabetiker   193.  270. 

J^nolin  und  Adeps  Lanae«  Patent- 
streit 272. 

Lavendelol,  Eaterbestimmung  224. 

Leuchtgas,   Absperrung  252. 

Unalylacetat,   fcflnstliches  241. 

Liqneur  de  Laville,  Zusammensetz. 
204. 

Uquide  organique,  Bestandth.  216. 

Liq.  Ferri   albnm.  (Berolin.)  226. 

(Hclfenberg)    226.  227. 

pepionati  (Berolin.)  228. 

(Helfenberg)    226.   227. 

cum   Chinino  227. 

—  —  —  com  Mangano  (Berolin.) 

226.   276. 

—  Ferro  Mang^anl  pepton.  (Helfen- 

berg) 226.  228. 

—  —  —  sacchar.  (Berolin )  225. 

228. 

1-  —  (Helfenberg)  226.  228. 

Lü^ungen,   Vorräthighalleu  312. 


LSthrohruntersuchungen  305. 
Lothzlnn  in  Ruhrenform  334. 
Luperin,  gegen  Trunksucht  257. 


aass-  und  Gewicbtsordnung,  Ab- 
änderungen 288. 
Magensaft,  Best,  der  Salzsäure. 296. 
Mallein,  thierirztl.  Versuche  297. 
Malzextracte,  Werthbeslirom.    229. 
Mandelöl,  kalte  Verseifung  241. 

—  Seifen  aus  M.  242. 
Martel's  Asthma -Pastillen  302. 
Mastixol.  Eigenschanen  242. 
Mehl, Verunrein,  und  VerfSlsch.  356. 
Meliturie  und  Glykosurie  266. 
Menthol,  die  Ester  dess.  242. 
Menthole,  zwei  Isomere  360. 
Methylalkohol.Verunreinigung  360. 
Methyl-    und    Aethylalkohol    als 

Lösungsmittel  2^2. 
Methylchlorid,  therap.  Werth   284. 
Migränesiifle,  Befestigung  272. 
Milch,  Fettbest.  nach  Weiss  235. 

—  Nachw.  von  Ziegenmilch    230. 

—  Unterschied  von  Frauenm.  200. 

—  Nachahmung  von  Frauenm.  200. 
Milchzucker,  chemisch  reiner  201. 
Mineralwasserkruge,  unreine    2S8. 
Mixlura  alcoholica,  F.  m.  B.   287. 
Monobromtolylantipyrin  355. 
Mouojodtolylantipyrin  355. 
Moosbeeren  -  Extract,  Analyse  256. 
Mooswatle  aus  Torfmoos  375. 
Morphin,  hydrochloric.  Prüf.  240. 

haltbare  Lösungen  313. 

Moschus,  Assam -Moschus  242. 

—  Werth  des  künstlichen  242. 
Mucin,  Nachwels  im  Harn  350. 
Müll,  Verbrennung  dess.  255. 
Mundwasser  nach  Ebermann    288. 
Muskatnüsse,  Handelssorten  358 
Myrrha,  Anw.  bei  DiphtberiÜS'  254. 

flfahrungsmittel,  Ausw.  ders.  324. 
Naphthalin ,    gegen    Insectenstiche 

318. 
ß  -  Naphthol  -  Wismut,    TherapeuL 

236. 
Narceln,  Constitutionsformel  359. 
Narcotin,    Best,   im   Japan.  Opium 

307. 
Narkosen,  Statistik  271. 
Natrium  chloroborosum  197. 

—  salicylic,  hallb.  Lösungen  313. 
Natriumsuperoxyd,  Eigensch.  203. 

—  Verwend.  in  der  Analyse  272. 
Nickelgeschirre,  Unschädlich k.  258. 
Nickelwasser,  Warnung  378. 
Nicotin,  Bromderivate  279. 

—  Constitution  dess.  280. 
Nigellae  semen,  Abstammung  359. 
Nitrite,  neue  Reaclion  209. 
Nitrobenzol,  elekt.  Rednction  231. 
Noortwyk's  Diphtheriemittel  378. 
Nudeln,  Wirkung  355. 

Ohm,  Bedeut.  dieses  Namens  290. 
Oleander,  therapeut.  Werth  342. 

—  Receptformelii  345. 


Oleander,  Bereit,  der  Tinetur  361* 
Oleandrid  (Oleandrin),  Wirk.  345. 
Oleokresot  193. 

—  und  Oleogui^Akol  193.  210. 
Oleum  Amygdal.,  Verseifung  241. 

—  —  verschiedene  Seifen  242. 

—  •—  aether.,  Chemisches  222. 
-^  Bergamottae,  Prüfung  222. 

—  —  Chemisches  241. 

—  Citri,  Fälschungen  223. 

—  Lavandulae,  Esterbestirom.  221. 

—  Rosmarini^  LSslicbkeit  224. 
OlivenSl,  Verh.  zu  Kalilauge  233. 
Opium,  Japanisches  307. 

—  Handelsnotiz  240. 

—  Verunreinigungen  358. 

Papaln  -  Elixir,  Vorschrift  334. 
Papier,  Best,  der  Reisslänge    244. 
Paprika,  Verfälschung  231. 
Paracotorinde,  älher.  Oel  250. 
Pastillen,  neuartige  204. 
Pastiilen-Comprimirroaschlne  243. 
Palente,  neueste  deutsche  244.  318. 
378. 

—  Schwindel  mit  P.  302. 
Peregia  microcephalia  203. 
Pepsinwein,  therap.  Werth  214. 
Petroleum,  nicht  explodir.  203. 
Pfeffer,  verfälschtes  Pulver  358. 
Pflanzenaschen,  BesL  d.  Fluor  230. 
Pharm.  Gesellschaft  219   279.  356. 
Pharmacle,  italienische  256.  364. 
Pharmacopoea    Danlca    276.    335. 

351.  372. 

—  —  Allgemeines  335. 

Feinheit  der  Pulver  338. 

Anordnung  der  Gifte  351. 

Nomenclatur  351. 

—  —  Reagentien  u.  Apparate  352. 

Spccielles  372. 

Pheduretin,  Eigenschaften   194. 
p-Phenetolcarbamid  (Dulcin)    2S0. 
Phenylhydrazinprobe  263.* 
Phosphor,  rother  374. 
Phosphormolybdäns.    Ammoniak. 

Fällung  dess.  306. 
Physostigroin,  haltbare  Losung  314. 
Pictet's  Arzneistofle  365. 
Pillenmasse,  indifferente  272. 
Pilulae  Ferro-Mangani  pepton.  228. 

—  Kreosoti,  Werthbestimro.  219. 
Pilze,  Zucht  essbarer  204. 
Piperazin.  Darstellung  197.  339. 
Pixol,  Eigenschaften  194. 
Poly-Isoeugenol,  Darstellung  261. 
Potsdamer  Balsam  334. 
Preisaufgaben  für  Lehrlinge  243. 
Prollius'sche  Mischung  290. 
Puppin,  Eigenschaften  250. 
Pyoktanin,  Anw.  des  blauen   297. 

—  Entfernung  von  P.-Flecken  297. 
Pyridin,  im  Harn  n.  Verbrennungen 

298. 

Ilruarzsand,  Färben  dess.  299. 

Quebracho,  Nachw.  in  Pastillen  303. 

Quecksilberjodid,    lüslich    in   Jod- 
methylen 274. 


382 


A&ucherpapier,  Essenz  daza  334. 
Raiidia  .duinclorum  240. 
Ralanhin,  idont.  mit  Andirin  225. 
Raupea,  Mittel  gegen  366. 
R^agirgläser  nach  Iloare  ?53.* 
Resinol,  Retinol,  Rosinol  232. 
Rhodallin  =  Thiosinamin  232. 
Rosen's  Liniment  334. 
Rosenöl,  Geh.  an  Aethylalkobol  202. 
Rosmariuoi,  Ldslichkell  224. 

HaAcharMH.  raffioirles  330. 
Safran,  QspiUamialys«  2^6. 
Salaceial,  TbeaapAutkeli^s  2M. 
Salicylacelol,  ZiManuAeAselz.   i94. 
Salicylsäurc,  Lfi»lichnacbiifi^  340. 
SallpyiiQ,  geriehll  iSnlaobeid.  330. 
Salmiak -Fäulnissprobe  375. 
Salzsäure,  selenhaltige  360. 

—  Bestimmung  im  Magensaft  206. 
Sand  und  Schmirgel,  Untersch.  '334. 
Santogenen,  Constitution  20S. 
Santonin,  Constitution  207. 

—  2  neue  Reactionen  288. 
Saponin  u.  Saponinsubstanzen  '261. 

—  Darstellung  aus  Kornrade  262. 
Suprol,  mit  40  pCt.  Rresolen  739. 

—  fQr  Abtrittsgruben  339. 
Sauerstoff,  Gewiirn.-Methoden  '346. 

—  flüssiger  347. 
Saugflasche  ffir  Kinder  318.* 
Schimmel  &  Co.,  Bericht  2^2.  241. 
Schimmelpilze,  Binwfric.  auf  Arsen- 

Verbindungen  340. 
Schmalz,  s.  Schweinefett, 
Schmirgel  und  Sand^  Untersch.  334. 
Schwefel,  Best,  in  fHissigen  organ. 

Substanzen  201. 
Schweinefett,  Jodzahl  264. 
Scoparin,  Eigenschaften  '213. 
Sedatin,  neues  Sedativum  S40. 
Seidenwurmdarm  378. 
Seife,  quillcOaiialtige  ^203. 
Seifen  aus  MandelM  242. 
Senfsamen,  Vefnisehungen  3^9. 
Signaturen,  &nsserlit!he  377. 
Silber,    Rednct.   des  ChlorsHbers 

204. 
Silicinm,  Best,  im  Elsen  198. 
Sirupus  Theae  377. 
Somatosen,  Pepton pi^parat  ^3*6. 
Sozojod&lselioitpfptriver  204. 
Spicköl,  Gehalt  an  Cineol  224. 
Spirituosen,  echte  und  kfinstl.  287. 
Spiritus  saponatus,  Darstell.   233. 

—  Vini  gallici,  F.  m.  B.  287. 


Stabilit,  Zusammensetzung  378. 
StachydrLn,  EJigenschaften  295. 
St&rkemebl,  Bestimmung  740. 
Stative  nach  Goodi  2^'.* 
StiAkslo0kMJ*fflmaog  Btl* 
StSpselhalter  nach  Siehacitor  133.* 
Sirontftwn,  TrAiiiittiig  V40alalaoii.31 7. 
Slnantiumbroniid  und  -^adid   2b% 
Strychnio,  fintgifU  im  £aii«D  2Ü6. 
:250. 

—  Verli.  im  -Organiamus  .214. 
StryülkKiiureacÜon ,  .ßlörjuig  dttrisli 

Bmcln  .317. 
Strychooslfiw  vaia.,Alkalaidg6haU 
dar  lUftUar  .317. 

—  potatoriMu ,    Alkalo&dgebalt  «dar 

Samen  317. 
SnbiinaMöauagea,  IraUhMe  31 J. 
Su£  teaUculaire,  Bftstandth.  216. 
Succus  e  tetlibus  ^»aDatus  iMO. 
Suerol,  Eigenaohaften  .234. 

—  Naohwais  deas.  037. 
SuKoiisaUe,  Banait.  «i.  Aaw.   8J4. 

Talisman,  elektr.  neilkette  934. 
Talk,  Streupiflver  für  Brandwunden 

214. 
Tartaros  stiblatus,  LSsungen    3t'4. 
Thee,  Beimischungen  9-57. 
Theobrominlithium  -  Ltfliiumbenz. 

204. 
Thermometer,  für  niedr.  Temp.  215. 

—  Schwefe?l»äure-Th.  215. 

—  für  hohe  Temperaturen  257. 

—  hotfhgraiigo  f!g-Th.  329. 

—  Fflllung  -mit  Ühlorcalciinn  329. 

—  -Skala  nadi  -Salomon  315. 
Thuja,  GffliglieH  ders.  298. 
Thuja91,  Bestan^heile  264. 
Ticonin,  Nicottnbase.  279. 

Tinct,    ferri    comp.    (Heffetibcrg), 
225.  228. 

—  —  oxyd.  comp.  <Berotin.)  225. 
-^  »etü  Olaaihdri  342.  Ä6L 
Tin40D,  AAUiJit.  il  ^nswiadl  2i5u 

—  zweifelh.Werth  der  Anilmt  319. 
TolyaA4ipTrin  c=  Xaiypyri«  231« 

—  Abkömmlinge  355. 
TolylanAipyxifweltJAckjdral  3$ft. 
ToljIhgrpMJ,  Bildung  4es8.  3J5&. 
Tolypyrin,  Untersch.  von  AnJUpyrin 

212. 

—  Nacfcaneis  im  Hata  244. 
Tolyaal,  xaadicin.  ▲aweaduag  194. 
Tonics,  yofsx^hrinea  241  T.  35jO. 
Trtt>comj)Jieaol,  TliaraptttL  237. 


Trichinen,  Aufsuchen  drrs.  365. 
Trockenscbranke  u.  Rohler  32S.* 

—  •neizflOssigkelt  7ör  T.  T?9. 
TrunksucHitsnilttel  Luperin  257. 
Tuberkulose^  9eh.  mit  ^iramtsäare 

284. 

UreonKter  nach  Aogny  253.* 
UterusffUfte,  Bereltvog  990. 

p  -Valerylamidophenol    (Sedatin) 

3W. 
Vanillin -'Essenz  ^and  -Sadker  2V3. 
Vaselinum  lanohnvtam  '195. 
Verbandstoffe,  Sleriliairui^  3Z5. 
VerbrenauQgen,  s.  Brandwoadeo. 
Veriiilherungspulver  203. 
Vosleauagsveisache   1J98. 
Volt,   BadauL  dieses  Ifaiaens  299. 

UTaagai^  Reitarversichemog  272.* 
Wachs,  fOr  KinheokArzan  232. 
W&rosemesser  nach  Dankar  275.* 
Wärmeschutzmasse  300. 
Wasser,  Bacieriologische  Unter- 
suchung 25^. 

—  .Apparat  .zum  Abkoohen  329.* 

—  Waaaermesser,  VadastaDzciger, 

Hydrophon  341. 
Wasseadam^f,  Desinficiens  274.* 
Wassar6loffsuj>eroxjrd,  reines  362. 
WaaaeratMhl  -  Lnftpuo^e  327.* 
WaU.  BedeuL  dieses  Namens  300. 
Wein,  Bestlmmui\g  der  Schweilig- 

a&ure  199. 

—  Analysen  schweizer.  W.  317. 

—  Lieferung  f.  Krankenkassen  2S7. 

—  Kcaatz  des  Portwains  287. 
Wienli,  Zusanunenselz.  3£1. 
Walfram  -Eisen  -  Legirung,    kry&t 

371. 
Wollfett,  s.  Adeps  Lanae. 
WaiOedge'«  äead-aoba  Laiiaa  3:8. 
Wybert's  Tabletten,  BaBeltvng  216. 


Xanihaliow  4^iub- 
Xyi«n 


290. 


ZimmUfture  bei  Tubnrkalasa  284. 
ZUk,  Sohwarabaiaa  Or  Zink  300. 
Zinkoxyd,    uui  ^rdaikalLaa   varb. 

262. 
ZialtaUttb,  ABMnftrtahgnhali  198. 
Zwerg- Cicade,  Mittel  gegaa  365. 
Zaeker,  SJawiidL  «uf  fiiaen  197. 


Hin band decken 

für  j^den  Jahrgasg  paBsend,  IMIni;  pro  Süek  nti  80  4  bei  freier  Zasendaiig 

die  JSzpedition  der  JPliariiL  Centralhalle**, 

Bresien,  XlcftselMlstnusf  e  •• 


mm 


»mm 


Varlejer  njid  ▼•raotaroitJücütiar  Sedaataur  Dt.  E.  fiaiaaler  In  Dresden. 

bn  Bncbbandel  «nreb  JvlJna  JSprlngar«  Badln  H«.  VonbiJailplata  3 

Oniek  der  KOnifL  Bofbnehdraekarai  tob  O.  G.  Vetnbold  4  SfHiveia 


X  OiyPynOa     (Pw'toliUmieUllnruoloii.) 

Tolypyrin.  salicylic.  =  Tolysal. 

(ParatoljIdimethTlpTruoloualtcrUt.)    (Geietilieh  geBchfltit.) 

Nkch  Directnr  Dr.  Patil  Guttmann  (Städtisches  KnnlieDhaaB  Uoibit)  ah 

Antiprrfticnm  und  Antineoralglciini  dem  Antipyrin  mlDdefltetis 

glelfhwertblg  und  gl  eich  wirkend. 

Eelbit  in  grossen  Gaben  ohne  «cbfidliche  NebenwirliinK<'n! 

Nach  Dr.  A.  Henniq  vorzOglichee,  zQrerlässig«»  Aatifebrllrt  Aatlrlieaaa- 
ticnn  and  Anvdraa». 

T^nlMn  (Patente.) 

LiebliebstFe  Sasfeewen.  nach  Fror.  Dr.  ZunU  £00iial  so  sUsb  wie  Zacker!  AU 
sokhee  anFchidlich  hbcd  den  Untersnchnnpen  Ton  Prof.  Dr.  Eteald,  Prof.  Dr.  Sotsel  and 
PriTBtdoc.  Dr.  Paiehkii.  —  Uterator  «u  DieoateD. 

J.  D.  Bi€del,  Berlin  K.  3». 


Citronensäure  und  Weiosäare 

^arantirt    cbemisrh    rein,     absolnt   bleifrei.       Citronensanie   und    weiniaiire    Salie. 
Citronensaft  fllr  flanshaltnng  und  Schiffs  -  Ansrüstnog  offerirt  die  Fabrik  ton 

Dr.  E.  Fleischer  SS  Co.  In  Rosslan  a.  E. 


Adeps  lanae 

Reines  neutrales  Wollfett 

D.  R.-P.  4t  »5t. 

der  Norddeutschen  WoUkäminerei  und  Eammgarnspiniierei 
BREKEN. 


Ital.  Rothwein, 

unter  sollamtlicher  Controle  verschnitten, 
pr.  100  Liter  jr  55  ohne  Pass, 
,,    Oxfaoft,  ca.  225  Liter,  ^  ISO  mit  Farn, 
fernen  ^^^^ 

■j^*  ItaL  Rothwein  "^Ml 

Qaalitil  exlra, 
pr.   100  Liter  Jl    70  ohne  Faw. 
„     Oihoft        „    150  mit 
empfiehlt  nnter  Btlr(^chaft  lür  absolnte  Beinheit 

üudvr.  Heyl  Solin, 

OrosBberBOgl.    Hoflieferant, 
J>arnigta<it. 


Severin  Immenkamp,  Chemnitz. 

Fabrik  medicinischer  Verbandstoffe. 

Dieses  speeiell  für  Export  und  Militärlieferungen  eingerichtete  Etablissement 
I.  Banges  liefert  zu  billigsten  Conenrrenzpreisen  nar  revisionsf&hige  Fabrikate. 

Gorrespondenz  und  Etiquetten  in  allen  Sprachen.    Oeneral-Depdts  in  Magde- 
burg, Amsterdam,  Bukarest,  Constantinopel,  Kairo,  Aleiandrien,  Sydney. 


Q/»liAmvifv'cj    T^AYkcsivi    l^dciAvirv      nach  Vorschrift  des  Professors  Dr.  Oscar 
öCnenilg  S    repSm-üiSSenZ,    Liebreich,  per  mU  Pl.  SOOur,  per 
100/,  Fl.  100  J^. 

Sehering's  China -Wein  und  China*  Eisenwein,  §oo!S?^  pir 

100/,  Fl.^00  Jf. 

Schering's  Condurango-Wein,  IVrlfili: 
ilclieriii^^i§  G-icIitwaisiser  b'TWÄÄ^Iro' 

Flasche  .^0,90,  mit  Zusatz  von  PhenocoU  pro  Flasche  10  ^^  thearer. 

Cocain  hydrochlorat  puriss.  cryst.,  SÄ- 5:^  ^^^ 
Schering's  pyrophosphors.  Eisenwasser^  i8!i,^Ä*Fi 

IbJf,  100/e  Fl.  10  Jf  excl.  Flaschen. 

ll/r^/a{^{,,i^«c«j^'U^  Qa{4v%v^   aas  Tollständlgr  neutraler  Seife  m.  besttinm« 
JZLeaiClILloCrlie  OeiieU  tem  ^hM  an  Medieamenten  (}t  Preise). 

C!Al«AB«1fiÄnMA    VwMM    C!i«iA44M4^1a«AM     '^^  CartoBS  Und  Blechdosen,  mit  Strea- 
dallCyiSaUre-Jt  USS-dtreUpiliVer     Vorrichtung  (it.  Prelscourant). 

Chemikalien  aus  der  ehem.  Fabrik  auf  Actien  (vorm.  E.  Schering), 

Drogen,  pliarmacentische  Präparate,  deutsche,  firaazGsisehe  n.  engrU  SpeeiaUtftteu 

empfiehlt  unter  billigster  Berechnung 

üehering's  fifrnne  Apotheke, 

Drogen* Gescbäft  und  Mineralwasser- Fabrik,  Berlin  ST.,  Chausseestraase  19. 

Chemische  Fabrik  auf  Adien 

(vorm.  E.  Schering) 

Berlin  M.,  IVIttllerstratise  ÜTr.  1 VO  a.  191 

Präparate 

für  Pharmacie.  Photographie  und  Technik. 

Za  bMiehea  durch  die  Drogenhandliiiicen. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  darch  die  Post  oder  den  Buchhandel 
vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 
30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  ^rfissercn  Anzeigen  oder 
Wiederholungen  Preiserm&ssignng.    Expedition!  Dresden,  Rietschelstrasse  S,  I. 

Kedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Hltredaetenr;  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


M27. 


Dresden,  den  6.  Juli  1893. 


Nene  Folge 
XIY.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inbftit:  Chemie  vad  PharmACle:  NMbweis  von  Arzneimitteln  Im  Harn.  —  Ueber  Bonsinbrände  In  cbemiscben 
Wiscbereien.  —  Die  Anilintinten  vom  textilcbemlucben  Stundpunkt  —  Nene  Arsnelmittel.  —  Hinweise.  —  lieber 
Sehmiersoifexi.  —  Saccbsrnm  Lsclis  recryitalllsstum.  —  Hin  wein  —  Versebledeae  MIUbelliiBprea  t  Ueber  das 
F&rbeii  der  Tnberkelbaeillen  mit  Subllmatlüsongen  von  Anilinfarben.  —  lieber  die  Benntsang  d(>r  BanmblStter 
znr  Ernäbmni;  des  VIebs.  —  Ueber  den  Nacbweis  von  Cnlophonlum  im  Dammarbarx.  —  Oplnm  mltigatnm.  — 
Kapselfalter.  —  Einnehmen  von  Ricinusöl.  —  Ohininplllen.  —  Brirfweebael.  —  Aaselfea. 


Clieiiile  und  Pbarmacie 


Nachweis  von  Arzneimitteln 

im  Harn. 

Von    ir.  Braeutigam. 

Da  die  Literatur  für  den  Naehwei.s 
von  Arzneimitteln  im  Harn  sich  nur  in 
verschiedenen  grösseren  Werken  und 
Zeitschriften  vorfindet  und  darum  oft 
schwer  zufrängig  ist,  habe  ich  in  nach- 
stehender Tabelle  versucht,  eine  kurze 
Zusammenstellung  zum  Nachweis  der 
gebräuchlichsten  Medicamente  im  Harn 
zu  geben ,  soweit  er  von  Interesse  für 
Apotheker,    Aerzte  und  Thierärzte  sein 

dürfte. 

Was  die  Anordnung  betrifft,  so  habe 
ich  diejenigen  Arzneimittel,  welche  durch 
ihre  Beaetionen  leicht  zu  einer  Ver- 
wechselang führen  können,  der  besseren 
Unterscheidung  halber  untereinander  ge- 
stellt and  zur  leichteren  Orientirung  das 
nebenstehende  Inhaltsverzeichniss  bei- 
gegeben. 

Die  hier  angeführten  Untersuchungs- 
methoden ,  sovveit  sie  nicht  bereits  als 
zuverlässig  bekannt  sind,  wurden  einer 
Nachprüfung    unterzogen    und   nur  die- 


jenigen aufgenommen,   welche  sich  be- 
weiskräftig erwiesen. 

Anaigen  1.*) 
Antifibrin  17. 
Antipyrin  14. 
Atropin  20. 

Bären  traubenblüttpr  11. 
Benzoesäure  27. 
Bingelkraut  2. 
Bromsalze  32. 

Campecheholz  f). 
Carb Ölsäure  9. 
Cascara-Sagrada  3. 
Chinin  2'2. 
Chloral  23. 
Chloroform  24. 
Copaivabalsam  6. 

Faulbaumrinde  3. 

Gerbsäure  16. 
Gaajakol  9. 

Ueidelbeerblätter  11. 
Hypnon  27. 

Jod,  Jodsalze  31. 
Jodoform  31. 

Kreosot  9. 

Metalle  33. 


Morphin  19. 

Naphtalin  7. 
Nikotin  21. 

Perabalsam  27. 
Phenacetin  l'l 
Phenocollsalze  15« 
Piporazin  26. 

Quecksilber  34. 

Resorcin  9. 
Rhabarber  2. 

Salicylsäure  8. 
Salipyrin  ö. 
Salol  10. 
Santonin  4. 
Senna  2. 
Strychnin  23, 
Sulfooal  18. 

Terpentinöl  28. 
Terpin  29. 
Thallin  12. 
Thecr  9. 

Tolylantipyrin  14. 
Tolypyrin  14. 

Urethan  30. 


"*)  Die  Zahlen  hinter  den  Arzneimitteln  bo- 
zeicnnen  die  Reihenfolge  in  der  umstehenden 
Tabelle. 


384 


G 
a> 

fl 

P 
M 

1-4 

B 


O) 


a; 


CA     on 

CO     CO 

^    £^ 

M       I3'ö 
!-'■/. 


o    ? 
a>    CS 


a 


P 

P 


O)     p 


i     -qottjoi) 


•oqiu^ 


1 


•om«^ 


gl    t 

so     ;4 

e 

o 

S    «B 

es  a 

o 


6 

9 

N 

.  ä 

o:S 
•ö  o 
u  CS 
e  9 

iE  PS 
«S  — 

s^ 


S  «'S  •  2  5  o 
T)  z:  :^  ^  k  fl  • 


«  ^  *  «  S  o  » 

»:  e  ^  ^  «  «  a 
Wo-SS  •  • 

^  "''  S    "  ■  {»  tt) 

•SS«-«  .3^ 

C  « 
0   ► 


!2:cS-e     .<S^ 

^  X  CS  icS 


£2ö5 
•  rt  «  2 


a  ^ 


?3  « 

®ls 


0  fl  ^  «  V.- 

■  -  «  r,  Ä  _ 


u  w 


£  «' 


:2i^  S  «  «      <i» 
S  ^O  a  0» 


2  o  a 


S' 


(4  h 

►>  e 

a  o 
o 

>  4) 

N  5P 

s  * 

9 

^3 


o  £  «  «  a 

•e  ®  ■£  ii  'S 


0.  ' 


6 


a  i  ^B  ci-g^ 
„«^B-^Sjq 

•1  0)  "^  a  ■  ft»  «1 

äb'«*ä      ^ 


• 

m 

a 

a 

-•  • 


s  ® 

c« 
u  • 

M    OB  ^ 

•  O  ♦* 
^  O  «• 

B:i5-° 

U   9 

:cS  — 


e 

CS 
J3 


0        CS 

S  t«b 


C    fl         CB  O 

o  a     ^  « 
'S  .2  o  <  « 


«  « 


hl 

*  -    • 

as2 
•^  "S  M 

U    cS  M 


-  •  fl  s  ®  fl  . 

».  -  a  c^  ®   . 

S"  J3  ..«  «^  "O  _  «* 

^j«; js  «  «  ^"^ 

C*  «9  T  «*  Ä  >; 

0  u  *K 


es  o  B 

»-  ]i   o 

« *  s 


« 


ta 


s  Bc:  B 

•2  •;  « '*  's 


4> 


^« 


w         .■•-?B  UB         ** 

es       ««r:^  S        •   «  c  ®  .5 

n'*'*bS«^'2"»-'S  S? 


s 
CS 

■o 

B 
«; 
J3 
V 

B 
•^< 


'S- 

B  tt 

o  o  a 
*  *  2 


—  Q    « 

•-  *?■   O 
«SM 

fa  a 

.0  «  ♦* 


B 

CS 

o 
B 

a 

CS 

2  *  ^  ■>  a 

B  M      « 

2     «  2 

iO        «et 

u       m 

0  .  p 
it  t*  %, 

01  4)   •« 


•d 


6  fe  "e 


e 

es 


a  s  « 

B  ae  -w 
B  a-g 
es  «i: 


228 

*^J;  le  «  e 

a  «  >-  «  e 

^^  •*  - 


£2 


®   O 


•fl  »1.  ä 

o  S  _^  a 

•  ^  ß  « 

2«  i  B 


« 

Sä 

■ö  5 

CS  0 

•'S 

o  a 


CS  « 


*  a 


"^  B«?  5  «  ** 

oi:    "c  S  ck 


©So 

s  • 

?5^ 


i'.a  "j^T 

MM 


I 


u 

®  MI      B  ^  fljd 

2  P  V  *  V"  S 

il  »■  3  *  JT  oc  S 

'"  i  .     »  2  c» 


s 


^  B  » 
—  aa  bfi 

9   U 


0-  eg  0 


n 


s 

a 


B 
J^  M 


B 
S 
jO 

MS 

h 

o 

J3 


a>  c  °  u^  t  s  s 


5iS^a 


u 


^      ^    **     '     ^     ^ 


r 


JA 


£58» 

®  !0 


o«5 


CQ 


lf|||?| 


Iflllis 


t|a 


i^"'*^l5iS   Bo^^ 


sSsa^^^ä^^^^   *■ 


ä|j>»li 


ää3S  5i    i 


5  ä^"= 


i-  i 


u- 


s 

n 

1  i.  f3 

-  's!  '1  il 

UM 

Ii 

i! 

lil 
_i- 

Iß 
i 

JH- 

1 

a 

■E 

"S 

lil 

|.5 

jiilii 

31  äi|ä 
il  II« 

iH! 
ii 

1 

i 

ij 

i 

ililifÜiiilHä. 
ÄliPliilltlP 

' 

1 

' 

1 

1 

' 

i| 

' 

1 

1 

TS 

' 

1 

1 

ftlillli'ifl^l 

■•q«a 

IjllifEi 

mm 

m 

•smuH 

U'              H 

i^ 

ili^      Ii 

!- 

387 


6 

a 

CJ    w 


0' 


o 

•5- 


SS 

^  o 

6 


S  «  (j  ^.a  -. 
"  •  ü  ^  o  p 


9 


M 


-i 


0 


S   *•  «I       *"T 


oS  ^ 


« 


0  0a« 


-2 


^3 


Sä« 


M  9 

«IS 


SS 


(0 


p  •  0*0 

B«    P£ 

•a 


JS 


p 

OS     • 

•  o  • 

^s  p 

•83 

2«!  P 
-'S  • 

3&£ 


>  J5 


P 
« 
P 
P 

« 


I         1 


.' C- 


1  - 


a 


bi^ 


a 


P 

a 

p 

o 


0 


O 


«  p  •«  ^ts 


«t£  p  •  4  p 


P 

P 


w  "  s  ? 

■PO?  2  S  • 

♦.•äS-^a  p 


m  4  (i  C'  «"P^ 

5  3     «^  «=•• 
Ä  «a  a»  o  0 

M       .     A  ^  <^  ^     9 

I  §  2.15  i 

^   M   P.&0   P 


P 
« 
43 


P«J 
P-T 

a  S 

I? 

&a 
«  « 

2& 
.0  p  , 

'S  «fiOi 
*«  p  ^ 


p 

« 


o 

s   &2p 


•o<p 
p« 


II' 


=1 

«CO 

«a 

O  «• 

•«4 

6 


.p  « 


ao 


3fl.'3üOS'/.-P$J. 
■p<äo-s*'SSr2'C'P« 


w  « 


«p.oi2  3Ä?5$ 


a 


£,8  »o 


r§ 


2a&g 


«  fl  p 


o'sJ-aSS^iS^lgaS'Sg  ► 
Sfl'lHooPi.jo^'Sasö    2 


flo&e- 

•2W-5§^ 

2  p     ^  ® 

S  P  0 
0  t«<s  ^  o 


.0.4 


^   .M<;a  P 

5|55W 

A  M  •  5  • 

5  k Ü-^ja 


p  C"« 
•SÄ 

a.5  ä 

-<p^ 
« 


p   . 

«CO 

^  p 


•  .i 


« 

a 

a 


11   1|8 

|:l|= 
:l^-i 

sS5l  ° 

.: 

'ülil 

ifi,.; 

«^■i: 

i'fän 

S''--',- 

lltf 

m 

fsflSl 

■'is; 

?iäii^= 

Iji 

iri- 

itlli 

liil 

HlJlisS 


1  = 


11^ 


389 


•  o  o.  5       3 

^  -N  rr  s>  fi  k  ^ 
ß     -  S  •  ■  fl 

^  4/  «   «  S  O 


s 


9  d 


«-S  «^   ^   »   w     . 


6  «^   u 


»-z: 


^^s^asu-^ 


«  A 


•^  o 


®  •  ■  ^ 

*5     ♦*    •"* 


<  ty  *  >  S  'S  W 


S  Ol  "es« 

w  c  •  r  •« 


O  B 
«   B 

r »« 

a 

00  •« 


S  ja  B  •  *-  u  © 

t.  •«  V  .t:  ^  s  B 

*  d  **   S  ä   9  j 

M^  B  "^  m 


o      »• 


*  *  I« 

•  8« 

ja"*- 

•    M 

OB  "O 

S  5  ß 
•o  •—  «- 

d   O  • 

**  o  f 

B^Pti 

-  ^  2 


'S  B 
-B 

SS 

SS 

b  B 

<2 

^jB 


a- 
9  B 


B  ► 

CO  9 

B 
•**  « 


ßB 

BA 
« 

••    k 

—  a> 

B   u     . 
CS   O  B 


w 


*  s 

»5 

•»PS 

b 

V  B 

■Ö  fi 

jS  • 

>  «  B 

B  Sfi  ^ 

•3  o  2 

■  'S  «I 

«ja  s 

®  o  • 

•O  ""  — 

§3S 
5     < 

o  aX 
i;  ® 
J5»a 
ja  9»  9 

<  a 


•  •o  Br;  m 

*B—  ®  2 

^  (-  o  J!  « 
•ö—  385 

B(B  oS^  • 

V         ,.  fl 

J2  2  o  2  * 
««  a  *- 


U3 


g 


Ä  j-  B  a  o 

t  B  A  «^  8 

g  B  bcd  fl 
C£   ü  ,^  B  «• 

O    •    L.     •    • 

o  •*  "O  o  .-4 

S  1«   6A'^   U 

«*  a*  5 

B-O        ^-^ 


0  B  O 


B  ? 


J3  " 


ja 
Ü 


>■•  «    hl 


X3 

»• 

0) 

E- 

» 

«d 

IQ 

bD 

a 

3 
es 

B 

> 

•^ 

u 

es 

0 

R 

U)  •-  a   , 

eo£B 
a^ü  « 

15  !• 


ti  a  S       .       S 


ü  B  "C  •-"  • 
O  U  0  ^ 

"t^  ^  •  S  d 

V  JS  ^  :f]  -»^ 

o  *=■  o  ®  2 
S*  B-2  S 

:i«  B  B  ca  O 
B  ^  k  .S  o 

^*^  d  »  a 

'S  B  «  *  ° 

gfiS 

dKg.- 
«e  o  »•::  d 

d-ij'^  '  a 

a  a  s-d A 
^  o  S  Ol« 


a 


♦i  ^■ 


OB 


£.0      ja 
®if  «  d-S 

*  .2  d  ;^  S 

3W-S  _ 

kl 


tlAB 

—  B 

< 


9  a 

«   vi 

d  £1 
B^ 

Sb 


«2 

a  « 

•«B 
ß  * 

?-d 


h    B 


O  B 


de  'gM^Sä« 


BS         •  «-»     --      W  U  t      <— S 


>»i:  £■«  d^j3  S 

«  "  S  ;J  d  o  o  N 

"-  ^B'2rt!- 

2"5  •  «  •«      o  *^ 


1^  « 


P   B^ 
K.253 


ji.^  S  d 


d 


{►.a 


cS 


»-•o 


a^^jd^-s 

«S«  «'S 
?S«aB 

;3Sasfl 


390 


0 

0 


o  .2« 

na  «D 

M  ao 

0  >0 


a  N 

S-«  S  2 


o 


"15 


^  g 

a>    OS 


5S. 

O — ' 


0 
-     O 

o8 


o 

04 


o 

OQ 


'osdg 
■qooiaf) 


•aqa«^ 


*oaiv^ 


9 

h  o  B 
■"So 


5  3  2 

Sc« 
u  a 

■  c  « 

"3  "o  "ö 
•ö  ja 


so« 
.-  .ja 

iE  > 


<•   »•   bot*   O   M 

® ► O  <9  < 

gg  t'   •   0)  «^   « 
u   CS   <u  ^   x  SA 


5:;» 


g.2 


2  0  ^  ifc.  ~<  ♦» 


,.  ■  Ö  H  «  g 


Sä 


r^A 


s 


5fi 


S  tf   V 


■o  Stj  o. 
a  xi  ttiCu^ 


•'S 


fl  hl    • 

■§2^ 


»* 


sa 

a  V 

s« 

d 

aS 

So 

w 

Ojj 

fl® 

9  W 

ia  « 

9 


•a  ••  Ä 

laög 

«I  o  a 


M«   9 


I  fl  o 

'Co 


Cflg- 


fl 
« 


•o  ta**-*^ZB'9      a 

'^  9  a  \  ^zTaü 
•  flfl  -  j  fl  ^ 


fl  fl 

fl 


Sfl?*tiS«ee 
=2-S<SiJS2ß-2 

<  flTJ  o  3§  «  u*- 

«fl0|.«;s«s 


•2  ü' «  M     rt 

2  »-~£  C  *: 


•"o 


•o  fl  a  ft^      C   .8 

«jsO  •  «»?  «ja  9  t 


u 


t 


sä 


00 

a 

(3 


a  a 


5  o  *  j2 

•2  c  •«  s  •— 

»•  ^^  w  tt  a  ^" 


■Si 

"'S 


^f^lS 


S91 


1 1 1  i'«r 

81 L 

m 

it! 

li 

1 

51! 

isl' 
P 

|!| 

•■=1 

§ 
IL 

i 

i 

■5.5 

-IHII 
illäfil 

1  Ifiiii 

iiflll-i 
liiliPl 

'ijlilll 

1 

'    \' 

■ 

• 

' 

' 

'       :  ' 

) 

i 

1 

! 

1 

1 

— 

i 

'    i' 

1 

' 

1 

' 

1 

1 

1 

1 

( 

' 

1 

1 

1 

1 

1 

'    i' 

m  ^ 

1' 

iiii-' 

f. 

1^ 

392 


üeber  Benzinbrände 

in  chemischen  Wäschereien. 

Von  Herrn  Dr.  H,  Gilbert,  beeidigtem 
Handels-Chemiker  in  Hamburg,  erhielten 
wir  folgende  Zuschrift,  die  wir  unter 
Bezugnahme  auf  unsere  Besprechung  der 
Schrift  von  Dr.  Ji.  Richter  (Ph.  C.  34, 
3i9)  hier  abdrucken,  so  weit  sie  von 
allgemeinerem  Interesse  ist: 

„In  zwei  Sitzungen  des  hiesigen  Be- 
zirks-Vereins  der  deutschen  Gesellschaft 
für  angewandte  Chemie  hat  Richter  über 
die  Selbstentzündung  des  Benzins 
gesprochen  und  die  elektrische  Erreg- 
barkeit des  Benzins  mit  Hilfe  des  Elek- 
troskops  zur  Evidenz  erwiesen  Den 
-^chlussbeweis,  nämlich  die  willkürliche 
p]rzeugung  eines  Brandes  resp.  von  drei 
Bränden  durch  elektrische  Selbstzündung 
des  Benzins,  lieferte  uns  Dr.  Richter  am 
22.  April  d.  J. ,  Nachmittags,  auf  dem 
Hofe  der  Karstädf  sehen  Benzinwäscherei 
hierselbst,  und  zwar  vor  den  Herren 
Dr.  Engelbrecht,  erster  Ass.  am  hiesigen 
Staatslaborat.,  A.  Langfurth^  Gerichts- 
chemiker in  Altena,  C.  Gilbert  in  Ham- 
burg und  vor  meinen  Augen. 

Die  Versuche  wurden  in  derselben 
Weise,  wie  in  der  Broschüre  beschrieben, 
ausgeführt,  die  Luft  war  an  dem  be- 
treflenden  Tage  sehr  (rocken  und  wir 
halten  Ursache,  über  die  bedeutende 
elektrische  Erregung  zu  staunen,  die 
sich  beim  Herausziehen  eines  längeren 
Stückes  (ca.  1  Meter  lang)  eines  Woll- 
stoffs aus  einem  grossen  eisernen  Benzin- 
gefäss  durch  sehr  starkes  Knistern  und 
Auseinanderrauschen  des  Wollstoffs  kund 
gab.  Der  Stoff  war  oben  durch  ein 
Kupferdrahtgeflecht  zusammengegürtet. 
um  den  Brand  zu  erzielen,  fasste  der 
Arbeiter  den  Wollstoff  oberhalb  der 
Kupferdrahlgürtung  so,  dass  zwischen 
dem  kleinen  Finger  und  dem  Kupferdraht 
ca.  1  (Jentimeler  Ab.stand  blieb,  tauchte 
den  Wollstoff  in  das  Benzinbad  ein  und 
hob  ihn  massig  schnell  heraus.  Der 
Erfolg  war  überraschend.  Momentan 
stand  das  Benzinbad  und  der  Stoff  in 
Flammen. 

Wir  liessen  uns  noch  zwei  Brände  vor- 
führen und  auch  zeigen,  wie  Dr.  Richter 
durch  Zusatz  eines   von  ihm  entdeckten 


Mittels  verhütete,  dass  das  Benzin  ferner 
elektrisch  zu  erregen  war." 

In  Bezug  auf  weitere  Ausföhrungen  des  Herrn 
Dr.  Gilbert,  den  vir  hocliBchätzen,  möchten  ^ir 
denselben  bitten,  einmal  die  vielgenannte  Bro- 
schüre, insbesondere  Seite  27  und  2>^,  4S  und 
49  zu  lesen  und  sich  zu  fraeen,  ob  das,  was 
dort  geschrieben  steht,  nach  Form  und  Inhalt 
den  Eindruck  macht,  als  ob  dasselbe  der  Feder 
eines  wissenschaftlich  gebildeten  Mannes  ent- 
stamme.    Red. 

Die  Änilintinten 
vom  textilchemischen  Standpunkt 

Weitere  Entgegnung. 

In  Nr.  26  der  Ph.  C.  sagt  Herr  Dr. 
Ganswindt,  dass  er  meine  Tintenvor- 
schriften  nicht  bemängelt  habe,  und  macht 
mir  den  Vorwurf,  dass  ich  sachliche 
Meinungsverschiedenheiten  zu  persön- 
lichen Angriffen  gegen  ihn  benutzt  hätte. 

Wenn  der  Herr  Verfasser  in  seinem 
Artikel  fast  ausschliesslich  von  Dietcrich' 
sehen  Vorschriften  spricht,  mit  dörren 
Worten  sagt,  dass  ich  einzelne  Farbstofife 
wohl  lediglich  ihres  schönen  Namens 
wegen  zur  Herstellung  von  Tinte  ver- 
wendet hätte,  dass  meine  Vorschriften 
nicht  mehr  auf  der  Höhe  der  Farbon- 
technik  ständen,  und  dass  es  daher  an- 
gezeigt sei,  sich  nach  anderen  Farbstoffen 
umzuschauen,  so  darf  ich  es  wohl  getrost 
der  Keurlheilung  der  Leser  überlassen, 
ob  dies  einer  Bemängelung  gleichkommt 
und  ob  dies  nicht  eine  Herausforderunjr 
bedeutet. 

Ich  habe  daher  die  Reformvorsehläge 
des  Herrn  Dr.  Ganswindt  geprüft  und. 
da  dieselben  die  Probe  nicht  bestanden, 
mit  vollem  Hechte  als  unvollkommen 
und  verbesserungsbedürftig  gekennzeich- 
net. Wenn  ich  etwas  dabei  beklagens- 
werth  finde,  so  ist  es  die  Thatsache, 
dass  Herr  Dr.  Ganswindt  es  bis  jetzt 
nicht  fertig  gebracht  hat,  seine  Theorien 
in  die  Praxis  zu  übersetzen.  Stellt  Je- 
mand Behauptungen  auf,  so  muss  er  sie 
auch  durch  Thatsachen  stützen  können. 
Das  gilt  für  Jeden,  auch  für  den  Teitil- 
chemiker,  wenn  er  sich  ausnahmsweise 
einmal  mit  Tinte  befasst.  Eine  „persön- 
liche Verdächtigung"  ist  darin  wohl 
schwerlich  zu  erblicken,  die  Person  des 
Herrn  Dr.  Ganswindt  kommt  dabei  über- 
haupt nicht  in  Frage.      Eugen  Dieierieh. 


393 


Neue  Arzneimittel. 

Acidnm   triohloraceticnm  liquefactnm. 

Für  die  Praxis  ist  eine  flüssige  Trichlor- 
essigsaure  zum  Äetzen  sehr  erwünscht  (wäh- 
rendes wegen  der  Hygroskopieität  derTrichlor- 
essigsäure  andererseits  oft  sehr  schwierig  ist, 
dieselbe  trocken  zu  erhalten.  Red,)\  Vulpius 
empfiehlt  deshalb  in  Südd.  Äpoth.-Ztg.  1893, 
302,  dieselbe  nach  dem  Verhäitniss  des 
Acidum  carbolicum  liquefactum  herzustellen, 
indem  man  10  Tb.  fester  Säure  mit  1  Tb. 
Wasser  übergiesst  und  stehen  lässt,  wodurch 
man  eine  Flüssigkeit  von  dem  Beweglichkeits- 
grade  der  concentrirten  Schwefelsäure  erhält. 

Eine  neue  Sorte 

Arzneipflaster;  deren  Masse  aus  50  Th. 
Kautschuk,  5  Th.  Honig  und  45  Th.  Seifen- 
pflaster besteht,  wird  von  Shoetnaker  (Journ. 
amer.  med.  assoc.  1890,  Mai  durch  Therap. 
Blätter)  empfohlen.  Die  Bereitung  dieser 
Pflastermasse  ist  an  der  uns  vorliegenden 
Quelle  (Therap.  Blätter)  nicht  angegeben. 
Mit  dieser  Pflastermasse  werden  unter  Zusatz 
verschiedener  Ärzneistoffe  Pflaster  für  die 
verschiedensten  Zwecke  hergestellt;  von  den 
zahlreichen  Angaben  mögen  einige  wieder- 
gegeben werden :  25  pCt.  Anthrarobin,  20pCt. 
Alaun,  lOpCt.  Seeale  cornutum,  30pCt.Wis- 
mutsubjodid,  30  pCt.  Schwefel  und  10  pCt. 
Kamillen ,  je  20  pCt.  Phytolacca-  und  Bella- 
don naeztraet  etc. 

Ginnamol   nennt  ein    französischer  Arzt, 
Championiere,   nach  Rundschau  1893,  570 
das  rectificirte  Zimmtöl,  welches  er  in  Form 
von   Salben    als   antiseptisches   Wundmittel 
empfieblt,    und   zwar  giebt  er  folgende  Vor- 
schrift für  ein  derartiges  Präparat  an: 
Retinol  (Harzöl)       .     .   75  Th. 
Steril isirtes  Wachs  .     .   25    „ 
Cinnamol  .....      1    ,, 
(/?-Naphtbol  ....!„) 
Bei  kleinen  Operationen  empfiehlt  Cham- 
pioniere aoeh  folgende  Mischung: 

Retinol  75  Tb.,  sterilisirtes  Wachs  25  Th., 
Zimmtöl  0,4  Tb  ,  Origanumöl  0,4  Th.,  Gera- 
niumöl  0,4  Th. ,  Verbenaöl  (ostind.  Grasöl) 
0,2  Th. 

Ifarcein  und  Aponareein.  Aus  dem  Nar- 
cein  des  Handels  beabsichtigen  M.Freund  xxttd 
FranJcforter  das  reine  Narcein  sowie  dessen 
Apo -Verbindung  nach  patentirtem  Verfahren 
(Apoth.-Ztg.  1898,  299)  darzustellen.  Wird 
diu  Uandelsnarcei'n  mit  concentrirter  Alkali- 


lösung erhitzt,  so  bildet  sich  unter  Wasser- 
abspaltung das  Alkalisalz  des  Aponarceins, 
welches  beim  Versetzen  der  wässerigen 
Lösung  desselben  mit  Säure  unter  Wasserauf- 
nahme wieder  in  Narcein  zurückverwandelt 
wird.  Das  chemisch  reine  NarceVn  schmilzt 
bei  163^.  Versetzt  man  dagegen  eine  alko- 
holische Lösung  der  Aponareein  •  Alkali- 
verbindung mit  Säure,  so  erhält  man  je  nach 
der  Menge  der  zugesetzten  Säure  das  Apo- 
narce'in  als  freie  Base  oder  als  Salz.  Das 
freie  Aponareein  schmilzt  bei  157  bis  158^. 

Orezinam  basicnm.  Das  salzsaure  Orezin 
(Ph.  C.  31,  113)  ist  nach  Prof.  Pentzoldt 
(Therap.  Monatsh.  1893)  ein  werthvolles  Sto- 
machicum,  dessen  WMrkung  in  erster  Linie 
auf  eine  Erhöhung  der  Salzsäureabscbeidung 
seitens  des  Magens  bezogen  werden  kann. 
Von  unangenehmen  Nebenwirkungen  kommt 
zuweilen  Erbrechen,  vor  Allem  heftiges  Bren- 
nen auf  den  Schleimhäuten  in  Betracht.  Der 
Ersatz  des  salzsauren  Salzes  durch  die  freie 
Base  (Orexinum  basieum)  lässt  nach 
Pentzoldt  das  unangenehme  Brennen  auf  der 
Schleimhaut  ganz,  das  Erbrechen  bei  einiger 
Vorsicht  so  gut  wie  ganz  vermeiden,  dabei  ist 
die  appetitanregende  Wirkung  der  Orezin- 
base  der  des  salzsauren  Salzes  mindestens 
gleich,  vielleicht  sogar  überlegen. 

Das  Orexinum  basieum  wird  als  feinstes 
Pulver  in  Oblatenkapseln  verschrieben,  und 
zwar  gilt  als  mittlere  Gabe  0,3  g  täglich  ein- 
mal für  Erwachsene,  es  kann  jedoch  auch  zu 
Gaben  von  0,4  bis  0,5  g  gestiegen  werden. 
Die  beste  Zeit  der  Darreichung  des  Mittels 
ist  etwa  10  Uhr  Vormittags. 

Phenosalyl.  Die  unter  diesem  Namen  von 
Christmas  (Wiener  Med.  Bl.  1893,  329)  ein- 
geführte  antiseptische  Mischung  besteht  aus 
Karbolsäure,  welche  mit  Salicyl-  und  Benzoe- 
säure zusammengeschmolzen  und  dann  in 
Milchsäure  gelöst  wird.*)  Die  klare  dickflüs- 
sige Lösung  krystallisirt  theilweise  in  der 
Kälte;  mischt  man  jedoch  eine  kleine  Menge 
Giycerin  hinzu,  so  erhält  man  eine  nicht  mehr 
krystallisirende  Lösung,  welche  in  warmem 
Wasser  leicht,  in  kaltem  Wasser  bis  zu  7pCt., 
in  Alkohol  und  Aether  sehr  leicht  löslich  ist. 

Das  Phenosalyl,  welches  die  Farbwerke 
vorm.  Meister,  iMCius  <&  Brüning  in  Höchst 

♦)  Nach  froheren  Mittheilungen  (Ph.  C.  88, 
455)  bestand  das  Phenosalyl  aus  9  Th.  Karbol- 
säure, 1  Tb.  SaUcylsAnre,  2  Th.  Milchsäure  und 
0,1  Tb.  Menthol. 


394 


AfD  Main  fAbricireo ,  besitzt  eine  die  der 
Karbolsäure  bedeutend  übertreffende  anti- 
septische Kraft,  wie  mit  verschiedenen  Bacte- 
rien  nachgewiesen  worden  ist.  Cbolerabacillen 
werden  schon  von  einer  Lösung  von  1  Pheno- 
salyl  auf  1000  Wasser  in  einer  Minute  ge- 
tödtet;  am  widerstandsfähigsten  ist  der  Sta- 
phylococcus  pyogenes  aureus ;  der  erst  von 
einer  1  proc.  Lösung  innerhalb  einer  Minute 
getödtet  wird. 

Die  Giftigkeit  des  Phenosalyls  ist  bedeu- 
tend geringer  als  die  der  Karbolsäure;  um 
den  Tod  herbeizuführen  ,  muss  man  Thieren 
38,5  Centigramm  auf  jedes  Kilogramm  Kör- 
pergewicht einspritzen. 

Zu  chirurgischen  Zwecken  wird  das  Pheno- 
salyl  in  1  proc.  Lösung  angewendet  und  zwar 
zur  Desinfectiou  der  Hände  und  Instrumente, 
zu  Abspülungen.  Die  leicht  herstellbare, 
nicht  unangenehm  riechende  Lösung  zeigt 
keine  ätzende  Wirkung  auf  die  Instrumente 
und  wirkt  nicht  reizend  auf  die  Haut;  die 
Schleimhäute  bleiben  glatt  und  schlüpfrig  und 
werden  nicht  ausgetrocknet  wie  nach  Spül< 
ungen  mit  Carbolsäure  oder  Sublimat.  Das 
Phenosalyl  ist  bei  Entbindungen,  zu  Blasen- 
spülnngen  und  auch  in  der  Augenheilkunde 
(als  wässerige  5  proc«  Lösung  oder  als  0,5proc. 
Salbe  mit  Vaselin)  mit  Erfolg  angewendet 
worden. 

Fiperasin.  Von  der  chemischen  Fabrik  auf 
Actien  (vorm.  E.  Schering)  in  Berlin  ging  uns 
die  Mittheilung  zu ,  dass  laut  Beschluss  des 
Patentamtes  das  von  den  Farbenfabriken 
vorm.  Friedr,  Bayer  &  Co,  in  Elberfeld  zum 
Patent  angemeldete  Verfahren  zur  Darstell- 
ung von  Piperazin  kein  selbstständigee  ist 
und  somit  diese  Firma  nicht  berechtigt  ist, 
ohne  Erlaubniss  der  iS>cAertn^*schen  Fabrik 
Piperazin  zu  fabriciren  und  in  den  Handel 
zu  bringen« 

Pyrogallol -Wismut,  dargestellt  von  Dr. 
F.  von  Heydens  Nachf.  in  Radebeul,  wird 
als  das  einzige,  in  alkalischen  Säften  lösliche 
Wismut- Antisepticum  empfohlen. 

Selenpraparate.  Innerlich  wirkt  Selen 
nsLch  Demontporcelet  nnd  Fcry  (Union  pharm. 
1893)  viel  giftiger  als  Schwefel,  äusser- 
lich  angewendet  soll  das  Selen  jedoch  eine 
günstigere  Wirkung  äussern  als  der  Schwefel. 
Der  Verfasser  verwendete  eine  Salbe  aus  2  g 
Selenium  präcipitatum  und  30  g  Vaselin  mit 
bestem  Erfolge  bei  Prurigo,  Pruritus,  Ec- 
zemen. 


SteresoL  Mit  diesem  nichtssagenden  Na- 
men, der  allenfalls  den  Glauben  erwecken 
kann ,  es  handle  sich  um  ein  neues  synthe- 
tisches Arzneimittel,  belegt  Berlioz  nach 
Pharm.  Post  1893,  589  eine  Lösung  von 
270  g  Qummilack,  10  g  Benzoe,  10  g  Tolu- 
balsam,  100  g  krystallisirter  Karbolsäure,  6  g 
Zimmtöl  und  6  g  Saccharin  in  so  viel  Alkohol, 
dass  ein  Liter  Flüssigkeit  erhalten  wird.  Das 
Präparat  soll  auf  der  Haut  und  den  Schleim- 
häuten gut  haften  und  mit  gutem  Erfolge  bei 
diphtheritischer  Angina,  tuberkulösen  Ge- 
schwüren der  Haut  und  der  Zunge,  bei  Eczem 
u.  s.  w.  angewendet  worden  sein. 

Ulyptol  wird  in  verschiedenen  Zeitungen 
als  eine  neue  antiseptische  Mischung  (be- 
stehend aus  Salicylsäure ,  Karbolsäure  und 
Eucalyptusöl)  erwähnt,  die  nach  Ckatelain 
gute  Dienste  in  der  Wundbehandlung  leisten 
soll. 

Das  Ulyptol  ist  weiter  nichts  als  das  von 
uns  schon  im  Jahre  1886  (Ph.  C.  27,  599) 
erwähnte  E  u  1  y  p  t  o  1^  (6  Tb.  Salicylsänre, 
1  Th.  Karbolsäure,  1  Th.  Eucalyptusöl),  das 
jetzt  der  englischen  Aussprache  des  Namens 
Eulyptol  zu  Liebe  —  wenn  auch  nicht  ganz 
richtig  wiedergegeben  —  als  Ulyptol  auf- 
taucht. 


s. 


Fehler  bei  der  polarimotrischeu  Zacker- 
bestimmung des  Harnes  nach  £lnfQhnif 
TonBenzosol;  Ad,JoUes:  Pharm.  Post  18d3,  IUI. 
J.  erinnert  daran,  dass  die  polarimetrische  Be- 
stimmung des  Zuckers  im  Harn  nicht  zuverlässig 
ist,  da  besonders  bei  geringen  Zuckermengen 
bekanntlich  durch  viele  KOrper,  i.  B.  Glyknron- 
säure,  rechts  drehenden  Milchzucker,  links 
drehende  /^-Oxybuttersäurc,  Lävulose  u.  s.  w., 
Störungen  hervorgerufen  werden.  Der  Harn  eines 
Patienten,  der  2  bis  3g  Benzosol  täglich  er- 
halten hatte,  ergab  durch  die  quantitative  Be- 
stimmung^ mittelst  Fehling^Bchet  Lösung  0,9  pCt 
Zucker.  Die  polarimetrische  Bestimmung  zeigte 
dagegen  nur  ofi^  an,  war  also  äusserst  schwach, 
so  dass  der  Harn  erst  fdr  zuckerfrei  erklärt 
worden  war. 

Nach  Benzesolgebrauch  kann  also  die  Be- 
stimmung von  Zucker  im  Harn  nicht  durch 
Polarisation  ausgeführt  werden.  S> 

Ansscheidang  des  subentan  i^Jicirten 
Morphins  durch  den  Speichel;  Bosenthal: 
Deutsch.  Med.-Ztg.  1893,  511.  Selbst  bei  Gaben, 
welche  0,05  g  Morphin  tüglich  nicht  über- 
schritten, war  im  ^^peichel  stets  deutlich  anJ 
unzweifelhaft  Morphin  nachzuweisen.  Bei  Ver- 
dacht auf  Morphin  Vergiftung  ist  demnach  der 
leichter  als  Mageninhalt  erhältliche  Speichel  mit 
Aussicht  auf  Erfolg  zum  Gegenstand  der  Unter« 
suchuDg  zu  machen.  s. 


895 


üeber  Schmierseifen. 

E.  Sahmann  (Apotb.-Ztg.  1893,  Nr.  25, 
S.  148)  hat  eine  Anzahl  Schmierseifen  auf 
ihren  Werth  geprüft  nnd  den  Unwerth  der 
meisten  dieser Prodncte  erwiesen,  ferner  aber 
gezeigt,  dass  die  Vorschriften  des  deutschen 
Arzneibuches  zur  Prüfung  der  gewöhnlichen 
Schmierseife  nicht  ausreichend  sind  und 
wichtigeFälschungsmittelnichtnacbzuweisen 
gestatten. 

Als  gebräuchlichste   Füllungsmittel 
für    Schmierseifen     fuhrt    Salsmann    an: 
Kartoffelmehl,  Stärke,  Leim,  Pflanzenschleim, 
Potasche,    Soda,   Kali-   und   Natronlauge, 
Wasserglas',    Alaun,   Kaliumsulfat,   Chlor- 
kalium,  Kreide,   Sand,  Kieseiguhr,  Thon. 
Daneben  worden  noch  „mehr  oder  weniger 
sinnreich'^    zusammengesetzte    Mischungen 
fabrikmässig   dargestellt    und    den   Seifen- 
fabrikanten zur  Verwendung  warm  empfohlen, 
z.B.  „Ffilln  ngslaufire'S  die  man  sich  nach 
Eichhaum  aus  ein^r  Lösung  von  Cocos-  und 
Esch weger  Seife  in  Wasser  bereitet,  der  man 
entweder   Chlorkalium  und  calcinirte  Soda 
oder  auch  1 5  grädige  Chlorkaliumlösung  und 
38grädiges  Natron  Wasserglas  zugesetzt  hat, 
sowie  das  „S  a  p  o  n  i  t  i  n*'  (Chlorkalinm  und 
Alaun  haltende  Lösung)  und  das  „Savonif' 
(Chlorkali um,  Aetznatron,  kohlensaures  Al- 
kali und  Kartoffelmehl  oder  Stärke  haltende 
dicke  Flüssigkeit). 

Was  die  Anforderungen  des  Arzneibuches 
an  die  Beschaffenheit  einer  Schmierseife  be- 
trifft, 80  können  in  einer  Seife,  die  diesen 
Anforderungen  entspricht,  Yon  den  genannten 
Füllungsmitteln  nicht  enthalten  sein: 
Stärke  oder  Mehl,  unlösliche  mineralische 
Mittel,  Leim,  Pflanzenschleim,  Wasserglas, 
Alaun  und  Kaliumsulfat.  Die  Schmierseife 
kann  dagpgen  enthalten  und  zwar  in  Mengen, 
wie  sie  zur  hochgradigen  Füllung  ausreichend 
sind,  Kali-  und  Natronlauge,  Pot- 
asche, Soda  und  insbesondere  Chlor- 
kalinm. 

Wenn  man  die  Seifenlösung  mit  einem 
gleichen  Ranmtheil  Weingeist  mischt,  so  ent- 
steht ein  Alkohol  von  etwa  50  bis  53  pCt. 
Ein  solcher  Alkohol  löst  aber  nicht  allein 
grosse  Mengen  Kali-  und  Natronlauge,  son- 
dern er  löst  auch  bei  15^  etwa  6pCt. 
Kaliumclilorid,  etwa  2pCt.  Kalium- 
carbonat  nnd  etwa  0,5 pCt.  Natrium- 
rarbon at^  da  die  spirituöse  Seifenlösung, 


wie  sie  bei  der  Prüfung  nach  dem  Arznei- 
buch erhalten  wird,  etwa  ein  Sechstel  ihres 
Gewichts  an  Seife  enthält,  so  folgt  daraus, 
dass  der  Seife  Kaliumchlorid  gegen  36  pCt., 
Kaliumcarbonat  12pCt.  oderNatriumcarbonat 
gegen  3  pCt.  zugesetzt  werden  könnten,  ohne 
dass  diese  Fnllungsmittel  nach  demPrüfungs- 
verfahren  des  Arzneibuches  erkannt  würden. 
Eine  Verschärfung  der  Prüfung  ist  daher 
dringend  zu  fordern. 

Zu  der  Werth  Schätzung  einer  Schmierseife 
gehört  nach  Sahmann  in  erster  Linie  die 
quantitative  Bestimmung  der  Fett- 
säure; er  hat  deshalb  die  Werthe  mit  ein- 
ander verglichen,  welche  er  nach  Abscheidung 
der  Fettsäure  aus  der  Lösung  durch  Mineral- 
säure a)  durch  Wägnng  des  Fettsäure- Wachs- 
kuchens ohne  vorausgegangene  Umschmelz- 
ung  (Methode  der  russischen  Pharmakopoe); 
b)  durch  Messen  des  Fettsäurevolnms  bei 
etwa  350  C.  und  Multiplication  mit  0,890 
und  c)  dnrch  Wägung  der  in  Benzol  gelösten 
nnd  durch  Trocknen  von  Benzol  befreiten 
Fettsäuren  erhalten  hat.  Sahmann  ent- 
scheidet sich  für  die  Ausführung  der  Be- 
stimmung b,  welche  hinreichend  genaue 
Resultate  giebt.  Eine  gute  Handelssorte 
Schmierseife  liefert  mindestens  40pCt.  Fett- 
säuren. 

Auch  die  Normirung  und  Bestimmung  des 
freien  und  kohlensauren  Alkalis 
hält  Sahmann  für  wünschenswerth.  Bei 
unverfälschter  Handelswaare  scheint  sich 
der  Gehalt  zwischen  3  und  5pCt.  zu  bewegen. 
Zur  Bestimmung  des  freien  und  kohlensauren 
Alkalis  empfiehlt  Sahmann  das  Aussal/«- 
verfahren,  nach  welchem  etwa  10  g  Seife  in 
heissem  Wasser  gelöst  werden  und  die  heisse 
Lösung  mit  alkalifreiem  Kochsalz  übersättigt 
wird.  Die  das  freie  und  kohlensaure  Alkali 
enthaltende  Lösung  wird  durch  Filtration 
von  der  ausgeschiedenen  Seife  getrennt  und 
die  letztere  mit  gesättigter  Kochsalzlosung 
gewaschen.  Filtrat  und  Waschwasser  werden 
vereinigt  und  auf  ein  bestimmtes  Volumen, 
etwa  250  ccm,  aufgefüllt.  In  Antheilen  der 
Losung  wird  mit  1/1  o-Normal- Schwefelsäure 
und  unter  Verwendung  von  Methylorange  als 
Indicator  das  Alkali  bestimmt. 

Um  endlich  noch  festzustellen,  ob  der 
Schmierseife  Chlorkalium  hinzugefügt 
ist,  kann  man  hierzu  die  nach  Ausscheidung 
der  Fettsäuren  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
hinterbliebene   Flüssigkeit   verwenden.     In 


396 


einem  Tbeil  der  auf  ein  bestimmtes  Volamen 
gebrachten  und  ültrirten  Flüssigkeit  wird  die 
überschüssige  Säure  mitÄetznatron  neutrali- 
sirt  und  darauf  das  Chlor  unter  Verwendung 
von  chromsaurem  Kalium  als  Indicator  mit 
»/i  o-Normal  -  Silbei  lösung  bestimmt. 

Salzmann  räth,  bei  allen  eingehenden 
Untersuchungen  von  Schmierseifen  zur  Er- 
langung einer  guten  Durchschnittsprobe  etwa 
100g  Seife  zu  einem  Liter  in  Wasser  zu  lösen 
und  Antheilc  dieser  Lösung  zu  den  verschie- 
denen Bestimmungen  zu  verwenden.      Th. 


Saccharum  Lactis  recryatallisatum. 

Ueber  die  Anwendung  des  Milchzuckers  als 
Diureticum  (Ph.  C.  30,  460)  sowie  als 
Abführmittel  (Ph.  C.  34,  200)  haben  wir 
bereits  früher  berichtet.  Nach  Guttmann 
(Berl.  klin.  Wochenschr.  1893,  535)  scheint 
Milchzucker  (in  Gaben  von  30  bis  50g  und 
mehr  täglich  in  Suppen  genommen)  die 
Milchsecretion  bei  Säugenden  zu 
steigern.  Nach  GtUtmann^s  Ansicht  dürfte 
sich  aber  sein  Gebrauch  in  grossen  Dosen 
durch  die  Empfehlungen  von  Soxhlet  und 
Heübner  in  der  Kinderernährung  ein- 
bürgern. Guttmann  schreibt  hierzu  (a.  a.  0.) 
weiter: 

„Es  ist  vielleicht  nicht  bekannt,  jedenfalls 
aber  nicht  praktisch  genügend  gewürdigt, 
dass  der  Milchzucker  unter  Umständen  durch 
Bacterien  verunreinigt  ist,  welche  aus 
seiner  Muttersub^tanz  —  der  Milch  —  stam- 
men. So  habe  ich  bei  wiederholter  Unter- 
suchung von  Milchzucker  eine  ausserordent- 
lich grosse  Zahl  von  Bacterien  gefunden; 
unter  ihnen  waren  jedesmal  auch  gasbildende, 
die  man  für  die  Zersetzung  der  Milch  be- 
sonders fürchtet.  Zusatz  dieses  Milchzuckers 
zu  steriler  Milch  bringt  letztere  zur  Gerinn- 
ung. Kocht  man  sterile  Milch,  in  der  geringe 
Mengen  von  dieser  Milchzuckersorte  gelöst 
sind,  20  und  selbst  40  Minuten  im  Dampf- 
kochtopf, so  gelingt  es  hierdurch  eben  so 
wenig,  sie  von  Neuem  keimfrei  zu  machen, 
wie  sich  dies  bei  gewöhnlicher  Milch  mit 
Sicherheit  erreichen  lässt.  Immerhin  sind 
hierdurch  doch  so  viel  Keime  zerstört,  dass 
die  Milch  im  Brütschrank  erst  am  zweiten, 
bezw.  dritten  Tage  gerinnt.  Es  durfte  also 
bei  der  SoxhleV sc\itii  Methode  der  Milch- 
bereitung selbst  der  Zusatz  eines  stark  ver- 
unreinigten Milchzuckers  ohne  Schaden  sein, 


vorausgesetzt,  dass  man  die  Milcb,  wie  es  in 
der  Regel  geschehen  sollte,  innerhalb  24  Stun- 
den verbraucht.  Anders  liegt  die  Sache  frei- 
lich ,  wenn  es  z.  B.  eine  bekannte  Berliner 
Milchsterilisirungsanstalt  dem  Käufer  über- 
lässt,  die  nach  Soxhlet^ Bc\i^m  Princip  herge- 
stellten Portionsflaschen  unmittelbar  vordem 
Gebrauch  mit  pulverisirtem  Milchzucker  za 
versüssen.  Hier  werden  durch  den  Zusatz 
nicht  genügend  gereinigten  Milchzuckers  in 
die  keimfreie  Milch  von  Neuem  zahllose  Milch- 
bacterien  gebracht;  da  die  Milch  vor  der 
Verabreichung  nur  leicht  angewärmt  wird,  ge- 
langen sie  sämmtlich  in  den  kindlichen  Darm, 
in  welchem  sie  unter  Umständen  den  Schaden, 
den  man  gerade  vermeiden  will,  anrichten 
können.  Unter  solchen  Verhältnissen  würde 
also  die  Verwendung  des  relativ  bacterien- 
freien  Würfelzuckers  dem  Milchzucker  vor- 
zuziehen sein. 

Es  ergiebt  sich  hieraus  die  praktische  Regel, 
minderwerthigen  Milchzucker  in  der  Säog- 
lingsernährung  zu  vermeiden.  Es  wäre  höch- 
stens da  zu  verwerthen,  wo  eine  zweckmässige 
Behandlung  der  Milch,  z.  B.  nach  Soxhldg^' 
sichert  ist.  Andernfalls  kann  aber  nur  solcher 
Milchzucker  (Saccharum  Lactis  recryst.  al- 
bissim.  pulv.)  empfohlen  werden,  der,  wieder 
von  Loeflund  (Ph.  C.  34 ,  200)  oder  Ekdd 
gelieferte,  fast  frei  von  Keimen  (spec.  frei  von 
gasbildenden  oder  verflüssigenden)  ist.** 

Die  Redaction  der  Berl.  klin.  Wochenschr. 
macht  hierzu  die  Bemerkung:  „Die  abführen- 
de Wirkung  des  Milchzuckers  dürfte  zu  einem 
Theile  in  seinem  Bacterien  geh  alte  begründet 
sein.** 


Ueber  einige  Metallbestlininanireii  miiteUt 
der  gasvolumetrisehen  Methode«  Nickol. 
Das  Nickel  wird  nach  Sysioyeff,  Monit.  scient 
1892,  4.  ser.  VI.  865  bis  86ö  d.  Ber.  d.  Deutsch, 
ehem.  G.  1893,  S.  104  zunächst  aus  Kaliumcjan- 
nickel  durch  einen  Chlorstrom  als  Sesqoioxjd- 
hydrat  gefällt.  Lässt  man  dazu  eine  stark  an- 
gesäuerte Lösung  von  WasserstoflFsuperoxyd 
fliessen,  so  tritt  Zersetzung  nach  folgcoder 
Gleichung  ein: 

NiaOa  +  H,0,  =  2Ni0  -h  H,0  +  0«. 

Der    Sauerstoff  wird    aufgefangen    und   durch 
entsprechende  Berechnung  das  Metall  bestimmt. 

Auf  ähnlichen  Principien  beruht  die  Be- 
stimmung von  Blei,  Barium  und  Wismnt 
(Inaug.-Diss ,  Mönchen,  ö.  Hauch  189i).  Ver- 
fasser stellt  zunächst  die  entsprochenden  cbrom- 
sauren  Salze  dar  und  fängt  den  durch  schwefel- 
saure WasserstoffsuperoxjdlOsung  erzeugten 
Sauerstoff  auf.  S. 


397 


Terschledene  miUhellunffen. 


üeber  das  Färben  der  Tuberkel- 

bacillen  mit  Sublimatlösungen  von 

Anilinfarben. 

Petosner  und  Nastinkoio  bringen  eine  Me- 
thode in  Vorschlag,  bei  welcher  das  Fiziren 
de«  Präparates  mittelst  der  Spiritusflamme, 
wie  auch  das  Erwärmen  bei  der  Färbung  aus- 
geschlossen sind. 

Es  wird  eine  Sublimatlösung  in  der  Stärke 
▼on  1  :  2000  angefertigt.    Ein  Theil   daTon 
wird  mit  einigen  Tropfen  Anilinöl  geschüttelt, 
filtrirt  und  zu  10  ccm  dieser  Flüssigkeit  1  ccm 
einer  lOproc.  Lösung  von  Gentianaviolett, 
Methylviolett  oder  Fuchsin  in  wasserfreiem 
Alkohol,  hinzugesetzt.    Die  Farblösung  wird 
in  ein  gedecktes  Näpfchen  gegossen  und  das 
Präparat  darin  fünf  Minuten  lang  liegen  ge 
lassen.    Darauf  wird  es  mit  Wasser  abgespült, 
mit  verdünnter  Salzsäure  abgefärbt  und  noch- 
mals  mit    Wasser  gespült.     Nun    kann    das 
Präparat     mit    der    complementären     Farbe 
tingirt  werden,  als  welche  Verfasser  eine  Lös- 
ung von  Malachitgrün  oder  Eosin  in  Sublimat- 
lösung (0,06  der  trockenen  Farbe  auf  60,0 
Sttbiimatlösung    1  :  2000)    gebrauchten.    In 
letzterer  Farbe  soll  das  Präparat  nicht  länger 
als  1  bis  2  Secunden  liegen  bleiben.     Somit 
nimmt  das  Tingiren  nach  der  beschriebenen 
Methode  nicht  mehr  als  sechs  Minuten  in  An- 
spruch   und    soll   Präparate   von   tadelfieier 
Färbung  und  deutlicheu  Umrissen  liefern. 

Um  die  Tuberkelbacillen  im  Gewebe  zu 
finden,  wird  dasselbe  zuerst  durch  zweitägige 
Maceration  in  wasserfreiem  Alkohol  entwässert 
und  darauf  in  Paraffin  eingebettet.  Fünf 
Theile  bei  55^  C.  geschmolzenen  Paraffins 
werden  in  einem  Theil  Chloroform  gelöst  und 
das  Gemisch  in  ein  mit  Glasstöpsel  versehenes 
Salbenglas  gegossen.  Das  zu  untersuchende 
Gewebe  wird  in  das  bei  65"  0.  erhaltene  Ge- 
misch eingetragen  und  darin  von  20  Minuten 
bis  zu  einer  Stunde  liegen  gelassen,  dann 
herausgenommen  und  in  reinem  geschmol 
zenen  Paraffin  auf  dem  Wasserbade  10  bis  20 
Minuten  lang  gehalten.  Schliesslich  wird  das 
so  vorbereitete  Gewebe  in  eine  Papierkapsel 
gelegt,  mit  Paraffin  vergossen  und  nach  dem 
Erkalten  des  letzteren  eignet  es  sich  aus- 
gezeichnet zu  dünnen  Schnitten.  Nun  wird 
das  Paraffin  in  den  Schnitten  durch  Eintragen 
in  Xjlol  gelöst,  darauf  mit  Alkohol  bespült, 
welcher  das  Xylol  herausdrängt  und  in  Wasser 


geworfen,  wo  sich  die  Schnitte  von  selbst  ent- 
falten. Die  fertigen  Schnitte  werden  auf  dem 
Objectglase  getrocknet,  mit  Chloroform  be- 
handelt und  schliesslich  daselbst  naeh  der 
oben  besprochenen  Methode  gefärbt. 

Wratsch  d.  Flu  Post  1S93,  269, 


Ueber  die  Benutzung  der  Baum- 
blätter zur  Ernährung  des  Viehs 

entnehmen  wir  einem  Berichte  A,  Ch,  Girard's 
in  den  Annales  agronomiques  1 892,  5 1 3  nach 
der  Naturwissenschaftlichen  Kundschau  1893, 
328  das  Nachstehende: 

Bei  der  grossen  Wichtigkeit  der  LaabbUttor 
fnr  die  Ernährung  der  Bäume  und  die  Holz- 
bildnng  ist  natürlich  nicht  daran  zu  denken» 
da^s  man  den  Wfildcrn,  deren  Vorrath  selbst 
an  todten  Blättern  von  den  Forstmännern 
ängstlich  gehütet  wird,  irgend  beträchtliche 
Laubmengen  für  landwirthschaftlichc  Zwecke 
entnehmen  konnte,  so  lange  die  Bewirtbschaft- 
ung des  Waldes  ansschliesslich  vom  Gesichts- 
punkte der  Holzerzeugung  betrachtet  werden 
mnss.  Wohl  aber  darf  sich  der  Landmann  die 
Frage  vorlegen,  ob  er  nicht  ein  Interesse  daran 
hat,  in  gewissen  Fällen  einen  Theil  der  Holz- 
ausbeute  zu  Gunsten  der  Vermehrnng  seiner 
Futtermittel  zu  opfern. 

Der  Nährwerth  der  Blfitter  beruht  im  Wesent- 
lichen auf  der  Blattspreite,  während  der 
Stiel  reicher  an  Wasser  und  Cellulosc  ist. 
Aus  pflanzenphysiologischen  Gründen  empfiehlt 
sich  das  Einsammeln  der  Blätter  im  Sei)tember; 
noch  besser  aber  thut  man»  den  Baum  ziemlich 
früh  zu  entblättern,  um  ihm  Zeit  für  eine  zweite 
Belaubung  zu  lassen,  so  da^s  man  zwei  Ernten 
haben  würde  und  die  Blätter  ausserdem  in  der 
Zeit  ihres  grössten  Keichthums  an  Nährstoffen 
zur  Nutzung  kämen. 

Mit  Uebergehung  derjenigen  Bäume,  deren 
Laub  den  Thieren  schädlich  ist  oder  von  ihnen 
nicht  angenommen  wird,  sind  die  Blätter  der 
Eberesche,  Kiefer,  Birke,  Erle,  des  Ahorns  und 
Weinstocks  am  fettreichsten,  die  der  Eberesche, 
Esche,  Birke  und  Weissbuche  am  reichsten  an 
stickstofffreien  Extractivstolfen  und  die  der  Krle, 
Weide,  Ulme,  Robinie,  Pappel,  Linde  und  des 
Maulbeerbaumes  am  reichsten  an  Stickstoffsub- 
stanzen. 

Das  Yerhältniss  des  Gehalts  der  Blätter  an 
Nährstoffen  im  Vergleich  zu  demjenijren  der 
Fntterkräuter  erhellt  aus  umstehender  Tabelle. 

Man  sieht  hieraus,  dass  die  Blätter  den  auf- 
gezählten Futterkräntern  vom  chemischen  Ge- 
sichtspunkte aus  an  Nährwerth  weit  überlegen 
sind.  Aber  auch  die  durch  Fütterungsversache 
ermittelten  Verdaulichkeits-Coöfficientcn  zeigen, 
dass  die  Verwendung  der  Blätter  als  Futter  für 
Schafe,  Pferde,  Schweine,  Rinder,  Ziegen  durch- 
aus günstig  ist,  wenn  auch  die  Luzerne  hin- 
sichtlich der  Stickstoffsubstanzen  den  meisten 
Blättern  überlegen  ist. 


898 


Es  enibaltei^ 


Weidegras  . 

Hafer 

Rother  Klee 
(vor  der 
BlOthe)  . 

Lazerne  .  . 

Blätter  im 
Mittel  .  . 


a 


a  o 


«2  "■  «fl 
00       ■ 


w  e  *«  0 


O 


80,0 
81,0 


83,0 
74,0 

62,4 


2,0 
1,4 


1,5 

2,0 


3,6 


0,8 
0,5 


0,7 
0,8 

IJ 


3,5 
2,3 


3,3 
4,5 

5,4 


9,2 
8,3 


7,0 
9,2 

21,8 


4,5 
6,5 


4,5 
9,5 

5,1 


Schädlichen  Einflass  Abt  die  Blätterdiät  auf 
die  Tbiere  nicht  ans,  auch  die  Menge  und  Zu- 
sammensetzung der  Milch  erleidet  keine  merk* 
Tiffhe  Veränderung,  obschon  die  Milch  der  mit 
Blättern  ernährten  Efihe  und  Ziegen  einen  eigen- 
thQmlichen  „6rttn*'-Geschmack  erhält. 

Auch  für  die  Fötterune  mit  getrockneten 
Blättern  ergaben  die  Analysen  und  Ernährungs- 
versuche durchaus  gfinstige  Resultate,  auf  Grand 
deren  das  Blätterheu  als  etwa  gleichwertbisr  mit 
d'-ro  Leguminosenheu  betrachtet  werden  kann. 

Wichtig  für  die  Frage  der  Laubffltterung  ist 
die  Ergiebigkeit  der  Bäume  an  Blättern  und  die 
LeicliUgkeit  des  Einerntens  derselben  an  nicht 
Behr  hohen  Bäumen  (geköpften  Pappeln,  Weiden, 
Linden,  Ulmen,  Erlen,  Eschen,  Ahornen.  Weiss- 
huchf^n,  Eichen).  Manches  soropfige  oder  Ode 
Gelände,  zahlreiche  Wiesen-  und  Bachränder 
könnten  durch  Anpflanzen  derartiger  Bäume 
werthvoll  eoma cht  werden;  auf  feuchtem  Boden 
eignet  sieh  hierzu  besonders  die  Erle,  aaf 
trockenem  die  Robinie.  Wegen  eines  hohen 
Kfihrwerthes  ihrer  Blätter  behauptet  die  Ro- 
binie den  ersten  Platz,  und  ihre  Wichtigkeit 
als  Futterpflanze  ist  um  so  grösser,  als  sie 
ausserordentlich  reichlich  Blätter  hervorbringt 
und  diese  von  sämmtlichen  Thieren  sehr  gern 
gefressen  werden.  Würde  man  alle  dürren 
Stellen,  alle  Abhänge,  alle  unbebauten  Land- 
striche mit  Robinien  bepflanzen,  so  könnten  da- 
durch gewaltige  Mengen  an  Viehfutter  gewonnen 
werden ;  ein  gros^ser  Uebelstand  sind  nur  die 
Dornen  dieses  Baumes,  die  das  Einsammeln  der 
Blätter  erschweren.  Da  es  dornenlose  Varietäten 
giebt,  so  wäre  es  wünschenswerth ,  dass  damit 
Anbauversuche  gemacht  würden. 

lieber  dasselbe  bei  der  seit  langer  Zeit 
überall  herrschenden  Trockenheit  sehr  zeit- 
gemässe  Thema  schreibt  Prof.  Dr.  Neumeister 
za  Tharandt  dem  Dresdner  Anzeiger  Folgen- 
des: 

„Nach  den  vielfachen  Klagen  über  Futter- 
mangel möchte  ich  nicht  unterlassen,  auf  die 
zweckmässigste  Gewinnung  von  Laub- 
futter für  die  Hausthiere  hinzuweisen.  Dabei 
stütze  ich  mich  auf  die  an  der  Akademie  Tha- 
randt in  umfänglichster  Weise  vorgenommenen 
Untersuchungen  über  den  Nährwerth  des  zu 
verFchiedenen  Zeiten  gewonnenen  Lanbholz- 
reisigs  und   auf  die   an   den   Wildfütterungen 


erzielten  Resultate.    Daas  man  Laubfutter  vm 
theilweisen  Ersätze  des  Heus  mit  Vortheil  be- 
nutzen kann,  war  nicht  nur  den  alten  Römern 
schon  bekannt,  sondern  ist  auch  in  Nothjahren 
der  Neuzeit  öfters   nachgewiesen  worden.    In 
manchen  Gegenden  ist  die  Fütterung  der  Schafe 
und  Ziegen  mit  Laub  allgemein  gebräuchlich. 
Die    der   Laubfütterung    nachgesagten    üblea 
Folgen  treten  nur  dann  ein,  wenn  man  aus- 
schliesslich und  namentlich  mit  grünem  Laube 
füttert,  schlecht  getrocknetes  und  «u  spät  ge- 
wonnenes Laub  verwendet.    Die  beste  Zeit  zum 
Sammeln  von  Futterlaub  liegt  nach  den  neuesten 
Untersuchungen  Anfang  Juni.     Zu  dieser  Zeit 
haben  die  jüngsten  Triebe  (Achsen  und  Blfittcr) 
den  höchsten  Nährwerth.     Bereits  Anfang  Juli 
ist  der  Nährwerth  etwas  gesunken  und  nimmt 
immer  mehr  bis  zum  Herbste  hin  ab.    Das  bisher 
übliche  Verfahren ,  erst  im  August  oder  Sep- 
tember Laub  zu  gewinnen,  ist  ein  verwerfliches 
und  kann  nur  in  ganz  aussergewöhnlichen  Fällen 
einige  Berechtigung  haben.     Alle  LaubhöUfi 
haben  ausnahmslos  Anfang  Juni  ihr  nährkräf- 
tigstes Reisig.    Dieselben  sind  hinsichtlich  de« 
Reisignährwerthes  in  folgende  Reihe  zu  bringen: 
Schwarzer  und  rother  (Hirsch-)  Hollander  — 
Sambucus  —.Ahorn,  Ulme,  Linde,  Aspe,  Schwarz- 
erle, Bruchweide.  Sahl  weide,  Eiche,  Esche,Wei8s- 
buche,  Kosskastanie,  Weisserle,  Eberesche,  Birke, 
Haselnuss,   Rothbuche.     Das   nährstoffreichste 
Reisig  liefert  also  der  HoUunder,   das  ärmst« 
die  Rothbuche.    Gewinnt  man  nur  die  jüngsten 
Triebe  der  etwa  in  der  Mitte  der  Reihe  stehen- 
den Eiche,  so  erhält  man  ein  Laubfutter,  das 
hinsichtlich  seines  Nährwerthes  über  dem  besten 
Wiesenheu  steht.    Natürlich  sinkt  der  Werth  des 
Laubfutters  um  so  mehr,  je  älteres  Reisie  man 
mitsammelt.     Die  Gewinnung  des  Laubfutters 
geschah  nun  bisher  meist  durch  Schneideluug 
und  Aufastung.    Wenn   man   heuer  noch  gutes 
Futterreisig  auf  diese  Art  gewinnen  will,  so 
muss  man  dies  in  den  nächsten   Tagen 
thnn.     Dass  die  Schneidelung  und  Aufastung 
nur  eine  geringe  Menge  Futter  liefert  und  nicht 
ohne  Schädigung  der  Bäume  erfolgen  kann,  ist 
zugegeben.    Viel  ergiebiger  ist  die  Futterlanb- 
nutzung  in  den  Niederwaldschlägen  einschliess- 
lich der  Eichenschälwaldschläge.    Nur  ist  dazu 
nöthig,  dass  man  diese  Schläge  Ende  Mai  oder 
Anfang  Juni  führt.     Ja  selbst  noch  heuer  — 
im  Nothjahre  •—  könnte  man  Ende  Juni  solche 
Schläge  einlegen.  Nach  Beendigung  der  Schiige 
ist  nur  nöthig,  das  herumliegende,  getrocknete, 
i)is  jetzt  kaum  beachtete  und  doch   so  nähr- 
kräftige Reisig  auflesen,  einbinden  und  für  den 
Winter  aufbewahren  zu  lassen.  Auf  solche  Weise 
kann  man  sich  grosse  Mengen  guten   Futt<»rs 
verschaffen,  nebenbei  aber  auch  noch  GrQnfutler 
mit  gewinnen.    Die  gegen  eine  Schlagfflhrung 
Anfang  Juni  etwa  geltend  zu  machend-'n  Be- 
denken  sind   nicht  anzuerkennen.      In   einem 
soeben  in   der  deutschen  landwirthschaf. liehen 
Presse  (Berlin)  erscheinenden  Artikel   habe  ich 
diese  Bedenken  wie  die  ganze  ReisigfQtterangs- 
frage   Überhaupt   eingehender   besprochen   und 
kann    deshalb    wohl    auf   diesen    Artikel   ver- 


weisen.* 


399 


Ueber  den  Nachweis 
von  Colophonium  im  Danunarharz. 

Von  Ed.  Hirschsohn, 

Kremel  giebt  als  Säurezahlen  für  drei  ge- 
prüfte D  a  m  m  a  r  muster  31  bis  34,3  an, 
Schmidt  und  Erhan  fuhren  als  Säurezahl  33 
und  als  Verseif ungszahl  47,1  an.  Williams 
giebt  als  Säurezahlen  21  bis  26,6  und  als 
Verseif ungszahlen  31  bis  40,7  an. 

In  gleicherweise  weichen  beim  Colopho- 
nium   die  Zahlen   ziemlich   stark   ab.     Als 
niedrigste  Verseifungszahl  einer  Anzahl  Colo- 
pfaoniumsorten  erhielt  Hirschsohn  164,76,  als 
höchste  206,48.  Die  Säurezabl  schwankt  von 
113,66  bis  168.    Die  Säurezahlen  stehen  zu 
den  Esterzahlen   in  keinem  constanten  Ver- 
häftniss.      Kremel  hat   in  4  Mustern  Säure- 
zahlen   gefunden,    die   zwischen   151,1    bis 
173fO  schwanken.     Für  ein  rothes  Colopho- 
nium fand  Dieterich  als  Säurezahl  151,7,  für 
ein  gelbes  168,1  und  für  zwei  gelbe  französi- 
sche Sorten  166,8  bez.  168,8. 

Schmidt  und  Erhan  haben  für  österreichi- 
Bches  Harz  als  Säurezahl  146,5  und  als  Ver- 
seifungszahl 168,2  festgestellt;  VF}7^/am5  führt 
bei  4  Proben  Säurezahlen  au,  die  zwischen 
166,6  und  179,2  sich  bewegen.  Die  Verseif- 
ungszahl betrug  17(),4  bis  195,7. 

Bei  einer  Durchsicht  der  mitgetheilten 
Zahlen  gelangt  man  zu  dem  Schlüsse,  dass 
dieselben  allein  kaum  yerwerthbar  erscheinen, 
am  eine  Verfälschung  des  Dammars  mit  Co- 
lophonium, namentlich  bei  kleineren  Mengen, 
nachzuweisen. 

Nach  Hirschsohn  kann  man  aber  das  Ver- 
halten des  Dammars  und  Colophoniums  gegen 
SaJmiakgeist  zur  Erkennung  einer  Verfälsch- 
ung benutasen. 

Coloph ooium  wird  von  der  wässerigen 
Ammoniakflüssigkeit  ziemlich  leicht  zu  einer 
opalisirenden  Flüssigkeit  gelöst,  und  kann 
aus  dieser  das  Harz  mit  einer  Säure  gefällt 
werden.  Dammar,  im  gepulverten  Zustande 
mit  Ammoniakflüssigkeit  geschüttelt,  giebt 
einen  g^el blich  oder  röthlich  gefärbten  Aus- 
zog, der  beim  Uebersättigen  mit  Säure  ent- 
weder keine   oder  eine  nur  schwache  Opales- 

cenz  zeigt. 

Versuche,  welche  Hirschsohn  anstellte,  um 
zu  erfahren  »  in  welcher  Menge  noch  Colo- 
phonium mittelst  Ammoniakflüssigkeit  er- 
kannt werden  kann,  ergaben,  dass  in  dem 
ammoniakaliachen  Filtrat  eines  gepulverten, 


5  pCt.  Colophonium  enthaltenden  Dammars 
durch  Säure  bereits  einige  Flocken  gefällt 
werden;  bei  einem  Gehalt  von  lO  pCt.  ist 
schon  eine  starke  Abscheidung  sichtbar.  Th. 
Pharm.  Ztschr,  f.  Bussl  1892,  Nr.  39,  S.  609. 

Opiam  mitigatum. 

//.  Hager  hält  die  Herstellung  eines  Opium 
mitigatum  zum  Gebrauch  für  schwächliche 
Personen  und  Rinder  für  wünschenswerth. 
Gin  solches  in  seiner  Wirkung  abgemildertes 
Opium  lässt  sich  durch  Behandeln  desselben 
mit  Wasser,  welches  bis  zum  Kochen  erhitzt 
wird,  gewinnen.  Diese  Thatsache  findet  eine 
Erklärung  darin,  dass  das  Morphin  bei  höherer 
Temperatur  in  wässeriger  Lösung  eine  Um- 
wandlung erleidet  und  zum  Theil  in  das  mil- 
der oder  sehr  schwach  narkotisch  wirkende 
Oxjmorphin  übergeht. 

Für  die  Gewinnung  eines  Opium  miti- 
gatum oder  apon  arcotisatu  m  empfiehlt 
Hager  in  der  Weise  zu  verfahren,  dass  man 
20  Tb.  Opiumpulver  mit  30  Th.  Wassar  an- 
reibt und  im  Dampfbade  bei  95  bis  100^  ein- 
trocknet. Den  Rückstand  zerreibt  man  und 
verwendet  ihn  zur  Herstellung  einer  Tino- 
tura  Opii  mitigati.  —  In  einer  Fussnote 
weist  die  Redaction  der  Pharm.  Ztg.  darauf 
hin,  dass  auf  dem  chinesischen  Markte  ein  so« 
genanntes  „Prepared  Opium**  bekannt 
ist,  über  dessen  Gewinnung  der  Firma  Gehe  dt 
Co.  aus  Hongkong  die  Mittheilung  zuging, 
dass  dasselbe  aus  rohem ,  von  Bombay  und 
Calcutta  importirten  Opium  hergestellt  werde, 
indem  man  dasselbe  einem  Kochprocess 
unterwirft. 

Die  Pharmakopoen  müssten  zur  Darstellung 
des  Opium  ext r acte s  beim  Abdampfen  und 
Eintrocknen  eine  Temperatur  von  höchstens 
50^  G.  oder  ein  Abdampfen  im  Vacuum  bei 
30  bis  35^ C.  vorschreiben,  um  die  oben  ge- 
kennzeichnete Abschwächuug  des  Morphins 
möglichst  einzuschränken.  Th. 

Pharm.  Ztg.  1893,  Nr.  32,  S.  250. 

*         *         * 
Anmerkung:   Eine  ähnliche  Zubereitung 

des  Opiums  für  Rauchzwecke  durch  Kochen 

ist  Ph.  C.  22,  83  beschrieben. 

Das    Opium    mitigatum   oder   aponarcoti- 

satum    darf  nicht  mit   dem  Opium  denar- 

cotinatum   verwechselt  werden,   welchem 

durch  Behandeln  mit  Aether  oder  Chloroform 

und  Aether  das  Narcotin  entzogen  worden  ist. 

Red. 


Kapsel&lter. 

VoD  Herro  Apotheker  3.  Durst  in  Neapel 
erhiilteD  nii  hieran  folgende  Znacbrifit; 

Der  Ton  Ihneu  in  Nr  22,  S.314  sngefQhrie 
„Kapielfalter"  ist  in  England  «chon  lange 
eingefahrt  und  beiondera  der  in  Fig.  I  abge- 


bildete Apparat  vorzuiieben,  da  darch  Be- 
wegbarkeit die  Kapiel  der  Seh  achtel  länge  an- 
gepaa«t  werden  kann.    Dm  Ganxe  a  i»t  ein 


Ky.2. 


7 


7 


Cjrlinder  von  10  cm  LBnge  und  4  cm  Dnrch- 
mewer,  b  und  d  bilden  den  Sattel,  von  denen 
b  veiichiebbar  ist  und  durch  die  Schraube  c 


am  Cjlinder  fettgehalten  wird.  Das  Eapul- 
•jitero,  wie  es  in  Deutichland  exiatirt:  Auf- 
blasen der  fertiggekaufteo  Kapseln  und  dine 
Einföllen  derselben ,  ist  weder  in  Eoglud, 
Frankreich,  Italien,  noch  in  Amerika  lukaiiDt, 
WM  Tom  iUthetischen  Standpunkt  ans  gewiu 
nicht  tu  bedauern  ist. 

Ein  noch  einfacherer  Kapsel&lter,  ebea- 
falla  in  England  viel  gebraocbl,  ist  der  in 
Fig.  2  abgebildete,  in  Form  eines  kleiiwB 
Tischchens  mit  zwei  Platten  von  verschiedsntr 
LBnge,  wovon  immer  die  eine  als  Frh  ditol. 


Einnehmeii  Ton  Bicinoiöl. 

In  Pharm.  Era  wird  empfohlen,  eine  Tum 
*oll  lauwarmer  Milch  mit  einem  Easloffel  «oll 
Ricinutöl  in  einer  Flasche  heftig  ausammen- 
luschfitteln.  Die  so  entstehende  steife  Emnl- 
■ion  soll  weder  nach  RicInnsSI  riechen,  ooeb 
schmecken. 

ChininpUlen. 

Unter  Beaugnahme  auf  die  Pfa.  C.  34,  88 
mitgetbeille  Vorschrift  fSr  Cfaininpillen  nb«r> 
mittelt  uns  Herr  Apotheker  Q.  Eiirsteiner  in 
St.  Gallen  die  nachstehende  Vorschrift: 

lOg  Cbininsnlfat  werden  mit  2  g  Citroneii' 
s&nre  gut  verrieben,  dann  2  g  Oammipnl'V 
und  SgUilchzuckerpulver darunter  gemiiclit, 
schliesslich  mit  Zuckersimp  zur  Pillenniaise 
angestossen  und  200  Pillen  (zu  0,05)  o<lsr 
100  (zu  0,1)  geformt,  welche  man  in  Starke- 
mehl, hierauf  in  Talkpiiiver  roUt.  ' 


Brie  rwechsel. 


ApoÜ).  FI.  in  V.  Tastntr'e  Losung  mr  Unter- 
sachang  auf  Zucker  ist  eine  verbesserte  Fehling- 
sche  LSannc  die  aas  zwei  Kctrennt  aarznbe- 
wahrenden  FtOssigkeiten  besteht:  1.  130  g  Soda, 
10.^ g  Weinsäure,  aOg  Potasche  in  Wasser  ge- 
IfiBt  und  die  LOsnag  zn  1  Liter  anfKcfflllt;  'i.  40  g 
krTetalliBiites  Eaplersalfat,  ebenfalls  id  1  Liter 
gelost. 

Apoth.  Vi.  in  L.  Das  beste  Uiitel  zur  Con- 
Eerviinng,  d.  h.  VerhQtnDg  des  Saaeiwerdens 
von  Spiritns  aetheris  nitrosi  ist  das  in  der 
Pharma  CO  poea  Germanica  II  vorgeschriebene 
Einlegen  einea  Stflckchene  Kalinmtartrat  in  das 
Geܻf.  Neoerdinga  wurde  ein  Glvwrinznaati 
empfohlen;  ob  sich  letzterer  Vorschlag  bewahrt, 
Visseo  wir  nicht. 

Apoth.  Fr.  TV.  in  U,  Unter  Uargarinkftse 
versteht  man  einen  Fettk&se,  der  in  folgender 
Weiae  hergestellt  worden  iat:  Die  ihres  Batter- 
fettei  mittelst  Centrifugirens  beraubte  Maiter- 
milcb  wird  in  sogenacn&n  Emolaoren  (ebenfalls 


nach    dem    Princip   der  Centrifugen    gebaoten   i 
Uaichinen,  vergl.  Fb.  C.  88^  4t>6)  mit  Hargarin  I 
so  innifT  vermischt,  dars  wieder  eine  kflnst-   1 
liehe  VollmUch  entsteht,  welche  in  derselben 
Weiae   wie   natOrUche  TDllnilch    auf  Fetttlse 
verarbeitet  wird. 

Apoth.  H.  in  A.  Fakultative  Pocfcen- 
Scbntzimpfang  ist  in  Frankreich,  Oeater- 
reich,  Bnssland,  Spanien  und  Belgien  eingefabTt 
wSbrend  in  England,  Schweden  und  D&oenut 
die  obligatoriscne  einmalige  Impfung  besteht. 
Nnr  in  Oentschland  ist  Impfung  und  Wie'" 
impfaug  obligatoriach. 

Apoth.  E.  in  F.    Der  Fettsinregeta 
der  beate  Maasstab  für  die  QOte  einer  Se 
beträgt  in  guten  harten  Hans-  und  Toilett'- 
seifen  60pCt.,  in  Schmierseifen  38  bis  40pCt. 

Apoth.  B.  in  Cl.  Der  Zosatt  von  Zucker 
rar  tieife  heiweckt  die  Gewinnung  eines  tnn^ 
parenteu  Prodnetes. 

uHur  Di.  £.  etliilcr  io  DntdCD. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharinacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Oeissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die   Post  oder  den  Buehbandcl 
vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 
30  Ft.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  2.5  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 
Wiederholungen  Preiserm&ssigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redactlon;  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mltredacteur:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

.M  28.         Dresden,  den  13.  Juli  1893.    ^^"UiiL! 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  nnd  Pllftrmftele:  Pharnmeopoea  danica.  —  Uebor  Patent- Bntdöl.  —  Hinweig.  —  Uricedin. — 
Hinweis«*.  —  Neue  Araneimlttel.  —  Zur  Werthb(*«timinunf(  des  Kamphersplritos.  —  Ueber  Atropin.  —  Ueber 
Protei'nmehle.  —  Teraekledeae  MlithellVByen:  lieber  Miltol  zar  Abhilfe  doa  berrschenden  Futtermaugel».  — 
Aufruf  snr  AnBtelluDir  pbänolog^lacher  Beobachtungen  in  Sacbaen  nnd  TbHringet).  —  Ueber  das  ätherische  Oel 
der  Samen  von  Hionta  vlrosa.  —  Ferrum  laeticum  efforvcscens.  —  Neuerung  in  der  Mlneralwasserfabrikation.  — 
Znr  Herstellung  von  ChocoladenpastlUen.  —  LeibwärmHa-schen.  —  Briefweehiel.  —  Anzelf^eii. 


Cbemie  und  Pliarmacie. 


Pharmacopoea  danica. 

Von  H.  Schelenz, 
(Fortsetzung.) 

Adeps  benzoatus  war  schon  dui'ch 
die  Nachträge  vom  Jahre  1886  officinell 
geworden  und  wird  bereitet  aus  20Kenzoe- 
piilver  und  1000  Adeps  gegen  unser  Prä- 
parat aus  1  Säure  und  99  Fett. 

Die  Benzoö  soll  dem  nicht  über  55  ^ 
erwurmten  Fett  zugesetzt  und  die  Misch- 
ung in  verschlossenem  Gefiiss  2  Stunden 
bei  höchstens  80^  erwärmt,   dann  colirt 

werden. 

Adeps  lotus,  von  35  bis  40  (36  bis 
42  ö)  Schmelzpunkt.  Die  Banciditätsprobe 
wird  nach  Ausschütteln  mit  dem  doppel- 
ten Gewicht  warmen  Weingeistes  vorge- 
nommen. 5  g  Adeps  mit  6  g  Kalilauge 
und  iS  g  Weingeist  gekocht  sollen  eine 
klare  Lösung  und  mit  100  g  Wasser  eine 
klare  oder  nur  opalisirende  Flüssigkeit 
darstellen. 

Aether,  wie  unserer  siedend  und  von 
gleichem  Volumengewicht,  mit  gleichem 
Volum  Schwefelkohlenstoff  klar  mischbar. 
20  ^  Aether  mit  5  g  Kalihydrat  wie  nach 


unserem  Arzneibuch  behandelt  sollen  nach 
einer  halben  Stunde  keine  gelbliche  oder 
bräunliche  Farbe  annehmen.  5  g  Aether 
mit  1  Tropfen  Bromwasser  geschüttelt 
sollen  die  Bromfarbe  sofort  nicht  ver- 
schwinden lassen.  Mit  blankem  Queck- 
silber geschüttelt,  soll  er  dieses  nicht  mutt 
machen. 

Albumen  ovi  siccum  soll  höch- 
stens 6  pCt.  Ascherückstand  geben,  welche 
Probe  immerhin  empfehlenswerth  ist.  Die 
Probe  auf  Dextrin  ist  in  der  Art  umge- 
ändert, dass  5  g  des  Filtrats  einer  10- 
proc.  Lösung  mit  4  Tropfen  Vio'NormaL 
Jodlösung  nur  gelb,  nicht  rolh  gefärbt 
werden  sollen. 

Aloe,  von  Cap-x\loe- Arten  vorzüglich 
ferox  und  africana.  Wenn  Splitter  von 
Aloe  in  einer  Porzellanschale  mit  Sal- 
petersäure, der  5  pCt.  rauchende  Säure 
zugesetzt  ist,  überdeckt  werden,  so  soll 
nach  10  bis  L5  Minuten  um  jedes  Stück 
ein  olivengrüner  Ring  entstehen,  der  nicht, 
wie  bei  anderen  Sorten,  violett  bis  roth 
werden  soll.  Es  ist  dies  eine  Eeaction 
für  Cap-Aloe,  die,  von  Bainbridge  und 
Morrotv  angegeben,  nach  dem  Erscheinen 


402 


anseres  Arzncibucbes  bekannt  geworden, 
In  diesem  noch  fehlt. 

Alumen,  A.  ustum  und  Alumi- 
nium sulfuricum  werden  auf  Eisen 
mit  Schvvofelammon  geprüft. 

Ammoniacum  soll  (ohne  Angabe 
der  Maximalwärme)  getrocknet  oder  ab- 
gekühlt pulverisirt  werden.  Der  via 
humida  gereinigten  Harze  geschieht  eben 
so  wenig  Erwiihnung,  wie  der  von  mei- 
nem Vorgänger  Lehmann  zuerst  ange- 
gebenen, und  zu  jeder  Zeit  das  Pulveri- 
siren  dieses  und  anderen  heiklen  Materials 
erlaubenden  Methode  des  Austrocknens 
über  gebranntem  Kalk,  trotz  der  Empfehl- 
ungen von  Hager  und  von  anderen  an- 
erkannten Praktikern. 

Ammonium  bromatum.  Nach  Zu- 
satz von  etwas  Eisenchlorid  zu  der  etwas 
erwärmten  Lösung  des  Salzes  und  Aus- 
schütteln mit  Chloroform  soll  eine  violette 
Jodfärbung  sich  nicht  zeigen.  0,15  g 
vorher  getrocknetes  Salz  (0,3)  in  50  g 
Wasser  gelöst  dürfen  15,8  (15,45)  Normal- 
Silber  erfordern;  es  ist  die  Menge  des  er- 
laubten Chlors  also  grösser.  Unsere  Prüf- 
ung mit  Ferrocyankalium  ist  durch  die 
summarische  mit  Schwefelammon  ersetzt. 

Amylum  Marantae,  westind ischer 
Salep,  soll  mit  lOTheilen  einer  Mischung 
von  2  Theilen  Salzsäure  und  1  Theil 
Wasser  geschüttelt  nicht  den  auf  Kar- 
toffelstärke deutenden  Geruch  nach  Boh- 
nen geben. 

Antidot  um  Arsenici  wird  nicht 
aus  dem  uns  gewohnten  Sulfat,  sondern 
nach  folgender  Formel  bereitet:  150Eisen- 
chloridlösuDg  mit  350  Wasser  verdünnt 
werden  mit  25  gebrannter  Magnesia,  die 
mit  475  Wasser  angerieben  sind,  ausge- 
lällt  und  ex  tempore  bereitet. 

Apomorphinum  hydrochlori- 
c\im.  Vorgeschrieben:  Einzeldose  0,02, 
Tagesdose  0,05  (0,1U!). 

Aqua  Amygdalae  amarae  con- 
centrata  enthält  1  pro  Mille  wasserfreie 
l^lausäure.  Die  Prüfung  ist  der  unserigen 
gleich;  25  g  des  Wassers  sollen  minde- 
stens 4,2  und  höchstens  (bei  uns  fehlend!) 
4,6  ccra  Vio"N^"^^il"SJ't>6rlösung  erfor- 
dern. 

Die  grössten  Gaben  sind  merkwürdiger- 
weise halb  so  gross  wie  in  Deutschland, 
nämlich  1  und  4  g. 


Aqu»  Ohloroforraii  ist  eine  Misch- 
ung  aus  5  Th.  Chloroform  und  995  Th. 

Wasser. 

Aqua  Cinnamomi  spirituosa  ent- 
hält auf  1000  Theile  Destillat  500  ver- 
dünnten Weingeist,  also  3,5  mehr  als  bei 
uns. 

Aqua  Foeniculi  soll  nicht  destil- 
lirt,  sondern  durch  Mischen  von  1  Tb. 
Penchelöl  und  2000  Th.  lauwarmen  Was- 
sers bereitet  werden.     Dasselbe  ist  von 

Aqua  Menthae  piperitae  und 

Aqua  Petroselini  zu  sagen. 

Aqua  Picis,  dänischerseits  Aqua 
pyrole'i  pini  genannt,  soll  nicht  nach 
unserer,  so  viel  ich  mich  erinnere,  von 
den  Franzosen  übernommenen,  expediten 
und  die  ex  tempore  Darstellung  eioeä 
mustergültigen  Präparates  ermöglichenden 
Art,  sondern  in  alter  Weise  durch  Schüt- 
teln etc.  von  lOOTh.Theer  und  1000  Th. 
warmen  Wassers  bereitet  werden.  Vom 
Licht  entfernt  bewahrt,  soll  es,  wenn 
dunkel  geworden,  verworfen  werden. 

Aqua  saturnina  ist  aus  20  Blei- 
essig, 900  Wasser  und  80  verdünntem 
Weingeist  gemischt. 

Argentum  foliatum  findet  sieh, 
meines  Erachtens  wunderbarer  Weise, 
auch  noch  in  der  Pharm,  danica.  Ausser 
unserer  Prüfung  wird  noch  verlangt,  dass 
die  durch  überschüssiges  Ammoniak  be- 
wirkte Lösung  des  Chlorsilbers  beim  Zu- 
satz von  etwas  Schwefelammon  nicht  ge- 
fällt werden  soll. 

Argentum  nitricum.  Eine  Lösung 
1  -f  20,  mit  Salzsäure  völlig  ausgefallt, 
soll  filtrirt  mit  Schwefelwasserstoff  nicht 
verändert  werden  und  ohne  Bückst^md 
verdampfen.  Auch  hier  finden  wir  nied- 
rige Maximalgaben,  nämlich  0,01  und  0,0i 
(statt  0,03  und  0,2!). 

Argentum  nitricum  mitigatum. 
Nitras  argenticus  bis  mitigatus,  von  dt^r- 
selben  Stärke  wie  bei  uns:  1  -h  2.  Die 
Prüfung  auf  genügenden  Silbergehalt 
scheint  mir  der  unserigen  an  Einfachheit 
überlegen.  Sie  fordert,  dass  1  g  des 
Präparates,  in  20  g  Wasser  gelöst,  mit 
19,8  ccm  Normal-Salzsäure  ausgefallU  ein 
Filtrat  geben  solle,  das  durch  Zusatz  von 
Silbernitrat  keine  Veränderung  erfährt. 

Asa  foetida.  Es  sind  10  (6)  pCL 
Aschengehalt  erlaubt. 


403 


Atropinum  sulfuricum.  Diegröss- 
ien  za]ässi/i;en  Gaben  sind  0,001  und  0,002 
(0,001  und  0,003). 

Balsamum  Tolutanum  darf  auch 
dickflüssig  sein.  Schmelzpunkt  60  bis  65^. 
Schwefelsäure  löst  ihn  braunviolett.  Mit 
fCalkhjdrat  gekocht  entwickelt  sich  bei 
Zusatz  von  Kaliumpermanganat  Bitter- 
znandelölgeruch. 

Benzoe.  Die  Prüfung  auf  Zimmtsäure 
mit  Kaliumpermanganat  nach  vorher- 
gegangenem Aufschliessen  mit  Calcium- 
hydroxjd  ist  vorgeschrieben. 

Bismutum  subnitricum.  Die  Bein- 
heitsproben entsprechen  im  Wesentlichen 
den  unserigen,  doch  wird  noch  verlangt, 
dass  1  g  des  Präparates  in  10  g  Salzsäure 
gelöHt,    nach  dem  Mischen  mit   10  ccm 
der  Lösung  von  schwefliger  Säure,   ge- 
lindem Anwärmen  und  24 stündigem  Bei- 
seitsetzen  keinen  dunkelgefärbten  Nieder- 
schlaff geben  oder  dunkle  Farbe  annehmen 
soll.   Es  würde  das  auf  ein  silberhaltiges 
Präparat  schliessen  lassen.    Geglüht«  sol- 
len etwa  80  (79  bis  82)  pCt.  Kückstand 
zurückbleiben. 

Calcium  phosphoricum.  Die 
Probe  auf  Arsenik  ist  wieder,  entsprechend 
den  anderen,  so  angeordnet,  dass  eine 
Lösung  von  1  g  des  Salzes  in  10  g  Salz- 
säure beim  Zusatz  von  Zinn  erwärmt, 
nach  der  Qasentwickelung  nicht  geiarbt 
werde. 

Ca  Ix  chlorata,  mit  nur  20  (25)  pCt. 
wirksamem  Chlor. 

Camphora  vom  Siedepunkt  264^  und 
Schmelzpunkt  175^. 

Cantharides  sind  bei  40^  zu  trocknen. 
Gera  flava.  Das  specifische  Gewicht 
ist  etwas  niedriger  als  bei  uns,  nämlich 
auf  0,960  bis  0,970  festgesetzt.  Es  soll 
sich  lösen  in  35  Th.  Aether  und  12  Th. 
Chloroform. 

Cetac  eum  von  0,930 bis 0,950 (0,943) 
spec.  Gewicht  und  einem  Schmelzpunkt 
von  etwa  50^  (45  bis  500). 

CbiniDuro  ferro-citricum.  24  Th. 
Eisenchloridflüssigkeit  werden  mit  100  Th. 
Wasser,  dann  mit  einer  Mischung  aus 
24  Th.  Ammoniak  und  200  Th.  Wasser 
unter  umrühren  zusammengegossen.  Das 
mit  kalteoi  Wasser  gut  ausgewaschene 
Eisenhydroxyd  wird  noch  feucht  in  eine 
Schale    gebracht,   die  eine  Lösung  von 


18  Tb.  Citronensäure  in  25  Th.  Wasser 
enthält,  und  der  bei  30  bis  40^  bewirkten 
Lösung  3  Th.  Chinin  (also  purum,  das 
aber  nicht  Aufnahme  gefunden  bat)  zu- 
gesetzt. Lege  artis  soll  die  zur  Sirups- 
dicke eingedampfte  Flüssigkeit  in  La- 
mellenform gebracht  werden.  Es  soll  ge- 
prüft, wie  bei  uns  vorgeschrieben,  einen 
Rückstand  aus  dem  ätherischen  Auszug 
geben  von  mindestens  0,1  g  (0,09),  der 
die  charakteristischen  Chininreactionen 
giebt.  Es  soll  das  Präparat  ferner  nach 
dem  Glüben  an  der  Luft  17,5  bis  18,5 
Eisenoxyd  hinterlassen,  entsprechend  ca. 
12  pCt.  Eisen. 

Chininum  hjdrochloricum.  Die 
Probe  auf  Nebenalkaloide  wird  folgender- 
massen  ausgeführt:  0,5  g  Salz  werden  in 
10  g  60^  warmen  Wassers  im  ßeagens- 
glase  gelöst,  0,2  Natriumsulfat  zugesetzt, 
gut  umgerührt  und  10  Minuten  in  war- 
mem Wasser  von  60  bis  65^  bei  Seite  ge- 
setzt. Nach  dem  Abkühlen  auf  15®  wird 
die  Masse  mit  Hilfe  eines  Glasspatels  auf 
ein  Filter  von  7  cm  Durchmesser  gebracht. 
5  ccm  des  Filtrats  werden  mit  1  g  Aether 
und  5  Tropfen  Ammoniak  versetzt,  gut 
verschlossen  bei  Seite  gesetzt  bis  die  ent- 
standene Ausscheidung  sich  wieder  ge- 
löst hat.  Nach  2  Minuten  sollen  sich 
keine  krystallinischen  Ausscheidungen  an 
der  Flüssigkeitsgrenze  zeigen.  In  der 
Praxis  dürfte  die  Ausführung  der  Probe 
noch  mehr  Schwierigkeiten  zeigen,  wie 
die  der  unserigen,  trotzdem  sie  mit  der 
doppelten  Menge  Flüssigkeit  operirt. 

Chininum  sulfuricum.  Neben- 
alkaloide sollen  in  entsprechender  Weise 
wie  bei  Chininum  hydrochloricum  nach- 
gewiesen werden,  indem  man  0,5  g  (ver- 
wittertes) Salz  verwendet  und  natürlich 
kein  Natriumsulfat  zusetzt. 

Abgesehen  von  der  wenig  präcisen 
Fassung  der  Anweisung  sind  die  gewähl- 
ten Mengen  für  das  gute  Gelingen  der 
Probe  zu  klein. 

Chloralum  hydratum  schmilzt  bei 
57  (58)0,  siedet  bei  97«.  Krystallinische 
Massen  oder  Krusten  dürfen  nicht  ver- 
wandt werden. 

Butylo- chloralum  hydratum, 
weisse,  seidenglänzende  Erystallblätter  von 
süsslich  eigenthümlichem  Geruch  und 
brennendem  Geschmack,  bei  70^  schmel- 


404 


zend  und,  weiter  erhitzt  unter  Entwickel- 
unp  erstickender  Därapfe,  völlig  flüchtig. 
In  30  Theilen  kaltem,  leichter  in  kochen- 
dem Wasser,  leicht  in  Weingeist  und 
Aether,  schwierig  in  Chloroform  löslich. 
Mit  Natronlauge  erwärmt  ölige  Tropfen 
abscheidend.  Mit  Schwefelsäure  bei  etwa 
40^  geschüttelt,  soll  es  sie  nicht  färben. 
Eine  weingeistige  Lösung  (1  +10)  soll 
blaues  Lackmuspapier  nicht  vorändern 
und  bei  Zusatz  von  Silbernitratlösung 
höchstens  schwach  opalisiren. 

C  0  c  a  'i  n  u  m  h  y  d  r  o  ch  1  o  r  i  c  u  m. 
Gleich  viel  Ammoniak  zu  einer  wässeri- 
gen Lösung  (1  4-  20)  gesetzt,  giebt  eine 
klare  Lösung,  die  bald  Krystalle  aus- 
scheidet (Maclagans  Coca'inprobe).  0,05  g 
Salz  in  10  Tropfen  Wasser  gelöst  soll  mit 
Kaliumpermanganatlösung  (1  -I-  ^-^50)  einen 
violetten  kry  stallin  ischen  Niederschlag 
geben.  Eben  so  viel  Cocaig  mit  1  g 
Schwefelsäure  übergössen,  1  bis  2  Minuten 
in  kochendes  Wasser  gehalten,  soll  mit 
5  g  Wasser  verdünnt,  erkaltet  Benzoc- 
säurekrystalle  abscheiden.  0,0(5  g  Salz  in 
fiO  g  kaltem  Wasser  unter  Zusatz  von 
2  Tropfen  Ammoniak  gelöst,  lässt  nach 
starkem  Reiben  mit  einem  Glasstab,  nach 
J5  Minuten  Salzkry stalle  sich  ausscheiden. 

()  0  d  e  i  n  u  m.  Bei  150  ^  schmelzend. 
Mit  wenig  Wasser  schmelzen  die  Krystalle 
zu  klaren  Tropfen,  die  abgekühlt  wieder 
erstarren. 

Maximal-Einzelgabe0,05,Tagesgabe0,2. 

Coffeinum  verliert  beim  Trocknen 
bei  100 0  etwa  8  pCt.  an  Gewicht.  Die 
Murexidprobe  wird  mit  Bromwasser  vor- 
genommen.   Maximaldosen  fehlen. 

Colla  piscium.  Höchstens  1  pCt. 
Asche  erlaubt. 

Collodium.  Das  beim  Verdampfen 
zurückbleibende  zusammenhängende  Häut- 
chen soll  3^3  pOt.  des  Collodiums  aus- 
machen. 

('ortex  Chinae,  in  erster  Reihe  von 
Oinchona  succinj))ra  mit  einem  Mindest- 
gehalt von  4  (5)  pOt.  Alkaloidcn.  Die 
Prüfung  soll  in  folgender,  der  unseren 
sehr  ähnlichen  Art  vorgenommen  werden: 
25  g  der  pulverisirten  Kinde  werden  mit 
15  g  Ammoniak,  25  g  Weingeist  und  200g 
Aetiler  in  einer  Halbliterllasche  mit  ein- 
geriebenem Stopfen  gescliüttelt  und  nach 


eintägigem  Stehen  an  kaltem  Orte  filtrirt. 
Von  dem  Piltrat  soll  von  einer  Menge  von 
150  g  (entsprechend  etwa  15,5  g  Binde) 
aus  einem  Kolben  der  Aether  abdestillirt, 
der  Rest  mit  Normalschwefelsäure  stark 
angesäuert  und  nach  Zusatz  von  20  g 
Wasser  der  Weingeist  verdampft  werden. 
Nach  dem  Erkalten  wird  filtrirt,  die  Aus- 
scheidung mit  Wasser  nachgewaschen,  das 
gesammte  Filtrat  mit  Natronlauge  gefällt, 
die  Fällung  nach  einigen  Stunden  in  bei 
100^  getrocknetem  und  gewogenem  Filter 
gesammelt  und  bei  100^  getrocknet.  Das 
Gewicht  derselben  im  Filter  (diesem 
Gewicht  werden  so  viel  Milligramm  zu- 
gerechnet, wie  P'ilter  und  Wasch wasser 
zusammen  Gramm  wogen!)  soll  minde- 
stens 0,62  betragen.  Die  Chininmenge 
soll  nach  folgender  Methode  bestimmt 
werden :  Das  Filter  mit  dem  Niederschlag 
wird  in  einem  kleinen  Becherglase  mit 
5g Normal-Schwefelsäure  und  10g Wasser 
erwärmt.  Die  Lösung  wird  abgegossen, 
das  Filter  zweimal  mit  je  3  g  Wasser  ge- 
waschen, die  gesammte  Flüssigkeit  unter 
Erwärmen  vorsichtig  mit  verdünnter 
Natronlauge  neutralisirt  und  mit  einer 
Lösung  von  Seignettesalz  (1  +  5)  gefiillt. 
Nach  dem  Abkühlen  wird  vom  Ausge- 
schiedenen abfiltrirt,  mit  wonig  Wasser 
gewaschen,  in  eine  Flasche  gespult,  wo 
es  mit  wenig  Natronlauge  zersetzt  wird. 
Dann  werden  25  g  Aether  zugesetzt,  gut 
geschüttelt,  nach  halbstündigem  Stehen 
der  Aether  abgegossen  und  diese  Operation 
noch  zweimal  mit  je  5  g  Aether  wieder- 
holt. Zu  den  gesammten  Aetherauszügen 
werden  2  g  Normal -Schwefelsäure  und 
20  g  Wasser  zugesetzt,  der  Aether  ab- 
destillirt, zu  dem  wässerigen  liest  50  n 
gesättigte  Ammonoxalatlösung  zugesetzL 
etwas  erwärmt  und  mit  Ammoniak  neutra- 
lisirt. Das  nach  einer  Stunde  in  der  Kälie 
ausgeschiedene  Chininoxalat  wird  auf 
einem  bei  100^  getrockneten  und  ge- 
wogenen Filter  abgeschieden,  mit  r)Ü  *r 
kaltem  Wasser  gewaschen,  bei  100^  ge- 
trocknet und  gewogen.  Es  soll  min- 
destens 0,15  wiegen.  Letztere  Prob«* 
dürfte,  entbehrlich,  wohl  nur  selten  aus- 
geführt werden. 

Orocu3.  Es  sind  8  pCt.  Aschenrri<*k- 
stand  (7,5)  erlaubt.  An  Petroleumäther 
soll  er  keine  Farbe  abgeben. 


405 


0  u  b  e  b  a  e:  Es  wird  vor  einer  Bei- 
mengung der  Früchte  von  Piper  crassipes 
und  caninum  gewarnr,  die  nicht  die  den 
echten  Cubeben  ei^enthümliche  schön 
rothe  Färbung  beim  Anreiben  mit  Schwe- 
felsäure geben- 

Cuprum  snlfuricum.  ürösste  er- 
laubte Einzelgabe  0,5  (1,0). 

Decoeta  werden  mit  kochendem 
Wasser  angesetzt  und  eine  halbe  Stunde 
im  Dampfbade  ziehen  gelassen.  Decocia 
werden  im  Verhältniss  1 :  10,  Decocta  con- 
centrata  1:5  bereitet. 

Decoctum  Chinae  acidum.  Aus 
25  Chinarindenpol?er  werden  mit  3  Th. 
verdünnter  Salzsäure  200  Th.  Decoet  be- 
reitet. 

Decoctum  Chinae   cum  Senega. 

Ein  Decoctum  Chinae  20  :  180,  dem  sub 

linem    coctionis   10  Senega    und    später 

iO  Sir.  simpl.  zugesetzt  werden. 
Emplastra.    Es  ist  hier  auf  die  von 

Lehmann  empfohlene  Aufbewahrung  aber 

Kalk  hingewiesen. 
Emplastrum    adhaesivum.     800 

Theile  für  diesen  Zweck  frisch  aus  270 

Luhargjrum  und  480  Ol.  Olivar.  1.  a.  dar- 
gestellten Pflasters  werden  mit  80  ßesina 

Dammarae,  100  Coloph.,  20  Tereb.  veneta 
geschmolzen  und  colirt, 

Emplastrum  Cantharidum  cum 
Euphorbio  wird  nach  folgender  Vor- 
schrift bereitet:  300  Mastixpulver,  75  gel- 
bes Wachs,  400Terpentin,  75  Euphorbium-, 
150  Cantharidenpulver. 

Emplastrum  Hydrargyri.  200Th. 
Quecksilber  werden  mit  90  Th.  Terpentin- 
öl und    10  Th.  Fett  verrieben  und   niiti 
350  Th.  BJeipflaster  und  150  Th.  gelbem 
Wachs  1.  a.  zusammengeschmolzen. 

Emplastrum  Lithargyri.  Auf 
700  TheiJe  auf  120  <>  erwärmtes  Rapsöl 
werden  350  Th.  vorher  gesiebte  und  mit 
70  Th.  warmen  Wassers  angeriebene  Blei- 
glätle  zugefügt  und  1.  a.  unter  Wasser- 
zusatz bei  gelindem  Feuer  oder  im  Dampf- 
bade gekocht. 

Emplastrum  Minii  camphoratum. 
350  Th.  Mennige  werden  mit  (500  Th. 
Olivenöl  gar  gekocht  und  der  halb  abge- 
kühlten Masse  40  Th.  Kampher,  die  vor- 
her mit  10  Th.  Steinöl  angerieben  sind, 
zugesetzt.  (Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  Patent « BrodöL 

Unter  Brodöl  ist  ein  Oel  zu  verstehen, 
das  die  Bäcker  zum  Ausstreichen  der 
Backbleche  benutzen.  Ursprünglich  ver- 
wendete man  zu  diesem  Zwecke  Schmalz- 
bulter,  später  an  deren  Stelle  Schweine- 
fett oder  Olivenöl,  in  ärmeren  Gegenden 
wohl  auch  Leinöl  oder  Mohnöl  erster 
Pressung.  In  jüngster  Zeit  ist  den  Bäckern 
von  Dresden  und  Umgegend  unter  der 
Bezeichnung  „Patent- Brodöl"  ein  Oel 
empfohlen  und  von  diesen  auch  vielfach 
1  gebraucht  worden,  das  von  den  Händlern 
als  amerikanisches  Palmöl  declarirt, 
auch  als  Salatöl  angepriesen  wurde. 

In  den  letzten  zwei  Monaten  sind  mir 
zwei  Fälle  bekanntgeworden,  wo  Personen, 
welche  von  Kuchen  gegessen  hatten,  die 
mit  gedachtem  Patent-Brodöl  bestrichen 
worden  waren,  an  Kopfschmerzen  und 
heftigem  Erbrechen  erkrankt  waren. 
Die  chemische  Prüfung  des  genannten 
Oeles,  welches  mir  in  hinreichender 
Menge  von  einem  Bäcker  zur  Verfügung 
gestellt  wurde,  ergab  die  nachstehenden 
Kesultate: 

Das  Oel  zeigte  eine  orangerothe  Farbe, 
eine  augenfällige  grünrothe  Fluorescenz 
und  bcsass  einen  neutralen  Geschmack. 
Auf  dem  Platinblech  vorsichtig  erhitzt, 
lieferte  das  Oel  keine  Acroleindämpfe, 
sondern  Dämpfe,  welche  den  charakter- 
istischen Geruch  der  Mineralöle  auf- 
wiesen. Bei  der  qualitativen  Verseifungs- 
probe  mit  festem  Kali  und  Alkohol  blieb 
das  Oel  scheinbar  völlig  unverseift. 

Die  quantitative  Analyse  führte  zu  fol- 
genden Ergebnissen: 

Spec.  Gewicht  bei  IS«  0  .  .  .    0,0056 
Verseifungszahl    {Köitstorfcr)    4,2 

Säuregrad  (Burstyn) 0,32 

Jodzahl  {v.  Ilübl)     13,9. 

Das  Patent-Brodöl  ist  nach  diesem  Be- 
funde weder  Palmöl  noch  ein  pflanzliches 
Oel  überhaupt,  sondern  vielmehr  fast 
reines  M  ineralöl. 

Mineralöle  sind  bekanntlich  Stoffe,  wel- 
che vom  menschlichen  Körper  nicht  allein 
nicht  resorbirt  werden,  sondern  auch  die 
Verdauung  der  eigentlichen  Nährstoffe 
verhindern,  weil  sie  dieselben  einhüllen 
und  dem  wirksamen  Angriff  der  Ver- 
dauungssäfte entziehen.  £s  nimmt  daher 


406 


nicht  Wunder,  wenn  der  Genuas  von  mit  Publikum  aufzufordern,  nur  Waaren  zu 


Mineralöl  bestrichenem  Kuchen  Erbrechen 
hervorgerufen  hat.    . 

Das  Patent-Brodöl,  das  nichts  weiter 
als  ein  Maschinen-Schmieröl  isr,  wird  in 
Dresden  von  Ernst  Görtz,  General- 
vertreter des  Fatent-Brodöl  für  das  Kö- 
nigreich Sachsen,  vertrieben. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  mir 
nicht  versagen,  noch  auf  einen  Unfug  im 
Handel  mit  Fetten  hinzuweisen,  der 
gegenwärtig  immer  grössere  Dimensionen 
annimmt.  Amerikanisches  Schweinefett 
wird  bekanntlieh  häufig  mit  Baumwoll- 
samenöl,  Cocosbutter  und  Kindstalg  ver- 
fälscht in  den  Handel  gebracht.  Diese 
Fabrikate  wurden  zuerst  allgemein  als 
„Amerikanisches  Schweinefett"  declarirt 
und  verkauft.  Als  nun  zahlreiche  Händler 
genannten  Mischproductes  wegen  Nahr- 
ungsmittel fälschung  verfolgt  wurden, 
änderten  die  amerikanischen  Grosshändler 
einfach  den  Namen  der  Waare  in  Prima- 
Speisefett  oder  Prima-Tafel-Speisefett  um 
und  führen  nun  dieselben  Producte  unter 
anderer  Flagge  in  grösstem  Massstabe" 
weiter  nach  Deutschland  ein.  Das  con- 
sumirende  Publikum  ist  kaum  im  Stande, 
genannte  Mischproducte  äusserlich  von 
echtem  Schweinefett  zu  unterscheiden 
und  glaubt  allgemein,  dass  das  Prima- 
Speisefett  Prima-Schweinefett  (Schmalz) 
sei.  Nach  unseren  Gesetzen  ist  der 
Chemiker  leider  nicht  in  der  Lage,  ein 
derartiges  Surrogat  als  verfälschtes  oder 
nachgemachtes  Schweinefett  zu  bean- 
standen, und  deshalb  ist  auch  der  Staats- 
anwalt ausser  Stande,  Anklage  gegen  die 
Händler  wegen  Nahrungsmittellalschung 
zu  erheben,  wenn  die  Waare  unter  dem 
„neutralen**  Namen  Speisefett  verkauft 
wird.  Chemiker  und  Staatsanwalt  müssen 
leider  in  diesem  Falle  mit  der  „Handels- 
usance"  rechnen,  welche  bedauerlicher 
Weise  manchen  Unfug  sanctionirt.  Das 
A  ehesten -Collegium  der  Berliner  Kaul- 
mannschaft hat  nach  eingehender  Be- 
rathung  sein  Gutachten  dahin  erstattet, 
dass  gegen  den  Vertrieb  derartiger  Misch- 
producte, unter  der  Bezeichnung  Prima- 
Speisefett,  soweit  sie  überhaupt  zum 
menschlichen  Genüsse  geeignet  seien, 
nichts  einzuwenden  ist  So  bleibt  dem 
Cheniker  nichts  weiter  übrig,    als  das 


kaufen,  welche  ihrem  Ursprung  nach  de- 
clarirt werden.  Zu  welchen  bedenklichen 
Ausschreitungen  es  im  Handel  kommen 
kann,  wenn  man  niehtssagende  Namen 
von  Nahrungsmitteln  duldet,  dürfle  das 
Beispiel  des  Patent- Brodöls  lehren. 

Nicht  besser  als  beim  Prima- Speise- 
fett liegen  die  Verhältnisse  bei  den 
„Prima-Tafelölen",  welche  das  Publikum 
für  beste  Olivenöle  hält,  und  die  nichts 
weiter  sind,  als  Gemische  von  Olivenöl 
mit  Sesamöl,  Baumwollsamenöl  etc.  oder 
überhaupt  kein  Olivenöl  enthalten.  Wah- 
rend früher  Provenienzbeaeichnungen 
(Pro?encer-Oel,  Messina -Orangen  etc.) 
die  besondere  Güte  eines  Handelsproduets 
kennzeichnen  sollten,  benutzt  man  neuer- 
dings Provenienzfoezeichnungen  dazu,  die 
wahre  Natur  einer  Waare  za  verschleiem, 
kurzum  Surrogate  an  den  Mann  zu 
bringen.  Ein  derartiges  Surrogat  für 
Olivenöl  trägt  den  Namen  Florida- Gel. 
Begreiflieh  ist  auch  dieses  Oel  f&r  den 
Chemiker  und  den  Staatsanwalt  ein  Im- 
patiens  noli  me  tangere,  da  Niemand  be- 
stimmte Anforderungen  «n  die  Natur  und 
Reinheit  eines  solchen  Productes  stelleu 
kann. 

Die  Entwickelung  unseres  Handels  mit 
Nahrungsmitteln  wird  Bothwendig  dazu 
führen  müssen,  dass  das  Nahruagsmittel- 
gesetz  derart  umgeändert  wird,  nicht  nur 
in  präciser  Weise  Nachahmung  und  Ver- 
Hilschung  der  Nahrungsmitte)  zn  t er- 
bieten, sondern  eine  strenge  Declara- 
tion  der  Nahrungsmittel  nach  ihrer  Nalor 
zu  gebieten.  Das  Kunsibuttergesetz. 
auch  das  Weingesetz  sind  ja  bereits  be- 
strebt, diese  positive  Mission  zum  Sehuize 
des  Publikums  gegen  Vermögens*  und  Ge- 
sundheitsschädigung  zu  erfüllen,  und  die 
örtlichen  Milchregulative  endlich  g«heH 
noch  einen  Schritt  weiter,  indem  sie 
ausser  strengster  Declaration  noch  ^nen 
den  localen  Verhältnissen  a&gepassiea 
Mindestgehalt  an  Nährstoffen  für  die 
Marktmilch  vorschreiben. 

Dresden,  (i.  JuU  1^93.         Dr.  Ihfdmanm. 


lieber  den  mlkroskoplsclien  Baa  der  Sieis- 
kerne  von  Amygdalas  perstea»  Prvaits  ar- 
menlaoa,  iemestfoa  et  aviim,  B«wle  ^erm 
Yorkommea  in  (ilewissmitteln;  C<uA 
Zeitsohr.  d.  Osterr.  Apoth.-yerein8  1898,  2. 


407 


Urioedin. 

Von  Herrn  Stroschetn  -  BerVm  wurde 
uns  das  Verfahren  zur  Herstellung  dieses 
neuen  Präparats  mitgetheilt,  welches  auf 
dem  diesjährigen  XII.  Congress  für  in- 
nere Medicin  zu  Wiesbaden  zur  Bekämpf- 
ung der  harnsauren  Diathese  empfohlen 
worden  ist: 

In  frisch  gepresstem  und  gemäss  dem 
zur  Patentirung  angemeldeten  Verfahren, 
geklärtem  resp.  gereinigtem  Oitronensaft 
wird  der  Gehalt  an  Citronensäure  quan- 
titativ bestimmt,  und  es  werden  dem 
Safte  unter  geeigneter  Abkühlung  auf 
bO  Th.  Citronensäure  (wasserfrei  berech- 
net) 20  Th.  reinste  Schwefelsäure  von 
05  pCt.  H0SO4  und  4  Th.  reinste  Salz- 
.säure  von  25  pCt.  HCl  hinzugefügt,  so- 
dann reinstes  Natriumcarbonat,  bis  das 
Gemisch  nur  noch  schwach  saure  Reaction 
zeigt. 

Andererseits  wird  ein  Theil  Lithium- 
carbonat in  so  viel  von  dem  Citronensaft 
gelöst,  dass  die  Lösung  genau  neutrali- 
sirt  ist,  und  es  wird  diese  Lösiihg.  mit 
der  ersten  vereinigt,  das  Gemisch  zur 
Trockne  gebracht  und  gekörnt. 
Das  Präparat  enthält: 

27,5  Th.  Natriumsulfat, 

1,6    ,,    Natriumchlorid, 
67,0    ,,     Natriumeitrat, 
1,9    ,,     Lithiumeitrat. 


98,0  Theile. 
* 


* 


Soweit  die  Mitlheilungen  des  Her- 
stellers des  üricedins. 

Ks  soll  nicht  bestritten  werden,  dass 
e^  dad  gute  Beeht  eineis  Jeden  ist,  sein 
Geistesproduot  auszunützen  und  sich  zu 
sichero;  uns  will  es  aber  zunächst  nicht 
recht  einleuchten,  was  an  der  oben  an- 
gegebenen  Darstellungsweise  „Neues'*' 
sein  soll.  Die  Wirkung  der  einzelnen 
Bestandtfaeile  des  Üricedins,  vornehmlich 
des  Nafriumsulfats,  Natriumeitrats  und 
Lithiunneitrats  ist  bekannt  und  in  der 
Darstellung  können  wir  auch  keine  ein- 
zige Manipulation  entdecken,  welche  die 
angestrebte  Patentirung  des  Idittels  recht- 
fertigla.  Zudem  erregt  der  Name  den 
AnsebeiH,  als  ob  es  sich  um  ein  syn- 
thetisches Arznei  mittel  handele ,  für 
welche  der  Ersatz  der  langen  wissenschaft- 


lichen Benennungen  durch  kurze  treffen* 
de  Namen  wohl  berechtigt  ist.  Einem 
einfachen  Gemenge  aber  derartige  Namen 
beizulegen,  erachten  wir  als  überflüssig 
und  geradezu  irreführend.  Das  beweist 
das  Referat  über  einen  Vortrag  von 
Dr.  JI/ßnrfe/50/m- Berlin,  den  dieser  auf 
dem  diesjährigen  Congress  für  innere 
Medioin  in  Wiesbaden  gehalten  hat.  Uns 
liegt  zufällig  Nr.  23  der  Wiener  Medi- 
cinischen  Blätter  (1893)  vor,  wo  wir  auf 
Seite  297  das  üricedin  als  ein  nsyn- 
thetisches  Salz''  bezeichnet  ^nden. 
Nach  obiger  Darstellungsmethode 
musste  ein  sehwach  sauer  reagirendes 
Gemisch  entstehen  (und  diese  Iteaction 
zeigt  auch  ein  in  jüngster  Zeit  erhaltenes 
Muster),  während  der  Inhalt  einer  ver- 
schlossenen Originalflasche,  die  wir  uns 
gleich  nach  dem  Auftauchen  des  Üricedins 
von  der  Dresdner  Niederlage  (C.  P.  E. 
E.  Blvy)  besorgten,  stark  alkalisch 
reagirte  und  mit  Säuren  stark  auf- 
brauste. Der  Inhalt  der  letztgenannten 
Originalfiasche  wurde  unter  Anderem  auch 
auf  Lithium  untersucht  und  dazu  folgen- 
dermassen  verfahren,  weil  wegen  der 
Gegenwart  grosser  Mengen  Katrium  ein 
directes  Sichtbarwerden  der  Lithium- 
flamme  nicht  zu  erwarten  stand:  Das 
üricedin  wurde  in  einem  Porzellantiegel 
bis  znr  Verkohlung  erhitzt  und  der  Kück- 
sland  mit  salzsaurem  Wasser  ausgezogen, 
weil  eine  Verbrennung  der  Kohle  wegen 
der  grossen  Menge  von  Salzen  nicht 
möglich  war.  Die  Kohle  wurde  mit 
Salpetersäure  befeuchtet,  getrocknet  und 
konnte  nunmehr  leicht  verascht  werden. 
Diese  Asche  wurde  ebenfalls  mit  salz- 
saurcm  Wasser  ausgezogen  und  das  Filtrat 
mit  dem  ersten  Filtrat  vereinigt,  die 
Flüssigkeit  stark  eingedampft  und  zur 
Krystallisaiion  bei  Seite  gestellt.  Nach- 
dem das  Natriumsulfat  und  ein  Theil  des 
Natriumchlorids  auskrystallisirt  waren, 
wurde  die  Mutterlauge  von  den  Krystallen 
getrennt  und  für  sich  weiter  eingedampft, 
der  Kückstand  mit  absolutem  Alkohol  be- 
handelt und  diese  Lösung  abfiltrirt.  War 
Lithium  im  Üricedin  zugegen  gewesen, 
so  musste  dasselbe  jetzt  als  Chlorid  in 
der  alkoholischen  Lösung  sich  befinden, 
nur  durch  geringe  Mengen  Natriumchlorid 
verunreinigt.    Um  jede  Täuschung  durch 


408 


Kalium,  welches  übrigens  nicht  zugegen 
war,  auszuschliessen,  wurde  die  alko- 
holische Lösung  mit  Plalinchlorid  be- 
handelt, der  Ueberschuss  desselben  im 
Fillrat  durch  Eindampfen  und  Erhitzen 
entfernt.  Der  Rückstand  wurde  mit  salz- 
saurem Wasser  aufgenommen,  und  diese 
Lösung  gab  in  den  kleinsten  Mengen 
unter  Beobachtung  durch  ein  Kobaltglas 
die  liithiumflammenfärbung.  Dieselbe 
J^ösung  gab  ausserdem  die  für  IJthium 
charakteristische  Keaction  mit  Natrium- 
phosphat, darin  bestehend,  dass  ein  erst 
beim  Kochen  auftretender  Niederschlag 
sich  abscheidet.  Somit  war  der  quali- 
tative Nachweis  von  Lithium  unzweifel- 
haft geführt,  was  deshalb  hervorgehoben 
werden  soll,  weil  Goldmann  (Ph.  Ztg. 
18i)3,  317)  angab,  kein  Lithium  gefunden 
zu  haben.  Eine  quantitative  Bestimmung 
des  Lithiums  wurde  nicht  ausgeführt. 

Weiter  interessirte  uns  ein  Präparat, 
„Üricedin-Cakes'*,  und  zwar  nicht  wegen 
ihres  Uricedin- Gehaltes,  sondern  weil 
eine  als  Nr.  JI  bezeichnete  Sorte  nach 
den  Ankündigungen  frei  von  Stärke,  frei 
von  Zucker  und  zuckerbildenden  Stoffen 
sein  sollte.  Die  Uricedin- Gakes  Nr.  II, 
welche  wir  zuerst  in  den  Händen  hatten 
(bezogen  aus  der  oben  schon  einmal 
erwähnten  Dresdner  Niederlage),  trugen 
die  Bezeichnung  II  in  ihrer  Masse  ein- 
gedrückt und  hatten  das  Aussehen  der 
bekannten  Albert- Ca k es;  0,1  g  dieser 
Üricedin-Cakes  Nr.  W  mit  Wasser  gekocht 
reducirten  0,8  ccm  Fehlinu^seher  Lösung, 
nach  Invertirung  reducirte  0,1  g  der 
Uricedin-Cakes  II  7,75  ccm  Fehlingsaher 
Lösung.  Der  Fabrikant  (Apotheker 
J.  E.  Siroschein  in  Berlin)  erklärte 
diesen  Befund,  der  durchaus  nicht  mit 
den  Angaben  der  Ankündigungen  über- 
einstimmte, durch  eine  Verwechselung 
der  Stempel  in  der  Bäckerei*);  gleich- 
zeitig sandte  er  Uricedin-Cakes  II  von 
ganz  anderem  Aussehen. 

Dieselben  sind  von  bräunlich  grauer 
Farbe  und  lassen  deutlich  neben  weissen 
Theilchen  bräunliche  (Schalen-)  Theilchen 

*)  Die  Erwähoung  dieser  Verwechselung  hiel- 
ten wir  für  nöthig,  um  etwaigen  Einwendungen 
zu  hegegnen,  falls  dieselben  Cakes,  welche  uns 
zuerst  Yoriagen,  auch  von  anderer  Seite  unter- 
sucht worden  sind. 


erkennen.  Nach  Angabe  des  Fabrikanten 
bestehen  die  Uricedin-Cakes  II  aus  ent- 
öltem, mit  Dampf  aufgeschlossenem  Hasel- 
nussmehl  mit  0,1  g  Uricedin  und  0,1^  g 
Citronensäure  auf  das  Stück.  Der  Ge- 
schmack derselben  erinnert  tbatsächlich 
an  Haselnüsse. 

Bei  der  Untersuchung  wurde  gefunden, 
dass  dieselben  direct  gar  nicht  und  nach 
dem  Invertiren  in  ganz  geringer  Weise 
Fehltng'sche  Lösung  reduciren.  Die  Cakes 
sind  äusserlich,  und  namentlich  da,  wo 
die  Bezeichnung  eingedrückt  ist,  durch 
Mehl  weiss  bestäubt  —  wahrscheinlich 
wird  der  Stempel,  um  ein  Ankleben  des 
Teiges  zu  verhüten,  in  Mehl  getaucht — 
und  auf  diese  minimale,  äusserlich  aa- 
hangende  (völlig  bedeutungslose)  Menge 
Mehl  glauben  wir  die  vorstehend  er- 
wähnte geringe  Keductionsiabigkeit  nach 
der  Inversion  beziehen  zu  dürfen. 

A.  Schneider, 

Die  Baudouin'sche  Keaction  zur  Erkenn- 
ung des  Sesamöles;  ViUavecchia  dt  l^'abns: 
Zeitschr.'  f.  angew.  Chem.  189i^,  509.  Die  für 
SesamOi  charakteristische  Keaction  (Rotfafärbung 
mit  zuckerhaltiger  Salzsäare)  geben  auch  die 
Olivenöle  einiger  gewisser  Gegenden,  wenn 
auch  die  auftretende  Färbung  violett  statt 
oarnnoisinroth  ist;  es  könnten  also  dadurch 
Verwechselungen  vorkommen.  Die  Verf.  haben 
deshalb  die  Versuchsbedingungen  stadirt  und 
geben  folgende  Methode  an,  welche  sicher  zum 
Nachweis  von  Sesam  öl  führt:  Man  bringt 
0,1  g  Zucker  in  ein  Probirglas,  setzt  10  ccm 
conc.  Salzsäure  (1,19  spec.  Gew.)  und  nach  Lös- 
ung des  Zuckers  20  ccui  des  zu  prüfenden  Oeles 
hinzu;  man  schüttelt  eine  Minute  lang  stark 
und  stellt  dann  zum  Absetzen  hin.  Die  wässerige 
Flüssigkeit  scheidet  sich  sogleich  ab ;  wenn  man 
es  mit  echtem  Olivenöl  zu  thun  hat,  so  soll  sie 
ungefärbt  sein,  sich  anch  in  2  Minuten  nicht 
färben.  Die  Farbe  der  trüben  emulgirten 
0  eise  hiebt  ist  bei  Olivenöl  grünlich  oder 
gelblich  gefärbt,  bei  Gegenwart  der  kleinsten 
Menge  Sesamöl  nimmt  sie  aber  eine  röthliche 
Färbung  an.  Verf.  erachten  die  Beobachtung 
einer  Färbung  der  Aber  der  wäsaerigen  Schicht 
schwimmenden  0  eis  cht  cht  für  sicherer  als  die 
Beobachtung  der  wässerigen  Schicht  alleiUf 
wie  es  bisher  geschah.  s. 

Um  den  Stickstoif  im  Salpeter  direct  be- 
Htimmen  zn  können,  empfiehlt- I>et;ar(/a(Chciu.- 
Ztg.  16,  iyö2)  denselben  durch  Kochen  mit  einer 
fein  pulverisirten  Mischung  von  45  Tb.  Alumi 
nium,  50  Tb.  Kupfer,  ö  Th.  Zink  in  alkalischer 
Lösung  in  Ammoniak  überzuführen  und  dasselbi* 
nach  Einleiten  in  Normalschwefelsäare  mit 
Baiytwasser  zu  titriren.  S* 


409 


Neue  Arzneimittel. 

'  Creliam  (oder  Sapol  al  Cresolo)  scheiDt 
ein  den  bekannten  KresoUeifen  -  Gemischen 
ähnliches  Präparat  zu  sein ,  welches  von 
A,  Bertdli  &  Co.  in  Mailand  in  den  Handel 
gebracht  wird. 

Eisen  -  EiweissverbinduDg.  In  einem 
Aufsatze  „über  die  neuesten  Forschungen 
auf  dem  Gebiete  der  Eisenpbarmakologie^ 
(Corresp.Bl.  f.  Schweiz.  Aerz-te  1893,  Heft  13) 
beschreibt  der  Verfasser  A.  Jaquet  ein  von 
Marfari  angegebenes  Verfahren  zur  Herstell- 
ung einer  resorbirbaren  Eisen  -  Eiweissver- 
bindung,  welche  mit  den  gewöhnlichen  Re- 
agentien  keine  Eisenreaction  mehr  giebt. 

Zur    Herstellung    dieses   Präparats    wird 
folgen dermassen   verfahren:     Man   schüttelt 
Eiweisa  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser 
*und  setzt  reichlich  Kalilauge  hinzu,  wodurch 
sich    das  Eiweiss   nach  wenigen  Minuten  in 
eine  gallertartige,  gelbliche  Masse  umwandelt. 
Dieselbe  wird  mit  etwas  Wasser  abgespült, 
um    den   Ueberschuss  an  Kalilauge  zu  ent- 
fernen,    dann  auf  dem  Wasserbade  4  bis  5 
Standen  erwärmt,  wobei  die  gallertartige  Masse 
sich   völlig  klar  löst.    Man  filtrirt ,  verdünnt 
mit   Wasser  und  setzt  verdünnte  Essigsäure 
zu,    wodurch  ein  feinflockiger  Niederschlag 
entsteht,  der  sich  bald  zu  Boden  senkt.  Dieser 
Niederschlag   wird   sorgfältig  ausgewaschen, 
in  Ammoniak  gelöst  and  mit  einer  sorgfältig 
nentralisirten  Losung  von  weinsaurem  Eisen 
versetst^  so  dass  auf  das  Albumin  von  25  Eiern 
etwa    1  g  Eisentartrat  kommt.    Die  rothge- 
färhte    LaÖsuug    wird    in   einem   Kochkolben 
1/-2    Stande    lang   im    Sieden    erhalten   und 
filtrirt.       Nach  dem  Erkalten  wird  die  neue 
Eisen  -  JBiweissverbindung     mit    verdünnter 
Essigsaure  gefiällt.   Durch  wiederholtes  Lösen 
in    Ammoniak    und   Fällen    mit    verdünnter 
Salzsäure    wird  die  Substanz  von  den  letzten 
Spuren   des  daran  haftenden  Eisenozjds  be- 
freit und  dann  über  Schwefelsäure  getrocknet. 
Diese   Substanz  stellt  ein  lockeres,  gelb- 
liches PuWer  dar,   welches  sich  leicht  and 
Yollständicp  in  verdünnten  Lösungen  von  Am- 
moniak, Soda  und  Kaliumcarbon at  löst,  ohne 
sich   zu   verändern.     Aus  diesen  alkalischen 
Lösungen    wird  sie  durch  verdünnte  Säuren 
gefallt.    L^er  JNiederschlag  ist  in  einem  Ueber- 
schuss der  Säure  löslieh.    Setzt  man  zu  einer 
ammoniakalischen    Lösung    des   Präparates 
einen  Tropfon  Schwefelammonium  hinsu,  to 


beobachtet  man  anmittelbar  keine  Aenderang 
in  der  Farbe  der  Jjösung ;  die  Färbung  bleibt 
die  gleiche  während  einer  von  der  Concen- 
tration  und  der  Quantität  des  hinzugesetzten 
Schwefelammoniums  abhängigen  Zeit.  All- 
mählich erscheint  eine  grüne  Färbung,  welche 
in  Dunkelgrün  und  endlieh  in  Schwarz  über- 
geht; Wärme  beschleunigt  die  Reaction. 
Wird  zu  einer  ammoniakalischen  Lösung  des 
Präparates  ein  Tropfen  Ferrocjankalium  zu- 
gesetzt und  mit  Salzsäure  angesäuert,  so  ent- 
steht ein  weisser  Niederschlag,  welcher  all- 
mählich eine  blaue  Farbe  annimmt.  Säuren, 
besonders  Mineralsäuren,  verändern  die  Ver- 
bindung sehr  leicht.  Doch  kann  man  mit 
Balzsäurehaltigem  Alkohol  kein  Eisen  daraus 
extrahiren,  eine  Reaction,  welche  dieses  Prä- 
parat von  den  gewöhnlichen  Eisenalbuminaten 
scharf  unterscheidet. 

Wie  die  Analyse  einer  ganssen  Anzahl  von 
Präparaten  ergeben  hat,  enthält  diese  Sub- 
stanz zwischen  0,69  und  0,71  pCt.  Eisen, 
also  bedeutend  mehr  als  das  Hämatogen  und 
das  Hämoglobin.  Die  Uebereiustimmung  in 
den  Resultaten  der  Analysen  der  verschiedenen 
Präparate  spricht  dafür,  dass  es  sich  da  um 
eine  einheitliche,  charakterisirte  chemische 
Verbindung  handelt. 

SaproL  Die  chemische  Fabrik  von  Dr. 
H,  Noerdlinger  in  Bockenheim  garantirt  für 
ihr  Saprol,  über  welches  wir  mehrfach  be- 
richteten, einen  Mindestgehalt  von  40  pCt. 
Kresol  und  hat  zur  Gewährleistung  dieses 
Gehalts  ihr  Fabrikat  unter  ständige  Controlo 
des  hygienisch  -  chemischen  Instituts  Stutt- 
gart, Dr.  H,  Spindler,  gestellt. 

Die  Feststellung  des  Rresolgehalts  erfolgt 
nach  folgender  Methode  Spindler's : 

50ccm  Saprol  werden  mit  50ccm  Benzin 
vermischt  und  das  Gemisch  so  lange  wieder- 
holt mit  warmer  10  proc.  Natronlauge  aus- 
geschüttelt, bis  die  Lauge  keine  phenolartigen 
Körper  mehr  aus  dem  Saprol  -  Benzingemisch 
auszieht,  d.  h.  so  lange,  bis  die  Lauge  nach 
dem  üebersättigen  mit  Salssäure  keine  Ab- 
scheidung von  Oeltröpfchen  mehr  giebt.  Die 
alkalischen  Auszüge  werden  vereinigt  und 
zweimal  mit  Benzin  ausgeschüttelt,  um  mit- 
gerissene Kohlenwasserstoffe  zu  entfernen. 
Nun  wird  die  RresoUösung  mit  concentrirter 
Salzsäure  in  geringem  Ueberschuss  versetzt 
und  Kochsalz  zugefügt,  bis  ein  Theil  des 
Kochsalzes  ungelöst  bleibt.  Die  sich  ab- 
teheidenden  Rretole  werden  Ton  der  Koch« 


410 


Salzlösung  getrennt  und  in  wasserfreiem  Zu- 
stande gevogen.  Der  Kresolgebalt  wird, 
bezogen  auf  Qewichtsfheile  Saprol,  in  Ge- 
wichtsprocenten  ausgedrückt. 

Thioform.  Unter  dieser  Besseiebnung  bringt 
die  Firtoa  Sp^er  dk  Grund  in  Frankfurt  a.  M. 
ein  neues  Mittel  als  Ereats  für  Jodoform  in 
den  Handel,  welches  ein  geruchloses,  gelb- 
braunes,  in  Wasser  unlösliobes  Pulver  vor- 
stellt. Es  ist  basisches  dithiosalicyl- 
saures  Wismut,  also  eine  Verbindung, 
welche  dem  Ph.  C.SO,  472.  89,  656  be- 
schriebenen Dilhion  (dithiosalieylsaurem  Na- 
trium) ftbnlich  ist.  Dieses  neue  Mittel  ver- 
dient nach  Prof.  L.  Hoffmann  (Repert.  d. 
Thierheilk.  1893,  Heft  6)  in  der  Chirurgie, 
sowohl  bei  frischen  Wunden,  wie  bei  der  Be- 
handlung von  Geschwüren,  ferner  auch  bei 
Haut-  und  Augenkrankheiten  die  höchste 
Bedeutung.  Das  Thioform  ist  in  vielen  F&llen 
thatsäehlich  geeignet,  das  Jodoform  zu  er- 
setzen, und  zwar  verdient  es  vielfach  den 
Vorzug,  dazu  ist  es  geruchlos  und  ungiftig, 
wie  Hoffmann  naiehwies,  indem  er  Hunden 
bis  9SU  lüg,  Pferden  100g  Thioform  ebne 
Störung  des  Wohlbefindens  innerlich  gab. 
Das  Thioform  kann  seiner  Ungiftigkeit  wegen 
in  ziemlicher  &lenge  in  Höhlen  gebracht 
werden,  es  ist  fast  reisloa,  so  dass  es  in  den 
Conjunctivalsaok  eingestäubt  werden  kann, 
es  wirkt  austrocknend,  desedorisirend  und 
Bchmerastillend. 


Zur  Werthbestimmung  des 
Eampher  Spiritus 

schlagt  Uoldermann  (Apoth.-Ztg.  1893,  305) 
vor,  die  physikalischen  Eigensebsftea  des 
Kamphers  in  den  Bereich  der  Untersuchungen 
zu  ziehen,  und  s'.war  das  optische  Drehangs- 
vermögen  des  Kamphers  g^gen  den  polar isir- 
ten  Lichtstrahl.  Bekanntlich  dreht  der  Lauri- 
neenkampher die  Ebene  des  poiarisirten 
Lichtes  nach  rechts  und  ein  nach  der  Vor- 
schrift des  Ar/.neibuches  bereiteter  lOproc. 
Spiritus  campboratus  übt  in  der  200  mm 
langen  Uöhre  einen  Dreh ungsefi^ect  von  +  10<) 
(9,6^)  aus.  Verdünnt  man  einen  solchen 
KampberspirituB  mit  dem  gleich««  Gewichte 
verdünntem  Weingeist,  oder  setzt  man  mit 
anderen  Worten  den  Kamphergehalt  auf  5  pCt. 
herunter,  so  erhält  man  eine  Flüssigkeit,  die 
im  Polarisationsapparate  einea  DiehungS' 
winkol  v4Ma  rund  5  «  bawirkt.  J^der  Grad  der 


Rechtsdreh nng  entspricht  somit  1  pCt.  Kam- 
pher.  _^ S, 

üeber  Atropin. 

E'  Schmidt  hat  die  bemerkenswerthe  Beob- 
achtung gemacht,  dass  sich  bei  der  Einwirk- 
ung von  Benzoylcblorid  auf  Atropin  ein 
Benzojlatropin  der  Formel 

Ci7H22(CO.CeH5)N03 

bildet.  In  gleicherweise  lässt  sich  auch  aus  dem 
ScopoUmin  einBenzoylscopolamin  darstellen. 
Während  aber  auch  bei  der  Einwirkuug  voo 
Acetjichlorid  oder  Essigsäureanhydrid  anf 
Scopolamin  ein  Monoftcetylscopolamin  eat- 
stcht,  wirken  genannte  Körper  auf  Atropin 
anders  eiu';  in  diesem  Falle  findet  nämlich 
keine  Substitution  einer  Acetylgruppe  statt, 
sondern  das  Essigsäureanhydrid  wirkt  wasser- 
abspaltend, und  es  bildet  sich  Apoatropiu.« 
Schmidt  ist  mit  einem  Vergleich  dieses 
Apoatropins  mit  Apoatropin  anderer  Pro- 
venienz beschäftigt.  Sollte  sich  hierbei,  wie 
es  nach  den  bisherigen  Beobachtungen  den 
Anschein  hat,  eine  Identität  dieser  Basen  er- 
geben, so  würde  sich  die  Darstellung  des 
Apoatropins  zu  einer  sehr  einfachen  ge- 
stalten. Th. 
Apoth.-Ztg,  1S93,  Nr.  IS,  S,  106. 

Üeber  Froteiumehle. 

Die  Nördlinger'Bchwi  Protei nmehle 
werden  aus  den  Rückständen  der  Oel- 
fabrikatiba  gewonnan.  Die  biabar  in  dar 
Landwirthschaft  als  sehr  geaohätzlas  Viab- 
fiitter  verwendeten  Oelkiiehen  and  Ca I - 
mehle  werden  naeh  dwn  N(Mling€r  psitea- 
tirten  Verfahren  durek  Extraction  mit  Alkohol 
von  den  freien  Fettsänren  befreit ;  unter  Um- 
ständen  werden  die  Abfälle  noch  einam  RösC- 
process  unterworfen  bez.  mit  Dampf  oder 
Wasser  ausgelaugt.  Der  grösate  Tbeil  der 
Sebalentbeilehen  wird  auf  meebaniachem 
Wege  beseitigt.  Das  Endprodiict  ist  ein 
stickst ofiPreiehes  Mehl ,  welches  sowohl  für 
sich  zu  schmackhafter  Waare  verbaeksa,  als 
auch  nährstoffärmeren  Mehlen  zugeasiacht 
werden  kann ,  um  deren  Proteingehait  xtt  er- 
höhen. Nach  Untersaehungen  von  Spirtdltr 
(Zeitschr.  f.  angew.  Cben&e  1892*  G01)^ 
dessen  Arbeit  wir  auch  vorstahanda  Mittbeil- 
ungen  entnahmen,  enthalten  die  Protaliu»«bla 
in  dar  Trockanaubstanz  48  bia  56pCl.  8ti«k- 
ataffkörpar  und  10  hk  18  pCl.  WMU         a 


411 


Tcrsclileilene  mtlhellmiiren. 


üeber  Mittel  zxxi  Abhilfe 
des  henrsehenden  Futtermangels 

berichteten  wir  bereits  in  voriger  Nammer 
(27)  auf  Seite  397/398.  Im  NachsleheBden 
bringen  wir  noch  weitere  Beitrüge  sa  dieser 
Frage  zur  Kenntniss  unserer  Leser  und  be- 
rühren in  erster  Linie  briefliche  Mittheil- 
ungen des  Herrn  Prof.  Dr.  Neumeister  in 
Tharandf,  welcher  danach  bereits  seit  dem 
Jahre  1886  in  dem  Tharandter  Slaatsforst- 
revier  die  LaubfStterang  für  Edel-  nnd  Reh- 
wild eingeführt  hat  und  dessen  Untersuch- 
ungen im  Allgemeinen  durch  die  ?on  Girard 
bestfitigt  werden. 

^Neumeüier  fand,  dass  die  Triebe  der  Eiche 
(Blätter  nnd  Achsen  vereinigt),  nlso  deren 
jQngste  Gebilde,  bei  der  Untersuchung  im  Inft- 
troekenen  Zustande 

Anfang  Juni  (bez.  Ende  Mai)  18.36, 

n       Jali      13,56, 

August 12,36, 

„       September    ....  11,73, 

October 8.28, 

Norember     ....    4,74 
Procent  Reiaproteln  enthielten.     Während  der 
erstgenannten  vier  Monate  kommt  den  schwftch- 
ste.n  Eichenzweigen  (bis  zu  >/,  cm  St&rke)  nur 
etwa  «^  nnd  den  stärkeren  Eichenzweigen  (ton 
V«  bis  ly,  cm  Stärke)  kaum  *U  des  obenerwähn- 
ten ProteTn  geh  altes  zu.   Dem  Rein  proteTn  geh  alt 
von  18,36  pCt.  in  dm  Anfang  Juni  genommenen 
Eichenzweigen   steht  derjeni|?e  von  Wiesenhen 
mit  8,15   nnd  derjenige  des  Tharandter  Wsld- 
heues  mit  6,64  gegentlber.    Das   ganze   Ge- 
heimniss  der  Reisiggewinnung  besteht 
darin,  dass  man  die  Schälzeit  im  Eichen- 
schälwalde  bis  zur  fast  volligen  Ent- 
wickelung   des   Laubes    hinausschiebt, 
das   im    Schlage  herumliegende  Reisig 
nach  erfolgter  Trocknung  auflieft,  ein- 
bindet und  bis  zum  Winter  aufbewahrt. 
Anfang  Juni  lassen  sich  die  Eicbenansscblä^e 
noch  gut  schälen  und  ist  die  Binde  ebenso  reich 
an  Gerbstoff  als  zur  Zeit  des  Knospenaufbrucbs, 
zur  bisher  tkhliehen  8chälzeit. 

Der  im  ersten  Blattgrün  stehende  Niederwald 
ist  rornehmlich  im  Stande,  eine  wirklieh  grosse 
Menge  gat<*n  Putterlanbes  zu  Hffcrn.  Man  be- 
denke nur,  dass  Deutsehland  nilein  gegen 
450000  jffeetar  Eichenschälwald  besitzt.  Es  ist 
anrationell,  das  Laub  im  Laufe  des  September, 
wo  die  Yegetationsthätigkeit  bereits  nachlässt, 
zu  sammeln,  weil  es  dann  bereits  geringwerthi- 
ger  geworden.  Im  Niederwald e  kann  man  es 
zeitiger  gewinnen,  da  fälH  die  Kflcksicht  auf 
den  vegeUitlonsabschlnss  und  den  Zuwachs  der 
Bäume  selbstverständlich  weg. 

Bell  das  Laubhohrebig  gänzlich  ausgenutzt 
bez.  in  einen  fftr  das  Vieh  anfnahmelähigen 
Zustand  gebraeht  werden,  so  bietet  das  Zer- 
sehaeidett  aa  Häeksel,  der  aooh  ni  ^aeteehea 


I  ist,  ein  vorzQgliches  Mittel.  Diese  Iidee  ist  zu 
einem  besonderen  (pstentirten)  Verfahren  von 
Prof.  Dr.  Hamann  ausgebildet  worden.  Patent- 
inhaber sind  jetzt  Laue  nnd  TroBchel  in  Ham- 
burg (Mattentwiete  2).  Diese  Firma  liefert 
Reisighäckflelma^chinen ,  welche  das  Reisig 
schneiden  und  quetschen.  Das  rerVleinerte  Reisig 
ist  zu  msisehen,  um  es  geniessbar  zu  msohen. 
Jedenfalls  ist  den  Landwirthen  anzurathen.  mit 
den  Maschinen  und  den  von  genannter  Firma 
fabricirten^  aus  Rei«ig  nnd  anderen  Futtermit- 
teln zusammen  gesetzten  Futterküchen  Versuche 
zu  machen. 

Wo  die  klimatischen  Verhältnisse  nicht  allzu 
ungünstige  und  gut  bestellte  Aecker  in  gutem 
DQngangszustande  vorbanden  sind,  lässt  sich 
vom  Anbau  des  amerikanischen  Pferdezahn - 
mais  noch  immer  eine  leidliche  Futterernte 
erwarten.  In  günstigen  Lagen  kaun  auch  der 
Kolbeohirse  bis  Mitte  August  noch  ge«äet 
wer  Jen,  derselbe  gedeiht  auch  auf  Sandboden 
und  wird  vom  Vieh  am  liebsten  als  Heu  ge- 
fressen. Die  Wicke  kann  auf  mildem,  aber 
kräftigem  Boden  noch  bei  der  Aussaat  im  Juli 
einen  guten  Ertrag  geben.  Ausser  den  gewOhn- 
lichen'WicVenarten  ist  besonders  für  Sandboden 
die  Zottel-  oder  Sandwicke  zu  empfehlen^ 
welche  grosse  Futtermassen  piebt  Die  Zottel- 
wicke hat  den  Vorzug^  da?s  sie  überwintert  nnd 
dass,  wenn  in  dienern  Herbste  ein  Schnitt  ge- 
erntet wird,  sie  im  nächsten  FrUhjabre  bereits 
frühzeitig  gemAht  weiden  kann.  Man  säet  zweck- 
mässig etwas  Roggen  gleichzeitig  mit  dor  Zottel- 
wicko  aus,  um  dieser  einen  Halt  zu  geben.  Der 
weisse  Senf  hat  eine  sehr  karze  Vegetations- 
periode, in  d"r  Zeit  von  6  bis  8  Wochen  Wi  er 
zur  Benutzung  als  Grflnfotter  herangewach  en. 
Er  gedeiht  auch  auf  Sandboden.  Beim  Ver- 
füttern an  Milchvieh  wird  man  die  Vorsicht 
gebrauchen  müssen  t  nicht  zu  viel  von  dem 
weissen  Senf  zu  geben,  da  sonst  die  Milch  oder 
die  daraus  gewonnene  Butter  an  Wohlgeschmack 
einbüsst.  Man  säet  etwa  20  kg  pro  Hectar. 
Auch  der  Spür  gel  hat  eine  sehr  kurze  Ent- 
wickeln ngsdauer  und  er  wächst  mit  Aufnahme 
des  schw*eren  Bodens  auf  jeder  Bodenart. 
Roggen  und  Raps  kann  man  bekanntlich 
auch  als  Futtergewächsc  anbauen,  und  zwar 
den  Raps,  wenn  mau  ihn  schneiden  will,  bis 
Ende  Juli,  will  man  ihn  als  Weide  nutzen,  noch 
später.  Roggen  kann  man  zum  Mähen  bis  Mitte 
August  säen,  zum  Weiden  bis  Mitte  September. 
Von  den  Roggen  Sorten  eignet  sich  der  Johannis- 
roggen  am  besten  für  den  fraglichen  Zweck,  da 
er  nicht  bloss  in  diesem  Herbst*\  sondern  auch 
im  nächsten  Frubiahre  einen  FuttcrFchnitt  zu- 
lässt  und  ausseraem  eine  KOrnererote  giebt. 
Auch  der  Buchweizen  (Haidokoru)  bat  be- 
kanntlich eine  sehr  kurze  Vegetationsperiode 
und  eignet  sich,  zonal  anf  Sandboden,  sehr 
gut  zum  Viehiutter.  In  nicht  zu  ungünstiger 
Lage  kann  der  Buchweizen  noch  in  die  umge* 
brochene  Getreidestopfd  ges&et  werden. 

Dehnt  man  den  Anbau  dieser  and  jener  Fuiler- 
gewächse  in  solchem  ümiSMife  au«,  dass  ein 


412 


VerfOttern  in  grünem  Zustande  nicht  möglich 
ist,  so  wird  bei  TorgerQckter  Jahreszeit,  die  ein 
Trocknen  derselben  nicht  mehr  znlasst,  die  Her- 
stellung von  Pressgrün  Cutter  oder  Sauerfutter 
vorzunehmen  sein. 

Da  die  Grasnutzung  mit  Bncksicht  auf  Er- 
haltung der  ßodenkratt  im  Walde  nur  eine 
beschränkte  und  auch  keine  sehr  ergiebige  sein 
du  rite,  so  ist  weiter  zu  beachten,  dass  manche 
sogenannte  forstliche  Unkräuter  für  die  Thier- 
eniährung  eine  Bolle  spielen.  Das  Himbeer- 
kraut,  ?or  der  Fruchtreife  geschnitten,  im 
Waldestj chatten  getrocknet,  ist  ein  sehr  guUs 
Futtermittel.  Von  vorzüglichem  Nährwerth  sind 
die  Ausschläge  des  Hirschhoilunders  (Sam- 
bucus  racemosa),  welche  oft  grosse  Flächen 
überziehen.  Gerade  jetzt  ist  für  dieselben  noch 
die  richtige  Erntezeit.  Diese  Ausschläge  müssen 
sorgfältig  und  lange  getrocknet  werden,  um 
späterer  öchimmelbildung  vorzubeugen.  Selbst 
die  Gewinnung  des  Schwarzbeerkrautes 
(Vaccinitmi  Myrtillus)  und  der  Haide  durch 
Absicheln  (aber  nicht  zu  spät!)  ist  nicht  zu  ver- 
achten.   

Aufruf  zur  Anstellung 

phänologischer  Beobachtungen 

in  Sachsen  und  Thüringen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  in  Dresden  erlässt  im 
Anschluss  an  eine  Zusammenstellung  der  Er- 
gebnisse der  in  Sachsen  seit  dem  Jahre  J8S2 
nach  gemeinsamem  Plane  angestellten  pflanzen- 
pbäDologischen  Beobachtungen  (Ph,C.23, 232, 
24|  91)  einen  Aufruf  zur  Anstellung  neuer 
phänologischer  Beobachtungen,  dem  er  fol- 
gende Liste  beifügt. 

£s  sind  zu  beobachten : 

(Erste  Periode.) 

e.  Bl.    Galanthus  nivalis, 
e.  lil.    Com  US  mas. 

(Zweite  Periode. 

B.  0. 1— IL    Aesculus  Hippocastanum. 

e.  Bi.    Narcissus  Pseudonarcissus. 

B.  0.  I-II.    Jilia  grandifolia. 

e.  Bl.  und  B.  0.  1—11.    Betula  alba  verrucosa. 

e.  Bl.    Kibes  Grossularta. 

e.  BL    Prunus  avium. 

e.  Bl.    Prunus  Cerasus  (Weichsel). 

e.  Bl.    Pirus  communis  (Kettigbime). 

e.  Bl.    Prunus  Padus. 

e.  Bl.    Pirus  Malus  (Winter- Goldparmfme). 

c.  Bl.    Vaccinium   Myrtillus   (roii  Angabe   des 

Standortes). 
B.  0.  I— II.    iSorbus  aucuparia. 
B.  0.  1— IL    Fagus  silvatica. 

(Dritte  Periode.) 

e.  Bl.    Aesculos  Hippocastanum. 
e.  Bl.    byringa  vulgaris. 
B.  0.  I— II.    Fraxiuus  excelsior. 
e.  BL    Sorbns  aucuparia« 
e.  BL    CjtiBUi  Labnrnom. 


(Vierte  Periode.) 
V.  BL  (Vollblflthe)  der  Wiesengräser  auf  za- 

saramenh&ngenden  sonnigen  Rasenplfttzen : 
Alopecurus  pratensis.  DactyliR  glomerata,  Phleum 

pratense.    Trifolium  pratense:  Kleefeld, 
e.  Bi.    Sarobuciis  nigra, 
e.  Bl.    Vitis  vinifera  (mit  Angabe  der  Sorte  and 

Lage), 
e.  Bl.    Tilia  grandifolia. 
e.  Bl.    Lilium  eandidum. 

(Fünfte  Periode.) 
Erntezeiten  der  Ccrealien,   beobachtet  auf  den- 
selben Feldern,  wo  die  Bifithenphasen  notirt 

wurden. 
Winterkorn  (Seeale  cereale  hibcrnum). 

Das  Feld  beginnt  zu  blähen: 

Das  Feld  wird  geschnitten: 

Zeitintervall  zwischen  Blflthc  und  Krnt<» 

Soromerkom  (^ecale  cereale  aestivum). 

Das  Feld  beginnt  zu  blQhen: 

Das  Feld  wird  geschnitten: 

Zeitintervall  zwischen  Blathe  und  Ernte 

(Sei'hste  Periode.) 
e.  BL    Colchicum  autuninalc  (mit  Angabe  des 

Standortes). 
Fr.    Aesculus  Hippocastanum. 
Fr.    Vitis  vinifera  (mit  Angabe  der  Sorte  nud 

Lage). 
L.  V.    Aesculus  Hippocastanum. 
L.  Y.  i  Fagus  silvat.{od.darörUolzreife(HR)Ton 
—    )  Betula  alba  |  Pirus  communis  und  Malos. 
L.  F.    Fraxinus  excelsior. 

Mit  diesen  vierzig  Beobachtungen  ist  die 
Vegetations- Jahrescurvc  einer  Ortschaft  ge- 
kennzeichnet. Die  vorgesetzten  Signaturen  be- 
dfirfen  noch  einiger  Erlftuterungen.  Mit  c.  Hl., 
„erster  BlQthe",  wird  der  allgemeinere  Ein- 
tritt in  die  Biathezeit  überhaupt  bezeichnet, 
nicht  also  das  Oeffnen  einer  vereinzelten  und 
vielleicht  verfrühten  Blüthe,  sondern  der  Termin, 
an  welchem  die  ersten  BlQthen  einer  grösseren 
Zahl  gleichmfissig  entwickelter  Blüthensiände 
oder  Piianzen  zur  Entfaltung  s^elangen.  Es  sei 
hervorgehoben,  dass  unter  e.  BL  im  Allgemeinen 
das  normale  Üeifnen  der  Blüthenhfille,  zumal 
der  Blumenkrone  gemeint  ist^  aber  bei  blumen> 
blattlosen  BlÜthen  (wie  bei  den  männlichen 
Katzchen  der  Birke  und  bei  den  Gräsern)  das 
Ötäuben  der  Antheren. 

Mit  der  Signatur  B.  0.,  „Blatt -Ober- 
fläche sichtbar*,  bezeichnet  Drude  nach 
HoffMann'B  Beispiel  die  Belaubungsstadiep, 
welche  aber  grosserer  Genauigkeit  we^eo  in 
zweiiStadien  beobachtet  werden  sollen:  B.  0.  l. 
bedeutet  das  Hervorbrechen  der  zusammen- 
gewickelten BlattschOpfe  aus  den  Knospen  hAiien, 
also  das  Her  vorschieben  der  grünen,  aber  oocb 
in  einander  gefaltet  nach  vorn  gestreckten 
BlAtter;  B.  0.  II  bedeutet  deren  giftne  Ent- 
faltung zur  seitwärts  gestellten  and  mit 
der  OberEeite  dem  Himmelslichi  zugewendeten  j 
Fläche ;  bei  Aesculus  Hippocastanum  ist  dagegen 
B.  0.  II  das  Stadium,  in  welchem  die  saerst 
aufgerichteten  Blättchen  nach  dem  Austritt  ans 
der  Knospe  nunmehr  zunächst  für  längere  Zeit 
an  ihrem  Stiel  lenkrecht  nach  unten  heiftb- 


413 


gescblaj^en  stehen.  B.  0.  II  bedeutet  also  ganz 
allgemein  den  Eintritt  in  die  grüne  Voll- 
be lau  bang;  am  bexeichnendeten  fflr  das  Jahr 
ist  das  Mittel  ans  dem  ersten  und  zweiten 
Stadium  der  ßelaubnng  unter  Berflcksichtigung 
der  Zwischenzeit 

Mit  der  bei  den  Grasflftchen  und  Kleefeldern 
angewendeten  Signatur:  v.  ßL,  ..YollblQthe", 
ist  das  sehr  rasen  nach  dem  Oeffhen  der  ersten 
vereinzelten  BIfithen  stattfindende  allgemeine 
Blflhen  bezeichnet,  von  dem  man  sauren  könnte: 
,,da8  Feld  oder  die  Wiese  beginnt  zu  blühen^', 
und  woliei  der  Blick  nicht  mehr  auf  der  Einzel- 
pflanze haften  bleibt. 

Mit   Fr.    wird    „Frnchtreife"    bezficbnet. 
entsprechend- dem  Aber  den  Eintritt  in  die  erst«" 
BlQthe  Gesagten.    Die  Angaben  Aber  Frucht- 
reife  sind  aber  scb wankend,  von  h&ufl gen  Notizen 
soll  daber  abgesehen  werden.    Bei  Aescalas  ist 
das  Aufspringen  der  Stachelschalen,  welche  den 
glänzend  braunen  Samen  entlassen,   besonders 
^ut  zu  beobachten  und  das  Notiren  dieses  Sta- 
diums   um   so   wichtiger,    als  Hoffmann  einst 
einen      nicht     uninteressanten    Zusammenhang 
zwischen    Samenreife     der    Rosskast^nie     und 
Winterklima  hat  folgern  wollen.   Die  Reife  der 
Weintrauben   zn   notiren   wird   aus   allgemein- 
wirtlischaftlichon  GrQnden  gleichfalls  empfohlen, 
da  es  sich  um  deutsche  Gaoe  handelt  in  denen 
die    Weincaltur    die    Grenzbedingungen    ihres 
normalen  Verlaufes  zeigt. 

D«'n  Abschluss  der  Vegetationsperiode  bezeich- 
net bei  ans  die  herbstliche  Laub  Verfärbung 
(L.  V.)    nnd   der  darauf  folgende   Laubfall 
(L.  F.),   nach  welchem  die  Bäume  bis  auf  das 
angfdorrte  Laub  kahl  dastehen.    Bei  Kastanie, 
Birke    and   Buche   empfiehlt  Drude   die  Notiz 
der  Termine,  an  welchen  die  Hauptmasse  des 
Lanbes  herbstlich  verfärbt  erscneint,  bei  der 
Esche  tritt  dies  spät  und  unregelmäsfig  ein,  oft 
f&Jlt  das  Laub  noch  ganz  grfln  ab,  dagegen  ist 
der  lianbfall  gewöhnlich  schäifer  umschrieben; 
«laher   empfiehlt  Drude  die  Beobachtung   des 
Laababfalies  bei  diesem  letzteren  Baum,  zumal 
er  der  letzte  darin  zn  sein  pflegt  mit  der  Eiche. 
Wer  von  Obstzflchtern  den  Beginn  der  Holz- 
reife (H.  R.)  der  Obstbäume,  Apfel  und  Birne, 
sicher  za  beobachten  im  Stande  sich  ftlhlt,  wird 
mit  Aasfnilcng  dieser  Beobachtung  eine  neue 
und  Tielleicht  sehr  nützliche  Phase  einzuführen 
helfen. 

Die  Termin -Angaben  sollten  am  besten  mit 
piner  einzigen  Zahl  an  Stelle  der  Üblichen 
Monats*  nnd  Datum -Zahlen  bezeichnet  werden, 
indem  man  den  21.  Deceniber  als  Nullpunkt 
ansieht,  den  1.  Januar  mithin  als  11.  Tag  zählt, 
nnd  dabei  die  Bequemlichkeit  bat,  den  I.April 
als  101.  Ta^,  den  1.  Mai  demiremäss  als  13LTa? 
zählen  zn  kennen.  In  Schaltjahren  erheben 
sich  diese  Zahlen  um  1.  Andere,  z.  B.  jQnsst 
der  Meteorologe  Prof.  Schreiher  in  Chemnitz, 
empfehlen  die  Zählung  der  Tage  fortlaufend 
Yom  ]•  Janaar  an;  aber  der  1.  Januar  hat  als 
Anfang^.«pnnkt  einer  fortlaufenden  Reihe  nur  eine 
willkürliche  Bedentung  und  keine  natQrliche 
Grundlage.  Wichtig  erscheint  nur  die  Ein- 
heitlichkeit der  Zählung. 


Die  bei  den  einzelnen  Beobachtungspflanzen 
nnd  Phasen  mit  angecrebene  Perioden-  Eintheil- 
nng  bedeutet:  YorfrtlbUnflr.  HalbfrQhling.  Voll- 
frQhling,  Frflhsommer,  Hochsommer,  Herbst, 
auf  welchen  die  „Buheperiode"  folgt.  Auch 
diese  ist  nicht  ohne  vei^etative  Thätigkeit. 

Sofern  es  gelingt,  einen  genflgend  grossen, 
nicht  allzu  grossen  Kreis  von  Beobachtern 
unter  der  Fahne  dieses  Aufrufes  zu  vereinigen, 
so  wird  ein  fQr  die  mitteldeutsche  Pflanzen« 
geographie  und  Calturgeographie  nicht  unwich- 
tiges Resultat  darsus  neuerdings  hervorgehen. 

Süg\in(id)tr.  u.  Abhandl.  der  naturwissensch. 

Gesellschnft  Isis  t/t  Dresden.    Jahrg.  1892. 

Ueber  das  ätherische  Oel 
der  Samen  von  Cicnta  virosa« 

J.  Trapp  erinnert  im  Arch.  Pharm.  1893, 
Nr.  3,  S.  212  an  eine  vor  vielen  Jahren  von 
ihm  unternommene  Untersuchung  des  ätheri- 
schen Oeles  der  Cicuta  virosa.  Beim  Schut- 
tein derselben  mit  einer  frisch  bereiteten 
sehr  concentrirten  Lösung  von  saurem  Na- 
triumsulfit  wurden  Krystalle  erhalten,  die  als 
cuminaldehydschwefligsaures  Natrium 

CjoHigONaHSOs  +  HgO 
cbarakterisirt  werden  konnten.  Das  von  die- 
sen Krystallen  getrennte  Oel  besass  den  Ge- 
ruch des  Cymols.  Es  destillirte  bei  1 76^  bis 
auf  eine  sehr  geringe  Menge  eines  braunen 
Ruckstandes  über.  Zur  Identificirung  dieses 
Cymols  mit  dem  des  Römisch -Kümmelöles 
wurde  dasselbe  durch  rauchende  Schwefel- 
säure in  Cymolsulfosäure  verwandelt  und 
letztere  in  Gestalt  ihres  Biet-  und  Baryum- 
salases  analysirt. 

Das  ätherische  Oel  der  Samen  von  Cicuta 
virosa  enthält  somit  dieselben  Bestandtheile : 
C  u  m  i  n  0 1  nnd  Cy  m  o I ,  wie  das  ätherische 
Oel  von  Cuminum  Cyminum.  Th. 

Ferrum  lacticum  effervescens. 

Für  dieses  Präparat  giebc  P.  Cesaris 
(Bollettino  chim.  farm.  1893,  253)  folgende 
Vorschrift : 

20  Tb.  Eisenlactat,  40  Th.  Citronensäure, 
80  Th.  Natriumbicarbonat  und  30  Th.  Zucker 
werden  in  Pulverform  gemischt  und  das  Ge- 
menge in  einer  Porzellanschale  auf  dem 
Waaserbade  erwärmt.  Die  Masse  schwillt 
hierbei  an  und  wird  schwammartig  aufgebläht, 
worauf  man  sie  von  der  Wärmequelle  ent- 
fernt, zerstösst  und  mittelst  zweier  Siebe  das 
Pulver  und  andererseits  die  grösseren  Stücken 
entfernt,  so  dass  das  Product  ein  gleichför- 
miges Aussehen  besitzt.  g^ 


414 


Neuerung  in  der  Mineralwasser- 

fabrikation. 

Zur  Austreibung  der  Luft  aus  den  künst- 
lich e  n  Mineralwässern  erhitzt  H.  Hühener 
nach  patentirtem  Verfahren  (Äpoth.-Ztg. 
1893,  299)  die  Lösung  der  zu  verwendenden 
Salze  in  Wasser,  und  erhält  sie  so  lange  im 
Kochen,  bis  anzunehmen  ist,  dass  alle  Luft 
ausgetrieben  ist.  Dann  läast  er  die  Flüssig» 
keit  direct  in  ein  mit  Kohlensäure  gefülltes 
luftdicht  verschlossenes  Gefäss  fliessen,  worin 
sie  nach  dem  Erkalten  mit  Kohlensäure  im- 
prägnirt  wird.  s. 

Zur  Herstellung  von  Chocoladen- 

pastillen 

empfiehlt  Ga^  (Union  pharm.)  das  nach- 
stehende Verfahren :  Die  Chocolade  wird  im 
Mörser  zerrieben ,  das  Arzneimittel  damit 
gemischt,  unter  Zusatz  von  Sirupus  simplex 
zur  Masse  angestossen  und  diese  in  bekannter 


Weise  in  Pastillen  geformt.  (Flüsuge  oder 
extractförmige  Arzneimittel  sind  vorher  mit 
Milchzncker  au  verreibeBl) 


Leibwärmflasclien. 

Im  ärztlichen  Verein  in  Stuttgart  sprach 
Bilz  aus  Tokio  (Deutsche  Med. -Ztg.  1893, 
592)  über  die  kleinen  japanischen  Leibwärm- 
flasehen,  handgrosse,  flache,  leicht  gekrümmte, 
mit  Stoff  überzogene,  durchbrochene  Kupfer- 
kästchen. Zum  Gebrauch  legt  man  eine  der 
zugehörigen  Kohlepatronen  angezündet  hin- 
ein, schliesst  den  Deckel,  wickelt  das  Ganze 
in  ein  Tach  und  bindet  es  an  der  Körper- 
steile  fest,  welche  man  erwärmen  will.  Eine 
Patrone  hält  das  Kästchen  6  bis  12  Stunden 
gleichmässig  warm.  Anwendung  finden  diese 
Leibwärmflaschen  bei  Rheumatismus,  Neural- 
gie, Pleuraschmerz.  Zu  beziehen  sind  diese 
Wärmflaschen  von  DoUmetsck  in  Stuttgart, 
an  der  Stiftskirche. 


Brie  f  w  e  c  b  8  e  L 


Aft  Z*  m  R*  Es  giebt  unseres  Wissens  in 
Deutschland  keine  gesetzliche  Bestimmung, 
welche  die  Anwendung  von  roher,  arsenhaltiger 
Scbwefel^äare  in  der  Mineralwasserfabrikation 
verbietet.  Hirr  wird  jedoch  von  verschiedenen 
grosßen  Fabriken  die  rohe  Schwefekäure  arsen- 
frei dargestellt  und  von  dieser  rohen  Säure  in 
der  Mineralwasserfabrikation  mit  Vorliebe  Ge- 
brauch gemacht.  Es  besteht  übrigens  bei  der 
Verwendung  von  arsenhaltiger  Schwefelsäure 
durchaus  nicht  die  Gefahr,  dass  sich  Arsen- 
wasserstoff bilden  und  der  KoblensJiure  bei- 
mischen kennte,  denn  das  würde  doch  die  An- 
wesenheit von  Wasserstoff  voraussetzen,  der 
unter  normalen  Verhältnissen  bei  der 
Kohlensäureentwickelung  als  auf^gescblossen 
gelten  kann.  Das  Arsen  geht  vielmehr  in  den 
Hückstand  über  und  kann ,  wo  dieser  auf  ein 
reines  Nebenproduct  verarbeitet  werden  soll, 
entfernt  werden. 

Etwas  anderes  wäre  es,  wenn  durch  einen 
Zufall  in  den  bleiernen  Entwickelun^sapparat 
der  Kohlensäure  Eisentheile  (Schrauoen  und 
dergleichen)  hinein  gelaugten  und  hierdurch 
Wasserstoff  im  Statu  nascendi  aufträte,  welch 
letzterer  dann  natürlich  das  Arsen  aus  der 
Schwefelsäure  aufnehmen  und  die  Kohlensäure 
als  Arsen  Wasserstoff  vernnreiniffen  wurde.  Einem 
solchen  Zufall  können  Sie  vorbeugen,  wenn  Sic 
die  Kohlensäure  durch  eine  Waschflasche  leiten, 
welche  eine  Vioproc.  Lüsang  von  salpctersaurem 
Silber  enthält  und  diese  Waschflüssigkeit  nach 
Ausscheidung  von  schwarzem  metallischen  Silber 
immer  wieder  erneuern. 

.  Apoth.  Kl.  tn  B«    Ueher  wasserlösliche 
Kresole  äussert  sich  Prof.  Ferdinand  Hueppe, 


der  zuerst  die  Löslich  machung  von  Kresolen 
durch  andere  Stoffe  als  durch  Seife  lehrte,  also 
die  Darstellung  der  Solveole  (vergl.  Ph.  C.  82, 
2^),  in  der  Berl,  Klin.  Wocbensohr.  1893, 
Nr.  21,  folgendermassen : 

..Durch  eine  ganz  neue,  von  mir  als  unhaltbare 
chemische  Behauptung  bezeichnete  Theorie,  nach 
der  Kreolin  eine  Lösung  von  Seife  in  Theeröl, 
Lysol  jedoch  eine  Lösony;  von  TheerOl  in  Seife 
sei,  will  Engler  die  bekannte  Thatsache  er- 
klären, dass  Kreolin  beim  VerdOnnen  mit  Wasser 
eine  Emulsion,  Lysol  dagegen  eine  LOsnng  gieU. 
Ich  habe  schon  früher  nachgewiesen,  dass  diese 
Theorie  gar  nichts  erklärt  und  ganx  dberflüssi^ 
ist.  Neuere  Versuche  von  EngUr  und  Diedütofi 
über  Löslichmachen  von  Kresolen  und  Kohlen- 
wasserstoffen  bestätigen  eingehend,  dass  der 
charakteristische  Unterschied  swisehen  Lysol 
und  Kreolin  nur  in  der  von  mir  hervorgehobenen 
Erscheinung  besteht^  dass  das  TheerOl  fOrKreolia 
viel  Kohlenwasserstoff  enthält,  das  Theeröl 
für  Lysol  dagegen  weniger  Koblen Wasserstoff 
und  mehr  Phenole.  Die  Sache  ist  nun  vom 
chemischen  Standpunkte  sehr  einfacli.  Die 
Phenole  sind  in  SeifenlOsnng  leicht,  die  Kohlen- 
wasserstoffe schwer  löslich.  Man  mnsa  deshalb 
beim  Verdünnen  von  Lypol  eine  Löaang,  beim 
Verdünnen  von  Kreolin  aber  eine  Emvlsion  er- 
halten, welche  letitere  dadurch  entsteht,  dass 
ein  grosser  Tb  eil  der  Kohlenwasserstoffe  nicht 
in  Lösung  gehen  kann,  sondern  sich  in  feinen 
Tröpfchen  abscheidet.'* 

Oll.  B.  in  B.  Wir  drucken  Ihre  Anfk^e  ab: 
vielleicht  kann  einer  unserer  Leser  Anakvnft 
geben,  was  „Easkia- Pulver*  ist 


Verlegter  nnd  veratttwoRllch^r  Redacteur  Dr.  £.  Oeissler  in  DresdeB. 


Vor  anderen  bekuiDten  CacaofabTikaten  tsichaet  aicli 

Oaedke*s  Cacao 

vorlbeilhaft  ans  dnrch  feinrn  hohen  Ciehtit  h  loichtTerdanllcheD 
NBbrstoffeH,  Seine  ePgpnarlige  HerslellnngB weise  «möelicht  es  daps 
mgfcnRchWRGlie  Personen 

Gaedke's  Cacao 

sehr  gut  Tertrngen,  während  eif  andere  Sorten  niolit  Eeniesscn 
konnten.  —  In  Folge  Heretellnag  mehrerer  QnalitäteTi  nach  gleich- 
artigem Verfahren  concurrirt 

Gaedke's  Cacao 

etfolgreich  mit  den  billigeten    und   thnerften  Marken   des  Handels. 


Ichthyol 


wird  mit  Erfolg  angewandt: 
bei  Frau eiileifl eil  und  Chlorose,  bei  Gonorrhoe. 
bei  Hmnktieiten  der  Hant,  der  Verilanuiigs- 
nnd  Circulations-Org-ane,  bei  Hals-  und  IVasen- 
I^eiden,  sowie  bei  entzrind liehen  und  riienina- 
llschen  Aflrectl<»nen  aller  Art,  iheils  in  Folge  seiner  durtli  experimen- 
telle   und    klinische  Beobachlungen  erwiesenen  reiincirenden,   actlativeu   und 
HDtiparasitftren   Eigenschaften ,    sndointheüs   dutih    seine    die  Resorption    be- 
fördernden und  den  Stoffwechsel  steigernden  Wirkungen. 
Dasselbe   irird  Ton   Klinikern  und  vielen  Aerzten  nufit  Wäiitiste  emproUeu  nnd 
steht  Jd  VnlTersltSts-  sowie  städtlselien  Kranken  hiiuscrn  In  standltfem  tiebranch. 
Wissen HCbartliche  Abbandlongen  fiber  Tchtbr*!  neliat  licceptfuruieln  versendet  gratis 
nnd  franco  die 

Ichthyol-Gesellschaft,  Cordes  Hermanni  &  Co., 

'  Hamburg:. 


rt^- 


und  Maschinenfabrik, 

Eisenhütte  INFecker« 

Grossherzogthum  Luxemburg  im  Zollverein. 

T^VHfiOAn  ^^^  Apotheken,  Drogerien,  Parfiimerlen,  ffir  Fabriken 
X  ICoBwil  ehern- -  pharm«  PrSparate«  Kräuter«,  TInctnren-, 
MandelSl-,  Succns-,  Caohoa-,  Caeaobutter-  und  Pflasterpressen« 
Fleischsaft-  und  Fruchtsaftpressen.  Trauben-,  Obst-  und  Beeren- 
weinpressen« —  Illustrirter  Katalog  gratis  und  franco. 


Chemische  Fabrik  vormals  Hofmann  &  Schoetensaclc 

Ludwigshafen  a.  Rhein. 


iSalacetol 


(D.  R.  P.  Nr.  70054) 


nach  Prof.  Dr.  Boirget  in  Lausanne  vorzflgliches  Mittel  gegen  leichte  und  schwere  Ffille 
von  lM*rrboe,  Cholerlne  etc.  nnd  gegen  Btaeuaistlsaius. 


Salieyls&are 

Antifebrin 
Cl&loralhydrat 


Said 


Salicyls.  Natron 

Pbenacetin 
CUoraleliloroform 


Paraldeliyd 

und  soBsttge  Prftf«r*te  fttr  Ptaarmacie  und  Technik. 


Tttlegramm- Adresse:  „Chemia  Ladwigshafenrheln' 


M 


Knoll  Of*  Co^f  Chemische  Fabrik,  Ludwigshafeil  a.  Rh. 

Codmn-KnoU.  Salicylsaures  Natron. 

Diuretin  -  KnoU,  Salicylsäure. 

Phenacetin  -  Knoll,  ScdoL 

Apomorphin,   Morphium,   Gaffeln,   Cocain, 

Acetanilid,  Broiofom,  Litliiiiisalze  etc. 

Bezug  durch  die  Gross -Drogenhandlungen. 


oder  Q,Dartale  früherer  Jahrgänge  bitten  wir  unter  Beifügung  des  Betrages 
(einzelne  Nummer  30  4)  zu  verlangen  von  der 

Expedition  der  ^^Pharm.  Centralhalle^ 

Dresden,  Bietschelstrasse  3. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bexngspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchliandel 

riertelj ährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pl    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeUe  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redactlon:  Prof.  Dr.  £.  G  eis  sie  r.  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaetenr:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M2d, 


Dresden,  den  20.  Juli  1893.    iiVlUÄ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhmlt:  Chemie  und  PhermMle:  Antiseptischea  and  oseptliche«  Verbandmaterial.  —  Farn-  and  CycadeenwoUe. 
—  HtnweU.  —  Fharmaeopoea  danlea.  —  Reformen  anf  dem  Gebiete  der  llrotbereltnng.  —  Ueber  die  Reactionen 
der  Metaphosphors&are  mit  organiichen  Basen.  —  Zum  Naohwei«  von  Ammoniak.  —  Teraehiedene  MlUheiluBgen s 
AlbamoseBBlIeli.  —  Ueber  lehtbyolsnppoBltorien.  —  »egen  BcbweiisfÜMe.  —  Tinctnra  Rbei  Koelrenteri.  —  Zur 
DarstalloDg  von  Rieehkissen.  —  Spieglet*«  Eiwelse- Reagens.  —  Zur  HKrtebestlmmung  der  Mineralien.  —  Bpect- 
fiiche  Gewichte  von  Chlorkalk lösnngen.  —  Zum  Schntse  des  Holses  gegen  Fenchtlgkelt.  —  Verordnung,  betr. 
DesinfeetloD  der  Kleider  etc.  bei  aasteckenden  Krankheiten.  —  Versammlnng.  —  Brieffreehiel.  —  Anielgen. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Antiseptisohes  und  aseptisches 
Verbandmaterial. 

Von  H,  Salzmann. 

unter  der  üeberschrift  „Note  aar  les 
propri6l6s  antiseptiques  des  objets  de 
pansemeni''  bringt  das  Juliheft  der 
„Archives  de  m^dicine  et  de  pharmacie 
militaires''  die  nachstehende,  vermutblich 
die  Anschauung  der  massgebenden  Per- 
sonen der  französischen Militär-Medieinal- 
Verwaltang  wiedergebende  Auslassung. 

„Trotz  der  verführerischen  Versprech- 
ungen der  Chemie  hinsichtlich  der  Ver- 
bandstoffe, denen  werthvolle  antiseptische 
Eigenschaften  zugesprochen  wurden,  zei- 
gen die  Chirurgen  sich  mehr  und  mehr 
gleichgültig  gegenüber  denselben. 

Wenn  sie  auch  zuweilen  bei  kleineren 
Wunden  von  ihnen  Gebrauch  machen, 
so  verzichten  sie  doch  alsbald  auf  die- 
selben, wenn  es  sich  um  Verbände  nach 
grossen  Operationen  handelt,  um  hier  den 
einfach  gereinigten  Materialien,  deren 
Keimfreiheit  sie  sich  für  den  Augenblick 
der  Anwendung  klugerweise  sichern,  den 
unbedingten  Vorzug  zu  geben. 


Ist  die  Operationswunde  verunreinigt, 
oder  doch  ihre  Reinheit  nicht  völlig 
zweifelsfrei,  so  bewerkstelligen  sie  die 
Desinfection  durch  Waschungen  mit 
reinem  Wasser  oder  mit  antiseptischen 
Lösungen,  oder  aber  sie  machen  Gebrauch 
von  antiseptischen  Mitteln  in  Pulverform 
oder  von  dem  Thermokauter ;  sie  hegen 
also  nur  ein  sehr  mittelmässiges  Vertrauen 
zu  der  Desinfection  der  Wunde  durch 
die  antiseptische  Wirksamkeit  der  Ver- 
bandstücke. Diese  Wirksamkeit  erscheint 
ihnen  als  von  Zufälligkeiten  abhängig  und 
man  wird  aus  dem  Folgenden  ersehen, 
dass  eine  solche  Anschauung  nicht  un- 
berechtigt ist. 

In  den  letzten  Jahren  sind  zahlreiche 
Arbeiten,  insbesondere  innerhalb  der 
Armee,  von  Chemikern  und  Bacteriologen 
unternommen,  um  den  anliseptiscben 
Werth  der  von  der  Industrie  hergestellten 
Verbandstoffe  zu  beweisen,  und  es  ergiebt 
sich  ans  diesen  Arbeiten,  dass  es  sehr 
schwer  ist,  einem  Material  antiseptische 
Eigenschaften,  die  es  von  Natur  nicht 
besitzt,  künstlich  zu  verleihen,  dass  diese 
Eigenschaften  selten  und  ausnahmsweise 


416 


angetroffen  werden,  und  dass  man  ihnen 
nur  in  Stoffen,  die  ausreichend  mit  Karbol- 
säure imprägnirt  sind,  begegnet.  Weiter 
wurde  aber  auch  durch  die  in  den  Labo- 
ratorien des  Val-de-Gräce  im  Jahre  1891 
ausgeführten  Untersuchungen  festgestellt, 
dass  in  den  mit  Sublimat  imprägnirten 
Verbandstoff^en ,  wie  sie  den  Beständen 
der  Militär  -  Medicinal  -  Verwaltung  ent- 
nommen wurden,  entwickelungsfähige 
aerobe  oder  anaerobe  Keime  nicht  nach- 
zuweisen waren,  vorausgesetzt,  dass  die 
Stoffe  in  guter  Verpackung  aufbewahrt 
wurden.  Die  Sublimatverbandstoffe  sind 
also  aseptisch. 

Auszunehmen  hiervon  ist  jedoch  die 
Sublimat -Torf -Watte.  Diese  enthält 
ebenso  wie  die  Jodoform- Mull- Com- 
pressen,  das  Karbol-Catgut  und  die  Karbol- 
Seide  fast  st^ts  anaerobe  Keime;  die  ge- 
nannten Materialien  sind  somit  nicht 
durchaus  aseptisch. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die  ideale 
oder  theoretische  Asepsis  der  Bacterio- 
logen  eine  seltene  Eigenschaft  ist,  eine 
Eigenschaft,  die  indessen,  wie  die  Erfahr- 
ung jeden  Tag  lehrt,  nicht  durchaus  noth- 
wendig  ist,  um  in  der  Chirurgie  Erfolge 
zu  haben. 

Aber  endlich  wurde  auch  festgestellt, 
dass  kein  Sublimatverbandstoff  die  Ent- 
wickelung  pathogener  Keime,  die  auf  seine 
Oberfläche  gebracht  wurden,  zu  hindern 
vermochte. 

Wie  auch  immer  der  Gehalt  und  die 
Zusammensetzung  der  sublimathaltigen 
Imprägnirungsflüssigkeit  war,  wie  hoch 
auch  der  Gehalt  der  imprägnirten  Stoffe 
an  Sublimat  sein  mochte,  die  zahlreichen 
Versuche  haben  immer  übereinstimmende 
Ergebnisse  geliefert. 

Die  Gleichmässigkeit  dieser  Ergebnisse, 
die  selbst  dann  vorhanden  war,  wenn  die 
Verbandstoffe  den  vollen  oder  fast  vollen 
Gehalt  an  Sublimat  sowie  saure  Reaction 
l>ewahrt  hatten,  ist  offenbar  bedeutungs- 
voll 

Die  mit  Jodoform,  Lysol  und  Salol 
zubereiteten  Stoffe  haben  sich  nicht  anti- 
septischer als  die  mit  Sublimat  hergestell- 
ten erwiesen. 

Dagegen  waren  Culturversuche,  die  auf 
Karbolverbandstoffen,  wie  Lister  sie  bei 
Einführung  seiner  Methode   vorschrieb. 


angestellt  wurden,  stets  erfolglos;  ihre 
antiseptische  Wirksamkeit  ist  eine  sehr 
beständige. 

Die  zunächst  mit  Sublimat  und  dann 
mit  Karbolsäure  1:10  imprägnirten  Tapfer 
haben  gleichfalls  die  Probe  beständiger 
antisepiischer  Wirksamkeit  bestanden, 
aber  ohne  dass  man  behaupten  könnte, 
die  Gegenwart  des  Sublimats  habe  die 
antiseptische  Wirksamkeit  der  Karbol- 
säure gesteigert. 

Demnach  kann  allein  den  Karbolver- 
bandstoffen antiseptische  Wirksam- 
keit zugesprochen  werden  und  diese  ist 
wahrscheinlich  auf  die  Dämpfe  zurück- 
zuführen, welche  die  Säure  in  Folge  ihrer 
Flüchtigkeit  entwickelt. 

Nach  diesen  Ergebnissen  könnte  man 
stark  versucht  sein,  in  Zukunft  auf  alle 
anderen  imprägnirten  Verbandstoffe  zu 
verzichten  und  sich  mit  den  Karbolver- 
bandstoffen, als  den  einzigen  antiseptischen, 
genügen  zu  lassen,  wie  in  den  Anfängen 
der  antiseptischen  Wundbehandlung  ius 
zu  jener  Zeit,  als  die  Mehrzahl  der 
Chirurgen  von  Ruf,  viele  eifrige  Schuler 
Lister  ^  und  Lister  selbst  aufhörten,  aus- 
schliesslich Karbol  Verbandstoffe  zu  ge- 
brauchen, um  ohne  Unterschied  Sublimat-, 
Jodoform-,  Borsäure-,  Salicylsäure-,  Salol- 
etc.  Verbandstoffe,  vorzugsweise  aber  ein- 
fach gereinigtes  Material,  wie  Gaze,  hydro- 
philen Verbandstoff  und  Torfwatle,  die 
durch  Wasserdampf  oder  durch  Ein- 
tauchen in  eine  antiseptische  Lösung  ror 
dem  Gebrauch  aseptisch  gemacht  worden, 
in  Anwendung  zu  ziehen. 

Aber  man  muss  zugeben,  dass  die 
Erfolge  das  von  ihnen  eingeschlagene 
V^erfahren  glänzend  genug  gerechtfertigt 
haben,  so  dass  man  nicht  zögern  konnte 
ihnen  zu  folgen,  wie  auch  die  Medicinai- 
Verwaltung  der  Armee  es  gethan  hat. 

Man  darf  überdies  nicht  vergessen,  dass 
eine  Anzahl  von  Chirurgen  die  Karbol- 
säure trotz  ihrer  werth  vollen  antiseptisehen 
Eigenschaften  verlassen  haben,  wegen  der 
Reizung,  die  sie  auf  den  Wunden  hervor- 
ruft, wegen  der  häufigen  Vergiftung  der 
mit  ihr  Behandelten,  wenn  die  Säure  auf 
grossen  Flächen  angewandt  wurde,  we^en 
der  Aetzungen,  die  sie  an  den  Händen 
der  Chirurgen  hervorruft  und  wegen  ihres 
hässlichen  Geruchs, 


417 


Andererseits  erschien  die  Conservirung 
der  Karbol  Verbandstoffe  von  vornherein 
mit  Schwierigkeiten  umgeben,  weil  die 
b'äure  flüchtig  ist  und  auch  weil  die  meisten 
energischen  Säuren,  selbst  in  geringen 
jyjengen  auf  die  Dauer  die  vegetabilische 
Faser  zerstören,  die  in  Form  von  Hydro- 
cellulose  zu  Staub  zerfällt.  Es  fehlte  die 
Erfahrung  in  dieser  Richtung  und  die 
Niederlegung  von  Kriegsvorräthen  an 
A'arbolverbandstoflen  hätte  schwere  Ent' 
tauschungen  nach  sich  ziehen  können. 

Heute  muss  zugegeben  werden,  dass 
die  Ungewissheit  einegeringere  ist,  denn 
die  Karboltupfer  sind  anscheinend  lager- 
ungstahig.  Aber  die  Kriegsbesiände  sind 
zum  grössten  Theile  als  Sublimatverband- 
stofl'e  niedergelegt,  und  es  kann  keine 
Kede  von  einer  Erneuerung  derselben 
nein,  so  lange  nicht  schwerer  wiegende 
Uründe,  als  sie  jetzt  beigebracht  werden, 
dafür  geltend  zu  machen  sind. 

Die  Chemiker  haben  nachgewiesen,  dass 
der  Gebalt  der  Sublimatverbandstoffe  fort- 
schreitend abnimmt,  sei  es  in  Folge  der 
Umwandlung  des  Sublimats  in  Calomel, 
i>ei  es  wegen   der  Bildung  einer   unlös- 
lichen Verbindung  mit  dem  Holzgummi, 
sei  es  endlich  durch  eine  Verbindung  mit 
der  Faser  selbst.    Aber  dieser  Nachweis 
hat    nur    mittelmässige   Bedeutung;    die 
Anwesenheit   des   löslichen  Quecksilber- 
salzes  muss,   nachdem  die   bterilisirung 
einmal  erfolgt  ist,  thatsächlich  als  nutz- 
los angesehen  werden,  seit  es  erwiesen 
ist,  dass  in  den  Verbandstoffen  dem  Queck- 
silbersalz   in   löslicher  Form  nicht  mehr 
antiseptische  Wirksamkeit  beiwohnt,  als 
demjenigen  in  unlöslicher  Form. 

indessen  können  die  verbleibenden 
Quecksilbersalze  noch  die  tiewebsiaser 
der  lagernden  Stoffe  gegen  das  mögliche 
Eindringen  von  Insecten  schützen;  man 
würde  in  ihnen  dasjenige  Conservirungs- 
mittel  anwenden,  von  welchem  die  Bo- 
taniker seit  langer  Zeit  für  ihre  Her- 
barien Gebrauch  machen,  und  ein  solcher 
Vorzug  ist  bei  Niederlegung  grösserer 
Vorräthe  nicht  zu  verachten. 

Die  antiseptische  Methode  ist  noch 
nicht  weit  von  ihren  Anlangen  entfernt: 
wahrscheinlich  hat  sie  ihr  letztes  Wort 
noch  nicht  gesprochen,  und  die  Kriegs- 
vorräthe  sind  zu  einer  Zeit  niedergelegt,  in 


welcher  die  Verbandstofffrage  noch  dunk- 
ler und  unentschiedener  wie  heute  war. 

Indessen  ist  das,  was  geschehen  ist, 
nicht  zu  bedauern,  weil  der  grössere 
Theil  der  Verbandstoffe,  insbesondere  die 
Verbandpäckchen  mittelst  des  Sublimats 
aseptisch  gemacht  sind  und  weil  diese 
Zubereitung  für  die  Erhaltung  der  Keim- 
freiheit  unter  einer  guten  Umhüllung  die 
beste  ist. 

Der  Militärchirurg  darf  nur  nicht  aus 
dem  Auge  verlieren,  dass  trotz  dieser 
sorglähigen  Umhüllung  die  Keimfreiheit 
keine  beständige  ist,  dass  sie  sich  leicht 
verliert  und  dass  es  daher  immer  klug 
ist,  bei  dem  Verbinden  bedeutenderer 
Wunden  die  Verbandstoffe  im  Wasser- 
dampf oder  bei  Ermangelung  dieses  in 
einer  antiseptischen  Lösung  unmittelbar 
vor  dem  Gebrauch  zu  sterilisiren. 

Man  wollte,  es  ist  wahr,  dass  das  Ver- 
bandpäckchen, dessen  Hauptzweck  es  ist, 
die  auf  dem  Schlachtfelde  entstandenen 
Wunden  gegen  Infection  vorläuiig  zu 
schützen,  bis  dass  der  Chirurg  eingreifen 
kann,  antiseptisch  sein  sollte,  und 
zwar  derart,  dass  allein  durch  seinen  Ein- 
fluss  die  etwa  schon  verunreinigte  Wunde 
desinücirt  würde. 

Aber  es  ist  zu  beachten,  dass  es  sich 
bei  den  Kriegsverletzungen  in  der  Regel 
um  gekrümmte  und  tiefe  Wundcanäle 
handelt  und  nicht  um  oberflächliche 
Wunden.  Es  ist  eine  wahre  Utopie,  zu 
verlangen,  dass  solche  Wunden  bis  in 
die  Tiefe  hinein  durch  Anlegung  eines 
einfachen  antiseptischen  Verbandes,  dessen 
W^irkung  doch  vielleicht  nur  eine  sehr 
oberflächliche  sein  kann,  desinficirt  wer- 
den sollen. 

Es  erscheint  um  so  weniger  zeitgemäss, 
eine  solche  Forderung  jetzt  zu  stellen, 
wo  es  genügend  festgestellt  ist,  dass 
antiseptische  Eigenschaften  bei  den 
Verbandstoffen  nur  selten  angetroffen 
werden.  Wenn  die  •Verbandstoffe  nur 
aseptisch  sind,  ihre  anderen  Eigen- 
schaften sind  dann  sehr  nebensächlich. 

Diese  Thatsache  ist  entscheidend;  sie 
hat  Denen  entgehen  können,  die  sich 
nur  mit  Laboratoriumsversuchen  be- 
schäftigen. Aber  sie  müssen  aus  der- 
selben lernen,  wenn  sie  nicht  nutzlos 
weiterarbeiten  wollen/' 


418 


Die  hier  besonders  interessirende  Be- 
hauptung in  der  vorstehenden  Abhand- 
lung, dass  Sublimatverbandstoffe  auch 
dann,  v^enn  sie  noch  den  vollen  Gehalt 
an  Sublimat  d.  h.  0,4  bis  0,5  pCt.  haben, 
nicht  antiseptisch  wirksam  seien,  kann 
in  dieser  Allgemeinheit  nicht  ohne 
Widerspruch  bleiben.  Es  ist  wenigstens 
nicht  wohl  einzusehen,  warum  dem  Subli- 
mat, wenn  ihm  überhaupt  antiseptische 
Wirksamkeit  zukommt,  diese  Eigenschaft 
verloren  gehen  sollte,  wenn  es  sich  in 
den  Verbandstoffen  befindet.  Nothwendig 
für  die  Entfaltung  seiner  Wirkung  ist  es 
allerdings,  dass  die  erforderliche  Menge 
eines  Lösungsmittels  vorhanden  ist,  und 
als  solches  Lösungsmittel  würde  im  Ge- 
brauchsfalle auch  doch  das  Wundsecret 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  wirken. 
Die  im  Val-de-Gräce  erzielten  Ergeb- 
nisse, wonach  auf  der  Oberfläche  der 
trockenen  Verbandstoffe  die  Ent- 
wickelung  pathogener  Keime  nicht  be- 
hindert wird,  scheint  mir  daher  das 
Fehlen  der  antiseptischen  Eigenschaften 
nicht  mit  Sicherheit  zu  beweisen. 

Nimmt  man  aber  als  erwiesen  an,  dass 
auch  die  frisch  bereiteten,  mit  hohem 
Gehalt  an  Sublimat  ausgestatteten  Ver- 
bandstoffe nicht  antiseptisch  wirken 
und  will  man  von  vornherein  durch  die 
Sublimatimprägnirung  nur  aseptisches 
Verbandmaterial  darstellen,  so  ist  aller- 
dings die  Bestimmung  des  Sublimat- 
gehaltes in  den  Verbandstoffen  eine  über- 
flüssige Arbeit.  Es  wird  dann  lediglieh 
der  Bacteriologe  auf  das  Vorhandensein 
von  Keimen  zu  prüfen  haben. 

Es  ist  dann  aber  auch  die  Frage  be- 
rechtigt, ob  nicht  das  Verfahren,  durch 
Sublimatimprägnirung  zu  nur  asep- 
tischem Material  zu  gelangen,  ein  um- 
ständliches, kostspieliges  und  ein  seinen 
Zweck  nur  unsicher  erreichendes  ist. 

Meines  Erachtens  ist  diese  Frage  in 
allen  Theilen  zu  bejahen.  Dass  die  Su- 
blimatimprägnirung umständlich  und 
kostspielig  ist,  bedarf  keines  Beweises. 
Aber  auch  die  Keimfreiheit  der  Subli- 
matverbandstoffe  muss  Demjenigen  zwei- 
felhaft sein,  der  glaubt,  dass  das  in  den 
fertigen  Stoffen  vorhandene  Sublimat 
nicht  befähigt  ist,  etwaige  während  des 
Trocknens    und    der   Verpackung    ein- 


gedrungene Keime  zu  zerstören.  Denn 
es  ist  im  Grossen,  auch  bei  Beobachtung 
peinlichster  Sauberkeit  nicht  möglich, 
das  Eindringen  von  Keimen  während 
der  Zubereitung  der  Verbandstoffe  mit 
Sicherheit  auszuschliessen. 

Ist  aber  zufällig  die  Keimfreiheit  ge- 
wahrt worden,  so  erhält  man  ein  Ver- 
bandmaterial, welches  die  in  den  Subli- 
matverbandstoffen verbleibenden  Antheile 
der  Imprägnirungsflüssigkeit,  d.  h.  das 
Sublimat ,  dessen  Zersetzungsprodakte, 
das  Glycerin,  das  durch  das  Glycerin 
angezogene  Wasser  und  endlich  etwaiges 
Alkalichlorid  günstigen  Falls  als  unnütze 
Beschwerungsmittel  enthält.  Nicht  selten 
wird  aber  auch  der  Sublimatverbandstoff 
als  Ursache  für  Ekzem  anzusehen  sein, 
sei  es,  dass  diese  auf  das  Sublimat 
selbst  oder  auf  die  in  den  Sublimat- 
verbandstoffen entstehende  freie  Salzsäure 
zurückzuführen  sind,  und  in  solchen 
Fällen  wirkt  die  Sublimatimprägnirung 
direct  schädigend. 

Wer  also  mit  der  Sublimatimprägnirang 
nur  die  Herbeiführung  aseptischer 
Eigenschaften  bezweckt,  wird  sich  Rechen- 
schaft darüber  geben  müssen,  ob  dieser 
Zweck  nicht  mit  einfacheren,  billigeren 
und  sichereren  Mitteln  zu  erreichen  ist. 
Und  das  ist  er  durch  die  Sterilisirung 
der  Verbandstoffe  im  Wasserdaoipf  Be- 
kanntlich macht  die  Sterilisirung  nicht 
comprimirter  Stoffe,  die  unmittelbar  vor 
dem  Gebrauch  sterilisirt  werden,  keine 
Schwierigkeiten.  Aber  auch  die  Steri- 
lisirung comprimirter  Stoffe,  die  zum 
Lagern  bestimmt  sind,  in  keimdichten 
Umhüllungen  bietet  heute  keine  nennens- 
werthen  Schwierigkeiten  mehr. 

Es  verbleibt  dann  als  einzige  Em- 
pfehlung für  die  Herstellung  nur  asep- 
tischer Stoffe  durch  Sublimatimprägnirung 
der  Umstand,  dass  der  Sublimatgebalt 
gegen  etwaige  Insectenangriffe  sehfitzt. 
Dieser  Vorzug  soll  nicht  bestritten  wer- 
den, wenngleich  ein  Eindringen  von  In- 
secten  in  baumwollene  Verbandstoffe 
bisher  nicht  beobachtet  zu  sein  scheint 
und  ausserdem  ein  wirksamer  Schutz  in 
dieser  Bichtung  vermuthlich  auch  durch 
die  Imprägnirung  der  ümbQllang  mit 
Sublimat  zu  erreichen  sein  wQrde. 


419 


Farn-  und  CycadeenwoUe. 

Von  Th,  Waage, 

Als  Penghawar  Djambi,  Pulu-Pulu  und 
Pakoe-Kidang    werden    die    Spreuhaare 
einer   ganzen    Anzahl    von   Farnen    be- 
zeichnet, wobei  namentlich  Cibotiuraarlen 
in  Südasien,    Polynesien  und  dem  tro- 
pischen   Amerika    in    Frage    kommen. 
Dieser     verschiedenen     Herkunft     ent- 
sprechend bietet  auch  das  Aeussere  der 
Droge  grosse  Verschiedenheiten.    Früher 
tarnen    die    mit    den    Spreuhaaren    be- 
setzten Wedelsliele  in  den  Handel,  gegen- 
wärtig aber  nur  noch  die  Haare  allein, 
welche  goldgelb,  broneefarben  oder  braun, 
meist  mehr  oder  weniger  seidig  glänzend, 
0,5  bis  5  aber  selbst  bis  Sem  lang,  weich 
und  biegsam  oder  starrer   und   brüchig 
und  glatt  oder  um  die  Axe  gedreht  sind, 
immer  aber  einen  ziemlich  dünnwandigen, 
bandartig  flachen,  inhaltsleeren  oder  doch 
sehr  inhaltsarmen  Zellfaden  bilden. 

Die  Untersuchung  einiger  Muster  er- 
gab denn  auch  recht  abweichende  Re- 
sultate.    Ein  solches  aus  Mexiko,  wel- 
ches    von     Cibotium    Schiedeanum    ab- 
zuleiten  sein  sollte,  bildete  3  bis  gegen 
7cra  lange,  goldig- broncefarbene,  wenig 
gedrehte,  feine,  weiche,  langzellige  Haare, 
die  strähnig  an  einander  gelegt  waren. 
Kine   Sorte    aus   Honduras    bestand    aus 
ähnlich  gefiirbten,  aber  noch  glänzenderen, 
stark    um    die   Axe    gedrehten,    ebenso 
feinen    und    weichen,  jedoch  wesentlich 
kürzeren,  filzig  durcheinander  gewobenen 
Spreuhaaren.      Ein    drittes    Muster   aus 
Ostindien  zeigte  2  bis  4  cm  lange,  dunkel- 
broncebraune,  viel  stärkere,    brüchigere, 
dicht  gedrehte  Spreuhaare  aus  kürzeren 
und    breiteren    Zellen.     Eine   Sorte   aus 
Südebina  war  hell  und  matt  graubräun- 
lieh  und  bildete  0,5  bis  2  cm  lange,  ziem- 
lich weiche  und  feine  Spreuhaare,  deren 
Zellen  kurz,  zum  Theil  intensiv  gelb,  zum 
Theil  aber  farblos  sind,  und  was  bei  dieser 
Droge    selten    ist,    nicht    unbedeutende 
Inhallsreste    aufweisen.     Ein  als  Pakoe- 
Kidang  angeblich  aus  Chile  bezeichnetes 
Muster   bestand  aus  fast  farblosen,  sehr 
starren,  am  Grunde  zusammenhängenden, 
stielrunden     dickwandigen ,     einzelligen 
Haaren,   es  lagen  demnach  keine  Farn- 
Spreobaare  vor.  Uebrigens  gelang  es  nicht. 


die  Abstammung  zu  ermitteln.  Eine  letzte 
Probe  endlich  von  gleichfalls  ganz  abweich- 
ender Beschaifenheit  aus  Mexiko  bildete 
ähnliche,  farblose,  makroskopisch  matt- 
braun erscheinende,  zweizeilige  Haare, 
deren  kurze  Basalzelle  dick  wandig  und  zwar 
besonders  stark  auf  der  gegen  die  zweite, 
lange  Zelle  gerichteten  Querwand  war. 
Diese  Verhältnisse  erinnerten,  zumal  man 
es  augenscheinlich  mit  einer  Pflanzen- 
wolle zu  thun  hatte,  an  die  Haare  von 
Macrozamia  spiralis,  jedoch  war  die  Ver- 
dickung der  Membranen  der  Haarbasal- 
zellen  bei  dieser  Pflanze  nicht  so  stark, 
die  zweite  lange  Zelle  hier  noch  wesent- 
lich dünnwandiger,  die  Verholzung 
dagegen  stärker.  Durch  Vergleich 
gelang  es,  die  fragliche  Pflanzenwolle  als 
Haare  der  Zapfenschuppen  von  Dioon 
edule  Lindl,  (Platyzamia  Zucc.)  zu  iden- 
tificiren.  Dieselben  enthalten  nur  geringe 
Plasmareste  und  keine  Stärkekörnchen, 
während  in  den  Macrozamia- Haaren, 
welche  jedoch  keineswegs  immer  stielrund 
sind,  wie  von  Höhnet  angiebt,  gelegent- 
lich Stärkekörnchen  nachweisbar  sind. 

Die  diesen  Cycadeen- Pflanzenwollen 
charakteristischen  kleinen  Basalzellen 
sonst  einfacher  Haare  finden  sich  auch 
bei  noch  anderen  Arten  und  Gattungen 
dieser  Familie,  so  bei  Macrozamia  Deni- 
sonii,  Stangeria  paradoxa,  Ceratozamia 
robusta,  C.  longifolia  etc.  und  selbst  die 
dicht  ästig  verzweigten  (aber  nicht  geglie- 
derten) Haare  der  Zapfenschuppen  von  Za- 
mia  Leiboldii  besitzen  oft  eine  derartige 
Basalzelle.  Die  Ceratozamiaarlen  —  unter- 
sucht wurden  C.  longifolia,  C.  mexicana,  C. 
robusta  —  zeichnen  sich  ausserdem 
dadurch  aus,  dass  ihre  Zapfenschuppen 
reich  mit  bauchigen,  später  stark  ver- 
längerten, von  einem  rothbraunen  Se- 
crete  erfüllte  Drüsen  besetzt  sind,  welche 
gleichfalls  mittelst  einer  (secretfreien) 
Basalzelle  der  Epidermis  aufsitzen.  Von 
Kncephalartos  Hildebrandti,  E.  Poggei 
und  E.  villosus  waren  die  untersuchten 
Zapfenschuppen  völlig  kahl. 

Die  CleruehsstttrJieii  von  Chlorororm,  Bro- 
iiioform  and  Jodoform  stehen  i  ach  j.  Passi/ 
(Compt  rend.  d.  Der.  d.  D.  cliem.  Gesellsch.) 
in  dem  Yerhältniss  von  1:15:500,  denn  die 
kleinsten,  durch  den  Gornch  wahrnehmbaren 
Mengen  dieFer  Körper  betragen  SO  bozw.  2  bis 
5.bez\v.  0,06  bis  0,07  Älillionstelgraram. 


420 


Pharmacopoea  danica. 

Von  U,  ScheUnz, 
(Fortsetzung.) 

Emplastrum  Picis  ist  unser  sticti- 
cüm,  bestehend  aus  je  320  Th.  Oolophon, 
Pech,  gelbem  Wachs  und  40  Th.  Talg. 

Emplastrum  saponatum  wird  aus 
77  Th.  ßleipflaster,  12  Th.  gelben  Wachses, 
90  Th.  raedicinischer  Seife,  je  10  Th.  Kam- 
pher und  10  Th.  Olivenöl  bereitet. 
Die  Darstellung  der 

Extracte  ist  ähnlich  wie  bei  uns. 

Extractum  Belladonnae  und 
Hj'oscyami. 

Wenn  man  zu  einer  Lösung  von  0,2  g 
Extract  in  10  g  Wasser  5  Troplen  Am- 
moniak und  10  g  Aether  zusetzt,  gut  um- 
rührt, die  klare  Aetherschicht  abgiesst 
und  eindampft,  dann  2  Tropfen  verdünnte 
Salzsäure  und  10  Tropfen  Wasser  zusetzt 
und  zur  Lösung  einen  Tropfen  Jödwis- 
mut- Jodkaliumlösung  giebt,  so  soll  ein 
reichlicher,  mennigrother  Niederschlag 
entstehen. 

Dass  die  dänische  Pharmakopoe  über- 
haupt eine  Prüfung  des  Alkaloidgehaltes 
der  narkotischen  Extracte  vorgeschrieben 
hat,  ist  jedenfalls  als  uachahmungswerlhe 
Neuerung  zu  begrüssen.  Ob  nun  gerade 
die  mit  Salpetersäure  bereitete  Lösung 
von  Thresk,  die  oft  schon  beim  blossen 
Verdünnen  mit  Wasser  einen  Niederschlag 
giebt,  der  ursprünglich  von  Dragendorff 
angegebenen  Lösung  (s.  a.  Ph.  C.  26,  401) 
vorzuziehen  war,  ist  eine  andere  Frage. 

Extractum  ßhei  compositum  aus 
50  Extr.  ßhei,  20  Extr.  Aloes,  je  15  ßesina 
Jalapae  und  Sapo  medicatüs  dargestellt 
(bei  uns  sind  die  Zahlenverhältnisse 
6  —  2—1  — 4). 

Extractum  Strychni.  Wenn  man 
0,1  Extract  mit  10  g  Wasser  anreibt, 
5  Tropfen  Ammoniak  und  10  g  Chloro- 
form zusetzt),  gut  umrührt,  die  Ohloro- 
formschicht  abtrennt,  im  Wasserbade  ein- 
dampft, den  Kückstand  mit  2  Tropten 
verdünnter  Salzsäure  und  10  g  Wasser 
aufnimmt  und  in  ein  Beagensglas  bringt, 
so  soll  ein  Zusatz  von  1  Tropfen  Jod- 
wismut -  Jodkaliumlösung  einen  starken, 
mennigrothen  Niederschlag  geben. 

Extractum  fluidum  Ohinae,  aus 
1000  Chinarindenpulver  und  einem  Lös- 


ungsmittel, bestehend  aus  120  verdünnter 
Salzsäure,  200  Glycerin  und  4000  Wasser, 
dargestellt.  Nach  4ti stündigem  Macerirea 
in  verschlossenem  Glase  soll  die  Flüssig- 
keit möglichst  abgeschieden  und  der  Rest 
mit  Wasser  so  lange  in  Glas  percolirt 
werden,  bis  2  Tropfen  der  abfliessenden 
Flüssigkeit  mit  4  Tropfen  Natriumcarbo- 
natlösung  keinen  Niederschlag  mehr 
geben.  Beide  Flüssigkeiten  werden  ge- 
mischt auf  900  eingedampft  und  abge- 
kühlt, mit  100  Weingeist  gemischt.  Es 
soll  rothbraun,  klar  sein. 

Extractum  fluidum  Digitalis. 
lUOO  Fingerhutblälter  werden  mit  einer 
Mischung  von  50  Glycerin  und  450  ver- 
dünntem W^eingeist  z  Stunden  stehen  ge- 
lassen, dann  mit  6000  verdünntem  Wein- 
geist percolirt.  Vom  Percolat  wird  der 
Weingeist  abdestillirt,  im  Dampfbade  auf 
1000  eingedampft,  mit  2000  Wasser  ver- 
dünnt, wieder  auf  1500  eingedjirapft.,  nach 
zweitägigem  Absitzen  an  kühlem  Orte 
sorgfältig  durch  angefeuchtetes  Papier 
ültrirt,  auf  500  eingedampft  und  mit  500 
Weingeist  auf  1000  Theile  gebracht.  Es 
soll  dunkelgrün  sein,  mit  50  Wasser  ver- 
dünnt eine  klare,  grüngelbe  Flüssigkeit 
geben.    Maximalgaben:  0,1  und  0,5  g. 

W^enn  nicht  anders  bestimmt,  ist  es 
erlaubt ,  Digitalis-lnfusa  dureli 
Mischen  einer,  der  voi  geschriebenenMenge 
dpecies  entsprechenden  Menge  Fluid- 
extract  mit  so  viel  kochendem  Wasser  zu 
bereiten,  dass  die  verschriebene  Menge 
des  Iniusums  entsteht.  In  der  That  dürtie 
der  Ausdruck  „Infusum''  allerdings  stets 
„etwas  Anderes''  als  die  erlaubte  Misch- 
ung vorschreiben.  Dass  beiden  Fluid- 
extracten  die  Alkaloid bestimm ungen  feh- 
len, ist  immerhin  auifällig! 

Extractum  fluidum  Frangulae 
soll  mit  einem  Gemisch  von  60  Th.  ülj- 
cerin  und  450  Th.  Wasser  auf  1000  Tu. 
Kinde  dargestellt  werden.  Die  ersten 
800  Th.  Percolat  sollen  für  sich  gesam- 
melt mit  dem  zur  Sirupconsistenz  einge- 
dampften Nachlauf  gemischt  auf  \Wi 
Theile  gebracht  werden. 

Extractum  fluidum  Genliauae 
durch  Percolation  mit  verdünntem  Wein- 
geist, wie  das  vorige  bereitet. 

Extractum  fluidum  Hydrastis. 
Hier  ist  das  erste  AuilösungsmiUel  ein 


421 


Gemisch  von  125  ülycerin  und  375  ver- 
dünntem Weingeist  anf  1000  Speeies  und 
es  wird  dann  mit  verdünntem  Weingeist 
percülirt  und  die  vorweg  zu  nehmende 
Fortion  beträgt  800  Theile. 

Extractum  fluidum  Ipecaeuan- 
hae;   800  Th.  Brechwurzelpulver  (beim 
Pulverisiren  ist  ein  Fünftel  Uemanenz  zu 
beseiligeo,  eine  Bemerkung,  die  richtiger 
zu  Kadix  Ipecacuanhae  gehörte!)  sollen 
mit  400  Th.  Weingeist  2  Stunden  mace- 
rirt,  dann  mit  Weingeist  percolirt  wer- 
den.  Die  Extraclbrühen  werden  auf  500 
Theile  eingedampft,  mit  1000  Th.  Wasser 
verdünnt,  wiederum  auf  750  eingedampft, 
abgekühlt  und  iiltrirt.   Der  Niederschlag 
wird  mit  Wasser  nachgewaschen,  so  lange 
als  das  Filirat  bitter  schmeckt,  die  ge- 
sammten   Filtrate   auf  500   eingedampft 
und  mit  500  Weingeist  auf  1000  Theile 
ergänzt.    Für  dieses  Extract  ist  wiederum 
die  Forderung  aufgestellt,   dass  es  mit 
60  Th.  Wasser  eine  klare,  gelbliche  Flüs- 
sigkeit geben  soll  und  eine  Prüfung  auf 
ii/'//]e(ingehalt  vorgeschrieben.    10  g  des 
mit  50  Th.  Wasser  verdünnten  Extractes 
sollen  mit  5  Tropfen  Ammoniak  und  10  g 
Aether    gut   geschütteil,    die    ätherische 
tSehicbt   abgehoben   und  im  Dampf  bade 
verdampft    werden.    Mit  2  Tropfen  ver- 
dünnter fc^alzsäure  und  10  Tropfen  Wasser 
in  ein  kleines  Beagensglas  gespült,  soll 
der    Zusatz   von   1  Tropfen   Jodwismut- 
Jodkaliiim   einen  starken,  mennigrothen 
Niederschlag  geben. 

Hierbei  ist  bezüglich  der  Bereitung 
von  Infusionen  dieselbe  Erlaubniss  ge- 
geben, wie  bei  Extractum  fluidum  Digi- 
talis. 

Extractum  fluidum  Quassiae 
soll  me  Frangulafluidextract  bereitet  wer- 
den.    Ebenso  das 

Extractum  fluidum  Bhamni 
Purshianae  (Gascarae  sagradae). 

Extractum  fluidum  Seealis  cor- 
nuti.  1000  Th.  Mutterkornpulver  wer- 
den erst  mit  500  Th.  schwachem  Wein- 
geist (.Spiritus  tenuis  von  0,940  bis  0,942 
mit  etwa  40  Gewiehtsprocenien  Alkohol) 
2  Stunden  macerirt,  dann  weiter  mit 
schwachem  Weingeist  percolirt.  850 
Theile  werden  erst  aufgefangen  und  zu 
der  letzten  Portion  des  f  ercolats  60  Th. 
rerdünnta    Salzsäure  gesetzt,    auf  etwa 


100  Th.  eingedampll,  mit  den  ersten  850 
gemischt  und  mit  schwachem  Weingeist 
auf  1000  Theile  ergänzt. 

Folia  Belladonnae  dürfen  nur  ein 
Jahr  bewahrt  werden. 

Folia  Digitalis.  Beim  Pulverisiren 
ist  darauf  zu  achten,  dass  stärkere  Kippen 
und  Stiele  entfernt  werden.  Grösste  Uaben 
0,1  und  0,5  (0,2  und  1,0). 

Folia  Hyoscyami,  nur  ein  Jahr 
aufzubewahren.  Höchste  Gabe  0,5,  resp. 
2,0  (0,5  bis  1,5). 

Fructus  Colocynthidis  sind  vor 
dem  Gebrauche  von  den  Samen  zu  be- 
freien. Grösste  Gaben  0,4  und  0,8  g  (0,5 
und  1,5). 

Fructus  Cubebae.  Die  helleren, 
grösseren  Früchte  von  Piper  crassipes 
und  caninum  sollen  nicht  verwendet  wer- 
den; sie  geben  nicht  wie  die  echten 
Gubeben  beim  Anreiben  mit  Schwefelsäure 
eine  rothe  Färbung. 

Glacies.  £s  gehörte  noch  vor  etwa 
dreissig  Jahren  das  Hallen  von  Eis  zu 
den  Obliegenheiten  der  nordischen  Apo- 
theker und  in  der  schleswig-holsteinischen 
Apothekerordnung  vom  11.  Februar  1854 
war  verordnet  worden,  dass  zur  Einricht- 
ung einer  Apotheke  auch  ein  Eiskeller 
gehöre,  resp.  dass,  falls  ein  solcher  fehlte, 
Einrichtungen  zu  treffen  wären,  den  Kran- 
ken stets  Eis  zu  schaffen.  Dieses  Kreuz, 
denn  im  Grunde  wurde  der  Apotheker 
nur  des  Nachts  durch  die  Eiskundschaft 
beehrt  und  wenn  den  Herren  Brauern 
oder  Schlächtern  die  Abgabe  nicht  passte, 
wurde  erst  1869  in  Deutschland  beseitigt. 
Die  vorige  dänische  Pharmakopoe  kannte 
Eis  auch  nicht,  und  die  neue  führt  es, 
trotzdem  jetzt  dem  Publikum  ganz  aus 
dem  Gedächtniss  geschwunden  sein  dürfte, 
dass  Eis  in  der  Apotheke  zu  haben  sein 
könnte,  wieder  auf. 

Glandulae  Lupuli  sollen  im  Mörser 
stark  geknetet  eine  plastische  Masse  geben, 
keine  Blätter  enthalten  und  nicht  mehr 
als  10  pCt.  Aschenrückstand  hinterlassen. 
Nur  ein  Jahr  zu  bewahren. 

Glycerin.  Es  wird  von  ihm  ausser 
unserer  Anforderung  noch  verlangt,  dass 
es  mit  gleichen  Baumtheilen  Schwefel- 
säure unter  Abkühlung  gemischt  werden 
kann,  ohne  gefärbt  zu  werden,  und  dass 
es,  mit  2  Th.  concentrirter  Salzsäure  und 


422 


etwa8  Zinn  erwärmt,  keine  Färbung  oder 
gar  eine  Fällung  gäbe. 

Granula  üiosoridis.  Aus  1  g  ar- 
seniger Säure,  20  g  Milchzucker,  20  g 
Manna  und  qu.  s.  Wasser  resp.  Süsshok- 
pulver  werden  1000  üranulae  dargestellt. 

Hydrargyrum  bicbloratum  soll 
bei  2650  schmelzen.  Stärkste  Gaben  0,01 
und  0,03  (0,02  und  0,1). 

Hydrargyrum  oxydatum  flavum. 
1  g  mit  2  g  Wasser,  dann  mit  gleichviel 
Schwefelsäure  gemischt,  soll,  nach  dem 
Abkühlen  mit  etwas  Ferrosulfatlösung 
übersehichtet,  keine  braune  Zone  zeigen. 

Indigo  verdankt  seine,  uns  von  vorn- 
herein wundernde  Aufnahme  seiner  Ver- 
wendung zu  Unguenium  aromaticum.  Es 
soll  höchstens  10  pCt.  Aschenrückstand 
hinterlassen. 

Infusa  im  Yerhältniss,  wenn  nicht 
anders  vorgeschrieben,  von  1  in  10  und 
Infusa  coneentrata  1  in  6,  sollen  so  be- 
reitet werden,  dass  die  entsprechend  zer- 
kleinerte Species  mit  kochendem  Wasser 
eine  halbe  Stunde  digerirt  und  dann 
coliri  wird.  Dann  sollen  sie  erst  nach 
vorgängigem  Abkühlen  und  Absetzen 
decantirt  werden  —  es  dürfte  dadurch 
die  übliehe  „gute  halbe  Stunde*'  Warte- 
zeit unserer  deutschen  Oflicinen  ent- 
sprechend verlängert  werden.  Uebrigens 
dürfen,  wie  zum  Theil  schon  erwähnt 
wurde,  Infusa  Digitalis,  Gentianae  und 
Ipecacuanhae  ex  tempore  durch  Mischen 
aus  den  entsprechenden  Fluidextracten 
dargestellt  werden. 

Infusnm  Sennae  compositum  hat 
folgende  Darstellungsvorhältnisse:  2  Th. 
Coriander,  5  Th.  Corinthen,  10  Th.  Ale- 
xandrinische  Sennesblätter  sollen  mit 
genügend  kochendem  Wasser  angesetzt 
eine  Stunde  digeriren  und  72  Theile  ab- 
geprosst  werden.  In  der  Colatur  sind  zu 
lösen:  25  Th.  Manna,  3  Th.  Kali  tartari- 
cum;  nach  dem  Absetzen  ist  klar  abzu- 
giessen. 

Kin  Infusum  concentrafum  ist  erlaubt 
und  wird  in  der  Art  dargestellt,  dass 
erslcies  schnell  im  Dampf-  oder  Wasser- 
bade auf  sein  halbes  Gewicht  eingedampft, 
sofort  in  Flaschen  gefüllt  wird  und  bei 
der  Verwendung  mit  gleich  viel  kochen- 
dem Wasser  zu  verdünnen  ist. 

(Fortaetsani^  folgt.) 


Beformen   auf  dem   Gebiete  der 
BrotbereituBg. 

Vortrag  von  Prof.  Dr.  K.  B.  Lehmann  vor  der 

Versa mmlong  des  Deutschen  Vereins  für  öffent- 

licbe  Gesandheitspilege  in  Würzborg 

im  Mai  1893. 

Das  gewöhnliche  Volksbrot  ist  das  Roggen- 
brot, ein  Brot  von  mehr  oder  minder  grauer 
Farbe,  von  mittelstarksanrem  Geschmack  und 
ordentlich  ansgebacken.  Der  Unterschied  in 
der  Qualität  desselben  ist  in  den  einzelnen 
Stfidten  nicht  so  gross,  wie  anf  dem  Lande. 
Das  Brot  anf  dem  Lande  ist  wesentlich 
schlechter  und  nngleichmässiger.  Ein  grosser 
Theil  von  Deutschland  geniesst  noch  Brot, 
bei  dessen  Herstpllnng  die  gröbsten  Fehler 
begangen  sind.  Der  erste  Fehler  ist  die  Her- 
stellung des  Brotes  aus  ungenügend  ge- 
reinigtem Getreide.  Kein  Getreide  ist  ohne 
Unkraut  und  die  Menge  des  letzteren  ist  in 
verschiedenen  Jahren  eine  sehr  wechselnde. 
Auf  Eunstmfihlen  gereinigtes  Getreide  ent- 
hält meist  nnr  V><>  his  '/lo  pCt.  Unkraut; 
LandmChlen  dagrgen  liefern  meistens  ein 
bedeutend  mehr  verunreinigtes  Prodnct, 
wenngleich  auch  diese  im  Stande  wären,  ein 
genügend  gereinigtes  Korn  herzustellen. 

Das  Korn  also,  welches  thatsäcblich  zn 
Brot  verarbeitet  wird,  entspricht  in  manchen 
Fällen  durchaus  nicht  den  Anforderungen, 
die  wir  an  dasselbe  zu  stellen  berechtigt  sind. 
Redner  untersuchte  ca.  150  Proben  Mehle, 
die  für  die  Herstellung  von  sogenanntem 
Schrotbrot  bestimmt  waren.  Er  fand  in 
solchen  bis  7,3  pCt.  Kornrade ,  bis  3,5  pCt. 
Wicki-n,  bis  1,5  pCt.  Vogelknöterich,  bis 
1  pCt.  Mutterkorn ,  Mengen ,  welche  ent- 
schieden zu  Gesundheitsstörungen  Anlass 
geben  können.  Soweit  hauptsächlich  Schrot- 
brot genossen  wird,  ist  die  Reinigung  durch- 
weg eine  mangelhafte.  Da  wo  gemischtes 
Brot  vorzugsweise  consumirt  wird,  sind  die 
Verhältnisse  besser  gelagert. 

Bezüglich  der  Vermahlung  stellt  Red- 
ner die  Anforderung,  dass  das  Mehl  so  fein 
vermählen  sein  muss,  dass  alles  ein  0,2  mm- 
Sleb  passirt.  Auch  dieser  Forderung  genügen 
die  meisten  Brotmehle  nicht.  Redner  fand 
Mehle ,  welche  20  pCt.  Antheile  enthielten, 
die  ein  0,5. nim -Sieb  nicht  mehr  passirten. 
Eine  ungenügende  Zerkleinerung  nunss  aber 
zu  ungenügender  Ausnutzung  in  den  mensch- 
lichen Verdauungsorganen  führen. 

Als  dritten  Fehler  beEeiebnet  Bedner  die 


423 


ungenügende  Abscbeidnng  der  Kleie.  Zwar 
enthält  ein  Mehl,  ans  welchem  die  Kleie  ent* 
fernt  ist,  weniger  Stickstoffsobstanzen;  der 
sticksioffreichste  Theil  des  Kornes  haftet  an 
der  Innenseite  der  Kleie;  aber  die  nährenden 
Stoffe  werden  ans  einem  kleiefreicn  Mehle 
besser  ausgenutzt ,  da  sie  länger  im  Körper 
verbleiben,  während  die  grobgemahlene  Kleie 
dorch  ihren  Beiz  aof  die  Darmwandnngen 
eine  raschere  Entleerung  des  Darmes  veran- 
iasst  Trotz  dieser  firfahrnngen  tritt  man  in 
neuester  Zeit  wieder  für  das  grobgemahlene 
Schrotbrot  ein  (Kneippbrot).  Wir  haben  unter 
keinen  Umständen,  sagt  Redner,  Veran- 
lassung, dem  groben  Schrotmehl  für  die 
Brotbereitung  das  Wort  zu  reden. 

Als  weiteren  Fehler  bei  der  Brotbereitung 
bezeichnet  Redner  die  zu  starke  Säaerung 
des  Brotteiges.    Derselbe  fand  bei  Schweizer 
Brot  1,2  bis  3  Säuregrade  (=»  com  Normal- 
Alkali  in  100  g),  bei  mitteldeutschem  Brot 
4,5  bis  7^f  bei  norddeutschem  Schrotbrot 
14,  15,  16,  18  bis  200.    Allerdings  wird 
saueres  Brot  sogar  etwas  besser  im  Darm 
ausgenutzt  als  wenig  saueres,  allein  viele 
Menschen  vertragen  es  nicht,  und  es  ist  daher 
Bäckern  und  Brotfabriken,  welche  viele  Con- 
sumenten  haben,  zu  empfehlen,  die  Säuerung 
des    Brotteiges    in    massigeren   Schranken 
(etwa  5  bis  6^)  zu  halten.  Nebenbei  bemerkt 
Redner,  dass  ein  saueres  Brot  mehr  Kornrade 
enthalten  kann ,  ohne  giftige  Wirkungen  zu 
äussern,  als  weniger  stark  saueres. 

Redner  bespricht  sodann  die  Bestrebungen, 
das  Brot  durch  Erhöhung  desEiweissgehaltes 
zu  verbessern,  zunächst  die  älteste  Methode, 
die  Verwendung  des  Schrotmehles.  Im  Jahre 
1890  hat  Herr  ZZ^ZAom- Grevenbroich  sich 
Verfahren  nnd  Apparat  patentiren  lassen, 
nach  welchem  es  gelingt,  die  Hülle  des  Korns 
zu  entfernen ,  ohne  gleichzeitig  die  Kleber- 
schicht zn  beseitigen;  der  ganze  Schälverlust 
bei  dem  Z/A^Aom'schen  Decorticationsver- 
fahren  beträgt  4  bis  5  pCt. 

Weiter  wird  auf  den  verschiedenen  Ei- 
weissgebalt  der  einzelnen  Weizensorten  ver- 
wiesen nnd  der  Anbau  stickstoffreicher  6e- 
treidesorten  empfohlen.  Der  Eiweissgehalt 
des  rnsfliscben  Weizens  ist  ein  bedeutend 
höherer  als  der  unseres  deutschen  Weizens. 
Das  Mischen  von  Boggen-  und  Weizenmehl 
wird  als  praktisch  bezeichnet. 

Auch  anf  dii»  Verwendung  des  Aleuronats 
von  Dr.  Hundbauim  wird  hingewiesen.  Das 


Präparat,  ein  feines  Mehl  von  fast  unbe- 
grenzter Haltbarkeit ,  stellt  thatsächlich  das 
weitaus  billigste  Eiweiss  dar;  der  Eiweiss* 
gehalt  desselben  beträgt  SOpCt.  der  Trocken- 
substanz« Von  den  eigentlichen  Surrogaten 
mOchte  Redner  nur  die  Verwendang  von 
Mais  empfehlen. 

Redner  schlicsst  mit  der  Mahnung  an  die 
Grossbäcker  und  Brotfabrikanten,  man  mOge 
endlich  einmal  bahnbrechend  auf  dem  Go- 
biete  der  Brotbereitong  vorgehen  und  die 
eingebürgerten  Missbräuche  beseitigen.  Man 
möge  ein  gutes,  gesundes  Brot  bereiten ;  es 
sei  eine  scb5ne  und  lohnende  Aufgabe.    B. 


Ueber  die  Beactionen 

der  Metaphosphorsftare  mit 

organischen  Basen. 

Schlömann  beobachtete,  daas  Hetaphos- 
phortfture  ein  specifisches  Fallungsreagens 
für  primäre  AmiobaBen  und  Diamine  ist, 
das«  dieselbe  dagegen  secundäre  und  tertiäre 
Amine  nicht  fällt.  Man  verfährt  am  besten 
in  der  Weise,  dass  man  ungefähr  2  Tropfen 
einer  kalt  bereiteten,  concentrirten ,  frischen 
MetaphosphorsäurelÖsung  (25  g  PgO^  in  100  g 
Wasser  gelöst)  aus  einer  BQrette  in  eine 
ätherische  Aminlösuog  fliessen  lässt  und 
tüchtig  scbOttelt.  Es  entsteht  eine  amorphe 
Ausscheidung,  die  bei  geringer  Menge  des 
Amins  an  den  Wandungen  des  Glases  fest- 
sitzt. Die  gefällten  Metapbosphate  werden 
meistens  durch  einen  Ueberschuss  von  Meta- 
pbosphorsäure  oder  auch  durch  Wasser  zum 
Theil  wieder  gelöst. 

Anilin  lässt  sich  noch  in  einer 0,3  procent. 
ätherischen  Lösung  durch  einen  Tropfen 
einer  Lösung  von  12,5  g  P2O5  in  100  ccm 
Wasser  als  geringer  Niederschlag  erkennen ; 
auf  Zusatz  eines  zweiten  Tropfens  des  Re- 
agens verschwindet  die  Fällung  wieder.  ;S^. 
Ber.  d.  Deutsch,  ehem.  Ges,  1893,  1020, 


Zum  Nachweis  von 

mittelst  ^^essZer's  Reagens  hatte  Zr.  deKoninck 
in  der  Zeitschr.  f.  anal.  Chem.  1893,  188  an- 
gegeben, dass  er  in  alkoholischen  Lösungen 
keinen  Niederschlag,  nicht  einmal  eine  Färb- 
ung erhalten  habe.  B.  Neumann  tbeilt  in 
der  Chem.. Ztg.  1893,  880  mit,  dass  nach 
seinen  Versuchen  die  Empfindlichkeit  der 
Reaction  durch  die  Anwesenheit  von  Alkohol 
fast  gar  nicht  vermindert  wird.  $, 


424 


Verscilietfene 

Albumosemiloh. 

In  der  Sitzung  der  Berl.  med.  GeBellschaft 
vom  5.  Juli  d.J.  besprach  Ilauser  eine  neue 
Methode  der  Säuglingsernäbrung, 
welche  darin  besteht,  dass  darch  entsprechende 
Zusätze  von  Fett,  Zucker  und  besonders  einer 
aus  Hühnerei  weiss  gewonnenen  Albumose  die 
gewöhnliche  Kuhmilch  der  Frauenmilch  sehr 
nahe  gebracht  wird,  so  daes  sie  gleich  dieser 
nur  in  feinsten  Flöckchen,  nicht  mehr  in 
dicken  Klumpen  gerinnt.  Die  so  vorbereitete 
Milch  wurde  unverdünnt  von  Kindern  in 
jedem  Lebensalter  gern  genommen  und  er- 
zielte besonders  bei  bestehenden  dyspepti- 
schen  Diarrhöen  geradezu  glänzende  Resul- 
tate. DieAlbumosemilch  wird  inca.3Wochen 
im  Handel  erscheinen;  der  Preis  beträgt  vor- 
läufig 80  Pfennig  für  den  Liter. 

Deutsche  Med.- Zig, 


Ueber  IchthyolsuppoBitorien. 

In  einer  Veröffentlichung  über  die  Anwend- 
ung von  Ichthyolsuppositorien  bei  Prostata- 
erkrankuogen  hebt  A,  Freudenberg  im  Cen- 
tral blatt  für  Klin.  Medicin  hervor,  dass  das 
Ichthyol  in  der  Masse  der  Stuhlzäpfchen  gleich- 
massig  vertheilt  sein  muss  und  dass  insbeson- 
dere keine  „Hohlsuppositorien**  Verwendung 
finden  dürfen ,  in  die  das  Ichthyol  einfach 
hineingegossen  wird ,  weil  im  letzteren  Falle 
nach  dem  Schmelzen  derCacaoölhüUe  das  un- 
verdünnte Ichthyol  einen  mächtigen  Reiz  auf 
die  Schleimhaut  ausübt,  der  fast  stets  von 
heftigen  Schmerzen  und  Stuhlgang  gefolgt 
ist.  Freudenberg  verschreibt  die  Ichthyol- 
suppositorien  folgendermasseu : 

Ammonii  sulfo-ichthyolici     0,3 — 0,75  g 

Olei  Cacao 2,0—2,5  g 

Misce  ezactissimef.  suppositorium. 
NB.  keine  Hohlsuppositorien!       g. 


MiUlielliioireii. 

Tinctura  Rhei  EoelreuterL 

Zu  bereiten  aus  zerschnittener  Rhabarber- 
wurzel 45,  mittelfein  zerschnittenen  Pome- 
ranzenschalen 15,  fein  zerschnittenem  Taa- 
sendgülden kraut  8,  zerquetschtem  Fenchel  4, 
Weingeist  150  und  Wasser  150. 

Aus  der  Badischen  Ergänzungstaxe 
nach  tiüdd,  Apoth-Ztg, 

Zur  Darstellung  von  Riechkissen 

verwendeten  nach  Schweiz.  Wochenschr.  für 
Chem.  11.  Pharm,  alte  Parfümenre  mit  Vor- 
liebe als  Grundlage  Eichenmoos,  welches 
angeblich  dem  Riechkissen  einen  sehr  wür- 
zigen Beigeruch  verleiht.  Das  mögliebst 
frische  Moos  wird  mit  Wasser  gründlich  ab- 
gewaschen und  an  freier  Luft  soweit  getrock- 
net, dass  es  sich  mit  der  Hand  gut  serreiben 
lässt,  dann  die  gewünschten  ätherischen  Oels 
u.  s.  w.  BUgemischt.  S. 


Gegen  SchweissfAsse 

wurde  in  der  Deutsch,  med.  Wochenschrift 
empfohlen,  ein  Pulver  von  nachstehender  Zu- 
sammensetzung in  die  Stiefel  einzustreuen : 

Talci  pulverati        40  Theile, 

Bismuti  subnitr.      45 

Kalii  permangan.      3 

Natrii  salicylici  2 

Vergl.  auch  Ph.  C.  33,  644.  34,  29. 


n 


i> 


II 


Spiegler's  Ei  weiss  -  Reagens^ 

über  welches  wir  Ph.  C.  33,  121  berichteten, 
ist  von  dem  Autor  dahin  abgeändert  worden, 
dass  er  statt  des  Zuckers,  welcher  nur  zu- 
gesetzt ist,  um  dem  Reagens  ein  hohes  spect- 
fisches  Gewicht  zu  geben,  die  gleiche  Menge 
Glycerin  zusetzt,  wodurch  die  Haltbarkeit 
der  Reagensflussigkeit  erhöht  wird.  Die  Vor- 
schrift lautet  daher  jetzt  f eigen dcrmassen: 

2  g  Hydrargyri  bichlorati, 

1  g  Acidi  tartarici, 
50  g  Aquae  destillatae, 

5  g  Glycerini. 
Die  Empfindlichkeit  wird  jetzt  auf  1 :  350  000 
angegeben,  früher  unter  Zuckerznsatz  wurde 
dieselbe  auf  1 :  225000  beziffert. 


Zur  Härtebestimmung 
der  Mineralien 

hsXA.Rosiwal  eine  neue  Methode  angegeben, 
welche  darin  besteht,  dass  das  Probeobject  so 
lange  mit  einer  bestimmten  Menge  einei 
Schleifmittels  (Dolomitsand,  Schmirgel,  De- 
mantspath)  behandelt  wird ,  bis  dasselbe  un- 
wirksam ist.  Der  Gewichtsverlust  des 
geschliffenen  Körpers  giebt  den  Maasastab  for 
dessen  Härte.  Die  Härte  des  Korund  wird 
=  1000  gesetzt.  £•  ergab  sieb ,  daas  Dia« 
mant  ungefähr  140  mal  härter  als  Korund  ist. 
Zeitschr,  f,  Nahrungsnk*  ünUrwd^ 


425 


Specififlche  Gewichte 
von  Chlorkalklösungen« 

0.  Lunge  und  F,  Backofen  veröffentlichen 
in  Zeitsehr.  f.  an  gew.  Chemie  1893,  326  eine 
Tabelle  über  die  specifischen  Gewichte  von 
Chlorkalklosungen,  zu  denen  ihnen  eine  gute 
käufliehe  Waare  gedient  hat.  Dass  die  Ta- 
belle auf  einen  alten,  viel  überschüssiges 
Caiciumchlorid  und  -Chlorat  enthaltenden 
Chlorkalk  nicht  passt,  ist  selbstverständlich. 

Eine  ChlorkalklOsung     enthält  im  Liter 
von  15<»  C.  und  einem    bleichendes  Chlor 
specif.  Gewicht  von         in  Grammen : 

1,115  71,50, 

1,110  68,00, 

1,105  64,50, 

1,100  61,50, 

1,095  58,40, 

1,090  55,18, 

1,085  52,27, 

1,080  49,90, 

1.075  45,70, 

1,070  42,31, 

1,065  39,10, 

1,060  35,81, 

1,055  32,68, 

1,050  29,60, 

1,045  26,62, 

1,040  23,75, 

1,035  20,44, 

1,030  17,36, 

1,025  14,47, 

1,020  11,41, 

1,015  8,48, 

1,010  5,58, 

1,005  2,71, 

1.0025  1,40. 


Zum  Schutze  des  Holzes 
gegen  Feuchtigkeit 

wird  in  der  Schweii.  Wochenschr.  f.  Chem.  u. 
Pharm,  folgendes  Verfahren  empfohlen: 

Man  schmilzt 

Colophonium  375  Theile, 

Schwefelblathe  500 

Leberthran  75 

zusammen  ,  färbt  die  Mischung  mit  gelbem 
oder  rothem  Ocker,  den  man  mit  etwas  Leinöl 
augerieben  hat,  mischt  gut  und  trägt  das 
Ganze  noch  heiss  zweimal  auf  die  Holztheile 
auf 


)} 


n 


Verordnung,  betr.  Desinfection  der 

Kleider  etc.  hei  ansteckenden 

Krankheiten. 

Eine  Verordnnne  des  PoHzetprftsidenten  von 
Berlin  vom  3.  Juli  1893  bestimmt  in  §  1  Fol- 
(j^endes: 

»Die  HaushaUnngsvorstfinde  bezieh nng^weise 
deren  Stellvertreter  (in  Anstalten  die  Leiter, 
Verwalter,  Hansvfiter  etc.),  sowie  die  Unter- 
nehmer von  Privatkrankenanfitalten  und  die  Be- 
sitzer nnd  Leiter  aller  dem  OlTentlichen  Verkehr 
dienenden  Aufentbaltseinrichtangen ,  wie  Gast- 
höfe ,  LogirbfiQser .  Herbergen ,  Pensionate, 
Chambre^amies,  Schlafstellen  nnd  dergleichen 
mehr  sind  verpflichtet,  bei  Krankheits-  wie 
SterbefÄllen 

von  asiatischer  Cholera,  Pocken,  Fleck-  und 
Rfickfniltyphus,  sowie  Diphtherie  unbedingt, 

von  Darmtyphns,  Kopfgenickkrampf  (Menin« 
gitis  cerebrospinalis),  bösartigem  Scharlach- 
fieber, bösartigen  Masern  nnd  bösartiger  Ruhr 
anf  besondere  Anordnung  des  König- 
lichen Polizeipräsidiums 

die  von  den  Kranken  benutzten  Effecten  und 
Bäume,  sowie  die  in  diesen  befindlichen  Gegen- 
stände gleichzeitig  nnd  zwar  lediglich  durch 
die  städtische  Desinfectionranstalt  und  deren 
Beamte  auf  ihre  Kosten  desinficiren  zu  lassen. 

Den  Besitzern  und  Leitern  der  obenbezeich- 
neten, dem  öffentlichen  Verkehre  dienenden 
Aufenthaltseinrichtungen  kann  diese  Verpflicht- 
ung auch  bei  Lungen-,  Kehlkopf-  und  Darm- 
Tuberkulose  vob  dem  Polizeipräsidium  auferlegt 
werden." 


Versammlung. 

Die  Freie  Vereinignng  bayrischer  Ver- 
treter der  angewandten  Chemie  wird 
ihre  diesjährige  Zusammenkunft  am  3.  und 
4.  August  d.  J.  in  Lindau  am  Bodensee  abhalten. 
Folgende  Vorträge  sind  angemeldet:  W,  FrauS" 
ntYi?- Man  eben:  Herstellung  und  Nährwerth  des 
Brotes;  J2.  J^a^stfr-NArnberg:  Zinnhaltige  Con- 
serven;  E,  v.  l^aumer- Erlangen:  Werth  der  Cellu- 
lose-  nnd  Stärkebestimmungen  bei  Pfeflferanal^'- 
sen;  H.  Mansfeld-Yfien:  Anwendung  des  Zets- 
sehen  Befractometers  bei  der  Untersuch nng  von 
Butter;  W.  MedicM-Wünhurg  und W.Freaeniua- 
Wiesbaden:  Kflnstliche  Färbung  der  Liqueure 
und  der  Znsatz  zu  Spirituosen  (Cognac);  A.  Hah 
tenÄe-Speyer:  Stallprobenentnahme  bei  der  Milch- 
controle;  Th.  TTcf^^fe  -  Nürnberg :  Dialytische 
Untersuchung  des  Honigs ;  M.  Stockmeyer-^üm» 
bergt  a)  Herstellung  einer  verbesserten  Blei- 
glasnr  für  Töpferwaare,  b)  Brom-  und  Lithium- 
haltige  KochFalzquelle  in  Windsheim,  c)  Cor- 
rodirende  Bestandtheile  für  Nadeln  in  Emballage- 
papieren; K.  (?^5er- Zürich:  Acid-Butyrometrie; 
R,  H(Mterlick  •  München  :  Untersuchung  von 
Fleisch waaren;  A.  Ift7^er- München:  a)  Chemi- 
sche Charakteristik  der  Bombaymacis,  b)  Ueb'^r 
Kornfuselöl. 


y  ^    •N^  ^    ^ 


-      ^   ^  ^   U  -^    „T^ 


426 


B  r  I  e  f  w  e  c  h  8  e  L 


H,  O*  in  J«  (Finnland),  Wenn  die  Urtheile 
über  die  vcrscbiedcnon  Mincralwasser^pparate 
80  ungleich  lauten,  so  liegt  dies  daran ^  dass, 
je  nach  den  gegebenen  Verhältnissen,  hier  das 
eine,  dort  das  andere  System  sich  bewährt  hat, 
und  andererseits  auch  daran,  dafs  Aber  Mineral- 
wasserapparate vielfach  Ton  Leuten  geschrieben 
wird,  die  mit  der  Mineralwasserfabrikation  nicht 
so  innig  vertraut  sind. 

Es  unterliegt  Übrigens  l^ einem  Zweifel,  dass 
die  in  kleinen  Mineralwasserfabriken  noch  viel- 
fach in  Gebrauch  befindlichen  sogenannten  Selbst- 
entwickler als  sehr  unvollkommene  Mineral- 
wasserapparate zu  betrachten  sind.  Sie  können 
nur  als  Nothbehelf  da  gelten,  wo  die  Kosten 
für  Pumpen  apparate  sich  nicht  rentiren.  Der 
Verlust  an  Kohlensäure  ist  bei  diesen  Selbst- 
en twicklern  aber  grösser,  als  bei  anderen  Appa- 
raten und  so  werden  diese  Apparate  beim  be- 
triebe thearer. 

Heute  wird  man  um  so  weniger  diesen  Selbst- 
entwieklern  sich  zuwenden,  als  die  flflssige 
Kohlensäure  bequemen  Ersatz  dafür  bietet.  — 
Eher  als  die  Selbstentwickler  sind  schon  die 
combinirten,-d.  h.  solche  Apparate  zu  empfehlen, 
welche  so  eingerichtet  sind,  dass  man  sie  ein- 
mal als  Selbstentwickler  benutzen  kann,  die 
jedoch  auch  mit  Gasometer  und  Luftpumpe  ver- 
sehen sind. 

Alle  diese  Svsteme  werden  von  den  einzelnen 
Lieferanten  abweichend  gebaut;  welches  nun 
die  cmpfehlenswertheste  Art  ist,  kann  nicht  so 
leicht  entschieden  werden,  aus  welchem  Grunde 
wir  uns  nicht  in  der  Lage  sehen,  Ihnen  von  den 
vielen  Firmen  in  Berlin,  Halle  u.  a.  0.,  welche 
sich  mit  Anfertigung  von  Mineral wasserapparaten 
befassen,  eine  bestimmte  hier  zu  empfehlen.  Bei 
den  von  Ihnen  erwähnten  Doppelapparaten  der 
Firma  C,  A.  LenU  (auch  andere  Firmen  bauen 
dergleichen  Doppelapparate)  können  Sie  durch 
das  zweite  Mischgerass  den  Gasometer  leichter 
entbehren,  denn  die  nach  dem  Abziehen  des 
Wassers  im  Mischcylinder  zurückbleibende 
Kohlensäure  kann  sogleich  wieder  zur  ersten 
Imprägnation  des  Wassers  in  dem  zweiten  Misch- 
cyhnder  benutzt  werden.  Wir  würden  aber  einem 
vollständigen  Pnmpenapparat  mit  Gasometer  den 
Vorzug  geben.  Noch  oesser  ist  es,  wenn  Sie 
zwei  Gasometer  anbringen,  denn  es  ist  für  die 
Güte  des  darzustellende u  Mineralwassers  wesent- 
lich, wenn  Sie  den  sich  zuerst  entwickelnden 
Antheil  der  Kohlensäure  für  sich  allein  auf- 
fangen und  diesen  wegen  seines  Gehalts  an 
atmosphärischer  Luft  nicht  sowohl  zur  Bereitung 
des  Wassers,  als  vielmehr  nur  zum  Nachdrücken 
beim  Abziehen  verwenden.  Diesem  Gasometer 
würde  auch  die  nach  Entleerung  des  Misch- 
cylinders  in  letzterem  voihandene  Kohlensäure 
wieder  einzuverleiben  sein.  Von  anderen  viel- 
fach empfohlenen  Systemen  sind  die  continuir- 
lichen  Pumpeoapparate  (in  Frankreich,  England, 
Italien  und  der  Schweiz  sehr  viel  in  Gebrauch) 
entschieden  zu  verwerfen,  denn  das  mit  diesen 
Apparaten    dargestellte    Wasser    taucht    nach 


unseren  deutschen  Begriffen  nichts,  denn  es  ist 
wegen  seines  unreinen  Geschmackes  ohne  Za- 
eätze  (Wein,  Cognac)  nicht  zu  gemessen. 

Vortheilbaft  und  für  Neuanlagen  besonders 
empfehlenswerth  ist  das  Verfahren  mit  flüssiger 
Kohlensäure,  welches  sich  seit  circa  10  Jahren 
in  der  Mineralwasserfabrikation  mehr  und  mehr 
eingebürgert  hat  Gegenüber  den  Pumpen- 
apparaten sind  die  Anschaffnngskosten  för  die 
für  flüssige  Kohlensäure  eineeriehteten  Apparate 

fering  und  das  Verfahren  dabei  ist  so  einfach, 
ass  es  den  in  der  Mineral wasserfabrikation  Un- 
bewanderten hier  leicht  ist,  zu  befriedigenden 
Resultaten  zu  gelangen.  Allerdings  ist  das  Ver- 
fahren mit  flüssiger  Kohlensäure  thenrer,  als 
jenes,  wo  man  sich  die  Kohlensäure  aus  einem 
Garbonat  und  Säure  selbst  darstellt. 

Alle  bekannten  Firmen,  welche  Mineralwasser- 
apparate  bauen,  fertigen  auch  solche  für  das 
Verfahren  mit  flüssiger  Kohlensäure  an.  Aach 
hier  werden  Doppel-  oder  Zwillingsmaschinen 
mit  Vortheil  angewendet,  wie  solche  C  Deiters 
in  Berlin  N.,  Vaass  und  Littmann  in  Halle  u.  A. 
(mit  Luftpumpe  zum  Entgasen  des  Wassers  und 
mit  Ezpansionskessel  versehen)  liefern. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  es  nüthig 
ist,  jede  neue  Flasche  von  flüssiger  Kohlensäure 
einer  Prüfung  zu  unterziehen,  denn  es  giebtauch 
flüssige  Kohlensäure  im  Handel,  die  für  den  Ge- 
brauch in  der  Mineralwasserfabrikation  nicht 
geeignet  ist 

A.  K«  in  8«  Dr.  le  Bofa  hygieistischer 
Kräuter  theo  ist  nach  „Hahn  und  Holfert, 
Specialitäten  undGeheimmittel"  ron  A.  Oermann 
in  Braunschweig  zu  beziehen;  1  Schachtel  = 
1  Mk.  50  Pf.  Die  ebenda  angegebene  Analyse 
von  JET.  Hager  lautet  folgendermassen ;  je  5,0  g 
Scbi^garbenblütben ,  SennesblStter ,  je  4.0  g 
Frangularinde,  HuQattig,  Stiefmütterehen,  Wal- 
nussblätter,  £ib  i  seh  Wurzel ,  Quecken,  Süssholi, 
Tausendguldenkraut,  je  2,0g  Klatschroaen,  Woll- 
blarnen,  geschnitten  und  gemischt. 

Leider  ist  den  Analysen  der  Geheimmittel 
weder  in  dem  Buche  von  Hahn  and  Holfert, 
noch  auch  in  anderen  ähnlichen  Büchern  das 
Jahr  der  Untersuchung  beigefügt,  was  doch 
sehr  oft  wichtig  ist. 

Die  übersandte  Probe  dieses  Thees  entspricht 
nämlich  der  oben  angegebenen  Analyse  nicht; 
es  heisst  vielleicht  hier  anch  wie  in  den  Koch- 
büchern: ^Was  man  nicht  hat,  thut  man  nicht 
herein!"  Wir  fanden  in  grösserer  Menge:  Eibisch- 
wurzel, Süssholz,  Quecken,  Schwanwnrzcl,  Sen- 
nesblätter,  Lindenblflthen,  Stiefmütterchen,  Was- 
serfenchel, ferner  vereinzelt  Anis,  Alant,  Malven- 
früchtchen, Schafgarbenblüthen. 

B.  8J.  in  Utredit.  Gobaltnm  ist  ein 
Synonym  für  metallisches  Arsen.  Der  Gebrauch 
der  arsenigen  Säure  in  Mischung  mit  Morphin 
und  Karbolsäure  zum  Todten  der  Zahnnerven 
ist  bekannt.  Vielleicht  ist  das  in  einer  Zeit- 
schrift für  Zahnheilkunde  empfohlene  Mittel 
(„Kobalt,  arsenhaltend")  metallisches  Arsen  oder 
ein  Gemenge  desselben  mit  arseniger  Säure. 


Verleger  nnd  verantwortlicher  Kedacteur  Dr.  £•  Oelisler  in  Dreiden. 


Pharmaceuiische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

▼  ierteljfihrlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redactlon:  Prof.  Dr.  E.  Q eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaetenr :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

JisÖ,         Dresden,  den  27.  Juli  1893.    iiV"  ^J^iS^! 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


I  nhalt!  Chemie  and  Pfeftmaele;  Pbarmaeopoea  danlea.  —  Neue  Arzneimittel.  —  Hentellung  von  reinem  Amylen 
(Pental).  —  Terpenfreie,  nicht  trübende  ätherische  Ocle.  —  Darstellung  von  Terpcnalkoholen  ans  Terpenen.  — 
Zar  Kenafnise  des  Cerberlns.  —  Hinweise.  —  TeehnUehe  MlUbellangen:  lieber  das  Verbalten  von  Slcherheits- 
lampen  gegen  explosive  Oasgemische.  —  Einige  ueue  Mittel  gegen  Kesselstein.  —  Blebeneliftu.  —  Yemehiedene 
MIUkell«MgeM :  Die  65.  Versammlung  der  Gesellschaft  deutscher  Naturforscher  una  Aer/te. —  Sirupua  Frangnlae. 

—  Brie  fweeheel«  —  Anselgen. 


Chemie  und  Ptaarmacles 


Pharmacopoea  danica. 

Von  H.  Schehnz, 
(Schluss.) 

Julapium  salinuni.  125  Solutio 
carbonatis  kaliei,  800  Aquae  Menihae 
piper.,  50  Sir.  sacchari  werden  gemischt 
und  25  Citronensäure  in  kleinen  Stueken 
zugesetzt.  Es  wird  ex  tempore  bereitet 
mit  der  Kohlensäure  dispensirt. 

Kalium  tartarieum.  Die  Probe 
auf  Calciumsalze  wird  mit  dem  Glüh- 
ruekstande  von  1  g  Salz  nach  Aufnahme 
mit  Salzsäure,  Uebersätligen  mit  Ammo- 
niak darch  Zusatz  von  Ammonoxalat  an- 
gestellt. 

KaolJB,  zu  medicinischem  Gebrauch 
nur  geschlämmt  zu  verwenden,  giebt  mii 
Wasser  eine  plastische  Masse,  soll  beim 
Uebergiessen  mit  Salzsäure  nicht  auf- 
brausen und  beim  Schlämmen  keinen 
Sand  hinterlassen. 

Lactucarium  anglic um  soll  höch- 
stens 10  pCt.  Asche  hinterlassen. 

Lapis  haematites,  Fe^Og,  ist  seiner 
Verwendung  zu  ünguentum  oxydi  ferrici 
et  zinci  wegen  aafgeaommen.    Gorrecter 


wäre  dann  jedenfalls  die  Verwendung  von 
gefülltem  Ferrum  oxydatum. 

Li n  c t u s  b  0 r a ci c u s  ist  eine  Lösung 
von  1  Borax  in  9  Glycerin. 

Linimentum  ammoniatum 
camphoratnm  wird  aus  einem  Kam- 
pheröl  bereitet,  dargestellt  aus  50  Kam- 
pher und  70  Rüböl,  und  Zusammen* 
mischen  mit  25  Ammoniak. 

Linimentum  saponato-campho^ 
rat  um,  aus  100  Butterseife,  815  Wein- 
geist, 15  Kampher,  50  Ammoniak,  je  10 
Bosmarin-  und  Thymianöl  und  Wein- 
geist qu.  s.  zu  1000  mit  schnellem  Ab- 
kühlen. Beide  Vorschriften  werden  den 
Beifall  des  Praktikers  finden. 

Liquor  Kali i  arsenicosi.  10  ar- 
senige Säure  werden  mit  10  Kalium- 
carbonat  in  50  Wasser  gelöst,  50  La- 
vendelspiritus zugesetzt  und  mit  Wasser 
auf  1000  ergänzt.  Die  Flüssigkeit  ent- 
spricht an  Arsengehalt  unserem  Liquor 
Fowleri  und  ist  auch  unsere  Prüfung 
acceptirt.  Eine  Solutio  Natrii  arse- 
nicici  dagegen  hat  folgende  Vorschrift: 
19  arsenige  Säure  werden  in  75  Salpeter- 
säure gelöst,  zur. Trockne  verdampft  und 


428 


im  Dampf  bade  bis  150^  erwärmt,  bis  die 
Salpetersäure  völlig  vertrieben  ist.  Der 
Bückstand  wird  in  800  Wasser  gelöst, 
55  Natriumearbonat  zugesetzt,  filtrirt  und 
mit  Wasser  auf  30000  verdünnt.  Die 
Lösung  enthält  0,2  arsensaures  Natron 
(Na2HAs04,  7  H2O),  entsprechend  bis 
0,074  Arsensäureanhydrid.  —  Setzt  man 
zu  50  der  Flüssigkeit  9,6  ccm  Vio'Silber- 
lösung,  lässt  absetzen  und  filtrirt,  so  soll 
beim  Zusatz  von  Salzsäure  und  Silber- 
nitratlösung  nur  eine  Trübung  entstehen. 

Liquor  Kali  carbonici,  ilurch 
Lösen  von  200  Kaliumcarbonat  in  800 
Wasser  und  Einstellen  auf  1,190  bis  1,194 
bereitet.  Die  Flüssigkeit  soll  20procentig 
sein  und  10  g  sollen  28,6  Normalsäure 
zur  Neutralisation  erfordern.  Unser  Liquor 
ist  SSVsprocentig,  mit  einem  spec.  Gew. 
1,330  bis  1,334. 

Liquor  Menyanthis  acidus,  eine 
Lösung  von  125  Extr.  Trifolii  in  825  Tinct 
Menyanthis  mit  einer  Beimischung  von 
50  balzsäure.  Vor  dem  Gebrauche  zu 
schütteln. 

Lycopodium.  Eine  Abkochung  soll 
abgekühlt  keine  Stärkereaction  mit  Jod 
geben. 

Magnesia  usta.  Durch  ein  Sieb 
Nr.  10  (siehe  oben!)  geschlagen,  sollen 
250  ccm  25  bis  35  g  wiegen  —  eine  ent- 
schieden sehr  praktische  Prüfung. 

Magnesia  carbonica.  Eine  unter 
ZufUgen  von  Salzsäure  bereitete  Lösung 
(1  +  20)  soll  mit  eben  so  viel,  dem  Vo- 
lumen nach,  Ghlorammoniumlösung  und 
Ammoniak  gemischt  beim  Zusatz  von 
Ammonoxalatlösung  nach  5  Minuten  nur 
opalisiren  Durch  ein  Sieb  Nr.  10  ge- 
rieben sollen  250  ccm  25  bis  35  g  wiegen. 

Mixtura  acidi  hydrochlorati. 
15  verdünnte  Salzsäure,  800  Wasser,  185 
Himbeersaft.  Miztura  acidi  sulfurici. 
Li  1000  Theilen  enthält  sie  20  verdünnte 
Schwefelsäure  und  180  Himbeersaft. 

Mixtura  alba,  statt  des  alten  De- 
coctum  album.  „Weisse  Stopfmixtur.'' 
L)  1000  Theilen  sind  enthalten  30  Cal- 
ciumcarbonat, die  mit  30  Gummiarabicum- 
pulver  1.  a.  angerieben  sind,  30  Zucker- 
sirup und  80  weiniges  Zimmtwasser.  Ex 
tempore  zu  bereiten. 

Mixtura  amaro -alkalina  ist  ein 
Lifusum  Gentianae  50:950  mit  35  Na- 


triumearbonat und  65  Aetherweingeist. 
Auch  hierauf  bezieht  sich  die  Erlaubniss, 
statt  des  ersteren  eine  entsprechende 
Mischung  von  Fluidextractum  Gentianae 
mit  Wasser  zu  nehmen. 

Mixtura  camphorata.  8  Kampher- 
pulver werden  mit  32  Mucilago  verrieben, 
120  Kirschsaft  zugesetzt  und  mit  Wasser 
auf  1000  gebracht.  Ex  tempore  zu  be- 
reiten. 

Mixtura  ferri  composita.  7  Ka- 
liumcarbonat, 15  Myrrhapulver  mit  (550 
Bosenwasser  verrieben,  sollen  mit  einer 
Lösung  von  10  Ferrosulfat  und  60  Zucker 
in  258  Bosenwasser  gemischt  werden. 

Mixtura  oleoso-balsamica,  Liquor 
balsamicus  aromaticus ,  gleicht  unserer 
nicht.  Sie  wird  gemischt  aus  2  Th.  Bern- 
steinöl,  je  4  Th.  Nelken-,  Canehl-,  La- 
vendel-, Muscatblüthenöl ,  6  Th.  Peru- 
balsam und  976  Weingeist,  der  mit  AI- 
canna  (wie  viel?)  roth  gef&rbt  ist. 

Mixtura  sulfurica  acida,  Liquor 
acidus  Halleri,  durch  Mischen  von  glei- 
chen Theilen  Schwefelsäure  und  Wein- 
geist, unter  Vermeidung  einer  höheren 
Temperatur  als  50^  dargestellt.  Speci- 
fisches  Gewicht  fehlt,  wahrscheinlich  zur 
Freude  der  CoUegen. 

Morph  in  um  hydrochloricum. 
Einige  Krystalle,  im  Porzellansehalchen 
mit  einem  Glasstab  verrieben,  geben 
mit  Eisenchlorid  und  etwas  Wasser  eine 
tiefblaue  Farbe. 

Natrio-coffeinum  salicylicum 
ist  in  20  Th.  Weingeist  und  2  Th.  Wasser 
löslich.  Vorsichtig  erwärmt  entwickelt 
es  weisse  Dämpfe,  welche  sich  an  .übe^ 
gehaltener  kalter  Glasscheibe  zu  mikro- 
skopischen Krystallen  verdichten.  Selbst 
in  schwacher  Lösung  giebt  Eisenchlorid 
eine  violette  Farbe.  Mit  Chloroform  ge- 
schüttelt, dann  filtrirt,  giebt  das  Filtrat, 
eingedampft  und  mit  einigen  Tropfen 
Bromwasser  zur  Trockne  gebracht,  einen 
rothgelben  Bückstand,  der  mit  Ammoniak 
violett  wird.  0,5  g  des  Salzes  mit  5  g 
Chloroform  warm  extrahirt  sollen  ein 
Filtrat  geben,  das  abgedampft  wenigstens 
0,2  Coffein  hinterlässt. 

Oleum  Olivae.  10 Tropfen  Schwefel- 
kohlenstoff und  Gel  mit  5  Tropfen  Schwefel- 
säure verrieben  sollen  eine  nach  5  Mi- 
nuten  grünlich*   bis   hellbraune,    nicht 


429 


violettbraune  Mischung  geben.  0,2  g 
Zucker  in  10  g  kalter  concentrirter  Salz- 
säure gelöst,  mit  5  g  Olivenöl  stark  ge- 
schüttelt, sollen  nach  2  Minuten  die  Unter- 
schicht nicht  rosonroth  färben. 

Oleum  Eapae,  vom  spec. Gew. 0,913 
bis  0,916.  Ein  Tropfen  Schwefelsäure 
mit  20  Tropfen  Oel  verrieben  giebt  eine 
bräunliche,  nicht  violette  oder  hellgrüne 
Farbe. 

Oleum  Bicini  soll  in  Petroleuroäther 
fast  unauflöslich  sein.  Auf  die  Beimeng- 
ung mit  Sesam-  und  Sonnenblumenöl  soll 
die  Ela'idinprobe  in  Anwendung  kommen: 
0,5  Eupferspäne  mit  5  g  Oel  und  eben 
so  viel  Salpetersäure  gemischt  und  kalt 
gestellt,  sollen  eine  steife,  weisse  Fett- 
Qiasse  geben. 

Oleum  (Aetheroleum)  Santali  löst 
sich  in  allen  Verhältnissen  in  Weingeist 
und  hat  ein  spec.  Gew.  von  0,970  bis 
0,985. 

Oleum  (Pyroleum)  Succini  soll  fast 
farblos,  älter  gewordenes  gelblich  sein, 
neutral  oder  schwach  sauer  reagiren,  sich 
in  absolutem  Alkohol,  Aether  und  Chloro- 
form leicht  lösen  und  0,880  bis  0,930 
wiegen.  Braun  und  dickflüssig  geworde- 
nes darf  nicht  verwendet  werden. 

Opium  soll  an  Wasser  und  Weingeist 
etwa  60  pCt.  Lösliches  abgeben.  Unter 
dem  Mikroskop  sollen  im  Pulver  keine 
Sfärkekörner  zu  erblicken  sein.  Der  Mor- 
phingehalt soll  mindestens  10  pGu  be- 
tragen und  in  nachstehender  Art  ermit- 
telt werden,  die  sich  in  Bezug  auf  die 
Zahlenverhältnisse  etwas  von  der  Vor- 
schrift unseres  Arzneibuches  unterscheidet 
und  eine  praktische  Anordnung  des  Ap- 
parates empfiehlt:  6  g  trockenes  Pulver 
werden  mit  wenig  Wasser  gut  angerührt, 
in  ein  100-ccm-Kölbchen  gespült  und  auf 
66  g  Inhalt  ergänzt.  Gut  geschüttelt  einen 
Tag  stehen  gelassen,  wird  filtrirt,  50  g 
des  Filtrats  mit  2  g  Normal -Ammoniak 
versetzt,  vom  Bodensatz  sofort  durch  ein 
Faltenfilter  von  10  cm  Durchmesser  ab- 
filtrirt.  44,2  g  dieses  Filtrats  (entsprechend 
4  g  angewandtem  Opium)  werden  abge- 
wogen, mit  10  g  Aether  und,  unter  vor- 
sichtigem Bewegen  des  Eölbehens,  noch 
mit  4  g  Normal -Ammoniak  versetzt  und 
unter  gelegentlichem  Schütteln  wohl  ver- 
korkt einen  Tag  bei  Seite  gesetzt.    Dann 


wird  die  Aetherschicht  durch  einen  auf 
das  Gefäss  aufgesetzten  Blaseheber  auf 
ein  glattes,  getrocknetes  Filter  von  8  cm 
Durchmesser  gebracht.  Die  Operation 
wird  durch  gutes  Umschütteln  mit  noch- 
mals 10  g  Aether  und  darauf  folgendes 
Absetzen  wiederholt  und  schliesslich  wird 
auch  die  wässerige  Flüssigkeit  unter  Zu- 
rücklassen der  an  den  Glaswandungen 
abgesetzten  Krystalle  durch  dasselbe  Filter 
gegossen.  Kolben  und  Filter  werden  mit 
je  5  g  äthergesättigtem  Wasser  nachge- 
spült, dann  beide  getrocknet,  die  auf  dem 
Filter  gesammelten  Krystalle  in  den  Kol- 
ben gebracht,  letzterer  bei  100^  getrock- 
net. Seine  Gewichtszunahme  soll  minde- 
stens 0,4  betragen,  welches  Gewicht  mit 
25  multiplicirt  den  Morphingehalt  in 
Procenten  angiebt.  Ein  etwaiger  Mehr- 
gehalt soll  durch  Zusatz  von  Amylum 
Tritici  zum  Opiumpulver  auf  10  bis  12 
pCt.  corrigirt  werden.  Höchste  Einzel- 
gaben 0,15  und  0,6  (0,15  und  0,5). 

Pasta  Cacao  soll  bei  40^  schmelzen 
uud  darf  5  pCt.  Asche  hinterlassen. 

Pastilli  sollen,  wenn  anderes  nicht 
vorgeschrieben  ist,  1  g  wiegen,  Zucker- 
pastillen scheibenförmig,  Chocoladepastil- 
len  in  Form  von  Kugelsegmenten  ange- 
fertigt werden. 

Pilocarpinum  hydrochlorieum. 
Ausser  unseren  Identitätsreactionen  ist 
angegeben,  dass  die  Lösung  in  Schwefel- 
säure beim  ZuflQgen  einer  Spur  Kalium* 
dichromat  in  5  bis  10  Minuten  smaragd- 
grün wird  und  dass  Natronlauge  in  einer 
wässerigen  Lösung  (1-hlO)  ölige  Tropfen 
abscheidet,  welche  beim  Schütteln  gelöst 
werden. 

Pilulae.  Flüchtige  und  hygroskopi- 
sche Beimengung  bedingen  Dispensation 
im  Glase.  Granulae  sind  Pillen  von 
3  bis  5  cg  Gewicht. 

Badix  Ipecacuanhae.  Zur  Bereit- 
ung des  Pulvers  soll  nur  die  Binde  ver- 
wandt werden. 

Badix  Pimpinellae,  Bhei  und 
Yalerianae  führt  die  Pharmacopöea 
danica  unter  Bhizoma  auf.  In  der  That 
hört  sich  die  Beschreibung  unserer  Badix 
Pimpinellae  u.  s.  w.  als  Wurzelstock  mit 
Wurzeln  wunderbar  genug  an  und  hätte 
die  berichtigende  Umstellung  auch  bei 
uns  Platz  greifen  sollen. 


430 


Eesina  Jalapae  soll  in  der  Art 
dargestellt  werden,  dass  die  Tubera  Ja- 
lapae zuerst  durch  zweimaliges  Maceriren 
mit  Wasser  von  ihrem  Extractgehalt  be- 
freit, dann  getrocknet  und  grob  gepulvert, 
wie  üblich  mit  Weingeist  extrahirt  wer- 
den. 

Res 0 rein.  Es  ist  folgende  Prüfung 
vorgeschrieben:  Eine  Spur  der  Substanz 
mit  Natronlauge  und  einem  Krystall 
Chloralhydrat  bei  50^  erwärmt  giebt  eine 
schöne  rothe  Farbe,  die  bei  Säurezusatz 
schwindet.  0,05  Substanz  mit  0,1  Oxal- 
säure gemischt,  dazu  10  Tropfen  Schwefel- 
säure nehmen  beim  Erwärmen  eine  indig- 
blaue  Farbe  an. 

Bhizoma  Filicis  ist  ungeschält  zu 
sammeln.  Vor  dem  Pulverisiren  sind 
Schale  und  Wurzeln  zu  entfernen. 

Bhizoma  Zingiberis  soll  unge- 
schält verwendet  werden. 

Sapo  medicatus.  Ein  Theil  des 
Pulvers  in  10  Wasser  gelöst  soll  nicht 
durch  Schwefelwasserstoff  verändert  wer- 
den und  1  Th.  Calomel  nicht  grau  färben. 

Spiritus  concentratus,  unser  Spi- 
ritus, von  0,830  bis  0,834,  Spiritus 
dilutus  von  0,893  bis  0,895  und  Spiri- 
tus tenuis  von  0,940  bis  0,942  spec. 
Gewicht. 

Stibium  sulfuratum  aurantia- 
cum.  Die  Probe  auf  Arsen  wird  folgender- 
massen  angestellt:  0,5  Goldschwefel  wer- 
den mit  2  g  Ealiumchlorat  und  4  g  ge- 
glühtem Natriumcarbonat  gemischt  und 
geglüht  bis  die  Mischung  weiss  gewor- 
den. Mit  Wasser  ausgekocht  soll  das 
Filtrat,  auf  etwa  3  g  eingedampft,  mit 
10  g  Salzsäure  und  Zinnspänen  erwärmt 
keine  Färbung  annehmen,  noch  gefüllt 
werden. 

Stibium  sulfuratum  nigrum, 
Sulfuretum  stibicum,  soll  mit  20  Th.  Am- 
moniak digerirt  mit  Salzsäure  nicht  ver- 
ändert werden  und  keine  Gelbfärbung 
durch  Schwefelwasserstoff  erleiden. 

Tinctura  ferrichlorati  aetherea, 
eine  Mischung  von  200  Eisenchlorid- 
flüssigkeit mit  800  Spiritus  aethereus 
(l-f-9),  sie  enthält  demgemäss  doppelt 
soviel  Eisen  wie  unser  Präparat. 

Tinctura  Bhei  aquosa,  Infusum 
Bhei  alcalinum,  führe  ich  der  dänischen 
Bezeichnung  wegen  an  und  weil  die  con- 


centrirte  Form  interessiren  dürfte.  Sie 
wird  dargestellt  aus  125  g  in  etwa  2  mm 
dicke  Scheiben  geschnittenem  Bhabarber, 
die  mit  25  Natriumbicarbonat  und  1000 
Wasser  12  Stunden  maceriren  sollen. 
Der  Pressrückstand  soll  mit  einer  Misch- 
ung von  1000  Wasser  und  125  Weingeist 
6  Stunden  maceriren.  Beide  Auszüge 
werden  gemischt  24  Stunden  bei  Seite 
gesetzt,  filtrirt,  der  Weingeist  eventuell 
(dürfte  kaum  lohnen!)  abdestillirt  und  die 
Flüssigkeit  auf  das  halbe  Gewicht  ein- 
gedampft. Nach  wiederholtem  Absetzen, 
Filtriren  wird  neuerdings  auf  850  ein- 
gedampft und  mit  105  weinigem  Zimmt- 
wasser  gemischt. 

Eine  concentrirte  Form  ist  gestattet 
und  wird  erhalten,  dadurch,  dass  das  letzt- 
vorgeschriebene Eindampfen  bis  zu  einer 
Bestmenge  von  100  fortgesetzt  wird,  die 
bei  der  Dispensation  mit  750  Wasser  und 
150  weinigem  Zimmtwasser  zu  mischen 
sind. 

Ich  glaube,  dass  unsere  deutsche  Vor- 
schrift vor  oben  beschriebener  vorgezogen 
werden  wird. 

ünguentum  oxydi  zincici  et 
ferrici,  statt  unseres  Ünguentum  lapidis 
calaminaris,  wird  in  nachahmenswerther 
Weise  aus  120  Zincum  oxydatum,  40 
Lapis  haematitis,  240  Gera  alba  und  600 
Oleum  Olivarum  bereitet.  Ein  weiterer 
Fortschritt  wäre  allerdings  der  Ersatz  des 
Blutsteins  durch  Ferrum  hydricum. 

Werfen  wir  auf  unsere  Besprechung, 
die  in  Hinsicht  der  Fülle  des  Materials 
und  des  zur  Verfügung  stehenden  Baumes 
eine  im  Grunde  nur  referirende,  nicht 
kritisirende  sein  konnte,  einen  Blick  zu- 
rück, so  föllt  die  verhältnissmässig  hohe 
Zahl  der  in  die  dänische  Pharmakopoe 
aufgenommenen  Mittel  auf.  Sie  beträgt 
590,  während  (nach  Hirsch)  die  Pharma- 
copoea  Japon.  483,  die  Hungarica  531, 
Neerlandica  533,  Austriaca  581,  Germa- 
nica 603  zählt.  Dass  auf  einzelne  der 
Mittel  wohl  anzuwenden  ist,  habent  sua 
fata  remedia,  und  dass  es  wohl  lohnte, 
ihren  Wandlungen  nachzuspüren,  sei 
nebenbei  bemerkt;  bezüglich  der  ganzen 
Arbeit  ist  aber  jedenfalls  unseren  nord- 
iscüen  Gollegen  alles  Lob  und  alle  An- 
erkennung zu  spenden. 


431 


Neue  Arzneimittel. 

Antinervin.  L.  Star  berichtet  in  der 
Deutsch.  Med.-Ztg.  189.3,  627  über  Versuche 
mit  ÄDtinerTin,  von  dem  er  schreibt,  dass  bei 
richtiger  Dosirung  die  Wirkungen  der  Com- 
pooenten  des  Mittels,  Torzüglich  des  Anti- 
febrins,  ohne  unangenehme  Nebenwirkungen 
gut  sur  Geltung  kommen.  Uns  interessirt 
haaptsfichlich  die  in  jenem  Aufsatz  gemachte 
Angabe  Radlauer  b,  das  Antinervin  sei  eine 
Combination  Ton  Salicylsäure,  Acetanilid  und 
einem  Brompräparat,  in  peptonisirter  Form. 
Wir  verweisen  dem  gegenüber  darauf,  dass 
Ritsert  (Ph.  C.  32,  425)  fand,  dass  das  Anti- 
nervin ein  Gemenge  von  Bromammonium 
1  Tb.,  Salicylsäure  1  Th.,  Acetanilid  2Th.  ist. 

Desinfectin  nennt  S.  Bartoschewitsch 
(Ph.  Zeitschr.  f.  Kussl.  1893,  356  durch 
Zeitschr.  österr.  Ap.-V.)  ein  für  grobe  Des- 
infection  bestimmtes  Mittel,  welches  erhalten 
wird,  indem  5  Th.  des  bei  der  Destillation 
von  Rohnaphtha erhaltenen  (Masut  genannten) 
Rückstandes  mit  1  Volumtheil  concentrirter 
Schwefelsäure  gut  durchgemischt  und  zum 
Abkühlen  bei  Seite  gestellt  werden,  worauf 
die  von  dem  ausgeschiedenen  Bodensätze 
getrennte  Flüssigkeit  allmählich  mit  dem 
gleichen  Volum  lOproc.  Natronlauge  versetzt 
und  die  Mischung  gut  durchgeschüttelt  wird 
Die  so  erbaltene  gelbbraune  Emulsion  ist 
das  Desiofectin,  welches  zu  Desinfections- 
zwecken  mit  4  Theilen  heissen  Wassers  durch 
kräftiges  Schütteln  gemischt  wird. 

Gallobromol  ist  nach  Rundschau  der 
Uaudelsname  für  Dibromgallussänre,  welche 
lApine  in  Sem.  m^d.  als  Ersatz  für  Brom- 
kalium  empfiehlt,  da  sie  nicht  die  deprimi- 
rende  Wiikung  des  letzteren  besitzen  soll. 
Das  Gallobromol  bildet  feine,  weisse  Nadeln, 
welche  sich  wenig  in  kaltem  Wasser,  sehr 
leicht  in  heiasem  Wasser,  Alkohol  und  Aether 
lösen.  10  bis  15  g  des  Gallobromols  sollen 
ohne  unangenehme  Erscheinungen  vertragen 
werden;  am  besten  soll  es  in  wässriger Lösung 
mit  einem  Sirup  versüsst  eingegeben  werden. 

Izal.  Unter  diesem  Namen  bringt  die 
Firma  Newton  Chambecs  £  Co,  in  Thorncliff 
bei  Sheffield  (England)  ein  Desinfections- 
mittel  in  den  Handel ,  über  dessen  Natur  bis 
jetzt  nar  unbestimmte  Angaben  gemacht  wor- 
den sind ,  das  aber  nach  Pharm.  Ztg.  wahr- 
scheinlich bestimmt  ist,  in  Concurrenz  mit 
den  zahlreichen  Kresolpräpüraten  zu  treten. 


Zincum  boricnm.  TT.  KM  in  Jassy 
empfiehlt,  veranlasst  durch  die  häufig  vor- 
kommende gleichzeitige  Verordnung  von  Zink- 
oxyd und  Borsäure,  in  der  Pharm.  Post  die 
versuchsweise  Anwendung  von  Zinkborat. 
Dasselbe  wird  dargestellt  durch  Mischen 
warmer  Lösungen  von  5  Th.  Zinksulfat  in 
50  Th.  Wasser  und  andererseits  von  4  Th. 
Borax  in  100  Th.  Wasser.  s. 


Herstellung  von  reinem  Amylen 

(Pental). 

Das  bisher  durch  Erwärmen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  aus  dem  Amylenhjdrat  (durch 
Wasserabspaltung)  dargestellte  Amylen  war 
niemals  rein,  sondern  immer  mit  condensirten 
Olefinen  verunreinigt;  ebenso  ungenügend 
wirkten  andere  bekannte  wasserentziehende 
Mittel,  wie  Zinkchlorid,  Phosphorsäureanhy- 
drid,  concentrirte  Schwefelsäure. 

Merkwürdigerweise  sind  aber  die  festen 
organischen  Säuren  und  das  Phosphorsäure* 
hydrat  im  Stande,  ein  reines  Amylen  zu 
liefern  (es  scheint  also,  als  wirkten  die  oben- 
genannten wasserentziehenden  Mittel  zu 
kräftig.     Ref.). 

Das  neue  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Amylen  mittelst  organischer  Säuren  ist  der 
Firma  KoMhaum  in  Berlin  patentirt  (D.  R.P. 
66866):  Tertiärer  Amylalkohol  wird  auf 
dem  Wasserbade  mit  einer  organischen  Säure 
wie  Weinsäure,  Citronensäure,  am  besten  aber 
Oxalsäure  zusammengebracht,  indem  man  die 
Oxalsäure  in  einem  mit  Kühlvorrichtung  ver- 
sehenen Gefässe  auf  60  bis  90^  erwärmt  und 
dann  in  regelmässigem  Strahle  tertiären 
Amylalkohol  zufliessen  lässt.  Der  letztere 
spaltet  sich  sofort  in  Wasser  und  Amylen, 
welches  in  dem  Maasse,  wie  der  Alkohol  zu- 
fliesst,  abdestillirt  und  den  grössten  Theil 
des  Wassers  mitführt.  Die  rückständige 
Oxalsäure  kann  zu  wiederholten  Malen  be- 
nutzt werden. 

Das  so  gewonnene  Amylen  zeigt  nach  dem 
Waschen  und  fractionirter  Destillation  einen 
Constanten  Siedepunkt  von  38^,  ist  völlig  frei 
von  Amylalkohol,  fremden  Kohlenwasser- 
stoffen und  polymeren  Condensationspro- 
ducten,  also  besonders  zu  therapeutischem 
Gebrauch  geeignet.  g, 

Zeitschr.  f,  angew.  Chem.  1893,  S03, 


432 


Terpenfreie,  nicht  trübende 
ätherische  Oele. 

(Olea  aetherea  sine  terpeno.) 

Einer  Schrift:  „Mittheilungen  über  Hein- 
rich HaenseVs  terpenfreie  ätherische  Oele" 
entnehmen  wir  Nachstehendes,  wozu  wir  be- 
merken, dass  wir  zuerst  im  Jahre  1881  (22, 
223)  über  diese  damals  neuen  Präparate  und 
später  noch  mehrfach  (Ph.  C.  29,  305)  über 
dieselben  berichteten. 

„Jahrzehnte  lang  schritt  die  Fabrikation  der 
ätherischen  Oele  in  den  alten  bekannten  Geleisen. 
Die  Darstellung  derselben  wurde  nar  insofern 
▼erbessert,  als  statt  des  directen  Feuers  gesnannte 
Wasserdämpfe  zur  Anwendung  gelangten,  ois  ich 
auftrat  una  durch  die  ?on  mir  auf  den  Markt 
gebrachten  Präparate  nachwies,  dass  die  Trenn- 
ung der  Terpene  von  den  fibrigen  Bestandtheilen 
der  ätherischen  Oele  Erzeugnisse  schuf,  welche 
die  bisher  bekannten  ätherischen  Oele  an  Fein- 
heit des  Geruchs  und  Geschmacks,  an  Haltbar- 
keit, an  leichter  LOslichkeit  und  an  Stärke,  be- 
ziehentlich Intensität  weit  Übertrafen. 

Bei  dem  Wege,  welchen  ich  in  der  Darstell- 
ung ätherischer  Oele  betreten  habe,  handelt  es 
sich  nicht  nur  darum,  das  eine  oder  andere 
Product  zu  schaJBfen,  oder  irgend  ein  neues 
ätherisches  Gel  zu  destilliren,  sondern  die  grosse 
Bedeutung  meines  Vel'fahrens  beruht  in  dem 
Nachweise,  dass  die  Terpene  der  sauerstoff- 
haltigen ätherischen  Oele  KOrper  sind,  welche 
für  die  Praxis,  ffir  den  Gebrauch  nicht  nur 
hindernd  in  den  Weg  treten,  sondern  auch  das 
eigentliche  ParfQm  verdunkeln  oder  verdecken. 
Die  von  mir  herbeigeführte  Umwandlung  in  der 
Fabrikation  der  ätherischen  Oele  ist  eine  prin- 
cipielle  und  bietet  fflr  die  verschiedensten  Zweige 
industrieller  Thätigkeit  neue  Gesichtspunkte. 
Dass  ich  durch  mein  Verfahren  aber  auch  der 
Wissenschaft  diente,  ist  dadurch  bewiesen,  dass 
beispielsweise  Citronen-  und  PomeranzenOl,  in 
allen  wissenschaftlichen  Werken,  als  sauerstoff- 
freie ätherische  Oele  angesprochen  wurden.  Erst 
nachdem  ich  durch  Darstellung  der  diesbezüg- 
lichen terpenfreien  Oele  den  Nachweis  geführt 
hatte,  dass  diese  Anschauung  eine  irrige  war, 
sind  dieselben  in  die  Beihe  der  sauerstoffhaltigen 
gerückt 

Die  von  den  Terpenen  befreiten  ätherischen 
Oele  besitzen  sämmtiich  einen  höheren  Siede- 
punkt und  ein  höheres  specifisches  Gewicht  als 
die  ursprünglichen  ätherischen  Oele,  oder  die 
daraus  gewonnenen,  beziehentlich  abgeschiedenen 
Terpene.  Man  hat  also  bei  Prüfungen  hier  zwei 
Unterscheidungsmerkmale,  welche  an  sich  schon 
ein  verlässliches  Urtheil  zulassen.  Was  das 
specifische  Gewicht  betrifft,  so  steht  dasselbe 
in  Beziehungen  zu  der  molekularen  Zusammen- 
setzung. Als  Beispiel  führe  ich  an,  dass  das 
specifische  Gewicht  des  KümmelOls  =  0,900 
bis  0,910,  dasjenige  des  Terpens  daraus,  des 
Carvens,  0,849^  das  des  vom  Terpen  befreiten 
Kümmelöls  nach  Flückiger  0,9638  bei  15«»  C. 


beträgt;  CitronenOl  zeigt  durchschnittlich  0,860,   den  praktischen  Werth  derselben  nicht  besser 


das  Citren  0,850,  während  das  vom  Citren  be- 
freite CitronenOl,  also  das  terpenfreie,  ein  spe- 
cifisches Gewicht  von  0,900  besitzt.  Bei  dem 
PomeranzenOl  ergeben  sich  ähnliche  Zahlen, 
nämlich  0,b55  fGr  das  gewöhnliche  ätherische 
Oel,  0,903  für  das  terpenfreie  Oel  und  0,850  für 
das  Aurantien. 

Je  grösser  der  Gehalt  eines  ätherischen  Oeles 
an  Terpenen  ist,  desto  stärker  mnss  es  sein, 
wenn  dieselben  entfernt  sind.  Dieser  wechselnde 
Gehalt  an  Terpenen  ist  die  Ursache,  dass  bei 
meinen  terpenireien  ätherischen  Oelen  verschie- 
dene Intensitätsgrade  in  Frage  treten,  ßei 
Bestimmung  der  stärke  bin  ich  zunächst  davon 
ausgegangen,  festzustellen,  in  welchem  procen- 
tualen  Verhältniss  die  Terpene  sich  zu  den 
sauerstoffhaltigen  Bestandtheilen  der  betreffen- 
den ätherischen  Oele  in  diesen  befinden;  sodann 
habe  ich  durch  Verdünnung  in  Alkohol,  be- 
ziehentlich Lösung  in  Wasser  die  Stärke  des 
Geschmacks  und  Art  des  Geruchs  festzustellen 
gesucht. 

Dass  die  Terpene  in  schwach  alkoholhaltigen 
Flüssigkeiten  gänzlich  unlöslich  sind,  ist  des 
öfteren   die  Ursache  von  Schwierigkeiten  oder 
unangenehmen  Zwischenfällen.    Diese  bestehen 
darin,  dass  die  mit  gewöhnlichen  ätherischen 
Oelen   aromatisirten  Flüssigkeiten   trübe  oder 
milchig  werden,  während  ein  Theil  des  Oeles 
ungelöst   an   der  Oberfläche  erscheint.      Dem 
Mangel  kann,  wo  dies  angängig  ist,  zwar  durch 
Filtriren  oder  durch  Anwendung  von  Klärmitteln 
abgeholfen  werden,   allein  abgesehen  Ton  den 
Verlusten  an  Material,  welche  hierbei  entstehen, 
ist  eine  solche  Arbeit  umständlich   und  zeit- 
raubend.   Alles  dies  fällt  beim  Gebrauch  meiner 
terpenfreien  ätherischen  Oele  fort,  denn  durch 
Entfernung    der   Terpene    Yerändem    sich   die 
physikalischen   Eigenschaften    der   ätherischen 
Oele  dergestalt,  dass  eine  völlige,  klare  Lösung 
in  schwach  alkoholischen,  ja  in  gewissem  Ver- 
hältniss auch  in  wfisserigen  Flüssigkeiten  erfolgt, 
dass  man  schneller  und  sicherer  fabriciren  kann. 
Welche  Vortheile  hieraus  für  die  Liquenrfabri- 
kation  entstehen,  liegt  auf  der  Hand,  denn  die- 
selbe hat  es  mit  Mischungen  von  Sprit,  Zucker 
und  Wasser  zu  thun,  benutzt  den  Sprit  also  nnr, 
nachdem    er   durch   Zugabe   Yon    Wasser  ent- 
sprechend verdünnt  worden  ist.  Noch  auffälliger 
ist  der  Vortheil  bei  der  Fabrikation  moussiren- 
der  Wässer  und  es  hat  in  der  That  das  terpen- 
freie Citronen-  und  PomeranzenOl  eine  ausge- 
dehnte Verwendung  in  der  Mineralwasserfabri- 
kation  gefunden,  denn  da  diese  Oele  in  gewissem 
Verhältniss   auch   in  Wasser   löslich   sind,  so 
haben   sie  die  Anwendung  von  anderen  Oelen 
und  Stoffen  mit  fortgesetztem  Erfolge  verdr&net 
Die   leichte  LOslichkeit  ist   aber  auch  in  der 
Parfümeriefabrikation  von  Vortheil.   wo  es  sich 
um    Darstellung    wohlriechender   Wässer   oder 
schwach  alkoholischer  ParfOmstoffe  bandelt. 

Ich  nenne  meine  terpenfreien  Oele  concen- 
trirte,  welche  Bezeichnung  sie  mit  ToUem 
Bechte  führen.  Theilweise  ist  die  Concentration 
insbesondere  bei  Citronen-,  Pomeranzen-  nnd 
Angelicaöl  eine  ausserordentliche,  und  ich  kann 


433 


UlastrireD,  als  wenn  ich  erwähne,  dass  von 
meinem  terpenfreien,  concentrirten  Citronen- 
uod  PomeranzenOle  IV«  his  2  g  TOllig  genügen, 
um  ICO  Liter  Liqaeur  krSftig  zu  aromatisiren 
und  dass  100  g  meines  terpenfreien  concentrirten 
CitronenOles  ^enfigen,  nm  36000  Flaschen 
monssirende  Limonade  herzostellen.'' 

Aus    einer    angehängten  Tabelle    ist    die 
Intensität  der  terpenfreien  gegenüber  den  ge- 
wohnlichen ätherischen  Oelen  ersichtlich ;  wir 
fuhren  nur  einige  Beispiele  daraus  an: 
Terpenfreies  AntrelicaOl.    .    .    30  fach. 
„  AnisOl  ....      2    ^ 

n  BergamottOl  .    .2%    „ 

„  CalmusOl  ...      8    „ 

„  Citronenöl.    .    .    30    , 

„  GeraniumOl    .    .      3    ,, 

„  LayendelCl     .    .2*/«    ,, 

„  MacisM.    ...      6    ^ 

„  Pomeranzen  d    .    30   , 

„  RosmarinOl    .    .      4    „ 

SalbeiOl     .    .    .      3    . 
„  ThymianOl     .    .      5    , 

Wacholderbeeröl     20    „ 
„  Wermutöl  ...    10    „ 

Die  durch  H.  Haensel  in  Pirna  angebahnte 
und  principiell  ausgebaute  Verstärkung  der 
ätherischen  Oele  durch  Beseitigung  der  ge- 
ruchlosen oder  geruchschwachen  Terpene  ist, 
nachdem    man   deren  Werth   erkannt  hatte, 
allgemein   aufgegriffen  worden,  und  heut  zu 
Tage  arbeiten  viele  Fabriken,  wenn  auch  auf 
verschiedenen  Wegen,  so  doch  nach  diesem 
Ziele;  es  muss  deshalb  um  so  mehr  betont 
werden,  dass  Haensel  der  Begründer  dieser 
Richtung  gewesen  ist.   Heute  finden  wir  unter 
den  Mitteln  unseres  Arzneibuches  bereits  drei, 
nämlich   Carvol,  Menthol  und  Thjmol  ver- 
zeichnet,   welche  zu  HaenseVa  terpenfreien 
Oelen   zu    zählen   sind,   während   noch   ver- 
schiedene andere,  z.  B.  Eucalyptol,  Engenol, 
Myrtol,   ebenfalls  medicinisch,  wieder  andere 
in    der    Parfümerie    und   Liqueurfabrikation 
wegen  ihres  reinen  Geruchs  und  Geschmacks, 
sowie    ihrer    Klarlöslichkeit   in    verdünntem 
Spiritus  aasgedehnte  Verwendung  finden. 


Darstellang  von  Terpenalkoholen 

aus  Terpenen. 

J,  Bertram  ist  ein  Verfahren  zur  Dar- 
stellung von  Alkoholen  ans  Terpenen  paten- 
tirt  worden y  welches  darin  besteht,  dass  man 
organische  Säuren  der  Feltreihe  bei  Gegen- 
wart geringer  Mengen  von  Mineralsäuren  auf 
Terpene  unter  Beobachtung  einer  zwischen 
30  und  60^  liegenden  Temperatur  einwirken 
läset.     Die  sieh  bildenden  Ester  der  Terpen- 


alkohole  CjQH^gO  werden  mit  alkoholischem 
Alkali  verseift. 

Eine  Verwendung  dieser  Alkohole  and 
ihrer  Ester  ist  für  die  Parfümerie  ins  Auge 
gefasst.  Th, 

Zur  Kenntniss  des  Cerberins« 

Aus  den  Samen  der  zu  den  Apocjneae 
gehörigen  Cerbera  Odollam  Gaertn.  isolirte 
de  Vrij  vor  dreissig  Jahren  einen  krystallisir- 
ten  Körper,  dem  er  den  Namen  Ger  her  in 
gab.  Flügge  hat  diesen  Körper  von  Neuem 
dargestellt  und  untersucht. 

Das  Cerberin  bildet  färb-  und  geruchlose, 
bitterschmeckende  Krystalle,  welche  zu  Ro- 
setten oder  blumenkohlartigen  Aggregaten 
vereinigt  sind  und  einen  deutlich  rhom- 
bischen Habitus  haben.  Die  Bestimmung  des 
corrigirten  Schmelzpunktes  ergab  die  Zahl 
191  bis  192^.  Die  Zusammensetzung  ent- 
spricht der  Formel  Cj^H^^jOg.  Der  Körper 
hat  also  dieselbe  Zusammensetzung  wie  das 
Tanghinin  aus  Tanghinia  venifera  Poir. 
Beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
und  70proc.  Alkohol  spaltet  sich  der  Körper 
in  Olucose  und  Cerberetin  der  Formel 
^19^26^4  und  wahrscheinlich  noch  ein  drittes, 
an  Sauerstoff  ärmeres  Spaltungsproduct. 

Hinsichtlich  der  physiologischen  Wirkung 
des  Cerberins  stellt  Flügge  den  hervorragen- 
den Einfluss  auf  das  Herz  fest.  Th, 
Arch.  Pharm.  1893,  Nr.  1,  S.  10. 


Die  Bildung^  von  Oxyxanthonen  aus  den 
Salolen  niehrwerthlger  Phenole;  W.  Bau- 
meister: Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  26,  79.  Bekannt- 
lich spaltet  Salol  heim  Erhitzen  Wasser  ab  und 
geht  m  Xanthon  über: 

C.H4<ggoC.H.=C.H,<JJj>CH.-|-H.O 

In  gleicher  Weise  entstehen  aus  den  Salolen 
mehrwerthiger  Phenole  (des  Kesorcms  und  Hy- 
drochinons)  Oxyxanthone.  Th, 

lieber  die  Ursachen  der  Bildung  von  Eisen- 
rost; S.  Weinwurm:  Chem.-Ztg.  1898,  Nr.  7, 
S.  100.  Ein  HCittenwerk  hatte  an  eine  Öster- 
reichische Bahnverwaltnng  Schienen unterlags- 
platten  geliefert,  die  nach  kurzer  Zeit  bereits 
eine  auffallend  starke  Rostbildung  zeigten.  Der 
Risenrost  wurde  vom  Verfasser  einer  chemischen 
Untersuchuncr  unterzogen  und  zeigte  einen  hohen 
Gehalt  an  Kieselsäure  und  Schwefel.  Auch  bei 
Untersuchung  der  ursprünglichen  Platte  ergab 
sich,  dass  dieselbe  einen  sehr  hohen  Gehalt  an 
Schwefel  besass,  welcher  nach  des  Verfassers 
Ansicht  die  rasche  Kosthildung  offenbar  ver- 
anlasst hatte.  Th. 


434 


Technische  ülittbeilniiffena 


üeber  das  Verhalten  von  Sicher- 
heitslampen gegen  explosive  Gas- 
gemische. 

Die  Wichtigkeit,  welche  die  Sicherheits- 
lampen  für  verschiedene  Industriezweige,  z.  B. 
Bergbau,  chemische  Fabriken,  Gasfabriken 
etc.  errungen  haben,  war  Veranlassung,  dass 
man  die  von  H,  Davy  erfundene  Sicherheits- 
lampe  zu  vervollkommnen  strebte.  Das  Con- 
structionsprincip  ist  bis  heutzutage  dasselbe 
geblieben,  nämlich  dass  die  abziehenden  Ver- 
brennungsgase durch  ein  engmaschiges  Draht- 
sieb geleitet  werden,  welches  in  Folge  der 
starken  Wärmeableitung  beziehungsweise 
Strahlungsfähigkeit  der  Metallmaschen  sich 
nicht  bis  2Qr  Entzündungstemperatur  der  das- 
selbe umgebenden  verbrennlichen,  explosiven 
Gasgemische  erhitzen  kann  ;  Verbesserungen 
haben  sich  hauptsächlich  darauf  erstreckt, 
das  bei  der  Davy^stihen  Sicherheitslampe  den 
leuchtenden  Flammenkörper   umgebende 


und  demgemäss  verfinsternd  wirkende  Draht- 
netz höher  anzubringen  und  in  Folge  dessen 
die  Leuchtkraft  der  Lampe  zu  erhöhen. 

Prof.  H.  Kämmerer  und  Dr.  Tk.  Oppler 
in  Nürnberg  hatten  sich  die  Aufgabe  gestellt, 
das  Verhalten  der  in  Deutschland  allgemein 
gebräuchlichen  Sicherheilslampen  so  ver- 
schiedenen in  chemischen  Fabriken,  grossen 
Drogenhänsern  etc.  sehr  oft  auflretenden  Gas- 
Luftgemischen  zu  untersuchen ,  um  analog 
den  Beobachtungen  und  Untersuchungen  der 
Königlichen  Schlagwettercommissionen  und 
hier  besonders  den  Arbeiten  von  Prof.  G.Krei- 
scher  und  Cl.  Winkler  sn  der  Königlichen  Berg- 
akademie zu  Freiberg  für  Gas -Luftgemische 
mit  Gruben-  und  Leuchtgas,  die  Stichhaltig- 
keit der  Sicherheitslampen  auch  in  dieser 
Richtung  zu  haben. 

Fabrikanten  für  Sicherheitslampen  giebt 
es  in  Deutschland  vier  und  sind  deren  Er- 
zeugnisse in  Folgendem  vergleichend  za- 
sam  mengestellt: 


Nr. 

Bezeichnung. 

Charakteristische 
Eigenschaften. 

MMcben- 

Bftbl  des 

Drahtnetze» 

pro  qcm. 

Lenchtkraft 

In  Proconten  der 

Normalkerze 

abgeniDiiet. 

1. 

Frietnann  &  Wolf,  Zwickau. 
Benzinsicherheitslampc. 

Zfindpillenzändung.    Brenner: 
Runddocht,  6  mm  Durchmesser. 

140 

&6 

2. 

Wilhelm  Seippd,  Bochum. 
Benzinsicherheitslampe. 

ZCindpillenzündang.    Brenner:   ]      ^mm 
Runddocht,  8  mm  Durchmesser,  i 

63'/. 

3. 

Wilhelm  Seippel,  Bochum. 
Oelsicherheitslampe. 

Brenner:  Flachdocht, 
12  mm  breit. 

144 

64'/« 

4 

Gebr.  Stern,  Kssen. 
Benzinsicherheitslampe. 

Zündung  mittelst  Streichholz 

durch  finen  Revolverapparat. 

Bunddocht,  8  mm  Durchmesser. 

Zündunff  gleich  wie  vorher. 
Flachdocht,  9  mm  breit. 

144 

62 

5 

Gebr.  Stern,  E^;sen. 
Oelsicherheitslampe. 

144        32 

6. 


7. 


Julius  Pintseh,  Berlin. 

Grosse  Lampe  mit  Oel  oder 

Kerze. 


Oel  brenn  er:  Flachdocht, 
18  mm  breit. 


Julius  Pintseh,  Berlin. 
Kleine  Oelsicherheitslampe. 


Flachdocht,  15  mm  breit. 


72«/«  resp. 


62 


8. 


Davylampe. 


Flachdocht,  5  mm  breit. 


14U 


Diese  sieben  in  obiger  Tabelle  angeführten 
neueren  Sicherheitslampen  wurden  nun  auf 
ihr  Verhalten  zu  den  Mischungen  von  Luft 
mit  folgenden  Gasen  und  Dämpfen  untersucht 
und  kam  es  namentlich  hier  darauf  an,  die- 
jenigen Mischungen  zu  prüfen,  welche  da^ 
Maximum  der  Bxplosibilität  aufweisen.    Zur 


ey^MtDnhttok. 
26Va  shM     • 

Untersuchung  gelangten  neben  mehreren  Gm* 
Luftgemisohen,  die  specieli  nur  für  die  Tech- 
nik Werth  besitzen ,  die  Miachang  von  Luft 
mit  1.  Aethyläther,  2.  Benzin,  3.  Methyl- 
alkohol, 4.  Aethjlalkohol,  5.  Petrolenmitber, 
6.  Schwefolkohlenstoff,  und  fanden  sich  fol- 
gende charakteristische  Eigenschaflen. 


435 
1.  Aethyläiher; 

Maxim  am  der  Ezplosibilität  bei  96,77  Yolumprocenten  Luft  und  3,22  pCt.  Aethyläiher. 


Nr.  der 
Lampe. 


GatgemUch 

enthält 

Yolamproeento 

AetbylAiher. 


Eintretende  Erscheinungen. 


Flamme  wird  nnmhig.    Schwache  Verlängerang. 

Weitere  Yerlängening  bis  znm  unteren  Ende  des  Drahtnetzconus.  Spitze 
roth. 

Flamme  verlängert  sich  in  gekrflmmtcr  Linie  bis  zum  Deckel  des  Draht- 
netzconus. Spitze  ist  länger  roth,  am  Ende  rassend.  Bildung  einer 
schwebenden  Aureole  im  Drahtnctzconas.  Flamme  TerlOscht;  Aureole 
erst  nach  langer  Zeit. 

Erscheinung  wie  vorher,  nur  verloscht  die  Aureole  rasch. 

Aehnlich  wie  bei  1  bis  5. 

Sehr  deutliche  Flammen  Verlängerung.  In  grossen  Zwischenräumen  Zurflck- 
schlagen  der  Flamme  zur  Eintrittsstelle  des  Gases. 

Beträchtliche  Flammenverläneerung ,  rasch  aufeinanderfolgendes  Zarflck- 
schlagen  derselben.    Verlöschen. 

Wie  bei  6,  doch  pflanzt  sich  Entzfindnng  nach  aussen  hin  fort. 


Die  Lampen  6  und  7  zeigten  keine  Aureolenbildung;  Lampe  7  erwies  sich,  infolge  der 
Fortpflanzung  der  Entzündung  nach  aussen  nicht  als  Sicherheitslampe  geeignet. 

2.  Benzin. 

Siedepunkt  55  <>  bis  105  <>  C.     Maximum  der  Explosibilität  97,4  pCt.  und  2,6  pCt. 


Nr.  der 
Lampe. 


Oaagemitch 

enthält 

Volnrnprocente 

BensiDdaiDpf. 


Eintretende  Erschein angen. 


Hr.  der 
Lampe. 


Schwache  Flammen  verlängerang. 

Weitere  Flammenverlängerung. 

Flammen  Verlängerung  bis  zum  Deckel  des  Drahtkorbes;  Auftreten  der 
Aureole;  Verloschen  der  Flamme;  rasches  Verlöschen  der  Aureole. 

Wie  bei  1  bis  5. 

Wie  bei  1  bis  5  mit  zeitweisem  Zurückschlagen  der  Flamme. 

Flamme  verlängert  sich  mit  rother  russender  Spitze  ansehnlich,  schlägt 
in  kurzen  2jwischenräumen  zurück  und  verloscht  plötzlich  explosions- 
artig. Fortpflanzung  der  Entzündung  nach  aussen  fand  hier  bei 
Lampe  7  nicht  statt. 


3.   MethylalkohoL 

Maximum  der  Explosibilität  88,23  pCt.  und  11,77  pCt. 


Oaeg«mlseli 
entbftlt 
Vol  amprocen  te 
MeibylalkohoL 


Eintretende  Erscheinungen. 


1  —  5 
1— ö 
1—5 


Flamme  wird  unruhig  und  verlängert  sich. 
Weitere  Flammenverlängemng. 

Bandartig  gekrümmte  Flamme  steigt  bis  zum  Deckel  des  Drahtkorbes. 
Aureolenbildung.  Verloschen  der  Flamme,  nach  kurzer  Zeit  auch  der 
Aureole. 


436 


4.  Aethylalkohbl. 

Maximum  der  Explösibilität  93,75  pCt.  und  6,26  pCt. 


Nr.  der 
Lampe. 


Gasgemisch 

enthält 

Volamprocente 

Aethylalkohol-  i 

dampf. 


Eintretende  Erscheinungen. 


Flamme  wird  anruliig  und  spitzer  und  verlängert  sich  in  den  Drahtkoib 
hinein. 

Verhalten  ähnlich  wie  bei  Methylalkohol,  nur  verlöscht  die  Aureole  erst 
nach  einiger  Zeit. 


5.   Fetrolenmäther. 
Maximum  der  Explösibilität  97,95  pCt.  und  2,05  pCt. 


Nr.  der 
Lampe. 


Gasgemlseh 

enthftlt 

Volamprocente 

Fetroleam- 

ätherdampf. 


1  —  5 
1—5 

1-5 


2,5  —  3        Schwache  Verlängerung  der  unruhigen  Flamme. 

4  —  7  Flamme  steigt  bis  zom  unteren  Stande  des  Drahtnetzes,  die  Spitze  ftrU 

sich  roth. 

Aber  12        Gekrümmte  Flamme,  an  der  Spitze  roth  und  rassend,  steigt   bis  zum 

Deckel  des  Drahtkorbes.    Anreolenbildung.    Flamme  verloscht,  rasch 
auch  die  Aureole. 


6.   Schwefelkohlenstoflf. 

Maximum  der  Explösibilität  93,75  pCt.  und  6,25  pCt. 


Nr.  der 
Lampe 


Gasgemisch 

enthält 

Volamprocente 

fikshwefelkohlen- 

Btoffdampf. 


1-5 
1  —  5 
1-5 


1  —  1,5 
1,5  —  2 
2,5  —  3 


I  Flamme  bewegt  sich  und  wird  länger. 
j  Verlängert  sich  bis  in  den  Drahtkorb. 


Gekrflmmte  Flamme  steigt  bis  zum  Deckel  des  Drahtkorbes.  Anreolen- 
bildung. Flamme  wird  ausgeschlagen.  Aureole  brennt  noch  einii?e 
Zeit  weiter,  worauf  die  Schwefelkohlenstoffdämpfe  sich  explosionsartig 
entzünden. 


Aus  den  in  obigen  Tabellen  zusammen- 
gestellten Untersuchungen  geht  nun  hervor, 
dass  sich  die  Lampen  (ausser  Lampe  7  bei 
Aethyläther)  zu  allen  untersuchten  Dämpfen, 
ausgenommen  Schwefelkohlenstoff,  ähnlich 
verhalten  und  lassen  sich  die  erzielten  Re- 
sultate obiger  Untersuchungen  in  folgenden 
für  die  Praxis  höchst  wichtigen  Schluss  zu- 
sammenfassen : 

1.  Die  Lampen  1  bis  6  haben  sich  in  allen 
Gasgemischen  mit  Ausnahme  des  Schwefel- 
kohlenstoffs als  wirkliche  Sicherheitslampen 
bewährt,    insofern    die    explosiven    Gase, 


welche  sich  ausserhalb  der  Lampen  befanden, 
nicht  zur  Entzündung  gelangten. 

Lampe  7  kann  auf  den  Namen  „Sieber- 
heitslampe^^  keinen  Anspruch  machen. 

2.  Schwefelkohlenstoff  dämpfe 
entzünden  sich  selbst  bei  denjenigen  Lampen, 
die  sich  bei  allen  übrigen  Gasgemischen  üU 
sicher  bewährt  hatten. 

Dieses  abweichende  Verhalten  des  Schwefel- 
kohlenstoffes war  von  den  Verfassern  nicht 
vorausgesehen  und  erwartet  worden,  da  roao 
bisher  annahm  ,  dass  richtig  constrnirte  ooti 
gut   im  Stand  gehaltene  Sicherheitslampeu 


437 


auch  den  Schwefelkoblenstoffdampfen  gegen- 
über vollständigen  Schutz  gewähren. 

Da  jedoch  der  Schwefelkohlenstoff  gerade 
z.  B.  in  Gummifabriken ,  verschiedenen  £x- 
tractionsanstalten  etc.  in  grossen  Mengen  zur 
Verwendung  kommt,  so  wurde  von  den  Ver- 
fassern eine  SeippeVsche  Benzinsicberfaeits- 
laropo  in  explosivem  Gasluftgemisch  speciell 
daraufhin  untersucht,  ob  die  Temperatur  des 
Drahtnetzes  die  Entzündungstemperatur  des 
Schwefelkohlenstoffes  erreicht  resp.  über- 
schreitet; jedoch  herrscht  über  diese  durch- 
aus keine  gleiche  Ansicht,  vielmehr  wird  die- 
selbe verschieden  hoch  angegeben : 

1.  Naumann,  Thermochemie  1882  S.  562  bei 
228«  C. 

2.  A.  W.  Hofmann,  Berichte  über  Entwickel- 
ung  der  chemischen  Industrie  1875  S.  270  bei 
170"  resp.  130®  C;  letztere  Temperatur  bei 
gfiozllcher  Abwesenheit  von  Feuchtigkeit. 

3.  Dr.  Max  Föpel,  Chemiker -Zeitung  1891. 
Nr.  47,  S.  822.  Selbstentzündung  von  einem 
Gemisch  von  Luft  und  SchwefelkohleDstoffdampf 
lediglich  durch  den  Beibungswiderstand 
innerhalb  eines  Rohrbogenstflckes ,  durch  das 
es  strOmte. 

4.  Allgemein  bekannt:  Entzündung  von 
Schwefelkohlenstoffgemischen  mit  Luft  an  eiser- 
nen Dampfröhren,  durch  welche  Dampf  von 
3  bis  4  Atmosphären  (135  bis  145  <>  C.)  strOmt. 

Die  Temperaturmessungen  bei  dieser  Unter- 
suchung ergaben  nun  eine  höchste  Temperatur 
von  230  <^  C.  über  den  Drahtconus,  und  war 
somit  eine  Erklärung  für  das  abweichende 
Verhalten  der  Sicherheitslampen  gegen^chwe- 
felkohleo Stoff  gegeben ,  weil  die  Temperatur 
des  Drahtnetzes  wesentlich  die  Entzündungs- 
temperatur eines  Gemisches  von  Luft  und 
Schwefelkohlenstoff  überstieg. 

Andeutungsweise  sei  noch  zum  Scbluss  der 
Versuch  von  Z.  T.  Wrigkt  (Chem.  Ind.  1888, 
Bd.  XI,  S.  64)  über  die  Geschwindigkeit 
erwähnt,  da  derselbe,  auf  seinen  Untersuch- 
ungen fussend,  zur  grösseren  Wärmeableitung, 
d.  h.  zur  grösseren  Wirksamkeit  des  Draht- 
netzes zur  Herstellung  derselben  empfahl,  als 
Einschlag  des  Gewebes  starke,  steife  und  als 
Kette  dicke,  weiche  Drähte  zu  benutzen,  so 
dass  die  quadratischen  Oeffnungen,  die  jetzt 
die  Drahtnetze  der  Sicherheitslampen  be- 
sitzen, verschwinden  und  nur  wie  beim  Rorb- 
geflecht  schräge  dreieckige  Oeffnungen 
bleibeu.  Sicherheitslampen  mit  dem  Wright- 
schen  Drahtgeflecht  sollen  erfolgreich  den 
schwersten  Prüfungen  widerstanden  haben. 


Als  gute  Lehre  dieser  Untersuchungen 
lassen  es  die  Verfasser  als  dringend  wün- 
scheuswerth  erscheinen,  behufs  möglichster 
Verhütung  von  Bränden  und  Explosionen  in 
Etablissements  mit  feuergefährlichem  Betrieb, 
es  möchten  alle  in  den  Handel  gebrachten 
Sicherheitslampen  nach  gründlicher  Prüf- 
ung von  fachmännischer  Seite  zum  Zeichen 
ihrer  Brauchbarkeit  amtlicherseits  mit  einem 
Certificat  versehen  werden;  es  würde  dann 
vielleicht  mancher  Brand ,  der  unwissentlich 
auf  den  Gebrauch  von  Sicherheitslampen 
zurückzuführen  sein  dürfte,  in  Zukunft  ver- 
mieden werden.  jEjf.  s, 

Journal  für  Gasbeleuchtung. 


Einige   neue  Mittel 
gegen  Kesselstein. 

Nach  Prüssing  (Thon-Ind.- Ztg.  1893,  473) 
besteht  das  Jlfarm'sche  Anti-Ressel- 
steinmittel  ans  Wasser,  Stärke  und  Pa- 
raffin; der  Wassergehalt  betrug  56, G6  pCt., 
während  der  Paraffingehalt  von  3,47  bis 
13,49  pCt.  schwankte.  Das  Kilogramm  dieses 
Mittels  kostet  35  Pfennig. 

Ein  weiteres  Mittel  ist  K  e  r  o  s  i  n  ö  1 ,  von 
dem  das  Kilogramm  19,5  Pfennig  kostet. 

Die  Wirkung  dieser  beiden  Mittel  besteht 
darin,  dass  die  ausfallenden  Gyps-  und  Kalk- 
niederschläge sich  an  die  Paraffintropfen  an- 
hängen und  mit  diesen  so  lange  herum- 
schwimmen, bis  sie  zu  schwer  geworden  sind 
und  nun  zu  Boden  fallen.  Ein  Theil  setzt 
sich  hierbei  auf  den  Flammrohren  ab,  wäh- 
rend ein  anderer  Theil  durch  die  Bewegungen 
des  siedenden  Wassers  in  den  unteren  Theil 
des  Kessels  geworfen  wird. 

Ein  drittes  Mittel  ist  die  KnüUe'sche 
Kesselsteinlösung,  welche  nach  JPrüs- 
sing  hauptsächlich  aus  Phenolnatrium,  etwas 
Phenolkalium,  Chlornatrium,  Soda,  Ammo- 
niak und  Theer  neben  verschiedenen  Ver- 
unreinigungen besteht.  Die  Wirkung  des 
Knülle'Bchen  Mittels  ist  eine  chemische,  in- 
dem sich  das  Phenolnatrium  mit  dem  Gyps 
zu  leicht  löslichem  Glaubersalz  und  wasser- 
löslichem Pbenolcalcium  umsetzt.  Ein  an- 
derer Theil  des  Gjpses  setzt  sich  unter  Ein- 
wirkung der  Soda  unterhalb  der  Flammrohre 
als  Calciumcarbonat  ab,  während  andererseits 
Glaubersalz  entsteht.  Das  Kochsalz  befördert 
die  Abscheid ung  des  Calciumcarbonats. 


r  ^  ^  _r-»x  -^  V 


■  .J-  y  ^  y  »/N 


438 


Bttcherschan. 


Introduzione  allo  studio  degli  alcaloidi 
con  speciale  riguardo  agli  alcaloidi 
vegetali  ed  alle  ptomaine.  Del  Dott. 
Icilio  Guareschi,  Professore  ordiDario 
nella  R.  Universitä  di  ToriDos  e  Direttore 
dcir  Istitufo  di  Cbimica  farmaceutica  e 
tossicologica.  gr.  8.  XI  und  571  Seiten. 
Torino.  Unionetipografios-editrice.  1892. 

In  der  italienischen  Literatur  fehlte  bisher  ein 
Werk,  welches  eine  vollständige  Uehcrsicht  über 
das  durch  die  eingehenden  Stadien  der  letzton 
zwanzig  Jahre  Ober  die  Constitation  der  dazu 
gehörigen  Verbindungen  vielfach  erweiterte  Ge- 
biet der  Alkaloide  gewährt.  Diese  Lficke  hat 
der  durch  zahlreiche  Untersuchungen  wie  als 
Mitherausgeber  der  Annali  di  Cbimica  und  ols 
Herausgebor  dos  vorzüglichen,  unter  dem  Namen 
„Supplemente  annuale  ella  Enciclopedia  di 
Chimica  scientifica  e  industriale**  erscheinenden 
chemischen  Jahresbeiichts  allgemein  bekannte 
VerfAsser  durch  ein  Buch  ausgefüllt,  dessen 
Zweck,  eine  genaue  Idee  von  dem  gegenwärtigen 
Standpunkte  unserer  chemischen  Kenntnisse  über 
die  PHanzonbasen  und  über  die  organischen 
Basen  überhaupt  zu  geben,  ist.  Dieser  Zweck 
ist  so  vollständig  erreicht  und  die  Aufgabe  vom 
VerfasFer  in  so  vollliommenor  Weise  durchgeführt 
worden,  dass  das  Buch  bei  dem  grossen  Interesse, 
das  die  Alkaloide  nicht  bloss  dem  Chemiker, 
sondern  auch  wegen  der  therapeutischen  Ver- 
wendung, welche  die  meisten  ünden,  für  den 
Pharmaceuten  und  Arzt  haben,  ohne  Zweifel 
eine  grosse  Verbreitung  erlangen  wird.  Es  hat 
übrigens  nicht  in  der  Absicht  Guareschfs  ge- 
legen, eine  genaue  Beschreibung  der  einzelnen 
Basen  und  ihrer  Salze  zu  geben,  dagegen  ist 
mit  grösster  Sorgfalt  alles  dasjenige  geschliddert, 
WHS  sich  auf  ihre  Constitution  bezieht.  Aus- 
führlich sind  auch  die  allgemeinen  und  spe- 
ciellen  Reactionen,  bei  den  therapeutisch  ver- 
wendeten Alkaloiden  auch  die  Prooen,  mittelst 
deren  ihre  chemische  Reinheit  nachgewiesen 
wird,  erörteit.  Bei  ein7elnen  Basen  sind  auch 
die  Apparate,  die  zu  ihrer  Darstellung  benutzt 
werden,  beschiieben,  ausserdem  wird  durch  einige 
Abbildungen  die  Krystallform  verschiedener  Salze 
erläutert,  auch  sind  einige  pharmakognostische 
Abbildungen  (z.  B.  bei  Aieca,  Aconit,  Hyoscy- 
amus,  Coca)  vorhanden. 

Das  Werk  ist  keineswegs  eine  blosse  Com- 
pilaiion.  Man  sieht  dies  schon  daraus,  dass  der 
Verfasser  sich  in  Bezug  auf  die  Auffassung  des 
Begriffs  der  Alkaloide  den  neueren  Forschern  an- 
schliesst,  die  diese  auf  solche  im  Pflanzen*  oder 
Thierkorper  gebildete  basische  Körper,  welche 
von  Pyridin-  oder  Chinolinkernen  sich  ableiten, 
beschrfinken  wollen.  Mit  Recht  hebt  Guareschi 
hervor,  dass  es  nicht  angehe,  Stoffe  wie  Betain, 
Colchicin,  Morphin,  Codein,  Theobromin,  Coffein 
u.  s.  w.  aus  der  Abtheilung  der  Alkaloide  aus- 
zuschliessen  und  vom  Atropin,  Cocain,  Papaveiin, 
Hydrastin  u.  a.  zu  trennen.  Noch  mehr  ergiebt 
dies  die  Classification  der  organischen  Basen, 


die  der  Autor  vorgeschlagen  und  in  seinem  Werke, 
wie  auch  früher  schon  in  seinen  Vorlesungen  an 
der  Univerf ität  Turin ,  benutzt  hat  und  welches 
das  Gate  hat,  dass  auch  zukünftigen  Entdeck- 
ungen neuer  Basen  der  Platz,  wo  sie  eingeschoben 
werden  müssen,  bereits  vorgesehen  ist.  Als 
Hauptordnungen  werden  dabei  Basen  mit  offener 
Kette  und  Basen  mit  geschlossener  Kette  unter- 
schieden. Die  erste  Ordnung  umfasst  die  Amine, 
Hydrazine,  Hydramine,  Amidoxime  und  Azoxime, 
Thioamine,  'Jliialdine  und  Carbothialdine,  sowie 
die  Imine.  Die  Basen  mit  geschlossener  Kette 
werden  zunächst  nach  der  Zahl  der  im  Kerne 
enthaltenen  Kohlenstoffe  in  Tri-,  Tetra-,  Penta-, 
Heia-,  Hepta-  und  Octocarbonbasen,  und  in 
Basen  mit  gemischter  Kette  eingetheilt,  die 
wiederum  in  Phenobicarbonbasen,  Phenotri-  und 
Phenotetracarbonbasen  zerfallen.  Als  weitere 
Classen  erscheinen  die  Diphenopyridine  (Acri- 
dine),  Phenazine,  Ozazine  (z.  B.  Morphin),  Azole 
und  Xanthinbasen. 

Von  besonderem  Interesse  in  Guareschfs 
Buche  ist  das  Schlüssen pitcl,  in  welchem  die 
Ptomaine  und  Leukomalne  in  sehr  ausführlicher 
Weise,  sowohl  in  theoretischer  Beziehung  im 
Hinblicke  auf  ihre  Stellung  zu  den  organischen 
Basen  überhaupt  als  von  mehr  praktischem  Ge- 
sichtspunkte als  forensisch  wichtige  und  fdr 
Krankheitsprocesse  wichtige  Stoffe  behanddt 
werden.  Dass  die  für  die  gerichtliche  Chemie 
so  bedeutungsvollen  Arbeiten  Francesco  Selmt\ 
«her  dessen  Lebensumstände  Guareschi  S.  404 
einzelne  Daten  beigebracht  hat,  auch  für  die 
Lehre  von  der  Constitution  der  organischen 
Basen  fruchtbringend  gewesen  und  somit  in 
diesem  Buche  am  richtigen  Platze  sind,  ist,  seit 
Ladenburg  die  Identität  des  Pntrescins  und 
Cadaverins  mit  Tetram ethylendiamin  und  Peiita- 
methylpndiamin  nachgewiesen  hat,  zweifello*. 

Göltingen.  Th.  Husemann. 

Die  Arzneimittel  der  Apotheken,  alte,  wie 
neue  nnd  neneste.  Ihre  Beschaffenheit, 
Dosirung  und  Anwendung  für  den  prak- 
tischen Gebrauch  des  Bcceptars,  sowie 
zum  Studium  der  angehenden  Gehulfen. 
Bearbeitet  von  Apotheker  Schmidt  in 
Bocrenfelden.  Unter  Mitwirkung  von 
Dr.  med.  Stöcker  in  Tauberbischofsheim. 
Stuttgart  1893.    Verlag  ron  Ferdinand 

Enke. 
Der  Werth  dieses  Bflchelchons,  wie  auch 
ähnlicher,  von  anderer  Seite  herausgegebener, 
liegt  in  den  Angaben  über  die  neueren  Arznei- 
mittel,  welche  in  den  Lehrbüchern  noch  kein« 
Erwähnung  finden  konnten  und  Über  welche  die 
wissenswcrthcn  Notizen  für  Apotheker  nnd  Aente 
in  den  Zeitschriften  verstreut  sind.  Eine  Durch- 
sicht ergab,  dass  die  neuen  Arsneimittel  bis  tn 
einem  sehr  nahe  zurückliegenden  Zeitpunkte 
berücksichtigt  worden  sind  und  zwar  in  gro>«r 
Vollständigkeit.  Die  „allemenesten**  Art»«- 
mittel,  von  denen  ja  jede  Woche  einige  bringt, 


439 


konnten   naturgeroäss  nicht  Aufnahme  finden. 
Von  neuen  Arzneimitteln,  welche  nach  der  Zeit 
ihres  Erscheinens  gerechnet,  in  dem  Buch  hätten 
Aufnahme  finden  sollen,  erwähnen  wir  ARholin, 
Oleokreosot,  während  Dithion  wohl  unter 
Natrinmdithiosalicylicum  steht,  nicht  aber  unter 
dem  erstgenannten  Kamen,  unter  dem  es  doch 
eben  sowohl  gesucht  wird.    Beim  Antin  ervin 
hätten   wir  es  lieher  gesehen,  wenn   dasselbe 
nicht  als  Salicjlhromanilid,  wie  es  der  Verkäufer 
nennt,  sondern  als  das,  was  es  ist,  bezeichnet 
worden   wäre,  nämlich   als   ein  Gemenge   von 
Acetanilid,  Ammoniumbrom id  und  Salicylsäure. 
Dieses  ist  sehr  wichtig!  Acetanilid  darf  nach 
der  Verordnung  Über  den  Verkehr  mit  Arznei- 
mitteln Tom  2.  Juli  1891  nicht  freihändig  ab- 
gegeben werden,  eben  so  wenig  Gemische,  welche 
dasselbe  enthatten.    Wenn  nun  einem  Gemenge 
▼on  Aeetanilid  mit  anderen  Stoffen  von  Dem- 
jenigen, der  die  Mischung  vornimmt,  ein  Name 
(nämlich  Antinervin)   gegeben   wird,   der   den 
Tbatbestand  verschleiert,   sogar  den  Anschein 
erweckt,  als  ob  ein  synthetisch  hergestellter  vom 
Aeetanilid    verschiedener   Körper   vorliegt,    so 
muss  dem  energisch  entgegengetreten  werden! 
Es  wäre  sehr  am  Platze  gewesen,  wenn  bei 
den  betreffenden  Fällen,  wo  es  nöthig  ist,  der 
Schatz    der   Präparate    vor  Licht   Erwähnung 
gefunden    hätte,   da  dieses  bei  neuen  Arznei- 
mitteln   ein    ebenfalls   wichtiger  Umstand   ist, 
wenn   man   nicht  von  dem  (vielleicht  allerrich- 
ti^ten)  Standpunkte  ausgeht,  dass  alle  Arznei- 
mittel vor  Einwirkung  des  Lichtes  zu  schützen 
sind. 

Wir  empfehlen  das  Buch  den  in  der  Praxis 
stehenden  und  namentlich  den  jüngeren  Apothe- 
kern, für  welche  es  sehr  schwierig  ist,  sich  alle 
die  rasch  aufeinander  folgenden  oft  nichts  sagen- 
den Arzneimittelnamen  einzuprägen  und  mit 
einem  bestimmten  Begriff  zu  verbinden.       s. 


Die  Technik  der  Verbandstoflf-Fabrikation. 
Ein  Handbuch  der  Herstellung  und  Fa- 
brikation   der  Verbandstoffe,    sowie   der 
Antiseptica  und  Desinfectionsmittel    auf 
ueaester  wissenschaftlicher  Grundlage  für 
Aerzte,     Apotheker,    Techniker,    Indu- 
strielle und  Fabrikanten  von  Dr.  Theodor 
Koller.    Mit  17  Abbildungen.  Wien,  Pest 
und  Leipzig  1893.  Ä.  Hartleben' s  Verlag. 
Das  vorliegende   Buch   geht  weit   über   den 
Kahmen    dessen   hinaus,   was  der  Haupt -Titel 
»Technik    der    Verbandstoff- Fabrikation'*   um- 
£iust   denn  während  die  Herstellung  von  Ver- 
bandstoffen,  deren  Imprägnirung  und  Prüfung 
nur  97  Seiten    urafasst,   sind   136  Seiten   der 
Darstellung     von    an ti septischen    Stoffen    und 
143  Seiten  den  Desinfectionsmitteln   gewidmet. 
Hier  sind    auch  sogar  Anweisungen   zur  Ent- 
nahme    und    Versendung    choleraverdächtiger 
Untersnchungsobjecte ,   Desinfection   bei  Maul- 
Qnd  Klauenseuche,  Desinfection  von  Lumpen  etc. 
zu  finden;    ebenso    wie  unter   dem  Abschnitt: 
»Anweisungen    zur   Herstellung  von   Verband- 
stoffen"  die   Sterilisirnng  von  Milch  (Seite  29) 


beschrieben  ist.  Der  Verfasser  hat  die  in  seinem 
Buche  enthaltenen  Angaben  fleissig  gesammelt, 
jedoch  vermissen  wir  eine  Verarbeitung  der- 
selben; die  einzelnen  Thatsachen  sind  vielmehr 
meisten theils  wie  die  Beferate  in  einer  Zeitung 
ohne  inneren  Zusammenhang  an  einander  ge- 
reiht; dieser  Eindruck  wird  noch  erhöht  durch 
die  zahlreichen  lieber  Schriften,  um  diesen 
Ausspruch  zu  begründen,  mOge  angeführt  wer- 
den, dass  z.  B.  unter  den  Desinfectionsmitteln 
in  einzelnen  Artikeln  mit  Ueberschriften  hinter 
einander  behandelt  werden  (Seite  229  bis  240): 
Lysol,  Solveol,  Solutol,*  Kresin.  Antinonnin  (was 
gar  nicht  hierher  gehört),  Kreolin,  Karbol- 
schwefelsäure, Kresolkalk,  KarbolseifenlOsung, 
Sozal,  Acetylamidosalol,  Schwefelkohlenstoff- 
lösungen; jetzt  erst  kommen  die  Kresole  (die 
den  meisten  der  vorangehend  abgehandelten 
Stoffe  als  Grundlage  dienen);  dann  folgen  die 
Salole,  deren  Derivat;  Acet3'lamidosalor  vorher 
mitten  zwischen  den  Krcsolpräparaton  Unter- 
kommen gefunden  hatte  etc.  Ebenso  ist  bei 
den  imprägnirten  und  präparirten  Verband- 
stofl'on  weder  eine  alphabetische  noch  ponst 
eine  andere  Anordnung  zu  entdecken. 

Als  llotter*9che  an  ti  septische  Mischung  hat 
die  älteste  Vorschrift  Aufnahme  gefunden 
(Seite  205),  obwohl  Eotter  schon  seit  Jahren 
das  Sublimat  und  die  Karbolsäure  daraus  weg- 
gelassen hat. 

Da  der  Vt'rfasser  sowohl  der  Verbandstoff- 
Fabrikation,  sowie  deren  Imprägnirung  wie  auch 
der  Darstellung  von  Arzneimitteln  etc.  fern 
steht,  waren  eigne  ßathscbläge  und  Erfahrungen 
desselben  nicht  zu  erwarten;  das  vorliegende 
Buch  ist  vielmehr,  wie  auch  aus  dem  Vorwort 
hervorgeht^  als  eine  Sammlung  einschlägiger 
Artikel  aus  der  Pharniaceu tischen  Centralhalle, 
den  Industrieblättern  und  Dieterich^s  Manual 
zu  betrachten,  abgeschlossen  zu  der  Zeit,  in 
welcher  die  aseptische  Wundbehandlung  sich 
anschickt,  die  antiseptiscbe  Mtthode  zu  über- 
flügeln, s. 

Preis -Liste  der  chemischen  Fabrik  E.  Merck  in 
Darmstadt  Vorzugspreise.  Juli  1H93. 
Nach  einer  Geschäftsmittheiluug  der  Firma 
E.  Merck  hat  diese  sämmtliche  Lagt'rbestände 
und  Fabrikationsmethoden  der  Firma  jBT.  Tromms- 
dorff  in  Erfurt  käuflich  Übernommen.  Letzt- 
genannte Firma  wird  in  Zukunft  nur  noch  die 
Darstellung  der  Sozojodolpräparate  und  des 
Lauer 'Brenner*  schien  Fflasters  betreiben. 


Crallerie  hervorragender  Therapeotiker  und  Phar- 
makognosten  der  Gegenwart.  Von  B.  Beber, 
Apotheker  in  Genf.  8.  Lieferung,  enthaltend 
die  Biographien  und  Portrait«  von  Oscar 
Liebreich,  Thomas  Richard  Fräser,  August 
Garcke,  Frans  Ritter  von  Hoehnel,  David 
Hooper. 

Worlds  Columbian  Exposition  Chicago  1H93. 
Vereinigte  Fabriken  von  Zimmer  &  Co.  in 
Frankf\irt  a.  M.  Verzeichniss  der  ausgestellten 
Präparate. 

Preis -Verzelcbniss  über  ätherische  Gele,  che- 
mische Präparate  etc.  von  Schimmel  &  Co. 
in  Leipzig.    Juli  1893. 


440 


Terschledene  ülitthellnniren. 


Die  65.  Versammlung 
der  Gesellschaft  deutscher  Natur- 
forscher und  Aerzte 

wird  vom  11*  bis  15.  September  1893  in 
Nilrnbergr  abgehalten  werden. 

In  den  allgemeinen  Sitzungen  (im  Saale 
des  Industrie-  und  Cultur- Vereins)  werden  fol- 
srond»}  Vorträge  gehalten  werden :  Prof.  Dr.  His 
(Leipzig),  Aufbau  unsere«  Nervensystems;  Prof. 
Dr.  Pfeffer  (Leipzig),  Reizbarkeit  der  Pflanzen; 
Prof.  Dr.  Strümpell  (Erlangen),  Alkoholfragen 
vom  ärztlichen  Standpunkte  aus;  Prof,  Dr. 
Günther  (München),  Palaeontologie  und  phy- 
sische Geographie  in  ihrer  geschichtlichen 
Wechselwirkung;  Prof.  Dr.  Mensen  (Kiel),  Er- 
gebnisse der  Plankton- Flipedition  der  Humboldt- 
Stiftung;  Prof.  Dr.  Hueppe  (Prag),  Ursachen 
der  Gflhrung  und  Infectionskrankheiten  und 
deren  Beziehungen  zur  Energetik. 

In  den  Abtheilungen,  welche  sämmtlich  in 
den  Schulen  des  städtischen  Bauhofes  tagen, 
sind  nachstehen  de  Vorträge  angemeldet,  welche 
wir  au^^zugsweise  (Abtheilung  13  —  Phaimacie  — 
natürlich  vollständig)  wiedergeben. 

Abtheilung  3:  Chemie.  Th.  Weyl  (Berlin): 
Zur  Chemie  der  immunisirenden  StofiFe.  —  P. 
;ScÄo«?ändfr  (Charlottenburg) :  üeber  coUoIdales 
Gold. 

Abtheilung  12:  Pharmakologie.  Pensoldt 
(Erlangen):  Der  Einfluss  verschiedener  Arznei- 
mittel  auf  die  Magen verd au ung.  —  F.  Schilling 
(Nürnberg):  Üeber  antagonistische  Ausgleichung 
der  Nebenwirkung  einiger  Arzneimittel. 

Abtheilung  13:  Pharmacie  und  Pharma- 
kognosie. Einführender:  Apotheker  Th.  Wcigle, 
\Vinklerstra«se  33.  Schriftführer:  Apotheker -4. 
Weiss,  Wflhrder  Hauptstrasse  50.  1.  Hofrath 
Professor  Dr.  Hilger  (München):  a)  üeber  die 
Verbreitung  der  Cholesterines ter  im  Pflanzen- 
reiche, b)  Zur  Werthbestimmung  der  narko- 
tischen Eitracte.  —  2.  Professor  F.  A,  Flückiger 
(Bern):  üeber  Valerius  Cordus.  —  3.  Med.- 
Assessor  Dr.  Mankietriz  (Posen):  üeber  die 
Bestimmung  von  Blutflecken.  —  4.  Dr.  Thows 
(Berlin):  Chemisch -pharmaceutische  Mittheil- 
ungen. —  5.  Professor  Dr.  Tschirch  (Bern): 
Thema  vorbehalten.  —  ß.  Med. -Assessor  Dr. 
Vulpius  (Heidelberg):   Thema   vorbehalten.   — 

7.  Privatdocent  Dr.  Baumert  (Halle  a.  S.):  üeber 
das  Färben  von  Nabrungs-  und  Gcnussmitteln 
vom  gerichtlich-chemischen  Standpunkte  aus.  — 

8.  Privatdocent  Dr.  Degener  (Braanschweig) : 
üeber  die  Noth wendigkeit  der  Einführung  der 
Sterilisation  in  die  pharmaceu tischen  Operatio- 
nen. —  9.  Dr.  Ludwig  Reuter  (Mannheim, 
Verein  chemischer  Fabriken):  Mittheilungen  aus 
der  pharmaceutisch-chemiRohen  Grossindustrie. 
~  10.  Apotheker  Kittel  (Wlaschim):  Verschie- 
dene Mittheilungen  auf  pharmaceutischem  Ge- 
biete. —  11.  Apotheker  Weigle  (Nürnberg): 
üeber  die  Bestandtheile  des  Pfeffers.  —  12. 
Apotheker  Göldner  (Berlin -Moabit):  Die  Phar- 
macie im  Krankenhause. 


Abtbeilung  14:  Innere  Medicin.  Münzet 
(Prag):  Bedeutung  d^r  Acetessigsäure  für  den 
Diabetes  mellitus.  — Landerer  (Stuttgart):  Be- 
handlung der  Tuberkulose  mit  Zimmtsäure. 

Abtheilung  21:  Larvngologie  und  Bhi- 
nologie.  Helbing  (NQrnberg):  Mittheilung 
zur  Behandlung  der  erfrorenen  X^asen. 

Abtbeilung  23:  Hygiene  und  Medicinal- 
Polizei.  JJegener  (Braunschweig):  Üeber  den 
gegenwärtigen  Stand  der  Abwasserfrage  bezfigl. 
der  Städte  und  Industrie.  —  Btmuth  (Franken- 
thal): Zur  Frage  des  Eiweissbedarfes  b^i  der 
Ernährung  des  Menschen.  —  Oppler  (Nümberjr): 
Mittheilungen  aus  dem  Gebiete  der  Gewexbe- 
Hygiene  mit  Demonstrationen.  —  von  Kerschen- 
Steiner  (München):  Die  Hygiene  der  Treppen 
und  des  Treppenhauses.  —  Th,  Weyl  (Berlin): 
üeber  Müllbeseitigung.  —  WoUner  (Fürth): 
üeber  die  FOrther  Industriezweige  und  deren 
Schattenseiten;  Quecksilber-  und  Silberbelege, 
Bronzefabrikation,  Spiegelglasschleiferei  mit 
Facetir werken.  —  Wolpert  (Nürnberg):  UebtT 
Bestimmung  der  Luftfeuchtigkeit  mit  Hilfe  der 
Waage.  —  Goldschmidt  (Nürnberg):  Uebcr 
Milzbrauderkrankungen  bei  Arbeitern  der  Pinse- 
lnd ustrie.  —  Sigmund  Merkel  (Nürnberg):  Ei- 
pcrimentellc  Studien  Über  Milzbrand  in  der 
Nürnberger  Pinselindustrie.  —  Krieger  (Strass- 
bur^  i.  E.) :  Theoretische  Bemerkungen  über  die 
Desmff  ction  durch  Wasserdanipf  -  Ktederstadt 
(Hamburer):  a)  Die  barteriologische  Beschaffen- 
heit des  Wassers  um  Hamburg  herum,  b)  Milch- 
versorgung für  grössere  Städte.  —  Biedert 
(Hagenau  i.  K.):  Demonstration  des  Pannwitz- 
scheu Des infections -Apparates  und  Verschlüsse. 

Abtheilnng  28:  Veterinär-Medicin. 
Froehner  (Berlin) :  Zur  Toxikologie  des  Santonins. 

Abtbeilung 29:  A  griculturcheniie,.land- 
wirth  Schaft  lieh  es  Versu  c  hswesen. 
König  (Münster):  üeber  die  NfihrstoflTauf nähme 
der  Pflanzen.  —  itn* «er  (München):  Uebcr  den 
Abbau  der  Stfirke.  —  Kirchner  (Leipzig):  Die 
Fettkügelcbeu  der  Kuhmilch. 

Abtheilung  31 :  Geographie.  5.  Günther 
(Münch»»n):  Zur  Lehre  von  der  Quellbildung. — 
Ihne  (Friedberg  in  Oberhessen):  üeber  Bezieh- 
ung zwischen  geographischer  La^e  und  pflanzen- 
phänologischen  Erscheinungen  in  Mitteleuropa. 
—  Träger  (Nürnberg):  üeber  den  Uferschuti 
der  Nordseehalligen. 

Das  Bayrische  Gewerbemuseum  veranstaltet 
eineAusstellung  wissenschaftlicher  Apparate, 
Instrumente  und  Präparate  im  eigenen  Aos- 
stellungsgebäude  (Marienthorgraben  8) 

Vorausbestellnngen  von  Wohnungen  nimmt 
Kaufmann  J.  GoUinger  (Bnrgstrasse  8)  schon 
jetzt  entgegen. 

Sirupus  Frangulae. 

Faulbaumrindenfluidextract  5 ,  weisser  Si- 
rup 95  werden  gemischt.     Faalbaamrinden- 

sirup  sei  braunroth. 

Aus  der  Badischen  Ergängungstaxe 
nach  SiMl,  ApoiK-Ztg, 


441 


BrlefwechseL 


Apoih,  A«  8.  in  I>.  Liquor  antisepticas 
(Volkmann)  besteht  aus  Thymol  1  Th.,  Spiri- 
tus 10  Th.,  Glycerin  20  Th.,  Wasser  100  Th. 

F.  8p.  inYf.  D  e  r  m  a  9  0 1  ist  eine  mit  Fuchsin 
roth  gefftrbte,  mit  EsFigäther  versetzte  Losung 
von  essigsaurer  Thonerde,  die  gegen  Fusssch weiss 
Verwendung  findet 

Apoth.  W»  in  P.  Das  Magnesiumsulfat,  mit 
welchem  das  Menthol  verfälscht  gewe>en 
sein  soll,  ist  dem  geschmr>lzenen  Menthol  wahr- 
scheinlich kurz  Yor  dem  Erstarren  in  feingepul- 
vertem  Zustande  beigemengt  worden.  Beim  Be- 
bandeln mit  Chloroform  lOst  sich  das  Menthol, 
während  das  Magnesia msulfat  ungelöst  zurück- 
bleibt 

F.  in  Dt*  Die  Pflastermasse  der  Wasmuth- 
sehen  Hühnerangenringe,  welche  auf  die 
Kflckseite  von  Sammt  gestrichen  ist,  soll  Balicyl- 
fäare  nnd  Milchsäure  enthalten,  deren  günstige 
erweichende  Wirkung  aof  verdickte  Hautstellen 
schon  lange  bekannt  ist.  Eine  ganze  Anzahl 
Höhnaraugenmittel  enthalten  ja  auch  den  einen 
oder  den  anderen  dieser  Stoffe. 

Apoth,  K»  K«  in  Sp»  Der  Nachweis  des 
durch  Fäulniss  von  Fleisch  gebildeten  Ammo- 
niaks mittelst  des  Ebereschen  Reagens  (Ph. 
C.  84  9  375)  wird  durch  folgende  Ausführung 
verschärft:  Man  bringt  das  Reagens  in  einen 
Stehcjlinder,  verstOpselt  diesen  mit  Glas-  oder 
GumroistOpsel  und  schüttelt  um.  damit  die 
Flüssigkeit  die  Wände  benetzt  und  aie  im  Gefäss 
eingeschlossene  Luft  mit  den  Dämpfen  des 
Reagens  gesättigt  wird.  Während  mau  der 
Flüssigkeit  Zeit  lässt,  von  den  Wänden  wieder 
her  abzurinnen,  streicht  man  mit  einem  Glasstab, 
der  in  einem  auf  den  Stehcylinder  passenden 
ivummifltOpsel  steckt,  über  das  zu  prüfende 
Fleisch  nnd  bringt  darauf  den  Glasstab  in  den 
Stehcylinder,  indem  man  mit  dem  GummistOpsel 
fest  verschliesst  Der  Glasstab  darf  natürlich 
nur  in  den  Raum  über  der  Flüssigkeit  reichen. 
Auf  diese  Weise  kann  man  das  Auftreten  von 
Nebeln  um  den  Glasstab  sehr  scharf  beobachten. 

Apoth,  H«  in  W«  Zu  wetterfesten  Holz- 
anstrichen soll  an  Stelle  von  LeinOl  auch  Thran 
verwendet  werden  kOnnen,  wenn  derselbe  billig 
za  haben  ist.  Folgender  Anstrich  soll  sich  be- 
währt haben :  110  Th.  Thran,  *20  Th.  Terpentinöl, 
200  Th.  Zink  weiss,  13  Th.  Ocker,  3  Th.  flüssiges 
Siccativ.  Thran,  welcher  zum  Anstreichen  von 
Eisen  verwendet  werden  soll,  darf  keine  Karbol- 
säure enthalten,  er  wird  von  derselben  durch 
Erhitzen  mit  einigen  Procenten  seines  Gewichts 
an  Calci umhrdroxyd  befreit.  Vergleichen  Sie 
auch  vorige  Nummer,  S.  425. 

Apoih.  !¥•  in  Th.  Nach  Kodi's  Methode 
wurden  die  zur  Prüfung  von  Desinfections- 
mi  tteln  verwendeten  Bacterien  (z.  ß.  Milzbrand- 
sporen) auf  Seidenfäden  eingetrocknet;  Spirig 
trocknet  neuerdings  die  Bacterien  anf  Deck- 
gläschen ein. 


Apoth.  k.  in  T«  Für  Pillonmassen  mit 
Pix  liquida  eignet  sich  Bolus  alba. 

km  N.  in  L*  H  u  m  a  n  i  s  i  r  t  e  oder  d  e  - 
caselnirte  Milch  soll  in  England  auf  die 
Weise  hergestellt  werden,  dass  man  guter  Kuh- 
milch einen  Theil  ihres  CaseTns  durch  den 
gewöhnlichen  Process  der  Käsefabrikation  ent- 
zieht, so  dass  die  zurückbleibende  Milch  im 
Casetngebalt  der  Frauenmilch  entspricht;  die 
humanisirte  Milch  wird  dann  sterilisirt.  Ein- 
gehendere Mittheilungen  über  die  Darstellung 
vermögen  wir  nicht  zu  geben. 

A.  L«  Die  B^al-Encyclopädie  der  gesamroten 
Pharroacie  giebt  für  die  Kais.  priv.  Blut- 
reinigungspillen folgende  Vorschrift  an: 
4  Th.  Aloe,  1  Th.  Sapo  venetus  und  1  Th.  Pulvis 
Colocynthidis  werden  zu  Pillen  von  0,1  g  Gewicht 
geformt  W^enn  die  Pillen  jetzt  noch  nach  der- 
selben Vorschrift  bereitet  werden,  so  dürren  sie 
wegen  des  Gehaltes  an  Coloquinthen  nicht  ohne 
ärztliche  Verordnung  abgegeben  werden. 

Apoih.  FL  W.  in  K«  Wir  wissen  nicht,  ob 
das  Verfahren,  Vegetabilien  und  Conserven  mit 
NickelsulfatlOsung  grün  zu  färben,  wirklich 
patentirt  ist,  wie  Sie  gelesen  zu  haben  behaupten. 
Wir  halten  dieses  einfach  für  undenkbar;  das 
wäre  ja  der  reine  Hohn  auf  das  Nahrungsmittel- 
gesetz. 

Apoth.  T.  in  B.  Coffetn-Chloral,  von 
der  chemischen  Fabrik  auf  Actien,  vormals 
R.  Schering  in  Berlin  dargestellt,  bildet  farb- 
lose, glänzende,  in  Wasser  leicht  lOsliche  Blätt- 
chen. Prof.  EwaM  in  Berlin  verwendet  das 
Präparat  zu  0,2  bis  0,4  g  subcutan  als  zuver- 
lässiges Mittel  gegen  hartnäckige  Verstopfung. 

Apoih.  FL  in  C»  Bei  Anwendung  der  Hekto- 
graphenblätter,  bei  denen  die  Hekto- 
graphenmasse in  dünner  Schicht  auf  Firniss- 
papier  anstatt  in  einem  flachen  Zinkkasten  aus- 
gegossen ist,  ersparen  Sie  das  Wegwaschen  der 
Schrift,  wodurch  die  Oberfläche  der  Hekto- 
graphenmasse immer  uneben  wird,  vollständig. 
Man  muss  eine  genügende  Anzahl  solcher  Hekto- 
graphenblätter besitzen,  damit  jedes  einzelne 
genügend  lange  Zeit  (einige  Tage)  liegen  kann, 
ehe  CS  wieder  an  die  Beihe  kommt,  und  bis  sich 
die  alte  Schrift  so  der  ganzen  Masie  mitgetheilt 
hat,  dass  sie  nicht  menr  abdruckt. 

Apoth.  Dr.  6r.  in  Dr.  lieber  Anwendung 
des  Xo/f/er'schen  Mauset vphusbacillus  haben  wir 
(Ph.  C.  88«  469.  84,  171)  berichtet.  Neuerdings 
wurden  jcaoch  auch  Stimmen  laut,  nach  denen 
dieses  Mittel  unwirksam  sein  soll.  Wir  bemerken, 
dass  es  zur  Erzielun^  kräftiger  Keinculturen 
dieses  Bacillus  nOthig  ist,  denselben  nicht  nur 
von  Cultur  zu  Cnltnr  zu  züchten,  sondern  Öfters 
auf  Mäuse  zu  impfen  und  aus  diesen  wieder  in 
Keincultur  zu  züchten.  In  der  Apotheke  der 
thierärztlichen  Hochschule  in  Dresden  wird  er 
auf  diese  Weise  gezüchtet. 


Verleger  nnd  Terantwortlieher  Redaeteur  Dr.  E.  Geissler  in  Dresden. 
Im  Bachhandel  durch  Julius  Springer,  Borlin  N.,  HonbIJouplats  3. 
Druck  der  K9nigl.  Hofbachdrockerei  von  C.  C.  lleinbold  &Söhne  in  Dreaden. 


442 


Eisen-  und  Eisen -Hangan  Flüssigkeiten 


Marke 


Helfenberg. 


(nricllt  nach  den  Berliner  Vorschriften  bereitet) 


ff 


99 


39 


Einzelpreise: 

OrigiDalpacknnffen  zar  Ab-      «. 
gäbe  an  das  Pablikum 

100  g  200  g  500  g  1000  r  p.  1  kg 

—,30   — ,Ö5    1,20     2,—       1,30  M. 

Preise  fftr  frankirte  Fest- 
sendangeii; 

4,5  kg  offen    ...    .    .    6,10  M. 

4,oU  ,, 
.    5,05 
.    4,70 
.    4,- 


2  Originalfl.  ä  1   kg 
4  „  ä  0.5  „ 

8  „  k  0,2  „ 

12         „  k  0,1  „ 


it 


>» 


Liquor  Ferri  albuminati 

„      peptonati. 
Ferro-Mangani 

peptonati. 
Ferro-Mangani 
saeeharati. 
Tinctura  Ferri  composita. 

HB.    Nttlieres  in  der  AprU  -  Preisliste,  S.  68. 

Die  Eilqaores  Ferri  und  Ferro-lir»iii^»Di  „Marke  Helfenberg'S  besonders  die  ver- 
sfissten,  zeichnen  sieb  vor  den  nach  den  „Berliner  Vorschriften*^  bereiteten  Liquores  dnrcb  einen 
bedeutend  besseren  Geschmack  und  grossere  Haltbarkeit  aus  nnd  ansserdem  noch  dadurch,  dass 
sie  längere  Zeit  eingenommen  werden  können,  ohne  Widerwillen  zu  erregen. 

Chemische  Fabrik  in  Helfenberg  b.  Dresden. 

Eugen  Dletericli. 


Preise  für  frankirte  Frmehtg at- 
sendungen : 

1  Ballon  mit    25  kg  offen  32,50  H. 

15  Originalfl.  a  1     „  .    .    30,—  „ 

25        „  k  0,5  ..  .    .    30,-  „ 

55        „  a  0,2  „       .    30.-  „ 

100        „  iiO,l„  .    .    30,-  . 


Knoll  Of^  C0%^  Chemische  Fabrik,  Ludwigskafen  a.  Rh. 

Codmn-Knoll.  Salicylsaures  Nafron. 

Diuretin- Knoll.  Salicylsäure. 

Phenacetin  -  Knoll.  Salol. 

Apomorphin,   Morphium,   Gaffeln,   Cocain, 

Acetanillil,  Bromoforn,  LitMimisalze  etc. 

Bezug  durch  die  Gross- Drogen handlungen. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bexngspreis  durch  die  Post  oder  den  Bachhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisprmftssigung.    Expedition s  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaetion:  Prof.  Dr.  E.  Geissler.  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredaeteor :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M  31.       Dresden,  den  3.  August  1893.  IiyMtVX 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

lnli«It:  CfeeMl«  aatf  PhsrnMile:  Studien  Über  di«»  Slaiubenso«:.  _  HInweU«».  —  Helfenberger  Annalen  18tt2.  — 
lieber  den  Nachwelt  von  Piperaxin  Im  Harn  und  Uüter«rbeldnng  der  mit  PikrluHänre  erhaltenen  Fällunif  von 
Eiweisfl. —  Zar  SanerttoffherMtellong.  —  Tberapentitiehe  MlUbellnnfren:  Ueber  die  Rehandlontr  diphthAriekranker 
Menschen  mit  Diphtherleheilsernm.  ~  Ueber  die  äusRorlicho  Anwendung  de*  SchwefelN.  —  Teeholsehe  MiUhell- 
■■icen:  Der  Telantograph.  —  FinsBige  Bronsc.  —  Bfleberseban.  —  Temebledene  HIUbelluBten:  Zur  Technik 
und  Reeeptnr  der  Salben.  —  Tinctura  FerrI  aeetlei  aetherea.  —  Emplastr.  Galbanl  compoa.  Phoebi.  —  Antinonnin. 
—  Unteracheldang  von  Sozal  und  Alnmnol.  —  Tarirte  Stand gefäsde.  —  Dr.  G.  Ileussmann^ii  Taschenhandreiniger. 

—  Bekanntmachung.  —  Aniels^a. 


Cbemle  und  Pbarmacle. 


Studien  über  die  Siambenzoö. 

Von  Dr.  Fritz  Lüdtj,  Apotheker. 

Nachdem  ich  eine  Untersochung  der 
Sumatrabenzoe  (Pb.  C.  34,  178)  vor- 
genommen  hatte  und  es  mir  gelungen  war, 
n achsa weisen ,  dass  die  Hauptmasse  des 
Sumatrabenzoeharzes  aus  Zimmtsäureestern 
bestehe,  schien  es  mir  von  nicht  geringem 
Interesse  xu  sein,  auch  die  „Siambenzoe** 
einem  Dttheren  Stadium  zu  unterweifen.  Die 
Stammpflanze  der  Siambenzoe  ist  nicht  be- 
kannt, da  man  bis  heute  noch  nicht  in  den 
Besitz  von  Bluthen  und  Früchten  des  Siam- 
benzoäbaumes  gelangt  ist. 

Die  in  Aether  sich  lösenden  Siambenzoe- 
Sorten  hinterliessen  1,6  bis  3,3  pCt.  holzige 
Rückstände.  Während  ich  bei  der  Sumatra- 
benzoS  4  bis  4i/'2pCt.  einer  öligen  Flüssig- 
keit erhielt,  die  sich  als  ein  Gemisch  von 
Zimmtsäurephenylpropjlester  und  Styracin 
mit  wenig  Benzaldehyd ,  Styroi  und  Benzol 
erwies,  resnltirte  bei  der  Siambenzoe  nur 
0,3  bis  0,8  eines  ähnlichen  dickflüssigen 
aromatisch  riechenden  Oeles,  das  kein  Styracin 
enthielt.  Beim  Fractioniren  zersetzte  sich  das 
Oel.     Ein  Theil  dieses  Oeles  mit  Kali  und 


Kaliumpermanganat  erwärmt ,  entwickelte 
einen  deutlichen  Benzaldehydgeruch.  Nach 
dem  Verseifen  mit  Kali  und  Sättigen  mit 
Salzsäure  krystallisirten  nach  dem  Erkalten 
weisse  Nadeln  aus,  die  sich  als  Benzoesäure 
erwiesen.  Da  das  wohlriechende  Oel  deut- 
liche Benzaldehydreaction  gab,  weder  Zimmt- 
säure  noch  irgend  einen  Zimmtester  darin 
vorhanden  sein  konnte,  so  wäre  es  möglich, 
dass  Spuren  von  Benzylalkobol  oder  Zimmt- 
alkohoi  in  dem  flüssigen  Ester  vorhanden 
sind,  welche  mit  Kaliumpermanganat  erwärmt, 
ebenfalls  Benzaldehyd  entwickeln.  Die  ölige 
Flüssigkeit  besteht  also  aus  einem  Benzoe- 
säureester ,  dessen  Alkohol  aber  nicht  zu  er- 
mitteln war. 

Das  schon  von  Jannasch  und  Butnp  nach- 
gewiesene Vanillin  wurde  auch  von  mir 
durch  saure  Natriumsulfitlauge  isolirt  und 
durch  Sublimation  zwischen  Uhrgläsern  ge- 
reinigt, und  zwar  enthielt  die  von  mir  unter- 
suchte Siambenzoe  l,5<)/oi>  Vanillin.  Da 
ausser  in  der  Sumatra-  und  Siambenzoe  auch 
im  Tolu-  und  Perubalsam  Vanillin  nachge» 
wiesen  wurde,  so  war  zu  vermuthen,  dass  bei 
diesen  Secreten  das  Vanillin  aus  dem  im 
Cambialsaft  enthaltenen  Coniferin  entsteht. 


444 


und  scbiea  es  mir  von  Interesse  zu  sein,  den 
im  Handel  vorkömmenden  Terpentin  eben- 
falls auf  einen  Gefaalt  an  Coniferin  oder  be- 
reits daraus  entstandenes  Vanillin  zu  prüfen ; 
da  Tiemann  und  Haartnann  aus  dem  durch 
Abschaben  von  frisch  gefällten  und  ent- 
rindeten Nadelhölzern  gewonnenen  Cambial- 
saft  das  Coniferin  darstellten  und  dieses 
Glykosid  durch  Spaltung  und  Oxydation  leicht 
in  Vanillin  überführen  konnten ,  so  war  an- 
zunehmen, dass  auch  in  dem  durch  Verwun- 
den der  Bäume  ausfliessenden  Terpentin 
Vanillin  oder  doch  wenigstens  sein  vermuth- 
liches  Ausgangsproduct,  das  Coniferin,  ent- 
halten sei.  Da  jedoch  alle  meine  Versuche 
negativ  verliefen,  d.  h.  weder  in  Terebin- 
thina  veneta  noch  in  Terebinthina 
communis  Vanillin  oder  Coniferin  nach- 
zuweisen war,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich, 
dass  das  in  den  verschiedenen  oben  angeführ- 
ten Drogen  sich  vorfindende  Vanillin  nicht 
aus  dem  Cambialsaft  der  Bäume  sich  bildet, 
sondern  anderswoher  stammen  mnss. 

Das  Harz,  welches  weitaus  den  grössten 
Theii  der  SiambenzoS  ausmacht,  ist  analog 
dem  „Harz"  der  Sumatrabenzoe  ein  fister, 
nur  ist  es  hier  nicht  wie  dort  ein  Zimmtsäure- 
ester,  sondern  ein  BcnzoSsäureester, 
und  zwar  ein  Gemisch  von  viel  Benzoesäure- 
resinotannolester  mit  wenig  Benzoesäure- 
benzoresinolester. 

Der  eine  Alkohol ,  das  weisse  B  e  n  z  o  - 
r  e  s  i  n  o  1 ,  stimmt  auf  die  Formel  C^g  H2g  O2 
und  stimmen  sämmtliche  Eigenschaften ,  so- 
wohl Löslichkeitsverhältnisse ,  Farbenreac- 
tionen  mit  concentrirter  H2SO4,  als  auch  das 
Absorptionsspectrum  vollständig  mit  dem 
Benzoresinol ,  wie  ich  es  aus  SumatrabenzoS 
jsolirt  hatte,  überein.  Es  gelang  mir,  das- 
selbe aus  Aceton  in  langen  zu  Büscheln  ver- 
einigten Prismen  krystallisirt  zu  erbalten, 
was  mir  nachträglich  auch  mit  dem  aus  der 
Sumatrabenzoe  isolirten  Benzoresinol,  grosser 
Winterkälte  ausgesetzt,  gelang. 

Der  andere  Alkohol ,  das  Siaresino- 
tannol,  ist  ein  amorphes  braunes  Pulver, 
dessen  Löslichkeitsverhältnisse  mit  denjenigen 
des  Resinotannols  analog  sind ;  es  giebt  Gerb- 
stoffreaction ,  ebenso  verhält  es  sich  ähnlich 
gegen  concentrirte  Schwefelsäure.  Einzig  das 
Absorptionsspectrum  zeigt  eine  ganz  kleine 
Abweichung  von  demjenigen  des  Resino- 
tannols der  Sumatrabenzoe  und  differirt  auch 
bei  der  Verbrennung  der  Rohlenstoffgehalt 


um  2  pCt.  Aus  9  Analysen  mit  Material, 
welches  nach  zwei  verschiedenen  Metboden 
gereinigt  worden  war,  berechnete  ich  die 
Formel  auf  C^^  ^14^3  u°^  belege  den  Korper, 
der  dem  Resinotannol  ausserordentlich  ahn« 
lieh  ist,  mit  dem  Namen  Siaresinotannol. 

Behufs  Bestimmung  der  aus  dem  Harzester 
(Gemisch  von  Benzoesäurebenzoresinolester 
und  Benzoesänresiaresinotannolester)  resul- 
tironden  Benzoesäure  machte  ich  eine  quanti- 
tative Verseifung  und  fand,  dass  das  „Harz", 
welches  den  weitaus  grössten  Theil  der  Siam- 
benzoe  bildet,  besteht  aus  38,2  pCt.  Benzoe- 
säure, 5,1  pCt.  Benzoresinol,  56,7 pCt.  Sia- 
resinotannol. Ausser  der  als  Ester  gebundenea 
Benzoesäure  enthält  die  Siambenzoe  auch 
noch  freie  Benzoesäure. 

Die     Siaresinotannolkalium  -Verbindung 

stimmt  auf  die  Formel  C^^^IB^B^  "i"  ^2^' 
die  Acetyl-Siaresinotannolverbindung,  welche 
durch  Erhitzen  des  Siaresinotannols  mit  Essig- 
Säureanhydrid  im  geschlossenen  Rohr  darge- 
stellt wurde,  auf  Cj2^i3^3  *  ^^3  -  ^^>  ^^^^ 
eine  Monoacetylverbinduog;  sie  ist  hellgelb 
gefärbt  und  löste  sich  abweichend  yon  Sia- 
resinotannol nur  noch  spurenweise  in  Aethyl- 
alkohol,  leicht  dagegen  in  Chloroform,  Benzol 
und  Toluol.  Concentrirte  Salpetersäure  führt 
das  Siaresinotannol  in  Pikrinsäure,  verdünnte 
Salpetersäure  in  einen  phlobaphenähnlichen 
Körper  über,  analog  wie  bei  dem  Resino- 
tannol. 

lieber  das  Ursen;  W.  Gintl:  Chem.-Ztg. 
1893.  Nr.  25,  S.  436  Ursen  wurde  von  Tromms- 
dor/f  in  den  Blättern  von  Arbntus  uva  ursi 
neben  Arbutin  aufgefunden.  Dem  KOrper 
kommt  nach  W.  GinÜ  die  Formel  CjoHmOb 
zu.  Die  Constitution  der  Verbindung  scheint 
folgendem  Bilde  zu  entsprechen: 


0< 


CiftH,4 
C|»H«(OH) 


0 


Th. 


In  der  Rindo  von  Fraxinus  americanus  bat 
E.  Kremers  (Pharm.  Rondsch.  1893, 158)  Mannit^ 
der  sich  auch  in  der  Rinde  von  Fr.  Omus  findet, 
und  in  der  Rinde  von  Fr.  sambucifolia  Dulelt 
nachgewiesen.  s. 

Arsenhaltige   japanische    Farbeiidraeke ; 

J.  ii".  Gerock:  Journ.  d.  Ph.  von  Kls.-iiOtbr. 
1893,  37.  In  den  gegenwärtig  zu  sehr  billigen 
Preisen  im  Handel  erhältlichen  japanischen 
(z.  Th.  wohl  auch  in  England  and  Deutschland 
fabricirten)  bedruckten  Papiersachen  wie  Fächern. 
Schirmen,  Pappwaaren  etc.  fand  Gerock  auf  den 
Quadratdeclmeter  berechnet  0,11  bis  3,3ä  mg 
AssOj  entsprechende  Mengen  Arsen.  Die  Far- 
ben lassen  sich  zum  Theil  sehr  leicht  abreiben. 


Üb 


fielfenberger  Annalen  1892. 

Die  soeben  erschienenen  Annalen  geben 
uns  Veranlassung,  verschiedene  Einzelheiten 
analytischer  Art  aus  denselben  in  gedrängter 
Kürze  zur  Kenntniss  unserer  Leser  zubringen. 
Auf  die  längeren  Abhandlungen,  wie  über 
die  Hübrache  Jodadditionsmetbode,  Extract- 
uiifersuchungen,  Honig,  Tincturen  kommen 
wir  in  nächster  Nummer  zurück. 

AcidQm  oleinicam  crndam.  Nach  den 
bisher  gesammelten  Erfahrungen  verlangt 
Dieterich  von  einer  technischen  Oelsäure 
eine  zwischen  75  und  85  liegende  Jodzahl 
und  mindestens  die  Säurezahl  178,73,  was 
90  pCt.  Oelsäure  entspricht. 

Zur  Controle  der  Anwendbarkeit  der  Be- 
stimmung der  Jodzahl  wurde  eine  selbst  her- 
gestellte r  e  i  n  e  Oelsäure  untersucht,  welche 
89,8  und  90,05  als  Jodzahl  ergab,  während 
theoretisch  90,07  sich  berechnet. 

Ammoniacnin.     Für  die  nächste  Auflage 
des    D.    A.  B.    wird    die    Festsetzung    eines 
Mindestgehaltes  an  in  Weingeist  löslichen 
Bestandth eilen  und  eines  Höchstgehaltes  an 
Asche  eaipfohlen.    Der  Gehalt  an  in  96  proc. 
Alkohol    löslichen  Antheilen  schwankte  von 
40  bis    68  pCt.     Die  Jodzabl    des  Alkokol- 
löslichen    wurde  zu  172,83  bis  175,64   ge- 
funden,   wenn  ein  solcher  Ueberschuss  Jod- 
lÖBUDg   angewendet   worden   war,   dass   zum 
Zurück! itriren   30  bis  40  com    i/io- Normal- 
Tb  iosulfatlösung  nötbig  waren.    Die  Jo  Jzahl 
des  in  Chloroform  Löslichen  stimmt  mit  der 
des  in    Alkohol  löslichen  Antheils  fast  voll- 
ständig überein.  An  Aschenrückstand  wurden 
2,21  bis  10,08  pCt.  gefunden. 

Charta  ezploratoria.  Die  Versuche,  Jod- 

eosin,  welches  in  ätherischer  Losung  ein 
sehr  empfindlicher  Indieator  für  Alkalien  ist 
und  deshalb  Verwendung  zur  Prüfung  der 
Olassorten  gefunden  hat  (Ph.  C.  30,  193), 
auch  zur  Darstellung  von  Reagenspapieren  zu 
benutzen,  haben  kein  befriedigendes  Ergeb- 
nisB  gehabt«  Die  höchste  erreichbare  Empfind- 
lichkeit war  1 :  10000,  also  bei  Weitem  nicht 
die  des  Lackmuspapiers ,  welche  1:20000 
gegen  Aetzkaii  und  1:60000  gegen  Ammo- 
niak beträgt. 

Eisen-  und  Eiftenmangan-Fräparate«  Die 
quantitative  Trennung  und  Beetimmung  des 
Eisens  und  Mangans  in  dem  Ferro -Mangan  um 
saccharatum  und  peptouatum  und  in  dem 
Liquor  Ferro-Mangani  saccharati  und  pepto- 


nati  (Ph.  C.  34,  226)  führt  Dieterich  in  der 
Weise  aus,  dass  bei  dem  Saccharat  2  g,  dem 
Peptonat  1  g  und  bei  den  beiden  Liquores 
der  Rückstand  von  20  g  auf  einer  gewöhn- 
lichen Spiritusflamme  in  einer  Platinschale 
zunächst  verascht  wird.  Darauf  wird  der 
Rückstand  in  möglichst  wenig  conc.  Salzsäure 
gelöst,  die  Lösung  auf  etwa  100  ccm  verdünnt, 
einige  Minuten  mit  etwas  Salpetersäure  ge- 
kocht, um  etwa  reducirtes  Eisen  wieder  zu 
oxjdiren,  annähernd  mit  kohlensaurem  Na- 
tron neutralisirt  nnd  dann  mit  essigsaurem 
Natron  übersättigt«  Die  Lösung  wird  so  lange 
(etwa  15  Minuten)  gekocht,  bis  sieh  das  Eisen 
vollständig  abgeschieden  hat.  Nachdem  das 
Eisen  abfiltrirt  ist,  wird  es  nochmals  in  Salz- 
säure gelöst  und  wieder  gefällt,  wie  oben  an- 
gegeben worden  ist.  Der  gut  ausgewaschene 
Niederschlag  wird  getrocknet,  geglüht  und 
gewogen. 
Fe2  O3 :  2  Fe  =  gefundene  Menge  Fe^  O3 :  x 

160      112 

Die  vereinigten  Filtrate  werden  auf  etwa 
100  ccm  eingedampft,  derheissen  Flüssigkeit 
so  viel  Brom wasser  hip2Uge«etzt,  dass  sie  stark 
danach  riecht  und  die  Mischung  so  lange 
gekocht,  bis  sich  alles  Brom  wieder  verflüch- 
tigt hat.  Nachdem  das  gebildete  Perm  anganat 
durch  einige  Tropfen  Alkohol  reducirt  worden 
ist,  wird  der  Niederschlag  abfiltrirt,  mit 
heissem  Wasser  sorgfältig  ausgewascheo,  ge- 
trocknet, geglüht  und  gewogen. 

Der  Rückstand  besteht  aus  Maoganoxydul- 
oxyd (Mng  O^) 
Mug  O4 : 3  Mn  =  gefundene  Menge  Mn304 :  x 

229      165 

Das  Kei^sser'svhe  Präparat  enthielt  0,578 
pCt.  Fe  und  Spuien  Mn  (!),  das  G-ude'ache 
0,685  pCt.  Fe  und  0,0447  pCt.  Mn  (!). 

Beide  Präparate  sollen  annähernd  0,6  pCt. 
Fe  und  0,1  pCt.  Mn  enthalten. 

Im  Jahre  1890  wurde  in  dem  zuerst  ge- 
nannten Präparate  0,26  pCt.  Fe  und  0,0072 
pCt.  Mn  und  in  dem  anderen  0,42  pCt.  Fe 
und  0,036  pCt.  Mn  gefunden. 

Galbannm.  Wie  bei  Ammoniacum  wird 
auch  hier  für  eine  nächste  Auflage  des  D.  A.  B. 
die  Forderung  eines  Mindestgehaltes  an 
Alkohollöslichem  und  die  Festsetzung 
eines  Höchstgehaltes  an  Aschenbestand- 
th  e  i  1  e  n  gewünscht.  Die  erhaltenen  Zahlen 
für  die  in  96  proc.  Alkohol  löslichen  Antheile 
schwankten  zwischen  42,68  und  59,73  pCt., 
der  Aschengehalt  von  3  bis  31,31  pCt. 


446 


Lanolinnm  anhydricmn  und  Adeps 
La&ae.  Die  Bestimmung  des  Wassers  durch 
den  Gewichtsverlust,  der  bei  100 ^  eintritt, 
ist  nach  Dieterich  ungenau.  Durch  Destilliren 
von  100  g  der  genannten  Präparate  mit  Wasser 
und  Erwärmen  des  Destillates  mit  Aetzkali 
und  Jodjodkaliumlösung  wurde  ein  deutlicher 
Jodoformgeruch  erhalten,  so  dass  der  bei 
100  ^  eintretende  Gewichtsverlust,  wenigstens 
zum  Theil,  auf  Alkohol  zu  bezieben  ist. 

Dieterich  berichtigt  ferner  die  allgemeine 
Annahme,  dass  Lanolin  nicht  ranzig  werde. 
Ein  selbst  entfärbtes  und  gereinigtes  Wollfett 
zeigte  anfangs  die  Säurezahl  0,84,  nach  sieben 
monatiger  Aufbewahrung  in  einem  halbgefüll- 
ten, mit  Kork  verschlossenen  WeitbaUglase 
jedoch  die  Säurezahl  17,36  (!).  Es  roch  jetzt 
sehr  stark  ranzig  und  der  Kork  war  mürbe 
geworden  und  gebleicht. 

Liquor  Ferri  acetici.  Nach  Dieterich 
findet  man  etwas  zu  wenig  Eisen,  wenn  man 
nach  dem  D.  A.  B.  zur  Prüfung  dieses  Prä- 
parates die  Salzsäure,  das  Wasser  und  das 
Jodkalium  gleich  hinter  einander  zusetzt. 
Es  wird  deshalb  vorgeschlagen,  den  Liquor 
Ferri  acetici  mit  der  Salzsäure  so  lange  bei 
40  bis  50^  stehen  zu  lassen,  bis  die  Mischung 
auch  nicht  den  geringsten  rothen  Schimmer 
mehr  zeigt  (oder  das  Gemisch  einmal  bis  zum 
Kochen  zu  erhitzen)  und  mit  der  abgekühlten 
Flüssigkeit  weiter  nach  dem  D.  A.  B.  zu  ver- 
fahren. 

Oleum  Cacao.  Malthy  Clague  hatte  an- 
gegeben, der  Schmelzpunkt  des  Cacaoöleä 
sei  je  nach  der  vorangegangenen  Erhitzung 
ein  verschiedener.  Die  daraufhin  angestellten 
Versuche  ergaben  so  geringe  Abweichungen 
im  Schmelzpunkte,  dass  sie  auch  durch  andere 
Zufälligkeiten,  wie  nicht  ganz  gleich  weite 
Capillarröhrchen,  bedingt  sein  können. 

Oleam  Nncistae.  Bei  Untersuchung  einer 
Anzahl  Muster  von  Muscatbutter  wurden  fol- 
gende Zahlen  gewonnen:  Schmelzpunkt  38,5 
bis  43»,  Säurezahl  17,25  bis  22,80,  Ester- 
zahl 153,53  bis  161,  Verseifungszabl  172,20 
bis  178,67,  Jodzahl  40,14  bis  52,04. 

Die  Schwankungen  dieser  Zahlen  sind  ge- 
ringe zu  nennen,  wenn  man  bedenkt,  dass  die 
Muscatbutter  ein  Gemenge  von  Fett,  äthe- 
rischem Gel  und  Farbstoff  ist. 

Oleum  Olivartun.  Die  von  Atnbühl  ange- 
gebene Modification  der  Probe  auf  Sesam  öl 
mittelst  Zucker  und  Salzsäure  (Ph.  C.  33, 
596)  wird,  wenn  auch  nicht  imiper  als  durch*-. 


aus  zuverlässiges,  so  doch  als  ganz  brauch- 
bares Hilfsmittel  bei  der  Untersuchung  des 
Olivenöls  empfohlen. 

Oleam  Eicini.  Die  allerdings  ziemlich 
umständliche  und  deshalb  für  die  Praxis  wohl 
wenig  geeignete  Bestimmung  der  Säure-,  Ester- 
und Verseifungszabl  der  acetylirten  Fett- 
säuren des  Ricinusöles  ergab  in  einem  Falle 
folgende  Zahlen : 

Acetylsäurezahl  143,92  bis  144,74,  Acctyl- 
esterzahl  (Acetylzahl)  160,37  bis  161,33, 
Acetylverseifangszahl  304,29  bis  305,91. 

Kesina  Dammar.  Die  von  Hirschsohn  an- 
gegebene Methode  zum  Nachweis  von  Colo- 
phon  in  Dammarharz  (Ph.  C.  34,  399)  wird 
voll  und  ganz  bestätigt. 

Sapo  medicatns.  Eine  Seife,  welche  die 
von  dem  D.  A.  B.  vorgeschriebene  Alkaliprobe 
aushält,  muss  immer  etwas  freie  Fettsäure 
enthalten,  und  eine  derartige  Seife  wird  sehr 
leicht  ranzig.  Die  Probe  selbst  hat  aber 
zwei  Unannehmlichkeiten,  indem  die  Auf- 
lösung von  1  g  Seife  in  5  ccm  Weingeist  bei 
gelinder  Wärme  ziemlich  lange  dauert  und 
die  Lösung  um  so  alkalischer  reagirt,  je 
heisser  sie  ist.  Dieterich  empfiehlt  daher 
folgende  Abänderung  dieser  Probe: 

„Löst  man  lg  Sapo  medicatus  in  lOccm 
Weingeist,  so  darf  die  auf  50<^  abgekühlte 
Lösung  nach  Zusatz  von  0,5  ccm  Zehntel- 
Normal -Salzsäure  durch  1  Tropfen  Phenol- 
phthalei'nlösung  nicht  gerÖthet  werden.** 

Terebinthina  veneta.  Auf  Grund  der 
durch  Untersuchung  mehrerer  selbst  gesam- 
melter Terpentiusorten  erzielten  Resultate 
glaubt  Dieierich,  dass  man  von  einem  käuf- 
lichen venetianischen  Terpentin  die  Säare- 
zahl  65  bis  75,  die  Esterzahl  38  bis  50  und 
demgemäss  die  Verseifungszabl  110  bis  125 
verlangen  kann.  Vorzuziehen  sind  Sorten, 
welche  70  Säurezahl  und  50  Estersahl  auf- 
weisen; die  Bestimmung  der  Jodzahl  hat  sich 
als  zwecklos  erwiesen. 

ünguentum  Hydrargyri  oineream.    Die 

Methode  zur  Bestimmung  des  Quecksilbers 
von  Boyddieu  (Ph.  0.  33,  722)  giebt  nach 
Dieterich  zu  niedrige  Zahlen  (28,71  bis 
30,11  pCt.  gegenüber  32,5  pCt.).  Die  Ver- 
iuste  an  Quecksilber  entstehen  dadurch,  dass 
sich  dasselbe  nach  dem  Behandeln  der  Salbe 
mit  Natronlauge  nur  sehr  schwer  abseist^ 
(Fortsetzung  folgt) 


447 


lieber  den  Nachweis  von  Piperazin 
im  Harn  und  Unterscheidung  der 
mit  Pikrinsäure  erhaltenen  Fäll- 
ung Ton  Eiweiss. 

Die  Mittheilung  von  Boerig  (Ther.  MonaUb. 
1893,  S.  117),  dass  in  zwei  Fällen  nach 
Piperazingebrauch  Eiiteiss  im  Harn  aufge- 
treten 8ei,  was  aus  der  nach  Zusatz  von 
Pikrinsäure  zum  Harn  auftretenden  Fällung 
geschlossen  wurde,  giebt  Biesenthal  (Therap. 
Mouatsh.  1893,  3öt>)  Veranlassung  zu  der 
Behauptung,  dass  lioerig  nicht  Eiweiss,  son- 
dern Pipevazin  vermittelst  Pikrinsäure  im 
Harn  nachgewiesen  habe. 

Nach  Biesenthal  giebt  aber  Pikrinsäure 
noch  in  einer  Lösung,  die  1  Tbeil  Piperazin 
iu  20  000  Theilen  Wasser  enthält,  eine  deut- 
liche Fällung.  Da  Piperazin  den  Organismus 
uuzersetzt  passirt,  muss  also  nach  Gebrauch 
von  1  bis  2  g  Piperazin  im  Harn  mit  Pikrin- 
säure eine  starke  Fällung  erhalten  werden. 

Die  Chemische  Fabrik  auf  Actien  (vorm. 
E,  ScJiering)  in  Berlin  giebt  folgende  Mit- 
theilungen : 

„8   Uhr  Morgens  wurden  1  "/a  g  Piperazin, 
gelöst  in  kohlensaurem  Wasser,  genommen. 
Der    eine    Viertelstunde    darauf  abgegebene 
Urin   ergab   mit  Pikrinsäure  keine  Fällung, 
dagegen   bereits  nach  3  bis  4  Stunden  eine 
ziemlich  kräftige,  gelbe  Ausscheidung.    Nach 
vier  Stunden  war  die  mit  Pikrinsäure  erzeugte 
Fallung  so  stark,  dass  der  Niederschlag  etwa 
Vft    des    Gesammtvolumens    des  Harns   aus- 
machte.    Die  mikroskopische  Untersuchung 
des  JNiederschlages  ergab,  dass  derselbe  aus 
den  für  das  Piperazinpikrat  so  charakterist- 
ischen sechseckigen,  reihen-  oder  flachen  weise 
au  einander  gelageilen  Kryställcben  bestand. 
Der  Niederschlag  erscheint  makroskopisch 
bald  dicht  krystallinisch,  und  zwar  beim  Aus- 
krjstaliisiren  aus  warmen  Lösungen  und  ist 
in  diesem  Falle  mit  Eiweisspikrat  gar  nicht 
zu  verwechseln,  bald  leicht,  flockig  und  an 
Eiweisspikrat  erinnernd.    Der  Piperazin- Urin 
enthielt   kein  Eiweiss,   wie   die   für  Eiweiss 
charakteristischen  Keactionen  mit  Sicherheit 
ergaben. 

Die  Identität  des  Pikratnioderschlages  im 
Harn  nach  Piperazingebrauch  mit  Piperazin- 
pikrat wurde  zum  Ueberfluss  auch  noch  da- 
durch bewiesen ,  dass  das  Pikrat  durch  Salz- 
siiire  zersetzt,  die  erhaltene  salzsaure  Lösung 
durch  Auszohätteln  mit  Aether  von  Pikrin- 


säure befreit  und  sodann  Jodkalium -Jod- 
wismutlösung hinzugesetzt  wurde,  worauf  die 
für  das  Piperazin  so  charakteristischen  mikro- 
skopischen Formen  des  Jodwismutdoppel- 
salzes sich  zeigten. 

Selbstverständlich  konnte  auch  im  Urin 
direct  das  Piperazin  nach  dem  Ansäuern  mit 
Salzsäure  vermittelst  des  Jodkalium- Jod wis- 
muts  nachgewiesen  werden.  Am  andern 
Morgen  war  ebenfalls  noch  Piperazin  direct 
mit  Pikrinsäure ,  wenn  auch  viel  schwächer, 
nachweisbar. 

Um  Eiweiss  neben  Piperazin  nachzuweisen, 
kann  z.  B.  Essigsäure  benutzt  werden.** 

BiesCfithal  hat  diese  Versuche  sowohl  mit 
2pCt.  Pikrinsäure  wie  mit  der  Esshach' sehen 
Lösung  (1  Pikrinsäure,  2  Citronensäure  auf 
1000  Wasser)  wiederholt  und  kann  die  Er- 
scheinungen vollkommen  bestätigen.  Die 
Unterscheidung  vom  Eiweiss  ist  dadurch  am 
einfachsten  gegeben,  dass  Eiweiss  im  sauren 
Urin  beim  Erhitzen  coagulirt,  und  die  Coagula 
in  Hitze  und  Kälte  bleiben,  während  der 
krystallinische  Niederschlag  des  Piperazin- 
pikrats  bei  Zusatz  der  Pikrinsäure  zu  Piperazin 
zwar  erscheint,  beim  Erhitzen  jedoch  ver- 
schwindet und  erst  beim  Wiedererkalten  er- 
scheint. 

Zur  Sauerstoffherstellnng 

(vergl.  Ph.  C.  34,  346)  ist  G.  Web  jun,  und 
G,  H.  Bayner  die  Herstellung  einer  nicht 
zusammensinternden  Masse  patentirt  worden. 
Etwa  450  g  Aetznatron  werden  in  etwa  1  Liter 
Wasser  unter  Wärmeanwendang  aufgelöst; 
alsdann  fügt  man  zu  der  Lösung  etwa  450g 
Braunstein  und  eben  so  viel  mangansaures 
Natron  hinzu  und  erhitzt  unter  beständigem 
Umrühren,  bis  eine  trockne  Masse  zurück- 
bleibt. Diese  wird  hierauf  bis  zu  einer  starken 
Rothgluth  oder  selbst  bis  zur  Weissgluth  er- 
hitzt, also  bis  zu  einer  Temperatur,  welche 
bei  Weitem  diejenige  überschreitet,  der  das 
Material  bei  dem  eigentlichen  Verfahren  zur 
Gewinnung  von  Sauerstoff  später  unterworfen 
wird*  Dann  entfernt  man  die  Masse  aus  dem 
Gefäss,  in  welchem  sie  erhitzt  wurde,  und 
zerstösst  sie  in  Stücke  von  etwa  Walnussgrösse. 
Diese  Stücke,  welche  etwas  klebrig  sind, 
werden  hierauf  in  gepulvertem  Braunstein 
gerollt,  so  dass  sich  eine  Schicht  von  dem 
letzteren  an  ihrer  Oberfläche  ansetzt.  s. 
Zeilschr.  f.  angew,  Chem,  1893,  369. 


448 


Tlierapeutlsclie  nitthellnniren. 


üeber  die  Behandlung  diphtherie- 
kranker Menschen  mit  Diphtherie- 
heilserum 

entnebmen  wir  im  Anschluss  an  frühere  Mit- 
theiliingen  (Ph.  C.  33,  48)  den  Arbeiten  von 
Behring,  Boer  und  Kossei  (Deutsch,  med. 
Wochensebr.  1893,  Nr.  17,  18,  23)  nach  den 
Therap.  Monatsb.  1893,  366  das  Folgende: 

Behring  ist  mit  seinem  Dipbtberiebeilscrum 
nunmehr  so  weit  gekommen,  dass  dasselbe 
eine  sehr  grosse  Heilkraft  besitzt,  wodurch 
es  möglich  war,  dasselbe  bei  Kindern  in  ver- 
bältnissmässig  geringen  Dosen  anzuwenden. 
Der  Wirkungswertb  seines  Nor  maiser  ums 
ist  folgender: 

Der  tödtliche  Ausgang  der  Vergiftung  eines 
Meerschweinchens  von  mittlerem  Körper- 
gewicht (circa  500  g) ,  mit  0,8  ccm  seines 
Diphtheriegiftes  inficirt,  wird  durch  das 
Diphtheriehcilserum  verhütet,  wenn  1/4  Stunde 
vor  der  subcutanen  Injectioja  der  Giftlösung 
demselben  Meerschwein  an  einer  von  der  üift- 
injectionsstelle  entfernten  Hautpartie  5  ccm 
des  Serums  subcutan  applicirt  werden.  Behring 
berechnet  den  specifischen  Immunisirungs- 
werth  nicht  mehr  gegenüber  der  Diphtherie- 
Infection,  sondern  der  Diphtherie -In - 
toxication.  Durch  vorsichtige  Versuche 
(Henoch  und  Heuhner)  ist  sodann  festgestellt 
worden,  dass  obiges  Heilserum,  von  diphtherie- 
immunisirten  Schafen  stammend,  bei  der  prak- 
tisch in  Fi'age  kommenden  Menge  und  Appli- 
cationsweise  für  den  Menschen  absolut 
unschädlich  ist,  und  es  wurden  dann  theils 
in  Berlin  (Henoch),  theils  in  liCipzig  (Heuhner) 
in  den  letzten  Monaten  30  Fälle  damit  be- 
bandelt, von  denen  nur  6  (20pCt.)  starben. 

In  dem  Institute  für  Infectionskrankheiten 
von  Prof.  B.  Koch  in  Berlin  wurden  von 
Kossel  tTieils  mit  dem  Behring* Bchen  y  theils 
mit  dem  Wernicke  sehen  (Hunde-)  Diphtherie- 
beilserum 11  Kinder  behandelt,  von  denen  9 
geheilt  wurden,  2  starben.  Die  Anwendungs- 
weise des  Serums  geschah  derart,  dass  10  ccm 
unter  die  Haut  über  den  Brustmuskeln  injicirt 
wurden,  welche  sich  mit  Leichtigkeit  weg- 
massiren  Hessen. 

Die  Werthbestimmung  des  Diphtherie- 
beilserums  wird  von  Behring  und  Boer  in 
folgender  Weise  ausgeführt: 

Das  Von  dem  diphtherie  -  immunisirten 
Thiere  (Hammel)  gewonnene  Heilserum  wird,  ; 


nachdem   es  zwei   Tage  im   Eisschrank  ge- 
standen   und    nach     völliger   Klärung    mit 
0,6  pCt.  Karbolsäuregehalt  versehen  ist  (es 
ist  bei  subcutaner  Injection  für  den  Menschen 
völlig  unschädlich),  im  Thierversuch  auf  seinen 
specifischen  Wirkungswertb  geprüft  und  zwar 
hinsichtlich  seines  Immunisirungswerthes  so- 
wohl auf  die  Infectiou ,  wie  auch  auf  die  lu- 
toxication,  wobei  jedoch  nur  letztere  Versuche 
sichere    Resultate    liefern.      Den    Heiliterth 
gegenüber    Infection    wie   Intoxication    fest- 
zustellen,   wurde   ebenfalls   versucht;    da  er 
aber  naturgemäss  sehr  von  dem  Vorgcsebritteu- 
sein   und   der  Schwere   des  Einzelfalles  ab- 
hängig   ist  (nach  Werniche  beträgt   er  das 
20-  bis  lOOfaöhe  des  Immunisirungswerthes 
gegen   Infection,    dagegen    nur   das    6 fache 
gegen  Intoxication,  so  dass  man  also  diph- 
therie vergiftete  Thiere  mit  geringerer  Stei- 
gerung der  Serummenge  heilen  kann  als  diph- 
therie! nficirte) ,  so  kommt  nur  der  Inimuni- 
sirungswerth  für  diesen  Zweck  in  Frage.    Bei 
dieser  Prüfung  zeigte  es  sich  nun,  dass  ver- 
schiedene Thiere  ein  Serum  lieferten,  welches 
einen  (bis  zu  5  Mal)  höheren  Werth  hatte, 
als  den  des  Normalserums  (s.  oben). 

Behring  setzt  auseinander,  dass  ein  Dipb 
therieheilserum    nur    die    Diphtheriebacillen 
selbst  und  deren  Producte  im  menschlichen 
Körper  vernichte,   diese   aber  auch   absolut 
sicher,  nicht  aber  die  bei  den  „septischen' 
Diphtheriefällen  fast  ausnahmslos  bestehende 
Blutintoxication     durch    die    Streptococcen, 
eben  so  wenig  die  bei  Diphtherie  häufig  be- 
stehende Sepsis  in  der  Mund-  und  Rachen- 
höhle,  welche  durch  gleichzeitige  Anwendung 
von  Kalium  chloricum  und  Jodoform   zu  be 
kämpfen  ist.    Eäume,  in  denen  solche  nicht 
durch   die  Diphtherie   selbst  bedinge  Com- 
plieationen    vorkommen,    müssen    energisch 
desinficirt  werden. 

Die  Zusammensetzung  des  Diph- 
theriehcilserums  ist  nicht  bekannt  (keines- 
falls ist  es  ein  Albumin  oder  Globulin,  da  e^ 
nach  erfolgter  Peptonisirung  noch  wirksam 
bleibt),  absolut  sicher  ist  aber,  dass  es  ausser 
seiner  specifisch  heilenden  und  verhütenden 
Wirkung  gegenüber  dem  diphtherischen 
Krankheitsprocess  auch  nicht  die  geringste 
schädliche  Nebenwirkung  besitzt,  auch  bei 
Anwendung  einer  tausendfach  stärkeren  Dosis^ 
als  absolut  nöthig.    An  und  für  sieh  ist  die 


449 


Serumlösung  leicht,  zersetslich,  durch  Zusatz 
von  Karholsäure  und  Chloroform  kann  man 
sie  aber  sicher  hactcrienrein  und  giftrciu 
machen  und  erhalten. 


üeber  die  äusserliche  Anwendung 
des  Schwefels. 

H,  PascJikis    bespricht    in    den    Therap. 
Blättern  1893,  129  die  Ansichten  über  die 
Wirkung  des  auf  die  Haut  gebrachten  Schwe- 
fels.    Für  die  Erklärung  einer  Wirkung  ist 
die  Frage  nach  der  Löslichkeit  wichtig.  Wäh- 
rend J.  Pohl  behauptet,  dass  eine  5,6  proc. 
Lösung  von  Soda  bei  25^  nichts,  bei  100^ 
0,06775     pCt.    Schwefel     löse,      bestreitet 
Paschhis^    dass   sich    auch    nur   eine    Spur 
Schwefel  lose.   Nach  Klever  löst  sich  in  Gly« 
cerin  0,1  pCt.  Schwefel  auf,  in  wasserfreiem 
Lanolin  lösen  sich  nach  Dartns^ti^l/er  unter 
180  »  miodestens  3  pCt.  Schwefel. 

Nach  Liehennann  lösen   sich  in  conccn- 
trirter   fissigsäure    in    der  Wärme    nicht 
unbedeatende  Mengen,  Spuren  aber  auch  in 
mäßBig  verdünnter  Säure.  In  warmem  Alkohol, 
ebenso    in    Methylalkohol   lösen  sich  erheb- 
liche,  dann  auskrystallisirende  Mengen.    lu 
einem  Gemenge  von  Propionsäure  und  Butter- 
säure lösen  sich  schon  bei  Zimmertemperatur 
geringe  Mengen  Schwefel  auf.    Nach  Ansicht 
einiger  Autoren  beruht  die  Wirkung  des  Schwe- 
fels auf  der  Bildung  von  Schwefelwasserstofi*. 
Verauche,  welche  Paschkis  anstellte,  indem 
er  20'  hie  50  proc.  Schwefelsalben  (mit  Fett 
oder  Lanolin  bereitet)  auf  Glasplatten,  Papier 
Btrich,  ergaben,  dass  sich  selbst  bei  wochen- 
langem  Liegen  bei  Zimmertemperatur  kein 
SchwefelfrasBerstoff  bildete.     Ebenso   wurde 
kein  Schwefelwasserstoff  entwickelt,   wenn  er 
die  Seh frefel salbe  auf  vollkommen  gereinigte 
Haut  brachte  und  dort  24  Stunden  beliess. 

Es  erscheiiitPa5(;^X;/s  deshalb  richtiger,  an- 
zunehmen,  dass  bei  der  ttusserlichen  Anwend- 
ung des  Schwefels  dieser  als  solcher  wirkt  und 
2 war,  indem  er  sowohl  in  dem  Secret  der  Talg- 
drüsen als  In  dem  der  Schweissdrüsen  gelöst 
auf  die  Wandungen  derselben  reagirt. 

Für  die  Praxis  ergeben  sich  aus  diesen 
Ueberlegungen  einige  vielleicht  nicht  un- 
wichtige Momente.  Vorerst,  dass  die  Schwefel- 
alkalien nicht  ohne  Weiteres  dem  Schwefel 
zu  substituiren  sind,  wenn  sich  auch  aus  den 
ersteren  wieder  durch  den  Einfluss  des  sauren 
Schweisses  Schwefelwasserstoff  bilden  kann. 
Femer  ergiebt  sich  die  Indication,  den  Schwe- 


fel möglichst  entweder  in  Losung  zu  appli- 
ciren  und  zwar  in  einer  Substanz,  welche 
selbst  wieder  die  Hautsecrete  löst  oder  die 
letzteren  vorher  zu  beseitigen  und  dann  erst 
den  Schwefel  in  feinster  Vertheilung,  am 
besten  ebenfalls  in  Lösung  aufzutragen. 
Diesen  beiden  Anforderungen  entsprechen 
am  besten  Seifen,  welchen  Schwefel  einverleibt 
ist,  minder  jene  Schüttelmixturen,  welche, 
wie  die  von  Hebra  angegebene,  mit  Kalium 
carbonicum  oder  wie  das  Kummer f cid' Bche 
Waschwasser  mit  Aqua  Calcis  gemischt  sind. 
Die  Schwefel  Wirkung  wird  um  so  sicherer 
eintreten,  je  feiner  vertheilt  der  Schwefel  ist, 
und  auch  dies  erreicht  man  besser  mit  Seife; 
jedoch  lässt  die  feine  Vertheilung  auch  in 
dieser  zu  wünschen  übrig.  Vollkommen  kann 
man  sie,  wenn  man  irgend  eine  dickflüssige 
Seife  verwendet,  durch  Anwendung  eines 
kleinen  Kunstgriffes  erzielen.  Der- 
artige S#ifen,  z.  B.  die  von  Gude  in  den 
Handel  gebrachten,  lassen  sich  nämlich  mit 
2  bis  3  und  mehr  Volumtbeiien  Schwefel- 
kohlenstoffs ohne  Aenderung  ihrer  Consistenz 
und  ihrer  sonstigen  Eigenschaften  vermischen. 
Ist  in  dem  Schwefelkohlenstoff  Schwefel  ge- 
löst, so  bleibt  dieser  auch  in  der  Seifen- 
mischung in  Lösung  erhalten  und  da  sich  in 
jenem  bei  lö»  37,16,  bei  18«  41,65  pCt. 
Schwefel  lösen,  so  kann  man  nennenswerthe 
Quantitäten  des  letzteren  in  gelöster  Form 
mit  Seife  combiniren. 

Auch  andere  Lösungsmittel  würden 
sich  für  die  Application  des  Schwefels  auf  die 
äussere  Haut  unter  Berücksichtigung  des  ge- 
dachten Gesichtspunktes  eignen,  so  z.  B. 
Aether,  welcher  bei  2:},5o  0,97  pCt.,  Chloro- 
form, welches  bei  22  o  1,25  pCt.  löst.  Von 
den  Körpern  der  aromatischen  Reihe  kämen 
nur  Benzol,  welches  bei  26  *>  0,97  pCt.  und 
Toluol,  welches  bei  23»  1,48  pCt.  löst,  in 
Betracht.  Diese  Mittel  wären  selbstverständ- 
lich nur  bei  trockener  Haut  und  dann  anzu- 
wenden, wenn  es  sich  um  die  Einwirkung  des 
Schwefels  auf  die  Talgdrüsen  handeln  sollte. 
Wer  würden  vielleicht  auch  die  Steinkohlen- 
theeröle  passen,  bei  welchen  nach  PelouiBe 
das  Lösungsvermögen  für  Schwefel  mit  dem 
spezifischen  Gewichte  steigt. 

In  denselben  Fällen  sind  ja  auch  die  Salben 
mit  thierischen  Fetten  und  namentlich  solche 
mit  Lanolin,  möglicherweise  auch  das  Leinöl 
brauchbar,  welches  nach  /.  Pohl  bei  25 o 
0,63  pCt.  Schwefel  löst. 


450 


Teclinisclie  Jüittheilnniren. 


Der  Telautograph. 

In  der  Ausstcllang  zu  Chicago  wird  den 
Besuchern  ein  Apparat  vorgeführt,  welcher 
berufen  zu  sein  scheint,  tiefgreifende  Ver- 
änderungen in  dem  industriellen  Verkehrs- 
wesen hervorzurufen. 

Schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  ist  an 
dem  Problem  gearbeitet  worden,  mit  Hilfe  des 
elektrischen  Stromes  Schriftzeichen,  Bilder 
in  die  Ferne  getreu  zu  übertragen.  Der 
Pantelegraph  von  CoseUi,  die  Auto- 
graphen von  Lewir  und  Meyer,  die 
elektrische  Feder  von  Cotrper  erstrebten 
schon  das  Ziel,  jedoch  waren  die  Erfolge 
dieser  Bemühungen  noch  nicht  derartig,  dass 
die  praktische  Einführung  sich  verlohnen 
würde. 

Als  Vorbild   diente  dem   Erfinder  dieses 
Apparates,  Oray^  die  elektrische  Tonüber- 
tragung in  einem  geschlossenen  Leiter  sowie 
die  Erzeugung  von  Wechselströmen  in  dem 
selben.    Die  mechanische  Schreibweise,  die 
Bewegung,  wird  in  eine  elektrische  Bewegung 
umgesetzt  und  diese  am  Orte  der  Bestimmung 
wieder  in  eine  mechanische  Arbeitsleistung 
umgesetzt,  welche  dem  Stift  ebendieselben 
Sdiriftzüge  wiederzugeben  gestattet,  wie  sie 
der  Absender  niedergelegt  hat.    Der  Schreib- 
stift des  gebenden  Apparates  sitzt  an  Schnu- 
ren, welche  unter  einem  rechten  Winkel  je  um 
eine  Trommel  oder  Rolle  geschlungen  sind ; 
an  diesen  sind  die  Vertheilerscbeiben  ange 
bracht.     Mit  einer  jeden  Trommel  ist  eine 
Bürste  fest  verbunden,   welche  je  nach  der 
Drehrichtung  der  Trommel  über  die  Contact- 
schienen  der  Vertheilerscheibe  hin  und  her- 
streicht.    Ausserdem  ist  an  jeder  Trommel 
noch  ein  Contacthebel  angebracht,   welcher 
je  nach  der  Drehung  entweder  mit  dem  Vorder 
oder  Uintercontact  in  Berührung  tritt. 

Beim  Telegraphiren  werden  die  Batterien 
der  beiden  mit  einander  verbundenen  Stellen 
gegen  einander  geschaltet.  Die  gebenden 
Batterien  sind  doppelt  so  stark  wie  an  ^j 
empfangenden  Batterie.  Die  Verbindungen 
an  der  Vertheilerscheibe  sind  nun  derartig 
angeordnet,  dass  beim  Ueberstreichen  der 
Contactschienen  durch  die  Bürste  die  gebende 
Batterie  bei  der  ersten  Schiene  mit  voller 
Kraft,  bei  der  zweiten  Schiene  mit  halber 
Kraft,  bei  der  dritten  Schiene  wieder  mit  der 
▼ollen  Kraft  und  so  regelfflSfaig  auf  einander 


folgend  abwechselnd  in  Thätigkeit  tritt.  Beim 
ersten  Stromstoss  überwiegt  nun  die  Kraft 
der  Doppelbatterie  diejenige  der  einfachen 
Batterie  der  Empfangsstelle,  es  ist  demDach 
in  der  Leitung  ein  Strom  vorhanden,  weichei 
von  der  Doppclbatterie  des  gebenden  Amtes 
zum  Empfangsarot  fliesst,  während  beim 
zweiten  Stromstoss  die  Batterien  auf  beiden 
Seiten  gleich  Ftark  sind,  deren  Ströme  sich 
also  ausgleichen ,  und  zwar  in  der  Richtung 
vom  Empfangsamt  zum  gebenden  Amt. 

Diese    plötzlich    anwachsenden    und   ab- 
nehmenden Ströme,  pulsatorische  Ströme  ge- 
nannt, ermöglichen  daher  im  Betrieb  ein  weit 
schnelleres  Telegraph iren ,   aU  dies  bei  der 
Verwendung  von  Gleichströmen  möglich  sem 
würde.    Die  Anzahl  der  Stromstösse,  welche 
der  Telautograph  absendet,  wird  durch  die 
Winkelgeschwindigkeit  der  Bürste  bestimmt. 
Die  Bewegungen  derselben  siud  aber  von  der 
Länge  des  zu  schreibenden  Buchstabens  ab- 
hängig   und   werden   mittelst  Schnüren  aof 
Trommeln   übertragen.     Zu  diesem   Zwecke 
sind  zum  Drehen  derselben  in  der  einen  oder 
anderen  Richtung  besondere  Vorrichtungen 
vorhanden,  welche  mit  Hilfe  von  Gewichten 
die  sehr  geringen  Aenderungen  in  der  Spann- 
ung der  Schnüre  ausgleichen  und  dadurch  die 
Bürsten  und  Contacthebel  über  die  Vertheiler- 
scbeiben  führen,   beziehungsweise    mit   den 
Contactschrauben  in  Berührung  treten  lassen. 

Durch  die  pulsatorischen  Stromstösee 
werden  Elektromagnete  erregt,  die  die  Feder 
des  empfangenden  Apparates  elektromagneti- 
siren.  Diese  Elektromagnete  sind  mit  Ge- 
wichten versehen,  welche  die  Schnüre  der 
Peder  genau  den  Stromimpulsen  entsprechend 
an-  und  abspannen,  so  dass  die  empfangende 
Peder  in  Zahl  und  Geschwindigkeit  dieselben 
Bewegungen  ausführt,  wie  die  gebende  Feder. 
S.     Neueste  Erfind,  u.  ErfoJir,  1S93,  360. 


Flüssige  Bronze. 

Zur  Herstellung  einer  flüssigen  Dronze  lost 
J.  Perl  (D.  R,  P.)  10  Th.  Pyroxylin  in  90  Th. 
Acetessigester  oder  anderen  ähnUcben  Lös- 
ungsmitteln (Benzoesäure-,  Oxalmure-,  Ben- 
steinsäuremetbyl-  oder  Aethylester,  Esaig- 
äther,  Amylacetat  oder  Gemische  deraeibai 
mit  oder  ohne  Zusata  von  Kampber).  |^ 
Zcit&chr,  f.  angew.  Cfiew.  XS93   ses. 


451 


Bllcherscliau. 


Manuale  di  chimioa  tossicologioa.     Del 

Professore  Dioscoride  Vitali,  Professore  di 
chimica  farmaceutica  nella  R.  UniTersitä 
di    Bologna.      Milano,    tipographia   del 
Riformatorio  Patronato.     524  Seiten  in 
gr.  8.    1893. 
In  derselben  Zeit,  in  welcher  die  deutsche 
toxikologische   Literatur   durch  KoberVs  treff- 
liches Lehrbuch  der  Intoxicationen  eine  fiberans 
irerth volle  Bereicherung  erfahren  hat,  ist  aucli 
in  Italien    ein  Handbuch   der  Toxikologie   er- 
schienen,  das   die  Aufmerksamkeit  der  Fach- 
genossen  in  hohem  Grade  in  Anspruch  zu  nehmen 
berechtigt   ist.      Mit   demselben   ausserordent- 
lichen Fleisse,  mit  der  nämlichen  Umsicht  und 
Sorgfalt,    mit   welcher  Kobtrt   die   Errungen 
Schäften    der  Forschung  auf  dem  Gebiete   der 
Giftlehre   aus   den    letzten   Deccnnien    bis  zur 
Gegenwart  zusammengetragen  ond  geordnet  hat, 
ist  auch  das   Werk  von  Dioscoride  Vitali  ge 
arbeitet,   und  wie  der  Leiter  des  pharmakolo- 
gischen Instituts  der  Dorpater  Universität  einen 
reichen    Schatz   eigener  Erfahrung  in    seinem 
Buche    niedeilegen   konnte,    zeugt   auch    das 
italienische  Werk  in  weitaus  der  Mehrzahl  der 
behandelten  Abschnitte  von  den  Studien,  d'c 
sein  Verfasser  im  Institute  lür  pharmaceutische 
Chemie  an  der  Universität  Bologna  auszuführen 
im  Stande  war. 

Die  beiden  trefflichen  Bücher  schliesFcn  ein- 
ander nicht  aus;  ihr  Inhalt  deckt  sich  keines- 
wegs   vollständig.     Das,   was  bei  Robert  den 
Hauptinhalt  seines  Werkes  ausmacht,  die  Wirk- 
ungsweise der  Gifte,  wobei  ein  guter  Theil  auf 
die    Darstellung    der    physiologischen    Unter- 
such ung^meth  öden  fällt,  tritt  bei  Vitali,  wie  der 
Titel  des  neaen  Werkes  andeutet,  znrflck,  und 
an  seiner  ^5  teile  finden  wir  die  chemischen  Ver- 
hältnisse und  speciell  den  gerichtlich-cheraischen 
Nachweis,   der  in  Kohert's  Buche  in  den  ein- 
zelnen Capiteln  nur  als  klein  gedruckter  Anhang 
behandelt  ist,  als  die  besonders  berücksichtigte 
und  am  ansfabrlichsten  behandelte  Partie.    In- 
sofern   ergänzen   sich  die  Bücher  der  beiden 
neuesten    toxikologischen    Autoren    vorzüglich. 
Wenn  sich  nach  aem  Gesagten  Robert  vorzugs- 
weise an  das  medidnische  Publikum,  Vitali  an 
Chemiker  und  Apotheker  wendet,  so  soll  damit 
nicht  etwa   aosgesprochcn  sein,  dass  letzteres 
nicht   aach    für   den   Arzt  von  besonderem  In- 
teresse sei.     Vielmehr  finden  sich  bei  Vitali  auch 
die  Aetiologie,  die  {Symptomatologie  und  selbst 
die  Therapie  der  einzelnen  Vergiftungen  in  aus- 
reichender  Weise  erörtert    £s  ist  nicht  bloss 
ein  Handbacb   der  toxikologischen  Chemie,  son- 
dern ein  Handbuch  der  Toxikologie  mit  specieller 
Berficksichtignng  dessen,  was  dem  Chemiker 
und  Pharmazeuten  zu  vrissen  Noth  thut.    Dass 
VitttlfB  Werk  speciell  ffli  die  Pbarmacenten  ge- 
arbeitet ist,   lehrt  schon  die  Geschichte  seiner 
Entstehang.     £&  ^^  geschrieben  worden  als  ein 
monatlicher  Anbang  zu  der  Zeitschrift  Bolletino 
chimico-fannaceutieo,  doch  hat  bei  der  Ungsam 
(ortBchreitenden  Publication  der  Autor  et  für 


zweckmässig  gehalten,  vor  der  Beendigung  der 
Ausgabe  in  dieser  Form  es  als  einheitliches 
Buch  zu  publiciren.  Die  theoretischen  toziko- 
chemiscben  Spcculationen  der  Neuzeit  hat  Vitali, 
da  es  sich  um  ein  Buch  der  Praxis  handelt,  seiner 
Darstellung  fern  gehalten. 

Die  Gliederung  des  Inhaltes  entspricht  der 
Tendenz  des  Autors.  Die  ersten  vier  Bogen  sind 
der  allgemeinen  Giftlchre,  der  Rest  der  spociellen 
Toxikologie  gewidmet.  Der  allgemeine  Theil 
zerfällt  in  neun  Capitel,  welche  nach  einander 
die  Resorption  der  Gifte  und  die  Wege,  auf 
denen  diese  geschieht,  die  Circulation,  die  Eli- 
mination und  Localisation  der  Gifte  und  die 
ModiJicationcn,  welche  sie  bei  ihrem  Durch^an^e 
durch  den  Organismus  erleiden,  die  erste  Hilfs- 
leistung bei  Vergiftungen,  die  chemischen  An- 
tidote, die  Obliegenheiten  des  chemischen  Sach- 
verständigen mit  BerQcksichtigung  der  Ex- 
humation  und  der  Auswahl  und  Aufbewahrung 
der  Eingeweide  und  anderer  Untersuchungs- 
objecto,  die  chemische  Analyse  und  die  Classi- 
fication der  Gifte  behandeln. 

Für  die  Reihenfolge  der  Gifte  im  spccirllen 
Theile  ist  die  Abscheid angsweise  als  massgebend 
betrachtet  worden.  Der  erste  Abschnitt  umfasst 
diejenigen  Gifte,  welche  mittelst  Destruction  der 
organischen  Substanz  aus  dem  Untersuchungs- 
material gewonnen  werden.  Hier  finden  Arseni- 
kalien, Antimonialien,  Zinn,  Eoprer,  Blei,  Zink, 
Quecksilber  und  Silber  ihre  Besprechung.  Hierauf 
werden  die  durch  Destillation  wiederzugewinnen- 
den Gifte  in  zwei  Unterabschnitten  erOrtert,  von 
denen  der  erste  die  gasförmigen  Gifte,  der  zweite 
die  flüchtigen  Gifte  umfasst  Von  Gnsen  werden 
der  Reihe  nach  Kohlenoxyd,  Kohlensäure,  Leucht- 
gas, Schwefelwasserstoff  und  die  Cloakengase, 
schweflige  Säure,  Stickoxydul  und  Salpetrigsäure- 
dämj'fe,  Chlor,  Chlorwasserstoffsäure  und  Am- 
moniakalien abgehandelt,  von  flüchtigen  StoF!'en 
Blausäure  und  Cyanverbindungen,  Chloroform, 
Chloral,  Schwefelkohlenstoff,  Aether,  Petroleam- 
benzin,  Benzol  und  Nitrobenzol,  Phenol,  Kreosot, 
Jodoform,  ätherische  Oele,  Brom,  Jod,  Phosphor, 
Schwefelsäure  und  Salpetei  säure.  Im  dritten 
Abschnitte  folgt  die  Darstellung  der  auf  dem 
Wege  der  Lösung  cxtrahirbaren  Substauzen.  Auch 
hier  sind  wieder  zwei  Unterabschnitte  da.  Der 
erste  umfasst  die  durch  Lösung  von  Wasser  oder 
Weingeist  cxtrahirbaren  (Oxalsäure,  Wein  säur»", 
Pikrinsäure,  Citronensäure ,  kaustisches  Kali, 
Kaliumcarbonat ,  Kalium   chloricum   und    Sal- 

Seter,  kaustisches  Natron,  Natrinmcarbonat, 
larytverbindungen),  der  zweite  diejenigen  Gifte, 
welche  durch  Losung  mittelst  Wasser  oder  Al- 
kohol und  spätere  Behandlung  mittelst  nicht 
mit  Wa8<:er  mischbarer  Flüssigkeiten  extrahirt 
werden.  In  diesem  Unterabschnitte  machen  Nitro- 
glycerin und  Resorrin  den  Anfang,  dann  folgen 
die  giftigen  bitteren  und  harzigen  Substanzen 
(Santonin,  Cantharidin,  Pikrotoxin,  Digitalin, 
Hellcboreln  und  Helleborin,  Saponine,  Aloln, 
Colocynthin,  Convolvulin  und  Scammonin)  nebst 
den  Pflanzen,  welche  sie  enthalten.  Dann  folgt 
das  Capitel  über  die  Fflanzenbasen,  das  leiner« 


452 


seits  wieder  in  einen  allgemeinen  und  einen 
speciellen  Theil  zerfällt.  In  dem  allgemeinen 
Theile  betrachtet  VitcUi  zuerst  die  Wichtigkeit 
der  Entdeckung  der  Alkaloide,  ihre  Giftwirkung 
und  ihre  Benutzung  zu  Verbrecherzwecken,  ihre 
Resorption,  Diffusion,  Localisaiion  und  Eli- 
mination, behandelt  hierauf  die  Schwierigkeiten 
bei  dem  gerichtlich -chemischen  Nachweise  der 
Pflanzenbasen,  bespricht  hierauf  ihre  physisch- 
chemischen  Eigenschaften  und  die  gemeinsamen 
Alkaloidreagentien,  wonach  einige  allgemeine 
und  specieUe  Farbenreactionen  besonders  Be- 
sprechung finden.  Weiter  folgen  Bemerkungen 
über  den  mikrochemischen  Nachweis  der  Alka- 
loide,  die  Extractionsmethoden  und  die  quanti- 
tative Bestimmung.  Im  speciellen  Theile  beginnt 
Vüali  mit  Nicotin  und  Coniin«  dann  folgen  die 
Strychnosbasen  und  die  Opiomalkaloide,  denen 
A])omorphin  angeschlossen  ist,  hierauf  die  my- 
driatischen  Solaneen-Alkaloide,  Yeratrin  und 
(^olchicin,  Aconitin,  Polanin  und  Solanidin, 
Kmetin,  Physostigmin,  Delphinin,  Berberin  und 
Hydrastin,  Cocain,  Coffein  und  Tlieobromin,  die 
Chinaalkaloide,  und  die  Basen  von  Funica 
Granatum,  Spartei'n,  Lobelin,  Pilocarpin,  die 
Qaebrachoalkaloidß,  Gelsem  in,  Taxin,  Muscarin 
und  andere  Pilzbasen,  schliesslich  die  acti?en 
Stoffe  des  Mutterkorns.  An  die  Specialcapitel 
Über  Pflanzenbasen  schliessen  sich  solche  über 
kflnstliche  Alkaloide,  von  denen  Anilin,  Katrin, 
Thaliin  und  Antipyrin  erOrtert  werden,  und  tiber 
die  Ptomalne  und  die  physiologischen  und  patho- 
logischen Leucomaine.  Ein  Schlusscapitel  ist 
den  Trennungsmethoden  fQr  Alkaloidgruppen 
gewidmet. 

Man  erkennt  aus  dieser  Inhaltsübersicht  den 
Umfang  des  Materials,  das  von  Vüali  behandelt 
wurde,  und  da  dessen  Behandlungsweise,  wie 
bereits  oben  erwähnt  wurde,  gediegen  und  dem 
gegenwärtigen  Stande  der  Wissenschaft  ent- 
sprechend ist,  wird  es  nicht  verfehlen,  dem  Nach- 
folger Selmfa  auf  dem  Lehrstuhle  der  phaima- 
ceutischen  Chemie  in  Bologna  die  Anerkennung 
Dorer  zu  verschaffen,  denen  die  italienische 
Sprache  kein  Uinderniss  der  LcctQre  betcitet. 
1  ücdPs  Werk  ist  ein  neues  Zeichen  für  den  Auf- 
schwung der  naturwissenschaftlichen  Forschung 
auf  der  apenninischen  Halbinsel. 

Gottingen.  Th.  Husetnann. 

Handbach    der    anorganischen    Chemie. 

Unter  Mitwirkung  von  Dr.  Benedikt ,  Dr. 
Gadebuschf  Dr.  Haüinger,  Dr.  Lorene, 
Prof.  Dr.  Kernst,  Dr.  Plnlipp,  Prof.  Dr. 
ScJiellbach,  Prof.  Dr.  v.  Sommaniga,  Dr. 
Stavenhagen,  Prof.  Dr.  Zeisel  heraus- 
gegeben von  Dr.  0.  Dammer.  Drei  Bände. 
III.  Band.    Stuttgart  1893.    Verlag  von 

Ferdinand  Enke. 
Von  diesem  grossen  und  verdienstvollen  Werke, 
dessen  ersten  Band  wir  in  Nr.  38  vorigen  Jahres 
besprachen,  ist,  während  der  II.  sich  noch  im 


Druck  befindet,  der  III.  Band  erschienen.  In 
demselben  sind  neben  den  seltenen  Elementen, 
Bor,  Aluminium,  Mangan,  Eisen,  Kobalt,  Nickel, 
Chrom,  Molybdän,  Wolfram,  Uran,  Vanadin, 
Gold,  Platin  und  die  Platinbegleiter  sowohl  als 
Metalle  wie  in  ihren  Verbindungen  besprochen, 
und  zwar  in  einer  Volistftndigkeit  und  A umfahr- 
lichkeit  wie  in  keinem  anderen  mir  bekannten 
neueren  Werke.  Das  Ziel,  welches  die  Verfasser 
sich  gesteckt  haben,  ein  Werk,  welches  dem 
Beilstein  gleichsteht,  in  kürzester  Zeit  za 
liefern,  haben  dieselben  jedenfalls  erreicht,  denn 
der  I.  Band  ist  erst  vor  knapp  Dreivierteljahr 
erschienen.  Es  kann  diese  schnelle  und  gründ- 
liche Bearbeitung  nicht  rühmend  genug  hervor- 
gehoben werden.  Wir  kommen  nach  Vollendang 
des  Werkes  auf  dasselbe  znrück.  e. 


Chemisch  •technisches  Repertorinm.  üebersicht- 

lich  geordnete  Mittheilungen  der  neuesten 
PJrfinaungen,  Fortschritte  und  Verbesserun- 
gen auf  dem  Gebiete  der  technischen  und 
industriellen  Chemie  mit  Hinweis  auf  Ma- 
schinen, Appsrate  und  Literatur.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  J^fii/ZJaco6sen.  1892.  Zweites 
Halbjahr.  Erste  Hälfte.  Mit  in  den  Teit 
gedruckten  Illustrationen.  Berlin  1893.  £. 
Gaertner*8  Verlagsbuchhandlung  (Hermxmn 
Heyfelder),  Vierteljährlich  erscheint  ein  Heft 


Creneral-Register  zu  Jahrgang  XXVI  bi» 

XXX  (1887  bis  1891).    Berlin  1893. 

Diese  Jahresberichte,  welche  zwar  kurze,  aber 
doch  erschöpfende  Artikel  bringen  nnd  mit 
grosser  Regel mftssigkeit  erscheinen,  verdienen 
allgemeine  Aufmerksamkeit.  Ganz  besooders 
gilt  dies  von  dem  sehr  sorgfältig  und  genao 
bearbeiteten  Generalregister.  e. 

Mededeelingen  van  het  Proefstation  „Midden- 
Java**.  „Sereh".  Onderzoekin^en  en  bescboa- 
wingen  over  oorzaken  en  nuddelen.  Door 
Dr.  Franz  Beflecke,  7e.  Aflevering:  a  Bij- 
voegsel  van  Hoofdstuk  VI.  h.  Hoofdstok  VII. 
Met  18  üguren  op  JX  platen.  Semaraog, 
lb93.    G,  a  2\  van  Dorp  d-  Co. 


Handwörterbuch  der  Pharmacia.  Prak- 
tisches Handbuch  für  Apotheker,  Aerzte. 
Medicinalbeamte  und  Drogisten.  Heraus- 
gegeben von  A.  Brestoicski.  Zwei  Bftnde; 
10.  Lieferung.  AVien  und  Leipzig  1^9->. 
Wilhelm  BraumiUler. 


Preis -Liste  fQr  Abnahme  grösserer  Qnantitite: 
der  chemischen  Fabrik  von  C,  ErdmaiU  i' 
Leipzig -Lindenan.    1.  Juli  189B. 

Preisliste    der    Fabrik    ätherischer     Gele   uaJ 

Essenzen  von  Heinrich  Hiensel  in  Pirna  a.ii 

Juli  lb93. 


'  V^  >  '_/   »  > 


453 


Terschledene  JMittliellaBiren. 


Zur  Technik  und  Receptur  der 

Salben. 

Unter  dieser  Ueberschrift  veröffentlicht 
Dr.  E,  Stern  in  Mannli«im  in  den  Therap. 
Monatsh.  1893,  375  einen  sehr  beherzigons- 
werthen  Aufsatz,  den  wir  im  Nachstehenden 
zum  Theil  abdrucken: 

Es  ist  schon  Öfters  von  Aerzten  Klage  geführt 
iForden,  dass  die  in  den  Apotheken  angefertigten 
Salben  nicht  immer  gl  eich  massige,  zarte  Con- 
sisteni  zeigen,  manchmal  griesclig,  sogar  körnig 
nnd  knollig  sind;  und  ferner,  dass  zuweilen  bei 
der  Anwendung  Kcizerscheinungen  zu  Tage 
treten,  die  den  Tom  Arzte  verordneten  Com- 
ponenten  der  Salbe  unmöglich  zugeschrieben 
werden  kennen.  Wer  hat  nicht  schon  ein  Ekzem 
narh  dem  Einreiben  von  Borvaseline  sich  ver- 
schlimmern sehen,  oder  nach  einer  schwach- 
urocentuirten  Salicjlsalbe  Aber  heftiges  Brennen 
hlagen  hören? 

Der  Grund  ist  in  diesen  Fällen  recht  einfaoh. 
Per  Apotheker  hat  die  puWerisirte  Borsäure  mit 
ranzigem  (?  Bed.  d.  Ph.  C.)  Oel  „angerieben"  und 
dann  die  Vaseline  zoge^ietzt.  Beim  zweiten  Falle 
löste   er  die  SalicylsAure  in  Spiritus,  bevor  er 
den   Salben körper  beiffigte.     Der  Arzt  jedoch 
hatte  das   gar  nicht  im  Sinne.    £r  wollte  nur 
Borsäure  +  Vaseline  und  Salicylsäure  +  *'ett. 
Der  Apotheker  ist   nicht  ganz  im  Unrecht. 
Kr  kann  sich  auf  das  Herkommen  und  die  Phar- 
makopoe berufen.    In  den  Apotheken  ist  es  seit 
uralten    Zeiten    flblich,    bei    Pulversalben    das 
Pulver  mit  Wasser,  Spiritus  oder  Gel  anzureiben 
und    erst    dann    den   Salbenkörper   zuzusetzen. 
Die  Pharm.    Germ.  Ed.  II  (die  Ed.  I  enthielt 
keine  allgemeinen  Bestimm  an  gen  fiber  Unguenta) 
schrieb    vor:    Sollen  den  Salben  pul  verförmige 
Körper    hinzngefOgt  werden,   so  müssen  diese 
zuvor  mit  etwas  Ocl  oder  geschmolzener  Salbe 
gleichmässig'  -verrieben  sein.  Extraete  oder  Salze 
sind   vor   der   Mischung  mit  dem  Salbenkörper 
mit  wenig  Wasser  anzureiben  oder  in  Wasser 
zu  lösen.      In  der  Ed.  III  sind  die  Worte  «mit 
etwas  Oel"  weggelassen,  aber  die  alte  Uebung 
hesfeht  in  den  Apotheken  fort 

Warnm    kann   nun  der  rationelle  Therapeut 
diese  scheinbar  unschuldigen  Zusätze  nicht  dul- 
den ?  Weil  eine  Reihe  krankhafter  Haatzustände, 
besonders  das  Ekzem,  den  Spiritus  und  ranziges 
(M  selbst   in    minimalen  Quantitäten,   absolut 
nicht   vertraeen,  die  Haut  mit  stärkerer  £nt- 
zöndang   qdu  Jbyrtschreiten  des  Processes   ant- 
wortet; weil  g'ewisse  Afiectionen,  wie  Acne  vulg.,. 
FuruDcalosIs,  Sjkosis  parasit.  selbst  durch  reinste 
thif'riscbe    und    pflansliche  Fette  und  Gele  er- 
heblich    Tcrschlimmert   werden;    weil    endlich 
diese  Zasätze  den  klaren  Einblick  in  die  thera- 
peutische Beeinflussung  krankhafter  Hantprocesse 
stören.      I>er   Arzt  kommt  in  die  Versuchung, 
etwaiire  Misserfolge  der  Basis  oder  dem  Excipiens 
der  Salbe  znsaschreiben,  während  in  Wirklich- 
keit das  ohne  sein  Wissen  zugesetzte  Oel  oder 
der  Spiritas  die  Schuld  trägt.    Diese  Sätze  sind 


nicht  allein  fQr  Hautsalben  gültig,  sie  müssen 
auf  alle  Arten  von  Salben  bezogen  werden,  ins- 
besondere Augensalben. 

Auch  technische  Gründe  sprechen  für  die 
directe  Verreibung.  Die  Pharmakopoe  schreibt 
sie  nur  für  das  obsolete  TJngt.  Tartari  stibiati 
vor.  Absolut  nöthig  ist  sie  bei  Jodsalben.  Nur 
so  erhält  man  eine  gleich  massig  braune  Salbe. 
Wird  das  Jod  zuvor  in  Spiritus  gelöst,  so  sieht 
die  Salbe  marmorirt  aus,  d.  h.  braunstreifige 
Stellen  erscheinen  in  der  helleren  Fetfmasse 
(V  Red.  d.  Ph.  C).  Salben,  denen  Salicylsäure 
in  Spiritus  gelöst  zugesetzt  wurde,  bedecken 
sich  nach  Abdunstung  des  Spiritus  mit  kleinen 
Salicylsäurekryställchcn  an  der  Oberfläche,  was 
auch  vom  technisch -pharmaceutischen  Stand- 
punkt nicht  schön  ist,  ganz  abgesehen  von  den 
therapeutischen  Folgen. 

Will  daher  der  Arzt  sich  und  den  Patienten 
vor  Schaden  bewahren,  so  ist  es  nöthig,  dass 
er  auf  dem  Recepte  den  Gang  der  Anfertig- 
ung genau  vorschreibt,  wie  das  bei  den  alten 
Aerzten  üblich  war.  Als  Grundsatz  gilt:  Die 
Salbenbasis  (Pulver,  Extracte,  Salze,  Flüssig- 
keiten, geschmolzene  Stoffe)  ist  stets  direct  mit 
dem  Salbenkörper  zu  verreiben.  Wünscht  de« 
Arzt  Wasser,  Spiritus  oder  Oel  zum  Anreiben, 
so  schreibt  er  dies  ausdrücklich  vor.  Nur  StofTe, 
die  sich  nicht  feinst  nulverisiren  lassen,  wie 
Resorcin,  müssen  mit  ihrem  Lösungsmittel  an- 
gerieben werden,  wobei  der  Fall  entscheidet,  ob 
Wasser  oder  Spiritus  zu  nehmen  ist. 

Im  Anschluss  an  diese  Ausführungen  einige 
Receptformeln  zur  Illustration  des  Gesagten. 

Ungnentum  boricura. 
Bp.   Acid.  boric.  subt.  pulv.  .     .     10,0 
torc  exactiss.  direct.  c. 
Vaselin.  flav 90,0. 

Unguentum  Diachylou   boricnm. 
Bp.   Acid.  boric.  subt.  pulv.  .    .    10,0 
tere  exact.  direct.  c. 
Vaselin.  flav. 

Lanolini  ää 20,0 

Adde  Empl.  liiharg.  t^pl.     .    50,0 
Leni  igne  liquefact. 
M.  f.  unguent  usque  ad  refrigerat.  agitand. 

Unguentum  Resorcini. 
Bp.   Resorcini  resublim.  ...      5,0 
tere  c.  Aqu.  pauxill.    Adde 

Lanoüni 45,0 

Vaselin.  flav 50,0. 

Lcidor  müssen  wir  dem  Autor  zum  Theil 
Recht  geben.  Auch  wir  können  keinen  Grund 
einsehen ,  warum  z.  B.  Quecksilberoxyd  ,  wie 
es  vielfach  geschieht,  mit  Ocl  statt  direct  mit 
dem  als  Corpus  verordneten  Vaselin  oder  mit 
Paraffinöl  (Paraffinum  liquidum)  verrieben 
werden  soll ,  da  erstens  das  Verreiben  mit 
Vaselin  ebenso  leicht  und  gut  ausführbar  ist 
und  durch  einen  Oelzusatz  die  Haltbarkeit 
der  Salbe  zweifellos  herabgesetzt  wird. 

Red. 


454 


Tinctura  Ferri  acetici  aetherea. 

Empfehlenswerth  ist  es  nach  Schobert 
(Pharm.  Ztg.  1893,  438),  bei  der  Bereitung 
Weingeist  und  Essigäther  für  sich  au  mischen 
und  dann  erst  den  Liquor  Ferri  acetici  hin- 
zuzugeben, da  jede  Erwärmung  vermieden 
werden  muss;  die  fertige  Tinctur  ist  wohl- 
verschlossen im  Dunkeln  und  Kühlen  aufzu- 
bewahren, sowie  in  dunkeln  Flaschen  abzu- 
geben. Das  speeifische  Gewicht  der  Tinctur 
ist  nach  Schobert  nicht  1,044  bis  1,046 
(D.  A.  B  ),  sondern  1,048  bis  1,052.         s. 

wJBmplastr.  Oalbani  compos.  FhoebL 

Safranhaltigem  Galbanumpflaster  150, 
welches  man  zuvor  im  Dampf  bade  geschmolzen 
hat,  wird  eine  Mischung  von  mittelfein  ge- 
pulvertem Opium  10  und  Wasser  4 ,  sodann 
zerriebener  Kampher  20,  brenzliches  Ammo- 
niumcarbonat  10  und  zuletzt  Cajeputöl  6  zu- 
gemischt. Ein  weiches,  bräunlich  gelbes,  beim 
Aufbewahren  nachdunkelndes  Pflaster. 

Aus  der  Badischen  ErgänzungBtaxe 
nach  Südd.  Apoth^-Ztg. 

Antinonnin. 

Dieses  Mittel,  welches  ein  zuverlässiges 
Mittel  zur  Vertilgung  von  Insecten,  Mäusen 
u.  s.  w.  sein  soll  (vergl.  Ph.C. 33, 468.  34, 1 14), 
ist  bekanntlich  ein  Gemisch  von  o-Dinitro- 
kresolnatrium  mit  Seife.  Wie  wir  der  Südd. 
Apoth.-Ztg.  entnehmen,  wird  von  den  Elber- 
felder  Farbenfabriken  jetzt  ein  sogenanntes 
„versüsst es**  An ti  nonnin  in  den  Han- 
del gebracht.  Dasselbe  enthält  keine  Seife 
mehr;  welcher  Stoff  an  Stelle  der  Seife  zu- 
gesetzt ist,  war  in  jener  Mittheilung  nicht 
angegeben.  Die  mit  dem  versüssten  Anti- 
nonnin als  Vertilgungsmittel  für  Schädlinge 
erzielten  Erfolge  sollen  ausgezeichnet  sein. 


Unterscheidung  von  Sozal  und 

AlumnoL 

Sozal*)  (paraphenolsulfosaures  Alumi- 
nium —  Ph.  C.  33,  485)  und  Alumne  1 
((^-naphtholdisulfosaures  Aluminium  —  Ph.  C. 
34,  192)  fällen  beide  Ei  weiss,  doch  losen  sich 
die  Niederschläge  imUeberschusse  derEiweiss* 
lösung  wieder  auf;  beide  Präparate  reduciren 
Silbersalze,  Chromsäure  und  Permanganat. 
Die  wässerige  Lösung  des  Sozals  ist  farblos^ 

*)  Hergestellt  von  der  Firma  C,  Haaf  in  Bern. 


diejenige  des  Alumnols  fluorescirt.  Sozal  giebt 
.mit  Eisenchlorid  eine  rothviolette,  Alumnol 
eine  blaue  Färbung.  g. 

Therap.  Blätter  1893,  ISi. 

Tarirte  Standge&sse. 

In  der  Schweiz.  Wochenschr.  f.  Chem.  und 
Pharm,  bespricht  E.  Dünnenberger  den  auch 
anderweit  anerkannten  Nutzen,  die  Vorratba- 
gefässo  (Flaschen ,  Büchsen ,  Kästen  etc.)  in 
den  Apotheken  mit  der  Tara  zu  versehen  und 
macht  dabei  gleichzeitig  den  praktischen  Vor- 
schlag ,  die  genannten  Behältnisse  auch  mit 
einer  Notiz  über  den  Fassungsraum,  bezogeo 
auf  das  betreffende  Arzneimittel,  za  versehen. 
E,  Dünnenberger  hat  auf  die  Behältnisse  %n 
klebende  Papierzettel  im  Auge;  wir  empfehlen 
für  Standgefässe  aus  Glas  und  Porzellan  die 
sog.  Glasätztinte  (Ph.C.  27, 646)  zu  verwenden. 

Dr.  Georg  Heussmann's  Taschen- 

handreiniger. 

Die  Südd.  Apoth.-Ztg.  theilt  mit,  das« 
obengenannter  ,»Taschenhandreiiiiger*^  fat 
Aerzte,  Heilgehilfen  und  Private,  der  jetzt 
als  Neuigkeit  auf  den  Markt  geworfen  wird, 
aus  einem  Niekelblechbehälter  besteht,  der 
eine  Flasche  für  Karbollösung  oder  Spiritos, 
Handbürste,  Nagelfeile  und  ein  Glas  Angeregt 
Sublimat- Pastillen  enthält. 

Der  (ungesetzliche)  Verkauf  der  Sublimat- 
Pastillen  ist  doch  sehr  bedenklich  and  fordert 
zur  Ueberwacfaung  heraus.  $, 

Bekanntmachung 

betreffend  Einrichtung  und  Betrieb  von  Af 
lagen  zar  Anfertigang  von  Zttnd hoben 
unter  Verwendung  von  weissem   Phosphor 

(8.  Juli  1893). 

Der  genannten  Bekanntmachung^  entnehmen 
wir  (Reichs -Gesetzblatt  Nr.  37)  Nachstehendef. 

Di»  Wftnde  der  Räame,  in  denen  das  Zubereiten 
der  Zündmasse,  das  Betunken  der  HGlzer  und 
das  Abfallen  der  HOlzer  und  ihre  erste  Ver- 
packung erfolgen,  müssen  mit  ein<>in  Anstriek, 
von  Kalkmilch  versehen  sein,  der  halbj&hrliek' 
mindestens  einmal  zu  erneuern  ist.  nachdem  dii 
frühere  Anstrich  gut  abgerieben  ist.  *)  I 

Es   dürfen   nur  Personen  zur  Bosciiäfti^aj 
zQgelassen  werden,  welche  nach  Ärztlicher 
scheinigang  nicht  an   Phosphornekro 
leiden ,  oder  w&hrend  der  Beschäftig^nng  dsi 
erkrankt  sind,  beziehentlich  von  dieser  Krai 
heit  befallen  zu  werden,  besonders  veranlagt  sii 

*)  Das  Aufstellen  von  Terpentinöl  in  offei 
Schalen  ist  nicht  vorgeschrieben.  fteid»j 


Verleger  nnd  verantwortlicher  Redsctenr  Dr.  E.  Geissler  in  Dreaden. 


?ktt«iaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Ze\lwtig  ^r  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  BeEQgspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  o,  I. 

Sedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaetear :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

^j32.     Dresden,  den  10.  August  1893.  It^jH^äl 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chemie  and  PharmAeie:  Ueber  die  Cholera.  ~  CbemUche  Untersuchang  einiger  nenerdings  im  Handel 
Torkommender  Coneerviniagfinittel  für  Fleisch  and  Fleischwaaren.  —  Prttfting  der  Salpetenäure  auf  Jodsänre. 

—  Daretellnng  von  metallischem  Cbrom  dnrch  Elektrolyse.  —  Znr  Gunning-KJoldahrschen  Methode.  —  Zum 
Nachweise  d«s  Dalcins  in  Oetranken.  —  Anfrindung  des  Bensoylradicats.  —  Tenehledeae  MlUhellaageM t  Ver- 
mischtes Beozonaphtol.  —  Oiflig  wirkendes  Leinöl.  —  Slrnpns  Narcoi'nt.  -—  Zur  Herstellung  Ton  Kreosotpillen. 

—  DömppAT&t,  —  Bleihaltige  Bierglasdeckel   und  Zinnhähne.  —  Caseinlelm.  —  Leuchtende  Photographien.  — 

Bekanntmachung.  —  Verfügung.  —  Brlffireeheel«  —  Aszelgen. 


Cbemie  und  Ptiarmacfe. 


Ueber  die  Cholera. 

Ueber  dieses  leider  noch  immer  im 
hoben  Grade  zeitgemässe  Thema  liegen 
aus  dem  laufenden  Jahre  nachstehende 
Neuheiten  von  allgemeinem  Interesse  vor: 

In    geschiehtlichißr    Hinsieht    nahm 
man  bisher  als  feststehend  an,  dass  diese 
Krankheit    von  Alters  her  in  Ostindien 
ejDdeiDiseh    sei  (Ph.  C.  33,  471).    Dies 
wird    neuerdings   betreffs   Bengalens   in 
Abrede   gestellt.    Die  Cholera  soll  viel- 
mehr   dort    vor  1817  nach  Robert  Koch 
(Vorlesungren    über    Cholera,    Deutsche 
Medizinai- Zeitung  1893,  Nr.  49,  S.  545) 
unbekannt  gewesen  und  erst  damals  von 
Hlnlerindien  aus  in  Calcutta  eingeschleppt 
worden   sein. 

Die  erslB  Erwähnung  der  Vibrionen 
bei  Cholera  soll  sich  nach  der  Berliner 
klinischen  W^oehenschrift  (1892,  Nr.  42) 
in  einer  1866  zu  Königsberg  i.  Pr.  er- 
5efajenen.en  Inaugural-Dissertation  finden, 
leren  Ver/asser,  A.  Wiewiorowski,  in 
Keisvrasserstühlen  unter  dem  Mikroskop 
laufen  von  Pilzsporen  und  Vibrionen  in 
ebhafter   Bewegung  sah,   „oft  so,   dass 


das  Bild  einem  lebenden  Mückenschwarm 
glich.'* 

Ueber  den  Versuch ,  den  Namen 
„Cholera"  amtlich  durch  „Brechruhr" 
und  ,,Bröchdurchfall**  zu  verdeutschen, 
wurde  (Ph.  C.  34,  166)  berichtet. 

Die  Aetiologie  der  Cholera  bildet  zur 
Zeit  den  Mittelpunkt  der  Forschung  und 
des  Meinungsaustausches.  Selbst  das 
grössere  Publikum,  für  welches  doch  die 
Therapie  ein  lebhafteres  Interesse  aus 
naheliegenden  Gründen  haben  sollte,  hat 
sich  im  Laufe  der  Zelt  von  der  Erfolg- 
losigkeit der  Heilbestrebungen  hinläng- 
lich überzeugt,  um  den  Mittheilungen 
über  die  Ergebnisse  der  Erforschung  der 
Ursache  der  Erkrankung  seine  Aufmerk- 
samkeit in  erster  Beihe  zu  schenken. 
Gewiss  ist  dies  begründet,  denn  bei  einer 
Krankheit,  die  man  nicht  heilen  kann, 
die  aber  gleichwohl  in  ziemlich  der  Hälfte 
der  Fälle  tödtlich  verläuft,  handelt  es 
sich  fast  ausschliesslich  um  die  Verhüt- 
ung. Die  Möglichkeit  dieser  aber  ge- 
währt nur  eine  Kenntniss  der  Ursache. 
Der  Standpunkt  dieser  Erkenntniss,  wie 
er  im  Vorjahre  (Ph.  C.  33,  488)  geschil- 


456 


dert  wurde,  blieb  im  Wesentlichen  der- 
selbe. 

Das  grösste  Aufsehen  machte  das  Wag- 
niss  Pettenkofer's  und  Entmerich's,  Rein- 
culturen  von  Cholerabacillen  zu  verzehren 
rPh.  C.  33,  706),  obwohl  Bochefoniaine, 
Klein  u.  A,  Aehnliches  früher  gethan 
haben.  Dass  dies  (Ph.  G.  34,  36)  den 
Anhängern  der  PßrtenAo/fer'schen  Schule 
als  Heroismus,  den  Gegnern  derselben 
als  Frivolität  erschien,  erklärt  sich  aus 
der  Natur  der  Menschen,  zu  denen  auch 
die  Choleraforscher  gehören. 

Schwer  begreiflich  ist  es  aber,  wenn 
Anhänger  der  £ot;A'schen  Sichtung  dem 
Versuche  des  Altmeisters  der  Hygiene 
alle  wissenschaftliche  Beweiskraft  ab- 
sprechen und  ihm  gegenüber  zufällig  ge- 
machten klinischen  Beobachtungen,  wie 
denen  von  Reinckey  gleichen  Werth  bei- 
messen können.  Letztere  Wahrnehmungen 
kamen  durch  Gaffky  auf  dem  Congress 
für  innere  Medicin  zu  Wiesbaden  am 
12.  April  dieses  Jahres  zur  Sprache  und 
betreffen  gesunde  Matrosen,  die  nach 
dem  Trinken  von  Eibwasser  im  Hambur- 
ger Hafen  Cholera -Vibrionen  in  ihren 
Darmentleerungen  zeigten,  obwohl  diese 
fest  oder  nur  ganz  vorübergehend  durch- 
fällig waren.  Hier  handelt  es  sich,  wie 
im  Falle  der  sogenannten  Laboratoriums- 
Cholera  (Ph.  C.  33,  488),  nur  um  Ein- 
führung unbekannter,  aber  voraussetzlich 
recht  geringer  Mengen  von  Krankheits- 
erregern, nicht  aber  um  eine  abgemes- 
sene, verhältnissmässig  ungeheuere  An- 
zahl reingezüchteter  Bacillen. 

Während  zahlreiche  Versuche,  trichi- 
nöses Fleisch  absichtlich  zu  verzehren, 
bekanntlich  fast  durchweg  einen  tödt- 
lichen  Ausgang  nahmen,  hatte  Fetten- 
kofer's  Versuch  einen  überraschenden  Er- 
folg, der  höchstens  durch  die  beiden 
Einwände,  dass  nämlich  die  Versuchszahl 
(nur  zwei)  zu  gering,  und  dass  die  Bacillen- 
cultur  bei  der  Neutralisirung  der  Magen- 
säure geschwächt  worden  sei,  in  seiner 
Beweiskraft  vorübergehend  angezwt*ifelt 
werden  konnte.  Beide  Einwände  erledig- 
ten sich  bald  darauf  bei  der  in  Wien 
angestellten  Wiederholung  der  Versuche. 

Da  diese  ebenso  ausfielen,  so  war  es 
erklärlich,  dass  die  Pettenkofersche  Lehre 
(Ph.  C.  33,  490)  von  der  Nothwendigkeit 


einer  zeitlichen  und  örtlichen  Disposition 
des  Bodens  gegenüber  den  rein  contagio- 
nistischen  Auffassungen  wieder  mehr  zur 
Geltung  kam. 

Es   zeigte   sich    dies   bereits  bei  den 
weiter  unten  zu  erwähnenden  Beschlüssen 
der  Cholera-Conferenz,  insofern  diese  in 
erster  Reihe  den  übertriebenen  Absperr- 
ungs-  und  Desinfections-Maassnahmen  ent- 
gegentraten.   Wie  aber  so  häufig,  wenn 
der  Bann  einer  herrschenden  Anschauung 
einmal  durchbrochen  ist,  die  gegentheilige 
Ansicht   überraschend   schnell  selbst  in 
Kreisen,  wo  man  es  nicht  erwarten  sollte, 
sich  ausbreitet,  so  geschieht  dies  auch 
jetzt.  . 

Während    bisher    nur  Anhänger   der 
Naturheilkunde  und  andere  Vertreter  eines 
absonderlichen  Standpunktes  die  Bedeut- 
ung des  Kommabacillus  als  eigentlicher 
Ursache  der  asiatischen  Cholera  in  Ab- 
rede stellten,  so  that  dies  mit  Entschie- 
denheit Oscar  Liebreich  in   der  Sitzang 
der  Berliner   medicinischen  GesellsehaK 
vom  2L  Juni  dieses  Jahres  mit  den  Wor- 
ten:  „Wir  können  bis  jetzt  in  den  bei 
der  Cholera  gefundenen  Bacillen  nur  ein 
Symptom  der  Cholera  anerkennen;    wer 
dieselben  als  primäre  Ursache- der  Cholera 
hinstellen  will,  ist  verpflichtet,  zwingen- 
dere Beweise  dafür  beizubringen,  als  es 
bis  jetzt  geschehen  ist."  (Berliner  klini- 
sche Wochenschrift,  vom  10.  vor.  Monats, 
S.671).  Dieser  Ausspruch  wird  in  nächster 
Zeit  voraussichtlich  auch  von  den  Fach- 
kreisen im  engen  und  engsten  Sinne  er- 
wogen werden,  da  er  den  Schluss   eines 
Vortrages  bildete,  in  welchem  in  scharfer 
Weise  den  Verallgemeinerungen  bacterio- 
logischer  Thatsachen,  sowie  der  Sucht 
bei  Arbeiten  im  mikrobischen  Laborato- 
rium gemachte  Entdeckungen  ohne  Wei- 
teres in  die  Therapie  oder  Hygiene  zu 
übertragen,  entgegengetreten  wird,    und 
eine   Anzahl    Einzelheiten   der    bacterio- 
logischen  Forschung   (wie  das  Gholera- 
roth,   die  „Oese''  als  Maasseinheit,    die 
bisher    angegebenen   Erkennungszeichen 
des  Gholerabacillus  u.  s.  w.)   in    scharfer 
Weise  abfällig  beurtheilt  werden.      „l>as 
Auffinden  der  Cholerabacillen  allein/"^  be- 
hauptete Liebreich,  „bedeutet  nicht  Cho- 
lera, ebenso  wie  das  Auffinden  des  Dipb- 
theriebacillus    oder    der    Pneumokokkeit 


467 


bei  gesunden  Menschen  Diphtherie  oder 
Pneumonie  nicht  anzeigt/' 

An  Stelle  der  Kritiklosigkeit,  mit  der 
man   vor    kaum    drei  Jahren    in   Berlin 
sich  för  das  Tuberkulin  begeisterte,  und 
mit  der  man  die  Laboraloriumsversuche 
über  Ansleckungsfiihigkeit  der  Tuberku- 
lose sofort  behördlichen  Verfügungen  und 
allerlei  Verhaltungsvorschriften  zu  Grunde 
legte,  seheint  jetzt  dortselbst  ein  starkes 
Misstrauen   gegen    die   vorschnelle  V^er- 
aJJgemeinerung  von  Versuchsergebnissen 
zu  treten.    Selbst  wenn  in  Folge  dessen 
die  eine  oder  die  andere  nützliche  Wahr- 
nehmung erst  einige  Monate  später  der 
leidenden  Menschheit  zugänglich  werden 
sollte,    dürfte  diese  neue  Richtung  doch 
dem  Ansehen  der  deutsehen  Forschung 
j:uträglieber   sein,    als  die,    welche  seit 
einigen  Jahren  die  Herrschaft  gewonnen 
hatte. 

Eine    vermittelnde   Bichtung    in    dem 
/UioJog'ischen  Streite  schlägt  M.  Nencici 
mit   seiner  Misch  -  Infeetion  oder  Sym- 
biose ein,  wie  eine  solche  bei  Rausch- 
brand    von  Sieber  nachgewiesen  ist  und 
nach   Ortner  auch  bei  Tuberkulose  stalt- 
finden   soll   (Ph.  C.  33,  660;   34,  127). 
Ebenfalls    vermittelnd    ist  die  Annahme 
F.  Hüppes  (Ph.  C.  34,  110),   dass  der 
Parasitismus     der    Kommabacillen    nur 
facuUAtiv    sei,   und  ihre  toxische  Eigen- 
schaft   nur    bei  saprophytischer  Lebens- 
fveise  entstehe,  dagegen  bei  der  Anaero- 
biose  im  Darme  verloren  gehe. 

Bei  dem  Leichenbefunde  lenkte  sich 
neuerdings    die  Aufmerksamkeit  auf  die 
Beschaffenheit  der  Niere.    Während  die 
Hacteriologen  die  sogenannte  „Cholera- 
niere'* von  den  Choleratoxinen  herleiten 
und   ein   analoges  Verhalten  bei  Typhus, 
Pneumonie   und  anderen  Infeetionskrank-  [ 
lieiten  finden,  sieht  Lei/den  (Wiener  med!-  j 
zinisehe  Blätter,  16,  375)  darin  eine  unter 
dem  Einflüsse  der  massenhaften  Wasser- 
verluste entstandene  Coagulationsnekrose, 
welche    sonst    nur  nach  Vergiftung  mit 
Sublimat,  Ohromsäure,  Salzsäure  u.  dergl. 
jeobaehtet   wird.  —  Auch  bei  der  Cho- 
era  -  Debatte      auf    dem    internationalen 
L-on^ress    für    innere  Medicin   zu  Wies- 
>^adeii    am    13-  -^pril  dieses  Jahres  kam 
ler  Nierenbefund  zur  Verhandlung. 


Der  KrankheitsTerlaaf  wurde  bei  den 
früheren  Epidemien  so  erschöpfend  be- 
obachtet, dass  erhebliche  Neuerungen  in 
dieser  Bichtung  nicht  zu  erwarten  waren. 
Das  Incubationsstadium,  welches 
vor  der  Entdeckung  des  Kommabacillus 
nur  annähernd  geschätzt  werden  konnte, 
wurde  bei  den  Wiesbadener  Verhand- 
lungen auf  mindestens  einen  Tag  ange- 
nommen. In  den  Fällen,  wo  die  einge- 
fiihrten  Bacillen  kein  Unwohlsein  ver- 
anlassen, kann  ein  Verstoss  beim  Essen 
oder  Trinken  noch  später  als  am  vierten 
Tage  nach  der  Infeetion  den  Cholera- 
anfall auslösen. 

Die  Schwere  des  Anfalls  steht,  wie 
schon  aus  klinischen  Gründen  zu  ver- 
muthen  war,  in  keiner  Beziehung  zur 
Menge  der  nachweisbaren  Vibrionen. 
Tödtliche  Fälle  zeigen  bisweilen  nur  spär- 
liche Colonien,  während  leichte  Diarrhöen 
manchmal  Beinculturen  in  grösster  Zahl 
aufweisen  können.  —  Die  Krankheits- 
erscheinungen selbst  werden  nicht,  wie 
dies  bei  anderen  Erkrankungen  nachzu- 
weisen ist,  von  dem  specifischen  Mikro- 
organismus als  solchen  bedingt,  sondern 
nach  Ansicht  der  Gontagionisten  nur  von 
einem  Gifte,  das  von  den  Vibrionen  aus- 
geht. Wie  diese  Wirkung  aber  zu  Stande 
kommt,  darüber  erzielten  auch  die  neue- 
sten Verbandlungen  keinerlei  Einigung 
unter  den  Autoren  (Rich.Pft^ifftry  Gruber, 
Wiener,  Scholl,  Hüppe  u.  s.  w.)  Zunächst 
steht  nicht  hinreichend  fest,  ob  Oberhaupt 
von  den  Bacillen  ein  giftiges  Stoffwechsel- 
erzeugniss  abgesondert  wird.  R. Koch 
führt  an,  dass  abfiltrirte  Bouillonculturen 
nicht  so  giftig  seien  (Deutsche  Medizinal- 
Zeitung  16, 567),  wogegen  mitChloroform 
getödtete  Choleraculturen  giftig  blieben. 
Ks  würde  mithin  anzunehmen  sein,  dass 
das  Gift  in  den  Bacterien  selbst  sitze. 

Wird  als  GiftstoflF,  wie  dies  häufig  ge- 
schieht, das  Gholeratoxin  betrachtet, 
so  erinnert  dies,  sofern  letzteres  nicht 
weiter  bekannt  ist,  an  jenen  National- 
ökonomen des  vorigen  Jahrhunderts,  der 
den  Grund  der  Verarmung  des  Volkes 
in  der  allgemeinen  Paupertät  entdeckte. 
Das  Gift  wird  den  Nervengiften  zuge- 
zählt. G.Frank  macht  (Hygienische  Rund- 
schau 3,  662)  darauf  aufmerksam,  dass 
bereits  1817  Coats  die  Erscheinungen  bei 


458 


der  Cholera  mit  denen  nach  Schlangen- 
biss  vergleicht,  auch  davon  spricht,  das 
Nervensystem  des  Cholerakranken  habe 
die  Einwirkung  eines  besonderen  Giftes 
erlitten.     Kohert    betrachtet    in    seinem 
kürzlich  erschienenen  Lehrbuche  der  In- 
toxicationen  (Ph.  C.  34,  181)  als  Cholera- 
gift   das    1885    von    Brieger    entdeckte 
Cadaverin:  NH2(CH2)5NH2  =  Penta- 
methylendiamin  (Seite  241).   Doch  stellt 
er  selbst  im  Widerspruche  mit  Behring 
später  (Seite  639)  in  Abrede,   dass  das 
Cadaverin  choleraähnliche  Symptome  be- 
dinge.   E.  JRoos  schreibt  das  Auftreten 
von  Diaminen  überhaupt  bei  der  Cholera 
(Ph.  C.  34,  298)  und  sonst  der  Fäulniss 
des  Darminhaltes  zu.  —  Nach  Peiri  und 
Maassen  wirken  dieCholerabacillen  durch 
Autoinfection  mittelst  des  von  ihnen  ent- 
wickelten    Schwefelwasserstoffes 
(Kohert,  1.  c.  S.  728),  nach  Scholl  durch 
gifliige  Eiweisskörper,  wie  Toxopepton 
und  Toxoglobulin.     Nach  Emmerich 
und  Tsuboi  (Apotheker -Zeitung  8,  322) 
wirken  sie  dagegen  durch  Nitritbild- 
ung.    Letztere  Ansicht  stützt  sich  dar- 
auf,  dass  der  Cholerabacillus   mehr  als 
andere  pathogene  Bacterien  aus  Nitraten 
salpetrigsaure  Salze  abzuspalten  vermöge, 
letztere  aber  bei  Menschen  in  Dosen  von 
V2  g  (als  Natriumnitrit  in  den  Magen 
eingeführt)     choleraartige    Vergi  ftungs- 
erscheinungen  hervorriefen.  Auch  sei  bei- 
den Vergiftungsarten  das  Auftreten  von 
Methämoglobin    im    Blute     gemeinsam. 
Die  vom  Cholerabacillus  erzeugte  Nitrit- 
menge  betrüge   bis  0,1  %o  des  Darm- 
inhaltes. 

Dieser  Hypothese  Emmerich's  und 
Tsuboi's,  die  durch  ihre  wissenschaftliche 
Begründung  beachtenswerth  erscheint, 
reihten  die  Tagesblätter  die  Entdeckung 
von  Alfred  Conrad  Biese  an,  wonach  die 
Cholera  ebenso  wie  Typhus,  gelbes  Fieber, 
Diphtheritis  und  Schwindsucht  eine  Am- 
moniakvergiftung ist. 

Schon  der  Titel  von  dessen  kürzlich 
bei  Fussinger  in  Berlin  erschienenen  Ab- 
handlung: „Der  Sieg  über  die  Cholera. 
Die  Entdeckung  der  wahren  Ursache, 
Verhinderung  und  Heilung  der  Cholera, 
sowie  eine  Anleitung,  aus  unseren  Nahr- 
ungsmitteln Bacillen  zu  erzeugen''  stellt 
den  Verfasser  ausserhalb  der  wissenschaft- 


lichen Discussion.   Da  aber  von  mehreren 
Zeitgenossen  Biese  ernst   genommen  zu 
werden  scheint,  so  sei  nicht  verschwiegen, 
dass  er  die  Cholerabacillen  (Seite  34)  als 
„Eiweissspaltstücke    unserer    Nahrungs- 
mitteP'  ansieht  und  aus  rohem  Fleische 
nach  Behandeln  mit  Wasserstoffsuperoxyd 
auf  KocVseher  Nährgelatine  Culturen  er- 
zielte, die  mit  den  Cholerabacillen  identisch 
erschienen  (Seite  40).  —   In  die  gleiche 
Reihe,  wie  die  Biese'schQ  Schrift,  gehört 
die  vor  einigen  Wochen  herausgekommene 
Broschüre  von  R.  Telschow:   „Zur   Ent- 
stehung der  Cholera.  Berlin  (W,  Issleih):' 
Der   Verfasser    sucht    diese    Entstehung 
durch  Einathmung  giftiger  Gase,   insbe- 
sondere aus  faulenden  Gewässern,  nach- 
zuweisen. 

Von  praktischer  Wichtigkeit  ist  die 
Frage,  ob  die  Cholera  überhaupt  oder 
wenigstens  während  einer  Epidemie  einen 
Menschen  nur  einmal  befällt.  Hiervon 
hängt  die  Aussicht  auf  die  Entdeckung 
einer  Schutzimpfung  wesentlich  ab.  In 
der  älteren  Literatur  blieb  diese  Frage 
streitig  und  auch  die  Beobachtungen 
während  der  jetzigen  Epidemie  vermoch- 
ten sie  nicht  zu  entscheiden.  Aus  dem 
Thier versuche  scheint  die  Möglichkeit 
des  wiederholten  Befallenwerdens  hervor- 
zugehen (Hygienische  Kundschau  3,  663). 

Der  Zusammenhang  der  Cholera 
asiatica  und  nostras  wurde  von  dt^n 
Pathologen   vielfach    erwogen   und    kam 
auch    in    der    erwähnten    Wiesbadener 
Cholera-Debatte  zur  Besprechung  (Hygie- 
nische Kundschau  3,  664).     Aus  statisti- 
schen Gründen  schliesst  Senator  auf  einen 
Zusammenhang,  Fürbringer  nimmt  einen 
labilen  Zustand  des  Magendarmcanals  als 
Vorstadium  an,  welches  zum  Haften  einer- 
seits des  Kommabacillus,  andererseits  der 
Mikroorganismen  der  Cholera  nostras  ge- 
eignet  mache,     Quincke   u.  A.    leugnoa 
jeden  Zusammenhang  und  halten  es  nicht 
für  erwiesen,   dass  die  Cholera    noätra^ 
nur  eine  einzige  Ursache  habe.    —   An- 
schaulich, wenngleich  mehr  poetisch  a!^ 
nachweisbar   begründet,    sagt   über    d.> 
Verhältniss   der   verschiedenen    Choleri- 
arten  F.  Ilüppe  („Cholera- Epidemie   ir 
Hamburg  1892",  S.61):  „Wie  die  Energie 
lein    und    desselben   Pulvers   durch    dcx 
1  Funken  der  Lunte,  des  Feuersteins,  dort: 


459 


einen   elektrischen  Funken   oder   durch 

labile  chemische  Körper  ausgelöst  werden 

kann,  so  kann  auch  dieselbe  Energie  des 

Nährmaterials  durch  verschiedene  Bacte- 

rien  ausgelöst  werden."    Diese  „Energie 

des  Nährmaterials"  würde  also  hier  die 

Neigung  zu  Reiswasserstühlen,  Erbrechen 

und  Wadenkrämpfen  sein,  welche  sowohl 

die  Kommabacillen  JJ.  KocKs  und  Ftnkler- 

Pn'orSy  das  bacterium  coli  commune  ein 

Streptococcus  und  andere,  unbekannte  Bac- 

terien  auslösen  können. 

Die    pathologisch- chemischen 
Arbeiten   treten  zur  Zeit  gegenüber  den 
baderiologischen    in    der    periodischen 
Presse  zurück.    Allerdings  ist  ihre  Aus- 
beute    zu    sensationellen    Mittheilungen 
folgenschwerer    Entdeckungen    weniger 
geeignet,  wenn  auch  oft  von  bleibenderem 
\Verthe.     Es  sind  hier  u.  A.  zu   nennen 
die    Ergebnisse    der   „Stoffwechselunter- 
suehungen    bei  Cholerakranken*'   von  P. 
von   Terray,   B.  Vas   und    Gcza   Gara 
(Berl  klin.  Wochenschr.  80,  363). 

Die  Diagnose  der  Cholera  fiel  in  den 
letzten  Jahren  zusammen  mit  dem  Nach- 
weise des  Kommabacillus.  Besonderen  An- 
klaug  fand  diese  Auffassung  seitens  zahl- 
reicher   Behörden,  welche  die  üblichen 
Dementis  von  Cholerafällen  allgemein  in 
die  Form    einkleideten,   dass  die  Unter- 
suchung auf  Cholerabacillen  negativ  aus- 
gefa/fen    sei.    Freilich  leuchtete  es  auch 
dem    Laien    ein,    dass    ein    Nichtfinden 
keinen  Beweis  für  das  Nichtsein  liefert, 
zumal  wenn  das  Suchen  durch  Ungeübte 
geschieht  und  das  Gesuchte  so  schwierig 
zu  erkennen  ist,  wie  dieser  Bacillus.    In- 
zwischen zeigte  es  sich  bei  der  Hamburger 
Epidemie     und    auch   sonst,    dass  selbst 
kundige    und   geübte   Bacteriologen   hin 
und  wieder  die  Abwesenheit  von  Cholera- 
bacillen   mit  Sicherheit  festzustellen  ver- 
mögen ,     obgleich    sowohl    die   klinische 
Beobachtung  (von  J]rbrechen,  Reiswasser- 
Stühlen     und    Wadenkrämpfen)    als    der 
Leichenbefund  (klebrig  überzogener,  hell- 
rother,    schwappend  gefüllter  Dünndarm 
mit    alkalischem,    reiswasserartigem   In- 
halte)   auf    asiatische  Cholera  hindeuten. 
In    solchen     Fällen   tragen  Manche  Be- 
denken, eine  Diagnose  zu  stellen.    Hier- 
cregen  'wendet  E,  Leyden  (Wiener  med. 
Bl.  16,  375)   ein,  es  widerstrebe  der  all- 


gemeinen klinischen  Erfahrung,  die  Dia- 
gnose einer  Krankheit  auf  ein  einziges 
Symptom  aufzubauen.  Jedenfalls  sollte 
man  sich  behördlicherseits  in  Zukunft  die 
Bequemlichkeit  versagen,  die  Ableugnung 
von  Choleralallen  nur  mit  dem  Nicht- 
auffinden  des  Bacillus  zu  begründen. 

Mehr  als  die  klinische  Diagnose  der 
Cholera  bot  die  Erkennung  des 
Cholerabacillus  selbst  Anlass  zu 
Veröffentlichungen  (Ph.  C.  33,  538  bis 
542).  Es  stellte  sich  heraus,  dass  man 
die  Schwierigkeiten  hierbei  unterschätzt 
hatte.  Mikroskopisch  lässt  er  sich  nicht 
immer  bestimmen,  da  er  nicht  nur  variirt, 
sondern  auch  eine  ganze  Anzahl  anderer 
Bacillen  die  nämliche  Gestalt  hat.  Eben 
so  wenig  gestattet  die  makroskopische 
Form  der  Culturen  auf  Gelatine-  oder 
Agar- Platten  etc.  sichere  Schlüsse.  Es 
bleibt  also  hauptsächlich  die  Beaction 
auf  Choleraroth,  welches  von  Liebreich 
an  der  oben  angeführten  Stelle  als  ein- 
faches Indolroth  und  aus  jeder  faulen 
Peptonlösung  darstellbar  bezeichnet  wird, 
auch  soll  diese  Beaction  bisweilen  aus- 
bleiben. Die  neueren  Fortschritte  in  der 
Kenntniss  des  Kommabacillus,  die  Ent- 
deckung der  Geisel,  die  Untersuchung 
im  hängenden  Tropfen  etc.  zeigten  bisher 
keinen  entschiedenen  Einiluss  auf  die 
Bestimmung  des  Bacillus  in  der  Praxis. 
Für  diese  ist  die  Cholerarothreaction  trotz 
des  erwähnten  Einwandes  zur  Zeit  in 
Zweifelsfällen  am  werthvollsten. 

Der  Thierversuch,  insbesondere  das 
Einspritzen  von  Agarcultur  in  die  Bauch- 
höhle von  Meerschweinchen,  bat  keine 
für  die  Diagnose  entscheidende  Bedeutung, 
da  Gruber  und  Wiener  (Archiv  für  Hy- 
giene 15,  241)  selbst  von  Cholerabacillen, 
die  sie  unmittelbar  aus  dem  KocKsehen 
Institute  bezogen  halten,  nicht  das  charak- 
teristische, von  B,  Pfeiffer  beschriebene 
Vergiftungsbild  erhielten. 

Zum  Nachweise  von  Cholera- 
bacillen in  Wasser  und  Darm- 
kot h  beschrieb  Schill  (Centralblatt  für 
Bakteriologie  13,  750)  ein  Verfahren, 
wonach  man  das  Wasser  oder  die  Koth- 
aufschwemmung  in  sterilisirte,  alte  Cho- 
lerabacillen-Bouilloncultur  einträgt,  in 
welcher  bei  Brutwärme  alle  sonstigen 
Bacterien   binnen  einigen   Stunden   ab- 


460 


sterben  und  nur  der  Gholerabacillus  ge- 
deiht. Andere  Methoden,  Wasser  auf 
Gholerabacillen  zu  untersuchen,  beschrie- 
ben Löffler  (an  derselben  Stelle  Nr.  11 
und  J2),  Arens  (Hygienische  Rundschau 
3,  537)  u.  A. 

Die  Vorhersage  erschien  in  den  letzten 
Epidemien  nach  übereinstimmender  An- 
gabe der  Autoren  nichl  günstiger  als  in 
früheren,  die  Sterblichkeit  soll  sogar  im 
Vergleiche  mit  derjenigen  bei  dem  ersten 
Einbrüche  der  Seuche  zugenommen  haben. 
Trotz  des  Fortschrittes  der  Lazareth- 
hygiene  und  trotz  der  auf  die  neuen 
Krankenhausbauten  verwandten  hohen 
Geldbeträge  gewährt  die  Kraukenhaus- 
'""nbehandlung  keine  merklich  bessere  Aus- 
sicht auf  Genesung.  Die  im  Vorjahre  in 
Hamburg  gemachten  Erfahrungen  lassen 
sogar  einen  Nachtheil  des  kostspielig  aus- 
gestatteten Eppendorfer  Krankenhauses 
gegenüber  der  mangelhaften  Kranken- 
pflege, welche  bei  der  Behandlung  in 
der  Wohnung  zumeist  nur  geboten  werden 
konnte,  erkennen.  Auf  18  000  Erkrankte 
im  Allgemeinen  kamen  7600  =  42,22  pCt. 
Todesfälle;  die  7870  in  den  Staatskranken- 
anstalten und  im  Waisenkrankenhause  be- 
handelten hatten  aber  3806  =  48,36  pCt. 
Sterbefälle.  Erstere  Angaben  macht  das 
kürzlich  erschienene  Werk  von  L.  v.  Halle 
und  Gr.  Koch:  „Die  Cholera  in  Hamburg*' 
(I.  Theil,  Seite  84),  welchem  amtliches 
Zahlenmaterial  vom  dortigen  Senate  zur 
Verfügung  gestellt  wurde. 

Die  abgerundete  Beschaffenheit  dieser 
Ziffern  spricht  nicht  zu  Gunsten  der  Ham- 
burger staatlichen  Statistik.  Auch  mögen 
im  Aligemeinen  die  schwereren  Fälle  zur 
Krankenhausbehandlung  gekommen  sein. 
Dennoch  ist  die  Bedeutung  dieser  Procent- 
sätze nicht  zu  leugnen,  und  eine  eingehen- 
dere Betrachtung  hat  ergeben,  dass  vor- 
wiegend die  UeberführuDg  in  eine  ent- 
legenere Anstalt  die  Vorhersage  ver- 
schlechterte. Dieser  Umstand,  den  auch 
R.  Koch  erwähnt,  sollte  denjenigen 
grösseren  Stadtgemeinden,  welche  zur 
bequemeren  Durchführung  der  Absperr- 
ung die  Vereinigung  aller  Cholerakranker 
an  einer  Stelle  in  Aussicht  nehmen,  zur 
Warnung  dienen;  er  erscheint  überhaupt 
beachtlich  bei  der  Durchführung  des  viel- 
fach angestrebten  Krankenbauszwanges. 


Unter    den    neuen   therapentischeA 
Maassnahmen  gegen  die  Cholera  erweck- 
ten Cantani's  Eingiessungen  von  Tan- 
ninlösung  in  den  Darm  zur  Hemmung  der 
Entwickelung    der    Kommabacillen    und 
Einspritzungen  von   Flüssigkeit 
in  die  Venen  oder  unter  die  Haut,  um 
der  Eindickung  des  Blutes  zu  begegnen, 
die  meisten  Hoffnungen  (Fh.  C.  3$,  494). 
Freilich  war  der  Gedanke,   die  Blutein- 
dickung mit  Wassereinfuhr  zu  bekämpfen, 
schon    seit  einem   halben  Jahrhunderte, 
wenngleich  nicht  in  Form  der  Einspritz- 
ungen, verfolgt  worden;  auch  erschien  dio 
Herabsetzung  der  Sterblichkeitsziffer,  die 
der  namhafte,   kürzlich  verstorbene  Kli- 
niker mit  seinem  Verfahren  erreicht  hatte, 
nach    den  von  ihm  selbst  angegebenen 
Ziffern  keineswegs  bedeutend.    Zur  Folge 
der  im  Vorjahre  mit  dieser  Therapie  ge- 
machten Erfahrungen  dürfte  die  Methode 
schnell   der  Vergessenheit  anheimfallen. 
Beispielsweise  gab  die  intravenöse  Infusion 
bei  consequenter  Durchführung  im  Eppen- 
dorfer Krankenhause  eine  Mortalität  von 
68  bis  85pCt.,   im  Durchschnitt  75pCt. 
Da  in  diesem  Stadium  die  Sterblichkeit 
ohne  jede  Therapie  SOpCt.  beträgt,   so 
kann  man  nach  F.  Üüppe  (,.Die  Cholera- 
Epidemie  in  Hamburg  1892",  Berlin  bei 
A.  Hirschwald  1893,  Seite  94)  „scheinbar 
etwa  5  pCt.  der  schweren  Cholerakranken 
durch    consequente    Durchführung     der 
intravenösen  Infusion  retten."     Also  nur 
5pCt.,   und   selbst  diese  nur  scheinbar: 
Die  wissenschaftliche  Choleratherapie  ist 
in  unseren  Tagen  recht  anspruchslos  ge- 
worden. 

Von  den  sonstigen  neueren  auf  Tödtung 
oder  Entfernung  des  Bacillus  gerichteten 
Heilbestrebungen  fanden  wenige  über  den 
Thätigkeitsbereich  ihres  Urhebers  hinaus 
Anwendung.  Nach  Hüppe (a.  a.  0.  Seite  85 » 
ist  Tribromphenol- Wismut  wirk- 
sam und  für  die  Kranken  auch  bei  4-  bis 
öfacher  Ueberschreitung  der  nöthigen 
Menge  unschädlich  (Ph.  C.  34,  110.  115. 
237).  Klcbs  (Ph.  C.  U,  50;  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1892,  43  und  44)  stellte 
ein  Anticholerin  aus  sterilisirteD. 
tiltrirten  und  eingeengten  Bacterien- 
culturen  her,  deren  Toxine  durch  Alkohol 
ausgefällt  wurden.  Manchot  (ebenda, 
Nr.  46)  erzielte  damit  67,7  pCt.  Mortalita: 


46t 


(gegenüber   87  pGt.   ohne    Anticholerin) 
bei  31  Kranken.    Uodenflüssigkei  t 
wurde  von  Ouspensky  (Ph.  0.  33,  616) 
(vjrksam  gefunden ;  l^oehl  (Deutsche  med. 
Wochenschrift  1892,  Nr.  49)  beobachtete, 
dass  in  Cholera-GelatinecuUuren  die  Both- 
reaction  ausbleibt,  wenn  der  Nährboden 
mit  Sperniinlösung  versetzt  war.    Malz 
verdankt    seine    Empfehlung    als    Anti- 
eholericura  der  Beobachtung  von  Roux, 
dass   der  Eommabacillus  in   der  ßrühe 
der  Maizkeime  stirbt  (Apoth.-Ztg.  8,  297). 
Lauth  in  Gareassonne  liefert  Malzkeime 
zu  Thee  und  Klystieren;  andere,  ältere 
Malzpräparate  finden  ebenfalls  als  Cholera- 
mittel  Gläubige.     Die  aus  Hamburg  be- 
richtete Immunität  der  Brauer,  die  unter 
1837  Angestellten  bis  25.  September  v.  J. 
nur  2  (l,20/oo)  Choleratodesfälle  halten, 
beförderte  den   Buf  des  Malzes.     Weyl 
(Hyg.  Bundsch.  3,    19)   schreibt   diese 
ImmunW&i  der  Säure  des  Bieres  und  der 
Enthaltung  des  Trinkens  von  £lbwasser 
zu.   Auch  die  Kohlensäure  der  künst- 
lichen Mineralwässer  wurde  zur  Abtödtung 
der  Bacillen  empfohlen. 

Von  älteren  Mitteln  wurde  über  Saloi 
mehrfach  günstig  berichtet;  auch  in  Indien 
bewährte    es  sich  nach  Hüppe  (a.  a.  0. 
Seite  84)  bei  leichten  und  mittelschwereu 
Fällen.  Noch  ältere  Heilmittel,  wie  Chloro- 
form (Ph.  0.  34,  166),  Calomel  (Deutsche 
med.  Zig,  14,  611),   Pfefferminzöl  und 
viele  andere  (Ph.  C.  33,  493.  705)  wurden 
wieder  hervorgesuchr,  darunter  auch  der 
Aderlass  (!)  und  selbst  die  Opiate,  deren 
Schädlichkeit  nach  Ansicht  der  meisten 
Autoren  zur  Genüge  dargethan  ist.   Hier- 
nach erscheint  die  Wirkungslosigkeit  der 
Heilbestrebungen,   wie  solche  bei  einem 
Vergleiche  der  Sterblichkeitsziffern  in  der 
ersten    und    in  der  jetzigen  Epidemie  zu 
Tage  tritt,  nicht  so  wunderbar  und  wohl 
mit  Unrecht  wurde  bei  der  oben  erwähn- 
ten Choleradebatte  in  Wiesbaden  (Uygien. 
Bundsch.  3,  664)  die  Therapie  während 
der    ersten    Cholerapandemien ,   weil  sie 
zwischen     Laxantien    und    Obstipantien 
schwankte,   hinter  die  jetzige  gestellt. 

Unter  den  Mitteln  der  unwissenschaft^ 
liehen  Therapie  fand  ein  A  m  u  1  e  t  zur 
Abhaltung  der  Cholera  und  zu  deren 
Heilung  durch  den  Begierungspräsidenten 


(Induslr.-Bl.  30,  213).  Es  führt  den 
Namen  ^.VoUakreuz''  und  besteht  aus 
durch  ein  Filzstüek  getrennten  Zinn-  und 
Kupferblech.  Die  prophylaktische  Ver- 
wendung von  metallischem  Kupfer,  welche 
in  früheren  Cholera-Epidemien  eine  Bolle 
spielte  und  sich  auf  die  vielfach  berichtete 
Cholera-  Immunität  der  Kupferschmiede 
stützte,  dürfte  vielleicht  wieder  auftauchen, 
da  sie  in  der  von  mehreren  Seiten  ge- 
machten Wahrnehmung,  dass  die  Cholera- 
bacillen,  wie  andere  Mikroorganismen, 
auf  und  in  der  Nähe  von  Münzen  aus 
Kupfer  (oder  kupferhaltigem  Gold,  Silber, 
Nickel)  schnell  absterben  (Hyg.  Bundsch. 
3,  391;  Ph.  C.  34,  35),  anscheinend  eine 
Stütze  erhält  (therai^eutisch  wurden  Kup- 
ferverbindungen als  Äntispasmodica  auch 
bei  der  Cholera  von  der  älteren  Mediein 
angewandt,  die  Homöopathie  gebraucht 
Kupfer  als  Hauptmittel  in  der  krampf- 
haften Form  dieser  Krankheit). 

Hier  ist  auch  der  „salz sauren 
Tinctur**  des  oben  erwähnten  Biese 
(a.  a.  0.  Seite  32)  zu  gedenken,  deren 
Recept  an  dieser  Stelle  wiederzugeben  der 
Raiun  nicht  gestattet.  Sie  enthält  in 
einem  Gramm:  Acid.  muriaticum  0,1375  g, 
Acid.  formicicum  0,03125,  Acid.  aceticum 
0,05625;  daneben  aber  auch:  Calcium 
carbon.  praecip.  0,01562  etc.  Nach 
Ansieht  Biesen  sollte  diese  Tinctur  „in 
jeder  Apotheke  in  grösserem  Quantum 
vorräthig  gehallen  werden",  (ieheim- 
mittel  gegen  Cholera  kamen  auffallend 
wenige  auf  den  Markt;  Müllers  Cam- 
phar  wurde  (Ph.  C.  83,  705.  84,  304) 
bereits  erschöpfend  behandelt. 

Die  Prophylaxis  der  Cholera  sah  man 
im  Vorjahre  bekanntlich  mit  Vorliebe  in 
der  mit  Abhaltung  des  Bacillus  „wissen- 
schaftlich'' begründeten  A  bsperrung. 
Während  darin  viele  Stellen  schwer  Glaub- 
liches leisteten,  oder  in  Aussicht  nahmen, 
hatten  einige  Aerzte  den  Muth,  ihre 
Ansicht  nicht  der  Moderichtung  unter- 
zuordnen. So  behandelte  Ä.  J,  Wtlmanns 
(Hyg.  Rundschau  3,  17)  auf  der  Elbinsel 
Wilhelmsburg  hundert  Cholerakranke 
(l%o  ^^^  Bevölkerung),  wie  Typhöse, 
meist  in  deren  Wohnung  und  gestattete 
bei  den  in  Baracken  untergebrachten  den 
Besuch  durch  Angehörige.     Neuerdings 


zu 


Merseburg   gebClbrende  WOrdigung  i  gewinnt  die  Meinung  mehr  und  mehr 


462 


Oberhand,  dass  die  Absperrung  der  Er- 
fahrung nach  unnütz  sei  und  abgesehen 
von  anderen  Nachtheilen  insofern  schäd- 
lich wirke,  als  sie  die  Aufmerksamkeit 
der  Betheiligten  von  nützlicheren  Maass- 
nahmen  und  der  Fürsorge  für  die  Er- 
krankten ablenke.  Der  Umschwung  der 
Meinung  spricht  sich  lebhaft  in  der  unterm 
24.  vorigen  Monats  erlassenen  Cholera- 
Verfügung  des  sächsischen  Ministeriums 
des  Innern  aus,  wo  u.  A.  betreffs  des  Kran- 
kenhauszwanges gesagt  wird:  „Kranke, 
deren  ungünstige  häusliche  Yerhähnisse 
eine  sachgemässe  Pflege  und  Absonder- 
ung nicht  gestatten,  sind  —  falls  der 
Bezirksarzt  es  für  unerlässh'ch  und  ohne 
ihre  Schädigung  für  zulässig  erklärt  — 
in  ein  Krankenhaus  oder  in  einen  anderen 
geeigneten  Unterkunftsraum  zu  über- 
führen'^ 

Man  vergleiche  mit  dieser  im  Geiste 
der  Humanilät  abgefassten  Bestimmung, 
wie  im  Vorjahre  recht  untergeordnete 
Stellen  in  derselben  Sache  durch  öffent- 
liche Erlasse  verfügten!  Doch  „nomina 
sunt  timenda"  schreibt  schon  Laodamia 
bei  Ovtd  (Heroides  XIII). 

Die  Impfung  (Immunisirung)  als  Mittel 
zur  Vorbeugung  der  Cholera  wurde  durch 
zahlreiche  Thierversuche  gefördert  (Ph. 
C.  34,  36.  48  bis  51).  —  Für  die  schliess- 
lich unerlässliche  Prüfung  der  Impfwirk- 
samkeit am  Menschen  ergiebt  sich  aus 
dem  oben  erwähnten  PettenJcof er' sehen 
Versuche  die  Schwierigkeit,  dass  ein 
Nichterkranken  der  geimpften  Versuchs- 
person nach  Aufnahme  von  Cholerabacillen 
kein  Beweis  für  Impfschutz  ist,  denn 
PettenK'ofer  und  Emmerich  waren  nicht 
geimpft.  —  lieber  Ferran's  und  Haff- 
kines  (Ph.  C.  33,  705)  Impfmethoden 
liegen  keine  neuen  Mittheilungen  vor. 

Die  prophylaktische  Darreichung  von 
Salzsäure  hatte  keinen  durchschlagen- 
den Erfolg  aufzuweisen;  das  ammon- 
tetrasulfonsaure  Kalium  (Ph.  G.  33, 
705)  verfiel  bald  einer  verdienten  Ver- 
gessenheit. Die  individuelle  Pro- 
phylaxis weist  keine  Neuerungen  auf  (Ph. 
C.  33,  492). 

Die  Desinfection  als  Mittel  der  Pro- 
phylaxe, wie  sie  in  Hamburg  während 
der  vorjährigen  Epidemie,  gehandhabt 
wurde,  nennt  F.  Hüppe  (a.  a.  0.,  Seite  42) 


einen  „reinen  Hohn  auf  die  contagiöse 
Auffassung  der  Cholera".  Entgegen- 
gesetzter Meinung  hierüber  ist  F.  Wolter 
(Berl.  klin.  Wochenschr.  1892,  Nr.  38).  — 
Da  von  letzterem  Autor  eine  ausführliche 
Darstellung  dieser  Epidemie  (als  zweiter 
Theil  des  oben  erwähnten  Werkes:  L. 
von  Halle  und  G.  Koch,  die  Cholera  in 
Hamburg)  angekündigt  wird,  so  löst  sich 
vielleicht  durch  Beibringung  von  Einzel- 
thatsaehen  dieser  Widerspruch. 

Der  Gedanke,  besondere  Besinfec- 
tionsmittel  oder  Desinfectionsverfahren 
als  speciell  anticholerisch  hinzustellen, 
wird  neuerdings  von  Liebreich  u.  A.  ver- 
worfen. Wünschenswerth  wäre,  dass  sieb 
behördliche  Verfügungen,  wie  dies  leider 
im  Vorjahre  bisweilen  geschah,  nicht  zur 
Empfehlung  einzelner  Fabrikate  hergeben. 
Auch  hierin  dürfte  die  vorerwähnte  säch- 
sische Cholera -Verordnung  vom  24.  Juli 
dieses  Jahres  Nachahmung  verdienen, 
insofern  sie  als  Desinfectionsmittel  nur 
allgemein  im  Handel  befindliche  Stoffe 
(Kalk,  Karbolsäure,  Kaliseife,  Chlorkalk) 
bezeichnet.  Derauf  Virchotvs Empfehlung 
wieder  hervorgesuchten  Verbrennung 
der  Abgänge  von  Cholerakranken  wurde 
(Ph.  C.  34,  298)  gedacht. 

Von  Neuerungen  auf  dem  Desinfections- 
gebiete  sind  die  Ammoniakdämpfp 
(Apoth.-Ztg  8,  300)  zu  erwähnen,  welche 
von  Eigler  als  Desinfectionsmittel  für 
Wohnungen,  Möbel  und  Kleider  empfohlen 
werden.  Die  Anwendung  geschieht  in 
der  Weise,  dass  Ammoniakflüssigkeit  in 
flachen  Geßissen  acht  bis  zehn  Stunden 
in  dem  zu  desinficirenden  Baume  stehen 
bleibt.  Selbst  Milzbrandbacillen  und 
deren  Sporen  sollen  dabei  getödtet  werden. 
Im  Bestätigungsfalle  würde  dieses  Ver- 
fahren vor  anderen  bei  der  Cholera- 
Prophylaxe  in  Frage  kommen. 

Die  Epidemiologie  erhielt  im  Vor- 
jahre zwar  eine  erhebliche  Menge  Stoff, 
dessen  Verwerthung  wird  aber  erst  dann 
ausgiebig  erfolgen  können,  wenn  zu- 
sammenfassende Veröffentlichungen  aus 
den  einzelnen  Seuchengebieten  vorliegen. 
Im  Ganzen  war  der  Verlauf  der  Seuche, 
soweit  sich  dies  bis  jetzt  übersehen  lässt. 
ähnlich,  wie  bei  den  vorhergehenden 
Epidemien.  Die  Erfahrungen  in  Hamburg 
sprechen  im   Allgemeinen   za   Oonsten 


463 


der  Ansicht,  dass  die  Wasserleitung 
dort  die  Verbreitung  der  Krankheit  ver- 
mittelt habe,  obwohl  der  Nachweis  von 
Cholerabacillen  im  Leitungswasser  trotz 
vieler  Bemühungen  raisslang.     Dagegen 
wurden  Cholerabacillen  im  Eibwasser 
gerunden ,    dessen    hauptsächlich    durch 
Grubenwässer  und  Abflüsse  von  Alkali- 
werken  bedingter  Salzgehalt  nach  Aicf- 
recht  (Centralblatt  für  Bakteriologie  13, 
Nr.  11)  der  Entwickelung  dieser  Bacillen 
Vorschub    leistet.    —    Die   Möglichkeit, 
dass  Cholerabacillen  mit  dem  Staube  von 
Sand,    Kehricht   und    dergl.  durch  den 
Wind  verbreitet  werden,  suchte  J.  Uffel- 
mann  (Berl.  klin.  Wochenschr.  30,  618) 
experimental  nachzuweisen. 

Die    Undurchführbarkeit    einer   wirk- 
samen   Absperrung    für    den    Land- 
vorkehr zeigte  sich  im  Vorjahre  unzwei- 
deutig,   während  hinsichtlich  des  Fluss- 
ojid  See-Verkehrs  die  Meinungen  getheilt 
blieben.  —  Die  in   Preussen  gegen   die 
Cholera  getroffenen  Maassnahmen  machte 
am  4.  vorigen  Monats  Gr^^f  Douglas  zum 
Gegenstand  einer  Interpellation  im  preussi- 
schen  Abgeordnetenhause.    Bei  deren  Be- 
gründung  und  in  der  sich  anschliessen- 
den Debatte  kamen  interessante  Fragen 
der    Medicinalreform   zur   Sprache,    die 
aber  im  Wesentlichen  durch  die  Erklär- 
ung der  Eegierung,  dass  hierzu  kein  Geld 
Forbanden  sei,  Erledigung  fanden  (Steno- 
graphischer Berieht  der  86.  Sitzung). 

Zu  den  Folgen  der  vorjährigen  Cholera- 
Epidemie    zahlt   auch    der:    „Entwurf 
eines    Gesetzes,    betreffend    die 
Bekämpfung  gemeingefilhrlicher 
Krankheiten"  vom  Februar  dieses 
Jahres.     Spater  vom  Bundesrath  wesent- 
lich abgeändert,  kam  er  durch  die  Reichs- 
tagsaaflösung  zur  Erledigung.   Man  wird 
sein  Schicksal  nicht  beklagen,   denn  die 
meisten    der    auf  eine  Einzelheit   zuge- 
schnittenen   Gesetze   zeigen  orfahrungs- 
gemäss  bei   der  späteren  Anwendung  auf 
das  Allgemeine  wesentliche  Mängel.    So 
wäre  auch  dem  Eeichssenchengesetze  die 
vorwiegende  Berücksichtigung  einer  ein- 
zelnen  Seuche  voraussichtlich  nicht  för- 
derlich geworden.    Zudem  wäre  es  für 
die   Abwehr    der  diesjährigen  Epidemie 
za  spät  gekommen,  da  für  Ausführungs- 
arbeiten   allein  drei  Monate  in  Aussicht 


genommen   waren. 


Die  lobenswerthen 
Fortschritte,  w^elche  der  Entwurf  in  der 
Medicinalverwaltung  und  der  öfl'entlichen 
Gesundheitspflege  beabsichtigte,  werden 
durch  die  Verschiebung  bis  auf  den 
nächsten  Herbst  nicht  verloren  gehen. 

Eine  weitere  Folge  der  vorjährigen 
Seuche  war  die  Einberufung  der  so- 
genannten „Cholera-Conferenz"  zu 
Dresden.  Schon  ans  der  Wahl  des 
Versammlungs  -  Ortes  glaubten  Manche 
schliesson  zu  dürfen,  dass  es  den  Mächten 
um  eine  vorwiegend  platonische  Behand- 
lung der  wesentlichsten  internationalen 
Fragen,  welche  zur  Abwehr  der  Cholera 
Beziehungen  haben,  zu  thun  wäre.  Diese 
Befürchtung  bestätigte  sich  leider.  Von 
den  ausschlaggebenden  Regierungen  fehl- 
ten die  Voreinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika, ebenso  die  in  Betracht  kommen- 
den asiatischen  Staaten  (Persien,  Japan). 
Von  den  auf  dem  f-ongresse  vertretenen 
Ländern  behielten  sich  neun,  darunter 
Grossbritannien  und  die  Türkei,  die  Unter- 
schrift der  Uobereinkunft  vor.  Letztere 
wäre  dadurch  in  mehreren  der  haupt- 
sächlichsten Punkte,  so  betreffs  des  Pilger- 
Verkehrs  nach  Mekka,  gegenstandslos 
geworden;  vorsieht igerweise  hatte  man 
aber  diese  Punkte  überhaupt  gar  nicht 
aufgenommen!  Das  thatsächlich  Ver- 
einbarte verhält  sich  zu  dem,  was  er- 
forderlich war,  etwa  wie  das  Gewicht 
der  Unterschriften  von  Luxemburg  und 
Montenegro  zu  denen  der  erwähnten 
fehlenden  Grossmächte.  An  sich  be- 
trachtet ist  der  Inhalt  der  Uebereinkunft, 
auf  den  hier  nicht  ausführlich  eingegangen 
werden  kann,  für  die  betreffenden  Staaten 
von  Bedeutung:  es  wird  dadurch  die  Ab- 
sperrung auf  ein  vernünftiges  Maass  zu- 
rückgeführt. Land({uarantänen  werden 
auf  Zigeuner  und  Auswanderer  beschränkt, 
auch  der  Schiffsvorkehr  mit  Ausnahme 
der  Auswanderer- Schiffe  wird  nur  wenig 
behindert.  Die  Desinfection  der  Briete 
und  Zeitungen  soll  nicht  mehr  statt- 
finden, eben  so  wenig  die  Waarendurch- 
fuhr  verboten  werden.  Desinfection  und 
Anzeigepflicht  werden  nach  rationellen 
(lesichtspunkten  geregelt  u.  s.  w. 

Es  erscheint  bedauerlich,  dass  nicht 
einmal  diese  nützlichen  und  für  die  Politik 
belanglosen  Maassnahmen  bei  einer  gros* 


464 


sen   und  wichtigen  Minorität  der  Diplo- 
matie Zustimmung  finden  konnten. 

Jlelbig. 

Chemische  Untersuchung  einiger 
neuerdings  im  Handel  vorkommen- 
der Conser  vir  ungsmittel  f dr  Fleisch 
und  Fleischwaaren. 

E.  Polenske  veröffentlicht  im  Band  VIII, 
Heft  3  der  „Arbeiten  aus  dem  Kaiserlichen 
Gesundheitsamt"  die  Ergebnisse  weiterer 
Untersuchungen  von  Fleisch  -  Conservirungs- 
mitteln,  welche  wir  unter  Hinweis  auf  frühere 
derartige  Mittheilungen  (vergl.  Ph.  C.  30, 
389.  31,  413.  33,  230)  hier  abdrucken. 

Geruchlose  Meat  Preserveflttssigkeit  von 

E,  Dresel -Berlin. 

Eine  mit  dieser  Flüssigkeit  gefällte  Kothwein- 
flasche  kostet  60  Pf.    Die  klare,  gelbe,  schwach 
sauer  reagircnde  Flüssigkeit  bat  ein  spec.  Gew. 
von  1,22H  bei  15«  C.    Gebrauchsanweisung  „für 
frisch  geschlachtete  Thiere  und  zerlegtes  Fleisch 
wird  Va  Flasche  Meat  Preserve  mit  einem  Eimer 
Wasser  gemischt  und  mit  dieser  Flüssigkeit  das 
Fleisch   abgewaschen,   oder   das  letztere  wird 
in  Tflch'^r  eingeschlagen,  welche  mit  der  er- 
wähnten Flüssigkeit  getränkt  sind  etc.'' 
1  Liter  enthält  in  wässeriger  LOsung: 
22,00  g  Natriumchlorid, 
ca.   0,15  „  Vanillin, 

73,50  „  Natriumsulfat,  |    auf  wasserfreie 

t^i  AA      xT  1  •         Iß*.     (  Salze  berechnet, 
^11^^,  "  Natnumsulfit,      ^.    ^^„^j^^j^  ^^^ 

34,50  „  schweflige  Natriumsulfit  und 

bäure         J  Natriumbisulfit» 

3,00  „  Eisenchlorid. 

Meat  Preserrepalrer  von  E.  Dresel -BerWn, 

Eine  circa  1  kg  des  Präpirates  enthaltende 
Flasche  kostet  1  Mk.  25  Pf.    Das  fest  zusammen- 

geballte  Pulver  besteht  aus  sehr  stark  zersetztem 
fatrinmbisulßt;  dasselbe  enthielt  77  pCt.  Na- 
triumsnlfat.  Ein  EsslOffel  voll  des  Pulvers  soll, 
in  einem  Eimer  Walser  gelöst,  wie  die  vorher- 
gehende Flüssigkeit  Verwendung  finden. 

Conserrirnngs«  (Pökel-)  salz  von  E,  DrcseU 

Berlin. 
Ein  Zeugbcutel,  2,5  kg  Salz  enthalteud,  kostot 
2  Mk.  50  Pf.  „Zur  Anwendung  mische  man  1  k«? 
ConserviruDgFsalz  mit  4  kg  Kochsalz.  Salpeter- 
zusatz ist  nicht  erforderlich.**  Das  in  Wasser 
mit  alkalischer  Reaction  lösliche,  weisse  Salz 
enthielt: 

bOpCt.  Natriumchlorid, 
8    „     krystallisirtes  Borazpulver, 


als   ein  stark  zersetztes  Natrinmbisalfit  anzu- 
sehen.   Dasselbe  enthielt: 

43pCt.  Natriumsulfat, 


57 


Natrium  bisulfit. 


12 


Kalinmnitrat. 


100  pCr. 

Neuestes  Fleischpreserrepulver 

von  H.  Schramm  A  Co. -Berlin. 

Eine  circa  1kg  des  Präparates  enthaltende 
Flasche  kostet  1  Mk.  25  Pf.    Dieses  Pulver  ist 


Pulverihirtes  Ei  weiss  von^.  iSfc/iramin- Berlin. 

„Anerkannt  bestes  Bindemittel  für  Wurst- 
waaren.**  1  kg  des  gelblich  weissen  Palvers, 
web'hes  sich  in  einem  Zengbeutel  befindet^  kostet 
5  Mk.  Dieses  Pulver  ist  als  ein  unreines  Eiweiss 
anzusehen;  dasselbe  enthielt: 
73,6  pCt.  Eiweiss, 

8,0    „     stickstofffreie  organische  Substanz, 
13,0    „     Wasser, 
5,0    „     Asche. 
Die  Asche  bestand  zur  Hälfte  ans  Natrium- 
clilorid;   die  andere  Hälfte  waren  kohlensaure, 
schwefelsaure  und  phosphorsaure  Kali-  und  Na- 
tronsalze. 

Chromosot  von  E.  Dresel- Berlin. 

„Zur  Erhaltan^  der  Wurttfarbe  für  Schlack- 
wurst, nicht  für  Kochwurst ;  man  setze  für  5  kg 
Wurst  i:Og  vor  dem  Feinwiegen  hinzu.*  Die 
Flasche  enthält  circa  20  g  eines  röthlichen  Pul- 
vers. Die  anfangs  röthliche  Farbe  des  Puhers 
war  nach  Verlauf  mehrerer  Monate  stark  ver- 
blasst,  dasselbe  löste  sich  im  Wasser  beim  Er- 
wärmen vollständig.  Die  bräunliche  LOsnng 
besass  eine  stark  alkalische  Keaction  und  färbte 
sich  beim  Uebersättigen  mit  Salzsäure  rOthliih; 
hierbei  fand  die  Entwickelung  von  schwefliger 
8Sure  und  Abscheidung  von  Eiweiss  statt.  Der 
nur  eine  geringe  tingirende  Kraft  besitzende 
Farijstoff  war  organischer  Natur  und  gehörte 
nicht  zu  den  Tlieerfarben.  Das  Vorhandensein 
desselben  diente  mehr  zur  Färbung  des  Prä- 
parates, als  zur  Rötbung  des  Fleisches;  das  letz- 
tere wird  durch  das  Natriumsulfit,  einem  Be- 
standtheil  des  Salzes,  erzielt. 

In  demselben  wurden  gefunden: 
22,50  pCt.  Natriumoxyd,         \  =   90pCt   eines 
10,15    „     Schwefelsäure,       1     Gemisches  voo 
13,ä0    «     schweflige  Säure,  i     Natriumsulfat 
43,60    „     Wasser,  J  und  Natriumsulfit 

8.00    „     Eiweiss. 

98,05  pCt. 

Der  Re-t  bestand  aus  einer  Spur  Farbstoff, 
sowie  geringer  Mengen  organischer  Substanz, 
Chlor,  Calciumoxyd,  Eisenoxyd,  Thonerdc;  diese 
letzteren,  circa  2pCt.  betragenden  Sabstanzen 
sind  wohl  als  Verunreinigungen  obiger  Salze 
und  des  Ei  weisses  anzusehen. 

Preservesalz  9  mit  welchem  die  der  Pökellake 

entnommenen  amerikanischen  Schinken  bestreot 

und  verpackt  werden. 

Das  von  den  Schinken  abgeschabte  und  von 
geringen  Mengen  Fett  befreite  Salz  bestand  aas: 
88,8  pCt  krystallisirtem  Boraxpnlver, 
3,2    „     Natriumchlorid, 
13,0    „     Feuchtigkeit. 

Spuren  Salpeter. 
Die  letzten  drei  Substanzen,  sowie  das  Fett 
hatte    das    verwendete   Boraxpulver  aus   dem 
Schinken  aufgenommen.  P^orm  Z^g» 


465 


Die  Prüfung  der  Salpetersäure 
auf  Jodsäure. 

Die  bis  jetzt  existirenden  Methoden  der 
BeBtimmuog  der  Jodsäure  in  der  Salpeter- 
säare  sind  folgende : 

T.  Man  Terdünnt  die  2öproc.  Säare  mit  dem 
doppelten  Volumen  Wasser,  fflgt  Chloroform 
biDza  und  stellt  ein  ZinkstSbchen  ein  (D.  A.  B.). 

II.  Man  verdünnt  die  20proc.  S&ure  mit  dem 
gleichen  Volumen  Wasser  und  fügt  Chloroform 
uod  Schwefelwasserstoffwasser  hinzu 
(Ph.  G.  I). 

in.  Man  verdünnt  die  30proc.  Säure  mit  dem 
doppelten  Volumen  Wasser,  fügt  Chloroform 
hinzu,  sowie  Zinnfeile  und  erwärmt  (Pb.  G.  II). 

IV.  Man  versetzt  die  30proc.  Säure  mit  sehr 
wenig  wässeriger,  schwefliger  Säure  und  schüttelt 
mit  Cbloroform  aus. 

Je  nach  dem  Grade  der  Verunreinigung 
wird  das  Cbloroform  röthlich  bis  violett  ge- 
färbt. 

Bieszczeh  (Apoth.-Ztg.  1893,  322)  hat 
eine  Salpetersäure  untersucht,  welche  von  der 
Fabrik  als  rein  geliefert,  zwar  die  Prüfungen 
des  Arzneibuches  ausgehalten  hat,  aber  nach 
einiger  Zeit  bei  zerstreutem  Tageslicht  sowohl 
im  concentrirten  als  auch  im  verdünnten  Zu- 
stand roth  beziehungsweise  röthlich  wurde. 

Diese  Salpetersäure,  nach  Methode  I  ge- 
prüft, Hess  das  Chloroform  vollständig  farblos, 
dagegen  konnte  bei  den  anderen  drei  Me- 
thoden eine  entschiedene  Färbung  des  Chloro- 
forms constatirt  werden.  Die  Prüfung  des 
Arzneibuches  dürfte  somit  als  wenig  genügend 
hingestellt  werden  und  in  Folge  dessen  wäre 
eine  der  anderen  Methoden  recht  wohl  am 
Platze.  Der  Grund  liegt  darin,  dass  kleine 
Mengen  reducirten  Jods  sich  mit  dem  Zink 
zu  Jodsink  vereinigen  und  der  Wahrnehmung 
entziehen. 

Methode  II  und  IV  liefern  vorzügliche 
Resultate,  wenn  der  Znsatz  von  schwefliger 
Säure  resp.  Schwefelwasserstoff  mit  der 
nöthigen  Vorsicht  geschieht.  Durch  beide 
Reagentien  wird  die  Jodsäure  sofort  zu  Jod 
reducirt;  die  beiden  Metboden  haben  aber 
den  Nacbtheil,  dass  ein  Tropfen  des  Reagens, 
im  Ueberschuaa  zugesetzt,  sofort  schon  wieder 
Entfärbung  herbeiruft,  indem  sich  wieder 
JodwasserstofF  bildet. 

Am  empfeblenswerthesten  istdie  Methode  III 
nach  der  Ph.  G.  II  mit  einer  kleinen  Abänder- 
ung. Verfährt  man  genau  nach  Fb.  G.  II, 
80  gelingt  der  Jodnachweis  schwer,  da  das 
Chloroform  die  Zinnfeilo  überlagert  und  die* 


selbe  somit  der  Einwirkung  der  Salpetersäure 
entzieht;  ferner  vermeide  man  am  besten  die 
Verdünnung  der  Säure.  Zu  Statten  kommt 
der  Methode  der  Umstand,  dass  das  einmal 
reducirt«  Jod  nicht  gebunden  wird. 

Eine  empff^hlenswerthe  Vorschrift  für  das 
Arzneibuch  dürfte  folgende  sein: 

lOccm  30proc.  Salpetersäure  versehe  man 
mit  einigen  Zinnschnitzeln,  erwärme  schwach 
und  lasse  etwa  1  Minute  lang  stehen.  Fügt 
man  nun  unter  Schütteln  wenig  Chloroform 
hinzu,  so  muss  sich  dieses  wieder  farblos  ab- 
scheiden, wenn  die  Salpetersäure  frei  von 
Jod  säure  ist. 

Loo/f  (Apoth  -Ztg.  1893,  335)  giebt  noch 
eine  fünfte  Methode,  die  wohl  erprobt  ist  und 
sich  leicht  ausführen  lasst:  Man  ISsst  unter- 
phosphorigsaures  Natrium  oder  Calcium  auf 
Salpetersäure  einwirken,  und  zwar  etwa  0,1  g 
auf  5  ccm  Salpetersäure ;  nach  einigen  Mi- 
nuten tritt  bei  Anwesenheit  von  Jodsäuie 
Färbung  ein ,  die  durch  Chloroform  nachge- 
wiesen werden  kann.  Durch  schwaches  Er- 
wärmen kann  die  Ausscheidung  beschleunigt 
werden.  s. 

Darstellung  von  metallischem 
Chrom  durch  Elektrolyse. 

Das  Chrommetall  ist  bisher  meist  in  der 
Form  einer  mehr  oder  minder  reinen  Kohlen- 
stoffverbindung eine  Curiosität  unserer  Samm- 
lungen gewesen.  Placet  (Compt.  rend.  1892, 
S.  945)  ist  es  gelungen,  dasselbe  in  vollstän- 
diger Keinheit  und  beliebig  grosser  Menge 
herzustellen,  und  zwar  durch  Elektro]yse''einer 
wässerigen  Lösung  von  Chromalaun,  derAtkah'- 
snlfat  und  eine  kleine  Quantität  Schwefel- 
säure oder  einer  anderen  Miü^ralsäure  zu- 
gesetzt war.  Das  am  negativen  Pole  sich 
abscheidende  Metall  ist  sehr  hart  uod  besitzt 
eine  schöne,  bläulichweisse  Farbe;  es  wider- 
steht der  Einwirkung  der  Atmosphäre  voll- 
ständig und  wird  weder  von  coocentrirter 
Schwefelsäure,  noch  von  Salpetersäure,  noch 
von  coocentrirter  Kalilauge  angegriffen. 

Chrom  legirt  sich  mit  vielen  Metallen  und 
lässt  sich  elektrolytisch  auf  verschiedenen 
Metallen  und  Metallcom Positionen,  so  auf 
Messing,  Bronze,  Kupfer,  Eisen,  als  Ueberzug 
niederach lagen,  der  ein  schönes  metallisches, 
an  ozydirtes  Silber  gemahnendes  Ansehen 
besitot.  Nalurw.  Eundach. 


466 


Zur  Ounning  -  Ejeldahrschen 
Methode. 

Das  von  Gimning  (Ph.  C.30,  316)  benutzte 
Gemisch  yon  1  Th.  Kaliumsulfat  und  2  Tb. 
Schwefelsäure  zur  Zerstörung  der  organischen 
Substanz  liefert  nicht  nur  bessere  Ergebnisse 
als  die  Methode  nach  Kjeldahl,  sondern  es 
gelang  auch  damit,  in  Chinin,  Indigo  etc.  den 
Stickstoff  zu  bestimmen.  Das  anfangs  beim 
Erhitzen  auftretende  Schäumen  wird  durch 
Verwendung  eines  Kolbens  von  500  ccra  In- 
halt und  vorsichtiges  Erhitzen  unschädlich 
gemacht. 

Da  Gunning's  Mischung  (s.  o.)  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  halb  erstarrt  ist,  so 
bereitet  Wilton  (Zeitschr.  f.  angew.  Chemie 
1893,  200)  dasselbe  für  den  jedesmaligen 
Gebrauch,  indem  er  18g  grobgepulvertes 
Kaliumsulfat  und  20ccm  concentrirte  Schwe- 
felsäure in  den  Kolben  bringt.  Auch  ist  es 
empfehlenswerth ,  nach  beendigter  Reaction 
zu  verdünnen ,  ehe  die  Masse  erstarrt  ist, 
denn  die  Lösung  der  festen  Masse  erfolgt  nur 
langsam. 

Für  ni  trat  halt  ige  Körper  empfiehlt  Wil- 
ton 0;5  bis  1,0  g  der  Probe  mit  80  ccm  der 
ScovelVschQVL  Flüssigkeit  (auf  30  ccm 
Schwefelsäure  2  g  Salicjlsäure)^)  in  einem 
Kolben  von  600  ccm  Inhalt  2  Stunden  lang 
zu  digeriren;  darauf  werden  unter  fort- 
währendem Schütteln  2  g  Zinkstaub  vor- 
sichtig zugefügt.  Nunmehr  wird  langsam 
angewärmt,  bis  nach  einigen  Minuten  Kochens 
keine  schweren  Dämpfe  mehr  entweichen, 
dann  10  bis  12  g  Kaliumsulfat  zugefügt  und 
so  lange  weiter  gekocht ,  bis  die  Flüssigkeit 
farblos  oder  nur  von  Eisen  gefärbt  erscheint. 
Hierauf  lässt  man  abkühlen  und  verdünnt 
vorsichtig,  ehe  die  Flüssigkeit  erstarrt,      s. 


*}  Ashoth   (Ph.  C.   29,  631)    setzte   Benzoe- 
säure zu. 


Zum  Nachweise  des  Dulcins 
in  Oetränken 

wird  nach  G,  Morpugo  die  zu  untersuchende 
Flüssigkeit,  nach  Zufügung  von  i/^o  ihres  Ge- 
wichtes Bleicarbonat,  bis  zu  einem  dicken 
Brei  im  Wasserbade  verdampft,  und  der  Rück- 
stand mehrmals  mit  Alkohol  behandelt.  Die 
alkohoIiBchen  Flüssigkeiten  werden  sodann 
zur  Trockne  verdampft,  und  der  Rückstand 
wird  mit  Aether  extrahirt.     Das  nach  Ver- 


dampfung des  Aethers  erhaltene,  fast  reioe 
Dulcin  wird  an  seinen  physikalischen  Eigen- 
schaften und  seinem  süssen  Geschmacke,  und 
weiter  daran  erkannt,  indem  man  es  mit  zwei 
Tropfen  Phenol  und  zwei  Tropfen  conc. 
Schwefelsäure  kurze  Zeit  erwärmt,  der  brann- 
lichrothen  sirupartigen  Flüssigkeit  einige 
Cubikcentimeter  Wasser  hinzufügt  und  auf 
die  in  einem  Reagensglase  enthaltene  erkaltete 
Mischung  vorsichtig  ein  wenig  Ammoniak 
oder  Natriumhydratlösung  fliessen  lässt.  Das 
Erscheinen  einer  blauen  oder  veilchenblauen 
Zone  an  der  Berührungsfläche  der  beiden 
Flüssigkeiten  beweist  die  Anwesenheit  des 
Dulcins.  (Selmil893,87  d.Chem.-Ztg,  1893, 
Rep.  135.)  Eine  andere  empfindliche  Reaction 
auf  Dulcin  giebt  Neumann  Wender  in  der 
Pharm.  Post  1893,  269  an.  Versetzt  man 
eine  Spur  Dulcin  in  einem  Porzellanschälcben 
mit  einigen  Tropfen  rauchender  Salpetersäure, 
so  tritt  unter  stürmischer  Reaction  die  Bild- 
ung eines  schön  orangegelb  gefärbten  Körpers 
ein.  Dampft  man  auf  dem  Wasserbade  zur 
Trockne  ein,  so  verbleibt  im  Schälchen  ein 
lackartiger,  orangegelber  Rückstand,  der  mit 
ebensolcher  Farbe  in  Alkohol,  Aether  und 
Chloroform  löslich  ist.  Versetzt  man  diesen 
Rückstand  mit  2  Tropfen  Carbolsäure, 
2  Tropfen  concentrirter  Schwefelsäure  und 
mischt  mit  dem  Glasstabe,  so  färbt  sich  das 
Gemisch  intensiv  blutroth.  Die  Farbe  hält 
sich  längere  Zeit  an  der  Luft  ohne  zu  ver- 
blassen. In  Chloroform  löst  sich  die  Misch- 
ung mit  prächtig  rother  Farbe  auf.  Die 
Färbung  verschwindet  aber  ziemlich  rasch. 
Sucrol',,Ueyien''  (Ph.  C.  34,  236)  giebt  die- 
selbe Reaction. 


Auffindung  des  Benzoylradicale. 

Werden  Cocain  oder  seine  Salze  mit 
rauchender  Salpetersäure  vom  spec.  Gew.  1,4 
behandelt  und  zur  Trockne  eingedampft  unter 
Hinzufügung  einiger  Tropfen  einer  alkoholi- 
schen Kalilösung,  so  macht  sich  nach  M- 
Ferreira  da  Silva  ein  pfefferminzartiger  Ge- 
ruch bemerkbar.  Behal  fand,  das«  dieses 
riechende  Princip  mit  Aethylbenzoat  iden- 
tisch war. 

E.  Leger  hat  nun  diese  Reaction  zum 
Nachweis  des  ßenzoylradicats  in  einer  Reibe 
von  Körpern  benutzt,  wie  Benzonapbthol , 
Benzo8ol,Benzoylcinchonin,Benzoylmorphio, 

Benzanilid  ii.  s.  w.  Th. 

Apoth^Ztg,  1893,  Nr.  12,  S.  72, 


467 


Ferscilledene 

Verfälschtes  Benzonaphthol, 

eine  Mischung  von  Napbtbol  mit  Benzoe- 
säure (vergl.  auch  Ph.  C.  33,  85,  115  wo  ein 
Gemenge    von    Naphthalin    mit   ßenzoe 
säure  beschrieben  ist),  ist  nach  Adrian  (Petit 
Mooiteur  durch  Zeitschr.  österr.  Apoth.*.V.) 
leicht  kenntlich  an  dem  Geruch  nach  Benzoe- 
säure (wohl  nur  wenn  sublimirte  Benzoe- 
säure verwendet  wurde.  Ref.),  ferner  kann  man 
das  freie  Napbtbol  nachweisen,  wenn  mau  eine 
kleine  Menge  der  Substanz  in  alkoholfreiem 
Chloroform  löst,  festes  Aetzkali  zufugt  und 
zum  Kochen  erhitzt.    Im  Falle  der  Anwesen- 
heit von  freiem  Napbtbol  entsteht  sofort 
deutliche  Bläuung  des  Aetzkalis,  während  bei 
einem  reinen  Product  dasselbe,  wenigstens  in 
den  ersten  Augenblicken,  absolut  weiss  bleibt; 
erst  wenn   durch   fortgesetztes  Kochen   eine 
Zersetzung    des    Benzonaphthols    eingeleitet 
wird ,  beginnt  Violettfärbung.     Die  äusseren 
Eigenschaften  eines  reinen  Präparates  (Ph.  C. 
32,  752)  sind  folgende:  Es  bildet  kleine,  zu 
Conglomeraten    vereinigte    Krystalle,    ohne 
Farbe  und  Geschmack  und  fast  ohne  Geruch, 
die  bei  110^  schmelzen,  in  Wasser  unlöslich 
sind,    in    der  Kälte  in  Alkohol  und  Aether 
wenig,  mehr  in  Chloroform  löslich  sind. 

Giftig  wirkendes  Leinöl, 

nach  dessen  Genuss  sich  allgemeines  Unwohl- 
sein, Scbwindel,  Erbrechen  eingestellt  hatten, 
untersuchte  Fiessezek,  ohne  dass  sich  ein 
Grund  für  die  auffallige  Wirkung  finden  Hess. 
Bei  der  Durchmusterung  einer  Probe  des 
Leinsamens,  aus  dem  das  Oel  geschlagen 
worden  war,  ergab  es  sich,  dass  derselbe 
35  pCt.  Verunreinigungen,  darunter  als  Ilaupt- 
verunreinigung  15  pCt.  der  Samen  des  Taumel- 
JoJche8(Lolium  temulentum,  genauer  L.remo- 
tum)  enthielt.  Apoth.-Ztg.  1S93,  335. 


Bllttliellunffen« 

Zur  Herstellung  von  Kreosotpillen 

giebt  C.  Valuzac  (Pharm.  Post)  folgende  Vor- 
schrift, welche  der  von  uns  auf  S.  143  dieses 
Jahrganges  mitgctheilten  ähnlich  ist: 

Das  verordnete  Kreosot  wird  mit  der 
doppelten  Gewichtsmenge  Süssholzpulvcr  gut 
verrieben,  darauf  tropfenweise  so  viel  Glycerin 
hinzugesetzt ,  als  zur  richtigen  Consistenz 
nöthig  ist.  Man  erhält  eine  plastische  Masse, 
in  welcher  das  Kreosot  gut  gebunden  und 
fein  vertbeilt  ist. 

Dörrapparat. 

Zum  Trocknen  von  Kräutern  u.  s.  w. 
hat  die  Maschinenfabrik  von  August  Zemsch 
in  Wiesbaden  einen  Dörrapparat  construirt, 
der  aus  einem  Dörrschacht  mit  7  bis  9  über- 
einander gelagerten  Horden  besteht.  Der 
Apparat  wird  auf  den  Kochherd  gestellt,  von 
dem  er  die  Wärme  empfängt,  so  dass  ein 
rasches  Trocknen  der  Kräuter,  Gemüse, 
Obst,  Pilze  u.  s.  w.  möglich  ist.  Nachdem 
die  auf  der  untersten  Horde  liegenden  Kräuter, 
welche  die  grösste  Hitze  empfangen,  trocken 
sind,  entfernt  man  diese  Horde,  worauf 
die  darüber  befindlichen  selbstthätig  um 
eine  Stufe  tiefer  rücken;  die  mit  frischem 
Material  neu  beschickte  Horde  wird  nun  zu 
oberst  eingelegt,  so  dass  der  Trockenprocess 
auf  diese  Weise  zu  einem  fortlaufenden  wird. 
Der  Apparat  kostet  40  Mark.  $. 

Südd.  Apoth.'Ztg. 


Sirupus  Narceini. 

Zu  diesem  Präparat  giebt  die  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  eine  Vorschrift  an,  welche  als  Lösungs- 
mittel für  das  NarceVn  Xatriumbenzoat  (vergl. 
über  Antispasmiu  —  Narceio  und  Natrium 
salicylat  —  Ph.  C.  34,  o8)  anwendet : 
Narceini       ....       0,25 
Natrii  benzoici       .      .        0,30 
Siiupi  simplicis      .      .   300,0.        s. 


Bleihaltige  Bierglasdeckel  und 

Zinnhähne. 

Nach  Mittheilung  von  E.  Falk  in  Zwickau 
enthielten  von  16  untersuchten  B  i  er  glas- 
deckelu  5  zu  grosse  Mengen  Blei  im  Sinne 
des  Gesetzes  vom  25.  Juni  ltS87,  und  zwar 
10,lGpCt.  bis  22,G2pCt.  Der  Beschlag 
des  einen  enthielt  sogar  52)13  pCt.  Blei.  Die 
von  den  Betreffenden  gegen  die  polizeiliche 
Strafverfügung  beantragte  richterliche  Ent- 
scheidung bestätigte  (Oberlandesgericht  zu 
Dresden)  das  Urtbeil  der  ersten  Instanz. 

Von  92  Zinnh  ahnen  an  Spirituosen 
und  Essigfüsseru  waren  81  nach  demselben 
Gesetz  zu  beanstanden;  die  meisten  der- 
selben zeigten  einen  Gehalt  von  30  bis  40pCt., 
einer  sogar  von  66,32  pCt.  Blei.  g. 

Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1S93,  434. 


46^ 


Caselnleim, 

eine  Mischung  von  frischem  Casein  mit  Aetz- 
kalk,  bildet  bekanntlich  einen  ungemein 
harten,  in  Wasser  unlöslichen  Ritt,  welchen 
man  namentlich  zur  Verkittung  von  Hotz, 
Metallen,  Glas  gegenseitig  oder  mit  anderen 
ungleichartigen  Materialien  benutzt.  Der 
Case'inleim  besitzt  jedoch  den  Nachtheil,  dass 
man  einen  Vorrath  davon  nicht  hinstellen 
kann,  da  die  Mischung  sehr  bald  erhärtet  und 
stets  frisch  bereitet  werden  muss.  Um  das  ganz 
vorzügliche  Bindemittel  stets  in  bequemer 
Form  zur  Hand  zu  haben,  empfehlen  Baupach 
und  Berget  eine  Auflösung  von  Casein  in 
Salmiakgeist  durch  Erwärmen  herzustellen, 
die  zu  leimenden  Flächen  damit  und  dann 
mit  Kalkmilch  zu  bestreichen  und  sodann  an- 
einander zu  pressen.      Bundschau  1893,  634. 

Leuchtende  Photographien. 

Um  leuchtende  Photographien  herzustellen, 
überzieht  man  nach  Industr.-Bl.  einen  Karton 
mit  selbst  leuchtender  Farbe  und  klebt  eine 
mit  Ricinusöl  transparent  gemachte  Photo- 
graphie darüber.  Setzt  man  diese  Bilder  dem 
Tages-  oder  Magnesiumlicht  aus,  so  leuchten 
sie  mehrere  Stunden  im  Dunkeln.  Nach  Eder 
werden  Silberbilder  durch  den  Schwefelgehalt 


der  Leuchtfarbe  rasch  somVei^lbeii  gebracht, 
dagegen  halten  sich  Kohlebilder  sehr  lange. 


Bekanntmachung 

betreffend  Einriehtang  und  Beirieb  der  Blei- 
farben- ondBlelzackerfabriken  (8.  Juli  1893). 

Nach  diesem  Gesetz  (Reich8>GesetzblattNr.27) 
dürfen  nur  solche  Personen  zur  Beschfiftigong 
zugelassen  werden,  welche  laut  ärztlicher  Be- 
scheinigung weder  schwächlich  sind,  noch  mit 
Lnneen-,  Nieren-  oder  Magenleiden  oder  mit 
Alkoholismus  behaftet  sind.  Die  mit  (reifsten 
Bleisalzen  in  Berührung  kommenden  Personen 
müssen  zuvor  die  Hände  eingerettet  oder  mit 
undnrchlissifren  Handschnhco  versehen  haben. 
Von  Bleikrankheit  befallene  Arbeiter  dürfen  bis 
zur  volligen  Genesung  nnr  zu  Beschftftieungen 
zugelassen  werden,  bei  denen  sie  nicht  mit 
bleiischen  Stoffen  in  Berührung  kommen. 

Verfügung. 

Eine  ministerielle  Verfügung  (Berlin,  8.  Jnli 
1893)  verbietet  deüjenigen  Personen,  welche 
Knochen,  rohe  Felle,  Lumpen  im  Umherziehen 
sammeln  oder  in  stehenden  Betrieben  handeln, 
bei  Ausübung  ihres  Gewerhebetriebes  Nasch- 
und  Esswsaren  fmit  Ausnahme  solcher,  deren 
Aussentheilc  nicht  gegessen  werden),  sowie 
andere  Sachen,  welche  die  Kinder  mit  dem 
Munde  in  Berührnufr  zu  bringen  pfleeen,  mit 
sich  zu  führen  oder  mit  Lumpen,  Knochen. 
Fellen  zusammen  in  denselben  Bäumen  auf- 
zubewahren. 


^'-y  Vy-N^V/" 


BrI  efwecbseL 


Dr.  M.  in  M.  Das  Verb ältniss  der  Seifen- 
lOsungen  rur  Bestimmung  der  Härte  im 
Wasser  nach  Clark,  Boutron  und  Boudet  und 
Wilson  ist  folgendes: 

Nach  Clark:  45  ccm  :=  100  ccm  Baryumchlorid- 
lösung   (0,f>238  g   im   Liter)    entsprechend 
12  deutschen  Härtegraden  (12  Tb.  CaO  in 
100000)    oder    21,4    französischen   Härte- 
graden (21,4  Th.  Ca  CO,  in  100000). 
Nach  Boutron  und  Boudet:  5,5  ccm  =  100  ccm 
BarjumnitratlOsung  (0,5749  g  im  Liter)  ent- 
sprechend 12,3  deutschen  oder  22  französi- 
schen Härtegraden. 
Nach    Wilson:  36  ccm  =  100  ccm  Calcinm- 
chloridlosung  (0,215  g  Kalkspath  [in  Chlorid 
Übergeführt]    im    Liter)    entsprechend    12 
deutschen   oder  21,4  französischen  HArte- 
graden. 
A^th.  F.  W.  in  M.    Wie  wir  in  Nr.  30  auf 
Seite  433  dieses  Blattes  am  Schlüsse  eines  Auf- 
satzes über  terpenfreie  ätherische  Oelc 
mittheilten,  sind  zur  Zeit  im  Deutschen  Arznei- 
buch bereits  Thymol,  Carvol,  Menthol,  welche 
zu   dieser  Gattung   von   ätherischen  Oelen   zu 
rechnen  sind,  officinell.     Die  Commission  des 
Deutschen  Apotheker -Vereins  znr  Bearbeitung 
des  Arzneibuches  hat  jetzt  auch  vorgeschlagen, 


an  Stelle  von  AnisOl  und  Nelkenöl  die  ent- 
sprechenden concentrirten  Gele:  A nethol  und 
Eugenol  in  eine  neue  Auflage  des  Deutschen 
Arzneibuches  aufzunehmen. 

Apoth.  8t«  tn  €•  Zur  Conservirung  von 
frischen  Eiern  ist  empfohlen  worden,  dieselben 
mit  PaiaffinOl  zu  bestreichen  oder  mit  Schellack- 
losung zu  überziehen.  Neuerdings  wird  em- 
pfohlen, die  Eier  in  eine  l'^/ooi^c  Kalinmper- 
manganatlOsung  1  Stnnde  lang  einzulegen,  dann 
abzutrocknen  und  in  Papier  einzuwickeln  (uictit 
in  Sägespäne  oder  Strohhäcksel  zu  legen). 

M.  8«  in  L.  Früher  war  in  Schleswig  ein 
Viehwaschpulver  gebräuchlich,  welch  es  ans 
Zincum  sulfnricnm  crud.  und  Rhizoma  Veratii 
pulv.  HH  bestand.  Welche  Zusammensetzung  das 
Angel  ner  Vieh  Waschpulver  hat,  ist  uns  un- 
bekannt. 

Beide  genannte  Arzneimittel  (Zincnnn  snl- 
furicum  und  Rhizoma  Veratri)  dürfen  nach  der 
seit  1.  Januar  18b2  in  Kraft  befindlichen  Vor- 
ordnung für  den  genannten  Zweck  abgegeben 
werden. 

Anfrage:  Kennt  Jemand  die  Zusammen- 
setzung eines  „Pelagin"  benannten  neuen 
Mittels  gegen  Seekrankheit? 


Verleger  und  Teruktwortlicher  Kedacteur  Dr.  £.  Geisiler  in  Dresden. 


Vor  anderen  bekannten  Cacanf:ibrikat«n  zeichnet  sieb 

Gaedke's  Cacao 

Turtheilhan  aus  durch  seinrn  hohen  Uekklt  u  lelchtTerdnuItelreM 
Nihrstoffen.  Scixe  eigenartige  Herst ellungs weise  ermfigliclit  es,  dai'a 
»ageDSchwAch«  Personell 

Qaedke*s  Cacao 

sehr  gut  Tertru^n,  während  sie  andere  Sorten  nicht  senie!ii>en 
kannten.  —  In  Folge  Herstetlang  mehrerer  QualiUlten  aaeli  gleirh- 
artigem  Verfahren  concarrirt 

Gaedke's  Cacao 

eifolgreich  mit  den  billigstea   and  thenerslen  Marken  des  Bändels. 


Preasen^  und  Maschinenfabrik, 

Eisenhütte  Wecker. 

OroMhereogthum  Iiuxemburg  im  Zollverein. 


nasterpresHcn. 
Traaben-}  Obst-  und  Beeren* 
-  IMustriiter  Katalug  gratia  uud  tranco. 


Chemische  Fabrik  aaf  Actieo 

(vorm.  E.  Schering) 
Berlin  W.,  nailentraBBe  Mr.  190  n.  191. 

Präparate 
fflr  FhaTmacie,  Fhotosrapliie  und  Teclinik. 

Zu  b€ai«hflii  durch  die  Drosenhandlimgeii. 


Verschiedene  i^iD^gani^ene  Anfragen  TeranlaBseD  mich,  wiederholt  dannf  anfmerkum  in 
machen,  dass  ich  die  Fabrilalion  and  den  Versandt  der  SoiojodoUalie  nnd  dei  ecbteo  Lancr- 
BrenDer'schen  Pflasters  beibehalten  habe.    Ich  bitte  daher  alle 

Aufträge  auf  Sozojodolsalze 
echtes  Lauer- Brenner'sches  Pflaster 

nach  ffie  vor  zu  adresairen  »n 

H.  Trommsdorff,  chemische  Fabrik,  Erfurt 

9^  kh  mache  wiederholt  darauf  aufmerksam,  dasa  It,  llinisteriaMteBltript  vom  24.  Ot- 
tober 1892  die  Abgabe  der  Öozojodol-Sahe  (das  Hjdr.  sozojodolio,  aupgcnommen)  in  den  ipn- 
theken  nuch  ohn«  iirstllchp  Ordination  sestaltrt  Ist.  "VQ 


Knoll  ^  Co,,  Chemische  Fabrik,  Ludivigshafen  a.  Rk. 

Codein-KnoU.  Salicylsaures  Natron. 

Diuretin- Knoll.  Salicylsäure. 

Phenacetin- Knoll.  Salol. 

Apomorphin,   Morphium,  Gaffeln,   Cocain, 

IceHd,  Bminoron,  LitMimsalze  etc. 

1^^  Bezug  durcli  die  Gross-Drogcnhandlungen.  *^H| 


ifleilicinal-W^elne 

Sherry,  Malaga,  PortMein,  Madeira,  Tarragona  !gtefsnan)  i] 

etc.  durch  unser  eigenes  H»uh  in  mala-  '  „i^en  der  Stand  gel asee,  isonuDiaaen  ew.,  geDin 
K»,  dircct  importirt,  empfclileti  unter  Garantie  Qnch  Vorschrift  der  Pharinacop.  Germanica,  in 
lür  toUstttndige  Heinhcit  lu  äuFscrst  billigen  |  schwarzer,  lothernnd  weisser  Schrift  MaM: 
Preisen       «ebrUder  Bretschneider,    'ovale  Schilder  nnd  kleine  Alphabete.    Muster 


NlederBCUema  in  tJachecn.  |  gratis  aod  franco. 


Mttnaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

le\twng  ^1^   wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Dr.  Hermann  Hager 


und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


BncheiDt  jeden  Donnerstag^.  —  Beingspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bachhandel 

Tierteljährlicb  2,50  Mark.     Bei  Znsendangr  nntej  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nnmmern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiß^rmässignng.    Expeditions  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

RedACtion:  Prof.  Dr.  E.  Geisel  er,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 

Mltre4a€teiir:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

MSB,     Dresden,  den  17.  August  1893.  lUM^dj, 

Der  ganzen  Folge  ZZXIV.  Jahrgang. 

f  nhmiC:  Chemie  mmd  PhwoiAct«:  Zusj&tee  som  Tilnkwauer.  —  Hinwoii.  —  Zur  Pharmacopoea  Daolea  1S93.  — 
Htnweia.  —  Zur  RatIsIod  der  dritten  Aufgabe  des  Dentseben  Anneibnchei.  —  Yonchrlften  de«  Vereins  der  Apo- 
theker Berlins.  —  Aus  dem  OetcbftfUberfchte  von  Ztmmer  &  Co.  —  Hinweis.  —  II.  Jahresversammlung  der  freien 
Vereinigung  bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Chemie. —  BetaYn  nndCbolia  Im  Wurmsamen.  —  Jodindicator 
zur  BaBtimmnng  des  Sänregrades.  —  Neue  Arzneimittel.  —  Kachweis  von  Chloroform  in  UntersuobungsotOeeten. 
—  Daratallnng  Ton  Salpetersiure  und  Alkaliearbonet  ans  Alkalinitrat  —  Tkerape«tto«he  MltthelUngea :  üeber 
Bandwarnsmittel.  —  Ueber  Bxtraet  Piehi  flaidum.  —  <}egen  Bronchitis.  —  Bsslgsäuretrübiing  im  Harn.  —  Qegen 
das  Brennen  bei  Urtlearla.  —  Arsenlkgebrancb  in  Schweixer  Mftdchenpensionaten.  —  T«r«efcie4eBe  MltthelliiBgeBS 
Verfllaehtes  Caleiomearbonat,  etc.  eto.  —  Bekanntmachung.  —  BrIrfweellMl.  —  Anselgen. 


Chemie  und  Ptaarmacle. 


Zasfttze  snm  Trinkwasser, 

um  dasselbe  entweder  nur  im  Geschmack 
zu  verbessern  oder  dasselbe  auch  von 
darin  enthaltenen  Bacterien  zu  befreien, 
tauchen  von  Zeit  zu  Zeit  im  Handel  auf. 
Weil  solche  Mittel  sehr  häufig  viel  mehr 
versprechen  als  sie  halten  können,  so  ist 
eine  Begutachtung  derselben  schon  am 
Platze,  um  so  mehr  zu  2ieiten,  wo  Krank- 
heiten wie  Typhus  und  Cholera  mit 
ihrem  Einzug  drohen. 

Die  im  Frühjahr  1892  in  Leipzig  ab- 
gehaltene Internationale  Ausstellung  für 
das  rothe  Kreuz,  Hygiene  etc.  hatte  einen 
Preis  für  ein  solches  Wasserzusatzpräparat 
ausgeschrieben,  der  übrigens  unseres 
Wissens  nicht  zur  Vertheilung  gekommen 
ist.  Von  den  damals  zur  Vorführung 
gebrachten  Präparaten  sind  uns  nur  noch 
einige  in   Erinnerung: 

Rohowsky  in  Leipzig  empfahl  folgen- 
des Gemisch  als  „Marsch-Trinkwasser'': 
Wasser  1000,  Kochsalz  3,  Spritessig  10 
oder  als  „Marsch-Kaffee**:  kalten  schwar- 
zen KaflFee  1 000,  Kochsalz  1  bis  3,  Sprit- 
essig 2Va   bis  5. 


H.  Oppermann  in  Bernburg  empfahl 
einen  Zusatz  Kaliumpermanganat,  hier- 
auf Wasserstoffsuperoxyd  und  Abfiltriren 
der  Manganflöckehen  etc.  durch  einen 
wollenen  Beutel 

AlbredU  Schmidt  in  Leipzig  empfahl 
Brausepastillen  und  mit  Kreosot  impräg- 
nirte  Watte,  durch  welche  das  mit  Kohlen- 
säure beladene  Wasser  filtrirt  werden 
sollte. 

Max  Elb  in  Dresden  empfahl  eine  mit 
Butteräther  (Bumäther)  versetzte,  braun 
gefärbte  (Oaramel?)  SOproc.  Essigsäure 
unter  der  Bezeichnung  „Sauertropfen''. 

Die  von  Th,  Ganz  &  Co,  in  Leipzig 
empfohlenen  „Durst -Pastillen**  und  der 
von  Schwab,  Walter  &  Co.  in  Hitzacker 
angepriesene  »Trinkwasser  -  C^nservirer** 
sind  uns  nicht  mehr  genau  erinnerlich. 

In  neuester  Zeit  sind  wieder  zwei  Prä- 
parate, welche  ähnlichen  Zwecken  dienen 
sollen,  aufgetaucht  und  welche  wir  unter- 
sucht haben. 

Die  hygienischen  Patronen  von 
Moritz  Flechl  in  München  sind  kleine 
schmale  Glasröhrchen,  welche  je  ca.  10  g 
eines  Invert-Zuekersirups  enthalten,  der 


470 


durch  Saccharin  noch  etwas  versüsst  ist 
und  dem  durch  Zusatz  Ton  Gitronensäure 
ein  saurer  Geschmack  gegeben  ist.  Der 
Sirup  in  den  verschiedenen  Böhrchen  ist 
mit  entsprechenden  Aethern  parfünairt 
(Himbeer,  Erdbeer,  Ananas,  Orange, 
Gitrone,  Waldmeister)  und  im  Einklang 
damit  roth,  röthlich,  gelb,  grün  gefärbt. 
Der  Inhalt  der  hygienischen  Patronen 
ist  also  weiter  nichts  als  ein  Geschmacks- 
corrigens  gewöhnlicher  Art;  die  Bezeich- 
nung ,  hygienisch''  kommt  demselben 
nicht  zu. 

Der  Sterilisator  von  DietM  in  Gre- 
feld  stellt  eine  röthliche  Flüssigkeit  vor, 
die  sieh  als  eine  geringe  Menge  freier 
Salzsäure,  Weinsäure,  Gitronensäure  und 
Saccharin  enthaltender  gewürzter  Essig 
entpuppte.  Dass  freie  Säuren  Bacterien 
tödten,  ist  längst  bekannt.  Einen  mit 
etwas  Salzsäure  etc.  versetzten  aroma- 
tischen Essig  aber  „Sterilisator"  zu  be- 
nennen, geht  ebenfalls  über  den  Bahmen 
der  Leistungsfähigkeit  eines  solchen  Prä- 
parates hinaus. 

Wir  benutzen  diese  Gelegenheit,  vor 
allen  derartigen  Präparaten,  die  möglichst 
viel  versprechen,  zu  warnen  und  den- 
selben nicht  blindes  Vertrauen  entgegen 
zu  bringen,  vielmehr  reellen  Präparaten 
sich  zuzuwenden,  die  nicht  tönende  Namen 
führen,  sondern  unter  sachgemässer  Be- 
zeichnung ihre  Zusammensetzung  erkennen 
lassen. 

Hierher  zählen  wir  zwei  Präparate, 
über  welche  wir  bereits  im  Vorjahre 
berichteten:  Saure  Brausewässer 
(Ph.  G.  33,  528)  und  Gitronensäare- 
Pastillen  (Ph.  G.  33,  545). 


s. 


Ueber  die  Löslichkeit  von  Weinstein  In 
verdQiintein  Alkohol  von  verschiedener  Stärke 
macht  W.  IL  Wengtr  (Am.  ehem.  Journ.  1892, 
62  durch  Chem.-Ztg.  Ib93,  Rep.  Nr.  2)  folgende 
Angaben: 

1000  com  Alkohol  lOsen  bei  einer  Stärke  des 
Alkohols  von 


90  pCt.     . 

.    .    0.16  g 

Weinstein, 

80   „        .    , 

,    .    0,19  „ 

» 

70   ,        . 

,    .    0,90  „ 

« 

60   „        .    . 

.    0,41. 

n 

50   ,        . 

.    .    0,79, 

w 

40   „        .    , 

.    .    1,32. 

n 

30   „        .    , 

.     l,«7b  „ 

n 

20   .        .    . 

.     3,01  „ 

n 

10   ,        . 

.     4,51  „ 

n 

Wikster      .    . 

.     .    5.75. 

n 

Z«r  Pharmacopoea  Danica  1893. 

In  Nummer  30  dieser  Zeitschrift  hat 
Hen*  H.  Sehelenz  in  Bendsbarg  seine 
Becension  über  Pharm.  Danica  1893  be- 
endet. In  sehr  sachverständiger  nnd 
liebenswürdiger  Weise  hat  er  unsere 
neue  Pharmakopoe  zum  Gegenstand  einer 
eingehenden  Besprechung  gemacht  und 
die  dänische  Sprache  dieses  Werkes  ist 
überall  sehr  gut  und  genau  in  Deutsch 
wiedergegeben  worden.  Nur  an  einzelnen 
Stellen  in  der  umfangreichen  Becension 
kann  ich  doch  nicht  ganz  einig  mit  dem 
geehrten  Herrn  Beferenten  sein  und  bitte 
daher  —  indem  ich  der  Kürze  halber  auf 
die  betreffenden  Artikel  in  der  Pharm. 
Gentralhalle  hinweise  —  höflichst  um 
Aufnahme  folgender  kurzer  Bemerkungen. 

Seite  337:  Nach  Ph.  Dnn.  1893  soll 
Maceration  bei  15  bis  35<^  (nicht  15 
bis  %0^)  geschehen. 

Seite  352:  Die  alten  Namen  Hepar 
Sulfuris,  Galx  chlorata  u.  a.  sind  beibe- 
halten worden,  weil  diese  Artikel  ja  nur 
als  „Mischungen**,  nicht  als  reine  chemi- 
sche Verbindungen  angesehen  werden 
können;  aus  demselben  Grunde  sind 
chemische  Formeln  hier  nicht  beigefügt 
worden. 

Seite  352:  Lösungsverhältnisse 
der  Beagentien:  1-f  25  soll  hier  nicht 
1  Theil  Salz  in  25Theilen  Lösung  be- 
deuten, sondern  1  Theil  Salz  u  n  d  25  Theile 
Lösungsmittel  (Wasser);  wie  es  ja 
auch  in  einer  Note  die  Bedaction  erklärt 

Seite  353:  -/iq  (nicht  Vio)  Normal- 
Natriumthiosulfatlösung  wird  dieses 
Beagens  genannt,   weil  1  Atom  Jod  ja 

1  M  0 1  e  k  ü  1  (2  Aequivalenten)  ^)  Natrium- 
thiosulfat  entspricht:   2Na3S)03  +  J3  = 

2  NaJ  4-  NagSiOß.  1  Liter  \^  Normal- 
Natriumihiosulfatlösung  enthält  ja  24,8  g 
Salz- VioMolektil  =  «/io  Atom«).  Sa^ 
doch  Fr.  Mohr  selbst  in  seinem  Lehrbuch 
der  ehem.- anal.  Titrirmethode  (4.  Aufl.. 
S.  50):  „Diejenigen  Flüssigkeiten,  welche 
1  Atom  im  Liter  enthalten,  heissen  nor- 


')  ?  Red. 

*)  Beim  Natrinmibiosulfat  kann  man  doch 
nicht  von  „Atom**  sprechen!  —  Wir  sind  in 
der  vorliegenden  Frage  anderer  Ansicht  als  der 
Herr  Verfasser: 

Die  Bezeichnung  der  NormallOsangen  erfolgt 
nicht  nach  ihrem  Gehalt  an  Snbstani,  sondern 


471 


male,  und  die,  welche  Vio^^^*^  i^  ^^^^^^ 
enifa&Uen,  beissen  zehntelnormale/* 
Hiemach  miiss  man  aber  die  fragliehe 
Z/dsuog  ^/]o  normal  nennen,  obgleich  sie 
iUkr  selbst  nnd  fiele  Andere  V^o  normal 
benennen. 

Seite  372:  Acidum  aeeticum:  Steht 
49  g  Säure  ^),  soll  aber  nach  Pb.  Dan. 
4  g  heissen. 

Seite  374:  Acidum  sulfaricum: 
Bei  der  Scbichtprobe  zwischen  zwei 
FlfiaeigkeiteD  hat  meiner  Meinung  nach 
die  Angabe  der  Volumina  keine  Be- 
deutong, 

Seite  403:  Bismulum  subnitri- 
cum:  Die  Probe  mit  schwefliger  Säure 
ist  haopteäehlich  mit  Bücksicht  auf 
Tellur  aufgenommen  worden,  da  tellur- 
haltige  Präparate  hiw  im  Handel  vor- 
gekommen sind. 
Seite  403:  Ghininnm  hydrochlori- 

com   Nach    2   Minuten    sollen 

sich  ....    Es  heisst  in  der  Ph.  Dan. : 

Nach  2  Stunden  sollen  sich  .... 

Seite  405:  fimplastrnm  adhaesi- 
vum   wird  nicht  mit  480  Oleum  Oli- 
varum,  sondern  mit  480  Elain  (Aci- 
dum oieinicnm  orud um)  dargestellt. 
Seite  420:  Extractum  Belladonnae 
und  Hyoscyami:  Die  Jodwismut-Jod- 
kaJinmlösuDg  giebt  wohl  oft  schon  beim 
blossen    Venlllnnen    mit  Wasser    einen 
Niederschlag,  aber  niemals,  wenn  ein 
Tropfen     verdünnter     Salzsäure 
hinzugefügt  wird,  und  die  Ph.  Dan. 
hat  ja  bei  diesen  Alkaioidreactionen  immer 
,j2  Tropfen  verdünnter  Salzsäure''  ange- 
wendet. 

Seite    420:    Extractum    fluidum 
Chinae    hat  keine  Alkaloidbestimmung, 

nach  ihrem  Wirkangswetthe,  ihrer  Aequi- 
Talenz : 

2  Mol.  Natriumthiosulfat  ==  1  Mol.  Jod, 
2  (Na,  S,Og  4-  5  H,0)     =        J„ 

2X248  =  496  «2X127=354, 

oder  a48g  =        J27  g, 

also  iet  eine  Natriumthioaiilfatldaaiig,  welche 
ein  Zehntel  (24,8  g)  der  (renannten  Menge  dieses 
Salzes  enthalt,  „ein  Zehntel  normal". 

Eine  Oxalsiiarelösune.  welche  63  g  Oxalsäure 
(Molekulargewicht  =3 1!%)  im  Litf'r  enthält,  wird 
doch  auch  nicht  als  Vi  normal  beieichnet, 
sondern  entsprechend  ihrem  Wirknngswerthe 
(=  1  Aeqnivalent  NaOH  etc.)  als  '/i  normal. 

Red. 

*)  Ist  ein  ]>!niekfehler.  Bed. 


vreil  diese  ja  sehen  bei  Gortex  Chinae 
vorgenonnuen  wird. 

Seite  420:  Extraetam  flnidum 
Digitalis  enthält  ja  Glykoside  und 
Bitterstoffe  und  giebt  keine  Alkaloid- 
reaction  mit  Jodwismut-Jodkalinmlösiing. 

Seite  421 :  Gl a c i  es  wurde  schon  1886 
in  ,,Additamenta  ad  Pharmaoopoeam  Da- 
nieam  1868  (1886)''  aufgenommen. 

Seite  427:  Linimentum  ammonia- 
tum  camphoratum:  700  (nicht  70) 
Söbdl  und  860  (nicht  25)  Ammoniak  zu 
50  Kampher  in  1000  Tbeilen  Liniment. 

Seite  428:  Solutio  Natrii  arseni- 
cici  enthält  0,2  Procent  arsensauree 
Natron  (1  zu  500),  entsprechend  0,074 
Pro  Cent  Arsensäureanhydrid. 

Seite  428:  Mixtura  amaro-alka- 
lina  enthält  15  (nicht  65)  Aetherwein- 
geist  in  1000  Theilen  Mixtur. 

Seite  430:  Tinctura  Bhei  aquosa 
wird  mit  25  Natriumearbonat  (nicht 
Natrium  b  i  carbonat)  und  150  (nicht  105) 
weingeistigem  Zimmtwasser  hergestellt. 
Das  Präparat  ist  sehr  haltbar  und  läset 
sich  klar  mit  Aetherweingeist  mischen, 
was  ja  als  ein  Vortheil  angesehen  wer- 
den muss. 

Viele  von  diesen  Bemerkungen  gelten 
ja  nur  augenscheinlichen,  aber  sinnstören- 
den  Schreib-  oder  Druckfehlem,  die  bei 
einer  so  grossen  Becension  wohl  kaum 
vermieden  werden  können.  Die  meisten 
meiner  anderen  Bemerkungen  wird  der 
verehrte  Herr  Beferent  gewiss  gern  aor 
ceptiren. 

NörrebroB  Apotheke,  Kopenhagen, 
3.  ADgnst  1898. 

H.  J.  Möüer. 

Deher  krystallinischen  rothen  Phosphor. 

J.  W.  Retgers:  Zeitschr.  f.  anorgan.  Chem.  8, 
399 — 403.  Znr  Vervollst ftndignng  unserer  Mit- 
theilnng  Aber  denselben  Gegenstand  auf  S.  374 
tragen  wir  das  Folgende  nach.  Der  rotbe  Phos- 
phor ist  so  stark  lichtbrechend,  dass  in  Folge 
totaler  Eeflexion  seine  Theilchen  im  Allgemeinen 
undurchsichtig  erscheinen.  Um  Untersnohnngen 
im  durchfallenden  Lichte  vorsunehmen,  muss 
man  ein  stark  lichtbrechendes  Medium  (Jod- 
methylen) wählen.  Kother  Phosphor  damit  be- 
feuchtet, erscheint  in  den  dOnnsten  Flitterchen 
mit  dunkelkarmoisinrother  Farbe  durchsichtig; 
doppelhrechend  zeigen  sich  die  Flitterehen  im 
polarisirten  Licht,  so  dass  der  Beweis  für  die 
krystallinische  Struktur  des  rothen  Phosphors 
erbracht  sein  dOrfte.  S, 


472 


Zur  BeyiBion  der  dritten  Ausgabe 
des  Arzneibuches  für  das  Deutsche 

Reich.  *) 

(Fortsetzung  von  Seite  278.) 

F^rmm  carbonicmn  laccharatiiiii.  Zum 
AnswaMben  des  frisch  gefällten  kohlensauren 
Eitenoiydnl«  ist  nicht  heisses,  sondern  lau- 
warmes (400)  Wasser  (Pb.  G.  82,  72)  an  T«r- 
wenden ,  weil  nur  auf  diese  Weise  ein  wirk- 
lich »granliofagraues"  Präparat  erhalten  wird. 
—  Die  Vorschrift  zur  Prüfung  auf  den  Gkhah 
an  Eiaen  ist,  den  Angaben  Ton  Smbert  (Ph. 
C.33, 256)  entsprechend,  wie  folgt  abge&ndert 
wordea :  „Löst  man  1  g  in  100  ccm  verdünn- 
ter 8ekivefelsä>ure  in  der  Wärme,  versetst  nach 
dem  Erkalten  müKdliumpermanganaUösung 
bis  ewr  &e»m  TJmriÜhren  nicht  sofort  wieder 
verschwindenden  Böthung  und  darauf  mü  3  g 
Kaliumjodid  und  lässt  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur eine  Stunde  im  geschlossenen  G-efässe 
stehen,  so  sollen  alsdann  stur  Bindung  des 
ausgeschiedenen  Jods  17  bis  17,8  ccm  der 
Zehntel-Normal-Natriumthiosulfailösung  ver- 
braucht werden.^  Die  „vorübergehend  blei^ 
bende  Böthung'*  in  der  Vorschrift  des  Aranei- 
buches  wäre  somit  glücklich  beseitigt,  warum 
aber  das  Wörtchen  „müssen*'  durch  „sollen^ 
(vergl.  Pfa,  C.  33,  344)  ersetst  worden  ist,  ist 
am  so  weniger  zu  verstehen,  als  im  nach- 
folgenden Präparate  wieder  von  „müssen *'  die 
Bede  ist. 

Ferrum  citricum  ozydatum,  Ferridtrat 
(statt  Eisencitrat).  Das  Verhalten  der  Ferri- 
citratlösung  gegen  Kaliumferrocyanidlösung 
ist  richtig  gestellt  (Ph.  G.  32,  72)  und  der 
betreffende  Abschnitt  lautet  jetzt:  „Die 
wässerige  Lösung  giebt  mit  Kaliumferro- 
cyanidlösung  eine  dunkelblaue  (statt  tief- 
blaue) Färbung,  nach  Zusatz  von  Salzsäure 
einen  dunkelblauen  Niederschlag;  dieser  färbt 
sich  auf  Zusatz  überschüssiger  Kalilauge  gelb- 
roth,  das  Filtrat  von  demselben  liefert  nach 
schwachem  Ansäuern  etc.^  —  In  diesem 
Artikel  lässt  das  „Deutsch"  des  Arzneibuches 
viel  zu  wünschen  übrig,  leider  hat  die  Com- 
mission  nicht  genügend  ausgebessert.  Ob  es 
richtig  ist,  Temperatur  schlankweg  durch 
„Wärme''  zu  verdeutschen,  wie  es  das  Arznei- 
buch thut,  mag  dabin  gestellt  bleiben,  jeden- 
falls ist  es  nicht  üblich,  von  „bei  gewöhnlicher 
Wärme*  zu  sprechen;  die Commission scheint 

•)  Nach  Apoth.-Ztg.  Nr.  52  und  64. 


das  aueh  gefühlt  zu  haben,  denn  bei  der  von 
ihr  abgeänderten  Prüfung  auf  richtigen  Eisen- 
gehalt sagt  sie  jedesmal  „bei  gewöhnlicher 
Temperatur **.  Uebrigens  entschlüpft  auch 
dem  Arzneibuch  bei  den  Eztraeten  einmal 
das  Wort  Temperatur. 

Ferrum  laoticum.  Die  Angabe  der  Löb- 
liehkeit  in  Wasser  hat  folgende  veränderte 
Fassung  erhalten :  „Ferrolactat  löst  sich  (et 
fortwahrendem  Schütteln  in  einem  fast  goM 
geftüUen  Olase  langsam  in  40  Th.  möglichst 
luftfreien  kalten  Wassers,  in  12  Th.  sieden- 
dem Wasser^.  —  Die  Commission  hat  den 
Text  dieses  Artikels  mehrfach  besser  redigirt, 
manches  ist  aber  fibersehen  worden ;  statt  des 
holperig  klingenden :  „Die  grünlichgelbe, 
saner  reagirende  wässerige  Lösung  wird 
durch  .  .  •*',  konnte  man  füglich  sagen :  „Die 
wässerige  Losung  ist  grünlichgelb,  reagirt 
sauer  und  wird  durch  ....'*  Das  Wörtchen 
„sollen"  im  letzten  Satz  des  vierten  Absatzes 
muBs  (Ph.  0. 33,  344)  durch  „dürfen*'  ersetzt 
werden ;  auch  in  anderen  Dingen  sollte  die 
Commission  mehr  auf  Oleicbmässigkeit  achten 
und  z.  B.  nicht  in  einem  Athem  „löslich  in 
40  Th.  kalten  Wassers  und  in  12  Th.  sieden- 
dem  Wasser"  zum  Besten  geben. 

Ferrum  oxydatum  aaocharatam.  Da* 
Arzneibuch  beschreibt  den  Eisenzncker  aii 
„roth braunes ,  süsses  Pulver,  schwach  nach 
Eisen  schmeckend";  die  Commission  hat 
diesen  unschönen  Satz  abgeändert  in  „roth- 
braunes ,  süsses ,  schwach  nach  Eisen 
schmeckendes  Pulver".  Das  ist  ebeneo  wenig 
richtig,  denn  der  Eisenzucker  ist  nicht  ein 
süsses  Pulver,  sondern  ein  Pulver,  daa  süss 
und  zugleich  schwach  nach  Eisen  schmeckt; 
es  muss  deshalb  heissen:  „roth braunes,  süss 
und  schwach  nach  Eisen  schmeckendes  Pul- 
ver". —  Der  Abschnitt  über  die  Ermittelung 
des  richtigen  Eisengehaltes  hat  folgende  Fass- 
ung erhalten:  „Der  Eisenzudser  enthält  in 
100  Th.  mindestens  2,8  Th.  Eisen.  Löst  man 
lg  in  5 ccm  Salzsäure,  verdünnt  die  Lösung 
mit  J20  ccm  Wasser  und  lässt  nach  Zusatz  von 
0,5  g  Kaliumjodid  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur im  geschlossenen  Gefässe  eine  Stunde 
stehen,  so  sollen  zur  Bindung  des  ausgeschie- 
denen Jods  5  bis  5,3  ccm  der  Zehntel-Narmal' 
NcUriumthiosulfatlöstmg  verbraucht  werden.^ 
In  dieser  Vorschrift  ist  zunächst  das  Wort 
„enthält"  in  „enthalte"  abzuändern,  ausser- 
dem ist,  aus  den  schon  mehrfach  dargelegten 
Gründen,  statt  „sollen"  „müssen"  au  setzen. 


473 


dermal  pulTteatui.    lieber  die  PvfiftiDg 
des  F.  pulveraUm  und  F.  vedoetnin  auf  Anen, 
Bowie  über  die  Bestimmaog  des  E^'sengehaltefl 
in   diesen    beiden   Präparaten   ist  nach   Er- 
scheinen  des  Arzneibuches  ausserordentlich 
viel  gearbeitet  bezw.  Teröffentlicht  worden. 
Efl  mnss  in  dieser  Beziehung  auf  die  früheren 
Jahrgänge  der  Pharm.  Centralhalle  verwiesen 
werden,   hier  ist  zu  erwähnen,  dass  in  der 
Commission  selbst  die  Frage  aufgetaucht  war, 
ob  es  beim  Fehlen  zuverlässiger  Methoden 
des  Arsennachweises  im  Eisenpulver  (soweit 
sie  anf  der  Bildung  ron  Arsenwasserstoff  be- 
ruhen) nicht  besser  sei,  von  einer  Prüfung 
auf  Arsen  ganz  abzusehen ,  jedoch  hat  diese 
Meinung  die  Majorität  in   der  Commission 
nicht  gefunden  und  es  wird  nun  folgende  Vor- 
schrift in  Vorschlag  gebracht:  „  Wird  1  g  ge- 
ptiUvertes  Ei9m  mU  30  eem  Wasser  und  15  ecm 
SaUsäure  m  thiem  Fläsehehen  von  höchstens 
50  cem  Hohlraum  Übergössen  und  werden 
sodann  der  Mischung  2,5  g  Zmk  hinzugefügt, 
80  darf  etc.'*   Wie  man  sieht,  sind  die  der 
Vorschrift    des   Arzneibuches   hauptsächlich 
zum  Vorwurf  gemachten  Fehler  durch  An- 
wendung von  verdünnter  Salzsäure,  durch 
Benatz ang   eines   möglichst  kleinen   Glases 
und  durch  HinznfUgnng  von  Zink  thunlicbst 
vermieden  worden.  —  Bei  der  Bestimmung 
des  Eisen gehaltes  sind  der  mit  Kaliumper- 
manganat versetzten  schwefelsauren  Lösung 
nacb  den  Angaben  von  Seubert  (Ph.  C.  33, 
256)   3  g  Kaliumjodid  (nicht  bloss  1  g)  zuzu- 
setzen. —  Die  übrigen  Aenderungen  tm  Texte 
sind  nur  redactioneller  Art,  aber  nicht  immer 
glücklich  getroffen ;  so  z.  B.  sagt  das  Arznei« 
buch :   „Diese  Lösung  giebt  auch  bei  grosser 
Verdünnung  „durch^^   Kaliumferrieyanidlös- 
ung  einen  dunkel-  (nicht  tief-}  blauen  Nieder- 
schlag/'   Statt  „durch*'  sagt  die  Commission 
„dnreh  Zusatz  ron";  das  eine  ist  so  unrichtig 
wie  das  andere,  entweder  muss  es  „mit**  oder 
„auf  Znsatz  ron*'  Kaliumferricyanidlösnng 
heissen. 

Ferram  redactun.  Die  Prüfung  auf  Arsen 
ist  entsprechend  dem  bei  F«  pnlver.  (vergl. 
dieses)  geschilderten  Verfahren  abgeändert 
worden.  —  Bezüglich  der  Bestimmung  des 
Gebaltes  an  metallischem  Eisen  war  bekannt- 
lich Merst  von  Hirsch  (Ph.  C.  32,  73)  darauf 
hingewiesen  worden,  dass  das  Arzneibuch  fast 
um  die  Hälfte  zu  wenig  Quecksilberchlorid 
vorschreibt;  unter  Beräcksichtigung  dieses 
Umstandes  und  unter  Vermehrung  des  Kalium- 


jodids nach  Angabe  ron  Ssubsri  hat  ann  die 
Vorschrift  folgende  Fassung  erhalten:  „lg 
werde  mit  5  g  fein  serriebenen  QuedcsHber- 
Chlorids  und  50  ccm  Weisser  in  einem  Fläseh- 
ehen von  100  ccm  Bohlraum  eine  Stunde  im 
Wasserbade  unter  häufigem  Umschwenken 
erwärmt  und  diese  Flüssigkeit  nach  dem  Er- 
kälten mit  Wasser  auf  100  ccm  aufgefüXUund 
fiUnrt.  Werden  10  cem  des  FUirats  sunächst 
mit  10  ccm  verdünnter  Schwefelsäure  und 
hierauf  mit  Kcdiumpermanganatlösung  bis 
jBur  beim  umrühren  nicht  sofort  wieder  ver- 
schwindenden Böthung,  sodann  ncuA  einge- 
tretener Entfärbung,  weiche  nöthigenfaUs 
durch  einige  Tropfen  Weingeist  veranlasst 
werden  kann,  mit  3  g  JodkaUum  versetzt  und 
bei  gewöhnlicher  Temperatu/r  eine  Stunde  im 
geschlossenen  Qefässe  stehen  gelassen,  so 
soUen  zur  Bitdung  des  ausgeschiedenen  Jods 
mindestens  16  ccm  der  Zehntel- Normal- Na* 
triumthiostUfatlösung  verbraucht  werden.*^ 
Statt  Jodkalium  ist  „Kaliumjodid"  zu  sagen 


(( 


und  für  sollen  im  Schlusssatze  ist  „müssen 
zu  setzen,  welches  Wort  auch  im  Arzneibuche 
an  dieser  Stelle  gebraucht  wird. 

Ferrnm  seiqnichloratum  bat  den  Zusatz: 
„Vor  Licht  geschützt  aufzubewahren"  er- 
halten ,  im  Uebrigen  ist  keine  Veränderung 
yorgescblagen. 

Ferrum  lalforionm.  Der  vorletzte  Absatz 
hat,  da  eine  Lösung  von  Ferrosulfat  in  19  Th. 
Wasser  eine  „grüniichblaue**  Farbe  nicht  be- 
sitzt, dagegen  deutlich,  wenn  auch  schwach 
sauer  reagirt,  folgende  Fassung  erhalten: 
„Die  mit  ausgekochtem  und  abgekühltem 
Wasser  frisch  bereitete  Jjösung  (1  =  20)  sei 
klar  und  röthe  blaues  Lackmuspapier  nur 
schwach."  —  Das  von  der  Commission  an 
anderen  Stellen  angefochtene  ,, tief  blau*'  ist 
von  ihr  in  diesem  Artikel  steben  gelassen 
worden. 

Bei  Ferrnm  snlfaricnm  crndnm  sind  die 
vorgeschlagenen  Veränderungen  nur  redactio- 
neller Art. 

Ferrum  snlfnricnm  siccum  ist  unverändert 
geblieben.  Thümmel  schlug  seiner  Zeit  vor, 
da  das  Salz  nur  theilweise  vom  Wasser  befreit, 
also  nicht  „entwässert"  ist,  letzteres  Wort 
durch  „getrocknetes*'  zu  ersetzen. 

G.  Hofmann* 

(Fortsetiung  folgt.) 


4U 


Vorsohriften  des  Vereins  der 
Apotheker  Berlins. 

Der  genaDnte  Verein  hat  in  der  Apotb.-Ztg. 
1893,  S.  341  nachstehende  Vorschriften  ver- 
öffentlicht : 

EssentU  Tsmarindorum. 

330  g  Pulpa  Tamarindor.  depurat. 
50  g  Fol.  Senn.  Alex.  spir.  Tin.  extract. 
infftudire  mit  2000  e  kochenden  Waesers  njad 
lasse  12  Stunden  stehen.  Hierauf  colire,  presse 
den  EückstaDd  leicht  ah,  koche  die  Colatur 
einmal  auf,  colire  nochmals  nnd  dampfe  bis 
znm  Gewicht  Ton  700  fr  ein. 

625  g  dieser  Fltlssigkeit  neuiralisire  genau 
mit  Liq.  Natr.   caust   (circa  90  g) 
und  mische  hinzu: 
100  g  Spiritus 
100  g  Sir.  simpl. 
5  g  Tioot.  YaniU.  nnd  den  Rest  von  175  g 
der  sauren  Colatur.     Lasse  6  bis 
8  Tage  absetzen  und  filtrire. 
Die  Essenz  wird  in  die  fflr  die  Eisenflflssig- 
keiten    gebr&ucblichcn   braunen   Flaschen   Ton 
250  fl^  Inhalt  gefallt    Verkaufspreis  ä  Fl.  1  Mk. 
50  Pf. 

Lanolio.  boro  -  glycerinat. 
20  g  Acid.  boric. 
100  g  Glycerin 
50  g  Aq.  destill,  erwftrme  bis  zur  Losung 

und  vermische  mit: 
350  g  Lanolin  anhydric. 
130  g  Ol.  Olivar. 
abgefüllt  in   Zinntuben  von  circa  30  g  Inhalt. 
Verkaufspreis  h  Tube  50  Pf. 

Die  weiter  gegebenen  Vorschriften  an 
Liquor  Mangani  glucosati, 
Ferri  peptonati, 

,,  cum  Mangano, 
Mangani  saccharati 
sind  von  Seite  E.  DieUricks  (Pharm.  Ztg. 
1893,  451)  als  fehlerhaft  bemängelt  worden, 
w&hrend  die  technische  Commission  des  Ver- 
eins der  Apotheker  Berlins ,  darauf  (Apotb.- 
Ztg.  1893,  370)  erwidernd,  die  Zweckmässig- 
keit der  von  ihr  veröffentlichten  Vorschriften 
darzulegen  sucht. 

Die  im  Vordergrunde  der  Meinungsver- 
schiedenheit stehende  Frage  ist  die:  „Ist 
Eisenpeptonat  als  s  o  1  c  h  e  s  in  einer  zucker- 
haltigen alkalischen  Flüssigkeit  löslich 
oder  bildet  sich  beim  Zusammenkommen 
dieser  drei  Stoffe  Eisensaccharat  und  freies 
Pepton?" 

VTir  werden  abwarten ,  bis  die  Ansichten 
sich  geklfirt  haben ,  um  alsdann  die  Vor- 
schriften und  die  wissenschaftliche  Begründ- 
ung derselben  unseren  Lesern  im  Zusammen- 
hange zur  Kenntniss  zu  bringen.  Bed, 


»> 


>> 


M 


» 


'» 


Ans  einem  GeeehAftaberidite 

der  Vereini^n  Chininfabriken 

Zimmer  ft  Co.  in  Frankfdrt  a.  M. 

Angast  1898. 

Antidiphtheriil,  nach  Prpf.  Klebs,  wird  in 
einfacher  and  doppelter  Concentratlon  in 
Originalgläsern  von  5  und  lOcena  geliefert. 

Biimathom/?-]iaphtoliciuii»ein  bellbrannet 
Pulver  mit  50  pCt.  Wismutgehalt,  unlöslich 
nnd  ohne  ätzende  Wirkung,  wird  naehjN^encX», 
Schübenko  und  Blachstein  in  Dosen  bi«  zu 
2  g  pro  die  bei  choleraartigen  Durchfällen, 
sowie  im  ersten  Stadium  der  wirklichen 
Cholera  mit  Erfolg  gegeben.  Noch  mehr  soll 
sich  aber  das  Ph.  0.  34,  237  beschriebene 
Bismuthum  tribrompheuylicam  für  diese  Fälle 
empfehlen. 

CanoroÜL  Die  subcutane  Anwendung  des 
in  drei  verschiedenen  Concentrationen  (Nr.I, 
II,  III,  letztere  die  schwächate)  in  den  Handel 
kommenden  Präparats  (Ph.  0.34»  81)  bewirkt 
hauptsächlich  Scbmerzlindernng  und  Des- 
odorisirung  der  Krebawncherungen,  jedoch  soll 
auch  eine  speoifische  Heilwirknog  des  Mittels 
beobachtet  worden  sein. 

HatrianA  phosphorioom  wendete  Laurier 
zu  2  pCt.  in  Aqua  Laurooerasi  gelöst  sub- 
cutan gegen  Trigeminus-Neoralgie  mit  Er- 
folg an. 

Redaoin  wurde  ein  neuer  photographiecher 
Entwickler  genannt,  welcher  wie  Amidol  ohne 
Znsatz  von  Alkali  das  Bild  rasch  and  kräftig 
zum  Vorschein  bringt.  Zum  Gebraaeh  löst 
man  5  g  Reducin  and  50  g  Natriumsallit 
unter  Znsatz  von  12  Tropfen  Schwefelsäure 
in  1  Liter  VITasser. 

Spermin  (Saccus  e  testibas  paratus).  Es 
ezistiren  zweierlei  Präparate  (Ph.  C.  34,340), 
daseinci  unter  Kohlensäuredruck  filtrirt,  wird 
in  weissen  Flaschen ,  das  andere,  unter 
Rohlensäuredruck  in  Autoclaven  aterilisirt, 
in  gelben  Flaschen  abgegeben,  letzteres  ist 
das  stärker  wirkende.    Dosis  1  bis  6  ccm. 


Ueber  TerlMindiiuiterial ;  Vortrag  von  Aug. 
Aubry,  Mönchen:  Bajrr.  Ind.-  u.  Qew.-Bl.  18^3, 
Nr.  22  u.  23.  Verf.  bespricht  zunächst  die  im 
Alterthom  gebräuchlichen  VerbandmaterialieD. 
um  dann  die  Zrts^sche  Verbsndstofiteebmk  zn 
beleuehten,  dann  die  yenchiedenartigsten  ta 
Verbands  wecken  ben  atzten  Materialien  namhaft 
zu  machen  und  schliesslich  die  Fabrikation  der 
heute  üblichen  Verbandstoffe,  fflr  welche  meist 
die  Baumwolle  das  Bohmatenal  bildet,  tu  be- 
spreohea.  t. 


475 


11.  Jahresversamniliiiig  der  freien 

Vereinigung  bayerischer  Vertreter 

der  angewandten  Chemie 

am  8.  und  4.  Au^st  189t  in  Lindau  i.  B. 

üeber  HentttUniig  einer  blmfreien  Glatur 
f&r  Topferwaaren. 

Ton  M.  S^toc^^ter- Nürnberg. 
Die  König]. Wfirttembergische  Genf  rabtelle 
für  Gewerbe  und  Handel  hat  »ich  geiner  Zeit 
eingehend   mit  Versuchen   aur  Verbesserung 
der  Töpferglasur  befasst   und  kam  zu   dem 
Scbluss,  dass  sich  alle  stark  kalk-  nnd  eisen- 
haltigen Thone  wegen  ihrer  leichten  Schmelz- 
barkeit   nicht   zur  Fabrikation  von   Töpfer- 
waaren  eignen ,  da  ihnen  nur  eine  bei  sehr 
niederer  Temperatur  geflossene  Glasur  anzu- 
pasften  sei.    Für  die  weniger  leicht  schmelz- 
baren Thone  setzte  die  Centralstelle  ein  Ge- 
menge von  60  Tb.  Bleiglfitte   (oder  30  Th. 
Bleiglätte  und  30  Tb.  Mennige),  10  Th.  weiss^ 
brennendem»  qn arzh altigem  Thon  UDdl2Th. 
weissbrennendem  Quarzsand  als  Glanurmisch- 
ung  fest.     Ob  dadurch  eine  wesentliche  Ver- 
besserung eingetreten  ist,  darüber  lässt  sich 
schwer  urtfaeilen;  Thatsache  ist  vielmehr,  dass 
sieh  die  Klagen  Ober  schlechte  Glasuren  in 
Bayern  in  jden  letzten  Jahren  gemehrt  haben. 
Die  Bleiglasur  ist  nicht  au  vermeiden; 
die  bleifreien  Glasuren  haben  so  viel  Mängel, 
dass  man  »ie  den  Töpfern  nicht  empfehlen 
kann,  sie  sind  meist  zu  theuer  und  passen 
sieh    entweder    den    physikalischen    Eigen- 
schaften des  Thon  es  insofern   nicht  an,   als 
durch  ihre  verschiedene  Ausdehnungsfähigkeit 
Glasurrisse    und    Abbl&tterungen    eintreten, 
oder  sie  sind  zu  schwerflüssig,  wodurch  stein- 
gutartige,  gesinterte  Producta  entstehen.  Die 
boraxhaltigen  Glasuren  geben  zudem 
beim  Auskoehen   mit  verdünnter  Essigsäure 
sehr  oft  Borsäure  ab.     Auch   das  Aussehen 
dieser  Glasuren  ist  nicht  so  schön  wie  das  der 
Bleiglasuren. 

Bei  der  Erzielung  einer  richtigen  Glasur 
spielen  der  Grad  nnd  die  Zeitdauer  des 
Brennens  eine  wesentliche  Rolle.  Es  gehört 
dazu  nieht  allein  eine  bestimmte  Temperatur, 
um  das  Bleiozyd  zum  Schmelzen  zu  bringen 
und  es  föfotg  xn  maehes,  mit  dem  Quarze  und 
Lehm  ein  Alnminiumglas  zu  bilden;  esgehöit 
dazu  vor  Allem  eine  bestimmte  Einwirkungs- 
dauer der  Planme  in  der  anfiinglichen  Inten- 
sität, nm  die  sor  völUgen  Silikatbildung  noth- 
wendige  chemisehe  Arbeit  zn  leisten.     War 


ursprünglich  die  nÖthige  Wärme  vorhanden, 
nahm  diese  aber  aus  irgend  welchem  Grunde 
ab,  so  bildet  die  Glasur  lediglich  eine  ge- 
schmolzene Decke  von  Bleioxyd,  die  die 
Kieselsäure  grösstentbeils  mechanisch  ein- 
schliesst.  Bei  diesen  Verhältnissen  ist  nicht 
die  Absicht  an  Brennmaterial  zu  sparen 
schuld,  sondern  die  Art  des  Feuems  und  die 
Ofenconsf  ructiori.  Angesichts  der  bedrängten 
Lage  des  Töpfergewerbes  und  des  niederen 
Preises  der  irdenen  Geschirre  kann  man  keine 
theueren  Anlagen  und  Ofenconsf ructionen 
verlangen. 

Der  Töpfer  kann  also  bei  Ausschluss  jeg- 
licher Fahrlässigkeit  hygienisch  schlechte 
Waare  erzeugen.  Doch  auch  vielfach  ist  die 
Nachlässigkeit  des  Töpfers  es,  welche  schlechte 
Waare  bedingt.  Zuerst  die  Arbeit  des  Gla- 
sirens:  1.  dieGlasurbestandtheile  sollen  nicht, 
wie  es  vielfach  geschieht,  abgemessen,  sie 
sollen  abgewogen  werden ;  2.  durch  nach- 
lässiges Umrühren  der  Glasurmischung  (Ent- 
mischung der  Masse)  wird  eine  fehlerhafte 
Glasur  erzeugt;  3.  die  Glasur  wird  zu  dick 
aufgetragen.  Redner  ist  bei  seinen  Versuchen 
von  der  Erwägung  ausgegangen ,  eine  mög- 
lichst günstige  Beeinflussung  der  Verhältnisse 
anzustreben,  denen  der  Töpfer  bisher  macht- 
los gegenüber  stand. 

Zuerst  muss  die  KieselsUure  von  möglichster 
Feinheit  sein ;  Redner  will  Infusorienerde 
verwendet  wissen.  Als  Mischungsverbältniss 
wurde  sodann  folgendes  als  das  günstigste 
erprobt: 

1500  g  Bleiglanz  (1370  g  Bleiglätte), 

500  g  Infusorienerde, 

200  g  t rockner  Thon. 

Die  Substanzen  werden  in  gewohnter  Weise 
unter  Wasser  vermählen  und  die  Masse  auf 
die  lederharten  Scherben  aufgetragen.  Um 
Abblätterungen  zu  vermeiden,  wird  etwas 
Mehlpapp  zugesetzt. 

Versuche,  welche  mit  aus  möglichst 
schlechtem  Thon  fabricirten  Geschirren  an- 
gestellt wurden,  ergaben  ein  äusserst  günstiges 
Resultat.  Redner  hält  es  für  sicher,  dass  die 
sogenannte  „Blei frage*'  verschwinden  wird, 
wenn  schwächer  glasirtes  Geschirr  gemacht 
wird;  abgesehen  davon  jedoch  dürften  hygie- 
nisch schlechte  Geschirre  seltener  werden, 
wenn  statt  des  Quarzsandes  Infusorienerde 
verwendet  wird,  bei  den  Glasirungsarbeiten 
mit  VerständnisB  vorgegangen ,  das  Brennen 
thunlichst  gut  geleitet  und  die  Vorsicht  ge- 


4';6 


braucbt  wird,  auf  die  Sohle  des  Ofens,  sowie 
an  die  seitlichen  Stellen  im  hinteren  Theile, 
nur  solche  Geschirre  zn  yerbringen,  die  nicht 
zur  Bereitung  u.  s.  w,  von  Nahrungsmitteln 
dienen  sollen. 

Derselbe  Redner  berichtet  sodann 

Ueber  eine  brom-  and  lithinmhaltige 
Kochsalzqnelle  in  Windsheim. 

Dieselbe  enthielt  (Gramm  pro  Liter) : 


NaCl    .  . 

.  4,363 

KCl  .  .  . 

.  0,149 

LiCl.  .  . 

.  0,0036 

NH4CI     . 

.  0.0017 

NaBr    .  . 

.  0,0107 

Naj804  . 

.  4,305 

MgS04    . 

.  1,120 

CaS04.  . 

.  0,802 

Schliesslich  macht  Stockmeier  noch  Mit- 
tbeilungen über 

Nadeln  corrodirende  Bestandtheile 
in  Emballagepapier. 

Das  untersuchte  Emballagepapier  war  frei 
von  schwefliger  Säure,  Schwefelsäure  uud 
freiem  Chlor,  wirkte  aber  trotzdem  corrodirend 
auf  darin  verpackte  Nadeln.  Die  genaue 
Untersuchung  ergab,  dass  die  Ursache  in  dem 
Gehalt  des  Papiers  an  Alaun  uud  Cblor- 
magnesium  zu  suchen  sei. 

N.  Gerfecr- Zürich  spricht  über 

Acid-Bntyrometrie,  mit  Vorfahrong  eines 
von  ihm  constmirten  neuen  Apparates, 

eine  Universal  -  Fettbestim mungs  •  Methode, 
welche  eine  allgemeine  Anwendung  gestattet 
und  an  Schnelligkeit  der  Ausführung,  an  Ein- 
fachheit und  ausserordentlicher  Gleichmässig- 
keit  der  Resultate  unerreicht  dasteht. 

Das  Princip  der  Methode  (Ph.  C.  34,  91) 
ist:  Lösung  sämmtlicher  Nichtfette  der  Milch 
und  Milchproducte  in  einem  gewissen  Säure- 
gemisch, unter  Zusatz  einer  ganz  geringen 
Menge  von  Amylalkohol,  zur  Erreichung  einer 
schön  klaren ,  lichtbrechenden  Fettlösung. 
Die  Fettausscheidung  geschieht  ohne  Kochen, 
Verseifen  u.  s.  w.  und  unter  nur  einer  ein- 
maligen Schleuderung.  An  Stelle  von  Aether 
zur  Abscheidung  des  Fettes  dient  bei  dieser 
Methode  eine  Säure,  wodurch  die  Fett 
ausscheidung  eben  so  schön  stattfindet,  wie 
bei  der  alten  bekannten  Butyrometrie. 

Der  neue  Apparat  erscheint  besonders  für 
grössere  Betriebe  (grössere  Controlen,  Molke* 
reien  u.  s.  w.)  sehr  empfehlenswerth. 


12.  ITa^ser -Nümbetgspridii 

Ueber  zinnhaltige  Consenren, 

Er  berichtet  über  eine  Reihe  von  VenrachcD, 
die  darlegen  sollen,  wie  die  Aufnahme  von 
Zinn  aus  den  Büchsen  von  der  Natur  der 
betreffenden  Flüssigkeit  und  von  der  Dauer 
der  Einwirkung  auf  das  Metall  abhangig  ist. 

Die  Weinsäure  besass  die  grösste  Lösungs- 
fähigkeit,  dann  folgte  die  Aepfelsäure,  Koch- 
salz löste  noch  weniger,  die  Essigsäure  am 
wenigsten. 

Als  Mittel  zur  Verhütung  der  Auflösung 
von  Metall  werden  Lacküb^rzüge  empfohlen; 
über  die  Brauchbarkeit  derselben  sind  Ver- 
suche nicht  vorhanden. 

Th,  Wiw^fe- Nürnberg  bespricht 

Die  dialytisohe  Untersuchung  des  Honigs. 

Derselbe  stellte  Versuche  an,  1.  über  die 
Einwirkung  der  Dialyse  auf  Stärkesirup  in 
seinen  verschiedenen  Concentrationen ,  dann 
Rohrzucker  resp.  weissen  Cahdiszucl^r,  ferner 
Bluthenhonig,  der  vom  Redner  selbst  aus 
frischen  Waben  durch  Ausfliessen lassen  her- 
gestellt war,  ferner  Mischungen  von  Honig 
und  Stärkezucker,  sowie  Mischungen  von  Honig 
und  Rohrzucker  und  endlich  Mischungen  mit 
elsässer  Coniferenhonig.  Die  Versuche  selbst 
wurden  mit  einem  nach  Angaben  von  Huefde 
in  Strassburg  hergestellten  Apparate  gemacht, 
ebenso  das  Pergamentpapier  nach  Angabe 
aus  Düren  bezogen. 

Die  zu  diaiysirenden  Lösungen  wurden  auf 
500 <)  gebracht,  so  dass  die  zu  dialysirende 
Schicht  ungefähr  1  cm  Höhe  erreichte.  Die 
Dialyse  selbst  wurde  bei  Ib^  14  Stunden 
lang  fortgesetzt  und  der  Wasserzufiuss  so 
regulirt,  dass  in  einer  Minute  ungefähr 
30  Tropfen  zuflössen,  den  Apparat  passirten 
und  eben  so  viel  am  Ende  desselben  abliefen. 
Es  ergab  sich,  dass  bei  der  Dialyse  des 
Stärkesirups  annähernd  die  Hälfte  der  rechts- 
drehenden Substanz  diffundirte;  bei  Versuchen 
mit  Rohrzucker  diffundirte  ca.  ^/3  der  ange- 
wandten Substanz,  bei  Versuchen  mit  reinem 
Honig  ei^schien  bei  massiger  Concentration 
die  zurückbleibende  Flüssigkeit  vollständig 
oder  nahezu  völlig  inactiv,  bei  starken , Con- 
centrationen blieb  eine  geringe  Linksdrehung 
vorhanden. 

Im  Gegensatz  zu  den  Resultaten  dieser 
Versuche  ergaben  jene,  die  mit  einer  Misch- 
ung von  Stärkesirup  und  Honig  ausgeführt 
wurden,  eine  mit  dem  steigenden  Gehalte  an 


477 


enterem  gleichfalls  steigende  Beehtsdrehung 
der  sur&ckbleibenden  Flüssigkeit.  Bei  Misch- 
ungen mit  schwachem  Stärkezuckergehalt 
entspricht  die  restirende  Rechtsdrehung  un- 
gefähr der  Hälfte,  bei  stärkerem  Gkhalt  einer 
Drehung  von  ungefähr  ^a  der  ursprön glichen. 
Bei  sehr  starkem  €^alt  an  Stirkesyrnp  wird 
die  restirende  Rechtsdrehong  noch  wesentlioh 
geringery  als  >/3  der  nrspr anglichen  Drehung 
entsprechen  würde.  Die  Versuche  mit  einer 
Mischung  Ton  Honig  und  Rohrzucker  zeigen 
eine  mit  dem  steigenden  Gehalt  an  lettterem 
cojrespondirende  Zunahme  der  Rechtsdreh nng 
der  surockbleibenden  Fifissigkeit. 

Als  Schattenseiten  des  Verfahrens  sind  auf- 
zuführen die  lange  Zeitdauer  der  Dialyse, 
peinlichstes  Einhalten  aller  Arbeitsbeding- 
ungen, besonders  der  Höhe  der  zu  dialy siren- 
den Flössigkeitsschicht  und  der  Temperatur. 

Einen  Schluss  auf  den  Procentgebalt  an 
Stärkeaucker  kann  man  nicht  machen.  Im 
AJJgemeinen  erscheinen  die  bei  den  Ver- 
suchen gemachten  Erfahrungen  bis  jetzt  nicht 
geeignet,  das  Verfahren  zu  empfehlen. 

(Schluss  folgt.) 


Vorkommen  von  Betain  nnd  Cholin 
im  Wnrmsamen. 

E.  Jahns  ist  es  gelungen,  im  Wurmsamen 
Betain   und  Cholin  aufzufinden,   welche  un- 
zweifelhaft erkannt  wurden.  Für  das  Cholin 
ist    der    Schmelzpunkt   (244   bis  245  <^)   des 
Golddoppelsalzes,     sowie    der    Platingebalt 
(31,53,    berechnet  31,63  pCt.)    des    Platin- 
doppelsalzes,  ferner  die  Eigenschaft  des  letz- 
teren charakteristisch,  aus  wässeriger  Losung 
in  sechsseitigen  Tafeln,  aus  yerdünntem Wein- 
geist dagegen  in  wasserhaltigen  Octaedern  zu 
krjstallisiren. 

Das  Bet ainhydrochlorid  krystallisirte  aus 
der  beiss  gesättigten  Lösung  in  SOproc.  Wein- 
geist wasserfrei  in  schonen,  oft  mehrere  Centi- 
meter  langen  Prismen,  aus  wasseriger  Lösung 
dagegen  in  monoklinen  Tafeln.  Das  Salz 
schmilzt  unter  Aufschäumen  bei  227 bis 228 <*. 
Das  Betaingoldchlorid  kr/stallisirte  in  vier- 
seitigen Blättchen  und  lieferte  beim  Glühen 
43,11  (berechnet  43,07  pCt.)  Gold;  das 
Piatindoppelsalz  lieferte  beim  Glühen  30,32 
bis  30,34  pCt.  (berechnet  30,26  pCt.)  Platin. 
Der  Gebalt  dea  Wurmsamens  an  Betain  be- 
trägt etwa  0,5  pCt,  an  Cholin  ca.  0,1  pCt. 
8.         Ber.  d.  2>.  ehem.  Gesellsch.  1893,  1493. 


JodindieatoT  tar  Bestimmung  des 

SäuregradeB  in  gefärbten  Pflanaen- 

eztracten,  Wttrze,  Bier  etc. 

Bei  stark  gefärbten  PQanzenextracten  ist 
es  bekanntlich  sehr  schwer,  bei  Säurebestimm- 
ungen den  Endpunkt  genau  zu  erkennen. 
Udgen  Petersen  hat  nun  eine  Reihe  yon  Ver- 
suchen über  die  Einwirkung  sehr  verdünnter 
anorganischer  und  organischer  Säuren  auf 
eine  stärkehaltige  gesättigte  Lösung  von  jod- 
saurem Kali  unternommen.  Zur  Untersuch- 
ung kamen  Salzsäure,  Salpetersäure,  Schwefel- 
säure, Phospborsäure,  Essigsäure,  Buttersäure, 
Oxalsäure,  Weinsäure,  Bernsteinsäure,  Aepfel- 
säure,  Citronensäurc ,  Benzoesäure,  Salicyl- 
säure,  Borsäure  und  Kohlensäure.  Die  meisten 
Säuren  (mit  Ausnahme  von  Borsäure),  auch 
im  sehr  verdünnten  Zustande,  machten  Jod 
frei,  und  kann  mithin  das  Vorhandensein  von 
geringen  Spuren  von  Säuren  an  der  Blau- 
färbung erkannt  werden.  Die  Säurebestimm- 
ung besteht  also  darin ,  dass  man  einer  be- 
stimmten Menge  der  säurebaltigen  Flüssigkeit 
so  lange  titrirte  Natronlauge  zusetzt,  bis  ein 
herausgenommener  Tropfen,  in  einen  Tropfen 
der  Probirflüssigkeit  —  den  Jodindicator  — 
gebracht,  keine  Färbung  mehr  hervorbringt. 
Der  Jodindicator  wird  in  folgender  Weise 
bereitet:  50  ccm  gesättigte  Lösung  von  jod- 
saurem  Kali  wird  mit  '/^  g  Stärke  gekocht; 
wenn  diese  „gelöst'*  ist,  setzt  man  circa  10  g 
Jodkalium  hinzu.  Die  Flüssigkeit  wird  im 
Dunklen  am  besten  in  einer  vollen  Flasche 
aufbewahrt.  Vor  der  Anwendung  wird  die 
braune  Flüssigkeit  aufgekocht  und  vorsichtig 
sehr  verdünnte  Hyposulfitldsung  zugegeben, 
bis  sie  vollständig  farblos  geworden.  Zur 
Säurebestimmung  werden  2  Tropfen  dieses 
ludicators  auf  eiuen  weissen  Teller  auf  2  cm 
Durchmesser  ausgebreitet,  und  in  die  Mitte 
bringt  man  dann  den  Tropfen  der  zu  unter- 
suchenden Flüssigkeit.  Bei  Vorhandensein 
von  Säure  zeigt  sich  ein  blauer  King  rings 
um  den  eingebrachten  Tropfen.  Verf.  glaubt, 
dass  man  mittelst  des  Jodindicators  besser 
als  mit  den  bis  jetzt  verwendeten  Indicatoren 
eine  scharfe  Reactionsgrenze  bei  zymotech- 
nischen  öäuretitrirungen  erreichen  kann  und 
dass  Titrirungen  nach  dieser  Methode,  von 
verschiedenen  Personen  ausgeführt,  besser 
zum  Vergleich  geeignet  sind,  als  es  bis  jetzt 
der  Fall  gewesen  ist. 

Cheni.'Ztg.  1893,  Bep.  20A, 


478 


Neue  ArzaeimitteL 

Chelen  ist  ein  neuer  aber  recht  überflüssi- 
ger französischer  Name  für  Chloräthjl. 

Chlorol  ist  eine  Desinfections- 
flüssigkeit  von  folgender  Zusammen- 
setzung: 1  Quecksilberchlorid  I  1  Natrium- 
chlorid, 1  Salzsäure,  3  Kupfcrsulfat,  1000 
Wasser.  Das  Kupfersalz  soll  als  Brechmittel 
dienen,  falls  die  Flüssigkeit  aus  Versehen  ge- 
trunken wird;  über  dieselbe  Sache  haben  wir 
bereits  Ph.  C.  30,  725  berichtet.  Der  nichts- 
sagende Name  Chlorol  ist  erst  beim  Auf- 
wärmen der  Vorschrift  als  Zugmittel  erfunden 
worden. 

Lactophenin  soll  nach  Merck's  Market- 
Report  ein  Phenacetin  sein,  in  dem  die  Acctyl- 
gruppe  durch  Milchsäure  ersetzt  ist.  Es  soll 
als  Ersatz  für  Phenacetin  Verwendung  finden, 
vor  dem  es  durch  grosse  Löslichkeit  in  Wasser 
(45  pCt.)  ausgezeichnet  ist. 

Valzin  ist  nach  Merck'B  Market-Report  ein 
neuer  Ersatz  für  Saccharin ,  der  200  mal  so 
süss  wie  Zucker  ist. 

Denselben  Grad  von  Süssigkeit  besitzt 
Dulcin  oder  Sucrol,  mit  dem  das  Valzin  wohl 
auch  identisch  sein  wird. 

Ob  bei  dieser  „Taufe^^  die  Sucht  einen 
neuen  Namen  zu  erlinden  oder  eine  Ver- 
welschuug  des  ursprünglichen  Namens  —  wie 
wir  neulich  bei  Uly p toi  (Ph.  C.  34,  394) 
nachwiesen  —  Pathe  gestanden  hat,  ver* 
mögen  wir  nicht  zu  sagen. 


Zum  Nachweis  von  Chloroform 
in  ünter8uchang8objecten 

giebt  Vitali  (Boll.  chim.  farm.  1893,  385) 
folgende  äusserst  empfindliche  Methode'^)  an. 
Durch  die  in  einer  Woidff sehen  Flasche 
be€ndliche  Flüssigkeit  wird  ein  Strom 
Wasserstoff  geleitet,  der  das  etwa  anwesende 
Chloroform  mit  wegführt.  Der  austretende 
Wasserstoff  wird  entzündet^  wodurch  sich  bei 
Anwesenheit  ron  Chloroform  Chlorwasserstoff 
bildet.  Wird  in  die  Flamme  ein  feines 
Messingdrahtoetz  eingetaucht,  so  nimmt  bei 
Anwesenheit  von  Chloroform  die  Flamme  eine 
schöne  blaue  Farbe  an ;  weiter  werden  die  Ver- 
brennungsproducte  durch  ammoniakalisches 
Wasser  geleitet,  welches  sich  blau  f&rbt. 

*)  Wir  bemerken,  dass  andere  flüchtige  orga- 
niscne  Chlorverbindungen,  z.  B.  Aetbylenchlorid, 
um  nur  eine  zu  nennen,  dieselben  Reactionen 
geben  mflssen.  Bed. 


Der  Dach  dem  Einatfamen  von  Chloroform 
gelassene  Harn  wirkt  auf  ammooiakalische 
Silberlösung  besonders  in  der  Warme,  auf 
Queekailberohlorid  beim  Sieden  redacirend 
ein  und  entfärbt  die  Fehling^Bche  Knpfer- 
lösung  ohne  Kapferox/dnl  abzneeheideD, 
enthält  aber  entweder  kein  Chloroform  oder 
nur  äusserst  gering^*  Mengen  daron.  Solcher 
üam  enthält  swar  manchmal  kleine  Mengeo 
unbekannter  organischer  Chlonrerbindnngeo, 
nicht  aber  Glyeuronsäuretriohloratfajlester 
(wie  Kost  behauptet  hatte)  oder  -Tricfalor- 
methylester.  «. 

Chefn.'Ztg.  1893,  Eep.  205. 


Darstellung  von  Salpetersäure  und 
Alkalicarbonat  aus   Alkalinitrat 

Ä,  Vogt  und  C,  J.  Wickmann  ist  ein  Ver 
fahren  patentirt  worden,  am  Salpctersaare 
und  Alkalicarbonat  fabrikmässigdarsastelleD. 
Gepulvertes  Natriamnitrat  wird  mit  gekörntem 
Aetakalk  in  Retorten  auf  geeignete  Tem- 
peratur  erhitzt  und  doroh  Oebläsevorriohtang 
Kohlensäuregas  mit  Wasserdampf  eingeführt. 
Es  bildet  sich  Natriumcarbonat,  mit  Aetskalk 
gemischt,  während  die  entweiehenden  nitrosen 
Gase  durch  den  Wasserdampf  in  Salpetersäure 
übergeführt  werden.  Das  erhaltene  mit  Aetz 
kalk  Tcrunreinigte  Natriumcarbonat  kann 
eventuell  gleich  in  Aetznatron  übergeführt 
werden. 

Einen  ähnlichen  Vorschlag  haben  schon 
Lieher  und  Walz  (Wagn.  Ind.  1869,  182) 
vorgebracht,  welche  die  Entwickelang  der 
Kohlensäure  nicht  ausserhalb,  sondern  inner- 
halb des  Apparates  bewirken,  jedoch  hat  die 
Erfahrung  gelehrt,  dass  obiges  Verfahren 
günstigere  Uesultate  liefert,  weil  die  Tem- 
peratur der  zuzuführenden  Gase  besser  dem 
Processe  angepasst  werden  kann. 

Würde  Kohlensäuregas  und  Wasserdampf 
auf  reines  uuvermischtes  Natrium- 
nitrat einwirken,  so  dürfte  nur  eine  langsame, 
ungleichmässige  Umsetzung  eintreten.  Die 
Masse  muss  locker  und  porös  sein,  um  von 
den  Gasgemischen  durchdrungen  zu  werden. 
Durch  Vermischung  des  Natriumnitrats  mit 
Aetzkalk  dürfte  man  dies  vollständig  erreicht 
haben.  Auch  Baryt,  Magnesia,  Strontisn 
eignen  sich  hierzu,  ebenso  kann  man  auch 
die  Carbonate  der  alkalischen  Erden ,  sowie 
die  Ozjde  des  Mangans  und  Eisens  verwenden. 

5.        Zeitschr,  f,  angeto,  Chem.  1S&3,  359. 


47» 


TlienHHs«tlw)lie  lUUiieilvBireii 


üeter  BandwvrmQiiUel 

entnehmen  wir  der  ZeiUchr.  esterr.  Apoth.-V. 

Folgendes: 

Nach  Osteg&vdsy  läeet  rieh  SalioyUävre 
sar  Abtmhuig  «ler  fiandwürmer  verwendett. 
Am  Abend  if  eiden  SO  g,  am  aftohettB  Morgen 
noebmaU  16  g  Ricüitteol  genommen  nni 
hieranf  4  g  Salieylsftnre  in  vier  Zwiteben- 
jMtasen  von  je  einSer  Stande  (je  1  g).  Seilte 
eine  Stunde  nach  der  vierten  SalieyielMiregabe 
der  Worm  noeh  nieht  abgegangen  sein ,  so 
giebt  man  nochmals  15  g  Rioinnsöl,  was  meist 
den  gewünschten  Erfolg  hat. 

F.  Grimm  emp£eblt  Tribromphenol  (5  bis 
10  Gaben  sn  je  0,1  bis  0,2  g)  speciell  gegen 
Tinia  mediocanellata  nnd  Botiyocephalns- 
Istns. 

Dass  Köbert  das  Xtberisehe  Gel  von 
Filix  mas  als  wirksamen  Bestandtbeil  (neben 
derFilixsinre)  im  Pfliz-Extract  ansieht,  haben 
wir  schon  Pb.  0.  34,  211  berichtet.  a. 


üeber  Extractom  Pichi  flnidum 

sagt  M.  Friedländer  (Thexap.  M onatsh.  1893, 
350),  dasselbe  scheine  berufen  zu  sein,  die 
bisher  gebränidilichen  Mittel  gegen  Krank- 
heiten der  Hamorgane  (Balsemum  Copaivae, 
Oienm  dantali,  Oleum  Terebinthinae)  zu  ver- 
drängen nnd  zu  ersetzen,  da  es,  ohne  deren 
scbidlicfae  nnd  unangenehme  Etgensehafien 
zu  besitsen,  denselben  an  Wirksamkeit  nicht 
nachsteht. 

Die  von  FViedUinder  augewendeten  Gaben 
sind  dreimal  tüglich  einen  Tbeelöffsl  voll. 

Das  Pjchi'Fluideztract  stellt  eine  dunkel- 
braune Flfiseigkoit  von  sehr  angenehmem 
Gerüche  dnv;  der  Geschmack  ist  intensiv 
bitter,  auf  der  Zunge  leicht  brennend.  Auf 
Wasserznsaf  z  tritt,  in  Folge  der  Abscheidung 
von  Harz,  sofort  Trübung  ein ;  eine  wässerige 
Verdünnung  des  Extractes  wird  durch  Eisen- 
chlorid schwarzblau  gefärbt.  s. 


Oegen  das  Brennen  bei  ürtiearia 

und  dns  Jnieken  hei  anderen  Hautkrankheiten 
lermendet  Btnirdeaux  ein  Gemisch  von  Aqua 
Calcis,  Aqnn  Laurocerasi  und  Glycerin  zu 
gleichen  Tfaeilen.  Die  erkrankten  Tbeile  sind 
mit  dieser  Fliiseigkeit  einzureiben  und  ohne 
vorheriges    Abtrocknen    mit    einer  dünnen 


Schicht  Watte  zu  bedecken ;   die  Linderung 
stellt  sich  sofort  ein. 

Monatah.  f.  pract.  Dermatoloffte. 


Oegen  acute  und  chronische 
Bronchitis 

empfiehlt  Hilbert  einen  Aufguss  der  Blätter 
Ton  Ledum  palustre  (5,0  bis  10,0  auf  200,0). 
Das  Mittel  soll  als  Expectorans  wir^LCn  und 
zugleich  die  Scbweisssecretion  anregen. 

Diagnostische  Bedeutung  der 
Essigsäuretrübung  im  Harn. 

Ausser  Nuel^Vn  werden  auch  noch  Nudein- 
sttbstanzen  im  Harn  durch  Essigsäure  gefällt. 
M.Kahane,  fand,  dass  solche  durch  Essigsäure 
fällbare  Nucleinsubstanzen  sich  im  Harn  nach 
Vergiftungen  durch  Kalilauge,  Salzsäure, 
Canthariden  finden,  ferner  auch  bei  Erysipel, 
Angina,  Pneumonie,  Neuritis,  Pericarditis, 
Miliartuberkulose,  Meningitis,  Morbilli,  nicht 
bei  Scharlach. 

Monaish.  f.  pract.  Dermatologie, 


Arsenikgebraueh  in  Schweizer 
Mädchenpensionaten. 

Das  kürzlich  in  zweiter  Auflage  bei 
A.  Hirschwäld  in  Berlin  erschienene  Buch: 
„Die  Nebenwirkungen  der  Arzneimittel,  phar- 
makol.  klinisches  Handbuch"  vom  Privat- 
docenten  Dr.  L,  Lewin  enthält  ein  Citat  aus 
einer  Arbeit  Dr.  Hans  Bttchner^s  (Die  ätbi- 
ologische  Therapie  und  Prophylaxe  der 
Lungenschwindsucht.  München  1893),  wel- 
ches folgendermassen  lautet: 

„Man  weiss  ferner,  und  dies  ist  eine  ganz 
sichere  Thalsache,  dass  in  Schweizer  Mädchen- 
pensionaten Arsenik  regelmfissig  und  unter 
Aufsicht  von  Aerzten  unter  die  Speisen  ver- 
kocht wird,  in  der  Absicht,  die  Kinder  frisch, 
gesund  und  blühend  au  machen,  eine  Absicht, 
die  jcfienfalls  erreicht  wird,  da  es  sonst  un- 
möglich wäre,  einen  so  auffälligen  Gebrauch 
durchzuführen  **. 

Der  waadtiändiache  Gesundheitsrath  ver- 
wahrt sich  gegen  diese  grundlose  Behauptung 
und  gelegentlich  eines  Briefwechsels  desselben 
mit  dem  Autor  des  beanstandeten  Ausspruches 
hat  Buchner  die  Beschuldigung  zurückge- 
nommen. $, 

Therap.  Monatsh.  1893,  361. 


480 


Tei«okte€eHe  IHfllielliyHreB, 


Verfälsehtes  Oalciamcarbonat 

Die  Firma  G,  Hell  &  Co,  in  Troppau  be- 
richtet, dass  sie  in  Calcium  carbonicum  prae- 
cipitatum,  welches  sich  durch  grosse  Leichtig- 
keit auszeichnete,  einen  Zusatz  von  nahezu 
20  pCt.  Magnesia  geftinden  hat. 

Fharm»  Fost. 

Nach  unserem  Arzneibuch  würde  man  die 
Magnesia  in  der  Ammoniakprobe  finden,  vor- 
ausgesetzt, dass  man  zum  Lösen  keinen 
Ueberschuss  von  Salzsäure  verwendet 
hatte,  die  mit  dem  nun  zuzusetzenden  Ammo- 
niak Chlorammonium  bilden  würde,  welches 
bekanntlich,  falls  es  in  genügender  Menge 
vorhanden  ist,  die  Fällung  von  Magnesiam- 
oxydhjdrat  verhindert.  Empfehlenswerth  zum 
Nachweis  der  Magnesia  ist  dah^  folgende 
Probe,  welche  das  Arznetbuch  nicht  angiebt: 
„Die  mit  Hilfe  von  Salzsäure  hergestellte 
wässerige  Lösung  des  Calci umearbonats  (1  s= 
50)  darf  durch  zugesetztes  überschüssiges 
Kalkwasser  nicht  getrübt  werden/^  Durch 
das  Kalkwasser  würden  Calcium phosphat  und 
Magnesia  gefällt  werden. 

Um  im  vorliegenden  Falle  und  anderen 
ähnliehen  leicht  erkennen  zu  können ,  wenn 
das  zuzusetzende  Beagens  (hier  Kalkwasser) 
im  Ueberschuss  vorhanden  ist,  empfiehlt  es 
sich ,  ein  kleines  Stuckchen  Lackmuspapier 
in  die  Flüssigkeit  zu  geben ,  dessen  Farben- 
änderung leicht  zu  beobachten  ist.  #. 


üeber  eine  Verfälschung  von 
Extractum  Hyoscyami, 

welches  durch  seine  lebhaft  grüne  Farbe  auf- 
fiel, berichtet  B.  Seyhold  (Pharm.  Ztg.  1893, 
480).  Dasselbe  enthielt  gegen  15pCt.  eines 
feinen  grünen  Fflanzenpulvers,  welches  beim 
Filtriren  der  Lösung  des  Extractes  zur  uck- 
blieb. 


s. 


Glycerin  -  Stuhlsäpfchen. 

Eine  neue  Vorschrift  zu  Gljcerin  -  Stuhl- 
zäpfchen empfiehlt  nach  Rundschau  Boni  in 
Giorn.  farm.  Nach  dieser  werden  aus  10  Tb. 
Glycerin,  5  Th.  Wasser  und  l  bis  2  Th.  Ge- 
latine lege  artis  Stuhlzäpfchen  in  Formen 
ausgegossen,  die  nach  dem  Festwerden  in  ein 
Gemisch  von  geschmolzenem  Cacaoöl  und 
Wachs  getaucht  werden,  wodurch  ihnen  ein 
haltbarer  Ueberzug  gegeben  wird. 


Onter  Yerbandg^yps 

must  naeh  3bf0y  (Pb.  Zeitechr.  f.  Ritasl.  d. 
Rundsch.)  folgenden  Anforderangen  geoügea : 

1.  Der  Gjrpa  «et  ein  töUig  weiaaes,  tfooknes 
und  feinet  Pulver,  welekea  beioi  Sieben  durch 
ein  Haanieb  mit  etwa  360  Masahen  im  Qoa- 
dratceatimetar     keioea     Rüekstaad     gebe. 

2.  Werden  6  g  Gypa  mit  26oein  Wassev  ge- 
sohnttelt,  so  entstehe  eine  Milch,  ans  der  sieh 
naeh  einigen  Mimitea  der  Gypt  in  Pölver- 
form  abseheide;  nach  ^f%  Stunde  bemerkt 
man  auf  dem  Kolbenboden  snweiien  geringe 
Mengen  gelber  oder  br&nnlieber  Pfinktchea. 
Die  überstehende  Flüssigkeit  tei  klar,  üarhloi 
und  von  neutraler  Reaction.  3.  Beim  lieber- 
giessen  von  2  bis  3  g  Gyps  mit  8  ecm  ver- 
dünnter Salzsäure  kann  die  EntvrickeleDg 
einiger  Kohlensäurebläschen  ,  nieht  aber  ein 
Auf  braasen  angestanden  werden«  4.  Beim 
Troeknen  im  Ezeiecator  verliere  er  nieht  mehr 
als  1,5  pCt.,  bei  weiterem  voraiehtigen  Er- 
hitzen im  Luftbade  bis  170<>  nieht  mehr  als 
5,5  pCt.  an  Uewicht.  5.  100  g  Gjpa  mit 
50ccm  Wasser  von  Zimmertemperatur  im 
Porzellanmöreer  eine  Minute  lang  durchge* 
miseht,  lielere  einen  Brei,  welcher,  der  Ruhe 
überlassen,  in  10  bis  15  Minuten  eine  völlig 
weisse  harte  Masse  gebe;  ven  dieser  abge- 
schlagene Stucke  seien  sehwer  an  breehen, 
kleinere  Stücke  sollen  bei  starkem  Dmck 
zwischen  den  Fingern  nieht  bröckeln;  grössere 
Stücke  mit  Wasser  von  Zimmertemperatur 
Übergossen,  sollen  in  24  Stunden  nicht  sn 
Pulver  zerfallen.  Die  Ansfellnng  der  nnter  6. 
beschriebenen  Proben  hält  Verfasser  far  ge- 
wöhnlich als  ausreichend. 


Benzo6 "  Thonerde  -Watte. 

An  Stelle  der  Eisenchlorid watte  empfiehlt 
Gf.  Morpurgo  das  oben  genannte  Präparat  als 
blutstillendes  Mittel.  Man  kocht  Aluminium- 
acetlösung  mit  Benzoeharz  und  tränkt  mit 
der  siedepdheissen  colirten  Flüssigkeit  die 
Watte.  Die  Benzoe- Thonerde -Watte  enthält 
fein  .vertheiites  Benzoehara,  veldies  die  za* 
sammeaziehende  Wirkung  der  Thonerde  uod 
der  Benzoesäure  auf  die  Wunden  unterstützt. 

s.  Pharm.  Post  1893,  3'*:. 

Das  Kochen  von  ThonerdeaeetatlÖsang 
erscheint  bej  der  bekannten  Zersetzlichkeit 
derselben  in  ^ex  Wärme  bedenklich*     BitL 


481 


Bestinunimg  des  speciflschen 
CFewiehtes  kleiner  Körper. 

£ioe  8«br  bequeiae  und  wert hvolle  Methode 
sur  Bestimmung  des  specifischen  Ge- 
wichtes kleiner  Korper  (Mineralien,  Sal«e 
und  dergl.)  bieten  die  schweren  Flüssig- 
keiten,  deren  specifisches  Gewicht  genau 
bekannt  ist;  man  bringt  die  Körper  in  die  ver- 
Bchiedenen  Flössigkeiten  und  ermittelt,   in 
welcher  sie  schweben  bleiben.     Die  Flüssig- 
keiten, welche  für  diesen  Zweck  verwendet 
werden  können,  dürfen  die  Körper  nicht  lösen, 
ferner  müssen  sie  durchsichtig  und  leicht- 
flüssig sein.  Will  man  sie  hingegen  bloss  dasn 
Terwerthen,  Terschieden  schwere  Körper  (etwa 
Mineralfragmente)  ?on  einander  au  trennen, 
so  kann  auf  die  Durchsichtigkeit  versichtet 
werden.    Bisher  wurden  zur  Bestimmung  des 
specifiscben  Gewichtes  von  inWasser  löslichen 
Salsen    als    schwerste    Flüssigkeit    benutzt: 
Methjlenjodid,  C^^J,  («peo.Gew.3,3),  Bwmal, 
CBrjCOH  (spec.  Gew.  3,34)  und  Silicium- 
jodoform,    SiHJ^    (spec.  Gew.  3,4)     (ferner 
Baryumquecksilberjodid.     Ph.  C.  24,  563). 
J.  W.  Betgera  ist  seit  längerer  Zeit  bemüht, 
die  Reihe  dieser  Flüssigkeiten  durch  Auffinden 
noch  schwererer  zu  erweitern,  und  ist  dazu 
gelangt,  nachstehende  neue  sehr  schwere  (bei 
gewöhnlicher  Temperatur  flüssige)    Flässig- 
keiteo  vorsnechlagea:  1.  Eine  gesattigte  Lös- 
ung von    Jodarsen  (AsJj)   und   Jodanttmon 
(Sb  Ji|)  iD  einem  Gemisch  von  Bromarsen  und 
Jodmetbjlen  (spec.  Gew.  3,70  bei  20«  C). 
2.    Eine    geafittigte   Lösung   von    Zinnjodid 
Sn  J4  in  Bromarsen  AsBrg  (spec.  Gew.  3,73 
bei  1 5  o).    3.  Eine  gesättigte  Lösung  ?on  Selen 
in  SelenbroDDÜr  SeBr  (spec.  Gew.  wahrschein- 
lich etwa  3,70).  4.  Das  Jodal  CJ3COH  (spec. 
Gew,  vermalhlich  3,7  bis  3,8).     Alle  diese 
Flüssigkeiten  erreichen  also  bereits  eine  Maxi- 
maldichte von  3,7  bis  3,8 ;  Eetgers  ist  jedoch 
der  Meinnngy  dass  Hoffnung,  noch  schwerere 
Flüssigkeiten  vom  specifischen  Gewicht  4  und 
darüber  su   erhallen ,  so  gut  wie  nicht  vor- 
banden sei.     „Es  scheint,  als  ob  hier  eine  ge- 
wisse physikalische  Grenze  bestände,  die  nicht 
überschritten  werden  kann,  weil  die  Flüssig- 
keiten, indem  sie  reicher  werden  an  einem 
schwereren,   entweder  chemisch  gebundenen 
oder  physikalisch  gelösten  Körper,  wie  Jod, 
Quecksilber,    Zinn  etc.,    auch    immer   mehr 
Neigung  bekommen,  in  den  festen  Aggregat- 
zustand fibersugehen. '^   Praktisch  hat  Betgers 


zunächst  erst  die  zweite  der  von  ihm  gefun- 
denen, neuen,  schweren  Flüssigkeiten  erprobt. 

KcUurw,  Etmdsch, 


Einen  Apparat  zur 
makroskopischen 

von  üntersQchnngsstoffen 

hat  Krönig  constiuirt.  Eine  in  drei  gleiche 
Sectoren,  einen  schwarzen,  einen  weissen  und 
einen  durchsichtigen  Sector,  getheilte  Glas- 
platte befindet  sich  auf  einem  Blechring. 
Dieser  wird  in  ein  Gestell  eingelassen,  welches 
an  seinem  Fussende  einen  um  eine  horizontale 
Achse  drehbaren  Spiegel  trägt,  in  dessen  Be- 
reich der  durchsichtige  Theil  der  Platte  ein- 
gestellt wird.  Wird  die  Schale  mit  dem  Unter- 
suchungsmaterial eingesetzt,  so  vermag  man 
letzteres  durch  Drehung  der  Schale  bei  auf- 
fallendem Licht  auf  schwarzem  und  weissem 
Grunde,  sowie  bei  reflectirt  durchfallendem 
Licht  vorzüglich  zu  durchmustern  und  das 
zur  mikroskopischenUntersuchung  geeignetste 
Material  herauszufischen.  Die  Rückseite  des 
Spiegels  ist,  um  die  im  weissen  Sector  event. 
eintretende  Schatten bildung  zu  vermeiden, 
mit  einer  weissen  Porzellanplatte  belegt.  Der 
Apparat  ist  erhältlich  bei  Bob.  Muencke^ 
Berlin.  Deutsche  MedrZtg. 

Neuerung  an  Schlauchklemm- 
Yorrichtungen. 

Bei  dem  durch  Franjs  Bingler  in  Ludwigs- 
hafen a.  Rh.  zum  Patent  angemeldeten 
„aseptischen  Quetschbahn*'  ist  ein  elastisches 
Rohr  verwendet,  welches  an  der  Stelle,  welche 
der  Druckwirkung  der  Qnetschvorrichtung 
ausgesetzt  wird ,  mit  einer  Verstärkung  ver- 
sehen ist,  um  ein  selbstthätiges  Oeffnen  des 
elastischen  Rohres  nach  Aufhebung  der  Druck- 
wirkung zu  sichern.         I^arm,  Post.       s. 

Vergoldungspulver. 

Um  Metalle  (Kupfer,  Silber,  Messing  u.  s.  w.) 
durch  ein  einfaches  Abreiben  zu  vergolden, 
giebt  Martin  folgende  Vorschrift:  20  Th. 
Goldchlorid,  60  Th.  Cyankalium ,  lOO  Th. 
Wasser,  5  Th.  Weinstein  und  100  Th. 
Schlemmkreide  werden  gemischt  und  mit 
einem  WoUcnlappen  auf  die  vorher  sorgfältig 
gereinigten  und  durch  eine  Mineral  säurebeize 
gezogenen  Gegenstände  eingerieben.        8. 

Neueste  Erfind,  und  Erfahr. 


482 


Bekann  tmachuD  g, 

betreffmd  die  Aiehung  Ton  cbemiicbeii 
Messgerfithen« 

Vom  26.  Juli  1893. 

Auf  Grand  des  Artikels  18  der  Maaas-  und 
Gewichtsordnung  crlässt  die  Normal-Aichungs- 
ComnuFsion  (Besondere  Beilage  zu  Nr.  dO  des 
Reichs -Gesetzblattes)  folgende  Vorschriften: 

§1- 

.  Zulässige  Uessgerftihe. 

1.  Zum  ausschliesslichen  Gebrauche  ftir  che- 
mische Maassanalyse  wässeriger  Flüssigkeiten 
weiden  Hohlkörper  aas  Glas   zur  Aiehung  za- 

? gelassen,   und  zwar  sowohl  ohne  Eintheilang 
flr  eine  einzige  Maassgrösse: 

a)  Kolben  (Flaschen  zum  Aufstellen), 

b)  Vollpipetten  mit  oberem  Rohr  (Ansaug- 

rohr) zum  Eoaporsaugen  und  mit  unterem 
Rohr  (Ablaufrohr)  far  den  Ein-  und  Aus- 
tritt der  Flflssigkeit, 
als    auch    mit   Eintheilung   in   gleich   grosse 
Ranmiheile  in  Form  tob  Messröbren: 

c)  Messgläaer  (auch  MesscyUnder  genannt, 

MessrOhren  mit  angeschmolzenem  Fuss 
zum  Aufstellen), 

d)  Bflretten  (MessrOhren  ohne  angeschmol- 

zenem Fuss,  mit  Abflussrohr), 

e)  Messpipetten   (MessrOhren  mit  Ansaug* 

und  Ablaufrohr,  rergl.  b). 

2.  Der  von  den  Messger&then  anzugebende 
Raumgehalt  wird  durch  Striche  oder  durch 
die  untere  Oe£fnung  abgegrenzt;  er  ist  auf  den 
Ger&then  för  eine  Temperatur  des  Geräthes  von 
+  15<^  des  lOOtheiligen  Thermometers  in  Liter 
oder  in  Theilen  des  Liter  oder  in  Cnbikcenti- 
meter  bezeichnet,  wobei  das  Cubikeentimeter  dem 
tausendsten  Theil  des  Liter  gleichgeachtet  wird. 

3.  Der  von  den  Messgeräthen  anzugebende 
Raumgehalt  kann  sowohl  durch  eine  in  das 
trockene  Messgeräth  eingefflllte  Wassei^ 
menge  (Messgeräthe  auf  Einguss),  als  auch  durch 
eine  aus  dem  Messgerfttn  ausgeflossene 
Wassermenge  (Met^sgeräthe  auf  Ausguss)  ver- 
körpert sein.  Messger&the  mit  Abflnss  sollen 
immer  auf  Ausguss,  andere  dtlrfen  auf  beides, 
aber  nur  entweder  auf  Einguss  oder  auf  Aus- 
guss eingerichtet  sein.  Den  Raumgehalt  auf 
Ausguss  erb  Alt  man  durch  Entleeren  einer 
WasserfflUnng  unter  Zurfleklaasen  der  unver- 
meidlichen gleichmässigen  Benetzung  der  reinen 
MaasswAnde.  Als  unvermeidliche  Benetzung 
gilt  diejenige,  welche  zurflckbleibt,  wenn  man 

a)  bei  Hessgeräthen,  welche  durch  Umkehren 

entleert  werden  mflssen,  eine  Minute  nach 
dem  Entleeren  das  schräg  gehaltene  Ge- 
räth  abtropfen  lässt  und  den  letzten 
Tropfen  abstreicht, 

b)  Pipetten  ganz  oder  bis  zur  unteren  Strich- 

marke frei  auslaufen  lässt,  während  das 
Auslaufrohr  ständig  die  Wandung  des  die 
Fällung  aufnehmenden  Gefässes  berührt, 
und  wenn  man,  nachdem  der  zusammen- 
hängende freie  Ausfluss  aufgehört  hat  oder 
die  begrenzende  untere  Strichmarke  er- 
reicht ist,  noch  >/4  Minute  nachlaufen  lässt, 


c)  Bflxetten  nnd  Hesspipetten  beliebig  aus- 
laufen iSsst,  den  letzten  Tropfen  abstreicht 
nnd  nach  dem  AnsUufen  noch  8  Minnten 
wartet,   ehe  man  die  Ablesung  vornimmt 

4.  Der  Querschnitt  der  Messgeräthe  soll  ttber- 
all  kreiBfärmig  sein,  der  messende  Raum  darf 
sich,  vom  grOesten  Durchmesser  an  betrachtet, 
höchstens  einmal  nach  oben  nnd  unten  ver- 
jüngen ;  mit  dem  MesskOrner  verbundene  Bohre 
sollen  stetig,  ohne  plötzlicnes  Ab-  und  Ansetzen 
in  denselben  flber^hen,  so  dass  die  Flüssigkeit 
beim  Aoslanfen  nirgends  aufgehalten  wird. 

5.  Die  Striche  und  Bezeiehnnngen  sollen  feia, 
jedoch  deutlich  aufgeätzt,  eingeschllffen,  einge- 
rissen oder  in  anderer  Weise  dauerhaft  ange- 
bracht, keinesfalls  nur  aufgemalt  sein,  und  zwar 
sollen  sich  die  Striche  nur  auf  vüllig  cylindri- 
scheDt  regelmässig  gestalteten,  schliereBfireien 
Theilen  der  Messgeräthe  befinden.  Eine  Ein- 
färbun^  der  Striche  ist  gestattet. 

6.  Die  Striche  sollen  mindestens  die  Hilfte 
der  Giaswand  umfassen  nnd  in  Ebenen  liegen, 
welche  mit  der  Achse  des  Messgelftssea  einen 
rechten  Winkel  bilden. 

7.  Bei  Messgeräthen  mit  Eintheilung  soll 
diese  gleichmässig  sein. 

8.  Die  Bezeichnungen  der>Kolben  dfirfen  in 
Liter  oder  Cnbikeentimeter,  also  mit  Liter, 
1  oder  ccm  geschehen,  diejenigen  der  anderes 
Messgeräthe  sollen  nur  in  Cubikcentimeter,  also 
mit  ccm  ausgeführt  sein.  Die  Inhaltsbezeich- 
nung der  Geräthe  ohne  Eintheilung  erfolgt  aof 
der  Mitte  des  MaaadtOrpers. 

9.  Die  Bezifferung  der  Striche  auf  den  Ge- 
räthen  mit  Eintheilung  hat  an  den  rechteo 
Enden  der  Striche  nach  Cubikcentimeter  als 
Einheit  zu  geschehen;  sie  darf  entweder  nin' 
von  oben  nach  unten  oder  nnr  von  unten  nach 
oben  fortschreiten.  Dem  die  grOsste  Zahl 
tragenden  Strich,  welcher  zugleich  der  Endstnch 
bezw.  Anfangstrich  der  Theilung  sein  soll,  ist 
auch  die  Bezeichnung  mit  ccm  beitnaetien. 

10.  Ferner  ist  bei  oen  Mes^geitthen  olme  Ein- 
theilung unter  der  Inhaltsangabe,  auf  Mess- 
geräthen mit  Eintheilung  mindestens  15  mm 
über  der  Eintheilung  diel^mperatur,  bei  welcher 
die  Baumgebaltsan  gaben  des  Messgerftthes  ihrem 
SoUwerth  entsprechen,  in  der  Form  + 16®  C.  auf- 
zuätzen,  und  es  soll  durch  ein  links  daneben  is 
gleicher  Hohe  aufgeätztes  E  beziehungsweise  A. 
wofür  auch  Eing.  beziehungsweise  Ausg.  od^r 
Einguss  beziehungsweise  Ausguss  grsetit  werden 
dar^  angegeben  sein,  ob  das  Geräth  auf  Ein- 
guss oder  Ausguss  eingerichtet  ist  Eine  Ge- 
schäftsnummer, Name  und  Sitz  eines  Geschäftes 
und  eine  Fabrikmarke  dürfen  den  obenerwähntes 
Angaben  gegenüber  auf  der  anderen  Seite  der 
Wandung,  bei  Messgeräthen  mit  Eintheilnn; 
auch  in  Längsschrift  links  neben  der  Theilnngt 
angegeben  sein. 

11.  Bei  allen  Messgeräthen  gilt  als  Abiesungs- 
stelle  diejenige,  an  welcher  eine  Ebene,  die  man 
sich  durch  den  tiefsten  Punkt  des  Flflaaiffkat- 
meniskus  zur  Achse  senkrecht  gelegt  denkt,  die 
Wandung  an  der  Seite  durchschneidet,  aof 
welcher  sich  die  Strichmarke  beziehungsweise 
die  Eintheilung  befindet. 


483 


12.  Zn-  nnd  Abflassrohre,  StOpeel  a.  s.  w. 
dürfen  sieht  in  den  Messraam  selbst  mflnden 
oder  hinein  reichen ;  die  Ab^renatong  meesender 
Räame  unmittelbar  durch  Hihne  ist  unzuläsBig. 
Ausserhalb  des  Messraumes  kann  dem  Mess- 
gerätb  die  fflr  dessen  Zweck  nothwendige  6e> 
statt  und  Ausstattung  mit  Hüb  neu,  Rohren,  Er- 
weiterungen n.  s.  w.  beliebig  gegeben  werden. 

13.  Die  Auslauf^püzen  sollen  gerade,  ihre 
Wandung  bis  zur  Grenze  der  noch  guten  Halt- 
barkeit dünn  ausgezogen,  ihre  Mflndung  eben 
and  glatt  sein.  Zul&ssig  ist  es,  die  Spitzen  an 
der  Mflndung  etwas  einzuziehen.  Bei  der  BQ« 
rette  nach  Gay-LusMC  darf  die  Auslaufspitze 
gegen  das  Auslaufrohr  geneigt  und  nach  unten 
schräg  abgeschliffen  sein. 

§2. 

X6!U»ger&tbe  ohne  Eintheilang  (Kolben,  Yollpipetien). 

1.  Die  Kolben  dOrfen  nur  eine  dor  folgenden 
Maassgrössen  enthalten:  2,  1,  »'«(0,6),  V^  (0,25), 
0,2.  (',1,  0,05  1.  die  Vollpipetten  beliebige  Maass- 
grossen  Yon  1  bis  einschliesslich  200  com. 

2.  Die  die  abgrenzenden  Striche  tragenden 
Tb  eile  beider  Arten  von  Messgerfithen  sollen  an 
denjenieen  Stellen,  wo  die  Striche  angebracht 
sind,  durchaus  cvlindrisch  Tsiehe  auch  §  1 
Zifier5),  von  gleichem  Querschnitt  und  durch- 
sichtig sein;  auch  sollen  sie  ganz  allm&hlich  und 
stetig  in  den  aufgeblasenen  Theil  übergehen. 

S.  Bei  Pipetten  soll  das  obere  Ansaugrohr 
mindestens  130  mm,  das  untere  Ablaufrohr  min- 
destens 60  mm  und  höchstens  300  mm  lang  sein. 

4.  Die  den  Raumgehalt  oben  abg[renzende 
Strichmarke  soll  sich  bei  Kolben  in  mindestens 
70  mro,  bei  Vollpipetten  in  mindestens  100  mm 
Abstand  vom  ooeren  Ende  und  in  mindestens 
30  mm  Abstand  von  dem  aufgeblasenen  Theile 
befinden,  auch  füll  sie  ganz  um  den  Hals  be- 
ziehungsweise das  Ansaugrohr  herumgezogen  sein. 

5.  Da,  wo  der  Strich  angebracht  ist,  soll  die 
innere  Weite  des  Kolbenhalses  nicht  weniger 
als  6  mm  and  bei  einem  Baumgehalt  des  Kol- 
bens  ▼OD  2  [  1 1  yO,b):  •/4(0.25;  0,2|  0,1  i  0^05 1 
nicht  mehr  als  25,20|    20     ,15       12    12il0mm 

betrageot  ebenso  bei  Pipetten  die  innere  Weite 
des  Ansangrohres  i^nd  des  Ablaufrohres  nicht 
weniger  als  '/«  und  nicht  mehr  als  6  mm. 

6.  Der  Boden  der  Kolben  darf  leichte  Ein- 
buchtungen nur  nach  Innen  haben,  der  Ümfkng 
des  Bodens  soll  eine  Ebene  bilden,  zu  welcher 
der  Hals  senkrecht  steht.  Der  Kolben  muss  auf 
einer  horizontalen  Ebene  feststehen. 

7.  Die  Abgrenzung  des  Kaumgehalts  nach 
unten  kann  bei  den  Vollpipetten  durch  die 
Mflndung  des  Ablaufrohres  oder  durch  einen 
zweiten  anf  dem  Ablaufrohr  in  mindestens 
30  mm  Abstand  Tum  Ende  angebrachten  Strich 
erfolgen.  Bei  Pipetten  ohne  Hahn  darf  die 
Weite  der  unteren  Oeffnung  nur  so  gross  sein, 
dsss  die  freie  Entleerung  gemftes  §  l^^  dauert: 

bei  einem  Inhalt  von  weniger  als  10  ccm, 
12  bis  15  Sekunden, 

bei  einem  Inhalt  von  10  ccm  bis  ausschliess- 
lich .00  ccm,  15  bis  20  Sekunden, 

bei  einem  Inhalt  ron  50  ccm  bis  ausschliess- 
lich 100  ccm,  20  bis  öO  Sekunden, 


bei  einem  Inhalt  von  100  ccm  und  mehr,  30 
bis  40  Sekunden. 

Bei  Pipetten  mit  Hahn  findet  die  Aiohun^ 
für  diejenige  Stellung  des  Hahnes  statt,  bei 
welcher  die  Entleernngsdauer  beträgt: 

bei  einem  Inhalt  von  weniger  als  10  ccm,  13 
bis  17  Sekunden, 

bei  einem  Inhalt  von  10  ccm  bis  ausschliess- 
lich 50  ccm,  16  bis  20  Sekunden, 

bei  einem  Inhalt  von  50  ccm  bis  ausschliess- 
lich 100  ccm,  23  bis  27  Sekunden, 

bei  einem  Inhalt  von  100  ecm  und  mehr,  33 
bis  37  Sekunden. 

§  3. 

Messgeräthe  mit  £intbeilQog. 

1.  Der  Gesammtinhalt  der  mit  Eintheilung 
versehenen  Messgeräthe  darf  1  ccm  bis  1 1  be- 
tragen, jedoch  bei  den  Hessgläsern  und  Bfl- 
retten  nicht  weniger  als  5  ccm,  bei  den  BQretten 
und  Messpipetten  nicht  mehr  als  100  ccm. 

2.  Als  Eintheilungen  sind  zulässig: 


bei  einem  Gesammtranmgehalt  des  Hess- 

geräthes 

mehr  als      mehr  als  I  mehr  als 
2  bis      .      5  bis      |     10  bis 
5  ccm  10  ccm     i     50  ccm 


von  1  bis 
2  ccm 


kleinste  TheilabBchnitte  von 
0,01  ccm  i   0,05  ccm  !    0,05  ccm  !    0,1  ccm 
0,02    ..     I    0,02    „     I    O.l      „     t     0,2 


»» 


mehr  als 

50  bis 

100  ccm 


mehr  als   i   mehr  als 
100  bis    !    '200  bis 
200  ccm    I    500  ccm 


mehr  als 
500  ccm 


0,2  ccm 
0,5    „ 
1 


kleinste  Theilabschnitte  von 


»» 


1  ccm 

2  ., 
5 


5  ccm 
10 


10  ccm 


»I 


1» 


3.  Die  Abgrenzung  des  Messraumes  darf  nach 
unten  wie  nach  oben  nur  durch  einen  Strich 
erfolgen.  Der  .oberste  Theilstrich  soll  vom 
oberen  Ende  des  Messgeräthes  bei  den  Mess- 
pipetten um  mindest«*ns  100,  bei  den  übrigen 
um  mindestens  50  mm  abstehen,  ebenso  der 
unterste  Theilstrich,  sofern  nicht  der  finden 
des  Messgeräthes  den  Anfang  der  Theilung 
bildet,  vom  unteren  Ende  beziehungsweise  von 
der  beginnenden  Verjüngung  um  mindestens 
30  mm. 

4.  Die  Bezifferung  erfolgt  bei  Eintheilung 

a)  in   10,    1,    0,1    oder   0,01   ccm    an  jedem 

zehnten, 

b)  in  2,  0,2  oder  0,02  ccm  an  jedem  fünften, 

c)  in  5,  0,5,  0,05  ccm  an  jedem  zweiten  oder 

zehnten 
Strich,  die  bezifferten  Striche  sollen  ganz  um 
den  Umfang  der  Messgeräthe  herumgehen,  von 
den  anderen  Strichen  sollen  die  Fünferstriche 
im  Falle  a,  und,  wenn  nur  jeder  zehnte  Strich 
beziflert  ist,  die  Einerstriche  im  Falle  c  etwa 
drei  Fünftel  des  Unifanges,  alle  anderen  Striche 
aber  etwa  die  Hälfte  des  Umfanges  einnehmen. 
Die  nicht  ganz  herumgehenden  Striche  sollen 
ihrer  ganzen  Lunge  nach  sich  auf  durchsich- 
tigem Glase   befinden;  etwa  zur  Erleichterung 


484 


der  Ablesaoff  dienende  Streifen  aus  andnrch- 
sichtigem  Glase  dürfen  hiemach  nicht  breiter 
sein  US  zwei  Fflnftel  des  Umfange«. 

5.  Der  Abstand  zweier  benachbarter  Tbeil- 
siriche  darf  nicht  mehr  als  12  mm  und  bei  den 
Messglftsern  mit  Eintheilungen  in  5  ccm  oder 
mehr  nicht  weniger  als  2,  bei  den  anderen 
Messgerätben  nicht  weniger  als  1  mm  betragen. 

§4. 

Fehlergrenxen. 

1.  Kessgeräthe  ohne  Eintheilnng. 

Die  im  Mehr  oder  Minder  zoEalassenden 
Fehler  dürfen  höchstens  betragen 

Liter  Soll- 
rftamgelialt 

bei  Kolben  Yon   2     auf  Ausgnss  1  ccm, 

1       .  .        0.6  , 

0,5    „  „        0,3  „ 

0,2    „  „        0,2  „ 

0.1       „  n  0,2    , 

„     0,05  „  .        0,1  H 

bei  Kolben  auf  Eingnss  die  H&lfte  dieser  Wert  he, 
bei  VoUpipetten  von  1  bis  einschl.  2 ccm  0,01  ccm, 
von  mehr  als  2  „        «     10   ,    0,02   , 
„        „       ,  10  ,        „     30    ,    0,03   . 
-        „       «  30  „        .     75    „    0,05    „ 


n 

n 

n 


n 

t* 


n 


n    ''Ö    „ 


II 


200   „    0,1 


tf 


n     30 

.   50 


2.   KesQger&the  mit  Eintheilnng. 

Die    im    Mehr    oder   Minder    zaznlassenden 
Fehler  des  gesammten  Raumgehalts  dürfen  an 
Büretten  nnd  Messpipetten  höchstens  betragen 
bei    1  bis  einschl.  2  ccm  0,01  ccm, 
bei  mehr  als   2    ,        -       10    „     0,02    , 

n  n         „     10      „  „  30     ,       0.03     „ 

.       50    „     0,05    . 
,        „      100    ,     0.1      „ 
bei   Messgläsern   gleicher  GrHsse  auf  Eingnss 
das  doppelte,  aufAnsgnss  das  Vierfache ;  ferner 
bei  Mci^s^läsern  anf  Eingnss 
bei  mehr  als  100  bis  einschl.  200  ccm  0,5  ccm, 
,        „        „    200   „        „       500    ,     1,0    „ 

n  n  .500 2,0      . 

bei  Messgläsern   gleicher  GrOsse   auf  Ansguss 
das  Doppelte. 

Sodann  darf  bei  Messgläsern  anf  Eingnss  der 
Fehler   desjenigen   Baumes,    welcher   in   zehn 


anfeiqanderfolgenden  ^Kleinsten  Theilabscbnitten 
enthalten   if^t,  im  Mehr  oder  Minder  an  keiner 
Stelle  der  Eintheilnng  mehr  betragen  als 
1  ccm  bei  Eintheilnng  in  10  nnd  5  ccm, 

"»4    n         n  ff  »  2  „ 

0,2  „      „  „  „1  und  0,5  „ 

0,1    «  ,  n  n       0.2  .     0.1    „ 

bei  Messgiäsem  anf  Ausguss  das  Doppelte  dieser 
Beträge;  bei  den  Büretten  nnd  Messpipetten 
mit  Eintheilungen  in  0,01  bis  einschliesslich 
0,2  ccm  nicht  mehr  als  ein  Drittel  eines  kleinsten 
Theilabschnitts,  bei  den  anderen  nicht  mehr 
afs  ein  Viertel. 

§5- 

StempelaBg. 

Die  Stempelung  erfolgt  durch  Anf  ätzen  des 
Präzisions -Aichstempels  bei  Kolben  unmittelbar 
über  der  Strichmarke  und  über  der  Bezeichnung, 
bei  Vollpipetten  unmittelbar  über  dem  oberen 
Strich  und,  wenn  der  Messraum  auch  narh 
unten  durch  einen  Strich  abgegrenzt  ist,  un- 
mittelbar unter  diesem,  bei  den  übrigen  Ge- 
ra then  dicht  oberhalb  des  obersten  und  unter- 
halb des  untersten  Striches.  AuBserdem  erhalten 
die  Ablaufspitzen  einen  Stempel  diclit  an  der 
Mündung. 

§6- 

AichgebQhren. 

An  Gebühren  werden  erhoben: 

a)  bei  der  Aichung 

für  Messgeräthe  ohne  Eintheilung  30  4-, 
für  Hessgeräthe  mit  Eintheilnng  .  80  , 

b)  bei  blosser  Prüfung 

für  jede  vollstflndige  MaassgrOsse 
oder  lede  geprüfte  Stelle  .  .  .  10  , 
Sind  bei  ner  Aichung  an  einem  mit  Ein- 
theilung versehenen  Messgeräthe  ausser  dem 
Gesammfinhalt  mehr  als  fünf  Stellen  geprüft, 
so  wird  für  jede  Stelle  mehr  ein  Zuschlag  nach 
dem  vorstehenden  Satze  unter  b  berechnet. 

§7. 

Aichnngsstelle. 

Die  Aichung  der  Messgeräthe  erfolgt  bis  anf 
Weiteres  durch  die  Normal- Aichungs-Commission. 
Berlin,  den  26.  Juli  1893. 

Kaiserliche  Normal  •  AicJiiiDgs  -  GoDinilssira. 

Huber. 


BriefwectaseL 


Apoth.  N.  K«  in  D«  Bostflecken  an  ver- 
nicKelten  Gegenständen  entstehen  da ^  wo  der 
Nickelüberzug  entweder  abgeblättert  ist  oder 
wo  er  eine  Lücke  aufwies,  welche  für  das  blosse 
Auge  unsichtbar  sein  kann.  An  solchen  Stellen 
kann  Feuchtigkeit  an  das  Eisen  gelangen,  es 
bildet  sich  Host,  und  die  Rosistelle  breitet  sich 
gewöhnlich  noch  unter  dem  Nickelüberzug  aus, 
so  dass  der  Schaden  meistens  in  der  That 
grosser  ist,  als  er  sich  dem  Auge  äusserlich 
zeigt  Scharfe  Mittel  zur  Entfernung  des  Bestes, 
wie  z.  B.  Abkratzen  mit  Metallgerätnen,  sind  zu 
vermeiden,  da  man  dadurch  die  Stelle,  wo  das 
Eisen  blossgelegt  ist,  meist  nur  noch  vergrOssert 
Wir  empfehlen   Ihnen,  die  Roststellen   an  den 


vernickelten  Gegenständen  mit  einem  Kork,  der 
mit  Oel  befeuchtet  wurde,  wegznpoliren. 

Avoth.  B«  in  C.  Als  wirksames  Mittel  ge^cen 
die  Dlutlans  wird  neuerdings  folgendes  Mittel 
empfohlen :  Man  löst  50  g  Schellack  in  1  Liter 
Brennspiritus  auf  nnd  bepinselt  die  Brutstätten 
des  Insectes  mit  dieser  Lüsung.  Der  Schellack 
bildet,  nachdem  das  Insect  durch  den  Spiritas 
vernichtet  worden  ist,  eine  Decke  über  der  Brnt- 
stätte,  die  ein  weiteres  Fortleben  etwa  nicht 
vernichteter  Thiere  oder  der  Brut  unmöglich 
macht.  Dieser  Bchellacküberzug  ist  den  Bäumen 
selbst  nicht  gefährlich,  da  die  Decke  noch  ge- 
nügend porOs  ist,  um  Luft  und  Feuchtigkeit 
durchzulassen. 


YerUger  and  Terantwonllohcr  B«<l«cteiir  Dr.  £•  Qelssler  ia  Dreadcn, 


^kvtnaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitvmg  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr»  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Oelssler. 


£r8cheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezagspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

Tiertelj ährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf     Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaetlon:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredactear :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

MS4.     Dresden,  den  24.  August  1893.  IiV"',ahrÄ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

InfaAlt:  CkeiMle  «nil  Pliftrnuieie:  Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika.  —  lieber  einige  Re- 
actlonen  de«  Silber«.  —  Hinweis.  —  Helfenberger  Annalen  1892.  —  Beslehangen  der  Phosphate  und  des  Casei'ns 
Kar  MilchsänreiT&hrnng.  —  Zur  Kenntnis«  der  Phlorone,  —  Hinweis.  —  Therapentliehe  MitlhellaBgen :  Behandlung 
der  Pbosphorrergiftang.  —  Gegen  Dysenterie.  —  Bllehenehaa.  —  Yeneliledeae  Mltthellaageii!  Destillirapparat 
mit  HelmkQhlaog.  —  Ein  Verfahren ,  Kresole  in  Wasser  löslich  an  machen.  —  Uebcr  Pepsin.  —  Mediclnischa 
Mineralw&sser.  —  Species  antiasthmaticae.  —  Vinam  dlaretlonm.  —  Kreosotemulsion.  —  Paico.  —  Malesci-Eisen. 

—  Pelagin.  —  Neueste  deutsche  Patentanmeldungen.  —  Brlefireekael.  —  ABieigen* 


Chemie  und  Pbarmacle. 


Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Siebente  Jahrzehnt  -  Revision. 
Philadelphia  1893. 

Von  Dr.  Bruno  HtrscÄ- Berlin. 

Die     „siebente    Bevision"    der    nord- 
amerikanischen    Pharmakopoe     befindet 
sich  seit  Beginn  dieses  Jahres  im  Druck, 
der   bereits    seiner  Beendigung  nahe  ist, 
und  soll  am  1.  Januar  1894  in  Kraft  treten. 
Es  kann  billig  in  Erstaunen  setzen,  dass 
schon     die     ersten    Herausgeber    dieser, 
nicht  einmal  mit  staatlicher  Autorität  aus- 
gestatteten Pharmakopoe  im  Anfang  un- 
seres Jahrhunderts  die  weise  Anordnung 
einer  nach   oder  im  Verlauf  von  je  zehn 
Jahren  zu  erneuernden  E  e  v  i  s  i  o  n  trafen, 
zu  einer    Zeit  also,   wo   andere,  längst 
bestehende     und    gesetzlich    eingeführte 
Pharmakopoen  20  bis  30  Jahre  lang  un- 
verändert   in  Kraft  zu  bleiben  pflegten; 
nicht   minder  jedoch  ist  die  Pietät  und 
Bescheidenheit  anzuerkennen,  mit  welcher 
auch   die    beiden  neuesten  „Revisionen" 
V.  J.  1882    und  1893  noch  immer  diese 
anspruchslose  Bezeichnung    beibehalten, 


während  sie  doch  als  von  Grund  auf 
neue,  höchst  gediegene  Arbeiten  zu  er- 
kennen sind,  welche  nicht  bloss  an  Um- 
fang und  Vielseitigkeit,  sondern  haupt- 
sächlich an  Wissenschaftlichkeit  und 
praktischem  Werth  ihre  Vorgänger  und 
viele  andere  Pharmakopoen  weit  über- 
ragen. 

Die  Vertreter  des  Dogmas  „eine  Phar- 
makopoe solle  ein  Gesetzbuch,  aber  kein 
Lehrbuch  sein",  werden  freilich  den 
Vorwurf  erheben,  dass  die  Ausführungen 
dieser  Pharmakopoe  recht  oft  über  das 
gesetzlich  Unerlässliche  in  das  Lehrhafte 
hinüberstreifen;  aber  abgesehen  von  der 
Unmöglichkeit,  nach  dieser  Richtung  hin 
feste  Grenzen  zu  ziehen,  ist  das  Buch  für 
die  von  den  unseren  vielfach  verschiedenen 
amerikanischen  Verbältnisse  geschrieben, 
und  überhaupt  müsste  es  eine  sehr 
schlechte  Pharmakopoe  sein,  die  bei 
ihrem  Erscheinen  nicht  auch  für  den 
fachlich  gut  ausgebildeten  Apotheker 
mannigfach  Belehrendes  enthielte. 

Eine  sehr  eingehende  Behandlung  er- 
fuhren die 


486 


Reagentien.  unter  den  Vorbemerk- 
ungen dazu  ist  gesagt,  dass  manche  Che- 
mikalien den  für  ihre  Anwendung  als 
Eeagentien  erforderlichen  Beinheitsgrad 
besitzen,  wenn  sie  den  Forderungen  der 
Pharmakopoe  an  die  gleichnamigen,  zum 
medieinischen  Gebrauch  bestimmten  Mittel 
entsprechen.  Wo  im  Aligemeinen  oder 
für  besondere  Zwecke  ein  höherer 
Reinheitsgrad  als  nolhwendig  er- 
achtet wird,  ist  dies  bei  den  einzelnen 
Reagentien  ausdrücklich  angeführt.  Als 
praktische  Abkürzung  für  die  soge- 
nannten normalen  volumetrischen  Lös- 
ungen, wie  für  deren  Verdünnungen  oder 
höheren  Concentrationen  werden  die  Be- 

N        N 
1     ^" '"^'     )i'    10'     lOü 


Zeichnungen  %,-   (normal), 


(V2-,  V10-»  Vioo- normal),  -^  oder  2  N 

(doppel -normal)  eingefüiirt.  Ein  einer 
Mengen-  oder  Grössenangabe  vorgesetzter 
Stern  (*)  oder  die  Beifügung  des  Wortes 
,,ungefähr"  (about)  bedeutet,  dass  die 
Angabe  eine  nur  annähernde  oder  mitt- 
lere in  gewissen,  nicht  sehr  weiten  Gren- 
zen ist,  etwa  2  pCt.  erreichend ;  z.  B.  ist 
unter  „*25ccm"  eine  Menge  von  24,5 
bis  25,5  ecm  zu  verstehen.  Aufzube- 
wahren sind  die  Reagentien  in  Flaschen, 
die  von  Blei  und  Arsen  frei  sind,  auch 
von  Säuren  und  Alkalien  nicht  angegriffen 
werden;  bevorzugt  werden  Flaschen  aus 
böhmischem  Glase.  Sie  sollen  mit  gut 
eingeschliffenen  Stöpseln  versehen 
sein  und  diese  sollen  durch  Bestreichen 
mit  ein  wenig  Vaselin  schlüpfrig  ge- 
maTiht  werden,  wenn  die  Flaschen  ätzende 
Alkalien,  Ammoniak,  Schwefelammonium, 
Gerbsäure  und  andere  das  matte  Glas 
leicht  angreifende  Substanzen  enthalten. 
Lichtscheue  Reagentien,  wie 
Schwefelwasserstoff,  Schwefelammonium, 
Chlorwasser  etc.  sind  in  dunkelbernstein- 
farbenen Gläsern  zu  verwahren. 

Während  der  Gehalt  der  volu- 
metrischen Lösungen  an  wirk- 
samer Substanz  durch  das  Atom-  oder 
Molekulargewicht  der  letzteren  und  durch 
die  Wahl  zwischen  sogenannten  Normal- 
löfeungen  und  ihren  Unterstufen  oder  Ver- 
doppelungen unzweifelhaft  vorgeschrieben 
ist,  sind  die  Verdünnungsgrade  der  nur 
zu     qualitativen     Untersuchungen 


dienenden  Flüssigkeiten  noch  immer 
höchst  willkürliche  und  systemlose.  Es 
.soll  ja  anerkannt  werden,  dass  eine  durch- 
gängige Beziehung  auf  das  Molekular- 
gewicht kaum  durchführbar,  vielfach  auch 
nicht  nothwendig  ist,  denn  manche  Mittel, 
wie  Kalk,  Gyps,  Silborsulfat,  das  gas- 
förmige Chlor  und  Schwefelwasserstoff 
gehen  in  nur  geringer  Menge  in  Lösung: 
andere  wieder  müssen  zu  Erreichung 
ihres  Zwecks  in  concentrirtester  Form 
angewendet  werden,  wie  das  Ohlorzinn; 
für  noch  andere  ist  es  bequem,  dieselben 
Lösungen  zu  verwenden,  welche  die 
Pharmakopoe  für  arzneilichen  Gebrauch 
vorschreibt,  wie  z.  B.  die  flüssigen  Säuren, 
die  Alkali-  und  Salzlösungen.  Aber  auch 
nach  Ausscheidung  dieser  Mittel  bleibt 
noch  eine  lange  Reihe  von  solchen,  die 
einen  beliebigen  Verdünnungsgrad  zu- 
lassen, dem  sehr  wohl  das  betreffende 
Molekulargewicht  zu  Grunde  gelegt  wer- 
den könnte. 

Die  neue  Pharmakopoe  hat  einen  An- 
fang damit  gemacht,  indem  sie  dasselbe 
bei  zehn  ihrer  Reagentien  berücksichtigte; 

es  ist  nämlich  =   ^  oder  2  N  das  Na- 

N 
triumcarbonat,  =  -y  das  Baryumchlorid, 

Calciumchlorid  und  Kaliumjodid,   =  [^ 

N 
das  Baryumnitrat,  =  jq  die  Oxalsäure,  da^ 

Kalium-Permanganat,  -Sulfat  und  -SuH'o- 
cyanid,  wie  auch  das  Silbernitral.  - 
Eine  andere  Reihe  von  Reagentien  erhäh 
man  durch  Lösung  von  10  g  Substanz  zu 
dem  Volumen  von  100  ccm,  nämlich 
Ammoniumchlorid,  Bleiacetat,  Eisen- 
chlorid, Ferro-Ammoniumsulfat,  Kalium- 
ferrocyanid,  Gerbsäure,  Kalium- Carbo- 
nat,  -Chromat  und  -Dichromat,  Kupfer- 
sulfat, Magnesiumsulfat,  Natrium -Aoetai 
und  -Phosphat  Warum,  abweichend 
hiervon,  das  Cobaltnitrat,  Eisensulfat. 
Kaliumferricyanid  und  Natriumnitro- 
prussid  in  ihrem  zehnfachen  Gewieh: 
Wasser  gelöst  werden  sollen,  so  dass  lOs: 
Substanz  nicht  100 ccm,  sondern  110g 
Flüssigkeit  geben,  ist  für  uns  unklar.  Nach 
diesen  Verhältnissen  w^äre  beispielsweise 
das  Ammoniumchlorid  1,87-.  das  Kalium- 
carbonat  0,72-,  das  Kaliumdiehroimt 
0,33-normal,   es  fehlt  also  jede  Ueber- 


487 


einstimmang  des  eigentlichen  Wirknngs- 
werthes.  Für  die  sehr  verschiedenen 
Verdünnungsgrade  der  noch  übrigen  etwa 
25  Eeagentien  wtissten  wir  Grund  oder 
Kegel  nicht  anzugeben. 

Zu  den  einzelnen  Reagentien  sei  Folgen- 
des bemerkt: 

Aeidnm  hydroehlorienm,  nitricnm 
und  salfurionm  sind  strenger  zu  prüfen, 
als  es  der  Text  der  Pharmakopoe  verlangt. 
Namentlich  darf  die  Salzsäure  keine  Spur 
von  Schwefelsäure  oder  freiem  Chlor,  die 
Schwefelsäure  keine  Spur  von  Salpeter- 
oder salpetriger  Säure  enthalten,  und 
beide,  nach  der  Gutzeif sehen,  wie  die 
Salpetersäure,  nach  der  F/e/^iwaw«*schen 
Methode  auf  Arsen  geprüft,  binnen  2  Stun- 
den das  Silbernitratpapier  nicht  färben. 
Alominium  und  Kali  caustieum  dür- 
fen, nach  der  Flettmann' sehen, 

CupruiD,  Stannam  und  Zincum^  nach 
der  Gutzeifsehen  Methode  auf  Arsen  ge- 
prüft, binnen  2  Stunden  das  Silbernitrat- 
papier nicht  färben.  Das  Kupfer  wird 
zu  diesem  Zweck  in  heisser  concentrirter 
Schwefelsäure  gelöst. 

Aninioniam  carboniciim.  Für  ge- 
wöhnlich sind  10  g  in  einer  Mischung 
von  10  ccm  Ammoniak  und  40cem  Wasser 
zu  lösen.  Soll  aber  das  Reagens  zur  Ent- 
deckung von  Schwefelarsen  in  Gegenwart 
von  Schwefelantimon  dienen,  so  sind  10  g 
des  Salzes  in  Wasser,  ohne  Zusatz  von 
Ammoniak,  zu  100  com  zu  lösen. 

Aqua  hydrosulfurata  soll  mit  ge- 
waschenem Gas,  das  aus  Schwefeleisen 
mit  reiner  verdünnter  Schwefelsäure  (von 
etwa  12,5  pCt.)  entwickelt  wird,  bereitet, 
hinreichend  gesättigt  und  frei  von  Arsen 
sein.  Zum  Nachweis  desselben  wird  eine 
Probe  in  einem  Fläschchen  mit  Salzsäure 
angesäuert  und  darauf  24  Stunden  warm 
gestellt,  während  deren  sich  kein  Nieder- 
schlag (oder  gelbe  Trübung)  bilden  darf. 
Argentam  sulfuricnni.  1  g  Silber- 
nitrat wird  in  0,5  ccm  warmen  Wassers 
gelöst,  1,5  ccm  reine  concentrirle  Schwe- 
felsäure zugesetzt,  die  beim  Erkalten  sich 
ausscheidenden  kleinen  Krystalle  von  der 
sauren  Flüssigkeit  getrennt,  wiederholt 
mit  kaltem  Wasser  abgewaschen,  schliess- 
lich mit  100  ccm  Wasser  übergössen,  und 
durch  Schütteln  eine  gesättigte  Lösung 
hergestellt. 


Arsenikproben  nach  Bettmdorf  {Zmn- 
Chlorid)  -  (Ph.  0. 26, 400)  —  Fleitmann 
(Zink  und  Kalilauge  mit  Silbernitratpapier) 
—  (Ph.  C.  26,  402)  — ,  Gatehouse  (der 
statt  des  Zinks  Aluminium  anwendet)  und 
Gutjsfeit  (Zink  und  verdünnte  Schwefel- 
säure mit  Silbernitratpapier)  —  Ph.  Germ. 
III  —  sind  ausführlich  vorgeschrieben. 

Ferrom  sulfaricum.  Zur  Lösung  ist 
ein  klarer  Krystall  und  durch  Kochen 
von  Luft  befreites  Wasser  zu  verwenden, 
und  die  Lösung  selbst  unmittelbar  vor 
dem  Gebrauch  darzustellen. 

Oelatina.  Eine  warm  bereitete,  nö- 
Ihigenfalls  filtrirte,  für  den  Bedarf  frisch 
herzustellende  Lösung  von  1  g  Hausen- 
blase in  50  ccm  Wasser. 

Die  als  Indicatoren  dienenden  Flüssig- 
keiten sollen  gleich  nach  ihrer  Herstell- 
ung und  auch  später  von  Zeit  zu  Zeit 
auf  ihre  Neutralität  geprüft  werden, 
Nöthigenfalls  sind  sie  durch  vorsichtigen 
Zusatz  von  verdünnter  Schwefelsäure  oder 
von  verdünntem  Alkali  dahin  zu  bringen, 
dass  nach  Verdünnung  einiger  Tropfen 
mit  25  ccm  Wasser  ein  einziger  Tropfen 
einer  Centinormallösung  von  Säure  oder 
Alkali  zur  deutlichen  Hervorrufung  der 
hotreffenden  Farben  hinreicht.  Vor  Licht- 
einfluss  sind  die  Indicatoren  und  die 
damit  gefärbten  Papiere  zu  schützen. 

Als  Indicatoren  dienen  Auszüge  aus 
Campecheholz,  Cochenille,  Curcuma  und 
Lackmus,  ferner  Diphenylamin  in  Substanz 
und  in  verdünnter  schwefelsaurer  Lösung, 
sowie  die  Lösungen  von  Corallin,  Eosin, 
Fluorescei'n  ,  Methyl  -  Orange  ,  Phenol- 
phthalein und  Eosolsäure,  endlich  Cur- 
cumapapier,  blaues  und  rothes  Lackmus- 
papier und  PhenolphthaleTnpapier. 

Kalium  chromieum  und  Kalium 
nitricum  müssen  von  Chloriden  und 
Sulfaten  völlig  frei  sein. 

Kalium  snlfuricum  ist  in  der  vor- 
geschriebenen Lösung  (1  g  Salz  zu 
115  ccm  Lösung)  Zehntel -Normal  und 
kann  der  Zehntel -Normal -Schwefelsäure 
substituirt  werden,  wenn  man  vermeiden 
will,  durch  letztere  die  Neutralität  einer 
Flüssigkeit  zu  stören. 

Natrium  earbonicum,  das  wasserfreie, 
von  Chloriden  und  Sulfaten  völlig  freie 
Salz.    Seine  Lösung  (10,6  g  zu  100  ccm 

Lösung)  ist  doppel- normal  =  -j^. 


488 


Natriom-Cobalt-Nitrit, 

0o2(N02)6  6NaN02  +H2O, 
erhält  man  durch  Lösung  von  4  g  Cobalt- 
nitrat,  Co  (N  Og)«  +  6  H«  0,  und  10  g  Na- 
triumnitrit, NaN02,  in  ungefihr  50ecm 
Wasser,  Zusatz  von  2  ccm  Essigsäure  und 
Verdünnung  auf  100  ccm.  Wenn  während 
der  Aufbewahrung  ein  Verlust  an  sal- 
petriger Säure  eintritt,  sind  einige  Tropfen 
Essigsäure  zuzusetzen.    (Fortsetzung  folgt.) 

Ueber  einige  Seactionen 
des  Silbers. 

Durch  eingehende  Studien  über  dieses 
Metall  bat  Carey  Lea  einige  interessante 
Tbatsachen  zu  constatireo.  Zunächst  tritt  er 
der  allgemein  angenommenen  Behauptung 
entgegen,  dass  wässeriges  Ammoniak  auf 
normales  Silber  ohne  Wirkung  sei.  Bei  Vor- 
handensein Yon  günstigen  Bedingungen  wird 
das  Metall  yollständig,  wenn  auch  langsam, 
von  Ammoniak  gelöst.  Silber,  aus  Nitrat 
durch  Natronhydrat  und  Milchzucker  reducirt 
und  sorgfaltig  gereinigt,  wurde  in  wenigen 
Stunden  gelöst,  ebenso  ein  durch  Cadmium 
gefälltes  Silber. 

Das  Silber  wird  jedoch  nicht  als  solches 
gelöst,  sondern  zunächst  in  Silberozyd  über- 
geführt und  dann  erst  gelöst.  Behandelt  man 
Silber  mit  Ammoniak  in  einer  luftdicht  yer- 
schlossenen  Flasche,  so  tritt  ein  kaum  merk- 
licher Einfluss  des  Ammoniaks  auf  Silber  zu 
Tage.  Lässt  man  Jedoch  die  Einwirkung  in 
flachen  Schalen  erfolgen ,  so  ist  das  Löslich- 
keitsvermögen  ein  bedeutend  höheres. 

Eine  zweite,  bisher  nicht  bekannte  Reaction 
des  Silbers  ist  seine  Löslichkeit  in  verdünnter 
Schwefelsäure.  Das  fein  vcrtheilte  Silber 
ist  in  Schwefelsäure  löslich,  die  mit  ihrem  vier- 
bis  fünffachen  Volumen  Wasser  verdünnt  ist. 

S.  Naturw,  Bundschau. 


Gewinnung    von   Terpenen   ans   Harzen. 

0.  Wallach  {LieW»  Ann.  Chem.  1H92,  271  durch 
Apoth.-Ztg.,  Rep.  1893,  Nr.  1,  8.  2)  hat  die  Be- 
ziehangen,  welche  zweifellos  zwischen  Harzen 
und  Terpenen  obwalten,  einem  Studium  unter- 
zogen und  verschiedene  Harze  durch  Th.  Rhein- 
dorff  der  trockenen  Destillation  unterwerfen 
lassen.  Hierbei  lieferten  Kopalharz  und  Oli- 
banum  Pinen,  Elemiharz  Dipenten  und  Phellan- 
dren,  welche  beiden  auch  im  Ätherischen 
ElemiOl  nachgewiesen  sind.  Unter  den  Pro- 
ducten  der  trockenen  Destillation  von  Colo- 
phonium  konnten  Pinen  und  Dipenten  nach- 
gewiesen worden.  Th. 


Helfenberger  Annalen  1892. 

(Schluss  von  Seite  446.) 

Cera«  Eine  bereits  im  Jahro  1890  von 
Ä.  nnd  P.  Buisine  angegebene  Methode, 
welche  den  Nachweis  von  Kohlenwasser- 
stoffen (Paraffinen)  nnd  von  Fettalkobolen 
im  Wachs  bezweckt,  wurde  einer  Unter- 
suchung unterzogen.  Das  der  Methode  zu 
Grunde  liegende  Princip  ist  folgendes: 
Erhitzt  man  Fettalkohole  mit  Kalikalk,  so 
verwandeln  sie  sich  unter  Abspaltung  von 
Wasserstoff  in  die  entsprechenden  Säuren, 
welche  durch  den  Kalikalk  gebunden  wer- 
den, während  die  Kohlenwasserstoffe  un- 
verändert bleiben. 

Die  Ausführung  der  Untersuchung  ge- 
staltet sich  nach  Ä,  und  P.  Buisine^)  in 
folgender  Weise :  Man  schmilzt  2  bis  10  g 
Wachs  in  einer  kleinen  Porzellanschale, 
setzt  das  gleiche  Gewicht  gepulvertes  Aetz- 
kali  hinzu  und  mischt  gut.  Die  nach  dem 
Erkalten  harte  Masse  pulverisirt  man  und 
mischt  mit  3  Theilen  Kalikalk.  Darauf 
bringt  man  die  Mischung  in  eine  Eprouvette, 
bedeckt  sie  mit  einer  Schicht  Kalikalk, 
welche  den  Zweck  hat,  alle  Feuchtigkeit 
zurückzuhalten.  Man  verringert  den  Luft- 
raum noch  möglichst  mit  einem  oben  nnd 
unten  zugeschmolzenen  Glasrohre,  füllt  den 
noch  übrigbleibenden  leeren  Raum  mit 
Kalikalk  und  verbindet  die  Eprouvette  mit 
einer  vollständig  mit  Quecksilber  gefüllten 
^o/fftann'schen  Bürette.  Nachdem  man  einen 
Theil  des  Quecksilbers  hat  ausfliessen  lassen 
und  den  dadurch  entstehenden  leeren  Raum 
unterBeobachtung  von  Barometer  und  Ther- 
mometer mit  der  äusseren  Luffc  ins  Gleich- 
gewicht gebracht  hat,  erhitzt  man  die  Misch- 
ungen in  dem  von  C.  Hdl^)  angegebenen 
Luftbade  allmählich  auf  260  bis  300  <>  C. 
und  hält  sie  so  lange  auf  einer  Temperatur 
von  ungefähr  300"  C,  bis  sich  kein  Wasser- 
stoff mehr  entwickelt.  Nach  dem  Erkalten 
liest  man  zunächst  unter  Beobachtung  von 
Luftdruck  und  Temperatur  das  Volumen 
des  Gases  ab.  Darauf  pulverisirt  man  die 
in  der  Eprouvette  enthaltene  Mischung  und 
extrahirt  etwa  2  Stunden  mit  wasserfreiem 
Aether.  Den  Rückstand  des  ätherischen 
Auszuges  trocknet  und  wägt  man. 


>)  Chem.- Ztg.  1890,  Rep.  226. 

»)  Liebig'B  Annalen  223,  Tafel  III. 


489 


Dieterick    fand   nach    der   vorstehenden 
Methode: 

Kohlenwasserstoffe. 
Wachs  vom  Lager    Keines  Drohnenwachs 
J)  14,6  pCt.,  13,8  pCt., 

II)  15,0     „  .  13,3     „  . 

Die  Jodzahlen  dieser  Kohlenwasserstoffe 
waren  21,92  und  ?2,35. 

Der  Schmelzpunkt  lag  bei  52,5  und 
53,0  0  C. 

Die  nach  vorstehender  Methode  erhaltene 
Menge  Wasserstoff  betrug  für  1  g  Wachs 
nur  in  einem  Falle  über  50  ccm. 

Nach  Ä.  und  P.  Buisine  enthält  reines 
Wachs  12,5  bis   14,0  pCt.  Kohlenwasser- 
stoffe, welche  den  Schmelzpunkt  49,5'^  C, 
die  Jodzahl  22,05  haben  und  die  entwickelte 
Menge  Wasserstoff  beträgt  für  1  g  Wachs 
53,5  bis  57,5  ccm. 
Unter  dem  Abschnitte 
Extraeta  werden  die  in  neuerer  Zeit  be- 
kann t  gewordenen  Methoden  zur  DarstellaDg 
und  WerthbestimmuDg  derselben  einer  Be- 
sprechung unterzogen.  Das  verflossene  Jahr 
hat  in  dieser  Kichtung  viel  Neues  gebracht, 
was    übrigens   sämmtlich    in    der   Pharm. 
Centralhalle  Berücksichtigung  gefunden  hat. 
Den  qualitativen  Nachweis  der  Alkaloide  in 
einigen  narkotischen  Extracten,  wie  ihn  die 
Dänische  Pharmakopoe  vorschreibt,  ist  Ph. 
C  34f   420  bis  421    beschrieben   worden; 
nach  der  demnächst  erscheinenden  Schweizer 
Pharmakopoe  sollen,  wie  verlautet,  die  nar- 
kotisclien  Extracte  in  der  Weise  identificirt 
werden ,    dass  man  die  Alkaloide  aus  den 
angesäuerten  Extractlösungen  mit  Kalium- 
quecksiiberjodid  fällt,  aus  den  erhaltenen 
Niederschlägen  die  Alkaloide  durch  Natron- 
laugeabscheidet und  mit  Aether  ausschüttelt, 
die  ätherischen  Lösungen  verdunstet  und 
die     Rückstände     mit    Alkaloidreagentien 
prüft. 

Eine  von  J.  SliglUz  (Pharm.  Rundschau, 
New- York)  und  eine  von  F.  A.  Thomsen 
(Pharm.  Ztg.)  angegebene  Methode  {Stiglitz 
lässt  die  !Extracte  mit  Sand  oder  Bimstein, 
Thomsen  mit  Sägespänen  eintrocknen;  dann 
wird  einem  Gemisch  von  Aether,  Alkohol 
und  Ammoniak  ausgezogen  etc.)  bieten 
nichts  Neues.  Die  von  Fartheil  zur  Be- 
stimmung der  Alkaloide  herbeigezogene 
JodeoBinlöBung  (Ph.  C.  33,  524)  hat  sich, 
was  die  Empfindlichkeit  dieses  Indicators 
betrifiPt,   in  Helfenberg  bewährt;    es  wurde 


aber  immer  zu  viel  Alkaloid  gefunden, 
welcher  Umstand  auf  Rechnung  der  Alka- 
linität  des  Glases  zu  setzen  ist.  Dieser  un- 
vermeidliche Fehler  fällt  bei  Arbeiten  mit 
i/i  und  ^l'i  NormalflUssigkeiten  fast  gar 
nicht,  bei  >/»«  N.  wenig,  bei  '/^ooN.  dagegen 
sehr  ins  Gewicht;  eine  Berücksichtigung 
der  Alkalinität  des  Glases  kann  daher  nicht 
umgangen  werden,  wenn  man  die  Alkaloide 
durch  Zurücktitriren  unter  Benutzung  von 
Jodeosin  als  Indicator  bestimmen  will,  um 
so  mehr  als  die  Alkalinität  der  verschiedenen 
Glassorten  sehr  verschieden  ist.  (Die  in 
Helfenberg  benutzten  Glasgefösse  verbrauch- 
ten je  nach  Grösse  und  Glassorto  0,5  bis' 
1,3  ccm  Vioo  N.-Schwefelsäure ,  wenn  sie 
unter  den  beim  Titriren  der  Alkaloide  ein- 
gehaltenen Bedingungen  mit  Säure  und 
Jodeosinlösung  geschüttelt  wurden.)  Durch 
Anstellung  eines  derartigen  „blinden^' 
Versuchs  und  Abziehen  der  so  ermittelten 
Menge  Säuren  von  der  bei  der  Alkaloid- 
bestimmung  erhaltenen,  kann  die  Fehler- 
quelle auch  nicht  ganz  beseitigt  werden; 
es  empfiehlt  sich  daher  nach  Dieterich  die 
in  Helfenberg  schon  seit  Jahren  geübte 
directe  Titrirung  der  Alkaloide  in  einer 
Porzellanschale  (wobei  Jodeosin  jedoch 
nicht  Verwendung  findet.  Ref.).  Prof.  E> 
Schmidt,  in  dessen  Institut  Partheil  die  Ver- 
wendung des  Jodeosins  als  Indicator  aus- 
arbeitete, lässt  aus  demselben  Grunde  die 
>/ioo  N.-Kalilange  gegen  50  ccm  ^lu\o  N.- 
Schwefelsäure stets  unter  denselben  Be- 
dingungen einstellen,  unter  welchen  die 
Titration  ausgeführt  wird  und  betrachtet 
diese  einfache  Art  der  Einstellung  als  eine 
selbstverständliche  Voraussetzung  für  die 
Genauigkeit  der  (Ph.  C.  33,  524  beschrie- 
benen) Methode. 

Mit  der  von  van  Ledden  Hülsebosch  an- 
gegebeneu sogenannten  Perforatiousmethode 
zur  Bestimmung  von  Alkaloiden  in  Extracten 
(Ph.  C.  34,  101)  erhielt  Dieterich  stets  ge- 
färbte ätherische  Alkaloidlösungen,  auch 
die  Schnelligkeit  der  Ausführung  und  die 
Zuverlässigkeit  der  Ergebnisse  lassen  noch 
zu  wünschen  übrig.  Die  Methode  ist  aber 
beachtenswerth  und  scheint  auch  verbesser- 
ungsföhig  zu  sein. 

Mal.  Dieterich  hat  die  Angaben  0.  Haenle's 
und  A,  Sendele^B  neuerdings  geprüft  und  dazu 
eine  Anzahl  unzweifelhaft  echter  Honigsorten, 
sowie    künstlicher    Mischungen    verwendet. 


490 


iHeterich  erklärt  hierauf  die  Haenle'sche 
Honigprüfungsmethode  (Ph.C.33,  506)  noch^ 
mals  für  unbrauchbar.  Linksdrehende, 
rechtsdrehende  und  mit  Stärke-  oder  Rohr- 
zucker gefölschte  Honige  verhalten  sich  bei 
der  Dialyse  fast  vollständig  gleich.  Die  links- 
drehenden  Bestandtheile  gehen  am  raschesten 
durch  die  Membran.  In  Folge  dessen  werden 
die  rechtsdrehenden  Honige  zunächst  stärker 
rechtsdrehend,  die  linksdrehenden  zunächst 
schwächer  linksdrehend.  Schliesslich  tritt  bei 
den  letzteren  auch  ein  Punkt  ein,  bei  welchem 
sie  rechtsdrehend  werden.  Fährt  man  mit  der 
Dialyse  weiter  fort,  so  wird  die  Rechtsdreh- 
ung zunächst  stärker,  nimmt  aber  schliesslich 
langsam  ab.  Ebenso  verhalten  sich  die  mit 
Gljkose  oder  Rohrzucker  verfälschten  Honige. 
Setzt  man  die  Dialyse  lange  genug  fort,  so 
erhält  man  zuletzt  eine  inactive  Flüssigkeit. 
Um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  ist  es  aber  voll- 
ständig gleichgültig,  ob  der  zu  untersuchende 
Honig  echt  oder  ob  er  mit  Glykose  oder  Rohr- 
zucker gefälscht  ist.  Ja,  dieser  Punkt  tritt 
bei  den  rechtsdrehenden  Naturhonigen  ge- 
wöhnlich später  ein,  als  bei  den  gefälschten 
Houigen. 

Amthor  (Journ.  der  Pharm,  f.  Els.-Lothr.) 
und  Mansfeld {Zeitschr,  d.  allg.  österr.  Apoth.- 
Ver.)  erklären  die  Haenle'Bche  Methode  der 
Honigprüfung  gleichfalls  für  unbrauchbar. 

Tinotnrae.  Nach  einer  Angabe  von  H,  An- 
dres (Apoth.  -  Ztg.)  soll  die  Dfgestion  bei  der 
Darstellung  der  Tinkturen  der  Perkolation 
vorzuziehen  sein ;  von  Dieterich  daraufhin  an- 
gestellte Versuche  ergaben  dagegen,  dass  die 
Perkolation  den  Vorzug  verdient,  wie  folgende 
Zahlen  beweisen: 

Tinotnra  Opii     Tinctnra  Strychni 
maceiirt,  perkolirt  maeerlit,  perkolirt 

ßpecGew.beilöo  0,977  0,983  0,899      0,904 
pCt.Trockenrack- 

stand      .    .  5,16  6,26       1,13        1,52 

pCt.  Asche    .    .  0,21  0.26       0,04       0,03 

pCt.  Alkaloide  .  1,17  1,28  nicht  bestimmt. 

Der  IlÜbVBchen  Jodadditionsmethode 
gieht  Dieterich  folgende  Fassung:  „Man  bringt 
3  bis  4  g  des  zu  untersuchenden  Oeles  in  ein 
kleines  etwa  10  ccm  fassendes  Arzneigläschen 
mit  breitem  Rande  und  lässt,  nachdem  man 
das  Gewicht  des  Gläschens  mit  Inhalt  genau 
festgestellt  hat,  von  den  nichttrocknenden 
Gelen  7  bis  8  Tropfen  (etwa  0,3  g),  von  den 
trocknenden  5  bis  6  Tropfen  (etwa  0,2  g)  in 
eine  500  bis  700  ccm  fassende  Flasche  mit 
sehr  gut  eingeschliffenem  Glasstopfen  fallen. 


Durch  Zurückwiegen  des  Gläschens  stellt  man 
das  Gewicht  des  Oeles  ganz  genau  fest. 

Hat  man  die  Jodzahl  eines  festen  Fettes  zu 
bestimmen,  so  bringt  man  3  bis  4  g  desselben 
in  eine  kleine  Schale  oder  ein  kleines  Becher- 
glas, stellt  das  Gewicht  der  Schale  oder  des 
Becberglases  mit  Fett  genau  fest  und  bringt 
0,3  bis  0,4  g  mit  einem  Glasstabe  in  die  be- 
treffende Flasche. 

Das  Gel  bezw.  Fett  löst  man  in  20  ccm 
Chloroform,  setzt  bei  nicht  trocknenden  Gelen 
und  bei  festen  Fetten  20  ccm,  dagegen  bei 
trocknenden  Gelen  30  ccm  Jodlösung,  von  der 
20  ccm  30  bis  36  ccm  V»o  Normal- Natriuni- 
thiosulfat- Lösung  entsprechen,  hinzu  und 
stellt  24  Stunden  gut  verschlossen  bei  Seite. 
Ist  die  Jodlösung  schwächer,  so  hat  man  ent- 
sprechend mehr  zu  nehmen.  Ausserdem  bringt 
man  noch  je  20  ccm  Jodlösang  in  zwei  Glas- 
stöpselflaschen,  welche  gleichfalls  500  bis 
700  ccm  fassen,  setzt  je  20  ccm  Chloroform 
hinzu  und  titrirtdie  eine,  nachdem  man  20 ccm 
Jodkaliumlösung  (1 :  10)  und  200  ccm  Wasser 
hinzugesetzt  hat,  sofort,  während  man  die 
andere  auch  24  Stunden  gut  verschlossen  bei 
Seite  stellt.  Die  Jod -Chloroform-  und  die 
Jod-Gel-  oder  Jod-Fett-Chloroform-Mischung 
schwenkt  man  während  der  24  Stunden  einige 
Male  um.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  setzt  man 
je  20  ccm  Jodkaliumlösung  und  200  ccm 
Wasser  hinzu  und  titrirt  den  JodüberschuM 
mit    1/^0  Normal -Natriumthiosulfat- Lösung 

zurück.*' 

Zum  besseren  Verständniss  möge  esgestattet 
sein,  die  Berechnung  hier  an  einem  Beispiele 
zu  zeigen : 

Wir  (Helfenberger  Fabrik)  brachten  0,279g 
Oleum  Olivarum  mit  20  ccm  Jodlösung,  die 
33,95  ccm  V«  Normal  -  Natriumthiosulfat- 
Lösung  entsprachen,  und  20  ccm  Chloroform 
unter  den  oben  angegebenen  Bedingungen 
zusammen.  Mit  einer  Mischung  von  weiteren 
20  ccm  derselben  Jodlösung  und  20  ccm  des- 
selben Chloroforms  verfuhren  wir  gleichfalls, 
wie  oben  angegeben  worden  ist.  Nach  24 
Stunden  waren  zum  Zurücktitriren  des  über- 
schüssigen Jodes  der  Jod  •  Gel  ■  Chloroform- 
Mischung  15,80  ccm  «/»o  Normal  -  Nalaium- 
thiosulfat- Lösung  erforderlich.  Die  Jod- 
Chloroform- Mischung  entsprach  nach  der- 
selben Zeit  noch  33,55  ccm  '/lo  Normal -Na- 
triumthiosulfat -  Lösung.  Sie  hatte  also  eine 
0,4  ccm  Vio  Normal -Lösung  entsprechende 
Menge  wirksames  Jod  verloren.   Da  wir  nan 


491 


annetimcn,  dass  das  überschüssip^e  Jod 
der  Jod- Gel- Chloroform- Mischung  in  dem- 
selben Verhältnisse  abnimmt,  so  musste  die- 
selbe nach  dem  Annatze 

33,55  :  0,4  =  15,80  :  x 
irührend  der  24  Standen  so  viel  wirksames 
Jod  verloren  haben,  als  rond  0,19  ccm  ^/lo 
Normal  -  Natriumthiosulfat  -  Lösung  ent- 
sprechen. £<i  würden  demnach,  wenn  der 
Titer  der  JodlÖsung  unveränderlich  wäre, 
nicht  15,80  ccm,  sondern  15,99  ccm  V*« 
Normal-  Natiinmthiosulfat- Lösung  zum  Zu- 
rückt itriren  verbraucht  worden  sein. 

Die  0,279  g  Ol.  Olivarum  hatten  also  eine 
JodmengG  addirt,  welche  33,95  —  15,99  = 
17,96  ccm  </io  Normal  -  Natriumthiosulfat- 
Lösung  entsprach. 

17,96x0,0127  =  0,228092 
0,279  :  0,228092  =  100  :  x 
X  =  81,75. 
Die   Jodzahl   des   betreffenden  Olivenöles 
war  hiernach  81,75. 

Das  etwas  umständliche  ßcrechuungs-Vcr- 
/ahren  ist  nur  bei  den  trocknenden  Gelen 
nothwondig.  Bei  den  nicht  trocknenden 
Gelen  und  den  festen  Fetten  genügt  für 
praktische  Zwecke  eine  Einwirkungsdauer  von 
2  Stunden.  Man  hat  dann  nur  den  Anfangs- 
titer  der  UübVachen  JodlÖsung  bei  der  Be- 
rechnung zu  Grunde  zu  legen.  Das  Olivenöl 
mit  der  Jodzahl  81,75  ergab  unter  diesen 
Bedingungen  die  Zahlen  81,33  und  81,64. 

Die  beiden  neuen  Modificationen  der  Hübl- 
sehen  Methode  von  Welmans  (Pharm.  Ztg.), 
der  das  Quecksilberchlorid  und  das  Jod  zu 
simtoen  entweder  in  einem  Gemisch  aus 
gleichen  Tbeilen  Aether  und  Essigsäure  oder 
Essigather  und  Essigsäure  löst,  und  von 
Gantter  (Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie),  der  eine 
Lösung  von  10  g  Jod  in  1000  ccm  Tetraehlor- 
kohlenstofF  empfiehlt,  welche  er  direct  und 
ohne  weiteren  Zusatz  auf  das  Gel  einwirken 
läset ^  sind  einer  Prüfung  auf  ihre  Brauchbar- 
keit unterzogen  worden. 3) 


')  Um  die  neuen  Abänderangsvorschläge  der 
llubVfchevk  Metbodo  zusammenzustellen,  soll  auch 
noch  des  neuesten  derselben,  des  von  W.  Fahrion 
{Chem.-Ztj?-  18i)fJ,  1100)  gemachten,  gedacht 
werden.  I^Vthrion  lOst  das  Quecksilberclilorid 
und  das  Jod  statt  in  Alkohol  in  Methylalkohol. 
Diese  LOsnog*  ändert  ihren  Titer  ebenfalls  aber 
in  geringerem  Maass  als  die  fithylalkoholische 
Lesung«  £&  ist  also  mit  dieser  neuen  Abänder- 
ung anch  Dicht  viel  gewonnen.  Das  beste 
scheint  doch  Z^tetencA's  Vorschlag  zu  sein,  die 


Die  mit  der  von  Welmans  angegebenen 
Lösung  erhaltenen  Werthe  zeigten  eine  we- 
niger gute  Uebcreinstimmung  als  die  mit  der 
ursprünglichen  UübVschen  Lösung  erhaltenen. 
Das  Aufsaugen  der  Welmans'schen  Lösung 
in  der  Pipette  ist  unangenehm. 

pie  nach  Ganlter's  Angaben  erhaltenen 
Zahlen  stimmen  unter  einander  nicht  überein 
und  sind  auch  viel  zu  niedrig;  das  Aufsaugen 
der  Ganlier' aehen  Lösung  in  der  Pipette  be- 
lästigt ebenfalls. 

Die  von  Weltnans  und  Gantter  empfoh- 
lenen „Verbesserungen**  der  Jodadditions- 
methode verdienen  diese  Bezeichnung  daher 
nicht. 


Indem  wir  hiermit  unseren  Bericht  über 
die  Helfenberger  Annalen  1892  schliessen, 
wollen  wir  aus  dem  Vorwort  noch  zwei  Bruch- 
stücke abdrucken,  welche  uns  hier  am  Platze 
zu  sein  scheinen. 

„Eine  eingehendere  Berücksichtigung  als  in 
dem  Deutschen  ArzneibuchcIII  hat  die  Werth- 
schätzung  der  galenischen  Präparate  vor  Allem 
in  der  Niederländischen,  neuerdings  in  der 
Dänischen  und,  wie  verlautet,  in  der  dem- 
nächst erscheinenden  neuen  Schweizer  Phar- 
makopoe gefunden.  Die  nächste  Ausgabe  des 
Deutschen  Arzneibuches  dürfte  sich  einem 
Fortschreiten  in  dieser  Richtung  auch  kaum 
entziehen  können." 

„Da  aber  die  Untersuchungsmethoden  der 
galenischen  Präparate  in  vieler  Beziehung 
denjenigen  entsprechen,  welche  bei  der  Unter- 
suchung der  Nahrungs-  und  Genussmittel  in 
Betracht  kommen  —  wir  erinnern  nur  an  die 
Bestimmung  des  Trockenruckstandes,  der 
Asche,  des  Zuckers,  des  Alkohols  u.  s.  w.  — , 
60  wird  eine  derartige  Thätigkeit  den  Apo- 
theker für  das  Amt  eines  Nahrungsmittel  - 
Chemikers,  zu  welchem  er  vermöge  seiner 
Ausbildung  ganz  besonders  geeignet  ist,  noch 
weiter  vorbereiten." 

An  dem  Ausbau  dieser  Untersuchungs- 
methoden für  galenische  Präparate  mit  bestem 
Erfolge  thätig  gewesen  zu  sein,  Ut  ein  unbe- 
streitbares Verdienst  der  Helfenberger  Fabrik. 

8. 


Lösungen  des  Jods  und  des  Quecksilberchlorids 
in  Alkohol  (nach  dem  Hübl'schen  Verhältniss) 
gesondert  aufzubewahren,  davon  jeweilig  einen 
acht  Tage  ausreichenden  Bedarf  zu  mischen 
and  die  Mischung  erst  nach  24standigem  Stehen 
zu  verbrauchen.  Ref. 


492 


Beziehungen  der 

Phosphate  und  des  Caselns  zur 

Milchsäuregährung. 

Es  ist  bekannt,  dass  Mikroorganismen 
gegen  ihre  eigenen  Stoffwecbselproducte  sehr 
empfindlich  sind  und  darin  zu  Grunde  gehen, 
sobald  diese,  sofern  sie  löslich  sind,  eine  be- 
stimmte Coucentration  erreicht  haben.  So 
wirkt  auf  den  in  spontan  geronnener  Milch 
am  häufigsten  vorkommenden  Milchsäure- 
bacillus,  „Bacillus  acidi  lactici'^,  die  von 
demselben  producirte  Säure  schon  bei  einer 
Conccutration  von  0,04  pCt.  so  ungünstig  ein, 
dass  dessen  weiteres  Wachsthum  vollständig 
gehemmt  und  damit  selbstverständlich  auch 
der  weiteren  Säureproduction  Einhalt  gethan 
wird.  Sind  dagegen  neutralisirende  Sub- 
stanzen zugegen,  welche  selbst  nicht  schädlich 
auf  den  Mikroorganismus  einwirken,  so  geht 
das  Wachsthum,  sowie  die  Säurebildung  un- 
behindert fort.  Es  war  daher  von  vornherein 
anzunehmen ,  dass  die  erhebliche  Säurepro- 
duction in  der  Milch  ebenfalls  in  der  Gegen- 
wart neutralisirender  Substanzen  zu  suchen 
sei.  Diese  Vermuthungfand  H.  Timpe{G\xQm,- 
7Ag.  1893,  757)  bestätigt,  und  ist  es  in  der 
Milch  neben  den  mehrbasischen  Phosphaten 
das  Casei'n,  welches  als  Neutralisations- 
mittel  für  die  gebildete  Säure  dient. 

Die  Phosphorsäure  kann  man  nach  Söldner 
durchschnittlich  als  in  ihrer  zweibasischen 
Vorbindung  in  der.  Milch  vorhanden  an- 
nehmen ,  und  da  die  zwar  sauer  reagirenden 
einbasischen  Phosphate  nicht  nachtheilig  auf 
das  Wachsthum  der  Milchsäurebacterien  ein- 
wirken ,  so  geben  die  mehrbasischen  Phos- 
phate bei  der  Gähruug  so  viel  Alkali  zur 
Neutralisation  der  Milchsäure  ab,  bis  nur  ein- 
basisches Salz  vorhanden  ist.  Bei  einem 
durchschnittlichen  Gehalt  von  0,2  pCt. 
-^'2^5  ^^^  ^1^  durch  das  abgegebene  Alkali 
neutralisirte  Milchsäure  gleich  0/2536  g  in 
100  g  Milch.  Ferner  ist  nach  Söldner  das 
Casein  in  der  Milch  an  Kalk  gebunden  vor- 
handen, und  zwar  in  einer  Verbindungsstufe, 
welche  auf  100  Th.  Casein  1,55  Th.  CaO 
enthält.  Durch  Abgabe  dieser  Kalkmenge 
werden  weitere  0,1402  g  Milchsäure  neutra- 
lisirt,  wenn  mau  den  CaseYngehalt  zu  2,5  pCt. 
annimmt.  Das  Casein  besitzt  aber,  wie  Timpe 
weiter  gefunden  hat,  trotz  seines  sauren  Cha- 
rakters die  Fähigkeit,  aucb  basische  Functio- 
uen  auszuüben,  und  zwar  werden  vonlOOTh. 


Gasein  8,415  Th.  Milchsäure  chemisch  ge- 
bunden, wodurch  bei  einem  mittleren  Casein- 
gehalte  von  2,5  pCt.  eine  weitere  Production 
von  0,2104  g  Milchsäure  in  100  g  Milch  er- 
möglicht wird ,  so  dass  der  Gehalt  an  dieser 
Säure  in  saurer  Milch  nur  rund  0,604  pCt. 
betragen  kann,  was  sich  durch  BestimmuDg 
der  Säure  in  spontan  geronnener  Milch  durch- 
weg bestätigt  fand. 


Zur  Eenntniss  der  Phlorose. 

E.  ScJiunck  und  L.  Marchlewski  haben 
neuerdings  eine  Untersuchung  des  Phloridzin- 
Zuckers,  der  Phlorose,  vorgenommen,  und 
auf  das  unzweideutigste  dargethan,  dass  die- 
selbe mit  der  Glukose  thatsächlich  identisch 
ist. 

Als  Beweise  führen  Verfasser  an,  dass 

1.  der  Phloridzinzucker  im  Gegensatz  zur 
Behauptung  von  Hesse  ein  krystallisirtes  An- 
hydrid bildet, 

2.  Fehltng* Bche  Lösung  ebenso  stark  rcda- 
cirt  wird,  wie  von  der  Glukose, 

3.  das  Osazon  die  Zusammensetzung 
^18^22^4^4  hat  und  bei  raschem  Erhitzen 
bei  205  ^  schmilzt, 

4.  das  nach  der  RaoulfBchen  Methode  im 
Beckmanh'Bchen  Apparat  bestimmte  Moleka- 
largevvicht  sich  zu  196  ergab,  während  für 
CßUjgOß  sich  180  berechnet, 

5.  die  Gährungsfähigkeit  derjenigen  der 
Glukose  entspricht  (lg  Phloridzinzucker  ent- 
wickelt 0,4651  g  CO2). 

6.  der  Schmelzpunkt  des  Hydrates  bei  ca. 

83<>  liegt  und  dasselbe  bei  105^  vollsUndig 

entwässert  wird.  7^ 

Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  26,  942. 


Entwurf  für  den  „Codex  alioientariiis 
Austrlacus^^.  (Butten)  Zeitschr.  f.  Nähr- 
ungsm.- Unters.  1893,  145.  Dieser  vorläufige 
Entwurf  wird  noch  von  der  Gesammtcommission 
berathen  und  erst  nach  Einholung  anderweitiger 
Gutachten  definitiv  festgestellt  werden. 

Der  Entwurf  umfasst  Definition,  Charakteri- 
stik, erlaubte  Zusätze  (10  pCt.  Kochsalz,  frei 
von  Chlormagnesium;  Orleans.  Safran,  Möhren- 
saft), Veränderungen  der  Butter,  Verfälsch- 
ungen, Prüfung  (Probe- Entnahme  und  Unter- 
suchung); Wasser  nicht  über  18  pCt. ;  Fett- 
gehalt mindestens  80pCt.;  sur  Vorprüfung  auf 
fremde  Fette  wird  das  Oleorefractometer  em- 
pfohlen, zur  nächsten  Bestimmung  die  MeM- 
sehe  Ongtnal- Methode;  Butter  mit  mehr  als 
8  Banziifkeitsfipraden  ist  als  » stark  raniig",  mit 
mehr  als  12  Graden  als  MvnffdiiieMbar*  lu  be- 
zeichnen, t. 


493 


GPberapeutlscbe  Hlttheiluniren. 


Behandlung 
der  Phosphorvergiftang. 

Münzer  empüehh in  seinem  Artikel  acute 
Phospborvergiftung  (Eulehburg'a  Real- 
Encyklopädie^   Encjklopfidische  Jahrbücher 
II.  Bd.)  folgende  therapeutischen  Massnahmen. 
Ich  möchte  vor  Allem  darauf  hinweisen, 
dass  der  Phosphor  nur  ganz  allmählich  ans 
dem  Darme  resorbirt  wird  und  nach  1  bis  2 
Wochen  post  intoxicationem  im  Darme  und 
im  Kothe  gefunden  wird ;  von  der  letzteren 
Thatsache  kann  man  sich  leicht  mittelst  der 
Sc/ierer'schen  Probe  vergewissern,  welche  auch 
zum  Nachweise  des  Phosphors  in  den  Ffices 
wohl   verwendbar  erscheint.     Es   werden  zu 
diesem  Behufe  zwei  Streifen  Filterpapier  ver- 
wendet, von  denen  einer  mit  Bleiacetat-,  der 
andere  mit  Silbemitratlösnng  getränkt  wird; 
diese  Streifen  werden  in  das  Gefass,  in  welchem 
sich  die  Fäces  befinden,  hineingehängt  und 
das   QefasB    oben    durch    einen   Deckel    ge- 
schlosaeo,    welcher    Deckel   gleichzeitig    die 
beiden  Streifen  am  Rande  festhält. 

Ist  in  den  Fäces  Phosphor  enthalten,  so 
wird  alsbald,  mitunter  schon  nach  wenigen 
Minuten,  der  mit  Silbernitrat  getränkte  Strei- 
fen gebräunt;  doch  darf  nicht  gleichzeitig  der 
zweite  Streifen  gebräunt  erscheinen,  in 
welehem  Falle  die  Bräunung  des  mit  Silber- 
nitrat getrftnfcten  Streifens  seine  Bedeutung 
verliert,  da  in  diesem  Falle  der  Schwefel- 
wasserstoffgehalt  der  Fäces  die  Ursache  der 
Schwärzung  beider  Streifen  sein  kann. 

Dies  vorausgeschickt,  ergiebt  sich  als  die 
erste  Indieation,  im  Falle  einer  acuten  Phos* 
phorvergiftung,  den  Phosphor,  wenn  möglich, 
aus  dem  ganzen  Magendarmcanalzu  entfernen ; 
diesem  Verlangen  wird  entsprochen :  a)  durch 
Auswaschung  des  Magens;  b)  durch  Ent- 
leerung des  Darmes  durch  Abführmittel. 

Bezuglich  der  Auswaschung  des  Magcus  ist 
zu  erwähnen,  dass  selbe  ziemlich  nutzlos  er- 
scheint, sobald  mehr  als  24  Stunden  seit  der 
Aufnabme  des  Giftes  ver&trichen  sind ;  doch 
kann  man  auch  um  diese  Zeit  noch  die  Aus- 
spülung des  Magens  versuchen.  Dagegen  ist 
die  Darreichung  von  Abführmitteln  stets  in- 
dicirty  insbesondere  in  den  ersten  Tagen  nach 
der  Vergiftung.  Zur  Erzielung  reichlicher 
Stuhlentleerungenr  empfiehlt  sich  in  diesen 
Fällen  am  meisten  die  Anwendung  der  Bitter- 
wäsjer  oder  ein  Seunaaufguss  (10,0 :  200,0 


Aqua);  die  Darreichung  öliger  Abführmittel, 
z.  B.  des  Ricinnsöles,  ist  selbstverstfindlich 
zu  vermeiden. 

2.  Um  etwa  im  Magendarmcanal  zurück- 
bleibende Partikelchen  unschfidlich  zu  machen, 
erscheint  weiterhin  die  Darreichung  von  Cu- 
prum aceticum,  respective  sulfuricum  nach 
Bamberger^a  Vorschlag  oder  noch  besser  die 
des  Terpentinöls  (altes  Präparat!)  angezeigt. 
Vom  Kalium  hypermanganicum,  das  in  0,1 
bis  0,3  pCt.  Lösung  von  Ungarn  aus  in  letzter 
Zeit  sehr  empfohlen  wurde,  habe  ich  gar  keine 
Erfolge  gesehen,  trotzdem  das  Mittel  von 
Anfang  an  in  grosser  Dosis  gereicht  wurde. 

3.  Ferner  empfiehlt  sich  die  Darreichung 
des  kohlensauren  Natrons  zur  Bekämpfung 
der  Säuerung  des  Organismus;  denn  wenn 
diese  auch  nur  als  ein  Symptom  der  Ver- 
giftung erscheint,  so  kann  die  Säuerung  doch 
an  und  für  sich  gewisse  Störungen  bedingen 
und  ist  es  gewiss  rationell,  gegen  dieselbe 
durch  Darreichung  grösserer  Dosen  von 
Natriumbicarbonat  (10  bis  20  g  pro  die)  an- 
zukämpfen. 

4.  Endlich  wird  es  angezeigt  sein,  den 
Kranken,  sobald  nur  geringe  Neigung  zur 
Nahrungsaufnahme  besteht,  kräftige,  eiweiss- 
reiche  Kost  zu  reichen. 

Ich  möchte  nicht  unerwähnt  lassen,  dass 
bei  Beobachtung  der  eben  angeführten  Grund- 
sätze die  letzten  drei  zur  Beobachtung  ge- 
langten Fälle  von  acuter  Phosphorvergifiung, 
trotzdem  es  sieb  um  schwere  Intoxicationen 
handelte  und  die  Kranken  erst  spät,  eine  be- 
reits unter  den  Erscheinungen  grosser  Hin- 
fälligkeit, Ikterus  und  Leberscbwellung  in 
unsere  Behandlung  kamen,  günstig  abliefen. 

Prag.  Med.  Wochenschrift 


Gegen  Dysenterie 

empfiehlt    Liebersan    Klystiere    mit    nach- 
stehender Flüssigkeit: 

Acidi  borici  16  g 

Aquae  400  g 

Acidi  tannici  3,0 

Tinct.  Opii  gtt.  XV. 
Ein  Viertel  dieser  Mischung  wird  mit  ge- 
kochtem Wasser  versetzt,  auf  36^  erwärmt 
und  als  Klystier  beigebracht.  Vorher  ist  der 
Darm  durch  Eingeben  von  Biciuusöl  zu  ent- 
leeren.  Ein  Klystier  täglich  genügt. 

Med.- Chirurg  Eundiicih€m, 


494 


Kttcherschau. 


Analyse  des  Wasters.   Aoleitong  zur  Unter-  ^ 
Buchung  des  Trinkwassers.   Von  J.  Alfred 
Wanklyn,  M.  R.  C.  S.  Autorisirte  üeber 
Setzung  der  8.  Auflage  von  Dr.  H,  Bor- 
Jcert.    Charlotten  bürg  1893.    Verlag  von 
Otto  Brandner.   Preis  3  Mk.  60  Pf. 

Die  grosse  Verbreitung,  welche  das  vorliegende 
Buch  in  England  gefunden  hat,  ist  wohl  Ver- 
anlassung zur  Uebersetzung  desselben  in^s  Deut- 
sche gewesen.  Die  Uebersetzung  hat  für  Um- 
rechnung der  englischen  Gewichte  und  Maasse 
Sorge  getragen,  dennoch  kommen  die  Bezeich- 
nungen Gran  und  Gallone  häufig  vor.  Es  hätten 
dieselben  vermieden  werden  sollen,  gerade  wie 
auch  ein  polemischer  Theil  des  Buches  für  uns 
in  Deutschland  wenig  Interesse  bietet.  Der 
Verfasser  arbeitet  nach  einfachen,  zum  Theil 
von  ihm  selbst  erfundenen  Methoden  und  tritt 
ftlr  dieselben  lebhaft  und  scharf  ein.  FQr  Den- 
jenigen, welcher  viele  Wasseranalysen  macht 
und  diesen  Gegenstand  beherrschen  will,  ist 
das  Buch  sehr  lesenswerth.  Derjenige,  der  nur 
ab  und  zu  Wasseranalysen  anstellt,  wird  sich 
dagegen  besser  an  die  verbreiteten  deutschen 
Anleitungen  halten.  e, 

Anleitung  zur  chemischen  Untersnchnng 
des  Wassers  auf  seine  Brauchbarkeit 
für  den  menschlichen  Gennss,  za  ge- 
werblichen Zwecken  etc.  Von  Dr. 
0.  Linde.  Peitz  1893.  Selbstverlag  des 
Verfassers. 

Dem  hier  behandelten  Stoffe  begegnet  man 
in  zahlreichen  Bflchern  in  grösserer  oder  ge- 
ringerer Ausführlichkeit;  durch  klare  Schreib- 
weise, geschickte  Anordnung  des  Stoffes  und 
knappe  aber  doch  genügend  eingehende  Schil- 
derung ist  aber  dieses  42  Seiten  starke  Heft- 
chen ganz  besonders  geeignet,  Anfänger  mit 
dem  Gegenstände  vertraut  zu  machen,  wie 
Erfahreneren  als  Führer  zu  dienen.  Dabei  ist 
zu  bemerken,  dass  die  vorliegende  Anleitung 
sich  durchaus  nicht  als  ein  grösseren  Werken 
entnommener  Auszug  darstellt ,  sondern  der 
Verfasser  hat  allenthalben  praktischen  Beob 
achtnngen  und  neueren  Erfahrungen  durch 
Aufnahme  in  sein  Buch  Bechnung  getragen. 

Wir  empfehlen  die  vorliegende  Anleitung 
ganz  besonders  den  einjährig -freiwilligen  Apo- 
thekern, welche  während  ihrer  Dienstzeit  sich 
zur  Uebung  mit  Wasseruntersuchungen  zu  bc- 
Fchäftigen  haben,  da  die  ihnen  hierzu  gegebene 
Anleitung  in  der  Kricgs-Sanitäts-Ordnung  neben 
grosser  Kürze  auch  ältren  Datums  (1876) -ist, 
zudem  einige  Un Genauigkeiten  enthält,  die 
übrigens  gelegentlich  des  mehrfach  erfolgten 
Abdruckes  in  von  privater  Seite  herausgegebenen 
Dienstanweisungen  für  Pharmaceuten  nicht  her- 
vorgehoben worden  sind. 

Wir  pflichten  der  Angabe  des  Verfassers  in 
dem  Vorwort  bei,  dass  man  „in  diesem  Schrift- 
ehen alles  in  knapper  Form  beisammen  finden 


werde,  was  zur  Untersuchung  von  Wasser  noth- 
wendig  ist.**  8. 

Die  Cholera  mit  Berücksichtigung  der  ape- 
ciellen   Pathologie    und   Therapie  nebst 
einem  Anhange,   enthaltend  die  auf  die 
Cholera    bezügliche    Gesetzgebung    und 
sanitätspolizeilichen      Vorschriften      für 
Aerzte  und  Beamte  von  Dr.  Ernst  Barths 
Königl.  Prcussischem  Stabsarzt.    Breslau, 
1893.     Verlag   von  Prettss  (6  Jünger. 
8^    X  und  258  Seiten.    Preis  4  Mark. 
Trotz     der    Reichhaltigkeit    der    deutschen 
Literatur  an  Cholcraschriften  fehlte  ein  kurzes 
Lehrbuch,   das   in   verständlicher  Sprache   die 
gesammte   Lehre    von    dieser   Krankheit   nach 
dem  neuesten  Standpunkt  zusammenfasste.    Die 
vorliegende    Schrift    thut    dies    in    acht    Ab- 
schnitten:  Geschichte,  Mortalität  und  Morbi- 
dität,  Epidemiologie,  Aetiologie,  Uebertragnng. 
Kritik  der  Theorien,  specielle  Pathologie  und 
Therapie,  Prophylaxe.    Ein  Anhang  mit  8  An- 
lagen behandelt  die  preussische  Gesetzgebung 
und  die  vom  deutschen  Reiche  1892  getroffenen 
Maassnahmen. 

Der  Verfasser  zählt  zu  den  Strenggiftabigen 
der  foc/i'schen  Schule,  ohne  indess  den  Fana- 
tismus der  eifrigsten  Kontagionisten  zu  theilen. 
Vielmehr  sucht  er  auch  die  Lehre  der  Gegner 
möglichst  un verzerrt  darzustellen  und  die  von 
ihnen  beigebrachten  Thatsachen,  wenn  auch 
kurz  und  mit  Auswahl,  zu  erwähnen.  —  Die 
un  zweckmässige  Stoffeintheilung,  häufige  Druck- 
fehler (die  sich  nicht  immer  sofort  als  Folchn 
erkennen  lassen,  wie  z.  B.  Seite  9  die  Anfflhrang 
einer  Stadt  „Iwichau"  in  Sachsen),  Flüchtig- 
keiten drs  Styls,  manche  Wendungen  aus  dem 
Jargon  der  medicinischen  Fachschriften,  die  in 
einem  für  Laien  mitberechneten  Buche  komisch 
wirken  (z.  B.  Seite  120:  „Ausschaltung  aller  der- 
jenigen Momente,  welche  eine  Diarrhoe  zu  er- 
regen und  zu  unterhalten  im  Stande  sind*)  und 
einige  andere  Mängel  sind  auf  Rechnung  der 
eiligen  Herstellung,  die  vor  Eintritt  der  sommer- 
lichen Cholerazcit  beendet  werden  rausste,  zu 
setzen.  Schwer  verständlich  aber  ist  das 
Fehlen  eines  alphabetischen  Registers,  ohne 
das  der  reiche  Inhalt  ffir  den  nicht  ärztlichen 
Leser  schwer  zugänglich  bleibt.  Ein  „Bc- 
amter*'  wird  sich  aus  dem  kurzen  Inhaltsverzeich- 
nisse doch  schwerlich  zurecht  zu  finden  ver- 
mögen, zumal  dessen  Kunstausdrücke  (Prophy- 
laxe, Therapie,  Aetiologie  und  dergl.)  sich  hin- 
sichtlich  ihres  Umfanges  nicht  völlig  mit  denen 
in  der  Medicin  für  gewöhnlich  üblichen  decker. 
sondern  bald  enger,  bald  weiter  gefasst  aind. 
—  Diese  Ausstellungen  hindern  aber  nicht,  die 
Monographie  Barths  als  eine  der  besten  unter 
den  neueren  Darstellungen  der  Cholera  em- 
pfehlen zu  können.  — r- 


Brookhans'  Konversation!  •  Lexikon.     14. 
vollständig  neu  bearbeitete  Auflage.    In 


495 


16  Bänden.  7.  Band,  Foscnri — Gilboa. 
Mit  50  Tafeln,  darunter  6  Cbromotafeln, 
12  Karten  und  Plänen  und  282  Text- 
abbildungen.   Leipzig  1893.   Verlag  von 

F.  A.  Brockhaus. 
Von  natorwissenscbaftlicben  Artikeln  siod  in 
diesem  Bande  berrorzubeben :  Futterpflanzen, 
Gefässkryptogainen.  gefällte  Blumen,  Gemüse, 
Gef^pinnstfasern ,  Oetreidearten ,  Giftptianzen, 
Galbanum ,  Gambir ,  Gewürznelken  (letztere 
beiden  mit  bandelsstatistiscben  Notizen);  Gas- 
beleuchtung, Gasmotoren  und  Gasfeuerung,  Ge- 
bläse, Gescbütz  und  Gescboss  (61  Fig.),  ferner 
FrOscbe  und  Eroten,  GeflGgel.  Giitscnlangen. 
weiter  Gehirn,  Gehörorgan,  Galvanismu»  und 
damit  zusammenhängende  Scblagworte  u.  ▼.  a.  m. 


Im    Reiche    des   Geistes.      Illastrirte    Ge- 
schichte der  Wissenschaften,  anschaulich 
dargestellt  von  K.  Faulmann,  k.  k.  Prof. 
Mit  13  Tafeln,  30  Beilagen  und  200  Text- 
abbildungen. Wien,  A,  Hartlehen*sV  erlüg. 
In  30  Lieferungen  h.  50  Pf.    Lieferungen 
5  bis  10. 
Die  Yorliegenden  Lieferungen  5  bis  10  ent- 
halten   die   Kechtsgescbichte   und  Medicin   im 
Mittelalter,  die  Geschichte  der  Wissenschaften 
im  ganzen   XVI.  Jahrhundert  und  den  unter 
rieht,   die  Sprachwissenschaft  und  Zoologie  im 
XVll.  Jahrhundert.   Die  Rechtsgeschichte  schil- 
dert das  Eindringen  des  römischen  Bechts  in 
die  freien  germanischen  Länder.    In  der  Medicin 
werden  deren  Entwickelnng  bei  den  Griechen 


und  Arabern  und  uie  Lehren  des  Galen  behandelt, 
welche  das  ganze  Mittelalter  beherrschten.  Im 
XVI.  Jahrhundert  ist  das  Aufblühen  der  Wissen- 
schaften durch  die  Vermittelung  des  Buchdrucks 
gezeigt.  Eine  Menge  guter  Illustrationen  be- 
gleiten den  Text. 

Flora  von  Dentscbland.  lUustiirtes  Pflanzen- 
buch. Anleitung  zur  Eenntniss  der  Pflanzen 
nebst  Anweisunt^  zur  praktischen  Anlage  von 
Herbarien  von  Dr.  Wtlh.  Medt'cus.  Lieferung 
9  und  10  (Scbluss).  Kaiserslautern.  Aug. 
GoUhcld^  Verlagsbuchhandlung. 

Mededeelingen  van  bet  Proefstation  „Middcn- 
Java**.  „Sereh."  Onderzoekingen  en  be- 
schouwimren  over  oorzaken  en  middelen  door 
Dt.  Franz  Benecke.  8e.  Aflevering:  HoofJ- 
stuk  VlII.  (M^t  1  plaat.)  Semarang  18Jlb. 
G.  C.  T.  van  Dorp  <&  Co. 

Preisliste  von  R.  H.  Pailcl[e  in  leipsig,  Pbar- 

maceutische  Centralstelle  fflr  Hygieine  und 
Krankenpflege.  Vorzugs  -  Preise.  Ende  Juli 
1893. 
Preisliste  von  Wilhelm  Käthe  in  Halle  a.  S. 
Drogenhandlung,  Pnlverisir-  und  Schneiile- 
Anstalt  mit  Dampft)etrieb.  Fabrik  pharma- 
ceutischer Präparate.  Specialität:  Auserlesene 
Vegetabilien  in  den  verschiedenen  Bearbeit- 
ungsformen und  vegetabilische  Piäparate, 
Extracte,  Tincturen,  Essenzen,  Tabletten. 
Anfang  August  1893. 

Preisliste  der  Vereinigten  CbininfabrilLen  Zimmer 
k  Co.  in  Frankfart  a.  M.  (Vormals  Friedr, 
Jobst  in  Stuttgart  und  Conrad  Zimmer  in 
Frankfurt  a.  M.)  Vorzugs  -  Preise.  Anfang 
August  1893. 


Versciliedene  JlllUhellaBffen< 


DestUlirapparat  mit  Helmkühlung. 

Unter  dieser  Bezeichnung  bringt  Dr.  /.  Dick 
in  Köln  a.  Rh.  einen  patentirten  Destillir- 
apparat  in  den  Handel,  der  auf  demselben 
Princip  beruht  wie  der  von  Hager  construirte 
Dnnstaammler. 

Die  im  unteren  Gefässe  a  entwickelten 
Dämpfe  werden  an  dem  kegelförmigen  Boden 
des  oberen  Geftisses  b  (Kühler)  verdichtet, 
das  Destillat  fliesst  alsdann  in  eine  Rinne  c, 
wird  in  dieser  abgekühlt  und  durch  das  Ab- 
fiussrohr  d  in  die  Vorlage  geführt. 

Der  Apparat  wird  beim  Gebrauche  mit  der 
Wasserleitung  verbunden  und  das  Kessel- 
Bpeisewasser  durch  eine  Vorrichtung  am  Zu- 
flussrohre im  Innern  des  Apparates,  ent- 
sprechend der  Menge  des  abfliesscnden  De 
stillates,  ergänzt  —  die  Thätigkeit  des 
Apparates  ist  alsdann  eine  fortwährende  und 
gleichzeitig  selbstthätige. 

Bei  der  Destillation  von  alkoholischen  oder 


ätherischen  Flüssigkeiten  dient  ein  inneres 
Zuflussrohr    dazu ,     Alkohol    beziehentlich 


Aether  in  das  im  Wasserkessel  eingeschaltete 
Gefäss  nachzugeben.  Die  Speisung  des  Koch- 
kessels mit  Wasser  geschieht  dabei  durch 
das  in  diesem  Kessel  befindliche  mit  Hahn 
rersehene  Bohr. 


496 


Der  Preis  des  Toliständigen  Apparates 
(50  cm  hoch,  33  cm  breit)  beträgt  75  Mk.  und 
liefert  stündlich  2  Liter  Wasser. 


Ein  Verfahren,  Kresole  in  Wasser 
löslich  zu  machen, 

ist  nach  Pharm.  Post  von  der  Firma  SchÜlke 
und  Mapr  in  Hamburg  (den  Inhabern  des 
Lysolpatentes)  cum  Patent  angemeldet  wor- 
den; dasselbe  besteht  in  Zusatz  von  Glycerin. 
Vergl.  hierüber  Ph.  C.  84,  27/28. 


8. 


üeber  Pepsin 

schreibt  die  Firma  Wüh.  KaiJie  in  Halle  a.  S. : 
Das  dialysirte  Präparat  wird  in  Folge  seiner 
vorzüglichen  Löslich  keit  und  seiner  prompten, 
den  Anforderungen  des  Arzneibuches  mehr 
als  genügenden  Wirksamkeit  den  anderen 
Marken  immer  mehr  vorgezogen.  Eine  ganz 
besonders  werthvolle  Verbesserung  nament- 
lich für  schnelle  Verarbeitung  mit  Spirituosen 
Flüssigkeiten  istdieVermischung  mit  Zuck  er 
an  Stelle  des  seither  dazu  verivendeten  Milch- 
zuckers. Die  Darstellung  des  Vinum  Pepsini 
Ph.  G.  in. ,  die  beliebte  Yerordnungsweise 
des  Pepsins  in  Tincturen,  hatte  es  stets  als 
einen  Uebelstand  erscheinen  lassen,  dass  der 
Milchzucker  sich  schwer  oder  doch  sehr  lang- 
sam löste,  und  oft  ist  daraus  Anlass  genommen 
worden,  diese  Eigenschaft  des  Vehikels  auf 
eine  minderwerthige  Qualität  des  Präparates 
zurückzufuhren.  Der  Ersatz  des  Milchzuckers 
durch  Rohrzucker  ist  daher  für  die  weitere 
Verarbeitung  des  Pepsinum  dialysatum  von 
nicht  zu  unterschätzendem  Werth  und  macht 
das  Präparat  zu  einem  nach  jeder  Richtung 
hin  vollkommenen. 


Medicinische  Mineralwässer. 

Die  chemische  FsibrlkFalkenherg  in  Grünau 
bei  Berlin  empfiehlt  unter  der  in  der  Ueber- 
schrift  gegebenen  Bezeichnung: 

Piperaziu -Wasser,  enthaltend  Pipera- 
ziuum  purum  1,0g,  Aqua  destillata  carbonica 
G00,0  g,  gegen  schmerzlose  Gicht ,  Nieren- 
gries  u.  s.  w. 

Dr.  med.  Lindhorst' b  Gicht- Wasser, 
enthaltend  Piperazinum  purum  1,0  g,  Pheno- 
collum  purum  2,0  g,  Lithium  carbonicum  0,1g, 
Aqua  destillata  carbonica  600,0^,  heilend 
und  sofort  schmerzstillend  wirkend. 

Dr.  med.  Lmdharst^s  Bhe<am  atismua- 
Wasserl.,  enthaltend:  PhenocoUum purum 


1,3  g,  PhenocoUum  salicylicum  0,5  g,  Pheno- 
coUum acetlcum  0,2  g.  Aqua  destillata  carbo- 
nica 600,0  g,  mit  Erfolg  anwendbar  bei  chro- 
nischem Gelenkrheumatismus. 

Dr.  med.  Idndhorsfa  Bheumatismus* 
Wasser  IL,  enthaltend  PhenocoUum  purum 
2,6  g,  PhenocoUum  salicylieum  1,0g,  Pheno- 
coUum aceticum  0,4  g.  Aqua  destillata  carbo- 
nica 600,0  g,  mit  grösstem  Erfolg  anwend- 
bar bei  acutem  Gelenkrheumatismus;  sofort 
schmerzstillend  wirkend. 


ies  antiasthmaticae« 


Grob  zerschnittene  Stechapfelblätter  100, 
grob  serschnittene  Belladonnablätter  25,  grob 
zerschnittenes   Bilsenkraut   25    werden  mit 
Weingeist  50  befeuchtet,  24  Stunden  in  let- 
schlosaenen  Gefässen  fest  eingedrückt  stehen 
gelassen  und  dann  noch  feucht  mit  einer  fil 
trirten  Lösung  ans  Kaliumnitrat  50,  Kalium 
carbonat  0,25,  Wasser  300  getrfinkt.    Nach 
dem  die  Mischung  abermals  24  Stunden  ge 
standen ,  wird  dieselbe  vorsichtig  getrocknet 
Aus  der  Badiseken  JSrgängungstaxe 
nadi  Südd,  Apaih,'Ztg, 


Vinum  diuretieum. 

Fein  zerschnittene  Meerzwiebel  10,  fein  zer- 
schnittene Fingerhutblätter  10,  zerquetschte 
Wachholderbeeren  60,  Xereswein  1000  werden 
acht  Tage  unter  wiederholtem  Umschütteln 
bei  15  bis  20^  stehen  gelassen,  dann  auf- 
gepresst.  In  der  ausgepreesten  Flüssigkeit 
löst  man  KaliamaceUt  und  filtrirt.  Harutrei- 
bender  Wein  s^  klar  und  gelbroth. 

Aus  der  Beulischen  Ergäneungsiaxt 
nach  Südd.  Apoth.'Ztg, 


Kreosotemulsion. 

Zur  Herstellung  von  gut  haltbaren  Kreosot- 
emulsionen empfiehlt  Leger  in  Union  pharm, 
das  (Ph.  C.  28,  569  beschriebene)  Casein- 
saccharat  zu  verwenden.  Man  löst  10  Tli. 
Casei'Dsaccharat  in  10  Th. Wasser  auf,  anderer- 
seits lOTh. Kreosot  in  10 Th.  Alkohol,  mischt 
beide  Lösungen  und  verdünnt  mit  Wasser  aof 
1000  Th. 

Faico 

sind  die  blühenden  Zweiga|>itzen  sweier  ohile* 
nischer  Pflansen :  Ambrina  ambrosioldes  os^ 
Ambrina  Chilenais,  welche  in  der  Heimath  der 
Droge  gegen  Magen-  und  Darmkraukheiteo 


497 


ÄnweDduDg  finden.  Das  Pulver  der  Droge 
wird  in  Dosen  yon  0,2  g  gegeben.  Ein  durch 
Percoliren  gewonnenes  Elixir  (400  Droge, 
600  Alkohol,  400  Sirup),  namens  Paicolin, 
wird  als  Magen  mittel  in  Dosen  von  1  Ess- 
löffei  vor  jeder  Mahlzeit  angewendet.        $, 

Pharm,  Post. 


Malesci- Eisen. 

Ein  in  Italien  Tertriebenes  neues  Eisen- 
Präparat,  welches  obigen  Namen  führt,  ent- 
hält nach  den  Ankündigungen  (Handelsbericht 
von  O.  Hell  db  Co,  in  Troppau)  in  100  g 
1 2  g  Eisen  und  2  g  Salzsäure.  O,  Hell  dt  Co. 
halten  das  Präparat  für  eine  neue  Auflage 
des  vor  einer  Reibe  von  Jahren  im  Schwünge 
befindlichen,  inzwischen  aber  vergessenen 
französischen  Präparates  „Fer  Bravais**, 
i.  Pharm.  Post. 


Pelagin, 

ein  von  Eugen  Foumier  in  Paris  angefertigtes 
und  vertriebenes  Mittel  gegen  Seekrankheit, 
enthält  nach  Angabe  einer  Empfehlungsschrift 
Analgesin  (Antipyrin),  Cocain  und  Coffein  in 
Form  eines  ätberhaltigen  Liquieurs  von  an- 
genehmem Geschmack.  Dieser  Liqueur  soll 
esslöffelweise  rein  oder  mit  gleich  viel  Wasser 
verdünnt  genommen  werden. 


8. 


Neueste  deutsche  Patent- 
anmeldungen. 

Authentisch  zusammengestellt  von  dem  Patent- 
bureau des  Civilingenieur  Dr.  phil.  H.  Zerener, 
Berlin  N.,  EichendorfTstr.  20,  welcher  sich  zu- 
gleich bereit  erklärt,  den  Abonnenten  der  i^Phar- 
maceutischen  Central  balle'*  allgemeine  Anfragen 
in  Patentsachen  kostenfrei  zu  beantworten. 

a)  Patent- Anmeldungen« 

KK  12.  B.  18888.  Verfahren  zur  Darstellung 
einer  resorbirbaren  organischen  Eisenver- 
bindung".  C.  F.  Bohringer  dt  Söhne,  Waldhof 
bei  Mannheim. 

Kl*  12*  ۥ  4485.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Piperazin;  Zusatz  zum  Patent  Nr.  60547. 
Chemische  Fabrik  auf  Actien,  vorm.  E,  Schering 
in  Berlin  N. 

KL  12.  C.  4482«  Verfahren  zur  Darstellung 
von  m-Chlor-  und  m-6rom-o-0xychinolin- 
ana-sulfosäure;  Zns.  zur  Paten tanmeld.  C. 
4256.   Professor  Dr.  Ad.  Claus  in  Freiburg  i.  B. 

KK  12*  C*  4428*  Verfahren  zur  Gewinnung 
von  Sauerstoff  und  Stickstoff  aus  atmo- 
sphäriacher  Luft.   Leonard  Chapman  in  London. 

KL  12.  F.  6458.  Verfahren  zur  Beinigung 
und  Entfärbung  von  tanninhaltigen  Flilssig- 
keiten.    JS2e,  JFofUenilles  dt  Desormeaux  in  Paris. 


KL  12.  F.  6611.  Verfahren  zur  Herstellung 
von  Estern  des  Narcelns.  Dr.  Martin  Freund 
in  Berlin  W. 

KL  12.  F.  6490.  Verfahren  zur  Darstellung 
der  Jodo8obenzo6s&ure.  Zus.  z.  Pat.  Nr. 
68574.  Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  dt  Brü- 
ning  in  HOcbst  a.  Main. 

KL  12.  H.  12815.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Halogen-  und  Amidoacetophenon- 
derivaten.  Firma  Dr.  F.  von  Heydien  Nach- 
folger in  Badebeul  bei  Dresden. 

KL  12*  H.  18216.  Verfahren  zur  Herstellung 
von  reinem  Guajakol.  Firma  Ör.  F.  von 
Heyden  Nachfolger  in  Radebeul  bei  Dresden. 

KL  12.  H.  12908.  Verfahren  zur  Herstellung 
von  hochmolekularer  Säureester  des  Kreo- 
sots, Guajakols  und  Ereosols;  Zus.  z.  Pat. 
Nr.  5245.  Firma  Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger 
in  Badebeul  bei  Dresden. 

KL  12.  K.  10722.  Trennung  primärer  von 
secundären  und  tertiären  Amin b äsen.  Dr.  ^. 
Kossei  in  Berlin  und  Dr.  W.  Schlömann  in  Berlin. 

KL  12.  K.  7787.  Verfahren  zur  Herstellung 
eines  Kresol  und  freie  Fettsäuren  enthaltenden 
D^sinfectionsmittels.  Dr.  F.  Raschig  in 
Ludwigshafen. 

KL  12.  S.  7006.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Cyanalkalien.  Dr.  W,  Siepermann  in 
Elberfeld. 

KL  12.  T.  8663.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Barium-  und  Strontiumhydroxyd 
mittelst  Elektrolyse.    Henri  Taquet  in  Paris. 

KL  12.  Yf.  8718.  Verfahren  zur  Darstellung 
aromatischer  Sulfosäuren  in  G^enwart 
von  Infusorienerde.  Dr.  ChASiav  Wenst  in  Berlin  N. 

Kl.  12.  F.  6068.  Verfahren  zur  Darstellung 
jodirter  Verbindungen  der  Phenole,  der 
aromatischen  Oxycarbonsäuren ,  Pyrrole.  Dr. 
Emanuel  Fröhlicn  in  Pabianice  bei  Lodz,  Polen. 

KL  12.  B.  18446.  Verfahren  zur  Darstell- 
ung chlor-  bezw.  bromhaltiger  i-Dithiosali- 
c  y  1  s  ä  u  r  e  n.   Heinrich  Baum  in  Frankfurt  a.  M. 

KL  22.  M.  8447.  Verfahren  zur  Herstellung 
eines  Klebe-,  Binde-  und  Eindickungs- 
mittels  aus  Zellstoffablaugen.  Prof  Dr.  Slit- 
scherlich  in  Frei  bürg  i.  B. 

KL  80.  SL  8540.  Saugflascbe.  Ernst 
Stommel  in  Elberfeld. 

KL  30.  H.  12608.  Tropfkork  fflr  Arznei- 
flaschen  u.  dergl.  Franz  Ludwig  von  Hirsch 
in  Düsseldorf. 

KL  80.  0.  1884.  Tropfvorricbtung. 
Dr.  Martin  Ooei-lach  in  Greiz  i.  Vogtland. 

KL  80.  Seh.  8765.  Sterilisirbarer  Spritzen - 
kolben.  Chr.  Schmidt,  A,  Lütteres  Nachfolger 
in  Berlin. 

KJ.  80.  P.  6084.  Vorrichtung  zum  Fest- 
halten von  Schlauchenden  in  Flflssigkeits- 
behält^rn.  James  Connell  Parker  in  Woodston 
i.  Kansas. 

KL  80.  Seh.  8699.  Bindenwickelappa- 
rat.    August  Schröder  in  Berlin. 

KL  75.  G.  7680.  Verfahren  zur  Wieder- 
gewinnung reiner  Schwefelsäure  aus  Sulfat- 
laugen.   Carl  von  Grabowski  in  Eisleben. 

KL  75.  H.  12878.  Verfahren  zur  Beinigung 
von  Alkalialuminat-Laugen.     Paul  Leon 


498 


Hulin  in  Pontct  d'ATignon,  Depart.  Yanelnsa, 
Frankreich. 

KL  76*  L«  7969.  AbsorptionBapparat 
far  Ammoniakgas.    C.  Ledig  in  Chemnitz. 

Kl.  76.  M.  8815.  Elektrolyse  Ton  Alkali- 
salzen.   Julius  Marx  in  Bad  Nauheim. 

Kl.  75.  B.  7828.  Verfahren  zur  Abscheid- 
nng  von  Schwefel  aas  Schwefelwasserstoff. 
Firma  M  M.  Rotten  in  Berlin  N.W. 

Kl.  75.  W.  7865.  Neuerung  bei  der  Con- 
strnciion  von  Bleikammern  fflr  die  Her- 
stellang  von  Schwefelsäure.  Konrad  Walter 
in  Mailand  und  Ernst  Boing  in  Bad  Nauheim. 

Kl.  75.  M.9G54.  Vacuum-Abdampfpfanne 
für  Schwefelsäure.  Dr.  Jacob  Meyer  in  Frank- 
furt a.  M. 


b)  Oebrtneltfiiniiter« 

Kl.  80.  Nr.  14845.    Ufihneraagenrinir 

aus  Eautschukheftpflaster,  dessen  Lumen  mit 
einem  die  Hornhaut  oder  das  HQhneraage  losen- 
den Guttaperchapflastermull  gefällt  ist.  jP.  Beten- 
dorf  dt  Co,,  Inh  Dr.  Oscar  Troplowitg  in  Ham- 
burg-Eimsbflttel. 

Kl.  80.  Nr.  15551.  Eisbeutel  and  Eis- 
beutelstoffe, mit  Kupferoxyd-Ammoniak  wasser- 
dicht imprägnirt.     UoitsehaXk  d-  Co,  in  Cassel. 

Kl.  80.  Nr.  14288.  TropfstOpsel  mit 
zwei  Spitzen  und  darin  endigenden  Kanäleo. 
Herrmann  Baums  in  Bremervörde. 

Kl.  80.  Nr.  14204.  Desinfections- 
Apparat  mit  offener  YerdampfungspfaDne. 
L.  Kallmeyer  in  Berlin. 


Rri  efwecbsel. 


Apoih,  M.  Br.  in  Th.  Wird  Salacetol 
(Ph.  C.  84.  194)  mit  Wasser  ^eschattelt  und 
die .  Flüssigkeit  abfiltrirt,  so  giebt  das  Filtrat 
mit  Eisencblorid  die  charakteristische  Violett- 
färban^  der  Salicylsäare. 

Apoih,  St.  in  N.  Erlenmeyer^s  Jodjod- 
kaliumtinctur  besteht  aus  2  Th.  Jod,  2  Tb. 
Kaliumjodid,  b  Tli.  Wasser  und  80  Th.  Jod- 
tinctur. 

II.  in  Rassland.  1.  Von  mehreren  nar- 
kotischen Tincturen  giebt  es  zwei  Sorten,  eine 
aus  der  getrockneten  und  eine  aus  der  frischen 
Droge  durch  Ausziehen  mit  Spiritus  bereitete; 
letztere  Sorten  wetden  dann  mit  dem  ZuFatze: 
e  herba  recente  versehen,  z.  B.  bei  Imctnra 
Aconiti,  Belladouuae.  Die  homöopathischen 
Tincturen  werden,  soweit  die  betreffenden 
Drogen  einheimische  sind ,  sfinimtlich  auf  die 
letztgenannte  Wei^-e  bereitet  Gewisse  Unter- 
schiede zwisch^-n  der  aus  trocknem  und  der 
aus  frischem  Kiaut  bereiteten  Tinctur  sind 
zweifellos  vorbanden. 

t?.  Vorschriftf'n  zu  Liquor  pancreaticus 
und  Species  antihämorrhoidales  Schild- 
knecht  sind  uis  unbekannt  Vielleicht  kann 
einer  unserer  Leser  Auskunft  ?eben. 

Apoth.  A.  8.  m  Ocuuiare  del  Tay  (Venezuela). 

1.  A]s  Haarfärbemittel  nennen  wir  Ihnen 
das  /9-PhenyIendiamin  von  Erdmann  in  Halle 
und  das  Aterin  von  df-r  chemischen  Gesellschaft 
auf  Actien  (vorm.  E,  Schering)  in  Berlin. 

2.  Die  Schweizerische  Pharmakopoe  giebt 
folgende  Vorschrift  für  Linimentum  am- 
moniatum:  Liquoris  Ammonii  caust  (0,9ß 
spec.  Gew.)  l  Th.,  Olei  Papaveris  oder  Sesanii 
3Th. 

3.  Die  Nummern  unserer  Zeitung,  welche 
über  Headin  (Ph.  0.  84,  Nr.  Vö)  und  über 
ein  eiweisslösendes  Ferment  —  Bronielin  — 
aus  Ananas  (Ph.  C.  82,  Nr.  31)  handeln,  sind 
Ihnen  unter  Streifband  zugeFchickt  worden. 

Apoth.  K.  in  F.  Ein  Beispiel,  wohin  die 
(gedankenlose  Sucht  bei  Ordinationen  zu  sparen 
hinfAhrt,  ist  folgendes:  Um  das  Wasser  zur 
AuflObung  des  Extractum  Belladonnae  zur  An- 
fertigung einer  Augensalbe  zu  sparen,  empfiehlt 
Dr.  med.  Latulmann  in  Barmen  lOr  die  Krsnken- 


kassenpraxis ,  das  Extractum  Belladonnae 
sie  com  (!)  mit  dem  SalbenkOrper  zu  ?erreilen. 
Er  weiss  offenbar  nicht,  dass  sich  der  Kranke 
alsdann  auch  Radix  Liquirittae  pnlverata,  womit 
das  trockene  Extract  bereitet  wurde,  in  die 
Augen  reibt. 

Apoth,  S.  in  D.  Von  befreundeter  Seite 
wurde  uns  ein  ähnlicher  Fall  mitgetheilt;  in 
der  Absicht,  das  Brunnenwasser  zu  ver- 
bessern, hatte  Jemand  Aetzkalk  in  den  Brun- 
nen geworfen.  Das  Wasser  reagirte  auf  Lack- 
mus-, Curcuma-,  PhenolphthaleTnpapier  sofort 
stark  alkalisch  und  brftunte  Calomel  beim  Za- 
sammen bringen  und  Schütteln  sofort. 

Apoth,  lY.  M«  in  Sp.  Die  Ehrlich^sche 
Triacid-Mischung  zur  Färbung  von  Sputum- 
Präparaten  besteht  aus: 

125  ccm  gesättigter  wässeriger  LOsung  von 
Orange  6, 
desgleichen  von  Säure -Fuchsin, 
desgleichen  von  Meth3'lgrÜn, 
Wasser, 
Glycerin, 

absolutem  Alkohol   — 
In   dem   2?tc;n(2}"schen   Gemisch    sind   die 
oben  genannten  Farbstoffe  (allerdings  in  einem 
anderen  Verhältniss)  in  Pulverform  gemischt 

Apoth.  B.  in  T.  Das  Ph.  C.  84,  355  er- 
wähnte NucleTn  ist  ein  aus  Ealbsmilz  her- 
gestellter Extractstoff,  der  als  pho^phorb altiges 
rrotel'n  angesprochen  wird. 

M.  N.  Der  Gebrauch,  den  Chlorkalk  in 
luft-  und  wasserdichten  Packeten  in  den  Handel 
zu  bringen,  hat  sich  bewährt. 

F.  in  B.  Das  Wurstgift  ist  sehr  leicht 
zersetzlich  und  deshalb  bei  der  chemischen 
Untersuchung  oft  nicht  mehr  nachweisbar;  in 
alkoholischer  Lösung  soll  es  nach  Jeserick  lange 
Zeit  haltbar  sein,  so  dass  derselbe  empfiehlt 
verdächtige  Untersuchungsobjecte  zur  Erhaltung 
des  Wurstgiftes  in  Alkohol  aufzubewahren. 

T.  F.  Electrolin  ist  ein  Petroleum- 
destillat,  das  in  besonders  construirten  Lampen 
mit  GlühkOrper  (wie  bei  der  -4i*er*8chen  Be- 
leuchtung) —  Electra-Glühlichtlampe 
genannt  —  gebrannt  werden  niuss. 


L^;0 

125 
300 
100 
200 


»» 


1» 


I« 


«» 


Verleger  und  verantwortlicher  Bedaeteur  Dr.  £•  fieissler  in  Dreiden. 


Ein  „Weinhans"  ersten  Banges. 

In  diesen  Tapeo  hat  die  belaiinte  Firma 
RotfHUmn,  Beffler  d:  Co.  ihren  an  der  Wilhelm- 
strasse  in  LH)iiig-GDhlis  erricliteten  Neubau  in 
beliehen  begonnen.  Sie  Tollendcte  damit  eine 
längst  schon  ins  Anfre  gefasste  Concentrat!on 
ihres  nmfangieiehen  Wein-Imports  und  -PTiports 
und  Bchnf  nntei  Anwendung  aller  praktigcbcn 
Nenerangen  and  Errahrongen  ein  in  sich  ab- 
geschlossen es ,  anf  das  denkbar  Vollkommenste 
eingerichtetes  U  e  seh  fl  fish  ans,  welches  nnuinehr 
an  Stelle  der  vielen ,  bisher  so  verstreuten 
EellereicQ  der  Firma  dem  Weinhsndel  der 
letiteren  eine  bequeme  nnd  riumlich  aus- 
reichende St&tte  zu  bieten  berufen  sein  soll. 
Dos  mächtige  zinnenf;ekrOnte  and  wappen- 
geschmOckte  GebAude  gleicht  einem  herrlichen, 
im  Toroanischen  Stile  erbauten  Schlosse,  nur 
die  hohen  Böge  nein  ginge  zu  ebener  Erde  und 
die  Rampen  davor  lassen  seinen  Zweck  erkennen. 
Ein  hervorspringender,  mit  Balkons  geschmOck- 
Ur  Thurm  enthAlt  Treppentiaas  und  Aufzug. 

Keller  reiht  sich  an  Keller  bis  in  die  obersten 
Räame,  mit  Ausnahme  jener  LocalitSten,  die 
fOr  Betriebs-  und  Contoriwecke  in  Anspruch 
eenoromen  werden.  So  verfügt  der  eigentliche 
Keller,  welcher  sich  noch  Aber  den  ganzen  Ilof- 
raom  erstreckt,  Ober  nicht  weniger  ale  15  erosse 
Abthrilungen,   von  denen  8  nach  SQden  liegen. 


7  nach  Norden.  Erstcre  sind  U  bla  Sl  m  tief, 
letztere  14  m  nnd  5  m  breit  bei  einer  Qesehoss- 
hflfae  von  *'/,  m.  Jeder  Keller  nag  durch- 
schnittlich 26  rheinische  Stflckfass  fassen;  in 
einzelnen  machen  sich  jedoch  aach  Giganten 
mit  einer  Aufnahmefähigkeit  von  IICOOL  breit, 
während  in  einem  anderen  wieder  die  wunder- 
voll geschnitzten  Kaiser-,  Bismarck-  und  Wettin- 
ftein  lagern. 

Sinnreich  functionirende  VeDtilalionseinricht- 
ungen  ergfinien  die  prnktische  Anlage  dieser 
Lager,  welche  jederzeit  rasch  gereinigt  und 
fiisch  gelüftet  werden  kOnnen. 

Durch  alle  Stockwerke  führt  gleichzeitig  eine 
vom  unterkellerten  Hof  von  zwei  Kesseln  aus- 
gehende UeisEwasBerheizung ,  welche  auch  den 
bflherer  Temporator  bedarftigen  Weinlagern  zu- 
gewiesen wird.  Zu  den  beEond>tren  technischen 
Einrichtungen  des  Etablissements  gehören  noch 
die  Varriohtangen  zum  Abfüllen  der  ungeklärten 
Weine  und  aur  Beseitigung  der  Abfallwaseer 

Mit  der  Errichtung  ihres  imposanten  Wein- 
spcichers,  der  nach  dein  Entwürfe  des  Herrn 
Architekten  FriU  Drechsler  von  der  Firma 
F.  Vtlrich  &  Co.  auf  einem  noch  Villen  ein- 
schliessenden  Areale  von  '2?^0Ü  qm  Flächenraum 
ausgeführt  wurde,  hat  die  Firma  Hoffmann, 
Heffter  &  Co.  ihrer  Bedeutung  in  der  gesamm- 
ten  Geschäftswelt  gleichsam  einen  monumen- 
talen Ausdruck  gegeben. 


Vor  anderen  bekannten  Oaeaofabrihaten  zeichnet  sich 

Oaedke's  Cacao 

Tortheilhaft  ans  durch  seinen  bAheu  Üehalt  an  lelchtrerdanltcheB 
NSbrBtAffBD.  Seine  eigenartige  HerstellnngsweiRe  ermöglicht  es,  dasa 
KiagensctaTracbe  Personen 

Oaedke's  Cacao 

sehr  fut  Tertrogen,  wahrend  sie  andere  Sorten  nicht  geniessen 
konnten.  —  In  Folge  Herstellung  mehrerer  Qualitäten  nach  gleich- 
artigem Verfahren  concurrirt 

Gaedke's  Cacao 

erfolgreich  mit  den  billigsten    und   theuersten  Marken  des  Handels. 


Vrrfchiedenc  ''ingepaiicene  AnfrHgcn  veranlassen  mich,  wicilerholt  darauf  aDfmetksam  in 
machen,  dass  ich  die  Fnhrikatinn  und  iten  Versandt  der  Sozojodohalze  nnd  des  echten  Lauet- 
Brenncr'scben  Pflaeters  beibehalten  habe.    Ich  bitte  daher  olle 

Aufträge  auf  Sozojodolsalze 
echtes  Lauer- Brenner'sches  Pflaster 

nach  wie  vor  in  adressiren  an 

H.  Trommsdorff,  chemische  Fabrik,  Erfurt 

B^'  Ich  mache  medetholt  darauf  aafmerkBam ,  dasa  It.  MiDisterial-Reskript  vom  24.  Ok- 
tober 1892  die  Abgabe  der  Sotniodnl-Salz"  (da-s  Hydr.  sozojodolic.  aufgenomnien)  in  den  A|>n- 
thekcD  «ach  «tane  ftrKtllcbe  Ordin*(lttn  ««■UtteC  Ist.  -VS  __ 


Borsäare-.  Cnmpher-,  Carbol 
Carbol-Thecr- Schwefel-, 
ChTjsarobin-,  Creolin-, 

Eucalyptol-, 

Fi  ch  te  D  n  aäelcitract-, 

Hjdroijlamin-.  Ichthyol', 

Ichthyol  •Salicylsäure-Seireii 


Kresin-,  Kresol-, 

Lanolin-,  Lysol-.  Menthol-, 

Menth  ol-Encalyptol-, 

Naphtol-,  Pernbalsam-, 

Rpsf'rcin-,    Resordn  -  Üalicyl-, 

BcsoTcin-Salicyl-Schwefel-, 

SalicylsAure -Seifen. 


Salol-^  Solveol-,  Schwefel-, 
Seh  wefell  eber-,Sch  wefel  m  ilch- 

Schwefel-Sand-,  Styrai-, 
Tannin-,  Tannin-Perabalaam- 
Theer-,  Theer- Schwefel-, 
Thiol-,  Thiol - Salicyl-, 
Tbymol-,  Vaselin  ■  Seifen. 


J.  D.  Stiefel's  Eesorcin-Salioyl-Theer-Schwefel-Seife. 
J.  D.  Stiefel's  Schwefel -Campher-Ferubalsam- Seife. 

Ansnhrlicbe  Prospecte  und  Preislisten  gratis  und  rranko. 


M&S 


lEnEIHEIIEI  >  SIIO« 

MEDICINAL -ABTHEIL.  varm»l 
F.  A.  BÜDINGEN 

FRAKKFCRT  */H. 


DROeEN, 

CHEMIKALIEM. 

FULVEnSIR- 

&  ALCOHOLISIR- 

iWSTRLT. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  and  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Beingspreis  durch  die  Post  oder  den  Bnchbandel 

viertelj&hrlich  2,50  Mark.     Bei  Znsendang  nnter  Streifband  3  Mark.    Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermflssigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Bedaetioa:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredaotenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


M  35.     Dresden,  den  31.  August  1893.  Krilrgäl 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


iBbalt:  Cl«Ml«  JtmA  PhAraiMl«:  Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika.  —  Hhiwela.  ^  Zar 
RevieioD  der  dritten  Anagabe  des  Deutschen  Araneibnches.  —  Ein  neuer  Seh wefelwaaaerstoif- Apparat.  —  Hinwelie. 

—  QaalltaSiTe  and  quantlUtWe  Analyse  des  Formaldehyds.  —  Nachwels  eines  Znsatses  von  fixen  Alkalien  oder  von 
Ammoniak  snm  Oacao.  —  Nene  Arzneimittel.  —  Therspeatltehe  MlttheilaBcen  i  Ueber  diagnostische  Verwerth- 
barkeit  der  Indieannrie.  —  Antidot  für  Ilypochlorite.  —  Teehniiehe  MiUhellaBfea :  Photographische  Kaltlaeke. 

—  Carbornndam.  —  Gewinnung  von  Zink  avf  nassem  Wege.  —  TerMhledeae  MI tUel langen  t  Medleinalweln- 
Monopol.  —  Ipeeacnanha  defimetlnisata.  —  Darstellung  von  Ferrum  oxydatum  saccharatnm.  —  Tinctura  Ferri 
ehloratl  a«therea.  —  Sirnpus  Ferrl  Jodatl.  —  Herstellung  eines  relslosen  Theerpräparates.  —  PrUfung  des  Peru* 

balsams.  —  Harn  nach  Gebraueh  tob  Benna  oder  Rhabarber,  etc.  eto  —  BrlcfireehML  —  Anidgen« 


Cbemie  und  Pharmacle. 


Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  HtVscA -Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Zu  dem  HaupUext  der  Pharmakopoe, 
dessen  einzelne  Artikel  wir  der  Nomen- 
clatur  des  deutschen  Arzneibuches 
entsprecliend  alphabetisch  geordnet  haben, 
bemerken  wir  Folgendes: 

Abstracta,  durch  die  Pharmakopoe 
von  1882  eingeführt,  sind  in  die  neue 
Auflage  nicht  flbergegangen. 

Aeida,  Für  diejenigen  der  gebräuch- 
lichsten flüssigen  Säuren,  welche  einen 
beliebigen  Wassergehalt  gestatten,  ist  mit 
Ausnahme  der  Schwefelsäure  ein  zum 
Theil  beträchtlich  höherer  Goncentrations- 
grad,  als  in  Deutschland  üblich,  vorge- 
schrieben, nämlich  für  Essigsäure  min- 
destens 99pCt.  (96),  Salzsäure  31,9  pCt. 
(25),  Salpetersäure  68pCt.  (25),  Phos- 
phorsänre  85  pCt.  (25),  während  für  die 
Schwefelsäure  nur  ein  Minimalgehalt  von 
92,5 jpCt.  (94  bis  98)  gefordert  wird,  der 
bei  Yerwendang  der  Säure  zu  pharma- 
centischen    Präparaten   als   Normal- 


g ehalt  gilt.  Die  Essigsäure  ist  ausser- 
dem in  zwei  Verdünnungen,  zu  6  und  zu 
36pCt.y  die  anderen  vier  Säuren  in  je 
einer  lOproc.  Verdünnung  vorhanden, 
und  diesen  letzteren  Yerdünnungsgrad 
zeigen  auch  die  Bromwasserston-  und 
die  unterphosphorige  Säure.  Wenn  es 
hiernach  scheinen  könnte,  als  besässen 
diese  sechs  10  proc.  Säuren  denselben 
Concentrationsgrad ,  so  ist  doch  ihr 
Wirkungswerth  ein  sehr  verschie- 
dener, denn  nach  Angabe  der  Pharma- 
kopoe selbst  und  der  Berechnung  ent- 
sprechend erfordern  lOccm  Normalkali- 
lauge zur  Neutralisation  3,64  g  Salzsäure, 
4,89  g  Phospborsäure  oder  Schwefelsäure 
(übereinstimmend,  weil  H3PO4  und  H2SO4 
dasselbeMolekulargewicht  besitzen),  6,29  g 
Salpetersäure,  6,6  g  unterphosphorige 
Säure,  8,08  g  Bromwasserstofisäure,  alle 
in  10  proc.  Verdünnung.  Zur  Erlangung 
eines  übereinstimmenden  acidimetrischen 
Wirkungswerthes  muss  man  also  nicht 
von  dem  Procentgehalt  an  reiner  Säure, 
sondern  von  deren  Molekulargewicht 
ausgehen,  wie  es  ja  längst  schon  bei  den 
volumetrischen  Lösungen  geschieht. 


500 


Zu  den  zahlreichen  einzelnen  Säuren  1 5  Vol.   oder    10  pCt.   nicht   übersteigen 


sei  Folgendes  bemerkt: 

Acidnm  aceticnm,  in  drei  Goncen- 
trationsgraden  vorhanden,  unter  vor- 
stehendem Namen  mit  36pCt.,  spec. 
Gew.  1,048,  als  A.  a.  glaciale  mit 
mindestens  99  pCt.,  spec.  Gew.  nicht  über 
1,058,  und  als  A.  a.  dilutum  mit  6pCt., 


(fremde,   minder  lösliche  Theerbesland- 
(heile). 

Aciduin  chloronitrosani  seu  nilro- 
hydrochloriennr.  Mischung  von  180  ecm 
Salpetersäure  (von  1,414  =  254,53  g) 
und  820  ccm  Salzsäure  (von  1,163  = 
953,66  g),  die  nach  beendetem  Anfbraiis(Mi 


spec.  Gew.  1,008  (an  Stelle  unseres  Essigs),  i  in  dunklen,  nur  halbgefüllten  Glasstöpsel 
Die  Probe  mit  Kaliumpermanganat  soll,  i  Haschen  im  Kalten  aufzubewahren  ist. 
wenigstens  mit  dem  verdünnten  Eisessig,  Lichtscheu.  Wurde  bisher  nach  Gewicht 


zweckmässigerweise    in    einer    G  I  a  s  • 
Stöpselflasche  angestellt  werden. 

Acidnm  carbolicum.  Wird  die  bei 
gelinder  Wärme  geschmolzene  und  dann 
stark  lichtbreehende  Säure  unter  bestän- 
digem Umrühren  langsam  abgekühlt,  bis 
sie  zum  Theil  wieder  krystallisirt  ist,  so 
soll  die  für  kurze  Zeit  constante  Tem- 
peratur des  noch  halbüQssigen  Antheils 
nicht  weniger  als  35^  betragen.  Der 
Siedepunkt  der  Säure  soll  nicht  höher  als 
188^  liegen.  Ein  niedrigerer  Siede-  oder 
ein  höherer  Schmelzpunkt  zeigt  eine  reinere 
oder  minder  wasserhaltige  Säure  an.  Ooa- 
gulirt  Eiweiss  und  CoUodium  (Unter- 
schied von  Kreosot).  Die  durch  Zusatz 
von  8  pCt.  Wasser  flüssig  gemachte  Säure 

J^iebt  mit  1  Vol.  Glycerin  eine  klare 
i'lüssigkeit,  welche  durch  Zusatz  von  3  Vol. 
Wasser  nicht  getrübt  wird  (Abwesenheit 
von  Kreosot  und  Kresylsäure).  0,039  g 
Karbolsäure  sollen  zur  vollständigen  Ueber- 
führung  in  Tribromphenol  (nach  einer 
ausführlieh  angegebenen  Methode  unter 
Bücktitrirung  mit  Natriumthiosulfat)  nichi 

weniger  als  24  ccm  ^g  Bromlösung  ge- 
brauchen, entsprechend  96  pCt.  an  ab< 
solutem  Phenol.    Lichtscheu*) 

Aeidam  carbolienm  eruduin.  Fast 
farblose  oder  röthliche  oder  bräunlichrothe 
Flüssigkeit,  die  an  Licht  und  Luft  all- 
mählich dunkler  wird,  sich  bei  1 5  <^  nicht 


aus  4  4-  15  Th.  gemischt,  womit  obige 
Verhältnisse  ziemlich  genau  überein- 
stimmen. Afidum  Ghloronitrosniii  di- 
lutum« 40  ccm  Salpetersäure  und  ISOccoi 
Salzsäure  werden  gemischt,  nach  beende- 
tem Auf  brausen  780ccm  desti  11  irtes  Wasser 
zugesetzt  und  das  lichtscheue  Product  in 
Glasstöpselflaschen  im  Kalten  aufbewahrt. 

Acidnm  citricum«  Angaben  über 
Löslichkeit  sehr  verschieden  von  denen 
der  Germ.  1  Th.  soll  erfordern  0,63  (0,54) 
Wasser.  1,61  (Ij  Alkohol,  18  (50)  Aether. 
Glührückstand  nicht  über  0,05  pCt.  (von 
0,5  g  nicht  wägbar).    3,5  g  bedürfen  zur 

Neutralisirung  50  ccm  j  Kalilauge. 

Acidnm  gallienm.  Weiss  oder  blai>s 
rehfarben,  geruchlos,  ohne  Rückstand  ver- 
brennlich.  ßeine  Kisenoxydulsalze  werden 
davon  weder  gefärbt  noch  gelallt,  Eis^n- 
oxydsalze  blauschwarz  gefällt.  Die  wfu)- 
serige  Lösung  fällt  Alkaloide,  Gelatinf^, 
Eiweiss  und  Stärkelösung  nicht,  im 
Gegensatz  zur  Gerbsäure.  Setzt  man  zu 
einer  kalten,  gesättigten  wässerigen  Lös- 
ung von  Gallussäure  etwas  Ealkwasser. 
so  entsteht  ein,  beim  Schütteln  wieder 
verschwindender,  bläulich  weisser  Nieder- 
schlag, der  sich  aber  nicht  mehr  löst, 
wenn  das  Kalkwasser  im  Ueberschuss  ist. 
wonach  die  Flüssigkeit  eine  bei  refleetir- 
tem  Liebte  blaue,  bei  durchfallendem  grüne 
Farbe  annimmt  und  bei  starkem  Ueber- 


in  weniger  als  15  Th.  Wasser  löst,  undjschuss  von  Kalkwasser  roth  wird  (Unter- 
eine Lösung  von  schwach  saurer,  nicht 
alkalischer  Reaction  giebt.  Werden  50  Vol. 
mit  950  Vol.  Wasser  gut  durchgeschüttelt, 
so  darf  der  ungelöst  bleibende  Antheil 

♦)  Soll  in  daDkelbernsteinfarbenen,  j?at  ver- 
schlossenen Flaschen  im  Kalten  aufbewahrt 
werden;  der  KOrze  wegen  wollen  wir  in  dieser 
Weise  vor  dem  Lichtzutritt  zu  schützende  Mittel 
in  der  Folge  als  „UchU<^eu"  bezeichnen. 


schied  von  Gerbsäure). 

Aciduin  liydrobromiGum.  10  pCt. 
HBr  enthaltend,  von  1,077  spec.  Gew. 
l  ccm  Süll  bei  der  Bettendorfschon  Probe 
binnen  Va  Stunde  keinen  Arsengehalt  er- 
geben.   8,08  g  Säure  erfordern  zur  Neu- 

tralisation   10  ccm  y  Kalilauge.     Licht- 
scheu. 


I 


r>oi 


Aeidnin  hydrochloricnm.  Rauchend 
nnd  von  stechendem  Geruch,  beides  durch 
Verdünnuno:  mit  2  Vol.  Wasser  verschwin- 
dend. Enthält  31,9  pCt.  HCl.  Spec.  Gew. 
1,1 63.  1  cem  der  Säure  darf  bei  der 
Betten Jorf  sehen  Profee  binnen  1  Stunde 
keine  Färbung  hervorbringen.  Werden 
einige  Cu))ikcentimeter  Säure  mit  eben 
so  viel  frisch  gesättigtem  Sehwefelwasser- 
stoflfwasscr  überschichtet,  so  darf  an  der 
Berührungsfläche  keine  gefärbte  Zone  ent- 
stehen (Thallium,  Arsen,  Blei).    3,64  g, 

mit  10  cem  Wasser   verdünnt,   bedürfen 

N 
31,9  cem  Y  Kalilange  zur  Neutralisirung. 

LtchtscJicu.  Aeidnm  hydrochloricum 
dilutnui.  Mischung  aus  100  g  Salzsäure 
und  219  g  W^asser.  Enthält  10  pCt.  H  Cl. 
Spec.  Gew.  1,050.    3,64  g  erfordern  zur 

Neutralisirung  10 cem-,  Kalilauge. 

Aciduiii  hydroejAuIcuni.  Destillat 
aus  Kaliumeisencyaniir  und  verdünnter 
Schwefelsäure,  in  vorgeschlagenem,  gut 
gekühltem  Wasser  aufgefangen  und  auf 
einen  Gehalt  von  2  pCt.  H  C  N  verdünnt. 
—    1,35  g  'erfordern   zur   vollständigen 

Ausfällung  10  cem  -  Silbernitrat.   Licht- 

scfteu,  im  Kalten  aufzubewahren.  —  Kann 
auch  ex  tempore  durcli  Schütteln  von  6  g 
Silbercyanid  mit  einer  Mischung  aus  5ccm 
Salzsäure  und  55  cem  Wasser  und  Ab- 
giessen  von  dem  ausgeschiedenen  Chlor- 
silber hergestellt  werden.  Doch  enthält 
die  Flüssigkeit  einen  bemerkenswerthen 
Ueberschuss  von  Salzsäure,  von  der 
nur  5,1  g  zur  Zersetzung  des  Silbercyanids 
erforderlich  sind,  während  5  cem  Salz- 
säure 5,8g  wiegen;  die  bisherige  Phar- 
makopoe schrieb  auch  nicht  5  cem,  son- 
dern 5  g  davon  vor. 

Aeidum  hypophosphorosum.  Ent- 
hält lOpCt.  HPUaO^.  Spec.  Gew.  1,046. 
W^eder  Platinchlorid,  noch  Natrium- Co- 
balt- Nitrit  darf  mehr  als  eine  schwache 
gelbe  Trübung  (Grenze  für  Kaligehalt) 
erzeugen.  6,6  g  erfordern  zur  Neutrali- 
sirung 10  cem  Y  Kalilauge. 

Acidnni lactieuiii.  Gehaltan H C3 H5O3 
7opCt.  Spec.  Gew.  1,213.  Zieht  Feuchiig- 
keit  aus  der  Luft  an.  5  g  sollen  bei  der 
Yerbrennung  nicht  mehr  als  0,05  g  Bück- 
stand lassen.  10  com  einer  lOproc.  wäs- 


serigen Lösung  sollen  durch  Zusatz  von 
1  cem  Kupfersulfatlösung  nicht  verändert 
werden  (Fleischmilchsäure).  Wird  eine 
Probe  mit  überschüssigem  Zinkcarbonat 
bei  100*^  eingetrocknet  und  dann  mit 
absolutem  Alkohol  ausgezogen,  so  darf 
bei  Verdampfung  des  Auszuges  kein  süss 
schmeckender   Rückstand    bleiben    (Gly- 

cerin).   4,5  g  erfordern  zur  Neutralisation 

N 
37,5  cem   ,  Kalilauge. 

AGidnni  nitricum.  Enthält  6SpCt. 
HNO.,.  Spec.  Gew.  1,414.  Siedepunkt 
120,5^  wobei  vollständig  flüchtig.  Farb- 
los, rauchend.  3,145  g  bedürfen  zur  Neu- 
tralisirung 34  cem  Y  Kalilauge.  Licht- 
scheu. Aeidtttn  nitricum  dilntoni. 
Mischung  aus  100  g  Salpetersäure  und 
580  g  Wasser.  Enthält  lOpCt.  HNO3. 
Spec.  Gew.   1,057.      Zur   Neutralisirung 

von  6,29  g  sind  10  cem  -j-  Kalilauge  er- 

ford  er  I  ich.    Lichtscheu. 

Acidam  olelnicnm.  Wird  aus  der  käuf- 
lichen Oelsänre  hinreichend  rein  erhalten 
durch  Abkühlung  auf  circa  5^G.  und  Ab- 
sonderung des  dabei  flüssig  bleibenden 
Antheils,  der  gelblich  oder  bräunlicbgeib, 
von  öliger  Beschafi'enheit  und  vo/i  etwa 
0,900  spec.  Gew.  ist,  und  sich  an  der 
fjuft  unter  Sauerstofi'- Aufnahme  dunkler 
färbt.  Wird  bei  etwa  4®  halbfest  und 
erstarrt  bei  weiterer  Abkühlung  zu  einer 
weisslichen  festen  Masse.  Gleiche  Volumen 
Oelsäure  und  Alkohol  (von  0,820)  sollen 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  klare 
Mischung  geben,  ohne  Oeltropfen  abzu- 
scheiden (fette  Oele).  Darf  keine  be- 
merkenswerthen Mengen  von  Palmitin- 
und  Stearinsäqre  enthalten. 

Acldnm  phosphoricum.  Enthält  nicht 
weniger  als  85pCt.  H3PO4.  Spec.  Gew. 
nicht  unter  1,710.  1  cem  soll  mit  3  cem 
Alkohol  und  1  cem  Aether  eine  klare, 
nicht  durch  Phosphate  getrübte  Mischung 
geben.  1  cem  der  Säure,  die  von  Salpeter- 
säure und  phosphoriger  Säure  frei  be- 
funden ist,  darf  bei  der  ßettcndor flohen. 
Probe  binnen  1  Stunde  keinen  Arsen- 
gehalt zeigen.  0,978  g  erfordern  zur  Neu- 
tralisirung, wobei  wie  bei  den  übrigen 
Säuren  Phenolphthalein  als  Indicator 
zu  benutzen  ist,  nicht  weniger  als  17  com 


502 


y  Kalilauge.     Aeidum  phosphoricum 

dilutnm.  Mischung  von  100  g  Phos- 
phorsäure und  750  g  Wasser.  Enthält 
10  pCt.  H3PO4.  Spec.  Gew.  1,057.  4,89  g 

erfordern  zur  Neutralisation,  mit  Phenol- 

N 
phthalej'n  als  Indicator,  lOccm-y  Kali- 
lauge. 

Aeidum  stearinicum.  Hart,  weiss,  et- 
was glänzend,  geruch-  und  geschmacklos, 
löslich  in  circa  45  Alkohol,  reichlich  beim 
Kochen.  Schmilzt  im  reinen  Zustande 
bei  69,2  <^;  der  Schmelzpunkt  der  käuf- 
lichen Säure  soll  nicht  unter  56^  liegen 
und  die  geschmolzene  Säure  nicht  unter 
54  ö  trübe  werden  und  zu  erstarren  an- 
fangen. 1  g  soll  beim  Kochen  mit  1  g 
Natriumcarbonat  und  30  ccm  Wasser  eine 
im  heissen  Zustande  nur  opalisirende 
Lösung  geben  (Fett). 

Aeidum  sulfnrieum.  Enthält  nicht 
weniger  als  92,5  pCt.  H2SO4.  0,489  g, 
mit  10  ccm  Wasser  verdünnt,  dürfen  zur 
Neutralisirung  nicht  weniger  als  9,25  ccm 

j  Kalilauge  verbrauchen.    Aeidum  sul- 

furieum  dilutum.  Mischung  von  100  g 
Schwefelsäure  und  825  g  Wasser.  Ent- 
hält lOpCt.  H2SO4.  Spec.  Gew.  1,070. 
4,89  g  erfordern  zur  Neutralisirung  10  ccm 

-    Kalilauge. 

Aeidum  sulfarosum.  Das  aus  80  ccm 

Schwefelsäure  und  20  g  grob  gepulverter 
Holzkohle  durch  Erhitzen  entwickelte  und 
gewaschene  Gas  wird  in  eine,  1000  ccm 
ausgekochtes  Wasser  enthaltende  Vorlage 
geleitet,  welche  gut  gekühlt  und  mit  einer 
zweiten  Vorlage  verbunden  ist,  die  zur 
Absorption  des  vom  Wasser  etwa  nicht 
aufgenommenen  Gases  verdünnte  Soda- 
lösung enthält.  (Wichtiger  ist  diese  zweite 
Vorlage  durch  den  Gegendruck,  welchen 
ihr  Inhalt  ausübt,  wodurch  die  Absorption 
des  Gases  erheblich  gefördert  wird).  Das 
Präparat  soll  nicht  weniger  als  6,4  pCt. 
SO2  enthalten  und  ein  spec.  Gew.  von 
nicht  weniger  als  1,022  besitzen.  Röthet 
erst  und  bleicht  dann  das  Lackmuspapier. 
Das  bei  gelinder  Wärme  aus  der  Säure 
entwickelte  Gas  schwärzt  einen  mit  sal- 
petersaurem Quecksilberoxydul,  nicht  aber 
einen  mit  Bleiacetat  befeuchteten  Papier- 
streifen.   Darf  nur  Spuren  von  Schwefel- 


säure enthalten.  0,7  g  erfordern  nach 
Verdünnung  mit  25  ccm  Wasser  und  ein 
wenig  Stärkelösung   mindestens  14  ccm 

N 

r77  Jodlösung  zum  Eintritt  einer  dauern- 
den blauen  Färbung.  Lichtscheu,  kalt 
aufzubewahren. 

Aeidum  tannieum.  Darf  beim  Ver- 
brennen auf  Platinblech  nicht  mehr  als 
0,2  pGt.  Asche  hinterlassen.  Setzt  man 
zu  einer  Iproc.  wässerigen  Lösung  ein 
wenig  Kalkwasser,  so  entsteht  ein  beim 
Schütteln  nicht  wieder  verschwindender 
(Unterschied  von  Gallussäure)  blass  bläa- 
lichweisser,  flockiger  Niederschlag,  wel- 
cher durch  einen  massigen  Ueberschuss 
von  Kalkwasser  vermehrt  und  dunkler 
blau  wird,  während  ein  grosser  Ueber- 
schuss desselben  die  Lösung  blass  röth- 
lich  färbt.  Die  wässerige  Gerbsäurelösung 
giebt,  im  Gegensatz  zur  Gallussäure,  mit 
den  meisten  Alkaloiden  und  Bitterstoffen, 
sowie  mit  Gelatine-^  Eiweiss-  und  Stärke- 
lösnng  Niederschl^e. 

Aeidum  tartarieum.  Darf  nicht  mehr 
als  0,05  pCt  Asche  hinterlassen.    3,75  g 

erfordern   zur  Neutralisation  50  ccm  j 

Kalilauge. 

Adeps.     Spec.  Gew.  circa  0,932  bei 
150.    Schmilzt  bei  38  bis  40  <>  und  bUdet 
bei  30  ^  oder  darunter  eine  weiche  Masse. 
Das  damit  gekochte  Wasser  darf  nicht 
alkalisch  reagiren,  auch  kein  Slärkemeb! 
und  keine  Chloride  enthalten.    Zur  PrQf- 
ung  auf  mehr  als  5pGt.  Baumwoli- 
s  amen  öl  werden  5  ccm  geschmolzeiies 
Fett  noch  warm  mit  5  ccm  spirituöser 
Silberlösung  (aus  1  g  SilbernitraC  100  eem 
Alkohol  und  0,5  ccm  Salpetersäure)  gut 
durchgeschüttelt  und  5  Minuten  im  Wasser- 
bade erhitzt,  wodurch  keine  röthliche  oder 
braune  Färbung  des  Gemisches  und  nach 
dessen   Scheidung    an    der   Grenze  der 
beiden  Schichten  keine  dunkle  Färbaog 
entstehen  darf.     Adeps  benzoatus.   In 
1000  g  geschmolzenes  Fett  werden  20  g 
grobes  Benzoepulver,  das  in  ein  Stückchen 
Muslin   gebunden   ist,    gebracht,  unter 
häufigem  Umrühren  2  Stunden  lang  nicht 
über  60^  erhitzt,  dann  colirt  und  bis  zuid 
Erkalten  zeitweise  umgerührt.    Für  die 
Aufbewahrung  oder  für  den  Gebraueb 
bei  warmer  Witterung  sind  6  pCt.  des 


503 


Fettes  oder  nöthigen  Falls  mehr  durch 
weisses  Wachs  zu  ersetzen. 

Adeps  Lanae  hydrosus.  Die  Lösung 
in  Aether  oder  Chloroform  muss  sich 
gegen  Lackmuspapier  neutral  verhalten. 
Schmelzpunkt  circa  40^.  Muss  beim  Er- 
hitzen im  Wasserbade  schliesslich  nicht 
weniger  als  70  pGt.  einer  klaren  Schmelze 
zurücklassen,  die  in  Aether  oder  Chloro- 
form vollständig  löslich  ist,  und  beim  Ver- 
brennen höchstens  0,3 pCt  einer,  nicht 
alkalisch  reagirenden  Asche  liefert.  Wer- 
den 2  g  dieser  entwässerten  Masse  in 
10  ccm  Aether  gelöst  und  mit  2  Tropfen 
Iproc.  Phenolphthaleinlösung  gemischt, 
so  muss  die  Flüssigkeit  farblos  bleiben 

(freies  Alkali),  aber  durch  1  Tropfen  y 

Kalilauge   entschieden   geröthet   werden 
(freie  Fettsäuren). 

Aether.     Enthält  circa  96  pCt.  abso- 
luten Aether,  (Og  E^)2  0,  und  4pCt.  Alkohol 
mit  ein  wenig  Wasser.    Spec.  Gew.  0,725 
bis  0,728.    Siedepunkt  37  O;  kocht  auch, 
wenn  man  ein  zur  Hälfte  damit  gefülltes 
Beagensglas,  worin  einige  Glasstückchen 
befindlieh,  eine  Weile  in  der  Hand  hält. 
Bedarf  zur  Lösung  bei  15^  etwa  das  zehn- 
fache Volum  Wasser  (nach  Gewicht  =» 
1  +  13,8  TL).    Mit  Wasser  befeuchtetes 
bellblaues  Lackmuspapier  soll  bei  10  Mi- 
nuten langem  Eintaudien  in  Aether  seine 
Farbe    nicht  ändern.     Werden   20  ccm 
Aether    in   einem   graduirten  Bohr  mit 
20  ccm  Wasser  geschüttelt,  welches  un- 
mittelbar zuvor  mit  Aether  gesättigt  ist, 
so    darf   nach   erfolgter   Scheidung  die 
Aetberschicht  nicht  weniger  als  19,8  ccm 
betragen  (ungehöriger  Gelialt  an  Alkohol 
oder   Wasser).     Werden  10  ccm  Aether 

N 

im  Laafe  einer  Stunde  mit  1  ccm  y  Jod- 

kaliumlösang  bisweilen  durchgeschüttelt, 
so  darf  keine  Färbung  der  einen  oder 
anderen  Flüssigkeit  eintreten  (Aldehyd 
und  dergl.)*  Aufbewahrung  im  Kalten, 
fem  von  Licht  und  Feuer,  vorzugsweise 
in  Blecbgeftssen. 

Aether  aeetleuR.  Enthält  circa  98,5  pGt. 
reinen  Essigäther,  G8H5G3H3O2,  und 
1,0  pCt.  Alkohol  mit  ein  wenig  Wasser, 
wonoiit  jedoch  das  spec.  Gew.  0,893  bis 
0,895  (statt  circa  0.904)  und  die  Löslich- 
keit in  Wasser  (1  Th.  in  circa  8  Th. 


statt  1  in  circa  16  Th.)  nicht  überein- 
stimmt. Siedepunkt  circa  76  ^.  Soll  gegen 
Lackmuspapier  neutral  sein.  Werden 
25  ccm  Essigäther  in  einem  graduirten 
Bohr  mit  25  ccm  Wasser,  welches  eben 
erst  mit  Essigäther  gesättigt  ist,  durch- 
geschüttelt, so  darf  nach  erfolgter  Scheid- 
ung die  Aetberschicht  nicht  weniger  als 
24,5  ccm  betragen  (ungehöriger  Gehalt 
an  Alkohol  oder  Wasser).  Im  Kalten  und 
Dunkeln,  fern  von  Licht  und  Feuer  auf- 
zubewahren. 

Aloe  parificata.  Socotrin-Aloe,  die 
durch  Schmelzen  im  Wasserbade  unter 
Zusatz  von  etwas  Alkohol  und  Durchreiben 
durch  ein  feines  Sieb  von  mechanischen 
Verunreinigungen  befreit  und  dann  wieder 
eingedampft  ist. 

Alomnm.  Kann  aus  Barbados-  oder 
aus  Socotrin-Aloe  hergestellt  sein, 
wird  je  nachdem  B  a  r  b  a  1 0  i  n  oder 
Socaloin  genannt,  und  zeigt  je  nach 
der  Abstammung  etwas  verschiedene  Lös- 
lichkeit. Auch  färbt  sich  Barbaloin,  in 
geringer  Menge  zu  einem  Tropfen  kalter 
Salpetersäure  von  1,200 gesetzt,  carmoisin- 
roth,  während  Socaloin  dabei  seine  gelb- 
liche Farbe  kaum  verändert. 

Ammonium  carbonicum.  2,613  g 
des  vorschriftsmässigen ,  unverändert  er- 
haltenen Salzes  sollen  zur  genauen  Neu- 
tralisation, unter  Verwendung  von  Bosol- 

säure  als  Indicator,  50  ccm  j  Schwefel- 
säure verbrauchen,  entsprechend  der  Zu- 
sammensetzung 

NH4HCO3  +  NH4NH2CO2. 

Ammonium  jodatum  darf  in  stark 
gefärbtem  Zustande  nicht  dispensirt 
werden,  sondern  ist  dann  von  dem  freien 
Jod  durch  Behandlung  mit  Schwefel- 
ammonium bis  zur  Entfärbung  zu  be- 
freien, darauf  (von  dem  ausgeschiedenen 
Schwefel)  abzufiltriren  und  wieder  ein- 
zutrocknen. Darf  nicht  mehr  als  0,5  pCt. 
Chlorid  oder  Bromid  enthalten.  Licht- 
scheu, (Fortsetzung  folgt) 

Trennung  des  Kalkes  and  der  Magnesia 
von  Zink  als  Phosphat  lässt  sich  nach  C.  Stone 
(Jonrn.  anal,  and  appl.  Chem.  6,  516)  in  der 
Weise  ausführen,  dass  man  die  Phosphate  mit 
salmiakhaltigem  Ammoniak  behandelt.  Die  Phos- 
phate des  Kalkes  und  der  Magnesia  sind  darin 
loslich,  das  Zinkpbosphat  nicht.  S. 


504 


Zur  Revision  der  dritten  Antobe  { 
des  Arzneibaches  fär  das  Deutsche 

Reich.  *) 

(FortsetzuDg  von  Seite  473.) 
Acidnm  hydrochloricam  dilntum.  Der 
zweite  Absatz  hat  eine  correctere  Fassang  er- 
halten und  lautet:  „Eine  Jdare,  farblose  Flüs- 
sigkeit von  1,061  spec.  Gewicht  Sie  enthalte 
in  100  Th.  12,6  Th.  Chlorwasserstoff;  lOccm 
müssen  demnach  38,5  com  Normal  Kalilauge 
sättigend* 

Acidum  nitricum.  In  der  Anordnung  des 
Textes  sind  die  bei  Acid.  hydrochlor.  (Seite 
278)  bereits  erwähnten  Aeuderungen  ge- 
troffen und  die  Angaben  über  das  specifische 
Gewicht  und  den  Gehalt  an  Salpetersäure 
unter  die  Prüfungsvorschriften  eingereiht 
worden;  warum  die  wunderliche  Fassung: 
^Die  Salpetersäure  enthalte  in  100  Theilen 
25  Th.  Salpetersäure^  beibehalten  und  nicht, 
wie  bei  Acidum  sulfuricum  wasserfreie  Sal- 
petersäure gesagt  worden  ist,  ist  nicht  einzu- 
sehen. —  Wie  bei  der  Salzsäure  ist  auch  hier 
die  Prüfung  mit  Schwefelwasserstoff  durch 
vorhergehendes  annäherndes  Absättigen  der 
Säure  mit  Ammoniak  verschärft  worden. 

Acidum  snlfuriouin.  Anordnung  des  Textes 
bezüglich  der  Anforderungen  an  das  spe- 
cifische Gewicht  und  an  den  Gehalt  an  wasser- 
freier Schwefelsäure  wie  bei  Acidum  nitricum. 
—  Don  Wünschen  nach  einem  besseren 
„Deutsch**  im  Arzneibuche  ist  in  diesem 
Artikel  erfreulicherweise  mehrfach  ent- 
sprochen worden;  so  ist  die  Schwefelsäure 
nicht  mehr  eine  ^^Flüssigkeit  von  ölartiger 
Beschaffenheit*' ,  sondern  eine  „ölartige 
Flüssigkeit''  und  die  Schlusssätze  in  den 
Vorschriften  zur  Prüfung  auf  Arsen  und 
Salpetersäure  haben  die  in  Ph.  C.  33, 
346  vorgeschlagene  Fassung  erhalten ,  näm- 
lich: „  .  .  .,  $0  darf  sich  die  Mischung  im 
Laufe  einer  Stunde  nicht  färben'',  und: 
y,  ,  ,  ,j  so  darf  sich  zwischen  den  Flüssig- 
keiten keine  gefärbte  Zone  zeigen,*^  —  Neu 
eingefügt  ist  eine  Prüfung  auf  Eisen  ,  indem 
nämlich  „in  der  mit  20  Baumtheilen  Wasser 
verdünnten  Säure  Kaliumferrocyanidlösung 
eine  Veränderung  nicht  hervorrufen  darf".  — 
Zur  Prüfung  auf  Selen  ist,  um  die  Operation 
weniger  gefährlich  zu  machen,  „ein  erkaltetes 
Gemisch  gleicher  Raumtheile  Schwefelsäure 
und  Wasser"  zu  verwenden. 

♦)  Nach  Apoth.-Ztg.  Nr.  52  bis  60. 


Acidum  snlfuricnm  crudnm.  Nur  Aender- 
ungen  redactioneller  Art;  auch  hier  hat  die 
„Flüssigkeit  von  Ölartiger  Beschaffenheit*' 
verständigerweise  der  „ölartigen  Flüssigkeit*' 
Platz  machen  müssen. 

Acidum  saUaricum  dilntum.  Die  Com- 
mission  hat  keine  Veränderung  vorgeschlagen. 
—  Acid.  hydrochlor.  dilut.  ist  nach  dem 
Arzneibuche  „eine  Mischung  aus  u.  s.  w*<, 
Acid.  sulfur.  dilut.  aber  „eine  Mischung 
von  u.  s.  w.'*  Der  Gebrauch  des  Wörtchens 
„aus"  dürfte  vorzuziehen  sein,  wie  schon 
Ph.  C.  33,  344  dargelegt  wurde. 

Apomorphinum  hydrochlorionm  und 

Atropinnm  sulfuricum  sind  unverändert 
geblieben. 

ChiniiLum  sulfuricum.  Im  Arzneibuche 
lautet  der  zweite  Absatz:  ,,Von  100  Th. 
Chininsulfat  müssen  nach  dem  Trocknen  bei 
100<)  mindestens  85  Th.  zurückbleiben'*;  die 
Commission  hat  statt  müssen  „sollen"  gesetzt, 
unserer  Ansicht  nach  (Ph.  C.  33,  344)  un- 
gerechtfertigterweise. —  Der  erste  Satz  des 
vierten  Absatzes  nach  der  Fassung  des  Arznei- 
buches giebt  zu  Zweifeln  Veranlassung  (Ph. 
C.  32,  56),  ob  2  g  des  bereits  verwitterten 
Salzes  anzuwenden  sind  oder  ob  man  2  g 
wasserhaltiges  Salz  verwittern  lassen  soll ;  die 
Commission  schlägt  deshalb  vor,  zu  sagen: 
„2g  bei  40  bis  50 <*  völlig  verwittertes  Chinin* 
Sulfat  übergiesse  man  etc.'*,  noch  besser  wäre 
wohl:  2  g  von  bei  40  bis  50^  völlig  verwitter- 
tem Chininsulfat  übergiesse  man  .  .  .  ."  zu 
sagen. 

Zu  Chininum  ferro -citricnm, 
^  hydrochloricam  und 
—  tannicum 
sind     keine    Veränderungen    vorgeschlagen 
worden. 

Chrysarobinnm  ist  unverändert  geblieben. 

Cocainum    hydrochloricam.       Die   Be- 
schreibung des  Präparats  wird  durch  Einschalt- 
ung von   zwei  Identitätsreactionen  ergänzt: 
y^Reibt  man  0,01  g  Cocainhydrocidorid  mit 
0,01  g    Quecksilberchlorür    zusammen,   so 
schwärzt  sich  das  Gemenge  beim  Anhauchen. 
Versetzt  man  eine  Lösung  von  0,01  g  des 
Salzes  in  einigen  Tropfen  Spiritus  mit  etwas 
zerriebenem  Aetzkati,  so  entwickelt  sich  der  sehr 
angenehme  Geruch  des  Benzoesäureesters.'^ 
Die  erstere  Reaction  ist  als  Identitätsreactioo 
für  Cocainhjdrochlorid  werthlos,  d&  Lenß 
(Ph.  C.  34,  79)  gefunden  hat,  dass  Pilocarpin- 
hydrochlorid  dieselbe  Reaction  giebt  undzwar 


605 


noch  intensiver.    Die  Reaction   an  und  für 
sich  ist  eine  sehr  interessante,  die  dabei  sich 
abspielenden    chemischen    Vorgänge    waren 
aber  bisher  noch  unbekannt;  in  der  näch- 
sten Nummer  bringen  wir  eine  eingehen- 
dere Auslassung  darüber.  —  Bei  der  Prüf- 
ung mit  Kaliumpermanganat  ist,  nach  An- 
gabe von  Kineel  (Ph.  C.  33,  677),  die  Ver- 
Wendung  einer  Losung  von  1  Th.  Kalium- 
permanganat  in  1000  Th.  (nicht  100  Th.) 
vorgeschrieben  worden.  —  Den  mehrfach  laut 
gewordenen  Klagen,    dass  die  Prüfungsvor- 
sehriften  des  Arzneibuches  bei  manchen  kost- 
spieligen Präparaten  mit  zu  grossen  Mengen 
arbeiteten,  ist  im  vorliegenden  Falle  dadurch 
Rechnung  getragen  worden,  dass  zweimal  statt 
0,  j  g  nur  0,05  g  zur  Prüfung  vorgeschrieben 
sind.  —  In  Bezug  auf  die  vom  Arzneibuche 
angenommene   Schreibweise   Cocain  (gegen- 
über von  Äobcin,  Äoffcin  u.  s.  w.)  bemerkt  die 
Commission,  diiss  der  Vorschlag,  statt  Cocain- 
bydrochioiid  Kokainhydrochlorid  zu  schrei- 
ben, keinen  Beifall  gefunden  habe.    Es  wäre 
interessant  zu  erfahren,  welche  Gründe  für 
die  Commission    hier  maassgebend  gewesen 
sind,  vielleirht  erfahrt  man  dabei  auch,  nach 
welchen  Gt  undsätzen  die  Verfasser  des  Arznei- 
buches von  K  und  ß  (ßorbottat  —  ftaxioU 
l'äure,  Cocain  —  ftobe'in  u.  s.  w.)  Gebrauch 
gemacht  haben  und  wie  ne  dazu  gekommen 
sind,  aller  Gepflogenheit  entgegen  im  Lateiu- 
ischen  Cocainum,  Copaiv»,  Petrolei,  Rheietc, 
im  Deutschen  aber  Sobctlt,  Soffeill,  $^enot^ 
p^tatljetn  etc.  zu  Ischreiben. 

Oleam  Anisi,  Anethol.  (Die  Commission 
erachtet  die  Zeit  für  bald  gekommen,  wo  die 
meisten  ätherischen  Oele  nicht  mehr  ohne 
Weiteres,  sondern  nur  noeh  gewisse  Bestand- 
t heile  derselben  Verwendung  finden  werden. 
Dem  Vorgange  des  Arzneibaches  (Oleum 
Carvi  s=s  Karvol)  folgt  sie  zunächst  mit  zwei 
anderen  äf herischen  Gelen  und  beschreibt 
unter  Oleum  Anisi  Anethol  und  unter  Oleum 
Carjophyllornm  £ogenoi.) 

rf  Der  Satterstoff hnltiffe  Afitheil  des  äther- 
ischen Ödes  der  Anisfrucht,  Bei  ungefähr 
20'^  eine  farblose,  stark  lichtbrechende  Flüssig- 
keit, in  niedrigerer  Temperatur  eine  weisse 
KrystaUmasse  von  sehr  aromatischem  Ge- 
rüche und  Geschmacke, 

Das  Anethol  siedet  hei  284*^  und  besitzt  bei 
25^  das  spec.  Gewicht  0,985.  In  Weingeist 
ist  es  klar  löslich;  diese  Lösung  verändert  die 
Farbe  des  Lackmuspapiers  nicht  und  zeigt  auf 


Zmatg    eines   Tropfens  Eisenchlaridlösung 
keine  besondere  Färbung. 

Verreibt  man  1  Tropfen  Anethol  mit  Zucker 
und  schüttelt  mit  500  ccm  Wasser,  so  muss 
dieses  den  reinen  Anisgeschmack  besitzen.'^ 

Oleum  Calami.  Nur  Veränderungen  re- 
dactioneller  Art.  —  Da  sich  von  den  äther- 
ischen Gelen  ein  oder  mehrere  Cubikcenti- 
meter  schwieriger  genau  abmessen  lassen,  als 
1  g  gewogen  werden  kann,  die  Pipetten  auch 
nur  schwer  völlig  gereinigt  werden  können, 
so  giebt  die  Commission  die  Menge  des  zu 
prüfenden  Oeles  in  der  Regel  dem  Gewicht 
nach  an;  bei  Oleum  Calami  1  g  statt  1  ccm. 

Oleum  Carvi,  Carvol  (das  Arzneibuch 
schreibt  Karvol).  „Der  sauerstoffhaltige  An- 
iheil  des  ätherischen  Oeles  der  Kümmelf riMiht. 
ß  lassgelb  Hebe  oder  farblose  bei  224<^  siedende 
Flüssigkeit  von  0,96  spec.  Gewicht,  von  fei- 
nem Kümmeigeruche  uud  aromatischem  Ge- 
schmacke. 1  Th.  Carvol  löst  sich  in  1  Th.  ver- 
dünntem, sowie  bei  JSO^  in  J20  2h.  50proc. 
Weingeist  und  in  1  Th.  einer  Natrium- 
salicylatlösung  (1  =2)  klar  auf. 

Die  Auflösung  von  1  g  des  Oeles  in  1  g 
Weingeist  darf  durch  einen  Tropfen  Eisen- 
Chloridlösung  nicht  verändert  oder  nur 
schwach  röthlich,  bis  violett  gefärbt  werden.*^ 

Oleum  CaryophyUorum,  Eugenol.  „Der 
sauerstoffhaltige  Antheil  des  ätherischen  Ödes 
der  Gewürznelken.  Eine  farblose  oder  gelb' 
liehe,  an  der  Lufl  sich  bräunende,  stark  licht- 
brechende Flüssigkeit  von  scharf  aromatischem 
Gerüche  und  Geschmacke,  welche  bei  253  bis 
254*^  siedet  und  bei  15^  das  spec.  Gewicht 
1,072  besitzt.  Eugenol  ist  unlöslich  in 
Wasser,  leicht  löslich  in  Weingeist,  Aether, 
Essigsäure  und  in  2  bis  l^/o  Kalilauge. 
Schüttelt  man  5  Tropfen  Nelkenöl  mit  10  ccm 
Kalkwasser  kräftig  durch,  so  entsteht  eine 
flockige,  zum  Theil  an  den  Wänden  des  Ge- 
fässes  haftende  Abscheidung.  Die  Auflösung 
von  2  Tropfen  Nelkenöl  in  4  ccm  Weingeist 
wird  durch  1  Tropfen  Eisenchloridlösung 
grün  gefärbt;  1  'Tropfen  verdünnte  Eisen- 
chloridlösung (Lösung  von  1  Th.  der  Auf- 
lösung von  1,280  spec.  Gewicht  in  20  Th. 
Wasser)  ruft  in  der  Auflösung  von  2  Tropfen 
Nelkenöl  in  4  ccm  Weingeist  eine  blaue 
Färbung  hervor,  welche  allmählich  durch  roth 
in  gelblich  übergeht. 

Wird  1  g  Eugenol  mit  20  ccm  heissem 
Wasser  geschüttelt,  so  darf  dieses  blaues 
Lackmuspapier  nur  undeutlich  röthen.    Das 


506 


nach  dem  Erkalten  klar  filtrirte  Wasser  darf 
sich  mit  1  Tropfen  Eisenchloridlösung  nur 
vorübergehend  graugrünlieh  aber  nicht  blau 
färben. 

1  Th.  Eogenol  muss  sich  in  2  Th.  ver- 
dünnten Weingeistes,  sowie  in  1  Th.  einer 
Natriumsalieylatlösung  (1  =  2)  klar  auflösen.*' 

Oleom  Ciimamomi.  „^^^  ätherische  Gel 
des  Zimmtes.  Eine  gelbe  oder  bräunliche 
Flüssigkeit  von  1,055  bis  1,065  spec.  Gew», 
welche  mit  Weingeist  in  allen  Verhältnissen 
Mar  mischbar  ist,  4  Tropfen  Zimmtöl  geben 
beim  Schütteln  mit  4  Tropfen  roher  Salpeter^ 
säure  vom  spec.  Gewichte  1,138  eine  weisse 
Krystallmasse, 

Mit  Zimmtöl  geschütteltes  Wasser  schmeckt 
süss,  dann  brennend  gewürzhaft;  durch  Blei- 
essig entsteht  in  dem  Wasser  eine  Trübung 
ohne  Gelbfärbung. 

Verdünnt  man  4  Tropfen  Zimmtöl  mit 
10  ccm  Weingeist,  so  darf  durch  1  Tropfen 
Eisenehloridlösung  nur  eine  braune,  nicht 
aber  auch  eine  grüne  oder  blaue  Farbe  her- 
vorgerufen werden. 

1  Th,  Zimmtöl  muss  sich  in  1  Th,  einer 
wässerigen  Natriumsalieylatlösung  (1  =  J2) 
klar  auflösen. 

Versetzt  man  die  Auflösung  des  Zimmt6ls 
in  3  bis  4  Th,  Spiritus  dilutus  mit  ihrem 
halben  Volum  einer  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur gesättigten  Lösung  von  Bleiacetat  in 
S^rUus  dilutus,  so  darf  keine  Fällung  ein- 
treten. 

Durch  Verdunsten  in  massiger  Wärme 
von  allen  flüchtigen  Antheüen  befreit,  muss 
das  Od  einen  festen,  harten^  nicht  mehr  als 
8pGt.  betragenden  Rückstand  geben." 

Die  neu  aufgenommene  Probe  mit  Blei- 
acetat ist  von  Hirschsohn  angegeben  (Ph.  C. 
31,  639)  und  bezweckt  die  Prüfung  auf  Harz- 
gehalt. Die  Verdampfungsprobe  richtet  sich 
ebenfalls  gegen  Harzgehalt  und  zeigt  zugleich 
fettes  Oel  an.  Von  Aufnahme  der  von 
Schimmel  empfohlenen  Bestimmung  des 
Zimmtaldehyds  mittelst  Natriumbisulfit  (Ph. 
C.32,  623  u.  33,  214),  die  eigentlich  alle 
anderen  Prüfungsmethoden  überflüssig  macht, 
hat  die  Commission  zur  Zeit  noch  abgesehen. 

Zu  allen  übrigen  ätherischen  Oelen: 
Oleum  Citri  bis 

—  Thymi 
ebenso  wie  zu 

Olenm  Crotonis, 

—  Lanri  und 


Oleum  Hupiatae 
hat   die   Commission   keine   Veränderungen 
vorgeschlagen. 

Oleum  Lini.  Der  Text  ist  durch  eine 
Prüfung  auf  Beimischung  von  Mineralölen 
vervollständigt :  „  Werden  20  g  Leinöl  so  ver- 
seift, wie  unter  Sapo  kalinus  angegeben  ist, 
so  muss  die  daraiis  gewonneneSeife  in  Wasser 

und  in  Weingeist  ohne  Bückstand  löslich  sein," 

G,  HofmMm. 
(Fortsetzung  folgt) 


Ein  neuer  Schwefelwasserstoff- 
Apparat  für  analytische 
Laboratorien. 

L,  L,  de  Koninck  beschreibt  in  der  Chem.- 
Zeitung  1893,  Nr.  61,  S.  1099  einen  neuen 
Seh wefelwasserstoiF- Apparat  für  Laboratorien, 
der  nachstehende  Einrichtung  hat. 

Der  neue  Apparat  besteht  aus  einer  Flasche 
Aj  welche  im  unteren  Theile  mit  swei  ent- 
gegengesetzt angebrachten  Tubulatnren  ver- 
sehen ist ;  diese  Flasche  erhält  snerst,  einige 
Centimeter  hoch ,  Qlas-  oder  Porzellanscher- 
ben, darüber  Schwefeleisen  in  Stücken.  Unter 
dieser  Flasohe,  welche  auf  einem  Gestell  so« 
Holz  steht,  dessen  Form  aus  der  Zeichnung 
ersichtlich,  be6ndet  sieh  eine  grosse  drei- 
halsige  Woulffwh^  Flasche  B  von  niedriger 
Form. 

Von  einer  der  Tubulaturen  der  Flasche  A 
geht  eine  Rohre  n  abwärts  durch  einen  Seiten- 
hals der  Flasche  B  bis  nahe  auf  den  Boden 
derselben.  Von  der  zweiten  Tubnlatnr  voni 
geht  ebenfalls  eine  Röhre  m  nach  unten, 
welche  mit  dem  zweiten  seitlichen  Halse  der 
unteren  Flasche  in  Verbindung  steht,  aber 
hier  gerade  unter  dem  Stopfen  endet.  Die 
Röhre  m  besitzt  eine  Verzweigung,  darcb 
welche  sie  mittelst  eines  Kautschukrohres  f 
mit  dem  Tubulus  der  dritten  Flasche  G  (Druck- 
flasche) in  Verbindung  steht.  Der  Hals  der 
Flasche,  welche  das  Schwefeleisen  enthält, 
trägt  eine  Hahnröhre,  durch  welche  sie  mit 
der  Waschflasche  D  verbunden  ist,  von  wo 
das  Qas  durch  die  Röhre  q  in  die  an  behan- 
delnde Lösung  geleitet  wird.  Die  Einleitungi- 
röhre  selbst  ist  unten  sehr  fein  nnd  lang 
ausgezogen,  damit  der  Schwefelwasserstoff  m 
vortheilhaft  wie  möglich,  d.  h.  in  sahlreiehen 
ganz  kleinen  Blasen  auf  die  zu  fiUlendes 
Lösungen  wirken  kann.  Den  Hahn  könnte 
man  auch  auf  der  Waschflasche  selbst  an- 


bringen,  wu  logu  Tortheilbaftei  «Sre;  dies 
würde  nftmlicb  gecUtlen,  Termitteirt  mehTerer 
H&hne  gleiobieitig  venchtedenB  LoiuDgea  sn 
fSIlen. 

Der  mittlere  Hals  von  B  dient  den,  diese 
Fluche  mittelst  eines  Hebers  id  eDtleeren, 
wenn  die  Säure  gesittigt  ist  und  durch  frische 
ersetit  werden  toll. 


Ist  der  Appmrkt  in  der  angegebenen  Weise 
eingericbt«t  nnd  gefSIlt,  dann  genagt  es,  den 
Hfthn  KU  drehen,  am  einen  Seh wefelwasser- 
■loffstrom  au  bekommen.  Die  in  C  enthaltene 
Sinre  flieset  durch  p  und  m,  steigt  in  A  und 
kommt  mit  dem  Schwefeleiseu  in  Berühmng. 
Die  gebildete  EisenchlorGrlSsung,  speeiGicb 
Bchwerer  als  die  Sinre,  welche  dieselbe  er- 
aeugt  hat,  flieset  dorch  Röhre  n  abwärts  und 
breitet  sieb  im  unteren  Theiie  von  B  aus. 
In  dam  Hanase  wie  diese  Losung  sich  vom 
ächwefelaisen  entfernt,  wird  sie  durch  eine 
gleich«  Menge  an  frischer  Säure  ersetzt, 
welche  vom  oberen  Tbeiie  tou  B  durch  die 
KShre  m  steigt.  So  wird  der  Kreislauf  er- 
sengt, mittelst  decaen  der  Proeeat  regelmlUsig 
fortgeht,  und  die  ganse  Siare  nach  und  nach 
geeittigt  wird.  Die  Schnelligkeit  des  Oaa- 
stromea  regelt  man   mittelst  des  Hahnes  und 


den  Drnck  des  Gases  dadurch,  dasa  man  die 
Flasche  C  durch  Unterlegen  Ton  UolsklStsen 
mehr  oder  weniger  hebt. 

Braucht  man  keinen  Schwefelnasserstoff 
mebr,  so  schliesst  man  den  Hahn,  nimmt  die 
DruckBasche  vom  Gestell  herab  und  stellt  sie 
auf  den  Tiacb  neben  B.  Dann  ist  kein  Druck 
mehr  im  Apparat  forbanden,  und  die  SBnre, 
welche  nach  C  surückströmt,  kommt  nicht 
mehr  mit  dem  Schwefeleiseu  in  BerShrung. 
Im  Buheslande  mass  der  Hals  Ton  C  höher 
stehen  als  der  nämliche  von  B,  sonst  könnte 
die  Säure  überlanfen. 

ErsetBt  man  dasScbwefelaiaen  durch  weiasen 
Marmor,  so  kann  der  Apparat  natürlich  auch 
lur  Darstellung  von  Kohlensäure  dienen; 
mit  Zink  nnd  Terdünnter  Scbwefelsänre  wird 
man  Wasaerstoff  erhalten. 


lieber  die  nicht  kTretalllsIrbaren  EIb- 
wlrkvBgaprodBcte  der  UlaBtAse  aif  StXrhe ; 

Ä.  Schiffner:  Chem.  Ztg.  1893  Bepert.  Nr.  29. 
Die  eioiigen  Producta  der  Einwirkung  von 
DisBtase auf  Stfirke  Bind Deitrinbez.Deitrine, Iso- 
maltose and  Maltose.  SoKenannte  Am  jloine.in 
ihren  Eigenschaften  iwircnen  HaltoR«  undDeitrin 
stehende  EOrper  treten  dabei  nicht  auf.  Die 
Dextrine  redaciren  FehUng'acbe  LOsung  und 
sind  anvergährbar.  Es  ksnn  deren  nur  eine 
sehr  beschränkte  Aniahl,  rielleicht  nicht  mehr 
als  twei  geben.  Es  sind  Anieichen  vorhanden, 
die  fflr  die  Eiistcni  nnr  eines  mit  Jod  sich 
nicht  färbenden  Deitrioes  sprechen.  Die  Be- 
actionsgrenie  heim  Haiachproiesse  liegt  nicht, 
wie  Brom  und  Aforris  o.  A.  behaupten ,  bei 
einem  BedactionsTennOgen  TOn  80  bis  81  pCt., 
sondern  entspricht  einem  solchen  von  66  bis 
68  pCt.  Haitose.  Anck  das  spec.  Drebunga- 
vermOgen  nähert  sich  einer  bestimmten  Grenie: 
[o]  D  =  151  —  154».  —  Isomaltose  ist  ein  nie 
lehlendes  Umwandlnngsnroduct  der  Stfirke;  sie 
triit  anf,  so  lange  Dbernanpt  noch  Dextrin  vor- 
banden i«t.  Im  Anfange  ist  die  Isomaltose 
Qberwiegend;  allmählich  tritt  ihre  Dniirandlnng 
in  Haltofs  fin,  so  dsss  schliesslich  letztere 
überwiegt.  TA. 

Die  Terschledene  Lösllclikeit  der  HaraSIe 
and  HtneralOle  In  Aceton  giebt  nach  Wieder- 
hold (Jonm  f.  pnikt.  Chem.  d.  Ber.  d.  D. 
cbem.  Gesellsch.)  ein  gntes  Mittel  an  die  Hand, 
beide  Oelsorten  zu  unterscheiden  nnd  einen  Za- 
Bati  von  Hanfll  tn  Hineralfll  in  erkennen. 
RanOle  lOsen  sich  fast  in  jedem  Terhlltniss  in 
Aceton;  Mineralole  sind  theils  fast  vOlIig  nn- 
Iflslich,  1.  B.  die  amerikanischen  CjlinderOle; 
iheili  sehr  schwer  lOslieh.  Das  Aceton  darf 
aldehjdhalti^  sein,  muss  aber  Bänre-  and  wasser- 
Irei  sein.  Die  Untersnchong  wird  cweckmtBsig 
in  einem  in  '/id  ccm  getbeilten  HischcjUnder 
bei  15°  vorgenommen. 


608 


Qnalitative  und  quantitative 
Analyse  des  Formaldehyds. 

Seitdem  der  Formaldehyd  (Formol)  als  Aus- 
gangsmaterial für  gewisse  Farben,  sowie  als 
Antisepticum  unter  dem  Namen  Formalin  An- 
wendung findet,  hat  der  Nachweis  und  die 
Bestimmung  dieses  Körpers  in  seinen  Lös- 
ungen erhöhtes  Interesse  erlangt.  A.  Trillat 
(Compt.  rend.  1893|  891)  bedient  sich  hierzu 
der  folgenden  Methoden. 

Qualitative  Prüfung.  I.  Oxydirt  man 
Tetramethyldiamidodiphenylmethan 

CII  <-<^6H4N(CH3)2 
^"a<C6H^N(CH3)2 

mit  Bleisuperoxyd  und  Essigsäure,  so  entsteht 
.in  Folge  der  Bildung  des  entsprechenden 
Hydrols  eine  intensiv  blaue  Färbung.  Um 
nun  in  einer  Lösung  Formaldehyd  in  freiem 
oder  in  gebundenem  Zustande  nachzuweisen, 
giebt  man  1/2  ccm  Dimethylanilin  in  die  zu 
prüfende  Lösung  und  schüttelt  kiäftig,  nach- 
dem mit  einigen  Tropfen  Schwefelsäure  an- 
gesäuert ist.  Die  Verbindung  zwischen  Di- 
methylanilin und  Formaldehyd  erfolgt  leicht, 
wenn  man  1/2  Stunde  im  Wasseibade  erwärmt. 
Solianu  macht  man  mit  Natron  alkalisch,  er- 
hitzt zum  Sieden,  bis  der  Geruch  des  Dimethyl- 
anilins  völlig  verschwunden  ist,  und  filtrirt 
durch  ein  kleines  Filter.  Nach  dem  Waschen 
breitet  man  das  Filter  in  einer  Porzellan- 
schale aus,  befeuchtet  es  mit  Essigsäure  und 
bringt  sehr  wenig  fein  gepulvertes  Bleisnper- 
oxyd  darauf.  Blaufärbung  zeigt  die  Gegen- 
wart von  Formaldehyd  an. 

II.  Wie  Verf.  findet,  erfolgt  die  Bilduug 
von  Anhydroformaldehydanilin  CgHg.N  = 
CIT2  ^^^^  leicht,  wenn  man  den  Formaldehyd 
auf  Anilin  in  verdünnter,  wässeriger  Lösung 
einwirken  lässt.  Diese  Anilinlösung  erhält 
man  durch  Lösen  von  3  g  Anilin  in  1  Liter 
Wasser.  In  einer  Probirröhre  mischt  man 
20  ccm  dieser  Lösung  mit  20  ccm  der  zu 
prüfenden  neutralisirten  Flüssigkeit.  Bei 
Gegenwart  von  Formaldehyd  entsteht  nach 
einigen  Stunden  eine  weisse  Wolke.  Diese 
Keaction  ist  sehr  empfindlich,  sie  gestattet 
den  Nachweis  des  Formaldehyds  in  einer 
Lösung  1 :  20000,  in  welchem  Falle  die  Trüb- 
ung aber  erst  nach  mehreren  Tagen  entsteht. 
Die  Keaction  ist  auch  dem  Acetaldehyd  eigen. 

Nachweis  von  Formaldehyd  in 
Nahrungsmitteln.  Flüssige  Producte 
werden,  nachdem  sie  entfärbt  und  filtrirt  sind. 


nach  einer  der  obigen  Methoden  geprfift. 
Feste  Producte  behandelt  man  mit  warmem 
Wasser,  um  das  Triozymethylen  zu  lösen, 
welches  durch  Polymerisation  des  Form- 
aldehyds  entstehen  kann.  Die  mikroskopische 
Prüfung  kann  hier  gute  Dienste  leisten.  Häufig 
ist  der  Nachweis  des  Formaldehydi  in  Nahr- 
ungsmitteln unmöglich,  weil  derselbe  mit  ge* 
wissen  organischen  Stoffen  Verbindungen  ein- 
geht, aus  denen  man  ihn  nicht  abscheides 
kann. 

Bestimmung  des  Formaldehydi. 
I.  Nach  einem  in  Vorschlag  gebrachten  Ver- 
fahren (Ph.  C.  34,  309)  soll  man  die  zur  Um- 
wandlung des  Formaldehyds  in  Hezamethylen- 
am  in  erforderliche  Menge  Ammoniak  be- 
stimmen, indem  man  zu  der  Lösung  eine  be- 
kannte Menge  Ammoniak  giebt  und  dann  den 
Ueberschuss  an  letzterem  mit  Schwefelsäure 
titrirt.  Dieses  Verfahren  ist  mangelhaft,  weil 
die  käuflichen  Formollösungen  stets  etirai 
sauer  sind  und  weil  das  HezamethyleDamin 
alkalische  Keaction  hat.  Um  diese  Fehler  zn 
vermeiden,  bestimmt  Verf.  zuvor  die  Acidität 
einer  bekannten  Menge  der  Lösung  mittelst 
eingestelltem  Natron  und  Phenol phtaleio  aU 
Indicator.  Sodann  giebt  er  in  einen  Kolben 
10  ccm  der  zu  titrirenden  Lösung,  verdünnt 
mit  Wasser  und  fügt  eine  bestimmte  Menge 
eingestellte  Ammoniaklösung  hinzu,  bis  der 
Geruch  deutlich  ammoniakalisch  ist.  Hierauf 
treibt  man  den  Ueberschuss  an  Ammoniak 
mittelst  Wasserdampf  aus,  fängt  ihn  im  Wasser 
auf  und  bestimmt  ihn  mittelst  eingestellter 
Schwefelsäure.  Die  Menge  des  gebundenen 
Ammoniaks  wird  erhalten,  indem  man  ron 
der  gesammten  zugefügten  Menge  den  er- 
mittelten Ueberschuss  abzieht  und  der  ur- 
sprünglichen Acidität  der  Lösung  Rechnong 
trägt.  Der  Formaldehydgehalt  wird  nach  fol- 
gender Gleichung  berechnet: 
6  CHgO  +  4  NH3  =  (CH2)6N4  4-  6  HjO. 

Bei  diesem  Verfahren  wird  ein  kleiner  Tfaeil 
des  Hezamethylenamins  bei  der  Destillation 
mit  fortgeführt. 

II.  In  eine  Lösung  von  3  g  Anilin  in  1  Liter 
Wasser  lässt  man  unter  gutem  Rühren  tropfen- 
weise 1  bis  4  ccm  (je  nach  der  erwarteten 
Concentration)  der  zu  prüfenden  Losong 
iliessen.  Es  entsteht  eine  weisse  Wolke,  wekbe 
man  nach  mehrfachem  Schütteln  sich  voll- 
ständig ausscheiden  lässt  Nach  48  Standes 
filtrirt  man,  nachdem  man  sich  überzeugt  bat. 
dass  das  Filtrat  einen  Ueberschuss  an  Anilia 


509 


enthält,  durch  ein  tartrtes  Filt«r|  trocknet  bei 
400  und  bestimmt  das  Gewicht  des  Nieder* 
Schlages.  Die  Menge  des  Formaldehyds  be- 
rechnet sich  nach  der  Gleichung: 
Cßllr^NHa  +  CH5O  «  CßHgN^CHa  +  H^jO. 
Arbeitet  man  unter  diesen  Bedingungen, 
80  erhält  man  durchaus  vergleichbare  Re 
sulrate,  wenn  auch  die  Analyse  des  Anhydro- 
formaldehydanilins  Zahlen  lieferte,  welche 
nicht  TöUig  der  Formel  entsprachen. 

Chem.'Ztg.  1893,  Bep.  134, 


Zum  Nachweis  eines  Zusatzes 

von  fixen  Alkalien  oder  von 

Ammoniak  zum  Cacao. 

Nach  Untersuchungen  Stutzer*»  (Zeitschr. 
f.  angew.  Chem.  1892,  511)  wird  die  Ein- 
wirkung der  Alkalien  auf  die  „Löslichkeit'* 
des  Cacaos  überschätzt. 

Der  vollständig  reine  Cacao  hat  einen  ge- 
ringen Aschengehalt;  beim  Uebergiessen  der 
Asche  mit  Säure  findet  ein  Aufbrausen  nicht 
statt;  ein  Zusatz  von  Potasche  oder  Soda  be- 
hafs  „Löslich machung^'  des  Cacao^  vermehrt 
die  Menge  der  Asche  und  beim  Uebergiessen 
derselben  mit  Säure  findet  ein  starkes  Auf- 
brausen statt. 

Die  Lösung  des  reinen  Cacaos  in  Wasser 
enthält  ungefähr  1/3  der  sämmtlichen  im  Cacao 
vorhandenen  Aschenbestandtheile;  durch 
Wasser  werden  aus  dem  Cacao  die  bei  der 
Fabrikation  zugesetzten  Alkalien  extrahirt, 
der  Aschengehalt  des  Extractes  ist  demnach 
höher  als  bei  reinem  Cacao. 

Der  Ammooiakstickstoff  in  reinem  Cacao 
beträgt  weniger  als  0,1  pCt.;  bei  Verwendung 
▼on  kohlensaurem  Ammonial^  in  der  Fabri- 
kation beträgt  der  Ammoniakstickstoff  mehr 
als  0,25  pCt. 

Zur  Untersnehung  des  Cacaopulvers  auf 
Ammoniak  werden  10  g  desselben  mit  einer 
hinreichenden  Menge  gebrannter  Magnesia  in 
einen  750  ccm  fassenden  Erlenmei/er' sehen 
Kolben  gebracht,  mit  200  ccm  Wasser  über- 
gössen,  die  Mischung  erhitzt,  20  Minuten 
lang  im  Sieden  erhalten  und  die  entweichenden 

Dämpfe  in  tifrirter  Schwefelsäure  aufgefangen. 

s. 

Neue  Arzneimittel. 

Coiieln  -  Chi  oral.  Dasselbe  (eine  moleku- 
lare Verbindung  ?)  bildet  farblose,  glänzende, 
in  Wasser  leicht  lösliche  Nadelchen ;  es  wird 
nach  den  Therapeut.  Blättern  von  Ewald  in 


wässeriger  Lösung  zu  0,2  bis  0,4  g,  nothigcn- 
falls  nach  2  Stunden  zu  wiederholen ,  sub- 
cutan gegen  hartnäckige  Verstopfung  ange- 
i¥endet.  Das  Mittel  soll  zur  Erzeugung  eines 
breiigen  Stuhles  zuverlässig  wirken. 

CresylkalkldsQDg.  Unter  diesem  Namen 
kommt  jetzt  ein  Kresolpräparat  in  den  Han- 
del, welches  nach  Angaben  von  Fodor  (Ph.  C. 
33,  527)  hergestellt  wird. 

Jodoformsalol.  Beynier  und  Wall  (The- 
rapeut. Blätter  1893,  233)  benutzen  (bei400) 
geschmolzenes  Salol  zur  Einspritzung  in 
Fistelgänge  und  Eiterhöhlen,  in  denen  das 
Salol  zuerst  krjstallisirt,  dann  sich  allmählich 
löst  und  zersetzt  und  so  als  Antisepticum 
wirkt.  In  derselben  Weise  verwenden  sie  das 
Jodoformsalol,  eine  Lösung  von  Jodoform  in 
geschmolzenem  Salol,  welche  ebenfalls  beim 
Erkalten  erstarrt.  Auch  an  Stelle  des  Trau- 
maticins  ist  das  geschmolzene  Salol  oder 
Jodoformsalol  anwendbar,  indem  man  Nähte 
damit  überzieht. 

Eotteriii-RobpnlTer(RotterinTimcradnm). 
Unter  diesem  Namen  bringt  die  Kronenapo- 
theke von  S.  Eadlatier  in  Berlin  die  von 
Botter  angegebene  Mischung  antiseptisch 
wirkender  Stoffe  (Ph,  C.  33,  f)48),  aus  rohen* 
Salzen  hergestellt,  in  den  Handel  und  em* 
pfiehlt  diese  in  5prAc.  Lösung  zur  Desinfection 
von  Aborten,  Krankenzimmern,  überhaupt 
zur  sogenannten  groben  Desinfection. 

Vasogen  oder  Yaseliiiüm  oxygenatam. 
F.  W.  Kleber  in  Köln  bringt  nach  Pharm. 
Ztg.  1893,  510  unter  obigen  Namen  Mineral- 
öle in  den  Handel,  welche  dadurch  ausge- 
zeichnet sind,  dass  sie  direct  mit  Wasser  eine 
haltbare  Emulsion-  geben.  Dahmen  spricht 
diesem  Vasogen,  welches  ungiftig  ist,  eine 
grosse  Bedeutung  zu.  Von  Präparaten  des 
Vasogens  werden  genannt:  Kreosotvasogen , 
soll  zu  Einreibungen  gebraucht  Phthisikern 
Linderung  gebracht  haben  ;  Ichthyol  vasogen, 
war  in  einem  Falle  von  Favus  von  guter 
Wirkung;  Kreolinvasogen,  ist  mit  gutem  Er- 
folge bei  Diphtberitis  zum  Betupfen  der 
Pseudomembranen  benutzt  worden ;  Jodo- 
form- und  Kreolinvasogen,  sind  bei  Gonorrhöe 
von  überraschender  Wirkung  geweficn;  Men- 
tholvasogen,  wirkt  gegen  Kopfschmerzen 
besser  als  Mentholstifte  allein. 

Ueber  die  Darstellung  des  Vasogens  ist 
Näheres  noch  nicht  bekannt,  Dahmen  ver- 
mutliet,  dass  dabei  (flüssiger)  Sauerstoff  Ver- 
wendung findet. 


510 


Tlierapeatlsclie 

Üeber  diagnostische  Verwerthbar- 
keit  der  Indicanurie. 

Indican  kommt  als  indoxylschwefelsaures 
Sala  auch  unter  physiologischen  Verhältnissen 
im  Harn  sehr  häufig  vor.  Die  Tagesmenge 
desselben  beläuft  sich  auf  circa  25  mg.  Be- 
steht aber  Darmföulniss,  so  wird  die  Quantität 
des  Indicans  erhöht,  und  Darmkrankheiten 
waren  es  auch ,  auf  die  man  gewöhnlich  die 
Indicanurie  suruckführte.  Keümann  sucht 
Bu  zeigen,  dass  die  Indicanurie  auch  zur  Fest- 
stellung versteckter  Eiterung  dienen  kann. 

Um  keinen  Täuschungen  zu  unterliegen, 
muss  der  Darm  auf  seine  Functionen  durch 
objective  Untersuchung  geprüft  werden  und 
die  in  ihm  etwa  liegende  Indicanquelle  durch 
Darreichung  eines  Abfuhrmittels  oder  eines 
Desinficiens,  wie  z.  B.  Calomel,  Bismut  etc., 
beseitigt  werden.  Bleibt  dann  bei  ungestörter 
Verdauung  oder  gar  nach  vorgenommener 
Entleerung  oder  Desinfection  des  Darmes  die 
Indicanmenge  annähernd  dieselbe,  so  lässt 
das  darauf  schliessen ,  dasa  an  einer  anderen 
Rörperstelle  abnorme  Eiweissfaulniss  vor  sich 
geht,  die  namentlich  bei  eitrigen  Erkrauk- 
ungen  Indol  producirt ,  welches  resorbirt ,  zu 
Indozyl  wird  und  als  indozylschwefelsaures 
Kali  im  Harn  erscheint.  Die  Indicanurie 
steht  dann  sum  Umfang  und  zur  Intensität 
des  eitrigen  Processes  im  geraden  Verhält- 
nisse. Um  eine  für  klinische  Zwecke  genügend 
genaue  Mengenbestimmung  des  Indicans  vor- 
zunehmen, modificirt  Verfasser  die  qualitative 
Beaction  von  SaJkowshi  und  Stockvis  und  ver- 
fährt in  folgender  Weise : 

Mischt  man  eine  bestimmte  Menge  Harn 
mit  der  gleichen  Menge  concentrirter  Salz- 
säure, setzt  einige  Tropfen  einer  5  proc.  Chlor- 
kalklösung hinzu,  80  wird  durch  Oxydation 
Indigoblau  gebildet.  Dieser  FarbstoflP  wird 
beim  Schuttein  mit  zugesetztem  Chloroform 
von  diesem  aufgenommen.  Die  Blaufärbung 
nimmt  mit  fortschreitender  Oxydation ,  das 
heisst  mit  jedem  Tropfen  der  Chlorkalklösung 
SU ,  bis  die  Oxydation  des  vorhandenen 
Chromogens  eine  vollkommene  ist,  dann 
zerstört  ein  Ueberschuss  der  oxydiren- 
den  Lösung  die  blaue  Farbe.  Die  Intensität 
der  Blaufärbung  als  Maassstab  zu  benützen,  ist 
nicht  möglich ,  da  sich  dieselbe  nur  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  beurthcilen  lässt  und 
eine   Reihe   störender   Momente   vorhanden 


nfUhellniiffeii. 

sind.  Dagegen  lässt  die  Enterbung  sieh 
genau  bestimmen,  um  darin  eine  genügeod 
scharfe  Grenze  zu  finden. 

Beginnt  die  Entfärbung  sich  za  zcigcD, 
so  genügen  auch  wenige  Tropfen  ,  am  das 
Chloroform  völlig  farblos  werden  zu  lassen. 
Die  Zahl  der  Tropfen  also,  die  von  der 
Chlorkalklösung  aus  einer  gewoholichen 
Tropfflasche  zugesetzt  werden  müssen,  um 
die  Blaufärbung  und  die  unmittelbar  sick 
daran  schliessende  Entfärbung  zu  erzieleo, 
können  als  Maass  der  vorhandenen  Indicaa- 
menge  dienen,  da  diese  Zahl  um  so  grösser 
sein  muss,  je  mehr  Indican  vorhanden  ist. 
Bei  wiederholten  Untersuchungen  desselben 
Harns,  auch  durch  verschiedene  Personen, 
ergab  sich  stets  das  gleiche  Resultat,  denn 
höchstens  1  bis  3  Tropfen  bezeichneten  die 
Differenzen,  die  der  verschiedenen  indiri- 
duellen  Beobachtung  entsprechen  konnten. 

Für  vergleichende  Messungen  muss  natür- 
lich die  Harnmenge  stets  die  gleiche  sein. 
Verfasser  inischt  stets  3ccm  Harn  mit  3ccfD 
Salzsäure,  setzt  dann  5  proc.  Chlorkalklösaog 
tropfenweise  zu  und  schüttelt  nach  jedem 
Tropfen  sanft.  Die  letztere  Lösung  mu^s 
möglichst  frisch  bereitet  sein.  Etwa  4  bis  7 
Tropfen  entfärben  den  gebildeten  Indigo 
unter  diesen  Bedingungen  im  normalen  Harn. 
Ein  Werth  von  10  und  mehr  hat  patho- 
logische Bedeutung,  und  ein  subcutaner 
Abscess  von  Hühnereigrösse  steigert  den 
Werth  bis  20  und  30.  In  noch  anderen 
Fällen  sind  bis  60  und  80  Tropfen  nötbig, 
um  die  Flüssigkeit  blau  zu  färben  und  wieder 
zu  entfärben.        Therap.  BlätUr  1S93,  206, 


Als  Antidot  far  Hypoehlorite 

(Eau  de  Javelle,  Eau  de  Labarraque,  Chlor- 
kalk) empfiehlt  Carles  eine  Losung  von  neu- 
tralem Natriumsulfit ,  oder  auch  von  -Thio 
sulfat.  Auch  Ammoniumchlorid  und  -Soliat 
wirken  bei  Körpertemperatur  aersetaeod  aaf 
die  Hypoehlorite. 

In  Ermangelung  eines  dieser  Salze  wärde 
es  sich  nach  Carles  bei  einer  Hjrpoeblorit- 
Vergiftung  empfehlen,  den  Kranken  Harn 
trinken  zu  lassen,  dessen  Harnstoff  d*^ 
Hjrpochlorit  zersetzend,  als  Antidot  wirken 
würde.  «• 

TherapeiU,  Blätter  189S,  f^l- 


611 


Teclmlsclie  nfttlieilanffen. 


FhotographiBohe  Ealtlacke. 

Die  in  der  Photographie  henutzten  so- 
genannteii  NegaÜTlacke  (meist  Schellack- 
lösungen in  Alkohol)  trocknen  nur  dann  ganz 
klar,  wenn  dieselben  aaf  eine  schwach  er- 
wärmte Platte  gegossen  werden.  In  neuerer 
Zeit  kommen  sogenannte  Kaltlacke  in  den 
Handel,  welche  auch  anf  nicht  erwärmten 
Platten  eine  gleichmässig  klare  Schicht  geben. 
Nach  VaHenta  geben  nachstehende  Ton  ihm 
aosgemittelte  Vorschriften  gute  Kaltlacke. 

a)  Sandarak  18  g,  Alkohol  100  ccm,  La- 
vendelöl  1  ccm.  Giebt  eine  feste,  wenig  kle- 
bende Schiebt. 

b)  Ammoniakalkohol  (absolut)  100  ccm, 
Schellack  8  bis  14  g.  Aach  kann  eine  Lös- 
aog  von  Schellack  in  absolutem  Alkohol  mit 
etwas  wässerigem  Ammoniak  versetzt  werden. 

c)  30  g  Angolakopal,  5  g  Bernsteinabfall, 
300  ccm  Aether,  200  ccm  Aceton,  10  ccm 
Chloroform.  Die  Lösung  wird  durch  längeres 
Stehenlassen  oder  am  R8ckflusskfihler  be- 
wirkt. Giebt  rasch  erhärtende,  feste,  klare 
Schiebt. 

d)  Dammar  8  g,  Alkohol  10  eem,  nach 
einiger  Einwirkung  werden  zugefugt  900  ccm 
Benzol.  Dieser  Lack  eignet  sich  auch  für 
Papiere.  Giebt  eine  zwar  feste,  doch  langsam 
erhärtende  Schicht. 

e)  150g  Kollodion wolle,  1000 ccm  Aceton, 
2000 ccm  Amjlacetat,  2000ccm  Benzol.  Giebt 
sehr  feste  and  zähe  haftende,  nicht  blätternde 
Schichten. 

f)  Sandarak  100  g,  Benzol  400  ecm,  Aceton 
400  ccm,  Absolater  Alkohol  200  ccm.  Die 
Losung  vrird  im  Wasserbade  befordert.  Giebt 
klare,  rasch  trocknende,  harte  Schichten. 

Bayr,  Ind.-  u.  Gewerbe -El. 


Carborandiun ,  ein  neues  Schleif- 

materiaL 

In  der  Bergbau- Abtheilung  der  Welt -Aus- 
stellung zu  Chicago  ist  nach  Mittheilung  von 
0.  WMhäuser  (Zeitschr.  f.  angew.  Chemie 
1893,  485)  ein  grünglänzendes  künstliches 
Mineral  ausgestellt,  welches  seit  neuester  Zeit 
▼on  der  Carborundum-Companie  in  Mononga- 
bela,  Pa.,  iu  grossen  Mengen  fabricirt  wird 
und  unter  dem  Namen  Carborundum  gegen 


die  besten  der  existirenden  Schleifmittel  sieg- 
reich ankämpft. 

Das  neue  Mineral,  welches  nach  der 
Gleichung  SiOs  +  3CB»SiC  +  2CO  ent- 
steht, krystallisirt  in  hexagonalen  Plättchen 
von  grosser  Härte.  Die  Rohstoffe  zur  Dar- 
stellung des  Carborundum  sind  gleiche  Theile 
Sand  und  Koks  nebst  etwas  Salz,  welches  nur 
mechanisch  wirkt.  Die  Mischung  wird  in 
einem  feuerfesten  aus  Steinen  gebauten  Troge 
vorgenommen,  in  welchen  die  Kohlen -Elek- 
troden hineinragen.  Während  der  elektrische 
Strom  durch  die  Mischung  geleitet  wird,  ent- 
weichen Gase  und  es  entsteht  krjstallisirtes 
Siliciumcarbid  neben  etwas  amorphen  Sili- 
ciumcarbid  und  Graphit. 

Die  Reactionsmasse  besteht  in  der  Haupt- 
sache aus  unendlich  vielen,  dicht  gefügten, 
grünglänzenden  Krystallen;  man  reinigt  sie 
mechanisch  von  den  oben  genannten  Ver- 
unreinigungen und  unangegriffenen  Tbeilen 
des  Ausgangsmatcrials,  zerstösst  die  Krystall- 
broeken  und  wäscht  mit  Säure,  schliesslich 
mit  Wasser  aus.  Das  gereinigte  Material  wird 
zu  feinem  Mehl  zerstampft,  mit  Wasser  ge- 
schlämmt und  getrocknet. 

Dieses  Pulver  kommt  in  verschiedener 
Korngrosse  auf  den  Markt,  oder  es  wird  zu 
Schleifsteinen,  Schleifrädern  etc.  verarbeitet, 
indem  man  dasselbe  mit  Porzellanthon  mengt, 
in  hydraulischen  Pressen  in  die  gewünschte 
Form  bringt  und  diese  dann  bis  zum  Sintern 
des  Bindemittels  brennt.  Die  Carborundum- 
Schleifräder  etc.  besitzen  eine  rein  grüne 
Farbe,  sind  ausserordentlich  hart  und  leisten 
mit  Korund -Schleifrädern  verglichen  in  der 
Zeiteinheit  die  drei  bis  vierfache  Arbeit.    $. 


Zur  Oewinnung  von  Zink  auf 
nassem  Wege 

wurde  nach  den  Ind.-Bl.  folgendes  Verfahren 
patentirt: 

Rohes  Zinkozyd  wird  mit  concentrirter 
Chlormagoesi  um  lauge  in  geschlossenen  Ge- 
fassen  bei  2  bis  3  Atmosphären  Druck  einige 
Zeit  gekocht,  worauf  dann  die  geklärte  Lauge 
elektrolysirt  wird.  Nach  beendeter  Zinkaus - 
fällung  wird  die  Cblormagnesiumlauge,  nach- 
dem  vorhandenes  Magnesiumozychlorid  durch 
Zusatz  von  Salzsäure  gelöst  ist,  wiederum  zur 
Zinkextraction  verwendet.  S, 


51  ä 


rcrschledene  mttlielliUlffeii. 


Medicinalwein  -Monopol. 

EiQ  Vorschlag  des  Abgeordneten  Lohren 
geVit,  wie  nach  der  „Post"  die  Zeitungen  be- 
richten,  dahin: 

Es  wiire  nothwendig,  dass  der  Staat  die  für 
Medicinalwein  passenden  Weintrauben  sur  Zeit 
der  Weinlese  einkauft  and  den  gekelterten  Wein 
in  grossen  S>taatskellern  lagert.  Ferner  niüssten 
säinmtliche  Apotheker  verpflichtet  werden,  diesen 
Monopolwein  za  halten  und  zu  einem  bestimmten 
Preise  abzugeben.  Der  Pieis  des  reinen,  abge- 
lagerten Weines  sollte  1  Mk.  für  Weisswein  und 
1  Mk.  20  Pf.  für  Roth  wein  ni<*ht  übersteigen. 
Jede  Flasche  musste  mit  dem  Staatsmonopol 
Stempel  vergehen  sein.  In  solcher  Weise  würde 
Jedermann  in  den  Stand  gesetzt,  überall  einen 
gesunden  und  preiswürdigen  Wein  zu  kaufen. 
Das  wäre  ein  Staatsmonopo',  welches  sowohl  den 
Weinbauern,  wie  den  Weintrinkern  zum  ^egen 
gereichte.  Einem  solchen  Monopol,  welches 
weniger  einen  finanziellen,  als  einen  grossen 
sanitätswirthschaftlichen  Zweck  verfolgt,  könnten 
alle  politischen  Parteien  zustimmen.  Nur  das 
Bestreben,  dem  Volke  vermehrte  Sicherheit  ^egen 
die  Gefahren  für  Leben  und  Gesundheit  zu  bieten, 
ist  der  Beweggrund  für  diesen  Vorschlag  ge 
wesen. 

Zu  diesem  gutgemeinten  Vorschlage  ist 
Folgendes  zu  bemerken:  Der  Begriff  „Medi- 
cinalwein^ ist  keineswegs  feststehend;  auf 
die  ausländischen  Süssweine,  die  gerade 
in  hervorragender  Weise  als  sogenannte  Medi- 
cinalweine  gelten,  würde  der  Vorschlag  gar 
keine  Anwendung  finden  können,  vercagt 
diesen  gegenüber  doch  auch  das  Nahrungs- 
mittel-Gesetz, obwohl  es  bekannt  ist,  dass 
namentlich  die  Süssweioe  Verfälschungen  am 
meisten  ausgesetzt  sind.  Auch  das  D.  A.  B. 
drückt  sich  bei  seiner  Beschreibung  des 
Weines  sehr  vorsichtig  aus.        Red. 


Ipecacuanha  deemetinisata. 

Zur  Darstellung  von  Emetin  freier  Ipeca- 
cuanha als  Mittel  gegen  Dysenterie  (Pb.  C. 
33,  88)  empfahl  Bird  gelegentlich  eines  Vor- 
trages vor  der  British  Pharm.  Conference  in 
Nottingham  folgendermassen  zu  verfahren  : 

Fein  gepulverte  Ipecacuanha  wird  mit 
einem  Gemenge  von  Ammoniak  und  Chloro- 
form ausgezogen,  bis  sie  vollständig  vom  Al- 
kaloid  (Emetin)  befreit  ist,  dann  wird  der 
Chloroformauszug  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure geschüttelt,  um  ihm  das  Emetin  zu  ent- 
ziehen. Nach  Trennung  von  der  sauren 
Flüssigkeit  soll  das  Chloroform  der  eztrahir- 
ten   Ipecacuanha    wieder    zugefügt,    damit 


gleich  massig  gemischt  und  das  Cremenge  bei 
gelinder  Wärme  getrocknet  werden.         f^, 
Chemist  and  Drugg.  1S93,  3üfl 


Zur  Darstellung  von  Ferrum 
oxydatum  saccharatum 

giebt  Keutmann  im  Internat,  pharm.  General* 
Anz.  folgende  neue  Vorschrift: 

EtBcnoxydulsulfat  wird  in  einer  Flasche  in 
Wasser  gelöst  und  mittelst  verdünnten  Sal- 
miakgeistes gefallt,  wobei  die  Flasche  bis 
zum  Stopfen  gefällt  sein  muss.  Das  gut  ver- 
schlossene Gefäss  wird  nun  behufs  Absitzens 
bei  Seite  gestellt,  worauf  die  Flüssigkeit  ver- 
mittelst Hebers  vom  Bodensatze  gelrennt  nnd 
die  Flasche  sofort  wieder  mit  faeissem  Wasser 
gefüllt  wird.  Diese  Operation  wird  so  oft 
wiederholt,  bis  das  Wasch  wasser  keine  Snlfat- 
reaction  mehr  liefert.  Alsdann  bringt  man 
den  Niederschlag  in  eine  Porzellanechale, 
welche  Zuckerpulver  enthält,  erwärmt,  setzt 
eine  geringe  Menge  Alkali  au  und  ozydirt  das 
Cisenoxydul  mittelst  Wasserstoffsuperoxyd. 


Tinctura  Ferri  chlorati  aetherea. 

Das  specifische  Gewicht  ist  nach  Schobert 
(Pharm.  Ztg.  1893,  438)  nicht  0,«37  bis 
0,841,  wie  das  D.  A.  B.  angicbt,  sondern 
0,849  bis  0,851 ;  entsprechend  der  zulässigen 
Schwankung  des  specifischen  Gewichts  des 
Weingeistes  und  dem  unvermeidlichen  Verlust 
an  Aether  beim  Oeffnen  der  Gefässe  hält 
Schobert  die  Forderung  eines  spec.  Gew.  von 
0,849  bis  0,853  für  empfehlenswerth. 

Nach  Schobert  scheiden  sich  aus  einer 
Mischung  von  lOccm  ätherischer  Ob loreiseo- 
tinctur  mit  lOccm  Kalinmacetatlösung  in  der 
Ruhe  nicht  3  ccm,  wie  das  D.  A.  B.  angiebt, 
sondern  4  ccm  ab. 

Ferner  wünscht  Verfasser  bezüglich  der 
Farbe  die  Forderung  der  Ph.  G.  I  (gelblich  bis 
biäunlicbgelb)  wieder  eingeführt  und  stellt 
das  Verlangen,  dass  den  Tbatsacben  ent- 
sprechend der  in  der  mit  ö  bis  10  Th.  Wasser 
verdünnten  Tinctur  durch  Ammoniak  auf 
tretende  Niederschlag  schmatziggrtia  bt« 
braunschwarz  sei  und  beim  Stehen  an  der  Luft, 
rascher  beim  Aufkochen,  letztere  Färbung 
aber  jedenfalls  annehmen  toll«  (D.  A.  B.  be- 
zeichnet den  Niederschlag  als  sehwars.)     $ 


513 


Simpns  Ferri  jodati. 

Im  Jonrn.  d.  Pharm,  f.  Elsass- Lotbringen 
empfiehlt  C.  Lcvy  zur  Erzielung  eines  halt- 
baren Jodeisensirups  einen  Zusatz  von  unter- 
phosphoriger  Säure,  H3PO2 ,  die  durch  ihr 
Beduetiönsvermögen  eine  Braunfärbung  des 
Sirups  durch  Oxydation  verhindert. 

Es  braucht  wohl  nicht  besonders  belogt  zu 
werden,  dass  ein  solches  Präparat,  weiches 
als  Sirop  d^hypopbosphite  et  d*iodnre  de  fer 
zu  bezeichnen  ist,  dem  Jodeisensirup  nicht 
ohne  Weiteres  untergeschoben  werden  darf. 


Herstellung 
eines  reizlosen  Theerpräparates. 

E,  Stern  beobachtete,  dass  sich  Pix  liquidn 
beim  längeren  Stehen  an  einem  warmen  Orte 
in  zwei  Schichten  sondert,  von  denen  die 
obere  dünnflüssig,  die  untere  dickbreiig,  oft 
mit  Brocken  untermischt  ist.  Eine  spirituöse 
Lösung  der  oberen  Schicht  wird  allemal 
gut  vertragen ,  während  eine  Lösnng  der 
unteren  Schicht  fast  ausnahmslos  mehr 
oder  weniger  heftige  Entzündung  erregt. 
Diese  Beobachtung  erklärt  es,  warum  man 
darch  Mischen  von  Tbeer  und  Spiritus  kein 
reizloses  Präparat  erhält. 

Stern  giebt  deshalb  folgende  Vorschrift  für 
ein  reizloses  Theerpräparat : 

Man  lasse  den  Theer  an  einem  warmen 
Orte  in  gut  verschlossener  Flasche  einige 
Wochen  ruhig  stehen,  giesse  sodann  die  obere 
Schicht  (etwa  zwei  Drittel)  vorsichtig  ab  und 
mische  diese  mitSpiritus  zu  gleichen Theilen : 
Olei  Busci  decanthat. 
(oder  Picis  liqnidi  decanthati) 

Spiritus  ää.  s. 

Therapeut.  MonaUh.  1S93,  433, 

Znr  Prüfung  des  Ferubalsams 

hat  E,  Birschsohn  in  Pharm.  Zcitschr.  für 
Ruselaud  folgende  Angaben  gemacht:  1.  Der 
Petrolätherauszug  des  Balsams  (1 : 5)  verhält 
sich  gegen  Kupferacetat  indifferent;  ist  der 
Balsam  jedoch  mit  Colophonium,  Terpentin 
oder  Canadabalsam  verfälscht,  so  färbt  sich 
der  Petrolät herauszag  beim  Schütteln  mit 
einer  wässerigen  Rnpferacetatlösung  blaugrüii 
oder  grün. 

2.  Weiter  giebt  Hirschsohn  an ,  dass  der 
Verdnnstangarückstand  des  Petrolätheraus- 
zpges  sich  ^  .mit  Salzsäure  (1)19  spec.  Gew.) 
übergössen,  nicht  färben  darf.    3.  Ein  Volu- 


men Baisaro  muss  mit  4  Volumen  SOprocent. 
Essigsäure  eine  opalisirende  oder  nur  schwach 
getrübte  Lösung  geben,  aus  der  sich  auch 
nach  zwei  Stunden  keine  Ocitropfen  abschei- 
den dürfen.  s. 

Chrm.-Ztfj.  lSi>3,  liep.  i.%'. 

Harn  nach  Gebrauch  von  Senna 
oder  Bhabarber 

giebt  nach  Jung  (Pharm.  Ztg.  1 803,  482)  die 
Zuckerreaction  mit  Wismut.  Rci  der  Häufig- 
keit der  Anwendung  von  Rhabarber  sollte 
man  sich  stets  vergewissern,  dass  der  Kranke 
nicht  vorher  dieses  Arzneimittel  angenommen 
hat,  bevor  man  eineeiutreteade  Braunfärbung 
des  Wismuts  auf  Zucker  bezieht.  3. 

Jung  spricht  von  diesem  Gegenstand  als 
einer  bekannten  Thatsache,  Pentzold  erwähnt 
dieselbe  in  seinem  Buche:  „Aeltere  und 
neuere  Harnproben**  nicht. 

Wir  bestätigen,  dass  der  nach  Gebrauch 
von  Rhabarber  gelassene  Harn  Nylander\ 
Reagens,  sowie  Knapp'sQhQ.  Lösung  reducirt, 
Fehling'sche  Lösung  dagegen  nur  entfärbt 
ohne  Kupferozydul  abzuscheiden.        Eef, 


Moos  •  Schweiss  -  Sohlen. 

Die  Fabrik  chirurgischer  Moosprüparatc 
von  G.  BcckstrÖm  in  Neustrelitz  hat  das  Torf- 
moos zu  Schweiss -Sohlen  verarbeitet,  welche 
sehr  gut  saugen,  sehr  gut  wa^'chbar  und  dabei 
bedeutend  billiger  (das  Paar  75  ^)  als  die 
bekannten  Schwamm-SchwcissSohlen  sind. 


s. 


Revisionsmässige  homöopathische 
Einrichtungen. 

Eine  soeben  zum  Versandt  kommende 
Preisliste  der  Homöopathischen  Central- 
Apotheke  von  Täschner  &  Co»  in  Leipzig 
empfiehlt  revisions massige  homöopathi- 
sche Einrichtungen  in  verschiedenen  Aus- 
stattungen (z.B.  mit  eingebrannten  Schildern, 
mit  lackirten  Papicrsehiidern),  sowie  revisions- 
massige  Giftschränkchen  und  Separanden- 
schränkchen.  Zur  selbst  vorzunehmenden 
Einrichtung  werden  ferner  CoUectionen  von 
Etiketten  empfohlen,  welche  in  Hefte  ver- 
einigt sind,  so  dass  man  jede  beliebige  Etikette 
ausschneiden  kann,  ohne  dass  andere  dadurch 
gelockert  werden  und  herausfallen  könnens 

Wir  machep  auf  diese  praktischen  Neu- 
heiten hiermit  aufmerksam. 


Neaer  FUtrirtrichter. 

Eioen  glKsenieD  Filtrirlricbter  mit  gerad- 
linig und  kniinmliDigverlaafeDdeD,nacb  innen 
vorstellenden  Kippen  hat  die  Firmaffon Poncet, 
OlaBhaitanwerke  in  Berlin,  hergestellt.    Weil 


bei  diesem  Trichter  die  Rippen  krSftig 
nach  innen  voretehen,  wird  die  BeBchlenoig- 
oDg  io»  Filtriren«  sich  mit  demselben  bessei 
erreichen  lassen ,  als  mit  denjenigen,  bei 
welchen  die  Rinnen  eingefitzt  oder  oar  wenig 

Brlefw 

Dr.  med.  V,  t'n  F.  Die  chemische  Fabrik  auf 
Äotien  (Torm.  S.  Schering)  in  Berlin  soll  neuer- 
dings eine  nicht  ätzende  alkalieche  SilberlüBong 
hergestellt  haben,  «el<rlie  darch  Chloride  nicht 
gefAllt  wird  nnd  mit  Eiweiss  keinen  Nieder- 
Echlsg  giebt.  Das  Silberpr&parat  soll  eine  LOs- 
ang  von  8  pCt.  Silberp  dos  pbat  and  15  pCt. 
Aethjtendiamin  in  Wasser  sein  and  in  Vrr- 
dOnaang  hauptsächlich  ta  Rinspritiansen  in  die 
Blase  dienen,  weil  das  Silber  darch  den  Chlor- 
gehalt des  HaroB  nicht  ge^lt  wird.  Vielleicht 
können  Sie  dasselbe  PrSparat  tüi  Ihre  Zwecke 
Terwenden. 

H.  R.  t'n  Cordoba  (it.  A.).  Die  Literatar 
Aber  Q  neb  raeho  ist  sehr  lerstreat,  so  ent- 
halten I.  B.  die  Berichte  der  Dealschcn  che- 
mischen Gesellschaft  in  den  Jahrgängen  \S1S 
bis  1Ö81  sehr  viele  einzelne  Hitthei langen,  rerner 
Annilen  der  Chemie  und  Phartnacie,  Band  211. 
Eine  abgerundete  knrze  Darstellung  des  Aber 
Qnebracho  Bekannten  finden  Sie  in  Uuaemann 
nnd  Bilger,  Fflanienstolfe.  Berlin  1884.  Juliue 
Spritiger. 

W.  U.  t'n  K.  Bennlische  Flammen ,  Feaer- 
werkssStxe  etc.,  welche  Ealiamchlcrat, 
Schwefel,  Nitrate  etc,  enthnlten ,  werden  aat 
einem  Bogen  Papier,  in  grosserem  Umfange  in 
einer  holzeiuen  SchQasel  mittelst  einer  Feder- 
fahne  gemischt.  Die  Benntinng  eines  Porzellan- 
mAsers  selbst  mit  einem  hölzernen  Pistill  ist 
bedenklich.  Das  Anfeuchten  des  Ealinmchlorats 


vertieft  sind.  Haisse  Flüssigkeiten  «erden 
diese  Trichter  nicht  vertragen,  da  sie  gepreut 
und  sehr  stark  im  Olue  gehalten  sind.     i. 

Benzin  -  Löthkolbeu. 

0.  Barthd  in  Dresden  hat  einen  mit  Benüc 
heizbaren  Löthkolben  constmirt,  bei  deuen 


Uandhabnng  man  von  jedem  Holzkohlenfeuer 
oder  Ton  Gasleitung  unabhfingig  ist.  Um  den 
Beniin- Löthkolben,  in  dessen  Stiel  sich  du 
Benzingefäsi  befindet,  in  Gang  sn  bcImd, 
wird  er  auf  eine  beigegebene  Rinne  gelegt 
nnd  dort  karie  Zeit  durch  brennenden  Spiritnt 
augebeiet,  dann  die  an  der  Spitze  austreten- 
den Benzindfimpfe  entzündet,  welche  nnn  den 
Kupferbolzen  erhitzen  nnd  fortwährend  anf 
der  richtigen  LotbtemperafuT  erbalten.  Dunk 
Wegnahme  des  Kupferbolzens  und  AafaetKs 
einer  Hessingröhre  kann  der  Apparat  aack 
als  Lötbtsmpe  bennlzt  werden. 


e  c  b  s  e  I. 

mit  Spiritus  mildert  die  Fenersgetehr  durcbut 
nicht,  wie  vielfach  (Klschlicb  angenommen  wird! 
Ealinmchlarat  mit  Spiritus  belencbtet  and  in 
PorzelUniuOrBer  gerieben ,  eiplodirt  bereits  in 
kleinen  Mengen  nnter  lautem  KoaU.  To^ 
Sie  Ph.  C.  «8,  S.  331. 

H.  F.  m  0.  Das  Bchimmeln  von  Warst 
und  anderen  Fleisehwaaren  soll  durch  Bestreickei 
.mit  BenzoEtinctur  leicht  und  sicher  verhindcri 
werden. 

Apoth.  R.  t'n  D,  Durch  die  Zeitungen  mschl 
jetzt  auch  ein  anderer  recht  tbOriehter  VorschliC 
die  Runde:  Beim  Einlegen  der  Früchte  soll  ma 
eine  Losung  von  Bors&are  nnd  Salicjlsisre, 
Zacker  a.  doppeltkohlensaurem  Natron  in  Wassn 
als  Cous<-rrimngsmittel  tusetten.  Erstens  wirk» 
die  Natronaalze  der  genannten  SAnren  weniger 
antiseptisch  als  die  freien  Sfluren  and  aweitni 
ist  es  eine  bekannte  Tbataacbe,  dass  du  GeniMk 
von  Borai  und  Salicylslaru  antet  ümstinloi, 
d.  h,  in  gewissen  Verbfiltnisaen,  bitter  schmeckL 

H.  R.tnB.  Mit  dem  Namen  Speiseöl  be- 
zeichnet man  die  verschiedensten  Oete,  welebe 
zn  Speisezwecken  Terwendang  finden  kBnnni 
SpeieeOl  ist  also  keineswegs  gluob bedeutend  nit 


oliv. 


lOl. 


keisen   wird  ^• 
Hagnesiamehlorid 


A.  T.  _ 

halten  durch  Elektrolji'e  vc 

und  Eisenchlorid  mit  Zink. .„_. 

si^hr  sprOde,  su  daes  sie  sich  leicht  polvem  flsst; 
das  Pulver  verwendet  man  in  der  renerwerter» 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaflliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharrnacie. 

Heraasgeg^eben  Yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Ersclieint  jeden  Donnerstag.  —  Bezagspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zneendang  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preiserm&ssigung.    Expeditions  Dresden,  Rietschelstrasse  o,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  6 eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredaoteur :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

M  m.    Dresden,  den  7.  September  1893.  It^,  ^J^jg^! 

Der  ganzen  Folge  XXXIV,  Jahrgang. 

/ahalt;  Gliemle  «■<  PhftrmMle:  Die  Pharmakopo«  der  Vereinigten  Staaten  Ton  Amerika.  ~  HinwelM. -^  Ueber 
dio  Reaction  von  Cocain-  and  Pilocarplnsalz  mit  Calomel.  —  Hinweise.  —  Ueber  die  Anwendung  gasförmiger 
RoaRcntien.  —  Mikrochemitcho  Reaction  fUr  die  Erkennung  der  Ablagerang  dei  Pboiphor«  in  den  (ieweben.  — 
11.  Jahretvertamminng  der  freien  Vereinignag  bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Ohemio.  —  Ueber  die  AI* 
kalcide  von  Aconitnm  Napellns  —  Erkennung  der  echten  Stropbanthnssamen.  —  Hlnwel«.  —  Verworthnng  der 
Denzoi.'.  —  Neue  Methode  sum  Nachweii  der  Alkalolde,  de«  Saccharin«  nnd  der  SalieyUäare.  —  Y«rBelii«tfeat 
NltthellaageBt  Seihtriohter.  —  Zur  Unterccheidang  von  Silber-  nnd  Nickelgegenttlnden.  —  Zur  Befestigung  von 
PApiersignaturen  auf  Blech.  —  Kld-Reylver.  —  Plkrinsiureham.  —  Ueber  eine  interessante  Missbildung  Ton 

Oorylus  ATellana.  —  Brlefweekiel.  —  Ameigea. 


€lieiiile  nnd  Ptaarmacle. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika, 

Von  Dr.  Bruno  Hirsch -Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Amylium  nitrosnm.  Enthält  ungefähr 
80pCt.  Eeinsubstanz,  C5H11NO2,  welche 
mit  Hilfe  des  Nitrometers  zu  bestimmen 
sind,  so  zwar,  dass  0,26g  Amylnitrit 
nach  Verdünnung  mit  5  ccm  Alkohol  im 

Nitrometer  auf  Zusatz  von  lOecra  -j-  Jod- 
kaliura  und  10  ccm  ^  Schwefelsäure  un- 
gefähr 40  ccm  Stickstoflfoxyd ,  bei  etwa 
:^5^  gemessen,  entwickeln.  Lichtscheu. 
Aquae.  Die  aromatiHchen  W&sser 
der  U.  S.  Pb.  sind ,  mit  Ausnahme  des 
käuflichen  Orangenblüthen-  und  Bösen- 
Wassers,  keine  Destillate,  sondern 
Auflösungen  oder  Anreibungen 
von  ätherischen  Oelen  und  einigen  an- 
deren Riechstoffen.  Solche  Auflösungen 
bilden  das  Bittermandel-,  Chloroform-  und 
Kreosot  Wasser,  Anreibungen  das  Anis-, 
Kampher-,  Zinnmt-,  Fenchel-. und  Minzen- 
Wasser.  Zur  flerstellung  des  letzteren 
werden  2  ccm    des  betreflfenden  ätheri- 


schen Oeles  mit  4  g  gefälltem  Gal(iium- 
phosphate,  Ca3(P04)8,  angerieben,  nach 
und  nach  unter  fortgesetztem  Beiben  etwa 
1  Liter  destillirtes  Wasser  zugesetzt,  filtrirt 
und  das  Filtrat  auf  1000  ccm  gebracht. 
In  ähnlicher  Weise  reibt  man  zur  Her- 
stellung des  Kampherwassers  8  g 
Kampher  erst  mit  5  ccm  Alkohol,  dann 
mit  5  g  Caiciumphosphat,  schliesslich  mit 
so  viel  destillirtem  Wasser  an,  dass  ein 
Filtrat  von  1000  ccm  gewonnen  wird. 
Bisher  wurden  mit  2Th.  ätherischen  Oeles, 
bezw.  mit  einer  Spirituosen  Kampher- 
lösung 4  Th.  Baumwolle  durchfeuchtet, 
diese  in  einen  Percolator  gebracht  und 
mit  Wasser  ausgezogen,  bis  der  Auszug 
1000  Th.  erreichte. 

Aqua  Amygdalae  amarae  ist  eine 
Lösung  von  1  Vol.  blausäurehaltigem  Bitter- 
mandelöl in  999  Vol.  Wasser,  durch  ein 
befeuchtetes  Filter  filtrirt.  Eine  die  10- 
fache  Menge  Oel  enthaltende  spirituöse 
Lösung  ist  als  Spiritus  Amygdalae 
amarae  aufgenommen. 

Aqua  Chlororormi.  Chloroform  wird 
in  einer  dunkelgelben  Flasche  mit  einer 
zu    seiner   Lösung    nicht  ausreichenden 


516 


Menge  Wasser  wiederholt  kräftig  durch- 
geschüttelt, bei  Bedarf  die  verlangte  Menge 
Chloroformwasser  abgegossen ,  durch 
destillirtes  Wasser  ersetzt,  wieder  ge- 
schüttelt u.  s.  w.,  so  dass  immer  noch 
etwas  Chloroform  im  Uebersehuss  bleibt. 
Der  nicht  ausdrücklich  vorgeschriebene 
Chloroformgehalt  der  Lösung  beträgt  nach 
Volum  ca.  V2001  nach  Gewicht  Vi34- 

Aqua  Kreosotl.  1  Toi.  Kreosot  wird 
mit  99  Vol.  Wasser  kräftig  durchgeschüt- 
telt und  durch  ein  befeuchtetes  Filter 
abfiltrirt. 

Aqna  Florum  Anrantii  und  Bosae 
fortlor  sind  die  bei  Destillation  des 
Orangenblüthen-  und  Rosenöles  als  Neben- 
product  gewonnenen,  mit  den  betreflFenden 
Biechstoffen  gesättigten  wässerigen  Destil- 
late, die  im  Handel  als  dreifache  be- 
zeichnet zu  werden  pflegen.  Beide  sind 
auf  Metallgehalt  zu  prüfen  und  im  Dun- 
keln, gut  verschlossen,  das  Orangen wasser 
unter  einem  Baumwollenpfropfen,  aufzu- 
bewahren. Die  sogenannten  einfachen 
Wässer  erhält  man  durch  unmittelbar  vor 
dem  Gebrauche  herzustellende  Mischung 
des  ^starken  Wassers  mit  dem  gleichen 
Volum  destillirten  Wassers. 

Ausserdem  gehören  zu  den  Wässern 
nach  deutschem,  zum  Theil  auch  nach 
amerikanischem  Sprachgebrauch: 

Aqua  Calcariae.  Die  alkalische  Be- 
action  des  Ealkwassers  muss  gänzlich 
verschwinden,  wenn  man  es  nach  Sättig- 
ung mit  Kohlensäure  bis  zum  Kochen 
erhitzt  (ätzendes  und  kohlensaures  Alkali). 

Aqua  Hydrogenii  Dioxid i  Eine 
schwach  saure,  wässerige  Lösung  von 
Wasserstoffsuperoxyd  Jm  frischen  Zustande 
etwa  3  pCt.  davon  enthaltend ,  was  etwa 
10  Vol.  activen  Sauerstoffs  entspricht.  Aus 
Baryumsuperoxyd  und  Phosphorsäure  nach 
geeigneter  Verdünnung  bei  niedriger 
Temperatur  herzustellen  und  von  dem 
gelösten  Baryt  durch  vorsichtigen,  tropfen- 
weisen Zusatz  von  verdünnter  Schwefel- 
säure zu  befreien.  Färb-  und  geruchlose, 
durch  einen  geringen,  für  die  Haltbarkeit 
des  Präparates  wichtigen  Gehalt  an  freier 
Säure  schwach  säuerlich  schmeckende  und 
sauer  reagirende  Flüssigkeit  von  1,006 
bis  1,012  spec.  Gew.   50ccm  sollen  nicht 

mehr  als  0,5  eem  ^.  Kalilauge  erfordern, 


um  die  Beaction  alkalisch  zu  machen. 
Beim  Verdampfen  im  Wasserbade  sollen 
50  ccm  nicht  mehr  als  0,25  g  Buckstand 
lassen.  Darf  keinen  Baryt  und  keine 
Fluorwasserstoffsäure  enthalten.  Aufzu- 
bewahren in  nur  lose  verschlossenen 
Flaschen,  im  Kalten,  da  die  Flüssigkeit 
sehr  zur  Zersetzung  unter  Gasentwickei- 
ung  neigt. 

Aqua  PlambL  30  ccm  Bleiessig  (von 
ca.  1,195  spec.  Gew.,  also  nahezu  36  gl 
werden  mit  zuvor  ausgekochtem  und  wie- 
der erkaltetem,  destillirtem  Wasser  auf 
1000  ccm  verdfinnt.  1000  Th.  Bleiwsisser 
der  Ph.  Germ,  enthalten  nur  20  Th.  Blei- 
essig von  1,238. 

Argentam  cyanatum  und  jodatnm, 
in  sonst  keiner  Pharmakopoe  enthalten, 
sind  aus  der  vorigen  Auflage  unter  eini- 
gen Zusätzen  und  genaueren  Bestimm- 
ungen wieder  aufgenommen.  Beide  sind 
lichtscheu. 

Argentam  nitrlcnm.  Das  krystal- 
lisirte  Salz,  das  nicht  mit  dem  chlor- 
silberhaltigen geschmolzenen  (siehe 
Argent.  nitric.  fusum)  zu  verwechseln  ist. 
Muss  gegen  Lackmuspapier  neutral,  und 
von  Kupfer,  Blei  und  fremden  Salzen 
frei  sein.  0,34  g,  in  10  ccm  Wasser  ge- 
löst, erfordern  zur  vollständigen  Fällung 

20  ccm  tq  Natriumchlorid.     Lichtscheu. 

4rgentum  nitricnm  dllutuni  (seu  cutd 
Kalio  nitrico)  besteht  aus  1  Th.  Silber- 
nitrat und  2  Th.  Kalinmnitrat.  Areren- 
tam  nitricnm  fasnm.  100  g  Silbernitrai 
werden  in  einer  Porzellanschale  mit  4  iT 
Salzsäure  befeuchtet,  bei  mögliehst  nied- 
riger Temperatur  geschmolzen  and  in 
Formen  angegossen.  Soll  5  pCt.  Chlor- 
silber und  95  pCt.  Silbernitrat  enthalteriT 
was  nicht  ganz  genau  ist,  wenn  die  Salz- 
säure, wie  zu  vermuthen  und  wie  auch 
die  Phk,  annimmt,  ohne  Verlust  zur  Wirk- 
ung kommt.  4  g  Salzsäure  vonSI,J)p(Y 
=  1,276  g  HCl  geben  nämlich  5,017  ? 
AgCI,  wozu  5,948  g  AgNOs  erforderlirL 
sind,  daher  beträgt  auch  die  Ausbeute 
nicht  100,  sondern  nur  99,069  g  mit  rumi 
93  g  oder  94  pCt.  AgNOs.  Die  Prüfunir 
auf  den  vorschriftsmässigen  Gehalt  an 
AgNOs  soll  so  ausgeführt  werden,  dasö 
0,34  g  des  Präparates  nach  Zusatz  toü 

20  ccm  jQ  Natriumchlorid  und  ein  wenij 


517 


KaliüCDchromal    nicht    mehr    als  1  ccm 
j  wSilbernitrat   zur   bleibenden    Röthung 
bedürfen.     Da  uuq 
20ccm  ~  Natriumchlorid  0,3391  g  AgNOg 

lullen, 
0,34  g  des  Präpar.  aber  nur  0,3 1 96  g  AgNOs 

enthalten,  -     _    ._ 

so  bleibt  noch  die  für  0,0195g  AgNO^ 
zur  Ausfällung  erforderliche  Menge  Na- 
Iriumchlorid  (0,00671)   im   üeberschuss, 

und  reicht  1  ccm  .^  Silbernitrat  zu  dessen 

Zersetzung  und  nachfolgender  Röthung 
durch  das  als  Indieator  dienende  Kalium- 
Chromat  nicht  völlig  aus.    Man  muss  also 

Statt  20  nur  19  ccm  ^  Natriumchlorid 

verwenden ,  oder  0,36  g  Silbersalz  statt 
0,34  zur  Prüfung  nehmen,  oder  die  Menge 
der  volumetrischen  Silberlösung  verdop- 
peln.   Lichtscheu, 

Atropinuui.  Die  Handelswaare  enthält 
immer  eine  kleine  Menge  Hyoscyamin, 
das  gleichzeitig  aus  der  Belladonna  aus- 
gezogen wird  und  sich  nicht  leicht  ab- 
bcheiden  lässt  Die  wässerige  Lösung  des 
Atropins  und  seiner  Salze  wird  durch 
Platmcfalorid  nicht  gefällt,  im  Gegensatz 
zu  den  meisten  anderen  Alkaloiden. 
«ehmelzpunkt  108  o  (115,5«  (ierm.). 
Atropiuum  snifnricum.  Weisses,  un- 
deutlich krjstallinisches  Pulver,  das  bei 
1870  schmilzt  und  sich  bei  15«  in  0,4Th. 
Wasser  und  in  6,2  Th.  Alkohol  löst  (nach 
der  Germ,  weiss,  krystallinisch,  bei  183« 
schmelzend,  in  1  Wasser  und  in  3  W^ein- 
geist  löslich). 

liaLsamuiii  peruviannm.  Neu  auf- 
genommen ist  folgende  Probe  auf  merk- 
liche Verunreinigungen  durch  Storax, 
Terpentin,  Copaivabalsam  etc.:  2  ccm 
Balsam  werden  mit  8  ccm  Benzin  in 
einem  trocknen  ^Reagensglase  kräftig  ge- 
schüttelt, so  daiss  sich  der  Balsam  über 
die  Glaswandungen  ausbreitet,  und  danach 
der  flüssige  Antheil  sogleich  abgegossen; 
dieser  muss  farblos  oder  nur  schwach 
gelb  sein  und  darf  beim  Stehen  keinen 
Bodensalz  bilden;  der  an  dem  ülase 
haftende  Antbeil  aber  soll  erst  nach  eini- 
gen Minuten   langsam  zusammenfliessen. 

Barii  Dioxidam,  Die  käufliche,  wasser- 
freie Substanz,  BaO^,  zur  Darstellung  des 


Wasserstoffsuperoxyds  neu  aufgenonfirtieh. 
Soll  mindestens  80  p(Jt.  Ba02  enthalten, 
so  dass,  wenn  ä,llg  mit  Hilfe  von  7,5 ccm 
Phosphorsäure  in  eiskaltem  Wasser  zu 
25  ccm  möglichst  vollständig  gelöst  wer- 
den, 5  ccm  dieser  Lösung  nicht  weniger 

N 
als  40  ccm  jr:  Kaliumpermanganat  erfor- 
dern,   um   eine  dauernd  rothe  Färbung 
hervorzurufen. 

Bisniutnm  carboniGUiiu  Weisses  oder 
blass  gelblichweisses  Pulver  von  etwas 
wechselnder  Zusammensetzung ,  beim 
Glühen  87  bis  91  pCt.  Bückstand  lassend. 
Muss  von  Blei,  Kupfer,  Silber,  Alkalien 
und  Erden.  Ammoniak,  Sulfaten,  Chlori- 
den und  Nitrat  frei  sein.  Wird  1  g  in 
einem  Porzellan tiegel  geglüht,  der  Bück- 
st^nd  nach  dem  Erkalten  in  5  ccm  Ghlor- 
zinnlösung  gelöst  und  ein  kleines  Stück- 
chen reines  Blattzinn  zugefügt,  so  darf 
binnen  15  Minuten  keine  dunkle  Färbung 
oder  Fällung  erfolgen  (Arsen). 

Broniuni.  Darf  nicht  mehr  als  3  pGt. 
Chlor  enthalten,  worauf  wie  folgt  zu 
prüfen:  1  ccm  gesättigtes  Brom  weisser  wird 
mit  9  ccm  Wasser  verdünnt,  3  ccm  Am- 
moniumcarbonat   (Reagens)    und    5  ccm 

jT.  Silbernitrat  zugesetzt,  tüchtig  durch- 
geschüttelt, danach  abfiltrirt  und  das  Fil- 
trat  mit  Salpetersäure  übersättigt,  wo- 
durch binnen  3  Minuten  nur  eine  Opali- 
sirung,  kein  flockiger  Niederschlag  ent- 
stehen darf. 

Calcaria  ehiorata.  Gegen  bisher  und 
gegen  die  üerm.  (35  pCt.)  bedeutend  ver- 
stärkt, indem  der  Minimalgehalt  an 
wirksamem  Chlor  auf  35  pCt.  festgestellt 
ist,  welcher  Forderung  nur  die  stärkste 
Handelswa^ire  entspricht.  Demgemäss  sol- 
len 0,35  g  Chlorkalk,  mit  50  ccm  Wasser 
sorgfällig  angerieben  und  in  eine  Flasche 
gebracht,  aus  0,8  g  Jodkalium  (ein  massi- 
ger üeberschuss ,  da  gegen  0,6  g  noth- 
wendig  sind)  auf  (allmählichen)  Zusatz 
von  5  ccm  verdünnter  Salzsäure  so  viel 
Jod  frei  machen,  dass  zu  dessen  Bindung 
(Entfärbung   bei  Gegenwart  von  Stärke- 

lösung)  nicht  weniger  als  35  ccm  jj^  Na- 

triumthiosulfat  erforderlich  sind. 

Calcaria  usta.  Soll  aus  weissem  Mar- 
mor,  Austerschalen    oder   den  reinsten 
'  Sorten  natürlichen  Calciumcarbonatö  her« 


518 


gestellt  sein.  Wird  1  Th.  Kalk  mit  50  Th. 
Wasser  in  Kalkmilch  übergeführt,  die 
decantirte  Flüssigkeit  mit  Essigsaure  klar 
gemacht  und  filtrirt,  so  darf  ein  Theil 
des  Filtrats  durch  Kaliumdichromat  nicht 
getrübt  werden  (Baryt),  ein  anderer  durch 
Ammoniak  eine  nur  geringe  Trübung  er- 
fahren (Thonerde  u.  dergl.). 

Calcium  phosphoricam.  Wie  bisher 
das  drei  basische  Salz,  Ca3(P04)2,  das 
durch  Silbernitrat  sowohl  vor  wie  nach 
dem  Glühen  gelb  gefärbt  wird,  also  mit 
dem  Präparat  der  Germ.,  CaHP04+2H20, 
nicht  identisch  ist. 

Calcinm  sulfaratam.  Wurde  bisher 
durch  Glühen  von  10  Th.  fein  gepulvertem 
Kalk  mit  9  Th.präcipilirtem  Schwefel,  jetzt 
durch  Glühen  eines  innigen  Gemisches 
von  7  Th.  trockenem  Caiciumsulfat,  10  Th. 
Holzkohle  und  2  Th.  Stärkemehl  herge- 
stellt. Das  Product  sollte  bisher  minde- 
stens 86,  jetzt  mindestens  60  pCt.  GaS 
enthalten,  während  der  Rest  im  letzteren 
Falle  aus  unverändertem  Caiciumsulfat 
und  Kohle  besteht.  1  g  sollte  bisher  1,25, 
jetzt  2,08  g  Kupfersulfat  bei  allmählichem 
Eintragen  in  dessen  kochende  Lösung  in 
50  Th.  Wasser  und  nachfolgender  Vi  stün- 
diger Digestion  im  Wasserbade  vollständig 
zersetzen,  so  dass  das  Filtrat  keinen 
Kupfergehalt  mehr  zeigt. 

Calcium  salfaricam  nstam.  Garbo- 
nate,  beim  Zusatz  verdünnter  Säuren  auf- 
brausend, darf  der  Gyps  nicht  enthalten. 

Camphora.  Spec.  Gew. 0,995,  Schmelz- 
punkt 1750  Siedepunkt  204».  Beim  Zu- 
sammenreiben mit  Menthol ,  Thymol, 
Phenol,  Chloralhydrat  in  annähernd  mole- 
kularen Verbältnissen  erfolgt  Verflüssig- 
ung. Camphora  monobromata.  Der 
Schmelzpunkt,  bisher  zu  65^  angegeben, 
ist  berichtigend  auf  76^  erhöht. 

Carbo  animalis.  Knochenkohle, 
die  beim  Glühen  (an  der  Luft)  wenigstens 
86  pCt.  weisse,  in  warmer  Salzsäure  voll- 
ständig lösliche  Asche  hinterlässt.  Wird 
1  g  der  Kohle  einige  Minuten  lang  mit 
3  ccm  5proc.  Kalilauge  und  5  ccm  Wasser 
gekocht,  so  muss  das  Filtrat  gänzlich 
oder  beinahe  farblos  sein,  als  Beweis  für 
vollständige  Verkohlung.  Carbo  Llgnl. 
Soll  aus  weichen  Hölzern  hergestellt 
sein  und  sich  geffen  kochende  Kalilauge 
wie  die  Knochenkohle  verhalten. 


I  Cera  flara.  An  Wasser  darf  das  Wachs 
i  beim  Kochen  keine  Seife  abgeben,  welche 
die  Flüssigkeit  auf  Zusatz  von  Salzsäure 
trüben  würde.  Wird  1  g  Wachs  mit 
35  ccm  15  proc.  Natronlauge  Vs  Stunde 
lang  unter  Ersatz  des  verdampfenden  Was- 
sers gekocht,  so  muss  sich  das  Wachs 
beim  Erkalten  wieder  abscheiden,  ohne 
dass  die  davon  getrennte  Flüssigkeit  un- 
durchsichtig ist  oder  nach  der  Filtration 
von  Salzsäure  ffefiillt  wird  (Fette,  Fett- 
säuren, japaniscnes  Wachs,  Harz).  Wer- 
den 5  g  Wachs  mit  25  ccm  Schwefelsiiure 
in  einer  Flasche  15  Minuten  lang  auf 
160^  erhitzt  und  dann  mit  Wasser  ver- 
dünnt, so  darf  sich  keine  feste,  waehs- 
artige  Substanz  (Paraffin)  ausscheiden. 
Auf  Platinblech  erhitzt,  darf  das  Wachs 
keine  Akroleindämpfe  entwickeln. 

Ceratam  Camphorae^  aus  1  Kampher- 
öl,  3  weissem  Wachs  und  6  Fett 

Ceratam  Cantharidls.  320  g  fein  ge- 
pulverte Canthariden  werden  mitloOeeni 
Terpentinöl  durchfeuchtet  und  gut  be- 
deckt 48  Stunden  in  Berührung  gelassen, 
dann  180  g  gelbes  Wachs,  180  g  Colo- 
phonium  und  220  g  Fett,  die  zuvor  zu- 
sammen geschmolzen  und  colirt  sind. 
zugesetzt,  im  Wasserbade  unter  bisweili- 
gern  Umrühren  auf  1000  g  Rückstand  ge- 
bracht, und  dieser  bis  zum  Erkalten  hin 
und  wieder  umgerührt 

(Fortsetzung  folgt) 

Beziehangea  Evrlschen  fettspalteBdei  m^ 
irlyoosidspaltenden  Fermenten;  W,  Sigmvnd: 
Natorw.  Kandsch.  1893,  65.  Ausgesprochene 
glycosidspaltende  Fermente,  wie  EmulBin  ond 
Myrosin ,  sind  auch  im  Stande ,  serlegend  aaf 
Fette  einzuwirken;  andererseits  yermOgen  ge- 
wisse ölhaltige  Pflanzensamen,  wie  Sommerraps. 
Hanf,  Mohn,  in  denen  ein  glycosidspalteodes 
Ferment  hisher  nicht  nachgewiesen  war,  i& 
Form  ihrer  wässerigen  Auszflge,  £malsioneQ 
oder  des  aus  ihnen  isolirtcn  Fermentes  Glycoside, 
z.  B.  Amygdalin  und  Salicin,  zu  spalten.    $• 

RosafXrbuBg   der  CalcinmcliloratlSsiw « 

Bailey  und  Jones :  Chem.-Ztg.  1B93,  Rep-11<' 
Die  im  ersten  Theile  der  Kalium chloratfftbri- 
kation  beim  Einleiten  von  Chlor  in  Kalkmi^li 
mitunter  auftretende  Rothfirbung  der  Calriom- 
chloratlösnn?  ist  dur^  die  Bildung  einer  höhe- 
ren OxydatioDsstnre  des  Mangans  bedingt 
Edm.  Wagner  (Chem.-Ztg.  1893,  663)  bestiiügt 
diese  Angaben  vollständig;  er  beobachtete  bei 
der  speetroskopisohenUntertuohung  einer  tolokeo 
Lotung  die  charakteristisohen  AbtorpÜoDiatreifeii 
des  Permanganats.  s- 


519 


Ueber  die  Keaction  von  Cocain- 
und  Filocarpinsalz   mit  Calomel. 

Schell  (Ph.  C.  32,  161)  machte  zuerst 
die  Beobachtung,  dass  Cocainhydrochlorid 
mit  Calomel  gemischt  durch  hinzutretende 
geringe  Menge  von  Wasser  (Anhauchen) 
schwarz  wird;  Len^f  (Ph.  C.  84,  79) 
theilte  mit,  dass  Pilöcarpinhydrochlorid 
dieselbe  Beaction,  sogar  noch  stärker,  giebt. 

Lenz  führte  die  Schwärzung  auf  Bild- 
ung von  Quecksilberoxjdul  zurück  (die 
in  seiner  ersten  Mittheilung  —  Zeitschr. 
f.  anal.  Chemie,  Jahrg.  30,  S.  264  —  ge- 
machte Angabe,  dass  sich  metallisches 
(Quecksilber  abscheide,  erklärte  er  Ph.  C. 
34,  79  für  einen  Irrthum). 

Der  in  beiden  Fällen  (mit  Cocain  und 
Pilocarpin)  auftretende  schwarze  Körper 
ist  aber  thatsächh'ch  metallisches 
i^uecksilber,  wie  sich  leicht  nach- 
weisen lässt,  wenn  man  das  Gemenge 
von  überschüssigem  Calomel  mit  dem 
schwarzen  Körper  abfiltrirt,  auswäscht 
und  auf  Filtrirpapier  zum  Trocknen  hin- 
legt Bei  einem  gewissen  Grade  von 
Feuchtigkeit  lassen  sich  auf  einer  harten 
Unterlage  (Glasplatte)  mittelst  eines  Glas- 
stabes mit  der  Lupe  sichtbare  Queck- 
silberkügelchen  auspressen;  eine  darauf 
gedrückte  Goldmünze  zeigt  sofort  einen 
Quecksilberbeschlag. 

Das  Filtrat  von  dem  Gemisch  des 
Calomels  mit  Cocain-  oder  Pilocarpinsalz 
Riebt  bei  genügender  Concentration  sofort 
ßeaction  mit  Schwefelwasserstoff;  auch 
Natronlauge  fällt,  wenn  die  Lösungen 
conceotrirt  genug  sind,  neben  der  be- 
treffenden Base  Quecksilberoxyd  aus. 
Keine  weiteren  charakteristischen  Ee- 
actionen,  ausser  der  Fällung  der  Alkaloide 
und  eventuellen  Wiederlösung  derselben 
im  Ueberschuss,  zeigen  Ammoniak  und 
Natriumcarbonat. 

Charakteristisch  ist  aber  das  Verhalten 
einer  Lösung  von  Jodkalium,  welches 
('ocain-  sowie  Pilocarpinsalze  sonst  nicht 
füllt,  auf  das  nach  Behandlung  derselben 
mit  Calomel  erhaltene  Filtrat.  In  beiden 
Fällen  entsteht  ein  Niederschlag,  weil 
sich  aus  dem  zugesetzten  Kaliumjodid 
und  dem  in  Lösung  befindlichen  Queck- 
silberchlorid das  Doppelsalz  Kaliumqueck- 
silberjodid    (Meyers   Reagens)    gebildet 


hat,  welches  diese  Alkaloide  wie  viele 
andere  bekanntlich  fällt. 

Man  muss  der  Ansicht  von  W.  Leng 
also  zustimmen,  dass  sieh  bei  der  Be- 
handlung von  Cocain-  und  Pilocarpinsalz 
mit  Calomel  ein  Doppelsalz  dieser  Alka- 
loide mit  Quecksilberchlorid  bildet;  der 
abgeschiedene  Körper  ist  aber  nicht  Queck- 
silberoxydul, sondern  metallisches  Queck- 
silber. A.  Schneider. 

Fettbestimmuugr  in  Mehl  und  Brot;  Po- 

lenske:  Mittli.  d.  Kais.  Gesundh.-Amtes,  Bd.  III, 
Heft  3,  S.  678  durch  Pharmac.  Ztg.  1893,  512. 
Im  Brote  werden  die  Fetttheile  derart  einge- 
schlossen, dass  sie  im  Extractionsapparate  nicht 
sdmmtlich  ausgezogen  werden  (  WeiotUl^  Zeitschr. 
f.  angew.  Chem.  1892,  450).  PolensJce  empfiehlt 
folgendes  Verfahren:  10g  Brotpulver  werden  mit 
50  ccm  Wasser  und  1  ccm  Salzsfture  (1,124) 
l'/s  Stande  lang  in  kochendem  Wasser  invertirt. 
Nach  dieser  Zeit  wird  durch  Zugehen  von  etwa 
1  g  gepulvertem  Marmor  neutralisirt,  50  ccm 
Chloroform  zugegeben  und  V4  Stunde  lang 
geschüttelt.  Nach  mehrstündigem  Stehen  wer- 
den 25  ccm  der  Chloroformfettlösung  abpipet- 
tirt,  filtrirt,  verdunstet  und  das  zurQckbleibende 
Fett  gewogen.  8. 

Nachweis  ron  Chlor  oder  Brom  neben  Jod 

nach  D.  S.  Macnair  (J.  Anal.  1892,  S.  487  d. 
Zeitschr.  f.  angew.  Chemie).  Wird  frisch  ge- 
fälltes Jodsilber  mit  Bichromaten  und  Schwefel- 
säure erhitzt,  so  löst  sich  dies  unter  Bildung 
von  jodsaurem  Silber,  welches  beim  Verdünnen 
und  Abkühlen  der  Flüssigkeit  nebst  etwas 
Silberchrom at  ausfällt.  Wird  Brom-  oder  Chlor- 
silber ebenso  behandelt,  so  entsteht  Silbersulfat, 
während  Brom  bez.  Chlor  entweicht.  Wird  so- 
mit die  Silberverbindung  der  drei  Halogene  in 
derselben  Weise  behandelt,  so  entweichen  nur 
Brom  und  Chlor,  auch  wenn  Jod  in  grossem 
Ueberschuss  vorhanden  ist;  dieselben  sind  so- 
mit leicht  nachzuweisen. 

Zu  demselben  Zwecke  empfiehlt  Joseph  Torrey 
(Journ.  anal,  and  appl.  Chem.)  zuerst  Austreiben 
des  Jods  durch  Kochen  mit  Ferrisulfat  und  Nach- 
weis mit  Stärkepapier,  danach  Verjagen  des 
Broms  durch  Kocnen  mit  etwas  Kaliumper- 
manganat und  Nachweis  mit  Jodstärkepapier, 
endlich  Nachweis  des  Chlors  mit  Silbernitrat. 

Trennung  von  Blei  und  Silber;  P.  Jannasch : 
Ber.  d.  Deutsch,  chem.  Ges.  1893,  1500.  Man 
löst  0,5  g  der  Nitrate  in  100  ccm  Wasser,  ver- 
setzt mit  2  ccm  verdQnnter  Salpetersäure,  fällt 
die  zum  Kochen  erhitzte  Lösung  mit  Kalium- 
dichromatlösung,  setzt  hierauf  15  ccm  (1:3)  ver- 
dünntes Ammoniak  zu  und  erwärmt  15  Minuten 
lang  auf  dem  Waiserbade.  Nach  dem  Erkalten 
wird  das  Bleichrom  at  abfiltrirt,  3  bis  4  Mal  mit 
schwach  amrooniakalischem  Wasser  vollständig 
ausgewaschen.  Zur  Ausfällnng  des  Silbers  säuert 
man  das  ammoniakalische  Fütrat  schwach  mit 
Salpetersäure  an  und  fällt  das  Silber  als  Chlorid. 

8. 


520 


Ueber  die  Anwendung  gas- 
-,  förmiger  Reagentien. 

Um  den  Schwefel  im  freien  Zustande 
oder  den  an  Metallen  gebundeneu  nachzu- 
weisen, benutzt  F,  Emmich  (Zeitschr.  f.  anal. 
Chemie)  folgende  Methode. 

Der  Verfasser  bedient  sich  des  Brom- 
dampfes  zur  Oxydation  des  Schwefels  zu 
Schwefelsäure,  welche  letztere  dann  mit 
Chlorcalciumlösung  Gypsuadelu  abscheidet, 
die  mikroskopisch  nachzuweisen  sind.  Die 
Ausführung  selbst  geschieht  in  der  Weise, 
dass  man  die  zu  prüfende  feingepuiverte  Sub- 
stanz auf  einem  Objecttrüger  mit  etwas  Chlor- 
calciumlösung (25  pCt.)  beoetzt  und  den 
Objectträger  mit  dem  Tropfen  nach  abwärts 
auf  eine  Flasche  legt,  welche  gesättigtes  Brom 
Wasser  enthält.  Nach  voi übergehender  Bild 
UQg  von  Bromsulfid  entsteht  Schwefelsäure 
und  weiterhin  schwefelsaurer  Kalk  (Gyps). 
Natürlicherweise  wird  freier  Schwefel,  ferner 
frisch  gefällte  Metallsulfide  am  raschesten, 
schon  in  wenigen  Minuten  oxydirt,  während 
geschmolzene  oder  natürlich  vorkommende 
Sulfide  eine  längere  Einwirkung  des  Brom- 
dampfes  bedürfen.  Diese  Reaction  ist  äusserst 
empfindlich  und  beschränkt  sich  nicht  bloss 
auf  anorganische  Verbindungen,  sondern  bei 
einer  Reihe  organischer  Körper,  wie 
Rhodanverbindungen,  Sulfoharnstoff,  Senfol, 
xanthogensaurem  Kalium  war  der  Nachweis 
ebenso  exact.  Ebenso  gelang  der  Nachweis 
bei  vulkanisirtem  Kautschuk.  Ein 
Senfkorn,  eine  Nacht  hindurch  in  Chlor- 
ealciumlösung  gelegt,  hierauf  einige  Stunden 
mit  Brom  geräuchert,  überzieht  sich  mit 
Gypskryst  allen. 

Der  Referent  Ä.  Görtz  der  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  1893,  315  hat  an  Schwefelbacterien 
(Beggiotoenfaden),  die  bei  60^  auf  dem  Ob- 
jectträger angetrocknet  wurden,  die  Ueber- 
führung  des  Schwefels  in  Gypskrystalle  gleich- 
falls mit  gutem  Erfolg  ausgeführt.  Mit  dem 
Zusatz  der  Chlorcalciumlösung  muss  man  vor- 
sichtig sein,  da  die  entstandenen  Gypsnadeln 
sich  bei  Gegenwart  einer  zu  grossen  Menge 
Flüssigkeit  theilweise  lösen  könnten. 

Jodkaliumlösung  mit  einigen  Körnchen 
Stärke  versetzt  und  mit  den  Dämpfen  rother 
Salpetersäure  behandelt,  giebt  noch  deut- 
liche Blaufärbung,  wenn  0,0001  mg  Jod- 
kalium vorhanden  ist. 

Arsonspiegel   können  in  Magnesium* 


ammoniumarscniat  übergeführt  werden,  weou 
man  dieselben  feuchter  Bromlnft  aassetzt 
und  darauf  nach  Zusatz  einer  Spur  Maguesium- 
sulfatlösung  mit  verdünntem  Ammoniak  räu- 
chert. 


Mikrochemische  Reaction  für  die 

Erkennung    der  Ablagerang   des 

Phosphors  in  den  Oeweben. 

Die  von  L.  Lilienfeld  und  A,  Monti  vor- 
geschlagene Methode  kann  verwendet  werden 
zur  Erkennung  des  in  Form  freier  Phosphor- 
säure   oder  eines  Phosphorsäuresalxes ,   wie 
auch  in  Form  organischer  Verbindungen,  wie 
Lecithin,  Protagon,  Nuclein,  sich  in  den  Ge- 
weben befindenden  Phosphors.     Die  frischen 
Schnitte    des  Gewebes   oder  die  durch  Zer- 
reissen  oder  Abschaben  erhaltenen  Präparate 
werden    in  eine   nach  Fresenius  bereitete, 
Salpetersäure  enthaltende  Ammouiammolyb- 
datlösung   getaucht.     Die    Dauer    der   Km 
tauch uug  ist  sehr  kurz  für  die  Erkennung  der 
freien  Phospborsäure    oder  eines  Phosphor- 
säuresalzes;   für  ihre  organischen  Verbind- 
ungen ist  sie  länger  im  Verhältniss  zu  deren 
Beständigkeit,   und  kann  sich  von  etlichen 
Minuten  bis  zu  etlichen  Stunden  erstrecken. 
Der    in    den,    Phosphorsänre    enthaltende» 
Theilen    des  Gewebes   sich    bildende   gelbe 
Niederschlag    ist  nur  schwer  durch  das  Mi- 
kroskop erkennbar;  das  Präparat  wird  daher 
mit  Wasser  gewaschen ,    um  überschüssiges 
Ammoniummolybdat  zu  entfernen,   was  ge- 
schehen  ist,    wenn   das   Wasch wasser  nicht 
mehr   von   Pyrogallollösung  gebrannt  wird. 
Drei    Abspülungen    sind    gewöhnlich    hin- 
reichend.    Das  Präparat  wird  dann  in  eine 
20  proc.  Pyrogallollösung   gebracht,   welche 
die  Phosphormolybdänsäure  reducirt  und,  je 
nach   der  Menge   des   in   den  verschiedenen 
Theilen  des  Gewebes  enthaltenen  Phosphor«, 
gelbbraune,  braune  bis  schwarze  Fftrboogen 
hervorruft.      Nach     einer    wenige     Minuten 
langen  Eintauchung  wird  das  Präparat  wieder 
gewaschen    und    unter   dem   Mikroskop  be- 
obachtet.     Die    Verfasser    haben    so  vege- 
tabilische  wie  animalische  Gewebe,   Zellen, 
Epithelia,  Spermatozoiden,  Blat  und  Binde-   i 
gewebe,  Nervenzellen,  Muskel  untersucht  and  J 
die  Methode  immer  brauchbar  gefunden. 

Chem.-Ztg.  1S93,  Bep.  W. 


521 


11.  Jahresversammlang  der  freien 

Vereinigung  bayerischer  Vertreter 

der  angewandten  Chemie 

am  3.  und  4.  Auflast  1898  in  Lindau  L  B. 

Scbluss  von  Seite  477. 

A.  Hasterlik -  München    machte   Mitthcü- 
ungen  über  die 

ünterBnchuDg  von  FleischconserYen, 
speciell  den  Nachweis  von  Pferdefleisch 

in  denselben. 

Zur  Erkennung  von  Pferdefleisoh  in  Fleisch- 
conserven  bietet  das  in  demselben  zwischen 
den  Muskelfasern  abgelagerte  Fett  sehr  werth- 
volle  Anhaltspunkte.  Zur  Isolirung  des  Fettes 
trocknet  2/a^^^/tA;  100  bis  200  g  des  Fleisches 
12  bis  18  Stunden  bei  lOO^,  extrabirt  den 
gepulverten  Rückstand  im  Soxhlet^schen  £x- 
tractionsapparat  mit  Petroläther,  destillirt 
diesen  ab  und  veijagt  den  Rest  durch  £iu- 
biasen  von  Luft.  Zur  Cbarakterisirung  des 
Fettes  wird  dessen  Jodabsorptionsyermögea 
nach  HüöI'b  Methode  bcatimmt. 

fiedner  erhielt  für  das  Fett  aus  gekochtem 
Pferdefleisch  folgeude  Jodzahlen : 

Höchster  Werth  .  .  .  85,57 
Niedrigster  Werth  .  .  79,71 
Mittlerer  Werth  .  .  .  82/23 
für  Feit  aus  Rindfleisch : 

Höchster  Werth  .  .  .  58,45 

Niedrigster  Werth  .  .  49,74 

Mittlerer  Werth  .  .  .  54,37. 

Die     Anwesenheit    vou     Pferdefleisch    in 

FieischcoDserven  gilt  demnach  als  erwiesen, 

wenn  die  Jodzahl  des  Fettes  des  Conserven- 

fleisches  die  Zahl  79,71  (rund  80,0)  erreicht 

oder  überschreitet 

Redner  macht  schliesslich  noch  darauf  auf- 
merksam,  dass  sich  im  Handel  noch  Fleisch- 
conserven  in  Büchsen  verpackt  Yorflnden, 
deren  L>oth  den  Anforderungen  des  Gesetzes 
vom  25.  Juni  1887  zuwider  zusammengesetzt 
ist. 

Ueber  Herstellung  nnd  Hährwerth  des 
Brotes  in  ihren  Beziehungen  su  einander 

sprach  W,  Frausnit/ff -Mniichen,  Redner  giebt 
kurz  einen  Ueberblick  über  den  gegenwärtigen 
8Cand  der  Brotfrage.  Die  Herstellung  des 
Brotes  zerfällt  in  zwei  Phasen:  1,  Die  Be- 
reitung des  MehleSy  2.  das  Verbacken  des- 
selben* 

Die  Bereitung  des  Mehles  beginnt  mit  der 
Beinigttng  desselben,  welche  die  Beseitigung 


von  Sand,  Schmutz  und  Unkräutern  zum 
Zwecke  bat. 

Ueber  die  Schädlichkeit  der  Kornrade  gehen 
die  Ansichten  auseinander. 

Nach  der  Reinigung  des  Getreides  folgt  das 
Vermählen  desselben;  es  entstehen  5  bis  6 
Sorten  Weizen  mehl  und  3  bis  4  Sorten  Roggen- 
mebl.  Vermählen  wird  nur  das  Endosperm ; 
die  Kleberschicht,  Samenhaut  und  Fruchthaut 
bleiben  zurück.  Die  neuesten  Vorschläge 
aber  gehen  dahin,  nur  die  Frucbthaut  vom 
Vermählen  auszuschliessen,  alles  andere  aber 
bei  dem  Mehle  zu  lassen. 

Nachdem  Redner  die  Begriffe  „nahrhaft, 
verdaulieb ,  sättigend''  erkläi*t  bat,  bespricht 
er  au  der  Hand  der  untenstehenden  Zahlen 
die  von  Gg,  Meyer  und  Rubner,  sowie  die 
von  ihm  selbst  ausgeführten  Ausnutzungs- 
versuche, welche  zeigen,  dass  ungeschältes 
Rorn  nicht  so  gut  ausgenutzt  wird  wie  ge- 
schältes, Koggenbrot  nicht  so  weit  ausgenutzt 

wird  als  Weizenbrot. 

Im  Koth: 
feste  Theile  Stickstoff 
pCt. 
Horsford  Liebig'scbes  Brot 

(Koggen) 11,5 

Weisses*  Weiz«;nbrot 

(^)emmel) 5,6 

MCInchener    Brot    (Roggen 

und  Weizen)     ....    10,1 
Pamper  nickel 19,3 

Weissbrot,  Weizenmehl  .    . 


pCt. 
32,4 
19,91  ;§ 


22,21  ;S* 
42,3  [ 


Weizen,  feinste^  Mehl  . 
„  mittleres  Mebl . 
„        ganzes  Kom 

Eigene  Versuche: 


5,2 
3,7 
4,0 
6,7 
12,2 


18.7    ^ 
,6 


24 

30 


05 


Verlust  durch  den  Eoth 
in  Procenten: 

Sabftanz  8*'«''8t<.ff 
Brot  von  Weizen  und  Boggen 

(mit  Hefe) 6.3  17,8 

Brot  von  Weizen  und  Roggen    5,0  15,8 

dergl.  (mit  Sauerteigj   .    .    6,9  19,6 

n             m                n                .      .      5,6  17,0 

Roggen,  geschält     ....    9,7  80,3 

ff             ff           ....    0,0  ^0,1 

„        ungeschält  ....    8,6  30,2 

„                n          ....    8,9  81,1 

Weizen,  geschält 4,3  13,3 

ungeschält  .    ,    .    .    6,4  17,3 

„          ....    5,8  16,5 

Bei  gemischter  Kost: 

Weizen 4,6  15,1 

n        0.Ö  9,1 

RogKcn  und  Weizen      ...    6,9  20,1 

8,6  23,5 

6,9  15,9 

....    8,8  81,9 


Comniissbrot 


522 


//.  Mansfeld  •  Wien  spricht 

üeber  die  Anwendung  des  Zeis^schen 
Batterrefractometers  bei  der  üntersnchang 

von  Batter. 

Deraelbe  ist  der  Ansicht,  dass  das  Instru- 
ment zur  Vorprüfung  geeignet  sei ,  behufs 
Auswahl  Yerdächtiger  Buttersorten.  Reines 
Butterfett  zeigt  bei  45  ^  C.  in  der  Begel  eine 
Ablenkung  von  14bis  lÖ^nachlioks.  Eedner 
macht  jedoch  auch  auf  Schattenseiten  des 
Apparates  aufmerksam.  JR, 

*         ^         * 

Anmerkung.  Auf  Seife  475  soll  die 
Ueberschrift  lauten:  ^lieber  Herstellung  einer 
verbesserten  Bleiglasur  für  Töpferwaaren" 
(statt  bleifreien  Qlasur).  "Red. 


üeber  die  Alkaloide  von  Aconitum 

Napellus. 

Im  Jahrg.  33 ,  S.  258  haben  wir  das  von 
Dunstan  angegebene  Verfahren  zur  Gewinn- 
ung von  Aconitin  mitgetheilt;  dazu  ist  zu  be- 
merken, dass  Dunstan  (Pharm.  Journ.  1893, 
765)  den  dort  Napellin  genannten  Körper 
wegen  seiner  procentisch  mit  der  des  Aconitins 
übereinstimmenden  Zusammensetzung  jetzt 
Isoaconitin  nennt,  was  auch  aus  dem 
Grunde  erwünscht  ist ,  weil  mit  dem  Namen 
Napellin  bereits  mehrere  verschiedene  Aconit- 
alkaloide  nach  einander  belegt  worden  sind. 
Die  wesentlichen  Eigenschaften  dieser  beiden 
Alkaloide  werden  durch  nachstehende  Ueber- 
sieht  klar: 

Aconitin :  Isoaconitin : 

CmH^NO.«  C,3H45N0,, 

krystallinisch,    nicht  amorph,    sehr 
bitter,  auf  der  Zunge       bitter,  kaum 
ein   prickelndes   Ge-       giftig, 
fühl  hervorrufend,  sehr 
giftig, 

in  alkoholischer  Lösung  desgl. 

rechtsdrehend, 

einsäurig,  desgl. 

Saite  krystallinisch,  desgl. 

Salze  linksdrehend,  desgl. 

Hydrobromid:  schmilzt  bei   schmilzt  bei  282 ^ 
163«, 

Golddoppelsalz :  g e  1  b ,  kry-   farblos,  krystal- 
stallinisch,  linisch 

C„H45N0,.HAuCl4       C„H44(AuCl,)N0ia 

Spaltoni^sprodacte:  Aconin  desgl. 

und  Benzoesfiure.  8. 


Erkennung  der  eehten 
Strophanthu&samen. 

Einer  Abhandlung  über  Strophanthas- 
samen  des  Handels  in  der  Südd.  Apotheker- 
Ztg.  entnehmen  wir  folgende  Angaben  über 
Untersuchungen  von  Hartwich: 

Das  Strophanthin  lässt  sich  nnr  in  einer 
geringen  Zahl  der  im  Handel  befindlichen 
Strophanthnssamen  nachweisen.  Die  meisten 
Arten  enthalten  krystallisirtes  Caiciamozalat, 
welcher  Umstand  das  beste  Kennzeichen  für 
die  Abwesenheit  des  Strophanthins  bildet 
Mit  einziger  Ausnahme  einer  Sorte  Samen, 
von  der  Insel  Los,  hat  sich  bis  jetzt  nie  Stro- 
phanthin neben  oxalsanrem  £alk  gefunden. 
Einige  Arten  enthalten  StärkemehlkOrner. 

Um  die  Echtheit  der  Strophanthnssamen 
zn  erkennen,  bleibt  dem  Apotheker  nnr  die 
Schwefelsänre-Reaction  (Ph.G.34,  91).  Die- 
selbe wird  am  besten  so  ausgeführt,  dass  ein 
feiner  Querschnitt  unter  dem  Mikroskop  mit 
einem  Tropfen  concentrirter  Säure  behandelt 
wird.  Enthält  der  Same  Strophanthin,  so 
zeigt  nach  Verlauf  einer  Minute  das  Endo- 
sperm  oder  der  Embryo,  hie  und  da  beide, 
eine  dunkelgrüne  Färbung.  Ist  kein  Stro- 
phanthin da,  so  erscheint  nach  und  nach 
eine  rothe  Farbe.  Soll  Extract  oder  Tinctar 
untersucht  werden ,  so  wird  so  viel  wie  ein 
Stecknadelkopf  Extract,  oder  3  Tropfen 
Tinctur,  mit  einem  halben  Tropfen  Liquor 
Ferri  sesquichlorati  gemischt  und  3  Tropfen 
concentrirte  Schwefelsäure  hinzugesetzt.  Es 
bildet  sich  ein  brauner  Niederschlag,  welcher 
nach  einer  Stunde  grün  wird;  die  Farbe 
dauert  während  etwa  drei  Stunden  an. 

Es  genügt  aber  nicht,  dass  ein  Stroph&n* 
thussame  Strophanthin  enthalte,  um  als  offi- 
cinell  zu  gelten ;  er  darf  kein  Uabaln,  anch 
ein  Qlukosid,  aber  sehr  starkes  Gift,  enthal- 
ten, wie  es  z.  B.  mit  denjenigen  von  Stro- 
phanthus  glaber  der  Fall  ist. 

Um  seiner  Sache  sicher  zu  sein,  r2th 
Holmes  dem  Apotheker,  den  Strophanthns- 
samen nur  in  den  Schoten  zu  kaufen  und 
mit  diesem  Samen  mehrere  Versuche  mit 
Schwefelsäure  zu  machen. 

Cadrainmehlorid  als  Absorptf onsnittel  fir 
Sehwefelwasserstoff;  Crobaugh.  Chem.-Ztg. 
1893,  Bep.  196.  Yerf.  empfiehlt  snr  AbsorptioD 
von  Schwefelwasserstoff  oei  Eisen -Untersach* 
UDjzen  eine  Losung  von  20  g  Cadmiumchlorid  in 
500  ccm  Wasser  und  600  ocm  Ammoniak  (roo 
spec.  Gew.  0,9).  «• 


523 


VerwerthuDg  der  Benzoe. 

Im  Anscbluss  aa  seine  Arbeiten  über 
Sumatra-  und  Siambenzoe  (Ph.  C.  34,  178 
und  443)  veröfFentlicbt  Fr.  Lüdy  im  Archiv 
d.  Pharm.  1893,  hOO  Mittheilungen  über  ver- 
schiedene Handelssorten  der  Benzoe  und 
deren  Verwertbung.  Ausser  freier  Benzoe- 
säure und  Spuren  freier  Zimmtsäure  enthält 
die  Sumatrabenzoe  etwa  1  pCt.  Zimmt- 
säurephenylpropylester  und  2  bis  3  pCt. 
Zimmtsäurezimmtester,  ferner  das  reine  Su- 
matrabenzoebarz  (Benzoresin)  aus  7,4  pCt. 
Zimmtsäurebenzoresinolester  und  92,6  pCt. 
Zimmtsäareresinotanuolestcr  bestehend.  Bei 
dem  hohen  Preise  der  Zimmtsäure  ist  es  nach 
Lüdffs  Ansicht  lohnend ,  die  Sumatrabenzoe 
auf  Zimmtsäure  zu  rerarbeiten,  um  so 
mehr  als  dabei  noch  werthvolle  Nebenproducte 
(Benzoesäure,  Vanillin-  und  Pikrinsäure)  ge- 
wonnen werden  können. 

Als  im  Grossen  einzuschlagenden  Gang 
giebt  Lüdy  folgenden  an  : 

Die  Sumatrabenzoe  wird  in  verdünnt  er 
Natronlauge  gelöst,  von  den  holzigen  Vor- 
unreinigangen  abfiitrirt  und  dann  die  dunkel- 
gefärbte  Lauge  direct  verseift,  sei  es  durch 
Kochen  mit  Actznatron  oder  durch  Einleiten 
von  gespannten  Dämpfen.  Nach  der  Ver- 
seifung würde  mit  einer  Mineralsäure  ncu- 
tralisirt  werden,  wobei  das  braune  „Harz*', 
zur  Hauptsache  aus  Resinotannol  bestehend, 
neben  einem  Gemisch  von  Zimmt-  und  Benzoe- 
säure ausfallen  würde.  Durch  Kochen  konnten 
die  beiden  Säuren  leicht  in  Lösung  gebracht 
und,  heiss  filtrirt,  von  dem  „Harz**  geschieden 
werden.  Das  verseifte  Harz  darf  die  Bitter- 
mandelÖlreaction  nicht  mehr  geben,  da  sonst 
noch  unzersetzte  Zimmtsäure  vorhanden  ist. 
Aus  dem  erkalteten  Filtrat  kr;  stallisiren  die 
Zimmt-  und  Benzoesäure  leicht  aus; 
die  davon  abfiltrirte  Lauge  würde  mit  Aether 
geschüttelt  werden,  um  die  letzten  Antheile 
von  Zimmt-  und  Benzoesäure  nebst  dem  darin 
gelösten  Vanillin  aufzunehmen.  Das  letztere 
könnte  mit  saurer  Sulfitlauge  leicht  leiu  dar- 
gestellt werden. 

Um  die  Zimmt-  und  Benzoesäure  zu  trennen, 
müsste  man  es  durch  fractionirte  Krystalli- 
sation  versuchen,  oder  noch  besser  das  Säure- 
gemisch in  Alkohol  lösen,  Salzsäuregas  ein- 
leiten und  sie  in  ihre  Aetbylester  überführen, 
die  leicht  dureli  fractionirte  Destillation  von 
einander  getrennt  werden  könnten. 


Durch  Behandeln  des  zurückbleibenden 
„Harzes" ,  das  zu  93  pCt.  aus  Resinotannol 
besteht,  mit  concentrirter  warmer  Salpeter- 
säure kann  dasselbe  glatt  in  Pikrinsäure 
übergeführt  werden. 

Die  Ausbeute  beträgt  ungefähr  20pCt. 
Zimmtsäure^  einige  Procente  Benzoesäure  und 
0,1  pCt.  Vanillin. 

Um  Benzoesäure  auf  nassem  Wege 
aus  Siambenzoe  darzustellen,  wird  allge- 
mein vorgeschrieben  ,  die  gepulverte  Benzoe 
in  Kalkmilch  zu  kochen  etc.  Nach  Xü^iys 
Beobachtung  erhält  man  auf  diese  Weise  nur 
eine  geringe  Ausbeute ,  weil  sich  das  Harz 
durch  das  Kochen  tbcilweise  zu  Klumpen  zu- 
sammenballt, deren  Inneres  durch  den  Kalk 
nicht  verseift  werden  kann.  Bedeutend  bessere 
Ausbeute  erhält  man  durch  Verseifen  der 
Benzoe  mit  Natronlauge.  In  nicht  zu  con- 
centrirter Natronlauge  löst  sich  die  Benzoe 
auf,  hierauf  wird  einige  Stunden  damit  ge- 
kocht und  schliesslich  mit  Salzsäure  über- 
sättigt. Das  sich  ausscheidende  Harz  kann 
leicht  durch  Filtriren  der  siedend  heissen 
Flüssigkeit  getrennt  werden.  Aus  dem  er- 
kalteten Filtrat  krystallisirt  die  Benzoesäure 
aus.  Das  ausgeschiedene  Harz  wird  nochmals 
mit  Natronlauge  behandelt  etc.  Ist  das  Harz 
vollständig  verseift,  so  ballt  es  sich  in  der 
heissen  Flüssigkeit  nicht  mehr  zusammen, 
sondern  wird  pulverig  spröde.  Bebandelt 
man  dieses  Harz  mit  concentrirter  Salpeter- 
bäure,  so  löst  es  sich  und  man  kann  Pikrin- 
säure als  Nebenproduct  gewinnen.  Als  Vorzug 
der  Laugebehandlung  vor  dem  Kalkverfahrcn 
ist  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Benzoe  nicht 
gepulveit  zu  werden  braucht. 

Die  Benzoesäureester  der  Siambenzoe 
lassen  sich  viel  leichter  verseifen  als  die 
Zimmtsäureester  der  Sumatrabenzoe.  Auf 
diesen  Unterschied  führt  Lüdy  die  bis  jetzt 
wenig  übereinstimmenden  Säure-  und  Ver- 
seifungszahlen  der  Benzoesorten  zurück.  Auch 
für  das  Ammoniakgummi,  dessen  Verseifungs- 
zahlcn  sehr  bedeutend  abweichen ,  macht  er 
die  schwierige  Verseifbarkeit  des  darin  vor- 
kommenden Harzes  verantwortlich. 

Aus  einem  Muster  Penangbenzoe 
gewann  Lüdy  Benzoesäure  mit  einer  sehr 
geringen  Menge  Zimmtsäure,  ein  anderes 
Muster  gab  viel  Zimmtsäure  und  wenig  Bensoö^ 
säure,  und  ein  drittes  Muster  gab  nur  Zimmt- 
säure. Penangbenzoö  ist  nieht  mehr  im 
Handel.    Zwei  untersuchte  Muster  Palem- 


624 


hätigheiizoe  gaben  nur  Benzoesäure  ohne 
eine  Spur  Zimmtsäure.  Lüdy  empfiehlt  daher 
die  Palembangbenzoe  angelegentlich  zur  Dar- 
stellung der  officinellen  Benzoesäure ,  um  so 
mehr  als  diese  Droge  einen  sehr  niedrigen 
Preis  hat.  «. 

Neue  Methode  zum  Nachweis 

der  Alkaloide,  des  Saccharins 

und  der  Salicylsäure. 

Das  Verfahren  von  Lindemann  und  Motteu 
beruht  aaf  der  Thatsache ,  dass  ein  Körper 
in  Gegenwart  zweier  nicht  mit  einander 
mischbarer  Lösnogsmittel,  welche  äberein- 
ander  geschichtet  oder  dnrch  eine  Membran 
von  einander  getrennt  sind,  in  beide  Lösungs- 
mittel, und  zwar  nach  einfachem  Verhältniss, 
übergeht. 

Zum  Nachweis  von  Strychnin  in 
Bier,  Milch  oder  Kaffee  wurden  200  ccm 
dieser  Flüssigkeiten  mit  einer  Lösung  von 
1  mg  Strjchninsulfat  in  5  ccm  Wasser  ver- 
setzt, dann  mit  Natron  deutlich  alkalisch  ge- 
macht und  hierauf  in  einer  Krystallisirschale 
mit  flachem  Boden  von  180  mm  Durchmesser 
aber  200  ccm  Chloroform  geschichtet  oder 
dieselbe  Menge  Benzol  darüber  geschichtet. 
Nach  24  Stunden  wurde  das  Chloroform  oder 
Benzol  filtrirt,  destillirt  und  die  letzten  weni- 
gen Cubikcentimeter  in  einer  Glasschale  ver- 
dampft, worauf  man  den  Rückstand  miteinigeu 
Tropfen  Wasser,  das  durch  Schwefelsäure 
angesäuert  war,  aufnahm.  In  einigen  Fällen 
reagirt  die  so  erhaltene  Flüssigkeit  direct 
auf  Strychnin,  für  gewöhnlich  ist  dieselbe 
aber  zuvor  in  üblicher  Weise  zu  reinigen. 

Zum  Nachweis  von  Strychnin  in 
Fleisch  wurde  dasselbe  fein  zerschnitten 
und  200  g  mit  einer  Lösung  von  2  mg 
Strychninsulfat  in  200  ccm  Wasser  gemischt, 
das  Gemisch  alkalisch  gemacht  und  in  einen 
Dialysator  gegeben  unter  Benutzung  von 
Chloroform  als  äussere  Flüssigkeit.  Nach 
48  Stunden  destillirte  man  das  Chloroform, 
worauf  der  Rückstand  dieReaction  des  Strych- 
nins  gab. 

Um  Morphin  in  Bier  und  Harn  nach- 
zuweisen, wurden  200  ccm,  enthaltend 
10  mg  Morphinchlorhydrat,  mit  Ammoniak 
alkalisch  gemacht  und  dann  durch  Unter- 
schichtung mit  Chloroform  behandelt.  Der 
Yerdampfungsrückstand    des  letzteren  gab 


nach  der  Reinigung  die  Morphinreaction. 
Noch  bessere  Resultate  liefert  Amylalkohol. 
Um  die  Destillation  des  letzteren  zu  vermei- 
den, schüttelt  man  mit  Wasser,  welches  dorch 
Schwefelsäure  angesäuert  ist,  macht  die  von 
dem  Amylalkohol  getrennte  saure  Flüssigkeit 
alkalisch  und  schüttelt  mit  Chloroform  aas, 
welches  bei  der  Verdampfung  das  Morphin 
hinterlässt. 

Zum  Nachweis  von  Chinin  in  Bier 
wurde  letzteres  alkalisch  gemacht  und  20 
Stunden  mit  Chloroform  in  Berührung  ge- 
bracht. Der  Verdampfungsrückstand  des 
Chloroforms  gab,  mit  einigen  Cubikceuti- 
meiern  sehr  verdünnter  Schwefelsäure  auf- 
genommen, dieFluorescenz  des  Chininsulfats. 
Einige  Milligramm  Chininsulfat  lassen  sich 
80  sehr  leicht  nachweisen. 

Zum  Nachweis  von  Saccharin  in 
Bier  wurden  500  ccm  Bier  mit  5  mg  Saccha- 
rin versetzt,  mit  Schwefelsäure  stark  ange- 
säuert und  durch  Ueberschichtung  mit  Aether 
in  Berührung  gt'bracht.  Die  Gefässe  sind  so 
zu  wählen  ,  dass  die  Flössigkeitsschichten 
nicht  über  5  bis  10  mm  hoch  sind.  Man 
lässt  24  Stunden  in  Berührung  und  destillirt 
dann  den  Aether  ab.  Der  Rückstand  ist 
charakterisirt  durch  seinen  süssen  Geschmack 
und  seine  Umwandlung  in  Salicylsäure. 
Häufig  überdecken  bittere  und  harzige  Stoffe 
den  süssen  Geschmack ;  man  lässt  dann  den 
Trocken rückstand  mit  einigen  Cnbikcenti- 
metern  kalter  concentrirter  Schwefelsäure 
5  Minuten  in  Berührung,  verdünnt  sodann 
mit  Wasser,  ültrirt  und  erschöpft  das  Filtrat 
mit  Aether.  Der  bei  Verdampfung  des  letz- 
teren hinterbleibende  Rückstand  hat  nach 
der  Neutralisation  einen  süssen  Geschmack. 

Der  Nachweis  von  Salicylsäure  in 
Wein  und  Bier  erfolgt  wie  der  des  Saccha- 
rins. Anstatt  des  Aethers  kann  für  Salicyl- 
säure Benzol  verwendet  werden.  Der  Destil- 
lationsrückstand wird  mit  einigen  Cubik- 
centimetern  Wasser  aufgenommen,  filtrirt, 
das  Filtrat  wieder  mit  Benzol  ausgeschüttelt, 
das  von  der  wässerigen  Flüssigkeit  getrennte 
Benzol  filtrirt  und  mit  1  bis  2  ccm  Wasser, 
welches  einige  Tropfen  Eisenchlorid  enthält, 
geschüttelt,  wobei  die  wässerige  Schicht  sich 
violett  färbt. 

BuU.  Sac  Chim,  d.  Chem.-Ztg.  1893, 
Sep.  197. 


t>2b 


Terschledene  MlUbellnnireii. 

Seihtrichter. 

Ein  Ersalz  für  die  bei  aller  Sauberkeit 
nicht  immer  des  sehöDsten  Aassebens 
sich  erfreuenden  Seihtücher  in  den  Apo- 
theken dQrfle  nicht  unwillkommen  sein. 
Ein  patentirter  Kaffeetrichter,  welcher  seit 
einiger  Zeit  im  Handel  ist,  veranlaj^sle 
mich,  die  Fabrikanten  l'flr  die  Herstellung 
von  Seihlrichtem  Hit  Apotheken  nach 
demselben  patentirten  Princip  zu  inler- 
essi  ren. 

Der  Haupttheil  des  aus  verzinntem  Blecb 
lind  ebensolcliem  Draht  gefertigten  Seili- 
trichlers,  welcher  die  Trennung  der  Flüs- 
sigkeit von  der  ausgezogenen  Droge  be- 
vrirkt   (b),    besteht  aus  einem   spiralig 


neben  einander  gewiekelten  Draht,  des- 
sen Windungen  durch  die  angelötheten 
Hrfibte  e  e  zusammengehalten  werden. 
Der  Rand  u  ermöglicht  das  bequeme 
Aufsetzen  des  Trichters  auf  ein  GefUss. 
Zum  Ausdrucken  der  in  der  Droge  beim 
freiwilligen  AbStessen  zurückbleibenden 
FlQssigkeit  dient  ein  in  der  Abbildung 
nicht  mit  gezeichneter,  entsprechend  ge- 
formter hölzerner  Stempel;  das  Ausdrucken 
ist  sehr  leicht  auszuftihren,  indem  man 
die  Zeigefinger  beider  Hände  in  die  Hand- 
haben dd  steckt  und  mit  beiden  Daumen 
Hilf  den  Holzstempel  drückt.  Man  be- 
schmalzt  sich  hierbei  die  Finger  gar 
nicht,  was  beim  Ausdrücken  einer  im 
Sei  btucb  enlhaltenea  Droge  doch  fast 
immer  der  Fall  ist. 

Zur  Reinigung  des  Seibtrichters,  die 
iimn  aus  praktischen  Gründen  baldigst 
nnch    dem  Gebrauche    vornehmen  lässt. 


bedient  man  sich  eines  kleinen  ßürst- 
chens,  mit  dem  man  unter  Wasser  ent- 
lang der  Drahlwindungen  hin-  und  her- 
bürstet. 
Somit  empfehle  ich  auf  Grund  der  von 
ir  mit  dem  Seihtricbter  und  mit  ver- 
schiedenen Stoffen  vorgenommenen  Ver- 
suche denselben  statt  der  bisher  gebräuch- 
lichen Seihtücher. 

Die  Seihtrichter  werden  von  der  Firma 
liobinsohn  und  Albrecht,  Dresden -A., 
Besen  Strasse  6,  hergestellt;  der  Preis  ist 
ein  massiger.  j,  Schneider. 


Zur   UnterBcheidnng    Ton   SUber- 
nnd  Nickelgegenst&nden 


empfiehlt  die  Pliarni.  Ztg.  dai  Beitreichen 
dereelbeo  mitcooceDtrirterSilberiiitratlöiuiig. 
Unechte  Metalte  uod  Legirungen  bekommen 
dadurch  einen  schirarien  Fleck,  echtes  Silber 
bleibt  blank.  g. 


Eb  iit  hierzn  zn  bemerken,  data  es  seit 
einigen  Jahren  üblich  ist,  ■ilberne,  tilber- 
plaltirtc,  «owie  ans  Nickel  nnd  andeTem  Ma- 
terial gefecligl«  GcgenBtHnde  mit  Zapon  zu 
lackjrea,  damit  eie  bei  ihrer  Aufbewahrung 
nicht  anlaufen  und  an  gutem  AnaBehen  ver- 
Heren.  Mao  wird  oft  an  aolchen  Gegenaländeo 
eine  kleine  Etikette  mit  einem  dieses  Ueber- 
liehen  mit  Zapon  bestütigenden  Vermerk  an- 
Ireffen.  Oft  ist  der  Geruch  nach  Amylacetat 
(einem  Bcitandthell  des  Zapons)  beim  Be- 
treten der  Läden,  in  denen  solche  Waaren 
verkauft  »erden,  bemerkbar. 

Ist  also  der  Gegenaland  mit  Zapon  lackirt, 
30  wird  die  Silbcrlösnng  wohl  nicht  auf  das 
Metall  einwirken  können,  man  müeate  alao 
iiölhlgen  Falla  an  einer  nicht  anfrälligr»  Stelle 
den  Zapon  Überzug  erat  behelligen,  was  mil- 
untec  mittelst  des  Fingernagels  gelingt. 

Gleichseitig  soll  noch  an  die  altbekannte 
Probe  zum  Nachweis  von  metallischem  Silber 
erinneit  werden,  welche  darin  besteht,  dass 
man  einen  Tropfen  Chromsäurelösung  (1  = 
10)  auf  das  Metall  bringt.  Liegt  Silber  vor, 
so  entsteht  ein  pu  rpurrother  Fleck 
(Silbcrchromat);  auf  anderen  Metallen  (ana- 
genommen Gold  und  Platin)  entsteht  ein 
grauBchwitrzpr  Fleck  Ref. 


526 


Zur  Befestigung  von  Papier- 
Signaturen  auf  Blech 

werden  in  der  Pharm.  Ztg.  vorgeschlagen: 

1.  Stärkekleister  mit  einem  Zusatz  von 
Tischlerleim  (nicht  GeUtioe). 

2.  Eine  Mischung  von  4  Th.  Wasserglas 
und  1  Th.  weissem  Zuckersirup;  nöthigen- 
falls  mittelst  Zuckerpulver  zu  verdicken. 

3.  Bestreichen  des  Bleches  mit  alkoho- 
lischer Scheliacklösung  oder  Benzoetinctur; 
als  Klehmittel  dient  eine  Mischung  von  Leim 
und  arabischem  Gummi.  g. 


,  Kid  -  Re viver, 

ein  Mittel  zur  Reinigung  von  Handschuhen, 
kann  nach  Pharm.  Ztg.  in  folgender  Weise 
lergestcllt  werden : 

1.  Brei  förmig  durch  Zusammenmischen 
von  35  Chlorkalklösung,  3  Salmiakgeist, 
45  Seife,  60  Wasser. 

2.  Flüssig  durch  Mischen  von  1  Ter- 
pentinöl und  2  Benzin. 

Die  Handschuhe  werden  mittelst  eines 
Flanellläppchens  mit  einer  dieser  Mischungen 
abgerieben. 


Fikrinsäureharn. 

Ueber  einen  Fall  von  PikrinsäurevergiftUDg 
berichtet  Karplus^  dass  die  Pikrinsäure  zum 
grössten  Tbeil  im  Harn  in  freiem  Zustande 
enthalten  ist;  ein  Theil  befindet  sich  als 
Aetberschwefel säure  darin.  Neben  derPikriu- 
säure  ist  auch  noch  Pikramins&are  vorhan- 
den. 8. 

Therapeut  Blätter  1893,  250. 


Ueber  eine  interessante  Missbild- 
ung von  Corylus  Avellana. 

Eine  abnorme  Bildung  an  einem  Hasel- 
strauch theilt  Wehrli  mit,  indem  die  männ- 
lichen Kätzchen  von  Weitem  schon  sichtbar 
prächtig  roth  gefärbt  erschienen.  Diese  Botb- 
farbung  stammte  daher,  dass  an  Stelle  von 
gelben  Staubgefässen  lauter  rothe  Narben 
heraushingen.  Morphologisch  entsprachen 
die  abnormen  Bltithen  vollkommen  den  männ- 
lichen BIQtben,  nur  waren  die  Staubblätter 
durch  Narben  ersetzt.  Uebergaogsformen, 
Verkümmerungen  der  männlichen  wie  weib* 
liehen  Blüthe  waren  nirgends  vorhanden. 

S.  Naturw.  Rundschau. 


j  >_/-^'>—  s•^ 


Brlefweclisel. 


A'goih.  G-  B,  in  N^  Die  Verwendung  von 
Benzin,  Schwefelkohlenstoff,  Alkohol,  Aether, 
welche  Stoffe  die  Mehlmotten  wohl  tödten 
würden,  ist  wegen  der  Feuergefährlichkeit  nicht 
anznrathen;  Chloroform  ist  wegen  der  Gefahr 
der  Betäubung  für  die  mit  den  nöthigen  Ar- 
beiten Benuftragten  nicht  verwendbar. 

Vielleicht  wäre  aber  zu  versuchen,  ob  die 
Mehlmotten  durch  Ammoniak  zu  tödten  sind. 
Man  konnte  zu  diesem  Zwecke,  nachdem  das 
Mehl  natürlich  herausgescliafft  worden  ist,  in 
dem  Baume  bei  verschlossenen  Thüren  und 
Fenstern  an  verschiedenen  Stellen  und  in  ver- 
schiedener Höhe  mehrere  Schalen  aufstellen,  in 
die  man  starken  Salmiakgeist  (0,02  spec. 
Gewicht)  giesst  und  mehrere  Tajire  diese  Am- 
raoniakluft  einwirken  lässt.  Auch  ein  directes 
Bestreichen  der  Holztheile  mit  Salmiakgeist 
könnte  versucht  werden.  Natürlich  müssen 
die  Arbeiter  in  zweckmässiger  Weise  vor 
Schädigung  der  Augen  und  Athmungsorgane 
geschützt  werden. 

Auf  alle  Fälle  wäre  aber  anzurathen,  vorher 
einen  Versuch  7U  machen,  ob  mit  Ammoniak 
beladene  Luft  die  Schädlinge  tödtet,  was  aber 
anzunehmen  ist. 

Apoih.  M,  in  R,  Zur  Verdeckung  des  Jod- 
kalium^Geschmackesist  Succus  Liquiritiae 
(dieselbe  Menge  wie  Jodkaliuro)  empfohlen 
worden. 


^po/7i.  Sp.  in  M«  ChloTophyllin  ist 
nach  AmhiM  ein  grüner  explosiver  Nitrofarb- 
stoff. 

F.  m  €•  Poudrc  Coignet  zur  Bekämpfonp 
der  Kartoffelkrankheit  ist  ein  Pulvergemisch 
aus  Gyps  und  Kupfersulfat.  Vergl.  Sie  ferner 
Fh.  C.  32,  451.  Fostit  ist  ein  zusammen- 
gezogener Name  fär  Sulfostöatite  capriqoe 
(Ph.  C.  29,  IbO.) 

Apoth.  F.  in  B.  Die  Vorschrift  zu  Lacto- 
pepsin  (Milchzucker  240,  Pepsin  48,  Pankre- 
atin 30,  Diastase  3,  Milchsäure  4,  Salzsflnre  4) 
finden  Sie  bereits  im  Jahrgang  22  (lÖhD» 
S.  379  angegeben. 

Anfrage.  Wir  werden  um  Aufnahme  nacb- 
stehender  Anfrage  ersucht: 

„Durch  welches  Mittel  können  am  besten  und 
sichersten  aus  der  Wäsche  —  ohne  dass  die- 
selbe einen  besonderen  Schaden  erleidet  —  die 
braunen  Flecken  (sogenannte  Rostflecken),  die 
durch  Eisenvitriol  etc.  entstehen ,  entfernt 
werden  ?" 

Ks  scheint  also,  als  ob  die  sonst  flblichen 
und  allgemein  bekannten  Mittel  zur  EnUernanK 
von  Rostflecken,  wie  Kleesalz,  Oxalsäure  alUin 
oder  mit  metallischem  Zinn  gleichzeitig.  Zi- 
tronen-, Wein-,  Salzsäure,  Natrium pyrophosphat, 
Schwefelammon  und  darauf  CyankaliumldBoni: 
nicht  in  allen  Fallen  den  gewflBschtcn  Erfolir 
hätten.  IM 


Verleger  und  verantwortlicher  Redactenr  Dr.  E.  0«lsi1er  in  Dre«d«&. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  Rir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heransgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezagspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bachliandel 

rierteljfthrlich  2,50  Mark.     Bei  Zasendnng  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  G eis s  1er,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 
Mitredacteur :  Dr.  A.  Scbneider-Dresden. 

MS7.  Dresden,  den  14.  September  1893.  l;^ul^s.^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  ClieMl«  «■«  PbftrmMle:  Die  Pharmakopoe  der  VereiniKten  Staaten  von  Amerika.  —  Oerber*s  Acid- 
Botyrometrie.  —  Ueber  die  Reactioncn  «ies  Piment-  and  Nelkenöles.  —  GcwichtKanaly tische  Bestlmmang  der 
8cbvrefel«äare.  —  Zum  Nachweis  gekupfertor  Conserven  nnd  Extraete.  —  Hinweise.  —  Moospappe  als  chirnr- 
Risches  Verbandmittel.  —  Pharmakognoatiaches.  —  Verseble4«iiie  MlUhellvageiit  Fuller's  Pastillcnformer.  — 
Ueber  die  Verwendung  der  Photographie  zur  Entdeckung  von  Verbrechen.  —  Einschlnsskitt  für  mikroskopische 
Präparate.  —  Guajak- Politur.  —  Das  Dörr-GemQse.  —  Brlefwechiel.  —  Besiellungs- Erneuerung.  — 

Anzeigen. 


Ctaemle  nnd  Pliarmacle. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  1/irscÄ- Berlin. 
(Fortsetzung'.) 

Chinidinnm    sulfuricam.    Die   kalt 
.s:esättigte    wässerige  Lösung   giebt   mit 

*j  Jodkalium  eine  weisse  Fällung  (Unter- 
schied vom  Ghininsulfat).  Die  Prüfung  auf 
andere  China-Alkaloide  ist  wie  folgt  ver- 
schärft: 3  ccm  einer  bei  15^  gesättigten 
wässerigen  Lösung  des  Salzes  (annähernd 
1  pCt.  davon  enthaltend)  werden  mit  ein 
wenig  Ammoniak  versetzt,  wodurch  ein 
weisser  Niederschlag  von  Chinidin  ent- 
steht, das  zu  seiner  Lösung  mehr  als 
80  ccm  Ammoniak  oder  mehr  als  sein 
30faches  Gewicht  Aether  bedarf.  Gut 
verschlossen  im  Dunkeln  aufzubewahren. 
Chininam.  Soll  3  Mol.  Wasser  ent- 
halten, entsprechend  der  Formel 
C20H24N2O2  +  3  H2O. 
Die  Präfung  auf  andere  China-Al- 
kaloide,  die  mit  den  für  Umsetzung 
in  Chininsulfat  etwa  nöthigen  Modifica- 
tionen    auch    für  die  Chinin  salze  gilt, 


soll  folgendermassen  ausgeführt  werden: 
2  g  Chinin  werden  mit  1  g  Ammonium- 
sulfat und  10  g  Wasser  im  Mörser  zu- 
sammengerieben und  im  Wasserbade  ge- 
trocknet, hiernach  der  Bückstand,  der 
völlig  neutral  sein  muss,  mit  20  ccm 
Wasser  angerührt,  ^'2  Stunde  unter  bis- 
weiligem  Umrühren  bei  15  ^  macerirt, 
durch  ein  Knäulchen  Glaswolle  abfiltrirt, 
und  5  ccm  des  Filtrats  in  einem  Keagens- 
glase  durch  leichtes  Umschwenken  ohne 
Schütteln  mit  7  ccm  Ammoniak  von  0,960 
gemischt,  wodurch  eine  klare  Lösung 
entstehen  muss.  (Diese  Probe  gestattet 
einen  Gehalt  von  etwa  4  pCt.  Neben- 
alkaloiden,  während  diese  nach  der  Germ., 
welche  den  Ammoniakzusatz  auf  höchstens 
4  ccm  beschränkt,  nicht  mehr  ^Is  etwa 
1  pCt.  betragen  dürfen.)  Hat  dieTVIacera- 
tion  nicht  bei  15,  sondern  bei  IH  oderl?^ 
stattgefunden,  so  ist  auch  der  Ammoniak- 
zusatz auf  7,5  oder  8  ccm  zu  erhöhen. 
Das  Chinin  ist,  gleich  seinen  Salzen,  in 
gut  verschlossenen  Gefässen  im  Dunkeln 
aufzubewahren.  Eine,  für  das  Chinin 
und  seine  Salze  übereinstimmend  ange- 
ordnete Idenlitätsprobe  ist  folgende: 


528 


10  cern  einer  wässerigen  (beim  reinen 
Cbinin  schwach  angesäuerten)  verdünnten 
Lösung  werden  mit  2  Tropfen  Bromwasser 
und  hierauf  mit  einem  Ueberschuss  von 
Ammoniak  versetzt,  wodurch  eine  smaragd- 
grüne, je  nach  dem  Verdünnnngsgrade 
dunklere  oder  hellere  Färbung  entsteht. 
Die  verdünnten  Lösungen  sollen  vom 
reinen  Chinin  etwa  Visoo»  ^^Q  seinen 
Salzen  je  nach  deren  Molekulargewicht 
etwas  mehr  enthalten,  so  vom  Hydro- 
Chlorid  Vuoo^  ^'^m  Hydrobromid,  Sulfat 
und  Valerianat  Viaooi  vom  Bisulfat  Viqoo- 

Chininum  bisiilfnrlcnm.  Giebt,  gleich 
den  übrigen  Chininsalzen,  in  wässeriger 
Lösung  mit  Ammoniak  einen  weissen 
Niederschlag,  der  sieh  in  überschüssigem 
Ammoniak  und  in  seinem  etwa  20 fachen 
Gewicht  Aether  wieder  löst.  Durch  Aus- 
trocknen bei  100^  darf  das  Bisulfat  nicht 
mehr  als  23pCt.  an  Gewicht  verlieren.  Zur 
Prüfung  auf  andere  China-Alkaloide 
werden  2  g  des  bei  100^  getrockneten 
Salzes  mit  16  ccm  Wasser  angerührt,  mit 
Ammoniak  genau  neulralisirt,  dann  das 
Volum  durch  Wasserzusatz  auf  20  ccm 
gebracht,  Va  Stunde  bei  15^  macerirt  und 
weiter  wie  bei  Chininum  verfahren. 

Chininnm  ferro-eitricum.  Aus85Th. 
citronensaurem  Eisenoxyd,  12  Th.  zuvor 
bei  100^  ausgetrocknetem  Chinin  und  3Th. 
Citronen.säure  unter  dem  erforderlichen 
Wasserzusalz  bei  höchstens  60®  in  be- 
kannter Weise  herzustellen.  Muss  beim 
Ausschütteln  der  ammoniakalischen  Lös- 
ung mit  Chloroform  mindestens  11,5  pCt. 
wasserfreies  Chinin  liefern.  Die  Löslich- 
keit des  Präparates  vermindert  sich  mit 
dem  Alter.  Chiuiniini  ferro- citricam 
solubile  seu  amnioniatum.  Ebenso  wie 
das  vorige  herzustellen,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  die  Lösung  der  drei 
Ingredienzien  vor  dem  Abdampfen  mit 
so  viel  Ammoniak,  als  zur  Wiederlös- 
ung des  erst  entstehenden  Niederschlages 
erforderlich,  versetzt  wird.  Leicht  und 
vollständig  in  Wasser  löslich  und  von 
schwach  saurer  Keaction. 

Chininnm  hydrobroniiciini, 
CaoH^iN^OallBr  +  H2O. 
Da.s  an  der  Luft  etwas  verwitternde  Salz 
soll   durch    Austrocknen    bei    100  <^  sein 
Krystallwasser  (4,265  pCt.)  verlieren,  so 
dass  1  g  dabei  nicht  weniger  als  0,957  g 


Rückstand  lässt  ZurPrüfung  auf  andere 
China-Alkaloide,  werden  3  g  Salz, 
das  genau  neutral  sein  oder  gemacht 
werden  muss,  mit  1,2  g  krystallisirtem 
Natriumsulfat  und  30  ccm  Wasser  ge- 
mischt, im  Wasserbade  eingetrocknet, 
der  Rückstand  mit  30  ccm  Wasser  an- 
gerührt, V2  Stunde  bei  15«  unter  bis- 
weiligem  Umrühren  macerirt  und  weiter 
wie  bei  Chininum  verfahren. 

Chininum  hydrocUorlcnm, 
C2oH24N202HCl  4-  2  H2O. 
Das  zum  Verwittern  neigende  Salz  soll 
durch  Austrocknen  bei  100^  sein  Krystall- 
wasser (9,079  pCt.)  verlieren,  so  dass  1  g 
nicht  weniger  als  0,9  (richtiger,  auch 
nach  der  Germ.,  0,91  )g  Rückstand  liisst. 
Beginnt  bei  etwa  156  ^^  zu  schmelzen, 
doch  wird  die  Schmelzung  eine  voll- 
kommene erst  bei  190  <>.  Die  Lösung 
reagirt  neutral  oder  schwach  alkalisch, 
zeigt  im  concentrirten  Zustande  keine 
blaue  Fluorescenz,  die  aber  bei  Verdünn- 
ung mit  Wasser,  und  besonders  auf  Zu- 
satz von  Schwefelsäure  eintritt.  Zur 
Prüfung  auf  andere  China-Alkaloide 
werden  3  g  des  völlig  neutralen  oder 
genau  zu  neutralisirenden  Salzes  mit 
1,5  g  krystallisirtem  Natriumsulfat  und 
30  «cm  Wasser  gemischt,  im  Wasserbade 
eingetrocknet,  der  Rückstand  mit  30  ccm 
Wasser  gemischt,  V2  Stunde  bei  15®  unter 
bisweiligem  Umrühren  macerirt  und  weiter 
wie  bei  Chininum  verfahren. 

Chinlnani  salfaricam^ 

(C2oH24N,02)2H2S04  +  7  H2O. 

Das  Salz  verliert  an  warmer  Luft  Wasser, 
zieht  aber  aus  feuchter  Luft  Wasser  an 
und  filrbt  sich  am  Lichte.  Die  wässerige 
Lösung  ist  neutral  und  zeigt,  besonders 
beim  Ansäuern  mit  Schwefelsäure  (erst 
nach  der  Ansäuerung,  Germ.)  eine  leb- 
haft blaue  Fluorescenz.  Die  kalt  gesättigte 

wässerige  Lösung  wird  durch  ^  Jod- 
kalium nicht  verändert  (Ohinidinsulfal). 
Wird  1  g  des  Salzes  bei  115^  vollständig 
ausgetrocknet,  so  darf  der  Rückstand  nicht 
weniger  als  0,838  g  (1  g  bei  100<>  aus- 
getrocknet muss  mindestens  0,85  g  zurück- 
lassen, Germ.)  wiegen,  entsprechend  einem 
Verlust  von  8  Mol.  =  16,18  pCL  Krystall- 
wasser. Für  obige  Formel  der  Pharma- 
kopoe  mit   nur  7  Mol.  H^O  würde  der 


52a 


Gewichtsverlust  nur  14,44  pOt.  belragen. 
Der  scheinbare  Widerspruch  erklärt  sich 
wohl  daraus,  dass  das  thatsiichlich  mit 
8  H2O  krystallisirende  Salz  ausserordent- 
lich leicht  etwas  Wasser  verliert,  so  dass 
auch   die  Angaben   über   den   normalen 
Wassergehalt  zwischen  7,  7V2  und  8  Mol. 
schwanken.    Zur  Prüfung   auf  andere 
China-Alkaloide  werden   2g  völlig 
neutrales  oder  genau  neutralisirtes  Salz 
bei  100^  so  gut  als  möglich  ausgetrocknet 
(völlig  verwittert  bei  40  bis  50^,  Germ.), 
Her  Rückstand  mit  20  ccm  Wasser  ange- 
rührt, V2  Stunde  lang  bei  15^  unter  bis- 
weiligem  Umrühren  damit  macerirt  und 
weiter  wie  bei  Ghininum  verfahren. 
Chininnm  yalerianicum, 
C20H24N2O2C5H10O2  +  H2O. 
Das  luftbeständige,   schwach   nach   Bal- 
driansäure  riechende  Salz   schmilzt   bei 
90^  zu    einer   farblosen  Flüssigkeit  und 
verliert  bei  100^  sein  Krystallwasser  zu- 
gleich mit  etwas  Baldriansäure.   Die  wäs- 
serige Lösung  ist  neutral  oder  schwach 
alkalisch,  nimmt  auf  Zusatz  von  Schwefel- 
säure blaue  Fluorescenz  an  und  soll  durch 
Ghlorbaryum  nur  in  geringem  Grade  ge- 
trübt werden  (Sulfate). 

Chloralom    hydrntum.     Die    frisch 
bereitete    wässerige  Lösung   ist  neutral, 
nimmt  aber  allmählich  saure  Beaetion  an, 
während  die  neutrale  alkoholische  Lösung 
dauernd    neutral  bleibt  (nach  der  Germ, 
tritt  eine   sehwache  Böthung  des  Lack- 
muspapiers erst  beim  Abtrocknen  der 
weingeistigen  Lösung  ein;  nach  unseren 
Beobachtungen    verschwindet    die   .saure 
Beaetion    der  wässerigen  Lösung  durch 
Zusatz  von  Alkohol,  während  sie  in  der 
weingeistigen  Lösung  durch  Wasserzusatz 
hervorgerufen  wird).    Die  trocknen  Kry- 
stalle  verflüssigen  sich  durch  Zusammen- 
reiben   mit   etwa   gleich   viel   Kampher, 
Menthol,  Thymol  und  Karbolsäure.    Darf 
beim    Erhitzen   über   den  Schmelzpunkt 
hinaus   keine  entzündlichen  Dämpfe  ent- 
wickeln   (Älkoholat).    Wird  die  Lösung 
von  1  g    in  2  ccm  warmem  Wasser  mit 
Kalilauge   in  geringem  Ueberschuss  ver- 
mischt, filtrirt  und  das  klare  Filtrat  mit 
JodlösuDg    (Beagens)    bis   zu   gelblicher 
Färbung  versetzt,  so  darf  binnen  V2  Stunde 
kein  gelber  krystallinischer  Niederschlag 
von     Jodoform    entstehen     (Älkoholat). 


Wohlverschlossen  im  Kalten  und  Dunkeln 
aufzubewahren. 

Chlororormfum.  Soll  99  bis  99,4  Ge- 
wichtsprocente  reines  Chloroform  und  1  bis 
0,6  pCt.  Alkohol  enthalten.  Spec.Gew.  nicht 
unter  1,490.  Siedepunkt  60  bis  61 »  Lüsst 
man  20  ccm  Chloroform  auf  geruchlosem 
Filtrirpapier  über  einer  warmen  Glas-  oder 
Porzellanplatte  verdampfen,  so  darf  sieh 
beim  Verdunsten  der  letzten  Antheile 
kein  fremdartiger  Geruch  wahrnehmen 
lassen,  und  das  Papier  selbst  muss  beim 
Vergleich  mit  neuem,  geruchlosem  Papier 
nahezu  geruchlos  sein.  —  Werden  10  ccm 
Chloroform  mit  20  ccm  Wasser  gut  durch- 
geschüttelt, so  muss  nach  erfolgter  Scheid- 
ung das  Wasser  gegen  Lackmuspapier 
neutral  sein  und  durch  Silbernitrat  (Chlo- 

ride)  und  y  Jodkalium  (freies  Chlor)  keine 

Veränderung  erleiden. — Werden  in  einem 
trocknen  Eeagensglase  von  etwa  10  ccm 
Inhalt  5  ccm  Chloroform  mit  4  ccm  einer 
vollständig  klaren,  gesättigten  Lösung  von 
Baryumhydroxyd  überschichtet,  das  Glas 
verkorkt  und  6  Stunden  lang  ins  Dunkle 
gestellt,  so  darf  sich  nach  dieser  Frist 
an  der  Grenzlinie  beider  Flüssigkeiten 
kein,  von  Zersetzungsproducten  herrühren- 
des Häutchen  bemerkbar  machen.  — 
Werden  40  ccm  Chloroform  mit  4  ccm 
farbloser  concentrirter  Schwefelsäure  in 
einem  Glasstöpselglase  20  Minuten  lang 
geschüttelt,  so  muss  nach  erfolgter  Scheid- 
ung beider  Flüssigkeiten  das  Chloroform 
farblos,  die  Säure  in  einer  Schicht  von 
mindestens  15  mm  Durchmesser  gleich- 
falls gänzlich  oder  fast  gänzlich  farblos 
erscheinen  (durch  Schwefelsäure  zersetz- 
bare Verunreinigungen).  Verdünnt  man 
2  ccm  der  von  dem  Chloroform  getrennten 
Schwefelsäure  mit  5  ccm  Wasser,  so  muss 
die  Mischung  farblos  und  klar,  auch 
im  noch  heissen  Zustande  geruchlos  sein 
oder  einen  nur  schwachen  weinigen  oder 
ätherischen  Geruch  zeigen  (riechende  Zer- 
setzungsproducte).  Auch  bei  weiterer  Ver- 
dünnung mit  10  ccm  Wasser  muss  die 
Flüssigkeit  klar  bleiben  und  darf  durch 
Silbernitrat  nicht  verändert  werden  (ge- 
chlorte Verbindungen).  Werden  anderer- 
seits 10  ccm  des  von  der  Säure  getrennten 
Chloroforms  mit  20  ccm  Wasser  gut  durch- 
geschüttelt, so  darf  die  nach  der  Scheid- 


530 


ung  abgegossene  wässerige  Schicht  durch 
Silbernitrat  nicht  verändert  werden  (ge- 
chlorte Verbindungen). 

Chloroform,  welches  den  vorstehenden 
Forderungen  nicht  entspricht,  soll  in 
folgender  Weise  gereinigt  werden: 

400  g  Chloroform  (=268,5  ccm)  werden 
mit  80  g  Schwefelsäure  in  einer  Glas- 
stöpselflasche während  24  Stunden  unter 
Vermeidung  des  vollen  Tageslichtes  von 
Zeit  zu  Zeit  durchgeschüttelt.  Dann  trennt 
man  die  Chloroformschicht  und  schüttelt 
sie  während  V-2  Stunde  häufig  mit  20  g 
völlig  entwässertem  Natriumcarbonat  gut 
durch,  bringt  darauf  das  Chloroform  in 
eine  trockene  Betorte,  setzt  4  ccm  Alkohol 
hinzu  und  destillirt  im  Wasserbade  bei 
einer  67,2^  nicht  übersteigenden  Tempe- 
ratur (nach  der  vorigen  Pharmakopoe 
sollte  diese  Temperatur  innerhalb  der 
Eetorte  nicht  überstiegen  werden)  in  eine 
gut  gekühlte,  tarirte  (oder  graduirte?) 
Vorlage  ab ,  bis  das  Destillat  255  ccm 
(=  380  g)  beträgt. 

Lichtscheu,  in  Glasstöpselflaschen  im 
Kalten  aufzubewahren. 

Chrysarobinnm.  Schmelzpunkt  151  ^ 
(bisher  zu  162^  angegeben).  Wird  0,1  g 
mit  10  ccm  5proc.  Kali-  oder  Natron- 
lauge im  Beagensglase  geschüttelt,  so 
nimmt  die  anfangs  gelbe  oder  gelblich- 
rothe  Lösung  nach  und  nach  eine  tief 
rothe  Farbe  an. 

Cinchonldinum  snlfurieani, 

CCioH22N2  0)2H2S04  +  3H2O. 

Die  neutral  oder  schwach  alkalisch 
reagirende  wässerige  Lösung  giebt  mit 
Ammoniak  einen  weissen  Niederschlag, 
der  sich  nur  wenig  in  Ammoniak,  aber 
in  etwa  75  Th.  Aether  löst.  Die  ver- 
dünnte Lösung  des  Salzes  in  Schwefel- 
säure (Vi 000  Salz  enthaltend)  darf  nur 
eine  schwach  blaue  Pluorescenz  zeigen 
(Chinin,  Chinidin),  lg,  bei  100 ^  aus- 
getrocknet, darf  nicht  weniger  als  0,920 
(genauer  0,927)  g  Rückstand  lassen.  Wer- 
den 0,5  g  Salz  unter  häufigem  Umrühren 
mit  20  ccm  Wasser  macerirt,  dann  0,5  g 
Seignettesalz  zugefügt  und  die  Maceration 
bei  15  ^  unter  wiederholtem  Umrühren 
1  Stunde  lang  fortgesetzt,  hiernach  fil- 
trirt  und  dem  Filtrat  1  Tropfen  Ammoniak 
zugesetzt,  so  darf  es  nur  eine  geringe 


Trübung  erleiden   (Cinchonin   oder  Chi- 
nidin). 

Cinchoninam,  C19H22N2O.  Die  Krj- 
stalle  sintern  bei  240^  zusammen  und 
schmelzen  bei  258^  zu  einer  braunen 
Flüssigkeit;  auf  feuchtes  Lackmuspapier 
gelegt,  reagiren  sie  alkalisch.  Wird  aas 
den  Lösungen  seiner  Salze  durch  Ammo- 
niak gefällt;  der  Niederschlag  ist  in 
Ammoniak  nur  sehr  wenig  löslieh  und 
erfordert  nicht  weniger  als  300  Th.  Aether 
zu  seiner  Lösung.  Die  verdünnte  schwefel- 
saure Lösung  (Vi 000)  ^^rf  nur  eine 
schwach  blaue  Fluorescenz  zeigen 
(Chinin,  Chinidin).  Cinchoninnm  sni- 
furieum,  (Ci9H22N2  0)2H2S04  -f-2H20. 
Wird  1  ^  bei  100®  ausgetrocknet,  so  darf 
der  Rückstand  nicht  weniger  als  0,9ög 
betragen.  In  80  Th.  Chloroform  muss 
sich  das  zerriebene  Salz  bei  häufigem 
Schütteln  in  gewöhnlicher  Temperatur 
vollständig  oder  fast  vollständig  lösen 
(Chinin-  und  Cinchonidin- Sulfat). 

Cocaiuum  hydrochloricnni.  Löslich 
in  0,48  Th.  Wasser  und  in  3,5  Th.  Alkohol, 
neutral.  Darf  durch  20  Minuten  langes 
Erhitzen  auf  100 ^  nichts  an  Gewicht  ver- 
lieren ;  durch  längeres  Erhitzen  des  Salzes 
oder  seiner  Lösung  wird  Zersetzung  ein- 
geleitet.   Schmelzpunkt  193®. 

Coccionella.  Soll  bei  vollständiger 
Einäscherung  nicht  mehr  als  5  pCt.  Rück- 
stand lasson. 

Codeinum.  Löslich  in  30  (uach  bis- 
heriger Angabe  in  6)  Th.  Aether.  Soll 
sich  gegen  Lackmuspapier  neutral  (?) 
verhalten,  eine  wohl  nur  irrthümliche 
Angabe,  da  es  im  Gegentheil  als  eine 
starke  Base  gilt. 

Coifeinnni.  Die  aus  der  vorigen  Aus- 
gabe wieder  aufgenommene  Angabe,  das{> 
9,5  Th.  kochendes  Wasser  1  Th.  Coffein 
lösen,  ist  dahin  zu  ändern,  dass  schon 
2  Th.  kochendes  Wasser  dazu  ausreichen. 
Coffeinum  eitratuni.  Eine  Lösung  von 
gleichen  Theilen  Coffein  und  Citronen- 
säure  in  2  Th.  Wasser  wird  unter  be- 
ständigem Umrühren  im  Wasserbade  zur 
Trockne  verdampft.  CofTeinnm  citratam  j 
effervescens.  Ein  grob  gekörntes,  zaeker- 
haltiges  Brausepulver,  das  in  100  Theilen 
1  Th.  Coffein  und  1  Th.  Citronensäure 
enthält.  (FortsetzuDg  folgt) 


531 


Oerber's  Acid  -  Butyrometrie.  ^ 

Ueber  diese  neue  Methode  zur  Fettbestimm- 
uDg  in  der  Milch  und  in  allen  festen  Molkerei - 
erzeugnissen  haben  wir  schon  Ph.  C.  34,  91 
und  476  kurz  berichtet.  Einer  von  der  Firma 
F.  Hugershoff  in  Leipzig  den  zur  Acid- 
Butyrometrie  nÖthigen  Apparaten  beigegebe- 
nen Gebrauchsanweisung  entnehmen  wir  nach- 
stehende Mittheilungen, 

Von  besonderen  Apparaten,  welche 
diese  Methode  erfordert,  sind  zu  nennen  die 
an  6  Punkten  justirten  Butyrometer, 
welche  theils  einseitig  offen  (Fig.  1  für  Hiissige 
Producte),  theils  beiderseiU  offen  (Fig.  2  für 
feste  Producte  und  Rahm)  sind;  zu  letzteren 
gehören  noch  im  Stöpsel  angebrachte  Becher- 
eben  (Fig.  3).    Behufs  Abwägens  der  Unter- 

0 


A 


Fig.  1. 


Flg.  2. 


Fig.  3. 


sachuDgsobjecte  auf  0,01  g  Genauigkeit  fer- 
tigt die  Firma  Hugershoff  zur  Zeit  eine  kleine 
einarmige  Waage,  über  welche  wir  später 
zu  berichten  gedenken.  Weiterhin  gehört  zur 
Ausfubrang  eine  Kreisel-Centrifuge, 
ähnlich  der  Ph.  C.  33,  573  beschriebenen 
und  abgebildeten,  für  den  besonderen  Zweck 
entsprechend  eingerichtet. 

Von  Keagentien  bedarf  man  Amylalko- 
hol nnd  eia  Säuregemisch  (concentrirte 
Schwefelsäure ,  mit  Essig-  oder  Milchsäure), 
dessen  genauere  Zusammensetzung  aber  nicht 
angegeben  wird.  Das  Säuregemisch  ist  je  nach 
der  Menge  zu  2  Mk.  bis  2  Mk.  50  Pf.  für  das 
Liter  käuflich. 

Die  Grade  am  Butyrometer  entsprechen 
je  0,1  pCt.  Fett;  die  Ablesung  kann  mit 
Sicherheit  auf  0,5  ^  :=  0,05  pCt.  Fett  ge- 
schehen.    Wird  das  zu  untersuchende  Pro- 


dnct,  wie  es  bei  Rahm  etc.  zu  geschehen  hat, 
vor  der  Untersuchung  1  e=s  10  verdünnt,  so 
entspricht  natürlich  jeder  Grad  =  IpCt.Fett. 

Zur  Untersuchung  von 

Voll-,  Mager-,  Butter-Milch  und 
Molke  werden  zunächst  10,5  ccm  des  vor- 
her gut  geschüttelten  Säuregem isehes  (kurz- 
weg Säure  genannt)  in  das  Butyrometer  Fig.  1 
pipettirt,  dann  wird  1  ccm  Amylalkohol  (kurz- 
weg Alkohol  genannt)  von  15^  und  10  ccm 
der  obigen  flüssigen,  vorher  gut  geschüttelten 
und  15^  warmen  Molkereierzengnisse  hinzu- 
gefügt. Bierauf  wird  mit  einem  Kautschuk- 
stopfen  verschlossen,  das  Butyrometer  einige 
Minuten  in  ein  auf  60  bis  70^  angewärmtes 
Wasserbad  gebracht,  dann  centrifugirt  und 
abgelesen  (!<>  =  0,1  pCt.  Fett). 

Magermilch  muss  man  zweimal  schleudern, 
um  sicher  zu  sein ,  die  letzten  Spuren  Fett 
auszutreiben. 

Condensirte  Milch  mit  und  ohne 
Zucker.  1  Theil  ist  mit  9  Th.  Wasser  von 
20  bis  30^  C.  zu  verdünnen,  dann  auf  15^  C. 
abzukühlen  und  in  gleicher  Weise  zu  behan- 
deln, wie  vorstehend  angegeben  (1^=1  pCt. 
Fett). 

Die  Centrifugirung  der  Zucker -Milch  ist 
öfters,  nachdem  man  immer  wieder  von  Neuem 
die  Butyrometer  in  60^  C.  warmem  Wasser 
für  einige  Minuten  anwärmte,  zu  wiederholen, 
um  aus  den  feinen  Kohlenpartikelchen  des 
durch  die  Säure  verkohlten  Zuckers  sicher 
und  ganz  das  Fett  ausschleudern  zu  können. 

Rahm  wird  für  genaue  Bestimmungen  in 
das  vorher  gewogene,  lufttrockene  Becherchen 
Fig.  3  gefüllt  und  gewogen.  Dann  wird  das 
Becherchen  in  das  beiderseits  offene  Butyro- 
meter Fig.  2  unten  eingeschoben  ,  ca.  8  ccm 
kaltes  Wasser  durch  den  Hals  mittelst  Pipette 
zugelassen,  dann  1  ccm  Alkohol  und  endlich 
iOy-i  ccm  Säure.  Man  schüttelt  dann  gut 
durch,  nachdem  die  Stopfen  beiderseits  fest 
eingesetzt  sind. 

Für  praktische  Zwecke  genügt  auch  die 
genaue  Füllung ,  randebene  Abstreichung 
und  äussere  Trocknung  des  1  -  ccm  •  Becher- 
chens (10  =  1  pCt.  Fett). 

Emmenthaler  und  halbfette,  sowie 
weiche  Mager  käse.  Circa  10  g  Käseteig 
werden  zerrieben,  dann  mitdergleichmässigen 
Masse  das  Becherchen  3  möglichst  blasenfrei 
gefüllt,  was  am  besten  geht,  wenn  man  den 
Käse  in  ganz  kleinen  Portionen  blasenfrei 
einknetet.      Hierauf    wird    der  Inhalt    des 


532 


beelierchens  zum  guten  Theil  zuerst  mit  dem 
Messer  etc.  in  den  Bauch  des  Butyrometers 
ohne  Verlust  entleert,  weil  der  Käse  fein  zcr- 
theilt  viel  leichter  gelöst  wird.  Dann  wird 
das  Becherchen  in  das  Butyromeler  eingesetzt 
und  durch  den  Hals  ca.  6  bis  8  ccm  Wasser, 
dann  1  ccm  Alkohol  und  hierauf  lO^j^ccm 
Säure  zugesetzt  und  geschüttelt  bis  der  Käse 
vollständig  gelöst  ist.  Diese  Methode  dient 
allein  den  Praktikern. 

Für  genaue  Fettbestimmungen  ist  circa 
1  g  des  gut  verriebeneu  Käses  in  den  luft- 
trocken gewogenen  Butj^rometer  abzuwägen 
und  dann  gleich  wie  vorstehend  weiter  zu  be- 
handeln. 

Weichkäse  aller  Art.  CircalOgwer- 
den  gut  zerrieben ,  nachdem  diese  von  der 
Kruste  befreit  wurden,  dann  in  gleicherweise 
weiter  verfahren  wie  oben. 

Hartkäse,  wie  Sahnen-,  Parmesan- 
und  Magerkäse.  Von  diesen  Käsesorten 
werden  auch  ca.  10  g  möglichst  fein  zertlieilt 
oder  gepulvert  rcMp.  geraspelt  und  dann  in 
gleicher  Weise  wie  obenetehend  angegeben 
verfahren. 

Die   Käseproben    sind   so   lauge    mit  der 
Säure  zu  schütteln  und  eventuell  im  Wasser 
bade  zu  erwärmen,  bis  sämmtliche  Flocken 
verschwunden  sind  (jO  =  i  pCt,  Fett). 

Butter  und  andere  Fette.  Von  10g  der 
gut  zerriebenen  Durchschnittsprobe  füllt  man 
auch  wieder,  wie  für  Käse  angegeben,  die 
Probe -Becherchen  und  misst  oder  wägt  (für 
exactc  Bestimmungen)  ab  und  verfahrt  wie 
oben. 

Für  Praktiker  gilt  folgende  Regel:  Ange- 
nommen, das  gut  und  möglichst  blasenfrei 
gefüllte  Bechorchen  hätte  bei  der  Ablesung 
am  Butjrometer  62^  ergeben ,  so  hätten  wir 
20  dazu  zu  zählen,  um  den  Fettgehalt  in 
Procenten  zu  erhalien.  In  diesem  Falle  also 
82  pCt.  Fett. 

Für  genaue  Untersuchungen: 

Angenommen,  das  Becherchen  hätte  bei 
der  Wägung  nur  0,763  g  enthalten,  so  wäre 
bei  einer  Ablesung  von  62  pCt.  der  wirkliche 
Fettgehalt  gewesen:  0,763  :  62  »  100  :  x  = 
81,2  pCt. 

Die  Gewichtsanalyse  ist  natürlich  allein 
genau,  doch  ist  jene  Probe  für  die  raschen 
vergleichenden  Untersuchungen  von  Massen - 
proben  im  Allgemeinen  genau  genug,  um 
grössere  Differenzen  im  Fett-  oder  Wasser-  etc.- 
Gebalt  der  Butter  sofort  zu  erkennen. 


Das  Ablesen  der  Resultate  geschiebt  am 
besten  und  sichersten : 

1.  wenn  die  Proben  nach  dem  Centrifugi- 
ren  noch  ca.  5  Minuten  in  60  bis  70^  C.  war- 
mes Wasser  gestellt  werden,  um  die  Fetl- 
lösung  besonders  im  Winter  kurze  Zeit  gut 
flüssig  zu  erhalten ; 

2.  wenn  man  dasBulyrometer  in  der  linken 
Hand  in  Augenhöhe  gegen  das  Lieht  haltend, 
mit  dem  linken  oder  rechten  Daumen  auf 
den  Stopfen  drückend ,  die  FettBchicht  ent- 
weder unten  oder  oben  auf  einen  Hauptstrich 
einstellt,  festhält  und  nun  so  abliest,  dass  der 
untere  Meniscus  der  Fettschichtoberiläche  als 
genauer  Ableaungspunkt  gilt. 


Ueber  die  Reactionen  des  Piment- 
und  Nelkenöles. 

Gelegentlich  einer  forensischen  Unter* 
suchnng  war/.  Stern  veranlasst,  diese  beiden 
ätherischen  Oele  mit  einander  zu  vergleichen; 
OS  ergab  sich,  dass  dieselben  im  allgemeinen 
Verhalten,  ihren  physikalischen  Eigenschaften 
und  Keactionen  (ebenso  auch  in  der  che- 
mischen Zusammensetzung:  Eugenol  und  ein 
Sesquiterpen)  identisch  sind. 

Nachstehende  Reagentien  gaben  die  ver- 
zeichneten Reactionen: 

Alkoholische  Salzsäure  färbt  bräunlich. 

Aetherische  Bromlösung:  anfangs  farb- 
los, dann  hellgrün. 

Schwefelsäure:  roth  (mit  violettem 
Schimmer). 

Fröhde's  Reagens:  dunkelblut-,  dann 
kirschroth. 

Mischung  von  6  Vol.  concentr.  Schwefel- 
säure mit  1  Vol.  einer  wässerigen  Losung 
von  Eisenchlorid  (1: 20) :  rotbbraun  bis 
blutroth  und  dann  kirschroth. 

Rauchende  Salpetersäure:  rothbrtun 
(unter  Zischen). 

Pikrinsäure:  wird  gelöst. 

5  Tropfen  des  Oeles  mit  10  ccoi  Kalk- 
was s er  kräftig  geschüttelt:  geben  eine 
flockige,  zum  Theil  an  der  Gefässwandong 
haftende  Ausscheidung. 

2  Tropfen  des  Oeles  in  4  ccm  Alkohol  ge- 
löst und  1  Tropfen  Eisenchlorid  zuge- 
setzt: geben  eine  grüne,  dann  blaue,  in  roth 
und  gelb  übergehende  Färbung.  s. 

Zeüsdir.  f,  antjeio,  Chem,  1893,  137. 


533 


Gewichtsanalytische  Bestimmung: 
der  Schwefelsäure. 

M.  Ripper  hat  die  gewichtsanaly tische  Be- 
stimmuDg  der  Schwefelsäure  verbessert.    Be- 
kanntlich leidet  die  gewöhnlich  geübte  Weise 
an  mehreren  Fehlern;  erstens  werden  andere 
Stoffe  wie  Barjamchlorid,  Kaliamchlorid,  Ka 
liumchlorat,  Eisenoxyd  u.  a.  m.  bei  der  Fällung 
des  Baryumsulfats  mit  niedergerissen,  welche 
durch  Auswaschen  des  feuchten  Niederschla- 
ges nicht  entfernbar  sind ,  so  dass  also  die 
Kesultate  zu  hoch  ausfallen.  Von  verschiede 
nen  Forschern  (R.Fr€senit/ts,Bunsen,Brügel- 
manrif  Kretschp,  B,  Schulze)  ist  daher  das 
einmalige  oder  mehrmalige  Auswaschen  des 
geglühten  Niederschlages   mit  Salzsäure 
und  darauf  mit  Wasser  vorgeschlagen  worden, 
weil   die  niedergerissenen  Verunreinigungen 
nach  dem  Glühen  löslich  sind.    Ein  zweiter 
Fehler  liegt  in  der  durch  d&s  jetzt  übliche 
Veraschen  im  Filter  auftretenden  Reduction 
eines  Theiles   des  Baryumsulfats   durch   die 
glühende  Filterkohle  zu  Baryumsulfid.    Der 
Fehler  ist  bei  Unterlassung  der  Behandlung 
des  Niedersehlages  mit  Salzsäure  nur  unbe- 
deutend,    da   einmal    die   gebildete   Menge 
Schwefelbaryum  nicht  sehr  bedeutend  ist  und 
ferner    die   Verschiedenheit    der   Molekular- 
gewichte von  BaSO^  und  BaS  bei  der  Um- 
rech nuog  auf  SO3  nur  verhältnissmässig  ge- 
ringe Abweichungen  bedingt.  Behandelt  man 
das  geglühte,  Baryumsulfid  baltige  Sulfat  mit 
Salzsäure,   so  entweicht  Schwefelwasserstoff 
und    das    gebildete   Baryumchlorid   geht  in 
Lösung.     Hager  empfahl,  das  schwefelsaure 
Baryum  nach  dem  Glühen  mit  Salpetersäure, 
C,W,  Marsh  mit  Schwefelsäure  zu  befeuchten 
und  nochmals  zu  glühen. 

M.  Bipper  empfiehlt  nun  zu  diesem  Zwecke 
das  Bromwasser*);  dasselbe  wirkt  unge- 
mein rasch  ozydirend  auf  das  Schwefelbaryum ; 
ein  Ueberschuss  wird  sogleich  an  der  Farbe 
erkannt;  es  ist  bei  schwachem  Erwärmen  völlig 
flüchtig,  und  die  gebildete  Bromwasserstoff- 
sänre  wirkt  nicht  bemerkenswerth  lösend  auf 
das  schwefelsaure  Baryum.  Im  Uebrigen  er- 
leidet die  weitere  sonst  übliche  Behandlung 
des  Niederschlages  keinerlei  Aenderung.    s, 

ZeiUchr,  f.  anorg.  Chemie  1893,  36. 


*j  Wasserstoffsuperoxyd,  welches  sich 
am  besten  eignen  w4rae,  ist  schwer  vollständig 
rückstandfrei  zo  gewinnen,  daher  nicht  ver- 
weudbar. 


Zum   Nachweis  gekupferter  Con- 
serven  und  Extracte 

schreibt  Professor  Tschirch  in  seinem  Buche 
„Das  Kupfer  etc.-  (Ph.  C.  34,  285)  auf  Seite 
27/28  Folgendes: 

„Das  Verhalten  des  Rückstandes  eines 
alkoholischen  Pflanzenauszuges  gegen  Salz- 
säure ist  ein  sehr  einfaches  und  sicheres 
Kennzeichen,  ob  in  einem  grünen  Pflanzen- 
product  Ku  pfcrphyllocyanat  vorliegt  oder 
nicht.  Unverändertes  Chlorophyll  giebt  stets, 
wenn  man  es  mit  Alkohol  eztrahirt;  den  Aus- 
zug; verdampft  und  mit  Wasser  wäscht,  mit 
concentrirter  Salzsäure  behandelt,  eine  tief- 
blaue Phyllocyaninlösung  und  einen  in  Aether 
mit  braungelber  Farbe  löslichen  Rückstand, 
der  ausser  Fett  und  Cholesterin  namentlich 
Xanthophyll  und  Phylloxanthin  enthält.  Bei 
gleicher  Behandlung  geht,  wenn  Kupfer- 
pbyllocyanat  vorliegt,  au  die  Salzsäure  nur 
ein  wenig  eines  gelben  Körpers  über,  der 
Rückstand  löst  sich  mit  grüner  Farbe  in 
Alkohol.  Wendet  man  statt  der  conceutrirtcn 
Salzsäure  verdünnte  an  und  lasst  man  diese 
auf  den  alkoholischen  Auszug  einwirken,  so 
wird  bei  einem  gewöhnlichen  Chlorophyll- 
auszuge sofort  Gelbfärbung  in  Folge  vou 
Fhyllocyaninbildung  eintreten,  bei  einem 
Auszuge  gekupferter  Pflanzenthcile  bleibt  die 
Lösung  grün.** 

Zur  Bestimmung  des  Kaliums;  Villicn 
und  Borg  (Compt.  rend.  durch  Apoth.-Ztg.  1893, 
388)  waschen  das  Kaliumplatinchlorid  mit  Al- 
kohol und  Aether,  lösen  es  in  kochendem 
Wasser,  setzen  etwas  Salzsäure  und  Magnesium- 
blech zu.  Das  metallisch  sich  abscheidende 
Platin  wird  auf  einem  Filter  gesammelt,  ge- 
waschen, getrocknet  und  geglflht.  8ein  Gewicht 
mit  0,3i)3i^  multiplicirt  giebt  das  Gewicht  des 
Kaliums,  mit  0,4747  multiplicirt  das  des  Kalium- 
carbonats. 

Universalgeirilrze;  T.RHanauseJc:  Chom- 
Ztg.  1893, 653.  Börncr's  Universal-Dauer-Wurst- 
gewfirz  besteht  aus  feinst  gemahlenem,  vor- 
wiegend weissen  Pfeffer  und  Cajennepfeffcr. 
Andreae^s  Universalgewflrz  besteht  aus  Koch- 
salz, Bohnenkraut,  schwarzem  Pfeffer,  Cajennc- 
pfeffer,  Muskatnnss,  GewQrznelken ,  alles  gröb- 
lich gepulvert.  8. 

Zar  Gebtthrenfrage.  Im  Auftrage  der  deut- 
schen Gesellschaft  für  angewandte  Chemie  ver- 
fasst  von  Dr.  Bein  in  Berlin.  Zeitschr.  für 
angew.  Chem.  1893,  S.  236.  Enthält  einen  Ent- 
wurf zur  Preisberechnung  alier  Einzelarbeiten 
bei  der  Untersuchung  von  Lciohenth^eilen, 
organischen  Massen  und  dergl.,  wenn  auf  „Gift'' 
zu  untersuchen  i5>t. 


534 


Moospappe  als  chirurgisches 
Verbandmittel. 

Einem  Vortrage  von  Camphell ,  gehalten 
in  der  Medicinischen  Gesellschaft  zu  Man- 
chester am  2.  December  1891,  entnehmen 
wir  Nachstehendes,  was  noch  nicht  allgemein 
genug  bekannt  sein  dürfte. 

Von  einem  „Verbandmittel"  wird  ver- 
langt, dass  es  (a)  aseptisch,  (b)  weich  und 
bequem  in  der  Anwendung,  (c)  stark  auf- 
saugend und  (d)  möglichBt  billig  sei. 

Was  die  Erfordernisse  (a  und  b)  betrifft, 
so  behaupte  ich  nicht,  dass  in  dieser  Beziehung 
die  Moospappe  die  anderen  Verbandmittel 
übertrifft;  ich  gebe  zu,  dass  Mull  und  Holz- 
wolle aseptisch  und  ebenso  bequem ,  ja  noch 
bequemer  in  der  Anwendung  sind ,  denn  es 
giebt  nur  eine  Art  und  Weise,  sie  anzuwenden 
—  nämlich  trocken  — ,  während  Moospappe 
auf  sehr  verschiedene  Art  und  Weise  ange- 
wendet werden  soll. 

Das  führt  mich  sofort  zu  ihrer  Aufsaugungs- 
fähigkeit (c)f  und  dies  ist  der  Punkt,  in  dem 
die  Moospappe   sich   überlegen  zeigt.     Man 
mache  drei  Compressen;  Nr.  1  soll  aus  Mull 
bestehen,   Nr.  2   aus  Holzwolle,   Nr.  3   aus 
Moospappe.    (Diese  letztere  wird  nach  Hage- 
dorn vorbereitet,  indem  man  den  gepressten 
Kuchen    für    einige    Secundcn     in    warmes 
Wasser   oder  in   eine   warme,   antiseptische 
Lösung  taucht  und  dann  24  Stunden  hindurch 
auf  einem  Siebe  trocknet.)    Jede  Compresse 
möge   7,5  g   wiegen.     Man  lege  diese  Com- 
pressen in  drei  Schalen  und  füge  Wasser  von 
circa  37  <^  C.  hinzu,  bis  jede  Compresse  nichts 
mehr  aufsaugt;  dann  wäge  man.    Man  wird 
finden,  dass  Nr.  1:   67,5g,  Nr.  2:  71,2  g, 
Nr.  3:    157,5  g  wiegt.    Nr.  3  saugt  also  das 
20fache  seines  eigenen  Gewichtes  auf.  Wenn 
dieser  Versuch  gemacht  wird  (oder  wenn  das 
Moos  einfach  auch  nur  in  Wasser  gelegt  wird), 
wird  man   einen  merklichen  Unterschied  in 
seinem  Verhalten  im  Vergleiche  mit  anderen 
absorbirenden  Mitteln  beobachten,  und  darin 
liegt  der  Schlüssel  für  die  ganze  Frage.  Wenn 
Mull  oder  Holzwolle  mit  einer  Flüssigkeit  in 
Berührung  gebracht  werden,  so  scheint  die 
Flüssigkeit  sofort  aufgesogen  zu  werden ,  die 
ersteren  nehmen  an  Volumen  ab  und  werden 
an  der  Oberfläche  nass.  Wenn  hingegen  Moos- 
pappe die  Flüssigkeit  aufnimmt,   so  nimmt 
die  Pappe  schnell  und  enorm  an  Volumen  zu. 
Die  aufgesaugte  Flüssigkeit  liegt  nicht  auf 


der  Oberfläche  oder  zwischen  den  Fasern, 
sondern  sie  ist  in  den  Capillarzellen  des 
Mooses  eingeschlossen,  daher  kommt  es,  da», 
obschon  das  Moos  voll  von  Flüssigkeit  ist,  es 
sich  nicht  nass  anfühlt,  und,  obwohl  es  voll 
von  Eiter  ist,  es  doch  sauber  aussieht. 

Die  Ergebnisse  der  von  Chamberlayne  an- 
gestellten mikroskopischen  Untersuchungen 
stellen  diese  Thatsachen  fest  und  geben  zu- 
gleich die  Erklärung  für  dieselbe. 

Selbst  wenn  die  Moospappe  nicht  besonders 
antiseptisch  gemacht  worden  ist,  so  sind  doch 
ihre  desodorisirenden  Wirkungen  nicht  min- 
der zu  beachten  als  ihre  Absorptionsfähigkeit, 
und  dies  macht  sie  besonders  nützlich  zur  An- 
wendung bei  faulenden  Geschwüren  und  übel- 
riechenden Abscessen.  Wo  bei  einem  ge- 
wöhnlichen Saugemittel  tägliche  Verbände 
erforderlich  sind ,  mag  der  vielbeschäftigte 
Arzt  ruhig  seinen  Moospappenverband  zwei 
oder  auch  drei  Tage  unberührt  lassen  und 
wird,  wenn  er  ihn  entfernt,  weder  einen  Ge- 
stank, noch  einen  Erguss  von  angeklebtem 
Eiter,  sondern  eine  saubere  und  geruchlose 
Wunde  vorfinden. 

Einen  trocknen  Verband  stellt  man 
vielleicht  am  besten  mit  EudolphC ßcher  Moos- 
pappe  her.  Sie  kann  schnell  auf  dfinne  Gaze 
zerkrümelt  werden  (welche  dann  loae  über 
das  zerkrümelte  Moos  gefaltet  wird).  Die 
oben  beschriebene  Hagedorn^aehe  Art,  die 
Moospappe  zuzubereiten ,  erzielt  einen 
schönen ,  weichen ,  trocknen  Verband  far 
Amputationen  oder  grosse  Wunden.  Als 
feuchte  Compresse  für  geschwfirige  Ober- 
flächen ergiebt  die  Hagedom^Bche  Moospappe, 
wenn  sie  in  eine  borhaltige  oder  andere  anti- 
septische  Flüssigkeit  leicht  eingetaucht  wird, 
einen  unübertrefi^lichen  Verband,  während  als 
Polsterung  für  Schienen,  besonders  io  Pillen 
zusammengesetzter  oder  mit  Fleischwonden 
complicirter  Brüche  „Moosfils*  finsserst 
günstige  Resultate  ergeben  wird. 

Ich  habe  aber  auch  Moospappe  als  absor- 
birendes  Mittel  vollständig  fehlschlagen  sehea, 
weil  sie  in  schlecht  präparirte  Gaze  gehüllt 
war.  Die  Aerzte  sollten  ein  Stück  von  ihrer 
Gaze  probiren  und  zusehen,  ob  sie  augen- 
blicklich in  Wasser  untersinkt.  Die  Moos- 
pappe  ist  entschieden  das  billigste  (d)  Sauge 
mittel,  ihr  Preis  beträgt  2  Mark  das  Kilo- 
gramm. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuch- 
ung eines  Stückes  angefeuchteter  Moospappe 


laut  «ich  aofort  die  tjpiicbe  Stiuctar  des 
Torfmooiea  erkennen.  Die  weaentlicbe  Eigen- 
thünilichkeit  dieser  Structur  im  Hinblick  auf 
den  Gebrauch  des  Uoosee  all  abBoibiiendea 
V«rb«ndiiiiltel  iat  du  Vorbandensein  grosier, 
QetMrtiger,    poröaer  Zellen   in   den  Blättern 


Pia  2. 


Pm.  S. 


und  faseriger,  durcblöcberter  ZelUn 
Slftmme  (Pig-  1).  Sa«  VorhandcnBein  dieser 
Zellen  erhöht  bedeutend  die  Capillartbälig- 
keit  im  Stamme  nnd  in  den  Aesten  nnd  ver- 
leiht dem  Uoos  »eine  enorme  Kraft,  Feuchtig- 
keit anfsaeangen  nnd  in  die  Hübe  zu  treiben. 
Wenn  diese  Zellen  der  Einwirkung  von  Eiler 
unterworfen   werden,  lo  findet  man  «ie  *oll 


von  Biterkörpeichen ;  die  Zeichnung  (Pig.  2) 
ist  gemacht  nach  einem  Stückchen  Hooe,  das 
mitn  «ich  bat  von  Eilcr  voll  saugen  lassen  und 
das  dann  tücblig  unter  einem  Waeserguta  ge- 
waschen ist,  ao  dBüs  alle  an  den  Aussenseiten 
der    Zellen    liegenden    Körperchen    entfernt 
worden  sind.     Dann  er- 
giebt  sich ,  dass  die  ua- 
piltare     Thätigkeit     des 
61 00« CS  sowohl  inter-  als 
inlrncellularist.  Das  Auf- 
sehen der  mit  Eiter  zu- 
sammengebrachten 
Baumwolifaserund  Hols- 
«olle  ist  durchaus  davon 
verschieden,  die  Absorp- 
tionxl^liigkeit    der    letz- 
teren beruht  einxig  und 
allein  auf  der  Anzahl  von 
capillaren  Rüutnen,  wel- 
che   durch    die    Neben- 
einanderlagcrung      ihrer 
Faaern  gebildet  werden. 
Wenn     man    eie    unter- 
sucht,  während  sie   mit 
Eiter   getränkt   sind ,    so 
sieht  man,  das«  die  Kör- 
perchen durchaus  nur  an 
der  Anssenseite  der  Bauot' 
wollfa«er  und  der  Holz- 
fragmeote  liegen  (Fig.  3 
und  4),   nnd  wenn   das 
Holz  und  die  Baumwolle 
in   derselben  Weise   wie 
dos   Moos   ausgewaschen 
und  dann  untersucht  wer- 
den, dann  wird  man  keine 
Spur  von  Eiterkörperchen 
mehr  finden  (Fig.  5  u.t>). 
Die  capillare  Thätigkeit 
dieser  Subafanzen  scheint 
demnach    aaaschliessiich 
als  inteicellular,  und  die- 
selben entbehren  gänzlich 
der  Fähigkeit,  welche  das 
Moos  besitzt  —  nämlich 
I  derEigenthiimliohkeit,  daas  es  in  seine  eigene 
;  Masse  eine  enorme  Uenge  Eiter  oder  anderer 
ähnlicher   Körper    aufsaugt.       Dies    ist    der 
Orund  für  die  allen  übrigen  Substanzen  weit 
überlegene   Abaorplionsfdhigkeit    der  Moos- 
pappe. B. 


Fig.  4. 


Fio.  8. 


536 


Fharmakognostisches. 

Der  rothe  Farbstoff  der  Beeren  von  P  h  y  - 
tolacca  decandra  lasst  sich  nsLch  Harms 
(Am.  Jonrn.  Pharm.  1893,  S.  3)  ziemlich 
rein  dnrch  Ausziehen  mit  Alkohol  und 
Ausschütteln  der  Verunreinigungen  mittelst 
Aether  gewinnen.  Nachdem  das  Filtrat  ein- 
g«dnnstet,  mit  verdünntem  Alkohol  wieder 
aufgenommen,  filtrirt  und  ausgetrocknet  ist, 
erhält  man  ein  rothes  Pulver,  das  dnrch 
Alkalien  gelb,  dnrch  Säuren  wieder  roth 
wird.  Eisenchlorid,  Chlorwasser  etc.,  sowie 
Kochen  mit  Salzsänre  wirkt  entfärbend.  Dem 
angesäuerten  Spirituosen  Auszuge  entzieht 
Aether  einen  krystaliisirenden  Körper,  der 
sich  mit  Schwefel-  und  Salpetersäure  gelb 
färbt  und  wie  es  scheint,  das  Phytolaccin 
repräsentirt. 

Aus  dem  Mashonalande  war  im  vorigen 
Jahre  ein  k  i  n  o  artiges  Product  nach  London 
gelangt,  von  welchem  Holmes  zuerst  glaubte, 
dass  es  auf  Pterocarpus  erinaceus  zurückzu- 
führen sei,  jener  Pflanze,  welche  das  ursprüng- 
liche (westafrikanische, Gambia-)  Kino  liefert, 
das  auch  als  Drachenblut  bezeichnet  wird. 
Weitere  Nachforschungen  haben  indessen  er- 
geben (Pharm.  Journ.  1893,  S.  585),  dass 
das  fragliche  Product  von  Brachystegia 
spicaeformis  abzuleiten  ist,  einem  zu  den 
Leguminosen  gehörigen  Baume,  M'chenga 
oder  M'nonga  genannt,  der  beim  Anschneiden 
einen  blutrotheu  Saft  austreten  lässt  und 
dessen  Rinde  auch  als  Faserstoff  verwendet 

wird. 

Den  Pflanzen,  welche  peptische  Stoffe  ent- 
halten, wie  Ficus,  Papaya,  Fourcroya  etc.*) 
und  manche  keimenden  Samen,  ist  nach 
Green  Cucumis  utilissimus,  der  in- 
dische Kachree-Kürbis  hinzuzufügen,  dessen 
Früchte  ein  eiweisslOsendes  Ferment  ent- 
halten. In  seinem  Verhalten  ähnelt  es  dem 
Papaln,  da  es  am  besten  in  schwach  alka- 
lischer Lösung  wirkt  (Annais  of  Botany 
1892,  S.  195). 

Um  die  Beimischung  von  Stammthoilen 
in  gewissen  Wurzeldrogen  leichter  her- 
auszufinden, empfiehlt  Bastin  (Pharm.  Journ. 
1892,  S.  652)  die  Zuhilfenahme  einiger  be- 
kannter Reactionen.  Bei  Ipecacuanha 
sind  die  gewöhnlich  in  der  Droge  vorhandenen 


*)  Bei  Drosera,  Nepenthes,  Pinguicula  nnd 
anderen  ist  die  eiweissldsende  Wirkung  neuer- 
dings auf  Bactericn  zniackgcfahrt  worden. 


unterirdischen  Stammorgane  dünn«r  als  die 
Wurzeln,  leicht  gedreht  und  geringelt,  mit 
einer  vcrhältnissmässig  dünnen  Rinde  and 
einem   viel   grösseren,   deutlich    strahligen 
Holzkörper  versehen,  was  durch  Anwendnng 
von  Phloroglucin-Salzsäure,  Jodlösung  oder 
Eisenchlorid  auch  für  die  Lupenbetrachtung 
gut  erkennbar  gemacht  werden  kann.  Ebenso 
enthält  die  Radix  Pareirae  stets  Stammtheile. 
Dieselben  sind  heller,  grau-  oder  gelblich- 
braun, die  Wurzeln  dagegen  dunkelbraun  bis 
fast  schwarz.  Erstere  sind  auch  weniger  ge- 
bogen und  zeigen,  wenn  überhaupt,  die  für 
die  Wurzeln  charakteristischen  Querrippen 
nur  spärlich,  dagegen  sind  die  Längsfurcben 
viel  regelmässiger,   auch  enthalten  sie  ein 
deutliches  Mark,  welches  durch  die  Phlorogla- 
cin-Reaction  leicht  kenntlich  zn  machen  ist. 
Ebenso  enthält  die  Gelsem  in mwurzel  oft 
nicht  nur  unterirdische,  sondern  auch  ober- 
irdische Stammtheile.  Die  Wurzeln  sind  gelb- 
braun, die  Rhizomstücke  unterscheiden  sich 
von  ihnen  durch  das  Auftreten  eines  Markes, 
die  oberirdischen  Theile  sind  dnnkelroth- 
braun«    Bei  Apocynum  cannabinum  ist 
es  unter  Anderem  wieder  das  Auftreten  eines 
Markes,  welches  die  Stammtheile  von  den 
Wurzeln  besonders  unterscheidet.   Die  übri- 
gens kleineren  Wurzeln  von  A.  androsae- 
m  i  f  0 1  i  u  m  weichen  von  ersteren  durch  das 
Vorhandensein  von  Steinzellgruppen  in  der 
Mittelrinde  ab.    Auch  für  Stammtheile  von 
Hjdrangea  arborescens   ist  das  an- 
sehnliche, grosszellige  Mark  charakteristisch, 
welches  den  Wurzeln  fehlt.  Beide  Theile  ent- 
halten in  der  inneren  Rinde  sehr  zahlreiche 
von  Raphiden  erfüllte  Zellen. 

Zur  weiteren  Identificirung  von  Wurzel- 
drogen  beziehentlich  zur  Auffindung  von 
Verwechselungen  oder  Verfälschungen  ib 
diesen  empfiehlt  Bastin  (Pharm.  Journ.  1893, 
S.  747)  die  Untersuchung  der  Stärkeköru- 
chen,  was  wenigstens  bei  einigen  weniger 
gebräuchlichen  Drogen  wohl  angebracht  sein 
dürfte.  So  sind  z.  B.  die  Stärkek6rDchen  der 
Stillingiawurzel  ziemlich  gross,  mudiicb,  mit 
einem  meist  centralen,  strahligen  Kern,  wel- 
cher von  1  bis  3  deutlicheren  Schichtnogs- 
ringen  umgeben  ist.  Die  Stärke  der  Pby- 
tolaccawurzeln  bildet  gleichfalls  ziemhci 
grosse,  aber  gewöhnlich  längliche  oder 
eiförmige  Körnchen  mit  excentrischem  Kerne, 
von  dem  meist  zahlreiche  Spalten  ausgeben' 
Ausserdem   kommen   gelegentlich  doppelte 


537 


and  droifaclio  Eörucr  vor.  Die  Starkeköni- 
eben  der  Pareirawnrzel  sind  verscliieden- 
gestaltig:  rundlich,  linsenförmig,  konisch 
etc ,  oft  mehrfach  zusammengesetzt,  anssor- 
dem  Yerschicdon  gross.  Kern  ganz  oder  fast 
in  der  Mitte ;  bei  den  grösseren  Körnern  ist 
deutliche  Schichtung  vorhanden. 

Die  Wurzel  der  Leguminoso  Derris 
elliptica,  welche  das  als  Aker  tnba  be- 
kannte Fischgift  derMalaycn  liefert  und  auch 
ein  Bestandtheil  des  Pfeilgiftes  von  Borneo 
zu  sein  scheint,  ist  in  Perak  Handelsartikel 
und  wird  von  den  chinesischen  Gärtnern  zer- 
stossen  mit  Wasser  auch  als  insectenvortil- 
gendes  Mittel  für  die  Pflanzen  angewendet. 
Die  neuerliche  Arbeit  von  Wray  (Pharm. 
Joarn.  1892,  S.  61)  über  diese  Droge  ist  nur 
insofern  von  Interesse,  als  sie  die  Angaben 
GresJio/Ps  bestätigt,  da  das  Tubain  des 
Ersteren  mit  Oreshoff^s  Derrid  identisch  ist. 
Wrai/  empfiehlt  das  Tubain  in  entsprechen- 
der Vermischung  als  Mittel  zum  Vertilgen 
thierischer  Schädlinge  von  Pflanzen  zu  be- 
nutzen. 

Bereits  mehrfach  war  von  Holmes  die  Frage 
nach  der  Abstammung  gewisser  falscher 
Cnbeben  erörtert  worden,  welche  innerlich 
genommen    deutliche    Vergiftungssymptomo 
hervorgerufen   hatten.     Dieselben    besitzen 
macisartigen  Geruch  und  geben  keine  Bötung 
mit  Schwefelsäure.    Mit  den  Fruchten  von 
Piper  crassipes,  welche  auf  Java  auch  culti- 
virt  und  nach  Holland  und  London  ausgeführt 
werden,  waren  dieselben  nicht  recht  zu  iden- 
tificiren   und  auch  Treub  vermochte  nicht, 
dieselben  unterzubringen,  während  er  für  die 
Keboe-Cn beben  Cubeba  mollissima  an- 
geben zu  können  glaubt.    Die  Snndanesen 
unterscheiden  drei  Varietäten  der  Cubeben, 
„Rinoe  tjaroeloek*',  „R.  katjentjan*'  und  „R. 
badak'',    welche   sämoitlich    in   Buitenzorg 
cultivirt  werden.  Ueberdies  hatte  Tretib  selbst 
angegeben,  dass  die  bis  1886  dort  als  Cubebe 
cultivirte  Pflanze  überhaupt  keine  echte  ge- 
wesen sei.    Holmes  nimmt  nun  an,  dass  auf 
Java  cnltivirt  werden:   1.  P.  Cubeba,  2.  P. 
crassipes  mit  grösseren  Früchten  von  bitterem 
Geschmacke  und  3.  Cubeben  mitMacisgeruch, 
in  Form  nnd  Grösse  den  echten  gleichend, 
nur  grauer  nnd  runzeliger.    Beide  geben  die 
HötküDg  mit  Schwefelsäure  nicht.  Vielleicht 
sind  die  Früchte  von  P.  Lowong  mit  letzteren 
identisch.    Die  Früchte  von  P.  ribesioldes 
werden  in  Perak  in  MeinerMenge  gesammelt, 


gelangen  jedoch  nicht  in  den  europäischen 
Handel;  mit  Schwefelsäure  geben  sie  Brann- 
färbung. (Pharm.  Journ.  1892,  S.  121.) 
Die  von  Daphnidium  Cubeba  abgeleiteten 
falschen  sog.  Krangean  -  Cnbeben  Nieder- 
ländisch-Ostindiens  führt  Holmes  gegen- 
wärtig (ebenda  S.  846)  auf  Tetranthera 
(Litsaea)  citrata  zurück.  Sie  sollen  sich  da- 
durch von  den  echten  Cubeben  unterscheiden, 
dass  die  Skiereiden  der  Scliale  sehr  schmal 
und  ohne  Lumen  sind.  Ihre  Giftigkeit  ist 
auf  den  Gehalt  an  Laurotetanin  (Qreshoff) 
zurückzuführen. 

Pohl  untersuchte  Andira-  beziehentlich 
Geoffroyarinden  de»  Handels  und  fand, 
dass  die  Cortex  Geoffroyae  iamalcensis,  wie 
dies  übrigens  schon  längst  vermuthet  wurde, 
nicht  von  Andira  inermis abstammt.  Derselbe 
giebt  folgende  Uebersicht  dieser  Rinden: 

1.  Cortex  Andirae  inermis.  Von 
gelbem,  wasserlöslichem  Farbstoffe  durch- 
tränkt, mit  einzelnen  Steinzellgrnppen  in 
der  Mittelrinde,  concentrisch  angeordneten 
Bastfaserplatten  in  regelmässigen  Abständen 
und  Sccreträumen  zwischen  Bastfasern  und 
Siebröhren,  welche  schollige,  gelbe  Inhalts- 
massen enthalten.  Giftig.  Zur  Zeit  kaum 
mehr  im  Handel. 

2.  Falsche  Cortex  Geoffroyae 
iamalcensis  A.  Sehr  hart,  am  Bastquer- 
schnitte hellgelb,  an  der  Innenfläche  zarte 
Querstreifung  zeigend,  mit  unregelmässig 
geordneten  Bastfasern ;  spccifisch  wirksame 
Wasserextracte  liefernd.  Stammpflanze  un- 
bekannt. 

3.  Falsche  Cortex  Geoffroyae 
iamalcensis  B.  Ueber  1cm  breit,  lern 
dick,  stark  verkorkt,  fast  nur  aus  sklero- 
tisirten  Elementen  bestehend,  mit  spärlichen 
Lagen  langfaserigen,  hellgelblichen  Bastes, 
keine  Querstreifung  zeigend.  Ungiftig. 
Stammpflanze  gleichfalls  unbekannt. 

4.  Cortex  Geoffroyae  surinamensis. 
Bast  dunkelbraun,  häufig  mit  coUenchymati- 
schemHypoderm,  meist  continuirlicher  Stein- 
zellenschicht der  Mittelrinde,  zweireihigen 
Markstrahlen  und  kurzen  Bastfasern.  Liefert 
specifisch  wirksame  Alkoholextracte.  (Prager 
Med.  Wochenschr.  1892,  S.  245.) 

Der  Schleim  der  in  Wasser  eingeweichten 
Tokmarisamen  warde  von  GAose  (Süd- 
deutsche Apoth.-Ztg.  1893,  S.  15)  als  Seda^ 
tivum  für  alle  Schleimhäute  empfohlen.  Die- 
selben  stammen  von  einer  Lallemantiaart 


538 


und  werden  von  indischen  Aerzten  schon  seit 
langer  Zeit  hei  Bronchitis,  Katarrhen, 
Diarrhöe,  Dysenterie  nnd  Harnheschwerden 
verordnet. 

Ueher  eine  ans  Bombay  stammende  falsche 
K  am  a l  a  berichtete  Greenish (Pharm.  Jonrn. 
1893,  S.  745),  dass  dieselbe  wesentlich  mit 
verdorbenen  Safflorblüthen  versetzt  sei,  da- 
neben aber  noch  andere  FremdstofTe  nnd 
Sand  enthalte.  Schon  dorch  die  gröbere  Be- 
schaffenheit und  die  dnnkler  braune  Färbung 
erschien  übrigens  die  Waare  verdächtig.  Der 
Aschengehalt  betrug  16  pCt.  (für  eine  Im- 
portwaare  also  sehr  wenig). 

Jenen  Pflanzenschleimen,  welche  an  Stelle 
des  Höhnerei  weisses  zum  Klären  von  Flüssig- 
keiten verwendet  werden  können,  veihiHooper 
den  der  Rinde  von  Kydia  calycina,  einer 
indischen  Malvacee  an,  welche  auch  als 
Adstringens  und  Tonicum  Yerwendnng^flndet 
und  von  den  dortigen  Aerzten  alsSpecificum 
gegen  Diabetes  angesehen  wird.  Eine  weitere 
Schleimrinde  liefert  Gnazuma  tomentosa, 
sowie  Tetranthera  laurifolia  =  Litsaea 
sebifera,  eine  Lauracee,  welche  schwaches 
Aroma  besitzt  und  ein  Alkaloid  vom  Cha- 
rakter desLaurotetanin  enthält.  Andere  süd- 
indische  aromatische  Schleimrinden,  welche 
angeblich  dem  Sagobranntwein  zur  Erhöhung 
der  Schärfe  zugesetzt  werden,  stammen  von 
Olea  glanduUfera,  Litsaea  zeylanica,  Hiptage 
Madablota,  Jasminum  flexile,  Ligustrum  Rox- 
burghii,  Litsaea  wightiana  und  Gmellna  ar- 
borea.  Olea,  Jasminum  und  Ligustrum  ent- 
halten neben  Quercetin  einen  Bitterstoff,  die 
genannte  Hiptage*Art  soll  Kopfschmerz  ver- 
ursachen« 

F.  V,  Müller  wies  neuerdings  darauf  hin, 
dasB  das  Vorkommen  von  Sapotaceen  und 
verschiedener  Ficusarten  in  Neu -Guinea  die 
Hoffnung  erwecke,  dort  Guttapercha  und 
Kautschuk  gewinnen  zu  können,  wie  auch 
mehrere  Gewürzpflanzen  (Myristica,  Piper), 
zahlreiche  Yitisarten  und  werthvolle  Hölzer 
dort  vorkämen  (Pharm.  Journ.  1893,  S.  550). 
Wir  bemerken  dazu,  dass  seitens  der  deut- 
schen Neu -Guinea  -  Compagnie  bereits  seit 
längerer  Zeit  die  Ausbeutung  der  pflanzlichen 
Rohproducte  ins  Auge  gefasst  ist  und  dass 
der  Beamte  Kärnbach  insbesondere  diesem 
Gegenstande  seine  Thätigkeit  zuwenden  soll. 

Die  unter  dem  Namen  „Merv'*  in  Ost- 
indien gebräuchlichen,  von  Dymock  auf 
Phyllanthus  maderaspatensis  zurückgeführ- 


ten schleimgebenden  Samen  stammen  nach 
Stoi?/* (Pharm.  Journ.  1893,  S.  745)  von  einer 
Salviaart,  wobei  S.  spinosa,  S.  Reuteriana, 
S.  persepolitana,  S.  palaestina  und  S.  macro- 
siphon  in  Frage  kommen,  welche  in  Vorder- 
asien  heimisch  sind,  nicht  in  Indien.  Die 
Droge  „Merw'*  des  Abu  Mantnr  wird  da- 
gegen von  Origanum  Maru  in  Syrien  abge- 
leitet und  Dymocks  „Marwa"  ist 0.  Majorana. 

Aus  dem  Sesamöle  isolirte  Tocher  (Am. 
Journ.  Pharm.  1893,  S.  194)  ein  neutrales 
Harz  Sesamin,  welches  mit  Salpeter- 
Schwefelsäure  grüne,  dann  rothe  Farbe  an- 
nimmt, zu  0,04  bis  0,06  pCt.  im  Gele  vor- 
handen ist  und  sich  zu  etwa  8  pCt.  in  sie- 
dendem Alkohol,  viel  schwerer  (0,27  pCt.) 
in  kaltem  löst. 

Die  Blüthen  von  Pyrethrum  rosenm, 
der  Stammpflanze  des  kaukasischen  (per- 
sischen) Insectenpulvers,  weichen  von  den 
Blüthen  des  P.  cinerariaefolium  nach  Malfati 
(Pharm.  Post  1893,  S.  165)  in  Folgendeoi 
ab  (man  vergleiche  dazu  die  Charakteristika 
des  Dalmatiner  Insectenpulvers  Ph.  0. 1892, 
S.  152):  Achäne  mit  9  bis  10  Bippen,  Cnti- 
cula  verkorkt,  im  Gewebe  zahlreiche  Oxalat- 
drnsen ,  Einzelkrystalle  fehlen.  Pappos 
kronenförmig,  Band  glatt,  Zellen  aussen  und 
innen  eckig -polygonal,  Spiralzellen  fehlen. 
DieRöhrenblüthen  besitzen  an  der  Innenseite 
der  Zipfel  ein  Bündel  von  5  bis  6  Papillen. 
Oxalatdrusen  sternförmig,  T-Trichome  fehlen. 
Die  Pollenkammer  besteht  aus  Spiralzellen, 
die  Filamente  zeigen  vor  dem  Connectiv  eine 
sackartige  Verbreiterung,  deren  kubische 
Zellen  sich  an  der  Längsseite  leicht  trennen. 
Die  Zungenblüthen  besitzen  4  bis  6  Haupt- 
rippen, die  Epidermis  der  Innenseite  besteht 
aus  fast  quadratischen  Zellen ;  T-Tricbome 
fehlen.  Auf  der  Blattunterseite  kommen  zahl- 
reich wetzsteinförmige  dünne  Krystallnadeln 
vor.  Der  Hüllkelch  zeigt  eine  braune  Um- 
randung. Die  Faserplatte  geht  allmählich  in 
das  Parenchym  über,  nach  aussen  nicht 
direct  an  die  Epidermis  schliessend.  Stein- 
zellen fehlen.  Neben  den  anderen  Trichomen 
finden  sich  Peitschenhaare.  Von  diesen  Merk- 
malen kommt  für  die  Uutersuchnng  d^s 
Pnlvers  aber  nur  in  Betracht,  dass  bei  P. 
cinerariaefolium  nur  Einzelkrystalle,  nicht 
Drusen  vorkommen  und  dass  die  Fragmente 
der  Hüllkelchblfitter  weiss,  bei  P.  rosenm 
aber  braun  sind.  ^^r 


539 


Terschledene  ÜHIttbelluDiren. 


FuUer's  PaBtillenformer, 

welcher  auf  der  WeltausstellaDg  in  Chicago 
ausgestellt  ist,  besteht  aus  eiuer  Platte  von 
Glas,  Metall  oder  Hartgummi,  in  welcher  eine 
Anzahl  (50)  Oeffnuogen  von  gleichem  Durch- 
messer gemacht  sind.  Zu  dieser  Platte  gehört 
eine  mit  eben  so  viel  Pflöcken  versehene 
Platte;  die  Pflöcke  passen  genau  in  die  OefF- 
nungen  der  anderen  Platte. 

Zum  Gebrauch  wird  die  durchlochte  Platte 
auf  eine  glatte  Fläche  gelegt  und  die  Pastillen- 
masse mit  dem  Spatel  in  die  Oe'ffnungen  ge- 
strichen. Setzt  man  nun  diese  Platte  auf  die 
mit  den  Pflöcken  versehene,  so  werden  die 
Pastillen  aus  ihren  Höhlungen  gehoben  und 
bleiben  auf  den  Pflöcken  so  lange  liegen,  bis 
sie  so  weit  trocken  geworden  sind,  dass  man 
sie  ohne  Schaden  wegnehmen  kann. 

Namentlich  für  kleine  Mengen  von  Pastillen 
soll  der  von  Ä.  G.  Newmann  in  New- York, 
Broadway  1180,  gefertigte  Apparat  gute 
Dienste  leisten.  s. 

Südd.  Äpoth,-Ztg. 

üeber  die  Verwendung 

der  Photographie  zur  Entdeckung 

Ton  Verbrechen 

haben  wir  «chon  in  Jahrgang  32,  S.  708  be- 
richtet. Der  Oerichtschemiker  Dr.  Jeserich 
in  Berlin y  dem  wir  die  Ausarbeitung  dieser 
UiitersuchuDg^methoden  verdanken,  hat  in 
jüngster  Zeit  hierzu  einen  neuen  Beitrag  ge- 
liefert. 

Vor  einiger  Zeit  wurde  auf  der  Post  ein 
Geldbrief,  der  400  Mark  in  Banknoten  ent- 
halten sollte,  aufgegeben.  Als  der  Empfänger 
da-)  Couvert  erbrach,  fand  er  statt  der  Bank- 
noten braunes  Packpapier  in  dem  Briefe.  Die 
Besichtigung  des  Briefumschlages  ergab,  dass 
(ierselbe  an  einer  Seite  mit  dem  Messer  auf- 
getrennt und  dann  mittelst  eines  eingeschobe- 
nen weissen  Papierstreifens,  der  au  seiner 
Längsseite  geknickt  und  auf  zwei  Seiten  gum- 
mirt  worden ,  geschickt  wieder  verschlossen 
^iir.  Jeserich  stellte  zunächst  fest,  dass  die 
Adresse  auf  dem  Briefe  erst  nach  dem  Zu- 
kleben mit  dem  gummirten  Papierstreifen  ge- 
schrieben war,  denn  die  Tinte  hatte  sich  in 
die  durch  das  Zukleistern  entstandenen  Falten 
ergossen.  Auf  dem  im  Briefe  befindlichen 
Packpapier  Hess  sich  mit  blossem  Auge  wie 
auch  mittelst  Lupe  nichts  Besonderes  erken- 


nen. Jeserich  pLotographirte  die  Einlage, 
und  auf  dem  Photograrom  derselben  erschien 
deutlich  der  Abdruck  des  Stempels  von  dem 
Poslamte  in  Wilhelmshaven,  mit  welchem  die 
Briefmarken    auf    dem    Couvert   entwerthet 


waren. 


Ein8chlu88kitt  für  mikroskopische 

Präparate. 

Krönig  hat  ausTOTh.Colophonium,  25  Tb. 
Wachs,  5  Th.  Terpentin  einen  solchen  Kitt 
Kusammengesetzt,  der  allen  Temperatur- 
einflüssen Widerstand  leistet.  Der  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  eine  harte  Masse  bil- 
dende Kitt  wird  mit  einem  erhitzten  Glasstab 
verflüssigt  und  auf  den  Objectträger  über- 
getragen.  Da  3er  Kitt  in  ätherischen  Oelen 
löslich  ist,  so  müssen  bei  Benutzung  einer 
Oelimmersion  die  Kittränder  mit  einer  dünnen 
Spirituosen  Schellacklösung  überpinselt  wer- 
den, welche  in  15  bis  30  Minuten  erhärtet. 
Diesen  Kitt  liefern  Klönne  dt  Müller,  Berlin. 

8.  Deutsche  Med.-Ztg, 


Ouajak- Politur. 

Nachstehende  Politur  hat  sich  nach  Teil 
als  sehr  zweckmässig  erwiesen : 
125  g  Guajakbarz, 
125  „  Benzoe, 

30  „  Schellack, 
150  „  Leinöl, 
30  „  Benzin, 
3000  „  denaturirter  Spiritus. 
Mit  dieser  von  Teil  zum  Patent  angemelde- 
ten Politur  kann  man  den  betreffenden  Gegen- 
stand mit  einem  Male  fertig  poliren,  worauf 
derselbe   >/2  Stunde  stehen  bleibt  und  dann 
mit  einem  leinenen  Lappen  abgerieben  wird. 
Die  Politur  soll  nie  den  Glanz  verlieren  und 

äusserst  haltbar  sein.  s. 

Durch  Bayr,  Ind.-  u.  Gew.-Bl 


Das  Dörr- Gemüse. 

Aus  einer  Dissertationsschrift  (Leipzig 
1891)  von  E.  Massuie  über  „das  Dörrgemüse 
in  seiner  volkswirthschaftlichen  Bedeutung^* 
entnehmen  wir  folgende  Stellen  von  all- 
gemeinerem Interesse. 

Das  im  Allf^emeinen  eingeschlagene  Ver- 
fahren zur  Gewinnung  von  Dörrgemüse  ist 
das  folgende:  Das  auf  dem  Felde  geerntete 
Gemüse  wird  von   schlechten   Blättern  befreit, 


540 


also  markt fühig  in  die  Fabriken  ein(|feliefert 
und  hier,  sofern  es  nicht  sofort  in  Arbeit  ge- 
nommen wird,  in  luftigen  Yorrathsräomen  auf- 
bewahrt. Das  zu  verarbeitende  Geroflse  wird  zu- 
TOrderst  crrtlndlich  gewaschen  und  zwar  entweder 
mit  der  Hand  oder  mit  eigens  hierzu  construirten 
Maschinen.  Alsdann  wird  es,  je  nach  seiner 
Beschaffenheit  unzertheilt  oder  verschiedenartig 
geschnitten  (wobei  ebenfalls  Maschinen  in  An- 
wendung gezogen  werden),  nach  der  Güte  sortirt 
und  auf  Horden,  viereckigen  mit  Draht  oder 
Stramin  Qberspannten  Gestellen,  in  dfinner 
Schicht  ausgebreitet ,  in  einem  DSmpfkasten 
fünf  Minuten  lan&r  mit  heissen  Wasserafimpfen 
behandelt.  Nachdem  durch  dieses  Verrabren 
das  Gefflge  des  Gemüses  etwas  gelockert  ist, 
kommt  die  steril isirte  Waare  in  den  DOrr- 
apparat  und  wird  hi^r  so  lange  einem  50»  C. 
heissen  Luftstrome  ansgesetzt,  bis  sie  den  ge- 
wünschten Grad  der  Trockenheit  erlangt  hat, 
wozu  j«  nach  d^r  inne  gehaltenen  Temperatur 
mehr  oder  minder  lange  Zeit  erforderlich  ist. 
Das  dem  Apparate  entnommerie  sehr  zerbrrch- 
liche  Gemüse  wird  auf  gelüfteten  Speichern 
eine  Zeit  lang  gelairert,  damit  es  den  zum 
Verpacken  erforderlichen  Grad  der  Biegsamkeit 
zurückgewinnt.  Je  nach  Belieben  wird  nun 
das  Präparat  in  Kisten,  Cartons  gepresst  oder 
in  Beutel  und  Sftrke  geschüttet. 

Mit  Berücksichtigung  der  Form,  Farbe,  des 
Geruches  und  Geschmackes  l&sst  sich  von  den 
DOrrgemüsen  folgende  allgemeine  Schilderung 
geben. 

Die  zwar  stark  geschrumpften  Pflanzentheile 
lassen  deutlich  die  Structur  der  frischen  Gebilde 
erkennen,  nehmen  auch  deren  Gestalt  nach 
längerem  Einweichen  in  Wasser  fast  vollständig 
wieder  an.  Ihre  Farbe  sticht  wenig  von  der  der 
frischen  Gemüse  ab.  Der  Geruch  ist  aromatisch, 
angenehm  und  durchaus  der  der  ungedOrrten 
Pflanzen.  Im'Geschmack  gleichen  die  Präparate 
dem  frischen  Gemüse. 

Der  Feuchtigkeitsgehalt  der  DOrrgemüse  ist 
meistentheils  ein  derartiflrer,  dass  die  Präparate 
noch  eine  gewisse  Elasticität  besitzen,  während 
nur  weniee  so  trocken  sind,  dass  sie  sich 
zwischen  den  Fingern  zu  Pulver  zerreiben  lassen. 

Nachstehende  Tabelle  giebt  das  Y  erb  alt - 
niss  der  hauptsficblichsten  Arten  Dürrgemüse 
zu  dem  entsprechenden  frischen  Gemüse  an. 


Aiitb«iit6  in  Proeen-       ,^  _  ^,__ 

S2  S.5 

mwktabigeo 
frischen  GemQi« 

Schnittbohnen 

90 

7 

1571 

Eohlarten   .    . 

80 

7-8 

156-2-1785 

Porr6      .    .    . 

95 

7 

1503.7 

Sellerie  .    .    . 

SO 

10 

IUI 

Kohlrabi     .    . 

90 

10 

Uli 

Zwiebel  .    ,    . 

95 

10 

1052  6-l?.03." 

Mohren  .    .    . 

90 

12-14 

793.6-925.9 

Steckrüben  .    . 

90 

12    14 

793,6-925.9 

Kartoffeln    .    . 

60-70 

15    20 

7U-UU 

Petersilie    .    . 

95 

3 

3508 

Als  Beispiel  für  die  Preiswürdigkeit  der 
DOrrgemflse  gie1>t  E.  Massute  folgende  Beispiele: 

Rothkohl.  Es  entsprechen  100  g  Ddrr- 
Rothkohl  1562  bis  17&5  g  frischer  Waare.  Im 
Mittel  also  1673.5  g.  Diese  100  g  kosten  nach 
der  Preisliste  0,20  Mk.  Auf  dem  Gemüsemarkte 
bezahlt  das  Publikum  nach  den  Dresdner  Be- 
richten für  1,017  kg  Bothkohl  durchschnittlich 
11,47  Pf.,  demnach  kostet  1  kg  Bothkohl  im  ge- 
trockneten Zustande  11,95  Pf.,  1  kg  Bothkohl 
im  frischon  Zustande  11,47  Pf.,  Differenz  0,48  Pf 
Das  Kilogramm  Dürr-BothVohl  würde  also  bei 
Annahme  des  »Minimal'' -Durch8cbnittsprei<'es 
auf  dem  Markte  um  0,48  Pf.  theurer  sein  &1« 
die  frische  Waare! 

Weisskohl.  100  g  Dörr -Weisskohl  ent 
sprechen  1562  bis  1785  g  frischen  Gemüses,  im 
Mittel  1673.5  g.  Diese  kosten  12  Pf.  Demnach 
1  kg  7,17  Pf.  Die  geringste  Marktwaare  kostet 
für  1  kg  7,60  Pf.  im  Durchschnitt  Die  Dörr- 
waare  ist  in  Folge  dessen  für  1  kg  um  0.43  Pf. 
billiger  als  die  Marktwaare. 

Da  diese  Bruchtheile  von  Pfennigen  kanoi 
Jemand  in  Betracht  ziehen  wird,  so  kann  man 
wohl  mit  Becht  sagen:  Der  Preis  der  Dörr- 
gemüse  ist  gleich  dem  der  entsprechenden 
Menge  frischer  Waare. 

Die  Dürrgemüse  sind  durchaus  geeignet,  den 
Üeberfluss  an  Gemüse  von  daran  reicheren  OrteB 
und  Zeiten  auf  daran  äimere  zu  übertragen  und 
somit  eine  unzweifelhaft  günstige  wirthschaft- 
liehe  Wirkung  hervorzurufen. 


BrIefwecbseL 


Apoth.  G*  H.  in  D«  Das  Seite  424  dieses 
Jahrganges  erwähnte  Eichenmoos  ist  die 
bekannte  Flechte  Sticta  pulmonacea  Acharius 
(Eichenlungenkraut«=  Herba  Pulmonariae  ar- 
borcae,  franzüs.  Pulmonaire  de  ch^ne,  engl. 
Oaklungs). 

ApoA.  M*  in  B.    Von  Petrolatum  führt 


die  Amerikanische  Pharmakopoe  drei  Sorten 
auf:  Petrolatum  liquidum  =  Paraffinum  liqm- 
dum,  Petrolatum  molle  und  Petrolatum  spissaw 
=>  Vaselin  (nicht  Unguentum  Paraffini),  er- 
steres  weicher,  bei  40  bis  45^  schmelzend, 
letzteres  von  festerer  Consistenz,  bei  45  bis  51' 
schmelzend. 


me  Erneuerung  der  JBeMtellungen 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  dieselben  vor  Ahhuf 
des  Monats  bewirken  eu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unterhred^unf 
eintritt. 


Verleger  nod  verantwortUcher  Redacteur  Dr.  E.  deiifler  In  Dreaden. 


w 


eine 


Qesohftftabaus  LMpsig-Qoblis, 


fflr  die 

Herren  Apotheker 

lo  Fässern  und  In  Flaschen. 

Hoffmann,  Heffter  &  Co. 

lielpzlgr-  Gohlis. 

Filiale  Drcelflen.      _ 
W^  Import    #     Export.  ^M 


LANOUNUM  PURISS.  LIEBREICH 

absolat  g«raelilos,  sinrefrei  und  fut  weiss,  Mwie  l^nnolinnm 
anliydricum  «»pr«hUii  Benno  Jaffe  &  Darmstädter. 


■u-tlBlkcDfeldc  b«I  Bern«. 


Creosotcarbonat, 

„ein  entgiftetes  Creosot". 

Beste  Foim  des  Creosots  für  Phtisiker. 

EnthfiU  flbei  90%  Creosot  Ph.  G.  III  chemisch  gebunden  ftn  KohlbnBiore  nnd 
wirkt  wie  CTeoEot  «taBC  dessen  schädliche  Neben  wirk  nniren.  Es  ist  so  angiftig, 
dass  es  therIWelirelae  genommen  werden  kkiin.  Dickes  Oel,  frei  von 
Clmicli  uBd  Aetewlrkunc,  HMhesu  frei  von  6racbniBek. 

Täglich  Vi  ansteigond  bis  5  Tneelflffel  in  mehreren  getheilten  Dogi'n,  eventuell 
in  4  Theilen  Leberthr»o  gelöst.    („Deutsche  Med.  Woch."  1SH3,  Nr.  21  n.  f.) 
Literatitrausifige  nnd  Uebraachsan  Weisungen  dnrch 

Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger,  Radebeul  b.  Dresden. 

Verkaaf  dnrch  den  Clro**droBCBll»iiil«l  und  die  Apothvhen. 


Adeps  lanae 


Reines  neutrales  'Wollfett 

O.  R.-P.  41  5ST. 

der  Norddeutschen  WollkSmmerei  nnd  Eammgarnspinnertf 
BREMEN. 


Antldysenterlcnm  Dr.  Schwarz, 

CID  neues  Svccinonm  Kegen  Ursenterie,  uate  niid  cbronlsche  Dlarrhve  (conf.  1 
Klin.  Knodschan  —  Wieo,  Nr  36,  18!»3). 

Alleiniger  Fabrikant: 

€1.  Ijageman,  ehem.  Fabrik,  Erftart. 

IfepoMitaire  graucM. 


Chemische  Fabrik  vormaia  Hofmann  &  Schoetensack 

Ludwjjfshafen  a.  Bhein. 


üalacetol 


(D.  R  P.  Nr.  70054) 


Salloylsänxe  Salloyls.  Nation 

Salol 
Antlfebiln  Fbenaoetin 

Cliloralbjrdzat  Cbloralotalorofonn 

Faraldeliyd 

und  «onatlge  Pr&parKte  fttr  Pharmadc  uMd  Technik. 


Telegramm-Adresse:  „Chemla  Ladwlgshafenrhein**. 


Apotheker  Qeorgr  Dallmann'g 

Kola-Pastillen,  Koia-Wcin, 

EiBk.e5Ff.,Terk.H.l.-  und  Sink.  K.  US,  7erk,  1.75. 

Tamarinden- Essenz 

iKiUII.4.75  (Recepturpreis  10,0  =  10Pf.},  Vi  FI.M.1.25  (Verk.  H.  1.76),  •/.FI.M.0.70(Verk.U.1.- 
solide  rentable  Hand?erkaufa- Artikel.    Franco-Liefernng.    Stiadige  Reclame. 

Fabrik  GbM.-|hari.  PmpantB  Dallmann  &  Co.,  Gummersbach  (RbiM.). 


J.  D.  Stiefel 


«esrUade«  1847. 


MrJUnl  Eiiort  MAciiiiscIier  Stifti 

Offenbach  a.  M 


Gesründet  lSa7. 


J.  D.  Stiefel's 

Garantie -Seife 

5  Ko.-Postpackft, 
enthaltend  40  Stack 
n.  lO.—  franko. 


J.  D.  Sllefel's 

Kinder-SeifeC) 

5  Ko.-PoBtp(ckct. 
enthaheod  4»  Stflck 
H.  lO,—  franko. 


Aunfübrliehe  Proapehte  und  PrelBlIaten  gratis  «ad  fraBhe. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 


Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  nnd 


Dr.  Ewald  Geissler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezagspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition x  Dresden,  Rietschelstrasse  o,  I. 

Kedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredacteur:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


^J8._Dresden,  den  21.  September  1893.  It^,  ^XÄ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


f  ob  alt:  Cbemle  und  Pharmaefe:  Die  Pharmakopöo  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika.  —  Hinweis.  —  65.  Ver- 
ssmmlnni^  der  Oesellscbaft  Dentachcr  Naturforscher  nnd  Aerxte  in  MUmberg:  Anfbaa  nnseres  Nervensyateus. 
Reizbarkeit  dor  Pflanzen.  Gedanken  Aber  Pflanzenkräfte  nnd  pbytocfaemische  Verwandtschaft.  Blutnntersaob' 
ungen.  Ein  nettes  Dinretlcnm.  Missbranch  des  Alkohols,  lieber  geschichtliche  Beziehung  der  Paläontologie  nnd 
pbyaikalischen  Erdkunde.  Valerius  Cordus.  PrUfong  der  Citronen-  nnd  Weinsäure  anf  Blei.  Indische  Pflansen. 
lieber  Pfeffer.  Sterillsirung  von  Arzneimitteln.  —  Ueber  Dnlcin.  —  Au«  dem  Handelsbericht  von  Gehe  &  Co,  in 
Drefiden.  —  Antidotam  acidi  carbolici.  —  Zur  Herstellung  von  Kreosotpillen.  —  Verfätscbnüg  von  Kolaaamen. — 
Zar  quantit.'itiven  Bestimmung  des  gelben  Phosphors.  —  Veraehledene  Mltthellnngen :  Mucilago  Oamml  Myrrhae. 
—  Bsaigäther  als  Erregungsmittel.  —  Desinfcctlon  mit  Ammoniak.  —  Brlefwefhiel.  —  Anielgen. 


Ctaemie  und  Ptaarmacie. 


Bie  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  HirscÄ -Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Oollodinni.    Eine  durch  Absetzen  ge- 
klärte   Lösung   von   30  g   Pyroxylin   in 
750  ccm  (=  54e5  g)  Aether  und  250  ecm 
(=  205  g)  Alkohol,  also  auf  1  Gewichts- 
theil  Alkohol  nahezu  22/^  Gewichtstheile 
(bei   uns   7  Gewichtstheile)  Aether  ent- 
haltend.    1  Th.  Pyroxylin  giebt  52  (bei 
uns   50)  Th.  CoUodium.     In   mit  Kork- 
stöpsel verschlossenen  Flaschen,  im  Kalten, 
fern  von  Feuer  und  Licht  aufzubewahren. 
CoUodiam    cantharidatam.      60  Th. 
fein  gepulverte  Canthariden  werden  im 
Percolator  mit  Chloroform  erschöpft,  die 
Auszöge  im  Wasserbade  abdestillirt,  der 
dabei    bleibende   Btickstand    auf  15  Th. 
verdampft    und  mit  85  Th.  elastischem 
CoJlodium  gemischt.  Nach  erfolgtem  Ab- 
setzen klar  abzugiessen.    Bei  uns  enthält 
1  Th.   des  Präparates  das  in  Aether 
lösliche    aus   1  Th.  Canthariden.     Col- 
lodiam  elastienm  seu  flexile.    Miseh- 
ang  von  3  Th-  Eicinusöl,  5  Th.  Oanada^ 


baisam  und  92  Th.  CoUodium.  Bei  uns 
1  Eicinusöl,  5  Terpentin,  94  CoUodium. 

Cortex  Chinae,  als  welche  vorzugs- 
weise die  Calisaya- Binde  genannt 
ist,  muss  bei  der  Untersuchung  nach  zwei 
bestimmt  vorgeschriebenen  Methoden 
nicht  weniger  als  5  pCt.  Gesammtalkaloide 
mit  mindestens  2,5  pCt.  Chinin  Uefern. 
Cortex  Chinae  ruber  von  C  ine  bona 
succirubra  Pavon  muss  mindestens 
5pCt.  China- Alkaloide  enthalten. 

Cortex  Frangulae  soll  mindestens 
schon  ein  Jahr  vor  dem  Gebrauch  ge- 
sammelt sein. 

Crocus  soll  beim  Pressen  zwischen 
Filtrirpapier  keinen  Oelfleck'  bilden,  beim 
Einweichen  in  Wasser  keine  pulverigen, 
mineralischen  Stoffe  absetzen  und  keine 
organischen  Gebilde  wahrnehmen  lassen, 
die  eine  vom  Safran  abweichende  Form 
besitzen.  Darf  an  Benzin  keine  Farbe 
abgeben  (Pikrinsäure,  Theerfarben). 

Cupram  snlfaricum.  Wird  die  5proc. 
wässerige  Lösung  mit  überschüssiger 
Natronlauge  gekocht,  bis  alles  Kupfer  als 
schwarzes  Kupferoxyd  abgeschieden  ist, 
so  darf  das  Filtrat  nach  Ansäuerung  mit 


542 


Essigsäure  durch  Schwefelwasserstoff 
nicht  getrQbt  werden  (Arsen,  Blei,  Zink 
u.  s.w.).  lOccm  der  schwach  angesäuerten 
Lösung  geben  nach  vollständiger  Aus- 
füllung mit  Schwefelwasserstoff  ein  Filtrat, 
welches  beim  Verdampfen  nur  eine  Spur 
BQckstand  lässt  (Eisen,  Thonerde,  Alkali 
u.  8.  w.). 

Deeocta.  In  Ermangelung  einer  an- 
deren, ärztlichen  oder  ofBciellen  Vor- 
schrift, und  insoweit  es  sich  nicht  um 
starkwirkende  Mittel  handelt,  liefert  1  g 
Substanz  20  ccm  colirtes  Decoct  (bisher 
1  Th.  nur  10  Th.,  also  eine  etwa  doppelt 
so  starke  Abkochung). 

EUterinniny  C2oH28  05.  Obwohl  die 
Zusammensetzung  dieses,  als  Elaterin- 
Säureanhydrid  zu  betrachtenden  Körpers 
nach  verschiedenen  Pharmakopoen  und 
Autoren  übereinstimmt,  sind  doch  die 
Angaben  über  seine  Eigenscharten  in 
hohem  Grade  auseinandergehend  und 
weiehen  auch  die  der  neuen  U.  S.  Ph. 
von  denen  der  vorigen  bedeutend  ab.  Nach 
diesen  neuesten  Angaben  sind  dieErystalle 
färb-  und  geruchlos,  von  etwas  scharfem, 
bitterem  Geschmack,  luftbestäudig  und 
neutral,  löslich  bei  lö«  in  4250  Th.  Wasser 
und  in  337  Th.  Alkohol,  beim  Siedepunkt 
in  1820  und  in  34  Th.  derselben  Flüssig- 
keiten, in  543  Th.  Aether  und  in  2,4  Th. 
Chloroform.  Sie  beginnen  bei  190 ^  zu- 
sammenzukleben und  sind  bei  209  <>  zu 
einer  gelblichbraunen  Flüssigkeit  ge- 
schmolzen. Das  Elaterin  löst  sich  in  den 
Alkalien  und  wird  daraus  bei  Uebersättig- 
ung  mit  Säuren  wieder  gefällt.  Seine 
alkoholische  Lösung  darf  durch  Gerb- 
säure, Quecksilberchlorid  und  Platin- 
chlorid nicht  gefällt  werden  (Alkaloide). 

Elixir  aromal icnm  ist  an  die  Stelle 
des  bisherigen  ziemlich  ähnlichen  Elixir 
Aurantii  (1  Th.  Oleum  corticis  Aurantii, 
100  Th.  Spiritus  [0,82],  100  Th.  Aqua, 
100  Th.  Saccharum)  getreten. 

Elixir  Phosphorl.  Neu.  Mischung 
von  210  ccm  Spiritus  Phosphori  (Lösung 
von  1,2  g  Phosphor  in  1  Liter  absolulen 
Alkohols),  2  ccm  Oleum  Anisi,  550  ccm 
Glycerinum  und  so  viel  Elixir  aromaticum 
als  nöthig,  um  1000  ccm  zu  ergeben. 
1  ccm  des  fertigen  Phosphor-Elixirs  ent- 
hält ungeflihr  V4  "^g  Phosphor.  Licht- 
scheu, im  Kalten  aufzubewahren. 


Emplafitrom  Ammonlael  enm  Hy- 

drargyro.  Das  Quecksilber  ist  mit 
Oleatum  Hydrargyri  (bisher  mit 
einer  Lösung  von  1  Th.  Schwefel  in 
8  Th.  Olivenöl)  zu  verreiben. 

Emplastram  Belladonnae.  Bisher 
gab  ein  ad  hoc  bereitetes  alkoholisches 
Extract  aus  100  Th.  Belladonnawurzel 
mit  der  nöthigen  Menge  Bmplastnim 
Resinae  100  Th.  Pflaster.  Jetzt  werden 
je  40  Th.  Empi.  Besinae  und  Sa- 
ponis  zusammengeschmolzen  und  20  Th. 
Bxtractum  Belladonnae  Foliorum 
aleoholicum  hinzugemischt. 

Emplastrum  Ferri.  72  Th.  Blei- 
pflaster und  14  Th.  Burgunder  Pech  werden 
zusammengeschmolzen,  dann  5Th.  Oliven- 
öl und  9  Th.  zuvor  bei  80  ^  getrocknetes 
ßisenoxydhydrat  zugesetzt  (10  Th.  dieses 
letzteren  gaben  mit  je  10  Th.  Burgunder 
Pech  und  Canadabalsam  und  70  Th.  Blei- 
pflaster die  bisherige  Mischung). 

EmpIaHtramHydrargyrL  Das  Queck- 
silber ist  mit  Oleatum  Hydrargyri 
(bisher  mit  einem  zusammengeschmol- 
zenen Gemisch  von  gleichen  Theilen 
Colophonium  und  Olivenöl)  zu  verreiben. 

Emplastrum  Pleis  Burgundieae.  A  us 
80  (bisher  90)  Th.  Burgunder  Pech.  5  Tb. 
Olivenöl  und  15  Tb.  gelbem  Wachs  (bisher 
10  Th.  Wachs  ohne  Oel)  zusammenzu- 
schmelzen. 

Emplastram  Plnmbi.  Durch  Be- 
handlung von  5  g  Blcipflaster  mit  25  ccm 
Benzol  erhält  man  eine  etwas  klebrige 
und  trQbe  Lösung,  welche  sich  nach 
einiger  Zeit  in  eine  klare  und  eine  gallert- 
artige Schicht  trennt,  aber  kein  ungebun- 
denes Bleioxyd  am  Boden  absetzen  darf. 

Emnisiones.  Sie  wurden  früher  als 
Misturae  bezeichnet. 

Emnisam  Chloroformi.  15  g  sehr 
fein  gepulverter  Traganth  werden  in  eine 
hinreichend  grosse,  vollkommen  trockne 
Flasche  gebracht ,  40  ccm  (=  59,8  g) 
Chloroform  zugesetzt  und  derart  ge* 
schflttelt,  dass  jeder  Theil  der  Innen- 
wandungen  befeuchtet  wird.  Darauf 
werden  etwa  250  ccm  Wasser  zngefugu 
durch  kräftiges  Schütteln  damit  vereinigt, 
demnächst  60  ccm  Mandelöl  in  verschie- 
denen kleinen,  unter  jedesmaligem  Schüt- 
teln einzutragenden  Antheilen.  Wenn 
alles  Oel  zugesetzt  und  gehörig  emuigirt 


543 


ist,  wird  unter  fortgesetztem  Schütteln 
in  verschiedenen  kleineren  Antheilen  noch 
so  viel  Wasser  zugesetzt,  dass  die  Ge- 
sammtraenge  1000  ccm  beträgt.  Die  bis- 
herige Mischung  bestand  aus  10  Th.  Ei- 
gelb, 2  Th.  Kampher,  8  Th.  Chloroform 
und  80  Th.  Wasser. 

Eocalyptol^  CjoHigO.    Neu.    Farb- 
lose, neutrale  Flüssigkeit  von  eigenthüm- 
lichem ,    aromatischem   und  entschieden 
kampherartigem  Geruch,  stechend  gewürz- 
haltem,    kühlendem   Geschmack,    0,930 
spec.  Gew.  und  176  bis  177  <>  Siedepunkt. 
Optisch  inactiv  (Unterschied  von  Eucalyp- 
tusöl und  anderen  flüchtigen  Oelen).    Er- 
starrt einige  Grade  unter  0  zu  einer  farb- 
losen, nadelförmig-krystallinischen  Masse, 
die  bei  — 1  ^  wieder  schmilzt.  In  Alkohol, 
Schwefelkohlenstoff  und  Eisessig  in  allen 
V^erhältnissen  löslich.  Darf  beim  SchüUeln 
mit  dem  gleichen  Volum  5  proc.  Natron- 
/auge   nichts  an  Volum  verlieren  und  in 
alkoholischer  Lösung  durch  Zusatz  eines 
Tropfens   Eisenchlorid  keine   bräunliche 
oder  violette  Färbung  annehmen  (Phenole). 
Gut  verschlossen.   Kalt  und  im  Dunkeln 
aufzubewahren. 

Exiraeta.    Von  den  111  Extracten  der 
bisherigen  Pharmakopoe,  denen  nach  un- 
serem  Sprachgebrauch   noch   die   sechs 
ätherischen  Extracte  hinzutreten,  welche 
die  U.  S.  Ph.  als  Oleoresinae  bezeichnet, 
sind   zwei  (Extr.  Lactucarii  fluidum  und 
Malti)  gestrichen,  dagegen  zwei  feste  (Extr. 
Cimicifugae  und  üvae  ürsi)   und  zwölf 
Fluidextraete  (aus  Apocynum,  Asclepias, 
Aspidosperma,   Convallaria,   Coto,  Erio- 
dictyon,    Lappa,    Phytolacca,    Ehamnus 
Purshiana,  Scoparius,  Viburnum  Opulus 
und  V.  prunifolium)  neu  aufgenommen, 
im    Ganzen  129  (bei   uns  25,   worunter 
4  Floidextracte). 

Die  Darstellung  geschieht  bis  auf 
wenige  Ausnahmefölle  durch  Perco- 
lation  der  in  den  meisten  Fällen  fein 
gepulverten  Substanz  mit  verschiedenen, 
vorwiegend  alkoholischen  Lösungsmitteln. 
Als  solche  dienen  23  mal  Alkohol  von 
0,820,  23  mal  Alkohol  von  0,036,  39  mal 
Mischungen  von  Alkohol  und  Wasser  in 
anderen,  wechselnden  Verhältnissen,  1  mal 
Glyeerin  mit  Alkohol  von  0,820,  15  mal 
Glyeerin  mit  schwächerem  Alkohol,  7  mal 
verdünnter    Alkohol  mit  Essigsäure  (die 


Extracte  aus  Conium,  Nux  vomica,  Sangui- 
naria,  Seeale  cornut.),  2  mal  Alkohol  mit 
Wasser  und  Ammoniak  (Extr.  Glycyrrhiz. 
fluid,   und  Senegae  fluid.);  ferner  7 mal 
reines  Wasser  (Extr,  Aloes,   Gentianae, 
Haematoxyli,  Opii,  Quassiae,  Ratanhiae, 
Taraxaci),   Imal  Wasser  mit  Essigsäure 
(Extr.    Colehici  Eadicis),    Imal  Wasser 
mit  Ammoniak  (Extr.  Glycyrrhiz.  Eadicis). 
In  der  Eegel  ist  ein  Percolator  von  cy- 
lindrischer    Form    vorgeschrieben, 
dagegen  ausdrücklich  ein  konischer 
für  Extr.  Aurantii  amari  fluid.,  Gentianae, 
Hamamel.    fluid.,    Quassiae,    Eatanhiae, 
Ehei  und  Ehei  fluid.    Der  Percolator  soll 
aus  Glas  gefertigt  sein  für  Extr.  Colehici 
Eadicis,  Glycyrrhizae  fluidum  und  purum, 
Hamamel.  fluid.,  Nucis  vomicae  sicc.  und 
fluid.,  Pruni  Virgin,  fluid.,  Eatanhiae  sicc. 
und  fluid.,   Eosae  fluid.,  Senegae  fluid., 
Serpentariae  fluid.,  Uvae  ürsi  spiss.  und 
fluid.    Die  zu  extrahirende  Substanz,  die 
zumeist   vorher  eine  gewisse  Zeit  lang 
mit  einem  Theil  des  Lösungsmittels  durch- 
feuchtet ist,  wird  in  den  Percolator  der 
Eegel  nach  dicht  und  fest  eingedrtickt; 
Ausnahmefälle,  für  die  ein  nur  gelindes, 
massiges    Eindrücken    vorgeschrie- 
ben ist,  bilden  Extr.  Aurantii  amari  fluid., 
Colehici  Eadicis  spiss.  und  fluid.,  Gly- 
cyrrhizae purum,   Leptandrae  fluid.,  Vi- 
burni  Opuli  fluid,  und  Viburni  prunifolii 
fluid.  Die  sechs  ätherischen  Extracte 
oder  Oleoresinae  (Aspidii,  Capsici, 
Cubebae,  Lupulini,   Piperis,  Zingiberis) 
werden    mit   A  e  t  h  e  r   ohne   sonstigen 
Zusatz  in  einem   cylindrischen  Glas- 
percolator bereitet,  der  mit  Hahn,  sowie 
mit  Deckel  und  Vorlage,  welche  die  Ver- 
dunstung verhindern,  versehen  ist;  dabei 
ist  das  Lupulin  nur  leicht,  die  übrigen 
Substanzen  fest  in  den  Percolator  ein- 
zupressen.  Salzsäure  und  Weinsteinsäure, 
die  bisher  zur   Darstellung  einiger  Ex- 
tracte  Verwendung    fanden,    sind   dazu 
nirgends  mehr  vorgeschrieben. 

Die  Verdampfung  der  gewonnenen 
Auszüge  findet  im  Allgemeinen  bei 
massiger  Wärme  im  Wasserbade  statt; 
auch  kann  da,  wo  eine  Begrenzung  der 
Verdampfungstemperatur  nicht  ausdrück- 
lich vorgeschrieben  ist,  der  Spiritus  im 
Wasserbade  abdestillirt  werden.  Dies 
geschieht  auch  mit  dem  grössten  Theil 


544 


des  Aethers  bei  den  ätherischen  Aus- 
zügen (Oleoresinae),  während  man  den 
Best  des  Aethers  freiwillig  daraus  ver- 
dunsten lässt.  Bei  nicht  mehr  als 
50  ö  soll  die  Verdampfung  der  Auszüge 
stattfinden  zu  Extr.  Aconiti,  Arnicae  Ead., 
Belladonnae  Fol.,  Conii,  Digitalis,  Hyos- 
cyami,  Physostigmatis,  Seealis  cornuti, 
Stramonii  Seminis,  Uvae  ürsi  (für  dessen 
Fluidextract  diese  EinschriinkuDg  nicht 
angeordnet  ist);  bei  höchstens  70^ 
Extr.  Eatanhiae  und  Ehei;  bei  höchstens 
80^  Extr.  Colchici  Eadicis.  Bei  den 
Fluidextracten  kommt  immer  nur 
der,  nach  Absonderung  des  Hauptaus- 
zuges gewonnene,  geringhaltige  spätere 
Auszug  zur  Verdampfung,  die  bei  23 
narkotischen  und  aromatischen  Mitteln 
ebenfalls  bei  höchstens  50^,  bei  Eheum 
bis  höchstens  70^  steigend,  erfolgen  soll. 

Die  Consistenz  der  fertigen  Extracte 
ist  trocken  bei  Extr.  Aloes,  Colocynthidis, 
Colocynthidis  comp.,  Glycyrrhizae  (die 
rohe  Handelswaare),  Haematoxyli,  Nucis 
vomicae,  Opii,  Eatanhiae.  Pillen  con- 
sistenz besitzen  Extr.  Aconiti,  Arnicae 
Ead.,  Belladonnae  Fol,  Cannabis  Indicae, 
Cimicifugae,  Cinchonae,  Colchici  Ead., 
Conii,  Digitalis,  Evonymi,  Gentianae, 
Glycyrrhizae  purum,  Hyoscyami,  Iridis, 
Jalapae,  Juglandis  einer.  Cort.,  Leptandrae, 
Physostigmatis,  Podophylli,  Quassiae,  Ehei, 
Seealis  cornuti,  Stramonii  Sem.,  Taraxaci, 
Uvae  Ursi.  Weich  oder  halbflüssig 
sind  die  ätherischen  Extracte  (Oleoresinae). 
Flüssig  endlich  sind  die  90  Fluid- 
extracte. 

Was  die  zur  Extractbereitung  vorge- 
schriebenen Pflanzen  und  Pflanzen- 
theil e  betriflft,  sind  es,  soweit  darin  ein 
Zweifel  vorkommen  kann,  für  die  be- 
treffenden Extracte  die  folgenden:  Aco- 
nitum, die  Knollen  von  A.  Napellus  L.; 
Arnica,  Ehizom  und  Wurzel;  Aspido- 
s  p  e  r  m  a ,  die  sogenannte  Quebracho- 
blanco;  Aurantium,  Fruchtsohale  von 
Citrus  vulgaris  Eisso;  Belladonna,  zum 
festen  Extract  die  getrockneten  Blätter, 
zum  Fluidextract  die  Wurzel;  Castanea, 
die  im  September  und  October  noch  grün 
gesammelten  Blätter  von  C.  dontata; 
Chirata,  die  ganze  Pflanze;  Colo- 
cynthis,  Fruchtfleisch  ohne  Samen; 
Conium,  die  völlig  reife  Frucht;  Con- 


vallaria  und  Cypripedium,  Ehizom 
und  Wurzel;  Digitalis,  die  Blätter  des 
zweiten  Jahrganges;   Evonymus,  die 
Wurzelrinde;  Eupatorium,  das  blühende 
Kraut;  Glycyrrhiza,  spanisches  und 
russisches   Süssholz;    Hyoscyamus, 
Blätter  und  blühende  Spitzen  des  zweiten 
Jahrganges ;  I  p  e  c  a  c  u  a  n  h  a ,  die  ge- 
sammte  Wurzel  ohne  Absonderung  des 
zugehörigen  Holzkerns;  Iris,  Ehizom 
und    Wurzeln    von    Iris    versicolor   L; 
Jalapa,  Knollen  mit  nicht  weniger  als 
12pCt.  Harz,  von  welchem  nicht  mehr 
als  lOpCt.  in  Aether  löslich  sind;  Ju- 
glans,  die  Wurzelrinde  von  J.  cinerea  L.; 
Opium,  das  mindestens  9  pCt.  krystalli- 
sirtes  Morphin  liefert;   Prunus  Vir- 
giniana,    die  Einde   von  P.  serotina; 
Quassia,  das  Holz  von  Picraena  excelsa; 
Eatanhia,   die  Wurzeläste;    Eheum, 
die   geschälte  Wurzel;  Ehus   glabra, 
die  Frucht;  Eosa,  die  vor  der  Entfalt- 
UDg  gesammelten  Blumenblätter   der  E. 
gallica  L.;  Eubus,  die  Wurzelrinde  von 
E.  villosus,  canadensis  und  trivialis;  Sar- 
sap ari  IIa,    die   vom  Ehizom    befreite 
Wurzel;  Seeale  cornutum,   der  auf 
S.  cereale  gewachsene,  höchstens  1  Jahr 
lang  für  den  Gebrauch  aufzubewahrende 
Pilz;  Senn a,  alexandrinische  und  indische 
Sennesblätter;  Stramonium,  die  Samen; 
Taraxacum,  die  im  Herbst  gesammeile 
Wurzel;   Triticum,   das   im   Frühling 
gesammelte,   von   den  Wurzeln  befreite 
Ehizom  von  Agropyrum  repens. 

Im  Einzelnen  dürfte  noch  Folgendes 
zu  erwähnen  sein: 

Extractum  Aloes.  1  Th.  Aloe  Soco- 
trina  wird  in  10  Th.  kochendem  destil- 
lirtem  Wasser  gelöst,  nach  12  Stunden 
Euhe  die  klare  Flüssigkeit  colirt  und 
verdampft. 

Extractum  aromatienm  fluidum. 
1000  g  Pulvis  aromatieus  geben  durch 
Percolation  mit  Alkohol  von  0,820  spec 
Gew.  1000  ccm  Fluidextract. 

(FortsetzuDg  folgt.) 

Zur  Bestininiung  des  Quecksilbers  in  ver- 
düonten  Sublimatlösangen ,  wie  man  sie  beim 
Ausziehen  yon  Sublimatverbandstoffen  erb  alt, 
empfieblt  Ijcon  Vignon  (Kapert,  de  pbann- 
1803,  lfj5)  ein  colorimetrisches  Verfahren  mit 
Schwefelwasserstoff,  das  noch  bei  Verdünnung 
von  1  Th.  Sublimat  in  300  000  Th.  Wasser  an- 
wendbar sein  soll.  s. 


545 


65.  Versammlung  der  Gesellschaft 

Deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  in  Nürnberg 

rom  11«  bis  15.  September  1893. 

Am  11.  September  fand  die  Eröffnung 
der  Versammlung  und  die  erste  allgemeine 
Sitzung  im  Saale  des  Industrie-  und  Cultur- 
Vereins  statt.  Nach  den  Begrüssongen 
und  Mittheilungen  zur  Geschäftsordnung 
sprach  Geh.  Eath  Prof.  Dr.  v.  Bergmann- 
Berlin  einen  Nachruf  auf  die  Herren 
A,  W.  V.  Hofmann  und  Werner  v,  Siemens. 
Hierauf  hielt  Geh.  ßath  Prof.  Dr.  His- 
Leipzig  einen  Vortrag  über  den 

Aufbau  unseres  Nervensystems, 

wobei  er  namentlich  von  den  bahn- 
brechenden Forschungen  zweier  ausländi- 
scher Forscher,  des  Italieners  Golgi  und 
des  Spaniers  Ramon  y  Cajal,  Eenntniss 
^ab,  die  in  den  letzten  Jahren  eine  wahre 
Umwälzung  in  den  Anschauungen  der 
Anatomen  und  Aerzte  von  den  Elementen 
und  dem  Zusammenhang  unseres  Nerven- 
systems hervorgerufen  haben. 

Nach    diesen  neuesten  (von  Kölliker- 
Würzburg)  bestätigten  Forschungen  wur- 
zeln die  Empfindungsfasern  nicht  in  Zellen 
des  Gehirns  oder  Bückenmarkes ;  sie  hängen 
ihnen   zwar  seitlich  an  und  hängen  mit 
Zellen  der  Bückenmarksganglien  zusam- 
men;   aber  ihr  centraler  Abschnitt  ver- 
lauft  im   Bückenmark  in  ein  Fasernetz, 
wovon    ein  Theil  Ausläufer  ins  Gehirn, 
ein    anderer   solche  zu  den  zahlreichen 
Bewegungsnerven  entsendet.     Aehnlich, 
nur   ohne  die  Verbindung  mit  Empfind- 
ungsnerven, ist  die  Verbindung  der  den 
WiJJen     vom    Gehirn    zu    den    Muskeln 
leitenden  Nerven.    Die  Tragweite  dieser 
l?ntdeckungen,  die  von  His  auch  von  der 
Seite    der   Entwickelungsgeschichte    be- 
leuchtet wurde,  besteht  darin,  dass  nach 
ihnen  der  Zusammenbang  zwischen  Nerven 
und  Hirn  und  Eückenmark  ein  weit  loserer 
ist,    als  man  bisher  annahm,  wenn  diese 
Verbindung  sich  auch  nicht  leugnen  lässt. 
Der  hierauf  folgende  Vortrag  von  Geh. 
Bath  Prof.  Dr.  P/c/fer  -  Leipzig  handelte 
über  die 

Reizbarkeit  der  Pflanzen. 

Der    Vortragende   zeigte,    wie    diese 
Eigenschaft  weit  über  die  bekannten  Er- 


scheinungen des  Zusammenklappens  der 
Blätter  der  Mimosa  pudica  auf  einen 
äusseren  Beiz  oder  des  Hinwendens  der 
Pflanzen  zum  Licht  (Heliotropismus) 
hinausgeht.  Pfeffer  brachte  einen  grossen 
Theil  der  Lebenserscheinungen  der  Pflanze 
unter  den  Gesichtspunkt  der  Beaction 
auf  einen  Beiz,  der  allerdings  immer  nur 
die  äussere  Veranlassung  zur  Auslösung 
verwickelter  chemischer  oder  Bewegungs- 
vorgänge in  der  Pflanze  sei.  Nach  der 
Darstellung  des  Bedners  ist  das  Hin- 
wenden der  Wurzel  aus  dem  Pflanzen- 
keim nach  unten,  das  Wenden  des 
Stengel theils  nach  oben  (Geotropismus) 
nur  die  Beaction  der  Pflanze  auf  den 
Bewegungskreis  der  Schwerkraft. 
Man  habe  Jahrtausende  lang  nur  den 
thierischen  Organismen  die  Beaction  auf 
Beize  zuerkannt,  aber  man  wäre  in  diesen 
Irrthum  nicht  verfallen,  wenn  man  in 
der  Lage  gewesen  wäre,  die  feineren 
Vorgänge  mikroskopisch  zu  beobachten. 
Man  hätte  dann  beispielsweise  sehen 
können,  wie  Bacterien,  die  ziellos  im 
Wasser  umherschiessen,  bei  Darbietung 
von  etwas  Fleisch  oder  Fleischextract 
auf  den  anlockenden  Körper  einander 
drängend  und  stossend  zueilen,  ihn  aber 
alsbald  fliehen,  sobald  er  in  zu  starker 
Concentration  vorhanden  ist.  Auch  die 
Fähigkeit  der  Schlingpflanzen,  mit 
der  sie  auf  den  Zug  eines  den  SOOOsten 
Theil  eines  Milligramms  wiegenden  Sei- 
denfadens mit  einer  ümschlingungs- 
bewegung  antworten,  oder  der  neue 
Knospentrieb  eines  durch  Frost  oder 
Käferfrass  entlaubten  Baumes  föllt  unter 
den  gleichen  Gesichtspunkt  der  auslösen- 
den Kraft  äusserer  Beize.  Die  Frage,  ob 
wir  diese  Beizerscheinungen  der  Pflanzen 
als  Empfindungen  im  psychologischen 
Sinne  auffassen  wollen,  verlegt  Pfeffer  in 
das  Gebiet  der  Metaphysik. 


« 


« 


Als  eine  grosse  Annehmlichkeit  der 
Nürnberger  Versammlung  ist  es  zu  be- 
zeichnen, dass  die  Sitzungen  der  ein- 
zelnen Abtheilungen,  sowie  das  Bureau 
sich  dicht  bei  einander  befinden,  nämlich 
in  den  Zimmern  mehrerer  Schulen,  welche 
einen  viereckigen  Platz,  den  sogenannten 
Bauhof,  umstehen.  Die  Abtheilung  18, 
1  Pharmacie  und  Pharmakognosie,  war  von 


546 


all  den  Versammlungen  der  letzten  Jahre 
am  schwächsten  besucht,  indem 
die  Liste  am  Dienstag,  12.  September,  nur 
33  Theilnehmer  aufwies;  von  den  18  Apo- 
thekenbesitzern Nürnbergs  waren  nach 
der  Liste  nur  5  erschienen.  Lebhaft  zu 
bedauern  ist  es,  dass  die  Vertreter  der 
Pharmacie  an  den  Hochschulen  sich  fast 
vollständig  vom  Besuche  zurückgehalten 
hatten;  ebenso  war  von  den  Gründern 
unserer  Abtheilung  kein  einziger  er- 
schienen. Ausserdem  blieben  mehrere 
angemeldete  Vorträge  ungehalten,  weil 
die  betreffenden  Herren  nicht  zur  Ver- 
sammlung gekommen  waren. 

Die  Ausbeute  der  diesjährigen  Ver- 
sammlung ist  deshalb  nicht  gross.  Hoffent- 
lich gelingt  es  der  nächstjährigen  Ver- 
sammlung, für  welche  dem  Vernehmen 
nach  bei  der  morgigen  Ausschusssitzung 
Wien  gewählt  werden  dürfte,  unsere  Ab- 
theilung wieder  zu  heben,  welche  Hoff 
nung  nicht  unberechtigt  sein  dürfte,  da 
nach  den  neuen  Satzungen  zum  ersten 
Male  eine  andere  Einrichtung  bezüglich 
der  Wahl  der  (iruppen-Vorstände  gehand- 
habt werden  wird. 

Die  Liste  der  Theilnehmer  an  der 
Abtheilung  Pharmacie  führte  folgende 
Namen  auf: 

Prof.  JBecAmaww- Erlangen.  Brommer- 
Erlangen.  Block  -Volkmarsen.  Beckh- 
Nürnberg.  JT^rm«- Moskau.  Dr.  Greshoff- 
Haag.  (jrutbier-SojiTieheTg  i.  Th.  Haiss- 
München,  -ffawer- Oberhausen.  Dr.  med. 
IleznjS' JeneL,  Helbing-Louion.  cand.  med. 
Helbing 'Fürth.  Dr.  //otem-München. 
Dr.  Holfert' Berlin,  -BTm/teZm- Nürnberg. 
iTöfter- Stuttgart.  König-B^nt  i.  Oldenb. 
Landauer  -  Würzburg.  Leunenschloss- 
Apierbeck.  Pc^er^-Nürnberg.  Med.-Ass. 
Fusch  -  Dessau.  Rassmann  -  üslar.  von 
ÄcÄedeZ-Schweinau.  Dr.  Schneider-Dres- 
den, Dr.  Stolberg-Erhn^en,  Äii^^- Würz- 
burg. TAdYer-München.  Dr.  Thoms- 
Berlin,  v.  W^ac//^er- Nürnberg.  Weiglc- 
N  ürnberg.  Wefss-N ürnberg.  Westphal- 
Celle.    Zieglwalner- Fenchiwa,ngen. 

Die  erste  Vortragssitzung  der  Abtheil- 
ung 13  fand  am  Dienstag  unter  Vorsitz 
von   Wctgle-l^ürnherg  statt. 

Den  ersten  Vortrag  hielt  Dr.  Thoms- 
Berlin  über  den  neuen  Süssstoff  Dalciu 
und  dessen  Bildungsweisen. 


Ein  Bericht  über  diesen  Vortrag  and 
die  sich  daran  anschliessende  Debatte 
erscheint  gesondert  in  der  heutigen  Num- 
mer (Seite  550). 

Hierauf  hielt  Dr.  Greshoff-EHHg  seinen 
Vortrag: 

Gedanken  über  Pflanzenkrftfte  und 
phytoehemische  Verwandtschaft. 

Nach  einem  eingehenden  Ueberbliek 
über  die  indischen  und  cTiristlichen  Sagen, 
welche  sieh  mit  der  Wirkung  von  Pflanzen 
und  Pflanzentheilen  befassen,  indem  der 
Volksaberglaube  aus  gewissen  Formen 
und  Farben  derselben  auf  heilkräftige 
Wirkungen  schloss,  ging  Vortragender 
dazu  über,  zu  untersuchen,  ob  es  möglich 
sein  könnte,  dass  der  Chemiker  die  Fa- 
milienzusammengehörigkeit von  Pflanzen 
auf  Grund  der  chemischen  Bestandtheile 
mit  derselben  Leichtigkeit  und  Beweis- 
kraft bestimmen  könnte,  wie  es  der  Bo- 
taniker thun  kann.  Gesetzt,  es  herrschie 
bereits  eine  solche  Klarheit  über  die  Natur 
und  Zusammensetzung  wirksamer  Stoffe 
(Ei Weisskörper,  Alkaloide  etc),  so  wäre 
die  Phytochemie  doch  immer  noch  nicht 
im  Stande,  das  Vorhandensein  gewisser 
Pflanzenstoffe  richtig  zu  beurtheilen,  da 
ein  solcher  in  der  einen  Pflanze  Knd- 
product,  in  einer  anderen  dagegen  Zwi- 
schenproduct  sein  könnte,  was  nicht  nach- 
gewiesen werden  kann. 

Dazu  kommt,  dass  Zuchtwahl  unter 
den  Pflanzen  sowie  die  Cultur  die  Ver- 
hältnisse umgestaltet  haben  kann. 

Der  Vortragende  gab  deshalb  dem 
Gedanken  Ausdruck,  dass  eine  Zu- 
sammenstellung über  die  Wirk- 
ung und  Nutzanwendung  der 
Pflanzen,  welche  sich  zumeist  in  Beise- 
berichlen  vergraben  finden,  zur  Förderang 
der  vorliegenden  Frage  nützlich  sein  könne. 

In  der  Debatte,  welche  sich  an  diesen 
Vortrag  schloss,  erwähnte  Dr.  Holferl- 
Berlin,  dass  man,  um  ein  Beispiel  zu 
nennen,  Atropin  und  Hyoscin  den  Solaneen, 
Strychnin  und  Bruein  den  Slrychnosarten 
als  charakteristisch  bisher  betrachtet  habe, 
dass  aber  diese  Ansicht  vor  Kurzem  einen 
Stoss  erhalten  habe  durch  den  Nachweis, 
dass  sich  Strychnin  auch  in  einer  gar 
nicht  zu  den  Strychnaceen  gehörigen 
Pflanze  gefunden  habe* 


547 


Als  NabrungsmiUel  benutzen  wir  durch- 
gängig nur  solche  Pflanzenstoffe,  welche 
auch  der  Pflanze  zur  Nahrung  dienen, 
während  die  von  uns  als  Heilmittel  be- 
nutzten Stoffe  keine  derartige  Bedeutung 
für  die  Pflanzen  haben,  so  dass  man 
sagen  müsse,  die  Pflanze  erzeugt  die  Heil- 
mittel lediglich  für  den  Menschen. 

Prof.  Beckmann- Erlsingen  betonte  die 
Schwierigkeit  der  Pflanzen  Untersuchungen 
und  dass  man  eigentlich  alle  die  aus 
früherer  Zeit  stammenden  derartigen 
Untersuchungen  wiederholen  müsse,  da 
man  früher  grossen theils  gar  nicht  zu 
reinen  Körpern  gekommen  sei.  Um 
amorphe  Stoffe  zu  identificiren ,  fehle  es 
uns  zur  Zeit  noch  an  Methoden,  und  so 
lange  bis  dazu  geeignete  Methoden  aus- 
findig gemacht  seien,  werde  man  sich 
auch  gedulden  müssen. 

Alsdann  sprach  //au^r-Ober hausen  über 

BlntantersaeliuDgeii, 

dabei  betonend,  dass  man  nur  dann  ein- 
getrocknete und  durch  Quellung  etc. 
reconstruirte  Blutkörperchen  als  be- 
stimmt von  Thierblut  herrührend 
bezeichnen  könne,  wenn  sie  einen  ge- 
ringeren Durehmesser  als  3  Mikromilli- 
meter  besitzen.  Die  bei  Leukämischen 
bis  8  Mikromillimeter  Durchmesser  be- 
sitzenden Blutkörperchen  zeigen  nach 
dem  Eintrocknen  und  nach  erfolgter 
künstlicher  Aufquellung  nur  noch  einen 
Durchmesser  von  circa  4  Mikromillimeter. 
In  der  Debatte  erwähnte  Prof.  Beck- 
mann-Erlangen  als  geeignetes  Hilfsmittel 
zur  Vergleichung  bei  Blutuntersuchungen 
das  Eintrocknen  derselben  in  Frage 
stehenden  Blutsorten  auf  dem  gleichen 
Stoffe  und  die  gleiche  Zeit  hindurch  und 
legte  den  grösseren  Werth  des  Nach- 
weises, ob  ein  Blutfleck  von  Menschen- 
oder Thierblut  herrühre,  darauf,  dass  das 
Ergebniss  zur  Entlastung  dienen  könne, 
als  dass  es  zur  Belastung  diene. 

Hauer  erwähnte  noch,  dass  Fliegen- 
blut natüHich  ebenfalls  das  Hämoglobin- 
speetrom  gebe,  wenn  dieselben  auf  frischem 
Fleisch  gesessen  haben;  vergl.  Ph.  G. 
33,  404. 

Hierauf  sprach  Dr.  med.  iJem^-Jena 
über 


Ein  neues  Dinreticnm, 

welches  coffe'insulfosaures  Natrium  ist  und 
(was  allerdings  der  Vortragende  nicht 
erwähnte,  aber  als  sicher  verlautete)  von 
der  dasselbe  darstellenden  Fabrik  —  Farb- 
werke vorm.  Meister,  Lucius  <&  Brüning 
in  Höchst  a.  M.  —  mit  dem  nichtssagen- 
den Namen  Nasrol  belegt  worden  ist. 

Analog  der  möglichen  Steigerung  der 
Wirkung  bei  anderen  Körpern,  wie  Phe- 
nol etc.,  durch  Einführung  der  Sulfogruppe 
in  das  Molekül,  versuchte  man  daher 
das  Coffe'in  ebenfalls  in  eine  Sulfo Ver- 
bindung überzuführen.  Der  Erfolg  be- 
stätigte die  Vermuthung:  das  coffe'insulfo- 
saure  Natrium  (bitter  schmeckend,  in 
kaltem  Wasser  wenig,  in  heissem  Wasser 
leicht  löslich)  ist  ein  absolut  ungifliges, 
auf  den  Blutdruck  nicht  einwirkendes, 
den  Magen  nicht  reizendes,  tadellos  und 
kräftig  wirkendes  Diureticum.  Die  6proe. 
Lösung  des  coffeinsulfosauren  Natriums 
ist  nicht  lange  haltbar,  die  lOproc.  Lös- 
ung hält  sich  einige  Tage. 

Die  entsprechenden  Strontium-  und 
Lithiumsalze  wirken  wie  das  Natriumsalz; 
die  Versuche  sind  jedoch  noch  nicht  ab- 
geschlossen. 


« 


In  der  zweiten  allgemeinen  Sitzung 
am  13.  September  hielt  Prof.  v.iS/rtimpeH- 
firlangen  seinen  angekündigten  Vortrag 
über  den 

Missbraneh  des  Alkohols. 

Der  Vortragende  ging  zuerst  kurz  auf 
die  juristische  und  wirthschaft- 
liche  Seite  der  Frage  ein,  wies  auf  den 
Zusammenhang  von  Alkoholismus  und 
Verbrechen  hin,  wobei  vielleicht  nicht 
das  £ine  die  Ursache  des  Anderen,  son- 
dern Beides  die  Folge  einer  natürlichen 
Anlage  seien.  Hauptsächlich  richtete  sich 
seine  Rede  aber  gegen  die  gedankenlose 
Verschwendung,  welche,  lediglich  in 
Folge  der  allgemeinen  Sitte,  mit  dem 
B  i  e  r  genuss  getrieben  werde.  Bayerische 
Arbeiter,  die  bei  3  Mark  Tagelohn  50  Pf. 
auf  Bier  ausgeben,  verwendeten  somit 
hierauf  Ve  cl^s  Einkommens,  ohne  eigent- 
liche Trinker  zu  sein.  Man  weise  auf 
den  Nähr  werth  des  Bieres  hin,  aber  im 
Vergleich  zu  dem  Nährwerth  an  Kohle- 
hydraten und  Eiweiss,  welchen  der  Ar- 


548 


heiter  für  dasselbe  Geld  im  Brot  erhalte, 
sei  das  Bier  achtmal  zu  theuer,  bei  den 
Mengen,  in  denen  es  consumirt  werde, 
geradezu  das  theuerste  Nahrungs-  und 

Genussmittel. 

Der  Redner  behandelte  zunächst  die 
eigentlichen  Giftwirkungen  des  Alkohols, 
die  sich,  ähnlich  wie  bei  anderen  Giften, 
z.  B.  dem  Blei,  erst  durch  Suramirung 
kleinster,  in  längerer  Zeit  angesammelter 
Giftwirkungen  äussern.  Hauptsächlich 
sei  dieser  Schädigung  das  Nervensystem 
ausgesetzt,  dessen  Gewebe  durch  den 
Alkohol  systematisch  zerrüttet  werde.  Die 
Folgen  zeigten  sich  in  ihren  Wirkungen 
auf  Bewusstsein  und  Bewegungsorgane 
theils  in  der  acuten  Alkoholvergiftung, 
dem  Bausch,  theils  in  der  chronischen, 
deren  geistige  Verheerungen  sich  in  De- 
lirien äussern,  während  die  motorischen 
als  Zittern  und  dergl.  auftreten.  Indessen 
seien  die  nervösen  Alkoholerkrankungen, 
wenn  auch,  namentlich  in  grossen  Arbeiter- 
centren mit  Schnapsconsum  häufig  genug, 
doch  relativ  selten  im  Vergleich  zu  den 
Erkrankungen  der  Organe  des  Blut- 
umlaufes und  Stoflfwechsels.  Hier  scheidet 
zunächst  die  specifisch  alkoholische  Leber- 
entartung wegen  ihrer  relativen  Selten- 
heit aus.  Die  schlimmsten,  besonders  in 
Bayern  häufigen  Erkrankungen  seien  die 
des  Herzens  und  der  Nieren.  Erstere  sei 
eine  Folge  der  Ueberarbeitung  des  Herz- 
muskels durch  übermässig  zugeführte 
Biermengen,  die  sowohl  durch  die  Menge 
wie  durch  den  bei  der  grossen  Menge 
allzusehr  gesteigerten  Gehalt  an  Kohle- 
hydrat und  Eiweiss  eine  üeberlastung 
des  Herzens  hervorbringen.  Herzver- 
grösserung  und  Herzverfettung,  Athem- 
noth,  später  Nierenschrumpfung  oder 
acute  Nierenentzündung  sind  die  Polgen. 
Auch  die  eigentlichen,  an  sich  nicht  durch 
Alkohol  erzeugten  Stoffwechselkrank- 
heiten, wie  Gicht,  Zuckerruhr,  Fettsucht 
würden  durch  starken  Biergenuss  sowohl 
wegen  der  übermässigen  Menge,  des  ge- 
störten Stoffweehselgleichgewichts  als  der 
eigentlichen  Giftwirkung  des  Alkohols  ver- 
schlimmert Besonders  sei  auch  vor  über- 
mässiger Darreichung  von  Alkohol  an 
Kinder  zu  warnen.  Es  sei  ein  verhängniss- 
voller Irrthum,  dass  im  Bier  dem  Volke 
ein  harmloses  oder  gar  durch  Nährgehalt 


nützliches  Genussmittel  dargeboten  werde, 
und  der  Bedner  richtet  an  Aerzte  und 
Publikum  die  dringendste  Mahnung,  dem 
wachsenden  Uebel  durch  Belehrung  and 
durch  Enthaltsamkeit  im  Genuss  entgegen 
zu  wirken. 

Der  folgende  Vortrag  Prof.  Günther^ 
über  die 

Geschichtliche  Beziehung  der 
Paläontologie  und  physikalischen 

Erdkunde 

gab  ein  interessantes  Stück  aus  der  Ge- 
schichte der  Naturwissenschaft. 

Der  Vortragende  wies  darin  nach, 
wie  es  fast  zwei  Jahrtausende  gedauert  bat, 
ehe  die  geologischen  Versteinerungen 
wirklich  als  üeberreste  von  Pflanzen  und 
Thieren  erkannt  wurden;  wie  das  Alter- 
thum,  Herodot,Eratosthenes,  Or/d  darüber 
richtigere  Ansichten  hatte  als  das  Mittel- 
alter, welches  abenteuerliche  Anschau- 
ungen ausheckte,  wie  die  vom  „Spiel  der 
Natur"  oder  von  der  Ausbrütung  von 
Steinen  durch  andere  Steine.  Erst  Lio- 
nardo  da  Vinci  hatte  auch  hierin  riehtigere 
Ansichten.  Falissy  und  Steno  kamen 
der  Lösung  über  die  Natur  der  Ver- 
steinerungen näher,  die  durch  den 
Streit  des  Nürnberg  -  Altdorfers  Baier 
mit  Erliardt  endlich  gelöst  wurde. 

Die     Anwendung    der    Paläontologie 
auf  die  Kenntniss  des  Alters  der   ein- 
zelnen    Erdschichten     machte     ebenso 
langsame  Fortschritte.    Auch  hier  sprach 
zuerst   Steno   1669   den   Gedanken  der 
Schichtung  aus.     Für  die  Unterscheid- 
ung    primärer,     secundärer,      tertiärer 
Schichten  wurde  die  Correspondenz  des 
Nürnberger  Geheimraths  Trew  mit  dem 
Tübinger    Gmelin  von  grosser  Bedeut- 
ung.     Der    Deutschböhme    Ignaz    von 
Born   deckte   in   den  60er  Jahren  des 
vorigen  Jahrhunderts  die  engen  Bezieh- 
ungen zwischen  Versteinerungskunde  und 
Geschichte  der  Erdoberfläche  auf,  nach 
ihm  vollzogen  dann  H^crner  und  beson- 
ders Leopold  von  Buch,  einer  der  grössien 
Geologen  aller  Zeiten,  die  zu  dem  heutigen 
Stande  der  Wissenschaft  führende  Beform, 
in  welcher  Versteinerungskunde  und  Erd- 
beschreibung in  enger  Wechselbeziehung 
unsere  Kenntnisse   über  die  Geschiebte 
der  Erdoberfläche  zu  einem  hohen  Grade 


549 


der  Vollkommenheit  geführt  haben  und 
uns  in  den  Stand  setzen,  aus  einer  ein- 
zigen Versteinerung  auf  das  Alter  und 
das  Gebiet  der  Erdschicht  zu  sehliessen, 
der  sie  entstammt. 

In  der  hierauf  folgenden  Geschäfts- 
sitzung wurde  Wien  als  Ort  der  nüchsten 
Versammlung  und  als  Geschäftsführer  für 
dieselbe  Hofrath  Kemer  v,  Marilaun  und 
Prof.  Sigmund  Exner,  beide  in  Wien, 
gewählt.  In  den  Vorstand  wurden  ausser 
/ür  den  verstorbenen  W.  v.  Siemens  noch 
zwei  weitere  Mitglieder  an  Stelle  der 
ausscheidenden  und  drei  Jahre  nicht  wie- 
der wählbaren  Geh.Rath  Dr.  v,  Bergmann 
und  Virchow  gewählt  die  Herren:  Geh. 
Rath  Dr.  v.  Ziemssen-M-ünehen  (Vorsitzen- 
der), Bitter  v.  Lan^r-. Wien,  Prof  Jolly- 
Berlin. 

Bei  der  am  Morgen  desselben  Tages 
erfolgten  Wahl  des  Abgeordneten  zum 
wissenschaftlichen  Ausschuss  wurde  für 
unsere  Abtheilung  Prof.  Dr.  E.  Schmidt- 
Marburg  gewählt  (§  15  der  neuen  Satz- 
ungen). 

*        *        * 

Am  Tage  der  zweiten  Sitzung  der  Ab- 
theilung Pharmacie  (14.  September)  er- 
höhte sich  die  Zahl  der  Theilnehmer  auf 
39,  indem  sich  noch  nachstehende  Herren 
in  die  Liste  eingetragen  hatten: 

Privatdocent  Dr.  Degener  -  Braun- 
schweig ,  Dr.  Hofmann  -  Ludwjgshafen, 
ifo^wa»»- Nürnberg,  XöeJZem- Karlsruhe, 

Dr.  PA^Zijpp-Strassburg  i.E.,  ÄcAwA-Niira- 
berg. 

Unter  dem  Vorsitz  von  Dr.  Thoms- 
Berlin  wurde  der  angemeldete  Vortrag 
von  Prof.  Flüchiger-hQxvL  (welcher  nicht 
erschienen  war)  über 

Yalerias  Cordns 

von  TFciyfe-Närnberg  verlesen.  Der  Vor- 
trag schilderte  in  der  Hauptsache  die 
Quellen,  aus  denen  der  berühmte  Ver- 
fasser der  ersten  Pharmakopoe  Valerius 
Cordus  geschöpft  hat.  Ein  kurzes  Eeferat 
zu  geben,  ist  nicht  möglich  und  muss 
deshalb  auf  den  in  einer  Fachzeitschrift 
zum  Abdruck  kommenden  Vortrag  selbst 
verwiesen  werden. 

Hierauf  sprach  Med. -Assessor  Pusch- 
Dessau  über  die 


Prüfung  der  Citronen-  und  Wein- 
fiänre  auf  Blei. 

Bei  der  Schädlichkeit  des  Bleies  selbst 
in  kleinsten  Dosen,  namentlich  auf  hyste- 
rische Frauen  und  Männer,  ist  grosser 
Werth  darauf  zu  legen,  dass  die  pbarma- 
ceutischen  Präparate  iDleifrei  sind,  und 
es  ist  jetzt  auch  völlig  bleifreie  Citronen- 
und  W^einsäure  im  Handel  zu  haben. 
Pusch  spricht  sich  aber  gegen  die  von 
Schobert  vorgeschlagene  Abänderung  der 
betrefifenden  Prüfungsmethode  des  Arznei- 
buches aus. 

Schobert  will  statt  des  Ammoniaks,  weil 
dieses  in  Folge  seiner  Herstellung  in 
bleiernen  Gelassen  oft  selbst  bleihaltig 
ist,  Natriumcarbonat  verwendet  wissen, 
an  welchem  letzteren  Fusch  bemängelt, 
dass  dessen  Eisengehalt  unter  Umständen 
störend , sein*  könne. 

Ein  völlig  bleifreies  Ammoniak 
gewinnt  Pusch,  indem  er  den  Liquor 
Ammonii  caustici  duplex  (spec.  Gew.  0,92) 
des  Handels  in  einem  Glaskolben  erhitzt 
und  das  entweichende  Ammoniakgas  in 
vorgelegtes  destillirtes  Wasser  leitet. 

Pu^ch  führt  die  Prüfung  der  Citronen- 
säure  nach  der  Ph.  G.  32,  729  angegebe- 
nen Methode  aus. 

Weiter  sprach  Dr.  Greshoff-EsLfig  unter 
Vorlegung  von  Bleistiftzeichnungen  (Ha- 
bitusbildern) über  einige'  interessante     . 

Indiselio  Pflanzen. 

Pangium  edule.  Die  Samen,  welche 
grosse  Mengen  freierBlau  säure  ent- 
halten, werden  nach  dem  Kochen,  wobei 
die  Blausäure  sich  verflüchtigt,  gegessen ; 
man  probirt  die  Ungiftigkeit  vorher  an 
Hühnern.  Ebenso  benutzt  man  die  ge- 
pulverten Samen  statt  des  Salzes  zur 
Conservirung  von  Fischen,  die  durch 
Kochen  wieder  von  der  aufgenommenen 
Blausäure  befreit  werden. 

Hydnöcarpus  inebrians  ist  eben- 
falls blausäurehaltig,  am  meisten  ent- 
halten die  jungen  Blätter.  Ein  Baum  ent*» 
hält  350  g  wasserfreie  Blausäure  (HGN). 
Mittelst  der  Berliner  Blaureaction  kann 
die  Blausäure  mikroskopisch  sichtbar  ge- 
macht werden.  Die  Pflanze-  dient  als 
Fischgift. 

Gynöcardia   odorata   liefert  das 


650 


ebenfalls  blausäureballige  Ghaulmoo- 
graöl  (vergl.  Ph.  C.  33,  743). 

Isotoma  longiflora,  eine  west- 
indische Lobeliacee,  enthält  einen  dem 
Lobelin  ähnlichen  Stoff. 

Sterculia  foetida.  Die  Blüthen  be- 
sitzen einen  starken  Geruch  nach  Ex- 
creraenten  (Skatol?). 

Nyctanthes  arbortrestis.  Die 
Blüthen  besitzen  denselben  Geruch  wie 
Safran  und  werden  auch  in  derselben 
Weise  benutzt. 

Pachyrrhizus  angulatus.  Die 
San)en,  welche  als  Fischgifl  dienen,  ent- 
halten Derrid  (Ph.  C.  33, 743);  die  Wur- 
zeln sind  ein  ausgezeichnetes  Nahrungs- 
mittel. 

Samadera  indica  enthält  einen 
Bitterstoff  (S  am  ad  er  in). 

Streblus  asper.  In  4er  Binde  ist 
ein  dem  Antiar  in  Shnlicher  Stoff. 

Als  dritter  Bedner  dieses  Tages  hielt 
H^ciV^/c- Nürnberg  einen  Vortrag  über 

Pfeffer. 

Der  Geschmack  des  Pfeffers  ist  bedingt 
durch  das  Piperin,  welches  in  dem  ge- 
schmacklosen ätherischen  Oele,  oder  in 
dem  aus  dem  ätherischen  Oele  durch 
Oxydation  entstandenen  ebenfalls  ge> 
schmaeklosen  sogenannten  Dicköle  gelöst 
ist.  Das  LösuDgs vermögen  des  ätherischen 
Oeles  für  Piperin  ist  grösser  als  das  des 
Dicköles  Daher  kommt  es,  dass  ein  alter 
Pfeffer  bei  noch  hohem  Piperinjrehali 
weniger  scharf  schmeckt,  weil  das  äther- 
ische Oel  oxydirt  und  zu  Dicköl  geworden 
ist. 

Der  letzte  Bedner,  Privat docent  Dr. 
Dr^cner- Braunschweig,  sprach  über 

Sterilisirung  yon  Arzneimitteln. 

Neue  Gesichtspunkte  wurden  durch  den 
Vortrag  nicht  eröffnet  und  in  der  Dis- 
cussion,  an  der  sich  verschiedene  Herren 
betheiligten,  wurde  auch  betont,  dass  die 
Verallgemeinerung  der  Sterilisirung,  wel- 
che schon  seit  einer  Beihe  von  Jahren 
für  subcutane  Injeclionen  und  seit  kürzerer 
Zeit  auch  für  Verbandstoffe,  Milchzucker 
gebräuchlich  und  allgemein  bekannt  ist, 
nicht  so  ohne  Weiteres  möglich  sei,  ferner 
dass  die  Sterilisirung  mancher  Präparate 
unmöglich  und  für  andere  zwecklos  sei. 


Positive  Vorschläge  nvaren  von  dem 
Vortragenden  nicht  gemacht  worden. 

In  der  dritten  allgemeinen  Sitz- 
ung am  Freitag,  16.  September,  sprachen 
Geheimer  Baih  Prof.  Dr.  Uensen -Kid 
über  Ergebnisse  der  Plankton- 
Expedition  und  Prof.  Dr.  Hüppe-fr^ 
über  Ursachen  der  Gährongen 
und  In fectionsk rankheiten. 

Ueber  diese  Vorträge,  soweit  sie  phar- 
maceutisches  Interesse  bieten,  sowie  über 
die  vom  bayerischen  Gewerbemuseum 
veranstaltete  fachtechnische  Aus- 
stellung werden  wir  in  nächster  Num- 
mer berichten.  «. 


üeber  Dulcin. 

Von  Dr.  H.  Thoms, 

In  der  letzten  Maisitzung  der  Pharma- 
ceutischen  Gesellschaft  in  Berlin  hat  Ver- 
fasser über  Darstellung,  Eigenschaften 
und  Verhalten  des  unter  dem  Namen 
Dulcin  als  Süssstoff  in  den  Handel  ge- 
brachten p-Phenetolcarbamids  berichtet 
(Ph.  C.  34,  280).  Insbesondere  hat  Ver- 
fasser die  Beziehungen  zwischen  dem 
p-Phenetolcarbamid  und  dem  Dipara- 
phenetolcarbamid,  welch  letzterer  Körper 
vollständig  geschmacklos  ist,  eingehender 
studirt  und  eine  Darstellungsmethode  des 
Duicins  aus  dem  Disubstitutionsproduct 
mitgetheilt,  welche  in  der  Behandlung 
des  letzteren  mit  Harnstoff  oder  carbamin- 
saurem  Ammonium  oder  kohlensaurem 
Ammonium  in  Autoclaven  bei  160^  be- 
steht: 

nrj^NHCeH40C2H5  ,  ao^^^t  ^ 


NH 


8 


9  pr^^TmCQÜiOC^M^ 

^  ^^<NH, 

Verfasser  erklärte  diese  Beaction  in 
der  Weise,  dass  bei  der  Einwirkung  bei- 
der ähnlich  constituirter  Körper  eine 
Auswechselung  analoger  Atomcomplexe 
zwecks  Herstellung  eines  Gleichgewichls- 
zustandes  stattfände. 

Verfasser  hat  nun  untersucht,  ob  es 
noch  eine  andere  Deutung  für  den  er* 
wähnten  chemischen  Vorgang  gäbe,  and 
fand  bei  dahingehenden  Versuchen  eine 
neue  Darstellungsmethode  für  das  Dulcin 
aus  dem  Diparaphenetolcarbamid  auf. 


6^1 


Wahrend  bei  gleichzeitiger  Einwirkung 
von  Ammoniak  und  Kohlensäure  auf  letzt- 
genannten Körper  Dulein  gebildet  wird, 
war  es  wahrseheinlicb,  dass  auch  Ammo- 
niak aliein  unter  geeigneten  Bedingungen 
ms  Diparaphenetolcarbamid  Dulein  geben 
würde.  Die  Zersetzung  müsste  dann  im 
Sinne  folgender  Gleichung  verlaufen: 

^^'^NUC6H40C2H5  +  ^"3  - 


2 

Und  in  der  That  haben  die  Versuche 
des  Verfassers  diese  Annahme  bestätigt 
Trockenes  Calciumoxyd  (in  starkem  Ueber- 
schuss),  Ammoniumchlorid  und  Dipara- 
phenetolcarbamid wurden  in  einem  zu- 
geschmolzenen Bohre  während  4  Stunden 
auf  170  ö  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten 
wurde  der  Bückstand  mit  Wasser  ausge- 
kocht, das  in  der  Kälte  sich  Ausscheidende 
auf  einem  Filter  gesammelt,  nach  dem 
Trocknen  mit  Aether  gewaschen  (letzterer 
löst  freies  Phenetidin  heraus)  und  aus 
heissem  Wasser  umkrystallisirt.  Beim 
Erkalten  schied  sich  Dulein  krystallinisch 
ab.  Auch  alkoholisches  Ammoniak  führte 
unter  den  oben  erörterten  Bedingungen 
das  Disubstitutionsproduct  in  Dulein  über. 

Nachdem  somit  festgestellt  war,  dass 
Ammoniak  eine  Phenetidingruppe  abzu- 
spalten vermag,  konnte  die  obige  Beaction 
des  Diparaphenetolcarbamids  mit  Harn- 
stoff auch  in  noch  anderer  Weise  erklärt 
werden,  als  wie  geschehen. 

Es  ist  bekannt,  dass  beim  Erhitzen  auf 
160^  Harnstoff  eine  Zerlegung  in  Cyanur- 
säure  nnd  Ammoniak  erleidet.  Die  Zer- 
setzung verläuft  im  Wesentlichen  im  Sinne 
folgender  Gleichung: 

3CO<JJgj  =  (CNOH)3  +  3NH3 

Wenn  nun  Ammoniak  aus  Dipara- 
phenetolcarbamid Dulein  und  Phenetidin 
bildet  und  ferner  nachgewiesen  werden 
könnte,  dass  Gyanursäure  gleichfalls  mit 
Diparaphenetolcarbamid  oder  Phenetidin 
bei  höherer  Temperatur  und  höherem 
Druck  reagirte,  dann  wäre  noch  eine 
andere  Deutung  für  die  Dulcinbilduog 
aus  dem  Disubstitutionsproduct  und  Harn- 
stoff gefunden.  Wie  Versuche  aber  lehr- 
ten, wirkt  Cyanarsäare  weder  auf  Dipara- 


phenetolcarbamid noch  auf  Phenetidin 
unter  den  gegebenen  Bedingungen  ein. 

Die  beim  Erhitzen  von  Diparaphenetol- 
carbamid und  Harnstoff  erhaltenen  guten 
Ausbeuten  an  Dulein  machen  es  daher 
wenig  wahrscheinlich,  dass  nur  das  ab- 
gespaltene Ammoniak  sich  hieran  be- 
theiligt, sondern  sprechen  vielmehr  zu 
Gunsten  der  vom  Bedner  geäusserten 
Ansicht,  dass  eine  Auswechselung  ana- 
loger Atomcomplexe  bei  dieser  Beaction 
stattfindet.  Verf.  hält  diese  Ansicht  aber 
auch  jetzt  noch  nicht  für  eine  endgültig 
erwiesene,  sondern  wird  versuchen,  diese 
Verhältnisse  durch  neue  Versuche  klar 
zu  stellen. 

In  weiterem  Verlauf  seines  Vortrages 
berichtete  Verfasser  über  das  Verhalten 
des  Duicins  beim  Erhitzen  für  sieh  und 
mit  Lösungsmitteln  Eine  Untersuchung 
dieser  Verhältnisse  war  besonders  aus 
dem  Grunde  wichtig,  weil  dadurch  die 
Frage  entschieden  wurde,  ob  sich  mit 
Dulein  versetzte  wässerige  oder  alkoho- 
lische zumGenuss  bestimmte  Flüssigkeiten 
kochen  lassen,  ohne  dass  die  Süsskraft 
eine  Einschränkung  erleidet. 

Die  Versuche  des  Verfassers  haben  nun 
ergeben,  dass  beim  Kochen  des  Duicins 
mit  Wasser  thatsächlich  eine  theilweise 
Spaltung  desselben  erfolgt. 

Kocht  man  2  g  Dulein  mit  120  g  destil- 
lirtem  Wasser  am  Bückflusskübler,  so  be- 
ginnt schon  nach  10  bis  15  Minuten  die 
Flüssigkeit  sich  zu  trüben.  Die  Trübung 
nimmt  schnell  zu,  und  es  scheidet  sich 
ein  weisser  unlöslicher  Körper  ab,  der 
sich  als  Diparaphenetolcarbamid  eharak- 
terisiren  Hess. 

Nach  12  stündigem  Kochen  wurde  die 
Flüssigkeit  heiss  filtrirt,  der  Filterrüek- 
stand  mit  heissem  Wasser  ausgewaschen, 
getrocknet  und  gewogen.  Das  Gewicht 
betrug  0,55  g.  Im  Filtrat  konnte  Ammo- 
niumcarbonat  nachgewiesen  werden. 

Bei  Ausführung  des  Versuches  zeigte 
sich,  dass  die  Hauptmenge  des  entstehen- 
den Diparaphenetolcarbamids  schon  inner- 
halb der  ersten  Stunde  des  Kochens  ge- 
bildet war.  Die  weitere  Zersetzung  wurde 
in  dem  Grade  verlangsamt,  als  sich  Am- 
moniumcarbonat  bildet.  Wenn  gleich  von 
Anfang  an  Ammoniumcarbonat  der  Flüs- 
sigkeit zugegeben  wird,  so  tritt  die  Zer- 


552 


Setzung  des  Diilcins  beim  Eoehen  mit 
Wasser  erst  nach  längerer  Zeit  ein. 
Andere  Ammonsalze,  z.  B.  Ammonium- 
chlorid, vermögen  einen  verzögernden 
Einfluss  auf  die  Zersetzung  des  Duicins 
nicht  auszuüben.  Kommt  es  also  in  der 
Praxis  darauf  an,  dass  mit  Duicin  ver- 
sösste  Flüssigkeiten  längere  Zeit  erhitzt 
werden  sollen,  dann  dürfte  sich,  um  einer 
theilweisen  Zersetzung  des  Duicins  vor- 
zubeugen, eine  kleine  Zugabe  von  Am- 
moniumcarbonat  empfehlen,  welche  kaum 
irgend  einen  naehtheiligen  JBinfluss  haben 
wird.  Im  üebrigen  ist  die  Löslichkeit 
des  Duicins  in  Flüssigkeiten,  die  Ammo- 
niumcarbonat  enthalten,  eine  grössere  als 
bei  Abwesenheit  desselben. 

Dass  die  Beeinflussung  desDulcins  durch 
Ammoniumcarbonat  hinsichtlich  einerZer- 
setzung  des  ersteren  keine  absolute  ist, 
geht  aus  einem  Versuche  hervor,  der 
darin  bestand,  dass  2  g  Duicin,  2  g  Am- 
moniumcarbonat und  6  g  Wasser  in  einem 
zugeschmolzenen  Rohre  4  Stunden  lang 
auf  160^  erhitzt,  eine  vollständige  Zer- 
setzung in  Phenetidin  zeigten. 

Bei  alkoholischen  Flüssigkeiten  besorgt 
der  Alkohol  einen  zersetzunghemmenden 
Einfluss.  Wird  Duicin  mit  25proc.  Al- 
kohol gekocht,  so  beginnt  erst  nach 
2  stündigem  Kochen  eine  Zersetzung  sich 
bemerkbar  zu  machen.  lOproc.  Alkohol 
vermag  beim  Kochen  mit  Duicin  die 
theilweise  Zersetzung  desselben  während 
40  Minuten  aufzuhalten. 

Aus  seinen  Untersuchungen  über  die 
Beziehungen  des  Monoparaphenetolcarba- 
mids  zu  dem  Diparaphenetolcarbamid, 
bez.  über  die  Umwandlung  des  einen  in 
das  andere,  erscheint  Verfasser  der  Schluss 
gerechtfertigt,  dass  das  Disubstitutions- 
product  als  die  stabile  Form  bezeichnet 
werden  muss,  während  das  Monopara- 
phenetolcarbamid ,  das  Duicin,  als  labile 
Form  des  substituirten  Harnstofl's  aufge- 
fasst  werden  kann. 

In  der  sich  an  diesen  Vortrag  an- 
schliessenden Debatte  betonte  Wetgle- 
Nürnberg,  dass  nach  seinen  Erfahrungen 
das  Duicin  den  gleichen  faden  Oe- 
schmack  besitze,  wie  das  Saccharin,  was 
die  Verwendung  als  Arzneimittel  er- 
schwere.   Die  Verwendung  deö  Duicins 


zu  Nahrungs-  und  Genussmitteln  glaubt 
Weigle  ebenso  wie  die  des  Saccharins 
(in  Bayern  verboten)  als  Verfälschung 
ansehen  zu  sollen. 

Dr.  Thoms  erwidert,  dass  der  rein 
süsse  Geschmack  des  Duicins  dasselbe 
für  eine  Verwendung  zu  Süsszwecken  be- 
sonders geeignet  mache ;  der  dem  Saccha- 
rin nachgesagte  Mandelgeschmack  odfr 
irgend  ein  anderer  Nebengeschmack  sei 
an  dem  Duicin  bisher  noch  nicht  gerügt 
worden.  Nach  Prof.  Kossei,  Ewald  und 
Dr.  Stahl  ist  das  Duicin  in  den  Mengen, 
in  denen  es  zu  Versüssungszwecken  An- 
wendung findet,  unschädlich. 


Aus  dem  Handelsbericht 
von  Gehe  &  Co.  in  Dresden. 

September  1893. 

Acidnm  hydroflnoricnm.  Die  medicini- 
scbe  Verwendung  der  Flusssäure,  die  vorniclit 
langer  Zeit  zur  gasformigen  Einathmnng  bei 
Tuberkulose  empfohlen  wurde,  hat  vollstäudig 
aufgebort;  dagegen  behauptet  die  Säure  als 
Zusatz  zur  Maische  in  der  Spritfabrikation 
(Pb.  C.  32,  172)  und  als  Glasätzmittel  ihren 
Platz  und  zeigt  für  diese  Zwecke  vermeLrteu 
Verbrauch. 

Acidum  tannicum.  Wir  (Gelie  &  Co.) 
machten  früber  schon  auf  den  Irrtbum  bei 
der  im  Arzneibucbe  aufgenommenen  Prüf- 
ungsmetbode  aufmerksam ,  da  man  auf  Zn- 
satz von  Alkohol  und  Aether  zur  wässerigen 
Lösung  der  Säure  in  den  angegebenen  Ver- 
hältnissen keine  klare  Mischung  erhält.  Mau 
wird  entweder  zu  der  in  der  zweiten  Auflage 
der  Pharmakopoe  befindlichen  Fassung  zu- 
rückgehen müssen,  oder,  die  Prüfung  ver- 
schärfend, die  alkoholische  Lösung  (1=5) 
mit  dem  doppelten  Volumen  Aether  mischen 
lassen  müssen ;  die  vorhandenen  Extractiv- 
stoffe  scheiden  sieb  dabei  flockig  ans. 

Alnmen  nstum.  Die  Lösung  des  lege  artis 
gebrannton  Alauns  geht  bekanntlich  sehr 
langsam  vor  sich  und  erfordert  über  24  Stun- 
den Zeit.  Bei  der  präcisen  Ausdmckswei&e, 
deren  sich  das  Arzneibuch  in  den  meisten 
Fällen  bedient,  dürfte  eine  genauere  Zeit- 
angabe statt  des  „langsam**  angebracht  sein. 
Die  Fälle  sind  nicht  selten,  in  denen  der  ge- 
brannte Alaun  wegen  unvollkommener  L5s- 
licbkeit  beanstandet  wird ,  während  man  in 
der  Regel  nur  nicht  lange  genug  wartet.  Zum 


653 


Theil  hat  dies  znr  Folge,  dass  anvollständig 
gebrannte  Fabrikate,  mit  denen  dem  Arzte 
sicher  nicht  gedient  sein  kann,  der  schnelle- 
ren Löslichkeit  wegen  bevorzugt  werden. 
(Die  Commission  des  D.  A.-V.  zur  Bearbeit- 
ung des  Arzneibuches  giebt  wieder  eine  der 
in  Pb.  Germ.  II  befindlichen  ganz  ähnliche 
Vorschrift  zur  Bereitung  des  Präparats  und 
verlangt  ein  „weisses  Pulver,  das  sich  sehr 
1  a  n  g  s  a  m  in  30  Theilen  Wasser  fast  voll- 
ständig auflöst«.   D.  Ref.) 

Boldolum.  Von  Südamerika  erhielten  wir 
unter  diesem  Namen  das  Product  der  fractio- 
iiirten  Destillation  des  Boldoöls  (Boldoa 
fragrans).  Es  soll  nach  den  uns  von  dort 
gewordenen  Berichten  bei  Gonorrhöe  (Dosis 
5  bis  10  Tropfen,  dreimal  täglich)  her- 
vorragend günstige  Wirkung  entfalten  und 
den  Copaivabalsam  wie  das  Sandelholzöl  bei 
Weitem  übertreffen.  Auch  bei  Leberleiden, 
die  in  jenem  Lande  zu  den  häufigen  Krank- 
heiten gehören,  ist  es  mit  Erfolg  angewandt 
worden. 

Chloroforminm.  Das  bereits  mehrfach  in 
der  Fachprosse  (Ph.  C-  33,  753)  erwähnte 
Chloroform  aus  Salicylid- Chloroform  wird 
jetzt  im  Grossen  dargestellt  und  als  beson- 
dere Marke  in  den  Handel  gebracht.  Bei  dem 
gegenwärtig  von  den  Chemikern  und  Aerzten 
eingenommenen  Standpunkte  dürfte  es  schwer 
fallen,  für  besondere  Sorten  Chloroform,  wenn 
sie  einen  höheren  Preis  bedingen ,  noch  ein 
♦^inigermassen  ergiebiges  Absatzgebiet  zu 
finden. 

Cornutinnm.  Das  Cornutinum  (Ph.  C.  33, 
588)  hat  sich  nach  Kohert  u.  A.  in  der  Gynä- 
kologie, sowie  bei  Harnröhren-  und  Blasen- 
erkrankungen sehr  gut  bewährt;  es  soll  das 
beste  Mittel  sein,  um  üteruscontractionen 
herbeizuführen.  Ganz  besonders  wirksam  er- 
weist es  sich  bei  den  atonischen  Blutungen 
nach  der  Geburt;  sehr  prompt  wirkt  es  bei 
Metro-  und  Menorrhagien  in  Folge  von  Endo- 
metritis, Metritis  und  Erkrankungen  der 
Ulerusadneia.  Die  gewöhnliche  Injections- 
dosis  beträgt  5  Milligramm. 

Cortex  Granati.  Die  Versuche,  einen  Weg 
zor  genauen  Bestimmung  des  Alkaloidgehaltes 
{Vh.  C.  34,  239)  zu  finden,  haben  wir  fortge- 
setzt und  glauben  nunmehr  folgendes  Ver- 
fahren als  schnell  und  bequem  zum  Ziele 
führend  empfehlen  zu  können :  20  g  grobes 
Granatrindenpulver  schüttele  man  wiederholt 
kräftig  mit  40g  Chloroform,  GOgAether  und 


20  g  Ammoniakflüssigkeit,  filtrire  nach  Yer^ 
lauf  eines  halben  Tages  von  detr  obenstehen- 
den  klaren  Flüssigkeit  50  g  ab,  .dampfe  siei 
auf  V»  ihres  Volumens  ein ,  füge  iO  ccm 
i/io-Normal-Schwefelsäure  hinzu  und  schüt^ 
tele  oft  um.  Hierauf  verdunste  man  den  Rest 
des  Chloroform -Aetheranszuges  und  filtrire 
die  zurückbleibende  wässerige  Flüssigkeit 
durch  ein  Filter  von  10  cm  Durchmesseri^ 
das  man  zweimal  mit  je  3  ccm  Wasser,  die 
man  vorher  zum  Ausspülen  des  Eölbchens 
benutzt  hat,  nachwäscht.  Nach  Zusatz  einiger 
Tropfen  Cochenilletinctur  titriro  man  den 
üeborschuss  der  Säure  mit  V»0' Normal- 
Natronlösung  zurück.  Die  verbrauchten 
Cubikcentimeter  der  Säure,  mit  0,1475  mul- 
tiplicirt,  ergeben  den  Procentgehalt  der 
Rinde. 

Diaphterinnm  (Oxychinaseptol).  Trotzdem 
dass  von  bacteriologischer  Seite  die  hervor- 
ragend entwickelungshemmende  Einwirkung 
des  Diaphterins  (Ph.  C.  33,  444)  auf  Rein- 
und  Mischculturen  von  Eiterbacterien  ge- 
rühmt wird,  hat  sich  das  Mittel  nicht  zu  all- 
gemeiner Anwendung  aufgeschwungen^ 

Extractum  Myrtilli  flaidum.  Die  An- 
sichten über  die  Wirkung  des  Extractes  bei 
Diabetes  sind  noch  getheilt.  Zum  Theil  be- 
streitet man  jeglichen  Einfluss  und  ist  der 
Ansicht,  dass  die  dem  Arbutin  eigene  Links* 
drehung  eine  Abnahme  des  Zuckers  bei  der 
Bestimmung  im  Polarisator  vortäusche  und 
der  ganze  Vortheil  der  Anwendung  in  der. 
dadurch  gehobenen  Stimmung  des  P^^tienien 
beruhe ;  zum  Theil  jedoch  ist  man  noch  nich^ 
geneigt,  dies  Urtheil  zu  unterschreiben»,  da 
viele  Zuckerbestimmungen,  mitFeÄiiw^'scher 
Lösung  ausgeführt,  eine  Abnahme  constati- 
ren  liessen.  Wie  weit  hierbei  die  Chinasäure 
(Ph.  C.  34,  240)  betheiligt  ist,  deren  Spalt- 
ungsproducte  möglicherweise  die  Reduction 
der  Kupferlösung  verlangsamen,  bedarf  noch 
der  exacten  Ermittelung. 

Ferrum  rednotum.  Im  Handel  kommt 
zur  Zeit  als  reducirtes  Eisen  ein  tiefschwar- 
zes, sehr  feines  Pulver  vor,  das  auf  nassem 
Wege  dargestelltes  Eisen oxyduloxyd  ist. 

Hydrargyrnm.  In  der  Auffindung  neuer 
Quecksilberverbindungen ,  die  vor  einiger 
Zeit  beinahe  sportsmässig  betrieben  wurde, 
ist  glücklicherweise  ein  Stillstand  eingetreten. 
Die  meisten  dieser  Salze  sind  ephemere  Er- 
scheinungen geblieben ;  selten  hat  eins  oder 
das  andere,  z.  B.  Uydrargyrum  formamida- 


554 


tnm  and  Hydrargsrrain  salioylicnm,  einen 
grOseeren  Verbrauch  aufzuweisen.  Nicht  nn- 
erwäbnt  mag  die  Yerwendnng  des  Salicylats 
zn  intrarnnskülftren  Injectionen  indieGlatäen 
bleiben,  die  sich  sehr  bewährt  haben  soll. 
Man  benutzt  hierzn  dieAnreibnng  mit  flüssi- 
gem Paraffin  im  Verhältniss  von  1 :  5  nnd 
lässt  wöchentlich  zweimal  znerst  eine  halbe 
Spritze,  dann  eine  Spritze,  bis  dnrchschnitt- 
lich  zwölf  Spritzen  verbrancht  sind,  injiciren. 
Kalinm  jodatum.  Pharm.  Austriaca  VII 
schreibt  zur  Pröfung  des  Jodkaliums  auf 
Jodat  vor,  die  zerriebenen  Krystalle  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  zu  ubergiessen,  wobei 
sich  kein  Jod  abscheiden  darf.  Die  Methode 
ist  nicht  einwandfrei,  weil  bei  derselben 
durch  den  Sauerstoff  der  Luft  stets  Jod  ab- 
gespalten wird,  und  es  giebt  thatsächiich 
kein  reines  Jodkalinm,  das  jenen  Anforder- 
ungen entspräche. 

Kreosotum.  Die  Phtisistherapie  steht  im- 
mer noch  unter  dem  Zeichen  des  Kreosots, 
dessen  Verbraach  innerhalb  der  letzten  Jahre 
eine  Steigerung  von  einigen  Hundert  Procent 
aufweist.  In  Verbindung  mit  Sulfonal  hat 
man  es  neuerdings  auch  gegen  Keuchhusten 
nach  folgender  Formel  empfohlen : 
Bp.  Kreosoti  0,25 

Sulfonali  0,2 

Sirupi  tolutani  150,0. 
M.D.S.  Zweistündlich  einen  Kaffeelöffel  voll. 
Losophanum.    Das  Präparat  (Pb.  G.  SS, 
613)  befindet  sich  noch  im  Versuchsstadium 
Man  empfiehlt  es  bei  Prurigo,  Bartflechte, 
Ekzem,  Scabies  u.  s.w.   Für  die  Anwendung 
werden  u.  A.  folgende  Formeln  gegeben: 
Bp.  Losophani  3,0  bis  5,0 
Spiritus  82,5 

Olei  ricini  7,5 

Aqnae  dest.  7,0. 

M.  D.  S.  Aeusserlich. 
Bp.  Losophani  10,0 

Olei  olivarnm       20,0 
Lanolini  100,0. 

M.  D.  S.  Zum  Einreiben. 
Piperazinnm.  Die  Frage,  ob  Piperazin 
ein  Gichtmittel  sei  oder  nicht,  muss  nach 
Boas  noch  auf  breiterer  Basis  entschieden 
werden,  da  die  bisherigen  Resultate  einander 
noch  ziemlich  unvermittelt  gegenüberstehen. 
Die  Annahme  Böhrig%  dass  es  Albuminurie 
erzeuge,  beruht  allerdings  nach  Biesenthal 
(Ph.  C.  34,  447)  auf  einem  Irrthum,  der  sich 
daraus  erklärt,  dass  die  zum  Nachweis  des 


Eiweisses  benutzte  Pikrinsäure  mit  Piperazin 
einen  Niederschlag  erzeugt  (Piperazinpikri- 
nat),  der  irrthümlich  alg  Eiweissausscheid- 
ung  angesehen  worden  ist. 

Mit  Erfolg  hat  man  Piperazin  neuerdings 
gegen  Diabetes  angewandt  (1,0  bis  1,5  auf 
drei  Dosen  vertheilt  pro  Tag),  was,  wenn  es 
noch  weitere  Bestätigung  erfahrt,  eine  wesent- 
liche Zunahme  des  Verbrauchs  zur  Folge 
haben  wird. 

Salaoetolnm  (Name  aus  „Salicylaeetol" 
zusammengezogen,  Ph.  C. 34, 194).  Der dorch 
Erhitzen  von  Monochloraceton  mit  salicjl- 
saurem  Natron  dargestellte  Acetolsalicjl- 
säure  -  Ester 

wird  unter  obigem  Namen  als  Ersatz  des 
Salols  eingeführt,  womit  es  alle  guten  Eigen- 
schaften gemein  hat,  ohne  die  Nachtheile  zn 
besitzen.  Bourget  empfiehlt  es  in  allen  Fällen, 
wo  es  sich  um  Inficirung  des  Darmes  mit  oder 
ohne  Diarrhöe  handelt,  zur  Desinfection  der 
Harnwege,  sowie  bei  subacutem  oder  chro- 
nisch -  gichtischem  Bheumatismns. 

Vaselinum  ozygenatum  („Vasogen*^,  Fb. 
C.  34,  509).  Unter  diesem  Namen  wurden 
uns  (Gehe  (&  Co.)  vor  längerer  Zeit  medici- 
nische  Präparate  vorgelegt,  die  angeblich  als 
Basis  Vaselinöle,  die  mit  Sauerstoff  unter 
ganz  bestimmten  Verhältnissen  angereichert 
seien ,  haben  sollten  und  in  dieser  Basis  die 
verschiedensten  Medicamente,  wie  Jodoform, 
Kampher  u.  s.  w.,  gelöst  enthielten.  Wir 
konnten  jedoch ,  soweit  das  zur  Disposition 
stehende  kleine  Muster  die  Untersuchung 
ermöglichte,  nichts  anderes  als  einen  Zusatz 
von  Sulfoleaten  entdecken ,  der  die  Lösnng 
der  festen  Körper  vermittelte.  g. 


Antidotum  acidi  carbolici. 

Wichtiger  als  das  Vorräthigh  alten  der  Sob- 
stanzen  zur  Bereitung  des  Antidotum  Arsenici 
erscheint  es  0.  Schobert  ein  bei  Karbol- 
säure-Vergiftungen anzuwendendes 
Gegenmittel  in  den  Apotheken  jederseit  bereit 
zu  haben,  da  Arsenvergiftungen  selten  vor- 
kommen, Karbolsäure -Vergiftungen  sich  da- 
gegen seit  einer  Reihe  von  Jahren  sehr  häufig 
ereignen. 

So  lange  die  Karbolsäure  noch  im  Magen 
vermuthet  wird ,  soll  man  Zuckerkalk ,  falls 
sie   schon    in   den   Darm   übergegangen  ist 


^. 


656 


NatriamsQlfat  reichen,  welches  letztere  den 
CJebergang  der  KarbolsäQre  in  die  unschftd- 
liehe  Phenjischwefelsäure  befördert.  Zucker- 
kalk ist  weder  in  das  Deatsche  Arzneibuch, 
noch  in  das  Ergänzungebuch  aufgenommen ; 
Schobert,  der  auch  keine  Vorschrift  dazu 
giebt,  fordert,  dass  in  den  Apotheken  eine 
bestimmte  Menge  Zuckerkalk  (Calcium  sac- 
cbaratum)  vorräthig  gehalten  werde.         s» 

Pharm,  Ztg.  1893,  507, 

Die  Wirkung  des  Zuckerkalks,  deren 
Schobert  nicht  Erwähnung  thut,  dürfte  darin 
zu  suchen  sein,  dass  der  Zuckerkalk  sich  mit 
Karbolsäure  umsetzt  zu  dem  weniger  oder 
gar  nicht  ätzend  wirkenden  Calciumphenylat 
und  Zucker. 

Eine  Vorschrift  zu  einer  Zuckerkalk- 
lösuug  giebt  die  ungarische  Pharmakopoe 
unter  der  Bezeichnung:  Aqua  Calcis 
saccharata  oder  Liquor  Calcis  sac- 
charatns,  wonach  15  Th.  gebrannter  Kalk 
und  25  Th.  Zucker  mit  genügend  Wasser 
zusammengebracht  werden,  so  däss  1000  Th. 
Lösung  erhniten  werden.  Die  Lösung  enthält 
ungefähr  0,5  pCt.  Caiciumhydroxyd  (37  g 
BoUen  mindestens  3,5  ccm  Normal  -  Salzsäure 
sättigen).  Die  Zuckerkalklösung  kann  ausser 
bei  Karbolsäure-  auch  bei  Oxalsäure- Vergift- 
ung als  Gegenmittel  Anwendung  finden. 

. Ref. 

Zar  Herstellung  von  Kreosot» 

pillen 

empfiebit  KoUo  (Pharm.  Post  1893,  427}  auf 
1  g  Kreosot  2  Tropfen  Wasser  zuzusetzen 
und  im  Mörser  zu  verreiben;  falls  andere 
Stoffe  gleichzeitig  verordnet  sind ,  werden 
diese  suerst  mit  dem  Wasser  verrieben  und 
dann  erst  das  Kreosot  zugefügt.  Hierauf  wird 
Succas  Liquiritiae  subt.  pulv.  hinzugefügt, 
bis  die  Masse  durch  inniges  Verreiben  die 
Consistenz  eines  weichen  Eztractes  erlangt 
hat.  Falls  Chinin  mit  verordnet  ist,  wird 
dieses  jetzt  zugefügt;  dann  wird  mit  einer 
genügenden  Menge  Radix  Liquiritiae  pulv. 
angestossen.  Für  Pillen  mit  T  e  r  p  i  n  o  1 , 
Ouajaeol»  Eaoaljptol  werden  diese 
Stoffe  mit  gleich  viel  Sirupus  simplex  ver- 
rieben, ein  wenig  Gummi  arabicum  subt.  pulv. 
und  so  viel  Succus  Liquiritiae  subt.  pulv.  zu- 
gegeben, bis,  wie  bei  den  Kreosotpillen,  £x- 
tractconsistenz  erreicht  ist.  Zuletzt  werden 
die  etwa  noch  verordneten  anderen  Stoffe  zu- 
gefügt und  mit  etwas  Magnesium  carbonicum  | 


und  Radix  Liquiritiae  pulv.  stur  Ma». 
stossen.    Die  Pillenmasse  wiegt  das 
4  fache  des  in  Arbeit  genommenen  Krv 


u.  s.  w. 


Verfälschung  von  Kolasamen. 

Nach  der  Chem.<Ztg.  wird  im  Heimathlande 
der  Kolasamen  versucht,  an  deren  Stelle  die 
ölhaltigen  Samen  von  Pentadesma  butyracea 
Don,  aus  denen  die  Ramjabutter  gewonnen 
wird  und  welche  gänzlich  frei  von  Coffein 
sind,  unterzuschieben.  Die  Kamjasamen  sind 
im  Innern  ähnlich  wie  die  Kolanüsse  lebhaft 
roth  gefärbt,  bei  einiger  Aufmerksamkeit  aber 
mit  den  Kolanüssen  nicht  zu  verwechseln. 

Die  Kamjasamen  sind  etwa  4  cm  lang  und 
3  cm  dick,  von  zwei  geraden  und  einer  ge- 
wölbten Fläche  begrenzt,  aussen  mattbraun, 
mit  einem  locker  aufsitzenden,  zertheilten 
Samenmantel  versehen. 

In  der  Real-Encjklopädie  der  Pharmacie 
Bd.  VII,  S.  714  werden  die  Kamjasamen  be- 
reits als  Verwechselung  der  Kolanüsse  be- 
zeichnet, s. 

Zur  quantitativen  Bestimmung 
des  gelben  Phosphors 

in  Gemengen,  welche  ausserdem  noch  Phos- 
phorsäure enthalten  können,  z.  B.  in  phosphor- 
haltigen  Chokolade-Bonbons,  welche  als  Arz- 
neimittel Verwendung  finden  sollten ,  hat 
Jul.  Föth  (Chem.-Ztg.  1893,  1244)  folgende 
Methode  ausgearbeitet. 

Die  Substanz  wird,  in  geeigneter  Weise 
zerkleinert,  mit  Schwefelkohlenstoff  so  lange 
ausgezogen,  bis  ein  Theil  des  Filtrates,  mit 
Silbernitrat  geschüttelt,  höchstens  eine 
schwache  Bräunung  zeigt ;  *)  dann  wird  der 
gesammte  Schwefelkohlenstoff- Auszug  mit 
Silbemitratlösung  heftig  geschüttelt,  ver- 
dünnte Salpetersäure  zugefügt  und  damit  er- 
wärmt, um  das  Phosphorsilber  zu  phosphor- 
saurem Silber  zu  oxydiren.  Nachdem  der 
Schwefelkohlenstoff  von  der  wässerigen  Flüs- 
sigkeit getrennt  worden  ist,  wird  letztere  mit 
Molybdänlösung  versetzt  und  die  Abscheid- 
ung und  Bestimmung  der  gebildeten  Phos- 
phorsäure in  bekannter  Weise  weiter  vorge- 
nommen, s. 


"*)  Man  mnss  sich  vorher  überzeugen,  dass 
der  Schwefelkohlenstoff,  mit  SilbemitratlOsung 
geschattelt,  farblos  bleibt,  also  keinen  Schwefel- 
wasserstoff enthält. 


556 


Terscilleflene  IHiUliellvDiren. 


Mucilago  Gummi  Myrrhae. 

An  Stelle  des  verhältnissmässig  theuern 
Sehleimes  von  Gammi  arabicum  zu  Eleb- 
zw^eken  .  empfehle  jcih,  das  Gummi  der 
Myrrhe  zu  benutzen,  welches  in  Bezug 
auf  seine  Klebkraft  dem  Gummi  arabicum 
kaum  nachstehen  dürfte..  In  Apotheken, 
welche  einen  einigerinassen  guten  Ver- 
brauch von  Myrrhentinetur  aufweisen, 
würde  die  Darstellung  desselben  vollkom- 
men kostenfrei  sein.  Nachdem  die  Myr- 
rhentinetur abfiltrirt  worden  ist,  setzt 
man  das  zurückbleibende  Gummi  ein-  oder 
zweimal  noch  mit  Alkohol  an,  so  lange, 
bis  der  überstehende  Alkohol  fast  farblos 
erscheint.  Diese  Auszüge  können  für  den 
nächsten  Bedarf  an  Myrrhentinetur  auf- 
gehoben werden.  Das  Gummi  wird  dann 
getrocknet  und  mit  der  doppelten  Menge 
des  Gewichtes  Wasser  versetzt  und  fleissig 
umgerührt.  Nach  Colatur  desselben  er- 
hält man  einen  dunkelbraunen,  dick- 
flüssigen Schleim,  der  für  technische 
Verwendung  den  obengenannten  Zweck 
vollständig  erfüllt.  Dr.  E,  Seeliger. 

Essigäther  als  Erregungsmittel. 

Krautwig  (Centralbl.  f.  klin.  Medicin  1893, 
>(r.  1 7)  fand,  dass  der  Essigäther  die  Athmungs- 
g^össe  bis  auf  das  Doppelte  und  darüber  hinaus 


zu  steigern  vermag;  die  Steigerung  erreicht 
ihre  Höhe  in  V^  l^is  >/2  Stunde ,  um  dann 
ganz  langsam  nachzulassen.  Der  Essigäther 
soll  als  subcutan  zu  gebendes  Erregungsmittel 
(mit  0,5  ccm  beginnend)  dieselbe  Beachtung 
verdienen  wie  der  Kampher  und  in  dieser 
Eigenschaft  den  Aether  übertreffen.  Die  an- 
regende Wirkung  des  Essigäthers  steigert 
sich,  wenn  man  dessen  Menge  steigert;  der 
Aether  wirkt  zwar  in  geringer  Menge  (0,8  com; 
auch  anregend  auf  die  Athmuug,  während 
eine  Gabe  von  1  ccm  die  Athmungsgrösse 
erniedrigt,  so  dass  es  also  falsch  ist,  um  eine 
besser  erregende  Wirkung  des  Aetbers  zu 
erhalten,  seine  Gabe  zu  steigern  oder  ihn 
häufiger  hinter  einander  zu  geben.  s. 

P/mrwi.  Ztg.  1893,  521. 


Desinfection  mit  Ammoniak. 

Durch  Aufstellen  von  offenen  Schalen  mit 
Salmiakgeist  erzeugte  G,v,  Rigler  AonnomaV- 
luft  in  einem  Zimmer,  in  welchem  er  Fäden 
mit  angetrockneten  Bacillenculturen  aufge- 
hängt hatte.  Gegenüber  den  in  ammoni&k- 
freier  Luft  aufgehängten  Vergleichsprobeo  er- 
gab sich,  dass  in  der  Ammoniakluft  Cholera- 
und  Typhusbacillen  nach  2  Stunden,  Milz* 
brandsporen  nach  3  Stunden,  Diphtherie- 
bacillen  nach  4  Stunden  getödtet  waren,  s. 
Centralbl.  f.  Bacter.  d.  Apoth.-Ztg. 


-/-.    -v^^." 


BriefwecliseL 


Dr.  F.  P.  in  P.  Die  Abfallwässer  der 
Cellulosefabriken  dürfen  niclit  ohne  sach- 
gemässe  Reinigung  in  die  Flussläufe  abp:elassen 
werden,  da  sie  den  Fischen  schädlich  sind,  weil 
sie  freies  Aetznatron  und  Harzeeifcn  enthalten, 
.le  nach  dem  besonderen  Verfahren,  welches  die 
Cellulosefabrik  anwendet,  wird  das  Ab  fall  w  asser 
auch  Chlorkalk,  schweflige  Säure,  Schwefelalkali 
enthalten  können. 

Apoth,  L«  in  D«  Nach  einer  vorläuflsfen 
Mittheilung  des  Herrn  W,  Bräutigam  wird 
Pferdefleisch  am  bequemsten  dadurch  nach- 
gewiesen, dass  man  50  g  Fleisch  eine  Stunde 


hindurch  mit  250  com  Wasser  auskocht,  hierauf 
1,5  g  Aetzkali  hinzusetzt  und  bis  zur  voll- 
ständigen Auflösung  des  Fleisches  erhitzt 
Die  so  erhaltene  FleischlOsung  wird  nach  dem 
Erkalten  mit  verdünnter  Salpetersäure  (ää)  be- 
hufs Entfärbung  und  theilweiser  Fällung  von 
Eiweissstoffcn  angesäuert  und  dann  Jodwasser 
hinzugefügt.  Lag  Pferdefleisch  vor,  fo  tritt  je 
nach  dessen  Menge  eine  mehr  oder  weniger 
starke  burgunderrothe  Färbung  ein.  Eioe 
grossere  Originalarbeit  hierüber  wird  demnächst 
in  dieser  Zeitschrift  erscheinen. 


nie  Erneuerung  der  MtesieUungen 

bringen  wir  in  gmcigte  JErimierung  und  "bitten  dringend,  dieselben  vor  Ablauf 
des  Monats  bewirken  zu  wollen,  damit  in  der  Zuwendung  keine  Unterbrechung 
eintritt. 

Nr,  39  wird,  wie  seither  üblich,  ein  Tierteljahr sregister  enthalten. 

Verleger  nnd  TerÄiitwortllcher  Redactear  Dr.  E.  Gelssler  in  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche   Interessen 

der   Pharinacie. 

Herausgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  and  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  8  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  crOsseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preis^rmfissigung.    Expedition}  Dresden,  Bietsehelstrasse  S,  I. 

Eedaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler.  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredactenr:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M  39.  Dresden,  den  28.  September  1893.  It^ulrVll 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inbftlt:  Chemie  «b4  Ffeamaele:  Der  chemische  Kachweis  vr>n  Pferdefleiicb.  —  Ifalefci- Eisen.  —  Die  Pbanna- 
kopöe  der  Vereiolgten  Staaten  vcn  Amerika.  —  Hinweis.  —  Von  der  Aasstellnng  in  NOrnberg,  gelegentlich  der 
65.  Yersammlnng  deutfcher  Naturforscher  nnd  Aerste.  —  Menernngen  an  Laboratoric  ms -Apparaten.  —  Ekaemin. 
—  Nene  Arzneimittel.  —  Kann  die  Cholera  mikiosliopfsrh,  bacteilologlsrh  oder  chemisch  mit  Sicherheit  nach- 
gewiesen werden?  —  fiflcheraclia«.  —  Ter«fkledrBf  MfftkellnageB;  Geheimmittel  und  Knrpfnscherel.  —  Neueste 
deutsche  Patentanmeldungen.  —  Brlerirechiel.  —  Ernenerang  der  Bestellungen. —  flerteljahri  -  Register«  — 

iBzeifen. 


Cbemie  und  Pharinacie. 


der 


Aus  der  Apotheke 
K.  thierärztlichen  Hochschule 
zu  Dresden. 


Der  chemische  Nachweis 
Ton  Pferdefleisch. 

Yorlänfige  Mittheilnng  von  Dr.  W.  Fräutigam, 

Apotheker,  und  Dr.  Edelmann,  Oberthierarzt 

der  städtischen  Fleisch bescb an  in  Dresden. 

Die  bisher  bekannten  Methoden  des 
Nachweises  von  Pferdefleisch  (Niebel, 
HasierliTc  u.  A.)  haben  bei  aller  Aner- 
kenDUS^  ihrer  wissenschaAlichen  Bedeut- 
ung den  Naehtheil,  dass  die  Umständ- 
lichkeit ihrer  Ausführung  und  die  An- 
forderungen, welche  sie  an  den  ünter- 
sueher  hinsichtlich  seiner  Kenntnisse  der 
Chemie  und  analytischer  Fertigkeiten 
stellen,  ziemlich  erhebliche  sind.  £s  kam 
uns  deshalb  darauf  an,  eine  Methode  aus- 
findig zu  machen,  welche  von  einem 
thierärztlichen  oder  chemischen  Sachver- 
ständigen der  animalischen  Nahrungs- 
miltelpolizei  schnell  und  ohne  grössere 
Hilfsmittel  ausgeführt  werden  kann  und 
dabei  den  sicheren  Nachweis  von  Pferde- 


fleisch in  Nahrungsmitteln,  soweit  der- 
selbe in  praxi  in  Frage  kommt,  sicher 
gev^ährleistet.  Das  Bedürfniss  nach  einer 
solchen  Methode  fiir  die  praktische 
Nahrungsmittelpolizei  lebhafl;  empfindend 
gab  der  letztgenannte  Verfasser  Anregung 
zu  Versuchen  nach  dieser  Bichtnng  hin, 
bei  deren  Ausführung  es  dem  einen  von 
uns  (Bräutigam)  gelungen  ist,  ein  Ver- 
fahren zu  finden,  welches  den  oben  auf- 
geführten Bedingungen  allenthalben  ent- 
spricht. 

Das  Verfahren  ist  begründet  auf  der 
bekannten  Jodreaction  des  im 
Pferdefleisch  stets,  wenngleich 
in  sehr  wechselnder  Menge  vor- 
kommenden Glycogens  und  hat  sich 
dasselbe  bei  sehr  zahlreichen  von  beiden 
Verfassern  gemeinschaftlich  auf  seine 
praktische  Verwendbarkeit  hin  vorgenom- 
menen Untersuchungen  bisher  ausgezeich- 
net bewährt. 

Dieses  Verfahren  wird  wie  folgt  aus- 
geführt: 
1.  Eine   kleine   Menge    des   zu   unter-^ 
suchenden  Fleisches   (50  g)    wird 
möglichst  fein  zerkleinert,  mit  der 


558 


vierfachen  Menge  Wasser  eine  Stunde 
lang  gekocht  und  die  so  erhaltene 
Fleischbrühe  in  der  unter  4  und  5 
angegebenen  Weise  behandelt.  Tritt 
hierbei  die  dort  angegebene  Beaction 
nicht  oder  nicht  sicher  ein,  so  wird 

2.  der  Masse  Aetzkali  (3  pGt.  auf  die 
Fleischmenge  berechnet)  in  der 
gleichen  Menge  Wasser  gelöst,  zu- 
gesetzt und  diese  weiter  auf  dem 
Wasserbade  bis  zum  Zerfall  der 
Muskelfasern  erhitzt. 

3.  Die  so  erhaltene  Fleischabkochung 
wird  colirt,  bis  auf  das  doppelte 
Gewicht  der  verwendeten  Fleisch- 
menge eingedickt  und  filtrirL 

4.  Die  so  erhaltene  Fleischlösung  wird 
nach  völligem  Erkalten  vorsichtig 
mit  verdünnter  Salpetersäure  (ää) 
behufs  Abscheidung  der  meisten 
Eiweisskörper  und  Enterbung  ver- 
setzt und  abermals  filtrirt. 

5.  Dieses  Filtrat  (oder  nach  Befinden 
die  unter  1  gewonnene  und  gleich- 
falls mit  verdünnter  Salpetersäure 
angesäuerte  und  filtrirte  Fleisch- 
brühe) wird  mit  Jodwasser  be- 
handelt, welches  heiss  bereitet  und 
möglichst  gesättigt  sein  muss. 

Dieses  Jod  Wasser  wird  im 
Beagensglase  vorsichtig  auf 
dasPiltrat  geschichtet,  wor- 
auf sich  an  der  Berührungs- 
stelle   beider   Flüssigkeiten 
bei    der   Anwesenheit    von 
Pferdefleisch  sofort  ein  bur- 
underrother    bis    violetter 
;ing  bildet,  dessen  Umfang, 
Stärke  und  Intensität  von  der 
Menge  des  in  der  untersuch- 
ten Probe  vorhandenenPferde- 
fleisches  bezw.  von  dem  Beich- 
thum  des  letzteren  an  Glyco- 
gen  abhängig  ist. 
Diese  Farbenreaction  ist  von  uns  stets 
nur    bei   Gegenwart    von   Pferdefleisch 
beobachtet    worden,    während    sie    bei 
zahlreichen  von  uns  angestellten  Unter- 
suchungen des  Fleisches  aller 
übrigen  Hausthiere  (Bind,  Schwein, 
Ealb,  Schaf,  Hund,  Katze)  niemals  auf- 
trat. 

Da  sich  das  geschilderte  einfache  und 
in  der  kurzen  Zeit  von  1  bis  2  Stunden 


i; 


auszuführende  Verfahren  bisher  bei 
frischem  Pferdefleisch  und  daraus  mit 
anderen  Fleischsorten  hergestellten  Misch- 
ungen mit  einem  Gehalt  von  Pferdefleisch 
bis  zu  5  pCt.  herab,  sowie  bei  küchen- 
mässig  zubereitetem  und  zu  Wurst  ver- 
arbeitetem Pferdefleisch  und  entsprecheo- 
den  Fleischmischungen  stets  sicher  be- 
währt hat,  so  steht  auch  zu  erwarten, 
dass  diese  Methode  zum  Nachweis  von 
Pferdefleisch  in  daraus  hergestellten  oder 
damit  verfälschten  Fleisch waaren, Fleisch- 
extracten,  Würsten,  Fleischconserven  mit 
und  ohne  Zusatz  anderer  gebräuchlicher 
Versatzmittel  (z.  B.  Stärke,  Zucker,  Salze) 
geeignet  ist.  Zwar  wird  bei  den  letzte- 
ren das  geschilderte  Verfahren  nicht  in 
der  beschriebenen  Einfachheit  zum  Ziele 
führen,  jedoch  ist  nach  dem  Stande  un- 
serer Arbeiten  zu  erwarten,  dass  es  uns 
gelingt,  auch  hier  einen  nicht  complicir- 
ten  Ausweg  zu  finden. 

Ueber  alle  diese  Verhältnisse,  über  die 
wissenschaftliche  Begründung  des  Ver- 
fahrens und  die  dasselbe  beeinflussenden 
Umstände,  sowie  über  die  Verwerthung 
desselben  in  colorimetrischer  Beziehung 
zur  ungefähren  quantitativen  Bestimmung 
des  Procentgehaltes  einer  verdächtigen 
Fleischwaare  an  Pferdefleisch  sind  auf 
breitester  Basis  angelegte  Untersuchungen 
im  Gange,  nach  deren  Abschluss  wir 
in  einer  grösseren  Arbeit  darflber  berich- 
ten werden. 

Die  Bearbeitung  dieses  Gebietes  mit 
der  oben  angegebenen  Beaction  behalten 
wir  uns  ganz  ausdrücklich  vor. 


Malesoi  •  Eisen. 

Bezugnehmend  auf  das  Seite497  erirähnte 
Malesci-Etsen,  tbeilt  uns  Herr  Apotb.  J.Durst 
in  Neapel  Folgendes  mit : 

yyDas  von  Malesci  in  Florens  hergestellte 
Präparat  wird  von  demselben  als  Cloridro 
albaminato  di  ferro  in  den  Handel  gebracht; 
es  ist  von  kaum  gelbgrünlicher  Farbe,  aacb 
ist  das  Präparat  nicht  neu,  sondern  seit  Jsb- 
ren  in  Italien  bekannt.  Die  kleine  Flasche 
kostet  1  Fr.  und  existirt  somit  ein  siemlieher 
CJnterschied  zwischen  Ferro  Malesci  and  Fer 
diaijsä  Bravats.^* 


569 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  ITtVacÄ -Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Extraetom  Colocynthidis  composi- 
tnm.     50  g  Aloe  .purificata  werden  im 
Wasserbade  zum  vollständigen  Schmelzen 
gebracht,  darauf  14  g  getrocknete   nnd 
^rob   gepulverte   Natron -Oelseife,    16  g 
Coloquinthenextract,  14  g  Scamraoninra- 
harz  und  10  ccm  Alkohol  zugesetzt,  und 
das  Gemisch  bis  auf  höchstens  120^  0. 
(eine  auffällig  hohe  Temperatur)  so  lange 
erhitzt,   bis  es  vollständig  gleichmässig 
areworden    und    eine    herausgenommene 
Probe  beim  Erkalten  spröde  ist.    Dann 
wird  die  Hitze  gemässigt  und  nach  Unter- 
mischung   von    6  g  gepulverten   Carda- 
momen  das  GefUss  bis  zum  Erkalten  be- 
deckt, wonach  sein  Inhalt  fein  pulverisirt 
wird. 

Extractam  Oentianae  und  Qnassiae. 
Der  kalt  bereitete  wässerige  Auszug  wird 
durch  Einkochen  auf  3/^  seiner  Menge 
reducirt,  dann  eolirt  und  im  Wasserbade 
weiter  verdampft. 

Extraetnm  Haem-^toxyli.  Das  ge- 
raspelt« Holz  wird  mit  der  10  fachen 
Menge  Wasser  48  Stunden  lang  macerirt, 
dann,  unter  Vermeidung  von  Metall- 
geräthen.  auf  die  Hälfte  eingekocht,  noch 
heiss  eolirt  und  zur  Trockne  verdampft. 

Extraetam  Nucls  vomieae.     1000  g 
der  fein  gepulverten  Samen  werden  mit 
einer   Mischung   von  750  ccm   Alkohol, 
^50  ccm    Wasser   und    50  ccm   36  proe. 
Kssigsilure  48  Stunden   lang   an  einem 
warmen  Platze  digerirt  und  dann  in  einem 
cylindriselien    Glaspercolator    mit    dem 
verdünnten    Spiritus    (=    56    Gewichts- 
procente,    0,9047  spec.  Gew.)  im   prak- 
tischen Sinne  erschöpft.    Von  dem  Aus- 
zage wird   der  Spiritus  im  Wasserbade 
abdestillirt,  der  Köckstand  auf  150  g  ver- 
dampft,   unter   Naehwaschen    mit   50  g 
Wasser  in  eine  V«  Liter-P'lasche  gebracht 
und  nach  dem  Erkalten  zur  Beseitigung 
des   feilen  Oeles   wiederholt  mit  Aether 
ausgeschüttelt.    Nachdem  die  ätherischen 
Auszüge  vom  Aether  befreit  sind,  schöttelt 
man     das     zurückgebliebene    Oel    unter 
tropfenweisem  Zusatz  von  Essigsäure  bis 
zu  dauernd  saurer  Reaction  mit  kochen- 


dem Wasser  aus,  filtrirt  ab,  vereinigt  die 
Extractflüssigkeiten,  verdampft  sie  auf 
etwa  200  g  und  lässt  erkalten.  Nun  wird 
das  Gewicht  genau  bestimmt;  durch  Aus- 
trocknen von  5  g  in  einer  flachen  Schale 
bei  100^  der  Wassergehalt,  und  durch 
Untersuchung  einer  anderen  Probe  (4  g) 
der  Alkaloidgehalt  festgestellt,  endlich 
so  viel  trockner  Milchzucker  zugesetzt, 
um  nach  der  Berechnung  ein  Endproduct 
zu  erhalten,  welches  nach  vollständigem 
Austrocknen  insgesammt  15  pCt.  Strych- 
nos-Alkaloide  enthält.  Der  Alkaloid- 
gehalt wird  derart  ermittelt,  dass  man 
obige  Probe,  die  2  g  trocknen  Extractes 
entsprechen  muss,  in  20  ccm  eines  amrao- 
niakhaltigen  Weingeistes  (2  Vol.  Alkohol, 
1  Vol.  Wasser,  1  Vol.  Ammoniak  von 
0,960)  löst,  mit  Chloroform  wiederholt 
ausschüttelt,  die  Chloroformlösungen  in 
einem  weiten  Becherglase  im  Wasserbade 
verdampft,  bis  Essigsäure  und  Chloroform 
vollständig    ausgetrieben    sind,     darauf 

10  ccm  VA  Schwefelsäure,  sehr  genau  ge- 
messen, und  20  ccm  heisses  Wasser  zusetzt, 
und  die  überschüssige  Säure,  unter  Ver- 
wendung  von   Brasilholzauszug   als   In- 

dicator,   mit  ™  Kalilauge  zurücktitrirt. 

Die  zur  Neutralisirung  der  Alkaloide  ver- 

N 
brauchte  Anzahl  Cubikcentimeter , ^  Schwe- 
felsäure giebt  durch  Multiplication  mit 
0,0364  den  Alkaloidgehalt  von  2  g  trock- 
nen Extractes,  und  durch  weitere  Multi- 
plication mit  50  dessen  Procentgehalt 
(angenommen  ist  hierbei,  dass  Strychnin 
und  Brucin  in  annähernd  gleicher  Menge 
vorhanden  sind). 

Extractum  Opii.  100  g  Opiumpulver 
werden  im  Mörser  nach  und  nach  mit 
der  10  fachen  Menge  Wasser  sorgfältig 
angerieben,  das  Reiben  innerhalb  12  Stun- 
den zeitweise  wiederholt,  dann  durch  ein 
rasch  durchlässiges,  doppeltes  Piller  ab- 
filtrirt  und  Küekstand  nebst  Filter  gut 
nachgewaschen.  Das  Pillrat  wird  im 
Wasserbade  auf  etwa  200  g  verdampft, 
nach  der  Abkühlung  das  Gewicht  genau 
festgestellt  und  in  zwei  abgewogenen 
Proben  einerseits  der  Wasser-,  anderer- 
seits der  Alkaloidgehalt  festgestellt,  end- 
lich so  viel  trockner  Milchzucker  zugesetzt, 
dass  das  durch  völliges  Eintrocknen  her- 


560 


zustellende  Endproduct  18pCt.  wasser- 
freies Morphin  in  Krystallform  enthält. 
Die  Bestimmung  des  Morphingehaltes 
geschieht  in  ähnlicher  Weise,  wie  nach 
der  Germ.,  welche  für  das  Extract  einen 
Minimalgehalt  von  17  pCt.  Morphin  ver- 
langt. 

Extraetam  Taraxaei.  Die  im  Herbst 
frisch  gesammelte  Wurzel  wird  zer- 
schnitten und  im  steinernen  Mörser  unter 
bisweiligem  Besprengen  mit  Wasser  zu 
Brei  zerstossen,  dann  ausgepresst  und  der 
colirte  Saft  im  Vacuumapparat  oder  in 
einer  flachen  Porzellanschale  im  Wasser- 
bade zur  Pillenconsistenz  verdampft.  Auf- 
bewahrung in  einem  geschlossenen  Gef&ss, 
worin  die  Oberfläche  des  Extractes  mit 
einem  Tuch  bedeckt  wird,  das  zeitweise 
mit  ein  wenig  Aether  oder  Chloroform 
zu  befeuchten  ist. 

Von  den  ätherischen  Extracten 
(Oleoresinae)  bilden  mehrere  nach 
Verdampfung  des  Aethers  oder  bei 
längerer  Aufbewahrung  Ausscheidungen, 
die  in  verschiedener  Weise  zu  behandeln 
sind:  Der  körnig -krystallinische  Absatz 
in  Oleores.  Aspidii  ist  vor  dem  Ge- 
brauch mit  dem  flüssigen  Theil  gut  durch- 
zumischen. Die  aus  Oleores.  Gapsici 
nach  Verdunstung  des  Aethers  sich  aus- 
scheidende fettige  Substanz  ist  abzufiltriren 
und  zu  verwerfen.  Oleores.  Cubebae 
setzt  bei  längerem  Stehen  eine  wachs- 
artige oder  krystallinische  Masse  ab,  die 
zu  beseitigen  ist,  so  dass  der  flüssige 
Theil  allein  verbraucht  wird.  Oleores. 
Piperis  setzt  Piperinkrystalle  ab  und 
ist  davon,  nach  beendigter  Krystallbild- 
ung,  mittelst  Auspressen  durch  ein 
Musselintuch  zu  befreien. 

FeiTum  bydricam  in  Aqua.  (Ferri 
Oxidum  hydratum).  W^ie  bisher  sollen 
die  zur  sofortigen  Herstellung  des  Prä- 
parates nöthigen  Ingredienzien  in  Flaschen 
vorräthig  gehalten  werden,  die  einerseits 
200  ccm  schwefelsaure  Eisenoxydlösung 
von  1,320,  andererseits  220  ccm  Ammoniak 
von  0,960  enthalten. 

Ferram  jodatum  saccharatnm.  Die 
Vorschrift  unterscheidet  sich  von  der  bis- 
herigen dadurch,  dass  dem  unter  Zusatz 
von  Milchzucker  zur  Trockne  verdampften 
Eisenjodür  beim  Zerreiben  mit  dem  ßest 
des  Milchzuckers  noch  etwas  reducirtes 


Eisen  zugesetzt  werden  soll.  Es  ist 
aber  tibersehen  worden,  dass  dieses  letztere 
in  die  „nahezu  klare  Lösung  des  Prä- 
parates in  7  Th.  Wasser"  nicht  mit  über- 
gehen kann.  Soll  circa  20pCt.  FeJ^, 
darf  aber  kein  freies  Jod  enthalten. 
Lichtscheu. 

Ferrum  phosphoricum  solubile,  mit 
dem  bisherigen  „Ferri  Phosphas"  nahezu 
übereinstimmend.  50  g  Ferrum  citricum 
oxydatum  werden  in  100  g  Wasser  warm 
gelöst,  55  g  (bisher  60g)  Natriumphos- 
phat (das  nicht  verwittert  sein  darf)  zu- 
gesetzt, bis  zu  erfolgter  Lösung  umge- 
rührt, bei  höchstens  60^  zur  Sirupcon- 
sistenz  verdampft,  und,  auf  Glasplatten 
gestrichen,  getrocknet.  Das  schwach  sauer 
reagirende,  hellgrüne  Salz  ist  an  Iroekner 
Luft  bei  Ausschluss  des  Lichtes  beständig, 
wird  aber  am  Licht  dunkel  und  miss- 
farbig. Wird  nach  Ausfallung  des  Eisen- 
oxyds durch  Kochen  mit  kaustischem 
Alkali,  Abfiltriren,  Ansäuern  des  Filtrals 
mit  Salzsäure  und  Zusatz  von  Magnesia- 
mixtur mit  Ammoniak  in  geringem  Ueber- 
schuss  weiss  und  kr  jstallinisch  ge- 
fällt; die  hiervon  abfiltrirte  Flüssigkeit 
darf  nach  Ansäuerung  mit  Essigsäure 
beim  Kochen  keinen  weiteren  Nie- 
derschlag geben  (Unterschiede  von 
dem  nachfolgenden  Pyrophosphat).  Der 
volumetrisch  festzust-ellende  Eisengehalt 
soll  circa  12  pCt.  betragen.    Lichtscheu. 

Ferrum  py  rophosphoriemn  solubile, 
mit  dem  bisherigen  „Ferri  Pyrophosphas' 
nahezu  übereinstimmend.  Ist  wie  das  vor- 
stehende Phosphat  aus  50  g  (bisher  45  g) 
Ferrum  citricum  oxydatum,  100  g  Wasser 
und  50  g  (nicht  verwittertem)  Natrium- 
pyrophosphat  herzustellen.  Das  apfel- 
grüne, schwach  sauer  reagirende  Salz 
verhält  sich  gegen  Luft  und  Licht  wie 
das  vorige,  giebt  bei  gleicher  Behandlung 
mit  Magnesiamixtur  keinen  Nieder- 
schlag, dagegen  beim  nachherigen  Kochen 
nach  Ansäuerung  mit  Essigsäure  eine 
reichliche,  weisse,  flockigeFäll- 
ung  (Unterschiede  vondem  vorstehenden 
Phosphat).  Eisengehalt  circa  10  pCt 
Lichtscheu. 

Ferrum  reductom.  Sehr  feines,  grau- 
schwarzes,  glanzloses  Pulver,  das  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  ein  fast  geruch- 
loses,  Bleizuckerpapier  nicht  verändern- 


561 


des  Gas  entwickelt,  und  sich  in  der  Säure 
bei  gelinder  Wärme  bis  auf  höchstens 
1  pCt.  (nach  dem  Wortlaut  der  Pharma- 
kopoe allerdings  nur  0,01  pCt.,  was  wohl 
als  irrthümlich  angesehen  werden  kann, 
wenn  auch  bisher  vollständige  Löslichkeit 
verlangt   wurde)   Eückstand   löst.      Auf 
Arsen  ist  in  einer  Menge  von  0,5  g  in 
salzsaurer   Lösung    nach   Bettendorf  zu 
prüfen.    Der  Sollgehalt  an  metallischem 
Eisen    i^   nicht    direct   vorgeschrieben, 
jedoch  nach  Berechnung  auf  mindestens 
80pCt.  zu  schätzen.    Unter  der  Voraus- 
setzung, dass  dieser  Procentgehalt  nicht 
oder  nur  wenig  überschritten,  und  das 
zur  Prüfung  dienende  Quecksilberchlorid 
grösstentheils    nicht    bloss    zu    Chlorür, 
sondern  zu  Metall  reducirt  wird,  reichen 
die  vorgeschriebenen  50  ccm  Quecksilber- 
chloridlösung   (circa   2,6  g   HgCl2   ent- 
haltend)  aus,   um   das  in  0,56  g  einer 
Probe  enthaltene  metallische  Eisen  voll- 
ständig als  Fe  Clo  in  Lösung  überzuführen, 
denn  1^6  g  Hgöl2  ^^^^^  unter  Beduction 
zu  Hg  0,5d7g  metallisches  Eisen  zu  FeCl2. 
(Die   gute   Vorschrift   der  Germ.  II   ist 
bekanntlich  durch  eine  grob  fehlerhafte 
Aenderong  der  Gewichtsverhältnisse  in 
der  Germ.  III  ganz  unbrauchbar  gemacht 
worden.) 

Ferrum  sesquichloratam.  Feiner 
Eisendraht  (15  g)  wird  mit  einer,  zu  seiner 
vollständigen  Lösung  nicht  ganz  aus- 
reichenden Menge  Salzsäure  (54  g),  zu- 
letzt siedendheiss,  behandelt,  das  Filtrat, 
nach  Zusatz  eines  kleinen  Ueberschusses 
von  Salzsäure  (28  g)  in  erwärmte  Salpeter- 
säure (8  g),  die  sich  in  einer  geräumigen 
Porzellanschale  befindet  und  nach  Bedarf 
vermehrt  wird,  nach  und  nach  eingetragen, 
nach  vollständiger  Chloridirung  die  über- 
schüssige Säure  durch  Verdampfen  ent- 
fernt, endlich  mit  Salzsäure  (5  g)  wieder 
angesäuert,  durch  Wasserzusatz  ein  be- 
stimmtes Qesammtgewicht  (60  g)  her- 
gestellt und  unter  Bedeckung  mit  einer 
Glasplatte  zum  Krystallisiren  gebracht. 
Das  Endproduct  wird  hiernach,  wenn 
nicht  gerade  Ueberhitzung  stattgefunden 
hat,  ein  weni^  freie  Salzsäure  und 
jedenfalls  kein  Oxychlorid  ent- 
halten, dessen  Abwesenheit  auch  aus- 
drücklich verlangt  wird  (die  1  proc.  Lös- 
ung muss  beim  Kochen  in  einem  lieagens- 


glase  klar  bleiben),  während  die  Germ, 
keine  freie  Säure  zulässt,  vielmehr  einen 
geringen  Gehalt  an  Oxychlorid  fordert. 
Das  Salz  der  U.  S.  Ph.  wird  sieh  daher 
nicht  nur  in  Aetherweingeist,  sondern 
auch  in  reinem  Aether  klar  lösen.  Von 
Eisenoxydul-,  Zink-,  Kupfer-  und  Alkali- 
verbindungen muss  das  Salz  frei  sein; 
die  vorgeschriebene  Bestimmung  des 
Eisengehaltes  scheint  uns  entbehrlich. 
Lichtscheu,  in  Glasstöpselflaschen  aufzu- 
bewahren. 

Ferrum  sulfnrienm  granalatnni. 
100  g  Ferrosulfat  werden  in  eben  so  viel 
kochendem  Wasser  gelöst,  5  ccm  ver- 
dünnte Schwefelsäure  zugesetzt,  in  einer 
tarirten  Porzellanschale  auf  150  g  Eück- 
stand verdampft  (warum  nimmt  man  nicht 
gleich  weniger  Wasser  zur  Lösung?),  unter 
beständigem  Umrühren  rasch  abgekühlt 
und  das  Product  auf  einem  Glastrichter 
mit  25  ccm  Alkohol  nachgewaschen. 
Dann  wird  das  krystallinisehe  Pulver  auf 
Fliesspapier  rasch  im  Sonnenlicht  oder 
auch  an  einem  trocknen  Platz  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  getrocknet.  Ferrum 
snlfuricnm  siceum  wie  nach  der  Germ. 

Ferrum  snlfuricum  ammoniatnm 
(Ferri  et  Ammonii  Sulphas)  ist  das  Oxyd- 
salz, Fe2(N  114)2(8  04)4  -f-  24H2O, 
nicht  das  Oxydulsalz, 

FeS04  +  (NH4)2S04  -f-  ÖHgO. 

(Fortsetzang  folgt.) 


Bestimmungr  einiger  Metalle  und  Alka- 
loide.  Nach  Vitali  (Bollett.  farm.  1893,  Nr.  8 
durch  Pharm.  Post)  lOst  man  eine  abgewogene 
Menge  eines  Metall  salzes  in  absolut  laft- 
freiem,  destillirtem  Wasser  auf,  fällt  dann  das 
Metall  darch  einen  Schwefelwasserstoffstrom  und 
titrirt  mit  Zehntel -Normal -Natronlauge  die  in 
Losung  gebliebene  freie  Säure  nach  Entfernung 
des  Metallsulfids.  Aus  der  in  der  LOsung  ge- 
fundenen freien  Säure  wird  die  Menge  des 
Metalls  berechnet,  das  in  der  Verbindung  sich 
befand. 

Dieselbe  Methode  kann  auch  für  die  quanti- 
tative Bestimmung  der  A 1  k  a  1 0  i  d  e  entweder 
in  salzsauren  oder  in  schwefelsauren  Verbind- 
ungen verwendet  werden.  Zu  dem  Zwecke  be- 
handelt man  die  salzsanren  Lösungen  mit  Silber- 
nitrat ^  die  schwefelsauren  mit  Bleinitrat.  Die 
entstandenen  Präcipitate  werden  in  Wasser 
suspendirt  und  sodann  so  lange  Schwefel  Wasser- 
stoff eingeleitet,  bis  das  Metali  sich  zu  Schwefel- 
mctall  umgesetzt  hat.  Aus  der  in  Freiheit  ge- 
setzten Säure,  die  nach  der  bereits  erwfihnten 
Methode  bestimmt  wird,  berechnet  man  die 
Menge  des  Alkaloids. 


562 


Von  der  Ausstellung  in  Nürnberg, 

gelegentlich  der  65.  Versammlung 

deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte. 

Wie  auch  bei  früheren  Gelegenheiten  be- 
schränken wir  unB  in  vorliegendem  Berichte 
lediglich  auf  Das,  was  auf  der  Ausetellang 
Neues  geboten  wurde. 

Rein  pharmaceutische  Neuheiten  sind  nur 
wenige  zu  berichten,  w&hrend  von  chemischen 
Geräthschaften  vieles  Neue  oder  1  heil  weise 
Neues  zu  bemerken  war.  Auch  unter  den  der 
Hygiene  angehÖrigen  Gegenständen  war  man- 
ches Neue  zu  verzeichnen,  was  allerdings  nur 
in  beschränktem  Maasse,  ebenso  wie  die  zahl 
reichen  Ausstellungsgegenstände  aus  den  Ge 
bieten   der  Medicin  und  Chirurgie   pharma 
ceutisches  Interesse  bietet. 

Ein  neues  Verdauungspräparat  P  a  p  a  i  n 
EeusSf  hergestellt  von  der  Firma  Böliringer 
&  Reuss  in  Cannstatt  a.  N.,  gelangte  zur  Aus- 
stellung. Das  Papain  lieuss  ist  ein  weiss- 
gelbes,  lockeres  Pulver  von  schwach  leim- 
artigem, bitterlichem  Geschmack  und  eigen- 
thümlichem  Geruch.  Nach  Angabe  der  Fabrik 
verwandelt  0,1  g  Papain  10  g  coagulirtes  Ei- 
weiss  (Sieb  Nr.  1)  in  100  ccm  Wasser  vertheilt 
bei  40  bis  50^  innerhalb  2  Stunden  in  eine 
opalescirende  milchige  Flüssigkeit,  in  der 
nennenswerthe  Spuren  von  unverändertem 
Eiweiss  nicht  nachzuweisen  sind.  Die  gleiche 
eiweisslödende  Kraft  entfaltet  das  Papain  in 
alkalischer  Lösung;  in  schwach  saurem 
Wasser  wird  das  Eiweiss  durch  das  Papain  in 
2  Stunden  vollkommen  klar  aufgelöst. 

Sittmann  hat  dieses  Papain  in  Gaben  von 
0,5  g,  mit  etwas  Wasser  zu  einem  dünnflüssi- 
gen Brei  angerührt,  sofort  nach  der  Mahlzeit 
zu  geben,  in  Fällen  von  acutem  Magenkatarrh 
mit  bestem  Erfolg  angewendet. 

Das  Papain  Reuss  wurde  unter  Anderem 
auch  in  abgewogenen  Pulvern  in  Paraffin- 
papier zu 0,5  g  ausgestellt;  die  Pappkästchen, 
welche  6  solcher  Pulver  enthielten,  trugen 
die  Aufschrift:  ,,Nur  auf  Verordnung  des 
Arztes  abzugeben.'*  Hieraus  geht  hervor, 
dass  an  eine  Abgabe  dieser  fabrikmässig 
abgetheilten  Pulver  seitens  des  Apothe- 
kers in  der  Keceptur  gedacht  wird;  hiermit 
dürfte  sich  die  Fabrik  aber  keine  grossen 
Sympathien  bei  den  Apothekern  erwerben. 

Ausser  anderen  bekannteren  Kindernahr- 
ungsmitleln  war  als  neueres  die  sterilisirte 


»» 


}> 


»» 


Rindernahrang  von  Muffler  <t  Co,  in 
Freiburg  i.  B.  vorgeführt.  Dieselbe  enthält 
nach  der  Beschreibung  neben  Aleuronat  (von 
Hundhausen)  als  Hauptbestandtheile:  Milch, 
dextrinirtes  Weizenmehl  und  Eier;  als  Zq- 
sammensctzung  wird  folgende  angegeben : 

Wasser       .     .     2,89  pCr., 

Salze     .     .     .     2,97 

Fett      .     .     .     5.29 

Ei  Weissstoffe   .  17,31 

Kohlenhydrate  71,54  ., 
Bemerkenswerth  ist  der  prakti8cbe  (paten- 
tirte)  Verschluss  der  Flaschen,  in  denen 
die  ilfu/f{er*8che  Kindernahrung  in  den  Han- 
del kommt.  Das  Präparat  wird  nach  aufge- 
setztem Zinndeckel  in  den  Flaschen  durch 
Erhitzen  sterilisirt,  worauf  dann  dieserDeckel 
durch  den  Luftdruck  so  fest  auf  die  Büchse 
gedrückt  wird,  dass  er  nicht  ohne  Gewalt  ab- 
genommen werden  kann.  Vor  dem  Gebrauch 
muss  der  Zinndeekel  mit  einer  Nadel  durch- 
stochen werden,  damit  man  ihn  abnehmen 
kann.  Als  Ersatx  ist  jeder  Flasche  einHcserre- 
deckel  beigegeben. 

Neben  seinen  bekannten  Fabrikaten,  wie 
Gussformen  für  Vaginal  kugeln,  Sappositorieo- 
Pressen,  Bougiepressen  etc.,  zeigte  R,  Liebau 
in  Chemnitz  auch  die  D/e/mcA'sche  Pillcn- 
maschine,  an  welcher  als  Neuerung  eine 
dicke ,  mattgeschliffene  Glasplatte  ange- 
bt acht  war,  auf  welcher  der  Pillenstiang  aas- 
gerollt  wird.  Die  sehr  brauchbare  Dieterich- 
sehe  Pillenmaschine,  welche  sich  bekanntlich 
dadurch  auszeichnet^  dass  das  untere  Schneide- 
zeug muldenförmig,  das  obere  gewölbt  ist,  so 
dass  der  Pillenstrang  während  des  Zerschnei- 
dens  nicht  ausgleiten  kann  und  die  fertigen 
Pillen  nicht  wegrolleu  können ,  hat  durch 
diese  Glasplatte  noch  gewonnen,  da  hierdurch 
die  Reinhaltung  des  Apparates  erleichtert 
und  ein  stets  sauberes  Aussehen  ersielt  wird. 
Aus  Milchglas  hergestellte  Zählplatten 
hatte  die  Gesellschaft  für  Glasindustrie  (tot- 
mals  Friedr.  Siemens)  in  Dresden  ausgestellt. 
Die  Zählplatte  ist  durch  diagonal  verlaufende 
Uillen  in  viele  kleine  stumpf  hervortretemi«' 
Quadrate  getheilt,  so  dass  das  Aufuehmeu 
der  Geldstücke  sehr  erleichtert  ist.  Zudem 
ist  die  Reinhaltung  dieser  Zählplatten  gegen- 
über den  aus  Kautschuk  gefertigten  viel 
leichter  möglich. 

Von  neuen  Verbandbtoffen  ist  die  von 
Auhry  in  München  ausgestellte  Mooswattf 
(Ph.  C.  34,  375)  und  Zellstoffwatte  vui. 


563 


aoagczcichneier  Weissheit  und  Weichheit  zu 
erwähnen. 

Als  höchst  sehenswei*th  muss  die  forst- 
entomologische  Sammlung  des  Forat- 
raths  Lang  in  Bayreuth  bezeichnet  werden. 
Durch  sehr  gute  Präparate  wurde  die  Ent- 
wickelung  und  die  Beschädigung  der  Wald- 
bäume  durch  verschiedene  Thiere,  z.  R. 
Nonne,  Kiefernspinner,  Eule,  Borkenkäfer, 
dargestellt.  Besonders  hervorgehoben  seien 
die  mehrhundertjährigeu  Mumien  des  Eichen- 
käfers  und  dessen  Larve,  sowie  ein  unter 
einer  Glasglocke  befindliches  Wespennest  mit 
lebenden  Wespen. 

Ebenso  bildete  die  von  C  Stephan  in  Dres- 
den ausgelegte  pharmakognostische 
Sammlung  ein  sehr  sehenswerthes  Aus- 
stellungsstück. 

Als  Neuigkeit  fährte  E,  Hildebrandt  in 
Halle  a.  S.  Maximal-Thermometer  mit 
vergrösser nder  Glaslamelle,  sowie  Cho- 
lera •  Thermometer  vor.  Bei  den  ersteren 
wirkt  ein  eingeschmolzener  Glasstab  ver- 
grössernd,  so  dass  das  Ablesen  des  Queck- 
silberstandes auch  bei  ungenügender  Be- 
leuchtung, z.  B.  im  schlecht  erleuchteten 
Krankenzimmer,  leicht  möglich  ist.  Die 
Cholera-Thermometer  sind  nur  in 
'/i  Grade  getheilt,  die  Scala  geht  aber  tiefer 
herunter,  als  es  sonst  bei  Thermometern  zum 
Messen  der  Körpertemperatur  nöthig  ist. 

In  der  Herstellung  von  Closets  mit  Torf- 
mull -  Streuvorrichtung    sind    verschiedene 
Neuerungen    zu    verzeichnen ,     welche    von 
C  Fischer  in  Bremen  ausgestellt  waren.    Du 
ist  zunächst  der  Einsatz  für  Zimmerciosets 
zu  erwähnen,  der  mit  einer  Gummikappe  be- 
deckt   wird;    indem   man   diese  etwas  nach 
innen    dröckt,   erzielt  man  einen  durch  die 
Spannkraft  der  Gummikappe  erzielten  luft- 
dichten Verschluss.     Ebenfalls  neu  sind  die 
Steckbecken  mit  Streuvorrichtung;  man 
drückt    auf  einen   seitlich   an  der  Streuvor- 
richtung angebrachten  Knopf,  worauf  das  in 
derselben  enthaltene  Torfmull  durch  Feder- 
kraft in    das  Steckbecken  geschleudert  wird, 
so   dass    der  Inhalt  desselben  ganz  mit  dem 
Torf  bedeckt  wird. 

Eine  lesenswerthe  Broschüre  über  die 
Verwendung  des  Torfmulls  hatte  das 
Bajeriscbe  Torfstreu-  und  Mullwerk  Haspel- 
moor (Oberbajern)  ausgelegt.  Berücksichtigt 
man  noch  die  von  der  Düngerabtheilung  der 
Dout5cben    LandwirthsohaftsgesclUcbaft     in 


Vereinbarung  mit  dem  Reichsgesundheitsamt 
Vorgenommeneil  Versuche  über  die  Abtödtung 
der  Cholerakeime  in  den  Fäkalien,  woran  sich 
die  hygienischen  Institute  der  Universitäten 
Jena,  Marburg  und  Greifswald,  sowie  die 
landwirtbschafdiche  Versuchsstation  zu  Bonn 
betheiligt  haben  und  welche  6rgab,  dass  ein 
mit  2  pCt.  Schwefelsäure  vermisch* 
ter  Torfmull,  wie  solcher  auch  ausge- 
stellt war,  Cholera-  und  Typh  uskeime 
sicher  tÖdtet,  so  wird  man  nicht  fehl  gehen, 
wenn  man  annimmt,  dass  der  Gebrauch  dos 
Torfmulls  noch  allgemeiner  wird. 

Nach  den  oben  angeführten  Untersuchungen 
ist  auch  gewöhnlicher  Sproc.  Speiseessig 
ein  ausserordentlich  wirksames  Mittel,  um 
Cholerabacterien  rasch  und  sicher  zu  tödten. 
Bei  Choleraseuchen  dürfte  sich  diese  £r- 
kenntniss  mit  grossem  Erfolg  praktisch  ver- 
werthen  lassen,  indem  man  den  Speiseessig 
%um  Reinigen  von  Abtritten ,  Fussböden, 
Kleidungsstücken,  Betten  u.  s.  w.,  natürlich 
ohne  gleichzeitige  Verwendung  von 
Seife,  wird  gebrauchen  können.  Essig  ist  in 
jeder  Haushaltung,  selbst  auf  Dörfern  leicht 
zu  beschaffen ,  und  darin  liegt  der  grosse 
Werth  des  Mittels. 

Einen  hygienischen  Spucknapf,  genannt 
„Sputum -Desinfector^,  mit  beweg- 
lichem abspülbarem  Spuck trichter  hatte  Kon- 
rad  Weinberger  in  Nürnberg  in  den  ver- 
schiedensten Ausführungen  zur  Ansicht  ge- 
bracht. Der  theils  mit,  theils  ohne  Deckel 
construirte  Apparat  trägt  einen  bis  zu  Tisch- 
höhe heraufragenden  Stab,  auf  dessen  oberen 
Knopf  man  zu  drücken  hat,  worauf  der 
Trichtereinsatz  des  Spucknapfes  sich  nach 
unten  senkt  und  dadurch  in  das  im  Spuck- 
napfe befindliche  Wasser  untertaucht.  Nach- 
dem das  Sputum  in  das  Wasser  gelangt  ist, 
lässt  man  die  Hand  von  dem  Druckknopfe 
los.  Dadurch  hebt  sich  der  Trichtereinsatz 
wieder  hoch  und  das  Sputum  gelaugt  in  den 
l^um  unter  dem  Trichter,  ohne  dass  Theile 
des  Sputums  am  Trichter  hängen  bleiben, 
weil  dieser  ja  vorher  unter  Wasser  gesetzt 
war. 

Der  Vorzug  dieses  Apparates  besteht  dariq, 
dass  das  Sputum  unsichtbar  gemacht  wird 
und  der  Apparat  immer  reinlich  und  sauber 
aussieht. 

Neue  chemische  Apparate  waren  iq  grosser 
Zahl  ausgestellt,  zunächst  verschiedene  Labo- 
ratoriumsgerilthscbaften ,    wie   Wasserbäder, 


564 


Trocken  schränke,  Klammern,  Ringe,  Gas- 
brenner, Ticgelzangen  aus  Aluminium 
(Ph.  C.  34,  53).  Dieselben  dürften  sich 
wenigstens  zunächst  mehr  für  physikalische, 
als  für  chemische  Laboratorien  eignen,  da  sie 
den  Säuredämpfen  gegenüber  doch  wohl  nicht 
widerstandsfähig  genug  sein  dürften,  auch, 
was  die  Apparate  anlangt,  welche  erhitzt 
werden,  leichter  durchbrennen  als  Kupfer. 
Das  Aussehen  dieser  Apparate  ist  übrigens 
ein  sehr  gefälliges  und  einladendes. 

Einen  Thermostaten  für  niedrige  Tem- 
peraturen ,  für  Heizung  mittelst  Gas ,  Petro- 
leum oder  Spiritus  eingerichtet  und  mit  einem 
neuen  äusserst  empfindlichen  Membranregu- 
lator und  einer  Vorrichtung  für  feuchte  Kam- 
mer Tersehen,  stellte  die  Firma  C.  Desaga  in 
Heidelberg  aus. 

Dieselbe  Firma  hatte  auch  einen  Dampf- 
überhitzer nach  F.  Meyer  für  Laborato- 
riumsKwecke,  sowie  die  Th  onfilter  nach 
W,  PukäU  ausgestellt.  Die  letzteren  werden 
mittelst  der  Wasserluftpumpe  luftleer  ge- 
macht, in  die  zu  filtrirende  Flüssigkeit  ein- 
getaucht, worauf  dieselbe  keimfrei  in  den 
Innenraum  der  Flasche  filtrirt. 

Eine  Quetschvorrichtung  für 
Capillarpipetten  zum  Aufsaugen  giftiger 
oder  unangenehm  riechender  Flüssigkeiten, 
welche  die  Firma  Hugershof  in  Leipzig  vor- 
führte, hat  eine  ähnliche  Einrichtung  wie  der 
Ph.  C.  33,  573  beschriebene  und  abgebildete 
Hämatokrit.  Die  mit  einer  Kautschukkappe 
am  oberen  Ende  versehene  Messpipette  wird, 
nachdem  man  die  Kautschukkappe  zusam- 
mengedrückt hat,  in  die  aufzusaugende  Flüs- 
sigkeit getaucht  und  die  Kautschukkappe 
langsam  frei  gegeben.  Hierdurch  wird  die 
'Flüssigkeit  in  der  Pipette  aufgesaugt.  Indem 
man  nun  die  an  der  Quetschvorrichtung  be- 
findliche Schraube  dreht,  wird  die  Flüssigkeit 
tropfenweise  oder  rascher  aus  der  Pipette 
wieder  herausgedrückt.  Es  ist  empfehlens- 
werth ,  die  Pipette  nicht  in  der  Hand  zu  hal- 
ten, sondern  in  ein  Stativ  festzuklemmen.  Es 
ist  so  möglich ,  ganz  kleine  Mengen  Flüssig- 
keit aus  der  Pipette  zu  drücken;  in  der  Ruhe 
tropft  nichts  ab. 

Weiter  hatte  dieselbe  Firma  Klemmen 
zum  Festhalten  von  Röhren,  Büretten  etc. 
von  verschiedenstem  Durchmesser  aus- 
gestellt. Dass  Röhren  von  verschiedener 
Dicke  damit  festgehalten  werden  können,  be- 
ruht  darauf,    dass   die   beiden   Enden    der 


Klemme  nach  derselben  Richtung  ao«- 
gebogen  sind,  so  dass  sich  die  eine  etw.j 
kleinere,  rund  gebogene,  völlig  in  die  andere 
etwas  grössere  eckige  hineinlegen  kann,  Vie 
CS  durch  beistehende  Skizze  -   ;;^  ver- 

anschaulicht wird.  Als  weiterer  Vorzug  dieser 
neuen  Klemme  ist  zu  erwähnen,  das  dieselbe 
eine  Führung  hat ,  dass  also  ihre  beiden 
Backen  nicht  schief  auf  einander  zu  stehen 
kommen.  Die  fest  stehende  Backe  trägt  zwei 
Stifte,  welche  durch  entsprechende  Löcher  in 
der  beweglichen  Backe  hindurchgehen. 

Schliesslich  waren  noch  Gefisse  für 
chemische  Zwecke  aus  höchst  widerstands- 
fähigem  ,, Jenaer  Gerätheglas''  ausgestellt. 

Gleichfalls  aus  einer  sehr  widerstands- 
fähigen Glasmasse  gefertigte  und  dabei  sehr 
dünn  in  der  Wandstärke  gehaltene,  daher 
sehr  leichte  Glasgefässe  für  chemische 
Zweoke,  wie  Kochflaschen  u.  s.  w. ,  stellten 
Dr.  Bender  (&  Hobein  in  München  aus. 

Zur  Unterbringung  der  Reagensgläser 
brachte  die  letztgenannte  Firma  sehr  gefallig 
aussehende  Reagens  glas  «Etageren  zar 
Ausstellung.  Dieselben  bestehen  aus  vier 
pyramidenartig  angeordneten  quadratischen 
Rahmen,  welche  eine  Anzahl,  den  Lichttfillen 
bei  Weihnachtsbäumen  ähnliche,  Vorricht- 
ungen tragen,  in  welche  man  die  Reagens- 
gläser einsetzt.  Durch  entsprechendes  Zu- 
sammen- oder  Auseinanderbiegen  kann  man 
diese  Tüllen  für  Reagensgläser  verschiedener 
Weite  tauglich  machen. 

Dieselben  Tüllen  finden  auch  Anwendoog 
zur  Aufnahme  verschiedener  Apparate,  wie 
Chlorcalciumröhren,  Waschflaschen,  Trocken- 
apparate  für  Elementaranalysen  u.  s.  w.,  welche 
in  verschiedenen,  zum  Theil  neuartigen  Con- 
structionen  vertreten  wären. 

Als  sehr  praktische  Neuheit  sahen  wir 
ferner  den  Soxhlet'achen  Aether-Extrac- 
tionsapparat  in  Metall  (Messing,  ver- 
nickelt) ausgeführt. 

Eine  ebenfalls  praktische  Ersetaung  des 
Glases  durch  Metall  zeigte  die  Firma  Ekr- 
hardt  &  Metzger  in  Darmstadt  an  einem 
Destillationsapparat  für  Ammoniak 
nach  KjeldahVB  Verfahren  zur  Stickstoff- 
bestimmung, indem  die  wie  Erlenmeyet^Bche 
geformten  Kochflaschen ,  in  welchen  die  Na- 
tronlauge haltige  Flüssigkeit  gekocht  wird, 
aus  Kupfer  gefertigt  waren. 

Zur  Bestimmung  der  Kohlensäure  io 
der  Luft  hatte  Sich.  Hennig  in  Erlangeo 


56Ö 


einen  sehr  handlichen  Apparat  in  Thätigkoit 
gesetzt,  der  schon  vor  vielleicht  Jahresfrist 
in  der  Fachliteratar  beschrieben  worden  ist, 
dessen  kurze  Schilderung  aber  hier  nicht  für 
überflüssig  gehalten  wird,  da  die  Pharm.  0. 
noch  keine  Mittheilung  darüber  gebracht  hat. 
Das  dem  Apparate  zu  Grunde  liegende  Prin- 
cip  ist   das   schon   mehrfach    für   denselben 
Zweck  benutzte,  dass  Phenolphthalein  durch 
Natriumcarbonat  roth   gefärbt  wird,    durch 
Bicarbonat  jedoch  nicht.    Mittels  einer  Aspi- 
ratorflasche, in  welche  aus  einem  graduirten 
Gefasse  Wasser  fliesst,  wird  die  zu  unter- 
suchende Luft  durch  eine  verdünnte  Natrium- 
carbonatlösung    von   bekanntem   Gehalt  ge- 
Bogen;  wenn  das  Natriumcarbonat  durch  die 
Kohlensäure   der  Luft  in  Bicarbonat  umge- 
wandelt worden  ist,  erscheint  die  Flüssigkeit 
farblos.     Man   unterbricht  das  Durchsaugen 
der  Luft  und  liest  an  dem  Messgefasse  die 
Menge  der  durchgesaugten  Luft  ab. 

Universalsparbrenner  mit  1  bis  6 
Flammen,  welche  durch  einen  seitlichen  Hebel 
so  weit  zurückgedreht  werden  können,  dass 
nur  noch  eine  kleine  nicht  zurückschlagende 
Zündflamme  brennen  bleibt,  wurden  von 
Höher  in  Jena  ausgestellt.  Derselbe  zeigte 
auch  noch  einen  Satz  Aluminiumschalen  zu 
jeglichem  Gebrauche,  wie  auch  einen  Satz 
Wägeschalen  und  Schiffchen  von  Alumi- 
nium mit  Gegengewichten  (Tara)  zum  schnel- 
len Abwägen  von  irgend  welchen  Stoffen  im 
Laboratorium,  indem  man  hierbei  das  Tari- 
ren erspart. 

Eine  Sammlung  von  Apparaten  zur  Elek- 
trolyse, Apparaten  zur  Destillation  im  Vacuum 
und  Laboratoriumsgefasaen  aus  neuem  wider- 
standsfähigem Glase,  sowie  eine  neue  Qu  eck - 
silberloftpumpe  nach  Prof.  Kahlbauni 
stellte  E.Leyholds  Nachfolger  in  Köln  a.Bh. 
aus.  Das  Heraufschaffen  des  Quecksilbers  aus 
dem  Vorrathsgefässe  in  die  Vacuumröhren, 
was  bisher  immer  durch  Heben  des  ersteren 
geschah ,  wird  bei  diesem  Apparate  auf  eine 
sehr  sinnreiche  Weise  bewirkt.  In  dem  Ueber- 
führungsrohre  befindet  sich  eine  kleine  Oeff- 
nung,  durch  welche  Luft  eintreten  kann, 
welche  das  Quecksilber  mit  nach  oben 
reisst. 

Eine  instrnctive  Sammlung  von  Urometern 
und  Gährungs-Saccharometern  verschiedener 
Constraction  hatte  Christ  Köb  &  Co*  in 
Stützerbach  i.  Th.  ausgestellt.  Hier  bemerk- 
ten wir  auch  ein  jßsa&acA'sches  Albumini- 


meter von  verbesserter  Form,  dessen  unter- 
ster Theil,  wo  sich  das  Eiweisspikrat  absetzt, 
schmäler  als  der  übrige  Cylinder  war; 
wahrscheinlich  soll  dadurch  das  Erkennen 
und  Ablesen  kleiner  Mengen  von  Eiweiss  er- 
leichtert werden. 

Centri fugen  zum  Ausschleudern  von 
Harn  und  anderen  (Jntersuchungsobjccten 
waren  zahlreich  und  in  verschiedenster  Aus- 
führung für  Handbetrieb ,  sowie  als  Turbine, 
ferner  als  Kreisel- Cent rifuge  und  sogar  für 
elektrischen  Betrieb  eingerichtet,  ausgestellt, 
Apparate  zur  Sterilisirung  ärztlicher  In- 
strumente, von  Verbandstoffen  u.  s.w.,  waren 
gleichfalls  zahlreich  vertreten.  Ein  derartiger 
Apparat,  der  uns  namentlich  für  Apotheker 
sehr  geeignet  erscheint,  ist  der  von  Th,  Timpe 
in  Magdeburg  ausgestellte.  Derselbe  ist  mit 
Thermometer  und  Sicherheitsventil  versehen, 
auf  120^  (2  Atmosphären  Druck)  eingerichtet 
und  sehr  billig.  Wir  sind  weit  davon  ent- 
fernt ,  das  Sterilisiren  aller  Arzneien 
als  nöthig  oder  überhaupt  zweckmässig  zu 
erachten  und  vertreten  die  Ansicht,  dass  man 
hierin  in  bester  Absicht  leicht  des  Guten  zu 
viel  thun  könne.  Wenn  wir  trotzdem  den 
vorher  genannten  Sterilisirungsapparat  oder 
auch  einen  anderen  ähnlichen  als  für  pharma- 
ceutische  Zwecke  geeignet  bezeichnen,  so  ge- 
schieht dieses  deshalb,  weil  ausser  der  bereits 
im  grösseren  Umfange  geübten  Sterilisirung 
von  subcutanen  Injectionen,  Augen  wässern, 
Verbandstoffen  u.  s.  w.  eine  Anzahl  Präparate 
in  der  Apotheke  vorhanden  sind ,  für  welche 
die  Einführung  des  Sterilisirens  zwecks 
Haltbarmachung  sehr  von  Vortheil  sein 
dürfte.  Dahin  rechnen  wir  eine  grosse  An- 
zahl von  Sirupen,  Tinctura  Rhei  aquosa,  In- 
fusum  Sennae  compositum,  aromatische  Wäs- 
ser u.  8.  w.  Dieselben  würden  am  besten  in, 
dem  Gebrauch  oder  Absatz  entsprechend  ge- 
wählten, kleinen  Gläschen  mit  Kork  oder 
vielleicht  auch  nur  Watteverschluss  versehen 
zu  sterilisiren  und  so  aufzubewahren  sein. 

Mit  dieser  Abschweifung  auf  das  Gebiet  des 
Sterilisirens  von  Arzneien  in  der  Apotheke, 
welche  uns  durch  einen  auf  der  Naturforscher- 
versammlung gehaltenen  Vortrag  nahe  gelegt 
war,  schliessen  wir  unseren  Bericht  über  die 
kleine,  aber,  wie  die  immerhin  reichliche 
Ausbeute  von  Neuigkeiten  beweist,  interes- 
sante Ausstellung.  8. 


ÖGÖ 


JNTeuerungen  an  Laboratoriums- 
Apparaten. 

Die  bekannte  Mohr^Bche  Waage  sar  Be- 
stimmung des  specifiscben  Gewichts  ist  von 
Sartorius  in  Göttingen  in  folgender  Weise 
abgeändert  worden : 

An  Stelle  der  früher  üblichen  Einschnitte 
in  der  oberen  Kante  des  MesBingbalkens,  in 
welche  die  Kciter  eingesetzt  wurden,  sind 
nunmehr  vergoldete  Stahlcylinder  mit  fein 
au8geschliffenen,  gehärteten  Schneiden  seit- 
lich in  den  Balken  eingesetzt  worden^  auf 
welche  die  Reiter  gehängt  werden. 

£ine  Laboratoriumspresse,  deren 
Pressbecken  aus  glasirter  Porzellan masse  ge- 
fertigt sind,  ist,  nach  Angaben  von  0,N.Wilt 


HJ 


u 


^ 


(Ber.  d.  D.  chem.Gesellsch.  1893,  1694)  her- 
gestellt ,  von  Kahler  &  Martini  in  Berlin  zu 
beziehen. 

Einen  neuen  mechanischen  Ruh r er,  der 
durch  eine  mit  der  Wasserleitung  in  Verbind' 
ung  stehende  Turbine  getrieben  wird,  hat 
0.  N.  WiU  (Ber.  d.  D.  ehem.  Gesellsch.  1893, 
1694)  angegeben.  Der  Rührer  (Fig.  1)  be- 
steht aus  einem  Glasstab  a,  welcher  durch 
die  Turbine  gedreht  wird  und  der  an  seinem 
unteren  Ende  eine  20  bis  25  mm  Durchmesser 
habende,  unten  offene,  an  den  Seiten  vier 
Oeffuungen  c  besitzende  gläserne  Birne  h 
trägt.  Beim  Gebrauche  dieses  Rührers,  der 
bis  5000  Umdrehungen  in  der  Minute  macheu 
kann,  wird  die  Flüssigkeit  durch  die  untere 
Oeffnung  angesaugt  und  durch  die  seitlichen 
Oßffnungen  herausgetrieben.  Ein  Kreisen  der 
ganzen  Flüssigkeitsmasse,  wie  es  bei  den  mit 
Flügeln  versehenen  Rühreru   eintritt,  findet 


nicht  st-att.     Der  Apparat  ist  bei  Kaliler  A 
Martini  in  Berlin  erbältlich. 

Unter  Zugrundelegung  des  PriDcipes  des 
von  L.  de  Koninck  angegebenen  Schwefel- 
wassersto  ff -Apparat  es  (Ph.  C.  34, 506) 
hat  Franz  Meyer  (Chem.-Ztg.  1893, 1242) 
einen  Apparat  zusammengestellt,  indem  er 
statt  der  dort  vorhandenen  Flasche  A  den 
unteren  zweikugeligeuTheil  eines  iTtpp'schen 
Apparates  verwendet,  während  der  obere  ab 
nehmbare  Theil  des  Äipp'schen  Apparates  an 
Stelle  des  Gefässes  C  tritt  und,  in  einem 
Stativring  aufgehängt,  leicht  höher  oder  nied- 
riger gestellt  werden  kann. 


Fig. 3. 


\:d 


Der  von  Ä.  Smetham  (Ph.  C.  33,  382)  an- 
gegebene Apparat  zur  Extraction  flüs- 
siger Stoffe  mittelst  Aether  u.  s.w.,  den 
Ledden-Hulsebosch  (Ph.  C.  34, 102)  far  seine 
sogenannte  Perforationsmetbode  ebenfalls  an* 
wendete,  ist  von  J?Za^ (Pharm.  Weekbl.)  in  der 
durch  Fig.  2  erläuterten  Weise  abgeändert 
worden.  Das  Rohr  a  führt  nach  dem  Siede- 
kolben, h  nach  dem  Kühler,  der  Aetherdampf 
gelangt  von  a  durch  die  Oeffnung  c  nach  h, 
und  der  verdichtete  Aether  fliesst  durch  d, 
dann  durch  die  zu  extrahirende  Flüssigkeit 
und  schliesslich  bei  e  nach  a  über. 

Ein  Tropfkork  für  Arzneiflascheo  i$t 
F.  L.  von  Hirsch  in  Düsseldorf  (Pharm.  Ztg. 
1893,  521)  patentirt  worden;  derselbe  wird 
in  verschiedenen  Grössen  für  Gläser  von  5 
bis  15,  20  bis  50  und  60  bis  100  g  passend 
hergestellt  (Fig.  3).  Das  kleine  Gla8trichte^ 
eben  b  mit  dem  Abflussröhreheo  c  und  des 


567 


Lnilröbrchen  d  wird  in  elo^n'  Öotaprechend 
dorcbbohWen  Kork  a  eiDgeaet2t  und  vermit- 
telst dieses  auf  der  Är^neiflasche  befestigt. 
Man  tropft,  indem  man  die  Flasche  neigt,  so 
dass  die  Tropfen  bei  f  abfallen.  Um  die  Flasche 
zu  echliessen  und  auch  um  sie  mit  Papier  zu< 
binden  zu  können,  wird  ein  gewöhnlicher 
Kork  e  auf  6  geset7.t. 

£ine  Maschine  zum  Absieben  von 
Pulvern  hat  die  Maschinenfabrik  von 
Auff.  Zemsch  in  Wiesbaden  (Intern,  pharm. 
Gen. -Anss.)  construirt.  Der  Apparat,  auf 
we.'chen  die  vorhandenen  Siebe  aufgesetzt 
werden ,  ist  auf  einem  Holzgesteü  befestigt 
und  wird  durch  Drehen  einer  Kurbel  in  Be- 
wegung gesetzt.  Die  dadurch  ausgelöste  Be- 
wegung istoscillirendy  entspricht  also  voll- 
ständig der  Bewegung  der  Siebe,  welche  mau 
diesen  mit  den  Händen  mitzntheilen  pflegt. 

Zur  Prüfung  des  Aufsaugungsver- 
mögens der  Verbandstoffe  hat  &.  Mar- 
purgo  (Pharm.  Post  1893,  317)  eine  kleine 
Vorrichtung    ersonnen,    welche    aus   einem 
25 om  langen,  5cm  weiten,  in  einem  Stativ 
zu  befestigenden,   unten  verjüngten  und  mit 
einem  Drahtnetz  abschliessenden  Messingrohr 
besteht.   Ein  entsprechend  grosser  mit  Strich- 
marke versehener  Qlascylinder  wird  bis  zur 
Marke  mit  lOproc.  mit  etwas  Kaliumdichro- 
mat  gefärbter  Kochsalzlösung  gefällt,  hierauf 
ein  abgewogenes  Quantum  (etwa  2  g)  des  zu 
prüfenden  Verbandstoffes  in  das  Messingrohr 
gebracht  und  letzteres  nun  langsam  in  die 
Salzlösung  eingetaucht.   Ist  der  Verbandstoff 
nach    etwa    1  Minute  gänzlich  durchtränkt, 
was  nöthigen  Falls  durch  gelindes  Drücken 
mit    einem    in    das   Messingrobr   passenden 
Stempel    befordert  wird,    so  hebt  man  das 
Messingrohr  aus  der  Flüssigkeit  und  lässt  so 
lange  abtropfen,  bis,  ohne  den  Cylinder  zu 
Bchätteluy  nichts  mehr  abläuft. 

Hierauf  lässt  man  aus  einer  graduirten 
Bürette  wieder  Kochsalzlösung  in  den  Glas- 
cylinder  ilieasen,  bis  der  ursprüngliche  Flüs- 
sigkeitsstand erreicht  ist.  So  erfährt  man, 
wie  viel  Flüssigkeit  der  Verbandstoff  aufge- 
saugt hat. 

Die  Beeultate,  welche  6.  Morpurgo  bei 
Anwendung  von  je  2  g  des  Materials  erhielt, 
sind  folgende:  Es  hielten  zurück 

entfettete  Watte      .     53  -  56  ccm 

Jute 23 

HoUswatte     ...     34  » 

Filtrirpapier  •     .     .       8—10   „ 


trockener.  Torf   .     .       9 — 10  ccm 
Gaze 21—27    „ 

Zur  Erleichterung  beziehentlich  Beschleu- 
nigung des  Wagens  auf  chemischen  Waagen 
hat  C.  Schierholz  (Chem.Ztg.  1893,  1268) 
eine  von  ihm  Vorwaagc  genannte  Vorriebt- 
ung  angegeben,  mittelst  welcher  man  das 
Gewicht  der  zu  wägenden  Gegenstände  un- 
gefähr feststellt,  so  dass  man  nur  noch 
nöthig  hat,  auf  der  chemischen  Waage  die 
Conti-  und  Milligramme  zu  ermitteln.  Der 
Apparat  besteht  In  einer  Federwaage,  auf 
deren  Bügel  man  den  Gegenstand  setzt,  der 
nun  die  Feder  nach  unten  drückt,  worauf 
man  an  einer  Scala  das  Gewicht  abliest.  Die 
Vorwaage  fertigt  das  Institut  für  Präcisions- 
mechanik  von  Jos,  Nemetz  in  Wien. 

Derselbe  Verftisser  schlägt  für  analytische 
Zwecke  (Chem.Ztg.  1893,  1268}  eine  Modi- 
fication  der  Gewichte  vor.  Sein  Gewichtsystem 
beruht  auf  der  Zahl  8,  und  jedes  Gewicht  ist 
stets  die  Hälfte  von  dem  nächst  grösseren, 
weshalb  er  diese  Art  Gewichte  auch  U  a  l  b  - 
gewichte  nennt.  Eine  Bezeichnung  brauchen 
diese  nicht  zu  tragen ,  da  die  verschiedenen 
Serien  aus  verschiedenen  Metallen  (dünnes 
Aluminiumblech  für  die  Milligramme,  dann 
dünnes  Goldblech  für  die  nächstfolgenden, 
ferner  dickeres  Platinblech,  dann  vergoldete, 
darauf  platinirte  Messinggewichto)  hergestellt 
sind.  Die  grösseren  Gewichtssorten  sind 
zweckmässig  unten  mit  einer  Höhlung  ver- 
sehen ,  so  dass  jedes  auf  den  Kopf  des 
schwereren  Gewichtes  gesetzt  werden  kann, 
wodurch  genaues  Centriren  möglich  wird. 

Nach  Angabe  von  Schierholz  arbeitet  es 
sich  sehr  bequem  mit  diesen  Halbgewichten. 


Aus  dem  Harn  ekzematöser  Kranker  bat 
Grifftths  ein  Ptomai'n  als  weisse,  krystallini- 
sche,  in  Wasser  mit  schwach  alkalischer  Ue- 
action  lösliche  Substanz  dargestellt.  Die  Sub- 
stanz wird  gefällt  durch  Pbosphormolybdän- 
säure  (gelblich),  Silbernitrat,  Pikrinsäure 
(gelb),  Sublimat  (grünlich),  NessUr'B  Reagens. 
Die  Base,  welcher  GriffUhs  den  Namen  Ek- 
zem i  n  gegeben  hat  und  deren  Zusammen- 
setzung der  Formel  CyH|5N0  entspricht,  ist 
giftig.  In  dem  Harn  Gesunder  kommt  das 
Ekzemin  nicht  ?or.  g, 

JkuUohe  Med.' Ztg.  1893,  682. 


568 


Neue  Arzneimittel. 

Antidiphtherin.  Das  Präparat,  welches 
Prof.  Klebs  mit  dem  Namen  „  Antidiphtberin*' 
belegt,  ist  aus  Kaitoren  der  Dipbtberiebacillen 
auf  flüssigem  Näbrboden  gewonnen  und  be- 
sitzt in  hohem  Grade  die  Eigenschaft,  Dipb- 
tberiebacillen KU  tödten,  mit  denen  es  in 
Berührung  kommt,  nicht  allein  im  Reagens- 
glase, sondern  auch  im  menschlichen  Körper. 
In  allen  Fällen,  in  denen  seine  ganz  unge- 
fährliche Anwendung  bei  diphtheriekranken 
Menschen  versucht  wurde,  hat  es  den  Erfolg 
gehabt,  dass  das  bis  dahin  hohe  Fieber,  40  ^  C, 
in  24  bis  48  Stunden  ausnahmslos  herunter- 
ging, während  die  Membranen  in  dieser  Zeit 
ohne  jede  andere  Einwirkung  zerfielen  and 
abgestossen  wurden.  In  den  meisten  Fällen 
war  damit  der  Krankheitsprocess  getilgt,  in 
einieen  bedurfte  es  noch  anderer  Massregeln, 
um  die  inzwischen  eingetretenen  Vergifbungs- 
erscheinungen  zu  beseitigen,  wozu  sich  be- 
sonders die  innere  Anwendung  von  Alkalien 
und  Chinawein  eignet. 

Das  Antidiphtherin  wird  in  zwei  Concen* 
1  rationen  geliefert,  welche  der  zwei*  und  vier- 
faehen  Concentration  der  ursprünglichen 
Kultur-Flüssigkeit  entsprechen.  Die  stärkere 
dient  zur  Aufpinselung  (mit  einem  Watte- 
pinsel oder  einer  Federfahne)  auf  die  erkrank- 
ten Stellen  des  Gaumens  und  Rachens.  Die 
Pinselung  hat  zwei-  bis  dreimal  des  Tages 
zu  geschehen ,  so  lange  noch  gprössere  Mem- 
branen vorhanden  sind,  was  meist  nur  während 
eines,  höchstens  zweier  Tage  nothwendig  ist. 
Am  dritten  Tage,  wenn  nnr  noch  kleine  Reste 
vorhanden  sind,  genügt  eine  einmalige  Pinsel- 
ung. Zu  diesen  vier-  bis  siebenmaligen  Pin- 
selungen sind  nicht  mehr  als  5  bis  lOccm 
des  Mittels  notUwendig,  so  dass  der  thera- 
peutische Versuch  ohne  nennenswerthe  Aus- 
lagen gemacht  werden  kann. 

Sind  die  Membranbildungen  auf  den  Kehl- 
kopf und  in  die  Luftröhre  übergegangen ,  so 
ist  es  nothwendig,  auch  dorthin  das  Anti- 
diphtherin gelangen  zu  lassen. 

Die  Abtödtung  der  Diphtheriebacillen  wird 
bei  der  Darstellung  des  Antidiphtherins  durch 
Ortho -Kresol  bewirkt  und  durch  Kulturen 
genau  festgestellt.  Auch  die  weitere  Bereit- 
ungsweise des  Mittels,  welches  noch  0,2  pCt. 
Ortho -Kresol  und  etwas  Glycerin  enthält, 
sichert  absolut  gegen  die  Anwesenheit  von 
Diphtheriebacillen.   Das  schnelle  Verschwin- 


den der  Bacillen  bei  Behandlung  mit  diesem 
Mittel ,  wie  das  gleichzeitige  Nachlassen  der 
Fiebererscheinungen ,  das  Fehlen  der  Nach- 
krankheiten in  den  frisch  behandelten  Fällen 
beweist  unumstösslich ,  dass  wir  es  hier  mit 
einem  Mittel  zu  thun  haben,  welches,  zur 
richtigen  Zeit  angewendet ,  vielleicht  absolut 
die  Krankheit  zu  heilen  im  Stande  ist.  Da- 
gegen haben  wir  mehrere  solcher  Fälle  gesehen, 
in  welchen  selbst  nach  dem  Verschwinden  der 
Membranen,  das  durch  andere  Eingriffe  her- 
beigeführt war,  dennoch  der  Tod  durch  die 
Nachkrankbeiten  eintrat.  Das  Antidiphtherin 
wird  von  Prof  Dr.  Edwin  Klebs  in  Karismhe 
dargestellt  und  durch  die  Firma  E.  Merck  in 
Darmstadt,  deren  Geschäftsmittheilung  wir 
Vorstehendes  entnahmen ,  in  den  Handel  ge- 
bracht. 

Antidysentericum  Dr.  Schwäre,  ein  neues 
Specificum  gegen  Dysenterie,  acute  und 
chronische  Diarrhöe.  Unter  diesem  Namen 
bringt  Cl.  Lageman,  chemische  Fabrik  in 
Erfurt,  ein  neues  Geheimmittel  in  den  Handel. 
Nach  der  in  den  Ankündigungen  genannten 
Literaturangabe  (Intern,  klin.  Rundsch.  1893. 
Nr.  36,  S.  1345)  besteht  dasselbe  aus  Mjro- 
balanen,  Pelletierin,  Extractum  corticis  Ors- 
nati,  Extractum  Graminis  und  Gummi  arabi- 
cum, welche  Stoffe  zu  Pillen  verarbeitet  sind; 
Mengenverhältnisse  sind  nicht  angegeben. 

Nach  Dr.  S.  Schwäre  in  Konstantinopel 
von  welchem  die  Behandlungsweise  mit  den 
genannten  Arzneistoffen  stammt,  ist  onter 
den  verschiedenen  Myrobalanensorten  des 
Handels  nur  eine  für  den  beabsichtigten  Zweck 
tauglich,  und  auch  nur  die  halbreifen  Früchte 
sind  brauchbar.  Ferner  muss  angeblich  eis 
in  den  Myrobalanen  enthaltener  pargirender 
Stoff  in  sehr  vorsichtiger  und  eomplicirter 
Weise  ausgeschieden  werden. 

Der  Patient  erhält  bei  entsprechender  Dlst 
nach  Schwäre  dreimal  täglich  je  drei  Pillen; 
für  Personen ,  welche  keine  Pillen  schlockes 
können,  werden  diese  su  Pulver  serriebeo. 
Kinder  bekommen  von  dem  Mittel  je  nscb 
dem  Alter  V«  bis  s/«  ^^^  ^  Erwachsene  be- 
stimmten Dosen  ebenfalls  in  gepulvertem  Zb- 
stande. 

Natrol  ist  coffeYnsulfosaures  Natrium,  wel- 
ches als  kräftig  wirkendes  Diuretienm  em- 
pfohlen wird.  Nähere  Mittheilangen  sind  be- 
reits in  vor,  Nr.  auf  S.  547  gemacht  worden 

Sanatol.  Ein  von  H.  Leonhardt  in  Z wicksa 
unter  diesem  Namen  in  den  Handel  gebrscl* 


J 


569 


tes  Desinfectionsmittel  enthält  nach  Mittheil- '  kraft  nicht  mehr  zugesprochen  wird,  und  sagt 
ungen  des  obersten  Sanilätsrathes  in  Wien  i  dann  Folgendes :  ^^Man  sollte  also  den  Col- 
9,2  pCt.  SO3  in  Gestalt  freier  und  an  Basen   legen    entweder    absolute    Arbeitsmethoden 


gebundener  Schwefelsäure,  sowie  27  bis  29 
pCt.  Phenolschwefelsäure.  Das  Präparat  wird 
vermuthlich  durch  Behandlung  von  Rohkresol 
mit  überschüssiger  concentrirter  Schwefel- 
säure und  Verdünnen  mit  Wasser  herge- 
stellt. 

Es  liegt  also  durchaus  kein  neues  Prä- 
parat vor;  ans  Lächerliche  aber  streift  das 


oder  gar  keine  geben." 

Dass  wir  dem  ersten  Wunsche  des  Herrn 
M.  zuvorgekommen  sind,  beweist  unser  schon 
oben  erwähnter  Artikel  in  Ph.  C.  33,  538, 
wo  eine  genaue  Arbeitsmethode  für  diesen 
Zweck  auf  8^/2  Seiten  gegeben  ist. 

Dasi  im  Laufe  der  Zeit  sich  herausgestellt 
hat,  dass  es  noch  andere  Bacterien  von  Komma- 


Bestreben  der  sich  als  „Erfinder''  freberden- 1  r  •  v^.     j        r  j      ht    u  *u        j 

j      ü  u  -u     X        j-        11.      1-         u  i_  ^^^^  g«ebt,  dass  ferner  das  Wachsthum  der 


den  Fabrikanten,  die  solchen  längst  bekann- 
ten, leicht  herstellbaren  Präparaten  die  wun- 
derlichsten Namen  geben. 

üropherin  (von  zo  ovqov^  der  Harn  und 
(figoi ,  ich  treibe)  ist  das  von  uns  Ph.  C.  33, 
88  beschriebene,  von  E.  Merck  in  Darmstadt 


Cholerabacterien  auch  nicht  typisch  ist,  so- 
wie dass  dieCulturen  anderer  Bacterien,  z.B. 
des  Vibrio  Metschnikoff  und  des  Vibrio  Bero- 
linensis  (V.  aquatilis),  die  früher  für  die  echten 
Cholerabacterien  als  charakteristisch  ange- 
sehene Choleraroth-Reaction  ebenfalls  geben, 


hergestellte  Theobrominlithium  —  Lithium  |  thut  uns  sehr  leid,  aber  wir  können  es  nicht  än- 
salicylicum  (Lithiondiuretin)  benannt  worden,  ■  jern.  Wir  haben  also  völlig  unsere  Schuldig, 
um  dafür  einen  kürzeren  Namen  zu  haben.       keit  gethan,  wenn  wir  auf  diese  neuen  Er- 

!  scheinungen  nach  jeweiligem  Bekanntwerden 

Kann  die  Cholera  mikroskopisch;"""* 'P*'"  "*'''' T""*' (P»"' ^J*' ^^^j!" 

*^  '  Zusammenhang  aufmerksam  machten  und  da- 
durch die  Leser  unseres  Blattes  (soweit  sie 
überhaupt  in  die  Lage  kommen  sollten, 
Choleradejectionen  zu  untersuchen)  vor 
leichtfertigen  Schlussfoigerun gen 
warnten.  Wir  verwahren  uns  deshalb 
energisch  gegen  den  von  Herrn  M.  uns  ge- 
machten Vorwurf  der  Halbheit. 

Wenn  Herr  M,  schreibt,  „die  sogenannten 
echten  Choleravibrionen  sind  unter  allen 
Umständen  durch  folgende  drei  Reactio- 
nen  festzustellen:  1.  Wachsthum  in 
Gelatinestichcultur  (Verflüssigung  längs  des 
Impfstiches  in  Form  eines  kleinen  Trichters) ; 
2.  mikroskopische  Form  und  grosse  Beweg- 
lichkeit; 3.  Indolbildung  in  zuck  er  freien 
1  bis  2proc.  PeptonlÖsungen*',  so  entspricht 
dieses  eben  nicht  den  neuesten  Ansichten 
berufener  Vorarbeiter  auf  diesem  Gebiete. 

Eine  unfreiwillige  Komik  scheint  uns  in 
dem  folgenden  Satze  des  Herrn  M.  zu  liegen : 
„Haben  wir  in  dieser  Weise  den  Vibrio  be- 
stimmt, so  haben  wir  unsere  Pflicht  gethan; 
was  dann  weiter  geschieht,  nun  —  das  ist 
wohl  sehr  leicht  vorherzusagen.  Wenn  der 
Mensch  die  echte  Cholera  hat  —  so  stirbt  er, 
ist  die  Cholera  nicht  echt  —  so  wird  er  wie- 
der gesund."  Redaction. 


bacteriologisch  oder  chemisch 
mit  iSiClierlieit  nachgewiesen 

werden  ? 

Diese  Frage  ist  mit  „Hein"  zu  beantwor- 
ten ,  und  es  ist  Demjenigen ,  dem  nicht  eine 
sehr  eiogehende  Erfahrung  und  Uebung  in 
dieser  Sache  zur  Seite  steht,  sogar  der  Bath 
zu  geben ,  solche  Untersuchungen  n  i  c  h  t  zu 
übernehmen.  Der  Besuch  eines  bacterio- 
logischen  Kursus  dürfte  im  Allgemeinen  noch 
nicht  als  aasreichend  betrachtet  werden  kön- 
nen, am  als  Autorität  auf  dem  Gebiete  der 
bacteriologischen  Diagnose  der  Cholera  zu 
gelten. 

Nachdem  wir  im  Jahre  1892,  Bd.  33,  538 
von  berafener  Seite  eine  Anleitung  zur  Dia- 
gnose der  Cholera  nach  dem  damaligen 
Stande  zar  Kenntniss  unserer  Leser  gebracht 
hatten,  beabsichtigten  wir  in  unserem  Artikel 
auf  Seite  466  bis  463  dieses  Jahrganges  ein 
Bild  über  den  deraeitigen  Stand  der 
Cholerafrage  zu  geben. 

Ein  Herr  M,  bemängelte  in  der  Pharm. 
Zeitung  1893,  S.  579,  dass  dort  den  früher 
als  beweisend  angesehenen  mikroskopischen, 
bacteriologiflchen  und  chemischen  Nachweisen 
der  Cholerabacterien  eine  vollgültige  Beweis- 


<»>>■»■  N--'  w    -fc^  "^  "^  \^^^  '\j^.  f 


blO 


Mlictaersctaaii« 


Jahresbericht    der   Fharmacie   für   1892 

von  Dr.  //.  Beckurts,     Göttingen  1893. 
Vandenhoeck  &  liuprecht. 

Beinahe  unerwartet  sclineJl  ist  der  toeue  Jahr- 
gang dieses  verdienstvollen  Werkes  seinem  Vor- 
gänger getolgt  und  damit  im  Erscheinen  ein 
Tempo  crreictit  worden,  welches  allen  berech- 
tigten Anforderungen  an  ein  i>olche6  Buch  ge- 
nügen dürfte.  Wenn  gesagt  wird  „an  ein 
solches  Bach",  so  soll  damit  zugleich  der 
Unterschied  im  Wesen  hervorgehoben  werden, 
Welcher  zwischen  einem  wissenschaftlichen 
Jahresberichte  und  fach  wissenschaftlichen 
Wochenschriften  besteht  und  bestehen  muss. 
Es  würde  verfehlt  sein,  wollte  man  sich  die 
Auffassung  aneignen,  dass  es  sich  in  beiden 
um  concurrirenae  literarische  Unternehniuirgen 
handele.  Aufgabe  der  Wochenschrift  ist  es,  über 
jedes  in  Wissenscbalt  und  Praxis  des  Faches 
neugewonnene  Ergebuiss  ihre  Leser  sofort  zu 
unterrichten,  w&hrend  der  Jahresbericht  uns 
ein  abgerundetes  Bild  entwerten  soll  von  dem, 
was  auf  dem  Gebiete,  welches  er  bebaut,  in 
einem  jüngstvergangenen  Jahre  gearbeitet  und 
geleistet  worden  ist.  Dort  ist  die  Raschheit  des 
Erscheinens,  hier  die  Uebercichtlichkeit  der 
Schwerpunkt.  Beispiele  mOgen  dieses  beweisen. 

Der  Jahresbericht  beginnt  mit  der  Pharma- 
kognosie und  besp licht  hier,  nach  einem  etwa 
bU  iSeiten  umfassenden  allgemeinen  Theil,  worin 
unter  Anderem  die  Arbeiten  Über  Werthbestimm- 
ung  der  Harze  und  Balsame  eine  gute  Bericht- 
erstattung erfahren  haben,  zunächst  diejenigen 
Forschungsergebnisse,  welche  sich  auf  den  Arz- 
neischatz  des  Pflanzenreiches  beziehen,  dabei 
einer  alphabetischen  Anordnung  der  Familien 
folgend.  Hier  finden  wir  nun  beispielsweise  bei 
den  Bubiaceen  unter  „Gin  c bona'*  aut 
10  Seiten  eine  sachliche  Zusammenstellung  des 
wesentlichsten  Inhaltes  von  V6  Origiualarbeiten, 
welche  im  Vorjahre  über  Chinarinde  in  deut- 
schen, schweizer,  englischen  und  holländischen 
Fachzeitschriften  erschienen  sind,  feiner  unter 
„C  e  p  h  a  (^  1 1  s"  die  Inhalts  wiedergäbe  von  7  Ar- 
beiten über  Ipecacusnha.  Unter  den  letzteren 
fehlen  natürlicü  noch  diejenigen  von  Arth,  Meyer 
und  C.  Keller*) ,  da  sie  eben  erst  im  laufenden 
Jahre  erschienen  sind,  während  uns  andererseits 
der  Jahresbericht  eine  Gewähr  dafür  bietet,  dass 
ausser  dem  von  ihm  Erwähnttn  im  Vorjahre 
überhaupt  nichts  Nennenswerthes  über  China 
und  Jpecacuanha  in  der  Fachliteratur  aller  Län- 
der erschienen  ist. 

Wie  wenig  Bedeutung  heute  der  Ar z nei- 
schatz des  Thierreiches  hat,  ersehen  wir 
aus  der  nun  folgenden  kleinsten  Abtheilung  des 
Werkes,  weiche  nur  von  5  Arbeiten  aus  diesem 
Gebiete  zu  berichten  weiss.  Dieselben  befassen 
sich  mit  Ambra,  Coccionella,  Castoreum  und 
Blutegeln. 

Dass  in  den  allgemeinen  Theil  der  sich  nun 
anschliessenden  pharmaceutischen  Chemie 
auch  jenes  Verzeichniss  der  Handelsnamen  von 

»)  Ph.  C.  löS^a,  810. 


in  der  Fharmacie  verwendeten,  meist  neaen 
Chemikalien  aufgenommen  wurde,  welches,  von 
einzelnen  Handelsfirmen  aufgestellt,  in  die  Fach- 
blätter überging,  kann  den  Werth  dieses  Jahr- 
ganges nur  erhoben.  Aus  dem  speciellen  Theile 
sei  hervorgehoben,  dass  bei  der  Salzsäure  nicht 
weniger  ^s  14  Veröffentlichungen  über  den 
Nachweis  freier  Salzsäure  im  äagensafte  be- 
sprochen werden  und  an  anderer  btelle  12  Bei- 
träge zu  Liquor  £alii  arsenicosi  Beröcksichtig- 
ung  finden,  alles  unter  genauem  Hinweis  auf 
die  Stellen,  wo  die  Originalarbeiten  in  der  Lite- 
latur  zu  finden  sind.  Hierbei  mag  auch  des 
Unistandes  gedacht  sein,  dass  eine  von  Grützfur 
im  Aichiv  der  Fharmacie  auf  Seite  321  an  einer 
Werthbestiromungsmithode  von  Ferrum  redac- 
tum  geübte  Kritik  zwar  erwähnt,  dagegen  über- 
sehen wurde,  dass  jene  Kritik  auf  Seite  552  des 
Archivs  eine  begründete  Zurückweisung  erfahreo 
hat. 

Der  Jahresbericht  der  Fharmacie  ist  ein  Kacb- 
Schlagewerk  ersten  Banges,  nützlich  (flr  aik 
Pharmaceuten,  geradezu  unentbehrlich  aber  föi 
solche,  welche  selbst  literadsch  thätig  seis 
wollen,  in  hohem  Grade  forderlich  endlich  fär 
das  Ansehen  der  Fharmacie  nach  aussen  hin, 
weshalb  es  denn  auch  dem  Deutschen  Apotheker- 
verein  hoch  angerechnet  werden  muss ,  dass  er 
das  Forterscheinen  dieses  Werkes  durch  eigene 
Herausgabe  dauernd  gesichert  hat.  MOge  es 
dem  Vereine  beschieden  sein,  stets  einen  so 
tüchtigen  und  selbstlosen  Bearbeiter  demselben 
zur  2Seite  zu  haben,  wie  er  ihn  heute  in  Pro- 
fessor Beckurts  besitzt.  Dem  Erscheinen  der 
den  zweiten  Theil  der  organischen  Chemie,  die 
galenischen  Präparate^  die  Chemie  der  NahrongS' 
und  Genussmittel,  sowie  die  Toxikologie  um* 
fassenden  Schlusshäifte  des  voriiegenden  Jahr- 
ganges wird  in  Bälde  entgegengeaehen. 

Vuljpm, 

Schale  der  Fharmacie.  Heraosgegeben  tod 
Dr.  J.  Hölfert,  Dr.  Ä  Thoms^  Dr.  E.  M^- 
Um,  Dt»  K,  Jordan.  IV.  Botanischer 
Theil.    Bearbeitet  von  Dr.  J.  JJolfert. 
Mit  405  in  den  Text  gedrackten  Abbild- 
ungen.  Berlin  1893.   Verlag  von  Jdius 
Springer. 
Nach  einer  allgemeinen  Einleitung  bat  der 
Verfasser  alle   jene  Hilfsmittel   eingehend  be- 
handelt, welche  für  das  Studium   drr  Botaoü 
unumgänglich   nothwendig   sind.      Neben  An- 
gaben über  das  Anlegen  des  Herbariums  folgeo 
beherzigenswerthe  Winke  über  das  Sammelo. 
Bestimmen,  Pressen,  Ordnen  and  Aufbewahrec 
derPDanzen.  Ferner  wird  der  Gebrauch  desJli* 
kroskops    neben    Herstellung    mikroskopischer 
Schnitte  erläutert.    Klar  und  deutlich,  ohne  di- 
bei  weitschweifend  zu  sein,  ist  die  Moipholog'C 
bearbeitet  worden  und  zwar  in  einer  Weise,  äiss 
sie  von  dem  Anfänger  Überall  leicht  verstände 
werden  kann.    Die  Abbildungen  bieten  an  aä 
nichts  Neues,  doch  kann  man  sie  deshalb  aic^j 
als  einen  Kehler  des  Baches  beieichnen,  wd 


571 


der  Verfasser  durch  die  Anwendang  derselben 
nur  onnOthige  Yertbeaertmg  des  Baches  hatte 
YemieideD  wollen,  wie  in  der  Einleitnng  f^peciell 
hervorgehoben  ist.  Ebenf^o  pral[ti$<ch  ist  die 
Systematik  bearbeitet.  Die  wichtigen  Fami- 
lien, die  die  meisten  Vertreter  der  pharma- 
ceotifsch  angewendeten  Pflanzen  besitzen,  sind 
eingehend  behandelt,  z.  B.  Solaneen,  ßanancnlac. 
Coroposit.  etc.,  die  weniger  wichtigen, 
hauptsächlich  aoslftndische  Pflanzenfamilien,  da- 
geflren  in  der  erforderlichen  Kürze. 

Speciell  mGchte  ich  die  Bearbeitung  der 
Anatomie  hervorheben.  Vor  gar  nicht  zu  langer 
Zeit  wurden  Kenntnisse  der  Anatomie  von  dem 
andrehenden  Pharmacenten  ^erhanpt  nicht  ver- 
langt. Jedoch  die  stetig  fnrtgch  reiten  de  Zeit 
hat  auch  darin  Wandel  geschaffen.  Der  Lehr- 
linsr  soll  einen  Begriff  tlber  das  Wesen  einer 
ZeUe,  Aber  Zellformen,  über  Gewebe  und  die 
verschiedenen  Systeme,  Assimilationssystem, 
Leitungssystem  etc.  erhalten.  Es  ist  d^m  Ver- 
fasser ganz  vorzüglich  gelungen,  das  Wichtige 
von  dem  Unwichtigen  zu  scheiden,  die  sranze 
Bearbeitung  auf  einen  möglichst  Irleinen  Kaum 
zu  beschrfinken  und  trotzdem  oinefurden  Lehr- 
ling völlier  verständliche  und  klare  Abhandlung 
zu  schreiben.  8. 

Schiile  der  Fharmacie.  Heransgegeben  voi) 
Dr.  Bölferty  Dr.  Thoms,  Dr.  Mylius,  Dr. 
Jordan,    IIL  Physikalischer  Theil. 
Bearbeitet  von  Dr.  K.  F,  Jordan.    Mit 
101  in  den  Text  gedracktenAbbildnDgen. 
Berlin  1893.  Verlag  von  Julius  Springer. 
Wie  der  Verfasser  in  seinem  Vorwort  hervor- 
hebt, soll  das  Buch  nicht  etwa  beabsichtigen, 
den    angehenden   Fachgenossen    ein   Bepetitor 
zum  Examen  zu  bieten,  sondern  'es  soll  ihnen 
ein  treuer  Rathgeber  sein  in  allen  den  Fragen, 
die  den  Pbannaceuten  in  seinem  Berufe  inter- 
essiren.    Deshalb  sind  diejenigen  Kapitel,  welche 


eine  apecielle  Berficksichtigung  erfordern 
(Schwerkraft,  Waage,  Krystallographie  etc.),  am 
eineehendsten  bebandelt,  die  weniger  wichtigen 
auf  das  erforderliche  Mhass  eingeschränkt  wor* 
den.  Die  Beaibeitung  dps  Buches  ist  im  glei- 
chen Sinne  erfolgt,  wie  die  der  anderen  Disci- 
plinen,  welche  die  „Schule  der  Fharmacie"  zu- 
sammenfasst.  Der  Verfasser  hat  das  Haupt* 
gewicht  darauf  gelegt  durch  leicht  fassliche 
Abhandlungen  der  physikalischen  Vorgänge  den 
Lehrlingen  die  Möglichkeit  zu  geben,  sich  even- 
tuell selbst  fortbilden  zu  können,  was  bei  den 
heutigen  Lehrverhältnissen  nicht  zu  unter- 
schätzen ist.  Einige  der  Abbildungen  lassen 
hinsichtlich  dessen,  was  sie  darstellen  sollen, 
zu  wünschen  übrig  und  wäre  eine  genauere  Dar- 
stellungsmethode mehrfach  am  Platze  gewesen. 

S. 

Festschrift  znr  Erinnerung  an  die  fünfzig- 
jährige Stiftungsfeier  des  Schweizer- 
ischen Apotheker-Vereins.  Zürich  1803. 
Orell  Füssli. 
Der  hnchangesehene  Schweizerische  Apotheker- 
Verein   hat  am    16.   und   17.  August  d.  J.   in 
Zürich    sein   fünfzigiähriges   Bestehen   gefeiert 
und    bei    dieser   Gelegenheit    eine    Festschrift 
herausgegeben,  die  neben  einem  Bückblick  auf 
den  Verein  und  das  Verein  sieben  auch  mehrere 
wissenschaftliche  Beiträge  enthält.  Wir  bringen 
dem  Verein   unsere  herzlichsten  Glückwünsche 
zu  seiner  Jubelfeier  dar  und  werden  über  den 
wissenschaftlichen   Theil   der  Festschrift  noch 
eingehender  berichten.  g. 

Vollständige  Analysen  von  zehn  nngarfschen 
Bodenproben.  Von  Dr.  Adolf  Jölles  in  Wien. 
(Aus  dem  chemisch-mikroskopischen  Labora- 
torium von  Dr.  Max  und  Dr.  Adolf  Jölles 
in  Wien.)  Aus:  „Landwirth schaftliche  Ver- 
suchs-Stationen«  Bd.  XLIL  Berlin  1893. 
Verlag  von  Paid  Parey. 


Terscilledene  lllttliellnniren. 


Geheimmittel  und  Kurpfuscherei. 

3.  Vierteljahr  1893. 

Der  praktische  Arzt  S.  Fischer  in  Grub 
(Schweiz)  preist  ein  Gehör  öl  an,  das  Ohren- 
sausen nnd  jede  Schwerhörigkeit  heben  soll, 
und  behauptet,  Mittel  zu  besitzen  zur  Heilung 
t^on  grauem  und  schwarzem  Staar.  Das 
Gehöröl  besteht  in  15  e  einer  Mischung  aus 
Cajepotol  nnd  Mandelöl;  Preis  2  Mark,  wirk- 
licher Werth  25  Pf.  Die  Aupenmittel  bestehen 
in  Augpntropfen  (2i/,proc.  Alaunlösung;  Preis 
IV»  Mark,  Werth  lOPf.),  Augenpulver  (schlecht 
gebrannter  und  gepnlrerter  Alaun ;  Preis  1  Mark 
.'0  Pf.,  Werth  5  Ff.).  Pulver  zum  Einnehmen 
Mischung  von  96  pCt.  Salpeter  und  4  pCt. 
Ha^nesia;  Preia  l  Mark  90  Pf,  Werth  10  Pf.) 
ind  20  Stück  Pillen,  etwas  Alot^  und  Rhabarber 
nthaltend ;  Preis  1  Mark,  Werth  20  Pf.  (Orts- 
^esundbeitsratb  in  Karlsruhe.) 


Der  Drogist  A,  VoUmann  in  Berlin  vertreibt 
als  Mittel  gegen  Trunksucht  Pillen,  die  aus 
Enzianwurzel,  Lj^copodium  und  Enzianpxtract 
bestehen.  Preis  einer  Schachtel  10  Mark,  Werth 
etwa  50  Pf.    (Polizeipräsidium  in  Berlin.) 

Zu  den  bekannten  Epilepsiemitteln  von 
Quante  in  Warendorf  sind  drei  neue  hinzuge- 
kommen. Das  eine,  zum  Einnehmen  bestimmt, 
ist  ein  Gemisch  von  Petroleum,  Bemsteinöl  und 
Thieröl ;  eine  zweite  Flasche  enthält  ein  Gemisch 
von  Bicinusöl,  Cajeputöl.  Rosmarinöl  etc.  und 
Kampher  und  dient  zum  Einreiben;  das  dritte 
ist  ein  „sympathetisches"  Mittel  und  besteht 
aus  einem  klf'inen  mit  allerhand  Harzen  gefüll- 
ten Kissen,  das  6  Monate  lang  auf  der  Magen- 
grube zu  tragen  ist,  dann  aber  vergraben  werden 
muss.    (Industrie -Blätter.) 

l&sleib^^  Katar rhpastillen  bestehen  in 
der  Hauptsache  aus  mit  Anisöl  parfümirtem 
Zucker,  dem  eine  geringe  Menge  Salmiak  zu- 
gesetzt ist.    (Chem.  Ceiitrals teile  Dresden.) 


572 


Hubert  TZ/rtc^'s  Krau ter wein  in  Flaschen 
von  340  ccm  Inhalt  zum  Preise  von  1  Mark  75  Pf. 
ist  ein  mit  f^ehr  verdtSnntem  Weingeist  herge- 
stellter Anszug  aromatischer  Vegetabilien ;  nach 
den  erhaltenen  Beactionen  dtinte  auch  etwas 
Jalape  mit  Verwendung  gefunden  haben.  (Chem. 
Centralstelle  Dresden.) 

Hamburger  Universalgesundheits- 
magensalz  zuin  Entsäuern  der  Milch  und  des 
Bieres  ist  nichts  weiter  als  doppeltkohlensaures 
Natron.    (Pharm.  Zeitung.) 

Äiuf.  SiegeVa  Hflhneraugen-Tod  ist 
schwach  parfümirter  Salicyltalg.   (Pharm.  Post.) 

Thierarzt  Hediger's  Mittel  g^gen  den  Roth- 
lauf  der  Schweine  besteht  aus  Foenum 
graecum  mit  geringer  Beimischung  von  mine- 
ralischen Substanzen.    (Pharm.  Post.) 

Das  Trächtigkeitsmittel  für  Kühe 
von  M.  Meyer  ist  ein  Pulvergemisch  aus  Pichten- 
sprossen,  Santelholz,  etwas  Aloö  und  1  pCt. 
Canthariden.    (Pharm.  Post.) 

Als  Specificum  gegen  Maul-  und  Klauen- 
seuche preist  die  Homöopathische  Central- 
Apotheke  in  Leipzig  eine  Flfissigkeit  an,  die 
sich  bei  der  chemischen  Untersuchung  als  stark 
verdünnte  Arnikatinctur  erwiesen  hat;  Preis 
einer  FIa«^che  von  100  ccm  Inhalt  1  Mark,  Werth 
etwa  25  Pf.    (Industrie -Blätter.) 

Cosmetica:  Cromo  Löfebre  und  £au 
des  Circassiennes  du  Dr.  Thompson ^  zwei 
Mittel  gegen  Sommersprossen;  das  erstere 
ist  eine  gelbliche  Wachssalbe,  die  Sublimat 
enthält,  das  zweite  besteht  aus  30  g  Zinkoxyd 
mit  200  g  parfümirtem  Wasser  angerieben.  — 
Piite  des  Gnomes  du  Dr.  Thompson^  ein 
Bartwuchsmittel,  ist  nichts  weiter  als  rosa 
gefärbte  parfümirte  Glycerinsalbe;  Preis  einer 
Büchse  von  50g  '2\/^  Mark.  —  Eau  Trömo- 
lidres  und  Ristoratore  dei  Capelli  sind 
zwei  bleihaltige  Haarfärbemittel.  g. 


Neueste  deutsche  Fatent- 
anmeldungen. 

Authentisch  zusammengestellt  von  dem  Patent- 
bureau  des  CivUingenienr  Dr.  phil.  KZerener, 
j  Berlin  N. ,  Eichen dorffstr.  20,  welcher  sich  zu- 
gleich bereit  erklärt,  den   Abonnenten  dieses 
Blattes  allgemeine  Anfragen  in  Patentsachen 
kostenfrei  zu  beantworten. 

a)  Patent  •AnioeMiingeii« 

KK  30.  D.  6610«  Thermoelement  loi 
Messung  von  Körpertemperaturen.  Carl  Die- 
dertchs  in  Göttingen. 

Kl*  12.  F.  6858.  Verfahren  zur  Darstellaug 
von  Antipyrin.  Farbwerke  vorm.  Meiste r 
Lucius  dt  irUning  in  Höchst  a.  Main. 

Kl.  12*  E.  3744.  Verfahren  zur  Darstellapg 
von  Vanillin  aus  Paraoiybenzaldehvd.  Hein- 
rich Ernst  in  Hannover  und  die  Erben  Di. 
Karl  Hitsemann's. 

KL  12.  H.  18419.  Verfahren  zur  Darstellung 
eines  neuen  Riechstoffes,  ans  Citral,  genannt 
Jonen.  Firma  Haarmann  &  Beitner  in  Holz- 
minden. 

Kl.  12.  F.  6214.  Verfahren  zur  Daistellnng 
von  Jodkresolen.  Farbenfabriken  vorni. 
Friedr.  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld. 

Kl.  12.  L.  8154.  Verfahren,  Wasser 
mittelst  Zinn oxy d  zu  reinigen.  Heinrich  m 
der  Linde  in  Krefeld  und  Dr.  Christ.  Ee$s  io 
Krefeld. 

Kl.  12.  M.  9569.  Verfahren  zar  Darstellang 
von  Salicylsäure.    Br.  S,  Marasse. 

b)  Gebrauelisiiiiigter. 
Kl.  30.  Nr.  16191.     Desin  f  ections- 
ap parat  zum  Sterilisiren  von  Verbandstoffen 
etc.  in  stark  strömendem  Wasserdampf  mit  oder 
ohne  Spannung.    Dr.  Vogd  in  Berlin  N.W. 


y^  >-/  %./  N^--^  -^  — .  A>  •• 


Briefwechsel. 


Br.  D.  in  B.  lieber  Sterilisiren  von 
Arzneimitteln  finden  Sie  in  heutiger  Num- 
mer auf  Seite  565  eine  Auslassung,  auf  welche 
wir  Sie  kurzer  Hand  verweisen  können. 

Apoth.  M.  in  P.  Aldehyd  ist  männlich, 
weil  abgeleitet  von  Alcohol  dehydrogenatus. 

A.  L.  Dass  Morphinum  aceticum  zu 
photographischen  Zwecken  Verwendung  fin- 
den könne,  ist  uns  unbekannt,  aber  höchst  un- 
wahrscheinlich. 

Apoth,  H.  K.  in  Wien.  Vorschriften  zur 
Herstellang  von  Kautschukpflaster  im 
Kleinen   finden  Sie  Ph.  C.  81,  101.  160.  83, 


245  abgedruckt.  Das  in  Amerika  übliche,  dt- 
von  abweichende  Verfahren  finden  Sie  Ph.  C 
81,  223. 

Fharm.  X.  in  Stockholm.  Vorschiiften  foi 
Syndetikon  finden  Sie  in  Ph.  C.  29,  430  und 
33   330 

Für  S  t  i  e  f  e  1  w  i c  h  8  e  giebt  Dieterich  folgende 
Vorschrift :  300  Beinschwarz,  160  Dextrin,  ^^ 
Alaun  mischt  man  oberflächlicli,  rührt  dann 
240  Melasse,  IGO  Holzessig,  30  Wasser  usd 
wenn  die  Masse  gleich  massig  ist,  65  ordiolres 
BaumOl  darunter.  Zuletzt  miacht  man  nocl 
85  englische  SchwefelsAnre  hinzu  und  giesst 
sofort  in  Blechdosen  aus. 


Erneuerung  der  UesteUungen. 

Mit  der  heutigen  Nummer  schliesst  das   Vierteljahr,  wir  hüten  die  noch 
ausstehenden  Bestellungen  nun  sogleich  aufgeben  eu  wollen. 

Dieser  Nummer  ist,  wie  seither  üblich,  ein  Viertel Jahrsreffister  beigedrudt 
Zur  Vervollständigung  der  Bände  etwa  nöthige  einzelne  Nummern  odter  Q^^' 
tale  bitten  wir,  tmter  Beifügung  des  Betragea,  baldigst  eu  verlangte 


573 

Inhalts  -Terzeichniss 
des  3.  Vierteljahres  vom  XXXIV.  Jahrgänge  (1893) 

der  Pharmaceutischen  Centralhalle. 


«  'V/*  ^'    *     «  '  *•* ' 


Abfallwässer  556. 

Aceton,  Prüf,  von  Mineralölen  507. 

Acid-Butyrometrie  476.  531.* 

Acida  Pli.  Amer.  499. 

Ariihim  citricnni,  Prür.  auf  Blei  549. 

—  hydrofluoricum,  Verbrauch  552. 

—  intricam,  465.  504. 

—  biiirurlcnm  A.-R.  504. 

—  lannicura,  Prüfling  552. 

—  (arlariciim,  Prüf,  auf  Blei  549. 

—  tricliloracelicum  liquid.  393. 
Aconitum  Napellus,  Alkaloide  522. 
Aileps  suillus,  Prüfung  502. 
Aelher,  Sicherheitslampen  435. 

~  aceticus,   Erregungsmiltel  556. 

Aker  tuba,  Fischgift  537. 

Albuminimeter  nach  Essbach  565. 

Albumoscmllch  424. 

Aldehyd,  der  oder  das  A.?  572. 

Alkalicarhonate,  Darstellung  478. 

Aikaloide  und  Metalle,  Best.  561. 

Alkohol,  missbräuchl.  Genuss  547. 

—  Sicherheitslampen  436. 

Alumen   ustum,  Löslichkeit  552. 

Aluminium,  Geräthschaflen  564. 

Alumnol  und  Sozal  454. 

Ammoniacuro,  LSslichkeit  445. 

Ammoniak,  Nachweis  423. 

Ammoniak,  als  Desinfectionsmittel 
556. 

Amylen,  Darst.  des  reinen  431. 

Amylolne,  Auftreten  ders.  507. 

Andira  inermis  537. 

Anelhol  A.-R.  505. 
Anilintinten  392. 
Anliarin,  Vorkommen  550. 

Anlidiphthcrin  nach  KIcbs  474.  568. 
Antidysentericum     nach     Schwarz 

568. 
Antinervin,  Zusammensetzung  431. 
Anlinonnin,  versüsstes  454. 
Apocynum  cannabinum  536. 
Apomorphin.  hydrochlor.  A.-R.  504. 
Aponarcein,  Darstellung  393. 
Aquae  medicinalis  Ph.  Dan,  402. 

Ph.   Amer.  515. 

Aqua  Calci«   saccharata  555. 
Arbutin,   Reactionen  553. 
Arsenik,  Beimisch,  zu  Speisen  479. 
Arsenproben   der  Ph.  Amer.  487. 
Arsenspicgel,  UeberfGhrung  520. 
Arzneibuch,   Revision  472.  504. 
Arzneimitlel,   neue  393.  409.  431. 
478.   509.  568. 

—  Steriliairung  550.  565. 

—  Nachweis  im  Harn  383. 
Arzneipflasler,  neuartige  393. 
Aslhmakrdutcr,  Zusammenselz.  496. 


Aterin,  Haarfirbemittel  498. 
A tropin,  Umwandlung  410. 

—  sulfuricum  A.-R.  504. 
Augenheilmiltel     von     Fischer, 

Schwindel  57  t. 

Oalsam.  Peruvian.,  Prüf.  513.  517. 
Bandwurmmiltel,  neue  479. 
Barii  Dioxidum  Ph.  Amer.  517. 
Batidonin'sche  Reaction  408. 
Baumblätter,  Futtermittel  397.  511. 
Bayerische  Chem.,  Vers.  425.  475. 

521. 
Bengal.  Flammen,  Bereitung  514. 
Benzin,  Sicherheilslampen  435. 
Benzinbrändc,  Verhütung  392. 
Bcnzojt,  Studien  über  Siam-B.  443. 

—  Handelssorten   523. 

Thoncrde-Watle  480. 

Benzonaplithol,  verfälschtes  467. 

—  Identitälsreaction  466. 
Benzoresinol  aus  Siam-B.  444. 
Benzosol,  Identitätsreaction  466. 

—  Harn  nach  B.-Gebrauch  304. 
Benzoylradical,  Nachweis  dcss.  466. 
Berliner  Vorschr.  zu  Arzneimitteln 

474. 
BetaTn,  im  Wurmsamen  477. 
Bier,   Nachw.  von  Saccharin    524. 

—  fiberm&ssigcr  Genuss  547. 
Bierglasdeckel,  bleihaltige  467. 
Biese's  Salzsäure  Tinctur  461. 
Biondi's  Gemisch  498. 
Bi8mut./?-naphtholic.,  Anwend.  474. 
Blei  und  Silber,  Trennung  519. 
Bleizucker-Fabrik-Ordnung  468. 
Blut,  Untersuchungen  547. 
Blutlaus,  Mittel  gegen  484. 
Boldolum,  Anwendung  553. 
Brachystegia  spicaeformis  536. 
Brom,  Nachw.  neben  Jod  519. 
Bromdampf,  Oxydationsmittel  520. 
Bronchytis,  Ledum  palustre  479. 
Bronze,  flüssige  450. 

Brot,  Reformen  in  der  Bereit.  422. 

—  wechselnder  Nährwerth  521. 

—  Best,  des  Fettgehaltes  519. 
Brotoly  Untersuchung  405. 
Bucherschau  438.  451.  494.  570. 
Butler,  Anforderungen  492. 
Butterrefractomeler  522. 
Butylo-chloralum  hydralum  403. 

Cacao,  Prüf,  auf  Alkalien  500. 
Calcium  carhon.,  Magnesiageh.  480. 
Calciumchloratlosung,  gefärbte 518. 
Cancroin,  Anwendung  474. 
Carborundum,  Schlcifmaterial  511. 
Carvol  A.-R.  505. 


Casetnkitt,  Bereitung  468. 
Cerberin,  Eigenschaften  433. 
Chelen  =  Chlorttthyl  478. 
Chinidinum  sulfur.  Ph.  Amer.  527. 
Chinin,  neuer  Nachweis  524. 

—  Prüf,  auf  Nebenalkaloide   527. 
Chininpillen,  Bereitung  400. 
Chininsalze  Ph.  Dan.  u.  Amer.  403. 

528. 

—  Prüf,  auf  Nebenalkaloide  527. 
Chininum  sulfuric.  403.  504.  528. 
Chlor,  Nachw.  neben  Jod  519. 
Chloralum  hydralum  403.  529. 
Chlorkalk,  Aufbewahrung  498. 

—  spec.  Gew.  der  Losungen  425. 
Chloroform  Ph.  Amer.  529. 

-— ,  Salicylid  Chi.  553. 

—  Geruchsstärke  419. 

— >  Nachweis  im  Harn  478. 
Chlorol,  Zusammensetzung  478. 
Chlorophyllin,  Zusammenselz.  526. 
Chocoladepastillen,  Bereitung  414. 
Cholera,  Rückblick  455—463.  569. 

—  Biese's  salzsaure  Tinctur   461. 

—  DesinfecU  mit  Ammoniak  462. 

—  Nachw.  der  Bacterien  569. 
Cholin,  im  Wurmsamen  477. 
Chrom,  Darst.  des  metall.  465. 
Chromosot  von  Dresel  464. 
Chrysarobin  504.  530. 

Cicula  virosa,  äther.  Oel  413. 
Cinae  flores,  Untersuchung  477, 
Cinnamol,  Antisepticum  393. 
Goballum  =  metall.  Arsen  426. 
Cocain,  Reaction  mit  Calomel  519. 

—  hydrochloricnm  404.  504.  530. 
CodcTn  Ph.  Dan.  u.  Amer.  404.  530. 
Coffein  Ph.  Dan.  u.  Amer.  404.  530. 
Coffeln-Chloral  441.  509. 
CoUodium  Ph.  Dan.  u.  Amer.  404. 

541. 
Colophon,  Nachw.  im  Dammar  309. 
Conserven,  zinnhaltige  476. 

—  Nachw.  von  Kupfer  533. 
Conservirung  von  Früchten  514. 
Conservirungsmittel  f.  Fleisch  464. 
Cornutinum,  Anwendung  553. 
Cortex  Chinae  404.  541. 

—  Frangulae  Ph.  Amer.  541. 

—  Granati,  Alkaloidbest.  553. 
Gorylus  Avellana  526. 
Cosmetica,  schädliche  572. 
Crelium,  Bestandlhelle  409. 
Cröme    L^febre,    gegen    Sommer- 
sprossen 572. 

Crocus  Ph.  Dan.  u.  Amer.  404.  54  t. 
Cubeben,  Abst.  der  falschen  537. 
Cucumis  ulilissimus  536. 


574 


Cuprnm  sulfurlcum  405.  541. 
Cycadeem-Pflanzea wolle  419. 

Hammar,  Naehw.  V.  Colophon  399. 
Decocta  Ph.  Dan.  u.  Amer.  405.  542. 
Dermasot,  Znsammensetzang  441. 
Derrid,  Vorkommen  537.  550. 
Derris  elliptica  537. 
Desinrcclin,  Zasammensetznngr  431. 
Desinfection  der  Kleider  425. 

—  mil  Ammoniak  556. 
DesinfecUonsmiltel,  Prüfung  441. 
Destillirapparat,  neuer  495.**  565. 
Diaslase,  Einwirk,  auf  Stärke  507. 
Digitalis-Infusam  der  Pli.  Dan.  420. 
Diphtherie-Heilserum  448. 
Diphtheriuum,  Anwendung  553. 
Dilhiosalicylsaures  Wismut  410. 
DSrrapparat  von  Zembsch  467. 
DorrgremGse,  Herstellung:  530. 
Drescl's  Conservirun^smittel  464. 
Dulcin,  Monographie  550. 

—  Nachweis  in  Getrinkcn   466. 
Dulcit,  Vorkommen  444. 
Dysenterie,  KlysUer  gegen  D.  493. 

Kau     des    Circassicnnes ,     gegen 

Sommersprossen  572. 
Euu    Tremolieres,    Haarfärbemittel 

572. 
Ehrlich's  Triaeid-Mischung  408. 
Eichenmoos  für  Riechkissen    424. 

540. 
Eier,  Conservining  468. 
Eis  in  Apotheken  421. 
Eisen,  Rostbildung  433. 
Eisen-   und   Eisenmanganpraparate 

445. 
Kisen-EiweissverMndungen  409. 
Eiwciss,  Spiegler's  Reagens  424. 

—  pulverisirtes  464. 
Ek'zcmin  567. 
Elaterium  Ph.  Amer.  541. 
Electrolin-Glulilichllampc  498. 
Elixiria  Ph.  Amer.  542. 
Emplastra  Ph.  Dan.  u.  Amer.  405. 

542. 
Empl.  Galhani  comp.  Phoebl   454. 
Emulsum  Chloroformii  542. 
Epilepsiemittel  von  Quante  572. 
Erlenmayer's  Jodjodkaliummixtur 

498. 
Essbach'sche  Losung   447. 
Essentia  Tamarindorum   474. 
Essig  als  Desinficiens  563. 
Esswaaren,  Verordnung  468. 
Eucalyplol  Ph.  Amer.  543. 
Eugenol  A.-R.  505. 
Exlracta  der  Ph.  Amer.  543.  559. 

—  fliiida   der  Ph.  Dan.   420.  471. 
E.xlracte,  Nachw.  von  Kupfer  533. 

—  narkot.,  Idenlificirung  489. 

Alkaloidbeslimmung  489. 

Exlraclionsapparat  aus  Metall  564. 

—  für  flüssige  Stoffe  566*. 
Exlract.  aromalicum  Ph.  Amer.  544. 

—  Hyoscyami,  Verfälschung    480. 

—  MyiUlli  fluid.,  Wirkung  553. 


Exlract  Opii,  Alkaloldbeti.  559. 

—  Pichi  fluid.,  Wirkung  479. 

—  Strychni,  Alkaloidbestimm.559. 

Parben,  arsenhalt.  Japan.  444. 
Fermente,  fettspaltende  518. 
Ferrum •  Präparate   der  Ph.   Amer. 

560. 
Ferrum  carbon.  sacch.  A.-R.    472. 

—  citricum  oxydat.  A.-R    472. 

—  lacticum  A.-R.  472. 
effervescens  413. 

—  oxydat.  sacchar.  A.-R.  472. 
Darstellung  512. 

—  pulvcralum  A.-R.  473. 

—  reductum  A.-R.  473. 

—  —  gefälschtes  553. 

—  sesquichloratum  A.-R.  473. 

—  sulfuricum  A.-R.  473. 
Kilix  mas,  äther.  Oel  479. 
Filter,  Tlionfilter  564. 
Filtrirtrichter,  neuer  514.* 
Fleisch,   Conservirungsmittel    464. 

—  Nachweis    von    Ammoniak    in 

faulendem  Fl.  441. 

—  Nachw.  von  Pferdefl.  521.  556. 

557. 

Fleischpreservepulver  464. 

Fliegenblut,  Hämaglobinspcclrum 
547. 

Florida-Oel,  Täuschung  406. 

Flüssigkeiten,  schwere  481. 

Folja  Digitalis  Ph.  Dan.  421. 

Formaldehyd,  Nachw.  u.  Best.  508. 

Fostil  =  Sulfosteatite  cuprique  526. 

Füllungsmittei  für  Schmierseifen 
395. 

Futtermittel,  Ersatz  durch  Laub  397. 
411. 

Qalbanum,  Loslichkeil  445. 

Gallabromol,  Anwendung  431. 

Gas,  neuer  Sparbrenner  565. 

Galehouse's  Arsenprobe  487. 

Gehe  &  Co.,  Handelsbericht  552. 

Geheimmittel  571. 

Gehoröl  von  Fischer,  Schwindel 
571. 

Gelsemiumwurzel,  Beimisch.  536. 

Geofl'royarindcn,  Abstammung  537. 

Gewichte,  Halbgewichte  567. 

Gichtwusser  nach  Lindhorst  496. 

Glacies.  Eis.  Ph.  Dan.  421.  471. 

Glandulae  Lupuli  Ph.  Dan.  421. 

Glas,  widerstandsfähiges  für  che- 
mische Zwecke  564. 

Glasuren,  verbesserte  475. 

Glycerlnum  Ph.  Dan.  421. 

Glycerin-Suppositorien,  Bereit.  480. 

Glykogen,  Nachweis  557. 

Granulae  Diosoridis  Ph.  Dan.  422. 

Guazama  torrenlosa  538. 

Gunning's  Mischung  466. 

Gynocordia  odorala  549. 

Haarfärbemittel,  zwei  neue  498. 
Haensel's  ätherische  Oele  432. 
Harn,  Indicanurie  510. 

—  nach  Gebr.  von  Chloroform  478. 

—  nach  Gebr.  von  Benzosol   394. 


Harn  nach  Gebranch  von  Rhabarber 

513. 

—  Reactlon  mit  Essigsäore  479. 

—  Nachw.  von  Ri weiss  447. 

—  Nachw.  von  Morphin  524. 

—  Nachw.  von  Pikrinsäure  526. 

—  Nachw.  von  Piperazin  447. 

—  Bestimmung  des  Zucker»   394. 

—  Tabelle  zum  Nachweis  von  34 

ArzneimitlelM  383. 

—  Antidot  der  Hypoehlorite  510. 
Harzole,  Nachweis  507. 
Hektographenblätter  441. 
Helfenberg.  Annaleu  445.  4SS.  491. 
Holz,  Schutz  gegen  Feuchtigk.  425. 
Holzanstrich  mit  Thran  441. 
Homöopath.   Apoth.-EinrichL    513. 
Honig,  dialyL  Untersuchung  47<). 

—  Untersuchung  nach  Hänle  489. 
Hübl's  Jodadditlonsmelhode  490. 
Hühneraugenringe,  Wasmnlh's  441. 

—  nach  Beyersdorff  498. 
Hühneraugen-Tod  von  Siegel  572. 
Hydnocarpus  inabrians  549. 
Hydrangea  arborescens  536. 
Hydrarg.  salicylicum,  Anwend.  554. 
Hygienische  Patronen  469. 
Hypoehlorite,  Antidot  510. 

Ichthyol-Suppositoricn  424. 
Indican,  Auftreten  im  Harn  510. 
Indicatoren  der  Ph.   Amer.  4S7. 
Infusa  der  Ph.  Dan.  422. 
Insectenpulver,  Untersuchung  53S. 
Jodeosin  als  Indtcator  489. 
Jodindicator  für  gefärbte  F.  477. 
Jodkalium,  Geschmackscorr.  526. 

—  Nachw.  minimaler  Mengen  520. 
Jodoform,  Geruchsstärke  41 9. 
Jodoformsalol,  Anwendnng  509. 
Jonen,  neuer  Riechstoff  572. 
[pecacuanha  deemetinisata  512. 

—  Beimischung  von  Stengeln  536 
Isoaconitio  (Napellin)  522. 
Isotoma  longiflora  550. 
Julapium  saliuum  Ph.  Dan.  427. 
Izal,  Desinfectionsmittel  431. 

Kaiser-(Blutreinig.)-PiIlcn  44!. 
Kulium,  verbess.  Bestimmung  53^- 

—  jodatum,   Prüf,  auf  Jodal  551. 

—  tarlaricum  Ph.  Dan.  427. 
Kamala,  falsche  ans  Bombay  5.^^- 
Kamjasamen,  Verfalsch,  der  Kola- 

samen  555. 
Kapselfalter  400.* 
Karbolsäure,  Antidote  554. 
Karbol  Verbandstoffe  416 
Katarrhpastillen  von  Issleib  b't 
Kerosin,  gegen  Kesselstein  437. 
Kesselstein,  Mittel  gegen  437. 
Kid-Reviver,  Bereitung  526. 
Kindernahrung  von  Muffler  561 
Kitt,  CaseTnkilt  468. 

—  Einschlusskitt  539. 
Klemmen  für  Stative  564. 
Kolasamen,  verfälschter  555. 

I  Knülle's  Kessclstelnl5sung  437 


575 


Kräuterwein  von  Ullrich  572. 
Kreolin,  Unterschied  von  Lysol  414. 
Kreosot,  Ordination  554. 
Kreosotemulsion,  Bereitung  496. 
Kreosolpillcn,  Bereitung-  467.  555. 
Kresole,  Loslichmaehung  414.  496. 
Kresylkalkldsang  509. 
Kydia  ealicyna  538. 

Iiaboratorlumsapparate,  neue  566.* 
Lack,  photogr.  Kalllack  511. 
Lactopepsin,  Zasarameosetz.  526. 
Lactophenin,  Zusainmensetz.  478. 
Lactucarium  Ph.  Dan.  427. 
Lanolin,  Ranzigwerden  446. 
Lanolinum  boro^glycertnatum  474. 
LaubfutCcr,  Einsammeln   398.  411. 
Leibwärmflasche  414. 
Le  Roi's  Kränterlhee  426. 
Linctus  boracicus  Ph.  Dan.  427. 
Liniment  ammonial.  498.  427.  471. 
Liq.  Ammonii  caust ,  hieifrei    549. 

—  antisepticu^  Volkmann  441. 

—  Calcis  saccharata  555. 

—  Ferri  acet.,  Best,  des  Fe  446. 
peplonali  474. 

—  —  Mangan!  sacchar.  474. 

—  Kalii  arsenlcosi  Ph.  Dan.    427. 

—  Mangan!  glucosati   474. 

—  Menyanthes  acidus  428. 
Lilhinm,  Naehw.  in  Uricedin    407. 
Losophan,  Ordination  554. 
Lölhkolben,   Benzin-L.  514.* 

Loft,  KohlensSurobesümmung  564. 
LycopodiQin  Ph.  Dan.  428. 
Lysol,  Unterschied  von  Kreolin  414. 

Maassanalyse,  geaichte  Ger.   482. 
MlQsetyphasbacillus  441. 
Magnesia  carb.  u.  usta  Ph.Dan.  428. 
Magnesia m-Zinkeisen  514. 
Makroskop.  Untersuchungen  481. 
Malesct-Eisen  497.  558. 
Mannjl,  Vorkommen  444. 
Margarinkftse,  Bereitung  400. 
Marri's  Anti-Kesselstein  437. 
Marsch-Trinkwasser  469. 
Maol-  und   Klauenseuche,  homoo- 

patli.   Mittel  572. 
Meat-Preserveflfissigkeit  464. 
Mehlmolten,  Vertilgung  526. 
Menthol,   verfälschtes  441. 
Merw,   Abstammung  538. 
MessgerSthe,    geaichte  ehem.    482. 
Metalle  und  Alkaloide,  Best.  561. 
Metaphospborsäure    als    Reagens 

423. 
Methylalkohol,     Sicherheitslampe 

435. 
Milch,  Acid-Balyrometrie  476.  531.* 

—  Bereit,   der  Albumose-M.  424. 

—  hamanislrte  441. 
Milchs&ureerährnng  492. 
Milchzucker,  keimfreier  396. 
Mikroskopie,   Einschlusskitt  539. 
Mineralien,   Hftrtebestiramung  424. 
Mineralole  und  HarzSle  507. 
Mineralwässer, .  medicin.  496. 


Mineralwasser-Fabrik.itlon,  Neuer* 

ung  414. 

Apparate  426. 

Mixlurae   der   Ph.  Dan.   4 28.  429. 

471. 
Mohr'sche  Waage,  verbessert  566. 
Moospappe,  Verbandmaterial  534.* 
Moos-Sch Weisssohlen  513. 
Morphin,  Best,  im  Opium  429. 

—  neuer  Nachweis  524. 

—  Ausscheid,  d.  d.  Speichel  394. 

—  hydrochloratum  Ph.  Dan.    428. 
Macilago  Gl  Myrrhae  556. 
Myrrhe,  Gummischleim  556. 

Mapellin  SS  Isoaconitin  522. 
Narcein,  chemisch  reines  393. 
Nasrol,  neues  Diureticum  547. 
Natrio -Coffeinum  sallcylicum    428. 
Natrium -Cobalt-Nitrit  488. 

—  phosphoricumt  gegen  Neuralgie 

474. 
Naturforscher-Versamml.  440.  545. 

549.  562. 
Nelken-  und  PimentÖl,  ident.  532. 
Nervensystem,  Aufbau  545. 
Neu-Guinea,  Pflanzenproducte  538. 
Nickel,  Bestimmung  396. 
Nickelsulfat  zum  GrQnfarben    441. 
Normallösungen,  Bezeichnung  470. 
Nucletn,  Zusammensetzung  498. 
Nyctanlhes  arbortrestis  550. 

Oele,  äther.,  lerpenfreia  432.  468. 
Oelsäure,  Werlhbestimmung  445. 
Olea  aelherea  A.-R.  506. 
Oleatum  Hydrargyri  Ph.  Amer.  542. 
Oleoresinae  Ph.  Amer.  543.  560. 
Oleum  Anisi  A.-R.  505. 

—  Cacao,  Schmelzpunkt  446. 

—  Calami  u.  Ol.  Carvi  A.-R.  505. 

—  Caryophyllorum  A.-R.  505, 

—  Cinnamomi  A.-R.  506. 

—  Lini  A.-R.  506. 
gifliges   467. 

—  Nocistae,  Prüfung  446. 

—  Olivar.,  Pri1f.  auf  Sesamöl  446. 
Jodaddilion  490. 

—  Rtcini,  Untersuchung  446. 
Opium  Ph.  Dan.  429. 

—  denarcotinatom,  mitigatum  und 

Prepared  Opium  399. 
Orexinum  basicum  393. 
Oxyxanthone,  Bildung  433. 

Pachyrrhizus  angulalus  550. 
PaTco,  chilenische  Droge  496. 
Paläantologie  548. 
Pangium  edula  549. 
Papain  Reuss  562. 
Papier,  EmbaJIage-P.  476. 
Papiersignaturen,  Befestigung  526. 
Pasteur's  Losung  400. 
Pastilleaformer  nach  Füller  530. 
P&te  des  Gnomes,  Bartwuchsmittel 

572. 
Patente,  neueste  deutsche  497.  572. 
Pelagin,  gegen  Seekrankheit   497. 
Penghawar  Djambi,  Verfälsch.  419. 


Pental,  siehe  Amylen. 
Pepsin,  Verreibung  mit  Zucker  496. 
Petrolatum  Ph.  Amer.  540. 
Petroleumäther.    Sicherheitslampe 

436. 
Pfeffer,  Vortrag  über  Pf.  550. 
Pferdefleisch,  Nachweis    521.  556. 

557. 
Pflanzen,  Reizbarkeit  545. 
Pflanzenkräfte  und  phytochemische 

Verwandtschaft  546. 
Pflanzenphänolog.  Beobacht.  412. 
Pflastermasse,  neuartige  393. 
Phftnolog.  Beobachtungen  412. 
Pharmacop.  Americana  (Pharmacop. 

of  the  United  St.  of  America) 

No.  34-39. 

—  —  Allgemeines  485. 

Reagenticn  486. 

Specielles  No.  35—39. 

—  Danica,  Speciell.  401.  420.  427. 

—  —  Berichtigungen  470. 
Pharmakogn.  Neuheilen  536. 
Phenosalyl,  Anwendung   393. 
/9-Phenylendiamin  zum  Haarfarben 

498. 
Phiorose  (Phioridzinzucker)  492. 
Phosphor,  krystallin.  rother  471. 

—  quantit.  Bestimmung  555. 

—  Nachw.  in  den  Fäces  493. 

—  Erkenn,  in  den  Geweben   520. 

—  -Vergiftung,  Behandlung    493. 
Photographie,  Kaltlacke  511. 

—  im  Dienste  der  Justiz  539. 
Photographien,  lenchtende  468. 
Phytolacca  decandra  536. 
PikrinsSure,  Darst.  aus  BenzoS  523. 
Pillenmaschine  nach  Dieterich  562. 
Pilocarpin,  Calomelreaction  510. 
Pilnlae  Kreosoti,  Bereit.  467.  555. 
Piment-  und  Nelkenöl,  Ident.  532. 
Piperazln,  Patentstreit  394. 

—  Wirkung  554. 

—  Nachweis  im  Harn  446. 

—  -Wasser  496. 

Pij^  liquida  decanthata  513. 

in  Pillen  441. 

Pocken-Schutzimpfung  400. 
Pökelsalz  von  Dresel  464. 
Politur,  Guajakharz-P.  539. 
Poudre  Coignet,  Zusammensetz.  526. 
Preservesalz,  amerikanisches   464. 
Presse  von  Porzellan  566. 
Proteinmehle  von  Nördlinger  410. 

%uebracho,  Literatur  über  514. 
Quecksilber,  Bestimm,  in  Sublimat* 

iösungen   544. 
Qaecksilberluftpumpe  565. 
Quetschhahn,  neuartiger  481. 
Quetschvorrichtnng  564. 

Radix  und  Rhizoma  Ph.  Dan.  429. 
Reagensglas -Etageren  564. 
Reagenspapier  mit  Jodeosin  445. 
Reagentien,  Anwend.  gaaförm.  520. 
Redacin,  photogr.  Entwickler  474. 
Resina  Dammar,  Prüfung  446. 


576 


Ristoratore  dei  CnpcUi,  Haarriürbe- 

miUel  572. 
Rheumaiismuswasser  496. 
RicinusÖl,  Einnehmen  dess.   400. 
Riechkissen,  Füllung^  424. 
Rost»  Enlstchung  auf  Eisen   433. 
Rostflecken  in  der  Wasche  526. 

—  an  vernickeilen  Sachen  484. 
Rolhlauf  der  Schweine,    Hediger's 

Millel  572. 
Rolterin-Rohpnlver  509. 
Rfihrapparat,  neuer  566.*^ 

Saccharin,  neuer  Nachweis  524. 
Saccharum  Lactis  lecrystall.  396. 
Salacetol,  Rcaclionen  498. 

—  Anwendung  554. 
Salben,  ralion.  Bereitung  453. 
Salicylsäure,  neuer  Nachweis  524. 

—  gegen  Bandwurm  479. 
Salpeter,  Bestimmung  des  N    40S. 
Salpetei säure,  DarslelUing  478. 
Salvia  spinosa   538. 

Samadera  indica  550. 
Sanalol,  Desinficiens  569. 
Sapo  medicatus,  Alkaliprobe    446. 
Saponitin,  Füllmittel  ffir  Seife  395. 
Saprol,  Kresolgehalt  409. 
Savonit,    Füllmittel  für  Seife   395. 
Sauerstoff,  Darslellung  447. 
Sauertropfen,  z.  Trinkwasser  460. 
Scherer's  Probe  493. 
Schleimiinden,   Abstammung   538. 
Schmierseifen,  Werthbestimm.  305. 
Schramm's   Fleisch-Conserv.-Mittcl 

404. 
Schwefel,  Loslichkeit  440. 

—  Nachw.  im  freien  Zustande  520. 

—  Wirkungsweise  440. 
Schwefelkohlenstoff,  Verhalt,  gegen 

Sicherheilslampen  436. 
Schwefels&ure,  quanlil.  Best.   533. 

—  arsenhaltige  414. 
Schwefelwasserstoff,     Absorption 

522. 

—  neuer  Apparat  506.*  566. 
Schweinefett,  Unfug  im  Handel  4ff6. 
Schweissfusse,  Streupulver  424. 
Scovell'sche  Flüssigkeit  466. 
Seekrankheit.  Mittel  gegen  497. 
Seifen,  Fettsäuregehalt  400. 

—  FüUungsmitlel  395. 

—  Werthbest.  der  Schmiers.  395. 

—  Zusatz  von  Schwefel  449. 
Seifenlösungen  für  Härtebesl.  468. 
Seihetrichter  nach  Schneider  525.* 
SelenprSparate,  Anwendung  394. 
Sesamin,  Isolirung  538. 
SesamSI,  Bandouin'sche  Read.  408. 
Sirup.  Ferri  jod.,  haltbarer   513. 

—  Frangulae  440. 
'—  Narceini  467. 
Siarcsinolannol,  Eigenschaft  444. 
Sicherhcitslampen  434. 
Siebmaschine  567. 


Silber,  L5slichkeit  489. 

—  und  Blei,  Trennung  519. 

—  und  Nickel,   Unterscheid.    525. 
Silberlösung,  nicht  filzende  514. 
Solutio  Natrii  arsenicici  427.  471. 
Sozal,  Unlersch.  von  Alumnol  454. 
Sparen  bei  Recepten  498. 
Specles  antiastlimaticae  496. 
Spec.  Gewicht,  Bestimmungen  481 
Speisefett,  Täuschungen  406. 
Speiseöl,  Täuschungen  514. 
Spermin,  zweierlei  Präparate  474. 
Spiegler's  Eiweiss-Reagens  424. 
Spirilus  Ph.  Dan.  430. 

—  Aetheris  nilrosi,  lialtbarer  400. 

—  camphoralus,  Prüfung  410. 
Sputum,  Färben  der  Präparate  498. 
^  Bioudi's  Gemisch  408. 

Dcsinfector  563. 

Standgefässe,  larirlc  454. 
Sleinkerne,  mlkroskop.  Bau  406. 
Sterculia  foelida  550. 
Steresol,  Bestandtheile  394. 
Sterilisalor  für  Trinkwasser  470. 
Slerilisirungs- Apparate    für    Ver- 
bandstoffe etc.  565. 
Stickstoff,  Best,  im  Salpeter  408. 
Slreblus  aster  550. 
Slrophanthussamen,  Reaclion  522. 
Strychnin,  neuer  Nachweis  524. 
Sublimallosung,  Best,  des  Hg  544. 
Sublimatverbandstoffe  416.  418. 
Sucrol,  siehe  Dulcin. 
Suppositorien  mit  Ichthyol  424. 

Tufelol,  Täuschungen  406. 
Taschenhandreiniger  454. 
Telautograph  450. 
Terpentin,  Vanillingehalt  444. 

—  Säure-  und  E&terzahl  446. 
Terpene,  Darslellung  von  Alkoho- 
len 433. 

—  Gewinnung  aus  Harzen  488. 
Terpenfreie  ätherische  Oele  432. 
Telranlhera  laurifolia  538. 
Tbeerpiäparate  reizlose  513. 
Thermometer,  neues  Maximallh.  563. 

—  Cholerath.  563. 
Thermostat,  nener  564. 
Thioform,  Ersatz  für  Jodoform  410. 
Tincturae.  Digestion  od.  Percolalion 

490. 

—  narcoticae,  Bereitung  498. 
Tinct.  Ferri  acetici  aetherea  454. 
chloratl  aetherea  512.  430. 

—  Rhei  aquosa  Ph.  Dan.  430.  471. 
Koelreuteri  424. 

Tokmarisamen  537. 

Torfmull  mit  Schwefelsäure  563. 

Trächtigkeitsmillel    für    Kühe  von 

Meyer  572. 
Tribromphenol,    gegen    Bandwurm 

479. 
Tropfkork  566.' 


Trunksu eh Is mittel    von    VoUmsao 

571. 
Tubain  und  Derrid  537. 
Tuberkelbacillen,  Färben  ders.  397. 

Uabaln,  im  Stropbanlhussamen  521 
Ulyptol,  Bestandtheile  394. 
Ungt.  Hydrarg. ein.,  Best.  d.  Hg  446. 

—  oxidi  zincici  et  ferrici  430. 
Universalgesundheilsmagensalz, 

Hamburger  572. 
UniversslgewGrz  von  Börner  533. 
Untersuchungen,  Gebühren  533. 
Uricedin,  Herstellung  407. 

—  Nachweis  des  Lithium  407. 
Uricedin-Cakes  408. 
Uropherin ,  Zusamnienselzang, 

neues  Diureticum  569. 
Urson,  Formeln  u.  s.  w.  444. 
UrUcaria,  Mittel  gegen  das  Jacken 

479. 

T'alerius  Cordns,  sein  Leben  549. 
Valzin,  Bedeutung  478. 
Vanillin.  Nachw.  in  der  Benzoe  4«. 

—  Darst.  aus  Benzo€  523. 

—  im  Terpentin  444. 
Vaselinum  oxygenatum^  ^^^^  ^^^ 
Vasogen  S 
Verbandgyps,  Anforderungen  480. 
Verbandmoospappe  534.* 
Verbandstoffe,  Fabrikation  439. 

—  Vortrag  von  Aubry  474. 

—  antisepllsche  n.  aseptische  415. 

—  Aufsaugungsvermogen  567. 
Vergoldungspulver  481. 
Viehwaschpulver  468. 
Vinum  diureticum  496. 

IFaage.  Vorwaage  567. 
Wachs,  Untersuchung  488.  5 IS. 
Wägeschalen  milGegengewicbt565. 
Wasmuth's  Huhnernugenringe  441. 
Wasser,  ZusäUe  zum  Trinkw.  469. 

—  Härtebestimmung  468. 
Wein,  Medicinalweln-Monopol  511. 

—  Nachweis  von  Saccharin  524. 

—  Nachweis  von  Salicylsäure  524. 
Weinslein,  losL  in  WeingeUt  47*. 
Wichse,  Stiefelwichse  572. 
Windsheimer  Mineral-Quelle a  476. 
Wurst,  Schimmel  zu  verhüten  514. 
Wurstgift,  Conservirang  498. 
Wurzeldrogen,  IdenUBcirung  53<^' 

Sählplatten  562. 

Zaponlack,  Anwendung  525. 

ZellstoffWatte  562. 

Zimmtsiure,  Darst  aas  BenzoS  523. 

Zimmer  &  Co.,  Bericht  474. 

Zincum  boricum  431. 

Zink,  Gewinnung  511. 

—  Trennung  von  Magnesia  503. 
Zinnhähne,  bleihaltige  467. 
Zündholzer,  Verordnnng  454. 


Terleger  und  verantwortltcher  Kedactenr  Dr.  E«  Gelssler  In  Dresden 
Im  Bnchhandel  durch  Jalins  Springer,  Berlin  N.,  Monbijonplats  8. 
Dmok  der  KSnIgl.  Hofbnehdrnckerel  von  C.  C.  Meinhold  &  Söhne  In  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschafUiche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Hennsgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.«  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mitredactenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

J^40.       Dresden,  den  5.  October  1893.  ^,V;  «ji^i^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Clieaile  «ad  PhArmaele:  PrUfaog  von  JodoisonBirnp.  —  Hlnweiio.  —  Zur  Prafung  und  Werthbostlmumng 
von  Arznei mittoln.  —  Apparate  anm  Sterilisiren  von  Trinkwasser.  —  Hinweis.  —  Therapeutische  Mittheilnngen : 
Unangenehmer  Geschmack  bei  Zuckerkranken.  —  Zweckmässigste  Darreichungsform  für  das  Terpentinöl  bei 
Diphtherie.  —  Zur  Behandlung  von  Aetsungen  der  KÖrperthoile  mit  anorganischen  Säuren.  —  Physiologische 
Wirkung  des  Flnornatriums.  —  Bflchemeha«.  ^  YertellledeMe  MltthellnageB i  Emplastrum  Lithargyri.  —  Her- 
Stellung  TOD  Salol-Suppositorien.  —  SterilislrungS'  und  Deslnfectlons-Apparat.  —  Ein  luftdichter  Contmlverschluss 
für  VerbandstoATbOchsen.  —  Das  Vorkommen  von  Carbaminsänre  im  Harn.  —  Thymolharn.  —  Zur  Bildung  des 
Erdülee.  —  Elektrolyt  Oewlnnung  von  Antimon  und  Arsen.  —  Gesnndheltstapete.  —  Brlefwechiel.  —  Anselgeii. 

Cliemle  und  Pharmacie. 

Es  liegt  ferner  kein  Grund  vor,  beim 
Jodeisensirup  auf  eine  kurze  Hervor- 
hebung einiger  chemischer  Eigenschaften 
zu  verzichten.  Die  Erwähnung  des  Ver- 
hallens gegen  Ealiumferricjanid  einer- 
seits, gegen  Chloroform  nach  vorherigem 
Zusatz  von  Ferrichlorid  andererseits 
dürften  in  dieser  Eichtung  wohl  ge- 
nügen. 

Die  Bestimmung  des  richtigen  Gehaltes 
an  Jodeisen,  bezw.  an  Jod,  seheint  ferner 
gegenüber  einem  gekauften  Präparate  ge- 
wiss am  Platze.  Es  liegt  nahe,  dieselbe 
durch  einen  Eestsilbertiter  zu  bewerk- 
stelligen. Die  amerikanische  Pharmakopoe 
hat  diesen  Weg  eingeschlagen,  indem  sie 
vorschreibt,  einer  gewogenen  Menge  des 
Sirups  eine  bestimmte ,  einen  kleinen 
Ueberschuss  in  sich  schliessende  Menge 
Zehntel  -  Normal  -  Silberlösung  zuzusetzen 
und  den  Betrag  des  verbliebenen  üeber- 
schusses  nach  Zugabe  von  Eisenammoniak- 
alaun durch  eine  Normal- Ealiumsulfo- 
eyanidlösung  zu  ermitteln,  da  selbst- 
redend das  blutrothe  Eisenrhodanid  sich 
erst  dann  bildet,  wenn  durch  das  Kalium- 
rhodanid  alles  noch  vorhanden  gewesene 


Prüfung  von  Jodeisensirnp. 

Vou  G>  Vtdpius. 

Die    durchaus   berechtigte   Strömung, 
welche  immer  mehr  solche  pharmaceuti- 
sche  Präparate,   die   zugleich   Handels- 
artikel geworden  sind,  in  den  Kreis  ge- 
nauer Untersuchung  und  Werthbemessung 
zu  ziehen  sucht,  hat  sich  beim  Erschei- 
nen des  jüngsten  deutschen  Arzneibuches 
auch  in  der  an  dem  Abschnitt  „Jodeisen- 
sirup'' geübten  Kritik   geltend  gemacht, 
indem  das  Fehlen  einer  Gehaltsbestimm- 
ung  dieses  Präparates  als  ein  bedauer- 
licher Mangel   gerügt  wurde,   obgleich 
bis  jetzt  eine  derartige  Prüfung  in  keiner 
Pharmakopoe  eines  Nachbarlandes  vor- 
gesehrieben   ist.    In   der  That  lässt  es 
sich  nicht  einsehen,  warum  eine  Gehalts- 
bestimmung bei  diesem  Präparate,  wel- 
ches   in    den   Preislisten   aller   Drogen- 
handlangen wiederkehrt,  also  ohneZweifel 
vielfach  von  den  Apothekern  nicht  selbst 
bereitet,  sondern  dem  Handel  eiHnommen 
wird,    weniger   erforderlich   sein   sollte, 
als  beispielsweise  bei  Natriumbromid  oder 
£  isenacetatlösung. 


678 


Silbernitrat  zersetzt,  d.  b.  dessen  Silber 
als  Bhodanid  ansgefUllt  ist. 

I)ie8e  Bestimmung  des  Silberrestes 
nach  dem  soeben  beschriebenen  Volhard- 
sehen  Verfahren  würde,  wollte  man  sie 
för  das  deutsche  Arzneibuch  nutzbar 
machen,  die  Aufnahme  zweier  neuer 
Eeagentien  bedingen,  wozu  um  so  weniger 
Veranlassung  vorliegen  dürfte,  als  diese 
ganze  Beslimmungsweise  ihren  Zweck  für 
sich  allein  noch  nicht  vollkommen  erfüllt, 
sondern  nach  verschiedenen  Seiten  hin 
einer  Ergänzung  bedarf,  wie  hier  gezeigt 
werden  soll. 

Der  Jodeisensirup  des  deutschen  Arz- 
neibuches enthält  5  pCt.  Ferrojodid,  1  g 
desselben  also  0,05  g,  welche  zur  voll- 
ständigen Ausfällung  des  darin  vorhan- 
denen Jods  3,226  ccm  Zehntel -Normal- 
Silbernitratlösung  erfordern.  Werden  statt 
dessen  z.  B.  3,3  ccm  der  Silberlösung  zu- 
gesetzt, so  bleiben  folglich  0,074  ccm  hier- 
von übrig.  Beträgt  also  diese  Kestmenge 
bei  einem  Versuche  erheblich  mehr,  so 
ist  es  klar,  dass  der  Sirup  zu  arm  an 
Jod  gewesen  sein  muss,  beträgt  sie  aber 
weniger,  so  muss  der  Sirup  zu  viel  Jod- 
eisen enthalten  haben.  Da  man  nun  aber 
gewisse  massige  Schwankungen  im  Jod- 
eisengehalte aus  praktischen  Gründen 
wird  zugeben  müssen  und  da  es  ferner* 
nicht  sowohl  darauf  ankommt,  zu  er- 
fahren, um  wie  viel  ein  Präparat  diesen 
gestatteten  Spielraum  nach  der  einen  oder 
anderen  Seite  hin  überschreitet,  als  viel- 
mehr darauf,  sich  zu  Oberzeugen,  dass 
es  überhaupt  innerhalb  jener  Grenzen 
sich  hält,  so  lässt  sich  derselbe  Zweck 
auch  in  der  Weise  erreichen,  dass  man 
einmal  eine  zur  Fällung  des  gestatteten 
Mindestgehaltes  an  Ferrojodid  gerade 
ausreichende  Menge  titrirter  Silberlösung 
zusetzt  und  verlangt,  dass  das  Filtrat 
vom  Jodsilberniedersehlage  durch  Salz- 
säure nicht  verändert  werde.  Daneben 
wird  man  einer  zweiten  Probe  eine  zur 
Fällung,  bezw.  Zersetzung  des  erlaubten 
Höchstgehaltes  an  Jodeisen  eben  ge- 
nügende Menge  der  Silberlösung  hinzu- 
itigen  und  jetzt  umgekehrt  bestimmen 
müssen,  dass  im  Filtrate  durch  weiteren 
Zusatz  von  Silbernitrat  keine  Trübung 
mehr  entstehen  soll.  Unter  Zugrunde- 
legung   der    oben    angegebenen    Zahlen 


wird  man  sagen  dürfen,  dass  erstereg 
bei  Verwendung  von  8,1  ccm  Zehntel- 
Normal-Silberlösung  auf  1  g  Jodeisensirup, 
das  letztere  bei  Zugabe  von  3,4  com  der 
i^leichen  Silberlösung  der  Fall  sein  mGsse. 

Damit  ist  die  Aufgabe  aber  noch  keines- 
wegs erschöpft  Der  Silber?erbrauch  kann 
lier  vorgeschriebene  und  trotzdem  der 
Jodeisengehalt  des  Sirups  ein  durchaus 
nngenügender  sein.  Es  wird  dieser  Fall 
dann  eintreten,  wenn  das  Eisenjodür 
I  heilweise  und  zwar  in  einem  ganz  be- 
stimmten Verhältnisse  durch  Eisenchlorflr 
ersetzt  ist,  eine  Möglichkeit,  die  immer- 
hin im  Auge  behalten  werden  muss.  Es 
verbrauchen  0,025  g  Ferrojodid  zur  Aus- 
füllung des  Jods  ],612ccm  Zehntel-Normal- 
Silberlösung,  0,025  g  Ferrochlorid  dagegen 
3,937  ccm  dieser  Lösung,  somit  0,05  g 
einer  Mischung  aus  gleichen  Theilen 
beider  Eisensalze  5,549  ccm  Silberlösang. 
Würde  also  ein  Sirup  anstatt  5  pCt. 
Eisenjodür  2,906  pCt.  der  erwähnten 
Mischung  beider  Ferrosalze  enthalten,  so 
müsste  er  nothwendig  ebenfalls  3,226  eem 
Silberlösung  auf  1  g  Sirup  verbrauchen, 
würde  also  auf  diesem  Wege  von  einem 
richtig  bereiteten  Sirup  nicht  zu  unter- 
scheiden sein. 

Aus  diesem  Grunde  muss  noch  eine 
Ergänzung  der  Gehaltsbestimmnng  hinzu- 
treten, wenn  letztere  ihren  Zweck  erfüllen 
soll.  Diese  Ergänzung  ist  auf  verschiede- 
nen \Vegen  möglich.  Ist  die  Richtigkeit 
des  genommenen  Silbertiters  auf  Ferro- 
jodid allein  zurückzuführen,  so  muss  der 
Niederschlag  aus  Silberjodid  bestehen 
und  sein  Gewicht  —  auf  lg  Sirop  =  0,05  g 
Ferrojodid  bezogen  —  wird  alsdann 
0,075  g  betragen.  Hat  aber  eine  1  heil- 
weise Ersetzung  des  Ferrojodids  durch 
Ferrochlorid  stattgefunden,  so  wird  noth- 
wendig bei  gleichem  Silberverbrauch  das 
Gewicht  des  Niederschlages,  welcher  jetzt 
(heilweise  aus  Silberchlorid  besteht,  ein 
geringeres  sein  und  zwar  wird  es  0,054  g 
betragen,  wenn  1  er  des  Sirups  0,02906  g 
der  erwähnlen  Mischung  gleicher  Ge- 
wichtstheile  Ferrochlorid  und  Ferrojodid 
enthielt. 

Würde  so  stets  das  Verhältniss,  in 
welchem  diese  beiden  Ferrosalze  zugegen 
sind,  durch  Wftgung  des  Niederschlftges 
und  Rechnung  gefunden  werden  können, 


679 


60  Iftsst  sich  dagegen  auf  etwas  einfachere 
Weise  ermitteln,   ob  überhaupt  Ferro- 
Chlorid  zugegen  war,  der  Niederschlag 
also  Silberchlorid  enthält.   Es  genügt  zu 
diesem  Behufe,  den  Niederschlag  auf  dem 
Filter  zunächst  so  lange  auszuwaschen, 
bis  das  ablaufende  Waschwasser  durch 
Kaliumferricyanid    nicht    mehr    gebläut 
wird,  und  dann  den  noch  nassen  Nieder- 
schlag auf  dem  Filter  mit  stark  verdünnter 
Ammoniakflussigkeit  zu  übergiessen.  Wird 
das  jetzt  erhaltene  klare  Filtrat  —  bei 
Verwendung    unverdünnter    Ammoniak- 
flussigkeit ist  es  trübe  —  mit  Salpeter- 
säure übersättigt,   so  entsteht  nur  dann 
eine   Trübung,    wenn    im   Silbernieder- 
schlage Silberchlorid,  also  im  Sirup  Ferro- 
Chlorid  zugegen  gewesen  ist. 

Hiernach  könnte  es  scheinen,   als  ob 
diese  Behandlung  desSilberniederschlages 
mit  verdünnter  Ammoniakflüssigkeit  die 
Wägung   des   trockenen    Niederschlages 
entbehrlich  mache,  allein  eine  solche  An- 
nahme  ist  doch  unter  Umständen  nicht 
ganz  zutrefl^end,  nämlich   für  den  aller- 
dings nicht  naheliegenden  Fall  des  Vor- 
handenseins von  Ferrobromid  im  Sirup. 
Da    starke    Ammoniakflüssigkeit    zum 
Auswaschen  des  Silberniederschlages  aus 
oben   angegebenem  Grunde  nicht  taugt, 
in  verdünnter  aber  Silberbromid  sich 
nicht  löst,    so  bleibt  das  letztere,  wenn 
überhaupt  vorhanden,  im  Niederschlage 
mit  dem  Silberjodid  vereinigt  und  ent- 
zieht sich  der  Wahrnehmung.    Dagegen 
wird  es  eben  so,  wie  Silberchlorid  durch 
einen,   wenngleich  geringeren  Gewichts- 
unterschied    nach    unten    hin   bei    der 
WägoD^    des    Silberniederschlages  sich 
bemerklich   machen.    Man   würde   also, 
wenn   man  eine  gleichzeitige  Beschreit- 
ung beider  Wege   von  sich  weisen  und 
dafür  zv^ischen  beiden  wählen  wollte,  die 
Wägung  des  Silberniederschlages  als  den 
für  alle  Fälle  sichereren  Versuch  bevor- 
zugen   müssen.    Daneben  bleibt  die  Be- 
stimmung   des    Silbertiters    unter    allen 
umständen  nothwendig. 

Auf  Grund  der  hier  erörterten  Erwäg- 
ungen und  durch  Versuche  bestätigten 
Tbatsachen  dürfte  sich  für  eine  etwa  als 
wOnschenswerth  erkannte  Aufnahme 
näherer  Angaben  über  die  Beschaffen- 
heit, des  Jodeisensirups  in  eine  Pharma- 


kopoe vielleicht  eine  der  nachstehenden 
ähnliche  Fassung  empfehlen: 

»Jodeisensirup  wird  durch  Kalium- 
ferricyanidlösung  blau;  mit  einigen 
Tropfen  Ferrichloridlösung  versetzt  und 
dann  mit  Chloroform  geschüttelt,  färbt 
er  letzteres  violettroth. 

Den  mit  Wasser  verdünnten  Sirup 
(1»10)  darf  Barjumnitratlösung  nicht 
verändern 

Werden  10  ccra  einer  wässerigen  Ver- 
dünnung (10g=100ccm)  des  Sirups  mit 
3,1  ccm  Zehntel'Normal-Silbernitratlösung 
geschüttelt,  so  darf  die  abültrirte  Flüssig- 
keit durch  Salzsäure  nicht  verändert 
werden;  hat  man  3,4 ccm  der  Silber- 
lösung zur  Fällung  verwendet,  so  darf 
das  Filtrat  durch  weiteren  Zusatz  von 
Silberlösung  nicht  verändert  werden. 
Wird  der  noch  feuchte  Niederschlag  auf 
dem  Filter  mit  5  ccm  verdünnter 
Ammoniakflüssigkeit  (1=^10)  übergössen, 
so  darf  das  nun  erhaltene  Filtrat  beim 
Uebersättigen  mit  Salpetersäure  sich 
nicht  trüben.  Das  Gewicht  des  bei  100<^ 
getrockneten  Niederschlages  darf  nicht 
weniger  als  0,070  g  betragen." 

Hierdurch  würde  eine  Schwankung  im 
Ferrojodidgehalte  von  etwa  4,8  bis 
5,25  pOt  gestattet,  jede  grössere  Ab- 
weichung, sowie  ein  Ersatz  von  Ferro- 
jodid  durch  ein  anderes  Eisensalz  aber 
ausgeschlossen  sein. 


ßeeintrftobtiiniiip  der  Beäction  des  Atro- 
pins  durch  8ir jrekBiii ;  L.  Fabris:  Am.  Journ. 
of  pharm.  In  Gemischen  von  Strychoin  and 
Atropin  wirkt  ersteres  stOrend  auf  den  chemi- 
schen Nachweis  des  Atropins  durch  die  Vitalt- 
sehe  BeacüoD;  ist  die  Menge  des  SIrychiiins 
grösser  als  die  des  Atropins,  so  kann  die  Be* 
action  des  letzteren  ganz  ausbleiben.  In  ge- 
richtlichen FS'Ien  ist  also  der  physiologische 
Nachweis  des  Atropins  unumgänglich  nOthig.   f. 

Gehalisbesiimiuiing    ron    JodoforuigAze; 

Gay:  Rupert,  de  pharm.  V?  oder  1  m  Jodo- 
forainiall  wird  zusammengerollt  in  den  SoxJilet- 
sehen  Extra  ctionsapparat  gepackt  und  mit  AI« 
kohol  ausgezogen.  In  dem  Kolben  befindet  sich 
Aetzkali  (ffir  l  m  JodoformmuU  etwa  4  g).  Das 
in  alkoholischer  LOsung  mit  dem  Aetzkali  zu- 
sammenkommende Jodoform  wird  sofort  zerlegt, 
es  bildet  sich  ameisensaures  Kali  und  Kalium- 
jodid. Die  mit  Wasser  verdfinnte  Flössif^keit 
wird  mit  Silbernitrat  gefällt  und  das  Jodsilber 
gewogen.  s. 


^80 


Zur  Prüfung  und  Werthbestimm- 
ung  von  Arzneimitteln. 

• 

Extractam  Hydrastis  flaidum.  Da  sich 
ergeben  hat,  dass  die  Wirkung  der  Hydrastis- 
wurzel  weniger  dem  Berberin  als  dem  Hy- 
drastin  zukommt,  hat  Eberharde  (Pharm. 
Rundsch.  New- York  1893,  180)  eine  Werth- 
bestimmungsmethode  des  Extractum  Hydrastis 
ausgearbeitet,  welche  sich  auf  die  Ermittelung 
des  Hydrastingehaltes  gründet.  25  ccm  des 
Fluidextractes  werden  in  einer  verschliess- 
bareu  Flasche  auf  60^  erwärmt,  dann  25  ccm 
einer  2proc.  Ammoniakflüssigkeit  und  10  ccm 
Aether  hiusu  gegeben,  durch  Schwenken  ge- 
mischt und  12  Stunden  bei  Seite  gestellt. 
Nach  dieser  Zeit  wird  die  Flüssigkeit  durch 
Watte  gegossen,  wobei  eine  geerbte  flockige 
Ausscheidung  durchläuft,  während  die  abge- 
schiedenen Hyd rast inkry stalle  darauf  zurück- 
bleiben; diese  werden  mit  Wasser  gewaschen, 
bis  letzteres  farblos  abläuft,  dann  der  Trichter 
mit  Inhalt  bei  90  ^  getrocknet,  gewogen  und 
die  Tara  (Trichter  -|-  Watte)  abgezogen. 

Lanolin.  Hager  empfiehlt  nachstehende 
Identitätsreaction  für  Lanolin  (Pharm.  Ztg. 
1893,586): 

1,5  bis  2  g  Kaliumhydroxyd  wird  in  einer 
kleinen  Porzellanschiüe  oder  einem  Tiegel 
mit  circa  0,1  g  Lanolin  bei  Vermeidung  von 
Verkohlung  kurze  Zeit  geschmolzen,  die 
Masse  nach  dem  Erkalten  mit  5  ccm  Wasser 
aufgenommen  und  mit  5  ccm  Chloroformlös- 
ung ausgeschüttelt.  Die  so  erhaltene  Chloro- 
formlösung wird  über  das  gleiche  Volumen 
^oncentrirter  Schwefelsäure  in  einem  Probe- 
röhrchen geschichtet,  wobei  au  den  Berühr- 
ungsstellen  die  für  Cholesterin  charakteristi- 
sche tiefrothe  Färbung  auftritt.^ 

Aaecktilberoxyoyanid.  In  der  Literatur 
sind  drei  Qnecksilberoxycyanide  beschrieben : 

1.  3  Hg(CN)2  *  ^SO  mit  82,3pCt.Quecksilber, 

2.  Hg(CN)2.HgO   „  86,3  „ 

3.  Hg(CN)2.3HgO„  88,8  „ 

Das  von  den  chemischen  Fabriken  gelieferte 
Präparat  entspricht  nach  Georg  Buchner 
(Pharm.  Ztg.  1893,  1361)  meist  der  zweiten 
Formel  mit  86,8  pCt.  Quecksilbergehalt.  Es 
sind  aber  auch  Producte  im  Handel,  die 
weniger,  ja  selbst  nur  79,36  pCt.  Quecksilber 
enthalten,  welcher  Gehalt  dem  Queck- 
silbercyanid  entspricht.  Es  sollte  deshalb 
bei  diesem  Präparat  stets  der  Quecksilber- 
gebalt geprüft  w:erden. 


Salaoetol.  Zur  Werlhbestimmnog  des 
Salacetols,  welches  bekanntlich  durch  Ver- 
einigung von  Salicylsäure  mit  Aceton  entsteht 
(Ph.  C.  34,  194),  haben  IL  Eckenroth  uud 
K.  Koch  (Pharm.  Ztg.  1893,  593)  die  Be- 
stimmung des  durch  Verseifung  desselben  mit 
Natronlauge  frei  gemachten  Acetons  dureh 
Ueberführung  in  Jodoform  versucht;  femer 
haben  sie  die  hierbei  an  das  Natron  gehende 
Salicylsäure  bestimmt  und  schliesslich  noch 
eine  auf  einfacher  Titrirung  beruhende  Me- 
thode zur  Werthbestimmung  angegeben. 

Bestimmung  des  Acetons:  0,1g 
Salacetol  wird  in  einem  mit  Glasstöpsel  ver- 
sehenen graduirten  Glascylinder  in  15  ccm 
Doppel-Normal- Natronlauge  durch  Schüttelu 
gelöst,  darauf  werden  8  ccm  Doppel-Normal 
Jodlösung  zugesetzt,  worauf  sofort  ein  Nieder- 
schlag von  Jodoform  entsteht,  der  sich  auf 
der  klaren  Flüssigkeit  absetzt.  Durch  Zusatz 
von  20  ccm  Aether  wird  das  Jodoform  iu 
Lösung  gebracht,  10  ccm  der  ätherischen 
Jodoformlösung  werden  in  eine  tarirte  Gias- 
schale  gebracht  uud  bei  Lichtabschluss  der 
freiwilligen  Verdunstung  überlassen;  nach 
weiterem  zweistündigen  Trocknen  über 
Schwefelsäure  wird  gewogen.  Der  Gehalt  des 
Salacetols  an  Aceton  beträgt  29,89  pCt.;  ge- 
funden wurden  29,78  pCt. 

Bestimmung  der  Salicylsäure: 
0,1  g  Salacetol  wird  iu  verschliessbarem  G1hs> 
cylinder  in  10  ccm  Doppel  -  Normal  -  Natron- 
lauge gelöst,  darauf  werden  10  ccm  Salz- 
säure und  nach  tüchtigem  Schütteln  10  ccm 
Aether  hinzugegeben.  Von  der  ätheriscbeu 
Salicylsäurelösung  werden  5  ccm  in  eine 
tarirte  Glasschale  gebracht,  der  Aether  ver- 
dunstet, der  Rückstand  zwei  Stunden  bei  10<>' 
getrocknet  und  gewogen.  Der  Gehalt  des 
Salacetols  an  Salicylsäure  beträgt  70,11  pCt.; 
gefunden  wurden  70,05  pCt. 

Titrirung  des  Salacetols  mii 
Zehnt  ei- Normal  -  Kalilauge:  0,5  g 
Salacetol  werden  in  einer  geringen  Meng« 
Wasser  angerieben  und  einige  Tropfeo 
Phenolphthalei'nlösung  zugesetzt »  erwärut 
und  mit  Zehntel  -  Normal  •  Kalilauge  bis  zur 
Rothfärbung  titrirt.  (Das  Salacetol  wird  nur 
allmählich  von  der  Kalilauge  aufgelöst)  V^^ 
Rothfärbung  tritt  ein,  sobald  alles  Salacetol 
von  der  Kalilauge  aufgelöst  ist.  EU  müssen 
26  ccm  Zehntel*Normal-Kalilauge  verbrancbt 
werden.  s. 


&81 


Apparate  zum  Sterilisiren  von 
Trinkwasser. 

Zurückgreifend  auf  die  Mittheilang  in 
Nr.  23,  S.  328  und  329  unseres  diesjährigen 
Journals ,  in  der  w^ir  die  Beschreibung  eines 
Apparates  zum  Abkochen  von  Wasser  brach- 
ten, ist  es  in  Anbetracht  der  grossen  Wichtig- 
keit, welche  das  Sterilisiren  hauptsächlich 
zur  Verhütung  von  epidemischen  Krankheiten, 
wie  Cholera,  Typhus  etc.  besitzt,  für  die 
weitesten  Kreise  sehr  angebracht,  sich  mit 
den  erst  in  allerneuester  Zeit  für  diesen  Zweck 
construirten  Apparaten ,  deren  Wirkungs- 
weise, Vor-  und  Nachtheile  etc.  genau  bekannt 
zu  machen. 

Zur  Erreichung  dieser  Aufgabe  des  Sterili- 
sirensy    d.    h.   Keimfreimachens    des  Trink- 
wassers, haben  sich  bis  jetzt  alle  Erfinder  der 
allgemein    bekannten    Thatsache   zur   Con- 
struction   ihrer  Apparate  bedient,   dass  die 
Baeterien,  die  Erzeuger  der  Epidemien,  nach 
mehr    oder    weniger   langandauemder   Ein- 
wirkung    einer    die    Gerinnungstemperatur 
des  Ei  weisses  übersteigenden  Hitze,  also  bei 
der       gewohnlichen      Siedetemperatur      des 
Wassers,  sämmtlich  getödtct  werden.  Ferner- 
hin haben  auch  alle,  indem  sie  ganz  besonders 
eine    rationelle    und    billige   Wirkungsweise 
ihrer  Apparate  anstrebten,  sich  bei  der  Con- 
struction  derselben  des  Princips  der  Wärme- 
regeneration bedient,  d.  h.  sie  haben  die  sich 
in  dem  abfliessenden  gekochten  heissen Wasser 
aufgespeicherte   Wärme   dazu   benutzt,    das 
noch    nicht   gekochte  Wasser   vorzuwärmen, 
wodurch  eine  ganz  bedeutende  Erspamiss  an 
Heizmaterial  erzielt  wird;  so  z.  B.  war  nach 
Angaben  von  Prof.  Dr.  A.  Voller  am  physi- 
kalischen Staatslaboratorium  in  Hamburg  für 
das  Kochen  einer  bestimmten  Menge  Wasser 
in    diesen   neuen  Apparaten   nur  etwa  ein 
Drittel   des  Brennmaterials  erforderlich, 
welches    zum  Kochen  der  gleichen  Menge  in 
eineni    'gewöhnlichen   Kochkessel    gebraucht 
wird.  Der  chamkteristische  Unterschied  dieser 
Apparate    besteht  hauptsiichlich  in  der  Art 
und     Weise,     wie    dieser    Wärmeaustausch 
Ewiscben  abfliessendem  heissen  und  zufliessen- 
dem  kalten  Wasser  stattfindet,  also  mit  an- 
deren   Worten   in  der  Construction  des  Ro- 
gen erätorSy.  und  lassen  in  dieser  Richtung  die 
bisher  bekannten  Apparate  vier  verschiediBne 
Arten  der  Ausführung  erkennen. 

1.    Das  Kochen  des  Wassers  geschieht  in 


einem  besonderen  Kessel.  Der  Regeneratoi^ 
besteht  aus  einem  Behälter  mit  darin  befind- 
lichen schlangen  artig  gewundenen  dünn- 
wandigen Rohren )  in  welch  letzteren  das 
gekochte  Wasser  abwärts  fliesst,  indem  es  all- 
mählich seine  Wärme  durch  die  dünnen  Bohr- 
wandungen  hindurch  an  das  diese  Rohre  u  m  - 
spülende  vorzuwärmende  Wasser  abgiebt, 
in  Folge  dessen  dieses  durch  die  Temperatur- 
erhöhung eine  Bewegung  von  unten  nach 
oben,  also  in  entgegengesetzter  Richtung, 
annimmt. 

a)  Ein  kleinerer  Apparat  dieser  Construction 
ist  der  schon  in  Nr.  23  in  Wort  und  Bild  an- 
geführte Apparat  von  Sckäffer  ynd  Walker 
in  Berlin,  welcher  sich,  seinen  Dimensionen 
nach,  sehr  gut  für  mittlere  und  kleinere  Be- 
triebe eignen  würde. 

b)  Für  ebenfalls  geringeren  Verbrauch  ist 
der  David  Grove'ache  Kocher  construirt,  der 
die  Eigenthümlichkeit  besitzt,  dass  die  Heiz- 
ung mittelst  eines  Rippenheizkörpers  erfolgt. 
Die  Wärmeabgabe  des  bei  lOo^  C.  zum 
Sieden  gebrachten  Wassers  erfolgt  ebenfalls 
in  einem  Schlangenrohr-Regenerator,  welcher 
sich  aber  unterhalb  des  Heizkörpers  be- 
findet. 

c)  Ist  jedoch,  wie  bei  grösseren  Etablisse- 
ments ,  die  Lieferung  einer  beträchtlichen 
Menge  sterilisirten  Wassers  nothwendig, 
würde  sich  der  nach  demselben  Princip  von 
der  Ingenieurfirma  Hennicke  dt  Gros  in  Ham- 
burg consiruirte  Apparat  empfehlen,  der  sich 
von  dem  ersteren  nur  dadurch  unterscheidet, 
dass  er  die  für  einen  grösseren  continuirlichen 
Betrieb  unbedingt  erforderlichen  selbst- 
tbätigen  RegulirungsvQrrichtungen ,  sowohl 
zum  Gaszufluss,  als  auch  zum  Wasser -Zu- 
und  Abfluss  besitzt. 

2.  Das  in  einem  gewöhnliehen  Küchen- 
kessel gekochte  Wasser  fliesst  langsam  durch 
den  weiten  cylindrischen  Regenerator,  in 
welchem  eine  Anzahl  paralleler  senkrecht 
stehender  enger  Rohre  dem  von  unten  zu- 
fliessenden  kalten  Wasser  ein  allmähliches 
Aufsteigen  gestatten,  abwärts,  so  dass  die 
Wärmeabgabe  auch  hier  durch  die  dünnen 
Rohrwände  stattfindet.  Nach  diesem  Princip 
sind  construirt  die  Ap|>arate  von:  a)  Gebr* 
Burgdorf  in  Altena  und  b)  Ftiedriöh  Siemens 
in  Berlin. 

a)  Apparat  von  Gehr,  Burgdorf  in  Altena 
für  eine-  stündliche  Lieferung  von  25  bis  30 
Liter  sterilisirten  Wassers  (Fig.  1).  Das  kalte 


f-f 


i--«E] 


ateigt  koeheod  in  h  «Bpoc  «nd  fällt  *» 

der  drehbaren  Düie  *  in  den  Regenentw^ 

raam  i,  um  dann  abgekQhlt  dimlii«l>' 

inflisaMn.  DieierfürKacheniweckec«!' 

Wataer    fliesit   bei   a   ein ,    pusirt  abwärt«  |  ettuirt«  Apparat  irird  einfaoh  nach  VVegaa^»' 

flieuend  einen  durch  Schwimmer  b  belegten  |  der    eatBpMcheiiden    Aaiabl    Bordringe  *■ 

Uaha  c  Dsd  tiitt  dann  durch  eia  Rohr  in  den    Stelle   deraelben  eiogeaetit,     Aach  grönen 

gemeinBameo   Unterbebfilter   d   der  Regen e  i  »tationäre  Anlagen  dieeer  Firma,  a.  U.  ■■' 

ratorrobre  e,  durch  diaea,  «ich  enrürmeod    Liefeiaog  von    16  bia  18  ebra   »twiliiiri*' 

bie  lum  Scbwimmerkaiten,  emporaleigt.    Von  '  Wassera  haben  liob  gut  be«Bhit, 

hier  flieaat  ea  dnich  g  in  den  Kocbkeaiel,  |      b)  Apparat  von  FrUAich  SitmtH»  d  Ci- 


583 


in  Berlin.  Derselbe  unterscheidet  sich  von 
dem  vorhergehenden  nur  dadurch,  dass  der 
Kocbraum  b  seitlich  vom  Regenerator  c  an- 
gebracht ist.  In  dem  Fig.  2  skizzirten  Apparat 
8tellt  d  da?  Wasscrzulei tangsroh r  und  c  das 
Wasscrablaufrohr  dar.  Die  selbstthätige  Ke- 
pulirung  erfolgt  durch  Schwimmer  i  und 
Rückschlagventil  A.  Im  Uebrigen  ist  die 
Circulation  des  Wassers  die  gleiche  wie  vor- 
gehend. 

3.  Das  Kochen  des  Wassers  geschieht  in 
einem  besonderen  Kessel.     Der  Regenerator 
ist  hiersoconstruirt,  da?s  mehrere  vom  Wasser 
zu  durchströmende  Kammern  zu  einem  be- 
sonderen  Elemente   vereinigt    und    mehrere 
dieser  Elemente  dann  übereinander  liegend 
derartig     zusammengebaut     werden ,      dass 
zwischen  je  zwei  von  ihnen  eine  durchgehende 
Scheidewand   aus   dünnem  Kupferblech  ein- 
gelegt wird.  Durch  entsprechende  Verbindung 
der  einzelnen   Elemente  entstehen  zwei  in 
sfch  geschlossene  und  von  einander  gänzlich 
getrennte  Kammersjsteme ,    welche  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  das  eine  von  dem 
vorzuwärmenden,  das  andere  von  dem  abzu- 
kühlenden sich  lebhaft  in  wirbelnder  Beweg- 
ung befindlichen  Wasser  durchströmt  werden. 
Da  hier  die  Berührungsfläche  sehr  gross  ist, 
gestaltet     sich    der    Wärmeaustausch    sehr 
günstig. 

a)  Die  schematische  Anordnung  eines 
Apparates  für  240  Liter  stündliche  Leistung, 
gebaut  von  der  Commanditgesellschafit  Pape, 
Henneberg  dt  Co.  in  Hamburg,  zeigt  Fig.  3. 
Rohr  a  ist  an  die  Hauswasserleitung  ange- 
schlossen. Die  Bewegung  des  Wassers  erfolgt 
dureh  Robr  a  in  den  Regenerator  B,  von  dort 
vorgewärmt  durch  Rohr  b  in  Kochkessel  K, 
von  hier  abgekocht  durch  Bohr  c  wieder  in 
den  B«£^enerator  i?,  um  diesen  durch  Rohr  d 
als  abgekühltes  sterilisirtes  Wasser  zu  ver- 
iassen.  Durch  den  mit  dem  Schwimmer  S 
verbundenen  Hahn  k  erfolgt  selbstthätige 
Regolirung  des  Wasserzuflnsses.  Rohr  e  ist 
ein  Sicherheitssteigrohr. 

b)  Ingenieur  Jones  eonstruirt  seinen  Ap- 
parat nicht  mit  übereinander  liegenden 
Kammern^  sondern  wickelt  dieselben  spiralig 
umeinander,  wodurch  er  ebenfalls  durch  die 
flächenartige  Ausbreitung  des  Wassers  eine 
günstige  Gestaltung  des  Wärmeaustausches 
und  bedentende  Nutzwirkung  erzielt. 

4*  Das  Wasser  wird  nicht  in  einem  be- 
sonderen Kessel  erhitzt|  sondern  durch  Siede* 


röhren ,  die  sich  über  einer  Gasfuuerun«;  im 
freien  Innenraume  eines  weiten  conoentrisch- 
hohlcylindrischen  Doppelgefösses  befinden, 
zum  Kochen  gebracht,  und  zum  Wärmeaus* 
tausch  werden  keinerlei  Rohre  verwendet, 
vielmehr  ist  das  abzukühlende  und  vorzu- 
wärmende Wasser  lediglich  dureh  eine  sehr 
dünne  aus  Eisen  bestehende  Wellblechwand- 
ung von  einander  getrennt.  Nach  dieser  An- 
ordnung sind  ebenfalls  für  continuirlichen 
Betrieb  eingerichtete  und  mit  Selbstregulir- 
nng  versehene  grössere  und  kleinere  Apparate 
von  dem  Hamburger  Ingenieur  Jos.  Strebel, 
in  Firma  jßucf.  Otto  Meiner,  ausgeführt  worden, 
die  eich  als  sehr  leistungsfähig  erwiesen  haben. 

In  dem  Fig.  4  skizzirten  Apparat  von 
42  Liter  stündlicher  Leistung  ist  der  durch 
die  Cylinder  G  und  C^  gebildete  Innenraum 
durch  die  erwähnte  Wellblechwand  u  in  zwei 
getrennte,  obencommunicirende,  cylindrische 
Uäume  zerlegt;  in  dem  innersten  derselben 
tOi  tritt  das  kslte  Wasser  von  unten  her  ein, 
wird  oben  zum  Sieden  gebracht,  fliesst  über  u 
in  den  äusseren  Raum  w  und  giebt  beim  Ab* 
wäitsfliessen  seine  Wärme  an  das  kalte  Wasser 
ab;  durch  a^  tritt  es  dann  abgekühlt  aus. 
Dieser  Apparat  ist  ebenfalls  mit  einer  in- 
teressanten und  sicher  wirkenden  Regulir- 
und Absperrvorrichtnng  für  Gas  und  Wasser 
versehen,  die  jedoch  in  der  schematischen 
Skizze,  da  zu  complicirt,  weggelassen  ist; 
ausserdem  besitzt  er  den  Vortheil  einer  be- 
quemen und  sicheren  Reinigung,  da  er  leicht 
auseinander  genommen  werden  kann. 

Nachdem  wir  somit  alle  ezistirenden  Ap- 
parate dieser  Art  vorgeführt  haben ,  ist  es 
wohl  allgemein  sehr  interessant,  die  Betriebs- 
resultate jedes  einzelnen  genauer  kennen  zu 
lernen ;  es  bieten  hier  die  Arbeiten  von  Prof. 
Dr.  Ä,  Voller  in  Hamburg  ausgeseichnete  An- 
haltspunkte und  die  Resultate  seiner  um* 
fassenden  Untersuchungen  sind  in  umstehen- 
der Tabelle  vergleichend  zusammengestellt. 

Aus  der  hier  mitgetheiiten  Tabelle  lässt 
es  sich  nun  leicht  erkennen,  dass  für  die  that- 
sächliche  Leistungsfähigkeit  der  Regenerator- 
kocher, wie  sie  im  Brennmaterialverbrauch 
zum  praktischen  Ausdruck  kommt,  keines- 
wegs nur  die  Höhe  der  erreichten  Vorwärmung 
des  Wassers  (Spalte  4)  massgebend  ist.  Es 
treten  vielmehr  hier  als  sehr  wichtige  Fsctoreu 
z.  B.  die  Oberflächenabkühlung,  Wärmeleit- 
ung etc.  in  Frage,  deren  Grösse  sehr  wesent- 
lich von  der  Anordnung  und  den  Abmess- 


584 


ungen  der  einzelnen  Apparate,  sowie  von  der 
Güte  der  Wärme -Isolirung  der  Oberflächen 
abhängt.  Die  kleineren  transportablen  Ap* 
parate  entbehren  letzterer  ganz,  wodarefa  ihr 
Wirkungsgrad  trotz  des  hohen  specifischen 
Wärmedurchganges  (Spalte  7}  gegenüber  den 
stationären  Anlagen  stark  beeinträchtigt  wird. 


!  Ein  Apparat,  der  die  vorzüglichsten  Resultate 
in  allen  Columnen  aufweist,  ist  der  von  Pape, 
Henneberg  dt  Co*,  der,  trotz  seiner  geringen 
Wärmedurchgangsfläcbe  (Spalte  6),  den  besten 
specifischen  Wärmedurchgang  (Spalte  7)  bei 
relativ  geringstem  Brenn materialverbranch 
(Spalte  1)  aufweist. 


I 


Apparat  Ton 


Gaa- 

verbraaeh 

fflr  1  cbm 

Wasser 

in  cbm 


Wärme- 
production  Temperatur 


des  ver- 
brauchten 

Oases 

in  Calorien. 

1  cbm  Qas 

=  7500  oal 


des  ab' 

fl  lossenden 

gektthlten 

Wassers 

Grade  C 


Temperatur 
des  yor> 

gewärmten 
Wassers 
Grade  C 


6 


.  Vorhandene 
I    Wärme- 

:n^'JL"«'»»Ä^ 

»°C*larlen^«^'«,»^^ 
pro  cbm     "Tnqm 


Wärme- 
abgabe des 
abgekflbl- 
ten  Wassers 


StSndlleker 
Wärme- 

darcbgang 

durch  1  qm 
bei  1 »  C. 

Tem- 
peratur- 
diflereuz 

In  Calori«» 


HennicJce-Schmidt  Nr.  1 

n  f.  »      2 

Rud.  0.  Meyer  .  .  . 
Gebr.  Burgdorf  ,  .  . 
Fr.  Siemens  <&  Co. .    . 

Jone$      

Paj}e,  Henneberg  d-  Co. 


I  6,85 
'  6,11 
I  7,50 
i  10,35 
I  11,60 
10,35 

Kohlen  im 
'  Werthe  von 
ica.  1,00  cbm 


51375 

20  0 

45  825 

16  0 

56  250- 

350 

77  625 

37  0 

87  000 

29  0 

77  625 

36  0 

^^ 

26  0 

82  0 
80O 
770 

76  0 
86  0 
750 
8O0 


86  000 

31.50 

90000 

82,90 

65000 

13,10 

68000 

8,45 

71000 

9.96 

64  000 

34,00 

73000 

6,5 

248 
249 
297 
306 
473 

595 


Zum  Abschluss  unserer  Betrachtungen  über 
die  Wassersteril iairapparate  ist  es  wohl  sehr 
angebracht,  einen  Blick  auf  die  von  Professor 
M.  Hubner  und  Marinestabsarzt  Dr.  Davids 
am  hygienischen  Institut  der  Universität 
Berlin  angestellten  Untersuchungen  zu  werfen, 
welche  bezweckten,  die  Stichhaltigkeit  dieser 
Apparate  zu  prüfen,  d.  h.  zu  untersuchen,  ob 
auch  in  Wirklichkeit  das  keimhaltige  Wasser 
nach  Durchgang  durch  den  Apparat  diesen 
vollkommen  keimfrei  verlässt  und  somit  eine 
vollkommene  Vernichtung  aller  krankheits- 
erregenden Bacterien  herbeiführt. 

Die  Bestimmung  der  Anzahl  der  Reime  in 
dem  zu  jedem  Versuch  verwendeten  1  ccm  der 
abzukochenden  Flüssigkeit  wurde  mittelst  des 
Qelatineplattenverfahrens  ausgeführt.  Zur 
Untersuchung  gelangten:  a)  Leitungswasser 
mit  41  bis  540  Keimen  pro  Cubikcentimeter, 
b)  verdünntes  Kanalwasser  mit  152  100  bis 
462  000  Keimen  pro  Cubikcentimeter,  c)  un- 
verdünntes Kanalwasser  mit  9  360  000  Kei- 
men pro  Cubikcentimeter,  d)  Wasser  ge- 
schwängert mit  in  Culturen  gezogenen  Cho- 
lera- und  Typhusbacillen  mit  433  000  000 
bez.  5  000  000  Keimen  pro  Cubikcentimeter. 
Aus  allen  diesen  Versuchen  ging  nun 
augenscheinlich  hervor,  dass  der  untersuchte 
Apparat  mit  Sicherheit  die  in  dem  abzu- 
kochenden Wasser,  mag  es  nun  bacterienreich 
oder  bacterienarm  sein,  enthaltenen  Keime 


abtodtet.    Es  fanden  sich  in  keinem  Falle 
Colonien  in  abgekochtem  Wasser  vor. 

Da  nun  alle  diese  Apparate,  allerdings  mit 
relativ  grösseren  oder  geringeren  Betriebs- 
kosten, ihren  Zweck  vollkommen  erfüllen,  so 
ist  nur  zu  wünschen,  dass  in  Zeiten  von 
Epidemien,  in  denen  das  Trink-  nnd  Ge- 
brauchswasser als  Träger  der  Krankheits- 
keime oder  als  Hilfsursache  eine  Rolle  spielen 
kann ,  diese  Apparate  sich  in  den  weitesten 
Kreisen  Eingang  verschaffen  möchten. 

E.S. 
Gas-  u,  Wasserfcichjournal,    Klin.  Wodienschr. 


Zwischen  der  Dfingnng  des  Ackerbodens 
und  der  Yerdunstaiig  von  Wasser  seitens 
der  (ifewächse  besteht  ein  Zusammenhang,  d». 

wie  Deberain  (Naturw.  Bondsch.)  nachwies,  dit" 
Wurzeln  im  ungedüngten  Boden  eine  bedeateoil 
grossere  Entwickelung  erlangen  als  im  ge- 
düngten, weil  die  Wurzeln  zur  Aufsaugang  der 
spärlich  im  Boden  vorhandenen  Nährstoffe  zv 
grösserer  Länge  auswachsen  müssen.  Bti 
grösserer  Länge  der  Warzelu  nehmen  die 
Pflanzen  auch  mehr  Wasser  aus  dem  Boden 
auf,  welches  durch  die  Blattorgane  zur  Ver- 
dunstang  kommt.  Nach  Lowes,  HeUritgtl  nbii 
nach  Deberain  brauchen  die  Getreidepflanieo 
zur  Erzeugung  von  1  kg  Trockensubstanz  ^^ 
bis  300  kg  Wasser,  wenn  sie  auf  gut  gedilngten 
Boden  stehen,  aber  500  bis  ^X)!^,  wenn  si^ 
auf  einem  armen  Boden  wachsen.  Man  erkennt 
hieraus  die  Wichtigkeit  des  Düngers  für  Lfinder, 
in  denen  es  an  Wasser  mangelt.  i 


feSS 


Itlierapentlsche  IHittheiluniren. 


unangenehmer  Geschmack 
bei  Zuckerkranken. 

In  Bad  Neuenahr,  dem  einzigen  Kur- 
orte für  Zuckerkranke  im  Deutschen 
Keiche,  macht  der  Kurarzt  immer  wieder 
die  Erfahrung,  dass  Diabetes  nur  zu 
häufig  vom  Hausarzte  verkannt  oder  erst 
sehr  spät  diagnosticirt  v^ird.  Die  viel- 
gestaltigen Beschwerden  trotzen  aber  der 
mannigfachsten  Behandlung,  so  lange  das 
Grundleiden  nicht  erkannt  wird.  Jedes 
neue  Symptom,  das  zur  Wahrscheinlich- 
keits- Diagnose  Diabetes  und  damit  zur 
Untersuchung  auf  Zucker  auffordert,  ist 
werfchvoll. 

Verfasser  fand  ein  solches  in  dem  Auf- 
treten unangenehmer  Oeschmaeks- 
emp findungen  und  behandelt  letztere 
durch  Kauenlassen  der  specifisch  wirken- 
den Gymnemablätter.     Er  hält  es  aber 
für  nolhwendig,  auf  jene  unangenehmen 
Geschmacksempfindungen  auch  pharma- 
zeutische Kreise  aufmerksam  zu  machen. 
Die  Patienten  klagen  über  einen  intensiv 
süssen   oder  pappig  bitteren  Geschmack. 
Derselbe    zeigt  sich,    ob   die   Patienten 
etwas    anders  Schmeckendes   im  Munde 
haben,    z.  B.  eine  Cigarre,    oder  ob  sie 
auch    nichts  im  Munde  haben.     Dieser 
subjective    Geschmack,    als    diabetische 
Parageusie  zu  bezeichnen,  bestellt  manch- 
mal   eoniinuirlich,    meist    aber  tritt    er 
ein   bis    zwei  Stunden   nach   den  Mahl- 
zeiten   auf.     Es  kann  dies   schon  nach 
dem     Frühstücke    sein,    häufiger    aber 
kommt  er   erst  nach   der  Hauptmahlzeit 
zum  Vorschein.    Die   Patienton   werden 
davon  gequält  und  gehen  zum  Arzt,  der 
ihnen  ohne  Erfolg  ein  Mundwasser  ver- 
ordnet  oder  auch  wohl  die  Zunge  elek- 
irisirt.     Der  Patient  wechselt  den  Arzt 
zum   ersten,    zweiten   und  dritten  Male. 
Endlich  sucht  er  auch  anderweitig  Hilfe, 
häufig:   natürlich    auch  beim  Apotheker. 
Und  in  solchem  Falle  wird  der  Apotheker 
gut  Ihun,  jedes  Mal  sich  vom  Patienten 
eine  kleine  Quantität  frischen  Urines  zu 
erbitten  und  mit  Hilfe  der  so  einfachen 
Fehlinff'sehen  Probe  -auf  Zucker  zu  unter- 
suchen.    Der  Apotheker  wird  sich  gewiss 
den    Dank    des   betreffenden    Hausarztes 
verdienen,    wenn  er  ihn  im  Falle  eines 


positiven  Befundes  auf  die  Existenz  des 
Zuckers  aufmerksam  macht  Jetzt  kann 
dem  Patienten  eine  entspi'echende  Diät 
vorgeschrieben  werden,  er  kann  nach 
Bad  Neuenahr,  Vichy  oder  Karlsbad  zur 
Kur  gesandt  werden  oder  gelangt  sonst 
in  entsprechende  Behandlung.      Oefde, 


Zweckmässigste  Darreiohungs- 

form  für  das  Terpentinöl 

bei  Diphtherie. 

Von  H.  Frölicfi. 

Das  Terpentin  ist  eine  der  ältesten 
Zierden  des  Arzneischatzes;  nimmt  es 
doch  schon  in  der  Hippokratischen  Heil- 
kunde einen  hervorragenden  Platz  ein. 
Mit  wenigen  Heilmitteln  aber  theilt  es 
das  glückliche  Schicksal,  unvergessen  ge- 
blieben zu  sein.  Durch  das  Alterthum 
und  Mittelalter  hindurch  hat  es  bis  jetzt 
die  Heilkunst  treu  begleitet;  und  die 
neueste  Zeit  hat  gezeigt,  wie  würdig  es 
seines  Bufes  ist.  Man  kennt  nun  seine 
der  Gährung  und  Fäulniss  feindliche 
Wirkung  und  hat  somit  für  seine  äussere 
und  innere  Anwendung  eine  rationelle 
Grundlage  gefunden. 

Aeusserlich  gebraucht  man  das  Ter- 
pentinöl nicht  nur  zu  Ableitungen  (z.  B. 
beim  Foihergi2l' sehen  Gesichtsschmerz), 
sondern  auch  zur  Vernichtung  fast  aller 
Arten  der  Schmarotzer  des  Menschen- 
körpers, mögen  sie  in  der  äusseren  Haut 
ihr  Wesen  treiben  (z.  B.  bei  Eothlauf, 
Geschwüren  etc.)  oder  in  den  Schleim- 
häuten ihr  unheimliches  Leben  fristen 
(Eingeweidewürmer,Blasenkatarrh,Weiss- 
iluss,  Typhus,  Lungenkrankheiten  etc.)  — 
nicht  zu  gedenken  des  Nutzens,  den  das 
Terpentinöl  anerkannter  Maassen  beiPhos- 
phorvergiflung,  beim  nächtlichen  Bett- 
pissen, bei  Gallensteinkoliken  etc.  zu 
stiften  pflegt. 

Immer  mehr  hat  sich  die  Anerkenn- 
ung der  werthvollen  Heilwirkung  des 
Terpentinöls  verbreitet,  und  so  nimmt  es 
nicht  Wunder,  dass  man  auf  den  Ge- 
danken gekommen  ist,  dasselbe  auch  gegen 
die  mörderische  Krankheit  der  häutigen 
und  brandigen  Bräune  (Croup  und 
Diphtherie)    ins    Feld    zu    führen.     Die 


586 


ersten  Versuche,  das  Terpentinöl  bei 
dieser  Krankheit  innerlich  zu  verabreichen, 
waren  angethan,  das  ärztliche  Vertrauen 
zu  rechtfertigen.  Allein,  war  es  die  Ge* 
fahr,  mit  der  grosse  innerliche  Gaben 
von  Terpentinöl,  die  allein  als  wirksam 
galten,  verknöpft  sind,  oder  war  es  der 
unüberwindliche  Widerstand,  den  kranke 
Kinder  dem  Geschroacke  des  unvermisch- 
ten  Oeles  entgegensetzten,  oder  waren  es 
beide  Umstände  —  zu  ungetheiltem  Bei- 
falle der  Aerzte  konnte  diese  Art  der 
Terpentinanwendung  nicbt  gelangen. 

Terpentin -Pinselungen  der  diphtheri- 
tischen  Stellen,  die  ich  mit  der  Voraus- 
setzung vornahm,  dass  die  innerliche 
Darreichung  des  Oels  vielleicht  nur  durch 
die  Berührung  des  Krankheitssitzes 
günstig  wirke,  Hessen  zwar  die  mit 
grossen  Gaben  verbundene  Gefahr  ver- 
meiden, scheiterten  aber  oft  genug  an 
der  Scheu  von  Mutter  und  Kind. 

Die  neuesten  Forschungen  auf  dem 
fraglichen  Krankheitsgebiete,  die  es  durch 
einwandfreie  Versuche  erhärtet  haben, 
dass  Terpentinöl  nicht  nur  gegen  vor- 
handene, sondern  auch  vorbeugend  gegen 
drohende  Diphtherie  wirkt,  erneuerten 
mein  Interesse  an  der  Frage,  ob  eine 
Darreichung  des  Terpentinöls  möglich 
ist,  in  der  kleine  Gaben  bei  Wahl  einer 
den  Kranken  bestechenden  Form  zur  un- 
mittelbaren Berührung  mit  dem  be- 
stehenden oder  voraussichtlichen  Krank- 
heitssitze gebracht  werden  können. 

Eingehende  Erwägungen  führten  dar- 
auf, dass  die  Form  der  Darreichung  am 
zweckmässigsten  in  den  namentlict\  bei 
Kindern  wohlangesehenen  sogenannten 
Zuckerplätzchen  bestehe,  in  denen  einige 
Tropfen  des  reinen  rectificirten  Terpen- 
tinöls enthalten  seien.  Das  Terpentinöl 
dürfe  aber  bei  der  Vorräthighaltung  der 
Plätzchen  die  letzteren  nicht  lösen  und 
dürfe  eben  so  wenig  verdunsten,  in  den 
Mund  gebracht  müsse  sich  der  Zucker 
dieser  Plätzchen  oder  Kapseln  durch 
den  Speichel  leicht  auflösen  und,  nach- 
dem die  Zuckerkruste  dünn  genug  sei, 
am  Gaumen  zerdrückt,  plötzlich  den  In- 
halt in  die  üintermundst heile  sich  er- 
giessen  lassen. 

Dem  Zuckerwaarenfabrikant  C.  Büeking 
in  Plauen  bei  Dresden  ist  es  gelungen, 


Terpentinkapseln,  die  jenen  Be- 
dingungen völlig  entsprechen,  herzustellen. 
Derselbe  liefert  solche  Kapseln  mit  je 
5  Tropfen  Terpentinöl,  so  dcoss  einem 
Kranken  täglich  bis  10  Kapseln  verab- 
reicht werden  können.  Zu  Zeiten  und 
an  Orten,  in  denen  Diphtherie  umgeht, 
ist  Gesunden  zur  Fernhaltung  der  An- 
steckung der  tägliche  Genuss  von  fünf 
Kapseln,  so  dass  etwa  dreistündlich  eine 
Kapsel  verbraucht  wird,  zu  empfehlen. 
Möge  dem  vielversprechenden  Heil- 
mittel in  dieser  neuen  Perm  es  gelingen, 
die  bisher  oft  getäuschten  HofTnungea 
der  Heilkunst  neu  zu  beleben! 


Zur  Behandlung  von  Aetzungen 
der  Körpertheile  mit  anorganischen 

Säuren 

gicbt  der  Fabrikant  der  Firma  K.  Oehler  in 
Offenbach  a.  M.  oachetehendo  Anweisung: 

1.  Bei  jeder  Säureatzung  ist  die  mögUchBt 
rasche  Verdünnung  der  Säure  mit  reichlicben 
Wassermengen  die  Hauptsache. 

2.  Die  Neutralisation  der  Säure  durch 
Lösungen  Yon  kohlensauren  Alkalien  ist 
wönschenswerth. 

3.  Eine  Aetzung  ist  eine  Verbrennung;  sie 
wird  wie  eine  Verbrennung  behandelt :  loft- 
dichter  Veiband  mit  Bleiwassercompressen. 

4.  Bei  aufgedehoten  Aetzungeo  ist,  wie 
bei  ausgedehnten  Verbronnnogen,  ein  Warme- 
Verlust  des  Körpers  möglichst  zu  vermeideo 
(warmes  Bad,  warme  BleiwassercompresseD); 
doch  ist  selbstverständlich  auch  In  dieaen 
Fällen  die  möglichst  rasche  Verdünnung  und 
Wegschwemmung  der  Säure  die  erste  Pflicht 

Industrie 'Bl. 

Physiologische  Wirkung 
des  Fluornatriams. 

Bloxam  giebt  in  der  Chem..Ztg«  1 893, 1244 
bekannt,  dass  das  Fluornatrium,  welches  aU 
Aiitisepticum  für  Brauerei-  and  andere 
Zwecke,  sowie  auch  aum  Weich  machen  tod 
Wasser  empfohlen  wurde  und  sogar  nach 
einem  in  Amerika  unter  Patentschutz  ge- 
bteilten Verfahren  dfrect  Bum  PrttsenrireB  TOD 
Fleisch  und  Fischen  in  Vorschlag  gebraeit 
worden  ist ,  gar  nicht  ungefährlich  ist,  viel- 
mehr die  Verdauung  stört,  Uebelkeit,  Kopf- 
schmerzen und  starke  Speichelabbondernng 
hervorruft.  $, 


5Ö7 


Httclierscliaa* 


Zur  Lehre  yom  LaftwechBel.     Von   Dr. 

GfJtstav  Wolfßügel,  ordenll.  Professor  and 

Director  des  hygieiiiscben  Tnstitats  an  der 

Universiiät  Göttiogen.     München  1893. 

Ä.  Oldenbourg,   8".    75  Seiten. 

Während   noch   vor  zehn  Jahren  Luftanter- 
sachaogen,  inshesondere  GOs-Bestimmangen. 
die  Modeheschfiftigang  der  Arbeitsstellen   für 
Gesondheitepflege  bildeten,  kommen  sie  neaer- 
dings  mehr  unü  mehr  in  Vergessenheit.    Es  ui 
daher  Terdienstlich,   dass  ein  8chfller  PeUen^ 
kofer'i  in   der  Torliegenden ,  dem  „Altmeister 
der  hygienisehen  Forsebnng**  gewidmeten,  im 
dritten  Hefte  des  18.  Bandes  des  «Archiv  för 
Hjgieoe*  erschienenen  Abhandlang  das  PeUen- 
kofer'scho    Bach:   «Ueher  den   Luftwechsel  in 
Wohngebäuden"  (Manchen,  J,  G.  Coita,  1858) 
io  pietätvolle  Erinnerang  bringt.    Von  dem  ge- 
dankenreichen,   den  (ji'genstflnd  sachlich   er- 
FchOpienden  Inhalte    sei  henrorge hoben,   dass 
Wolfffyvgel  (8eito  28}  im  Inten-sse  der  Kein- 
haltang  der  Luft  des  Krankenzimmers  au  die 
Aerzte  den  Ansprach  erhebt,  „die  Verwendung 
iuftrerderbender  Arzneistoffe  thnnlichsl 
eiDznschr Anken**.    Bereits  1676,  kurz  nach  Ein- 
fünrang  des  Z^tie» 'sehen  Wand  Verbandes,  hatte 
derselbe  Vt  rüuser  in  seiner  üabilitationsscbrift: 
•Ueber  die  Jfrüfang  von  Ventilations-Apparaten** 
(Seite  b)  bemerkt:  «Es  will  mich  fast  bedtlnken. 
dasa  noch  an  manchen  Orten  ein  angleich  höherer 
Werth    auf   die    ImprAgnirang    der   Laft    mit 
Carbolsftnre  gelegt  wird,  als  aof  die  ängst- 
lichste Keinlichkeitspilege.*    Jetzt  wünscht  der 
Verfasser   auch  dem  Qtbiaache  des  Jodoforms 
Kiobait  gaboten  and  bei  der  neaen  aseptischen 
Kichtang    in    der  Wundbehandlong  wird  man 
ihm  allenthalben  beiptiichten. 

Mit  Vorsicht  behandelt  er  die  nnbekannten 
organischen  Bectandtbeile  als  Ursache  der 
LaftTemnreinigang  and  die  Frage,  ob  anreine 
Luft  giftige  organische  Stoffe  enthält.    Von 
der  Aasbiidaog  der  Permanganat-Methode 
%nx  Bestimmung  oxydirbarer  Luftbestandtheile 
verspricht  er  sich  (beite8l)  eben  so  wenig  l^x- 
^olg»  »Als  wenn  man  eine  i«'linte  mit  krammem 
Lauf  durch  Aofoetzen  des  feinen  Dioptervisirs 
einer  öcbeibenbflchse  treffsicher  machen  wollte**. 
Ueber   die   Tielfach  angezweifelten,  neuerdings 
aber  bestätigten  Versuche  Broum^Siquard  nnu 
(i'^drsofMMiJ's  bringt  der  Verfasser  die  eis  schlägige 
Literatur    bei ,   ohne  entschieden  ätellung   su 
nehmen.     £&  handelt  sich  dabei  um  die  Wahr- 
nehmung, dass  TOtt  einer  Reihe  Versuchst hiere, 
▼on  denen   das  erste  in  seinem  Käfige  Frisch- 
luft erb&lt,   während  jedes  der  anderen  Abluft 
aus  dem  vorhergehenden  Käfige  bekommt,  stets 
das  letzte  in  einiger  Zeit  (etwa  innerhalb  acht 
Taffen)  au  Grande  gebt,  falls  nicht  vor  seinem 
Käfige  eine  Schwefel-  (oder  ^alz-)  säure  haltige 
Absorption sflasche  eingeschaltet  wird. 

Gegen  die  Taschenapparate,  welche  auch 
in  ungescbnlten  Händen  Äobleosäarebestimm- 
ingen  ermöglichen  sollen,  spricht  sich  der  Ver- 
fasser (Seite  43)  entsebicden  aus,  ebenso  gegen 


die  preussischen  Vorschriften  znr  Prflfang  von 
Central heizungp-  und  LQftungsanlagen  mit  wan- 
dernden Instrumenten. 

Das  längere  i^chlusscapitel  behandelt  die 
i^Bercchnaug  des  Veutilationsbedarfs*. 

—y. 

Kosmetik  für  Aerzte,  dargestellt  yon  Dr. 
Heinrich  Paschkis,  Docent  an  der  Uni- 
versität Wien.  Zweite  Yermebrte  Auf- 
lage.  Wien  1893.   Alfred  Holder. 

Von  der  Torliegenden  zweiten  und  zwar  ver- 
mehrten Auflage  dieses  Baches  kann  im  All- 
gemeinen dasselbe  gesagt  werden,  was  jn  der 
beurtbeilung  der  ersten  AufJa^e  (Ph.  C.  80, 
788)  erwähnt  worden  ist.  Sine  Krweiterang  des 
Stoffes  ist  nur  in  beschränktem  Maasse  einge- 
treten. Als  wichtie&>te  Neuerung  wäre  das 
Kapitel  über  die  ScnOnheit  der  Formen  zu  er- 
wähnen, welches  sich  an  das  Brucke'Echc  Buch 
„aber  die  Schönheit  and  Fehler  der  mensch- 
lichen Gestalt**  anlehnt. 

Obwohl,  wie  der  Titel  des  Baches  zeigt,  es 
nur  ausschliesslich  für  Aerzte  bestimmt  sein 
solJ,  so  dfirtte  sich  doch  das  Buch  verujOgc 
seiner  allgemein  interessirenden  Abhandlungen, 
was  wenigstens  die  allgemeine  Pflege  der 
Theile  des  menschlichen  Körpers  betriffr,-  auch 
in  weiteren  Kreisen  Eingang  zu  verschaffen 
wiesen.  Recht  inteiessant  ist  in  der  Emleitung 
die  Ab  handlang  über  die  allmähliche  £nt  Wickel- 
ung der  Ck>8meticisy  sowie  die  mannigfaltiffsren 
Veränderangen,  die  dieselben  iui  Laufe  der  Jahr- 
hunderte erfahren  haben. 

Die  aufgeführten  Vorschriften  bieten  für 
den  sich  rar  diese  Frage  interessirenden  Fach- 
mann nichts  Neues,  da  dieselben  resp..  die  Com- 
binationen  derselben  m  mannigfaltigster  Form 
—  schon  durchgängig  bekannt  sind.  Doch 
dürfte  dio  Zusammenstellang  der  bis  jetzt 
ezistirenden,  für  gut  und  brauchbar  ffefandenon 
Cosmeticis  und  die  dadurch  erzielte  Uebersicht- 
lichkeit  über  das  Gebiet  djr  Körperpflege 
Manchem  willkommen  sein.  JS. 

Desinfectien  oder  Terhütung  und  Vertreib- 
ung   ansteckender    Krankheiten    für 
Aerste,  Verwaltungsbeamte  und  Ge- 
bildete jedes  Bernfesy  dargestellt  von 
Dr.  Bamträger,    Leipzig  1893.    Verlag 
von  H,  Härtung  dt  Sohn. 
Die  verflossene  Choleraepidemie  hat  dem  Ver- 
fasser die  erste  Anregung  gegeben,   in  leicht 
fasF lieber  Weise  nicht  nur  den  Aenten,  Uygi- 
enikern,    sondern    besonders   auch  den  Laien 
einen  Einblick   in   die  Entwickelung  und  das 
Wesen  der  Mikroorganismen  unter  specieller  Be- 
rflcksichtigunff  der  Desinfectionsfragen  zu  ge- 
währen.   Der  Vortrag  des  Verfassers  ist  in  einem 
volksthümlichen  Tone  gehalten  worden,  was  dem 
Zwecke  entsprechend  vollständig  am  Platze  war; 
doch  bietet  das  Buch  auch  dem  mit  den  Fragen 
(ich   bepcbäftigenden  Fachmann,   wenn   auch 
nichts  Neoe^y  so  doch  darch  die  geschiokte  Zu- 


&88 


Summen  Stellung  aller  der  bis  jetzt  ^orliandenen, 
sich  als  praktisch  bewiesenen  Vorschläge  eine 
brauchbare  Uebersicht  Aber  das  ganze  Gebiet. 
Nach  einer  allgemeinen  Einleitung  über  patho- 

fene  ßacterien  behandelt  er  erst  die  Verhütung 
er  Einschleppung,  der  Verbreitung  und  An- 
siedlung  derselben  und  dann  die  Desinfection. 
Die  Desinfection  selbst  ist  eingehend  behandelt, 
der  Werth  resp.  die  Brauchbarkeit  der  Des- 
infectionsmittel  ist  kritisch  beleuchtet  worden. 

S. 


Eeal-Encyclopädie  der  gesammten  Heil- 
kunde. Medicimsch-chirurgischeB  Hand- 
wörterbuch für  praktische  Aerzte,  Dritte, 
gänzlich  umgearbeitete  Auflage.  Unter 
Mitwirkung  von  1 28  Mitarbeitern  heraus« 
gegeben  von  Professor  Dr.  Albert  Eulen- 
bürg  in  Berlin.  Mit  zahlreichen  Illustra- 
tionen in  Holzschnitt  und  Farbendruck- 
tafeln.  Wien  und  Leipzig  1893.  Urban 
und  Schwär zenberg.  Erscheint  in  circa 
20  Bänden  Von  etwa  45  Druckbögen  Um- 
fang pro  Band.  1.  und  2.  Lieferung 
(Band  1.    Bogen   1    bis  10).     Preis    pro 

Lieferung  \  Ji  hO  /^^ 

Welchen  Anklang  dieses  grosse  und  umfäng- 
liche Werk  gefunden  hat,  beweist  am  besten  der 
Umstand,  dass  jetzt  bereits  die  dritte  Auflage 
2u  erscheinen  beginnt,  nachdem  im  Jahre  1884 
die  er^*te  Lieferang  und  1889  die  Schlussliefer- 
ung der  zweiten  Auflage  in  die  Hände  der 
Abonnenten  gelangten." 

Die  vorliegenden  zwei  Lieferungen  enthalten 
von  grösseren  Artikeln,  welche  auch  pharmji- 
centische»  Interesse  beanspruchen,  folgende: 
Abdominaltyj)hus  von  weil.  Prof.  /Aiclzer-  und 
(rcvidirt  und  ergänzt)  von  J.  Sdiwälhe-BexMw, 
Abföhrmittelvon  L.  //eictn-Berlin,  Absynthium 
ton  Prof.  JVapZ-Wien,  Absorption  (von  Gasen) 
von  Prof.  JWunÄ;- Berlin,  Accomodation  (Anfang). 

Die  Literaturverzeichnisse  am  Schlüsse  jeden 
Artikels  sind  für  Denjenigen,  welcher  einer  Frage 
weiter  nachzugehen  hat,  höchst  werth  voll.  Wir 
wönschen  diesem  „medicinischrn  Conversations- 
lexikon  für  Aerzte"  dieselbe  Verbreitung  und 
Anerkennung,  wie  sie  die  früheren  Auflagen  er- 
fahren haben.  's. 


The  Pharmacopoeia  of  the  United  States 
of  America«  Seventh  Becennial  Eevi- 
sion  (1890).  By  Authority  of  the  National 
ConveDtion  for  Revising  the  Pharma- 
copoeia, held  at  Washington  1890.  Offi- 
cial  from  1.  Janiiary  1894.  Published 
by  tiie  Committee  of  Kevision  Phila- 
delphia. Printers  and  Binders :  J,  B.  Lip- 

pineott  Company  1893. 

Eine    eingehende    Besprechung    der    neuen 

amerikanischen  Pharmakopoe  aus  der  Feder  des 

besten  Pharmakopöe-Kenners  Dr.  Bruno  Hirsch 

in  Berlin  erscheint  in  unserer  Zeitung  seit  Nr.  34. 


Die  Ergebnisse   der  Teplitser  Tiefbohr- 
nngen  in  geologischer  und  bohrtech- 
nischer JBeziehnng  nnd  Vorschläge  znr 
Erreichung  eines  Sprudels.  Nebst  einem 
Anhang;  Studien  über  den  Ursprung  der 
Teplitz-Schönauer  Thermen.  Von  Norbert 
Marischier.  Mit  einer  geologischen  Karte. 
Teplitz  (o.  J.),  Verlag  von  Adolf  Becker, 
8«.    77  Seiten.   Preis  2  Mark. 
Die  alte  Badestadt  Teplitz  wird  bekanntlich 
neuerdings  nicht  nur  durch  den  Bauch  der  in  ihrer 
unmittelbaren  Nähe  entstandenen  Fabriken  be- 
einträchtigt, sondern  auch  durch  die  seit  dem 
13.  Februar  1879  wiederholt  erfolgten  Wasser- 
einbrüche  in  den  Gruben  bei  Ofseg  hinsichtlich 
'ihrer  Heilquellen   ernstlich   gefährdet     Die  in 
der  Tagespresse  hierüber  von  Zeit  zu  Zeit  auf- 
tauchenden Mittheilungen  suchen  in  tendenziöser 
Absicht'  den  Thatbestand  meist  mehr  zu  Ter- 
schieiern,  als  aufzuhellen.   Es  wird  deshalb  die 
schmucklose  Darstellung  Martschler'B   auch  in 
den  für  Bäderkunde  interessirten  weiten  Kreisen 
Leser  finden.    Im  ersten  Theile  schildert  der 
Verfasser  hauptsächlich  die  in  mancher  Hiosicht 
noch    dunkeln    geologischen    Verhältnisse  ton 
Teplitz  und  die  Geschichte  der  seit  dem  Jahre 
lb89   dort  unternommenen  Tiefbohrungcn  «nr 
Erlangung  eines  Springquelles.     Der  zweite 
Theil    giebt   die   bohrtechniacheii    Einzelheit-^n 
der  gänzlich  gescheiterten  Versuch«.     Die  erste 
Bohrung  mittelst  Freifallsystems  wurde  bereits 
bei  9V3  Meter  Tiefe  aufgegeben,  da  das  Bohr- 
loch schief  gerathen  war.  Ein  zweiter,  1893  und 
1891  nach  der  penn>ylvanischen  Seilbobrmethode 
unternommener  Versuch  verunglückte  durch  Seil- 
riss  bei  386'/«  m  Tiefe  oder  minus  175,6  m  Set- 
höhe.   Das  wärmste  Wasser  traf  man  bei  nur 
55m  Tiefe    an,   von    da   ab    wurde   es   wieder 
kuhler.  —  Auch  die  in  der  Nähe  der  Stadt  vyn 
Privaten  ausgeführten  BohrungeÄ  hatten  keinen 
befriedigenden   oder  auch   nur   zu   Hoffnoog« 
berechtigenden  Erfolg. 

Den  Schluss  des  Buches  bilden  Studien  über 
den  „Ursprung  der  'J'eplitz-Schönaer  Thermen*. 
Da  dieser  Abschnitt  am  Schlüsse  das  Datum: 
„December  1888«  trägt,  so  dürfte  der  Verkf-jf 
mit  der  Wegla<-sung  der  Jahrzabl  auf  dem  Titel- 
blatte einen  für  ihn  recht  unerwünschten  Irr- 
thum  hinsichtlich  der  Zeit  des  Erscheinens  der 
Schrift  begünstigt  haben.  —  Beigegeben  findet 
sich  eine  geologische  Ueb ersieh tskarte  im  Maa^s* 
Stabe  von  1:100000.  -r 


Notes  sar  le  dosage  des  alcaloldes  dass  les 
medicaments  |;alen1qaes  ä  base  d*aconit,  ^' 
belladone,  de  jnsquiaume,  de  stramoine  et d:* 
ciguß.  Par  Fernand  Bantoeg,  pharmacieQ. 
docteur  en  sciences  naturelles,  cbarg^  ^'^ 
cours  a  Funiversit^  ■  de  Louvain.  Broiellf 
1893.  F.  Haycz,  imprimeur  de  Facadtmie 
royale  de  mödecine  de  Belgique. 

Preis- Verzeichniss  von  Caesar  ALbretz  in  Halle  tl- 

Specialhandlung  für  vegetab.  Drogen  in  p»B" 
zem  und  bearbeitetem  Zustande.  Pulverisir- 
und  Schneide -Anstalt.    September  18d3. 


m 


Tersclileilene  ]illl;tlielliiiiireii. 


Emplastram  Lithargyri 

wird  nach  Aogabe  englischer  Facbblättcr  in 
Eugland  vielfach  als  Abortivmittel  angewendet 
uud  hat  schon  öfter  zu  Todesfällen  geführt. 
Diese  eigentLümliche  Verwendung  des  Blei- 
pflasters  beruht  darauf,  dass  dasselbe  in 
früheren  Zeiten  neben  anderen  Pflanzen- 
pulvern auch  Semen  Foeni  graeci  enthalten 
hut,  welches  als  Abortivmittel  galt.  Poppe 
hat  deshalb  (etwas  weitgehend)  vorgeschlagen, 
das  Bleipflastcr  und  andere  ähnliche  (Gift- 
stoffe enthaltende)  Pflaster  sollten  mit  Gift- 
bezeichnung versehen  werden. 

Herstellung 
von  Salol  -  Suppositorien. 

Da  Salol  mit  Cacaobutter  zusummenge- 
schmolzen  oft  lange  flüssig  bleibt,  empfiehlt 
Barnoumn,  die  Cacaobutter  höchst  vorsichtig 
zu  schmelzen,  so  dass  keine  Ueberhitzung 
btattiindet,  dann  das  Salol  hineinzuschütten, 
umzurühren  und.auszugiessen;  das  Festwer- 
den findet  dann  bald  statt.  Oder  mau  stösst 
Cacaobutter  und  Salol  auf  bekannte  Weise 
kalt  an   und  presst  die  Suppositorien  in  die 

Formen.  s. 

Intern,  pharm.  Gen.-Anz. 


Sterilisirungs-  und  Desinfections- 

Apparat. 

Der  von  Panmvitz  construirte  und  von  der 
Firma  Bach  <Sk  Riedel  in  Berlin  in  den  Ver- 
kehr gebrachte  Apparat  kann  erstens  beim 
Waschen  der  Wäsche  wie  ein  gewöhn- 
licher Wascbkessel  mit  Brause  benutzt  wer- 
den. Ferner  stellt  derselbe  einen  Dumpf- 
Kochtopf  dar,  der  im  Haushalt  zur  Zu- 
bereitung von  Speisen  aller  Art,  zur  Sterili- 
sirung  von  Kindermilch,  zur  Herstellung  von 
Conserven  vortheilbaft  verwendet  wird. 
£ben80  kann  derselbe  zur  Sterilisirung  von 
Verbandstoffen,  auch  von  Arzneien  dienen, 
aber  auch  zur  Desiufection  inficirter  Kleid- 
uugsstücke  u.  s.  w. 

Damit  der  Apparat  diesen  verschiedenen 
Zwecken  dienen  kann,  ist  der  Zwischenboden 
mit  einem  Schlitzschieber  versehen,  der  ge- 
öffnet wird ,  wenn  man  den  Apparat  als 
Wascbkessel  benutzt,  aber  geschlossen  wer> 
den  mnss,  wenn  man  ihn  als  Sterilisirungs- 
und    Desinfectionsapparat    verwendet.      Bei 


Verwendung  als  Desinfectionsapparat  em- 
pfiehlt es  sich,  auf  den  Zwischenbodeu  unter 
die  zu  dcsinficirenden  Gegenstände  eine  Lage 
Wäsche  oder  dergl.  zu  legen,  welche  das  sich 
bildende  Wasser  aufnehmen  kann.  s. 


Ein  luftdichter  Controlverschluss 
für  Verbandstoffbüchsen. 

Die  zuerst  von  Dührssen  eingeführte  Steri- 
lisirung von  Verbandstoffen  in  luftdichten 
Behältern  (Ph.  C.  33,  264)  ist  durch  eine 
Vorrichtung  von  Pannwitz  noch  weiter  aus- 
gestaltet worden. 

Die  Vorrichtung  besteht  in  einem  mittelst 
Gummiring  gedichteten  Deckel,  welcher  eine 
Gummikappe  tragt,  die  nach  der  Sterilisir- 
ung bei  der  Abkühlung  nach  innen  gedrückt 
wird,  woran  man  sieht,  dass  die  Büchse  wirk- 
lich im  Dumpf  gewesen  ist,  luftdicht  schlicsst 
uud  inzwischen  nicht  geöffnet  worden  ist. 

Richtig  sterilisirte  und  schliessendc  Büch- 
sen lassen  sich  nur  durch  Abnehmen  der 
Gummikappen  öffnen. 

Die  durch  Gebrauchsmuster  geschützte 
Vorrichtung  wird  durch  die  Yumdk  Bach  <& 
Riedel  in  Berlin  vertrieben.  s. 


Das  Vorkommen  von   Carbamiu- 

Bäure  im  Harn  nach  reichlichem 

inneren  Gebrauche  von  Kalk-  : 

hydrat 

haben  Abel  uud  Muirhead  beobachtet,  nach- 
dem Vaughan  den  Verfasseru  einen  Fall  mit- 
gcthcilt  hatte,  in  dem  der  Harn  und  die 
Wäsche  eines  Kindes,  welches  längere  Zeit 
hindurch  grössere  Mengen  Kalkwasser  be- 
kommen hatte ;  einen  starken  Geruch  nach 
Ammoniak  aufwiesen. 

Die  Versuche  der  Verfasser  ergaben  Folgen- 
des: Der  saure  Harn  eines  mit  Fleisch  ge* 
fütterten  Hifndes  nimmt  nach  reichlichem 
Genuss  von  Kalkmilch  eine  stark  alkalische 
Reactiou  an.  Dieser  Harn  giebt  Animouiak 
und  Kohlensäure  an  die  Luft  ab;  schon  in 
der  Blase  bilden  sich  Tripeipbosphatkrystalle 
aus ,  oft  lässt  sich  ein  Niederschlag  von 
kohlensaurem  Kalk  nachweisen.  Der  Harn 
enthält  immer  ein  Kalksalz  in  Losung,  wel* 
ches'aber  nicht  Bicarbonat  ist  und  sich  beim 
Stehen  doch  unter  Abscheidung  von  kohlen- 
saurem Kalk  zersetzt. 


690 


Der  „Kalkliarn<<  selgt  also  alle  Eigen- 

Bchaften  einer  verdünnten  Lösung  ron  earb« 

aminsaurem  Kalk.  $. 

Thcrap.  Blätter  1893^  SSZ 


Thymolharo. 

Nacb  dem  EUnneliinen  von  3  g  Thjmol 
tagliebi  einer  Dosts,  die  nach  F,  Blutn  immer 
gut  vertragen  wird,  entleert  man  einen  Harn, 
der  an  der  Luft  stark  nachdunkelt  und  der 
TbymolschwefelsÜure ,  Thymolhydrochinon- 
Bchwefelsfiure,  Thymolglycuronsänre  nnd  das 
Chromogen  eines  grflnen  Farbstoffs  enthält. 

Die  Thjmolelycuronsfture  rein  darzuslel 
len,  frelang  Blum  nicht,  aber  es  gelang  ihm 
die  Abscheidung  eines  Derivates  derselben 
bereits  nach  Einnehmen  von  1  g  Thymol  auf 
folgende  Weise:  Der  Thymolharn  wird  mit 
einem  Drittel  seines  Yolams  concentrirtcr 
Schwefelsäure  und  mit  unterchlorigsaurem 
Natron  versetzt;  nach  längerem  Stehen  schei 
det  sich  quantitativ  ein  krystallinischer  Kör- 
per, Dichlorthymolglycuronsäure,  ab.  Die 
Constitution  der  Verbindung  wurde  durch  die 
Möglichkeit   der  Spaltung  in  Dichlorthymol 

und  Glycaronsfiure  bewiesen.  s. 

Thcrap,  Blatter  1893,  2S3. 


Zar  Bildung  des  Erdöles. 

Die  Annahme,  dass  das  Erdöl  durch  Zer 
Setzung  thierischer  Reste  entstanden  sei, 
ist  durch  Engler*&  Versuche  (Ph.  C.  29,  693) 
bewiesen  worden,  welcher  bei  der  Destillation 
von  Fischthran  unter  starkem  Druck  neben 
Gas  eine  Flüssigkeit  erhielt,  die  zum  grösstcn 
Theil  aus  gesättigten  Kohlenwasserstoffen, 
wie  sie  im  Erdöl  eifthalten  sind,  bestand. 
Weitere  Beweise  lieferte  Singer,  der  in  den 


Dmekdestillafen  det  Thrans  festes  Paraffin 
und  Schmieröle  nachwies,  Stoffe,  welche  für 
Erdöl  bezeichnend  sind. 

Einen  ferneren  Beitrag  snm  Nachweis  der 
Identität  der  Dmckdestillate  des  Thrans  mit 
dem  Erdöl  hat  Dieckhoff  dadurch  erbracht, 
dass  es  ihm  gelang,  aus  den  ersteren  nach 
vorhergehender  Behandlung  mit  Natronlauge 
und  dann  mit  70proe.  Schwefelsäure  dnrch 
schwaches  Erwärmen  mit  rauchender  Schwe- 
felsäure diesf'lben  Stoffe  zu  erhalten ,  welche 
man  bei  derselben  Behandlung  aus  dem  Erdöl 
erhält ,  nämlich  das  Tumenolsulfon  und  die 
Tumenolsulfosäure  (Ph   C.  82,  386).        s. 

Naiurw.  BundKh.  1893,  371. 


Elektrolytische  (Gewinnung 
von  Antimon  und  Arsen. 

Siemens  nnd  Balske  haben  sich  nach  In- 
dustrie-Bl.  folgendes  Verfahren  patentireo 
lassen :  Die  natürlichen  oder  kunstliehen  Sul- 
fide des  Antimons  und  Arsens  werden  in  Sulf- 
hydraten  gelöst  nnd  nur  in  den  Kathoden- 
abtheilungen  der  Elektrolyse  unterworfen. 
Uierbei  scheiden  sich  Antimon,  bcxw.  Aisen 
an  den  Kathoden  ab,  während  gleichzeitig 
das  Sulfbydrat  zu  neuen  Ei tractioncn  regene- 
rirt  wird.  S. 

Oesundheitstapete. 

Unter  dieser  Beaeichnung  kommt  nacb 
Ind.-Bl.  eine  mit  Oelfarbe  bedruckte  Tapete 
in  den  Handel;  gleichseitig  ist  das  Papier 
mit  Oel  getränkt,  so  dass  die  Tapete  vötl>g 
wasserdicht  und  mit  Seifenwasser,  1  proceiit. 
Sublimatlösung,  öprocent.  Karbolwaster  bei 
Temperaturen  bis  zu  50^  ohne  Schädigaog 
waschbar  ist.  & 


RriefwechseL 


Apoth.  M«  in  S.  Wir  stimmen  Ihnen  voll- 
Rtändig  bei,  dass  cinf'm  die  preussische 
Arzneitaxe  manches  Konfsehflttela  abnOthigt, 
denn  der  Satz  „Die  in  aer  Taxe  festgesetzten 
Preise  finden  für  jede  Menge  eines  Arznei- 
mittels Anwendung,  wenn  nur  ein  Preis  fest- 
gesetzt ist*'  kann  nicht  als  sprachliche  Muster- 
leistung gelten.  Unbegreiflich  ist  es  ferner, 
dass  der  Apotheker  z.  B.  für  die  Herstellang  von 
4  Suppositorien  oder  Gelatineliueeln  nur  25^. 
berechnen  darf,  während  ihm  ftlr  ein  weisses 
500  g- Glas  534.  bewilligt  werden. 

II«  J.  tnB»  AlsAl^ontin  wurde  bisher  in 
der  Literatur  ein  Mundwasser  verzeichnet, 
welches  aus  einer  wässpri^en  LOsnng  von  Kaliam- 


nitrat,  versetzt  mit  PfcffermiDiGl ,  Mjrrheo- 
tinctnr  und  Zimmttinctur  bestehen  sollte.  — 
Wir  nehmen  von  Ihrer  Mittheilung  Kenntoitt« 
dass  unter  demselben  Namen  jetzt  ein  Ge- 
misch von  Chloroform  nnd  Karbol«ftare  tl» 
Mittel  gegen  Zahnschmerzen  in  den  Handel  g^ 
bracht  wird. 

W*  B.  in  R.  Sie  meinen  gewiss  die  Miaeral- 
wassersalze  und  Brans^salze  von  Dr.  £m^ 
Sandow  in  Hamburg;  lassen  Sie  sich  Frei.«- 
liste  kommen. 

Vf.  B.  in  D.  In  dem  nach  Salacetol- 
gebrauch  gelassenen  Harn  lässt  sich  eben  ^'> 
wie  nach  iSalol  Salicylsäure  nachweisen. 


Verleger  nnd  Tcrantworillcber  Redactenr  Dr.  E.  Oelttler  in  Droiden. 


VoT  anderen  bPkanntan  Oacanfabnkattn  icichnet  sich 

Gaedke's  Cacao 

Tortbeilhaft  aas  durch  feinen  hohen  tiehkit  an  lelcbtrerdnuUcIien 
N9hr8tolTeB.  Seine  eigenadige  HerstclInngBweise  ennOglicht  es,  dare 
mafensehwacho  Personen 

Gaedke's  Cacao 

sehr  ^t  TertrftKen^  n&hrend  ä<:  andere  Sorten  nicht  geniessen 
konnten.  —  In  Folge  Herstellniig  mehrerer  Qualitäten  nach  gleieh- 
artigem  Verfahren  concnrrirt 

Gaedke's  Cacao 

eifolgreich  mit  den  lilligEtea   nnd  thenenten  Harken  dea  Handels. 


Ichthyol 


wird  mit  Ei-folg  angewandt: 
bei  Fraiicnleiden  und  Chlorose,  bei  Gonorrhoe. 
bei  Kranklieitcn  der  Haut,  der  Verdau iing:8- 
und  CircDlationg-Org^ane.  bei  Hals-  und  IVascn- 
lieiilen»  sowie  bei  cnfzOnillfcheii  und  rheiima- 
tiaclien  Affeclioncn  aller  Art,  thoils  in  Folge  seiner  durch  experiniou- 
lelle    und    klinische  Beobaclitungea  erwiesoncn  reducirenden^   sedstiTCO   und 
niitiparasllftren  Eigenschaflcn,    andernllieils   durch   soino  die  Resorption   be- 
fördernden und  den  SlofTwrclisel  steigernden  Wirkungen. 
Da88elbe  irlrd  von   Klinikern  nnd  vittlen  Aerzten  »ars  Wili-niste  empfohlen   nnd 
Btekt  In  UnlrergitBts-  sowie  stAdtlsehen  KrankenhHnsern  In  slindjfem  tiebranch. 
Wissenscliaftliehe  Alhiindinngen  (Ibor  Ichthyol  nelist  Receptformeln  »erKendet  gratis 
uad  franco  die 

Ichthyol -Gesellscliaft,  Cordes  Hermanni  &  Co., 

Hamburg^. 


Gegen  Olirpolypeii 

leistet  Dach  den  eingelionden  Versuchen  des  Herrn  Dr.  med.  Klamann  (couf.  Allgemeine  Me- 
dizin. Central -Zeitung  Nr.  49,  1892)  das 

Hydrargyrum  sozojodolicum  „Trommsdorff" 

ausgezeichnete  Dienste. 

„Diese  Fälle  zeigen,  dass  man  sehr  gut  im  Stande  ist,  mit  dem  ({uecluilberpräparat 
günstig  auf  die  Ahstossung  der  Polypen  einzuwirken." 

Broschflrcu  und  Krankengeschichten  versendet  gratis  und  franco 

H.  Trommsdorff;  ehem.  Fabrik,  Krftirt 


Scherlng's  reines  Malz-Extract,  K^'H^SAiJ^S 

Fl.  UOur,  per  100/,  Fi.  70  Jf;  Hals-Bxtract  mit  lilpanln»  Kalk«  liebi 
thran»  Jod,  Jodelsen,  Pepsin,  Hopfen,  Chinin,  per  100  Fl.  70  Jr. 

nach  Vorschrift  des  Professors  Dr.  0 
Liebreich,  per  100/^  Fl.  200Jr,  per 


Fl.  UOur,  per  100/,  Fl.  70  jT;  Hals-Bxtract  mit  liipanin,  Kallc,  lieber- 
thran,  Jod,  Jodelsen,  Pepsin,  Hopfen,  Chinin,  per  100  Fl.  70  Jr. 

Schering'»    Pepsin-Essenz^    «ach  Vorschrift  des  Professor«  Dr. Oscar 


100/,  Fl.  100  ur. 


Sehering's  China -Wein  und  China-Eisenwein,  §o^^^'^^^ 


100/,  Fl.  100  ur. 


ur,    per 


Schering's  Condurango-Wein,  ^^l'ifiM: 


Flasche  .^0,90,  mitZusatz  von  Phenocoll  pro  Flasche  10^  theurer. 

Cocain  hydrochlorat  puriss.  cryst-,  hÄ- 5:'  ^^ 
Schering's  pyrophosphors.  Eisenwasser,  K.^SS 

15  ur,  100/.  FL  10  ur  excl.  Flaschen. 

lyToHininionVlO  Soifon   aus  Yollstäudigr  neutraler  Seife  m.  bcsUM- 
JXLt/lUUlJLUDUllC  Oülidl  tcm  Gehalt  au  Medicamenten  (lt.  Preise). 

C!#9lf#^««1fiÄ«wA    Vtcmm    CÜmav^v^^^Imam     in  Cartons  und  Blechdosen,  mit  Streu* 
öailCyiSaUre-i?  USS-ölreUpillVer     Vorrichtung  at.  Preiscourant). 

Chemikalien  aus  der  ehem.  Fahrik  auf  Actien  (vorm.  E.  Schering)» 

Drohen,  pharmaceutische  PrSparatc,  deutsche,  franzSsische  u.  engl«  Specialititei 

emptiehlt  unter  billigster  Berechnung 

Schering;'«  C^rüne  Apotheke, 

Drohen  «(üeschlft  nnd  Mineralwasser*  Fabrik,  Berlin  1V<«  Chaosseestrasse  19. 


Adens  lanae 


Reines  neutrales  "Wollfett 

D.  R.-P.  41  55V. 

der  Norddeutschen  Wollkämmerei  and  Kammgarnspinnerei 

BREMEN. 

Httster  wat  Terlaai^eii  gnUis* 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dr.  Hermann  Hager 


der  Pharmacie. 

Heransgegeben  Ton 


und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.  ^  Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Bedaction:  Prof.  Dr.  £.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Hltredacteur :  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


M4h Dresden,  den  12.  October  1893._|jy^^ahÄ' 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

^^^^■^■^—■^^""^^•^^^^^^^■•— ^-"™^— ^-"—«i— — i^^™.-««^».«*— ^— ■«^^^^—■■-■— «^^M^— ^^•— ■— ^i^^"-"i"^i— •— ^— ^— 

I  Hb  alt:  Cbemle  und  Pbarmaele:  Uebor  die  Methode  zur  Bestlmmang  von  Alkaloiden  nach  yan  Ledden-IIulse- 
boseh.  —  Bestimmung  der  schwefligen  Säaro  im  Wein.  —  Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika. 

—  Zur  Revision  des  Deutschen  Arsneibaches.  —  Neue  Arzneimittel.  —  Zur  Darstellung  von  basisch  gallussaurem 
nnd  gerbsaarem  Wismut.  —  Darstellang  von  Azulithminpapier.  —  Zur  Prüfung  des  Balsamum  Cöpaivae;  —  Neue 
Identitätsreaetlon  für  Cocain.  —  Hinweis.  —  Bllelienehaii.  —  Yenetaledene  MltthellmigeB:  Die  Oxalsäure,  ein 
natUrlicber  Schutz  der  Pflanzen.  —  Vorkommen   nnd  Nachweis  des  Indicans  in  der  Pflanze.  —  Falia  Jaborandl. 

—  Denaturirung  von  Spiritus.  —  Myrrholin  nnd  Myrrhencrome.  —  Bestreichen  der  Katheter.  —  Homöopathisches 
Specificam  gegen  Maul-  und  Klauenseuche.  —  Verhfiltuiss  des  spec.  Gewichts  des  Aluminiums  zu  anderen  Metallen. 

—  Analyse  des  Siegellacks,  etc.  —  Brlefweehiel.  —  Auelgen. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  die  Methode 

zur  Bestimmnng  von  Alkaloiden 

nach  van  Ledden  -  Hulsebosch. 

In    Pharm.  Centralhalle  1893,   Nr.  8, 
vom  23.. Februar   wird   von  Herrn  van 
Ledden  -  Hulsebosch  in  Amsterdam  eine 
neue  Methode  zur  Bestimmung  von  Al- 
Aaloiden    in    narkotischen   und   anderen 
Extractün    beschrieben,   welcher  er  den 
Namen  Perforationsmethode  gegeben  hat. 
Diese    neue  Methode   kam   mir   beim 
Durchlesen  höchst  ansprechend  vor.   Sie 
schien  besonders  leicht  und  praktisch  zu 
sein   und    sogar  vor  der  ausgezeichneten 
Ifelfenberger  Methode  Vortheile  zu  be- 
sitzen,  wenn  sie  das  hielt,  was  sie  ver- 
sprach ,     und    sich    als    genau    erwies. 
Gleichzeitig     traten    jedoch    auch   Um- 
stände an  dieser  Methode  hervor,  welche 
mich    ihre    volle  Genauigkeit  bezweifeln 
Hessen. 

Da  ich  gerade  mit  einer  Arbeit  in  der- 
selben Biehtung  beschäftigt  war,  beschloss 
ich,   die  Hulsebosch'sohe  Methode  näher 
zu  untersuchen. 
Der  Apparat  ist  zwar  nicht  so  einfach 


wie  derjenige  Barthers y^)  welcher  bei 
der  Helfenberger  Methode  angewendet 
wird,  aber  die  Methode  selbst  ist  etwas 
einfacher,  besonders  weil  nur  Flüssig- 
keiten in  Arbeit  kommen.  Werden  z.  B. 
Fluidextracte  oder  andere  flüssige  Stoflfe 
behandelt,  so  ist  kein  Eindampfen  u.  s.  w. 
nöthig. 

Indem  ich  also  an  die  Arbeit  ging,  die 
Methode  zu  prüfen ,  benutzte  ich  hierzu 
theils  reine  Alkaloide,  direct  oder  in  Ge- 
mischen, theils  Extracte,2)  deren  Gehalt 
an  Alkaloiden  durch  die  Dieterich' sehe 
Methode  vorher  bestimmt  worden  war. 

Selbstverständlich  ist  es  hier  zuläng- 
lich, die  Besultate  der  Bestimmungen  der 
reinen  Alkaloide  mitzutheilen ,  welche 
unten  zusammengestellt  sind.  Leider  hielt 
die  Methode  von  Hulsebosch  —  wie  man 
sehen  wird  -—  nicht,  was  sie  versprach. 
(Siehe  umdtehende  Tabelle.) 


1)  BartheVs  „DreirChren^stem'*  scheint  mir 
weniger  leicht  handlich  als  ein  einfacher  mit 
Wasser  gespeister  Kühler. 

*)  Die  ätherischen  Auszüge  der  Extracte 
waren  nicht  farhlos,  sondern  im  hohen  Grade 
gef&rbt. 


592 


"" 

Id  Arbeit 

Alkaloid 

Alkaloid 

gefanden 

in  % 

Werth 

—  _^__— _  ^ 

Nr. 

Angewendeter 
Stoff 

genom- 
mene 

ange- 
wendet 

des 
Fehlers 

Mengp 

in% 

m% 

1 

Strychnin  gemischt  3) 

1,672 

2,0 

0,933 

53,6 

2 

Atropin  gemischt 

1,885 

0,99 

0,455 

54.0 

3 

A tropin  gemischt 

0,977 

0/J9 

0,38 

61,6 

4 

Atropin  gemischt 

1,514 

0,99 

0,4 

59,5 

5 

Atropin  gemischt 

1,45 

0,99 

0,498 

49,7 

6 

Atropin  rein 

0,017 

— 

— 

20,0 

gefanden  0,0136. 

7 

Strychnin  gemischt 

1,071 

2.0 

1,13 

43,5 

8 

Strychninsulfat 

0,0218 



72,5 

gefanden  0,00728. 

Zu  diesen  Versuchen  ist  zu  bemerken: 
Nr.  1  und  2  wurden  behandelt,  wie  es 
von  Hulsehosch  angegeben  worden  ist. 
Der  Eückstand  von  Nr.  1  im  Behälter  h 
gab  nach  beendeter  Arbeit  gute  Strych- 
ninreaction.  Nr.  3  und  4  wurden  circa 
drei  Stunden,  Nr.  5  und  6  nur  eine  Stunde 
extrahirt.  Nr.  6  wurde  ausserdem  mit 
Kalkwasser  anstatt  Kalilauge  und  Wasser 
angerieben.  Nr.  7  wurde  ebenfalls  mit 
Kalkwasser  angerieben,  sonst  wie  Nr.  1 
behandelt.  Nr.  8  wurde  mit  Kalkmilch 
augerieben.  In  allen  J'ällen  Hess  ich  den 
Aether  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ver- 
dampfen, und  das  Alkaloid  wurde  durch 
Titrirung  bestimmt. 

Die  Verwendung  von  Kalkwasser  zur 
Ausscheidung  der  Alkaloide  und  kürzere 
Extractionsdauer  scheinen  den  Fehler  be- 
trächtlich vermindert  zu  haben;  er  be- 
trägt aber  noch  mehr  als  40  pCt.,  was 
die  Strychninmischung  betrifft.  Nr.  6 
zeigt  das  beste  Eesullat,  allein  ein  Fehler 
von  20pCt.  ist  zu  gross,  um  die  Methode, 
wie  sie  gegenwärtig  ist,  benutzen  zu 
können.  Die  Schwetssifjger'Sarnotv'sche 
Methode  (Ph.  C.  31,  771)  zeigt  gewöhn- 
lich einen  Fehler  von  circa  lOpCt. ,  ist 
aber  für  praktische  Zwecke  brauchbar, 
während  die  Dictcnch'schQ  (Ph.  C.  28,  29) 
und  die  Bechurts  und  Hohf  sehe  Methode 
(Ph.  C.  28,  255)  nur  1  bis  2  pCt.  Fehler 
zeigen. 

Der  bedeutende  Werth,  den  die  Ab- 
weichung bei  Nr.  8  erreicht,  hat  seinen 
Grund  in  einem  wichtigen  Fehler  des 
Apparates.  Dieser  hat  nämlich  im  Be- 
hälter 6,  wo  die  Extractlösung  sich  be- 
findet, einen  todten  Winkel.  Alitten  im 
Boden  des  Behälters  b  wird  man  in  der 
Abbildung  die  Köhre  eingelöthet  sehen, 
die    den    Aether    in    die    Extractlösung 


hineinführt.  Der  leichte  Aelher  steigt 
durch  die  Flüssigkeit  hinauf  und  setzt 
einen  Theil  von  dieser  in  Bewegung; 
innerhalb  einer  gewissen  Grenze  aber 
wirkt  der  todte  Winkel,  so  dass  circa 
der  dritte  Theil  der  Flüssigkeit  grossen- 
theils  in  Euhe  bleibt.  Dieser  Theil  der 
Flüssigkeit  kommt  auf  diese  Weise  kanm 
in  irgend  eine  merkbare  Berührung  uiit 
dem  Lösungsmittel.  Längs  der  Grund- 
flächen von  6,  wo  der  todte  Winkel  wirkte, 
setzten  sich  dann  während  der  Arbeit 
mit  Nr.  8  die  ungelösten  Theile  der  Kalk- 
milch ab,  und  mit  diesen  schied  sich  ein 
grosser  Theil  des  ungelösten  und  sus- 
pendirten  Alkaloides  aus.  Dieser  Fehler 
des  Apparates  ist  sehr  wichtig. 

Ein  anderer  Fehler  ist,  dass  der  Ap- 
parat zu  gross  ist.  Zum  Lösen  und  Nach- 
waschen des  Extractes  sind  kaum  mehr 
als  5  bis  6  ccm  Wasser  nöthig.  Nach 
Hulsehosch  soll  man  circa  15  ccm  be- 
nutzen. Obgleich  nun  15  ccm  Flüssigkeit 
benutzt  werden,  bleiben  trotzdem  15  bis 
18  ccm  Aether  über  der  Extractlösung 
stehen,  ehe  sie  in  den  Kolben  zui uck- 
laufen können. 

Wenn  diesen  äusseren  Fehlern  der 
Methode  abgeholfen  würde,  glaube  icli. 
dass  vielleicht  noch  einige  Aenderungt^n 
in  der  Ausführung  sie  in  der  Apotheke 
praktisch  brauchbar  machen  könnten. 

Der  specifisch  leichtere  Aether  steigt 
in  der  viel  schwereren  Extractlösung  rasch 
nach  oben  und  wird  wenig  Zeit  haben, 
„mit  Alkaloid  beladen**  zu  werden. 

Es  würde  daher  eine  Frage  sein,  ul' 

3)  Zu  Nr.  1  und  7  wurde  ein  2  proc.  Gpmisfh 
von  Strychninnitrat  mit  Dextrin  und  Uildi- 
zucker.  zu  Nr.  2,  8,  4  und  5  ein  Gemisch  tC'F 
0,99  pUt.  Atropinsulfat  mit  denselben  Sloffec 
angewendet. 


593 


nicht  das  specifisehe  Gewicht  des  Aethers 
durch  Zusatz  von  Chloroform  vergrössert 
werden  sollte«  Dieser  Chloroformzusatz 
wurde  auch  bei  Alkaloiden,  die  in  Aether 
schwer  löslich  sind,  wie  diejenigen  von 
Slrychnos,  besseren  Dienst  leisten. 

Um  die  Methode  brauchbarer  zu 
machen,  muss 

1.  der  Behälter  b  verkleinert  und 
so  verändert  werden,  dass  er  allmäh- 
lich nach  oben  breiter  wird. 

2.  Muss  Kalk  Wasser  zur  Ausscheid- 
ung der  Alkaloide  benutzt  werden. 

3.  Das  specifisehe  Gewicht  des  Aethers 
muss  bis  nahe  zum  specifischen  Gewicht 
der  Extractlösung  vergrössert  werden, 
und  zwar  durch  Chloroform,  um  gleich- 
zeitig dessen   auflösendes  Vermögen  zu 


vergrossern. 


Im  Beferate  der  Helfenberger  An- 
na len  für  1892  in  Ph.  C.  Nr.  34  sehe 
ich,  dass  Dieterich  mit  der  van  Leddefi- 
Ilulsebosch'schen  Methode  Versuche  vor- 
genommen hat,  deren  Resultate  mit  den 
meinigen  überein  zu  stimmen  scheinen 
Leider  sind  die  Helfenberger  Annalen 
für  1892  mir  noch  nicht  zu  Händen  ge- 
kommen, so  dass  ich  nicht  Gelegenheit 
gehabt  habe,  unsere  Resultate  näher  zu 
vergleichen. 

Frode  Lieunigh  in  Larwik  (Norwegen). 

Bestimmung  der  schwefligen  Säure 

im  Wein. 

Nachdem  durch  Schmitt  nachgewieseD 
worden  ist,  dass  ein  Theil  der  schwefligen 
Säure  im  Wein  sich  in  Verhindung  mit  Al- 
dehyd befindet  (Ph.  C.  33,  617),  muss  der 
Nachweis  und  die  quantitative  Bestimmung 
derselben  eine  entsprechende  Aenderuog  er- 
fahren. Die  Menge  der  freien  schwefligen  Säure 
ei fährt  man  durch  Destillation  des  Weines 
mit  Phosphorsäure  im  Kohlensäurestrome 
und  Einleiten  der  Dampfe  in  JodlösuDg  zum 
Zwecke  der  üeberführung  der  schwefligen 
Säure  in  Schwefelsäure.  Die  Menge  der  ge 
sammten  schwefligen  Säure  (freien  und  ge 
bundeneu)  wird  ermittelt,  indem  man  den 
Wein  mit  Kaliumbydroxyd  zum  Zwecke  der 
Zerstörung  der  aldehydscbwefligen  Säure  ver 
setzt,  hieraaf  mit  Schwefelsäure  ansäuert  und 
nun  direct  die  freigewordene  schweflige  Säure 
mit  Jodlösung  titrirt.     Fliarm.  Ztg.  1893,  5S6. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  Hirsch 'Berlin, 
(Fortsetzung.) 

Ferram   tartarienm  ammoniatam. 

Frisch  gefälltes,  gut  ausgewaschenes  und 
stark  abgepresstes  Eisenoxydhydrat  wird 
bei  gelinder,  60^  nicht  übersteigender 
Wärme  in  einer  ad  hoc  dargestellten 
Lösung  von  Ammoniumbitartrat  gelöst, 
noch  warm  filtrirt,  zur  Sirupconsistenz 
verdampft  und  auf  Glasplatten  einge- 
trocknet Die  insoweit  tibereinstimmen- 
den Vorschriften  der  beiden  United  States 
Pharmakopoen  unterscheiden  sich  aber 
wesentlich  in  der  Menge  des  Ammonium- 
salzes, welches  aus  der  vorgeschriebenen 
Menge  von  Weinsteinsaure  hervor- 
geht: auf  90  g  Ferrisulfatlösung  nimmt 
die  bisherige  Pharmakopoe  60  g ,  die 
jetzige  nur  20  g  Weinsteinsäure,  wodurch 
nun  ein  Präparat  erzielt  wird,  welches 
dem  der  französischen  Pharmakopoe  sehr 
ähnlich  ist.  Trotzdem  ist  die  Beschreib- 
ung des  Endproductes  in  beiden  Pharma- 
kopoen fast  ganz  übereinstimmend;  nur 
setzt  die  neue  Pharmakopoe  den  Ver- 
brennungsrückstand nicht  mehr  auf  circa 
25  pCt.  fest,  sondern  lässt  auf  volu- 
metrischem  Wege  den  Eisengehalt  be- 
stimmen, der  etwa  17  pGt.  betragen  soll, 
entsprechend  24,3  pCt.  FegOa.  Licht-- 
scheu. 

Folia  Eriodfctyi  von  Eriodictyon 
glutinosum  Bentham.  Neu.  Länglich- 
lanzettförmig, 5  bis  10  cm  lang,  an  der 
Spitze  scharf,  nach  unten  in  den  kurzen 
Blattstiel  verschmälert,  buchtig -gezähnt 
bis  fast  ganzrandig,  auf  der  Oberseite 
grün,  eben,  mit  bräunlichem  Harz  be- 
deckt, auf  der  anderen  Seite  netzartig 
und  fein  weissfilzig,  von  etwas  aromati- 
schem Geruch  und  balsamischem,  süss- 
lichem  Geschmack. 

Glandulae  Lnpult  Der  zulässige 
Aschengehalt  ist  von  8  auf  10  pCt.  er- 
höht. 

Glycerinnm.  An  Stelle  der  viel  an- 
gefochtenen Silber-Ammoniakprobe 
der  Germ,  ist  die  folgende  gesetzt:  2ccm 
Glycerin  werden  mit  10  ccm  Wasser  in 
einem  vollständig  reinen  Glasstöpsel- 
cylinder  im  Wasserbade  auf  60  bis  65^ 


594 


N 
erwärmt,  darauf  mit  10  Tropfen  ^^Silber- 

nHrat  gemischt  und,  gut  verschlossen,  in 
zerl^treutem  Tageslicht  bei  Seite  gestellt, 
wonach  binnen  5  Minuten  keine  Ver- 
änderung der  Durchsichtigkeit  oder  Farbe 
eintreten  darf  (Chloride  und  reducirend 
wirkende  Verunreinigungen). 

Gijcerituiu  Acidi  carbolici  und 
Gl.  Acidi  tauniei^  Lösungen  von  1  Th. 
Karbolsäure,  bezw.  1  Th.  Gerbsäure  in 
4  Th.  Glycerin;  ferner 

Glyceiituiu  Boroglycerinl.     460  g 

Glycerin  werden  in  einer  tarirten  Por- 
zellanschale auf  150^,  aber  nicht  darüber, 
erhitzt, und  310g  fein  pulverisirte  Borsäure 
unter  fortwährendem  Umrühren  nach  und 
nach  eingetragen.  Nach  beendeter  Lös- 
ung wird  unter  häufigem  Umrühren  die 
Temperatur  auf  derselben  Höhe  erhalten 
und  das  auf  der  Oberfläche  sich  bildende 
Häutchen  durchbrochen.  Sobald  der  Rück- 
stand nur  noch  500  g  beträgt ,  wird  er 
mit  500  g  Glycerin  gut  gemischt  und  in 
passenden  Gelassen  aufbewahrt. 

Glyceritum  HydrastJs.  1000  g  fein 
gepulverte  Hydrastiswurzel  werden  im 
Percolator  mit  Alkohol  von  0,820  erschöpft, 
die  Auszüge  mit  250  ccm  Wasser  gemischt 
und  der  Spiritus  durch  Verdunstung  oder 
Destillation  ausgetrieben.  Darauf  bringt 
man  den  Bückstand  durch  Wasserzusatz 
auf  500  ccm,  lässt  24  Stunden  stehen, 
filtrirt,  ergänzt  das  Filtrat  mit  Wasser 
auf  500  ccm  und  mischt  dieselben  mit 
500  cem  Glycerin. 

Gossypiuiu  puriflcatum.  Soll,  nach 
vorherigem  Zusammen  drücken 
mit  der  Hand  auf  kaltes  Wasser  ge- 
worfen, dasselbe  reichlich  aufsaugen  und 
darin  untersinken,  ohne  ihm  eine  saure 
oder  alkalische  Keaction  zu  ertheilen. 

Uerba  Menthae  piperitae.  Die  weni- 
gen Haare  der  Mentha  piperita  sollen 
in  einer  oder  mehreren  kleinen  Zellen 
Krystalle  von  Menthol  enthalten. 

Hydrargyrum  chloratnm.  Von  den 
verschiedenen  gebräuchlichen  Sorten  ist 
nur  das  durch  rasche  Verdichtung  von 
Quecksilberchlorürdämpfen  gewonnene, 
sogenannte  IL  chlor,  vapore  parat  um 
aufgenommen.  Diese  Beschränkung  auf 
eine  einzige  Sorte  kann  bei  der,  je 
nach   dem   Grade   der  Veriheilung    ver- 


schiedenen   Wirksamkeit    nur    gebilligt 
werden. 

Hydrargyrum  cum  Greta«  DerQueek- 
silbergehalt  beträgt  wie  bisher  38  pCt., 
doch  ist  das  Metall  nicht  mehr  mit  Milch- 
zucker, Alkohol  und  Aether  im  Mörser 
zu  verreiben,   sondern  in  einer  starken 
Flasche  mit  gereinigtem  Honig  und 
ein  wenig  Wasser  zu  schütteln,  bis  mit 
einer  4  fach   vergrössernden  Lupe  keine 
Quecksilberkügelchen  mehr  zu  erkennen 
sind,   worauf  die  mit  Wasser  zu  einem 
dicken  Brei  angerührte  Kreide  zuge- 
mischt und  das  Ganze  getrocknet  wird. 
Hellgraues,   ein   wenig  feuchtes  Pulver, 
das   an   warme  Essigsäure   kein  Queek- 
silberoxydul ,  an  warme  verdünnte  Salz- 
säure kein  Quecksilberoxyd  abgeben  darf. 
Lichtscheu, 

Hydrar^rnm  jodatam  führt  nicht 
mehr  die  Bezeichnung  viride,  sondern 
flavum,  und  ist  nicht  mehr  durch  Zusam- 
menreiben von  Quecksilber  mit  Jod  und 
Spiritus,  sondern  durch  Fällung  Yonadhoc 
frisch  dargestelltem  Quecksilberoxj- 
dulnitrat  mit  Jodkalium  herzustellen. 
40  g  des  erstgenannten  Salzes  werden  in 
1  Liter  Wasser,  dem  10  ccm  Salpetersäure 
zugesetzt  sind,  gelöst  und  unter  bestän- 
digem Kühren  eine  Lösung  von  24  g 
(rechnungsmässig  23,72  g)  Jodkalium  all- 
mählich hinzugefügt,  hiernach  der  Nieder- 
schlag bis  zum  Verschwinden  der  sauren 
Beaction  mit  Wasser,  dann  mit  Alkohol 
ausgewaschen,  bis  das  Filtrat  (in  welches 
sehr  leicht  Spuren  des  feinen  Nieder- 
schlages mechanisch  übergehen)  im  völlig 
klaren  und  farblosen  Zustande  durch 
Schwefelwasserstoflf  nicht  mehr  geiarbi 
wird.  Endlich  trocknet  man  im  Dunkeln, 
zwischen  Löschpapier,  bei  höchstens  W^. 
Hellgelbes,  amorphes  Pulver,  das  am  Licht 
in  dem  Verhältniss  dunkler  wird,  als  es 
dadurch  in  Metall  und  Jodid  zerfällt. 
Werden  0,5  g  mit  10  ccm  Alkohol  ge- 
schüttelt, so  soll  das  Filtrat  beim  Ein- 
tröpfeln in  Wasser  nur  eine  sehr  schwache, 
vorübergehende  Opalisirung,  und  durch 
Schwefelwasserstoff  kaum  eine  Veränder- 
ung erleiden ;  auch  sollen  5  ccm  des  Fil- 
trats  beim  Verdampfen  auf  weissem  Por- 
zellan höchstens  einen  sehr  geringen 
rothen  Fleck  hinterlassen.  In  hohem 
Grade  lichtscheu. 


595 


Hydrargyrum  praecipitatumaibum. 

Als  „fast  unlöslich**  im  Wasser  kann 
man  das  Präparat  nicht  füglich  bezeich- 
nen, da  es  sich  zwar  nicht  als  Ganzes 
im  Wasser  löst,  aber  fortgesetzt  Chlor- 
ammonium daran  abgiebt,  was  auch  die 
Pharmakopoe  indirect  anerkennt,  indem 
sie  von  Zersetzung  und  Gelbfärbung  bei 
fortgesetztem  Auswaschen  spricht. 

Hyoscyaminum     hydrobromieom. 
j^^eu.    Gelblich  weisse ,    amorphe,   harz- 
artige Masse  oder  prismatische  Krystalle, 
von,    besonders    in    feuchtem   Zustande, 
tabakartigem  Geruch  und  scharfem,  wider- 
lichem,   bitterem    Geschmack,    an    der 
Luft    zerfliesslich ,    löslich    in   0,3   Th. 
Wasser,  2  Th.  Alkohol,  3000  Th.  Aether, 
250  Th.  Chloroform.    Neutral.    Schmilzt 
bei  78®  zu  einer  fast  farblosen  Flüssigkeit. 
Die  wässerige  Lösung  wird  durch  Platin- 
chlorid  nicht  gefällt  (unterschied  von 
den    meisten   anderen  Alkaloiden).    Mit 
Goldchlorid  giebt  sie  einen  Niederschlag, 
der    beim    ümkrystallisiren    aus    wenig 
kochendem,  mit  Salzsäure  angesäuertem 
Wasser  beim  Erkalten  kleine,  glänzende, 
goldgelbe  Schuppen  absetzt  (Unterschied 
von  Atropin).    Hyoscyaminom  sulfarl- 
cum.    Weisse,  undeutliche  Krystalle  oder 
weisses    Pulver    (bisher    goldgelb    oder 
g-elbliehweiss),  geruchlos,  bitter  und  scharf, 
zerfliesslich^  neutral.    Löslich  in  0,5  Th. 
Wasser,  2,5  Th.  Alkohol,  sehr  wenig  in 
Aether  und  in  Chloroform.  Schmilzt  bei 
140  bis  1600.   Verhält  sich  gegen  Platin- 
und  Goldchlorid  wie  das  vorige. 

Infasa.  In  Ermangelung  einer  ande- 
ren ärztlichen  oder  officiellen  Vorschrift 
und  insoweit  es  sich  nicht  um  stark- 
wirkende Mittel  handelt,  liefert  1  g 
Substanz  20  ccm  (bisher  nur  10  g)  colirtes 
Infusum,  so  dass  die  Stärke  der  gewöhn- 
liehen Aufgüsse  gegen  früher  auf  etwa 
die  Hälfte,  die  Dauer  der  Infusion  auf  Vi 
(von  2  Stunden  auf  V2  Stunde)  herab- 
gesetzt ist.  Die  gröblich  zerkleinerte  Sub- 
stanz wird  in  einem  geeigneten  Gefäss 
mit  der  20  fachen  Menge  kochenden  Was- 
sers Übergossen,  bleibt,  gut  bedeckt, 
1/2  Stunde  stehen,  wird  dann  abcolirt  und 
mit  ao  viel  Wasser  nachgewaschen,  dass 
von  1  g  Substanz  20  ccm  Aufguss  erhal- 
ten werden.  Auf  die  Abkühlung, 
welche  das  Wasser,  namentlich  bei  klei- 


nen Mengen,  durch  das  InfundirgefUss 
erleidet,  ist  hier  keine  Bücksicht  genom- 
men. (Fortsetzang  folgt) 


Zur  Revision  der  dritten  Ausgabe 
des  Arzneibuches  für  das  Deutsche 

Eeich.  ♦) 

(Fortsetzung  von  Seite  506). 

Alumen  ustum.     Es  ist  eine  Bereitungs- 
Vorschrift  aufgenommen   und  die  Prüfungs- 
vorscbrift  etwas  verändert  worden :  „100  Th. 
fein  gepulverter  Kali- Alaun  werden  in  dünner 
Schicht  hei  massiger  Wärme  (60^)  so  lange 
getrocknet ,  his  der  Büchstand  70  Th.  wiegfy 
dann    in   einer  Porzellanschäle  zuerst  im 
Wasserhade,  später  im  Sandbade  hei  150  his 
160^  getrocknet,   his  der  Eückstand  nicht 
mehr  als  55  Th.  heträgt.      Weisses  Pulver, 
welches  hei  60^  nichts  an  Gewicht  verlieren 
darf  und  sich  seJir  langsam  in  30  TJi.  Wasser 
fast  vollständig  auflöst.    Die  Lösung  zeige 
die  Beactionen  des  Kali-Alauns.    Vor  Luft 
geschützt  aufzubewahren.^*  —  Die  Bereitungs- 
vorschrift  entspricht  fast  genau   derjenigen 
der  Pharm.  Germ.  II,  sie  ergiebt  ein  voll- 
kommenwasserfreies Präparat.  In  derPrüfnngs- 
Vorschrift  ist  der  unbestimmte  und  schon  bei 
Pharm.   Germ.   II  getadelte  Ausdruck    „bei 
gelindem  Glühen"    durch  „bei  60^"  ersetzt 
worden ;  etwas  präciser  hätte  auch  die  Zeit, 
binnen    welcher    sich    das   Pulver  fast  voll- 
ständig    auflösen     soll,     bestimmt    werden 
können,  denn  mit  y^langsam",  wie  es  im  Arz- 
neibuch heisst,  ist  so  viel  und  so  wenig  ge- 
sagt, wie  mit  „sehr  langsam". 

Aluminium  snlfaricnm.  Die  geringen  in 
Vorschlag  gebrachten  Aenderungen  am  Texte 
sind  nur  redactioneller  Art. 

Amylennm  hydratnm;  Auch  dieser  Ar- 
tikel bat  nur  redactionelle  Aenderungen, 
deren  insbesondere  der  zweite  Absatz  des 
Textes  sehr  bedürftig  war,  erfahren. 

Elixir  amarnm.  Es  wird  dasFillriren  der 
Mischung  nach  dem  Absetzen  vorgeschrieben: 
„Nach  dem  Absetzen  wird  die  Mischung  fiU 
trirt.  Das  bittere  Elixir  sei  eine  klarcy  dunkel- 
braune Flüssigkeit.'* 

Homatropinum  hydrobromicnm.  Neben 
zweckmässigen  Aenderungen  redactioneller 
Artistauch  der  Schlusssatz  in  der  Beschreibung 
der  Vitali'Bchen  Kcaction  abgeändert  worden 

*;  Nach  Apoth.-Ztg.  Nr.  69. 


596 


in:  „.  .  .  Rückstand,  welcher  nach  dem 
Erkalten  mit  weingeistiger  Kalilauge  eine 
sehr  rasch  verschwindende  violette  ^  später 
röthlich  gelbe  Färbung  annimmt, **^  Der 
Schmelzpunkt  ist  nicht  angegeben ,  weil  die 
YerBchiedeuen  Handelspräparate  darin  nicht 
übereinstimmen.  Es  wird  kein  Unglück  sein, 
wenn  das  Uoraatropinhydrobromid  überhaupt 
nicht  wieder  Platz  findet  in  einem  neuen 
Arzneibuche. 

Mixtara  snlfarica  acida.  Der  Wortlaut 
des  Arzneibuches  kann  dazu  verleiten,  den 
Weingeist  der  Schwefelsäure,  statt  um- 
gekehrt, beizumischen  und  dadurch  zu  ge- 
waltsamem Umherschleudcrn  der  Säure  führen; 
der  Angabe  von  Hirsch  entsprechend ,  ht  in 
der  zweiten  Zeile  des  Textes  das  Wörtchen 
„mit*  durch  »zu**  ersetzt  worden. 

Zu  Mixtara  oleoso  balsamica, 

Potio  Eiveri, 

Satarationet, 

Strychninam  nitricam  und 

Veratrinam 
werden  keine  Aenderungen  vorgeschlagen; 
Aendernngen  redactioneller  Art,  um  ein  gutes 
,, Deutsch**  zu  erzielen,  würden  aber  bei  allen 
diesen  Artikeln  wohl  angebracht  gewesen  sein. 
Neben  der  Bearbeitung  des  Arzneibuches 
besteht  die  weitere  Aufgabe  der  Commission 
bekanntlich  darin,  die  Eigenschaften  und 
Reinheitsprüfungen  neu  auftauchender 
Arzneimittel  festzustellen,  eventuell  solche 
zur  Aufnahme  in  eine  neue  Ausgabe  des 
Arzneibuches  in  Vorschlag  zu  bringen.  Es 
werden  zunächst  folgende  sechs  neue  Präpa- 
rate vorgeführt : 

Bismutam  salicylicam  basicam.  Weisses 
amorphes,  neutral  reagirendes  geruch-  und 
geschmackloses  Pulver,  welches  unlöslich  in 
Wasser  und  Alkohol  ist  und  beim  Glühen 
nicht  weniger  als  60%  Wismuthozyd  hinter- 
lässt.  Wird  1  g  mit  10  ccm  Wasser  angerieben 
und  filtrirt,  so  muss  ein  Filtrat  erbalten 
werden ,  welches  nicht  sauer  reagiren  darf. 
Vermischt  man  2  ccm  des  Filtrates  mit  2  ccm 
concentrirter  Schwefelsäure  und  überschichtet 
mit  1  ccm  concentrirter  Ferrosulfatlösung, 
so  darf  zwischen  beiden  Flüssigkeiten  keine 
braune  Zone  entstehen.  Der  Rest  des  Filtrats 
darf  durch  Zusatz  von  Eisenchlorid  nicht 
violett  gefärbt  werden. 

Europhenam.  Leichtes,  hellgelbes, 
amorphes  Pulver  von  schwach  aromatischem 
Geruch,  welches  schon  bei  Wasserbadwärme 


zu  einer  braunen,  durchsichtigen  Flüssigkeit 
schmilzt  und  beim  stärkeren  Erhitzen  violette 
Dämpfe  entwickelt.  In  Weingeist,  Aether, 
Chloroform,  sowie  auch  in  fetten  Oelen,  löst 
sich  das  Europhen  mit  gelber  Farbe;  io 
Wasser,  wässerigen  Alkalien  und  verdünnten 
Säuren  ist  es  unlöslich.  Kocht  man  es  mit 
Wasser,  so  backt  es  zusammen,  giebt  langsam 
Jod  aus  und  liefert  ein  farbloses  neutral  re- 
agirendes Filtrat.  Erhitzt  man  0,1  g  Europben 
unter  Luftzutritt,  so  darf  kein  wägbarer  Rück- 
stand bleiben.  Schüttelt  man  es  mit  Wasser 
und  filtrirt,  so  muss  ein  Filtrat  erhalten 
werden,  welches  neutral  rcagirt  und  durch 
Silbernitratlösung  nicht  verändert  wird. 

Gaigacolam  carbonicum.  Weisses,  kiy- 
staUinisches,  fast  geschmackloses,  nach  Gua- 
jakol  riechendes,  in  Wasserunlösliches,  in 
Alkohol  und  Aether  lösliches  Pulver.  £s 
schmilzt  bei  78  bis  84^.  Durch  alkohoUscbe 
Kalilauge  wird  es  in  Kohlensäure  und  Gua- 
jakol  zerlegt,  welches  durch  Zusatz  einer 
Säure  in  Freiheit  gesetzt  werden  kann. 

Hydrargyram  salicylicam  basicam. 
Amorphes  weisses  in  der  Glühhitze  völlig 
flüchtiges,  in  Wasser  und  Alkohol  unlösliches 
Pulver,  welches  59  %  Quecksilber  enthält. 
Dasselbe  wird  durch  kochende  concentriitc 
Salzsäure  in  Salicjlsäure  und  Quecksilber- 
chlorid zerlegt.  Es  löst  sich  leicht  und  ohne 
Rückstand  oder  Ausscheidung  von  Queck- 
silberoxyd in  Natronlauge.  Eine  solche  sehr 
concentrirte  Lösung  erstarrt  bei  längerem 
Stehenlassen  zu  einer  gallertartigen  Masse. 
In  Sodalösung  mnss  es  sich  unter  schwacher 
Entwickelung  von  Kohlensäure  lösen.  Werden 
2,2  g  allmählich  in  15  g  einer  erwärmten 
Lösung  von  Jodkalium  (1  «=  3)  eingetragen, 
so  wird  es  davon  zu  einem  leicht  löslidien 
Doppelsalze  aufgenommen.  —  Aehnliches, 
aber  viel  schwächeres  Lösungsvermögen  zeigen 
gleiche  Lösungen  von  Bromkalium  und  von 
Chlornatrium. 

Solveolam.  Braune,  klare,  ölartige,  etwa 
25  %  Kresole  enthaltende  Flüssigkeit  von 
1,153  bis  1,158  spec.  Gewicht,  neutraler 
Reaction  und  mildem  theerartigem  Gemche, 
welcher  beim  Verdünnen  mit  Wasser  fast 
verschwindet.  Sie  ist  klar  löslich  in  Alkohol, 
sowie  in  3  Tb.  Wasser;  auf  Zusatz  von  mehr 
Wasser  trübt  sich  die  Lösung.  Salzsäure  be- 
wirkt reichliche  Abscheidung  von  Kresol. 

Solatolam«  Braune,  klare,  Ölartige,  stark 
ätzende  Flüssigkeit  von  1,166  bis  1,170  spec. 


597 


Gewicht,  stark  alkalischer  Reaction  uudtheer-    so  bei  acutem  und  chronischem  Gelenkrheü- 


artigem  Gerüche.  Sie  ist  mit  gleichen  Ge- 
wichtstheileu  Wasser  klar  mischbar  und  giebt 
beim  Eingiessen  in  10  Th.  Wasser  eine  trübe, 
kurze  Zeit  emulsionsähnlich  bleibende 
Flüssigkeit.  5  ccm  erfordern  18,5  bis  19,5 
ccm  Salzsäure  zur  Neutralisation.  g. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Antidyaentericnm.  Ueber  dieses  auf  Seite 
568  erwähnte  Mittel  theilt  uns  Uerr Lageman 
in  Erfurt  mit,  dass  die  auf  jeder  Sehachtel 
verzeichnete  Zusammensetzung  die  nach- 
stehende ist:  Pelletierini  puri  0,1  g,  Myro- 
balanorum  Indicornm  7,5  g,  Eztracti  Granati 
1,5  gy  Eztracti  Rosarum  1,5  g,  Gummi  arabici 
pulv.  0,75  g.  Eine  Schachtel  enthält  36  Pil 
Icn  im  Gesammtgewichte  von  9,9  g  (obige 
Vorschrift  giebt  insgesammt  11,35  g). 

Unter  den  von  uns  Seite  568  mitgetheilten 
Bestandtheilen  findet  sich  Eztractum  Grami- 
nis;  nach  Herrn  LiigemafCs  Mittheilung  be- 
ruht dieses  auf  einer  irrthümlichen  Angabe 
von  Dr.  Schwarz ,  es  soll,  wie  oben,  Extractum 
Eosarum  heissen. 

Asaprol.  Unseren  früheren  Mittheilungen 
(Ph.  C.  33,  320)  über  dieses  Präparat,  wel- 
ches bekanntlich  die  Calciumverbindung  des 
/^-Napbtholschwefelsäureätbers  ist,  fügen  wir 
nach  einer  Geschäftsmittheilung  von  E, Merck 
iu  Darmstadt  das  Folgende  hinzu : 

Das  Asaprol  bildet  ein  weisses  bis  leicht 
rötblich    gefärbtes,  geruchloses  Pulver  von 
anfänglich    bitterem,  später  süsslichem  Ge- 
schmack.  £s  ist  unlöslich  inAether,  löst  sich 
aber  in  Wasser  und  in  Alkohol  sehr  leicht, 
und  zwar  lösen  100  Th.  Wasser  bei  15^  C. 
1C7  Th.  Asaprol,  während  100  Th.  kalten  Al- 
kohols  etwa  50  Tb.  des  Mittels  aufzunehmen 
vermögen.    Der  Nachweis  des  Asaprols  wird 
am  besten   durch  Eisenchlorid  erbracht,  das  |  Papilionacee,  hat  sich  nach  Bundschau  1893, 
in    wässerigen    Asaprol lösungen    eine   blaue   833  als  Mittel  gegen  Dysenterie  vorzüglich 
Färbung  erzengt,  die  selbst  bei  sehr  verdünn- 
ten Lösungen  noch  deutlich  wahrnehmbar  ist. 
Das    Asaprol   wird,    wie  das  salicylsaure 
Natron y  rapid  durch  die  Nieren  aus  dem  Kör- 
per  ausgeschieden    und    ist  auch   im   Harn 
durch  die  Cisenchloridreaction  nachzuweisen,   fahrung  gemacht,  dass  in  Fällen  von  Lungen- 
Nach   Untersuchungen  w on  Bompartj  Du-   blutungen,  wo  die  Blutung  durch  kein  anderes 
jardin  -  Beaum^z  und  StacJUer  entfaltet  das   Mittel  zum  Stillstand  zu  bringen  war,  sich 
Asaprol     bei    vielen   Krankheiten    treffliche   die  Einführung  von  Gallussäure  in  den  Magen 
aotipTretiflche  und  analgetische  Wirkungen,   sehr  wirksam  erwiesen  hat.   Er  verordnet  die 


matismus,  Muskelrheumatismus  und  Muskel- 
schmerzen, ferner  bei  Influenza,  Typhoiden, 
Amygdalitis,  Pharyngitis  und  Tuberkulose; 
ebenso  werden  gewisse  Asthmafälle  und  be- 
stimmte Neuralgien  günstig  beeinflusst. 
Namentlich  bei  Muskelschmerzen  und  In- 
fluenza sahen  Dujardin'Beaufnetz  und  Stack- 
ler nach  Gaben  von  6  g  dieselben  günstigen 
Wirkungen  eintreten,  die  man  von  Natrium- 
salicylat  zu  sehen  gewohnt  ist,  ohne  dass 
jedoch  Ohrensausen,  Erbrechen  eintreten, 
noch  mit  Albuminurie  behaftete  Kranke  Be- 
schwerden davon  haben.  Auch  JTem  empflehlt 
ebenfalls  das  Asaprol  bei  den  genannten  Er* 
krankungen  bestens. 

Als  Ordinationsformen  des  Asaprols  giebt 
Bampart  folgende  an : 
Asaproli    2  bis  4  g,     Aquae    Anisi    30  g, 
Sirupi  simplicis  30,0.     Kaffeelöffelweise 
in  Thee,  Kaffee,  Zuckerwasser  oder  Bier 
binnen  24  Stunden  zu  nehmen. 
In   Fällen,   wo   die  Verabreichung  durch 
den  Mund  nicht  angebracht  erscheint : 
Asaproli  2  bis  7  g,  Tincturae  Opii  crocatae 
gtt.  IV.     Vitelli   ovi  Nr.  1.    Decocti  Bi- 
stortae  100  g   (statt    dessen    wohl  auch 
Decocti  Ratanhiae).    Zum  Klystier. 
Bei  infectiöser  Angina: 
Solutionis   Asaproli    aquosae    10  g  :  200  g 
Gurgelwasser. 
Bei    der  Verordnung   des  Asaprols  sind, 
wie  wir  bereits  Ph.  C.  34,  59  mittheilten,  lös- 
liche Sulfate,  Natrium  bicarbonicum  und  Ka- 
lium jodatum  ausznschliessen,  da  diese  Zer« 
Setzung  des  Präparats  herbeiführen. 

Das  Asaprol  wird  von  den  Fabriken  chemi- 
scher Producte  zu  Thann  und  Mühlhausen 
i.  E.  dargestellt  und  durch  die  Firma  E.  Merck 
in  Darmstadt  ih  den  Handel  gebracht. 

Bnteagnmmi.  Das  Gummiharz  von  Batea 
frondosa  Roxb,f   einer  in  Asien  heimischen 


bewährt.  Das  Buteagummi  oder  bengalisches 
Kino  wird  zu  1  bis  1,5  g  gegeben,  nachdem 
der  Darm  durch  ein  Klystier  mit  Ricinnsöl 
oder  Bittersalz  gereinigt  worden  ist. 

Ergotinam  gallicam.  Blaschko  hat  die  Er- 


598 


Gallussäure  inäholichen  Fällen  (nach  Deutsch, 
med.  Wochenschr.  d.  Zeitschr.  d.  österr. 
Apoth. •Vereins  1893,  611)  folgen dermasBen : 
Acidi  gallici,  Eztracti  Seealis  cornuti  ää 
1,0g,  Aquae,  Sirupi  ää  25,0  g.  Uns  erscheint 
es  nicht  berechtigt,  dieser  Mischung  die  Be- 
zeichnung „Ergotinum  gallicum''  beizulegen. 

Hämostäticam.  Das  „physiologische  Hä- 
mostäticum*'  von  Wright,  welches  wir  bereits 
Ph.  C.  33,  99  erwähnt  haben,  wird  nach 
Pbarm.  Post  in  nachstehender  Weise  herge- 
stellt. 

Eine  Kalbsthymusdrüse  wird  fein  gehackt 
und  24  bis  36  Stunden  lang  mit  3  bis  4  Liter 
einer  verdünnten  Sodalösung  (1,2  g :  1000), 
welcher  noch  5  g  Chloroform  auf  den  Liter 
zugesetzt  worden  sind,  digerirt.  Nach  dem 
Filtriren  wird  1  pCt.  Chlorcalcium  und  so  viel 
verdünnte  Natronlauge  zugesetzt,  bis  schwach 
alkalische  Reaction  eingetreten  ist.  In  gut 
verschlossenen  Gläsern  soll  diese  Lösung  sehr 
lange  haltbar  sein. 

Bei  der  Anwendung  wird  damit  getränkte 
Watte  auf  die  Wunde  aufgelegt ;  ein  Zusam- 
mendrücken der  Adern  zu  Beginn  istempfeh- 
lenswerth.  Das  Mittel  wirkt  schmerzlos  und 
nur  auf  das  Blut;  die  Gewebe  werden  nicht 
angegriffen. 

JodEnbidinm.  Das  Rubidium  jodatum 
(RbJ)  wird'  von  Erdmann  in  Halle  aus  den 
in  den  Stassfarter  Kalisalzen  vorkommenden 
Rubidiumverbindungen  nach  einer  nicht  be- 
kannt gegebenen  Methode  dargestellt  und 
durch  die  chemische  Fabrik  auf  Actien  (vorm. 
E.Schering)  in  Berlin  in  den  Handel  gebracht. 
Das  Jodrubidium,  welches  als  Ersatz  für  Jod- 
kalium und  Jodnatrium  empfohlen  wird, 
bildet  weisse ,  an  der  Luft  haltbare ,  geruch- 
lose Krystalle,  welche  einen  milderen  Ge- 
schmack besitzen  als  das  Jodkalium.  Es  löst 
sich  auch  noch  etwas  leichter  in  Wasser  als 
Jodkalium. 

Für  die  Anwendung  des  Jodrubidiums, 
dessen  Preis  im  Grosshandel  zur  Zeit  noch 
ungefähr  80  Mark  das  Kilogramm  sein 
dürfte,  wird  angegeben,  dass  es  bei  gleicher 
therapeutischer  Wirkung  wie  Jodkalium  nicht 
die  oftmals  störenden  Nebenwirkungen  des 
letzteren,  welcbe  auf  dessen  Kaliumgehalt 
zurückzuführen  sind,  besitzt. 

Das  Jodrubidium  wird  vom  Magen  auch 
bei  längerem  Gebrauch  gut  vertragen  und  ist 
besonders  für  mit  Anlage  zu  Herzschwäche 
behaftete  Personen  zu  empfehlen. 


Die  Thatsache,  dass  die  Praktiker  dem 
Jodkalium  vor  dem  Jodnatrium  trotz  de« 
höheren  Jodgehaltes  des  letzteren  den  Vor- 
zug geben,  hat  ihren  Grund  darin,  dass  das 
Kalinmsalz  prompter  wirkt,  wohl  in  Folge 
seines  höheren  Molekulargewichtes  und  der 
grösseren  elektrischen  Leitungsfähigkeit. 
Nach  diesen  beiden  Richtungen  hin  nimmt 
jedoch  das  Rubidium  eine  noch  höhere  Stelle 
ein. 

Molekulargewichte  der  Alkalien. 

Natrium     Kalium     Rubidium 

23  39  85 

Elektrische  Leitungsfähigkeit 

der  Jodalkalien. 

Verdünnung  Jodnatrium  Jodkalinm  Jodrubidium 

V  =  32         105,7        128,5         130,6 
V=1024       119,1        140,7         144,3 

Die  letzteren,  nach  Prof,  Ostwald  bestimm- 
ten Zahlen  geben  nicht  nur  an ,  mit  welchen 
Geschwindigkeiten  sich  die  verschiedenen 
Jodsalze  unter  den  osmotischen  und  elektri- 
schen Einflüssen  im  Organismus  vertheilen, 
sondern  können  auch  als  ein  directes  Maats 
des  Wirkungsgrades  dieser  Medicamente  aof- 
gefasst  werden.  Denn  die  physiologische 
Wirksamkeit  ist  bedingt  durch  die  chemiscbe 
Reactionsfahigkeit  und  nach  einem  nener- 
dings  aufgefundenen  allgemein  gültigen  Ge- 
setze ist  die  chemische  Reactionsfabigkeit 
proportional  der  elektroljtischen  Leitungs- 
fahigkeit. 

Malakin.  Jaquet  berichtet  im Corresp.Bl. 
f.  Schweiz.  Aerzte  1893,  609  über  ein  nenes, 
von  der  Gesellschaft  für  chemische  Indostrir 
in  Basel  hergestelltes  Arzneimittel,  dem  der 
Name  Malakin  (von  (iaXnxoc  =  mild)  gegeben 
worden  ist,  um  dessen  Eigenschaften  als  mild 
wirkendes  Mittel  zu  kennzeichnen;  besser 
wäre  es  gewesen,  dem  neuen  Mittel  einen 
Namen  zu  geben,  der  Beziehung  zu  descen 
chemischer  Zusammensetzung  hat. 

Das  Malakin  ist  dem  Phenacetin  (Äcet- 
Para-Phenetidin)  nahe  verwandt,  es  istSalicyl 
aldehyd-Para-Pbenetidin,  aus  welchen  beidea 
Stoffen  es  durch  Condensation  entsieht: 

C6H4<N  =  c  -  CßH.  .  OH 

I 
H 

Das  Malakin  bildet  kleine,  hellgelbe,  feine 

Nädelchen  ,  die  bei  92^  schmelzen ;  es  i^t  io 

Wasser  unlöslich,  schwer  löslich  in  kalteo, 

ziemlich  leicht  in  hetssem  Alkohol.  In  kobleo- 


599 


sauren  Alkalien  ist  es  unlöslich ,  es  löst  sieb 
aber  mit  gelber  Farbe  in  Natronlauge; 
schwache  Mineralsäuren  (z.  B.  0,3proc.  Salz- 
säure) zersetzen  es  unter  Bildung  von  Salicyl- 
aldebjd  und  Para<Pbenetidin. 

Bei  dem  Einnehmen  von  Malakin  ist  be- 
reits nach  20  Minuten  die  Salicylreaction  im 
Harn  zu  führen.  Das  Malakin  enthält  unge- 
fähr 50  pCt.  Salicylaldehyd. 

Auf  Grund  von  Thierversnchen  wurde  das 
Malakin  dann  am  Menschen  in  Anwendung 
gebracht,  und  zwar  in  Gaben  von  1  g  und 
4  bis  6  g  täglich,  am  besten  in  Oblaten,  für 
Kinder  in  Apfel-  oder  Pflaumenmus.  Das 
Malakin  wirkt  sicher  bei  acutem  Gelenk- 
rheumatismus, ohne  dass  Nebenwiikungen 
auftreten,  wahrscheinlich  weil  das  Mittel  ganz 
allmählich  im  Magensafte  zur  Lösung  be- 
ziehentlich Spaltung  kommt.  Ebenso  wirkt 
es  langsam  und  milde  als  Antipjreticum.  Bei 
Neuralgien  kann  es,  ohne  den  Magen  zu 
schädigen,  längere  Zeit  gegeben  werden. 

Papain  Ileuss.  In  unserem  Berichte  über 
die  Nürnberger  Ausstellung  Ph.  C.  34,  562 
hatten  wir  dieses  neue  Präparat  erwähnt  und 
die  Abgabe  desselben  seitens  der  Fabrik 
lediglich  in  Form  abgetheilter  Pulver  oder  in 
Pastillen  getadelt.  Die  Firma  Dr.  Bender  und 
Dt,  Uobein  in  München,  welche  den  Haupt- 
vertrieb dieses  PapaVns  übernommen  hat, 
theilt  uns  nun  mit,  dass  das  Papain  JReuss 
jetzt  auch  ausgewogen  von  ihr  bezogen 
werden  kann. 

Phenolkalkwasser.  Banüewshy  berichtet 
in  der  Pharm.  Ztschr.  f.  Russl.  nach  Zeitschr. 
des  österr.  Apoth.-Ver,  1893,  613  über  eine 
neue  Desinfectionsflüssigkeit.  3  Theile  ge- 
brannter Kalk  werden  mit  5  bis  6  Theilen 
Wasser  übergössen  und  der  so  entstehende 
Kalkbrei  mit  2  Tb.  Theer  durch  Rühren  ge- 
mengt. Die  hellgraue  Masse  wird  mit  Wasser 
angerührt  und  nach  dem  Absitzen  die  darüber 
stehende  klare  braunrothe  Lösung  (das  Phe- 
nolkalk wasser)  für  Zwecke  der  groben  Des- 
infection  Terwendet;  Jawein  bat  die  des- 
inficirende  Kraft  dieser  Flüssigkeit  erprobt. 

(Was  in  jener  Veröffentlichung  als  neue 
Entdeckung  geschildert  ist,  findet  seit  vielen 
Jahren  bei  der  Desinfection  der  Fäkalien 
nach  dem  System  von  Süvem  Anwendung. 
Die  Süvern^sche  Masse  besteht  aus  lOOAetz- 
kalk,  33  Chlormagnesium,  8  Theer,  1000 
Wasser;  sam  Gebrauche  wird  diese  Masse 
mit  Wasser  verdünnt«  Bed.) 


Somatose.  Dieses  in  Ph.  C.  34,  236  er- 
wähnte Albumosepräparat  soll  nach  Hüde- 
brandt  bei  subcutaner  lojection  einer  5  bis 
lOproc.  Lösung  weder  locale  Reizerschein- 
ungen noch  unangenehme  Allgemein  Wirk- 
ungen erzeugen.  Nach  Injectionen  selbst 
grosser  Dosen  soll  der  Harn  frei  von  Albu- 
mosen  und  Peptonen  bleiben. 

Dem  gegenüber  warnt  Neumeister  in  der 
Deutschen  med.  Wochenschrift  nach  Corresp.- 
Blatt  f.  Schweiz.  Aerzte  vor  der  Anwendung 
solcher  Präparate,  da  sich  alle  derartigen 
Substanzen,  subcutan  eingeführt,  wie  Fremd- 
körper verhalten.  Nach  Injection  kleiner 
Mengen  (0,1  g)  beim  Kaninchen  erscheinen 
sie  nach  kurzer  Zeit  im  Harn;  innerlich 
gegeben  bewirken  diese  Präparate  regel- 
mässig erhebliche  Reizungszustände  des 
Darmcanals.  Nach  Neumeister  sind  die  Al- 
bumosen-  und  Peptonpräparate  für  Kranke 
unter  allen  Umständen  entbehrlich,  daher 
zwecklos  und  dauernd  in  grösseren  Mengen 
verabreicht  durchaus  als  schädlich  anzusehen, 
womit  auch  die  Erfahrungen  namhafter 
Kliniker  übereinstimmen.  «. 


Zur  Darstellung 

von  basisch  gallussaurem  und 

gerbsaurem  Wismut 

hat  Causse  kürzlich  im  Compt.  rend.  Vor- 
schriften gegeben,  denen  gegenüber  Vos- 
toivikel  andere  aufstellt  (siehe  unten),  welche 
letzteren  wegen  der  Vermeidung  eines  Uebcr- 
schusses  freier  Säure  wohl  den  Vorzug  ver- 
dienen dürften. 

Causse  giebt  für  basisch- gallussau res 
Wismut  (Dermatol)  folgende  Vorschrift : 
200  g  Wismutsubnitrat  werden  in  Salpeter- 
säure gelöst,  500 ccm  gesättigte  Kaliumnitrat- 
lösung hinzugefügt,  die  überschüssige  Säure 
mit  Wismutsubnitrat  abgestumpft  und  die 
neutrale  Lösung  mit  100  g  Essigsäure  ange- 
säuert. Zu  dieser  Flüssigkeit  wird  eine  Lös- 
ung von  125  g  Gallussäure  in  möglichst  wenig 
heissem  Wasser  hinzugegeben  und  das  Ge- 
misch rasch  in  die  20  fache  Menge  Wasser 
gegossen,  wobei  sich  das  basisch -gallussaure 
Wismut  in  Krystallen  abscheidet.  In  ana- 
loger Weise  wird  das  pyrogallussaure  Wismut 
hergestellt. 

Voswinkd  giebt  in  der  Pharm.  Ztg.  1893, 
594  Anleitung  zur  Darstellung  derselben 
Präparate,  indem  er  von  der  Thatsache  Ge- 


600 


C  II  <'(^^)3 


brauch  macht,  dass  sich  Wiemutchlorid  in 
25proc.  KochsalzlösuDg  ohne  Zersetzung 
löst. 

Basisch  -  gallussaures  Wismut: 
100g  Wismutchlorid  werden  in  1800g  25proc. 
Kochsalzlösung  gelöst,  die  Lösung  filtrirt, 
derselben  400  g  Gallussäure  zugesetzt  und 
das  Ganze  zum  Sieden  erhitzt  und  20 Minuten 
darin  erbalten.  Hierauf  wird  die  Flüssigkeit 
in  eine  überschüssige  Menge  Wasser  gegossen 
(wie  viel  ist  nicht  gesagt,  und  doch  dürfte  je 
nach  der  benutzten  Menge  Wasser  ein  etwas 
verschiedenes  Präparat  gebildet  werden),  so 
dass  die  überschüssige  Gallussäure  in  Lösung 
bleibt.  Der  entstehende  Niederschlag  wird 
ausgewaschen  und  getrocknet;  das  so  erhal- 
tene Präparat  hat  nach  Voswinhel  einen  Ge- 
halt von  49,2  bis  50  pCt.  Wismut  und  ent- 
spricht der  Formel : 

Basisch  -  pyrogallussaures  Wis- 
mut: 150  g  Pjrogallol  werden  in  650  g 
25proc.  Kochsalzlösung  gelöst;  andererseits 
werden  316  g  Wismutchlorid  in  1000  g 
25proc.  Kochsalzlösung  aufgelöst.  Die  fil- 
trirten  Lösungen  werden  gemischt  und  eine 
halbe  Stunde  lang  im  Wasserbade  erhitzt, 
das  Gemisch  hierauf  in  so  viel  Wasser  ge 
gössen  (circa  20 fache  Menge),  bis  die  Ab- 
Bcheidung  des  basischen  Salzes  beginnt.  Nach 
einiger  Zeit  sammelt  man  den  Niederschlag, 
wäscht  mit  so  viel  Wasser  nach,  bis  das  mit 
Salpetersäure  angesäuerte  Filtrat  durch  Sil- 
berlösung nicht  mehr  getrübt  wird. 

Der  Niederschlag  besteht  aus  basisch- 
pjrogallussaurem  Wismut ,  welchem  aber 
nicht  die  von  Causse  angegebene  Formel 

zukommt,    sondern    nach    Voswinkel   wahr- 
scheinlicher die  nachstehende 

jOH 

^^"3|Q>Bi-0H. 

An  Stelle  der  Kochsalzlösung  lassen  sich 
mit  gleichem  £rfolge  bei  der  Darstellung 
dieser  Präparate  auch  Lösungen  der  Chloride 
der  anderen  Alkalien,  der  Erdalkalien,  sowie 
des  Ammoniaks  verwenden ;  ebenso  können 
an  Stelle  der  Gallussäure  wasserlösliche  Salze 
derselben  in  Anwendung  kommen.  $, 


Darstellung  von  Azolithminpapier. 

Die  Darstellung  von  Azolithmin  aus 
Lackmus  haben  wir  Ph.  0.  21,  299  be- 
schrieben ;  ein  brauchbares  Präparat  wird 
nach  Angabe  von  IJilger  von  der  Firma 
Gehe  <&  Co.  in  Dresden  (1  g  =  35Pf )  in  den 
Handel  gebracht. 

Die  von  liilger  auf  der  Wanderversamm- 
lung  bayerischer  Apotheker  in  Neustadt  mit- 
getheilte  Vorschrift  zur  Darstellung  vod 
Azolithminpapier  nach HalenkedtMös- 
linger  ist  (Pharm.  Ztg.  1893,  586)  folgende: 

0,2  g   fein  gepulvertes  Azolithmin   werden 
in  einer  500  com  haltenden ,  flachen  Porzel- 
lanschale mittelst  250  ccm  siedend  heissem, 
destillirtem  Wasser   und   1,15  com   Normal- 
alkali  in  Lösung  gebracht.    Durch  diese  tief- 
blaue Tinctur  werden  Streifen  von  Schleicher 
dt  Schüirschem  Papier  Nr.  595  (ausgesuchte, 
gleichmässig  starke  Bogen  dieses  Papieres  in 
je  6  Streifen  geschnitten)  gezogen   und  aaf 
Schnüren   bei   gewöhnlicher  Temperatur  in 
einem  möglichst  dunkel  gehaltenen  Zimmer 
getrocknet.    Die  Trocknung  bis  zur  constant 
bleibenden  blauvioletten  Nuance  nimmt  zwei 
volle  Tage  in  Anspruch.    Von  den  so  erhal- 
tenen   Streifen ,    welche   zur  Erhöhung  der 
Gleichmässigkeit    des    Papieres    vortheilbaft 
noch    satinirt  werden,    sind    die   durch  die 
Schnüre   missfarbigen   Ränder    abzutrennen 
und   die  nach   Bedürfniss  noch    weiter  zer- 
kleinerten Streifen,  vor  Luft  und  Licht  ge- 
schützt, in  Metall-  oder  Pappkästen  aufza- 
bewahren. 

Eine  empfindliche  AzolithminlÖsung 
wird  erhalten  durch  Auflösen  von  0,1  g  Azo- 
lithmin in  120  ccm  Wasser  unter  Zusatz  voo 
7,5  ccm  i/io  Normal- Alkalilösung. 

Zur  Prüfung  des  Balsamum 
Copaivae. 

Auf  Grund  eingehender  Untersuch uogen 
verschiedener  Sorten  Copaivabalsam  gelangt 
Th,  Wimmd  zu  dem  Resultate,  dass  die  Prüf 
ungsmethoden  des  Arzneibuches  nicht  völlig 
genügen ,  um  die  Echtheit  und  UnTerfakcht- 
heit  eines  Balsams  zuverlässig  feststellen  m 
können. 

Auf  die  Bestimmung  des  specifisches 
Gewichts  legt  Witnmel,  entgegen  der  An- 
sicht von  Beckurts  und  Brüche  (Ph.  C.  83, 
229),  keinen  entschiedenen  Werth ;  das  ap«- 
cifische  Gewicht  ist  von  allen  EigenscbaAca 


601 


des  Copaivabalsams  die  am  wenigst eu  cou- 
staote,  und  es  giebt  zweifellos  reine  Balsame, 
die  schwerer  als  Wasser  sind. 

Die  Schüttelprobe  mit  warmem  Wasser 
(Prüfung  auf  Gurjunbalsam)  spielt  sich  selten 
genau  der  Forderung  des  Arzneibuches  ent- 
sprechend  ab.     Die  wässerige  Schicht  kann 
nicht  völlig  klar  sein,  denn  das  Wasser  nimmt 
immer  etwas  ätherisches  Oel  aus  dem  Balsam 
auf;  ebenso  scheiden  sich  die  letzten  Antheile 
Wasser  oicht  „bald   wieder*',    sondern   erst 
nach  längerer  Zeit  vollständig  aus  der  Balsam- 
schicht ab;  die  Forderung  des  Arzneibuches 
sollte  dabin  gehen,  dass  die  beiden  Schichten 
scharf  begrenzt  und  fast  klar  sein  mässen. 
Die  Lösung  des  Copaivabalsaros  in  10 
Theilen  absoluten  Alkohols  muss  völlig  klar 
seia,  was    im  Arzneibuche   nicht   besonders 
hervorgehoben    ist.      Der    Bestimmung    der 
Säure-|  der  Ester-  und  der  Jod  zahl  legt 
Witnmelf  wieder  entgegen  der  Ansicht  von 
Beckurts    und   Brüche^    aber   in    Ueberein- 
stimmang  nait  Gehe  &  Co.  (Ph.  C.  33,  554) 
keine  Bedeutung  bei ;  die  Zahlen,  die  erbal- 
ten werden ,   sind  zu  wechselnd   und  lassen 
sich  für  die  Beurtheilung  des  Balsams  nicht 
verwerthen. 

Eine   werthvolle  Probe  ist  nach  Wimmel 
die  schon   von  Gehe  &  Co,  (siehe  oben)  em- 
pfohlene, aber  in  das  Arzneibuch  nicht  aufge- 
nommene Am  moniakp  rohe.   Mischt  man 
nämlich  1  Tb.  Balsam  mit  5  Th.  Ammoniak- 
liquor,  so  giebt  Maracaibo -Balsam,  der 
allein  für  den  arzneilichen  Gebranch  zulässig 
ist,  eine  seifenschaumartige,  durchscheinende, 
dickflüssige  Mischung,  die  nicht  gelati- 
nirt;    Balsame  anderen  Ursprungs  dagegen 
oder  solche,  die  mit  Oel  oder  Harz  verfälscht 
sind,  geben  entweder  eine  dünnflüssige  milch- 
arlige   Emulsion,    beziehentlich  ein   weisses 
Liniment,    oder  eine  schaumige,  dickflüssige 
Mischung,   die  nach  kurzer  Zeit  gela- 

t  i  n  i  r  i.  g, 

Ge8ch.-Ber,  von  Caesar  dt  Lorete. 


Neue  Identitätsreaction 
fax  Cocain. 

Gegen  die  von  Lerch  und  Schärges  ange 
geben e  Identitätsreaction  für  Cocain  (Ph. 
C.  30,  661)  ist  eingewendet  worden,  dass 
das  zur  Bildung  von  Ferribenzoat  nöthige 
Eisencblorid  durch  das  vorgeschriebene  län- 
gere Kochen    schon  für  sich  in  Ozjchlorid 


übergeht  und  dieses  eine  dem  Perribenzoal 
ähnliche  dunkelrothe  Färbung  der  Flüssig- 
keit erzeuge. 

Die  Verfasser  erkennen  diesen  Einwand  als 
richtig  an.  (Nach  Ansicht  des  Referenten 
könnte  man  doch  das  längere  Kochen  der 
Eisenchloridlösung  völlig  vermeiden,  wenn 
man  die  Cocainlösung  unter  Zusatz  einer  sehr 
geringen  Menge  Salzsäure  kocht,  dadurch  die 
Spaltung  in  Ecgonin,  Benzoesäure  und  Methyl- 
alkohol bewirkt  und  nun  erst  das  Eisen- 
chlorid zufügt.  Die  angewendete  Salz- 
säure kann  der  weiteren  Reaction  nicht 
schädlich  sein ,  da  auch  bei  Ausführung  der 
Probe  nvich  Lerch  und  Schärges  das  gebildete 
Ferribenzoat  in  der  freigewordenen  Salz- 
säure gelöst  ist.    Ref.) 

Schärges  (Schweiz.  Wochenschr.  f.  Chem. 
u.  Pharm.  1893,  341)  hat  nun  nachstehende 
Probe  aufgestellt,  welche  auf  der  Oxydation 
des  Cocains  durch  Chromsäure  beruht  (wäh- 
rend bei  der  Reaction  von  Mezger  —  Ph.  C. 
30,  744  — ,  der  ebenfalls  Cbromsäure  ver- 
wendet, Cocainchromat  gebildet  wird). 

Nach  Schärges  werden  etwa  0,02  g  Cocain- 
hydrochlorid  in  einem  Tropfen  Wasser  und 
1  ccm  concentrirter  Schwefelsäure  gelöst,  wo- 
bei man  eine  farblose  Lösung  erhält.  Auf 
Zusatz  von  einem  Tropfen  einer  Lösung  von 
Kaliumchromat  oder  Dichromat  entsteht  ein 
rasch  wieder  verschwindender  Niederschlag 
und  die  gelbrothe  Farbe  der  Lösung  schlägt 
beim  Erwärmen  in  Qrün  um.  Bei  stärkerem 
Erwärmen  entweichen  nicht  übersehbare  und 
leicht  durch  den  Geruch  als  Benzoesäure  zu 
erkennende  Dämpfe. 

Zur  UnterscheiduDg  von  Morphin  und  an- 
deren sich  gleichfalls  in  Schwefelsäure  farb- 
los lösenden  und  Cbromsäure  reducirenden 
Alkaloiden  soll  nach  Schärges  die  Fällbarkeit 
der  Salze  des  Cocains  durch  Aetzalkalien  oder 
Ammoniak  und  die  Unlöslichkeit  des  gefällten 
Cocains  im  Ueberschusse  der  Fällungsmittel 
dienen. 

Uns  erscheint  die  letztere  Unterscheidung 
nicht  in  allen  Fällen  für  völlig  sicher.       «. 


Furfurol-Reactionen  der  Alkalolde;  Neu- 
mann  Wender:  Chem.-Ztg.  1893,  Nr.  63.  Nach- 
dem durch  Udransky  bekannt  geworden  war, 
dass  viele  Reactionen  (wie  die  Peitenkofer^s  auf 
Gallen  säuren,  WevpeWs  auf  Veratrin  u.  a.),  bei 
denen  Zucker  und  concentrirte  Schwefelsäure  in 
Anwendung  kommen,  auf  der  Wirkung  des  hier- 
bei gebildeten  Furfurols  beruhen,  versuchte 


602 


Wender,    die    bozOglLchen    Alkaloidreactionen 
nnter  Verwendung   von   Farfnrol   direct  anza- . 
stellen.    Er  benutzt  hierzu   eine  Furfurol--, 
Bcliwefelsäure,    bestehend   aus  5  Tropfen 
Purfurol  und  lOccra  concentrirter  Schwefelsäure, ' 
dieselbe  ist  dunkelbraun  gefärbt  und  unverändert 
baltbar. 


Eine  charakteristische  Beaction  giebt  eine 
SpurVeratrin  mit  3  Trop  fen  F  arfuiokehwefel- 
säure:  anfangs  gelbgrün,  dann  olivengrün.  am 
Rande  schön  blau  werdend,  nach  einigen  Mino- 
ten  saftgrfSn,  dann  prachtvoll  blau.  Saba- 
dillin  giebt  ahn  liehe  Beaction,  jedoch  weniger 
rein  und  feurig.  s. 


nacberscbau. 


Die  Medicin  der  Naturvölker.  Ethnologi- 
sche Beiträge  zur  Urgeschichte  der  Medi- 
cin. Von  Dr.  Max  Bartels,  Sanitätsrath 
in  Berlin.  Mit  175  Original-Holzschnitten 
im  Text.  Leipzig  1893.  Th.  Grieben'B 
Verlag fX.Ferwau;.  8«.  XlIu.361Seiten. 
Preis  9  Mark. 

Der  als  Herausgeber  der  neuesten  Auflage  Ton 
fl.  Flosa'  „Das  Weib"  bekannte  Verfasser  führt 
im  vorliegenden  trefflich  ausgestatteten  Buche 
ein  bisher  nicht  bearbeitetes  '1  hema  interessant 
und  thunlich  allgemein  verständlich  aus.  Dabei 
kommen  allerdings  gerade  die  wichtigen  arznei- 
lichen Abschnitte,  die  ein  grQndlicneres  Ein- 
dringen in  den  Gegenstand  erfordert  hätten,  zu 
kurz. 

So  wird  beispielsweise  zwar  das  Studium 
der  Medicinal-Drogen  der  Naturvölker 
(Seite  105)  den  Pbarmakologen  recht  dringend 
an  das  Herz  gelegt,  „denn  mancher  therapeu- 
tische Schatz  mag  hier  noch  im  Verborgenen 
schlummern".  Trotzdem  unterlässt  der  Verfasser 
eine  Aufzählung  dieser  Drogen  als  zu  zeit- 
raubend. —  Allerdings  darf  man  solche  Lücken 
bei  einer  ersten  Bearbeitung,  die  durch  den 
Mangel  an  Vorläufern  wesentlich  erschwert  wird, 
nicht  zu  streng  beurtheilen. 

Unter  den  127  Abschnitten  betreffen  die 
Pharmacie  vorwiegend  die  folgenden:  Medi- 
cinal-Drogen; Beschaffung,  Bereitung  und  Auf- 
bewahrung der  Arzneimittel;  Züchtung  der 
Arzneipflanzen;  Abkochungen  und  Umschläge; 
Einreibungen,  Salben,  Pflaster  und  Pulver;  Ab- 
führmittel und  Kljstiere;  Brechmittel;  Inhala- 
tionen; Ein  schlürf ungen  und  Einträufelangen; 
Pillen;  hautröthende  Mittel;  Narcotica.  —  Der 
Begriff  „Naturvölker"  wird  nicht  streng  abge- 
grenzt; da  sich  Zigeuner,  Assyrer,  Perser, 
Marokkaner  u.  dergl.  berücksichtigt  finden,  so 
wären  wohl  auch  Chinesen,  Japaner  und  unsere 
Volksmedicin  vergleichsweise  heranzuziehen  ge- 
wesen. 

Der  Anhang  I  erläutert  die  durchweg  origi- 
nalen Abbildungen,  welche  theils  von  Julie 
iScMemm,  theils  nach  photographischen  Auf- 
nahmen des  Verfassers  mit  ungewOtinlich er  Sorg- 
falt ausgeführt  sind.  Die  Angabe  des  Maass- 
stabes vermisst  man  bei  der  Mehrzahl  der  Bilder 
ebenso  ungern,  wie  die  gewöhnliche  Citirung 
als  Fussnoten  an  Stelle  des  im  Anhang  II  ge- 
gebenen „Verzeichniss  der  benutzten  Schriften". 
Ein  Anhang  III  stellt  die  „geographischen  und 
Völkernamen'*  unter  Anführung  der  betreffenden 
Autoren  alphabetisch  zusammen.  — y. 


Im   Reiche   des   Geistes.      Illastrirte  Ge- 
schichte der  Wissenschaften,  anschaulich 
dargestellt  von  K.  Faülmann,  k.  k.  Pro- 
fessor.   Mit  13  Tafeln,  30  Beilagen  and 
200  Textabbildungen.    Wien.   Ä,  Hart- 
{e&en*s  Verlag.  In  30  Lieferungen  k  50  Pf. 
Lieferung  11  bis  15. 
Die    vorliegenden    Lieferungen    bebandeln 
Geographie,   Astronomie,    Gescnichte,  Kriegs- 
wissenschaft, Theologie  und  Philosophie,  Staats- 
und    Rechtswissenschaft     und     Medicin    in 
17.  Jahrhundert,  sowie  die  Volks-,  Latein-  nnd 
Realschule  im  18.  Jahrhundert.    Den   Umfang 
der  Erdkenntniss  zeigen  Mercator's  Weltkarte 
von  1632  und  Kircher^B  Seekarte;    wie  wenig 
aber  die  Holländer   ihr  Nachbarland  kannten, 
lehrt  Mercator'a  Karte  von  Deutschland,  aof 
welcher  sich  die  Elbe  in  die  Weser  ergiesst  und 
der  Main  in  die  Donau  fibergeht. 

„Le  R^petiteur"^  —  ,,The  Bepeater",  - 
„II  ripetitore".  Berlin  1893.  Verlag 
von  Eosenbaum  dt  Hart, 
Wer  einige  grammatikalische  Vorkenntnisse 
besitzt,  wird  durch  die  äue-serst  praktische  H^ 
thode  dieser  Unterhaltungsblätter  seine  Kennt- 
nisse auf  sehr  leichte  und  angenehme  Weise  be- 
festigen und  vortiefen.  Den  Inhalt  dcrlilätter 
bilden  kleine  Novellen,  Erz&hlangen,  Citate, 
Notizen  u.  A.,  und  zwar  ist  dem  fremden  T^m 
Wort  für  Wort  der  genaue  deutsche  Text  nDtei- 
gesetzt;  Fussnoten  erläutern  Aassprachebexeich- 
nungen,  Bindungs-  und  Betonnngszeichen.  Ffir 
weiter  Fortgeschrittene  enthalten  diese  aU^ 
14  Tage  erscheinenden  Zeitschriften  monatlich 
noch  eine  Beilage  mit  nur  fremdländischem 
Text.  —  Der  Abonnementspreis  für  je  ein  Bhti 
ist  pro  Quartal  1  Jl. 

The  decomposition  of  Chloroform  (reprinted  Im 

the  Phamiaceutical  Journal,  10.  June  1^^^' 
By  Dr.  Carl  Schacht  and  Dr.  E.  BäU. 

Chemisch-technisclies  Repertoriiun.  Uebersicht- 
lich  geordnete  Mittheilnngen  der  neuesten 
Erfindungen,  Fortschritte  und  YerbesseroQ^^n 
auf  dem  Gebiete  der  technischen  und  in- 
dustriellen Chemie  mit  Hinweis  auf  Maschinen. 
Apparate  und  Literatur.  Herausgegeben  tos 
Dt.  EmilJacobsen.  1892.  Zweites  Halbjahr. 
Zweite  Hälfte.  Mit  in  den  Text  gedrockttn 
Illustrationen.  Berlin  1893.  Ä  Gaerimr^ 
Verlagsbuchhandlung,  Hermann  Heyftidr. 

L  de  Haen,  chemische  Fabrik  List  vor  Haoncvef 
Vorzugs- Preise.    October  1893. 


603 


TersGbiedene  llittlieiluiireii* 


Die  Oxalsäure,  ein  natürlicher 
Schutz  der  Pflanzen. 

Eine  Anzahl  von  Stoffen,  welche  die  Pflan- 
zen enthalten  and  welche,  durch  krankhafte 
Erscheinungen  in  denselben  entstanden, 
far  den  Lebensprocess  derselben  vollkommen 
überflüssig  erscheinen,  spielen  doch  nach 
Untersuchungen  von  Stahl  (Natur w.Kundsch. 
1893,  253),  wenn  auch  auf  indirecte  Weise, 
eine  wichtige  Holle. 

Wenn  auch  Alkaloide ,  Gerbstoffe ,  Oxal- 
säure, ätherische  Oele  der  Lau  eh  arten  u.s.w. 
zum  Bestehen  der  Pflanzenkörper  vollkom- 
men unnöthig  sind,  so  bilden  sie  doch  einen 
natürlichen  Schutz  derselben  gegen  thierische 
Angriffe.  Um  den  Angriffen  der  Thiere  er- 
folgreich begegnen  zu  können,  müssen  natür- 
lich die  Schutzstoffo  in  den  äusseren 
Partien  der  Pflanze  enthalten  sein,  indem 
einestheils  die  äusseren  Theile  der  Pflanze 
natnrgemäss  die  inneren  Gewebe  derselben 
schützen  müssen,  anderntheils  der  schützende 
Stoff  womöglich  schon  dem  sich  nähernden 
Thiere  bemerkbar  gemacht  werden  muss. 

Un tersncbt  wurden :  Eumex-,  Oxalis-  und 
Begoniaarten.    Der  Nachweis  der  0  x  a  1  - 
säuroy  welche  vorwiegend  in  der  Form  von 
Kalinmbioxalat  vorhanden  ist,  geschah  durch 
Injection   der  Objecto  mit  ziemlich  concen- 
tririer   Chlorcalciumlösung.    Innerhalb  des 
Gewebes  fand  die  Ausfällung  des  Oxalsäuren 
Kalkes  statt,   so  dass  nach  dem  nun  vor- 
liandenen  Ealkoxalat  auf  die  Menge  der  vor- 
handenen    Oxalsäure    geschlossen    werden 
konnte.    Es  zeigte  sich,  dass  die  Oxalsäure 
in  der  Epidermis  oder  doch  vorwiegend  in 
den  peripherischen  Geweben  der  vegetativen 
Organe  localisirt  ist.    Die  in  dem  Erdboden 
befindlichen  Pflanzentheile  speichern  fast  gar 
keine  Oxalsäure  auf,  von  den  oberirdischen 
Theilen  am  meisten  die  Laubblätter,  welche 
vermöge  ihrer  grossen  Oberfläche  am  meisten 
dazQ  geeignet  sind,  die  Thiere  zum  Genuss 
derselben  zu  veranlassen.    Ferner  enthalten 
ancb  der  Stengel,  die  Blatt-  und  Blütenstiele 
neben   der  Epidermis  der  Bindenpartie  und 
häufig   sogar  das  Mark  nicht  unerhebliche 
Mengen  von  Oxalsäure.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  die  Oxalsäure   nicht  wie  die  anderen 
Schatzstoffe    schon  in  den  jugendlichen 
Organen  auftritt,  vielmehr  erst  in  den  älte- 
ren Wachsthnmsstadien  der  Gewebe  deutlich 


nachweisbar  ist,  so  dass  der  Gehalt  an  der- 
selben um  so  reicher  ist,  je  älter  und  saft- 
reicher die  Gewebe  sind.  Diese  saftreichen, 
oxalsäurehaltigen  Organe  der  Pflanzen  von 
Bumex  sowohl  wie  von  Oxalis  und  Begonia 
wurden  durchgängig  vonThieren  als  Genuss- 
mittel vermieden,  während  sie  sofort  vertilgt 
wurden ,  sobald  die  Oxalsäure  in  denselben 
niedergeschlagen  wurde  oder  die  Pflanzen- 
theile in  trockenem  Zustande  augeboten 
wurden. 

Im  Allgemeinen  ist  von  dem  Verfasser 
beobachtet  worden,  dass  die  pflanzlichen 
Organe,  welche  eines  mechanischen 
Schutzes  entbehren,  also  durch  ihre  glatte 
Oberfläche  und  durch  weiche  Beschaffenheit 
die  Thiere  zum  Genüsse  anregen,  durch  er- 
wähnten chemischen  Schutz  gegen  An- 
griffe geschützt  sind,  und  dass  bei  vorhande- 
nem chemischen  Schutz  der  mechanische  zu- 
rücktritt resp.  überhaupt  nicht  vorhanden 
ist.  Fernerhin  beobachtete  Stahl,  dass  bei 
allen  denjenigen  Pflanzen,  welche  ohne  me- 
chanischen Schutz  auf  chemische  Hilfsmittel 
angewiesen  sind,  in  solchen  Organen,  wo 
die  Oxalsäure  kaum  vorkommt,  also,  wie 
schon  erwähnt ,  in  den  unterirdischen 
Pflanzentheilen,  der  Gerbstoff  die  Bolle 
der  Oxalsäure  mit  gleichem  Erfolg  spielt. 
Beweisend  dafür  ist  das  Vorkommen  von 
Gerbstoff  in  den  Wurzeln  der  drei  erwähnten 
Gattungen.  Ebenso  sind  auch  die  jugend- 
lichen sowie  die  in  der  Entwicklung  begriffe- 
nen Organe  der  Oxalis-  und  Bumexarten, 
welche  nachgewiesenermassen  keine  Oxal- 
säure enthalten,  nicht  unbeträchtlich  gerb- 
stoffhaltig. 

Ausnahmsweise  treten  Oxalsäure  und  Gerb- 
stoff nebeneinander  auf  und  da  beide  Se- 
crete  auch  in  der  Peripherie  der  Organe  ab- 
gelagert werden,  so  ist  die  Immunität  ohne 
Zweifel  beiden  zugleich  zu  verdanken. 
Schliesslich  hebt  der  Verfasser  hervor,  dass 
die  Schutzfunction  eines  Secretes  in  keiner 
Weise  andere  Leistungen  desselben  aus- 
schliesst.  Die  osmotisch  äusserst  wirksamen 
organischen  Säuren  spielen  bei  der  Füllung 
der  Zellen  mit  Wasser  eine  wesentliche  Bolle, 
so  dass  bei  eintretender  Trockenheit  dann 
das  aufgespeicherte  Wasser  den  ärmeren  Ge- 
weben zu  Gute  kommt.  S. 


604 


Vorkommen  und  Nachweis  des 
Indicans  in  der  Pflanze. 

Das  Indican  findet  sich  nach  H. Molisch 
nur  in  wenigen,  so  weit  die  Erfahrungen 
reichen,  etwa  in  10  phanerogamen  Gattungen 
des  Pflanzenreiches  vor.  Diese  stehen  oft  an 
weit  auseinander  stehenden  Stellen  des  Systems 
und  bestätigen  damit  von  Neuem  den  Satz, 
dass  ein  und  dasselbe  chemische  Individuum 
von  ganz  verschiedenen  und  gar  nicht  ver- 
wandten Pflanzen  hervorgebracht  wird  ,  hin- 
gegen nicht  immer  von  allen  Arten  derselben 
Gattung  (Indigofera,  Polygonum  etc.). 

Durch  folgendes  Verfahren  kann  rasch  ent- 
schieden werden ,  ob  eine  Pflanze  Indican 
enthält  oder  nicht.  Man  kocht  etwa  >/2 Mi- 
nute Theile  der  Pflanze  im  Probirglas  mit 
verdünntem  Ammoniak  (98  ccm  Wasser  und 
2  ccm  käufliches  Ammoniak),  filtrirt  und 
schüttelt  nach  dem  Abkühlen  mit  wenig 
Chloroform  aus.  Denselben  Versuch  vollführt 
man  mit  zweiprocentiger  Salzsäure.  Enthält 
die  Pflanzenprobe  Indican ,  so  färbt  sich  bei 
einem  der  beiden  oder  bei  beiden  Versuchen 
die  Chloroformschicht  blau  oder  violett,  weil 
das  beim  Kochen  abgespaltene  Indigblau 
vom  Chloroform  leicht  aufgenommen  wird. 

Der  Umstand,  dass  das  Indican  bei  ge- 
wissen Pflanzenarten  durch  Ammoniak  ge- 
spalten wird,  bei  anderen,  z.  B.  beim  Färber- 
knöterich nicht,  spricht  dafür,  dass  das  Indi- 
can nicht  in  allen  Indigopflanzen  identisch 
sein  dürfte. 

Mikrochemischer  Nachweis  des  In- 
dicans: Die  lebenden  Pflanzentheile  werden 
etwa  24  Stunden  der  Einwirkung  von  Alkohol- 
dampf ausgesetzt,  dann  behufs  Ausziehung 
des  Chlorophylls  in  wasserfreien  Alkohol  ge- 
bracht und  schliesslich  nach  passender  Her- 
richtung für  das  Mikroskop  in  concentrirtem 
Chloralhydrat  betrachtet.  Abgesehen  davon, 
dass  bei  dieser  Methode  das  Indican  innerhalb 
der  Zellen ,  also  an  seinem  ursprünglichen 
Orte  in  Indigblau  übergeführt  und  hier  in 
zahllosen  Körnchen  und  Krjställchen  von 
Indigblau  erkennbar  wird,  gewährt  diese 
„Alkoholprobe"  überdies  auch  dem  uubewaff- 
neten  Auge  einen  Einblick  in  die  Vertheilung 
des  Glykosids  und  leistet  für  den  Indican- 
Nachwcis  Analoges  wie  die  bekannte  SacJis- 
sehe  Jodprobe  für  den  Stärkenachweis. 

Das  Indican  kann  bei  den  Indigopflanzen 
in  verschiedenen  Organen  und  Geweben  auf- 


treteü,  doch  liegt  die  Hauptmasse  desselben 
wohl  in  der  Regel  in  den  Lanbblättern,  zumal 
in  den  jungen,  sich  noch  entfaltenden.  loDer- 
halb  des  Laubblattes  findet  sich  das  Glykosid 
gewöhnlich  im  Chlorophyll  führenden  Meso- 
phyll und  in  der  Oberhaut.  Die  Wurzel  ent- 
hält wenig  oder  kein  Indican ,  Same  uod 
Frucht  sind  bei  den  untersuchten  Arten  frei 
davon.  In  der  lebenden  Zelle  kommt  niemaU 
Indigblau  vor.  Diese  Thatsache  muss  jeden- 
falls als  eine  sehr  merkwürdige  bezeiclinet 
werden,  besonders  wenn  man  bedenkt,  dass 
das  Indican  innerhalb  der  Zelle  Wandlungen 
durchmachen  kann  und  dabei  als  solches  ver- 
schwindet, und  ferner,  dass  in  der  Zelle  Stoffe 
vorkommen,  welche  das  Indican  spalten 
könnten. 

Die  immer  wiederkehrende  Behauptung, 
dass  Merourialis  perennis,  Melampyrum  sr- 
vense,  Polygonum  Fagopyrum,  Phytolacca 
decandra,  Monotropa  Hypopitys,  Fraxinus 
excelsior,  Coronilla  Emerus  und  Amorpba 
fruticosa  Indican  enthalten,  ist  unrichtig.  In 
den  Organen  der  frischen  Schuppenwun 
(Lathiaea  Squamaria)  kommt  ein  Chromo* 
gen  vor,  welches  mit  verdünnter  Salzsinre 
einen  blauen  Farbstoff  liefert,  der  aber  von 
Indigo  ganz  verschieden  ist.  Einen  wtbr- 
scheinlich  damit  verwandten,  vielleicht  den- 
selben Farbstoff  liefern  bei  gleicher  Bebtnd- 
lung  frische  Pflanzen  von  Kiuanthus  cri»(a 
galli,  Melampyrum  nemorosum,  M.  silvatieuo, 
Bartsia  alpina,  Euphrasia  officinalis,  Utrico- 
laria  vulgaris,  Galium  MoUugo  und  Mono- 
tropa Hypopitys.  Südd.  Apoth.  Ztg. 


Folia  Jaborandi. 

Nach  Holmes  ist  Pemambueo  -  Jaboraadi 
(vergl.  Ph.  C.  33,  4S3)  die  medicinisch  wirk- 
samste Sorte;  er  charakterisirt  sie  wie  folgt: 
„Lederartige,  elliptische,  ganzrandige,  aas- 
geschweifte Blätter  von  10  bis  15  cm  Linge 
und  2^/2  bis  5  cm  Breite,  gleich mfissig  nacli 
beiden  Enden  verschmälert,  an  der  Basis  g^ 
schrägt.  Die  Blattnerven  ragen  an  der 
Oberfläche  deutlich  hervor.'^  g. 

Gesch.'Ber,  von  Caesar  dt  LoreU. 


Zur  Denaturirung  von  Spiritus 

soll  in  Frankreich  seit  Kurzem  ein  Zasiti 
von  Methylalkohol,  Benzin  und  Malacbitgrto 
benutzt  werden. 


j 


605 


Myrrholin  und  Myrrhencröme. 

Das  Myrrbolin  wird  vom  Patentinhaber 
nur  in  Gelatinekapseln  abgegeben ;  B.  S.  sagt 
daher  ganz  richtig  in  der  Pharm.  Ztg.  1893| 
567,  dass  es  darcbaus  nicht  angenehm  sei, 
eine  Anzahl  harter  Gelatinekapseln  aufschnei- 
den und  entleeren  zu  müssen,  wenn  der  Arzt 
das  Präparat  in  anderer  Dosirung  und  mit 
anderen  Zusätzen  verordnet,  als  der  Patent- 
inhaber in  den  Handel  zu  bringen  beliebt. 

B.  S.  giebt  deshalb  gleichzeitig  eine  Vor- 
schrift znr  Herstellung  eines  dem  Myrrholin 
völlig  gleichen  Präparates,  welches  er 
„Oleum  myrrhatum'^  nennt.  Da  eine 
Verwendung  von  Alkohol  bei  Flerstellung  des 
Oleum  myrrhatum  ausgeschlossen  wird,  glaubt 
B.  S,  einer  Patentverletzung  aus  dem  Wege 
zu  gehen. 

Zur  Herstellung  von  Oleum  myrrhatum 
(Myrrholin)  werden  100g  grob  gepulverte 
Myrrhe  durch  mehrtägiges  Maceriren  in 
150  g  Aceton  gelöst.  Ferner  werden  100  g 
Rieinusöl  in  einer  Schale  im  Dampfapparat 
erwärmt  und  die  filtrirte  Myrrhenharzlösung 
in  kleinen  Mengen  nach  und  nach  hinzu- 
gefugt und  dabei  umgerührt.  Sobald  der 
Acetongeruch  verschwunden  ist,  wird  im 
Dampftrichter  filtrirt.  (Beim  Verdampfen  des 
Acetons  muss  man  Vorsicht  gebrauchen,  da 
dessen  Dämpfe  leicht  entzündlich  sind !) 

Zur  Herstellung  von  MyrrhencrSme 
giebt  ß.S^  folgende  Vorschrift:  Man  bereifet 
mit  Hilfe  von  150  g  Aceton  in  obiger  Weise 
eine  Lösung  von  100  g  Myrrhe  in  200  g  Riei- 
nusöl ohne  diese  zu  filtriren,  mischt  250  g 
Olivenöl,  GOgCacaoöl  und  40g  gelbes  Wachs, 
die  vorher  zusammengeschmolzen  waren, 
hinzu  und  filtrirt  im  Dampftrichter. 

Das  Filtriren  der  Präparate  ist  nöthig,  weil 
daa  Aceton  gerade  wie  auch  der  Alkohol  aus 
der  Myrrhe  kleine  Mengen  gummiartiger 
Stoffe  auflöst,  die  sich  theils  bei  der  Lösung 
in  Rieinusöl ,  theils  beim  Zusammenbringen 
mit  dem  Salbengemisch  ausscheiden  und 
welche  die  geschmolzene  Masse  trübe  er- 
scheinen lassen. 


8. 


Zum  Bestreichen  der  Katheter 

behufs  leichterer  Einfuhrung  empfahl  Kuüner 
(Sitzung  der  Berliner  medicinischen  Gesell- 
schaft) an  Stelle  des  Einfettens  eine  Lösung 
von  1  Theil  Borsäure  in  7  Theilen  Glycerin. 


Homöopathisches  Speciflcum 
gegen  Maul-  und  Klauenseuche. 

Bezugnehmend  auf  unsere  Mittheilung  auf 
Seite  572y  wonach  das  von  der  Homöopathi- 
schen Centralapotheke  in  Leipzig  in  den 
Handel  gebrachte  Specificum  gegen  Maul- 
und  Klauenseuche  ,,verdünnteArnieatinctur*' 
sein  soll,  theilt  uns  Herr  Apotheker  Dr.  W. 
Schwabe,  Besitzer  jener  Apotheke,  mit,  „dass 
das  Mittel  von  homöopathischen  Thierarzten 
auf  Grund  des  besonderen  Charakters,  wel- 
chen die  im  vorigen  Jahre  herrschende  Epi- 
zootie  hatte,  ausgewählt  und  von  zahlreichen 
Landwirthen  erprobt  wurde,  dass  es  keines- 
wegs nur  verdünnte  Arnicatinctur  ist  und 
dass  der  Preis  (1  Mark)  des  von  ihm  verab- 
reichten Arzneimittelquantums  den  Vorschrif- 
ten der  Arzneitaxe  entspricht*^ 


Das  Verhältniss   des  specifischen 

Gewichts  des  Aluminiums 

zu  anderen  Metallen 

ist  nach  einer  Zusammenstellung  in  den 
Milit.  polit.  Blättern  1893,  Nr.  29  folgendes: 
Aluminium  =sl;  Zink  =  2,7;  Zinn=2,7G; 
lOproc.  Aluminiumbronce  =  2,89 ;  Schmiede- 
eisen =  2,91;  5proc.  Aluminiumbronce  = 
3,08;  Messing  =  3,07;  Neusilber  =  3,24; 
Nickel  =  3,37;  Kupfer  =  3,37;  Geschütz- 
bronce  =  3,4 ;  Silber  =  3,98 ;  Blei  =  4,3 ; 
Gold  =  7,31;  Platin  =  8,15. 


Analyse  des  Siegellacks. 

Die  Nachweisung  der  mineralischen  Be- 
standtheile  des  Siegellacks  bietet  keine 
Schwierigkeit;  diese  Beimengungen  bleiben 
bei  der  Auflösung  des  Siegellacks  durch  Spi- 
ritus im  Rückstande.  Zur  Ermittelung  des 
Harzgebaltes  verschiedener  Siegeliacksorten 
bestimmt  C.  Mangold  die  Jodzahl  und  ver- 
fährt dazu  in  folgender  Weise :  5  g  des  ge- 
pu Weiten  Siegellacks  werden  mit  150  ccm 
Alkohol  ausgekocht  und  die  Lösung  nach 
dem  Erkalten  mit  Alkohol  auf  250  ccm  ver- 
dünnt. Nach  dem  Absitzen  nimmt  man 
50  ccm  mittelst  einer  Pipette  heraus  und  be- 
handelt diese  Flüssigkeit  mit  HühVBcher  Jod- 
lösung. Der  in  Alkohol  unlösliche  Theil 
wird  abfiltrirt,  ausgewaschen,  bei  110^  ge- 
trocknet und  gewogen. 

Der  in  Alkohol  lösliehe  Theil  des  Siegel«- 
lacks  besteht  meist  aus  Schellack  und  Ter- 


606 


pentin.  Bezeichnet  i  die  gefundene,  i^  die 
Jodzahl  des  Colophouiuins,  i,,  die  des  Schell- 
laeks,  ferner  k  den  Gehalt  an  Colophouiuin, 
9  den  Gehalt  an  Schellack,  so  ist  auf  Pro- 
cente  berechnet: 

100^100' 
da  s  =  100  —  k  ist,  so  ergiebt  sich  für 

•  • 

k  =  100  .- 


7/ 


h  —  hf 

Bayr.  IncL-  u,  GewerochL 


Petroleumlampen  und  Petroleum- 
kocher schnell  und  leicht 
zu  reinigen 

wird  in  den  Neuesten  Erfindungen  und  Er- 
fahrungen als  einfaches  Mittel  trockene  Holz- 
asche empfohlen,  mit  welcher  man  Brenner 
und  Glasbecken  von  innen  und  aussen,  ohne 
Anwendung  von  Wasser,  mit  weichem 
Papier  abreibt.  Das  Becken  wird  spiegelklar 
und  darf  nur  noch  mit  einem  trockenen  Tuche 
uachgewischt  werden.    Die  Asche  saugt  alles 


Petroieum  auf  und  ist  dem  allgemein  ge- 
bräuchlichen Auskochen  mit  Seife  und  Soda 
bei  Weitem  vorzuziehen,  ein  Verfahren ,  was 
bei  zweifelhaftem  Erfolge  bei  Weitem  um- 
ständlicher ist.  Uebrigens  wirkt  die  scharfe 
Natronlauge  auf  die  Alaunverkittung  lösend 
ein.  Ist  die  Einkittung  der  einzelnen  Theile 
vermittelst  Bleiglätte  undGlycerin  aasgefahrt, 
so  tritt  letzterwähnterMissstand  nicht  ein.    5. 


Schinkenprüfer. 

Ein  Instrument,  welches  gestattet,  das 
Innere  von  Schinken  oder  Fieischwaaren  zu 
prüfen ,  ohne  die  Waare  anschneiden  zu 
müssen,  brachte  ein  Amerikaner  in(«ebrauch. 
Dasselbe  besteht  aus  einer  mit  Handgriff 
versehenen  uadelartigen  Spindel,  welehe  oben 
seitlich  einen  löffelartigen,  am  Rande  schnei- 
denden Ansatz  hat.  Wird  das  Werkzeug  io 
den  Schinken  gestochen  und  seitlich  gedreht, 
so  schneidet  es  aus  dem  Inneren  eine  Probe 
des  Fleisches  aus,  welche  beim  Heraasziehen 
des  Werkzeuges  in  der  löffelartigen  Vertief- 
ung liegen  bleibt. 


BrlefwecliseL 


Apoth.  A.  Schrijuen  Sr»  in  Yenloo.  Ihre 
Zuschrift  drucken  wir,  bestens  dankend,  hier  ab: 

„Zu  meinem  Erstaunen  sehe  ich  aus  dem  Ar- 
tikel von  G.  Vulpius  „Prüfung  von  Jodeiscn- 
sirup'S  dass  in  allen  Pharmakopoen  benach- 
barter Staaten  die  Gehaltsbestimroung  dieses 
Präparats  fehlt,  obwohl  unsere  ,,Pharmacopoea 
Nederlandica ,  Ed.  tertia"  bei  Sirupus  Jodati 
fern  sagt: 

„Sirapi  grammata  5  centimetros  cubicos  4,8 
ad  5  solutionis  Chloreti  hydrargyrici  (2,185  :  lOOJ 
reqaiunt  ut  rubrum  gignat  praeeipitatum,  quoa  i 
deinde  a^itando  non  evanescet/*  ' 

Diese  Gehaltsbestimmuns:  ist  sehr  correct  und  I 
leicht  auszuführen,  nur  soll  man  darauf  achten,  j 
den  Sirup   nicht ,  oder  nur  sehr  wenig  zu  ver-  | 
dünnen,    da   nach  meiner  Erfahrung   das   Er- 
scheinen  des  rothen  Präcipitats  dann  nicht  so 
schnell  vor  sich  geht  und  also  die  Bestimmung 
fehlerhaft  werden  könnte.*' 

Apoth.  Fr.  E,  in  M.  Mit  S  alol  üb  er- 
zogene Pillen  (Ph.  C.  88,  527)  dürfen  der 
directen  Bestrahlung  durch  die  Sonne  oder  der 
Ofen  wärme  nicht  ausgesetzt  werden,  da  das 
Said  sonst  schmilzt  (42  <^  Schmelzpunkt).  Oele 
dürfen  nicht  gleichzeitig  mit  solchen  Pillen 
gegeben  werden,  auch  fette  Speisen  sind  zu 
vermeiden,  weil  Oele  und  Fett  den  Salol  Überzug 
auflösen  und  daher  den  Zweck  i^oloher  Pillen, 
sich  erst  im  Darm  zu  lösen,  vereiteln. 

Apoth.  0«  in  D«  Der  uns  gesandte  Filtrir- 
stoff  besteht  aus  demselben  Material  wie  Fil- 
trirpapier;  entweder  ist  derselbe  in  diesem  Zu- 


stande von  der  Papierfabrik  zu  beziehen  oder 
Sie  können  sich  denselben,  was  namentlich  für 
kleinen  Bedarf  passend  ist,  aus  den  Abfällen 
bereiten,  die  beim  Bundschneiden  der  Filter 
entstehen.  Diese  werden  mit  kochendem  Wasser 
Übergossen  und  tüchtig  zerquirlt 

Apoth.  G*  B,  in  N.  Wir  erhalten  folgende 
Zuschrift: 

„Bezugnehmend  auf  die  Mittheilung  im  Brief- 
wechsel in  Nr.  86  d.  J.  der  Pharm.  Centralhalle 
theile  ich  Ihnen  mit,  dass  schweflige  Säure  in 
Gasform  die  Motten  sehr  gut  tödtet  Za 
diesem  Behufe  werden  pro  Oubikmeter  10  g 
Schwefelkohlenstoff  in  einer  Pfanne  (in  dem 
verschlossenen  Zimmer  aufgestellt)  verbrannt, 
wobei  bekanntlich  schweflige  Sänre  und  Kohlea- 
säure  entstehen.  Nach  24  Stunden  wird  das 
Zimmer  erst  geöffnet.  Schwefelkohlenstoff,  in 
gleicher  Weise  angewandt,  ist  anch  ein  vor- 
zügliches Desinfectionsmittel  für  Erankenstoben, 
nasse  Wäsche  etc." 

G«  in  E»  Üeber  die  Bestimmung  der  Hetbyl- 
zahl  in  ätherischen  Oelen  haben  wir  bereits 
Ph.  C.  80,  688  berichtet. 

Apoth.  G*  H.  in  D.  TaveVsche  Lösung  ist 
eine  wässerige  Lösung  von  7,5  g  Kochsalz  nii  d 
2,5  g  wasserfreier  Soda  im  Liter,  in  welcher 
man  Seide  zum  Zwecke  der  Sterilisirong  (*/> 
Stunde  lang)  kocht. 

Apoth.  Dr.  Sehw.  in  L.  Vorschriften  n  flüs- 
sigem Leim  finden  Sie  Ph.  C.  88,  375  ange- 
geben. 


Terleger  und  Yerantwortlicher  Redactear  Dr.  £•  Geluler  In  Dreaden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschafUiche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HeransgegebeD  von 

Dr.  Henuanii  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Oelssler. 

Ersclieiot  jeden  Donnerstag.  —  Beingspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bnchhandel 
vierteljährlich  ^fiO  Mark.     Bei  Znsendang  nnter  Streifband  8  Mark.     Einzelne  Nammeri^ 
30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeÜe  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 
Wiederholungen  Preisermftssignng.    Expedition:  Dresden,  Rietschelstrasse  S,  I. 
Kedaetlon:  Prof.  Dr.  E.  Oeißsler.  Dresden,  Circasstrasse  40. 
Mltredacteor:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 


M42       Dresden,  den  1 9.  October  1 893.  5,V:  'jl^X 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

InhAlt:  Chemie  ■■<  Phannaelex  Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Huaten  vn  Amerika.  —  Pharmaceotiselie 
npsellRchaft  in  Beilin. —  Aus  dem  Bericlit  Ton  Schimmel  &  Co.  in  Leipzig.  —  Eine  Salolreaction. —  Zur  Revision 
<\or  dritten  Auagabe  des  Annoibachea  für  da«  Deutliche  Reich.  —  Therapeatltehe  Hlltheilnagen:  Gebt  Brech- 
vrciDfitefn  in  die  Milch  über?  —  Ueber  einige  Gegengifte.  —  Ungnentnm  contra  pemionea.  —  Zur  Behandlung 
der  Krätxe.  —  Kaliumdicbromat  als  Expectorans  —  TeehnUehe  HUthellangen:  Das  Hefnerlicht  als  Lichteinheit. 
—  Soxblet'a  neues  Rafft nationsverfah ren.  —  Tllnweis  —  Veriehledeae  HItthellangea:  Ueber  die  Herstellung  von 
Diamanten.  ~  Ursprnng  der  FMibnogserscheinungen  de«  Meerwassers  and  des  Waseers  der  Landseen.  —  Ver- 
wcndang  gesandheltascbädllchen  Fleische«,  einschliesslich  Kadaver  kranker  etc.  Thiere.  —  Ueber  Schlammbäder. 
Verbes<terang  von  Duftessenzen.  —  Ueber  das  Duften  der  Blumen,  etc.  —  Brlehreehfel.  —  AaielgeB. 


Cbeinle  und  Ptiarnacle. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  T/irscÄ -Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Kali  lUiQStieam  fnsnm.  Für  den  zu- 
lässigen Gebalt  an  Gliloriden,  Sulfaten, 
Nitraten  und  Carbonaten,  sowie  an  Na- 
tron sind  bestimmte  Grenzen  vor- 
geschrieben: 1,5  g  in  10  ccm  Wasser  ge- 
löst,   mit    Salpetersäure   schwach   über- 

Sättigt   und   mit  0,5  cem  j^  Silbernitrat 

(=  0,00372  g  KCl)  gemischt,  geben  ein 
klares,  gegen  weiteren  Zusatz  von  Silber- 
nitrat indifferentes  Piltrat;  —  3,5  g  in 
10  ccm  Wasser  gelöst  und  mit  Salzsäure 
übersättigt,  geben  nach  Zusatz  von  0,1  ccm 

f  Chlorbaryum  (=  0,0087  g  K2SO4)  ein 

klares,  gegen  weiteren  Zusatz  von  Chlor- 
baryum indifiFerentes  Filtrat;  —  0,2  g 
in  2  ccm  Wasser  gelöst  und  vorsichtig 
mit  4  ccm  reiner  Schwefelsäure  gemischt, 
dürren  die  blaue  Farbe  von  2  Tropfen 
indigolösung  nicht  zeriitören;  —  1  g  in 
wässeriger     Lösung    (Spirituszusatz    ist 


nicht  erforderlich)  giebt  nach  Kochen 
mit  5  ccm  Kalkwasser  (=  circa  0,0138  g 
K2CO3;  die  Pharmac.  Germ,  schreibt, 
ohne  Zweifel  irrthfimlich ,  50  ccm  Kalk- 
wasser vor)  ein  Filtrat,  welches  mit 
überschüssiger  verdünnter  Salzsäure  nicht 
die  mindeste  Gasentwickelung  hervor- 
bringen darf;  —  0,56  g  in  5  ccm  Wasser 
gelöst  und  mit  einigen  Tropfen  Phenol- 
phthalein versetzt,  werden  mit  einer  Lös- 
ung von  Weinsteinsäure  (3  g  in  20  ccm) 
genau  neutralisirt ,  dann  eine  der  ersten 
genau  gleiche  Menge  Weinsteinsäurelösung 
nebst  so  viel  absolutem  Alkohol  zugesetzt, 
als  zur  vollständigen  Fällung  des  Kalium- 
bitartrats nöthig  ist;  nun  wird  der  Nieder- 
schlag abfiltrirt,  mit  ein  wenig  Alkohol 
nachgewaschen   und   das  Filtrat  bis  zu 

wieder  erscheinender  Böthung  mit  y  Kali- 
lauge titrirt,  Wozu  höchstens  0,2  ccm 
(entsprechend  einem  Maximalgehalt  von 
1,5  pCt.  Natron,  NaOH)  erforderlich  sein 
dürfen.  —  0,56  g  Aetzkali  bedürfen  zur 

Neutralisation  mindestens  9  ccm  .  Schwe- 
felsäure, wie  bei  der  Germ,  einem  Minimal- 


608 


gehalt  von  90  pCt.  an  KOH  entsprechend. 
Bei  dem  sonstigen  hohen  Beinheitsgrade, 
der  hier  gefordert  wird,  mQssen  die 
übrigen  10  pCt.  fast  ganz  aus  Wasser 
bestehen,  das  allerdings  in  der  Handela- 
waare  bis  zu  8  pCt.  vorkommt.  Aufbe- 
wahrung in  gut  verschlossenen  B^Jaschen 
von  hartem  Glase. 

Kalla  m  acetieam.  Werden  10  ccm 
einer   5proc.  Lösung    mit   Salpetersäure 

angesäuert,   mit  0,1  ccm  ^^  Silbernitrat 

versetzt  und  filtrirt,  so  darf  das  Filtrat 
darch  weiteren  Zusatz  von  Silbernitrat 
nicht  verändert  werden. 

Kaliam  bicarbonicuni.  Die  trocke- 
nen Krystalle  beginnen  bei  100^  Kohlen- 
säure zu  verlieren;  beim  Glühen  beträgt 
der  schliessliche  Gesammtverlust  (an  COg 
und  H2O)  30,97  pCt.  Die  wässerige  Lös- 
ung (bei  150  ist  das  Salz  in  3,2,  bei  50» 
in  1,9  Th.  Wasser  löslich)  verliert  einen 
Theil  der  Kohlensäure  schon  bei  gewöhn- 
licher Temperatur,  so  dass  die  anfangs 
gegen  Lackmus  und  Phenolphthalein  neu- 
trale Lösung  bald  (nach  der  Germ,  von 
Anfang  an)  schwach  alkalische  Beaction 
zeigt.  Als  Grenze  für  den  Gehalt  an 
Monocarbonat  wird  bestimmt,  dass  die 
Lösung  von  0,5  g  Salz  in  10  ccm  Wasser 
durch  1  Tropfen  1  proc.  Phenolphthale'in- 
lösung  nicht  sogleich  geröthet  werden 
soll.  Als  Identitätsprobe  ist,  wie  bei 
fast  allen  Kaliumverbindungen,  der  reich- 
liche gelbe  Niederschlag  angeführt,  wel- 
chen Natrium-Kobaltnitrit  in  der  wässe- 
rigen Lösung  erzeugt.  0,5  g  zu  10  ccm 
gelöst  und  mit  Essig-  und  Salpetersäure 
angesäuert  müssen  nach  Zusatz  von  0,1  ccm 

jQ  Silbernitrat  ein  gegen  weiteren  Zusatz 

von  Silbemitrat  indifferentes  Filtrat  geben. 
1  g  erfordert  zur  Neutralisation,  unter 
Verwendung  von  Methyl -Orange  als  In- 

dicator,  10  ccm  y  Schwefelsäure. 

Kaliam  bromatnm.  Als  Grenze  für 
einen  etwaigen  Gehalt  an  Kaliumcarbonat 
soll  1  g  des  Salzes  in  10  ccm  einer  aus 

100  ccm  Wasser  und  0,2  ccm  y  Schwefel- 
säure hergestellten  Mischung  gelöst  und 
mit  einigen  Tropfen  Phenolphthalein  ver- 
setzt werden,  wodurch  keine  Röthung 
eintreten  darf.    0,5  g  des  gut  ausgetrock- 


nelen  Salzes,  in  10  ccm  Wasser  gelöst 
und  mit  2  Tropfen  Kaliumchromat  ver- 
setzt, dürfen  zum  Eintritt  dauernd  rolher 
Färbung  nicht   mehr   als   42,85  (42,33 

Germ.)  ccm  jg  Silbernitrat   verbrauchen, 

also  höchstens  3  pCt.  (1  pCt.  Germ.)  Chlo- 
rid enthalten. 

Kaliam  earbonienm.  Darf  bei  Lös- 
ung in  20  Th.  Wasser  keinen  BOckstand 
(Erden)  lassen  und  bei  Neulralisinmg 
mit  Salzsäure  weder  den  Geruch  nach 
brennendem  Schwefel,  noch  eine  weisse 
Trübung  zeigen  (Hyposulfit).  Bleiacetal 
muss  von  dem  Salze  vollkommen  weiss 
gefällt  werden  (Sulfid).  Ein  etwaiger 
Chlorgehalt  muss  in  0,5  g  Salz  nach  Lös- 
ung  in  verdünnter  Salpetersäure  durch 

0,1  ccm  jQ  Silbernitrat  vollständig  besei- 
tigt werden.  Von  Eisen  ist  eine  sehr  ge- 
ringe Spur  zulässig;  sonstige  Metalle, 
Cjan,  Nitrat  und  Sulfat  dürfen  nicht  za- 

{^egen  sein.    0,69  g  müssen  zur  Neutra- 
isirung,   unter  Benutzung  von  Methyl- 
Orange  als  Indicator,  mindestens  9,5  ccm 

y  Schwefelsäure  («=  95  pCt.  KjCOs)  ge- 
brauchen. Bisher  war  dem  Salze  die  For- 
mel (K2C08)2 +- 3  H9O  beigelegt,  wonach 
es  mindestens  81  pGt.  (rechnungsmässig 
80,636  pCt.)  KgCOs  enthalten  sollte. 

Kaliam  ehloricam.  Nachdrflckliehsi 
wird  zur  Vo  r  s  i  c  h  t  ermahnt  beim  Mischen 
mit  organischen  Substanzen  (Kork,  Gerb- 
säure, Zucker  etc.),  Schwefel,  Schwefel- 
antimon,  Phosphor  und  anderen  leicht 
oxydirbaren  Körpern. 

Kaliam  eitricam  effervescens.  Neu. 
63  g  Citronensäure,  90  g  Kaliumbicarbonat 
und  47  g  Zucker  werden  je  für  sich  ge- 
pulvert, in  einem  warmen  Mörser  ge- 
mischt, die  entstehende  gleichförmige 
Paste  rasch  bei  einer  120  ^  nicht  über- 
steigenden Temperatur  getrocknet  nnd 
pulverisirt. 

Kaliam  jodatum.  Farblose,  dorch- 
sichtige  oder  durchscheinende  Krystalle 
oder  weisses,  körniges  Pulver.  Die 
weissen,  undurchsichtigen  Kry- 
stalle werden  als,  aus  alkalischer  Lös- 
ung entstanden,  fQr  minder  rein  bezeich- 
net, was  nicht  als  allgemein  g&ltig  zu- 
gestanden werden  kann,  da  es  möglieli 


609 


ist,  aus  derselben  Lauge  nach  Belieben 
durchsichtige  oder  porzellanartige  Kry- 
stalle  zu  gewinnen  und  sich  bisweilen 
sogar  beide  Sorten  in  demselben  Krystall- 
anschuss  finden.  Die  wässerige  Lösung 
soll  gegen  Lackmus  neutral  oder  kaum 
merklich  alkalisch  sein;  zur  Begrenz- 
ung der  Alkalinität  soll  1  g  in  Wasser 

gelöst,  mit  0,05  ccm  (1  Tropfen)  ^  Oxal- 
säure gemischt  und  darauf  1  Tropfen 
Phenolphthalein  zugesetzt  werden,  wo- 
durch, auch  beim  Erwärmen,  keine  Färbung 
entstehen  darf.  1  g  Salz  soll  sich  in  2  ccm 
Spiritus  von  0,928  ohne  Bückstand 
(fremde,  minder  lösliche  Salze)  lösen. 
Soll  mindestens  99,5  pCt.  Beinsnbstanz, 
KJ,  enthalten,  so  dass  0,5  g  des  gut  ge- 
trockneten Salzes  in  10  ccm  Wasser  nebst 
2  Tropfen  Ealiumchromat  gelöst,  nicht 
mehr  als  30,25  und  nicht  weniger  als 

30  ccm  j^  Silbernitrat  zu  dauernder  Böth- 
ung  erfordern. 

Kalinm  permanganicam«   Zur  Prüf- 
ung auf  Sulfate  und  Chloride  kocht  man 
0,5  g  Salz  entweder  mit  10  ccm  Wasser 
und  10  com  Ammoniak,  oder  mit  20  ccm 
Wasser  und  4  ccm  Alkohol,  bis  zur  voll- 
ständigen Zersetzung,   säuert   dann   das 
farblose  Fi I trat  mit  Salpetersäure  an  und 
setzt   zu    einer  Probe  Chlorbaryum,   zu 
einer    anderen    Silbernitrat.     lux    einer 
weiteren    Probe    von  5  ccm    setzt  man 
1  Tropfen    Diphenylamin  und   hiemach 
I  ccm  reine  concentrirte  Schwefelsäure, 
so  dass  dieselbe  eine  Schicht  am  Boden 
bildet:  eine  an  der  Grenzlinie  entstehende 
blaue  Färbung  zeigt  Nitrat  oder  Chlorat 
an.    Wird  0,1  g  Salz  in  10  ccm  kochen- 
dem Wasser  gelöst  und  vorsichtig  1  ccm 
Schwefelsäure  zugesetzt,  so  dürfen  zur 
vollständigen  Enterbung  nicht  weniger 

als  31,3  ecm  ^  Oxalsäure  ausreichen,  ent- 
sprechend einem  Minimalgehalt  von  98,7 
pCt.  an  reinem  Salz. 

EAlimn  sülfaratum.  In  altherge- 
brachter und  bekannter  Weise  aus  1  TL 
sublimirtem  Schwefel  und  2  Th.  Kalium- 
carbonat  herzustellen.  Letzteres  sollte 
bisher  81,  jetzt  aber  mindestens  95  pGt. 
K.JCO3  enthalten,  jetzt  auch  noch  beson- 
ders  getrocknet  sein,   so   dass   ein 


nahezu  lOOproc.  Ealiumcarbonat  zu  ver- 
wenden ist,  zu  dessen  völliger  Ueber- 
führung  in  Schwefelleber  nicht  1  Theil, 
sondern  fast  IViTh.  (1,237)  Schwefel  er- 
forderlich ist.  In  diesem  Verhältniss  muss 
also  der  Schwefelzusatz  erhöht  werden, 
wenn  nicht  eine  erhebliche  Menge  Oar- 
bonat  unzersetzt  bleiben  soll.  1  g  Schwefel- 
leber muss  nach  Verreiben  mit  lg  krystal- 
lisirtem  Eupfersulfat  und  10  ccm  Wasser 
ein  Filtrat  geben,  welches  gegen  Schwefel- 
wasserstoff indifferent  ist. 

Kamala  soll  beim  Verbrennen  nicht 
mehr  als  8  pCt.  (nach  Germ.  6  pCt.) 
Asche  liefern. 

Lignam  Quassiae.  Wird  auch  jetzt 
wieder  als  geruchlos  bezeichnet,  was 
wir  für  unrichtig  halten. 

Linimentam  ammoniatiiin.   Ein  bei 

Bedarf  frisch  herzustellendes  Gemisch  aus 
600  ccm  (=  555  g)  Baumwollensamenöl, 
350  ccm  (=  336  g)  Ammoniak  und  50  ccm 
(»41g)  Alkohol  (bisher  aus  7  Th.  Baum- 
wollensamenöl und  3  Th.  Ammoniak). 

Linlmentom  Saponis  moUis.  Neu. 
Lösung  von  650  g  selbst  bereiteter  Eali- 
seife  in  300  ccm  Alkohol,  20  ccm  Lavendel- 
öl  und  so  viel  Wasser,  um  1000  ccm 
Filtrat  zu  gewinnen. 

Liquor  Acidi  arsenicosi.  Bisher  ent- 
hielten 100  g,  jetzt  100  ccm  der  Lösung 
1  g  arsenige  Säure  in  salzsaurer  Lösung 
(mithin  mehr  oder  weniger  als  Arsen- 
chlorid). Die  Salzsäure  ist  im  Verhält- 
niss von  638:  525  vermindert  worden. 

Liqnor  Ammonii  acetiei.  Wie  bis- 
her eine  etwa  7  proc.  Lösung  von  Ammo- 
niumacetat,  die  bei  jedesmaligem  Bedarf 
derart  frisch  bereitet  werden  soll,  dass 
5  g  Ammoniumcarbonat  in  festen,  durch- 
scheinenden Stücken  (frei  von  pulverigem 
Bicarbonat)  nach  und  nach  in  100  ccm 
verdünnte,  6  proc.  Essigsäure  eingetragen 
werden.  Soll  säuerlich  schmecken  und 
sauer  reagiren,  während  bisher  Neutra- 
lität oder  nur  schwach  saure  Beaction 
gefordert  wurde. 

Liquor  Ammonii  canstiei.  Werden 
10  ccm  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
übersättigt,  so  darf  kein  brenzUcher  Ge- 
ruch und  keine  rothe  Färbung  bemerkbar 

werden,  und  nach  Zusatz  von  1  ccm  ^ 


610 


Kalinmpermanganat  darf  die  dadurch 
bewirkte  rothe  Färbung  binnen  iO  Minu- 
ten nicht  vollständig  verschwinden  (leicht 
oxydirbare  Substanzen). 

Liquor  Ammonil  caostiei  fortior. 

Gehalt  an  NH3  28  pCt.,  spec.  Gew.  0,901 
(bisher  0,900).  1,7  g  (=  1,887  ccm)  er- 
fordern zur  Neutralisation,  mit  Bosolsäure 

als  Indicator,  28  ccm  y  Schwefelsäure. 

Liquor  Natri  chloratl.  Der  Chlor- 
kalk wird  nicht  mehr  in  Form  eines 
dfinneo  Breies,  sondern  in  filtrirter 
wässeriger  Lösung  mit  der  heissen 
Sodalösung  gemischt  und  der  dabei  ent- 
stehende Niederschlag  durch  eine  zweite 
Filtration  beseitigt. 

Lithium   eitricum   effervescens   ist 

ein  pulverfbrmiges  Gemisch  aus  7 Lithium- 
carbonat, 28Natriumcarbonat,  37  Citronen- 
säure  und  28  Zucker. 

(Fortsetzung  folgt) 


Sitzung  der  Fharmaoeutischen 
Gesellschaft  in  Berlin 

am  5.  Oetol^er  1898. 

Als  erster  Redner  ergriff  Herr  Professor 
Schweififurth  das  Wort  zu  seinem  Vortrage 
über 

Balsam  und  Myrrhe. 

Der  Mekkabalsam  stammt,  wie  Hedner 
an  Ort  und  Stelle  festzustellen  vermochte, 
ausschliesslich  von  Commiphora  (Bal- 
samodeudron)  Opohalsamum,  einer  in 
den  Uferländern  des  Bothen  Meeres,  südlich 
vom  Wendekreise  weit  verbreiteten  Art.  Dieser 
dickflüssige  Mekkabaleam,  welcher  den  Alten 
vorzugsweise  als  Aromatum  bekannt  war, 
während  ihnen  die  feste  Myrrha  mehr  als 
Arzneimittel  diente,  ist  jenes  in  der  Bibel 
vielerwähnte  Product,  Namens  ^Di^or'',  wel- 
ches alle  Uebersetzer,  von  den  Septuaginta 
an,  als  Myrrhe  deuteten.  Theophrast  erwähnt 
der  letzteren  „afjLVQvrj'^  neben  Balsam  und 
Weihrauch,  ebenso  Dioscorides;  Plinius  be- 
schreibt die  Myrrhe  ziemlich  genau.  Im  alten 
Testament  ist  keine  Andeutung  über  dies 
Gummiharz  nachzuweisen.  FL  Josephus 
spricht  wiederholt  vom  Balsam,  erwähnt  aber 
die  Myrrhe  nie. 

Die  Art  der  Gewinnung  des  Mekkabalsams 
ist  noch  nicht  genau  bekannt ,  dieselbe  ge- 


Bchiebt  auch  gegenwärtig  noch  in  der  Gegend 
von  Mekka.  Die  Zweigspitzen  sind  nur  in 
einer  Ausdehnung  von  wenigen  Centimetern 
saftstrotzend  und  aussen  wie  geOrniast.  Aus 
Verletzungen  treten  nur  so  winzige  Tröpfchen 
aus,  das8  ein  Ansammeln  derselben  kaum 
denkbar  erscheint,  obwohl  Theophrast  von 
einem  „fein  ausfliessenden  Safte"  spricht. 
Schfoeinfurth  hält  es  für  wahrscheinlicher, 
dass  der  Balsam,  welcher  leichter  als  Walser 
ist,  durch  Uebergiessen  der  zerstampften 
Zweigspitzen  mit  heissem  Wasser  gewonnen 
wird.  Je  nachdem  auch  die  Blätter  oder 
Bindenstücke  mit  dazu  genommen  werden, 
dürfte  die  Farbe  dunkler  oder  heller,  die 
Consistenz  dicker  oder  dunner  ausfallen.  Der 
Geruch  erinnert  an  den  grüner  Riefemzapfen. 
Der  Preis  beträgt  pro  Dirhem  =  3,93  g  50  Pf. 
in  den  Drogenbazaren  zu  Cairo. 

Die  Myrrhe  stammt  von  3  bis  4  Arten 
derselben  Gattung.     Die  aus  Arabien  kom- 
mende   Sorte    wird    hauptsächlich    von    C. 
abyssinica  gewonnen,  wie  Deflers  fand, 
und  von  C.  Schimperi  sah  Redner  selbst 
in  Yemen  Harzausscheid ungeu  am  Stamme, 
welche  der  käuflichen   Myrrhe  vollkommen 
glichen.    Beide  Arten  sind  auch  im  nord- 
abyssinischen  Gebirgslande  sehr  verbreitet, 
werden  aber  daselbst  nicht  ausgebeutet;  eben 
so  wenig  wird  das  dort  aus  verletzten  Stellen 
anderer      Commiphora- Arten      austretende 
myrrhenähnliche  Harz  in  grösseren  Mengen 
in    den    Handel   gebracht.      Diejenige    Art, 
welche  die  vom  Somallande  ausgeführte ,  be- 
reits von  Plinius  erwähnte,  von  der  ardbiacben 
abweichende  Sorte  liefe/t,  ist  noch  nicht  fest- 
gestellt.    Die  von  Nees  von  Esenheck  be- 
schriebene C.  Myrrha ,  welche  Ehrenberg  in 
Yemen  sammelte  und  angeblich  die  eigent- 
liche Stammpflanze  der  Myrrha  sein  sollte, 
eine  Angäbe,  die  in  alle  pbarmakogoostUchen 
Werke  überging,  liefert  weder  Myrrhe,   noch 
ist  an  ihr  überhaupt  ein  Geruch  oder  eine 
Ausscheidung   irgend   welcher  Art   wahrzu- 
nehmen. Ehrenberff'e  Originalnotiz  zu  dieser 
Art  besagte   auch   nur:    „Liefert  vielleicht 
auch  Myrrhe,  doch  ist  dies  nicht  genügend 
constatirt'^ 

Hierauf  machte  Herr  Dr.  C.  Schlicht  einige 
Mittheilungen  über 

Chloroform. 

Eine    von    demselben    untersuchte    neue 
Marke    Chloroform,     purissimum     anglicoin 


«11 


Salamon  in  blauen  Flaschen  mit  Kork- 
rerschluss    (der   schlecht  schliesseude   Glas- 
stöpsel hängt  daneben)  enthielt  1  pCt.  Alkohol, 
hielt  die  Proben  des  Arzneibuches  aus,  soll 
auch  in  der  Wirkung  sufriedenstellend  sein, 
ist  aber  doppelt  so  theuer  als  die  Marke  £.  H. 
und  nicht  besser.    Eine  andere  von  Heuer  in 
Cotta  bei  Dresden  gesandte  Ohloroformprobe, 
welche  i/iopCt.  Alkohol  enthielt,  hatte  sich 
in  halbgefüllter  weisser  Flasche,   stets  dem 
Tageslichte  (theilweise  auch  der  Sonne)  aus- 
gesetzt, vom  3.  Juli  1891  bis  Mitte  Juli  1893 
gebalten,  zu  welcher  Zeit  erst  Zersetzung  ein- 
trat.   Bezüglich  des  aus  Salicylid- Chloroform 
hergestellten     Chloroforms      bemerkte     Dr. 
Schacht    in   Uebereinstimmung   mit  Beider, 
dass  dasselbe  in  alkoholfreiem  Zustande  sich 
eben  so  leicht  zersetzt  wie  andere  alkoholfreie 
Marken ,   da^s  überhaupt  das  chemisch  reine 
Product  keine  Vorzüge  vor  guten  Handels 
marken     hat,    dagegen    den    Nachtheil    des 
höheren  Preises.  Auch  sei  natürlich  die  jedes- 
malige Darstellung  am  Reccptirtische  unaus 
fühlbar,    was   insbesondere   dann   noch  von 
H.  Göldner  hervorgehoben  wurde.    Das  auf 
elektroljtischem  Wege  aus  Aceton  angeblich 
in    Frankreich    dargestellte  Chloroform    hat 
Schacht  bisher  nirgends  erhalten  können. 

Im  Anschlüsse  hieran  erwähnte  Dr.  Schol" 
vien,  dass  ihm  jüngst  ein  Chloroform  vor- 
gekommen sei,  in  welchem  Salzsäure  durch- 
aus nicht  nachzuweisen  gewesen,  das  aber 
doch  Phosgen,  schon  am  Gerüche  kennt- 
lich, enthalten  habe.  Der  directe  Nachweis 
desselben  gelingt,  wenn  man  dem  Chloroform 
etwas  Anilin  in  Benzol  gelöst  oder  Amido- 
phenetol  zusetzt,  indem  dann  eine  Trübung 
von  Phenyl-  bezw.Phenetolharnstoff  entsteht. 

Alsdann  verlas  Herr  Dr.  Siedler  eine  vor- 
läufige Mittbeilung  aus  dem  jtfarpnanfi'schen 
Institate  in  Leipzig  von  Seemann  in  Varel: 

Ueber     den    Einfluss    des   Gewitter- 

regen»  auf  die  Anzahl  der  Keime  in 

absesehlossenen  Gewässern, 

aus  welcher  eine  enorme  Steigerung  der 
Keimaozabl  hervorging.  Zudem  war  ein 
neaer  Bacillus  aufgefunden,  welcher  mit  dem 
B.  sulcatus  Aehnltchkeit  hat,  sich  aber  wesent- 
lich durch  endständige  Sporenbildung  unter- 
scheidet. Wegen  seines  Verhaltens  auf 
Gelatine,  speziell  wegen  der  Bildung  gezack- 
ter    Kolonien,  wurde  dieie  Form  mit  dem 


Namen  B.  crenatus  belegt.  Aueh  hatten  sich 
noch  andere  Bacterien  während  des  Gewitter- 
regens eingefunden ,  welche  vorher  gefehlt 
hatten.  Eine  ausreichende  Erklärung  dieser 
Erscheinung  hatte  Verfasser  nicht  gefunden. 
Zu  letzterem  Punkte  bemerkte  Siedler,  dass 
man  dabei  vielleicht  an  elektrische  Reis- 
erscheinungen denken  könne  (Elektrotropis* 
mus),  oder  auch  an  die  Zuführung  von  Sauer- 
stoff. Der  Einfluss  elektrischer  Strömungen 
auf  die  Pflanzen  sei  erwiesen  und  man  könne 
sich  sehr  wohl  vorstellen,  dass  ein  stehendes 
Gewässer,  allmählich  sauerstoffarm  geworden, 
bei  plötzlicher  grosser  Sauerstoffzufuhr  den 
zahllosen  Organismen  eine  so  vortreffliche 
Gelegenheit  zur  Entwickelung  bietet,  dass 
eine  rapide  Steigerung  der  Keimzahl  die 
Folge  ist. 

Nachdem  dann  noch  von  anderer  Seite  auf 
die  Unzulänglichkeit  dieser  Beobachtungen 
bezüglich  Verallgemeinerung  des  Resultats 
aufmerksam  gemacht  war,  erläuterte  Herr 
Dr.  Tkoms  eine  grössere  Anzahl  von 

Mikrophotographien 

des  Herrn  Hauer  in  Oberhausen.  Dieselben 
betrafen  pharmakognostische  Objecte,  Haare, 
Bacterien  und  Blut  und  stellten  meist  Demon- 
strationsobjecte  gerichtlicher  Fälle  dar.  Die 
Ausführung  der  Mikrophotographien  war  eine 
ausgezeichnete.  Wer  die  Schwierigkeiten 
kennt,  welche  sich  derartigen  Aufnahmen  ent- 
gegeuBtellen ,  wird  das  doppelt  anerkennen 
müssen.  Unzweifelhaft  ist  die  lichtempfind- 
liche Platte  zu  mikroskopisch-pharmakognost- 
Ischen  Zwecken  nicht  immer  geeignet ,  wenn 
aueh  der  verfolgte  Zweck,  den  Geschworenen, 
als  Laien ,  ein  augenfälliges  Kennzeichen  zu 
bieten,  alle  Beachtung  verdient.  Zur  Auf- 
nahme von  Bacterien,  Blut  etc.  hat  sich  da« 
gegen  die  Mikrophotographie  bereits  fast  un- 
entbehrlich gemacht.  In  einer  kurzen  Ein- 
sendung über 

Blntnntersncliangen 

erklärt  Hauer  es  für  unstatthaft,  aus  den 
Durchmessern  der  Blutzellen  die  Thierklassc 
bestimmen  zu  wollen,  da  die  Grenzwerthe 
allzunahe  an  einander  liegen,  wobei  auch 
noch  die  Ungenauigkeit  der  feinen  Mess- 
instrumente  zu  berücksichtigen  ist.  Indessen 
kann  die  Photographie  zur  Messung  der  Blut- 
sellen Anwendung  finden.  W, 


1 


612 


Aus  dem  Bericht 
von  Schimmel  &  Co.  in  Leipzig. 

Ootober  1898. 

Bayöl.  Das  ah  CoBmeticum  sehr  beliebt 
gewordene  Bayöl  bat  eia  spec.  Gew.  too 
0,975  bis  0,990;  die  Abwesenheit  von  Nelken- 
und  Pimentöl,  womit  es  gern  yerfölscbt  wird, 
wird  durch  folgende  Probe  nachgewiesen: 
„3  Tropfen  des  Oeles  werden  mit  3  Tropfen 
starker  Schwefelsäure  gemischt;  die  Mischung 
muss  nach  Verlauf  einer  halben  Stunde  eine 
harzige  Beschaffenheit  annehmen  und  darf, 
nachdem  4  ccm  verdünnter  Weingeist  hinzu- 
gefügt sind,  beim  Kochen  keine  rothe  Lösung 
geben.  ^ 

Bittermandelöl ,  künstliches.  Unsere 
(Seh,  S  Co.)  Annahme,  dass  Benzaldehyd 
vollständig  unschädlich  sei  und  deshalb  für 
Genusszwecke  unbedenklich  verwendet  werden 
könne,  ist  von  Kohert  wiederlegt  worden; 
nach  dessen  Erfahrungen  wirkt  Benzaldehyd 
bei  grösseren  Dosen  sehr  eingreifend  auf  das 
Nervensystem  und  auf  den  Stoffwechsel ,  da- 
gegen nicht  aufdasBlut  und  unterscheidet  sich 
durch  letztere  Eigenschaft  vom  Nitrobenzol. 

Citronellöl.  Für  die  Praxis  ist  folgende 
Probe  auf  etwaigen  Zusatz  von  fettem  Gel 
oder  Petroleum  (Keroeenöl)  zu  empfehlen: 
„1  Th.  Citronellöl  muss  mit  10  Th.  Wein- 
geist von  80  Volumprocenten  eine  klare  oder 
höchstens  schwach  opalisirende  Lösung  geben, 
aus  welcher  sich  auch  bei  längerem  Stehen 
nichts  ausscheiden  darf/' 

GorianderÖl,  Die  leichte  LösHchkeit  des 
Oeles  in  verdünntem  Weingeist  ist  ein  guter 
Anhaltspunkt  zur  Beurtheilung  seiner  Rein- 
heit; echtes  Corianderöl  giebt  nämlich  schon 
mit  3  Th,  Weingeist  von  70  Volumprocenten 
bei  20^  eine  klare  Lösung,  während  Terpen- 
tinöl, Cedernholzöl  etc.  ungelöst  bleiben.  — 
Der  wichtigste  Bestandtheil  des  Corianderöls, 
das  Coriandrol  (Ph.  0.  32,  221)  ist  nach 
Barbier  als  rechtsdrehende  Modification  des 
Linalools  (Ph.  C.  33,  216  und  277)  an- 
zusehen. Beide  Körper  besitzen,  bis  auf  das 
Rotationsvermögeo,  das  bei  beiden  entgegeu- 
geset/.t  ist,  dieselben  physikalischen  Eigen- 
schaften, und  zeigen  sich  auch  chemisch  voll- 
ständig identisch.  Sie  geben  bei  der  Oxydation 
denselben  Aldehyd  (Citral),  spalten  in  gleicher 
Weise  Wasser  ab  und  endlich  lassen  sich  beide 
durch  geeignete  Behandlung  in  Geraniol  über- 
fuhren. 


Nelkenöl.  Um  vielfachen  Nachfragen  za 
genügen,  halten  Seh.  <fk  Co,  auch  reines 
E  u  g  e  n  o  1  in  grösseren  Mengen  vorräthig. 
Dasselbe  entspricht  in  Bezug  auf  specifisches 
Gewicht,  Siedepunkt  und  Löslichkeit  in  Kali- 
lauge genau  den  Anforderungen,  die  die  Phnr* 
makopöe-Commission  (Ph.  C.  34,  505)  nn 
Eugenol  gestellt  hat. 

Pfefferminzöl.  Seh.  dk  Co.  bringen  zum 
ersten  Male  ein  aus  selbst  erbauter  Pfeffer- 
minze gewonnenes  Destillat  auf  den  Markt, 
das  den  feinsten  englischen  Gelen  vollkommen 
ebenbürtig  ist  und  sich  noch  durch'  grosse 
Löslichkeit  auszeichnet. 

Beaedaöl  aus  frischen  Blüthen  destil- 
lirt  hat  die  Consistenz  des  Irisöles,  gieht  den 
schönen  Resedageruch  in  voller  Natürlichkeit 
wieder  und  ist  von  erstaunlicher  Ausgiebig- 
keit. —  Resedaöl  aus  frischen  Wurzeln 
ist  dem  aus  Blüthen  durchaus  unähnlich;  es 
besitzt  einen  ausgeprägten  Rettiggerucb,  ent- 
hält Schwefel  und  ist  —  im  Gegensatz  su  dem 
Senföl  —  in  der  frischen  Wurzel  fertig  ge- 
bildet enthalten;  getrocknete  Wurzel  ist 
geruch-  und  geschmacklos.  Seh.  dt  Co.  be- 
halten sich  eine  nähere  Untersuchung  dieses 
merkwürdigen  Oeles  vor. 

Moschns,  künstlicher.  Der  yielbesprochene 
Moschus  Bawr  (Ph.  C.  34 ,  242)  hat  sich  bei 
einer  eingehenden  chemischen  Untersuchung 
nicht  als  einheitlicher  Körper,  was  schon 
früher  vermuthet  wurde,  sondern  als  ein 
Gemisch  aus  etwa  90  Th.  Antifebrin  (Acet- 
anilid)  und  10  Th.  des  riechenden  Stoffes, 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Trinitrohntyl- 
toluol,  erwiesen!  q. 


Eine  Salolreaction. 

Setzt  man  zu  einer  kleinen  Menge  Said 
(in  einer  Porzellanschale)  einige  Tropfen 
Salpeterschwefelsäore,  so  färbt  sich  das  6^ 
menge  gelb,  hierauf  bald  braun,  schliesslich 
grün.  Setzt  man  hierauf  Wasser  hinzu,  so 
wird  das  Gemisch  beim  Umrühren  röthlieb 
und  auf  Zusatz  von  Ammoniak  wieder  gnio- 
lich.  Wird  Resorcin  ebenso  behandelt,  ^ 
tritt  zuerst  eine  schön  dunkelblaue  Färbung 
auf,  welche  auf  Zusatz  von  Wasser  einer 
rothen  Färbung  Platz  macht,  die  nach  An- 
moniakzusatz  wieder  in  Blau  übergebt. 

3owm.  de  pharm.  d'Auttn^ 


613 


Zur  Bevision  der  dritten  Ausgabe ,  ung  auf  metallisches  Quecksilber,  die  mehr 


des  Arzneiboches  fär  das  Deutsche 

Reich.  *) 

(IV.)  Portseteung  von  Seite  597. 

Empl.  Cantharidam  ordin.  hat  keine 
Aenderung  erfahren.  Der  Vorschlag,  das 
Pflaster  mittelst  Cantharidin  herzustellen, 
weil  es  in  manchen  Apotheken  so  selten  ver- 
langt wird,  dass  es  schwer  fallt,  es  immer  in 
wirksamem    Znstande    yorräthig   zu   haben. 


fach  für  nothwendig  erachtet  wurde,  ist  nicht 
aufgenommen  worden,  es  scheint  sieh  also  die 
Meinung  von  Fels  (Ph.  C.  31,  110),  dass  der 
oftmals  beobachtete  Gehalt  an  metallischem 
Quecksilber  auf  einem  Irrthum  beruhe,  be- 
stätigt zu  haben. 

Hydrargymm  ozydatnm  via  hnmida 
paratum.  Verschärfte  Prüfung  auf  Chloride 
wie  bei  Hydrargyrum  oxydatum.  —  Als  Er- 
gänzung zur  Oxalatprobe  bringt  die  Commis- 


ten. 

EmpU  Cantharidam  perpetnum, 
pro  nsn  Teterinario, 

—  Cemssae, 

—  fascum  camphoratum  und 

—  Hydrargyri 
sind  unverändert  geblieben. 

Hydrai^Smun    ozydatnm.    Der    zweite 
Absatz  des  Textes  ist  redactionell  geändert 
worden,  aber  mit  nicht  viel  Glück,  besonders 
was  die  Beschreibung  der  Prüfung  auf  Sai- 
petersäare  betrifft :  „  Wird  lg  Quecksilberoxyd 
mit  J2ccfn  Wasser  geschtUteU,  dann  mit  2ccm 
Schwefelsäure  versdet  und  hierauf  mit  1  ccm 
Ferrosulfailösung  Überschichtet,  so  eeige  sich 
auch   nach  längerem  Stehen  keine  braune 
Zone  in  der  Mischung."   Das  Wort  „Misch- 
ung" ist  hier  gar  nicht  am  Platze,  es  sollen 
ja  eben  zwei  Flüssigkeiten  über  einander  ge- 
schichtet  werden,    damit  keine   Mischung 
entsteht.    Der  ganze  Satz  ist  verfahren,  wenn 
auch  nicht  so  schlimm ,  wie  im  Arzneibuche, 
wonach  1  g  Quecksilberoxyd  auch  nach  länge- 
rem Stehen  keine  gefärbte  Zone  zeigen  darf; 
er  würde  ungefähr  so  lauten  müssen:  Wenn 
man  1  g  Quecksilberoxjd  mit  2  ccm  Wasser 
schüttelt,  dann  2  ccm  Schwefelsäure  hinzu- 
fügt und  die  Mischung  mit  Iccm  Ferrosulfat- 
lösung  überschichtet,  so  darf  sich  auch  nach 
längerem  Stehen  zwischen  den  beiden  Flüssig- 
keiten  keine  braune  Zone  zeigen.  —   Die 
Prüfung  auf  Chlor  ist  verschärft  worden ,  sie 
soll   ausaerdem    in   essigsaurer   Lösung   ge- 
schehen,    da  nach   den  Beobachtungen  von 
Fischer  in  salpetersaurer  Lösung  sich  erheb- 
liche Mengen  Chlorid  dem  Nachweise  ent- 
ziehen können :  „Die  mit  Hilfe  von  verdünn- 
ter Essigsäure  dargestellte  wässerige  Lösung 
(1  =3  100)  sei  Tdar  und  werde  durch  Silber- 
nitratlösung nicht  verändert,"  —  Eine  Prüf- 


bleibt  künftiger  Beschlussfassung  vorbehal- 1  b>o°  die  zuverlässige  und  schnell  ausfuhr- 
bare mikroskopische  Prüfung  in  Vorschlag: 
„Gelbes  Pulver,  in  welchem  bei  200 f acher 
Vergrösserung  nichts  Kristallinisches  wahr- 
nehmbar sein  darf," 

Hyoscinnm  hydrohromatum.  Die  Com- 
mission  hat  an  dem  Artikel  keine  Aenderung 
vorgenommen  und  nur  in  Erwägung  gezogen, 
ob  nicht,  entsprechend  den  Untersuchungen 
von  E.Schmidt  (Ph.  C.  32,  608  u.  33,  628), 
der  Name  Hyoscin  in^Scopolamin  umzuändern 
sei.  Es  wird  Niemandem  ein  Schaden  erwach- 
sen, wenn  dieser  unheimlich  giftige  Körper 
in  einer  neuen  Ausgabe  des  Arzneibuches 
überhaupt  nicht  wieder  Aufnahme  findet. 

Physostigminum  salicylicam.  Die  con- 
centrirten  Lösungen  des  Physostigminsalicy- 
lats  röthen  blaues  Lackmuspapier  sofort,  ver- 
dünntere  nach  einiger  Zeit;  der  Satz:  „die 
Lösungen  verändern  Lackmuspapier  nicht** 
ist  deshalb  abgeändert  worden  in :  „die  wäs- 
serige Lösung  (1  ^100)  verändert  Lackmus- 
papier nicht  sofort".  —  Die  übrigen  kleinen 
Aenderungen  sind  nur  redactioneller  Art. 

Physostigminum  sulfaricum  hat  nur  re- 
dactionelle  Aenderungen  erfahren. 
Filniae.    Unverändert. 
Sirupi,    In   der  Commission   ist  der  Vor- 
schlag gemacht  worden,  dem  Artikel  „Sirupi" 
folgenden  Zusatz  zu  geben:   „Die  aus  vege- 
tabilischen  Substanzen   hergestellten  Sirupe 
werden  noch  kochend  heiss  in  trockene,  er- 
wärmte kleine  Fläschchen  eingefüllt,  welche, 
mit  Kork  und  Paraffin  verschlossen ,  bei  der 
Temperatur   des   Aufbewahrungsraumes    24 
Stunden  stehen  gelassen,  dann  kräftig  umge- 
schüttelt,  verwahrt  werden.** 
Zu  Sirupus  Althaeae, 

—  Amygdalarum, 

—  Ipecacnanhae  und 

—  Liquiritiae 
sind    keine  Aenderungen    in  Vorschlag  ge* 
kommen.        (Fortsetzung  folgt)  g. 


•)  Nach  Apoth.-  Ztg.  Nr.  70. 


614 


Therapeut isclie  HlUlielluniren. 


Geht  Brecliwemstein  in  die  Milch 

über? 

Nach  Versuchen  von  Baum  ist  selbst  bei 
einer  Dosis  Brechweinstein,  die  für  eine  Ziege 
oder  ein  Schaf  längst  die  Grenzea  der  medi- 
camentösen  Bebandlungen  überschritten  hat, 
der  Genuss  der  Milch  dieser  Thiere  für  er- 
wachsene Menschen  ungefährlich.  Er  glaubt 
sogar,  dass  auch  Kinder  nicht  dadurch  ge- 
schädigt werden.  Nach  Baum  rufen  5  g 
Brechweinstein  bei  Schafen ,  4  g  bei  Ziegen 
Vergiftungserscheinungen  hervor. 

Ber.  über  d,  Veterinärtoescn  in  Sachsen  f,  1892, 

S.  156. 


lieber  einige  Gegengifte, 

In  einem  Vortrage  „über  antagonistische 
Ausgleichung  der  Nebenwirkung  einiger  Arz- 
neimittel*' vor  der  Abtheilung  für  Pharma- 
kologie auf  der  65.  Naturforscher -Versamm- 
lung zu  Nürnberg  nahm  Dr.  F.  Schilling- 
Nürnberg  Bezug  auf  die  1883  von  ihm  ge- 
machte Beobachtung,  dass  die  unangenehmen 
Erscheinungen  von  Hyperämie  im  Gehirn 
und  den  Gehörorganen  beim  Gebrauche  von 
S  a  1  i  c  y  1  Präparaten  durch  die  gleichzeitige 
Darreichung  von  Mutterkorn  aufgehoben 
werden.  Umgekehrt  hat  er  in  einem  schweren 
Falle  von  Ergotismus  (Infusum Seealis  cornuli 
10:150  auf  einmal  genommen)  Natriumsali- 
cylat  (4  g  in  100g  Wasser  gelöst)  mit  bestem 
Erfolge  gegeben,  so  dass  er  das  salicylsaure 
Natrium  als  Antidot  gegen  Mutterkornvergift- 
ungen empfiehlt. 

Verfasser  hat  ferner  1 885  Amylnitrit 
als  Antidot  gegen  Cocain  Vergiftung  er- 
kannt, und  umgekehrt  konnte  er  eine  Amyl- 
nitritvergiftung  (Einathmung  von  2,5g  Amyl- 
nitrit) mittelst  einer  Cocaineinapritzung  (1  g 
einer  5proc.  Cocainlösung)  sehr  rasch  zum 
Verschwinden  bringen. 

Zur  Regulirung  der  ungenügenden  Herz- 
thätigkeit  bei  Leuten ,  welche  mit  Klappen- 
fehlern; Fettherz,  chronischer  Myocarditis 
u.  s.  w.  behaftet  sind,  giebt  Schilling  vor  der 
Chloroformnarkose  mit  bestem  Erfolge 
ein  Digitalis  infus  (2,0:180,0,  zweistünd- 
lich 1  Esslöffel)  einige  Tage  hindurch  vor  der 
geplanten  Operation,  Bedner  empfiehlt  Digi- 


talis  als  Präservativ  bei  Chloroformnarkose 
von  Personen  mit  Herzaffectionen.  g. 

Chem  -Zig,  1893,  1366. 


üngueDtum  contra  pemiones. 

E.  Stern  empfiehlt  folgende  Vorschrift: 

Zinci  oxydati  crudi  15,0  g, 
tere  exactiss.  dir^ct.  c. 

Glycerini  45,0  g, 
adde 

Lanolin!    40,0  g. 

Diese  Salbe  wird  allabendlich  auf  die 
Frostbeulen  aufgetragen.  Auch  bei  Tage 
wird  nach  jeder  Waschung  eine  dünne  Schicht 
der  Salbe  eingerieben  und  der  Ueberschuss 
mit  dem  Handtuch  wieder  entfernt.  «. 

Therapeut  Monaish,  1893,  432. 


Zur  Behandlung  der  Krätze. 

Eine  einfache  und  saubere  Methode  ist 
nach  Pharm.  Post  die  von  Ohmann  ange- 
gebene, welche  in  Folgendem  besteht.  Der 
Kranke  nimmt  Morgens  ein  Bad  und  reiht 
sich  hierauf  mit  folgender  Lösung  ein: 
Natrium  thiosulfuricum  und  Aqua  destiliata 
ää  250,0  g.  Nach  dem  Eintrocknen  auf  der 
Haut  müssen  frische  Wäsche  und  frische 
Kleider  angezogen  werden.  Abends  wird 
folgende  Mischung  eingerieben :  Aeidom 
hydrochloricum  dilut um  120,0g,  Aquadestil- 
lata  180,0  g.  Sollte  letztere  zu  scharf  sein, 
80  kann  sie  eventuell  verdünnt  werden.  In 
3  bis  4  Tagen  soll  gänzliche  Heilung  er- 
folgen.    S. 

Ealiumdichromat  als  Ezpectorans. 

Nach  Revue  de  therapeut.  med.  ehir.  hat 
Hutchnis  dieses  Salz  in  folgender  Formel  als 
Expectorans  für  Rinder  empfohlen  and  jahre- 
lang erprobt: 

Kalii  dichromiei .  .  .  0,05  g 
Sacchari  Lactis  .  .  .  0,3  « 
Aquae 100  » 

Diese  Mischung  muss  jedesmal  frisch   he 
reitet  werden.      Nach   DrysdaU  giebt   man 
einem  einjährigen  Kinde  0,001  g  bis  0,003g 
Raliumdichromat  auf  einmal  und  darf  0,015  g 
im  Tage  nicht  überschreiten.  r 


615 


Veclinisclie  RliUlieilunffeii. 


Das  Hefherlicht  als  Lichteinheit. 

Die  physikalisch -tecbnische  Beichsanstalt 
in  Charlottenburg  macht  schon  seit  Jahren 
sämmtliche  Angaben  über  Lichtbtärken  nur 
in  Hefnerlicht;  da  die  zur  Erzeugung 
desselben  nöthigen  Hcfnerlampen  jetzt 
70O  der  genannten  Reichsanstalt  zur  Prüfung 
und  Beglaubigung  angenommen  werden,  er- 
scheinen einige  Angaben  über  das  Hefnerlichi 
am  Platze. 

Im  Jahre  1884  macht  v.  Hefner- Alteneck 

den  Vorschlag   zur  Einführung   eines  tech 

nischen    Lichtmaasses ,    welches    folgender 

massen  beschrieben  wird: 

,^ls  Lichteinheit  dient  die  Leachtkraft  einer 
in  mbig  stehender,  reiner  atmosphärischer  Luft 
frei  brennenden  Flamme,  welche  aas  dem  Qaer- 
schnitt  eines  massiven,  mit  Am^lacetat  gesät- 
tigten Dochtes  aufsteigt,  der  ein  kreisrundes 
DochtrObrchen  aus  Neusilber  von  8  mm  innerem 
und  8,3  mm  äusserem  Durchmesser  und  ^5  mm 
freistehender  Länge  ToUkommen  ausfüllt,  bei 
einer  Flammenhohe  von  40  mm  vom  Rande  des 
Dochtröhrchens  aus  und  wenigstens  10  Minuten 
nach  dem  Anzünden  gemessen.** 

Das  Verhältniss  des  Hefnerlichtes  zu  an- 
deren gebräuchlichen  Lichteinheiten  ist  fol- 
gendes : 

Hefnerlicht 

Lichtstärke  der  deutschen  Ver 

e  ins-  Paraffinkerze(Flam  men 

höhe  50  mm)  .... 
Lichtstärke  der  englischen  Nor 

mal-  (Walrath-)  Kerze  (Flam 

menhdhe  45  mm) .     .     . 

Das  zar  Speisung  der  Hefnerlampe  brauch- 
bare Amjlacetat  mnss  folgende,  von  Bannow 
angegebene  Proben  aushalten : 

1.  Das  0peeifische  Gewicht  muss  0,872  bis 

0,876  bei  15o  betragen. 

2.  Bei    der   Destillation    (im    Glaskolben) 

müssen  zwischen  137  und  143^  wenig- 
stens ^/lo  der  Menge  des  Amylacetats 
überstehen. 

3.  Das  Amylacetat  darf  blaues  Laekmus- 

papier  nicht  stark  roth  färben. 

4.  'Wird    SU  dem  Amylacetat  ein  gleiches 

Volumen  Benzin  oder  Schwefelkohlen 
Stoff  g^egeben,  so  sollen  sich  beide  Stoffe 
ohne  Trübung  mischen. 

5.  Schüttelt    man     in     einem    graduirten 

Qjrlindcr  1  com  Amylacetat  mit  10  com 


=  1,0, 


=  1,2. 


=  1,14. 


Alkohol  von  90  pCt.  (Tralles)  und  10 
ccm  Wasser,  so  soll  eine  klare  Lösung 
erfolgen. 
6.  Ein  Tropfen  Amylacetat  soll  auf  weissem 
Filtrirpapier  yerdunsten,  ohne  einen 
bleibenden  Fettfleck  zu  hinterlassen. 

Das  Amylacetat  ist  gut  verkorkt  am 
besten  im  Dunkeln  aufzubewahren. 

Die  Geschäftsstelle  des  Deutschen  Vereins 
Ton  Gas-  und  Wasserfachmännern  (Hofrath 
Dr.  Bunte  in  Karlsruhe)  giebt  geprüftes 
Amylacetat  in  plombirten  Flaschen  zu  1  Liter 
ab.  8. 

Zeitschr,  f,  Instrumentenkunde, 


Sozhlet'fl  neues  Raffinations- 
verfahren 

für  Zucker  bezweckt,  die  bisher  verwendete 
Knochenkohle  völlig  entbehrlich  zu  machen. 
In  der  Zuckerlösung  wird  eine  sehr  geringe 
Menge  Kieseiguhr  (oder  Bimsteinpulver, 
reines  Cokepulver  u.  dergl.)  und  reines  Holz- 
scbleifmehl  —  von  jedem  etwa  ein  oder  einige 
Zehntelprocent  —  angerührt  und  das  Gemisch 
unter  massigem  Drucke  durch  eine  Filter? 
presse  befordert.  Die  genannten,  im  Zuckerr 
safte  aufgeschwemmten  Stoffe  legen  sich  in 
der  Filterpresse  auf  den  Tuchern  an  und 
bilden  nun  das  Filter.  Die  Wirkung  soll  eine 
ausgezeichnete  sein.  Der  grosse  Vorzug  der 
neuen  Methode  liegt  nicht  nur  darin,  dass  die 
durch  das  Kohleverfahren  bedingten  Verluste 
und  Arbeiten  wegfallen,  sondern  auch  darin, 
dass  man  die  Reinigung  auf  kaltem  Wege 
vollzieht.  S. 

Chem.'Ztg.  1693,  1195. 


Kedactionsproduete  der  Molybdänphos« 
yhorsHure  als  Färbemittel;  J^'.  W.  Schmidt: 
Industr.-BI.  Schmidt  in  Manchen  hat  sich  ein 
Verfahren  zur  Erzeugung  eines  blauen  Farb- 
stoffes patentiren  lassen,  welches  darin  besteht, 
dass  man  den  zu  färbenden  Stoff  mit  einer 
wässerigen  Lösung  von  Ammonmolybdat  kocht^ 
nach  dem  Ausringen  durch  ein  heisses  Bad  von 
Ferrosulfat  oder  Natrinmthiosulfat  hindorch- 
zieht  und  dann  auf  dem  nun  brann  gewordenen 
Stoff  die  Blaufärbung  selbst  duieh  Kochen  mit 
wässeriger  PhosphoreäurelOsung  hervorrurt,  wo* 
bei  sich  in  der  Gewebfaser  Molybdänphospbat 
bildet.  Je  nach  der  Art  des  Aasffirbens 
variiren  die  FarbentOne  von  schon  marineblau 
bis  tief  indigoblatt.  8»' 


626 


Tcrschledcnc  IHItthellnng^eii. 


üeber  die  HersteUung  von 
Diamanten. 

Maissan,  welcher  sich  schon  seit  einer 
Beihe  ¥on  Jahren  mit  eingehenden  Stadien 
tiber  die  drei  Yariet&ten  des  Kohlenstoffs  be- 
schäftigt hat,  ist  es  gelungen,  eine  Modifica- 
tion  herzastellen ,  welche  dnrch  eine  grosse 
Dichte  ansgezeichnet  ist  nnd  die  bekannten 
Eigenschaften  des  Diamanten  aufweist. 

Sättigt  man  Eisen  mit  Kohle  bei  einer 
Temperatur,  die  zwischen  1100  bis  3000 ^ 
liegt,  so  erhält  man  beim  Abkühlen  Terschie- 
dene  Besultate,  je  nach  der  Temperatur,  auf 
welche  die  Masse  erhitzt  worden  war.  Ist  auf 
1100  bis  12000  erhitzt  worden,  so  erhält 
man  ein  Gemisch  von  amorpher  Kohle  und 
Graphit.  Bis  3000^  bildet  sich  ausschliess- 
lich nur  Graphit  und  zwar  in  schön  krystalli- 
sirender,  stark  lichtbrechender  Form.  Zwi- 
schen diesen  Temperaturen  ist  das  Eisen, 
das  Lösungsmittel  des  Kohlenstoffs,  flüssig, 
und  zwar  ist  die  Lösungsfähigkeit  des  Eisens 
für  Kohle  um  so  grösser,  je  höher  die  Tem- 
peratur ist. 

Wesentlich  andere  Verhältnisse  treten 
auf,  sobald  neben  erhöhten  Temperaturen 
auch  erhöhter  Druck  angewendet  wird.  Auf 
Grund  der  Thatsache,  dass  sich  Eisen,  ähnlich 
wie  das  Wasser,  beim  Erstarren  ausdehnt, 
half  sich  der  Verfasser  in  der  Weise,  dass  er 
ein  bei  2000  bis  3000^  geschmolzenes  Eisen 
plötzlich  in  kaltes  Wasser  tauchte.  Die  äussere 
Schicht  erstarrt,  die  innere  bleibt  zunächst 
noch  flüssig,  geht  aber  allmählich  in  den 
festen  Zustand  über,  einen  Druck  dabei  auf 
die  Aussenschicht  ausübend. 

Der  Versuch  wurde  folgendermassen  aus- 
geführt: Zunächst  wurde  Zuckerkohle  in 
einem  Eisencylinder  mittelst  einer  Schraube 
ausgleichemMetallcomprimirt.  Dann  wurden 
150  bis  200  g  weichen  Eisens  im  elektrischen 
Ofen  geschmolzen,  was  nur  wenige  Minuten 
erforderte  und  in  dieses  Bad  der  die  Kohle 
enthaltende  Gylinder  gebracht.  Bald  darauf 
wurde  der  Tiegel  vom  Herde  entfernt  und  in 
einon  Eimer  Wasser  getaucht;  es  bildete  sich 
hier  eine  Binde  festen  Eisens  und  nachdem 
diese  auf  dunkle  Bothgluth  abgekühlt  war, 
nahm  man  die  Masse  aus  dem  Wasser  und 
Hess  sie  an  der  Luft  abkühlen.  Durch  sie- 
dende Salzsäure  löste  man  das  Eisen,  wobei 
drei  Modificationen   Kohlenstoff:    Graphit, 


J  kastanienbraune  amorphe  Kohle  und  ein 
ziemlich  dichter  Kohlenstoff  zurückblieben. 
Dieser  wurde  durch  wiederholtes  Aufnebmen 
mit  Königswasser  isolirt,  abwechselnd  mit 
siedender  Schwefelsäure  nnd  Flusssäure  be- 
handelt und  der  Bückstand  in  kalte  Schwefel- 
säure von  der  Dichte  1,8  gebracht,  umdU 
leichte  Kohle  abzuscheiden.  Der  dichtere 
Theil  wurde  mit  Kaliumchlorat,  rauchender 
Salpetersäure  und  siedender  Flusssäure  be- 
handelt, in  siedender  Schwefelsäure  decantirt, 
gewaschen  und  getrocknet. 

Die  erhaltenen  Stückchen  warf  man  in  Bro- 
moform  (Dichte  2,9),  in  welchem  diejenigen 
untersinken ,  welche  schwerer  sind  als  diese 
Flüssigkeit;  diese  ritzten  Bubin  und  Ter- 
brannten,  wenn  sie  in  Sauerstoff  auf  1000^ 
erwärmt  wurden.  Einzelne  von  diesen  Split- 
terchen  waren  schwarz,  andere  durchsichtig. 
Die  Dichte  schwankt  zwischen  3  und  3,5. 
Die  durchsichtigen  Stückchen,  welche  wie 
zerbrochen  erscheinen,  zeigen  eine  Anzahl 
paralleler  Linien  und  zuweilen  dreieckige 
Eindrücke.  Die  Asche  ist  ockerfarbig  nnd 
besitzt  meist  noch  die  Gestalt  des  kleinen 
Krystalls,  eine  Eigenschaft,  die  vielen  der 
unreinen  Diamanten,  die  wir  besitzen,  tn- 
kommt. 

Die  Ausbeute  ist  äusserst  gering;  ferner 
kommt  es  oft  vor,  dass  bei  ungenügender 
Temperatur  die  Bildung  dieser  Kohlenstoff- 
modification  überhaupt  nicht  zu  Stande 
kommt. 

Aehnliche  Versuche  wurden  mit  Silber 
angestellt,  da  letzteres  dieselbe  Eigenscbaft 
wie  das  Eisen  zeigt,  beim  üebergange  Tom 
flüssigen  in  den  festen  Aggregatzustand  sich 
auszudehnen.  Die  Ausbeuten  waren  ebenso 
dürftig  wie  beim  Eisen.  Die  Dichte  der  Kömer 
und  muscheligen  Blättchen,  die  sich  beim 
Erkalten  aus  dem  geschmolzenen  Silber  aus- 
scheiden, schwankt  zwischen  2,5  bis  3,5,  so 
dass  es  schon  vom  wissenschaftlichen  Stand- 
punkte aus  betrachtet  äusserst  interessant 
ist,  eine  Beihe  von  Kohlenstoffmodificalionen 
zu  erhalten,  deren  Dichte  eben  erwähnte 
Grenzen  innehält. 

Anschliessend  an  diese  Versuche  Ton 
Moissan  hat  Friedel  weitere  angestellt,  der^n 
interessante  Ergebnisse  hier  mitgetheilt  sein 
mögen.  Er  versuchte  zunächst,  künstliche 
Meteoriten  herzustellen,  ang-eregi  dorch 


617 


die  Tbatsache ,  dass  die  naturlicben  Meteo- 
riten Yon  Canon  Diablo  Diamanten  enthielten. 
Natürlich  setzte  er  dem  künstlichen  Meteor- 
stein alle  jene  Elemente  zn,  welche  den  natür- 
lichen Meteoriten  begleiten:  Eisen,  Schwefel, 
Nickel  und  Phosphor. 

Friedet  Hess  zunächst  Schwefelkohlenstoff 
aof  Eisen  unter  Druck  einwirken ,  bis  zar 
Hotbglnth  erhitzen  nnd  dann  erkalten.  Beim 
Theilen  des  Eisenblockes  fand  man  den 
Schwefelkohlenstoff  zersetzt  nnd  das  Innere 
mit  amorphem  Kohlenstoff  gefällt.  Der 
Schwefel  hatte  sich  im  Eisen  ziemlich  voll- 
ständig vertheilt. 

Fernerhin  Hess  er  Schwefel  auf  kohlenstoff- 
reiches Eisen  im  geschlossenen  Gefäss  einmal 
bei  der  Temperatur  des  siedenden  Schwefels 
nnd  in  einem  anderen  Versuch  bei  einer  etwas 
höheren  Temperatur  (etwa  500 <^)  längere  Zeit 
einwirken.  Nachdem  das  im  ersteren  Versuch 
gebildete  Schwefeleisen  gelöst  und  der  resti- 
rende  Kohlenstoff  mit  rauchender  Salpeter- 
säure und  Kaliumchlorat  behandelt  worden 
war,  blieb  eine  kleine  Menge  eines  schwarzen 
Pulvers  zurück,  das  Korund  zu  ritzen  ver- 
mochte. Die  Bildung  von  Diamanten  auf  die- 
sem Wege  ist  dadurch  sehr  wahrscheinlich 

geworden.  8. 

Naturw.  Bundschau. 


üeber  den  Ursprung 

der  Färbungserscheinnngen 

des  Meerwassers  und  des  Wassers 

der  Landseen. 

Im  Jahrgang  28,  555  hatten  wir  über 
Untersnchongen  berichtet,  nach  denen  die 
versebiedene  Färbang  der  Gewässer  darauf 
beruht,  dass  das  einfallende  Licht  darcb  in 
dem  Wasser  schwebende  mineralische 
Theilchen,  wie  Tbon,  Kalk,  welche  sich  in 
einem  gewissermassen  colloidalen  Zustande 
befinden,  gebrochen  wird. 

Nach  Schutt  (Das  Pflanzen  leben  der  Hoch- 
see)  wird  die  verschiedene  Färbung  der  Ge- 
wässer durch  die  in  denselben  lebenden,  d.  h. 
schwehenden  Pflanzen  bewirkt,  weshalb  5ci^tl^^ 
auch  Yon  der  Yegetationsfarbe  der 
Meere  spricht.  Vollständig  pflanzenfrei  ist 
kauiQ  jemals  ein  Wasser,  es  kommt  aber  vor, 
dass  in  manchen  Seen  oder  Meeren  sich  nur 
sehr  wenige  solcher  Individuen  finden.  Aber 
das  Wasser  der  See  ist  auch  im  pflanzen- 
freien Zustande  nicht  farblos;  gerade  so  wie 


die  Luft  absorbirt  es  vom  weissen  Sonnen- 
lichte einen  Theil  der  rothen  Strahlen  und 
verleiht  dem  durchdringenden  Reste  einen 
bläulichen  Farbenton.  Dieser  blaue  Ton  des 
Wassers  muss  sich  nun  verhinden  mit  der 
Reflexfarbe  der  Lebewesen ,  die  in  diesem 
enthalten  sind.  Abgesehen  von  den  in  jedem 
Wasser  vorhandenen,  mit  blossem  Auge  er- 
kennbaren (makroskopischen),  aber  stets  nur 
verhältnissmässig  spärlich  vertretenen  pflanz- 
lichen Lebewesen,  finden  wir  besonders  in 
der  See  eine  Menge  von  Organismen,  die  nur 
mit  dem  Mikroskop  zu  entdecken  sind  und 
oft  in  grösserer,  oft  in  geringerer  Menge  es 
bevölkern.  Besonders  sind  dies  Arten  aus 
den  Familien  der  Peridineen  und  Diatomeen. 
Sie  sind  die  Hauptmittel,  die  den  Fischreich- 
thum  des  Meeres  ermöglichen,  denn  sie 
schaffen  erst  die  organischen  Stoffe ,  von 
denen  sich  die  thierischen  Lebewesen  itt  er- 
halten vermögen.  Da  sie  nun  aber  stets  eine 
Eigenfarbe  besitzen,  von  grüngelb  his  braun- 
gelb, 80  werden  sich  —  auch  wenn  jedes 
Einzelwesen  für  sich  nur  winzigen  Raum  ein- 
nimmt —  doch  die  Wirkungen  aller  ihrer 
Farben  summiren,  um  proportional  ihrer 
Menge  eine  veränderte  Wirkung  auf  die  reine 
Wasserfarbe  auszuüben.  Diese  Wirkung  wird 
stets  darauf  hinzielen ,  die  blaue  Farbe  des 
Wassers  nach  der  gelben  Seite  des  Spectrums 
hin  zu  verschieben.  Die  Ostsee  mit  ihrem 
kolossalen  Pflanzenreichthum  lässt  von  dem 
klaren  Blau  der  Eigenfarbe  des  Wassers 
nichts  mehr  erkennen;  in  den  Zeiten  ihres 
grössten  Pflanzenreichthums  erscheint  sie  als 
trübe,  schmutzig  gelbe  Flutb.  Die  verhält- 
nissmässig reichen  Funde  an  Lebewesen  im 
Wasser  der  arktischen  Meere  und  deren  grüne 
Farbe  entsprechen  einander  nicht  weniger, 
als  die  grosse  Pflanzenarmuth  des  kobalt- 
blauen Tropen meeres.  Dass  ferner  durch  den 
Pflanzenreichthum  —  auch  an  den  winzig- 
sten Organismen  —  die  DurcbsichtiglEeit  des 
Wassers  beeinflusst  wird ,  ist  selbstverständ- 
lich. Die  gelbe  Ostsee  lässt  in  ihren  pflanzen- 
reichsten Zeiten  das  weisse  Netz  schon  in 
einer  Tiefe  von  wenigen  Metern  dem  Blicke 
entschwinden;  welchem  Besucher  des  pflan- 
zenarmen Mittelmeeres  wäre  dagegen  nicht 
die  grosse  Klarheit  und  Durchsichtigkeit  der 
blauen  Fluthen  bekannt.  Es  ist  also  ohne 
Frage,  dass  das  reine  Blau  die  Wüstenfarbe 
der  Hochsee  ist.  Dem  Grün  der  Wiesen  ver- 
gleichbar ist  die  yegetationsfarbe  der  arkti« 


618 


sehen  Flutben.  Jedoch  die  Farbe  üppigster 
Vegetation  des  grössten  pflanslichen  Reich- 
thums  ist  das  schmutzig  grünliche  Gelb  der 
seichten  Ostsee.  Naturto.  Eundschau. 


Die  Verwendung  des  wegen 
seines  Aussehens  oder  in  gesund- 
heitlicher Hinsicht  zu  beanstan- 
denden Fleisches,  einschliesslich 
der  Kadaver  kranker,  getödteter 
oder  gefallener  Thiere* 

Von  Dr.  Lydtin,  Karlsruhe. 

Im  Anschlüsse  an  die  von  der  16.  Ver- 
sammlung des  Deutschen  Vereins  für  öffent- 
liche Gesundheitspflege  angenommenen  The- 
sen über  die  wirksame  Bekämpfung  der  aas 
dem  Genuss  gesundheitsschädlichen  Fleisches 
entstehenden  Gefahren  erklärt  Redner  es 
in  einem  Vortrage  vor  der  diesjährigen  Ver- 
sammlung genannten  Vereins  in  Würzburg 
für  zweckmässig,  dass  bei  der  Einrichtung 
der  allgemeinen  obligatorischen  Fleisch- 
beschau hinsichtlich  der  Verwerthungdeszum 
freien  Verkehr  nicht  zulässigen  Fleisches  nach- 
stehende Grundsätze  zur  Geltung  kommen: 

Zur  Erhaltung  der  beträchtlichen  Menge 
desminderwerthigen  und  von  kranken  Thieren 
herrührenden,  aber  nicht  gesundheitsschäd- 
licben  Fleisches  für  die  Volksernährung  einer- 
seits, andererseits  zum  Schutze  gegen  Störung 
der  Gesundheit  einzelner  besonders  zu  Ver- 
dauungsleiden veranlagter  Personen,  sowie 
zum  Schutze  gegen  Vermögensschädigung 
der  Allgemeinheit  der  Fleischverbraucher  ist 
es  angezeigt,  das  Feilbalten  und  den  Verkauf 
des  nach  Herkunft  und  Beschaffenheit  un- 
tadel haften  Speisefleisches  von  dem  Feil- 
halten und  Verkaufe  des  die  genannte  Eigen- 
schaft nicht  besitzenden,  aber  zum  mensch- 
lichen Genüsse  nicht  ungeeigneten  Fleisches 
in  der  Weise  zu  sondern,  dass  das  letztere 
in  ordentlichen  Fleischbänken  nicht,  oder  nur 
unter  Bekanntgabe  der  Herkunft  und  der  Be- 
schaffenheit feilgehalten  und  verkauft  werden 
darf.  In  den  Gemeinden  sind  communale 
Einrichtungen,  sogenannte  Freibänke  zum 
Verkauf   derartigen    Fleisches    herzustellen. 

a)  An'  der  Freibank  darf  das  Feilhalten 
des  gedachten  Fleisches  in  rohem  Zustande 
nur  durch  Polizeiorgane  oder  durch  den 
Eigenthümer  des  Fleisches  oder  dessen  Ver* 
treter  unter  behördlicher  Aufsicht  stattfinden. 


Ein  weitergehendes  Inverkehrbringen  des 
Fleisches  ist  zu  verbieten  oder  darf  nur  unter 
der  Bedingung  erfolgen,  dass  Derjenige,  wel- 
cher das  Fleisch  abgiebt,  den  Empfänger  des- 
selben über  die  Herkunft  und  Beschaffenheit 
desselben  unterrichtet.  Metzger,  Wurstler, 
Gastwirthe  etc.  dürfen  solches  Fleisch  nur 
dann  zum  Hausgebräuche  oder  zur  Abgabe 
an  Andere  verwenden ,  wenn  sie  durch  leicht 
sichtbaren  Anschlag  am  Hause  oder  im  Ver- 
kaufsladen ,  im  Gast-  oder  Speisezimmer  an- 
zeigen, dass  sie  Fleisch  von  der  angegebenen 
Beschaffenheit  führen  und  an  die  Kunden  ab- 
geben. 

b)  Wo  in  grösseren  Gommunen  die  Ueber- 
wachung  des  Verkehrs  hinsichtlich  dieses 
Fleisches  Schwierigkeiten  begegnet ,  ist  es 
zweckmässig,  dasselbe  unter  polizeilicher 
Aufsicht  im  Schlachthofe  abzukochen  und 
nur  im  abgekochten  Zustande  auf  der  Frei- 
bank zum  Verkauf  bringen  zu  lassen. 

c)  Für  sehr  volkreiche  Städte  mit  starkem 
Fleischvorbrauch  empfiehlt  sich  die  Ein- 
richtung einer  oder  mehrerer  in  communaler 
Regie  betriebenen  Speiseanstalten,  in  welchen 
das  gedachte  Fleisch  unmittelbar  an  die  Con- 
sumenten  als  fertig  zubereitetes  Speisefleiach 
abgegeben,  beziehungsweise  von  letzteren  ge- 
nossen wird. 

Es  ist  zulässig,  auch  das  zum  menschlichen 
Genuss  ungeeignete  Fleisch,  sofern  dies  nicht 
durch  besondere  gesetzliche  Bestimmungen 
verboten  ist,  als  Speisewaare  zu  verwenden, 
wenn  ein  Bedürfniss  im  Interesse  der  Volks- 
emährung  hierfür  vorliegt  und  soweit  das 
Fleisch  in  Folge  einer  Zabereitung  die  Ge- 
brauchsfähigkeit als  Speisefleisch  erlangt  hau 
Diese  Gebrauchsfähigkeit  als  Speisewaare  er- 
langt das  Fleisch,  wenn  es  durch  Zubereitang 
vollkommen  unschädlich  geworden  ist  und 
dabei  auch  die  etwa  anhaltenden  Eigensehaften 
der  Verderbniss  und  des  Ekelerregens  verloren 
hat.  Die  Zubereitung  hat  unter  polizeilicher 
Aufsicht  zu  geschehen.  Dies  Fleisch  darf 
ebenfalls  nur  in  gekochtem  Zustande  nnd 
unter  Angabe  der  Herkunft  feilgeboten  and 
verkauft  werden.  Alles  übrige,  für  den 
menschlichen  Genuas  unbrauchbare  Fleisch 
ist  behördlicherseits  als  Speisewaare  un- 
brauchbar zu  machen.  Können  aus  diesem 
Fleische  einzelne  unschädliche  Theile  äarch 
Kochen  etc.  ausgezogen  werden,  so  hat  dies 
nur  unter  poliaeilicher  Aufsicht  aa  geschehen. 

Nachdem  mit  der  Oontrole  des  am  den  ge- 


619 


werbsmSssigen  Schlacht  angen  hervorgebenden 
Fleisches   aber   keincBwegs  BämmtHcbe   Ge- 
fahren beseitigt  sind,  welche  der  Genass  des 
Fleisches  ('er  mit  Infectionskrankheiten  be- 
hafteten Thiere  mit  sich  bringt  —  weil  durch 
diese  Controle  nur  der  kleinere  und  minder 
gefährlichere  Theil   des  zum   menschlichen 
Genüsse  weniger  oder  nicht  geeigneten  Flei- 
sches getroffen  wird,  der  grössere  und  gefähr- 
liche Theil  derselben,  der  aus  den  in  Notb- 
föllen  getödteten    und  aus  den   verendeten 
Thieren  herrührt,  aber  in  vielen  Gegenden 
zur   freien   Verfügung   des   Besitzers   bleibt 
und  daraus  nachgewiesenermassen  eine  Be- 
drohung  der  menschlichen  Gesundheit  sich 
herleitet  — ,  hält  Redner  es  für  zweckmässig, 
dass   neben  der  bereits  früher  empfohlenen 
Beschau     der    wegen    Krankheit    n  o  t  h  • 
gescb  lachteten  Thiere  durch  thier- 
ärztliche  Sachverständige  auch  die  polizeiliche 
Behandlung  der  wegen  Krankheit  getödteten 
oder    umgestandenen   Thiere   allgemein  ge- 
regelt werde. 

Redner  stellt  hierfür  folgende  Grundsätze 
auf: 

i .  Von  dem  Nothschlacbten  oder  dem  Um- 
stehen eines  Thieres  muss  die  Ortspolizei- 
behörde alsbald  Kenntniss  erhalten  und 
hierauf  sofort  das  Geeignete  verfügen. 

2.  Die  thierärztliohe  Besichtigung  notb- 
geschlachteter  oder  um  gestandener  Thiere  ist 
erforderlicb  : 

a)  wenn  die  reichs-  oder  landesseuche- 
gesetzlicben  Bestimmungen  es  vorschreiben  ; 

b)  wenn  das  Thier  überhaupt  mit  einer  in- 
fectiösen  Krankheit  behaftet  oder  derselben 
verdächtig  war; 

c)  wenn  das  Fleisch  des  Thieres  in  rohem 
Zustande  in  Verkehr  gebracht  oder  auch  zu- 
bereitet als  Speisefleisch  abgegeben  werden 
soll. 

3.  Im  Uebrigen  sind  die  Kadaver  noth- 
geschlachteter  oder  umgestandener  Thiere, 
soweit  die  reichs-  und  landesseuchegesetz- 
lieben  Vonchriften  darüber  verfügen , 
nach  diesen ,  sofern  die  Verwendung  des 
Fleisches  als  Speisewaare  beabsichtigt  ist, 
nach  Massgabe  der  in  Kraft  stehenden  Gesetze, 
der  Fleiscbschauordnung  der  einzelnen 
Staaten  und  der  für  die  Verwendung  des 
Fleisehes  oben  bezeichneten  Grundsätze  zu 
behandeln.  Bleiben  dem  Besitzer  der  Kadaver 
oder  einxelneTheile  desselben  zur  Verfügung, 
so  sind  diese  innerhalb  48  Stunden  nach  er- 


folgter Schlachtung  oder  24  Stunden  nach 
erfolgtem  natürlichem  Tode  von  der  mensch- 
lichen Wohnung  und  von  dem  Aufenthalte 
von  Thieren  in  unschädlicher,  nicht  be- 
lästigender Weise  zu  entfernen  oder  einem 
Conser vi rungs verfahren  zu  unterziehen,  wel- 
ches die  Schädigung  oder  die  Belästigung 
der  Hausbewohner  und  der  Nachbarscbaffc 
ausschliesst.  R, 

üeber  Schlammbäder 

berichten  P,  und  F.  Siedler  in  der  Apoth.- 
Ztg.  1893,  470,  indem  sie  namentlich  auf  die 
in  den  skandinavischen  Seebädern  und  in  den 
Limanen  des  schwarzen  Meeres  üblichen  Ver- 
hältnisse Bezug  nehmen.  Der  Badeschlamm 
»vird  noch  vielfach  mit  Bademoor  verwechselt, 
obwohl  er  von  letzterem,  der  ausschliesslich 
ein  Product  abgestorbener  Landpflanzen  vor- 
tttellt,  gänzlich  verschieden  ist  Der  Bade- 
schUmm  besteht  vielmehr  hauptsächlich  aus 
unorganischen  Stoffen,  nSmlich  aus  dem  in 
Meeresbuchten  sich  ablagernden,  reichlich  mit 
den  Leichen  zahlloser  Arten  kleiner  SeethierC) 
besonders  Infusorien  sowie  Pflanzen,  ge- 
mischten Thon.  Dieser  Schlamm  wird  durch 
Säcke  gepresst,  um  ihn  gleichmässiger  zu 
machen.  Anwendung  findet  der  Badeacblamm 
bei  rheumatischen  Leiden,  Ischias,  Skrophu- 
loseetc,  indem  man  ihn  auf  den  Körper  dick 
aufträgt,  dort  mehr  oder  minder  eintrocknen 
lässt,  bez.  einreibt  oder  gleichzeitig  massirt 
und  dann  wieder  abwäscht.  Das  Eintrocknen 
des  Schlammes  auf  der  Haut  verursacht  starke 
Röthe  derselben  und  ein  juckendes  Gefühl. 
Nach  einer  Untersuchung  von  Hasshagen 
besteht  der  Limanen-Schlamm  aus  folgenden 
Stoffen: 

Organische  Stoffe      .     .     .     1,61  pCt. 
Schwefelsaurer  Kalk .     .     .  33,21    „ 
Kohlensaure  Magnesia   .     .   11,68    „ 
„  Kalk      .     .     .  36,25    „ 

Eisenozyd 0,54    „ 

Thonerde 12,13    „ 

Kieselsäure 3,06    „ 

Zur  Bereitung  von  künstlichem 
salzigen  Schwefel-Schlamme  hat  man 
nach  Lersch  folgende  Vorschrift  gegeben : 
500  g  Kochsalz,  90  g  Glaubersalz,  15g 
kohlensaure  Magnesia,  15g  schwefelsaure 
Magnesia,  115  g  Kalkschwcfelleber  werden 
mit  500  g  feiner  Kieselerde  und  1500  g  feiner 
Thonerde  durchgeknetet  und  mit  Wasser 
10  Stunden  lang  gekocht.    Um  einen  stjp- 


620 


tischen  Badeachlamm  zu  crlaDgen,.  ist 
eioe  Mischung  von  Eisenvitriol,  Gartenerde 
und  Neutralsalzen  genügend.  $, 


Verbesserung  von  Duftessenzen. 

Bekanntlich  nehmen  Wein,  Spirituosen, 
Liqueure  bedeutend  an  Güte  zu,  sobald  man 
Sauerstoff  einleitet.  Dasselbe  Verfahren  läs»t 
sich  auch  auf  Duficssenzen  ausdehnen,  welche 
bei  £inwijkuDg  des  Sauerstoffs  unter  Druck 
an  Reinheit  des  Geruches  zunehmen  sollen. 
Eine  directe  Einwirkung  ist  aber  nach  der 
Zeitaehrift  „Der  Seifenfabrikant'*  im  Allge- 
meinen zu  vermeiden,  da  theils  Geruchlosig- 
keit,  theils  Verharzung  eintritt;  lässt  man 
Jedoch  Sauerstoff  auf  eine  alkoholische  Lös* 
ung  der  ätherischen  Oele  wirken,  so  gestaltet 
sich  die  Sache  anders.  Der  Geruch  soll  ent- 
schieden verfeinert  werden.  Man  bringt  ain 
einfachsten  die  weingeistige  Mischung  in 
einen  verzinnten,  mit  einem  Doppelboden 
versehenen  Kessel  (Autoclaven) ,  um  diese 
durch  Dampf  oder  heiases  Wasser  anwärmen 
zu  können.  Der  Kessel  wird  voUstäpdig  dicht 
abgeschlossen,  ein  Manometer  und  Thermo- 
meter aufgeschraubt  und  nun  mittelst  einer 
Pumpe  Sauerstoffgas  eingedrückt,  bis  das 
Manometer  1  bis  2  kg  Druck  zeigt;  man  er- 
wärmt den  Inhalt  auf  60  bis  70^>  und  hält 
zwei  Stunden  lang  unter  diesem  Drucke  und 
bei  dieser  Wärme.  Umrühren  der  Flüssigkeit 
beschleunigt  die  Wirkung.  Mau  Ifisst  nach 
dieser  Zeit  erkalten  und  einige  Tage  unange- 
rührt in  dem  Autoclaven  stellen.  Eine  Wieder- 
holung des  Verfahrens  nach  acht  Tagen 
ruhigen  Stehens  ist  empfehlensworth.       S. 


üeber  das  Duften  der  Blumen 

sind  nach  iutern.  pharm.  Gcd.-Abz.  im  bota- 
nischen Garten  zu  St.  Petersburg  in- 
teressante Beobachtungen  gemacht  worden. 
Es  zeigte  sich  nämlich,  dass  einige  PÜanzen, 
welche  am  Tage  einen  starken  Geruch  ver- 
breiten, weit  stärker  bei  warmem  als  bei 
kaltem  Wetter  duften.    Eine  in  einem  offenen 


Baume  aufgeblühte  Piatanthera  bifolia  riecht 
weit  stärker  als  eine  solche  Püauze,  welche 
vor  dem  Aufblühen  bedeckt  gewesen  ist.  I)ie 
Blütben  von  Reseda  odorata  und  Niatthiola 
incana,  welche  vor  Licht  geschützt  aufgeblüht 
waren  ,  besassen  weniger  Geruch  als  normal 
erschlossene  Blüthen.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  ergab,  dass  die  Anlage  der 
ätherisches  Oel  enthaltenden  Zellen  bei 
ersteren  auf  ein  geringes  Maass  zurückgeführt 
war.  Die  Blüthen  von  Kicotiaua  longiflora 
duften  mehr  bei  Nacht  als  bei  Tage  und  noch 
weniger  an  einem  sonnigen  Orte.  Werden 
dieselben  im  Dunkeln  geschnitten,  so  riechcD 
sie  gleichmässig  bei  Tag  und  bei  Nacbt. 

Bemerkens werth  ist,  dass  der  völlige  Äaf- 
brauch  der  Stärke  in  den  Blumenblättern  mit 
dem  Verschwinden  des  Geruchs  zusammcD- 
fäilt.  Wurden  solche  Blumen  in  Zucker- 
l  ö  8  u  n  g  gestellt,  so  fand  alsbald  Stärkebild- 
ung statt  und  gleichzeitig  beganneQ  die 
Blumen  ihren  Geruch  zu  verbreiten.        S. 


Schädlichkeit  der  Eartoffelkraut- 

fütterung. 

Der  üppige  Stand  des  Kartoffelkrautes  ver- 
anlasste verschiedene  Viehbesitzer,  dasselbe 
in  grünem  Zustande  oder  gebrüht  zu  ver- 
füttern. Hierauf  traten  besonders  bei  1  bis 
3jährigen  Thieren  Erkrankungen  in  der  Wei^e 
auf,  dass  sie  ganz  steif  gingen,  ferner  zeigten 
sich  Schwellungen  und  Ausschwitzungen  an 
den  Uuterfüssen,  Abtrennung  des  Klaucnsso- 
mes,  blutende  Mundschleimhaut,  dabei  Fieber. 
Die  Thierc  gingen  zum  Tfaeil  zu  Grunde, 
wenn  sie  nicht  vorher  geschlachtet  wurden. 
Ber.  über  d.  Veterinärtcesen  in  SaeA«ett  f,  ISif'l 

S.  109. 


Versammlung. 

Die  XIII.  ordentliche  GeneralvorsamaloD? 
der  „Oesterreichischen  phamiacen tischen  Gesdl- 
schatV  tagt  am  18.,  19.  und  20.  October  i  J- 
in  Wien.  Die  Sitzungen  finden  in  der  k.  t 
Akademie  der  Wissenschaften  statt.  Alle  Zq- 
Schriften  sind  nach  Wien,  I.  Stefansplatx  Ba  n 
richten. 


Brl  efwecftiseL 


Pharm,  A.  St»  in  K«  Angaben  über  Darstell- 
ung und  Prfifung  von  Wisniutsalicylat 
finden  Sie  Pharm.  Centralh.  2G.  246;  27.  399. 
458;   82,  361;   34,  86.  189.  195.  308,    Ferner 


theker- Verein  herausgegebenenSapplemeDt w» 
deutschen  Arzneibuch^'   enthalten en  PrflfoBg'* 
Vorschriften  berflcksichtigen  mflssen. 
H.  K.  in  0.    Das  Mittel  von  L.  Pietsch  id 


würden  Sie  die  in   dem  vom  „Deutschen  Apo- ;  Blasewitz  bei  Dresden  ist  uns  unbekannt 

Terleger  und.  TacMitwotmclwr  RedaeUttr  Dr.  £•  Msslsr  in  Dresden, 


Tor  Mid«reD  bekkaoten  C»CBof»bril«ten  leiebnet  sich 

Qaedke's  Cacao 

Torthcithnft  ttas  [darch  seinrn  hohen  E)eb&lt  an  lelchtTerdaalicben 
NShrstQffen.  Seine  «igenartige  HeritellangsweiBe  enntlglicbt  es,  dus 
iiuirensehwaobe  Feraonen 

Oaedke's  Cacao 

sehr  gat  vertragen,  wlhrend  üe  andere  Sorten  nicht  JceniesBen 
konnten.  —  In  Folge  HentelUng  mehrerei  Qaaütfiten  nacb  gleich* 
krtigem  Verfahren  coDOnrnrt 

Oaedke's  Cacao 

erfolgreich  mit  den  billigiteo   und  thenersten   Harken  des  HandeU. 


"  —    GlasFlltrirtrlchter 

mit  Innenrippen, 

das  Beste  und  Praktischste 
lür  jegliche  Filtration, 

offeriren       7  11         16         24    Ctm. 

ü  Stück    0,30      0,40      0,70      2,00  Mk. 

von  Poncet,  Glashättenwerke. 

Fabrik  und  Lager 

ohem.'phannac.  Gefässe  vad  Utensilien, 

Berlin  S.O.,  Köpnicker-Strasse  54, 

Bei  Berücksichtigung  der  Anzeigen  bitten  wir  anf  die 
»Fliannacentlscile  Centr^Ilialle"  Bezng  neiimen  zu  wollen. 


Adeps  lanae 

Reines  neutrales  Wollfett 

D.  R.-P.  No.  41557  und  69598. 


*?i^ 


In  unserer  Processsache  gegen  die  Firma  Benno  Jaff&&  Darmstaedter  in  Martiniken- 
felde, betreffend  das  deutsche  Lanolin  Patent  No.22öl6  hatte  das  Königliche  Landgericht 
Hannover  am  1.  Mai  1893  eine  Verfügung  erlassen,  kraft  deren  es  uns  untersagt  war,  xu 
behaupten  oder  durch  Andere  behaupten  eu  lassen,  dass  bei  der  Verreibung  unseres  AdepS 
Lanae  mit  Wasser,  mit  oder  ohne  Zusatz  anderer  Stoffe ,  kein  Lanolin  erzeugt  werde 
oder  dass  eine  solche  Verreibung  nicht  unter  das  Patent  No.  22  516  falle,  ferner  uns  jeder 
directen  oder  indirccten  Aeusscrung  %n  enthalten,  welche  geeignet  sei,  Andere  zur  Ver- 
reibung oder  einer  sonstigen  innigen  Verbindung  unseres  Adeps  LanaO  mit  Wasser,  mit 
oder  ohne  Zusatz  anderer  Stoffe,  zu  verleiten. 

Diese  einstweilige  YerfÜgung  ist  durch  ein  fAr  Yorl&uflg  Tollstreek- 
bar  erklärtes  Uitlieil  Königlichen  Oberlandesgerichts  Celle  ivieder 
aufgehoben. 

Wir  machen  daher  nunmehr  wiederholt  darauf  aufmerksam,  dass  AdepS  LanaO  ein 
uns  durch  deutsche  und  ausländische  Patente  geschütztes  neues  WoUfettpriparat  ist,  welchei 
für  sich  allein  als  beste  Grundlage  für  alle  Salben,  Cremes,  Pomaden,  Seifen  und  in  Folge 
seiner  ehemischen  Reinheit  auch  für  alle  ärztlichen  Verordnungen  in  hervorragendem 
Maasse  geeignet  ist.  Adeps  Lanae  hat  den  niedrigen  Schmelzpunkt  von  35  —  36^  and 
damit  eine  ausserordentliche  Zartheit  und  Geschmeidigkeit  vor  allen  Wollfetten  voraas, 
seine  vorzüglichen  Eigenschaften  sind  von  den  eraten  Autoritäten  auf  diesem  Gebiete  aas- 
drücklich  anerkannt,  auch  bürgt  die  fortdauernde  chemische  Controle  des  AdcpS  JjMt 
durch  Herrn  Professor  Dr.  Carl  Arnold,  Vorstand  des  chemischen  und  pharm aceu tischen 
Laboratoriums  der  Ronigl.  Tbierärztlichen  Hochschule  zu  Hannover,  für  die  Reinheit  und 
unveränderte  Zusammensetzung  dieses  Fettes. 

Sollten  die  Herren  Jaff6  &  Darmstaedter  einen  unserer  Herren  Abnehmer,  welcber 
unseren  AdopS  Lanae  unter  Verreibung  mit  medicamentösen  Lösungen  zur  Herstelluofr 
medicinischer  Salben  verwendet,  oder  nach  Mischung  mit  anderen  Fetten  auf  RuhlsalbeD 
und  Crdmes  verarbeitet,  aus  diesem  Anlasse  processualisch  angreifen,  so  werden  wir,  M 
überzeugt  von  unserem  Rechte,  sobald  uns  nur  von  dem  angegriffenen  Herrn  der  Streit 
verkündet  wird,  die  Processführung  gegen  die  Herren  Jaff6  &  Darmttaadtar  abemehmen 
und  den  Process  auf  eigene  Kosten  durchfechten. 

Norddeutsche  Wollkimmerei  und  Kamngamspiniierei. 

Bremen. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschafUiche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


HerauBgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und 


Dr.  Ewald  Oeissler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  BeingBpreis  durch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

vierte Ijäbrlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  8  Mark.    Einzelne  Nummern 

90  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeUe  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expeditiont  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Redaction:  Prof.  Dr.  E.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredactenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 


M4S, 


Dresden,  den  26.  October  1893.  n  e  n  •  p  o  i  g  e 


XIY.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt;  Choaile  «ad  PhanuMle:  Die  Pbarmakopöe  der  Vereinigten  Staaten  Ton  Amerika.  —  Hinweis.—  Ueber 
Somatose.  —  Zan  Nachweis  Yon  Blutflecken.  —  Eine  nene  Beaetion  des  Physostlgmins.  —  Sirnpns  Oaicil  phos- 
pboricL—  Hinweis.—  BUeheneha«.  —  Yertekiedeae  MlUhelUBgeB :  Ans  dem  Bericht  der  Gelatine- Kapselftabrik 
Ton  G.  Pohl  in  SehOnbanm  bei  Danzig.  —  Photographisehe  Kobaltbilder.  —  Elektrolytisehe  Metallttberzllge.  — 

Zur  Desinfection  der  Irxtliehen  instramente.  —  Brlefireehtel.  —  AnMlgea. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  Hirsch-Beilin. 
(Fortsetzung.) 

Magnesia  nsta  soll  bei  schwaehem 
Glühen  im  Porzellantiegel  nicht  mehr 
als  5  pCt.  (Wasser)  an  Gewicht  verlieren.. 
1  Tb.  giebt  mit  15  Th.  Wasser  binnen 
V2  Stande  eine  gallertartige,  beim  Um- 
kehren des  Gewisses  nicht  aaslaafende 
Masse  (Unterschied  von  der  Magnesia 
ponderosa,  die  sich  mit  Wasser  nicht 
schnell  zu  Hydrat  verbindet). 

Mangani  JOloxidnm.  Soll,  wie  bis- 
her, mindestens  66  pGt.  Mn02  enthalten. 
Behufs  Prüfung  auf  diesen  Gehalt  wird 
1  g  fein  gepulvert,  in  einer  kleinen  lang- 
halsigen  Flasche  mit  5  ccm  Wasser  ge- 
mischt, 4,22  g  Ferrosulfat  in  klaren  Ery- 
stallen  und  hierauf  nach  und  nach  5  ccm 
Salzsäure  zugesetzt,  15  Minuten  lang  ge- 
lind erwärmt,  schliesslich  zum  Kochen 
erhitzt  und  dem  erkalteten  Filtrat  eine 
frisch  bereitete  Lösung  von  Kaliumeisen- 
cyanid  zugesetzt,  wodurch  keine  blaue 
Färbung  entstehen  darf. 


Hei  despnmatnm.  Honig  wird  mit 
2  pGt.  seines  Gewichtes  Papierbrei  (aus 
in  Wasser  eingeweichten,  damit  ausge- 
waschenen, dann  ausgepressten  und  wie- 
der zerzupften  Papierschnitzeln)  innig 
gemischt,  im  Wasserbade  erhitzt  und 
von  dem  dabei  aufsteigenden  Schaum 
sorgfältig  befreit.  Schliesslich  wird  das 
verdampfte  Wasser  ersetzt,  die  Flüssig- 
keit colirt  und  mit  5  pGt.  Glycerin  ver- 
mischt. 

Mei  rosatum.  Mischung  von  120  ccm 
Extract.  Bosae  fluid,  mit  so  viel  Mel  de- 
spumat.,  um  das  Gewicht  von  1000  g  zu 
erreichen. 

Morph innm.  0,2  g  müssen  mit  4  ccm 
5  proc.  Kali-  oder  Natronlauge  eine  voll- 
ständige, klare  und  farblose  Lösung 
geben  (verschiedene  fremde  Alkaloide). 

Naphtholnm.  Von  a-Naphthol  soll 
man  das  /^-Naphthol  durch  folgende  Probe 
unterscheiden:  0,1  g  wird  in  einem  Be- 
agens^lase  mit  1  Tropfen  weissen  Sirups 
und  5  ccm  Wasser  gemischt  und  in  das 
schräg  gehaltene  Glas  3  ccm  concentrirte 
Schwefelsäure  so  nachgegossen,  dass  die 
Flüssigkeiten  getrennte  Schichten  bilden ; 


622 


es  entsteht  bei  /}-Naphtho1  eine  gelblich 
braune  Zone,  die  beim  Stehen  dunkler 
wird,  bei  a-Naphlhör  aber  sog:leieh  eine 
carmoisinrothe  Färbung,  die  beim  Stehen 
in  dem  oberen  Tfaeile  der  Zone  tiefblau 
wird. 

Natrium  bicarbouienm.  Ein  Gebalt 
an  Chlorid  und  Sulfat  wird  nicht  völlig 
ausgeschlossen,  aber  derart  begrenzt, 
dass  die  Lösung  von  1,2  g   in  10  ccm 

verdünnter  Salpetersäure  nach  Zusatz  von 

N 
0,5  ccm  jQ  Silbernitrat,  sowie  die  Lösung 

von  2,5  g  in  11  ccm  verdünnter  Salzsäure 

nach  Zusatz  von  0,1  ccm  ^  Ghlorbaryum, 

von  einem  etwaigen  Niederschlage  ab- 
fiUrirt,  durch  Silbernitrat  bez.  Chlor- 
baryum  keine  Veränderunßr  mehr  er- 
fahren darf.  Ein  etwaiger  Kali  geh  alt 
muss  so  gering  sein,  dass  die  Lösung 
von  1  g  Salz  in  3  ccm  Essigsäure  von 
36  pGt.  nach  Zusatz  von  0,5  ccm  Natrium- 
Kobaltnitrit  binnen  1  Stunde  keine  Fäll- 
ung erleidet.  0,85  g  des  Salzes  sollen 
zur  Neutralisirung,  mit  Meihyl- Orange 
als  Indicator,  nicht  weniger  als  10  ccm 

y  Schwefelsäure  (entsprechend  98,6  pCt. 

NaTICOs)  erfordern. 

Natrium  carbonicnm.  Die  Grenze 
für  den  Gehalt  an  Chlorid  und  Sulfat 
ist  für  1,2  bezw.  2,5  g  Salz  ebenso  wie 
bei  Natrium  bicarbonicum  festgesetzt. 
1  g  des  unmittelbar  vor  der  Abwägung 
durch  Hitze  entwässerten  Salzes  soll  zur 
Neutralisirung,  mit  Methyl -Orange  als 

Indicator,  nicht  weniger  als  18,7  ccm  y 

Schwefelsäure  erfordern  (=  98,9  pCt. 
Na^COtj);  für  das  so  leicht  verwitternde 
krystallisirte  Salz  fehlt  die  entspre- 
chende Probe  (1  g  würde  für  denselben 

Keinheitsgrad  6,93  ccm  y  Säure  gebrau- 
chen, die  Germ,  verlangt  dazu  7  ccm). 

Natrinm  chtoratiiin.  5  ccm  der  5proc. 
wässerigen  Lösung  dürfen  durch  0,5  ccm 
Natrium-Kobaltnitrit  nicht  getrübt  werden 
(Kali), 

Natrium  chloricum.  Für  Mischung 
des  Salzes  mit  anderen,  organischen  oder 
leicht  oxydirbaren  Substanzen  ist  dieselbe 
Vorsiclit  wie  beim  Kaliumchlorat  em- 
[»fohlen.    Die  wässerige  Lösung  einer  ge- 


glühten Probe  darf  auf  Lackmuspapier 
nicht  alkalisch  reagiren  (Tartrat,  welches 
von  der  Darstellung  des  Salzes  herröhren 
kann).  Bedarf  zur  Lösung  1,1  Th.  Wasser 
und  100  (nicht  40)  Th.  Alkohol  von  150. 

Oleatum  Hydrargyri.  1  Th.  gelbes 
Quecksilberoxyd  wird  nach  und  nach  auf 
die  Oberfläche  von  4  (bisher  9)  Th.  Oel- 
däure  gesiebt,  durch  Umrühren  damit 
vormischt  und  unter  häufigem  Umrühren 
bis  zu  erfolgter  Lösung  auf  höchstens 
40^  (sonst  bis  74^)  erwärmt. 

Oleatum  Zinci.  Neu.  Wie  das  vorige 
aus  1  Th.  Zinkoxyd  und  19  Th.  Oelsäure 
unter  schliesslicher  Erhitzung  im  Wasser- 
bade bis  zur  erfolgten  Lösung  darzustellen. 

Olea.  Oleum  Amygdalaruiu 
aethereum  soll  blausäurehaltig  sein: 
Oleum  Änisi  und  Foeniculi  sind, 
falls  ein  Theil  davon  auskrystallisirt  ist, 
vor  der  Dispensation  vollständig  zu  schmel- 
zen; Ol.  Aurantii  Corticis  kann  von 
bitteren  oder  von  süssen  Orangen  stammen  : 
Ol.  Bergamottae  soll  beim  Verdampfen 
im  Wasserbade  nicht  mehr  als  6  pCt. 
Bückstand  lassen;  Ol.  Betulae  ist  iden- 
tisch mit  Methylsalicylat  und  nahezu 
identisch  mit  Gaultberiaöl ;  Ol.  Caeao 
ist  von  0,970  bis  0,980  spec.  Gew.  und 
schmilzt  bei  30  bis  SS«;  Ol.  Cajeputi 
ist  bläulichgrün  und  schwach  sauer,  ent- 
hält auch  eine  sehr  geringe  Menge  Kupfer 
—  durch  Rectiiication  wird  es  farblos  und 
neutral;  Ol.  campboratum,  Lösung 
\;on  1  Th.  Kampher  in  4  Th.  OL  Gossypii; 
Ol.  Caryophylli  löst  sich  in  2  Vol. 
Spiritus  von  56,5  Gewichtsprocenten  oder 
0,9036  spec.  Gew.;  Ol.  Ginnamomi 
stammt  von  Zimmtcassia;  Ol.  Crotonis. 
durch  Pressen  hergestellt,  mit  dem  der 
Germ,  übereinstimmend;  OL  Gossypii, 
blassgelb,  geruchlos,  von  mildem  Ge- 
schmack, scheidet  unterhalb  12^  feste 
Antheile  ab,  wird  bei  0®  bis  — 5*^  der 
<ranzen  IVlasse  nach  fest,  ist  von  0,920 
bis  0,930  spec.  Gew.  und  wird  durch 
concentrirte  Schwefelsäure  sogleich  dankel 
rothbraun;  Ol.  Jecoris  Aselii,  blass- 
gelb, dünnflüssig,  von  0,920  bis  0,9t5 
spec.  Gew.;  OL  Juniperi  in  4  Vol.  Al- 
kohol von  0,820  etwas  trübe  löslich,  neu- 
tral oder  schwach  sauer;  OL  Menth ae 
piper.,  15  Minuten  lang  in  eine  K&ile- 
mischuug  aus  Schnee  und  Salz  gebraebt 


623 


soll  trübe  und  dick  werden   und  nach 
Zusatz  einiger  Mentholkrjstalle  bald   in 
eine Erjstallraasse  übergehen;  Ol.  Bicini 
giebt  mit  einem  gleichen  Volum  Benzin 
bei  15®  eine  trübe,    bei  17®  eine  klaro 
Mischung:  Ol.  Kosae   bildet  bei  lang- 
samer Abkühlung  auf  21  bis  16®  glän- 
zende ,     irisirende     Krystallschüppchen, 
welche  bei  Erwärmung  durch  die  Hand 
in   dem    oberen  Theile   der   Flüssigkeit 
schwimmen;  Ol.  Sesam i,  gelblich  oder 
gelb,    nahezu    oder   gänzlich  geruchlos, 
von  mildem  Geschmack,  0,919  bis  0,923 
spec.  Gew.,  verdickt  sich  bei  — 3®  und 
erstarrt  bei  —5®  zu  einer  gelblichweissen 
Masse,  gie&t  mit  concentrirter  Schwefel- 
säure  eine  bräunlichrothe  Gallerte;  0). 
Sinapis,  spec. Gew.  1,018 bis  1,029,  Siede- 
punkt 148  bis  150®,  auch  sonst  wie  Germ.; 
Ol.  Terebinthinae,  spec.  Gew.  0,855 
bis  0,870,  Siedepunkt  155  bis  170®,  löslich 
in  3  Vol.  Alkohol  von  0,820,  neutral  oder 
schwach    sauer;    Ol.   Terebinthinae 
reetificat.,  durch  Destillation  über  das 
6  fache  Volum  Kalkwassergewonnen,  von 
0,855  bis  0,865  spec.  Gew.,    Siedepunkt 
160®,  neutral,  10  ccm  sollen  beim  Ver- 
dampfen im  Wasserbade  keinen  wägbaren 
Rückstand  lassen;  Ol.  Thymi,  gelblich 
oder    gelblichrolh,    von  0,900  bis  0,930 
spec.  Gewicht,  neutral  oder  sehr  schwach 
sauer.     Vor  Luft-  und  Lichtzutritt,   wie 
auch   vor  erhöhter  Temperatur  sind  die 
Oele  allgemein  zu  wahren. 

Opium 9  wenn  nach  einer  genau  vor- 
geschriebenen Methode,  welche  mit  der 
der  (lerm.  Aehnlichkeit  hat,  untersucht, 
soll  nicht  weniger  als  9  pCt.,  das  Upiam- 
putyer  aber,  welches  sowohl  in  der 
Keeeptur,  wie  zur  Darstellung  aller  offi- 
einellen  Opiumpräparate  dient,  soll  dabei 
nicht  weniger  als  13  und  nicht  mehr  als 
15  pCt.  krystallisirtes,  und  bei  nicht 
mehr  als  60®  getrocknetes,  also  noch 
1  MoL  1120  enthaltendes  Morphin  liefern. 
Upium  deodoratnniy  dasselbe  Prä- 
parat, welches  bisher  den  unzutreffenden 
Ncimen  0.  denarcotisatura  führte, 
wird  aus  fein  gepulvertem  Opium  mit 
13  bis  15  pCt.  Morphingehalt  durch  drei- 
malige Extraction  mit  Aether  und  schliess- 
liebem  Ersatz  des  Gewichtsverlustes  durch 
jidilchzucker  gewonnen. 
Panereatinnm.    Neu.    Werden   zu 


100  ccm,  in  einer  Flasche  enthaltenem 
lauem  Wasser  0,28  g  Pancreatin  und  1,5  g 
Nalriumbicarbonat  und  hiernach  400  ecm 
frische,  auf  38^  erwärmte  Kuhmilch  ge- 
setzt und  das  Gemisch  30  Minuten  lang 
bei  dieser  Temperatur  erhallen,  so  muss 
die  Peptonisirung  so  vollständig  erfolgt 
sein,  dass  eine  Probe  auf  Zusatz  von 
etwas  Salpetersäure  keine  Ooagulalion 
erleidet. 

Parafflnum  seu  Petrolatum  liqui- 
dum. Werden  5  g  mit  5  g  Aetznatron 
und  25  g  Wasser  V-2  Stunde  digerirt  und 
die  hiernach  abgesonderte  wässerige 
Schicht  mit  Schwefelsäure  übersättigt,  so 
darf  sich  keine  ölige  Substanz  abscheiden. 
Paraflinum  seu  Pelrolatnm  molle. 
Schmilzt  zwischen  40  und  45^  und  hat, 
geschmolzen,  bei  60^  ein  spec.  Gew.  von 
0,820  bis  0,840.  Parafflnum  seu  Petro- 
latum  spissum.  Von  der  Consistenz 
eines  Geräts,  zwischen  45  und5l^  schmel- 
send.  Im  geschmolzenen  Zustande  bei  60^ 
von  0,820  bis  0,850  spec.  Gew. 

Pepsiunm.  Bei  38  bis  40^  binnen 
6  Stunden  nicht  weniger  als  3000-  (nach 
Germ.  100-)faches  Gewicht*  frisch  coagu- 
lirtes  Eiweiss  lösend.  Giebt,  mit  der 
9 fachen  Menge  Milchzucker  gemischt, 
das  Pepsinum  saccharatum  der 
ü.  S.  Ph. 

Pilociirpinum  hj*drochIoricum.  Löst 
sich  in  concentrirter  Schwefelsäure  ohne 
Färbung;  ein  hinzugebrachtes  Splitterchen 
von  Kaliumdichromat  löst  sich  darin 
nach  und  nach  mit  lebhaft  dunkelgrüner 
Farbe. 

Pulveres.  Der  Feinheitsgrad  gepul- 
verter Substanzen  wird,  wie  bisher,  durch 
Zahlen  bezeichnet,  welche  mit  der  Zahl 
der  Maschen  übereinstimmen,  die  das  zu 
verwendende  Sieb  auf  1  Zoll  (oder  2,5  cm) 
seiner  Länge  enthält.  Für  das  feinste 
Pulver  dient  ein  Sieb  mit  80  oder  mehr 
Maschen  auf  1  Zoll  (30  auf  1  cm)  Länge; 
dann  folgen  Siebe  mit  60,  50,  40,  20 
Maschen  auf  1  Zoll,  oder  mit  24,  20,  16, 
8  Maschen  auf  1  cm  Länge,  nach  Bedarf 
auch  Zwischenstufen.  Von  Pulvern^  deren 
Feinheitsgrad  in  dieser  Weise  vorge- 
schrieben ist,  soll  sich  durch  ein  Sieb, 
welches  im  Linearzoll  10  Maschen  mehr 
als  das  dazu  bestimmte  enthält,  nicht 
mehr  als  Vi  ibrer  Menge  absieben  lassen. 


624 


Pjrroicjlilinin.  In  ein  auf  S20  abge- 
ktihltes  Säuregemisch  aus  1400  ccm 
(»  1980  g)  Salpetersäure  und  2200  com 
(==  4037  g)  Schwefelsäure  werden  100  g 
gereinigte  Baumwolle  eingetragen  und 
damit  (bisher  10  Stunden  oder)  so  lange 
in  Berührung  gelassen,  bis  eine  ausge- 
waschene Probe  in  einer  Mischung  aus 
1  Vol.  Alkohol  und  8  Vol.  Aether  sicn  gut 
löslich  zeigt.  Dann  wird  das  sorgfältig 
ausgewaschene  Product  bei  höchstens  60^ 
getrocknet,  und  locker  verpackt  in  Mengen 
von  etwa  25  g  in  gut  verschlossenen  Ge- 
fässen,  im  Kalten  und  Trocknen,  fem 
von  Feuer  und  Licht,  aufbewahrt.  Bis- 
her wurden  auf  100  g  Baumwolle  nur 
1000  g  Salpetersäure  und  1200  g  Schwefel- 
säure verwendet. 

Besina  Jalapae.  Wird  die  durch  Be- 
handlung mit  Aether  gewonnene  Lös- 
ung verdampft  und  der  Verdampfungs- 
rückstand  in  5  proc.  Kalilauge  gelöst,  so 
bildet  sich  eine  rothbraune  Flüssigkeit, 
aus  welcher  das  Harz  durch  Säuren 
wieder  gefällt  wird.  Der  vom  Aether 
ungelöste  Theii  des  Jalapenharzes  je- 
doch muss  mit  Kalilauge  eine  Lösung 
geben,  welche  durch  Säuren  nicht  ge- 
fällt wird. 

Salolam.  Neu.  Werden  einige  Tropfen 
sehr  verdünnter  Eisenchloridiösung  zu 
10  ccm  einer  2 proc.  Spirituosen  Salol- 
lösung  gesetzt,  so  färbt  sich  die  Flüssigkeit 
violett;  setzt  man  hingegen  einige  Tropfen 
der  genannten  Salollösung  zu  10  ccm  der 
verdünnten  Eisenchloridiösung,  so  ent- 
steht beim  Schütteln  eine  weissliche 
Trübung,  aber  keine  Färbung.  Mit  über- 
schüssigem Bromwasser  giebt  spirituöse 
Salollösung  einen  weissen  Niederschlag. 

Seeale  eomatuin  seu  Ergota.  Soll 
nur  massig  ausgetrocknet  sein  und  in 
gut  verschlossenen  Gefässen  aufbewahrt 
werden,  in  welche  man  von  Zeit  zu  Zeit 
einige  Tropfen  Chloroform  bringt,  um 
der  Entwickelung  von  Insecten  vorzu- 
beugen. Wenn  mehr  als  1  Jahr  alt,  für 
den  Gebrauch  untauglich.  Altes  Mutter- 
korn, das  mit  einem  scharfen  Ton  bricht, 
im  Bruch  zumeist  oder  gänzlich  frei  von 
röthlicher  Färbung,  zwischen  den  Zähnen 
hart  und  spröde,  und  von  verhältnies- 
mässig  geringem  Geruch  und  Geschmack 
ist,  muss  verworfen  werden. 


Spiritas«    Die  Ü.  S.  Ph.  unterscheidet 
vom   Spiritus  4  Sorten:   Alkohol  mit 
91    Gew. -Proc.    oder      94    VoK-Proc. 
C2H5OH,  von  0,820  spec.Gew.  und  78« 
Siedepunkt,  bei  Verdampfung  von  50  ccm 
keinen  gefärbten  oder  wägbaren  Rück- 
stand hinterlassend,  neutral  und  gegen 
Silbemitrat     fast    gänzlich    indifferent; 
Alcohol    absolutum,    neu,    nicht 
mehr  als  1  Gew.-Proe.  Wasser  enthaltend 
und    von    höchstens  0,797  spec.  Gew.: 
Alcohol    deodoratum,    neu,    mit 
92,5  Gew. -Proc.    oder   95,1  Vol. -Proc. 
C5H5OH,  von  0,816  spec.  Gew.,  keinerlei 
fremden    Geruch    hinterlassend,     wenn 
25  ccm  mit  gleich  viel  Wasser  und  5  ccm 
Glycerin   der   freiwilligen  Verdampfung 
auf  reinem,  geruchlosem  Löschpapier  über- 
lassen werden,  auch  bei  freiwilliger  Ver- 
dunstung von  25  ccm  in  einer  vor  Staub 
geschützten  Porzellanschale  keinen  Säck- 
stand lassend,  der  sich  mit  einigen  Tropfen 
concentrirter    Schwefelsäure    roth    oder 
braun  färbt;  Alcohol  dilutum,  Misch- 
ung gleicher  Volume  Alkohol  und  Wasser, 
von  41  Gew.-Proc.  oder  48,6  Vol.-Proc. 
G2H5OH  und  0,936  spec.  Gew.,  auch  darch 
Mischung  von  41  Gew.-Th.  Alkohol  and 
50  Gew.-Th.  Wasser  herzustellen.   Hieran 
reiht  sich  der  Spiritus  Frumenti, 
ein   Destillat    aus   gegohrenem  Weizen, 
Boggen,  Mais  mit  44  bis  50  Gew.-Proc 
oder  50  bis  58  Vol.-Proc.  Alkohol  und 
mindestens   0,917   bis    höchstens  0,930 
spec.  Gew.,  amberfarben,  sehr  schwach 
sauer  reagirend,  mindestens  2  Jahre  alt, 
und  der  Spiritus  Vini  Gallici,  ein 
Destillat  aus  dem  gegohrenen,  von  frem- 
den Zusätzen  freien  Saft  frischer  Wein- 
trauben mit  39  bis  47  Gew.-Proc.  oder 
46  bis  55  Vol.-Proc.  Alkohol,  mindestens 
0,925,  höchstens  0,941  spec.  Gew.,  blass 
amberfarben,  sehr  schwach  sauer  reagi- 
rend, mindestens  4  Jahre  alt. 

(Fortsetzang  folgt) 


Eine  Beaction   der  LtgnocelliiloM«      Di« 

Jutefafer  vermag  nach  Cross  und  Bcvan 
(Chem.  News,  darcn  Ber.  d.  D.  ehem.  Gesells^di.) 
verdfinnte  LOsangen  von  rothem  BlaÜaD^ensals 
za  erschöpfen  und  dabei  das  Ferricyanid  m  eine 
blaue  Verbindung  umzuwandeln,  mit  welcher 
es  unter  dem  Mikroskop  yoilkommen  gleich- 
massig  imprägnirt  erscheint  Die  Faser  Iuidii 
bis  zu  eOpCt.  ihres  Gewichtes  aufnehmen« 


686 


üeber  Somatose. 

Eine  Bemerkung  zn  der  in  Nr.  41  dieser 
Zeitschrift  gebrachten  Notiz. 

Von  F.  GoUdmann, 

Hildebrandt  hat  gezeigt  *)  dass  nach 
Injection  selbst  grösserer  Dosen  von 
Somatose  der  Harn  frei  von  Albumosen 
und  Peptonen  bleibt.  Für  seine  Versuche 
benatzte  Hildebrandt  Gamivoren  bezw. 
Omnivoren,  nämlich  Hunde.  Während 
Hildebrandt  sich  berechtigt  hält,  die 
Somatose  zu  einer  versuchsweisen  An- 
wendung in  subcutaner  Einspritzung  zu 
empfehlen,  sieht  sich  Neumeister  ver- 
anlasst, vor  der  Application  von  Albu- 
mosen in  dieser  Form  zu  viramen,  da 
sieh  dieselben  wie  fremde  Körper  ver- 
halten und,  nicht  assimilirt,  mit  dem  Harn 
wieder  ausgeschieden  werden.  Diese  Be- 
hauptung belegt  Neumeister  durch  einen 
Versuch  am  Herbivoren,  nämlich  am 
Kaninchen. 

Ist  es  schon  auffallend,  dass  ein  Ver- 
such am  Hunde  durch  einen  solchen  am 
Kaninchen  widerlegt  werden  soll,  so 
macht  es  noch  mehr  erstaunen,  wenn 
man  vernimmt,  dass  es  Neumeister  ge- 
langen sei,  nach  Einspritzung  von  0,1  g 
Somatose  in  das  Dnterhautzellgewebe 
eines  Kaninchens,  die  Substanz  aus  dem 
Harn  dieses  Thieres  auszusalzen  und 
wieder  darzustellen.  Man  muss  hier- 
bei Doch  berücksichtigen,  dass  Neumeister 
nar  den  ersten  Harn  gesammelt  hat, 
der  nach  der  Application  der  Somatose 
entleert  wurde  und  der  vielleicht  nur 
einen  Theil  der  verwendeten  0,1  g  So- 
matose enthielt.  Da  Neumeister  augiebt, 
die  Somatose  aus  diesem  Harn  wieder 
dargestellt  zu  haben,  ist  man  wohl  zu 
der  Annahme  berechtigt,  dass  Neumeister 
den  durch  Ammonsulfat  erhaltenen  Nie- 
derschlag auch  wirklich  mit  der  Soma- 
tose identificirt  hat.  Da  es  nicht 
leicht  ist,  aus  einer  künstlich  hergestell- 
ten Lösung  von  0,1  g  Somatose  in  Kanin- 
chenham  die  Albumosen  so  abzuscheiden, 
dass  man  in  unzweideutiger  Weise  die 
Belege  für  das  Vorhandensein  der  Sub- 
stanz erbringen  kann,  habe  ich  für  die 
Controlversuche  0,5  g  Somatose,  das  ist 

*)  Verhandlungen  des  XH.  Congresses  für 
innere  Medicin,  Wiesbaden  1893. 


die  5  fache  Menge  der  von  Neumeister 
verwendeten  Quantität,  den  Thieren  sub- 
cutan eingeführt. 

Die  Somatose  wurde  in  10  ccm  physio- 
logischer Kochsalzlösung  gelöst  und 
steriiisirt.  Der  innerhalb  der  darauf 
folgenden  12  Stunden  gelassene  Harn 
—  2  Portionen  —  diente  für  die  Unter- 
suchung. Aus  der  angesäuerten  Lösung, 
auch  bei  sauerer  Beaction,  wurde  durch 
Ammonsulfat  ein  Niederschlag  erhalten, 
sowohl  beim  Hunde  wie  beim  Kaninchen. 
Der  Niederschlag  wurde  in  warmem 
Wasser  gelöst  und  wieder  ausgesalzen, 
bis  derselbe,  beiläufig  nach  3 maliger  Be- 
handlung des  Rückstandes  in  gleicher 
Weise,  nur  noch  wenig  gelb  gefärbt  war; 
dieser  wurde  dann  mit  warmem  Wasser 
wiederholt  behandelt.  Es  resultirte  beim 
Hunde  keine  Keaction  mit  einer  höchst 
verdünnten  Kupfersulfatlösung  und  keine 
Beaction  beim  Kaninchen.  Es  gab 
Sulfosalicjlsäure  keine  Trübung  beim 
Hunde,  eine  Opaleseenz  beim  Kanin- 
chen. 

Nach  meinen  Untersuchungen  enthält 
der  Harn  des  Hundes  nach  subcutaner 
Einverleibung  von  Somatose  keine  Al- 
bumosen, der  des  Kaninchens  quanti- 
tativ nicht  bestimmbare  Mengen.  Viel- 
leicht wurde  Neumeister  durcQ  den  Nie- 
derschlag, den  er  bei  Zusatz  von  Am- 
monsulfat zum  Harn  erhalten  hat,  zur 
Annahme  bestimmt,  Albumosen  gefällt 
zu  haben.  Es  giebt  jedoch  jeder  Harn 
des  Kaninchens  mit  schwefelsaurem  Am- 
monium eine  Fällung;  das  Gleiche  gilt 
vom  Harn  des  Hundes  und  auch  der 
normale  Harn  des  Menschen  zeigt  auf 
Zusatz  von  Ammonsulfat  eine  Trübung 
bis  flockige  Ausscheidung.  Dieser  Nieder- 
schlag stellt  keine  Albumosen  vor, 
denn  er  giebt  nicht  die  Beactionen  dafür. 

Was  den  zweiten  Theil  der  Entgegnung 
anbelangt,  so  muss  von  vornherein  darauf 
verwiesen  werden,  dass  die  Bücksehlüsse 
nicht  etwa  aus  Versuchen  resultiren,  die 
Neumeister  mit  Somtatose  angestellt  hat, 
sondern  das  Ergebnlss  der  Prüfung  mit 
denjenigen  Substanzen  vorstellen,  welche 
man  früher  unter  dem  Sammelnamen 
Albumosen  oder  Peptone  in  den  Handel 
brachte.  Bekanntlich  waren  dies  Gemische 
verschiedener     Zusammensetzung.       Ob 


ß2ß 


übrigens  Albumosen  für  Kranke  entbehr- 
lieh  wären,  rauss  bei  der  Verschiedenheit 
der  Ansichten,  die  hierüber  herrschen, 
noch  unbeantwortet  bleiben;  jedenfalls 
entscheiden  hierüber  nicht  theoretische 
Deductionen,  sondern  allein  die  klinischen 
Erfolge.  Wenn  in  einem  Falle  von 
Magencareinom,  wo  Eiweisskörper,  ins- 
besondere fein  geschabtes  Fleisch  nicht 
behalten  wurden,  Somatose  gut  vertragen 
wird  und  der  Kranke  so  gewinnt,  dass 
sogar  Stickstoffansatz  erfolgt,  so  scheint 
mir  damit  schon  ein  erster  Beweis  für 
die  Unhaltbarkeit  jener  Ansicht  erbracht 
zu  sein. 

Die  andere  Yermuthung,  dass  Albumo- 
sen den  Darm  reizen,  imponirt  allein 
durch  die  Sicherheit  ihrer  Behauptung. 
Gelegentlich  eines  Stoffwechselversuches 
erhielt  ein  Mann  mehrere  Tage  lang  40g, 
an  einem  Tage  selbst  die  exorbitante 
Dosis  von  104  g  Somatose.  Ich  selbst 
habe  9  Tage  lang  20  g  dieser  Albumosen 
neben  der  üblichen  Kost  gebraucht.  An 
keinem  Tage  trat  diarrhöischer  Stuhl  ein. 
Aus  der  Jtiiegerseheji  Klinik  ist  inzwischen 
ein  Fall  bekannt  geworden,  der  deutlicher 
spricht  als  der  Versuch  am  gesunden 
Menschen.  Ein  Patient  mit  vorgeschrit- 
tener Darmpbthise  sah  durch  den  Ge- 
brauch der  Somatose  eine  Besserung  des 
Befindens  eintreten,  eine  nachtheilige 
Beeinflussung  des  stark  angegriffenen 
Darmes  gelangte  nicl^t  zur  Beobachtung. 
Schliesslich  ist  mir  noch  ein  Beamter 
bekannt,  der  jetzt  länger  als  4  Monate 
täglich  2  Esslöffel  nimmt,  noch  niemals 
aber  über  Störungen  klagte. 

Nach  dem  Obigen  ist  die  Annahme 
über  die  Ausscheidung  der  Somatose  eine 
irrige,  der  vielleicht  ein  Beobachtungs- 
fehler zu  Grunde  liegt.  Der  übrige  Theil 
der  Ausführungen  Ifeumetsters  ist  als 
Ausfluss  einer  persönlichen  Anschauung 
anzusehen,  als  eine  theoretische  Aus- 
klügelei, die  bereits  durch  die  klinischen 
Erfolge  widerlegt  wurde. 

♦      •      * 

Ueber  die  Somatose,  welche  wir  erstmalig 
Ph.  C.  34,  236  erwähnten,  entnehmen  wir 
einer  Geschäftsmittheilung  der  dieselbe  her- 
stellenden Farbenfabriken  vorm.  Friedrich 
Bayer  d:  Co,  in  Elberfeld  das  Nachstehende : 


Die  Somatose  wird  aus  f^leisch  hergestellt 
und  enthält  die  in  demselben  vorkommenden 
Eiwcissstoffe  in  leicht  löslicher  Form,  sowie 
die  im  frischem  Fleische  sich  findenden  Nähr- 
salze  des  letzteren,  und  unter  diesen  beson 
ders  das  für  die  Mu&kel-  und  Zellenbildong 
so  wichtige  Kaliumphosphat.  5  g  Somatose 
sind  gleichwerthig  30  g  Ochsenfleisch. 

Die  Samatose  ist  ein  schwach  gelb  ge- 
färbtes, etwas  körniges  Pulver,  in  Wasser 
und  wässerigen  Flüssigkeiten  leicht  und  yoU- 
kommen  löslich.  Die  Lösung  ist  geruchlos 
und  so  gut  wie  geschmacklos. 

Während  sämmtliche  bekannten  Fleisch- 
präparate nichts  anderes  Yorslellen,  als  ein 
Gemisch  von  Albumosen  neben  den  als  Nähr- 
mittel werthlosen  Peptonen  und  Eztractiv- 
Stoffen  des  Fleisches  in  mehr  oder  weniger 
wechselnden  Mengen,  ist  die  Somatose  ein 
von  dem  überflüssigen  Ballast  befreites  Prä- 
parat, sie  weist  von  allen  auf  dem  Markte  be- 
findlichen kunstlichen  Fleisehpräparaten  deu 
höchsteu  Gehalt  an  Eiweissstoffen  auf. 

Abgesehen  von  dem  geringen  NShrwerthj 
der  den  Peptonen  überhaupt  zukommt  (vergl. 
Politzer  und  Gerlach)  haben  Präparate  mit 
hohem  Peptongehalte  den  Nachtheil,  Ver- 
dauungsstörungen, besonders  Durchfalle,  her- 
beizuführen, für  die  Dauer  Widerwillen  zu 
erzeugen  und  bitter  zu  schmecken.  Aus  die* 
sem  Grunde  wird  solchen  Präparaten  ein  Zu- 
satz von  Fleischeitract  gegeben,  welcher 
hauptsächlich  den  letzteren  Uebelstand  za 
verdecken  im  Stande  ist. 

Die  Albumosen  dagegen  werden  Tollstän- 
dig  zu  Organei weiss  regenerirt,  sie  ernähren 
den  Organismus  also  so  gut  wie  das  unver- 
änderte Eiweiss  und  werden  selbst  von  dem 
empfindlichsten  Magen  gut  vertragen.  Ein 
solches  lediglich  aus  Albumosen  bestehendes 
FleiechprMparat  besitzen  wir  in  der  Somatose. 

Die  Somatose  kann  wegen  ihrer  Qeruch- 
und  Geschmacklosigkeit  dem  Patienten  leicht 
ohne  dessen  Wissen  gegeben  werden.  Mao 
giebt  sie  entweder  in  Lösung  oder  als  fein 
geriebenes  Pulver  mit  Butter  und  Brot  oder 
auf  geröstete  Brotschnitten  gestrichen.  Für 
die  Lösungen  verwendet  man  Milch,  Bouillon, 
Schleimsuppe,  Cacao,  und  das  Lösungsmittel 
soll  öfter  gewechselt  werden.  Da  kleinere 
Mengen  der  Somatose  vom  Organismus  voll- 
kommen ausgenutzt,  also  für  den  Fleisch- 
ansatz (Ernährung)  verwerthet  werden,  em- 
pfiehlt sich  die  öftere  Darreichung  kl  ei« 


m 


äerer  Üosen  im  Laufe  des  Tages.  Im  All- 
gemeioen  werden  bei  Kindern  bis  zn  15  g, 
bei  Erwachsenen  bis  an  30  g  den  Tag  über 
lar  Anwendung  kommen. 

Die  Somatose  wird  ausserordentlich  schnell 
resorbirt,  nimmt  also  sofort  an  der  Ernähr- 
ung Theil,  belästigt  nicht  den  Magen  und 
kann  lugleich  mit  Fletschkost  oder  ohne 
solche  gereicht  werden  Mit  Hilfe  der  Soma- 
tose ist  man  im  Stande,  den  Kranken  über 
gewisse  kritische  Punkte  hinwegsubringcn, 
indem  sie  für  längere  Zeit  einen  Ersatz  an 
eigentlicher  Nahrungszufuhr  bilden  kann. 

Das  ist  die  ▼ornehmliche  Aufgabe  der 
Somatose.  Neben  dieser  findet  sie  vortheil- 
hafte  Verwendung  bei  allen  Krankheiten, 
welche  mit  Fieber  einhergehen  und  den  Or- 
ganismus schwächen  und  wo  die  Zufuhr  kraf- 
figeuder  und  leicht  resorbirbarer  Kost  erfor- 
derlich ist. 

Zum  Nachweis  von  Blutflecken 

mittelst  des  Mikroskops  und  Spectralappa- 
rates*)  gleichzeitig  beschreiben  Meche  und 
Wimmer  in  Stettin  in  der  Pharm.  Ztg.  1893, 
536  das  nachstehende  Verfahren  : 

„Einige  winzige  Partikelchen  des  auf 
Eisen  befindlichen  Fleckes  werden  anf  einen 
Objectträger  gebracht,  mit  einem  kleinen 
Tropfen  Wasser  betupft  and  kurze  Zeit  anf 
ca.  300  C.  erwärmt;  bei  Verdunstung  des 
Wassers  wird  dasselbe  einige  Male  erneuert. 
War  der  Fleck  alt  und  in  dünner  Schicht 
eiogetrocknet,  so  ist  der  grOsste  Tlieil  des 
Blutfarbstoffes  zn  Methdmoglobin  oxydirt; 
um  Ihn  wieder  in  Oxjhämoglobin  überzu- 
fahren ,  setzt  man  zu  der  Lösung  auf  dem 
Objecttrfiger  mittelst  eines  fein  ausgezogenen 
Glasstabes  eine  Spur  einer  Lösung  von 
Eisenvitriol,  Weinsäure  und  überschüssigem 
Ammoniak.  Neben  den  Tropfen  legt  man 
alsdann  anf  den  Objectträger  ein  Pferdehaar 
Qod  darüber  ein  Deckgläschen.  Durch  vor- 
sichtiges Aufheben  der  aufliegenden  Kante 
bringt  man  nun  den  Flüssigkeitstropfen  in 
die  Mitte  dos  Deckgläschens  und  schiebt  ein 
zweites  Pferdehaar  unter  dasselbe.  Der 
Tropfen  bildet  nun  ein  Säulchen,  welches 
oben  von   dem  Deckglas,   unten  von  dem 

*)  Der  von  Sarbu  constrnirte  Apparat  zur 
Beobachtung  der  Absorptionsspectren  mikro- 
skopischer rriparate  ist  sehr  wenig  in  der 
Präzis  eingeführt  und  sehr  thever. 


Objectträger  begretiZt  Wird.  Wenn  def 
Durchmesser  dieses  sich  nach  unten  und 
oben  erweiternden  Sänichens  nur  1  mm  be- 
trägt, so  ist  dies  für  den  Nachweis  genügend. 
Wie  hieraus  ersichtlich,  operirt  man  nur  mit 
ungefähr  einem  halben  Cubikmillimeter  oder 
0,0005  g  Flüssigkeit,  welche  man  durch  sehr 
geringe  Mengen  Blut  färben  kann. 

Ist  die  Herstellung  des  Flüssigkeitssäul- 
chens  gelungen  ,  so  betupft  man  die  Ränder 
des  Deckgläschens  mit  geschmolzenem  Pa- 
raffin oder  Wachs,  um  es  auf  dem  Object- 
träger zn  befestigen.  Dies  so  erhaltene  Prä- 
parat legt  man  nun  unter  das  Mikroskop  und 
stellt  das  Bild  mit  System  3  oder  4  ein.  Nach 
Entfernung  des  Okulars  bringt  man  nun 
durch  die  ürolegevorrichtung  das  Rohr  des 
Mikroskopes  mit  dem  Abbe^when  Apparat  in 
waagerechte  Richtung  und  schiebtden  Spiegel 
an  die  Seite.  Neben  dem  Mikroskop  findet 
eine  stark  leuchtende  Lampe  Aufstellung. 
Wir  benutzten  hierzu  die  Patentlampe  von 
Schmidt  dt  Haensch  für  Polarisationen.  Man 
richtet  darauf  den  Spiegel,  damit  das  Prä- 
parat beleuchtet  ist  und  setzt  vor  das  Mikro- 
skop den  Spectralapparat  so ,  dass  das  Rohr 
des  ersteren  mit  dem  Spaltrohr  des  letzteren 
eine  gerade  Linie  bildet.  Es  zeigen  sich 
dann  deutlich  die  beiden  Absorptionsbänder 
des  Oxjhämoglobins  zwischen  den  Linien 
50  und  70. 

Sind  die  Flecken  anf  Zeug  eingetrocknet, 
so  digerirt  man  dasselbe  mit  Wasser  und  fügt 
zu  der  bis  auf  ein  kleines  Volum  verdunsteten 
Flüssigkeit  eine  Spur  Schwefelammonium 
hinzu ;  mit  diesem  geht  die  Umwandlung  des 
Methämoglobins  schneller  vor  sich;  bei  mit 
Rost  vermischtem  Blut  ist  es  natürlich  wegen 
der  Bildung  von  Schwefeleisen  nicht  anw^-nd* 
bar.  Gute  Spectren ,  jedoch  nicht  in  der 
Schärfe,  wie  nach  der  oben  angegebenen  Me- 
thode, erhielten  wir  auch|  wenn  die  Blutlösung 
von  einigen  neben  einander  gelegten  Lein- 
fasern oder  weissen  Seidenfäden  auf  dem 
Objectträger  aufgesogen  und  dann  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  getrocknet  wurde. 
Die  Fasern  wnrden  darauf  mit  etwas  Olycerin, 
dem  eine  geringe  Menge  Schwefelammon  zu- 
gesetzt war,  befeuchtet,  mit  einem  Deckglas 
bedeckt  und  in  der  beschriebenen  Weise  mit 
Mikroskop  nnd  Spectralapparat  untersucht. 
Wurden  die  Leinfasern  durch  ein  Gapillar- 
rohr,  welches  die  Blutlösung  enthielt,  ersetzt, 
80  gelang  es  nicht,  die  Absorptionsbänder  zn 


0^8 


erhalten,  da  die  gewölbten  Flächen  des  Rohres 
als  Linsen  wirkten. 

Mit  dem  Znsatz  derBedactionsflüssigkeiten 
mnss  man  in  allen  diesen  Fällen  vorsichtig 
sein,  da  leicht  Hämoglobin  sich  bildet,  dessen 
Absorptionsband  bei  Weitem  nicht  so  intensiv 
ist,  wie  die  Bänder  des  Ozyhämoglobins. 

Befinden  sich  anf  eisernen  Gegenständen 
einzelne  Flecke,  bei  denen  man  im  Zweifel 
ist,  ob  sie  nnr  aus  Best  oder  ans  Blnt  nnd 
Rost  bestehen,  so  giebt  die  LOslichkeit  in 
Salzsänre  häufig  schon  einen  Anhalt  über  die 
Beschaffenheit.  Man  bringt  einige  Partikel- 
chen anf  einen  Objectträger,  befeuchtet  sie 
mit  Salzsäure  und  erwärmt;  ist  Blut  vor- 
handen, so  enthält  die  Lösung  Flocken. 

In  den  Fällen,  in  welchen  alle  Prüfungen 
anf  Blut  ein  negatives  Resultat  gaben,  ist  es 
von  Wichtigkeit,  diejenigen  Substanzen  zu 
ermitteln,  durch  welche  der  betreffende  Fleck 
hervorgerufen  wurde,  um  dadurch  einen 
weiteren  Anhaltspunkt  dafür  zu  haben ,  dass 
Blut  nicht  vorhanden  ist.  In  dem  im 
Folgenden  beschriebenen  Fall  handelte  es 
sich  darum,  Blut  in  einem  mit  Indigo  ge- 
färbten Rock  (Soldatenrock)  nachzuweisen. 
Es  befand  sich  auf  demselben  ein  Fleck  von 
der  Grösse  eines  Zehnpfennigstückes,  welcher, 
wie  die  mikroskopische  Prüfung  bei  schwa- 
cher Yergrösserung  ergab,  hauptsächlich  da- 
durch sichtbar  war,  dass  Sand  und  Staub  an 
den  Fasern  haftete.  Blut  konnte  nicht  nach- 
gewiesen werden.  Die  Stelle  (Brust),  auf  der 
sich  der  Fleck  befand ,  rechtfertigte  die  An- 
nahme, dass  er  durch  bei  dem  Essen  herab- 
gefallene Speisen  entstanden  war;  war  dies 
der  Fall;  so  musste  ferner  angenommen 
werden,  dass  die  befleckte  Stelle  des  Rockes 
mehr  Fett  und  Chlornatrium  enthielt  als  die 
übrigenTheile.  um  dies  festzustellen,  wurden 
daher  folgende  vergleichende  Untersuchungen 
gemacht.  Das  zur  Verfügung  stehende  Ma- 
terial war  so  gering,  dass  von  einer  gewichts- 
analytischen Bestimmung  des  Fettes  von 
vornherein  abgesehen  werden  musste.  Es 
wurden  daher  aus  den  befleckten  und  einigen 
anderen  Stellen  des  Rockes  gleich  grosse 
Stücke  Von  ca.  4  qmm  geschnitten,  jedes  auf 
ein  kleines  Uhrglas  nahe  dem  Rande  gelegt 
und  durch  Auftropfen  von  Aether  extrahirt. 
Der  sehr  winzige  Auszug  sammelte  sich  dann 
in  der  Mitte  des  Glases,  er  wurde,  nachdem 
der  Aether  verdunstet  war,  mit  gleichen 
Streifen  eines  dünnen  entfetteten  Papieres 


abgewischt.  Bei  der  Vergleichung  der  ent- 
standenen Fettflecke  zeigte  es  sich ,  dass  bei 
jedem  der  drei  angestellten  Versuche  immer 
der  der  fraglichen  Stelle  entsprechende  Fleck 
grösser  war,  als  die  anderen. 

In  ähnlicher  Weise  wurde  die  Bestimmung 
des  Chlornatriums  ausgeführt.  Zum  Ver- 
gleiche kamen  Tuchstücke  von  obengenauBlet 
Grösse  aus  dem  Fleck  und  anderen  Stellen 
des  Tuches ,  welche,  da  Blut  etwas  Chlor- 
natrium enthält,  mit  Blut  angefeuchtet  nnd 
getrocknet  wurden.  Die  Stücke  wurden  mit 
Wasser  extrahirt,  der  Auszug  bis  auf  wenige 
Tropfen  im  ührglas  eingedampft  und  nach 
Zusatz  einer  Spur  Ealiumchromat  mit  Silber- 
lösung iltrirt.  Diese  wurde  hierzu  in  eine 
Capillarröhre  gebracht  und  der  Verbranch 
durch  Messen  der  Flüssigkeitssäule  festge- 
stellt. Die  befleckten  Stücke  bedurften  we- 
sentlich mehr  Silberlösung,  als  die  anderen, 
bis  zur  Rothfärbung.  Es  war  somit  in  dem 
fraglichen  Fleck  Chlornatrium  und  Fett  nach- 
gewiesen und  das  Vorhandensein  von  Blot 
daher  um  so  unwahrscheinlicher. 


Eine  neue  Beaction  des 
Physostigmins. 

Löst  man  nach  Ferteira  da  Silva  eine 
kleine  Menge  PhjBOstigmin  in  einer  Porsellan- 
schale  in  einem  oder  zwei  Tropfen  rauchender 
Salpetersäure,  so  erhält  man  eine  hellgelbe 
Lösung,  welche  beim  Erwärmen  im  Wasser- 
bade eine  dunkelgelbe  bis  orange  FSrbnng 
annimmt.  Verdampft  man  unter  Umrühren 
zur  Trockne,  so  geht  die  dnnkelgelbe  Farbe 
des  Ruckstandes  in  Grün  über.  Der  grüne 
Rückstand  löst  sich  in  Wasser,  Alkohol,  con- 
centrirter  Schwefelsäure  mit  grnner  Farbe 
auf.  Giebt  man  zu  dem  grünen  Verdampfnngs* 
rück  st  an  de  einen  Tropfen  Salpetersäure  nnd 
erwärmt  im  Wasserbade,  so  f&rbt  sich  der- 
selbe blau  und  man  erhält  dann  eine  rotb- 
violette  Lösung,  welche  nach  einiger  Zeit 
dunkelgrünlich  erscheint.  Die  Losung  in 
Salpetersäure  zeigt  im  anfallenden  Liebte 
eine  blutrothe^  im  durchscheinenden  eise 
dunkelgrüne  Fluorescenz;  Ammoniak  ver- 
ändert die  grüoe  Farbe  des  Rückstandes  nicht. 
Die  wässerige  wie  auch  die  alkoholische  nnd 
schwefelsaure  Lösung  des  grünen  Farbstoffes, 
den  Ferreira  da  Suva  Chloreserin  nennt, 
zeigt  im  Spectroskop  zwei  charakteristiscbe 
Absorptionsspectren:     daa     eine     in    Botb 


629 


2wiBcbeii  ^670  und  X  688,  das  andere  breitere 
■wischen  Indigo  und  Violett  swischen  X  400 
und  A  418;  ein  sehr  schwaches  Band  tritt  in 
Orange  auf.  Verfasser  konnte  auf  diese  Weise 
noch  0,005  g  Phjsostigmin  nachweisen. 
Compi.  rmd.  1893,  330  d.  Chem,'Ztg.,  Rep, 

SirupuB  Calcii  phosphorici. 

An  Stelle  des,  au  dem  in  Frankreich  be- 
liebten Ealkphosphatsirup,  sonst  verwendeten 
zweibasischen  Kalkphosphats,  welehes  durch 
Zusatz  von  Phosphorsäure,  Salzsäure  oder 
Milchsäure  in  Lösung  gebracht  wird,  empfiehlt 
Carles  (Journ.  de  pharm,  et  de  cbim.)  drei- 
basisch phosphorsauren  Kalk  (in  gelati- 
nöser Form)  zu  verwenden  und  denselben 
in  dem  Sirup  zu  vertheilen;  es  ist  also  der 
Zusatz  von  Säure  überflüssig. 

Zur  Darstellung  giebt  Carles  folgende  Vor- 
schrift: 115g Knochenkohle  werden  mit  150g 
Salzsäure  und  .3  Liter  Wasser  Übergossen, 
oacb  einigen  Stunden  noch  so  viel  Wasser 
hinzugefügt,  das«  10  Liter  Flüssigkeit  erhal- 
ten werden.  100  g  davon  werden  titrirt,  um 
in  erfahren ,  wie  viel  Kalilauge  zur  Fälluog 


des  Phosphats  nöthig  ist.  Die  nun  berechnete 
Menge  Kalilauge  wird  ebenfalls  auf  10  Liter 
verdünnt,  und  beide  Flüssigkeiten  werden  zu- 
sammengegossen. Der  erhaltene  Niederschlag 
wird  durch  Decantiren  bis  zu  neutraler  Ke- 
action  ausgewaschen,  was  wegen  der  lockeren 
Beschaffenheit  desselben  einige  Tage  dauert, 
ebenso  dauert  das  Ablaufen  der  Flüssigkeit 
lange  Zeit.  Der  auf  ein  Tuch  gebrachte  Nie- 
derschlag enthält  nach  12  Stunden  circa  90 
pCt.  Wasser.  Aus  100  Theilen  dieses  Nieder- 
schlages (entsprechend  10  Tb.  trockenen  Phos- 
phats) wird  mit  245  Tb.  Wasser  und  655  Th. 
Zucker  ohne  Erwärmung  ein  Sirup  hergestellt. 
Der  suspendirte  phosphorsaure  Kalk  setzt 
sich  mit  der  Zeit  etwas  ab,  kann  aber  leicht 
wieder  durch  geringes  Bewegen  in  vollstän- 
dige Vertheilung  gebracht  werden.  s. 

Künstliche  Darstellong  von  CItronensUare; 

Charles  Wehmer:  Comptrend.  1893,332  d.  Chem.- 
Ztg.  Verf.  hat  entdeckt,  dass  zwei  Pilze,  Citro- 
mycetes  pfefferianus  und  C.  glaber,  deren  Sporen 
sich  reichlich  in  der  Luft  vorfinden,  Glncose- 
lOsungen  derartig  zersetzen,  dass  bis  50  pCt.  der 
angewendeten  Glncose  in  ,Citronens&ure  umge- 
wandelt wird. 


Bttcherschau. 


Anatomischer  Atlas  der  Pharmakognosie 
und  Nahrnngsmittelknnde  von  Dr.  A. 
Tschirehf  Professor  der  Pharmakognosie 
und  Director  des  pharm aceut.  Instituts 
der  Universität  Bern,  und  Dr.  0.  Oesterle, 
Assistent  am  pharmac.  Institut  daselbst. 
Lieferung  I.  Leipaig  1893.  T.  O.Weigel 
Nachfolger  (Chr,  Herrn.  Tattchnüjs),  Voll- 
ständig in  16  bis  20  Lieferungen  (zu  1 JK 
50^)  zu  Je  5  Tafeln. 

Der  vorliegende  Atlas  bildet,  obwohl  in  sich 
abgeschlossen,  den  zweiten  Theil  zu  „Tschirch^s'* 
Angewandter  Pflanzen anatomie'*  und  ist  zugleich 
bestimmt,  an  die  Stelle  des  im  Buchhandel  ver- 
griffenen und  nicht  mehr  neu  aufgelegten  „Berg- 
Bchen  Atlas"  zu  treten. 

Der  Verfasser  Tschtrch,  welcher  sich,  um  ein 
rascheres  Erscheinen  zu  ermöglichen,  mit  Dr. 
Oesterle  verbunden  hat,  bietet,  wie  er  im  Vor- 
wort sagt,  ausschliesslich  Selbstgeschautes; 
«r  wtlnscht  den  Apotheker,  den  praktischen 
Pharmakognosten  und  Nahrungsmittel-Chemiker 
durch  seinen  Atlas  in  den  Stand  zu  setzen, 
mit  Hilfe  des  Mikroskops  Identität  und  Rein- 
heit der  Drogen,  Nahrnngs-  und  Genussmittel 
festzustellen. 

^  Um  die  Diagnose  der  Pflanzenpulver  mög- 
lichst zu  erleichte»,  sind  die  Darstellungen 
der  Längs-  und  Fläoh enansichten  der  Früchte, 


Samen,  Blüthen  und  Blätter,  die  man  ja 
selbstverständlich  bei  genulverten  Objecten  in 
erster  Linie  zu  sehen  bekommt,  meist  in  der 
Weise  durchgeführt  worden,  dass  die  einzelnen 
untereinander  liegenden  Schichten  in  der  Reihen- 
folge, wie  sie  auf  einander  folgen,  znm  Theil 
wirklich  unter  oder  neben  einander  dsrgestellt 
wurden,  so  dass  die  Flächenansichten  also  nicht 
beliebig  herausf^egriffene,  sondern  alle  Schichten 
in  ihrer  natürlichen  Folge  von  oben  nach  unten 
bringen.  Für  Wurzeln  und  Rinden  ist  wegen 
der  Gleichartigkeit  der  Gewebe  die  ältere  Dar- 
stellungsweise beibehalten  worden.  Die  vor- 
liegende 1.  Lieferung  enthfilt  die  BcFchreibung 
und  die  anatomischen  Tafeln  zu  Radix  Angelicae, 
Flores  Chamomillae  vulgaris,  Folia  Theae  mit 
ihren  Verfälschungen,  Fructus  Capsici  annui, 
Semen  Sinapis  nigri  und  albi.  Die  Ausführung 
dieser  Tafeln  ist  als  eine  vorzügliche  zu  be- 
zeichnen. 

Der  vorliegende  Atlas  wird  nicht  nur  den 
Besitzern  von  „TscAtrc^'s  Angewandter  Pflanzen* 
anatomie",  sondern  auch  allen  Denen  von 
grossem  Werth  sein,  welche  in  die  Lage  kom- 
men, Pflanzenpnlver  mikroskopisch  prQfen  zu 
müssen,  wenn  auch  nicht  ^eleagnet  werden 
kann,  dass  bei  solchen  Arbeiten  oftmals  noch 
die  eigene  Anfertigung  von  Vergleichspräparaten 
nOthi^  sein  wird,  namentlich  in  Folge  ver- 
schiedenartiger Behandlung  der  Objecto  vor  der 
Präparirung  oder  wegen  verschiedener  Geschick- 
lichxeit  der  Beobachter,  dQnne  Schnitte  herzu- 


6^ 


stellen.  In  letzterer  Hinsiebt  liegt  derVortheil 
natürlich  auf  Seite  der  in  solchen  Arbeiten 
Tielmehr  geübten  Verfasser  des  vorliegenden 
Atlffs.  8. 

Apotheker  -  Kalender    for   das   Deutsche 
Reich    auf    das   Jahr  1894.    Herans- 
gcgeben  von  Apotheker  Fr.  Kober,  Re- 
dacteur    der    Säddeutscheo    Apotheker- 
Zeitung.     Zwölfter  Jahrgang.     Mit  dem 
Bildniss  von  Professor  Dr.  Hüger,   Stutt- 
gart.   Verlag  von  E.  Nägeli,   Preis  ? 
Wie  jeder  der  letzten  Jahrgänge  des  beliebten 
von  0.  Schlickum  begründeten  Apotheker-Kalen- 
ders bringt  auch  der  neue  Jahrgang  das  Bild- 
niss  eines   hervorragenden  Fach  genossen ,  und 
zwar  diesmal  dasjenige  des  um  die  Pharmacie 
hochverdienten  Hofraths  Professor  Dr.  Hüger  in 
München.  Aus  der  kurzen,  dem  Bilde  angefügten 
Lebensbeschreibung    erkennen    wir,    welch   er- 
staun liehe  und  vielseitige  Thfitigkeit  Hüger  auf 
den  wissenschaftlichen  Gebieten  der  Pharmacie 
entwickelt,    und    da>8    sich    in   der   That   der 
deutsche    Apothekerstand    glücklich    schätzen 
darf,   Hüger  als  zu   ihm  gehörig  ansehen  zu 
künnen. 

Die    Hilfstabellen    für   die   pharmaceutische 
Praxis,  die  auf  den  üblichen  Inhalt  des  Kalen- 
ders folgen,  haben  bemerkenswerthen  Zuwachs 
erhalten.  Zn  erwähnen  sind:  Tabellen  zur  Her- 
stellung von  Spiritus  in  der  mittleren  Stärke 
der  Pharm.  Germ.  III   (86,4«  Uichier  =  yO,5" 
Trolles  und  0,832  spec.  Gew.)  aus  Alkohol  von 
Mb  bis  92^72.;  eine  ebensolche  zur  Herstellang 
von   Spiritus   dilntus;  femer  eine  Tabelle 
über   die   zwischen    4"^«   und    12«   ein* 
tretenden   Veränderungen    der   bei   den 
Revisionen  der  Apotheken  festzustellenden  spe- 
cilischen    Gewichce     von    Flüssigkeiten    (nach 
Th,  Fth)  und  eine  yergleichende  Uebersicht  der 
EistarrungAounkte  von  Gemischen  der  Karbol- 
säure mit  Wasser,  Weingeist  und  Glycerin  (nach 
6r.  Vulpius),  —    Der  Abschnitt  »Neuere  Arznei- 
mittel"  hat  eine   ansehnliche  Vermehrung  er- 
fahren  durch   Hinzufügung    von    etwa  bö   der 
„neuesten"  Mittel;  diese  al^ährlich  sich  wieder- 
holende Zusammenstellung  ist  eine  höchst  prak- 
tische Gabe  des  Kalenders;  zu  wünschen  ist  nur, 
dass  bei  der  iSuche  nach  neuen  Mitteln  nicht 
die  Revision  der  schon  vorher  in  dem  Yerzeicb- 
niss  befindlichen  Mittel  übersehen  werde,  wie 
es  z.  B.  bei  Kugenol  der  Fall  ist,  wo  die  An- 
gaben über  spec  Gewicht,  Siedepunkt,  LOs^lichkeit 
u.  8.  w.  nicht  mehr  zutreffen.  —  £s  folgen  noch 
zwei   kurze  Auf^:ätze:   „Ueber  den  Anbau  von 
Arzneipflanzen*  von  J.  Schröder  in  Feuerbach 
und    .Ueber   Bacterien  -  UnterRuchungen**    von 
A,  'Dorrer \  den  Schluss  machen,   wie  seither, 
die  Verzeichnisse  der  Apotheker  Deutschlands, 
Luxemburgs  und  der  Schweiz. 

Die  äuFsere  Ausstattung  des  empfehlenswer- 
then  Kalenders  ist  tadellos.  g, 

Sr.  G.  Beck*s  Therapeutischer  Almanach. 
21.  Jahrgang.    1894.  L  Semester.    Ver- 


lag   des  „Reichs  -  Medicinal  -  Anzeigers/' 
B^Konegen.  Leipzig  1894.  16.  64  Seiten. 
Preis  1  Mark. 
Trotz   des  eingetretenen  Wechsels  des  Ver- 
fassers erscheint  das  vorliegende  tialbjahrheft 
des   verbreiteten  Almanachs   mit  anerkennens- 
werther  Pünktlichkeit.  Der  Inhalt  umfasst  thera- 
peutische Notizen  aus  der  gesammten  Medicin. 
wobei   Chirurgie  und   Geburtshilfe  nur  soweit 
berücksichtig  werden,  als  sie  für  den  Nicht- 
specialisten  m  Frage  kommen.    Ausser  der  Be- 
ceptur    werden   Indication,    Contra -Indieation, 
Wirkungsweise,    hiät   und   das    sonst  für  die 
Therapie    Beachtenswerthe    berücksichtigt  - 
Zu  wünschen  wäre  die  Verwendung  einer  gros- 
seren  Schriftart  als  die  schwer  lesliche  Nod- 
pareille-Antiqua,  was  sich  wohl  ohne  VergrCsser- 
ung  des  Umfangs  durch  Wegfall  der  10  Inseraten- 
seiten  ermöglichen  liesse.  —r* 

Handwörterbuch  der  Pharmacie.  Prak- 
tisches Handbuch  für  Apotheker,  Aerzte, 
Medicinalbeamte  und  Drogisten.  Heraus- 
gegeben von  A,  Brestowski,  Lieferung  11 
und  12.    Ilohlmaasöe  hU  Kze  (Kunzej. 

Wie  viel  Morphin  darf  ein  änt  einem  Krank» 
als  Einxeldosls  verordaeii?  Ein  gerichtliches 
Gutachten.  Von  Dr.  L.  Letüin,  Jt^rivatdoceot 
an  der  Universität  Berlin.  Berlin  1^ 
Gedruckt  bei  L.  Schumacher.  —  Sonderab- 
druck aus  der  Berliner  Klinischen  Wochen- 
schrift, 1893,  Nr.  41. 

Ueber  die  Bildaag  von  Hanen  and  ätberischei 
Oelen  im  Pflanienkürper.    Von  A,  Tsckirch. 

Berlin  18Ö3.  Gebrüder  BortUräger  (El 
Eggers),  —  Sonderabdruck  aus  Pringäiem^ 
Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  Botanik, 
ßd   XXV,  Heft  3. 

Beiträge  lor  Kenatais  einiger  Acokaathera-  ud 

C&rissa- Arten.  Von  Dr.  I/.  Lewin,  Privat 
docent  für  Pharmakologie  an  der  üniversitai 
Berlin.  Mit  einer  Figur  im  Text.  Leipzii: 
1893.  Wilhelm  Engdmann.  —  i^epantab 
druck  aus  „Engler,  Botanische  Jahrbflchi-r'. 
XVII.  Bd.,  3.  und  4.  Heft,  Beiblatt  Nr.  41. 

Medcdeelingen  uit  'ßlands  Plantentuin.  X. 
BeschriJviBg  der  Giftige  ea  Bedwelneide 
Planten  bij  de  Yischvaagst  in  (iekrut 
(Monografia  de  Plantis  Venenatis  et  Sopien- 
tibus  quae  ad  p  sces  Capiendos  Adhibeh 
solent).  Door  M.  Greshoff.  Batavia  1^:^ 
Landsdrukkerij. 

Preisverzeichnlss  über  ätherische  Oele.  chemi- 
sche Präparate  etc.  von  Schlflimel  A  Go.  in 
Leipiig.    October  J893. 

Preisliste  der  Gelatinekapsel-Fabrik  von  6.  Polil 
in  Scbönbaom  bei  Daniig.    1893/1 8M. 

Preisliste  Ton  TSUaer  ä  Bergmaaa  in  Bresei. 
Medicin al- Drogen  und  Chimikalien  en  gn^s. 
Pharmaceutische  Specialiräten.  October  Wi* 

Ulastrirtes  Preisveneichniss  von  Irastav  Bartbd 
iu  Dresden- A.  Fabrik  für  Heisapparate  n 
chemischen  und  technischen  Zwtcken  osck 
eigenen  Systemen.    1893. 


631 


Tcrschiedene  Hfittlieiiunireii. 


Ans  dem  Bericht  der  Oelatine- 
Eapselfabrik  von  O.  Fohl 
in  Schönbaom  bei  Danzig. 

Der  Preisliste  der  geoaoDten  Fabrik  ent- 
nehmen wir  naebstehende  Mittheiluugen, 
welche  für  unsere  Leser  Interesse  babeu 
dürften. 

Hydrastininnm  hydrochloricnm  entbal- 
teude  Gelatineperlen  werden  auf  Wunsch  in 
schwarz  gefärbten  Hüllen  geliefert. 

Bezüglich  der  Eigenschaften  des 

Oleom  Santali  hatte  Gripps  unter  Ande- 
rem angegeben  (Pb.  C.  34.  125),  dasselbe 
solle  im  fünffachen  Raumtheil  70proc.  Wein- 
geistes klar  löslich  und  hierdurch  namentlich 
Verfälschungen  mit  Cedernöl,  Copaivabalsam, 
Kiciousöl,  Terpentinöl  nacbzuweiäcn  sein; 
H,  Hensel  in  Pirna  bestätigt  diese  Angabe 
uod  Schimmel  <&  Co.  in  Leipzig  geben  in 
ihrem  Bericht  vom  April  1893  an,  dass  ost- 
iodfsches  Sandelöl  in  10  bis  12  Gewicht s- 
tkeilen  Weingeist  von  70  Vol.-Proc.  bei  20 
p€t.  klar  löslich  sei ,  dass  aber  westindisches 
Sandelöl  50  bis  70  Theile  brauche,  um  eine 
opalisirende  Lösung  au  geben,  und  Cedemöl 
endlich  sich  selbst  in  lOOTheilen  nicht  voll- 
Bland  ig  auflöse. 

Nach  Versuchen  von  Pohl  kann  die  Lös- 
lichkeit des  SandelÖls  in  70proo.  Weingeist 
Dar  als  Kennzeichen  eines  frisch  desti Hirten 
oder  vorzüglich  aufbewahrten  (Ausschluss 
ron  Licht  und  hauptsächlich  Luft !)  Sandel- 
holzöles angesprochen  werden.  Sie  als  For- 
derung aufzustellen,  \ri\tPohl  für  bedenklich, 
{0  lange  nicht  nachgewiesen  ist,  dass  die  Ver- 
Inderung,  welche  das  Sandelöl  durch  Ein- 
wirkung von  Luft,  weniger  von  Licht  erleidet 
md  welche  darin  besteht,  dass  ein  anfangs  in 
rOproc.  Weingeist  klar  lösliches  Sandelöl 
lach  einiger  Zeit  nicht  mehr  klar  löslich  ist 
jedenfalls  eine  beginnende  Verharzung),  die 
irzneiliche  Wirkung  beeinträchtigt,  um  so 
Dehr,  als  jene  Veränderung  nur  in  geiingem 
•lasse,  ohne  dass  das  Gel  durch  seine  Farbe 
cbon  darauf  hinwiese,  eingetreten  zu  sein 
»raucht,  um  der  erwähnten  Forderung  von 
Jripps  nicht  mehr  zu  genügen.  Jedenfalls 
;ann  die  mangelnde  Löslichkeit  des  Sandel- 
les  in  70  proc.  Weingeist  nicht  von  vornher- 
in  als  Hinweis  auf  Verfälschung  betrachtet 
rerdeu. 


Die  sogenannten 

deutschen  Oeiatineperlen,  welche  nach 
Art  der  Gelatinekapseln  hergestellt  sind, 
unterscheiden  sich  von  den  aus  zwei  Hälften 
zusammengeprcissten  ^französischen  Perlen** 
^anz  wesentlich.  Die  Herstellung  der  letzte- 
ren bedingt  die  Verwendung  einer  sehr 
starken  Gelatinehülle,  welche  den  Fassungs- 
raum der  Perle  unverhältnisemässig  beengt, 
während  die  ,»deutschen  Perlen**  ganz  dünn- 
wandig hergestellt  sind  und  auf  ein  gleiches 
Gewicht  mehr  Arzneisto£f  enthalten  als  die 
französischen. 

Ferner  bemerkt  man  au  den  französischen 
Perlen  in  Folge  der  oben  augedeuteten  Her- 
stellung kleine  Hervorragungen,  an  denen, 
falls  es  sich  um  pulverformige  Arzneistoffe 
handelt,  kleine  Theile  derselben  haften,  so 
dass  es  also  z.  B.  oft  vorkommt,  dass  franzö- 
sische 

Chininperlen  aussen  bitter  schmecken. 


Fhotographische  Kobaltbilder. 

Die  Eigenschaft  der  grünen  Lösung  von 
oxalsaurem  Kobaltoxyd,  bei  Gegen- 
wart von  organischen  Substanzen  unter  der 
Einwirkung  des  Lichtes  sich  in  eine  rosa- 
farbige Lösung  des  Oxyduls  zu  verwandeln, 
haben  die  Herren  Auguste  und  Louis  Lu- 
miere  verwerthet  zur  Herstellung  photo- 
graphischer  Bilder,  nachdem  sie  weiter 
gefunden,  dass  das  Ferricyankalium  nur  mit 
den  Robaltoveibiudungen  einen  unlöslichen 
Niederschlag  bildet,  das  entstandene  Bild 
also  fixiren  kann.  Das  Verfahren  für  diese 
neue  photographische  Methode  ist  folgendes: 
Man  fällt  irgend  ein  Kobaltosalz  durch  Na- 
triumperoxyd;  das  entstandene  Kobaltihydrat 
wird  mit  warmem  Wasser  ausgewaschen  und 
in  der  Kälte  mit  gesättigter  Oxalsäurelösnng 
behandelt;  nach  einigen  Stunden  hat  man 
die  grüne  Lösung,  welche  zum  Imprägniren 
von  Gelatinepapier  verwendet  wird.  Die 
Papiere  werden  im  Dunkeln  getrocknet  und 
dann  unter  einem  gewöhnlichen  photograph- 
ischen Negativ  dem  Lichte  exponirt.  In  sehr 
kurzer  Zeit  ist  die  Reduction  beendet  und 
man  erhält  Positive,  die  man  durch  Eintaueben 
in  eine  5  proc.  Ferricyankaliumlösung  fixirt 
und  gut  auswäscht.  Das  erhaltene  Bild  ibt 
blassroth  von  nicht  angenehmem  Aussehen. 
Durch  Behandeln  mit  einem  SuYfiir  wird  die 


632 


Farbe  schöner  und  kräftiger.  Mit  einem 
Ferrosalz  erhält  man  blaue  Bilder  und  mit 
Nickelsalzen  rothe.  Die  Einfachheit  des  Ver- 
fahrens und  der  geringe  Preis  der  Reagentien 
eröffnet  dem  neuen  photographischen  Process 
Aussicht,  sich  in  die  Praxis  einzufahren. 

Nnhirw.  Bundsch. 


Eleotrolytische  Metallüberzttge. 

v.Pfannhauser  giebt  folgende  Vorschriften 
(Chem.-Ztg.  1893,  Rep.  267): 

Vergoldung. 
25  g  Chlorgold  und  150  g  Cyankalium  in 
IL  Wasser  gelöst.  Als  Anoden  dienen  Platin- 
platten, die  man  auch  mit  Vortheil  durch 
blau  angelaufenes  3  bis  5  mm  starkes  Stahl- 
blech ersetzen  kann. 

Versilberung. 

a)  310  g  Cjansilber, 
270  g  Cyankalium, 

10  L  Wasser. 

b)  330  g  Chlorsilber, 
450  g  Cjankalium, 

10  L  Wasser. 

Die  Silberplatten  sind  an  starken  Stahl- 
draht zu  hängen. 

Blei,  Zink  und  Eisen  müssen  erst  in  alka- 
lischer Lösung  verkupfert  und  dann  in  eine 
▼erdännte  Lösung  Ton  Quecksilbernitrat  ge- 
hängt werden. 

Verkupferung. 
809  g  Cyankupferkalium, 
29  g  Cjankalium, 
29  g  Salmiak, 
10  g  wasserfreie  Soda 
in  1 L  Wasser  gelöst.  Temperatur  20  bis  25^. 


Stromspannung  3  Volt.  Stromstärke  0,5  Am- 
peres. 

Ue herziehen  mit  Messing. 
40  g  Cyankupferkalium, 
409  g  Cjanzinkkalium, 
2  g  Cyankaliam, 
2  g  Salmiak, 
10  g  Soda 
in  1  L  Wasser  gelöst. 

Verzinnung. 
400  g  geschmolzenes  Chlorzinn, 
500  g  Aetznatron, 
100  g  Cjankalium, 
10  L  Wasser. 

Ueberziehen  mit  Antimon. 
50  g  Natriumsulfantimoniat, 
1  L  Wasser. 
Als  Anoden  dienen  Antimonplatten. 

Andere  Methoden ,  um  zu  vorstehendem 
Ziele  zu  gelangen,  sind  Pb.  C.  27,  322; 
31,  721  (Verkobalten) ;  33,  722  zu  finden. 

Zur  Desinfection 
der  ärztlichen  Instrumente 

kocht  man  dieselben  bekanntlich  eine  halbe 
Stunde  lang  in  einer  Sodalösung;  bezuglich 
der  Messer  war  man  jedoch  vielfach  der  An- 
sicht, dass  dieselben  dabei  stumpf  würden. 
Ihle  fand ,  dass  die  Messer  niemals  rosteten 
oder  stumpf  wurden,  wenn  die  Sodalösong 
mindestens  l  pCt.  reine  Soda  enthielt.  Zur 
Herstellung  einer  solchen  Lösung  muss  man 
aber,  falls  krjstallisirte  Soda  Anwendoog 
findet,  in  Rücksicht  auf  deren  Krystallwasser- 
gehalt  natürlich  die  dreifache  Menge  nehmen; 
auf  1  L  Wasser  also  30  g. 

Deutsche  Med.-Ztg.  1893,  92L 


BriefwecbseL 


Sch.  in  D.  Eine  andere  Vorschrift  «ur  Zucker- 
kalklosan^  (Liquor  Calcii  saccharati)  als  die 
Seite  555  abgedruckte  giebt  E,  Dieterich  in 
seinem  Manual:  5  Th.  trockner,  gelöschter  Kalk 
und  10  Th.  Zucker  reibt  man  zusammen,  bringt 
das  Gemenge  in  eine  Flasche,  welche  bereits 
100  Th.  destillirten  Wassers  enthält,  erhitzt  die 
Mischung  auf  90°  und  filtrirt  nach  24  Stunden. 

Apoth,  F,  M.  in  T.  Krystallin  ist  nach 
Südd.  Apoth. -Zte.  schwefligsaures  Kalium,  das 
eine  Londoner  Firma  unter  diesem  Namen  in 
den  Handel  bringt  und  welches  dazu  dienen  soll, 
den  Wein  glanzhell  zu  machen. 

B.  inj).  Zar  Herstellung  von  Lavendel- 
salz piebt  man  nach  Dieterich's  Manual  in 
kleine  Würfel  zerschlagenes  glasiges  Ammonium- 


carbonat  in  ein  weithalsiges  GlasstOpselglas  nnd 
befeuchtet  die  Wtlrfel  mit  folgender  Mischung: 
10  Th.  LavendelOl,  5  Th.  weingeistige  Ammoniak- 
flÜRsigkeit,  85  Th.  absoluter  Alkohol. 

T.  in  B.  Das  Antibacterin  von  In^CDiinr 
Stier  in  Zwickau  besteht  aus  rohem  Thonerde- 
Sulfat  und  Kuss. 

Apoth.  P.  B.  in  N.  Als  Mittel  fegen  Kopf- 
schuppen  empfiehlt  Paschkis  in  seinem  Boche 
„Kosmetik"  neben  anderen  Mitteln  nacbsteheD- 
des  Schuppenwasser:  Ealii  carboniei  3g. 
Aquae  Rosae  100  g,  Gljcerin  10  g  und  als  ein 
müder  wirkendes  Mittel  folgendes  Haarwas^^er: 
Saponis  oleacei  10  g,  Spiritus  Yini  gallid  100 1. 
Aquae  coloniensis  S)  g.  —  Vergleichen  Sie  aucli 
die  Vorschriften  von  Saalfeld  (Ph.  C.  88,  247). 


Terleger  und  verantwortliober  BedMtoor  Dr.  £•  Ctolssler  la  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HenuBgegeben  Yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezagspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

vierte Ijfthrlich  ^J50  Mark.     Bei  Zasendnng  unter  Streifband  8  Mark.     Einzelne  Nammem 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederhohingen  PreisermAsgigong.    Expedition  t  Dresden,  Rietsehelstrasse  8,  I. 

]Ce4ACtion:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 

Mitredaeteur :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden.  

M  44.    Dresden,  den  2,  November  1 893.  It^,  ^{^[tl 

Der  ganzen  Folge  XZXIV.  Jahrgang. 

(Bbalt:  Caeaile  «»4  PharauMlei  Pilnlae  Kreoaoti  nnd  PiluUo  Plels.  —  PharmakopSo  der  Verelnlrt«!!  Staaton 
TOD  Amerika.  —  HInwela  —  Keae  ArznAimIttel.  —  Rlldnnff  yon  Harzen  und  ätherlachen  Oelen  im  Pflanienkörper. 
—  Hinweia.  —  PrSfang  dea  Balaamnm  perayiannm.  —  PrOfnng  dra  CltronenSla,  —  Werihbeatimmnnf  narkotiaehpf 
Bztraete.  —  Nene  Methode  aar  Oehaltabeatimmung  der  Fowler*aehen  Löaaag  und  des  Breehwelnatelna.  —  Eine 
Erklirnng  der  Aaaimllatlon  dea  Kohlendioxids  dnrch  Chlorophyll haltlge  PflanEon.  -*  Verhalten  dea  Waaaeraioir« 
IQ  MeUllen.  —  Ueber  Destillation  bei  niedrigem  Drack.  —  Hinweia.—  Thermpevtlseke  lIlttkellmBf ea t  Coffein- 
•olfosKiire.  —  Ueber  eine  Anwendung  der  GymneinasHare  —  Ueber  Nebenwirkungen  bei  Anwendung  von  Chloal- 
formaraid.  —  Wlarnntaubnitrat  gegen  Verbrennungen.—  Gitrnliin.  u  a  w.  —  Teriehledea«  Mtttbellsai^n s  Neuig- 
keiten In  Flltrirpapler.  —  Gslluaeaurea  nnd  gerbaaurea  Quecksilber,  u.  a.  w.  —  Brlefweekiel.  —  Anelka. 


€lieiiiie  und  Pharmacie. 


Pilolae  KreoBoti  und  Pilulae  Picis. 

Von  Eugen  Dieterich. 

Ks  bietet  bekanntlich  keine  Schwierig- 
keiten, Oele,  Balsame  und  dergleichen 
FlQssigkeiten  durch  Zusatz  von  Wachs 
oder  andererseits  von  gebrannter  Magtiesia, 
Thonerde,  Eieselguhr  u.  s.  w.  consistent 
zu  machen  und  auf  diese  Weise  zu  Pillen 
zu  verarbeiten.  In  allen  diesen  Fällen 
hat  man  aber  erfahren  müssen,  dass  sich 
der  in  Fra^e  kommende  ölige  oder  bal- 
samische Körper  in  derartigen  Misch- 
ungen zum  Magensaft  heterogen  verhält, 
ja  dass  die  Pillen  sogar  ungelöst  den 
Körper  passirten.  Ich  wies  schon  früher 
darauf  hin,  dass  z.  B.  Kreosot  bei  der 
Verarbeitung  zu  Pillen  emulgirt  und  auf 
diese  Weise  leichter  resorbirbar  gemacht 
werden  mösse;  ich  gab  damals  auch  eine 
Vorschrift  zu  Kreosotpillen.  Da  in  neuerer 
Zeit  Pillen  mit  einem  Gehalt  von  0,1 
Kreosot  verlangt  werden,  so  musste,  wenn 
die  Pillen  nicht  ungewöhnlich  gross  aus- 
fallen sollten,  die  M  asse  specifisch  schwerer, 
also  weniger  voluminös  gehalten  werden. 
Ich  griff  zu  dem  Zweck  auf  die  gebrannte 


Magnesia  zurück,  aber  ich  benützte  einen 
Theil  davon,  um  gemeinsam  mit  Glyeerin 
das  Kreosot  zu  emulgiren,  so  dass  also 
die  bei  einfachem  Mischen  hervortreten- 
den Uebelstände  vermieden  werden  muss- 
ten.  Die  neu  ausgearbeitete  Vorschrift 
lautet  wie  folgt: 

Pilnlae  Kreosoti. 

1,0  gebrannte  Magnesia, 
2,0  Glyeerin 
verreibt  man   mit   einander   und  setzt 
nach  und  nach 

10,0  Kreosot 
zu.    Man  fügt  dann  der  Beihe  nach 
5,0  gebrannte  Magnesia, 
5,0  fein  gepulverten  Süssholzsaft, 
q.  s.  (16,0  bis  18,0)  fein  gepulvertes 
Süssholz 
hinzu,   stösst  zur  Masse  und  formt  aus 
derselben  100  Pillen. 

Man  bestreut  diese  mit  fein  gepulver- 
tem, geröstetem  Kaffee  oder  mit  einer 
Mischung  von  diesem  und  fein  gepul- 
vertem Zimmt. 

Auf  diese  Weise   erhält  man   Pillen, 
welche  durch  Druck  Kreosot  nicht  aus- 


634 


scheiden  und,  wie  vergleichende  Versuche 
darthaten,  in  Wasser  unter  Weichwerden 
zerfallen.  Pillen,  welche  man  durch  ein- 
faches Mischen  mit  Wachs,  Magnesia, 
Thonerde  oder  Kieseiguhr  bereitet,  bleiben 
in  Wasser  gänzlich  unverändert;  sie  lassen 
sich  leicht  dadurch  erkennen,  dass  sie 
beim  Pressen  zwischen  Papier  einen  Fett- 
fleck auf  letzterem  geben,  während  die 
emulgirte  Masse  das  Papier  höchstens 
etwas  braun  färbt.  Man  erhält  bei  Ver- 
wendung von  Thonerde  oder  Kieseiguhr 
eine  noch  weniger  voluminöse  Masse»  wie 
mit  gebrannter  Magnesia;  aber  ich  glaubte 
von  beiden  Körpern  abseben  zu  sollen, 
weil  sie  im  Magen  unlöslich  sind  und 
deshalb  bei  dauerndem  Gebrauch  Be- 
schwerden hervorrufen  könnten. 

Die  in  neuerer  Zeit  mehrfach  ange- 
wandten 

Pilulae  Picis  liquidae 

bereitet  man  gleichfalls  nach  obiger  Vor- 
schrift, man  ersetzt  nur  das  Kreosot 
durch  10,0  Pix  liquida. 

Die  Pharmakopoe  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  Hindh 'Berlin. 
(Fortsetzung.) 

Die  meisten  übrigen  Spirituosen  sind 
einfache  Mischungen  oder  i.  Äs- 
ungen, die  sich  von  den  gleichnamia'en 
der  bisherigen  Pharmakopoe  fast  durch- 
gängig dadurch  unterscheiden,  dass 
ihre  flüssigen  Bestandtheile  nicht  mehr 
gewogen,  sondern  gemessen  werden 
sollen.  So  sind  Spiritus  Anisi, 
Ginnamomi,  Menthae  piper.  und 
Menthae  virid.  Lösungen  von  1  Vol. 
des  betreffenden  ätherischen  Oeles  in 
9  Vol.  Äliiohol  (bisher  von  1  +  9  Qew.-Th.); 
Spiritus  Aurantii,  Gaultheriae, 
Juniperi,  Lavandulae,  Limonis, 
Myristicae  Lösungen  von  1  Vol.  Oel 
in  19  Vol.  Alkohol  (bisher  enthielten  100 
Gew.-Th.  dieser  sechs  Spirituosen  6  Th. 
Oel  bei  Spiritus  Aurantii  und  Limonis, 
3  Th.  bei  den  vier  übrigen);  Spiritus 
Chloroformi  wird  gemischt  aus  6  Vol. 
Chloroform  und  94  Vol.  Alkohol  (bisher 
aus  1  +  9  Gew.-Th. ,  was  unter  Berück- 
sichtigung des  spec.  Gewichts  nahezu 
dasselbe  ist),  die  beiden  neu  aufgenom- 


menen Spiritus  Amygdalae  amarae 
aus  1  Vol.  Bittermandelöl  and  99  Vol. 
wasserhaltigem  Alkohol,  Spiritus  Glo- 
noini  aus  1  Gew.-Th.  Nitroglycerin  und 
99  Gew.-Th.  Alkohol.  Spiritus  Limo- 
nis ist  noch  mit  frischen  Gitronenschalen, 
Spiritus  Menthae  piper.  und  virid. 
mit  etwas  von  dem  gleichnamigen  Kraul 
24  Stunden  zu  maceriren.  Von  Spiritus 
camphoratus  enthalten  jetzt  100 ccm 
(bisher  100  g)  10  g  Kampher. 

Spiritus  Aetheris  nitrosi.  Wird 
nicht  mehr  durch  Destillation  von  Alkohol 
mit  Salpeter-  und  Schwefelsäure,  sondern 
wie  folgt  hergestellt:  770  g  Natrium- 
nitrat werden  in  einer  geeigneten  Flasche 
(Kolben)  in  1000  ccm  Wasser  gelöst, 
550  com  Alcohol  deodoratum  zogeseUt 
und  gemischt.  Die  Flasche  ist  mit  einem, 
mit  eiskaltem  Wasser  beschickten  Kübl- 
apparat  und  dieser  mit  einer  Vorlage 
verbunden,  welche  mit  einem  Gemenge 
von  Salz  und  zerstossenem  Eis  umgeben 
ist.  Durch  ein  in  die  Oeffnung  der 
Flasche  eingesetztes,  bis  unter  die  Ober- 
fläche der  Flüssigkeit  reichendes  Trichter- 
rohr wird  nun  nach  und  nach  eine  Misch- 
ung von  520g  Schwefelsaure  und  lOOOccm 
Wasser  eingetragen.  Noch  bevor  dies 
vollständig  geschehen  ist,  pflegt  die  De 
stillation  zu  beginnen ;  sie  wird  nach  be- 
endeter Eintragung  re^ulirt  und  fortge- 
setzt, so  lange  noch  Salpetrigäther  über- 
geht, indem  man  nach  Umständen  gelinde 
erwärmt  oder  die  Erwärmung  unterbricht 
Das  Destillat  wird  zur  Beseitigung  de^ 
mit  übergegangenen  Alkohols  und  der 
freien  Säure  erst  mit  100  ccm  eiskaltem 
Wasser,  dann  nochmals  mit  100  ccm  eis- 
kaltem Wasser,  worin  10  g  Natriumcarbo- 
nat  gelöst  sind,  gewaschen.  Dann  (rennt 
man  die  ätherische  Flüssigkeit  sorgfaltig 
von  der  wässerigen  und  schüttelt  erstere 
in  einer  gut  zu  verschliessenden  Flasche 
zu  Entfernung  der  noch  anhängenden 
Feuchtigkeit  mit  30  g  vollständig  ent- 
wässertem Ealiumcarbonat.  Dann  filtrirt 
man  in  einem  bedeckten  Trichter  durch 
ein  BanmwoUenbäuschchen  in  eine  tarirle 
Flasche  ab,  welche  2000  ccm  Alcohol 
deodoratum  enthält,  bestimmt  das  Ge- 
wicht des  Filtrats  und  fügt  dann  noch 
so  viel  von  demselben  Alkohol  zu,  dass 
das  Gesammtgewicbt  92  m^l  so  viel  b^- 


635 


trügt,  als  das  Gewicht  des  filtrirten 
Aeihers ,  worauf  man  das  lichtscheue 
Präparat  in  kleinen,  gut  verschlossenen 
Flaschen  kalt  und  fern  von  Feuer  und 
Licht  aufbewahrt.  —  Es  ist  klar,  dünn- 
flüssig, blassgelb  oder  schwach  grünlich- 
gelb, von  0,836  bis  0,842  spec.  Gew., 
frisch  bereitet  neutral,  nach  längerer  Auf- 
bewahrung oder  wenn  öfter  dem  Zutritt  von 
Luft  und  Licht  ausgesetzt,  sauer,  ohne 
dass  ein  hineingebrachter  Erystall  von 
Kaliumbicarbonat  Aufbrausen  bewirkt. 
Werden  10  ccm  mit  6  com  5  proc.  Kali- 
lauge, die  zuvor  mit  5  ccm  Wasser  ver- 
dünnt sind,  gemischt,  so  nimmt  die  Misch- 
ung eine  gelbe  Farbe  an,  die  aber  inner- 
halb 12  Stunden  nicht  entschieden  braun 
werden  darf  (Grenze  für  Aldehydgehalt). 
Werden  5  ccm  des  frischen  Präparates 

im  Nitrometer  erst  mit  10  ccm  y  Jod- 

hlium,  dann  mit  10  ccm  y  Schwefelsäure 

versetzt,  so  darf  das  Volum  des  entwickel- 
ten Stickoxyds  bei  ungefähr  25^0.  nicht 
weniger  als  55  ccm  (entsprechend  etwa 
4  pCt.  reinen  Aethylnitrits,  C2H5NO2)  be- 
tragen. 

Spiritus  Phosphorl.  Neu.  1,2g Phos- 
phor wird  in  einem  geeigneten,  mit  Bück- 
flusskühler verbundenen  Gef&sse  mit  1000 
cem  absolutem  Alkohol  im  Wasserbade 
bis  zu  vollständiger  Lösung  zu  geUndem 
Kochen  erhitzt  und  die  Lösung  nach  dem 
Erkalten  auf  1000  ccm  gebracht  Licht- 
scheu. 

Stiblnm  oxydatam.  Wird  die  Lös- 
Qiig  in  Salzsäure  mit  Wasser  verdünnt, 
bis  sie  sich  eben  zu  trüben  beginnt,  und 
dann  mit  Schwefelwasserstoff  gefällt,  so 
muss  der  gesammelte  und  gut  ausge- 
waschene Niederschlag  in  Schwefel- 
ammonium vollständig  löslich  sein  (Kupfer 
und  Blei). 

Strontiiim  bromatnm.  Neu.  Farblose, 
durchscheinende,  sechsseitige,  sehr  zer- 
fliessliche  Krysialle,  SrEr^  +  6  HgO,  nach 
der  Entwässerung  erst  bei  630®  schmel- 
zend, neutral,  mit  Ealiumchromat  einen 
gelben,  in  Essigsäure  löslichen  Nieder- 
schlag von  Strontiumchromat,  mit  Kalium- 
diehromat  keinen  Niederschlag  (Baryt) 
bildend.  0,3  g  wasserfreies  8rBr2,  in  10 
ccm  Wasser  mit  3  Trofen  Ealiomdichromat 


gelöst,  dürfen  zum  Eintritt  dauernd  rother 

N 

Färbung  nicht  mehr  als  24,6ccm  jq  Silber- 
nitrat (=  0,3036  g  SrBra)  erfordern 
(Grenze  für  den  Ghloridgehalt). 

Strontium  jodatnni.  Neu.  Farb- 
lose, durchscheinende,  sechsseitige  Platten, 
zerfliesslicb,  von  der  Formel  SrJj+ßHgO, 
im  wasserfreien  Zustande  bei  Bothglüh« 
hitze  unter  Verlust  von  Jod  und  Bildung 
von  Strontiumoxyd  sieh  zersetzend.  Wäs- 
serige Lösung  neutral  oder  sehr  schwach 
sauer;  sie  giebt  mit  Ealiumchromat  einen 
gelben,  in  Essigsäure  löslichen  Nieder- 
schlag von  Strontiumchromat,  wird  aber 
von  Ealiumdichromat  (Baryt)  nicht  ge- 
fällt. 0,3  g  wasserfreies  SrJ«2,  in  10  ccm 
Wasser  mit  3  Tropfen  Ealiumdichromat 

gelöst,  dürfen  zum  Eintritt  dauernd  rother 

N 
Färbung  nicht  mehr  als  1 8  ccm  j^  Silber- 
nitrat (=  0,3063  g  SrJa)  erfordern  (Grenze 
fQr  den  Ghloridgehalt).    Lichtscheu. 

Strontiam  lacticam.  Neu.  Weisses 
körniges  Pulver  oder  krystallinische 
Elümpchen,  luftbeständig,  der  Formel 
Sr(03H503)2  4-  3  H2O  entsprechend.  Lös- 
lich in  4  Th.  Wasser;  die  Lösung  reagirt 
schwach  sauer.  Verhält  sich  gegen  Ea- 
lium- Chromat  und  Dichromat  wie  die 
vorigen.  Werden  1,33  g  des  zuvor  durch 
Austrocknen  bei  110®  wasserfrei  ge- 
machten Salzes  geglüht,  bis  die  dabei 
gebildete  Eohle  grösstentheils  verbrannt 
ist  und  der  Bückstand  in  10  ccm  Wasser 
aufgenommen,  so  dürfen  zur  vollständi- 
gen Neutralisirung ,  mit  Methyl- Orange 
als  Indicator,  nicht  weniger  als  9,9  ccm 

y  Schwefelsäure  (entsprechend  mindestens 
98,6  pGt.  reinen  Salzes)  erforderUch  sein. 

(SchlasB  folgt.) 


Zur  Relnlfanir  fetter  Oele  (GottonOl,  Lein- 
öl, MohnOl)  wendet  man  nach  einem  englischen 
Patent  von  Sooüay  (Chem.-Ztg.  1893, 1627)  Ocker, 
Hftmatit  oder  Limonit  an,  welchen  man  mit 
dem  betreffenden  Oele  schtlttelt.  Man  filtrirt 
dann  ab  oder  Ifisst  absetzen.  Man  kann  anch 
zugleich  mit  dem  Ocker  eine  kleine  Menge  Ton 
Natron  oder  Borax  oder  Chlorcalciam  anwen- 
den. Den  Ocker  kann  man  direct  im  Oel  her- 
stellen ans  Eisenchlorid,  Chlorcalcinm  oder 
Chloralnmininm  and  einem  Alkali.  Das  ge- 
bildete Chlornatriam  wird  dann  durch  Aus- 
waschen entfernt  8* 


636 


Neae  Arzneimittel. 

Abrastol.  Mit  diesem  Namen  hat  Bang 
(Union  pharm.)  ein  nicht  näher  gekennzeich- 
netes sulfonirtes  /9-Naphtholderivat  belegt» 
welches  ein  ausgezeichnetes  Conservirungs- 
mittel  für  Esswaaren,  namentlich  Wein  (10  g 
Abrastol  auf  1  Hektoliter)  sein  soll.  Nach 
Dujardin»  BeaumetB  soll  man  ohne  Schaden 
10  g  Abrastol  in  24  Stunden  einnehmen 
können ;  der  neue  Stoff  soll  sogar  gegen  Gicht 
wirksam  sein. 

Aqnozon  ist  nach  New- York.  Med.  Jonrn. 
durch  Deutsche  Mcd.-Ztg.  angeblich  eine 
2Vap>'0c.  wässerige  Ozoulösung,  deren  Halt- 
barkeit durch  Anwesenheit  von  Hypophos- 
phiten  gesichert  sein  soll. 

Deztrocooain.  Mit  diesem  Namen  wird  in 
Amerika  das  Isococain  oder  Reohtscocain 
(Ph.  C.  31,  524)  bezeichnet. 

Emol.  Eine  in  England  gewonnene  Speck- 
stein art  ist  nach  Jamieson  (Pharm.  Ztg.)  da- 
durch ausgezeichnet,  dass  sie  mit  Wasser  an- 
gerührt und  als  Brei  auf  harte  Hautstellen 
und  Schwielen  aufgetragen,  auf  diese  er- 
weichend einwirkt;  daher  der  Name. 

FormalilL  Ueber  dieses  neue,  wie  es 
scheint  allgemeinster  Anwendung  fähige  Des 
infectionsmittel  haben  wir  bereits  Ph.  C.  34, 
192  eingehend  berichtet.  Einer  Geschäfts- 
mittheilung der  Chemischen  Fabrik  auf  Actien 
(vorm.  E.  Schering)  in  Berlin  entnehmen  wir 
noch  nachstehende  weitere  Mittheilungen: 

Das  F  o  r  m  a  1  i n  (wie  schon  bekannt  eine 
40proc.  Lösung  von  Formaldehjd  in  Wasser) 
muss  in  gut  geschlossenen  Gefäseen  auf- 
bewahrt werden.  Für  manche  Zwecke  ist  es 
praktisch,  das  Formalin  in  trockener  oder 
fester  Form  anzuwenden:  hierzu  dient  das 
Formalin-Streupuiver,  ein  20  pCt. 
Formalin  beigemischt  enthaltender  Kiesel- 
guhr,  und  das  Forma litb  (Ph.  C.  34,193). 
Das  letztere  besteht  aus  Kieselgubr  in  Pastil- 
len gepresst,  die  man  ungefähr  das  gleiche 
Gewicht  Formalin  aufsaugen  iiess,  so  dass  sie 
50  pCt.  davon  enthalten. 

Für  die  meisten  Zwecke  genügt  eine  Lös- 
ung von  1  Esslöffel  Formalin  in  1  L  Wasser  — 
oder  je  nach  Umständen  eine  noch,  manchmal 
sogar  wesentlich  verdünntere  Lösung.  Die 
Firma  empfiehlt  aber,  das  Formalin  nicht 
unverdünnt  an  das  Publikum  abzugeben, 
sondern  immer  nur  als  10 proc.  Lösung ( 10 Th. 
Formalin  mit  90  Th.  Wasser  gemischt).    Von 


dieser  10  proc.  Formalinlösnng  hat  man  sar 
Herstellung  der  oben  erwähnten  Lösung, 
welche  im  Nachstehendon  immer  gemeint  iit, 
wenn  von  „Fornialinlösang'*  die  Bede 
ist,  10  Esslöffel  voll  auf  1  Liter  zu  mischen. 
Innerlich  darf  Formalin  weder  als  solchem, 
noch  verdünnt  genommen  werden! 

Prof.  Lehmann  empfiehlt  Formalin  beson- 
ders zur  Desinfection  von  Bürsten  und 
Kam men  und  verspricht  sich  grossen  Nutzen 
von  dem  neuen  Mittel  für  die  Verhinder- 
ung der  Uebertragung  von  Haar- 
krankheiten. Die  Desinfection  der  Bürsten 
und  Kämme  bewirkt  man ,  indem  man  diese 
in  eine  Kiste  legt,  in  äer  sich  einige  For- 
malithplatten  oder  Formalin  -  Streupulver  be- 
finden. 

Nach  Lehmann  kann  man  alle  einer  Be- 
schmutzung  mit  den  Erregern  von  Diph- 
therie, Tuberkulose,  Cholera,  Ery- 
sipel verdächtigen  Oberkleider,  Pelze,  Leder- 
waaren auf  das  leichteste  und  billigste  des- 
inficiren ,  ohne  dass  von  den  bisher  unter- 
Huchten  Gegenständen  einer  leidet,  indem 
man  sie  in  eine  Formali nkiate  bringt, 
in  der  Formalithplatten  (eingewickelt  oder 
nicht  eingewickelt)  liegen  und  zwischen  die 
Kleider,  Wasche  u.  s.  w.  gelegt  werden. 

Prof.  Liehreich  betont  die  praktische  Ver- 
wendbarkeit des  Formalins  in  Dampfform 
oder  als  verstäubte  Flüssigkeit  zur  Des- 
infection der  Zimmer  und  der  in  den- 
selben befindlichen  Gegenstände,  ohne 
diese  für  den  Gebrauch  zu  vernichten. 

Nach  erfolgter  Desinfection  ist  der  For- 
malingeruch durch  Lüften,  nöthigen  Falls 
durch  Aromoniakgas  zu  beseitigen. 

Die  D  ä  m  p  f e  des  Formalins  sind  für  den 
Menschen  nur  giftig,  wenn  man  sie  während 
mehrerer  Stunden  und  in  grossen  Mengen 
eioathmet.  Zum  Waschen  der  Hände  be- 
nutzt man  eine  stark  verdünnte  Fonnalin- 
lösung.  Taucht  man  Fleisch,  Geflügel, 
Wildpret,  Fische  etc.  in  Formalinlösnng, 
so  halten  sich  die  Nahrungsmittel  lange  frisch, 
ohne  unangenehmen  Geschmack  oder  Faul- 
iiissgeruch  anzunehmen.  Bereits  riechendes 
Fleisch  wird  durch  1  bis  2  Minuten  währendes 
ßintauchen  in  Formalin lösung  und  Abspülen 
mit  derselben  geruchlos^  wenn  die  Zersetsnng 
nur  oberflächlich  wsn  Obst  wird  1  Minute 
lang  in  die  Formalinlösung  gelegt  oder  mit 
einem  damit  befeuchteten  Tuche  abgerieben, 
um  die  äussere  Fäuluiss  hintcnan  zu  halten. 


637 


fhiosapolpräparate  sind  Seifen,  welche 
Schwefel  chemisch  gebunden  enthalten.  Zu 
ihrer  Darstellung  werden  nach  Pharm.  Ztg. 
1893,  663  Fett,  Gel,  Fettsäuren  oder  Harz- 
sauren  mit  Schwefel  so  lange  auf  120  bis  160^ 
erhitzt,  bis  derselbe  völlig  gelöst  ist  und 
sich  beim  Erkalten  einer  Probe  nicht  mehr 
auscbeidet,  die  so  entstehenden  Thiofette 
oder  Thiosfiuren  unter  Zugabe  ungescbwefel- 
ter  Fette,  Fettsäuren  oder  Harzsäuren  bei 
Vermeidung  höherer  Temperatur  durch  Basen 
Terseift. 

Zar  Herstellung  von  Thiosapolcocos- 
seife   mit  etwa  5  pCt.  Schwefel  wird   1  kg 
Leiaöl  mit  166  g  Schwefel  erhitzt,  1  kg  des 
so  enthtandenen  Thioleinöles  mit  1  kg  Cocosöl 
zusammengeschmolzen,   zu  der  auf  etwa  25" 
abgekühlten  Masse  1  kg  Natronlauge  von  35 
pCt.  Gehalt  hinzugerührt  und  die  Masse  bis 
zur  vollständigen  Verseif ang  stehen  gelassen. 
Zur  Gewinnung  von  Thiosapolnatrium 
mit  10  pOt.  Schwefel   erhitzt  man  1  kg  Gel 
säure  mit  120g  Schwefel;  die  erhaltene  Thio- 
Ölsäure  wird  entweder  mit  600  g  Natronlauge 
von  25  pCt^  Gehalt  unter  Kühlung  innig  ver- 
rührt und  später  die  teigige  Masse  durch  Ab- 
pressen von  der  Lauge  befreit  oder  die  Thio- 
Ölsäure  wird  in  2  kg  Spiritus  von  90»  gelöst, 
durch   Zugabe  von  430  g  Natronlauge  von 
•^5  pCt.  verseift    und    das  Filtrat   auf  dem 
Wasserbade  bei  bO^  zur  Trockne  gebracht. 

Die  Thiosapolpräparate,  welche  der  Firma 
/  D.  Riedel  in  Berlin  patentirt  sind ,  sollen 
als  Toiletteseifen,  sowie  als  kosmetische  und 
dermaf  ologiache  Präparat  eVerwendung  finden. 


a. 


Bildung  Yon  Harzen 

und  ätherischen  Oelen 

im  Pflanzenkörper. 

Als  Prodacte  der  Verseifung  der  Harze 
(die  Conifercnharze  sind  noch  nicht  unter- 
sucht) fand  Tschirch  einerseits  aromatische 
Säuren  (Benzoe-,  Zimmtsäure)  bez.  Alkohole 
(UmbelliferoD),  andererseits  eine  eigenthüm- 
liehe  Gruppe  von  Alkoholen ,  welche  er 
Harzalkohole  oder  Resinole  nennt  und 
durch  ein  auf  die  Herkunft  deutendes,  vorge- 
setztes Wort  unterscheidet.  (Die  Versuche 
über  Tolabalsam ,  Ammoniakgummi  und 
Acaroidbars  sind  noch  nicht  abgeschlos- 
sen ,  aber  die  Verhältnisse  liegen  bei  diesen 
ebenao.) 

Von  Bc3inolen  sind  bis  jetzt  bekannt: 


Benzoresinol,  CiqU^qO^^ 
Resinotannol,  02gH2o04, 
Siaresinotannol,  Ci^U^^Og, 

Peruresinotannol,  O^^h^o^S^ 
Storesinol,  CigH^QÜ, 
Galbaresinotannol,  CgHi^O 

Bezüglich  der  Harze  selbst  ist  Folgendes 
ermittelt  worden : 

Im  Harze  der  Sumatrabenzoe  bildet  der 
Resinotannol  Zimmtsäureester,  im  Harze  der 
Siambenzoe  der  Siaresinotannol-Benzoedäure- 
ester  den  Haupt bestandtheil.  Daneben  finden 
sich  iu  der  Sumatrabenzoe  der  Zimmtsäure- 
ester des  Benzoresinols,  in  Siambenzoe  der 
Benzoüsäureester  des  Benzoresinols.  (Vergl. 
Ph.  C.  34,  178.  443.)  Das  Storaxharz  enthält 
(neben  freiem  Storesinol)  den  Zimmtsäure- 
ester dieses  Alkohols ;  im  Storax  des  Handels 
ist  der  Ester  in  Folge  der  Behandlung  der 
Rinde  mit  kochendem  Wasser  grös^tentheils 
gespalten.  Das  Perubalsamharz  besteht  haupt- 
sächlich aus  dem  Zimmtsäureester  des  Peru- 
resinotannols  und  das  Toi  u  baisam  harz  aus 
dem  Zimmtsäureester  des  Toluresinotannols. 
Im  Galbanumharze  liegt  der  Umbelliferon- 
ätber  des  Galbaresinotannols  vor. 

Alle  durch  die  Endung  tannol  gekenn- 
zeichneten Alkohole  geben  Gerbstoff- 
reacti  on. 

Diese  Harzaikohole  geben  mit  aromatischen 
Säuren  (bez.  mit  anderen  Alkoholen)  harz- 
artige Ester  (bez.  Aether),  die  sich  in  ihrem 
Verhalten  mit  den  in  den  Harzen  vorkom- 
menden identisch  erweisen;  diese  Harze  sind 
anknüpfend  an  die  Unverdorben* sehe  Bezeich- 
nung „Benzoresin^  mit  dem  Gruppennamen 
R  e  6  i  n  e  belegt  worden ,  z.  B.  Benzoresin, 
Toluresin,  Peruresin,  Galbaresin,  Storesin. 

In  Anbetracht  der  nahen  Beziehungen 
zwischen  Harzen  und  ätherischen  Oelen 
lag  es  nahe,  auch  die  letzteren  auf  Ester  zu 
untersuchen.  Was  die  im  Handel  befindlichen 
ätherischen  Gele  betrifft,  so  schien  dieses 
wenig  aussichtsvoU  zu  sein  ,  da  bei  der 
üblichen  Darstellung  derselben  mittelst  Was- 
serdampfes wohl  stets  eine  Verseifung  der  in 
der  Pflanze  vorhandenen  Ester  eintreten 
wird;  es  waren  sonach  in  den  ätherischen 
Oelen  nur  die  Alkohole  oder  doch  vorwiegend 
diese  zu  erwarten,  während  das  mit  über- 
gehende Wasser  die  flüchtigen  Säuren  ent- 
halten wird.  Die  Erfahrung  bestätigt  dieses. 
Die  Zahl  der  in  ätherischen  Oelen  nachge- 
wiesenen Alkohole  ist  bereits  gross,   a.  B. 


m 


fiomeol,  Eugeno],  Menthol,  Linalool,  Gera- 
niol,  Thymoly  Car?acrol,  Diosphenol,  Corian- 
drol,  Lavendol,  Aarantiol  u.  A.;  auch  Aether 
sind  bekannt,  wie  Anethol,  Anisol,  Safrol  u.  A. 
Ebenso  ist  das  Vorbandensein  von  Essigsäure, 
Ameisensäure ,  Baldriansäure  und  anderen 
flüchtigen  Fettsäuren  in  dem  Destillations- 
wasser leicht  nachweisbar.  Schimmel  dt  Co, 
sprachen  in  ihrem  Bericht  vom  April  1893 
aus ,  dass  „Ester  gewisser  Alkohole  von  der 


Zur  Prüfung 
des  Balsamum  peruyianom. 

Th,  Wimmel  hält  auf  Grund  vieler  und 
eingehender  Untersuchungen  von  PerubaUam 
zur  Benrtheilung  desselben,  wenn  msn  von 
den  durch  die  Sinne  wahrnehmbaren  Merk- 
malen, also  Farbe,  Gemcb,  Geschmack  nod 
Consistenz  absieht,  von  wesentlicher  Bedeat- 
ung  das  speciBsche  Gewicht,  das  Verhalteo 


Zusammensetzung    CigHigO    und    Q^^VL^^O   ^^  Benzinauszuges  gegen  Salpetersäure  und 


Hauptbestandtheil  zahlreicher  ätherischer 
Oele  sind,  deren  Wohlgernch  im  Wesent- 
lichen durch  ihre  Anwesenheit  bedingt  wird/* 

Schon  früher  sind  ja  in  den  Pflanzen,  bez. 
Oelen  und  Harzen  Ester  als  solche  gefanden 
worden,  z.  B.  Salicylsäure-Methylester,  Essig- 
säure -  Linaloolester,  Buttersäure  -  Linalool- 
ester,  Essigsäure  •  Geraniolester,  Zimmtsäure- 
Aethjlester ,  Zi  mmtsäure  -  Pheny Iprop jlester, 
Styracin,  Cinnamein  u.  A. ;  dazu  kommen  die 
in  den  Pflanzen  weit  verbreiteten  Glycerin- 
ester  der  höheren  Fettsäuren,  die  Fette. 

Die  Hauptbestandtheile  sowohl 
vieler  Harze  wie  vieler  ätherischer 
Oele  sind  Ester  oder  Aether  von 
Harzalkoholen  (Resinolen)  bez.  Oel- 
alkohoien  (Oleolen)« 

Bei  den  Harzen,  die  oft  neben  den  Estern 
auch  die  freien  Säuren  und  freien  Alkohole 
der  Resine  enthalten ,  sind  diese  durch  nach- 
trägliche Spaltung  aus  den  Resiner ,  den 
Harzestern,  entstanden,  die  Restnolester  also 
das  primär  Gebildete. 

Die  Bildung  von  Harz  und  ätherischem 
Oel  erfolgt  nach  Tschirch  in  der  Mehrzahl  der 
bisher  untersuchten  Fälle  in  einer  bestimm- 
ten, meist  als  Seh  leim membran  entwickelten 
Membranpartie  der  Secretb  ehält  er.  Tschirch 
nimmt  keine  directe  Umwandlung  der  Kohlen- 
hydrate, des  Schleimes  oder  der  Cellulose  in 
Ester  der  Resinole  und  Oleole  an,  sondern 
betrachtet  das  Phloroglucin  als  Zwischen- 
glied. 8. 
Nach  freundl,  einaesandt  Sonderabdrwk  atM 

Fring8heim*8  Jahrb.  f,  wissenseh.  Botanik 
1893,  Bd.  XXV,  Heft  3. 

Oel   der  Samen   von   Sambncus  ebnlas; 

Baäüleseu:  Buletinul  soc.  di  sc.  f.  d.  Chem.-Ztg. 
Die  Samen  geben  durch  Extraction  mit  Aether 
circa  25  pCt.  Oel.  Das  Oel  besitzt  ein  spec.  Ge- 
wicht von  0,9318,  einen  zwischen  —  S0<>  und 
— 40®  C.  liegenden  Gefrierpunkt,  sowie  die  HÜbl- 
sche  Jodzahl  83;  die  durch  Verseifang  frei  ge- 
machte Säure  gefriert  bei  — 8«  bis  —9«  C. 


das  Verhalten  des  Balsams  gegen  Ammoniak. 
Das  specifische  Gewicht  eines  reinen 
Balsams  hatWimm^l  niemals  unter  1,138, 
und  selten  höher  als  1,148  gefunden,  in  dei 
Regel  liegt  es  zwischen  1,140  UDd  1,145. 
Ein  Balsam  von  so  niedrigem  specifiscbea 
Gewicht  (1,135),  wie  es  .das  Arzneibuch  zu- 
lässt,  ist  ganz  gewiss  verfälscht  (ColopboD, 
Terpentin ,  Storax ,  Copaivabalsam ,  Guijun- 
baisam,  Ricinusöl,  Alkohol)  oder  stark  wasser- 
haltig; andererseita  ist  auch  ein  Balsam,  der 
über  1,150  hinausgeht,  ab  verdächtig  (Zusatz 
von  Benzoe  und  Tolubalsam)  anzusehen. 

Die  viel  besprochene  und  auch  bemängelte 
Salpetersäureprobe  (verg).  Ph.  C.  33, 
180  und  554)  ist  nach  Wimmel  die  einzige, 
welche  es  ermöglicht,  selbst  geringe  Bei- 
mischungen von  Storax,  Terpentin,  Copaiva- 
balsam und  Guijun  baisam  sicher  und  leicht 
nachzuweisen;  leider  versagt  sie  gegenüber 
der  Benzoö  und  dem  Tolubalsam.  Die  Be- 
hauptung, dass  auch  reine  Balsame  vorkom- 
men, deren  Benzinauszng  durch  Salpeter- 
säure blau  oder  blaugrfin  gefärbt  wird,  ist 
gleichbedeutend  mit  der  Annahme,  dan  alle 
direct  importirten  Balsame  rein  sein  mfissten; 
das  ist  aber  bekanntlich  nicht  der  Fall. 

Die  Ammoniakprobe  ist  zum  Nach- 
weis von  Colophon,  Terpentin  und  Copaiva- 
balsam sehr  geeignet. 

Die  übrigen  vom  Arzneibuche  vorgeschrie* 
benen  Prüfungen  sind  nach  Wimme^B  An- 
sicht entbehrlich  oder  gar  weithloa.  Die 
Schwefelsäureprobe  ist  ungenau ,  denn  weni- 
ger als  10  pCt.  Ricinusöl  lassen  sieb  mit 
Sicherheit  dadurch  nicht  erkennen.  —  Die 
Ealkprobe  ist  nicht  zuverlässig,  ihr  Ausfall 
ist  gar  zu  sehr  von  der  Beschaffenheit  des 
Kalkbydrates  abhängig.  —  Aus  dem  Ver- 
halten des  Perubalsams  zu  Alkobol  und 
Schwefelkohlenstoff  hat  Wimmd  niemals 
einen  Anhalt  für  die  Beurtheilung  desselben 
entnehmen  können. 


639 


Was  eDdlich  die  in  neuerer  Zeit  so  beliebte 
Restimmung  der  Säure-,  Ester-  und  Jodsahl 
betriffir,  so  dSrfte,  wie  Wimmel  meint,  der 
Wertb  derselben  docb  wobl  in  vielen  Fällen 
sehr  überscbätzt  werden ;  speciell  beim  Pern- 
balsam  baben  die  binherigen  Untersuchungen 
iD  dieser  Richtung  so  wenig  übereinstim- 
mende  Zahlen  ergeben,  dass  sie  unmöglich 
tut  Beurtheilung  des  Balsams  verwerthet 
werden  können.  g, 

Oes€h.'Ber.  von  Caesar  dk  LoreU. 


Zar  Prüfung  des  Citronenöls. 

Eine  yod  Marpmann  (Ph.  Ztg.  1893,  466) 
angegebene  Reaction  zum  Nachweis  von  Ter- 
pentinöl im  Citronenöl  soll  darin  bestehen, 
dass  reines  Citronenöl  einen  hineingelegten 
Krystall  von  Jodkalinm  nicht  färbt,  während 
Terpentinöl  denselben  schwarz  färbt.  Wie 
Schimfnel  dt  Co.  in  Leipzig  in  ihrem  Bericht 
(October  1893)  nachweisen,  ist  diese  Angabe 
eine  vollkommen  irrige:  „Weder  Terpen* 
tiDÖl  noch  Citronenöl  färben,  wenn  sie  frisch 
sind,  Jodkaliumkrystalle;  bei  alten  Oelen, 
und  zwar  sowohl  bei  Citronenöl  ebenso  wie 
bei  Terpentinöl,  wird  Jedoch  durch  das  in 
ihnen  enthaltene  Wasserstoffsuperoxyd  aus 
dem  Jodkalium  Jod  frei  gemacht,  welches 
nun  den  Krystallen  die  dunkle  Färbung  ver- 
leiht." 

Zur  Werthbestimmung 
narkotischer  Extracte 

empfahl  Hüger  auf  der  Wanderversammlung 
bayerischer  Apotheker  in  Neustadt  (Pharm. 
Ztg.  1893,  586)  das  folgende  Verfahren : 

1  bis  2  g  des  Extractes  werden  in  10  com 
einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Alkohol 
(90  bis  91  Volumprocente)  und  Wasser  gelöst. 
Diese  Lösung  wird  mit  1  ccm  Ammoniak  ver- 
mischt und  Ö  Minuten  unter  zeitweiligem  Um- 
■chütteln  stehen  gelassen.  Hierauf  beginnt 
eine  dreimalige  Ausscbüttelung  (stossweise) 
mit  je  20,  15  und  beim  dritten  Male  10  ccm 
Chloroform.  Die  vereinigten  Chloroform- 
ausschnttelungen  werden  in  einem  entspre- 
chenden Apparate  destillirt  und  zwar  bis  auf 
circa  5  ccm  Rückstand,  welcher  in  einer  Por- 
zellanscbale  bei  massiger  Wärme  von  Chloro- 
form befreit  und  zur  Trockene  gebracht, 
bezw.  bis  zur  zähen  Extractconsistenz  einge- 
dampft wird.  Der  hier  bleibende  Rückstand 
wird  hierauf  mit  ]/6o- Normal -Schwefelsäure 


bei  gelinder  Wärme  aufgenommefn ,  diese 
Lösung  fiitrirt ,  das  erhaltene  Filtrat  mit 
>/öo- Normal  -Kalilauge  neutralisirt. 

Bei  Anwendung  von  1  g  Eztract.  Strychni 
werden  25  ccm  Y^O' Normal -Schwefelsäure, 
bei£xtr.BelIadonnae(2g)  lOccm  i/fto  Normal- 
säure, bei  Extr.  Hyoscyami  (2  g)  5  ccm  i/öo- 
Kormal  -  Schwefelsäure  zur  Aufnahme  des 
Rückstandes  genügen.  Bei  manchen  Extracien 
war  eine  grössere  Farbstoffaufnahme  durch 
Chloroform  zu  bemerken ,  die  aber  beseitigt 
wurde,  indem  dem  Chloroform  ein  gleiches 
Volumen  Aether  zugesetzt  wurde. 


Neue  Yolumetrische  Methode 

zur  GehaltsbeBtimmung 

der  Fowler'schen  Lösung 

und  des  Brechweinsteins. 

St  Györy  hat  beobachtet,  dass  bei  der 
Titration  von  Brechweinstein  mit  Jod  in 
alkalischer  Lösung  das  Ende  der  Reaction 
nicht  deutlich  zu  Tage  tritt.  Er  empfiehlt,  in 
saurer  Lösung  zu  titriren.  Die  Ausführung 
geschieht  folgendermassen :  In  5  ccm  Fowler- 
scher  Lösung,  die  mit  circa  10  ccm  Wasser 
verdünnt  sind,  löst  man  0,5  bis  1  g  Brom- 
kalium, säuert  mit  lOpCt.  Salzsäure  an,  giebt 
einen  Tropfen  Metbyloraogelösung  (1 :1000) 
zu  und  titrirt  mit  >/io-Normal-Kaliumbromat- 
lösung  unter  fortwährendem  Umschfltteln,  bis 
die  Rosafärbung  verschwindet  und  die  Lösung 
farblos  wird. 

Um  Brechweinstein  bestimmen  au  kön- 
nen, werden  0,3  g  Substanz  und  25  ccm 
lOproc.  Salzsäure  angewandt,  um  die  Ab- 
scheidung von  Antimonoxychlorid  zu  ver- 
meiden. Einfacher  wird  die  Bestimmung 
beider  Körper,  wenn  man  Bromkalium  voll- 
ständig weglässt  und  nur  mit  bromsaurem 
Kalium  titrirt;  die  Bromsäure  oxydirt  schon 
selbst  das  Arsen  bezw.  Antimontrioxyd  nach 
folgender  Gleichung : 

3  AsgOg  -f  2  KB1O3  +  2  HCl  = 
3  As^Oß  -f  2  KCl  -(-  2  HBr.         fif. 
Ztsckr.  f.  anal,  Chemie  1893,  415. 


Eine  Erklärung  der  Assimilation 

des  Eohlendioxyds  durch  chloro- 

phyllhaltige  Pflanzen. 

Die  Aufnahme  der  Kohlensäure  durch 
chlorophyllh altige  Pflanzen  wird  gewöhnlich 
durch  die  Formel  erklärt: 


640 


COg  +  HgO  =  CHgO  +  Og , 
obwohl   eine  Bestätigang  dafür  keioeswegs 
existirt.    Bach  (Compt.  rend.  116,  1145  bis 
1148)  nimmt  nun  an,  dass  die  Umsetsnng 
ähnlich  der  der  schwefligen  Sfiure  im  Sonnen 
licht  erfolge : 

3  H2SO3  =  2  H2SO4  +  H2O  +  S, 
ebenso  auch 
3  H2CO3  =  2  H5CO4+  [HgO  +^C]  Porm- 

aldehyd. 
Die  2  Moleküle  Ueberkohlensäurehydrat 
zerfallen  dann  in  2  CO^  -f  2  H2O2  nnd  weiter- 
hin in  2  CO2  +  2  H^O  -f  0^.  Um  den  aof- 
tretenden  activen  Sauerstoff  nachssu weisen, 
hat  Verfasser  Kohlensäure  durch  eine  1,5 
procent.  Uranacetatlösung  theils  im  Dunkeln, 
theils  im  Sonnenlichte  strömen  lassen,  um 
die  Bildung  von  Uransnperoxyd  herbeizu- 
führen. In  der  That  entstand  nur  in  der  be- 
lichteten Lösung  eioe  Fällung,  die  jedoch  in 
einem  Gemisch  Ton  Uranoxjd  und  Uran- 
oxydulbjdrat  bestand.  Er  vermutbete  trotz- 
dem eine  vorherige  Bildung  von  Uransuper- 
oxyd, welches  durch  den  gebildeten  Formal- 
dehyd bereits  reducirt  war.  Dass  letzterer 
erwähnte  Eigenschaft  besitzt,  bewiesen  beson 
ders  augestellte  Versuche.  8, 

Ber,  d,  D.  ehern,  Gesellsch,  1893,  Ref.  502. 

Verhalten  des  WasserstofBsi  zu 

Metallen. 

Zum  Nachweis  der  A  u  f n  a  h  m  e  f äh  i  g  k  e  i  t 
der  Metalle  für  Wa sserstoff  benutzten 
Neumann  und  Stremte  zwei  Methoden : 

1.  wurde  das  Metall  als  Elektrode  benutzt 
und  mit  elektrolytischem  Wasserstoff  geladen, 
und  2.  wurde  das  Melall  geschmolzen  und 
längere  Zeit  ein  Strom  Wasserstoff  durch  das- 
selbe geleitet.  Bei  diesen  Versuchen  musstc 
unbedingt  Sorge  getragen  werden,  dass  das 
mit  dem  Gas  beladene  Metall  gegen  den  Ein 
fluss  der  atmosphärischen  Luft  geschützt  wird, 
weil  der  Sauerstoff  derselben  den  Wasserstoff 
sofort  oxydiren  und  somit  die  Untersuchung 
resultatlos  verlaufen  würde. 

Die  Versuche  der  Verfasser  erstreckten  sich 
auf  Blei,  Palladium,  Platin,  Gold,  Silber, 
Kupfer,  Nickel,  Eisen,  Kobalt  und  Aluminium. 
Die  Volumeneinheit  dieser  Metalle  absorbirte 
folgende  Volumina  Gas:  Blei  0,15,  Palladium 
502,35,  Platinschwamm  29,95,  Platiomohr 
49,30,  Gold  46,32,  Silber  — ,  Kupfer  4,8i, 
Aluminium  2,72,  Eisen  19,17,  Nickel  16,85, 
Kobalt  153. 


Bei  mehrmaligem  Gebrauch  dieser  ItetaÜ- 
stücke  konnte  man  im  Allgemeinen  eine  Ab- 
nahme der  Fähigkeit,  Gas  aufzunehmen,  con- 
statiren,  eine  Beobachtung,  die  hauptsichlich 
bei  den  Edelmetallen  ersichtlich  war.  Beim 
Verbrennen  dee  aufgenommenen  Wasserstoffs 
durch  Sauerstoff  werden  die  edlen  Metalle 
stark  erhitzt,  geschmolzen  und  dichter,  so 
dass  die  Aufnahmefähigkeit  dadurch  geringer 
wird.  Bei  den  unedlen  Metallen  war  dies 
nicht  der  Fall.  So  war  beim  Nickel  und 
Kupfer  in  zwei  auf  einander  folgenden  Ver- 
suchen die  Menge  des  aufgenommenen  Wasser 
Stoffs  gleich ,  das  Aufnahmevermögen  des 
Eisens  und  Kobalts  war  dagegen  bis  auf  die 
Hälfte  heruntergegangen.  S. 

Naturto.  Bunäsch. 


üeber  Destillation 
bei  niedrigem  Druck. 

Gelegentlich  der  65.  Naturforscherversamm- 
lung in  Nürnberg  sprach  F rof. Kahlbaum-Btisel 
über  die  Reinigung  von  Metallen  durch 
Destillation  aus  Glasgefässen  im  Vacuoin. 
Redner  hat  eine  Reihe  von  Metallen  destillirf, 
wie  Kalium,  Natrium,  Selen,  Wismut  u.s.w.; 
nur  bei  Zinn  und  Mangan  hat  er  bis  jetzt 
Schwierigkeiten  gefunden.  Der  Druck  beträgt 
bei  Anwendung  sehr  reinen  Quecksilbers  nur 
einen  geringen  Bruchtheil  eines  Milligramms. 
Beim  Selen  wird  der  Siedepunkt  von  660  auf 
2000,  also  um  460<>  herabgedrfidit,  bei  Tellur 
von  1390  auf  4500,  also  um  940^,  bei  Cad- 
mium  von  770  auf  320^,  also  um  450^. 

Sämmtlicbe  beobachtete  Metalle  zeigen  die 
Erscheinung  der  Dissociation  und  dieSpcctren 
solcher  durch  Destillation  erhaltener  Metalle 
verglichen  mit  den  Spcctren  der  Metalle, 
welche  als  chemisch  rein  in  den  Handel  ge- 
bracht werden,  haben  nennenswerthe  Ver- 
schiedenheiten gezeigt.  Beim  Cadmium  sind 
z.B.  9 Linien,  beim  Tellur  35 Linien  als  nicht 
vorhanden  zu  streichen.  3. 

Chem.'Ztg.  1893,  1366. 

Verfahren  zur  Herstelliuig  von  Phegphor* 
sUare;  Warren:  Chem.New8.  Man  fällt Kopfer- 
sulfatlOsong  durch  NatriumphosphaÜösung,  lOst 
das  gefällte  ausgewaschene  Eapferphospnat  in 
Phosphorsänre,  hängt  in  einem  durchlässigen 
Sacke  eine  weitere  Menge  Kupferpbosphat  in 
die  Losung  und  unterwirft  die  l/^sang  dem 
elektrischen  Strome.  An  der  (Platin-)  Elektrode 
scheidet  sich  Kupfer  metallisch  ab,  und  die 
Losung  reichert  pich  immer  mehr  mit  Pbos- 
phorsänrc  an. 


\y~\j-'^  V/- »,  '^ 


641 


Vtaerapeutlsclie  HittliciluBffen. 


Coffeinsulfosänre,  ein  neues 
Diareticum. 

Ueber  dieses  neoe  Mittel  haben  wir  bereits 
Ph.  C.  34,  547  berichtet,  und  wir  fügen 
diesem  noch  das  Nachstehende  nach  einer 
Mittheilung  von  Heine  nnd  LiebrecM  (Berl. 
klin.  Wochenschr.  1893,  1059)  hinzu. 

Die  Harnabsonderung  ist  bedingt  durch 
zwei  Factoren:  nämlich  erstens  durch  die 
Menge  Blutes,  die  in  der  Zeiteinheit  die 
Nierengeßfisse  durchströmt,  und  sweitecs 
durch  den  Tb&tigkeitsBustand  der  secerniren- 
den  Nierenepithelien.  Verengerung  der  Nie- 
rengefasse wird  also  stets  eine  Verminderung 
der  Hamsecretion  herbeiführen.  Nun  besitzen 
Xanthin  wie  Theobromin  neben  der 
Wirkung  auf  die  Nierenepithelien  noch  eine 
gefassrerengernde,  blntdrucksteigernde  Wirk- 
Qog.  Diese  letztere  Wirkung  beeintrSchtigt, 
bezw.  compensirt  die  erstere;  der  Gesammt- 
cffect  beider  ist  daher  im  Allgemeinen  eine 
Dicht  merklich  über  das  gewöhnliche  Mass 
gesteigerte  Diurese.  Nur  hin  und  wieder, 
wenn  znfUllig  günstige  Umstände  obwalten, 
kommt  es  zu  stärkerer  Harnabsonderung. 
Dies  gilt  Tor  Allem  von  dem  Coffein.  Die 
Wirkung  desselben  auf  das  Gefäss- Nerven* 
centrum  macht  sich  schon  bei  sehr  kleinen 
Dosen  bemerkbar.  Weniger  intensiv  wirkt 
is  dieser  Richtung  das  Theobromin,  bezw. 
das  Diuretin.  Die  Blutdruckkurven  des 
Theobromin  bezw.  Diuretin  sind  denen  des 
Coffeins  vollkommen  gleich;  nur,  dass  zur 
Erzielung  desselben  Effectes  von  Diuretin 
eine  ungefähr  5  mal  so  grosse  Dosis  noth 
wendig  ist,  als  von  Coffein. 

Dass  überhaupt  das  Coffein  die  Nieren- 
epithelien SU  gesteigerter  Thätigkcit  anregt, 
bewies  v.  Schröder  in  folgender  Weise:  £r 
gab  den  Versucbsthieren  gleichzeitig  mit  dem 
Coffein  blutdruckherabsetzende  Mittel,  z.  B. 
Cbloralhydrat;  dieses  hob  die  Nierengefäss 
Verengerung  auf  und  nun  ergab  sich  regel 
massig  eine  gewaltige  Vermehrung  der  Harn- 
secretion. 

Nun  darf  naturgemäss  der  Praktiker  einem 
Herz-  oder  Nierenleidenden  zur  Erzielung 
der  diuretischen  Wirkung  nicht  regelmässig 
Cbloralhydrat  als  Hilfsmittel  verabreichen. 
£s  war  also  dem  Pharmakologen  bezw.  Che- 
miker die  Angabe  gestellt,  in  das  Coffein  ein 
Atom  oder   eine  Atomgruppe  einzufahren, 


oder  eine  Paarung  vorzunehmen,  derart,  dass 
die  blntdrucksteigernde  Wirkung  des  Coffeins 
dadurch  compensirt  wfirde.  Es  war  da  zunäclut 
an  Substituirung  mit  Halogenen,  insbesondere 
mit  Brom  zu  denken.  Das  (bereits  bekannte) 
Bromcoffein  besitzt  jedoch,  wie  die  Unter- 
suchung ergab,  noch  ganz  die  Wirkungen  des 
Coffeins  selbst. 

Die  Idee,  die  NO^-Gruppe,  die  ja  bekannt- 
lich in  dem  salpetrigsaaren  Natrium,  im 
Amylnitrit,  Nitrobenzol,  Nitroglycerin  etc. 
die  prompte  blutdruckherabsetzende  Wirkung 
bedingt,  in  das  Coffein  einzuführen,  erwies 
sich  (aus  chemischen  Gründen)  als  undurch- 
führbar. Es  lag  des  Weiteren  nahe,  eine 
Paarung  des  Coffeins  mit  Chloral  zu  ver- 
suchen. Dies,  von  Eeina  und  Liebrecht  dar- 
gestellte, Coffeinchloral  besitzt  wie  das 
Bromcoffein  noch  zu  viel  von  der  Coffein - 
Wirkung,  und  lässt  nichts  von  der  Chloral- 
Wirkung  erkennen ;  auch  dieses  Product  erwies 
sich  also  als  ungeeignet.  Schliesslich  machten 
die  Verfasser  von  der  Erfahrung  Gebrauch, 
dass  die  Sulfosäuren  (ebenso  wie  die  Carbon- 
säuren) von  Körpern  mit  intensiver  Nerven- 
wirkung diese  Wirkung  gänzlich  verloren 
haben.  Aus  diesem  Gesichtspunkte  stellten 
sie  die  Coffeinsulfosäure,  bezw.  deren 
Natriumsalz  dar.  Die  Untersuchung  dieses 
Körpers  bestätigte  vollkommen  die  Erwart- 
ungen. Die  Nervenwirkung  des  Coffeins  auf 
das  vasomotorische  Centrum  ist  bei  dem 
coffeYnsulfosaurem  Natrium  vollständig  ver- 
schwunden, während  die  so  zu  sagen  so- 
matische Wirkung  auf  die  secernirendeu 
Nierenzellen  in  vollem  Masse  erhalten  ist. 
Insbesondere  ist  das  coffe  insaure 
Natrium  frei  von  irgend  welcher  Reiz- 
wirkung auf  Magen  und  Darm :  Der  Appetit 
bleibt  völlig  ungestört,  der  Stuhlgang  un- 
verändert. 

Das  coffeinsulfosäure  Natrium  stellt  also 
ein  tadellosesi  prompt  wirkendes  Diureticum 
dar.  Das  Anwendungsgebiet  des  Mittels  wird 
sich  naturgemäss  in  erster  Linie  erstrecken 
auf  die  verschiedenen  Formen  von  Wasser- 
sucht, seien  dieselben  durch  Herz-  oder  durch 
Nierenleiden  bedingt.  Dann  aber  dürfte  das 
Mittel  auch  Verwendung  finden  bei  Fettsucht, 
wie  bei  Fettherz,  zur  Unterstützung  der  Oertel»- 
sehen  Kur,  um  die  Entwässerung  des  Körpen 
zu  befördern. 


642 


Ausser  dem  Nattiamsalz  ist  noch  das 
Lithiumsalz  und  das  Strontiumsalz  hergestellt 
worden.  Die  Lithiumsalze  sind,  mit  Vor- 
liebe namentlich  in  Deutschland,  viel  in  Qe- 
brauch  gegen  Gicht,  harosaure  Diathese, 
Harngries  u.  s.  f.  Die  Wirkung  des  Lithiums 
wird  jedenfalls  begünstigt  durch  Paarung  mit 
einer  ebenfalls  diaretisch  wirkenden  Säure. 

Das  Strontiumsalz  ist  dargestellt  wor 
den  ausAnlass  neuerer  französischer  Arbeiten 
über  eine  besonders  günstige  Wirkung  der 
Strontiumsalze  auf  Nierenentzündung.  Falls 
sich  diese  Wirkung  der  Strontiumsalze  be- 
stätigt, wird  sie  durch  Paarung  des  Strontiums* 
mit  der  Coffelfusulfosäure  sicher  noch  gehoben 
werden. 

Die  tägliche  Dosis  dieser  neuen  Diuretica 
dürfte  4  bis  6  g  betragen.  Bei  der  absoluten 
Unschädlichkeit  sind  auch  höhere  Dosen  un- 
bedenklich. Das  coffeinsulfosaure  Natrium 
löst  sich  in  kaltem  Wasser  nur  langsam ;  in 
heissem  Wasser  leichter.  Lösungen ,  welche 
mehr  als  5pCt.  enthalten,  sind  nicht  lange 
haltbar.  Das  Lithiumsalz  wie  das  Strontium- 
salz dagegen  sind  'leicht  löslich.  Alle  drei 
Salze  schmecken  stark  bitter.  Am  besten  ver- 
ordnet man  als  einzelne  Dosen  1  g  in  Sub- 
stanz, in  Gelatinekapseln. 


üeber  eine  Anwendung 
der  Oymnemasäure. 

Oefde  erwähnte  vor  einiger  Zeit  (Ph.  C.34, 
585),  dass  er  die  bei  Diabetikern  auftreten- 
den unangenehmen  Geschmacksempfindungen 
durch  Rauenlassen  der  specifisch  wirkenden 
Gymnemablätter  behandelt,  da  die  in  den- 
selben enthaltene  Gymnemasäure  die  Ge- 
schmacksempfindlichkeit beträchtlich  herab- 
zusetzen yermag. 

Da  Misserfo'lge  bei  Anwendung  der  Gjm- 
n'emablätter  nach  den  Mittheilungen  von 
Göbd  und  Quirini  nicht  ausgeschlossen  er-' 
scheinen,  wendet  Oefde  bis  auf  Weiteres  nur 
noch  die  Gymnema  s  ä  u  r  e  an ;  da  Ausspül- 
ungen des  Mundes  mit  einer  Lösung  von 
Gymnemasäure  den  Patienten  jedoch  zu  sehr 
an  das  Hatts  binden,  hat  Oefde  die  Gymnema- 
säure in  eine  handlichere  Form  gebracht,  die 
deren  Anwendung  überall  erlaubt. 

Oefde  lässtTheeblättcheu  mit  Gym- 
nemasäure imprägniren,  and  zwar  ist 
Peccothee  zu  verwenden,  da  der  herbe  Ge- 
schmack  des    Congothees  vielen    Patienten, 


Welche  an  den  erwähnten  nnangeoelimen 
Geschmacksempfindungen  leiden,  widerlich 
ist.  (Falls  Peccothee  fehlt,  soll  man  nach 
Oefele  Flores  Naphae  oder  Folia  BosmariDi 
an  dessen  Stelle  als  Grundlage  verwenden.) 

Man  löst  0,1  g  Acidum  gymnemicum 
{Merch)  in  0,5  g  Spiritus  in  einer  Schale 
auf,  bringt  dazu  4  g  Theeblätter  (Pecco), 
ohne  dass  diese  zerkleinert  werden,  befeuchtet 
sie  mit  der  Lösung  und  lässt  sie  unter  zeit- 
weisem Umrühren  an  der  Luft  trocknen.  Die 
so  mit  Gymnemasäure  getränkten  Theeblltter 
kann  der  Patient  in  einem  kleinen  Schächtel- 
chen (metallene  sind  zu  vermeiden)  jederzeit 
bei  sich  führen  und  „nach  Bedarf  ein  his 
zwei  Blättchen  öfter  des  Tages  (alle  3  Stun- 
den) in  den  Mund  einführen'^  Hier  schiebt 
er  das  Blättchen  mit  der  Zungenspitze  in  die 
eine  Wangentasche  und  lässt  es  dort,  ohne 
darauf  zu  kauen  oder  zu  beissen,  ruhig  liegen 
und  im  Speichel  aufweichen.  Von  Zeit  zu  Zeit 
schiebt  er  das  Blättchen  unwillkürlich  mit 
der  Zungenspitze  in  die  andere  Wangenfalte. 
Ist  das  Blättchen  völlig  erweicht ,  so  wird  es 
ausgespuckt.  s. 

üeber  Nebenwirkungen 

bei  Anwendung  yon  Chloral- 

formamid 

berichtet  R,  Friedländer  in  den  Therapeut. 
Monatsh.  1893,  523  an  der  Hand  zahlreicher 
Literaturangaben. 

Der  Geschmack  wird  als  schlecht,  als 
bitter  bezeichnet,  er  soll  nach  Wefers  und 
Malchin  kaum  zu  verdecken  sein,  wogegen 
Peiper  ihn  nur  schwach  bitter  milde,  keines- 
wegs ätzend  nennt  und  hinzufügt,  dass  er  aar 
von  kurzer  Dauer  ist. 

Von  unangenehmen  Allgemeis- 
erscheinungen  werden  Kopfschmerz, 
Mattigkeit,  Schwindel  erwähnt;  recht  sahl- 
reich  sind  die  Angaben  über  Nebenwirkunges, 
welche  den  Verdauungsap  parat  be- 
treffen. Im  Grossen  und  Ganzen  treten  nach 
Chloralformamid  dieselben  CircnlatioDfl* 
Störungen  auf  wie  nach  Chloralhjdrat. 
Bisweilen  ist  auch  die  Wirkung  dieics 
Schlafmittels  eine  zu  geringfügige  oder 
zu  späte. 

Friedländer  t heilt  nicht  die  Ansicht  von 
BosCi  dass  Chloralformamid  nichts  weiter  als 
ein  schlechtes  Chloralhjdrat  sei,  schwächere 
hypnotische  Wirkung  entfalte ,  aber  stärkere 


643 


iDtoxicfttioDseneheiniiiigeD  hervorrufe,  Btimmt 
aber  «nch  nicht  mit  Eeichmann  überein, 
welcher  das  Chloralformamid  als  ein  von  un- 
liebsamen Nebenwirkungen  freies  Schlafmittel 
bezeichnet.  Die  Wahrheit  wird  in  der  Mitte 
Hegen;  in  geeigneten  Fällen  angewandt  wird 
das  Chloralformamid  (Chloralamid)  ein  recht 
Bchfitzbares  Schlafmittel  sein. 


Wismutsubnitrat 
gegen  Verbrennungen. 

Ueber  die  Verwendung  des  Wismutsub- 
nitrats  cum  Einpudern  von  Brandwunden 
haben  wir  bereits  Ph.  C.  31,  369  berichtet. 
Osihoff  wendet  statt  dieses  von  Bardeleben  jn» 
angegebenen  Wismuttrockenverbandes  nach 
Therap.  Monatsh.  1893,  530  folgende  Wis- 
mutpaste  an: 

Bismutum  subnitricum  wird  mit  gekochtem 
Wasser  an  einem  dicken  Brei  augerührt  und 
derselbe  mit  einem  Haarpinsel  über  sämrat- 
liche  verbrannte  Stellen  gestrichen.  (Haut- 
fetzen werden  abgeschnitten,  Blusen  mit  anti- 
septischer Seide  durchzogen  und  deren  Decke 
somit  geschont.)  Es  bildet  sich  alsbald  eine 
vollkommen  luftabschliessende  trockene 
Decke,  deren  Risse  und  Sprünge  von  Zeit  zu 
Zeit  durch  Aufpinseln  frischer  Masse  ausge- 
bessert werden.  Selbst  ausgedehnte  Ver- 
brenn nngeo  zweiten  Grades  sollen  unter 
rascher  Abnahme  der  Schwellung  der  Um- 
gebung in  10  bis  14  Tagen  vollkommen 
trocken  und  ohne  jeden  weiteren  Verband 
abheilen. 

In  einem  Falle  sehr  ausgedehnter  Ver- 
brennung beobachtete  Osthoff  am  ersten  Tage 
nach  Anwendung  der  Paste  das  Auftreten  von 
Wismuty  in  einem  anderen  Falle  von  Eiweiss 
im  Harn. 

CitrulliflL  als  Abführmittel 
für  unsere  Hausthiere. 

Bereite  im  Jahre  1887  berichtete  Professor 
Ellenberger ' über  die  subcutane  und  rectale 
Anwendung  von  Abfuhrmitteln  wie  Cifrullin 
(Coiocynthidin)  und  Colocjnthin  bei  Haus- 
sfiugethieren.  Während  diese  Mittel  subcutan 
angewendet  nicht  als  selbstständig  wirkende 
Abfuhrmittel  empfohlen  werden  konnten,  ent- 
faltete das  CitrulUu  als  Klistier  beigebracht 
seine  abführende  Wirkung.  (In  Ph.  C.  33, 
689  berichteten  wir  über  die  rectale  und  sub- 


cutane Anwendung  d^r  genannten  und  anderer 
Abführmittel  beim  Meusehen). 

Baum  (Arch.  f.  wissensch.  u.  prakt.  Thier- 
heilkonde  1893,  Bd.  XIX,  Heft  6)  hat  nun 
die  Arbeiten  Eücnherger'B  mit  Anwendung 
des  Citrnllins  in  Klystieren  fortgesetzt 
und  gelangt  zu  folgenden  Schlüssen:  Das 
Citrullin  wirkt  in  G-Ijcerin  und  Alkohol  ge- 
löst und  den  Thieren  als  Rlystier  beigebracht 
als  brauchbares  Abführmittel  beim  Pferd, 
Schwein,  Ziege  und  Hund.  Die  Wirkung  ist 
durchgängig  bedeutender,  wenn  das  Mittel  in 
der  unten  angegebenen  Menge  nicht  auf  ein- 
mal, sondern  in  mehreren  Theilen  in  >/sstun- 
digen  Pausen  gegeben  wird.  Beim  Pferd 
wirkt  1  g  in  200  g  Gljcerin  und  200  g  Al- 
kohol gelöst  und  in  4  bis  5  Theilen  beige- 
bracht in  der  Regel  ziemlich  heftig  ab- 
führend; eine  geeignete  Gabe  für  das  Schwein 
ibt  0,05  g  in  40  bis  80  g  Gljcerin  und  40  bis 
80  g  Alkohol  gelöst,  für  die  Ziege  0,025  g  in 
40  g  Glycerin  und  40  g  Alkohol  gelobt,  für 
grosse  Huude  0,05  g  in  je  60  g,  für  kleine 
Hunde  0,025  g  in  je  40  g  Gljcerin  und  Al- 
kohol gelöst  und  auf  mehrere  Klistiere  ver- 
theilt.  Schafe  brauchen  die  verhältnissmässig 
grosse  Menge  von  0,1  g  Citrullin  in  je  80  g 
Giycerin  und  Alkohol  gelost  auf  zweimal  ver- 
theilt.  s, 

m 

Heftpflasteryerband  gegen  Frost- 
beulen. 

Goenner  (Corresp.-Bl.  f.  Schweiz.  Aerzte) 
empfiehlt  als  einfaches  Mittel  die  von  Frost- 
beulen befallenen  Stellen  mit  Heftpflaster- 
streifen ,  welche  fest  aogezogen  werden ,  zu 
bedecken.  An  den  Zehen  und  dem  Fussballon 
genügt  dazu  das  gewöhnliche  Heftpflaster; 
für  die  Hände  empfiehlt  er  das  besser  klebende 
und  auch  durch  Wasser  sich  nicht  ablösende 
Kautschukpflaster.  Der  Verband  bleibt  drei 
Tage  liegen ;  dann  ist  Heilung  eingetreten. 

«. 

Gegen  Dyspnoe 

bei  Phthisis  soll  nach  Beverley  Robinson 
(New- York.  Med.  Rec.  durch  Deutsche  Med.- 
Ztg.)  die  Tinctur  aus  der  Wurzel  von  Sil- 
phium  laciniatum  iu  der  Menge  von  2  g  (mit 
Wasser  verdünnt)  wesentliche  Erleichterung 
bringen. 


644 


Weneliledene 

Neuigkeiten  in  Filtrirpapier. 

Gehärtete  Filter.  Die  biBherigen,  aus 
dickerem  Filtrirpapier  gefertigten,  gehärteten 
Filter  (Ph.  C.  3S,  656)  lieasen  bei  Verwend- 
ung mit  Saugvorrichtnng  (Luftpumpe)  an  den 
Knickungen  Luft  durch.  Diesem  Uebelstande 
begegneten  Schleicher  iSk  SchÜU  in  Düren 
(Rheinland)  durch  Verwendung  eines  dünne 
ren  Filtrirpapieres.  Bei  Trichtern  von  60^ 
Winkel  sind  die  neuen  gehärteten  Filter 
selbst  bei  scharfer  Faltung  derselben  sehr 
brauchbar,  da  die  kleineren  derselben  direct 
als  Ersatz  des  Platinconus  beim  Filtriren  mit 
der  Luftpumpe,  femer  als  Unterfilter  für 
grosse  Faltenfilter  verwendbar  sind.  Weitere 
Vorzüge  der  gehärteten  Filter  sind  folgende : 
Die  grössten  mit  Niederschlägen  gefüllten 
Filter  können  ohne  zu  reissen  vom  Trichter 
abgehoben  werden;  ein  Niederschlag  kann, 
ohne  dass  Papierfasern  in  denselben  gelangen, 
vom  Filter  abgeschabt  werden;  die  Filter 
können  wiederholt  (natürlich  für  denselben 
Zweck)  gebraucht  werden,  da  sie  sich  (durch 
Abspritzen  mit  Wasser  ans  der  Spritsfla^che) 
abwaschen  lassen;  alkalische  Laugen,  con- 
centrirte  Salpetersäure,  25proc.  Salzsäure, 
concentrirte  Lösungen  von  Zinnchlorür,  Zinn- 
chlorid, Antimonchlorür ,  Zinkchlorid  und 
ähnliche  ätzende  Flüssigkeiten  können  durch 
gehärtete  Filter  filtrirt  werden. 

Starkefreies  Filtrirpapier.  Da  fast  alle 
Filtrirpapiere  Stärkemehl  enthalten  und  dieser 
Umstand  bei  manchen  Analysen  (insbesondere 
solchen  mit  Kohlenhydraten)  störend  sein 
kann,  bringen  SMekher  (&  8chiiU  ein  Filtrir 
papier  in  den  Handel ,  welches  aus  gänzlich 
stärkefreiem  Material  hergestellt  worden  ist. 

Ueber  zwei  andere  Fabrikate  derselben 
Firma,  das 

Entfettete  Papier  zur  Hilohanalyse  und 

das 

Papier  zu  Tapfreaotionen  haben  wir  be- 
reits Ph.  C.  33,  221  bez.  591  berichtet. 

Demnächst  wird  die  genannte  Firma,  wie 
wir  einer  Geschäftsmittheilung  derselben  ent- 
nehmen, 

Hülsen  aus  einem  Stück,  zur  Aufnahme 
derimSoo^AferschenAetherextractions- 
ap parat  auf  Fett  oder  Harz  zu  analysiren- 
den  Substanzen,  in  den  Handel  bringen,    ß. 


mnnelluBffen. 

Gktllussaures  und  gerbsaureB 
Quecksilber. 

Durch  Fällen  einer  Lösung  von  Mercuri- 
acetat  mit  Gallussäure  haben  Brousse  uod 
Gay  (Compt.  rend.  1S93,  284)  Mercorigaliat, 
durch  Fällen  von  Mercuronitrat  mit  Gallus- 
säure Mercurogallat  dargestellt.  Die  erst- 
genannte Verbindung  ist  roth ,  beim  Trock- 
nen braun  werdend,  die  letztere  grüolich- 
gelb  und  wird  beim  Trocknen  schmutzig 
dunkelgrün.  Warmes ,  selbst  kaltes  Wasser 
entzieht  diesen  Verbindungen  nach  und  nach 
alle  Gallussäure. 

Als  empfehlenswerthe  Darstellung  des 
gallussauren  Quecksilbers,  welches 
sie  als  werthvolles  Antisyphiliticum  erkann- 
ten, geben  die  Verfasser  folgende  an :  37,6  g 
Gallussäure  werden  unter  Hilfe  von  25ccm 
Wasser  mit  21,6  g  gelbem  Qnecksilberozyd 
im  Porzellanmörser  fein  verrieben;  die  ent- 
standene Paste  wird  an  der  Luft  getrocknet, 
zerrieben  und  nochmals  über  Schwefelsäure 
ausgetrocknet.  Das  mattgrünsohwarze  Prä- 
parat besteht  hauptsächlich  aus  der  Mercnro- 
Verbindung;  der  Quecksilbergehalt  betragt 
37,17  pCt. 

Das  gerbsaure  Quecksilber  giebt 
ebenfalls  die  Gerbsäure  leicht  an  Wasser  ab; 
Gay  giebt  deshalb  folgende  Darstellnngs- 
methode  an,  welche  einen  bestimmten  Queck- 
silbergehalt erzielen  lässt:  76,2  g  unter 
Aetherzusatz  zerriebenes  Tannin  werden  mit 
Hilfe  von  50  ccm  Wasser  mit  25,7  g  gelbem 
Quecksilberozyd  im  Porzellan mörser  fein  ver- 
rieben ;  die  Masse  wird  an  der  Luft  getrock- 
net,  gepulvert  und  zuletzt  über  Schwefelsäure 
völlig  ausgetrocknet.  Das  Präparat,  welches 
ebenfalls  gegen  Syphilis  angewendet  wird, 
enthält  23,8  pCt.  Quecksilber  imd  besiUteine 
olivengrüne  Farbe.  s. 


Lösliehkeit  der  Platiumetalle 
in  Salzsäure. 

Dudley  fand ,  dass  Platinschwarz  und 
Platinschwamm ,  ebenso  fein  vertbeiltes  Iri- 
dium, Rhodium,  Ruthenium,  Osmium  sieb 
allmählich  auflösen ,  wenn  man  sie  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  befeuchtet  der  Luft  aus- 

'®***'  Pharm,  Journ,  IVaiiwct. 


645 


Wie  viel  Morphin  darf  ein  Arzt 

einem  Kranken  als  Einzeldosis 

verordnen  ? 

Unter  diever  Ueberschrift  ▼erÖffeDtlicht 
Privatdocent  Dr.  L.  Lewin  in  Berlin  in  der 
Berl.  Klin.  Wochenscbr.  1893,  Nr.  41  ein  von 
ihm  eingefordertes  gerichtliches  Gut  achten. 

In  dem  vorliegenden  Falle  war  folgendes 
Recept  verordnet  worden:  Morphin!  hydro- 
chlor.  0,2  g,  Aquae  destillat.  10,0  g.  Abends 
vor  dem  Schlafengehen  20  bis  30  Tropfen  an 
nehmen.  Die  Kranke  hat  nach  Aassage  der 
Wärterin  hiervon  20  bis  höchstens  30  Tropfen 
erbalten  und  ist  nach  4  Tagen  verstorben. 

Die  Kranke  bat  nach  Ansicht  von  Lewin 
demnach  0,022g  Morphin*)  erhalten,  und 
das  Morphin  hat  in  diesem  Falle  innerhalb 
der  zulässigen  Dosis  Symptome  veranlasst, 
die  sich  mit  seinen  normalen  decken  und 
einige,  die  als  abnorme  gelten  mflssen;  es 
rief  einige  Nebenwirkungen  hervor.  Der  Tod 
ist  aber  nicht  aliein  die  Folge  dieser  Morphin- 
wirkungen gewesen;  er  ist  im  vorliegenden 
Falle  als  das  Ergebniss  eines  schweren  Krebs- 
leidens, eines  bestehenden  Herzleidens  und 
einer  besonderen  Empfindlichkeit  far  Mor- 
phin anzusehen.  Aber  selbst  wenn  weder 
Krebs  noch  ein  Herzleiden  bestanden  hätten 
und  nur  das  Morphin  als  Todesursache  übrig 
bliebe,  könnte  daraus  niemals  ein  Kunstfehler 
des  Arztes  abgeleitet  werden,  sobald  die 
Höchstgabe  des  Arzneibuches  nicht  über- 
schritten worde.  Innerhalb  der  zulässigen 
Grenzen  bewegte  sich  aber  in  diesem  Falle 
die  verabfolgte  Menge  des  Morphins.  Nach 
dem  ein  weiteres  Gutachten  einer  Behörde 
eingeholt  worden  war,  welches  sich  im  Wesent- 
lichen mit  den  Ausführungen  LemtCB  deckte, 
wurde  das  Verfahren  gegen  den  betreffenden 
Arzt  eingestellt.  4. 


^)  Lewin  berechnet  diese  Menge  ans  der 
Tropfeniahl  (22)  unter  „Berücksichtigung  der 
ministeriellen  Bestimmnngen ,  die  in  prenssi- 
schen  Apotheken  jetzt  allgemein  Geltung  haben, 
wooach  20  Tropfen  w&sseriger  Flflssigkeit^lg 
zu  setzen  sind*'.  Wir  gestetten  uns  hierzu  zu 
bemerken,  dass  eine  solche  Anwendung  dieser 
Bestimmung  uns  nicht  zutreffend  erscheint,  da 
diese  nur  zur  Erleichterung  beim  „Taziren"  von 
nach  Tropfenzahl  versehriebenen  Mitteln  dient, 
wofür  aueh  schon  die  abgerundete  Zahl  (20)  ein 
Beweis  ist  Btf. 


Töllner^s  Kalt  -  Trocken  -  Apparat 

JT.  TUtlner  in  Bremen  hat  einen  Trocken* 
schrank  construirt ,  der  die  Aostrocknung 
aller  Art  Drogen  und  Präparate  sowie  die 
Trockenhaltung  solcher  ohne  Erw&rmung 
ermöglicht.  Die  nähere  Einrichtung  des  Ap- 
parates ist  noch  nicht  bekannt  an  geben ,  da 
derselbe  erst  zum  Patent  angemeldet  wurde. 

Als  Wasser  anziehende  Substanz  wird  ge- 
brannter  Kalk  verwendet,  und  swar  be- 
findet sich  derselbe  nach  dem  Princip  von 
Hempel  (Ph.  C.  32,  238}  oberhalb  der  zu 
trocknenden  Waaren,  damit  die  trockene 
speeifiseh  schwerere  Luft  zu  Boden  sinken 
und  die  feuchte,  leichtere  Luft  nach  oben 
verdrängen  kann.  Durch  eine  einfache  Vor- 
richtung wird  verhindert,  dass  der  zerfallene 
Kalk  in  den  Trockenraum  stäuben  kann,  und 
die  Emenemng  des  Kalkes  erfolgt  von  aussen. 

Da  bei  dieser  Art  des  Trocknens  keine 
Erwärmung  stattfindet,  so  tritt  auch  beim 
Trocknen  von  Stoffen ,  welche  flüchtige  Be- 
st aodtheile  enthalten ,  kein  Verlust  an  diesen 
ein ,  und  die  Ozydation  ist  auf  das  geringst« 
Mass  herabgedriickt ,  weil  die  Luft  im  Ap- 
parat sich  nicht  fortwährend  erneuert. 

Der  Apparat  eignet  sich  deshalb  ganz  be- 
sonders zum  Trocknen  von  narkotischen 
Kräutern,  Qewursen,  aber  natärlich  auch 
jeder  anderen  Substanz,  ferner  zur  Auf- 
bewahrung hygroskopischer  Stoffe, 
wie  Acidum  phosphorienm  glaeiale,  Acidum 
trichloraceticum ,  Eztraeta  narcotica  sicca, 
dann  der  leicht  schimmelnden  Pflaster, 
wie  Empl.  Belladonnae,  Cantharidum,  Conii, 
Hyoscjami  u.  s.  w. 

Agar-Agar  wird  schnell  bruchig,  so  dass 
es  gepulvert  werden  kann,  Safran  wird  in 
kurzer  Zeit  so  trocken,  dass  er  im  Porsellan- 
morser  zu  Pulver  gerieben  werden  kann. 
Waldmeister,  frisch  in  den  Apparat  ge- 
bracht und  ausgetrocknet,  erscheint  so  gut 
con'^ervirt,  dass  er  sich  wie  frischer  Wald- 
meister zur  Bereitung  von  Bowle  eignet. 
Manna  lässt  sich  in  kurzer  Zeit  so  austrock- 
nen, dass  sie  bequem  in  Speciesform  gebracht, 
sowie  gepulvert  werden  kann.  Motterkorn 
dürfte  nach  vollständigem  Austrocknen  durch 
nachheriges  Aufbewahren  in  luftdicht  schlies- 
senden  Gefassen  am  besten  zu  erhalten  sein. 

Der  Kalt-Trockenschrank  eignet  sich  femer 
auch  zum  Trockneq  von  PastilUn,  pament- 
lieh  solcher  mit  Lak ritzen,  Cachou,  zur 


646 


Herstelljing  von  Natrium  c«rbonicam 
8 iccum  und  Natrium  sulfuriciim  sie- 
cum,  ferner  zum  Austrocknen  yon  S^eif e 
zur  Herstellung  von  Pulver;  die  grob  ge* 
raspelte  Seife  wird  im  Apparat  kalt  ausge- 
Irodcnet,  dann  zu  feinem  Pulver  gerieben. 

Das  Austrocknen  von  Mosch  u-s  ist  nach 
dem  Verfasser  auch  im  Kalt -Trockenschrank 
it)  einfacher  Weise  auszuführen;  (dieses  dürfte 
sich  aber  im  Apotbekeo betrieb  natürlich 
nicht  empfehlen,  da  der  Trockenschrauk  den 
Moschusgerucb  nie  wieder  verlieren  würde; 
hierzu  ist  jedenfalls  ein  improvisirter  Schwe- 
felsäure -  Exsiccator,  der  nach  dem  Gebrauch 
nÖthigen   FaUs    zerschlagen    werden    kann, 

praktischer.    Ref.).  g. 

Internat  pharm.  Gen.'Ang. 


SommerspFOBsenpaste. 

Paschkis  führt  in  seinem  Buche  „Kosmetik" 
nachstehende  Vorschrift  für  eine  derartige 
Zubereitung  auf: 

Ammon.  sulfoichthyolic. 
Bolus  rubrae 

Tincturae  Curcumae   äa  q.  s. 
ut  fiat  pasla. 

Diese  Zubereitung  soll  die  chemisch  wir 
keuden  Sonnenstrahlen  abhalten ;  da  die 
Sommersprossen  aber  nicht  allein  der  Wirk- 
ung der  Sonne  ihre  Entstehung  verdanken,  so 
dürfte  nach  Paschkis  diese  Paste  nicht  mehr 
leisten,  als  die-  manchmal  recht  gut  wirken- 
den Schwefelpasten.  (Vorschrift  zu  letzteren 
Ph.  C.  38,  247.) 


BrI  efwecliseL 


Apoth.  Dr.  ۥ  Schw.  in  L.  Zur  Reinig- 
ung von  Dextrin  empfiehlt  Diettrich  in 
seinem  Manual  eine  Behandlung  desselben  in 
Form  eines  feinen  Pulvers  mit  ammoniakali- 
schem  Weingeist  (l  Th.  Salmiakgeist  und  30  Th. 
90proc.  Weingeist),  Nach  waschen  mit  Weingeist 
und  Trocknen  bei  25  bis  30 ».  Der  ammonia- 
kaliscbe  Weingeist  lOst  eine  kaffeebraune,  den 
specifischen  DMtringerach  einschliessende  Masse 
auf.  Das  gereinigte  Dextrin  erscheint  weisser, 
als  es  ur8prfin<;lich  war  und  ist  nahezu  ^eruch- 
und  geschmacklos.  Um  dasselbe  in  durchsichtig 
hellen  Stücken  zu  erbalten,  wird  man  das  auf 
vorstehende  Weise  gereinigte  Dextrin  in  con- 
centrirte  wässerige  Losung  bringen  und  diese 
bei  möglichst  niedriger  Temperatur  eintrocknen 
lassen  mQssen. 

K.  A«  A«  in  Lojo  (Finnland).  Sie  theilen 
uns  eine  Beobachtung  mit,  dass  manche  Borten 
Strychninnitrat  gegen  Füchse  nicht  oder 
nicht  80  wirksam  sind  wie  andere  Sorten. 

Wir  erinnern  uns,  dass  ein  Leser  unseres 
Blattes  in  Amerika  uns  vor  Jahren  dieselbe 
iieobachtang  mittheilte. 

Sollte  es  wirklich  verschieden  giftiges 
Strychnin  geben?  Der  Gedanke,  dass  das 
Strjchnin  kein  einheitlicher  KOrper  sei,  ist  schon 
mehrfach  auss?esprochen  worden! 

Br,  IJr.  in  Dr.  Falls  man  bei  der  Dar- 
stellnn^  von' Calcium  phosphoricum 
nach  Vorschrift  des  Arzneibuches  nicht  die  dort 
in  einem  Falle  (bei  der  Natriumphosphat! Osung) 
angegebene  Temperatur  einhält  oder  das  ge- 
fällte Calci umpbosphat  mit  heissem  Wasser 
auswäscht,  erhalt  man  ein  Präparat,  welches 
geringe  Mengen  von  Dreibasisch -Calciamphos- 
pbat  enthält.  Dasselbe  wird  in  Folge  dieses 
Gehaltes  an  dreibasischem  Salz  selbst  nach 
anhaltendem  Glühen  durch  SilbernitratlOsung 
schwach  gelblich  gefärbt. 

Apoth.  £•  C.  in  W«  Das  gewünschte  Inhalts- 
verzeichniss  1891  der  Pharm.  Centralhalle  wird 


Ihnen  zugesandt  werden.  t>a8  zu  untersuchende 
Oel  haben  wir  Herrn  Handelschemiker  Dr.  Eefel- 
mann  in  Dresden  tlberwiesen,  welcher  das  wei- 
tere veranlassen  wird. 

Apciih.  K.  St.  in  0.  Dass  die  Conserren« 
z.  B.  Bohnen,  Erbsen  u.  8.w.,  mit  aller  Ge- 
walt grün  sein  sollen  und  dass  dieser  Zweck 
mit  allen  Mitteln  verfolgt  und  keine  Bficksicbt 
darauf  genommen  wird,  dass  es  sich  doch  um 
Nahrungsmittel  nnd  nicht  etwa  um  iiirend 
welchen  Luxasgegenstand  handelt,  kennen  Sic 
auch  aus  den  zwei  Patenten  von  W.  Btu^i 
in  BrauDschweig  ersehen.  Nach  dem  einen 
Patent  werden  die  Erbsen  u.  s.  w.  mit  Ammoniak 
und  Methylenblau  behandelt,  wodnrch  sie  eine 
unnatürliche  blaugrüne  Färbung  erhalten,  dann 
werden  sie  über  100"  erhitzt,  damit  das  natür- 
liche Grfln  in  Gelb  verwandelt  wird  und  d'es^s 
ndt  dem  Methylenblau  das  „richtige*  Grfln 
^ebt.  Nach  dem  anderen  Patent  desselben 
Färbemeisters  wird  die  grüne  Färbung  der 
Erbsen  u.  s.  w.  durch  Beductionsroittel  bewirkt; 
hierzu  nennt  die  Patentschrift  folgende  als  rer- 
wendbar:  lOsliche  Salze  der  Schwefliesäore 
und  der  ünterschwefligsäure,  Schwefelalkalien. 
Schwefelammon,  lOsliche  Schwefelcalciumver- 
bindunf;en,  Ferrocyankalium,  lOsliche  ungiftige 
i^alze  der  FerrocyanwasserstoflfsSure,  Oxydul- 
salze der  Metalle  der  Eisengrupne  nnd  deren 
Doppelsalze,  soweit  sie  unschädlich  sind,  ferner 
Nickeloxydulsulfat,  welches  sich  am  besten 
eignen  soll.  —  Pa  soll  man  noch  Appetit  haben, 
conscrvirte  Gemüse  zu  essen! 

Anfrage«  Aus  Russland  sollen  kleine  dünn* 
wandige  Glaskapseln,  mit  einer  gelben 
Flüssigkeit  gefüllt,  eingeführt  werden,  die 
Füchse  (wohl  mit  Fleisch  gereicht)  absolut 
sicher  todten.  Wer  liefert  solche  Glaskapseln, 
eventuell  mit  einem  anderen  vom  Besteller  selbst 
bestimmten  Mittel  (z.  B.  Kalinmcyanid  in  Gly* 
cerin  gelost)  gefüllt? 


Terlefw  «ad  verantwortUohsr  Sedaettnr  Dr.  Bi  dtlsAer  In  Dresden. 


Vor  Midaren  bek&Djiten  UaraofBbrU&un  mchuet  sieb 

Oaedke's  Cacao 

Tortbeilbaft  &na  durch  reinen  holi«ii  G«taB]t  »n  lelchtrerdanllchen 
NihrgtoffeB.  Seine  eigCDartige  UerstelloDgaweiBe  ermöglicht  es,  das» 
maKeoBehwacbe  PerBonen 

Gaedke's  Cacao 

sehr  ^t  Tertrofen,  wäbrend  sie  andere  Sorten  nicht  Keniessfn 
konnten.  —  In  Folg«  Herstellang  mehrerer  Qn&liUten  noch  gleicfa- 
utigem  Verfahren  concurrirt 

Guedke's  Cacao 

erfolgreich  mit  den  billigsten  nnd  theneiaten  Marken  des  Hanclels. 


Chemische  Fabrik  vormals  Hofmann  &  Schoetensack 

Ludwigshafen  a.  Rhein. 


üalacet4»l 


(D.E.  P.  Nr.  70054) 


null  Prof.  Dr.  Bonrget  in  Lansanne  fonSgUchee  Mittel  gegen  leichte  nnd  schwere  Ffille 
von  Blmrrho«)  ChalcriDC  etc.  und  gegen  Btaeu^adSMU«. 

SaUcylsänre  Salloyls.  Natxon 

Salol 
Antlfebxin  rbenaoetln 

Cltlmralbydrat  Chloralehloroform 

FaTaMebyd 

nnd  .«Batlce  Prft9»rste  für  Phknakcie  und  Technik. 


Telegramm-AdresRe:  „Chemia  LDdwigshafenrhein'', 


Einbanddecken 

fOr  jeden  Jahrgang  passend,  liefert  pro  StQek  mit  80  4  bei  freier  Zusendung 
die  Expedition  der  ,^harni.  Centralballe", 
DnsitDf  Blelsohebtrasie  8. 


^       Raoul  Piotet  &  Co.      ^ 

Berlin  N.,  Usedom -Strasse  28 

■«•  Pernaprechar  III  879S  ^»-  —   - 

empfehlen  guis  besondera  ihr: 

Chloroform  medicinale  Pictet 

{gereinigt    dnroh    Erystallisation) 

Aether  (snUariciu)  pnrlss.  Pictet 

abietut  raiii;  fär  alle  Zwecke. 

Alcohol  pnriss.  Pictet  100% 

in  dieser  Reinheit  bisher  in  der  Indiutrie 
nicht  vorhanden. 

OlTcerln  Pictet  '^ilJ^ 
Bromaethyl  Pictet  7l»rr 

ohne  Oefahr  d.  Zersetsnng  anfznbaw&hr. 

Plilnvaafliirl    ^^^'  gebranoht  in  der  kleinen  Chirargie 

UllOraeUiyi    ^^^  Zahnheüknnde)  in  Bohren  zn  10  gr., 

K  Bohren  ^^  1  Schachtel    and  in  RShren   su   50  gr.  mit 

MatallvereahlH»  lom  wiederholten  Qebr&nch. 

Stickstoöoxydnl  (Lachgas)  n^-Q"«»:!' 

Plumacentlscke  Pndaet«  T«iMklB4eBiteT  Art  ii  iktrtitor  Relddt 

KI^  Medioinal-Ghinaweine  ''^S 

Die  einzige  Art  Chinawein,   die  anch  nach  Iftngeier  Zeit 
keine  Trühnng  giebt. 

Garantirt  rein  französ.  Cognacs 

in  6  Qualitäten  von  S,60— 20  Mark. 

AethexiBohe  Oele  nnd  Farfttma. 


■V  Sammtlich«  ArtHrtl  »mit  in  allen  Apothetea  rorräthig.  di»  Htma 

Aarzl»  werden  geMen,  M  der  Heeeplur  dal  Wort  „Pictet"  d»m  Hamen 

dea  Uedieameni*  tuiaWgen. 


Citronensänre  und  Weinsäore 

jcarantirt    chemisch    rein,     absolut   bleifrei.      CitroneusanTe    nnd    wcioMtire   8«lie. 
CitronenBBft  fllr  HanshBltang  nnd  Schiffe-AusrOstnng  offerirt  die  Fabrik  von 

Dr.  E.  Fleischer  Si  €o.  in  Rosslan  a.  E. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dr.  Hermann  Hager 


der  Pharmacie. 

Heraaigegeben  Ton 


und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Beiugspreis  darch  die  Post  oder  den  Buchliandel 

vierte Ij ährlich  2^  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nnmmem 

30  Pf.    Anseilen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  %  Pf.,  hei  ^Gsseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssigung.    Expedition  t  Dresden,  Bietsehelstrasse  S,  I. 

Bedactlon:  Prof.  Dr.  E.  G eise  1er,  Dresden,  Cirensstrasse  40. 

Mitredactenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. • 

Nene  Folge 
Xiy,  Jahrgang. 


M  45.    Dresden,  den  9.  November  1893. 


Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Cheaile  aad  Pasmaelet  Nachweis  des  Blutei  in  dem  Magen-  und  Darmlnhalta.  —  Hinweis.  •—  Phar- 
maeenilaehe  Ooiellsehaft.  —  Sanguinal.  —  Verfahren  Eur  Daratellnng  von  SauerstoiT  für  Inhalation ssweeke.  — 
VerarbNBltnng  Ton  erhitKter  Milch.  —  Einflai«  der  Reibnngielektrioitlt  anf  die  Amalgambildang.  —  Modiflcation 
iler  ZInnchlortirmethode  für  Eleentltratlonen.  —  Thempentlaelie  MltthellnageB :  Ueber  den  Oebraach  des  ohlor- 
■aoren  Kaliams  anr  Mvndpflege.  —  FrOhxeitige  Erkennung  der  ehroniiohen  Mierenentztindnng.  —  Ueber  die 
Wirkung  des  Trionals.  —  Karbola&are,  Kresol  und  SolTeol.  —  Behandlung  der  Diphtheritls  mit  Papayotln  und 
Karbolsäure.  —  Zink  •Oesypns- Paste.  —  Bterillsiriing  von  Jodoformglyrerin.  —  Radfkhrerkrankheiten.  —  Oloset- 
oder  Oeaass-Douche.  —  BOekenehs«.  —  Yersekledeae  Mlttkellange«  t  Wie  viel  Morphin  darf  ein  Arat  einem 

Kranken  als  Einaeldosis  verordnen?  u.  s.  w.  —  Briefweehiel.  —  AnielgeB. 

Chemie  und  Ptaarmade. 


Nachweis  des  Blutes 
in  dem  Magen-  und  Darminhalte. 

Bei  Verdacht  auf  Ulcus  ventriculi  und  duo- 
deni,  bei  Carcinom  des  Verdauungacanals 
wird  eine  Untersuchung  des  Mageninhaltes 
und  der  Fftees  auf  Blut  gewiss  in  Tielen  Fällen 
Klarheit  bringen.  E.  Weher  (Berliner  Rlin. 
Wochenscbr.  1893,  441)  priifre  deshalb  die 
bekannten  Methoden  zum  Nachweis  von  Blut, 
wobei  er  auch  alle  diejenigen  Stoffe,  welche 
wir  als  Nahrungsmittel  und  als  Arznei  zu  uns 
nehmen,  femer  Galle,  Speichel,  Eiter,  welche 
gewisse  Beactionen  mit  dem  Blute  theilen,  in 
Betracht  zog. 

Für  gewöhnlich  wird  es  nach  Weber  ge- 
nngen,  folgendes  Verfahren  anzuwenden : 

Eine  Probe  aus  dem  am  dunkelsten  gefärb- 
ten Theile  des  Roth  es  rührt  man  in  einem 
Reagensglase  mit  etwas  Wasser  an,  setzt  einige 
Tropfen  concentrirter  Essigsäure  zu  und 
schüttelt  mit  circa  1/5  Vol,  Aether  aus.  Nach 
wenigen  Minuten  hat  sich  oben  eine  klare 
Schicht  gefärbten  Aethers  abgeschieden.  Ver- 
zögert sich  die  Trennung  oder  bleiben  die 
oberen  Partien  schaumig  und  undurchsichtig, 
so  genügen  einige  Tropfen  Alkohol,  um  Klär- 


ung zu  bewirken.  Enthält  der  untersuchte 
Stuhl  Blut ,  80  wird  sogleich  die  braunrothe 
Farbe  des  Aethers  auffallen ;  dieselbe  stammt 
Ton  gelöstem  Haematin. 

Durch  die  Verdauung  wird  Haemoglobin  in 
Haematin  umgewandelt  und  geht  als  solches 
in  Essigsäure- Aether  über.  Aber  auch  unver- 
dautes Blut  aus  den  untersten  Partien  des 
Darmcanals  erscheint  durch  die  Wirkung  der 
Essigsäure  als  Haematin  im  Aether. 

Eine  Lösung  von  Haematin  in  Essigeäure- 
Aether  zeigt  vier  Absorptionsstreifen :  1.  im 
Roth,  2.  im  Gelb,  3.  auf  der  Grenze  zwischen 
Gelb  und  Grün,  und  4.  auf  der  Grenze  zwi- 
schen Grün  und  Blau.  •  Davon  ist  derjenige 
im  Roth  weitaus  der  dunkelste  und  am  schärf- 
sten begrenzte. 

Der  Essigsäure  -  Aetberauszug  bluthaltigen 
Stuhles  lässt  von  diesen  Haematinstreifea  ge- 
wöhnlich nur  denjenigen  im  Roth  erkennen. 
Der  Streifen  im  Gelb  ist  überhaupt  sehr  blass, 
die  grünen  und  blauen  Partien  des  Spectrums 
sind  häufig  durch  andere  Farbstoffe,  darunter 
Hydrobilirabin,  absorbirt. 

Im  Roth  tritt  häufig  noch  ein  anderer 
Streifen  auf,  der  sicher  mit  Blut  nichts  zu 
thun  hat;  derselbe  stammt  aus  dem  Chloro- 


648 


phyllgehalt  der  Nahrung.  Er  liegt  etwas 
weiter  nach  dem  rothen  Ende  des  Spectrams 
hin  and  für  den  Geübten  dürfte  er  aach  ohne 
genaue  Messung  wohl  unterscheidbar  sein. 
Zur  grösseren  Sicherheit  empfiehlt  es  sich 
jedoch,  aus  dem  abgeheberten  sauern  Aether- 
auszuge  den  Blutfarbstoff  nach  Versetzen  mit 
alkoholischer  Kalilauge  in  wässerige  alkali- 
sche Lösung  überzuführen  und  mit  Schwefel- 
ammonium zu  reduciren.  Es  entsteht  dadurch, 
indem  die  Flüssigkeit  sich  deutlich  roth  färbt, 
das  charakteristische  Spectrum  des  reducirten 
Haematins  mit  zwei  Streifen  im  Grün.  Das 
Chlorophyllspectrum  wird  durch  diese  Vor- 
nahmen  nicht  verändert. 

Die  gewöhnliche  gemischte  Kost  des 
Tages  Hess  nie  Blutfarbstoff  in  den  Ezcre- 
menten  nachweisen,  selbst  dann  nicht,  wenn 
nach  fast  ausschliesslichem  Genuss  yon  Fleisch 
das  Mikroskop  massenhaft  unverdaute  Fletsch- 
muskelfasern  in  den  Fäces  erkennen  Hess. 

Da  dieser  Nachweis  den  Besitz  eines  guten 
Spectralapparates  voraussetzt,  hatTTe&er  noch 
nach  weiteren  Mitteln  gesucht,  Blut  in  den 
Fäces  nachzuweisen  und  zu  dem  Zwecke  das 
vorstehende  Verfahren  mit  der  bekannten 
Guajakterpentinölprobe  verbunden : 

Wie  zur  spectralanaljtischen  Untersuch- 
ung zerreibt  man  eine  möglichst  reichliche 
Probe  der  Fäces  mit  Wasser,  dem  man  etwa 
ein  Drittel  Volumen  Eisessig  zugesetzt  hat, 
und  schüttelt  mit  Aether  aus.  Von  diesem 
sauern  Aetherauszuge  werden  nach  der  Klär- 
,ung  einige  Cubikcentimeter  abgegossen  und 
mit  etwa  10  Tropfen  Guajaktinctur  und  20 
bis  30  Tropfen  Terpentinöl  versetzt.  Bei  An- 
wesenheit von  Blut  wird  das  Gemisch  blau- 
violett; fehlt  Blut,  so  wird  es  rothbraun,  oft 
mit  einem  Stich  ins  Grüne.  Deutlicher  wird 
die  Beaction,  wenn  man  nach  dem  Zusatz  von 
Wasser  den  blauen  Farbstoff  mit  Chloroform 
ausschüttelt. 

Die  Bläuung,  welche  das  Guajakharz  bei 
Anwesenheit  von  Terpentinöl  durch  Blut  er- 
leidet, beruht  auf  dem  eisenhaltigen  Bestand- 
theile  des  Blutfarbstoffes,  dem  Haematin. 

Gemischte  Kost,  auch  £ast  ausschliessliche 
Fleischkost,  Hess  keine  positive  Reactiou  der 
Fäcesauszüge  auftreten,  so  lange  nur  gar  ge- 
kochtes Fleisch  genossen  wurde.  Halbrohes, 
mangelhaft  entblutetes  Fleisch  ergab  hin- 
gegen positive  Reaction.  Es  wird  also  nöthig 
sein,  bei  positivem  Ausfall  der  Probe  den  Ge- 
nuss halbrohen  (nach  englischer  Art  gebrate- 


nen)   Fleisches    ebenso   einiger    Wnrstartcn 
auszuscb  Hessen« 

Was  die  Feinheit  der  Reaction  anbetrifit, 
so  lassen  sich  damit  noch  kleinere  Blut- 
mengen  als  mit  der  Spectralanalyse  nach- 
weisen. Der  Genuss  von  kaum  3  ccm  rohen 
Blutes  genügte,  um  im  Auszuge  des  Tages- 
Stuhls  positiven  Ausfall  zu  bedingen. 

Eben  so  gut  wie  zu  Untersuchungen  des 
Erbrochenen,  beziehungsweise  des  ausge- 
heberten Mageninhalts  und  der  Fäces  Ifisst 
sich  diese  Reaction  auch  im  Harn  und  Aus- 
wurf anwenden.  Im  Harn  vor  Allem  gelingt 
es  damit,  in  weit  einfacherer  Weise  als  mit 
der  von  Brüche  angegebenen '  Methode  die 
Fehlerquelle  der  Guajakreaction ,  welche  in 
dem  häufigen  Gehalt  an  Eiter  liegt ,  zu  ver- 
meiden. Die  Untersuchung  im  Harn  wird  so 
vorgenommen,  dass  ein  Reagensglas  Harn  mit 
etwas  Eisessig  versetzt  und  mit  einigen  Cabik- 
centimetem  Aether  sanft  durchgeschüttelt 
wird.  Setzt  sich  der  Aether  nicht  schnell  ab, 
so  genügen  einige  Tropfen  Alkohol  zur  £r- 
zielnng  einer  durchsichtigen  Schicht.  Bleibt 
der  Aether  farblos ,  so  ist  kein  Blut  vorhan- 
den, färbt  er  sich  rothbraun,  so  beweist  dies 
die  Anwesenheit  von  Blutfarbstoff.  Gelbe 
und  gelbbraune  Farbentöne  des  Aethers  kön- 
nen auch  durch  G allen farbstoffe ,  besonders 
Hydrobiiirubin,  erzeugt  sein  und  erfordern 
genaue  specCralanalytischeUntersuchung  oder, 
weit  einfacher,  die  GuaJakterpentinölreactioD 
des  Essigsäure 'AetherauBzuges. 


Nachweis  der  Harnaäore  ia  den  OryaieD; 

6er.  d.  Deutsch,  chenu  Gesellsch.  1893,  Bep.  499. 
Bei  den  Methoden  zur  quantitativen  Bestimmung 
der  Harnsfture,  in  der  dieselbe  durch  Salzsiore 
fi^efällt  wird,  hat  sich  von  jeher  der  Uebelstaod 
bemerkbar  gemacht,  dass  etwa  vorhandenes 
Xanthin  gleichzeitig  mit  der  Harnsäure  ausfallt. 
Um  in  einem  Gemisch  von  Harnsäure  und  Xan- 
thin das  letztere  nachzuweisen,  erwärmt  man 
das  Gemisch  mit  concentrirter  Salpetersäure,  bis 
die  Gasentwickelung  aufj^ehOrt  bat  Dadurch 
wird  die  Harosäure  oxydirt,  während  Xanthin 
unverändert  bleibt.  Die  saure  LOsung  wird  mit 
Ammoniak  im  geringen  Ueberschuss  versetzt, 
nach  kurzer  Zeit  auf  dem  Wasserbad  erwärmt, 
mit  Essigsäure  angesäuert  und  mit  dem  gleichen 
Volumen  Alkohol  versetzt  Auf  diese  Weise  var 
es  noch  mOglicb,  5  mg  Xanthin  neben  l  g  Harn- 
säure nachzuweisen»  Bei  den  quantitativen  Be- 
stimmungen wurde  das  Xanthin  bis  auf  6  bis 
7  mg  wiedergefunden.  S^ 


•  ■  I  f  ■ 


649 


Sitzung  der  Pharmacentischen 
Oesellschaft  in  Berlin 

am  2«  Norember  1808« 

Herr  Dr.   P.  Schuppan  sprach   zunächst 
über 

Hileliwirthschaftsbetrieb  und 

Molkereiproducte  im  Liehte 

der  Bacterlologie. 

WähroDd    der    Keimgehalt    gewöhnlicher 
HaodeUmilch    5  his  6  Stunden     nach    dem 
Melken   durchschnittlich   über  1  Million  pro 
Cubikcentimeter  beträgt,  lässt  sich  derselbe 
durch  Befolgung  strengster  Vorschriften   in 
Bezug  auf  Futterung,  Reinigung  der  Tbiere 
und  Gefässe  auf  etwa  380  000  herabdrücken, 
was  namentlich   für  Kindermilch  wesentlich 
ist.    Was  nun  das  Sterilisiren  anbetri£Flt,  so 
muBs  zunächst  festgehalten  werden,  dass  nach 
neueren  Untersuchungen  auch  die  Frauenmilch 
beim  Hervorquellen    in   den  meisten  Fällen 
nicht  keimfrei  ist.  Ferner  ist  zu  unterschei- 
den der  Keimgehalt  beim  Melken  und  jener, 
weleber  sieb  allmählich  herausbildet ;  letzterer 
beträgt  nach  6  Stunden  oft  schon  das  mehr- 
tansendfacbe.    Da  nun  der  Zusatz  chemisch 
wirkender  Mittel  nicht  gebilligt  werden  kann, 
dem  Pasteurisiren  (Erhitzen  auf  65  bis  70^) 
aber  gerade  die  Dauerformen  der  pathogenen 
Bacterien  widerstehen ,  die  fractionirte  Steri- 
lisation bei  massiger  Erhitzung  —  wobei  man 
▼on   der  Anschauung  ausging,    die  Dauer- 
formen zuerst  in  yegetati?e  überzuführen  und 
diese  dann   abzutödten   —   für  den  Gross- 
betrieb sehr  umständlich  ist^  so  hat  man  sich 
für  die  Sterilisation  wieder  höheren  Tempe- 
rataren augewandt,  die  mindestens  bei  100^, 
für  keimfreie  Dauermilch  bei  noch  höheren 
Werthen  Hegen,   lieber  102^  treten  aber  so 
augenfällige  Veränderungen  in  der  Milch  auf 
Kosten  der  wertbvoUsten  Nährstoffe  derselben 
ein,  das«  diese  Grenze  nicht  ohne  zwingende 
Crründe  überschritten  werden  sollte.    Um  für 
eventuelle  Epidemien  Vorsorge  getroffen  zu 
baben,  sind  gegenwärtig  in  einzelnen  grossen 
Meiereien  Sterilisatoren  aufgestellt,  welche  es 
ermöglichen,  die  gesammte  Milch,  stündlich 
4000  Liter  und  darüber  bei  100  bis  lOl»  zu 
sterilisiren.    Derartige  Milch,  welche  vorher 
über  200000  Keime  im  Cubikcentimeter  ge- 
steigt  hatte,  ergab  nach  der  Sterilisirung  im 
Grossen  nur  noch  20  bis  25  Keime ,  die  un- 
sweifelbaft   erst   bei    der  Entnahme   hinzu« 
getreten  waren. 


Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  aber  auch 
die  Entfernung  der  Schmutzbestandtheile  aus 
der  Milch.  Hierzu  dienen  vielfach  Centri- 
fugen,  allein  sollen  grössere  Mengen  gereinigt 
werden  und  soll  yor  Allem  ein  Entrahmen 
und  nachheriges  künstliches  Vermengen  des 
Rahmes  und  der  Magermilch  vermieden  wer- 
den, so  ist  es  vorzuziehen,  die  Milch  zu  fil- 
triren.  Die  früher  gebräuchlichen  Schwamm- 
filter  arbeiteten  zwar  vortrefflich,  allein  ihre 
Reinigung  war  eine  so  difficile  Arbeit,  dass 
man  bestrebt  war,  ein  geeigneteres  Material 
zu  finden.  Als  solches  wird  gegenwärtig  Kies 
benutzt.  Die  ursprünglich  gehegte  Befürcht- 
ung einer  dabei  stattfindenden  wesentlichen 
Fettabnahme  erwies  sich  nicht  stichhaltig,  da 
dieselbe  nur  etwa  0,06  pCt.  beträgt.  Auch 
der  Aschengehalt  yerringert  sich  nur  wenig. 
Zur  Herstellung  der  Filter  wird  gesiebter 
Kies  von  verschiedener  Korngrösse  mit  Salz- 
säure ausgekocht,  mit  Wasser  gut  gewaschen, 
bei  105<>  im  Dampfstrome  sterilisirt  und  im 
Trockenschranke  bei  80^  getrocknet.  Nach 
jeder  Filtration  wird  der  Kies  mit  verdünnter 
Natronlauge,  dann  mit  Wasser  gewaschen  und 
weiter  wie  oben  behandelt.  Wesentlich  iat 
bei  diesem  Verfahren,  dass  nicht  nur  der 
Milchschmutz  entfernt  wird,  sondern  dass 
auch  gleichzeitig  der  Keimgehalt  erheblich 
herabgesetzt  wird. 

Schliesslich  streifte  Redner  die  Frage,  be- 
treffend den  Bacteriengehalt  des  Milchzuckers. 
Er  ist  der  Meinung,  dass  darin  Miichbacterien 
überhaupt  nicht  vorkommen,  wenn  also  Keime 
vorhanden  sind,  so  seien  dieselben  erst  später 
hineingekommen.  Uebrigens  habe  er  in  Flor. 
Cinae  2600,  Fract.  Anisi  188  100,  Fol.  Sen- 
nae  19  320  und  in  Spec.  pect.  58  800  Keime 
gefunden ;  auch  deren  Aufgüsse  seien  stark 
keimhaltig.  Jedenfalls  sei  es  ganz  verkehrt, 
des  grösseren  Keimgehaltes  wegen  den  Milch- 
zucker in  der  Kinderernährung  durch  Rohr- 
zucker ersetzen  zu  wollen,  wodurch  leicht  die 
gefährliche  Essigsäuregährung  hervorgerufen 
werde.  Uebrigens  habe  er  im  Rohrzucker 
auch  noch  2700  entwickelungsfähige  Mikro- 
organismen im  Gramme  gefunden. 

Nach  einer  längeren  Discussion,  die  sich 
namentlich  mit  der  Art  der  Veränderungen  der 
Milch  bei  der  Sterilisation,  der  Verdaulichkeit 
sterilisirter  und  nicht  sterilisirter  Milch  und 
der  Frage,  ob  den  in  der  Milch  vorhandenen 
Bacterien  nicht  auch  günstige  Einwirkungen 
auf  die  Verdauung  zuzuschreiben  seien,  he* 


6f)6 


echäftigte   folgte  ein  Vortrag  von  Ingenieur 

Weber: 

Ueber  elektrische  Kraftübertragung. 

Derselbe  schilderte  allgemein  die  heutige 
Anwendung  der  elektrischen  Kraft,  besprach 
die  Umwandlung  des  Stromes  in  Licht  und 
mechanische  Energie. 

Als  dritter  Redner  des  Abends  sprach  Dr. 

G,  Müller: 

Ueber  die  Art  des  Eindringens  der 

Pollenschläncbe  in  die  Papillen  der 

Griffel  der  Silenaceen. 

Nach  den  bisher  vorliegenden  Untersuch 
ungen,  besonders  von  Strasburger,  über  die 
BefruchtungsForgäoge  bei  den  Phanerogamen 
mussten  drei  Arten  für  das  Eindringen  der 
PoUenschlfiuchein  die  Fruchtknotenhöhle,  be- 
ziehentlich für  das  Vordringen  des  Pollen- 
schlauches bis  in  die  Mikropyle  der  Samen 
anlagen  unterschieden  werden.  Strashurger 
führte  als  besonders  instructive  Fälle  die 
Liliaceen,  Gramineen  und  Silenaceen  an.  Bei 
den  ersteren  wachsen  die  Pollenschläuche  vou 
der  Narbe  aus  durch  einen  freien,  offenen, 
den  langen  Griffel  durchsetzenden  Canal  in 
die  Ovarhöhle.  Bei  den  Gramineen  wachsen 
die  Pollenschläuche  an  der  Aussenseiti 
der  Narbenpapillen  bis  zum  Grunde  derselben 
abwärts  und  dringen  dann  zwischen  die  Zellen 
des  compacten  Griffelgewebes  ein.  Bei  den 
Silenaceen  endlich  sollte  der  merkwürdige 
Fall  vorliegen,  dass  die  Pollenschläuche  in 
das  Innere  der  Papillen  hinein wachseu 
unter  Durchbohrung  der  Wand,  trotzdem  soll 
aber  das  Protoplasma  der  Papille  in  keiner 
Weise  beeinflusst  werden.  Bedner  hat  nun 
nachgewiesen,  dass  letztere  Deutung  eine 
irrige  ist.  Bei  allen  Silenaceen  zeigen  die 
Narbenpapillen  eine  Sonderung  ihrer  Wand- 
schichten« Der  verhältnissmässig  starken 
Cuticula  liegt  anfänglich  die  doppelt  con 
turirte  Cellulosemembran  dicht  an.  Bei  der 
Narbenreife  tritt  aber  zwischen  Cuticula  und 
Celluloseschlauch  der  Papille  eine  farblose 
Schleimmasse  auf,  so  dass  die  Papillenwand 
deutlich  dreischichtig  wird.  Die  Pollen- 
schlauche  vermögen  aber  nur  die  Cuticula  zu 
durchbrechen,  nicht  jedoch  auch  die  Cellulose- 
wand.  Sie  wachsen  deshalb  in  dem  ihrem 
Wachsthume  kaum  einen  Widerstand  bieten- 
den Membranschleime,  der  ihnen  sicherlich 
zugleich  als  Umwandlungsproduct  eines 
Kohlenhydrates  die  zum  Wachsthume  noth- 


wendigcn  Nährstoffe  liefert,  in  verschiedeoer 
Richtung  auf-  oder  abwärts,  immer  zwischen 
Cuticula  und  Cellulosemembran  bleibend,  nm 
endlich  in  den  Grund  der  Narbenpapillen  zu 
gelangen,  wo  sie  sich  zwischen  den  2Sellen 
ihren  Weg  nach  der  Eizelle  bahnen.       W, 

SanguinaL 

Auf  Grund  der  Thatsache,  dass  in  den 
Körper  anfgenommene  anorganische  Eisen- 
salze  nur  in  geringster  Menge  assimilirt 
werden,  somit  fast  alles  wieder  nnabsorbirt 
abgeschieden  wird,  hat  Apotheker  Kreicel 
in  EOln  ein  Blntpräparat,  Sangninal, 
hergestellt,  welches  ans  defibrinirtem  ein- 
gedampftem Blut  und  Hämoglobin  in  flüssiger 
Form  besteht.  Nur  die  in  pflanzlichen  nnd 
thierischen  Organismen  gebildeten  Eisen- 
verbindungen weisen  unbedingte  Absorbir- 
fähigkeit  auf,  weshalb  schon  französische 
Aer2te  den  Genuss  von  Blut  bei  Chlorosis 
und  Anämie  lebhaft  befürworteten.  Das 
neue  Präparat,  welches  frei  ist  von  inter- 
mediären Zersetzungs-Prodncf en  derEiweiss- 
körper,  hat  nach  KreweVs  Angabe  folgende 
Zusammensetzung: 

Natürliche  Blutsalze  46  Theile, 

Oxybämoglobin  10       „ 

Peptonisirtes  Muskeleiweiss  44  „ 
Das  ans  Tbierblot  hergestellte  Präparat  er- 
scheint im  Handel  unter  dem  oben  angege- 
benen Namen  Sanguinal  in  Form  dragirtcr 
Pillen,  von  denen  jede  5  g  frischen  Blates 
entspricht.         5. 

Einfaches  Verfahren 

zur  Darstellung  von  Sauerstoff 

für  Inhalationszwecke. 

Um  in  der  Krankenstube  einen  einfachen 
und  billigen  Apparat  zur  Erzeugung  von 
SauerstofFgas  zu  beBitzeo,  empfiehlt  Tanneau 
(Union  pharm,  durch  Rupert.  Pharm.  1893| 
304}  Folgendes:  Man  beschicke  eine  2  bis 
3  Liter  fassende  Woulff'Bche  Flasche  mit 
100  bis  200  g  Mangansuperoxyd  und  eben  so 
viel  Baryumsuperoxyd,  füge  so  viel  Wasser 
hinzu,  dass  die  Substanzen  geiade  bedeckt 
sind  und  schliesslich  überechichte  man  sie  mit 
einer  dünnen  Schicht  Oel,  um  einer  stürmi- 
schen Entwickelung  des  Gases  yorzabeageo. 
DieTfbu7/f' sehe  Flasche  muss  drei  GeffonngeD 
besitzen.  In  die  mittlere  wird  ein  mit  einem 
Glasbahn  versehener  Trichter  elngefogt,  der 


B61 


mit  coDceDtrirter  ^fsigsüare  gefüllt  ist.  D{e 
zweite  Oeffnung  wird,  mittelst  eines  Gasleit- 
ungsrohres mit  einer  Wascbflasclie  in  Verbind- 
ung gebracht,  durch  welche  das  Gas  streicht 
und  vermittelst  eines  mit  Mundstück  ver- 
sebenen Gummischlaucbs  zum  Munde  des 
Kranken  geführt  wird.  An  die  dritte Oeffnung 
wird  ein  Kautsch ukscblauch  mit  Gummibirne 
angesetzt,  um  eventuell  Luft  zufuhren,  sowie 
einer  zu  heftigen  Sauerstoffentwickelung  be- 
gegnen zu  können.  Lässt  man  einige  Cubik- 
centimeter  concentrirte  Essigsäure  in  den 
Apparat  einfliessen,  so  beginnt  die  Sauerstoff- 
entwickelung sofort.  S. 


Verarbeitung;  von  erhitzter 

Es  kann  nach  Marting  (Zeitscbr.  f.  Fleiscb- 
und  Milchbygiene)  bis  jetzt  noch  nicht  mit 
Bestimmtheit  angegeben  werden,  ob  durch 
die  Anwendung  von  unsterilisirter  Milch  der 
Güte  des  daraas  bereiteten  Käses  Abbrach 
getban  wird,  jedenfalls  ist  bis  jetzt  noch  niiht 
beobachtet  worden,  dasslnfectionskrankheiten 
durch  KiUe  übertragen  worden  seien.  Viel- 
mehr werden  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit 
bei  der  Qährung  des  Käses  die  sämmtlichen 
Bacterieo  von  den  Gähruogserregern  über- 
wuchert und  somit  unschädlich  gemacht. 
Bei  der  Butter  dagegen  ist  es  anders. 
Schon  des  öfteren  sind  Uebertragungen  von 
Krankheiten  durch  Butter  zu  verzeichnen 
gewesen.  Die  Milch  müsste  hier  unbedingt 
nur  in  steriiisirter  Form  Ver^vendung  finden. 
Für  die  Verarbeitung  von  steriiisirter  Milch 
zur  Batterbereitung  sprechen  auch  noch 
weitere  Vortheile.  Die  Güte  der  Butter  wird 
ODzweifelhaft  erhöht,  die  Entrahmung  durch 
Milchschleuder  erfolgt  unbedingt  rascher  und 
besser.  S. 


der  Beibungselektricität 
auf  die  Amalgambildung. 

-  Um  den  Einfluss  hoch  gespannter  EIcktri- 
i'ität  aaf  den  Amalgamationsprocesszu  bestim 
men,  wurde  als Xe^c^n^r  Flasche  ein  mit  weiter 
Oeffoung  rersebenes  Medicinglas  in  der  Weise 
präparirt,  dass  dessen  äassere  Fläche  zu  circa 
einem  Viertel  der  Höhe  mit  Stanniol  belegt 
war  und  das  Glas  dann  bis  zur  Höhe  des 
Stanniolbclags  mit  Quecksilber  gefüllt  wurde. 
Durch  einen  die  Flasche  versch Hessen  den 
Kork  wurde  eine  Stahlnadei  mit  daran  be- 
findlichem Metsingknopf  gesteckt.    Auf  die 


dem  Quecksilber«piQget  sugewendete  Spitze 
der  Nadel  wurden  bei  federn  Versuche  kleine 
Silberscheiben  gespicsst,  d^ren  GiwiftKt^^ldt 
und  nach  dem  Eintauehen  ins  QueeksiMto# 
bestimmt  wurde.  .<        .\ 

Bei  weiteren  Versuchen  wurde  durch '4io 

Messingkugel  der  Nadel  das  Silbereciheibclie^ 

an   der  Spitze  der  Nadel  60  Secuudea  \i4m 

dem  Funkensirom   am  Conduetor  eivet*..!«« 

flaenzmaschine  ausgesetzt  u^d  dann,  durok 

Niederdrücken   der  Meseingkugel  oiit  ^ein^ 

Kautsebukplatte^    wenige  Seconden  iä  daa 

Quecksilber    getaucht    and    emporgeaogens 

Hierbei  wurde  eine  erhebliche  Menge  Atiial- 

gam  erhalten.    Resultat;  .    -  i  .  . 

ohne  Elektricität  23,07  pCt.  Amalgam»  1 

mit  „         72,09    „         „      .,  i 

Nach  dem  Herausnehmen  der  amiügai^ir* 

ten  Scbei beben    wurde   anhaftendes  Quedcf 

Silber  durch  Schütteln  in  einer  Pappschachtel 

entfernt.  >  ß,    f 

Ber.  d,  1).  ehern,  Geßdkch.  1803,  1706, . ; 

Eine  llodification  der  ZinncUorür- 
methode  für  Eisentitrationen« 

Setzt  man  zu  einer  kochendheisseil,  stark 
salzsauren  Lösung  yon  Eiscnchlorid ,  Queck* 
Silber-  und  Piatinchlorid  und  titrirt  mit  Zinn* 
chlorür,  so  wird  zunächst  allea  Eisen  reducirt, 
dann  erst  tritt  die  Bildung  von  Morcurochlorid 
auf  und  gleichzeitig  Ausscheidung  von  fein 
vertheiltem  Quecksilber  and  Platin,  welche 
den  Mercurochloridniederschlag  wahrnehmbar 
machen.  Eine  Spur  Platin  genügt  zur  Her- 
vonruf ung  dieser  Keaction.  Das  Quecksilber- 
und Platinchlorid  gemischt  kann  daher  vor^ 
theiihaft  als  Indicator  bei  Eisentitration  ver- 
mittelst Zinnchlorür  benutzt  werden,  und  zwar 
möge  man  für  die  Darstellung  der  Lösuiig  84^ 
Sublimat  in  1  Liter  lösen  und  so  viel  Platin- 
chlorid zusetzen,  dass  1  Liter  0,05 g  metal^ 
lisches  Platin  enthält.  Für  jede  Bestimmung 
dienen  15  ccm  dieser  Lösung. 

Bei  Mineralanalysen  soll  man  in  der  Weise 
verfahren,  dass  man  genau  lg  des  Erzes  durch 
20  ccm  Salzsäure  (1,2  spec.  Gew.)  zersetzt, 
mit  0,3  g  Raliumchlorat  ozjdirt,  filtrirt  and 
nachwäscht.  Zu  der  Flüssigkeit,  deren  Volum 
jetzt  circa  125  ccm  beträgt,  setzt  man  20  bis 
30 ccm  Salzsäure  (1,2  spec.  Gew.)  und  15  ccm 
der  IndicatorlÖsung.  Man  titrirt  bei  annähern- 
der Siedetemperatur.  -  :  ' .  ■ 
Änier,  Chem.  Journ.  189S,  XV;  3&9  ' 
durch  Chem.'Ztg,  J^yä,  ii3fr  :.  •    t 


6^2 


l^herapeiitlsctae  Hlttheilunffeii. 


tTeber  den  Gebrauch  des  Chlor- 
sauren  Kaliums  zur  Mundpflege. 

Aus  den  Ton  MtUer  im  Jahre  1885  Ter- 
Offentlichten  Versnchen  über  die  Wirkang 
verschiedener  antiseptiecher  Mittel  anfdie 
rein  gezüchteten  Bacterien  der  MnndhOhle, 
ergab  sich,  dass  das  chlorsanre  Kalium  als 
am  schwftcbsten  wirkend  an  das  Ende  der 
gansen  Reihe  der  Antiseptica  zn  setzen  ist. 
Es  wirkt  erst  in  der  Concentration  Ton  1 :  8 
verhindernd  auf  die  Spaltpilzentwickelnng. 

Von  dem  specifischen  Einflasse  des  chlor- 
sanren  Kalinms  anf  die  verschiedensten,  mit 
Spaltpilzentwickelnng  einhergehenden  Mnnd- 
krankheiten  überzeugt,  vermochte  Unna 
nicht,  dasselbe  ganz  anfzogeben,  sondern  er 
tmg  den  von  MtUer  ermittelten  Verhält- 
nissen dadurch  Rechnung,  dass  er  höhere 
Concentrationon  desselben  benutzte  als 
vorher,  um  die  Wirkung  des  chlorsauren 
Kaliums  zu  einer  „ antiseptischen  **  zu  stei- 
gern. Unna  hat  in  den  letzten  8  Jahren, 
seitdem  er  die  abge&nderte  Anwendung  des 
chlorsauren  Kaliums  in  seiner  Praxis  durch- 
führte, nie  mehr  Veranlassung  gehabt,  sich 
nach  einem  besseren  Reinigungsmittel  für 
die  Mundhöhle,  die  Mandeln  und  die  Zähne 
umzusehen. 

Das  chlorsaure  Kalium,  in  grösseren  Con- 
Centrationen  angewendet,  besitzt  tonisirende 
und  secretionsbefördernde  Eigenschaft,  zeigt 
aber  andererseits  nicht  die  geringste  schä- 
digende Einwirkung  anf  die  Zähne,  da  es 
als  neutrales  Salz  die  Zahnsubstanz  nich.t 
angreift. 

Unna  lässt  das  chlorsaure  Kalium  un- 
mittelbar als  Zahnpulver  gebrauchen, 
indem  man  es  mit  der  Zahnbürste  aufnimmt, 
mit  dem  sich  im  Munde  sofort  reichlich  ab- 
scheidenden Speichel  und  Schleim  anf  den 
Zähnen  verreibt  und  daranf  den  Mund  wieder 
mit  Wasser  ausspült.  Es  binterbleibt  dann 
auf  lange  Zeit  ein  sehr  reiner,  etwas  salziger 
Geschmack;  man  empfindet,  dass  die  Reinig- 
ung durch  chlorsaures  Kalium  hauptsächlich 
durch  Anregung  der  Drüsensecretion  des 
Mundes  bewirkt  wird.  Dieser  erfrischende 
Reinigungsvorgang  erstreckt  sich  bis  auf 
die  Mandeln  und  den  Rachen.  Der  üble 
Geruch  aus  dem  Munde,  der  auf  bacteriellen 
Zersetzungen  von  Speiseresten  beruht  und 
nach  längerer  Mundruhe,  also  besonders  nach 


dem  Schlafe  wahrnehmbar  ist,  wird  dadurch 
schnell  und  gründlich  beseitigt 

Für  Fälle,  wo  eine  schwächere  Wirkung 
des  chlorsanren  Kaliums  erwünscht  ist,  Ter- 
ordnet  Unna  eine  50pCt.  dieses  Salzes  ent- 
haltende Zahnpasta,  welche  ausgleichen 
Theilen  chlorsauren  Kaliums  und  einer  guten 
Zahnpastengrundlage  (aus  kohlensaurem 
Kalk,  Veilchenwurzel,  Seife  und  Glycerin 
bestehend)  zusammengesetzt  wird. 

Der  schwächere  Gehalt  an  chlorsanrem 
Kalium  in  dieser  Zahnpaste  wird  durch  die 
mechanische  Beihilfe  der  polirenden  Kreide 
und  der  entfettenden  Seife  wieder  ausge- 
glichen, so  dass  diese  Form  als  ein  für  den 
täglichen  Gebrauch  bei  Gesunden,  wie  für 
die  Reinigung  bei  allen  infectiösen  Mund- 
krankheiten  ausgezeichnet  gutes  und  er- 
probtes Mittel  empfohlen  werden  kann. 

Eine  solche  Zahnpaste,  zweckmässigerweise 
in  Zinntuben  gefüllt  und  mit  Geschmacks- 
mitteln versetzt,  wird  von  Beiendorf  dt  Co. 
in  Hamburg  in  den  Handel  gebracht,      s. 

MonaUh.  f.  praet.  Dermatoiogie  J893,  466. 


itige  Erkennung  der 
chronischen  Nierenentzlkndang. 

Prof.  V,  PenUolcU  in  Erlangen  fand  im 
Frühjahr  znr  Rettigzeit  bei  verhältnissmässig 
vielen  Personen  eine  Albuminurie,  die  nach 
Enthaltung  von  Rettiggenuss  rasch  wieder 
verschwand.  Dieselbe  Erscheinung  wurde 
beobachtet  bei  Soldaten  nach  starken 
Märschen  und  wohl  auch  in  Folge  des  am 
Abend  vorher  reichlich  genossenen  Alkohols, 
indem  nach  der  Anstrengung  der  Procent- 
satz, in  dem  sich  Nierencylinder,  Nieren- 
epithelien  und  weisse  Blutkörperchen  fanden, 
grosser  war,  als  vor  der  Anstrengung.  Roths 
Blutkörperchen  worden  nie  gefunden. 

Auf  Veranlassung  Pent^oldVs  genoss  ein 
Cand.  med.  grosse  Mengen  Spargel  (lOOSi); 
sofort  traten  im  Harn  Blasen-  und  Nieren- 
epithelien  auf,  jedoch  ohne  Eiweiss.  Nach 
Gennss  von  7  Rettigen  fanden  sich  reichlich 
weisse  Blutkörperchen  im  Sediment;  anf 
drei  Liter  Theo  kamen  reichlich  weisse  Blnt- 
körperchen  und  Nierenepithelien  zum  Vor- 
schein, nach  Genuss  von  drei  Liter  Kaffee 
ausserdem  noch  einige  rothe  Blutkörperchen. 
Nach  kurzer  Zeit  war  der  Harn  in  allen  den 
Fällen  wieder  normal  wie  vorher. 


653 


Diese  Erscheinungen  führt  Penizoldt  auf 
eine  abnorme  Dnrchlässigkeit  der  Nieren- 
filter znruck,  herYorgernfen  dnrch  chronischen 
Heiz  nnd  es  ist  wahrscheinlich,  dass,  wenn 
solche  reizende  Stoffe  danernd  eingeführt 
werden,  der  Zastand  anch  dauernd  werden 
kann.  «. 

Deutsche  Med.-Ztg. 


üeber  die  Wirkung  des  Trionals 

▼eröffentlicht   0.  CollaUs    in    Berlii\£r  Rlin, 
Wocheoscbr.  1893,  Nr.  40  seine  diesbesug- 
lich  gemachten  Erfahrungen.    Er  erklfirt  das 
Trional    als   ein    brauchbares    Hjpnoticnm, 
welches  zwar  nicht  absolut  sicher  wirkt,  das 
aber  fast  frei  Yon  schädlichen  Nebenwirkungen 
and  daher  su  Iftnger  fortgesetztem  Gebrauch 
geeignet  ist.   Als  sicher  wirkende  Dosis  sind 
2  g  zu  bezeichnen  (unsicher  ist  die  Wirkung 
bei  Bchlaflosen  tobenden  Paralytikern),  wenn 
das  Mittel  zum  ersten  Mal  gegeben  wird ;  bei 
längerem   Gebrauch   wird   mit  1  g  eine  ge- 
nügende Wirkung  erzielt.   Es  empfiehlt  sich, 
wie  auch  beim  Sulfonal,  gleichzeitig  irgend 
ein  warmes  Getränk  in  reichlicher  Menge  zu 
rerabfolgen,  weil  hierdurch  die  Lösung  und 
Resorption    des    Schlafmittels    beschleunigt 
wird. 

Dass  die  Gefahr  einer  Intozication  nicht 
80  leicht  zu  fürchten  ist,  zeigt  ein  Vergiftnngs- 
versuch,  in  dem  in  selbstmörderiseher  Absicht 
8  g  Trional  genommen  worden  waren  und 
welcher  bei  12  ständigem  Schlafe  mit  rolHg 
normalem  Puls  und  normaler  Athmung  gut 
▼erlief.  Der  Harn  dieses  Patienten  war 
dankelbernsteingelb,  enthielt  weder  Eiweiss, 
noch  Zucker,  noch  Blutfarbstoffe  und  zeigte 
mit  einigen  Tropfen  Eisencblorid  yersetzt 
deutliche  RothfSrbung.  «. 


Karbolsäure,  Eresol  und  Solveol 

unterzog  V(Me  im  hygienischen  Institut  zu 
Marburg  nach  einer  Originalmittheilung  in 
der  , Hygienischen  Rundschau**  vom  15.  d.  M. 
(111,  901)  einer  vergleichenden  Prüfung,  in- 
dem er  Iproc.  DesinfectionslösuDgen  von  kry- 
Btallisirter  oder  concentrirter  flüssiger  Karbol- 
säure, „Kresol  50  pCt.  wassei löslich'*  von  P. 
BascJiig  in  Ludwigshafen  und  Solveolum 
parum  von  F.  V.  Heyden  Nachfolger  in  Bade- 
beul  mit  einer  Oese  einer  zweitägigen  Agar- 
cultur  von  Pyocyaneus,  Streptococcus  pyoge- 
nee,  Stapbylococcus  aureus  oder  Milzbrand- 


sporen impfte  und  gut  durebschüttelte.  Nach 
bestimmten  Zeiten  wurden  Proben  in  N8hr- 
bouillon  übertragen,  die  dann  in  den  Brüt- 
schrank gestellt  wurden.  Es  ergab  sich,  dase 
Lösungen  des  i^o^cA^'schen  Kresols  gleich- 
procentige  Lösungen  der  Karbolsäure  nur 
stellenweise  übertreffen,  dass  aber  Solveol  in 
der  Wirkung  auf  Eitererreger  und  besonders 
auf  Milsbrandsporen  zurücksteht.  —  Diese 
Befunde  sind  mit  der  bisherigen  Ansicht 
(Ph.  C.  33,  303),  wonach  Solveol  vier-  b's 
zehnmal  wirksamer  als  Karbol  lös  ung  sein  soll, 
in  Widerspruch.  ^. 

Behandlung  der  Diphtheritis 
mit  Papayotin  und  Karbolsäure. 

Levy  und  Knopf  (Berl.  Klin.  Wochenschr. 
1893,  Nr.  32}  behandelten  seit  längerer  Zeit 
alle  Diphtheriefölle  der  Strassbnrger  Univer- 
sitätsklinik durch  Pinselungen  mit  nach- 
stehendem Gemisch: 

Papayotini  (Qeike)       10,0 
Acidi  carbol.  liquef.       5,0 
Aquae  destillat.  ad     100,0« 
Signa.   Vor  dem  Gebrauche  umzuschüttein. 

Anfangs  werden  (2  Stunden  lang)  alle  10 
Minuten,  dann  alle  2  Stunden  die  diphtheri- 
tisehen  Partien  vorsichtig  eingepinselt.  Das 
Papayotin  soll  durch  seine  auflösende  Krsft 
auf  die  Membranen  der  Ksrbols&ure  Gelegen- 
heit geben,  in  die  Tiefe  zu  dringen  und  die 
Bacterien  abzutödten.  Unter  dieser  Behand- 
lung verschwanden  die  Membranen  viel 
rascher  als  sonst;  nach  der  Ueberzeugung  der 
Verf.  blieben  mehr  Kranke  vor  der  Tracheo- 
tomie  bewahrt,  und  die  Sterblichkeit  war  eine 
geringere. 

Zink  -  Oesypus  -  Paste 

von  Berliner  in  Aachen  hat  folgende  Zusam- 
mensetzung : 

Zinci  oxydati 
Amyli  ää  4,0 

Oesypus  (Adipis  Lanae) 
Olei  Olivarom     ää  3,0. 

Dieselbe   soll  entziindungswidrig  wirken, 
besonders  bei  Akne,  Sycosis,  Verbrennungen, 
Erfrierungen,  Rosacea  mit  Vortbeil  zu  ver 
wenden  sein;  bei  Psoriasis  ist  die  Paste  als 
indifferentes  Mittel  bisweilen  am  Platze. 

Mona^Bh,  f,  pract.  Dermatologie. 


6^4 


Die  Sterilisirung 
von  Jodoformglyoerin 

führt  BrodnÜB  (Therap.  Mooatsh.  1893;  517) 
in  folgender  Weise  aus:  Gewöhnliche  Mcdicin- 
gläser  (sechseckig)  von  20  ccm  Fassuogsraum 
werden  mit  2  g  Jodoform  und  18  g  Glycerin 
gefällt,  gut  verkorkt,  die  Korke  mit  Bindfaden 
festgebunden,  die  Gläser  nun  2  bis  3  Stunden 
lang  im  Röchsalzbade  auf  llQo  erhitzt,  dann 
der  Kot-k  und  der  obere  Theil  des  Flaschen- 
halses in  geschmolzenes  Paraffin  getaucht  und 
die  Flaschen  so  verwahrt  aufgehoben.       s 

Radfahrerkrankheiten. 

AbgeBehen  von  gelegentlichen  Ver- 
letsnngen  darch  Sturzen,  verdienen  naefa 
A.  WifMer  die  Folgen  des  sportlichen  Miss- 
braoches,  der  mit  dem  Fahrrade  getrieben 
wird,  Beachtung.  Die  masslos  übertriebene 
Anstrengung,  wie  sie  besonders  beim  Wett- 
fahren beobachtet  wird,  führt  nicht  selten 
zu  Longenblninngen,  Uerzhypertrophie  nnd 
sonstigen  Folgen  der  Ueberanstrengung. 
Darchnässnngen  auf  weiten  Fahrten  führen 
zu  katarrhalischen  und  rheumatischen  Er- 
krankungen; ausser  diesen  dem  Kadfahr- 
sport  nicht  allein  zukommenden  Erkrank- 
ungen giebt  es  aber  noch  andere ,  welche 
mit  demselben  in  unmittelbarem  Zusammen- 
hang stehen. 


So  kann  das  Zweirad  durch  die  andanenide 
Erschütterung  der  Wirbelsäule  dem  I^erven- 
System,  insbesondere  dem  Bückenmarke 
nachtheilig  werden ;  eine  andere  Folge  über- 
triebenen Badfahrens  ist  eine  eigenthäm- 
liche  Entzündung  der  Prostata  mit  Ansflnss. 

Gegen  massiges  Radfahren  ist  nichts  ein- 
zuwenden; WifMer  warnt  aber  davor, 
Kinder  und  junge  Leut<>,  deren  Knochen- 
wacbsthum  noch  nicht  vollendet  ist,  Rad 
fahren  zu  lassen.  AerHl  Praktiker, 


Closet«  oder  Ges&ss  -  Douche. 

Mundus  besehreibt  in  der  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1893,  1085  eine  von  ihm 
construirte  Vorrichtung,  welche  auf  dem 
Closet  angebracht  wird  und  eine  Reinigung 
durch  einen  aufwärts  steigenden  Wasser- 
strahl ermöglicht.  Der  Verf.  hält  diese  Rei- 
nigung nicht  nur  ihrer  selbst  wegen  für 
empfeblenswerth,  sondern  er  hofft  auch,  dass 
bei  ihrer  Anwendung  Intertrigo,  Ekzeme^ 
Furunkel  am  Anus  seltener  werden,  dass 
wahrscheinlich  auch  die  Ausbildung  Ton 
Hämorrhoidalknoten  eingeschränkt  üod 
ausserdem  einer  Weiterschleppong  von 
Darmparasiten  vorgebeugt  wird. 

Die  Oesässdouche  wird  von  D.  Groveifi 
Berlin  W.,  Friedrichstrasse  24,  verfertigt; 
dieselbe  ist  an  jedem  Wassercloset  aoza- 
bringen.  s. 


Iiachersctaau. 


Pharinaceutischer  Kalender  1894.  Heraus- 
gegeben  von   Dr.  H.  Böttgcr   und  Dr. 
ß.  Fischer,   In  zwei  Theilen.   Mit  Notiz- 
kalender zum  täglichen  Gebrauch  nebst 
Hilfsmittel  für  die  pharmaceutisi^e  Praxis. 
23.  Jahrgang.    Berlin  1893.    Verlag  vou 
Jidiits  Springer,    Preis  3  Mk.  (I.  Theil  in 
Leinwand  gebunden)  oder  3  Mk.  50  Pf. 
(I.  Theil  in  Leder  gebunden). 
Der  allseitig  beliebte  „PhaTmaceutische  Ka- 
lender'' bringt  in  gewohnter  Weise  in  meinem 
ersten  Theile  Ealendariam,  Schreib-  und  Notiz- 
kalender, und  in  einer  grossen  Anzahl  Tabellen 
Hilfsmittel  fftr  die  Of ticin  und  das  Laboratorium. 
Ein  sehr  nfltzlicher  und  zweckmässiger  Zuwachs 
ist  die  „Tabelle  der  mittleren  medicinalen  Gaben 
von  Arzneimitteln  für  Hausthiere**  (nach  Fröhner) ; 
neu  sind  ferner  «»Tabelle  über  specifisches  Ge- 
wicht und  Ammoniakgchalt  weingeistiger  Ani- 
moniaklOsuDgen''  (nach  Delepine)  und  „Tabelle 
über  Volnmge wicht  wässeriger  FormalinlOsungen" 
(nach  lAUtke),    Die  Tabelle  über  die  Molekular- 
gewichte und  die  procenti&che  ZusammeLsetzung 


der  gebräuchlichsten  chemischen  Präparate  i&t 
I  wie  alljährlich  sorgfaltigst  revidirt  und  venroU- 
ständigt  worden.  Dagegen  ist  ein  alter  Be- 
kannter in  Wegfall  gekommen,  weil  durch  die 
neue  Zeitrechnung  zum  Theil  überflüssig  ge- 
worden, die  „Tabelle  über  Zeitunterschiede  einer 
Anzahl  von  Orten,  verglichen  mit  der  Berliner 
Mittagszeit";  leider  entbehrt  der  neue  Jahrgang 
aber  auch  zum  ersten  Male  in  seinem  Schreib- 
kalender aller  Angaben  über  Sonnenauf-  nnd 
Untergang.  —  Der  zweite  Theil,  das  Pharma- 
ceutische  Jahrbuch,  wird  eingeleitet  durch  einen 
, kurzen  Abriss  der  für  den  Apotheker  wichtigsten 
bacteriologischen  Arbeiten  von  Dr.  J.  Stahl'*,  <ieT 
sicher  allen  Interessenten  hOchht  erwünscht  seio 
wird.  Und  auch  für  Die,  denen  die  Lectore  üler 
Ordensauszeichnnngen  ein  HerzensbedQrfniss  ist. 
hat  der  neue  Kalender  gesorfrt,  denn  in  ^eni 
Verzeichnisse  der  Apotheker  im  Deutschen  Reiche 
lührt  er  zum  ersten  Male  die  Orden  und  Ehren- 
zeichen  mit  an,  die  den  eineelneu  Apothekern 
verlieben  worden  sind. 

Der  Pharmaceutische  Kalender  darf  siehei 
sein,  auch  diesmal  die  freundliclMte  Aufivshae 
in  den  Apotheken  zu  finden.  9- 


665 


Chemiker-Kalender  1894(  Ein  Hilfsbuch 
ffir  Chemiker,  Physiker,  Mineralogen,  In- 
dustrielle, Phannaceaten ,  Hüttenmänner 
etc.  Yon  Dt,  Budolf  Biedermann.  Fünf- 
zehnter Jahrgang.  Mit  einer  Beiliige. 
Berlin  1894.  YtrUg  you  Julius  Springer, 

In  gewohnter  TorzQglicher  AosfQknmK  und 
praktischer  Beaibeitang  tritt  uns  von  Kenem 
der  Chemiker -Kalender  entgegen,  dessen  Ver- 
fasser wiederam  durch  eine  grflnd liehe  Revision 
des  Inhalts  eine  Reihe  von  Vervolbt&ndigongeD, 
sowie  Neuerungen  eingefügt  hat,  so  dass  er  nach 
dem  jetzigen  Standpunkte  der  theoretischen 
Chemie  wohl  allen  Ansprüchen  ffenflgen  dürfte. 
Unterstützt  von  Prof.  OtUcald  nahen  die  Ta- 
bellen 1,  2,  3, 150, 151  und  152  eine  Umarbeitung 
erfahren»  in  dem  Sinne,  dass  überall  das  Atom- 
gewicht des  Sauerstoffs  0  =  16  als  Ausgangs- 
punkt gewählt  worden  ist  Femer  sind  die 
Dicbtigkeitszahlen  des  Wassers  ausführlicher 
angegeben,  die  Tabellen  über  Yolumgewichte 
und  Löslichkeitsverhftltnisse  haben  Zusätze  er- 
fahren, ebenso  das  Capitel  über  chemisch-tech- 
nische Untersuchungen,  wo  unter  Anderem  ein 
Gang  über  die  bacteriologische  Prüfung  des 
Wassers,  über  Milcbuntersnchung  etc.  hervor- 
gehoben sa  werden  verdient.  Einer  gleichen 
freondlichen  Aufnahme  wie  seine  Vorgänger 
kann  der  Chemiker-Kalender  gewiss  sein.    S, 

Arbeitsmethoden  für  organisch -chemisohe 

Laboratorien«  Ein  Handbuch  für  Che 
miker,  MedicinerundPharmaceuten.  Von 
Dt,  Lassar'Cohn,  Privatdocent  für  Chemie 
an  der  Unirersität  Königsberg.  Zweite, 
vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Mit 
42  Figuren  im  Texte.  Hamburg  und 
.  Leipzig  1893.  Verlag  von  Leopold  Vo88. 
Preis  7  Mk.  50  Pf. 

Für  die  gute  Aufnahme,  welche  die  erste  Auf- 
lage dieses  Werkes  gefunden  hat,  spricht  wohl 
am  deutlichsten  der  Umstand,  dass  eine  Ueber- 
Fetzung  derselben  in  französischer  Sprache  er- 
schienen ist  und  eine  Herausgabe  der  zweiten 
Auflage  in  englischer  Sprache  demn&chst  erfolgen 
wird. 

Die  vorliegende  zweite  Auflage  zerfftllt,  wie 
auch  die  erste  (Ph.  C.  82,  1^5  besprochene),  in 
einen  allgeineinen  und  einen  speciellen  Theil. 
Im  ersteren  werden  auf  135  Seiten  die  chemischen 
Manipulationen  wie  Ausschütteln,  Filtriren,  De- 
stilliren ,  Schmelzpunktbestimmung  etc.  behan- 
delt; hierhei  ist  den  neuesten  Vorschlägen  und 
Empfehlungen  yon  Apparaten  im  Text  und  durch 
Literaturnachweise  Erwähnung  gethan. 

Der  specielle  Theil,  der  Haupttbeil  des  Buches, 
nm&sst  368  Seiten  und  behandelt  die  Methoden 
ZOT  Eii^führnng  yon  Halogenen,  der  Nitrogruppe, 
des  Schwefelsfiurerestes,  ferner  Oxydation,  Ke- 
duetion,  Condensationen,  Darstellung  yon  Salien, 
Kstem,  Kalischmelzen  etc. 

In  den  yorgenannten  Abtheilungen  sind  sSmmt* 
liehe  zu  diesen  Arbeiten  anwendbaren  Reagentien 


zunächst  namhaft  gemacht,  worauf  eine  fie* 
sprechung  der  Fälle  lolgt,  in  denen  die  einzelnen 
Mittel  Anwendung  finden  künnen,  beziehentlich 
nicht  anwendbar  sind.  In  dieser  Hinsicht  er- 
spart das  Buch  dem  „oreanisch"  Arbeitenden 
dias  umständliche  Nachschlagen  in  der  Literatur 
nach  analogen  Fällen,  wäluvnd  wiederum  für 
eingf-henderes  Studium  der  Einzelfftlle  die 
nütnigen  Literaturnachweise  nicht  felilen. 

Den  Schluss  bildet  ein  Capitel  •Einiges  aber 
Elementaranaljse*  und  ein  gut  bearbeitetes  Be« 
gister. 

Aufgefallen  ist  uns,  dass  Jodoform  nicht 
im  Register  zu  finden  ist,  auch  im  Texte  fanden 
wir  es  nicht  Auf  Seite  82  ist  eine  iniihflmliche 
Angabe  zu  berichtigen;  es  stebt  dort:  „Das 
Solyeol  oder  Solu  toi  stellt  eine  etwa  25  proc. 
Losung  yon  Kresolen  in  einem  der  beiden  ^e« 
nannten  in  Wasser  gelösten  Salze  (nämhch 
salicylsaures  und  kresotinsaures  Natrinm.  Ref,) 
dar*.  Bekanntlich  ist  das  Solveol  des  Handels 
eine  Lüsung  von  Kresolen  in  kresotin saurem 
Natrium,  Solutol  eine  Lesung  yon  Kresolen  in 
Kresoloatrium. 

Es  ist  auffällig,  dass  der  Nebentitel:  „Ein 
Handbuch  für  Chemiker,  Mediciner  und  Phar<r 
maceuten'*  die  Pharmaceuten  zuletzt  nennt, 
da  doch  diese  ungleich  häufiger  in  die  Lage 
kommen  dürften,  dieses  Buch  zu  benutzen,  als 
Mediciner. 

Wir  empfehlen  das  vorliegende  Buch  bestens, 
nicht  nur  zum  theoretischen  Studium,  sondern 
auch  cur  Benutzung  bei  den  Arbeiten  im  La- 
boratorium. Dasselbe  wird  manche  Anregung 
zu  eigenen  Versuchen  ffeben  und  andererseite 
in  vielen  Fällen  über  die  Schwierigkeit  nicht 
ausreichender  Literatnrkenntniss  hinweghelfen 
können.  s. 

■  f  1 

TraitA  de  ohimie  midicale  et  pharmacea« 
tiqne  par  le  Dr.  M.  Hugtuet,  Professear  de 
chimie  et  de  toxicologie  k  l'^eole  de  mödi« 
eine  et  de  pharmacie  de  Clermont-Ferrand, 
Pharmacien  en  chef  des  Hospiees,  In-> 
Bpecteur  des  Pharmacies,  ex-interne  lau- 
r6at  des  Hospitaux  de  Paris.  Chimie 
minerale.  Paris  1894.  Librairie  poly- 
teehnique,  Baudry  et  Cie,  ^diteurs. 

Das  1010  Seiten  umfassende  Werk  behandelt 
zunächst  kurz  die  Classification  der  Elemente, 
Atomtheorie,  Thermochemie,  um  hierauf  die 
Entwickelung  von  Gasen,  deren  Au&ammlnng 
und  Analyse,  Kiystallographie,  Analyse,  Toxi* 
kologie  und  die  chemischen  Manipulationen  (Ab- 
dampfen, Destilliren,  Wägen  etc.)  lu  behanoeln. 
Dieser  dem  Ganzen  vorausgescnickte  Theil  ist 
reichlich  mit  Abbildungen  yersehen,  nach  unserer 
Ansicht  allzureichlich,  wenigstens  ist  es  in 
Deutschland  nicht  üblich,  alle  die  verschiedenen 
Apparate  untergeordneter  Art,  wie  Trichter  mit 
kurzem  und  mit  langem  Hals,  Kochflaschen  mit 
widstigem  Band  und  mitAusgurs  etc.,  wie  man 
sie  etwa  in  Preislisten  findet,  in  wissenschaft- 
lichen Werken  absubUden.    Doch  bringt  diesei 


656 


Weiter  keinen  Nachtheil,  als  den,  dass  das  Buch 
oinige  Seiten  mehr  enthält,  was  bei  einem  Um- 
fang Ton  mnd  1000  Seiten  nicht  sehr  ins  Ge- 
wicht ftUt.  ,  rw..    M      .   .   J.      *  A 

In  dem  chemischen  Theile  ist  die  Anordnung 
30  getroffen,  dass  die  Darstellungsmethoden  und 
das  Analytische  in  Form  von  Fassnoten  Er- 
lediining  finden.  Der  Text  der  einzelnen  Elemente 
nnd  deren  Verbindungen  ist  durch  kenntliche 
ünterabtheilungen  übersichtlich  gemacht  Wo 
es  nöihig  ist,  wird  die  Unverträglichkeit  der 
Präparate  mit  anderen  hervorgehoben. 

Aufgefallen  ist  es  uns,  dass  des  weissen  Prä- 
cipitates  —  Azotate  amraoniaco-mercurique  — 
nur  insofern  Erwähnung  geschieht,  als  beim 
Queclisilberchlorid  steht,  dass  dieses  mit  Ammo- 
niak jene  Verbindung  giebt  (S.  632);  im  Register 
fehlt  der  Name  ganz.  Das  Pr^cipitö  blanc  der 
Franzosen  ist  bekanntlich  gefälltes  Qaecksilber- 

chlorür.  ^     ...  äu.» 

Die  Behandlnng  des  Stoffes  ist  eine  sorgfältige 
und  zuverlässige,  so  dass  das  vorliegende  Bach 
bei  unseren  Fachgenossen  französischer  Zunge 
gewiss  Anklang  finden  wird.  s. 

Untersnohimgen  über  die  Eanoidität  der 
Butter    unter    Berücksichtigiing    der 
Marktverhältnisse    zu    Halle    a.  S. 
Inaugural  -  Dissertation  u.  s.  w.  von  Olaf 
Sigismund^  approh.  Arat  aus  Aisbach, 
Rudolstadt.    Halle  a.  8.  1893.  Hofbuch- 
druckerei von  C.  A.  Kämmerer  <&  Co. 
80.    25  Seiten.   Preis  60  Pf. 
Der  hohe  Schmutzgehalt  der  Hallenser  Milch 
(72.5  mg  gegen  3  bis  4  mg  im  Liter,  Ph.  C.  83, 
43a)  bot  Anlass,  nach  der  Methode  Yon  KötU- 
dorfer,  die  GeisOer  abgeändert  hat,  den  Banzig- 
keitsgrad  der  dortigen  Butter  «^untersuchen 
Das  verfahren  entsprach  dem  Ph.  0.  5» ,  £^ 
beschriebenen.     Die  Butter  wurde  bei  40  bis 
60«  C.  geschmolzen.  Nach  Absetzen  des  Wassers 
und  Caselns  wurden  in  ein  gewogenes  Kölbchen 
5  ccm  Fett  abfiltrirt,  das  Gewicht  genau  be- 
stimmt, in  säure-  und  alkalifreiem  Aeth^r  gelfist 
und   sodann   diese   LOsnng   mit    alkoholischer 
V,o  Normallauge  unter  Zusatz  von  Phenolphtha- 
lein  bis  zur  bleibenden  Violettfärbung  titrirt. 
Die   verbrancbten   Cubikcentimeter  auf  liX)  g 
Fett   berechnet    ergaben    mit   10  dividirt  die 
Ranciditätsgrade.    -    Der  I>ojchschnitt    von 
36  Proben  betrag  8,66 «,  das  Minimum  0,55 «, 
das   Maximum    46,6  o.  .   Wesentlich    günstiger 
stellte  sich  die  Ranzigkeit  bei  14  P/oben  Mar- 
garine  mit  dem  Durchschnitte  von  4,04  R®  und 
einem  Maximum  von  7,2".  -Hinsichtlich  der 
Bedeutung   der  Ranciditätszablen,  führt  Stgis- 
mund  die  Ansicht  von  Stockmeier  und  G.  Mer/a 
an,  wonach  8R*  die  Grenze  eines  g^ten  Fettes 
bezeichnen  (vergl.  Ph.  C  82.  59  nnd  81,  20j. 
Bereits  12,04  und  13.07  Ro  sollen  zu  Störungen 
des  Befindens  Anlass  geboten  haben.   Die  Mirn- 
berger  Marktpolizei  beanstandet  m   der  lliat 
alle  Butter  mit  über  8R®  Bancidität,  scheint 
aber  1890  nur  zwei  und  1891  nur  eine  Butter- 
probe  aar   Untersuchung   gegeben   zu   haben. 


üebrigens  bezeichnet  auch  der  Entwurf  zum 
„Codex  alimentarius  Austriacus''  Botter  mit 
mehr  als  8R«  als  „stark  ranzig**  (Ph.  C.  84, 
492). 

Ueher  das  Verhältniss  der  Schnelligkeit,  mit 
welcher  Butter  und  Butterfett  verderben,  bringt 
die  Dissertation  zabireiche  Angaben  auf  Grand 
eigener  Versuche  des  Verfaspers.  Auch  hierbei 
fällt  die  Ueberlegenheit  der  Eunstbntter  nnd 
ihres  Schmalzes  auf.  Die  Ranzigkeit  erschien 
in  Halle  nicht  umgekehrt  proportional  dem 
Preis,  der  1  Mark  bis  1« '»  Mark  für  600  g  betrag. 
—  Die  Ursache  des  Ranzigwerdens  erblidt 
Siqtsnmnd  im  Gegensatze  zu  Ritsert  (Pb.  0. 81, 
734)  neben  dem  Sauerstoffe  in  der  Bactericn- 
wirkung.  —  Einen  Beweis  für  die  Bedentung 
der  letzteren  sieht  er  in  dem  Verhalten  der 
sterilisirten  Milch,  bei  welcher  Benk  troti  des 
Gehaltes  an  Wasser,  Gasein,  Milchzucker,  Asehe 
u.  s.  w.  selbst  nach  3  Jahren  nur  3,5  R«  fand. 
So  wäre  man  denn  wieder  bei  der  Ansicht 
Liebig'8  vom  Jahre  1843  angelangt,  wonach  dw 
Ranzig  werden  durch  fremde  Stoffe  in  äbnlielier 
Weise  bewirkt  werden  soll,  wie  die  Zucter- 
gährung  durch  Fermente. 

Wesentlich  beschleunigt  scheint  der  Ranzig- 
keitsprocess  nach  den  Versuchen  des  Verfassen 
durch  das  Licht  zu  werden.  Dage|^en  fand  sieb 
keine  Proportionalität  zwischen  Keirogebalt  nnd 
Ranzigkeft,  vielmehr  zeigte  sich  Butter  mit 
hoher  RanciditHt  bacterienfrei.  —  üeber  die 
Art  der  Keime  spricht  sich  Sigiemvnd  nicht 
aus,  nur  erwähnt  er,  dass  er  in  allen  Proben, 
mit  Ausnahme  von  solchen  aus  einer  Molkerei 
mit  Centrifugalbetrieb,  Oldium  lactis  nachweisen 
konnte.  — 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  auch  andervSrts 
UntersuchuDgen,  wie.  die  berichteten,  znr  Auf- 
hellang  dieses  noch  vielfach  dunklen  Gebietes 
angestellt  und  deren  Ergebnisse  in  derselben 
klaren  Weise,  wie  im  vorliegenden  Falle,  ter- 
öffentlioht  würden. — r- 

Zar  quantitativen  AnalVse  dvch  Elektrolnt 

Von  A.  Glossen,  Herrn  Eüdorff  znr  Er- 
widerung. Sonderabdruck  aus  Zeitschrift  f&r 
anorgan.  Chemie,  Band  V  (1893). 

üeber  Sterllisatioii  der  Verbandstoffe.   Von  C. 

Bührer,    Apotheker    in    Ciarens -Montrenx. 
Sonderabdruck    aus    der  Schweia.  Wochen- 
schrift fQr  Chemie  und  Pharmacie. 
üeber  den '  tberapeoUscben  Werth  «es  Salels 
bei  der  Cbolera-Diarrhoe.   Von  M.  Woiko- 

witsch  in  Warschau.  Sonderabdrudc  ans 
Therapeutische  Monatshefte  1893.  September. 
üeber  die  antiseptische  Kraft  des  Ichthyols.  Von 
Rudolf  Abel  Abdruck  aus  dem  Ccntralblatt 
für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde.  XIT. 
Band.    1893.    Nr.  13. 

üeber  Ichthyolsuppositorien  bei  der  Behandlsifi 
der  Prostatitis.  Von  Dr.  A.  Freudenberg  in 
Berlin.  Sonderabdruck  aus  dem  Centralblstt 
fdr  klinische  Medicin  1893.    Nr.  26. 

Zum  patentrechtlichen  Begriff  der  sewerUlcbea 
Vcrwertbbarkeit  Von  Dr.  Feto  Äijer. 
Sonderabdrnok  aus  Chemiker- Zeitung  lo93, 
17,  Nr.  83. 


6&7 


Terscilledene 

Wie  viel  Morphin  darf  ein   Arzt 
einem    Kranken   als   Einzeldosis 

y  erordnen  ? 

üoter  dieser  Ueberechrift  haben  wir  in 
voriger  Nnmmer  fiber  ein  Gntachten  von 
Lewin  berichtet  nnd  an  die  Bemesenng  der 
einem  Patienten  gegebenen  Menge  Morphin 
in  einer  gewiesen  Anzahl  von  Tropfen  der 
betreffenden  Lösung  bereits  eine  kurze  Be- 
merkung geknfipft. 

Die  in  Frage  stehende  MorphinlOsnng  be- 
stand  ans  0,2  g  Morphinnm  bydrochloricnm 
and  10  g  Aqna  destillata;  Lewin  hatte  an- 
genommen, dass  20  Tropfen  =  1  g  iriegen 
nnd  demnach  in  22  Tropfen  0,022  g  Mor- 
pbinsalz  angenommen. 

In  Nr.  44  der  Berl.  klin.  Wochenschr. 
beben  die  Kreisphjsiker  Halle  in  Ebstorf 
nnd  Sonnt€ig  in  Uelzen,  in  derselben  Sache 
gehörte  Sachyerständige,  hervor,  dass  von 
der  genannten  MorphinlOsnng  16  Tropfen 
=  1  g  wiegen,  so  dass  die  der  Patientin  ge- 
gebenen 22  Tropfen  daher  0,0275  g  Morphin- 
salz enthalten  haben  würden.  (Hätte  der 
Apotheker  ein  Tropfglas  genommen,  so  hätte 
die  Patientin  in  den  22  Tropfen  0,04  g  *) 
Morphinsalz  bekommen,  da  11  Tropfen  ans 
einem  solchen  Tropfglase  =  1  g  wiegen.) 

Die  Gebranchsanweisnng  hatte  aaf  20  bis 
30  Tropfen  gelautet,  nnd  Halle  and  Sonntag 
bemängeln  mit  Recht  diese  (anch  von  Leunn 
als  lax  bezeichnete)  einen  grossen  Spielraum 
lassende  Gabe  nnd  fragen,  warum  nicht  die 
eine  genanere  Abmessung  gestattende  Form 
abgetheilter  Pulver  gewählt  worden  sei. 

ÜDs  interessiren  weniger  die  weiteren  Aus- 
lassangen von  HaUe  und  Sonntag  über  die 
nöthige  Individualisirnng  bei  der  Verab- 
leichnng  von  Morphin,  als  vielmehr  die  Frage 
nach  der  Ueberschreitung  der  Mazimaldose, 
obwohl  diese  in  dem  Processe  gar  nicht  ge- 
spielt haty  da  dieser  Punkt  der  für  den 
Apotheker  wichtige  ist. 

Nach  Leunn^H  Ansicht  entsprechen  20  bis 
30  Tropfen  der  oben  genannten  Morphin- 
Jösnng  0,02  bis  0,03  g,  nach  Ansicht  von 
Halle  und  Sonntag  ieäoehOß25  bis  0,0375  g 
Morphinsalz;   es  wäre  demnach  sogar  die 

,o/)  ^^  ^®™  Original  (Berl.  kliD.  Wochenschr. 
1893,  Nr.  44,  S.  1087)  steht  0,05  g  Morphinsalz, 
was  mit  der  Bechnnn(;gnioht  stimmt      Bef. 


illUhellitiiffeii. 

Maiimalgabe  überschritten  gewesen,   ohne 
dass  ein  l  dabeigestanden  hätte. 

Wälirend  der  Apotheker  also  die  .Mor- 
phiumtropfen ohne  Bedenken  anfertigen 
durfte,  wenn  er  die  Ansicht  Lewitfs  (20 
Tropfen  »  1  g)  zu  Grunde  legte,  musste  er 
dagegen  deren  Abgabe  verweigern,  da  ein  ! 
nicht  beigefügt  war,  wenn  er  mit  Halle  und 
Sonntag  16  Tropfen  ■»  1  g  annahm,  weil 
dann  die  vorgeschriebene  Gabe  von  20  bis 
30  Tropfen,  was  letztere  Zahl  betrifft,  die 
Maximaldose  überschritt. 

Dass  sich  bestimmte  allgemeine  Angaben 
über  das  Tropfengewicht  nicht  machen 
lassen,  weiss  jeder  Apotheker,  da  dasselbe 
nicht  nur  von  der  Art  der  Flüssigkeit, 
sondern  auch  von  der  Form  des  Flaschen- 
halses, dem  Inhalt  des  Gefässes,  sowie  davon 
abhängig  ist,  ob  dieses  behufs  des  Abtropfens 
wenig  oder  sehr  geneigt  werden  muss  etc. 

Es  empfiehlt  sich  daher  für  den.Apotheker, 
in  bedenklichen  Fällen  eine  Abzahlung  der 
vorgeschriebenen  Anzahl  Tropfen ,  sowie 
Wägung  derselben  und  Berechnung  der  dem- 
nach darin  gereichten  Menge  von  Morphin- 
salz vorzunehmen,  mit  anderen  Worten,  das 
Tropfengewicht  im  einzelnen  Falle 
festzustellen.  Dieses  Verfahren  dürfte 
in  bedenklichen  Fällen  nicht  nur  zur  eigenen 
Beruhigung  dienen,  sondern  auch  eine  glän- 
zende Bechtfertigung  vor  Gericht  abgeben. 

Noch  empfehlenswerther  wäre  allerdings 
das  nachstehend  geschilderte  Verfahren« 
Durch  Uebereinkunft  mit  dem  Arzte  veran- 
lasst man  diesen,  die  zu  nehmende  Menge 
der  MorphinlösunginCubikcentimetern 
auszudrücken,  oder  man  vereinbart  mit 
ihm ,  dass ,  wenn  er  eine  gewisse  Anzahl 
Tropfen  (sagen  wir  z.  B.  20  Tropfen)  ver- 
ordnet, diese  »  1  ccm  gerechnet  werden 
soUen.  Man  verabreicht  nun  zu  jeder  Mor- 
phinlösung, wenn  die  zugebende  Morphin- 
menge nach  der  Berechnung  der 
Maximalgabe  nahe  kommt,  ein  ein- 
faches Tropfglas  (bestehend  aus  einem 
ausgezogenen  Glasrohr  mit  übergezogener 
Gummikappe),  welches  eine  Marke  trägt, 
die  der  zu  verabreichenden  Menge  Flüssig- 
keit (im  angenommenen  Falle  »  1  ccm)  ent- 
spricht. Der  Gebranch  des  Tropfglases  wird 
dem  Abholenden  erläutert,  d.  h.  nicht  nur 
beschriebeni  sondern  vorgeführt. 


668 


Die  Anbringung  der  Marken  an  denTropf- 
glftsem  kann  man  leicht  selbst  ausfahren ; 
man  brancht  nur  eine  genaue,  am  besten  ge« 
aicbte,  Börette  und  einen  Schreibdiamant  da- 
zu ;  die  Marke  wird  am  besten  durch  Ueber- 
fahren  mit  Buntstift  (z.  B.  1  ccm  blau, 
0,5  ccm  roth)  leichter  erkennbar  gemacht. 

A.  Sehneider, 

Ueber  die  Verwendbarkeit 

des  BenegalgfimiDis 

in  der  Pharmaeie, 

Obwohl  das  deutsche  Arzneibach  (111)  und 
die  neue  italienische  Pharmakopoe  das  Sene- 
galgnmmi  neben  dem  immer  schwieriger  zu 
beschaffendeh  Kordofangummi  zulässt,  findet 
das  erstere  doch  immer  noch  wenig  Berück- 
sichtigung. Kahler  (Schweiz.  Wochenschr.  f. 
Chem.  u.  Pharm.)  wünscht  deshalb,  die  Auf- 
merksamkeit auf  das  leicht  in  schönerer 
Qualität  und  zu  billigerem  Preise  als  das  so- 
genannt« arabische  Gummi  zu  beschaffende 
Senegalgnmmi  zu  lenken.  Die  besten  Sorten 
Senegalgummi  sind  nur  schwach  gelblich 
öder  gUshdl,  liefern  einen  klaren  Schleim, 
der  nicht  filtrirt  zu  werden  braucht  und  sich 
besser  hält,  als  der  aus  arabischem  GUimmi 
bereilete. 


Beide  Sorten  Oumml  (arabisches  wie  Sene- 
gal-) geben  die  gleichen  Reactionen  mit 
Eisenchlorid,  Alkohol,  Oxalsäure,  Bleiacetat 
und  Bleiessig;  auch  Trocken  ruckstand  und 
Asche  weisen  nahezu  die  gleichen  Zahlen  auf. 
Die  Angabe  der  meisten  Lehrbucher,  du 
'Senegalgummi  gebe  einen  mehr  oder  minder 
gallertartigen  Schleim ,  trifft  jetzt  nicht 
mehr  zu.  Vielleicht  ist  das  Seoegalgammi 
früher  weniger  sorgföltig  als  jetst  eingestm* 
raelt  worden,  oder  oft  mit  anatralischen  und 
anderen  Gummisorten  versetzt  gewesen.    8. 


Beitrag  xur  Safranverfitlschung. 

Wir  haben  schon  wiederholt  (Pb.  C.  SS, 
30.  610.  34,  79;  über  Safranfälschungen  be- 
richtet und  theilen  deshalb  auch  Kachsteben- 
des  hierzu  mit.  In  der  Zeitschrift  für  Nabt- 
ungsmitteluntersuchiing  189«^,  337  erwabnt 
Oertl  eines  Safrans,  dessen  Narben  sich  am 
Ende  keulenförmig  verdicken  und  heim  Ab- 
sieben ein  feines,  äusserlich  rothbraoDes, 
innen  weisses  Pulver  abgeben,  dass  volletiD- 
dig  geschmacklos  ist.  Das  Pulver  ist  von 
mineralischer  Beschaffenheit  und  vermittelst 
eines  Bindemittels  auf  die  Narben  fixirt  wor- 
den. Der  firbende  Bestandtheil  erwies  sich 
als  ein  Azofarbstoff.  S, 


BrlefwecliseL 


IL«  A«  A.  in  L«||e  (Finnland).  In  Bezug  auf 
die  verschieden  giftige  Wirkung  von  S  tr^  c  h  • 
ninnitrat,  welcbe  wir  auf  fiire  Mittbeilung 
hin  im  Briefwechsel  in  voriger  Nummer  er- 
wähnten, theilt  uns  Herr  Dr.  Mcuc  Freund- 
}ier1ii>  mit,  dass  sich  vor  einigen  Jahren  ein 
alt^r  Oberförster  ebenfalls  Aber  aie  verschieden- 
artige Wirkung  des  Strychnins  ihm  gegenüber 


das  eigenartig  geformte  Thermometer  desselben 
gehftngt  wird.  Ausser  diesen  bekannten  Ab- 
änderungen der  alten  JlfoAr'schen  Wsage  zeigt 
die  neue  Conetruction  noch  die  Verhessenxngi 
dass  das  Gegenifewicbt  eine  Voirichtang  zor 
Begulirung  des  Schwerpunktes  hat,  sowie  dass 
die  Zunge  des  Gegengewichtes  vor  einem  Grad- 
bogen spielt,  was  das  Ablesen  brqaemer  macht. 


geftnsfert  hat.    Derselbe  verweigerte  ausdrflck-  ;  Ausserdem  sind  an  Stelle  der  Einschnitte  zcm 
lieh  das  klein  gepulverte  Strjchnin  und  verlangte  i  Aufsetzen  der  Reitergewichte  seitlich  vergoldete 


ausnahmslos  krystallisirtes  Strychnin. 

Apoth.  F.  Seh»  tn  0.  Braun  in  ist,  wie 
wir  der  Pharm.  Post  entnehmen,  eine  Art  eng- 
lisches Heftpflaster,  anzuwenden  bei  Hautab- 
«chQrf engen,  Brand-  und  Schnittwunden,  auf- 
geriebenen Fflssen  n.  s.  w.    Darob  den  Namen 


Stahlcylinder  mit  fein  ausgeschliffienen  und  ^^ 
h&rteten  Schneiden  (Ph.  0.  84,  566)  angebracht, 
auf  welche  die  aus  dem  gleichen  harten  Ma- 
terial gefertigten  Bei terge wich te  aufgehii^gt 
werden 
Stud,  j^rm.  H.  T.  in  Gr.    Pfanhauser  hat 


Braunin    hat   sich    dejr  Erfinder,    ein_Milit&r-  folgende  Vers ilberu ngsflüssigkeit  angegebeo: 

Man  löst  150  g  Höllenstein  in  5  Liter  Wissei 


Apotheker  Braun  in  Graz,  selbst  ein  Denkmal 
gesetzt. 

Apoth.  £•  G.  tn  8«     Wir  empfehlen  Ihnen 
die     hydrostatische    Waage    neuester  1  beide  Lösungen.    Die  darin  verulberten Ge^rev 


und  andererseits  260  g  (95  bis  100  proc.)  Cjäb- 
kaliam  ebenfalls  in  5  Liter  Wasser  und  niisehi 


Construction   Ton   Sartorim  in   Göttingen.  |  stünde  seigen,  wenn  sie  direct  aos  dem  fiflde 

kommen,  eine  matte  weisse  glanzlose  Ober 
fläche;  setzt  man  jedoch  1  Tropfen  Schwefri- 


Dieselbe  ist  mit  dem  l^^tmann'schen  Senk- 
körper (ohne  Thermometer),  genau  10  g  wiegend, 
aQsgei>tatt*'t;  das  Geflss,  in  dem  sich  die  zu 
prüfen  de  FlUf^sigkeit  befindet,  hat  nach  Beimann^s 
Angabe  seitlich  eine  Ausbuchtang,   in  welche 


koblenstoif  dem  Bade  zu ,  so  entsteht  eise 
glftnzende  Versilberung.  Diese  Methode  ist 
nur  bei  dflnner  Versilberung  anwendbar. 


Terleger  und  Tersntwoitllclitr  RedaeUlir  Dr.  sTÖeUiler  in  Dreftden. 


Pharmaceuiische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hernianii  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  BesniifspreiB  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  anter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisrrm&ssigung.    ExpeAttfon:  Dresden,  Rietscbelstrasse  8,  I. 

Kedaction:  Prof.  Dr.  R.  Geissler,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mltredactenr:  Dr.  A.  Sehn  ei  Her- Dresden. 

•Ig  46.  Dresden,  den  1 6.  November  1893.  Itr^X^X 

Der  ganzen   Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chemie  iia4  PlmrBiiicU:  Phnrmakopöe  der  V«>r<*ln igten  Staaten  von  Amerika.  —  IlinweU.  —  Nene  Arsnei- 
ntittel.  —  Hinwe^M.  —  Nnchtvein  des  Muttorkorns.  —  Uobor  den  NMchwols  von  Nilriten  Im  Harn.  —  Terpenft'oleR 
Li>moBgnis*öl.  —  Hlnw<«is.  —  Ana  dem  Bericht  der  NOrnberger  Unt«*rtucbungtan8taU.  —  Daretellnnii;  des  eyan- 
innren  Kalinms.  —  D<*i>tilliren  von  Metallen.  —  Verhalten  der  ScLiPSd»  oder  Collodlumwollo  beim  Trocknen.  — 
TeehnlMhe  MIMbelliiBCM:  Oaii  liletrhen  des  gelben  Waehsea.  —  Ers»ngnnir  von  Alkohol  am  Torf.  —  Färben 
von  Messing  —  Firniss  flir  japanische  Arbeiten.  —  Tbentenilselie  MllthelliiBKen:  Zur  Pflege  der  HKnde.  — 
Aeasserliche  Anwendung  der  Salicylsäure  bei  acutem  Gelenkrhe'^matisinus.  —  Vergiftung  durch  Physostlgmln. — 
Ansteckend«»  Krankheiten.  —  BOekeraeliAii.  —  Yerseklede»«  MlUh^lInnfr^nt  Tropfenmaassgläser.  —  Der  itener- 
froifl  Spiritus.  -   Elektrische  Erregung  des  Benzins,  u  s.  w.  —  Brlefwcchiel.  —  Amelgen. 


Cheaiie  und  Pharmacie. 


Die  Pharmakopoe  der  Vereinis^eD 
Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  Bruno  l/trse^- Berlin. 

(Schluss.) 

Salfnr  depnratum  seu  lotnm.  Soll 
beim  Verbrennen  höchstens  0,1  pCt.  (höch- 
stens 1  pCt.  Germ.)  Eücksland  lassen ;  doch 
ist  nicht  leicht  anzunehmen,  dass  die  bis 
0,5  pCt.  beiragenden  unverbrennlichenAn- 
theile  des  alsKohmaterial  dienenden  subli- 
mirten  Schwefels  durch  Behandlung  mil 
Ammoniak  und  Wasser  merklich  beseitigt 
werden.  Werden  0,5  g  mit  einer  Lösung 
von  0,5  g  Cyankalium  in  5  ccm  Wasser 
gekocht,  so  darf  die  abfiltrirte  klare 
Flüssigkeit  beim  Ansäuern  mit  Salzsäure 
keine  röthliche  Farbe  annehmen,  auch 
nicht  beim  Stehenbleiben  während  1  Stunde 
(Selen). 

Suppositorla.  Neu  ist  die  Bestimm- 
ung, dass  in  Ermangelung  anderweiter 
Anordnung  Eectal«Suppositorien 
konisch  geformt  und  etwa  1  g  schwer, 
Urethral-S.  stiftftrmig  und  elwa  1  g 
schwer,  Vaginal-S.  kugelförmig  und 
etwa  3  g  schwer  sein  sollen. 


8uppos!toria  Glyeerini.  Neu.  3  g 
Natriumcarbonat  werden  im  Wasserbade 
in  60  g  Qlycerin  gelöst,  5  g  Stearinsäure 
zugesetzt  und  bis  zu  erfolgter  Lösung 
und  Beendigung  der  Kohlensäure-Ent- 
wickelung  erhitzt.  Hierauf  giesst  man 
die  geschmolzene  Masse  in  geeignete 
konische  Formen,  nimmt  die  Suppösito- 
rien  nach  dem  Erkalten  heraus  und 
wickelt  sie  einzeln  in  Zinnfolie  ein.  Sie 
sind  bei  Bedarf  frisch  zu  bereiten. 

Terebenom.  Neu.  Eine  hauptsäch- 
lich aus  Pinen  mit  nur  geringen  Mengen 
von  Terpinen  und  Dipenten  bestehende 
Flüssigkeit.  Farblos  oder  schwach  gelb- 
lich, dünnflfissig,  von  ziemlich  angeneh- 
mem, thymianartigem  Geruch  und  aroma- 
tischem, etwas  terpentinartigem  Ge- 
schmack. Spec.  Gew.  0,862.  Siedepunkt 
156  bis  160®.  Soll  nicht  sauer  reagiren 
und  eine  nur  geringe  Wirkung  auf  pola- 
risirtes  Licht  zeigen,  auch  beim  Ver- 
dampfen einen  nur  sehr  geringen  Efick- 
stand  lassen.  Gut  verschlossen  im  Kalten 
und  Dunkeln  aufzubewahren. 

Terpiiium  hydratam.  Neu.  Beim 
Erliilzon  in  einem  Destillationsirefnss  ver- 


660 


liert  das  Terpinhydrat  erst  das  Wasser; 
dann  geht  bei  258^  wasserfreies  Terpin 
über,  das  zu  einer  krystallinisehen,  hygro- 
skopischen, bei  102  bis  105^  schmelzen- 
den Masse  erstarrt. 

Tineturae.  Bemerkenswerth  anderen 
Pharmakopoen  gegenüber  sind 
folgende  Verhältnisse: 

Je  1000  ccm  Tinctar  sind  herzustellen 
aus 
50  g  Gantharides,  Capsicnm,  Strophan- 

thus, 
150  g  Belladonna  fol.,   Gannabis   Ind., 
Golchicum  sem.,  Digitalis,  Gel- 
semium ,    Hyosciamus ,    Physo- 
stigma,  Sanguinaria,  Scilla,  Stra- 
monium  sem., 
200  g  Hydrastis,  Lobelia, 
350  g  Aconitum  tuber., 
400  g  Veratrum  viride, 
500  g  Lactucarium. 

Ferner  ist  T.  Aloes  und  T.  Aloes  et 
Myrrhae  mit  Zusatz  von  Sdssholzwurzel, 
T.  Ginnamomi  mit  Geylonzimmt,  T.  Nucis 
vom.  mit  Extract  statt  mit  Samen,  T.  Bbei, 
Bhei  aromat  und  Bbei  dulcis  unter  Zu- 
satz von  Glycerin  herzustellen.  T.  Lac- 
tu carii  ist  an  Stelle  des  bisherigen 
Fluidextractes  getreten,  besitzt  aber  nur 
dessen  halbe  Stärke,  enthält  einen  sehr 
bedeutenden  Zusatz  von  Glycerin,  und 
das  zu  verwendende  Lactucarium  wird 
nicht  mehr  mit  Aether,  sondern  mit 
Benzin  ausgezogen ,  bevor  es  zu  der 
vTiuctur  benutzt  wird. 

Unguentum  Hydrargyri.  Das  Queck- 
silber ist  nicht  mehr  mit  fertiger  Salbe 
und  Benzoetinctur,  sondern  mit  Oleatum 
Hydrargyri  anzureiben. 

Ungnentum  Glycerini  (Glyceritum 
Amyli),  bisher  aus  10  Th.  Weizenstärke 
und  90  Th.  Glycerin,  jetzt  aus  10  Th.  Mais- 
stärke, 10  Th.  Wasser  und  80  Th.  Glycerin, 
in  beiden  Fällen  durch  sorgi&ltige  Misch- 
ung und  nachfolgende  Erhitzung  bis  zu 
140^  aber  nicht  über  144^  hinaus,  dar- 
zustellen. 

Vinum  rubrum.  2  ccm  Bothwein,  in 
einem Beagensglase  gemischt  mit  2  Tropfen 

Ghloroform  und  4  ccm  y  Kalilauge  sollen 

bei  vorsichtigem  Erwärmen  keinen  un- 
angenehmen Geruch  nach  Isonitryl  wahr- 
nehmen lassen  (verschiedene  Anilinfarben). 


Zincum  bromatum.  0,3  g  des  trocke- 
nen Salzes  in  10  ccm  Wasser  mit  2  Tro[»fen 
Ealiumchromat  gelöst,  erfordern  zum  Ein- 
tritt dauernd  rother  Färbung  26,7  ccm 

JJ  Silbernitrat  (=  99,95  pCt.  ZnBr«). 

Zincum  carhonicum  praecipitaium. 

1  g  mit  10  ccm  kochendem  Wasser  und 

2  Tropfen  Phenolphthalein  geschüttelt,  dar! 
zur  Beseitigung  der  rothen  Farbe  nichi 

mehr  als  1  ccm  j«  Oxalsäure  verbraueliei, 

(Grenze  fQr  Alkaligehalt). 

Zitfcuni  chloratum.  Muss  bei  volu* 
metrischer  Prüfung  mit  Silbernitrat  einen 
Gehalt  von  mindestens  99,84  pCt  ZuiX 

ergeben  (0,3  g  Salz  und  44,1  ccm  j^  Silkr- 

nitrat). 

Zincum  jodatum.  Muss  bei  volumel- 
rischer  Prüfung  mit  Silbernitrat  einen 
Gehalt  von  98,62  bis  99,9  pCt.  Zn.I.  er- 
geben (0,5  g  Salz  und  31  bis  31,4  ccm 

iö 


Silbernitrat). 


Zincum  oxydatum.  Eine  mit  Wasser 
geschüttelte  Probe  darf  durch  1  Tropfen 
Phenolphthalein  nicht  geröthet  werden 
(Alkali). 

Zincum  pliosplioratum  seu  Zinn 
Phosphidum,  ZusPg.  Ein  sandige», 
dunkelgraues  Pulver  oder  Krystallfrag- 
mente  von  dunklem  Metallglanz,  sehwaeii 
nach  Phosphor  riechend  und  schmeckend, 
unlöslich  in  Wasser,  löslich  in  verdünnt^^r 
Salz-  oder  Schwefelsäure  unter  Entwickel- 
ung  von  Phosphorv^asserstoflF. 

Zincum  valerianicum.  0,5g  mit  2 ccm 
Wasser  und  0,2  ccm  Eisenchloridlösung 
verrieben  dürfen  kein  rothgefärbtes  Fil- 
trat  geben  (Essigsäure).  Concentrirte  Los- 
ungen von  Zinkvalerianat  und  Eupferaectat 
in  Wasser  müssen  eine  vollständig  klaff 
Mischung  liefern  (Buttersäure). 


* 


Als  Termin,  von  welchem  ab  die^^ 
neue  Pharmakopoe  in  Kraft  treten  soll. 
ist  der  erste  Januar  1894  bezeichnel. 

Als  Mitglieder  des  zur  Bevisi«»!! 
und  Veröffentlichung  des  Werkes  be- 
stimmten Comites  sind  diesmal  nur  ^ 
(bisher  25)  Personen  namhaft  gemach:. 
an  ihrer  Spitze  Charles  Rice,  der  hoch- 
verdiente Obmann  schon  der  vorig^-n 
Auflage. 


661 


Ans  den  Vorbemerkungen  ist  zu  er- 
wähnen ,  dass  den  festen  Extracten, 
welche  eine  zur  Pillenformirung  geeig- 
nete plastiscHe  Consistenz  dauernd  be- 
wahren sollen,  nach  Eindampfen  auf  den 
/gehörigen  Grad  noch  in  der  Wärme 
10  pCt.  ihres  Gewichies  an  Glycerin 
zuzusetzen  sind. 

Anerkennend  ist  die  ausserordentliche 
Sorgfalt  zu  erwähnen,  die  neben  dem  wis- 
senschaftlichen Inhalte  auch  der  stylist- 
ischen   Redaetion   jedes    einzelnen 
auch   noch  so   untergeordneten   Artikels 
^^ewidmet  ist.    Man  wird  dies  besonders 
erkennen,  wenn  man,  wie  wir  fast  durch- 
gehends,  gleichnamige  Artikel  der  vorigen 
und  jetzigen  Auflage   mit  einander  ver- 
gleicht; auch  bei  unverändertem  Inhalte 
findet  sich  in  fast  jedem  Einzelfalle  irgend 
eine  Verbesserung  des  Ausdrucks  bis  auf 
die  Interpunktionen  herab,  eine  genauere, 
entiichiedencre,  jede  Unklarheit  und  Miss- 
lieutung    ausschliessende   Fassung.      Bei 
^'rossereu  Artikeln  wird  die  Deutlichkeit 
und    Uebersichtlichkeit   durch    die    Art 
der  Drucklegung  sehr  erhöht,  indem 
z.  B.    die    physikalischen  Eigenschaften, 
soweit  sie  auf  rein  sinnliche^m  Wege  und 
ohne  Instrumente  wahrnehmbar  sind,  das 
specifische  Gewicht,  die  Schmelzbarkeit, 
Flüchtigkeit,    der  Siedepunkt,  die   Lös- 
lichkeit, das  Verhalten  gegen  Reagentien, 
♦he  Prüfungs Vorschriften  nach  ihren  ein- 
'^elnen  Theilen  u.  s.  w.  gesonderte,  mit  je 
einer   neuen  Zeile  beginnende  Sätze  bil- 
den. Der  dadurch  bedingte  Mehrverbrauch 
au  Raum  ist  an  sich  schon  unerheblich, 
besonders  aber  bei  Berücksichtigung  der 
grossen  Erleichterung,  die  dadurch  dem 
djis  Werk  Benutzenden  erwächst.    Auch 
ist   der  Druck   durchweg  sehr  klar  und 
deutlieh     und    durch    Verwendung    ver- 
schiedener  Schriftarten    die   Stichworte 
und  die  Mengenangaben  augenfällig  her- 
vorhebend. 

So  sehr  wir  nach  diesem  Allem  die 
Vorzüglichkeit,  ja  Mustergültigkeit  dieser 
neuesten  Pharmakopoe  hervorheben  müs- 
sen, können  wir  nach  langer  Praxis  unser 
Bedenken  gegen  die  Neuerung,  der  Regel 
nach  alle  Flüssigkeiten  zu  mes- 
sen, stÄtt  sie  wie  bisher  zu  wägen, 
nicht  unterdrücken.  Eine  Begründ- 
ung der  Neuerung  vermissen  wir.    Für 


dieselbe  mag  vielleicht  der  Umstand 
sprechen,  dass  es,  gleich  gute  Wäge-  und 
Messapparate  vorausgesetzt,  leichter  ist, 
kleinere  Flüssigkeitsmengen  genau  zu 
messen  als  zu  wägen.  Während  man 
aber  mit  einer  guten  Recepturwaage  und 
einem  Satz  Gewichte  die  verschiedensten 
Flüssigkeiten  in  Mengen  von  einigen 
Bruchgrammen  bis  zu  500  und  1000 
Grammen  hinreichend  genau  unmittelbar 
aus  ihren  Standgef&ssen  abwägen  kann, 
bedarf  man,  schon  zur  Verhütung  gegen- 
seitiger Verunreinigungen,  eine  er- 
schreckend grosse  Anzahl  von  Mess- 
apparaten, Büretten,  Pipetten,  graduirten 
Gläsern,  oft  noch  in  verschiedenen 
Grössen  für  dieselbe  Flüssigkeit,  um  nur 
einige  zusammengesetzte  galenische  Mittel 
oder  Arzneien  nach  verschiedenen  Re- 
cepten  anzufertigen.  Verhältnissmässig 
gering  ist  noch  die  Mühe,  wenn  die  be- 
treffenden Flüssigkeiten  mit  Wasser  oder 
Alkohol  leicht  mischbar,  daher  auch  die 
gebrauchten  Instrumente  mit  Hilfe  von 
Wasser  oder  Alkohol  leicht  wieder  zu 
reinigen  sind.  Weit  schwieriger  gelingt 
dies  schon  bei  fetten  Gelen,  während  die 
vollständige  Befreiung  von  ätherischen 
Gelen  und  anderen,  dem  Glase  hartnäckig 
anhaftenden  Riechstoffen  oft  einen  ganz 
unverhältnissmässigen  Aufwand  an  Zeit 
und  Arbeit  erfordert.  Man  wird  daher 
oft  leichter  durch  eine  Wägung  zum  Ziele 
kommen,  wenn  man  die  nach  Maass  ver- 
ordnete Flüssigkeit  unter  Berücksichtig- 
ung ihres  meist  schon  bekannten  speci- 
fischen  Gewichtes  auf  absolutes  Gewicht 
nach  metrischem  System  umrechnet. 

Wir  schliessen  mit  dem  Wunsche,  dass 
das  schöne  Werk  einiger  weniger  aus- 
gezeichneter Gelehrten  und  Fachmänner 
nicht  bloss  der  Pharmacie  ihres  eigenen 
Vaterlandes,  sondern  auch  aller  anderen 
Culturländer  zu  Heil  und  Förderung  ge- 
reichen möge! 

Zur  Untersuchung  der  Organe  nach  Phos- 
phorvergiftung; Kobert:  Natarforsch.  Gesell- 
schaft zu  Doipat,  März  1893.  Kobert  fand  bei 
der  acuten  Vergiftung  von  Kaninchen  und  Katzen 
mit  Phospboremulsion  in  nicht  zu  grossen  Dosen 
im  Augenblicke  des  Todes  bei  der  Section  im 
dunkeln  Räume  von  allen  Organen  nur  die  Leber 
leuchtend  (Beweis,  dass  hier  die  geringste 
Oxydation  vor  sieb  geht). 


602 


Neue  Arzneimittel. 

Antiphthitin.  Prof.  E.  Klebs  bat  ein  Ver- 
fahren zur  Abscheidoxig  einer  als  »,Anti- 
phthisin*' bezeichneten  Substanz  zum  Patent 
angemeldet. 

Antitoxin.  Unter  diesem  allgemeinen 
Namen  wird  eine  sterilisirte  Typhus- 
cultur  verstanden,  welche  intramuskulär 
eingespritzt  Heilwirkung  bei  T3*phus  zeigt. 
Zur  Herstellung  der  Injectionsfliissigkeit  wird 
sterilisirte  Bouillon  von  Thymusdrüsen  mit 
Typhusbacillen •  Cultur  geimpft,  in  einem 
Autoclaven  72  Stunden  lang  bei  36  bis  37  <> 
gehalten  und  dann  auf  63  ^  erwärmt.  Es 
sind  zur  Zeit  mehrere  Forscher  mit  Versuchen 
über  die  Anwendung  dieses  Antitoxins  be- 
schäfligt. 

Diuretinpraparate.  Giram  hat  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  die  dem  Diuretiu 
entsprechende  Lithium  Verbindung ,  von 
der  er  glaubt ,  dass  sie  noch  besser  resorbirt 
werde,  gute  diurotische  Wirkung  hat.  Da 
einige  Patienten  empfindlioh  gegen  das  im 
Diuretin  enthaltene  Natriumsalicylat  sind, 
so  empfiehlt  Qram  für  solche  Fälle  eine 
Ersetzung  dieses  Bestand theiles  durch  das 
benzoesaure  Salz. 

Die  verschiedenen  Diuretinpraparate 
werden  von  der  Firma  £no22  &  Co,  in  Ludwigs- 
hafen, wie  wir  einer  Gesobäftsmittheilung 
derselben  entnehmen,  sowohl  unter  ihren 
wissenschaftlichen  Benennungen,  als  auch 
unter  folgenden  Namen  geliefert : 

Diuretin  s=:  Theobromin  -  Natrium ,  Na- 
trium salicylicum 

Diuretin,  Benzoat  ==  Theobromin- 
Natrium,  Natrium  bcnzoicum 

Lithium  -  Diuretin  =  Thoobromin- 
Lithium,  Lithium  salicylicum 

Lithiuro-Diuretin,  Benzoat  =  Tboo- 
bromin-Lithium,  Lithium  benzoicum. 


Yolumetrische  Bestimninng  der  Phosphor- 
sUare;  NdhmtM:  Selmi  1893,  Nr.  4  d.  Pharm. 
Post.  Das  gefällte  Ammonmagnesiam-Phosphat 
wird  wie  üblich  ausgewaschen,  bei  100 «  ge- 
trocknet, um  jede  Spur  freien  Ammoniaks  zu 
entfernen,  dann  in  einem  Kolben  in  einer  ge- 
messenen Menge  '/lo  N. -Schwefel säure  aufgelöst, 
1  Tropfen  Methylorange  hinzugefügt  und  nun 
mit  Vio  N. -Kalilauge  zurOcktitrirt.  Aus  der 
Menge  der  sich  noch  vorfindenden  freien 
Schwefelsäure  findet  man  die  zur  Zerlegung  des 
Doppelsalzes  benOthigte  Menge  und  daraus  bc- 
recnnct  sich  die  Phosphorsäure. 


Zum  Nachweis  des  Mutterkorns 

bringt  C  Hartfffich  in  der  Schweiz.  Wochen- 
schrift f.  Chemie  u.  Pharm.  1893,  369  einige 
Beiträge. 

Getrocknetes  und  gepulvertes  Brot  zeigt 
in  Folge  des  Gährungs-  und  Backprocesses 
derartig  aufgelockerte,  d.  h.  gleichmässig  mit 
kleinen  Höhlungen  durchsetzte  Stückchen, 
dass  sie  bei  100  bis  lÖOfacher  Vergrosserung 
kaum  vom  entfetteten  Mutterkornpulver  zu 
unterscheiden  sind;  erst  bei  300 facher  Ver- 
grÖsserung  sieht  man,  dass  nicht  das  ziemlich 
gleich  grosse  Höhlungen  zeigende  Hyphen- 
geflecht  des  Mutterkorns  vorliegt,  sondern 
dass  man  eine  sonst  structurlose  Masse  mit 
zahlreichen,  verschieden  grossen 
Höhlungen  vor  sich  hat. 

Da  diese  Erscheinung  Verwechselnogen 
möglich  macht ,  ist  besonderes  Gewicht  auf 
das  Auffinden  der  dunkel  gefärbten  Epidermis- 
zollen  des  Mutterkorns  zu  legen. 

In  einem  besonderen  Falle  handelte  es  sich 
am  die  Untersuchung  von  Erbrochenem, 
welches  an  einer  blauen  Blouse  haftete.  Der 
chemische  Nachweis  des  Mutterkorns  (Aus- 
ziehen mit  saurem  Wasser,  Ausschütteln  des 
rothgefärbten  Auszuges  mit  Aether,  Zofugeu 
von  concentrirter  Natriumbicarbonatlösung 
zu  dem  Aetberauszug)  war  positiv,  indem  die 
Natriumbicarbonatlösung  eine  rothvioictte 
Färbung  annahm.  Es  zeigte  sich  jedoch 
bald,  dass  diese  Färbung  dem  Farbstoffe  der 
schwarzen  Blouse  (Hämatoxjlin)  zukan, 
welcher  Stoff  dieselbe  Reaction  giebt,  und 
Bartwich  giebt  deshalb  Unterscheidongs- 
merkmale  für  Mutterkorn  und  Blauho\z; 
wenn  die  zu  prüfende  Substanz  in  nicht  zu 
geringer  Menge  vorliegt,  ist  der  Unterschied 
nicht  schwer  nachzuweisen. 

1.  Der  Auszug  aus  Blauholz  in  saurem 
Aether  ist  gelb,  der  aus  Mutterkorn  orange 
färben. 

2.  Der  Blauholzauszug  zeigt  bei  der 
spectroskopischen  Prüfung  Absorption  der 
blauen  Seite  des  Spectrums  bis  zwischen  b 
und  F.  Ist  die  Lösung  einigermassen  cod- 
ccutrirt,  so  ist  die  Absorption  von  F.  ab,  dsi 
eben  noch  durchschimmert,  eine  absolate. 

Ein  concentrirter  Auszug  aus  Matterkoro 
zeigt  totale  Absorption  bis  nahe  vor  D. 

Bei  Verdünnung  der  Auszüge  zeigt  der- 
jenige aus  Blauholz  keine  Absorptionssfreifeo, 


66S 


soiidern     das    Spectrum      wird    allinählich 
schwächer  und  blasser. 

Verdünnt  man  den  entsprechenden  Mutter- 
kornauszug, so  treten  von  der  rothen  Seite 
des  Spectrums  aus  Bfinder  auf,  und  zwar  zu- 
Qflcbst  ein  deutliches  Band  zwischen  D  und 
£^  dann  bei  weiterer  Verdünnung  ein  zweites 
Band  zwischen  b  und  F,  und  scbliesslicb  im 
Blau  ein   Band  zwischen  F  und  G,   das  in- 
dessen mit  dem  Fo^eZ 'sehen  Taschen spectro- 
skop  nur  schwierig  zu  sehen  ist.    Meist  i»t 
die  Absorption  hinter  F  eine  totale.    Hier- 
nach wird  es  nicht  schwer  halten,  beide  Aus- 
zuge ,    wenn  sie  so  concentrirt  sind,  dass  sie 
aoch  deutlich  gefärbt  erscheinen,  zu  unter- 
scheiden.     Auch    das    Vorhandensein    von 
Mutterkorn  neben  Blauhoiz  lässt  sich  an  dem 
Auftreten  der  Streifen,  wenigstens  des  ersten, 
noch  erkennen. 

Wenn  nun  der  saure  Aetherauszug  mit 
concentrirt  er  Lösung  von  Natrium  bicar- 
bonicum  oder  einem  andernAIkali  geschüttelt 
wird,  80  geht  der  Farbstoff  aus  dem  Aether 
mit  schöner  rothvioletter  Farbe  in  die 
wässerige  Schicht  über.  Auch  hier  ist  es 
nicht  schwer,  concentrirtere  Lösungen  von 
einander  zu  unterscheiden. 

Die  Farbe  des  Blauholzauszuges  ist  mehr 
violett,  die  des  Mutterkorns  mehr  rothviolett. 
Die  rothviolette  Farbe  ist  noch  sehr  deut- 
lich zu  sehen,  wenn  der  saure  Aetherauszog 
^anz  farblos  ist,  nur  hat  man  dann  Sorge  zu 
tragen,    so  zu  operiren,  dass  schon  eine  sehr 
geringe   Menge  der  Lösung  des  Bicarbonats 
ausreicht,    damit  die  alkalische  Lösung  des 
Farbstoffes    möglichst   concentrirt  ist.    Man 
wird  daher,  wenn  es  sich  um  das  Ausziehen 
geringer   Mengen  handelt,  den  Aether  wög- 
Jicbst  seh  vf  ach  ansäuern.   Es  genügen  dann 
2  bis  3  Tropfen  der  alkalischen  Lösung,  die 
KeactioD    hervorzurufen    und   diese    geringe 
Menge  bildet,  wenn  man  ein  enges  Reagens- 
glas nimmt,  eine  hinreichend  grosse  Schicht 
unter   dem  Aether,  um  gegen  weisses  Papier 
gehalten,  auch  noch  verhäitnissmä^tsig  geringe 
Spuren   Mutterkorn  erkennen  zu  lassen.    Es 
gelingt     auf   diese    Weise    noch,    0,00 J4  g 
Mutterkorn    deutlich  nachzuweisen,  indessen 
lürfte   das  die  Grenze  sein,  bei  0,0003  g  ist 
nau    zweifelhaft,   ob   noch   eine  Färbung  zu 
rkennen    ist.    Hartwkh  hat  folgende  Merk- 
oale  aufgefunden,  um  solche  geringe  Spuren 
on     Mutterkorn    und    Blauholz   zu    untor- 
ebeidcui ; 


1.  Stellt  man  neben  einander  rwei  Proben 
beider  Substanzen  her,  dass  die  rothe  Färbung 
der  alkalischen  Lösung  eben  noch  zu  sehen 
ist,  so  behält  die  Lösung  aus  Mutterkorn 
zunächst  ihre  Farbe  unverändert  bei,  während 
die  von  Blaubolz  im  Verlauf  der  ersten 
Stunde  entschieden  dunkler  wird. 

2.  Lässt  man  dann  beide  Proben  24 
Stunden  neben  einander  stehen,  so  dass  der 
Aether  völlig  verdunstet,  so  ist  die  alkalische 
Blauholzlösung  gelb  geworden,  die  vom 
Mutterkorn  farblos.  Letzteres  tritt  nur  bei 
ganz  geringen  Spuren  von  Mutterkorn  ein; 
ist  die  Lösung  concentrirter,  so  wird  sie  nach 
24  Stunden  nicht  farblos,  sondern  trübe 
roth.  Unter  allen  Umständen  zeigt  aber  die 
Blauholzlösung  nach  24  Stunden  eine  gelbe 
Farbe  und  es  ist  dieser  Unterschied  völlig 
geeignet,  auch  kleinste  Mengen  beider  Stoffe 
zu  unterscheiden. 


üeber  den  Nachweis  von  Nitriten 

im  Harn 

sprach  A.  Jolles  in  der  Sitznng  der  chem.- 
physik.  Gesellschaft  in  Wien  am  24.  October 
1893.  Die  Nitrite  entstehen  zuweilen  in 
durch  saure  Gäbrang  getrübten  Harnen; 
warum  nicht  in  jedem  in  saure  Gährang 
übergegangenen  salpetersänrehaltigen  Harn 
Nitrite  auftreten,  ist  nicht  bekannt. 

Der  Nachweis  von  Nitriten  mittelst  Jod- 
kaliamstärkelösung  und  Schwefelsäure  be- 
sitzt für  Harn  nicht  die  genügende  Empfind- 
lichkeit, weil  sowohl  normale  wie  auch 
pathologische  Harnbestandtheile  Jod  ab- 
sorbircn.  Zum  qualitativen  Nachweis  von 
Nitriten  im  Harn  sind  geeignet :  1.  die 
Probe  mit  SulfaDilsäure  und  schwefelsaurem 
a  -  Naphthylamin  (unterste  Grenze  bei 
0,000032  g  Ng  O3  in  100  com  Harn),  2.  die 
sog.  ÄcÄä/fer'sche  Probe,  bestehend  in  Zn- 
satz von  Kaliumferrocyanid  und  Essigsäure 
(unterste  Grenze  bei  0,000045  g  in  100  ccm). 

Zur  annähernden  quantitativen  Be- 
stimmung ist  nur  die  colorimetrische  Be- 
stimmung nach  Trommsdorff  (mittelst  Zink- 
jodidstärkelösnng)  verwendbar;  nur  mnss 
der  Harn  entfärbt  sein  und  die  Bestimmung 
rasch  durchgeführt  werden.  Die  Methode 
von  DevcfUer  (Ber.  d.  Deutsch,  ehem.  Ges., 
Bd.  26,  S.  5d0)  ist  nach  A.  Jolles  nicht  zu 

empfehlen.  a. 

Wiener  med,  BWt$r  1893,  56t. 


664 


Terpenfreies  LemongrassöL 

Die  Fabrik  ätherischer  Oele  von  //.  Haensel 
in  Pirna  berichtet  nach  einer  Untersuchung 
von  Dr.  Hefelmann  in  Dresden  darüber  Fol- 
gendes : 

Terpenfreies  LemongrassöL  wurde  in  die 
Disnlfitverbindung  übergeführt,  diese  behufs 
Isolirung  des  Aldehyds  mit  überschüssigem 
kohlensaurem  Natron  zersetzt  und  der  Al- 
dehyd mit  Wasserdämpfen  übergetrieben. 

Der  reine  Aldehyd  zeigte  einen  reinen 
citronellartigen  Geruch  und  war  in  allen  Ver- 
hältnissen löslich  in  Aether,  Alkohol,  Chloro- 
form etc.  Bei  gewöhnlichem  Luftdruck  lässt 
sich  ein  scharfer  Siedepunkt  für  den  Aldehyd 
nicht  feststellen,  da  stets  eine  geringe  Zer- 
setzung Platz  greift.  Nach  wiederholter 
Fractionirung  wurde  der  Siedepunkt  224  bis 
230«  ermittelt.  F.  W.  Semmler  (Ber.  d. 
D.  ehem.  Ges.  XXIV,  201)  fand  für  das 
Geranial  (Geraniumaldehyd)  C^o^lG^  ^^^ 
Siedepunkt  bei  760  mm  Quecksilberdruck  zu 
224  bis  228«,  für  Citral  227  bis  228«. 

Das  specifische  Gewicht  des  reinen  im 
Vacuum  destillirten  Aldehyds  wurde  bei  15«  C. 
zu  0,898G8  ermittelt.  F.  W.  Semmler  fand 
(loc.  cit.)  für  das  Geranial  das  spec.  Gew.  bei 
15«  C.  0,8972  und  für  das  Citral  0,899.  Der 
ermittelte  Werth  stimmt  demnach  aufs  beste 
überein  mit  dem  von  F,  W.  Semmler  für 
Citral  und  Geranial  ermittelten  specifischen 
Gewicht.  Semmler  erklärt  Geranial  und  Citral 
für  identische  Körper  und  betont  u.  A.,  dass 
beide  optisch  völlig  inactiv  seien  im  Gegen 
satzo  zu  dem  von  ihm  und  auch  von  Dodge 
(Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXIII,  Ref.  175)  stu- 
dirten  Citronellon  CjQHjgO,  das  im  Me- 
lissenöl,  Citronellaöl  und  Lemongrassöl  vor- 
kommen und  eine  geringe  Rechtsdrehung 
aufweisen  soll;  welche  —  ist  nicht  angegeben. 
Der  Aldehyd  aus  dem  terpenfreien  Lemon- 
grassöl war  nur,  obwohl  er  sonst  alle  physi- 
kalischen Eigenschaften  des  Citrals  und  Ge- 
ranials  besass,  nicht  optisch  inactiv,  sondern 
zeigte  eine  Rechtsdrehung  von  0,17  absoluten 
Kreisgraden. 

Geranial       Citral       Aldehyd  Citronellon 

ans 
Lcraongrastöl 

öpftc.  Gew. 

bei  150  c.  0,8972       0,899      0,89868     0,8681 
Siedepunkt 

unt.  gewöhnl. 

Druck        2*24-2280  228-229«  224-230«  204-209*» 
Drehung         ±0        ±0       4-  0,17  wumI  -h. 


Das  specifische  Gewicht  und  der  Siede- 
punkt von  Citronellon  und  unserem  Aldehyd 
weichen  so  erheblich  von  einander  ab,  dass 
an  eine  Identität  beider  Aldehyde  nicht  ge- 
dacht werden  kann.  Ein  weiteres  Argament 
für  die  Verschiedenheit  beider  Körper  liefert 
aber  auch  die  Oxydation  unseres  Aldebydi 
mittelst  Silberoxydammoniaks  nach  F.  W. 
Semmler  (Ber.  d.  D.  ehem.  Ges.  XXIV,  208). 
Unser  Aldehyd  liefert  ein  äusserst  voluminöses 
Silbersalz,  während  das  Silbersalz  der  Citro 
nellasäure  sehr  wenig  voluminös  ist.  Aus- 
schlaggebend besüglich  der  Unterscheidung 
der  Oxydationsproducte :  GeraniomeHure 
CjQ  Hjß02  und  Citren ellasänre  C^^  H|gOo  ist 
weder  die  Elementaranalyse  noch  die  Silber- 
bestimmung  in  den  Silbersalzen^  da  die  an&* 
lytiscben  Werthe  sich  so  weit  nähern,  dass 
ihre  Differenz  in  die  Fehlergrenzen  fallen 
kann.  Immerhin  wurde  die  Silberbestimm- 
ung  in  Silbersalz  ausgeführt. 

Geranium saures  CitroncUasänres  Unser  Silber- 
Silber                  Silber  salz 
C.oH.sAgO.        C.oH.rAgO, 
Silber :  39,27  pCt         38,99  pCt  39,36  pCt. 

Auf  Grund  der  vorstehenden  Untersucbnng 
gelangt  Hefelmann  zu  dem  Schlass,  dass 
der  Aldehyd  des  terpenfreien  LemongrasBÖN 
(jeranial  beziehentlich  Citral  ist. 


Studien  fiber  die  ConYolvnlaeeenglykoside ; 

Nicolai  Kromer:  Pharm.  Zeitschr.  f.  RdbsI.  l^i♦l^ 
Nr.  38  u.  flg.  Das  in  der  Scammoniawunil 
vorkommende  Glykosid,  da<  Scammonin,  besitit 
die  Zusamraensetznng  Gab  Hi s«  O«,.  Diese  Formel 
lässt  sich  mit  den  Ergebnissen  der  Elementar- 
analysen  und  mit  der  ßestimmung  der  Molf- 
kalargrOsse  in  Einklang  bringen.  Die  Formel 
verlangt  1884  Einheiten,  gefunden  wurden  ITSÜ 
bez.  19^6  Einheiten.  Nach  SpirgcUis  sollte  da? 
Scammonin  der  Formel  Ca^HsoÖt«  ent^precben 
und  bei  150 <>  schmelzen.  Kromer  fand  den 
Schmelzpunkt  bei  131^  Die  bei  der  Einwirk- 
ung von  Alkalien  auf  das  Scammonin  unter 
Wasseraufnahme  entstehende  Scammonsäure  \>i 
zweibasisch  und  entspricht  der  Formel 

CttH44  0|i. 

Die  Oxydationsproducte  des  Scammonins  darch 
Salpetersäure  sind  Eohlensäare,  Oxalsäure.  Bai- 
driansäure,  Buttersäure  und  eine  der  Sehacin* 
säure  isomere  Säure  vom  Schmelzpunkt  101". 
Kaliumpermanganat  oxydirt  das  Scammonin  za 
Oxalsäure,  Baldriansäure  und  Scammonols&ore 
Mineralsäuren  spalten  das  Scammonin  in  2  Md 
Scammonol,  4  Mol.  Baldriansänre  nnd  in  6  Mol 
einer  der  Mannose  nahestehenden  Zackerart. 

Das  Scammonol  besitzt  den  Charakter  eise« 
Säureanhydrids,  die  Scammonolsäare  ist  fia^ 
einbasische  Saure.  Th. 


t 


665 


Ans  dem  Bericht  ttber  die  Thätig- 
keit  der  städtischen  TJnter- 
sachangsanstalt  für  Nahmngs- 
und  Genussmittel  zu  Nürnberg 
während  des  Jahres  1892. 

Da  mit  Essig  eingemachte  Fruchte  oft 
rasch  zu  Grunde  gehen,  weil  ein  unter  4  pCt. 
Essigsäure  enthaltender  Essig  nicht  mehr 
sieber  conservirend  wirkt,  so  wünscht  Käm- 
merer ^  dass  ein  speciell  zum  Einmachen  von 
Frachten  bestimmter  „Salicylessig*'  zum 
Verkauf  gelangen  möchte,  wie  dieses  in  Berlin 
bereits  geschieht. 

In  einer  Zwiebackprobe  ohne  ausser- 
lieh  sichtbare  Larvengänge  liessen  sich  beim 
Aufweichen  Insectenlarven  in  völlig  abge- 
schlossenen, blasigen  Cavernen  nachweisen, 
irodarch  bewiesen  war,  dass  die  Insecten- 
larven  bereits  in  den  zur  Herstellung  des 
Zwiebacks  benutzten  Materialien  enthalten 
gewesen  and  mit  diesen  verbacken  sein 
mussten. 

Unter  der  Gruppe  der  moussirenden  Ge- 
tränke tauchte  1892  „Cholerawasser^^ 
auf,  welohes  entweder  durch  Zusatz  von  Koch- 
salz» Phosphorsäure  und  Citronensäure  oder 
nur  von  Kochsalz  und  Citronensäure  zu  dem 
gewöhnlichen  känstlichen  Selterswasser  her- 
gestellt wird.  s. 


Barstellung  des  cyansauren 

Kaliums. 

Anschliessend  an  die  Bemerkungen  über 
die  Darstelinng  des  cjansanren  Kalis  ans  Ferro- 
cjankalium  vermittelst  Kaliumbichromat, 
die  darin  besteht,  dass  die  vollständig  ge- 
trockneten Bestandtheile  mit  einander  ver- 
mischt, vorsichtig  erhitzt  bis  zu  einer  schwar- 
zen, porösen  Masse  und  schliesslich  mit  AI- 
itohol  extrahirt  werden  (Pharm.  Ztg.  1893, 
292),  fugt  Dr.  Erdmann  (Pharm.  Ztg.  1893, 
GG2}  folgende  Bemerkungen  hinzu :  Die  von 
C.  Bell  berrährende  Methode  kann  nur  dann 
Anspruch  auf  Brauchbarkeit  machen,  wenn 
man  die  Substanzen  v  ollständig  wasser- 
frei vermischt,  zur  Extraction  ein  Alkohol- 
gemisch mit  10  pCt.  Methylalkohol  ver- 
wendet, anter  Anwendung  von  Eiskühlnng. 
Jedenfalls  müsse  dabei  beobachtet  werden, 
tlass  die  darzustellende  Menge  nicht  zu  hoch 
genommen  werde,  wegen  der  leichten  Zersetz- 
liehkeit  des  Präparates.  S. 


Destilliren  von  Metallen. 

Moissan  ist  es  nach  Südd.  Apoth.-Ztg. 
gelungen,  Metalle  und  andere  Stoffe,  welche 
bisher  als  unschmelzbar  und  nicht  flüchtig 
galten,  durch  Anwendung  des  elektrischen 
Flammenbogens  zu  destilliren.  Silber  kann 
bei  Anwendung  eines  solchen  Schmelsbogens 
zu  vollständigem  Kochen  gebracht  werden 
und  destillirt  dann  über,  selbst  Platin,  Qold 
und  Eisen ,  Aluminium  und  Zinn  lassen  sich 
mit  Leichtigkeit  überdestilliren. 

Aber  auch  Kieselerde  verdunstet  in  den 
elektrischen  Glühöfen  rasch  und  condensirt 
sich  wieder  zu  winzigen  Kügelchen;  Staub- 
kohle wird  fast  sofort  in  Graphit  umgewandelt, 
der  überdestillirt  und  sich  in  Form  heller, 
halbdurchsichtiger  Plättchen  niederschlägt, 
welche  bei  Licht  in  schöner  kastanienbrauner 
Farbe  erscheinen.  Sogar  sonst  feuerfester 
Thon  zeigt  sich  destillirbar,  auch  Kalk,  der 
sich  als  feines  weisses  Mehl  wieder  ab- 
scheidet. 

Verhalten  der  Schiess-  oder 
Collodiamwolle    beim    Trocknen. 

Bei  der  Fabrikation  von  Schiess-  oder 
Collodiamwolle  ist  es  bekanntlich  erforder- 
lich, nach  der  Nitrirnng  jede  Spur  Ton 
freier  Sänre  durch  längeres  Waschen  mit 
Wasser  sorgsam  zu  entfernen,  da  die  Gefahr 
des  Explodirens  äusserst  nahe  liegt.  Um 
diesen  umständlichen  Process  abzukürzen, 
versuchte  Weber  dem  Waschwasser  etwas 
Ammoniak  zuzusetzen  und  dann  das  etwas 
gelblich  gewordene  Pjroxjlin  bei  70  <>  zu 
trocknen.  Nach  drei  Stunden  erfolgte  eine 
sehr  heftige  Explosion.  Das  Ammoniak 
hatte  mit  der  noch  spurenweise  yorhandenen 
Salpetersäure  Ammonnitrat  gebildet,  welches, 
im  fein  vertheilten  Zustande  befindlich,  als 
die  Ursache  der  Explosion  angesehen  wurde. 

Verdampft  man  eine  concentrirte  Am- 
monnitratlOsung  mit  wenig  Essigsäure  auf 
dem  Wasserbade,  so  findet  bei  einer  ge- 
wissen Concentration  freiwillige  Entflammung 
unter  sehr  heftiger  Reaction  statt,  was  darauf 
beruht,  dass  der  Wasserstoff  des  Ammoniaks 
sich  auf  Kosten  des  Sauerstoffs  der  Salpeter- 
säure entzündet.  Das  Ammonnitrat  wirkt 
hier  sonach  als  Zünder.  Diese  Thatsache 
verdient  deshalb  bei  der  Darstellung  obiger 
Producte  vollste  Beachtung.  s, 

Chem.'Ztg.  1S93,  Bep. 


(5(56 


X^ecbBiscbe  MiUlielliuiseii* 

Das  Bleiehen  des  gelben  Wachses  destillirt.    1 000  kg  trockenen  Torfes  liefern 


wird  gewöhnlich  in  der  Art  vorgeoommeD, 
dass  man  dasselbe  in  dünne  Fäden  giesst  und 
diese  der  Einwirkung  des  SonDenlichtes  aus- 
setzt. Die  Raschbeit  des  Bleicbprocesses 
hfingt  von  der  Dünne  der  Wachsfäden  ab. 
In  Amerika  benutzt  man  (nach  Seifenfabri- 
kant) statt  der  Fäden  „Wachspulver",  welches 
man  in  der  Art  herstellt,  dass  man  gelbes 
Wachs  schmilzt,  dieses  in  einen  Cylinder 
biingt,  aus  welchem  es  mittelst  Druck  von 
10  Atmosphären  durch  ein  Rohr  mit  zwei,  je 
1  cm  hintereinander  stehenden,  Mundstücken 
(die  sich  verjüngen)  in  ein  hölzernes  Qefäss 
zerstäubt,  in  welchem  ein  heftiger  Strahl  ab- 
gekühlter Luft  sich  bewegt.  Dadurch  wird 
das  in  feinster  Staubform  eingedrückte  Wachs 
zum  Erstarren  gebracht  und  fällt  in  Form  von 
feinem  mehlartigen  Pulver  zu  Boden.  Dieses 
lässt  sich  nun  ungemein  rasch  in  üblicher 
Weise  an  derSonne  oder  mittelst  Wasserstoff- 
superoxyd bleichen.  S. 


62  bis  63  Liter  Alkohol;  500  kg  Kartoffeln 
mit  20  pCt.  Stärkegehalt  liefern  60  bis  61 
Liter  Alkohol.  5. 


Erzeugung  von  Alkohol  aus  Torf. 

In  Ph.  C.  32,  539  brachten  wir  eine  Dar- 
stellung der  Verwendung  und  Yerarbeitang 
des  Torfs  zn  technisch-industriellen  Zwecken. 
In  Neueste  £rfind.  n.  Erfahr,  wird  über 
die  Verarbeitung  des  Torfs  zu  Alkohol 
Folgendes  berichtet: 

Schon  froher  war  es  gelangen,  wenn  anch 
nicht  mit  peknniärem  Vortheil,  aus  Holz 
Zucker  und  damit  Alkohol  darzustellen;  die 
dichte  Bescbafifenheit  der  Holzcellnlose 
schloss  jedoch  eine  praktische  Verwendung 
dieser  Methode  aus.  An  Stelle  der  dichten 
Holzcellolose  wurde  eine  feinere  Cellolose 
verwendet,  welche  für  chemische  Agentien 
bedeutend  empfänglicher  ist,  nämlich  die 
Torffaser.  Zo  diesem  Zwecke  wird  der 
Torf,  wie  er  ans  dem  Moore  kommt,  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  bei  115  bis  120  <>  G. 
4  bis  5  Stunden  gekocht,  wodorch  die 
Ceilolose  des  Torfes  dorch  Spaltong  und 
Wasseraofnahme  in  Zocker  übergeführt 
wird.  Nach  beendetem  Kochen,  sobald  das 
Mazimom  der  Zuckerbildong  erreicht  worden 
ist,  wird  die  zuckerhaltige  Brühe  mittelst 
Filterpressen  vom  Bückstande  getrennt,  die 
zuckerhaltige  Lösung  concentrirt,  mit  Hefe 
vergohren    und  der   gebildete  Alkohol  ab- 


Färben  von  Messing. 

Nach  0.  Pfeiffer  kann  man  Measing  schon 
schwarz,  nsch  Belieben  abgetönt  bis  zu  lich- 
tem Braun ,  mittelst  einer  ammoniakaliscben 
Rupferlösung  färben,  welche  durch  Auflösen 
▼on  1  Th.  Kupfernitrat  in  2  Th.  Salmiakgeist 
unter  Abkühlen  erhalten  wird.  Diesorgföitig 
gereinigten  Messinggcgenst&nde  nehmea  in 
diesem  Bade  zunächst  einen  hellen  Ton  an, 
der  allmählich  bis  zu  tiefem  Schwarz  vor- 
8cb reitet  und  zu  beliebiger  Zeit  festgehalten 
werden  kann.  Durch  Einbürsten  mit  etw» 
Wachs  oder  Vaselin  erhfilt  die  Färbung  Glanz. 
—  Durch  Eintauchen  der  gefärbten  Gegen- 
stände in  ganz  verdünnte  Salzsäure,  wobei 
der  aus  Kupfcroxjd  bestehende  Ueberxog 
allmählich  gelöst  wird,  erhält  man  neue  hellere 
Farben  von  grosser  Schönheit,  die  beliebig 
festgehalten  werden  können  und  lebhaft  an 
die  so  geschätzten  Färbungen  der  japanischen 
Bronzen  erinnern. 

Zettsehr.  d.  österr,  ApotK^Vtr. 
Vergl.  auch  Ph.  C.  34^  167. 


Firniss  für  japanische  Arbeiten. 

40  g    Körnerlack    und  40  g  helles  Hare 
werden  in  1  Liter  starkem  Spiritus  gelöst  und 
die    Lösung    durch   Absetzen  geklärt.    Bei 
Benutzung  stellt  man  den  Firniss  warm,  aocb 
ist  es  gut,  die  damit  zu  überziehenden  i$acben 
leicht   anzuwärmen.     Beim    Auftragen   ▼er- 
meide  man,  eine  Stelle  zweimal  xu  über- 
fahren   und    gebe    erst  nach  vollständigen 
Trocknen     des     ersten     Ueberzuges    einen 
zweiten;   es  wird    dies  so  lange  wiederholt, 
bis  der  Ueberzug  genügend  stark  erscheint; 
hierauf  wird  dieser  durch  Tripel  oder   aof< 
feinste    gepulverten  Bimstein    und    wollene 
Lappen  polirt.  Für  schwarze n japanischen 
Lack  nimmt  man  40  g  gebrannte  Umbra, 
20  g  echten  Asphalt  und  1  Liter  gekoehiei 
Leinöl.    Den  Asphalt  löst  man  in  der  Warne 
in  wenig  Gel,  setzt  die  mit  Oel  abgericbcAe 
Umbra  hinzu  und  rührt  mit  dem  Best  des 
Geles  gut  durch,  worauf  man  erkalten  lis^t 
und  mit  Terpentinöl  entsprechend  verdünnt. 

Süddeutsche  A^^-Ztg, 


6(>7 


VlLerapeatlscIie 

Zur  Pflege  der  Hände. 

Um  die  nachtheilige  Wirkang  der  Karbol* 
BÄure  auf  die  Haat  der  Hände  bei  Aersten 
aod  Chirurgen  zu  ▼ermeiden ,  schlägt  nach 
Korresp.  BL  der  ärztl.  Kreis- Vereine  Sachsens 
1893,  123  Vogd  vor,  dass  man  vor  und  nach 
dem  Oebrauch  der  Karbolsäure,  dem  Seifen- 
schaum, der  die  Hände  bedeckt,  einen  Kaffee- 
löffel gepulverten  Borax  zusetzen  und  nun 
die  Hände  eine  Weile  mit  dieser  Mischang 
einreiben  so  IL 

Um  dem  Ekzem  vorzubeugen,  das  bei 
maochen  Personen  häu6g  anzutreffen  ist, 
muBS  man  gleich  nach  der  Berührung  der 
Hände  mit  Karbolwasser  diese  mit  Talk- 
pulver einstreuen  und  dieses  stündlich  wieder 
holen;  das  genügt,  um  nach  1  bis  2  Stunden 
das  stampfe  Qefühl  in  Folge  des  Gebrauchs 
der  Karbolsäure  zum  Verschwinden  zu 
bringen. 

Gegen  die  namentlich  im  Winter  in  Folge 
häufiger  Waschnngea  rauhe  und  runzelige 
Haut  soll  man  sich  die  Hände  mit  einem 
Gemisch  von  1  Th.  Glycerin  und  3  Th. 
Kosenwaeser  einreiben,  da  unverdünntes 
Glycerin  bekanntlich  nur  noch  spröder  macht, 
sie  reizt  and  bräunt ;  oder  man  soll  folgende 
Salbe  einstreichen  :  1  Th.  feinst  gepulverte 
Borsänre,  2  Th.  Glycerin,  3  Th.  Lanolin. 

Gegen  Hau  triste  soll  man  nach  SUffen 
täglich  xweimal  die  Uälide  mit  folgender 
Salbe  bestreichen:  1  Th.  Menthol,  2  Th. 
Salol,  2  Th.  Olivenöl,  60  Th.  Lanolin. 

Die  weiteren  Rathschläge  zur  Beseitigung 
der  Folgen  häufiger  Berfihrung  mit  Sablimat- 
lösungen,  Karbolwasser,  Säuren,  Alkalien 
stimmen  ganz  und  gar  mit  denen  überetn, 
welche  wir  bereits  Ph.  C.  89,  399  angegeben 
haben.  s. 

Aeusserliche  Anwendang  der 
SalicylsftTtre  bei  acutem  Gelenk* 

rheamatiimiuk 

In  der  BevOHod'Behen  Klinik  in  Genf 
wird  seit  18S7  (durch  Jßu0{  eingeführt)  die 
Salicyls&ore  bei  acatem  Gelenkrheamatismns, 
sowie  bei  Mnakelfhenmaiismas  in  folgender 
Weise  angewendet.  Die  erkrankten  KOrper- 
theile  werden  mit  einer  LOsnog  von  20  g 
Salicylsftiire  in 

100  g  absolutem  Alkohol  und 

200  g  BicinnsOli 


Mltciieilaiigreii. 

mittelst  Compressen  bedeckt,  wasserdichter 
Stoff  darüber  gelegt  und  das  Ganze  durch  eine 
Flanellbinde  festgehalten.  Das  Verfahren 
ist  Morgens  und  Abends  zu  wiederholen. 

Oft  wird  vortheilhaft  eine  rein  ölige  Lös- 
ung (20  g  Salicylsäare ,  200  g  Ricinusöl) 
verwendet;  ein  Zusatz  von  5  pCt.  Chloroform 
erleichtert  die  Absorption  der  Salicylsänre 
durch  die  Haut. 

Schon  nach  20  Minuten  ist  die  Salicyl- 
sänre im  Harn  nachzuweisen. 

Auch  Bourget  in  Lausanne  wendet  die 
Salicylsänre  äueserlich  an  und  empfiehlt  bei 
acutem  Gelenkrheumatismus  folgende  Salbe : 

10  g  Salicylsänre, 
10  g  Lanolin, 
10  g  Terpentinöl, 
100  g  Schweinefett 
Mit  dieser  Salbe  werden  die  Gelenke  reich- 
lich, ohne  zn  reiben,  eingestrichen  und  mit 
Flanell  umhüllt.  s. 

Corresp.'BL  f,  Schweiz.  Aerzte  1893,  709. 


Vergiftung  durch  FliysostigmiiL 

Leibhohf  konnte  zwei  Physostigminvergif^- 
ungen  beobachten,  deren  Verlauf  ganz  eigen- 
thümlioh  war.  Auffallend  war,  dast  die  50- 
fache  Maximaldoflis  des  völlig  kräftigen  und 
als  unverändert  festgestellten  Qiftes  den  Tod 
nicht  herbeigeführt  hatte.  Ferner  war  eine 
auffallende  Erweiterung  der  Pupille 
gegenüber  der  verengenden  Wirkung  des  in 
den  Co^junctivalsack  gebrachten  Eserins  zu 
bemerken.  Stuhlgang  war  merkwürdiger- 
weise nicht  vorhanden,  während  bei  Tbier- 
versuchen  stets  starke  Durchfälle  beobachtet 
worden  sind ;  wird  doch  Eserin  bei  Kolik  der 
Pferde  als  Abführmittel  gegeben.  S. 

DetUscfie  McdrZtg. 


Ansteckende  Krankheiten. 

Auf  Seite  129  dieses  Jahrganges  hatten  wir 
diejenigen  gemeingeffthriichen  Krank- 
heiten aufgeführt,  welche  in  dem  Entwurf  zu 
dem  sogenannten  Reichs-Seuchcngesets 
in  Betracht  gezogen  werden. 

Der  Polizeipräsident  von  Berlin  hat  unterm 
21.  October  a.  J.  eine  ältere  Verordnung  anf- 
gefrischt,  wonach  die  Gehirn-Rflckenmarks- 
haut'EntzttnduDg  oder  der  Kopfgenick- 
krampf (Meningitis  cerebrospinalis),  eine  in 
obengenanntem  Entwurf  nicht  mit  erwähnte 
Kiankheit,  der  äntlichen  Anzeigepflicht  unter- 


668 


worfen  ist  und  Absonderane  dieser  Kranken, 
sowie  Desinfection  der  von  ihnen  innegehabten 
Wohnräume  und  der  Ton  ihnen  benatzten  W&sche, 
Kleider  etc.  vorgeschrieben  ist 

Von  den  Landesschal räthen  mehrerer  Oster- 
reichischer  Lftnder  (z.  B.  Böhmen,  GOrz  and 
Gradiska)  ist  eine  Verordnung  zur  Hintan- 
hal tung  der  Verbreitung  anstecken- 
der Krankheiten  durch  die  Schfiler 


erlassen  worden  (Korresp.-Bl.  der  firztL  Kreis- 
u.  Bez.- Vereine  Sachsens  1893,  Nr.  9),  wonach 
als  ansteckende  bez.  übertragbare  Krankheiten 
nachstehende  anzusehen  sind :  Blattern,  Masern, 
Scharlach,  Diphtherie,  Fleck-Tjphus,  epidemische 
Genickstarre,  Cholera,  Unterleibs-Typbas,  Rahr, 
Keuchhusten,  Mumps,  mnulOse  Auffenentefind- 
ung,  Krätze  und  andere  übertragbare  Haut- 
krankheiten, s. 


Bilcherscliaii. 


Medicinal- Kalender  für  den  Prenssischen 
Staat  auf  das  Jahr  1894.  In  zwei  Ab- 
tlieilangen.    44.  Jahrgang.    Berlin  1893. 

Verlag  von  Äug.  Uirschtoald* 

Die  vom  Regierongs-  und  Medieinalrath  Dr. 
A,  Wernich  in  Berlin  herausgegebene  erste  Ab- 
theilung des  Medicinal-Kalenders  enthält:  I.  Ge- 
Fchäftstasehenbuch  (Kalender-Tafel  für  1894  und 
Tages-Kalender),  II.  Heilapparat,  Verordnungs- 
lehrc  and  III.  Diagnostisches  Nachsclilagobuch. 
Ucberall  ist  revidirt  und  ergänzt  worden;  we- 
sentliche Umgestaltungen  haben  erfahren  die 
„Pharmaeopoea  oeconomica"  und  die  „Pormulae 
magistrales  Berolinenses",  letztere  sind,  soweit 
sie  Interesse  für  Apotheker  ausserhalb  Berlins 
haben,  auch  in  die  Pharm.  Centralhalle  aufge- 
nommen, über  die  Pharmacopoea  oeconomica 
findet  sich  Ph.  C.  83.  2b  eine  Notiz.  Die  zweite 
Abtheilung  enthält  die  im  abgelaufenon  Jahre 
erlassenen  Ministerial- Verfügungen  und  Per- 
sonalien des  Civil-  und  Militär-MedicInalwescDs 
in  Preussen  und  in  sämmtlichcn  weiteren 
deutschen  Staaten  mit  alphabetischem 
Namens -Register.  Es  ist  bekannt,  dass  alle 
hierauf  bezüglichen  Angaben  des  Medicinal- 
Kalenders  mit  Benutzung  der  Ministerial-Acten 
gemncht  werden  und  sonach  möglichst  zuver- 
lässig sind. 

Der  Medicinal-Kalender  dürfte  auch  Apothekern 
vielfach  von  Nutzen  sein.  g. 

üntertnchnngen  über  die  etwaige  Giftig- 
keit des  Alaminiamt.    Dissertation  etc. 
von    Christoph   Schmitz,       Bonn    1893. 
Ernst  lleyden.  38  Seiten  8«.  Preis  IMk. 
Der   Verfasser   experimentirte    hauptsächlich 
mit  essigsaurer  Thonerde.    War  schon  die  Wahl 
dieses  Salzes  bedenklich,  so  hätte  er  sich  we- 
nigstens über  die  chemische  Formel  genügend 
unterweisen  sollen.    Durch  Veraschen  fand  er 
13pCt  AlaOj,  für  Alumininmacetat  berechneter: 
AI  (C,e,Og),  =  13,3  pCt.   Hier  erscheint  AI  und 
AliOa  vom  Verf.  verwechselt.    Später  aber  nimmt 
er  an,  dass  28  g  des  officinellen  „Liquor  Alu- 
minii  acetici"  2,4  g  Alumininmacetat  und  3290 
des  Liquor  260  g  desselben  Salzes  entsprächen. 
Nun   enthält  jedoch  das   nach  Vorschrift  des 
Arzneibuches    bereitete    Präparat:     Al^  (0  H), 
(CsHi0t)4t  d.  i.  3/,  basisches  Aluminiumacetat 
(und  0,4  pCt.  Gyps),  nicht  aber:  AUC.HaO,)^! 
Dass  auch,  abgesehen  hiervon,  die  anKCstollten 
Versuche  nichts  beweisen,  ergiebt  sieli  daraus. 


„dass  bei  Darreichung  der  gleichwerthigen  Essig- 
säure eine  unverhältnissmässig  viel  stärkere  und 
schnellere  Abmagerung  erfolgte".  Der  Aotor 
hätte  sich  hier  Hartnacl^z  Forderung  erinnern 
sollen,  die  eigentlich  selbstverständlien  ist,  dass 
nämlich  ein  zu  prüfendes  Metallsalz  keinen 
anderen  starkwirkenden  Stoff,  als  das  Metall, 
enthalten  darf. 

lieber  die  subcutane  Wirkung  des  Alnminiums 
stellte  Schmitz  zwei  Versuche  an,  indem  er  4  ccm 
des  officinellen  Liquor  Alominii  acetici  einem 
jungen  Hunde  injicirte,  wodurch  Abscedirong 
ohne  weitere  üble  Folgen  entstand.  Ein  Eiweiss 
coagulirendes  Salz  zu  injiciron,  wird  von  den) 
modernen  Toxikologen  zur  Benrtheilung  der  Gift- 
wiriiung  eines  Metalls  fQr  zwecklos  erachtet  und 
dQrfte  nur  die  antivivisectorischen  Bestrebungen 
fördern!  —  Weiterhin  wendet  sich  der  Verfasser 
gegen  Siem's  Dissertation:  „Ueber  die  Wirkung 
des  Aluminiums"  (Dorpat  1886);  der  darin  vor- 
kommende Satzfehler  (Ph.  0.  83,  607)  bietet 
Anlass  zu  zwar  wahren,  aber  selbstverständlichen 
Bemerkungen  über  die  Resorbirbarkeit  des  Ala- 
nuniums  vom  Darme  aus. 

Wenn  wir  bei  der  vorstehend  besprochenen 
Arbeit  länger  verweilten,  als  deren  Werthe  zn 
entsprechen  scheint,  so  geschah  dies  in  der  Vor- 
aussicht, dass  die  Tagespresse  und  die  Literator 
der  Alumini  um -Industrie  nicht  ennangeln  werden, 
den  Schnitt s'futhan  Versuchen  Beweiskraft  bei- 
zumessen. — y. 


Bericht  über  die  Thätigkeit  der  städttsdiei 
UntersacbimgsaAstalt  für  Hahroags-  and  Ge- 
nnssmittel  zu  Hürnberg  während  des  Jahres 
18*)2.  Erstattet  von  deren  Vorstand,  Prof. 
Dr.  Hermann  Kämmerer,  Nürnberg  1893. 
Druck  von  J.  L.  Stich,  Auf  Seite  665  theilen 
wir  einige  interessante  Angabe»  dieses  Be- 
richtes mit. 

Ueber  den  Einfloss  des  SaUpyrins  bei  Gebär- 
matterblutangen.  Von  Dr.  Heinrich  Kayser, 
erstem  Assistenzarzt  der  Klinik.  Sonder- 
abdruck aus  der  „Deutschen  Medicinischen 
Wochenschrift"  1893,  Nr.  43. 

„Le  Repetitear"  —  „The  Repeater''  ~  Jl  Ripe- 
titore".  Berlin  1893.  Verlag  ?on  Jlasfw 
bäum  <S;  Hart.    Lieferungen  Nr.  21. 

Preisliste  von  R.  H.  Paulcke  in  Leipxtg,  Fabrik 
chemisch -pharmaceutischer  Präparate  und 
Drogen-Handlung.  Centralstelle  in-  und  aus- 
ländischer phannaceutischer  Specialitäteo. 
Vorzugspreise.    Oc  tober  1893. 


669 


Verschiedene  IHltthellunffen« 


Tropfenmaassgläser. 

In  Nr.  45  der  Pharm.  Centralhalle 
fimpfiehlt  A.  Schneider,  indem  er  sich 
in  dankenswerther Weise  mit  der  Dosirung 
stark  wirkender  Tropfen  beschäftigt,  gra- 
rliiirte  Augenpipetten  als  Hohlmaasse. 

Mein  Vorschlag  geht  noch  etwas  weiter: 
Zu  stark  wirkenden  Tropfen  verabreiche 
man  cylindrische  graduirte  Tropfenmaass- 
gläser nach  Art  der  englischen  „minim 
measnres".  Vor  mir  liegt  die  neue  Preis- 
liste von  F.  Newbery  and  Sons,  London 
E.  C.  1—8  King  Edward  street.  Darin 
empfiehlt  die  Firma  Tropfenmaass-Steh- 
r'vlinder,  fein  graduirt  mit  30  Pf.  ein  Stück. 
Englische  Fabrikate  sind  nalürlich  eng- 
lischen Gonsum-Preisen  entsprechend,  ich 
bin  daher  fest  überzeugt,  diese  Cylinder 
lassen  sich  bei  uns  in  Masse  wesentlich 
billiger  herstellen,  so  dass  sie  im  Hand- 
verkäufe für  25  bis  30  Pf.  abgebbar  sind. 
Schneider'^  graduirte  Pipette  wird  aur 
nähernd  den  Preis  haben,  wie  ein  gra- 
duirte« Tropfenmaassglas.  Der  Ungeübte 
wird  ferner  in  ein  Maassglas  leiehtor  die 
richtige  Tropfenzahl  einfüllen,  als  sie  in 
eine  Pipette  richtig  aufsangen.  Dem  Apo- 
theker steht  auch  nichts  im  Wege,  die 
Maa.ssgliiser  zurückzuvergüten.  Ganz  ver- 
sehwinden dagegen  sollten  die  diversen 
Sorten  Patenttropfgläser,  welche  auch  aus- 
nahmslos sehr  unpraktisch  sind.  Abge- 
sehen von  vielem  Bruch,  von  dem  unbe- 
dingt nöthigen  Hauch  Paraffinsalbe  über 
den  Stöpsel,  um  festen  Schluss  zu  erzielen, 
\\ni\  die  nüthigen  Anweisungen  an  das 
I^iblikum,  ist  der  Hauptmangel  die  ge- 
radezu staunenerregende  Unzuverlässigkeit 
dos  Gewichtes  dieser  Tropfen,  sowohl  unter 
sich,  als  verglichen  mit  dem  Gewichte  von 
Tropfen  aus  gleichgrossen,  gewöhnliehen 
Flaschen.  Es  kann  daher  sehr  leicht 
passiren,  dass  ein  Patient  die  doppelte 
Menge  der  vom  Arzte  beabsichtigten  Dosis 
erhält,  und  kann  dadurch  ein  Todesfall 
<;anz  „lege  artis''  zu  Stande  kommen. 

Unglücklicherweise  hat  auch  die  Re- 
gierung die  Patent-Tropfgläser  sanctionirt, 
indem  sie  in  der  Taxe  einen  Preis  erhielten. 
Wie  leicht  man  mit  Pastillen,  Pillen, 
Pulvern  und  dergleichen  exact  dosiren 
kann,  ist   genug  bekannt;  die  Tropfen- 


form lässt  sieh  trotzdem  nicht  abschafifen. 
Hat  man  mit  den  allerdings  meist  nur 
gego.ssenen  Einnehme-Maassglilsern  für 
grössere  Quantitäten  begonnen,  hat  man 
die  sich  trefflich  bewährenden  „Innerlich-'* 
und  „Aeusserlich-Flaschen'*  geschaffen,  so 
zögere  man  nicht  mehr,  auch  solide  Trop- 
fenmaassgläser einzuführen,  um  das  Leben 
und  die  Gesundheit  der  Staatsbürger  ausser 
Gefahr  zu  stellen.  j.  Mulfinger. 

Der  steuerfreie  Spiritus. 

Das  ehedem  viel  erstrebte  „Spiritus- 
Pausehquantum"  findet  nun,  nach- 
dem es  dem  Apotheker  zugebilligt  wor- 
den ist,  nur  massigen  Beifall.  Es  ist 
nicht  zu  verkennen,  dass  sich  der  Er- 
mittelung des  Pauschquantums  in  der 
Praxis  mannigfache  Schwierigkeiten  in 
den  Weg  stellen.  Die  Steuerbehörde  prüft 
die  Anträge  auf  Ablassung  von  steuer- 
freiem Spiritus  auf  Grund  des  Verbrauches 
in  den  letzten  .Jahren,  und  es  müssen  so 
z.  B.  die  Mengen  unberücksichtigt  bleiben, 
die  in  Folge  des  Wachsens  des  Geschäftes 
oder  aus  dem  Grunde  verbraucht  werden, 
weil  neue  Präparate  aufkommen  oder 
bisher  wenig  verwendete  plötzlich  einen 
stärkeren  Verbrauch  aufweisen.  Es  giebt 
noch  viele  Möglichkeiten,  die  hier  nicht 
sämmtlich  erörtert  werden  können,  welche 
entweder  einen  grösseren  Vorbrauch  be- 
dingen, als  durch  das  Pauschquantum 
bewilligt  war,  oder  aber  die  Beantragung 
eines  grösseren  Pauschquantums,  als  dem 
Durchschnitt  der  letzten  Jahre  entspricht, 
wünschenswerth  erscheinen  lassen. 

Nach  meiner  Ansicht  würde  eine  be- 
friedigende Lösung  dieser  Fiage  auf  die 
Weise  möglich  sein,  dass  der 

Apotheker  seinen  gesammten 
Spiritus     zunächst    versteuert 
bezieht  und  am  Jahresschlüsse 
denjenigen  Steuerbetrag,  der 
auf  die  für  erlaubte  Spiritus- 
präparate verwendete  Menge 
entfällt,  zarück  erhält. 
Dadurch,  dass  der  Apotheker  nur  eine 
Sorte   Spiritus    (nämlich   versteuerten) 
führt,  erwachsen  ihm  zweifellos  manche 
Vortheile;    er    braucht    nicht   zweierlei 
streng  geschiedene  Gefiisse,    der  Bezug 


670 


ist  viel  einfacher,  er  braucht  den  Spiritas 
nach  Ankunft  nicht  erst  anzumelden  und 
zu  warten,  bis  das  Gebinde  amtlich  ge- 
öffnet worden  ist,  sondern  er  kann  den- 
selben sofort  nach  dem  Eintreffen  in  Ar- 
beit nehmen. 

Die  besondere  Buchung  derjenigen 
Mengen  Spiritus,  welche  für  erlaubte 
Präparate  Verwendung  finden,  ist  weder 
schwieriger  noch  umständlicher  als  bis- 
her; wer  sich  noch  die  Muhe  machen 
will,  die  in  der  Keceptur  grammweise 
zum  Auflösen  von  Jod  für  Salben  u.  s.  w. 
verwendeten  Spiritusmengen  zu  buchen, 
kann  dieses  ja  auch  thun.  Im  Allge- 
meinen aber  und  wenn  nicht  ausnahms- 
weise grosse  Mengen  Spiritus  in  der 
Eeceptur  Verwendung  finden,  kann  man 
für  diese  Zwecke  den  versteuerten  ver- 
wenden, da  es  die  Becepturtaxe  möglich 
macht. 

Die  Bückzahlung  des  entfallenden 
Steuerbetrages  am  Jahresschlüsse  bietet 
nichts  Aussergewöhnlicbes,  da  in  vielen 
Fabrikbetriebeii  Aehnliches  beim  Export 
u.  s.  w.  stattfindet  und  hinsichtlich  der 
Maisch  bottichsteuer-Sückvergütung 
bisher  bereits  den  Apotheken  gegenüber 
ebenso  verfahren  wurde.  Es  würden  dann 
eben  beide  (Maisch botiichsteuer  und  Ver- 
brauchsabgabe) zusammen  zur  Bückzahl- 
ung gelangen,  nachdem  seitens  des  Apo- 
thekers die  von  ihm  für  erlaubte  Prä- 
parate verwendete  Menge  Spiritus  nach- 
gewiesen worden  ist.  a.  Scfmeider. 

Die  elektrisehe  Erregung  des 
Benzins   und  die  Verhütung  da- 
durch entstehender  Brftnde. 

Die  in  chemiBohen  Wäschereien  oftmals 
auftretenden  Brände  sind  auf  Rcibungs- 
elektricität  zurückgeführt  worden.  Das  von 
Elektrikern  empfohlene  Ableiten  derselben 
erwies  sich  in  der  Praxis  aber  als  nicht  durch- 
führbar, und  in  der  Literatur  ist  bis  heute 
kein  Eugänglicbes  Mittel  angegeben  worden, 
welches  die  Entstehung  der  Elektricität 
rerhindert.  Dr.  C.  F.  Göhring  veröffentlicht 
deshalb  in  der  Chem.-Ztg.  i893,  1634  seine 
Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete,  was  bei 
der  grossen  Bedeutung  der  Frage  für  die 
Besitaer  cheniscber  Waschanstalten  wegen 
der  Verlastei  mehr  noch   in  Rficksicht  auf 


die  Wohl^hrt  der  Arbeiterschaft  und  scbliess- 
iich  hinsichtlich  der  Sicherstellung  derFeuer- 
versicherungs  -  Gesellschaften  allgemein  er- 
wünscht ist. 

Trocknet  man  nach  Oöhring  rohe  oder 
gefärbte  Wolle,  abgekochte  oder  gefärbte 
Seide  in  heisser  Luft  und  taucht  man  diese 
Stoffe  in  trockenes  Benzin,  so  bemerkt  man 
sofort  in  einem  empfindlichen  Elektroskop 
beim  Herausheben  und  Wiedereintaucheo 
der  Stoffe  eine  Spannung  von  mehreren 
Hundert  Volt.  Ordnet  man  die  Factoren  so 
an,  dass  die  manipulirenden  Stoffe  in 
trockener  Luft  bewegt  werden ,  mit  anderen 
Worten,  sorgt  man  dafür,  dass  wenig  gebil- 
dete Elektricität  verloren  geht,  so  erhält  mao 
eine  so  grosse  elektrische  Erregung,  dass 
sie  mittelst  des  Elektroskops  nicht  mehr 
messbar  ist.  Nimmt  man  genügend  Benain 
und  hinreichend  Stoff,  so  bemerkt  man  die 
heftigsten  elektrischen  Entladungen,  die  sich 
im  Duukeln  durch  knisterndes  Funken- 
sprühen und  endliche  Entzündung  des  Bensins 
besonders  abheben.  Setst  man  diesem  so 
erregten  Benzin  ca.  0,2  pCt.  einer  in  Beniin 
völlig  löslichen  Seife  zu,  so  ist  es  nicht 
mehr  möglich  auch  nur  Spuren  von  Elek- 
tricität zu  erzengen  und  durch  das  Elektro- 
skop  nachzuweisen.  Das  Benzin  ist  anti- 
elektrisch geworden ,  hat  keine  seiner 
reinigenden  Eigenschaften  verloren,  im  Ge- 
gentheil,  dieselben  sind  noch  erhöht,  und 
eine  ausserordentliche  Gefahr  ist  für  den  Be- 
trieb beseitigt. 

Die  chemische  Färberei  und  Waschanstalt 
von  W»  Spindter-hetMu  und  Spindlersfeld  hat 
das  Verfahren  sofort  nach  Erkeuatniss  der 
Thatsache  in  ihren  Grossbetrieb  eingeführt. 


Ueber    die    Verwendbarkeit  des 
Wassergases  für  das  Auerlicht« 

Ueber  die  Verwendbarkeit  des  Wasser- 
gases zu  Ueiz-  und  Leuch ts wecken ,  sowie 
seine  Bereitungsweise  haben  wir  schon 
Ph.  C.  27,  62  eingebend  berichtet.  Fh.  C. 
27,  379  wiesen  wir  darauf  hin,  dass  an  Stelle 
des  Petioleums,  welches  die  Amerikaner  lur 
Erzeugung  resp.  Erhöhung  der  Leucht* 
kraft  des  Wassergases  zusetzen,  fast  aus- 
schliesslich als  Leuchtkörper  ein  Kamm  tob 
scharfgebrannten  Magnesianadeln  angewendet 
wird.  Bei  180  L  Verbrauch  in  einer  Stunde 
entwickelt  dieses  Lieht  aufangs  45  bis  60 


n7i 


Reraen,  nach  100  Standen  19  Eeraen,  naob 
150  Standen  Bvenndaoer  nor  noch  9  bis  10 
Kerzen  Helligkeit.  Es  brennt  jedoch,  da  eine 
grosse  Masse  glubt  und  Schwankungen  nicht 
bemerkbar  werden ,  äusserst  ruhig.  Obwohl 
früher  schon  vor  den  giftigen  Wirkungen 
des  Wassergases  gegenüber  denen  desLencht- 
gsses  (Leuchtgas  8  pCt.  Kohlenoiyd,  Wasser- 
gas 40  pCf.,  Ph.  C.  29,  571)  gewarnt  worden 
war,  sind  jetat  bei  Anwendnog  dieses  Leucht- 
apparates ein  Verderben  der  Zimmerluft, 
sowie  Explosions-  und  Vergiftungsgefahren 
aosgeschlossen,  da  der  Körper  18  Secunden 
nach  dem  Abdrehen  des  Gashahns  weiter- 
^lüht.  Etwa  noch  austretendes  Gas  würde 
sich  daher  sofort  entzünden  und  den  Kamm 
wieder  ins  Leuchten  bringen. 

In  neuerer  Zeit  werden  mit  Vortheil  die 
jlu^lampen  mit  Wassergas  gespeist.  Von 
einfacher  Form  bestehen  sie  aus  einem 
kleinen  ArgandhrenuBr  ron  etwa  15  mm 
äusserem  Dnrehmesser,  der  20  kleine  Oeff* 
nnngen  bat,  durch  welche  das  Wassergas, 
ohne  sieb  mit  Luft  zu  mischen,  in  den 
Strumpf  tritt,  und  denselben  in  Folge  der 
dem  Leuchtgas  gegenüber  höheren  Flammen- 
temperatar  in  intensives  Glühen  versetzt. 
Die  Wassergas-ilti^lampe  hat  keinen  €y- 
linder,  sondern  nur  eine  Kuppel.  Die  Wärme 
abgäbe  ist  gleich  der  der  Leuchtgas  -  AtAer- 
brenner.  Die  Leuchtkraft  beträgt  bei  120L 
Verbrauch  in  der  Stunde  55  Kerzen  Hellig- 
keit und  nimmt  nach  500  Brennstunden 
höchstens  um  10  Kerzen  ab. 

Wie  schon  erwähnt,  enthält  das  Wasser- 
gas bedeutend  mehr  Kohlenoxyd  als  Leucht- 
gas; jedoch  haben  auch  die  lichtgebenden 
Kohlenwasserstoffe  des  Leuchtgases  ebenfalls 
toxische  Wirkung.  Um  dem  geruchlosen 
Wassergas  einen  warnenden  Geruch  zu  geben, 
ist  bereits  früher  ein  Zusatz  von  Naphthalin, 
Mercaptan  und  noch  anderen  Stoffen  em- 
pfohlen und  angewendet  worden.  Die  durch 
Wassergas  erzeugten  Todesfälle  sind  nicht 
«ahlreicher,  wie  die  durch  Leuchtgas. 

Hervorzuheben  ist  der  niedrige  Preis 
des  Wassergases;  empfehlenswerth  ist  es 
hauptsächlich  da,  wo  Mangel  an  Kohle  ist, 
ebenso  hat  es  sich  zum  Schweissen,  Glühen, 
Löthen  und  Schmelzen  von  Metallen  Ein 
gang  zu  verschaffen  gewusst.  S. 

Industrie-Bl  1893,  36n. 


üeber  Höhemessnng. 

Die  einfachste  Methode  der  Höhemessung 
durch  Bestimmung  des  Siedepunktes  von 
Wasser  musste  deshalb  sehr  bald  verlassen 
werden,  weil  die  Thermometer  schnell  ihre 
festen  Punkte  änderten  und  die  Angaben  der- 
selben zu  unzuverlässig  wurden.  Nachdem 
jedoch  gegenwärtig  die  Fortschritte  der  Glas- 
technik  die  Herstellung  von  Thermometern 
gestatten,  deren  Gefrierpunkt  sich  nicht 
verschiebt,  hat  E.  Bosshard  mit  einem 
von  der  physikalisch-technischen  Reichsanstalt 
zu  Charlottenburg  geprüften  Thermometer 
eine  Reihe  von  Hohebestimmungen  ausge- 
führt, welche  bedeutend  znverlässigere  Resul- 
tate ergeben  haben ,  als  die  gleichzeitig  mit 
einem  Aneroid  gemessenen.  Er  beschreibt  ein 
zur  Bestimmung  des  Siedepunktes  des  Wassers 
eingerichtetes  Hypsothermometer,  das 
in  compendiöser  Form  Spirituslampe  und 
Kochkesselchen  enthält  und  auf  Touren  be- 
quem mitgeftthrt  und  leicht  benutzt  werden 
kann.  Gleichseitig  gieht  Bosshard  in  der 
Zeitschrift  des  Schweiz.  Alpen-Clubs,  Jahrg.  28 
einige  Tabellen ,  nach  denen  aus  dem  Siede- 
punkte des  Wassers  der  Luftdruck  und  aus 
diesem  die  Hohe  abgelesen  werden  kann. 

Naturto.  Bundschau, 


Earbolvaselin 

ioll  nach  Weiehardt  nicht  mehr  einfach  durch 
Mischen  bereitet  werden,  da  es  dann  nicht 
aseptisch  ist.  Das  Vaselin  soll  vielmehr  erst 
längere  Zeit  auf  100  bis  1200  erhitzt  und 
dann  erst  die  Karbolsäure  zugemischt  werden. 
Das  noch  heisse  Gemisch  wird  dann  in  her- 
metisch verschliessbare  (vorher  wohl  auch 
noch  durch  Erhitzen  zu  sterilisirende!  Ref.) 
Zinntuben  gegossen.  9, 

Therap,  Monatsh,  1893,  530. 


Zur  Besinfection 
städtischer  Abwässer 

genügte  nach  Iwanoff  (Zeitschr.  f.  Hyg.  nach 
Apoth.-Ztg.)  für  die  Abtödtung  der  Cholera- 
bacterien  innerhalb  15  Minuten  in  Berliner 
und  Potsdamer  Canaljauche  ein  Zusatz  von 
0,08  pCt.  concentrirter  Schwefelsäure. 

Man  vergleiche  hierau  noch  unsere  Mit- 
theilung auf  S.  r>G3  über  mit  2  pCt.  Schwefel- 
säure vermischten  Torfmull -als  Mittel  zur 
Abtödtung  von  Cholera-  und  Typhuskeimen 
in  Fäkalien.  « 


672 


fierstbllung  von  Raupenleim. 

Perring^scher  Brumataleim.  700  g  Holz- 
theer,  300  g  Colophonium  ,  500  g  schwarze 
Seife  und  300  g  Thran. 

Ne88ler*8cber  Brnmataleim.  5<  )0  g  Fichten- 
harz,  50O  g  Colophonium,  200  g  Stearinöl, 
200  g  Schweineschmalz,  100  g  venetianisch. 
Terpentin. 

Andere  Eaupenleime.  500  g  schwarzes 
Pech,  250  g  Terpentin  and  375  g  Leinöl. 
Oder  500  g  Rüböl  mit  300  g  Schweinefett 
tüchtig  gekocht,  ferner  100  g  Terpentin  und 
100  g  Colophonium  zusammengeschmolzen 
und  unter  Umrühren  dem  ersten  Gemisch  zu- 
gesetzt. Neueste  Erfind,  u.  Erfahr, 

Vergl.  auch  Ph.  C.  28,  86. 


Bezüglich  der  Ankündigung  von 

Heilmitteln 

ist  unterm  23.  October  1893  für  deu  Kegiemngs- 
Lezirk  Kassel  eine  Polizei  Verordnung  erlassen 
worden,  nach  welcher  Stoffe  und  Zubereitungen 
jeder  Art,  gleichvie]  ob  aizneilich  wirksam  oder 
nicht, 

1.  deren   Feilhalten   und  Verkauf  gesetzlich 

beschrankt  ist  (Verordnung  über  den  Ver- 
kehr mit  Arzneimitteln  vom  27.  Januar 
1890  und  Erlass  betr.  Abgabe  starkwir- 
kender Arzneimittel  vom  4.  December  1891), 

2.  deren  Beetandtheile  und   quantttatiye  Zu- 

sammensetzung durch  ihre  Ankündigung 
oder  Benennung  nicht  für  Jedermann 
deutlich  erkennbar  gemacht  oder  auf  Ver- 
langen bekannt  gegeben  werden  (Ge- 
heimmittel), 

3.  denen  besondere  Wirkungen  falschlich  bei- 

gelegt werden,  um  über  ihren  Werth  zu 
täuschen  (Beclamemittel), 
als  Heilmittel  gegen  Krankheiten  und  Körper- 
Kchäden  der  Menseben  und  Thiere  weder  in  Zeit- 
ungen und  Zeitschriften,  noch  mittelst  Ver- 
triebes von  Druckschriften^  noch  anderweit  öffent- 
lich angekündigt  oder  angepriesen  werden  dürfen. 


enthaltend,  durch  sehr  starken  Druck  hergestellt 
Die  Tabletten,  von  denen  uns  einige  Sorten 
(Kermes,  Santonin,  Natrium  bicarbonicam,  Ka- 
lium chloricum)  vorliegen,  sind  sehr  hart,  haben 
ein  gefälliges  Aussehen,  lösen  sich  leicht,  und 
die  Unterschiede  im  Gewichte  der  einzelnen 
Tabletten  (derselben  Sorte)  betragen  bei  einem 
Gewicht  von  1  g  höchstens  0,05  g. 

Flüssiges  Pepsin  (Pepsinum  liqaidani) 
von  Dr.  fl.  Byk  in  Berlin.  Zur  Selbstherstellung 
von  Pepsin  wein  1  g  flüssiges  Pepsin  entspricht 
0,5  g  Pepsin  nach  dem  Ärzneibuche. 

Concentrirter  Pepsinsaft  (salisäure- 
haltig  und  aromatisirt)  von  Apotheker  G.  Ball- 
mann  in  Gummersbach  (Kh^inl.)-  •/«  his  1  Thee- 
löffel  voll  mit  einem  halben  Glase  Wasser  oder 
Mineralwasser  zu  nehmen. 

Leberthran-Cakes;  Eisen  -Ca kos; 
echtes  HaselnussOl  (als  wohlschmeckend- 
stes Delicatess-Speiseöl  empfohlen)  von  Apotheker 
J.  E,  Strosdiein  in  Berlin. 


Waarenmuster. 

Mit  Zucker  comprimirte  Tabletten 
von  Apotheker  A.  Sauter  in  Genf.  Dieselben 
sind  ohne  Zusatz  von  Gummi  oder  Traganth, 
nur   den   betreffenden   Arzneistoff  und  Zucker 


Neueste  deutsche  Patent- 
anmeldungen. 

Autheutisch  zusammeugcstellt  von  dem  Patont- 
bureau  des  Civilingenieur  Dr.  phil.  IL  Zerentr, 
Berlin  N.,  Eichen dorffstr.  20,  welcher  sich  zu- 
gleich  bereit  erklärt,  den  Abonnenten  diescss 
Blattes  allgemeine  Anfragen  in  Patentsachen 
kostenfrei  zu  beantworten. 

Kl.  12  F.  0761.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Homologen  des  P  y  r  a  z  i  n  s.  Farbenfabriken 
vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld. 

Kl.  12.  F.  6670.  Verfahren  zur  Herstellün? 
vonisochinolin  derivaten.  Dr. Faul Frttsdi 

in  Marburg.  _      ,  „ 

Kl.  75.  S.  74r86.   Verfahren  zur  Darstellung 

von  Chlor.    Andrew  Boss  Scott  in  Carntyin, 

Schottland. 
Kl.  76.  D.  6961.    Verfahren  zur  Ge>vinnung 

von  Ammoniak,  Chlor  und  Salzsäure 

aas  Chlorammonium;  III.  Zusatz  zum  PatenU 

Nr.  40685.   Deutsche  Soiroy-Werke  in  Bernburg. 
KL    76.    W.    9247.       Concentration    vo» 

Schwefelsäure  in  bleiernen  Gefässen.  Dr. 

W.  Wolters  in  Borowitschi,  Russland. 

fjebraaehsmoster. 

Kl.  12.  Nr.  18104.  Dampfapparat  färclie- 
mische  und  pharmaceutische  Laboratorien,  in 
welchen  für  Abdampfschale,  Infundirbufh<en  unJ 
Destillirblasen  gesonderte  Wasserbehälter  inil 
getrennten  Speisevorrichtungen  enthalten  sind. 
G^ustav  Christ  in  Berlin. 

KL  80.  Nr.  18408.  Glas  mit  anliegenden: 
Wärmemesser.     Gttstav  Matthias  in  Stettin. 


BrlefwechseL 

ApotJi.  E.  in  St.  Die  japanischen  Wärm-  sollen,  was  wohl  eine  wesentlich  besser«  Halt- 
dosen  sind  die  von  uns  Seite  414  dieses  Jahr-  baikeit  bedingt,  mit  den  betreffenden  Muia- 
ganges  erwähnten  Leibwärmflaschen.  extra cten  bereitet  werden. 

Apoth.R.  in  F.     Die  Emnlastra   nar-       ^^  y     ^^   j^  ^^     üeber  Algen  finden  Sie 
cotica  der  neuenschweizerischen  Pharmakopoe  ^yg^.ft  im  Jahrgang  1884  Seite  614. 
enthalten   keine  Kräuterpulver  mehr,   sondern  j  "     ° 

Terleger  und  Terftiitwortllober  BedacUur  Dr.  E.  Ctolnler  in  Dreiden. 


Vor  anderen  bekaDnlen  CacaofabiiViiten  zeichnet  Biuti 

Gaedke's  Cacao 

vurtliuilliurt  aus  durch  Eeinpn  hoben  (iekalt  an  leicbtTerdaulkhea 
NXhrHtoDeii.  äoiiic  eigenartige  llerstellungs weise  erniOgliclit  vs,  tliuiK 
in*K*">**'l> wache  Personen 

Gaedke's  Cacao 

iwhr  gut  vurlrai;«!! ,  wälirund  sii 
kuniit<>ii.  —  In  Folge  Herstellung  i 
arti(ji'Ui  Verfahren  cöncurrirt 

Gaedke's  Cacao 

eifulgreicli  mit  den  billigsten   und  tlicuerstcn   Marken  des  Hiindols, 


Creosotcarbonat, 

„ein  entgiftetes  Creosot". 

Beate  Form  des  Creosots  für  Jfhtisiker. 

Kiitbält  Aber  90%  Creosot  Ph.  G.  111  cbenisch  gebunden  an  Kobiciitiäare  und 
wirkt  vie  Cttiofot  «hnc  dessen  schAdliche  Nebenwirkungen.  Ks  ist  so  uiigiftig, 
dass  es  IherlSfTelwelMe  genommen  vrerden  kann.  Diikes  Oel,  frei  von. 
Clcrucb  uud  AetEirtrkunc.  nnbezu  frei  vou  <a*>iichui«ck. 

Täglicb  'i'i  ansteigend  bis  5  Theelolfel  in  mehreren  getheilton  Dosen,  eventuell 
in  4  Thcilen  Leberthran  gelöst.    (,LJeatsche  Med.  Woch."  imü,  Nr.  21  u.  f.) 
Liters  tu  rauszilge  und  ächrftucbsanweisangen  durch 

Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger,  Radebeul  b.  Dresduii. 

Verkanf  durch  den  VroiadrogenbsHdel  und  die  Apvthchen, 


Aerztlich«  naKiinal-Tliermumeter 

(]iräiniirt  Weltansatelluiig  Chicago)  aus  Jenaer  Nornialglas  in  la  Nictel-  und  Hartgunimib Olsen 
mit  meiDem  PrOfongsscheiu,  unbedingt  zuverlUsNfges  Fabrikat.  ^  Dutzead  Uk.  l'J, — . 

WtIbeliB  Uebei  KcrbMt-AubKlt,  Institat  ehem.  □.  phj'sik.  Instramente. 


Wendschuch  &  Cichorius,  Dresden-N., 

Fabrik  pharmaceutischer  Präparate  und  Drogen  en  gros, 

empfehlon 

Tinctnia  digfitalis  e  herba  reoente,  Opiom  Quivi. 


Lanolin  -Toiiene-Cfnm-L  a  n  0 1  i  n 

tnipfdiltii  nl(  Isbnnibni  ^iTtivcifoLilianid;!  flu  Üpoiacrrn   uiib  SToflitnini    In    cbnanm 
ZllkR   k    -JU  Vf.  {CuutgrrtoufAvvrK   4U  Vi-I    «i"    >"  tiKACDlcu   ^  10   imt  !•  VI  (&>Bk- 

Benno  Jaff6  9k  Darmstaedter,        *v1;^^^ 

Xano  rinfaßvift  -^*»-- 

MartTnikmifelde  bei  fiStxlln, 


Aug.  Leonhardi, 

Uiltemrl  iipstliffie, 

ScllwepnltZ  in  Sachsen, 


empfiehlt  seine 

Gflas-  und  Porzellaninalerei 

irAiifertieung  ganzer  A|iotlifkpn-EinTiclitiinKeii  undcliomischerLsboratorien, 

»wie;  lar  Anrertigung  einzelner  Krenti-tflcke  noch  Moeter  outcr  Gnrantie 

fehlerfreier  and  korrekter  AnsfAhraiig. 

SV   ■rAlcInicla«  In  *ll«u  Facona  la  ^aalllftt.  "VB 

FreisIlBte  und  Muster  grfttiK  und  frMneo, 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

HeiAiiBgegebeii  toh 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Eraeheini  jeden  Donnerstag.  ~  Beiagspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

yierteljfthrlich  2^  Mark.     Bei  Zasendnng  unter  Streifband  8  Mark.    Einzelne  Nummern 

SO  Pl    Anxeiffen:  die  einmal  gespaltene  Petit-^ZeUe  %  Pf.,  bei  finrOsseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermftssigung.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  o,  I. 

Reiictlon:  Prof.  Dr.  E.  G eise  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 

Mltredaetenr:  Dr.  A.  Schneider-Dresden. 

M  47.  Dresden,  den  23.  November  1893.  It^hl^^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  CheMl«  «ad  fliftnuMlet  Aac  d«in  J»brM-Berlebte  dM  eb«m.  UntenaobangsAintet  der  Stadt  Breslau.  — 
ZerlainiBg  des  WaMentotfmperoxrdt  dsrob  Fennente;  makrotkopisebe  Reaction  auf  Bacterien.  —  Hin  weit.  — 
TkerspemtlMke  Hlttlielluigens  Areengebalt  dea  Waaeers  der  Quellen  ▼on  Nenenahr.  —  Bebandlnng  von  Pils> 
▼•rgiftangen.  — -  Ueber  Oxalslnreanuebeldang  bei  Diabetes  mellltae.  —  Einige  Vorsebriften  für  kosmetUebe  PriU 
parite.  —  Teeluilfehe  MltlhellwifeB:  Die  Prttfling  der  Sebmieröle.  —  Ldthen  von  Alnmininm.  —  Reinigung  der 
Alkohole  dnreb  Natrlnmtnperoxyd.  —  Hirten  von  O/pe  für  Banxwecke.  —  Anfbewahmng  feiner  Qewicbte  ans 
Measteg  m.  dgL  —  BleheTMh»«.  —  Tertehledeae  MlUiellnngeBS  Ueber  Adepe  Lanae.  —  Snbllmatball.  —  üeber 
das  Flrben  der  Aranelen.  —  Herstellnng  von  Jodoformgase.  —  Baeilll  eanstlcl  Köbner.  —  WobUcbmaekender 

Lebertbran.  —  BrlefWe«htel.  —  Aaselgea« 


Chemie  und  Pharmacle. 


Aus  dem  Jahres-Berichte  des 

chemischen    üntersnchungsamtes 

der  Stadt  Breslau. 

1.  April  1892  Ms  Sl.  Mftrz  1898. 

Erstattet  von  Dr.  B,  Fischer. 

Ans  dem  Yorliegenden  Berichte  entnehmen 
wir  nachstehende  Einzelheiten  von  all- 
gemeinem Interesse. 

Mehl.  Eine  mit  30  pGt.  Steinnnss- 
Abfällen  (von  Phytelephas  macrocarpa) 
Yermiscbte  Weizeü-  nnd  Boggenhleie  war 
nnter  dem  Namen  „Corus8onnss*Mehl** 
Terkanft  worden.  Das  Untersnchnngsamt  be- 
antwortete eine  entsprechende  Frage  dahin, 
dasB  den  Steinnnssabfällen  ein  gewisser 
Nährwerth  allerdings  zukomme,  dass  jedoch 
die  Beimengung  derselben  zu  Fntterhleie  als 
Fälsehnng  einea  Nahrnngümittels  anfzv« 
fiissen  sei. 

Bntter.  Die  am  seltensten  anzn- 
treffende  Yerffilschnngsart  Ton  Bntter  ist 
nach  dem  Berichte  die  dnrch  fremde 
Fette.  Meist  wird  von  Laien  eine  solche 
als  Torliegend  erachtet,  wenn  die  Bntter  ent- 
weder ein  sehr  weisses,  sogen,  „scheckiges^ 
Anssehen  hat  nnd  dann  sich  häufig  im  Zn- 


stande der  talgigen  Veränderung  befindet, 
oder  wenn  sie  eine  etwas  krümelige  Con- 
sistenz  zeigt,  welche  nur  auf  einen  Fehler  in 
der  Bereitungsweise  zurückzuführen  ist.  In 
solchen  Fällen  giebt  die  Analyse  über  eine 
eyent.  vorliegende  Fälschung  stets  Aufschluss. 
C  a  c  a  0.  Ein  als  Yolksnahrungsmittel  an- 
gepriesenes, ein  durchaus  wohlschmeckendes 
Getränk  ergebendes  Cacaopulver  hatte  zur 
Yerbilligung  des  Preises  (1  kg  =  240  Pfg.) 
einen  Zusatz  von  feingemahlenen  Gacao- 
schalen  erhalten,  der  auf  den  Verkaufs- 
beuteln  namhaft  gemacht  war.  Es  handelte 
sich  mithin  um  ein  durchaus  reelles  Product, 
gegen  dessen  Verkauf  nichts  einzuwenden 
war.    Die  Analyse  ergab  folgende  Werthe: 


5,99  pGt. 
9,67    „ 
26,59    „ 
7,07     „ 
2,30     „ 


Wasser 

Asche 

Fett 

Holzfaser 

Gesammter  Stickstoff 

(entsprechend  14,37  pCt.  Protein). 
Tuch.  Die  Beschädigungen  an  zwei 
Stücken  Tuch  machten  den  Eindruck  als 
seien  sie  durch  S ch  wef eis äu re  verursacht 
worden.  Die  beschädigten  Stellen  reagirten 
sauer  und  enthielten  Schwefelsäure,  das  nicht 


674 


verstörte  Gewebe  euihielt  jedoch  aach 
SchwefelBänre ,  weshalb  eine  qaantitaiive 
Bestimmung  derselben  im  nichtzerstörten 
Gewebe  und  an  den  beschädigten  Stellen 
anggeführt  wurde. 

Ans  diesem  und  einem  anderen  Falle  er- 
giebt  sich  die  nicht  zu  übersehende  That- 
Sache,  dass  bei  solchen  Zerstörargen  die 
ursprünglich  Yorhandene  freie  Schwefelsäure 
allmählich  in  gebundenen  Zostand  über- 
geht und  zwar  vorzugsweise  durch  Aufnahme 
von  Ammoniak  aus  der  Luft  und,  falls 
wollene  Stoffe  vorliegen,  möglicherweise  auch 
zumTheil  durch  die  Einwirkung  der  Schwefel- 
säure auf  das  Gewebe. 

Seife.  Bei  vielen  Untersuchungen  von 
Seife  handelte  es  sich  darum,  festzustellen, 
ob  dieselbe  den  von  einer  Behörde  gestellten 
technischen  Lieferungsbedingungen  ent- 
sprach. Diese  Lieferungsbedingungen  stellten 
festfür  Ta  1  gk e r  n  s e  i f e  mindestens  60pCt. 
Fettsäuregehalt,  und  einen  solchen  Grad  von 
Trockenheit,  dass  sie  5  Tage  lang  dem  Zu- 
tritt der  Luft  in  einem  trocknen  Zimmer  bei 
22,5^  ausgesetzt,  nicht  mehr  als  5  pCt.  ein- 
trocknet; für  Sodaseife  einen  Fettsäure* 
gehalt  von  80  pCt.  und  einen  solchen  Grad 
von  Trockenheit,  dass  sie  während  5  Tagen 
bei  18^  nicht  mehr  als  4  pCt.  an  Gewicht 
verliert.  Für  beide  gilt  femer  Freisein  von 
Harz,  Kieselsäure,  kieselsauren  Salzen,  Thon, 
Stärkemehl  und  sonstigen  fremden  Zusätzen. 
Für  grüne  (weiche)  Seife  gilt  ein  Fett- 
säuregehalt von  über  40  p€t.,  Freisein  von 
allen  fremden  Beimengungen;  Thran  oder 
sonstige  übelriechende  Fette  dürfen  zur  Her- 
atellung  nicht  benutzt  werden. 

Die  Bestimmung  des  Gewichtsver- 
lustes beim  fünftägigen  Liegen  im  Zimmrr 
bei  der  betr.  Temperatur  muss  mit  den 
Stücken  (100  g)  vorgenommen  werden,  wie 
sie  zur  Ablieferung  kommen;  ein  Zer- 
schneiden derselben  in  kleinere  Stücke  darf 
zu  diesem  Zwecke  nicht  stattfinden,  da 
sonst  die  Gewichtsabnahme  zu  gross  ge- 
funden wird.  (Schluss  folgt.) 


ProtoplaMnas  auBieht,  behauptet  ^otUtän^ 
dasa.  diese  Fähigkeit  nidit  an  das  Leben  der 
Zelle  gebunden  ist,  da  Zusätze  lateiuiTer 
Zellengifte,  wie  Sublimat,  Karbolsäure,  Al- 
kohol, Aether,  ätherische  Gele,  Morphium, 
Chinin  die  katalytische  Wirkung  nicht 
hindern;  vernichtet  wird  dieselbe  durch 
Erwftrmen  auf  70  ^,  bei  welcher  Temperatur 
trockene  Fermente  ihre  Eigeasehaften  noch 
nicht  verlieren. 

Gottstein  ist  der  Ansicht ,  dass  du 
N  tt  c  l ei  n  die  Spaltung  des  Waaeerstoffinper« 
Oxyds  bewirkt,  denn  wenn  man  Hefe,  Eiter, 
Leber,  Hirnknochenmark  mit  salssanrem 
Pepsin  behandelt,  so  erhält  man  naek  dem 
Filtriren,  Auswaschen  mit  Wasser,  Alkohol 
und  Aether  und  Trocknen  einen  Räckstand, 
der  weder  lebende  Zellen,  noch  Invertin,  noch 
Pepsin  enthält,  trotsdem  aber  kataljtiseh 
wirkt. 

Auch  die  Bacterien  bewirken  Spaltung 
des  Wasserstofisuperoxyds,  und  diese  Er- 
scheinung ist  so  charakteristisch ,  dass  Ver- 
fasser dieselbe  als  makroskopische  Reaetioo 
sum  Nachweis  von  Bacterien  verwenden  will; 
natürlich  können  nur  Nährböden  Verwendung 
finden,  welche  keine  Zellen  im  lehenden  Zu- 
stande enthalten. 

Ganx  besonders  geeignet  ist  die  Reactiou 
zum  Nachweis  von  Bacterien  im  Wasser,  ds 
bei  einem  Gehalt  von  1000  Keimen  im 
Cubikcentimeter  deutliche  Gasentwickelnng 
eintritt,  die  bei  höherem  Keimgebalt  ent- 
sprechend stSrker  ist.  Da  ein  gutes  Filter 
nicht  mehr  als  50  bis  60  Keime  auf  den 
Cubikcentimeter  durchlassen  soll,  nnfiltiirtes 
Flusswasser  aber  10000  und  mehr  enthilt, 
80  bietet  die  Reaction  ein  Mittel,  ein  plots- 
liebes  Versagen  der  Filteranlage  rasch  und 
bequem  aufaufinden.  s. 


Zerlegung  des  Wasnerstoffsuper- 
oxyds  durch  Fermente;  makro- 
skopische Reaction  auf  Bacterien. 

Während  Bergengruen  die  Fähigkeit  der 
lebenden  Zellen,  Wasserstoffsuperoxyd  zu 
zerlegen,  als  eine  allgemeine  Eigenschaft  des 


VerUndernngen  des  frigchen  Fleiaches  nud 
des  Pökelflelsehes  beim  Kochen  und  Dinsten; 

Nothwang:  Archiv  f.  Hygiene.  Nc/Üitoana  bat 
bereits  frfiher  nachgewiesen,  dass  das  Fleiscli 
dnrch  Fokeln  eine  bedeutende  Einbosse  an  Ex- 
tractirstoffen  und  Phosphorsäure  erleidet,  so 
dass  es  als  minäerwerthig  bezeichuei  werden 
muss.  Beim  Kochen  und  Dflnsten  Ton  frische«) 
Fleisch  gehen  50  bis  (iO  pCt  des  Eztractes  und 
35  pCt  der  Phosphoraäu^e  yer^oren.  Das  Pökel- 
fleisch giebt  beim  Kochen  noch  weiter  Extract 
und  Phosphorsäure  ab,  fo  dass  de^s^n  Werth 
durch  das  Kochen  nochmals  wesentlich  Ter- 
ringert  wird. 


675 


Tli«Ni|p«tifiielie  Hltf  hellnnffen 


Arsengehalt  des  Wassers 
der  Quellen  von  Neuenalir. 

Einer  freondlichen  MiUheilMg  des 
Herrn  Dr.  Felix  Frei  her m  vM  Oefele 
entnehmen  wir  Folgendes: 

B&mbelan  and  Oefele  konnten  einige 
in  Bad  Neuenahr  (Rheinpreussen)  beob- 
achtete chemische  und  medieinische  Er- 
scheinungen nicht  in  Einklang  mit  der 
bisherigen  Analyse  der  Quellen  des  Bades 
bringen.  Vor  Allem  Hessen  sich  ver- 
schiedene günstige  Erfolge  durch  kein 
anderes  heilkräftiges  Agens  erkl&ren, 
wenn  nicht  Arsen  im  Wasser  enthalten 
war.  Alle  veröflFentlichtenAnalysen schwei- 
gen sich  bisher  darüber  aus.  Offele  ver- 
anlasste deshalb  durch  die  technische 
Hochschule  zu  Wien  eine  Bestimmung 
des  Arsens  in  dem  Niederschlage 
(Sinter)-  der  Quellen,  wobei  eine  2,78  pCt. 
arsenigsaurem  Natron  entsprechende 
Menge  Arsen  gefunden  wurde. 


Behandlung  von  Filzvergiftungen. 

hl  Therap.  Honatsh.  1893,  573  spricht 
biuh  Königsdörffer  in  einem  Aufsatze  über 
seine  Erfabrnngen  bei  Pilzvergiftung  dabin 
ans,  dass  er  bei  einer  Vergiftung  mit  Fliegen  - 
pilzen  A  t  r  o  p  i  n  subcutan  anwenden  würde ; 
wären  andere  Pilze  genossen  worden ,  oder 
wäre  bei  einer  Fliegenpilzvergiftang  die 
Crefabr  einer  Herzlähmung  naheliegend,  so 
wfirde  er  unfehlbar  za  subcutanen  Ein- 
spritzungen von  Strycbnin  greifen .       $. 


üeber  Ozalaftureausseheidung  bei 
Diabetes  mellitus. 

Prof.  Kisch  weist  darauf  hin,  dass  die 
Bildung  der  Oxalsäure  im  Harn  eino  Er- 
scheinung bei  Diabetes  sei.  Fürbringa'  er- 
wähnt dazu,  dass  aus  dem  Sediment  allein 
eine  Schlussfolgerung  auf  dieOesammtmenge 
der '  Oxalsäure  nicht  geschlossen  werden 
kann,  weil  Oxalsäure  in  Losungen  von 
phosphorsanrem  Natron  löslich  ist  und  die 
Anwesenheit  des  letzteren  Salzes  im  Urin  ein 
Ausfallen  der  Oxalsäure  verzOgern  wörde. 

S.  Med.'Chir.  BundaehaH  1893,  711. 


Einige  Vorschriften 
füx  kosmetische  Präparate 

aus  dem  Buche  ^Kosmetik  für  Aerzte" 
von  Paschhis: 

Caeao  -  Crdme  (Bebay), 

Ep.  Cetacei  16,0  g, 

Cerae  albae  8,0  g, 

Olei  Amygdal.  dulc.  80,0  g, 
Olei  Caeao  1 6,0  g, 

Tinct.  Ambrae  5,0  g. 

Honig  -  Handelpasta. 
lip.  Amygdalar.  amar.  decort.  cont.  250,0  g, 
Mellis  500  g, 

Vitelii  ovor.  No.  8, 

Olei  Amygdal.  dulc.  500,0  g, 

Olei  Bergamott., 
Olei  Caryophyll.  ää      7,0  g. 

Kosmetische  Seife. 
Rp,  Zinci  ozydati, 

Tale,  venet.  ää     8,0  g, 

Sapon.  kaiin.  alb.  80,0  g, 

Essent.  millefl.      gtts.  10, 
Olei  Geranii  gtts.  5, 

Essbouquet  2,5  g. 

Bartseifenpulver. 
Ep.  Sapon.  alb.  pulv.       32,0  g, 
Gummi  arab.  pulv.      2,0  g, 
Rhiz.  Iridis  pulv.         1,0  g, 
Olei  Rosar., 
Olei  Bergamott.  ää  q.  s. 

Seifenpulver 
als  Waschmittel  für  die  Hände  des  Arztes. 
Bp.  Sapon.  pulv.  20,0  g, 

Boracis, 

Zinci  oxydati       ää     1,0  g, 
Essent.  millefleurs  q.  s. 

Alkalische  Waschwäaser. 

L  Rp.  Kalii  carbon.  2fl  g, 

Tinct.  Benzoes  10,0  g, 

Aquae  Rosar.  100,0  g. 

S.    Einen  Esslöffel  voll  dem  Waschwasser 
zuzusetzen. 

//.  Bp.  Nafrii  carbon.  5,0  g, 

Aquae  Rosar.  100,0  g, 

Glycerini  50,0  g, 

Essent.  millefl.    gtts.  10. 
S.  Zum  Abwaschen  des  Gesichtes  bei  fetter 
Haut  und  Mitesserblldnng. 


676 


Teelmiselie  IHittlieiliuiffen. 


Die  Prüfung  der 

Eine  Abtheilmig  der  Köoigl.  mechanisch- 
technischen  Yersnchsanstalt  in  Cbarlotten- 
bargy  nnier  Oberleitung  von  Prof.  Martens, 
hat  durch  C.  J7idde-Cbarlottenbarg  in  dem 
Bayer.  Industrie-  und  Gewerbeblatt  1893, 
S.  487  u.  flg.  ihre  Erfahrungen  betreffend 
Untersuchung  von  Schmierölen  veröffentlicht, 
deren  Ergebnisse,  für  die  Praxis  durch- 
gearbeitet, die  folgenden  sind : 

A.  Aeusiere  Beschaffenheit.  Es  empfiehlt 
sich ,  Geruch  und  Geschmack  des  zu  unter- 
suchenden Objectes  zu  prüfen,  da  der  Gang 
der  Untersuchung  wesentlich  dadurch  erleich- 
tert wird.  Die  Beobachtungen  nehme  man  am 
besten  in  Probirgläsern  von  15  bis  18  mm 
Durchmesser  Yor,  um  mOglichstvergleichende 
Analysen  ausführen  zu  können. 

B.  FhysikaliBohe  Prüfung.  1.  Speci- 
fisches  Gewicht;  dessen  Bestimmung 
geschieht  in  der  üblichen  Weise  mittelst 
Pyknometer  oder  Spindel  (Gfretner'sche  Oel- 
waage  nach  Fischer). 

2.  Flüssigkeitsgrad.  Zur  Bestimmung 
des  Flüssigkeitsgrades  ist  der  Ton  Prof.  Engler 
construirte  Viskosimeter  Yorgeschlagen 
worden.  (Ein  anderer  Apparat,  von  ^eumann- 
Wender,  ist  Ph.  C.  32,  661  erwähnt.)  Fol- 
gendes ist  aus  den  Ergebnissen  der  Flüssig- 
keitsgrad-Bestimmung in  der  Versuchsanstalt 
hervorzuheben :  Mit  wachsender  Temperatur 
nähern  sich  die  Flüssigkeitsgrade  der  ver- 
schiedenartigen Oele  einander  sehr  stark  und 
mit  wachsendem  Flüssigkeitsgrade  nimmt  der 
Beibungswerth  zu.  Die  Flüssigkeitsgrade  der 
meisten  Mineralöle  nehmen  mit  wachsender 
Wärme  sehr  schnell  ab. 

3.  Flammpunkt*).  Nach  der  üblichen 
Weise  bestimmt;  speciell  sei  der  von  Pro- 
fessor Martern  verbesserte  AhefrPensky'^zYi^ 
Apparat  empfohlen.  Ist  das  zu  untersuchende 
Oel  stark  wasserhaltig,  was  sich  beim  Er- 
hitzen im  Probirglas  durch  heftiges  Spritzen 
bemerkbar  macht,  so  muss  es  vor  dem  Ver- 
such erst  durch  Schütteln  mit  Chlorcalcium 
und  eintägiges  Stehenlassen  von  dem  Wasser 
befreit  werden.  Es  würde  sonst  das  Oel 
während  der  Prüfung  zu  stark  schäumen. 

4.  Der  Zündpunkt*)  steht  mit  dem 
Flammpunkt  in  inniger  Beziehung  und  wird 
bestimmt,  indem  man  das  in  einem  kleinen 
Porzellantiegel  befindliche  Oel  im  Sandbad 


bis  zur  Erreichung  desFlammpnnktes  schnell 
erhitzt,  dann  aber  langsamer,  unter  gleich- 
zeitigem Prüfen  vermittelst  des  Zündflämm- 
chens  von  2  zu  2<*  C,  bis  ein  ruhiges  Brennen 
des  Oeles  eintritt 

5.  Der  Kältepunkt.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  ist  die  Bestimmung  des  Källe* 
Punktes,  weil  an  viele  Oele  die  Anferdemog 
gestellt  wird,  bei  anhaltendem  Froste  m<^g- 
lichst  flüssig  zu  bleiben,  um  thonlichst  ein- 
heitliche Resultate  zu  erlangen,  hat  Jlfartois 
den  Ergebnissen  seiner  Untersuchung  in  zwei 
Methoden  Ausdruck  gegeben: 

a)  In  ein  Probir- Gläschen  von  etwa 
15  mm  Durchmesser  werden  etwa  5  ccm 
des  zu  prüfenden  Oeles  gebracht  und  dieses 
Glas  in  Salzlösungen  getaucht,  welche  ver- 
schiedene Kältegrade  aufweisen  kOnnen,  z.B. 
0»,  —3«,  —50,  —80,  —10®  und  zwar 
stufenweise,  bei  Qo  beginnend  und  fort- 
schreitend, bis  das  zu  nntersnchende  Oel 
seinen  Erstarrungspunkt  erreicht  hat  Nach 
1  Vs  stfindigem  Stehen  des  Oeles  in  der  Kälte- 
16sung  darf  das  Oel  in  dem  umgedrehten 
Glase  nicht  ausfliessen.  Schwerer  erstarrende 
fette  Oele  bedürfen  4  Stunden,  bis  erwähnte 
Forderung  vollständig  erfällt  werden  kann. 
Umrühren  mit  einem  Glasstabe  beschleunigt 
die  Abscheidung. 

b)  Die  zweite  üntersuchungsmethode,  von 
den  deutschen  Eisenbahnen  angenommen, 
besteht  darin ,  dass  in  eine  6  mm  weite, 
U  -  n^rmige  B^hre  das  Oel  bis  zu  einer  durch 
einen  Strich  gekennzeichneten  Hohe  von 
etwa  30  mm  eingegossen  wird,  nnd  die 
U-B6hre  ungefähr  eine  Stunde  lang  in  einer 
wie  oben  beschriebenen  KältelOsung  belassen 
wird.  Lässt  man  nun  auf  den  einen  Sehenkel 
der  Rohre  einen  Wasserdruck  von  50  mm 
wirken,  so  soll  das  Oel  im  zweiten  Schenkel 
mindestens  10  mm  steigen. 

Erwähnt  möge  werden,  dass  die  fetten 
Oele  und  die  Mineralöle  durch  ihre  Kälte- 
punkte sich  uniterscheiden ,  welche  jedoch 
unabhängig  von  den  Flüssigkeitsgraden  sind; 
ebenso  übt  die  Zeitdauer  der  Abkühlung  auf 
den  Aggregatzustand  der  fetten  Oele  einen 
grossen  Einfluss  aus,  deshalb  das  schon  oben 
erwähnte,  durch  Umrühren  zu  unterstatzende 


*)  Die  Bestimmungen  fidlen  bei  pflanzlicbeB 
uncl  thieiischen  Oelen,  welche  firei  von  Mineral* 
und  Theerölen  sind,  weg. 


677 


langsame  ErBtarren  fetter  Oele.  Bei  Mineral- 
ölen dagegen  hat  die  Zeitdauer  gar  keinen 
Einflnss,  da  circa  1^/4  Stunde  wohl  fast  äber- 
all  genügen  dürften.  Das  umrühren  mit  dem 
Glasstab  ist  als  hindernd  zn  unterlassen. 

Das  russische  Mineralöl  hat  den  tiefsten, 
also  günstigsten  Eältepunkt  und  findet  daher 
hauptsächlich  zum  Schmieren  von  Locomo- 
tiven,  Bahnwagen  etc.  Verwendung;  jedoch 
auch  das  deutsche  Oel  lässt,  vermOge  seiner 
Fähigkeit,  selbst  bei  verhältnissmässig  starker 
Abkühlung  noch  salbenartig  zu  bleiben,  die 
Anwendung  zu  manchem  Zwecke  zu,  so  dass 
der  Vorschlag,  durch  entsprechendes  Ver- 
mischen beider  Oele  die  Eigenschaften  der- 
selben zu  vereinigen,  sich  recht  gut  be- 
währt bat. 

6)  Schmelzpunkt.  Zur  Bestimmung  des 
Schmelzpunktes  dient  das  Verfahren  von 
Löwe  (Ztsch.  f.  analjt.  Chemie,  Bd.  11, 
8.211),  nach  welchem  ein  Platindraht,  welcher 
in  die  Kette  eines  elektrischen  Stromes  ein- 
geschalten ist,  mit  dem  zu  untersuchenden 
Feit  überzogen  nnd  im  Quecksilberbad  lang- 
sam erwärmt  wird.  Indem  das  Fett  schmilzt, 
wird  der  durch  die  Fettschicht  unterbrochene 
Contact  des  Platindrahtes  mit  dem  Queck- 
silber wieder  hergestellt,  und  zugleich  ertönt 
ein  in  den  Strom  eingeschaltetes  Läute- 
werk. Das  in  das  Bad  gesenkte  Thermo- 
meter zeigt  in  diesem  Augenblick  den  Schmelz- 
punkt des  Fettes  an. 

C.  Mechanitohe  Prüfung.  Zur  mecha- 
nischen Oelprüfung  wird  die  Ton  Professor 
Marten8  im  Jahre  1886  construirte  Oel- 
probirmaschine  benutzt,  deren  Handhabung 
jedoch  derartig  ist,  dass  nur  der  Grossbetrieb 
einen  praktischen  Nutzen  davon  erzielen  wird. 

D.  Chemische  Prüfung.  Mit  Ausnahme  der 
Featstellang  des  Säuregebaltes,  der  Destilla- 
tionsprobe, Bestimmung  des  Aschengehaltes 
und  der  in  Benzin  unlöslichen  Bestandtheile 
ist  die  weitere  chemische  Untersuchung  der 
Schmieröle  nur  qualitativer  Art. 

1.  Der  Säuregehalt  der  Oele  hat  einen 
directen  schädlichen  Einfluss  auf  die  mit  ihm 
in  Berühmng  kommenden  Metalltheile.  Mine- 
ralöle kann  man  leicht  säurefrei  erhalten, 
weshalb  sie  vor  den  pflanzlichen  Oelen  einen 
bedeutenden  Vorzug  besitzen.  Holde  empfiehlt 
folgende  quantitative  Bestimmung  desSäure- 
gehaltes a)  bei  hellfarbigen  Oelen,  d.  h. 
solchen ,  in  deren  ätherischer  Lösung  die 
Farben reaction  des  Phenolphthaleins  noch  zn 


beobachten  ist.  10  ccm  Oel  werden  in  neu- 
tralem, mit  PhenolphthaleTnlösung  versetztem 
Aetherwoingeist  (Aether  8  Th.  abs.  Alkohol 
2  Th.)  gelost  und  mit  alkoholischer  Natron- 
lauge, von  welcher  1  ccm  =  0,005  g  SO3 
entspricht,  titrirt. 

b)  bei  dunklen  Oelen.  In  einem  gut 
schliessenden  Glascylinder  werden  26  ccm  Oel 
und  50  ccm  absoluter  Alkohol  mit  einander 
vermischt  und  nach  erfolgter  Trennung  der 
beiden  Flüssigkeiten  25  ccm  der  oberen 
alkoholischen  Schicht  abgehoben  und  nach 
Zusatz  von  phenolphthalelnhaltiger  Alkohol- 
Aethermischung  titrirt.  Beträgt  der  erhaltene 
Säuregehalt  mehr  wie  0,03  pCt. ,  so  muss 
das  Oel  nochmals  mit  Alkohol  ausgeschüttelt 
werden.  Der  bei  der  letzten  Titrirung  ab- 
gelesene Säuregehalt  ist  der  massgebende. 

Die  Prüfung  auf  Harze  macht  sich  über-. 
flüssig,  sobald  die  Prüfungen  auf  Säure  nega- 
tiver Natur  sind,  da  Harze  organische  Säuren 
sind.  Harzlässt  sich  nachweisen,  indem  man 
das  Oel  mit  Alkohol  von  70  pCt.  schüttelt, 
absitzen  lässt,  die  getrennte  alkoholische 
Lösung  verdunstet  und  den  Rückstand  am 
Geruch  prüft. 

2.  Verhalten  gegen  concentrirte 
Schwefelsäure.  5  ccm  Oel  mit  5  ccm 
concentrirter  Schwefelsäure  überschichtet, 
werden  so  lange  vorsichtig  gerührt,  dass  eine 
Wärmezunahme  nicht  mehr  zu  bemerken  ist. 
Die  Endtemperatur  wird  Niedergeschrieben ; 
pflanzliche  Oele  zeigen  gewöhnlich  eine  be- 
deutende Steigerung,  Mineralöle  fast  gar 
keine.  Die  dunklen  Mineralöle  zeigen  eine 
immerhin  noch  höhere  Wärmezunahme,  als 
die  helleren  Oele.  Ein  etwaiger  Wasserge- 
halt der  Oele  muss  selbstverständlich  vorher 
durch  Trocknen  über  Chlorcaicium  entfernt 
werden. 

.S.Verhalten  gegen  verdünnte 
Schwefelsäure.  (Spec.  Gewicht  1,624.) 
Die  Untersuchung  zielt  auf  Harzöl.  Je 
5  ccm  Oel  und  Säure  werden  in  einem  gut 
schliessenden  Cylinder  tüchtig  durchschüttelt 
nnd  nach  Trennung  der  Schichten  die  Farbe 
der  Säureschicht  beobachtet.  Ist  diese  hell- 
gelb, tief^elb  oder  gelbbraun,  so  ist  ein  Zu- 
satz von  Harzöl  von  mehr  als  0,5  pCt.  aas- 
geschlossen. Hat  sich  dagegen  die  Säure 
stark  geröthet  oder  gebräunt,  so  muss  man, 
da  Thran  und  Erdnussöl  ähnliche  Rothfärb- 
ungen geben  und  Mineralöle  mit  asphalt- 
artigen  Substanzen    zuweilen    Bräunungen 


678 


herVorruf«»,  eine  zweite  Probe  des  Oeles  um\ 
Kwar  10  cem  mit  20  ccm  86  bis  90  proc. 
Alkohol  tüchtig  im  KOlbchen  schütteln  nnd 
alsdann  der  Ruhe  überlassen.    Ebenso  mass 
oi/in  auch  bei  Ricinnsi^l  yerfahren,  wenn  sich 
nnr  das  Gel  nach  dem  Schütteln  mitSchwefel- 
säare  mit  rother  oder  brauner  Farbe  abgesetzt 
hat,  da  die  Färbung  auch  Ton  Thran  her- 
rühren kann.  Hierbei  geht  etwa  vorhandenes 
Harzdl  in  genügender  Menge  in  den  Alko- 
hol über,  während  Thran  und  ErdnussOl,  so- 
wie bei  Mineralölen  der  grösste  Theil  der 
asphaltartigen  Substanzen  zurückbleibt.   Bei 
Gegenwart  von  solchen  Theerölen,  welche 
sich  mit  tiefbrauner  oder  schwarzer  Farbe  in 
Alkohol  lösen,  ist  der  Nachweis  nicht  durch- 
zuführen, da  das  in  Alkohol  Gelöste  allein 
schon     Bräunung    oder    Schwärzung    der 
Schwefelsäure   verursacht.     Derartige   Gele 
verwirft  man   schon   an   und  für  sich  als 
Schmiermittel.   Der  gewöhnliche  Fall  bei  der 
Behandlung  mit  Alkohol  ist  also  der,  dass 
der  Auszug  farblos  bis  tiefgelb  erscheint. 
Einige   Tropfen   des   Auszuges   werden    in 
einem   Probirglas    mit  Schwefelsäure   vom 
specifischen  Gewicht  1,624  versetzt.  Bei  so- 
fortigem Eintritt  einer  Roth-  oder  Yiolett- 
färbung  ist  auf  Gegenwart- grösserer  Mengen 
Harzöl  zu  schliessen.    War  dagegen  keine 
Rothfärbung  aufgetreten,  so  filtrirt  man,  um 
etwaige  geringe  Mengen  Harzöl  nachzuweisen, 
den  ganzen  alkoholischen  Auszug,  destillirt 
den  Alkohol  ab  und  prüft  den  Rückstand, 
indem  man  ihn  mit  1  bis  2  ccm  der  Säure 
schüttelt  und  deren  Färbung  beobachtet.  Im 
Uebrigen  zeigt  der  Rückstand,  sofern  er  aus 
Harzöl  besteht,  in  Bezug  auf  Geruch  und  Ge- 
schmack, die  diesem  Gele  charakteristischen 
Eigenschaften. 

4.  Verhalten  gegen  Natrium  und 
Natriumhydrat.  Zum  qualitativen  Nach 
weis  von  fetten  Gelen  in  Mineralölen  dient 
das  von  Lux  vorgeschlagene,  etwas  modificirte 
Verfahren.  Dasselbe  beruht  auf  dem  durch 
Seifenbildung  hervorgerufenen  Gelatiniren 
des  mit  Natrium  oder  Natriumhydrat  erhitzten 
Mineralöls  bei  Gegenwart  von  fettem  Gel. 
Helle  Mineralöle  werden  bei  etwa  230^  C, 
dunkle  Mineralöle  und  Cylinderöle  bei  etwa 
2500  C.y  je  eine  Probe  mit  Natrium  und 


Man  benutzt  zum  Na^chweis  des  Wassers 
die  Eigenschaft  desselben,  mit  4iner  düDncn 
Gelscbicht  eine  weisse  Emulsion  zu  bildeD. 
Bei  hellen  Gelen  ist  dieselbe  sehr  leicht  7.u 
sehen,  dunkle  Gele  dagegen  bedüifen  eines 
besonderen  Hilfsmittels. 

Ungefähr  h  cctn  der  Gelprobe  werden  in 
ein  Probirglas  gefüllt  und  die  inneren  Wände 
des  Gläschens  völlig  mit  dem  Gel  benetzt. 
Nun  taucht  man  das  Glas  in  ein  Leinölbad 
und  befestigt  es  so,  daps  die  Gberfläche  der 
Probe  ungefähr  1  cm  unter  der  des  nm- 
gebenden  Leinöls  sich  befindet.  Erwärmt 
man  bis  140<',  so  tritt  schon  unter  10<)<' 
Schäumen  und  meistens  Stossen  ein,  wenn 
Wasser  zugegen  ist;  vor  Allem  bildet  sich 
aber  Inder  dünnen  Gelschicht  an  den  Wänd«n 
des  Gläschens  eine  deutlich  sichtbare  Emnl- 
sion  von  niedergeschlagenem  Wasser  und 
Gel,  die  selbst  bei  150<^  noch  nicht  ver- 
schwindet. 

Enthält  ein  Gel  Luft,  so  wird  beim  Er- 
hitzen auch  eine  gewisse  Schaumbildung  auf- 
treten, doch  ist  ein  Stossen  sowie  Schaim- 
bildung  ausgeschlossen. 

7.  Löslichkeit  in  Benzin.  Pflanz- 
liches, wie  Mineralschmieröl  muss  sich  voll- 
kommen in  Benzin  lösen.  Ein  eventuell,  v(  r- 
bleibender  Rückstand  wird  auf  einem  Platin- 
blech erhitzt;  verkohlt  er  nicht,  ist  er  anorga- 
nischer Natur  und  die  Analyse  wird  die 
Entscheidung  bringen. 

Aus  dem  Gesagten  ist  es  ersichtlich,  dass 
es  unbedingt  erforderlieh  ist,  bei  der  Prüfung 
auf  Reinheit  resp.  Brauchbarkeit  der  Schmier- 
öle, die  Art  der  Verwendungzu  kennen, 
ferner  dürfte  es  von  Vortheil  sein,  bei  Aus- 
führung der  Analysen  eine  Probe  eines 
reinen  Präparates  in  gleicher  Weise  zu  be- 
handeln, um  aus  dem  Unterschied  der  auf- 
tretenden Erscheinung!  n  um  so  sicherer  ein 
Urtheil  fällen  zu  können.  s. 


Natriumhydrat  1/4  Stunde  im  Paraffinbade 
erhitzt 

5.V  erb  alte  n  beimErhitzen.  Wasser- 1  dem  Tageslichte  aussetzt. 
baltigesGelstüSst  beim  Erhitzen  und  schäumt.        Vergl.  auch  Ph.  C.  33,  17G. 


Zum  Löthen  von  Alaminiam 

werden  nach  Nicolai  (D.  R,  P.  nach  Pharm. 
Ztg.  1893,  663)  die  Halogenverbindangeo 
des  Silbers,  vortbetlhaft  mit  Weingeist  be- 
feuchtet, verwendet.  Da  bei  Benutxung  des 
Cblorsilbers  das  Aluminium  während  des 
Löthens  mitunter  stark  angegriffen  wird,  so 
verringert  man  den  Chlorgehalt  deaselben 
dadurch,   dass  man   das   Chlorsilber  vorher 


679 


Reinigung  der  Alkohole 
daroh  Natrinmsuperoxyd. 

Villon  empfiehlt  als  vorzügliches  Reini^- 
ungsmittel  des  Alkohols  der  ersten  Destilla 
tion  dasNalriamsuperozyd.  Je  nach  der  Natur 
des  zu  reinigenden  Alkohols  versetzt  man 
1  hl  desselben  24  Stunden  vor  der  Rectifica 
tion  mit  100  bis  500  g  Superoxyd.  Man  er- 
hält Bodann  bei  regelmässigem  Verlauf  der 
Kectification  unter  vollständigerer  Abscheid- 
UDg  der  Verunreinigungen  eine  höhere  Aus- 
beute an  rein  schmeckendem  Alkohol.       S. 

Chem.'Ztg.  1893,  Rfp.  23L 


Härten  von  Oyps  für  Bauzwecke. 

Die    Art    der   Gypshärtung,    welche    die 
„Süddeutsche   Bauzeitung*'    vorschlägt,     ist 
zwar  nicht  neu,  doch    ist  dieses  Verfahren 
wenig  bekannt,  weshalb  wir  in  Kürze  dasselbe 
besprechen.    Hierzu   wird  zuerst  eine   gute 
Mischung   aus   6  Tb.  Gyps  und  1  Th.  fein 
gesiebtem  zu  Pulver  gelöschtem   Kalk  her- 
gestellt.   Nachdem   der   Guss   dann,   gerade 
wie  beim  Gypsguss,  hergestellt  und  trocken 
geworden  ist,  wird  der  Gegenstand  mit  der 
Lösung  eines  Metailsulfates  getränkt,  wozu 
&ich  am  besten  Zink-  oder  auch  Eisensulfat 
eignen.     Es  wird  hierbei    durch    das   Kalk- 
hydrat das  Metallsulfat  in  der  Weise  zersetzt, 
dass  sich    Gyps   und  unlösliche  Metalloxyd- 
bydrate  bilden,  welche  sich  in  den  Zwischen- 
räumen ablagern.    Bei  Anwendung  von  Zink- 
Sulfat  bleibt  der  Gegenstand  weiss,  hei  An^ 
Wendung  von  Eisensulfat  wird  derselbe  zu 
erst  grün   (Eiscnoxydulbydrat),    dann    durch 
Oxydation  des  Eisenoxydulhydrates  zu  Eisen- 
oxydhydrat, robtbraun.  Die  härtesten  Flächen 
werden  darch  Eisensulfat  erzeugt;  der  Gyps 
soll  dadurch   20  mal  härter  werden  als  wie 
gewöhnlieh.     Um   ein    Maximum   der  Harte 
zu  erreichen,  soll  der  Gyps  mit  nicht  mehr 
Wasser  als   gerade  oothwendig,    angemacht 
werden. 

Der  Gegenstand  muss  sehr  trocken  sein, 
so  dass  die  Metallsalzlösung  schnell  und 
leicht  eindringt.  Dieselbe  soll  nahezu  ge- 
sättigt sein  und  nicht  länger  als  2  Stunden 
einwirken.  So  gehärteter  Gyps  soll  sich  gut 
zur  Herstellung  von  Fussböden  eignen ;  die- 
selben werden  dann  nach  dem  Trocknen 
noch  mit  LeinÖlfirniss  bestrichen. 

Bayr,  Ind.-  m.  Oewerhe-Bl. 


lieber  Härten  von  Gyps  mittelst  Kiesel- 
säure und  Baryt  haben  wir  Ph.  C.  32,  679 
berichtet. 

Für  die  Aufbewahrung 
feiner  Gewichte  aus  Messing  u.dgl. 

werden  in  der  Südd.  Apoth.-Ztg.  einige  prak- 
tische Anleitungen  gegeben,  welche  wir  nach- 
stehend in  ihren  Hauptpunkten  abdrucken. 

Die  Berflhrungsfläche  zwischen  Gewicht  und 
Kastenwandung  ist,  unbeschadet  der  gesicherten 
Stellung  der  Gewichte,  thunlichst  zu  vermin- 
dern, die  Bernhrung  mit  Klebstoif  sicher  aus- 
zuschliessen,  und  zur  Fütterung  der  Berührnngs- 
stellen  sind  Materialien  zu  wählen,  welche  die 
Oberfläche  d'jr  Gewichte  chemisch  oder  mecha- 
nisch so  wenig  als  möglich  verfindern.  In  erstrr 
Beziehung  darf  die  Einfügung  dreier  schwacher 
Leisten  aus  Holz  oder  Leder  m  die  entspreohend 
erweiterten  runden  Oeffnungen  als  das  Einfachste 
empfohlen  werden.  Hierdurch  wird  erreicht,  da^s 
die  cylindrischen  Wände  der  Gewiclitsstücke  nur 
in  drei  Linien  die  Fötterung  berühren.  Zu 
empfehlen,  wenn  auch  etwas  weniger  beqoem 
herzustellen,  sind  Oeffnungen  von  quadratischer 
Form,  bei  deren  Anwendung  der  Gewichtscylinder 
in  vier  Linien  gehalten  wird.  Der  Boden  der 
Bohrung  wird  zweckmässig  eine  schwach  ge- 
wölbte Form  erhalten.  Diese  Lagerungen  sind 
für  cylindrische  Gewichtsstücke  hoher  Form  an- 
wendbar, während  für  die  kleineren  Gewichte 
flacher  Form  sich  flache,  mit  Fütterungsmaterial 
lose  überspannte,  nicht  überklebte  Höhlungen 
eignen. 

Als  Fütterungsmateriai  empfiehlt  sich  am 
meisten  ungefärbte  Seide  oder  ungefärbter  Seiden- 
sammet. Soll  Sämischleder  Verwendung  finden, 
so  ist  es  auf  das  sorgfältigste  zu  reinigen.  Di^ 
Fütterung  ist  im  Kasten  so  zu  befestigen,  dass 
der  Klebstoff  unbedingt  von  dem  Gewichte  fern- 
gehalten wird.  In  letzterer  Beziehung  mö^'o 
noch  eine  Art  der  Ausfütterung  Erwähnung 
finden,  welche  zwar  die  Verminderung  der  Be- 
rührungsflächen ausser  Acht  lässt,  aber  ebenfalls 
eine  unschädliche  Ls^erung  ermöglicht  und  das 
Durchschlagen  des  Klebstoffes  ausschliesst.  Sie 
besteht  in  der  Herstellung  besonderer,  mit  dem 
Fütterungsmaterial  bezogener  Einsätze  für  die 
etwas  erweiterten  Bohrungen  im  Holzkasteu,  in- 
dem man  einen  Pappstreifen  von  passender  Breite 
auf  einen  etwas  oreiteren  Streifen  des  Fütter- 
ungsmaterials auflegt  und  nur  die  fiberstehen- 
don  Kanten  des  letzteren  auf  der  Rnckseitc  des 
Pappstreifens  mit  Klebstoff  befestigt.  Wird  ans 
dem  60  bezogenen  Streifen  eine  Hülse  gebildet, 
so  ist  ein  Durchschlagen  von  Klebstoff  durch 
die  mit  dem  Gewichte  in  Berührung  kommenden 
Tlieile  des  Futters  aus^geschlosseii.  Auch  könnte 
das  Futter  auf  der  Rückseite  des  Streifens  ohne 
Anwendung  von  Klebstoff  mittelst  Nähfadens 
zusammengezogen  werden. 


680 


Bflclierscliaa. 


Compendium  der  Arzneiverordnnngslebre 
für  Studtrende  und  Aerste.  Von  Prof. 
Dr.  Eudolf  Robert  y  Director  des  Pharma- 
kologischen Institutes  in  Dorpat.  Zweite 
erweiterte  Auflage.  Mit  121  Abbild- 
ungen.    Stuttgart    1893.     Verlag    von 

Ferd.  Enke. 

Als  Motto  ist  dem  Werke  ein  Aussprach  von 
Hans  Heger  (Pharmac.  Post)  vorgedruckt: 
„Niemand  fflhlt  so  sehr  wie  der  Apotheker,  dass 
die  Arzneiverordnungslehre  von  den  Aerzten 
seit  Decennien  vollständig  vernachl&ssigt  wird. 
Während  frOher  das  kunstgerechte  Verordnen 
von  Arzneien  die  Hauptaufgabe  der  Aerzte 
bildete,  legt  man  jetzt  gar  kein  Gewicht  darauf 
und  die  Folge  ist,  dass  die  Aerzte  die  unglaub- 
lichsten ganz  fehlerhaften  Ordinationen  in  die 
Welt  hinaussetzen."  Von  der  Wahrheit  der 
vorstehenden  S&tze  sich  zu  flberzeugen,  wird 
jeder  praktische  Apotheker  mehr  oder  weniger 
Gelegenheit  gehabt  haben  und  noch  haben. 
Das  vorliegende  Compendium  (364  Seiten  gross 
Octav)  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  dem  er- 
wähnten Uebelstande  mOglicJ^t  entgegen  zu 
treten;  zur  Charakterisirung  des  Werkes  selbst 
mOge  noch  eine  Stelle  aus  der  Vorrede  zu 
demselben  hier  Platz  finden:  ,, Andererseits 
(Verfasser  wendet  sich  vorher  gegen  die  in 
neuerer  Zeit  vielfach  an  unrechter  Stelle  an- 
gebrachte Keceptura  elegans)  muss  ich  jedoch 
dem  in  Deutschland  eingerissenen  Schema- 
lismos,  wo  der  Arzt  durch  beengende  Kassen- 
vorschriften  immer  mehr  und  mehr  gezwungen 
wird,  mit  einigen  Dotzend  der  Pharmacopoea 
panperum  entnommenen  Magistralformeln  aus- 
zukommen, entschieden  entgegentreten,  da  dies 
die  therapeutische  Individualisirung  des  Arztes 
lahm  lest  und  bei  den  Patienten,  sowie  natür- 
lich auch  bei  den  Apothekern,  das  Vertrauen 
auf  das  Wissen  und  Können  unseres  Standes 
schmälert." 

Dem  Werke  ist  weiteste  Verbreitung^  unter 
den  Interessenten  zu  wünschen;  die  vorhegende 
neue  Auflage  ist,  veranlasst  durch  das  Er- 
scheinen des  Arzneibuches  für  das  Deutsche 
Reich  und  des  vom  Deutschen  Apotheker- 
verein herausgegebenen  Ergänzungsbandes, 
(rrtlndlich  umgearbeitet  und  durch  mehrere  ganz 
neue  Capitel  erweitert  worden.  Auch  die  Ab- 
bildungen wurden  neu  aufgenommen. 

Die  äussere  Ausstattung  des  Compendiums 
ist  tadellos.  g. 

üeber  ein  exacteres  Verfahren  bei  der 
Bestimmung  von  Oefrierpunkts  -  Er- 
niedrigungen. Inaugural  -  Dissertation 
von  E,  H,  Loomis  aus  Vermilion  (New- 
York).  Stra88burgl893,  G  OöUer.  30  8. 

Die  Annahme  der  physikalischen  Chemie,  dass 
die  äquimolekulare  Lösung  von  Grammen  im 
Liter  irgend  eines  Elements  oder  einer  Ver- 
bindung   den    Gefrierpunkt    des    WasBerB    um 


1,89<)C.  herabdrücke  (bei  irgend  welchem  anderen 
Lösungsmittel  um  eine  andere,  bestimmte  Grosse), 
erweckte    Hoffnungen     auf    Verwerthnng   in 
doppelter   Bichtung.     Zunächst   versprach  sie 
theoretisch  die  Natur  der  Losungen  aufzuklären; 
denn,  wenn  in  der  That  die  wässerige  Normal- 
lOsung  eines  Elektrolyten  eine  Herädrfickang 
des  Gefrierpunktes  um  3,5 ^  zeigen  sollte,  dann 
wäre  folgerichtig  anzunehmen,  dass  z.  B.  K  Cl 
nicht  als  solches,  sondern  zumeist  in  Ionen  ge- 
spalten als  E  und  Cl  in  der  LOsung  vorhanden 
sei  und  nur  ein  eigenartiger  Zustand,  vielleicht 
die  gegenseitige  Bindung  der  bei  dem  Zerfalle 
des  Elektrolyten  elektrisch  positiv  und  negativ 

geladenen  fönen,  die  diesen  an  sich  eigenen 
;eactionen  in  der  LOsung  behindere. 

Sodann  aber  versprach  die  erwähnte  Hypothese 
eine  Verwendung  fQr  das  chemisehe  Labora- 
torium zur  Bestimmung  des  absoluten  Holekalar* 
gewichtes*)  solcher  Stoffe,  bei  denen  sich  ^e 
Dampfdichte  nicht  ermitteln  lässt,  so  beispiels- 
weise Zucker,  Eiweiss  u.  s.  w. 

Beiderlei  Hoffnungen  haben  sich  bekanntlich 
bis  jetzt  nicht  befriedigend  erfOllt.  Die  Grflnde 
hiervon  sind  u.  A.  auch  in  den  früher  wesent- 
lich unterschätzten  Sehwieriffkeiten  der  Gefrier- 
punktsbestimmun^en  zu  suchen.  So  hatte  bei- 
spielsweise 1886  Eaault  geglaubt,  den  Gefrier- 
punkt einer  etwa  Vio  normalen  oder  3,Bproc. 
wässerigen  ZnckerlGsung  auf  0,24 o  C.  mit  einem 
Fehler  von  0,01  <>  bestimmt  zu  haben,  während 
er  1892  denselben  Werth  mit  0,205  «C.  mit 
einem  Fehler  von  nur  0,002  ®C.  zu  bestimmen 
glaubte.  Die  Angaben  Anderer  mit  ähnlichen 
oder  noch  kleineren  vermeintlichen  Fehlem 
schwanken  ebenfalls  zwischen  0,295  und  0,202« C. 

Unter  solchen  Umständen  kann  die  eingangs 
erwähnte  Abhandlung,  welche  sich  unter  dem 
Wüste  der  meist  nur  nach  dem  Maculatar- 
gc Wichte  zu  bewerthenden  Inaugural -Disser- 
tationen schon  äusserlich  durch  anständige  Aus- 
stattung abhebt,  auf  Beachtung  seitens  eines 
grosseren  Forscherkreises  rechnen.  Loomis 
construirte  einen  Apparat,  der  Tausendstel- 
Gelsiusgrade  an  einem  Quecksilberthermometer 
abzulesen  und  Zehntausendstel  zu  schätzen  ge- 
stattet. Dies  wird  dadureh  ermöglicht,  dass 
10  Tb  eilstriche  der  Mikrometerscala  eines 
Mikroskops  genau  einem  TheiUtricbe  eines  in 
hunderte tel  ürade  getheilten  Fuesa'schen  The^ 
mometers  entsprechen.  Die  Scala  dieses  In- 
strumentes umfasste  nur  die  Grade  0  bis  '-^. 
es  ist  gleichzeitig  eine  Art  Anerold-Baromet'r, 
indem  nach  einem  Certificate  der  phvsikaliKh- 
technischen  Reichsanstalt  zu  Chariottenbarg 
ein  Wechsel  von  6  mm  Luftdruck  einem  solchen 
von  0,00 1<>  der  Thermometer- Ablesung  entspricht 
Ein  solches  Instrument  wird,  um  NuUpnnkts- 
änderungen  thunlich  zu  meiden,  während  der 
ganzen  Beobaohtungaperiode  auf  etwa  0<»  ge- 
halten. Sein  Nullpunkt  schwankte  in  5  Woebea 
um  nur  0,<i014.  Beim  Gebrauche  wird  es  durch 
eitlen   Neefschen   Hammer   stark   erschflttert 


♦)  Ph   C.  29,  494     81,  138. 


681 


Die  SalzlOsiiDg,  in  welche  es  eintaucht,  wird 
darch  einen  Ring- Rührei  von  Platin,  der  am 
Aüssenrande  eine  Federfahne  trägt,  in  Bewegang 
erhalten. 

Der  Verfaeser  bestimmte  die  Gefrierpunkts - 
Erniedrigungen  fflr  Kochsalz  (3,422),  Rohr- 
zucker 1,877),  Bittersalz  (2,076),  Aethjlalkobol 
(1,811),  Schwefelsäure  (3,822),  Phosphorsäore 
(1,773)  und  Harnstoff  (1,818).  Tabellarische 
Uebersichten  der  Ergebnisse  der  einzelnen  Ver- 
suchsreihen, eine  Tafel  mit  graphischen  Dar- 
stellungen dieser  Ergebnisse  und  eine  Abbildung 
des  benutiten  Apparates  erleicbtern  das  Ver- 
ständniss  der  lehrreichen  und  interessanten 
Abhandlung.  r* 


Cheml8Ch-te«hii86he8  Repertorlum.  Uebersicbt- 
lich  geordnete  Mittheilungen  der  neuesten 
Erfindungen ,  Fortschritte  und  Verbesser- 
ungen auf  dorn  Gebiete  der  technischen 
und  industriellen  Chemie  mit  Hinweis  auf 
Maschinen,  Apparate  und  Literatur  Heraus- 
gegeben von  Dr.  Emü  Jacobsen.  1893. 
Erstes  Halbjahr.  Erste  Hälfte.  Mit  in  den 
Teit  gedruckten  Illustrationen.  Berlin  1894. 
B,  Oaertner's  Verlagsbuchhandlung  (Her- 
mann Heyfelder). 

Preis  •Uste  wissenschaftlicher  Präparate  von 
G.  A.  F.  Kahlbaom,  chemische  Fabrik,  Berlin. 
October  1893. 


¥er8Gliledene  JHUhelluBffeB. 


Bectificirter  Holsessig. 

10  ccm  des  rectificirten  Holzessigs  sollen 
nach  dem  D.  A.  B.  sofort  100  ccm  Kalium- 
permanganatlösung  (1 :  1000)  entf&rben. 
Dieseo  Anforderungen  dürfte  wohl  kein 
Handelsprftparat  Stand  halten,  wenn  eine 
TolUtSndige  Entfärbung  gemeint  ist.  Uan 
kann  nur  Tollständige  Verfärbung  verlangen, 
indem  die  blaurotbe  Farbe  der  Permanganat- 
löauDg  sofort  yersebwindet  und  unter  gleich- 
zeitiger Abscheidung  von  Hydraten  des 
Mangans  in  eine  bellgelbe  Übergefährt  wird, 
welehe  erst  nach  längerem  Stehen, 
nach  Tollständiger  Abscheidung  des  Mangans, 
Terachwindet.  Setzt  man  jedoch  zu  der 
Permaoganatlösnng  10  ccm  yerdännte  Schwe- 
felsäure, so  entsteht  nach  dem  ZufSgen  von 
Holzessig  eine  klare,  gelblich  gefärbte 
Flüssigkeit.  8, 

Chem.'Ztg.  1893,  286. 


Znm  Nachweis  der  Curcama 

in  damit  gefärbten  Pulvern  (Rhabarber,  Senf- 
mehl n.  s.  w.)  giebt  Wilder  (Pharm.  Jouin. 
Tranaact.  1893,  807)  zu  einer  kleinen  Menge 
derselben  einen  Tropfen  Anis-  oder  Fenchelöl 
und  betniehtet  unter  dem  Mikroskope;  bei 
Gegenwart  Ton  Curooma  ist  das  ätherische 
Oel  gelb  gefärbt. 


Aetskalk  zum  Bestreuen  von 
Zuckerwaaren. 

H.  Sräl  berichtet  (Ghem.Ztg.  1893, 1566) 
fiber  ein  weisses  Pulver,  welches  zum  Be- 
streaea  Ton  Frachtbonbons  Verwendung  finden 
solHe,    um  das  Zusammenkleben  derselben 


zu  verhindern,  indem  man  das  in  einem  Lein- 
wandsäckchen  verwahrte  Pulver  auf  die 
Zuckerwaaren  stttubt.  Dasselbe  erwies  sich 
als  an  der  Luft  zerfallener  Aetzkalk. 


Pflanzen  -  Nahrung. 

Kochsalz  10  g,  Salpeter  5  g,  Bittersalz 
ö  g,  Magnesia  1  g,  phosphorsaures  Natron 
2  g  werden  vermischt  und  in  Gläser  gefallt. 
Bin  Kaffeelöffel  voll  ist  in  1  Liter  Wasser  zu 
lösen,  und  mit  dieser  Lösung  sind  die 
Pflanzen  täglich  zu  begiessen. 

Neueste  Erfind,  u.  Erfahr. 

Vergl.  auch  Ph.  C.  27,  114.  29,  259. 


Mittel  zur  Vertilgung  des 
Holzwurms. 

Die  Bad.   Gewerbezeitung  empfiehlt  bei 

Höbein,  die  nicht  täglich  im  Gebrauch  sind, 

in    dem  betreffenden  Zimmer  Schalen    mit 

Benzol    aufzustellen,    welches  verdunstend 

den  Insecten    äusserst  schädlich  ist.     Bei 

MöbelT),  die  täglich  im  Gebrauche  sind,  habe 

sich    das  Ausspritzen   der  Bohrlöcher  mit 

Benzol    recht  gut  bewiesen,    ferner   auch 

Petroleum,  Fuselöl  und  eine  5prof.  Karbol- 

lösung.    Uebrigens   kommt   der  Holzwurm 

auch  schon  vor  der  Verarbeitung  des  Holzes 

vor,  sodass  es  sich  empfiehlt,  diebetreffenden 

Holztheile  bei  100  bis  120  o  zu  trocknen, 

eventuell  sie  vorher  auszudampfen.    Das  so 

behandelte    Holz    wird    niemals    befallen 

werden.    Gegen  das  Eindringen  von  aussen 

wird   ein  Ueberzug  von   thierischem   Leim 

empfohlen,    dem  eine  0,2proc.    Sublimat- 

lösnng  zugemiscbt  wird.  s. 

Neueste  Erfind,  w.  Erfahr, 


682 


Ueber  Adeps  Lanae. 

In  Nr.  19  unserer  Zeitschrift  (Ph.  C. 
34,  272)  brachten  wir  eine  Mitlheilang, 
hiut  deren  das  K.  Landgericht  Hannover  in 
einem  dort  anhängigen  Processe  der  Firma 
Benno  Ja/fc  (&  Darmstaedter  in  Berlin 
gegen  die  Norddeutsche  Wollkiimmerei  etc. 
in  Delmenhorst  wegen  Patentverletzung 
(Adeps Lanae  betreflFend)  eine  einstweilige 
Verfügung  zu  Gunsten  der  Firma  JB.  Jafft 
(f: Darmstaedter erhss^en  hat, durchweiche 
der  Bremer  Fabrik  bei  Strafe  verboten 
wird,  in  Annoncen,  Circularen  oder  sonst 
die  Behauptung  aufzustellen  oder  zu  ver- 
breiten, dass  die  Verreibung  des  Adeps 
Lanae  mit  Wasser,  sei  es  mit  oder  ohne 
Zusatz  anderer  Stoffe,  gestattet  sei,  bezw. 
nicht  unter  das  Lanolin -Patent  falle. 

Es  wird  uns  jetzt  mitgetheilt,  dass  auf 
Grund  der  von  der  Norddeutschen  Woll- 
kämmerei gegen  dies  Erkenntniss  erhobe- 
nen Berufung  das  Eönigl.  Obcrlandes- 
gericht  Celle  die  vorerwähnte  einstweilige 
Verfügung  wieder  aufgehoben  hat. 

Der  noch  nicht  beigelegte  Streit  dreht 
sich  ausschliesslich  darum,  ob  in  der 
Verreibung  des  Adeps  Lanae  mit  wäs- 
serigen Lösungen  von  Medicamenten  resp. 
Cosmeticis  oder  in  der  Verreibung  eines 
aus  Adeps  Lanae  und  einem  anderen 
Fette  hergestellten  Fettgemisches  mit 
Wasser  eine  Verletzung  des  Lanolin- 
Patentes  22  516  liegt. 

Das  letztere  Patent  betrifft  die  Um- 
wandlung des  zähen,  missfarbenen,  übel- 
riechenden, goreinigten,  natürlichen  Woll- 
fettes durch  Wassereinkneten  in  eine  ge- 
ruchlose, neutrale,  als  Salbenunterlage 
brauchbare  Masse,  das  Lanolin,  welches 
durch  nichts  mehr  au  seinen  Ursprung 
erinnert 

Es  verletzt  daher  das  Lanolin -Patent 
Derjenige,  welcher  einem  als  Salben- 
unterlage nicht  brauchbaren  gereinigten 
Wollfette  ein  Wasserquantum  einknetet, 
welches  so  gross  ist,  dass  dadurch  die 
Verwandlung  des  Wollfettes  in  die  ge- 
ruchlose, neutrale,  weisse  Salbenunterlage 
herbeigeführt  wird. 

Das  gemäss  dem  D.  B.  P.  69598  her- 
gestellte Adeps  Lanae  bildet  aber  an  sich 
ohne  jedes  Wassereinkneten  eine  voll- 
ständig neutrale,  geruchlose,  gelb  weisse 


Salbenunterlage  (Ph.  C.  34,  367).  Es  i^l 
im  Wesentlichen  dadurch  erreicht,  dass 
die  in  dem  natürlichen  Wollfette  der 
Schafe  vorhandenen,  härteren,  klebenden 
und  schwer  schmelzbaren  Fettbestand- 
theile,  vor  Allem  die  härteren  Cholesterin- 
Ester,  sowie  die  wachsartig  klebenden 
Fettsäure-Ester  der  höheren  Fettalkohole, 
dem  Wollfette  entzogen  sind. 

Adeps  Lanae  ist  daher  gar  kein  natür- 
liches Wollfett  mehr,  sondern  ein  Prä- 
parat aus  Wollfett,  welches  gegen- 
über dem  natürlichen  Wollfett  ganz  neue 
vortheilhafte,  technisch  nutzbare  Eigen- 
schaften aufweist. 

Insoweit  die  Verreibung  mit  Stoffen 
erfolgt,  welche  vorher  in  Wasser  gelöst 
sind,  so  geschieht  dies  nicht  in  Ausnutz- 
ung des  dem  Patente  S2516  zu  Grunde 
liegenden  Erfindergedankens,  sondern  in 
Ausnutzung  der  bekannten  Erfahrung, 
dass  es  für  die  Wirkung  des  Mediea- 
mentes  am  vortheilhaftesten  ist ,  wenn 
dasselbe  dem  Fette  in  der  feinsten  Ver- 
theilung,  also  in  Lösung  beigemischt 
wird,  wie  wir  bereits  Ph.  C.  33,  728  be- 
tont haben. 

Diese  Wassermenge  wird  z.  B.  bei 
Herstellung  von  Atropin-  oder  Höllenstein- 
salben ,  bei  denen  auf  circa  20  g  Salbe 
nur  ein  Tropfen  Wasser  zur  Auflösung 
des  Salzes  genommen  wird,  so  minimal 
sein,  dass  durch  das  Verreiben  dieser 
Wassermenge  mit  dem  W^ollfetle  des 
Patentes  22516  niemals  irgend  eine 
lanolinartige  Substanz  erzeugt  werden 
kann. 

Es  ist  eine  bekannte  Erfahrung,  dass 
Fettgemische  in  erheblicherer  Weise 
Wasser  aufzunehmen  vermögen,  als  jedes 
der  gemischten  Fette.  Daher  sind  Fett- 
gemische  von  jeher  als  die  Grundlage 
für  Eühlsalben  benutzt  worden. 

Alle  Wollfette  sowie  Wollfettpr&parate 
umschliessen  das  Wasser  aber  so  fest, 
dass  ein  Abdunsten  desselben  unter  Er- 
zeugung einer  hinreichenden  Eühlwirkung 
nicht  stattfindet.  Erst  dadurch,  dass  ein 
anderes  Fett  in  dem  Wollfette  oder  Woll- 
fettpräparate gelöst  wird,  erlangt  letzteres 
die  Fähigkeit,  als  Salbenanterlage  für  eine 
Kühlsalbe  (Ph.  0.  34,  264)  mit  ver- 
wendbar zu  sein.  Durch  diese  Fettmiselir 
ung  wird  aber  gleichzeitig  die  W^asser- 


683 


aufnahmefähigkeit    des    Wollfettes    sehr 
erbeblieh  erhöht. 

Das  Lanolin -Patent  will  durch  das 
Einkneten  von  Wasser  eine  geeignete 
Salbenunterlage  erst  schaffen;  dazu 
muss  das  Wasser  so  fest  verknetet  sein, 
dass  es  nicht  leicht  abdunsten  kann. 

Bei  Verwendung  von  Adeps  Lanae  zur 
Herstellong  eines  Fettgemisches,  welches 
als  Grundlage  für  Köhisalben  dienen  soll, 
geht  der  ^weck  der  ganzen  Operation 
darauf  hinaus,  das  Wasser  so  lose  zu 
binden,  dass  es  leicht  wieder  abdunstet. 
Es  dürfte  daher  auch  in  diesem  Falle 
durch  die  Verwendung  des  Adeps  Lanae 
eine  Verletzung  des  Lanolin  -  Patentes 
nicht  begangen  werden. 

Da  die  Firma  B.  Jaffe  &  Darmstaedter 
die  eingangserwähnte  Entscheidung  des 
König].  Oberlandesgerichts  Gelle  ange- 
fachten hat,  so  wird  die  Angelegenheit 
nochmals  zur  Verhandlung  kommen,  und 
man  kann  nicht  voraussehen,  welche  An* 
sieht  schliessh'ch  sich  Geltung  verschaffen 
wird.  Zur  Zeit  aber  ist  jedenfalls  die 
Verwendang  von  Adeps  Lanae  zur  Her- 
stellung von  Arzneigemischen,  wie  wir 
sie  Ph.  C.  83,  728  bereits  gekennzeichnet 
hatten,  gestattet. 

Sublimatball. 

Nach  der  Zeitschr.  d.  allg.  Oeetcr.  Apoth.- 
Vereins  bringt  die  Firma  Lustig  dt  Waltker 
in  Berlin  an tisep tische  Sublimat- 
balle  (100  Stack  4  Mark)  in  den  Handel, 
welche  für  die  erste  Hülfe  bei  Verwundungen 
bestimmt  sind.  Dieselben  bestehen  aus  einer 
mit  Sublimatlösung  gefüllten  Kautschukblase, 
welche  mit  einer  Gazebinde  umwickelt  ist; 
zum  Schutze  vor  Verunreinigungen  steckt  das 
Ganze  nochmals  in  einer  Kautschukhülle. 
Znm  Gebrauch  wird  die  äussere  Kautschuk- 
bulle  entfernt,  die  mit  Sublimatlösung  ge- 
Hilltd  Blase  angestochen,  worauf  sich  die 
Flüssigkeit  auf  die  Binde  ergiesst. 

Wir  bemerken  hierzu,  dass  diese  Sublimat- 
bälle keine  sehr  lange  Aufbewahrung  ver 
tragen,  da  schwache  Sublimatlösungen  durch 
Kautschuk  sehr  bald  redncirt  werden  (vergl. 
Pb.  C.  SO,  682).  Da  die  Sublimatbälle  pa • 
teatirt  (?)  sein  sollen,  halten  wir  die  Be- 
merkung für  am  Platze,  dass  dieselben  gar 
nichts  Neues  sind,  da  schon  vor  Jahren 


genau  ebenso  hergerichtetc  Verbandpäckchen 
in  Russland  probeweise  beim  rusbischen 
Militär  in  Gebrauch  waren ;  vergl.  Ph.  C.  30, 
682. 

Ueber  das  Färben  der  Arzneien 

ist  schon  mehrfach  in  unserer  Zeitung  ge- 
schrieben worden,  so  z.  B.  in  letzter  Zeit 
Ph.  C.  30,  79,  104.  In  sehr  eingehender 
Weise  und  weitgehend  beschäftigt  sich  Oefelc 
mit  derselben  Frage  in  der  Aerztl.  Rundsch. 
1893,  97.  Die  Gründe,  welche  ihm  eine 
Färbung  der  Arzneien  wünschensweith  er- 
scheinen lassen,  sind:  Abwechselung  im  Aus- 
sehen der  Arzneien  und  Kenntlichmachung 
behufs  Unterscheidung  stark  wirkender  Mittel 
von  anderen  unschädlichen. 

Aus  der  grossen  Anzahl  der  mitgetheilten 
Receptformeln,  in  denen  die  verschiödenartig- 
sten  Farbstoffe  Anwendung  finden,  wollen  wir 
nur  einige  herausnehmen,  welche  als  charak- 
teristisch gelten  können,  da  mehrfach  dio 
Farbstoffe  so  gewählt  sind ,  daes  sie  auch  iu 
derselben  Weise  wie  das  Haupt -Arzneimittel 
wirken: 

Acidi  formicici  20,0  g,  Pyoktanini  coerulei 
0,01  g  zu  reizenden  Einreibungen. 

>aponis  kalini  100,0  g,  Laiiolini  10,0  ^.  Pjok- 
tanini  coerulei  0,05  g.  Zum  Ein-eiben  b«  i  Ekzem. 

Violette  Jodkaliumsnlbe:  Kalii  jodati  3,0  g, 
Amyli  Tritici3,0g,  Aquae  fervidae  5,0  g,  coque, 
adde  Lanolir.i  '20.0  g  (entsj^rechend  dem  bei  der 
AufbewahruDg  frei  werdendon  Jod,  wird  sich 
die  Salbe  darch  Bildung  von  Jodstärko 
violett  färben). 

Da  Methylenblau  an  sich  als  Antipyreti- 
cum  Verwendung  findüt,  empfiehlt  Oefele  einen 
Zusatz  desselben  zu  Chinin,  Antipyrin;  z.  B. 

Antipyrini  1,0  g,  Methylenblau  0,02. 

Blausäurchsltigc  Arzneien  sollen  mit  BerT 
liiier  Blau  geärbt  werden;  z.  B. 

Morphini  hydrochlorici  0,1  g,  Aquae  Amyg- 
dalarum  10,0  g,  Coerulei  Berolinensis  0,001g. 
(Natailich  kann  hier  nur  die  wasserlösliche 
Form  desselben  in  Frage  kommen.) 

Lipanini  100,0  g,  Chlorophylli  0,05  g;  als  Er- 
satzmittel ffir  Leber th ran. 

Salis  Carolini  factitii  2,0  g,  Gutti  0,1  g;  Ab- 
fahrmittel. 
Acetaniüdi  0,3  g.  Badicis  Rlici  0,03. 
Aluminis  crudi  0,4  g,  Croci  0,1  g. 

Hydrargyri  chlorati  0,15  i?,  Cinnabaris  0,015  g, 
Sacchari  0,3  g  Oefele  sagt  statt  Hydrarg. 
chlorati:  Merourii  dulcis;  er  befürwortet,  den 
Calomel  nicht  anders  als  mit  lOpCt.  Zinnober 
vermischt  zu  führen  und  abzugeben,  um  Vcrc- 
Wechselungen  von  Calomel  und  Morphin  au^-'^u- 


684 


Fchlie8«en.  Aach  den  Ansserlicbe  Anwendung 
findenden  Dampf kalomel  (Hydra r^yr.  chlorat. 
vapore  parat)  l&88t  Oefele  mit  lOpCt  Zinnober 
mischen. 

Salis  thermarnm  Neaenahr  0,1  g,  Ferri  oxydati 
robri  0,1  g. 

Ausser  den  in  Torstehenden  Arzneiformeln 
vorkommenden  f&rbenden  Stoffen  braucht 
Oefele  noch  verschiedene  andere,  z.  B.  Ex- 
tractum  Sambuci,  Indigo  (sowohl  fSr  Flüssig- 
keiten, wie  für  Pulver;  es  ist  deshalb  nicht 
genau,  in  allen  diesen  Fällen  Indigo  vorzu- 
schreiben, für  Flüssigkeiten  müsste  das  wasser- 
lösliche Indigocarmin  Verwendung  finden, 
Ref ),  Coccionella,  Blattgold  (wie  es  in  man- 
chen Magistraiformeln ,  z.  B.  Markgrafen- 
pulver,  aus  alter  Zeit  stammend,  auch  noch 
vorkommt,  Ref.),  Pulvis  aureus  (Pulveris 
temperantis  10,  Cinnabaris  1). 

Für  vorkommende  Fttlle  dürfte  in  den  ge- 
nannten Färbemitteln  für  Arzneien  eine  ge- 
nügende Auswahl  vorliegen.  «. 


Zur  Herstellung  von  Jodoformgaze 

empfiehlt  Oay  im  Repert.  de  pharm,  als 
Lösungsmittel  für  das  Jodoform  und  das  als 
Riebmittel  dienende  Harz  ein  Gemisch  von 
Aether  und  Benzin  zu  verwenden.  Die  Flüs- 
sigkeit muss  vollständig  von  der  Gaze  aufge- 
nommen werden  und  letztere,  noch  ehe  sie 
ganz  trocken  geworden  ist,  zusammengelegt 
werden,  um  Verluste  an  Jodoform  zu  ver- 
meiden. Die  noch  rückständigen  Lösungs- 
mittel (Aether  und  Benzin)  verflüchtigen  sich 
allmählich  durch  die  Verpackung  hindurch. 
Trotzdem  nimmt  Gray  einen  Verlust  von  10 
bis  15  pCt.  Jodoform  als  unvermeidlich  an, 
und   er  schlägt  vor,   um  Jodoformgaze  von 


richtigem  Gehalt   zu  bekommen ,  10  bis  15 
pCt.  Jodoform  mehr  zu  verwenden.  s. 

Bacilli  caustici  Eöbner. 

Köhner  stellt  in  der  Berl.  klin.  Woehenscbr. 
1893,  1099  fünf  Sorten  seiner  Chlorzink- 
stifte  auf,  die  er  der  Bequemlichkeit  wegen 
nnmerirt.   Es  enthält 
Nr.  1    Zinc.  chlorat  1  u.  Kai.  nitric.  3, 
,,    2      „  ,,1  ,,     ,,        „      1,0, 

,«    3      ,,  „1   „     „        „      1» 

„    4      „  „1   „     „        tt      0,4, 

1     >i        »I  yj         "«^» 


f»     **         »» 


weiche  Stoffe  zusammengerieben  ,  in  einer 
Porzellanschale  geschmolzen,  in  Formen  ge- 
gossen oder  in  4  mm  weite  Olasröbien  auf 
gesaugt,  nach  dem  Erkalten  sofort  in  Stanniol 
gewickelt  und  in  gut  verachlosaenen  GefiUsen 
aufbewahrt  werden. 

Um  eine  möglichst  lange  Haltbarkeit  der 
Stifte  zu  erzielen  9  gilt  aelbstveratiadlich  die 
Vorschrift ,  jedesmal  nur  soviel  Stanniol  von 
ihrer  Oberfläche  abzustreifen ,  ala  für  die 
einzelne  Aetzung  nöthig  ist^  den  Stift  nadi 
der  Aetzung  gehörig  abzutrocknen  nnd  als- 
bald wieder  in  das  aufgetrocknete  Gläsehen 
zurückzubringen. 

Wohlschmeekender  Leberthran. 

Standke  (Deutsche  med.Wochenachr.)  ISsit 
den  Leberthran  längere  2eit  unter  Luft- 
abschlnss  mit  frisch  geglühter  gekörnter 
Kohle  in  Berührung.  Ist  hierdurch  jeder  un- 
angenehme Geruch  und  Gesehmadk  Te^ 
seh  wunden,  so  wird  filtrirt  und  das  Filtnt 
mit  etwas  Saccharin  und  Cejlonztmmtol  wohl- 
schmeckend gemacht. 


Brie  f  w  e  c  h  8  e  1. 


Apoth.  F.  in  B.  Den  Geruch  roher  Karbol- 
säure entfernt  man  in  folgender  Weise  ans 
einer  Tbonflasche:  Man  giesst  in  die  Thon- 
flasche  eine  Menge  -  Salpetersäure ,  je  nach 
Grösse  der  ^Flasche  50  bis '200  g,  verstöpselt, 
stellt  warm  (aufs  Dampfbad  oder  in  den 
Trockenschrank)  und  schüttelt  öfter  gut  um, 
so  dass  die  warme  Salpetersäure  die  Wandungen 
der  Flasche  überall  benetzt.  Schliesslich  wird 
mit  Wasser  gnt  ausgespült  und  wegen  der 
Porosität  des  Materials  mit  Wasser  völlig  ge- 
füllt stehen  gelassen. 

Apoth.  L.  %n  W«  Als  Chol  er  in  oder  Anti- 
cholerin  ist  ein  dem  Tuberkulin  ähnlich  zu- 
bereitetes Präparat  aus  Beinculturen  der  Gho- 
lerabacterien   genannt  worden;   Tetanin    ist 


ein  entsprechendes  Prilparat  aus  Beineultaren 
der  Tetanusbacterien. 

Apoth.  W.  Seh.  in  D.  In  Oetterreich  ist 
eine  nach  Angaben  von  Prot  Klemenmewkt 
gefertigte  Versandhflchse  zur  Versendnnr 
choleraverdächtiffer  Üntersuchungsgegenstände 
ein  geführt.  Die  Einrichtung  der  Venandbüebse, 
welche  Glasbläser  Chitetav  Eger  in  Graz  liefert, 
ist  uns  unbekannt. 

Apoth,  K.  S.  in  B.  Das  PotlreB  des 
Aluminiums  soll  man  Ineht  mittelst  eines 
Lappens  und  verdünnter  Seifenlöeung  bewirken 
können. 

Vf.  £•  D.  in  K.  üeber  Algin  0»  ^onf?' 
Nummer  irrthümlich  Algen  gesetzt)  finden  Sie 
weiteres  noch  Jahrgang  1886,  ^7. 


Terleger  und  verMitwort]icb«r  RedaeUnr  Dr.  E.  ••Istler  1b  Dntd«». 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dn  Hermann  Hager 


der   Pharmacie. 

Herauflg^egreben  tob 


und 


Dr.  Ewald  Oelssler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Besngspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bachb&ndel 

viertelUhrlich  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  nnter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nuknniern 

30  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  odeir 

Wiederholungen  Preisermassigung.    Expedition t  Dresden,  Rietsohelstrasse  8,  I. 

Kedaction:  Prof.  Dr.  £.  Geisels r.  Dresden,  Oircusstrasse  40. 

Mitredaetenr :  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M  48.  Dresden,  den  30.  November  1893.  Ly!j«hrÄ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


lohmlt:  Cheaile  mmA  PkftraaeU:  QaantitatiTe  Trennnng  von  Ferripbnipbat,  Maoganophogphat,  Caleinm-  and 
Magnetlitmpbospbat.  —  Hin  weis.  —  Sangninal  Krewel.  —  DinretinprKparate.  ~  Reiorbin.  ~  Nene  Araneimittel. 
-~  Hinweis.  —  Prttfang  nnd  Werthbeitimmnnir  von  Arzneimitteln.  —  Hinwels.  —  Saloinberzng  fOr  Dflnndarni- 
pillen.  —  Ans  dem  Jabres-Bericbte  des  ohem.  Untersuebnngsamtes  der  Stadt  Breslau.  —  Meuernngen  an  Labora- 
torlomsappaTaten.  ->  Bestimmnng  des  Kreosotgebaltes  in  Pillen.  —  TaertpestlteMe  lUtthelllBgreB :  DeainfecMoB 
des  Kindermundes.  —  Ueber  Moyrapaama.  —  Pbenoeoll  bei  Malaria.  —  Bebandlung  mit  Bensosol  bei  Diabetea 
mellitoa.  —  Ueber  die  Wirkung  des  SuKonaU.  —  Bobnensnppe  als  erstes  Diureticnm,  —  Die  gesnndheitlleho 
Bcdentnog  der  Zttndholsfabrikatlon.  —  Teehnltolie  MltUellangea:  Prllfnng  der  Scbmieröle.  —  Trockenlegung 
feuchter  W&nde,  u.  s.  w.  —  Yeriehledene  MUtbellBnge«:  Schnupfenmittel,  n.  s.  w.  —  Brleffrechiel.  —  iBselgeB« 


Ctaemie  und  Pharmacies 


Quantitative  Trennung 

von  Ferriphosphat;  Mangano- 

phosphaty  Calcium-  und  Mag- 

nesinmphosphat. 

Aaszug  ans  einer  Dissertation  (Erlangen) 
von  B.  Seeliger. 

Veranlasst  durch  die  ungenögenden 
Trennungsmethoden  erwähnter  vier  Phos- 
phate wurden,  da  die  Hauptschwierig- 
keit in  der  Scheidung  der  Phosphor- 
saure von  Eisen  und  Mangan  lag,  letztere 
Salze  zunSlchst  fQr  sich  behandelt,  um 
die  daraus  gesammelten  Erfahrungen  für 
die  vier  Phosphate  nutzbar  zu  machen. 

Eisenphosphat:  Die  Bestimmung  des 
Eisens  erfolgte  zunächst  mit  Kalium- 
permanganat   nach    vorheriger    Re 
duction    mit    Zink;     die    Phosphorsäure 
wirkte  dabei  nicht  hindei*nd. 

Weitere  vorzügliche  Resultate  gab  die 
Bestimmung  des  Eisens  vermittelst  Jod 
auf  Grund  der  Thatsache,  dass  Eisen  als 
Oxjdsalz  aus  Jodkalium  eine  ihm  äqui- 
valente Menge  Jod  ausscheidet. 

Eine  weitere  Scheidung  des  Pilsens  von 
der    Phosphorsäure    gelang    durch    Be- 


handeln mit  Sehwefelammon  unter 
Zusatz  von  Weinsäure.  Das  Eisen,  als 
Schwefeleisen  abgeschieden,  wurde  wie- 
der aufgelöst,  oxydirt  und  als  Oxyd  be- 
stimmt. Im  Filtrat  konnte  die  Phosphor- 
säure direct  mit  Magnesiamixtur  nach- 
gewiesen werden. 

Eine  Trennung  mit  Natrium -Ealium- 
carbonat  konnte  nicht  erreicht  werden, 
wohl  aber  bei  Zusatz  von  Salpeter  und 
Kieselsäure. 

Mangj)nphosphat:  Zur  Trennung  des 
Mangans  von  der  Phosphorsäure  wurde 
ebenfalls  Titration  mit  Permanganat 
angewendet  Bisher  nur  zur  Bestimmung 
des  Mangans  in  wasserlöslicher  Form 
benutzt,  gelang  es  auch  hier  bei  Gegen- 
wart von  Phosphoi'öäure  die  Trennung 
auszuführen. 

Als  weitere  Manganbestimmung  gelang 
die  von  liösslcr  {Liehig\  Annal.  200,  3?4) 
angeführte  in  Form  von  Ag40Mn203  ver- 
mittelst Silbernitrat.  Diese  interessante 
Methode  war  zunächst  für  wasserlösliche 
Mangansalze  angewendet  worden.  Für 
den  vorliegenden  Fall  modificirt,  gelang 
es,    die   Phosphorsäure    im   Filtrat  mit 


686 


Magnesiamixtor  nachzuweisen.  Weiter- 
hin gab  die  Trennung  mit  Soda,  Salpeter 
und  Kieselsäure,  die  schon  beim  Eisen 
erwähnt  war,  bnroehbare  Resultate. 

Auf  Grund  der  AnnsAme,  dass  phos- 
phorsaures Eisenozyd  von  Essig- 
säure nicht  gelöst  wird  im  Gegensatz  zu 
den  übrigen  drei  Phosphaten,  wurden  | 
deroentsprechende  Versuche  angestellt  und 
nachgewiesen,  dass  ersteres  Salz  doch, 
wenn  auch  in  geringerem  Masse,  in 
Essigsäure  löslich  ist. 


Lösangsdauer 
15  IGnuten 


Es  werden  gelöst 

pGt  Eisenphospbat 

fencht    troeken    geglflht 


'ÄSCIW      0,06      0.01 

SOproe.  Essigsäure)  nti\     Ain 
1,060  spec.  Gew.  )  "'*"      "'^"       ~ 

'Ä^&l».««  «•»»    - 

Um  alkalische  Erden  von  Phosphor- 
säure zu  trennen,  existirt  die  übliche 
Methode  durch  Erhitzen  mit  Natrium- 
acetat  unter  Zusatz  von  Eisenchlorid.  Es 
gelang,  bei  den  vorliegenden  vier  Phospha- 
ten erwähnte  Methode  in  Anwendung  zu 
bringen,  indem  einerseits  Magnesium  und 
Calcium  als  Acetate  in  Lösung  gingen. 
Eisen  und  zugleich  auch  das  Mangan 
mit  der  gesammten  Phosphorsäure  nieder- 
geschlagen wurden.  Das  Eisen  wurde 
mit  Jod,  Mangan  mit  Permanganat  und 
schUesslich  die  Phosphorsäure  darch 
Molybdän  bestimmt. 

Zu  dieser  Methode,  die  vier  Phosphate 
zu  trennen,  gesellte  sich  noch  die  durch 
Schmelzen  mit  Soda,  Salpeter  und  Eiesel- 
säure,  deren  AusfUhrung  die  folgende 
ist: 

0,2  bis  0,3  g  der  zu  untersuchenden 
Probe  werden  in  einem  Platintiegel  mit 
der  zehnfachen  Menge  eines  innigen  Ge- 
menges von  Soda,  Salpeter  und  Kiesel- 
säure ivermischt ,  erst  vorsichtig  durch 
den  Bunsenbrenner,  dann  so  lange  am 
Gebläse  erhitzt,  bis  eine  ruhig  flies- 
sende, dunkelblaugrüne  Schmelze  erzielt 


worden  ist.   Man  lässt  30  bis  40  Minuten 
lang  schmelzen,  langt  dann  in  einem 
Becherglase  sofort  mit  heissem  Wasser 
aus  und  leitet  einige  Gasblasen  Schwefel- 
wasserstoff ein,  um  das  theilweise  ge- 
bildete   mangansaure   Kalium   zu  redu- 
eiren.     Sollte   die  Schmelze  sich  nicht 
vollständig    vom  Tiegel    lösen,   so  be- 
feuchte  man   den  Bückstand   mit  Salz- 
säure, übersättige  mit  Natriumcarbonat 
und  ftige  der  übrigen  Schmelze  hinzu. 
unter  stetem  Umrühren,  um  das  heftige 
Stossen  der  Mischung  zu  meiden,  erhitze 
man  zum  Sieden  und  lasse  zwölf  Stun- 
den ruhig  absetzen.    Die  Basen  befinden 
sich  jetzt  als   Garbonate  resp.   Silicate 
im   ifiederschlag,   während    die   Phos- 

Ehorsäure,  an  Natrium  gebunden,  ia 
lösung  gegangen  ist  Niederschlag  wie 
Filtrat  smd  mit  Kieselsäure  verunreinigt, 
deren  Entfernung  vor  allen  Dingen  zu- 
nächst das  Hauptbestreben  sein  muss. 
Der  Niederschlag  wird  direet  auf  dem 
Filter  in  heisser,  verdünnter  Salzsäure 
gelöst,  die  Lösung  zur  Trockne  verdampfli 
dieser  Process  noch  zweimal  mit  concen- 
trirter  Salzsäure  wiederholt  und  schliess- 
lich 2  Stunden  auf  120  o  erhitzt.  Eine 
gleiche  Behandlung  erfährt  das  Filtrat. 
Die  Bückstände  werden  mit  sehr  ver- 
dünnter Salzsäure  aufgenommen,  die 
Kieselsäure  bleibt  ungelöst  zurück. 

a)  Filtrat:  Nach  Entfernung  der  Kiesel- 
säure wird  die  salzsaure  Lösung  einfach 
mit  Anmion  übersättigt  und  mit  Magnesia- 
miztur  die  Phosphorsäure  ausgeföUt 

b)  Niederschlag :  Die  salzsaure  Lösung 
des  Niederschlags,  welche  aus  Cblor- 
calcium,  Ghlormagnesium»  Manganchlornr 
und  Eisenchlorid  besteht,  wird,  nachdem 
die  Kieselsäure  entfernt  ist,  mit  Aoamou 
möglichst  neutralisirt,  Natrium-  oder  Am* 
moniumacetat  zugefügt,  zum  Sieden  er- 
hitzt und  schliesslich  Bromwasser  einge- 
tropft. Die  Abscheidung  erfolgt  sofort. 
Der  Niederschlag  muss  unbedingt  eine 
bräunliche  Färbung  annehmen,  was  bei 
möglichst  neutralen  Flüssigkeiten  stets 
gelingen  wird;  bleibt  er  hell  oder  röth- 
lich,  so  dürfte  mangelhafte  NeatrallsatioD 
Schuld  sein.  Manchmal  genügt  noch  ein 
weiterer  Zusatz  des  essigsauren  Salzes, 
um  den  gewünschten  Erfolg  herbeiza- 
ftthren.    (Durch  das  Kochen  mit  essig- 


687 


saurem  Natriom  and  Bromwasser  war  ur- 
sprünglich beabsichtigt  worden,  das  Man- 
gan allein  als  Soperoiydhydrat  nieder- 
zuschlagen. Der  Versuch  konnte  insofern 
als  misslongen  bezeichnet  werden,  da 
nicht  bloss  Mangan,  sondern  auch  Eisen, 
Dfid  zwar  quantitativ,  wie  eingehende 
Prüfungen  eonstatiften»  abgeschieden 
wurde,  während  Calcium  und  Magnesium 
in  Lösung  blieben.  Es  war  somit  «ne 
vollständige  Trennung  der  Schwermetalle 
von  den  Erdalkalimetallen  herbeigeftlhrt.) 
Der  Niederschlag  aus  Mangansuper- 
oxydhydrat und  basischem  Eisenacetat 
bestehend,  wird  heiss  abgesaugt,  mit 
heissem  Wasser  ausgewaschen,  auf  dem 
Filter  mit  verdtinnter  Salzsäure  heiss  ge- 
löst und  die  Lösung  auf  dem  Wasserbäe 
zur  Trockne  verdampft.  Die  Trennung 
des  Eisens  vom  Mangan  erfolgt  nach  der 
gebräuchlichen  Methode  mit  Natrium- 
aeetat. 

Das  Filtrat,  welches  das  Calcium  und 
Magnesium  gelöst  enthält,  hält  zu- 
weilen noch  Sporen  Mangan  in  Lösung, 
weshalb  es  erforderlich  ist,  die  Lösung 
bis  auf  einige  Cubikeentimeter  einzu- 
dampfen ond  die  Flöckchen  auf  einem 
möglichst  kleinen  Filter  besonders  zu 
sammeln.  Die  Bestimmungen  des  Kalkes 
und  der  Magnesia  erfolgen  in  der  ge- 
wöhnlichen Weise. 


Synthese  von  Phenolen  mittelst  Aeetesslg- 
ester;  Chem.-Ztg.  1898,  Rep.  S57.  Knoevenagel 
hatte  früher  CondeDsationsjprodaete  Ton  Acet- 
essigester  mit  Aldehyden  darffesteUt,  die  den 
EehtWwhen  Kampberring  besitzen. 

CH 

/'^ 
OC   CH 

H,C     CH, 

CH, 
Diese  Körper  geben  beim  Behandeln  mit  Brom 
in  der  Kalte  DibromBabBtitationpprödncte,  welche 
bei  längerem  Stehen  in  der  Kftlte  oder  besser 
noch  beim  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  unter 
starker  Entwickelnng  ton  Bromwasserstoff  in 
Phenole  Obergehen,  s.  B. 

CHBr  CH 


OC     CHBr 


/ 


^ 


OHC      CH 


L       I     -2HBr+    ^^ 


H,C      CH, 


CH. 


CH     CH 

\^ 
CH 


Sanguinal  Krewel. 

Von  Herren  Apotheker  Krewel  <&  Co, 
in  Köln  a.  Bh.  erhalten  wir  folgende  Za- 
sehrift  mit  der  Bitte  um  Aufnahme: 

Zu  der  in  Nr.  45  der  Ph.  C.  gebrachten 
Notiz  über  Sanguinal  sei  bemerkt,  dass 
dieses  neueste  blutbildende  Mittel  keines- 
wegs aus  defibrinirtem  und  eingedampf- 
tem Blute,  noch  aus  Hämoglobin  in  flQs- 
Mger  Form  besteht. 

Auf  Cbrund  der  Untersuchungen  Harn- 
burger's  und  Koberfs  über  die  Besorbir- 
barkeit  der  Eisenf«rbindungen,  nach  wel- 
chen nur  die  im  pflanslichen  und  thier- 
ischen  Organismus  gebildeten  organischen 
Eisenverbindungen  als  resorbirbar  sich 
erwiesen,  und  unter  Verwerthang  der 
Arbeiten  Binger' &  über  die  physiologische 
Bedeutung  der  im  Blutplasma  ond  Serum 
enthaltenen  Salze  ist  das  Sanguinal  so 
zusammengesetzt,  dass  es  direct  assimilir- 
bares  Eisen  nebst  Mangan  in  der  Form 
von  chemisch  reinem,  ans  frischem  Thier- 
blute  hergestelltem  Oxyhämoglobin  (10 

[)Gt),  in  der  Gesammtheit  der  sofort  lös- 
ichen  natürlichen  Blutsalze  (46  pGt.)  die 
Anregung  zu  den  durch  Binger's  Unter- 
suchungen bekannt  gewordenen  physio- 
logischen Vorgängen  enthält.  Sein  drittes 
Gonstituens,  n-isch  peptonisirtes  Muskel- 
eiweiss  (44  pGt),  unterstützt  zugleich  die 
Stickstoffzufuhr  zum  Körper.  Es  unter- 
scheidet sich  daher  wesentlich  von  den 
verschiedenen  seit  einigen  Jahren  im 
Handel  befindlichen  ans  Thierblut  her- 
gestellten Präparaten,  die  zum  Theil  aus 
eingedampftem,  vorher  defibrinirtem  Blute, 
zum  Theil  aus  Hämoglobin  in  flüssiger 
Form  bestehen ;  ausserdem  ist  es  absolut 
frei  von  den  Muskeldejecten,  den  regres- 
siven Eiweisszersetzungsproducten  Xan- 
thin,  Hypoxanthin,  Kroatin,  Harnstoff, 
Harnsäure  n.  a.  Die  quantitativen  Ver- 
hältnisse der  Bestandtheile  des  Sangninals 
sind  so  gewählt,  wie  sie  nach  den  Unter- 
suchungen von  Dumas  und  Schmidt  der 
Zusammensetzung  normalen  Blutes  ent- 
sprechen, so  dass  eine  Pille  an  natür- 
lichem Eisenei weiss ,  natürlichen  Blut- 
salzen und  an  dem  Blutalbumin  am 
nächsten  stehendem  Pepton  5  g  normalen 
Blutes  entsprechen,  ohne  den  Ballast  der 
regressiven  Stoffwechselprodnete.  Gries. 


688 


Diuretinpräparate. 

Von  E.  Merch 

In  Nr.  46  der  Ph.  0.  ist  unter  der 
Bubrik  „Neue  Arzneimittel"  eine  Notiz 
enthalten,  die  in  ihrem  Zusammenhange 
mit  einem  Geschäftsberichte  der  Firma 
Knoll  &  Co,  in  Ludwigshafen  geeignet 
ist,  im  Leser  die  Meinung  zu  erwecken, 
als  ob  sich  die  Empfehlung  des  Herrn 
Prof.  Dr.  Gram  auf  die  Lithium-Diuretin- 
Präparate  obiger  Firma  bezöge.  Dem 
gegenüber  bemerke  ich,  dass  die  Tbeo- 
bromin-Lithiumverbindungen,  sowohl  das 
Salicylat  als  auch  das  Benzoat,  zuerst 
von  mir  dargestellt  und  unter  dem  Namen 
„U  r  0  p  h  e  r  i  n  e"  *)  in  den  Handel  ge- 
bracht wurden.  Herr  Prof.  Dr.  Gram 
hat  mit  diesen  meinen  Präparaten 
seine  Versuche  angestellt  und  über  die 
damit  erzielten  günstigen  Erfolge  in 
einem  Vortrage  in  der  Kopenhagener 
medicinischen  Gesellschaft  berichtet. 


♦)  Ph.  C.  88,  88.  84,  569. 


Besorbin. 

Unter  diesem  im  Hinblick  aof  die  nahe- 
liegende Verwechselung  mit  Resorcin  nn- 
glücklich  gewählten  Namen  stellt  die  „Aktien- 
Gesellschaft  für  Anilinfabrikation''  zu  Berlin 
ein  neues  Salbenconstituens  her.  Nach 
Reinhold  Ledermann  (Allgemeine  Medi- 
cinische  Central-Zeitung,  Kr.  92  vom  18.  No- 
vember, S.  1093)  ist  dasselbe: 

,)Von   dem    empirischen   Qesichtspunkte 
aus  hergestellt  worden ,   dass ,  je  kleiner 
das  einzelne   Fettmolekül  (!)  ist,  um  so 
leichter    die   Fettimbibition    der    Horn- 
schicht  und  die  Fettresorption   durch  die 
Drösen  und  HaarfoUicel  von  statten  geht. 
Diejenige   Arzneiform ,    welche  die   ex- 
tremste Verkleinerung  des  Fettmoleküls 
gestattet,     ist     die      Fettemulsion, 
welcher  man  vereinzelt  in  einigen  älteren 
kosmetischen  Rezepten  begegnet.'^ 
Nach  dem  zum  Patent  angemeldeten  Ver- 
fahren   geschieht    die  Darstellung  des    Re- 
sorbins  aus  Mandelöl  und  etwas  Wachs  durch 
Emulgiren    mit  Wasser    unter    Zusatz    von 
wenig  Leim  oder  Seife. 

Das  neue  Mittel  soll  sich  durch  ,, ausser- 
ordentliche Penetrationskraft  für  die  Ober- 
haut'* auszeichnen,  so  dass  es  einen  Occlusiv- 


Verband  bei  Incorporation  selbst  differenter 
Medicamente  unnöthig  macht.  Es  wirkt  sU 
Rühlsalbe,  juckenlindemd  und  entzündungs- 
widrig.  Bei  einigen  Medicamenten  bedarf 
rs  für  die  Herstellung  einiger  besonderer 
Massregeln ,  welche  sfimmtlichen  Apotheken 
mitgetheitt  werden  sollen.  —-y. 

Neue  Arzneimittel. 

Diaphterin.  Nach  H,  Stobel  (Münch.  med. 
Wochenscbr.  d.  Therap.  Bl.)  ist  die  eni- 
wickelungshemmende  Wirkung  des  Diaphte- 
rins  der  des  Lysols  und  der  Karbolsäure  bei 
Weitem  überlegen,  so  beim  StaphylococeuB 
dem  Lysol  um  das  40fache,  beim  Bacillai 
pyocyaneus  um  das  10  fache,  bei  der  Hühner- 
Cholera  um  das  60  fache  und  beim  Typbas 
um  das  50  fache. 

Die  Chirurgen  tadeln  am  Diaphterin,  dass 
es  Hände  und  Fingernägel  gelb  färbt; 
es  kommt  dieses  daher,  weil  die  Hände  der 
Chirurgen  mit  Sublimat  getränkt  sind,  mit 
dem  sich  das  Diaphterin  zu  einem  unlöslichen 
gelben  Lack  verbindet.  Eine  entsprechende 
Verbindung  geht  das  Diaphterin  auch  mit 
Bisen  ein,  und  dieses  macht  die  Verwendung 
desselben  zur  Desinfection  der  Instrumente 
unmöglich. 

Ouajakol- Jodoform.  Die  Anwendung  des 
Jodoforms  aur  Einspritzung  bei  tuberkulösen 
Gelenkprocessen  machte  ein  anderes  Lösungs- 
mittel wünschen swerth  als  bisher  in  An- 
wendung gekommen  war  (Aother,  Chloro- 
form, Gel,  Glycerin,  mit  Kampher  gesättigter 
Alkohol). 

Winkler  benutzt  das  Ouajakol  als  Los- 
ungsmittel für  Jodoform  und  erzielte  mit 
solchen  Lösungen  gute  Erfolge;  Versnobe 
zeigten,  dass  das  Ouajakol- Jodoform  die 
Virulenz  sowie  die  Eotwickelungäfähigkeit 
der  Tuberkelbacillen  aufhebt. 

Mosetig  wendete  das  Mittel  in  folgender 
Zusammensetzung  an: 

Guajakoli  5  Tb. 
Jodoformii  1  Tb. 
Die  Einspritzungen  sind  schmerzlos  nnd 
rufen  kein  Fieber  hervor.  Es  wurden  bis 
zu  20  g  vorstehender  Mischung  eingespritzt; 
grössere  Mengen  sind  zu  vermeiden.  Eine 
Verdünnung  mit  Gel  ist  nicht  zu  empfehlen. 

Pepsin,  aseptisches.  In  letzter  Zeit  sind 
in  Amerika  Pepsinpräparato  auf  den  Markt 
gebracht  worden,  welche  aseptisch  sein  sollten. 


6^9 


Die  Uutersucbung  ergab  naeh  Gehrmann 
(Med.  Staodard  durch  Therap.Bl.),  da68  die 
Verdau angskraft  dieser  Pepsine  eine  sehr 
grosse  war,  dass  sie  rein,  aber  nicht 
aseptisch  waren ,  da  es  eben  keine  ge- 
eigDefen  Methoden  giebt,  um  organische 
Fermente  wie  Pepsin  su  sterilisiren. 

Symphorol.  Dieser  Name  ist  nach  Zeitschr. 
d.  Oesterr.  Apoth.-Yer.  den  als  Diuretica 
ÄDwendong  findenden  Coffein  sulfosanren 
Salzen  (Ph.  C.  34,  641)  gegeben  worden. 
Das  Natriomsalz  wird  als  y,Symphorol  N'\ 
das  Lithiumsalz  als  „Symphorol  L**  und  das 
Strontiumtalz  als  ,,Sjrmphorol  S*'  bezeichnet. 

Yasogein.  lieber  diese  neue  Salbengrund- 
lage haben  wir  bereits  Ph.  C.  34, 509,  554.  be- 
richtet. Das  Vasogen  ist  eine  schwach  alkali- 
sche, gelbbraune,  dicke  Flüssigkeit  von  spec. 
Gew.  0,891,  welche  mit  Wasser  eine  haltbare, 
weisse  Emulsion  giebt;  Geruch  und  Ge- 
schmack sind  eigenthümlich  aber  nicht  unan- 
genehm. Einer  uns  vorliegenden  Geschäfts- 
mittheilung  der  Firma  W.  Pearson  S  Co. 
in  Hamburg,  welche  das  Vasogen  und  die 
damit  hergestellten  Präparate  vertreibt,  ent 
nehmen  wir  Folgendes : 

Das  Jodoform- Vasogen  besteht  aus 
1,5  pCt.  Jodoform  und  98,5  pCt.  Vasogen. 
Das  Jodoform  ist  ebne  Mithilfe  von  A.lkohol 
oder  Acther  im  Vasogen  gelöst  und  dadurch 
in  eine  mit  Wasser  emulgirbare  Form  ge- 
bracht. 

Krcosot-Vasogen  (Verhältniss  20pCt. 
und  80  pCt.  oder  5  pCt.  und  95  pCt.).  Das 
selbe  wird  sowohl  äusserlich  zu  Einreibungen, 
wie  innerlich  als  Emulsion  eingegeben  und 
als  Klystier  beigebracht.  Da  das  Kreosot  sieb 
io  Emulsion  befindet,  wirkt  es  nicht  ätzend 
auf  die  Magenschleimhaut.  Dass  die  mittelst 
Vasogen  eingeriebenen  Arzneistoffe  resorbirt 
werden,  beweist  der  Umstand,  dass  im  Harn 
der  mit  Kreosot- Vasogen  eingeriebenen  Per- 
sonen die  Phenole  nachweisbar  sind. 

Ichthyol- Vasogen  (Verh.  lOpCt.  und 
90  pCt.). 

Creolin-Vasogen  (Verh.  15  pCt.  und 
85  pCt.  oder  5  pCt.  und  95  pCt.).  Die  erst 
genannte  Concentration  dient  bei  Diphtherie 
zum  Betupfen  der  Pseudomembranen  ver- 
mittelst eines  damit  reichlich  getränkten 
Wattebausches.  Für  Kinder,  welche  die  Ein- 
fSbrang  des  Wattebausches  durch  Zusammen- 
beissen  der  Zähne  verhindern,  empfiehlt  sich 


die  Anwendung  einer  hölzernen  Spritze  (In- 
sectenpul  verspritze). 

Menthol -Vasogen  (Verh.  2  pCt.  und 
98  pCt.).  und 

Creolin  -  Menthol-Vasogen  (Verh. 
2  pCt.,  1  pCt.  und  97  pCt.).  Diese  beiden 
Lösungen  werden  namentlich  fär  Behandlung 
von  Nasen-  und  Ohren- Erkrankungen  em- 
pfohlen. 

Pyoktanin  -  Vasogen  (Verh.  2  pCt. 
und  98  pCt.)  und 

Terpentin -Vasogen  (Verh.  20  pCt. 
und  80  pCt.)  sind  von  Specialisten  gewünscht 
worden,  ersteres  gegen  Carcinom  (als  Ein- 
spritzung und  innerlich) ,  letzteres  gegen 
Tuberkulose  und  katarrhalische  Affeetionen. 

Weiterhin  fdhrt  die  erwähnte  Gesehäfls- 
mittheilung  noch  folgende  Präparate  auf: 

Kampher  -  Vasogenin,  eine  Lösung 
von  Kampber  in  Chloroform  und  Vasogen; 
dasselbe  soll,  eingerieben,  fast  sofortige 
schmerzstillende  Wirkung  bei  Ischias,  Rheu- 
matismus, Gicht  etc.  äussern. 

Menthol  •  Vasogenin  enthält  25  pGt. 
Menthol ,  es  soll  ungleich  schneller  als  an- 
dere Mentholpräparate  (Menthol-  Pulver, 
-Stifte)  wirken. 

Creolin- Vasogenin  enthält  50  pCt. 
Creolin  ;  es  soll  ein  absolut  ungiftiges,  nicht 
ätzendes,  in  destillirtem  Wasser  klar  lösliches 
Antisepticum  sein.  Nach  Versuchen  von 
Dahmen  ist  es  der  Karbolsäure  bei  Weitem 
überlegen.  Es  wird  empfohlen  sur  Sterili- 
sirung  von  Instrumenten,  da  es  deren 
Schneiden  nicht  angreift,  dieselben  dagegen 
vor  Rost  schätzt  und  die  Griffe  nicht 
schlüpfrig  macht. 

Auch  die  Haut  soll  es,  selbst  bei  noch  so 
häufigem  Oebrauch,  nicht  angreifen. 

Flüssige  Creolin  -  Vaselin  •  Seife 
enthält  50  pCt.  Creolin;  sie  soll  als  voll- 
ständiger Ersatz  der  Sublimatlösung  tut 
Sterilisirung  der  Hände,  durch  leichtes  Ver- 
reiben auf  denselben  ohne  Wasserzasatz 
und  nachheriges  Abspülen  mit  Wasser, 
dienen. 

Quantitative    Restloiniong    des   Jods    im 
Jotfeisenglrup ;  G.  Griggi:  Bollet.  chim.  farm. 
1893,  580.    Verf.  setzt  das  Jod  durch  Zusatz 
von  Kaliumchlorat  in  Freiheit 
(2  FeJ,  +  KCl  0,  =  Fe,0,  -f  KCl  +  2  J,)^ 

schüttelt  es  mit  Chloroform  aus  und  titrirt 
die  cbloroformige  JodlOsung  [nach  Zusatz  von 
Wasser  mit  ThiosnlfatlöBung.  s. 


690 


Zur  Prttfnng  und  WerthbeBtimm- 
ung  von  Arzneimitteln. 

Oleom  Olivarnm.  Schüttelt  man  nach 
SoUsien  (Pharm.  Ztg.  1893,  654)  5  Vol. 
Sesam  Ol  mit  1  Vol.  BettendarfBch^m  Re- 
agens nnd  erwärmt  das  Gemenge  daraaf 
einige  Minnten  im  Wasserbade,  so  nimmt 
das  sich  schnell  absetzende  Reagens  eine 
schone  dunkelweinrothe  Färbung  an.  In 
Gemischen  Ton  Olivenöl  l&sst  sich  noch  ein 
ganz  geringer  Gehalt  an  SesamOl  mittelst 
dieser  Probe  an  der  Rosafärbnng  erkennen, 
welche  das  Reagens  annimmt,  während  reines 
Olivenöl  das  Reagens  nur  orangegelb  färbt. 

Salaceiol.  H.  Heibmg  nnd  Passmore 
weisen  (Pharm.  Ztg.  1893,  621)  nach,  dass 
bei  der  Verseifang  des  Salacetols  mit  ver« 
dünnten  Alkalien  nicht  Aceton,  sondern 
Acetonalkohol  gebildet  wird ;  bewiesen  wird 
dieses  dadurch,  dass  die  LOsnng  von  Salacetol 
in  verdünntem  Alkali,  welche  farblos  ist, 
sich  beim  Erwärmen  bräunt,  Garamelgemch 
ansgiebt  und  FtfftZtn^'sche  LOsnng  reducirt, 
was  weder  Salicylsäure  noch  Aceton  zeigen. 
Da  die  geringste  Menge  einer  Substanz, 
welche  die  Gruppe  CH3O  enthält,  ebenso  wie 
Acetonalkohol  mit  Jod  Jodoform  bildet,  so 
kann  die  Bestimmung  des  Acetonalkohols 
(des  Acetons  nach  Eekenroih  und  Koch  — 
Ph.  G.  34,  580)  nicht  durch  die  Jodoform- 
bildung erfolgen.  HeOmg  nnd  Fassmore 
schlagen  dafor  vor,  den  Acetonalkohol  durch 
FtfMtfi^sche  LOsnng  quantitativ  zu  bestim- 
men. 

EckenrtMi  und  Kack  bemerken  hierzu  in 
Pharm.  Ztg.  1893,  639,  dass  es  auch  nicht 
richtig  isty  von  Acetonalkohol  zu  sprechen, 
sondern  dass  man  eigentlich  vom  Acetonrest 
oder  Acetonradikal  sprechen  müsste. 

Heibmg  und  Passmare  weisen  femer  nach, 
dass  der  von  E,  und  K.  angegebene  Gehalt 
von  70,11  pCt.  Salicylsäure  im  Salacetol 
nicht  stimmt  und  dass  es  dafür  71,16  pCt. 
heissen  muss.  Weiter  sprechen  sich  H.  und 
P.  gegen  das  von  E.  und  K  vorgeschriebene 
Trocknen  der  Salicylsäure  bei  100^  aus,  weil 
dieselbe  schon  bei  60^  flüchtig  ist;  haupt- 
sächlich finden  es  H.  und  P.  für  nOthig,  dass 
die  aus  dem  Salacetol  isolirte  Salicylsäure 
irei  von  Chlorverbindungen  ist  und  den  rich- 
tigen Schmelzpunkt  hat. 

Spiritus  oamphoratus.  Mamier  giebt  im 
R6p.  de  pharm,   folgende  Prüfangsmethode 


für  Eampherspiritus  an :  In  einer  mit  Ein- 
theilnng  versehenen  ROhre  mischt  man  20cem 
Wasser  mit  5  g  Kampherspiritus  und  schüt- 
telt einige  Secunden ;  nachdem  durch  Unge- 
res  Stehen  und  gelegentliches  sanftes  um* 
kehren  der  verschlossenen  ROhre  die  wässe- 
rige Flüssigkeit  vollständig  geklärt  worden 
ist,  wird  dieselbe  abgegossen  und  der  in  der 
ROhre  sitzende  Kampherpfropf  mit  Wasser 
abgewaschen.  Man  giebt  hierauf  (nachdem 
das  Wasser  möglichst  abgetropft  ist)  zu  dem 
Kampher  so  viel  einer  LOsung  von  3Th.Chlo- 
ralhydrat  in  1  Th.  Wasser,  zuletzt  langsam 
und  unter  Schütteln,  bis  der  Kampher  völlig 
gelost  ist.  Ein  10  pCt.  Kampber  enthalten- 
des Präparat  braucht  in  der  Weise  behandelt 
bei  16<>  4,25  g  der  ChloralhydrattOsüDg; 
schwächerer  Kampherspiritus  braucht  ent- 
sprechend  weniger. 

Spiritus  saponatus.  Bande  (Pharm.  Ztg. 
1893, 654)  empfiehlt  zur  Prüfung  des  Seifen- 
spiritus folgende  Proben.  Anf  Alkalinitit: 
Werden  30  com  Seifenspiritus  mit  0,3  ccm 
Normal  -  Salzsäure  versetzt,  so  darf  die  klare 
Losung  auf  Zusatz  von  1  Tropfen  Pbenol- 
phthalelnlOsung  sich  nicht  roth  färben.  Aaf 
richtigen  Oehalt  an  Seife :  Werden  20  ccm 
Seifenspiritus  mit  5  ccm  Salzsäure  in  einem 
graduirten  Reagensglase  kräftig  durchge- 
schüttelt und  das  Reagensglas  in  warmem 
Wasser  10  Minuten  lang  erwärmt,  so  müssen 
nach  dieser  Zeit  mindestens  2  ccm  einer 
Öligen  Schicht  sich  abgeschieden  haben. 


Erkennung  einwerthiger  Alkohole;  Bela 

v.BiM:  ehem.- Ztg.  1893,  611.  Einige  Cnbik* 
centimeter  der  zu  prüfenden  Flüssigkeit  Teisetzt 
man  mit  1  bis  2  ccm  einer  wässerigen  HethylTiolett- 
lOsunjr  ififi  g  Methylviolett  in  1  L.  Wasser)  osd 
0,5  bis  1  ccm  einer  AlkaÜpolvsulfidlOsung  nnd 
schüttelt  am.  Ist  ein  einwerthiger  Alkohol  zu- 
gegen, so  nimmt  die  Flüssigkeit  eine  kincb- 
rothe  bis  violettrothe  FSrbang  an  nnd  bleibt 
dabei  TOUig  klar;  sind  keine  einweiihigen  Al- 
kohole zugegen,  so  zeigt  die  Flüssigkeit  eine 
grOnlichblaue  Mischfarbe,  aus  der  nach  einiger 
Zeit  rOthlichviolette  Flocken  ausfallen,  w&bresd 
die  Flüssigkeit  selbst  gelb  wird.  Die  Beactios 
wurde  erhalten  mit  folffeoden  einwerthigen  AI' 
koholen:  Methyl-,  Aetbyl-.  normalem  l^PJ\'t 
Isopropyl-,  tertiärem  ßutvl-,  Isobutyl-»  Alljl- 
alkohoi.  Es  scheint,  als  wenn  der  Gnippe 
^  C(OH)  die  Reaction  zuzuschreiben  wäre.  - 
Die  Reaction  geben  nicht:  zwei  n.  mehrwertbife 
Alkohole,  femer  zu  anderen  Gruppen  geh^nge 
Verbindungen  wie  Kohlenhydrate,  Säuren,  tjo- 
matische  Verbindungen,  Phenole  etc.         <• 


e»i 


Salolflbenag  fflr  DflnndaniipUlen. 

Die  in  der  Pharm.  Centralhalle  schon 
mehrfach  (32,  694.  33,  527.  34,  606  Br.) 
erwShnte  Herstellnngfl weise  von  Dünndarm- 
pillen vermittelst  Salol  wurde  in  jüngster 
Zeit  von  Dr.  med.  Q.  Oeder  zum  Gegen- 
stand von  Versuchen  gemacht,  über  welche 
derselbe  in  der  Ges.  fUr  Natur-  und  Heil- 
kunde zu  Dresden  (Sitzung  v.  18.  Nov.  93) 
berichtete.  Entgegen  der  früher  von  Kdbert 
und  Anderen  ausgesprochenen  Ansicht 
kommt  Oeder  zu  dem  Schluss,  dass  das 
Said,  wenigstens  in  der  Menge,  welche  zum 
Ueberziehen  von  Pillen  nöthig  sei,  eine 
schfidliche  Wirkung  nicht  habe. 
Otder  hat  sich,  um  über  Verbleiben  bezieh- 
nngsweise  Verhalten  des  Salols  im  Magen 
und  Darm  sichere  Auskunft  zu  erhalten, 
mit  Methylenblau  angefertigter  Pillen 
bedient  und  dabei  gefunden,  dass  eine  Pille 
mit  gut  bereitetem  Salolüberzug  sicher  den 
Magen  passirt  (was  man  von  den  keratinir- 
ten  Pillen  nicht  immer  behaupten  könne) 
und  dass  auch  sicher  der  Salolüberzug  im 
Darm  schmelze.  Ueber  die  pharmaceutische 
Technik  zur  Herstellung  der  „salolirten** 
Pillen  hat  Dr.  Oeder  Ph.  Ztg.  1893,  627 
berichtet  Unterstützt  wurde  derselbe  bei 
seinen  Untersuchungen  von  Herrn  Apoth. 
Gr.  Löffler  in  Zittau ;  die  Präparate  waren 
von  der  ehem.  Fabrik  Dr.  F,  v(m  Heiyden 
Nachfolger  in  Radebeul -Dresden  zur  Ver- 
fügung gestellt  worden.  Es  wurden  auch 
noch  einige  andere  Körper  von  leichter 
Schmelzbarkeit  untersucht,  das  Salol  aber 
zonftchst  als  das  geeignetste  befunden. 

Das  ueberziehen  der  Pillen  mit  8alol  wird  so 
(remacbt,  dass  man  SalolpalYer  in  eine  email- 
lirte  viereckige  Blechschale  von  15  bis  20  cm 
Durchmesser  (wie  man  sie  zum  Einlecren  photo- 
graphischer Platten  benatst)  schattet.  Man 
kann  natürlich  auch  ein  anderes  Gefäss,  Por- 
zellanteller, Pillen troromel  n.  s.  w.  nehmen^  nur 
dflrfen  die  Wände  nicht  za  dick  sein,  damit  sie 
sich  nach  dem  Erwärmen  nicht  za  langsam  ab- 
kühlen. In  ein  solches  OefiLss  schfltret  man  in 
die  Mitte  oder  in  eine  Ecke  das  Salolpnlver, 
am  besten  fflr  30  mittelgrosse  Pillen  etwa  1,0 
bis  1,5  g  Salolpnlver;  erweist  sich  der  Üeber- 
zug  danach  noch  nicht  stark  gena^,  so  fdgt 
man  mehr  Pnlver  za.  Das  Palver  wird  mit  der 
Schale  über  einer  Flamme  leicht  erwännt;  es 
schmilzt  bei  ca.  40  ^^  C.  Dann  erwärmt  man 
vorsichtig  den  ganzen  Boden  des  Gefässes,  da- 
mit die  Erstarrang  des  geschmolzenen  Pulvers 
nicht  zu  rasch  errolgt  and  damit  nicht  dadurch 
der  üeberzug  angleich  wird.  In  das  geschmol- 
zene Salol  wirft  man  nun  30  Pillen,  während 


man  die  Schale  noch  an  der  Flamme  hat,  damit 
darch  die  Abktlhlang  darch  die  Pillen  das  SiJol 
nicht  in  schnell  erstarrt.    Dann  nimmt  man 
das  Gefäss  von  der  Flamme  weg  and  rollt  die 
Pillen  anter  leichtem  Anblasen*)  aas  dem  Salol 
heraas,   verhindert   durch  Anklopfen    an   die 
Seiten  des  Gefässes  and  durch  fortwährendes 
Bollen  das  Zosammenkleben  der  Pülen.    Nach 
ca.  1  Minute  oder  noch  schneller  ist  das  Salol 
aof  der  Pille  erstarrt  und  amgiebt  sie  mit  einem 
glasartigen  Mantel.  Ist  nach  dem  ersten  Trocken- 
werden der  üebenag  noch  nicht  dicht  gena|^, 
so  nimmt  man  die  Pillen  heraas,  erwärmt  die 
Schale  mit  dem  restirend^n  Salol,  fügt  eventuell 
auch  frisches  Palver  hinto,  lef^t  die  Pillen  vor- 
sichtig, ohne  sie  la  werfen,  wieder  hinein  and 
rollt  sie.    Selten  ist  ein   oritter  oder  vierter 
Uebersog  nOthig.    Der  Uebersug  ist  gelangen, 
wenn  die  Pillen  ^leichmässig  mit  einer  irraa- 
weissen  durch schemendfu  Schale  von  krystalli- 
sirtem  Salol  umgeben  smd,  die  makroskopisch 
keine  Lacken  oder  Sprtinge  sei^t;  der  Debi'rsag 
ist  in  der  Regel  hinreichend  dicht,  wenn  am 
30  Pillen   von  4 'bis  5  mm  Durchmesser  (die 
Grosse  der  gewöhnlichen  Pillenfozmen)  ca.  0,6  g 
Salol  verbraucht  ist    Man  eontff)lirt  das  am 
besten  durch  Wahren  der  Pillen  vor  und  nach 
dem  Saloliren.    Ffir  gewöhnlich  wird  der  Ueber- 
sug  pro  Pille  also  Ofi2  g  Salol  enthalten.  Giebt 
der  Ant  das  Gewicht  des  zu  verwendenden 
Sidols  nicht  an,  so  ist  es  Sache  des  Apothekers, 
den  Uebenug  gut,  aber  möglichst  leiuht  su 
machen  und  die  Gesammtmenge  des  verbrauch- 
ten Salols  oder  den  Gehalt  der  einzelnen  Pille 
an  Sidol  auf  der  Etiquette  zu  notiren,  damit 
der  Arzt  stets  bei  der  Zahl  der  auf  einmal  zu 
gebenden  Pillen  die  Menge  des  Salols  kennt. 
£s  kommt  das  eigentlich  nur  in  Betracht,  wenn 
der   Arzt  bei   Erwachsenen   10  bis  50  Pillen 
auf  einmal  zu  nehmen  verordnet,  da  sonst  das 
zum  Uebersug  verwendete  Salol  fäglich  ausser 
Acht  gelassen  werden  kann.     Ist  einmal  der 
Pülenttberzug  trotz  aller  Vorsicht  stärker  ge- 
worden, als  beabsichtigt  war,  so  gelingt  es 
leicht,  vom  üeberzug  etwas  abzuschmelsen.  Zu 
dem  Zwecke  macht  man  am  besten  die  Schale 
von  Salol  rein,  legt  die  Pillen  hinein  and  er- 
wärmt   gelinde    unter   fortwährendem  Bollen, 
wobei  vom  Üeberzug  etwas   abseht  und  am 
Boden  der  Schale  zurdckbleibt   Man  moss  das 
vorsiditig  machen,  damit  der  üeberzug  nicht 
unffleichmässig    abschmilzt.      Wem    der  erste 
üeoerzag  nicht  nach  Wunsch  gelingen  sollte, 
den   wird   ein   zweiter    oder   dbritter   Versuch 
sicher   zum    Ziele   fahren.      Nicht    gelungene 
Pillen  dflrfen  unter  keinen  Umsttoden  verab- 
Tolfft  werden,  da  natflrlich  der  ganse  Werth  des 
üebersuges  darin  liegt,  dass  er  keine  LAcken 
oder  Sprflnge  zeigt. 

Die  Dispensation  der  Pillen  geschieht  in  Schach- 
teln oder  Gläsern  am  besten  mit  Watteschichten. 
Der  Empftnger  ist,  wenn  nOthig,  darauf  auf- 


*)  Womit  soll  »angeblasen"  werden;  doch 
nicht  etwa  ndt  dem  Munde!  Wir  empfehlen 
statt  des  Anblasens  mit  einem  Stflck  Pappe 
Luft  darauf  zu  wedeln.  Bed. 


692 


merksam  su  machen,  dass  die  Pillen  nicht  stark 
geschüttelt  und  nicht  warm  gestellt  werden 
dürfen;  auch  dfirfen  dieselben  nicht  mit  warmen 
Speisen  zusammen  genommen  werden. 

Es  bedarf  wohl  nier  nicht  der  nochmaligen 
ErwShnnng,  dass  DGnndarmpillen  ohne  aus- 
drückliche  firztliche  Verordnung  nicht  mit  8alol 
tiberzogen  werden  dürfen.  — os. — 


Aus  dem  Jahres-Berichte  des 

chemischen    Untersuchungsamte  s 

der  Stadt  Breslau. 

1.  April  1892  bis  81.  März  1893. 

Erstattet  von  Dr.  B,  Fischer, 
(Schlnss  aus  voriger  Nummer.) 

Oeheimmittel.  Ein  Sommersprossen 
mittel  von  Charlotte  Stangen  geb.  Schmidt, 
jetzt  in  Berlin,  ist  eine  Auflösung  von  Mercuro- 
nitrat  in  Wasser;  der  Qehalt  in  den  einzeln(  n 
Flaschen  ist  wechselnd,  es  wurden  Schwank- 
ungen von  0^5  bis  1,2  pCt.  Mercuronitrat 
gefunden. 

Vegetabilischer  Haarfärbungs- 
Balsam  von  Bohert  Böhme  in  Berlin  war 
eine  parfümirte  Auflösung  von  Bleinitrat, 
welcher  Schwefel  zugesetzt  war;  der  Gehalt 
an  metallischem  Blei  bewegte  sich  von  1  bitf 
1,2  pCt.  Durch  die  vom  Untersuchungsamte 
getroffenen  Massnahmen  ist  dieser  Haar- 
^alsam  aus  dem  dortigen  Verkehr  ver- 
schwunden und  durch  ein  nach  Angabe  des 
Prospectes  „verbessertes"  Präparat  ersetzt, 
welches  frei  von  Blei  ist  und  dafür  Wismut- 
nitrat enthält. 

Orientalischer  Extract,  Enthaar- 
nngspnlver  von  T7.  Krauss  in  Köln  enthält, 
neben  Weizenstärke,  26,91  pCt.  Aetzkalk  und 
13,21  pCt,  Schwefelarsen.  30  g  kosten 
1.50  Mk. 

Hermann  Jankers  Haarfärbemittel 
„non  plus  ultra"  bestand  aus  I.  alkoholisch- 
ammoniakalischer  Silbernitratlösung  und 
IL  alkoholischer  Pyrogallollösung. 

Schütjs^s  Blutreinigungspulver.  In 
demselben  wurden  Kalium,  Natrium,  Magne- 
sium, Kohlensäure,  Schwefelsäure,  Weinsäure 
und  Spuren  von  Chlor  nachgewiesen.  Wis- 
mut, Salicylsäure  und  Lithium,  welche  auf 
der  Umhüllung  als  Bestandtheile  angegeben 
sind,  waren  nicht  vorhanden. 

Ferner  wurden  einige  Arzneien  untersucht, 
welche  von  dem  bekannten  Heilschäfer  Bieger 
in  Glogau  als  Mittel  gegen  Diphtherie 
verwendet  worden  waren.     I.   Eine  Mixtur 


bestand  aus  Fenchelwasser  und  Honig, 
beziehentlich  Fenchelhonig  und  Wasser. 
IL  Die  gleichzeitig  eingelieferten  Tropfen 
erwit'sen  sich  als  Liquor  Ammonii  anisatus. 
IIL  Eine  andere  Mixtur  bestand  aus  Bnm 
und  Himbeersaft.  IV.  Ein  anderes  Fläschcben 
enthielt  einen  ßest  von  3  bis  4  Tropfen 
fetten  Oeles;  in  demselben  war  weder  Phos- 
phor, noch  durch  Einreiben  in  die  Hant 
Crotonöl  nachweisbar. 

Gewürze.  Bei  dem  Besitzer  einer  Gewnrz- 
miihle,  welcher  im  Verdachte  stand,  mit  den 
Gewürzen  frem  deBeimengungen  zu  vermählen, 
wurden  folgende  Kecepte  zur  Verfälschnng 
ermittelt.  Gewurzmischung:  1  gemahl. 
Pfeffer,  1,25  Cassia,  8  Zucker,  6  Salz. 
Pfeffer- Surrogat:  200  Palmkernmehl, 
3  Cayenne,  3  Frankfurter  Schwarz,  1  Grün 
(giftfrei)  1  ümbra- Braun.  Piment-Surro- 
gat: Borke  wird  ausgekocht,  gedörrt,  ge> 
stossen,  mit  Zucker  und  einer  kleinen  Menge 
gestossener  Nelkenstiele  vermischt.  Cassia 
lignea-Surrogat:  Mahagoni-Spähne  wer- 
den gestampft,  mit  Zucker  und  etwas  Nelken- 
stielpulver vermischt.  Macisbl nmen-Snr- 
ro  gat  ist  gerösteter  Zwieback. 

Mohn.  Eine  Sorte  Mohn  gab  8,31  pCt. 
Asche,  davon  waren  2,28  pCt.  in  Salzsäure 
unlöslich  (Sand).  Die  Bestimmung  des 
Sandes  erfolgte  ausserdem  noch  in  der 
Weise,  das3  der  Mohn  in  Chloroform  ge- 
schüttet und  der  zu  Boden  sinkende  Sand 
gesammelt,  geglüht,  gewogen  wurde.  Nach 
dem  Gutachten  eines  Sachverständigen  für 
Backwaaren  macht  der  Gehalt  an  rund  2  pCi 
Sand  den  Mohn  zu  Backzwecken  völlig  no- 
brauchbar. 

Tozikologische  bez.  forensische  unter* 
suchungen.  Auf  mehreren  Kleidungsstücken 
konnten  grosse  Mengen  Säugethier-Blnt  nach- 
gewiesen werden.  Von  Interesse  waren 
einige  auf  den  äussersten  Wollhärchen  eioor 
Stoffmütze  lose  aufsitzende  dunkle  Partiicel- 
chen;  sie  enthielten  Blutfarbstoff,  denn  sie 
gaben  Häminkrystalle  und  entpuppten  sich 
nach  ihrem  ganzen  Habitus  als  Fl  oh  ex- 
cremente.  Dieselben  sind  übrigens,  wenn 
man  erst  einmal  auf  sie  achtet,  sehr  leicht 
wiederzuerkennen. 

Ein  als  Umblatt  für  Cigarren  be- 
nutztes Papier,  welches  nach  Angabe  des 
Fabrikanten  lediglich  aus  Tabakrippen  her- 
gestelltsein  sollte,  gelangtezur  Untersocliang. 
Der  Aschengehalt  betrug  4,78  pCt.  (der  in 


603 


das  betreffende  Umblalt  eingewickelte  Tabak 
gab  15,71  pCt.  Asche,  znm  Vergleich 
analjsirte  Tabakrippen  hatten  17,85  pCt. 
Asche).  Bei  der  mikroskopischen  Präfang 
wurden  neben  den  Elementen  der  Tabak- 
rippen auch  die  morphologischen  Elemente 
des  Strohes  gefunden.  Das  „Umblatt^  war 
als  Papier  zn  bezeichnen,  hergestellt  dnrch 
Aufstreuen  von  feingeschnittenen  Tabak- 
rippen anf  feuchte  Strobpapiermasse. 

Verschiedenes.  Be6k'%  Stahlhärte- 
Substanz  besteht  ans  zwei  Präparaten, 
einer  steifen  Salbe  und  einem  Salzgemisch. 
Die  Salbe  besteht  ans  50  Tb.  Colophoniom, 
40  Th.  Terpentin  und  10  Th.  Leinöl.  Das 
Salzgcmisch  hat  folgende  Zusammensetzung: 
Ammoniumchlorid  65,0  Th. 
Ealinrnsalfat  6,6    „ 

Ealiamnitrat  13,0   „ 

Natriumnitrat  4,0    „ 

Asa  foetida  11,0    „ 

Sap  rol  ist  zur  Desinfection  asphaltirter 
Strassen  nicht  geeignet,  da  das  Asphalt- 
pflaster bei  .36  standiger  Einwirkung  Ton 
Saprol  auf  1  bis  2  mm  Tiefe  erweicht  wird. 

* 

Die  Neueinrichtang  des  Breslauer  Unter- 
süchungsamtes  wird  auf  einigen  dem  Berichte 
über  dessen  Thätigkeit  vorausgeschickten 
Seiten  besprochen  und  durch  5  Tafeln  Ab- 
bildungen erläutert. 

Der  Fussboden  des  Untersuchungs- 
anUes  ist  durchweg  mit  Linoleum  belegt; 
vertragsmässig  durfte  zu  dem  Anstrich 
der  Wände,  Decken,  Thuren  kein  Bleiweiss 
benutzt  werden,  sondern  es  musste  durch- 
weg Zinkweiss  in  Anwendung  kommen.  Als 
Beleuchtung  wurden  ^r^andbrenner  ge- 
wählt mit  Porzellanglockeu,  welche  auf  maft- 
geschliffenen  Glasplatten  ruhen.  Diese  Ans-, 
rüstung  der  Flammen  giebt  ein  sehr  weisses, 
helles  und  dabei  doch  mildes  Licht.  Die 
Plattender  Arbeitstische  sind  4  cm  dick 
und  bestehen  aus  drei  aufeinander  geleimten 
Brettern,  von  denen  das  mittlere  quer  zu  den 
äusseren  steht;  das  obere  Brett  besteht  aus 
Eichenbolz,  ist  gefirnisst  und  mit  Politur  ab- 
geschliffen. Der  Verbrennungstisch, 
der  Tisch  für  die  Trockenschränke  und  der 
Abzug  sind  mit  Mettlacher  Porzellanplatten 
belegt 

Die  mustergiltige  Einrichtung  des  Breslauer 
Untersnchnngsamtee  berechtigt  zu  der  Em- 
pfehlung, die  diesbezüglichen  Angaben  des 


vorliegenden  Berichtes  bei  Neueinrichtungen 
gebührend  zu  würdigen.  s. 


Neuerungen  an  Laboratoriums- 
apparaten. 

Eine  Bürette  mit  automatischer 
N  ullpu  nkteinstellung  und  mit  Vor- 
richtung zur  automatischen  Füllung  (Chem.- 
Ztg.  1893,  1566}  hat  die  Qlasinstrumenten- 
fabrik  von  Alt,  Eberhardt  dt  Jäger  in  Ilmenau 
(Thür.)  construirt.  Der  Apparat  (Fig.  1)  be- 
steht aus  der  bekannten  Hildosheimer  Bürette. 
Diese  ist  mit  einer  dreihaUigcn  Woulfpachen 
Flasche  in  der  Weise  verbunden ,  dass  das 
untere  Zulaufrohr  a,  welches  mit  Hahn  a' 
versehen. ist,  in  Verbindung  mit  dem  Rohr  b 
steht^  welches  bis  auf  den  Boden  der  Flasche 
reicht.  Das  rechtwinklig  gebogene  Kohr  c 
mit  Hahn  b*  reicht  eben  durch  den  Koik  und 
ist  durch  ein  Stückchen  Qommischlauch  mit 
dem  Ueberlaufrohr  d  verbunden.  An  dem 
Röhrchen  e  ist  ein  Gummiball  befestigt,  um 
die  Luft  in  der  Flasche  comprimiren  zu 
können.  Oeffnet  man  nun  den  Hahn  a', 
während  b'  geschlossen  bleibt,  und  drückt 
den  Gummiball,  so  steigt  die  Flüssigkeit  in 
die  Bürette.  Ist  dieselbe  bis  oben  gefüllt, 
was  sehr  leicht  und  rasch  geht ,  so  schliesst 
man  a'  und  öffnet  b\  Es  tritt  nun  der 
Heber  in  Wirkung  und  die  Flüssigkeit 
stellt  sich  auf  Null  ein.  Da  man  die  Bohr- 
chen  von  der  Woüfff' sehen  Flasche  aus  be- 
liebig lang  machen  kann,  so  ist  dieselbe 
während  des  Arbeitens  in  keiner  Weise  im 
Wege.  Ein  ähnlicher  Apparat  ist  Pharm. 
C.  33,  701  beschrieben  und  abgebildet. 

Einen  neuen  Gasentwickelungs- 
apparat,  der  sich  je  nach  Beschickung  für 
Schwefelwasserstoff,  Wasserstoff,  Kohlensäure 
eignet,  hatO.  Hergt  in  Chem.-Ztg.  1893, 1599 
beschrieben.  Die  TFouZ/fsche  Flasche  W(Fig. 
2)  ist  bis  zu  3/4  mit  verdünnter  Säuro  gefüllt. 
E  ist  ein  dem  oberen  Theile  des  Kipp'scheu 
Apparates  ähnliches  Entwickeln  ngsgefäss, 
welches  das  Schwefeleisen ,  Zink  oder  den 
Marmor  aufnimmt;  das  Hinabfallen  dieser 
wird  durch  den  lose  eingesetzten,  mit  drei 
angeschmolzenen  Warzen  versehenen,  spitzen 
Glaskeil  K  verhindert.  Das  Rohr  R  des  Ent- 
wickelungsgefässes  E  darf  nicht  zu  eng  sein, 
damit  in  demselben  eine  ausreichende 
Strömung  der  Salzlösung  und  der  Säure,  und 
somit  eine  gute  Ausnutzung  der  letzteren 


stattfinden  kann.  Das  Robr  R  mündet  wenig 
unle»  der  Oberflache  der  Säure  in  W.  B  ist 
ein  bei  0  dnrchlochter  Guramiball,  der  durch 
einen  Schlaoch  und  ein  Qlaarohr  mit  dem 
Qe&Be   TT  verbunden  iat;   bei   Q  kann  der| 


Scblaach    durch    einen    Quelachhibn 
vcrschleaaen  werden. 

Um  den  Apparat  in  Betrieb  in 
7  A  Mtsen ,  öffnet  man  den  Hahn  U  und 
den  Quetachhabn  Q,  drückt  mittdtt 
des  Ounmiballea  die  erforderliehe 
SSuremenge  aus  der  FlaBche  W  in  du 
EntwickelangftgefilBB  E\  dann  schüeaat 
man  Q  wieder.  (Will  man  die  Luft  mit 
dem  Hunde  einbluen,  bo  kann  man 
den  Oammiball  auch  entbehren.)  Ge- 
staltet Bick  di«  GaBent Wickelung  m 
beflig,  eo  kann  man  aie  durck  die 
Hübne  H  nnd  Q  regeln.  Will  man 
den  Apparat  abBtellen ,  so  Bcblieist  man  H 
öffnet  Q  nnd  sieht  den  OummiBcbUnoh  ia 
desBon  Oese.  Nachdem  auB  E  alle  SAnre  rer- 
drfingt  und  nachdem  die  Verbisdang  dei 
GaaleitungBrobres  mit  der  WaacbfiAacIie  ge- 


695 


trennt  worden  ist,  Sflfnet  man  J9  wieder. 
Wenn  man  dieses  Tersfiumt,  so  kann  bei  ein- 
tretender AbkQhlungin  Folge  der  Znsammen- 
liehnng  der  Luft  Säare  in  das  Qefftss  E 
steigen,  was  den  beim  JSipp'scben  Apparat 
gerfigten  Hanptübelstand  (Verbrauch  der  Re- 
a^entien  bei  Nichtben utsung  desselben)  cur 
Folge  haben  würde. 

Auf  Seite  591  des  vorigen  Jahrganges 
hatten  wir  einen  selbstih&tigen  Filtrirapparat 
abgebildet,  welchen  die  Firma  Hugershoff 
in  Leipzig  herstellt.  Bei  diesem  Apparat 
ISaft  unausgesetzt  so  viel  Wasser  auf  das 
Filter  nach,  als  unten  abläuft.  Boäcato  be- 
schreibt nun  in  der  Chem.-Ztg.  1893,  1565 
eine  andere  Aholiche  selbstthätige  Vor- 
richtung zum  Filtri  ren  und  zum  Aus- 
waschen von  Niederschlägen  mit  kaltem 
oder  heissem  Wasser.  (Fig.  3)  Der  Trichter 
sitzt  in  der  Stange  Ä^  an  deren  anderem 
Schenkel  80  viel  Gegengewichte  Gr  angebracht 
werden ,  das«  sie  dem  Trichter  nebst  Inhalt 
das  Oleiehgewicht  halten.  Ist  der  Trichter 
leer  gelaufen,  so  hat  sich  das  Ende  a  der 
Stange  A  gehoben  und  dadurch  hat  sich  der 
Haken  H  und  mit  ihm  das  Abflussrohr 
gesenkt;  es  läuft  jetzt  aus  der  Manotte*soheü 
Flasche  Jir  Flössigkeit  aus,  bis  der  Trichter 
wieder  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  gefällt 
ist,  worauf  sich  a  senkt,  H  sich  dagegen 
hebt,  so  dass  der  Zufluss  wieder  unterbrochen 
ist. 

Ein  Minimalgasgebläse,  welches  in 
dasLufIrohr  des  Blasetiscbes  mit  einiger  Reib- 
ung eingesteckt  wird  und  nur  ganz  wenig  Platz 
wegnimmt,  beschreibt  B,  Schiff  in  der  Chem.- 
Ztg.  1893,  1485:  Auf  dem  Rohrstutzen  Ä 
ist  etwas  excentrisch  der  Hahn  B  angebracht, 
dessen  Zapfen  mit  einer  Bohrung  im  Winkel 
von  etwa  120<>  versehen  ist,  wie  die  Durch- 
Schnittszeichnung  (Fig.  4)  zeigt.  Die  Kapsel 
0  trägt  seitlich  (in  der  Zeichnung  nicht 
sichtbar)  einen  Bohransatz  behufs  ZufQhriing 
des  Gases.  Die  Regelung  der  Flammengrösse 
geschieht  dnreh  entsprechende  Drehung  des 
Hahnaa  swisehen  a  und  d;  in  den  zwei 
äusserzten  Stellungen,  bei  a  und  b  anschlagend, 
ist  die  Luftzufuhr  abgeschlossen  und  man 
hat  die  aiim  Anwärmen  oder  Berussen  nöthige 
leuchtende  Flamme. 

Das  Minimalgasgebläse  kann  von  Zamhdli 
dk  Co.  in  Turin  bezogen  werden. 

Sin  neues  Polarisationsrohr  hat 
BamnB   (Chem.-Ztg.  1893,  275  Rep.)   con- 


strnirt;  dasselbe  ist  an  beiden  Enden 
stark  erweitert,  so  dass  zurückbleibende 
Luftblasen  unsichtbar  werden  und  die  'Ab- 
lesung  nicht  stören. 

Qantter  bedient  sieb  nach  der  Ztschr.  Air 
analyt.  Chemie  zu  gasvolu metrischen  Be- 
stimmungen eines  neuen  Gasvolumeters, 
dessen  Princip  darauf  beruht,  eine  durch 
ein  Qas  verdrängte  Flüssigkeitsmenge  zu 
messen.  Der  Apparat  eignet  sieb  zu  Be- 
stimmungen der  verschiedensten  Gase.  Für 
Rohlensäurebeatimmungen  erwies  sich  als 
Verdrängungsflüssigkeit  eine  Ohlorcaldum- 
lösung  von  1,4  spec.  Gew.,  da  deren  Ab- 
sorptionsfähigkeit nicht  in  Betracht  kommt, 
als  praktisch,  ebenso  für  Stickstoffbestimm- 
ungen. Das  Gasvolumeter  wird  von  W. 
Schieb  in  Heilbronn  angefertigt.  Ein  anderes 
Gasvolumeter,  dessen  Princip  allerdings  von 
dem  erwähnten  verschieden  ist,  ist  Pb.  C. 
31,  289  angegeben.  a. 


BestünmuDg  des  Ereosotgehaltes 

in  PUlen. 

ADschliessend  an  die  von  Schlicht  und 
Mohf^eim  gegebenen  Methoden  (Ph.  C.  84, 
138  und  219)  theilen  wir  nachstehend  die 
von  Homeyer  (Ph.  Ztg.  1893,  377)  angege- 
bene mit: 

25  bis  30  g  der  Pillen  werden  im  Mörser 
fein  verrieben  und  mit  100  bis  120  g  Aether 
ausgezogen,  der  vorher  mit  Oxalsäure  ge- 
sättigt war.  Durch  die  Oxalsäure  werden  die 
in  den  Pillen  meist  vorhandenen  Verbind- 
ungen des  Kreosots  mit  .  Alkalien  oder 
Magnesia  zerlegt,  und  der  Aether  löst  das 
freigewordene  Kreosot.  Darauf  wird  filtrirt, 
mit  Aether  nachgewaschen ,  die  ätherische 
Lösung  zur  Entfernung  der  Oxalsäure  mit 
etwas  trockenem  Natriumbicarbonat  ge- 
schüttelt. Von  dem  Filtrate  wird  der  Aether 
in  einem  tarirten  KÖlbchen  bis  auf  10  ccm 
abJestillirt,  und  der  Rest  über  Schwefelsäure 
verdunstet,  bis  die  Unterschiede  bei  den  ein- 
zelnen Wägungen  nur  noch  Milligramme 
betragen.  s. 

(Wenn  die  Pillen .  S  e  i  f e  enthalten ,  wird 
das  schliesslich  gewogene  Kreosot  wohl  mit 
Fettsäuren  verunreinigt  sein.   Ref.) 


Untersuchungen  Über  die  chemlache  Zn- 
sammenaetzung  der  Moste  und  Weine  des 
prenssischen  neinbangebietes;  P.  Kuliich: 
Zeitschr.  f.  angew.  Cbem.  1898,  Heft  18  a.  19. 


6Ö6 


Therapeatisctae 

Desinfection  des  Kindermundes. 

Zahnarzt  Jul,  Hartmann  in  Münster  em- 
pfiehlt für  Kinder  an  Stelle  von  Qorgelangen 
You  Antisepticis  bei  ansteckenden  Krank- 
heiten des  Mandes  and  der  KachenhOhle  ein 
Ton  ihm  zasammengesetztes  Mittel,  aas  voll- 
kommen onschädlichen,  aber  wirksamen  anti- 
septischen Sabstanzen  bestehend ,  in  Form 
von  Pastillen.  Bei  der  bekannten  Abneigong 
der  Kinder,  sieb  einer  regelrechten  geordneten 
Mundpflege  za  befleissigen,  dürfte  dieser  Vor- 
schlag wohl  zn  beachten  sein,  zamal  die  aas- 
gewählten Substanzen  den  erwähnten  Zweck 
recht  wohl  zu  erfüllen  vermögen.  Folgende 
Vorschriften  giebt  der  Verfasser  an : 

Sacch.  200,0  g  Sacch.  100,0  g 

IThymol  0,2  g  Saccharin  0,3—0,35 

jspir.  absol.  2,0  g         |Spir.  absol.  2,0  g 
Ol.  Menth,  pip.  1,0  g   JThymol  0,2  g 
Sacci  Citri  q.  s.  Ol.  Menth,  pip.  1,0  g 

Fnict.  Vanillae  q.  s.      Sacci  Citri  q.  s. 
Mf.  Rotalae  400.      Fract.  Vanillae  q.  s. 

Mf.  Rotalae  200. 
Jedes  dieser  Plätzchen  wiegt  0,5  g  and 
somit  kann  der  Arzt  der  Constitution  eines 
jeden  Kindes  gemäss  genau  die  Menge  des 
einzunehmenden  Thymols,  dessen  Wirkung 
durch  das  geschmackscorrigirendo  Pfeffer- 
minzöl  erhöht  wird,  bestimmen»  Dr.  Kad^s 
Granien-Apotheke  in  Berlin  hält  das  Präparat 
zum  Verkaufe  bereit.  5. 


Ueber  Moyrapuama. 

In  der  Soci^tä  de  therapeutique  zu  Paris 
berichtete  Rebourgin  über  diese  neae  Drog«^ 
(Pb.  C.  34,  150).  Ihre  Wur?sel  soll  eine 
mächtig  tonisirende  und  den  Geschlechts- 
trieb steigernde  Wirkung  besitzen.  Es  gelang 
ein  Glykosid  zu  isoliren,  in  welchem  man  den 
wirksamen  Bestandtheil  des  Pflanzen-Ex- 
tractes  erkannte.  Thicrversuche  wurden  an- 
gestellt an  Hunden,  Kaninchen  und  Fröschen. 
Man  constatirte,  wenn  man  differente  Gaben 
applicirte,  abuudante  Hämorrbagien ,  be- 
sonders auf  den  Schleimhäuten  des  Ver- 
dauungstractus.  Bei  Fröschen  konnte  man 
postmortal  durch  Injection  des  Extractes  die 
Dauer  derRespirations-  und  Herzbewegungen 
wesentlich  länger  beobachten  als  in  der  Norm. 
AUgem,  med,  Centr,  Ztg.  1893,  1060, 


AllUheilanifreii. 

PhenocoU  bei  Malaria. 

Mehrere  italienische  Aerzte  (K.  Prati  in 
Berra,  Giovanni  Cucco  in  Castelbuono. 
Vittorio  DaW  Olia  in  Bolognia)  haben  sich 
über  die  günstige  Wirkung  des  salz^auren 
Phenocolls  gegen  Malaria  lobend  aus- 
gesprochen. 

Cucco  hält  das  PhenocoU  für  das  beste 
Ersatzmittel  des  Chinins,  in  ver- 
schiedenen Fällen  genügte  ein  einmaliges 
Eingeben  von  PhenocoU ,  um  das  Fieber  zu 
beseitigen.  Der  Gebrauch  dieses  Mittels  in 
Gaben  von  0,5  bis  1,0  g  jeden  7.  Tag  ist  das 
beste  Mittel  gewesen,  um  die  Krankheit  ab- 
zuschneiden. In  Fällen,  in  denen  sich  Pheoo- 
coll  sowie  Chinin  von  zweifelhafter  Wirkung 
zeigten,  sind  beide  in  Gemeinschaft  gegeben, 
mit  Erfolg  angewendet  worden. 

Prati  schreibt:  Da  die  durch  1,5  g  bis 
2,0  g  PhenocoU  zum  Stillstand  gebrachten 
Anfälle  bisweilen  wiederkehren,  so  ist  es 
empfehlenswerth,  die  Verabreichung  desselben 
noch  einige  Tage,  nachdem  der  Anfall  auf- 
gehört hat,  fortzusetzen. 

DalT  Olio  sagt,  dass  an  der  Wirksamkeit 
des  Phenocolls  als  Antimalarieum  nicht  zo 
zweifeln  ist  und  hebt  besonders  hervor,  dass 
man  in  einzelnen  Gegenden,  in  welchen  die 
Malaria  herrsoht,  eine  grosse  Aversion  gegen 
Chinin  zeigt,  und  dass  es  also  sehr  wichtig 
ist,  ein  Präparat  von  gleicher  Wirkung  wie 
Chinin  zu  haben. 
Nach  fräl.  einges.  AuBzwien  au9  Contrib.  alla 

farm.  e  therap,,  Oaz,  Degli  OspitcHi  etc. 

Behandlang  mit  Benzosol  bei 
Diabetes  mellitus. 

Im  Anschlüsse  an  die  günstigen  Resultate, 
welche  Piatkowski  bei  der  Darreichung  von 
Benzosol  gegen  Diabetes  mellitus  zu  ver- 
zeichnen gehabt  hatte,  brachte  P.  PdfiM 
dieses  Mittel  ebenfalls  in  mehreren  Fällen  in 
Anwendung.  Pdlma  gelangt  (Berl.  klin. 
Wochenschr.  1893,  1117)  im  Gegensatz  in 
Piatkowski  zu  anderen  Schlüssen ;  er  konnte 
weder  ein  Schwinden ,  ja  nicht  einmal  eine 
Veränderung  der  Zuckerauaecheidung  be- 
obachten und  fand  sogar ,  dasi  das  Mittel  io 
den  meisten  Fällen  in  der  ersten  Zeit  Durch- 
fall hervorruft  und  dass  es  bei  cachectiscben 
Personen  gefährlich  sein  kann.  Ai/m^ 
mahnt  deshalb    zur  Vorsicht  bei  der  in- 


697 


wendang   dieses    scheinbar  so   indifferenten 

Mittels.  8, 

Üeber  die  Wirkung  des  Sulfonals. 

Nach  Fehr  kann  das  Sulfonal,  und  zwar 
ohne  dass  man  bis  jetzt  sagen  kann  ,,wann'', 
höchst  gefährliche  Zufälle  veranlassen,  die 
nicht  selten  znm  Tode  führen ;  dies  sollte 
bei  seiner  Anwendung  zu  grosser  Vorsicht 
mahnen,  wenn  man  es  nicht  etwa  vorzieht, 
dieses  gefährliche  Mittel  aus  dem  Arznei- 
schatze ganz  zu  streichen. 

Friedenreich  hat  das  Sulfonal  nach  un- 
angenehmen Erfahrungen  als  Schlafmittel 
ganz  aufgegeben;  indessen  meint  er,  dass  man 
dasselbe  zur  Abwechselung  mit  anderen 
Schlafmitteln  in  einzelnen  Gaben  unter  steter 
Controle    des    Harns     wohl     benutzen 

kann.  g. 

HospitaiS'Tidende  d.  D.  Med.- Ztg.  1S93,  819. 

Ueber    den    nach    Sulfonalgebrauch    ge 
lassenen  Harn  siehe  Pb.  C.  34,  165. 


Die  Bohnensuppe  als  erstes 
Diureticum 

lautet  der  Titel  einer  kleinen  Broschüre  von 
Dr.  Hamm  in  Preetz,  in  welcher  die  Abkoch- 
ung der  getrockneten  Bohnenhülsen  als 
mächtiges  harntreibendes,  selbst  Harncon- 
cremente  lösendes  Mittel  empfohlen  wird 
So  ganz  unbekannt  ist  die  diu  retische 
Wirkung  der  Bohnen ,  speciell  der  sogen. 
Stangenbohnen  nicht,  denn  in  manchen 
Gegenden  am  Rhein  sind  z.  R.  die  Bohnen- 
f^den,  getrocknet  und  zn  Thee  verwendet, 
ein  altbekanntes  und  auch  bewährtes 
Volksmittel  gegen  alle  Arten  von  Hydropsien, 
welchen  Ursprungs  sie  sein  mögen.  Ob  die 
ganzen  Hälsen  die  wirkenden  Bestandtheile 
hauptsächlich  entlj alten  oder  diese  Fäden, 
welche  beim  Genüsse  der  Bohnen  als 
Gemüse  etc.  bekanntlich  abgezogen  werden, 
darüber  hat  Xenne-Neuenahr  keine  Erfahrung; 
sicher  ist,  dass  der  Thee  aus  Bohnenfäden 
eine  angemein  kräftige  diuretische  Wirkung 
ent&lten  kann.  Selbstverständlich  lässt  auch 
seine  Wirksamkeit  manchmal  im  Stiche,  wie  so 
manches  andere  Volks-  aber  auch  Arzneimittel 
lege  artis  verschrieben.  Vielleicht  mag  dieses 
Versagen  zum  Theil  daran  gelegen  haben, 
dass  die  Leute  hier  zu  Lande  als  sparsame 
Haaslente  es  praktischer  fanden,  die  zarten 
Hülsen  als  solche  in  allgemein  üblicherweise 


zu  verzehren  und  nur  die  Fäden  zum  Thee 
zu  verwenden.  Jedenfalls  kann  Lenne^ 
Neuenahr  auch  den  Bohnenthee  (ob  Fäden 
allein  oder  Fäden  und  Hälsen  mag  man  ja 
ausprobiren)  als  energisohesy  harn- 
treibendes Mittel  empfehlen. 

Deutsche  Med.-Zfg, 


Die  gesundheitliche  Bedentang 
der  Zttndholzfabrikation. 

Aus  einer  Festschrift  zu  Ehren  Billroth^B 
von  F.  Bis  in  der  Wiener  klin.  Wochenschr. 
entnehmen  wir  der  Deutsch.  Mcd.^Ztg.  Fol- 
gendes: 

Die  von  Gendrin  beschriebene  Krankheit 
der  Pariser  Phosphorzündholzarbeiter  ist 
identisch  mit  der  von  Dietl  seiner  Zeit  auf 
wiederholte  Einverleibung  von  chlor- 
saurem  Kalium  bezogene  Erkrankung  der 
Wiener  Zündholzfabrikarbeiter:  Ein  zur 
Kachexie  führendes  Allgemeinleiden  mit 
chronischen,  bronchitischen  und  dyspop- 
tischen  Localerscheinungen.  Die  Anfcahme 
des  chlorsauren  Kaliums  geschah  nur  in 
festem,  staubförmigem  Zustande,  zumeist 
dnrch  Unreinlichkeit  der  Hände  beim  Essen 
etc.  Auch  in  den  heutigen  Cbloratzündholz- 
fabriken  sind  jene  und  nur  jene  Arbeiter  ge- 
fährdet, welche  sich  nicht  reinzuhalten 
pflegen.  Der  Phosphordunst  ut  unschuldig 
an  den  Krankheitserscheinungen. 

Auch  die  Phosp hör nek  rose  ist  eine 
seltene  Krankheit  geworden  ,  heute  fast  nur 
mehr  historisch.  Die  sogenannten  Phosphor- 
dämpfe können  keine  giftige  Wirkung  ent- 
falten; es  ist  weder  reiner  Phosphor  noch 
Phosphoroxyd  in  diesen  Dämpfen  in  der 
Fabrik  enthalten;  es  sind  einfach  Wasser- 
nebel; der  Geruch  rührt  wohl  von  minimalen 
Quantitäten  beigemengter  Wasser  st  offv  er- 
Bindungen  her.  Die  Kiefernekrose  ist  somit 
ebenfalls  durch  Einverleibung  von 
festen  Phosphortheilchen  durch 
anreine  Hände  in  den  Mund  auf  krankos 
Zahnfleisch  zu  erklären.  Sie  ist  nach  des 
Verfassers  Ansicht  ein  locales  Leiden  und 
durch  Reinlichkeit  zu  vermeiden. 

Im  Uebrigen  sind  die  Arbeiterin  Phosphor- 
zündhölzchen-Fabriken ausnehmend  gesund, 
obwohl  wegen  der  Leichtigkeit  der  Arbeiten 
vornehmlich  zarte  und  schwächliche  Arbeiter 
herangezogen  werden. 


-w  ~y\^  -j  -/-, 


TecliMlsche  BIltttaelliiBffeB. 


Die  Frafang  der  Schmieröle. 

Zu  dem  in  voriger  Nummer  auf  S.  676 
enthaltenen  Artikel  über  .Prüfung  der 
Schmieröle"  ersucht  uns  die  Königliche 
mechanisch  -  technieche  Versuche  -  Anstalt 
in  Charlotteoburg  um  Aufnabme  nach' 
stehender  Berichtienng : 

,Dif!  VeröffentlicDuns  des  Herrn  Bidde 
ist  lediglich  privater  Natur  und  nicht  im 
Auftrage  der  Versuchsanstalt  geschehen. 
Die  amtlichen  VeröfiTentlichungen  der 
VersDchsanstalt  erfolgen  fast  auschliess- 
lich  in  den  ^Mittheilunges  aas  den  König- 
lichen technischen  Verenehsanstalten," 
Verlag  von  Julius  ^ntw/cr-Berlin." 

Trookenlegnng   feuchter   Wände. 

Von  Fr.  MüUer  in  Mfinchcn  wird  nach 
BajTT.  Ind.-  n.  Oew.-Bl.  mit  guten  Erfolg  ein 
geaetaliolige«chütste(Ver&fat«nsain  Trocken- 
legen naecer  Mauern  &uigefübrt. 

Von  der  Mauer  wird  der  Verputz  hernnter- 
gesch legen    nnd    ein    System    tod    Canttleti 


(aiuhe  die  Abbildungen)  eingearbeitet,  detaea 
Ausdebnang  ron  den  Jeweiligen  localen  Ver- 
hSItDieten  abhängt.  Die  Canlle  werden  dann 
mit  dOnnen  Platten  (Dacbsiegel  etc.)  gedeckt 
und  die  ganze  FUcbe  verputzt.  Unten  nnd 
oben  stehen  die  Centtle  mit  der  Aussenluft 
in  Verbindung ,  und  die  unuuterbrocbene 
Cirealation  der  Lnft  bewirkt  ein  sichere« 
Aastrockoeu  und  Trockenhalten. 

Nach  Randschan  benutzt  man  folgenden 
Anstrich  mit  Erfolg  gegen  feechte  Uauem  : 
93  Tb.  Baektteiopulver  mit  7  Tb.  Bleiglätte 
werden  mit  einer  genügenden  Menge  Lein- 
1)1  verrährt,  um  einen  dioken  Brei  bu  geben. 


Die  auf  die  Wände  gebrachte  Haue  erhirtet 
nach  3  bis  4  Tagen  und  lätst  dann  küne 
Fencbtigkeit  mehr  hin  durch  treten. 


Neoai 


gescblosaeaeB    Ledanch^- 
Beutel-Element. 

Die  Firma  Bvrchitardt  <6  Sichter,  Hulda 
in  Sachien,  bringt  ein  neues  X«eZa«cAd- Ele- 
ment in  den  Handel,  welches  berufen  tu  leio 
Bcbeiot,  die  jeUt  ablieben  Z^elOMcA^- Ele- 
mente TollstSndig  SU  verdrängen. 

Die  Vonüge,  welche  dasselbe  bietet,  sied 
nach  einer  Gesch&ftsmittheilnng  folgende: 

Die  oberen  Enden  der  Platten  sind  in 
heissem  Zustande  mit  Paraffinöl  ge- 
tränkt, so  daM  dasselbe  die  Koble  voll- 
Biäedig  durchdrungen  bat.  Bierdnrcb  wird 
das  Auskrystallisiren  und  der  dadnreh  er- 
lengte  ächtusa  im  Element  rerhindert. 

Des  Beutel -Element  bat  vor  Aom-LedcMchi' 
Element  den  Vorzug,  dass  die  Tboniells 
durch  eine  viel  zuverlissigere,  ateta  potöi 
bleibende  Scheideiraud  (den  Beutel,  der  die 
Braunateinfüllung  enthält)  ersetzt  ist. 

Die  Wirkung  des  Elementi  ist  aus  dieeen 
Orunde  eine  stets  gleichbleibende  nnd  ab- 
solut TOveriässige,  nnd  ist  es  daher  wohl  fGr 
die  Telegraphie  nnd  Telephonie ,  sowie  fBr 
den  Betrieb  kleiner  Olflhlampen  du  daner- 
bafteste  und  flberbaupt  beste  der  jetat  eiis- 
tirenden  Elemente  der  Lectatuiki  -  Klasse. 
Zu  den  VonQgen  des  Elements  gebort  noch 
der  geacfalosaeue  Deckel. 

Derselbe  bringt  die  Isolirschtene  nud 
Gummiringe  in  Wegfall ,  die  sonst  so 
Kristallbildung  und  dadurch  Scbluae  iia 
Element  Anlass  geben,  bewirkt  alaa  voll- 
ständige Isolirung  des  Zinkes  von  der  Kohle; 
ein  fernerer  Vortbeil  des  geschlossenen  Deckels 
dass  ein  Verstanben  und  Verdampfen 
der  Flüssigkeit  verbindert  wird. 


Elfenbeinkitt 

Uansenblase  2  Theile  und  weisse  Gelatine 
4  Theile  werden  in  6U  Theilen  destillirteu 
Wasser  angequollen  und  durch  Erwlrmen 
getost ,  dann  wird  auf  ungefähr  10  Theile 
abgedampft  nnd  hinaugeffigt:  gepulverter 
Mastix  0,2  Theile,  in  der  fünffochen  Uenge 
Alkohol  von  96  pCt  gelöst,  nnd  Zitknji 
0,5  Tbeile.  jV.  Erf.  *  Srf. 


699 


Terschledene  MIUlielliiBfren. 


Ein  neues  Schnupfenmittel 

hat  laut  einer  Mittheüung  des  „Medico" 
(Nr.  46,  Yoni  15.  November  1893,  S.  420) 
Wegg  angegebeo :  ^In  einer  gewöhnlichen 
Carton  •  Pillenschachtel ,  deren  Deckel  mit 
einigen  kleinen  Löchern  yersehen  ist,  wird 
ein  kleines  Quantum  (2  g)  reiner,  gut 
trockener  Salicjlsäure  gebracht.  Nachdem 
nun  durch  Schütteln  der  Schachtel  das  feine 
Pulver  zum  Aufwirbeln  gebracht  wurde,  hält 
man  dieselbe  vor  die  Nase  und  schnupft  die 
kaum  sichtbare,  durch  die  OefFoungen  ent- 
weichende Pulverwolke  tief  ein,  wonach  rasch 
Niesen  ausgelöst  wird.  Hyperämie  der  Nasen- 
schleimhaut und  die  daraus  resultirenden 
Beschwerden  sollen  danach  rasch  abnehmen, 
und  der  Process  sich  coupiren  lassen.*  An- 
scheinend liegt  hier  eine  Erinnerung  an  das 
in  gleicher  Weise  anzuwendende  Sternuta- 
ment  (Ph.  C.  32,  343.  751)  vor,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  dessen  Ozjnaphtoe- 
säure  die  Salicylsäure  um  etwa  das  Vierfache 
an  antiseptischer  Kraft  übertrifft  und  nicht^ 
wie  letztere,  die  feuchte  Schleimhaut  oder 
offene  Wundflächen  ätzt !  ./. 


Spiritus  saponatus. 

Zur  Herstellung  dieses  Präparates  hat 
0.  Wentuhy  (Pharm.  Ztg.  1893,  654)  fol- 
gende der  Vorschrift  des  Arzneibuches 
entsprechende  Methode  angegeben : 

600  g  Olivenöl,  700  g  Aetzkalilauge  und 
750  g  Weingeist  werden  in  eine  Flasche 
gewogen  und  diese  von  Zeit  zu  Zeit  kräftig 
geschüttelt,  bis  eine  abfiltrirte  Probe  sich 
mit  Wasser  sowohl  wie  mit  Weingeist  ohne 
Trübung  mischt,  was  nach  2  bis  3  Tagen  der 
Fall  sein  wird.  Hierauf  fügt  man  2250  g 
Weingeist  und  40  g  Natriumbicarbonat  hin- 
zu, letzteres  um  das  überschüssige  Aetzkalizu 
entfernen,  schüttelt  wiederholt  um  und  lässt 
einen  Tag  absitzen. 

Dann  wird  die  Flüssigkeit  filtrirt  und 
durch  Hinzumischen  von  1700  g  Wasser  der 
Seifenspiritus  fertiggestellt. 

Hierzu  bemerkt  u4nna^o  (Pharm.  Ztg.  1893, 
674),  dass  ein  Magdeburger  Fabrikant  das 
Verfahren,  überschüssiges  Aetzalkali  aus 
einer  Seife  durch  Natriumbicarbonat  zu  ent- 
fernen, schon  seit  Jahren  unter  Patentschulz 
ausübe. 


Citronenessenz  zu  Limonaden- 
sirup. 

In  200,0  g  Spiritus  von  80  pCt.  werden 
11,25  g  Citronenöl  und  0,03  g  Rosenöl  ge- 
löst und  alsdann  zugesetzt:  9,0  g  Pomeranzen- 
tinktur und  9>0  g  Citronentinktnr,  beide  aus 
frischen  Schalen  hergestellt,  sowie  1,5  g 
Vanilletinktur.  30,0  g  dieser  Essenz  genügen 
zum  Aromatisiren  von  1  kg  Zuckersirup. 

Pharm,  Efa. 

Anilintinte  zum  Copiren  ohne 

Presse* 

40,0  g  Nigrosin  (Anilinschwars)  werden 
mit  6,0  g  heissem  Wasser  fein  zerrieben, 
dann  7,0  g  Qljcerin  und  6,0  g  Trauben- 
zucker zugesetzt  und  schliesslich  mit  so  viel 
Wasser  verdünnt,  bis  die  zum  Schreiben  er- 
forderliche Dünnflüssigkeit  erreicht  ist. 

lnd.'Bl 

Tetrachlorkohlenstoff 

kommt  jetzt  nach  Zeitschr.  f.  angew.  Obern, 
unter  der  Bezeichnung  „Katharin*  als 
Fleckwasser  in  den  Handel. 


Naturforscher  -Versammlung  ^ 
in  Wien  1894. 

Die  Constitnirung  des  wissenschaft- 
lichen Ausschusses  fOr  die  YersammluDg 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Wien 
1894  fand  nach  Pharm.  Post  unter  Vorsitz  von 
Hofrath  Prof.  Eerner  v.  Marilann  am  18.  No- 
vember für  die  Aerzte,  Pharmaceuten  und  Ve- 
terinäre und  am  14.  November  für  alle  anderen 
Gruppen  statt. 

Aus  der  Groppe  Pharmacie  waren  anwesend 
Prof.  Dr.  v.  Godeffroy,  Dr.  Grüner,  Dr. 
Heger,  Dr.  Hellmann,  Dr.  Mannsfeld, 
Sicna  und  v.  'Waldheim,  welcha  Herren  so- 
nach den  wissenschaftlichen  Ausschuss  fflr  die 
Abtheilung  Pharmacie  bilden. 

Die  nächstifihrige  Naturforsch  er- Versammlung 
soll  am  24.  September  1894  beginnen,  und  zu- 

fleich  soll  eine  wissenschaftliche  Ausstellung 
amit  verbunden  sein. 


Waarenmuster. 

Aromatische  Kaliehloricnm- Zahnpasta  in 

Zinntuben.  P.  Beter sdorf  dt  Co.  Hamborg- 
EimsbUttel.  —  Dieselbe  enthfllt  50  Proc  Kalium 
chloricum;  vergl.  Ph.  C.  84,  652. 

Krewel's  Sangulnal-PilleD.    Krewel  &  Co. 
Köln  a.  Rhein.    Vergl.  Ph.  C.  84,  687. 


700 


Verzeichniss  der  essbaren 
und  giftigen  Filze. 


giftig  sind,  sei  nachstehend  nach  der  Pharm. 
Ztg.  ein  Veraeichniss  derselben  mitgetheilt, 
welches  der  Mailänder  Gesundheitsrath  an  die 


Als   Beitrag  zu   der  Frage  y   welche  Pilze   Behörden ,    Communalärzte ,   Lehrer  a.  0.  w. 
esebar  und  welche  verdächtig  beziehentlich ,  vertheilt  hat. 


A.  Essbare  Pilze. 

Amanita  caesarea  Scop. 

—  OYoidea  BqU. 

—  strobiliformis  Vitt, 
Amanitopsis  vaginata  BaU. 
Armillaria  mellea  Wallr. 
Boletns  ednlis  Bull. 

—  fragrans  Vittad. 

—  grannlatns  Linn. 

—  Rcaber  Ball. 
Cantharellus  cibarins  Fr. 
Clayaria  Botrytis  Fr. 

—  flava  Fr. 
Clitocjbe  infandibaliformis 

Schaff. 

—  suaveolens  Scham. 
Clitopilos  Orcella  Ball. 

—  pranolas  Scop. 
Collybii  fasipes  6 oll. 
Grata  erellus  cornucupioides  Fr. 
Fistolina  hepatica  Fr. 
Helvella  cri^pa  Fr. 

—  lacanosa  Fr. 
Hydnum  coralloides  Scop. 

—  erinaceam  Bull. 

—  repandum  Linn. 
Lactarias  deliciosas  Fr. 
Lepiota  excoriata  Schaff. 

—  procera  Scop. 
Marasraios  oreades  Fr. 

Empfohlen  wird ,  alle  solche  Pilze  als  un- 
geniessbar  zu  betrachten,  welche  Milchsaft 
haben,  mit  Ausnahme  vielleicht  von  Lactarius 
deliciosus,  ferner  solche,  welche  einen  wider- 


Morchella  conica  Fers. 

—  esculenta  Pers. 
Peziza  Acetabalam  Linn. 

—  Aarantia  Fack. 
Plearotas  Eryngii  DO. 

—  ostreatus  Jacqa. 
Psalliota  arvensis  Schaff. 

—  campestris  Linn. 
Rassula  alutacea  Fr. 

1  —  virescens  Fr. 

'  Sparassis  erispa  Zacq. 

'  Tricholoma  gambosum  (Moacc- 

i  ron  Vitt.)  Fr. 

'  —  Georgi  Fr. 

,  Taber  aestivom  Vitt. 

I  —  bnimale  Mich. 

I  —  magnatam  Piro. 

B.    Giftige  Pilze. 

Amanita  aspera  Fr. 

—  citrin o  albida  Vitt 

—  muscaria  Linn. 

—  pantherina  F. 

—  phalloides  Fr. 

—  verna  Fr. 

—  virosa  Fr. 
Boletus  felleus  Bull. 

—  luridus  Schaff. 
~-  Satanas  Lenz. 
Entyloma  lividum  Bull. 


Lactarias  pyrogallas  Fr. 

—  rufus  Scop. 

—  torminosas  Sch&ff. 
Panus  stipticus  Fr. 
Phallus  impudicas  Linn. 
Rassula  emetica  Fr. 

—  fragilis  Pers. 

—  rubra  Fr. 

>-  üangninea  BuU. 
IVicholoma  snlfureum  Bull. 
Vol  Vflria  gloiocepliala  DC. 

—  speciosa  Fr. 

C.    Verdächtige  Pilze. 

Amanita  rubescens  Fr. 
Boletus  cyanescens  Bull. 

—  piperatas  Bull. 

~  variegatus  Suartz. 
Cantharellus  aurantiacus  Fr. 
Hebeloma  crustulirormis  Fr. 
Hypholoma  fasciculare  Hnds. 
Lactarius  thejjogalus  Bull. 

—  vellereus  Fr. 
Marasmius  peronatus  Bolh. 

—  porreus  Fr. 
Pholiota  mutabilis  Schfiff. 
Rassula  furcata  Pers. 

—  nigricans  Bull. 
Tricholoma  rutilans  Schaff. 

—  saponaceum  Fr. 


liehen  Geruch  haben,  femer  alle,  deren 
Fleisch  bei  einem  Schnitte  in  dasselbe 
blau  oder  bläulich  wird.  Auch  wird  bei 
alten  Pilzen  Vorsicht  anempfohlen. 


^  W  ^/'^^  ^\y"N^"»*^% 


Brie  rwecbfieL 


B«  B.  in  B«  Wir  empfehlen  Ihnen:  Barth, 
Weinanalyse  und  Borymann's  Anleitung  zur 
Untersuch nng  des  Weines. 

Apoth,  ¥m  in  ß«  Der  Stadtrath  zu  Dresden 
hat  die  ffir  holländische  Margarine  in  An- 
wendung gebrachte  Bezeichnung  Holbutko 
(zusammengezogen  aus  Holländische  Butter- 
Kompagnie)  den  betreffenden  Käufern  verboten, 
weil  diese  Bezeichnung  Aber  die  Natur  der 
Waare  ganz  im  Unklaren  lässt.  Die  Bekannt- 
machung derselben  Behörde,  dass  das  Florida- 
0  el  der  Firma  Behrend  dk  Smets  frei  von  Mineral- 
bestandtheilen  (d.  h.  also  frei  von  Mineralölen) 
sei,  bozog  sich  nur  auf  die  von  der  genann- 
ten Firma  in  den  Handel  gebrachte  Waare 
gegenüber  den  sonst  im  Handel  befindlichen 
Producten  ähnlicher  Art.  Mit  den  Namen 
Speiseöl,  Tafelöl  werden  die  verschieden- 
sten Oele  und  Gemische  solcher,  welche  zu 
Speisezwecken  Verwendung  finden  können  (also 


z.  B.  Pflanzenole),  bezeichnet,  ohne  dass  dagegen 
etwas  eingewendet  werden  konnte;  was  als 
Olivenöl  bezeichnet  wird,  muss  natfirlich  auch 
solches  sein. 

Apoth,  F.  K*  in  B.  Das  Pyrocidin,  eine 
neue  Ztlndmasse  für  schwedische  Streichhölzer, 
wird  nach  den  Angaben  des  «Erfinders"  KaJk- 
8/€tn- Heidelberg  aus  Apatit  in  Verbindong  n>it 
Wavellit  dargestellt.  Die  Substanz  soll  roll- 
st ändie  giftfrei  und  die  Zündfähigkeit  doppelt 
so  hocn  sein,  wie  die  amorphen  Phosphors. 

0.  J.  in  Santiago  (Chile).  Um  Holz  grfln 
zu  beizen  empfehlen  wir  Ihnea  in  folgender 
Weise  Versuche  anzustellen:  Tränken  d*f 
Holzes  mit  einer  Losung  von  Ealiumchronist 
und  Ealiumferrocyanid;  nach  dem  'l'rockneo 
Bestreichen  mit  einer  Losung  von  Bleiacetat 
und  Ferriacetat.  Die  Verhältnisse  müssen  Sie 
ausprob  iren. 


Verlefer  nnd  verantwortlicher  Redactanr  Dr.  £•  Oelisler  in  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heraasgegeben  von 

Dn  Hermann  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Geissler. 

firsebeint  jeden  DonnerBtag.  —  Becngspreis  dnroh  die  Post  oder  den  Bachliandel 

▼ierteliäbrlich  2^  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  tfark.    Einzelne  Nammem 

80  Pl    Anseigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeüe  25  Pf.,  bei  grösseren  Anzeigen  oder 

Wiederbomngen  Preisennftssigong.    Expedition  t  Dresden,  Rietschelstrasse  3,  I. 

Bedactlon:  Prof.  Dr.  E.  Geissler,  Dresden,  Circnsstrasse  40. 

mtredaetenr  t  Dr.  A.  8  chn  ei  der- Dresden. 

M49.    Dresden,  den  7.  December  1893.   11^3^.^ 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt;  Ckemle  mud  PkamiAele:  Prflfung  des  Oltvenöli  mnt  Setamöl.  —  Spontaner  Uebergangr  dea  Pilxsnckera 
in  Starke.  ->  Bmtimmnng  d«t  OoileYna  In  Vegetabnien.  —  Nene  Aranelmlttel. —  Hlnweff.  —  Uebar  die  Gloeoalde 
der  Alkohole.  —  Znm  Nachweis  von  Kiolnnsttl  im  Olivenöl.  -~  Hinweis.  —  VerarbeUnng  von  Osmlumrllckstünden. 
—  Hinweis.  —  Verhalten  der  rohen  Sehwefelsänre  bei  der  Fabrikation  kohlenaXnrebaltlKer  QetrMnke.  —  Ueber 
die  Verand^rong  des  Chloroforms  Im  Lichte.  —  Der  Schmelcpnnkt  des  CoeaYnbydrochlorids.  —  Taerapeatlielie 
MttthellVBfre« :  CocalTnnm  phenylicum.  —  Ghlornatrinm  als  Heilmittel  des  Magenkrebses.  —  Verwendang  des 
Pormaldehyd«  in  der  Angeahellknnde.  —  Anwendung  des  Jodrnbldinms.  --  Antipyrin  als  Anaestbeticum.  —  Ueber 
die  Wirkung  des  Fnrfarols.  —  Ueber  Tuberkulose  bei  Ziegen.  —  Mittel  gegen  Sommersprossen.  —  Btehenelia«. 
—  Yersehledeae  MUthellangeB :  Rohrbelxapparat.  —  Stopfen -Exsiocator,  u.  s.w.  —  Anfelfea« 


Chemie  und  Ptaarmacle. 


Früfang  des  Olivenöls 
auf  Sesamöl. 

In  ein  gewöhnliches  Medieinglas  von 
15  g  Inhalt  mit  klarer  Wand  bringt  man 
10  g  des  zu  prüfenden  Oeles,  dazu  ein 
Stückchen  mit  Filtrirpapier  abgetrock- 
neten Phosphors  von  etwa  0,1  g  Gewicht, 
verkorkt  dasselbe,  stellt  zur  Lösung  des 
Phosphors  in  ein  Wasserbad  und  lässt 
erkalten.  Nun  wird  der  Stopfen  durch 
etwas  lockere  Watte  ersetzt  und  das  Glas 
in  einer  Temperatur,  bei  welcher  das  Oel 
nicht  dick  wird,  stehen  gelassen. 

Der  Phosphor  oxydirt  sich,  die  gebil- 
deten Säuren  ziehen  Feuchtigkeit  an, 
schlagen  sich  am  oberen  Bande  des  Oeles 
nieder  und  rinnen  von  da  in  schmalen, 
mit  blossem  Auge  schlecht,  mit  einer 
schwachen  Lupe  gut  erkennbaren  Streifen 
an  der  Glaswand  herab. 

Ist  das  Olivenöl  rein,  so  treten 
nach  24  Stunden  weisslich  trübe  Streifen 
auf,  welche  nach  48  Stunden  fast  voll- 
ständig herabgeronnen  sind  und  am  Bande 
des  Bodens  einen  schmalen,  ganz  klaren 
Ring  von  gelbbrauner  Farbe  bilden.  Ent- 


halt das  Olivenöl  10  pCt.  Sesamöl,  so 
sind  die  Streifen  nach  24  Stunden  noch 
weisslich  trübe,  wenn  man  mit  der  Lupe 
gerade  darauf  sieht,  während  diejenigen 
Streifen,  welche  an  den  Seiten  des  Ge- 
sichtsfeldes liegen,  sehr  deutlich  gelb 
erscheinen.  Nach  48  Stunden  sind  alle 
Streifen  gelb  und  brauchen  fast  8  Tage, 
um  vollständig  herabzurinnen.  Der  Bing 
am  Boden  besteht  deutlich  aus  2  Schich- 
ten, der  unteren  des  reinen  Oeles  und 
einer  darüber  liegenden,  tiefer  gefärbten 
und  undurchsichtigen.  Enthält  das  Oliven- 
öl 20  pCt.  Sesamöl,  so  sind  die  Streifen, 
sobald  sie  erkennbar  werden,  gelb  und 
rinnen  nicht  mehr  vollständig  herab. 
Am  Boden  erkennt  man  nach  8  Tagen, 
wenigstens  an  günstigen  Stellen,  noch 
die  beiden  Schichten.  Bei  einem  Gehalt 
von  50  pCt.  Sesamöl  bildet  sich  an  der 
Oberfläche  ein  brauner  Bing,  von  wel- 
chem braune  Streifen  abrinnen.  Dieselben 
erreichen  aber  nur  eine  Länge  von  1^2  cm^» 
dann  bleiben  sie  lange  Zeit  stationär. 
An  der  Oberfläche  des  Oeles  bilden  sich 
schwarze  Theertropfen,  welche  bei  o:e- 
linder  Bewegung   zu  Boden   fallen   und 


702 


dort  als  schwarze  Massen  liegen  bleiben. 
Bringt  man  zu  dem  Oel,  nachdem  sich 
ein  King  am  Boden  gebildet  hat,  2  ccm 
Ammoniak  ohne  zu  bewegen,  so  bleibt 
dasselbe  bei  reinem  Oel  ungefärbt,  wäh- 
rend es  sich  bei  mit  Sesamöl  versetztem 
Olivenöl  nach  24  Stunden  hell- bis  schwarz- 
braun färbt.  Man  wird  aber  nie  nöthig 
haben,  diesen  Versuch  anzustellen.  In- 
disches und  französisches  Sesamöl  ver- 
halten sich  ungefähr  gleich,  das  letztere 
färbt  etwas  stärker.  Es  wäre  nun  mög- 
lich, dass  auch  andere  Oele,  mit  denen 
Olivenöl  verfälscht  zu  werden  pflegt,  die 
mir  aber  nicht  zur  Hand  sind,  gleiche 
oder  ähnliche  Färbungen  geben,  jeden- 
falls ist  ein  Olivenöl;  welches  gefärbte 
Streifen  erkennen  lässt,  nicht  rein. 

Emmerichenhain.  Fram  Musset. 

Spontaner  TJebergang  des  Filz- 
zuckers in  Stärke. 

1000  g  trockene  Champignons  hatte  ich 
mit  Wasser  ausgekocht,  abgepresst,  die 
Flüssigkeit  auf  750  g  verdampft,  zur  Con- 
servirung  mit  250  g  Kochsalz  versetzt 
und  das  Ganze  filtrirt.  Dieses  Extract 
gab  ich  in  die  Küche,  wo  es  den  Winter 
über  esslöffelweise  verbraucht  wurde.  Als 
mir  die  Flasche  im  Frühjahre  leer  zurück- 
gegeben warde,  bemerkte  ich  am  Boden 
einen  starken  Absatz,  den  ich  fUr  aus- 
geschiedene Extractivstoffe  hielt.  Beim 
Einfüllen  von  Wasser  aber  bemerkte  ich, 
dass  die  eigentliche  Ausscheidung  hell 
gefärbt  war  und  durch  öfteres  Waschen 
erhielt  ich  etwa  20  g  eines  schwach  gelb- 
lich gefärbten  Pulvers,  welches  sich  als 
Stärke  auswies.  Dasselbe  verkleisterte 
mit  kochendem  Wasser,  färbte  sich  mit 
Jod  blau  und  zeigte  unter  dem  Mikroskop 
die  Form  der  Getreidestärke.  Schichtung 
war  nicht  erkennbar.  Wenn  nun  chloro- 
phyllfreie Pflanzen  auch  nicht  im  Stande 
sind,  Stärkezucker  zu  bilden,  so  zeigt 
doch  dieser  Vorgang,  dass  der  Pilzzucker 
der  Stärke  näher  verwandt  ist,  als  alle 
übrigen  Kohlehydrate.  Interessant  ist  es 
auch,  dass  die  Stärke  sich  aus  dieser 
todten  Masse  nicht  als  feiner  Niederschlag, 
sondern  in  einer  Form  absetzte,  in  der 
sie  auch  in  lebenden  Pflanzenth  eilen  ge- 
funden wird. 

Emmerichenhain.  Franz  Musset, 


Bestimmiiiig  des  Coffeins  in 
Vegetabilien. 

5  g  der  gepulverten  Droge  werden  nach 
Ä.  Orandval  and  JET.  Lajaux  mit  einer  11  itcb- 
ang Yon  5  g  Aether  nnd   1   g  Ammoniak, 
welche  direct  vor  dem  ZosatEe  nmgeschüttelt 
werden  mass,  durch  Bearbeiten  mit  einem 
PiBtill    gleich  massig   befeuchtet,     und   mit 
60    ccm    Chloroform    am    Raokflnsekflhler 
extrahirt      Nach    volUtündiger    Eztraetion 
destillirt  man  das  Chloroform  von  dem  eoflfein- 
haltigen  Rückstände  ab,  erwftrmt  denselben 
auf  dem    Wasserbade,    bis    er  vollständig 
trocken  ist  und  nicht  mehr  nach  Chloroform 
riecht ;  dann  giebt  man  1  ccm  sehr  verdfinnter 
Schwefelsäure  (1 :  10)  sa,  Iftsst  dieselbe  einige 
Minuten  einwirken   und  erschöpft  den  sanren 
Rückstand  mit  kleinen  Mengen  kochenden 
Wassers.  Der  SchwefelsSorexusatz  ist  erforder- 
lich, am  das  Coffein  farblos  lu  erhalten.   Die 
wässerigeLosang  wird  durch  ein  angefeuchtetei 
Filter  gegossen  und  dieses  nachgewaschen  *, 
nach    dem    Übersättigen    des    Filtrats    mit 
Ammoniak    dampft    man    die   Lösung  zur 
Trockne  ein,  wobei  der  Hanpttheil  der  ge- 
lösten  Verunreinigungen  aerseüit  wird  and 
sich  dann  in  Chloroform  nicht  mehr  auf  löit 
Den  Rückstand  nimmt  man  mit  Chloroform 
anf,  filtrirt  und  wischt  mit  Chloroform  nach. 
Bei   vorsichtigem   Eindampfen    der  Chloro- 
formlösung  hinterbleibt  das  Coffein  ferhlos, 
oder  kaum  gefärbt.  In  dieser  Weise  worden 
grüner   Kaffee,    Theo,    Guarana,   Kolannss 
analjsirt;  liegt  gebrannter  Kaffee  vor,  welcher 
grosse   Mengen   ftirbender,   flüchtiger  Ver 
bindungen  enthält,  so  wird  der  Chlorofonn- 
aaszag  des  Polvers  nach   dem  Eindampfen 
mit  angesäuertem  und  dann  mit  kochendem 
Wasser  behandelt,    die  Lösung  darch  ein 
befeuchtetes    Filter    gegossen,     mit    Soda 
alkalisch  gemacht  ond  mit  Chloroform  wieder- 
holt ausgeschüttelt;  aus  der  filtrirten  Cbloie- 
formlösang    erhält    man   das   Coffein  beim 
Abdampfen  genügend  rein.    Die  ganze  Be- 
stimmung  dauert   höchstens   drei  Standes. 
Nach     dieser    Methode    geprüfte    Prodoete 
lieferten  folgende  Resultate : 
Schwarzer  Theo  (Soachong)  2,9      pCt  Coffets 
Qrfiner  Kaffee,  gemischt     0,988    „       « 
Gebrannter  Kaffee  0,9        «       n 

Kolanuss  2,3        «       » 

Bev.  intern,  des  f<Mf.  189B,  1^ 


708 


Nene  Arzneimittel. 

Cryitallin.  Mit  diesem  Namen  bexeichDet 
man  nach  (Sem.  mM.  durch  Therap.  Bl.)  ein 
Collodinm,  bei  welchem  statt  Alkohol  und 
Aether  Methylalkohol  cur  Lösung  der  CoUo- 
diamwolle  verwendet  wird. 

Dieses  Lösungsmittel  verdunstet  langsamer, 
and  das  Eurückbleibende  Collodiumhfiutchen 
ist  dauerhafter  als  das  vom  gewöhnlichen 
Collodinm  aurOckbleibende.  Durch  ZusatE 
von  Bicinusöl  kann  dasselbe  ebenfalls  noch 
elastischer  gemacht  werden. 

Fhü^^  verwendet  Auflösungen  von  Pjro- 
gallol,  Salicjlsfture,  Ohiysarohin,  Sublimat 
etc.  in  Ciystallin  bei  der  Behandlung  ver- 
ichiedener  Hautkrankheiten. 

Ferratin*Böhringer  ist  dem  Namen  nach 
SU  urtheilen,  wohl  ein  Eisenpräparat; 
D&heres  Aber  dieses  neue  Mittel  haben  wir 
noch  nicht  gehört. 

Jodocoffein,  Jodotheln  und  Jodotheo- 
bromin  sind  nach  Bummo  (Sem.  m6d.  durch 
Therap.  Bl.)  Verbindungen  von  Coffein, 
Thein  etc.  mit  Jodnatrium.  Zur  Darstellung 
derselben  werden  35  Th.  Jodnatrium  nnd 
65  Th.  Coffefn  in  der  genögenden  Menge 
Wasser  kalt  gelöst,  die  Lösung  mit  Schwefel- 
wasserstoff behandelt  und  dann  sur  Trockne 
verdampft.  Min  erhftlt  so  farblose  Krystalle 
der  CoffeinverbinduDg ;  das  ebenso  bereitete 
Jodothefn  ist  eine  weisse  pulverige  Masse; 
das  Jodotheobromin  ist  schwieriger  her- 
sustellen  und  gelingt  nur  darch  Zusatz  einer 
concentrirten  Lösung  von  Natrinmsalicylat 
zur  Mischung  von  Jodnatrium  und  Theo- 
bromin. 

Alle  diese  PrSparate  sind  wenig  bestftndig 
nnd  werden  in  Lösung  durch  WSrme  zersetzt. 

(Hierzu  ist  zu  bemerken,  dass  der  Autor 
zwischen  Coffefn  und  TheTn,  welche  bekannt- 
lich identisch  sind,  auffallenderweise  einen 
Unterschied  macht;  angenscheinlich  wirkt 
das  Jodnatrium  nnr  als  Lösungsmittel,  im 
Falle  der  Theobrominlösung  sogar  noch  un- 
genügend, denn  es  soll  noch  NatriamFali- 
cyUt  sagesetzt  werden ,  wodurch  das  fertige 
Präparat  sehr  an  das  Diuretin  erinnert. 
Warum  die  Lösungen,  wie  oben  erwihnt  ist, 
mit  Schwefelwasserstoff  behandelt  werden 
sollen,  ist  unklar.     Ref,) 

Loretin  ist  nach  Ankündigungen  Jodozy- 
chinolinsulfos&ure;  über  die  Wirkung  dieses 
StofflM  ist  uns  nichts  bekannt  geworden. 


Higranin  ist  ein  Gemenge  von  Citronen- 
sfiure,  Coffein  und  Antipyrin,  das  dem  Namen 
entsprechend  gegen  Migräne,  aber  auch  gegen 
Kopfschmerz  bei  Influenza,  Alkohol-,  Nikotin- 
und  Morphinvergiftung  empfohlen  wird.  Nach 
Overlach  (Deutsche  med.  Wochenscbr.  189.3, 
47)  zeigt  dieses  Qemenge,  dessen  procentische 
Zusammensetzung  geheim  gehalten  wird,  eine 
ganz  specifische  und  praktisch  werthvolle 
Wirkung,  womit  der  Autor  die  Namengebung 
rechtfertigt;  schliesslich  stellt  er  auch  noch 
die  etwas  sonderbare  Behauptung  auf,  dass 
die  Darstellung  eines  solchen  Mittels  in 
eine  Hand  gelegt  werden  müsse.  Wir 
können  hierfür  durchaus  keinen  Grund  ein- 
sehen,  ausser  es  handelte  sich  um  Greheimniss- 
krSmerei ! 

Somnalbier.  Als  ein  „neues  unschäd- 
liches Mittel  gegen  Schlaflosigkeit"  wird  von 
Gebrüder  Hoüack  in  Dresden  deren  mit 
S  0  m  n  a  1  versetztes  Malzgesundheitbbier 
empfohlen.  Eine  kleine  Flasche  desselben 
enthält  40  Tropfen  oder  2  g  Somnal,  und 
dieses  Arzneimittel  soll  durchaus  keinerlei 
scbädlicheNebenwirkungen  wie  andere  Schlaf- 
mittel ausüben.  Nach  dem  Genuss  tritt  nach 
10  bis  15  Minuten  ein  6  bis  8  stündiger 
Schlaf  ein. 

Da  das  Somnal  lediglich  eine  Lösung  von 
Chloralhydrat  und  Urcthan  in  Alkohol  ist, 
so  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  das 
Somnal  ganz  derselben  Beschränkung  hin- 
sichtlich der  Abgabe  .unterliegt  wie  das 
Chloralhydrat  selbst.  Es  ist  eigentlich  nicht 
nöthigy  das  besonders  hervorzuheben,  aber 
den  Angaben  des  Prospectes  gegenüber  er- 
scheint es  doch  nötbig;  denn  es  wäre  er- 
forderlich gewesen,  der  für  das  Publikum 
bestimmten  Anmerkung,  dass  das  Somnal- 
bier in  Apotheken  erhältlich  sei,  hinzuzufügen 
„auf  ärztliche  Verordnung'^  Das  weiss  der 
Fabrikant  des  Somnals  doch  ganz  genau  I 


Bestimmung  der  Luftfeuchtigkeit;  A.  WoU 
peH:  Chem.  Ztg.  1893,  1390.  Schwane  Seide 
wird  an  einer  Zeigerwaage  aaf{;ehjlngt|  deren 
Waagebalken  nach  der  einseitigen  Belastung 
horizontal  einsteht.  Bei  Za-  oder  Abnahme 
des  Seidengewichtes  eiebt  der  Zeiger  an  einer 
Scala,  deren  0-  nna  100 -Punkte  bestimmt 
worden  sind,  den  Ausschlag.  Andere  hygro- 
skopische Körper  (Höh,  Haare,  Hörn,  Fischbein) 
eignen  sich  nicht,  weil  die  Gewichtszunahme 
unffleichmftssig  ist;  farbige  Seide  ist  ebenfalls 
nicnt  brauchbar,  nnr  schwarze  Seide  gieht 
brauchbare  Zahlen.  s. 


704 


tJeber  die  Glncoside  der  Alkohole. 

Leitet  man  nach  E,  Fischer  in  eine  Auf- 
lösung von  Traubenzucker  in  Methylalkohol 
unter  Abkühlung  gasförmige  Salzs&ure   bis 
zur  Sättigung  ein,  so  verliert  das  Qemisch 
nach  kurzer  Zeit  die  Fähigkeit,  Felding'Bche 
Lösung  zu  rednciren  und  enthält  dann  ein 
schön  krystallisirendes  ProductC^H^  ^  Og.  CH3, 
welches    mithin     aus    gleichen     Molekülen 
Zucker  und   Alkohol    nach    der    Gleichung 
CgHigOß  +  CH3OH  =  CgHjiOß .  CHg  4"  ^2^ 
entsteht.     Diese  Reaction  scheint  für  alle 
Alkohole,   welche  Zucker  lösen,    allgemein 
gültig  zu  sein.    Auf  Alkohole,   in   welchen 
der  Zucker  vollständig  unlöslich  ist,  ist  die 
Methode    nicht     anwendbar,     weil     andere 
Lösungsmittel,  welche  den  Zucker  aufnehmen 
—  wie  Wasser,  Alkohole  oder  Essigsäure  — , 
störend  wirken.    In  solchen  Fällen  lässt  sich 
der   Traubenzucker   durch    die    in    Aether, 
Benzol  und  Chloroform  leicht  lösliche  Aceto- 
chlorhydrose  ersetzen.    Durch  die  Salzsäure 
wird  hierbei   die  Acetylgruppe  abgespalten, 
und  es  bilden  sich  dieselben  Producte,  wie 
beim  Traubenzucker.    Wie  für  die  Alkohole 
ist  die  Reaction  auch  allgemein  gültig  für 
die  Glucosen.  Verfasser  stellte  Verbindungen 
aus  Methyl'  bezw.  Aethylalkohol  und  Mannose, 
Galactose,  Glucoheptose,  Arabinose,  Xylose, 
Rhamnose  und   Fructose   dar.     Milchzucker 
und  Maltose  folgen  dieser  allgemeinen  Reac 
tion  nicht  wegen  der  Gegenwart  der  Aldehyd- 
gruppe,  welche  durch   die  starke  Salzsäure 
verändert  wird;  auch  tritt  die  Reaction  nicht 
ein,    wenn  an  Stelle  der  Alkohole  Phenole 
zur  Anwendung  kommen.     Die  neuen  Ver- 
bindungen von  Zucker  und  Alkohol  sind  den 
natürlichen  Glucosiden  sehr  ähnlich.    Durch 
kochendes  Alkali,  durch  freies  Phenylhydrazin 
und   durch  Fehling*BQ)ie  Lösung  werden  sie 
nicht  verändert;  beim  Kochen  mit  verdünnten 
Säuren   werden  sie   dagegen  unter  Wasser- 
aufnabme  in  ihre  Componenten  zerlegt.    Ihr 
Geschmack    ist  sehr  verschieden;    die  eine 
Verbindung     schmeckt     süss,     die     andere 
bitter,   es  ist  daher  möglich,   dass  manche 
Bitterstoffe     zu     diesen     Verbind- 
ungen in  Beziehung  stehen.   Verfasser 
bildet  die  Namen  für  die  neuen  Verbindungen 
so,  dass  er  in  dem  Namen  des  betreffenden, 
in  der  Verbindung  enthaltenen  Zuckers   die 
Endung  „ose"  einfach  durch  „osid"  ersetzt. 
Sitgungsb,  der  pr.  wtssensch.  Akad,  1693, 435. 
durch  Chem.'Ztg, 


Zum  Naohweis  von  tticinasöl 
im  Olivenöl 

Nach  P.  Leonardi^)  soll  sieh  eine  Ver- 
fälschung von  Olivenöl  mitRicinusdl  auf  die 
folgende  einfache  Weise  feststellen  lassen: 

„Man  schüttelt  10  ccm  des  verdächtigen 
Oeles  kräftig  mit  5  bis  10  ecm  Alkohol 
(94  bis  100  pCt.)  and  stellt  dann  bis  znr 
vollständigen  Trennung  der  beiden  Schichten 
bei  Seite.  Ist  das  Olivenöl  rein ,  so  ist  das 
Volumen  desselben  vergrösser t  nnd  das  AI* 
kohol Volumen  entsprechend  verringert;  ent' 
hält  es  dagegen  Ricinusöl,  so  tritt  das  um- 
gekehrte Verbältniss,  d.  b.  eine  Verringerung 
des  Gel-  und  Vergrössernng  des  AlkohoWola- 
mens  ein.  Zur  quantitativen  BestimmuBg 
verwendet  man  Alkohol,  den  man  vorher  mit 
Olivenöl  gesättigt  undfiltrirt  hat;  die  Volu- 
menvergrösserung  des  Alkohols  entspricht 
dann  genau  der  im  Olivenöl  enthaltenen 
Ricinusöimenge.*' 

Die  vorstehende  Untersuchnngsmetbode 
ist  allerdings  sehr  einfach  und  empfehlens- 
wertb,  sie  ist  aber  durchaus  nicht  neu.  Die 
Chemische  Fabrik  in  Helfenberg  b.  Dresden 
hat  dieselbe  schon  vor  reichlich  11  Jahren 
benutzt  und  auch  seiner  Zeit  darüber  be- 
richtet. 

So  heisst  es  in  dem  Helfenberger  Geschäfts- 
bericht vom  October  1882  auf  Seite  31 
unter  Oleum  Olivarum  wörtlich: 

„Wir  können  darüber  (Untersuchung  von 
Ol.  Olivar.)  nur  Günstiges  berichten  und 
constatirten  im  verflossenen  Jahre  nur  eine 
Fälschung  durch  circa  25  pCt.  Ricinusöl. 
Wir  bestimmten  letzteres  im  gradnirten  Cy- 
linder  durch  Ausschütteln  mit  Alkohol." 

Erwähnt  ist  dieselbe  Methode  wieder  in 
den  Helfenberger  Geschäftsberichten  vom 
April  1883,  Seite  40,  ^)  und  April  1885, 
Seite  31.  -n. 


»)  Pharm .  Ztg.  1893,  705. 
»)  Ph.  C.  24,  196. 


Herstellung  von  Aldehydoguajaoelearb^a* 
säure;  Dr.  F.  v.  Heyden  Nadifolger  in  Rsde- 
beul- Dresden:  D.  R.P.  —  Chem.  Ztg.  GaiotGoI- 
carbonsäure  wird  in  alkalischer  L^nng  m\t 
Chloroform  am  Rückflusskflbler  erhitzt.  Die 
Aldehydoguajacolcarhonsäure  ist  zum  Unterschied 
von  der  angewendeten  GnajacolcarbonsSure  schvrr 
oder  unlöslich  in  Wasser  nnd  Aether >  sie  diest 
zur  Herstellung  von  Farbstoffen,  sowie  darch 
Abspaltung  der  Kohlensäure  zur  Gewinnon^  von 
Vanillin. 


TOB 


Verarbeitung  von  Osmiiun- 
rückständen. 

Znr  Wiedergewinnnng  der  Ueberosmiam- 
sänre  aas  Resten,  wie  sie  sich  in  histologischen 
Laboratorien  finden,  empfiehlt  Wl.  QtUe- 
wusch  folgendes  Verfahren.  Weniger  Ter- 
unreinigte  Rückstände  —  d.  h.  mit  Zink  redn- 
cirte  —  werden  der  Reibe  nach  mit  Salz- 
säure,  Wasser,  Alkohol  und  Aether  aus- 
gewaschen udd  bei  massiger  Temperatur 
getrocknet.  Das  getrocknete  Pulver  bringt 
man  in  ein  Bajonettrohr,  welches  an  einer 
verengerten  Stelle  einen  Asbestpfropfen  eot- 
bäit.  Jenseits  der  Verengung  ist  das  Rohr 
U-förmig  gebogen  und  dient  sur  Aufnahme 
der  Ueberosminmsäure ,  indem  es  ebenso, 
wie  ein  Kolben,  auf  dessen  Boden  als  Fort- 
setzung des  U-Rohres  eine  lang  ausgesogene 
Glasröhre  reicht,  in  eine  Rältemischung 
eingestellt  wird.  Durch  sehr  vorsichtiges, 
schwaches  Erwärmen  des  Osminmpulvers  im 
völlig  trocknen  Sauerstoffstrome  wird  dasselbe 
in  Ueberosminmsäure  überfuhrt,  welche  sich 
häufig  schon  hinter  dem  Asbestpfropfen  io 
nadeiförmigen  Kristallen  oder  als  krystal- 
linische,  halbgeschmolzene  Masse  ansetzt. 
Die  Vorlage  kann  eventuell,  um  alle  Verluste 
zu  vermeiden ,  mit  einer  etwas  Kalilauge 
enthaltenden  Flasche  verbunden  werden. 

Osmiumreste,  welche  grosse  Mengen  or- 
guoischer  Substanzen  enthalten,  sind  mit 
Königswasser  zu  behandeln.  Man  verwendet 
hierbei  eine  tubnlirte  Retorte,  die  mit  einem 
gut  gekühlten  Kolben  verbunden  ist.  Lässt 
die  Keaction  nach,  so  erwärmt  man  und 
destillirt  etwa  ^/g  ab;  das  Uebergegangene 
destillirt  man  wieder  auf  *^j^  ab  und  reducirt 
das  nun  erhaltene  Destillat  mit  Zink,  welches 
in  reichlicher  Menge  und  unter  Erwärmen 
anzuwenden  ist.  Das  erhaltene  Osminmpulver 
wird  dann  abfiltrirt  und,  wie  oben  angegeben, 
in  Ueberosraiumsäure  übergeführt. 

Oiem.'Ztg.  1893,  Rep.  270. 


Verhalten  der  rohen  Schwefel- 
säure bei  der  Fabrikation  kohlen- 
sfturehaltiger  Getränke. 

Bukowsky  hat  (Pharm.  Post  1893,  650) 
auf  die  Verwendung  a  r  s  e  n  haltiger  Schwefel- 
säure zur  Darstellung  von  kohlensäurehaltigen 
Wässern  hingewiesen.  Wie  wir  sphon 
Ph.  C.  34,  414  erwähnt  haben,  steht  der 
Verwendung  derselben  bei  der  Mineral wasser- 
fabrikation  nichts  im  Wege,  sobald  Metalle 
nicht  zugegen  sind,  die  mit  der  Schwefel- 
säure Wasserstoff  erzeugend,  eine  Bildung 
von  Arsen  Wasserstoff  herbeiführen  würden. 
BukovDshf  hat  Versuche  angestellt,  Arsen 
dadurch  nachzuweisen,  dass  er  die  Kohlen- 
säure durch  Waschfiaschen  leitete,  deren 
erste  15  pCt.  Höllensteinlösung,  die  sweite 
gesättigte  Eisen  vitrioliÖsung ,  die  dritte 
10  pCt.  Chamäleonlösuug  und  die  vierte 
20  pCt.  Lösung  von  kohlensaurem  Natron 
enthält.  Es  gelang  ihm  nicht,  Arsen  nachzu- 
weisen, jedoch  fand  Reduction  der  vorgelegten 
Silberlösung  statt  als  Folge  eines  Selen- 
gehaltes  der  angewendeten  Schwefelsäure. 

S, 

üeber  die  Veränderung  des  Chloro- 
forms im  Lichte 

bringt  Eine  folgenden  neuen  Gesichtspunkt, 
der  bisher  nicht  beachtet  worden  war. 

Setzt  man  nach  Binz  (Deutsche  med. 
Wochenschr.)  eine  farblose,  eine  blaue  und 
eine  braune  Flasche  mit  Chloroform  (D.  A.  B.) 
zur  Hälfte  gefüllt  dem  Lichte  aus,  so  kann 
man  selbst  nach  6  Monaten  noch  in  keiner 
der  drei  Flaschen  eine  Bildung  von  Salzsäure 
nachweisen;  erst  wenn  man  das  Chloroform 
mit  etwas  Wasser  vermischt,  bildet  sich  in 
der  farblosen  Flasche  nach  längerer  Zeit 
eine  Spur  Salzsäure.  Therap.  MonoAsk. 


Znr  HerfttelliiBg  Ton  MorphiBlosnogeu  darf 
man  nach  Welmans  (Pharm.  Ztg.  1893,  »75)  das 
Morphin  nur  mit  dem  Wasser  tlbergiessen  und 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen  lassen, 
worauf  in  einigen  Stunden  völlige  Losung  er- 
folgt Befördert  man  die  LOanng  durch  heftiges 
Schfltteln  oder  Erhitzen,  so  erhält  man  weniger 
oder  mebr  gelb  gefärbte  Losungen,  welche 
Oxydimorphin  enthalten  und  neben  der  nicht 
erwflnschten  Färbung  noch  den  Uebelstand  auf- 
weisen, enteprechend  weniger  wirksam  zu  sein. 


Der  Schmelspunkt  des  Cocaln- 
hydrochlorids, 

der  bisher  bei  ISliS'^  liegend  angegeben 
wurde,  liegt  nach  0.  Hesse  (Li  eh  ig 's  Annal. 
276,  S.  342)  bei  186^  Derartige  Schmelz- 
punkt-Bestimmungen sollten  im  jBo^A'schen 
Apparat  und  mit  Thermometern  ausgeführt 
werden,  welche  einen  nicht  zu  kleinen  Qneck- 
silberbehälter  haben. 

Zeitsehr,  f,  angew.  Cftem. 


706 


Ttaerapeutlsclie  IHlUlielliinffen. 


Cocainum  phenylicom. 

Nach  der  Veröffentlichung  von  Poinsot 
in  Annales  des  maladies  de  Toreille  etc* 
vom  Mai  1893,  S.  424  ist  bei  dem  ratio- 
nellen Gedanken,  Cocain  und  Phenol  in 
einen  Körper  zu  vereinigen,  jetzt  schon 
das  dritte  Präparat  Oocainum  phenyiicum 
benannt  worden.  Es  ist  nothwendig, 
pharmaceutische  Kreise  auf  diese  durch- 
aus nicht  gleichwerthigen  Präparate  auf- 
merksam zu  machen. 

Das  erste  Präparat  war  das  von  Viau 
(1887).  Es  bestand  in  einer  Mischung 
von  Cocainum  hydrochloricum  mit  Phe- 
nol. Bei  der  leichten  Löslichkeit  von 
Phenol  in  Cocain  ist  es  auch  mög- 
lich, Phenol  in  wässerigen  Lösungen  von 
Cocainum  hydrochloricum  in  Concen- 
trationen  zu  lösen,  in  denen  Phenol  in 
Wasser  allein  nicht  löslich  ist.  Da  Phenol 
auch  anästhetische  Eigenschaften  besitzt, 
so  hatte  sich  Viau  in  seinem  Präparate 
ein  in  Beziehung  auf  Löslichkeit  mit 
Cocainum  hydrochloricum  gleiches  An- 
ästheticum  mit  den  werthvollen  anästhe- 
tischen Nebeneigenschaften  verschafft. 
Das  Cocainum  phenyiicum  Viau 
ist  meines  Wissens  nicht  im  Handel. 

Schreiber  dieses  stellte  sich  ein  anderes 
Präparat  her,  das  jetzt  Merck  in  den 
Handel  bringt.  Ausser  meinen  deutschen 
Veröffentlichungen  haben  auch  einige 
Amerikaner  ihre  Erfahrungen  mit  Coca- 
inum phenylicumJlfercÄ;  publicirt.  Gleiche 
Moleküle  Cocainum  purum  und  Phenol, 
d.  h.  also  3  Gewichtstheile  Cocain  und 
IGewichtsth eil  Phenol  werden  zusammen- 
geschmolzen. Dieses  Cocainum  pheny- 
iicum MercJc*)  ist  im  Gegensatze  zu 
dem  erwähnten,  leicht  wasserlöslichen 
Cocainum  phenyiicum  Viau  so  gut  wie 
wasserunlöslich.  Es  besitzt  deshalb  zu  den 
Vorzögen  des  Cocainum  hydrochloricum 
nicht  den  Nachtheil,  auf  den  ganzen  Or- 
ganismus durch  dad  in  die  Lymphbahnen 
resorbirte  und  in  den  Körpersäften  ge- 
löste Quantum  unangenehm  zu  wirken. 
Es  ist  ausserdem  eine  Verbindung,  die 
nur  aus  Cocainum  purum  und  Phenol 
besteht. 


Dagegen  besteht  das  Cocainum 
phenyiicum  Poinsot  ausserdem  noch 
aus  Paraffinam  liquidum  und  Erdmandel- 
öl.  Dabei  kommen  auf  3  Moleküle  Coca- 
inum purum  5  Moleküle  Phenol.  Dar- 
gestellt wird  es,  indem  1  Gewichtstheil 
Phenol,  2  Gew.-Th.  Cocain,  40  Gew.-Th. 
Vaselinöl  and  20  Gew.-Th.  Erdnnssöl  zu- 
sammengeschmolzen werden.  Dies  Coca- 
inum phenyiicum  Poinsot  soll  in  Tuben 
Yon  je  1  g  Inhalt  in  den  Handel  kommen, 
welche  Menge  somit,  ungefähr  0,04  g 
Cocainum  phenyiicum  Merdc  entsprechen 

würde. 

Bad  Neuenahr  (Bheinpreiissen).         Oefde, 


')  Ph.  a  88,  383.  510.  84,  271. 


Chlomatriom  als  Heilmittel   des 
Magenkrebses. 

Da  roh  gewisse  Heil  Wirkungen  Ton  Chlor 
natriumlösung  bei  Cancroiden  der  Nase  und 
Epitheliom  des  Mandes  aufmerksam  gemacht, 
leitete  Brissand  (Medicin.  -  chimrg.  Rand- 
sebaa  1893,  808)  eine  analoge  BebandluDg 
bei  Magenkrebs  ein.  Den  Patienten  warde 
täglich  8  bis  höchstens  16  g  Chlomatriam  in 
wässeriger  Lösung  zugeführt.  Positive  Er- 
folge waren  insofern  zu  constatiren,  als 
vielfach  Verschwinden  einzelner  Magen- 
beschwerden stattfand,  so  dass  man  in  manchen 
Fällen  von  einer  scheinbaren  Heilung  sprechen 
konnte.  Das  Bluterbrechen  hörte  auf  und 
der  Appetit  kehrte  zartick.  Andererseits 
waren  auch  Misserfolge  zu  verzeichnen,  wahr- 
scheinlich auf  Rechnung  einer  Yereitemng 
der  Krebsmetastase.  Jedenfalls  verdient  das 
Mittel,  wegen  seiner  relativen  Unschädlichkeit 
und  Zuträglichkeit  für  den  Magen,  weitere 
Beachtung.  St. 

Verwendong  des  Formaldehyds 
in  der  Augenheilkande. 

Ueber  die  starke  antiseptische  Wirkung 
des  Formaldehyds ,  welcher  bekanntlich  jetst 
in  40  proc.  Lösung  unter  dem  Naoea 
,,Formalin*<  im  Halidel  ist,  haben  wir  mehr- 
fach (Ph.  C.  34,  192.  636)  berichtet 

Valude  hat  im  Arch.  d*ophthalm.  mit- 
getheilt,  dass  sich  Formaldehyd  in  mehrereo 
Fällen  von  Tcrschiedenen  AugenerknmkiiDgen 
als  Antisepticum  bewährt  hat,  unter  anderen 
auch  bei  Blennorrhoea  neonatorum.  Eines 


707 


weiteren  Natsen  ziebt  V(Uude  aus  dem  Form- 
aldehyd, indem  er  ihn  zur  Sterilisirung 
von  AngenwäBsern  benutzt.  Lösungen 
von  Eserin,  Atropin  etc.  blieben,  mit  Form- 
aldehjdim  Verhältnissvon  1 :  2000  versetzt, 
länger  al»  einen  Monat  keimfrei.  Das  Mittel 
reizt  in  dieser  Verdfinnung  die  Augen 
nicht.  Med.-eMrurg,  BundsehaiL 

Anwendung  des  Jodrabidioms. 

LeisUkow  empfiehlt  in  allen  Fällen,  in 
denen  vom  Jodkalium  wegen  Beeinflussung 
der  Herztbätigkeit  abzusehen  ist,  Jodrubi- 
diam  (Ph.  C.  34,  598)  anzuwenden,  da  Rubi- 
diomsalze  überhaupt  keine  Herzgifte  sind, 
wie  die  Kaliumsalze.  Auch  beim  Gebrauche 
des  Jodmbidiums  bleiben  aber  unangenehme 
Nebenwirkungen  des  Jodkaliums  (Jododerma 
and  Sohleimhauta£Pectionen)  nicht  aus.  Doch 
kann  man  andererseits ,  wenn  heftige  Jod- 
reaction  nach  Jodkaliumgebrauch  auftritt, 
zum  Jodrubidium  greifen,  welches  in  den- 
selben Fällen  möglicherweise  keine  unan- 
genehmen Nebenerscheinungen  aufweist.  Der 
Geschmack  des  Jodrubidiums  ist  nach 
Leistikaw  nicht  so  unangenehm  salzig  wie 
der  des  Jodkaliums. 

Manaiih.  f,  prafU.  DemuU. 

üeber  die  Anwendung  von 
Tartarus  depuratus 

bat  E,  Oteri  berichtet,  dass  derselbe  als  milde 
Einspritzung  (in  einer  Suspension  von 
10,0  g  auf  100,0  g)  bis  6  mal  täglich  gegen 
Gonorrhöe  zu  empfehlen  sei;  er  mildert  die 
Entzündung  und  beseitigt  den  Ausfluss. 
Ganz  besonders  eignet  sich  Tartarus  depuratus 
auch  als  Streupulver  bei  übermässiger 
Eiterung  auf  Wundflächen  und  in  buchtigen, 
mit  nekrotischen  Wandungen  Tersehenen 
Wundhöhlen,  da  er  kräftige  fäulnisswidrige 
und  absorbirende  Eigenschaften  besitzt.  Er 
bietet  den  Vortheil,  billig,  geruchlos  und 
bandlich  zu  sein. 

Anwendbar  ist  der  Tartarus  gutz.  B.  bei 
Bubonen,  Sehankern,  syphilitischen  Ge- 
schwüren, Bicheltripper.     Therap.  Mofuxtsh. 

Antipyrin  als  Anaesthetieum. 

Da  man  in  Frankreich  zur  Linderung  der 
Schmerzen  bei  Entzündungen  der  Scbleim- 
bäute  Bepinselungen  derselben  mit  starken 
Antipyrin lösungen   anwendet^   so   versuchte 


WroblewM  dasselbe  mit  Cocain  zusammen 
als  Anaesthetieum  bei  Nasen-,  Kehlkopf-  und 
Rachenkrankheiten  zu  benutzen.  Die  von 
ihm  verwendete  Lösung  hat  folgende  Zu- 
sammensetzung : 

Antipyrin!  2,0  g 

Coca'ini  hydrochlor.     1,0  g 
Aquae  destillat.         10,0  g. 

Therap,  Bl  1893,  337, 


üeber  die  Wirkung  des  Furfurols 

stellte  B»  Cohen  (Arch.  f.  exper.  Path.  u. 
Pharm,  d.  l*herap.  Bl.)  Versuche  an,  aus 
denen  hervorgeht,  dass  dasselbe,  subcutan 
eingespritzt,  intensive  Oiftwirkungen  her- 
vorrufen kann,  welche  vorwiegend  in 
Lähmungen  bestehen;  vom  Magen  aus 
gelingt  es  sehr  schwer,  dieselben  Er- 
scheinungen hervorzurufen.  Auf  Cornea 
und  Conjunctiva  wirkt  eine  10  proc. 
Furfurollösung,  von  der  einige  l*ropfen  in  den 
Conjunctivalsack  eines  Kaninchens  gebracht 
wurden,  anästhesirend. 

Ueber  Tuberkulose  bei  Ziegen. 

In  dem  Bericht  über  das  Veterinärwesen 
in  Sachsen  für  1892  berichtet  Eichhorn 
über  diagnostische  Tuberkulin -Impfungen  bei 
Ziegen,  welche  in  einer  Anzahl  von  Fällen 
positiv  ausfielen,  d.  h.  die  Thiere  reagirten 
auf  Einspritzungen  von  Tuberkulin  zum 
Zeichen,  dass  sie  tuberkulös  erkrankt  waren, 
und  die  Section  einiger  Thiere  ergab  das 
Vorhandensein  von  tuberkulösen  Herden  und 
Bacillen.  Da  die  Ansichten  über  die  Häufig- 
keit des  Vorkommens  der  Tuberkulose  bei 
Ziegen  noch  recht  getheilte  sind,  sagt  Eich- 
hom^  wäre  es  wünschenswerth,  wenn  dieser 
Frage  etwas  näher  getreten  würde,  um  so  mehr, 
als  Ziegenmilch  häufig  für  Rinder  und 
besonders  auch  für  Schwindsüchtige  geradezu 
empfohlen  wird. 

Mittel  gegen  SommersproBBen. 

Zu  den  Ph.  C.  33, 247.  34, 646  angegebenen 
Mitteln  gegen  Sommersprossen  führen  wir 
nach Allg.  Wiener  med.Ztg.  noch  folgendes  an : 

Hydrargyri  praec.  albi,  Bismuti  subnitr. 
ää  1,7  g,  Cetaoei,  Cerae  albae  ää  7,0  g, 
Oiei  Amygdalar.  14,0  g. 

M.  f.  unguentum. 

8.  Abends  einzureiben.   Acht  Tage  lang  zu 

gebrauchen. 


708 


IftOiclierscIiaii. 


^hytikalisch- chemische  Methoden.    Voo 

Dr.  cT*.  Traube^  Privatdocent  an  der  tech- 

niBchen  Hochschule  su  Berlin.    Mit  97 

Abbildungen    im    Text.     Hamburg    und 

Leipzig  1893.  Verlag  you  Leopold  Voss. 

—  X  und  234  Seiteo  8o  —  Preis  5  Mk. 

Der   Verfasser   beabsichtigte,    besonders  far 

den    auf    dem    organisch -cbemischen    Gebiete 

arbeitenden  Forscher  die  physikalisch- chemischen 

Methoden  zusammcnzostellen.    Erst  in  zweiter 

Linie  wurde  der  Unterricht  berücksichtigt 

Der  erste  Abschnitt:  „Die  chemische 
Waage**  giebt  in  gedrängter  Form  auf  nur 
fanf  OctsY-Seiten  praktische  Winke  Aber:  Auf- 
stellung und  Prüfung  der  Waage,  Regeln  beim 
Wägen;  Einstellung;  Destimmung  des  Null- 
punkts; relative  und  absolute  Wägung.  -~  Die 
folgenden  Abschnitte  behandeln  die:  Dichte, 
Kapillarität,  Beibangsconstante ,  LOslichkeit, 
elektrische  Leitfiihigkeit  und  Wärmeausdehnung 
Ton  Flüssigkeiten,  Schmelz-  und  Erstarrungs- 
punkt, Gefrierpunkts -Erniedrigung,  Siedepunkt 
und  Dampfdruck,  Siedepunkts- Erhöhung,  spe- 
cifische  Wärme,  Schmelz-  und  Verdampfungs- 
Wärme,  thermochemiFche  Constanten,  Erjsiali- 
moFsnng ,  Brcchungs  -  Index ,  Spectralanaljse, 
Drehung  der  Polarisations-Ebene,  Messvor- 
richtungcn. 

Die  Darstellung  setzt  die  Ecnntniss  der 
Theorien  im  Allgemeinen,  sowie  der  gewöhn- 
lichen Geräthe  und  einfacheren  Arbeitsweisen 
voraus,  sie  ist  allenthalben  knapp,  hin  und 
wieder  vielleicht  zu  kurz.  So  werden  beispiels- 
weise dem  (Kreis-)  Nonins  nur  l'/a«  dem  Baro- 
meter nur  *4  Seite  gewidmet;  das  für  che- 
mische Zwecke  gebräuchliche  Heber-Barometer 
niic  doppelter  Ablesung  wird  nicht  berück- 
sichtigt. —  Die  Literaturangaben  sind 
theils  in  Fussnotcn  verwiesen,  theils  über- 
sichtlich am  Ende  einzelner  Abschnitte  zu- 
sammengestellt. Ein  Inhaltsverzeichniss  und 
ein  Sachregister  erleichtern  die  Uebersicht. 

Bei  einer  zweiten  Auflage,  an  der  es  der  ge- 
diegenen Arbeit  nicht  fehlen  dfirfte,  Hesse  dch 
vielleicht  ohne  wesentliche  VergrOsserung  und 
Vertheuerung  der  Inhalt  insofern  erweitern,  als 
derselbe  nicht  nur  für  den  Berofsforscher, 
sondern  auch  fQr  den  hin  und  wieder  gezwungen 
oder  ans  eigenem  Antriebe  forschenden  Prak- 
tiker zugeschnitten  wird.  —  Dagegen  wäre  zu 
erwägen,  ob  nicht  Einiges  kürzer  getasst  werden 
konnte,  was  leicht  ans  anderen  Büchern  zu 
entnehmen  ist,  so  beispielsweise  Dampfdruck, 
Gefrierpunktserniedrigung  und  Siedepunkts- 
erhf^hnng.  Diese  finden  sich  anderwärts  häufig 
als  Mittel  zur  Holekülgt'wichisbestimmuDg  be- 
handelt. Unter  den  Abbildungen  sind  einige 
anscheinend  mit  Rücksicht  auf  oereits  bei  dem 
Verleger  vorräthige  Ciich^s  ausgewählt.  In 
dieser  Hinsicht  wird  eine  Neuauflage  dem  Ver- 
fasser grossere  Unabhängiskeit  (so  u.  A.  von 
Lassar 'Cohti^B  „Arbeitsmethoden  für  organisch- 
chemische Laboratorien*')  ermöglichen.  Doch 
schon  in   der  Torliegenden   Gestalt  wird  das 


trefflich  ausgestattete  Werk  des  kuodigen  Ver- 
fassers auch  der  Pharmaceut  bei  wissenschaft- 
licher Arbeit  in  Fällen,  wo  die  gebräuchlichen 
Lehr-  und  Handbücher  ihn  im  Stiche  lassen, 
oft  mit  Vortheil  zu  Rathe  ziehen.  —y. 

VeneichBlss  der  bomOopatliiscbeB  Aniieliiiittel 
and  ihrer  Synonyma.  Bearbeitet  von  Alfred 
Juderskben ,  Apotheker,  Vorstand  der  pbar- 
maceutischen  Aotheilungder  homöopathisches 
Central- Apotheke  von  £>r.  Wälmar  Sdimhe 
in  Leipzig.  Leipzig  1894.  Dr.  WiÜsnar 
Sehfoaoe, 

Wie  zahlreich  die  in  der  Homöopathie 
vorkommenden  Synonyme  sind,  ersieht  man  bei 
einer  Durchsicht  der  vorliegenden  Zusammen- 
stellung; so  findet  man  z.  B.  Dolcis-amara  = 
Dulcamara,  Xalappa  =  Jalapa,  Yaborandi  = 
Jaborandi  etc. 

Daraos  erhellt  zugleich  die  Vollständigkeit 
dieses  Verzeichnisses. 

Auffallend  ist  es,  dass  C o ha  1  tum  nur  als 
Synonym  für  metallisches  Kobalt  (Co)  angefahrt 
ist,  während  es  doch  bekannt  ist,  dass  im 
Handel  unter  Cobaltum  das  metallische  Arsen 
(As)  verstanden  wird.  Eine  diesbesügliche  An- 
merkung wäre  jedenfalls  nicht  Überfl0ssig 
gewesen.  s. 

Therapentisohef  Lexikon.    Für  praktische 
Aerzte.     Unter   Mitwirkung    sahlreicber 
Mitarbeiter.       Herausgegeben    von   Dr. 
Anton    Bum,    Redacteur   der     Wiener 
medicinischen  Presse.  Mit  697    Illustra- 
tionen    in     Holsechnitt.       Zweite    ver- 
mehrte  und  verbesserte  Auflage.    Wien 
und  Leipzig  1893.    ürban   t&    Sckwar- 
zenberg.   Preis  broschirt  24  Mk. 
Wie  der  Titel  dieses  vorzüglich  geschriebenen 
Werkes  lautet,  ist  es  hauptsächlich  für  prak- 
tische Aerzte  als   Hilfs-  und  Nacbscb lagebuch 
bestimmt  worden.    Der  Verfasser  und  die  Mit- 
arbeiter desselben  haben  sich  nicht  bloss  daranf 
beschränkt,     die    Behandlung    der    einzelnen 
Krankheiten  zu  besprechen,  sondern  sie  haben 
auch  der  chitargischen  Polytechnik  —  Operations- 
nnd  Verbandlenre  —  sowohl  auf  dem  Gebiete 
der  engeren  Chirurgie,  als  auch  auf  dem  der 
Gvnäkologie    und   Geburtshilfe,    Augen-  QD<i 
Ohrenheilkunde,  Rücksicht  zuertheilt.     Ferner 
ist  der  Hygiene,  den  physikalischen  Heilmethoden 
(Elektro-,  Hydro-  und  Mechanotherapie),  der 
Diät,  sowie  der  Toxikologie  volle  Aufmerksam* 
keit  geschenkt  worden. 

Eine  ^osse  Reihe  von  diesen  Bearbeiiangen 
sind  mit  zahlreichen,  ausgewähltem  nnd  er- 
probten Receptformeln  ausgestattet,  ffir  den 
prakticirenden  Arzt  ein  nicht  zu  unterschätzender 
Vortheil. 

Was  den  pharmaeentischen  Faehgeoogseo 
Interesse  bietet,  sind  zunächst  vorzttglich  be- 
arbeitete Kapitel  über  organische,  wie  an- 
organische Vergiftungen,  so  sind  i.ß*  ^ 


lOQ 


der  Alkaloide  voUstäudi^  erschöpfend  behandelt; 
dieses  Kapitel  erfreut  sich  noch  einer  speciellen 
Bearbeitung,  indem  die  m^chuküefaen  nnd 
chemischen  Antidota  Hbersichtlich  znsammeii- 
gestellt  sind,  so  dass  dem  Nachschlagenden  bei 
eingetretener  Katastrophe  sofort  der  richtige 
Weg  gezeifft  wirdL 

Eine  interessante  Lectüre  bieten  die  jetzt 
so  zeitgemSssen  Themata  Über  Desinfection, 
Cholera,  Influenza  etc.,  Artikel,  die  nicht  nur 
Aerzten,  sondern  (kberhanpt  jedem  Gebildeten 
durch  ihre  leicht  verstAndliehe  Abfassung  ge- 
statten, einen  Einblick  in  diese  allgemein 
interessirenden  Fragen  zu  gewinnen.  Dadarch 
haben  die  Verfasser  erreicht,  dass  dieses  Lexikon 
sich  nicht  bloss  in  ärztlichen  Kreisen  Einj^ang 
verschaffen  wird,  sondern  anch  den  Angehörigen 
Ttrwandter  Bernfsarten  Interesse  abgewinnen 
wird.  8, 

Die  Sohöpfang  der  Thierwelt  von  Dr. 
Wühdm  Haacke.  Mit  1  Karte  und  469 
Abbildungen  im  Tezt  nnd  20  Tafeln  in 
Farbendruck  und  Holsechnitt.  Leipsig 
1893.    Bibliographisches  Institut. 

In  der  Ansstattong  wie  in  der  Form  der 
Darstellnng  scbliesst  sich  die  SchOpfang  der 
Thierwelt  an  Brehni's  Thierleben  an,  oder  viel- 
mehr das  Stadium  des  vorliegenden  Buches 
wird  dem  von  BrehffCs  Thierleben  Yoranszugehen 
haben. 

Das  Werk  zerfällt  in  zwei  grosse  Abschnitte : 
I.  die  Mittel  nnd  Formen  der  ThierschOpfung 
und  II.  die  Geschichte  der  Thierstämme.  Das 
Werk  ist  reich  illnstrirt  nnd  enthält  insbe- 
sondere eine  grosse  Zabl  schöner  farbiger  Tafeln 

Brockhaus'  Converaationt«  Lexikon.  Vier- 
aehnte  vollstiindig  neubearbeitete  Auf- 
lage. In  16  B&nden.  Achter  Band.  Gilde 
bis  Held.  Mit  48  Tafeln,  darnnter  7 
Chromotafeln,  12  Karten  und  Pläne  nnd 
216  Teztabbildnogen.  Berlin  und  Wien 
1893.   F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig. 

Von  den  zum  Theil  grosseren  Aufsätzen  im 
vorliegenden  Bande,  welche  fflr  unser  Fach 
besonderes  Interesse  besitzen,  sind  folgende  zu 
erwähnen:  Glyceride  und  Gljcerin  mit 
den  Abkömmlingen  des  letzteren;  Gramineen 
mit  mehrerea  Tafeln  anatomischer  Abbildungen, 
sowie  Habitusbildem,  welche  letztere  nament- 
lich die  yerschiedenartige  Gestaltung  der  Gräser 
aufs  deutlichste  Tor  Augen  ffthren;  Griechische 
Weine,  eine  kurz  gefasste  Abhandlung  Aber 
diese  zur  Zeit  in  grosseren  Mengen  bei  uns 
eiogefährten  Weine;  Guajakharz,  Guajakhoh 
mit  handelsstatistischen  Notizen;  Gummi 
(allgemein),  Gommi  arabicum  und  Senegal; 
Gummigutt;  Guttapercha;  diese  letzteren  mit 
Angaben  aber  Stapelplätze,  Ausfahr  und  Ein- 
fuhr; Gummiwaaren;  G  jmospermen  mit  Ab* 
büdungen  der  charakteristischsten  Formen  der- 
selben (z.  B.  Welwitzchia,  Cycas,  Cupressus, 
ßequoia,  Araucaria  a.  s.  w,);  Haare  der  Thiere 


und  der  Pflanzen;  llaarf&rb^ittel:  Haut* 
krankheiten  der  Menschen  und  der  Haus- 
thiere ;  H  e  i  z  u  n  g.  *     " 

Dass  anch  die  neuesten  Erscheinungen  nicht 
Qbersehen  sind  beweist,  z.  B.  die  Aufnahme  von 
Glucinium,  Guajakolcarbonat,  Heilserum  u.  a. 


Forfchimgs-Bdriohtd  über  Lebenimittel 
und  ihre  Bdiiehongen  cur  Hygiene, 
über  forente  Chemie  und  Pharma- 
kognosie. Unter  Mitwirkung  herror- 
ragender  Fachgenossen  herausgegeben 
von  Prof.  Dr.  Rudolf  Emmerich,  Prof.Dr. 
Karl  G^a,  Prof.  Dr.  Albert  Hilger, 
Priv.-Doc.  Dr.  Ludwig  Pfeiffer,  Dr. 
Budolf  Sendtner,  Verlag  Dr.  E.  Wolff 
in  München. 

Das  1.  Heft  des  1.  Jahrganges  dieser  neuen 
Zeitschrift,  welche  nur  Orifrinalmittheilnngen 
bringen  wird,  trägt  das  Datam  25.  November 
1893.  Von  dem  Inhalte  desselben  erwähnen 
wir  das  Mitarbeiter- Verzeichniss,  ferner  folgende 
Arbeiten:  B,  Ffister:  Zur  Eenntniss  der 
Zimmtrinden;  A  Hilaer  und  K.  Jansen:  Ge- 
richtlich-chemischer Nachweis  der  Alkaloide 
und  narkotischen  Bitterstoffe;  B,  Kayser: 
Untersuchung  von  Süssweinen;  C  Amthor: 
Analysen  abnorm  zusammengesetzter  Weine; 
H.  Bremer:  Ei traetion sapparate  iür  Flflssig- 
kciten;  t;.  Baumer:  Wiclitigkeit  der  Stallprobe ; 
Späth:  Butteruntersuchnng,  Gewürzfftlschungen; 
Fraussnitz:  Neues  Wägeschiifchen. 


Zeitfchrift  fürHaturwisBenschaften.  Organ 

des  naturwissenschaftlichen    Vereins  für 

Sachsen  und  Thüringen,  unter  Mitwirkung 

hervorragender  Gklehrter,  herausgegeben 

von  Dr.  Q.  Brandes,    Priv.-Doc.    der 

Zoologie     an     der    Universität    Halle. 

ee.  Band   (5.  Folge,  4.  Band)  1.  und  2. 

Heft.    Mit  1  Tafel  nnd  1  Figur  im  Tfzt. 

Leipzig  1893.    C.  E.  M.  Pfrffer. 

Aus  dem  Inhalte  des  vorliegenden  Doppl- 
heftes  erwähnen  wir  folgende  Arbeiten:  Brandes: 
Blattläuse  und  Honigihau;  Erdmann:  Üeber 
GrOesenanordnungen ;  Kleine:  Einwirkung  von 
Aethjlenhromid  eto.  auf  Trimetbylamin ; 
SMedUendahl:  Bcon^rkunffen  zu  Eckstein'» 
yPflanzengallen  und  Galienthiere";  femer 
Literatarbesprechungen  und  neu  erschienene 
Werke.  

Tear*BeelL  of  Fhinaacj  oomnrising  abstracts  of 

Sapers     relating     to    Pnarma<^,     Materia 
[edica,     and    Chemistry     contributed    to 
British  and  Foreing  Journale,  from  Julv  1, 

1892,  to  June  80,  1893.  With  the  Trana« 
actione  of  the  British  Pharmaceutical 
Conference  at  the  thirtieth  annnal  Metting 
held  at  Nottingham,  August,  1893.    London 

1893.  J.  dt  /.  OhurehtU. 


■\/~„'\/~v^ 


TIO 


Terscilledene  IWIttliellnniren. 


Bohrheizapparat 

Mit  diesem  neuen  Apparate  kann  man, 
ohne  daB8  ein  Dampfkessel  nöthtg  wäre,  jede 
beliebige  Menge  einer  Flüssigkeit  snm  Kochen 
bringen,  abdampfen  oder  destilliren.  Der 
Apparat  besteht  aas  einer  mit  destillirtem 
Wasser  gefüllten,  endlosen  Rohrleitung  r, 
welche  an  einer  Stelle,  wo  die  Rohrleitung 
spiralig  gewiekelt  ist  (sp),  erhitst  wird  und 
ihre  Wärme  an  einer  anderen  Stelle  derselben 
der  8u  Terdampfenden  oder  zudestillirenden 
Flüssigkeit  mittheilt.     Der  Apparat   nimmt 


keinen  grossen  Raum  ein  und  bedarf  keiner 
behördlichen  Genehmigung,  weil  eine  Auf- 
speicherung von  Dampf  nicht  stattfindet; 
er  ist  deshalb  gans  besonders  für  kleinere 
pharmaceutische  Laboratorien  geeignet.  Die 
Rohrleitung  ist  mit  einem  Manometer  m  ver- 
sehen,  welches  den  in  der  Röhre  herrschenden 
Druck  angiebt ;  ausserdem  ist  zur  Vermeid- 
ung jeder  Qefahr  ein  SicherheitsTentil  s 
angebracht.  Ein  ebenfalls  an  höchster  Stelle 
der  Leitung  angebrachter  Windkessel  w  sorgt 
für  die  Aufnahme  der  beim  Erwärmen  des 
Wassers  frei  werdenden  Luft.  Die  Heizung  kann 
mit  Kohlen  oder,  falls  das  Gas  nicht  theurer 
als  16  Pfg.  für  das  Cubikmeter  ist,  auch  mit 
diesem  vortheilhaft  bewirkt  werden.  Durch 
Tieflegung  des  zu  heizenden  Theiles  9p  des 


I  Rohres  wird  ein  fortwährendes  Strömen  dei 
Wassers  im  Rohre  erzielt. 

Die  Firma  F,  Ä.  Wolff  (t  Söhne  in  Heil- 
bronn, welche  diese  Apparate  baut,  fertigt 
zwei  Arten  derselben  ,  erstens  solche,  bei 
denen  die  Rohrleitung  von  oben  in  dsi 
Abdampf-  oder  Destillirgefass  hineinreicht 
(Rohrbeizapparat  mit  Heizschlange),  wie  es 
die  Abbildung  zeigt,  und  zweitens  solche,  bei 
denen  die  Heizfläche  unten  am  Abdampf- 
gefäss  angebracht  ist  (Rohrheizapparat  mit 
Doppelboden).  t. 

Südd.  Äpoih.'Ztg.  1893,  519. 


Stopfen  -  Ezsiccator. 

Nebenstehend  abgebildete  VorrichtaDg, 
welche  Apotheker  L,  Sehuhhen  in  Hohn 
(Schlesw. -Holst.)  ersonnen  hat,  ist  bestimmt 
hygroskopische  Substanzen  während  der  Auf- 
bewahrung trocken     zu  halten;    dieselbe 

dürfte  deshalb  nicht 
nur  für  Apotheken, 
sondern  auch  für  che- 
mische Laboratorien 
nnd  für  Sammlungen 
geeignet  sein.  Die 
Füllung  des  Hohl- 
raumes des  Stöpsele  a 
mit  Chlorealdum  ge- 
schieht dareh  die 
obere  OefFnnng,  wäh- 
rend^ das  Rdhrchen  B 
durch  einen  Watte- 
stöp*el  Terschlossen 
gehalten  ist.  Nach 
Entfernung  diesei 
Wattestopseis  nach 
oben  wird  ein  neuer 
Wattebausch  über  die 
Röhre  B  gedeckt  und 
durch  Aufsetzen  des 
zweiten  Stöpsels  C  festgehalten  und  gleich- 
zeitig der  Stöpsel  A  nach  aussen  hin  ge- 
schlossen. Die  Luft  im  Grfässe  steht  durch 
die  Röhre  B  mit  df>m  Chlorcaleium  in 
Verbindung.  Eine  Verunreinigung  des 
Flascheninhaltes  durch  Chlorcaleium  ist  durch 
die  Watte  unmöglich  gemacht.  Der  Stopfen- 
Exsieoator,  welcher  auf  jedes  Qeftss  passend 
eingeschliffen  werden  kann  und  nur  einen 
massigen  Preis    haben  soll,    wird   von  der 


711 


Glasfiibrik  lAmberg  A   Co.    (luh.  A^QWSi 
K(Ute§Uidt)  in  Sif  hora  hergestellt. 

InUrnat  p?Mrm,  Oen,'Afig, 


Zur  Klftrang  des  Liquor  Kaiii 

arsenicosL 

Um  den  nach  Vorschrift  des  Arzneibuches 
dargestellten  Liquor  Kalii  arsenicosi  mög- 
lichat  klar  zu  erhalten,  bat  Die^ef  (Pharm. 
Ztg.  1893,  711)  eine  Anzahl  Klärungsmittel 
verschiedenen  Proben  des  Liquors  angesetzt 
und  ist  zu  folgenden  Resultaten  gelangt, 
die  sich  am  besten  in  Form  einer  Tabelle 
aufstellen  lassen: 

100  0  Lianor  Kalii  '^*''     ▼«ri«»*    Verlast  - 

ff«Uirtdarch  stünde»   100,0.    imliÄr  «««*: 

3,0  Cale.  carbonl       1 8      5,2       0         0 
3,0  Tale.  sbt.  plv.     22      5,5       0         0 
2,0  Bolus  alba  pp.    22      6,0    0»198     0 
1,5  Magnes,  carb.      23    11,0    0,594    Mg 
1,0  Magnes.  usta       24    10,9    0,693    Mg 
Der  Verfasser  empfiehlt,  den  Spiritus  Melissae 
cps.  vor  dem  Zusatz  zur  ^otr^schen  Lös- 
ung durch  Zusatz  von  Wasser  und  Behand- 
lung mit  obigen  Substanzen  zu  klären,  um 
obi^   Verluste    und    Verunreinigungen   zu 
umgehen.      Eine  mit  diesem  geklftrten  Me- 
lissensptritus  hergestellte  Fowler*9che  Lösung 
war  ToUständig  klar  und  farblos.  s. 


Fatent-Oelatiiie. 

Die  Firma  F.  A.  Wolff  dt  Söhne  in  Heil- 
bronn fertigt  nach  patentirtem  Verfahren  eine 
,»Patent-Gelatine" ,  welche  sich  vorzüglich 
durch  vollständige  Gerach-  und  Geschmack- 
losigkeit, grosse  Reinheit,  Weisse  und  Durch- 
sichtigkeit und  geringen  Säuregehalt  aus- 
zeichnen soll. 

Bei  der  Darstellung  wird  die  noch  heisse 
Gallerte  direct  vom  Sudkessel  aus  papierdünn 
auf  ein  endloses  Band  aufgegossen,  worauf 
sie  schon  5  Minuten  nach  dem  Aufgiessen 
gelatinirt  und  auf  mechanischem  Wege  ge- 
schnitten und  auf  die  Trookennetze  ge- 
bracht wird. 

Die  ganze  Herstellungsdauer  der  Gelatine 
ist  durch  das  neue  Verfahren  auf  6  bis  12 
Stunden  bemessen  (gegen  36  bis  72  Stunden 
früher)  und  durch  die  so  bedeutend  abgekürzte 
Fabrikationsdauer  gewinnt  die  Grelatine  in 
jeder  Beziehung.  Durch  die  vorstehend 
kurz    angedeutete  Darstellungsart  kommen 


die  Zickzack-Bänder  an  den  Längsseiten  der 
Gelatineblätter  in  Wegfall,  wodurch  die 
Packete  ein  sauberes  Aussehen  bekommen. 


Das  Oeffhen  der  Fulverkapseln 

zu  erleichtem  und  das  Aufblasen  derselben 
zu  vermeiden  hat  ein  ungenannter  Leser  der 
Sndd.  Apoth.-Ztg.  dieser  unter  Beilegung  von 
Proben  einige  beachtenswerthe  Vorschläge 
gemacht. 

Von  den  Mustern  enthalten  die  einen 
Fasern  von  Bambusrohr,  andere  ca.  5  mm 
breite,  50  mm  lange  Abschbitzel  von  dünner 
weisser  Pappe,  die  beide  aus  der  gefalteten 
Kapsel  herausstehen  und  so  durch  einen 
Zug  zur  Seite  das  Oeffnen  der  Kapseln  behufs 
Einbringens  der  Füllung  ermöglichen.  Diese 
kleinen  Kapselö£Pher  könnten  bereits  in  der 
Fabrik  in  die  Kapseln  gesteckt  werden  oder 
der  Beeeptar  bereitet  sich  gelegentlich  eine 
Anzahl  Kapseln  in  der  Weise  vor. 

Statt  dieser  Kapselöffber  kann  natürlich 
oben  so  gut,  einem  alten  Vorschlage  Hageres 
folgend,  das  Oeffnen  der  Kapseln  durch  einen 
kleinen  Hornspatel  geschehen,  den  man 
zwischen  den  beiden  letzten  Fingern  der 
rechten  Hand  hält.  g. 


Fhosphormixtur. 

BuUdey  bebandelt  Lupus  erythematosus 
mitfolgender  Phosphormixtur  nach  Thompson : 
Phosphori  0,5  g  werden  in 

Spiritus  absoluti  30,0  g  durch    Erwär- 
men gelöst  und  dann  mit  folgender 
auch  erwärmter  Mischung  versetzt: 
Glycerini  460,0  g, 

Alcoholi  60,0  g, 

Olei  Menthae         20,0  g. 
5,0  g  der  Mixtur  enthalten  0,005  g  Phosphor. 
Die  verordnete  Anzahl  Tropfen  wird  in  ein 
leeres   Glas  gegossen,   Wasser  zugesetzt  und 
dann  sohneil  auf  einmal  ansgetrunken. 

MomaUh,  f,  prakt.  Dermot. 


Oasteiner  Thermalwasser 

wird  jetzt,  wie  wir  der  Med.  chirurg.  Bnndsch. 
entnehmeD,  in  den  Versand  gebracht  und  zwar 
nicht  nur  in  kleinen  Gefässen  für  Trinkzwecke, 
pondem  auch  in  Glasballons  zu  65  Liter  Inhalt 
zu  Badezwecken 


Waarenmuster. 

Portemonnafe-Terband-Almanaeh  ffii  1S94 
mit  Salicylsäure-Klebtaffet  von  B,  H.  Paülcke 
in  Leipzig.  


712 


Salpeterhaltige  Thierkoble. 

P.  Ktdisch  (Zeitochr.  f.  angew.  Chem.  1 893, 
573)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Thierkohle,  falls  siesur  Entfärbung  von  Stoffen 
yerwendet  wird ,  die  nachher  auf  Salpeter- 
säure geprüft  werden  sollen,  vorher  selbst 
darauf  untersucht  werden  muss.  Es  ist  Kulisch 
trotz  aller  Bemühungen  nicht  möglich  ge- 
wesen, eine  von  Oxyden  des  Stickstoffs  völlig 
freie  Thierkohle  au  erlangen.  Selbst  wieder- 
holtes Auskochen  mit  destillirtem  Wasser 
unter  Druck  führte  nicht  zu  dem  gewünschten 
Ziele.  Wenn  man  grössere  Mengen  der  so  be- 
handelten Thierkohle  mit  destillirtem  Wasser, 
das  keine  Reaction  zeigte,  auskochte  und  die 
so  erhaltene  Flüssigkeit  mittelst  Diphenyl- 
arain  prüfte,  erhielt  man,  allerdings  immer 
erst  nach  längerem  Stehen,  eine  schwache 
Blaufaibting.  9. 

Bengalische  Flammen. 

Nach  den  in  Dieterich^s  Manual  gegebenen 
Vorschriften  zu  bengalisehen  Flammen  soll 
man  gepulverten  Sohellaek  schmelzen, 
dann  die  betreffenden  zuvor  getrockneten 
und  gemischten  Pulver  allmählich  hinzufügen^ 
die  Masse  erkalten  lassen  und  schliesslich 
wieder  fein  pulverisiren.  Abgesehen  davon, 
dass  gepulvertor  Schellack  viel  theurer  ist, 
als  ganzer,  ist  auch  das  Einrühren  der  Pulver 
in  den  geschmolzenen  Schellack  eine  missliche 
Sache,  weil  letzterer  ungemein  leicht  erkaltet. 
Im  „Apotheker  und  Drogist"  wird  deshalb 
empfohlen,  folgeudermassen  zu  verfahren : 

4  Theile  salpetersaurer  Baryt  (grün)  bezw. 
salpetersaurer  Strontian  (roth)  werden  in  einer 
eisernen  Schale,  ähnlich  wie  man  sie  zu  Sand- 
bädern gebraucht,  über  gelindem  freien  Feuer 
erhitzt.  Wenn  die  Salze  glühend  heiss  sind, 
fügt  man,  nachdem  die  Schale  vom  Feuer 
herunter  gcnoromeB  ist,  1  Theil  guten  Schell- 
lack (orange)  hinzu ,  der  sofort  schmilzt  und 
ohne  Weiteres  mit  dem  Baryt  resp.  Strontian 
innig  vermischt  werden  kann,  und  zwar 
mittelst  eines  eisernen  Spatels.  Nach  dem 
Erkalten  wird  die  Masse  fein  pulverisirt  und 
in  Flaschen  oder  Blechdosen  aufbewahrt.  Die 
so  zubereitete  Flamme  brennt  ausgezeichnet 
und  giebt  fast  keinen  Kauoh.  Will  man  einen 
ganz  besonderen  Effect  erzielen,  so  kann  man 
etwa  Sl  bis  2V9pCt.  Magnesiumpulver  der 
fertigen  Flamme  hinzufügen.  g. 


Hygienisches  ans   der  Cigarren- 


Auf  Anregung  der  badischen  Fabrikinspec- 
tion  haben  die  Verwaltungsbehörden  die 
Cigarrenfabriken  veranlasst,  in  die  Fabrik- 
ordnung eine  Bestimmung  aufsunehmen, 
welche  dem  Arbeiter  das  Benützen  des  M  o  nd  • 
speicheis  beim  Abschliessen  der 
Spitze  der  Cigarre  untersagt.  Um  dai 
Aufblättern  des  Deckblattes  zu  verhindern, 
wird  dieses  beim  Abschlusa  mit  Kleister 
fizirt ;  dabei  haben  viele  Arbeiter  die  Gewoho- 
heit,  mit  Speichel  nachzuhelfen,  auch  die 
überflüssigen  Tabakth  eilchen  abzubeisaen 
und  die  Spitze  des  zu  bedeckenden  „Wickels^, 
welche  durch  das  Trocknen  in  einer  Form 
hart  geworden,  zur  leichteren  Bearbeitusg 
im  Munde  aufzuweichen.  Abgesehen  davoo, 
dass  es  äusserst  unappetitlich  ist,  bildet 
die  auf  diese  Weise  behandelte  Cigarrenspitze 
einen  Herd  für  Infeetionskrankheiteo, 
eine  Thatsache,  die  der  Beachtung  wobl 
werth  ist. 

Eine  Heidelberger  Fabrik  macht  daher  ein 
Verfahren  bekannt,  diesem  Uebcistande  ab- 
zuhelfen, welches  darin  besteht,  dass  du 
Deckblatt  nicht  ganz  abgeschnitten,  «ondem 
umgelegt  und  mit  einem  leinen  Gummi- 
ring an  der  Cigarre  festgehalten  wird.  Die 
Anfertigung  geht  rascher  und  sauberer  vor 
sich,  die  Cigarre  ist  appetitlicher,  so  dasi 
man  die  Preiserhöhung  von  50  Pfg.  ßr 
1000  Stück  recht  gut  mit  in  den  Kaaf 
nehmen  kann,     IndusUie-Bl  1893,  380.    S. 

Neue  Versohlüase  für  Hilch- 
Sterilisir-Flaschen. 

Der  eine  neue  Verschluss  von  PannwiU 
(Lieferant  Bach  &  Biedel  in  Berlin)  bestebl 
aus  einer  Gummi  kappe,  welche  nach  der 
Beschreibung  seitlich  einen  kleinen  Schlitz 
hat,  der  gerade  auf  den  Flaschenrand  sa 
liegen  kommt  und  so  als  Ventil  wirkt. 

Der  andere  Verschluss  besteht  nach  Pharm. 
Post  aus  einem  kegelförmig  znlao/endeo 
Gummistopfen,  der  von  oben  her  triebter- 
fSrmig  ausgehöhlt  ist.  Dieser  Versehlass  von 
C,  Ä,  Schütz  in  Frankfurt  wirkt  also  gerade 
so,  wie  die  bekannten  Onrnmipiattez;  man 
braucht  aber  nicht  die  metallenen  Schutz- 
hülsen, da  der  Verschhias  seiner  Stöpielform 
wegen  sicher  auf  der  Flasche  sitzt.  s. 


Verleger  aad  Terantwortlich«r  RedaeMor  Dr.  £•  dsIsiUr  in  Dretden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschafbliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HeravBgegebeB  von 

Dr.  Hermanii  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Bezugspreis  dnrch  die  Post  oder  den  Bachhändel 

viertpljihrlieb  2,50  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

SO  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeüe  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisf^rmftssigung.    Expeditions  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Redftetion:  Prof.  Dr.  E.  Geissler.  Dresden,  Circnsstrasse  40. 

Mitredaetenr ;  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M  50.   Dresden,  den  14.  December  1893.  It^il^. 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 

Inhalt:  Ckeale  muA  PkanuMle:  Ueber  Pepainaan.  —  Zar  WerthbeAtimmang  der  Kr«iio1prftparate  de«  Handels. 
—  Verbalten  Ton  Kautsehnk  gegen  Snblimatlttsangen.  —  Haadelsnamen  der  in  der  Pbarmaole  und  teebnisoben 
AewKrben  angewendeten  obemieeben  Körper  ete.  —  Salol  snm  Uebersleben  von  DQnndarmpllIen?  —  Ueber 
Tri  -  Natriunipyrnpboapbat.  —  Zar  Prflfting  de«  Perabaliam«.  —  Neuere  Arzneimittel.  —  Nenerangen  an  Labora- 
torinmiiapparaten.  —  Controlirong  der  Febling*soben  Lösung.  —  Hinweis.  «-  Tlierape«iUelie  Mltiketlsapte« t 
Ipecaenanba  deemetinlsata.  —  Chloroform  gegen  Handwarm.  —  JodJ>»dkallamtlnotar.  —  Btehenellft«.  —  Yer- 
M>klMABe  Mltihellansen  t  BlgentbUmllehe  elektriscbe  Eraehelnang  bei  Darstellung  von  Sallpyrln.  —  Olas&ta- 
flflselgkelt.  —  Haltb*rmaeben  von  HolsgefXssen.  —  Uebenleben  der  Boll.  ~  Hafkltt  In  Stangen.  —  Ein  KlebstofEl 

—  Neueste  dentscbe  Patentanmeldungen.  —  Brlefireehsel.  —  AnielgeB« 


Chemie  und  Pliarinaclea 


Ueber  „Pepsinsaft^^ 

Von  (r.  FWptMS. 

Es  ist  schon  lange  her,  seit  man  die 
Beobachtung  gemacht  hat.  dass  die  ver- 
danende  Wirkung  des  Pepsins  durch 
gleichzeitige  Anwesenheit  von  Weingeist 
beeinträchtigt  wird.  Man  wusste  auch, 
dass  diese  Hemmung  bei  der  künstlichen 
Verdauung  sich  bemerklich  macht,  sobald 
der  Weingeistgehalt  der  betreffenden 
Mischung  2  pGt. übersteigt.  Dass  in  Ueber- 
einstimmung  hiermit  ein  mit  schweren 
Södweinen  bereiteter  Pepsinwein  in  un- 
verdünntem oder  nur  massig  verdünntem 
Zustand  ein  recht  ungeeignetes  Medium 
für  eine  solche  Mischung  abgiebt,  ver- 
steht sich  ganz  von  selbst.  Trotzdem 
ist  eine  Veröffentlichung  von  Werther 
(s.  Berliner  Klinische  Wochenschrift 
1892,  8.  668)  über  denselben  Gegen- 
stand von  besonderem  Interesse,  denn 
es  wird  darin  an  der  Hand  grosser  Ver- 
snebsreihen  nachgewiesen,  um  wieviel 
die  Verdauungszeit  bei  der  künstlichen 
Verdauung  verlängert  wird,  wenn  dem 
Magensaft  bestimmte  nicht  allzugeringe 


Mengen  von  Pepsinwein  zugesetzt  werden. 
Werther  hat  bei  Versuchen  an  Kranken 
wegen  der  damit  verknüpften  besonderen 
Schwierigkeiten  nicht  ebenso  beweis- 
kräftige Ergebnisse  erhalten  können. 
Er  glaubt  auch  die  Möglichkeit  nicht 
von  der  Hand  weisen  zu  sollen,  dass  der 
Weingeist  des  Pepsinweines  die  Ab- 
sonderung von  Magensaft  durch  eine 
fieiz Wirkung  steigern  könne,  Wodurch 
dann  die  Verminderung  der  Pepsin- 
wirkung sieh  der  Beobachtung  entziehe, 
weil  sie  eben  durch  die  erhöhte  Pepsin- 
zufuhr wieder  ausgeglichen  werde.  Um 
jedoch  ganz  sicher  zu  gehen,  rathet  er 
von  einer  Verwendung  von  Pepsinwein 
überhaupt  ab  und  empfiehlt,  eine 
wässerige  Pepsinlösung  mit  Salzsäure- 
zusatz zu  geben. 

Auf  diese  und  einige  andere  wissen- 
schaftliehe Arbeiten  ist  nun  Dallmann\ 
eoncentrirter  Pepsinsaft,  Sirupus 
Pepsini  coneentratus  DoUmann  ge- 
gründet worden.  Dieses  Präparat  soll 
den  Pepsinwein  ersetzen  und  verdrängen. 
Wer  aber  einmal  Pepsinwein  vorzieht, 
der  darf  sich  auch  dadurch  helfen,  dass 


714 


er  ein  Flacon  von  125  g  Pepsinsaft  mit 
einer  Flasche  leichten  Moselweines 
mischt  und  sich  so  einen  Pepsinwein 
selbst  bereitet. 

Es   schien    nicht   ganz  uninteressant, 
mit  jenem  Pepsinsaft  einige  Verdauungs- 
versuche auszuführen  und  nebenbei  auch 
über  einige  andere  in  Betracht  kommende 
Fragen  sich  Aufschluss  zu  verschaffen. 
l)a  Pepsinwein  in  der  Regel   nach  ge- 
nossener Mahlzeit  genommen  wird,  also 
eine  beträchtliche  YerdQnung  erfährt,  so 
dürften  dann  die  Verhältnisse  etwa  ähnlich 
liegen,  wie  bei  der  Mischung,  in  welcher 
das   deutsche  Arzneibuch   die  Wirkung 
des  Pepsins  auf  gekochtes  Hühnereiweiss 
prüfen  lässt.    Es  wurde  zu  diesen  Ver- 
suchen übrigens  ein  Pepsinum  sacchara- 
tum  verwendet,   welches  im  Verhähniss 
von  1:10  aus  einem  reinen  Pepsin  ge- 
mischt war.     Dieses   reine  Pepsin   war 
im  Stande,  innerhalb  6  Stunden  3000  Th. 
gekochtes  Hühnereiweiss  zu  lösen.    Da 
alle    Versuche     mit    jenem     Pepsinum 
saccharatum  ausgeführt  wurden,  so  geben 
die  zur  Lösung  desEiweisses  verbrauchten 
Zeiten   einen  Massstab   für   die   Grösse 
des  hemmenden  Einflusses  anderweitiger 
Zusätze. 

Als  Grundlage  diente  die  bekannte 
Mischung  von  10  g  hartgesottenem  und 
durch  ein  Sieb  Nr.  4  geriebenem  Ei- 
weiss  mit  100  ccm  Wasser  von  45^, 
welche  mit  10  Tropfen  25proc.  Salz- 
säure angesäuert  wurde.  Erhielt  die 
Mischung  einen  Zusatz  von  0,1  g  Pepsi- 
num saccharatum,  so  war  das  Eiweiss 
nach  3  Stunden  bis  auf  wenige  Haut- 
fetzchen  gelöst.  Waren  aber  1  g  Wein- 
geist oder  4  g  Sherry  zugesetzt  worden, 
so  wurde  die  gleiche  Wirkung  etwa 
20  Minuten  später  erreicht,  ein  Zeit- 
unterschied, der  nicht  sehr  gross  ge- 
nannt werden  kann.  Es  hatte  also  weder 
der  Weingeist-,  noch  der  Zuckergehalt 
des  Sherry  eine  schwere  Beeinträchtig- 
ung der  Verdauung  herbeigeführt. 

Anders  gestalteten  sich  die  Dinge, 
wenn  die  Zuckermenge  gesteigert  wurde. 
Ein  Zusatz  von  10  g  verlängerte  die 
Verdauungszeit  um  2  Stunden,  ein  solcher 
von  20  g  um  3  Stunden,  was  einer  Ver- 
doppelung jener  Zeit  entspricht.  Concen- 
tj-irte  Zuckerlösung  hemmt  also   gleich- 


falls in  beträchtlichem  Grade  die  Pepsin- 
wirkung. Der  Pepsinsaft  wird  nun  aller- 
dings nicht  für  sich,  sondern  in  starker 
Verdünnung,  nnit  Wasser  genommen. 
Geschieht  ein  Gleiches  mit  dem  Pepsin- 
wein mittelbar  oder  unmittelbar,  so  sinkt 
auch  hier  die  hemmende  Wirkung  des 
Weingeistes  auf  einen  bescheidenen  Werlh 
herab,  und  wenn  man  gar  den  Pepsinsaft 
nicht  mit  Wasser,  sondern  mit  leichterem 
Wein  mischt,  so  dürfte  der  Unterschied 
zwischen  beiden  Präparaten  in  der  er- 
wähnten Sichtung  kaum  mehr  nennens- 
werth  sein. 

Alles  Gesagte  gilt  in  der  Voraassetzung, 
dass  die  Angabe  der  Pepsinsaftfabrikanten 
in  Gummersbach,  es  enthalte  ihrPepsinsafl 
sechsmal  so  viel  wirksames  Pepsin,  als  der 
officinellePep8inwein,derWirklichkeitent- 
spreche.  Es  schien  nicht  ausgeschlossen, 
dass  der  verwendete  concentrirte  Zucker- 
sirup mit  seinem  Gehalt  von  2  pCt 
officineller  Salzsäure  überhaupt  geeignet 
sei,  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  die 
verdauende  Wirkung  des.Pepsins  dauernd 
zu  schädigen.  Deshalb  wurde  aus  reinem 
Pepsin  ein  solcher  Saft  hergestellt,  welcher 
in  Wirklichkeit  sechsmal  so  viel  Pepsin 
und  auch  sechsmal  so  viel  Salzsäure  ent- 
hielt, als  der  Pepsinwein.  Wenn  man 
nun  einerseits  die  vorerwähnte  Verdau- 
ungsmischung  mit  Pepsinwein,  anderer- 
seits mit  einem  Sechstel  der  Menge  des 
letzteren  an  Pepsinsaft  versetzte,  so  war 
die  zur  Lösung  des  Eiweisses  erforder- 
liche Zeit  in  beiden  Fällen  nur  wenig 
verschieden  und  nicht  erheblich  längen 
als  bei  Verwendung  einer  wässerigen 
Pepsinlösung.  Der  Pepsinsaft  hatte  also 
seine  Schuldigkeit  gethan  und  zwar  auch 
noch  mehrere  Tage  nach  seiner  Her- 
stellung. 

Nicht  so  verlief  der  Versuch  bei  Ver- 
wendung des  unmittelbar  vom  Fabrikanten 
erhaltenen  Dallmann'sehen  Pepsinsaftes. 
Zunächst  wurde  hiervon  diejenige  Men?e 
der  Verdauungsmisehungzngesetzt,  welche 
zur  Lösung  des  Eiweisses  hätte  genügen 
müssen,  wenn  der  Saft,  der  Angabe  des 
Herstellers  entsprechend,  sechsmal  so 
viel  wirksames  Pepsin  enthalten  hätte, 
als  Pepsinwein.  Leider  blieb  jede  Wirk- 
ung aus.  In  neuen  Ansätzen  wurde  nun 
die  Menge  des  zngeset^iten  Pep^insafie^^ 


715 


gesteigert  und  zwar  auf  das  Doppelte, 
Vierfacbe.  Sechsfache,  Zwölf  fache  des 
beim  ersten  Versuche  benützten  Gewichtes. 
Auch  mit  der  Zeit  wurde  nicht  gegeizt, 
dieselbe  vielmehr  bis  zu  48  Stunden  ver- 
längert, jedoch  ohne  jeden  Yortheil.  Das 
£iweisa  befand  sich  auch  dann  noch  in 
dem  nämlichen  Zustande,  wie  in  Ver- 
gleichsmischqngen,  welche  keinen  Pepsin- 
zQsatz  erhalten  hatten.  Es  bleibt  also 
nur  eine  von  drei  oder  vier  gleich  un- 
liebsamen Möglichkeiten  übrig.  Entweder 
war  der  Pepsinzusatz  zum  Safte  bei  dessen 
Herstellung  überhaupt  vergessen  worden, 
oder  das  verwendete  Pepsin  war  un- 
glücklicherweise ein  unwirksames  Prä- 
parat gewesen,  oder  es  findet  bei 
i&ngerer  Aufbewahrung  doch  eine 
Schädigung  der  verdauenden  Kraft  des 
Pepsines  statt,  oder  endlich  es  hat  bei 
der  Bereitung  des  Saftes  nach  der  einen 
oder  anderen  Sichtung  hin  nicht  die 
nöihige  Vorsieht  obgewaltet. 

Sei  dem  nun  wie  ihm  wolle,  dieses 
Präparat  ist  so,  wie  es  ist,  gewiss  nicht 
berufen,  den  Pepsinwein  zu  ersetzen. 
Sollten  wirklich  bezüglich  der  Verwend- 
ung des  letzteren  mit  Sücksicht  auf  den 
Weingeistgehalt  und  aus  den  weiter  oben 
erörterten  Gründen  bei  den  Aerzten  auf 
Grund  gemachter  eigener  Erfahrungen 
Bedenken  vorbanden  sein,  dann  kann 
den  Apothekern  nur  empfohlen  werden, 
den  Pepsinsafl  jeweils  selbst  zu  bereiten 
und  doch  vielleicht  auch  nicht  allzu- 
lange aufzubewahren,  vorausgesetzt,  dass 
sieh  überhaupt  das  Bedtirfniss  eines  der- 
artigen Präparates  bei  den  Aerzten  oder 
beim  Publikum  geltend  machen  sollte. 
Werther  hat  ein  solches  nicht  empfohlen, 
sondern  zur  unmittelbaren  Verwendung 
von  Pepsin  in  wässeriger  Lösung  unter 
Zugabe  von  etwas  Salzsäure  geratheii. 
Gar  manche  erfahrene  Aerzte  halten  es 
übrigens  schon  lange  so,  indem  sie  be- 
sonders in  denjenigen  Fällen,  wo  Spar- 
samkeit am  Platze  ist,  das  officinelle 
Pepsin  in  Pulverform  verordnen  und  der 
vom  Kranken  selbst  berzqstellenden  Lös- 
ung in  Wasser  etwas  verdünnte  Salz- 
säure zutropfen  lassen. 

Noch  ein  anderer  Un^stand  spricht 
gegen  die  Wahrscheinlichkeit  der  Ein- 
bürgerung eines  solchen  Pepsinsaft es,  die 


Erfahrung,  n&mlich,  dass  die  früheren 
Empfehlungen  ähnlicher  Sirupe  keinen 
Erfolg  gehabt  haben.  Schon  längst;  hat 
Hager  eine  Mischung  von  Pepsin  mit 
Sirupus  florum  et  corticis  Aurantii  nebst 
etwas  Salzsäure  als  Sirupus  Pepsini  in 
sßine  Vorschriftensammlungen  aufgenom- 
men, während  Corvisarts  Pepsinsirup 
eine  Lösung  von  Pepsin  in  Sirupus  Gera- 
sforum  darstellt.  Dass  keines  dieser  Prä- 
parate sich  die  Gunst  unserer  Aerzte  in 
grösserem  Umfaoge  und  dauernd  erworben 
bat,  wird  doch  wohl  nicht  zufällig,  son- 
dern wahrscheinlich  in  dem  Präparate 
selbst  begründet  gewesen  sein,  sei  es, 
dass  seine  Wirkung  beim  Aufbewahren 
sich  abschwächte,  oder  dass  die  Zu- 
sammenstellung von  Pepsin  mit  Zucker 
überhaupt  von  ärztlicher  Seite  nicht  ge- 
billigt wurde. 

In  letzterer  Bichtung  sich  bewegende 
Berichte  über  Verdauungsbeobachtungen 
bei  Zusatz  von  Zucker  zur  Nahrung  liegen 
vor.  So  hat  schon  im  Jahre  1885 
Masauori-Ogäta  nachgewiesen,  dass  die 
Verdauung  von  Fleisch  erheblich  ver- 
langsamt werde,  wenn  bei  den  betreffen- 
den Thierversuchen  eine  namhafte  Menge 
von  Rohrzucker  oder  Traubenzucker  der 
Nahrung  beigemischt  war,  und  zwar  er- 
wies sich  die  letztere  Zuckerart  doppelt 
so  stark  verdäuungshemmend  als  die 
erstere. 

Sollte  aber  wider  Erwarten  trotzdem 
von  den  Aerzten  heute  die  Herstellung 
eines  Pepsinsirups  gewünscht  werben,  so 
würde  derselbe  sehr  leicht  nach  folgender 
Vorschrift  bereitet  werden  können,  wenn 
man  sich  dabei  des  Wittesehen  Pepsins 
von  der  Stärke  1:3000  (also  die  3000  fache 
Menge  hartgesottenen  Hühnereiweisses 
lösend)  bedient,  welches  unmittelbar  aus 
der  genannten  Bostocker  Fabrik  bezogen 
werden  kann. 

Von  diesem  Pepsin  werden  1,5  g  in 
6,5  g  Wasser  bei  einer  40^  nicht  über- 
steigenden Temperatur  gelöst,  hierauf 
80  g  weisser  Sirup ,  10  g  Pomeranzen- 
schalensirup  und  2  g  Salzsäure  durch 
Schütteln  beigemischt.  Filtration  ist  über- 
flüssig, jedes  stärkere  Erwärmen  zu  ver- 
meiden. 

Ein  so  bereiteter  und  sich  natürlich 
weit  billiger  stellender  Pepsinsirup   hält 


716 


das,  was  der  DaUfitonn'sche  Pepsinsaft 
verspricht,  d.  h.  seine  Mischung  mit  der 
fünffachen  Menge  Wasser  oder  Wein 
besitzt  die  gleiche  eiweisslösende,  ver- 
dauende Wirkung,  wie  der  officinelle 
Pepsinwein,  während  das  zu  den  be- 
sprochenen Versuchen  verwendete  Dali- 
mann'sche  Präparat  zwar  richtig  sechs- 
mal so  viel  Salzsäure  enthielt,  wie  Pepsin- 
wein, aber  leider  sich  Eiweiss  gegenüber 
durchaus  nicht  anders  verhielt,  wie  eine 
Mischung  aus  2  Theilen  officineller  Salz- 
säure und  98  Theilen  Zuckersirup.  Es 
soll  damit  nicht  gesagt  sein,  dass  nicht 
auch  Dallmann  einen  Pepsinsaft  von  der 
versprochenen  Stärke  liefern  könne  oder 
schon  geliefert  habe.  Immerhin  beweist 
die  gemachte  Erfahrung,  dass  Name  des 
Fabrikanten  einer  Specialität  und  directer 
Bezug  noch  keine  genügende  Bürgschaft 
dafür  bieten,  immer  auch  das  Erwartete 
zu  erhalten. 

Auch  wir  haben  den  Pepsinsaft  von 
Dallmann,  sowie  noch  ein  anderes,  un- 
gefähr zu  gleicher  Zeit  in  den  Handel 
gekommenes  Präparat,  das  flüssige  Pepsin 
von  Byhy  auf  ihre  Verdauungskraft  unter- 
sucht und  ebenfalls  gefunden,  dass  der 
Dallmann' sähe  Pepsinsaft  gar  nicht 
verdaute,  das  £yA;'sche  flüssige  Pepsin 
erst  in  einigen  Tagen  das  leistete,  was 
es,  unter  Zugrundelegung  der  Anforder- 
ungen, welche  das  D.  A.  B.  III  an  das 
Pepsin  stellt,  in  einer  Stunde  leisten  sollte. 
(Natürlich  ist  mit  der  erst  nach  mehr- 
tägigem Stehen  erfolgenden  Auflösung 
des  geronnenen  Eiweisses  gar  nicht  zu 
rechnen.) 

Da  doch  jedenfalls  vorauszusetzen  ist, 
dass  die  genannten  Präparate  den  Zusatz 
der  angegebenen  Menge  eines  entsprechend 
wirksamen  Pepsins  erfahren  haben,  so 
vermuthen  wir,  dass  der  Grund,  warum 
die  fertigen  Präparate  unwirksam  sind, 
in  der  Zusammensetzung  liegt,  und  na- 
mentlich, dass  die  grössere  Goncentration 
der  Salzsäure  in  diesen  Präparaten  (gegen- 
über dem  Pepsin  wein  des  Arzneibuches) 
daran  schuld  sei,  indem  diese  bei  länge- 
rer Aufbewahrung  zersetzend  auf  das 
Pepsin  wirkt.  Red, 


Zar  Werthbestimmiuig  der  Kresol- 
prftparate  des  Handels. 

Von  A.  Sthneider. 

Bislang  fehlte  es  an  einer  Methode, 
welche  gestattet,  die  Eresolpräparate  des 
Handels,  wie  auch  das  rohe  Eresol  selbst, 
in  einfacher,  leichter  und  vor  allem  auch 
rascher  Weise  auf  ihren  Werth  zu  pröfen. 
Die  bisher  benutzte  Methode  der  PrQfang 
des  Bohkresols  durch  Schütteln  mit  starker 
Natronlauge  ist  als  fehlerhaft  erkannt 
worden,  zudem  auch  auf  die  Eresolprä- 
parate nicht  anwendbar.  Andererseits  ist 
die  von  Spindler  angegebene  Methode 
(Ph.  0.  84,  409)  wieder  nur  f^r  ein 
bestimmtes  Eresolpräparat,  das  Saprol, 
geeignet.  Die  Bestimmung  der  Eresole 
durch  Titriren  mittelst  Brom  ist  um- 
ständlich und  deshalb  nicht  angenehm, 
weil  die  bromirten  Eresole  einen  durch- 
dringenden, den  Eleidem,  Haaren  und 
Fingern  des  Untersuchenden  lange  an- 
haftenden Geruch  besitzen,  und  die  Me- 
thode von  Seiler  (Ph.  G.  38,  568)  ist 
umständlich  und  langwierig. 

Ich  hatte  deshalb  den  Wunsch,  eine 
Methode  aufzufinden,  welche  neben  ein- 
facher, leichter  und  rascher  Ausführung 
auch  noch  den  Yortheil  besitzen  sollte, 
auf  alle  Eresolpräparate,  gleichviel  wel- 
cher Zusammensetzung,  anwendbar  za 
sein. 

Die  Versuche,  die  Eresole,  also  das 
Eresolgemisch  mittelst  Lösungsmitteln,  wie 
Aether,  Chloroform,  Benzin  etc.  auszu- 
schütteln und  aus  diesen  Flüssigkeiten 
etwa  wieder  in  wässerige  Lösung  fiber- 
zuftthren,  wurde  sehr  bald  als  unzweck- 
mässig erkannt ;  ebenso  war  die  geplante 
Verwendung  einer  bekannten  Beaction 
(Erwärmen  des  in  Chloroform  gelösten 
Eresolgemisches  mit  einem  Stück  Aetz- 
kali  und  colorimetrische  Vergleichung  der 
dabei  auftretenden  Färbung)  nicht  aus- 
führbar, weil  die  Beaction  unsleichmfissig 
verläuft  und  die  Färbung  nicht  beständig 
ist  etc.  Eben  so  wenig  war  mit  einem 
colorimetrischen  Vergleich  der  in  wäs- 
seriger Lösung  vorgenommenen  Beaction 
mit  Eisenchlorid  viel  zu  machen,  da  man 
erstens  mehrere  Ausschüttelungen  durch- 
zumachen hatte,  ferner  mit  verh&Ilniss- 
mässig  grossen  Mengen  arbeiten  musste 


717 


und    nie    gleiche    Farbentöne    erhalten 
werden  konnten. 

Nach  verschiedenen  weiteren  vergeb- 
lichen Versuchen  wurde  nachstehende 
Methode  ausgearbeitet,  welche  mit  Boh- 
kresol  sowie  mit  sämmtiichen 
Eresolpräparaten  des  Handels 
leicht  gelingt: 

1,0  g  des  Eresolpräparates  wird  auf 
einem  ührglase  genau  abgewogen,  mit 
Wasser  in  ein  Kölbchen  gespült  und  dieses 
bis  zur  Marke  100  ccm  mit  Wasser  auf- 
gefüllt Nachdem  der  Inhalt  des  Kölb- 
cbens  kräftig  durchgeschüttelt  worden 
ist,  werden  1  bis  2  Messerspitzen  Ealk- 
hydrat  zugefügt  und  mehrere  Male  kräftig 
geschüttelt,  bis  die  Flüssigkeit  nach  kurzem 
Stehen  und  Absetzen  des  Niederschlages 
klar  erscheint.  Hierauf  wird  filtrirt  und 
1  ccm  des  klaren,  farblosen  Filtrates  (ent- 
sprechend ==  0,01  g  des  Kresolpräparats) 
in  ein  kleines  Kölbchen  gegeben,  1  ccm 
verdünnte  Salpetersäure  zugesetzt  und  das 
Kölbchen  auf  das  Wasserbad  gestellt 

Nach  3  bis  5  Minuten  wird  das  Kölb- 
chen vom  Wasserbade  genommen,  sein 
schwach  gelblich  gef&rbter  Inhalt  in  einen 
Glascjlinder  gegossen,  das  Kölbchen  mit 
Wasser  nachgespült,  zu  der  Flüssigkeit  im 
Glascjlinder  ungefähr  5  ccm  Salmiakgeist 
und  so  viel  Wasser  gegeben,  dass  die 
nunmehr  nach  dem  Ammoniakzusatze 
tiefgelbe  Färbung  der  Flüssigkeit  der- 
jenigen gleich  ist,  welche  man  erhielt, 
indem  man  0,01  g  eines  als  Norm  dienen- 
den Bohkresols  ebenso  wie  vorstehend 
behandelt  und  schliesslich  auf  500  ccm 
Flüssigkeit  gebracht  hatte. 

Aus  den  Flüssigkeitsmengen  (gleiche 
Färbung  in  gleichgestalteten  tilascjlindern 
vorausgesetzt)  ergiebt  sich  der  Kresol- 
geiialt  des  untersuchten  Kresolpräparates 
mit  Leichtigkeit  indem  man  das  als  Norm 
dienende  Kresol  =100  pGt  setzt 

Die  Behandlung  der  Kresolpräparate 
mit  pulverigem  Kalkhjdrat^)  hat 
folgenden  Zweck: 

In  den  Seife  enthaltenden  Präparaten 

*)  Kalkwasser  genügt  nicht,  man  bekommt 
kein  klares  Filtrat,  und  Kalkbrei  wirkt  wohl 
bei  den  SSeife  enthaltenden  Eresolpräparaten 
eben  80  gat,  niebt  aber  bei  den  Theef bestand- 
theiie  (Creolin)  oder  Kohlenwasserstoffe  (Saprol) 
enthaltenden  Präparaten. 


wird  dieselbe  als  Kalkseife  gefällt  harzige 
Bestandtheile,  sowie  Kohlenwasserstoffe 
werden  von  dem  überschüssig  zugesetzten 
Kalkpulver  mechanisch  aufgenommen  und 
festgehalten,  während  die  iLresole  an  Kalk 
gebunden  vollständig  i]i  Lösung  gehen. 

Der  Zusatz  von  Salmiakgeist  vor 
der  colorimetrischen  Yergleichung  ge- 
schieht aus  dem  Grunde,  weil  die  so 
entstehenden  Ammoniumsalze  der  durch 
das  Erwärmen  mit  Salpetersäure  gebilde- 
ten Nitrokresole  viel  intensiver  gelb  ge- 
färbt sind,  als  die  Nitrokresole  für  sich. 
An  Stelle  des  Salmiakgeistes  kann  eben 
so  gut  Natronlauge  Verwendung  finden. 

Bei  denjenigen Kresolpräparaten,  welche 
als  Lösungsmittel  Kresolabkömmlinge  wie 
Kresolschwefelsäure ,  kresotinsaures  Na^ 
tron,  Kresoxylessigsäure,  sowie  Kresol- 
natrium  enthalten,  werden  dieselben  nach 
der  beschriebenen  Methode  natürlich  mit- 
bestimmt, da  sie  bei  der  Behandlung  mit 
Salpetersäure  dieselben  Nitroproducte 
geben.  Es  ist  deshalb  nöthig,  in  diesen 
Fällen  den  auf  das  Lösungsmittel  ent- 
fallenden Theil  in  einem  besonderen  Ver- 
suche zu  ermitteln  und  von  der  gefunde- 
nen Gesammtmenge  abzuziehen,  um  die 
als  freies  Kresol  einzig  in  Frage  kom- 
mende Menge  zu  finden.  Die  hierzu  aus- 
zuführenden Arbeiten  sind  ebenfalls  sehr 
einfache;  diese  werden  in  einem  zweiten 
Theiie  meiner  Arbeit  mitgetheilt  werden, 
wo  zugleich  auch  die  in  den  Kresol- 
präparaten des  Handels  gefundenenMengen 
Kresol  angegeben  sein  werden. 

Zu  meinen  bisherigen  Versuchen  hatte 
ich  mir  ein  als  Norm  dienendes  Kresol- 
gemisch  in  folgender  Weise  dargestellt: 
Ein  mit  verdünnter  Natronlauge  fast  klar 
mischbares  Bohkresol  (sogen.  lOOproc. 
rohe  Karbolsäure)  hatte  ich  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  ausgeschüttelt,  um 
Pyridine  zu  entfernen,  dann  nach  dem 
Waschen  mit  Wasser  in  Natronlauge  ge- 
löst, stark  mit  Wasser  verdünnt  und  fil- 
trirt, um  Kohlenwasserstoffe  wegzuschaf- 
fen; das  klare  Filtrat  hatte  ich  mit 
Schwefelsäure  übersäuert,  die  Flüssigkeit 
ausgesalzen,  das  abgeschiedene  Kresol- 
gemisch  mit  Wasser  gewaschen  und  mit 
Chlorcalcium  entwässert. 

Da  die  chemische  Fabrik  auf  Aetien, 
vorm.  E.  Schering  in  Berlin  jetzt  ein  als 


718 


T  r  i  k  r  e  s  0 1  bezeichnetes  Präparat  (Ph.  C. 
34,  722)  darstellt,  welches  ein  gereinigtes 
natürliches  Kresolgemisch  des  Steinkohlen- 
theeröls  vorstellt,  werde  ich,  um  ein 
besseres  Dnrchschnittspräparat  zu  haben, 
dieses  bei  meinen  weiteren,  später  mit- 
zutheilenden  Yersachen  als  Norm  be- 
nutzen.   

Verhalten  von  Kautschuk 
gegen  Sublimatlösungen. 

Gelegentlich  einer  Beschreibung  mssischer 
Verbandpäckchen  (Ph.  0.  30,  682)  und  einer 
ganz  ähnlichen,  Sublimatball  benannten, 
Zusammenstellung  einer  Berliner  Firma 
(Ph.  C.  34,  683)  erwähnten  wir,  dass  die  mit 
den  Biechsioffen  des  Kautschuks  beladene 
Luft  beim  Durchleiten  durch  Sublimatlösnng 
das  Quecksilberchlorid  zu  Ohlorür  reducirt ; 
an  erBtgenanoterStelleTerwiesen  wir  noch  auf 
eine  frühere  Mittheilung,  wo  der  zu  diesen 
Versuchen  benutzte  Apparat  abgebildet  wor- 
den war. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  PoeW- Petersburg  er- 
halten wir  jetzt  folgende,  denselben  Gegen- 
stand betreffende  Mittheilung,  welche  wir 
hier  zum  Abdruck  bringen: 

„Ich  habe  mich  überzeugt,  dass  Nativ- 
gummi  und  Kautschuk  guter  Fabrikation 
keinen  redueirenden  Einfluss  auf  Sublimat 
ausüben.  Meine  Erfahrung  hierin  erstreckt 
sich  zwar  nur  auf  vier  Jahre;  da  aber 
die  Sublimatbälle,  die  ich  seit  vier  Jahren 
besitze,  einen  fast  unverminderten  Gehalt 
an  Sublimat  aufweisen,  so  liegt  auch  kein 
Grund  zur  Annahme  vor,  dass  eine  Be- 
duction  sich  in  fernerer  Zukunft  einstellen 
sollte,  weil  die  Momente  der  Wechsel- 
wirkung sich  gleich  bleiben.  Auf  der 
Oberfläche  einer  Nativ-  oder  Kaut- 
schukplatte,  wie  eine  solche  direct  aus 
der  Fabrik  kommt,  sind  Substanzen  vor- 
handen, die  eine  Reduction  des  Sublimats 
hervorrufen  können.  Von  dem  thatsäch- 
lichen  Vorhandensein  solcher  Substanzen 
habe  ich  mich  überzeugt,  aber  auch  das 
Mittel,  sie  zu  beseitigen,  lag  so  nahe, 
dass  der  Missstand  sofort  gehoben  wer- 
den konnte,  indem  die  Platten  gegebenen 
Falles  einer  vorhergehenden  Waschung 
mit  starker  Sublimatlösung  unterworfen 
wurden.*'  2>oehl 


Handehnamen  der 
in  der  Pharmacie  nnd  den  tech- 
nischen Gewerben  angewendeten 
chemischen  Körper  etc. 

Nachsiehende  Zusammenstellung  ist  eine 
Fortsetzung  der  in  Nr.  45  und  50  des  vorigen 
Jahrgangs  enthaltenen  Zusammenstellungen 
der  Handelsnamen  neuer  Arzneimittel  und 
der  in  der  Neuzeit  mit  Vorliebe  unter  solcher 
Flagge  in  die  Welt  fresetzten  Geheimmittel. 
Die  heutige  Liste  enthält  nur  die  im 
Laufe  dieses  Jahres  neu  bekannt 
gewordenen  Handelsnamen,  be- 
ziehentlich auch  einige  schon  frfiher  er- 
wähnte, für  welche  die  nähere  oder  eine  an- 
dere Zusammensetzung  bekannt  geworden 
ist.  Der  grosse  Umfang  der  nachstehenden 
Liste  zeigt  deutlich  den  Zuwachs  an  solchen 
oft  recht  wenig  bezeichnenden  Namen,  an- 
dererseit  aber  auch  die  Nützlichkeit  der  Liste 
für  den  in  der  Praxis  stehenden  Apotheker, 
dem  oft  die  Frage  nach  der  Zusammensetz- 
ung solcher  neuer  Mittel  Torgelegt  wird. 
Abrastol  =  sulfonirtes  ^-Naphtholderivat. 
Again  =  unreines  Wollfett. 
Agopyrin  =>  Gemenge  Ton  Salicin,  Salmialc 

und  Cinchoninsulfat  (in  Tablettenfonn). 
Alphol  ===  Salicylsäure-ff-Naphthylester. 
Alumnol  =  Aluminiumsalz  der  /^Naphthol* 

disulfosfiure  B. 
Amidol  a  Diamidophenolhydrochlorid  (far 

photographische  Zwecke). 
Anaspalin  =  Gemenge  von  Lanolin  nnd 

Vaselin. 
Antaoidln  =  Ealksaccharat  (?)• 
Antibacterin  =  Obmenge  Ton  rohem  Aln- 

miniumsulfat  und  ßass. 
Antibenzinpyrin  =  Zusammensetzung  nn- 
bekannt  (Zusatz  zum  Benzin  behufs  Ver- 
hütung der  elektr.  Erregbarkeit  desselhen}. 
Antidiphtherin  =  Stoffwechselproduct  der 
Diphtheriebacillen ;  Ton  Kleha  dargestellt 
Antidysentericnm  =  Gemenge  tou  Pelle- 
tierin,  Extracto  m  Qranati,  Myrobalanen, 
Extractum  Bosarum  und  Gummi  (in  Pillen- 
form). 
Antifnngin  ^  borsaure  Magnesia. 
Antiphthlsin   =   Stoffwechselproduct  der 

Tuberkelbacillen  (?). 
Antisepsin  =  Serum  von  mit  Jodtrichlorid 
behandelten  Thieren.  (Anm.  Auch  Mono- 
bromacetanilid   fuhrt  den   Namen  Anti- 
sepsin). 


719 


Aütispaamin  =  KarcetoDatrinm  —  Natriam- 
Balicylat. 

Antitoxins  Stoffwechselprodacte  d9r  Typlius- 
Spirillen.  (Anm.  Derselbe  Name  Antitoxin 
wird  auch  allgemein  für  die  Stoffwechsel- 
prodacte anderer  Bacterien  angewendet.) 

Apyonin  =  Ersatz  des  gelben  Fyoktanins 
(in  Prankreich). 

Aqnozon  =  2,5proc.  wässerige  Ozonlösong 
mit  Zasatz  von  Hypophosphiten. 

Benzoparakresol  =  Benzoylparakresol. 

Bergamiol  »  Linalylacetat  (fnr  Parfömerie- 
zwecke). 

Bromamid  =  bromwasserstoffsanres  Brom- 
anilin (?). 

Camphar  ^  Lösnng  von  Kampher  in  50- 
procent.  Weingeist  mit  Ueberschuss  von 
Kampher. 

Camphoid  =  Lösung  von  Kampher  und  Col- 
lodinmwoUe  in  absolatem  Weingeist. 

Cancroin  »  mit  Citronens&nre  abgestumpfte 
Lösung  von  Neurin  in  Karbolwasser. 
(Anm.  Früher  wurde  ein  Auszug  aus  Krebs- 
gescbwnlaten  mit  dem  Namen  Cancroin 
bezeichnet.) 

Cardin  (auch  Kardin)  =  Auszug  aus  dem 
Herzfleisch  der  Rinder. 

Cerebrin  ^  Auszug  aus  Hirnsubstanz. 

Chelen  (auch  Kelen)  ^^  Aethylchlorid. 

Cbloralamid  »  Chloralformamid. 

Cbloralose  »   Condensationsproduct  von 
Gljkose  und  Chloral. 

Ghlorol  ==  kupfersulfathaltige   Sublimat- 
lösung. 

Cbloryl  =  Gemisch  von  Methylchlorid  und 
Aethylchlorid. 

Cinnamol  =  rectificirtes  Zimmtöl. 

Cocainum  pbenyiicum  =  nach  Viau  Ge- 
menge von  Cocalnhydrochlorid  und  Karbol- 
säure; nach  Oefele  Gemisch  von  Cocain 
und  Karbolsäure ;  nach  P(nn80t  Gemenge 
von  Cocain,  Karbolsäure,  Paraffinöl  und 
ErdnusBöl. 

Crelinm  =  Kresolseife. 

Orystaliin  =  Lösung  von  CollodiumwoUe  in 
Methylalkohol. 

Besinfeotin  »  Destiliationsrnckstand  von 
Bohnaphtha  mit  Schwefelsäure  behandelt, 
mit  Natronlauge  versetzt  und  mit  Wasser 
verdfinnt. 

DextroGoeafn  »  Isococaln. 

Dextrosaoebarin  »  Gemenge  von  Glykose 
mit  Saccharin.      (Schluss  in  nächster  Nr.) 


Salol  zum  Ueberziehen 
von  Dünndarmpillen? 

Von  Eugen  Dieterich  in  Helfenberg. 

In  Folge  der  warmen  Empfehlung, 
welche  G.  Oeder^)  dem  schon  früher  von 
Cfppy^)  .und  von -4.  Suchomel'^)  vorge- 
schlagenen Ueberziehen  von  üünndarm- 
pillen  mit  Salol  zu  Theil  werden  lässt, 
haben  wir,  da  die  Angelegenheit  in  der 
nächsten  Auflage  des  -Dze^mcVschen 
Manuals  Erwähnung  finden  musste,  eben- 
falls entsprechende  Versuche  angestellt. 

Die  Brauchbarkeit  des  Salols  zu  be- 
sagtem Zwecke  erschien  sehr  zweifelhaft, 
da  kaum  anzunehmen  war,  dass  ein  ver- 
hältnissmässig  dünner  Ueberzug  aus  einer 
krystallinischen  Substanz  dem  Ein- 
dringen von  Feuchtigkeit  und  damit  der 
Zerstörung  der  Pillen  einen  nennenswer- 
then  bezw.  für  den  beabsichtigten  Zweck 
genügenden  Widerstand  leisten  würde. 

Zehn  nach  der  von  G.  Oedex^)  ange- 
gebenen Methode  stark  mit  Salol  über- 
zogene Pillen  behandelten  wir  auf  die 
nachstehende  Art  und  Weise: 

Wir  brachten  je  eine  vorsichtig  in  ein 
Reagensglas,  setzten  dann  so  viel  mit 
Salzsäure  ganz  schwach  angesäuertes 
Wasser  von  18^  C.  hinzu,  dass  die  PiUe 
eben  bedeckt  war,  und  stellten  in  einem 
17  bis  18^  C.  warmen  Räume  bei  Seite. 
Nach  einer  Stunde  hatte  sich  eine  Pille 
theilweise  gelöst,  vier  Pillen  zeigten  ganz 
deutliche  Risse,  während  die  übrigen  fünf 
noch  unverletzt  zu  sein  schienen.  Nach 
einer  weiteren  Stunde  hatten  die  Salol- 
überzüge  aller  Pillen  mehr  oder  weniger 
grosse  Risse. 

Bei  einem  anderen  Versuche  brachten 
wir  14  Pillen  in  der  oben  angegebenen 
Weise  gleichfalls  mit  ganz  schwach  an- 
gesäuertem Wasser  zusammen  und  stell- 
ten die  Reagensgläser  mit  den  Pillen  dann 
an  einem  36^  C.  warmen  Ort.  In  diesem 
Falle  machte  sich  bei  dreien  schon  nach 
zehn  Minuten  eine  sehr  starke  Einwirk- 
ung geltend,  und  nach  Verlauf  von  einer 
Stunde  zeigten  alle  mehr  oder  weniger 
starke  Risse. 


>)  Ph.  C.  1893,  691. 
»)  Progr. 


möd.  durch  PL  C.  leSI,  694.       , 
»)»Phwm.  PoBt.  1892,  899  durch  Pb.  C.  1892, 
527. 


720 


Darnach  ist  die  von  Oeder  aufge- 
stellte Behauptung:  „Er  (der  Salolüber- 
zug)  ist  ein  sicheres,  impermeables  Trans- 
portmittel ftir  Medicamenle  durch  den 
Magen'',  mindestens  zu  bezweifeln.  Denn 
es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  der  Salol- 
Oberzug  der  Einwirkung  des  in  Beweg- 
ung befindlichen  Speisebreies  von  Körper- 
temperatur erfolgreicher  widersteht,  als 
36^  warmem,  ganz  schwach  angesäuer- 
tem Wasser;  ja  wir  halten  es  sogar  für 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Einwirkung 
unter  den  im  Magen  obwaltenden  Be- 
dingungen eine  viel  energischere  ist. 
Nach  unserer  Ansicht  dürfte  daher 
das  Ueberziehen  von  Pillen  mit  Salol 
ziemlich  zwecklos  sein.  Die  weiteren 
Angaben  Oeder  s,  dass  die  Anfertigung 
des  Ueberzugs  nach  seiner  Methode  sehr 
leicht  und  schnell  auszuführen  sei,  können 
wir  bestätigen. 


Ueber  Tri  -  Natriampyrophosf^hat. 

Yorlftnfige  Mittheilnng  von  Th.  Salzer, 

Die  Angabe  der  Lehrbücher,  dass  die 
Pjrophosphorsäure  nur  zwei  Reihen  Salze 

(M4P2O7  und  MJH8P2O7)  bilde,  ist  nicht 
mehr  zutreffend,  nachdem  es  mir  gelungen, 
ein  Tri-Nalriumpyrophosphat  Nag  H  Pg  O7 
darzustellen. 

Dieses  neue  Salz  beansprucht  ein  be- 
sonderes Interesse,  weil  sich  bei  dessen 
Erhitzung  ein  ähnlicher  Vorgang  wieder- 
holt, wie  bei  der  Bildung  von  Pyrophos- 
phat  durch  Erhitzen  von  Di-Natriumortho- 
phosphat: 

2Na8HP207  — H20  =  Na6P40i3. 

,ONa    NaO 


NaO 
NaO 


>PO.O-PO 


<• 


HO/ 


Dem  Erhitzungsproduct  kommt  also 
zweifellos  die  Constitutionsformel  von 
Fleümann's  Tetraphosphorsaurem  Natron 
zu,  obgleich  es  mit  diesem  nicht  identisch 
zu  sein  scheint 

Die  weitere  Untersuchung  (welche  leider 
durch  Unwohlsein  verzögert  wurde  und 
noch  wird)  muss  nun  zeigen,  ob  diese 
Unterschiede  nur  darin  begründet  sind, 
dass  Fleitmann'a  Salz  nicht  rein  war  oder 


dass  es  überhaupt  auf  die  gegebene  Con- 
'  stitutionsformel  keinen  Anspruch  machen 
'kann;  im  letzteren  Falle  wäre  die  Dar- 
'  stellbarkeit  dieser  hochmolekularen  Säare 
'  des  Phosphors  nicht  unwahrscheinlich. 

Wonns,  im  December  1893. 

Zar  Prafang  des  PernbalMins. 

Wenn  Gehe  4:  Co.  noch  in  ihrem 
letzten  flandelsbericht  erklären  konnien, 
dass  ihnen  in  ihrer  langjährigen  Praxis 
kein  verfälschter  Balsam  vorgekommen 
sei,  welcher  das  richtige  speci fische 
Gewicht  aufgewiesen  habe,  dass  das- 
selbe vielmehr  meist  erheblich  niedriger 
gewesen  sei,  so  trifft  dies  heute  nicht 
mehr  zu.  Ich  habe  kürzlich  drei  ver- 
fälschte Balsame  erhalten  von  1,159,  1,152 
und  1,151  spec.  Gew.  Dieselben  waren 
offenbar  durch  Auflösen  von  Tolubaisam 
oder  Benzoe  oder  beiden  zugleich  in 
Perubalsam  ohne  Zuhilfenahme  eines 
anderen  Lösungsmittels  hergestellt  Der 
Balsam  mit  1,159  spec.  Gew.  war  so  ge- 
sättigt, dass  er,  da  er  bei  Frost  trans- 
portirt  war,  als  ein  Erystallbrei  ankam, 
welcher  ganz  dick  und  mit  rauher  Ober- 
fläche floss.  Haben  die  Fälscher  nun 
gelernt,  auch  schwerere  Balsame  her- 
zustellen, so  kann  es  ihnen  doch  auch 
nicht  schwierig  sein,  dieselben  aal  das 
richtige  specifische  Gewicht  zu  bringen, 
und  damit  verliert  dasselbe  seinen  W^th. 

Wimmel  sprach  sich  kürzlich  ebenfalls 
für  das  richtige  specifische  Gewicht  und 
gegen  die  Kalkprobe  aus^),  weil  man 
sich  nicht  auf  die  Beschaffenheit  des 
Kalkes  verlassen  könne.  Man  kann  sich 
allerdings  leicht  überzeugen,  ob  der  Kalk 
nicht  zu  viel  Kohlensäure  angezogen  hat, 
aber  nicht  so  leicht,  ob  man  mit  pul- 
verigem Calci umoxyd  oder  mit  Hydroxyd 
operirt  und  mit  ersterem  gelingt  die 
Prüfung  nicht.  Auch  scheint  der  graue 
Kalk  w^eniger  geeignet  zu  sein,  als  der 
weisse,  weil  sein  Hydrat  dichter  ist.  Diese 
Unsicherheiten  lassen  sich  aber  leieht 
umgehen,  wenn  man  gelöschten  Kalk, 
welcher,  unter  Wasser  aufbewahrt, 
sehr  lange  haltbar  ist,  verwendet 

Mischt  man  etwa  gleiche  Theiie  steifen 
Kalkbrei   und    mit   sauren  Harzen  ver- 

♦)  Ph.  C.  84,  638. 


721 


i&lschten  Balsam,  «o  wird  die  Masse 
augenblicklich  krümelig  und  verwandelt 
sich  beim  Erwärmen  in  trockene,  zu 
Pulver  zerreibliche  Brocken.  Das  Wasser 
des  Ealkes  ist  nicht  im  Geringsten  hin- 
derlich. 

Ich  halte  die  Ealkprobe  Air  sehr  werth- 
voll,  stimme  aber  iVirntnel  vollkonunen 
bei,  wenn  er  die  Schwefelkohlenstoifprobe 
verwirft. 

EmmericbenhaiD.  Frone  Müsset 


Neaere  ArzneimitteL 

Amido«  und  Acetamido-Aniipyrin.  Die 
Darstelluog  dieser  antipyretisch  wirkenden 
neaen  Körper  ist  den  Farbwerken  Meister, 
Lucius  (t  Brünmg  in  Höchst  a.  M.  patentirt 
worden.  Nitrosoantipyrin  wird  durch  Zink 
und  Essigsäure  reducirt^  das  gebildete  Am ido- 
antipjrin  durch  Ueberführung  in  eine  Benzy* 
lidenverbindung  gereinigt.  Das  Amidoanti 
pyrin  krystallisirt  in  schönen  gelben  Spie« 
sen  (Schm.*P.  1090) ^  das  daraus  herstellbare 
Aceto-Derivat  schmilst  bei  1970. 

Dqodofonn ,  Tel rajodaethylen ,  G  ^  J  4 , 
wird  von  Maquei»ne  dt  Tajne  als  Jodoform- 
ersatx  empfohlen;  es  besitzt  nftchst  dem 
Jodoform  yon  allen  bekannten  jodhaltigen 
Antisepticis  den  höchsten  Gehalt  an  Jod  und 
seiebnet  sich  vor  Jodoform  durch  Oeruch- 
losigkeit  aus. 

Die  Darstellung  des  Dijodoforms  erfolgt 
nacb  Bocquiüon  (Zeitschr.  d.  österr.  Apoth.- 
Ver.  1893,  810)  in  folgender  Weise:  Man 
löst  Dijodaeetylen,  C2  Jj,  in  Schwefelkohlen- 
Stoff,  vermischt  diese  Lösung  mit  einer 
äquivalenten  Menge  Jod  in  demselben  Lös- 
ungsmittel und  verdampft  das  Gemisch  mög- 
liebst bei  Luftabschluss.  Es  hinterbleibt 
Dijodoform  als  in  Wasser  unlöslicher  Rück- 
stand, der  ans  SchwefelkohlenstoflP,  Chloro 
form,  Bensin,  noch  besser  aus  heissem  Toluol 
nmkrystallisirt  werden  kann.  Aus  diesem 
Lösangsmittel  erhält  man  es  in  prismatischen, 
gelbgefärbten  Nadeln  (Schm.-P.  192o). 

Bei  Lichtabschluss  ist  das  Dijodoform 
haltbar,  im  Lichte  bräunt  es  sich  und  nimmt 
alimählich  einen  charakteristischen  Geruch  an. 

Das  Dijodoform  ist  gegen  chemische  Be- 
ageotien  sehr  widerstandsfähig,  selbst  von 
kochender  concentrirter  Salpetersäure  wird 
es  nicht  angegriffen;  alkoholische  Kalilauge 
sersetxt  es  in  der  Wärme  leicht  unter  Bildung 
von  Kaliumjodid.   (Auf  letztgenannte  Weise 


kann  man  den  Jodgehalt  des  Präparates  be* 
stimmen.) 

Hydrargyrnm  ezUnctum.  Unter  diesem 
Namen  bringt  die  chemische  Fabrik  in  Helfen- 
berg  bei  Dresden,  Eugen  Bieterich y  eeit 
Kurzem  eine  auf  maschinellem  Wege  dar- 
gestellte concentrirte  Quecksilberverreibung 
in  den  Handel,  welche  das  Quecksilber  in  so 
feiner  Vertheilung  enthält,  dass  man  selbst 
bei  dreifacher  Vergrösserung  keine  me- 
tallischen Rügelchen  entdecken  kann.  Sie 
zeigt  ferner  die  hervorragende  Eigenschaft, 
dass  sich  das  Quecksilber  nicht,  wie  dies  sonst 
die  concentrirte  Form  mit  sich  zu  bringen 
pflegt,  beim  Verreiben  auf  der  Glasplatte  oder 
auf  der  Uand  ausscheidet,  wovon  wir  uns 
uberiseugt  haben.  Die  Verreibung  ermöglicht 
eine  bequeme  und  rasche  Darstellung  von 
Quecksilbersalbe  und  Pflaster  und  entupricht 
in  Anbetracht  der  Mühseligkeit,  welche  mit 
dem  Verreiben  im  Mörser  verknüpft  ist,  einem 
schon  lange  gefühlten  Bedürfniss.  Da  400  g 
derselben  334  g  Quecksilber  enthalten,  so 
sind  zur  Bereitung  von  Unguentum 
Hydrargyri  cinereum  400,0  conc. 
Quecksilberverreibung  mit.  200,0  Talg  und 
400,0  Schweineschmalz  zu  mischen. 

Zu  Emplastrum  Hydrargyri  werden 
400,0  conc.  Quecksilberverreibung  mit 
100,0  Terpentin,  1000,0  Bleipfluster  und 
166,0  gelbem  Wachs  gemischt. 

Kelen.  Das  von  uns  Ph.  C.  34,  478  er- 
wähnte Chelen  (ss  Chloräthyl)  wird  neuer- 
dings entsprechend  der  Ableitung  (von  Kfikiw 
=B  ich  beruhige)  als  Kelen  bezeichnet.  Das- 
selbe kommt  in  Glasröhrchen  mit  10  oder 
30  g  Inhalt  in  den  Handel;  die  Röhrchen 
sind  entweder  mit  einem  Metallverscbluss 
(Ph.  C.  34,  239)  versehen  oder  vor  der  Lampe 
zugeschmolzen.  Letztere  Köhrchen  werden 
zum  Gebrauch  durch  Abkneifen  des  fein  aus- 
gezogenen Endes  geöffnet  und  durch  lieber- 
ziehen  eines  beigegebenen  Gummiringes, 
dessen  verdickte  Steile  auf  die  Oeffnung  zu 
liegen  kommen  muss,  verschlossen. 

Zu  beziehen  sind  die  Röbrchen  mit  Kelen 
von  Emü  Bardarff  in  Leipzig. 

Loretin,  dieses  als  Ersatz  für  Jodoform 
bestimmte  Jodpräparat,  welches  in  voriger 
Nummer  auf  S.  703  bereits  kurz  erwähnt 
worden  war,  ist  nach  Zeitschr.  d.  österr. 
Apoth.-Ver.  1893,  811  MetaJod-ortho- 
Ozychinolin-ana-Sulfonsäure^  es  ist  im  Aus- 
seben dem  Jodoform  ähnlich,  indem  es  ein 


122 


^rystallioiseheB  inte'DsiT  schwefelgelbes  Pulver 
vorstellt,  welches  jedoch  vollkommen  geruch- 
los ist  UDd  sich  in  Wasser  und  Weingeist 
nur  sehr  wenig  (0,7  Th.  in  iOO  Th.  Wasser) 
löst,  in  Aetfaer  und  Oelen  gar  nicht  löslich 
ist.  Mit  Oelen  und  Collodium  giebt  das 
Loretin  jedoch  sehr  haltbare,  zu  manchen 
therapeutischen  Zwecken  vorzüglich  geeignete 
Emulsionen.  Femer  findet  Loretiu  allein 
oder  mit  Magnesia  usta,  auch  Rhizoma  Iridis 
pulv;  gemischt,  Anwendung  als  Streupulver 
auf  Wundflächen,  zum  Einblasen  in  Wund- 
kanäle, auf  Brandwunden,  Geschwüre  etc. 
Die  oben  erwähnte  Emulsion  mit  Collodium 
ist  ein  vortreffliches  Mittel  bei  Erysipel, 
Ekzem,  Lupus  etc. ;  mit  Watteflocken  zu- 
sammen giebt  es  einen  für  Wunden  aller 
Art  geeigneten  Deck  verband. 

In  Form  von  Stäbchen  wendet  man  das 
Loretin  bei  eiternden  Pistelgängen  an.  Ausser 
dem  freien  Loretin  werden  auch  dessen 
Salze,  namentlich  das  Natrium-  und  Calcium- 
salz  therapeutisch  angewendet.  Das  in  Wasser 
mit  orangerother  Farbe  leicht  lösliche  Loretin- 
Natrium  empfiehlt  sich  in  2  bis  5proc.  Lös- 
ung an  Stelle  von  Karbolwasser. 

Das  in  Wasser  unlösliche,  schön  rothe 
Loretin- Calcium  dient  zur  Dardtellung  von 
Loretingaze,  indem  man  die  Gaze  zunächst 
mitLoretinnatrium  tränkt  und  dann  in  Chlor- 
calcinmlösung  eintaucht,  wobei  sich  das 
Loretincalcium  auf  der  Faser  niederschlägt. 

Das  Loretin  ist  nach  Prüfung  von 
Schineinger  völlig  ungiftig.  Auch  in  der 
Tbierheilprazis  hat  sich  Loretin  gut  bewährt. 

Resol  ist  nach  Hundschau  ein  neues  Des- 
infectionsmittel,  welches  erhalten  wird  durch 
Verseifung  von  1000  Th.  Holztheer  mit  9  Th. 
Aetzkali  unter  Hinzufügung  von  200  Th. 
eines  indifferenten  Körpers  s.  B.  Holzgeist. 

Salumin  ist  ein  neues  Aluminiumsalz 
(Aluminiumsalicylat) ,  welches  die  Firma 
J,  D.  Biedel  in  Berlin  herstellt  und  welches 
bei  Entzändungen  und  Katarrhen  des 
Rachens  und  der  Nase  empfohlen  wird. 

Solfinol  ist  ein  neues  Arzneimittel,  welches 
die  Firma  Merck  in  Darmstadt  herstellt;  über 
dessen  Zusammensetzung,  Darstellung  und 
Anwendungsweise  ist  uns  noch  nichts  be- 
kannt geworden. 

Tannal  ist  Aluminiumtannat,  nach  An- 
gaben der  dasselbe  darstellenden  Firma «/.  2). 
Biedel  in  Berlin  bei  Katarrhen  und  Entaiind- 
ungen  der  Nftse  und  des  Racheos  bewährt. 


Tetraäthylammoniumhydrozyd, 
(C2H5^4NOH,  wird  nach  Rundschau  1893, 
1029,  alsHarnsäure  lösendes  Mittel  empfohlen. 
Es  werden  nach  Petersen  gegen  Gicht  Gaben 
von  0,6  bis  1  ccm  einer  lOproc.  Lösung, 
.3  bis  4  mal  täglich  innerlich  zu  nehmen, 
angewendet;  Einspritzungen  unter  die  Haut 
scheinen  weniger  erfolgreich  zu  sein.  Die 
Lösung  schmeckt  bitter  und  caustisch  und 
reagirt  stark  alkalisch.  Das  Mittel  ist  un- 
giftig, während  die  entsprechende  Methyl- 
Verbindung  giftig  ist. 

TrikresoL  Mit  diesem  Namen  belegt  die 
chemische  Fabrik  auf  Actien  (vorm. 
E,  Schering)  in  Berlin  das  von  Verunreinig- 
ungen befreite  natürliche  Kresolgemisch  ans 
Steinkohlen theeröl.  Die  genannte  Firma  hat 
gefunden,  dass  die  scheinbare  Schwerlöslich- 
keit des  Rohkresols  in  Wasser  nur  durch 
Gegenwart  von  Verunreinigungen  bedingt 
ist,  denn  das  von  denselben  befreite  Trikresol 
ist  in  grösserem  Verhältniss  in  Wasserlöslich, 
als  es  für  chirurgische  Zwecke  nothig  ist,  da 
in  der  chirurgischen  Praxis  0,5  bis  l,Oproc. 
Lösungen  angewendet  werden.  Ans  diesem 
Grunde  bedarf  das  Trikresol  auch  nicht  des 
Zusatzes  eines  Lösungsmittels,  wie  es  in  allen 
KresolprSparaten  des  Handels  vorhanden  ist. 

Nach    Schulze    ist   das    darcbschnittliGhe 
Verhältniss    der   drei   Isomeren   im   Kresol 
folgendes:     m-Kresol  =  40  pCt. 
o-Kresol  =  35    „ 
p-Kresol  =  25    n 

Das  Trikresol,  das  Gemisch  dieser  drei 
isomeren  Kresole,  ist  eine  wasserhelle,  klare 
Flfissigkeit  von  angenehmem  kreosotähn- 
lichem  Gerüche ;  das  specifische  Gewicht  be- 
trägt 1,042  bis  1,049  bei  20^  und  das  Sieden 
erfolgt  zwischen  den  Graden  185  bis  205. 
In  Wasser  löst  sich  Trikresol  su  2,2  bis 
2,55  pCt.  zu  einer  neutral  reagirenden 
Flüssigkeit;  wird  1  ccm  Trikresol  mit  2,-5ccm 
Natronlauge  versetzt  und  50  ccm  Wasser  hin- 
zugefügt, so  erhält  man  eine  klare  wasser- 
helle Flüssigkeit. 

Fränkel  und  Gruber  stellten  fest,  dass 
eine  1  pCt.  wässerige  Lösung  des  Trikresols 
einer  3  pCt.  wässerigen  PbenollösaDg  an 
Desinfectionswerth  gleichkommt. 

Die  wässerigen  Trikresol lösungeil  bleiben 
klar,  sie  greifen  die  Instrumente  nicht  an 
und  machen  die  Hände  des  Operateurs  atcfat 
schlüpfrig  wie  das  Lysol  Und  nicht  tüab  wie 
Phenollösungen. 


tfeaemngeix 
an  Laboratoriomsapparateii. 

Einen  einfachen  EztrActionsappa- 
rat  fSr  analytische  Arbeiten  beiehretbt  W. 
Büttner  in  der  Zaiticbr.  f.  angew.  Chem. 
1893,  634.  Der  in  Fig.  1  abgebildete 
Apparat  zeichnet  tich  dadurch  aaa,  dasi  er 
Dar  einen  KorliTencblusB  hat  nnd  daas 
man  ihn  lelbat  beritellen  kann;  acit  angetahr 
5  Jahren  wird  deitelbe  bei  der  Kgl.  cfae- 
m lachen  Cent ralste II e  für  öffentliche  Gesnnd- 
bcitspflege  in  Dresden  angewendet. 


ton  1,5  bis  'i  mm  licliter  Weite  tfelit, 
welchpB  man  dann  wie  die  Abbildnng  seigt 
zum  Heber  nmbiegt.  Um  den  Heber  leichter 
in  den  Ei  nsalxcy linder  B  einf Ohren  en 
können,  empfiehlt  ei  sich,  enteren  so  au 
biegen,  das«  die  beiden  Schenkel  deiaelbeu 
etwas  ans  Ihrer  Ebene  kommen,  wie  es  Fig.  2 
zeigt.  Ist  das  Heberrohr  enfier  als  1,6  mm 
BO  Hüft  der  Aetber  nicht  im  Strahle,  sondern 
tropft  nur  ab.  Die  xn  eitrafairende  Snbsfanr, 
wird  in  einer  Patrone  auiFiltrirpapierin  den 
C7linder  B  gebracht. 

Die  Pb.  C.  34,  305  erwihnle  Vorrichtung, 


\Fü,.e 


Zur  Herstellung  des  insseren  CyÜnders  A 
engt  man  ein  grösseres  (150  bis  160  mm 
lange«,  30  bis  35  mm  weite«)  nicht  lu  diinn- 
wandigea  Probirglas  ungofdhr  in  der  Mitte 
dnrcb  geringes  AnsEiehen  in  der  Gasflamme 
ein  wenig  ein,  so  das«  der  obere  Theil  etwas 
langer  ansfältt  als  der  untere.  Der  innere 
oder  Einsatseylinder  ß  wird  durch  Ab- 
sprengen des  unteren  Theiles  eines  etwa* 
kleineren  Piobiiglasea  erhallen.  Das  in  B 
eingeblogto  oapillare  Heberröhrchen  C  stellt 
man  dar,  indem manans einem  starkwandigen, 
8  bia  12  mm  weiten  Olasrofare  durch  starkes 
Erhitien  einer  grösseren  FlHcbe  desselben 
und  nu<Aea  Anaatehen  aossarhalb  der 
Flamma   ein    längeres   oapülares    Böhrchen 


welche  gestattet,  die  Löthrohrbeschl&ge 
aaf  Qlasplättchen  zu  erhalten,  so  das« 
man  sie  beqnem  weiter  untersuchen  kann,  ist 
in  Fig.  3  nach  Zeitscbr.  f.  Instrom.- Kunde 
abgebildet. 

Ein  prismatisches  Stück  Holzkohle  K  wird 
in  dem  Halter  zvriBcbeu  die  Backen  MM  and 
die  Schraube  S  festgeklemmt.  Dagegen  wird 
ein  kurzes  Stück  Holzkohle  f  j  mit  dem  Haken 
h  angepresst.  h  wird  durch  die  Feder  f  an- 
gezogen und  durch  Drücken  auf  den  Knopf 
N  gelöst,  fj  hat  eine  schiefe  FISche,  die  man 
durch  Beiben  auf  Schmirgel-  oder  Glaspapier 
anschleift.  In  die  schiefe  Fliehe  macht  man 
eine  kleine  Tertiefiing  v  snm  Einlegen  der 
Probe. 


724 


Auf  £  legt  man  ein  Glaspl&ttchen  0-^  s.  B. 
einen  Objectträger,  ein  grösseres  Deckgläschen 
oder  ein  Glimmerplättchen,  bringt  die  Probe 
in  die  Vertiefung  f;  und  bläst  eioe  Flamme 
darauf.  Es  legen  sich  sublimirte  Theile  als 
Beschlag  auf  das  Qlas.  Alle  Beschläge,  die 
man  sonst  auf  Kohle  macht,  lassen  sich  so 
auf  Glas  herstellen.  (Jm  das  Zerspringen  des 
Glases  zu  yerhüten,  erwärmt  man  es  über  der 
Spiritusflammei  bis  das  sich  aus  der  Flamme 
anlegende  Wasser  wieder  verschwunden  ist. 
Nach  dem  Gebrauch  reinigt  man  das  Kohlen- 
stückchen Kl  durch  Beiben  auf  Schmirgel- 
papier, das  Glas  durch  Abwaschen.  Zum 
Blasen  der  Beschläge  ist  eine  Spirituslampe 
der  Oellampe  häufig  vorzuziehen,  da  sie  nicht 
rnsst. 

Dunkle  Beschläge  heben  sich  auf  weissem 
Hintergrund  eben  so  gut  ab,  wie  helle  auf 
schwarzem.  So  kann  man  durch  Wahl  des 
Hintergrundes  die  Farben  besser  wahrnehmen. 
Der  HauptTorzug  ist  jedoch,  dass  die  Glas- 
beschläge sich  weiter  untersuchen  lassen, 
wofür  Ph.  C.  34,  305  einige  Anhaltspunkte 
und  Beispiele  gegeben  sind. 

Den  Kohlenhalter  liefert  P,  Stoe  in 
Heidelberg. 

£inneue8Wäge8chiffchen(yergl.  Fig.4) 
ist  von  W.  Frausnitß  angegeben  worden ; 
dasselbe  soll  das  Abwägen  von  Substanzen 
in  fester  oder  flüssiger  Form  und  das  Ein- 
füllen derselben  in  Kolben  etc.  erleichtern. 
Durch  den  trichterförmigen  Ansatz  a  des 
Wägeschiffchens  lassen  sich  die  abgewogenen 
Mengen  bequem  und  ohne  Verlust,  eventuell 
unter  Zuhilfenahme  eines  kleinen  Pinsels 
oder  der  Spritzflasohe  in  den  Kolben  etc. 
überführen.  Diese  Wägeschiffchen  werden 
▼on  der  Firma  Ordner  <&  Friedrichs  in 
Stützerbach  (Thür.)  hergestellt. 

Eztractionsapparate  zum 
Ausziehen  Ton  F  1  ü  s  s  i  g  k  e  i  t  e  n. 
In  den  Forsch.  -  Ber.  über  Lebensm.  etc.  giebt 
Bremer  zwei  neue  Construetionen  für  solche 
Apparate  an,  von  denen  Fig.  5  für  Extrac- 
tionsmittel  bestimmt  ist,  welche  specifisch 
leichter  sind  als  das  Lösungsmittel  der 
zu  eztrahirenden  Substanz,  während  Fig.  6 
für  specifisch  schwerere  Eztractionsmittel 
angewendet  wird.  Der  Gebrauch  der  Appa- 
rate ist  ohne  nähere  Beschreibung  aus  den 
Abbildungen  ersichtlich« 

Die  Apparate  sind  yerwendbar  in  der 
Analyse,  auch  für  Milchanaljse,  sowie  ferner 


auch  für  Darstellung  von  Präparaten,  «osu 
dieselben  in  etwas  grösseren  Maasseo,  aus 
Metall  gefertigt,  Anwendung  finden.  Die 
Einschnürung  und  die  sieh  daran  an- 
schliessende Erweiterung  des  Abflussrobres 
bei  Fig.  6  bezwecken  ein  Abhebem  za  ver- 
meiden. 

Die  Apparate  werden  von  Joh.  Greiner 
in  München  fabricirt. 

Neuerdings  wurden  von  W.  Niekh  in 
Berlin  (Vertreter  Otto  Scheibe,  Berlin,  Freien- 
walder  Str.  13)  bis  550 o  brauchbare,  über 
dem  Quecksilber  mit  Kohlensäure  gefüllte 
Stabthermometer  aus  dem  Ph.  C.  34, 
43  erwähnten  Jenaer  Borosilicatglas  59^'^  an- 
gekündigt,  welche  künstlich  alt  gemacht 
sind,  so  dass  eine  grössere  Aenderung  ihrer 
Angaben  nicht  zu  erwarten  ist.  $, 


Controlirung     der    Fehling 'sehen 

Lösung. 

Obwohl  Arth,  Bornträger  selbst  der  nach 
Soxhlet's  Vorschlage  getrennt  aufzubewah- 
renden Fehling' Bchen  Lösung  den  Vorzog 
giebt,  erscheint  doch  seine  Angabe  über 
Controlirung  der  FMing'*8chen  Lösung  mit- 
theilenswerth. 

Um  zu  dem  genannten  Zwecke  eine  genau 
0,5  pCt.  Invertzucker  enthaltende  Lösung  au 
erhalten,  kann  man  19  g  reine  Saccharose*) 
mit  Wasser  und  lOccm  Salzsäure  von  1,188 
spec.  Gew.  oder  20  ccm  Salzsäure  von  1,10 
8pec.  Gew.  zu  100  ccm  lösen.  Nach  248tan- 
digem  Stehen  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur  werden  25  ccm  des  Productes  mit 
etwas  Lackmuatinctur  versetzt,  mit  Alksii- 
lauge  neutralisirt  und  auf  1  Liter  verdünnt 
Diese  Flüssigkeit  enthält  0,5  g  Invertzucker 
in  100  ccm.  «. 

Zeitschr,  f.  angew.  Chem.  1393,  600. 

•)  Nach  HergfM's  Vorschrift  durch  Fttleii 
einer  filtrirten  LOeang  Ton  Hutzucker  mit 
Alkohol  in  der  Kälte,  Waschen  mit  starkem 
Alkohol  und  Trocknen. 


Darstellung  von  Stickoxyd al;  W.  Smith 
und  W.Ehnore:  Chem.-Ztg.  1893, 1678.  D.K.P. 
Nr.  71279.  Trockner  Natron-  oder  Kalisalpeter 
wird  mit  trockenem  schwefelsaurem  Am- 
monium  eemischt  und  erhitzt.  Geffenfiber  dea 
bisher  üblichen  Verfahren,  bei  welchen  Salpeter- 
Raures  Ammon  für  sich  oder  Kalisalpeter  mit 
Chlorammonium  erhitzt  werden,  liefert  das 
vorliegende  ein  reineres  Prodoet»  and  man  Ter- 
meidet  Explosionsgefahr 


725 


Therapeetlsche  mitthellnniren. 


Ipecacnanha  deemetinisata. 

Die  Ipecacnanha  ist  bekanntlich  nicht 
nur  ein  yorzügliches  Brechmittel  und  Ezpec- 
torans ,  »ondern  sie  gilt  auch,  wie  das  schon 
aus  ihrem  Namen  „Rubrvrurzel'*  hervorgeht, 
für  ein  werth  volles  Mittel  gegen  Dysenterie. 
Der  Werth  des  Mittels  wird  nun  allerdings 
dadurch  sehr  eingeschränkt,  dass  es  in  den 
Dosen ,  welche  bei  der  Dysenterie  zur  An- 
wendung gelangen,  brechen  erregend  und 
deprimirend  wirkt. 

Barris  kam  deshalb  1890  auf  die  Idee, 
eine  Ipecacuanha  von  dem  Emetin  zu  be- 
freien, um  ihr  die  brechenerregende  Wirkung 
zu  nehmen,  da  man  von  dem  Emetin  wusste, 
dass  es  an  der  antidysenterischen  Wirkung 
unbetheiligt  sei,  welche  letztere  man  viel- 
mehr auf  die  Ipecacuanhasfture  und  die 
Stärke  zurflckfBhrt.  Die  bisher  mit  solchen 
emetinfreien  Ipecacuanhasorten  erhaltenen 
Resultate  waren  sehr  ungleich  ausgefallen, 
vielleicht  weil  die  Präparate  ungleich  waren. 
Kanthack  nnd  Caddy  haben  deshalb  neuer- 
dings mit  einer  von  j^.  Merck  in  Darmstadt 
hergestellten  emetinfreien  Ipecacuanha 
wieder  Versuche  angestellt,  welche  günstig 
ausgefallen  sind. 

Cromhic  in  Calcutta  schreibt  für  die  Be- 
handlung der  Dysenterie  weder  der  emetin- 
haltigen  noch  der  emetinfreien  Ipecacuanha 
einen  besonderen  Vorzug  vor  Wismut  und 
Dotrer^schem  Pulver  zu.  Er  hebt  jedoch 
hervor,  dass  die  emetinfreie  Ipecacuanha  nur 
in  seltenen  Fällen  Uebelkeit  und  Erbrechen 
erzeugt  und  dass,  wo  letzteres  eintritt,  es 
nicht  so  quälend  ist,  wie  nach  der  emetin- 
haltigen  Wurzel. 

Kanthack  und  Caddy  sahen  in  keinem 
Falle  Uebelkeit,  Erbrechen  oder  Depression. 
Die  Verfasser  kommen  zu  dem  Schluss,  dass 
in  Fällen  von  Dysenterie,  wo  Ipecacuanha 
überhaupt  angezeiii^  ist ,  die  emetinfreie  zur 
Anwendung  gelangen  soll.  Sie  gaben  das 
Mittel  SU  1,25  g,  und  wenn  hiernach  keine 
Beseerung  eintrat,  wurde  die  Gabe  nach  12 
Standen  wiederholt;  in  schweren  Fällen 
wurde  eine  gleiche  Qabe  6  bis  8  stündlich 
verabreicht,  bis  Blut  und  Schleim  aus  den 
Entleerungen  verschwunden  waren. 

Nach  Ansicht  der  Ver&sser  ist  das  anti- 
dysenterisch wirkende  Princip  in  den  durch 
Alkohol  ausziehbaren  Substanzen  ent- 


halten;  es  wäre  also  dasjenige  Präparat, 
welches  möglichst  emetin  frei  ist  und  dabei 
die  grösste  Menge  an  alkohollöslichen 
Eztraativstoffen  besitzt,  als  das  beste  zu 
bezeichnen. 

Vergleichende  Untersuchungen  der  emetin- 
freien Ipecacuanhasorten  des  Handels  haben 
sehr  grosse  Unterschiede  in  dem  Gehalt  an 
Emetin  und  an  alkohollöslichen  Stoffen  er- 
geben. Während  eine  gute  Ipecacuanha 
1,5  bis  2  pCt.  Emetin  enthält,  schwankte  der 
Emetingebalt  der  sogenannten  emetinfreien 
Ipecacuanha  von  Spuren  bis  zu  1,2  pCt.  und 
der  Gebalt  an  alkohollöslichen  Extractiv- 
Stoffen  von  2,5  bis  11,3  pCt. 

Die  itferc&*sche  Ipecacuanha  deemetinisata 
lieferte  neben  Spuren  von  Emetin  10,3  pCt. 
alkoholisches  Extract. 

Die  Darstellung  der  emetinfreien  Ipe- 
cacuanha nach  Bird  haben  wir  Ph.  C.  34, 
512  angegeben.  «  «. 

Theraip.  Manatsh.  1893,  658. 


Chloroform  gegen  Bandwurm. 

Auf  S.  183  d.  Jahrg.  berichteten  wir  über 
die  Anwendung  von  Chloroform  in  Verbind- 
ung mit  Famextract,  Croton-  und  RicinusÖi 
gegen  Bandwurm. 

Graeser  hat  jetzt  (Deutsche  med.  Wochen- 
schrift) mitgetheilt,  dass  in  der  Universitäts- 
klinik zu  Bonn  sich  das  Chloroform  in 
folgender  Mischung  als  Bandwurmmittel 
bewährt  hat: 

Chloroformii      4,0  g 

Olei  Crotonis  gutt.  I. 

Glycerini  30,0  g 

S.  Das  Ganze  auf  einmal  zu  nehmen. 

Neben  diesem  Mittel  ist  eine  ähnliche  Kur, 

wie  bei  anderen  Wurmmitteln  einzuhalten. 

Das  Mittel  versagte  in  38  Fällen  nur  einmal, 

wo  es  sich  um  Taenia  saginata  handelte,  die 

auch    auf  Cortex    Granati    und    Eztractum 

Filicis  nicht  abging.  «• 


Jodjodkaliamtinctur 

nach  A*  Erlentneyer  besteht  aus 
Jodi  puri 

Kalii  jodati  ää  1»0  g 
Aquae  destillatae  2,5  g 
Tincturae  Jodi      15,0  g 

Therap,  BU 


736 


Bllelierselia«« 


Armeiverkehr   fär   Krankenkassen.    Im 

Auftrage  des  Yerbandee  freier  Kranken- 
kassen bearbeitet  von  Dr.  Vranhe.  Ham- 
burg 1893.  CommisBionsrerlag  t.  W. 
Mauke  Söhne, 

Die  Bewegung  fOr  die  Krankenksssen  hat 
eine  Anzahl  Werkchon  zur  sogenannten  Arznei- 
Verbilli^ung  gezeitigt.  Unter  denselben  habe 
ich  bis  jetzt  vergeblich  nach  einem  solchen  ge- 
sacht, das  von  etwfls  grosseren  Qesichtsp unkten 
aasginge.  Alle  diese  Anleitungen  eeben  Be- 
cepte,  wie  man  etwas  an  den  amtlicnen  Taxen 
abschinden  kann  und  sind  etwa  solchen  An- 
leitungen in  Hausfrauenzeitungen  zu  vergleichen, 
in  denen  beschrieben  wird,  wie  man  aus  sUerlei 
Kleinigkeiten  schOn  aussehende  Gerichte  be- 
reiten kann.  Hiervon  macht  auch  das  vor- 
liegende Büchelchen ,  welches  zugleich  der  Be- 
clame  fflr  eine  Drogenhandlung  in  Altona  dient, 
keine  Ausnahme. 

Der  Verfasser  desselben  beschwert  sich  in 
der  Einleitung  tiber  die  verschiedenen  Ansätze 
in  den  verschiedenen  deutschen  Arzneitazen  und 
nennt  diese  ein  verwickeltes  Capitel.  Der  Ge- 
danke ist  ihm  aber  offenbar  nicht  gekommen, 
dass  dia  Arzneitaxon  nach  verschiedenen  Grund- 
sätzen aufgestellt  sind  und  dass  man  diesen 
nachgehen  musF,  wenn  man  die  Taxen  ver- 
stehen will.  Denn  die  eine  Taxe  legt  die 
möglichst  vollständige  Arbeit sentschäd'gung  in 
die  Arbeit  preise ,  während  die  andere  nach 
dem  besonders  frtlher  allgemein  ^Oltigen  Prin- 
cipe folgt  und  (-ie  hauptsächlich  in  die  Gefäss- 
pr^'ise  legt.  Wer  die  Arzneitaxen  verstehen 
will,  d^t  mnss  sich  ferner  darüber  klar  sein, 
da^s  der  Preis  fflr  ein  Recept  nicht  nur 
die  Entschädigung  ffir  die  Mflhe  darstellt» 
welche  der  Apotneker  mit  dem  Anfertigen 
dieses  Beceptes  hatte,  sondern  auch  fflr  die 
Arbeiten,  welche  er  in  der  Schreibstabe,  im 
Laboratorium,  in  den  Yorrathsräumen  und  in 
der  Officin  ausfahren  muss,  um  seine  Me- 
dicamente, auch  die  selten  oder  gar  nicht  ge- 
brauchten, in  gehöriger  Menge  und  Reinheit 
stets  zur  Hand  zu  haben,  Aber  die  Darstellung, 
Prflfung  und  Verwendung  Buch  zu  ffihren  und 
dies  noch  dazu  auf  eine  Art  und  Weise,  dass 
er  bei  einer  Controle  Aber  seine  Thätigkeit 
jederzeit  Auskunft  geben  kann. 

Wenn  man  die  Arzneitaxen  kritisiren  will, 
so  kann  man  denselben  vielleicht  den  Vorwurf 
machen,  da^^s  sie  dem  Zuge  der  Zeit,  der  Alles 
vor  die  Oeffentlichkeit  bringt,  nicht  Rechnung 
tragen,  indem  sie  genau  und  durchsichtig  er- 
kennen lassen,  woffir  ihre  Ansätze  alles  gelten. 
Wenn  man  die  Taxen  ändern  will,  so  erscheint 
vielleicht  der  Gedanke  opportun,  eine  Grundtaxe 
fflr  ein  Recept  einzuführen,  so  dass  es  nicht 
mehr  ganz  billige  Recepte  giebt,  dass  dann 
aber  auf  den  Recepten  mit  theuren  Mitteln  auch 
nicht  mehr  ein  verhältnissmässig  höherer  Ge- 
winn liegt  Die  Kosten  der  Gesammtrcceptnr 
können  fflr  das  Publikum  nicht  billiger  werden, 
wenn- nicht,  beinahe  die  Hälfte  aller  Apotheken 


eingehen  soll,  aber  eine  etwas  gleichmässieere 
Vertheilung  der  Arzneipreise  lässt  sich  doch 
vielleicht  herbeiffihren. 

Bflcher  wie  das  vorliegende  sind  dazu  freilich 
nicht  im  Stande.   ^^,^^^ 

Einfnhrnng  in  die  organitche  Chemie. 
Ein  Repetitorium  von  Dr.  Oscar  Haeidty 
Director  des  polytechnischen  Instituts  zu 
Strassburg  i.  £.  Berlin  1894.  Verlag 
von  8.  Karger.   Preis  2  Mk. 

Wie  der  Verfasser  in  meinen  einleitenden 
Worten  hervorhebt,  soll  der  Zweck  des  vor- 
liegenden kleinen  Werkes  der  sein,  Studirende 
rasch  und  leicht  in  das  Gebiet  der  Chemie 
einzufahren,  sowie  Examenscan  didaten  als 
kurzes  Repetitorium  zu  dienen.  Der  Verfasser 
ist  bemflht  gewesen,  durch  flbersichtliche  Dar- 
stellung der  einzelnen  Gruppen,  sowie  durch 
geschickte  Auswahl  der  die  nothweodiffsten 
Processe  erläuternden  Formeln,  seiner  Anmbe 
gerecht  zu  werden.  Am  auffskUendsten  ist  beim 
Studium  des  Werkchens  die  im  Verhältni^s 
zur  Fettkflrperroihe  äusserst  dflrftige  Behand- 
lung der  aromatischen  Reihe.  Die  letztere 
umt'asst  ungef&hr  15  Seiten  und  dflrfte  kaum 
den  bescheidensten  Anforderungen  genflgen. 
Von  den  Arzneimitteln  erfreut  sich  nur  das 
Antifebrin  einer  besonderen  Beröcksichtigung 
neben  etwa  Benzoesäure,  Salicylsäure ;  selbst 
wichtige  derselben,  die  sich  einen  ständi^n 
Platz  in  dem  Arzneischatz  erworben  haben,  sind 
nicht  einmal  mit  Namen  angefflhrt  worden. 
Wflrde  der  Verfasser  diesen  Theil  seines  Buches 
in  derselben  Weise  bearbeiten,  wie  er  z.  B.  die 
Einleitung  in  die  orflranische  Chemie,  die  all- 
gemeine Gharakterisirung  der  Gruppen  be- 
rflcksichtlgt  hat,  so  könnte  man  sein  Werkchen 
als  brauchbar  den  Fachgenossen  empfehlen. 
Eine  weitere  Auflage  wird  hoffentlich  diesem 
(Jebelstande  abhelfen. 

Seite  60  wird  unter  Brechweinstein  zu  setzen 
sein  anstatt  »durch  das  Antimonoxjrd  SbO  er- 
setzt .  .  ."  „durch  das  Antimonjl  SbO  er- 
setzt .  .  .'',  ferner  werden  kleine  Druckfehler, 
wie  Seite  &0  Anhydrjd  anstatt  Anhydrid  in 
Zukunft  leicht  zu  vermeiden  sein.  & 


Qallerie  hervorragender  Therapentikor 
and  Pharmakog^osten  der  Gegenwart 
Von  B,  lieber^  Apotheker  in  Geof 
IX.  Lieferung. 

Die  vorliegende  Lieferung  enthält  die  Bio- 
graphien und  Bildnisse  von  Johann  EUma  de 
Vrij,  K  W.  van  Gorkam,  Albert  Hilger, 
Iciho  G^are8chi,  C  J.  JJ.  Warden, 


Daj  Salipyrin  „S^ec^r^  in  chemischer  ond 
therapeutischer  Hinsicht.  Vierte  Auflage 
1893. 


'vx  ,  -    -^  /^  ^-^  r  . 


727 


TerseliletfeBe  lIlttlielliiBffeB. 


Eigenthümliche  elektrische 
ErscheinaDg  bei  Darstellung  von 

Salipyrin. 

Von  Herrn  Apotheker  D.  Schrijnen  in 
Venloo  -Erhalten  wir  folgeode  Zuschrift: 

^Ich  stelle  mein  „Salipyrin''  immer  selbst 
dar,  und  wie  man  das  gewöhnlich  zu  thun 
pflegt,  hatte  ich  das  Gemenge  von  Aoli- 
pjrin,  Salicjlsäure  und  Wasser  in  einer 
PorsellanBcbale  auf  dem  Wasserbade  erhitat 
und  das  überflüssige  Wasser  verdunsten 
lassen,  bis  eine  gleichartige  ölige  Masse 
zurückblieb.  Die  Masse  wurde  kalt  und  starr, 
und  als  ich  nun  die  krystallinische  Kruste 
im  Mörser  zerstiess,  sah  ich  ein  schönes  blau- 
weisses  Licht  im  Mörser  herumspringen  und 
hörte  das  eigenthümliche  Knistern  des  elek- 
trischen Funkens.  Ich  ging  ins  Dunkele, 
nahm  ein  neues  Stück ,  und  bereits  bei 
leichterem  Drücken  mit  dem  Pistill  sah  ich 
einen  Funken  von  mehr  als  1  cm  Länge  (das 
Stuck  war  höchstens  1  >/«  cm  dick),  und  als 
ich  werter  drückte,  sprangen  kreuz  und*  quer 
durch  die  zerstossene  Masse  eine  Menge 
elektrische  Funken.  Ich  dachte  an  etwaige 
Influens  von  Monier  oder  Pistill ,  aber  beim 
Drucken  mit  der  Hand  auf  einer  Unterlage 
von  Papier,  Holz  oder  Marmor  erhielt  ich 
immer  dieselben  schönen  Funken,  die  aber 
nur  durch  mechanischen  Dfnck  hervor- 
gebracht worden ,  ohne  Unterschied  ob  die 
Unterlage  leitend  war  oder  nicht. 

Ich  will  hierdurch  diese  Eigenschaft  des 
krystallinischen  Salipjrins  bekannt  machen, 
erstens  wegen  ihrer  Eigenthümlichkeit  und 
auch  weil  sie  vielleicht  als  Diagnosticum 
einigelt  Werth  hat.  Noch  wünsche  ich  zu 
bemerken,  dass  in  einer  anderen  Porzellan- 
schale  auf  dieselbe  Weise  bereitetes  Salipyrin 
die  gleiche  Erscheinung  gab  und  dass  beide 
Sorten  sowohl  nach  wie  vor  der  elektrischen 
Entladung  die  normale  chemische  Beschaffen- 
heit und  Eigenschaften  des  Salipyrins  zeigten 
und  keine  fremden  Beimischungen  ent- 
hielten. " 

Wir  sind  der  Ansicht,  dass  die  vorstehend 
geschilderte  interessante  Erscheinung  durch 
Reiben  der  Krystallflachen  des  Salipyrins  an 
einander  bewirkt  worden  ist,  indem  die  gegen- 
überliegenden Krystallflachen  hierbei  ent- 
gegengesetzt   elektrisch    wurden.     Wir  er- 


innern uns  eines  Vorlesungsrersuehes  von 
Prof.  KumU,  welcher  grosse  Quarakrystalle 
in  einem  isolirten  Schraubstock  presste  und 
dann  in  einem  Gemenge  von  Schwefel  und 
Mennige  wälzte.  An  gegenüberliegenden 
Seiten  des  Quarzkrystalls  haftete  Schwefel 
bez.  Mennige,  wodurch  überzeugend  nach- 
gewiesen war,  dass  die  gepressten  gegenüber- 
liegenden Flächen  des  Krystalls  verschieden 
elektrisch  geworden  waren.  j^^d. 

Olasätzflüssigkeit. 

Die  Deutsch-Amerik.  Apoth.-Ztg. 
giebt  eine  praktische  Vorschrift  zu  einer 
Glasätzflüssigkeit,  welche  den  Vorzug  besitzt, 
dass  man  mit  ihr  die  feinsten  Haarstriche 
auf  Glas  ätzen  kann. 

36  g  Fluomatrium  werden  in  einem  halben 
Liter  destillirtem  Wasser  gelöst  und  nach 
erfolgter  Lösung  7  g  Kaliumsulfat  zugesetzt. 
Andererseits  löse  man  14  g  Chlorzink  eben- 
falls in  einem  halben  Liter  destillirtem  Wasser 
und  giesse  der  Lösung  65  g  concentrirto 
Salzsäure  zu.  Diese  Lösungen  können  in 
gewöhnlichen  Olasflaschen  vorräthig  gehalten 
werden.  Zum  Gebrauche  mischt  man  gleiche 
Volumen  dieser  beiden  FlüsBigkeiten  zu- 
sammen und  setzt  der  Mischung  einige 
Tropfen  chinesischer  Tusche  zu,  um  die 
Schriftzüge  beim  Schreiben. sehen  zu  können. 
Zum  Mischen  der  beiden  Flüssigkeiten  eignet 
sich  am  besten  ein  Würfel  Paraffin ,  in  welchen 
man  eine  passend  grosse  Aushöhlung  mit 
einem  Messer  gemacht  hat. 

Eine  andere  Glasätztinte,  Diamanttinte, 
siehe  Ph.  C.  33,  408.  s. 

Haltbarmachen  von  Holzgefässen. 

Um  Holzgefasse,  welche  zum  Aufbewahren 
von  Flüssigkeiten  dienen,  vor  dem  Eindringen 
der  Flüssigkeit  in  die  Holzporen  und  der  da- 
mit verbundenen  raschen  Zerstörung  des 
Holzes  zu  schützen,  hat  sich  ein  Harzflrniss 
bewährt,  welcher  aus  1  kg  Schellack,  125  g 
Colophonium,  125  g  venetianischem  Terpen- 
tin und  6  Liter  Spiritus  besteht.  Die  Harze 
werden  zusammengeschmolzen  und  die  noch 
flüssige  Schmelze  mit  dem  Spiritus  über- 
gössen. Holzgefasse  für  heisse  Flüssigkeiten 
dürfen  mit  diesem  Firniss  nicht  überstrichen 
werden ,  da  derselbe  bot  70  ^  zu  erweichen 
beginnt.  Bad.  Gewerhe-Ztg. 


728 


Zmn  TJeberziehen  der  Boli 

fiirThierheilsweckewirdio  Chetn.and  Drufrg. 
eine  Lösung  yon  25  Tb.  Zucker,  145  Th. 
Gelatine,  125  Th.  Wasser,  25  Tb.  Mucilago 
Gummi  arabici  und  12  Th.  Gljcerin  em- 
pfohlen. Der  Ueberzug  bildet  eine  harte 
schützende  Decke,  die  sich  im  Magen  sehr 
leicht  auflöst. 


Hafkitt  in  Stangen. 

VeDetianischer  Terpentin  80,0  g 

gelbes  Ceresin  70,0  g 

Ammoniakeummi  50,0  g 

werden  geschmolzen  und  zu  Pflasterst angen 

Pharm.  Ztg, 


▼erarbeitet. 


Ein  Klebstoff 

zum  Befestitren  yon  Kautschuk  auf  Glas 
besteht  nach  Ind.  Bl.  aus  einer  Auflösung 
von  12  Th.  Kautschuk  und  120  Th.  Mastix 
in  500  Tb.  Chloroform.  Die  Lösung  erfolgt 
bei  mehrtfigigem  Stehen  in  gewöhnlicher 
Temperatur.  Der  Kitt  haftet  und  trocknet 
sofort. 


Neueste  dentsohe  Patent- 
anmeldungen. 

Authentisch  zusammeniresteUt  in  dem  Patent- 
horeau  des  Oivilingenieur  Dr.  phil.  H.  Zerener, 
Berlin  N.,  Eichendorffstr.  20,  welcher  sieb  za- 
eleich  bereit  erklärt,  den  Abonnenten  dieser 
Zeitschrift  allp'emein<>!  Anfragen  in  allen  Patent- 
Bachen  kostenfrei  zo  beantworten. 

Patent  -  Anmeldnngeii« 

Kl.  80  M.  e9A4.  DampfdesinfeetioDs- 
a  p  p  a  r  a  t.  (Gustav  Mtusenth.  Leiprig-Rendnits. 

Kl.  80.  K.  10960.  VerfAhren  sar  Her- 
stelluncr  kohlensaurer  Min  eralblder. 
Friedri(h  Kaiser,  gen.  KeUer.  Dresden-Altstadt 

Gebranehsmnater. 

Kl.  80.  Nr.  18R85.  Klopfapparat  zur 
Behandlang  und  Beseitigung  von 
Schnupfen,  bestehend  aus  einem  in  einein 
Hnrteuronii- Hammerstiel  getragenen,  hohlen, 
aussen  wellen  f Arm  iren  HammerkArper  ans 
Weichgummi  mit  einem  Kothschwamm-Gomnii- 
stopfen  und  einem  LuftcanaL  Woldmar 
Schnee.    Moskau. 

Kl.  80.  Nr.  19854.  Tropfenslhler. 
bestehend  aus  einer  HartfFummi-,  Glas-  oder 
Eorkscheibe,  welche  eine  in'Assere  Darchlochnne 
and  kleine  Einkerbungen  hat  und  In  einem 
beliebigen  konis^chen  Flaschenhals  eingesohoben 
werde«  kann.    Otto  Schwärs.    München. 


II  r  I  e  f  w  e  c  h  0  e  I 


Apoth.  C.  in  Fl.  Wenn  anrh  die  meisten 
der  unter  dem  Namen  „Karbolkalk**  im 
Handel  befindlichen  Streupalver  die  erstge- 
nannte Bereichnantr  nicht  verdienen,  ist  ein 
ans  gelA<:rhtem  KslV  mit  10  pCt.  Hobkresol 
hergestelltes  Gemisch  doch  ein  noch  oft  ver- 
langtes und  angewendetes  Desinfections-  und 
Desodorirangsmittel.  Mehr  als  10  pCt.  Roh- 
kresol  lassen  sich  dem  Kalkpulver  nicht  g'at 
beimischen.  Ein  Zusatz  von  rohem  Chlor- 
magnesiam  wird  anch  mitunter  eremacht  and 
zwar  zu  dem  Zwecke,  damit  das  fertige  Streu- 
palver nicht  allzu  staahii;  ist;  das  Gemenge 
nimmt  nach  einiger  Zeit  eine  schOn  rothe 
Fftrban?  an. 

Ein  Karbolkalk- Streupulver,  welches  stark 
nach  Pyridin  rfe<*ht,  ist  von  vornherein  nicht 
sehr  vertrauenerweckend;  auf  die  rothe  Färbung 
kann  man  weniger  Werth  legen,  weil  diese 
ja  künstlich  erzeugt  sein  kann. 

Will  man  ein  stärkeres  Mittel  als  das 
Karbolkalkpalver  haben,  so  emp6ehlt  sich  die 
von  Fodnr  vorgeschlagene  Mischung  von 
irleichen  Theilen  dicker  Kalkmilch  und  Boh- 
kresol;  vergl.  Ph.  C.  8«,  627. 

Dr.  Oe.  in  K.  Wir  dmcken  Ihre  Mit- 
theilung  nachstehend  ab:  .In  dem  Beferat 
fiber  «mit  Salol  Überzogene  Danndarmpillen"  in 
Nr.  48  ist  gesagt  dass  der  Salolüberzug  «im 
Darm  schmelze;"  das  ist^nicht  ganz  zutrmend, 
da  nntQrlich  bei  p hysioTogi sehen *KOrper- 


tempersturen  Salol  auch  im  Dann  nickt 
schmilzt,  sondern  der  Ueberzng  dnick 
Spaltung  de«  Salols  Mch  lAst." 

Die  gewünschten  Nammem  sind  Ihnen  darck 
die  Po»t  übersendet  worden. 

Apoth.  F.  in  8p.  Die  Ph.  C.  84.  5«6  be- 
Rchriebenen  und  aaeb  abgebildeten  Tropf- 
korke  liefert  die  Thermometer-  und  Glas- 
instrnmentenfabrik  von  R.  A.  ChroeM  in 
Ilmenau  (Thüringen)  zu  5  bis  6  Pfennig  dai 
Stück. 

Apoth.  F.  8.  in  R,  Der  FoIAtaami'scbe 
Liquor  antisepticus  ist  eine  Lüsung  von 
1  g  Thymol  in  10  g  Alkohol ,  welcher  20  % 
Glycerin    und  10^  g  Wasser  sugesetrt  worden. 

Apoih.  B.  in  ۥ  Als  Handwaagen  in  den 
Gift  schrank  sollten  nur  Waagen  von  höch- 
stens 1  g  Trasrkraft  benutrt  werden,  niemals 
solche  von  höherer  und  gar  von  5  g  Tragkraft. 
Eine  Waaee  von  1  er  hat  4  Milligramm,  eine 
solche  von  5  g  hat  20  Milligiamm  Fehlergreni« 
bei  maximaler  Belastung.  Danach  werden  die- 
selben geaicht.  Schon  4  Milligramm  Abweichnnr 
vom  Sollgewicht  bilden  aber  einen  erhebliehen 
Procentsatz,  wenn  einige  Centigramm  eines 
AlkaloTdes  oder  dergl.  abgewogen  werden.  Als 
Schalen  fQr  solche  Waagen  eignen  sieb  Hom- 
schalen  im  Allgemeinen  weit  besser  als  die  so 
viel  verbreiteten  Porzellanschalen,  denn  diese 
letzteren  bekommen  sehr  schnell  feine  Bi^e  and 
sind  dann  kaum  noch  ordentlich  zu  reinigen. 


Terleger  und  Tenuitwortliohtr  BadMtoor  Dr.  E«  ttetsslsr  in  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Dr.  Hermann  Hager 


Herausgegeben  yon 
and 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Erecheint  jeden  Donnerstag.  —  Beingspreis  darch  die  Post  oder  den  Bnchliandel 

Vierteljährlich  2^  Mark.     Bei  Znsendnng  nnter  Streifband  8  Mark.    Einzelne  Nummern 

SO  Pf.    Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  ^Osseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expeditions  Dresden,  Rietschelstrasse  8,  I. 

Bedactlon:  Prof.  Dr.  E.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaeteur:  Dr.  A.  Sehneider-Dresden. 

M  51.    Dresden, den 21. December  1893.  \{^,M,^, 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Gfeento  «Bd  Pa*rniMle:  Prtifang  des  Natriam  pbotphorloam  aaf  kohleotanres  Natron. —  Handelanamen 
der  in  der  Pharmaeie  und  den  teohnitoben  Oewerben  angewendeten  eherattcben  Körper  eto.  —  Hinweis.  —  Ueber 
die  Cholera.  —  Ueber  Peptintafl.  —  Pharmaeentlaohe  GeaelltebafL  —  Di«  Anwendung  de«  Schwefelkohlenttoff« 
in  der  AnalvM.  —  Kalkbrei  Eur  Ptfiftanc  dea  Perabalaamt.  —  Alnminiomfeldflasch«».  -  HinweUe.  —  ThersMmtt« 
«ehe  MlUhellvBireBt  Bitmatnm  pyrogailloam.  —  Gegen  hartnackigen  Sehlacken.  —  Bfl6henehsm.  —  T6r<iehieileB€ 
MtltheilBBgeat  Die  Bensinbrände  in  den  oberalschen  Wftseberelen.  ~  Ueber  Milllverbrennung.  —  Fentterpats- 
pasta.  —  Fl  legen  papier.  —  Briefvreehfel.  —  Beatellangs-Brnenernng.  —  ABielgmi» 


Chemie  nnd  Pharnacle. 


Prüfung  des  Natrium  phosphori- 
cum auf  kohlensaures  Natron. 

Die  Prüfung  des  Natriumphosphats 
nach  dem  Arzneibuch  lässt  nur  grössere 
Mengen  von  Garbonat  erkennen.  Einer 
unserer  Herren  Mitarbeiter  glaubte  eine 
schärfere  Prüfungsmethode  darauf  basiren 
zu  können,  dass  carbonathaltiges  Natrium- 
phosphat mit  Chlorammonium  und  Mag- 
nesiumsulfat einen  Niederschlag  von 
Ammonium  -  Magnesiumphosphat  geben 
werde.  Wir  prüften  nach  seinen  An- 
gaben, fanden  aber,  dass  auch  reines  von 
Garbonat  freies  Natriumphosphat  ^nit 
absolut  neutralem  Ghlorammonium  und 
Magnesiumsulfat  einen  Niederschlag  von 
Ammonium  -  Magnesiumphosphat  giebt. 
Wir  stelhen  uns  das  reine  Natriumphos- 
phat dar  durch  Kochen  von  Natrium- 
bicarbonatlösung  mit  überschüssiger 
Phosphorsäure  bis  zum  vollständigen 
Austreiben  der  Kohlensäure  und  Weg- 
schaffen der  überschüssigen  Phosphor- 
säure, indem  wir  diese  Lösung  mit  aus- 
gewaschenem Galciumcarbonat  so  lauge 
erhitzten,  bis  sie  auf  Lackmus  schwach 
alkalisch  reagirte.    Mit  solcher  Lösung 


erhält  mau  also  auf  die  oben  angegebene 
Weise  Ammonium  -  MagnesiumphosphaL 
Der  Proeess  ist  wahrscheinlich  folgender: 

NasHP04  +  NH4Gl  +  MgS04  = 

MgNH4P04  +  NaHS04  +  NaCl, 

denn  während  die  Lösung  des  Natrium- 
phosphats alkalisch  und  die  Lösungen 
von  Ghlorammonium  und  Magnesium- 
sulfat neutral  reagiren,  reagirt  die  über 
den  abgeschiedenen  Krystallen  von  Am- 
monium -  Magnesium  phosphat  stehende 
Flüssigkeit  sauer.  Es  ist  übrigens  merk- 
würdig, dass  hierüber  gar  nichts  in  der 
Literatur  zu  finden  ist,  auch  nicht  In 
Lehrbüchern  der  anorganischen  Ghemie. 
Es  giebt  aber  eine  andere,  sehr  nahe 
liegende,  Beaction,  um  nachzuweisen, 
ob  Natriumphosphat  Spuren  von  Garbonat 
enthält.  Beines  Natriumphosphat,  wie 
oben  dargestellt,  lässt  nämlich  Phenol- 
phtaleinlösung  ungefärbt,  während  solches, 
welches  auch  nur  VioPC't.  Garbonat  ent- 
hält, Phenolphtalem  roth  färbt.  Die  im 
Handel  befindlichen  Sorten  von  Natrium- 
phosphat, welche  hier  zu  erlangen  waren, 
färbten  Phenolphtaleln  sämmtlich. 

ßciukr. 


730 


Handeltnamen  der 
in  der  Fharmacie  nnd  den  tech- 
nischen Oewerben  angewendeten 
chemischen  Körper  etc. 

(Scbluss  aus  voriger  Nummer.) 

Diabetin  =  Lävnlose. 

Dijodoform  =:  Tetrajodaethylen. 

Dinretin-Benzoat  =  Theobrominnatrimn- 
NatriambeDzoat. 

Emol  »  Speckstein. 

Ergotinnm  gaUicum  ==  Gemenge  von  Ex- 
tractam  Seealis  cornnti  nnd  Gallnssänre. 

Enlyptol  s  Gemenge  von  Salicjlsänre,  Kar* 
bolsänre  und  Eucalyptusöl. 

Ferratin  »  Eisenpräparat  aus  Scbweineleber 
hergestellt. 

Formalin  =  40  proc.  wässerige  Formaldehyd- 
lösung. 

Formalith  =  mit  Formalin  getränkte  Kiesel- 
guhrstücken. 

Gallal  =  gallussaures  Aluminium. 

Gallanol  —  Gallussäureanilid. 

Gallobromol  =  Dibromgallussäure. 

Glycin  =  photograpbischer  Entwickler;  Zu- 
sammensetzung unbekannt. 

Haemostaticum  =  sodahaltiger  Auszug  aus 
Kalbsthymusdruse ,  mit  Chlorcalcium  und 
Natronlauge  versetzt. 

Headine  »=  Gemenge  von  Acetanilid  und 
Natriumbicarbonat. 

Jatrol  ^  Oxyjodoätbylanilid  (?). 

Jodocoffein  =  Gemenge  von  Coffein  mit 
Natriumjodid. 

Jodolin  =  Ohinolincblormethylat- Chlor- 
jod (?). 

Jodothein  =  Gemenge  von  Coffein  und  Na- 
triumjodid. 

Jodotheobromin  =  Gemenge  von  Theobro- 
min  mit  Natriumjodid. 

Jonon  =  Biechstoff  aus  Iriswurzel. 

Ikal  =  Kresolpräparat. 

Kardin  (auch  Cardin)  =  Auszug  aus  Herz- 
fleisch  der  Rinder. 

Katharin  =  Tetrachlorkohlenstoff. 

Kelen  (auch  Chelen)  =  Aethylchlorid. 

Kreosotal  =  Ereosotcarbonat. 

Kresol,  60  pCt.  wasserlöslich  =  Kresol- 
seife. 

Kresolsaponat  =  Eresolseife. 

Läctophenin  ^  Phenacetin,  in  dem  die  Ace- 
tylgruppe  durch  den  Milchsäurerest  er- 
setzt ist. 

Lanäui  ='  gereinigtes  Wollfett  (Adeps  Lanae). 


Lithiumdiuretin  »  Theobrominlifhimn« 
Lithiumsalicylat. 

Lithiumdiuretin  -  Benzoat  «=  Theobromin* 
lithium  -  Lithiumbenzoat. 

Loretin  »  Jodoxychinolinsulfosäure. 

Malakin  »  Salicylaldehyd  -  Paraphenetidln. 

Methyltae  =  Gemisch  von  Chloroform  (4Vo1.) 
und  Methylalkohol  (1  Vol.). 

Migranin  =  Gemenge  von  Antipyrin,  CoffelD 
und  Citronensäure. 

Vasrol  s=  coffelnsulfosaures  Natrium.  (Anm. 
Dieser  aufgetauchte  Name  ist  gar  nicbt 
in  Verwendung  gekommen.) 

Vatrium  chloro  -  borosum  =  mit  Chlor  be* 
handelter  verwitterter  Borax. 

Oleognajacol  b  Gelsäure-Gnajacolester. 

OleokreoBot  ■■  Oelsäure-Ereosotester. 

Phednretin  =  Phenolderivat;  Zusammen« 
Setzung  unbekannt 

PhenoBalyl  =  Gemenge  von  Earbolsänre, 
Salicylsäure,  Benzoesäure  und  Milchsäore. 
(Anm.  Früher  enthielt  das  Phenosalyl  an 
Stelle  von  Benzoesäure :  Menthol.) 

Pizol  s  Gemenge  von  Kalilauge,  Holztlieer 
und  Seife. 

Reducin  =  photographischer  Entwickler; 
Zusammensetzung  unbekannt. 

Resol  =3  Uolztheer  unter  Zusatz  von  Holz- 
geist mit  Aetzkali  verseift. 

Resorbin  =  aus  Mandelöl,  Wachs,  Leim,  Seife 
und  Wasser  bestehende  Salbengrundlage. 

Resorcylalgin  =  Condensationsprodoct  von 
Resorcin  mit  Antipyrin. 

Resinol  »Harzöl. 

Rhodallin  =  Thiosinamin. 

Rizolin  s=  Gemisch  von  Petroleum  und 
leichtem  Kampheröl. 

Rosinol  BT  Harzöl. 

Salacetol  =  Condensationsproduct  ans  Ace- 
ton und  Salicylsäure. 

SalocoU  =»  salicylsaures  Phenocoll. 

Salumin  =  salicylsaures  Aluminium. 

Banatol  ==  rohe  Eresolschwefelsäure. 

Sanguinal  =^  Blutpräparat;  Darstellung  un- 
bekannt. 

Sedatin   »   Para-Valerylamidophenetol. 
(Anm.   Sedatin  war  früher  auch  als  Syno- 
nym für  Antipyrin  aufgetaucht) 

Solfinol;  Zusammensetzung  noch  nicht  be- 
kannt. 

Somatoae  =  Albumosepräparat. 

Steresol  =  Lösung  von  Gummilack,  Benzoe, 
Tolnbalsam,  Karbolsäure,  Zimmtöl  und 
Saccharin  in  Alkohol. 


731 


Sterilitator  s  aromatischer  Essig  mit  freier 
Salzsäure,  Weinsäure,  Citronensänre  nod 
Saccharin. 

Sncrol  (auch  Dnlcin)  «  Para  •  Phenetol- 
carbamid. 

Solfonsalbe  »  Gemenge  von  Schweinefett 
nnd  concentrirter  Schwefelsäure. 

Symphorol  »  Salze  der  Coffelnsnlfosänre ; 
L  ==  Lithium-,  N  =  Natrium-,  S  =  Stron- 
tiumsalz. 

Tannal  =  gerbsanres  Aluminium. 

Thioform  =  dithiosalicylsaures  Wismut. 

Thiosapol  =  Seife  mit  chemisch  gebunde- 
nem Schwefel. 

Thiuret  =>  Oxydationsproduct  des  Phenyl- 
dithiobiurets. 

Tolylantipyrin  (Tolypyrin)  =»  Para-Tolyl- 
dimethylpyrazolon. 

Tolylhypnal  =  Chloralhydrat- Tolylanti- 
pyrin. 

Trikresol  =  gereinigtes  natürliches  Gemisch 
der  drei  Kresole  des  Steinkohlentheers. 

ülyptol   a   verwälschte  Schreibweise  für 
Eulyptol  (s.  d.). 

TTrethylan  =  Methyl -Urethan. 

üricedin  =  Gemenge  von  Natriumsulfat, 
-Chlorid,  -citrat  und  Lithiumeitrat  (in  Form 
eines  granulirten  Salzes). 

üropherin  «=  Theobrominlithium- Lithium* 
salicylat. 

Valsin  =»  yerwälschte  Bezeichnung  für  Dul- 
cin  (s.  Sucrol). 

Vasogen  (Taselinum  oxygenatum)  =  mit 
Wasser  emulgirendes  Mineralöl ,  welchem 
Solfoleate  zugesetzt  sind. 

Vasogenin  »  Salbe  mit  Yasogen. 

Vitalin  =  Lösung  von  Borax  in  Glycerin. 

Nachtrag. 

Antirhenmaticuin  s  Gemenge  von  Natrium- 

salicylat  und  Methylenblau. 
Seqnardin  =  sterilis.  Hodenauszug.      $. 

Darstelliinf  von  Phosphor;  Ä,  Bossel  (D. 
R.  P.),  Zeitschr.  f.  angew.  Chem.  1893, 612:  Meta- 
phoBphorsftare  oder  Metaphosphate  werden  mit 
Aluminium  oder  Zinkstaub  auf  schwache  Both- 
glath  erhitzt;  hierbei  wird  die  Phosphorverbind- 
img reducirt  and  der  Phosphor  destillirt  Aber. 
Die  Reaction  kann  in  einem  Reagensglas  anter 
firwftnnang  über  einer  Spiritaslampe  oder  einem 
BiifueM'schen  Brenner  ausgefQhrt werden.  Bringt 
man  in  geschmolzenes  Natriammetaphosphat 
oder  geschmolzene  Metaphosphorsäare  Alami- 
niam,  so  löst  sich  das  MetaÜ  sofort  auf,  and 
es  entweichen  Phosphordflmpfe. 


üeber  die  Cholera. 

Seit  dem  letzten  zusammenfassenden 
Berichte  (Ph.  0. 84,  455  bis  464)  floss  der 
Strom  der  Veröfifentlichungen  über  Cholera 
in  unverminderter  Stärke,  auch  dürfte  in 
nächster  Zeit  kaum  eine  Abnahme  zu 
erwarten  sein.  Da  aber  die  dermalige 
Seuche  in  Deutschland  mit  der  Neige  des 
Jahres  ihrem  Ende  entgegenzugehen 
scheint,  so  verlohnt  sich  ein  Bückblick 
auf  das  inzwischen  über  Cholera  Ver- 
öfifentlichte. 

In  geschichtlicher  Hinsicht  liegen 
keine  belangreichen  Mittheilungen  vor. 
Ein  Leser  der  ,,NationaIzeitung''  entdeckte 
in  einem  Berliner  Antiquariat  ein  Exem- 
plar der  „Berliner  Cholera-Zeitung", 
welche  der  bekannte  J,  L.  Casper  im 
Herbste  1831  herausgab.  Von  einem 
Zeitungsleser  als  solchem  verlangt  man 
billigerweise  keine  übernatürliche  Gelehr- 
samkeit. Es  fällt  aber  auf,  dass  die 
Nationalzeitung  den  Fund  als  „journali- 
stisches Unieum''  gelten  lässt  und  einer 
Beschreibung,  etwa  wie  einen  Papyrus 
mit  Stellen  eines  verlorenen  alten  Klas- 
sikers, würdigt.  Noch  sonderbarer  aber 
drucken  medicinische  Fachblätter  diese 
selbst  für  eine  Zeit  des  Darniederliegens 
medicinalgeschichtlieher  Studien  beacht- 
liche Unkunde  ohne  Einspruch  nach.  Es 
sei  deshalb  bemerkt,  dass  jede  grössere 
Fachbibliothek  periodische  Cholera- 
schriften aus  vergangenen  Jahrzehnten, 
insbesondere  aus  den  Jahren  um  1833, 
besitzt.  Damals  waren  Cholera-Zeit- 
ungen so  beliebt,  dass  von  einer  der- 
selben, welche  1831  zu  Königsberg  in 
Ostpreussen  bei  Conrad  Paschke  erschien, 
im  nächsten  Jahre  eine  144  Quartseiten 
starke  „zweite,  vermehrte  Auflage"  ge- 
druckt wurde.  Die  von  Zitterland  in 
Aachen  herausgegebene  erlebte  zwei  Quar- 
tale (Nr.  1  bis  52,  418  Quartseiten).  Die 
Schlesische  Cholera-Zeitung  (Breslau,  Nr.  1 
bis  12,  vom  8.  October  1831  bis  18.  Februar 
1832)  trägt  den  Vermerk  „Desinficirt", 
was  der  oben  erwähnte  Leser  auch  von 
der  Ca^pcr'schen  hervorhebt.  —  In  Ber- 
lin selbst  gab  Albert  Sachs  vom  14.  Sep- 
tember bis  31.  Deeember  1831  nicht  weni- 
ger als  92  Nummern  des  „Tagebuch  über 
dns  Vorhalten  der  bösartigen  Cholera  in 


n 


732 


Berlin''  heraus.  Den  grössten  Umfang,  1 
nämlich  fünf  Bände,  erreichte  die  von 
J.  Badius  in  Leipzig  seit  26.  Augast  1831 
bis  28.  November  1832  geleitete  „All- 
gemeine Cholera  -  Zeitung".  —  Eaura- 
mangel  hindert  hier  die  Aufzählung  der 
unter  ähnlichen  Titeln  sonst  in  Deutsch- 
land und  der  als  „Cholera  Qazette'', 
„Journal  special  du  cholöra  -  morbus", 
„Geneeskandige  Courant**  u.  s.  w.  im  Aus- 
lande erschienenen  Periodica  cholerica. 
Den  Schluss  dürften  (abgesehen  von  rus- 
sischen Veröflfentlichungen)  bisher  die  1872 
abgeschlossenen  „Verslagen  van  de  Ver- 
eeniging  ....  opgericht  te  Utrecht  ge- 
durende  de  Cholera -Epidemie  in  1866" 
gebildet  haben. 

Betreffs  der  Aetiologie  der  Cholera 
ist  zunächst  der  bereits  kurz  erwähnten 
Wienerversuche  (Ph.  C.  34, 456),  Stricker'^ 
und  Drasche'%  zu  gedenken.  Es  wurden 
dort  Beinculturen  von  Cholerabacillen  in 
grösserer  Menge  von  sechs  Personen  ver- 
zehrt. Davon  blieben  Dr.  P.  Hasterlik  und 
der  Institutsdiener  F,  AUenburger  gesund, 
der  Assistent  Stricker' s,  Dr.  Stockmayer, 
erkrankte  an  Kopfschmerzen,  Schlaflosig- 
keit und  leichtem  Fieber,  die  Candidaten 
der  Medicin  R.  Schute  und  B.  Oraf  be- 
kamen Durchfälle.  Nur  der  etwas  schwäch- 
liche B.  Böse  wurde  von  Uebelkeit  und 
Erbrechen  befallen,  doch  fehlten  auch 
hier  eigentliche  Choleraerscheinungen.  — 
Stricker  selbst  lässt  nach  seiner  Mittheil- 
ung an  Wiener  Tageblätter  die  Möglich- 
keit offen,  dass  erst  durch  die  Züchtung 
im  Laboratorium  die  Eigenschaft  der 
Bacillen,  bei  Menschen  Cnolera  zu  er- 
zeugen, verloren  gehe. 

EL  Metschnikoff  (Annales  de  Flnstitut 
Pasteur,  7.  Bd,  Nr.  7)  und  der  Laborato- 
riumsgehilfe Latapie  nahmen  je  zweimal 
schwache  Beinculturen  von  Hamburger 
Cholera.  Als  am  siebenten  Tage  nach 
der  zweiten  Infection  sich  gastrische 
Beschwerden  einstellten,  nahmen  beide 
nach  neuer  Alkalinisirung  ihres  Magens 
den  dritten  Theil  einer  nur  17  Stunden 
alten  Agarcultur  von  Hamburger  Cholera 
ein.  Die  Beschwerden  verschwanden 
„brusquement**,  es  trat  Verstopfung  ein; 
nur  Latapie  befiel  am  neunten  Tage  nach 
der  dritten  Infection  ein  leichter  Durch- 


fall.   Bei  diesen  sechs  Infectionen  wurden 
keine  Bacillen  in  den  Entleerungen  ge- 
funden.    Dagegen  zeigten  sie   sich  bei 
einer   dritten  Versuchsperson,    die  sich 
vorher   mit  Vibrio  Metschnikovi  infieirt 
hatte,  reichlich  in  den  16  Stunden  nach 
der  Einnahme  beginnenden  und  mehrere 
Tage  anhaltenden  Stühlen.  —  Der  Ent- 
decker  eines  neuen  Choleramittels,  des 
„Vitalin",    einer   Lösung   von  Boi'ax  in 
Glycerin,  verzehrte  im  Institut  Pasteur's 
eine  fQr  Thiere  höchst  virulente  Cholera- 
cnltur.    Am  Tage  nachher  fahlte  er  sich 
unwohl   und   nahm   300  Tropfen   seines 
Mittels.    Es  zeigten  sich  nun  keine  wei- 
teren Erscheinungen,  auch  keine  Eomma- 
bacillen  im  Kothe. 

Es  sind  im  Ganzen,  abgesehen  von  dem 
weiter  unten  zu  erwähnenden  Berichle 
Satptschenko's  und  Zabolotnfa,  an  mehr 
als  13  Personen  Versuche,  durch  absicht- 
liches Verzehren  von  Eommabacillen 
Cholera  zu  erzeugen,  mit  negativem  Er- 
folge angestellt  worden.  Diesen  können 
nur  wenige  Fälle  mit  positivem  Ergeb- 
nisse, darunter  aber  keiner  mit  tödtlichem 
Ausgange,  entgegengestellt  werden.  Sie 
finden  sich  a.  a.  0.  von  Metschnikoff  be- 
schrieben. Ein  19jähriger  gesunder  Mann 
erkrankte  an  Kolik  im  Pas^eur'schen  In- 
stitut neun  Stunden  nach  dem  Einnehmen 
eines  Drittels  einer  Agarcultur  wenig 
virulenter  Art.  Temperaturerniedrigung, 
Durchfall,  Erbrechen,  Wadenkrampf  und 
Anurie  wurden  beobachtet.  Die  Stuhl- 
entleerungen waren  fast  Beinculturen  von 
Cholerabacillen.  Am  12.  Ta^e  wurde 
der  Roth  wieder  normal,  doch  enthielt 
derselbe  noch  bis  zum  17.  Tage  nach  der 
Infection  Bacillen.  —  Ferner  erkrankten 
nach  Infection  mit  stark  virulenten  Cd- 
turen  aus  Courbevoie  drei  Personen,  da- 
von aber  die  eine  nur  leicht;  alle  drei 
hatten  sich  vorher  der  Haffkine'seheii 
Schutzimpfung  durch  subcutane  Injection 
abgeschwächter  Culturen  unterworfen. 

2ur  Aufklärung  der  Entstehung  von 
Nachepidemien  stellte  nach  einer  viel- 
fach in  die  Tagespresse  übergegangenen 
Mittheilung  der  „Berliner  klin.  Wochen- 
schrift" (80,  916)  J.  Uffelmann  Versuche 
an.  Er  bestätigte,  dass  in  Schmutzwasser, 
Fäkalien  und  feuchtem  Boden  Cholera- 
bacillen   auch    während    der   kQbleren 


733 


Jahreszeit  ziemlich  lange  (einige  Wochen) 
aushalten  können. 

Die  Hamburger  Epidemie  bietet  den 
englischen  Faehblättern  zu  ätiologischen 
Erörterungen  andauernd  Stoff,  insbeson- 
dere ein  Bericht  von  O'SuUivan  über 
seine  in  Hamburg  gemachten  Beobacht- 
ungen. C.  Egerton  Fite  -  Gerald  ent- 
wickelte in  „The  Lancet"  vom  11.  Februar 
1893  eine  neue  Theorie,  wonach  die 
Cholera-Ursache  ein  löslicher,  unent- 
deckter  Keim  sein  soll,  der  unter  Anderem 
auch  durch  die  Atmosphäre  tibertragen 
wird.  Merkwürdigerweise  ging  dieses  Ge- 
wäsch nachträglich  in  deutsche  Fach- 
blätter (so  z.  B.  in  die  „Deutsche  Medi- 
zinal-Zeitung"  vom  6.  November,  S.  1006) 
über. 

Der  Krankheitsverlanf  und  die  Patho- 
logie waren  Gegenstand  vieler  Berichte. 
Die  Frage  des  Zusammenhanges  der 
epidemischen  Erkrankung  mit  der  Cho- 
lera nostras  förderten  die  Beobacht- 
ungen der  bei  letzterer  beobachteten 
Mikroorganismen.  Von  diesen  wurde  das 
Bacterium  coli  commune  in  einer  aus- 
führlichen Monographie  von  Fritz  Ktess- 
ling  in  der  „Hygienischen  Rundschau" 
(III,  724.  765  flg.)  behandelt.  Dasselbe 
wurde  als  Bacillus  Neapolilanus  1885  von 
J?.  Emmerich  entdeckt;  es  bildete  alsbald 
den  Gegenstand  eines  lebhaften  Streites 
zwischen  dem  Entdecker  nebst  H.  Buchner 
einerseits  und  R.  Koch,  C,  Flügge,  van 
Ermengem,  Ceci,  von  Schien  anderer- 
seits. Kurz  darauf  wies  Th.  Escherich 
nach,  dass  es  im  Dickdarme  des  Milch- 
kindes beständig  vorkommt  und  demnach 
mit  der  asiatischen  Cholera  Nichts  ge- 
mein hat.  Es  wird  bei  Thieren,  die  an 
cbolerinen  Erscheinungen  erkranken,  ge- 
funden; eingeimpft  bringt  es  aber  ver- 
schiedene Wirkungen  (Abscesse,  Glieder- 
lähmungen u.  s.  w.)  je  nach  den  Umstän- 
den (der  Thierspecies,  der  Einspritzungs- 
stelle etc.)  hervor.  Es  erzeugt  Toxine: 
S.  Buchner  beobachtete  bei  Thieren  bac- 
terienfreie  Ansammlungen  von  Leuco- 
cythen  an  der  Stelle,  wo  einige  Tage 
vorher  frische,  durch  Erhitzen  getödtete 
Beinculturen  unter  die  Haut  gespritzt 
worden  waren.  Ueber  seine  Bedeutung 
als  Krankheitserreger  gingen  die  Ansichten 


auseinander,  den  Meisten  gilt  es  für 
harmlos,  nach  Anderen  sollte  es  an- 
steckende Darmentzündung,  selbst  Buhr 
oder  Unterleibstyphus  erzeugen.  Der  ge- 
fährliche Sommerdurchfall  der  Säuglinge 
wird  ihm  speciell  zugeschrieben.  Einige 
fanden  es  bei  der  Entzündung  von  Bauch- 
fell, Hirnhaut,  Herzbeutel,  Gallenwegen, 
Nieren ,  Harnblase ,  Luftröhrenzweigen, 
Gebärmutter,  Schilddrüse  u.  s.  w.  Ganz 
gewöhnlich  lebt  es  im  Darme  gesunder 
Menschen  und  einiger  Hausthiere.  Er- 
schwerend für  die  Beurtheilung  seiner 
Wirkung  ist  seine  grosse  Aehnlichkeit 
mit  dem  Typhusbacillus,  so  dass  es 
Manche  für  eine  Abart  desselben  ansehen. 
Da  es  im  Leitungs-  und  Brunnenwasser, 
in  Flüssen,  Seen,  im  Milchschmutz,  in 
gesundem  Fleische  u.  s.  w.  angetroffen 
wird,  so  mag  es  zu  manchen  Irrthümern 
in  Bezug  auf  die  Ursache  von  Typhus- 
fällen  Anlass  gegeben  haben.  —  Auch  ist 
ihm  eine  Anzahl  anderer  Spaltpilze  ähn- 
lich. —  Aus  der  Kiessling^scheri  Abhand- 
lung lässt  sich  ersehen,  welche  Schwierig- 
keiten die  Fülle  der  Thatsachen*)  für  die 
bacteriologische  Forschung  bietet,  und  mit 
welcher  Vorliebe  immer  und  immer  wieder 
aus  vereinzelten  Befunden  Schlüsse  von 
grosser  Tragweite  gezogen  werden. 

Aufsehen  erregten  die  Entdeckungen 
einer  Veränderlichkeit  der  Geissein 
des  Kommabacillus,  die  Nicolle  und  F. 
Morax  in  den  „Annales  de  T Institut 
Pasteur''  vom  25.  Juli  d.  J.  beschreiben. 
Man  nahm  bekanntlieh  an,  dass  der 
Vibrio  Cholerae  asiaticae  und  die  ihm 
verwandten  Bacillen  an  dem  einen  polaren 
Ende  eine  Geissei  besässen.  Mit  einer 
(auch  in  Deutschland  angewandten)  ein- 
facheren Geisselfärbungsweise  fanden 
die  Genannten,  dass  der  indische  Vibrio 
aus  Koch's  Institut  geissellos  sei,  da- 
gegen solche  aus  Massaua,  Calcutta  und 
Paris  (von  1884)  meist  zwei  Geissein  an 
jedem  Ende,  ausnahmsweise  vier  an  dem 
einen,  keinesfalls  aber  zusammen  mehr 
als  vier,  besässen.  Cholerabacillen  anderen 
Ursprungs  und  die  Vibrionen  der  Seine, 
Deneke's,  Finkler- Priores   und  Mctschni 


*)  Das  LiteratarTerzeicbniss  des  Bacterium 
coli  commune  umfasst  bei  Kiessling  229  Num- 
mern, wobei  Lebrbflcher,  Volksth  Arn  liebes  und 
dergl.  nicbt  anfgefflbrt  werden. 


734 


/o/fs  erschienen  eingeisselig.  —  Wie  die 
Geisseifärbung  das  Aussehen  eines  Mikro- 
organismus abändert,  zeigt  ein  Vergleich 
der  Photogramme  von  Typhusbacillen  mit 
und  ohne  Geissein:  man  glaubt  zwei 
völlig  verschiedene  Gebilde  vor  sich  zu 
haben.  Trotzdem  erscheiut  eine  so  er- 
hebliche morphologische  Verschiedenheit, 
wie  sie  Nicolle  und  Morax  beobachteten, 
bei  einer  und  derselben  Art  auffallend. 

E.  Kkin  in  London  (Centralblatt  für 
Bacteriologie,  XIV,  618)  bestätigt  diesen 
Befund  insofern,  als  er  eine  Geissei  an 
jedem  Pole  oder  zwei  an  einem  bei  ein- 
zelnen Vibrionen  aus  dem  Ileuminhalte 
oder  ans  Beiswasserstühlen  beobachtete. 
Die  Geissein  übertreffen  die  Bacillen  nicht 
selten  um  das  Acht-  bis  Zwölffache  an 
Länge,  sie  sind  geschlängelt,  oft  abge- 
rissen und  verflochten.  Die  einfache  Färbe- 
weise, die  sich  auch  für  Photographien 
eignet,  bestand  darin,  dass  ein  Flöckchen 
des  Stuhles  oder  Ileuminhalts  zehn  Mi- 
nuten lang  in  gleiche  Theile  absoluten 
Alkohols  und  Anilingentianaviolett  (d.  i. 
gesättigten  Lösungen  von  Anilin  in  Wasser 
und  Gentianaviolett  in  Alkohol,  im  Ver- 
hältnisse von  100  :  11  gemischt)  gelegt, 
mit  Wasser  gut  ausgewaschen,  und  da- 
von ein  Partikelchen  mit  dem  Deckgläs- 
chen zerdrückt,  getrocknet  und  in  Balsam 
eingeschlossen  wird.  Auch  kann  man 
umgekehrt  das  Färben  nach  dem  Trock- 
nen vornehmen.  Geissei färbung  von  Cul- 
turen  gelang  auf  diese  Weise  nicht. 

Zur  Diagnose  des  Gholerabacillus  fand 
sich  kein  genauerer  Anhalt.  Im  Streite 
mit  Brieger  bewies  Liehreich  die  Eich- 
tigkeit  seiner  Deutung  des  Cholera- 
roths als  belangloser  Indolreaction 
(Berliner  Klinische  Wochenschrift  30, 
1102),  was  u.  A.  L.  Spiegel  (Chemiker- 
Zeitung  17,  1563)  bestätigt. 

Die  Zahl  der  von  dem  Gholerabacillus 
schwer  unterscheidbaren  Vibrionen  wuchs 
weiter  an,  so  dass  jetzt  etwa  2  Dutzend 
in  Frage  kommen,  nämlich  Vibiro  aqua- 
tilis  Günther  (Deutsche  Med.  Wochen- 
schrift 1892,  Nr.  4P),  Berolinensis  i?w6wer 
(Hyg.  Kundschau  III,  717),  choleroides 
«  u.  ^  0.  Bujwid  (Centralblatt  flir  Bac- 
teriologie XIII,  120),  danubicus  Heider, 
helcogenes  Fischer    (D.  Med.  Wochen- 


schrift 1893,  Nr.  23),  ferner  solche  von 
Bachstein  &  SamareÜi,  Deneke,  Dunbar^), 
FinJcter-Prior,  Fokker,  Kiessling,  Löfßer, 
Metschnikoff,  Müller  ^  Btissel,  Vogler, 
Weibely  Sidney  Wolf  und  C  Zörken- 
dörfer  (Prager  Medicinische  Wochenschr. 
18,  519.  534).  Von  diesen  hat  der  Vibrio 
Berolinensis,  welcher  im  dortigen  Leitungs- 
wasser von  Max  Neisser  während  des 
Sommers  1893  gefunden  und  in  seiner 
Inaugural  -  Dissertation :  ,,  Ueber  einen 
neuen  Wasservibrio"  beschrieben  wurde, 
dieselbe  Gestalt,  einschliesslich  der  po- 
laren Geissei,  wie  der  Gholerabacillus. 
Auch  giebt  er  die  gleichen  Beactionen; 
insbesondere  zeigt  er,  wie  V.  Metsch- 
nikoffy  bei  Cultur  in  alkalischer  Pepton- 
kochsalzlösung  eine  prächtige  Nitro- 
soindolreaction.  Das  Wachsthum  auf 
Agar  ist  dem  des  Bacillus  der  asiatischen 
Cholera  gleich,  ebensowenig  ist  sein 
pathogenes  Verhalten  auf  Meerschwein- 
chen charakteristisch.  Nur  durch  Gela- 
tineplattencultur  gelingt  die  Trennung. 

Man  warf  deshalb  mit  Becbt  die  Frage 
auf,  ob  die  asiatische  Cholera  mit  Sicher- 
heit    diagnosticirt    werden    könne. 
Klinisch   gilt   dies   bekanntlich   fiir  an- 
möglich.    Die  Diagnose  auf  den  letalon 
Ausgang   zu   gründen,    wie   M.  in  der 
Pharmaceutischen  Zeitung   (Ph.  0.  J4, 
569)  vorschlägt,  ist  ganz  unthunlicb,  da 
einerseits   Cholera  nostras   nicht  selten 
einen  tödtlichen  Verlauf  nimmt,  anderer- 
seits  die   epidemische   im   Allgemeinen 
nicht  50  pOt.   (unter  ungünstigen  um- 
ständen kaum  über  80  pCt.)  Sterblich- 
keit  zeigt.     Der    Sectionsbefund    bietet 
keinen  bestimmten  Anhalt.   Ebensowenig 
giebt  es  ein    sicheres    mikroskopisches, 
bacteriologisches    oder    chemisches  Er- 
kennungszeichen.    Ä  Buchner,  welcher 
gegenüber     El,    Metschnikoff    ftr    die 
Diagnosticirbarkeit  der  Cholera  eintriit^ 
stützt  sich  (Hyg.  Bundschau  III,  1008) 
darauf:    „dass   bei   dem   Nachweis  der 
Kommabacillen  in  verdächtigen  mensch- 
lichen   Dejectionen   bisher    noch   keine 
Vibrionenart   gefunden   ist,   welche  die 

')  Dieser  ini  Hamburger  HjgienisclKn  In- 
stitute entdeckte  Vibrio  zeigt,  wie  künli«*h 
Kutscher  d'  Oergtl  in  Giessen  faßden,  im 
Dunkeln  starke  Phosphorescens  (Deutache  med. 
Woclienschr.  Nr.  49  vom  7.  Dec.  1898,  1301). 


735 


Cholerarothreaotion    ^iebt  und  zugleich 
pathogen  für  Meerschweinchen  kV 

Es  Kann  also  hiernach  die  Diagnose 
ledigh'ch  aus  dem  Zusammentreffen 
mehrerer  Zeichen,  deren  jedes  für  sich 
unsicher  ist,  gestellt  werden,  im  vor- 
liegenden Falle  also :  des  Ortes  des  Vor- 
kommens, einer  Farbenreaction  und  einer 
Wirkung  auf  Thiere.  Ob  und  wie  weit 
man  durch  Oombinalionen  einzelner  Un- 
sicherheiten zur  Sicherheit  gelangt,  bildet 
eine  rein  akademische  Frage,  die  etwa 
gleichartig  ist  einer  Berechnung  der 
Gewinn -Wahrscheinliclikeit,  die  sich  bei 
wiederholtem  Setzen  auf  dieselbe  Nummer 
in  einzelnen,  anabhängigen  Spielen  er- 
giebt 

Ein  charakteristisches  Tinctions- 
phänomen  des  Gholerabacillus  glaubte 
Arno  Hahmer  (Centralbl.  für  Bact.  XIII, 
786  bis  790),  in  gewissen  „Körnern"  ge- 
funden zu  haben,  welche  Methylenblau 
oder  ZiehlsQhQ  Karbolfuchsin  -  Lösung 
(Ph.  0.  31,  703)  im  Bacillenleibe,  be- 
sonders an  dessen  Polen,  erkennen  lässt 
Dieselbe  Erscheinung  wurde  aber  ?on 
Ernst  und  Neisser  bereits  vor  Jahren 
beschrieben,  Kubier  (Hyff.  Eundsch.  III, 
907)  hält  ihre  diagnostische  Verwerthung 
für  aussichtslos. 

Man  bat  ferner  die  Frage  aufgeworfen 
(Ph.  0.  34,  569;  Pharmaceutische  Ztg. 
1893,  579),  ob  ein  Pharmaceut  sich 
mit  der  Gholeradiagnose  befassen 
solle.  So  förderlich  für  die  Gesundheits- 
pflege und  die  medicinische  Praxis  sich 
die  Vornahme  chemischer  und  mikro- 
skopischer Arbeiten  in  der  Apotheke  er- 
weist, so  ist  doch  vor  einer  Uebernahme 
solcher  bacteriologischer  Diagnosen  zur 
Zeit  zu  warnen,  wo  diese  einen  wissen- 
schaftlich noch  völlig  streitigen  Gegen- 
stand betreffen  und  ausser  der  Ein- 
richtung zur  Herstellung  von  Gulturen 
eine  Gelegenheit  zu  Thierversuchen  er- 
fordern. Ausgeschlossen  bleibt  dabei 
selbstredend  nicht,  dass  ein  einzelner 
Pharmaceut  als  Autodidakt  oder  nach 
einem  bacteriologischen  Gurse  das  Ge- 
biet der  Thierversuche  und  der  Gultur- 
zQchtung  beherrscht.  Ebensowenig  lässt 
sich  ausschliessen,  dass  das  pharma- 
ceutische Laboratorium  in  Zukunft  bac- 
teriologische  Brutschränke  unter  seinen 


Geräthen  zählen  wird.  Auch  dürfte  eine 
vorgeschrittenere  Wissenschaft  den  Kom- 
mabacillus  mit  einfacheren  Hilfsmitteln 
und  Handgriffen  erkennen  lehren. 

Zur  Therapie  der  Cholera  wurden 
neue  Methoden  nicht  beschrieben.  Das 
von  Hucppe  als  Specificum  empfohlene 
Tribromphenol-Wismuth  erklärt 
Dräer  (Gentralblatt  für  Bact.  14.  Band. 
Nr.  7)  auf  Grund  der  bacteriologischen 
Prüfung  im  hygienischen  Institute  von 
Esmarch  zu  Königsberg  für  wenig  wirk- 
sam, insbesondere  im  Vergleiche  mit  den 
Sozojodolsalzen,  auf  deren  antibacteriello 
Kraft  früher  lAibbert  dk  Langgaard  hin- 
gewiesen hatten,  welche  aber  später 
Hüppe  gegen  den  Gholerabacillus  von 
unbedeutender  Wirkung  fand. 

Alle  Gholerakranken ,  welche  Witt- 
ÄOM^ÄÄy im Typhusstadium  mit  Ichthyol 
behandelte  (Allg.  Medic.  Centralzeitung 
62,  1126),  genasen,  doch  gab  er  gleich- 
zeitig auch  Jodol.  lllingworth  empfahl 
Quecksilberjodid  (Deutsche  Med- 
Ztg.  vom  6.  November  1893,  1007), 
weil  es  das  Milchptomain  Tyrotoxikon 
zerstört! 

Im  Allgemeinen  tritt  die  Neigung 
hervor,  auf  ä  1 1  er  e  Mittel  zurückzugreifen. 
Es  dürfte  deshalb  eine  kurze  Aufzählung 
der  letzteren  von  Interesse  sein.  In 
dem  ersten  halben  Jahrhunderte  nach 
dem  Erscheinen  der  Gholera  in  Europa 
liegen  über  folgende  Gholeramittel  Mono- 
graphien oder  specielle  Empfehlungen 
in  Zeitschriften  vor:  Acidum  aceticum, 
carbolicum,  carbonicum  (als  Gas  äusser- 
lich  und  innerlich) ,  hydrochloricum, 
hydrocyanicum,  nitricum,  nitrosum,  nitro- 
muriaticum,  sulphuricum  und  sulphuro- 
sum;  Aconitum;  Aether;  Agrimonia  Eupa- 
toria;  Aibumen;  Alcohol  sulfuris;  Allium; 
Aloe;  Alumen;  Ammoniak  (als  Injection, 
auch  als  baldriansaures ,  harnsaures, 
kohlensaures);  Amylnitrit;  Antimon  (als 
Tartarus  stibiatus);  Aqua  calcis;  Argen- 
tum  (oxydatum,  nitricum);  Arsenicum; 
Arnica;  Aurum  muriaticum;  Belladonna; 
Benzoln;  Bismuthum;  Buccoblätter;  Ga- 
labarbohnen ;  Gamphor ;  Gapsicum ; 
Ghinin;  Ghlor;  Ghloral;  Ghloralaun; 
Ghlorkalk;  Ghlorkohlenstoff;  Ghlorodyne; 
Chloroform;  Ginchona;  Coca;  Golombo; 


736 


Creosot;  Gaprum  (als  Metall  und  als 
schwefelsaures  Salz);  Ergotinum;  Eupa- 
torium  cannabinum,  nervosum,  villosum; 
Fei;  Ferrum  citrieum,  metallicum,  oxy- 
datum  bydratum  etc.,  nitricum,  sesqui- 
chloratum,  sulfuratum;  Guaco  (Mikania 
Huaco);  Ignatia  amara;  Ipecacuanba; 
Kalium  (als  Liquor  Potassae,  bromatum, 
chloratum ,  permanganicum) ,  Lauroce- 
rasus;  Lobelia;  Magnesia;  Matico;  Mer- 
curius  (als  vivus  zu  Frictionen  und 
Bäucherungen,  ferner  als  Galomel,  Subli- 
mat, Sulfat);  Monesia;  Morphium; 
Moschus;  Naphta  (Petroleum) ;  Naph  talin; 
Natrium  (carbonicum,  chloratum,  sulphu- 
ra(um);  Oleum  Gajeputi,  Gastoris,  Uinn- 
amomi,  Grotonis,  Juniperi,  Olivarum, 
Terebinthinae;  Opium;  Ozon;  Phosphorus; 
Plumbum  aceticum;  Quassia;  Saccharum 
(auch  als  venöse  Injection  von  Trauben- 
zucker); Stachys  anatolica;  Strychninum; 
Sulphur;  Tanninum;  Terpentin;  Veratrum 
Lobelianum;  Woorara;  Zincum  (oxy- 
datum,  valerianicum). 

(ScblnsB  in  nächster  Nnmmer.) 


üeber  Pepsinsaft. 

Zu  dem  unter  dieser  Ueberschriflt  in 
Nr.  50  der  „Pharm.  Centralhalle"  er- 
schienenen Artikel  hat  die  geehrte  Be» 
daction  in  einer  Nachschrift  bemerkt,  dass 
die  Ursache  der  beobachteten  Unwirk- 
samkeit des  DaUmann' sehen  Präparates 
vermuthlich  in  einer  schädigenden  Ein- 
wirkung der  Salzsäure  auf  das  Pepsin 
während  der  Aufbewahrung  zu  suchen 
sei.  Diese  Möglichkeit  war  schon  in  dem 
berQhrten  Artikel  selbst  angedeutet,  sie 
scheint  aber  ausser  Betracht  bleiben  zu 
müssen,  da  es  sich  heute  bei  Wieder- 
holung eines  Yerdauungsversuches  unter 
Benutzung  eines  vor  18  Tagen  nach 
der  von  mir  angegebenen  Vorschrift  be- 
reiteten Pepsinsaftes  von  gleichem  Salz- 
säuregehalt gezeigt  hat,  dass  sich  we- 
nigstens innerhalb  dieses  Zeitraumes  die 
eiweisslösende  Kraft  nicht  merklich  ver- 
ringert hat  Man  wird  also  doch  an 
einen  Eunstfehler  bei  Herstellung  des 
Präparates  glauben  müssen.       vulpius 


Pharmacentisohe  Ctosellsehaft 

In  der  Decembersitznng  der  Pharmacen- 
tischen  Gesellschaft  sprach  nach  Erledigung 
geschäftlicher  Mittheilnngen  sonächst  Herr 
Stabsarzt  Prof.  Dr.  Behring  über  die 

Gewlmrang,  Eigenschaften  und 

LefstnngHfUiigkeit  der  Blut- 

antitoxine. 

TrotB  des  rerbältnissmässig  kurzen  Zeit- 
raumes, welcher  erst  seit  der  Entdeckung  von 
specifisch  giftwidrigen  Körpern  im  Blote 
immnnisirter  Thiere  (Ph.  C.  32, 488.  33,  280. 
34,  48.  448)  vergangen  ist,  haben  die  lahl- 
reich  erschienenen  bezüglichen  Arbeiten  er- 
freuliche und  übereinstimmende  Resnltate  zu 
verzeichnen.  Allgemein  hat  man  gefanden, 
dass  Thiere,  deren  WiderstandsfÜhigkeit 
gegen  eine  Bacterienkrankheit  schnell  und 
bedeutend  erhöht  worden  ist,  ein  Blut  be- 
sitzen, welches  die  Fähigkeit  gewonnen  hat, 
grössere  oder  kleinere  Mengen  des  in  Frage 
kommenden  Bacteriengiftes  unschädlich  m 
machen.  So  können  alle  Thiere,  welche  für 
eines  der  bekannten  Bacteriengifte  empfäng- 
lich sind,  zur  Antitoxingewinnung 
dienen.  AnflSnglich  gelang  dieselbe  nur  nach 
erfolgter  Erhöhung  der  Giftwiderstaodsfahig- 
keit  und  nach  starker  Steigerung  der  Im- 
munität gegenüber  der  krankmachenden 
Wirkung  der  lebenden  Bacterien.  Im  Laafe 
der  Zeit  hat  sich  jedoch  gezeigt,  dass  die 
Immunisirung  zwar  nach  wie  vor  das  ein- 
fachste und  sicherste  Mittel  darstellt,  um 
Gegengifte  im  Blute  entstehen  zu  lassen,  dass 
sie  aber  nicht  unumgänglich  noth wendig 
hierfür  ist.  Das  Wesentliche  ist  die  Er- 
zeugung von  gewissen  Reactionen,  mit  wel- 
chen der  lebende  Organismus  auf  die  Gift- 
einfuhr antwortet;  dieselben  bestehen  in 
Temperatursteigerung,  Veränderungen  der 
Thätigkeit  des  Herzens,  des  Digestions- 
apparates,  der  Blutbeschaffenheit  etc.,  Re- 
gulirungsvorriehtungen ,  mit  deren  Hilfe 
der  lebende  Organismus  in  ihn  hineingelangte 
störende  Dinge  unschädlich  macht 

Als  Diphtherie-Heilserum  liefernde 
Thiere  benutst  Redner  Pferde,  Rühe,  Sehafe 
und  Ziegen.  Die  Behandlungsmethode  be- 
schränkt sich  gegenwärtig  ausschliesslich  auf 
Erzeugung  von  spedfischen  Fieberreactionen 
mittelst  des  gelösten  Diphtheriegiftes  und 
zwar  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  ImmunitiU 
dabei  eintritt  oder  nicht.   Letzteres  ist  nicht 


737 


einmal  mebr  erwSDSclit,  da  die  Möglichkeit 
aufhört,  im  ThierkÖrper  die  Antitozio- 
prodaction  za  steigem,  sobald  wir  kein  ge- 
il ügeod  starkes  Gift  mehr  besitzen,  um  Be- 
actionen  damit  herrorzubringen.  Es  ver- 
gehen immer  einige  Monate,  ehe  die  An- 
sammlung von  Antitoxin  in  einem  vor- 
behandelten  Tbiere  so  gross  geworden  ist, 
dass  das  ans  dem  Blute  desselben  abgeschie- 
dene Serum  den  Werth  eines  „Normal- 
Heilserums"  hat.  Derselbe  ist  erreicht, 
wenn  0,1  ccm  davon  genügen,  bei  Meer- 
schweinchen jede  Reaction  nach  Einspritzung 
einer  constanten  Menge  Diphtheriegift, 
welche  mindestens  das  zehnfache  der  töd- 
lichen Minimaldosis  rep rasen ti rt ,  zu  ver- 
bindern.  Zu  bemerken  ist,  dass  Gift  und 
Antitoxin  gemischt  injicirt  werden.  1  ccm 
dieses  Normalserums  genügt,  um  etwa  1000 
Meerschweinchen  vor  dem  Diphtherietode  zu 
schützen,  wenn  dieselben  mit  der  tödlichen 
Minimaldosis  einer  Diphtheriebouillonkultur 
inficirt  werden.  Wesentlich  grösserer  Serum- 
mengen bedürfen  dieselben  aber,  wenn  die 
Behandlung  erst  beginnt,  nachdem  sich  schon 
Krankheitserscheinungen  eingestellt  haben. 
Die  Wirkung  des  Diphtherieantitozins  ist  also 
eine  aweifaehe,  es  ist  ein  Schutzmittel 
sowohl  wie  auch  ein  Heil  mittel.  Als  ersteres 
ist  das  Normalserum  anzuwenden ,  dessen 
Vertrieb  die  Farbwerke  von  Meister,  Lucius 
und  Brüning  in  Höchst  übernommen  haben. 
Von  der  Benutzung  desselben  als  Diphtherie- 
Heilmittel  ist  aber  abzurathen,  da  hiervon 
zu  grosse  Injectionsmengen  erforderlich  sein 
würden,  deren  Anwendung  schon  der  nicht 
unbetricbtlicbe,  zur  Conservirung  noth- 
wendige  Karbol  säuregeh  alt  verbieten  würde. 
Später  wird  zur  Behandlung  Diphtherie- 
kranker  ein  Heilserum  von  der  gleichen 
Firma  abgegeben  werden,  welches  zwanzig- 
mal  stärker  wirksam  ist,  als  das  Normal- 
serum. Vorläufig  wird  dasselbe  zwecks  Ver- 
mehrung der  Erfahrungen  über  die  Grenzen 
der  heilenden  Leistungsfähigkeit  ausschliess- 
lich im  Institute  für  Infectionskrankheiten 
und  in  einigen  schon  jetzt  designirten  Kran- 
kenhäusern verwendet  werden,  um  die  Be- 
obachtungen unter  einheitlichen  Gesichts- 
punkten zu  sammeln.  Ausserdem  ist  in 
Folge  der  Schwierigkeit,  besonders  auch  der 
Langwierigkeit  der  Darstellung  die  vorhan- 
dene Menge  des  dadurch  kostspieligen 
Mittels    verhältnissmässig   noch    so    gering, 


dass  die  Beschränkung  der  Dosen  auf  das 
unumgänglich  Nothwendige,  striktes  Gebot 
sein  muss,  da  dasselbe  anderenfalls  weniger 
Bemittelten  gsnz  unzugänglich  sein  würde. 
Immerhin  wird  auch  das  Diphtherie-Heil- 
serum bei  der  nächsten  Epidemie  in  grösserem 
Massstabe  in  Anwendung  kommen  können. 
Der  Erfolg  der  Behandlung  auch  für  den 
Menschen  ist  schon  jetzt  als  feststehend  zu 
erachten.        (ßchluss  in  nächster  Nummer,) 

Die  Anwendung  des  Schwefel- 
kohlenstoffs in  der  Analyse. 

Ich  bringe  nur  einen  kleinen  Kunst- 
griflf,  der  aber  sehr  schön  gelingt. 

Hat  man  eine  von  den  unlöslichen 
Schwefelmetallen  abfiltrirte  Schwefel- 
ammoniumlösung mit  Salzsäure  versetzt, 
so  scheidet  sich  so  massenhaft  Schwefel 
aus,  dass  es  oft  schwierig  ist,  zu  ent- 
scheiden, ob  sich  geringe  Mengen  Arsen 
und  Zinn  mit  ausgeschieden  haben,  und 
man  ist  genöthigt,  die  Untersuchung  zu 
Ende  zu  führen,  wenn  auch  ohne  Resultat. 

In  solchen  zweifelhaften  Fällen  fQlIt 
man  einen  Beagircjlinder  zur  Hälfte  mit 
der  milchigen  Flüssigkeit,  setzt  etwa 
5  ccm  Schwefelkohlenstoff  zu  und  schüttelt 
kräftig.  Nach  dem  Absetzen  ist  die 
wässerige  Schicht  immer  klar,  der 
Schwefelkohlenstoff  dagegen  ist  klar  und 
durchsichtig,  wenn  auch  von  einigen 
Scheidewänden  durchsetzt,  wenn  kein 
Schwefelmetall  vorhanden  ist,  da  der 
Schwefel  sich  in  ihm  auflöst.  War  aber 
die  geringste  Menge  eines  Schwefelmetalls 
vorhanden,  so  ist  es  nur  im  Schwefel- 
kohlenstoff suspendirt,  und  dieser  ist  un- 
durchsichtig. Bei  knappem  Material 
braucht  man  diesen  Antheil  natürlich 
nicht  verloren  zu  geben. 

Es  gelingt  auch  sehr  gut,  geringe 
Niederschläge  anderer  Art,  wenn  sie 
gegen  Schwefelwasserstoff  unempfindlich 
sind,  mit  Schwefelkohlenstoff  aus  der 
wässerigen  Flüssigkeit  auszuschütteln,  um 
sie  rasch  auszuwaschen,  was  durch  drei- 
bis  viermaliges  Schütteln  mit  neuem 
Wasser  in  kurzer  Zeit  möglich  ist.  Man 
lässt  dann  den  Schwefelkohlenstoff  in 
einem  Schälchen  verdunsten  und  hat  noch 
den  Vortheil ,  den  Niederschlag 
nicht  auf  einem  Filter  zu  haben. 

Kmmcrichenhain.  Franz  Müsset: 


738 


Salkbrei  zur  Ptolang 
des  Pembaltamt. 

Von  Herrn  Musset  in  Emmericbenhaiu 
erhalten  wir  nachstehende  Zasendung  als 
Zusatz  zu  dessen  Aufsatz  in  voriger  Num- 
mer, Seite  720,  betreifend  die  Verwend- 
ung von  Kalkbrei  an  Stelle  von  Kalk- 
hydrat zur  Prüfung  des  Perubalsams  auf 
Verfälschung  mit  sauren  Harzen: 

,,Man  kann  allerdings  leicht  feststellen, 
ob  ein  Kalkhydrat  nicht  zu  viel  Kohlen- 
säure angezogen  hat,  aber  man  ist  nicht 
immer  sicher,  mit  Kalkhydrat  zu  operi- 
ren,  auch  wenn  man  dasselbe  durch  An- 
feuchten von  Aetzkalk  hergestellt  hat. 
Sehr  viele  Kalke  enthalten  Einsprengungen, 
wahrscheinlich  dolomitischer  Natur,  wel- 
che sich  sehr  langsam  hydriren,  obwohl 
sie  mehr  oder  weniger  zerfallen.  Man 
kann  sich  hiervon  am  besten  überzeugen, 
wenn  eine  Wand  mit  solchem  Kalk  über- 
zogen wird.  Dieselbe  ist  anfangs  ganz 
glatt,  nach  24  Stunden  aber  zeigt  sie 
zahllose  grössere  oder  kleinere  Hügel, 
welche  dadurch  entstehen,  dass  die 
schwerer  sich  löschenden  Einsprengungen 
sich  nachträglich  hydriren  nnd  dabei  ihr 
Volum  vergrössern.  Greift  man  nun  zu- 
fällig eine  solche  Einsprengung  heraus, 
80  kann  die  Probe  misslingen.  Diese 
Unsicherheiten  lassen  sich  aber  leicht 
vermeiden,  wenn  mau  gelöschten  Kalk 
verwendet,  welcher,  unter  Wasser  aufbe- 
wahrt, sehr  haltbar  ist/' 


Aluminiomfeldflasche. 

Die  „Mittheilungen  des  Deutschen  und 
Oesterreichisehen  Alpenvereins''  verfolgen 
dieses  Thema  weiter.  In  Nr.  5  vom 
Jahre  1893  (S.  66)  findet  sich  „von  sebr 
verlässlicher  Seite*'  Folgendes  berichtet: 

1.  ,In  einer  flachen  Alnminium -Schale  Hess 
ich  Cognac  verdunsten  and  es  bildeten  sich  hier- 
bei Tankte  mit  braunen  Kftndern.  Diese  Pankte 
wnrden  grosser  and  erzengten  schliesslich  weisse, 
krystallinische  Hügel,  unter  welchen,  wenn  man 
sie  entfernt^  kleine  Vertiefan^en,  Locher  im  Xe- 
talle  sich  zeigten.  2.  Ich  füllte  eine  Aluminiam- 
Schale  mit  weissem  Terlaner  Wein.  Nach  einigen 
Taeen  befand  sich  eine  weisse  Haut  darüber, 
welche  aussah,  wie  zahlreiche  Insectt^nflügel 
fjedßnfaJls  Irystallinische  Alnminiumsalze). 
Sfaeh  ca.  8  Tagen  bemerkte  ich  Nftsse  anter 
der  Schale,  es  war  bereits  Wein  durchgesickert. 
Dagegen  ergaben  Yersuche  mit  den  aus  auf 
Kopfer    gewalztem    Silberblecb    bestehenden 


Böckletn*9c\ien  Feldflaschen  (Mittheilungen  1892, 
S.  133}  diese  als  absolut  widerstandsfähig." 

Zur  Bestimmung  der  Hamsivre  nach 
Hctycraft  empfiehlt  Smidowitsch  (Ph.  Zeitschr. 
f.  Russl.  d.  Rundsch.  1893,  574)  nachstehendes 
Verfahren :  25  ccm  Harn  werden  mit  16  ccm  einer 
gef^&ttigten  Lüsung  von  Natriumbicarbonat,  3  ccm 
Salmiakgeist  (0,92)  und  2  bis  3  ccm  ammoniaka- 
li scher  BilberlOsung  versetzt.  Der  Niederschlag 
moss  gallertartig  sein;  zeigt  sich  derselbe  mehl- 
artig weiss  (Chlorsilber  bez.  Silberphosphat),  so 
müssen  letztere  durch  vorsichtigen  Znsatz  von 
Ammoniak  in  Lüsnng  gebracht  werden.  Darauf 
wird  mit  Wasser  verdünnt  und  4  Minuten  ceo- 
trifugirt,  die  klare  Flüssiekeit  wird  mittelst 
Pipette  abf^ehoben,  der  Hodeni^atz  aber  mit 
Wasser  aufgerührt  und  abermals  centrifunri 
Dieses  Auswaschen  wird  noch  ein  drittes  Mal 
vorgenommen.  Der  Niedersclilag  wird  hierauf 
in  etwa  20  ccm  30proc.  Salpetersfture  auflöst 
und  im  Filtrat  das  Silber  mit  N/ioo  -  Rhodan- 
ammonium  (1  ccm  —  0,0018  g  Harns&ure)  nach- 
titrirt. 

Kreidel  (Monatsh.  f.  Chemie  1892,  Heft  3) 
wendet  folgende  Abänderung  des  ^uppert'schen 
Verfahrens  an:  Man  Iftsst,  nachdem  man  zu 
der  titrirenden  Harns&urelOsung  einen  mftssigen 
Ueberschuss  von  Aetzkali  hinzugefügt  hat,  einen 
ziemlich  bedeutenden  Ueberschuss  von  N/a«-Jod- 
lOsung  auii  der  Gay  •  Lussac^schen  Bürette  zu- 
fliessen.  Dass  genug  Jod  vorhanden  ist,  erkennt 
man  an  der  schwachen  Gelbf&rbung  der  LOsang. 
Nun  lässt  man  %  Stunden  stehen  and  setzt 
Salzsäure  im  Ueberschuss  zu,  worauf  sich  das 
nicht  an  Harnsäure  gebundene  Jod  au^seheidet, 
welches  auf  die  gewünnliche  Art  mit  N/ao-Tbio- 
sulfat  zurücktitrirt  wird. 

Man  muss  unbedingt  nach  Zusatz  von  Kali- 
lauge und  Jodlösung  */4  Stunden  stehen  lassen^ 
denn  setzt  man  Salzsäure  sofort  zu  und  titrirt, 
so  findet  man  die  zur  Veränderung  der  Harn- 
säure nothwendi^e  Menge  Jod  bedeutend  ffrOsser. 
Bei  sofortiger  Titration  bindet  1  Molekül  Harn- 
säure 3,5  Atome,  nach  %  stündiger  Einwirkiug 
dagegen  nur  2,3  Atome  Jod. 

Als  Modification  eines  Verfahrens  von  Arthaud 
und  Butte  empfiehlt  Durang  (L'union  pharm ) 
Folgendes:  Man  fertigt  sich  zwei  Lüsungen: 
1.  4,^7  Kupfersulfat,  d  Tropfen  Schwefelsftare, 
Wasser  zu  1000  ccm;  2.  45  i  Natriamthiosnlfat, 
45  g  Natriumkaliumtartrat,  Wasser  zu  lOÜO  ccm. 
—  10  ccm  eines  Gemisches  gleicher  Volume 
beider  Lüsungen  entsprechen  0,01  g  Harnsänre. 

Reaction  des  HydroxylamlDs;  Äng,  Anffeii: 
Gazs.  chim.  1893,  10 1  d.  Chem.-Ztg.  betit 
man  zur  neutralen  Lösung  eines  Hjrdroxjlamin- 
salzes  weni^  Nitropussidnatrium ,  hierauf  Na- 
tronlauge bis  zur  stark  alkalischen  Reaction 
und  erhitzt  man  dann,  so  entsteht  sofort  eine 
schöne  rothe  Färbung. 

SchwefelsEare  {§t  bei  gewdhnliolier  Tew 
peratur  nicht  flUchtig  •  selbst  nicht  im  Va- 
cuum,  wie  Sttüingfleet  Johnsim  (Chem.-Kews 
1893,  211}  nachgewiesen  bat 


739 


Vlierapentlsclie  nittlieiluiiffeii. 


Bismntam  pyrogalliotun. 

Einer  Mittheilung  der  chemischen  Fabrik 
Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolge}'^  Radebeul, 
zufolge,  ist  vor  einiger  Zeit  die  Entdeckung 
gemacht  worden,  daes  die  zur  Gruppe  der 
Phenole  gehörenden  Stoffe  mit  Wismut  Salze 
bilden ,  deren  Existenzfähigkeit  vom  che- 
mischen Standpunkt  ans  wenig  wahrscheinlich 
war.  Die  Phenole  (wie  Karbolsäure,  Kre^ol, 
Naphthol,  Tribromphenol,  Pyrogallol  etc.) 
gehdien  bekanntlich  au  den  wirksamsten, 
aber  leider  auch  zu  den  giftigsten  Arznei- 
stoffen.  Die  Braoehbarkeit  derselben  würde 
ausserordentlich  erhöht  werden,  wenn  diese 
Gift^rirkung  aufgehoben  werden  könnte,  un 
beschadet  der  therapeutischen  Wirksamkeit. 
Diese  Aufgabe  hat  die  genannte  Fabrik  mit 
der  Herstellung  der  Wismutphenolate  that- 
sächlich  gelöst.  Die  Darstellung  dieser 
Stoffe  geschieht  durch  Wechselwirkung  der 
Alkalisalze  der  Phenole  auf  die  Salze  des 
AVismuts  mit  Mineralsäuren.  Diese  neuen 
Wismutphenolate  sind  neutral,  nicht  ätzend, 
indifferent  gegen  den  Magen,  unlöslich  in 
AVasser,  Alkohol  und  Aether,  und  vor  Allem 
un  giftig. 

Besonderes  Interesse  bietet  in  dieser  Be- 
ziehung das  Pyrogallol- Wismut.   Pjro- 
gallol   ist  bekanntlich   ein   so   starkes   Gift, 
dass  es  innerlich  kaum  gegeben  werden  kann 
und  bisher  nur   äusserlich   anwendbar   war. 
Nach  den  Untersuchungen  des  Kaiserlichen 
Institutes  fOr  experimentelle  Medicin  in  St. 
Petersburg  ist  dagegen  das  Pjrogallol- Wis- 
mut gant  oder  nahezu  ungiftig,  so  dass  es 
auch  innerlich  gegeben  werden  darf.   Es  ist 
anzunehmen,   dass   die  Kliniker  von  dieser 
ungiftigen    Form    des    stark   antiseptischen 
Pyrogallols  Nutzen  ziehen   werden  für  die 
antiseptische  Behandlung  bei  Magen-   und 
Darmkrankheiten ;  auch  als  äusserliches  Anti- 
septicum    für    die    Behandlung    von    Haut- 
krankheiten, Geschwüren  etc.  dürfte  sich  das 
neue  Präparat  von  hohem  Nutzen  erweisen, 
da  es  die  Haut  nicht  ätzt.     Es  wird  die- 
jenigen Wirkungen  des  Pyrogallols  zeigen, 
welche   auf  den   stark   reducirenden   Eigen- 
schaften dieses  Stoffes  beruhen,  frei  von  den 
Aetzwirkungen  des  Pyrogallols.   Daraus  geht 
auch    hervor,    dass  man   das  Pyrogallol   in 
Fällen,    wo  es    allein   durch  seine  stark 


ätzenden  Eigenschaften  wirkt,  nicht  durch 
das  Pyrogallol-Wismat  wird  ersetzen  können. 

Nach  den  Patenten  ^Heyden^  kann  mau 
Pyrbgallol-Wismut  mit  circa  50  pCt.  Gehalt 
an  Wismntoxyd  wie  auch  basischere  Salze 
mit  beliebig  höherem  Wismutgehalt  her- 
stellen. Als  wirksamstes  Präparat  wird  vor- 
läufig nur  das  Pyrogallol -reichste  Salz  mit 
ca.  50  pCt.  Wismutoxyd  in  den  Handel  ge- 
bracht, welches  jedenfalls  folgende  chemische 
Formel  hat: 

C  H  =(^"^2 

^>BiOU 


Es  ist  ein  gelbes  Pulver,  unlöslich  in 
Wasser  und  Alkohol,  löslich  in  Natronlauge 
und  Salzsäure.  Es  muss  frei  sein  von  Sub- 
nitrat  oder  Ozychlorid,  darf  also  weder 
Chlor-  noch  Salpetersäure  -  Reaction  geben. 
Sehr  auffallend  ist  das  Verhalten  gegen 
Natronlauge;  es  unterscheidet  sich  darin  von 
allen  bekannten  Wismutsalzen.  Man  nahm 
bisher  als  Regel  an,  dass  die  Wismutsalze 
schon  durch  Behandeln  mit  viel  Wasser  und 
noch  viel  schneller  mit  Alkalien  Wismnt- 
oxyd abscheiden;  Pyrogallol- Wismut  aber 
löst  sich  in  Natronlauge  glatt  auf,  wahr- 
scheinlich unter  Bildung  von  Salzen  wie 

(ONa)j 

^>Bi  0  H 
6  "8 


CßH3, 


C   H  ^^' 


denn  durch  Säuren  kann  man  wieder  Pyro- 
gallol-Wismut  ausfällen. 

Diese  Löslicbkeit  des  Pyrogallol- Wismuts 
in  Alkalien  ist  eine  für  die  therapeutische 
Wirkung  sehr  wichtige  Eigenschaft,  denn  es 
wird  bei  der  praktischen  Anwendung  durch 
den  Einfluss  alkalischer  Säfte  ganz  oder  zum 
Theil  in  Lösung  übergeführt  werden. 


Gegen  hartnäckigen  Schlucken 

wird  im  Corresp.-Bl.  f.  Schweiz.  Aerzte  die 
Ausspülung  des  Magens  empfohlen.  Auch 
die  blosse  Einführung  einer  kräftigen  Schlund- 
sonde in  den  Magen  soll  thatsächlich  schon 
sofortigen  und  nachhaltigen  Erfolg  gehabt 
haben. 


740 


Bilclierscliaii* 


Die  neueren  Arzneimittel*  Für  Apotheker, 
Aerzte  und  Drogisten  bearbeitet  yon  Dr. 
Bernhard  Fischer ,  Dircctor  des  che- 
mischen UntersQchangsamtes  der  Stadt 
Breslau.  Mit  in  den  Text  gedruckten 
Holxschnitten.  Sechste  vermehrte  Auf- 
lage.   Berlin  1894.     Verlag  yod  JulitM 

Springer. 

Dass  von  diesem  Bache  innerhalb  9  Monaten 
eine  neue  (die  6.)  Auflage  sich  nOthig  machte, 
spricht  wohl  am  besten  fflr  die  grosse  Yer- 
breitang  und  gute  Aufnahme  desselben.  Es 
enthält  aber  auch  das  fdr  den  Apotheker 
Wissens werthe  tiber  Darstellung,  Eigenschaften 
und  Anwendung  der  sogenannten  neueren 
Arzneimittel  in  geschickter  Weise  zusammen- 
gestellt und  auf  das  zwcckmässigste  yerarbeitet. 

Gegenüber  der  vorhergehenden  Auflage  (341  S.) 
ist  der  Umfang  der  voi liegenden  mit  367  8. 
nur  unbedeutend  vergrOssert,  wiewohl  mehr  als 
30  Mittel  neu  aufgenommen  worden  sind. 

Eines  besonderen  Lobes  bedarf  das  ^iscAcr'sche 
Buch  nicht  mehr;  deshalb  können  und  sollen 
auch  die  nachstehenden  Aeusserungen  dasselbe 
nicht  im  Geringst 'U  schm&lern. 

Beim  Cocain  vermissen  wir  neben  den  vielen 
aneeffebenen  Identitätsreactionen  diejenige, 
welche  darauf  beruht,  dass  ein  Gemisch  von 
CocaTnsalz  und  Calomel  an  feuchter  Luft 
schwarz  wird.  Der  Einwand,  dass  diese  Reaction 
für  Cocain  nicht  charakteristisch  sei,  weil 
Pilocarpin  dasselbe  Verhalten  zeigt,  ist  nicht 
stichhaltig;  es  musste  dieses  Umstandes  na- 
tOrlich  Erwähnung  gethan  werden.  Die 
Calomelreaction  hat  viel  grösseren  Werth  als 
die  Beactionen  mit  Platin-,  Gold-  und  Queck- 
silberchlorid und  JodlCsung,  da  viele  andere 
Pflanzenbasen  mit  denselben  in  gleicher  Weise 
rcagiren. 

Beim  Dinretin  vermissen  wir  eine  Er- 
wähnung der  analogen  Verbindungen  mit 
Lithium  an  Stelle  von  Natrium  und  mit 
Benzoesäure  an  Stelle  von  Salicyls&ure. 

Im  Register  vermissen  wir  das  im  Texte  be- 
handelte Salocoll,  welches  nur  als  Pheno- 
Collum  salicjlicum  aufzufinden  ist. 

In  die  Tabelle  der  „vorsichtig  aufzu- 
bewahrenden Arzneimittel'  hätten  nach  unserer 
Ansicht  noch  manche  andere  Mittel  Aufnahme 
finden  sollen;  man  wird  bei  neuen  Mitteln 
immer  gut  thun,  dieselben  im  Zweifelfalle  den 
„vorsichtifl^  aufzubewahrenden"  hinzuzuzählen. 
Die  Tabelle  über  die  Preise  entspricht,  soweit 
die  PreUssische  Arzneitaxe  die  Mittel  auffahrt, 
dieser;  beim  Vergleich  der  übrigen  Preise 
mit  Preislisten  grosser  Drogenhäus^r  fanden 
wir  jedoch,  dass  der  Multiplicationsfactor  sehr 
verschieden  und  nach  unserer  Meinung  oft  zu 
niedrig  bemessen  ist. 

Trotz  der  vorstehenden  Bemerkungen 
f^mpfehlen  wir  das  Fischer'sche  Buch  den 
Fachgenossen,  auch  den  Besitzern  der  frfiheren 
Auflagen,  auf  das  wärmste.  s. 


Anatomisoher  Atlae  der  Pharmakognofie 

und    Nahrnngsmittelknnde    von  Prof. 

Dr.  A,  Tschirch  und  Dr.  Oesterle  in  Bern. 

Vollständig  in  16  bis  20  Lieferungen  k 

1    Mk.   50  Pfg.     Lieferung  2.     Leipzig 

1893.    T.  0.  Weigel  Nachfolger  {Chr. 

Herrn,  Tauchnitz). 

Die  vorliegende  Lieferung  behandelt  folgende 

Drogen:     Cacao     (unter     den      AbbUdon^eD 

finden    sich     auch    solche    von    Theobromin- 

Goldchlorid  und  —  Silbernitrat);  Folia  Bennae 

(sowohl  l'innevellj,  wie  Alexandriner  und  auch 

Ar^hel);  Kadix  et  stolones  Liquiritiae;  Cortex 

Chmae  und  Radix  Ipecacuanhae. 

Um  ein  Beispiel  der  Behandlung  des  Stoffes 
zu  geben ,  sei  Nachstehendes  aus  der  Be- 
schreibung des  Pnlvers  der  Ipecaeuanhs- 
wurzel  abgedruckt: 

„Das  Ipecaouanhapulver  der  Apotheken  be- 
steht vorwiegend  aus  dem  Stärkemehl,  dessen 
Form  und  GrOsse  auch  hier  diagnostisch  wobl 
verwerthbar  ist  Auch  im  Pulver  sieht  man 
noch  häufig  zusammengesetzte  StärkekGroer, 
zu  2,  3  bis  12.  Die  Berührungsfläche  ist  eben, 
nicht  gekrQmmt.  Die  GrOsse  der  TheUkömer 
eines  zusammengesetzten  Stärkekoms  ist  oft 
sehr  verschieden,  mit  1  bis  8  grossen 
sind  oft  2  oder  mehr  mittelgrosse  oder 
kleine  vergesellschaftet  Letzteres  istf&r 
Ipecacuanha  sehr  charakteristisch.  Um  die 
Übrigen  Elemente  des  Pulvers  zu  erkennen, 
muss  man  die  Stärke  (durch  Kali  oder  Er- 
wärmen) verkleistern.  AUdann  sieht  man  zahl- 
reiche Kaphiden  und  mehr  oder  weniger  grosse 
Fetzen  von  verletzten  und  unverletzten  Paren- 
chymzellen.  Kork  und  Trachelden,  oftmals  sof^ar 
noch  zu  mehrt  ren  zusammenhängend.  Geflisse 
fehlen  gänzlich.  Wenn  die  Tracheiden  im  Pnlver 
fehlen,  so  wflrde  das  Pulver  nur  aus  der  Übrigens 
allein  werthvoUen  Binde  bereitet  Eine  Bei- 
mengung des  Bhizoms  verräth  sich  durch  die 
Sclerelden  und  die  Gef&sse." 

Wir  empfehlen  den  vorliegenden  Atlas,  welcher 
alle  Drogen  der  deutschen,  sowie  die  meisten 
der  schweizerischen  und  Osterreichischen  Phar- 
makopoe und  sämmtliche  Nahrungs-  und  Ge- 
iiussmittel  (Gewürze  etc.)  darstellt,  bei  deren 
Untersuchung  das  Mikroskop  mit  Erfolg  ver- 
wendet werden  kann,  auf  das  wärmste.       <• 


Rathgeber     fftr    Anfänger     im    Photo- 
graphiren.    Behelf  für  Vorgeschrittene. 
Herausgegeben  von  Ludwig  David,  k.  u. 
k.  Oberlieutenant  der  Artillerie   etc  Mit 
65  Holzschnitten  und  2  Tafeln.    Zweite 
gänzlich  umgearbeitete  Auflage.  Halle  a.S. 
1893.    Verlag  von  Wilhdm  Knapp. 
Dieses  kleine  BQchlein  in  Taschenformat  wiiü 
seinem   Zwecke   sicherlich   wohl    entsprechen. 
Die   nOthigen   Apparate   sind  durch  deutliche 
Abbildungen  erläutert;  die  Bemerkungen  Aber 
die  Chemikalien  sind  durchaus  zutreffende  und 


741 


dem  Bflchelchen  sind  Etiketten  fOr  die  Che- 
mikalien beigeheftet.  ]>er  vorliegende  Rath- 
geber  ist  den  sich  mit  Photogprapbie  Be- 
schäftigenden in  empfehlen. 


Zur  Geschichte  des  Apothekenweaens  in 
Nürnberg.   Von  Hermann  Peters^  und 

Chemie.  Von  Dr.  Hermann  Kämmerer^ 
Prof.  der  Chemie  an  der  Rgl.  Industrie- 
schule zu  Nürnberg.  Sonderabdrücke  aus 
der  der  65.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Aerzte  vom  Stadt- 
magistrat Nürnberg  gewidmeten  Fest 
Schrift.    Nürnberg  1892. 


Berichtigung. 

Die  in  Nummer  50  unseres  Blattes  aaf 
Seite  7^6  bei  Besprechung  des  Werkes :  „Arznei- 
verkehr fflr  Krankenkassen,  im  Auftrage  des 
Verbandes  freier  Krankenkassen,  bearbeitet  von 
Dr.  Dronke^^  gemachte  Bemerkung,  dass  das- 
selbe zugleich  der  Beclame  für  eine  Drogen- 
handlung  in  Altona  dient,  ist  falsch,  da  in  dem 
ganzen  Werke  keinerlei  Hinweis  auf  eine 
Drogen handlung  und  keinerlei  Empfehlung  einer 
Dro^enhandlun^  enthalten  ist. 

um  allen  Weiterungen  vorzubeugen,  drucken 
wir  obige  Einsendung  ab,  bitten  aber  die- 
jenigen unserer  Loser,  welche  das  Büchelchen 
besitzen,  die  Seiten  08,  d4,  95  und  96  desselben 
zu  lesen.  Die  Bedaction. 


Terscliledene  IMIuiieilnBfreii. 


Die  Benzinbrftnde  in  den 
chemischen  Wäschereien. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  MittheiluDgen 
von  Göhring  (Ph.  C.  34»  670)  haben  L. 
Schütte,  Landsberg  dt  Co,  in  Leyh  bei  Nürn- 
berg in  der  Chem.-Ztg.  1893,  1657  mit- 
getheilt,  dass  sie  bereits  seit  Jahren  den 
Zusatz  Yon  Seife  zum  Benzin  zur  Verhütung 
der  Brände  kennen  und  dass  ein  Zusatz  von 
0,05  pCt.  von  ihrem  Präparat  genügt,  um 
dem  Benzin  dadurch  die  elektrische  Erreg- 
barkeit zu  nehmen. 

M,  M,  Hkhter  in  Hamburg,  welcher  in 
Cbem.-Ztg.  1893,  1748  seine  Priori täUrechte 
in  dieser  Sache  wahrt,  hat  am  9.  September 
1893,  wie  er  in  einer  Druckschrift  mittheilt, 
in  Frankfurt  a.  M.  vor  einer  Anzahl  Ver- 
tretern grosser  Benzin  Wäschereien  seine  schon 
früher  mitgetheihen  Versuche  wiederholt. 
Nach  Zusatz  von  0,01  pCt.  seines  geheim 
gehaltenen  Mittels  (Antibenzinpyrin)  zum 
Benzin  war  es  nicht  mehr  möglich  ,  einen 
Brand  künstlich  hervorzurufen. 

Mm  3f.  Bichter  giebt  ferner  an,  es  sei  ihm 
gelangen,  nachzuweisen,  dass  im  Benzin  öfter 
winzige  Mengen  einer  organischen,  nicht 
näher  gekennzeichneten  Substanz  sieh  vor- 
finden, welche  die  Wirkung  jedes  Verhütungs- 
mittels aufbeben.  Die  Firma  Tempel  <Sk 
Bomefmann  (jetzt  Bremer  chemische  Fabrik 
Nordenham)  stellt  nach  Ueberwindung  tech- 
nischer Schwierigkeiten  ein  von  dieser  Sub- 
stanz freies  Benzin  her,  um  es  in  den  Handel 
zu  bringen. 

In  Ghem.-Ztg.  1893,  1773  theilt  auch  B. 
Kiesling  mit,  dass  in  manchen  chemischen 
Wäschereien  schon  seit  längerer  Zeit  benzin- 


lösliche Seifeii  zur  Verhinderung  der  elek- 
trischen Erregung  dem  Benzin  zugesetzt 
werden,  und  zwar  stets  mit  befriedigendem 
Erfolg.  Manche  setzen  stets  Seife  zu,  manche 
erst,  wenn  das  knisternde  Geräusch  (das 
Zeichen  elektrischer  Erregung)  auftritt,     s. 


üeber  Müliverbrennung 

haben  wir  schon  mehrfach  (Ph.  C.  33,  177. 
34,  255)  berichtet;  wir  geben  nuch  einem 
von  Th.  Weglj  dem  Vorkämpfer  für  die  Ein- 
führung der  Müliverbrennung  in  Deutschland, 
in  der  Berl.  medicin.  Gesellschaft  am  1.  No- 
vember 1893  gehaltenen  Vortrage  das  Fol- 
gende nach  Berl.  klin.  Wochenschr.  wieder: 

,,Die  Müllverbrennung  wurde  im  Jahre 
1876  in  England  erstmalig  ausgeführt.  Da- 
mals wurde  nur  das  Müll  von  369000 
Menschen  verbrannt,  während  im  August 
1893  6  800000  Menschen  ibren  Müll  vcr- 
brennen  Hessen.  Im  August  1876  besass  eine 
einzige  Stadt,  und  zwar  das  allen  Neuerungen 
am  schnellsten  zugängliche  Birmingham 
eine  Verbrennungsanstalt.  Jetzt  finden  wir 
Müllöfen  in  55  Städten,  die  72  getrennte 
Anlagen  besitzen.  Im  Jahre  1876  waren  nur 
14  Oefen,  d.  h.  Cells  im  Betriebe.  Heute 
sind  es  mehr  als  570.  Letztere  repräsentiren 
sicher  mehr  als  5000,  wahrscheinlich  nahe 
an  10000  Pferdekräfte. 

Ein  Blick  auf  die  beim  Vortrage  vor- 
gezeigte Tafel  lehrt,  welch  riesenhafte  Fort- 
schritte die  Müliverbrennung  in  England 
macht.  Dass  dies  nicht  der  Fall  sein  würde, 
wenn  die  Methode  der  Müliverbrennung  sieh 
nicht  bewährt  hätte,  ist  bei  dem  praktischen 
Sinn     der     Engländer     selbstverständlich. 


742 


Bestem  Veraelimen  nucli  werden  demnächst 
ancli  in  Berlin  die  Müllöfen  sicli  erheben, 
da  die  Absicht  besteht,  hier  6  Cells,  die  ver- 
schiedenen Systemen  angehören ,  als  Ver- 
such söfen  an  errichten. 

"Wenn  wir  in  einigen  Jahren  in  Berlin  das 
neue  Rathhaus  errichten  und  hierfür  ganz 
besonders  krfiftige  Steine  braochen,  dann 
empfehle  ich  die  Müllsteine!'* 


Fensterpntzpasta. 

2  Th.  reine  Olivenseife,  fein  geschnitten, 
werden  in  3  Th.  kochendem  Wasser  gelöst 
und  in  dem  so  erhaltenen  Seifenleim  4  Th. 
reinste  paWerisirte  Kreide,  3  Th.  Wiener 
Kalk  und  2  Th.  Tripel  eingerührt;  man 
mischt  nun  so  lange,  bis  sich  die  festen  Sub- 


stanzen gleichmftssig  vertheilt  haben,  füllt  in 
Formen  und  lisst  fest  werden.  Oder  man 
verfährt  wie  oben  mit  3  Th.  Marseiller  Seife, 
4  Th.  Wasser,  2  Tb.  Polirroth,  5  Th.  Kreide 
und  3  Th.  gebranntem  Hirschhorn. 

Nmegte  Erf.  «.  Erf. 


Fliegenpapier. 

Doppeltchromsaures  Kalium  10,0  g,  Zucker 
30,0  g,  fitherisches  PfeflPeröl  2,0  g,  Alkohol 
20,0  g,  destillirtes  Wasser  120,0  g  werden 
innig  gemischt  und  einige  Tage  digerirt,  dann 
abfiltrirt.  In  diese  Lösung  taucht  man  an- 
geleimtes Fliesspapier  wiederholt  ein  und 
lässt  es  trocknen.  (Jeher  die  Verwendung 
von  Saccharin  an  Stelle  von  Zucker  vergl. 
Ph.  C.  33,  545.  Pharm.  Ztg. 


Brief  wecliseL 


Ajfoih.  Dr.  L.  K«  tu  F.  Das  »Robigin", 
welcnes  in  Flfischchen  von  100  com  in  den 
Handel  kommt  und  als  vorzügliches  Mittel  zur 
Entremunj^  selbst  alter  Rostflecken  aus  Wftsche- 
stocken  nicht  mit  Unrecht  empfohlen  wird,  be- 
steht aus  einer  L^^snng  von  4  Th.  Gblorwasser- 
stoff  und  4  Th.  Oxals&ure,  event.  Znckersfture 
in  92  Th.  Wasser.  Die  Möglichkeit  scheint 
nicht  ausgeschlossen,  dass  es  sich  hier  um 
zweckmässige  Verwerthang  eines  schwer  krystal- 
lisirbaren  Nebenerzeugnisses  der  Fabrikation 
von  Ozalsfiure  handelt.  Jedenfalls  erhftlt  man 
eine  der  k&oflichen  in  der  Wirkung  genau 
gleiche  Flflssigkeit,  wenn  man  4  g  Oxalsäure 
m  80  g  Wasser  lOst  und  16  g  officinelle  Salz- 
säure zusetzt.  Zum  Gebrauch  muss  das  Mittel 
zum  Kochen  erhitzt  werden. 

Prav.  D«  J.  in  Moskau«  Die  Präparate  der 
von  Ihnen  namhaft  gemachten  Firma  sind  uns 
nicht  bekannt,  sie  werden  aber  wohl  im  Prin- 
cip  mit  den  nachstehend  genannten  flbereiu- 
stimmen. 

Bei  der  als  Laienkunst  in  grossem  Umfange 
geübten  Email-Malerei  wird  der  betreffende 
Gegenstand  zunächst  mit  Goldbronce  grundirt, 
indem  man  ihn  mit  sog.  Spirituslack  (Auflösung 
von  Copal  in  Spiritus,  der  oft  mit  Holzgeist 
denaturirt  ist)  überpinselt  und  dann  mittelst 
Watte  Goldbronce  aufstäubt.  Erst  nachdem 
der  Grund  voUig  trocken  geworden  ist,  können 
die     Emailfarben    aufgetragen    werden.      Der 


I  Körper  dieser  Emailfarben  muss  so  beschaffen 
sein,  da«s  er  den  Grund  nicht  wieder  auflöst, 
darf  also  z.  B.  keinen  Spiritus  enthalten.  Man 
verwendet  deshalb  meistens  als  Emailfarben 
Verreibungen  von  Erdfarben  oder  farbigen 
Metalloxyden  mit  Wasserglas,  welche  die 
Eigenschaft  haben,  mit  emailartigem  Glanz 
einzutrocknen  und  durch  Wasser  oder  mecha- 
nische Mittel  sich  nur  langsam  wieder  abreiben 
zu  lassen. 

Das  Elizir  dentifrice  des  Benedictins 
besteht  nach  der  Untersuchung  von  GteheidUn 
(1886)  aus  Spiritus,  PfefferminzOl  und  Stemauis. 

Apoth.  A.  R.  in  U«  Das  Präpariren  von 
Thier  seh  adeln  geschieht  am  einCachsten 
dadurch,  dass  man  dieselben  dem  Lichte  aus- 
setzt und  häufig  mit  Wasser  begiesst.  Um 
eingedrungenes  Fett  zu  entfernen,  lege  man 
den  Schädel  in  Petroleum- Aether  oder  Benzin. 
Fordernd  ist  es,  wenn  als  Bleichmittel  etwas 
Eau  de  Javelle  angewendet  wird,  Chlorkalk  ist 
aus  praktischen  Grflnden  zu  vermeiden 

Apoth.  H«  in  S.  Zur  Ausschmückung  des 
Christbaumes  mit  Schnee  empfehlen  wir 
Ihnen  gesponnenen  Asbest,  em  weisses, 
weiches,  äusserst  zartes  und  lockeres  unver- 
brennliches  Material. 

Berichtigung.  Seite  702  erste  Spalte  Zeile 
10  von  unten  muss  es  statt  „Stärk  ezucker** 
heissen  „Stärke". 


JNe  JErneuerung  der  He$teUungen 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  dieselben  vor  Ablauf 
des  Monats  bewirken  sfu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unterbrechung 
eintritt. 

JDuH  Register  für  den  Jahrgang  1893  wird  der  2fr.  3  des 
Jahrganges  1894  beigelegt  werden* 

VArlAger  and  Teruitwortlieber  Bedartcar  Dr.  E.  Aelssler  in  Dresden. 


AerzUlche  üraximal-Tliermomefer 

fprfiniiirt  Well  aasstell  an«  Chioaeo}  ans  Jenner  Nonnalglas  in  la  Nickel-  und  HartgamiiilliBtaeii 
mit  nK^nem  PrnfurgBeclieiii,  unbedingt  snTerlSssigeB  Fabrikat,  k  Dutzend  Hk.  1^,— . 

Wilhelm  Vebe,  Z«rb«t-Antaalt,  Inetitut  ehem.  n.  phjnk.  Inetrnniente. 

Tribr  ompbenol  -  Wismnth. 

Neuea  DarmantiBepticum, 

„dem  rHlamcl  uHbedlDsC  itberlesea"  (Berl.  Klin.  Wocli.  1»93,  S.  163).    Wird  gat 

vertragen,  tsglicli  big  7  g  in  BtODdlichen  'jt  g-Bosea. 

Fyrogallol  -  Wismuth, 

elaaiccs,  in  alkaÜEcben  S&ften  sich  IKsendca  WismttUi-Aiitiaepticniii. 
LitemtaranazCgo  (.Wratach*  und  .Archiree  dee  Sciences  Biol.')  durch 

Dr.  F.  von  Heyden  Nachfolger,  Radebenl  b.  Dresden, 

Verkauf  durch  den  droisdraiTCBhaiidel  und  die  Apatheken. 

^ng.  Leonhardiy 

Uitteifert  AnptMtte, 

SelUVepilltZ  in  Sachsen, 


Glas-  und  Porzellanmalerei 

nrAnfertigiinggaDEerApathpkeD- Einrichtungen  and chemiacher Laboratorien, 

aowie  zur  Aofertignag  einzelner  Ereatz^tOcke  nach  Hoater  nnter  Oarantie 

feiuerfieier  and  korrekter  Aaenthrnng. 

gV  M«dlciBKlaa  in  »llen  Fasons  la  «Ivalltkt.  'V^ 

Preisliste  und  Master  gratis  nad  franeei 


Chemische  Fabrik  auf  Actien 

(vorm.  E.  Schering) 
Berlin  m.,  maileratrane  Mr.  190  n.  1*1. 

Präparate 

fQr  Fharmaeio,  Fhotosrapliie  unä  Technik. 


Ha.6inol-  IL  Häemo&rftUol,  räuea)rt^.°ieiohtrMDrbuu^ 

empfohleii  gegen  Chloros«.    (Patenttrt). 

■  ■— _.A-^_, —.-.u  _»__,_  A_       nach    Prof.    Dr.    Adtmkiswicz,    in    Form    tob 
Mr^VWJLuTVLDViTaLVt     P«ptOBpnlv«r    («.    lOO  ProMnt    Pepton), 

_- £. E. £. L.  PcptoD  In  H&rnrrn  (giebt  in  Bouillon  «t». 

gelost  ein  wohlaohmeokeiiileB  Nährmittel  für  Erenke  nad  BeooQT&leaoenten  und  ist  Tonflglleb 
geeignet  zur  Ernährung  per  Eljama),  Pepton chocolade   eto.  eto. 

■#wT^1v4-A  M-ifi    (Pfeilmarke)  nush  Prof.  Dr.  Stilllng  bew&hrtei  AntlaeptlCB» 

Ml    J  UÄ,  tllilllll  für  änsaerliobea  und  ianeriiohen  Qebnnoh. 

FabÄf:  E.  Merck,  Darmstadt 

Zu  beziehen  in  Originalpackung  durch  die  Apotheken  und  Drogenhandlangen. 


>Wttniaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zakwng  ^r  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HenaBgegeben  tob 

Dr.  Hermanii  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Beingspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierte IJfthrlich  2^  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  3  Mark.     Einzelne  Nummern 

30  Pf.     Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Anzeigen  oder 

Wiederholungen  Preisermässigung.    Expeditions  Dresden,  Rietschelstrasse  S,  I. 

Kedaetlon:  Prof.  Dr.  E.  G eis s  1er,  Dresden,  Circusstrasse  40. 
Mitredaeteu*:  Dr.  A.  Sehn  ei  der- Dresden. 

M^2.   Dresden,  den  28.  December  1893.  ^  uLV^. 

Der  ganzen  Folge  XXXIV.  Jahrgang. 


Inhalt:  Cheml«  ■■<  PhaniMle:  Der  Nachtrag  sam  Deutschen  Arsnetbaehe  (111).  —  Hinweis.  —  Ueber  die 
Cholera.  —  Hlnwetse.  —  Zar  Beartheilang  glaslrter  Kaffeesorten.  —  Pepsinsaft.  —  Knpfergebalt  des  Extractnm 
Fillela  maria.  —  Nene  AraneimUtel.  —  Hinwels.  —  YersekledeBe  HlUhellvagea t  Odol.  —  Wyeth*s  Rindfleisch- 
Saft.  —  Detlnfection  des  Badewassers.  —  Oehelmmlttel  und  Karpftiscberet.  —  Brlefweehiel.  —  Berichtigung.  — 

Bestellnngs- Erneuerung.  —  AaselgltB'* 


Chemie  und  Pharmacie. 


Der  Nachtrag 
zum  Dentschen  Arzneibnche  (III). 

Der  von  der  ständigen  Gommis- 
sion  für  Bearbeitung  des  Deut- 
sch enArzneibuebes  aufgestellte  Ent- 
wurf eines  Nachtrages  zum  Arzneibucbe 
ist  jetzt,  noch  bevor  der  Bündesrath  dar- 
über beschlossen  hat,  öffentlich  bekannt 
geworden,  während  das  Arzneibuch  seiner 
Zeit  erst  als  vollendete  Thatsache  zur 
Kennlniss  der  betheiligten  Kreise  ge- 
langte. Der  Entwurf  umfasst  14  neu 
aufzunehmende  Mittel  und  mehr  oder 
minder  umfängliche  Aenderungen  der 
Beschaffenheit,  Darstellung  und  Prüfung 
von  27  Präparaten  des  Arzneibuches. 
Dazu  treten  noch  einige  Aenderungen  der 
Höchstgaben  -  Tabelle. 

Im  Nachstehenden  bringen  wir,  ohne 
den  Text  wörtlich  abzudrucken,  nur  die 
wichtigsten  Bestimmungen  über  die  neu 
aufzunehmenden  Mittel,  sowie  die  eine 
grössere  Bedeutung  besitzenden  Abänder- 
ungen der  alten  Präparate  zur  Kenntniss 
unserer  Leser  und  knüpfen  eine  kurze 
Besprechung  daran. 


Neu  anfzanehmende  Mittel. 

Acidam  camphoricum.  Schmelzpunkt 
178  bis  180^  löslich  in  ungefähr  140  Th. 
kaltem,  8  Th.  siedendem  Wasser,  1,3  Th. 
Weingeist,  1,8  Th.  Aether,  etwa  1000  Th. 
Chloroform. 

Eine  Identitätsprobe  fehlt,  denn 
die  Angabe,  dass  die  wässerige  Lösung 
sauer  reagirt  und  dass  Ammoniak  sowie 
Natronlauge  die  Kamphersäure  reichlich 
aufnehmen  und  dass  Salzsäure  die  letztere 
aus  diesen  Lösungen  wieder  ausfällt,  ist 
als  Identitätsprobe  für  Kamphersäure  doch 
nicht  anzusehen,  da  zahlreiche  andere 
Substanzen  sich  ebenso  verhalten.  Es  sei 
deshalb  bemerkt,  dass  Kamphersäure  beim 
Erhitzen  mit  Aetzkalk  einen  gewürzhaflen 
Geruch  entwickelt. 

Die  Titrationsprobe  (1  g  Kamphersäure 
=  10  ccm  Normal-Kalilauge)  verlangt  ein 
ganz  reines  Präparat,  denn  das  Aequiva- 
lent  der  zweibasischen  Kamphersäure, 
C10H16O4,  beträgt  200;  anhaftende  Spuren 
Feuchtigkeit  bewirken,  dass  weniger  Kali- 
lauge gebraucht  wird,  ebenso  grössere 
Mengen  von  Kamphoronsäure  (Aeq.  218), 


744 


welche  durch  längere  Einwirkung  von 
Salpeters&ure  auf  Kampher  entsteht  und 
welche  sich  daher  in  der  Mutterlauge 
von  der  Umkrystallisation  der  Kampher- 
säure immer  vorfindet. 

Geringe  Mengen  der  Kamphoronsäure 
(deren  Schmelzpunkt  niedriger  liegt  als 
der  der  Kamphersäure,  obwohl  die  An- 
gaben in  der  Literatur  schwanken)  wer- 
den aber  den  Schmelzpunkt  der  Kampher- 
säure herunterdrücken. 

Aeidam  hydrobromicHm  ist  vor- 
sichtig und  vor  Licht  geschützt 
aufzubewahren.  Entsprechend  den 
Angaben  über  specifisches  Gewicht 
(1,208)  und  Gehalt  (25  pCt.)  wiegen 
5  ccm  =  6,04  g  und  würden  rechnungs- 
raässig  18,95  ccm  Normal -Kalilauge  zur 
Sättigung  verbrauchen;  dass  nur  18,7 
ccm  verlangt  werden,  entspricht  den 
praktischen  Verhältnissen. 

Zur  Bestimmung  des  Bromgehaltes 
soll  die  Säure  durch  Ammoniak  zunächst 
in  Bromammonium  übergeführt  und  dann 
mit  Silbernilrat  titrirt  werden.  Zur  Ab- 
stumpfung von  0,3  g  Bromwafiserstoffsäure 
(10  ccm  einer  Lösung  von  3g:  100  ccm) 
empfiehlt  es  sich,  ein  verdünntes  (etwa 
Iproc.)  Ammoniak  zu  verwenden,  weil 
die  von  der  officinellen  Ammoniiikflüssig- 
keit  erforderliche  Menge  eine  gar  zu  ge- 
ringe sein  würde. 

Die  genaue  Abstumpfung  wird  trotz- 
dem ohne  Zusatz  eines  Indicators  nicht 
möglich  sein,  da  durch  Tüpfelung  von 
der  ohnehin  geringen  Menge  zuviel  ver- 
loren gehen  würde;  die  Anwesenheit  eines 
Indicators  aber  wird  durch  dessen  Färb- 
ung den  Endpunkt  der  Beaction  schwierig 
erkennen  lassen.  Es  dürfte  deshalb  zu 
versuchen  sein,  ob  nicht  an  Stelle  der 
Abstumpfung  mittelst  Ammoniak  der  Zu- 
satz eines  kleinen,  durchaus  nicht  stören- 
den üeberschusses  von  völlig  chlor  freiem 
Calciumcarbonat  oder  Magnesiumoxyd- 
hydrat (Magnesium  hydricum  pultiforme) 
vorzuziehen  wäre. 

Bechnungsmässig  brauchen  0,3  g  Brom- 
wasserstoflfsäure(25proc.)  9,26  ccm  Zehn- 
tel-Silberlösung;  die  Forderung,  dass  nicht 
mehr  als  9,3  ccm  verbraucht  werden 
sollen,  berücksichtigt  also  den  erforder- 
lichen geringen  Mehrverbrauch  für  die 
Bildung  von  Silberchromat,  dessen  Er- 


scheinen das  Ende  der  Beaction  angiebt 
und  soll  vielleicht  auch  einen  geringen 
Gehalt  an  Ghlorwasserstoffsäure  gestatten. 

Eine  schwächere  Säure  könnte  in 
Folge  eines  Gehaltes  an  Chlorwasserstoff- 
säure doch  den  geforderten  Wirkungs- 
werth  gegen  Silberlösung,  sowie  gegen 
Kalilauge  aufweisen;  in  einem  solchen 
Falle  würde  nur  das  specifische  Ge- 
wicht Aufsehluss  geben  können.  Eine 
qualitative  Probe  auf  Chlorwasser- 
stoff ist  nicht  vorgeschrieben,  wohl  weil 
ein  geringer  Gehalt  davon  (siehe  oben) 
gestattet  ist;  es  hätte  aber  eigentlich  eine 
Methode  Aufnahme  finden  sollen,  welche 
in  Bücksieht  auf  das  vorstehend  Gesagte 
eine  Begrenzung  des  Gehaltes  an  Ghlor- 
wasserstoffsäure ermöglicht,  wie  z.  B.  die 
in  dem  Supplement  des  Apothekervereins 
enthaltene  Methode,  bestehend  in  der  An- 
wendung von  Silbernitrat  und  Ammo- 
niumcarbonat. 

Eine  weitere  Prüfung  (1  ccm  Brom- 
wasserstoffsäure soll  mit  1  ccm  Salpeter- 
säure zum  Kochen  erhitzt,  nach  dem 
Erkalten  mit  Ammoniak  übersättigt  und 
mit  Magnesiumsulfat  versetzt  werden, 
wodurch  keine  Veränderung  auftreten 
soll)  lässt  im  Zweifel,  ob  es  sich  am  den 
Nachweis  von  Arsen  oder  phospho- 
riger Säure  handelt.  Je  nach  der  Dar- 
stellung der  Bromwasserstoffsäure  aus 
Brombaryum  und  Schwefelsäure  oder  aber 
aus  Phosphor. und  Brom,  kann  das  eine 
oder  das  andere  zugegen  sein.  Etwa 
vorhandene  Phosphorsäure  wird  natürlich 
dieselbe  Beaction  geben. 

Aqaa  cresolicay  Kresolwasser,  ist  eine 
Mischung  aus  1  Th.  Kresolseifenlösung 
und  9  Th.  Wasser  und  enthält  5  pCt. 
rohes  Kresol.  Für  Heilzwecke  ist  deslil- 
lirtes  Wasser,  für  Desinfectionszwecke 
gewöhnliches  Wasser  zu  verwenden.  Das 
letztere  giebt  je  nach  dem  Kalk^ehalte 
eine  mehr  oder  weniger  trübe  Flüssig- 
keit; es  wird  deshalb  mitunter  empfeh- 
lenswerth  sein,  nur  destillirtes  Wasser 
oder  aber  gekochtes  Brunnenwasser 
zu  verwenden.  Es  ist  jedoch  hierzu  noch 
zu  bemerken,  dass  die  jetzt  gültigen 
Arzneitaxen  anderes  als  „destillirtes*' 
Wasser  nicht  mehr  aufführen. 

BIsmntum  sabsalieylleam  ist  vor 
Licht  geschützt  aufzubewahren. 


746 


Eine  Darstellungsmethode  ist  nicht 
gegeben,  was  gegenüber  der  üblichen 
Darstellung  durch  Zusammenreiben  von 
Wismutoxydhydrat  mit  Salicylsfiure  oder 
durch  Fällen  und  entsprechend  dem  Um- 
stände, dass  das  Arzneibuch  ftir  das  Sub- 
nitrat  eine  Vorschrift  giebt,  verwunder- 
lich ist.  Die  Prtifung  auf  Metalle,  Schwe- 
felsäure etc.  ist  sehr  praktisch  gleich  mit 
der  Bestimmung  des  Gehaltes  an  Wis- 
motoiyd,  welcher  63  pCt.  betragen  soll, 
vereinigt  worden. 

Cereoliy  Wundstäbchen.  Es  werden 
die  verschiedenen  Arten,  darunter  auch 
die  Anthrophore  ältester  Oonstruction 
beschrieben,  während  die  neueren  An- 
trophore,  welche  Ober  der  Drahtspirale 
einen  EautschukQberzug  tragen,  nicht  er- 
wähnt sind;  nähere  Angaben  über  die 
Grundsubstanzen  sind  jedoch  nicht  ge- 
macht. 

Coffe!onm  natrlo  -  benzoicam  ist 
vorsichtig  aufzubewahren;  grösste 
Einzelgabe  1,0g,  grösste  Tagesgabe 
3,0  g. 

Eine  Vorschrift  ftr  die  Darstellung  ist 
nicht  gegeben;  aus  dem  Coffein-Natrium- 
benzoat  sollen  durch  Auskochen  mit 
Chloroform  44  pCt.  Coffein  ausziehbar 
sein.  Das  gleichnamige  Präparat  der 
Pharm.  Hung.  enthält  75  pCt.  Coffein. 
Richtiger  wfire  es  gewesen,  den  Namen 
Coffe'ino-Natrium  benzoicum  an- 
zunehmen. 

Cresolnm  erndum.  Zur  Prüfung  wer- 
den 10  ccm  rohes  Kresol  mit  50  ccm 
Natronlauge  und  50  ccm  Wasser  geschüt- 
telt; aus  der  Lösung  sollen  sich  beim 
längeren  Stehen  nur  wenige  Flocken 
abscheiden.  Das  auf  Znsatz  von  30  ccm 
Salzsäure  und  10  g  Kochsalz  sich  wieder 
abscheidende  rohe  Kresol  soll  8,5  bis  9 
ccm  betragen. 

Es  ist  ganz  sachgemäss,  dass  hierbei  auf 
die  früher  nicht  genügend  gewürdigte 
Löslichkeit  der  Kresole  in  Wasser,  welche 
erst  in  jüngster  Zeit  durch  Herstellung 
reiner  Präparate  erkannt  wurde,  Rück- 
sicht genommen  worden  ist. 

Liqnor  Cresoli  saponatas,  Kresol- 
seifenlösung,  besteht  aus  gleichen  Theilen 
rohem  Eresol  und  Ealiseife,  welche  bis 
zur  klaren  Lösung  zusammen  erwärmt 
werden;  das  ist  also  dieselbe  Zusammen- 


setzung, welche  zuerst  von  A.  Schneider 
(Ph.  C.  31, 577)  vorgeschlagen  worden  ist. 

Dieses  Präparat  liefert  durch  Verdünn- 
ung mit  Wasser  im  Verhältniss  1  =  10 
die  Aqua  cresolica,  welche  der  vom 
Reichsgesundheitsamt  als  Desinfections- 
mittel  empfohlenen  „Earbolseifenlösnng'' 
vollkommen  entspricht  (vergl.  Ph.  C.  33, 
459). 

Lithinm  salicylicnm«  Eine  Vor- 
schrift zur  Darstellung  ist  nicht  ge- 
geben. Auf  Schwefelsäure  und  Metalle 
soll  mittelst  Baryumnitrat  und  Schwefel- 
wasserstoff in  einer  1  =  20  bereiteten 
Lösung  geprüft  werden,  während  die 
entsprechenden  Prüfungen  des  Lithium- 
carbonats nach  dem  Arzneibuche  in  einer 
viel  schwächeren  Lösung  (1  =  50)  aus- 
zuführen sind.  Es  nimmt  Wunder,  dass 
keine  Methode  zur  Bestimmung  des  Li- 
thiumgehaltes (durch  Verbrennen  und 
Wägen  des  zurückbleibenden  Lithium- 
carbonates) vorgeschrieben  ist,  die  bei 
dem  niedrigen  Molekulargewichte  des 
Lithiums  ganz  besonders  zweckmässig 
gewesen  wäre. 

Pastilll  Hydrargyrl  bichloratl, 
Sublimatpastillen,  sind  sehr  vorsichtig 
und  vor  Licht  geschützt  aufzu- 
bewahren. Es  sind  1  bis  2  g  schwere, 
cylindrische  (doppelt  so  lang  als  dick) 
gepresste  Pastillen  mit  der  Aufpressung 
„Gift",  bestehend  aus  gleichen  Theilen 
Quecksilberchlorid  und  Natriumchlorid, 
mit  einer  gelösten  rothen  Anilinfarbe 
gefärbt.  Zur  Abgabe  muss  jede  Pastille 
in  ein  Stück  schwarzes  Papier  mit  der 
weissen  Aufschrift  „Gift'*  eingewickelt 
sein.  Eine  Prüfung  besteht  darin,  dass 
die  Sublimatpastillen  (im  feingepulverten 
Zustande  angewendet)  zu  50  pCt.  in  Aether 
löslich  sein  sollen. 

Pilulae  Kreosoti.  10  Th.  Kreosot, 
19  Th.  feingepulvertes  Süssholz  und  1  Th. 
Glycerin  werden  zur  Pillenniasse  ver- 
arbeitet und  daraus  0,15  g  schwere  Pillen 
(1 '  Pille  enthält  =  0,05  g  Kreosot)  ge- 
formt und  diese  mit  Zimmtpulver  bestreut. 
Dadurch  wird  der  Kreosotgeruch  und 
-gesehmack  natürlich  nicht  verdeckt,  was 
aber  sehr  erwünscht  ist,  weil  die  Krankon 
den  Kreosotgeschmack  sehr  bald  satt  be- 
kommen. Die  mit  Zuckerholle  versehenen 
(löslichen)  Kreosotpillen  werdendes- 


746 


halb  durch  die  nach  der  neuen  Vorschrift 
bereiteten  schwerlich  vom  Markte  ver- 
drängt werden. 

Theobrominum  natrio-MHcyliemn^ 
Diuretin.  Grösste  Einzelgabe  1,0  g; 
grösste  Tagesgabe  8,0g.  Eine  Vor- 
schrift für  die  Darstellung  ist  nicht  ge- 
geben. Die  Prüfung  richtet  sich  auf  Ab- 
wesenheit von  Coffein  und  eine  Ausbeute 
von  mindestens  40  pGt.  Theobromin. 
Das  Präparat  muss  vor  Luftzutritt 
geschützt  werden,  weil  Kohlensäure 
das  Präparat  zerlegt,  indem  Theobromin 
abgeschieden  wird,  was  eine  theilweise 
Unlöslichkeit  (Theobromin)  zur  Folge 
hat.  Den  nöthigen  Schutz  vor  Luftzutritt 
erwähnt  der  Nachtrag  nicht 

Die  gewählte  Bezeichnung  ist  nicht 
richtig;  wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit 
dem  Namen:  Coffeinum  natrio-benzo'icum 
müsste  man  denken,  dass  beide  Präparate 
analog  zusammengesetzt  wären.  Dieses 
ist  aber  nicht  der  Fall.  Das  Diuretin 
ist  Theobrominnatrium-Natriumsalicjlat; 
dieser  Name  ist  allerdings  für  den 
praktischen  Gebrauch  zu  lang. 

Tinetara  Aloes  wird  wie  nach  Pharm. 
Germ.  II  aus  1  Th.  Aloe  und  5  Th. 
Weingeist  bereitet. 

Ungnentam  Cantharldum  pro  usn 
veterinario.  2  Th.  mittelfein  gepulverte 
Canthariden  werden  mit  4  Th.  Olivenöl 
10  Stunden  lang  im  Dampfbad  erwärmt, 
dann  1  Th.  gelbes  Wachs  und  2  Th. 
Terpentin  hinzugefügt;  die  geschmolzene 
Masse  wird  nach  Entfernung  vom  Dampf- 
bade mit  1  Th.  mittelfein  gepulvertem 
Euphorbium  vermengt  und  das  Ganze 
bis  zum  Erkalten  gerührt 

Die 

Abftndi^raiigeii 
von  bereits  im  Arzneibuche  enthaltenen 
Mitteln,  sind  grösstentheils  solche,  wie 
sie  s.  Z.  nach  dem  Erscheinen  des  Arznei- 
buches durch  die  Kritik  angeregt  und 
gefordert  worden  sind.  Da  wir  der 
Kritik  über  das  Arzneibuch  in  Ph.  C.  32, 
37  n.  flg.  volle  Würdigung  haben  zu 
Theil  werden  lassen,  können  wir  die 
vorliegenden  Abänderungen  des  Nach- 
trages zum  Arzneibuche  verhältnissmässig 
kurz  behandeln. 

Acetum  pyrolignosum  rectifi- 
catum.     Der   Essigsäuregehalt   ist  auf 


5  pCt  erhöht  und  die  Permanganaiprobe 
auf  Empyreuma  abgeändert  worden. 

Acidum  benzoicum.  Die  Identi- 
tätsprobe mit  Eisenchlorid  ist  abgeändert 
worden. 

Acidum  carbolicum  liquefac- 
tum.  Das  spec.  Gew.  soll  1,068  bis 
1,069  betragen.  10  ccm  sollen  mit 
2,3  ccm  Wasser  eine  klare  Mischung  geben, 
die  auf  Zusatz  von  8  bis  10  Tropfen 
Wasser  eine  trübe  Mischung  geben  muss; 
erst  auf  weiteren  Zusatz  von  mindestens 
135,  höchstens  140  ccm  soll  die  Misch- 
ung wieder  klar  werden.  (Probe  auf 
niedriger  schmelzende,  d.  h.  Kresole  ent- 
haltende Karbolsäure.) 

Acidum  citricum.  Zur  Prüfung 
auf  Blei  sollen  5  g  Citronensäure  Ver- 
wendung finden. 

Acidum  tan ni cum.  Die  Aether- 
Weingeist-Probe  ist  abgeändert  worden; 
Gerbsäure  darf  ferner  nicht  mehr  als 
12  pCt  Feuchtigkeit  enthalten. 

Adeps  suiilus.  Die  Aenderung 
betrifft  ein  ungesalzenes,  von  gesunden 
Thieren  gewonnenes  Rohmaterial.  Wie 
ein  solches  erkannt  wird,  ist  nicht  gesagt. 

Aether  bromatus.  Das  spec.  Gew. 
ist  auf  1,453  bis  1,457  erhöht  worden; 
das  entspricht  ungefähr  einem  1  pCt. 
Weingeist  enthaltenden  Aetbylbrömid. 
Die  Schwefelsäure-  und  die  Silbernitrat- 
Probe  sind  etwas  abgeändert  worden. 

Aqua  Amygdalarum  amararuiu. 
Das  spec.  Gew.  ist  auf  0,970  bis  0,980 
richtig  gestellt  worden. 

Baisamum  Copaivae.  Die  Schüttel- 
probe mit  Wasser  und  die  Prüfung  aut 
esterartige Bestandtheile  sind  weggefallen; 
dafür  sind  aufgenommen  eine  Schüttel- 
probe mit  Ammoniak  und  eine  Probe 
bestehend  in  Behandlung  des  vom  äthe- 
rischen Oele  befreiten  Harzes  mit  Ammo- 
niak, beide  zum  Nachweis  von  Eolophon 
dienend. 

Cortex  Frangulae  darf  erst  ein 
Jahr  nach  dem  Einkauf  verwendet 
werden. 

Eztracta  fluida.  Die  Macerations- 
dauer  ist  auf  48  Stunden  verlängert  Zu 
Extr.  Condurango  fluid.,  Extr. 
Frangulae  fluid,  und  Eitr.Hydras- 
tis  fluid,  sind  zukünftig  mittelfein  ge- 
pulverte Drogen  zu  verwenden. 


747 


Ferrum  carbonicnm  sacchara- 
tum.  Die  Bestimmung  des  Eisengehaltes 
ist  dadurch  abgeändert  worden,  dass  zur 
Oxydation  des  Eisenozyduls  eine  stärkere 
Ealinmpermanganatlösung  (0,5  pGt.)  als 
froher  (0,1  pCt.)  Anwendung  findet  und 
die  Mischung  nach  Zusatz  des  Kalium- 
jodids nicht  mehr  eine  halbe  Stunde  bei 
40<>,  sondern  eine  ganze  Stunde  bei 
15^  im  geschlossenen  Gef&sse  stehen 
bleiben  soll. 

Ferrum  citricum  oxydatum. 
Neben  einigen  unwesentlichen  Abänder- 
ungen ist  die  Bestimmung  des  Eisen- 
gehaltes wie  beim  Ferr.  carbon.  sacch. 
abgeändert  worden. 

Ferrum  oxydatum  saccharatum. 
Die  Bestimmung  des  Eisengebaltes  ist 
wie  beim  Ferr.  carbon.  sacch.  abgeändert 
worden. 

Ferrum  pulveratum.  Die  Be- 
stimmung des  Eisengehaltes  ist  wie  beim 
Ferr.  carbon.  sacch.  abgeändert  worden ; 
auch  die  Prüfung  der  Löslichkeit  in  ver- 
dOnnter  Salzsäure  und  Prüfung  des  ent- 
weichenden Gases  hat  eine  Abänderung 
erfahren.  Auf  Arsen  wird  in  Zukunft 
in  der  Weise  geprüft,  dass  0,2  g  Ferrum 
pulveratum  und  0,2  g  Kaliumchlorat  in 
einem  geräumigen  Probirglase  in 
2  ccm  Salzsäure  gelöst  werden  sollen; 
das  freie  Chlor  wird  schliesslich  durch 
Erwärmen  entfernt  und  die  Lösung  mit 
Zinnchlorür  geprüft 

Ferrum  reductum.  Die  Arsen- 
probe wird  ebenso  wie  bei  Ferr.  pulv. 
ausgefilhrt;  ebenso  ist  die  Prüfung  auf 
Löslichkeit  in  Salzsäure  und  Prüfung  des 
entwickelten  Gases  dieselbe,  wie  sie  itlr 
Ferr.  pulv.  vorgeschrieben  ist.  Für  die 
Probe  auf  den  Gehalt  an  metallischem 
Eisen  ist  die  im  Arzneibuch  vorge- 
schriebene (ungenügende)  Menge  Queck- 
silberchlorid (auf  5,0  g)  erhöht  worden. 

Ferrumsulfuricumsiccum  heisst 
in  Zukunft  „getrocknetes^  Ferrosulfat; 
ferner  ist  eine  Bestimmung  des  Eisen- 
gehaltes wie  bei  Ferr.  carbon.  sacch. 
vorgeschrieben. 

Für  ganz  richtig  halten  wir  die  Be- 
zeichnung „getrocknet^  nicht,  denn  das 
7  Moleküle  Erystallwasser  enthaltende 
krystallisirte  Ferrosulfat  ist  doch  auch 
(an  der  Luft)  getrocknet ;  richtiger  wäre 


die  früher  übliche  Bezeichnung  »ver- 
wittert^ gewesen. 

Glycerinum.  Die  Ammoniak-Silber- 
probe ist  durch  Angabe  einer  Tempera- 
tur (60^),  bis  zu  Welcher  das  Gemisch 
von  Glycerin  und  Ammoniak  erwärmt 
werden  soll,  bestimmter  gefasst  worden. 

Hyoscinum  hydrobromicum 
heisst  jetzt  auf  Grund  der  Unterstfch- 
ungen  von  E.  Schmidt  über  die  Natur 
der  bezüglichen  Präparate  des  Handels 
Scopolaminum  hydrobromicum.  Der 
Schmelzpunkt  soll  bei  190^  liegen. 

Jod  um.  Die  grösste  Einzelgabe  be- 
trägt in  Zukunft  0,02  g,  die  grösste 
Tagesgabe  0,1  g. 

Liquor  Ferri  subacetici  ist  die 
neue  Bezeichnung  fOr  Liquor  Ferri  ace- 
tici.  Die  Darstellungsmethode  ist  dahin 
abgeändert  worden,  dass  das  Auswaschen 
des  Eisenoxydhydrats  bis  zu  einem  ge- 
wissen Punkte  fortgesetzt  werden  soll, 
nämlich  bis  das  Waschwasser  keine 
Chlorreaction  mehr  giebt. 

Liquor  Ealii  arsenicosi.  Die 
Vorscnrifl  ist  dahin  abgeändert  worden, 
dass  an  Stelle  von  15  Theilen  Karmeliter- 
geist zu  setzen  sind :  10  Theile  Weingeist 
und  5  Theile  Lavendelspiritus.  Hoffent- 
lich ist  diese  Aenderung  nun  bald  die 
letzte,  welche  dieses  Präparat  erfährt. 
Viel  wirksamer  würde  es  übrigens  behufs 
äusserlicher  Erkennung  sein,  wenn  das 
Präparat  auffällig  gefärbt  würde,  denn 
ein  schwacher  Lavendelgeruch  bietet  doch 
durchaus  nichts  abschreckendes  I 

Sebum  ovile.  Es  soll  wie  auch 
Adeps  suillus  von  gesunden  Thieren 
stammen.  Wie  man  dieses  am  Boh- 
product  ermittelt,  ist  nicht  angegeben. 

Sulfonalum.  Die  Maximaldosen  sind 
auf  2,0  g  bez.  4,0  g  herabgesetzt  worden. 

Yinum.  Soll  unverfäischt  sein;  die 
Untersuchung  und  Beurtheilung  des 
Weines  richtet  sich  nach  den  Be- 
stimmungen des  Gesetzes  vom  20.  April 
1892,  betreffend  den  Verkehr  mit  Wein, 
weinhaltigen  und  weinähnlichen  Ge- 
tränken und  den  dazu  ergehenden  Aus- 
führungsbestimmungen,  jedoch  unbe- 
schadet der  nachfolgenden  besonderen 
Grundsätze:  Der  Schwefelsäuregehalt 
soll  nicht  höher  sein  als  2  g  Kalium- 
sulfat im  Liter  entspricht. 


74S 


Südweine  (Xeres,  Portwein,  Madeira, 
Marsala,  etc.)  sollen  im  Liter  nicht 
weniger  als  140,  und  nicht  mehr  als 
200  ccm  Weingeist  enthalten. 

Ausbruch  weine  (St.  Georger,  Menescher, 
Oedenburger,  Rüster,  Tokayer)  sollen  im 
Liter  nach  Abzug  des  Zuckers  mindestens 
45  g  Extractivstoff,  0,5  g  Phosphor- 
säure enthalten  und  3,5  g  Asche  hinter- 
lassen. 

Sonstige  Süssweine  (Malaga  etc.)  sollen 
im  Liter  nach  Abzug  des  Zuckers  min- 
destens 40  g  JIxtractivstoflfe,  0,4  g 
Phosphorsäure  enthalten  und  2,5  g  Asche 
hinterlassen.  Es  ist  sehr  wichtig,  dass 
der  Nachtrag  eine  Prüfung  dos  .,Medi- 
cinal -Weines''  anordnet  und  so  einem 
wirklich  schon  lange  fühlbaren  Mangel 
abhilft.  Die  Arbeitsmethoden  sind  aul 
die  Ausführangsbestimmungen  des  Wein- 
gesetzes zu  begründen. 

Vinum  Pepsin i.  Die  Vorschrift  ist 
dahin  abgeändert,  dass  das  Gemenge 
von  Pepsin,  Glycerin,  Salzsäure  und 
Wasser  nicht  mehr  8  Tage,  sondern  nur 
24  Stunden  stehen  soll,  bevor  die  anderen 
Stolle  zugesetzt  werden. 


* 


Die  Maximaldosent^belle  hat  fol- 
genden Zusatz  erhalten,  der  viele  Zweifel 
beseitigen  wird:  „Dies  gilt  auch  für  die 
Verordnung  eines  der  genannten  Mittel 
in  Form  des  Klystiers  oder  des  Suppo- 
sitoriuras.** 


8. 


Herstellangr  von  Aettioxyamldoacetylcy- 
iiiidin;  Chein.  Fabrik  Bettenhansen-Cassel, 
Marquardt  <&  Schuh:  D.  R.  P.  —  Chem.  Ztg. 
Nitiothyraol  wird  alkylirt  und  das  gebild«  te 
Aethoxynitrocymnl  (Schmelzpankt  61 «,  mit 
Wasserd^mpfen  flQcbtig)  mit  Zinn-  und  Salz- 
säure reducirt;  das  gebildete  Aethozjamido- 
cymol  (r/^thlich  gefärbtes  Oel)  wird  in  Toluol 
lösung  mit  Cbloracetjlchlorid  oder  Bromacetyl- 
bromid  unter  Rückfluss  digerirt  Das  so  ge- 
wonnene Aethoiychlor-  (brom-)  acetylcymidin 
(Scbmelzpnnkt  154^  bez.  145 <>)  liefert  durch 
Erhitzen  mit  alkobolischem  Ammoniak  unt^^r 
Druck  das  bei  104  bis  105 ^  schmelzende,  in 
kaltem  Wasser  unlösliche  Aethozyamidoacetyl- 
cymidin 

.CH,  (1) 
P  o  COC.H»  (3) 

^NH.CO.CH.NH,  (6). 

Die  e  Base,  sowie  deren  in  Wasser  leicht  lös- 
liche öalze  sollen  in  der  Medicin  Verwendung 
finden. 


Ueber  die  QiolenL 

(Schluss  ans  voriger  Nummer.) 

Zu  den  in  voriger  Nummer  aufgezähl- 
ten Arzneimitteln,  die  John  S.  BtUings 
(Cholera  epidemie  of  1873  in  the  United 
States,  Washington  1875,  S.  986  bis  1025) 
entnommen  sind,  kommen  noch  die  speciell 
homöopathischen  Mittel,  sodann  die  all- 
gemein empfohlenen  Säuren  und  Alkalien, 
Adstringentien,Anästhetica,Anthelminüca, 
Diuretica,  Emetica,  Laxantia,  Stimulantia, 
Sudorifera  etc.  Weiter  sind  zu  nennen 
diätetische  Mittel,  wie  Cider,  Kaffee,  Meer- 
rettig,  Tabak,  Weingeist,  auch  Eis,  Wärme, 
Bewegung,  Percussion  etc.  Dazu  kommen 
ferner  Bäder  von  heissem  und  kaltem 
Wasser,  Dampf,  heisser  Luft,  Alkohol, 
Chlorcaicium,  Salzwasser,  Salpetersäure, 
Sand,  Senf,  Wein  etc.  Unter  den  Blut- 
entziehungen fehlte  der  seit  zwei  Jahren 
gegen  andere  Leiden  wieder  ausgegrabene 
„Aderlass"  nicht,  eben  so  wenig  Schröpf- 
köpfe (auch  trockene,  sogenannte  Ven- 
tosen),  Blutegel.  Durch  die  Haut  heilten 
Blasenpilaster,  Kataplasmen,  die  Urtication 
und  reizende  Einreibungen.  In  den  Körper 
wurde  subcutan  injieirt,  Milch  wurde  in 
die  Bauchhöhle,  das  Zellgewebe  und  die 
Venen  gespritzt;  sogar  in  die  Blase  in- 
jicirte  man.  Als  Klysmata  fanden  Wasser, 
Narcotica,  Salzlösungen  und  Tabak  Ver- 
wendung. Die  Hydrotherapie  Hess  ihr 
mannigfaches  Rüstzeug  nicht  ruhen, 
Elektricitäl  und  Galvanismus  blieben 
nicht  vergessen.  Dann  wurden  Sauer- 
stoff und  Stickoxydul  inhalirt,  Luft  ein- 
geblasen, kauterisirt  (mit  siedendem 
Wasser!),  sogar  Schiesspulver  (poudre  a 
canonj,  Ligaturen,  das  Tourniquet  und  die 
Kuhpockenimpfung  (Vaccination)  fanden 
Anhänger.*)  Letztere  wurde  als  Cholera- 
mittel 1855  in  der  Med.  Zeitung  Russlands 
vom  Ministerium  des  Innern  officiell  mit- 
getheilt.  Schliesslich  halfen  Haus-  und 
tieheimmittel  etwa  noch  vorhandener 
therapeutischer  Nachfrage  ab. 

Bei  der  Prophylaxe  der  Cholera  wurde 
erhöhte  Aufmerksamkeit  dem  Flusswasser 
geschenkt.  Die  Zeitungen  berichteten,  dasi» 

*')  Die  modernen  ,,Anticfaolera-Va€cmationeD*' 
GomaU'ia's,  Haffkine%  Kleines  n.  A.  k«ben  mit 
der  Ktthpocke  nur  den  Namen  gemein. 


UQ 


zu  Berlin  ein  Kind  in  einen  Hafen  ge- 
fallen, zwar  glücklich  gerettet,  aber  da- 
bei durch  das  Wasser  mit  Cholera  in- 
ficirt  worden  sei.  Man  verbot  deshalb 
behördlich  in  Berlin  am  23.  August  d.  J. 
das  Baden  in  der  Spree.  Diese  Verfug- 
ung wird  mehrseitig  als  übertrieben  yer- 
urlheilt,  auch  steht  sie  mit  anderwUrls 
gemachten  Erfahrungen  nicht  im  Ein- 
klänge. Es  lässt  sich  aber  nicht  leugnen, 
dass  der  langsame  Lauf  eines  Flusses 
und  noch  mehr  ein  See  oder  Teich  den 
Bacillen,  welche  nachweislich  auch  in 
kaltem  Wasser  eine  Zeitlang  fortleben, 
günstige  Bedingungen  bietet.  Aus  einer 
Anzahl  Krankengeschichten  geht  mit 
ziemlicher  Sicherheit  die  Gefahr,  durch 
Flusswasser  angesteckt  zu  werden,  her- 
vor, so  aus  der  Kpidemie  in  Havelberg, 
welche  Max  Müller  in  der  „Berliner 
Klinischen  Wochenschrift"  vom  20.'  No- 
vember beschrieb.  In  vier  dort  entnom- 
menen Flosswasserproben  fand  dasBeichs- 
Gesundheitsamt  Cholerabacillen.  —  An- 
tonio  Mendoea  (Centralblatt  für  Bak- 
teriologie vom  24.  November  d.  J.,  XIV, 
693)  will  in  neun  Wasserproben  aus  dem 
Ebro,  Cadagna,  Galindo,  Nervion  und 
Uruola  Cholerabacterien  gefunden  haben 
—  Von  deutschen  Flüssen  sind  bisher 
Cholerabacillen  in  der  Elbe,  Spree,  Havel 
und  Saale  gefunden  worden. 

Die  Impfung  (Immunisirung)  wurde 
durch  die  oben  erwähnten  Versuche  an 
Menschen,  die  Metschnikoff  im  Institute 
Pasteurs  zu  Paris  anstellte,  wesentlich 
geklärt.  Er  fand,  dass  die  Bacillen  nach 
dem  Durchgange  durch  den  Menschen- 
körper im  Allgemeinen  Einbusse  an  ihrer 
Virulenz  für  Meerschweinchen  erleiden. 
Hat  diese  Thatsaehe  auch  praktisch 
keine  Bedeutung,  da  sie  nicht  allge- 
mein gültig  ist,  so  spricht  sie  doch  für 
die  Ansicht Hüppe's  (Ph.  C.  34,  liO.  457) 
von  dem  facultativen  Parasitismus  der 
Kommabacillen.  Weiter  schliesst  Metschni- 
koff^ aus  seinen  Versuchen,  dass  die  Ein- 
führung älterer  Cholerabacillen,  welche 
keine  Störungen  verursachen,  Schutz  gegen 
die  diarrhoische  Wirkung  frischer  Cul- 
turen  gewährt,  während  eine  Einführung 
des  Vibrio  Metschnikovi  dies  nicht  ver- 
mag- Ferran's  und  Haffkine's  Schutz- 
impfungen erwiesen  eich  als  nutzlos.  — 


Es  würde  zu  weit  führen,  hier  die  ander- 
weiten  wichtigen  Ergebnisse  Metschni- 
koff s  betreffs  der  Giftigkeit  des  nach  ihm 
benannten  Vibrio,  des  von  ihm  in  Brier- 
käse  aufgefundenen  Vibrio  Dcneke,  des 
Finkler-Prior  u.  s.  w.  im  Einzelnen  aus- 
zuführen, desgleichen  die  wechselnde 
Virulenz  der  Kommabacillen  verschiede- 
nen Ursprungs,  von  denen  die  von  Mas- 
sana die  gefährlichsten,  die  Pariser  von 
1884  die  schwächsten  waren. 

J.  G.  Sawtschevko  und  D.  K,  Zaholotni 
hatten  bei  ihren  im  Institute  von  W,  W. 
Podwysocki  in  Kiew  angestellten  Ver- 
suchen (Allg.  med.  Central-Ztg.  62,  1081) 
mehrfach  andere  Ergebnisse.  Sie  fanden, 
dass  Vibrionen,  welche  den  Darm  im- 
munisirter  Menschen  durchlaufen,  ihre 
schädliche  Wirkung  nicht  einbüssen.  Üie 
Immunisirung  bewirkten  sie  durch  Ver- 
zehren von  getödteten  und  von  carboli- 
sirten  Agarculturen  der  Choleravibrionen, 
was  keinerlei  Darmbeschwerden ,  wohl 
aber  Depressionserscheinungen  im  Nerven- 
system, Schwere  im  Kopfe  u.  s.  w.  be- 
wirkte. Die  Genannten,  sowie  Statkewitsch 
und  Leantowitsch,  nahmen  die  Versuche 
an  sich  selbst  vor.  Ihr  Blut  zeigte  die 
Eigenschaft,  Thiere  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  gegen  Choleravibrionen  immun  zu 
machen.  (Inzwischen  berichteten  Tages- 
blätter, dass  einige  Versuche  mit  Cholera- 
bacillen an  Menschen  im  Institute  für 
experimentelle  Pathologie  zu  Kiew  nach 
dem  „Weatsch*'  einen  tödtlichen  Ausgang 
genommen  hätten.) 

Die  von  deutschen  Forschern  aus  Thier- 
versuchen  gezogenen  Folgerungen  stim- 
men im  Wesentlichen  mit  diesen  Ergeb- 
nissen überein.  Doch  zeigten  sich  auch 
hier  einige  Widerspräche,  welche  selbst 
durch  die  neuere,  feine  Unterscheidung 
zwischen  „bacillenimmun"  und  „cholera- 
giftfest'*  sich  nicht  lösen.  So  fand  kürz- 
lich G,  Sobernheim  nach  seinem  Original- 
berichte in  der  „Hygienischen  Rundschau" 
(111,997  bis  1000),  dass  man  Meerschwein- 
chen gi'gen  die  intraperitoneale  Cholera- 
infection  durch  Vorbehandlung  mit  leben- 
den oder  abgelödtelen  Culturen  beliebiger 
Bacterienarten  (Heubacillus,  Bacterium 
coli  commune,  Vibrio  Finkler  -  Prior, 
Bacillus  typhosus  und  prodigiosus,  Proteus 
vulgaris)  zu  schützen  vermag.  Aehnliehes 


750 


fand  vorher  E.  Klein  in  London  (Central- 
blatt  für  Bakteriologie  u.  Parasitenkunde, 
XIII.  Bd  ,  S.  426  bis  432).  Man  könnte 
hier  an  die  oben  erwähnte  russische 
Empfehlung  der  Vaccination  gegen  Cho- 
lera (von  Meisch)  um  so  eher  denken, 
als  Klein  selbst  das  Wort  ,,Anticholera- 
Vaccination**  zur  Ueberschrift  wählte,  doch 
ist  es  wohl  logischer,  mit  Sobernheim 
den  Gedanken  fallen  zu  lassen,  ,,dass  die 
nach  intraperitonealer  Injection  der  Eom- 
mabacillen  an  Meerschweinchen  beobach- 
teten Krankheitserscheinungen  auf  eine 
ganz  specifiscbe  Wirkung  zurückzuführen 
seien." 

Die  Sucht,  aus  einzelnen  Laboratoriums- 
beobachtungen sofort  Vorschläge  für  ein- 
schneidende öffentliche  Maassnabmen  zu 
machen,  hat  auch  die  Immunisirungsver- 
suche  dahin  verwerthet,  man  solle  bei 
Gholeragefahr  die  städtische  Wasserleit- 
ung und  die  öffentlichen  Brunnen  mit 
abgeschwächten  Gholeraculturen  versetzen 
und  so  die  Bevölkerung  im  üanzen  im- 
munisiren ! 

Die  Desinfection  des  Kothes  von 
Cholerakranken  versuchte  Borchow  (Deut- 
sche Medic-Ztg.  1893,  S.  1064)  mit  den 
vom  russischen  Medicinal  -  Departement 
vorgeschlagenen  Mitteln,  nämlich  Sublimat 
(0,1  pCt.),  Kalkmilch  (20pCt.),  Chlorkalk 
(4pCt.),  Karbolsäure  (5pCt.),  Schwefel- 
karbolsäure (6pCt.),  aus  1  Theil  Schwefel- 
und  3  Theilen  roher  Karbolsäure.  Letz- 
tere wirkte  am  besten,  die  Kalkmilch 
zeigte  sich  unzuverlässig,  die  Sublimat- 
lösung erforderte  sorgiUItigesUmschütteln. 

Von  neu  vorgeschlagenen  Desinfections- 
mitteln  verdient  keines  besonderer  Er- 
wähnung, so  der  von  Prozorowski  (AU- 
gem.  med.  Centralzeit.  62,  S.  1145)  ge- 
prüfte lOproc.  Kaffee-Aufguss,  der 
Cbolerabaeillen  binnen  3  Stunden  tödtet. 

J.  Forster  berichtete  in  der  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Amsterdam  am 
24.  Juni  d.  J.  (Hyg.  Kundsch.  III,  720 
bis  724)  über  seine  mit  Nijland  ange- 
stellten Versuche,  Cbolerabaeillen  in  dem 
zum  Baden  benutzten  Vechtwasser  zu 
tödten.  Man  braucht  für  ein  gewöhn- 
liches Bad  meist  9  bis  24  g  Seife.  Zur 
Desinfection  von  100  bis  120  Liter 
Wasser  in  10  bis  15  Minuten  würden 
aber  290  bis  850  g  oder  2,4  %o  »öthig 


sein.  Parfötnirte  Seifen  oder  solche  mit 
Kreolin  und  Ljsol  sind  nicht  stärker, 
solche  mit  Karbol-  und  Salicylsäure  sogar 
schwächer  als  gewöhnliche.  Dagegen 
genügte  der  Zusatz  von  nur  0,03  ^/oo  einer 
Seife,  die  1  pCt  Sublimat  enthält,  um 
2000  Kommabacillen  in  einem  Kubik- 
centimeter  binnen  10  oder  0,12  ^/oq  um  die 
gleiche  Menge  binnen  5  Minuten  zu 
tödten.  Für  sich  allein  wirkt  Sublimat 
noch  stärker,  es  tödtet  diese  Bacillen 
binnen  6  Minuten  in  einer  Verdünnung 
von  l:3.10^  innerhalb  10  Minuten  aber 
in  1 :  3.10  ^  (oder  1 :  30  Millionen).  Da 
10^0  oder.  10  Milliarden  Bacillen  höch- 
stens 1  mg  wiegen,  so  übertrifft  das  bei 
der  letzterwähnten  Verdünnung  ange- 
wandte Sublimat  nach  Forster  noch  min- 
destens 150  mal  das  Körpergewicht  der 
in  einem  Kubikcentimeter  Wasser  an- 
wesenden 2000  Kommabacillen. 

Nijland  begnügte  sich  nicht,  Labora- 
toriumsversuche anzustellen,  sondern  nahm 
selbst  Bäder  von  Vechtleitungswasser  mit 
Cbolerabaeillen.  —  Zur  Desinfection  des 
Badewassers  genügen  1  bis  2  Pastillen 
mit  0,005  g  Sublimat,  während  das  nieder- 
ländische (wie  das  deutsche)  Arzneibuch 
als  grösste  Einzelgabe  0,02  g  gestatter. 
Salzlösung  bedarf  weniger,  Sebmutzwasser 
mehr  Sublimat.  Weder  dieses  noch  Subli- 
matseife lässt  sich  aber  nach  den  Ver- 
suchen von  c/.  B,  Stro'ink  (Sublimat  als 
Desinfektiemiddel ;  akademisch  Proef- 
schrift  ter  verkrijging  etc.  ZwoUe  1888) 
zur  Desinfection  von  mit  Darmausleer- 
ungen beschmutzten  Wäsche  und  dergl. 
verwenden  (Ph.  C.  84,  757). 

lieber  die  Epidemiologie  der  Cholera 
können  Ergebnisse  aus  den  Beobacht- 
ungen während  der  letzten  Seuche  be- 
greiflicher Weise  noch  nicht  vorliegen. 
Nach  officiellen  Angaben  sind  im  Vor- 
jahre bis  zum  November  in  Bussland 
551  473  Erkrankungen  mit  48  pCt.  oder 
266  200  Todesfällen  vorgekommen.  Diese 
Ziffern  finden  sich  nach  österreichischen 
Angaben  im  russischen  Begierungsan- 
Zeiger  vom  3.  (15.)  December  1892.  Dass 
man  binnen  zwei  Wochen  in  dem  Gebiete 
eines  so  ausgedehnten  Reiches  solche  An* 
gaben  machen  konnte,  nötbigt  zur  Hoch- 
achtung vor  der  Schnelligkeit  oder  der 


761 


Naivetät  der  dortigen  officiellen  Statistik. 
Trotz  ihrer  Mängel  arbeitet  die  Ham- 
burger Medicinalstatistik  doch  erbeblich 
zuverlässiger;  dort  giebt  man  aber  nur 
rund  gegen  18  000  Erkrankungen  und 
etwa  8200  Todesfälle  an;  die  Zahl  der 
verstorbenen  Kinder  Hess  sich  selbst  nach 
halbjähriger  Frist  noch  weniger  genau 
beziffern. 

Im  Streite  der  Eontagionisten 
mit    deren    Gegnern   trat   eine   be- 
merkenswerthe  Wendung  nicht  ein;  die 
vorerwähnten    Versuche     mit    Bacillen- 
cnlturen   an  Menschen   verschafften  der 
localistischen  Theorie  bei  Laien  und  Be- 
hörden   sichtlich    mehr    Beachtung.   — 
Häufig  angeftkhrt  wurde  ein  Ausspruch 
C.  Flügge'^,  wonach  gegenüber  der  loca- 
listischen Lehre,  deren  Anhängern  schliess- 
lich nichts  als  dumpfe  Besignation  ge- 
genüber  der   steten   Todesgefahr   übrig 
bleibe,  „der  contagionistische  Standpunkt 
eine  wahrhaft  erlösende  Perspective''  er- 
öffne.   Es  war  nicht  recht  wahrschein- 
lich, dass  eine  solche  Glaubensfreudigkeit 
von  einem  Universitätslehrer  in  derselben 
Stadt,  wo  kaum  14  Jahrzehnte  vorher  der 
Dichter   des   „Nathan^    lebte,    vertreten 
werden  könnte.    In  der  That  lautete  die 
Stelle  in  der  „Zeitschr.  f.  Hygiene'' (14.  Bd., 
Leipzig  1893.  8. 200)  milder.   Doch  stehen 
die  mit  Anführungszeichen:  „"  hervor- 
gehobenen Worte  auch  dort  und  einige 
Zeilen  vorher  behauptet  der  Gläubigste 
der   jetzt    schreibenden    Gontagionisten: 
„Gerade  diese  contagionistische  Auffass- 
ung ist  es,  welche  beruhigend  wirken 
muss". 

Ausserhalb  Breslaus  pflegt  man  der 
contagionistischen  Auffassung  mit  Becht 
Beunruhigung  der  Bevölkerung,  Belästig- 
ung und  Störung  des  Verkehrs  vorzu- 
werfen. Ein  anderer,  freilich  nicht  ganz 
so  strenger  Gontagionist  wählt  als  Motto 
seines  (Ph.  G.  34 ,  494)  besprochenen 
Buches  die  Worte  Robert  Kocks:  „Eine 
einseitige  Beurtheilung  der  Gholeraver- 
hältnisse  wird  immer  auf  unlösliche  Wider- 
sprüche stossen"  und  versteigt  sich  (S.  153) 
zu  dem  ketzerischen  Ausspruche:  „Es  ist 
^an%  gleichgültig,  ob  eine  Gemeindever- 
tretung der  contagionistischen  oder  loca- 
listischen oder  antochthonistischen  Gho- 
leratheorie  huldigt,  die  Forderungen  zur 


Erreichung  eines  cholera-immunen  Ortes 
werden  immer  dieselben  bleiben:  Assa- 
nirung  des  Bodens,  der  Wasserversorgung, 
der  Wohnungsverhältnisse ,  überhaupt 
möglichste  Vervollkommnung  der  öffent- 
lichen Hygiene". 

Der  zu  Dresden  am  15.  April  1893  ab- 
geschlossenen internationalen  Sani- 
tätsconvention trat  im  vorigen  Monate 
England  bei,  jedoch  unter  dem  Vorbehalte, 
dass  es  betreffs  der  auf  verseuchten  Schiffen 
ankommenden  Gesunden  bei  den  bis- 
herigen britischen  Bestimmungen  bleibe. 
Wie  bereits  hervorgehoben  (Ph.  G.  34, 
463),  lassen  die  Dresdner  Abmachungen 
die  Zustände  an  dem  wichtigsten  Einfalls- 
thore  der  Seuche,  nämlich  den  heiligen 
Stätten  in  Arabien,  unberührt.  Wie  es 
dort  trotz  aller  sanitärer  Abmachungen 
zur  Zeit  aussieht,  schildert  Chaffy,  der 
als  ägyptischer  Arzt  vom  internationalen 
Quarantänerath  zu  Alexandrien  nach 
Mekka  geschickt  worden  war.  Aus 
seinem  Bericht  theilt  Mackie  im  British 
medical  Journal  vom  29.  Juli  1893  Fol- 
gendes mit: 

„Das  Spital,  die  Prlvathäaser,  die  Zelte  waren 
voll  TOD  Menschen,  die  an  Cholera  erkrankt 
waren.  Ich  berichtete  drahtlich  Aber  die  An* 
zahl  der  officiell  zur  Anzeige  gekommenen  tfig- 
lichen  TodesfiEQle;  es  kann  aber  in  Anbetracht 
der  ansserordentlieh  grossen  Sterblichkeit  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  diese  Zahl  nicht  genau 
sein  kann,  and  es  darf  als  sicher  angenommen 
werden,  dass  sie  in  Wirklichkeit  mindestens 
doppelt  so  hoch  gewesen  ist.  In  Moona  war  es 
unmöglich,  alle  Todten  zu  begraben,  welche 
hier  und  da  in  Haufen  bei  einander  lagen.  Rand 
um  die  sogenannte  Syrische  Garavanserei  traf 
man  auf  eine  sehr  grosse  Menge  von  un- 
beerdigten  Leichen.  Auf  meinem  Rückwege 
von  Moona  nach  Mekka  fand  ich  die  Strasse 
mit  Todten  bedeckt.  In  der  Stadt  Mekka  selbst 
lagen  die  Leichen  halb  verfault  herum,  und, 
wenn  sie  schliesslich  auf  den  Friedhof  gebracht 
wurden,  so  blieben  sie  dort  wieder  mehrere 
Tage   unbeerdigt,   weil    es    an   Todtengrfibern 


fehlte.' 


Heibig. 


Reaction  der  Indolet  Ang.  Angelt:  Gazz. 
chim.  1893, 101  durch  Ghem.-Ztg.  £rhitzt  man 
eine  Spur  freien  oder  gebundenen  Indols  mit 
trockener  Oxalsäure,  so  entsteht  in  wenigen 
Augenblicken  eine  schGn  rothe  Fftrbung  der 
Masse.  (»-Phenylindol  giebt  violette  F&rbung. 

Ghemisclie  ZnsammenBetzang  altserbiseher 
nnd  macedonischer  Weine;  Branko  Anovic: 
Zeitscbr.  f.  Nahrungsmittel- Untersuchung  1893, 
Heft  18  und  19. 


752! 


iur  ^eartheitang 
glasirter  Kaffeesorten. 

Von  Tk.  Waage. 

Nachdem  in  neuester  Zeit  das  Rösten 
des  Kaffees  vorwiegend  dem  Grossbetriebe 
zugefallen  ist,  bat  sieh  die  Technik  be- 
müht, das  erzielte  Product  immer  mehr 
zu  Tervollkommnen.  Das  Bestreben,  das 
Äeassere  der  Waare  für  das  Auge  des 
Käufers  recht  bestechend  zu  gestalten, 
hat  indessen  Manipulationen  gezeitigt, 
welche  den  inneren  Werth  des  Pro- 
duetes  beziehentlich  die  Keellität  des 
Handels  zu  gefährden  in  hohem  Maasse 
geeignet  sind.  Dieser  äussere  „Glanz*' 
wird  nun  auf  verschiedenen  Wegen  zu 
erreichen  gesucht,  und  zwar  namentlich 
1.  durch  Böstung  bei  besonders  hoher 
Temperatur,  2.  durch  Einfetten,  3.  durch 
Ueberziehen  mit  Zucker  (Caramel). 

Gegen  den  erstgenannten  dieser  Punkte 
ist  natürlich  rechtlich  nichts  einzu- 
wenden. Das  Glänzendrösten  ohne  jed- 
weden Zusatz  kam  eigentlich  erst  jüngst 
auf,  nach  Construction  der  Apparate  nach 
Patent  Salomon,  Die  dabei  benutzten 
Bösttrommeln  sind  so  eingerichtet,  dass 
die  Bohnen  nicht  auf  den  heissen  Aletall- 
fläehen  fortgleiten  können,  sondern  bei 
Berührung  der  Seitenwände  sofort  wieder 
nach  dem  Inneren  zu  geschleudert  werden. 
Dieser  Umstand  gestaltet  eine  gewisse 
Erhöhung  der  Temperatur,  ohne  dass 
so  leicht  ein  partielles  Verbrennen  der 
Bohnen  zu  befürchten  wäre.  Während 
nun  normal  gerösteter  Kaffee  gleiehmässig 
maitbraun  ist,  treten  bei  etwas  schärferer 
Böstung  kleine  Fettflecken  auf  den  Bohnen 
auf,  und  bei  noch  stärkerer  überziehen 
sich  dieselben  mit  einer  glänzenden,  wenn 
auch  nicht  gleiehmässi^en  Oelschicht. 
Unserer  Auffassung  nach  ist  solche  Waare 
aber  schon  verbrannt,  demnach  auch  diese 
Art  des  Glänzendröstens  sachlich  unvor- 
theilhdft. 

Dass  das  directe  Einfetten  der  geröste- 
ten Kaffeebohnen,  welches  gegenwärtig 
meist  mit  Paraffinöl  ausgeführt  zu  werden 
pflegt,  eine  in  keiner  Weise  zu  billigende 
Operation  ist,  bedarf  wohl  weiterer  Er- 
örterung nicht  Irgend  ein  thatsäcfalicher 
Vortheil  ftr  das  erzielte  Product  wird 
dadurch  nicht  erreicht,  es  ist  also  über* 


flüssig  und  auch  deshalb,  weil  damit  ganz 
fremde,  im  Kaffee  gar  nicht  vorkommende 
Stoffe  diesem  zugesetzt  werden,  durchaus 
zu  verwerfen. 

Vielleicht  nicht  so  absolut  ist  das  Gla- 
siren  des   Kaffees   mit   Zucker   zu    ver- 
urtheilen.  Zu  Gunsten  eines  solchen  „Can- 
direns''  wird  angefahrt,  dass  der  Zucker- 
überzug das  Aroifia  der  gerösteten  Bohnen 
länger  vor  Verflüchtigung  bewahrt   und 
dass   die   von   leicht  löslichem  Caramel 
durchtränkten    Zellmembranen    ungleich 
schneller  vom  Wasser  benetzt,  demgemäss 
in  kürzerer  Zeit  besser  ausgezogen  wer- 
den.   Andererseits  wird  das  speeifische 
feine  Kaffeearoma   durch  das  Candiren, 
wenigstens  für  den  Kenner,  beeinträch- 
tigt.   Dazu  kommt,   dass   dasselbe   eine 
Uebervortheilung    der    Käufer    in    sich 
schliesst,  indem  einmal  die  Bohnen  beim 
Bösten  mit  Zucker  bei  Weitem  nicht  so- 
viel Wasser  abgeben  wie  sonst,  zum  an- 
deren um  das  Gewicht  des  zugesetzten 
Zuckers  mit  einem  ganz  minderwenhigeu 
Stoffe  beschwert  werden.  Diese  Gesammt- 
gewichtserhöhung  erreicht  oft  10,  selbst 
15  pGt.  und   darüber,    so   dass  man  in 
einem  gekauften  Quantum  eben  so  viel 
weniger  werthvolle  Kaffeesubstanz  erhält, 
demzufolge  nur  eine  schwächer  anregende 
Wirkung  erzielt.   Schliesslich  täuscht  die 
Glasur  den  Laien  leicht  über  die  Dörflig- 
keit  einer  Sorte  hinweg,  theils  weil  da- 
durch das  Aeussere   des   Kaffees   schön 
gleiehmässig  glänzend  dunkelbraun  wird, 
unbeeinflusst    durch    vorhandene    miss- 
farbige, schlechte  Bohnen,  theils  weil  die 
dunklere  Farbe  des  Aufgusses,  sowie  der 
intensivere,  bronzlich- bittere  Geschmack 
vielfach  den  irrigen  Glauben  erweckt,  als 
sei  die  verwendete  Sorte  eine  besonders 
„kräftige*'. 

Während  nun  König  das  Glasiren  des 
Kaffees  schlechtweg  verurtheilt,  ist 
SttUeer*)  der  Ansicht,  dass  dasselbe  als 
Fälschung  nicht  angesehen  werden 
könne,  wohl  aber  liege  eine  Täuschong 
darin,  dass  die  Fabrikanten  candirten 
Kaffees  behaupten,  die  Beigabe  von  Zucker 
sei  nöthig,  um  das  Aroma  der  Bohnen 
vor  Verflüchtigung  zu  sehfitzen  und  ihre 
Ergiebigkeit  zu  erhöhen.  Allein  g^ade 
bezüglich  des  Aromas  erachte  ieli  eine 
Täuschung  nicht  für  vorlieg^d.  leh  habe 


*     4         > 

7o3 


mich  durch  praktische  Versuche  über- 
zeugt,  dass  in  der  That  der  Zuckerüber- 
zug im  Stande  ist,  das  Aroma  des  ge- 
rösteten Kaffees  m  gewissen  Grenzen  zu 
conserviren,  eine  Erscheinung,  die  nament- 
lich bei  Wochen-  und  monatelanger  Auf- 
bewahrung deutlieh  zu  Tage  tritt.  Schon 
oben  ist  erwähnt,  dass  der  Zuckerzusaiz 
an  sich  unzweifelhaft  die  Feinheit  des 
Kaffeearoms  beeinträchtigt,  bewahrt  man 
aber  glasirten  und  nicht  glasirten  Kaffee 
derselben  Sorte  über  acht  Tage  auf,  so 
wird  ein  auch  nur  einigermassen  ausge- 
bildeter Geruch  und  Geschmack  die  Ab- 
nahme des  Kaffeearoms  bei  der  nicht 
glasirten  Probe  als  beträchtlicher  festzu- 
stellen vermögen.  Zweifellos  ist  es  am 
Yortheilhaftesten,  wenn  man  in  der  Lage 
ist,  jedesmal  frisch  geröstete,  unglasirte 
Bohnen  verwenden  zu  können,  auch  einige 
Tage  des  Lagerns  schaden  nicht  allzu- 
viel, für  eine  längere  Aufbewahrung  ist 
aber  dem  Gandiren  nicht  jede  Berechtig- 
ung abzusprechen.  Hierfür  dürfte  indessen 
ein  Zusatz  von  2  pCt.  Zucker  völlig  aus- 
reichend sein. 

Andererseits  möchte  ich  aber  bezüglich 
der  Argumentation  StuUer'Sj  das  Candi- 
rea  als  Täuschung,  nicht  aber  als  Fälsch- 
ung zu  beurtheilen,  einwenden,  dass  ich 
nichts  weniger  glaube,  als  dass  „die  Ver- 
käufer die  gemachte  Zugabe  von  Zucker 
imoQer  offen  eingestehen''  und  „dass  das 
Publikum  durchweg  weiss,  dass  die  stark 
glänzenden,  schwarz  umkrusteten  Kaffee- 
bohnen mit  Zucker  geröstet  sind"."^) 
Schon  ein  kurzes  Studium  der  Berliner 
Gerichtsverhandlungen  würde  dem  ge- 
schätzten Autor  eine  andere  Meinung  auf- 
drängen. Es  ist  also  unzweifelhaft  zu 
verlangen,  dass  das  Publikum  gegen  eine 
derartige  Uebervortheilung  geschützt  wird. 
Ist  dies  aber  erreichbar,  so  liegt  meines 
Erachtens  kein  Grund  vor,  das  Gandiren 
ganz  zu  verbieten.  Auch  hier  würde  sich 
ein  gemässigter  Mittelweg  gewiss  am 
besten  erweisen.  Als  solchen  glaube  ich 
folgende  Normen  zur  Festlegung  in  einer 
Verordnung  empfehlen  zu  sollen: 

1.  Das  Gläozendmachen  des  gerösteten 
Kaffees  mit  anderen  Fremdstoffen  als 
Bohr- (Rüben-)  Zucker  ist  verboten. 


2.  Ein  Zusatz  von  etwa  2  pCt.  Bohr- 
(Büben-)  Zucker  zum  gerösteten  Kaffee 
ist  zwecks  Glasirens  desselben  gestattet, 
sofern  dieser  Umstand  an  augenfälliger 
Stelle  auf  der  Umhüllung  angegeben  ist. 

3.  Ein  Zusatz  von  über  3  pCt  Zucker 
ist  als  Fälschung  im  Sinne  des  Nabr- 
ungsmittelgesetzes  zu  erachten. 


*)  PL  C  1802,  29  i. 


Pepsinsaft 

Auf  den  Artikel  des  Herrn  Dr.  (f.  Vtd- 
pius  „Ueber  Pepsinsaft*'  in  Nr.  50  der 
Pharm.  Gentralhalle  gestalte  ich  mir  Fol- 
gendes zu  erwidern: 

Ich  benutzte  bis  dahin  zur  Herstellung 
von  Pepsinsaft  das  salzsäurehaltige  Pepsin, 
liquid,  von  Dr.  Byk  in  Berlin.  Dasselbe 
entsprach,  als  ich  es  empfing,  vollkommen 
den  Anforderungen  des  deutschen  Arznei- 
buches und  auch  der  daraus  hergestellte 
Pepsinsaft  löste  sowohl  gleich  nach  der 
Herstellung  als  auch  nach  monatelangem 
Stehen  die  vorschriftsmässige  Menge 
Eiweiss  in  einer  Stunde  auf. 

Dieses  Pepsin,  liquid.  Byk  sollte  nach 
Aussage  des  Fabrikanten  von  unbegrenzter 
Haltbarkeit  sein. 

Da  in  der  Pepsin- Literatur  bis  dabin 
nichts  vorlag,  was  dieser  Angabe  wider- 
spricht, und  da  in  der  Praxis  dieselbe 
als  selbstverständlich  angenommen  wurde 
—  ich  erinnere  an  Pepsin  -  Salzsaure- 
Dessertdragöes,  an  Pepsinpillen  mit  Salz- 
säure und  vor  allen  Dingen  an  den  Um- 
stand, dass  auch  das  deutsche  Arzneibuch 
ein  achttägiges  Stehenlassen  des  Pepsins 
mit  der  ganzen  zur  Weinbereitung  nöthigen 
Menge  Salzsäure  in  noch  nicht  der  doppel- 
ten Menge  Flüssigkeit  vorschreibt  — ,  so 
zweifelte  auch  ich  nicht  an  der  unbe- 
grenzten Haltbarkeit  des  mehrmals  unter- 
suchten und  für  gut  befundenen  Pepsin, 
liquid.,  sondern  stellte  ruhig,  je  nach 
Bedarf,  meinen  Pepsinsaft  von  dem  im 
Keller  lagernden  Yorrath  her. 

Aus  dem  negativen  Besultat  der  Unter- 
suchungen, die  von  der  Leitung  d.  Blattes 
zuerst  mit  dem  schon  älteren  salzsäure- 
haltigen Pepsin,  liquid.  Byk  angestellt 
worden  sind,  und  die  indirect  durch  die 
Arbeiten  des  Herrn  Dr.  G.  Vtdjnus  über 
Dallmann's  Pepsinsaft  ihre  Bestätigung 
gefunden  haben,  gebt  nun  hervor,  dass 


754 


die  Haltbarkeit  eines  50proc.  flüssigen 
Pepsins,  welches  10  pGt.  officinelle  Salz- 
säure enthält,  wie  das  Pepsin,  liquid.  Byk, 
eine  sehr  begrenzte  ist.  Ich  selbst  kann 
diese  Thatsache  nur  bestätigen.  Ein  seit 
circa  6  Monaten  bei  mir  lagerndes  Pepsin, 
liquid,  besitzt  keine  eiweisslösende  Kraft 
mehr. 

Die  negativen  Resultate,  die  Herr  Dr. 
G.  Vulpius  mit  meinem  eoncentrirten 
Pepsinsaft  erhalten  hat,  erklären  sich 
dadurch,  dass  ich,  leider,  wie  oben  er- 
wähnt, von  der  dauernden  Haltbarkeit  des 
Pepsin,  liquid.  Byk  überzeugt  war,  und 
so  dieses  Präparat  zur  Herstellung  von 
Pepsinsafl  verwandte,  nachdem  es  seine 
Fähigkeit,  Eiweiss  zu  lOsen,  schon  ver- 
loren hatte. 

Dies  zur  Aufklärung  und  zu  meiner 
Rechtfertigung.  Ich  bitte  schliesslich  noch 
jeden  der  Herren  Collegen,  welche  bis 
zum  20.  d.  M.  von  mir  oder  von  einer 
der  Engros- Handlungen  meinen  Pepsin- 
saft bezogen  haben,  mir  denselben  zwecks 
Umtausch  gegen  ein  probehaltiges  Prä- 
parat auf  meine  Kosten  zurückzusenden. 

Die  Idee,  das  Pepsin  in  dieser  Form 
zu  verwenden,  hat  unzweifelhaft  Anklang 
gefunden,  und  ich  werde  weiter  dafür 
wirken,  mit  aller  meiner  Kraft 

Oeorg  DaUtnann. 

Kupfergehalt  des  Extractum 
FiliciB  mariB. 

Nach  W^pendtLüder8{Pha,Tm,  Zig,  1893, 
922)  iit  die  Farbe  eines  reioen  nach  dem 
D.  A.  B,  III  hergestellten  Farnextractes 
gelbliohgrün;  nicht  tiefgrün!  Eine 
reingrune  Färbung  rührt  von  zugesetstem 
fremden  Chlorophyll  oder  von  einem  Kapfer- 
gehalte her.  Der  Nachweis  des  Kupfers 
gelingt  am  besten,  wenn  man  die  Asche 
des  Eztractes  mit  Salzsäure  aufnimmt  und 
nach  bekannter  Weise  auf  Kupfer  prüft. 
Beekurts  (Apoth.-Ztg.  1893,  694)  konnte  in 
zwei  schön  grün  gefärbten  Handelspräparaten 
0,135  bez.  0,044  pCt.  Kupfer  nachweisen. 
Ein  selbst  hergestelltes,  sowie  ein  gelblich- 
grünes Handelspräparat  gaben  eine  weisse 
Asche,  in  deren  Auszug  Kupfer  nicht  nach- 
weisbar war. 

Alle  schön  grün  gefärbten  Extracte  sind 
▼erdächtig  und  auf  Kupfer  zu  prüfen.       g. 


Neue  ArsneimitteL 

AntirbenniatiniinL  Unter  diesem  Namen 
bringt  Kamm  (Apoth.-Ztg.  1893,  597)  eine 
Verbindung  von  Natriumsalicjlat  und 
Methylenblau  in  den  Handel.  Das  Präparat 
bildet  dunkelblaue  prismatische,  in  Wasser 
und  Weingeist  lösliche  Krystalle  von  etwas 
bitterem,  zuletzt  kratzendem,  an  Salicylsäure 
erinnerndem  Gksehmack.  Fischer  empfiehlt 
das  Präparat  als  Antirheumatikum  in  Dosen 
von  0,06  bis  1,0  g  in  Pillenform  2  bis  3- 
stündlich  zu  verabreichen.  Der  Harn  färbt 
sich  beim  Gebrauche  des  Mittels  blau,  später 
grün,  zuweilen  tritt  die  grüne  Färbung  in 
Folge  der  Oxydationsvorgänge  im  Körper 
sofort  auf. 

Ferratiii.  Dieses  Ph.  C.  34,  703  bereits 
erwähnte  neue  Mittel  bezeichnet  die  Firma 
C.  F,  Böhfinger  dt  Söhne  in  Waldhof  bei 
Mannheim  als  „  Eisenverbindnng  der 
Nahrungsmittel* ^  Das  Ferratin  ist  1892  voo 
Prof.  Schmiedf^erg  und  Prof.  Marfori  zum 
ersten  Male  dargestellt  worden.  Natürliches 
Ferratin  wird  durch  Eztraction  von  Sehweioe- 
leber  mit  Wasser  gewonnen ;  das  künstliche 
Ferratin  wird  nach  patentirtem  Verfshren 
dargestellt,  indem  Hühnerei  weiss,  in  Wasser 
gelöst,  mit  weinsaurem  Alkali  and  wein- 
saurem  Eisen  vermischt  und  nach  Znsatz  von 
Natronlauge  längere  Zeit  erhitzt  wird.  Nach 
dem  Erkalten  wird  Weinsäure  zugesetzt,  wo- 
durch die  gebildete  Eisenalbnmin-  Verbindung 
ausfällt.  Das  Ferratin  bildet  ein  rothbraunes, 
nahezu  gernch-  und  geschmackloses  Pulver 
von  neutraler  Reaction,  mit  7  pCt.  Eisen- 
gehalt; es  kommt  in  zwei  Formen  in  den 
Handel :  im  freien  in  Wasser  nnlösliehen  Zn- 
stande und  als  leicht  in  Wasser  Ideliehe 
Natrinmverbindung.  Es  wird  im  Oiganismns 
leicht  resorbirt,  und  schädigt  (selbst  längere 
Zeit  genommen)  den  Magen  nieht;  ebenso- 
wenig greift  es  die  Zähne  an. 

Es  ist  nach  Schmiedeberg  in  erster  Linie 
ein  Nahrungsmittel;  gegeben  wird  Ferratin 
für  Erwachsene  täglich  3  bis  4  mal  in  Dosen 
zu  0,5  g,  für  Kinder  halb  so  viel. 

Die  wässerigen  Natriumferratin- Lösungen 
lassen  sich  vortheilhaft  als  Zusatz  zur  Milch 
oder  anderen  Bfissigen  Nahmngsmiiteln, 
namentlich  für  Kinder,  anwenden.  Eine  be- 
sondere Rücksicht  auf  die  Art  der  Speisen 
braucht  nicht  genommen  zu  werden;  nur 
sehr  saure  Speisen  sind  zu  vermeiden,   da 


766 


diese  anf  das  FerratiD  serset^Dd  einwirken 
könnten. 

GallaL '  Dieses  neue  Mittel  ist  gallus- 
saares  Aluminium ;  es  ist  in  Wasser  unlöslich, 
giebt  aber  mit  Ammoniak  ein  wasserlöslicbes 
haltbares  Präparat,  welches  sich  in  Lamellen - 
form  bringen  lässt.  Das  Gallal  wirkt  leicht 
adstringirend. 

Kresapol  ist  ein  neuer  Name  für  Kresol- 
seife. 

Kreaolam  pnmm  liquefactum.  Unter 
diesem  Namen  bringt  die  chemische  Fabrik 
von  H,  Nordlinger  in  Bockenheim  neuestens 
ein  Prfiparat  in  den  Handel,  welches  wohl 
mit  dem  Ph.  C.  34,  722  besprochenen 
Trikresol  identisch  sein  dürfte.  Nordlinger 
bezeichnet  sein  Präparat  auch  als  Kresol- 
hydrat  und  giebt  ihm  die  Formel 
CßH^.CHg.OH+HgO; 
daraus  ist  wohl  zu  entnehmen,  dass  das  Prä- 
parat ein  seiner  Lösnngsfahigkeit  ent- 
sprechendes Maximum  von  Wasser  ge- 
löst enthält. 

Wie  uns  Versuche  seigten,  ist  eine  2,5  proc. 
wässerige  Lösung  durch  einfaches  Schütteln 
leicht  herzustellen. 

Der  Preis  des  Kresolum  purum  liquef.  ist 
ungefähr  der  dreifache  d^  Karbolsäure. 
Angesichts  des  Umstandes,  dass  Kresol  nach 
Gruher  dreimal  so  kräftig  antiseptisch  wie 
Karbolsäure  wirkt,  so  dass  man  nur  1  proc. 
Lösungen  davon  braucht,  würde  sich  das 
Kresol  im  Verbrauch  eben  so  theuer  wie  Kar- 
bolsäure stellen. 

Heurodin  =>  Acetyloxyphenylurethan, 
dargestellt  von  E.  Merck  in  Darmstadt,  wirkt 
nach  Mehring  (Therap.  Monatsh.)  anti- 
neuralgisch. 

Sesorbin.  Ueber  diese  auf  Seite  688  be- 
reits beschriebene  neue  Salbengrundlage  ist 
jetzt  die  ebenda  erwähnte  Mittheilung  betr. 
besondere  Maassregeln  bei  Herstellung  von 
Reaorbinsalben  mit  gewissen  Arzneimitteln 
erschienen.  Die  darin  angegebenen  Maass- 
regeln bringen  für  die  Technik  der  Salben- 
bereitung  nichts  Neues. 

Ca  empfiehlt  sich,  bei  jedesmaliger  Ent- 
nahme von  Besorbln  aus  dem  Standgefass 
den  Inhalt  durchzumischen  (weil  das  Prä- 
parat wahrscheinlich  gerade  wie  Lanolin  an 
der  Oberfläche  Wasser  verdunsten  lässt.  Ref.). 
Die  mit  Resorbin  hergestellte  33,3  proc. 
Queckeilberverreibung  darf  nur  bis  zum 
Verschwinden    der    Salbe  eingerieben 


werden,  nicht  länger,  weil  sonst  das  in 
den  Hantporen  verschwundene  Quecksilber 
wieder  mechanisch  -  an  die  Oberfläche  ge- 
trieben zu  werden  scheint! 

Salumin.  Das  S.  722  bereits  erwähnte 
salicylsaure  Aluminium  ist  in  Wasser  und 
Spiritus  unlöslich,  in  Alkalien  dagegen  leicht 
löslich  ;  mit  Ammoniak  entsteht  ein  neutrales 
Doppelsalz,  welches  in  Wasser  und  Glycerin 
löslich  ist,  sich  auch  in  concentrirter  Lösung 
ganz  gut  hält,  während  die  trockene  Ver- 
bindung sehr  bald  unlöslich  wird.  Das  frisch 
in  Wasser  oder  Glycerin  gelöste  Doppelsalz 
(mit  Ammoniak)  -^  Saluminium  solubile  — 
wirkt  ausgezeichnet  adstringirend. 

Söqnardin.  Unter  diesem  Namen  bringt 
eine  Firma  in  Genf  sterilisirte  Hodenflüssig- 
keit (nach  Brown  Sequard^  dem  Erfinder 
dieses  Mittels  benannt)  in  den  Handel. 

Tannal.  Das  gerbsaure  Aluminium  ist 
in  Wasser  unlöslich,  dagegen  ist  ein  Doppel - 
salz  desselben  —  Tannalum  solubile  oder 
Aluminium  tannico-tartaricum  —  vollständig 
und  leicht  in  Wasser  löslich;  die  Lösung  wirkt 
energisch  adstringirend,  reizt  aber  wenig. 
Da  nicht  sehr  concentrirte  Lösungen  des  Tan- 
naldoppelsalzes  sich  nur  schlecht  halten, 
auch  ein  Glycerinzusatz  die  Haltbarkeit 
nicht  vergrössert,  so  fertigt  die  Firma  J,  2). 
Riedel  in  Berlin  comprimirte  Tabletten  zu 
1,0  g,  die  sich  in  warmem  Wasser  ganz 
gut,  wenn  auch  etwas  langsam  lösen. 

Thermodin  =  Acetyläthozyphenylurethan, 
dargestellt  von  E.  Merck  in  Darmstadt,  wirkt 
nach  Mehring  (Therap.  Monatsh.)  anti- 
pyretisch. 8. 

Chromroth  sum  Färben  von  Paprika;  von 

einer  Prager  Farbenfabrik  empfohlen.  Ztschr. 
f.  Nahrungsm -ünterfi.,Hygiene etc.:  Uebngens 
ist  dieser  Farbstoff  keine  Chromfarbe,  sondern 
SulfoazobeDzol-/9-Naphthol  mit  etwa  60  pCt. 
schwefeleaarem  Baryt. 

Nachweis:  2  g  des  fraglichen  Paprikas 
werden  mit  kochendem  Wasser  di^rirt,  das 
Ganze  anf  ein  Filter  gegossen ,  der  itflck stand 
einige  Male  mit  heissem  Wasser  gewaschen  und 
das  Filter  mit  dem  Inhalt  getrocknet.  War 
der  Paprika  mit  obigem  Chromroth  gefärbt,  so 
erhält  man  ein  schon  roth  gefärbtes  Filtrat, 
wie  es  von  echter  Waare  nie  erhalten  wird. 
Das  Filtrat  kann  man  sowohl  in  alkalischer, 
als  auch  in  saarer  LOsung,  bis  anf  die  licht- 
gelben  Extractivstoffe  des  Paprikas  selbst  ent- 
färben; man  erhält  beim  Eintanchen  starken 
Filterpapiers  in  obiges  Filtrat  ebenfalls  schön 
roth  geffirbte  Muster,  die  bei  nicht  gefärbtem 
Paprika  nie  vorkommen  dflrfen.  S. 


766 


Terselileileiie  XIIttlieiliiBireB« 


Odol. 

Das  seit  einiger  Zeit  mit  grosser  Be- 
clame  in  den  Handel  gesetzte  Mond- 
reinigungsmittel Odol,  welches  nach  den 
Annoncen  sogar  kunstliche  Zähne  vor 
dem  Uohlwerden  schützt  und  das  neuer- 
dings als  Antikatermittel  ein  neues  Ab- 
satzgebiet gefunden  hat,  befindet  sich 
in  eigenartig  geformten  Milchglasflaschen 
von  etwa  80  ccm  Fassungsraum.  Nach 
der  Aufschrift  der  Flasche: 

Mit  neuem  Antisepticum. 
(Herstellungsverfahren  patentirt.) 
könnte  man  vermuthen,  das  Herstellungs- 
verfahren des  Odols  sei  patentirt.  Das 
ist  jedoch  nicht  der  Fall,  sondern  die 
Bemerkung  ist  auf  das  i^Antisepticum'' 
zu  beziehen. 

Die  chemische  Untersuchung  des 
Odols  ergab,  dass  dasselbe  eine  Auflös- 
ung von  Salol  und  Saccharin  in 
Weingeist,  parfümirt  mit  Pfeffer- 
minzöl  und  Kttmmelöl,  ist. 

Der  Nachweis  des  Saccharins 
konnte  wegen  der  Salicylsäure,  welche 
als  Spaltungsproduct  des  Salols  aufge- 
treten wäre,  durch  Schmelzen  mit  Aeiz- 
kali  und  weiterer  Behandlung  mit  Säure 
und  Aether,  mittelst  Eisenchlorid  nicht 
nachgewiesen  werden.  Es  musste  des- 
halb eine  andere  bekannte  Methode  an- 
gewendet werden  (Schmelzen  mit  Soda 
und  Salpeter),  welche  den  Nachweis  der, 
durch  diese  Behandlung  aus  dem  Schwefel 
des  Saccharins  gebildeten,  Schwefelsäure 
zuliess.  Die  Bildung  der  Schwefelsäure 
aus  den  vorher  keine  Schwefelsäure* 
reaction  gebenden  Substanzen  in  Ver- 
bindung mit  dem  intensiv  sQssen  Ge- 
schmack eines  wässerigen  Auszuges  des 
Verdunstungsrückstandes  von  Odol,  ist 
zweifellos  auf  Saccharin  zu  beziehen, 
um  so  mehr  als  die  bekannten  Beactionen 
auf  Dulcin  nicht  eintraten. 

Das  Salol  war  leicht  nachweisbar, 
indem  der  Verdunstungsrüekstand  des 
Odols  mit  Kalilauge  gekocht  wurde;  die 
Lösung  wurde  nach  dem  Erkalten  an- 
gesäuert,  mit  Aether  ausgeschüttelt  und 
diese  Lösung  der  Verdunstung  über- 
lassen. Während  der  Verdunstung 
zogen   sich    die  Tröpfchen  der  Karbol- 


säure an  den  oberen  Rand  der  Sehale 
und  konnten  durch  den  Genich  und  be- 
kannte Beactionen  leicht  als  Karbol- 
säure erkannt  werden.  Der  andere  Be- 
standtheil  des  Sabis,  die  Salizylsäure, 
blieb  nach  dem  völligen  Verctonsten 
des  Aethers  auf  dem  BmIob  äear  Sehale 
in  farblosen  Nadeln  zurück,  die  eben- 
falls leicht  identificirt  werden  konnten. 

Pfefferminzöl  und  Kttmmelöl 
waren  durch  den  Geruch  leicht  zu  er- 
kennen; es  ist  ZH  bemerken,  dass  das 
Odol  znnftchst  nur  nach  Pfeiferminze 
riecht  und  dass  der  Geruch  nach  Kfimroel- 
öl  erst  nach  einiger  Zeit,  nach  dem  Ver- 
dunsten  des  Pfefferminzöles,  auftritt. 

Die  oben  besprochene,  durch  Aus- 
ziehen des  Verdunstungsrückstandes  von 
Odol  mit  heissem  Wasser  erhaltene 
Saccharinlösung  besass  einen  schwachen 
aber  unverkennbaren  Geruch  nach 
Vanille,    was    noch    erwähnt   werden 

soll.  A.  Schneider. 

Die  bacteriologische  Prüfung  des 
Odols  hat  Folgendes  ergeben: 

Dasselbe  hat  einen  nicht  unbetrileht- 
liehen  wachsthumsbehindernden ,  aber 
gar  keinen  Desinfectionswerth  in  der  von 
Lingner  angegebenen  Stärke. 

Nach  24  Stunden  und  selbst  nach 
3  Tagen  ist  das  bis  zur  völligen  milchigen 
Trübling  mit  Odol  versetzte  Wasserleit- 
ungswasser noch  nicht  keimfrei. 

Bouilloheulturen  a)  mit  der  zur  milch- 
igen Trübung  des  Wassers  genügenden 
Menge  Odol  versetzt  und  ebenso  b)  mit 
der  doppelten  Menge  Odol  versetzt  waren 
nach  24  und  48  Stunden  noch  lebens- 
fähig von: 

Typhusbacillen, 
Gholerabacillen, 
Staphylococcus  aureus, 
Milzbrandbacillen  (ohne  Sporen), 
also  von  nicht  Sporen  habenden  Mikro- 
organismen. 

Wasser,   welchem  Aufschwemmungen 
von 

Typhusbacillen, 
Gholerabacillen, 
JVnÄter'schen  Bacillen, 
Bacterium  coli  commune 


767 


ZQgemengt  sind,  and  welehem  a)  die  zur 
milehigen  Trübang  genügende  Menge, 
b)  die  doppelte  Menge  Odol  zageseizt  ist, 
enthält  nach  24  und  48  Stunden  noch 
lebensfähige  Keime. 

Faulendes  Blut  mit  a)  der  zur  milch- 
igen Trttbong  genügenden  Menge,  b)  mit 
der  doppelten  dieser  versetzt,  zeigt  nach 
24  bis  48  Stunden,  ferner  3  bis  7  Tagen 
noch  vollständige  Entwickelung  äusserst 
zahlreicher  Eefme.     Dr.  Schill,  StabsaTzt. 


Wyeth's  Bindfleisoh  -  Saft 

Derselbe  ist  eine  duDkelrötlilicIi  brauDe  Flüe- 
sigkeit  vom  spec.  Gew.  1,24,  von  rindfleisch- 
artigem  Oeschmacke  und  enthilt  die  Eiweiss- 
stoffe  de«  Bindfleisobes  in  dem  Zustande,  in 
welchem  sie  in  dem  frisch  aasgepressten 
Rindfleischsftfte  vorkommen.  Unter  dem 
Spectroskope  zeigt  eine  verdünnte  Auflösung 
%wei  Absorptionsbänder,  wie  solche  für 
frisches  Blut  oder  HImoglobin  bezeichnend 
sind.  Die  Flüssigkeit  l&sst  sich  in  allen  Ver- 
hältnissen mit  destillirtem  Wasser  zu  einer 
klaren  Flüssigkeit  mischen.  Mit  Wasser 
1  zu  10  im  Verhältnisse  verdünnt  und  er- 
hitzt, beginnt  die  Qerinnong  bei  ungefähr 
70^.  Der  unverdünnte  Fleiscbsaft  wird  beim 
Erhitzen  zu  einer  festen  blutrotben  Masse. 
Dieses  Präparat  wird  von  John  Wyeth  d: 
JBrother  in  Philadelphia  hergestellt  und  seit 
kurzer  Zeit  von  der  Firma  August  Engel 
in  Wiesbaden  in  den  Handel  gebracht. 


Besinfection  doB  Badewassers« 

Als  in  diesem  Jahre  das  Wasser  der  Vechte 
für  cholerainficirt  erklärt  worden  war,  scheute 
man  sich,  dieses  Wasser,  selbst  nachdem  es 
fi Itfirt  war,  zu  Bädern  zu  benutzen.   Nfjland 
stellte    Versuche    an,     das    Badewasser    zu 
•  terilisiren.    Alle  Arten  Seife  waren  hier- 
35U  nicht  fähig,   nur  Sublimatseife  bewirkte 
▼ollige  Sterilisirong.    Nijland  empfahl  des- 
halb, Sublimat  direct  zu  verwenden  und 
zwar  0,005  g  auf  ein  Bad  von  150  Liter.  Das 
bezog  sich  auf  das  filtrirte  Vechtewasser  mit 
weniger  als  100  Keimen  im  Cubikcentimeter; 
bei  anderen  Wässern  muss  der  Sublimatzusatz 
DÖthigenfalls  entsprechend  höher  genommen 
werden.    Diese  kleine  Menge  Sublimat  kann 
als  unschädlich  angesehen  werden.    Der  Ref. 
in  der  Pharm.  Ztg.  1893,  640  bemerkt  bier- 


B«,  dass  nur  dann  Jede  Oefahr  der  Ansteckung 
ausgeschlossea  erscheint,  wenn  man  das 
Sublimat  15  bis  20  Minuten  auf  das  heisse 
Badewasser  einwirken  lässty  bevor  man  hinein- 
steigt, und  nicht  wie  Nijland  angiebt,  das 
Sublimat  während  des  Badens  in  das  Wasser 
giebt.  s. 

Dass  man  keine  metallenen  Wannen  ver- 
wenden darf,  ist  zwar  selbstverständlich,  aber 
es  ist  doch  nicht  überflüssig,  dass  dieses 
nochmals  erwähnt  wird.  Ji^f, 


Oeheimmittel  und  KurpfuschereL 

4.  Vierteljahr  1893. 

Ein  von  einem  westfl&lischen  Bauern  aus  wild- 
wachsenden Pflanzen  bereitetes  Mittel  gegen 
Krebs  ist  nach  Schock  in  Eoln  nichts  weit  r 
als  gepulvertes  Cardobenediktenkrant,  welches 
in  Dosen  von  1  bis  2  g  unter  Ausschluss  aller 
anderen  Mittel,  namentlich  der  frflher  gebrauch- 
ten Abfahrmittel,  gegeben  wird.  (D.  med. 
Wochen  sehr.) 

Dr.  XffOe'sHftmorrhoidal-Pessarhantel 
(von  Evena  dk  Fifttor  in  Cassel  fabricirt)  zur 
mechanischen  Behandlang  von  Hämorrhoiden 
ist  ein  10  g  schweres  und  8  cm  langes  Stäb- 
chen von  Hartgammi,  das  an  beiden  Enden 
eine  eiförmige  Verdickung  trfi^t.  Verkaofspreis 
8  Mk.  50  Pf.  (!),  wirklicher  Werth  etwa  10  Pf 
(Pharm.  Ztg.) 

Nimrod-Powder  und 

Yin  de  Yasseur 
sind  zwei  Pariser  Fabrikate,  wovon  das  erster« 
gepulverte  und  mit  Salpet'^r  imprignirto  Stcch- 
apfelblätter,  das  zweite  einen  arsenhaltigen,  mit 
aromatischen  BitterstoiTen  versetzten  Chinsr 
wein  darstellt.    (Pharm.  Rundschau.) 

Dr.  0,  Hennig^B  Lungenkräuterthee 
besteht  nach  der  Angabe  des  Fabrikanten  (N. 
Karten  in  Solingen)  aas  je  5  g  Rad.  Senegae. 
Flor.  Tiliae  and  Fruct.  Anisi,  je  10  g  Rad. 
Iridis  ilor.  und  Rad.  Liquiritiae,  15  g  Stip. 
Dulcamarae,  20  g  Fruct.  Coriandri  und  25  g 
Carrageen.  Preis  eines  Packets  1  Mk.  (Südd. 
Apoth.-Ztg.) 

Der  an?  8.  87  und  99  dieses  Jahrganges  be- 
reits besprochene  Mflnchener  oder  Strehle- 
sche  Diphtherie-Kräutersaft  ist,  um 
ein  sicheres  Urtheil  über  denselben  za  ge- 
winnen, in  einem  Mflnchener  Kinder hospitale 
vielfach  flngeweniiet,  aber  vollständig  wirkangs- 
los  befunden  worden.    (Pharm.  Ztg.) 

Das  von  B,  Benke  in  Hamburg  fabricirte 
Mittel  ßegen  Verstopfung  und  Fla- 
tulenz ist  eine  RicinusOl- Emulsion,  die  Mag- 
nesia usta  snspendirt  enthält  und  ausserdem 
noch  CrotonOl.  Preis  einer  Flasche  1  Mk.  20  PI. 
(Apoth.-Z1^.) 

Das  in  neuerer  Zeit  anter  dem  Namen 
„Baff ine'*  verkaufte  Haarfärbemittel  ist  eine 
7  Va  proc.  Losung  von  Kaliumpermanganat. 
(Indastne*B1.)  ff. 


758 


11  rief  Wechsel. 


Apoth,  Dr,  L«  K*  in  P.  Das  in  voriger 
Nummer  ao  dieser  Stelle  erwähnte  „Ro bigin'', 
znr  Entfernung  Ton  Rostflecken  dienend,  ent- 
hält nicht  4  Proc.  an  Chlorwasserstoff,  sondern 
einer  26  proc.  Salzsäure.  Es  kommen  also  auf 
4  g  Oxalsäure  4  g  offlcineller  Salzsäure  und 
92  g  Wasser.    Dies  zur  Richtigstellung. 

ü.  Seh.  in  Snn  Paulo  (Brasilien).  Wir 
nehmen  von  Ihrer  interessanten  Mittheilung 
Eenntniss, dass  Heliotropiumperuvlanum 
in  Brasilien  als  wirksames  Mittel  zur  Be- 
kämpfung von  Sumpf fi eher  angewendet  wird, 
lieber  das  in  Heiiotropium  europaeum  und 
peruvianum  enthaltene  Alkaloid,  Kamens  He- 
liotropin, ist  sehr  wenig  bekannt. 

Battendier  gewann  es  durch  Auskochen  des 
Krautes  mit  angesäneriem  Wasser.  Versetzen 
des  Auszuges  mit  Weingeist,  Verdunsten  der 
filtrirten  weingeistigen  LOsung,  AusftUlen  des 
Alkaloids  mit  Ammoniak  und  Ausschütteln  mit 
Aether.  Nach  dem  Verdunsten  des  Aethers 
blieb  ein  zuerst  Olartiges,  später  krystallinisch 
werdendes,  flflcbtiges,  bitter  schmeckendes 
Alkaloid  zurfick.  Dieser  Stoff,  der  wohl  noch 
einer  weiteren  Reinigung  bedarf,  tOdtete  zu 
0,025  g  subcutan  Katzen.  Näheres  über  die 
Arbeit  Battendier^s  finden  Sie  im  Repertorium 
der  Pharmacie  Band  32.  S.  648  u.  673  In  dem 
Buche:  Die  Pflanzenalkaloide  von  Pictet  ist 
Heliotropin  gar  nicht  erwähnt. 

Das  Alkaloid  Heliotropin  darf  nicht  mit 
demRiec  hstoff  der  Blüthen  von  Heiiotropium 
peruvianum,  der  ebenfalls  Heliotropin  genannt 
worden  ist,  verwechselt  werden. 

Das  Piperonal  (Darstellung  desselben  Ph. 
G.  25,  99)  ist  Protocatechualdehvdmetbylen- 
äther  und  wird  auch  „künstliches  Heliotropin" 
genannt,  weil  es  in  den  Blfithen  von  Heliotr. 
peruv.  nachgewiesen  worden  ist;  es  riecht  wie 
Kumarin  und  Vanille  und  findet  in  der  Par- 
füm erie  Anwendung,  ist  aber  1887  von  Fraggani 
(Journ.  de  pharm,  et  de  chim.  1887,  215)  in 
Dosen  von  1,0  g  alle  2  bis  3  Stunden  als  Anti- 
pyreticum  und  auch  als  Antisepticom  ange- 
wendet und  empfohlen  worden. 

Apoth.  Ä»  H.  in  0«  Die  Radix  Morrheniae 
brachystephanae  soll  die  Milchseoretion 
befördern  (vergl.  Ph.  C.  82,  495.  746).  An  der 
hiesigen  thierärztlichen  Hochschule  wird  sie 
nicht  verwendet.  Wir  haben  sie  in  den  Listen 
vieler  grosser  Drogen handlungen  nicht  ver- 
zeichnet gefunden;  vielleicht  kann  einer  unserer 
Leser  eine  Bezugsquelle  angeben. 

Apoth,  A.  8*  tn  F*  Vanille  trocken  auf- 
zubewahren, dürfte  bei  Anwendung  des 
Stopfen-Exsiccator  (Ph.  C.  84,  710)  sehr  leicht 


sein.     Auch  Ph.  C.  84,  645  werden  Sie  einen 
Apparat  finden,  der  Ihren  Wünschen  entspricht. 

U.  in  D.  Der  „Thee  Chambard"*  von 
A.  Sicre  in  Paris  enthält  nach  Angabe  der 
Broschüre  die  Blätter  von  Cassia  angustifolia, 
Mercurialis  annua,  Parietaria  officinalis,  Mentha 
piperita,  Melissa  officinalis,  Hyssopus  offidudis, 
Malva  sylvestris,  Althaea  officinalis,  Abel- 
moschus moschatus  und  einer  Euphorbia-Art, 
sowie  die  Blüthen  von  AnthjlÜs  vulneraria  und 
Calendnla  officinalis. 

Apoth.  B.  in  K*  Spiritus  Sinapis  ist  schwan 
zu  Signiren,  denn  er  eehOrt  zu  den  Mitteln, 
bei  denen  das  Arzneibuch  nicht  eine  „vorsichtige 
Anfbewahrang"  veriang^.  Acidum  carbol.  cmd. 
i^t  seither  wohl  überall  roth  signirt  worden, 
würde  aber  in  Zukunft,  wenn  sich  die  Mit- 
theilungen über  den  Nachtrag  zum  Arzneibuch 
bewahrheiten,  schwarz  zu  signiren  sein. 

Apoth.  H.  in  K.  Das  Seit«  686  erwähnte 
Gemisch  von  Soda,  Salpeter  und  Kiesekänre 
znr  Aufschliessung  von  Phosphaten 
besteht  am  besten  aus  5  Th.  Soda,  1  Th.  Sal- 
peter und  1  Th.  Kieselsäure. 

0.  in  Seh.  Dass  Hutzucker  beim  Zer- 
schlagen in  kleinere  Stüeke  oder  beim  Beiben 
auf  einem  Reibeisen  bläuliches  Licht  ausstrahlt, 
ist  eine  bekannte  Erscheinung,  die  gewöhnlich 
als  „Phosphorescenz"  bezeichnet  wird, 
aber  wahrscheinlich  auch  in  Beziehung  znr 
Elektricität  steht. 


In  der  „Berichtigung'*  auf  Seite  741  sind 
irrthümlich  die  Eingangsworte  und  an  zwei 
Stellen  die ..Gänsefüsschen''  ausgelassen  worden; 
sie  sollte  folgendermassen  lauten: 

Berichtigung. 

Herr  Dr.  Dronke  schreibt  uue  unter  Be- 
rufung auf  das  Pressgesete: 

„Die  in  Nummer  50  Ihres  Blattes  aaf 
Seite  726  bei  Besprechung  des  Werkes:  „Arznei- 
verkehr für  Krankenkassen,  im  Auftrage  de^ 
Verbandes  freier  Krankenkassen,  bearbeitet  von 
Dr.  Dronke^^  gemachte  Bemerkung,  dass  das- 
selbe zugleich  der  Beclame  für  eine  Drogen- 
haudlnng  in  Altona  dienl^  ist  fsJsch,  da  in  dem 

ganzen    Werke    keinerlei    Hinweis     auf   eine 
irogenhandlung  und  keinerlei  Empfehlung  einer 
Drogenhandlung  enthalten  ist." 

Um  allen  Weiterungen  vorzubeugen,  drnckeo 
wir  obige  Einsendung  ab,  bitten  aber  die- 
jenigen unserer  Leser,  welche  das  Büchelchen 
besitzen,  die  Seiten  88,  94,  95  und  96  desselben 
zu  lesen.  Die  Redaction. 


Erneuerung  der  HeHeUungen. 

Mit  der  heutigen  Nummer  schliesst  das  Vierteljahr,  tvir  hüten  die  noch 
ausstehenden  Bestellungen  nun  sogleich  aufgeben  eu  wollen. 

Das  Register  für  den  Jahrgang  1893  wird  der  Jffr.  3  des 
Jahrganges  1894  beigelegt  werden^ 

'  '       "  I  I  I  I  I  — »i^—l ^— — ■!■      I      I       I      lü    —————— 

Terleger  und  Tenuitwonllober  Redaetonr  Dr.  E.  ttelfSler  in  Drwdeii. 


i'i.,'i.-uy-i-y 


Pharmaceutische  Centralhalle. 

HwaaBgegeben  tob 

Dr.  Hemuuiii  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Geissler. 


M  52. 


28.  December  1893. 


XXXIV. 


PTTONi 


rrinslci 
alkali&iiier 


SX\iY-?,B?x\lHlA 


Bestes  diitstisehes  und 
Erf  rischunis  -  Getränk. 
Bewflhrt  in  allen  Krank- 
heiten der  Afhmnngs- 
n.  Terdaiiiiiig8or|[r>ne, 
bei  Gidit,  Mafsn-  und 

Blasenkatarrii. 
Yonflglich   für  Kinder 
und  Beconvalescenten. 


Heinrich  Mattoni 

Giesshllbl  -Pnchstein 

bei  Karlsbad  (Böhmen) 

Wien,  Franzensbad, 
Budapest 


FBEIEK^IMXi^'&Ci* 


AROMATlSCHr 


KAI  ICHIORICIIM  ZAHNPASTA] 


.v>  <.:>;s\\v>\i 


AVA^^^Y^^'^^^^^^^'^'H^^^^^^ 


ist  ein  antiseptisches  Zahnreinignngsmittel  von  erMBchendem  Geschmack.    Sie  enthält 

50*U  Mall  ehlorleam 

und  wird  von  Dn  Unna  empfohlen  als  Prophylactieiim 

zum  täglichen  Oebrauch 

sowie  gegen  ' 

mercnrielle  Stomatitis 

(Yergl.  Monatsh.  f.  pract  Dermatologie  18d8,  pag.  466). 

1  Tobe  ca.  76,0  Inhalt  Mark  1,—  mit  SO  %  Rabatt    8tftndige  Inserate  in  den  medicinischen 
Zeitschriften. 

F.  Beiersdorf  &  Co.,  Apotheker. 

TzMk  dermato- therapeutischer  Präparate,  wie  Guttapercha- 
Fflastermulle,  Salhenmulle,  überfettete  Sdfen  etc. 

Hamburg  (Eimsbüttel). 


Yerbandstofl- Fabrik 

von  Max  Arnold 

in  Chemnitz  (Sachsen) 

gtgftodttlSTS  alt  lftsrt»B.efftt  Fabrik  dJstarBfwchehPaiiticMsiid 
empfiehlt  ihre  anerkannten  besten  Prftparate  nach 
neuer  bilUggtcr  Prctolipte« 


Export 

■ach  allei 

lÄndem. 


Schering's  Phenocoll.  hydrochloric. 

D.  B,  P,  S9121,  TonDgUcbea  AntlpTreticun,  AnUnenrslglcim,  AntfiierTlniii,  beirUirte 
Mittel  gegen  Malaria. 

Schering's  Piperazin, 

Tonfl^ohM  IiSsaiifnnittel  fBr  HarwiKire,  Harngrlei  und  faanuamre  Harutelae.  Dus«lbt 
lOrt  •iebeumal  mehr  HuDBBnr«  all  UUü«ii,  dabei  Ton  Aenteo  «mpfoblen  gegen  b«ra- 
•»■re  Dlatliese  and  FolseBnattmac. 

Chloralamid  Ph.  G.  III  (d.  b.  p.  Nr.  som). 

TonflgltclieB  Schlafmittel.  (Chlonl&mid  darf  nnr  in  kalt«m  WaGsar  gelOst  werden  and  ist  am 
beaten  Torber  fein  in  lerreiben.) 

BroBOhllren  Aber  obige  PrSparate  iteben  aof  Wnnecb  in  DieoBten. 

Benzonaphtol  puriss. 

fflr  iDDerlicben  (üebraoeh  nach  Proremor  Evxdd. 

Il&OTllJiOSOy    Zucker  fOr  JHabetUer. 

FormallD  -  ücberina; 

(FvrHftldelird),  aaBeeieicbnetea  Antigeptieam  nnd  DesInfloleDg,  wirkt  fast  wie  Snblinat 

ond  ist  dabei  relatiT  ongiftig.  ~  (Cfr.  Phannac.  Zeitung  1893,  Nr.  22.)  —  Anwendang  in  'J^, 
1-  und  Sprocentig»  LfleDoff. 

Literatar  Ober  FonDUin  -  Schering  m  Diensten. 

«fOdrnbldlum  (d.rp.  Nr.eesse). 

Za  beslehen  durch  die  Apoth^en  und  DrogenhULdlanseiu 

Berlin  N.        Gbemische  Fabrik  anf  Actien 

(vorm.  E.  Schering). 

mit  Innenrippen, 

das  Beste  und  Praktischste 
für  jegliche  Filtration, 

offeriren        7  11  16  24    Ctm. 

k  Stück    0,30      0,40      0,70      2,00  Mk. 

von  Poncet,  (rlashüttenwerke, 

Fabrik  und  Lager 

ohem.-pharmac.  Gefässe  und  Utensilien, 

Berlin  S.0,,  Eöpnicker-Strasse  54. 


Oberüecnndaner 

ejnea  Realgymaasiums  beabsicbtigt  Oatem  1894  die  Schule  zu  verlassen  und 

.A.^C^t'iXGlSi.GX- 

zu  werden.     AnerbiAten  erbittet  der  Vormnod  rom  16.  Deeerober  1893  bis  Januar  1894 
unter  K.  12  Dresden,  Hotel  Kronprinz. 


*   ^,V\sc\^aft  für  flüssig,  ^^  * 
^'^      Raeul  Pietet  ft  Ce.      ^^ 

Berlin  N.,  Usedom -Strasse  28 

-«•  F«rnspr«OhQr  III  8796  ••■ 

empfehlen  gans  besosdera  ihr: 

Chloroform  medicinalo  Pietet 

(gereinigt    durch    Erystallisation) 

Aether  (BnUnriciu)  purlss.  Pietet 

absolut  rsin;  für  alle  Zwecke. 

Alcohol  pnriss.  Pietet  100% 

in  dieser  Beinheit  bisher  in  der  Industrie 
nicht  vorhanden. 

Glycerin  Pietet  '^j^^^ 
Bromaethyl  Pietet  "•fJi.C- 

ohne  Gefahr  d.  Zersetiung  aufinbewabr. 

fhlnranlllirl    ^^^'  gebraucht  in  der  kleinen  Chirurgie 

UUUraeiUyi    ^^^  Zahnbeilkund«)  in  Bahren  an  10  gr,, 

6  Bahren  =   1   Schachtel   und   in  RVhren   xa   50  gr.   m\t 

Matal Ivsrsehluss  zum  wiederholten  Qebranch. 

SfickstofiozydDl  (Lacligas)  *'S'."'q-S 

PkaraueDtfBcbe  Pndncta  reiscUideistnr  Art  ia  absslitBr  BsIihtU 

K^^  Medicinal-Ghinaweine  '^^^ 

Dia  einzige  Art  Chinawein,    die  auch  nach  l&ngerer  Zeit 
keine  TrBbung  giebt. 

Garantirt  rein  französ.  Gognacs 

in  6  Qualitäten  von  8,50—20  Uark. 

Aetheriiohe  Oele  and  FarfOms. 

■^r  Ummt/ieha  Artikel  tind  in   allen  MpotfietM  rorräthig,  ifi»  H»rl*n 
A«pH»  wwdtn  g«b»tw),  tai  der  ßeeeplur  da»  Wort  „Pietet"  dem  HoiMn 

det  Medieamenft  zurufOgen. 
■^■^^^B  A>r  Wnaa«h  wArden  Moater  vaHkaaAt.  I^^IBI 


Die  complete  Einrichtang  meiner 


Alkaloidfabrik, 

beBtebend  ans  ZerklcliieniiiK§-,  Eztnetlviu-,  DesUlltrappftraten,  Fressea  eti^,  seit  EDR«in 
ausser  Betrieb,  beabaicbtige  ich  csdi  oder  getheilt  bh  vertimuttn-  Die  Apparator  ist,  mm 
grOssten  Tbeile  neu,  in  betTiebelAbigem  Zostande.    B>'sicbtignDg  gestattet,  Taxen  za  Diensten. 

H.  Xrommsdorff,  ehem.  Fabrik,  Krnirt. 

Aug.  Leonhardi, 

GlasMtteDvert  AimiistliDtte, 

Scb^vepnltZ  in  Sachsen, 


G^las-  und  Porzellanmalerei 

^orAnferügnniganierApotiiekeD-EinrichtBnBeBOodchemiscber  Laboratorien, 
sowie  zur  AnfeitignDK  einieloer  ErHati'taclie  nach  Hnster  nnter  Öannti« 

fehlerfteier  nnd  korrekter  Anaffibning. 

W  HedlcInslAa  !■  allCB  F»C0HS  I*  ^«BllUt.  'W 
PreblUte  nnd  Hngter  gratia  ud  rran«oi 

Chemische  Fabrik  auf  Ictien 

(vorm.  E.  Schering) 
Berlin  Jlf.,  mailerstrasBe  Mr.  IVO  a«  IVl. 

Präparate 

für  Fbarmacie,  Photographie  und  Technik. 

Zu  besiehen  durch  die  Drocanhandlmfeik. 

Oa'Ii1aa'Ii4-'c>^^'B-  q.  Thom6,  Flora,  Berg  •Schmidt,  offii.  Oewlchse;  neneit«  Anll. 
^UXIlpOIll;]  Ton  Schlleknm,  Hager  n.  KSbler  Iwafen  Btets  b«r 


Severin  Immenkamp,  Chemnitz, 

Fabrik  medlclnischer  Verbandstoffe, 

liefert  alle  fOr  die  Krankenpflege  erforderlichen  Artikel  in  anerkannt 
bester  Göte. 

M&sslge  Preise.    Prompter  Tersand. 

J.  D.  Stiefel 

"Tsir."'  Offenbach  a.  M.  "f^''" 

Fabrik  unil  Export  Mtiiclgisthir  Siifn 


*  n.  iitierei'8 

J. ».  Stiefel*» 

Garantie -Seife 

Kinder-Seife  % 

5  Ko.-Postpacliet 

5Ko-PostpMket 
Bnthftltend  «  StQck 

enthaltend  40  StQck 

m.  lO,—  twmnUo. 

M.  lO,-  A-ank«. 

J.  D.  Stiefel's  Antiseptische  Seifen, 
J.  D.  Stiefel's  Desinfections- Seifen, 
J.  D.  Stiefel's  Hygienische  Seifen, 
J.  D.  Stiefel's  Medioinische  Seifen. 

Avifübrllehe  Praapecle  und  Preislisten  srAtla  nnd  frftBC«. 


Knoll  Sf  Co,,  Chemische  Fabrik.  Ludmigshafeti  a.  Rk. 


Codmn-Knoll. 
ZHuretin-  KnoU. 
Phenacetin  •  KnoU. 

Apomorphin,   Morphium 


Salieylsaures  Natron. 
Salieylsäure. 
Salol. 

Caffeln,   Cocain, 


icetagilU,  Bronofon,  LiMnisaliii  etc. 

'  Bezug  durch  die    Gross  Drogenhandlungen. 


Zur  gefl.  Beachtung. 

— *  Dei  TOD  Karl  Fr.  TOIlDrr-Breneii  in  den  Handel  gebracht«  Halt-Trocken' 

Apparat  (D.  B.  Patent  a)  bildet  fflr  jede  Apotheke  ein  ebeeeo  wetthTolles  als  nnentbebrlicbee 
iDTentar-Sttlck.  Er  ist  nicht  allein  der  bequemste,  sanbertte  TrockeDBchrantc ,  in  welchem  kein 
Verbrennen,  kein  VciflSchtigen  wirksamer  Stoffe  ni{lg1ich  ist,  aondern  auch  der  beste  Aaf- 
benahTUHRsort  f&T  hygroskopische  Substanien,  trockene  Eitracte,  Faetillen  etc.  Der  Apparat 
No-0  kostet  .#56,  Na.  1  .#90.  —  Die  AnarhHffnngs-KoBten'eiad  al^o  verhSltnieemäBsig  geringe 
-nd  können  den  vielen  damit:  in  erteirhenden  Vortheilen  gefrenflber  kanm  in  Betracht  kommen. 


Vor  anderen  bekannten  Oacaofabrikaten  zeichnet  sich 

Gaedke's  Cacao 

vortheilhaft  aas  dnrch  Eeincn  hoben  tJetatlt  an  lelchtrerdanllchon 
inihrBtoffeD.  Seine  eigenartige  Herst ellucga weise  ermöglicht  es,  dass 
n»KeDseliwadie  PerHonen 

Gaedke*s  Cacao 

sehr  gut  rertragen,  wahrend  sie  andere  Sorten  nicbt  geniessen 
konnten.  —  In  Folge  Eerstellang  mehrerer  Qaalititen  nach  gleich- 
artigem Verfahren  concnrrirt 

Oaedke's  Cacao 

erfolgreicb  mit  den   billigsten   und   thenersten   Marken  des  Handels. 


Aerztliche  IHaxImal-Thermoineter 

BstelloDi?  Chicairo)  ans  Jenaer  Norraalglas  in  la  Nickel-  and  B 
tnn^scneiu,  nnbedlDgrt  iBTerltisIfeB  Fabrikat,  Jt  Dotiend  10 
WllhelB  Vehe,  Xerkit-Anhalt,  InsUtnt  cfaem.  11.  ph^nk.  InBtnunente. 


(primürt  WeltaDBstellQDi?  Chicairo)  ans  Jenaer  Norraalglas  in  la  Nickel-  and  HartenmmihBUen 
mit  meinem  Prfltnn ^schein,  nnbedlDgrt  EBTerltisl^eB  Fabrikat,  k  Dotiend  HL  13,—. 


Chemische  Fabrik  vomais  Hofmann  &  Schoetensack 

Ludwigshafen  a.  Bhein. 


üalacetol 


CD.  EP.  Nr.  70054) 


Salloyls&nre  Salioyls.  Natron 

Salol 
Antlfebzln  Fhenaeetln 

OUoralbydxat  Cbloraloblorofinm 

FaxaldebjrA 

nod  «•BBttie  PrIpKratc  ffir  PbairMacle  niid  Technik. 


Telegramm-AdreBBe:  „(^hemia  Ladwigshafearheiii*'. 


Schutz-  Karke. 


als  Salbengrimdlage  ärztlich  empfohlen, 

Actien- Gesellschaft  für  Anilinfabrikation 

Ftaarauc  Aktli. 

BERLIN  S.O.  33. 

SV~      P>t«Bta   UlgBDlBldBt.       «Vg 


Wichtig  für  Fabriicanten  und  Erfinder 

Ein  saddentsches  b«denlendes  QeBchlftshftiiB  mit  ZweiB^iWerkGanngm  in  Berlin  nnd 
HamboTg,  welchPR  durch  deu  Vertrieb  eines  patentirten  Artikels  nicht  nur  ia  DoutBChUnd, 
Eondera  auch  in  den  meisten  Analandstaaten  and  flbeneeiBcben  L&ndern  bewjhrte  VerbindanKm 
UDterhSU,  wSre  event.  geneigt,  einen  weiteren  consomfAhigen ,  vomOglich  patentirten  Artikel 
(Torzn^Bweise  aas  der  chemigcben  Branche)  gegen  Caseadeckang  anfiaDebmcD.  Oefl,  Offerte  Bob 
J.  S»S1  an  Badelf  Momc  in  Fr*Bkfurt  m.  M. 


Wendschuch  &  Cichorius,  Dresden-N., 

Fabrik  pharmaceutischer  Präparate  und  Drogen  en  gros, 

empfehlen 

Tinctura  digfitalis  e  herba  recente,  Opium  On6y6. 


66 


Trikreisol  „f^chering 

kräftigstes  Wunden -Desinficien», 

übertrifft  Carbolsäuru  um  das  Dreifache  an  Wirksamkeit. 
Zn  belieben  durch  die  Apotheken  and  Drogen bandlnngfo. 

Berlin  N.  Chemische  Fabrik  auf  Actien 

(Torm.  E.  Schering). 


Anilinfarben! 

JD  ftlleD  NnuneeD,  apedell  fSr 

Tintenfabrikation 

pr&parirt,  wie  Bokhe  n  den  Vorscliriften  dea 
Herrn  En^en  Dleterlcta  Tenrendet  nnd  in  dessen 
Haoual  «npfohlen  werden,  hRlt  stets  ftof  Lager 
und  Tereendet  prompt  nebst  daia  nSthigen 
CheMlll«llcn  uni  TamuId. 

Franz  8chaal^  ]>resden. 


Fa.  reetif.  Sprit  und 
IT.  dopp.  reetif.  Weingeist 

Tflrstenert  sowie  Tollstlndlg  sleoerfrel  in 
anerkannt  reiner  Waftre  empfiehlt 

Oscar  C^rossmann, 

soDtt  Augaat  Bfirgar, 
»yri«f»brllt,  PrewJen. 


G.,..  Influenza, 

SctanDVfeifleber,  N«Kralg1eB.  Katarrhe  ist 
ita  TTirksamBte  and  Ton  medii.  Antoritlten 
anerktnnte  Mittel 

R«dlaacr*s 

Antlnervln. 

Man  verordnet  es  in  FalTerdosen  oder  Tab- 
letten k  0,b  4  bis  &  Mal  täglich.  Prospekte 
mit  inilirlien  Gnlacbten  nnd  Anerkennangen 
graUs  and  franko;  100  gm.  =  3  H.  Schachtel 
mit  15  Antinervin- Tabletten  1  M.  mit  öB'/.  %; 
bei  1  Dti.  franko  dnrch 

Badlauer's  Kronen-Apotheke, 

■erlln  W. 


Man  verlange 
gntit  nad  franeo 

illnstrirte 

Preisliste 

aber 

Mikroskope 
Paul  Waechter 

Friedenau  bei  Berlin 
AIbeati«8se  21. 


Pharmac.  u.  tecbn. 

Vaseline  u.  Vaselinöle, 

Ludwig  SdHiililt,  Unttr-Barmen. 


ZieporMer  Holzstoff-  g.  Fajpeifalirit 

in  XicKenrGck  in  ThBringen 
erapfieblt  als  ihre  SpeisUlltStea  nachstehende 
Fabrikate: 

Faltschachteln 

in  den  verflcldedeiiBten  GrÖBsen  nnd  mutnig- 
taltlgsten  Ansatattangen;  dieselben  eignen 
sich  Torzflglich  lum  Verpacken  von  FlaMtaen 
(Med  icinal weinen,  Badeatüien  etc.],  sowie  allen 
Terbandartikeln,  i.  B.  Binden,  Watte,  Gaze, 
Hall  etc.  nnd 

Eitra  feiu  rafBiilrlea  Helzsteff 

lar   Anferügang    sogenannter   Holiwolle    fflr 

Terbandairecke, 
ProreplB,  aolMe  BaJeaaag  bei  bllll|it—  Prtiaea. 


HH  Ceberfettete  ^^ 

Sublimat-Seife 

dargestellt  ron  T.  Lsnis  ttatluuui  nn- 
ter  Controle  von  Prof.  Dr.  Ew.  Ueiultr. 
«I«r»ntlrt  hH  1  Proeent  Sa- 
bllHtMt.  Auf  Laser  amverfta- 
derllch  beiflßlicb  deren  medicinischer 
Wirbnng,  i>t  als  bis  jetit  clDBlg, 
nftehwelMlIch  J«hrc  !»■■  li»lt- 
barcs  Fabrikat  von  IritUchen  Auto- 
ritäten anerkannt. 
Prell  Nk.  S,_  fer  PitMX  gtstm  Tarker- 
elBiealüt  o'>r  KaehBBbne. 

T.LouisGutiimann,Dresden, 

Kgl.sächsi  priv.Parfünieriefiiliril(,Pragantr.34. 


iii}n  iil  itmi|t( 

für 

analytische  und  phannaceutiidw 

Zwade. 

Preisliste  franeo. 

Tielfacfae  Empfehlnng. 

Ungo  Kejl,  Mechaniker,