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Full text of "Vergleichende Grammatik der keltischen Sprachen"

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University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/vergleichendegraOOpede 


aucrr, 
T37\4-v 

Göttinger  Sammlung  indogermanischer  Grammatiken, 


Vergleichende  Grammatik 

der  keltischen  Sprachen 


von 


Holger  Pedersen 


Professor  der  vergleichenden  Sprachwissenschaft  und  des  Slavischen 
an  der  Universität  K0benhavn. 


Erster  Band. 
Einleitung  und  Lautlehre. 


\^  /  \^ 


\ 


Gottingen 

Tandenboedt  und  Rupred)t 

1909. 


Üniv.-Buchdrackerei  von  E.  A.  Huth  in  Göttingen. 


I 


Heinrieh  Zimmer 


gewidmet. 


Vorwort. 

Die  Darstellung  der  geschnörkelten  Wege  der  keltischen 
Sprachentwickelung,  von  der  ich  heute  den  ersten  Band  vorlege, 
war  ursprünglich  (seit  1903  geplant)  auf  einen  viel  geringeren  Um- 
fang berechnet  und  sollte  nur  einen  Band  bilden.  Der  sich  an- 
häufende Stoff  hat  jedoch  eine  Teilung  in  zwei  Bände  notwendig 
gemacht  (von  denen  der  erste  noch  dazu  in  zwei  Teilen  erschienen 
ist).  Trotz  der  Zweiteilung  möchte  ich  aber  immer  noch  meine 
Arbeit  als  eine  Einheit  betrachtet  wissen.  Die  beiden  Bände 
werden  sich  auf  Schritt  und  Tritt  gegenseitig  suppheren,  und  der 
zweite  Band  wird  den  für  die  Benutzung  des  ersten  Bandes  be- 
sonders wichtigen  gemeinsamen  Index  bringen.  Auf  diesen  Index 
mache  ich  die  Latinisten  und  Romanisten  aufmerksam,  die  sich 
etwa  besonders  für  die  lateinischen  Lehnwörter  im  Keltischen  inter- 
essieren; denn  der  spezielle  Abschnitt  über  die  lat.  Lehnwörter 
S.  189 — 242  muß  natürhch  aus  den  übrigen  Abschnitten  des  Buches 
vervollständigt  werden.  Auf  diesen  Index  mache  ich  ferner  die- 
jenigen Mitforscher  aufmerksam,  die  sich  im  Einzelnen  für  das 
Verhältnis  meiner  Darstellung  zu  früheren  Aufstellungen  inter- 
essieren. Da  nämHch  ausdrückliche  Polemik  (schon  des  Raumes 
wegen)  so  gut  wie  ganz  aus  meiner  Grammatik  ausgeschlossen  ist, 
so  kommt  es  nicht  selten  vor,  daß  ich  eine  ältere  Ansicht  still- 
schweigend beseitigt  habe.  Man  wird  aber  dann  in  der  Regel  das 
Material,  worauf  sich  die  ältere  Ansicht  stützte,  in  anderem  Zu- 
sammenhang verwertet  und  in  meinem  Sinne  gedeutet  finden  und 
so  die  Gründe  meiner  Ablehnung  erraten  können.  In  dem  Index 
werden  ferner  die  von  mir  als  entlehnt  betrachteten  Wörter  durch 


VI  Vorwort. 

ein    besonderes    Zeichen   kenntlich    gemacht   sein.     Ich   hoffe    den 
zweiten  Band  im  Laufe  des  Jahres  1910  veröffentUchen  zu  können. 

Das  Neuirische  wird  in  meinem  Buche  ziemHch  ausgiebig 
herangezogen,  aber  im  WesentUchen  nicht  als  selbständiger  Gegen- 
stand der  Untersuchung,  sondern  lediglich  zur  besseren  Beleuchtung 
der  älteren  Sprachstufen.  Eme  Darstellung  der  nir.  Dialektologie 
wird  man  also  in  meinem  Buche  nicht  finden.  Sie  würde,  auch 
wenn  sie  heute  möglich  wäre  (was  nicht  der  Fall  ist),  außerhalb 
des  Rahmens  meiner  Grammatik  fallen.  Daß  ich,  wo  es  auf  die 
nir.  Aussprache  ankam,  mit  besonderer  Vorliebe  einen  Dialekt  der 
Arran-Inseln  (in  der  Galway-Bucht)  und  einen  Dialekt  von  Done-  • 
gal  benutzt  habe,  bedarf  wohl  keiner  weiteren  Erklärung:  der 
Arran-Dialekt  war  mir  durch  persönliche  Beobachtung  bekannt 
(und  ich  zitiere  nach  meinen  eigenen  Aufzeichnungen;  nur  wo  es 
ausdrücklich  angegeben  ist,  beziehen  sich  meine  Zitate  auf  Finck), 
und  der  Donegal-Dialekt  war  von  Quiggin  in  einer  ausgezeichneten 
Arbeit  beschrieben,  die  bis  jetzt  als  die  vorzüghchste  Leistung  auf 
dem  Gebiete  der  irischen  Dialektologie  bezeichnet  werden  muß. 
Das  phonetische  ir.  Material  habe  ich  mit  einem  einheitlichen 
Alphabet  geschrieben,  das  mit  dem  in  den  indogermanistischen 
Teilen  des  Buches  verwendeten  phonetischen  Alphabet  stimmt  (wobei 
ich  von  gewissen  feineren  Nuancen  habe  absehen  müssen);  Unter- 
schiede in  der  Auffassung  zwischen  den  verschiedenen  Beobachtern 
habe  ich  aber  natürlich  nicht  eliminiert  (sk,  st,  sp  bei  Quiggin,  sg, 
sd,  sb  bei  mir  u.  s.  w.) 

Das  phonetische  Material  und  die  transskribierten  Wörter  sind 
bei  mir  kursiviert.  Die  verwendeten  Zeichen  werden  im  Allge- 
meinen leicht  verständlich  sein;  y  ist  ein  enger  ungerundeter 
hinterer  oder  mittlerer  Vokal;  ü  ein  enger  gerundeter  mittlerer 
oder  vorderer  Vokal;  ö  ein  weiter  gerundeter  mittlerer  oder  vorderer 
Vokal  (man  wird  mich  aber  für  die  Wahl  dieses  Zeichens  als 
Wiedergabe  von  o  und  ö  bei  Quiggin  —  ungerundete  mittlere  und 
hintere  Vokale  —  tadeln  müssen);  ä,  €,  ä,  o  sind  offene  e-  und 
o-Laute;  c,  c,  ^^  g  bezeichnen  die  Affrikaten  ts,  ts,  dz,  dz;  Ic , 
t\  p  ist  =  kh,  th,  ph  (Tenues  aspiratae).  Fett-kursiver  Druck 
deutet  stimmlose  Aussprache  an.  Die  Diphthonge  werden  teils 
mit  feinerer,  teils  mit  gröberer  Bezeichnung  geschrieben  [j  ist  im 
letzteren  Fall  ein  unsilbisches  e,  i  oder  y;  iv  ein  unsilbisches  o,  u, 
ö,  ü).  Die  Transskriptionen  sind  nicht  immer  streng  phonetisch, 
nur    der    Grundwert  jedes    Zeichens    stimmt    immer    mit    meinem 


Vorwort.  VII 

phonetischen  Alphabet  (ich  schreibe  also  got.  d  für  d  und  d;  auch 
—  was  ich  bereue  —  gy  für  w^).  In  den  Ogam-Wörtern  haue 
ich  es  mit  Rücksicht  auf  die  Schreibungen  bei  Macalister  nicht 
gewagt  für  c  und  q  das  phonetisch  passendere  h,  ku  einzuführen 
(die  Abweichung  von  meinem  sonstigen  System  deute  ich  durch 
die  Verwendung  von  Majuskelzeichen  an). 

Normalisierung  der  Orthographie  des  keltischen  Sprachstoffes 
habe  ich  vermieden.  Die  scheußliche  Entstellung  der  corn.  Wörter, 
die  der  treffliche  Williams  eingeführt  hat,  habe  ich  also  beseitigt. 
Man  wird  mich  vielleicht  tadeln,  weil  ich  bei  altirischen  Wörtern 
nicht  das  Längezeichen  suppliert  habe,  wo  es  zufällig  in  der  Quelle 
fehlt;  ich  hätte  das  wirklich  in  einigen  Fällen  ohne  Schaden  tun 
können;  eine  durchgeführte  Supplierung  (wie  sie  Strachan  in  seinen 
Selections  versucht  hat)  dürfte  aber  abzuraten  sein  (sie  ist  wenigstens 
Strachan  nicht  gelungen).  Ich  habe  die  ir.  Abkürzung  o  für  con 
(co  u.  s.  w.),  7  für  acus  'und'  und  .i.  mit  der  Bedeutung  'das 
heißt'  beibehalten.  Die  zusammengeschriebenen  ir.  Wortgruppen 
habe  ich  getrennt  oder  durch  Bindestriche  analysiert;  dadurch  geht 
zwar  viel  von  der  Eigentümlichkeit  des  Originals  verloren ;  das  Ver- 
ständnis wird  aber  für  den  Anfänger  erleichtert. 

Die  abgekürzten  Sprachbezeichnungen  sind  wohl  unmittelbar 
verständlich  (ein  Verzeichnis  der  Abkürzungen  wird  dem  zweiten 
Band  beigegeben  werden);  ir.,  c,  corn.,  br.  ohne  speziellere  An- 
gabe bedeutet  alt-  oder  mittelirisch,  neucymrisch,  mittelcornisch, 
neubretonisch.  Den  gallischen  Eigennamen  habe  ich  eine  summa- 
rische Angabe  der  Bedeutung  (MN,  FN,  GN,  ON,  SN  =  Mannes- 
name, Frauenname,  Göttername,  Ortsname,  Stadtname)  beigefügt 
Die  bibliographischen  Abkürzungen  sind  die  allgemein  üblichen 
(KZ  =  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung;  Wi.  = 
Windisch,  Irische  Texte  mit  Wörterbuch).  Ich  bemerke,  daß  der 
Vertrieb  der  Restauflage  meines  Buches  Asp(irationen)  i  Irsk  nach 
der  Auflösung  der  Firma  Spirgatis  in  meinen  eigenen  Händen  ist. 
Thurneysen's  Handbuch  des  Alt-Irischen  wird  man  von  S.  477  an 
einige  Male  zitiert  finden;  im  Wesentlichen  mußte  ich  aber  wegen 
der  vorgeschrittenen  Zeit  die  Berücksichtigung  dieses  Buches  in 
die  Nachträge  (die  ich  den  Leser  nicht  außer  Acht  zu  lassen  bitte) 
verweisen. 

Der  Direktion  des  Carlsberg-Fondes  in  Kopenhagen  bringe 
ich  meinen  ehrerbietigen  Dank  für  die  mir  für  die  Vorbereitung 
und  Ausarbeitung  dieses   Werkes   gewährte   Unterstützung.     Dem 


yin  Vorwort. 

Publications  Committee  of  the  Manchester  University  Press  danke 
ich  herzlich  für  die  Zusendung  von  Strachan,  An  Introduction  to 
Early  Welsh.  SchHeßlich  danke  ich  den  geehrten  Herren  Ver- 
legern für  ihre  Initiative  und  für  die  liebenswürdige  Weise,  in  der 
sie  aQen  meinen  Wünschen  mit  Bezug  auf  die  Arbeit  entgegen- 
gekommen sind. 

D.  26.  August  1909. 

Holger  Pedersen. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Einleitung  (§  1—23) 1—29 

(Verwandtschaft  und  Gliederung  des  Keltischen  S.  1.  — 
Entlehnungsbeziehungen  S.  20.  —  Die  Eigenart  des 
Keltischen  S.  25.  —  Plan  meiner  Darstellung  S.  27.) 

Lautlehre. 

A.  Absteigende  genealogische  Abteilung. 

I.   Die  keltischen  Fortsetzungen  der  idg.  Laute. 

§  24.     Das  idg.  Lautsystem 30 

§  25 — 31.  Die  idg.  kurzen  silbischen  Laute  (a;  o;  m;  e;  i;  f,  l;  ■»,  m)  31 
§  32 — 36.  Die  idg.  langen  silbischen  Laute  (ä,  ö;  ü;  e,  T;  f,  J;  n,  m)  47 
§  37 — 40.  Die  idg.  w~  und  j-Diphthonge  {au,  ou,  eu;  ai\  oi;  ei)  .  .  53 
§  41 — 46.     Idg.  w  und  y  sowie  z  (§  41 — 43:  w;  §  44:  y-  und  s;  §  45: 

j  zwischen  Vokalen;  §  46:  ,/  nach  Konsonanten)     ...       59 
§  47 — 52.     Idg.  5,  z,  p  (§48:  5  im  Anlaut  und  Inlaut  vor  einem  Vokal; 
§  49:  s  +  Geräuschlaut,  Geräuschlaut  +  5;   §  50:  s  mit 
Sonorlauten   oder  mit  Sonorlauten  und  Geräuschlauten; 

§  51:  z;  §  52:^) 70 

§  53 — 57.  Idg.  j9  (§  53:  Anlaut;  §  54:  zwischen  Vokalen;  §  55:  vor 
Geräuschlauten ;  §  56 :  vor  Sonorlauten  im  Inlaut ;  §  57 : 
nach  Sonorlauten) 90 

§  58 — 73.    Die  Mediae  aspiratae  und  Mediae 95 — 119 

§  58 — 61.  Die  uvularen  und  palatalen  Mediae  aspiratae  und  Mediae 
(Allgemeines  und  Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Kon- 
sonanten im  Inlaut;  nach  Konsonanten) 95 

§  62 — 65.  Die  labiovelare  Mediae  aspirata  und  Media  (Allgemeines 
und  Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Konsonanten  im 
Inlaut;  nach  Konsonanten) 107 

§  QQ — 69.  Die  dentale  Media  aspirata  und  Media  (Allgemeines  und 
Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Konsonanten  im  Inlaut; 
nach  Konsonanten) 109 


X  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
§  70—73.     Die   labiale  Media  aspirata   und  Media    (Allgemeines   und 
Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Konsonanten  im  Inlaut; 
nach  Konsonanten) 115 

§  74—88.     Die  Tenues  aspiratae  und  Tenues 119—140 

§  74—78.  Die  uvularen  und  palatalen  Tenues  aspiratae  und  Tenues 
(Allgemeines  und  Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Geräusch- 
lauten;   vor  Sonorlauten  im  Inlaut;    nach  Konsonanten)     119 

§  79—83.  Die  labiovelare  Tenuis  aspirata  und  Tennis  (Allgemeines 
und  Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Geräuschlauten;  vor 
Sonorlauten  im  Inlaut;  nach  Konsonanten) 127 

§  84—88.  Die  dentale  Tenuis  aspirata  und  Tenuis  (Allgemeines  und 
Anlaut;  zwischen  Vokalen;  vor  Sonorlauten  im  Inlaut; 
nach  Geräuschlauten;  nach  Sonorlauten) 130 

§  89—99.     Die  idg.  Sonorlaute 140—171 

§  89.     Allgemeines  über  die  Sonorlaute 140 

§  90—91.    Die  r-Laute 141 

§  92—93.     Die  /-Laute 144 

§  94.     Die  Nasaldiphthonge 148 

§  95—96.     Die  w-Laute 152 

§  97.     Doppelung  eines  Verschlußlautes  auf  Grund  eines  assimilierten  n  158 

§  98—99.     Die  m-Laute 161 

II.    Die  keltischen  Reflexe  der  idg.  Alternationen. 

§  100.     Allgemeines 171 

§  101—109.  Der  voridg.  Vokalschwund  und  seine  Wirkungen  auf  das 
System  der  unsilbischen  Laute  (§  101 :  Vokal  alternierend 
mit  Null;  §  102 — 105:  Die  Silbenkeime  to,  J,  r,  l,  n,  m- 
Vereinfachung  unsilbischer  Gruppen;    §  106 — 109:    Das 

präidg.  f) 173 

§  110 — 111.  Die  voridg.  Vokaldehnung.  Die  Wirkungen  der  Vokal- 
länge auf  die  unsilbischen  Laute 181 

§  112.     Der  voridg.  Umlaut 183 

§  113 — 118.  Idg.  Konsonantenalternationen  (das  bewegliche  s;  d-: 
Null;  n-:  Null;  alternierende  Artikulationsarten  der 
Verschlußlaute;  Alternation  zwischen  den  verschiedenen 
Keihen  der  Hinterzungenlaute  und  r  :  l:  Nasal  oder  r 
+  Geräuschlaut    in    Alternation    mit    Geräuschlaut  -|- 

Nasal  oder  r) 185 

§  119.     Rückblick.     Entgleisungen  in   den  produktiven  Alternationen     188 

III.    Lautlehre  der  lateinischen  Lehnwöiter  im  Keltischen. 

§  120.     Allgemeines 189 

§  121—125.     Die  lat.  kurzen  Vokale  (a,  o,  u.  e,  {) 191 

§  126—130.     Die  lat.  langen  Vokale  {ä,  5,  ü,  e,  t) 202 

§  131—132.     Die  lat.  Diphthonge  (die  w-Diphthonge;  ae  und  oe)    .     .  211 


Inhaltsverzeichnis.  XI 

S<»ite 

§  133—134.    Lat.  w  und  j 21^. 

§  135—137.     Lat.  h,  s,  z,  / 216 

§  138—140.     Die  lat.  stimmhaften  Verschlußlaute  {f/.  d.  b)     ....  222 

§  141—144.     Die  lat.  stimmlosen  Verschlußlaute  {k,  qn,  t,  p)    .     .     .  227 

§  145-148.     Die  lat.  Sonorlaute  (r,  /,  w,  m) 238 

§  149.     Zeugnis  der  lat.  Lehnwörter  über  die  Chronologie  der  keltischen 

Lautgesetze 241 

B.    Lautpsychologisch  geordnete  Abteilung  der  Lautlehre. 

I.    Auslaut  und  Anlaut. 

§  150.     Der  Auslaut  im  Altkeltischen 243 

§  151 — 153.     Dio    idg.    Konsonanten    im   Auslaut    {s,    Verschlußlaute, 

Sonorlaute) 244 

§  154 — 159.  Die  idg.  Vokale  im  Auslaut  (§  154:  kurze  Vokale;  §  155 
— 156:  lange  Vokale;  §  157 — 159:  Vokale  in  einsilbigen 

Wörtern,  nach  J,  nach  Vokalen) 247 

§  160.    Der  sekundäre  Auslaut 253 

§  161.     Auslaut  des  ersten  Kompositionsgliedes 254 

§  162.    Anlaut 254 

II.    Akzent. 

§  163.     Allgemeines.    Der  gallische  Akzent 255 

§  164 — 179.  Der  irische  Akzent  (§  164 — 166:  Haupt-  und  Nebenakzent; 
Art  der  Akzentwirkungen;  §  167 — 172:  Die  Vokale  der 
unbetonten  Silben:  Kürzung,  Schwund,  Qualität  der  er- 
haltenen unbetonten  Vokale:  §173 — 179:  Die  Konsonanten 
der  proklitischen  Silben:  Tenues  >  Mediae,  /:r,  Mouil- 
lierung   und    Kundung,    l  ^  r,    n  "^  r,    Sandhigesetze, 

Schwund  oder  Assimilation) 257 

§  180—195.  Der  brit.  Akzent  (§180—181:  Lage  des  Akzents;  Art  der 
Akzentwirkungen;  §182 — 186:  Akzentwirkungen  im  Vor- 
ton des  einheitlichen  Wortes :  Kürzung,  Schwund,  Ände- 
rung der  Qualität;  der  Dialekt  von  Vannes;  §  187 — 189: 
Akzentwirkungen  in  der  Proklise:  Kürzung  und  Eeduk- 
tion  der  Vokale,  Tenues  N  Mediae,  andere  Änderungen 
und  Schwund  der  Konsonanten;  §  190—195:  Akzent- 
wirkungen im  Nachton:  gemeinbrit.,  c,  com.,  br.  Vokal- 
gesetze: Konsonantengesetze) 276 

III.    Quantität  der  silbischen  Laute. 

§  196.     Allgemeines  über  die  Quantität  im  Keltischen 291 

§  197—202.  Die  partiellen  Verschiebungen  im  alten  Quantitätssystem 
{Langdiphthonge;  Kürzung  in  unbetonter  Silbe;  Dehnung 
im  Auslaut  und  Anlaut ;  Ersatzdehnung  bei  dem  Schwunde 


Xn  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

eines  Nasals,    bei   dem  Schwunde    eines    Geräuschlautes 

[hier  über  ir.  e  :  eo];  jüngere  Dehnungen) 292 

§  203—206.    Die  neuen  Quantitätssysteme  (c,  corn.,  br.) 301 

IV.    Gruppen  von  Vokalen. 

§  207.  Allgemeines  über  Gruppen  von  silbischen  Vokalen  und  Di- 
phthonge       305 

§  208—213.    Kontraktion  und  Hiatuseinschub  im  Irischen      ....     306 

§  214—218.     Kontraktion  und  Hiatuseinschub  im  Brit 311 

§  219—223.  Die  Diphthonge  (Entstehung  von  Diphthongen;  Auflösung 
eines  Diphthongs ;  Verschiebung  des  Silbengipfels;  Dissi- 
milation, Metathese,  Fernmetathese ;  Monophthongierung)    315 

V.    Vokale  zwischen  gleichen  Konsonanten. 
§  224 324 

VI.   Svarabhakti,  Silbischwerden  unsilbischer  Vokale,  Vokalharmonie. 

§  225—232.     Svarabhakti  (§  226:  im  Air.;  §  227—230:  im  Nir.;  §231 

—232:  im  Brit.  und  Gall.) 325 

§  233.     Silbischwerden  eines  w  (f) 334 

§  234.    Vokalharmonie  (und  Ferndissimilation  der  Vokale)      ....     335 

VII.    Infektion  (Mouillierung,  Rundung,  Umlaut,  Epenthese). 

§  235.     Allgemeines  über  die  Infektion 336 

§  236—238.     Die  Kundung  in?  Air.  (^Mir.);  -u-  als  Hülfszeichen;  air.  ö    337 

§  239 — 240.     Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir 341 

§  241—247.  Lautgesetze  der  Mouillierung  im  Ir.  (die  Mouillierung 
und  die  folgenden  Vokale;  die  Mouillierung  und  die  un- 
silbischen Gruppen  oder  einzelnen  Konsonanten;  die 
Mouillierung  und  die  vorhergehenden  Vokale;  Analogie- 
bildungen;   Alter  der  Mouillierung;    Änderung  des  air. 

Timbre) 345 

§  248—253.  Umlaut,  Epenthese,  Hebung  u.  s.  w.  im  Ir.  (§  248—251 : 
«-  und  w-Umlaut  und  Epenthese;  §252:  Hebung;  §253: 

Wirkungen  des  idg.  k",  a-Umlaut) 356 

§  254 — 259.  Infektion  im  Britannischen  (§  254:  Mouillierung  und 
darauf  beruhende  Konsonantenübergänge;  §  255 — 257: 
t-Umlaut  und  Epenthese  im  C,  Com.,  Br. ;  §258:  Senkung; 
§  259:  Rundung  und  Entrundung  von  Vokalen)     .     .     .     369 

VIII.    Nasalierung. 
§  260 386 

IX.    Das  Sandhi-7^  (die  Eklipse). 

§  261—269.  Die  Eklipse  im  Irischen  (§  261—262:  Lautgesetze  der 
Eklipse;  §263:  die  eklipsierenden  Wörter  und  Formen; 


Inhaltsverzeichnis.  XIII 

Seite 
§264:  Die  Verbindungen,  in  denen  die  Eklipse  eintritt; 

§  265 :  Der  psychologische  Wert  des  Sandhi-n ;  §  266  —267 : 

Die   relative   Eklipse;    §  268:    Die   relativen  Präverbia; 

§  269:  Das  spätere  Schicksal  der  Eklipse) 389 

§  270—271.     Die  Eklipse  im  Brit 400 

§  272.    Jüngere    Verschmelzungen    eines    auslautenden    -n    mit    dem 

folgenden  Anlaut 403 

X.  Schicksal  des  h. 

§  273.    Übersicht 403 

§  274—276.     Das  Sandhi-A  (im  Ir.,  C,  Com.  und  Br.) 404 

§  277 — 279.     Verschmelzung   des  h   mit  einem  Konsonanten   (im  Air., 

Nir.,  Brit.) 408 

§  280—282.     Das  anlautende  h  (im  Air.,  Nir.,  Brit.) 410 

§  283.     Unverschmolzenes  h  im  Wortinnern 413 

XI.   Die  britannische  Spirantisierung. 

§  284 — 285.     Die  Spirantisierung  im  Inlaut,  im  Sandhi 413 

XII.   Ausnahmen   von   der  Lenition   und   der  Spirantisierung  (das  Homorganitäts- 
gesetz,  die  Entspirantisierung).    Die  Proveiction. 

§  286.     Allgemeines       417 

§  287 — 289.  Entspirantisierung  im  ir.  Inlaut  und  Auslaut  ....  417 
§  290.     Entspirantisierung  und  Provektion  im  Inlaut  und  Auslaut  im 

Brit 421 

§  291—294.     Entspirantisierung  und  Provektion  des  Anlauts  im  Sandhi 

(im  Ir.,  C,  Com.,  Br.)       423 

XIII.   Die  Lenition. 

§  295.     Allgemeines  über  die  Lenition  und  ihre  Bezeichnung     .     .     .     427 

§  296 — 301.  Die  Doppelaussprache  der  einzelnen  Laute  und  ihre  Be- 
dingungen     428 

§  302.  Wesen  der  Lenition.  Gegensatz  zwischen  Inlaut  und  Auslaut. 
Analogiebildungen  mit  Bezug  auf  die  (Morphologie  der) 
Anlautslenition 431 

§  303.     Das  Alter  der  Lenition 436 

XIV.   Syntax  der  Lenition. 

§  304—315.  Lenition  der  Nomina  und  Adverbia  (Präpositionen)  in 
syntaktischer  Verbindung  (§  304:  nach  der  Vokativ- 
partikel u.  s.  w. ;  §  305:  nach  Präpositionen  und  Ad- 
verbien; §306:  nach  Konjunktionen;  §  307:  nach  Zahl- 
wörtern; §308:  nach  indeklinabeln  Pronominen;  §309: 
nach  dem  Artikel;  §  310:  nach  deklinabeln  Pronominen; 
§  311:  nach  Adjektiven;  §  312:  Lenition  des  nachge- 
stellten  Adjektivs    (Adverbiums);    §  313:    des    Genitivs 


XIV  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

u.  s.  w. ;  §  314:  einer  Apposition;   §  315:  Lenition  nach 

Verbalforraen) 437 

§  316—317.     Dynamische  und  konstante  Lenition 462 

§  318—322.  Die  Lenition  der  Verba  (§  318:  nach  infigierten  Pro- 
nominen;  §  319—320:  die  relative  Lenition  und  die 
Lenition  nach  Präverbien  in  unechter  Komposition  im 
Ir.  undBrit. ;  §321:  nach  Konjunktionen  und  Adverbien; 

§  322:  in  der  echten  Verbalkomposition) 465 

§  323—324.     Die  Lenition  in  der  Nominalkomposition 474 

XV.    Konsonantendauer. 

§  325.     Quellen  der  Doppelkonsonanten     .     .  " 476 

§  326.     Doppelung  im  Ir 478 

§  327.     Doppelung  im  Brit 480 

XVI.    Unsilbische  Gruppen. 

§  328.     Ursprung  der  unsilbischen  Gruppen 482 

§  329 — 334.  Änderungen  der  unsilbischen  Gruppen  (§  329:  Silbisch- 
werden, Svarabhakti;  Assimilation  an  den  vorhergehenden 
Vokal;  §330:  Schwund  eines  Lautes;  §331:  Entwickelung 
eines  Gleitlautes;  §  332:  Assimilation  der  Laute  einer 
Gruppe;  §  333:  Dissimilation;  §  334:  Metathese)  ...     482 

XVII.  Fernassimilation,  Ferndissimilation  und  Fernmetathese  der  unsilbischen  Laute. 
§  335-337 490 

XVIII.   Artikulationsarten  der  Geräuschlaute. 

§  338.     Wechsel  zwischen  Tenuis  und  Media  im  kelt.  Anlaut     .     .     .  493 

§  339—343.     Die  reinen  Tenues  im  Kelt 495 

§  344.     Com.  t  >  s 499 

§  345 — 346.     Die  keltischen  Eeibelaute 502 

C.    Aufsteigende  genealogische  Abteilung  der  Lautlehre 
(Lautbestand  der  Einzelsppachen). 

§  347.  Altirisch  (Mittelirisch) 506 

§  348.  Neuirisch 511 

§  349.  Cymrisch 513 

§  350.  Cornisch 518 

§  351.  Bretonisch 524 

§  352.  Der  Dialekt  von  Vannes 528 

§  353.  Gallisch 532 

Berichtigungen  und  Nachträge 534 


Einleitung  \ 


Verwandtschaft  und  Gliederung  des  Keltischen. 

§  1 .  Innerhalb  des  indogermanischen  Sprachstammes  sind  die 
keltischen  Sprachen  am  engsten  mit  dem  Italischen  verwandt.  Dem 
Italischen  und  dem  Keltischen  ist  eine  ganze  Reihe  von  wichtigen 
Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Verbalflexion  gemeinsam  (Deponens 
und  Passiv,  ^-Futurum  und  andere  Tempusbildungen);  und  zahl- 
reiche etymologische  Einzeltatsachen  bestätigen  die  genaue  Zu- 
sammengehörigkeit der  beiden  Sprachzweige,  die  in  Wirklichkeit 
niu"  einen,  allerdings  früh  geteilten  Doppelzweig  bilden. 

Mit  dem  Germanischen  mag  das  Keltische  gleichfalls  gewisse 
spezielle  Übereinstimmungen  haben.  Jedoch  handelt  es  sich  auf 
dem  Boden  der  Grammatik  wohl  nur  um  solche  Punkte,  in  denen 
das  Keltische  auch  mit  dem  Italischen  stimmt.  Man  kann  an- 
nehmen, daß  die  Germanen  seiner  Zeit  Nachbarn  des  noch  unge- 
teilten ur-italiko-keltischen  Volkes  gewesen  sind. 

Von  anderer  Art  sind  die  Beziehungen  des  Keltischen  zum 
Griechischen.  Wenn  es  anzuerkennen  ist,  daß  die  Griechen  und 
die  Kelten  ein  urindogermanisches  ß  anders  als  alle  übrigen  Indo- 
germanen  entwickelt  haben  (§  52),  so  waren  die  Beziehungen  des 
Keltischen  zum  Griechischen  gewiß  älter  (sie  haben  aber  auch  früher 
aufgehört)  als  die  Beziehungen  zum  Italischen. 

Die  vier  bis  jetzt  besprochenen  Sprachzweige  werden  gewöhn- 
hch  als  "Centum-Sprachen"  oder  westindogermanische  Sprachen  in 

1.  Vgl.  Dottin,  Manuel  pour  servir  a  l'etude  de  Tantiquite  celtique, 
Paris  1906;  H.  d'Arbois  de  Jubainville,  Las  Celtes,  Paris  1904;  Victor 
Tourneur,  Esquisse  d'une  histoire  des  etudes  celtiques,  Liege  1905. 

Dazu  noch  die  Zeitschriften  Rc,  ZfcPh.,  IFAnz. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  1 


2     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     [§1.2 

eine  Gruppe  zusammengefaßt  und  der  aus  den  östlicheren  idg. 
Sprachen  (Baltisch -Slavisch,  Albanesisch,  Armenisch,  Iranisch- 
Indisch)  bestehenden  "Satam-Gruppe"  gegenübergestellt.  Das  Kri- 
terium für  diese  wichtige  Zweiteilung  des  idg.  Sprachstammes  ist 
die  Behandlung  der  Ä:-Laute.  Die  Grenze  zwischen  den  beiden 
Gruppen  ist  jedoch  von  manchen  Dialektwellen  überschritten  worden, 
und  so  wäre  es  apriori  nicht  undenkbar,  daß  das  Keltische  auch 
zu  irgend  einer  ostindogermanischen  Sprache  nähere  Beziehungen 
haben  könnte.  Ich  kann  jedoch  nicht  zugeben,  daß  es  Kretschmer, 
Einleitung  in  die  Geschichte  der  griechischen  Sprache  S.  125 ff. 
gelungen  wäre,  nähere  Beziehungen  des  Keltischen  zum  Iranisch- 
Indischen  als  zu  den  übrigen  Satamsprachen  nachzuweisen  (mit  dem 
Slavischen  stimmt  das  Keltische  u.  a.  in  der  Behandlung  des  Prä- 
verbs ir.  -od-,  vgl.  §  585;  mit  dem  Albanesischen  in  Fällen  wie 
ir.  glün  alb.  glu  'Knie';  vgl.  über  ir.  dul  im  Verbalverzeichnis 
unter  tiagu;  mit  dem  Armenischen  hat  das  Keltische  u.a.  die  -ro- 
KoUektiva  gemeinsam,  s.  §  395). 

Der  idg.  Sprachstamm  steht  nicht  isoliert  da,  sondern  ist  mit 
mehreren  nicht -indogermanischen  Sprachstämmen  zweifellos  ver- 
wandt (Verf.,  IE.  XXII  341  ff.).  Diese  Verwandtschaft  ist  aber 
so  fern,  so  wenig  erforscht  und  so  schwer  zu  erforechen,  daß  die 
Anerkennung  derselben  bis  jetzt  fast  keine  sprachwissenschaftlichen 
Konsequenzen  nach  sich  zieht.  Nur  die  Verwandtschaft  mit  dem 
Semitischen  (H.  Möller,  Semitisch  und  Indogermanisch,  I,  Kopen- 
hagen 1907)  ist  so  weit  erforscht,  daß  sie  in  einigen  Punkten  auf 
unsere  Ansichten  über  die  idg.  Lautgeschichte  Einfluß  üben  kann 
(s.  §  44  Anm.  und  §  52).  In  die  Darstellung  der  Entw^ickelung 
eines  einzelnen  idg.  Sprachzweiges  kann  und  darf  aber  die  indo- 
germanisch-semitische Theorie  nicht  hineinspielen.  Diese  Darstellung 
kann  nur  von  der  idg.  Ursprache  ausgehen. 

§  2.  Vermutungen  über  die  Urheimat  der  Kelten  (von  der 
aus  ihre  historische  Verbreitung  stattgefunden  hat)  und  über  die 
Zeitfolge  ihrer  Wanderungen  sind  von  d'Arbois  de  Jubainville  aus- 
gesprochen worden.  Danach  hätten  sie  ursprünglich  zwischen  dem 
Rhein,  dem  Main  und  der  Donau  gewohnt  und  hätten  sich  von 
da  aus  zunächst  in  Nord  Westdeutschland  verbreitet.  Ums  Jahr  800 
V.  Chr.  hätten  die  Goidelen  (Galen)  die  britannischen  Inseln  er- 
obert, Gallien  wäre  ums  Jahr  600  besetzt  worden.  Von  den  Ger- 
manen aus  der  Gegend  zwischen  der  Elbe  und  dem  Rhein  ver- 
trieben, hätten  nachher  die  Kelten  unter  dem  Namen  Belgae  das 


§2.3]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     3 

nordöstliche  Gallien  hcsetzt  und  wären  von  hier  aus  nach  Britannien 
(aber  nicht  nach  Irland)  gezogen.  Die  übrigen  Eroberungen  der 
Kelten,  die  uns  weniger  angehen,  datiert  der  französische  Forscher 
in  der  folgenden  Weise:  die  pyrenäische  Halbinsel  500  v.  Chr.;  die 
Strecken  zwischen  der  Donau  und  den  Alpen  vor  und  nach  dem 
Jahr  400;  Böhmen  und  Italien  gleichzeitig,  um  400.  Die  Züge 
der  Kelten  nach  Griechenland  und  Klein asien  fallen  ins  dritte  Jahr- 
hundert V.  Chr.  In  nachchristlicher  Zeit  (vom  4.  Jahrb.  an)  haben 
die  Goidelen  von  Irland  aus  Schottland  besetzt  (Scottus  ist  ur- 
sprünghch  'Ire'),  die  Einwohner  des  südhchen  Britanniens  die  schon 
romanisierte  Aremorica  wieder  keltisiert  (Bretagne).  Vgl.  J.  Loth, 
L'emigration  bretonne  en  Armorique,  E-ennes  1883.  Gesamtdar- 
stellungen des  Keltischen:  Lhuyd,  Archseologia  Britannica,  Oxford 
1707;  Zeuss,  Grammatica  Celtica,  Leipzig  1853,  ^  curavit  Ebel, 
Berlin  1871;  Whitley  Stokes,  Urkeltischer  Sprachschatz  (=  Fick, 
Vergleichendes  Wörterbuch  der  indogermanischen  Sprachen  ^  II), 
Göttingen  1894.  Beiträge  zur  Lexicographie  sämtlicher  keltischen 
Sprachen  finden  sich  in  Archiv  für  celtische  Lexicographie,  heraus- 
gegeben von  Wh.  Stokes  und  Kuno  Meyer,  I — III,  Halle  1898 
—1907. 

§  3.  a)  Über  die  keltischen  Dialekte  des  Kontinents  (in 
diesem  Buche  kurzweg  Gallisch  genannt)  wissen  wir  wenig.  Caesar, 
De  hello  GalHco  I  1,  gibt  an,  daß  die  Belgae  (deren  Grenzen 
Matrona  und  Sequana  waren)  von  den  eigentlichen  Galli  sprachlich 
verschieden  waren.  Eine  genauere  sprachwissenschaftliche  Würdigung 
dieser  Angabe  ist  uns  aber  nicht  möglich,  da  unsere  Kenntnis  des 
Gallischen  sich  lediglich  auf  eine  geringe  Anzahl  von  Inschriften 
(im  nordetruskischen  Alphabet  aus  dem  Schluß  des  2.  Jahrb.  v.  Chr., 
im  griechischen  und  im  lateinischen  Alphabet  aus  der  römischen 
Kaiserzeit)  und  auf  die  bei  fremden  Schriftstellern  überlieferten 
Namen  und  Glossen  stützt.  Das  Gallische  war  schon  vor  der  Ein- 
wanderung der  Bretonen  ausgestorben.  Vgl.  Loth,  Chrestomathie 
bretonne,  Paris  1890,  S.  3—32;  Dottin,  Manuel  S.  52—109;  R 
Thurneysen,  Der  Kalender  von  Coligny,  ZfcPh.  II  523—544;  H. 
Zimmer,  Endlichers  Glossar,  ein  galloromanisches  Denkmal  des 
V.  Jahrhunderts,  KZ.  XXXII  230—240;  John  Ehys,  The  Celtic 
Inscriptions  of  France  and  Italy,  Proceedings  of  the  British  Aca- 
demy  II,  London  1907;  Alfred  Holder,  Alt-Celtischer  Sprachschatz 
I,  Leipzig  1896,  II  1904,  III  1  1907  (ein  bewunderungswürdiges 
Werk,    worin   das  uns  für  das  Altgallische   und  die  vorhistorische 


4    Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     [§  3.  4 

Periode  von  Britannien  und  Irland  zu  Gebote  stehende  Rohmaterial 
vollständig  gesammelt  ist);  Felix  Stähelin,  Geschichte  der  klein- 
asiatischen Galater,  *  Leipzig  1907. 

Das  idg.  ku  und  k'w  ist  im  Gallischen  zu  p  geworden:  petor- 
ritum  Wagen  mit  vier  Rädern',  TiefxrcedovXa  =  gr.  7tevTdq)vllov, 
eporedias  ^bonos  equorum  domitores',  Epo-so-gnatus  'pferdekun- 
dig' MN,  IlevvoovLvöog  'weißköpfig'  MN.  Das  daneben  in  Galhen 
erscheinende  qu  hat  zu  sehr  verschiedenen  Ansichten  Anlaß  gegeben. 
Nichts  hindert  uns  aber,  im  Flußnamen  Sequana  oder  im  Monats- 
namen Equos  das  -qu-  auf  -kuw-  zurückzuführen.  (Thurneysen 
ZfcPh.  II  542  vermutet  für  den  betreifenden  galHschen  Dialekt 
eine  verschiedene  Entwickelung  des  ku  und  k'w  je  nach  der  Stellung 
im  Anlaut  und  Inlaut;  Rhys,  Celtae  and  GalH,  London  1905  [Pro- 
ceedings  of  the  British  Academy  II]  nimmt  an,  daß  in  Gallien 
zwar  das  herrschende  Volk  eine  ^-Sprache,  ein  weit  verbreitetes 
unterjochtes  Volk  aber  eine  Ä;w-Sprache  sprach,  was  ganz  und  gar 
unbeweisbar  ist;  nach  d'Arbois  de  Jubainville  wäre  Sequana  ligu- 
risch,  was  mit  der  Vermutung  von  Kretschmer,  KZ.  XXXVIII 
100,  ligurisch  sei  eine  idg.  Sprache,  die  ä;m  in  p  gewandelt  habe, 
nicht  stimmt.) 

b)  Die  erhaltenen  keltischen  Sprachen  (das  Inselkeltische)  zer- 
fallen in  zwei  sehr  von  einander  abweichende  Gruppen :  das  Gälische 
oder  Goidelische  (bewahrt  zunächst  ku  und  wandelt  es  später  in  k) 
und  das  Britannische  (das  schon  in  sehr  alter  Zeit  ku  in  p  ge- 
wandelt hat:  JJeTOvaQia  SN  bei  Ptolemäus,  2.  Jahrh.  nach  Chr., 
Pennocrucio  ON  Antonini  itiner.,  Anfang  des  4.  Jahrb.,  Apollini 
Mapono  in  lat.  Inschriften,  vgl.  cmr.  mabon  'Jüngling,  Held' 
und  Dens  Bonus  Puer  Apollo  u.  s.  w.  CIL  III  1130,  1132, 
1133,  1136 — 38).  Es  gibt  heute  drei  gälische  Schriftsprachen  (Ir- 
land, Man,  Schottland);  sie  sind  aber  nur  dialektisch  von  einander 
verschieden.  Sehr  viel  tiefer  ist  der  Unterschied  zwischen  den  drei 
britannischen  Sprachen:  Cymrisch  (Wales),  Cornisch  (Cornwall), 
ßre tonisch  (Bretagne). 

g  4.  Die  ältesten  gälischen  (irischen)  Denkmäler  sind  die 
mit  dem  Ogam- Alphabet  geschriebenen  Inschriften.  Dies  Alphabet, 
das  gewiß  nichts  als  eine  Umbildung  des  lateinischen  Alphabets 
ist,  wird  auf  beiden  Seiten  der  scharfen  Ecke  eines  aufrecht 
stehenden  Steines  geschrieben  und  enthält  in  der  älteren  Zeit  die 
folgenden  Zeichen  (die  horizontale  Linie  bezeichnet  die  Ecke  des 
Steines) : 


§  4.  5]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     5 

I  II  lii  Uli  lim  /  //  ///  //// 


I  II  III  IUI  Hill  /  II  III  IUI  lim  I  II  III  IUI  Ulli 

BLVSNHDTCQMGNGZ    K    AOÜEI 

Das  hier  als  V  transskribirte  Zeichen  wird  von  den  mittel- 
alterlichen irischen  Quellen  als  F  aufgefaßt,  welcher  Wert  jedoch 
durch  die  Verwendung  im  Inlaut  (AVI  *des  Enkels')  ausgeschlossen 
ist.  Das  durch  Z  transskribierte  Zeichen  bezeichnete  wohl  eine 
Affrikata  ts,  vgl.  §  353.  Die  Sprache  der  Ogaminschriften  hat 
noch  das  idg.  ku  unverändert  erhalten;  der  vokalische  Auslaut  ist 
noch  nicht  abgefallen;  -m  ist  geschwunden,  -s  im  Schwinden:  MAQI 
'des  Sohnes',  TRIA  MAQA  'der  drei  Söhne',  BROINIONAS, 
BROINIENAS,  Genitiv  eines  w-Stammes,  NIOTTA  'des  Schwester- 
sohnes', DECCEDDAS,  DECCEDA,  Gen.  eines  (^-Stammes, 
IVACATTOS,  vgl.  mir.Eochada,  Gen.  vonEochaid,  DOVVINIAS, 
DOVINIA,  Gen.  fem.  Der  Auslaut  ist  geschwunden  in  MOINENA 
MAQI  OLACON  'des  M.  des  Sohnes  von  Olchu',  COIMAGNI 
MAQI  VITALIN  (in  der  Pausa?)  und  häufig  in  jüngeren  In- 
schriften, -(/w- ist  erhalten:  COIMAGNI,  CORBAGNI.  Was  die 
häufige,  aber  fakultative  Doppelung  der  Konsonanten  bedeutet,  ist 
mir  unklar  (Lenition?). 

Man  findet  Ogaminschriften  in  Irland  (vgl.  Macalister,  Studies 
in  Irish  Epigraphy,  I  London  1897,  II  London  1902,  III  London 
1907),  in  Schottland  (jünger;  als  piktisch  in  Anspruch  genommen; 
vgl.  Bhys,  The  Inscriptions  and  Language  of  the  Northern  Picts, 
Proceedings  of  the  Society  of  Antiquaries  of  Scotland,  Vol.  XXVI, 
Edinburgh  1892,  S.  263—351;  Nicholson,  Keltic  Researches,  Lon- 
don 1904),  in  Wales  und  Cornwall  (von  irischen  Einwanderern 
herrührend;  daher  auch  hier  MAQI  u.  s.  w.;  vgl.  Rhys,  Lectures 
on  Welsh  Philology  2,  London  1879,  S.  272—284). 

§  5.  Die  literarische  Überlieferung  des  Irischen  fängt  mit 
dem  8.  Jahrh.  nach  Chr.  an.  Die  Literatur  der  ersten  (altirischen) 
Periode  ist  gesammelt  und  übersetzt  von  Wh.  Stokes  and  John 
Strachan,  Thesaurus  Palaeohibernicus  I — II,  Cambridge  1901 — 1903. 
Eine  für  den  Anfänger  bequem  zurechtgelegte  Auswahl  bietet  John 
Strachan,  Selections  from  the  Old  Irish  Glosses  with  Notes  and 
Vocabulary,  Dublin  1904.  —  Wörterbücher:  Güterbock  &  Thui'- 
neysen,  Indices  glossarum  et  vocabulorum  Hibernicorum  quae  in 
Grammaticae  Celticae  editione  altera  explanantur,  Leipzig  1881; 
Ascoli,  Glossarium  Palaeohibernicum  (Anhang  zu  II  codice  irlandese 


6     Einleitung.   Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     [§  5 

delFAmbrosiano,  Eom  1878 ff.;  das  Wtb.  ist  unvollendet;  es  ent- 
hält in  etymologischer  Anordnung  die  meisten  mit  Vokalen,  Liqui- 
den, Nasalen  und  Spiranten  anlautenden  Wörter).  —  Grammatiken: 
Windisch,  Kurzgefaßte  irische  Grammatik,  Leipzig  1879 ;  Windisch, 
A  Concise  Irish  Grammar,  Cambridge  1882;  Hogan,  Outlines  of 
the  Grammar  of  Old-Irish,  Dublin  1900;  Strachan,  Old-Irish  Para- 
digms,  Dublin  1905;  Vendryes,  Grammaire  du  vieil-irlandais,  Paris 
1908. 

Zu  den  allerältesten  literarischen  Denkmälern  des  Irischen  ge- 
hört ein  Turiner  Palimpsest  (Thes.  I  713  f.)  mit  29  irischen  Glossen 
zum  zweiten  Briefe  Peters,  und  eine  in  Cambray  befindliche  Hand- 
schrift (Thes.  II  244  ff.)  aus  dem  8.  Jahrh.  mit  einem  Fragment 
einer  irischen  Homilie,  von  einem  Nicht-Iren  nach  einer  irischen 
Vorlage  abgeschrieben.  Eigentümlichkeiten  dieser  ältesten  Denk- 
mäler sind  u.  a.:  die  Erhaltung  der  ursprünglichen  Qualität  gewisser 
unbetonter  Vokale  (-dem  -ded,  -det  Piur.  des  Verbums  'sein', 
ine  laim  'in  seiner  Hand',  aire  sechethar  'daß  er  folge' ;  1  Plur. 
in  eresom  'werden  wir  aufwecken';  ci  forrgot  'daß  sie  zerstören', 
tuthegot  'welche  kommen';  tuesmot  'vergießen';  ad-n-oodur  gl. 
reseruare),  die  bessere  Erhaltung  einiger  Konsonanten  in  unbetonter 
Silbe  (t-  in  tuthegot  u.  s.  w.),  e  statt  des  späteren  ia  (tuthegot 
u.  dgl.)  u.  s.  w.  Ähnliche  Eigentümlichkeiten  treten  auch  in  einigen 
Texten  des  Book  of  Armagh  (vgl.  Thes.  II  13)  hervor,  dessen 
Schreiber  im  Jahre  845  gestorben  ist,  dessen  Inhalt  aber  aus  älteren 
Quellen  abgeschrieben  ist.  e  statt  des  späteren  ia  erscheint  auch 
in  den  irischen  Namen  in  Adamnan's  Vita  Columbae  (Thes.  II 
272  ff.). 

Die  Hauptqii eilen  unserer  Kenntnis  des  Altirischen  sind  drei 
umfangreiche  Handschriften  in  Würzburg  (die  paulinischen  Briefe), 
Mailand  (ein  Commentar  zu  den  Psalmen),  Sangallen  (Priscian), 
worin  der  lateinische  Text  durch  zahlreiche  irische  Glossen,  Sätze 
oder  längere  Erörterungen  erläutert  wird  ^  Ml.  und  Sg.  enthalten 
auch   einige  irischen  Verse  und  Gedichte.     Das  relative  Alter  der 


1.  Herausgegeben  ist  Wb.  von  Zimmer,  Glossae  Hibernicae,  Berlin 
1881 ;  vgl.  Zimmer,  Glossarum  Hibernicarum  supplementum,  Berlin  1886 
und  ZfcPh.  VI  454—530;  ferner  von  Stokes,  The  Old-Irish  Glosses  at  Würz- 
burg and  Carlsruhe,  Hertford  1887;  Ml.  und  Sg.  sind  von  Ascoli,  II  codice 
irlandese  dell'  Ambrosiana  I — II,  Kom  1878  ff. ,  1879  ff.  herausgegeben. 
Außerdem  sind  Wb.,  Ml.  und  Sg.  im  Thesaurus  Palseohibernicus  neu  heraus- 
gegeben. 


§5.  6|     Einleitung.  Vcrvviindtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     7 

drei  Glosseiisammlungen  geht  aus  zahlreichen  sprachlichen  Kriterien 
hervor:  die  Regeln  für  den  Sandln  (Lenition,  Eklipse,  h)  zeigen 
einen  allmählichen  Übergang  von  Wb.  über  Ml.  zu  Sg.  und  zunri 
Mittelirischen;  genau  ebenso  der  Vokalismus  der  unbetonten  Silben 
(cenele  >  cenelae  >  cenela  ^Geschlecht',  vgl.  §  241,  §  242);  die 
Entwicklung  der  Diphthonge  ua  (§  219),  oi,  ai  (§  38,  §  39);  ar 
statt  ol  ^sagte'  Ml.  44b  10,  11  u.  s.  w.;  Sg.  verwendet  die  in  Wb. 
und  Ml.  nicht  vorkommenden  Zeichen  f,  s.  Die  Hauptmasse  der 
Glossen  in  Wb.  sind  jedenfalls  älter  als  das  Jahr  800.  Eine  An- 
zahl von  Glossen  rühren  aber  von  einer  älteren  Hand  her  und 
zeigen  eine  größere  Altertümlichkeit  (soos  für  suas,  frisbrüdemor 
[Wb.]  15b  22),  dabei  aber  zugleich  eine  nachlässigere  Schreibung; 
sie  können  auf  das  Jahr  700  zurückgehen.  Ml.  darf  man  um  850 
datieren,  Sg.  wird  noch  etwas  jünger  sein.  Der  Hauptsclireiber  von 
Wb.  zeichnet  sich  durch  große  Sorgfalt  aus;  in  Ml.  sind  Schreib- 
fehler, mechanische  und  falsche  Übersetzungen  aus  dem  Lateinischen 
besonders  häufig ;  auch  Tendenzen  zu  lautwidriger,  etymologisierender 
Schreibung  kommen  vor,  vgl.  Verf.,  Aspirationen  i  Irsk,  Leipzig 
1897,  S.  147,  149. 

Die  meisten  der  hier  nicht  besonders  genannten  kleineren 
Denkmäler  stammen  aus  dem  9.  Jalirh.  oder  sind  noch  jünger. 
Es  muß  aber  betont  werden,  daß  wegen  der  literarischen  Tradition 
sehr  gut  in  einem  im  ganzen  jüngeren  Denkmal  eine  ältere  Form 
erscheinen  kann;  ganz  besonders  gilt  dies  natürlich,  wenn  Ab- 
schreiben stattgefunden  hat.  Ziemlich  bunt  ist  in  dieser  Beziehung 
The  Stowe  Missal  (vgl.  Thes.  II,  XXVIIf.). 

g  6.  Den  Anfang  der  mittelirischen  Periode  rechnet  man 
etwa  von  dem  Jahre  1100.  Die  in  den  Thes.  aufgenommenen  iri- 
schen Hymnen  sind  schon  als  mittelirisch  zu  bezeichnen ;  auch  wenn 
die  meisten  derselben  im  neunten  Jahrh.  oder  gar  um  800  verfaßt 
sind,  so  sind  sie  in  der  Form,  die  sie  in  den  Handschriften  (aus 
der  Zeit  um  1100)  haben,  in  Bezug  auf  die  Laute  und  die  Mor- 
phologie für  die  altirische  Grammatik  nicht  direkt  und  ohne  Vor- 
behalt verwertbar.  Altes  und  Neues  steht  ähnlich  nebeneinander 
wie  in  den  übrigen  früh-mittehrischen  Sammelhandschriften  (Leabhar 
na  hüidri,  um  1100  geschrieben;  The  Book  of  Leinster,  um  etwa 
50  Jahre  jünger  als  LU;  The  Yellow  Book  of  Lecan  und  The 
Book  of  Ballymote  aus  dem  14.  Jahrh.).  Die  in  diesen  Hand- 
schriften enthaltenen  Literaturerzeugnisse  sind  vielfach  bedeutend 
älter  als  die  Handschriften  selbst,  und   ihre   ursprüngliche  sprach- 


8     Einleitung.   Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     [§  6 

liehe  Form  hat  nicht  immer  das  gleiche  Schicksal;  neben  der  ge- 
treuen Wiedergabe  findet  sich  die  Modernisierung  und  die  Ent- 
stellung des  nicht  Verstandenen. 

Als  eine  Haupteigentümlichkeit  des  Mittelirischen  darf  man 
die  weiter  vorgeschrittene  Schwächung  der  Vokale  der  unbetonten 
Silben  betrachten:  air.  cele  Gen.  celi  'Genosse',  mir. Nom.und  Gen. 
promiscue  cele  oder  celi  (§  172).  Die  häufige  Schreibung  se  für 
air.  öi,  äi  (öe,  äe)  deutet  wohl  auf  anfangende  Monophthongierung; 
/  ist  schon  zu  h  geworden ;  auch  sind  ä  (d  h)  und  §  (g  h)  gewiß  in 
der  Aussprache  zusammengefallen.  In  den  lautlichen  Änderungen 
lag  der  Keim  zu  orthographischen  Neubildungen,  und  die  mir. 
Orthographie   befindet  sich  überhaupt  in  einem  Übergangsstadium. 

Die  wichtigeren  mir.  Handschriften  liegen  in  Faksimile-Aus- 
gaben vor  (vgl.  Tourneur,  Esquisse  S.  17).  Eeiches  Material  aus 
den  ältesten  Handschriften  bieten:  Windisch,  Irische  Texte  mit 
Wörterbuch,  Leipzig  1880;  Stokes  und  Windisch,  Irische  Texte 
II — IV,  Leipzig  1884 — 1900  (mit  Übersetzungen);  Windisch,  Täin 
bö  Cüailnge,  Leipzig  1905  (mit  Übersetzung  und  Glossar);  Atkin- 
son,  The  Passions  and  the  Homilies  from  Leabhar  Breac  [15.  Jahrb.], 
Dublin  1887  (mit  Übersetzung  und  einem  vorzügHchen  Glossar). 
Ferner  sind  zu  erwähnen  die  zahlreichen,  in  der  Regel  mit  Glossaren 
versehenen  Veröffentlichungen  von  Stokes:  On  the  Calendar  of 
Oengus,  Trans,  of  the  Royal  Irish  Academy,  Irish  Manuscript 
Series  I  1,  Dublin  1880;  Neuausgabe  desselben  Werkes  mit  dem 
Titel  Feiire  Oengusso  Celi  De,  The  Martyrology  of  Oengus  the 
Culdee,  Henry  Bradshaw  Society,  London  1905;  The  Saltair  na 
Rann,  Oxford  1883;  The  Tripartite  Life  of  Patrick,  London  1887; 
Three  Middle-Irish  Homilies,  Calcutta  1877;  Lives  of  Saints  fi'om 
the  Book  of  Lismore  [15.  Jahrb.],  Oxford  1890;  Togail  Troi,  The 
Destruction  of  Troy,  Calcutta  1881;  Three  Irish  Glossaries,  London 
1862;  Cormac's  Glossary,  translated  by  O'Donovan,  Calcutta  1868; 
Irish  Glosses,  Dublin  1860.  Noch  manche  anderen  Veröffent- 
lichungen aus  der  reichen  mittelirischen  Literatur  liegen  vor;  hier 
sei  wenigstens  erwähnt:  Ancient  Laws  of  Ireland,  Senchus  Mor, 
I— VI,  Dubhn  1865—1901  (Bd.  VI  ist  ein  von  Atkinson  verfaßtes 
ausführliches  Glossar).  Lexikalische  Sammlungen  liegen  vor  in: 
Kuno  Meyer,  Contributions  to  Irish  Lexicography,  Halle  1906.  Ein- 
heimische Lexicographie :  Cormac's  Glossar  (s.  Stokes,  Three  Irish 
Glossaries;  Cormac  starb  903;  die  Handschriften  stammen  aus 
mittelirischer,  die  vollständigen  Handschriften  aus  spät  mittelirischer 


§6.  7|     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     9 

und  neuirischer  Zeit);  O'Davoren's  (^rlossar  (s.  8tokes,  AfcLex.  II 
197 — 504;  datiert  1569);  O'Cler}',  Focloir  no  sanasan  nuadh,  Löwen 
1643,  abgedruckt  in  Rc.  IV— V,  vgl.  AfcLex.  I  348-359). 

Eine  aus  Schottland  stammende  Handschrift  aus  der  mittel- 
irischen Periode  ist  The  Book  of  Deer  (11. — 12.  Jahrh.),  heraus- 
gegeben u.  a.  bei  Cameron,  Heliquiae  Celticae,  Inverness  1892 — 94 
(II  602  fF.).  Die  Orthographie  ist  etwas  vorgeschrittener  als  in  den 
gleichzeitigen  irischen  Handschriften;  u.  a.  oft  g,  d,  wo  man  im 
Irischen  c,  t  schrieb  (aber  g,  d  sprach). 

§  7.  Den  Anfang  der  neuirischen  Periode  darf  man  kaum 
viel  später  als  ums  Jahr  1500  setzen.  Der  Übergang  ist  aber  ganz 
allmählich,  und  das  fortwährende  Abschreiben  alter  Handschriften 
kann  über  die  wirklichen  sprachlichen  Zustände  täuschen.  Die  von 
Stokes,  Irish  Glosses  (s.  oben)  aus  einer  ums  Jahr  1500  geschriebe- 
nen Handschrift  herausgegebenen  Glossen  erinneni  schon  sehr  an 
das  Neuirische.  Der  klassische  neuirische  Schriftsteller  Keating 
lebte  1570 — 1644  (vgl.  u.  a.  Keating,  Tri  bior-ghaoithe  an  bhäis, 
edited  with  Glossary  and  Appendix  by  R.  Atkinson  =  Royal  Irish 
Academy,  Irish  Manuscript  Series  II  1,  Dublin  1890;  Keating, 
Poras  feasa  ar  Eirinn,  History  of  Ireland,  I,  1,  edited  with  Gaelic 
Text,  Literal  Translation,  Complete  Vocabulary,  by  P.  W.  Joyce, 
Dublin  1880;  Keating,  The  History  of  Ireland,  I,  Introduction  and 
the  First  Book  of  the  History,  edited  with  Translation  and  Notes 
by  David  Comyn  =  Irish  Texts  Society,   Vol.  IV,  London  1902). 

Während  der  neuirischen  Periode  wird  die  Orthographie  all- 
mählich regelmäßiger.  Die  Mouillierung  der  Konsonanten  wird  nach 
der  Regel  caol  le  caol  agus  leathan  le  leathan  (§240)  außer- 
ordentlich genau  bezeichnet;  g,  d,  h  werden  im  Inlaut  durch  ihre 
eigenen  Zeichen  bezeichnet  und  so  von  k,  t,  p,  womit  sie  in  den 
älteren  Perioden  in  der  Schreibung  zusammenfielen,  genau  unter- 
schieden ;  die  Lenition  der  Mediae  und  m,  f,  s  wird  immer  bezeich- 
net. Die  so  erreichte  große  Genauigkeit  wird  jedoch  durch  zwei 
Umstände  erheblich  beeinträchtigt:  der  oft  eingetretene  Umlaut  der 
Vokale  wird  nur  äußerst  unvollständig  bezeichnet  (§  240  Anm.  2), 
und  die  häufige  weitere  Verschiebung  der  lenierten  Laute  bleibt 
ohne  Ausdruck;  dh  und  gh,  die  seit  mittelirischer  Zeit  denselben 
Laut  bezeichneten,  gehen  oft  in  ganz  unhistorischer  Weise  durch- 
einander. Man  verwendet  noch  heute  in  Irland  die  »angelsäch- 
sische« Abart  der  lateinischen  Buchstaben. 

Wörterbücher:  Mac  Curtin  (und  Conor  O'Begly),  The  English- 


10     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     [§7—9 

Irish  Dictionary,  Paris  1732;  John  O'ßrien,  An  Irish-English 
Dictionary,  Paris  1768;  O'Reilly,  An  Irish-English  Dictionary,  ^ 
mit  einem  Supplement  von  O'Donovan,  Dublin  1864  (eine  Zeit- 
lang die  wichtigste  Quelle  für  die  Kenntnis  des  Neuirischen,  aber 
wegen  der  [unkritischen]  Aufnahme  von  älterem  Sprachgut  sehr 
unzuverlässig);  Daniel  Foley,  English-Irish  Dictionary,  Dublin 
1855;  F.  Edmund  Hogan,  John  Hogan,  «John  Mac  Erlean,  Irish 
and  Scottish  Gaelic  Names  of  Herbs,  Plauts,  Trees,  etc.,  Dublin 
1900;  Dinneen,  An  Irish-English  Dictionary,  Dublin  1904;  Edmund 
Fournier  d'Albe,  An  English-Irish  Dictionary,  Dublin  1903;  Lane, 
English-Irish  Dictionary,  London  1904.  Grammatiken:  Franciscus 
Molloy,  Grammatica  Latino-Hibernica,  Rom  1677;  (Haliday),  Urai- 
cecht  na  Gaedhilge,  Dublin  1808;  O'Donovan,  A  Grammar  of  the 
Irish  Language,  Dublin  1845  (wertvoll);  John  H.  Molloy,  A  Gram- 
mar of  the  Irish  Language,  Dublin  1867  (sehr  wertvoll,  obgleich 
der  Verf.  Autodidakt  ist;  vgl.  die  Charakteristik,  die  ich  Asp. 
S.  43ff.  gegeben  habe);  O'Growney,  Simple  Lessons  in  Irish,  Dublin 
1894  (und  in  zahlreichen  Ausgaben);  O'Growney,  Revised  Simple 
Lessons  in  Irish,  I,  New  York  1902   (von  Henebry  durchgesehen). 

§  8.  Ein  interessantes  Denkmal  des  älteren  Neuschottischen 
ist  The  Dean  of  Lismore's  Book  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts (eine  Sammlung  von  Gedichten  in  einer  von  der  Tradition 
unabhängigen  Orthographie),  herausgegeben  von  Skene,  Edinburgh 
1862  und  bei  Cameron,  Reliquiae  Celticae  I.  Eine  ähnhche  Ortho- 
graphie finden  wir  auch  in  The  Fernaig  Manuscript  aus  dem  Jahre 
1688  (Cameron,  Rel.  Celt.  II).  Diese  Orthographie  hat  sich  jedoch 
nicht  festgesetzt;  die  heutige  schottische  Orthographie  weicht  von 
der  irischen  kaum  ab,  verwendet  jedoch  die  lateinischen  Buchstaben. 
Das  älteste  gedruckte  neuschottische  Buch  erschien  1567  (Über- 
setzung der  Liturgie  von  Knox). 

Wörterbücher:  Dictionarium  Scoto-Celticum,  herausgegeben  von 
The  Highland  Society  of  Scotland,  Edinburgh  1828;  M' Alpine,  A 
Pronouncing  Gaelic  Dictionary  (in  zahlreichen  Auflagen;  ^  Edin- 
burgh 1845,  11  1898);  Macbain,  An  Etymological  Dictionary  of  the 
Gaelic  Language,  Inverness  1896.  Grammatik:  Alexander  Stewart, 
Elements  of  Gaehc  Grammar,  Edinburgh  1801,  ^  1812,  *  1892. 

§  9.  Auf  der  Insel  Man  setzte  sich  eine  von  der  altirischen 
Tradition  unabhängige  Orthographie  fest.  Ein  altes  Denkmal  ist 
The  Book  of  Common  Prayer,  übersetzt  von  John  Phillips  aus 
Nord- Wales  zwischen  1604  und  1610;    Ausgabe:  A.  W.  Moore  & 


§9.10]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.Gliedoiungd.  Keltischen.     11 

John  Rhys,  The  Book  of  Common  Prayer  in  Manx  Gaelic,  London 
1895  (mit  gegenüberstehendem  modernem  Text;  der  zweite  Band 
enthält  zugleich:  Khys,  The  Outlines  of  the  Phonology  of  Manx 
Gaelic).  Der  Unterschied  zwischen  der  älteren  und  der  neueren 
Orthographie  ist  nicht  unerheblich;  die  heutige  Orthographie  ist 
jedoch  auch  sehr  wenig  ideal. 

Hülfsmittel:  Cregeen,  A  Dictionary  of  the  Manks  Language, 
Douglas  1835;  Kelly,  The  Manx  Dictionary,  I  Manx-EngHsh,  II 
Enghsh-Manx,  Douglas  1866  (Manx  Society  XIII);  Kelly,  A 
Practical  Grammar  of  the  Antient  Gaelic,  or  Language  of  the  Isle 
of  Man,  usually  called  Manks,  London  1804,  Douglas  1859,  London 
1870. 

§  10.  Sowohl  in  Irland  wie  in  Schottland  und  Man  nennt 
die  Bevölkerung  ihre  Sprache  gälisch.  Und  der  Unterschied  zwischen 
den  verschiedenen  »Sprachen«  ist  so  gering,  daß  man  vom  rein 
linguistischen  Standpunkt  nur  von  einer  Sprache  reden  kann. 
Manx-Gälisch  und  Schottisch-Gälisch  lassen  sich  ebenso  gut  wie 
das  Irish-Gälische  aus  dem  Altirischen  erklären.  Vgl.  Verf.,  Asp. 
S.  11  ff. 

Das  Schottische  weicht  vom  Irischen  u.  a.  durch  eine  stärkere 
Reduktion  der  unbetonten  Silben  ab  (-ag  =  nir.  -ög,  §  167).  Im 
Manks  gibt  es  verschiedene  weitergehende  Lautänderungen ;  für  air. 
c,  t,  p,  s  zwischen  Vokalen  erscheinen  stimmhafte  Reibelaute  oder 
Null  (Rhys,  Phonology,  84,  86,  98,  182;  108;  102,  152;  153). 
Gewisse  lautliche  Eigentümlichkeiten  sind  dem  Schottischen,  Manks 
und  Nordirischen  im  Gegensatz  zum  Südirischen  gemeinsam  (w  >  r, 
§  95).  Auch  sonst  weicht  das  Südirische  vom  Nordirischen  erheb- 
lich ab;  so  im  Akzent  (§  167)  und  durch  den  Übergang  eines  §  in 
g  (§59  Anm.  2,  §67  Anm.  1);  dieser  Übergang  ist  alt;  der  älteste 
Beleg  ist  and-saic  =  and-side  LL  80b  36  (vgl.  Zimmer,  KZ 
XXXII  198—229). 

Dialektologische  Arbeiten:  (Schottland:)  Staples,  On  Gaelic 
Phonetics,  Trans.  Phil.  Soc.  1891—93,  S.  396—404;  Henderson, 
ZfcPh.  IV  87ff.,  244ff,  493ff.;  (Man:)  Rhys,  Outlines,  s.  §  9; 
Strachan,  A  Manx  Folksong,  ZfcPh.  I  54 ff.;  (Irland:)  Quiggin, 
A  Dialect  of  Donegal,  Cambridge  1906;  Larminie,  West  Irish 
Folk-Tales  and  Romances,  London  1893  (englische  Übersetzungen; 
im  Anhang  drei  Märchen  in  irischer  Sprache  in  phonetischer 
Schreibung);  Dottin,  Rc.  XIV  97-136,  XVI  421—449;  Lecky, 
Trans.  Phil.   Soc.    1882-84,   Proceedings  XVIII— XXII;    F.  N. 


12   Einleituug.  Verwandtschaft  u.  Gliedemng  d.  Keltischen.   [§  10—12 

Finck,  Wörterbuch  der  auf  den  Araninseln  gesprochenen  westirischen 
mundart,  Marburg  1896 ;  dasselbe  Buch  mit  neugedrucktem  Titelblatt 
bildet  den  zweiten  Teil  des  Buches  Die  araner  mundart,  Marburg 
1899  (vgl.  dazu  meine  Anzeige  IFAnz.  XI  108—111);  Holger 
Pedersen,  Aspirationen  i  Irsk,  Leipzig  1897,  passim;  Henebry,  A 
Contribution  to  the  Phonology  of  Desi-Irish  to  serve  as  an  Intro- 
duetion  to  the  Metrical  System  of  Munster  Poetry,  Greifs wald  1898. 
Dazu  gelegentliche  Bemerkungen  z.  B.  bei  Sarauw  und  Atkinson, 
vor  allem  aber  in  den  Grammatiken  von  O'Donovan  und  John 
Molloy  und  in  dem  Wtb.  von  Dinneen;  femer  halbphonetische 
Schreibungen  bei  den  Schriftstellern.  Rousselot,  Les  articulations 
irlandaises,  La  Parole  I  241 — 262;  Rudolph  Trebitsch,  Phonogra- 
phische Aufnahmen  der  irischen  Sprache  in  Irland,  Anzeiger  d. 
kais.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien  1908,  Nr.  V,  S.  27—42. 

§11.  Als  das  nördlichste  britannische  Volk  betrachten  einige 
Forecher  die  Pikten  (während  andere  sie  als  Goidelen,  wieder  andere 
als  Nicht-Indogermanen  betrachten).  Sicher  ist  es  jedenfalls,  daß 
britannische  Ortsnamen  sich  nördlich  bis  zu  den  Shetlandsinseln 
verfolgen  lassen;  und  gewisse  sprachliche  Tatsachen  können  in  der 
Tat  für  die  britannische  Nation ahtät  der  Pikten  sprechen.  Vgl. 
Stokes,  Three  Irish  Glossaries  XXVIU— XXIX;  Skene,  Celtic 
Scotland,  Edinburgh  1876 — 80,  Bd.  I;  Zimmer,  Das  Mutten-echt 
der  Bieten  und  seine  Bedeutung  für  die  arische  Altertumswissen- 
schaft, Zeitschrift  der  Savignystiftung  für  Rechtsgeschichte,  XV, 
Rom.  Abth.  209 — 240;  Jakob  Jakobsen,  Aarboger  f.  nordisk  Old- 
kyndighed,  1901  S.  222 ff.;  J.  Loth,  Les  Pictes  d'apres  des  travaux 
recents,  Annales  de  Bretagne,  VI  111 — 116;  John  Rhys  and  Da\id 
Brynmor- Jones,  The  Welsh  People,  London  1900,  36—74;  Rhys, 
Celtic  Britain,  London  1904,  S.  150  ff.     Vgl.  oben  §  4. 

§  12.  Über  die  vorliterarische  Periode  des  Britannischen  vgl. 
Holder,  Alt- Gel  tischer  Sprachschatz;  Hübner,  Inscriptiones  Britan- 
niae  christianae,  Berlin  1876;  Rhys.  Lectures^  S.  360 ff.,  Loth, 
Chrestomathie  bretonne  S.  32 — 50.  Die  Sprachreste  dieser  Periode 
sind  für  die  Lautgeschichte  vielfach  instruktiv;  sie  zeigen  u.  a.  Er- 
haltung später  geschwundener  Vokale,  Erhaltung  des  idg.  iv,  des 
lenierten  (s\  g  und  m,  zum  Teil  der  Gruppe  -nd-  u.  s.  w.  Wales: 
Uendesetli,  Uennisetli,  mc.  Gwynhoedl;  Uendumagli, 
Uinnemagli,  mc.  Gwenfael;  Curcagni,  Liber  Land.  Circan; 
Ercagni,  L.  Land.  Erchan;  Tegernacus,  nc.  Teyrnog;  Ca- 
tamanus,  ac.  Catman,  nc.  Cadfau;  ßrohomagli;  Tunccetace 


§  13]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     13 

(Frauenname).  Cornwall:  Tegernomali;  Cunouali,  nc.  Cyn- 
wal,  mir.  Conall.  Bretagne  (6.  Jahrh.):  Catihernus  (cat- 
'Kampf,  -ihernus  'Eisen');  Bodicus  (ö  aus  ou,  daraus  später  ü). 

§13.  Die  älteste  Periode  der  literarischen  Überlieferung  fängt 
ums  Jahr  800  an  (Namen  auch  aus  dem  8.  Jahrh.)  und  dauert  bis 
etwa  1100.  Die  wichtigsten  Sprachquellen  sind  die  Glossen,  die 
im  Gegensatz  zu  den  altirischen  Glossen  fast  ausschließlich  aus 
isolierten  Wörtern  bestehen.  Sie  sind  gesammelt  bei  J.  Loth,  Vo- 
cabulaire  vieux-breton,  Paris  1884  (vgl.  die  dort  zitierte  Literatur). 
Dazu  später  gefundene  Glossen,  die  in  den  keltologischen  Zeit- 
schriften veröffentlicht  sind,  verschiedene  cymrische  Sprachreste  im 
Liber  Landavensis  und  bretonische  Namen,  vor  allem  im  Cartulaire 
de  ßedon  (Loth,  Chrestomathie  S.  102  ff.). 

Li  dieser  Periode  ist  der  Unterschied  zwischen  Cymrisch  und 
Bretonisch  schon  deutlich.  Das  Cornische  ist  noch  überhaupt  nicht 
vertreten;  denn  die  Ansicht,  daß  die  Handschrift  Oxoniensis  poste- 
rior cornisch  wäre,  kann  ich  nicht  als  richtig  betrachten.  Dagegen 
streitet  schon  der  Wechsel  u,  i  >  a  (cilcet  gl.  tapiseta,  stratorium, 
peteu  gl.  puteus,  celeell  gl.  culter),  noch  entschiedener  aber  das 
durch  die  Schreibungen  hloimol  gl.  glomerarium  und  iehnliun 
gl.  ansa  angedeutete  Vorhandensein  eines  stimmlosen  l.  Ein  stimm- 
loses l  war  wenigstens  im  Neucornischen  nicht  vorhanden  (Lhuyd, 
Archaeologia  S.  228  Sp.  2).  Ich  finde  überhaupt  in  den  Glossen 
dieser  Handschrift  keinen  uncymrischen  Zug  und  kein  cornisches 
Merkmal.     Vgl.  Loth,  Rc.  XIV  70. 

Die  im  Inlaut  und  Auslaut  heute  fehlenden  Vokale  sind  in 
dieser  Periode  schon  geschwunden.  Umlaut  und  Epenthese  ist  ein- 
getreten: ac.  cein  gl.  bene,  mc.  cein,  nc.  cain,  mbr.  quen  ^schön', 
nbr.  kened  'Schönheit';  ac.  (Ox.  2)  gurehic  'Frau',  mc.  gwreic, 
nc.  gwraig,  Plur.  gwragedd;  abr.  centet  gl.  penes  temet  (zu 
ac.  cant  'mit');  abr.  cerpit  gl.  uehiculis  (entlehnt  aus  ir.  carpat). 
Das  lenierte  g  zwischen  Vokalen  ist  noch  bisweilen  erhalten,  häufiger 
jedoch  geschwunden:  ac.  guotig  'nach',  mc.  gwedy;  abr.  b outig 
gl.  stabulum,  mc.  beudy;  ac.  3.  Plur.  scamnhegint  gl.  leuant, 
aber  nertheint  gl.  armant,  vgl.  §  370;  abr.  airmaou  'Schlacht- 
felder' (zugleich  Beispiel  für  -gr-);  nach  r  und  l  ist  das  g  noch 
erhalten  (vgl.  §  61):  abr.  guerg  gl.  efficax;  abr.  mergidhaam 
gl.  hebesco;  abr.  orgiat  gl.  caesar;  ac.  c olgin n  gl.  aristam.  w 
wird  in  den  meisten  Stellungen  (aber  nicht  im  Auslaut)  zu  gu, 
das  auch  zwischen  Vokalen  geschrieben  wii'd:  ac.  gurehic  'Frau'; 


14    Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.    [§  13. 14 

abr.  dorguid  gl.  pythonicus,  nc.  derwydd  'Druide';  abr.  eltroguen 
gl.nouerca,  acorn.  altruan;  abr.  niguid  gl.  neophytum,  nc.  newydd, 
nbr.  nevez  'neu';  ac.  leguenid  'Freude'  nc.  llawenydd;  ac. 
petguar  'vier'  nc.  pedwar;  daneben  jedoch  Schreibungen  wie 
abr.  nouitiou  gl.  nundinae,  nc.  newid  'Tausch,  Handel'  und  in 
alten  bretonischen  Namen  Uuorgost  u.  s.  w.  Die  Lenition  des 
d,  h,  m  wird  in  der  Regel  nicht  bezeichnet:  ac.  anit  arber  bit 
gl.  num  uescitur,  nc.  arfer  'gebrauchen';  ac.  bibid  gl.  rei,  air. 
bibdu;  abr.  darleber  gl.  pythonicus,  s.  im  Verbal  Verzeichnis  ir. 
labrur;  abr.  scobarnocion  gl.  auritos,  nbr.  skouarn  'Ohr';  ac. 
cimadas,  abr.  camadas,  nc.  cyfaddas,  air.  comadas  'passend'; 
jedoch  ist  h  und  m  nach  u  geschwunden  in  ac.  luird  gl.  horti 
(§  71);  ac.  dauu  gl.  cliens  (§  32);  ac.  lau-bael  'Hand-Axt',  abr. 
lau  gl.  armum,  vgl.  air.  läm.  Die  Lenition  der  Tenues  wird  nicht 
bezeichnet,  die  Spirantisierung  in  sehr  unregelmäßiger  Weise:  ac. 
anbiic  guell  gl.  aue,  mc.  henpych  gwell  (Grußformel);  ac.  cil- 
cet  gl.  tapiseta,  cilchetou  gl.  uela,  abr.  colcet,  aus  lat.  culcita; 
ac.  iurgchell  gl.  caprea,  nc.  iyrchell;  abr.  guirtitou  gl.  fusis, 
nc.  gwerthyd,  nbr.  gwerzid  'Spindel';  ac.  guithennou  gl.  uenae, 
nc.  gwythien  'Ader';  ac.  papedpinnac  gl.  quoduis,  nc.  pa  beth 
bynnag.  Mit  Bezug  auf  die  Orthographie  ist  im  Gegensatz  zur 
folgenden  Periode  hervorzuheben,  daß  u  und  i  sowohl  einen  ur- 
sprünglich kurzen  wie  einen  ursprünglich  langen  Laut  bezeichnen 
(mc.  w  und  u,  y  und  i).  Die  Verwendung  des  h  ist  oft  inkonse- 
quent: ac.  gurehic,  ac.  antermetetic  gl.  semiputata,  neben 
hanther  'Hälfte',  ac.  ha  'mit',  mc.  nc.  a.  Der  Gegensatz  zwischen 
dem  Cymrischen  und  dem  Bretonischen  zeigt  sich  u.  a.  in  der 
Behandlung  eines  ursprünglichen  ä  oder  ö:  ac.  bodlaun  'bereit- 
willig', abr.  dacrlon  'voller  Tränen' ;  daneben  in  manchen  anderen 
Punkten  (Schwächung  des  vortonigen  kurzen  u  im  C.:  ac.  eile  et, 
abr.  colcet;  n  >  r  in  abr.  gruiam  gl.  suo,  vielleicht  in  abr. 
emgruit  gl.  quaestionem,  angruit  gl.  lucrum  zu  air.  gniu  mc. 
gwnaf,  vgl.  Verbal  Verzeichnis ;  ac.  pimphet  'der  fünfte',  ac. 
hanther  'Hälfte',  abr.  hanter-,  vgl.  §  83,  §  88,  §  94,  §  340. 

§  14.  Die  mittelcymrische  Periode  darf  man  etwa  vom  Jahre 
1100  bis  zur  Reformation  rechnen;  sie  ist  also  zeitlich  ungefähr 
ebenso  abgegrenzt  wie  die  mittelirische  Periode.  Die  Lautgesetze 
sind  in  dieser  Periode  etwas  weiter  vorgeschritten  als  in  der  vorher- 
gehenden; noch  größer  aber  ist  der  Unterschied  in  der  Orthographie, 
die  jedoch  in  den  verschiedenen  Denkmälern  verschieden  ist. 


§  14]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     15 

Am  altertünilichsten  (und  zum  Teil  auf  eine  viel  ältere  Zeit 
als  die  der  Handschriften  zurückgehend)  ist  die  Sprache  der  alten 
cymrischen  Gedichte.  Vgl.  The  Myvyrian  Archaiology  of  Wales 
collected  out  of  Ancient  Manuscripts,  by  Owen  Jones  (Myvyr), 
Edward  Williams  (lolo  Morganwg),  William  Owen  Pughe  (Tdrison), 
1801—1807,  neue  Ausgabe  Denbigh  1870  (entspricht  nicht  den 
heutigen  Anforderungen);  Skene,  The  Pour  Ancient  Books  of  Wales, 
I — II,  Edinburgh  1868  (mit  Übersetzungen);  Gwenogvr}'n  Evans, 
The  Black  Book  of  Carmarthen  [12.  Jahrb.],  Pwllheli  1906. 

Ziemlich  altertümlich  ist  auch  die  Sprache  der  cymrischen 
Gesetze  (Ancient  Laws  and  Institutes  of  Wales.  With  an  English 
Translation  1841,  herausgegeben  von  der  Record  Commission); 
Handschrift  aus  dem  12.  Jahrb. 

Aus  dem  14.  Jahrb.  stammt  The  Red  Book  of  Hergest,  das 
u.  a.  die  unter  dem  Namen  Mabinogion  gehenden  Ritterromane 
enthält.  Vgl.  Lady  Charlotte  Guest,  The  Mabinogion  from  the 
Llyfr  coch  o  Hergest,  London  1849;  J.  Rhys  and  Gwenogvryn 
Evans,  The  Text  of  the  Mabinogion,  Oxford  1887.  Für  den  An- 
fänger bequem  zurechtgelegt:  Kuno  Meyer,  Peredur  ab  Efrawc, 
with  a  glossary,  Leipzig  1887.  Die  Sprache  und  Orthographie 
dieser  bisher  am  ausgiebigsten  erforschten  Texte  ist  die  natürliche 
Vorstufe  des  Neucymrischen.  Vgl.  §  349.  Aus  dem  15.  Jabrh.: 
Robert  Wilhams,  Y  Seint  Greal,  London  1876  (mit  Glossar;  = 
Selections  from  the  Hengwrt  Mss.  preserved  in  the  Peniarth  Library, 
Vol.  I). 

Lexikalische  und  grammatische  Hülfsmittel  für  das  (Mittel- 
und)  Neucymrische  sind:  William  Salesbury,  A  Dictionary  in  Eng- 
lyshe  and  Welshe,  London  1547,  Neudruck  London  1877  (cymrisch- 
enghsches  Wtb.);  John  Davies,  Antiquae  linguae  Britannicae,  nunc 
vulgo  dictae  Cambro-Britannicae,  et  linguae  Latinae  dictionarium 
duplex,  prius  Britannico-Latinum ,  posterius  Latino-Britannicum, 
London  1632;  Thomas  Richards,  Antiquae  linguae  Britannicae 
thesaurus,  being  a  Welsh-English  Dictionary,  Bristol  1753;  William 
Owen  Pughe,  A  Dictionary  of  the  Welsh  Language,  London  1803 
(enthält  viele  erdichtete  Wörter,  die  zum  Teil  in  andere  Wörter- 
bücher übergegangen  sind);  William  Spurrell,  An  English- Welsh 
Pronouncing  Dictionary,  &  Carmarthen  1905  (^  1850);  Wilham 
Spurrell,  A  Dictionary  of  the  Welsh  Language,  ^  Carmarthen  1904; 
D.  Silvan  Evans,  A  Dictionary  of  the  Welsh  Language,  Carmarthen 
1893 — 96    (ein   groß    angelegtes  Wtb.   mit   Belegstellen,    aber   un- 


16    Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.    (§14. 15 

vollendet,  A — DD;  vgl.  AfcLex.  I  4000".).  Spurrell,  A  Grammar 
of  the  Welsh  Language,  ^  Carmarthen  1870;  Rowland,  A  Gram- 
mar of  the  Welsh  Language,  *  Wrexham  1876  (i  1853). 

Phonetik:  Henry  Sweet,  Spoken  North  Welsh,  Trans.  Phil. 
Soc.  1882—84,  S.  409—484.  Selbst  habe  ich  vor  einem  Jahrzehnt 
Cymrisch  von  Herrn  T.  Hudson  Williams  aus  Carnarvon  (Nord- 
Wales)  gehört. 

§  15.  Das  älteste  Denkmal  des  Comischen  ist  ein  Vokabular 
aus  dem  12.  Jahrhundert,  das  schon  von  Lhuyd  als  cornisch  er- 
wiesen wurde  (ZE  1065—1081;  Norris,  The  Ancient  Cornish  Drama, 
Oxford  1859,  II  311—435).  Die  Orthographie  des  Vokabulars  ist 
nicht  ganz  fest,  k  wird  c  oder  k,  vor  vorderen  Vokalen  oft  ch 
geschrieben:  chein  gl.  dorsum,  chic  gl.  caro,  besehen  gl.  canna, 
hebrenchiat  gl.  dux;  keber  gl.  tignum  (aus  lat.  *caprö  vgl. 
fr.  chevron),  aber  cheber  gl.  uulua  (mit  keber  ^Sparren'  identisch; 
zur  Bedeutung  vgl.  Schulze,  KZ  XXXIX  611  f.  über  gr.  dllxa 
^cunnus').  Ahnlich  wird  g  vor  e  und  i  um  der  romanischen  Aus- 
sprache abzuwehren  gh  geschrieben:  ghel  gl.  sanguisuga,  doferghi 
gl.  lutrius,  keghin  gl.  coquina.  h  wird  oft  überflüssig  geschrieben : 
auhel  gl.  aura,  bähet  gl.  aper,  uerres,  euhic  gl.  cerua,  gouhoc 
gl.  mendax,  denshoc  dour,  Fischname,  gl.  luceus,  eig.  'der  Ge- 
zähnte des  Wassers',  huis  gl.  saeculum.  Der  Laut  x  wird  ch 
hc,  h,  gh,  g  geschrieben:  ach  gl.  suboles,  elerhc  gl.  olor,  cycnus, 
gruah  gl.  anus  (c.  gwrach),  argans  'Silber',  flogh  gl.  puer;  in 
ah^ed  'Schlüssel'  (mcorn.  alwheth,  nbr.  alc'houez;  c.  allwedd 
mit  Schwund  des  x  zwischen  dem  stimmlosen  l  und  w)  und  manaes 
gl.  monacha  ist  x  in  der  Schreibung  ganz  vernachlässigt.  /  wird 
d,  h,  t,  ht,  dth,  hth  geschrieben:  abard,  abarh  =  mcorn.  abarth 
'seitens',  caid  gl.  seruus,  gueid  gl.  opus,  bat  gl.  numisma,  gurhthit 
'Spindel',  guidthiat  gl.  custos,  elgeht  gl.  mentum.  /"wirdf  und 
ph  geschrieben;  oliphans  'Elefant',  clof  gl.  claudus.  d  wird  d, 
t,  th,  {),  d h  geschrieben :  alw?ed,  bähet,  barth  gl.  mimus,  blifen 
'Jahr',  medhec  gl.  medicus.  v  wird  f,  v,  u  geschrieben:  aflavar 
gl.  mutus,  auon  'flumen',  barf,  baref  'Bart';  auch  mit  dem  iv- 
Zeichen:  du?/;  gl.  niger.  w  wird  entweder  durch  ein  besonderes 
|)-ähnliches  Zeichen  oder  durch  v,  u,  ua,  w  bezeichnet:  alt/^ed, 
guin  'Wein',  gueidvur  'Arbeiter',  euuin  gl.  unguis,  lewenki 
^/,vv6(,ivia\  Die  Bezeichnung  von  giv  vor  Konsonanten  variiert 
sehr:  gulat  gl.  patria,  gluan  gl.  lana,  gruah  gl.  anus,  grueg, 
greg  'mulier,  uxor'  (darüber  steht  freg,   das,  wenn  cornisch,  eine 


§  15]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     17 

noch  ungenauere  Schreibung  darstellt,  auch  wenn  die  lenierte  Form 
gemeint  sein  sollte;  vgl.  win  ^Wein',  vurcheniat  gl.  incantator,  Gl. 
310,  Fol.  8  a,  ZE  1071,  3).  i  und  y  wechseln  sowohl  in  silbischer 
als  in  unsilbischer  Funktion,  und  i  wechselt  außerdem  mit  e  und 
ui:  rid,  ruid  'frei',  bruit  'bunt'  (zu  lesen  hril)  oder  hryp)\  bis  gl. 
digitus,  bes  gl.  digitum.  Ein  Svarabhaktivokal  wird  ausgedrückt 
oder  nicht  ausgedrückt:  barf  gl.  barba,  baref  gl.  barbam;  dour 
gl.  aqua,  douer  gl.  aquam  (ein  lautlicher  Unterschied  zwischen  dem 
Nom.  und  dem  Akk.  ist  nicht  anzunehmen).  Man  findet  gauhoc 
gl.  parasitus  und  gouhoc  gl.  mendax,  genau  'Mund'  und  bisou 
gl.  anulus.  Im  Inlaut  wird  statt  g,  d,  h  oft  c,  t,  p  geschrieben: 
chic,  kig  'Fleisch',  penclin  gl.  genu,  blot  gl.  farina,  braud 
'Bruder'  (cornisch?),  popel,  pobel  'populus,  uulgus'.  Infolgedessen 
hat  derselbe  Buchstabe  oft  mehrere  Bedeutungen;  ganz  gleich 
werden  z.  B.  guit  gl.  sanguis  (gujd)  und  guit  'Gans'  (gnjd)  ge- 
schrieben; u  bezeichnet  w,  u,  ü.  —  Es  scheinen  im  corn.  Vokabu- 
lar auch  einige  cymrische  Wörter  vorzukommen;  so  das  von  einer 
jüngeren  Hand  geschriebene  Uu  gl.  exercitus;  bei  doppelter  Glos- 
sierung scheint  häufig  die  eine  Glosse  nicht  cornisch  zu  sein: 
[medu  1.]  meddou  gl.  medum  (c.  medd;  Plur.?),  [douer  1.]  dür 
gl.  aquam  (d.  h.  doivdr  com.,  dür  cymr.?),  [broder  1.]  braud  gl. 
f rater,  lau  [1.  lof]  gl.  manus,  [cos  1.]  caus  gl.  caseus;  bei  win  [1. 
guin]  gl.  uinum,  und  [c lauster  1.]  cloister  gl.  claustrum  hilft 
allerdings  ein  Hinweis  auf  das  Cymrische  nicht;  vielleicht  ist  win 
und  cloister  englisch.  In  freg  neben  greg  wollte  ZE  eine 
piktische  Form  erkennen  (zum  f  vgl.  die  piktische  Glosse  pean- 
fahel  'Ende  der  Befestigung'  bei  Beda). 

Die  Sprache  des  Vokabulars,  die  chronologisch  und  lautge- 
schichtlich mit  dem  Mittelcymrischen  und  Mittelbretonischen  zu 
vergleichen  ist,  wird  gewöhnlich  als  Altcornisch  bezeichnet.  Ein 
lautliches  Merkmal  des  Altcornischen  dem  Cymrischen  und  Bretoni- 
schen gegenüber  ist  -ns  aus  -ntj  -Is  aus  -It,  s.  §  344.  Als  Mittel- 
cornisch  bezeichnet  man  die  Sprache  einer  Eeihe  von  Literatur- 
denkmälern aus  dem  14.  und  15.  Jahrb.:  das  Gedicht  Mount  Cal- 
vary,  herausgegeben  von  Stokes  unter  dem  Titel  Pascon  agan  arluth, 
Trans.  Phil.  Soc.  1862;  die  Dramen  (Ordinalia),  die  von  Norris, 
The  Ancient  Cornish  Drama,  I— II,  Oxford  1859  herausgegeben 
sind;  dazu  noch  Beunans  Meriasek,  edited  by  Wh.  Stokes,  London 
1872,  vgl.  AfcLex.  I  101  ff.  (Handschrift  aus  dem  Jahre  1504). 
Das   Mittel cornische    weicht   vom    Altcornischen   u.  a.    durch    den 

Podersen:  Vgl.  kelt    Gramm.  9 


18    Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.    [§  15. 16 

Übergang  t  >  s  nach  Vokal  ab.     Über  die  Orthographie  vgl.  §  350. 

Neucornisch  ist  das  Drama  Gwreans  an  bys  aus  dem  Jahre 
1611  (herausgegeben  von  Stokes,  Berlin  1863).  Lautliches  Merk- 
mal des  Neucornischen :  dn  aus  nn,  hm  aus  mm.  Eine  äußerst 
wichtige  Quelle  zur  Kenntnis  des  Neucornischen  ist  Lhuyd,  Ar- 
chffiologia  Britannica,  Oxford  1707  (der  cornische  Abschnitt  und 
die  vergleichenden  Abschnitte).  Lhuyd  schreibt  phonetisch,  ver- 
wendet aber  dabei  einige  typographisch  unbequemen  Zeichen;  ich 
transskribiere  so  weit  möglich  das  aus  dieser  Quelle  geschöpfte 
Material.  Eine  sehr  trübe  Quelle  ist  das  Wörterbuch  von  Pryce 
1790,  s.  darüber  Norris  II  470. 

Die  cornische  Sprache  starb  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts 
aus.  Norris  hörte  jedoch  noch  im  19.  Jahrh.  das  Vaterunser  und 
einen  Teil  des  Glaubensbekenntnisses  von  den  Lippen  eines  alten 
Mannes  (Norris  II  466). 

Über  hier  nicht  erwähnte  cornische  Sprachreste  vgl.  Norris  II 
438;  Jenner,  A  Handbook  of  the  Cornish  Language,  London  1904, 
S.  24-46,  205—208  (und  die  Vorrede);  Loth,  AfcLex.  I  224 ff. 
Hülfsmittel:  Wh.  Stokes,  A  Cornish  Glossary,  Trans.  Phil.  Soc. 
1869,  S.  137 — 250;  Robert  Williams,  Lexicon  Cornu-Britannicum, 
Llandovery  und  London  1865  (vorzüglich;  vor  der  normalisierten 
Orthographie,  die  namentlich  in  den  Aufschlagewörtern  durchgeführt 
ist,  ist  jedoch  zu  warnen);  Loth,  Remarques  et  corrections  au  lexi- 
con Cornu-Britannicum  de  WilHams,  Paris  1902;  Jago,  Enghsh- 
Cornish  Dictionary,  Plymouth  1887  (mit  einiger  Vorsicht  zu  be- 
nutzen). Eine  Grammatik  ist  in  dem  Werke  von  Norris  enthalten 
(II  217 — 308);  Jenner,  Handbook  ;'is  addressed  to  the  general 
Cornish  public  rather  than  to  the  skilled  philologist«. 

§  16.  Als  Merkmal  des  Mittel-  und  Neubretonischen  kann 
man  das  ö  (geschrieben  eu)  aus  ursprünglichem  ä,  ö  (altbretonisch 
o)  anführen.  Als  Grenze  zwischen  dem  Mittel-  und  Neubretonischen 
setzt  man  das  Werk  des  R.  Pere  Maunoir,  Le  sacre  College  de 
Jesus,  Quimper-Corentin  1659.  Der  Untei-schied  zwischen  den 
beiden  Perioden  ist  mehr  orthographisch  als  sprachlich;  Maunoir 
unternimmt  eine  deutHchere  und  konsequentere  Bezeichnung  der 
Aussprache:  han  ^Sommer',  früher  ha  ff  (mit  urspr.  leniertem  m  und 
daher  Nasalierung  des  Vokals);  Unterscheidung  zwischen  c'h  [x) 
und  ch(.s);  konsequente  Bezeichnung  der  Anlautsmutationen.  Eine 
zweite,  gründlichere  Reform  der  Orthographie  wurde  im  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts  von  Le  Gonidec  durchgeführt. 


( 


§  16]     Einleitung.  Verwandtschaft  u.  Gliederung  d.  Keltischen.     19 

Die  mbr.  Literatur  ist  sehr  arm;  erst  vom  15.  Jahrh.  an  hat 
man  zusammenhängende  Texte,  die  aber  noch  einen  äußerst  gering  n 
literarischen  Wert  haben.  Vgl.  für  das  Mbr.  und  das  ältere  Nbr. 
Loth,  Chrestomathie  bretonne,  Paris  1890  (mit  Glossar  und  Namen- 
verzeichnissen). Die  nbr.  Schriftsprache  ist  nicht  einhcithch,  sondern 
nach  den  vier  Hauptdialekten  (Treguier,  Leon,  Comouaille  [um 
Quimper],  Vannes)  verschieden;  genaueres  über  die  Grenzen  der 
Dialekte  bei  Troude,  Dict.  fr.-br.  XXIX  f.  Die  drei  erstgenannten 
Dialekte  werden  jedoch  in  der  Schriftsprache  nicht  immer  schari" 
auseinander  gehalten ;  der  Dialekt  von  Leon  ist  am  altertümlichsten 
und  hat  durch  Le  Gonidec  einen  gewissen  Vorrang  erhalten.  Der 
Dialekt  von  Vannes  hebt  sich  von  den  übrigen  Dialekten  scharf 
ab;  er  blieb  eine  Zeitlang  von  Le  Gonidec's  orthographischer 
Reform  unberührt. 

Zur  bretonischen  Dialektologie  vgl.  Loth,  Chrestomathie  bre- 
tonne S.  360—380.  Meine  persönliche  Kenntnis  der  bretonischen 
Aussprache  beruht  auf  einem  (durch  Krankheit  unterbrochenen) 
Aufenthalt  in  St.  Pol  de  Leon  im  Sommer  1904. 

Wörterbücher:  Emile  Ernault,  Le  mystere  de  Sainte  Barbe, 
avec  traduction  frangaise  et  dictionnaire  etymologique  du  breton 
moyen,  Paris  1888;  Emile  Ernault,  Glossaire  moyen-breton,  Paris 
1895;  Le  CathoKcon  de  Jean  Lagadeuc,  dictionnaire  breton,  fran- 
gais  et  latin  [1464  datiert,  1499  erschienen],  public  par  R.  F.  le 
Men,  Lorient  (1868);  G.  Quiquer  de  Roseoff,  Dictionnaire  et  collo- 
ques  frangois  et  breton,  Morlaix  1626  und  in  zahlreichen  weiteren 
Auflagen  (die  Ausgabe  von  1633  ist  die  beste;  1671  eine  neue 
Auflage  mit  der  Schreibung  von  Maunoir);  Maunoir,  Le  sacre  Col- 
lege de  Jesus,  Quimper- Corentin  1659  (Katechismus  mit  zwei 
Wörterbüchern  und  einer  Grammatik);  Pierre  de  Chälons,  Diction- 
naire breton-frangais  du  diocese  de  Vannes,  Vannes  1723,  neu 
herausgegeben  von  J.  Loth,  Rennes  1895  (ßibliotheque  bretonne 
armoricaine  publice  par  la  faculte  des  lettres  de  Rennes,  fascicule 
1);  Dictionnaire  frangois-breton  ou  frangois-celtique  du  dialecte  de 
Vannes  par  M.  de  TA*,  Leiden  1744,  J*  Haag  1756  (vom  Abte 
Cillart  de  Kerampoul);  Gregoire  de  Rostrenen,  Dictionnaire  fran- 
gais-celtique  ou  frangais-breton,  Rennes  1732,  neu  herausgegeben 
(von  B.  JolHvet),  Guingamp  1834  (enthält  auch  nicht-bretonisches 
Sprachgut,  das  zum  Teil  in  jüngere  Wörterbücher  übergegangen  ist, 
vgl.  §  32) ;  Dom  Louis  le  Pelletier,  Dictionnaire  etymologique  de  la 
langue  bretonne,  Paris  1752  (mit  Verweisen  auf  das  Cymiische  und 


20  Einleitung.    Entlehnungsbeziehungen.         [§  16-18 

zum  Teil  auf  das  Irische) ;  Le  Gonidec,  Dictionnaire  breton-frangaisj 
Angouleme  1821,  ^  (besorgt  von  Hersart  de  la  Villemarque),  Saint 
Brieuc  1850 ;  Le  Gonidec,  Dictionnaire  frangais-breton  enrichi  d'ad- 
ditions  ....  par  Hersart  de  la  Villemarque,  Saint  Brieuc  1847; 
Troude,  Nouveau  dictionnaire  frangais  et  breton,  Brest  1869,  ^  Brest 
1886;  Troude,  Nouveau  dictionnaire  breton-frangais,  Brest  1876. 
Grammatiken :  von  Maunoir  (übersetzt  von  Lhuyd  in  seiner  Archseo- 
logia  Britannica) ;  Rostrenen,  Grammaire  frangaise-celtique  ou  fran- 
gaise-bretonne,  Rennes  1738,  neue  Ausgabe  Guingamp  1833;  Le 
Brigant,  Elements  de  la  langue  des  Celto-Gomerites,  Straßburg 
1779;  Dumoulin,  Grammatica  latino-celtica,  Prag  1800;  Legonidec 
1807,  neue  Ausgabe  in  seinem  br.-fr.  Wtb.;  Hingant,  Elements  de 
grammaire  bretonne,  Treguier  1868;  Erangois  Vallee,  Legons  ele- 
mentaires  de  grammaire  bretonne,  Saint  Brieuc  1902;  Emile  Ernault, 
Petite  grammaire  bretonne,  Saint  Brieuc  1897 ;  J.  Guillome,  Gram- 
maire du  dialecte  breton  de  Vanneö,  Vannes  1836;  Le  Bayon, 
Grammaire  bretonne  du  dialecte  de  Vannes,  Vannes  1896;  A. 
Guillevic  et  P.  Le  GofF,  Grammaire  bretonne  du  dialecte  de 
Vannes,  Vannes  1902. 

Entlehnungsbeziehungen. 

§  17.  Die  ehemalige  weite  Verbreitung  der  Kelten  hat  es 
mit  sich  geführt,  daß  man  keltische  Lehnwörter  in  sehr  entfernten 
Gegenden  finden  kann;  so  im  Griechischen  (i'oQy.og  §  44,  yaloog 
§48)  und  sogar  im  Armenischen  (to'-Ä;';  karapn  §50,4).  Keltische 
Ortsnamen  sind  nicht  selten  auf  die  Slaven  vererbt,  gelegenthch 
auch  Personennamen:  klr.  Kobryn,  gall.  Cobrünus,  Cobrünius 
(durch  germanische  Vermittlung),  Rozwadowski,  Materyaiy  i  prace 
II  342 ff.  Dagegen  ist  finn.  tarvas  (veraltet)  irgend  ein  gehörntes 
Tier'  wohl  nicht  keltisches  Lehnwort,  vgl.  Vilh.  Thomsen,  Beraringer 
mellem  de  finske  og  de  baltiske  Sprog,  Kopenhagen  1890,  S.  230. 

In  innigeren  Entlehnungsbeziehungen  steht  das  Keltische  zum 
Italisch-Romanischen,  Iberisch-Baskischen,  Germanischen. 

§  18.  Es  ist  eine  bekannte  Tatsache,  daß  das  Lateinische 
eine  nicht  unbedeutende  Zahl  von  keltischen  Lehnwörtern  enthält; 
vgl.  die  Indices  dieses  Buches.  Über  die  kelt.  Lehnwörter  im  Romani- 
schen orientiert  vorläufig  Thurneysen,  Keltoromanisches,  Halle  1884. 

Die  außerordentlich  zahlreichen  lateinischen  Lehnwörter  im 
Keltischen   werden   unten   in    einem  besonderen  Abschnitt  (§§  120 


§  18—20]  Einleitung.     Entlehnungsbeziehungen.  21 

— 149)  besprochen  werden,  wobei  gelegentlich  auch  der  (bis  jetzt 
nicht  monographisch  untersuchten)  romanischen  Lehnwörter  Er- 
wähnung geschehen  wird. 

§  19.  Die  nicht-indogermanische  Sprache  der  Iberier  und 
Aquitanier,  deren  Fortsetzung  das  heutige  Baskische  ist  (vgl. 
Schuchardt,  Die  iberische  Deklination,  Sitzungsberichte  d.  kais.  Ak. 
d.  AViss.  ßd.  157,  2,  AVien  1907),  hat  zweifellos  Lehnwörter  aus 
dem  Keltischen  aufgenommen:  bask.  hartz  ^Bär',  aquitan.  MN. 
Harsus,  vgl.  ir.  art  §  52;  bask.  andre  'Frau',  aquitan.  FN 
Andere,  vgl.  mir.  ainder  'junges  AVeib',  c.  anner  'Färse',  ac. 
enderic  gl.  uitulus,  nc.  enderig  'steer,  ox',  br.  ounner  'Färse' 
(Magnus  Olsen,  BB  XXX  325—327);  bask.  izokin  'Lachs',  vgl. 
ir.  8  0  §  48,  3;  bask.  tegi  'Haus';  bask.  iratze  'Farnkraut'  ir. 
raith  §  53. 

§  20.  Die  ältesten  keltischen  Lehnwörter  im  Germanischen 
werden  bedeutend  älter  sein  als  die  keltischen  Wörter  im  Alt- 
lateinischen. Sie  sind  namentlich  für  die  Geschichte  der  Geräusch- 
laute in  den  beiden  Sprachzweigen  wichtig.  So  ist  got.  reiki  'Eeich' 
=  ir.  rige  und  got.  lekeis  'Arzt'  =  ir.  liaig  für  die  Geschichte  des 
ursprünglichen^;  ahd.  gisal  'Geißel'  =  ir.  giall  für  die  Geschichte 
des  idg.  gh  in  den  beiden  Sprachzweigen  hochwichtig.  Die  Be- 
rührungen zwischen  den  Germanen  und  den  Kelten  hat  von  der 
Zeit  ihres  ersten  Zusammentreffens  an  bis  auf  den  heutigen  Tag 
gedauert.  Auf  dem  Kontinente  werden  im  wesentlichen  die  Kelten 
gebend,  die  Germanen  empfengend  gewesen  sein,  wobei  der  Kreis 
des  keltischen  Einflusses  allmählich  geographisch  beschränkter  ge- 
worden sein  wird,  bis  schließlich  der  römische  Einfluß  an  die  Stelle 
des  keltischen  getreten  ist.  Die  Inselkelten  haben  teils  mit  den 
in  der  Spur  der  keltischen  Wanderungen  gefolgten  Angelsachsen, 
teils  mit  den  Skandinaviern  Berührungen  gehabt,  wobei  die  Kelten 
sowohl  (und  besonders)  empfangend  wie  gebend  gewesen  sind.  Die 
ältesten  englischen  Lehnwörter  im  Irischen  sind  wohl  durch  bri- 
tannische Vermittelung  aufgenommen  (z.  B.  ir.  rön  'Seehund'  bei 
Cormac,  aus  aengl.  hrän;  ir.  rot  'Weg'  c.  rhawd  (mit  rhedeg 
•  'laufen'  assoziiert)  aus  aengl.  räd;  mir.  önmit  'Toi*,  Narr'  Corm., 
nir.  öinmhid  mc.  ynfyt,  nc.  ynfyd,  vgl.  aengl.  unwitti:  mir. 
nir.  lübaim  'biege'   LL  86b  45,   vgl.  Zupitza  KZ  XXXVI  244). 

Vgl.  H.  d'Arbois  de  Jubainville,  Les  temoignages  linguistiques 
de  la  civihsation  commune  aux  Celtes  et  aux  Germains  pendant  le 
Ve  et  le  IVe  siecle  avant  J.  C,  Rev.  archeol.  in  Ser.  XVII,  187 


22  Einleitung.     Entlehnungsbeziehungen.  [§  20.  21 

— 214;  Zimmer,  Germanen,  germanische  Lehnwörter  und  germanische 
Sagenelemente  in  der  ältesten  Überlieferung  der  irischen  Helden- 
sage, ZfdA  XXXII  196 — 334;  Zimmer,  Weitere  nordgermanische 
Einflüsse  in  der  ältesten  Überlieferung  der  irischen  Heldensage, 
ZfdA  XXXV  1—172;  Zimmer,  Ossin  und  Oskar,  ZfdA  XXXV 
252 — 255;  Zimmer,  Über  die  frühesten  Berührungen  der  Iren  mit 
den  Nordgermanen,  Sitzungsber.  d.  königl.  preuß.  Ak.  d.  Wiss. 
1891,  S.  279—317;  Sophus  Bugge,  Studien  über  die  Entstehung 
der  nordischen  Götter-  und  Heldensagen,  München  1881 — 89; 
Sophus  Bugge,  Helge-Digtene,  Kopenhagen  1896;  Sophus  Bugge, 
Nyere  Forskninger  om  Irlands  gamle  Aandskultur  og  Digtning  i 
dens  Forhold  til  Norden,  Christiania  Videnskabs-Selskab,  Oversigt, 
1891,  S'.  21 — 38;  Mogk,  Kelten  und  Nordgermanen  im  9.  und 
10.  Jahrb.,  Leipzig  1896  (Programm);  Verf.,  Mandjsevning  hos 
Kelterne,  Festskrift  til  J.  L.  Ussing,  Kopenhagen  1900,  S.  185 
— 192;  Whitley  Stokes,  On  the  Gaelic  Names  in  the  Landnamabok 
and  Runic  Inscriptions,  Rc.  III  186 — 191 ;  Alexander  Bugge,  Con- 
tributions  to  the  History  of  the  Norsemen  in  Ireland,  I — II,  Chri- 
stiania, Videnskabsselskabets  Skrifter,  Hist.-fil.  Kl.,  1900,  Nr.  4—5; 
Alexander  Bugge,  Nordisk  sprog  og  nordisk  nationalitet  i  Irland, 
Aarb0ger  for  nordisk  Oldkyndighed  og  Historie  1900,  Kopenhagen ; 
Alexander  Bugge,  On  the  Fomorians  and  the  Norsemen,  by  Duald 
Mac  Firbis,  edited  with  Translation  and  Notes,  Christiania  1905; 
Alexander  Bugge,  Caithreim  Cellachain  Caisil,  edited  with  Transla- 
tion and  Notes,  Christiania  1905;  Alexander  Bugge,  Vesterlandenes 
Indflydelse  paa  Nordboernes  og  saerlig  Nordmsendenes  ydre  Kultur 
i  Vikingetiden,  Christiania,  Videnskabsselskabets  Skrifter,  hist.-fil. 
KL,  1904,  Nr.  1;  W.  A.  Craigie,  Oldnordiske  Ord  i  de  ga^liske 
Sprog,  Arkiv  f.  nord.  Fil.  X  (1894),  S.  149—166;  W.  A.  Craigie, 
Gaelic  Words  and  Names  in  the  Icelandic  Sagas,  ZfcPh.  I  439 
—454. 

§  21.  Sehr  wichtig  sind  die  Entlehnungsbeziehungen  inner- 
halb der  inselkeltischen  Sprachen.  Vor  allem  enthält  das  Irische 
eine  wahre  Flut  von  britannischen  Lehnwörtern,  deren  Aufnahme 
während  mehrerer  Jahrhunderte  von  der  Römerzeit  an  bis  gegen 
Anfang  der  literarischen  Überlieferung  allmählich  stattgefunden  hat. 
Dabei  mögen  die  u.  a.  durch  die  Ogaminschriften  bezeugten  irischen 
Kolonien  in  AVales  eine  Zeitlang  eine  vermittelnde  Rolle  gespielt 
haben.  Es  ist  längst  erkannt,  daß  die  lateinischen  Lehnwörter  im 
Irischen,    soweit   sie  auf  volkstümlichem   Wege  aufgenommen  sind, 


§  21]  Einleitung.     Eiitlehnungsbeziehungen.  23 

siüiitlich  durch  britannisches  Zwischenglied  gegangen  sind,  und 
auch  die  ältesten  englischen  Lehnwörter  sind  den  Iren  durch  üie 
Britannier  vermittelt.  Bis  jetzt  nur  wenig  beachtet  war  dagegen 
die  Tatsache,  daß  auch  echt  keltische  Wörter  massenhaft  aus  dem 
Britannischen  (in  einigen  Fällen  können  wir  bestimmter  sagen:  aus 
dem  Cymrischen)  ins  Irische  übergegangen  sind.  Als  Beispiele 
führe  ich  an: 

ir.  nös  ^Sitte',  amnas  'hart,  rauh,  übelgesinnt':  c.  naws  'Cha- 
rakter; mild,  sanft',  afnaws  'unverschämt';  air.  faibur  'Schneide': 
c.  gwaew,  PI.  gwaewawr  §395,  §  58,  3;  air.  cäin  'schön',  nir. 
caoin:  ac.  mc.  cein,  nc.  cain,  mbr.  quen  aus  *qanjo-s  oder 
*qnjo-s,  gr.  xaivog  'neu',  skr.  känljas-  'jünger',  kanjä  'Mädchen'; 
ir.  cair  'Beere'  nir.  caor  'a  mountain  berry',  caorthann  'mountain 
ash':  c.  cair  PI.  ceirion 'Beeren',  cerddin,  cerdin  'quicken-trees, 
mountain  ash',  ncorn.  kerden,  br.  kerzin,  idg.  "^qrpjo-,  vgl.  gr. 
KaQTtog  §  57,  §  46;  air.  muirmöru  gl.  Siren,  'Meermädchen':  c. 
morforwyn  'mermaid',  vgl.  morwyn  'Mädchen',  acorn.  moroin, 
mcorn.  moren  ('Meerweib'  wird  nir.  mit  Hülfe  eines  englischen 
Lehnwortes  ausgedrückt:  maighdean  mhara);  air.  foilenn,  nir. 
faoileann  'Möve':  c.  gwylan,  acorn.  guilan,  br.  goelan,  woraus 
fr.  goelan d;  (ir.  oi  ist  die  Wiedergabe  des  c.  wy);  air.  cnai  gl. 
uellus  :  c.  cnaif  'Fließ',  ncorn.  kneu,  br.  kreon,  Vannes  kaneo, 
zu  gr.  yivacpevg  'Walker',  ^vdfpaXov  'Wolle'  (die  c.  Form  hat  Epen- 
these, die  corn.  und  br.  Form  entweder  Umlaut  oder  altes  e)\  mir. 
bröinech,  bröenach  'sorgenvoll',  nir.  braonach  :  c.  brwyniog, 
brwynog  (von  brwyn  =  echt  ir.  brön  'Kummer');  mir.  gor-mac 
'Adoptivsohn',  nir.  gormhac,  garmhac  'Enkel(kind)',  gar-athair 
'Urgroßvater',  gar- mhäthair 'Urgroßmutter',  vgl.  c.  gor-hendad 
'Urgroßvater',  gor-henfam  'Urgroßmutter'  (gor-  =  ir.  for-)  br. 
gour-dadou  'Vorfahren',  gour-ni  'Sohn  des  Neffen';  die  Endung 
der  nomina  agentis  ir.  -id,  c.  -ydd  aus  -ijo-s  §  374;  air.  intrem- 
did  'postridie,  post  III.  diem'  :  mc.  trennyd  nc.  trennydd  'über- 
morgen' (enthält  c.  dydd  'Tag');  mir.  banna  'Tropfen'  (und  bainne 
'Milch'?)  :  acorn.  banne  gl.  gutta,  mcorn.  banna,  br.  banne, 
Treg.  bannec'h  §  370;  ir.  milis  'süß'  :  c.  melus;  das  Suffix  air. 
-öc  §  378;  mir.  (combrec).  Dat.  combreic  'Cymrisch'  :  c.  cym- 
raeg;  die  Endung  in  mir.  (Akk.  und  Dat.)  gsedilg  'Irisch',  nir. 
Gaeidhilge;  mir.  carraic  'Felsen',  nir.  carraig  :  mc.  carrec, 
PL  cerric,  nc.  careg  PI.  ceryg,  ncorn.  karrak,  br.  karrek, 
PI.  kerrek  (eng.  crag,  fr.  garrigue  aus  dem  Kelt);  mir.  blonac 


24  Einleitung.     Entlehnungsbeziehungen.  [§  21 

^Fett'  nir.  bionag  :  mc.  blonec,  nc.  bloneg,  blawn  acorn.  blo- 
nec,  (br.  blonek  aus  dem  C.);  nir.  faoch,  faochög,  faochän 
^periwinkle'  :  c.  gwichiad,  ncovn.  gwihan ;  air.  foich  'uespa'  :  acorn. 
guhion  'uespa',  abr.  guohi  gl.  fucos,  zu  lat.  uespa  u.  s.  w.;  air. 
liathritse  gl.  pilae,  mit  Suffixvertauschung  mir.  liathröit,  nir. 
liathröid  ^Kugel,  Ball',  nir.  liathraim  ^rolle,  gleite'  :  c.  llithred 
fem. 'glide,  slip',  llithro  %  glide';  ir.  dillat  'Gewand,  Kleidung'  : 
mc.  dillat  nc.  dillad  mcorn.  dyllas  nbr.  dillad  (mit  mouilliertem 
/);  mir.  scatän  'Hering'  nir.  sgadän  :  c.  PI.  ysgadan;  nsch. 
bidean  'Hecke'  :  c.  bidio  'Bäume  beschneiden',  bid  'Dornhecke'; 
air.  daintech  gl.  dentatus,  zu  c.  dant  'Zahn';  ir.  mannt  'die  Stelle 
eines  ausgefallenen  Zahnes,  Zahnfleisch'  :c.  mant  'Kinnlade,  Mund', 
mantach  'zahnlose  Kinnlade;  zahnlos',  zu  lat.  mentum  'Kinn', 
g.  munps  'Mund';  ir.  sant  'Begierde'  :  c.  chwant  corn.  whans  br. 
c'hoant;  vgl.  mir.  Setanta,  der  ursprüngliche  Name  des  Cuchu- 
linn:  ^exavtLoiy  britannischer  Name  bei  Ptolemäus;  ir.  bes  'Sitte', 
c  e  1  gl.  augurium  §  88  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Man  darf  sagen,  daß  das  Irische  durch  und  durch  mit  bri- 
tannischen Elementen  versetzt  ist.  Es  ist  daher  nicht  zu  erwarten, 
daß  der  irische  Einfluß  im  Britannischen  von  sehr  großem  Umfang 
wäre.  Er  fehlt  aber  jedenfalls  nicht  ganz.  Vgl.  Rhys,  Archseologia 
Cambrensis  1895,  S.  264  ff.,  Rc.  XVII,  102  ff,  Vendryes,  Hib.  voc. 
a  Lat.  S.  25.  Ein  absolut  sicheres  Beispiel  ist  mc.  kerbyt  nc. 
cerbyd  'Wagen'  abr.  Plur.  cerpit  :  mir.  carpat  nir.  carbad, 
gall.  KagßavTo-Qtyov  (in  der  Form  *karbet'  aufgenommen).  Vgl. 
noch  etwa  c.  byth  'je'  :  ir.  bith  'Welt';  c.  cnwc  'Hügel'  :  mir. 
cnocc  nir.  cnoc  c.  cnwch  abr.  cnoch  mbr.  knech  nbr.  kreac'h; 
c.  broc  'of  a  mixed  colour'  :  nir.  broc  'grey,  speckled'  und  ähn- 
liche Fälle,  die  in  §  97  besprochen  werden;  c.  credu  'glauben' 
§  69;  c.  codwm,  cwdwm  'Fall'  :  air.  cutuim;  nc.  poc  br.  pok 
'Kuß'  :  mir.  pöc  nir.  pög  (das  selbst  durch  britannisches  Zwischen- 
glied aus  lat.  päx,  päcem  stammt);  br.  mergl  'Rost,  Brand  im 
Getreide'  :  air.  meirc  gl.  serugo,  auch  'Runzel'  nir.  meirg  'Rost', 
meirgeall  'roughness,  ruggedness';  c.  celc  'Verhehlen'  :  ir.  celg 
'List'. 

Entlehnungsbeziehungen  zwischen  den  verscliiedenen  bntanni- 
schen Dialekten  sind  wohl  auch  vorgekommen:  mc.balawc 'Priester' : 
mbr.  baelec,  nbr.  belek;  nc.  heor  'Anker'  :  br.  heor;  br.  blo- 
nek, s.  oben. 


§  22]  Einleitung.     Die  Eigenart  des  Keltischen.  25 

Die  Eigenart  des  Keltischen. 

^  22.  Für  das  Keltische  ist  die  Summe  der  folgenden  Laut- 
übergänge charakteristisch:  1)  idg.  e  >  kelt.  l;  2)  idg.  p  ^  f  (y  h 
u.  s.  w);  3)  Geräuschlaut  +w  >  doppelter  Geräuschlaut  (unter  be- 
stimmten Bedingungen);  4)  idg.  ;/•;  l  >  ri,  li;  5)  idg.  yu  >  b; 
6)  st  >  ts  (in  gewissen  Fällen).  Einzeln  kommen  jedoch  diese 
Lautübergänge  (mit  Ausnahme  von  Nr.  6)  auch  anderswo  vor  (Nr.  1 
und  2  im  Armenischen,  3  im  Germanischen,  4  im  Albanesischen, 
5  im  Griechischen  und  im  Oskisch-Umbrischen).  Am  charakteri- 
stischsten für  das  Keltische  wäre  die  Lenition,  wenn  ihr  gemein- 
keltisches Alter  feststünde.  Jedenfalls  aber  bekundet  sich  in  dieser 
Erscheinung  eine  psychologische  Eigentümlichkeit,  die  für  das  Insel- 
keltische eminent  charakteristisch  ist:  ein  zäher  lautpsychologischer 
Konservatismus.  Eine  verschiedene  Behandlung  des  Wortanlauts 
in  verschiedenen  Wortkombinationen  liegt  allerdings  rein  lautpsycho- 
logisch äußerst  nahe ;  sie  wird  aber  in  den  meisten  Sprachen  durch 
den  Einfluß  der  Wortpsychologie  sofort  neutralisiert  und  gedeiht 
über  einen  nur  von  dem  geschulten  Phonetiker  bemerkten  Keim  nicht 
hinaus.  Das  Keltische  hielt  jedoch  diese  kleinen  lautlichen  Nuancen 
getreu  fest  und  entwickelte  sie  weiter.  Das  taten  zwar  auch  ge- 
wisse andere  idg.  Sprachen;  so  ein  Dialekt  des  Althochdeutschen 
(Notker)  und  gewisse  italienische  Dialekte  (s.  Schuchardt,  Bomania 
II  1  ff. ;  sardinisch  sas  kosas  :  una  gosa;  florentinisch  il  kane  :  i  hani). 
Im  Deutschen  wurde  der  Anlautswechsel  aber  wieder  aufgegeben, 
und  im  Italienischen  hat  er  nur  dialektische  Gültigkeit  erhalten. 
Im  Keltischen  wurde  er  dagegen  auf  dem  gesamten  Gebiete  von 
Generation  auf  Generation  jahrtausendelang  vererbt.  In  anderen 
Sprachen  pflegt  ferner  die  Wortpsychologie  ziemlich  bald  gegen  die 
rein  lautpsychologische  Verschmelzung  ursprünglich  getrennter 
Wörter  zu  reagieren:  neben  am,  im  steht  im  Deutschen  an  dem, 
in  dem ;  die  Infigierung  ist  im  Germanischen  über  got.  ga-u-hta-sehiij 
im  Lateinischen  über  sub  uös  placö,  ob  uös  sacrö  hinaus  nicht 
weiter  gediehen.  Im  Keltischen  wurden  aber  entsprechende  Formeln 
trotz  allen  lautlichen  Beduktionen  jahrhundertelang  festgehalten, 
bis  man  dahin  kam  "Wörter"  zu  besitzen,  die  überhaupt  keinen 
eigenen  Lautkörper  mehr  hatten,  sondern  nur  an  ihren  Wirkungen 
auf  den  folgenden  Anlaut  kenntlich  waren  (air.  ni  cheil  'er  verhehlt 
es  nicht'  u.  s.  w.).  Dieses  zähe  Festhalten  an  l'ancien  regime  hat 
einerseits  (namentlich  im  Verbalsystem)  zu  verwickelten  sprachlichen 


26  Einleitung.     Die  Eigenart  des  Keltischen.  [§  22 

Formationen  geführt,  die  auf  europäischem  Boden  wohl  nur  im 
Baskischen  ihresgleichen  haben;  andererseits  aber  zu  verblüffenden 
revolutionären  I^eubildungen,  denen  nur  das  Französische  nahe- 
kommt (im  Irischen  entsteht  ein  relatives  Pronomen  -n-  aus  dem 
bedeutungslosen  Auslaut  des  vorhergehenden  Wortes,  s.  §  266, 
§  540;  im  Französischen  entsteht  ein  Fragewort  ti  aus  einem  be- 
deutungslosen Auslaut  -t  mit  dem  Pronomen  il:  j'aime-ti?  nach 
dem  Muster  von  l'enfant  aime.-t-il?,  s.  Nyrop,  Grammaire 
historique  de  la  langue  frangaise,  II  168). 

Ein  solcher  lautpsychologischer  Konservatismus  ist  für  die 
getreue  Bewahrung  des  ererbten  Lautsystems  keineswegs  günstig. 
Viel  günstiger  ist  in  dieser  Beziehung  der  radikalere  Geist,  der 
ohne  peinliche  Hücksicht  auf  mos  maiorum  das  in  Bezug  auf  die 
Bedeutung  als  gleich  oder  verwandt  empfundene  auch  phonetisch 
gleich  macht  und  in  dieser  Weise  zahlreiche  Lautänderungskeime 
noch  rechtzeitig  vernichtet.  Im  Keltischen  (und  namentlich  im 
Irischen)  entwickeln  sich  dagegen  solche  Keime  ungestört  weiter, 
und  eine  starke  lautliche  Spaltung  des  semasiologisch  durchaus 
Zusammengehörigen  ist  hier  eine  ganz  gewöhnliche  Sache  (z.  B. 
air.  do-sluindi  'leugnet',  ni  diltai  'leugnet  nicht'  und  zahlreiche 
andere  Fälle,  die  man  im  Verbalverzeichnis  leicht  aufsuchen  kann). 
Das  Bewußtsein  von  einer  Normalgestalt  der  Wurzel  ist  so  wenig 
lebendig,  daß  z.  B.  im  Air.  in  manchen  Verbalformen  nur  ein 
einziger  Laut  von  der  Wurzel  übrig  geblieben  ist,  ohne  daß  deshalb 
eine  neubildende  Reaktion  eingetreten  wäre.  Daraus  folgt  nun 
weiterhin,  daß  ganz  verschiedene  Wurzeln  in  manchen  Formen 
zusammengefallen  sind.  Vgl.  im  Verbalverzeichnis  co  remi-foil 
zu  ling-  und  fuil  'es  gibt'  §  642;  lilsit  zu  li'gim  'lecke'  und 
fo-lilsat  zu  fo-long-  'ertragen';  imme-chomairsed  zu  com-arc- 
und  cita-comairsed  zu  com-ro-ic-;  du-roilged  'ist  vernichtet 
worden'  zu  di-leg-,  du-rolged  'wurde  verziehen'  zu  di-luig-, 
ni  roilgius  zu  leg-  'lesen',  du-rolgis  siu  'du  hast  verziehen' 
(vielleicht  ist  ein  Unterschied  im  Timbre  der  Konsonanten  hier 
vorhanden);  -fuar  'ich  fand'  zu  fo-gab-,  fo-r-uar  zu  fo-fer-; 
ad-cuaid  zu  ad-fiad-,  do-cuaid  zu  tiagu;  accomalte  gl. 
socius  zu  eil-,  mir.  comalta  'Pfiegebruder'  zu  al-;  -toissed  von 
to-fich-  und  -toissed  von  tong-.  Darauf  beruht  die  vollständige 
Verquickung  verschiedener  Wurzeln,  die  in  einigen  Fällen  statt- 
gefunden hat:  cel-  und  ciall-,  *ä/w-  'schlagen'  und  *bhun- 
'werden'  (s.  unter  ben-),  fich-  und  gal. 


§  22.  23]  Einleitung.     Plan  der  Darstellung.  27 

Der  Zeitpunkt,  wo  die  Verwickelung  des  Sprachbaus  im 
Keltischen  kulminierte,  kann  erst  nach  dem  Schwund  des  Aus- 
lautes fallen;  er  ist  aber  gewiß  älter  als  der  Anfang  unserer  Über- 
lieferung: in  der  historischen  Zeit  beobachten  wir  mehr  Verein- 
fachungen als  Komplizierungen.  Die  Reaktion  ist  früher  bei  den 
Britanniern  als  bei  den  Iren  eingetreten;  unter  den  britannischen 
Sprachen  steht  wohl  das  ßretonische  in  Bezug  auf  den  verwickelten 
Sprachbau  dem  Irischen  am  nächsten,  während  die  Vereinfachung 
im  Cymrischen  am  weitesten  vorgeschritten  ist. 

Das  im  Bau  verwickelte,  im  Laut  unursprüngliche  Keltische 
bildet  einen  scharfen  Kontrast  z.  B.  zu  dem  im  Bau  einfachen,  im 
Laut  altertümlichen  Litauischen. 

Wie  ist  dieser  eigentümliche  keltische  Sprachgeist  zu  erklären? 
Haben  die  Kelten  die  einst  gemeinindogermanische  Eigenart  ge- 
treuer als  ihre  Brüderstämme  festgehalten?  Oder  ist  gerade  der 
keltische  Geist  unter  dem  Einfluß  eines  fremden  Volkes  von  der 
ursprünglichen  indogermanischen  Art  abgewichen? 

Plan  meiner  Darstellung. 

§  23.  Die  Sprache  läßt  sich  in  zweierlei  Weise  betrachten. 
Man  kann  entweder  ohne  Bücksicht  auf  die  Bedeutung  die  Auf- 
merksamkeit auf  die  äußere  lautliche  Erscheinung  richten,  oder 
man  kann  die  Beziehungen  zwischen  Laut  und  Bedeutungsinhalt 
untersuchen.  Theoretisch  zerfällt  also  die  Sprachbetrachtung  in 
zwei  Teile:  Lautlehre  und  Bedeutungslehre. 

Man  darf  jedoch  diese  Unterscheidung  nicht  so  auffassen,  als 
sei  nur  die  Bedeutungslehre  ein  psychologisches,  die  Lautlehre  aber 
ein  physiologisches  Forschungsgebiet.  Ebenso  wie  die  Entwickelung 
der  Bedeutungsausdrücke  auf  psychologischen  Faktoren  (in  Wechsel- 
wirkung mit  der  realen  [soziologischen,  geographischen  u.  s.  w.] 
Umgebung  des  Menschen)  beruht,  ebenso  auch  die  Entwickelung 
der  Sprachlaute.  Als  physiologisch  darf  man  das  Niesen,  das 
Husten  und  noch  andere  Laute,  nicht  aber  die  Sprachlaute  be- 
zeichnen. Wohl  aber  sind  die  psychologischen  Faktoren,  welche 
die  Sprachlaute  beherrschen,  ziemlich  elementar  und  wenig  zu- 
sammengesetzt: die  Erinnerung  an  das  früher  Gehörte,  die  mini- 
malen Ungenauigkeiten  und  Täuschungen  des  Gedächtnisses  mit 
ihrer  Tendenz  sich  in  einer  bestimmten  Richtung  zu  häufen,  die 
Bequemlichkeit,  die  meist  unbewußte  Nachahmung  anderer  Sprecher 


28  Einleitung.     Plan  der  Darstellung.  [§  23 

u.  s.  w.  Und  auch  die  in  Betracht  kommenden  Faktoren  aus  der 
Umgebung  der  Menschenseele  sind  verhältnismäßig  einfach  und 
konstant:  die  Natur  der  Sprechorgane,  die  Forderung  auf  Verständ- 
lichkeit seitens  der  Hörenden,  die  bei  anderen  Sprechern  vorkom- 
menden Abweichungen  der  Aussprache  (denn  nur  die  verhältnis- 
mäßig unwesentlichen  Abweichungen,  ich  möchte  sagen:  den  Stil 
der  Aussprache,  ahmt  man  nach;  der  Sprachtausch  oder  der  gänz- 
liche oder  partielle  Dialekttausch  ist  schon  eine  andere,  wenn  auch 
schwer  hiervon  reinlich  abzugrenzende  Sache).  Deshalb  ist  die 
Lautgeschichte  viel  regelmäßiger  und  viel  leichter  in  Gesetze  zu 
fassen  als  die  Geschichte  der  Bedeutungsausdrücke. 

Die  theoretische  Unterscheidung  zwischen  Lautlehre  und  Be- 
deutungslehre läßt  sich  aber  in  der  Praxis  nicht  streng  durchführen. 
Theoretisch  sollte  man  sich  in  der  Lautlehre  nur  mit  den  Lauten, 
bez.  den  einzelnen  Artikulationen  oder  den  Lautgruppen  (Silbe, 
Sprechtakt  u.  s.  w.)  beschäftigen,  während  das  Wort  bez.  die  mor- 
phologischen Elemente  des  Wortes  und  der  Satzbau  den  Gegen- 
stand der  Bedeutungslehre  bilden  sollte.  Diese  Verteilung  der  Ge- 
biete wird  dadurch  nicht  erheblich  beeinträchtigt,  daß  man  in  der 
Lautgeschichte  fortwährend  auf  eine  Reihe  von  wortpsychologischen 
Faktoren  Rücksicht  nehmen  muß,  welche  (durch  Analogiebildungen 
u.  s.  w.)  die  rein  lautpsychologische  Entwickelung  stören.  Aber  so 
wie  die  Lautlehre  in  der  Praxis  abgegrenzt  wird  und  nach  der  Art 
der  sprachlichen  Geschehnisse  abgegrenzt  werden  muß,  ist  ihr 
eigenes  Objekt  oft  mehr  als  halbwegs  wortpsychologisch.  Ich  er- 
innere an  die  Auslautsgesetze,  an  die  verschiedene  Behandlung  des 
Anlauts  und  des  Inlauts  und  noch  andere  Fälle,  in  denen  die  Be- 
deutung auf  die  Lautentwickelung  den  entscheidenden  Einfluß  aus- 
übt, ohne  daß  es  möglich  wäre,  die  betreffenden  Abschnitte  aus 
der  Lautlehre  loszutrennen  um  sie  in  die  Bedeutungslehre  einzu- 
fügen. Auch  die  Akzcntlehre  läßt  sich  ohne  Heranziehung  mor- 
phologischer Begrifie  absolut  nicht  aufbauen.  Ferner  eriimere  ich 
daran,  daß  das,  was  rein  lautpsychologisch  entstanden  ist,  nachträg- 
lich in  den  Dienst  der  Wortpsychologie  genommen  werden  kann, 
so  z.  B.  die  idg.  Vokalalternationen  und  im  Keltischen  die  ver- 
schiedenen Sandhierscheinungen.  Die  Syntax  der  keltischen  Sandlü- 
erscheinungen  wird  in  meiner  Darstellung  in  der  Lautlehre  behandelt. 

Die  Lautlehre  läßt  sich  von  mehreren  Gesichtspunkten  be- 
trachten: genealogisch  (woraus  ist  ein  gegebener  Laut  entstanden, 
oder  wozu  ist  er  geworden?),    chronologisch   (wann   sind  die  Laut- 


§  23]  Einleitung.     Plan  der  Darstellung.  29 

änderungen  eingetreten?),  lautpsychologisch  (wie  und  weshalb  ist 
die  Änderung  eingetreten?).  Es  ist  unzweckmäßig,  den  einen  Ge- 
sichtspunkt (etwa  den  genealogischen)  als  Haupteintcilungsprinzip, 
den  anderen  (etwa  den  chronologischen)  als  Untereinteilungsprinzip 
zu  verwenden.  Ich  habe  die  Lautlehre  in  zwei  Abschnitte  einge- 
teilt: 1)  den  genealogischen  Teil,  der  teils  absteigend  ist  und  von 
dem  idg.  Lautbestand,  von  den  idg.  Lautalternationen  und  (für  die 
Lehnwörter)  vom  Lateinischen  ausgeht,  teils  aufsteigend  von  den 
keltischen  Einzelsprachen  ausgeht  (der  aufsteigende  Abschnitt  ist 
jedoch  nur  eine  Rekapitulation  und  bildet  den  Schluß  der  ganzen 
Lautlehre);  2)  den  lautpsychologisch  geordneten  Abschnitt.  Die 
Chronologie  wird  in  den  beiden  Hauptabschnitten  anmerkungsweise 
berücksichtigt  ohne  auf  die  Einteilung  Einfluß  auszuüben. 

Ein  großer  Teil  der  Bedeutungslehre  eignet  sich  wenigstens 
zur  Zeit  nur  für  lexikalische,  nicht  für  grammatische  Darstellung. 
Die  allgemeinen  sprachphilosophischen  Gesichtspunkte,  welche  für 
die  Verschiebung  der  AVortbedeutungen  (worauf  man  in  der  Regel 
die  Bezeichnung  Semasiologie  beschränkt)  anzulegen  sind,  sind  oft 
genug  erörtert.  Aber  die  Masse  der  Einzeltatsachen,  die  auf  diesem 
Gebiete  das  Lidividualgepräge  einer  gegebenen  Sprache  bedingen, 
hat  man  noch  nicht  unter  Gesetze  gebracht.  Vorläufig  muß  man 
sich  in  der  Grammatik  auf  die  Beschreibung  und  Geschichte  einer 
Anzahl  von  Eormenkategorien,  ihrer  Bedeutung  und  Verbindung 
im  Satze  beschränken.  Meine  Bedeutungslehre  behandelt  in  der 
traditionellen  Reihenfolge  die  Komposition,  die  Derivation  und  die 
Flexion  der  verschiedenen  Wortklassen;  die  Syntax  ist  nicht  als 
besonderer  Abschnitt  ausgesondert,  sondern  mit  der  Formenlehre 
vereinigt. 


30 


Lautlehre. 


A.  Absteigende  genealogische  Abteilung. 

I,    Die  keltischen  Fortsetzungen  der  idg.  Lautet 

§  24.  Die  Vergleichung  der  einzelnen  idg.  Sprachen  führt 
auf  das  folgende  als  gemeinsame  Vorstufe  aller  einzelsprachlichen 
Lautsysteme  vorauszusetzende  "urindogermanische"  Lautsystem: 

Silbische  Vokale:   a  o  u  e  i    ä  ö  ü  e  t\ 
Silbische  Sonorlaute:    r  l  n  m    f  l  ^  m\ 

Unsilbische  Vokale:   w  j  (bilden   mit  einem  vorhergehenden  ä  Ö  e 
Diphthonge); 


Spiranten:   {£),  s,  (ß); 

Verschlußlaute:     gh 

guh 

g'h 

dh 

bh 

3 

gu 

9' 

d 

h 

qh 

kuh 

k'h 

th 

ph 

? 

ku 

k' 

t 

P 

(Uvulare)  (Labiovelare)  (Palatale)  (Dentale)  (Labiale); 
Unsilbische  Sonorlaute:   r  l  n  m. 

Anm.  Auf  Grund  der  Entsprechung  ind.-iran.  i :  arm.  alb.  slav.-balt. 
gr.  lat.  kelt.  germ.  a  (Beispiel  in  §  25)  erschließen  die  meisten  Forscher 
ein  uridg.  9;  ich  setze  uridg.  a  an  (KZ  XXXVI  75—86).  Statt  der  silbi- 
schen Sonorlaute  setzen  einige  Forscher  teilweise  Gruppen  an,  welche 
neben  einem  unsilbischen  Sonorlaut  vokalische  Elemente  enthalten.  Über 
z  vgl.  §  44.  Über  p  vgl.  §  52.  Neben  dem  stimmlosen  s  setzen  die 
meisten  Forscher  ein  stimmhaftes  (nur  vor  stimmhaften  Geräuschlauten 
vorkommendes)  z  an,  vgl.  §51.  Über  die  drei  ^-Keihen  vgl.  IF  XXII  353 ff.; 
die  von  mir  als  Uvulare  bezeichneten  Laute  wurden  bis  jetzt  als  "reine 
Velare"  bezeichnet.  Ein  »  hat  vielleicht  im  Idg.  vor  hinterlingualen  Ver- 
schlußlauten bestanden,  vgl.  §  94. 


1.  Vgl.  Brugmann,  Grundriß  der  vergleichenden  Grammatik  der  indo- 
germanischen Sprachen  -^  I  Straßburg  1897. 


§  24.  25]        Die  u\g.  kurzen  silbischen  Ijaute.     fd^.  a.  31 

Dies  uridg.  System  hat  sich  im  Keltischen  in  der  folgenden 
Weise  gestaltet:  Der  Unterschied  zwischen  den  kurzen  und  langen 
Vokalen  ist  zunächst  geblieben;  die  Kurz-  und  Langdiphthonge 
sind  dagegen  zusammengefallen.  Die  Diphthonge  sind  teilweise 
(im  Nir.  immer)  monophthongiert  worden  (aus  den  Monophthongen 
sind  dann  teilweise  neue  Diphthonge  entstanden).  Aus  den  silbi- 
schen Sonorlauten  sind  Gruppen  von  unsilbischem  Sonorlaut  und 
Vokal  entstanden,  p  ist  zu  einem  Reibelaut  geworden.  Die  Uvu- 
lare und  die  Palatale  sind  zusammengefallen.  Die  Labiovelare  sind 
teilweise  zu  Labialen  geworden  (gu  in  allen  keltischen  Sprachen, 
ku  und  kifh  im  Gallischen  und  Britannischen;  dagegen  hat  g"h  in 
allen  keltischen  Sprachen  die  Labialisierung  verloren;  ä;«  und  kt^h 
haben  im  Irischen  nach  der  Zeit  der  Ogaminschriften  die  Labia- 
lisierung verloren).  Die  Tenues  und  die  Tenues  aspiratae  sind  früh 
und  vollständig  zusammengefallen.  Die  Mediae  und  Mediae  aspi- 
ratae sind  gleichfalls  zusammengefallen,  aber  Spuren  der  besonderen 
Artikulation  der  Mediae  aspiratae  lassen  sich  nachweisen,  w,  s, 
die  Verschlußlaute  und  die  unsilbischen  Sonorlaute  haben  im  Kel- 
tischen alle  eine  doppelte  Vertretung;  neben  der  normalen,  u.  a. 
im  absoluten  Anlaut  geltenden  Vertretung  gibt  es  eine  lockerere, 
schlaffere  Aussprache  (mit  größerer  Mundöffnung),  die  u.  a.  in  inter- 
vokalischer  Stellung  vorkommt;  diese  Änderung  der  Aussprache 
wird  Lenition  genannt. 

Die  idg.  kurzen  silbischen  Laute. 

§  25.  Idg.  a  (lat.,  gr.,  germ.,  lit.,  alb.,  arm.  a^  slav.  o^  indisch- 
iranisch a  oder  i)  ergibt  kelt.  a.  Beispiele:  ir.  salann  ^Salz'  c. 
halen  acorn.  haloin  br.  c'hoalenn,  holenn  (zur  Vokalmetathese 
vgl.  §  222  Anm.):  zu  lat.  sal  gr.  aXg  got.  sali  asl.  soli  arm.  ai 
'Salz',  vgl.  iit.  saldüs  'süß',  alb.  yielm  'salzig'  (mit  Umlaut;  vgl. 
KZ  XXXVI  285);  ir.  anal  'Atem'  c.  anadl  mbr.  alazn  nbr. 
alan,  halan  V.  banal :  zu  lat.  animus,  anima  'Seele'  gr.  avefdog 
'Wind'  got.  us-anan  'ausatmen'  asl.  qxati  'duften',  v-onja  'Duft' 
skr.  aniti  'atmet';  ir.  arathar  'Pflug'  c.  aradr  acorn.  aradar 
mbr.  arazr  nbr.  arar  :  lat.  arätrum  gr.  ccqotqov  an.  arj)r  ht. 
ärklas  asl.  7'alo  poln.  radlo  (aus  urslav.  ^ordlo-,  vgl.  asl.  orati 
'pflügen')  arm.  arawr;  ir.  athir  'Vater'  gall.  Ateronius  MN  :  lat. 
pater  gr.  jiaiijQ  got.  fadar  arm.  hajr  skr.  pitd,  Akk.  pitar-am; 
ir.  cathir  'Stadt'  c.  cader  'Hügel-Festung'  :  lat.  caterua  'Schar' 
umbr.  kateramu  'cateruamini'. 


32  Idg.  a,  0.  [§  25.  26, 1 

Über  die  Infektionsvokale,  die  im  Irischen  als  Zeichen  des 
Timbre  des  folgenden  Konsonanten  nach  dem  silbischen  Vokal  ge- 
schrieben werden  können  vgl.  §  236,  237  (ir.  aile  ^ein  anderer' 
d.  h.  al'e,  vgl.  lat.  alius;  ir.  Akk.  PL  baullu  d.  h.  haUUu,  von 
ball  'Glied'  :  gr.  (palXog  'das  männliche  Glied').  Über  die  Änder- 
ungen, denen  der  keltische  Vokal  a  (aus  idg.  a  oder  anderen  Ur- 
sprungs) durch  Umlaut,  Epenthese  u.  s.  w.  unterliegen  kann  (Akk. 
PL  bullu,  Nom.  PL  boill  'Glieder';  die  Vorsilbe  ir-,  er-,  air-, 
aur-,  ur-,  d.  h.  ör-;  mc.  cein  nc.  cain  mbr.  quen  (=  ken) 
'schön'  :  gr.  yiaivog  'neu',  S.  23;  c.  erydr,  PL  von  aradr  'Pflug'; 
br.  mipien,  PL  von  map  'Sohn'  u.  s.  w.),  s.  §  252,  238,  255, 
256,  257. 

Ob  das  idg.  a  je  ein  gemeinkeltisches  o  ergeben  kann,  ist  un- 
sicher. Bei  ir.  muir  Gen.  mora  'Meer'  c.  corn.  br.  mor  galL 
Are-mori-ci  VN  :  lat.  mare  got.  marel  'Meer'  lit.  märes  'Haff'  asL 
mor  je  'Meer'  und  ir.  om  'roh'  c.  of  zu  lat.  amärus  'bitter'  ahd. 
ampfaro  'Ampfer'  skr.  amld-s  'sauer'  neben  gr.  w[.i6g  arm.  hum 
{u  aus  0  oder  ö  erklärbar)  skr.  ämä-s  'roh',  auch  bei  ir.  fota  'lang'  : 
lat.  uastus  'weit,  ungeheuer  groß'  (falls  diese  Gleichung  zu  Eecht 
besteht)  liegt  die  Neuerung  wohl  auf  Seiten  des  Lateinischen,  das 
oft  ein  sekundäres  a  aufweist  (KZ  XXXVII  417).  Bei  ir.  uan 
'Lamm'  c.  oen  acorn.  oin  br.  oanilat.  agnus  gr.  a[.iv6g  'Lamm' 
aengl.  eanian  'lammen'  ge-ean  'trächtig  (vom  Schafe)'  hat  man  die 
Wahl,  einen  keltischen  Lautübergang  oder  eine  idg.  Alternation 
0-  :  a-  (§  107)  anzunehmen. 

§  26.  1)  Idg.  0  (lat.,  gr.  slav.  o,  arm.  o  [a],  germ.,  lit.,  alb. 
a,  ind.-iran.  a,  ä)  ergibt  kelt.  o.  Beispiele:  ir.  odb  'Knoten'  nsch. 
faob  (mit  sekundärem  f-,  §  302;  oä-  ist  über  oj  zu  dem  durch  ao 
bezeichneten  langen  Vokal,  s.  §  38,  geworden)  c.  oddf:gr.  oocpvg 
'Hüfte';  dazu  die  Ableitung  ir.  odbrann  'Knöchel'  nsch.  aobrunn 
c.  uffarn,  ucharn  br.  ufern  (zum  /"  s.  §  290;  zum  Vokal  vgL 
unten);  ir.  orbe,  orpe  'das  Erbe'  :  zu  lat.  orbus  'beraubt'  gr.  6q- 
cpavog  'Waise'  got.  arbja  'der  Erbe'  asl.  rabü  'Sklave'  (aus  ^orbo-) 
arm.  ori 'Waise'  skr.  arbha-s  'klein,  Knabe';  ir.  beo  'lebendig'  mit 
dem  erhaltenen  Auslaut  der  o-Stämme  (s.  §159;  im  C.  ist  -o  zu  w 
geworden  z.B.  in  gwaew  'Speer'),  gall.  ^sy-o-j-iaQ-o-g  M^,  vgL  gr. 
X6y-o-g;  ir.  dorus  'Türe'  ac.  nc.  dor  br.  dor  :  zu  lat.  forum  'Markt' 
asL  dvorü  'Hof  skr.  dvära-m  'Tor,  Türe';  ir.  coli  'Hasel'  c.  coli 
acorn.  col-«^^iden  gl.  corilus  abr.  limn-coUin 'tilia'  (limn  'lentus') 
nbr.   mit  Umlaut  kel-vezenn   'Hasel'  :  lat.  corilus   ahd.    basal 


§26, 1—3]  Idg.  0.  0  y  brit.  u.  3ä 

(und  lit.  kasulas  Milgerspieß'?  Niedermann,  Melanges  Meillet  97); 
ir.  mo  'bald'  :  lat.  mox  skr.  mak.su;  ir.  roth  'Kad'  c.  rhod  :  lal. 
rota  ahd.  rad  lit.  r Titas  *Rad'  skr.  rdtha-s  'Wagen';  ir.  goirt 
'bitter'  :  asl.  gori-kü  'bitter'  (dazu  air.  gorte  nir.  gorta  'Hunger' 
'Hungersnot';  vgl.  zur  Bedeutung  alb.  zi  'Trauer,  Hungersnot'). 

0  unterliegt  im  Keltischen  verschiedenen  Änderungen  durch 
Infektion:  es  wird  zu  u  im  Irischen  nach  §  252  (muir  'Meer',  mug 
'Sklave'),  zu  ei,  e  im  Britannischen  durch  Epenthese  oder  Umlaut 
nach  §  255-257. 

2)  Im  C.  wird  o  vor  gewissen  unsilbischen  Gruppen  zu  ii  (ge- 
schrieben w),  woraus  in  nichtletzter  Silbe  9  (geschrieben  y):  c.  twng 
'Eid',  tyngu  'schworen',  s.  ir.  tong-  im  Verbal  Verzeichnis;  c.  ystlwn 
ir.  slond  §  50,5;  c.  mwng  neben  ir.  mong  'Haar,  Mähne',  §61; 
c.  mwn,  mwnwgl  'Hals'  ir.  muin-torc  'torquis',  muinel  'Hals': 
zu  ahd.  mana  'Mähne'  skr.  manjä  'Nacken'  lat.  monile  'Hals- 
band' asl.  monisto  'monile'  u.  s.  w.  (ac.  minci  'monile'  nc.  mynci 
'hame,  part  of  a  horse  collar'  ist  unklar,  sieht  aber  aus  wie  ein  Kom- 
positum von  mwng;  vgl.  br.  mor-go  'collier  de  cheval';  dann  müßte 
ir.  muince  gl.  collarium  britannisches  Lehnwort  sein  und  hätte 
mit  gall.  (Äavidyirig  'Halsband'  nichts  zu  tun);  c.  mynydd  'Berg' 
neben  abr.  -monid,  corn.  meneth  nbr.  menez  (mit  Umlaut) 
'Berg'  (nsch.  entlehnt  monadh  'moor,  heath'  mit  o  =  c.  a  wie  in 
combrec  S.  23,  önmit  S.  21)  :  aus  *monijo-,  eig.  'Hals',  vgl.  zur 
Bedeutung  gr.X6q)og  'Nacken,  Hügel'  u.  s.  w.,  zur  Form  an.  möni-r 
'Dachfirst'  aus  *mö7iijo-;  c.  myned  'gehen'  corn.  mones  br.  mo- 
net;  c.  llyfan  'Schnur,  Strick'  ir.  loman  §  99;  c.  iwrch  acorn. 
yorch  br.  iourc'h  :  gr.  Loq^,  §  44;  c.  twrch  acorn.  torch  br. 
tourc'h  ir.  torc  'Eber';  c.  llwrw  §  61;  c.  gwddw  'Hals'  §  43; 
c.  byddar  br.  bouzar  'taub'  §  67.  Vor  auslautendem  -ä  findet 
dieser  Übergang  nicht  statt;  daher  llong  'Schiff'  fem.  neben  llyn- 
ges  'Flotte'.  Die  schon  angeführten  Beispiele  zeigen,  daß  in 
einigen  Fällen  ein  u  (geschrieben  ou)  auch  im  Br.  auftritt;  vgl. 
noch  br.  gourdadou,  gourni  S.  23;  br.  ounnenn  Plur.  ounn 
'Esche'  c.  onnen  fem.,  §  50,  9;  br.  ounner  'Fäi-se',  §  19,  §  222. 
Die  bretonische  Regel  ist  jedoch  von   der  cyrarischen  verschieden. 

Anlautendes  o  scheint  im  Brit.  gelegentlich  zu  einem  d  gedehnt 
worden  zu  sein,  das  mit  dem  ö  der  lateinischen  Lehnwörter  die 
gleichen  Schicksale  gehabt  hat:  c.  uffarn  u.  s.  w.  'Knöchel',  s. 
S.  32;  c.  ulw  'bot  embers'  :  lat.  puluis  'Staub',  altl.  poluis. 

3)  Im  Altirischen  wird  betontes  o  vor  einem  schwindenden  a 

Pedersen :  Vgl.  kelt.  Gramm.  3 


34  Idg.  o>a.  [§  26, 3. 4 

zu  a:  fo-gaibim  'ich  finde',  aber  ni  fagbaim  *ich  finde  nicht', 
s.  §  253.  Im  allgemeinen  darf  man  sonst  sagen,  daß  das  Altirische 
noch  den  Übergang  o  y  a  nicht  kennt.  Später  kommt  aber  ein 
solcher  Übergang  in  bedeutendem  Umfang  vor,  wobei  jedoch  die 
verschiedenen  Dialekte  häufig  auseinander  gehen.  Die  Regeln  sind 
schwer  zu  erkennen;  es  handelt  sich  vielleicht  nicht  so  sehr  um 
eine  Entlabialisierung  wie  um  eine  ofienere  Aussprache  (o  ist  im 
Nir.  geschlossen,  a  dialektisch  ziemlich  a-ähnlich).  Beispiele:  air. 
odbrann  ^Knöchel'  mir.  adbrond;  air.  coss  'Fuß'  altbritann. 
(pikt.)  'AQyevTO-%o^og  MN  (:  lat.  coxa  'Hüfte'  ahd.  hahsa  'Knie- 
bug des  Hinterbeins'  skr.  kaksä  'Achselgrube')  nir.  cos,  nsch.  cas; 
mir.  boss,  bass  'flache  Hand',  nir.  nsch.  bas;  air.  doss  'Busch' 
nir.  das  nsch.  dos;  air.  doch  'Stein'  nir.  doch  nsch.  dach; 
air.  hol  ad  'Geruch'  nir.  baladh  und  boladh;  air.  oxal  nir.  as- 
gall  'Achselhöhle';  air.  cosc  'Zurechtweisen'  nir.  cosg,  cosgadh 
nsch.  casgadh;  air.  foscad  'Schatten'  nir.  fasgadh  nsch.  fas- 
gath;  air.  folach  'Versteck'  nir.  nsch.  falach;  air.  folam  'leer' 
nir.  nsch.  falamh;  air.  torbe  'Nutzen'  mir.  tarbe  nir.  tairbhe, 
Arran  tardvd,  Donegal  dhäidVd  'on  account  of ' ;  air.  foirrce  'Meer' 
nir.  fairrge,  Arran  und  Donegal  fardgd;  mir,  colptha  'Schien- 
bein' nir.  calpa  Arran  kabpa;  air.  folcaim  'bade'  nir.  falcaim 
und  folcaim  (folc  'Wasserflut');  air.  muir  Gen.  mora  'Meer'  nir. 
muir  Gen.  mara;  mir.  fota  'lang'  nir.  fada;  air.  cobir  'Hülfe' 
nir.  cabhair,  cobhair;  mir.  Bodb,  Badb  'Schlachtkrähe',  s. 
§  43.     Mehr  mir.  Beispiele  bei  Zimmer,  KZ  XXXII  167  \ 

4)  Im  Britannischen  liegt  ein  Übergang  o  y  a  vor,  der  ent- 
schieden als  eine  Entlabialisierung  aufzufassen  ist  und  von  einem 
unsilbischen  Labial  bewirkt  wird:  ir.  fossad  'fest'  c.  gwastad 
'eben'  (br.  goustad);  ir.  foscad  'Schatten'  c.  gwasgod  br.  gwas- 
ked  'Schutz  gegen  den  Wind';  ir.  folam  'leer'  (von  fo-  'unter' 
undläm  'Hand')  c.  gwallo  'leeren'  (y  gwallofier  Gesetze  Gwent. 
I  24,  3  vgl.  I  35,  6),  aber  br.  goullo  'leer';  air.  fotha  'Grund- 
lage' c.  gwadn  'Grundlage,  Fußsohle'  acom.  goden  fruit  gl. 
planta;  air.  fodail,  fodil  Inf.  'verteilen'  c.  gwaddol  'Mitgift';  ir. 
folt  'Haar'  c.  gwallt :  ahd.  wald  'Wald'  (und  asl.  vladi  'Haar'; 
idg.  Alternation  /  :  d)\  c.  gwala  'Fülle,  genug'  mbr.  gwalch  'Über- 
fluß' nbr.  a-walc'h  'genug'  :  lat.  uulgus  'die  große  Menge';  air. 
Plur.  f  oll  ig  'nachlässig'  (nir.  faill  'Nachlässigkeit')  c.  gwall  'Nach- 
lässigkeit, Mangel'  br.  gwall  'schlcclit';  ir.  folcaim  'wasche'  c. 
golchi    corn.   golhy    br.  gwalc'hi.     Nach   welchen    Regeln    bald 


§  26, 4.  27]  Idg.  0,  u.  35 

gwa-  bald  go-  (br.  gou-)  erscheint,  ist  unklar.  Das  folgende  Bei- 
spiel scheint  den  Wandel  auch  für  das  Gallische  zu  erweisen:  mir. 
foss  'Diener'  ac.  guas  nc.  gwas  com.  guas  'Jüngling,  Diener' 
br.  gwaz  'Mann'  gall.  Dago-uassus  MN  :  *upo-stho-  'der  Be- 
gleiter eines  Vornehmen',  vgl.  skr.  upa-sthäna-m,  'Aufwartung,  Ver- 
ehrung, Dienst'  (zu  gr.  dovog  'Bürger'  darf  man  die  Sippe  nicht 
stellen,  weil  dann  die  keltische  Bedeutungsentwickelung  uner- 
klärt wäre).  Daneben  kennt  das  Gallische  vielleicht  eine  Dissimila- 
tion von  wo  zu  we  :  para-ue-redus  'Beipferd',  uer-tragus  'eine 
Art  schnellfüßiger  Hunde'  (vgl.  die  irischen  Präpositionen  fo  und 
for).     Unklar  ist  acorn.  darat  mcorn.  daras  'Türe'. 

g  27.  Idg.  u  (lat.  u,  gr.  v,  germ.  o,  u,  lit.  u,  sl.  ü,  alb.,  aran., 
ind.-iran.  u)  erscheint  im  Gall.  als  u  (selten  o  :  Epo-so-gnatus 
MN  "sehr  pferdekundig",  s.  §358),  im  Neukeltischen  teils  als  ii  (c. 
w,  br.  ou  geschrieben),  teils  als  o.  Im  Irischen  erscheint  in  der 
Regel  o;  u  nur  unter  dem  Einfluß  eines  u  oder  i  der  folgenden 
Silbe  (§  252);  im  C.  ist  u  die  Regel,  nur  vor  urspr.  auslautendem 
-ä  steht  0  (§  258).  Das  Cornische  hat  o.  Für  das  Bretonische 
wird  u  als  das  regelmäßige  anzuerkennen  sein,  wofür  in  älterer 
Zeit  und  heute  dialektisch  oft  o  auftritt  (mbr.  con  nbr.  koun 
'Hunde'  gr.  -^^vveg,  §  453,  nbr.  kounnar,  konnar  'Hundswut'). 
Beispiele:  ir.  cloth  'berühmt'  c.  clod  fem.  'Ruhm'  corn.  clos  abr. 
clot  (neben  gur-clut  gl.  euidentis) :  zu  lat.  inclutus  'berühmt'  gr. 
-^IvToq  'berühmt'  ahd.  Hlot-hari  arm.  lu  'kund'  skr.  srutä-s  'ge- 
hört, berühmt';  ir.  sruth  'Strom',  Gen.  srotha  c.  ffrwd  acorn.  fr ot 
br.  froud  :  *srutu-s  zu  gr.  qew  'fließe'  skr.  sravati  'fließt';  ir.  buith 
Inf.  'sein'  (2-Stamm)  c.  bod  (ä-Stamm)  corn.  bos  br.  bout  :  gr. 
cpvoig  'Natur'  u.  s.  w.;  ir.  both  'Hütte'  c.  bod  fem.  'Wohnung'  : 
lit.  bütas  'Haus';  ir.  buide  'Dank'  (^ä-Stamm)  c.  bodd  'freier 
Wille,  Zustimmung'  (wohl  ein  ä-Stamm;  wird  wohl  nur  deshalb 
nicht  als  fem.  aufgefaßt,  weil  es,  soweit  ich  sehe,  mit  einem  Adjektiv 
oder  Artikel  nicht  verbunden  wird)  corn.  both  'Wille'  :  vgl.  ahd. 
gibot  'Gebot',  zu  gr.  7cvvd^dvof.iai  'erfahre'  lit.  pa-bundü  Prät. 
pa-budaü  'erwache'  asl.  hüdeti  'wachen'  skr.  hudhjate  'erwacht, 
wird  gewahr,  erkennt';  ir.  domun  'Welt',  domain  'tief  c.  dwfn, 
fem.  dofn  'tief  corn.  down  br.  doun  'tief  gall.  Dubnoreix  IVIN 
'Weltkönig'  :  lit.  dügnas  (-gn-  aus  -hn-)  asl.  düno  {-n-  aus  -hn-) 
'Boden';  ir.  dobur  'Wasser'  Corm.,  dobor-chü  'Biber,  Otter  c. 
dwfr  'Wasser'  corn.  dour  (d.  h.  dowr)  br.  dour  (d.  h.  dur)  gall. 
Uerno-dubrura    Fluß-N.    'Erlenwasser'   :  lit.    duburas    'Grube, 

3* 


36  Idg.  u,  e.  .  [§  27.  28, 1. 2 

Loch'  asl.  c?«5n 'Tal'  (aus  *c?w^n)  poln.  Dbra,  heute  Br da  Fluß-N. 
(Rozwadowski  in  der  Festschrift  Almae  matri  Jagellonicae,  Lera- 
bergl900,  S.  2— 5  des  Separatabzugs) ;  ir.  droch  'schlecht'  c.  drwg 
corn.  drog  br.  drouk  :  ahd.  trockan  'trocken'  ae.  dryge;  mir.  oss 
'Hirsch'  nir.  nsch.  os  corn.  Plur.  ohan  'Ochsen'  br.  Plur.  ouhen, 
oc'hen  'Ochsen'  :  ahd.  ohso  skr.  uksä  (n-Stamm)  'Ochs'. 

u  unterhegt  im  Brit.  dem  Umlaut  (§  255—257;  >  c.  y,  ge- 
schrieben y;  corn.,  br.  e)  :  c.  ych  'Ochs',  u  wird  in  vortoniger  Silbe 
im  C,  zu  9  (geschrieben  y)  :  mc.  Plur.  ychen  nc.  ychain  'Ochsen'; 
c.  dyffryn  'Wasserweg,  Tal',  §  279. 

Ob  das  aus  idg.  u  entstandene  ir.  o  an  dem  mir.  und  nir. 
Übergang  zu  a  teilnimmt,  ist  zweifelhaft,  da  kein  sicherer  Beleg 
beigebracht  ist;  ir.  doch  'Stein'  und  hol  ad  'Geruch'  werden  von 
Stokes,  Urkelt.  Sprsch.  mit  idg.  u  angesetzt,  aber  ohne  durch- 
schlagende Begründung;  ebenso  unsicher  ist  die  Deutung  von  ir. 
doss  'Busch'  bei  Falk  og  Torp,  Etymologisk  ordbog  I  121.  Es 
ist  von  vornherein  sehr  gut  denkbar,  daß  das  aus  u  entstandene  o 
in  air.  Zeit  geschlossener  als  das  idg.  o  war  und  deshalb  nicht  zu 
a  geworden  ist. 

§  28.  1)  Idg.  e  (lat.,  gr.  e,  germ.  e  {%),  lit.,  slav.  e,  alb.  ie, 
je,  ja,  e,  arm.  e  (i),  ind.-iran.  a  mit  Palatalisierung  eines  vorher- 
gehenden Hinterlinguals)  ergibt  kelt.  e:  ir.  ech  'Pferd'  mc.  ebawl 
nc.  ebol  acorn.  ebol  br.  ebeul  'Füllen'  gall.  Epo-sognatus  MN 
"pferdekundig",  Epona  'Göttin  der  Pferde  und  Esel'  :  lat.  equus 
as.  ehu-  skr.  a^va-s  'Pferd'  (und  mit  sekundären  Lautübergängen 
gr.  iTTTcog  'Pferd',  lit.  asva  'Stute',  arm.  es  'Esel');  ir.  cethir  c. 
pedwar  corn.  peswar  br.  pevar  'vier'  gall.  petor-ritum  'vier- 
rädriger Wagen'  :  gr.  Thrageg  got.  fidwör  lit.  keturi  asl.  cety^^e 
skr.  catväras  'vier'  (lat.  quattuor  arm.  c^orJc);  ir.  cerd  'Hand- 
werk' c.  cerdd  'Poesie'  :  gr.  x6^dog  'Vorteil,  Schlauheit'  (lat.  cerdö 
'Handwerksmann'  ist  wohl  griechisch);  ir.  dess  'dexter'  c.  de  heu 
corn.  dyghow,  dyow  br.  dehou  gall.  Dexsiua  GN  :  lat.  dex-ter 
gr.  öe^wg  got.  taihswa  'dexter'  lit.  desine  'die  Rechte'  asl.  desnü 
alb.  djap-td  skr.  dakm-  'dexter';  ir.  ben  'Frau'  br.  e-ben  'die  andere'  : 
ahd.  quena  pr.  genno  u.  s.  w.,  s.  S.  47;  ir.  berbaim  'siede'  c. 
Inf.  berwi  br.  birvi,  Part,  bervet  :  lat.  ferueö;  ir.  sen  'alt' 
c.  corn.  br.  hen  gall.  Seno-gnatus  MN  :  lat.  sen  ex  'alt'  gr.  Vvr^ 
xat  vtö  'der  Tag  vor  dem  Neumond'  got.  sinista  'der  älteste'  lit 
senas  'alt'  arm.  hin  skr.  sana-.^. 

2)   e  unterliegt  im  Ir.  einem  Umlaut  (Hebung)  zu  i  (§  252)  : 


§  28,  2.  3]  Idg.  e  >  kelt.  i.  37 

ir.  mid  Goii.  nieda  'Met'  c.  medd  acorn.  (Plur.?)  medu  \)v.  mez  : 
gr.  i.ik'&v  ahd.  metu  'Met'  lit.  rnidüs  'Met'  medüs  'Honig'  asl. 
medü  'Honig,  Met'  skr.  mddhu  'Honig,  Met',  e  kann  im  C.  durch 
Umlaut  zu  //;  durch  Epenthese  zu  ei  werden  (§  255).  Über 
Umlaut  im  Corn.  und  Br.  s.  §  256,  257;  im  Corn.  wird  auch 
ohne  Umlaut  bisweilen  y  für  e  geschrieben:  myrgh  'Mädchen'. 
Über  i  aus  e  im  Dialekt  von  Vannes  s.  §  352. 

8)  e  ist  vor  Nasal  +  Verschlußlaut  zu  i  (ir.  iy  gall.  i;  daraus 
c.  ijy  corn.  y,  br.  e)  geworden;  im  Ir.  scheint  jedoch  dieser  Über- 
gang nur  vor  vorderen  Vokalen  und  u  stattgefunden  zu  haben:  c. 
gwynt  corn.  gwyns  br.  gwent  'Wind'  :  lat.  uentus  got.  ivinds 
{e  war  in  diesem  Worte  aus  noch  älterem  e  gekürzt,  s.  §  197);  c. 
Cynt  corn.  kyns  br.  kent  'früher'  gall.  Cintu-gnatus  MN  "der 
Erstgeborene"  :  zu  asl.  na-c^ti  'anfangen',  kom  'Anfang',  ahd.  hin- 
tana  'hinten',  an.  handan  'jenseits';  ac.  pimp  nc.  pump  (zum  u 
vgl.  §  259)  corn.  pymp  br.  pemp  'fünf,  aber  gall.  7ze^i7te-dovXa 
"7r£vrag)t'AAov"  :  lat.  quin que  gr.  Tvevze  got.  ^m/'lit.  penki  Sis\.pq-tt 
R\h.  pes9  'drm.  hing  skr.  panca  'fünf;  —  ir.  cingim  'gehe',  3.  Plur. 
cengait  c.  rhy-gyng  'Paßgehen'  (dazu  mit  ri  ir.  ceimm  c.  cam 
U.S.W.  'Schritt',  s.  §50,  11);  ir.  cing,  Gen.  cinged  'Krieger'  gall. 
Cingeto-rix  MN;  vgl.  im  Verbalverzeichnis  ir.  ding-,  dring-, 
ling-;  sreng-  §  50,  2;  —  ir.  lind  'Trank',  Gen.  mir.  lenna  nir. 
lionn.  Gen.  leanna  'ale,  strong  beer'  c.  llyn  'Trank';  von  diesem 
Worte  kaum  zu  trennen  ist  ein  anderes  ir.  Wort  mit  der  Bedeu- 
tung 'Wasser,  Teich,  See'  :  it  mathi  inna  ganema  oc  öul  ind 
lenda  Ml.  129 d  14  'der  Sand  (Plur.)  ist  gut  zum  Trinken  des 
Wassers';  eine  andere  Flexion  dieses  Wortes  scheint  aber  durch 
lend  gl.  liquamen  Thes.  II  42,  21,  Gen.  mir.  lindi  angedeutet  zu 
sein  (-s-Stamm;  vgl.  nir.  linn  'a  pool,  pond,  lake,  water'  und  §443); 
vgl.  c.  llyn  'Teich'  corn.  lyn  'Wasser'  (acorn.  -lin  'Teich')  br. 
lenn  'Teich'  abrit.  Aivdov  ON  gall.  Lindi macus  Fluß-N.  und 
zu  der  ganzen  Sippe  gr.  Tilr^d^ig  'Menge'  got.  flödus  'Flut',  gr. 
Ttlrjd^og  'Menge';  die  keltischen  Wörter  sind  auf  Grund  einer  ähn- 
lichen Präsensbildung  wie  in  lat.  fundö  'gieße'  (neben  gr.  X6w) 
entstanden  und  haben  ein  aus  -e-  gekürztes  -e-;  —  air.  rind  n.,  Gen. 
renda  'Stern',  rind  masc.  Dat.  Plur.  mir.  rindib  und  rennaib 
'Spitze;  aculeus'  'Brosche',  nir.  rinn  fem.,  Gen.  rinne  und  reanna 
'a  point;  the  top  of  anything'  :  vielleicht  mit  ähnlicher  Bildung  wie 
lind  zu  gr.  TteiQco  'durchbohre',  /ra^oVi^ 'Spitze,  Stachel,  Zunge  der 
Schnalle  od.  Spange'  arm.  heriun  'Pfriem';  vgl.  im  Verbalverzeichnis 


38  Idg.  eyi,e,  o,  a.  [§  28, 3—7 

die  Wurzel  rind-;  —  mir.  glend  'Tal',  Gen.  glinde  (s-Stamra)  c. 
glynn  'Tal'  mbr.  glenn  'pays'  neben  c.  glann  'Ufer'  'brink,  side, 
shore'  br.  glann  'Ufer'  ;  mnd.  klint  dän.  klint  'jähes  Ufer'  an. 
kletfcr  'Fels'  (4t-  aus  -nt')  dän.  klit  'zusammen gewehter  Sandhügel 
am  Meeresufer,  Düne'.  Vor  -nn-  mit  dazwischen  geschwundenem 
Verschlußlaut  bleibt  e  im  Ir.,  s.  im  Verbalverzeichnis  ir.  in-grenn- 
' verfolgen',  fo -glenn-  'lernen'  u.  s.  w.  —  e  scheint  vor  sw,  sp  im 
Brit.  mit  i  zusammengefallen  zu  sein:  c.  gwych  §48,  4;  ucher 
§  49,  1. 

4)  Altes  e  erscheint  im  Ir.  als  i  im  Hiatus  vor  a^  i,  u  und 
auslautendem  e:  nise,  Gen.  niath  'Schwestersohn';  siur  'Schwester'; 
eo  Gen.  iach  'Lachs'.  Überhaupt  ist  wohl  im  Keltischen  ej  mit 
ij  zusammengefallen;  vgl.  §  45,  §  48,  3,  §  54,  §  212—213. 

5)  Anlautendes  e  scheint  im  Brit.  gelegentlich  zu  einem  e 
gedehnt  worden  zu  sein,  das  mit  dem  e  der  lat.  Lehnwörter  die 
gleichen  Schicksale  gehabt  hat  :  ir.  enech  'Antlitz'  mc.  enep, 
wyneb  (>  gwyneb)  'Antlitz'  ac.  leteinepp  gl.  pagina  acorn. 
eneb  gl.  pagina  mbr.  enep  'Antlitz',  als  Präp.  'gegen'  :  gr.  ivto7CLa 
skr.  änika-m  'Antlitz';  c.  wybren  (>  gwybren)  'Himmel'  acorn. 
huibren  gl.  nubes  mbr.  noabrenn  (§  162)  nbr.  oabl  'Himmel' 
koabr  'Wolke'  (zur  Aussprache  vgl.  §  260)  neben  mcorn.  ebron 
ncorn.  ebbarn  Vannes  ebr  'Himmel'  :  zur  Wurzel  idg.  *oku-,  *ek'(- 
'sehen',  eigentlich  'Gesichtskreis'. 

6)  Über  eiv-  s.  §  42.  Über  k^e-  >  ir.  ko-  (und  kure-  >  ir. 
kro-)  s.  §  253  (ir.  coire  'Kessel'  nc.  pair  acorn.  per  :  an.  huerr 
skr.  carü-ä).  Derselbe  Übergang  e  >  o  hat  im  Brit.  zwischen  zwei 
ku  stattgefunden  :  c.  pobi  ncorn.  pobaz  'backen'  br.  pobet  'ge- 
backen' :  gr.  Tteooio  'koche'  lit.  kepü  asl.  pekq>  'backe'  skr.  pacämi 
lat.  CO  quo  'koche',  vgl.  §  53  (aber  nicht  zwischen  ä:"  und  nhi). 
Im  Osk.-Umbr.  ist  e  zu  o  geworden  zwischen  h^  und  {id)hif  vgl. 
Bück,  A  Grammar  of  Oscan  and  Ümbrian,  S.  31  (und  vgl.  die 
Lehnwörter  im  Lat.  popa,  popIna,  Pompeius). 

7)  Ein  Übergang  e  y  a  hat  in  vei'schiedenen  Sprachperioden 
stattgefunden.  Zu  erwähnen  sind  zunächst  einige  Fälle,  in  denen 
ein  urkeltisches  a  nach(?)  oder  vor  einem  g  die  Stelle  eines  alten 
e  zu  vertreten  scheint;  daran  reihen  sich  einige  nur  im  Irischen 
belegten,  aber  wie  es  scheint  gleichartigen  Fälle:  c,  acorn.,  br.  ga- 
ran  'Kranich'  gall.  tri-garanus  Epitheton  des  Gottes  Taruos  : 
gr.  yf^ai^oc; 'Kranich'  (oder  idg.  Alternation  -er-  :  -rr-;  vgl.  lat.  grus 
ahd.  chranuh    lit.   gcrve    asl.   zeravlji   arm.  krutik);   ir.   gab  im 


§  28,  7]  Idg.  ey  a.  39 

^nehmc'  u.  s.  w.,  s.  das  Verbalverzeichnis:  ahd.  geban  'geben'  (aber 
allerdings  lat.  habere  'haben';  lit.  gabenti  'bringen'  kann  idg.  a 
enthalten);  air.  mir.  gabul  'furca,  patibulum;  Verbindungspunkt 
der  Beine;  die  Stelle  zwischen  den  Schenkeln'  c.  gafl  'fork,  the 
stride'  br.  gaol  'enfourchure  des  branches  et  des  cuisses'  gallolat. 
gabalus  'Galgen'  (c.  gcfail  'Zange'  acorn.  geuel-hoern  gl. 
munctorium):  ahd.  gibil  'Giebel'  (aber  an.  gafl  'Giebel'  ahd.  ga- 
bala  'furca'  skr.  gabhasti-  'Gabeldeichsel'  können,  und  arm.  fjawak 
'Hinterteil',  das  von  Liden,  Armenische  Studien,  Göteborg  1906, 
S.  32  hierher  gestellt  wird,  muß  idg.  a  enthalten);  ir.  gataim 
'nehme,  stehle',  §  97  und  Verbalverzeichnis  :  c.  genni  'contineri, 
comprehendi,  capi'  lat.  pre-hendo  'ergreife'  gr.  xav(JaW,  Fut.  xeioo- 
(.lai  'fasse'  an.  geta  'erhalten,  erraten'  alb.  gan  'finde',  Aor.  g'eta 
(aber  asl.  gadati  'erraten'  kann,  und  lit.  godüs  'habgierig'  —  Uhlen- 
beck  PßrB  XXX  267  —  muß  idg.  ä  enthalten);  ir.  traig  'Fuß' 
c.  PI.  traed  'Füße'  gall.  uertragus  'schnellfüßiger  Hund' :  gr.  tq^xo) 
'laufe'  (Fut.  d-Qi^ofxai)  und  mit  idg.  o  gr.  tqoxoq,  'Lauf  got.  pragjan 
'laufen'  c.  Sing,  troed  'Fuß'  acorn.  fruit  mcorn.  troys  br.  troad 
'Fuß'  (und  mit  langem  Vokal  serb.  trag  'Fußstapfe,  Nachkommen', 
dessen  Bedeutung  an  ir.  trog  .i.  dann,  trogais  .i.  tusmis  erinnert); 
ir.  dag-  'gut'  c.  corn.  br.  da  'gut'  (br.  da  eo  ganen  'c'est  un 
plaisir  pour  moi')  gall.  Dago-uassus  MN  neben  ir.  deg-  'gut' 
c.  de-wr  'Held';  gall.  sagum  'Kriegsgewand'  :  lett.  seg-t  'decken, 
hüllen';  ir.  saig-,  seg-  'suchen'  (s.  Verbalverzeichnis;  aber  lat. 
sagiö  hat  idg.  ä);  ir.  aig  'Eis',  Gen.  ega  (§  44);  ir.  tech  'Haus' 
Dat.  taig;  ir.  graig  'Herde',  Gen.  grega  (§59,  4).  Das  den  Über- 
gang bewirkende  g  geht  in  c.  haeddel  'Pflugsterz'  (§  59,  1),  alt- 
brit.  Maglo-cunus  (§60)  wohl  auf  einen  idg.  Palatal  zurück  (über 
c.  adwaen  'weiß'  vgl.  Verbal  Verzeichnis  unter  gnin-);  in  ir.  laigiu 
'kleiner'  :  lat.  leuis  lag  vielleicht,  in  ir.  daig  'Feuer',  Gen.  dega 
(§  63)  wohl  sicher  ein  Labiovelar  vor.  Ir.  agad  wäre,  wenn  es 
zur  Wurzel  *ß^w-  'sehen'  (vgl.  oben)  gehörte  (was  jedoch  nach 
§  80  Anm.  1  als  ganz  unwahrscheinlich  zu  bezeichnen  ist)  auch 
mit  Bezug  auf  das  a-  ganz  singulär;  es  würde  an  ir.  c.  corn.  br. 
na  'nicht'  §  558 — 559  kaum  eine  Stütze  haben.  In  den  meisten 
Fällen  ist  ein  Uvular  im  Spiele.  Die  Alternation  in  ir.  saig-, 
seg-  'suchen'  war  wohl  sicher  mit  anderen  Alternationen  wie  at- 
bail  'stirbt'  Konj.  atbela  (§607)  assoziiert,  die  einen  ganz  anderen 
Ursprung  (idg.  -el-j  -11-)  haben;  die  Alternation  in  ir.  tailm 
'SchHnge',    Gen.  telraa   wird   gleichfalls  auf  idg.  -el-  :  -J-   beruhen 


40  Hg.  e  >  a.  Idg.  L  [§  28,  8—10.  29, 1 

und  nur  sekundär  mit  aig  :  Gen.  ega,  graig  :  Gen.  grega  assoziiert 
worden  sein. 

8)  An  Stelle  eines  zu  erwartenden  e-  erscheint  ferner  ein  a- 
in  c.  adar  ^ Vögel'  ad  an  'Flügel'  abr.  attanoc  'geflügelt'  (§  53); 
mc.  adaued  'Fäden'  nsch.  aitheamh  'Faden  (Maß)'  (§  85),  wo 
allerdings  auch  das  Lateinische  in  patere  'offenstehn'  a  hat;  c. 
alarch  'Schwan'  :  acorn.  elerhc  ir.  ela  lat.  olor  (mit  o-  aus  e-) 
'Schwan'  gr.  IMä  'ein  Sumpfvogel',  llw^tog  'Wasservogel';  c. 
agori  'öffnen'  :  ir.  eochair  'Schlüssel'.  Das  in  den  beiden  erst- 
genannten Fällen  geschwundene  'p  scheint  nicht  verantwortlich  ge- 
macht werden  zu  können,  weshalb  c.  corn.  br.  tan  'Feuer'  neben 
ir.  tene  (§  56)  kaum  hier  angereiht  werden  kann,  aber  anderer- 
seits kann  dieser  Fall  nur  mit  Aufgebung  der  landläufigen  Etymo- 
logie an  ir.  benn  c.  bann  'Gipfel'  u.  s.  w.  (mit  idg.  Alternation 
-en- :  -y.-)  angeschlossen  werden. 

Anm.  Wenn  auch  der  Nachweis  der  genauen  Bedingungen  für  das 
Auftreten  des  unter  7)  und  8)  besprochenen  a  noch  nicht  gelungen  ist,  so 
dürfte  trotzdem  die  Annahme,  daß  die  Umgebungen  des  Vokals  daran 
Schuld  sind,  mehr  für  sich  haben  als  die  Vermutung,  das  keltische  sekun- 
däre a  wäre  ähnlich  wie  das  lateinische  sekundäre  a  (KZ  XXXVIII  417)  zu 
beurteilen. 

9)  Ein  Übergang  je  >  ja  hat  unter  noch  zu  untersuchenden 
Bedingungen  im  Britannischen  und  im  Gallischen  stattgefunden: 
c.  ia  'Eis'  und  andere  Beispiele  in  §  44;  c.  hwyad  'Ente'  u.  s.  w. 
§  37,4;  c.  llwyar  'a  fire-shovel  to  take  up  coals  with',  PI.  llwyerau; 
gall.  lentumarus,  lantumarus  MN. 

10)  ß  vor  nicht  mouillierten  Konsonanten  ist  heute  im  Irischen 
zu  a  (mit  Mouillierung  des  vorhergehenden  Konsonanten)  geworden : 
air.  fer  'Mann'  nir.  fear  d.  h.  far;  im  Schottischen  spricht  man 
dagegen  ein  offenes  e  (schreibt  aber  wie  im  Irischen).  Bemerkens- 
wert ist  der  Umstand,  daß  ir.  e  im  Altnordischen  durch  ja  wieder- 
gegeben wird:  an.  Kiallakr  :  ir.  Cellach;  an.  Kiarualr  :  ir. 
Cerball;  an.  Myrkiartan  :  ir.  Muirchertach;  an.  bianak 
'Segen' :ir.  bendacht;  an.  KerJ)ialfaI)r  :  ir.  Toirdelbach.  Über 
e  >  a  in  unbetonter  Silbe  im  C.  und  Corn.  s.  §  192,  193.  Auch 
in  betonter  Silbe  ist  e  unter  Umständen  im  Ncorn.  zu  a  geworden; 
Lhuyd  gibt  pagar  'vier';  vgl.  §  31,  2,  e. 

§  29.  1)  Idg.  i  (lat.  i,  gr.  t,  germ.  i,  e,  lit.  i,  asl.  i,  alb., 
arm.,  ind.-iran.  i)  erscheint  im  Gallischen  als  i  (e  im  Auslaut  der 
Präpositionen  an  de-  ir.  ind-,are-  ir.  air-,  ate-  ir.  aith-;  dagegen 


§  29,  1.  2]  Idg.  i.  41 

ambi-  ir.  imb-;  vgl.  skr.  ddhi,  pari,  dti,  aber  ahhi,  gr.  rctgiy  tJij 
aber  ajn<pt)j  im  Ncukeltischcn  teils  als  i,  y,  teils  als  e.  Im  Irischen 
ist  e  die  Regel;  i  erscheint  unter  dem  Einfluß  eines  u  oder  i  der 
folgenden  Silbe  (§  252),  ferner  vor  n  -\-  Geräuschlaut  und  vor  nn 
(ohne  Rücksicht  auf  die  folgende  Silbe)  und  im  Hiatus  vor  einem 
a,  i,  u  und  auslautendem  e.  Im  C.  herrscht  y;  nur  vor  urspr.  aus- 
lautendem -ä  steht  e.  Das  Cornische  hat  in  der  Regel  e;  vor  nn 
und  Nasal  -f  Verschlußlaut  steht  y;  mit  e  wechselnd  erscheint  auch 
sonst  vor  gewissen  Konsonanten  {s,  d)  y  (auch  ey  geschrieben). 
Das  Bretonische  hat  immer  e;  im  Altbret.  steht  aber  noch  i,  das 
nach  ähnlicher  Regel  wie  im  C.  mit  e  wechselt  (§  258);  über  den 
Dialekt  von  Vannes  vgl.  §  352.  Beispiele:  ir.  fedb  'Witwe'  c. 
gweddw  acorn.  guedeu  :  lat.  uidua  got.  ividuwö  asl.  vidova  skr. 
vidhdvä  'Witwe'  (gr.  ^td-eog  'Junggesell');  ir.  sned  fem.  'Niß'  c. 
nedd,  Sing,  nedden  ncorn.  neä,  Sing,  neäan  br.  nez,  Sing, 
nezenn  :  gr.  Plur.  /.ovidei^  ae.  hnitu  alb.  pdni  arm.  anic  [c  aus  d 
-f  Nominativzeichen  s);  c.  gwedd  fem.  'Form'  :  zu  lat.  uideö  'sehe' 
(zur  Bedeutung  vgl.  gr.  eidog  asl.  vidü);  ir.  nig-  'waschen',  s.  Ver- 
balverzeichnis ;  ir.  bith,  Gen.  betho  c.  byd  acorn.  bit  mcorn. 
bys,  beys  br.  bed  'Welt'  gall.  Bitu-riges  VN  "Weltkönige"  : 
Ableitung  von  der  Wurzel  *  gif  ei-  'leben',  formell  =  an.  kui{)r 
'Bauch'  got.  hnpus  'Bauch,  Mutterleib';  air.  hith  c.  yd  acorn.  yd 
mcorn.  ys,  eys,  Plur.  esow  br.  ed  'Korn,  Getreide'  :  skr.  pitü-s 
'Nahrung'  (mit  ei:  lit.  pietüs 'Mittag(essen)',  vgl.  2LÜ.pitati  'nähren' 
ahd.  feizzit  'feist');  ir.  fid  'Baum',  Gen.  feda  c.  gwydd,  Sing, 
gwydden  mcorn.  gueyth,  Sing,  guethen  acorn.  guiden  br.  gwez, 
Sing,  gwezenn  gall.  Uiducasses  VN  :  an.  ui{)r  ahd.  witu 
(etymologisch  wohl  'Grenzbaum',  vgl.  lit.  vidüs  'das  Innere'  lett. 
vidus  'Mitte'  pr.  widus  'Naht'  skr.  vidhü-s  'vereinsamt');  ir.  die, 
dia  'Tag'  §  439;  ir.  find  c.  gwynn,  fem.  gwenn  corn.  guyn 
br.  gwenn  'weiß'  abr.  Uuin-mael  MN,  Uuen-brit  FN  gall. 
Uindo-bona  ON  :  zu  gr.  IvdaXXo^iai  'erscheine'  skr.  vindämi  'ich 
finde'  (W.  weid-,  wid-);  ir.  ro-finnadar  'er  weiß'  {*wi-n-d-n-,  zu 
derselben  W.);  ir.  fer  'Mann',  Vok.  und  Gen.  Sing.,  Nom.  Plur. 
f  ir,  Dat.  Sing,  fiur,  Akk.  Plur.  firu  :  lat.  uir  ahd.  wer  (mit  l: 
lit.  vyras  skr.  vlrd-s);  ir.  he  'er'  :  lat.  is  (§  502,  §  199).  Über  ij 
und  i  im  Hiatus  vgl.  §  45. 

i  wird  im  C.  in  vortoniger  Silbe  zu  9  (geschrieben  y;  §  184). 

2)  Während  die  corn.  Schreibung  -ey-  als  mit  y  gleichbe- 
deutend aufzufassen  ist  und  höchstens  auf  eine  halbdiphthongische 


42  Idg.  i,  r>  l-  [§  29, 2. 3.  30, 1 

Aussprache  des  y  deuten  kann,  ist  im  Er.  vor  auslautendem  -z 
aus  ä,  py  s  wohl  regelmäßig  ein  Diphthong  ei  entstanden:  ir.  die, 
dia  'Tag'  c.  dydd  acorn.  det  mcorn.  deth,  dyth,  geyth  ncorn. 
dyd  br.  deiz  :  lat.  dies  (vgl.  §  103);  br.  feiz  'Glaube'  c.  ffydd 
aus  lat.  fides;  br.  neiz  'Nest'  (§  51);  br.  Breiz  'Bretagne'  vgl. 
lat.  Brittones  u.  s.  w.;  br.  dreiz  'Brombeersträuche'  §  49,  5; 
nez  'Nisse'  und  gwez  'Bäume'  (s.  oben)  sind  von  den  Singular- 
formen nezenn,  gwezenn  beeinflußt;  umgekehrt  hat  heizez 
'Hirschkuh'  c.  hyddes  sich  nach  einer  dem  c.  hydd  'Hirsch'  ent- 
sprechenden Form  gerichtet. 

3)  wi  vor  nicht  umlautendem  Auslaut  ist  unter  Umständen 
im  Brit.  zu  wu  >  u  geworden:  ac.  gur  'Mann'  mc.  nc.  gwr,  Plur. 
gwyr  acorn.  gur  mcorn.  gour  br.  gour  abr.  Uur-gost :  ir,  fer 
u.  s.  w.  (S.  41);  mc.  gwnn  'ich  weiß'  :  ir.  ro-finnadar  (S.  41); 
mc.  ugeint  'zwanzig'  corn.  ugens,  ugans  br.  ugent  :  ir.  fiche 
(§  474).  tv  (>  gto  >  (/)  ist  in  den  beiden  ersten  Beispielen  unter 
dem  Einfluß  der  anderen  Formen  des  Paradigmas  festgehalten 
worden,  in  c.  ugeint  u.  s.  w.  und  ucher  §  28,  3,  S.  38,  §  49,  1 
ist  das  10  dagegen  geschwunden,  und  Anlautsdehnung  (§  199)  ist 
eingetreten.  Ein  ähnlicher  Übergang  hat  im  Nc.  stattgefunden: 
chwythu  'blasen',  gwybod  'wissen'  >  xußy,  guhod  (Sweet,  Spoken 
North  A¥elsh  423;  Carnarvon  xwußy). 

%  30.  1)  Idg.  r  (slav.,  skr.  7-,  lat.  or,  gr.  aq,  ga,  germ.  ur, 
or,  lit.  ir,  alb.  ri,  arm.  ar)  und  idg.  /  (slav.  /;  skr.  /,  r,  lat.  ul, 
gr.  a^,  Aa,  germ.  id,  ol,  lit.  il,  alb.  li,  arm.  ai,  al)  sind  urkeltisch 
vor  Verschlußlauten  und  Sonorlauten  zu  vi  und  li  geworden;  das 
i  der  so  entstandenen  Gruppen  wird  ebenso  wie  idg.  i  (§  29)  be- 
handelt. Beispiele:  ir.  breth  'Tragen,  Gebären,  Urteil'  (ä-Stamm; 
Inf.  von  berim)  c.  bryd  'Gedanke'  (^-Stamm'?)  corn.  brys  'Ge- 
danke', a  brys  benen  'from  the  womb  of  woman'  gall.  uergo- 
bretus  Amtstitel  :  lat.  fors  'Zufall'  ahd.  giburt  'Geburt'  arm. 
bard  'Haufe,  Kompositum'  skr.  bhrti-s  'Tragen';  ir.  drech  'Ge- 
sicht' c.  drych  'Anblick,  Spiegel'  (§  75,  3)  c.  drem  fem.  br.  dremni 
'Gesicht'  (^drk'sma)  :  zu  gr.  e-ÖQa'Aov  'sah'  ae.  torht  'hell'  alb. 
drite  'Licht'  skr.  drs-  'Anblick';  ir.  criss  'Gürtel',  Plur.  cressa, 
nir.  crios  Gen.  creasa,  mir.  fochrus  LU  56a  3  (furchruss 
LL  56a  42)  'Gürtung'  nir.  fochras  'the  bosom',  zu  dem  Verbum 
f  ocridigedar  gl.  accingat  Ml.  35c  32;  vgl.  27c  5;  101c  3;  31c  7; 
37c  9,  c.  crys  'Gürtel,  Hemd',  gwregys  (für  *gwe-grys,  *give- 
umgelautet  aus  *gwa-)   'Gürtel'    acorn.  kreis  gl.  camisia,    grugis 


§  30,  1]  Idg.  r,  l  >  ri,  li,  ru,  lu.  43 

gl.  cirigulum  br.  krez  'Hemd',  gouriz  'Gürtel'  V.  grouiz  Treg. 
greiz  :  ließe  sich  aus  *qrd[h)-tu-  oder  * fci'd(h)-tu-  erklären,  aber 
der  Ansatz  *qid{h)-su-  empfiehlt  sich  wegen  klr.  ceres  russ.  cerez 
poln.  trzos  'Gürtel'  (aus  *qerd-su-,  s.  ßozwadowski,  Quaest.  gramm. 
et  etym.  I  31;  gehört  zu  russ.  cereditt  'abwechseln';  eine  ähnUche 
Bedeutung  hatte  auch  das  ir.  Verbum:  torc  quasi  porc  .i.  cend- 
fochrus  Corm.  'a  mutation'  'Veränderung  des  Anlauts');  ir.  bri 
'Hügel'  U.S.W.  §59;  ir.  ren- 'verkaufen',  ir.  ara-chrin-  'verfallen, 
schwinden',  s.  Verbal verzeichn. ;  ir.  lethan  'breit'  c.  11yd an  br. 
ledan  gall.  Litano-briga  ON  "breite  Burg"  :  gr.  jclazavog  'Pla- 
tane' arm.  lajn  'breit'  {la-  aus  /-);  vgl.  gr.  jclarvg  'breit'  skr. 
prthü-s;  ir.  bligim  'melke',  Inf.  blegon  :  asl.  mlzc^  'melke'  lat. 
mulgeö  lit.  Inf.  milzti  (mit  -et-  :  gr.  af.islya)  ahd.  (Inf.)  melkan 
alb.  mjel);  Inf.  Dat.  mlith  zu  melim  'mahle',  s.  Verbalverz.;  ir. 
dlig-  'verdienen',  s.  Verbalverz.  :  got.  dulgs  'Schuld'  asl.  dlgü. 

Wie  namentlich  aus  dem  Slavisch-Baltischen  klar  hervorgeht, 
konnten  idg.  r  und  l  seit  alter  Zeit  mit  zweierlei  Timbre  {ri  und 
ru^  U  und  p')  auftreten,  vgl.  Verf.,  Materyaly  i  prace,  I  172  ff.  In 
den  meisten  Sprachzweigen  ist  jedoch  dieser  Unterschied  kaum  zu 
beobachten,  sondern  ein  bestimmtes  Timbre  (im  Keltischen  das  i- 
Timbre)  ist  durchgeführt.  Als  Reste  des  alten  ii-Timbre  können 
diejenigen  Fälle  betrachtet  werden,  in  denen  gemeinkeltisch  ru  [rö), 
lu  statt  riy  li  auftritt.  Ganz  davon  verschieden  sind  dagegen  die 
Fälle,  wo  ru  nur  im  Irischen  auftritt  und  auf  dem  Einfluß  eines 
vorhergehenden  h<'  beruht.  Beispiele:  a)  ir.  dluigim  'spalte'  :  an. 
telgia  'schnitzen'  lit.  dalgis  'Sense';  ir.  ad-tluch-  'danken',  to- 
tluch-  'bitten'  c.  adolwg  'bitten'  :  asl.  tlkü  russ.  tolk  'Deutung' 
(lit.  tiilkas  'Dolmetscher',  slav.  Lehnwort?)  lat.  loquor  'rede'  (/o 
aus  W)\  hierher  vielleicht  auch  ir.  mruig  'Mark,  Landschaft'  c. 
bro  U.S.W.  (§59,2),  mit  -ro-  im  Brit.  und  Gall.  b)  (vgl.  Zupitza, 
KZ  XXXV  253—263)  ir.  cruth  'Gestalt',  Gen.  crotha  c.  pryd 
'Zeit,  Mahlzeit'  acorn.  prit  mcorn.  prys  'Zeit'  br.  pred  :  skr. 
krtv-as  Flur,  'mal',  vgl.  sa-krt  'einmal'  osk.  petiro-pert  'viermal' 
nt.  kaf  tas  'mal',  asl.  kratü  'mal',  düva  kraty  'zweimal';  ir.  cruim 
Wurm'  c.  corn.  pryf  br.  prerv  :  lit.  kirmis  asl.  crvt  (v  aus  m) 
alb.  krimb  skr.  krmi-s.  Dieser  Wandel  von  ri  in  ru  nach  k>i  ist 
jedoch  nicht  überall  eingetreten,  vgl.  ir.  creth  'Poesie'  (§79);  ver- 
muthch  trat  er  nur  vor  einem  i  oder  u  der  folgenden  Silbe  laut- 
gesetzlich ein. 

wri   ist   im   Brit.   zu    ur   geworden    in   mc.   gwrth    nc.  wrth 


44  Idg.  r,  l  >  ar,  ra,  al,  la.  [§  30,  1.  2 

^gegen'  corn.  orth  br.  ouz  :  ir.  frith-,  fri  zur  W.  "^ivert-  in  lat. 
uertö  ^kehre,  wende',  uersus  ^gegen'  gr.  ßgaTccvav  roQvvrjv.  'Hleloi 
Hes.  got.  wairpan  ^werden'  lit.  vartyti  %rtgesetzt  wenden'  asl. 
t^rteti  'wenden'  skr.  vdrtate  'dreht  sich'. 

2)  Eine  andere  Vertretung,  und  zwar  a-Färbung  (ar,  al;  vor 
zwei  Konsonanten  ra,  la)  haben  idg.  r  und  l  im  Keltischen  vor 
Vokalen  und  Spiranten  (wozu  vom  keltischen  Gesichtspunkt  auch 
idg.  p  [>/"...]  zu  rechnen  ist),  a)  nc.  cair  'Beere'  u.  s.  w.  S.  23 
aus  urkelt.  *karjo-,  idg.  '^qrpjo-  zu  gr.  za^7roc  'Frucht'  lit.  kirpti 
'scheren'  asl.  crpati  'schöpfen'  skr.  krpäna-s  'Schwert';  ir.  carr 
'Wagen'  c.  cär  br.  karr  gall.-lat.  carrus  :  lat.  currus  'Wagen', 
currö  'laufe'  ae.  hors  'Pferd';  ir.  barr  'Spitze,  der  oberste  Teil 
einer  Sache,  Laub,  Haar'  nir.  barr  'top,  brauch,  crop'  c.  bar  'top, 
summit'  ncorn.  bar  'uertex'  br.  barr  'sommet,  brauche'  abrit. 
Cuno-barrus  MN  :  zu  engl,  bur  dän.  borre  'Klette'  ahd.  burst 
'Borste'  r.  bor  sc  'Bärenklau'  c.  brst'  'Bärwurz'  skr.  bhrsti-  'Spitze, 
Zacke'  (mit  anderer  Vokalisation  an.  barr  'Nadel,  Tangel  an 
Nadelbäumen');  ir.  crann  'Baum'  aus  *^«^rswo-  (mit  idg.  -re-  :  c. 
prenn  corn.  pren  br.  prenn)  :  gr.  Ttglrog  'Steineiche'  {ql  wegen 
des  folgenden  s,  vgl.  KZ  XXX  351  ff«),  weiterhin  vielleicht  zu  pr. 
kirsnan  asl.  crnü  serb.  crn  skr.  krsnä-s  'schwarz'  (zur  Bedeutung 
vgl.  russ.  cornyj  les  'schwarzer  Wald'  d.  h.  'Eichenwald';  lat. 
quernus  'eichen'  könnte  zur  Not  hierher  gehören  und  wäre  dann 
nur  volksetymologisch  an  quercus  'Eiche'  angeschlossen);  ir.  art 
'Bär'  §74,  76;  ir.  arco  'ich  bitte'  (Corm.)  c.  archaf  corn.  arghaf 
ds.  mbr.  archas  'il  commanda'  :  aus  schon  idg.  *prsk'ö  (noch  älter 
*prk'-sk'ö)  vgl.  lat.  poscö  'fordere'  skr.  prcchämi  'frage'  arm. 
harcanem  ds.  ahd.  forscön  'forschen'  umbr.  persclo  'precationem' 
(zu  lat.  precor  'bitte'  lit.  prasyti  asl.  prositi  'bitten');  ir.  tart 
'Durst'  §  50,  1;  ir.  frass,  mlas  s.  §  104,  §  99;  ir.  all  'Klippe' 
aus  ^'plso-  :  vgl.  ahd.  felis  'Fels'  an.  fiall  (mit  idg.  el);  ir.  marb 
nir.  marbli  c.  marw  corn.  marow  br.  maro  'tot'  :  zu  lat.  mor- 
tuus 'tot'  ahd.  mord 'Mord'  lit.  mir ti  'sterben'  arm. marc? 'Mensch' 
skr.  mrtä-s  'tot' ;  b)  Vor  silbischen  Vokalen  und  j  ist  r,  /  in  keiner 
idg.  Sprache  erhalten;  die  Vertretung  ist:  lat.  or,  ar,  ol,  al,  gr. 
aq,  aX,  germ.  ur,  or,  ul,  ol,  lit.  ir,  il,  asl.  ir,  il,  alb.  ir,  il,  arm. 
ar,  al,  skr.  ir,  ur.  Keltische  Beispiele:  ir.  forii-gaire  'Befehl', 
vgl.  Verbalverz.:  lit.  giriü  'icli  lobe';  ir.  maraim  'ich  bleibe'  :  lat. 
mora  'x\uf enthalt';  ir.  scaraim  'trenne'  c.  ysgar  'Scheidung'  : 
ahd.  gi-scoran   'geschnitten'    lit.  skiriü  'trenne'    (auffäUig  ist  ir. 


§30,2.31,11  lag.  n,  m.  45 

scart-,  s.  Verbalverz.,  wohl  von  scar-  beeinflußt);  c.  malu  br. 
mala  'mahlen'  (ir.  melim  'mahle'  mit  idg.  el):  skr.  mrnämi  'zer- 
malme' arm.  malem  'mahle'  (lat.  molö  gr.  fxvlXoj  got.  (Inf.)  malan 
lit.  malü  asl.  melj(i  'mahle'  mit  anderer  Vokalisation);  ir.  talam 
'Erde',  ir.  taul  c.  tal  'Stirn',  s.  §  84. 

Anm.  Der  Unterschied  im  Timbre  zwischen  den  Fällen  unter  1)  und 
den  Fällen  unter  2)  wird  darauf  beruhen,  daß  in  den  Fällen  der  letzten 
Keihe  ein  Svarabhakti vokal  früher  eingetreten  ist  als  in  den  Fällen  der 
ersten  Reihe.  Ob  die  Fälle  unter  2a)  und  2b)  chronolo<^isch  zwei  ver- 
schiedene oder  nur  eine  Gruppe  bilden,  ist  unsicher.  Der  Hinblick  auf 
die  übrigen  idg.  Sprachen  führt  zu  keinem  klaren  Ergebnis;  nach  Maß- 
gabe des  Indischen  wäre  die  Stellung  vor  w  zu  2  b),  nach  dem  Slavischen 
aber  zu  2  a)  zu  rechnen. 

§  31.  1)  Idg.  n  (lat.  en,  in,  gr.  a,  vor  Vok.  av,  germ.  un, 
on,  lit.  in,  asl.  e^,  vor  Vok.  m,  alb.  e,  arm.  an,  Auslaut  -n,  skr.  a, 
vor  Vok.  an)  und  idg.  m  (lat.  em,  im,  gr.  a,  vor  Vok.  af.i,  germ. 
um,  om,  lit.  im,  asl.  e,  vor  Vok.  im,  alb.  e,  arm.  am,  Auslaut  -n, 
skr.  a,  vor  Vok.  am)  sind  in  keiner  idg.  Sprache  erhalten,  außer 
vielleicht  im  armenischen  Auslaut  (im  Slavischen  müssen  sie  jedoch, 
wie  das  ßaudouin  de  Courtenay'sche  Gesetz  beweist,  bis  in  ziem- 
lich späte  Zeit  bestanden  haben,  vgl.  KZ  XXXVIII  384).  Im 
Keltischen  sind  n  und  m  vor  Verschlußlauten  und  im  absoluten 
Auslaut  zu  ir.en,  em  brit.  und  gall.  an,  am  geworden:  a)  ir.  in -derb 
'ungewiß',  in-gnäth  'ungewöhnlich'  c.  corn.  br.  an-  'un-'  (c.  an- 
newr  'feige'  :  dewr  'tapfer'  u.  s.  w.)  :  lat.  in-  gr.  d-  got.  un-  (asl. 
ne-jpfSyü  'Pelikan,  Nimmersatt',  mit  verdeutlichendem  ne-  'nicht', 
q-rodü  'stultus',  mit  q  für  q  durch  ein  Anlautsgesetz;  alb.  e-saia, 
S-sub  'nüchtern,  ohne  gegessen  zu  haben'  :  sii  'Frühstück';-  auch 
e-g'el,  calabr.,  zu  g'eb  'Speise')  arm.  an-  skr.  a-;  —  ir.  imb  'um'  c. 
corn.  br.  am  'um'  gall.  Ambi-trebius  pagus  :  ahd.  umbi  'um' 
skr.  abhi  'gegen';  —  ir.  Präverb  ind-  c.  an-rheg  'Geschenk',  en- 
wyn  'sehr  weiß'  (mit Umlaut;  aus  dem  Brit.  entlehnt  ir.  an-  in  nir. 
an-bhog 'sehr  weich',  §358;  vgl.  nir.  annlann,  ir.  enbruthe  §70) 
acorn.  enchinethel  gl.  gigas  mbr.  enquelezr  'Riese'  nbr.  an- 
kelc'her,  ankeler  'feu  follet'  gall.  Ande-combogius  MN  (vgl. 
Uercombogius  MN)  :  got.  und  'bis  zu'  skr.  adhi  'über'  (ind-  ist 
im  Ir.  mit  in-,  en-  'in'  vermischt  worden);  —  air.  mir.  bind  'melo- 
disch' nir.  binn  abr.  bann  gl.  canora  (Rc.  VII  238)  :  vgl.  skr. 
bhanddna-  'jauchzend',  hhändistha-  'am  lautesten  jauchzend,  gellend, 
am  besten  preisend'  (mit  anderer  Vokalisation);  ir.  cimb  'Tribut', 
cimbid    'Gefangener'   :   gall.-lat.    cambiäre   'wechseln,    tauschen' 


46  Idg.  n,  m.  [§  31,  1.  2 

(woraus  nbr.  kemma  ^echanger,  troquer');  ir.  imb  ^Butter',  Gen. 
imbe  nir.  im  acorn.  amen-en  1.  emen -in  (mit  Umlaut)  br.  amann, 
aman-enn  (c.  ymen-yn  steht  für  *emen-i/n)  :  dazu  mit  anderer 
Vokalisation  lat.  unguö  ^salbe',  unguen  *Fett,  Salbe'  ahd.  ancho 
'Butter'  pr.  anctan  'Butter'  arm.  aucanem  'salbe'  skr.  anagmi 
'salbe',  b)  Daß  en,  em  aus  n,  m  vor  a  und  o  nicht  mit  idg.  in, 
im  (S.  41),  sondern  mit  idg.  en,  em  (S.  37)  gleiches  Schicksal 
haben,  scheint  aus  den  folgenden  Gleichungen  hervorzugehen:  ir. 
tenge  mc.  tafawt  u.  s.  w.  'Zunge',  §61  Schluß;  mir.  grend 'Bart' 
nir.  greann  'für,  down,  beard,  hair'  nsch.  greann  'a  bristling  of 
hair'  c.  grän  'Augenlid'  br.  grann  'Braue,  Augenhaare'  :  mit 
einem  c?Ä-Suffix  zu  an.  gron  'Schnurrbart'  mnd.  gran  ae.  granu 
(mit  idg.  on)\  mir.  benn,  bend  'Gipfel'  c.  bän  mbr.  ban-  :  viel- 
leicht zu  mnd.  pint  'penis'  (Johannson  KZ  XXXVI  347).  Gegen 
diese  Auffassung  spricht  ir.  in-gnäth,  das  aber  auf  einer  leicht 
verständlichen  Verallgemeinerung  der  unter  anderen  Bedingungen 
entstandenen  Form  der  negativen  Vorsilbe  beruhen  kann,  c)  Vor 
einem  t  oder  k  hat  das  Irische  nach  §  94  ein  e,  das  auf  en 
zurückgehen  kann  :ir.  e-toich  c.  annheb-yg  'unwahrscheinlich'  : 
gr.  a-TOTCog  'wunderlich';  ir.  e-coir  'ungerecht'  c.  anghywir;  ir. 
cet  '100'  nir.  cead  c.  cant  corn.  cans  br.  kant :  lat.  centum 
gr.  h--^A,aT6v  got.  hund  lit.  slmtas  asl.  süto  (KZ  XXXVIII  386 ff.) 
skr.  satä-m;  ir.  det  'Zahn'  nir.  dead  c.  dant,  Plur.  dannedd 
corn.  dans  br.  dant  :  lat.  dens.  Gen.  dentis  got.  tunßus  arm. 
atamn  i^odnt-mn)  und  mit  anderer  Vokalisation  gr.  oöovg^  Gen. 
oöovTog  lit.  dantis  skr.  dant-;  ir.  ec  'Tot',  Gen.  eca  nir.  eag 
mc.  angheu  nc.  angeu  corn.  ancow  br.  ankou  :  *7Ttk'u-  zu  gr. 
j^F/tfg  'Leiche'  lat.  nex  'gewaltsamer  Tod',  nequälia  'detrimenta' 
aw.  nasu-  'Leiche'  skr.  nasjati  'kommt  um',  d)  ir.  deich  n- 
'zehn'  c.  deg  corn.  dek  br.  dek  :  lat.  decem  gr.  öIvm  got.  taihun 
lit.  desimt  asl.  desefl  alb.  äjetd  arm.  tasn  skr.  ddsa;  ir.  nöi  n- 
'neun'  §  42;  vgl.  in  der  Flexionslehre  die  Akkusative  der  konso- 
nantischen Stämme. 

2)  Vor  Vokalen,  Spiranten  und  m  sind  die  silbischen  Nasale 
sowohl  im  Ir.  wie  im  Brit.  zu  an,  am  geworden:  a)  ir.  ainin  n- 
'Name'  ac.  anu,  Plur.  enuein  mc.  nc.  enw  corn.  hanow  br. 
hano  :  asl.  im(i  cech.  jmeno  (aus  *mm-  >  imm-  >  im-  mit  der- 
selben Vertretung  wie  vor  Vokal)  alb.  tosk.  dmdr  geg.  emen  (pr. 
emmens,  Akk.  emnen  wohl  aus  einer  ähnlichen  Grundform;  arm. 
anun  und  gr.  ovof^a  aus  '^onom-;   lat.  nömen   skr.  näma).     b)  ir. 


§  31,  2.  32,  1|  Idg.  n,  m,  ä,  ö.  47 

am-iress  ^Unglaube',  s.  §  53;  ir.  amulach,  amulchach  'bart- 
los' :  ir.  ulcha  'Bart',  ul-fota  'langbärtig'  (Ulaid  'die  Ulsterleute' 
gall.  Tri-ulatti  YN) :  gr.  ^crliyyec;  'gekräuseltes  Haar'  nkr.  pulaka-s 
'das  Sträuben  der  Härchen  am  Körper'  (zur  Bedeutung  vgl.  nsch. 
greann  S.  46).  c)  ns,  ms  muß  nach  §  94  ir.  es  ergeben  :  ir.  essi 
Plur.  'Zügel'  :  gr  T^vla  'Zügel*  skr.  nasjn  'ein  durch  die  Nase  ge- 
zogener Strick'  (Stokes  IF  XII  189;  Saussure  iMSL  VII  88); 
ferner  mit  urkeltischem  Schwund  eines  k  vor  dem  s  :  ir.  ceimm 
'Schritt'  c.  cam  corn.  cam  br.  kämm  :  zu  ir.  cingim  S.  37;  ir. 
leimm  'Sprung'  c.  llam  br.  lamm  :  zu  ir.  lingim,  s.  Verbalverz.; 
vgl.  die  Behandlung  des  auslautenden  -ns  :  ir.  Akk.  Plur.  cona 
'Hunde'  gr.  xvvag.  d)  c.  llanw  'Flut'  §  43;  nir.  banbh  'Ferkel' 
c.  banw  'Schwein'  acorn.  baneu  gl.  sus  br.  bano  'Sau  mit  Fer- 
keln' :  urspr.  'weibliches  Tier',  zu  ir.  ben  'Frau'  u.  s.  w.,  vgl.  unten 
(oder  mit  der  Grundbedeutung  'Ferkel'  zu  arm.  kanu-x  'früh',  amis 
kanxoc  'mese  delle  nuove  biade',  dessen  -an-  mehrdeutig  ist);  vgl. 
ir.  gainedar,  do-moiniur  im  Verbalverz.  (o  aus  a  nach  §  252). 
e)  ir.  (ben  'Frau')  Gen.  Plur.  ban  nir.  boineann  'weiblich'  c. 
benyw  'weiblich'  (mit  Umlaut)  corn.  benen  'Frau'  (mit  Umlaut, 
=  ir.  boineann;  ncorn.  bauen  ist  wohl  wie  pagar  S.  40  zu  be- 
urteilen) (br.  e-ben  'die  andere',  eig.  'ihre  Frau'  d.  h.  'ihre  Ge- 
nossin'; Fem.  zu  e-gile  'sein  Genosse'  d.  h.  'der  andere';  mit  idg. 
-en-)  :  gr.  ßava,  yvvr/  (ahd.  quena  pr.  genno  asl.  zena  arm.  kin 
skr.  ga7ii-  'Frau',  gnä  'Götterweib');  ir.  an-eola  'unwissend'  c.  an- 
eirif  'unzähhg'  u.  s.  w.;  ir.  samail  'Bild'  c.  hafal  'ähnhch'  corn. 
haval  br.  hailval  und  (mit  Umlaut)  hevel :  lat.  similis  'ähnhch' 
gr.  «jwa  'zugleich';  ir.  cuma  nir.  cum  ha  'Kummer'  (§  252)  ncorn. 
cavow  mbr.  caffou  ds.  nbr.  karv  kaon  'deuil,  enterrement'  : 
gr.  A,d(.ivü)  'ermüde'  skr.  samjati  'müht  sich'  (neben  gr.  xo,«fw 
'pflege').  Ir.  inse  'schwierig'  neben  anse  ds.  zu  asse  'leicht'  steht 
in  Wb.  meist  nur  nach  is  'ist',  in  diesem  Fall  aber  mit  vollkommener 
Regelmäßigkeit;  beruht  vielleicht  auf  altem  Sandhi:  n-  statt  n- 
nach  dem  auslautenden  -i  der  Verbalform  (Thurneysen,  ZfcPh.  1 6). 

Die  idg.  langen  silbischen  Laute. 

§  32.  1)  Idg.  ä  (lat.  ä,  gr.  ö,  iq,  germ.,  Ht.  d,  sl.  a,  alb.  o, 
arm.  a,  skr.  a)  und  idg.  ö  (lat.,  gr.,  germ.  ö^  lit.  uo,  sl.  a,  alb.  e, 
arm.  u,  skr.  a)  sind  im  Keltischen,  von  der  Stellung  im  Auslaut 
abgesehen,  zusammengefallen  und  erscheinen  als  ir.  äj  gall.  ä,  alt- 
brit.  (etwa  vom  5.  Jahrb.  n.  Chr.  an)  als  ö^  woraus  c.  aw,  in  nicht- 


48  Idg.  ä,  ö.  [§32,1.2 

letzter  Silbe  o,  aconi.  und  abr.  o,  mcorn.  und  mbr.,  nbr.  ö  (corn. 
e,  eu,  ue,  u,  o,  br.  eu  geschrieben),  ncorn.  e,  Vannes  ^  :  ir.  brä- 
thir  'Bruder'  c.  brawd,  Plur.  brodyr  aconi.  broder  mconi.  bro- 
der, bruder  ncorn.  bredar  br.  breur,  Plur.  breudeur  V.  brer, 
Plur.  breder  gall.  ßratronos  MN  :  lat.  fräter  'Bruder'  gr. 
(pQaT7]Q,  q)QaTWQ  'Mitglied  einer  (fQOTQä^  got.  brößar  'Bruder'  lit. 
broterelis  asl.  brat(r)ü  arm.  eibajr  skr.  bhrcdä;  ir.  dam  'Gefolge, 
Schar'  nir.  dämh  'a  tribe,  a  family,  kindred,  relationship'  ac.  dauu 
gl.  cliens  mc.  nc.  daw,  dawf  'Schwiegersohn',  Plur.  dofion  (zur 
Bedeutungsentwickelung  'Verwandtschaft,  Verwandter'  >  'Schwieger- 
sohn' s.  Schrader,  IF  XVII 19)  acorn.  dof  gl.  gener  mbr.  deuff 
'Schwiegersohn'  nbr.  V.  deaf  :  gr.  örj/nog,  dor.  öä/xog  'Volk';  ir. 
fäith  'Dichter'  c.  gwawd  'Loblied'  gall.  ovccTeig  Plur.  'Wahr- 
sager' :  lat.  uätes  'Weissager,  Seher'  ae.  wö{)  'Stimme,  Gesang' 
an.  ö|)r  'Poesie'  got.  wöd-s  'wütend'  (skr.  api-vatati  'versteht');  ir. 
mäthir  'Mutter'  c.  modrydaf  'stock  of  bees'  (:  bydaf  'nest  of 
wild  bees')  ac.  modreped  gl.  materterae  acorn.  modereb  'mater- 
tera,  amita'  abr.  motrep  'matertera'  mbr.  mozrep  nbr.  raoereb 
(die  Entwickelung  o  >  ö  wurde  durch  die  Vokahsation  des  t  ver- 
hindert) gall.  Dat.  Plur.  MavQsßo  'Matribus'  :  lat.  mäter  gr.  fj.7]TiiQj 
dor.  fxccTTjQ  ae.  mödor  ahd.  muoter  'Mutter'  lit.  mote  'Ehefrau' 
asl.  mati  'Mutter'  alb.  motro  'Schwester'  arm.  majr  'Mutter'  skr. 
mätä  'Mutter'  mätrkä  'Großmutter';  ir.  dän  'Begabung'  (w-Stamm), 
dänigim  'gebe'  c.  dawn  'Gabe'  :  lat.  dönum  'Gabe'  gr.  öldiüfii 
'gebe',  dwQov  'Gabe'  lit.  duömi  'gebe'  asl.  dam  'Abgabe'  arm.  tur 
'Gabe';  ir.  gnäth  'bekannt'  c.  gnawd  'Gewohnheit'  gall.  Epo- 
so-gnatus  MN  "pferdekundig"  :  lat.  nötus  'bekannt'  gr.  yvwzog 
skr.  gnäfd-s;  ac.  di-auc  gl.  segnem  mc.  diawg  'träge'  acorn.  dioc 
gl.  piger  mcorn.  mar  thyec  'so  sluggish'  br.  diek  :  eig.  'un-schnell', 
vgl.  lat.  öcior  'schneller'  gr.  wy,ug  'schnell'  skr.  äsü-s. 

2)  aw  wird  im  Nc.  in  unbetonter  Silbe  zu  o  (diog  'träge'), 
bleibt  also  nur  in  einsilbigen  Wörtern.  Es  scheint  sicher  zu  sein, 
daß  aw  auch  im  Corn.  und  Br.  einst  vorhanden  gewesen  ist;  es 
kann  aber  nur  sehr  kurze  Zeit  bestanden  haben  und  muß  (durch 
Lautgesetze  oder  Ausgleichungen)  sehr  früh  und  gründlich  beseitigt 
worden  sein.  Reste  des  aw  wären:  acorn.  maur  gl.  magnus,  aber 
daneben  clochmuer  gl.  campana  'große  Glocke',  vgl.  mcorn.  mur 
'groß'  (die  übrigen  Fälle  eines  au  im  acorn.  Vokabular  sind  wohl 
cymrisch,  s.  S.  17);  abr.  laur  gl.  solum  :  ir.  lär  'Flur,  Boden'  c. 
llawr  acorn.  lor  mcorn.  leur,  luer,  1er  mbr.  nbr.  leur  :  ae.  flör 


§32,2—4.  83]  Idg.  a,  ö,  ü.  49 

'Hausflur'  arm.  Irik  'side-pavement,  footway'  (mit  rglm.  Schwund 
eines  u);  vgl.  abr  annaor  gl.  quandoquidem,  eig.  'die  Stunde 
(Artikel  -f  lat.  höra,  s.  §  127);  abr.  lau  gl.  armum,  s.  §  35;  br. 
penaoz  'wie',  aoz  'forme,  fagon,  disposition,  proparation,  canal  ou 
lit  de  ruisseau,  de  rivi^re'  (zum  Fehlen  des  n-  vgl.  §  162) :  ir.  gnäs 
'Gewohnheit'  c.  giiaws,  naws  'Natur'  br.  neuz  'Aussehen'  (zu  ir. 
gnäth,  s.  S.48;  entlehnt  ir.  nos  'Sitte'  S.  23);  br.  laosk  'schlaff, 
laosker,  leuskel  'loslassen'  :  entlehnt  aus  lat.  laxus  (das  also  ä 
gehabt  hat);  br.  a-raok  'vorwärts,  vorne,  früher'  :  *prök-,  gewöhn- 
lich in  der  Proklise  verkürzt  :  c.  rhag  'vor'  corn.  rag  br.  rak. 
Dagegen  ist  kaouz  'Käse'  bei  Troude  ein  aus  dem  Wtb.  des  Gre- 
goire  de  Rostrenen  stammendes  cymrisches  Wort. 

Über  ö,  ä  vor  w  im  Brit.  s.  §  37,  2  und  §  42,  S.  62. 

3)  ä  ist  im  Ir.  nach  einem  7n  gerundet  worden  in  m(3r,  mär 
'groß'  c.  mawr  acorn.  maur  (s.  oben)  br.  meur  gall.  lantu- 
marus  MN  :  ein  mit  dem  Suffix  -ro-  gebildeter  Positiv  zur  Wurzel 
*m(l-  oder  *mö-  im  Komparativ  ir.  möa  osk.  mais  got.  mais  'mehr', 
vgl.  (mit  idg.  e)  ahd.  märi  'berühmt'  asl.  Vladi-merü  MN,  mit  idg. 
ö  gi\  tyxeol-f^wQog  'mit  Speeren  kämpfend';  ir.  moin  'Sumpf,  Moor', 
c.  mawn  'Torf'  :  lat.  mänäre  'fließen,  sich  ausbreiten'  (n  ist  wohl 
suffixal,  vgl.  ae.  mö-r  ahd.  muo-r  'Sumpf').  Vielleicht  auch  vor 
einem  Labial  in  air.  obar,  uabar  'Übermut'  c.  ofer  'eitel'  (ofer- 
awl  'empty  praise',  ofer-draul  'useless  expenditure',  ofer-goel 
'superstition')  br.  euver  (Ernault,  Glossaire  S.  225)  ^(goüt)  fade; 
paresseux,  negligent'  V.  voer  'fade',  foueric  'biet'  :  got.  abrs 
'stark,  heftig'  (mit  anderem  Vokal);  air.  homon  'Furcht'  nir.  uam- 
han,  brit.  und  gall.  mit  kurzem  Vokal  :  c.  of  n  corn.  ovn  br.  aoun 
gall.  Ex-obnus,  Ex-omnus  MN  'furchtlos'  (mit  air.  obar  ver- 
wandt?). Auf  Entlehnung  beruht  dagegen  ö  in  ir.  nös  'Sitte',  s. 
oben;  ir.  rön  'Pferdehaar',  ruainne  'einzelnes  Haar'  (zum  Suffix 
-ne  vgl.  §399)  :  aus  c.  rhawn  'Pferdehaar'  vgl.  br.  renn  'Schweins- 
borste'. 

4)  Ein  auslautendes  idg.  -ö  ist  nicht  mit  idg.  -ä  zusammen- 
gefallen, sondern  urkeltisch  zu  -ü  geworden  :  gall.  Fron  tu  MN 
(Lehnwort  aus  dem  Lat.);  ir.  cü  'Hund'  c.  ci  u.  s.  w.  aus  *k'wö, 
s.  §  155,  157. 

§  33.  Idg.  ü  (lat.  ü,  gr.  r,  germ.,  lit.  ü^  asl.  //^  alb.  i,  ü, 
arm.  u,  skr.  ü)  erscheint  im  Altkeltischen  und  im  Irischen  als  ü, 
ist  aber  im  Britannischen  zu  ^  geworden  (und  dieser  Wandel  war 
schon  vor  dem  Abfall  des  Auslautes  vollzogen  :  auslautendes  -ü  aus 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  4 


50  ,  Idg.  ü,  e.  [§  33.  34 

idg.  -ü  oder  -ö  bewirkt  denselben  Umlaut  wie  ein  idg.  -l,  s.  §  255 ; 
der  Übergang,  wenigstens  bis  zur  Stufe  ü,  ist  älter  als  die  lateini- 
schen Lehnwörter,  s.  §  128)  :  ir.  rün  'Geheimnis'  c.  rhin  :  ae. 
rün;  ir.  dun  'Festung'  c.  din  abrit.  'Piyoöovvov  (Ptolemäus), 
Branodunum  (Not.  Dign.)  gall.  Lug(u)dünum  'Lyon' :  an.  tun 
'eingehegter  Platz'  ae.  tun  'Ortschaft'  ahd.  zun  'Zaun';  ir.  cül 
'Rücken'  nir.  cül  'Rücken,  Nacken'  c.  eil  'the  back'  acorn.  chil 
gl.  ceruix  br.  kil  'Rückseite'  :  lat.  cülus  'der  Hintere'  asl.  kyla 
'hernia'  (Rozwadowski,  Quaest.  gr.  et  etym.  I  32;  die  Krankheit 
ist  nach  ihrem  Sitz  benannt). 

§  34.  Idg.  e  (lat.  e,  gr.  t],  got.  e,  ahd.,  an.  ä,  ae.  re,  ne. 
ee,  lit.  e,  asl.  e^  alb.  O;  arm.  i,  skr.  ä)  ist  im  Keltischen  sehr  früh 
zu  l  geworden  und  so  mit  idg.  ^  (lat,  gr.,  germ.,  lit.  t  [im  Got.  ei, 
im  Lit.  y  geschrieben],  asl.  i,  alb.,  arm.  i,  skr.  t)  zusammengefallen  : 
ir.  fir  'wahr'  c.  gwir  br.  gwir  gall.  Co-uirus  MN  :  lat.  uerus 
ahd.  war  'wahr'  an.  uär  'Versprechen  der  Treue',  Uär  Name 
einer  Göttin  got.  tuzwerjan  'zweifeln'  asl.  vera  'Glaube',  veriti 
'glauben';  —  ir.  is  'unter'  eis,  ir. isel  'niedrig'  (nach  uass-al  'hoch' 
gebildet)  c.  isel  corn.  yssel  br.  izel  :  idg.  "^ped-su  'zu  den  Füßen', 
vgl.  russ.  pecho-ta  'Fußvolk'  asl.  pesl  'zu  Fuß  gehend'  russ.  o-pesiti 
'den  Mut  verlieren'  alb.  pos-td  'unten',  pdr-pos  'von  unten,  herab' 
(zu  lat.  pes  'Fuß'  lit.  käc-pedes  'Katzenklee'  pescias  'zu  Fuß' 
skr.  päd  'Fuß'  und  mit  anderem  Vokal  gr.  rtovg  got.  fötus  arm. 
otn  'Fuß',  asl.  podü  'unter'  (ir.  is  hat  mit  lat.  imus  'der  unterste' 
osk.  imaden  'ab  imo',  das  kein  s  verloren  hat,  nichts  zu  tun;  noch 
weniger  ist  es  mit  lat.  infrä  'unterhalb'  vereinbar;  Imus  gehört 
vielleicht  zu  asl.  i-zü  'aus',  über  dessen  Suffix  KZ  XXXVIII  421 
gehandelt  ist);  —  ir.  ri  'König',  Gen.  rig  c.  rhi  'Fürst'  shr/Piyö- 
öovvov  O'N  gall.  Rigo-magus  ON,  Ca  tu -rix  "Kampfesfürst",  Bei- 
name des  Mars,  got.  Lehnwort  reiJci  'Reich'  (ei  als  l  zu  sprechen) 
an.  rik-r  'mächtig'  :  lat.  rex  'König'  skr.  rägan-;  ir.  linaim  'ich 
fülle',  lin  'Zahl,  Teil',  a  lin  lathe  'die  Tagezahl'  nir.  lion  'a 
number,  a  part;  the  füll  number,  all',  lion  tighe  'a  household,  a 
family  living  in  one  house'  :  lat.  plenus  'voll'  (neutr.  plenum  = 
ir.  lin);  ir.  sil  'Same'  c.  hil,  sil  'Nachkommenschaft'  br.  dis-hil'a 
's'egrener' :  lit.  pa-selys  'Aussaat'  (lat.  ?e-ui  'säete'  ahd.  säen  Ht 
seti  asl.  sejati  'säen');  ir.  mil  'Tier',  mll  etaig  'Laus'  ("Tier 
der  Kleidung"),  mil  maige  'Hase'  ("Tier  des  Feldes"),  mil  mora 
'Walfisch'  ("Tier  des  Meeres'')  nir.  miol  crionna  'Motte'  c.  mil 
'Tier'  acorn.  mil  br.  mil  :  gr.  (.u^lov  'Kleinvieh'  (mit  anderem  Vokal : 


§  34.  35,  1]  Idg.  l,  f;  /.  .  51 

an.  molr  asl.  moU  'Motte');  ir.  sir  'lang'  c.  corn.  br.  hir  :  lat.  se- 
ru-s  'spät'  skr.  sä-jd-m  'Abend'  (got.  seipus  'spät'). 

Anm.  Im  Gallischen  erscheint  in  gewissen  Fällen  e  oder  ei,  das  man 
als  ein  geschlossenes  c  deuten  kann:  Uisu-rix,  aber  Bcllo-uesus  MN 
§  48,  3  (vgl.  jedoch  §  48,  4);  D  umno-couoros  MN;  Diibno-reix, 
Dubno-rcx  MN.  Daraus  zu  folgern,  daß  der  Wandel  noch  nicht  seine 
letzte  Stufe  erreicht  hätte,  ist  bedenklich.  Man  scheint  also  mit  der  Mög- 
lichkeit rechnen  zu  müssen,  daß  der  Übergang  e  N  ^  in  gewissen  schwach 
betonten  nicht -ersten  Silben  überhaupt  nicht  eingetreten  ist.  Damit 
könnton  gewisse  Erscheinungen  des  Inselkeltischen  stimmen:  ir.  -the, 
Endung  der  2.  Sing.  Ipv.  Med.  (§  628,  vgl.  §  155),  aus  *-thes;  rac.  tyf- 
wy-s  3.  Sing,  'wuchs'  u.  s.  w.  (§  617)  könnte  den  Vokal  -e-  des  lat.  tum- 
e-re  'geschwollen  sein'  enthalten;  c.  1.  Sing.  Konj.  car-wy-f  könnte  mit 
lat.  am-e-m  (aus  -c-m)  zu  vergleichen  sein.  In  der  ersten  Silbe  wird  ohne 
Kücksicht  auf  den  Akzent  e  immer  zu  i  geworden  sein;  sonst  wäre  die 
vollkommene  Übereinstimmung  der  zahlreichen  Belege  nicht  zu  verstehen. 
Wohl  aber  könnte  bei  Wörtern,  die  häufig  in  Komposition  vorkamen,  ge- 
legentlich die  im  Kompositum  lautgesetzliche  Form  auch  ins  Simplex  ge- 
drungen sein:  acorn.  ruy  gl.  rex  mbr.  roe  nbr.  roue  'König'  (daneben 
acorn.  gurhemin  ruif  gl.  edictum  'königlicher  Befehl'  c.  rhwyf  'ruler', 
die  von  acorn.  ruif  gl,  remus  c.  rhwyf  'Kuder'  volksetymologisch  beein- 
flußt sind);  ir.  cele  'Genosse'  neben  c.  cilydd  'Genosse'  br.  e-gile  'sein 
Genosse,  der  andere'  :  * qelijo-s,  mit  der  Vokalstufe  des  lit.  keliau 
'hob'  zu  gr.  xelf.vfhog  'Weg',  dxoXov&og  'Genosse'  lit.  keliauju  'reise', 
kelias  'Weg'  (zu  diesem  Wort  ist  kelt.  *qeli/os  eine  Vrddhi-Form). 

Beispiele  für  idg.  t:  ir.  rim  'Zahl'  c.  rhif :  ae.  rim  ahd.  rim 
ds.;  ir.  min  'fein'  :  zu  lat.  mi-ti-s  'mild'  (mit  idg.  Alternation  :  c. 
mwyn  'fein'  acorn.  muin  br.  moan);  ir.  eich  'weibliche  Brust' 
c.  cig  'Fleisch'  acorn.  chic  br.  kik  ds.  :  gr.  yuyivg  'Kraft';  ir.  11 
'Farbe'  c.  lliw  acorn.  liu  br.  liou  gall.  Liuo,  Lluius  MN  :  lat. 
lluor  'bleifarbiger  Flecken'  russ.  ot-livü  'das  Schillern'. 

g  35.  Idg.  f  (lat.  ar,  rä?,  gr.  qw,  oq,  germ.  ur,  or,  lit.  ir 
mit  gestoßener  Intonation,  sl.  r  mit  gestoßener  Intonation,  alb.  ar, 
arm.  ar,  skr.  Ir,  ür)  und  idg.  l  (lat.  al,  lä?,  gr.  ho,  ol,  germ.  td, 
ol,  lit.  il  mit  gestoßener  Intonation,  sl.  l  mit  gestoßener  Intonation, 
alb.  al,  arm.  al,  skr.  Ir,  ür)  erscheinen  im  Keltischen  als  ar,  al, 
woneben  man  gewöhnlich  auch  die  Vertretung  urkelt.  rä,  lä  ansetzt. 

1)  ir.  ard  'hoch,  groß'  gall.  Arduenna  Berg-N.  :  lat.  arduus 
'hoch'  gr.  oqS-og  'aufrecht'  (an.  c^r|)ugr  'aufrecht')  skr.  ürdhvn-s 
'hoch'  (^dig.'^fdhwo-  und  "^wrdhivo-,  vgl.  ?a:gi\ .  Boqd^ayoQag  u.  s.  w.); 
ir.  barn  .i.  rechtaire  'Richter'  (Corm.)  c.  barn  'Urteil'  br.  barn 
'Urteil'  :  vgl.  mit  anderer  Vokalstufe  got.  harn  'Kind'  lit.  bernas 
Münghng'  (Formen   mit  i  von   derselben  Wurzel  S.  42);    c.  carw 

4* 


52  .  Idg.  f ,  l  [§  35, 1. 2 

corn.  carow  br.  karo  'Hirsch'  :  lat.  ceruus  'Hirsch'  ht.  kärve 
'Kuh'  russ.  koröva  serb.  kräva  cech.  kräva  ds.;  c.  corn.  br.  darn 
'Stück,  Teil'  :  skr.  dlrnä-s  'gespalten'  (ae.  teran  'zerreißen'  gr. 
ötQO)  'schinde'  asl.  dlrati  'zerreißen');  c.  sarn  'causeway,  paving', 
ystarn  'Packsattel'  (mit  idg.  er  :  br.  stern  'Rahmen')  :  skr.  stlrnä-s 
'gestreut'  lat.  strätus  'ausgebreitet'  gr.  orgmiog  ds.  (asl.  pro-streti 
'ausbreiten'  alb.  strin  'breite  aus'  got.  straujan  'streuen');  ir.  mair- 
nim  'betrüge',  Konjunktivstamm  mera-,  s.  Verbalverzeichnis;  ir. 
cairem  'Schuhmacher'  §  57;  vor  nn  erscheint  ra  :  ir.  rann  'Teil' 
c.  rhän  mcorn.  ran  ncorn.  radn  abr.  rannou  Plur.  gl.  partimo- 
nia  :  "^pfsnä  zu  lat.  pars  'Teil'  gr.  TiejtQOJTai  'ist  verliehen',  Aor. 
1.  Sing.  87toQov  skr.  pürtd-m  'Lohn';  mir.  caill  'Wald'  c.  celli 
acorn.  kelli  :  lat.  callis  'Bergpfad,  Grebirgstrift',  vgl.  an.  holt  'be- 
waldeter Hügel'  ahd.  holz  'Wald,  Holz';  c.  dal  'halten'  §  61;  ir. 
at-baill  'stirbt',  Konj.-Stamm  at-bela-,  s.  Verbalverz.;  ir.  t-alla 
neben  t-ella  'nimmt',  s.  Verbalverz.  eil-. 

2)  Die  Belege  für  kelt.  rä,  lä  als  Vertreter  des  idg.  f,  I  sind 
sämthch  nicht  zwingend,  da  es  sich  überall  um  ein  idg.  mit  f,  l 
alternierendes  rä,  lä  handeln  kann:  ir.  grän  'Körnchen'  c.  Plur. 
grawn.  Sing,  gronyn  acorn.  gronen  br.  greun.  Sing,  greunenn  : 
lat.  grän  um  ahd.  körn  'Korn'  lit.  zirnis  'Erbse'  asl.  zrno  serb. 
zrno  'Korn'  skr.  glrnd-s  'mürbe',  vgl.  aber  die  Vollstufen  re  und 
rä  in  asl.  zreti  'reifen'  gr.  ygavg,  Plur.  ygasg  'alte  Frau',  yr^gäoai 
'alt  werden';  —  ir.  träth  neutr. 'Zeit,  Stunde'  c.  trawd 'course,  jour- 
ney'  :  skr.  türtd-,  Partizipium  von  tarati  'setzt  über',  vgl.  aber  skr. 
trä'ti  'schützt'  'dsl.trajati  'dauern'  lat.  trans  'jenseits';  —  ir.  bräth 
'Gericht',  Gen.  bratho  c.  brawd  'Urteil'  corn.  bres  ds.  br.  breut 
'plaidoyer',  Plur.  breujou  'les  assises  de  la  justice'  gall.  Bratu- 
spantium  ON,  ßgaTovöe  'ex  iudicio'  :  ir.  barn  s.  oben,  vgl.  aber 
die  Vollstufe  in  sisl.bmiti  'nehmen';  —  ir.  lan  'voll'  c.  llawn  corn. 
luen,  leun,  len  br.  leun  :  got.  fidls  lit.  pilnas  asl.  plnü  serb. 
pün  skr.  pürnd-s,  vgl.  aber  die  Vollstufen  in  lat.  plenus  'voll' 
ir.  lin  S.  50,  planus  'flach,  eben'  (eig.  "voll'"  d.  h.  'ohne  Ver- 
tiefungen oder  Löcher')  lit.  pldnas  'dünn'  (aus  "flach");  —  c.  blawd 
'Mehl'  acorn.  blot  ds.  abr.  un-blot  gl.  similago  nbr.  bloud  'Mehl', 
ir.  mläith  'glatt,  sanft,  weich'  neben  oii  mlith  gl.  attritione,  mit 
idg.  /;  s.  Verbalverz.  melim  (mbr.  blot  nbr.  blöd  'mou,  biet'  mit 
auffälligem,  an  pok  S.  24  orinnerndem  o)  :  skr.  mürnd-s  'zermalmt', 
vgl.  aber  die  Vollstufc  in  skr.  mlä-ti  'wird  weich'  gr.  {ihßQog 
'schwach',   ßXa^  'schlaff'    asl.  mlaxavü  'schwach'    (IF  V  56)    russ. 


§  36.  37,  1]  Idg.  V',  ¥'     J^ie  M;-Diphthorige.  53 

mlf'fi  -ohniTiiiclitig  werden'  (8olmseri,  KZ  XXX VJI  587 fF.);  —  ir 
släii  'lieil,  gesund,  ganz'  :  lat.  saluus  (urspr.  dreisilbig;  osk.  aakaßg) 
ds.  alb.  (/ah  'lebendig'  (mit  idg.  ol  :  lat.  soUus  'totus'  [//  aus  ln\ 
gr.  olog  'ganz'  arm.  oi-g  'heil'  skr.  särva-s  'unversehrt,  ganz';  da 
so  wie  so  verschiedene  Alternationsstufen  anzusetzen  sind,  kann 
man  für  ir.  slan  idg.  lä  ansetzen);  —  ir.  läm  'Hand'  c.  llaw  acorn. 
lof  ds.  abr.  lau  gl.  armuin  :  ae.  folm  'flache  Hand'  lat.  palma 
gr.  jcalaf^iiq  ds.  nkr.  päni-s  ^H'dnd,  Huf,  vgl.  as.  gi-folian  'fühlen'. 
Über  die  in  diesen  Fällen  öfters  begegnende  Alternation  idg.  e  :  a, 
vgl.  §  112. 

Anm.  Durch  die  hier  geltend  gemachten  Erwägungen  wird  auch  lat. 
rä,  lä  =  idg.  f,  J  zweifelhaft. 

t^  36.  Idg.  n  (lat.  an,  nä?,  gr.  av,  vä?,  germ.  un,  lit.  In, 
sl.  q  mit  gestoßener  Intonation,  arm.  an,  skr.  ä)  und  idg.  m  (lat, 
gr.  am,  mä?,  germ.  um,  lit.  Im,  sl.  e  mit  gestoßener  Intonation, 
skr.  ä)  haben  im  Keltischen  vermutlich  an,  am  ergeben:  ir.  ces- 
sim  'ich  leide'  :  zu  gr.  Adjuvw  'ermüde',  /,aiLiazo^  'Ermüdung*  skr. 
samnlte  *müht  sich'  (vgl.  §  108);  ir.  maistre  'Butterfaß'  :  aus 
*7nnqsfrijä  zu  gr.  f^ia/.TQä  'Backtrog'  lit.  minkau  'knete',  vgl.  asl. 
m,(ika  ^MehV  und 'Pein'  serb.  müka  'Pein'  nhd.  mengen  'mischen' 
(die  Ersatzdehnung  vor  dem  schwindenden  n  ist  im  Ir.  nach  §  94,  3 
unterblieben).  Man  setzt  daneben  urkelt.  nä,  mä  an  :  gall.  Cintu- 
gnatus  MN  'der  erstgeborene'  :  lat.  nätus  'geboren'  gr.  avTOKaoi- 
yviizog  'Bruder',  yvrjoLog  'ehelich  erzeugt'  got.  goda-kunds  'von  guter 
Abkunft'  skr.  ^ätd-s  'geboren',  vgl.  lit.  zindau  'säuge';  vgl.  aber 
zum  keltisch-italisch-griechischen  nä  got.  knops  'Geschlecht,  Stamm' 
lett.  snohts  (znuots)  'Schwiegersohn'  (zur  Bed.  vgl.  c.  daw  S.  48), 
die  auf  ein  idg.  nä  weisen;  auch  bei  ir.  cnäim  'Knochen'  :  gr. 
Avrifxiq  'Unterschenkel',  Kvrniwg  dor.  ytväf.i6g  'Bergwald'  (mit  anderer 
Vokalstufe  ahd.  hamma  'Hinterschenkel '  ndd.  hamm  'ßergwald') 
ist  idg.  -nä-  anzusetzen. 

Die  idg.  iv-  und  ^-Diphthonge. 

§  37.  1)  Idg.  au  (in  den  übrigen  Sprachen  meist  erhalten; 
nur  asl.  u  alb.  a  skr.  ö),  ou  und  eu  (gr.  ov  und  eVj  got.  au  und 
iu,  lat.  ü,  lit.  au  [und  'au\,  asl.  u  und  ju,  alb.  a,  arm.  oj  :  u,  skr.  ö) 
werden  im  Gall.  noch  auseinander  gehalten,  jedoch  so,  daß  der 
Zusammenfall  von  eu  und  ou  in  ou  y  ö  schon  zu  belegen  ist;  im 
Ir.  sind  alle  drei  Diphthonge  zu  ö  geworden,  woraus  etwa  vom 
Ende  des  7.  Jahrhunderts  an,   zunächst  vor  Dentalen,  später  auch 


54  Die  M;-Diphthonge.  [§  37,  1. 2 

vor  anderen  Konsonanten  ua  entstand  (§  219);  im  Brit.  sind  die 
drei  Diphthonge  (mit  dem  ö  der  lat.  Lehnwörter)  zu  ü  geworden 
(urspr.  high  mixed  round;  hat  im  Nc.  die  Rundung  aufgegeben 
und  ist  in  der  Aussprache  mit  y  zusammengefallen;  nbr.  high  front 
round  =  d.  ü;  man  schreibt  im  C,  Corn.,  Br.  u).  Vgl.  Foy, 
ZfcPh.  in264ff.,  Zupitza,  ZfcPh.  III  275 ff.,  591  ff.  Beispiele:  ir. 
log,  luach  'Lohn'  c.  go-lud  'Reichtum'  gall.  Ue-llauno-dunum 
ON,  Cassi-ue-llaunus  MN  (mit  analogischer  Umgestaltung  abr. 
Cat-uuallon,  Hael-uuallon  u.  s.  w.),  Cata-launi  VN  :  gr. 
auo'kavw  'genieße'  an.  laun  'Lohn'  arm.  law  'besser'  gr.  Xwtwv; 
ir.  uagim  'nähe'  nir.  fuaghaim  'I  sew,  stitch,  bind  together'  :  lat. 
augeö  'vermehre'  gr.  av^o)  ds.  got.  aukan  'mehren'  an.  auka 
(auka  saman  'zusammenfügen')  lit.  äugu  'wachse';  —  ir.  ruad 
'rot'  c.  rhudd  acorn.  rud  mcorn.  ruth  br.  ruz  gall.  Ande-roudus 
MN  :  lat.  rüfus  (wegen  des  f  aus  einem  anderen  italischen  Dialekt 
entlehnt)  an.  rau{)-r  lit.  raudönas  'rot'  asl.  rusü  'blond'  (lat.  ru- 
ber 'rot'  gr.  egvd-Qog  skr.  rudhird-s  mit  idg.  u);  ir.  buachaill 
'Hirt,  Knabe'  c.  bugail  corn.  bugel  br.  bugel  :  gr.  ßovyioXog 
'Rinderhirt',  BovkIiuv  MN  arm.  kojs  'kleines  Mädchen';  —  ir.  tuath 
'Volk'  c.  tud  'Land'  corn.  tus  'Leute'  br.  tud  ds.  gall.  Teutoma- 
tus,  Toutomatus,  TevTa^og,  Totatigenus  MN  :  osk.  touto, 
Tußto  'populus'  got  piuda  'Volk'  lit.  Tauta  'das  Oberland,  Deutsch- 
land' lett.  tauta  'fremdes  Volk'  asl.  stuzdi  'fremd'  r.  cuzoj  poln. 
cudzy  (*teudjo-  mit  d  inr  t  wie  in  3ls\.  tvrdü  'fest'  Ut.  tvirtas);  ir. 
sruaim  'Strom'  :  gr.  Qev^a  §  50,  3;  ir.  loche  'Blitz'  c.  llug 
'gleam;  dawning',  lluched-en  'Blitz'  {x  aus  ks)  acorn.  luhet  br. 
luc'hed-enn  ds.  gall.  Leucetius,  Loucetius  Beiname  des  Mars  : 
got.  liuhap  'Licht'  an.  liös  'Licht'  lat.  lüceö  'leuchte'  gr.  Xevyiog 
'weiß'  Xevoow  'sehe'  lit.  läukiu  'warte'  arm.  lojs  'Licht'  ski*.  röcate 
'leuchtet'.  In  c.  oer  acorn.  oir  ir.  uar  aus  *ougro-  (g  60)  blieb 
0  im  Brit.  wegen  der  Vokalisierung  des  folgenden  g. 

2)  Diphthonge  vor  leniertem  .s  haben  im  Inselkeltischen  den 
diphthongischen  Charakter  aufgegeben  :  das  w  ist  zur  folgenden 
Silbe  gezogen  worden  und  hat  mit  dem  intervokalischen  w  die 
gleichen  Schicksale  gehabt,  vgl.  §  42.  Diese  Sonderentmckclung 
hat  so  früh  angefangen,  daß  ein  langer  Vokal  als  erstes  Glied  des 
Diphthonges  nicht  verkürzt  worden  ist  :  ir.  bronnaim  'schädige' 
(^hhrusnämi)  Konj.  ro-bria  (i  als  l  zu  lesen;  ^hhreusät)  mc.  bri- 
waw  nc.  bri wo 'brechen,  schädigen' (Strachan,  Rc.  XXVIII 195 f.); 
dazu  gehört   noch    mc.  breu    nc.  brau  'gebrechlich"    mcorn.  brew 


I 


§  37, 3.  4]  Die  M;-Diphthonge.  55 

'g(3brncheir  aus  *hhrouso-  mit  verschiedener  Entwickelung  des  ö 
vor  w  in  den  beiden  Sprachen,  vgl.  S.  62:  zu  lat.  frustuni  'Brocken', 
früstra  'vergebHch'  ae.  br^san  'zerbrechen'  alb.  bresar  'Hagel' 
(eigentlicli*'Kürnchcn');  mir.  to  'still,  schweigend',  Gen.  Mask.  tuse, 
Gen.  Fem.  tua  Fiacc  20  (zweisilbig),  air.  Flur,  in  na  tuai  gl.  si- 
lentia  Ml.  112  b  3  (ein  s-Stamm:  Nom.  *tausos  >  *tawos  >  *tao 
>  tö;  ursprünglich  ein  Substantiv)  c.  taw  'Schweigen,  schweigend' 
br.  tao  'Schweigen;  still!'  c.  tawel  'schweigend',  abr.  taguelgui- 
liat  gl.  silicernium  (mißverstanden),  guo-teguis  gl.  compescuit 
nbr.  tevel  'schweigen'  :  aschwed.  thyst-er  'schweigend'  pr.  tussise 
'er  schweige'  asl.  po-tuxnqti  'quiescere,  cessare'  skr.  tüsnim  'still' 
(Liden  IP  XIX  3381);  air.  gäo,  gäu,  göo,  goa  'Lüge',  Gen. 
gue,  Kompositum  gu-forcell  'falsches  Zeugnis'  (s-Stamm,  ^qousos) 
c.  gau  corn.  gow  mbr.  gou  nbr.  gaou  :  arm.  koj,  ku  'Mist'  (KZ 
XXXIX  383;  vgl.  zur  Bedeutung  c.  geu-dy  'privy  house,  jakes'). 

3)  Im  betonten  Auslaut  einsilbiger  Wörter  sind  die  tv- 
Diphthonge  zunächst  erhalten  geblieben;  im  Ir.  tritt  aber  später 
Monophthongierung  ein  :  ir.  dau,  dö  'zwei'  ac.  dou  mc.  deu  nc. 
dau  corn.  dow  mbr.  dou  nbr.  daou  :  skr.  dväu;  ir.  au,  ö  'Ohr', 
(analogisch  Gen.  aue,  auch  aide  'höre!')  vgl.  gall.  Su-ausia  FN  : 
gr.  oig  lat.  auris  got.  ausö  lit.  ausis  asl.  uxo  alb.  ves  arm.  unkn 
(aw.  tisi  'Ohren'  mit  idg.  u);  ir.  nau,  nö  'Schiff',  Gen.  noe  :  gr. 
vavg  skr.  näu-s  lat.  näuis  ds.  an.  naust  'Schuppen  für  Schiffe'; 
ir.  bou  Gen.  'der  Kuh'  (Beda)  :  skr.  Gen.  gös. 

4)  Der  Diphthong  bleibt  im  Ir.  vor  j  zunächst  erhalten;  später 
tritt  Monophthongierung  ein:  air.  aue>  haue  gl.  nepos  (aber  ind 
iarm-ui  gl.  abnepotes)  mir.  öa,  üa  :  "^aujo-  asl.  uji  'Mutterbruder' 
(zu  lat.  auus  'Großvater',  auunculus  'Mutterbruder'  got.  awö 
'Großmutter'  ahd.  ö-heim  'Mutterbruder,  Schwestersohn'  lit  av^- 
nas  'Mutterbruder'  arm.  haw  'Großvater,  Vorfahr';  ferner  c.  ewythr 
'Oheim'  acorn.  euitor  br.  eontr  aus  *ai^m^ro- oder  *aiventro-);  — 
air.  naue  'neu'  Sg.,  noe,  nue  Sg.,  nuae  Ml.,  nuie  Wb.  (^noujo-s) 
c.  newydd  abr.  nouuid,  neuued  (in  Ortsnamen),  niguid  gl.  neo- 
phytum  nbr.  nevez  (*nowijo-s)  gall.  Neuiodunum,  Nouiodunum 
ON  (eu  >  ou  vermutlich  als  Diphthong  zu  lesen;  dagegen  hat  das 
Britannische  nur  die  Silbenteilung  o-w  >  [durch  Umlaut]  ew)  : 
idg.  *7ieujo-s,  got.  niujis  lit.  naüjas  skr.  nävja-s,  vgl.  lat.  nouus 
gr.  veog  asl.  novit  arm.  nor.  Auch  im  Britannischen  Hegt  wohl  in 
diesem  Fall  eine  Sonderentwickelung  vor:  c.  hwyad  'Ente'  acom. 
htoetunoom.  hos  br.  houad  :  *aujetö-s,  vgl.  gr.  aezog  'Adler'  (zu 


56  Idg.  ai.  [§  38 

lat.  auis  'Vogel'  gr.  oliovög  arm.  haw  skr.  ve-s,  vi-s  'Vogel'  lit. 
aviziai  'Libellen'  ahd.  wie  'Weihe';  zur  keltischen  Bedeutungs- 
entwickelung vgl.  lat.  auca  fr.  oie  'Gans');  c.  wyr  'Enkel'  br. 
d-ouaren  aus  *oujo-,  nach  den  Verwandtschaftsbezeichnungen  auf 
-r  umgebildet;  ir.  Gerundiv  bethi  'zu  schlagen',  srethi  'auszu- 
breiten' (neben  Part,  bithe,  srithe)  c.  cara-dwy  'liebenswürdig' 
corn.  cara-dow  ds.  abr.  nit  inaatoe  gl.  non  ineundum  est  :  skr. 
kar-tavja-s  'faciendus'. 

§  38.  Idg.  ai  (lat.  ae,  gr.,  germ.  ai,  lit.  ai,  ie,  asl.  e,  alb.  e, 
arm.  aj,  skr.  e)  erscheint  im  Gall.  als  ai,  e,  im  Ir.  als  äi,  öi  (beide 
Schreibungen  schon  in  Wb.),  später  oe,  ae  (in  Wb.  nur  im  abso- 
luten Anlaut);  wurde  früh  monophthongiert  (vgl.  S.  8;  im  An.  wird 
e  geschrieben:  Melpatrekr  ir.  Mäelpatric)  und  wird  heute  in 
einigen  Dialekten  als  y,  in  anderen  als  ä  gesprochen;  seit  dem 
15.  Jahrh.  schreibt  man  diesen  monophthongischen  Laut  ao.  Die 
britannische  Vertretung  ist  c.  oe  acorn.  ui  mcorn.  oy  ncorn.  ö,  ü 
nbr.  oa.  Beispiele:  air.  äis,  aes,  öis,  oes  (Wb.)  'Alter'  c.  oes 
acorn.  huis  mcorn.  oys  ncorn.  üz  ds.  gall.  Esus,  Aesus  N.  eines 
Gottes,  c.  oed  'Alter'  mbr.  oet,  oat,  ouat  nbr.  oad  :  zu  lat. 
aeuum 'Lebensdauer,  Ewigkeit'  gr.  altov  got  aitvs  skr.  ä/ws 'Leben'; 
air.  caech  'einäugig'  c.  coeg  'leer',  coeg-ddall  'einäugig'  acorn. 
cuic  gl.  luscus  uel  monophthalmus  :  lat.  caecus  'bHnd'  got.  haihs 
'einäugig'  skr.  Ä:e/cara-s 'schielend'  (gr.  xacz/ag  'Nordostwind');  —  air. 
töis-renn  (Wb.),  täis  (Ml.)  'Teig'  c.  toes  br.  toaz  :  asl.  testo  'Teig' 
(Rozwadowski,  Quaest.  gr.  et  etym.  I  34f.)  ahd.  theismo,  deismo 
ae.  J)8esma  'Sauerteig'  (Li den,  IP  XIX  353;  S7n  wohl  aus  stm) 
gr.  OTalg  'AVeizenmehl  mit  Wasser  zum  Teige  eingerührt*.  Gen. 
ozaiTOi;  [stait-  aus  *taist-  unter  dem  Einfluß  des  nicht  verwandten 
OTtag  'Talg,  Teig,  Sauerteig',  Gen.  OTiavog);  —  c.  hoedl. 'Lebens- 
dauer' mbr.  hoazl  nbr.  hoal  gall.  Deae  Setloceniae  :  lat.  sae- 
culum  'Menschenalter'  {-kul-  <  ä:^  <  tl);  —  air.  bäigul  (Wh.)  'Gefahr' 
nir.  baoghal  (vgl.  §  372)  :  lit.  bäi-me  'Furcht'  asl.  bojati  s^ 
'fürchten'  skr.  bhimd-s  'furchtbar';  dazu  wohl  auch  air.  in  na  baise 
gl.  he})etudinis  Ml.  33c  2  mir.  baes  'Laune,  Torheit'  (ui*spr.  etwa 
"fureur"),  air.  bäith  (Wb.),  boith  (Ml.  52)  mir.  baeth  'einfältig' 
gall.  ])essu  'more  feritatis'  br.  boaz  'Gewohnheit'  (urspr.  "die 
einer  Person  eigene  Torheit",  vgl.  nir.  baois  na  höige  'youthful 
imprudence')  c.  moes  'good  manners,  civihty*  (zum  m  vgl.  §  302; 
vielleicht  lateinisch  beeinflußt),  daraus  entlehnt  air.  bes  'Sitte', 
bes-te 'moralisch',  bestatu 'Sittlichkeit';  —  c.coeP Vorzeichen'  ac. 


§  38.  39J  lag.  ai,  oi.  57 

Pliir.  coil-ou  gl.  auspiciis,  coiliou  gl.  extomm,  coiliaucc  gl 
augur  acorr».  chuillioc  ds.,  Fem.  cuillioges  abr.  cool  gl.  haru- 
spicem  :  ae.  ha;!  'günstiges  Vorzeichen,  Glück'  an.  heill  "Gesund- 
heit, Glück'  ahd.  heil  got.  hails  'gesund'  (auch  Grußformel),  ahd. 
heilisön  'Wahrzeichen  beobachten'  ae.  hälsian  ds.  an.  heilsa 
'grüßen',  ahd.  heilag  'heihg'  asl.  celü  'ganz',  celiti  'heilen',  celovati 
'grüßen,  küssen'  pr.  kailüstikan  'Gesundheit'  lat.  caelum  'Him- 
mel' (nach  den  Himmelszeichen  benannt),  de  caelö  seruare 
'Wahrzeichen  beobachten'  (aus  dem  C.  entlehnt  ist  air.  cel  'augu- 
rium';  aus  dem  Altenglischen  stammt  mir.  ele,  hele  'Zauberspruch', 
s.  Zimmer  KZ  XXXIII  143ff.);  —  c.  coed  'Wald'  acorn.  cuit 
mcorn.  coys,  cos  ds.  br.  koat  'Wald,  Holz'  gall.  Kaitößgi^,  Ce- 
tobricca  ON,  mons  üocetius  :  got.  haipi  'Feld'  lat.  bü-cetum 
'Trift'  (von  dem  Suffix  -etum  beeinflußt). 

Nach  w  erscheint  im  C.  ae  statt  oe  (s.  §  259):  c.  gwaew  'Speer' 
(vgl.  zum  gw  §  58,  3)  gall.  yaloog.  Durch  Dissimilation  gegen  die 
folgende  Silbe  erklärt  sich  c.  aelwyd  'Herd'  acorn.  oilet  ncorn. 
olaz  br.  oaled:  ae.  seled  an.  eldr  'Feuer'  (vielleicht  zu  gr.  m^io 
'brenne'  lat.  aedes  'Wohnhaus',  aestus  'Hitze'  ahd.  eit  ae.  ad 
'Scheiterhaufen'  skr.  edhas  'Brennholz',  wozu  auch  ir.  äed  'Feuer' 
gall.  Aedui  VN). 

Anm.  Ir,  ai  wird  zur  Wiedergabe  des  c.  ae  und  ei  y  ai  verwendet; 
vgl.  S.  23. 

§  39.  Idg.  oi  (lat.  oe  >  ü,  gr.  ot,  germ.  ai,  lit.  ai,  ie,  asl.  e, 
alb.  e;  arm.  e:  i,  skr.  e)  erscheint  im  Gall.  als  oi,  im  Ir.  als  öi,  äi 
(beide  Schreibungen  schon  in  Wb.),  später  oe,  ae  (in  Wb.  nur  im 
absoluten  Anlaut)  und  hat  die  jüngere  Entwickelung  mit  idg.  ai 
gemeinsam;  im  Britannischen  entstand  aus  idg.  oi  über  ü  (vgl. 
§  149)  ein  ü,  das  ebenso  geschrieben  wird  und  sich  ebenso  weiter 
entwickelt  wie  das  in  §  37  besprochene  ü.  Ir.  öin,  oen  (Wb.) 
'einer'  c.  un  corn.  un  br.  unan  (über  corn.  onan  br.  eun  vgl. 
§  187)  :  alat.  oino(m)  lat.  ünus  ds.  gr.  oXvri  'die  Eins'  got.  ains 
'einer'  lit.  v-ienas  ds.  skr.  enam  'ihn'  (asl.  jed-inü  'einer'  arm. 
enklitisch  -in  'derselbe'  mit  idg.  i);  ir.  möin,  mäin  (Wb.)  'Kost- 
barkeit, Schatz',  Plur.  dag-möini  'gute  Gaben,  AVohltaten'  gall. 
M  oen  US  Fluß-N.  :  lat.  münus  'Geschenk;  Aufgabe'  got.  ga-mains 
'gemeinsam'  lit.  mainas  'Tausch'  asl.  mena  'Tausch',  vgl.  lat. 
mütuus  'wechselseitig'  gr.  inolzog  'Vergeltung'  poln.  Mien, 
Mianka  Fluß-N.  (s.  Rozwadowski,  Almae  matri  Jagellonicae,  Lem- 
berg  1900,   S.  6   des  Sonderabdrucks);    air.  clöin  'ungerecht'  :  mit 


58  Idg,  o^;  ei.  [§  39.  40 

^ot  Mains  ^Hügel'  zu  gr.  yilivco  'biegen,  anlehnen'  u.  s.  w.;  ir.  oeth 
(Corm.)  'Eid'  ac.  an-utonou  gl.  periuria  mc.  an-udon  'Meineid'  : 
got.  aißs  (dazu  wohl  lat.  ütor  'gebrauche',  altlat.  Inf.  oitier;  unter 
Berufung  auf  schwed.  ed-gäng  'Eidschwur'  hat  man  für  ir.  oeth 
got.  aips  die  Grundbedeutung  'Gang'  annehmen  wollen,  vgl.  aber 
H.  Möller,  Semitisch  und  Idg.  I  353);  air.  cöim  'heblich'  c.  cu 
corn.  cuf  abr.  cum-  (in  Namen)  mbr.  cuff  nbr.  kur  :  lett.  sdime 
asl.  semija  'Familie'  got.  haims  'Dorf,  Acker'  ahd.  heim  'Heim' 
ae.  hseman  'beischlafen'  gr.  /,OLf.iaio  'bringe  zu  Bett';  ir.  roen  mir. 
raon  'Weg'  'a  ränge  of  mountains'  br.  run  'Hügel'  (ru-Stefan 
'le  tertre  d'Etienne';  in  proklitischer  Stellung  ist  auch  die  Neben- 
form reun  entstanden)  :  ahd.  rein  'begrenzende  Boden erhöhung'; 
c.  hud  'Zauber'  corn.  hus  (acorn.  hudol  gl.  magus)  br.  hud  : 
an.  seij)r  ds.  lit.  saitas  'Zeichendeuterei'. 

Anm.  Ir.  oi  dient  zur  Wiedergabe  des  c.  wy  (und  wi)  und  wird 
durch  c.  wy  wiedergegeben,  s.  S.  23,  24;  vgl.  noch  ir.  Goedel  'Ire"  c. 
gwyddel  (zur  Aussprache  vgl.  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  423). 

§  40.  Idg.  ei  (lat.  t,  gr.  et,  germ.  l,  lit.  ei,  ie,  asl.  i,  alb.  i, 
arm.  e  :  i,  skr.  e)  ist  urkeltisch  zu  e  geworden  und  hat  im  Neu- 
keltischen dasselbe  Schicksal  wie  das  e  der  lateinischen  Lehnwörter 
gehabt;  im  Irischen  steht  vor  mouillierten  Konsonanten  e,  in  den 
übrigen  Stellungen  entstand  gegen  Ende  des  7.  Jahrh.  ia  (Diph- 
thong); das  C.  hat  den  Diphthong  up  (geschrieben  wy);  acorn.  ui, 
mcorn.  ot/,  ncorn.  ö,  ü;  br.  oue  (ue,  Diphthong,  bisweilen  jedoch 
zweisilbig),  oe,  oa.  Beispiele:  ir.  fiad  'vor,  coram'  c.  gwydd  {(jüi/d) 
'Anwesenheit'  mbr.  a  goez  'offen thch'  nbr.  ac'houez  :  gr.  elöoQ 
'Aussehen'  lit.  veidas  'Angesicht'  asl.  vidü  'Aussehen';  dazu  ir. 
ad-fiad-  'erzählen'  :  ae.  set-witan  'schelten';  ir.  tiagu  ^gelie', 
2.  Sing,  tegi,  s.  Verbalverz.;  ir.  sciath  c.  ysgwyd  'Schild'  br. 
skoed  'ecu'  :  asl.  scitü  'Schild'  (*sqeito-;  dagegen  mit  oi  :  lat.  scü- 
tum  ds.);  ir.  riad-  'fahren',  Präs.  3.  Sing,  ret,  de-riad  'Zwei- 
gespann' gall.  reda  'Wagen',  c.  gorwydd  'Pferd'  gall.  para-ue- 
redus  'Nebenpferd',  ir.  reid  'eben'  (eig.  'fahrbar')  c.  rhwydd  'frei, 
leicht'  nbr.  rouez  'clair-seme'  :  ahd.  ritan  'reiten'  (lit  raitas 
'reitend'  ist  entlehnt);  —  c.  bwyd  'Essen'  acorn.  buit  gl.  cibus  uel 
esca  mcorn.  boys,  bos  ncorn.  büz  abr.  boitolion  gl.  esciferis 
nbr.  boed  boued  :  Ableitung  von  der  Wurzel  *gi(ei-  'leben',  vgl. 
pr.  geits  'Brot'  asl.  zito  'Getreide'  (hierher  auch  ir.  biathaim 
'ernähre'  =  c.  Inf.  bwyda  'zu  essen  geben';  dagegen  ist  ir.  biad 
neutr.  'Nahrung,  Speise'  zweisilbig,  vielleicht  unter  dem  Einfluß  von 


§  41]  Idg.  w.     Allgemeines  und  Anlaut.  59 

hethu  'Leben',  worin  e  aus  einer  zweisilbigen  Gruppe  entstanden 
ist,  vgl.  c.  bywyd  und  s.  §212,  §  255);  —  ir.  dia  'Gott'  Gen.  de 
ac.  duiu-tit  'Gottheit'  (später  wurde  die  Gruppe  uifw  im  Brit.  in 
verschiedener  Weise  dissimiliert:  nie.  nc.  duw  'Gott',  vgl.  §  259, 
meu-dwy  'Einsiedler',  cig.  "Diener  Gottes"  acorn.  duy  mcorn. 
ncorn.  dew  br.  doue)  gall.  Deuognata  FN  :  lat.  dluus  'götthch' 
an.  Plur.  tiuar  'Götter',  Tyr  N.  eines  Gottes  lit.  dievas  'Gott'  skr. 
devd-s;  —  ir.  beim  'Schlag'  corn.  born  ds.  br.  boem,  bom  'rehaut 
entre  deux  sillons',  s.  §  50,  11,  wo  auch  drei  andere  Beispiele  für 
die  Behandlung  des  Diphthongs  vor  mm;  —  ir.  cia  'wer'  c.  pwy 
corn.  pyw  br.  piou,  s.  §  222,  §  519;  —  br.  gwar  'krumm'  §  41. 

Idg.  w  und  j  (sowie  z). 

§  41.  Idg.  lü  (lat.  u  [iv],  gr.  /,  germ.  Wy  lit.  v,  sl.  v 
[in  der  ältesten  Zeit  w\  alb.  v,  arm.  g^  iv  [v],  skr.  v)  ergibt  im 
Gall.  w^  im  Ir.  f-,  inlautend  v  (geschrieben  b  >  bh),  zwischen 
Vokalen  (schon  im  7.  Jahrh.)  Null,  im  Brit.  gw,  -gw-,  woraus  im 
Inlaut  wieder  w  entsteht,  auslautend  -w;  vgl.  S.  13 f.  Im  Sandhi 
unterliegt  ir.  f-  und  brit.  gw-  der  Lenition  (>  ir.  Null,  brit.  w),  s. 
den  Abschnitt  über  Lenition.  C.  w  wird  wie  engl,  w  gesprochen; 
br.  gw-  ist  vor  hinteren  Vokalen  als  go  oder  gu,  vor  vorderen  Vo- 
kalen als  gü  zu  sprechen,  br.  w-  lautet  v  (so  in  Leon;  in  Treguier 
ist  gw-  =  guy  w-  =^  \i);  das  inlautende  iv  vdrd  im  Br.  o  oder  ou 
geschrieben,  geht  aber  unter  Umständen  in  v  über. 

Beispiele  für  den  Anlaut:  ir.  fen  'Wagen'  c.  gwain  altbrit- 
lat.  co-uinnus  'Streitwagen'  :  an.  uagn  'Wagen',  vgl.  lat.  uehö 
'fahre'  gr.  oxoi^  'Wagen'  lit.  vezü  'fahre'  (transitiv)  asl.  vezc^,  ds. 
alb.  vjeä  'stehle'  skr.  vdhämi  'führe,  fahre';  ir.  fid  'Baum'  S.  41; 
ir.  fir  'wahr'  S.  50.  Vor  den  gerundeten  Vokalen  schwindet  w  : 
c.  gwr  ((/?lr)  U.S.W.  S.  41f.;  ir.  folcaim  c.  golchi  u.  s.  w.  'waschen' 
S.  34  :  lit.  vilgyti  'das  Brot  befeuchtend  glätten'  asl.  vlaga  serb. 
vläga  'Feuchtigkeit'  [la  aus  -ö^)  ahd.  wolcha  'Wolke'  (idg.  q  :  g 
§  116);  c.  gwyr  (güyr)  'er  weiß'  corn.  gor  br.  goar  s.  Verbalverz. 
finn-;  ir.  fiar  'schief  c.  gwyr  'crooked,  askew'  br.  gwar,  goar 
'courbe,  tortu'  (-wa-  und  -oa-  sind  phonetisch  gleichwertig  und 
vertreten  idg.  ei)  :  ae.  wir  'Draht'. 

wr-  und  wl-  entwickeln  sich  im  Ir.  und  C.  regelmäßig  zu  fr-, 
fl-  und  gwr-,  gi^^-^'  jedoch  wird  nach  Sweet,  Spoken  North  Welsh 
S. 418  statt  wr-  wl-  vielmehr  r";  Ut  gesprochen;  eine  entsprechende 
Aussprache   wird   im  Acorn.  und  Mbr.   durch   ru,  ro,   lu,  lo   be- 


60  Idg.  w  im  Anlaut;  zwischen  Vokalen.  [§  41.  42 

zeichnet;  in  der  corn.  Schreibung  fällt  das  w  oft  ganz  aus;  im 
Nbr.  ist  es  im  Dialekt  von  Leon  ganz  geschwunden  :  ir.  fracc 
^Frau'  c.  gwrach  ^alteFrau'  ncorn.  gwrah  mbr.  groach  nbr.  Leon 
grac'h,  sonst  groac'h,  c.  gwraig  ^Frau'  acorn.  grueg,  greg 
mcorn.  gwrek  ncorn.  givreg  mbr.  gruec,  Plur.  groagez  nbr.  Leon 
grek,  sonst  groek,  grouek,  s.  §97,  6;  ir.  froech  'Heidekraut'  c. 
grug  (w  ist  vor  dem  urspr.  gerundeten  Vokal  geschwunden)  engl, 
in  Cornwall  griglan  br.  bruk  (aus  dem  Lat.  zurückentlehntes 
gallisches  Wort?  vgl.  fr.  bruyere)  :  gr.  igeiKri  poln.  wrzos  (aus 
*werk'o-,  §  105);  ir.  fliuch  'naß'  ac.  gulip  c.  gwlyb  'feucht' 
acorn.  glibor  gl.  humor  ncorn.  gleh  'humidus'  abr.  rogulipias 
gl.  oliuauit  mbr.  gloeb,  glueb  nbr.  Leon  gleb  Treg.  gloeb  'feucht': 
lat.  liquidus  'flüssig'  {w  nov  l  geschwunden);  dazu  noch  c.  gwlith 
'Tau'  {^ lüliku-ti')  mbr.  gluiz  nbr.  Leon  gliz  V.  glih.  —  Eine 
Gruppe  wn-  war  aus  der  idg.  Ursprache  nicht  ererbt,  hat  sich  aber 
in  einigen  Wörtern  im  Brit.  analogisch  entwickelt  und  mrd  ähn- 
lich wie  W/T-,  wl-  entwickelt  :  c.  gwnaf  {gnäv  Sweet  S.  450)  'tue' 
u.  s.  w.,  s.  Verbalverz.  gniu;  damit  identisch:  c.  gwnio  'nähen' 
mbr.  gruyat  nbr.  Leon  griat  Treg.  grouian    (aber  V.  gouriat). 

Über  sw-  s.  §  48;  gw-  §  58,  2,  k'w-  §  74,  sqiv-  §  49,  3;  dw- 
dhtv-  ist  d-  geworden  :  ir.  dau  'zwei'  §  37,  3  S.  55;  vgl.  dagegen 
ahnt  JovYi-aaXridoviog  §479;  ir.  dorus  'Türe'  S.  32;  ir.  dall  'blind' 
c.  dall  corn.  dall  br.  dall  :  got.  dtvals  'töricht'  ahd.  toi  ds.;  bhw- 
liegt  vor  in  ir.  biu  'bin'  u.  s.  w.,  s.  §  646. 

Über  das  an  alogische  /"-  vor  vokalischem  Anlaut  im  Irischen 
s.  §  302. 

§  42.  iv  zwischen  Vokalen:  ir.  ahel,  aial  'a  breeze'  (Sal- 
tair) c.  awel  fem.  'Wind',  en-awel  'Orkan'  acorn.  auhel  gl.  aura 
anauhel  gl.  procella  mcorn.  awel  'Wetter'  br.  avel  fem.  'Wind'  : 
gr.  (xbXXa  'Sturm';  ac.  Litau  gl.  Latio  nc.  Llydaw  'die  Bretagne' 
gall.  Letauia  :  skr.  prthivi  'Erde'  ("^plthawl);  c.  ewythr  u.  s.  w. 
'Oheim'  (mit  Umlaut),  s.  S.  55. 

oWf  womit  im  Kelt.  idg.  ew  zusammengefallen  ist,  erscheint  im 
Ir.  teils  als  ö,  teils  als  ü  (die  Verteilung  der  beiden  Vertretungen 
mag  von  der  Beschatten heit  der  folgenden  Silbe  abhängig  sein); 
ac.  ou  mc.  eu  nc.  eu  (gesprochen  dy),  in  letzter  Silbe  au  [ay); 
corn.  ow;  abr.  ou  (d.  h.  ow),  mbr.  ou,  nbr.  aou  (etwa  äw  oder 
öw))  in  nachtoniger  Silbe  nbr.  ou  (gesprochen  ii);  der  Dialekt  von 
Vannes  hat  überall  den  Diphthong  eu  (§  352).  Beispiele:  ir. 
löathar    gl.  peluis,    lothur    gl.  canalis,    lothor    gl.   alueus    mbr. 


§  42]  rdg.  w  zwischen  Vokalen.  61 

louazr  'Trog'  nhr.  laouer  ds.  gall.  lautro  gl.  halneo  (Endliclier's 
(xlossar)  :  gr.  loetQov,    Ioutqov  'Bad';    Pluralondung  der  w-8tämine 
ac.  -ou   mc.  -eu   nc.  -au    corn.  -ow   abr.  -ou  (d.  h.  -ow)   mbr.  ou 
nbr.  -ou  (d.  h.  -u)  gall.  Lugoues  'Schutzgöttor  der  Schustergilde'  : 
idg. -ow;^S;  s.  §412,  488;  mc.  cigleu  'hörte',  s.  Verbal verz.  cluin-; 
mc.  teu   nc.  tau  'tuus",    s.  §  493,  §  .501;    c.  creuan   fem.  'Schä- 
del'  (idg.  -eiva-)  :\it  kriauna   'Messerschale'   (idg.  Pti;   vermutHch 
mit  idg.  Altern,  k'  :  h'  zu  gr.  yjQag  'Kopf,    vgl.   russ.  ceren  'Griff 
eines  Messers'   c.  carn  'Schwertgriff''   got.  h^^airnei  ^/.gavlov^};  mir. 
crü  'Blut'  'göre,  blood'  mc.  creu  nc.  er  au   corn.  crow^  :  gr.  /.geag 
'Fleisch'  skr.  Icravis  'rohes  Fleisch'   lit.  kraüjas  'Blut'  (lat.  cruor 
asl.  krüin  'Blut');   ir.  öac  'jung'   c.  ieuanc   acom.  iouenc  mcom. 
yowynk  br.  iaouank  gall.  louincillus  MN  :  *jew'^k'o-,  jewenk'o- 
(oder  *jow-)  zu  lat.  iuuencus  'junger  Stier'    got.  piggs  'jung'   skr. 
juvasd-s  'jugendlich';    mit  Umlaut  c.  newydd  u.  s.  w.  'neu'  >S.  55; 
ir.  nüna  'Hungersnot'    c.  newyn  mask.    br.  naoun   fem.    (in  der 
Endung   von   dem   ir.  und  c.  Wort  verschieden)  :  got.  naußs  *Not' 
pr.  nautin  (wohl  zn  gr.  vevevyJvai '  Tei^vriAtvai.  veveiv  'sich  neigen', 
vgl.  Hoff'mann,   BB   XXV   107,    Uhlenbeck,    PBrB    XXX  303); 
ir.  uan  'Schaum'    c.  ewyn    abr.  euonoc  gl.  spumaticus   nbr.  eon 
'Schaum'  :  vielleicht  wie  lat.  Omentum  (ö  aus  ow  -f  Vokal)  'Netz- 
haut,  Fettigkeit'    zu   lat.   ind-uö    'ziehe    an'    umbr.   an-ouihimu 
'induitor'    arm.  aganim  'kleide  mich'   (a  aus  o)   lit.  aü-ti   'Fußbe- 
kleidung  anziehen'    asl.  oh-uti  ds.     Unerklärterweise  erscheint  für 
idg.  oWy   ew   bisweilen  aw  :  ir.  bai  'Kühe'   (§  439);    c.  naw    com. 
naw  br.  nao  'neun'  (aber  ir.  nöi)  :  lat.  nouem  gr.  fvvm  got.  niun 
(lit.  devyni   asl.  deveti  alb.  nandd  arm.  inn)  skr.  näva;  c.  IIa  wen 
'froh',  aber  acorn.  louen   mcom.  lowen   mbr.  louen  nbr.  laouen 
ds.  :  vielleicht  zu   air.  loun  'Reisekost'    nir.  Ion    (womit  air.  loan, 
löon    gl.  adeps   vielleicht  identisch  ist);    c.  IIa  wer  'viel'    air.  lour 
'genug'    mir.  lor  :  mit   dem    vorhergehenden    Worte    etwa   zu    gr. 
Ttlov-Tog   'Reichtum';    c.    go-gnaw    'activity,    active'    mbr.    gnou 
'manifeste,  evident'    nir.  gnö  'business,  affaii-s'    (im  Vokal  von  lat. 
näuus  'regsam',  ignäuus  'träge'  verschieden);  br.  tanao  §  84. 

Idg.  uw  fällt  im  Britannischen  durch  Dissimilation  mit  idg.  iw 
zusammen  :  ir.  drui  'Druide'  c.  dryw  'Dmide'  (diese  Bed.  wird 
von  Sil  van  Evans  für  die  alte  Sprache  bezweifelt;  das  Wort  be- 
deutet auch  'Zaunkönig')  gall.  druida  :  *dru'uid-  'sicher  wissend' 
(zum  ersten  Glied  vgl.  §  103,  zum  zweiten  Glied  Verbalverz.  finn-); 
ir.  lue,    Dat.  luith  'Steuerruder'    c.  llyw    acorn.  leu    ucorn.  leu) 


62  Idg.  w  zwischen  Vokalen.  [§  42 

ir.  luura  ,Lootse'  c.  llong-lywydd  br.  levier  :  Ableitungen  von 
einem  Stamm  '^lüuivo-j  vgl.  gr.  jtXoog  'Schiffahrt';  ir.  clü  'Ruhm' 
c.  clyw  'Gehör',  c.  clywed  'hören'  corn.  clewas  br.  klevet,  vgl. 
Verbalverz.  cluin-;  c.  bryw  'Stärke,  stark'  :  vgl.  lat.  grauis 
'schwer'  gr.  ßagvg  got.  kaurus  skr.  gurü-s  (oder  hat  bryw  idg.  iw^ 
vgl.  gr.  ßgiagog  'stark'?). 

Idg.  iw  :  ir.  beo  'lebendig'  (vgl.  Anm.  2),  bethu  'Leben'  c.  byw 
'lebendig',  bywyd  'Leben'  corn.  byw,  bew  'lebendig'  br.  beo  : 
"^gmwo-s,  zu  lat.  uiuus  got.  hniis  lit.  gyvas  asl.  zivü  skr.  glvd-s; 
ir.  eo  'Eibe'  c.  yw-en  acorn.  hiuin  (gl.  taxus)  br.  ivin  (mit  Um- 
laut) fr.  if  (aus  dem  Gall.?)  :  zu  ahd.  Iwa  pr.  inwis  'Eibe'  asi.iva 
'Weide'  lit.  jievä,  jeva  'Faulbaum'  lett.  eewa  ds.  (die  Sippe  bietet 
mehrere  lautliche  Schwierigkeiten) ;  mir.  fiu  'schlief,  feotar  'schlie- 
fen' zu  foaid  'schläft'  hat  (durch  Neuerung?)  die  Reduplikations- 
silbe  *wi-. 

Idg.  äw  ist  im  ßrit.  zunächst  zu  öw  geworden;  daraus  c.  otv 
>  9y;  im  Br.  und  wohl  auch  im  Com.  ist  das  ö  wie  gew^öhnhch 
zu  ö  weitergeschritten,  woraus  schließlich  e  entstand  :  ir.  brö  (aus 
bräo,  vgl.  unten)  'Mühlstein',  Gen.  broon  c.  breuan  'Handmühle' 
acorn.  brou  br.  breo  :  skr.  grävan-  'Preßstein'  (got.  hmrnus  'Mühl- 
stein' lit.  girna  asl.  zrny  arm.  erkan);  c.  haul  'Sonne'  acorn. 
heuul  mcorn.  heul,  houi  br.  heol  :  gr.  ^jeliog  (mit  urgr.  ä),  tjliog 
lat.  söl  got.  smiil  lit.  säule  (asl.  slnice  skr.  svar^  snrja-s;  wenn  ir. 
süil  'Auge'  hierher  gehört,  geht  es  auf  eine  andere  Grundform  als 
die  brit.  Wörter  zurück).  —  Idg.  eiv  :  gall.  Briua  'Brücke'  :  lit. 
briaunä  'Kante,  Rand'  an.  brü  'Brücke'  asl.  b{i)rüvt  'Balken, 
Brücke'  poln.  bierzwiono,  brewno  'Balken' '  klr.  berva  'Steg- 
brücke' (hierher  mit  anderer  Vokalisation  ir.  brü  'Rand'  'border, 
bank',  bruach  ds.?);  idg.  nv  :  ir.  li  u.  s.  w.  S.  51  (mir.  lig,  li'grad 
'Glanz'  beruht  wohl  auf  einer  Analogiebildung  nach  ri  'König', 
Gen.  rig,  rigrad  'Könige').     Idg.  eiw  :  ir.  dia  u.  s.  w.  S.  59. 

w  nach  schwindendem  Vokal:  abrit.  Cuno-uali  MN  c.  Cyn- 
wal  ir.  Conall. 

Anm.  1.  Nach  dem  w  geht  im  Br.  häufig  ein  Vokal  (auf  dem  Wege 
der  Assimilation)  verloren:  hr.  eontr  'Oheim';  eon  'Schaum"  ahr.  euonoc; 
naoun.  Seltener  tritt  dies  im  C.  ein:  c.  haul  hr.  heol;  c.  cawr  'Riese" 
gall.  Kavttoog  MN  (ir.  cur,  Gen.  curad  oder  caur,  Gen.  caurad  'Held' 
ist  schwierig;  war  au  urspr.  zweisilbig  und  nur  im  Nom.  berechtigt,  vgl. 
lour?  zur  Genitivform  vgl.  §  209). 

Anm.  2.  Über  die  Erhaltung  des  auslautenden  Vokals  nach  einem 
geschwundenen  w   im  Irischen  (uui,    drui,   beo,   eo)   vgl.  §  159.     Aus  ao 


§  43]  Tdg.  w  nach  Konsonanten  im  Wortinnem.  63 

entsteht  durch  Kontraktion  ö  :  bro.  Über  die  Behandlung?  der  nach  dem 
w  stellenden  Vokale  im  Wortinnem  im  Irischen  v*?l.  §  209—213. 

Anm.  3.  Unklar  ist  das  Verhältnis  zwischen  c.  <(ro  acorn.  f^rou 
racorn.  grow  'Sand';  c.  glo,  Sing,  gloyn  'Kohle'  und  corn.  glow  mbr. 
glou  nbr.  glaou  (urspr.  -ow-;  zu  an.  gl 6a  'glühen'?);  c.  clo  'Verschluß', 
mc.  Plur.  cloeu,  abr.  clou  gl.  acitaraenta  mbr.  (^lou  'ferrement'  nbr. 
klao  (man  erwartet  -aou)  'ferrement,  noeud"  ir,  clo  'Nagel'  (kaum  als  Lehn- 
wort aus  lat.  cläuuR  erklärbar;  c.  tyno  br.  tnaou  §84  Schluß.  Falsche 
Subtraktion  einer  vermeintlichen  Pluralendung  -om?  Über  c.  bu  neben  ir. 
boi  'war'  s.  §  646;  c.  cuan,  cwan  'Eule"  neben  abr.  couann  nbr. 
kaouen,  das  seinerseits  mit  gall.-lat.  cauannus  nicht  stimmt,  wird 
onomatopoiotisch  umgebildet  sein  (vgl.  zur  Sippe  Liden  AfslPh.  XXVIII  36). 

Anm.  4.  Für  c.  w  tritt  selten  v  (geschrieben  f)  auf:  cawad,  cawod, 
cafod  'Regenschauer'. 

^  43.  w  nach  Konsonanten  im  Wortinnem  ist  meist  als  ir.  v 
(geschrieben  b),  brit.  w  geblieben;  seltener  ist  es  geschwunden  oder 
mit  dem  vorhergehenden  Konsonanten  verschmolzen.  Über  -sw- 
(ir.  v^  geschr.  b,  c.  x^  geschr.  ch)  s.  §  48.  dw:  ir.  fedb  'Witwe' 
s.  S.  41;  ir.  Medb  nir.  Meadhbh  FN,  c.  meddw  'berauscht' 
br.  mezo  ds.,  mezvi  'berauschen'  :  zu  gr.  /j^e&vo)  'trunken  sein'; 
ir.  bodb  'Schlachtgöttin  in  der  Gestalt  einer  Krähe'  gall.  Ate- 
boduus,  Boduo-gnatus  MN  :  ae.  beadu  'Kamjif  an.  bof),  Gen. 
br  {)uar;  c.  gwddw  'Hals'  :  got  gatwö  'Gasse'  (daneben  c.  gwddwg 
br.  gouzouk  mit  der  Endung  -u-ko-;  falls  got.  gativö  zur  Sippe 
des  nir.  gead  [§97,  3]  gehört,  so  ist  die  Bedeutungsentwdckelung  bei 
gwddw  ähnlich  wie  bei  ir.  cül  [S.  50]  gewesen).  —  -gw-  §  59,  4, 
-wgw'  §  61,  4;  -1c  w-  :  ir.  ech  S.  36;  -sqw-  §  78;  4w- :  ir.  cethir 
'vier'  u.  s.  w.  S.  36;  ir.  luaith  'Asche'  c.  lludw  corn.  lusow  br. 
ludu  (w  y  ü  wegen  des  vorhergehenden  ü)  :  *loti-ttvi-  'Waschmittel' 
zu  gr.  lovw  lat.  lauö  'wasche',  an.  laupr  'Lauge'  ae.  leaI)or  ne. 
latlier  'Seifenschaum',  ahd.  louga  'Lauge'. 

rw  :  ir.  tarb  'Stier'  nir.  tarbh  c.  tarw  corn.  tarow  br.  taro, 
tarv  PI.  tirvi  gall.  Taruos  GN  :  lat.  taurus  gr.  xavqog  an. 
J)iörr  'Stier'  pr.  tauris  'Wisent'  asl.  turü  'Auerochs'  (idg.  Alter- 
nation wr  :  rw);  ir.  arbar  'Getreide'  nir.  arbhar  :  gv.aqovQa  'Acker- 
land' (verwandt  ist  vielleicht  lat.  aruum  'Saatgefilde'  asl.  ravinü 
'l'dog,  TteÖLvog'  pr.  [mit  abgeleiteter  Bedeutung]  arwis  'wahr';  dagegen 
haben  c.  erw  'Feld'  acorn.  erw,  ereu  ds.  br.  ero  'Furche'  ahd.  ero 
'Erde'  arm.  erkir  'Erde'  [KZ  XXXVIII  197]  den  Vokal  e);  ir. 
ferb  'Kuh'  :  lat.  ueruex  'Hammel'  (Vendryes  MSL  XII  40);  ir. 
berbaim  'siede'  nir.  beirbhighim  c.  Inf.  berwi  br.  birvi  ds., 
bero,   berv   'gekocht'  ;  lat.  ferueö  'siede';    ir.  marb  'tot'    S.  44; 


64  Idg.  -w-  nach  Konsonanten.    Idg.  /-.  [§  43.  44 

ir.  meirb  'schlaff,  schwach'  nir.  meirbh  c.  merw  :  ahd.  maro, 
marawer  'mürbe'.  —  Iw  :  ir.  selb  'Besitz'  nir.  sealbh,  seilbh 
c.  helw  gall.  Lugu-selua  FN  :  mit  Suffix  -wo-  zu  gr.  flelv 
'nehmen'  an.  selia  'übergeben,  verkaufen'  got.  saljan  'darbringen'; 
air.  delb  fem.  'Form'  nir.  dealbh,  deilbh  c.  delw  fem.  :  asl. 
dily  (w-Stamm)  'dolium'.  —  nw  :  nir.  banbh  S.  47;  c.  llanw  'Flut' 
br.  lano,  lanv  ds.  corn.  lanwes  'Fülle",  lenwel  'füllen'  :  skr. 
prnö-ti  (neben  pruä-ti)  'füllt'  arm.  keium  'gieße  aus"  (aus  *pel-nu- 
niai  KZ  XXXIX  354);  air.  ainb,  ainib  'unwissend'  :  *n-wid-; 
nir.  meanbh  'klein'  O'R,  mir.  menb-ach  :  lat.  minuö  'vermin- 
dere'. Unhaltbar  ist  die  Ansicht,  daß  nw  zu  nn  werden  könnte 
(BB  XIX  95;  XX  12  Fußn.,  IF  XIX  350 2).  Im  Sandhi  wird 
-n  W'  irisch  v  (geschr.  f),  cymrisch  ngw  (§  261,  270);  und  diese 
Behandlung  wird  in  der  Komposition  mit  Präpositionen  bisweilen 
nachgeahmt  :  mir.  cobled,  coibled 'Schmaus'  (:fled);  ir.  coibnes 
'affinitas'  (:  fine);  ir.  cobsud  'stabilis'  (:  fossad);  c.  cyn-gweini 
'gegenseitig  dienen'.  Hierbei  ist  noch  zu  bemerken,  daß  der  Aus- 
laut der  Präposition  ir.  co  n-  c.  cy-  ursprünglich  ein  w  war;  -mw- 
ist  aber  urkeltisch  lautgesetzlich  zu  w  geworden  :  ir.  coir  'gerecht, 
angemessen'  c.  cywir  abr.  Keuuir-gar  gall.  Couirus,  Dumno- 
coueros  MN;  und  diese  Tradition  wird  noch  oft  bei  jüngeren 
Zusammensetzungen  im  C.  festgehalten:  cy-wely  'Bettgenosse', 
cy-wledd  =  ir.  cobled. 

Anm.  1.    Über  die  Aussprache  des  c.  -w,   br.  -0   im  Auslaut  s.  §  233. 
Anm.  2.     Für  c.  w  tritt  selten  v  (geschrieben  f)  auf:  gwddf  =  gwddw. 

8  44.  Idg.  j  (lat.  j-  gr.  h-,  c-,  germ.,  lit.,  sl.  j,  alb.  (/'-, 
arm.  g-  skr.  j;  in  mehreren  Sprachen  zwischen  Vokalen  geschwun- 
den, mit  vorhergehenden  Konsonanten  verschmolzen  oder  nach 
einem  Konsonanten  zu  ij  geworden)  ist  im  Gall.  erhalten,  im  Brit. 
meist  erhalten,  inlautend  unter  bestimmten  Bedingungen  jedoch  zu 
6?  (woraus  br.  z)  geworden  (Rhys  Rc  II  115 — 118);  im  Ir.  ist  / 
überall  geschwunden  (anlautend  vielleicht  durch  die  Zwischenstufe 
h).  Vgl.Zupitza,  ZfcPh.  II  189—192;  Sommer,  Griechische  Laut- 
studien, Straßburg  1905,  S.  142—143. 

Anlaut:  air.  huisse  'gerecht'  :  *jiistijo-s,  vgl.  lat  jüstus;  air. 
öac  'jung'  S.  61;  c.  iau  'Joch'  §59,3;  c.  iwrch  'Rehbock'  aconi. 
yorch  gl.  caprea,  kyt-iorch  gl.  capreolus  (kyt  ist  wohl  engl,  kid 
'Junges')  br.  iourc'h  'chevreuil'  :  gr.  loq^,  loq/mq  'Gazelle'  (wie 
sich  dazu  öoq^,  öog/Mg  verhalten,  ist  unklar;  l'oQyiog  'ein  hirsch- 
artiges Tier'    muß   entlehnt  sein);    air.  het,    et   'Eifer,   Eifei-sucht' 


I 


§  44J  Idg.  j  im  Anlaut.  65 

c.  add-iant,  add-iad  'Sehnsucht'  gall.  lantu-marus,  lentu 
marus  MN,  Adiatunnus,  Adietuanus  MN  :  skr.  jdtate  'strebt, 
bemüht  sich',  ya^wa-,9  'Bemühung'  ahd.  getan  'jäten'  (und  gr.  LV/t^'w 
'suche'  mit  urgr.  a?);  ir.  od-  (s.  Verbalverzeichnis)  'darleihen'  : 
lat.  iubeö  'befehle'  (der  dazu  gehörige  Infinitiv  air.  huain  hat 
auch  die  Bedeutung  'Gelegenheit,  Muße'  und  wird  von  Zupitza, 
ZfcPh.  II  191  vielleicht  mit  Recht  zu  skr.  jöni-s  'Heimat,  Sitz, 
Stätte'  gestellt);  ir.  icht  'Geschlecht,  Kinder,  Volk'  mc.  ieith 
jSprache'  nc.  iaith  br.  iez  :  ahd.  gibt 'Aussage',  geh  an 'aussagen' 
lat.  iocus  'Scherz'  umbr.  iuka  iuku  'preces'  ht.  juökas  'Scherz' 
skr.  jäcati  'fleht'  (vgl.  v.  Blankenstein,  IF  XXIII  131  f.);  ir.  aig 
'Eis',  Gen.  ega  c.  ia  'Eis',  iain  'kalt'  acorn.  iey  'Eis',  iein  gl. 
t'rigus  mcorn.  yeyn,  yen  'kalt'  br.  ien  -kalt'  :  an.  iaki  'Eis',  iokull 
'Gletscher'  (ia,  io  durch  Brechung  aus  e;  vor  diesem  e  ist  aber 
ein  idg.  j  geschwunden)  dän.  hus-egel  'Eiszapfen'  ae.  gicel  e. 
icicle;  c.  ias  'heat,  a  boiUng  up,  violent  cold'  (br.  go  'fermente, 
leve'  SiVis  *upO'jes?)  :  gr.  Cfo)  'koche,  siede'  ahd.  gesan  'gären'  alb. 
ges  hukdn  'knete  das  Brot'  skr.  jasati  'sprudelt,  siedet'. 

Anm.  1.  Ein  Übergang  Je  y  Ja  liegt  vor  in  c.  add-iant,  gall. 
lantu-,  c.  ia,  c.  ias;  auch  wohl  in  c.  iar  'Vogelweibchen,  Henne'  acorn. 
yar  gl.  gallina  br.  iar  gall.  larilla  FN  neben  ir.  eirin  'Hühnchen, 
junger  Hahn'  nsch.  eireag;  jedoch  tann  nir.,  nsch,  e  Umlaut  eines  air.  a 
sein,  und  eine  auswärtige  Etymologie  ist  nicht  gefunden  (an  asl.  Jarehi 
'Eebhuhn'  lit.  er  übe,  jerube  'Haselhuhn'  ist  kaum  zu  denken,  da  diese 
Wörter  wohl  nur  ein  sekundäres  J-  haben).  Der  Übergang  liegt  dagegen 
in  c.  ieith,  iaith  nicht  vor  {-akt-  ergibt  c.  -aeth-). 

Anni.  2.  Zupitza  a.  a.  0.  nimmt  an,  daß  ./  +  Vokal  im  Irischen  i 
oder  i  ergeben  kann.  Dafür  lassen  sich  die  folgenden  Belege  anführen: 
1)  air.  hicc  'Heilung,  Zahlung'  c.  lach  'gesund'  corn.  yagh  br.  iac'h 
ds.  :  gr.  ixxog  'Heilmittel'  skr.  jW«s  'Ehre,  Kuhm';  2)  air.  itu  'Durst',  Akk. 
itith  nir.  iota  aus  *Jetno-tüt-  :  vgl.  skr.  Jat?ici-s  'Bemühung'  (die  Bedeu- 
tungsentwickelung wie  bei  asl.  zedati  'iniS^vfxeTv,  d^iipdv'');  3)  air.  hith  gl. 
puls  ac.  iot  gl.  pulsum  nc.  uwd  'hasty  pudding;  pap'  acorn.  iot  gl.  puls 
br.  iod  'bouillie'  :  lett.  jaut  'Teig  einrühren,  mischen'  skr.  pra-Jäuti  'rührt 
um'  vgl.  lat.  iüs  'Brühe,  Suppe'  g%.  Cv/htj  'Sauerteig',  Cwud?  'Brühe,  Suppe' 
(idg.  ö  aus  öu)  an.  östr  'Käse'  (finn.  Lehnwort  juusto)  lit.  jiise  'Suppe 
aus  Sauerteig  mit  Wasser  durchgerührt'  asl.  Juxa  'Brühe,  Suppe'  alb,  ^'ar 
'Suppe'  (etwa  *j5no-)  skr.  Jma-m  'Brühe';  merkwürdig  ist  die  nc.  Form 
(uw  kann  aus  yw  entstanden  sein;  dies  wiederum  aus. /?<-?);  4)  ir.  cor  na 
'Gerste'  :  gr.  C««^  'Spelt'  lit.  javal  'Getreide'  skr.  Javas  'Hirse';  5)  mir. 
idnae  'Waffen'  (auch  =  cath  'Heer'  LL  288b  35;  290b  40,  43,  vgl.  45) 
ac,  acorn.,  abr.  lud-  in  MN  :  skr.  Jndhjati  'kämpft'  gr.vo^Tvt]  'Kampf; 
6)  ir.  icht  s.  oben.  Die  Bedingungen  des  Übergangs  sind  nicht  ermittelt 
(vor  kk,  tt,  w,  xt?). 

Federsen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  5 


66  Idg.  j-  und  Z'.    Idg.  j  zwischen  Vokalen.     [§  44.  45, 1.  2 

Anm.  3.  Die  griechische  Doppelheit  h  :  C  ist  bis  jetzt  nicht  als  eine 
griechische  Neuerung  nachgewiesen  worden.  Sie  ist  daher,  obgleich  sie  in 
keiner  anderen  idg.  Sprache  eine  Entsprechung  hat,  vielleicht  altererbt; 
h  ginge  auf  ein ./,  C  aber  auf  ein  ä,  dem  in  den  anderen  idg.  Sprachen  j 
entspräche,  zurück.  Vgl.  Verf.  KZ  XXXVI  103  f.,  Sommer,  Griechische 
Lautstudien  S.  137  flf.,  H.  Möller,  Sem.  u.  Idg.  S.  29,  Verf.  (unter  Be- 
rufung auf  das  Semitische)  IF  XXII  359.  Für  die  keltische  Grammatik 
hat  jedoch  diese  Unterscheidung  keine  Bedeutung. 

Anm.  4.  Konsonant  -{-j  im  Anlaut  ist  im  Keltischen  vielleicht  zu 
Konsonant  +  ij  geworden;  vgl.  §  45  S.  67,  §  52  S.  89. 

§  45.  Idg.  y  zwischen  Vokalen:  1)  ir.  aue  >  ua,  naue  >  nue, 
c.  hwyad,  c.  wyr,  c.  cara-dwy  s.  S.  55 f.  äj  liegt  wohl  vor  im 
Komparativ  ir.  mäo  ^größer,  mehr'  c.  mwy  corn.  moy  br.  mui  zu 
ir.  mör  'groß'  S.  49  (ä  >  ö  ist  also  in  diesem  Fall  im  C.  nicht  zu 
aw  diphthongiert,  sondern  um  eine  Stufe  geschlossener  geworden; 
ebenso  ist  das  im  Br.  zu  erwartende  ö  um  eine  Stufe  geschlossener 
geworden),  öju-  kann  man  annehmen  in  c.  wy  'Ei',  Plur.  wyau 
acorn.  uy  ncorn.  oy  nbr.  vi,  Plur.  viou  V.  ui :  asl.  jaje  ahd.  ei 
arm.  ^u  (KZ  XXXIX  406)  np.  xäja  oss.  ajUci  (lat.  öuum  gr. 
loov);  dadurch  wird  allerdings  ir.  og,  Plui\  ugai  nir.  ubh.  Gen. 
uibhe  nicht  erklärt;  das  ir.  Wort  wird  aus  dem  C.  entlehnt  und 
der  ir.  s-Dekl.  angepaßt  sein. 

2)  Idg.  ij  (womit  idg.  is-  S.  73  und  wohl  auch  idg.  ip-  vor 
Vokalen  sowie  idg.  ej  zusammengefallen  sind)  erscheint  in  nicht- 
letzter Silbe  (bes.  vor  a)  als  c.  ae,  au,  ai  (mc.  ay)  corn.  oy,  oe, 
oa  br.  oa,  oua  :  ir.  gem-red  'Winter'  [e  aus  i-a  nach  §  213;  gam 
'Winter'  ist  nach  sam  'Sommer'  umgebildet)  ac.  gaem  nc.  gauaf 
acorn.  goyf  br.  goanv  gall.  Giamillus  MN,  Giamon.  abge- 
kürzter Monatsname :  lat.  hiems  'Winter'  ^y.  xiojv  'Schnee'  (xeifj-wv 
'Winter'  lit.  ziema  asl.  zima  alb.  dimdr  ds.)  arm.  §iun  'Schnee' 
{gmern  'Winter'  skr.  hemantd-s);  (anders  behandelt  ist  acorn.  kyniaf 
'Herbst',  "Vorwinter"  [:  kyns  S.  37;  -nt^-  >  -nf-  >  -n-];  dagegen 
c.  cynhauaf  nach  dem  Simplex);  —  mc.  ciaer,  clayar,  nc.  clauar, 
claear,  claiar  'lau'  br.  klouar  :  gr.  x^ta^og  {x  aus  idg.  Tenuis 
aspirata)  (nsch.  clümhar  'snug',  laidh  go  clümhar  'snuggle'  ist 
wohl  nur  eine  besondere  Verwendung  des  ir.  clü-mhar  'famous', 
unterstützt  durch  clümh  'feathers';  also  nicht  hierher) ;  —  c.  daiar, 
daear  'Erde'  (mc.  auch  daer,  dayr,  dayar)  com.  doar,  doer, 
dor  br.  douar  :  arm.  ti-ezerJc  'Welt'  (:  ezeric  'Gränze'),  ti-kin  'Kö- 
nigin' (:  /cm  ^Fi'iin),  tdr  'Herr'  (:  ajr  'Mann');  —  ir.  trian  'Drittel' 
c.  traian;  —  ir.  riathor  gl.  torrens  ac.  reatir  gl.  torrentum  nc. 


§  45,  3  -  5]  Idg.  j  zwischen  Vokalen  \  j  y  d.  67 

rhaiadr  'Wasserfall'  :  lat.  rl-uus  'Bach'  asl.  ri-n^ti  se  russ.  rinuii 
^schnell  fließen'  skr.  rinäti  4äßt  fließen',  raja-s  'Strom'  ae.  ri{) 
SStrom';  —  ir.  grian 'Sand'  c.  graian  br.  grouan.  Über  die  Ortho- 
graphie dieser  Wörter  handelt  Jones,  Welsh  Oilhography,  Carnar- 
von  1893,  S.  32  (empfiehlt  die  Schreibung  ae).  Der  Unterschied 
zwischen  ay  (durch  au  oder  ae  ausgedrückt)  und  ai,  der  in  den 
Diphthongen  leicht  aufzufassen  ist,  ist  offenbar  in  den  heterosylla- 
bischen  Gruppen  verwischt.  Nach  Labial  steht  im  Mc,  Nc.  wy  : 
ir.  smer  nir.  smear  'Brombeere'  c.  mwyar  (Plur.)  ds.  (vgl.  §  214) 
acorn.  moyr-bren  gl.  morus  ncorn.  mör  'mora'  br.  mouar  ds.  : 
mit  idg.  Anlautswechsel  smj-  (>  kelt.  smij-)  :  sm-  zu  lat.  mör  um 
'Maulbeere'  gr.  (.ioqov.  Vgl.  ir.  biail  'Beil'  ac.  bahell,  lau-bael 
mc.  nc.  bwyell,  bwyall  mbr.  bouhazl  (mit  falsch  geschriebenem 
z)  nbr.  bouc'hal  [h,  x  unursprünglich?  oder  aus  s?)  :  zu  (nicht  =) 
ahd.  bihal,  blal.     Vgl.  in  §  48,  3  c.  gwyar. 

3)  In  der  letzten  Silbe  tritt  ij  in  einigen  Fällen  deutlich  als 
c.  oe  u.  s.  w.  auf:  c.  gloew  'klar'  ir.  gle;  c.  doe  'gestern'  acorn. 
doy  (ncorn.  de  mbr.  dech  nbr.  deac'h)  air.  in-dhe  (mit  falsch 
geschriebenem  h).  Vgl.  in  §  48,  3  S.  73  c.  chwaer  'Schwester' 
[wae  aus  woe,  §  259).     Vgl.  die  Anm.  S.  68. 

4)  Die  unter  2)  und  3)  erwähnten  Dissimilationen  der  Gruppe 
ij  (aus  idg.  iJ  oder  ej)  fanden  nicht  überall,  sondern  nur  unter 
bestimmten  speziellen  Bedingungen  statt.  Es  liegt  nahe,  an  den 
Akzent  zu  denken;  und  es  liegt  gleichfalls  nahe,  die  Dissimilation 
von  der  Stellung  vor  dem  Akzent  abhängen  zu  lassen  (vgl.  gr. 
%iwV,  ;fAtß^ot;),  während  das  betonte  oder  nachtonige  i  vor  j  un- 
verschoben  geblieben  wäre.  Es  muß  aber  unumwunden  ausge- 
sprochen werden,  daß  diese  Regel  nicht  durchführbar  ist;  die  An- 
nahme eines  Nebenakzents  auf  der  letzten  Silbe  bei  ureprünglicher 
Betonung  der  drittletzten  Silbe  hilft  vielleicht  in  einigen  Fällen 
(vgl.  die  Anm.);  es  bleiben  aber  auch  so  Schwierigkeiten.  Nach 
dem  unverschobenen  i  ist  j  in  der  Regel  zu  brit.  d  gew^orden;  ge- 
schwunden ist  es  jedoch  in  ir.  in -diu  'heute'  c.  he-ddyw  acorn, 
he{)eu  mcorn.  hethew  mbr.  hiziu  nbr.  hirio  :  lat.  diu  'bei  Tage'; 
mc.  ryw  nc.  rhyw  'Art;  irgend  ein  .  .',  Plur.  mc.  rei  nc.  rhai 
'einige,  welche'  (unbestimmtes  Pronomen)  corn.  Plur.  re  br.  Plur. 
re  ds. :  vielleicht  =  ir.  re  'Raum,  Zeit,  Mond'  (über  die  Erhaltung 
des  Auslauts  im  Brit.  s.  §  159). 

5)  Beispiele  für  d:  c.  trydydd  'der  dritte'  :  lat.  tertius  got. 
Pridja  lit.  trecas  asl.  b'etifi  skr.  ti'Üja-s;  c.  newydd  corn.  newyth 

5* 


« 


68  Idg.  ij,  Ij;  j  >  ä;  idg.  j  nach  Konsonanten.     [§  45,  6.  46 

nbr.  nevez  :  skr.  nävja-s  S.  55;  Abstrakta  auf  c.  -ydd,  -edd,  Nomina 
agentis  auf  -ydd  u.  s.  w.  §  364;  ir.  damnae  c.  defnydd  br.  danvez 
§  99,  3;  c.  mynydd  'Berg'  S.  33;  ir.  biu  'bin'  c.  byddaf  corn. 
bethaf  mbr.  bezaff  nbr.  bezann  :  lat.  flö;  ir.  sni-  'spinnen'  (s. 
Verbalverz.)  c.  nyddu  corn.  nethe  br.  neza  :  zu  lat.  neö  gr.  vaco 
'spinne'  skr.  snäjati  'umwindet'  (also  Grundform  "^snej-);  ir.  sce 
'Hagedorn',  Gen.  PI.  sciad  c.  ysbyddad-en  ds.  corn.  spethes 
'briars,  brambles'  br.  spezad  'groseille  ä  maquereau' :  Sius'^sqhwija-t- 
zu  lit.  skujä  Flur,  sküjos  (mit  alter  Anfangsbetonung)  'die  Nadeln 
der  Bäume'  russ.  xvöja  ds.  (s.  Verf.  in  der  Jagic-Festschrif t) ;  ir. 
cle  'link'  c.  cledd  br.  kleiz,  ir.  fo-chla  'Nord'  c.  go-gledd  :  got. 
hlei-duma  'link'  lat.  cli-uius  'ungünstig'  (auspicium  cliuium); 
mit  der  vermuteten  Akzentregel  stimmen  kaum:  ir.  die,  dia  'Tag' 
c.  dydd  u.  s.  w.  S.  41;  c.  rhydd  'frei'  :  got.  freis,  Akk.  frijana 
skr.  prijd-s  'lieb,  wert'. 

6)  Auf  2/ wird  c,  corn.,  br.  i  vor  Vokal  zurückgehen:  ir.  scian 
'Messer'  c.  ysgien  :  lat.  sacena,  sce  na  'die  flaue  des  Pontifex' 
(e  aus  eje?);  ir.  sion  'digitalis  purpurea'  ac.  fionou  gl.  rosarum 
nc.  ffion  'the  digitalis,  crimson'  :  lat.  spionia  'eine  Art  Wein- 
stöcke' (unklar:  mbr.  ffoeonnenn  'Liguster'  nbr.  feon,  freon 
'narcisse');  ir.  lia  'mehr'  mc.  lliaws  'Menge'  br.  lies  'viel'  (a-liez 
'oft')  :  zu  gr.  TrXeiov  an.  fleiri  'mehr';  c.  Abstracta  und  Plural- 
formen auf  -i  §  364,  §  410;  c.  gwnio  'nähen'  S.  60. 

Anm.  In  einigen  Fällen  erscheint  im  C.  (aber  nicht  im  Corn.  und 
Br.)  ein  et  nach  einem  nach  3)  oder  6)  behandelten  /,  t  :  ir.  cre  'Lehm, 
Ton'  fem.,  Gen.  criad  c.  pridd  mcorn.  pry  ncorn.  2>ri:  br.  pri  :  lat.  creta 
'Kreide'    {e    aus    eje?);    Pluralendung    der    {-Stämme    mc.    gwlad-oed    nc. 

gwlad-oedd  'Länder'  (aus  *-ejes,  vielleicht  -^ ^  mit  einem  Nebenakzent 

auf  der  letzten  Silbe,  der  in  ^nöwijo-s  N  c.  newydd  deshalb  nicht  vor- 
handen war,  weil  -ij-  aus  -/-  entstanden  war,  vgl.  §  46).  Vgl.  in  §  48  S.  73 
c.  oedd  'war'.  —  Daß,;  nach  anderen  Vokalen  als  i  zu  d  geworden  wäre, 
braucht  man  nicht  anzunehmen;  c.  tawdd  'dissolved  state",  toddi  'schmel- 
zen, auflösen'  br.  teuzi  'schmelzen'  gehört  zwar  zu  asl.  tajatt  'schmelzen*, 
kann  aber  ein  Dentalsuffix  enthalten;  c.  gwddw  'Hals'  wird  von  Zupitza 
KZ  XXXV  270  aus  *  iipo-Jug-  erklärt,  kann  aber  anders  gedeutet  werden 
(vgl.  oben  S.  63). 

§  46.  Idg.  y  nach  Konsonanten  wechselte  schon  von  Altei-s 
her  mit  ij.  Das  Irische  kennt  überhaupt  nur  ij;  das  Britannische 
hat  teils  ij  (s.  §  45,  5),  teils  j  gehabt;  in  welchem  Umfang  aber 
die  Verteilung  mit  dorn  erorl)ten  Stand  stininito,  mag  zweifelhaft 
sein;    vgl.  c.  newydd  :  skr.  7iavja-s  S.  55.     Das   nicht  zu   ij  ge- 


.V 


§  46]  Jdg.  j  nach  Konsonanten.  69 

wordunc  j  ist  vor  einem  erhaltenen  Vokal  erhalten,  vor  dem 
schwindenden  Auslaut  geschwunden,  hat  aher  Umlaut  oder  Epen- 
these hewirkt,  soweit  der  Vokal  der  vorhergehenden  Sil  he  es  er- 
lauhte;  hisweilen  ist  jedoch  j  zu  d  geworden.  Über  die  Behand- 
lung des  ir.  ij  vor  dem  Auslaut  s.  §  158. 

sj  ergibt  brit.  d  (mit  E2)enthese)  :  c.  haidd  br.  heiz  ^Gerste' 
gall.  asiam  („secale  Taurini  sub  Alpibus  asiam  uocant"  PHnius)  : 
skr.  sasjd-m  'Saat';  mc.  yr  eidd-aw  'der  seinige'  (§502)  :  skr.  asjd 
'dessen',  gj  :  ir.  laigiu  'kleiner'  mc.  11  ei  nc.  Hai  :  gr.  eldoowv  ds. 
(:  elaxvg,  vgl.  lat.  leuis  'leicht'  got.  leihts  lit.  lengvüs  asl.  Ugü-ku 
alb.  Uhd-td  ds.  skr.  laghü-s  'schnell,  leicht';  vgl.  S.  39);  ir.  luge 
neutr.  'Eid'  (c.  llw)  br.  le  (:  zu  got.  liugan  'heiraten',  liuga 
'Ehe');  vgl.  §  59.  dj :  c.  gwraidd  'Wurzeln',  Sing,  gwreiddyn 
acorn.  grueiten  gl.  radix  mbr.  gruizyenn  nbr.  grisienn  :  lat. 
radius  'Stäbchen'  gr.  ^/^a  'Wurzel'  (mit  ir.  frem  'Wurzel'  zu  lat. 
rädix  ds.,  rämus  'Zweig'  an.  rot  'Wurzel'  ahd.  mhd.  würz 
'Wurzel,  Kraut');  ir.  cride  'Herz'  nir.  croidhe  c.  craidd  'Mittel- 
punkt, Herz'  br.  kreiz  'Mitte'  :  "^k'radjo-,  vgl.  lat.  cor  gr.  /MQÖiäy 
'/.r^Q  ahd.  herza  lit.  sirdis,  Akk.  sirdj  asl.  srdice  serb.  srce 
arm.  sirt  'Herz'  [^k'erdi-),  asl.  sreda  'Mitte'  russ.  seredd  'Mitte,  Mitt- 
woch' skr.  srad-dddhämi  'vertraue,  glaube',  bj  :  c.  cnaif  'Fließ' 
S.  23.  tj  :  ir.  saithe  fem.  'Schwann'  nir.  saithe  c.  haid  fem. 
br.  hed  masc.  :  *satjä^  vgl.  lat.  satiö  'das  Säen';  c.  rhaid  'Not, 
notwendig'  corn.  reys,  res  br.  red  :  lat.  ratio  'Grund'  got.  raßjö 
'Zahl,  Rechnung'  ahd.  red ia 'Rechenschaft,  Rede'  (Entlehnung  der 
germanischen  und  keltischen  Wörter  aus  dem  Lat.  ist  lautlich  mög- 
lich), rj  :  ir.  coire  'Kessel'  c.  pair  acorn.  per  br.  per  :  zu  an. 
huerr  skr.  carü-s  ds.  Ij  :  ir.  aile  'ein  anderer'  mc.  eil  nc.  ail 
corn.  yll,  eyll  br.  eil  :  lat.  alius  gr.  allog  kypr.  ailog  got.  aljis 
arm.  ail;  c.  caill  'Hode',  Plur.  ceilliau  br.  kell  gall.  callio- 
marcus  Pflanzenname  (vermutlich  falsche  Latinisierung  einer  Wort- 
verbindung "Hode  des  Pferdes"),  nj  :  ir.  grän-ne  'Körnchen'  c. 
gronyn  §  399.  mj  :  ir.  duine  'Mensch'  c.  dyn  corn.  den  br. 
den  §  99,  2  (Schluß),  §  52. 

Erhaltung  des  j  vor  erhaltenem  Vokal  :  br.  grisien  'Wurzel', 
aber  c.  gwreiddyn  mit  Schwund  vor  y;  c.  seidio  'schwärmen'; 
ir.  cailech  'Hahn'  Ogam  Gen.  CALIACI  c.  ceiliog  acorn. 
chelioc  mcorn.  kullyek  br.  kil'ek.  Im  Br.  verschmilzt  das  / 
jedoch  häufig  mit  dem  vorhergehenden  Konsonanten:  sj  >  «;  kj, 
^j  >  jf    ^j>  ^i  >  *;   ^/   ^  >  ^  (so  in  kil'ek)\   nj  >  w.   s.  §  254. 


70  Idg.y  nach  Konsonanten.  Idg.  s.  Allgemeines.      [§46.47 

Und  im  C.  schwindet  das  ;  nach  gewissen  Konsonantengruppen: 
treiglio  und  treiglo  ^rollen',  teimlo  Pfühlen'.  Im  Mc.  ist  die 
Nicht-Schreibung  des  j  sehr  häufig;  der  Laut  (oder  eine  von  ihm 
hinterlassene Mouilherung)  war  aber  wohl  trotzdem  vorhanden:  mc. 
offeirat  nc.  offeiriad  Triester';  mc.  eirchat  nc.  eirchiad  ^one 
who  demands';  mc.  neithawr  nc.  neithior  'Hochzeit';  mc.  mwy- 
nant,  mwynyant  nc.  mwyniant  'enjoyment,  use'.  Vgl.  noch  c. 
eistedd  'Sitzen'  abr.  estid  gl.  sedile  aus  ^estjed-  <  *ek's-di-sedo(s), 
vgl.  ir.  d-es-sid  'er  hat  sich  gesetzt'. 

rj  vor  erhaltenem  Vokal  ist  zu  rd  geworden:  c.  cair  'Beeren', 
aber  cerdd-in  'quicken -trees'  br.  kerzin  §  21,  S.  23,  §  57;  ir. 
Eriu  c.  Iwerddon  'Irland';  ir.  airim  Corm.  'pflüge'  c.  arddu 
'pflügen'  :  vgl.  Ht.  ariü  'pflüge'  asl.  orjq,  ds.  got.  arjan  'pflügen' 
(vgl.  ir.  arathar  u.  s.  w.  S.  31;  c.  ardd  'ploughed  land'  ist  nach 
arddu  gebildet);  c.  morddwyd  fem.  'Dickbein'  acorn.  morboit 
(zu  lesen  mordoit)  gl.  femur  uel  coxa  mbr.  morzat  nbr.  morzed 
fem.  :  langob.  muricth  'Oberarm'  ahd.  muriot  'Schenkel'. 

Idg.  s  {z,  P). 

§  47.  Idg.  s  (lat.  S;  intervokalisch  r;  gr.  //;  Schwund,  Assimi- 
lation, s;  germ.  s,  nach  einer  Akzentregel  [dem  Verner'schen  Ge- 
setz] z  >  r;  lit.  s,  s;  sl.  s,  x;  alb.  s,  h,  g,  d  [KZ  XXXVI  278 
— 292];  arm.  Null,  Assimilation,  s;  iran.  h,  s,  ä;  skr.  s^  s)  ist  im 
Keltischen  teils  als  s  gebheben,  teils  zu  h  geworden,  geschwunden 
oder  an  einen  Sonorlaut  assimiliert  worden.  Es  handelt  sich  dabei 
um  lautpsychologische  Vorgänge,  die  mit  den  griechischen  und 
armenischen,  auch  mit  den  iranischen  Schicksalen  des  s-Lautes 
parallel  sind.  Zwischen  s  und  h  ist  als  Zwischenstufe  ein  locker 
artikuliertes  s  anzusetzen,  das  vielleicht  im  Gallischen  und  Alt- 
britannischen schon  vorhanden  gewesen,  in  der  Schrift  aber  von 
dem  ungeschwächten  s  nicht  unterschieden  worden  ist. 

Das  gebliebene  s  wird  im  Nir.  als  s,  im  Falle  der  Mouillierung 
(s.  das  Kapitel  über  Mouilherung)  aber  als  a-  gesprochen  (vor  einem 
mouillierten  Labial  wird  jedoch  im  Silbenanlaut  s  gesprochen: 
Arran  sb'än  'zeige!'  taisbean,  stner  'Brombeere'  smear,  s  ir  'es 
ist  wahr'  is  fior,  s  är  'es  ist  besser'  is  feärr;  dagegen  hjsmeg 
'Schiitt'  coismoig  aus  cois-ceim,  vgl.  Quiggin  §  353;  vor  und 
nach  einem  r  ist  die  dialektisch  vaniercndc  Entwickelung  des  s 
von  dem  ursprünghchen  Timbre  unabhängig,  vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  27f., 
Quiggin  §  273,  §  278).    Das  aus  s  entstandene  h  kennt  im  Irischen 


§48,1]  s-  vor  einem  silbischen  Vokal.  71 

den  Unterschied  des  Timbre  nicht;  jedoch  ist  bei  zu  erwartender 
Mouillierung  bisweilen  x    eingetreten,  s.  Asp.  i  Irsk  S.  17. 

Über  s  im  Auslaut  s.  §  151.  Über  r  aus  s  im  Passiv  und 
Deponens  s.  §  625.  Die  übrigen  Fälle  des  idg.  s  werden  in  drei 
Gruppen  (s  mit  Vokal,  s  mit  Geräuschlaut,  s  mit  Sonorlaut)  in  den 
folgenden  Paragraphen  vorgeführt  werden,  s  vor  stimmhaften  Ver- 
schlußlauten wird  in  §  51  besprochen.  Vgl.  AVilly  Foy  IF  VI 
313-^339,  VIII 200— 208,  ZfcPh.  III  274,  Zimmer,  Deutsche  Lit.- 
Zeit.  1893  S.  10,  KZ  XXXIII  276,  Verf.,  Asp.  i  Irsk  175  ff., 
KZ  XXXVIII  388  ff. 

§  48.  1)  s  im  Anlaut  vor  einem  silbischen  Vokal  ist  im 
Irischen  erhalten,  unterliegt  aber  im  Satzzusammenhang  der  Leni- 
tion  (>  Ä).  Das  lenierte  s  (=  h)  wird  im  Air.  s  geschrieben;  im 
späteren  Altirisch  (Sg.)  fängt  man  jedoch  an,  s  (s  mit  dem  punctum 
delens)  zu  schreiben;  im  Nir.  schreibt  man  ebenso  oder  (bei  der 
Verwendung  des  reinen  lateinischen  Alphabets)  sh.  Im  Britanni- 
schen lag  die  Sache  ursprünglich  offenbar  ganz  wie  im  Irischen 
(d.  h.  s  bestand,  unterlag  aber  im  Satzzusammenhang  der  Lenition 
zu  h).  Nicht  lange  nach  dem  Anfang  des  römischen  Einflusses 
wurde  jedoch  dieser  Anlautswechsel  aufgehoben;  in  der  Regel 
wurde  h  verallgemeinert;  nur  ganz  wenige  Wörter  haben  s. 

Beispiele:  ir.  sen  ^alt'  S.  36;  ir.  sam  'Sommer'  c.  haf  com. 
haf  br.  hafiv  :  ahd.  sumar  ds.  gr.  ri^egä  'Tag'  arm.  am  'Jahr' 
skr.  samä  'Jahr';  ir.  salann  'Salz'  S.  31;  ir.  säith  'Sättigung' 
nir.  säith  :  lat.  satur  'satt',  satis  'genug'  gr.  afxevac  'sättigen', 
aSifjv  'genug'  got.  saßs  'satt'  lit.  sotüs  'sättigend'  asl.  sytü  'satt' 
(mit  idg.  Vokalalternation)  skr.  a-sm«;«-  'unersättlich';  ir.  suth  'Ge- 
burt, Frucht'  :  skr.  sütu-  'Schwangerschaft';  c.  hufen  'Rahm'  :  ahd. 
seim  'Honigseim';  ir.  sesc  'trocken,  unfruchtbar,  ohne  Milch'  nir. 
seasg  c.  hysp  br.  hesk,  hesp  (*.s%w-,  *sisqwo-)  :  aw.  his/cu- 
'trocken'  (gr.  lox^og  'dürr,  trocken'  skr.  a-sascät-  'nicht  versiegend', 
a-sakra-s  ds.,  vgl.  Job.  Schmidt,  Kritik  der  Sonantentheorie,  Wei- 
mar 1895  S.  62 ff.);  ir.  serg  'Krankheit'  nir.  seirg  'fading  away, 
withering'  :  lit.  sergü  'bin  krank'  arm.  erk  'Mühe',  erkn  'Geburts- 
schmerzen', erkncim  'fürchte'  (mit  idg.  sw-  :  ahd.  sorga,  sworga 
'Kummer'  alb.  derg'em  'bin  bettlägerig'  skr.  sürkmti  'kümmert  sich'); 
c.  huddygl  br.  huzel  'Ruß'  :  ae.,  an.  söt  lit  suödis  asl.  sazda 
(idg.  Altern,  öu  :  ö;  ahd.  ruoz,  m^sprünglich  zweites  Glied  eines 
Kompositums);  aus  dem  Brit.  entlehnt  und  daher  durch  sein  s 
interessant  ist  mir.  suithe   gl.  fuligo,    das   nach  dem  Zeugnis  des 


72  s-  vor  silbischem  Vokal;  -s-  zwischen  Vokalen.      [§48,2.3 

Nir,  (sügha,  süithche,  Arran  sü-l)  mit  ü  anzusetzen  ist.  Vgl. 
noch  abrit.  Sabrina  c.  Hafren  ae.  Ssefern  ^Severn'.  (Ir.  s 
==  brit.  h  in  ir.  sebac  ^Falke'  nir.  seabhac  c.  hebog  aus  ae. 
heafoc). 

2)  Über  ir.  amal  'wie'  und  andere  proklitische  Wörter,  bei 
denen  die  lenierte  Form  verallgemeinert  ist,  s.  §  178.  Die  wichtig- 
sten Beispiele  für  erhaltenes  s  im  Brit.  sind:  c.  sil  'Nachkommen- 
schaft' =  hil  S.  50  (c.  sil  bedeutet  auch  'Rogen,  Fischbrut',  davon 
silod  ds.,  'sm all  fish';  nsch.  siolag  'Sandaal'  ist  wegen  der  Endung 
[=:  nir.  -ög,  air.  -öc,  mc.  -awc]  wohl  Lehnwort  aus  dem  Brit.; 
an.  Sil  nnorw.  sil  ds.  [zugleich  Bezeichnung  einiger  anderen  kleinen 
Fische]  ist  wohl  gleichfalls  entlehnt;  unklar  ist  acorn.  selli  'Aal' 
mcorn.  Plur.  syllyes  nconi.  zilli  br.  Plur.  sili,  Sing,  silienn  fem., 
worin  l  <  U  auf  Zc?  zurückgehen  kann,  vgl.  an.  sild  'Häring',  woraus 
r.  seltdt  lit.  sil-ke  finn.  silli  ds.;  eig.  'gesalzene  Ware'?);  —  ir.  secht 
'sieben'  mc.  seith  nc.  saith  corn.  seyth  br.  seiz  :  lat.  septem 
gr.  eTtzd  got.  sibun  lit.  septyni  asl.  sedmi  alb.  statd  arm.  eivtn 
skr.  saptd;  —  br.se  'dies'  §  515;  c.  sawl  'viel'  'so  viel'  'many,  such, 
those,  that'  corn.  suel,  sul  'so  viel,  diejenigen'  (vor  einem  Relativ- 
satz) br.  seul  'um  so  viel'  (vor  einem  Komparativ),  s.  §515;  —  ir. 
suide  'Sitz,  Sitzen'  i^sodjo-),  for-ud  'Bank,  Sitzreihe'  {*upo-pro-) 
c.  sedd  'Sitz'  (^sedos?),  gor-sedd  'Thron'  vgl.  eistedd  S.  70  :  zu 
lat.  sedeö  'sitze'  gr.  euo/nai  got.  Inf.  sitan  lit.  sedeti  asl.  sedeti 
ds.  arm.  atean  'Versammlung',  hecanim  'reite'  (c  aus  d  i-  s)  skr. 
sZc/a^e 'sitzt';  —  mir.  sithlad  'das  Sieben'  nir.  siothlan  'Sieb'  c.  hidl 
nibr.  sizl  nbr.  sil  :  an.  sald  'Sieb'  lat.  situla  'Eimer'  (gr.  ?J^w, 
tjS^so)  'ich  siebe',  mit  unklarer  Lautgestalt  odco,  öia-TTccw,  ar]i}(o)^ 
lit.  sietas  'Sieb'  asl.  sito  serb.  sito  alb.  sosd;  zur  AVurzel  *5e-, 
*sej-  'sähen';  c.  hidl  an.  säld  sind  im  Suffix  dem  lit.  sekla  'Same', 
alb.  sosd  dem  skr.  sasjd-m  'Saat'  c.  haidd  'Gerste'  ähnlich;  mit 
der  einheimischen  kelt.  Sippe  hat  sich  wohl  ein  lat.  Lehnwort  ge- 
mischt: air.  sithal  gl.  situla);  —  ir.  sügim  'ich  sauge'  c.  Inf.  sugno 
mbr.  sunaff  nbr.  suna  ds.,  sun  'Saft'  :  lat.  sücus  'Saft',  sügö 
'sauge'  ae.  sücan  'saugen';  ir.  säer  c.  saer  'artifex'  s.  §  54;  air. 
sail  gl.  labe,  salach  'schmutzig'  c.  sal  'cast  off,  frail,  poor,  ill', 
salw  'vile'  neben  ac.  halou  gl.  stercora  abr.  haloc  gl.  lugubri, 
saltrocion  gl.  graciles  nbr.  saotr  'Schmutz'  (mehr  in  §  88,  2)  : 
ahd.  salo  'dunkelüirbig,  schmutzig';  ir.  serr  'Sichel'  c.  ser  §  57. 

3)  Zwischen  silbischen  Vokalen  im  Wortinncrn  ist  s  im  Neu- 
keit,  immer  zu   h   geworden.      Dies  h    ist  dann    weiterhin   im   Ir. 


§  48,  3J  s  zwischen  Vokalen.  73 

immer  spurlos  geschwunden;  im  Brit.  ist  das  h  nach  einem  g*^- 
schwundenen  Vokal  in  der  ältesten  Zeit  in  der  Regel  erhalten  oder 
wenigstens  an  seinen  Wirkungen  zu  erkennen;  dagegen  ist  es  nach 
einem  erhaltenen  Vokal  in  der  Regel  geschwunden.  Beispiele:  ir. 
brü  (Gen.  bronn)  'Bauch,  Leib'  :  aus  *bhrusö,  vgl.  ahd.  brüst 
'Brust'  Sislbrjuxo  'Bauch'  (Thurneysen,  KZ  XXXVII  94;  AViede- 
mann,  BB  XXVII  232;  Meillet,  Rc.  XXIV  170);  mir.  goba 
'Schmied'  §  455;  ir.  do-röi-gu  'hat  gewählt',  s.  Verbalverz.;  ir. 
Plur.  tige  'Häuser'  §  442;  ir.  eo  'Lachs',  Gen.  iach  mc.  ehawc 
nc.  eog  acorn.  ehoc  mbr.  eheuc,  ehoc  nbr.  eok  lat.-gall.  esox 
(bask.  entlehnt  izokin);  ir.  Eogan  MN  mc.  Owein  MN  gall.  Esu- 
gen(us)  MN  :  gr.  evysvrjg  'wohlgeboren',  Evyeviog  MN;  ir.  teoir 
fem.  'drei',  cetheoir  fem.  'vier'  §  471,  §  472  (mc.  teir,  pedeir  mit 
ei  aus  e-ei  <  e-o  vor  einem  ;  der  Endung;  vgl.  über  c.  c ein  ach 
'Hase'  in  §  50,  9);  c.  wyt  'du  bist'  aus  *m  +  Pronomen  §  639. 

es,  is  vor  a,  auslautendem  ä  und  vor  einem  keiner  Epenthese 
unterliegenden  o  (e)  wird  nach  §  45,  2  und  3  behandelt:  ir,  iarn, 
iarann  'Eisen'  mc.  hayarn  nc.  haiarn,  haearn  acorn.  hoern 
mcorn.  hörn  (her n  P.  C.  2938  ist  eine  des  Reimes  wegen  verwendete 
ungewöhnUche  Form,  vielleicht  die  noch  nicht  vergessene  acorn. 
Form  oder  eine  Pluralform,  vgl.  c.  heiyrn,  heieirn)  br.  houarn 
abrit.  Iserninus  MN  gall.  Isarnus  MN,  Isernodero,  Ysarno- 
dori  gl.  ferrei  ostii  ON  :  lat.  aes  'Kupfer'  got.  aiz  skr.  ajas  ds. 
(gr.  aiQa  'Hammer';  got.  eisarn  'Eisen'  stammt  vielleicht  aus  dem 
Gallischen;  an.  iärn,  eärn  aus  dem  Neukeltischen);  —  c.  gwyar 
'Blut'  'göre,  blood'  :  lat.  uirus  'Gift'  gr.  log  skr.  visd-m  'Flüssig- 
keit, Gift'  (ahd.  wisa  'Wiese';  allerdings  kann  gwyar  auch  -eis- 
enthalten,  vgl.  gwy  'fluid,  liquid,  water'  '^weiso-;  ir.  fi  'Gift'  bei 
Corm.  würde  auf  *tviso-  zurückgehen);  —  c.  mwyalch  'merula,  tur- 
dus'  acorn.  moelh  gl.  merula  br.  moualc'h  :  lat.  merula  'Amsel' 
(und  vielleicht  ahd.  amsala  ae.  ösle  'Amsel';  idg.  Altern.  (a)mes- : 
atn(e)s;  ir.  smöl,  smölach  'Drossel',  dialektisch  smaolach  muß 
bei  der  hier  vorgetragenen  Deutung  des  britannischen  Wortes  als 
entlehnt  betrachtet  werden,  es  sei  denn,  daß  das  eo  des  nsch. 
smeorach  älter  als  das  ir.  ö  wäre;  sm-  statt  m-  und  nsch.  r  statt 
/  durch  volksetymologische  Anlehnung  an  ir.  smer  'Brombeere'); 
—  c.  oedd  'war'  corn.  o  br.  oa  :  *esät,  vgl.  lat.  erat;  —  ir.  siur 
'Schwester'  c.  chwaer  acorn.  huir  ncorn.  hoer,  hör  br.  c'hoar  : 
*swesö7',  "^sivesor-  vgl.  lat.  soror  (gr.  eoq'  d^vyaii^Q^  aveij'iog)  got. 
swistar  lit.  sesuo  asl.  sestra  arm.  Jcojr  skr.  svdsä;  in  der  Pluralform 


74  s  zwischen  Vokalen,     sw.  [§  48,  3.  4 

dieses  Wortes  (* stvcsores?)  war  nach  §  45,  2  -uf/-  zu  erwarten;  sie 
lautet  aber  chwiorydd  (durch  Metathese  der  silbischen  Funktion?); 
in  ac.  guiannuin 'Frühling'  nc.  gwanwyn  (acorn.  guaintoin  statt 
oder  aus  *guiantoin)  scheinen  beide  Elemente  der  Gruppe  uy 
unsilbisch  geworden  zu  sein  (§  214),  wodurch  das  y  im  Nc.  ver- 
loren gegangen  ist:  zu  skr.  vasantd-s  'Frühling'  asl.  vesna  gr.  mg 
arm.  garun  (zum  a  vgl.  KZ  XXXIX  416)  lit.  vasarä  'Sommer' 
(mit  Vokalassimilation)  lat.  uer  'Frühling'  an.  uär.  Mit  §  45,  4 
stimmt  air.  feugud  gl.  marcor  (von  einem  *feo  'welk'  abgeleitet 
wie  air.  beoigidir  3.  Sing,  'belebt'  von  beo  'lebendig')  c.  gwyw 
'welk'  :  an.  uisinn  'welk'. 

-Is-  :  ir.  flu  'würdig'  c.  gwiw  ds.  br.  gwiou  'fröhlich'  gall. 
Uisu-rix,  Bello-uesus,  Sego-uesus  MN  :*w;6SM- zu  skr.  t^asw-« 
'gut'  got.  ius-iza  'besser'  (illyr.  Ues-cleuesis). 

-s-  nach  i^-Diphthongen,  s.  S.  54.  Nach  ^'-Diphthongen :  ir.  gae 
'Speer'  nir.  gaoi  c.  gwaew  (§58,  3)  acorn.  hoch-i^uyu  gl.  uena- 
bulum  (hoch-  'Schwein')  mcorn.  (dissimiliert,  S.  59  Z.  3,  §  222) 
gew  br.  goao,  goaf  ('gaffe,  lance')  gall.-lat.  gaesum  gall.-gr.  yaloog  : 
an.  geir-r  'Speer'  gr.  x^^^og  'Hirtenstab'  skr.  hesas-  'Geschoß'. 

s  nach  geschwundenem  Vokal:  in  den  Superlativen:  ac.  hin- 
ham  'der  älteste',  mc.  hyshaf  'der  unterste'  mbr.  querhaf  'der 
liebste'  (§466);  im  Konjunktiv:  mc.  3.  Sing.  Präs.  canho  'er  singe', 
3.  Sing.  Ipf.  mynhei  'wollte'  (§608);  in  den  denominativen  Verben 
des  Typus  abr.  etn-coil-ha-am  'halte  Vogelschau',  ir.  sär-aig-im 
'beleidige'  (§  370);  in  den  nomina  abstracta  wie  mc.  trym-het 
'Schwere'  (§  384);  mc.  ieuhaf  'der  jüngste',  pan  dechreuho 
'wenn  er  anfängt',  dahet  'Güte',  duhet  'Schwärze'.  Das  h  ver- 
schmilzt mit  stimmhaften  Verschlußlauten  und  zum  Teil  Reibe- 
lauten (§  279)  :  nc.  teg  'schön',  Sup.  tecaf  (mc.  tec,  teckaf); 
schwindet  schon  im  Mc.  nach  stimmlosen  (Reibe)lauten  und  auch 
sonst  oft;  ist  im  Nc.  von  einer  Akzentregel  abhängig  (§  283). 

4)  sw-  (gall.  Suadu-genus  MN  zu  lat.  suäuis  'lieblich'  gr. 
rjdi)g  'süß'  [urgr.  ä]  ae.  swete  skr.  svädü-s;  Ogam  SVAQQUCI) 
erscheint  im  Anlaut  ir.  als  s,  lenierbar  zu  f,  brit.  als  xw;  im 
Inlaut  hat  dasir.  v  (geschrieben  b),  das  Brit.  x  :  ir.  siur  'Schwester', 
mo  fiur  'meine  Schwester'  (nsch.  durch  Sandhientgleisung  piuthar) 
u.  s.  w.  s.  S.  73;  ir.  so  'sechs',  seser  'sechs  Personen',  mör-feser 
'sieben  Personen'  (mör-feser  imih  aus  f,  Asp.  i  Irsk  69)  s.  §  49,  4; 
ir.  Sadb  FN  vgl.  gall.  Suadugcnus;  c.  chwegr  'Schwieger- 
mutter'    acorn.    hu'cgcr    ds.,    c.    chwegrwn     acorn.    hw^igeren 


§  48, 4.  49, 1. 2]  sw.    sp,  sq,  sk\  75 

^Schwiegervater'  :  lat.  socrus,  masc.  socer,  gr.  fxt'(;o,  fzi-^öc,  ald. 
swigar,  masc.  swchur  lit.  niasc.  sesiüras  asl.  avekry,  masc.  sve- 
krü,  all),  vjehdfd,  masc.  vjehdf  arm.  skesur,  masc.  skesr-ajr  skr. 
svasrü-s,  masc.  svdsura-s;  ir.  feb  fem.  ^ Vortrefflichkeit'  (Nom.  nicht 
belegt;  Dat.  feib  auch  ^wie'),  febas  'Vortrefflichkeit'  nir.  feabhas, 
air.  (febtu)  Gen.  febtad  ds.  (gl.  substantiae)  c.  gwych  4'röhlich'  : 
*weswä,  *wesivo-s  zu  ir.  fiu  u.  s.  w.  In  reduplizierten  Formen 
steht/":  mir.  sephainn,  air.  an  du-n-da-sepfainn,  s.  Verbalverz. 
senn-.  —  Über  s  im  Pronomen  der  2.  Plur.  im  Com.  und  Br.  s. 
§  501.  —  Über  sj  s.  oben  S.  69. 

i:;  49  (Verbindungen  von  s  +  Geräuschlaut  oder  Geräusch- 
laut -\-  s).  1)  SS  ist  nicht  sicher  belegt,  sp  ergibt  anlautend  ir.  s, 
lenierbar  zu /;  brit./* :  ir.  seir  'Ferse',  Acc.Dual.  di  pherid  c.  f f er 
'Knöchel'  :  zu  lat.  spernö  'verachte'  gr.  aöjcaiqo)  'zucke,  zappele' 
an.  spyrna  'mit  dem  Fuße  stoßen'  ahd.  sporo  'Sporn'  lit.  spiriü 
'stoße  mit  dem  Fuße'  skr.  sphurdmi  'stoße,  trete,  zappele';  —  ir.  sion 
S.  68;  —  ir.  sine  'Zitze',  bö  tri-phne  =  bö  tri  sine  'Kuh  mit 
drei  Zitzen',  mir.  sine  Seain  gl.  uuula  nir.  sinisean  ds.  M'C, 
sine  siadhäin  Dinneen  :  mhd.  span-varc  'Spanferkel'  an.  speni 
'Brustwarze'  lit.  speny  s  'Zäpfchen  im  Halse,  Saugwarze'  arm.  san 
'Zögling';  —  ir.  selg  'Milz'  br.  f  elc'h  :  gr.  OTtlriv  u.  s.  w.  §  105;  —  ir. 
sonn  'Pfahl'  c.  ffön  'Stab'  :  zu  gr.  ocpr'iv  'Keil'  an.  spann  'Span'. 
Für  das  Wortinnere  kommt  ir.  tin-fet  'inspiriert'  (Verbalverz.  seth-) 
als  komponierte  Form  nicht  in  Betracht;  dagegen  c.  ucher 'Abend' 
acorn.  gurthuher  (verschrieben  -wev)  :  lat.  uesper  gr.  €07ceQog, 
kofcigä.     'Sp-  wird  zunächst  zu  -ps-  umgestellt  worden  sein. 

ps  liegt  vor  in  c.  crych  'kraus'  gall.  Crixus,  Crixsus  MN  : 
lat.  crispus  'kraus'  {sp  aus  ps)  asl.  kresü  'Sonnenwende',  vüs-krisnqti 
'auferstehen'  (lit.  kreipti,  kraipyti  'kehren'  an.  hreifi  'Hand- 
wurzel'); acorn.  guhi-en  gl.  uespa  abr.  guohi  gl.  fucos  (daraus  ent- 
lehnt air.  foich  gl.  uespa,  Zimmer,  KZ  XXXIII  276 ff.)  :  *wops-, 
vgl.  lat.  uespa  ahd.  wafsa  lit.  vapsä  asl.  osa  baluci  gvamz,  gvabz, 
gumz;  ir.  ös,  uas  'oben,  über'  c.  uch  corn.  ugh  br.  uc'h  (corn. 
und  br.  auch  us,  Analogiebildung  nach  ir.  is  u.  s.  w.  S.  50),  ir. 
uasal  'hoch'  c.  uchel  corn.  huhel  br.  uc'hel,  huel  gall.  Uxello- 
dunum  ON  :  gr.  iJi/u,  vi/'i^Adc;  asl.  vyso-kü  'hoch'  (an.  ups  'Vor- 
dach'); ir.  lassar  'Flamme'  c.  llachar  'glänzend'  :  zu  gr.  Idf-irtio; 
ir.  glass  'Schloß,  Verschluß'  :  eng.  clasp  'Schnalle'  aeng.  clyppan 
'umfassen'. 

2)  sq,  sk'  erscheint  im  Ir.  als  sk,   im  Brit.  teils  gleichfalls  als 


76  Idg.  sq,  sk'.  [§  49,  2 

sk;  teils  in  umgestellter  Gestalt  als  {ks  >)  xiv  (anlautend),  x  (in- 
lautend); vor  dem  anlautenden  sk  hat  das  C.  regelmäßig,  das  Abr. 
in  Ansätzen  einen  vorgeschlagenen  Vokal:  ir.  scäth  'Schatten' 
mc.  cy-scawd  nc.  cy-sgod  acorn.  scod  ncorn.  skez  br.  skeud  : 
gr.  oxoTog  'Dunkel'  got.  skadus  'Schatten';  dazu  das  Kompositum  ir. 
f  o-scad  'Schatten'  S.  34;  —  ir.  -scäl  etwa  'Gestalt'  in  ban-scäl 
'Frauensperson',  f er- scäl  (ä-Stämme),  unkomponiert  scäl  'Riese, 
ein  ungefüger  Mann'  (masc,  aber  mit  einer  auf  fem.  Genus  deu- 
tende Nebenform  scäil)  nir.  sgäil,  sgäile  'shadow,  shade'  abr. 
esceilenn  gl.  cortina  :  hat  vor  dem  l  einen  Konsonanten  verloren, 
der  wohl  ein  d  gewesen  sein  kann,  vgl.  skr.  chadis  'Decke,  Dach' 
(ch  <  sk');  —  mir.  scaman  'Lunge'  (zu  lesen  -an?)  nir.  sgamh, 
sgamhän,  sgamhög  ds.  (Gegensatz  ir.  tromm-chride  'Leber' 
vgl.  zur  Bedeutung  eng.  lights  'Lunge'  russ.  Ijögkoje  'Lunge', 
eig.  'Leichtes'  portug.  leve  'Lunge')  c.  ysgafn  'leicht',  ysgyfaint 
'Lunge'  {d  für  e)  corn.  scaff  'leicht'  acorn.  sceuens  'Lunge'  br. 
skanv  'leicht',  skevent  'Lunge'  :  an.  skammr  'kurz';  —  ir.  sciath 
'Schulterblatt,  Schwinge'  (th  durch  den  Einfluß  von  sciath  'Schild') 
nir.  sgiath,  sgiathän  'a  wing,  a  fin'  c.  ysgwydd 'Schulter'  acorn. 
scuid  mcorn.  scouth,  scoth  br.  skoaz  :  arm.  cit  'Hals'  (?  KZ 
XXXIX  422f.);  —  ir.  sciath  'Schild'  c.  ysgwyd  ds.  br.  skoed 
'ecu'  :  lat.  scütum  'Schild'  asl.  stitü  (idg.  Altern,  ei  :  oi);  —  ir. 
scian  'Messer'  §  45,  6  S.  68  (vgl.  noch  skr.  chjati  'schneidet');  ir. 
scuirim  'spanne  ab'  s.  Verbalverz.;  ir.  scith  'müde'  nir.  sgith, 
ir.  escid  'unermüdlich'  nir.  easgaidh  'quick'  c.  esgud  'swift, 
active'  corn.  squyth  'müde'  ncorn.  sklf^  'lassus'  br.  skuiz  Treg. 
skouis  ds.,  br.  eskuit  'agile'  :  gr.  aoyirjd^rjg  'schadlos'  got  skapjan 
'schaden'  (kelt.  Altern,  tt  :  t;  brit.  e  Umlaut  aus  a(n)  <  n;  im 
Brit.  sind  die  Vokalverhältnisse  durch  ein  vor  dem  l  eingedrungenes 
w  getrübt  worden;  etwa  Einfluß  des  lat.  quietus?).  Lilaut:  c. 
gwrysg-en  'Ast'  zu  gwraidd  u.  s.  w.  S.  69;  ir.  mescaim  'mische' 
c.  Inf.  mysgu  br.  meski  :  "^niik'-sk'-,  vgl.  lat.  misceö  'mische', 
Part,  mixtus  gr.  f-doyio  ds.  ahd.  Inf.  miskan  lit.  maisyti  asl. 
mesiti  ds.  skr.  mekmjati  'mischt';  ir.  nasc-  'binden'  br.  naska  : 
-dhsk'-,  vgl.  skr.  ndhjatl  'bindet';  ir.  sescenn  'Sumpf  nir.  seis- 
geann  ds.,  seisg  'Binsen'  c.  hesg  'sedges'.  Sing,  hesgen  acorn. 
besehen  gl.  canna,  arundo  br.  hesk  'glai'eul  on  roseau  ä  feuilles 
coupantes'  :  an.  scf  'Binse';  ir.  lose-  'brennen'  c.  llosgi  corn. 
losky  br.  leski  (mit  Umlaut)  :  "^luq-sk'-,  vgl.  arm.  lucaneni  'zünde 
an,  brenne'  [c    <  sk'\  zu  lat.  lücere  'leuchten'  u.  s.  w.);   ir.  fäisc- 


§49,2-4)  Tdg.  .sry,  sk';  shn^  skiv;  qa,  Ics,  k's.  77 

'drücken'  s.  Verbalvcrz.;  —  ir.  troscim  'faste'  nsch.  trasgaJh 
'fasting,  parching  of  tliii-st',  ir.  truisc  gl.  raucae  :  lit.  troskus 
'durstig';  —  ir.  trosc  'aussätzig'  :  got.  /jrufs-fUl  'Aussatz'  (weitere 
Verwandte  in  §  97,  3). 

Umgestellt:  ir.  scel  c.  chwedl  corn.  whethl  mbr.  que-hezl 
nbr.  kel  {^kom-shetlo-)  :  an.  skäld  'Dichter'  ahd.  sagen  'sagen';  ir. 
scend-  'springen'  c.  cy-chwynnu  'to  start'  :  lat,  scandö  'steige' 
gr.  o^mvöaXov  'Fallstrick,  Anstoß'  skr.  shändümi  'schnelle,  springe, 
spritze'  (idg.  Altern.  an\en'^)\  nir.  sgeith  'act  of  spewing,  voniiting, 
shedding'  c.  chwydu  'sich  erbrechen'  ncorn.  hwe^a  'uomere'  br. 
c'houeda  :  an.  skita  'scheißen'  lit.  skiedziu  'scheide',  skystas 
'dünnflüssig'  asl.  cediti  'seihen',  cistü  'rein'  lat.  scindö  'spalte'  gr. 
oxi^ct)  skr.  chinddmi  (idg.  Altern,  t  :  d);  c.  all-wydd  masc,  all- 
wedd  fem.  'Schlüssel'  (mit  Verlust  eines  x  nach  dem  stimmlosen  /) 
corn.  al-wheth  br.  al-c'houez  fem.  :  zu  lat.  scindö  gr.  oyjLw; 
nir.  ciotach  'linkhändig',  ciotän,  ciotög  'die  Linke'  c.  chwith 
'hnk'  (Altern,  k  :  sk)  :  in  entfernter  Verwandtschaft  mit  lat.  scae- 
uus  gr.  G-/,ai6g  'link'  lit.  kaire  'linke  Hand';  nir.  scoiltim  'ich 
spalte'  c.  hollt  'Spalte'  ncorn.  felga  (mit  Umlaut)  'Andere'  br. 
f  aouta  ds.  [xwo-  >  xo-  >  ho-  im  C,  >  fo-  im  Corn.  und  Br.)  : 
lit.  skeliü  'spalte'  arm.  celmn  ds.  got.  skalja  'Ziegel'  an.  skel 
'Schuppe'  asl.  skoUka  'Hülle,  Muschel'  alb.  hald  'Schuppe,  Gräte, 
Splitter,  Bart  der  Ähren'  skr.  saläka-s  'Span,  Splitter'.  InLaut:  ir. 
basc  'Halsband'  c.  baich  'Last,  Bürde'  mbr.  bech  nbr.  beac'h  : 
lat.  fascia  'Binde',  fascis  'Bündel'  gr.  cpdoxioXog  'Ränzel'  alb. 
baskd  'zugleich,  gemeinsam'  (urspr.  -ksk-,  vgl.  gr.  cpayieXog  'Bündel'). 

Nach  welchen  Regeln  die  Umstellung  eintritt  oder  ausbleibt, 
ist  nicht  ermittelt.  Sie  ist  sowohl  im  Anlaut  wie  (besonders)  im 
Inlaut  die  Ausnahme.  Der  im  Lilaut  häutig  vor  dem  sk  geschwun- 
dene Konsonant  hat  keinen  Einfluß  ausgeübt;  er  war  wohl  zur 
Zeit  der  Umstellung  längst  geschwunden;  gall.  Ex-cingo-marus 
MN  beweist  in  dieser  Beziehung  nichts.  Durch  die  Umstellung 
entstand  vermutlich  zunächst  auch  im  Anlaut  ein  un gerundetes  x, 
das  nachher  Rundung  angenommen  und  schließlich  mit  xiv  aus 
idg.  sw  zusammengefallen  ist. 

3)  Idg.  sku  und  skw  sind  nicht  umgestellt  worden:  ir.  sce  c. 
ysbyddaden  u.  s.  w.  S.  68;  ir.  sesc  c.  hysp  u.  s.  w.  S.  71;  ir. 
cosc  'Zurechtweisen'  c.  cosp  'Strafe'  s.  Verbalverz.  sech-;  ir. 
aithesc  'Antwort'  gall.  Atespatus  MN  s.  Verbalverz.  sech-. 

4)  Idg.  qs,  h%  k's  ergeben  ir.  ss,    brit.  x,  h  :  ir.  oss   c.  ych 


78  Idg.  Ics,  st  [§  49,  4.  5 

S.  36;  c.  llechwedd  'Abhang,  Neige'  gall.  Lexouii,  Lixouii 
VN  :  gr.  lo^og  'schräg';  ir.  ais  'Wagen'  c.  echel  'Achse'  br.  ael 
ds.  {x  y  h  y  Null)  :  lat.  axis  gr.  a^cov  ahd.  ahsa  an.  oxl  lit. 
asis  asl.  ost  skr.  aksa-s;  ir.  se  'sechs'  (sessed  'der  sechste')  c. 
chwech,  chwe  corn.  whegh,  whe  br.  c'houec'h  :  *swek's,  lat. 
sex  gr.  f'S,  ßs^  an.  sex  lit.  sesi  asl.  ses-U  (IP  V  77)  alb.  g'as-td 
arm.  vec  (KZ  XXXVIII  229)  skr.  ms-;  ir.  mo,  mos-  'bald'  : 
lat.  mox  aw.  mosu  skr.  maksu;  ir.  dess  u.  s.  w.  S.  36;  ir.  coss 
'Fuß'  S.  34  (c.  CO  es  ist  lat.  Lehnwort);  ir.  ess-  (Präverb),  a,  ass 
(Präposition)  s.  §  585.  Als  Beleg  für  den  Anlaut  kommt  in  Be- 
tracht ir.  serb  'bitter'  nir.  searbh  c.  chwerw  corn.  wherow  br. 
c'houero  :  ahd.  serawen 'vertrocknen'  lat.  serescö  'werde  trocken' 
gr.  ^SQog,  ^rjQog  'trocken'  arm.  (for  ds.  skr.  ksära-  'ätzend,  salzig 
schmeckend;  scharf;  xw  aus  x  durch  den  S.  77  beschriebenen 
Vorgang.    (Anders  Zupitza  BB  XXV  94  :  ks-  ir.  >  s-,  brit.  Ä-). 

5)  Idg.  st  in  Verbindung  mit  Vokalen  wird  im  Kelt.  meist  zu 
ts  (im  Gall.  ©  geschrieben;  vermutlich  war  auch  das  Z  der  Ogam- 
schriit  für  diesen  Laut  berechnet);  neukeltisch  ist  dies  ts  zu  ss, 
anlautend  i^  (im  Ir.  durch  Analogiebildung  lenierbar)  geworden. 
Das  Irische  hat  immer  die  umgestellte  Form;  nur  tritt  daneben 
im  Anlaut  ein  (kaum  immer  auf  einer  idg.  Alternation  beruhendes) 
t  auf.  Im  Brit.  tritt  neben  der  umgestellten  Form  und  neben  an- 
lautendem /-  in  selteneren  Fällen  auch  gebliebenes  st  auf.  Vor 
anlautendem  st  hat  das  C.  immer  einen  vorgeschlagenen  Vokal,  der 
bisweilen  auch  im  Abr.  erscheint,  hier  aber  nicht  durchdringt.  Im 
Mc.  ist  SS  im  Auslaut  zu  s  verkürzt,  im  Inlaut  erhalten:  gwas 
'Diener'  Plur.  gweisson;  im  Nc.  schreibt  man  immer  s;  im  Nbr. 
ist  s  aus  SS  im  Inlaut  und  Auslaut  nach  einer  nicht  ganz  festen 
Regel  zu  z  geworden.  Beispiele:  c.  seren  'Stern'  corn.  steren 
br.  steren  gall.  Dirona,  Sirona  GN  :  lat.  Stella  gr.  aoTriQ 
ahd.  stern  arm.  astl  skr.  Plur.  täras,  stf-bhis;  c.  safn  'Kinnlade' 
acorn.  stefenic  'Gaumen'  mbr.  staffn  nbr.  staon  V.  stan,  san 
(n  wohl  =  n)  vgl.  c.  ystefaig  ds.  abr.  istomid  gl.  trifocalium  :  gr. 
OTOixa  'Mund'  ahd.  stimma  'Stimme'  aw.  staman-  'Maul';  ir.  säl 
'Ferse'  c.  sawdl  mbr.  seuzl  nbr.  seul  :  *stätlä,  vgl.  (mit  anderem 
Suffix)  lat.  tä-lus  'Knöchel',  rectö  tälö  stäre  'gerade  stehen';  ir.  serc 
'Liebe'  nir.  searc  (davon  de-sercc  'Liebe',  eig.  "göttliche  Liebe", 
meist  desercc  geschrieben;  auch  dearc;  nir.  deirc  'Almosen') 
c.  serch  'Liebe'  br.  serc'h  'Kebsweib'  :  gr.  aii-Qyw  'liebe'  (idg. 
Altern,  k  :  g);  ir.  sellaim  'ich  sehe  an'  c.  Inf.  syllu  corn.  sylly  br. 


§49,5]  Idg.  s^,  -6^.  79 

sellout  (II  aus  -Ipn-)  :  gr.  OTilrtvog  'glänzend';  —  air.  sär  (ni-r-bo 
sär  leu  ar  cocoilsine  'they  did  not  deem  our  followship  an  outrage', 
eigentlich  "eine  zu  große  Sache")  nir.  sär-  'exceedingly'  (sär-läidir 
'sehr  stark'),  air.  sar-tholach  'libidinosus'  (toi  'Wille'),  säraigim 
'beleidige',  särugud  'Beleidigung'  c.  sar  'Beleidigung',  sarhau 
'beleidigen',  sarhaed  'Beleidigung'  (idg.  Altern,  ä  :  a)  :  an.  stor-r 
'groß'  lit.  störas  'dick'  asl.  starü  'alt'  russ.  staräU-sja  'sich  be- 
mühen' skr.  sthird-s  'fest,  hart'  d.  starr,  star-biind  (zur  Be- 
deutungsentwickelung im  Keltischen  vgl.  nir.  ni  mör  liom  e  'I  do 
not  grudge  it'  gr.  ixeyaiQw  'mißgönne';  eine  Nebenform  mit  t- :  mir. 
tär  'contempt,  disgrace,  insult'  'Schande',  an  ba  täriu  'das 
schlechteste'  LL  54a  31,  nir.  tär  'mean,  vile,  base',  tär-  Intensiv- 
präfix, z.  B.  tär-nocht  'sphtternackt') ;  —  ir.  -tau  'bin'  mc.  nym 
tawr  'es  kümmert  mich  nicht'  br.  nemdeur  'je  ne  veux  pas' 
§  641  :  lat.  stäre  'stehen'  gr.  ^atr^fxi  'stelle'  got.  standan  'stehen' 
lit.  -stöti  'treten'  asl.  stati  'sich  stellen'  alb.  stuara  'stehend',  ston 
'vermehre'  arm.  stanam  'erwerbe'  skr.  tUthämi  'stehe';  —  ir.  tiagu 
'gehe',  s.  Verbalverz.,  techt  'gehen'  c.  taith  'Weg'  br.  tiz  'Eile'; 
c.  sarn,  ystarn  S.52;  c.  sangu  'trampeln'  :  got  stighmn  'stoßen'; 
ir.  samaigim  'stelle'  c.  sefyll  'stehen'  corn.  sevel  ds.  br.  sevel 
'errichten,  bauen'  :  ahd.  stam  'Stamm'  skr.  sthäman-  'Standort' 
(daneben  mit  t:  ir,  tamun  'Stamm'). 

Inlaut:  ir.  -sissiur  :  lat.  sistö  s.  Verbalverz.;  ir.  foss  'Diener' 
S.  35;  ir.  fossad  'fest'  c.  gwastad  'eben'  br.  goustad  :  zur 
Wurzel  *sthä-  'stehen'  mit  *upo  komponiert;  ir.  huisse  S.  64; 
ir.  casachtach  'Husten'  c.  pas,  peswch  ncorn.  päz  br.  pas  : 
aengl.  hwösta  (lit.  kosulys  asl.  kastlt  alb.  koia  ds.  skr.  käsate 
'hustet');  ir.  glass  'grün'  c.  glas  'blau'  br.  glaz  'grün'  gall. 
glastum  Pflanzen-N.  :  mhd.  glast  'Glanz';  ir  täis  'Teig'  S.  56; 
ir.  bissi  ega  'Eiszapfen'  c.  bys  'Finger'  acorn.  bis,  bes  br.  biz 
(acorn.  bisou  br.  bizou  'E-ing',  woraus  fr.  bijou  'Juwel'):  an. 
kuistr  'Zweig',  il-kuistir  'foot-twigs  =  the  toes'  (zur  Bedeutungs- 
entwickelung vgl.  alb.  glüi  'Finger'  zu  arm.  ciwl  'Zweig,  Finger' 
gr.  ßeXovr^  'Spitze,  Nadel';  an.  kuistr  ist  dann  von  me.  twist  fern- 
zuhalten); ir.  boss  'die  flache  Hand'  br.  boz  :  gr.  ayoacog  (g  aus 
gw)  ds.  mhd.  quast  'Quast'  (zur  Bedeutung  vgl.  russ.  kisti  ^ Quast 
Hand');  ir.  brissim  'breche'  br.  bresa  'chiffonner'  :  ahd.  brestan 
'bersten';  c.  ias  S.  65;  ir.  ross  'Wald,  Vorgebirge'  c.  rhos  'Moor' 
mbr.  ros  'Hügel'  :  skr.  prastha-s  'Bergebene';  ir.  is  'ist'  §  639; 
ir.  MN  Oengus,  E^ergus  ac.  Ungust,  Grurgust  (nc.  ON  Llan- 


80  st,  ts.     s  mit  Sonorlauten.         [§  49, 5.  6.  50, 1 

rwst)  acorn.  Ungust  abr.  Uorgost,  Uurgost  :  Komposita  eines 
*g'ustu-  'Wahr  vgl.  lat.  gustus  'Geschmack'  got.  kustiis  'Prüfung' 
(zu  gr.  yevoixai  'koste'  alb.  desa  'ich  liebte,  wollte'  skr.  gusdte  'hat 
gern'  apers.  daustar-  'Freund');  ir.  feis,  fess  'Fest'  nir.  bain- 
fheis,  bainis  'Hochzeit^  c.  gwest  'Schmaus',  dir-west  'Fasten' 
ac.  diruestiat  gl.  ieiunam  br.  ban-vez  'Schmaus'  :  an.  uist 
'Speise';  ir.  cluas  fem.  'Ohr'  c.  clust  fem.  ds.  :  an.  hlust  'Ohr';  nir. 
los  'the  point  or  end  of  anything,  the  tail'  mir.  loss  ds.  Lü  59a  23 
c.  Host  fem.  'Speer',  Hosten,  bon-llost  'Schwanz;  penis',  llos- 
gwrn  'Schwanz'  (nach  asgwrn  'Knochen'  gebildet)  br.  lost 
'Schwanz',  lostenn  'Weiberrock':  an.  liöstr  'Fischgabel',  lustr 
'Knüttel'  zu  liösta  'schlagen'  gr.  "kevco  'steinige'  (Zupitza,  BB 
XXV  89 f.);  ir.  driss  gl.  uepres  (dris-ten-ach  gl.  dumetum  ent- 
hält dasselbe  Element  wie  f  in -tan  gl.  uinetum,  ros-tan  gl.  ro- 
setum)  c.  drysi-en  'a  briar  or  bramble'  acorn.  dreis  gl.  uepres 
br.  drez-en,  dreiz-en  'Brombeerstrauch':  mit  einem  s^-Suffix  zu 
gr.  dQioq  'Gebüsch'  i^drijos).  Über  die  -s^Suffixe  vgl.  §  366  {h'st 
in  c.  nos  'Nacht',  pst  in  c.  llys-  'Kraut';  ein  -s^-Suffix  mit  einem 
r-Suffix  (§  395)  kombiniert  liegt  vor  in  ir.  aimser  'Zeit'  nir. 
aimsear  (zu  amm  nir.  am  'Zeit')  c.  amser  acorn.  anser  mbr. 
ampser  nbr.  amzer;  dieselbe  Suffixhäufung  in  gall.  Epostero-' 
uidus,  Epotsoro-uidus  MN.  In  einigen  Formen  des  Passivs 
und  des  Deponens  ist  st  im  Ir.  bei  sekundärem  Zusammenstoß  mit 
r  (ebenso  wie  bei  altem  Zusammenstoß  mit  r,  §  50,  2)  erhalten 
worden  :  cichnaigistir  'striderat',  miastir  'wird  geurteilt  werden', 
mestar  gl.  iudicari.     S.  bei  der  Darstellung  der  Flexionsformen. 

Nach  welchen  Regeln  die  Umstellung  eintritt  oder  ausbleibt, 
ist  nicht  ermittelt.  Vgl.  Rozwadowski,  Quaestiones  gramm.  et  etym. 
I  22 — 26.  Es  finden  sich  Doppelformen  :  c.  drws  'Türe'  neben 
Taldrwst  ON  (Rhys,  Lectures  2  394).     Über  t  +  t  vgl.  §  87. 

6)  Idg.  ts:  ir.  is  'unter'  S.  50;  ir.  criss  S.  42f.;  ir.  nessam 
'der  nächste'  c.  nesaf  corn.  nessa  br.  nesa  :  osk.  nessimas  'pro- 
ximae'  umbr.  nesimei  'proxime'  zu  skr.  ndhus  'Stammgenosse' 
[h  aus  dh,  vgl.  naddhä-s  'gebunden');  nir.  gaoisid  'coai'se  hair'  :  aw. 
gaesa-  'Lockenhaar'  gr.  ^ö/ti^  (Liden  IF  XIX  318). 

§  50.  (Verbindungen  von  s  mit  Sonorlauten  oder  mit  Sonor- 
lauten und  Geräuschlauten.)  1)  Ein  s  in  der  Mitte  zwischen 
einem  Sonorlaut  und  einem  Verschlußlaut  ist  ausgefallen:  nsch. 
loirc  'mißgebildeter  Fuß'  :  arm.  lorc-Jc  'partium  posturiorum 
di'stentio'   aus   '^lord-sk'-   zu   gr.  ?.0Qd6g  'vorwärts  gekrümmt'    mhd. 


§  50,  1 — 2J      Verbindungen  von  .s-  mit  Verschlußlaut  und  r.  81 

lerz,  lurz  ^link'  (Liden,  Arm.  St.  47);  ir.  arco  S.  44;  ir.  terc 
^spärlich'  :  lat.  tesca,  tesqua  ^unwirtbarc  Stätten';  ir.  tart 'Durst': 
alid.  durst;  daß  rsf  über  rts  zu  rr  geworden  wäre  (ir.  dorr  'grob': 
acech.  drstnaty  'rauh';  ir.  currech  -a  marsh  overgrown  with 
shrubs'  :  eng.  hurst  'Gesträuch'),  braucht  man  wohl  nicht  anzu- 
nehmen. In  der  Gruppe  nsk,  nst  ist  jedoch  das  n  so  früh  ge- 
schwunden (vgl.  unten  10),  daß  das  s  erhalten  bheb:  c.  esgud  u.  s.  w. 
S.  76;  ir.  gesca  'Zweig,  Ast'  neben  gec  'Ast';  ir.  cosc  c.  cosp 
§  49,  3  S.  77;  ir.  maistre,  lestar  §  50,  2  (unten).  Ein  Verschluß- 
laut in  der  Mitte  zwischen  einem  Sonorlaut  und  einem  s  schwindet, 
und  die  Gruppe  wird  genau  wie  Sonorlaut  -f  s  behandelt;  ebenso 
spurlos  schwindet  ein  Verschlußlaut  vor  s  +  Sonorlaut.  Nicht  so 
einfach  ist  die  Regel  für  den  vierten  Fall:  Verschlußlaut  zwischen 
s  und  Sonorlaut;  jedoch  ist  auch  hier  oft  Zusammenfall  mit  der 
verschlußlautlosen  Gruppe  eingetreten. 

2)  spr  ist  wohl  mit  sr  zusammengefallen:  ncorn.  fr  au  br.  frao 
'Krähe' :  got.  spariva  'Sperling';  ir.  sredim  'werfe'  :  ahd.  spreiten 
'spreiten';  c.  ffrwst  'Hast'  :  got.  sprautö  'schnell'.  —  skr  ist 
kaum  glaubwürdig  belegt;  ir.  screoin  'Furcht'  neben  nir.  sgeon 
ist  eine  sekundäre  Form  oder  Schreibfehler;  nir.  sgreach  'Geschrei' 
neben  c.  crech,  ysgrech  ist  etymologisch  unklar.  —  s^r  ist  im  Ir. 
im  Anlaut  zu  sr  (durch  Analogiebildung  lenierbar)  geworden,  in- 
lautend als  str  erhalten;  brit.  anlautend  und  inlautend  str  :  ir. 
srath  'Strand,  Ufer,  Talgrund'  c.  y  str  ad  'Tal'  br.  strad  'le  fond, 
l'endroit  le  plus  bas'  :  *strato-  zu  lat.  sternö  'breite  aus';  abr. 
strouis  gl.  straui  nbr.  V.  streuein  'streuen'  :  got.  straujan  ds. 
(vgl.  S.  52  und  Verbalverz.  sern-);  ir.  srengim  'ich  ziehe,  schleppe', 
con  tairrnget  'so  daß  sie  fortschleppen'  nir.  sreang  'Strick'  : 
lat.  stringö  'schnüre'  gr.  oTQayydlr^  'Strang,  Strick'  ahd.  sträng 
ds.  lett.  stringt  'stramm  werden,  verdorren';  ir.  sruith  'alt,  ehr- 
würdig' ac.  strutiu  gl.  antiquam:  * str-u-ti-(wo-)  zu  asl.  stn7'ü  ^alt'. 
Neben  str-  kann  im  Anlaut  tr-  auftreten  :  ir.  sreod  'Niesen'  c. 
ystrew,  trew  mbr.  Inf.  streuyaff  nbr.  strefia  (/"  aus  dem  Kon- 
junktiv, vgl.  §  608)  :  *striw-  zu  lat.  sternuö  'niese'  (dessen  er  aus 
ri  entstanden  sein  kann);  ir.  tret  'Herde'  :  gr.  orgazog  'Heer'  asl. 
trc^tü  'agmen';  c.  trin  'Mühe,  Kampf  :  lat.  s trenn us  'betriebsam' 
gr.  GTQTivog  'Kraft,  Übermut'.  Inlautend:  ir.  maistre  'Butterfaß'  : 
*mnqstrijä  zu  gr.  ^dynqä  'Backtrog'  lit.  minkau  'knete'  asl  mqka 
'Mehr  mhd.  mengen  'mischen';  ir.  lestar  Gefäß'  c.  llestr  ds. 
aeorn.   lester     gl.   nauis     br.    lestr   'Schiff'  :  lat.   linter    'Kahn, 

Pederseu :  Vgl.  kelt.  Gramm.  6 


82  sr,  rs.  [§  50, 3.  4 

Nachen;  Trog,  Mulde'  (n  im  Kelt.  vor  str  ohne  Ersatzdehnung 
geschwunden;  das  lat.  Wort  ebenso  entwickelt  wie  uenter  'Bauch' 
gr.  yaoTiJQ  :  ^qwnstr-).     Vgl.  §  49,  5,  Schluß. 

3)  sr-  ist  im  ir.  Anlaut  erhalten,  unterliegt  aber  der  Lenition 
zu  hr  (heute  auch  rh,  mit  stimmlosem  r,  Asp.  i  Irsk  27).  Derselbe 
Anlautswechsel  hat  auch  im  Brit.  bestanden,  wo  sr-  zu  str-^  hr  zu 
fr-  geworden  ist;  später  ist  jedoch  der  Anlautswechsel  aufgehoben 
und  entweder  str-  oder  fr-  verallgemeinert  worden  (über  das  Gal- 
lische vgl.  Meyer- Lübke  Zs.  f.  rom.  Phil.  XX  530—533):  ir.  sruth 
'Fluß',  Gen.  srotha  c.  ffrwd  acorn.  frot  (gl.  alueus)  br.  froud 
S.  35;  ir.  sruaim  'Strom'  abr.  strum  gl.  copia  (lactis;  Stokes, 
Academy  Oct.  2.  1886  S.  228,  2)  :  gr.  qevfxa  an.  straumr  poln. 
strumien;  acorn.  stret  gl.  latex  mcorn.  streyth  'Strom'  :  gr. 
qbd^og;  'Gebrause'  ahd.  stredan  'strudeln';  air.  srennim  gl.  sterto  : 
* srenk-nä-mi^  vgl.  gr.  Qiy/M,  qf-yxio  'schnarche';  dazu  vielleicht  ir. 
srön  'Nase'  c.  ffroen  mbr.  froan  nbr.  fron  aus  *S7'oknä.  Es 
scheint,  daß  auch  ein  aus  sr-  entstandenes  str-  eine  Nebenform  Er- 
haben kann  :  c.  trwyn  'Nase'  acorn.  trein  (zum  Umlaut  vgl. 
§  255—257). 

Im  Inlaut  ist  -sr-  zu  -rr-  geworden:  ir.  errach  'Frühling' 
(hat  durch  Sandhientgleisung  ein  anlautendes  w-  verloren):  zu  gr. 
tag  'Frühling'  lit.  vasarä  'Sommer'.  Nach  langem  Vokal  scheint 
r  zu  stehen  :  ir.  fair  'Sonnenaufgang,  Osten'  nsch.  fair  c.  gwawr 
'aurora'  br.  gwerelaouen  'l'etoile  du  matin'  (eig.  "Dämmerung  des 
Lichtes",  vgl.  c.  go-leu  'Licht';  e  aus  ö  im  proklitischen  Wort): 
skr.  vasar-  'früh',  väsard-s  'morgendlich'  (mit  dem  vorhergehenden 
Worte  verwandt);  ir.  mir 'Stück,  Bissen':  urspr.  "Fleischstück",  mit 
einem  -ro-Sufhx  zu  idg.  ^mems-,  *7nes-  'Fleisch',  vgl.  lat.  membrum 
'Glied'  (br  aus  sr),  membräna  'Häutchen'  gr.  f-iriQog  'Schenkel', 
furiQtov  'Schenkelstück'  asl.  me^zdra  'Haut',  russ.  mezdrä  'Fleisch- 
seite der  Felle'  [zdr  aus  sr ;  das  Stammwort  liegt  vor  in  got.  mimz 
'Fleisch'  lit.  mesä  asl.  me^so  alb.  mis  arm.  mis  skr.  mäs,  mqsä-m 
ds.,  eine  Ableitung  in  gr.  /nrjviy^  'Haut  um  das  Gehirn,  Fleisch- 
haut'). Jedoch  liegt  sowohl  bei  fair  wie  bei  mir  die  Vermutung 
nahe,  daß  das  r  aus  sr  schon  vorkeltisch  war,  vgl.  lat  uer  'Früh- 
ling' an.  udr.  —  Über  die  mit  demPrävorb  ir.  ess-  komponierten 
Formen  s.  §  585.  Neben  di -sruth aigedar  'ist  abgeleitet'  hat 
Sg.  lenirte  Formen  mit  rs  oder  r,  aber  auch  rr  §  302. 

4)  rs  ergibt  kolt.  rr  :  ir.  carr  'Wagen'  S.  44  (mit  besonderer 
Bedeutungsentwickolung  nir.  carran  'Kinnlade'    c.  car  yr  en  'the 


§  50, 4. 5]  rs,  spl  83 

jawbone'  [gen  'Mund'];  dieselbe  Bedeutung  wird  auch  im  Galat- 
schen  vorgelogen  haben,  vgl.  das  Lehnwort  arm.  kar-Jc  'Wagen', 
kar-apn  'Schädel',  vgl.  zur  Endung  Jd-apn  'Kinnbacken,  Kiefer'); 
ir.  harr  :  an.  harr  S.  44;  ir.  carrach  nir.  carrach  'scabbed, 
mangy,  bald'  und  'stony,  rocky,  harren',  nir.  carr  'scab,  itch,  mange 
scurvy,  crust,  bran'  ac.  carrecc  'Fels'  nc.  careg  br.  karrek  (ent- 
lehnt ir.  carric  nir.  carraig  engl,  crag  fr.  garrigue)  :  asl.  Sfxülcu 
'rauh'  cech.  srhky  'rauh,  unfruchtbar';  ir.  err  nir.  earr  'Schwanz'  : 
gr.  oqqog  'Arsch'  ahd.  ars  arm.  or  ds.  (dazu  ir.  erball  nir.  ear- 
ball  'Schwanz'  [:  ball  'Glied']  mit  Verkürzung  des  r);  ir.  gerr 
'kurz'  c.  gerr  an  'Zwerg'  :  gr.  Nom.  Plur.  x^Q^l^S  'geringer'  skr. 
hrasvä-s  'kurz,  klein',  Kompar.  hrastjän  (idg.  Altern,  er  :  re);  —  ir. 
tarr 'Hinterteil,  Schwanz'  (for  a  thairr  LU  65  a  41  =  for  druim 
LL  69b  16)  nir.  tarr  'lower  part,  bottora,  foot  (e.  g.  of  a  tree); 
belly',  ar  a  tharr  i  n-airde  'auf  dem  Rücken  liegend',  ir.  torrach 
'schwanger'  nir.  tarrach  'big-beUied,  pregnant'  mc.  torr  nc.  tor 
'bulge,  belly,  boss'  (tor  y  llaw  'palm  of  the  band',  tor  y  mynydd 
'breast  of  the  hill'),  torog  'big-bellied,  apphed  to  sows,  dogs  and 
cats'  abr.  tar  gl.  uentrem  mbr.  torr  (nbr.  teur  vgl.  §  197)  :  lit. 
tursas  'Hinterer'  (-rts-,  vgl.  an.  stertr  'Schwanz');  —  nir.  cearr 
'linkisch,  verkehrt'  :  gr.  iTci-yiccQOiog  'schräg'  lit.  skei^sas  'quer' 
asl.  cresü  'durch'  (-rts-,  vgl.  skr.  kr-n-Uäti  'schneidet');  ir.  fo-ceirr 
2.  Sing.  Konj.  von  fo-cerd  'werfen',  orr  3.  Sing.  Konj.  von  org- 
'tödten'  s.  Verbalverzeichnis  (oft  einfaches  r  im  Futurstamm:  mir. 
iuras  3.  Sing.  rel.).  —  Daß  das  GalHsche  neben  -rr-  (z.  B.  in 
carrus)  auch  noch  -rs-  gekannt  hätte,  ist  aus  Ov€Qor/,vog  MN 
{Ov£Q-or/ivog?)  kaum  zu  folgern;  der  MN  Borsus  ist  nicht  gallisch 
(etwa  zu  ir.  borr  'stolz'  acorn.  bor  gl.  pinguis),  sondern  iberisch 
(zu  bask.  bortz  'fünf').  —  Beispiele  für  die  Verkürzung  des  rr 
nach  langem  Vokal  finden  sich  kaum;  ir.  tir  'Land'  c.  tir  acorn. 
tir  mbr.  tir  kann  auf  *teros  neben  lat.  terra  aus  *tersä  zurück- 
gehen (Vendryes  MSL  XIII  385);  daneben  gab  es  vielleicht  im 
Air.  ein  gleichlautendes  Adjektiv  tir  'trocken'  (St.  Sprsch.  130), 
wovon  tirim  'trocken'  eine  jüngere  Weiterbildung  ist. 

5)  Idg.  spl  ist  im  Ir.  zu  sl,  im  brit.  zu  sfl  geworden  (der  laut- 
liche Vorgang  mag  mit  dän.  hustru  'Eheweib'  aus  an.  hüs-frü 
und  dän.  Astrid  FN  aus  an.  Asfri{)r  zu  vergleichen  sein):  ir. 
sluindid  'bezeichnet'  (di-sluindi  'leugnet',  ni  diltai  'leugnet 
nicht'  mit  It  aus  hlnd),  slond  'significatio'  nir.  sloinne  'Familien- 
name;   a  clan,  a  tribe'    ac.  istlinnit   gl.  profatui\   loquitur,   glan- 


84  spl,  skl,  stl,  sl.  [§  50,  5.  6 

stlinnim  gl.  famine  sancto  nc.  ystlwn  ^connection,  kind',  cy-stlwn 
'kindred,  affinity'  :  Substaiitivstamm  *splondo-^  Kausativstamm 
*splondl-  zu  lat.  splendere  'glänzen'  lit.  spien  dz  iu  buchte';  ir. 
sliasat,  sliasait  'Schenkel',  sliss  'Seite',  Gen.  slessa  nir.  slios 
Gen.  sleasa  c.  ystlys  :  "^ spUg'h-stu-  u.  s.  w.  zu  gr.  TrliGOo/xai 
'schreite  aus',  Ttlix^g  '^^i®  Stelle  zwischen  den  Hüften  und  den 
Schamteilen'  skr.  plehate  'geht,  bewegt  sich'  (idg.  Altern,  sp  :  p).  — 
skl  ist  kaum  belegt;  ir.  slind  gl.  imbrex  br.  s kl ent 'Schiefer'  wird 
Lehnwort  aus  lat.  sein  du  la  'Schindel'  sein.  —  stl  ist  im  Brit.  er- 
halten, im  Ir.  mit  sl  zusammengefallen  :  c.  bustl  'Galle'  acorn. 
bistel  mcorn.  bystel  br.  bestl  :  lat.  bllis.  Vgl.  über  ir.  giall 
'Geisel'  c.  gwystl  u.  s.  w.  in  §  87. 

6)  Idg.  sl  tritt  im  Ir.  im  Anlaut  als  sl-  auf,  das  der  Lenition 
zu  hl  (nir.  auch  Ih  mit  stimmlosem  l,  Asp.  i  Irsk  S.  22)  unterliegt. 
Derselbe  Anlautswechsel  hat  einst  auch  im  Brit.  bestanden  (sl  wurde 
c.  ysl,  hl  im  C.  stimmloses  ?,  im  Corn.  und  Br.  stimmhaftes  l),  ist 
aber  früh  aufgehoben  worden,  wobei  teils  die  lenierte,  teils  die  nicht 
lenierte  Form  verallgemeinert  worden  ist  (das  in  dieser  Weise  ver- 
allgemeinerte stimmlose  l  ist  im  C  durch  Analogiebildung  der 
Lenition  zu  stimmhaftem  l  unterworfen).  Beispiele:  ir.  sluag  'Schar', 
teg-lach  'fiausgenossenschaft'  c.  llu  'Heer',  teulu  'Familie'  acorn. 
luu  mcorn.  lu  'Heer',  acorn.  teilu  'Familie'  gall.  Catu-slugi 
VN  (statt  -slogi)  :  asl.  sluga  'Diener'  (nach  der  femininischen 
Endung  urspr.  "Dienerschaft") ;  —  ir.  sliab'Berg'  c.  llwyf 'Boden, 
Söller'  :  gr.  llip'  Tterga  acp*  rjg  vöwq  gtccCsl,  vgl.  alyl-Xiip  'steil' 
und  «Am//*  Tcetga  (rjlißaTog  'jäh'?);  —  ir.  slemun  'glatt'  c.  llyfn 
ds.  abr.  limn-collin  gl.  tilia,  gurlimun  gl.  deliniti  mbr.  di-leffn 
'hart'  :  lat.  llma  'Feile',  llmax  'Schnecke'  gr.  Xeii.ia^  'nackte 
Schnecke'  an.  slim  'Schleim'  poln.  slimak  'Erdschnecke';  ir.  slat 
fem.  'Rute'  nir.  slat  c.  llath,  yslath  br.  laz  :  aengl.  Isepfa  ahd. 
latta  'Latte'  (idg.  Altern,  sl  :  l).  Die  Gleichung  yslywen  'Aal' 
br.  stlaonenn  'anguille  nouvellement  nee',  Plur.  stlaon  :  ahd. 
slango  'Schlange'  ist  falsch;  yslywen,  sluan  Sweet  431,  slowan 
Carnarvon  sind  umgestellte  Formen  des  Kompositums  llys-w-en; 
stlaon  ist  wohl  ein  Kompositum  von  sil  §  48,  2  S.  72  (etwa  *sil 
haiTv  'Sommerbrut'  mit  Betonung  des  letzten  AVortes;  -oü  deutet 
jedenfalls  auf  ein  leniertes  m).  C.  ystlwyn  neben  llwyn  'Hain' 
ist  mir  unklar. 

Im  Inlaut  ist  sl  zu  //  geworden:  ir.  coli  'Hasol*  u.s.  w.  S.  32; 
nir.  dilleacht  'Waise'  zu  ir.  slicht  'Geschlecht'.     Vielleicht  wird 


§  50, 6—9]  sl,  Is,  skn,  stn,  sn.  85 

U  nach  cinciri  langen  Vokal  verkürzt  :  ir.  täl  'Zimmeraxt':  ahJ. 
delisala  'Beil,  Hacke'  asl.  tesla  'Axt'  (lit.  tasyti  abl.  temtl  'be- 
hauen' skr.  tdk^äml  'behaue'  lat.  texö  'webe'  gr.  xtAXiav  skr.  idksan- 
'Zimmermann');  die  Grundform  des  ir.  AVoites  war  wohl  *tok'slo-, 
vgl.  S.  90.  —  Über  die  mit  dem  Präverb  ir.  ess  komponierten  For- 
men s.  §  585.  Reduplizierte  Formen  zeigen  zum  Teil  die  Anlauts- 
behandlung der  Gruppe:  ro  sei  ach  'ich  habe  geschlagen'  zu  slig-. 

7)  Idg.  Is  :  ir.  all  'Klippe',  Gen.  aille  :  gr.  nilla-  ll^og 
Hcs.  ahd.  felis  'Fels'  an.  fjall  'Berg'  skr.  päöäna-s  'Stein';  ir. 
mellaim  'ich  betrüge'  :  lett.  me'ls-t  'verwirrt  reden'.  Die  Ety- 
mologie der  gallischen  Wörter  mit  Is  (z.  B.  belsa  'Feld')  ist  nicht 
bekannt. 

8)  Idg.  skn-  ist  wohl  mit  sn-  zusammengefallen  :  ir.  sned  u.s.w. 
S.  41.  Idg.  -stn-  :  ir.  asna  'Hippe'  c.  eisen,  äsen  corn.  äsen: 
lat.  asser  'dünner  Balken'  zu  os  'Knochen',  Gen.  ossis  (ss  imklar) 
gr.  ooziov  alb.  aH  arm.  oskr  (sk  aus  stk)  skr.  dsfhi^  Gen.  asthnäs, 
gr.  aoTQccyalog  'Knöchel'  arm.  azdr  'Hüfte'  c.  asgwrn  'Knochen' 
corn.  ascorn  br.  askourn  (zur  Bedeutung  'Rippe'  vgl.  lat.  costa 
'Rippe'  neben  asl.  kosti  'Knochen'). 

9)  Idg.  sn  ist  im  ir.  Anlaut  erhalten,  unterliegt  aber  der 
Lenition  zu  hn  (nir.  auch  nh  mit  stimmlosem  n,  Asp.  i  Irsk  S.  22  f.). 
Dieser  Anlautswechsel  wird  auch  im  Brit.  bestanden  haben  {hn  >  n), 
ist  aber  früh  aufgegeben  worden,  wobei  in  der  Regel  die  lenierte 
Form  durchgeführt  worden  ist.  Beispiele;  ir.  snäm  'Schwimmen' 
c.  nawf  br.  Inf.  neuiTvi  :  skr.  snä-mi  'bade  mich'  umbr.  snata 
'umecta'  lat.  nö,  näre  'schwimme'  gr.  viw]  ir.  sniim  'spinne' 
u.  s.  w.  S.  68;  ir.  snäthat  'Nadel'  nir.  snäthad  c.  nodwydd  ac. 
notuid  mbr.  nadoez  nbr.  nadoz  ;  zum  vorhergehenden  Wort, 
vgl.  got.  ncßa  'Nadel'  (idg.  Altern,  sn  :  n);  ir.  snäthe  'Faden'  c. 
noden  ds.,  ysnoden  'Band'  acorn.  snod  gh  uitta  br.  neud-enn 
'Faden'  gall.  nate  gl.  fili  (Endlichers  Gl.):  zu  den  vorhergehenden 
Wörtern  (sind  etwa  die  Formen  mit  sn  aus  engl,  snood  'Haarband' 
entlehnt?);  ir.  snad-  'schützen',  s.  Verbalverz. ;  ir.  snob  'suber' 
an.  na? fr  'die  äußere  Rinde  der  Birke'  (idg.  Altern,  sfi  :  n;  Liden, 
IF  Anz.  V  127);  ir.  snigid  'tropft,  regnet',  sn  echte  'Schnee'  c. 
nyf  'Schnee'  :  lat.  ningit  'schneit',  nix  'Schnee'  gr.  Akk.  vlq^a 
got.  snaiivs  lit.  s  nie  gas  asl.  snegü  ds.  aw.  snaezaiti  'schneit'  skr. 
snihjatl  'wird  feucht';  nir.  snuadh  'Gesichtsfarbe'  c.  nudd  'Nebel' 
lat.  nübes. 

Im  Inlaut:  ir.  huinnius  gl.  fraxinus  nii\  f  uinnseög  c.  onn-en 


86  sn,  ns,  sm.  [§  50,  9 — 11 

acorn.  onn-en  br.  ounn-enn  :  lat.  ornus  ^wilde  Bergesche'  (mit 
Schwund  eines  Vokals  zwischen  r  <  s  undn)  lit.  usis  iisljaseni  (ent- 
fernt verwandt  mit  an.  askr  'Esche'  gr.  o^uri  'Buche'  alb.  ah  'Buche' 
arm.  haci  'Esche');  ir.  crann  'Baum'  S.  44;  ir.  bronnaim  S.  54, 
Gen.gobann  §455  (abrit.  Gobannio  ON  gall.  Gobannilnus  MN), 
Gen.  bronn  S.  73  (bruinne  'Brust'  mc.  brynn  'Hügel').  Nach 
langem  Vokal  :  nir.  fäinne  an  lae  'Anbruch  des  Tages'  zu  ir.  fair 
U.S.W.  S.  82.  C.  ceinach  fem.  'Hase'  ist  mit  der  Endung  -ach  aus 
einem  *cein  <  ^k'asnl  erweitert:  ahd.  haso  pr.  sasins  skr.  sasa-s 
(das  zweite  s  durch  Assimilation;  vgl.  Zupitza,  KZ  XXX VII  403). 
—  In  der  Eeduplikation  hat  sn  die  lenierte  Anlautsgestalt:  mir. 
senaich  Prät.  von  snigid  'tropft'.  Nicht  lenierte  Anlautsform  in 
ad-co-sna  'petat',  im-fre-sna  'kämpft',  s.  Verbalverz.  sni-. 

10)  ns  erscheint  im  Kelt.  als  ss,  s  (im  Irischen  mit  Ersatz- 
dehnung des  vorhergehenden  Vokals  §94,  3):  gall.  essedum  'Kriegs- 
wagen' :  aus  Präposition  *e/^  'in'  und  Wurzel  *sed-  'sitzen',  vgl. 
gr.  iviÖQä  'das  Daraufsitzen,  Hinterhalt';  ir.  essi  'Zügel'  S.  47; 
ir.  geiss  'Schwan'  :  lat.  anser  'Gans'  gr.  /?yV  ahd.  gans  lit.  z^sis 
asl.  (jq^si  arm.  sag  'Gans'  (umgestellt)  skr.  hqsci-  'Gans,  Schwan'; 
ir.  fes  ichtarach  'unterer  Bart'  (=  'Schamhaare'),  f  esöc 'Bart'  (zu 
find  'Haar'  §69)  :  asl.  V(^sü  'Bart'  (sekundär  f^ü);  ir.  fulös  1.  Sing. 
Konj.  von  folong-;  c.  cesail  'Armhöhle'  ncorn.  kazal  br.  kazel  : 
*qi^k's-  zu  ahd.  hahsa  'Kniebug  des  Hinterbeins'  (ohne  n)  aengl. 
höh  'Ferse,  Kniebug'  (ohne  s)  an.  hsell  'Ferse'  (aus  germ.  *hanhila-) 
lit.  kenkle  'Kniekehle'.  Ir.  mi  'Monat',  Gen.  mi's  c.  mis  acorn. 
mis  br.  miz  :  lat.  mensis  gr.  f^ii^v  ds.  (got.  mena  'Mond'  lit.  menuo 
ds.  asl.  mesqci  'Mond,  Monat'  alb.  muaj  'Monat')  arm.  amis  'Monat' 
(skr.  mäs  'Mond,  Monat').  Gall.  Akk.  Flur.  Lingonas,  artuass 
ir.  cona  :  gr.  xvv-ag  (idg.  -i}s).  Vgl.  ir.  grees  'Angriff'  §  87. 
Über  nsni  s.  unter  11). 

11)  Idg.  sm-  ist  im  ir.  Anlaut  erhalten,  kann  aber  nicht  le- 
niert  werden.  Es  ist  trotzdem  anzunehmen,  daß  auch  in  diesem 
Fall  ursprünglich  ein  Anlautswechsel  bestanden  hat,  der  im  Ir.  zu 
Gunsten  der  nicht  lenierten  Form  aufgehoben  wurde;  im  Brit. 
wurde  dagegen  die  lenierte  Form  (m)  verallgemeinert.  Beispiele:  ir. 
smech  'Kinn'  (nir.  smeig  nsch.  smig) :  ae.  ma3r(e)  'Lippe'  (Zupitza, 
KZ  XXXVII  401)  lit.  smakrä 'Kinn'  sdh.injekrd  'Kinn,  Bai't' arm. 
moru-lc ,  mauru-lc  'Bart'  skr.  smasrti-  'Schnurrbart'  (das  erste  s 
durch  Assimihition);  ir,  smir  'Mark'  Gen.  smcra  nir.  smior,  Gen 
smeara    c.  mer    (br.  mel    mit  /   durch  romanischen  Einfluß,   vgl. 


§50,  11.  §51]       Idf;.  sm,  ms.     Das  stimmhafte  .s*.  87 

fr.  modle)  gall.  Smerius,  Smertullus  MN  :  alid.  smero  ^Fe% 
Sclimeer'  (gr.  oitiv^lCw  Wbe'  lit.  smarsas  'Fett');  ir.  smer  'Brom- 
beere' II.  s.  w.  S.  67. 

sm  im  Inlaut:  ir.  am  'ich  bin',  ammi  'wir  sind'  §  639;  ir. 
boimm  'Bissen,  Stück'  :  skr.  bhas-man-  'Asche'  nhd.  bamrae  'Brot- 
schnitte' (gr.  \pcof.i6g  'Bissen'  mit  anderer  Vokalisation);  zalilreich 
sind  die  Belege  für  verschiedene  -6'm-Suffixe  (vgl.  §  401,  §  456): 
ir.  beim  'Schlag'  corn.  bom  ds.  br.  boem,  bom  'rehaut  entre  deux 
sillons'  :  '^hhel-smn,  zu  ir.  benim  'schlage'  s.  Verbalverz.;  ir.  timme 
'Hitze'  nir.  time  'Furcht'  c.  twym  'Hitze'  acorn.  toim  'heiß', 
tun -der 'Hitze'  mcorn.  tommans  'let  him  heat',  tommys 'heated' 
ncorn.  tubm  'cahdus'  mbr.  toem  nbr.  tomm  'heiß' :  über  die 
Grundform  vgl.  S.  93;  s.  ebenda  über  ir.  femmuin  'Meergras'  c. 
gwymon  br.  goumon  'goemon';  ac.  ruimmein  gl.  uincula  nc. 
rhwym  'Band'  :  ^retg-srnn^  zu  ir.  -rig-  'binden',  s.  Verbalverz. 
(mbr.  rum  'bände'  nbr.  rumm  'Abteilung  von  Menschen'  kann  nur 
als  *roi(j-smn  hierher  gestellt  werden);  c.  drem  br.  dremm  'Ge- 
sicht' S.  42;  nir.  dream  'Schar,  Abteilung  von  Menschen'  'a  band, 
a  Company'  br.  dramm  'Bündel'  :  gr.  ÖQaxf^^  'Drachme',  ögayfia 
'Handvoll',  vgl.  dQaooo(.iaL  'greife'  (das  br.  Wort  setzt  einen  Nasal 
vor  dem  A;-Laut  voraus);  ir.  ceimm  'Schritt'  und  leim  'Sprung' 
S.  47;  die  Suffixform  -nsm-  ist  vorbildlich  geworden:  ir.  reimm  'Lauf' 
nir.  reim  c.  rhamu  'sich  heben'  :  *r7jLtsmii;  zu  ir.  rethim  'laufe' 
s.  Verbalverz.  -msm-  hegt  vielleicht  vor  in  ir.  cumme  'gleich'  : 
*k'om-smijo-  (Präposition  ^k'orn-  und  Ableitung  des  Zahlworts  'eins', 
vgl.  gr.  fem.  |ti/a).  -rsm-  -ls7n-  in  ir.  gorm  'blau',  tai Im 'Schlinge' 
§  99,  6.  —  Für  das  Gallische  ist  Ro-smerta  GN,  weil  komponiert, 
nicht  beweisend;  ebensowenig  Cintusmus  MN,  Cintusmia  FN, 
denn  zwischen  s  und  m  ist  ein  a  ausgefallen,  vgl.  c.  cyntaf  'der 
erste'. 

ms  mußte  im  Kelt.  mit  ns  zusammenfallen;  liegt  vielleicht  in 
ir.  cessim  'ich  leide'  vor,  s.  S.  53. 

i^  51.  (Das  stimmhafte  s  -=  z.)  Vor  den  stimmhaften  Ge- 
räuschlauten erscheint  in  den  idg.  Einzelsprachen  ein  stimmhafter 
5-Laut  (z),  der  sich  jedoch  in  mehreren  Fällen  als  etymologisch 
identisch  mit  dem  stimmlosen  s  erweist  (s.  unten  bei  ir.  net,  odb); 
auch  wurde  er  von  dem  Sprachbewußtsein  vielfach  als  mit  dem 
sonstigen  s  identisch  aufgefaßt  und  konnte  daher,  so  bald  er  von 
der  Berührung  mit  dem  stimmhaften  Geräuschlaut  befreit  wurde, 
zur  stimmlosen  Aussprache  zurückkehren  (asl.  mozgü  'Gehirn'  :  lit. 


88  Das  stimmhafte  s.  [§  51 

smägenes  'Gehirn').  Da  die  stimmhafte  Aussprache  eines  s  vor 
einem  stimmhaften  Geräuschlaiit  keine  lautpsychologische  Notwen- 
digkeit ist,  so  bleibt  es  unsicher,  ob  im  Idg.  s  oder  z  gesprochen 
wurde;  das  Keltische  geht  aber  von  einem  z  aus,  das  im  Gallischen 
s  geschrieben  wird,  im  Neukeltischen  zu  d  geworden  ist:  mir.  medg 
'Molken'  nir.  meadhg  (Arran  vlejg)  c.  maidd  (äg  >  dj)  ncorn. 
meith  abr.  meid  gall.-lat.  *mesga  (aus  fr.  megue  zu  erschließen) : 
*misgä  zu  gr.  i^doyto  'mische',  vgl.  skr.  ä-miksä  'Quark  von  Milch' 
an.  mysa  'Molken'  (aus  *mihswön-);  ir.  Tadc,  Tadg  MN  nir. 
Tadhg  (Arran  Tejg,  Gen.  Hejg)  gall.  Moritasgus,  Tasgius, 
Tasgillus,  Tasgetius  MN;  ir.  bedg  'Sprung',  dorrubidc  gl. 
iaculatum  esse  nir.  beadhgaim,  biodhgaim  'I  start,  rouse, 
startle'  (die  Dehnung  des  Vokals  ist  vom  dh  bewirkt)  c.  baidd 
'challenge,  daring',  beiddio  'to  dare,  to  challenge'  (im  ir.  Para- 
digma hat  sich  mit  bidc-  eine  nicht  verwandte  Wurzel  mit  rg  ge- 
mischt :  dibirciud  'werfen'  c.  bwrw);  nir.  ladhg  'Schnee';  ir. 
odb  u.  s.  w.  S.  32  (aus  *osth-bh-  zu  skr.  dsthi  S.  85).  dd  verschmilzt 
zu  einem  Laute  (air.  mir.  t,  nir.  d,  brit. ^) :  ir.  net  'Nest'  nir.  nead 
c.  nyth  acorn.  neid  ncorn.  neith  br.  neiz  :  lat.  nidus  (z  mit  Er- 
satzdehnung geschwunden)  ahd.  nest  skr.  nldä-s  ds.  (arm.  nist 
'Sitz';  Ht.  lizdas  'Nest'  asl.  gnezdo  ds.  sind  unklar),  vom  Präverb 
*ni-  und  der  Wurzel  *sed-  'sitzen';  ir.  cet  'Erlaubnis'  nir.  cead  : 
lat.  cedö  'weiche'  aw.  sjazd-,  sizd-  'zurückweichen'  (idg.  Altern. 
k'j  :  li);  ir.  setim  nir.  seidim  'blase'  c.  chwythu  s.  Verbalverz.; 
ir.  gat  'Weidenrute'  nir.  gad  :  lat.  hasta  'Stange,  Spieß'  [st  aus 
idg.  sdh)  got.  gazds  'Stachel'  asl.  gvozdi  'Nagel'.     Vgl.  §  69. 

Für  den  Anlaut  kommt  in  Betracht:  ir.  bech  'Biene'  nir., 
nsch.  beach  ds.  (beachän,  beach  capaill,  meach  capaill 
'Wespe';  Arran  sn'iax  'Biene',  leniert  vqx^  Gen.  Plur.  na  niax) 
nsch.  sbeach,  speach  'Wespe',  conn-sbeach  'Hornis'  c.  beg- 
egyr  'Drohne'  :  gr.  ocpiq^  'Wespe'  (beach  und  sbeach  sind  wohl 
alte  Doppelformen;  meach  stammt  aus  dem  bei  diesem  Worte 
häutig  verwendeten  Gen.  Plur.;  nach  dem  Verhältnis  beach  : 
sbeach  wurde  zu  meach  ein  sinax  gebildet;  asl.  hicela  'Biene' 
kann  verwandt  sein;  i  kann  aus  e  entstanden  sein,  vgl.  viceni 
'gestern'  wahGn  vecerü  'Abend';  lat.  fücus 'Drohne'  muß  fern  bleiben). 
Ferner  ir.  tenge  nir.  teanga  'Zunge'  mc.  tafawt  nc.  taf  od  acorn. 
tauot  mcorn.  taves,  tavas  br.  teod  :  lat.  dingua  >  lingua 
an.  tunga  aw.  hizvä-  (//  aus  s).  zd-  hätte  also  anlautend  air,  nir. 
t,  inlautend  air.  t,  nir.  d  ergeben. 


§  52J  Idg.  z.    Idg  /.  89 

^  52.  In  einigen  Fällen  tritt  statt  des  s  der  übrigen  Sprachen 
im  Gr.  zwisclieji  einem  /..-Laut  und  einem  Vokal  ein  t,  />  auf  [x 
nach  einer  ursprüngliclicn  Tenuis,  ^  nach  einer  ursprünglichen 
Tenuis  aspirata  oder  Media  aspirata).  Es  ist  bis  jetzt  nicht  ge- 
lungen, dies  r,  ^  als  eine  griechische  Sonderentwickelung  zu  er- 
klären (ein  Versuch  bei  Verf.,  IF  V  84 ff.;  er  scheitert  aber  an  gr. 
dfi^'iog),  und  man  setzt  daher  gewöhnUch  für  diesen  Fall  ein  idg./ 
an  (Verf.  IF  XXII  360  setzt  idg.  s  :  dialektisch  t  aus  idg.-sem.  d 
an).  Dies  „idg.  /"  alterniert  mit  s.  Neben  gr.  xtyjuav  ^Handwerker, 
Zimmermann,  Erzeuger'  (oben  S.  96)  steht  xi^viq  'Kunst,  Hand- 
werk' mit  XV  aus  ksn  und  xtAo<i  'das  Erzeugte,  Kind'. 

Dem  hier  beschriebenen  gr.  r,  ^  entspricht  kelt.  i,  d  :  ir.  art 
'Bär'  c.  arth  gall.  Deae  Artioni  (vgl.  Zupitza,  KZ  XXXVII 
393)  :  lat.  ursus  gr.  agyiTog  (alb.  ar-i^  arm.  arg  vgl.  KZ  XXXVI 
106,  XXXVIII  208)  aw.  aram-  (npers.  xirs  vgl.  KZ  XXXVI 
165)  skr.  rkm-s;  ir.  tinaim  'schwinde  zusammen,  verschwinde' 
abr.  tinsot  gl.  sparsit  :  gr.  (pd^tvco  'schwinde',  cpd^ioig  'Schwind- 
sucht' aw.  xmjö  'um  zu  verderben'  skr.  kHnami  'vernichte',  Mlti-s 
'Hinschwindung',  lat.  sitis  'Durst'  (und  ahd.  swinan  'hinschwin- 
den'; Anlaut  etwa  ^^h^h^w-?). 

Ir.  indhe  'gestern'  c.  doe  u.  s.  w.  (S.  67),  zunächst  aus  ^dijes: 
lat.  herl  gr.  x^^S  an.  i  gser  ahd.  gestaron  alb.  dje  (d  aus  gh; 
Grundform  "^ghes)  np.  dl  (d  aus  g'Ji)  skr.  hjas  (ursprünglicher  An- 
laut ghpj-,  s.  Meillet  MSL  IX  373  ^  und  XI  317);  ir.  du  (wohl 
fem.)  'Ort'  (isindüu  Wb.  27b  7,  Dativ;  nach  du  in-imfogni  fri 
foxlid,  is  do  digail  teit  hi  suidi  Ml.  27c  10  'überall  [jeder 
Ort],  wo  es  den  Ablativ  regiert,  da  bezieht  es  sich  auf  Rache'),  don 
'Stelle'  Akk.,  s.  Sarauw  S.  87;  Dat.  dun  AfcLex.  I  294,  IF  XII 
189  (vielleicht  sind  du  und  don  aus  einem  einheitlichen  Paradigma 
dadurch  hervorgegangen,  daß  in  gewissen  stehenden  Redensarten 
ein  genitivisches  Objekt  als  Akk.  aufgefaßt  wurde):  gr.  ;f^wV  'Erde' 
lat.  humus  lit.  zeme  asl.  zemJja  alb.  de  (d  aus  gh;  dazu  demß 
'Raupe',  vgl.  asl.  zmija  'Schlange',  Liden  AfslPhil.  XXVIII  38) 
aw.  Nom.  zä  skr,  kmm-;  davon  abgeleitet  ist  ein  Wort  mit  der 
Bedeutung  'Mensch'  :  ir.  duine  c.  dyn  (y  ist  Umlaut  eines  Uy  das 
nach  §  26,  S.  33  aus  o  entstanden  ist)  corn.  den  br.  den  :  vgl.  lat. 
homö  aengl.  guma  und  lit.  zmo-güs,  Plur.  zmönes  (zum  ir.  n 
aus  m  vor  j  vgl.  §  99,  2) ;  besonders  merkwürdig  ist  die Vokalisation 
in  lat.  hü  man  US  'menschlich'  (it  aus  oi^  vgl.  Brugmann,  IF  XVII 
170fi'.)  ir.  döini  nir.  daoine;  es  handelt  sich  um  eine  idg.  Alterna- 


90  Idg.  J).    Idg.  p;  Allgemeines  und  Anlaut.        [§  52.  53 

tion  oi  -.jo,  so  daß  der  ursprüngliche  Anlaut  von  gr.  xd^wv  u.  s.  w. 
g'hpj-  gewesen  sein  muß  (ein  ;  in  der  Anlautsgruppe  setzt  jetzt 
auch  Trombetti  an,  I  pronomi  personali,  Memorie  della  R.  Acca- 
demia  delle  Scienze  dellTstitutO  di  Bologna,  Classe  di  Scienze 
Morali,  Sezione  storico-filologica,  Ser.  I  Tom.  I,  Bologna  1908, 
S.  116). 

Ir.  täl  S.  85  gehört  zu  einer  Wortsippe,  die  im  Gr.  x  hat; 
ob  man  diesen  Umstand  für  die  Erklärung  der  lautlichen  Form 
des  Wortes  verwerten  darf,  ist  mir  zweifelhaft;  vor  l  wäre  wohl 
nicht  p,  sondern  s  zu  erwarten. 

Das  idg.  p, 

§  53.  Das  idg.  p  (lai,  gr.  p^  germ.  fj  lit.,  sl.  alb.  p,  arm.  h-, 
Schwund,  -w-,  skr.  p)  ist  im  Keltischen  anders  als  die  übrigen  idg. 
Verschlußlaute  behandelt  worden.  Es  ist  überall  zu  einem  Reibe- 
laut geworden,  zunächst  wohl  zu  einem  bilabialen  /";  an  diese  Aus- 
sprache erinnert  noch  die  Entwickelung  der  Gruppe  sp  (§  49,  1 
S.  75)  und  die  auf  einem  p  beruhenden  ^«/'-Diphthonge  (§  56). 
Vor  s  (§  49,  1)  und  t  (§  55)  ist  das  f  zu  x  geworden;  in  den 
übrigen  Stellungen  schritt  es  bis  zur  Stufe  h  weiter.  Dies  h  ist 
im  Air.  im  Anlaut  vor  Vokal  noch  vielfach  erhalten,  aber  deutlich 
im  Schwinden  begriffen;  in  den  übrigen  Fällen  ist  es  geschwunden; 
im  Brit.  ist.  das  aus  p  entstandene  h  überall  geschwunden.  Genau 
dasselbe  Schicksal  wie  p  hat  idg.  ph  gehabt.  Vgl.  u.  a.  Stokes, 
Irish  Glosses  S.  68,  Rhys  Rc.  II  195f.,  Verf.,  Asp.  i  Irsk  124—146, 
Thurneysen  IF  Anz.  IX  43ff.,  Stokes  BB  XXIII  44. 

Anm.  Nur  in  den  Fällen,  wo  nach  §  335  Assimilation  an  ein  k"^  der 
folgenden  Silbe  eingetreten  ist  (ir.  coic  'fünf,  aber  de-ac  '-zehn';  c.  pobi 
'backen'),  ist  idg.  p  im  Keltischen  nicht  spirantisch   geworden. 

Beispiele  für  den  Anlaut:  air.  on  hurid  'ab  anno  priore'  nir. 
i  n-uraidh  'voriges  Jahr'  :  gr.  tzIqvol  'voriges  Jahr'  an.  i  fiorj) 
arm.  heru  skr.  pm'üt  (lit.  pernai  'im  vorigen  Jahre');  air.  bucht 
nir.  ucht  'Busen,  Brust'  :  lat.  pectus  'Brust';  ir.  athir  'Vater' 
S.  31;  mir.  iasc  'Fisch'  :  lat.  piscis  (daraus  entlehnt  c.  pysg  corn. 
pysk  br.  pesk)  got.  ßsks  (poln.  piskorz  'Beißker'  russ.  piskari 
'Gründling');  —  ir.  en  'Vogel',  Gen.  eoin  c.  edn  acorn.  hethen 
mcorn.  ethen  ds.  abr.  etn-coilhaam  'halte  Vogelschau'  mbr.  ezn 
'Vogel'  nbr.  evn,  ein,  ac.  eterin  'Vogel',  Plur.  atar  nc.  aderyn, 
adar  ds.  nc.  ad  an  'Flügel'  abr.  atanocion  gl.  aligeris,  attanoc 
gl.  uolitans  :  zu  lat.  penna  'Feder'  gr.  7€Teq6v  ahd.  fedara  asl. 
pero  skr.  paltra-m  ds.,  gr.  Tchofiai  'fliege'  skr.  pdtämi  ds.  lat.  petö 


§  53]  Idg.  P'.  91 

'suche'  (zu  dieser  Sippe  gehört  noch  iic.  hed,  hedeg  'das  FHegen', 
das  jedoch  kaum  ein  erhaltenes  h  <  /*  hat,  sondern  eher  aus  der 
ein  Präverb  enthaltenden  Nebenform  eh-ed,  eh-edeg  durch  Schwund 
des  anlautenden  Vokals  entstanden  ist);  —  air.  hil  'viel'  :  gr.  TtoXig 
got.  filu  skr.  puru-s\  ir.  liith  'Getreide'  S.  41;  ir.  arco  'ich  bitte' 
S.  44;  air.  hi'scl  'niedrig'  S.  50;  air.  ibim  'trinke'  s.  Verbal verz.; 
mir.  orc  'Schwein'  nir.  orc  :  lat.  porcus  'Ferkel'  ahd.  farah  ds. 
lit.  parsas  'männliches  (verschnittenes)  Schwein'  asl.j9ra6-^  'Ferkel'; 
ir.  ulcha'Bart'  S.47;  —  air.  hiress 'Glaube',  am-iress  'Unglaube': 
Kompositum  der  Wurzel  *sthä-  'stehen'  mit  dem  Präverb  ir.  air- 
gall.  are-,  zu  gr.  rtegi,  vgl.  gr.  Irci-aTCLfxai  'verstehe,  glaube'  (das- 
selbe Präverb  z.  B.  in  air.  hir-naigde  'Gebet',  hir-chre  'Unter- 
gang'; dagegen  wird  das  proklitische  Präverb  ar-  niemals  mit  h  ge- 
schrieben); —  air.  hire  'weiter'  :  gr.  nlgä  'weiter'  lat.  perendie 
'übermorgen',  peregre  'in  der  Fremde'  got.  fairra  'fern'  arm.  heri 
^\iY.para-8  ds.;  —  mir.  ed  'Zeitraum'  gall.  candetum  (statt  *can- 
tedum)  'spatium  centum  pedum'  :  gr.  ntdov  'Erdboden'  an.  fet 
'Schritt'  arm.  het  'Fußstapfe'  skr.  padä-m  'Schritt'  lit.  pedä  'Fuß- 
stapfe' lat.  op-pidum  'Stadt',  oppidö  'völlig'  (dazu  ir.  in-ad 
'Ort',  ata  inad  a  da  traiged  isind  Iic  'die  Spur  seiner  Füße  ist 
auf  dem  Steine';  aus  "^eni-pedo-;  vgl.  Falk  og  Torp,  Etym.  ord- 
bog  fjed);  —  ir.  alt  'iunctura,  artus'  :  got.  falßan  'falten'  gr.  ÖLTtld- 
oiog  'doppelt'  skr.  putam  'Falte';  ir.  ür  'grün'  (air.  hur  da)  c.  ir  : 
lat.  pur  US  'rein';  mir.  Heriu  'Irland'  (latinisiert  Hibernia)  c. 
Iwerddon  ds.,  mor  Ywerydd  'das  atlantische  Meer'  :  gr.  Ilu- 
Qiogj  Tlugla;  gall.  Hercynia  silua  :  got.  fairguni  'Berg'  lit.  Per- 
künas  'Donnergott'.  Vor  Konsonanten:  c.  rhyd  'Furt'  acorn.  rid 
abr.  rit  gall.  Augusto-ritum  ON  :  lat.  portus  'Hafen'  ahd. 
fürt  'Furt'  an.  fior|)-r  'Bucht,  Fjord'  aw.  pdvdtu-y  pdsu-  'Brücke, 
Furt';  ir.  renim  'verkaufe'  s.  Verbalverz.;  ir.  raith  'Farnkraut' 
nir.  raithneach  c.  rhedyn  acorn.  reden  br.  raden  gall.  ratis  : 
*prati-  vgl.  lit.  papärtis  russ.  pdporoti  und  weiterhin  gr.  7VTEQig 
ahd.  farn  ds.  skr.  parnd-m  'Flügel,  Blatt';  ir.  li'n  S.  50,  hin 
'voll'  S.  52,  läm  'Hand''s.53,  lär  S.48,  lethan  S.  43;  ir.  ess-lu- 
'entkommen'  s.  Verbalverz.,  fo-lluur  'fliege',  luath  'schnell',  lua- 
main  'das  Fliegen'  :  gr.  7cXtto  'schiffe'  an.  fliöta  'fließen',  fliüga 
'fliegen'  lit.  plaukiü  'schwimme'  asl.  pluti  'schwimmen,  schiften' 
arm.  htüm  'schwimme'  skr.  pldvate  'schwimmt,  fliegt,  springt'  (mit 
anderer  Bedeutungsentwickelung  lat.  pluit  'regnet'  gr.  Ttlvvco 
'wasche'    lit.  pläuti  'spülen'). 


92  Idg.  -p-  zwischen  Vokalen.  [§  54 

§  54.  (Idg.  p  zwischen  Vokalen),  -a/j-;  ir.  caera  'Schaf 
nir.  caora  c.  caer-iwrch  ^Eehbock'  :  ^'qapero-  (mit  Weiterbildung), 
vgl.  lat.  caper  'Bock'  gr.  Ka^cQog  'Eber'  (und  ^aidolov  tov  avdgog) 
an.  hafr  'Bock'  arm.  hawr-an  'Herde  von  Ziegen  oder  Schafen' 
(h  aus  idg.  q)  skr.  kaprth-  'penis';  ir.  saer  'artifex'  (säer  oc  sui- 
digud  sillab  'an  artist  in  puttin g  syllables'  Sg.,  nitat  soir  huili 
oc  tintuüth  'all  are  not  skilled  in  translating'  Wb.;  wird  für  das 
Sprachbewußtsein  teilweise  mit  dem  etymologisch  verschiedenen 
söir  'frei'  zusammengeflossen  sein)  nir.  saor  (saor  cloiche  'a  ma- 
son',  saor  crainn  'Zimmermann')  c.  saer  'wright,  artisan' :  *sapero- 
zu  lat.  sapiö  'verstehe'  ahd.  int-seff(i)u  'merke',  Prät.  int-suab. 
In  diesen  beiden  Wörtern  hat  der  Hiatus  lange  genug  bestanden, 
um  den  Zusammenfall  der  Gruppe  a-e  mit  idg.  ai  im  Brit.  zu  ver- 
hindern. Ir.  cro  'Gehäge,  Verschlag,  Stall,  Hütte'  nir.  crö  ds.  c. 
craw  'hovel,  pig-sty'  br.  kraou,  krao  'Stall'  :  *kra-o  (bei  diesem 
Ansatz  erwartet  man  br.  krao)  <  "^k'rapo-s  :  asl.  stropü  'Dach, 
Boden'  an.  hröf  'Dach'  (IF  Anz.  XIII  51).  up-  im  Anlaut  ergibt 
urkelt.  IV,  s.  die  Präverbia  ir.  fo-  'unter',  for-  'über'  §  585.  In- 
lautendes -i^p-  muß  jedenfalls  ein  anderes  Resultat  ergeben  haben; 
es  liegt  vielleicht  vor  in  ac.  Cruc  Leuyrn  ON  nc.  Llywernog 
ON  acorn.  louuern  'Fuchs'  mcorn.  lowarn  br.  louarn  V.  loarn 
abrit.  Louernaci  Gen.  MN  gall.  AovtQVioq  MN  (schott.-engl. 
Lome  aus  dem  Brit.?):  zu  der  in  der  Vokalisation  schwierigen 
Sippe  von  skr.  löpäsd-,  löpäka-  np.  rohäh  arm.  aliies  gr.  aXvncri^ 
u.  s.  w.  (Rhys,  Lectures  ^  389 f.).  Der  Hiatus  müßte  lange  genug 
bestanden  haben,  um  den  Zusammenfall  mit  idg.  uiv  (S.  61)  zu 
verhindern;  darauf  hätte  sich  ein  iv  im  C.  und  Com.  entwickelt, 
im  Br.  aber  nicht,  oder  wenigstens  nicht  so,  daß  dadurch  ein  Zu- 
sammenfall mit  idg.  ow  bewirkt  worden  wäre. 

epö-  liegt  vielleicht  vor  in  ir.  fir-ian  'gerecht'  c.  iawn  ds. 
(mc.  nc.  gwirion  'unschuldig')  acorn.  eun-hinsic  gl.  iustus  (Gegen- 
satz cam-hinsic)  abr.  eunt  gl.  aequus  (mit  unetymologischem  ^?) 
nbr.  eeun  (d.  h.  eön)  :  got.  ihns  'eben'  (idg.  Altern,  '^epöno-  :  "^epnO'); 
-Ipo-  in  c.  einion  §69.  -ep-  vor  dem  Auslaut :  ir.  te  'heiß'  (Nom. 
Plur.  teit)  :  lat.  tepcns  'warm'  skr.  tapant-  (asl.  teplü  'warm'  alb. 
f-toh  'mache  kalt');  ir.  nia3  'Schwestersohn',  Gen.  niath  c.  nai 
(Plur.  nciaint  ist  Analogiebildung  nach  cer-aint 'Freunde')  acorn. 
noi  br.  ni,  Plur.  nied  :  lat.  nepös  'Enkel'  ahd.  nefo  'Neffe'  lit. 
nepotis  'Enkel,  Neffe'  alb.  n'ip  'Neffe'  skr.  napät-  'Enkel'  (über 
die  irische  Nominativform  vgl.  §  447;   c.  nai  geht  auf  *7iepöt-  zu- 


§55--56J  -ft-;  -pn-.  9!^ 

rück:  -ö-  in  der  Auslautssilbe  >  ü  >  l,  vgl.  rhai  oben  §45,  4;  -^on 
dem  dort  angeführten  corn.  und  br.  re  weichen  die  cornischen  und 
br.  Formen  dieses  Wortes  in  mir  unklarer  Weise  ab),  epe-  vor  der 
auslautenden  Silbe  ist  mit  dem  idg.  Diphthong  ei  zusammengefallen  : 
ir.  iar  n-  'nach'  (einsilbig),  an-iar  'von  Westen',  s-iar  'westlich'  : 
*epero-7n  vgl.  got.  afar  'nach'  skr.  apara-  'später,  westlich'  zu  gr. 
arto  'von',  ItcL  'nach';  so  ist  auch  der  Plur.  teit  (von  te  'heiß')  zu 
erklären,  epe-  vor  einer  weiteren  nicht  auslautenden  Silbe  ist  im 
Ir.  zu  e  geworden  :  ir.  timme  'Hitze'  c.  twym  u.  s.  w.  §  50,  11 
aus  *tepesmijä,  ^'tepesmijL;  ir  femmuin,  fem  nach  'Meergras'  nir. 
feamain,  feamnach  (nir.  feam  'a  rubber-like  stump  on  which 
the  long,  broad  sea-weed  leaves  grow',  auch  'Schwanz'  mag  ana- 
logische Lautgestalt  haben) :  skr.  vapati  'wirft,  streut,  sät'. 

§  55.  (p  vor  Geräuschlauten.)  ps  s.  §  49,  1.  —  pt  ist  im 
Keltischen  zu  ft  >  xt  geworden,  und  diese  Aussprache  hat  sich  im 
Irischen  bis  heute  gehalten;  im  Britannischen  ist  dagegen  das  x 
mit  dem  vorhergehenden  Vokal  zu  einem  Diphthong  oder  einem 
langen  Vokal  verschmolzen  :  ir.  secht  'sieben'  mc.  seith  u.  s.  w. 
§  48,  2;  ir.  necht  gl.  neptis  c.  nith  (§  255)  acorn.  noit  (von 
masc.  noi  S.  92  beeinflußt)  abr.  nith  gl.  nepta  (§  257)  nbr.  niz 
'Neffe'  gall.  Neptacus  MN  (?)  :  lat.  neptis  'Enkelin'  ahd.  nift 
'Nichte'  skr.  naptl  'Enkelin'  (alb.  mhesd  'Enkelin'  aus  '^nepötjä; 
asl.  netijl  'Neffe';  gr.  «-y€i//£og 'Vetter')  (wenn  gall.  Neptacus  MN 
hierher  gehören  sollte,  wäre  pt  wohl  als  ft  zu  lesen);  —  ir.  rieht 
'Form,  Gestalt'  c.  rhith  'species'  :  '^'prptu-,  vgl.  gr.  7CQe7rw  'zeichne 
mich  aus'  arm.  ^remm 'erscheine',  eres  (-ps-)  'Gesicht';  —  ir.  cacht 
'Dienerin'  c.  caeth  'Sklave'  acorn.  masc.  caid,  fem.  caites  mbr. 
quaez  'gefangen'  nbr.  keaz  'unglückhch,  arm,  lieb'  gall.  Moenia- 
coeptusMN  (zu  lesen  Moenicaptus?):  lat.  captus 'gefangen'  ahd. 
haft  'captiuus'  (zu  lat.  capiö  'nehme'  got.  hafjan  'heben'  lett. 
kampu  'fasse,  greife'  alb.  kam  'habe';  auch  c.  cael  'bekommen, 
finden');  —  ir.  luchtar  .i.  coiti  bis  for  usque  'Boot'  :  ahd.  louft 
'Bast'  an.lopt 'Dach'  lit.  lübos  'bretterne  Stubendecke'  russ.  pä-luba 
'Deck,  Verdeck  eines  Schiffes;  die  Decke  eines  Zimmers'  lat.  liber 
'Bast'  (aus  *luber)  lit.  luobas  russ.  lub  ds.;  —  ir.  öchtar,  uachtar 
'das  Obere'  mc.  uthyr  'bewunderungswürdig'  :  *oup-te)'o-  zu  got. 
iup  'aufwärts'  ir.  6s,  uas  aus  '^oiip-su  §  49,  1. 

§  56.  {p  vor  Sonorlauten  im  Inlaut.)  -pr-  und  -pl-  sind 
nicht  glaubwürdig  belegt,  -pn-  scheint  zu  -n-,  nach  o  jedoch  zu 
-wn-  geworden  zu  sein:  ir.  ten  'Feuer',  tene  ds.  c.  tan  corn.  tan 


94  Idg.  -pn-.     Idg.  rp,  Ip,  mp.  [§  56—57 

br.  tan  :  aw.  tafnah-  'Hitze';  ir.  suan  'Schlaf  c.  corn.  br.  hun  : 
^sopno-s,  vgl.  lat.  somnus  gr.  v7ivog  an.  suefn  ds.  lit.  säpnas 
'Traum'  asl.  sünü  'Schlaf  alb.  gumd  arm.  k\in  skr.  svapna-s;  ir. 
cuan  'Hafen'  :  an.  hofn  ds.  (v:eiterhin  vielleicht  zu  ahd.  ha  van 
'Topf  lat.  capis  'Henkelschale',  capiö  'nehme';  zur  Bedeutung 
vgl.  skr.  saras  'Trog,  Becken,  Kufe,  Wasserbehälter,  Teich,  See' 
gr.  flog  'Sumpf,  stehendes  Gewässer'  zu  gr.  eXelv  'nehmen';  dann 
müßte  das  von  mir  vorausgesetzte  keltische  o  aus  a  entstanden  sein; 
oder  ist  die  vorgeschlagene  Lautregel  falsch,  so  daß  p  sowohl  nach 
a  wie  nach  o  zu  iv  geworden  wäre?). 

§  57.  {p  nach  Sonorlauten.)  rp  ist  kelt.  rr,  rpj  kelt.  rj 
geworden  (vgl.  Zupitza,  KZ  XXXV  264):  ir.  serr  'Sichel'  c.  ser 
'a  bill  or  bill-hook'  :  lat.  sarpö,  sarpiö  'schneitele  ab'  gr.  agurj 
'Sichel'  lett.  sirpe  asl.  srpü^  ir.  carrän  'reaping-hook'  nsch.  cor- 
ran  :  lat.  carpö  'pflücke'  gr.  y.Q(x)ULOv  'Sichel',  '/.aQTVoq  'Frucht' 
ahd.  herbist  'Herbst'  lit.  kerpü  'schere'  asl.  crpati  'haurire'  skr. 
krpäna-s  'Schwert'  (dazu  noch  mir.  cirrim  'schlage  ab,  vei'stümmele'); 
ir.  farr  'Bettpfosten'  (O'Dav.  1009)  c.  gwär  'the  nape  of  the  neck' 
'the  hinder  part  of  the  neck'  (gwarrog,  gwarllost  'the  bar  part 
of  a  yoke')  acorn.  guar  'collum'  (und  wohl  auch  mcorn.  guarak 
'Bogen'  'arcus'  acorn.  guarac  gl.  diploma  br.  gwarek  'Bogen, 
arcus';  von  gwar  'krumm'  §40  S.  59  etymologisch  zu  trennen,  aber 
in  der  Schreibung  davon  beeinflußt)  :  lit.  värpa  'Ähre';  nir.  searr 
the  timid  and  flighty  young  of  all  things  that  follow  the  dam,  as 
a  foal,  a  child  at  the  mother's  heels,  etc.',  ir.  ser  räch  nir.  sear- 
rach  'Füllen'  :  lit.  stifp-ti  'heranwachsen'  alb.  sterpd  'unfruchtbar 
(von  Tieren  und  Frauen),  junge  Kuh'.  Ir.  cethir  'Vieh',  Flur, 
cethra  aus  * kuetwer-pöd-s  'vierfüßig'  hat  das  rr  in  unbetonter 
Silbe  oder  vielleicht  eher  in  der  Stellung  unmittelbar  nach  th  ver- 
kürzt, -rpj-  :  c.  cair  'Beere'  §  21;  ir.  cairem  'Schuhmacher'  c. 
crydd  acorn.  chereor  br.  kere,  kereour  :  zu  gr.  z^i^^r/g 'Schuh' 
lat.  carpisculum  'eine  Art  Schuhwerk'  lit.  kürpe  'Schuh'  poln. 
kierpie  'Bastschuhe'  an.  hriflingr  'Art  Schuh'. 

-/2>  wird  l:  ir.  cilornn  gl.  urceus  ac.  cilurnn  gl.  urnam  nc. 
celwrn  'Milcheimer'  br.  kelorn  'Kübel'  :  lat.  calpar  'Weinfaß' 
gr.  /.dXTtrij  ^/.aXuig  'Urne'  skr.  karpara-  'Schale';  ir.  col  'Sünde' 
c.  cwl  :  lat.  culpa  (Stokes  IF  XII  191);  ir.  molad  'Lob'  c. 
mawl  'Lob',  moli  'loben'  br.  meuli  'loben'  :  gr.  f-i^l/tio  'singe', 
^ohtiq  'C^esang'  (Stokes  IF  XII  191).  —  Idg.  mp  ergibt  (leniertes) 
m\  ir.  amires  'Unglaube',  amulach  'bartlos'  §  31  S.  47. 


§58,  1.2]       Idg.  (lih),  (j\h)]  Allgemoinos  uiul  Anlaut  95 

Die  Uvularen  und  palatalen  Mediae  aspiratae  und  Mediae. 

S  58.  1)  Idg.  Qh  (lat.  h,  gr. /,  germ.  </,  lit.  g,  slav.^,  z,  alb.^, 
arm.  g,  g,  aw.  g,  g,  z,  skr.  gh,  h),  idg.  g  (lat.,  gr.  g,  germ.  k,  lit.  </, 
slav.  g,  z,  alb.  ^,  arm.  ky  c,  av.  f/^  §,  z,  skr.  ^^  ^),  idg.  g/i  (lat.  Ä^ 
gr.  X}  germ.  ^^  lit.  i^  slav.  z,  alb.  ^,  c?^  arm.  g,  aw.  2;^  skr.  h)  und 
idg.  ^'  (lat.,  gr.  g,  gorm.  X:,  lit.  z^  slav.  2^^  alb.  c?;  d,  arm.  c,  aw.  e^ 
skr.  g)  sind  im  Keltischen  zusammengefallen  und  erscheinen  als 
urkelt.  g.  Das  g  ist  in  den  neukeltischen  Sprachen  im  Anlaut  er- 
halten, unterliegt  aber  im  Sandhi  der  Lenition  (im  Ir.  zu  g,  das 
noch  im  Nir.  als  g^  im  Falle  der  Mouillierung  jedoch  als  j  ge- 
sprochen wird;  im  C.  und  Corn.  zu  Null,  im  Br.  in  der  Regel  zu 
X,  vgl.  §  302).  Zwischen  Vokalen  wird  g  zu  air.  g  (geschrieben  g, 
nir.  gh),  über  dessen  weitere  Entwickelung  in  §  59  Anm.  1 — 2  ge- 
handelt wird;  im  Brit.  schwindet  es  in  dieser  Stellung  oder  wird 
zu  w  (vgl.  Rhys,  Rc.  VI  30 f.).  Vor  Konsonanten  schwindet  g  im 
Ir.  mit  Ersatzdehnung,  bildet  aber  im  Brit.  mit  dem  vorhergehen- 
den Vokal  einen  auf  e,  y,  i  ausgehenden  Diphthong.  Nach  Kon- 
sonanten ist  g  im  Air.  erhalten  (geschrieben  g  oder  c,  nir.  g),  im 
Brit.  ist  es  nach  ä,  r,  l  spirantisch  oder  vokalisch  geworden. 

2)  Beispiele  für  den  Anlaut:  ir.  gab  im  'ich  nehme'  c.  gafael 
'halten'  corn.  gavel  ;  lat.  habere  'haben'  ahd.  geban  'geben'  ht. 
gabenti  'bringen';  ir.  gabul  'furca,  patibulum'  u.  s.  w.  S.  39;  ir. 
gataim  'nehme'  s.  Verbalverz.;  ir.  gat  'Ruhe'  S.  88  (mit  Qhw-  an- 
zusetzen?); ir.  in-grenn-  'verfolgen'  s.  Verbalverz. 

c.  garan  'Kranich'  S.  38;  ir.  gemel  'Fessel'  :  gr.  yevvo  'er 
faßte',  vy-yE(Aoq'  GvlXaßrj  an.  kimbill  'kleines  Bündel'  asl.  zirnq 
'drücke'  arm.  cim,  dem  'Zaum',  cmlem  'drücke'  (dazu  mit  intransi- 
tiver Bedeutung  gr.  yff^ico  'bin  voll'  umbr.  gomia  'grauidas'  lat. 
gemö  'seufze');  ir.  garg  'raub,  wild'  nir.  garg  :  gr.  yoQyog  'furcht- 
bar' arm.  karcr  'hart';  ir.  glenaid  'bleibt  stecken'  c.  Inf.  glynu 
mbr.  en-glenaff:  ahd.  chlinu  'klebe,  schmiere',  vgl.  lat.  gleiten 
'Leim'  gr.  yXoiög  'schmutziges  Öl'  lit.  glite  'Klebrigkeit,  Fischleim' 
asl.  glina  'Ton,  Lehm';  ir.  glomar  'Zaum' :  lat.  glomus  'Knäuel' 
mild,  kl  am  'Krampf,  Beklemmung,  Fessel'  lit.  glemz-ti 'Biegsames 
unordentlich  zusammenstopfen',     giv  in  ir.  boss  §  49,  5  S.  79. 

ir.  geis  §  50,  10;  ir.  gam  'Winter'  S.  66;  ir.  gerr  'kurz' 
§  50,  4  S.  83;  c.  gwddw  §  26,  2,  S.  63,  nir.  gead  §  97,  3. 

ir.  gein  'Geburt'  (vgl.  Verbalverz.  gain-)  c.  geni  'geboren 
werden'     br.   genel   'gebären':    lat.  gignö   'erzeuge'     gr.  yiyi'Ofiav 


96    g-  >  giv-  im  Brit.  —  g(//),  g\h)  zwischen  Vokalen.    [§  58,  2.  3.  59 

Verde'  ae.  cennan  'erzeugen'  arm.  cnanim  'erzeuge'  skr.  ^anämi 
ds.;  ir.  gnäth  'bekannt'  S.  48;  ir.  do-roi-gu  s.  Verbalverz.;  ir. 
gop  'Schnabel,  Mund'  §  97,  5;  ir.  gö  'Meer'  (O'Cl.)  :  arm.  cov 
'Meer'  (Stokes  IF  XII  191). 

3)  Durch  einen  meist  nicht-lautgesetzlichen  Vorgang  ist  im 
Brit.  nicht  selten  gw  an  die  Stelle  eines  g  getreten  :  ir.  gae  'Speer' 
c.  gwaew  ds.  acorn.  hoch-w;uyu  corn.  gew  'Speer,  Schmerz', 
leniert  wew  mbr.  goaff  'gaffe,  lance'  gall.-lat.  gaesum  gall.-gr. 
yaioog:  an.  geirr  'Speer'  gr.  /ofTog  'Hirtenstab';  ir.  gniu  'tue, 
mache'  c.  gwnaf  (einsilbig)  corn.  guraf,  graf,  leniert  wraf  mbr. 
groaff  s.  Verbalverz.;  ir.  ad-gen  'erkenne'  c.  at-waen  corn. 
3.  Sing,  as-won  s.  Verbalverz.  gnin-;  ir.  gelt-both  gl.  pabulum  (for 
celt-baidi  Ml.  100b  17,  zusammengeschrieben,  mit  der  im  Wort- 
innern  üblichen  Bezeichnung  des  g  nach  r),  gelim  'grase'  c.  g wellt 
'Gras'  corn.  gwels  abr.  gueltiocion  gl.  fenosa  nbr.  Ouessant 
guelt,  sonst  geot,  ieot :  lat.  gula  'Speiseröhre'  ahd.  kela  'Kehle'; 
ir.  gen  'Lächeln'  c.  gwen  :  gr.  yavdco  'glänze,  erfreue  mich'.  Vgl. 
dazu  noch  §62.  Bei  c.  gwnaf  handelt  es  sich  um  Einfluß  seitens 
der  übrigen  Formen  des  Paradigmas;  bei  at-waen  kann  mc.  gwnn 
'ich  weiß'  im  Spiele  sein;  bei  gwellt  ist  an  gwair  'Heu',  gwallt 
'Haar'  zu  erinnern;  bei  gwaew  würde  es  nahe  liegen,  Assimilation 
an  das  folgende  w  anzunehmen.  Nicht  hierher  gehören  c.  gwyllt 
'wild'  corn.  gwyls  abr.  gueld-enes  gl.  insula  indomita,  da  sie 
nach  Ausweis  des  got.  wilpeis  'wild'  ursprünglich  mit  w-  anlauten; 
ir.  geilt  'wild'  ist  entweder  etymologisch  verschieden  oder  aus  dem 
Brit.  entlehnt. 

§  59.  {qIi,  Qy  g'h,  g  zwischen  Vokalen.)  1)  ag-  (>  brit.  a; 
age  >  brit.  ae;  agi  >  brit.  ei):  ir.  atom-aig  'adigit  me'  c.  corn.  br. 
a  'geht',  vgl.  ac.  agit :  lat.  agö  'führe'  gr.  ayo)  ds.  an.  aka  'fahren' 
arm.  acein  'führe'  skr.  agämi  'treibe';  —  ir.  mag  'Ebene,  das  freie 
Feld'  (im-maig  'draußen'  Arran  i9)mp,  vor  Vokal  [d)myj  Donegal 
dmivix\  ir.  immach  'hinaus')  c.  ma  'Ort'  corn  ma  gall.  Arganto- 
magus  ON  (c.  y-ma  'hier'  u.  s.  w.  §  513,  c.  mae  'wo  ist'  corn. 
ymma  'ist'  br.  ema  §  638):  w^ohl  zu  skr.  mahl  'Erde';  davon  ab- 
geleitet ir.  magen  'Ort'  c.  maen  'Stein'  corn.  men  br.  mean  (die 
Bedcutungsentwickelung  'Erdboden'  >  'Stein'  wird  in  einer  Gel)irgs- 
gegend  stattgefunden  haben;  vgl.  noch  c.  Isal-maen  'Holland'); 
Plur.  mc.  mein  nc.  main  corn.  meyn,  myn  br.  mein),  c.  maes 
'offenes  Feld'  corn.  mes  br.  meaz;  —  ir.  dag-  'gut'  c.  corn.  br.  da 
S.  39;  ir.  aig  c.  ia  'Eis'  S.  39,  S.  65  (weitergebildet  mir.  aigred 


§  59,  1 — 2]  Uvulare  und  Palatale,     -ag-,  -ofj-.  97 

nir.  oififhear  Dorioffal  efh  Arraii  lalc  ejh  ^Eis';  leac  ^Stein');  ir. 
draigen  '8chlelidoru'  Arrau  drtjdn  Don(;gal  dridn  c.  draen  (Plur. 
mc.  drein  nc.  drain)  acom.  drain  (Flur,  drein)  mcom.  Plur. 
dreyn  ncorn.  dren  br.  drean  (Plur.  drein)  :  gr.  T^QXvog  ^Ast, 
Zweig'  (t  statt  ^  wegen  des  folgenden  x)  russ-  deren,  derßn  'Kor- 
nelkirschbaum'  cech.  drin  serb.  drrjen,  dren  ahd.  tirn-pauma 
^Cornea  silua'  (idg.  Altern,  -er- : -ra-);  c.  haeddel 'Pflugsterz'  mbr. 
haezl  nbr.  heal  :  gr.  IxItItw  c.  cae  'Gehäge,  Zaun'  mbr.  quae 
'haye  d'espine,  seps'  nbr.  kae  'haie,  cloture,  quai',  c.  caer  'Stadt' 
br.  kear  ds.  :  ahd.  hag  'Stadt'  mhd.  hac  'Dornstrauch,  Einfriedi- 
gung' (das  e  von  cae  ist  vielleicht  die  Pluralendung  der  s-Stämme); 
ir.  laigen  'Lanze'  nir.  laighean  c.  Ilain  Plur.  lleiniau  'Klinge': 
zu  gr.  'kaxcLiVü)  'hacke'?;  ir.  fraig  'Wand'  nir.  fraigh  'the  inside 
roof  of  a  liouse;  the  rafters'  Arran  frö  :  skr.  vra^d-  'Zaun,  Hürde, 
Viehstair  gr.  slgya)  'schließe  ein';  ir.  ag  .i.  bo  'Kuh',  ag  allaid 
'Hirsch'  (eig.  "wilder  Ochs")  :  skr.  ahl  'Kuh'  arm.  ezn  'Kuh' 
(Meillet  MSL  X  278).  agj-  (>  brit.  ei)  :  ir.  laigiu,  lugu  'kleiner' 
(Arran  lü  Donegal  luw)  c.  Hai  ds.  abr.  nahu-lei  gl.  nihilo 
minus  :  gr.  elaoowv  u.  s.  w.  Auslautendes  agu-  ( >  brit.  aw-)  :  mbr. 
lau  'gering'  :  gr.  eXaxvg  (gr.  tlacpqog  'leicht'  ist  wohl  *lnQhwr6-s). 
2)  og  ergibt  im  Brit.  vor  dem  schwindenden  Auslaut  meist  o  : 
ir.  trog  .i.  dann  'Kinder'  c.  tro  'turn'  'Wechsel,  Zeit'  com.  tro 
ds.  br.  tro  ds.  und  'presure,  levain  pour  faire  tourner  le  lait',  c. 
go-dro  'melken'  abr.  guo-troit  gl.  demulgitis  mbr.  gozro  'melken' 
nbr.  goero  :  gr.  tqoxoq  'Lauf'  serb.  trag  'Fußstapfe,  Nachkommen' 
(dazu  mit  idg.  Alternation  t  :  dh  ir.  droch  'Rad'  arm.  durgn 
'Töpferrad';  hierher  vielleicht  lat.  trahö  'ziehe'  an.  Inf.  draga  ds.); 
ir.  tuige  gl.  stramen  Arran  ty,  Gen.  tyw  Donegal  tid  c.  to  'Dach' 
corn.  to  br.  to  :  zu  lat.  tegö  'decke',  toga  'Kleidung'  ahd.  dah 
'Dach'  gr,  GTtyo)  'decke'  lit.  stegiu  ds.  asl.  ostegü  'uestis'  skr.  sthd- 
gati  'verhüllt';  ir.  lige  'Lager,  Grab'  nir.  luighe  Arran  l£J  Do- 
negal Ly  ac.  lo  'Grab'  (?)  gall.  Akk.  lokan,  ir.  fo-lach  'Versteck' 
c.  go-lo  br.  go-lo  :  zu  gr.  Xixog  'Bett',  loyog  'Hinterhalt'  lat. 
lectus  'Bett'  got.  ligan  'Hegen'  lit.  at-lagai  'lange  brach  gelegener 
Acker'  asl.  loziti  'legen';  ir.  mruig  'Mark,  Landschaft'  c.  corn.  br. 
bro  gall.  brogae  'ager',  Allo-broges  VN:  zu  lat.  margö 'Rand' 
got.  marka  'Grenze'  aw.  mardza-  'Mark,  Grenzgebiet'.  Vor  -u-  ist 
jedoch  og  zu  brit.  ow  geworden:  ir.  mug  'Sklave,  Diener',  Gen. 
moga  c.  meu-dwy  'Einsiedler'  ("seruus  Dei")  corn.  maw  'Jüng- 
ling, Diener'    br.  mao  'gesund'   (corn.  und  br.  mv  stimmt  mit  gall. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  7 


98  Uvulare  inicl  Palatale,    -og-^  -iig-,  -ugj-,  -eg-.      [§  59,  2 — 4 

Magu-rix  MN;  dagegen  regelmäßig  corn.  mowes  ^Mädchen'  br. 
maouez  ^Frau'):  an.  mc^gr  'Sohn'  got.  magus  'Knabe',  matvi  'Mäd- 
chen' (w  ausgw),  magaps  'Jungfrau',  vielleicht  zu  lit.  zmogüs  'Mensch'. 
og  scheint  ferner  vor  einem  erhaltenen  Vokal  zu  brit.  ow  (das  sich 
nach  §  42  weiter  entwickelt)  geworden  zu  sein:  abr.  rogedou  gl. 
orgiis  c.  rhewydd  (mit  Umlaut)  'wantonness,  lust'  (vielleicht  zu  ir. 
rog-  'ausdehnen',  s.  Verbalverz.,  lat.  rogäre  'fragen');  über  c.  euod, 
euon  s.  unten  4).  Dagegen  spricht  ir.  traig  'Fuß',  Akk.  traigid 
nir.  troigh  Arran  trö,  tre  'Fuß  als  Maß'  Donegal  trix  c.  troed, 
Plur.  traed  u.  s.  w.  S.  39;  troed  könnte  aber  Kontamination  einer 
Nominativform  "^tro  und  einer  Genitivform  "^  traed  sein  (die  Alter- 
nation 0  :  a  ist  unklar).  Ableitungen  wie  c.  tro-i  'kehren',  golo-i 
'decken'  beweisen  nichts. 

3)  ug  ergibt  brit.  ow.  nir.  ughaim  'Pferdegeschirr'  ac.  iou 
c.  iau  fem.  'Joch'  acorn.  ieu  br.  ieo,  geo  (ist  das  corn.  und  br.  e 
von  dem  ;  abhängig?  V.  iao)  gall.  Uer-iugo-dumnus  GN:  lat. 
iugum  'Joch'  gr.  ll^üyov  got  juk  lit.  jüngas  asl.  igo  cech.  jho 
{*jigo  <  ^jügo)  arm.  lue  (l  unklar)  skr.  jugd-m  (dazu  ir.  cuing 
'Joch'  nir.  cuing,  wohl  aus  -^k'om-jiwg-);  c.  go-leu  'Licht'  corn. 
golow  br.  goulou  ds.,  c.  lleuad  'Mond',  br.  gwer-e-laouen 
'Morgenstern'  §  50,  3,  gall.  Lugu-  GN,  Plur.  Lugoues,  Lugu- 
dünum  ON  "mons  lucidus",  ac.  louber  nc.  lleufer  'Licht,  Glanz' 
(br.  lufr  'Glanz'  mit  idg.  ou):  mit  idg.  Altern,  g  :  q  zu  lat.  lux 
'Licht',  lücubrö  'arbeite  bei  Nacht'  arm.  lusawor  buchtend'.  Ab- 
weichend ist  ir.  luge  'Eid'  c.  llw  br.  le  :  got.  liuga  'Ehe';  aber  hier 
wird  für  das  C.  ebenso  wie  für  das  Ir.  und  Br.  -gj-  anzusetzen  sein. 

4)  eg  ergibt  vor  dem  schwindenden  Auslaut  brit.  e:  c.  11  e  'Ort' 
corn.  le  ds.  gall.  legasit  'legte'  :  gr.  lexog  'Bett'  (weitergebildet 
ist  br.  leac'h  'Ort';  Stamm  *leghs-,  oder  zu  gr.  lioxi]  'Vei-samm- 
lungsort'  pr.  liscis  'Lager';  mit  auffälligem  ?/  ac.  gueli  nc.  gwely 
'Bett'  acorn.  gueli  mcorn.  guely  br.  gwele);  ir.  graig  'Herde', 
Gen.  grega  c.  gre  ds.  acorn.  gre-lin  gl.  lacus  ("Teich,  Tränke 
der  Herde")  br.  gre  'Herde'  :  lat.  grex  'Herde',  Gen.  gregis  (gr. 
ytqyeqa-  ^colXd  skr.  ^mma-s 'Schar');  ir.  figim  'webe',  fige  'Weben' 
c.  gwe  'Gewebe'  c.  gweu  'weben'  acorn.  guiat  gl.  tela  ncorn. 
gwia  'weben'  abr.  gueig  gl.  textrix  (mit  erhaltenem  g)  nbr.  gwea  ds.  : 
lat.  uelum  ^Segel,  Tuch'  ahd.  wicchili  'Wickel';  c.  bele  'Mar- 
der':  ahd.  bilih  'Bilch'  (Lehnwort?  daraus  stammt  asl.  ^/.r?:t 'Bilch- 
maus'),  vgl.  lat.  feles  'Katze,  Marder'.  Ein  auffälliges  /  findet 
sich   im    Brit.    in   der  Sippe    ir.    tech   'Haus',    Gen.    tige,    taige 


§  59,  4]  Uvulare  uiul  Palatale,     -eg-^  -egw-.  99 

(s-Stanun)  nir.  t(»ach,  Gen.  tighe  Arran  f/ax,  Gen.  t'i  Donepil 
t'ax,  Gen.  tid  ac.  tig  mc.  nc.  ty  acorn.  ti  mcorn.  chy  iibr.  ti  abr. 
bou-tig  gl.  stabiilum  :  gr.  Ttyog  'Dach';  dazu  Flur.  ac.  in  ir 
dol-te  gl.  in  fanis  mc.  tei  nc.  tai  (-i  aus  dem  Pluralausgang  der 
.s-Stämme)  und  die  Ableitung  ir.  tigern e  'Herr'  nir.  tighearna 
Arran  t'trN9  Donegal  t'i9rM9  ds.  c.  teyrn  'König'  (-ey-  aus  -ege-) 
acorn.  Wen-deern  MN  abr.  Machtiern  MN  (und  mit  Suffix- 
vertauschung  Tiarn  MN)  abrit.  Cato-tigi  rni,  Tegerno-mali 
MN  (Gen.)  gall.  Thigernum  castrum  ON.  Daß  eg  unter  Um- 
ständen brit.  ow  ergeben  kann,  beweist  ir.  teg-lach 'Hausgenossen- 
schaft' (:  sluag  §  50,  6)  c.  teulu  (der  Übergang  ist  wohl  von  dem 
gerundeten  Vokal  der  folgenden  Silbe  bewirkt;  ac.  te-lu  acorn.  tei-lu 
weichen  ab);  ir.  imbärach  'morgen'  nir.  amärach,  amaireach 
Arran  dmÄrax  Donegal  dmärax,  ir.  iarna-bärach  ^am  folgenden 
Tag'  nir.  la  ar  n-a  bharach  Arran  hä  r  n9  wärax  Donegal 
LaxdVNd  wärax  c.  bore,  später  boreu  'Morgen',  y  fory  'morgen' 
(mit  unklarem  y)  ncorn.  hore-gwep  'on  a  morning'  mcorn.  avorow 
'morgen'  br.  beure  'Morgen'  (die  Etymologie  ist  unklar;  ir.  im- 
buaruch  'heute  früh'  wird  von  Zimmer,  KZ  XXX  13if.  fern  ge- 
halten, vielleicht  aber  mit  Unrecht).  Über  ir.  läeg  br.  leue  vgl. 
§  370.  eg  wird  wohl  auch  anzusetzen  sein  in  c.  hau  'sähen',  Prät. 
heuodd  :  lat.  seges  'Saat'  (Rhys  Rc.  II  193;  dazu  ir.  seimedh 
'Nachkommenschaft'  Stokes,  Lives  of  Saints  S.  399).  Der  Ansatz 
eg-  scheint  näher  als  og-  zu  hegen  bei  c.  euod  'worms  in  sheep', 
euon  'bots  in  horses'  :  gr.  f^/g  'Natter,  Viper',  tjidva  'Natter'  ahd. 
egala  'Blutegel'  norw.  dial.  igle  'Wurm  in  der  Leber  des  Schafes' 
dän.  ikte  ds.  arm.  iz  'Viper'  skr.  dhi-^  -Schlange'  aw.  azi-  (daneben 
mit  idg.  0  gr.  o(pig  arm.  aug  'Schlange'  aus  *o^hwi-s,  ahd.  egi- 
dehsa  'Eidechse'  asächs.  ewithessa;  von  diesen  Bezeichnungen 
schlangen-  oder  wurmähnhcher  Tiere  [mit  idg.  gh]  etymologisch  ver- 
schieden, aber  frühzeitig  damit  vermischt  ist  der  Name  des  Igels 
[mit  idg.  gh]:  ahd.  igil  lit.  ezys  asl.  jezt  [z  aus  zj\  gr.  Ix^vog 
arm.  ozni,  gr.  x^JQ  lat.  her,  ericius);  oder  ist  c.  eu-  auf  *oghiüi- 
>  '^oghi-  zurückzuführen?  —  egw  ergibt  brit.  ew  :  ir.  tiug  'dick' 
c.  tew  corn.  tew  br.  teo  :  ahd.  dicchi  an.  I)ykkr  (zur  AVurzel 
*teQ-  'decken',  vgl.  gr.  ozeyvög  'dicht',  Falk  &  Torp  tyk).  Der 
Gegensatz  zwischen  c.  tew  und  c.  teu-lu  ist  von  der  Chronologie 
abhängig;  der  Übergang  g  >  iv,  worauf  teu-lu  beruht,  fand  selbst- 
verständlich vor  der  Zeit  des  Verstummens  von  ff  statt,  und  das 
so  entstandene  ew  nahm  noch  am  Übergang  zu  ow  teil;  in  tew  ist 

7* 


100  Uvulare  und  Palatale,    -egw-,  -ig-,  -ag-.       [§  59, 4 — 6 

die  Gruppe  -ew-  erst  durch  das  Verstummen  des  ff  entstanden  und 
jünger  als  der  Übergang  ew  >  ow, 

5)  ig:  mir.  buorach  (Zimmer,  GGA  1891,  166)  nir.  buarach 
'a  spancel  used  to  tie  a  cow's  bind  legs  while  being  milked'  'Kuh- 
spannseil'  Arran  torarr,  T)onQg2i\  hwyrax,  nir.  ceannrach  'a  fillet, 
a  halter'  c.  penre  fem.  'hair-lace,  fillet',  ir.  cuimrech  'Fessel'  br. 
kevre,  kefre,  ir.  ärach  'Fessel'  br.  ere,  ir.  indrach  nir.  ionn- 
rach  'a  tent  or  plug  used  to  keep  wounds  open'  abr.  anre  gl.  col- 
lyrio  (Stokes  KZ  XL  249):  Kompositader  Wurzel  ir.  rig-  (s.  Ver- 
bal verz.)  mit  ir.  bo  'Kuh',  cenn  '^Kopf  und  mit  den  Präverbien 
com-,  ad-,  ind-  (dazu  noch  ir.  rigin  'zähe'  nir.  righin  Arran 
rejn  Donegal  rm)\  —  ir.  bri  'Hügel',  Akk.  brigh.  Gen.  Plur.  breg 
c.  bre  fem.  (bry  'hoch,  oben')  corn.  bre  br.  bre  (war  ar  bre 
'oben')  gall.  Admageto-briga  ON:  got.  haurgs  ^ßurg,  Stadt',  vgl. 
got.  hairgs  'Berg'  arm.  har^r  'hoch';  dazu  noch  ir.  Brigit  FN 
nir.  Brighid,  Gen.  Brigh  de  Arran  h'rid'd,  c.  braint  'Vorrecht, 
Prärogative',  Plur.  breiniau  (wovon  mc.  breenhin  nc.  brenin 
'König'  corn.  brentyn  bryntyn)  abrit.  Brigantia  GN:  skr.  hrhati, 
Fem.  von  hrhant-  'hoch';  abrit.  Brigantes  VN  :  germ.-lat.  Bur- 
gundiones;  —  ir.  gairb-driuch  'Borste'  :  gr.  d-qi^  'Haar',  Gen. 
TqiXog-,  ir.  sieg  'Speer'  nir.  sleagh  Arran  sia  'Harpune  zum 
Tödten  der  Bobben;  Splitter,  der  unter  einen  Fingernagel  hinein- 
dringt': skr.  sr^ati  'entläßt,  schießt';  ir.  dligim  'ich  verdiene',  dliged 
'Gesetz'  nir.  dligheadh  Arran  d'l'l  Donegal  d'l'iuw,  c.  dylyu 
'verdienen'  mc.  dylyet  'Pflicht'  nc.  dylyed  und  dyled,  dyled, 
dled  :  got.  dulgs  'Schuld'  asl.  dlgü;  ir.  ligim  'lecke'  c.  llyad 
'Lecken'  llyfu,  llyw  'lecken'  (v  ist  ein  Hiatuseinschub)  mbr.  leat  : 
lat.  lingö  'lecke'  gr.  Idxo)  ds.  got.  bi-laigön  'belecken'  lit.  liez-ti 
'lecken'  asl.  lizati  ds.  arm.  lizum  'lecke'  skr.  leh-mi  ds. 

6)  Urkelt.  äg  (>  altbrit.  ö^)  ergibt  vor  dem  schwindenden 
Auslaut  c.  aw,  corn.  und  br.  ö,  vor  einem  erhaltenen  Vokal  brit.  oiv; 
ägj  ergibt  brit.  ei  :  c.  daw  corn.  tue  br.  deu  'er  kommt':  aus  Ho-aget, 
kontrahiert  *töget,  s.  Verbalverz.  ag-;  c.  deuaf  'ich  komme' :  Högami 
<  Ho-agami  (c.  down  'wir  kommen'  und  die  corn.  und  br. Formen  mit 
ö  wie  mbr.  deuaf f  'ich  komme'  zeigen  Verallgemeinerung  der  vor 
dem  schwindenden  Auslaut  zu  erwartenden  Lautgestalt);  —  ir.  brage 
'Hals'  nir.  brägha.  Dat.  bräghaid  Arran  hräd'  Donegal  bnid' 
ac.  Plur.  abal-brouannou  gl.  gurgulionibus  ("Äpfel  des  Halses") 
nc.  breuant  'Luftröhre'  (acorn.  briansen  gl.  guttur  nicorn.  bry- 
angen   ncorn.  branj^ian  abr.  Brehant-Dincat  gl.  guttur  recep- 


§  59,  6 — 9J   -i(j-;  (j  nach  Di{)}ithorigcn ;  (j  nach  (vor)  gesch w.  Vokal.    101 

taciili  pugnae  haben  vielleicht  in  der  ersten  Silhe  /•)  s.  §  110,4;  ir.  ag 
'Kampf  nir.  ägh  Arran  (Z  Donegal  ä 'Glück' :  skr.  <^7j^/-Af'VVettkainpf' 
(dazu  mit  idg.  a  gr.  dytov  {\.^.)\  ir.  bagim  'kämpfe'  c.  heio  'tadeln' 
(-(jj-;  davon  abhängig  ist  bai  'Fehler') :  ahd.  bägu  'kämpfe'  an.  bäg-r 
'Schwierigkeit,  Hindernis'  (idg.  Altern,  e  :  ä  oder  e  :  ö);  ir.  trag 
'Strand',  trag-  'ebben'  Inf.  trägud  Arran  trä  'Strand',  Gen.  träw 
Donegal  träj  'Strand',  träuiv  'ebben'  c.  treio  'ebben'  (trai  'Ebbe'): 
zu  lat.  trahö  'ziehe'. 

7)  Urkelt.  vj:  ir.  br ig  'Kraft,  Wert'  Arran  und  Donegal  h' H 
c.  bri  'Würde'  corn.  bry  'Wert'  mbr.  bri  'egard,  consideration'; 
ir.  rigain  'Königin'  c.  rhiain  'Dame':  zu  ir.  ri  'König'  u.  s.  w. 
§  34;  ir.  di-gal  'Kache'  c.  dial  corn.  dyal  :  Kompositum  der  Präp. 
*de  mit  ir.  gal  'Tapferkeit'. 

8)  g  nach  Diphthongen:  ir.  sluag  'Schar'  Donegal  slu9  u.  s.  w. 
§  50,  6;  ir.  trog,  truag  'elend,  unglücklich',  tröge,  truaighe 
'Elend'  Arran  trUd  'elend'  (Finck),  trüdj  'Mitleid'  Donegal  trud 
'elend'  c.  tru  'elend'  corn.  tru  'ach'  mbr.  tru  'elend'  :  zu  gr.  TQv%io 
'quäle,  bedränge';  ir.  oegi  'Gast'  :  gr.  oXxo(.iai  'gehe  fort'  arm. 
Iranern  'steige  ab'  [^  aus  qh  -\-  s  aus  dem  Aorist),  iga-ivan  'Gasthaus', 
i^a-wor  ^GasV ;  ir.  tiagu  'gehe'  c.  mor-dwyo  §  40;  ir.  liag  'Löffel' 
nir.  liach  c.  11  wy  ncorn.  lo  br.  loa  :  lat.  ligula  (und  wohl  auch 
asl.  lüzica  r.  lozka;  der  Übergang  t  y  ü  hat  in  dem  Stammwort 
*lüga,  woraus  alb.  lugd  entlehnt  ist,  stattgefunden). 

9)  g  nach  einem  geschwundenen  Vokal:  —  Ogam  INIGENA 
ir.  in  gen  'Mädchen'  nir.  inghean,  inghin  Arran  inln  Donegal 
is'idn  (mit  Svarabhakti  §  228)  nsch.  nighean  (=  der  Donegal- 
Form):  "^eni-genä,  vgl.  gr.  syyovrj  'Enkelin'  lat.  indigena  'die  Ein- 
geborene'; ir.  bairgen  'Brot'  nir.  bairghean  Munster  bann  (He- 
nebry  S.  65)  c.  corn.  br.  bara  :  '^bharagen-  vgl.  lat.  farrägö 
'Mengfutter'  (zu  far  'Speit',  Gen.  farris  got.  bariz-eins  'von  Gerste' 
asl.  brasino  'Speise'  russ.  börosno  'Roggenmehl') ;  ir.  irgal  fem. 
'Kampf  (Präp.  air-  -f  gal  'Tapferkeit')  c.  arial  'vigour,  wanton- 
ness'  ([Rhys  bei]  Henderson,  Lish  Texts  Society  II  163;  der  Vokal 
ist  also  so  früh  geschwunden,  daß  die  dadurch  entstandene  Gruppe 
rg  mit  idg.  rg  zusammengefallen  ist);  ac.  Urb-gen  MN  abr.  Ur- 
bien,  Urien.  g  vor  einem  geschwundenen  Vokal  im  Wortinnern: 
air.  gigren,  giugrann  'anser'   Arran  Plur.  g'ürdNdxy  'barnacles' ^ 

1.  D.  h.  barnacle-Muschel ,  woraus  nach  einem  noch  in  Irhind  und 
Schottland  verbreiteten  Volksglauben  (vgl.  M"C  barnacle,  Campbell,  Po- 
pulär Tales  of  the  Western  Highlands  Bd.  I  S.  X)  eine  Gans  entsteht.    Die 


102  Uvulare  u.  Palatale.  -^-  im  Nir.  Idg.  g{h)  g\h)  vor  Kons.  [§  59.  60 

c.  gwyrain  'barnacles'  'a  sort  of  sea-fowls'  (die  Etymologie  ist 
wenig  klar;  die  irische  Form  deutet  aber  darauf,  daß  zv/ischen  g 
und  r  ursprünglich  ein  Vokal,  etwa  u,  gestanden  hat;  im  C.  ist 
dieser  Vokal  so  früh  geschwunden,  daß  die  Gruppe  -§r-  dieselbe 
Behandlung  wie  idg.  -gr-  erfahren  hat). 

Anm.  1.  Nicht  mouilliertes  f  ist  im  Ir.  im  Auslaut  nach  kurzem 
Vokal  zu  X  geworden:  im-mach,  droch,  folach,  tech,  imbarach, 
buarach,  cuimrech,  arach,  indrach.  In  flektierten  Wörtern  sind 
durch  Analogiebildung  zahlreiche  Ausnahmen  von  dieser  Regel  entstanden, 
vgl.  mag  neben  im-mach.  Die  umgekehrte  Analogiebildung  in  droch 
'Ead',  Akk.  Plur.  dirochu  LU  58a  10. 

Anm.  2.  Die  nir.  Entwickelung  des  ^  im  Wortinnern  ist  sehr  bunt 
und  variiert  dialektisch.  Die  Hauptvertretungen  sind:  Schwund  (im  Aus- 
laut ohne  Ersatzdehnung:  Arran  sh'a  =  sleagh;  vgl.  aber  Donegal  d-mwix 
=  amuigh  und  trix  =  troigh);  J  (Arran  «y',  Donegal  dj,  öj  =  aghaidh 
'Gesicht');  w  oder  v  (nach  einem  gerundeten  Vokal:  Arran /^^<J^  'Schaden, 
den  das  Vieh  eines  Mannes  auf  dem  Felde  eines  anderen  Mannes  anrichtet' 
=  foghail;  Arran  ti  'Ei',  Gen.  iv'e  Donegal  t/v,  yf  'Ei'  =  ubh,  Gen. 
uibhe  air.  og). 

In  Süd-Irland  ist  -^-  teils  (bes.  nach  langen  Vokalen)  geschwunden, 
teils  zu  g  geworden.  Beispiele  für  g  u.  a.  bei  Molloy  in  seinen  Dialekt- 
Wortverzeichnissen  :  laoig  'Kalb',  fuaig-  'nähen',  maruig-  'töten'  u.  s.  w. 
Vgl.  dazu  Donegal  sh'yg  'Speer'  u.  s.  w.  (s.  Quiggin  §  429)  mit  den  Neben- 
formen sL^y  u.  s.  w.  (Quiggin  §  170).  Dem  g  liegt  wohl  immer  ein  y-ähn- 
licher  Laut  (ein  unsilbisches  '  oder  vielleicht  eher  ein  unsilbisches  y)  zu 
Grunds;  und  auch  ein  nicht  auf  ^  zurückgehendes./  ist  in  Munster  zu  g 
geworden:  feg  'unter  ihm'  (Atk.  Keat.  362)  Arran  /y  Donegal /t<;t  Schrift- 
sprache faoi;  cnuig  'W^urm'  (Molloy  Dialektverz.  4  aus  co.  Cork;  daneben 
cnoi  aus  co.  Waterford,  cnaoi  aus  Kerry);  noig'  'before  him'  (Henebry 
S.  44)  =  roimhe;  sg'rig'  'schrieb'  (Henebry  54,  64)  =  sgriobh.  Vgl. 
Asp.  i.  Irsk  S.  16,  Henebry  S.  64  ff.  und  unten  §  67  Anm.  1. 

g  60.  Idg.  q{h),  g'Qi)  vor  Konsonanten  im  Inlaut  schwindet 
im  Ir.  mit  Ersatzdehnung,  wobei  i  und  u  zu  e  und  ö  y  ua  gedehnt 
werden  und  so  mit  e  und  o  zusammenfallen;  statt  e  erscheint  vor 
i,  u  der  folgenden  Silbe  eo,  eu,  iu  §  201;  im  ßrit.  ist  ein  j-  ähn- 
licher Laut  (unsilbisches  e,  y^  i)  entstanden,  der  mit  dem  vorher- 
gehenden Vokal  einen  Diphthong  bildet;  aus  ig  entsteht  dabei  der 
Diphthong  c.  wy  (uy)  u.  s.  w.  (mit  idg.  ei  zusammenfallend). 

gd  :  ir.  ged  'Gans'   c.  gwydd  acorn.  guit   mcorn.  goyth  br. 

mir  gegebene  ausführliche  Erklärung  lautete:  'ein  Auswuchs  auf  Planken, 
die  lange  im  Meere  herumtreiben  und  faulen;  darin  findet  sich  etwas,  das 
einem  Vogeljungen  ähnlich  sieht  und  als  die  Brut  der  märt'tnsxg  'petrels' 
betrachtet  wird".  Vgl.  die  folkloristische  Literatur  bei  Kr.  Nyrop  Dania 
II  347  f.,  Kev.  Archeol.  3.  Ser.  XXVI  2  ff.  u.  s.  w. 


§  60]  Uvulare  und  Palatale,     (jr,  fjl,  <jn.  lOrJ 

fjoaz,  gwaz:  verwandt  mit  ir.  giugrann  S.  lOlf.,  auswärtige  Ety- 
mologie unbekannt  (gr.  AiyXri  'Drossel'?). 

(jr  :  ir.  är  'Blutbad'  c.  aer  ac.  hair  abr.  Plur.  airou  :  gr. 
äy()(x  'Jagd'  aw.  azrö-daidi-  'Jagd  machend';  ir.  äirne  'Schlehe' 
c.  aeron  'Baumfrüchte',  eirin-en  ^Pflaume'  (mit  Umlaut)  mbr. 
irin  nbr.  hirin  'Schlehe'  :  got.  akran  'Frucht'  an.  akarn  "Eichel'; 
abr.  staer  nbr.  ster  'Fluß'  :  lat.  stagnum  'Teich'  gr.  oxayojv 
'Tropfen';  ir.  fer  'Gras',  Gen.  feoir  mc.  gweir  'Heu'  nc.  gwair 
(acorn.  guyraf)  :  vielleicht  zu  lat.  uegere  'munter  sein',  augere  'ver- 
mehren' got.  ivahsjan  'wachsen';  ir.  uar  'kalt'  nir.  fuar  (vgl.  ir. 
uacht  'Kälte'  nir.  fuacht)  c.  oer  acorn.  oir  gall.  Ogron.  ver- 
kürzter Monatsname:  *ougro-  vgl.  arm.  oje  'kalt'  (Liden,  Arm.  St. 
21)  lat.  auctumnus  'Herbst'  (dagegen  wird  lit.  äustu  'werde  kalt' 
als  äu-s-tu   mit  .v  aus  idg.  s  zu  aw.  aota-  'kalt,  Kälte'   gehören). 

gl:  ir.  äl  'Brut'  c.  ael  ds.  br.  eal  'Füllen'  :  gr.  ayiXiq  'Herde'; 
ir.  mal  'Edler,  Fürst'  c.  MaelgwnMN  abr.  Mael,  ludmaelMN 
abrit.  Maglocunus  MN  :  got.  mikils  'groß';  ir.  seol  'Segel'  ac. 
huil  nc.  hwyl  :  an.  segl.  Ir.  giuil,  Prät.  von  glenaid,  s.  Ver- 
bal verz.  —  Anlautbehandlung  des  gl  im  Kompositum  air.  fo-glim 
'lernen'  nir.  foghluim  Arran  föbm  Don  egal  fjöldrri. 

gm  ir.  äin  'Spiel',  Inf.  von  ag-  'treiben,  spielen'  s.  Verbalverz. : 
gr.  dywv  'Versammlung,  Wettkampf';  ir.  gräin  'Ekel',  gränna 
'häßlich'  c.  graen  'asperity,  grief,  grievous'  :  zu  ir.  garg  S.  95; 
c.  taen  'a  sprinkling'  :  gr.  OTayiov  'Tropfen';  ir.  stan  'Zinn'  c. 
ystaen  ncorn.  stean  br.  stean  gall.-lat.  stannum  (Etymologie 
unbekannt).  In  nachtoniger  Silbe  scheint  im  Brit.  -an  statt  -aen 
aufzutreten  :  abrit.  Corbagni  MN  (Gen)  c.  Llan-carfan,  Nant- 
carfan  ON;  abrit.  Curcagni  MN  (Gen.)  ac.  Circan;  ir.  becän, 
beccän  'klein'  ac.  bichan  mc.  nc.  bychan  acorn.  boghan  mconi. 
byhan  br.  bihan  V.  bihan;  Bedenken  erregt  der  Umstand,  daß 
-an  auch  im  Dialekt  von  Vannes  auftritt;  ist  -an-  vielmehr  im  Plur. 
der  Appellative  vor  dem  urbrit.  Akzent  entstanden?  —  ogn: 
ir.  suanem  'Seil,  Tau'  (mit  egn  ir.  sen  'Sprenkel')  c.  hoenyn 
(hwynyn  mit  Umlaut)  'Haar,  Sprenkel'  :  zu  lit.  segü  'ich  hafte' 
skr.  sa^a^rhängt,  haftet';  —  ir.  bron  'Kummer'  c.  brwyii  'stechender 
Schmerz'  :  gr.  ßQvxu)  'knirsche  mit  den  Zähnen'  lit.  gräuziu  'nage' 
asl.  gryzc^  ds.  russ.  grusti  'Kummer'  slov.  grüst  'Ekel';  c.  brwyn-en 
'Binse'  acorn.  brunnen  gl.  iuncus,  scirpus  mcorn.  bronnen  br. 
broenn-enn  :  ae.  brognena  gl.  frondium,  gibrogne  'uirgultum' 
nschw.   dial.   bromm   'Baumzweig,  Stengel  am  Klee'  (Liden,  Engl. 


104  Uvulare  und  Palatale,    gn,  zg,  rg.  [§  60.  61 

Stud.  XXXVIII  340);  —  ir.  fen 'eine  Art  Wagen'  c.gwain,  Plur. 
gweiniau  gall.  couinnos  uocant  quorum  falcatis  axibus  utuntur  : 
an.  uagn 'Wagen'  skr.  vähana-m  (zu  lat.  uehö  'führe,  fahre');  —  ir. 
cuilen  nir.  cuileän  'junger  Hund'  c.  colwyn  acorn.  coloin  br. 
kolen  :  "^koligno-;  c.  morwyn  'Mädchen'  mc.  Plur.  morynyon 
(mit  Schwund  des  g  vor  dem  urbrit.  Akzent?)  acorn.  moroin  mcorn. 
moren,  moran  :  *morignä  (air.  muir-möru  gl.  siren  ist  aus  dem 
ßrit  entlehnt).  Ir.  Fut.  in-digen  von  do-gniu  s.  Verbalverz. ;  ir. 
ad-gen  'ich  erkenne',  3.  Sing,  ad-geüin  mc.  at-waen  corn. 
3.  Sing,  as-won  s.  Verbalverz.  -gnin-.  —  Im  Anlaut  des  zweiten 
GHedes  eines  Kompositums  wird  gn  oft  wie  im  lenierten  Wortan- 
laut behandelt  :  ir.  fo-gnam  'dienen'  nir.  foghnamh  Arrsrnfünd 
vgl.  corn.  go-nys,  go-nes  'arbeiten'  br.  gou- nid 'verdienen'  (aber 
c.  gweini  'dienen'  hat  die  Inlautbehandlung  der  Gruppe  gn  und 
Umlaut  des  a  des  Präverbs;  ebenso  hat  ir.  den  um 'tun',  ni  denat 
'sie  tun  nicht'  die  Inlautbehandlung  von  gn,  s.  Verbalverz.  gm'-).  — 
Im  Inf.  mc.  ad-na-bot  mbr.  az-naout  'erkennen,  wissen'  vgl. 
gall.  Ate-gnatus  MN  stand  das  gn  nach  einem  schwindenden 
Vokal. 

§  61.  (Idg.  Q(h)  und  g'{h)  nach  einem  Konsonanten.)  1)  zg 
ist  im  Ir.  zu  dg  geworden,  im  Brit.  über  dg  zu  dj;  das  j  hat  Epen- 
these bewirkt  und  ist  dann  geschwunden  (*misgä  >  *medgä  > 
*medjä  >  c.  maidd),  s.  §  51  (man  könnte  jedoch  für  das  Brit. 
vielleicht  auch  die  Entwickelung  dg  y  gd  y  gd  y  jd  annehmen). 

2)  rg  ergibt  im  C.  im  Wortinnern  rj,  vor  dem  schwindenden 
Auslaut  entweder  nur  r  oder  r  mit  einem  silbischen  y,  a  oder  u 
(geschrieben  w);  im  Corn.  und  Br.  entsteht  rx  :  ir.  airget 'Silber' 
nir.  airgead  Arran  ardg'dd  Donegal  ävdg'dd  c.  ariant,  arian 
acorn.  argans  mcorn.  arghans,  arhans  br.  arc'hant  gall.  Ar- 
ganto-magus  ON  (auch  Argento-magus  durch  lateinischen  Ein- 
fluß), arcanto-dan.  abgekürzter  Titel  'Münzwardein'  :  lat.  argen- 
tum,  vgl.  gr.  aqyvQog  arm.  arcaf  skr.  ragatd-m;  ir.  arg  .i.  bainne 
'Tropfen'  c.  eira  'Schnee'  (-jo-  Stamm;  deshalb  Umlaut)  acorn. 
irch  ncom.  er  br.  erc'h  :  ^pargo-,  *parQJo-,  zu  lat.  spargö  'streue, 
spritze'  gr.  Ofpaqayiu)  'prassele,  zische'  u.  s.  w.;  ir.  lorg  gl.  claua 
nir.  lorg  'a  club',  nir.  lorga  'Schienbein'  Arran  lordgd  Donegal 
LÖrdgd,  acorn.  lorch  gl.  baculus  br.  lorc'henn  'Deichsel'  :  an. 
lurkr  'Knüttel';  ir.  lorg  gl.  trames  'Spur'  nir.  lorg  Arran  lorag, 
Lorog  Donegal  lordg  'Spur'  c.  llwrw  (cwynipo  yn  llwrw  ei  ben 
'to  fall  down  with  the  head  foremost',  yn  llwrw  yr  amddiffyn- 


§  61,  2.  3]  Uvulare  und  Palatale,     rg,  Uj.  105 

blaid  ^on  the  part  of  the  defendant',  Iwr  ei  drwyn  'in  the  di- 
rection  of  one's  nose')  corn.  Icrgh,  lyrgh  'Spur'  br.  lerc'h  'trace, 
suite',  war-lcrc'h  'nach'  (die  corn.  und  br.  Form  ist  wohl  eigent- 
lich ein  Plur.  mit  Umlaut):  arm.  ohr/c  'glatt'  (Liden,  Arm.  8t.  61ff".; 
vgl.  Rhys  Manx  Phonology  127);  ir.  di-bairg  'wirf  mc.  bwrw 
'werfen',  Prät.  byriawd  nc.  bwrw,  Präs.  bwriaf,  dialektisch  durch 
Analogiebildung  bwrwaf,  s.  Verbalverz.  bidc-;  c.  dera 'Schwindel, 
Koller'  (bei  Pferden) :  mhd.  turc  'Taumel'  (Zupitza,  BB  XXV  104) 
lit.  sudirgti  'zornig  werden'  russ.  sü-doroga  'Krampf;  c.  bera 
'Haufe'  :  ahd.  berg  'Berg'  (acorn.  br.  bern  mit  -rgn-?);  air.  meirc 
gl.  a^rugo  nir.  meirg  Donegal  niiiHg  nir.  meirgeall  'roughness, 
ruggedness'  c.  merydd  'sluggish'  (j  <  g  ist  vor  dem  y  geschwun- 
den) abr.  mergidhaam  gl.  hebesco  (und  mit  rätselhaftem  g  — 
vgl.  S.  24  —  nbr.  mergl,  merkl  'Rost'):  ahd.  murg-fari  'caducus, 
fragilis'  alb.  mardd  'Gänsehaut'  asl.  mrazü  'Frost';  ir.  ferg  'Zorn' 
nir.  fearg  Arran  fardg,  Gen.  fei-ag  9  Donegsilf'ardg,  Gen.  fiY-ig'a 
abr.  guerg  gl.  efficax  gall.  uergo-bretus,  uerco-breto.  'oberste 
Behörde,  die  das  Recht  über  Leben  und  Tod  hat':  gr.  ogy^  'Zorn' 
skr.  ürgä  'Kraftfülle';  ir.  derg  'rot'  nir.  dearg  Arran  und  Don  egal 
d'ardg  :  lat.  furuus  'kohlschwarz,  finster'  (mit  analogischem  Suffix 
-wo-  nach  anderen  Farbenbezeichnungen  wie  heluus,  fläuus,  fu- 
luus)  ae.  deorc  'dunkel';  abr.  orgiat  gl.  caesar,  s.  Verbalverz.  org-. 
3)  lg  ist  in  der  Vertretung  mit  rg  parallel:  ir.  bolg  'Sack' 
nir.  bolg  'Bauch,  Sack,  Hülse'  Arran  hohg^  bolog  Donegal  hohg, 
nir.  bolg  ach  'Beule,  Blase,  Blatter;  Pocken'  An'an  bobgax,  nir. 
bolgam  'Schluck'  Arran  blogem,  hlogom  Donegal  bobgam  c.  böl, 
bola,  boly  'Bauch'  bül  'Samenhülse'  (ü  aus  g  nach  §259;  g  Um- 
laut von  o)  br.  bolc'h  'cosse  de  lin'  (unklar  ist  mir  mbr.  belly 
'Mutterleib'  Loth  Chrestomathie  S.  274,  19)  gall.  bulga  'Leder- 
sack' :  lat.  follis  'Schlauch'  (*bholg'hni-)  got.  balgs  'Balg'  engl, 
belly  'Bauch',  bellows  'Blasebalg'  dän.  serte-bse lg 'Erbsenschote' 
an.  bolginn  'aufgeschwollen'  ahd.  ballo  'Ball'  {-Ig'hn-)  pr.  bal- 
sinis  'Kissen',  pobalso  'Pfühl'  slov.  blazina  'Federbett'  russ.  bö- 
lozem  'Schwiele'  skr.  upa-barhana-m  'Polster'  (idg.  *bholgli-^ 
*bholgh'n-  'Schlauch',  oft  auf  SchlauchähnUches  ['Beule,  Schote, 
Bauch']  übertragen);  —  ir.  colg  'Schwert'  nir.  colg  'Schwert,  Granne 
der  Gerste,  Stachel'  Arran  kobg^  kolog,  Plur.  kol'dg'  Donegal  kobg 
ac.  colginn  gl.  aristam  nc.  cola  'Granne',  col  'Stachel,  Granne', 
colyn  'Stachel',  cäl,  cala,  caly  'penis'  ncorn.  kal  'penis'  (mit 
geschwundenem h)  br.  kalc'h  'penis'  (zum  a  vgl.  §  109, 1);  —  c.  gwala 


106  Uvulare  und  Palatale,     lg,  yog.  [§  61,  3.  4 

'genug'  mbr.  gwalch  'Überfluß'  nbr.  a-walc'li  'genug',  gwalc'ha 
'sättigen'  :  lat.  uulgus  'das  Volk,  die  große  Menge';  c.  dal,  dala, 
daly  'halten'  corn.  dalhen  'a  taking  hold  of  br.  dalc'h  'Besitz', 
derc'hel  'halten'  (mit  Umlaut;  l  >  r  durch  Dissimilation;  Part. 
dalc'het):  lat.  in-dulgere  'einer  Sache  nachhängen'  got.  tulgus 
'fest'  u.  s.  w.;  ir.  celg  'List,  Verrat'  nir.  cealg  Donegal  k'abguw 
'lull  to  sleep,  lullaby'  (über  c.  celc  vgl.  S.  24)  :  ae.  hylc 
'Krümmung,  Windung'  (Zupitza,  Die  germ.  Gutturale  S.  128);  ir. 
delg  'Dorn,  Tuclmadel'  nir.  dealg,  Plur.  deilgne  Arran  d'abg, 
Plur.  d'eVdg'nl  Donegal  d'ahg  :  an.  dälkr  'Nadel  um  den  Mantel 
über  den  Schultern  zu  festen ;  spina  dorsalis  piscium ;  Dolch,  Messer* 
lit.  dalgis  'Sense'; —  ir.  selg'Milz'  nir.  sealg,  seiig  'milt,  stomach- 
ache'  Arran  sei' 9g'  (nur  als  Bezeichnung  einer  Krankheit)  br.  felc'h 
'Milz',  s.  S.  75;  —  ir.  selg  'Jagd'  nir.  sealg,  seiig  Donegal  sel'ig' 
ac.  in h eich a  gl.  in  uenando,  helgha-ti  gl.  uenare  (Ipv.)  nc. 
heia,  hely,  hei  'jagen'  acorn.  helhi^;ur  gl.  uenator  mcorn.  hel- 
hys,  hellys  'gejagt'  ncorn.  Inf.  helfia  br.  em-olc'h  'jagen',  di- 
ele'hat  'perdre  haieine'  :  skr.  srgdti  'entläßt,  schießt'. 

4)  79g  war  im  Air.  noch  erhalten ,  wie  aus  der  im  Auslaut 
gelegentlich  vorkommenden  Schreibung  nc  (conutuinc,  cotofu- 
tainc-si,  s.  Verbalverz.  ding-)  und  aus  dem  Ausfall  des  73  zwischen 
zwei  Konsonanten  (fulget  ^'on  fo-long-,  s.  Verbalverz.  und  §  330) 
hervorgeht.  Aber  sehr  früh  wird  79g  zu  7970  geworden  sein,  woraus 
nir.  79  (das  sich  dialektisch  in  gewissen  Stellungen  wiederum  zu  79g 
entwickelt  hat;  in  anderen  Stellungen  ist  es  als  \  mit  air.  tih  zu- 
sammengefallen). Im  Brit.  ist  wohl  noch  früher  79g  zu  7979  und  79 
geworden;  daraus  hat  sich  im  Br.  wiederum  in  gewissen  Fällen 
über  79g  ein  79k  entwickelt,  in  anderen  Fällen  ist  im  Corn.  und  im  Br. 
das  79  geschwunden.  In  allen  brit.  Sprachen  ist  in  der  Gruppe 
79gw  das  79  (und  das  g)  geschwunden.  Beispiele:  ir.  mong  'Mähne', 
Akk.  moing  Arran  rtiyng'  Donegal  iv^  c.  mwng  abr.  Plur.  mogou 
nbr.  moue  :  an.  makki  'derjenige  Teil  des  Halses,  wo  die  Mähne 
wächst'  dän.  manke  'Mähne'  (das  -e  im  Br.  scheint  aus  dem  nach 
dem  Schwunde  des  w  zunächst  übrig  bleibenden  g  entstanden  zu 
sein,  vgl.  br.  spoue  und  die  übrigen  Beispiele  in  §  138);  ir.  tongu 
'schwöre'  c.  Inf.  tyngu  (twng  'Eid')  corn.  to-  mbr.  toeaff  nbr. 
toui  :  vielleicht  zu  an.  {)ing  'gerichtliche  Zusammenkunft',  fengill 
'König'  asl.  tr^zati  'rixari',  to^za  'iudicium'  (jedoch  scheint  das  w  nach 
dem  ir.  Prät.  do-cui-tig  und  der  Ableitung  co-tach 'Vertrag'  nur 
präsensbildend    zu    sein);    ir.  drong  'Schar'    nir.  drong    Donegal 


§  61.  62]  Uvulare  u.  Paktale;  ng,  w(jw.  Labiovolare  Media  (asp.).    107 

dröw  abr.  drogn  gl.  coetus,  drog  gl.  factio  gall.  ÖQovyyog,  drun- 
gus  :  zu  got.  driw/an  ^Kriegsdienste  tun'  an.  drott  'Gefolge'  aha. 
truht  'Trupp'  lit.  draugas  'Gefährte'  asl.  druzina  ^avarQarKozat* 
russ.  druzina  'freiwillige  Kriegsscliar,  Landwehr'  asl.  drwjü  'Freund; 
der  andere';  ir.  cum-ung  'enge'  nir.  cum  hang  Arran  küng  Do- 
negal ki^N  c.  cyfyng,  yng,  ing  ds.  e-ang  'weit,  reichlich'  (Präp. 
*'eks-)  br.  enk  'enge',  konkoez  'Druse'  :  lat.  angö  'schnüre  zu- 
sammen, ängstige'  gr.  ayxo)  'schnüre  zusammen,  erdrossele'  ahd. 
engi  'enge'  lit.  aiikstas  asl.  qzükü  arm.  an^uk  ds.  skr.  qhas  'Not'. 
Tsgw:  ir.  esc-ung  'Aal'  (esc  'Wasser'  Corm.)  nir.  easgann,  Gen. 
easgainne  fem.  Arran  asg9N  Donegal  askea  c.  llys-w-en,  Plur. 
llys-w-od  (zum  ersten  Glied  vgl.  llys-fab  'Stiefsohn',  llys-enw 
'Spottname')  :  lat.  anguis  'Schlange',  anguilla  'Aal'  gr.  e/x^A^'S 
'Aal'  äol.  l'iußrjQig  ds.  ahd.  unc  'Schlange',  an  gar  'Getreidewurm', 
engirinc  'Larve'  lit.  angis  'Natter',  ungurys  'Aal'  asl.  qgoristi 
russ.  ügori  'Aal'  (zu  gr.  exf^g,  o(fig  u.  s.  w.  S.  99,  vgl.  narm.  ö^a- 
ß;uk  'Aal',  eig.  'Schlangenfisch';  die  Y/urzel  hat  einen  Uvular,  und 
das  häufig  danach  auftretende  w  ist  suffixal);  air.  in  gen  'Nagel' 
mir.  inga  nir.  ionga,  Plur.  ingne  Arran  mod,  Plur.  iwndj  Inndxy 
Donegal  ywd  ac.  eguin  nc.  ewin  acorn.  euuin  br.  ivin  :  lat.  unguis 
gr.  ovv^  ahd.  nagal  lit.  nägas  'Nagel',  nagä  'Huf  asl.  nogüti 
'Nagel',  noga  'Fuß'  skr.  nakhä-m  'Nagel',  dmjhri-s  'Fuß'  (idg.  Altern. 
qh  :  gh;  im  Lat.  und  Kelt.  ein  suffixales  w)]  ir.  longaim  'esse'  c. 
llewa  'verschlingen'  (idg.  Altern,  o  :  e;  die  auswärtige  Etymologie 
ist  unbekannt;  ebenso  wenig  kenne  ich  die  Etymologie  des  ac. 
gullengin  LLandav  231  nc.  gollewin,  gorllewin,  s.  ßhys  Rc.  II 
192 f.);  ir.  tenge  'Zunge',  Gen.  tengad  nir.  teauga  Arran  t'ay^d 
Donegal  t'amj  mc.  tafawt  nc.  tafod  {v  für  iv  neben  dem  urbrit.  ö) 
acorn.  tauot  mcorn.  taves,  tavas  br.  teod  (ein  gall.  -raßaTtov 
ZE  77  existiert  nicht)  :  lat.  dingua  >  lingua  an.  tunga  asl. 
j^zgkü,  vgl.  §  51. 

Die  labiovelare  Media  aspirata  und  Media.^ 

§  62.  Idg.  gtdt  (lat.  f,  -w-,  -b-  [vor  r]^  gr.  (jp,  ^,  germ.  iv,  g, 
lit.  g,  sl.  g,  Zy  alb.  g^  z,  arm.  g,  g,  skr.  gh,  h)  ist  wohl  in  allen 
Stellungen  mit  idg.  gh  und  g'h  zusammengefallen.  Dagegen  ist 
idg.  gti  (lat.  w,    gr.  ß,  d,   germ.  ktv,   lit.  g,  sl.  g,  z,   alb.  g,  z,  arm. 

1.  Vgl.  OsthofF,  Labiovelare  Media  und  Media  aspirata  im  Koltischen, 
IF  IV  264—294. 


108  Iclg.  guh,  g>!  im  Anlaut,  zwischen  Vokalen.       [§  62.  63 

Ä-,  c,  skr.  g,  g)  im  Anlaut  außer  vor  u  zu  kelt.  b  geworden  und  so 
mit  idg.  bh  und  b  (§  70)  zusammengefallen.  Dasselbe  Schicksal 
hat  das  idg.  gn  auch  im  Inlaut  nach  Konsonanten  gehabt;  zwischen 
Vokalen  und  vor  Konsonanten  im  Inlaut  ist  es  dagegen  zu  kelt.  g 
geworden. 

Media  aspirata  guh  im  Anlaut:  ir.  guidimm  'bitte'  :  gr.  Ttod^to) 
'wünsche'  {tc  statt  q)  wegen  des  folgenden  d-),  S^looaod^ai  'anflehen' 
aw.  gaidjemi  'bitte,  flehe';  ir.  gonim  'verwunde',  guin  'Wunde, 
Töten'  :  gr.  cpovog  'Mord',  E-Tce-cpvov  'tötete',  &elvco  'schlage'  ae. 
gü{)  'Kampf  an.  gunnr  ds.  lit.  genü  'jage',  Inf.  ginti,  giiicias 
'Streit'  asl.  günati  'treiben',  Präs.  zenq>  arm.  gnam  'gehe'  skr.  han-mi 
'schlage,  töte';  ir.  gor  im  'wärme'  nir.  gor  'Hitze;  Brüten;  Materie 
hervorgerufen  durch  Entzündung'  c.  gori  'brüten;  Materie  ausson- 
dern' br.  gor  'Hitze,  Geschwür'  :  lat.  formus  'warm'  gr.  d^sgog 
'Hitze',  t^^f^^^oc;  'warm'  got.  warms  'warm'  lit.  gäras  'Dampf  asl. 
goreti  'brennen'  alb.  zjarm  'Hitze',  zjar  'Feuer',  n-groh  'wärme' 
arm.  ger  'Wärme'    skr.  haras  'Glut',   gharmd-  ^Wärme,  Glut'. 

Antn.  Durch  die  in  §  58,  3  erwähnten  Vorgänge  kann  ein  w  y  gw  an 
die  Stelle  eines  anlautenden  g  treten:  c,  gweddi  'Gebet'  :  zu  ir.  gui- 
dimm; ir.  gorm  'blau'  c.  gwrm  'dunkel'  abr.  Uurm-haelon  MN  "aux 
sourcils  bruns"  :  vielleicht  zu  lat.  formus  u.  s.  w.;  ir.  gris  Teuer'  c. 
gwres  'Hitze'  br.  groez,  grouez  ds.  :  * g'^hrenso-  *g'*hrenso-,  vgl.  skr. 
ghrasd-s  'Sonnenglut'. 

Media  (/«  im  Anlaut:  c.  bwyd  u.  s.  w.  §  40,  ir.  beo  S.  62,  ir. 
bith  S.  41;  ir.  bö  'Kuh'  §  37,  3;  ir.  ben  'Frau'  §  31  S.  47;  ir.  bian 
'Häuf :  skr.  gina-  'lederner  Sack'  (Liden,  KZ  XL  261);  ir.  brö  S.  62; 
c.  blin  'müde'  abr.  blin  gl.  remissa  :  skr.  glänä-  'von  Kräften  ge- 
kommen'. Vor  u  erscheint  idg.  ^'<  wohl  als  kelt.  g  :  ir.  guth 
'Stimme'  :  gr.  ßoiq  'Geschrei,  [Ruf  asl.  govorü  'Lärm'  skr.  gavate 
'tönt'.     gun-\  ir.  mnä.  Gen.  von  ben  'Frau'. 

i^  63.  1)  Idg.  g^(h  zwischen  Vokalen:  ir.  snigid  'tropft, 
regnet'  c.  nyf  'Schnee',  nyfio  'schneien';  mir.  daig  'Feuer',  Gen. 
daiged,  dega  nir.  doigh  'Schmerz'  Arran  de  c.  deifio  'sengen, 
versengen'  br.  devi  'brennen'  :  zu  lat.  fouere  'wärmen',  febris 
'Fieber'  gr.  ikpqa  'Asche'  lit.  degü  'brenne'  (intr.)  asl.  zegc^ 'hvQuwQ 
(trans.;  z  aus  g  und  dies  für  d  durch  Assimilation)  alb.  djeg  skr. 
dahämi  ds.  Das  v  dieser  beiden  Beispiele  wird  wohl  Hiatusein- 
schub sein,  vgl.  c.  llyfu  S.  100;  oder  ist  -geh-  im  Brit.  mit  b  zu- 
sammengefallen ? 

2)  Idg.  g'i  zwischen  Vokalen:  ir.  nigim  'wasche'  Donegal  Inf. 


§68 — 66]     -(j^hd-,  -g'iJir-,  -f/^n-,  ryuh,  Tdfj'h,  wy.    Idg.  dh,  d.         109 

Nid  Munster  nig-  Molloy  8.  171  vgl.  Atk.  LBr.  unter  foilcim: 
gr.  viCo)  (C  aus  f/j)  skr.  nemgmi  'wasche  ab'. 

j:;  04.  1)  Idg.  f/^h  vor  Konsonanten  im  Inlaut:  ir.  bruadar 
'Traum'  c.  breuddwyd:  urkelt.  *brof/d-  vgl.  an.  bragj)  'schnelle 
Bewegung;  Augenblick',  bregpa  'verwandeln'  ae.  bregdan  'be- 
wegen, schwingen',  dh-Prlisens  zu  einer  Wurzel  auf  idg.  -b^,  vgl. 
got.  brahu  augins  'Augenblick',  og  scheint  also  vor  d  im  ßrit.  zu 
ow  geworden  zu  sein.  —  guhr:  ir.  nar  'bescheiden',  nare  'Scham'  : 
ahd.  nuofer  'nüchtern,  munter,  frisch'  (zum  f  vgl.  IF  XIV  260) 
an.  noifr  'gewandt,  rasch',  vgl.  gr.  vricpo)  'bin  nüchtern'  ahd.  nuoh- 
turn  'nüchtern'  arm.  naidi  'nüchtern'  (vgl.  dazu  KZ  XXXIX  349); 
air.  äru  gl.  rien  c.  aren  fem.  :  pränest.  nefrönes  lanuv.  nebrun- 
dines  gr.  vecpQog  ahd.  nioro  an.  nyra  {agr-  müßte  vor  dem  urbrit. 
Akzent  zu  ar  geworden  sein,  vgl.  über  mc.  morynyon  oben  S.  104; 
kelt.  a  statt  e  vgl.  §  28,7;  Anlautsalternation  n-  :  Null  §  115). 

2)  Idg.  gii  vor  Konsonanten  im  Inlaut:  ir.  uan  'Lamm'  c.  oen 
(Plur.  wyn)  acorn.  oin  mcorn.  oan,  on  ncorn.  Plur.  ean,  ennes 
br.  oan  Plur.  ein  :  lat.  agnus  gr.  a(.iv6g  asl.  agnq.  Allerdings 
könnte  man  unter  Berufung  auf  die  germanischen  Formen  (aengl. 
eanian  'lammen'  nl.  dial.  oonen  schwed.  gutl.  ogna  dän.  bornholm. 
önä)  idg.  gf^h  annehmen. 

§  65.  Idg.  rguh:  ir.  dergnat  'Floh'  :  gr.  öeQcpog  'Mücke' 
an.  duergr  'Zwerg'  (Zupitza,  BB  XXV  100).  Idg.  mjuh  :  c. 
llyngyr  'Eingeweidewürmer',  Sing,  llyngyren  br.  Sing,  lenker- 
enn,  lenkern-enn  :  lat.  lumbrlcus. 

Idg.  rgu  :  air.  borb,  borp  'töricht'  nir.  borb  'barsch'  Arran 
boreb  Donegal  bardb  :  arm.  bark  'heftig,  zornig'  lett.  bahrgs,  bargs 
'streng,  hart,  unfreundHch' ;  mir.  orbaind  'grains'  :  lat.  eruum 
'Hülsenfrucht'  gr.  oQoßog,  tg^ßiv&og  'Kichererbse'  ahd.  araweiz 
'Erbse'  (Stokes,  KZ  XXXVII  254).  Idg.  wgw.  ir.  imb  'Butter' 
ac.  emmeni  c.  ymenyn  u.  s.  w.  §31.  Vielleicht  auch  mir.  tomm 
'kleiner  Hügel,  Busch'  nir.  tom  :  gr.  ti jtißog  'Erdhügel'  skr.  ttmga-s 
'Anhöhe'  (falls  nicht  vielmehr  skr.  stambä-s  'Busch'  heranzuziehen  ist). 

Die  dentale  Media  aspirata  und  Media. 

§  66.  Idg.  dh  (lat.  f-,  -d-,  -b-,  gr.  ^,  germ.  d,  lit.,  sl.  d, 
alb.  d,  d,  arm.  d,  skr.  dh)  und  idg.  d  (lat,  gr.  d,  germ.  t,  lit.,  sl.  d, 
alb.  df  äy  arm.  t,  skr.  d)  sind  im  Keltischen  zunächst  zu  d  ge- 
worden. Im  Anlaut  kann  d  im  Ir.  und  Brit  im  Satzzusammen- 
hang zu  ä  leniert  werden,    und  im  Inlaut  zwischen  Vokalen  ist  es 


110  Idg.  dh,  d.     Allgemeines  und  Anlaut.  [§  66 

in  den  beiden  Zweigen  zu  d  geworden.     Vor  Konsonanten  im  In- 
laut ist  d  teilweise  vokalisiert  worden;   nach  Konsonanten  bleibt  d 
im  Ir.  erhalten  (im  Air.  zum  Teil  t  geschrieben),  im  Brit.  tritt  nach 
r  die  Aussprache  d  ein.     Der  Laut  d  wird  in  der  ältesten  Zeit  d 
geschrieben;  so  im  Abr.,  Ac,  Air.  und  älterem  Mir.     Im  Mc.  kommt 
neben  der  Schreibung  d  in  gewissen  Quellen  auch  t  =  d  vor;  im 
14.  Jahrb.  kommt  die  Schreibung  dd  auf,   die  im  Nc.  herrschend 
geworden  ist  (Rhys,  Lectures^  S.  248  f.).     Über  das  Acorn.  vgl.  §  15; 
die  gewöhnUche  mcorn.  Schreibung  ist  th.     Im  Mbr.  und  Nbr.  ist 
^  zu  ,2;  geworden  (oder  geschwunden,  vgl.  §  352);  über  erhaltenes  d 
im    Dialekt    \on    Belle-Isle    und    Pontivy    s.    Loth,    Chrestomathie 
S.  3792.     Im    Mir.    kommt   die   Schreibung    dh    auf,    die   im  Nir. 
herrscht;  sehr  früh  fiel  aber  im  Ir.  d  mit  ^  zusammen,  im  Anlaut 
wird    also   dh   im   Nir.   und   Nsch.    als  ^;    im  Falle    der  Mouillie- 
rung als  ;  gesprochen;    über  dh  im  Wortinnern   vgl.   des  weiteren 
§  67.     Über  die  Chronologie  der  Wandlungen  des  d  im  Ir.  handelt 
Zimmer,  KZ  XXX  22f.,  XXXII  205.     Ir.   dh  wird  im  Altislän- 
dischen durch  {)  (d.  h.  d)  wiedergegeben  :  aisl.  minnfak  'ein  Ge- 
richt von  Mehl  und  Butter'    aus   ir.    menadach  'meal  and  milk'; 
aisl.  Dunga|)r  MN   aus  ir.  Donnchadh.     Umgekehrt  wird  skan- 
dinavisches d  in   alten    Lehnwörtern   noch   durch  ir.    dh  wiederge- 
geben :  mir.   garda    nir.   gardha  'Garten'    Arran  gari    Donegal 
gärl  {l  aus  djd^  s.  §  228)  nsch.  garradh  c.  gardd  aus  an.  gar|)r. 
Jünger  ist  die  Wiedergabe  durch  ir.  th:  ir.  Baethbarr  iarla  Cog.  G. 
an.  Bq|)uarr  iarl.     Cymr.  d  ist  durch  ir.  dh  wiedergegeben  in  ir. 
fuidell   'remnant,   leavings'    nir.  fuigheall,  fuighleach,    Arran 
fyLax   Donegal  fwiLüx   (vgl.   faoilleach   Molloy  S.  131)   aus   c. 
gweddill  'remnant,  leavings'  (echt  irisch  fedil  'dauernd',  ni  fed- 
ligedar    'non    manet':    nach    Zupitza   KZ  XXXVII  406   zu  gr. 
aed^Xog  'Kampf').     Dagegen  ist  c.  ä  durch  ir  th  wiedergegeben  in: 
nir.  caorthann  aus  c.  cerddin  S.  23,  S.  70,  §  57;  ir.  maithim 
'erlasse,  verzeihe',  Inf.  mathem  aus  c.  maddeu  'erlassen,  verzeihen' 
(maddeu   war   wohl    ursprünglich   "nichtig  machen"    zu  ir.  made 
'vergeblich').  —    Das  nicht  lenierte  und  nicht  mouillierte  d  hat  im 
Nir.   eine   eigentümliche   Aussprache,    gebildet  durch    »die  hintere 
Seite  der  Oberzähne   und   die   fest  angestemmte  und  dadurch  ver- 
breiterte  Zungenspitze«    (Finck),    und    wird   von   den  Iren   als  ein 
(freilich    sehr    ungenaues)    Äquivalent    für    engl,  d  verwendet    (das 
englische  d  wird  dagegen  als  ein  vom  irischen  d  ganz  verschiedener 
Laut  empfunden).     Vgl.  Rhys,  Manx  Phonology  92 ff. 


§  66.  67]      Idg.  dh-,  d-.     Idg.  dh,  d  zwischen  Vokalen.  111 

Beispiele  für  den  Anlaut:  ir.  dinim  'sauge',  dal  'Zitze'  br. 
dena  'saugen'  :  lat.  fe-mina  'Frau'  ("die  säugende"),  fei  ix  'frucht- 
bar, glücklich',  felläre  'saugen'  gr.  ^rjGazo  'er  sog',  //t^Ar/ 'Muttor- 
brust', ^frjlvg  'weibUch'  got.  daddjan  'säugen'  ahd.  tila  'weibliche 
Brust'  lit.  pirm-dele  'die  zum  ersten  Mal  geboren  hat  (von  Tieren)', 
dele  'Blutegel'  asl.  dojiti  'säugen'  arm.  <ia;eaÄ: 'Amme',  c?öy7 'Biest- 
milch' skr.  dhajämi  'sauge';  ir.  diiil  'Wunsch'  :  lat.  füllgö  'Ruß' 
gr.  d^i'ktof.iai  'opfere'  lit.  dülis  'die  Räuchermasse  zum  Forttreiben 
der  Bienen'  skr.  dhüli-s  'Staub'  (von  derselben  Wurzel  :  lat.  fümus 
'Rauch'  gr.  ^vfAog  'Verlangen'  u.  s.  w.,  gr.  d^voj  'opfere');  ir.  drai- 
gen  S.  97;  ir.  drong  S.  106 f.;  ir.  deich  'zehn'  S.  46;  abr.  diprim 
gl.  essum  mbr.  dibriff  nbr.  dibri  'essen'  :  gr.  SeiTcvov  'Mahl', 
deucveo)  'esse  zu  Mittag'  (mit  idg.  k'^  anzusetzen  [Brugm.,  Grdr. 
I^  609]  und  daher  von  an.  tafn  'Opfer'  arm.  tawn  'Fest'  gr.  ^a- 
Ttdvrj  'Aufwand*  lat.  daps 'Mahl'  [mit  idg.  2?]  gänzlich  zu  trennen); 
ir.  dluigim  'spalte'  S.  43. 

g  67,  (Idg.  dh^  d  zwischen  Vokalen.)  Ir.  adarc  fem.  'Hörn' 
nir.  adharc  Arran  ejrk^  Gen.  ejrk'd  Donegal  örk  Gen.  ejfk'e  lat. 
(gall.)  adarca  'Schilfschaum  (ein  parasitisches  Gewächs)'  gr.  (gall.) 
ddagA-iq  :  vielleicht  ein  Kompositum  mit  der  Präp.  ad-;  ir.  cadan 
'wilde  Gans'  nir.  cadhan  Arran  kejn  :  dän.  skade  'Elster'  schw. 
skata  ds.;  ir.  bodar  'taub'  nir.  bodhar  Arran  bowr  Donegal  bör^ 
Kompar,  byvrd  c.  byddar  corn.  bothar  br.  bouzariskr.  badhirä-s 
ds.;  ir.  guide 'Bitte'  nir.  guidhe  Arran  ^öV»  (guibhe  bei  Dinneen 
aus  Connaught,  Meath  und  Ulster)  Donegal  gy^  gp.  vgl.  S.  108; 
ir.  suide  'Sitz,  Sitzen'  nir.  suidhe  Arran  si/  Donegal  s*  s.  §48,2; 
ir.  cride  'Herz'  nir.  croidhe  Arran  k7y,  s.  S.  69;  ir.  buide,  bui- 
dechas  'Dank'  nir.  buidhe,buidheachas  Arran  byjdxds  Don  egal 
bwiaxds^  s.  S.  35;  c.  bedd  'Grab'  corn.  beth  br.  bez  :  lat.  fodiö 
'grabe'  goL  6ac?i'Bett'  aengl.  wyrt-bed 'Pflanzenstandplatz'  lit.  ba- 
dyti  'mit  den  Hörnern  stoßen'  asl.  bodq  'stoße,  steche';  ir.  mid  'Met' 
c.  medd  br.  mez  S.  37;  ir.  sned  'Niss'  nir.  sneadh,  Plur.  sneadha 
Arran  snü^  Plur.  s^'ä  c.  nedd-en  ncorn.  ned-an  br.  nez-enn 
S.  41;  air.  räd  'reden',  s.  Verbalverz.,  nir.  rädh  Arran  rä;  ir. 
buaid  'Sieg'  nir.  buaidh  Donegal  buj  c.  budd  'Gewinn'  abr.  bud 
gl.  bradium  :  mnd.  büte  niederl.  buit  'Beute'  an.  byti  'Tausch'; 
ir.  ruad  'rot'  nir.  ruadh  Arran  rüo  S.  54;  ir.  luaide  'Blei'  nir. 
luaidhe  Arran  lRsj  'Blei  auf  einer  Angelschniu-'  Donegal  luja  : 
mhd.  löt  aengl.  lead  'Blei';  ir.  fiad  'Wild',  fiadach  'Jagd'  nir. 
fiadh  'a  deer,  a  stag',  gearr-fhiadh,  girr-f  hiadh  'Hase'  (:  gearr 


112  Idg.  d(h)  zwischen  Vokalen,     -dr-.  [§  67.  68 

^kurz')  Donegal  gari9  (Arran  Dat.  gerie  ist  mir  unklar,  vgl. 
girrfheidhthe  bei  Dinneen)  nir.  fiadhain  ^wild'  Arran  flän  Do- 
negal fiän  c.  gwydd  'wild'  acorn.  guit-fil  gl.  fera  (:  rail  'Tier') 
br.  gouez  'wild'  :  Ableitung  von  ir.  fid  §  29,  vgl.  zur  Bedeutung 
lat.  siluäticus  'wild'  von  silua  'Wald'  (nicht  zu  ahd.  weida 
aengl.  wä|)  an.  uei{)r  'Jagd,  Fischfang',  die  auf  idg.  -t-  weisen). 
Beispiele  für  dw  s.  §  43. 

Anm.  1.  Zur  Entwickelung  des  -d-  ira  Nir.  vgl.  noch  §  85,  3.  Bei- 
spiele für  ti  ^  Null  und  (t  y  g  in  Munster  bei  Henebry  S.  59  f.,  64 f.,  vgl. 
Molloy  S.  171  (Dialektverz.  20),  Asp.  i  Irsk  S.  16.  d  >  g  in  Donegal,  s. 
Quiggin  §  429.     Über  das  Alter  des  südirischen  g  aus  d  vgl.  oben  §  10. 

Anm.  2.  Ir.  d  y  p  ist  selten  und  nicht  lautgesetzlich.  Ir.  sciath 
'Schulterblatt'  c.  ysgwydd  u.  s.  w.  ist  von  sciath  'Schild'  beeinflußt,  s. 
S.  76.  Ir.  aithech  'Vasall,  Eiese'  nir.  fathach  'Eiese'  neben  br.  ozac'h 
Treguier  oac'h  ist  etymologisch  unklar  (im  Ir.  vielleicht  von  der  Präpo- 
sition aith-  beeinflußt).  —  Über  d  "^  d  nach  einem  homorganen  Laut,  s. 
§§  287,  288. 

Anm.  3.  Schwund  eines  ^  im  C.  :  ir.  mid-  (in  Zusammensetzungen) 
'medius',  medon  'Mitte',  immedon  'intra'  Arran  man  'medius'  Donegal 
man  ds.  c.  mewn  'in'  (mbr.  metou,  metaou  'Mitte',  mit  einem  lat.  Worte 
vermischt,  vgl.  fr.  moitie?)  gall.  Medio-länum  ON  :  lat.  medius  'der 
mittlere'  gr.  fiiaog  got.  midjis  ds.  lit.  medis  'Baum'  (urspr.  "Grenzbaum") 
asl.  mezda  'Grenze'  arm.  me^  'medius'  skr.  mddhja-s  ds.  (c.  -wn  aus  -un  aus 
-ugno-,  vgl.  -an  aus  -agno-  S.  103,  mc.  morynyon  S.  104;  die  irischen  For- 
men aus  Arran  und  Donegal  beruhen  auf  Suffixvertauschung:  -an  statt -öw, 
vgl.  aber  Donegal  mjön  'means';  vgl.  gall.  Medu-genus  MN,  cognomen, 
Ogam  MEDDUGINI,  Gen.;  zum  -u-  vgl.  lat.  medulla  'Mark').  Vgl. 
noch  c.  rhoi  =  rhoddi  'geben',  s.  Verbal verz.  her-.  Im  Br.  ist  das  d  in 
allen  Dialekten  geschwunden  in  daouarn  'die  beiden  Hände'  (Univerbie- 
rung  von  daou  'zwei'  und  dourn  'Hand'),    d  y  r  in  br.  hirio  'heute'  S.  67. 

Anm.  4.  d  vor  geschwundenem  Vokal  4-  ^,  ^  scheint  im  C.  zu  d  ge- 
worden zu  sein  :  c.  budro  'verunreinigen'  ir.  buadraim  'trübe,  verwirre' 
(der  Beweis  dafür,  daß  hier  d  +  Vokal  +  »'  vorauszusetzen  ist,  läßt  sich 
allerdings  nur  indirekt  führen:  weil  kein  anderer  Ansatz  genügt);  c.  bod- 
lon  =  bodd-lawn  'zufrieden'. 

Anm.  5.    Aus  den  Eeiraen  geht  hervor,  daß  im  Corn.  das  auslautende 
d  eine    Tendenz    gehabt   hat,   stimmlos  zu  werden;    s.  Stokes,  Trans.  Phil 
Soc.  1869,  138.     Es  kann  jedoch  nicht  ganz  zu  p  geworden  sein ;  denn  das 
Ncorn.  hat  nach  Lhuyd  d. 

§  68.  (Idg.  dh,  d  vor  Konsonanten  im  Inlaut.)  -dr-  wird 
im  Brit.  ebenso  wie  -gr-  (S.  103)  behandelt;  im  Ir.  wird  das  d  zu 
air.  t,  nir.  d;  in  der  Kompositionsfuge  wird  jedoch  -d-r-  auch  im 
Ir.  ebenso  wie  -gr-  l)ehandelt;  daneben  gibt  es  aber  eine  andere 
noch  jüngere  Vertretung:  rr.     Beispiele:  ir.  -fitir  'er  weiß'  c.  gwyr 


§68.  69]  -dr-,  -dl-,  -dn-,  -dm-,  zd,  dd(h).  113 

com.  gor  br.  goar  :  urspr.  3.  Plur.  ^widri  aus  *widr  'sie  wissen, 
man  weiß',  vgl.  skr.  vidür  'sie  wissen';  ir.  cretair  'Reliquie;  heilig' 
mc.  creir  nc.  crair,  Plur.  creiriau  br.  Treg.  (Plur.)  kreirio  ^Re- 
liquien' (Thurneysen  KZ  XXXVII  96)  :  */credhri-  zu  lat.  celeber 
'feierlich'  (l  aus  r  durch  Dissimilation),  creber  'häufig'.  Vgl.  ac. 
catteir-  aus  lat.  cathedra  §  139.  In  der  Kompositionsfuge:  ir. 
äram  'Zahl'  (zu  ad-rimi  'zählt'  s.  Verbalverz.)  c.  eirif ;  ir.  ärach 
'Fessel'  br.  ere  S.  100.  Jünger  ir.  co-tob-ärrig  'hat  euch  fest- 
gehalten' s.  Verbalverz.  rig-  {-rr-  aus  analogisch  restituiertem  dr). 
Über  -ndr-  s.  §  69.  —  Von  der  idg.  Gruppe  -dr-  zu  unterscheiden 
ist  ir.  dr  mit  dazwischen  geschwundenem   Vokal,  vgl.  §  67  Anm.  4. 

-dl-  :  abr.  esceilenn  nir.  sgäile  S.  76.  Vgl.  Stokes  BB 
XXIII  58.  In  der  Kompositionsfuge:  ir.  äilgen  'sanft',  ixlge- 
nigid  'besänftigt',  vgl.  laigeniu  gl.  minusculus.  —  Über  die 
schwerlich  richtige  Ansicht,  daß  idg.  -d{lt)l-  durch  c.  -dl-  vertreten 
wäre,  vgl.  §  86. 

-dn-  :  ir.  smuainim  'ich  denke'  :  gr.  fivd-oq  'Wort'  got.  ga- 
maudjan  'erinnern'  iit.  äp-maudas  'Verdruß,  Sorge'  asl.  mysU 
'Gedanke'  {-d-sl-)  np.  möja  'Klage'  (j  aus  d,  vgl.  must  'Klage'  mit 
st  aus  d{h)  -f  t).  Vor  dem  urbrit.  Akzent  ist  dn  zu  n  geworden 
in  c.  blynedd  'Jahre'  (bei  Zahlwörtern)  br.  he-vlene,  he-lene 
'dies  Jahr'  c.  e-leni  ds.  br.  war-lene  'voriges  Jahr'  c.  y  llynedd 
(11  aus  rl\  llynedd  :  Plur.  '^hlidnijäs,  Dat.  Sing,  ^blidnijäi  zum 
Nom.  Sing,  "^bleidnnl  in  ir.  bliadin,  bliadain  fem.  'Jahr'  c. 
blwyddyn  fem.  (dazu  eine  kontaminierte  Pluralform  blynyddoedd, 
blynyddau),  *blidnm  in  acorn.  bli{)en  mcorn.  blythen,  blethen 
br.  blizenn  fem.  (nach  Troude  masc),  eine  regelmäßige  Feminin- 
bildung zur  kürzeren  Form  br.  bloaz  masc.  (c.  blwydd  fem.  unter 
dem  Einfluß  von  blwyddyn),  daher  offenbar  urspr.  ein  mytholo- 
gischer Begriff  {b  =  idg.  b,  bh  oder  g^i;  d  —  idg.  d  oder  dh). 

-dm-:  ir.  frem  'Wurzel'  nir.  frearah  s.  S.  69.  Durch  Neue- 
rung entsteht  in  der  Kompositionsfuge  -mm-  :  air.  oammadar 
'ich  habe  geboten'  (con-ad-m-)  s.  Verbalverz.  midiur.  In  der 
Redupi.  :  fo-di-dmat  'sie  werden  ertragen',  s.  Verbalverz.  dam-. 

§  69.  (Idg.  dh,  d  nach  Konsonanten.)  -zd-  s.  §  51.  Idg. 
-dd{h)-  (in  den  meisten  Sprachen  mit  -zd(h)-  zusammengefallen)  :  ir. 
cretim  'ich  glaube'  c.  Inf.  credu  corn.  cresy  mbr.  cridiff  nbr. 
kridi,  kredi  :  lat.  credö  'glaube'  skr.  srad-dadhämi ;  ir.  brot 
'Stachel'  (u.  a.  zum  Antreiben  der  Pferde)  nir.  brod  acorn.  bros  (mit 
s,    vgl.  §  344)    br.  broud  :  zu   an.  broddr    aengl.  brord   'Spitze' 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  8 


il4  rdf  Id,  nd,  ndr.  [§69 

ahd.  brort  ^Rand',  vgl.  an.  bor|)  ^Rand,  Schiffsbord,  Brett'  ahd. 
bret  ^ßrett'  skr.  bardh-  'abschneiden'  gr.  TttgSw  'zerstöre'  lat. 
forfex  'Schere'  (c.  brat  hu  'to  goad'  aus  *bhfdh-n-),  Oder  ist  c. 
brathu  Beispiel  für  ddh  im  Brit.,  die  abweichenden  Wörter  ent- 
lehnt (vgl.  S.  24)? 

rd:  ir.  cerd  fem.  'Kunst,  Handwerk'  nir,  ceärd,  ceird  Arran 
k'ejrd'  Donegal  k'erd'  'trade,  profession',  d'anuw  Tcerd'd  'futuere'  c. 
cerdd  'Kunst'  §  28,  1;  ir.  ord  'Hammer'  Arran  owrd  Donegal  ord 
ac.  ord  nc.  gordd  (zum  g-  vgl.  §  302)  abr.  or(d)  nbr.  horz  :  arm. 
urn  (aus  *ördhm,  Akk.  von  ördh-,  s.  Liden,  Arm.  St.  53);  ir.  bard 
'Barde'  c.  bardd  corn.  barth  br.  barz  galh  Bardo-magus  ON; 
ir.  ard  'hoch'  nir.  ärd  Arran  ärd  Donegal  ärd  §  35  S.  51  (-rdhw-). 

Id  ist  im  älteren  Air.  noch  erhalten,  wird  aber  sehr  früh  zu  II; 
brit.  II  :  ir.  meldach  'angenehm'  nir.  meallach  :  gr.  (.laX&ayiog 
'weich'  got.  mildeis  'mild';  air.  saillim  'salze'  Sg.  :  lat.  sallö  {II 
aus  Id)  got.  Inf.  saltan;  mir.  caill  'Wald'  c.  celli  S.  52;  ir.  coli 
'Verlust'  c.  coli  acorn.  coli  et  br.  koll  ds.  :  got.  halts  'lahm'. 

nd  ist  im  Air.  noch  erhalten,  der  Übergang  zu  nn  fängt 
aber  schon  im  jüngeren  Air.  an  (Asp.  i  Irsk  S.  llOf.,  S.  122f.; 
vgl.  an.  bianak  aus  ir.  bendacht  'Segen').  Einige  proklitischen 
Formen  des  Artikels  hatten  schon  im  älteren  Air.  nn  oder  n  aus 
nd  (inna,  na,  donaib  vgl.  das  Paradigma  §505);  die  Artikelform 
ind  steht  vor  Vokalen  und  h  und  vor  leniertem  f  (=  Null)  s,  l^ 
n,  r,  bisweilen  vor  leniertem  b  und  m;  vor  den  nicht  lenierten 
Konsonanten  verliert  sie  aber  ihr  d  :  in  recht  'das  Recht',  Gen. 
ind  recto  u.  s.  w.  (Asp.  i  Irsk  S.  75 ff.);  nach  denselben  Regeln 
verliert  das  Präverb  ind-  sein  d.  Im  Brit.  ist  nd  schon  in  der 
ac.  und  abr.  Periode  zu.  nn  geworden.  Beispiele:  ac.  ennian  'Am- 
boß' nc.  einion  (und  eingion)  ncorn.  anwan  mbr.  anneffn  nbr. 
anneo,  annev,  anne  (mit  Schwund  des -w)  V.  annean  air.  indein 
(Sg.  110b  1)  mir.  indeoin,  inneoin  Arran  iNün  (Donegal  nicht 
lautgesetzlich  «iv'är)  :  Komposita  mit  dem  Präverb  *ndhi  (ir.  ind- 
gall.  ande-  S.  45),  am  ehesten  (indem  die  ncorn.  Form  aus  einer 
dem  mbr.  anneffn,  d.  h.  annevn  oder  amieon,  entsprechenden 
Form  entstanden  sein  wird)  aus  *%idhi-poni-  zur  Wurzel  in  lit. 
pinü  'flechte'  asl.  pmq,  'spanne'  arm.  j-enum  'stütze'  gr.  jctvo^ai 
'arbeite'  (andei-s  Thurneysen  IF  IV  274);  ir.  find  'weiß'  nir.  fionn 
u.  s.  w.  S.  41;  ir.  sccndim  nir.  sgeinnim  'springe'  c.  cy-chwyn 
S.  77;  mir.  find  'Haar'  :  zu  gr.  l'ovOog  'das  junge  Barthaar' 
ahd.  wint-brawa  'Wimper'  (Liden  IF  XIX  345 IF.) ;  ir.  and  'dort, 


§  70]  Idg.  hh,  h.     Allgemeines  und  Anlaut.  Il5 

in  ihm'  nir.  ann  :  gr.  tvd^a  ^dort'  arm.  and  ^dort,  im'  (Ijok,  g?s 
bestimmten  Artikels;  vgl.  Verf.,  Les  pronoms  demonstratifs  8.  33, 
36).  —  Erhalten  ist  nd  in  abr.  endlim  gl.  fenus  vgl.  ir.  indile 
^Zunahme,  Vieh'  mc.  ennill  iic.  ynnill  'Gewinn',  wohl  wegen  der 
Stellung  vor  /.  Unklar  ist  mir  die  Erhaltung  des  d  in  ac.  ende- 
ric  gl.  uitulus  nc.  enderig  'Ochs',  s.  §  19.  Vor  r  mag  nd  im 
Brit.  mit  nt  zusammengefallen  sein  (Zupitza,  KZ  XXXVI  73)  : 
ir.  laindrech  'lucid'  c.  llathru  'putzen'. 

Die  labiale  iViedia  aspirata  und  Media. 

§  70.     Idg.  hh   (lat.  f,   -b-,  gr.  cp,   germ.,  lit.,  sl.,  alb.  b,  arm. 

b,  -V-,  skr.  bh)  und  das  seltene  idg.  b  (lat.,  gr.  b,  germ.  p,  lit.,  sl., 
alb.  b,  arm.  p,  skr.  b)  haben  im  Keltischen  zunächst  b  ergeben. 
Im  Anlaut  unterliegt  kelt.  b  im  Sandhi  im  Ir.  und  Brit.  der  Leni- 
tion  zu  hj  und  im  Inlaut  zwischen  Vokalen  ist  es  in  den  beiden 
Zweigen  zu  b  geworden;  so  auch  zwischen  Vokalen  und  Sonor- 
lauten, wo  jedoch  gewisse  weitere  Änderungen  eingetreten  sind. 
Nach  Sonorlauten  ist  b  im  Ir.  erhalten  (air.,  mir.  zum  Teil  p  ge- 
schrieben); im  Brit.  ist  jedoch  nach  r  und  l  die  Aussprache  b  ein- 
getreten. Der  Laut  h  wird  im  Air.  Ac.  Abr.  b  geschrieben;  später 
tritt  im  Ir.  die  Schreibung  bh,  im  Brit.  die  Schreibung  u  oder  f 
ein  (nc.  f,  nbr.  v).  Die  heutige  Aussprache  ist  im  Ir.  w,  im  Falle 
der  Mouillierung  v,  im  Brit.  v  (woraus  im  Br.  zum  Teil  o  ent- 
standen ist).     Über  b-  vgl.  noch  §  174;  über  -b-  §  71  Anm. 

Beispiele  imbh  im  Anlaut:  ir.  benim  'schlage'  s.  Verbalverz.; 
—  ir.  berbaim  'siede,  koche^  c.  Inf.  berwi  br.  birvi  :  lat.  ferueö 
'siede'  ahd.  briuwan  'brauen'  (dazu  mit  einem  ^Suffix  ir.  bruth 
'Glut,  Wut'  ac.  brut  gl.  animus  nc.  brwd  'heiß'  acorn.  bredion 
gl.  coctio  [mit  Umlaut]  ncorn.  brigan  'coquere'  abr.  brot  gl.  zelo- 
typiae  nbr.  broud  'heiß'  :  lat.  de-frutum  'eingekochter  Most' 
thrak.  ßgazog-  6  AQid^ivog  olvog  an.  bro|)  'Brühe';  das  Komp.  ir. 
en-bruthe  'Fleischbrühe'  nir.  anbhruith  [statt  eanbhruith]  Ar- 
ran  mit  dem  Artikel  9n    t'-anrd  Donegal  änri  enthält  ein  entlehntes 

c.  Präverb  en-  =  gall.  ande-  ir.  ind-,  ähnlich  verwendet  wie  in 
c.  en-llyn  'anything  eaten  with  bread,  as  butter,  cheese  or  meat; 
sowl',  woraus  nir.  annlann  'sauce,  condiment,  pickles;  fish,  meat 
etc.,  taken  with  bread',  zu  c.  llyn  'Trank'  u.  s.  w.);  —  ir.  her  im 
'trage'  s.  Verbalverz.  (dazu  ir.  barn  §  35,  ir.  brath  S.  52);  ir. 
brü  S.  73;  ir.  bläth  'Blüte'  c.  blawd  acorn.  blodon  ncorn. 
ble^an     mbr.     (mit    einem     w- Suffix    erweitert)     bleuzuen     nbr. 


116  Idg.  b{h)  zwischen  Vokalen,     -hr-.  [§  71.  72 

bleun-enn,  bleufiv-enn  :  zu  lat.  flös  got.  hlöma.  Idg.  h  liegt 
vielleicht  vor  in  :  c.  bustl  acorn.  bistel  mcorn.  bystel  br.  bestl 
'Galle'  :  lat.  bilis;  mir.  benn  'Hörn,  Spitze'  u.  s.  w.  S.  46;  corn. 
banne,  banna  'Tropfen,  das  Geringste  (nach  einer  Negation)'  br. 
banne  Treg.  bannec'h  (zum  Suffix  vgl.  §  370;  mir.  banna 
'Tropfen'  ist  entlehnt;  mir.  nir.  bainne  'Milch'  ist  möglicherweise 
dasselbe  Wort  mit  anderer  Behandlung  des  Timbre  des  brit.  nn 
vor  e)  :  skr.  bindü-  'Tropfen'  (Zupitza  KZ  XXXVI  73,  Johansson 
KZ  XXXVI  365). 

§  71.  Idg.  bh  und  b  zwischen  Vokalen:  ir.  gabim  S.  95; 
ir.  abann  'Fluß'  c.  afon  acorn.  auon  br.  Pont-aven  ON  abrit. 
Abona  Fluß-N.  :  lat.  amnis  (mn  <  bn);  ir.  cob  'Sieg'  gall.  Uer- 
cobius  MN  :  asl.  koM  'augurium'  an.  happ  'Glück'  (Zupitza,  Gutt. 
22);  ir.  dub  'schwarz'  nir.  dubh  ac.  dub  mc.  nc.  du  acorn.  duw 
mcorn.  du  br.  du  gall.  Dubis  Fluß-N.  :  zu  got.  daubs  'taub'  gr. 
Tvcplog  'blind',  xvcpoq  'Rauch,  Dampf  (t  aus  ^  durch  Dissimilation); 
ir.  luib  'Kraut'  nir.  luibh  :  got.  lubja-leis  'giftkundig'  ahd.  luppi 
'Gift,  Zauberei'  aengl.  lyb  ds.  an.  lyf  'Heilkraut'  (dazu  ir.  lub- 
gort,  lugbort 'Garten'  ac.  Plur.  luird  gl.  horti  nc.  lluarth  acorn. 
lu^<;orchguit  gl.  uirgultum  "wilder  Garten"  mcorn.  lowarth 
'Garten'  br.  liorz  ds.);  ir.  ibim  'trinke'  s.  Verbalverz.;  ir.  treb 
'Wohnsitz'  §  84;  ir,  töib  'Seite'  nir.  taobh  c.  tu  corn.  tu  br. 
tu  :  zu  lat.  tibia  'Schienbein'  gr.  oveißw  'trete',  oxoißiq  'Stopfen' 
lit.  staibiai  'Schienbein'  arm.  step  'unablässig'  (anders  Liden 
Arm.  St.  31);  ir.  cliab  'Korb'  nir.  cliabh  :  an.  hlif  'Schild' 
(Zupitza  BB  XXV  94);  ir.  riabach  'gesprenkelt'  nir.  riabhach  : 
lit.  raibas  'graubunt,  gesprenkelt'  (idg.  Altern,  ei  :  oi). 

Anm.  Über  -b-  >  -m-  im  Ir.  vgl.  §  260.  —  Im  Brit.  ist  b  nach  einem 
^^-Laut  geschwunden;  dabei  scheint  ein  kurzes  u  gedehnt  worden  zu  sein, 
so  daß  es  mit  dem  aus  idg.  oi  entstandenen  Monophthong  und  mit  lat.  ü 
zusammengefallen  und  im  weiteren  Verlauf  zu  ü  geworden  ist.  —  b  tann 
im  Ir.  unter  Umständen  zu  /  werden :  camaiph  =  camraaib  'tamen'  Sg. 
209  h  3;  in  den  Endungen  des  Futurums  (§611 — 612)  wird  /  zunächst  nach 
stimmlosen  Konsonanten  entstanden  sein.  Über  /  aus  b  in  Vorbindung  mit 
einem  h  s.  §  278,  279.  —  Über  by  f  iin  corn.  Auslaut  vgl.  Stokes  Trans. 
Phil.  Soc.  1869,  138  (und  oben  §  67  Anm.  5). 

g  72.  (Idg.  b{h)  vor  einem  Sonorlaut  im  Wortinnern.) 
'br-  :  ir.  dobar  'Wasser'  c.  dwfr  u.  s.  w.  S.  35 f.  [-ubr-  wird  also 
im  Brit.  anders  als  -üb-  vor  schwindendem  Vokal,  vgl.  §  71,  be- 
handelt); ir.  lobur  'schwach',  lobre  'intirmitas'  nir.  lobhar  'aus- 
sätzig', lobhra  'Aussatz'  air.  (Juv.)  lobur  gl.  anhela  (Adj.  im  Fem.) 


§72.  73]  -hr-,  -hl-,  -bn-.     rh.  117 

c.  11  wir 'furchtsam'  mbr.  loffr  'aussätzig'  nbr.  lovr:  mit  ir.  lohai'ri 
'putresco'  nir.  lobhaim  zu  gr.  Aw/9ry  SSclimaclj,  Verderheri,  Aus- 
satz'; ir.  gabor  'caper'  uir.  ga])har  c.  gafr  acorn.  gauar  mconi. 
gaver  abr.  mel-gabr  gl.  ligustra  nbr.  gaor,  gavr,  Plur.  geor, 
gevr  gall.  Gabro-magus  ON  :  zu  umbr.  habina  'aguas'  (Lidon 
KZ  XL  260);  ir.  ribar  nir.  riobhar  'Sieb'  nir.  riobhar  meala 
'Honigwabe'  c.  rhefr  'After'  'anus,  rectum'  br.  reor  ds.  :  *rebhru- 
vgl.  asl.  rebro  'Rippe'  cech.  zebri'k  'Leiter'  ahd.  rippi  'E.ibbe' 
aengl.  ribb  an.  rif.  Das  reduplizierte  Fut.  ir.  do-bera  'wird 
geben'  kann  analogische  Lautgestalt  haben;  denkbar  ist  jedoch 
auch,  daß  -br-  nur  vor  dem  schwindenden  Auslaut  im  Ir.  laut- 
gesetzlich erhalten  wird,  während  sonst  Schwund  des  -b-  mit  Er- 
satzdehnung zu  erwarten  ist.     Über  -mbr-  s.  §  73. 

-bl-  :  ir.  mebul  'Schande'  nir.  meabhal  'Verrat'  ir.  melacht 
'Schimpf,  Schande'  c.  mefl  corn.  meul  :  zur  Etymologie  vgl.  §73; 
ir.  nel  'Wolke',  Gen.  niuil  nir.  neall  c.  niwl,  nifwl  ncorn.  niul 
(irische  Grundform  *nebhlo-;  für  das  Brit.  muß  wohl  eine  Form 
mit  einem  Vokal  zwischen  bh  und  l  angesetzt  werden;  vielleicht 
genügt  '^'nebholo-)  :  lat.  nebula  'Nebel'  gr.  vecpeliq  'Wolke'  ahd. 
nebul  'Nebel';  ir.  bei  'Lippe'  ist  vielleicht  eine  reduplizierte  Form 
zur  W.  von  mir.  belach  'Kluft'  nir.  bealach  'Weg,  Gebirgspaß' 
c.  gwe-fl  'Lippe'  mbr.  gue-fl  'gueule'  nbr.  geol  (c.  gwe-  ist  die 
um  gelautete  Form  der  Präp.  gwa-;  br.  geol  wird  aus  *gweol  — 
durch  die  mbr.  Schreibung  nicht  verbürgt  —  durch  Dissimilation 
entstanden  sein);  ir.  gualu  'Schulter'  vielleicht  zu  ahd.  gebal 
'Schädel,  Kopf  gr.  /.ecpalri  'Kopf  (idg.  Altern,  e  :  o;  andere 
Deutungen  bei  Liden,  Arm.  St.  116).  Vielleicht  ist  -bl-  nur  dann 
lautgesetzlich  zu  ir.  -l-  mit  vorhergehender  Ersatzdehnung  geworden, 
wenn  der  schwindende  Auslaut  nicht  unmittelbar  folgte;  nel  und 
bei  haben  sich  dann  nach  den  zweisilbigen  Kasusformen  und  Ab- 
leitungen gerichtet. 

-bn-  :  ir.  domun  'Welt',  domuin  'tief  c.  dwfn  u.  s.  w.  §27 
(-ubn-  also  im  Brit.  wie  -wir-  und  anders  als  -üb-  vor  dem  schwin- 
denden Auslaut  behandelt);  c.  cefn 'Rücken'  corn.  keyn  br.  kein: 
möghcherweise  zu  lat.  scamnum  'Schemel',  Dim.  scabellum  (oder 
hat  die  Sippe  von  cefn  vielmehr  -mn-  :  gall.  to  Kefufnevov  OQog, 
mons  Geben  na  §  99  Anm.  1,  vgl.  got.  himins  'Himmel'?). 

§  73.  (Idg.  bh,  b  nach  Konsonanten.)  -zb-  s.  §  51.  -rb-  : 
air.  orpe  'das  Erbe',  com-arpe  'der  Erbe',  com-arbus  'Erb- 
schaft'   nir.  comharba  'succcssor'    ac.  Urb-gen  S.  101  (mit  An- 


118  rb,  Ib,  mb.  [§  73 

lautsdehnung)  gall.  Orbius  MN,  Orbaniacus  ON  :  lat.  orbus 
'verwaist'  gr.  oQq^avög  ds.  got.  at^bja  'der  Erbe'  asl.  rabü  'Sklave' 
(*orbho-)  russ.  rebjönok  'Kind'  cech.  robe  ds.  arm.  orb  'Waise' 
skr.  arbha-s,  arbhakä-s  'klein,  scLwach,  Knabe'  (dazu  air.  erpiram 
'übergebe',  Prät.  Pass.  ro-erbad);  ir.  heirp  'dama,  capra'  nir. 
earb,  fearb  'Damtier'  :  gr.  eQicpog  'Bock'  (idg.  Altern,  -rbh-  : 
-ribh-);  ir.  carbat 'Wagen'  (auch 'Kinnlade'  Zupitza,  KZ  XXXVI 
208)  nir.  carbad  'Wagen,  Kinnlade'  (fiacla  carbaid  'die  Zähne 
der  oberen  Kinnlade')  Arran  und  Donegal  kardbdd  gall.-lat.  car- 
pentum  gall.  Carbantia  ON  abrit.  KaQßavzoQiyov  ON  :  vielleicht 
zu  lat.  cor  bis  'Korb'  an.  hrip  'Korb,  Kasten  beim  Packsattel, 
Heukorb';  nir.  gearb  'a  scab,  itch,  mange,  an  excrescence'  Arran 
und  Donegal  g'ardbj  ir.  gerbach  'rugosus'  nir.  gearbach  'scabby, 
rough-surfaced',  gearbög  'Schmarre'  Arran  g'ardbög  :  asl.  grbü 
'Rücken'  russ.  gorb  'Höcker'  slov.  grba  'Runzel,  Falte,  Höcker' 
lit.  gärbana  'krause  Locke'  nisl.  korpa  'Runzel,  Falte'  (vgl.  Liden, 
Arm.  St.  S.  36  f.). 

4b-  :  air.  gulban,  gulpan  'Stachel'  mir.  gulba  'rostrum' 
(w-Stamm)  ac.  gilb  gl.  foratorium  gilbin  gl.  acumine  nc.  gylf, 
gylfin,  gylfant  'Schnabel'  acorn.  geluin  gl.  rostrum  :  ahd.  kolbo 
'Kolben'  an.  kolfr  'Wurfspieß,  Pfeil'  (Sütterlin,  IF  IV  105  f.). 

-mb-  ist  im  Air.  noch  erhalten,  der  Übergang  zu  mm  fängt 
aber  schon  im  jüngeren  Air.  an  (vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  103f.,  S.  122f.). 
In  der  Proklise  findet  sich  dieser  Übergang  schon  im  älteren  Air. ; 
so  in  einigen  Formen  des  Verbums  'sein'  (n  am  min  duine  'daß 
ich  kein  Mensch  wäre',  commad  in  so  'daß  es  dies  wäre',  ni 
armad  maith  'nicht,  daß  es  gut  wäre'  Wb.  17d  23;  26b  31; 
25  d  26 ;  daneben  häufiger  restituiertes  -mb-)  und  in  der  Präposition 
im  'um',  vor  einem  anderen  proklitischen  Worte  imm-  (imm-a- 
chomalnad  'for  its  fulfilment',  imm-e-ruidbed  'der  beschnitten 
worden  ist'),  während  die  betonte  Form  imb-  lautet  (imb-i  'um 
ihn');  -mm  war  wohl  auch  in  nachtoniger  Silbe  berechtigt  :  anm- 
imm,  Dat.  von  ainm  'Name'  (§456).  Im  Brit.  ist  -mb-  schon  in 
der  ac.-abr.  Periode  zu  -m^n-  geworden  (vgl.  ac.  emmeni  S.  109); 
im  Br.  wird  das  Ergebnis  dieser  Assimilation  bisweilen  durch  einen 
jüngeren  Übergang  mm  >  mb  (7np)  gekreuzt  (vgl.  §  99,  6).  Beispiele: 
mir.  com  mar  'Zusammentreffen  von  Tälern,  Strömen,  Wegen' 
nir.  CO  mar  c.  cymmer  br.  kember  :  Präverb  *A:'om  mit  einer 
Ableitung  der  idg.  Wurzel  *bher-  'tragen';  ir.  camm  'krumm'  (so 
schon   Ml.  2a  7)    nir.  cam    c.  cam    corn.   cam    br.  kämm    gall. 


§  73.  74J  mh,  mbr,  mhl.     Idg.  q  und  k' .  119 

Oambo-dunuin,  CMinpo-dunum  :  gr.  azainßoL;  'krummbeinig' 
(air.  cammaib  'tarnen'  in  Wb.  wird  hierher  gehören,  mag  aber 
das  mm  in  unbetonter  Stellung  entwickelt  haben);  ir.  cimb  gall.- 
lat.  cambium  S.  45f.;  ir.  cum  'Gefäß'  (Stokes,  KZ  XL  247)  c. 
cwm  'Tal'  br.  komb,  konibant,  koumbant  'Tal',  komm  'Trog' 
gall.  Cumba  ON  :  gr.  y.v^ßiq  'Kahn,  Becken',  vJiußog  'Gefäß'  d. 
humpe,  humpen  'Trinkgefäß'  aw.  xumba-  'Topf  skr.  kumbhd-s 
ds.  (idg.  Altern,  q  :  qh^  b  :  bh).  -mbr-  ist  zu  -br-  >  br  geworden 
in  ir.  co-brith  'Hülfe',  cobir.  Gen.  cobra  ds.  :  *k'om-bhrti-^ 
"^k'om-bhri-,  zur  AVurzel  "^bher-  'tragen'.  Ob  diese  Entwickelung 
gemeinkeltiscli  war,  ist  zweifelhaft;  die  vorhandenen  brit.  Beispiele 
widersprechen  und  zeigen  statt  br  vielmehr  br  oder  (durch  Neue- 
rung?) mr,  mbr  :  mc.  cymryt  'nehmen'  mbr.  compret  (besteht 
aus  denselben  Elementen  wie  ir.  cobrith,  kann  aber  ein  jüngeres 
Kompositum  sein);  c.  he-brwng  'senden'  acorn.  he-brenchiat 
gl.  dux  mcorn.  hem-bronk  'wird  führen',  hembrynkys,  hom- 
bronkys  'geführt'  mbr.  ham-brouc  'führen'  nbr.  am-brouk  (der 
Umlaut  des  Präverbs  im  C.  und  Corn.  deutet  vielleicht  auf  einen 
Wurzclvokal  e^  in  Alternation  mit  dem  urspr.  etwa  im  Infinitiv 
berechtigten  o;  trotzdem  gehört  gall.  Abrincatui  VN  kaum  hier- 
her, denn  das  brit.  Präverb  scheint  =  skr.  sam-  zu  sein,  vgl.  §  585): 
möglicherweise  zu  got.  briggan  'bringen'  (vgl.  Brugmann,  IF  XII 
154 ff.;  Zupitza,  KZ  XXXVI  65;  Verf.,  KZ  XXXIX  354);  ir. 
abra  'Augenlid',  Plur.  abrait  nir.  abhra,  fabhra  c.  amrant  ds. 
acorn.  abrans  gl.  supercilium  br.  abrant  'Augenlid'  :  zu  lat. 
frons  'Stirn'  (idg.  Anlautsalternation  wie  in  gr.  a^cptu  :  got.  bai). 
Die  verschiedene  Entwickelung  in  c.  he-brwng  u.  s.  w.  und  c. 
amrant  u.  s.  w.  kann  darauf  beruhen,  daß  in  der  erstgenannten 
Sippe  teils  der  Anlaut  des  Verbums,  teils  der  Auslaut  des  Präverbs 
durch  das  etymologische  Bewußtsein  restituiert  worden  ist  (oder  ist 
c.  amrant  volksetymologisch  beeinflußt:  am  'um'  und  grän  'Augen- 
lid'?). Idg.  -mbl-  liegt  vielleicht  in  ir.  mebul  c.  mefl  corn.  nieul 
(S.  117)  vor,  falls  diese  Wörter  zu  gr.  (.i£f.iq)0[.iaL  'tadele',  [.lef-iq^iolr^ 
'Tadel'  gehören. 

Die  Uvularen  und  palatalen  Tenues  aspiratae  und  Tenues. 

§  74.  Idg.  q  (lat.,  gr.  k,  germ.  h,  -g-,  lit.  k,  sl.  k,  c,  alb.  k, 
arm.  U ,  -k-,  c\  selten  h  oder  Schwund,  vor  oder  nach  einem  u- 
Laut  s^  nach  einem  Sonorlaut  g,  skr.  Ä^^  c)  und  idg.  k'  (lat.,  gr.  k, 
germ.  h,  -g-,  lit.  6-^   sl.  s,   alb.  p,  s,   arm.  s^  aw.  6*;  skr.  s)   sind  im 


120  Idg.  q(h),  k'h.     Allgemeines  und  Anlaut.  [§  74 

Kelt.  zunächst  in  U  zusammengefallen.  Damit  sind  ferner  die 
entsprechenden  Tenues  aspiratae  zusammengefallen  (idg.  qh  >  skr. 
khy  iran.,  arm.,  sl.  x;  idg.  qh  und  k'h  >  gr.  %  lat.  h).  Das  so 
entstandene  Je  bleibt  im  Inselkeltischen  im  Anlaut  erhalten,  unter- 
liegt aber  im  Saudhi  der  Lenition,  im  Ir.  zu  x  (ch),  im  Brit.  zur 
reinen  Tenuis  k  (woraus  weiterhin  meist  g  entsteht);  denselben 
Änderungen  unterliegt  Je  im  Wortinnern  zwischen  Vokalen  (Ge- 
naueres in  §  75).  Vor  t  entsteht  im  Ir.  und  Gall.  x  (ir.  ch, 
seltener  c  geschrieben;  gall.  c  oder  x);  im  Brit.  wird  dieser  Reibe- 
laut vokalisiert  und  verschmilzt  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  zu 
einem  Diphthong.  Ähnlich  war  wohl  die  Entwickelung  vor  s  (Aus- 
gangspunkt xs,  ir.  SS;  brit.  x;  vgl.  §  49,  4);  die  verschiedene  Ent- 
wickelung eines  idg.  r  vor  ks  in  c.  drem  S.  42  und  vor  kt  in  ir. 
art  S.  44  und  unten  §  76  könnte  auf  ein  verschiedenes  Alter  der 
spirantischen  Aussprache  des  k  vor  s  und  t  deuten.  Zwischen 
Vokal  und  Sonorlaut  findet  man  im  Brit.  teils  dieselbe  Behand- 
lung wie  zwischen  Vokalen,  teils  Vokalisierung  mit  daraus  folgender 
Diphthongbildung,  im  Ir.  immer  Vokalisierung  (Schwund  mit  Er- 
satzdehnung), sk  wird  im  Nir.  und  Nc.  zu  sg  (mit  stimmlosem  g); 
nach  r  und  l  bleibt  1^  im  Ir.  erhalten,  wird  aber  im  Brit.  zu  x 
(ch).  nli  wird  im  Ir.  zu  ^;  meist  mit  vorhergehender  Ersatzdehnung 
(älter  war  die  Aussprache  k  mit  reiner  Tenuis;  die  durch  den  Nasal 
bewirkte  Änderung  der  Aussprache  wird  noch  im  Air.  und  älteren 
Mir.  nicht  bezeichnet),  bleibt  im  Corn.  und  Br.  und  im  c.  Auslaut, 
wird  aber  im  c.  Inlaut  zu  wh  (das  im  Nc.  nur  vor  betontem  Vokal 
bleibt,  sonst  aber  zu  ?&  wird);  Genaueres  über  die  nasale  Mutation 
in  §  94  und  in  den  einschlägigen  Kapiteln  des  psychologischen 
Abschnittes  der  Lautlehre. 

Idg.  Tenuis  aspirata  im  Anlaut:  ir.  cit,  cetnait  ^Schaf  : 
arm.  xoj  'Widder',  ocxar  'Schaf  {^qhotjuqh-;  das  anlautende  x 
durch  Dissimilation  geschwunden,  aber  im  Türkischen  im  armen. 
Lehnwort  kockar  'Widder'  noch  erhalten),  xam  'Schafherde'  (*qhet- 
jen-);  ir.  ciar  'dunkelfarbig,  dunkelbraun'  :  an.  harr  ae.  här  'grau, 
altersgrau'  ahd.  her  'erhaben'  gr.  xoiqog  'Ferkel'  abulg.  serü  'grau' 
cech.  sery  poln.  szary  (süd-  und  ostsl.  s,  westsl.  s  aus  x  vor  ui'spr. 
diphthongischem  e).     Idg.  k'h-  ist  im  Kelt.  nicht  klar  belegt. 

Idg.  q-  :  ir.  cinim  'entspringe',  cenel  'Geschlecht'  c.  cenedl 
acorn.  kinethel,  ir.  cet-  'der  erste'  c.  cynt  'früher'  corn.  kyns 
br.  kent  gall.  Cintu-gnatus  MN  "der  erstgeborene"  :  got.  du^ 
ginnan  'anfangen'    asl.  na-cq-ti  ds.,    cq-do  'Kind',    ko7u  'Anfang', 


§74|  Idg.  qh-,  </-.  Ich-,  k'-.  121 

konici  'Ende'  gr.  vMLvog  'neu'  skr.  kanistha-  'der  jüngste'  (hierher 
noch  ir.  cano,  cana  'Wolfsjunges'  c.  cenaw  'junger  Hund,  Wolf: 
russ.  scen-6k  ds.  arm.  skund  ds.);  ir.  crem  'Knoblauch'  c.  craf 
(Altern,  -em-  :  -inm-)  :  gr.  'aqo(xvov  'Zwiebel'  aengl.  liramse  'Wald- 
knoblauch' lit.  kermüsc  russ.  ceremica,  reremsa  (türk.  sarymmk 
wohl  —  mit  auffälliger  Behandlung  der  Zischlaute  —  aus  dem 
Slavischen);  ir.  cruit  'Harfe;  Höcker'  c.  crwth  'Bauch;  Geige', 
croth  'Bauch;  uterus'  abrit.-lat.  chrotta  'Harfe'  :  lit.  krütis  'weib- 
liche Brust',  krütine  'Brust'  (Zupitza,  KZ  XXXVI  242;  idg. 
Altern,  u  :  ü;  ursprüngliche  Bedeutung  jedenfalls  'Brust').  Idg.  qw- 
mag  vorliegen  in  ir.  corr  'rund',  corr  'odd',  cor  räch  'unbeständig' : 
got.  huairhan  'sich  wenden'  gr.  yiagTcög  'Handwurzel',  v^aQjca'kiixoq 
'schnell'. 

Idg.  k'-  :  c.  cawdd  'Zorn,  Erbitterung'  corn.  kueth  'Kummer' 
br.  keuz  ds.,  ir.  cais  'Haß'  c.  cas  :  osk.  cadeis  (Gen.)  'Haß'  lat. 
cadamitäs,  calamitäs  'Schaden'  gr.  Aijöog  dor.  /.aöog  'Kummer' 
got.  hatis  'Haß'  aw.  sädrdm  'Unheil,  Leid';  ac.  calamennou  gl. 
culmos  nc.  calaf  'Rohr,  Stengel'  corn.  cala  'Stroh'  mbr.  colouenn 
nbr.  kolo-enn  'Halm'  :  lat.  culmus  'Halm'  gr.  AaXafxoq  'Eohr' 
ahd.  halm  'Halm'  asl.  slama  russ.  solöma  'Stroh';  ir.  cail  'Speer'  : 
gr.  KrjXov  'Pfeil'  an.  hali  'Schwanz'  arm.  salarf  'Laub'  skr.  sald-s 
'Stock,  Stachel  des  Stachelschweines'  (Zupitza,  BB  XXV  90, 
Scheftelowitz,  BB  XXVIII  282;  oder  zu  pr.  kelian  'Speer'?); 
ir.  cet  'hundert'  c.  cant  u.  s.  w.  S.  46;  ir.  crü  'Huf  :  aw.  srü-, 
srvä-  'Nagel,  Hörn'  (und  daraus  entlehnt  finn.  sarvi  'Hörn'  läpp, 
coarvve);  ir.  cliath  'crates'  c.  clwyd  ds.  acorn.  cluit  gl.  clita 
br.  kloued-enn  'claie',  ir.  clethe  'Dachbalken,  Dach',  ir.  clithar 
'shelter'  c.  cledr-en  'Sparren'  'rafter,  shingle,  stave,  rail'  mbr. 
clezr-en  nbr.  kler-enn  'piece  principale  de  la  claie'  :  umbr.  kle- 
tram  'lecticam'  ahd.  leitara  'Leiter'  aengl.  hlsedder  nengl.  lad- 
der  ds.  lit.  slite  'Leiter'  lett.  slita  'ein  aus  liegenden  Hölzern  ge- 
machter Zaun'  got.  hleipra  'Zelt'  an.  hlei{)r  gr.  y,lioia  'Hütte, 
Lehnstuhl'  (gemeinsame  Bedeutung:  "gitter-(leiter-)artige  Konstruk- 
tion und  die  einzelnen  Bestandteile  derselben");  c.  clun  'Hüfte' 
corn.  clun  ds.  br.  klun  'Hinterbacke'  :  lat.  clünis  ds.  gr.  /.long 
'Steißbein'  (mit  idg.  Vokalaltern.)  an.  hlaun  'Schenkel'  lit.  slau- 
nis  'Hüfte,  Oberschenkel'  skr.  sröni-s  'Hinterbacke'.  Idg.  k'iv  mit 
Schwund  des  w  vor  kelt.  -ü  aus  idg.  -ö  liegt  vor  in  ir.  cü  'Hund' 
c.  ci  corn.  ki  br.  ki  §  32,  4. 

Anm.    Über  g-  aus  /•-  in  proklitisclien  Wörtern,  s.  §  173,  §  188. 


122  Idg.  q(h),  k'[h)  zwischen  Vokalen.  [§  75, 1—3 

§  75.  (Idg.  qh,  q,  k'h.  Je  zwischen  Vokalen.)  1)  Ir.  müch 
'Eauch'  c.  mwg  corn.  mok  ds.  br.  moug,  mog  'Feuer',  moged 
'Rauch'  :  gr.  Of.ivxof.iai  'werde  in  langsamem  Feuer  verzehrt'  arm. 
mux  'Rauch'  (daneben  mit  idg.  g  :  aengl.  smeocan  'rauchen'  gr. 
Aor.  iof.ivyif]v  zu  Ofivxof^iai  lit.  smäugiu  'würge');  c.  rhwygo  'zer- 
reißen' mbr.  roegaff  :  skr.  lihhämi  'ritze,  schreibe'  lit.  riekiü 
'schneide'  mhd.  rihe  'Reihe,  Linie'  (und  mit  idg.  q  :  gr.  egsLAco 
'zerbreche');  c.  oged  'Egge'  ac.  ocet  gl.  raster  br.  oged  :  lat.  occa 
ahd.  egida  ae.  ege|)e  (e  Umlaut  von  a)  lit.  akecios  (gr.  o^ivr]); 
ir.  loche  'Blitz'  c.  llug  'Glanz',  llug  y  dydd  'Tagesanbruch', 
am-lwg  'sichtbar',  gjo-lwg  'Sehen,  Gesicht',  ir.  löcharn,  luacharn 
'Leuchte'  c.  llygorn  acorn.  lugarn  ds.  br.  lugern  'Glanz'  :  lat. 
lux  'Licht',  lücere  'leuchten',  lucerna  'Lampe'  gr.  lev'/,6g  'weiß', 
afx(fi-Xv/.r}  'Morgendämmerung',  levooco  'sehe'  (oo  aus  hj)  got. 
liiihap  'Licht'  lit.  läukiu  'warte'  asl.  luci  'Licht'  arm.  lois  'Licht' 
skr.  röca-te  'leuchtet';  ir.  deich  'zehn'  ac.  -dec  mc.  dec  nc.  deg 
corn.  dek  br.  dek,  s.  S.  46;  ir.  fiche  'zwanzig'  mc.  ugeint  nc. 
ugain  corn.  ugens,  ugans  br.  ugent,  s.  §  474;  ir.  froech 
'Heidekraut'  S.  60;  ac.  di-auc  S.  48.  —  Idg.  -k'w-  liegt  vor  in  ir. 
ech  'Pferd'  c.  ebol  'Füllen'  u.  s.  w.  §  28,  1. 

2)  X  wird  im  Irischen  zu  ^;  wenn  es  mit  mouilliertem  Timbre 
in  unbetonter  Silbe  steht:  air.  hiressach  'gläubig',  Plur.  hiressig. 
—  Das  lenierte  k  (urspr.  wohl  eine  reine  Tenuis  k)  wird  im  Ac, 
Abr.  immer  c  geschrieben;  im  Mc,  Corn.  und  Mbr.  schwankt  die 
Schreibung  zwischen  c  und  g  (c  besonders  im  Auslaut);  das  Nc. 
hat  immer  g,  das  Nbr.  im  Auslaut  häufig  k.  Über  den  Übergang 
eines  lenierten  k -\-  j  in  j  im  Br.  (belek  'Priester',  Plur.  beleien) 
s.  §  254.  Über  den  Schwund  eines  lenierten  k  in  c  rhysyn 
'Ammern'  und  corsen  'Binse'  s.  §  330. 

3)  Statt  der  Lenierung  des  Je  zwischen  Vokalen  zu  Je  y  g 
scheint  in  einigen  Fällen  im  Brit.  Spirantisierung  zu  x  aufzutreten. 
So  nach  Zupitza,  KZ  XXXV  257  in  der  Stellung  nach  idg.  r 
und  l  :  c  drych  'Anblick'  §  30;  c  rhych  'Furche'  abr.  ro- 
ricse(n)ti  gl.  sulcauissent  (c  =  x),  vgl.  ir.  (etrech)  'Furche',  Dat. 
Plur.  e  tri  gib  :  lat.  porca  ahd.  furuh.  Ferner  nach  Zupitza 
a.  a.  0.  S.  258  bei  sekundärem  Zusammentreffen  mit  einem  folgen- 
den r:  ir.  feudi uir  'wild'  (mit  dem  Kompositum  deochair  'seue- 
rus',  dechrad  Inf.  'rasend  machen',  Präs.  dechraid  immum  'ich 
werde  rasend',  die hra 'inbrünstig')  ac.  guichir  g].  effrenus,  guichr 
nc.    gwychr    'tapfer'    :   *we-k'örd,    zu    lat.    ue-cors    'wahnwitzig. 


§  7ß|  k  ^  Vokal  +  r.     kt,  123 

tückisch';  ir.  ochair  'Ecke,  Hand'  c.  oclir  :  ein  urspr.  r-Stamn, 
zu  lat.  äcer  'scharf,  ocris  'mons  confragosus'  gr.  ox^tg  'Berg- 
spitze', arm.  sur  'scharf  u.  s.  w.  (nir.  eochair  'Rand'  durch  Ver- 
mischung mit  mir.  nir.  eochair  'Schlüssel'  c.  agoriad  ds.,  agori 
'öffnen'  corn.  ygery  [mit  Umlaut;  Impv.  ygor]  br.  digeri,  Part, 
digoret  [mit  volksetymologischer  Umgestaltung  der  ersten  Silbe], 
das  auf  *ek'ör  zurückgehen  und  zu  derselben  AVurzel  gehören  kann). 
§  76.  (Idg.  qh,  q,  k'h,  k  vor  Geräuschlauten.)  -akt-  :  ir. 
do-sn-acht,  Prät.  von  ag-,  c.  aeth  'ging'  corn.  eth  mbr.  aez  nbr. 
eaz   (c.  1.  Sing,   mit  Umlaut  euth-um    corn.  yth),    s.  Verbalverz. 

okt-  :  ir.  in-nocht  'diese  Nacht'    c.  peu-noeth  'jede  Nacht' 

mc.  trannoeth  'am  folgenden  Tage'  (dazu  mit  J-Umlaut  :  c. 
neithiwyr,  neithwyr  'last  night'  ncorn.  nehuer  Lhuyd  252  mbr. 
neyzor  nbr.  neizeur)  :  lat.  nox.  Gen.  noctis  gr.  vv^^  Gen.  wAXog 
got.  nahts  lit.  naktis  asl.  nosü  (st  <  kt)  alb.  natd  [nesdr  'morgen' 
mit  6-  aus  tj)  skr.  ndkti-s  (c.  he-no  'hac  nocte'  enthält  den  Nom. 
eines  konsonantischen  Stammes,  =  lat  nox;  c.  corn.  nos  br.  noz 
'Nachf  ist  *noqt-stu-);  ir.  ocht  'acht'  c.  wyth  ncorn.  eath  br. 
eiz  :  *ok'tö  (daher  im  Brit.  Z-Umlaut),  vgl.  lat.  octo  gr.  ozrw  got. 
ahtaii^  lit.  astuo-ni  asl.  os-mt  (mit  geschwundenem  -t-)  alb.  te-td 
arm.  ut"^  skr.  astäu;  ir.  cucht  'Farbe,  äußere  Erscheinung'  (mit 
Hebung   des   o  zu  u)  :  an.  hättr   'Weise'    (Zupitza,  KZ  XXXV 

267). ukt-  :  ir.  lucht  'Teil,  Portion;  Ladung;  Abteilung,  Schar, 

Leute'  c.  llwyth  'load,  bürden,  tribe'  gall.  Lucterius,  Lux- 
tiirios  MN  :  mit  der  Grundbedeutung  'Teil'  zu  lit.  lüz-ta  'blicht' 
skr.  ru^a-tiy  wozu  wohl  auch  got.  lükan  'schließen'  und  mit  anderer 
Bedeutungsentwickelung  skr.  ru^-  'Schmerz'  gr.  Xvyqog  'janmiervoU' 
lat.  lüctus  'Trauer';  ir.  mocht  'gach  ciuin'  'mild'  c.  mwytho  'er- 
weichen' :  an.  miükr  'weich',  weiterhin  zu  skr.  wuktd-  'losgemacht, 
befreit'  [mwicämi  'löse,  befreie';  in  der  Wurzel  idg.  q:Q).  —  -ekt-  : 
ir.  recht  'Gesetz'  ac.  cymreith  nc.  cyfraith,  rhaith  ds.,  Plur. 
rheithiau  br.  reiz  'Ordnung'  gall.  Rextugenos  MN  :  zu  lat. 
rectus  'gerade,  recht'  got.  raihts  aw.  rästa-;  c.  llaith  'feucht'  br. 
leiz  :  zu  ir.  leg-  'zerschmelzen'  an.  leka  'tröpfeln'.  Statt  ei  er- 
scheint im  Br.  in  gewissen  Fällen  ei  ir.  er  echt  'Wunde'  c. 
creith-en  'Narbe'  abr.  creithi  gl.  ulcera  mbr.  creizenn,  cre- 
zenn  'Narbe'  nbr.  kleizenn;  vielleicht  regelmäßig  nach  j  und  w: 
mc.  ieith  nc.  iaith  br.  iez  S.  65;  ir.  fecht  'Kriegszug,  Gang, 
Reise,  Mal'  mc.  gweith  nc.  gwaith  'Werk,  Arbeit,  Mal'  corn. 
gweth,    gwyth    'Mal'    acorn.    gueid-uur    gl.   opifex    br.   gwez, 


124  kt    kr.  [§  76.  77 

gweach  'Mal'  {s  <  zj  stammt  aus  dem  Plural,  vgl.  a-wechou 
^bisweilen')    gall.    Uecturius    MN   :   zu   lat.    uehö    'fahre',    Part.  | 

uectus.  —  -ikt-  :  ir.  techt  'gehen'  c.  taith  fem.  'Eeise'  br.  tiz 
'Eile'  :  zu  ir.  tiagu  'gehe'  gr.  OTeiyw  u.  s.  w.;  c.  nithio  br.  niza 
'worfeln'  :  zu  gr.  vlvm'  hyifxa  'worfelt'  lit.  niekö-ti  'Getreide 
schwingen' (dazu  noch  c.  gwe-niz  br.  gwi-niz 'Weizen',  s.  Zupitza, 
BB  XXV  97;  ob  auch  ir.  cruith-necht  'Weizen',  dessen  erstes 
Glied  dann  noch  zu  erklären  wäre?);  ir.  mrecht-rad  'uarietas' 
nir.  breacht-ach  'mixed,  mingled,  spotted'  ac.  brith  gl.  pictam, 
-breithet  'bunt'  nc.  brith,  Fem.  braith  'mixed,  speckled'  acorn. 
bruit  gl.  uarius  br.  briz  'fleckig'  :  zu  asl.  mric-nqti,  mrcati  'ob- 
scurari'  russ.  mercdti  'dämmern';  ir.  mlicht,  blicht  'Milch'  c. 
blith  :  zu  lat.  mulgeö  'melke'  gr.  afnilyco  ds.  got.  miluks  'Milch' 
lit.  melzu  'melke'  asl.  mlzq  alh.mjel^  mhjel  ds.  —  -kt-  nach  einem 
langen  Vokal:  c.  doeth  'kam'  corn.  tueth  {top)  mbr.  de  uz  (döz\ 
s.  Verbalverz.  ag-.  Nach  einem  r:  ir.  ro-ort,  Prät.  von  org- 
'töten';  vgl.  ir.  art  'Bär'  mit  idg.  kl>  §  52  (die  Entwickelung  des 
idg.  r  zu  ar  ist  vielleicht  von  der  spirantischen  Aussprache  des 
idg.  k  >  kelt.  x  bedingt).  In  der  Gruppe  -toM-  schwindet  das  ')9 
gemeinkeltisch  wegen  der  kelt.  spirantischen  Aussprache  des  idg. 
Ä;:ir.  techte  'gehörig,  recht'  c.  teithi 'characteristics',  mc.  brenhin 
teithiawc  'rex  legitimus'  :  an.  J)ettr  'dicht'  lit.  tankus  u.  s.  w. 
(über  ir.  techt  'geronnen'  s.  Stokes,  BB  XXV  258);  ir.  cum- 
achte  'Macht'  (zu  con-iccim  'ich  kann')  c.  cyfoeth  acorn.  che- 
fuidoc  gl.  omnipotens,  s.  Verbalverz.  icc-;  vielleicht  auch  c.  troeth 
'Lauge,  Urin'  br.  troaz  'Urin'  :  mbr.  gou-zroncquet  'baden'  ir. 
fo-thrucud  ds.  lit.  trenkü  'wasche',  Inf.  trinkti  (zum  Sachlichen 
vgl.  Arran  füdl  fual  'Urin  als  Waschmittel';  eine  abweichende 
Lautgestalt  zeigt  c.  trochi  'baden';  vielleicht  -idks-);  ir.  cecht 
'Pflug'  s.  unten  §  78. 

§  77.  (Idg.  qhf  q,  k'h,  k'  vor  Sonorlauten  im  Inlaut.)  -kr-: 
ir.  der  'Träne'  nir.  deör  Arran  d'ör  Donegal  d'ör  (vgl.  §  201)  mc. 
deigr  Plur.  dagrau  corn.  Plur.  dagrow  abr.  dacr-lon  gl.  uuidus 
mbr.  Plur.  dazrou  nbr.  Plur.  daerou,  daelou  (dazu  eine  Singular- 
form daeraouenn,  daelaouenn)  :  lat.  dacruma,  lacruma  gr. 
öäyiQv  got.  tagr  ahd.  zahar  aengl.  tear  an.  tar  (und  mit  dr-  : 
mhd.  traher  arm.  artaus-r,  Plur.  artasu-k^  [a7't-  aus  dr-]\  mit 
vokalischem  Anlaut  lit.  Plur.  äsaros  skr.  asru);  c.  gwa-gr,  go-gr 
'Sieb',  go-grynu  'sieben'  br.  gourner  'Sieb"  :  zu  lat.  cernö  {er 
<  ri)   'sichte'    gr.  yigtrco   'scheide'    got.  hrains  'rein';    ir.  fo-chrus 


§77|  kr,  kl,  -kn-.  125 

{x  durch  das  etymologische  Bewußtsein  restituiert)  c.  gwregys 
acorn.  grugis  hr.  gouriz  S.  42f.;  ir.  ar-ro-chiuir,  redupliziertes 
Perf.  zu  ar-a-chrinim  s.  Verbal verz.  Die  Vokalisation  des  k 
findet  im  Br.  vor  dem  geschwundenen  Auslaut  ^yohl  nicht  statt: 
c.  hagr  'häßlich'  corn.  hager  br.  akr,  hakr  gall.  Sacrapu  MN  : 
lat.  sacer  'einem  Gotte  geweiht;  verflucht,  abscheuHch'. 

-kl-  :  ir.  muinel  'Hals'  c.  mwnwgl  S.  33  (c.  -wgl  aus  -ygl'^); 
c.  huddygl  br.  huzel  'Ruß'  S.  71,  vgl.  die  lat.  Lehnwörter  mit 
-kl-  §  141,  4.  Durch  das  etymologische  Bewußtsein  wurde  der  Ver- 
schlußlaut geschützt  z.B.  in  br.  he-gleo  'hell,  klingend'  c.  hy-glyw 
'hörbar'  zu  br.  klevout  'hören'. 

-akn-  :  ir.  bren  'stinkend,  faul'  c.  braen  mbr.  breyn  nbr. 
brein  :  zu  lat.  marceö  'bin  welk',  marcidus  'welk,  morsch'  lit. 
mifk-ti  'eingeweicht  sein'  skr.  marcajati  'versehrt';  ir.  blen  'die 
Weichen'  c.  blaen  'Spitze'  corn.  blyn  'Gipfel'  mbr.  blein  'sommet' 
nbr.  blein  'bout'  (Etymologie  unbekannt;  zu  gr.  ixaLav.oo,  'weich'?). 
—  -okn-  :  ir.  srön  c.  ffroen  mbr.  froan  nbr.  fron  (und  mit  Um- 
laut c.  trwyn  acorn.  trein),  s.  S.  82;  c.  croen  'Haut',  Plur. 
crwyn  acorn.  croin  gl.  pellis  (und  mit  kn  >  kk  nach  §  97  und 
nachmaliger  Restitution  des  /i-Suffixes  ir.  crocenn  nir.  croiceann 
corn.  crohen  br.  kroc'hen)  :  Etymologie  unbekannt;  ac.  cuin- 
haunt  'sie  werden  weinen'  c.  cwyn  'Klage'  corn.  ken  'complaint' 
br.  keini  'gemir'  (ir.  cöin-  'klagen'  ist  aus  dem  C.  entlehnt)  :  viel- 
leicht mit  urspr.  präsensbildendem  n  zu  gr.  xwzt'w  'klage'.  — 
-ukn-  :  c.  dwyn  'tragen'  (Präs.  dygaf)  corn.  doen,  doyn,  don 
br.  doen  s.  Verbalverz.  her-.  —  -ekn-  :  ir.  scen  'Schrecken'  :  zu 
ir.  scuchim  'weiche'  c.  ysgogi  'to  stir'  br.  diskogella  'schütteln' 
ahd.  gi-scehan  'geschehen'  asl.  skociti  'springen'  (idg.  Altern,  e  : 
o).   —   -ikn-  :  vielleicht  im  MN   ir.  Len    gall.  Licnos   (Strachan, 

Trans.  Phil.  Soc.  1891—94  S.  229). ükn-  und  -tkn-  scheinen 

im  Ir.  mit  -ukn-  und  -ikn-  zusammengefallen  zu  sein:  ir.  tön  'po- 
dex'  c.  tin  :  aus  "^tüqnä  zu  ahd.  dioh  aengl.  {)eoh  (engl,  thigh) 
'Schenkel'  an.  piö  'Lende,  Hinterbacke'  lit.  täukas  'Fettstückchen' 
asl.  tukü  'Fett';  nir.  leana  'Wiese'  :  lit.  lekna  'niedrige  Wiese' 
(idg.  e  >  kelt.  i);  ir.  men  .i.  bei  'Mund'  c.  min  'Lippe'  corn. 
myn,  meyn  ds.  br.  min  'Schnauze'  :  "^mekno-  oder  *meknä,  zu 
ahd.  mago  'Magen'  (idg.  Altern,  e  :  a;  zur  Bedeutung  vgl.  gr. 
OTOf-iaxog  'Magen'  neben  arofiia  'Mund';  vgl.  Sti'achan,  Trans.  Phil. 

Soc.  1891—94  S.  219). eukn-  {oukn-)  :  mbr.  sunaff  S.  72  (k 

restituiert  in  c.  sugno?  vgl.  ac.  dissuncgnetic  gl.  exanclata). 


126  rh,  tk,  Tok  (§  78 

§  78.  (Idg.  qh,  q,  k'h,  U  nach  Konsonanten.)  Die  Beispiele 
für  sk  findet  man  in  §  49,  2.  sqw  in  ir.  sesc  c.  hysp  br.  hesp 
(neben  hesk),  s.  §  48,  1.  Dental  +  A-  :  ir.  rucce  'Schande'  :  zu 
ir.  ruad  'rot'. 

rk  :  ir.  cerc  nir.  cearc  'Huhn'  :  gr.  y.eQKog'  clIsxtqvojv  lit. 
kerkiü  'kreische  wie  eine  Bruthenne  im  Nest'  pr.  kerko  'Taucher' 
skr.  krka-vähu-s  'Hahn'  (^^Ä^rÄ:a-Kufer")  und  mit  volksetymologischer 
Umgestaltung  lat.  querquedula  'Kriechente';  ir.  marc  'Pferd' 
c.  march  mcorn.  margh  ncorn.  marh  (mcorn.  marrek  'horseman' 
mit  rr  <  rx)  br.  marc'h  gall.  Marco- durum  ON  :  ahd.  mar  ah 
aengl.  mearh  an.  marr  (Fem.  ahd.  meriha  an.  merr  aengl.  miere); 
nir.  earc  'red,  speckled'  c.  erch  'dunkelbraun'  :  gr.  7TeQ%vGg 
'schwarzblau'  ^\.y.  pfsni-s  'gesprenkelt'  (dazu  nir.  earc,  orc 'Lachs'  : 
ahd.  forhana  'Forelle'  gr.  jtlq/.ri  'Barsch';  es  ist  übrigens  denk- 
bar, daß  nir.  earc  mit  kk  aus  kn  nach  §  97  dem  gr.  n^q^Avöi; 
genau  entspricht);  ir.  orc  'Schwein'  nir.  orc  'a  pig;  a  lapdog' 
§  53;  c.  iwrch  acorn.  iorch  br.  iourc'h  §  44. 

Ik  :  ir.  olc  nir.  olc  'schlecht'  :  lat.  ul  eis  cor  'räche'  gr.  oHvm 
'verderbe'  ahd.  ilgi  'fames  uel  Stridor  dentium'  lit.  älk-ti  'hungern' 
asl.  lakati  ds.  [la  <  ol-),  vgl.  Rozwadowski,  Quaest.  gramm.  et 
etym.  I  35;  c.  talch  'fragment,  grist'  acorn.  talch  gl.  furfures  {cd 
aus  l)  :  russ.  tolöei  'zerstoßen',  toloknö  'durch  Stoßen  im  Mörser 
bereitetes  (Hafer)mehr  {olo  aus  ol,  öl);  ir.  nir.  folcaim  'wasche' 
c.  Inf.  golchi  corn.  golhy  br.  gwalc'hi. 

Wv  :  ir.  ec  'Tod',  Gen.  eca  nir.  eag  mc.  angheu  nc.  angeu 
(angheuol  'tödlich')  corn.  ancow  br.  ankou  S.  46;  ir.  ecen 
'Notwendigkeit'  nir.  eigean  mc.  anghen  nc.  an  gen,  Plur.  ang- 
henion  :  gr.  avayyii^  (redupliziert);  ir.  gec  'Ast'  nir.  geag  c. 
cainc,  Plur.  mc.  canghau  nc.  cangau  (neugebildet  Sing,  cang, 
Plur.  ceinciau  und  noch  andere  Formen)  :  asl.  sqkü  'Zweig'  skr. 
saTskü'  'Pfahl,  Pflock'  (dazu  ir.  cecht  'Pflug'  S.  124;  ohne  Nasal: 
skr.  säkhä  'Ast,  Zweig'  arm.  cax  lit.  sakä  ds.  russ.  soxd  'Haken- 
pflug' got.  höha  'Pflug',  vielleicht  auch  alb.  pekd  'Franse^  Zipfel'); 
ir.  oac  'jung'  nir.  ög  c.  ieuanc  acorn.  iouenc  br.  iaouank  S.  61. 
C.  he-brwng  S.  119  hat  die  Inlautsbehandlung  verallgemeinert. 
Mehr  Beispiele  in  §  94.  —  Im  Auslaut  eines  proklitischen  Wortes 
wird  'iäk  im  C.  zu  ^a;  daher  wng  neben  wnc  'nahe'  ir.  oc  'bei'. 


§  79]  hf;  Allgemeines,  Schicksal  der  Labialisierung.  127 

Die  labiovelare  Tenuis  aspirata  und  Tenuis. 

jij  79.  Iclg.  ku  (lat.  qu,  gr.  yr,  z,  germ.  hw,  f,  -iv-,  -(j-,  lit.  k, 
sl.  ky  c,  alb.  k,  s,  arm.  k\  -k-,  c  ,  selten  h  oder  Schwund,  vor  oder 
nach  einem  «(-Laut  s,  nach  einem  Sonorlaut  y,  skr.  k,  c)  ist  im 
Keltischen  zu  k^u  geworden  und  ist  jedenfalls  mit  der  entsprechen- 
den idg.  Tenuis  aspirata  (skr.  Ich,  iran.,  arm.,  sl.  x,  gr.  r/^,  ^,  lat. 
f;  z.  B.  in  skr.  khadgd-s  'Schwert'  gr.  (paoyavov)  zusammengefallen; 
jedoch  ist  die  idg.  Tenuis  aspirata  für  das  Keltische  kaum  belegt. 
Der  Laut  Ich  ist  noch  zur  Zeit  der  Ogaminschriften  erhalten,  wird 
aber  später  im  Ir.  zu  ]c  und  hat  genau  dasselbe  Scliicksal  wie  das 
in  §  74  behandelte  Je.  Über  Nachwirkungen  der  Labialisierung 
(ir.  coire  'Kessel',  cöic  'fünf,  cruim  'Wurm',  cruth  'Gestalt')  s. 
§  253.  Auch  im  Brit.  ist  die  Labialisierung  in  gewissen  Fällen 
aufgegeben  und  Zusammenfall  mit  den  in  §  74  behandelten  Lauten 
eingetreten.  So  vor  einem  u  (Zupitza,  KZ  XXXVII  403):  c.  cw 
'woher'  :  lat.  ne-cu-ter  'keiner  von  beiden',  u-ter  'welcher  von 
beiden'  (mit  Verlust  des  anlautenden  k-)  kret.  o-7cvl  'wohin'  aengl. 
hü  'wie'  asl.  kü-de  'wo'  alb.  kur  'als',  kur9  'je'  skr.  ku-ha  'wo'. 
Vgl.  ir.  cü  'Hund'  u.  s.  w.  S.  12L  Ebenso  nach  einem  u:  ir. 
buachail  'Hirt,  Knabe'  c.  bugail  corn.  bugel  br.  bugel  S.  54 
(auch  im  gr.  ßov-Kolog  liegt  Entlabialisierung  vor,  vgl.  al-7c6log 
'Schafhirt'  lat.  colö  'pflege'  [ko-  aus  kue-],  inquilinus  'Insasse' 
gr.  7C£QiTelX6iJ-evog,  7r€QL7tX6f,ievog  'sich  herum  drehend'  alb.  sjei 
'bringe'  skr.  carämi  'gehe').  Ferner  hat  ku  im  Brit.  die  Labiali- 
sierung verloren,  wenn  es  schon  vor  dem  großen  Verfall  des  Aus- 
lautes auslautend  (geworden)  war  :  mc.  ac  'und'  u.  s.  w.  :  lat.  at- 
que  und  mc.  nac  :  lat.  neque  §  150;  br.  a-raok  'vor'  und  mit 
gekürztem  Vokal  c.  rhag  corn.  rag  br.  rak  :  skr.  präk  ds.,  Neu- 
trum des  Stammes  pränc-  'nach  vorne  gerichtet',  vgl.  pratjaiw- 
'nach  hinten  gerichtet',  visvanc-  'auseinander  gehend',  tirjanc-  'in 
die  Quere  gehend',  Fem.  pratlct,  visüct,  tirdscl  (mit  idg.  Fehleu 
des  Nasals)  lat.  longinquus  'fern',  propinquus  'nahe'.  Schheß- 
licli  hat  k^  in  der  Doppelung  sowie  vor  s  und  t  im  Brit.  die 
Labialisierung  verloren:  c.  mech-deyrn  'König'  corn.  mygh-tern 
ds.  abr.  Mach-tiern  MN,  acorn.  mah-theid  gl.  uirgo  mcorn. 
maghteth,  maghtyth  ds.  br.  matez 'Dienstmädchen'  zu  ir.  macc 
'Sohn'  (mech-deyrn  etwa  mit  mir.  6c-thigernd  'Jungherr,  Junker' 
zu  vergleichen)  ir.  in  gen  macc- da  cht  'junges  erwachsenes  Äläd- 
chen'  air.  ro-mac-dact  gl.  superadulta  neben  ac.  map  'Sohn'  nc. 


128  Idg.  hu:  [§  79 

mab  corn.  mab  br.  mab,  map  ds.  nsch.  mach-lag  Matrix, 
Uterus,  uulua'  (mir.  incloc  LL273b  26,  vgl.  Zimmer,  KZ  XXVIII 
4211;  ein  ir.  mach-  steckt  auch  in  mir.  macraille  nir.  magairle 
*Hode');  Verbindungen  wie  nii.  mac  leabhair  ^copy  of  a  book' 
oder  mac  mallachtain  ^der  Teufel'  ("Sohn  der  Verwünschung"), 
mac  leighinn,  mac  foghluma  ^a  student'  ("Sohn  des  Lesens, 
Sohn  des  Lernens")  führen  darauf,  auch  c.  mach  talu  'Bürge'  als 
"Sohn  des  Zahlens"  aufzufassen  und  die  übrigen  Verbindungen  des 
c.  mach  entsprechend  zu  beurteilen.  Ein  eventuell  durch  Doppel- 
ung zu  erklärendes  x  neben  pyh  erscheint  ferner  in:  c.  hefelwch 
'Ähnhchkeit'  neben  cyffelyb  'ähnlich'  (jedoch  können  die  Suffixe 
gänzlich  verschieden  sein);  c.  gwlych  'Feuchtigkeit'  br.  glec'h 
'trempe'  neben  c.  gwlyb  'feucht'  S.  60;  jedoch  kann  hier  auch 
kus  vorliegen,  wie  in  br.  tec'het  'fliehen'  :  ir.  techim  'fliehe'  lit. 
tekü  'laufe'  asl.  tekq,  ds.  skr.  tak-ti  'stürzt,  schießt  dahin'  got.  pius 
'Knecht'  ("Läufer").  —  In  den  Fällen,  in  denen  die  Labiahsierung 
nicht  verloren  geht,  wird  idg.  h^  im  Brit.  zu  p ,  das  im  Anlaut  im 
Satzzusammenhang  der  Lenition  zw.  p  y  h  unterworfen  ist  und  im 
Inlaut  zwischen  Vokalen  gleichfalls  zu  /?  >  &  wird.  Unklar  ist  das 
Schicksal  des  ku  vor  Nasal,  sku  >  rac.  sp  ist  im  Nc.  etwa  zu  sh 
mit  stimmlosem  h  geworden  (die  Schreibung  schwankt  zwischen  sp 
und  sb).  rku  und  Iku  werden  im  Brit.  rf  und  If  ergeben  haben; 
die  Belege  sind  aber  sehr  dünn  gesät,  wku  bleibt  im  Corn.  und 
Bret.  und  im  c.  Auslaut,  wird  aber  im  c.  Inlaut  zu  mh  (das  im  Nc. 
nur  vor  betontem  Vokal  bleibt,  sonst  aber  zu  m  wird);  Genaueres 
über  die  nasale  Mutation  in  §  94  und  in  dem  psychologischen  Ab- 
schnitt der  Lautlehre.  —  Über  das  GalHsche  vgl.  S.  4. 

Beispiele  für  den  Anlaut:  ir.  cia  'wer'  c.  pwy  corn.  pyw  br. 
piou  :  vgl.  lat.  qui,  quis  'wer'  gr.  ^cozegog  'welcher  von  beiden', 
zig  'wer'  got.  huas  lit.  käs  asl.  kü-to  (Neutr.  ci-to)  alb.  kus,  Akk. 
k9  (si  'wie',  se  'was')  arm.  o  skr.  kas  (vgl.  die  enklitische  Partikel 
cid);  ir.  cethir  'vier'  c.  pedwar  corn.  peswar  br.  pevar  gall. 
petor-ritum  §28,  1;  c.  pell  'fern'  corn.  pell  br.  pell  :  gr.  ttjIe 
äol.  Tf^lvL  ds.  skr.  mra-mä-  'der  letzte,  äußerste'  (idg.  Altern,  e  : 
e);  ir.  casachtach  'Husten'  c.  pas,  peswch  br.  pas  s.  S.  79; 
ir.  crenim  'kaufe'  c.  Inf.  prynu  corn.  prenne,  perna  br.  prena: 
gr.  fTiQLai-iriv  'ich  kaufte'  lett.  kreenis  'Geschenk  an  die  Braut' 
asl.  krtnqti  'kaufen'  aruss,  krmuti)  krenuti  ds.  skr.  krlnänü  'kaufe'; 
ir.  creth  'Poesie'  c.  prydydd  'Dichter',  peri  'machen'  :  skr. 
karömi  'mache'  lit.  kuriü  'baue'  asl.  ki'ci  'Baumeister'. 


§80.81]  Idg.  -b'-  zwischen  Vokalen,     k^s,  IcuL  129 

Anm.  Über  ir.  (/  aus  /•,  brit.  fj  aus  p  in  })rokiitischen  Wörtern  8. 
§  173,  §  188. 

Si;  80.  (Idg.  Jeu  zwischen  Vokalen.)  Ir.  sechur  4ch  folge'  : 
lat.  sequor  gr.  V7cof.iai  lit.  sekü  skr.  sact;  ir.  sech  'praeter'  ac. 
hep  'ohne'  nc.  heb  corn.  heb  br.  hep  :  lat.  secus  'nach,  weniger, 
nicht  gut'  skr.  sacä  'mit'  (zur  Wurzel  *seku-  'folgen'  mit  verschie- 
dener Bedeutungsentwickelung);  ir.  in-cho-sig  'bezeichnet'  (3.  Sing, 
rel.)  ac.  hepp  'inquit'  mc.  heb  nc.  eb,  ebe  :  lat.  in-seque  Impv. 
'sage'  gr.  tvveyce;  c.  pobi  'backen'  corn.  pobas  br.  pibi,  Part, 
pobet  :  lat.  coquö  'koche'  gr.  jcioow  ds.  [öo  aus  kuj)  aengl. 
ä-figen  'geröstet'  (Liden,  IF  XVIII  412)  lit.  kepü  'backe'  asl. 
'pekq.  alb.  yjek  skr.  pacämi  (die  Lautlolge  p  —  ku  ist  im  Lit.  umge- 
stellt, im  Lat.  und  Kelt.  zu  hi  —  ku  assimiliert  worden);  ir.  iuchair 
fem.  'Fischrogen',  Gen.  iuchrach  (Grundform  etwa  *ik'iör)  :  russ. 
ikrd  osorb.  jikra,  jikno  ds.,  weiterhin  zu  lat.  iecur  'Leber',  Gen. 
iecinoris  gr.  iqTraQ  lit.  jeknos  skr.  jakrt  und  (mit  anlautendem  /) 
ahd.  lebara  (Labial  aus  Labiovelar)  pr.  lagno  arm.  leard  (Zupitza, 
BB  XXV  100,  vgl.  Stokes  IF  XII  192);  ac.  Plur.  modrep-ed 
nc.  modryb  corn.  modereb  abr.  motrep  mbr.  mozrep  nbr. 
moereb,  s.  S.  48;  andere  Beispiele  in  §  382;  ir.  toich,  doich 
'wahrscheinlich',  etoich  'unwahrscheinlich'  c.  teb-yg  'wahrschein- 
lich', annhebyg  'unwahrscheinlich'  :  gr.  xoTti/.og  'den  Ort  be- 
treffend', a-T07tog  'wunderlich,  auffallend';  ir.  fliuch  c.  gwlyb 
u.  s.  w.  §  41  S.  60. 

Anm.  1.  Daß  mir.  agad  'Antlitz'  zur  Wurzel  *oku-,  *ek"-  'sehen' 
(§  28,  5)  gehöre,  ist  trotz  der  ausgezeichneten  Übereinstimmung  der  Be- 
deutungen aus  lautlichen  Gründen  unwahrscheinlich,  da  das  ^  dabei  uner- 
klärt wäre,  vgl.  Anm.  2. 

Anm.  2.  Der  lenierte  Laut  wird  im  Ac,  Abr,  p  geschrieben;  im  Mc, 
Com.,  Mbr.  schwankt  die  Schreibung  zwischen  p  und  b;  das  Nc  hat 
immer  h,  das  Nbr.  im  Auslaut  häufig  p.  —  Für  x  erscheint  im  Ir.  in  un- 
betonter Silbe  im  Falle  der  Mouillierung  ^:  in-cho-sig  3.  Sing.  rel.  'be- 
zeichnet'. Vgl.  S.  122.  —  k"  vor  n  mit  dazwischen  geschwundenem  Vokal 
liegt  vor  in  c  peu-noeth  'jede  Nacht',  peunydd  'jeden  Tag'  (peu  n- 
ist  der  Akk.  von  pawb,  pob  §  530). 

§  81.  Idg.  k^s  ist  im  Kelt.  mit  idg.  qs  und  k's  zusammen- 
gefallen, vgl.  §  49,  4  und  oben  S.  128.  Ebenso  ist  idg.  k^t  mit 
idg.  qt  und  k't  (§  76)  zusammengefallen.  Beispiele:  ir.  nocht 
'nackt'  ac.  noid  (d  =  p)  nc.  noeth  corn.  noyth  br.  noaz  :  lat. 
nüdus  aus  "^ nogued(h)os  got.  nahmps  lit.  nugas  asl.  nagtt  skr. 
nagnä'S;  ir.  sn echte  'Schnee'  §  50,  9  S.  85. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  9 


130    'hur-y  -hil-y  -kufi'.  Idg.  k^  nach  Sonorlauten.  Idg.  t,  fh.    [§  82—84 

§  82.  Idg.  -kur-y  -k^l-  werden  im  Ir.  nach  §  77  behandelt; 
im  ßrit.  ist  -hr-,  -hl-  zu  erwarten:  ir.  ciuir  'kaufte',  redupliziertes 
Perf.  von  crenim  'kaufe'  (S.  128);  c.  wybren  u.  s.  w.  §  28,  5 
S.  38,  c.  cwbl  'all,  ganz'  corn.  cowal.  -hm-  wird  im  Ir.  nach 
§  77  behandelt  worden  sein;  im  Brit.  vielleicht  wie  das  sekundär 
zusammengeratene  ku  -\-  n  in  c.  peunydd  §  80  Anm.  2. 

§  83.  (Idg.  ku  nach  Sonorlauten.)  Ir.  forcenn  'Ende'  c. 
gorphen  corn.  gorfen  mbr.  gourffenn  :  Kompositum  von  ir. 
cenn  'Kopf  c.  pen  u.  s.  w.  Ir.  malcaim  'verfaule'  :  ahd.  mola- 
wen  'tabere'  (zweifelhaft,  da  ir.  malcaim  sich  auch  zu  gr.  /naXxrj 
'das  Erfrieren,  Yerklamen'  stellen  läßt,  vgl.  noch  Mansion,  Les 
gutturales  grecques  S.  144). 

wku  :  air.  cöic  'fünf  nir.  cüig  ac.  pimp  mc.  nc.  pump  (vgl. 
§  259)  corn.  pymp  br.  pemp  (ac.  pimphet  'der  fünfte'  [mph  = 
mh]  mc.  pymhet  nc.  pummed  corn.  pympes  mbr.  pempet)  :  lat. 
quinque  u.  s.  w.  S.  37  (die  Lautfolge  p  —  ku  ist  im  Lat.  und 
Kelt.  zu  ki^  —  ku  assimiliert  worden);  c.  ymenydd  'Gehirn'  (m  statt 
mh,  vielleicht  weil  das  anlautende  9  dem  Schwunde  ausgesetzt  ist, 
vgl.  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  426;  vielleicht  ist  das  Wort 
auch  mit  ymenyn  'Butter'  S.  46  volksetymologisch  assoziiert)  acorn. 
impinion  mcorn.  empynnyon  br.  empenn  :  Kompositum  der 
Präposition  '^en-  mit  mc.  penn  nc.  pen  corn.  pen  br.  penn  (im 
Ir.  ist  die  Präposition  *6W-  durch  *em  oder  vielleicht  durch  ind- 
ersetzt worden  :  ir.  inchinn  'Gehirn');  ir.  leicim  'ich  lasse,  ver- 
lasse' nir.  leigim  (mit  kurzem  Vokal)  :  lat.  linquö  gr.  ItjUTrävo), 
XeItto)  ds.  got.  leihuan  'leihen'  lit.  liekü  'lasse  zurück'  asl.  lixü 
'redundans'  (x  aus  kus)  arm.  Wanem  'verlasse'  skr.  rinakti  'läßt 
frei'.  Zur  brit.  Entwickelung  sind  die  lat.  Lehnwörter  mit  -mp- 
in  §  144  zu  vergleichen.  Durch  Analogiebildung  kann  die  laut- 
gesetzliche Verteilung  von  mp  und  m{h)  im  C.  gestört  werden: 
pum  =  pump  'fünf. 

Die  dentale  Tenuis  aspirata  und  Tenuis. 

§  84.  Idg.  t  (lat,  gr.  t,  germ.  {>,  d,  lit,  sl.,  alb.  t,  arm.  f-, 
-j-,  skr.  t)  und  idg.  th  (lat  f,  gr.  ^,  skr.  th)  sind  im  Koltischen 
zunächst  in  t'  zusammengefallen.  Dies  f  bleibt  im  Insel  keltischen 
im  Anlaut  erhalten,  unterliegt  aber  im  Satzzusammenhang  der 
Lenition,  im  Irischen  zu  ^  (th),  im  Brit  zur  reinen  Tenuis  t, 
woraus  weiterhin  meist  d  entsteht  Denselben  Änderungen  unter- 
liegt   f    im    Wortinnern    zwischen    Vokalen    (>    corn.   s    §  344). 


§84]  Idg.  th  und  t.     Allfjeineines.  131 

Audi  vor  Sonorlauten  hat  -t' -  itn  0.  das  gleiche  Schicksal;  in 
Corn.  tritt  aber  zum  Teil,  im  Mbr.  immer  spirantische  Aussprache 
ein,  was  im  Nbr.  zur  völhgen  Vokalisierung  oder  Schwund  geführt 
hat;  im  Ir.  herrscht  Schwund  mit  Ersatzdehnung.  Idg.  tt  ist  im 
Keltischen  mit  st  zusammengefallen  (nach  s  hat  t  im  Nir.  und  Nc. 
die  Aussprache  als  reine  Tenuis  oder  stimmlose  Media;  im  Ir. 
wird  sd  oder  st,  im  C.  st  geschrieben).  Nach^^  k^  r  und  l  bleibt 
t  im  Ir.  erhalten;  nt'^  wird  im  Ir.  zu  d,  meist  mit  vorhergehender 
Ersatzdehnung  (älter  war  die  Aussprache  t  mit  reiner  Tenuis;  die 
durch  den  Nasal  bewirkte  Änderung  der  Aussprache  wird  noch  im 
Air.  und  im  älteren  Mir.  nicht  bezeichnet).  Im  Brit.  wird  t'^  nach 
idg.  Pj  k  und  r  zu  ß  (th);  es  bleibt  nach  l  und  n  im  ßr.  und  im 
c.  Auslaut;  im  c.  Inlaut  entsteht  stimmloses  II  (llh)  und  nnh  (nn) 
(nnh  bleibt  im  Nc.  nur  vor  betontem  Vokal,  wird  aber  sonst  zu  nn); 
das  Corn.  hat  meist  ns,  Is  (vgl.  §  344);  Genaueres  über  die  nasale 
Mutation  in  §  94  und  in  der  psychologischen  Lautlehre. 

Der  Laut  /  wurde  im  Ir.  frühzeitig  zu  h.  Die  alte  Aussprache 
als  /  wird  durch  die  Lehnwörter  verschiedentlich  bezeugt:  an. 
Duf|)akr  aus  ir.  Dubthach;  ir.  liathröid  aus  c.  llithred,  c. 
byth  aus  ir.  bith  S.  24.  Sie  herrschte  wohl  noch  in  der  älteren 
altir.  Periode;  für  die  spätere  air.  Periode  wird  die  Sache  durch 
Schreibungen  wie  duthluchedar  ^bittet'  (Ml.)  zweifelhaft,  wo  thl 
für  etymologisches  tl^  späteres  assimiliertes  U  steht  (KZ  XXXV 
349),  weshalb  th  schwerlich  als  p  aufgefaßt  werden  darf.  Die 
Aussprache  h  steht  schon  für  die  älteste  mir.  Periode  durchaus 
fest,  wo  th  deutlich  als  Bezeichnung  auch  eines  nicht  aus  /  ent- 
standenen //  auftreten  kann  (airthiu  ^für  sie'  Lü  44a  35;  vgl. 
KZ  XXXV  418  f.).  Nach  dem  ir.  Übergang  p  ^  h  wurde  c.  in- 
lautendes /  im  Ir.  durch  t  wiedergegeben:  ir.  dretill  'Liebling' 
aus  c.  trythyll  'wollüstig',  s.  §  97,  3.  Vgl,  zur  Frage  Zimmer, 
KZ  XXXII  221  ff.  —  Das  nicht  lenierte  und  nicht  mouillierte  t 
hat  im  Nir.  eine  eigentümliche  Aussprache,  gebildet  durch  „die 
hintere  Seite  der  Oberzähne  und  die  fest  angestemmte  und  dadurch 
verbreiterte  Zungenspitze"  (Finck;  vgl.  über  nir.  d  S.  110)  und 
wird  von  den  Iren  als  ein  (sehr  ungenaues)  Äquivalent  für  engl,  p 
verwendet  (das  englische  t  wird  dagegen  als  ein  vom  irischen  t 
ganz  verschiedener  Laut  empfunden).  Vgl.  Rhys,  Manx  Phonology 
92  ff. 

Beispiele  für  den  Anlaut:  Idg.  th-  wohl  in  ir.  traig  'Fuß' 
u.  s.  w.    S.  39,   97.       Idg.    t-:    ir.   tana    'dünn'    c.    teneu    com. 

9* 


132  Ug.  th-,  t-,    -^  zwischen  Vokalen.  [§84.85,1 

tanow  br.  tanao,  tano  :  lat.  tenuis  ds.  gr.  cavv-,  Tavaog  ^aus- 
gedehnt, lang'  ahd.  dunni  ^dünn'  aengl.  pynne  an.  |)unnr  skr. 
tanü-s;  —  ir.  talam  ^Erde',  Gen.  talman  :  skr.  talhna-m  'Fußboden', 
vgl.  noch  tala-m  'Fläche,  Ebene'  asl.  ^iZo  'Boden'  lit.  tiles  'Boden- 
bretter im  Kahn'  ahd.  dili  'bretterner Fußboden'  gi\  Trilla  'Würfel- 
brett' arm.  fai  'Gegend',  faiem  'beerdige'  (dazu  wohl  auch  ir.  tul, 
taul  'Stirn,  Vorderseite,  Erhöhung'  c.  tal  'Stirn'  corn.  tal  br.  tal; 
mir.  Akk.  tul  cind  'Stirn'  LU  112a  3,  Dat.  til  chind  LL  56a 
30,  vgl.  tul  chind  Lü  55b  35  enthält  den  Gen.  des  Wortes  cenn 
'Kopf,  vgl.  br.  tal-benn  'frontispice,  pignon';  c.  tal-cen  'Stirn' 
ist  aus  demir.  entlehnt  und  ist  für  gwar-cen  'the  top  of  the  back' 
neben  gwär  'the  nape  of  the  neck'  vorbildlich  gewesen);  —  ir.  treb 
'Wohnsitz'  c.  tref  (adref  'nach  Hause')  abr.  treb  :  osk.  triibüm 
'domum'  lit.  trobä,  triobä  'Gebäude,  Haus'  gotpaurp  (idg.  Altern. 
re  :  rä  :  r);  ir.  tromm  'schwer'  c.  trwm  corn.  trom  mbr.  troum  : 
aengl.  J)rymm  'Macht'  (Zupitza,  KZ  XXXVI  243,  vgl.  Strekelj, 
AfslPh.  XXVII  69);  ir.  tri  'drei'  c.  tri  com.  try  br.  tri  :  lat. 
tres  gr.  Tgelg  got.  ßreis  lit.  trys  asl.  trije  alb.  tre  arm.  erek'^  (tr  > 
er);  ir.  triath  'Meer',  Gen.  trethan  :  gr.  Tgiztov  'ein  Meergott' 
(idg.  Altern,  ija  :  i;  mit  noch  anderer  Vokalisation  :  skr.  Trita-s 
'ein  Gott  der  Gewässer  [mit  dem  Zunamen  äptja-sY  aw.  praetaonö 
[pr  aus  tr\  'ein  Held,  Sohn  des  äphjö\  vgl.  IF  I  180);  ir.  tläith 
'sanft'  c.  tlawd  'arm'  :  gr.  xXrj-vai  'dulden';  nir.  tläim  'eine  Hand- 
voll Wolle'  br.  tleun  'quenouillee'  :  Etymologie  unsicher,  vgl.  §99,  6. 
tl-  ist  in  der  nc.  Aussprache  zu  kl-  geworden  :  klawd  'arm'  Sweet, 
Spoken  !^orth  Welsh  439;  deshalb  wird  neben  tlws  'schön'  auch 
clws  geschrieben.  Auch  der  seltene  idg.  Anlaut  tn-  ist  im  Kelt. 
belegt:  ir.  tnüth  'Eifer,  Eifersucht'  :  wohl  zu  lat.  teneö  'halte' 
skr.  tanö-ti  'dehnt'  u.  s.  w. ;  mbr.  tnou,  tnaou  'Tal'  nbr.  traouii 
'der  untere  Teil'  c.  tyno  'plat,  green,  dale'. 

Anm.    Über  d  aus  t  in  proklitischen  Wörtern  s.  §  173,  §  188. 

g  85.  (Idg.  th,  t  zwischen  Vokalen.)  1)  Ir.  mothar  .i. 
dorcha  'dunkel'  :  arm.  mt"^ ar  ds.,  mut  'Dunkel'  (idg.  th);  ir.  lethan 
'breit'  u.  s.  w.  S.  43;  ir.  cath  'Kampf  c.  cad  corn.  cas  gall. 
Catu-rlges  VN  :  ahd.  hadu-  (Hadu-wig);  c.  dafad  'Schaf 
acorn.  dauat  mcorn.  daves,  dauas  br.  daiivad  :  eig.  "zahmes 
Vieh",  vgl.  gr.  a-ödf-iaxog  'unbezwinglich'  lat.  domitus  'gezähmt'; 
nsch.  aitheamh  'Faden  (Maß)'  ac.  etem  gl.  instita  mc.  Plui'. 
adaued  'Fäden'  nc.  edaf,  edeu  'Faden,  Zwirn'  :  an.  fa|)mr 
'Faden  (als  Maß)',    zu  gr.  7reiavvuf.ii  'breite  aus'  u.  s.  w.;    ir.  lith 


§85,2-4]  -t-  zwischen  Vokalen.  133 

^Fest'  c.  llid  'Zorn'  (Zimmer,  ZfdA  XXXll  284;  anders  Loth, 
Les  mots  latiiis  s.  v.)  br.  lid  ^Fest'  gall.  Litu-genus  MN  :  got. 
leipiiH  ^(3bstwein';  ir.  latli  'Brunst  der  Tiere'  c.  llawd  W)atio'  : 
klr.  IW  napala  korovu  'die  Kuh  stiert'  ("Hitze  hat  die  Kuh  über- 
fallen"; klr.  i  aus  asl.  e).  —  -tw-  :  ir.  cethir  'vier'  S.  36;  ir. 
luaith  S.  63.  —  Über  -tj-  >  ^  im  Br.  s.  §  254. 

2)  Im  Air.  kann  th  in  proklitischen  Wörtern  schwinden  (§179). 
So  erklärt  sich  die  neben  ir.  laithe  neutr.  'Tag'  gall.  lat  .  .  (Ka- 
lender von  Coligny;  ZfcPh.  II  537)  :  asl.  leto  'Sommer'  stehende 
Nebenform  laa,  Dat.  läo,  löu;  sie  wird  in  proklitischer  Stellung 
(laa  in-brätha  'der  jüngste  Tag'  u.  s.  w.)  aufgekommen  sein. 
Daneben  ist  die  volle  Form  noch  im  Saltair  na  Rann  im  Reime 
verwendbar  (Thurneysen,  Rc.  VI  108);  im  Laufe  der  Zeit  wird 
jedoch  die  kürzere  Form  alleinherrschend  (nir.  lä). 

3)  /  wird  im  Ir.  im  Auslaut  unbetonter  Silben  zu  d  :  air. 
on  hurid  S.90;  ir.  tocad  §94,3;  ir.  biad  §40.  In  betonter  Silbe 
kommt  d  aus  p  lautgesetzlich  auch  nach  langem  Vokal  kaum  vor; 
ir.  gräd  neutr.  'Liebe'  :  lat.  grätus  'lieb'  und  ir.  täid  'Dieb'  : 
asl.  tati  ds.  können  volksetymologisch  beeinflußt  sein  (vgl.  ir.  gräd 
'Grad',  lat.  Lehnwort,  und  die  nomina  agentis  auf  -id);  ir.  madae 
'vergeblich'  ist  höchstens  in  der  Weise  mit  gr.  i-iaxaiog  'eitel'  zu- 
sammenzubringen, daß  man  im  Suffix  eine  idg.  Alternation  t  :  d 
anninmit.  —  Das  aus  ß  entstandene  d  unterliegt  im  Nir.  denselben 
Änderungen  wie  das  in  §  66,  §  67  besprochene  d:  Prät.  Pass. 
Arran  kasuw  'wurde  gedreht'  (do  casadh).  Donegal  pösuw  'wurde 
verheiratet'  (do  pösadh)  Dieselbe  Aussprache  der  Endung  air. 
-ed,  -ad  kommt  in  Donegal  auch  in  aktiven  Verbalformen  vor 
(Quiggin  §  49);  Arran  hat  aber  hier  -x:  go  d'ürax  'daß  er  geben 
würde'  (go  d-tiubhradh).  O'Donovan  S.  169  (vgl  S.  177,  181) 
gibt  die  Aussprache  mit  -iv  für  den  Norden  und  Westen,  die  Aus- 
sprache mit  -X  für  den  Süden  Irlands  an.  —  Munster  hat  (neben 
-X  im  Aktiv)  in  den  passiven  Formen  g:  crosag  'wurde  gekreuzigt' 
(statt  docrosadh),  s.  Asp.  i  Irsk  S.  16,  Henebry  S.  59.  —  Vor 
einem  mit  s  anlautenden  Pronomen  wird  in  Arran  und  Donegal 
das  auslautende  -d  als  -d  {-t)  gesprochen:  Arran  hagax  'er  pflegte 
zu  kommen'  (tlieagadh),  aber  hagdd  se  [si^  sldd)  'er  (sie,  Sing, 
und  Plur.)  pflegte  (pflegten)  zu  kommen';  Donegal  gd  wit'  sd  'that 
he  would  get'  (go  bh-fuigheadh  se),  s.  Asp.  i  Irsk  S.  161, 
Quiggin  §  391. 

4)  Über  die  Änderungen  des  ir.  /  beim  sekundären  Zusammen- 


134  -t-  zwischen  Vokalen,     -tr-,  [§  85, 5.  86 

stoß  mit  homorganen  Lauten  (ir.  nenaid  'Nesseln'  nir.  neantög, 
vgl.  §  336),  s.  §§  287—289.  Über  die  Verschmelzung  des  zu  h 
gewordenen  /  mit  anderen  Konsonanten  (Arran  Loba  'Bett',  Gen. 
Lapd\  s.  §  278. 

5)  Statt  des  zu  erwartenden  t  y  d  erscheint  im  Brit.  p  beim 
sekundären  Zusammenstoß  mit  einem  vorhergehenden  r  in  mc. 
gwrth  nc.  wrth  'gegen'  u.  s.  w.,  oben  S.  43 — 44.  S.  Zupitza,  KZ 
XXXV  256.  Zupitza  nimmt  ebenda  S.  258  (gegen  §  143,  2  Schluß) 
an,  daß  auch  beim  sekundären  Zusammenstoß  mit  einem  folgenden 
r  ein  p  entsteht;  ein  Beispiel  wäre  etwa  c.  lluthrod  'Torfasche' 
nir.  luaithreadh  'Asche'  (Rhys,  Bc.  XVII  103);  vielleicht  auch 
c.  rhuthro  'anstürmen'  mit  dem  (davon  in  der  lautlichen  Ent- 
wickelung  abhängigen?)  Substantiv  rhuthr  'Ansturm'  =  ir.  rua- 
thar  (oder  ist  rhuthr  aus  dem  Ir.  entlehnt?);  c.  llithro  'gleiten' 
(vgl.  S,  24;  i  aus  idg.  ü?)  :  an.  slo{)ra  'to  trail  one's  seif  along'. 
C.  cwthr  'anus,  uulua'  neben  gr.  yivTiagog  'hohler  Raum'  wäre 
nur  dann  unter  diese  Regel  zu  bringen,  wenn  man  etwa  vom  Plural 
cythrau  ausgehen  dürfte  (mbr.  courz  'uulua'  hierher  oder  zu  c. 
croth  S.  121?).  Mbr.  azrec  'remords'  nbr.  asrec'h  'affliction' 
(von  rec'h  'affliction'  beeinflußt)  zu  ir.  aithrech  'bereuend'  (vgl. 
Verbalverz.  reg-)  corn.  eddrek  (mit  analogisch  hergestelltem  d?) : 
vgl.  §  107  (oder  ist  das  br.  Wort  aus  dem  Ir.  entlehnt?). 

g  86.  (Idg.  th^  t  vor  Sonorlauten  im  Inlaut.)  -tr-  :  ir. 
criathar  'Sieb'  ac.  cruitr  (nc.  crwydro  'to  wander,  ramble', 
crwydr  'a  wandering,  a  ramble')  acorn.  croider  ncorn.  kr o dar 
(mcorn.  kroddre  'sieben')  mbr.  croezr  nbr.  krouer  :  *qreitro-, 
vgl.  lat.  cribrum  (mit  dem  Suffix  -dhro-)  ahd.  hrittara  aengl. 
hridder,  hriddel;  ir.  tarathar 'Bohrer'  ac.  tarater  nc.  taradr 
corn.  tardar  mbr.  tarazr  nbr.  tarar  (fr.  tariere  aus  dem  Kelt.) : 
gr.  TtQezQOv  lat.  (mit  -dhr-SuiGiX)  terebra;  ir.  arathar  S.  31;  ir. 
loathar  S.  60f.;  —  ir.  nathir  'natrix,  serpens'.  Gen.  nathrach  c. 
neidr,  Plur.  nadroedd  acorn.  mcorn.  nader  ds.  abr.  natrolion 
gl.  regulosis  (lat.  regulus  'Basilisk')  mbr.  azr  nbr.  aer  'couleuvre, 
serpent'  (vgl.  §  162)  :  *natrik-  (ir.,  corn.,  br.),  ^natrl  (c),  vgl.  lat. 
natrix  got.  nadrs;  —  mbr.  clezren  S.  121;  —  c.  modryb  'aunt' 
mbr.  niozrep  nbr.  moereb  S.  48.  Auch  mbr.  breuzr  nbr.  breur 
'Bruder'  setzt  wohl  ein  -tr-  voraus;  aber  der  Vokal  ist  vom  Plur. 
mbr.  breuder  nbr.  breudeur  beeinflußt  (ir.  bräthir  setzt  dagegen 
'ter  voraus).  —  Schwund  mit  Ersatzdehnung  ist  in  einem  Falle  für 
das  Irische  sehr   wahrscheinlich:    ir.  mer  'Finger'    ac.   maut    nc. 


§  86]  -tr-,  41-,  -tn-,  -tm-.  135 

bawd  ^Daumen'  (inodr-wy  'King')  mbr.  rneut  iibr.  mcud  ds.  (zur 
Bedcutungsciitwickelung  vgl.  hit.  p oll  ex  'Dauineii'  russ.  pälec 
'Finger'  russ.  dial.  päles  'Daumen')  :  arm.  matn  'Finger',  matani 
'Ring'  (idg.  Altern,  t  :  d;  s.  KZ  XXXIX  388).  Möglicherweise 
war  diese  Behandlung  im  ir.  Inlaut,  /j  +  Vok.  +  r  nur  vor  dem 
schwindenden  Auslaut  lautgesetzlich. 

üie  meisten  Belege  für  -tl-  enthalten  das  Suffix  -tlo-,  -Üä-, 
wonebcn  im  Idg.  -dhlo-,  -dhlä-  (wie  -dhro-,  -dhrä-  neben  -tro-,  -trä) 
stand.  Da  die  nc.  Dialekte  teils  dl,  teils  dl  voraussetzen,  und  da 
die  letztere  Aussprache,  woraus  nach  §  67  Anm.  4  auch  nc.  -dl- 
erklärt  werden  könnte,  auf  die  älteste  Periode  des  Mc.  zurückzugehen 
scheint,  so  hat  man  für  das  Keltische  die  Suffixform  -dhlo-,  -dhlä- 
annehmen  wollen  (Rhys,  Phon.  56;  Jones,  Welsh  Orthography, 
Carnarvon  1893  S.  22;  Verf.,  Asp.  i  Irsk  S.  182).  Da  aber  nach 
Konsonanten  die  Suffixform  -Üo-,  -tlä-  für  das  Keltische  gut  bezeugt 
ist  (§  391)  und  auch  nach  einem  Vokal  bisweilen  ein  ac,  abr.  oder 
abrit.  -tl-  belegt  ist,  so  wird  man  am  besten  tun,  überall  -tlo-,  -tlä- 
anzusetzen  und  demgemäß  auch  für  Teile  des  C.  ebenso  wie  für 
das  Corn.  und  Br.  Spirantisierung  anzunehmen.  Beispiele:  ir.  dal 
'Versammlung'  ac.  datl  gl.  foro,  datlocou  gl.  fora  nc.  da  dl 
Südost- Wales  daddal  abr.  dadl  gl.  concio  nbr.  dael  'contestation, 
quereile'  :  zur  idg.  W.  '^de-  'schneiden,  verteilen';  ir.  scel  c.  chwedl 
Süd-Wales  chweddl  corn.  Plur.  chwethlow  mbr.  que-hezl  nbr. 
kel,  s.  S.  77;  c.  hoedl  'Leben'  mbr.  hoazl  nbr.  hoal  'Alter' 
abrit.  Setlocenia  GN,  s.  §  38;  ir.  säl  'Ferse'  S.  78;  ir.  anal 
c.  anadl  mbr.  alazn  nbr.  halan  S.  31;  c.  banadl  'Ginster' 
acorn.  banathel  mbr.  balazn  nbr.  balan,  banal;  ir.  cenel  c. 
cenedl  (aber  kenetyl  in  The  Black  Book  of  Carmarthen  muß 
nach  der  dort  herrschenden  Orthographie  mit  d  gelesen  werden) 
acorn.  kinethel  s.  S.  120;  Bl.  B.  C.  autyl  nc.  awdl  'Ode'. 

-tn-  :  ir.  en  'Vogel'  c.  edn  acorn.  hethen  mcorn.  ethen 
(ncorn.  edanor  'auceps')  abr.  etn-  mbr.  ezn  nbr.  evn,  ein  S.  90; 
c.  llwdn  'Junges  von  Tieren'  mbr.  lozn,  loezn  (d.  h.  loen)  nbr. 
loen  :  vgl.  (ohne  7i)  ir.  loth  'Fohle'  :  vielleicht  mit  idg.  Altern,  t  : 
d  zu  3is\. plodü  'Frucht',  ^/^m<^  'semen'  russ.  pUmja  'Stamm,  Rasse; 
Zuzucht'  (rätselhaft  ist  nc.  lodn,  lädn  'the  young  of  a  cow  or 
sheep',  das  lautgesetzlich  wegen  der  fehlenden  Vokalentwickelung 
zwischen  d  und  n  nur  auf  eine  ältere  Form  mit  -nn  zurückgehen 
könnte;  Lehnwort  aus  dem  C.?). 

-tm-  :  mbr.  bleuzuen    nbr.   bleun-enn  'Blume'  :  vgl.   (ohne 


136  Idg.  ist    Idg.  rt.  [§87.  88,1 

m)  ir.  bläth  c.  blawd  acorn.  blodon  gl.  flos  ncorn.  hieran,  zu 
lat.  flös  got.  blöma. 

§  87.  Über  st,  pt,  U  s.  §  49,  5,  §  55,  §  76,  §  81.  Über 
br.  s  aus  ktj  (gweach)  s.  §  254.  t  -{-  t  war  schon  im  Idg.  etwa 
zu  M  geworden  (lat.  ss,  s,  gr.  oz,  germ.  ss,  lit ,  sl.  st,  alb.  s,  iran. 
st,  skr.  tt).  Daraus  entstand  im  Keltischen  wohl  st,  das  ebenso 
wie  idg.  st  (§  49,  5)  behandelt  wurde.  Beispiele:  c.  ffrwst  ^quick 
emotion'  :  got.  sprautö  'schnell'  S.  81;  ir.  forbas,  forbais,  for- 
fess  'Bedrückung,  Belagerung'  c.  gormes  'Unterdrückung'  abrit.- 
lat.  ormesta  'miseria'  (Rc.  V  458iF.)  :  Ableitung  von  der  W.  des 
ir.  midiur  (s.  Verbalverz.)  mit  den  Präverbien  ir.  fo  +  ro,  im  C. 
mit  gor-  vermischt;  ir.  ro-fess  'scitum  est',  fiuss  'Wissen',  düs 
'ob'  ("zu  wissen"),  cubus  'Gewissen'  mc.  gwyss  'wurde  gewußt' 
nc.  gwys  'notice,  summons'  mbr.  gous  'wurde  gewußt'  nbr.  daoust 
'ä  savoir,  en  depit  de'  (oder  steckt  hierin  der  Inf.  gouzout?)  :  vgl. 
lat.  uisus  'gesehen'  gr.  loreov  'man  muß  wissen',  iotwq  'kundig' 
ahd.  ge-wis  'gewiß'  slsI.  iz-vestü  ^bekanut,  gewiß'  aw.  t?/s^i- 'Wissen' 
skr.  vitti-  'Bewußtsein';  ir.  gess  'Verpflichtung',  ir.  giall  'Geisel' 
(idg.  -ei')  c.  gwystl  acorn.  guistel  ds.  br.  goestl  'gage,  caution' 
(und  goest  'capable  de  faire  une  chose')  gall.  Congeistlus,  Co- 
cestlus  MN,  ir.  gell  'Einsatz,  Pfand'  (idg.  i)  :  mit  den  Suffixen 
-tä-  und  -tlo-  zur  W.  des  lit.  geidziü  'begehre'  asl.  zidq  'warte' 
(ir.  gess  kann  jedoch  auch  zu  ir.  guidimm  u.  s.  w.  S.  108  ge- 
stellt werden;  ahd.  gisal  'Geisel'  an.  gisl  sind  wohl  aus  dem 
Kelt.  entlehnt);  ir.  töisech  'Führer'  (Ogam  TOVISACI),  tüus 
'Anfang'  c.  tywys  'Führung'  tywysog  'Führer'  :  Ableitung  von 
der  W.  des  ir.  fedim  'führe'  (s.  Verbalverz.)  mit  dem  Präverb  to-; 
ir.  gress  'Angriff',  do-gres  'immer'  :  zu  in-grenn-  'verfolgen' 
{-ndn-,  s.  Verbalverz.)  lat.  gradior  'gehe'.  Weitere  Beispiele 
findet  man  in  der  Formenlehre  bei  der  Darstellung  des  Prät.  Pass. 
und  des  Part.  Pass. 

§  88.  (Idg.  th,  t  nach  Sonorlauten.)  1)  r^  :  ir.  gort  'seges' 
c.  garth  'fold  or  inclosure'  br.  garz  'haie',  vgl.  ir.  lub-gort 
u.  s.  w.  S.  116  :  lat.  hortus  'Garten',  cohors  'Viehhof,  Schar, 
Cohorte'  gr.  x^Q^og  'Gehege,  Hof,  Futter'  (an.  garj)r  'Gehege'  ge- 
hört nicht  hierher,  sondern  zu  asl.  gradü  'Stadt'  russ.  yörod);  ir. 
nert  'Kraft,  Macht'  c.  nerth  corn.  nerth  br.  nerz  gall.  Nerto- 
briga  ON  :  Ableitung  des  idg.  Wortes  für  'Mann'  (gr.  avr^Q  u.  s.  w.), 
vgl.  zur  Form  lit.  nirstü  'werde  starrköpfig',  Prät.  nirtau  und 
skr.  nftjati  'tanzt'  (Willenskraft  einerseits,  andererseits  Fröhlichkeit 


§88,  2.  3|  Idg.  It,  Itr;  nt.  137 

werden  als  Manneseigenschaften  aufgefaßt);  ir.  fertas  fem.  SSchafl^ 
Sümge'  'the  spindles  of  thc  axle-tree  of  a  chariot'  nir.  (mit  Meta- 
these) fearsaid  'spindle'  c.  gwerthyd  'Spindel'  aconi.  gurhthit 
gl.  fusus  abr.  Flur,  guirtitou  gl.  fusis  mbr.  guerzit  nbr.  gwer- 
zid  :  zu  lat.  uertö  'wende'  u.  s.  w.,  vgl.  russ.  veretenö  'Spindel, 
Achse  des  Wagebalkens'. 

2)  It  :  ir.  alt  'Ufer,  Küste'  nir.  allt  'cliff,  side  of  glen'  c.  allt 
'Seite  eines  Hügels,  bewaldeter  Felsen'  (auch  gallt,  §  302)  acorn. 
als  gl.  litus  br.  aot,  aod  'Gestade'  :  lat.  altus  'hoch';  —  ir.  altain 
'Schermesser'  ac.  elinn  nc.  ellyn  abr.  altin  (gl.  ferula)  mbr. 
autenn  nbr.  aotenn  :  got.  falßan  'falten'  (vgl.  dän.  folde-kniv 
'Einlegemesser');  —  ir.  molt  'Widder'  c.  mollt  (moll-wyn)  acorn. 
mcorn.  mols  br.  maout  (fr.  mouton  aus  dem  Kelt.)  :  nicht  zu 
russ.  moUH  'zu  bestimmter  Zeit  schlachten',  das  mit  molüi  'flehen' 
'das  Essen  segnen,  zum  ersten  Mal  im  Jahre  essen',  molitl-sja 
'beten'  cech.  modliti  se  u.  s.  w.  identisch  ist,  sondern  wohl  zu  gr. 
(.lijXov  'Schaf  an.  smali;  —  ir.  scoiltim  S.  77;  c.  g wellt  'Gras' 
S.  96;  ac.  raellhionou  gl.  uiolas  nc.  meillion-en-  'Klee'  mbr. 
melchonenn  nbr.  melchen-enn  (s  aus  tj  §  254)  :  mhd.  melde 
'Melde'  vgl.  gr.  ßUxov  'Melde';  c.  gwyllt  'wild'  §  58,  3. 

Durch  Analogiebildungen  kann  c.  -11t-  auch  ins  Innere  des 
Wortes  dringen:  gelltydd,  Plur.  von  gallt. 

Die  Gruppe  -Itr-  hat  im  C.  eine  Sondervertretung:  ir.  altram 
'Nahrung',  altru  'Pflegevater'  c.  athraw  'Lehrer'  acorn.  altrou 
gl.  uitricus  ncorn.  aultra  'susceptor,  god-father'  acorn.  altruan  gl. 
nouerca  ncorn.  aultruan  'susceptrix,  god-mother'  abr.  eltroguen 
gl.  nouerca  mbr.  autrou  nbr.  aotrou  'seigneur,  monsieur'  :  zu  ir. 
al-  'nähren',  s.  Verbal verz.  (daneben  c.  alltraw  'sponsor,  godfather', 
elltrewen  'gossip,  stepmother',  die  vielleicht  teils  durch  sehr  alte 
schriftsprachliche  Tradition,  teils  durch  volksetymologischen  An- 
schluß an  all  'ein  anderer'  zu  erklären  sind;  entraw  'professor, 
master'  kann  mit  dem  Präflx  en-  S.  45  assoziiert  sein;  merkwürdig 
ist  mbr.  ytron  'Dame'  nbr.  itron,  itroun);  —  ir.  saltraim  'trete, 
trampele'  c.  Inf.  sathru  ds.  br.  saotra  'beschmutzen'  :  got.  saldra 
'scurrilitas,  eviQcxTteXia' . 

3)  nt  (mt)  :  ir.  det  'Zahn'  nir.  de  ad  c.  dant,  Plur.  dannedd 
acorn.  dans  br.  dant  S.  46;  ir.  het  nir.  ead  gall.  lentumarus 
§  44;  ir.  cet-  'der  erste'  nir.  cead  c.  cynt  'früher'  (Superlativ 
mc.  cynnaf,  aber  gewöhnlich  cyntaf)  corn.  kyns  (Superlativ 
kynsa)    br.  kent   (Superl.   kenta)    gall.  Cintugnatus   S.  37;    ir. 


138  nt.  [§  88, 3 

tet  'Saite'  nir.  tead  c.  tant,  Plur.  tannau  :  skr.  täntu-f^-  'Faden, 
Saite'  (kaum  hierher  asl.  tqtiva  ds.,  das  dem  ht.  temptyva  'die 
Bogensehne'  zu  tempiü  'spanne,  dehne'  gleichgesetzt  werden  muß); 
ir.  set  'Weg'  c.  hynt  ds.  acorn.  cam-hinsic  gl.  iniustus  (cam- 
'krumm'),  eun-hinsic  gl.  iustus  (eun-  'gerecht')  abr.  do-guo- 
hintiliat  gl.  inceduus  mbr.  nbr.  hent  'Weg'  :  got.  sinßs  'Gang', 
sandjan  'senden';  —  ac.  hanther  (nth  wohl  =  nh)  mc,  nc.  h an- 
ner 'Hälfte'  corn.  hanter  (t  vor  r  erhalten)  abr.  hanter-  nbr. 
haut  er  :  "^sntero-^  vgl.  gr.  aregog  {ezEQog)  'der  andere  von  zwei', 
ccTSQ  'ohne',  'xtccq  'aber'  ahd.  suntar  'für  sich,  besonders'  (skr. 
sanitür  'neben,  außer',  sanutdr 'weg,  abseits';  ir.  sain  'verschieden', 
lat.  sine  'ohne');  —  ir.  ßrigit  FN  nir.  Brighid  c.  braint  'Vor- 
recht', Plur.  breiniau  mc.  breenhin  'König'  nc.  b renin  (Fem. 
brenhines)  corn.  brentyn,  bryntyn  ds.  abr.  brientinion  gl. 
ingenuis  abrit.  Brigantia  GN,  s.  S.  100;  —  ir.  bräge.  Gen. 
brägat  nir.  brägha.  Gen.  bräghad  ac.  Plur.  -brouannou  nc. 
breuant  acorn.  briansen  mcorn.  bryangen  ncorn.  branj^ian 
abr.  Brehant-,  s.  S.  100;  —  ir.  dermet  nir.  dearmad  'Ver- 
gessen', ir.  air-mitiu  nir.  oirmhidin,  s.  Verbalverz.  -muiniur.  — 
Mit  idg.  mt:  ir.  cet  'hundert'  nir.  cead  c.  cant,  Plur.  cannoedd 
U.S.W.  S.  46;  ir.  cet-  ac.  cant  'mit'  mc.  can,  gan  nc.  gan  acorn. 
cans  mcorn.  gans  br.  gant  :  gr.  ytazd  'herab  von'  (mit  dem  Gen.), 
'ungefähr'  (mit  dem  Akk.),  weiterhin  zu  lat.  cum  'mit'  sl.  sü  'mit' 
(mit  dem  Instrumentalis),  'herab  von'  (mit  dem  Gen.),  'ungefähr' 
(mit  dem  Akk.);  ir.  foditiu  nir.  foighid(e),  ir.  air-itiu,  ir.  lete- 
nach  gl.  audax,  s.  Verbalverz.  dam-,  em-,  lam-. 

-nnh-  ist  schon  im  Mc.  (Ac.)  vielfach  zu  -nn-  geworden.  Die 
Verteilung  von  ht  und  nn  ist  im  C.  oft  analogisch  gestört:  cynnaf 
und  cyntaf  'der  erste',  cannoedd  und  cantoedd  'Hunderte'. 
Im  Auslaut  eines  proklitischen  Wortes  wird  nt  im  C  zu  n  :  gan 
'mit',  mc.  nc.  cyn  'bevor,  vor'.  Im  Auslaut  eines  mehrsilbigen 
Wortes  (c.  elain  'Hirschkuh'  §  394;  nc.  arian  =  ariant  'Silber') 
ist  n  für  nt  wohl  wenigstens  zum  Teil  auf  den  Einfluß  des  Inlauts 
(ariannu  'versilbern')  zurückzuführen.  Das  Schwanken  kann  dazu 
Anlaß  geben,  daß  -nt  an  Stelle  eines  etymologisch  berechtigten  -n 
erscheint  :  mc.  dra-cheuynt  'zurück'  Mabin.  S.  249,  2,  keuynt 
Mabin.  S.  232,  19  =  ccfyn  nc.  cefn  'Rücken'. 

Im  Br.  ist  ein  Übergang  nt  y  t  in  proklitischen  Wörtern  be- 
legt: V.  get  'mit'  =  br.  gant;  br.  ne-met  'außer'  V.  nameit  c. 
namyn  :  Negation  +  c.  maint  br.  ment  'Größe' j  V.  ketafi  'der 


§  88,  3]  ntr,  ntl.     Ir.  nt.  139 

orstc'  })r.  kcnta  (falls  der  8chwund  zunächst  in  dem  proklitische.i 
kcnt  'bevor',  wofür  jedoch  V.  kent  angegeben  wird,  stattgefunden 
hat);  mbr.  aguetou  'unlängst'  corn.  agynsow  c.  gynneu. 

-ntr-  hat  im  C.  eine  Sondervertretung:  ir.  eter  'zwischen'  nir. 
eidir  ac.  ithr  corn.  yntre  br.  entre,  etre  V.  itre  (der  Verlust 
des  n  beruht  hier  vielleicht  nicht  auf  der  Proklise,  sondern  auf 
dem  folgenden  r^  vgl.  br.  itroun  'Dame'  neben  c.  entraw  'Pro- 
fessor' S.  137)  :  lat.  inter  'zwischen'  asl.  r^tri  'intus'  alb.  nddr  'in, 
zwischen'  skr.  antär  ds.;  c.  mathru  'niedertreten'  br.  m antra, 
Part,  mantret  'abattu  de  douleur,  stupefait'  :  lit.  minü  'trete' 
russ.  mjati  'treten,  kneten',  Präs.  mnu;  c.  ewythr  u,  s.  w.,  §37,  4 
S.  55.  Vgl.  c.  cethr  'Nagel'  aus  lat.  centrum,  cythrawl  aus 
lat.  contrarius,  §  143,  4.  Ir.  cutrumme  'similis'  (;  tromm  'schwer'; 
jüngeres  Kompositum  com-throm  'gleichschwer')  ac.  cithremmet 
gl.  bilance  libra  (über  mc.  yn  gythrymet  vgl.  Strachan,  Rc. 
XXVIII  197).  In  der  Komposition  kann  aber  durch  die  Assozia- 
tion mit  den  einzelnen  Kompositionselementen  eine  unregelmäßige 
Vertretung  stattfinden;  so  in  c.  cynrhonyn  'Made,  Wurm'  acorn. 
contronen  gl.  cimex  (Gl.  624,  ZE  1076,  2)  br.  kontronenn 
'Fleischmade'  :  gr.  teqi^öcüv  'Holzwurm'. 

-ntl-  hat  im  C.  und  Ir.  eine  Sondervertretung:  ir.  ceol  und 
cetal  'Gesang'  (zu  can-  'singen';  vgl.  forcital  'Lehre'  zu  for-can- 
'lehren')  ac.  centhiliat,  centhliat  gl.  canorum  nc.  cathl  'Melo- 
die, Hymne'  br.  kentel  'legon,  chapitre'  (worauf  die  irische  Doppel- 
vertretung beruht,  ist  nicht  ganz  klar);  ir.  feöil  'Fleisch'  nir. 
feoluighthe  'wounded,  cut'  mbr.  guentl  'Gicht',  Plur.  guentlou 
'Geburtswehen'  nbr.  gwentr,  gwentl  'heftiger  Schmerz'  Treguier 
war  oenklo  'in  Geburtswehen'  :  zu  c.  gwanu  'durchbohren'  ahd. 
wunta  'Wunde'  gr.  yardlai'  ovlal  Hes.  (zur  Bedeutung  vgl.  gr. 
yiQeag  'Fleisch'  :  ahd.  hriuwan  'Schmerz  empfinden';  mc.  gwaet 
'Blut'  :  gwneuthur  gwaet  ar  'verwunden';  ir.  fuil  'Blut'  c. 
gweli  'Wunde'  mcorn.  Plur.  goleow  mbr.  goulyou;  —  die  An- 
sicht, br.  gwentl  sei  aus  lat.  uenter  entlehnt,  ist  abzulehnen); 
air.  deolid  'gnädig',  in  deolid  gl.  gratis,  deoladacht  'Gnade' 
'das  Gewähren'  (opp.  fiach)  mir.  deölaid  'poor,  mean,  indigent'  : 
vgl.  Verbalverz.  dam-  'sich  fügen,  erleiden,  gewähren'  (c.  dathlu 
'to  celebrate,  to  extol',  dathl  'celebrated'  liegt  semasiologisch  weit 
ab). 

Anm.  Lehnwörter  aus  dem  Brit.  mit  nt  im  Ir.  sind  oben  S.  24  an- 
geführt  (c.  chwant   ist  vielleicht  *sqh)/ti-  :  mit  idg.  Altern,  sfjh-  :  qh-  zu 


140  ntj  im  Br.  Lenition  von  r,  l,  n,  m.  [§  88,  3.  89 

gr.  ;^«Tfc?  'Bedürfnis'  poln.  ch§c  'Lust'  {*qhonti-)  arm.  xand  'Begierde,  Ver- 
langen'). —   Über  -nfj-  N   __«-  im  Br.  (hent,  Plur.  henchou),  s.  §  254. 

Die  idg.  Sonorlaute. 

§  89.  Die  Sonorlaute  r,  l,  n,  m  haben  im  Keltischen  ganz 
wie  die  Verschlußlaute  eine  doppelte  Aussprache  gehabt:  die  nicht 
lenierte  Aussprache  (n,  l,  n,  di)  unterschied  sich  von  der  lenierten 
Aussprache  [r,  l,  n,  m)  durch  einen  energischeren  Verschluß. 
Dieser  Unterschied  wurde  im  Brit.  teils  aufgegeben,  teils  so  ver- 
größert, daß  sich  aus  dem  zusammengehörigen  Lautpaar  ganz  ver- 
schiedene Laute  entwickelten,  die  dann  selbstverständlich  auch  eine 
verschiedene  graphische  Bezeichnung  erhielten.  Eine  ähnliche, 
wenn  auch  geringere  Vergrößerung  des  alten  Unterschiedes  fand 
im  Ir.  bei  m  :  m  statt  und  führte  zur  graphischen  Bezeichnung  der 
Lenition.  Bei  r  l  n  :  r  l  n  bewahrten  dagegen  die  Iren  die  alte 
Aussprache  ziemlich  getreu  bis  auf  den  heutigen  Tag,  wenn  auch 
mit  dialektischen  Störungen  (namentlich  bei  n  :  r\  und  bei  diesen 
Lauten  hat  die  Doppelheit  der  Aussprache  niemals  einen  Ausdruck 
in  der  Orthographie  erhalten.  Daß  sie  aber  trotzdem  schon  im 
Air.  vorhanden  war,  beweist  vor  allem  die  Tatsache,  daß  der  Ar- 
tikel im  Air.  vor  r^  l,  n  je  nach  den  Lenitionsregeln  eine  ver- 
schiedene Form  annimmt  (ind  im  Falle  der  Lenition,  in  im  Falle 
der  Nicht-Lenition  des  folgenden  Wortanlautes) :  Nom.  in  rect 
*das  Gesetz',  Gen.  ind  recto;  Nom.  in  lie  ^der  Stein',  Gen.  ind 
liacc;  Nom.  Mask.  in  nuae-thintud  sa  'diese  neue  Übersetzung', 
Nom.  Fem.  ind  nöibe  'die  Heiligkeit'.  Die  nicht  lenierten  Laute 
n  L  N  kommen  im  Irischen  vor  1)  im  absoluten  Anlaut,  soweit  die 
Syntax  nicht  Lenition  erfordert;  2)  nach  s;  3)  in  der  Doppelung 
und  in  jeder  auf  zwei  Silben  verteilten  Kombination  mit  einem 
Dental.  Vgl.  Verf.,  Asp.  i  Irsk,  S.  20-67,  S.75ff.,  S.  175,  S.  178; 
Quiggin  S.  77—102;  Sarauw,  KZ  XLII  53-61. 

Eine  sehr  ähnliche  Doppelaussprache  des  l  und  n  hat  im 
Skandinavischen  (und  zwar  seit  urnordischer  Zeit)  stattgefunden, 
vgl.  Verf.  GGA  1907,  891—893.  Und  auch  für  das  Lateinische 
scheint  eine  entsprechende  Doppelaussprache  des  r,  l,  (n)  voraus- 
zusetzen zu  sein.  Bekannt  war  schon  längst,  daß  lat.  l  einen  "sonus 
tenuis"  oder  "exilis"  im  Wortanlaut  und  in  der  Gruppe  II,  einen 
"sonus  plcnus"  oder  "pinguis"  (d.  h.  i)  in  der  Stellung  zwischen 
Vokalen  hatte  (daraus  rumän.  r).  Neuerdings  hat  nun  Puscariu, 
Studii    si   notite    etimologice,    Bucurestt   1905    (mir   aus    der   Be- 


§89.90]      AllgcmeineK  üb.  d.  kSonorlaute.  Id^.  r.  /;u.  rimXir.      141 

sprechung  im  Literaturblatt  f.  germ.  u.  rom.  Philol.  1907  Sp.  72 
— 74  bekannt)  den  Nachweis  geführt,  daß  auch  lat  r  im  Anlaut 
und  in  der  Gruppe  rr  eine  andere  Aussprache  als  in  den  übrigen 
Fällen  gehabt  haben  muß,  da  es  ein  folgendes  i  oder  e  in  y  (i) 
und  9  (ä)  verwandelt:  rumän.  rid  ^rideo',  räü  ^reus',  aber  frig 
'frigus',  greu  'grauis';  er  nimmt  dabei  an,  daß  das  anlautende  r 
und  rr  mit  größerer  Energie,  mit  stärkerer  Schwingung  gesprochen 
wurde  (man  kann  daneben  auch  an  eine  verschiedene  Artikulations- 
stelle denken;  vor  allem  wird  man  aber  daran  erinnert,  daß  das 
irische  ji  der  Mouillierung  unfähig  ist  und  so  gewissermaßen  ein 
folgendes  i  in  y  verwandelt).  Eine  doppelte  Aussprache  des  lat.  n 
läßt  sich  vielleicht  aus  dem  unter  Umständen  eintretenden  Wandel 
eines  lat.  n  zwischen  Vokalen  in  rumän.  r  folgern  (falls  die  zu 
Grunde  liegende  Aussprache  nicht  auf  illyrischem  Einfluß  beruht, 
vgl.  über  das  Alb.  Verf.,  Koman.  Jahresbericht  für  1905). 

g  90.  Idg.  r  (lat,  gr.,  germ.,  lit.,  sl.  r,  alb.  r,  r,  arm.  r^  r, 
skr.  r)  erscheint  im  Keltischen  als  r  und  r.  r  ist  im  c.  Anlaut 
zu  einem  stimmlosen  r^  geschrieben  rh,  geworden,  das  im  Satz- 
zusammenhang zu  r  leniert  werden  kann  (das  c.  r  wird  jedoch 
wohl  nicht  wie  das  c.  r  durch  die  Zungenspitze,  sondern  durch  den 
vorderen  Teil  des  Zungenblattes  gebildet);  im  c.  Inlaut  ist  r  mit  r 
zusammengefallen  (nur  scheint  e  nach  n  zvl  r  geworden  zu  sein: 
an-rheg  'Geschenk',  an-rhaith  'Beute',  eig.  "Unrecht"';  aber  an- 
ras  'Ungnade'  zu  gras  'Gnade';  Formen  wie  pen-re  'Haarband' 
neben  pen-rhe  und  cynron  neben  cynrhon  ^Maden',  S.  139, 
sind  jünger).  Im  Corn.  und  Br.  ist  der  Unterschied  zwischen  r 
und  r  aufgegeben.  Die  gallische  Orthographie  lehrt  uns  nichts; 
mit  den  lateinischen  Schreibungen  Rhenus  'der  Rhein'  (ir.  rian 
'Meer')  und  rheda  (§  40)  ist  nichts  anzufangen. 

Im  Ir.  ist  die  Zweiheit  r  :  r  zunächst  durch  die  Wirkung  der 
Mouillierung  zu  einer  Vierheit  r,  r  :  r^  r  geworden,  r  hat  aber 
immer  die  Mouillierung  aufgegeben  und  ist  zu  r  geworden;  darauf 
ist  in  Irland  r  im  Anlaut  immer  mit  r  zusammengefallen  (und  zwar 
meist  so,  daß  r  zu  r  geworden  ist,  in  einigen  Dialekten  jedoch  so, 
daß  umgekehrt  r  zn  r  geworden  ist,  vgl.  Sarauw,  KZ  XLII  60). 
Nach  diesen  Lautübergängen  mußte  die  syntaktische  Anlautslenition 
darin  bestehen,  daß  r  {r),  wo  es  aus  r'  entstanden  war,  mit  r 
wechselte,  während  das  auf  urspr.  r  zurückgehende  r  (ä)  dui'ch  die 
Lenition  nicht  geändert  wurde.  Durch  Analogiebildung  entstand 
in  einigen  Dialekten  die  Regel,   daß  jedes  r  (r)  zu  r  lenierbar  ist; 


142  li  und  r  im  Nir.  und  Nsch.  [§  90 

in  anderen  Dialekten  hat  man  die  Anlautslenition  ganz  aufgegeben 
(O'Donovan,  S.  36-37;  Asp.  i  Irsk  S.  40;  Henebry  S.  74;  Quig- 
gin  §  271 — 272).  Im  Inlaut  und  Auslaut  ist  r  in  den  meisten 
Dialekten  und  Stellungen  zu  r  geworden;  jedoch  sind  Reste  des 
Unterschiedes  zwischen  r  und  r  gebheben;  diese  Eeste  sind  für  die 
Feststellung  der  phonetischen  Art  des  Unterschiedes  wichtig.  Nach 
Quiggin  §  266  und  §  269  ist  r  ..a  long,  strongly  trilled  r  with  the 
tongue  vibrating  against  the  alveoles  just  above  the  upper  teeth", 
r  dagegen  „a  reduced  form  of  a  trilled  r;  there  is  usually  only 
one  flip  of  the  point  of  the  tongue  against  the  alveoles;  at  the  end 
of  monosyllables  after  a  short  vowel  r  is  clipped  and  ver}^  short". 
Der  Unterschied  gestaltet  sich  anderswo  zum  Teil  anders;  die 
Quantität  spielt  eine  geringere  oder  gar  keine  Rolle,  und  die 
Qualität  kann  anders  nüanziert  sein;  r  ist  z.  B.  auf  Arran  ein 
recht  energisch  gerolltes  r  der  Zungenspitze  („tip  of  the  tongue"), 
und  es  gibt  daneben  zwei  Varietäten  des  r:  ein  gerolltes  r  vor  c?, 
t,  n,  l  („the  double  of  the  tongue  applied  to  the  angle  inside  the 
Upper  gums")  und  ein  reduziertes  r  vor  s  (mit  der  Zunge  „doubled 
up,  but  not  touching"  nach  der  Definition  eines  Arran-Mannes 
Marc  O'Flaherty).  Sarauw,  KZ  XLII  60  beschreibt  r  und  r  des 
Kerry-Dialektes  als  ein  „dorsales"  und  ein  „koronales"  r  („dorsal" 
und  „koronar '  nach  Sievers,  Grundzüge  der  Phonetik  §  7,  2  zu 
verstehen).  Es  mag  hier  auch  die  bei  Malcolm  Mac  Farlane,  The 
Phonetics  of  the  Gaelic  Language,  Paisley  1889,  S.  40  für  das 
Nsch.  gegebene  Definition  erwähnt  werden,  wonach  die  Zunge  „is 
used  pointedly"  bei  r  und  7^  aber  „broadly"  bei  ä.  Der  Zusammen- 
fall von  R  und  r  hat  in  Schottland  nicht  stattgefunden;  im  Anlaut 
ist  Rf  wenn  es  auf  altes  r  zurückgeht,  zu  r,  wenn  es  auf  r  zurück- 
geht, zu  r  lenierbar.  Auf  der  Insel  Skye  ist  nach  Sarauw  KZ 
XLII  57  r  als  lenierter  Anlaut  analogisch  durch  r  ersetzt. 

R  war  nach  dem  Zeugnis  des  Nir.,  Nsch.  berechtigt:  1)  im 
absoluten  Anlaut  (im  Satzzusammenhang  lenierbar);  2)  nach  s; 
3)  wo  eine  alte  Geminata  vorlag;  4)  nach  einem  n-  oder  Z-Laut; 
5)  vor  Dentalen.  Beispiele:  1)  Skye  (Sarauw)  rI  'König',  mo  rl 
*mein  König';  Rex'k'  'verkaufe'  (Impv.),  rexk'  e  'er  verkaufte";  Kerry 
(Sarauw)  ri,  mo  H;  gd  Rug  'daß  er  brachte',  2v'^  rüg  'er  brachte 
nicht';  Desi  ri  'König',  d  vi  'o,  König!';  ä  rä  (da  rädh).  Die 
Zeugnisse  für  den  Verlust  der  Mouillierung  des  nicht  lenierten 
Lautes  sind  auch  in  der  Schriftsprache  häufig:  air.  remor  'dick' 
nir.  reamhar  und  ramhar  Arran  rawdr  Donegal  rqivwdr;  air.  re 


§  90]  n  und  r  im  Nir.  und  Nsch.  143 

'Zeitraum'  nir.  rae;  mir.  rebaim  'zerreiße'  nir.  raobaim;  air. 
rigin  'zähe'  Arran  rejri  Donegal  rln;  air.  ri  'König'  Arran  ri/ 
Donegal  rl.  Der  Dialekt  von  Arran  gehört  zu  denjenigen  Dia- 
lekten, die  die  Anlautslenition  aufgegeben  haben;  es  sind  aber 
Keste  vorhanden,  die  darauf  deuten,  daß  die  Lenition  seinerzeit 
ohne  Rücksicht  auf  das  ursprüngliche  Timbre  immer  zu  /•  geführt 
hat:  Na  refrl  tu  'du  mögest  dich  nicht  erheben',  aber  n'i  iejid  'er 
erhob  sich  nicht'  (när  eirighidh  tu,  nir  eirigh);  mo  röicu 
'meine  Wahl',  ö  hug  tu  röwn  ffom  'da  du  mir  die  Wahl  gabst' 
(entweder  =  ö  thug  tu  a  rogha  dham,  wobei  a  der  Gen.  Sing. 
Neutr.  wäre,  oder  Verallgemeinerung  der  lenierten  Form;  vgl.  bei 
Dinneen  die  Schreibung  reogha  für  Nord-Connacht).  Für  Done- 
gal, wo  die  Lenition  gleichfalls  aufgegeben  ist,  verzeichnet  Quiggin 
§  286  Reste  der  Lenition  (mit  r),  aber  nur  solche  Fälle,  in  denen 
das  Timbre  von  jeher  mouilliert  war.  2)  mir.  srian  'Zügel'  Arran 
srldn  Donegal  sredn  Kerry  mit  s/?-  anlautend.  Damit  stimmen  die 
Angaben  der  Grammatiker  vom  älteren  Molloy  an.  3)  nir.  giorra 
'kürzer'  Arran  gird  Donegal  gyrd;  air.  foirrce,  fairggse  'Meer' 
nir,  fairrge  Arran  und  Donegal  fardg'd  (vgl.  dazu  als  Beispiel  des 
nicht  gedoppelten  r  if.  arget  nir.  airgead  Arran  avdg'id  Donegal 
ähg'dd);  nir.  uirthi  'auf  sie,  ihr'  (vgl.  air.  forrae  'auf  sie')  Arran 
ord.  4)  nir.  anrö  ^misery'  hat  nach  dem  älteren  Molloy  /?;  darauf 
führt  auch  die  Regel  bei  Stuart  *18:  ^^  n,  r  have  their  piain 
sound  (d.  h.  sind  nicht  leniert)  when,  in  the  same  syllable,  they  are 
immediately  preceded  by  a  piain  liquid",  vgl.  die  häufigen  nir. 
Schreibungen -nnr-,  -nnl-.  Vgl. Donegal  sönnaa: 'remarkable'  air. 
sainredach  gl.  peculiaris,  külroskax  'back ward'  cüilriascmhar; 
Desi  d'aiVRd  =  deallradh  'brightness',  sgaiVRd  =  sgannradh 
'Furcht',  Henebry  S.  36.  5)  nir.  curtha,  cuirthe  'beerdigt' 
Arran  kurd  Donegal  kövd;  Arran  h'erd  Donegal  h'yvd,  Partizipium 
von  beirim  'gebäre';  Arran  däreg  =^  di2i  fhear  dheag.  Vgl.  die 
Schreibungen  parrthas,  garrdha.  —  Nir.  tuirseach,  tuirrseach 
'betrübt'  Arran  tyRsax  (mit  einem  reduzierten  /?)  Donegal  tyrsax, 
bei  dem  jüngeren  Molloy  torsach.  Vgl.  die  Schreibung  fearr- 
said  -=  fearsaid  'Spindel'.  —  Nir.  äirde  'höher'  'Höhe'  Arran 
EJRd'd  Donegal  örd'e  Kerry  ind'i;  nir.  dia  Mäirt  'Dienstag'  Arran 
d'e  muRt'  Donegal  d'a  märt';  nir.  toirneach  'Donner'  Arran 
towRNax  Donegal  tärNax;  nir.  äirne  'Schlehe'  Arran  Plur.  uRy'i 
Donegal  ärN9  Kerry  ürnI;  nir.  comhairle  'Rat'  Arran  küRLd 
Donegal  k^n.'d.     Vgl.  die  Schreibungen  cearrd  'Kunst,  Handwerk', 


144  Beispiele  für  idg.  r.    l  und  l  im  Keltischen.        [§  91.  92 

go  n-deärrna  ^daß  er  tat'  u.  s.  w.  Vgl.  dazu  die  Regel  bei 
Stewart  a.  a.  0.:  „l,  n,  r  have  their  piain  sound,  when,  in  the 
same  syllable,  they  are  immediately  foUowed  by  a  piain  lingual". 
—  Die  durch  den  Übergang  r  y  r  geschaffenen  Formen  können 
in  der  nir.  Orthographie  (§  240)  nicht  gut  zum  Ausdruck  kommen; 
die  Weglassung  des  Timbrezeichens  vor  dem  r  würde  allerdings 
in  einigen  Fällen  erträglich  sein  (M'C  schreibt  farrge  'Meer'); 
unmöglich  ist  aber  dieser  Ausweg  in  einsilbigen  Wörtern  (mäirt) 
und  in  allen  Fällen,  wo  das  Timbrezeichen  zugleich  für  die  Aus- 
sprache des  Vokals  bedeutsam  ist  (äirde).  Die  Schreibung  be- 
artha  'geboren'  bei  M'C  ist  irreleitend;  besser  wäre  bertha,  wie 
der  jüngere  Molloy  schreibt;  ein  Versuch,  auf  diesem  Wege  weiter 
zu  schreiten,  würde  aber  die  ererbte  Orthographie  sprengen. 

§  91.  Beispiele  für  das  idg.  r  im  Keltischen:  c.  rhid  'drain, 
semen'  :  skr.  retas  'semen  uirile';  ir.  rath  'Gnade'  c.  rhad  :  skr. 
rätd'  'gegeben'  aw.  räiti-j  rata-  'Gnade';  ir.  gäir  'Geschrei',  gäire 
'Lachen'  c.  gawr  'Geschrei',  vgl.  Verbal verz.  gar-;  c.  gair  'Wort', 
ir.  gairm  'Ruf,  Geschrei'  c.  garm  corn.  garm  br.  garm  :  gr. 
yriQvg  'Stimme,  Schall'  lat.  garrulus  'geschwätzig'  as.  karm  'Weh- 
klage' ^\i.v.  grnämi  'ich  singe';  ir.  dair,  daur 'Eiche'  c.  dar  acorn. 
dar,  c.  derw-en  ds.  br.  derv-enn  (Plur.  dero)  :  gr.  öoqv  'Holz' 
got.  triu  'Baum'  lit.  dervä  'Kienholz'  asl.  drevo  'Baum'  alb.  dru 
'Holz'  skr.  däru  ds.  (lat.  larix  'Lerchenbaum');  ir.  bir  'Stachel, 
Spieß'  c.  her  'Lanze'  acorn.  her  gl.  ueru  br.  ber  ds.  :  lat.  uerü 
'Bratspieß'  umbr.  Plur.  herus  ds.  gr.  ßagveg'  davöqa  (an.  prionn 
,mhd.  pfrieme  'Pfriem'  aw.  grava-  'Stock,  Rohrstock').  Die  Kon- 
sonantengruppen, die  ein  r  enthalten,  sind  bei  den  anderen  Ele- 
menten der  betreffenden  Gruppen  belegt.  Über  die  Quellen  des 
kelt.  rr  s.  §  50,  3—4,  §  57. 

Anm.  1.    Über  Svarabhakti  vor  oder  nach  r  s.  §226-229,  §231—232. 

Anm.  2.  Über  Dissimilation  oder  Metathese  eines  r-Lautes  s.  §  336, 
§  337.  Ohne  ersichtlichen  Dissimilationsanlaß  hat  das  Br.  bisweilen  l  statt 
r:  daelou  'Tränen'  S.  124,  rael  'Mark'  §  50,  11,  melionenn  =  raerio- 
nenn  'Ameise',  s.  §99,  1,  kleizenn  'Narbe'  S.  123.  Die  Erscheinung  ist 
vielleicht  mehr  wortpsychologisch  (Volksetymologie  u.  s.  w.)  als  laut- 
psychologisch. 

§  92.  Idg.  l  (lat,  gr.,  germ.,  Ht,  sl.  /;  alb.  /,  l,  arm.  l,  l, 
iran.  r,  skr.  r,  l)  erscheint  im  Keltischen  als  l  und  l.  l  ist  im 
C.  im  Anlaut  und  Inlaut  zu  einem  stimmlosen  l,  geschrieben  11, 
geworden,  das  im  Satzzusammenhang  zu  l  leniert  w-erden  kann  (das 
c.  l  ist  unilateral  und  wird  mit  i-Stellung  der  Zunge  gesprochen). 


§92|  /-  und  /  im  Koltischen  145 

Zeugnisse  für  das  stimmlose  l  finden  sich  schon  im  Ac.  (s.  olje  i 
S.  18);  in  mc.  Handschriften  wird  11  als  Zeichen  eines  stimmlosen 
Lautes  oft  mit  einem  Verhindungsstrich  zwischen  den  heiden  ßuch- 
stahen  geschriehen,  welcher  Strich  hei  dem  selten  vorkommenden 
stimmhaften  II  (z.  B.  in  callonn  'Herz')  fehlt  (Beispiele  findet 
man  leicht  in  der  Neuausgahe  des  Mab.,  s.  z.  B.  S.  204  Z.  1,  3,  5 
u.  s.  w.).  Im  Corn.  und  Br.  ist  der  Unterschied  zwischen  /-  und  l 
aufgegeben.     Über  das  GaUische  wissen  wir  nichts. 

Im  Ir.  ist  die  Zweiheit  /.  :  /  durch  die  Wirkung  der  Mouil- 
lierung zu  einer  Vierheit  l,  l  :  ly  V  geworden.  /.  wird  „durch  An- 
stemmen der  verbreiterten  Zungenspitze  an  die  Oberzähne"  (Finck) 
gebildet;  //  ist  ein  stark  mouillierter  Laut,  „palatales  Z"  (vgl.  Jes- 
persen,  Lehrbuch  der  Phonetik  S.  51;  ungefähr  =  ital.  gl),  l  ist 
mit  dem  gewöhnlichen  l  der  europäischen  Hauptsprachen  ungefähr 
identisch  (zwischen  der  Zungenspitze  und  den  Alveolen  gebildet); 
/'  ist  ein  schwach  mouilliertes  /  („palatalisiertes  V\  vgl.  Jespersen 
S.  129).  Nach  //  hört  man  beim  Übergang  zum  folgenden  Vokal 
einen  deutlichen  /Gleitlaut,  nach  V  dagegen  nicht.  /.  und  /  werden 
mit  einer  kleinen  (unwesentlichen)  Hebung  der  Hinterzunge  ge- 
sprochen, sind  also  schwach  ^-ähnlich.  Mac  Farlane  (s.  S.  142) 
S.  36,  38  sieht  den  Unterschied  zwischen  a  und  l  „in  the  tongue 
being  applied,  in  the  former  case  flatly,  and,  in  the  latter  case 
pointedly";  eine  von  einem  Skye-Manne  gegebene  Definition  ist  bei 
Sarauw,  KZ  XLII  53  angeführt  (l:  „I  raise  about  an  inch  of 
my  tongue  to  the  roof  of  my  mouth,  and  the  tip  is  rather  turned 
below";  /'.*  „I  raise  the  very  tip  of  my  tongue  to  the  roof  of  my 
mouth";  außerdem  seien  die  nicht  lenierten  Laute  länger  als  die 
lenierten). 

A,  //  ist  im  Nir.  und  Nsch.  berechtigt:  1)  im  absoluten  Anlaut 
(im  Satzzusammenhang  lenierbar);  2)  nach  s;  3)  wo  eine  alte  Ge- 
minata  vorlag  oder  aus /c?  (hd),  dl,  Ü,  In  (aa)  eine  jüngere  Geminata 
hervorgegangen  war;  4)  nach  einem  r-  oderw-Laut;  5)  vor  Dentalen. 
Beispiele:  1)  Arran  Lij  'Kalb'  (laogh),  mo  lij  'mein  Kalb';  nü 
h'an  'folge  nicht'  (nä  lean),  Van  'folgte'  (do  lean).  Entsprechend 
in  anderen  Dialekten.  2)  Arran  SLat  'K-ute'  (slat)  (leniert  hlat, 
mit  dem  Artikel  ds^  tlat)  Donegal  SLat  (leniert  statt  hl-  stimmhaftes 
Ij  was  auch  auf  Arran  vorkommen  kann;  mit  dem  Artikel  Ü-,  s. 
Quiggin§217 — 218);  Arran  kysi.'d  'Ader'  Donegal  kusL9  (cuisle). 
3)  Arran  und  Donegal  IcapdL  'Pferd'  mir.  capull;  Arran  kn/Juw 
(do  cailleadh)  'starb'  Donegal  xül   'verlor'  zu  mir.  coli  'Verlust' 

Pedeisen :  Vgl.  kelt.  Gramm.  \0 


146  L  und  /  im  Ir.     l  und  l  im  C.  ]§  92 

S.  114;  An*an  koLd  'Schlaf  Donegal  köLuw  nir.  codladh  air. 
cotlud;  Arran  hraLtn  'Betttuch'  Donegal  hrähln  nir.  braitlin; 
Arran  koLd  Donegal  kÖLd  air.  collno  Gen.  von  colinn  'Fleisch'. 
Dagegen  tritt  in  den  Gruppen  thl  und  dhl  keine  Assimilation  ein; 
der  ^Laut  bleibt  hier  leniert,  kann  aber  durch  vorhergehendes  th 
stimmlos  oder  zu  Ih  werden  (Quiggin  §  232) :  Donegal  rijtan  'wheel 
in  spindle'  (roithleän).  Die  Schreibungen  brai  thl  in  'Betttuch', 
nodhlaic  'Weihnachten'  sind  als  ein  Versuch,  die  stattgefundene 
Assimilation  von  il  und  dl  auszudrücken  sehr  häufig,  geben  aber 
die  Aussprache  falsch  an.  4)  Arran  küRLd  'Eat'  Donegal  k^ri!d 
S.  143;  Arran  maNLd  'modest'  (mänla);  Donegal  SLäNLds  Arran 
SLaNdas  =  slän-lus  'Wegerich'  (Dinneen  gibt  die  Aussprache  als 
sländus  an).  5)  Arran  mo/i  'Hammel'  Donegal  moLt  (molt); 
Donegal  faLSd  'idle'  fallsa.  Ebenso  stand  /.  ursprünglich  vor 
einem  r-Laut  (und  dieser  war  r);  durch  den  Übergang  /?  >  r  ist 
aber  in  den  Dialekten  von  Arran  und  Donegal  auch  l  in  l  ver- 
wandelt worden ;  die  Orthographie  zeugt  aber  noch  von  der  älteren 
Aussprache:  Arran  d'alrd  'brightness,  shining'  (deallradh). 

Mit  diesen  Regeln  stimmt  im  Wesentlichen  das  Vorkommen 
des  c.  l.  Jedoch  können  die  Bedingungen,  die  ursprünglich  die 
nicht  lenierte  Aussprache  hervorriefen,  wegen  des  ganz  veränderten 
phonetischen  Charakters  des  unlenierten  Lautes  nicht  mehr  wie  im 
Irischen  mechanisch  weiterwirken,  und  es  ist  so  auf  mehreren 
Punkten  ein  Gegensatz  zwischen  dem  älteren  und  dem  jüngeren 
Sprachgut  entstanden.  Zu  1)  und  2):  Anlautsmutation  wie  im  Ir. 
(llaw  'Hand',  dy  law  'deine  Hand').  Im  Anlaut  ist  idg.  l  und  sl 
(=  ir.  und  gemeininselkelt.  /.  und  hl,  vgl.  §  50,  6)  zusammen- 
gefallen. Die  syntaktische  Mutation  des  auf  sl  zurückgehenden  l 
(llath  'Rute'  :  dy  lath)  beruht  auf  einer  leicht  verständhchen 
Analogiebildung.  Weim  auf  ein  c.  s  ein  ^-Laut  folgt,  ist  dieser  l- 
Laut  stimmhaft:  yslywen  'Aal'  aus  llyswen  §  50,  6,  bas-le 
'eine  seichte  Stelle  in  einem  Flusse';  diese  Verbindung  ist  meist 
jung;  in  etwaigen  alten  Verbindungen  (yslath  'Rute')  kann  Dissi- 
milation der  beiden  zu  erwartenden  stimmlosen  Spiranten  ange- 
nommen werden.  Zu  3):  Gemeinkeltisches  und  lat.  U,  Id  und  die 
im  c.  Inlaut  aus /^  entstandene  Verbhidung  (ac.  11h  in  mellhionou 
S.  137)  sind  in  l  zusammengefallen:  coli  'Hasel';  callor  'Kessel' 
aus  lat.  caldärium;  canghell  'a  chancel';  vgl.  noch  §93  Schluß. 
Dagegen  ist  II  in  jüngeren  Lehnwörtern  und  ein  durch  junge  Assi- 
milation entstandenes  II  stimmhaft  geblieben  (im  Nc.  /  geschrieben; 


§92.  93]  l  und  l  im  C.     Boispiolo  für  idrr.  /.  147 

über  (las  Mc.  oben  S.  145):  nc.  cälon  'Herz'  (acom.  nncom.  lO- 
lon  br.  kaloun)  ist  romanisches  Lehnwort,  vgl.  afrz.  chaudun, 
cauldun  mnd.  kaldüne  'Eingeweide';  calyn  =  can-lyn  'folgen'. 
Zu  4):  Nach  r  und  n  steht  l:  iarll  'earl';  Caerlleon  'Chester'; 
y  Ilynedd  br.  war-lene  'voriges  Jahr'  S.  113;  y  llong  'das 
Schiff"'  (der  Artikel  y  ist  zunächst  aus  yr  entstanden;  bewirkt  sonst 
im  Fem.  Lenition);  mor  Hon  'so  freudig'  (mor  bewirkt  sonst 
Lenition;  nach  dem  gleichfalls  lenierenden  pur  'sehr'  bleibt  l 
ebenso  erhalten);  c.  enllyn  S.  115;  yn  llawn  'vollständig'  (yn 
bewirkt  sonst  Lenition;  l  bleibt  gleichfalls  nach  dem  lenierenden 
cyn  'ebenso'  und  nach  dem  lenierenden  femininischen  un  'eine'). 
AVenn  zwischen  r  und  n  und  dem  ?-Laut  ein  leniertes  g  geschwunden 
ist,  ist  das  l  stimmhaft:  an-lan  'unrein'  (:  glan).  Es  herrscht 
aber  auch  sonst  ein  gewisses  Schwanken,  und  mit  der  Hauptregel 
für  /.  stimmt  es  nicht,  daß  l  auch  nach  m  und  td  steht  (Jones, 
Welsh  Orthography  S.  24;  vgl.  übrigens  Quiggin  §  211).  Zn  5): 
mollt  'Hammel'.  Dagegen  in  einem  jüngeren  Lehnwort:  gwaltes 
'weit  of  a  shoe',  auch  gwaldas,  gwald  :  aus  engl,  weit  (-es, 
-as  aus  der  engl.  Pluralendung).  Komp.:  gwyl-dy  'watchhouse'. 
Vor  s  steht  (durch  Dissimilation?)  stimmhaftes  l:  ff  als  'falsch'. 

§  93.  Beispiele  für  das  idg.  l  im  Keltischen:  ir.  liim  'ich 
klage  an'  :  got.  laian  'schmähen'  lit.  16 -ti  'bellen'  asl.  lajatl  'bellen, 
schmähen';  c.  Heuen  'Laus'  acorn.  lo«^?en  ncorn.  lüan,  Plur.  low 
br.  laouen  :  ahd.  lüs;  ir.  lese  gl.  piger  c.  llesg  'schwach'  :  an. 
loskr  'weich,  schlaff';  c.  lludd,  cyf-ludd  'Hindernis'  mbr.  luz  : 
skr.  rödha-s  'Hemmung';  ir.  cuil  gl.  Culex  c.  cylion-en  'Fliege, 
Mücke'  acorn.  ke Honen  gl.  musca  br.  kelien-enn  'Fliege'  :  lat. 
Culex;  ir.  gel  'weiß'  :  lat.  heluus  ahd.  gelo  'gelb'  gr.  x^-w^oc; 
'grüngelb'  lit.  gelsvas  'gelblich'  asl.  zUü  'gelb'  (oder  lit.  z alias 
'grün',  zilas  'grau'  asl.  zelenü  'grün'  aw.  zam-  'gelb'  skr.  hdri- 
'gelb,  grünlich');  air.  mucc-foil  'Schweinekoben'  c.  gwal  'Lager 
eines  Tieres'  :  vielleicht  als  ursprünglicher  konsonantischer  Stamm 
zu  c.  gwe-ly  'Bett'  S.  98.  Die  Konsonantengruppen,  die  ein  / 
enthalten,  sind  schon  belegt  {It  >  br.  wt  §  88,  2).  Über  die  Quellen 
des  II  s.  §50,  5—7  und  vgl.  unten  §  96  S.  156  f.  Im  Irischen  ist 
in  unbetonter  (urspr.  nebentoniger?)  Silbe  in  noch  nicht  genügend 
aufgeklärter  Weise  bisweilen  II  an  die  Stelle  eines  l  getreten: 
Conall  MN  c.  Cynwal  abrit.  Cunouali  (Gen.);  nir.  imeall 
'Rand'  mir.  im -bei  c.  ymyl  (:  ir.  bil  c.  byl);  ir.  f  annall  'Schwalbe' 
c.    gwennol.     Worauf    die    Doppelung    des   l   in    der    Komposi- 

10* 


148  Beispiele  für  idg.  /.    Die  Nasalcliphthonge.       [§93.  94, 1 

tionsfuge  in  c.  gwallo  %eren'  br.  goullo  4eer'  neben  ir.  fo-lam 
'leer'  (S.  34)  beruht,  ist  unsicher.  —  Vor  urspr.  auslautendem  i 
steht  im  C.  in  unbetonter  Silbe  l  statt  eines  alten  l:  ir.  biail  c. 
bwyell  (ac.  bahell,  lau-bael)  br.  bouc'hal  S.  67;  ir.  fedil 
'dauernd'  c.  gweddill  'remnant'  (woraus  ir.  fuidell),  S.  110;  c. 
sefyll  'stehen'  corn.  seuel  'sich  erheben'  br.  sevel  'errichten, 
bauen'  :  lat.  stabilis,  Neutr.  stabile  'fest'.  Vgl.  die  lat.  Lehn- 
wörter c.  Ebrill  'Aprilis'  und  ufyll  'humilis'  §  146.  So  zu  be- 
urteilen sind  ferner:  c.  brithyll  'Forelle'  acorn.  breithil  gl. 
mugil  br.  brezel  'Makrele';  ir.  indile  'Vieh'  c.  ynnill,  ennill 
'erwerben,  gewinnen'  abr.  endlim  gl.  fenus  (Komp.  von  ir.  ind- 
gall.  ande-;  das  zweite  Glied  unsicher).  Da  dieser  Wandel  nur 
im  C.  vorliegt,  so  wird  es  sich  um  ein  Stimmloswerden  des  l  vor 
dem  stimmlos  gewordenen  auslautenden  i  handeln.  Dieser  stimm- 
lose Laut  ist  dann  im  weiteren  Verlauf  mit  dem  aus  urkelt.  l  und 
LL  entstehenden  stimmlosen  Laut  zusammengefallen.  Es  ist  eine 
bekannte  Tatsache,  daß  die  engen  Vokale  i  und  u  leichter  als  die 
übrigen  Vokale  stimmlos  werden  (vgl.  Verf.,  KZ  XXXIX  366). 
Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  -lu  im  C.  dasselbe  Schicksal  wie 
-U  gehabt  hat,  fehlt  jedoch  das  nötige  Material  (enthält  ennill 
den  2^-Stamm  von  ir.  il  'viel'?). 

Anm.  1.  Über  Svarabhakti  vor  oder  nach  /  s.  §  226—229,  §  231. 

Anm.  2.  Über  Dissimilation  oder  Metathese  eines  /-Lautes  s.  §  336 
—337. 

Anm.  3.  Über  ir.  l  y  r  in  proklitischer  Silbe  s.  §  176. 

Anm.  4.  Über  das  mouillierte  /  des  Bretonischen  s,  §  254. 

8  94.  (Die  Nasaldiphthonge.)  1)  In  freier  Stellung  kommen 
im  Idg.  ursprünglich  nur  die  beiden  Nasale  n  und  m  vor.  In  den 
häufigen  Gruppen  von  Nasal  +  Verschlußlaut  hat  aber  in  den 
Einzelsprachen  der  Nasal  meist  dieselbe  Artikulationsstelle  wie  der 
Verschlußlaut,  und  es  existiert  demgemäß  neben  dem  m  (vor  p  und 
b)  und  dem  n  (vor  t  und  d)  noch  ein  79  vor  k  und  g.  Weim  dies 
Gesetz  schon  in  der  idg.  Ui^prache  gültig  gewesen  ist,  so  müssen 
wir  mit  drei  idg.  Varietäten  eines  ^3  rechnen:  ein  uvulares,  ein 
velares  und  ein  palatales  w.  Nun  ist  es  aber  keine  Notwendigkeit, 
daß  der  Nasal  mit  dem  folgenden  Verschlußlaut  stimmt  (im  Russi- 
schen ist  7ik  eine  häufige  Verbindung),  und  wir  können  daher  nicht 
mit  Sicherheit  wissen,  ob  in  den  Vorformen  des  ir.  imbliu  'Nabel' 
lat.  umbilicus  gr.  0fÄq)al6(;  oder  ir.  amires  (§  57)  lat.  im-pius 
'gottlos'   oder   lat.  iungö  'verbinde',    lat.  unguö  'salbe',    ir.  in  gen 


§94,  1.  2]  Die  Nasaldiplithonge.  149 

^Nagel'  hit.  unguis  u.  s.  w.  das  ursprüngliche  n  (verbürgt  darch 
ahd.  nabalo  'Nabel',  ir.  an-eola  'unwissend',  skr.  jundpni  'ver- 
binde', skr.  ana^mi  'salbe',  gr.  ovu^  'Nagel')  schon  uridg.  zu  m  und 
19  geworden  war.  Es  gibt  sogar  Anzeichen  dafür,  daß  eine  solche 
Assimilation  nicht  stattgefunden  hatte;  es  steht  ganz  fest,  daß 
wenigstens  das  silbische  tn  vor  t  unassimiliert  geblieben  war:  Ut 
sintas  'hundert'.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  unsicher,  ob  es 
in  der  idg.  Ui'spraclie  überhaupt  ein  td  gegeben  hat.  Da  wir  aber 
in  dem  einzelnen  Fall  nicht  wissen  können,  ob  das  spätere  td  aus 
einem  idg.  n  oder  aus  einem  idg.  m  entstanden  war,  oder  ob  ein  n 
vor  d,  t,  ein  )n  vor  b,  p  alt  oder  durch  Assimilation  entstanden  war, 
so  sind  wir  genötigt,  in  unseren  Formeln  von  dem  späteren  Zu- 
stand auszugehen,  wo  der  Nasal  immer  an  den  folgenden  Verschluß- 
laut mit  Bezug  auf  die  Artikulationsstelle  assimiliert  war.  Im  Ur- 
keltischen hatte  diese  Assimilation  jedenfalls  stattgefunden:  c.  cant 
'hundert'  :  lit.  sintas;  c.  nant  'Tal'  gall.  nanto  :  skr.  natd-  'ge- 
bogen', nämati  'neigt  sich'.  Zahlreiche  Beispiele  für  die  Assimila- 
tion liefern  die  Komposita  mit  der  Präp.  ^k'om  lat.  cum  :  gall. 
Contoutos  MN,  Condäte  ON  (häufiger  Name  von  Ortschaften 
an  der  Vereinigung  zweier  Flüsse),  ir.  con-delg  'Vergleich',  con- 
gnam  'Hülfe'.  Der  Laut  w  wird  im  Keltischen  n  geschrieben; 
jedoch  gall.  EoyuyyoQEi^  MN  u.  s.  w.  (in  Inschriften  mit  griechischen 
Buchstaben);  die  Ogamschrift  hat  ein  besonderes  Zeichen  für  7jg. 
Dadurch,  daß  g  in  der  Gruppe  7dg  in  der  Aussprache  verloren  geht, 
entwickelt  sich  im  Nir.  und  Nc.  der  Zustand,  daß  ng  als  Zeichen 
für  79  gilt;  diese  Bezeichnung  wird  im  C.  (schon  im  Mc.)  bisweilen 
auch  vor  einem  ^  verwendet :  caingc  'Zweig';  in  der  Regel  schreibt 
man  aber  in  diesem  Fall  nur  n  (cainc).  [Bei  sekundärem  Zu- 
sammenstoß wird  im  Ir.  ein  Nasal  nicht  an  einen  folgenden  Reibe- 
laut assimiliert:  in  gen  S.  101  und  §  228;  senchas,  Conchobar 
§  228.     Über  das  Br.  vgl.  §  95,  4.] 

2)  Das  Schicksal  der  aus  Nasal  +  Verschlußlaut  bestehenden 
Gruppen  ist  schon  (s.  bes. S.  120, 126,  128,  130, 131,  137f.)  angegeben 
und  exemplifiziert.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  das  c.  79h, 
nhj  mh  aus  79k,  7it,  mp  (idg.  79b<)  die  Zwischenstufe  7jx,  n^y  inf 
(mit  bilabialem  /')  voraussetzt,  mag  auch  die  Dauer  dieser  Zwischen- 
stufe noch  so  kurz  gewesen  sein.  Diese  Zwischenstufe  blieb  bei 
den  ursprüngUchen  Gruppen  ntrj  ntl  (c.  mathru,  cathl  S.  139) 
deshalb  erhalten,  weil  hier  der  Nasal  schwand.     Vgl.  §  272. 

Nun  werden  wir  in  §  271  sehen,  daß  ein  idg.  auslautendes  n 


150  Die  Nasaldiphthonge.  [§  94, 2 

im  Sanclhi  im  Corn.  und  Br.  ein  folgendes  k-,  t-,  p-  spirantisiert 
(Vannes  me  halon  ^mein  Herz',  me  zad  ^mein  Vater',  me  fen 
'mein  Kopf  =  c.  fy  nghalon,  fy  nhad,  fy  mhen;  vgl.  V.  men 
dorn  'meine  Hand',  mem  bis  'mein  Finger'  =  c.  fy  nwrn,  fy 
mys).  Es  stellt  sich  also  heraus,  daß  die  Entwickelung  ii^k^  nt, 
mp  >  wx,  np^  mf  gemeinbritannisch  ist;  auch  im  Wortinnern  sind 
X,  p,  f  im  Corn.  und  Br.  gewiß  vorhanden  gewesen;  nach  dem  in 
einem  folgenden  Kapitel  zu  erörternden  Homorganitätsgesetz  mußten 
aber  diese  Reibelaute  nach  den  homorganen  Nasalen  wieder  zu 
Verschlußlauten  werden;  die  spirantische  Aussprache  hat  sich  nur 
dann  erhalten,  wenn  der  Nasal  verloren  ging.  Diese  Rückver- 
wandlung ist  wiederum  keine  speziell  corn.-br.  Erscheinung;  auch 
das  c.  -nk,  -nt,  -mp  im  Auslaut  sind  nicht  die  erhaltenen  vorkelti- 
schen Gruppen,  sondern  sind  aus  -7i)x,  -npy  -mf  zurückverwandelt. 
Der  Unterschied  zwischen  dem  Inlaut  und  dem  Auslaut  besteht 
nicht  darin,  daß  im  Auslaut  die  Spirantisierung  nicht  eingetreten 
wäre,  sondern  darin,  daß  die  Spiranten  im  Inlaut  um  eine  Stufe 
weiter  entwickelt  sind  als  im  Auslaut.  Die  Entwickelung  war 
gewiß    1)  -wx-j  -Tax    2)  -^Ä-,  -nx   3)  -wh-,  -wk  u.  s.  w. 

Die  Spiranten  sind  aber  jedenfalls  auch  im  Irischen  vorhanden 
gewesen;  in  anderer  Weise  kann  man  den  Nasalschwund  (ir.  gec 
'Zweig',  cet  'hundert'  u.  s.  w.)  nicht  erklären  (vgl.  Asp.  i  Irsk 
S.  179  ff.).  Der  Übergang  eines  Nasal diphthongs  in  einen  Nasal- 
vokal ist  eine  häufige  und  lautpsychologisch  ziemlich  klare  Er- 
scheinung. Er  tritt  in  einigen  Sprachen  sowohl  vor  Verschluß- 
lauten wie  vor  Spiranten  ein;  so  im  Slav.  (gqsi  'Gans',  pqti  'Weg', 
gr^dq  'komme')  und  im  Lettischen  (rohka  'Hand',  rohdu  'finde'  : 
lit.  rankä,  randü;  lett.  zudss  'Gans').  In  anderen  Sprachen  tritt 
der  Übergang  nur  vor  Spiranten  ein,  und  zwar  deshalb,  weil  die 
offene  Mundstellung  der  Spirans  zur  unvollständigen  Ausführung 
des  für  den  Nasal  nötigen  Mundverschlusses  verführt.  Ferner  ist 
zwar  in  einigen  Sprachen  das  Schicksal  des  Nasals  das  gleiche  vor 
stimmhaften  und  vor  stimmlosen  Spiranten  (vgl.  alb.  viä  'Ulme' 
KZ  XXXVI  335,  arm.  v-iz  'Hals'  KZ  XXXIX  414);  sehr 
häufig  findet  jedoch  die  Monophthongierung  des  Nasaldiphthonges 
nur  vor  stimmlosen  Spiranten  statt:  ngr.  ad^gcortog  'Mensch',  aber 
avögag  'Mann',  alid.  hjihan  'hängen'  Part,  gihangan.  Dies 
geschieht,  wie  die  Beispiele  zeigen,  deshalb,  weil  die  stimmhaften 
Spiranten  durch  den  Einfiuß  des  Nasals  (dem  der  abweichendere 
stim.mlose  Laut  widersteht)  zu  Verschlußlauten  werden.     Daß  aber 


§94,2.3]  Die  Nasaldiplithoiige.  151 

in  den  vSprachen,  in  denen  die  Monophthongicruiig  auch  vor  V'^r- 
sclilußlauten  stattfindet,  die  stimmlosen  Laute  eine  andere  VVirkung 
auf  den  Nasal  als  die  stimmhaften  ausüben  könnten,  ist  nicht  er- 
wiesen. Danach  muß  man  sich  die  irische  Entwickelung  in  der 
folgenden  Weise  vorstellen:  1)  nk  >  nx  u.  s.  w.  2)  Der  Nasal 
schwindet  und  seine  Dauer  wird  auf  den  vorhergehenden  Vokal 
und  den  folgenden  Reibelaut  verteilt.  3)  Der  halblange  Reibelaut 
wird  zu  einem  Verschlußlaut  (weil  man  leichter  einen  vollständigen 
Verschluß  als  eine  bloße  Annäherung  der  Organe  eine  längere 
Zeitdauer  durch  hält).  Durch  die  Rückverwandlung  war  jedoch 
keine  Tenuis  aspirata,  sondern  eine  reine  Tenuis  entstanden,  die 
im  weiteren  Verlauf  zu  einer  Media  wurde. 

3)  Bei  dem  Schwunde  des  Nasals  vor  einem  idg.  Verschluß- 
laut und  vor  s  (§  50,  10)  ist  im  Irischen  zum  Teil  Ersatzdehnung 
eingetreten,  d.  h.  der  zunächst  entstandene  Nasalvokal  ist  zu  einem 
langen  unnasalierten  Vokal  geworden,  an  und  en  {n)  haben  e  er- 
geben; geiss  'Schwan',  ceim  'Schritt',  gesca,  gec  ^Ast',  cecht 
'Pflug',  meit  'Größe',  cet  'hundert'.  Daß  es  sich  ursprünglich  nur 
um  einen  halblangen  Vokal  gehandelt  hat,  läßt  sich  daraus  ver- 
muten, daß  die  Dehnung  vor  gewissen  Konsonantengruppen  unter- 
bleibt: esnid  'impfen'  (Präs.  3.  Plur.  in-snadat),  lestar  'Gefäß', 
maistre  'Butterfaß'.  Ebenso  steht  in  unbetonter  Silbe  ein  kurzer 
(verkürzter)  Vokal:  ir.  oac  'jung',  comrac  'Kampf  c.  cyfranc, 
ir.  cumachte  'Macht',  Brigit  FN,  dermet  'Vergessen'.  —  Bei  o 
und  u  hat  keine  Dehnung  stattgefunden:  ir.  co-cad  'Kampf 
(:  cath)  nir.  cogadh;  ir.  slucim  'schlucke'  nir.  sloigim  c.  Inf. 
llyncu  br.  lonka  :  mhd.  slucken  'schlucken'  gr.  IvCco  'habe  den 
Schlucken';  ir.  tocad  'Glück'  mc.  tynghet  'Schicksal'  nc.  tynged 
br.  tonkadur  :  gr.  Tvy%dvio  'treffe',  tcx^i  'Schicksal,  Fügung'  (idg. 
qh);  ir.  to-ucc-  'bringen'  (perfektisch)  nir.  tug-  :  mit  Nasalinfix 
zu  lat.  d-ücö  'führe';  ir.  co-tlud  'Schlaf  nir.  codladh  (Prät.  mir. 
con-tuil)  :  got  ßulan  'dulden'  gr.  e-Thjv  'duldete'  lit.  tyleti 
'schweigen'  asl.  toliti  'besänftigen'  arm.  folum  'lasse'  (in  der  Be- 
deutung mehr  abweichend:  lat.  tull  'trug'  skr.  tulajati  'hebt  auf, 
wägt').  Die  widersprechenden  Fälle  sind  anders  zu  erklären:  ii'. 
cöic  'fünf  hat  idg.  e;  ir.  fo-llö,  Konj.  3.  Sing,  von  fo-long- 
'ertragen',  hat  Auslautsdehnung  (§  199)^  und  danach  hat  sich  1.  Sing, 
fu-lös  gerichtet,  vgl.  das  Verbalverz.  In  ir.  uöichtech  'neunzig- 
jährig' ist  zwischen  x  und  t  ein  heller  Vokal  geschwunden;  dieser 
Vokal   wird   aber  nicht  dem   -on-   des   br.   tregont   'dreißig'   ent- 


152  Idg.  n  als  Einzellaut,     .v  und  n  im  Nir.       [§95,  1.  2 

sprechen,  sondern  auf  ri  zurückgehen,  mag  auch  dies  ^  analogisch 
eingeführt  sein  [-07i)kt-  >  -öxt-?  vgl.  über  nsch.  töchd  'Gestank' 
KZ  XLI  389].  Ir.  üt  'dort'  ist  aus  ucut  entstanden  und  hat  mit 
c.  hwnt  nichts  zu  tun.  —  Aus  idg.  in  scheint  ein  noch  im  Air. 
nur  halblanger,  im  Nir.  kurzer  Vokal  entstanden  zu  sein:  ir.  lei- 
cim  'lasse'  nir.  leigim  :  lat.  linquö  S.  130.  An  dies  Verhältnis 
erinnert  air.  ret  'Ding'  nir.  rud,  dessen  Etymologie  jedoch  unbe- 
kannt ist.  —  Sehr  schwer  zu  erklären  ist  der  kurze  Vokal  in  ir. 
-icc-  (t-icc-  'kommen'  nir.  tig-  u.  s.  w.)  c.  di-anc  'entkommen'  : 
skr.  as-ndmi  'erreiche'  arm.  has-anem  'komme  an'  {^idIc)  lat.  nan- 
ciscor  'erreiche'  gr.  evEyy.ov  'trug'  Ht.  nesü  asl.  nesq,  'trage';  viel- 
leicht ist  Einfluß  der  Formen,  in  denen  die  Verbalwurzel  unbetont 
war,  anzunehmen.  —  Über  den  nicht  lautgesetzlichen  Wechsel 
zwischen  e  und  eo,  iu  s.  §  201. 

Ein  weiteres  Zeugnis  dafür,  daß  der  Nasalschwund  keine  volle 
Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals  bewirkt  hat,  ist  die  Tatsache, 
daß  die  betreffenden  Vokale  im  Brit,  soweit  hier  Nasalschwund 
stattgefunden  hat,  ganz  dasselbe  Schicksal  wie  die  kurzen  Vokale 
haben:  c.  esgud,  br.  kazel,  c.  cam  'Schritt',  s.  S.  76,  §50,10 — 11, 
c.  teithi,  cyfoeth,  troeth  S.  124.  Ob  c.  mathru,  cathl  von 
demselben  Gesichtspunkte  zu  betrachten  sind,  ist  unsicher.  Vgl. 
die  gall.  Schreibungen  essedum  §  50,  10,  Akk.  Plur.  artuass. 

Anm.  Nasalschwund  vor  einem  stimmlosen  Eeibelaut  hat  in  jüngerer 
Zeit  in  Fällen  wie  br.  henchou,  Plur.  von  hent  'Weg'  stattgefunden, 
vgl.  §  254. 

§  95.  (Idg.  n  als  Einzellaut.)  1)  Idg.  n  (lat,  gr.,  germ., 
lit.,  sl.  n,  alb.  n,  -r-,  arm,,  iran.,  ind.  n)  hat  sich  im  Keltischen  in 
ZV  und  n  gespalten.  Jedoch  ist  diese  Doppelheit  im  wesentlichen 
nur  im  Irischen  erhalten,  wo  sie  durch  die  Wirkung  der  Mouillie- 
rung zu  einer  Vierheit  n,  n  \  Uj  n  geworden  ist.  n  wird  durch 
Anstemmen  der  verbreiterten  Zungenspitze  an  die  Oberzähne  ge- 
bildet; .V  ist  ein  stark  mouillierter  Laut  ("palatales  n",  mit  ital. 
gn  in  ogni  vergleichbar),  /i  ist  mit  dem  gewöhnhchen  europäischen 
n  ungefähr  identisch;  n  ist  ein  schwach  mouilliertes  n  („palatali- 
siertes  n").  Nach  n  hört  man  beim  Übergang  zum  folgenden 
Vokal  einen  deutlichen  ^-Gleitlaut,  nach  h  dagegen  nicht.  v  und 
n  werden  mit  einer  kleinen  (unwesentlichen)  Hebung  der  Hinter- 
zunge gesprochen.  Mac  Farlane  (s.  S.  142)  definiert  den  Unter- 
schied zwischen   n  und  n  genau  wie  bei    l  und  /. 

2)   Nj    N    ist   im  Nir.  und  Nsch.    berechtigt:    a)    im  absoluten 


§  95,  2.  3]  N  und  n;  n  y  r.  153 

Anlaut  (im  Satzzusammenhang  zu  n,  n  lenierbar);  b)  nach  s;  c)  wo 
eine  alte  Geminata  vorlag  oder  aus  nd,  dn,  tn  eine  jüngere 
Geminata  entstand;  d)  nach  einem  r-Laut  (nach  einem  Mjaut  trat 
Assimilation  ein:  In  (/.n)  >  U  (aa);  e)  vor  Dentalen.  Beispiele: 
a)  Arran  Nad  'Nest'  (nead),  aber  mo  nad  'mein  Nest'.  Ent- 
sprechend in  anderen  Dialekten.  b)  Arran  is'axdd  'Schnee' 
(sneachta)  Donegal  s^axtd;  leniert  Arran  fl'inaxdd  'Schnee,  der 
sofort  schmilzt'  (flichshneachta),  a  t'raxdd  Gen.  'des  Schnees', 
Donegal  tä  sd  kör  naxtd  (tä  se  ag  cur  shneachta)  'es  schneit'; 
—  Donegal  tarkis^'d  'Verachtung'  (tarcuisne).  c)  Arran  ha^'d 
'Milch'  (bainne)  Donegal  hwäsd;  Arran  taNim  'gefalle'  (tait- 
nighim;  oft  gegen  die  Etymologie  und  die  Aussprache  taith- 
nighim  geschrieben;  Donegal  tät'nlm  mit  analogisch  nach  dem 
Prät.  hät'yn  restituiertem  t'n).  Dagegen  tritt  in  den  Gruppen  thn, 
dhn  keine  Assimilation  ein;  der  ^-Laut  bleibt  hier  leniert,  kann 
aber  durch  vorhergehendes  th  stimmlos  oder  zu  nh  werden  (Quig- 
gin  §  264):  Arran  aräni  'ich  kenne'  (aithnighim)  Donegal  enlm. 
(I)  Arran  kciRNan  'Haufe'  (carnän)  Donegal  kärNan.  Vgl.  dazu 
die  mir.  Schreibungen  co  fernnu,  öc-tigernd,  iarndaidib, 
carnd,  dordnad,  dord  LU  58a  10;  68a  5;  80b  7;  56a  28; 
62a  7;  59b  24;  68b  20;  59b  20,  29,  card,  iffird  bei  Wi.  belegt. 
e)  Arran  myNt'dr  'zusammengehörige  Gruppe  von  Leuten'  air. 
muntar,  Akk.  und  Dat.  muntir  nir.  muinntear,  muinntir, 
T>oi\Qg2l  mwiNt'drd  'verwandt'  (muinnteardha);  Arran  prL^sd 
'Prinz'  (prionnsa),  maNtd  'modest'  (mänla).  Ebenso  hatte  man 
ursprünglich  n  vor  einem  r-Laut  (und  dieser  war  r)\  durch  den 
Übergang  ä  >  r  ist  aber  in  den  Dialekten  von  Arran  und  Donegal 
auch  N  in  n  verwandelt  worden;  die  Orthographie  zeugt  aber  noch 
von  der  älteren  Aussprache:  Arran  sganrd  'Schrecken'  (sgannradh). 
3)  Nach  den  meisten  Konsonanten  ist  das  lenierte  n  in  Schott- 
land, Man  und  Nord-Irland  zu  r  geworden  (die  Zwischenstufen 
waren  ein  locker  artikuliertes  n  und  ein  nasaliertes  r).  Arran  gry 
'love'  (leniert  gr-)  Donegal  gr~^  'good  looks'  (gnaoi);  Arran  krä 
'Nuß'  (leniert  xr-)  Donegal  kr^  (cnü,  cnö);  Arran  trä  'Begierde' 
(tnüth),  tüs  d  ^Vaict;?^ 'Anfang  des  Schnees'  (tüs  an  t-shneachta); 
Donegal  l'es  d  trc^hid!  'mit  der  Nadel'  (leis  an  t-shnäthaid); 
Arran  mrä  (leniert  icr-)  =  mnä.  Gen.  von  bean  'Frau'.  Nach  h 
(sh,  th)  und  nach  einem  gh,  dh  im  AVoiiinnern  trat  dies  r  nicht 
ein.  In  Schottland  ist  das  aus  n  entstandene  r  noch  nasaliert 
(und  viele  Dialekte  haben  n).     In  Man  findet  man  in  dem  alteren 


154  N  und  n;  n  >  r.  [§  95,  3 

Book  of  Common  Prayer  (Anfang  des  17.  Jahrhunderts)  noch  n 
geschrieben:  tnü,  jetzt  troo  n*.  tnüth;  knock,  jetzt  cronk  ^Hügel' 
(Rhys  S.  33  f.).  —  In  Süd-Irland  spricht  man  n  (auf  Arran  findet 
man  sowohl  die  Aussprache  n  als  die  Aussprache  r);  es  handelt 
sich  aber  dabei  vielleicht  nicht  um  die  Erhaltung  des  alten  n, 
sondern  eher  um  die  Zurückverwandelung  des  schon  zu  einem 
nasalierten  r  gewordenen  Lautes.  Denn  auch  altes  r  tritt  als  n 
auf,  wenn  es  durch  einen  benachbarten  Laut  nasaliert  worden  ist: 
cnuimh,  cnumh  =  cruimh  'Wurm';  Molloy  verzeichnet  in  seiner 
4.  und  9.  Dialektliste  die  Formen  cno'i  (aus  co.  Waterford),  cnuig 
aus  CO.  Cork,  cnaoi  aus  Kerry;  Finck  schreibt  in  seinem  Arran- Wtb. 
knev  (mein  Gewährsmann  gab  die  Pluralform  als  kryv'd  an).  Für 
nir.  freamh  'Wurzel'  gibt  Molloy  S.  163  freeöv  oder  pneeöv  als 
Munster-Form  an;  S.  181  verzeichnet  er  pnemh  aus  co.  Corc,  piniac 
aus  Waterford,  pniamh  aus  Kerry.  Nir.  creamh,  cneamh  §99,2. 
In  diesen  Fällen  rührt  die  Nasalierung  von  dem  mh  her.  Weniger 
klar  ist  es,  woher  die  Nasalierung  bei  nir.  drüis  'Wollust'  stammt; 
das  Wort  lautet  bei  den  ^^-sprechenden  Einwohnern  von  Arran  dnäs, 
ebenso  in  Munster  nacli  Atk.  LBr.  unter  drüis,  in  Kilkenny  und 
Waterford  nach  O'Donovan  S.  37;  Donegal  f?np;  vielleicht  handelt 
es  sich  um  Einfluß  von  tnüth.  Die  Wortpsychologie  muß  gleich- 
falls im  Spiele  sein  bei  manks  t'e  er  gnau  im  alten  Book  of 
Common  Prayer  (heute  graue,  engl.  Lehnwort;  von  der  gäl.  In- 
finitivendung  -mh  beeinflußt?),  welche  Form  zugleich  den  Beweis 
dafür  liefert,  daß  das  geschriebene  n  des  altern  Manks  kein  n  in 
unserem  Sinne,  sondern  eher  ein  nasaliertes  r  darstellt.  —  Ein 
nasaliertes  r  wird  überhaupt  bis  in  eine  ziemHch  späte  Zeit  die 
gemeingälische  Aussprache  gewesen  sein ;  die  extremen  Aussprache- 
formen reines  n  und  reines  r  werden  recht  jung  sein  (auf  Arran 
werden  sie  sich  etwa  im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  entwickelt 
haben). 

Anm.  Lautpsycholoj^isch  ist  das  irische  r  aus  n  mit  dem  südalbanesi- 
schen  r  aus  n  (vgl.  S.  141)  schlagend  parallel.  Auch  darin  besteht  eine 
Übereinstimmung,  daß  das  scheinbar  erhaltene  nordalbanesische  n  dem 
südalb.  r  gegenüber  in  Wirklichkeit  auf  einer  Rückverwandlung  zu  beruhen 
sclieint,  was  daraus  zu  folgern  ist,  daß  auch  altes  r  unter  Umständen  im 
Nordalbanesischen  als  n  auftritt  (vgl.  Verf.,  Roman.  Jahresbericht  1905). 
Die  Bedingungen  des  albauesischen  Wandels  sind  mit  den  Bedingungen 
des  irischen  Wandels  niclit  identisch.  Alb.  w  ^  r  tritt  vor  allem  in  der 
Stellung  zwisclien  zwei  silbischen  Vokalen  ein:  südalb.  verd  :  nordalb.  ven? 
'Wein'.     Ein  vorhergehender  Konsonant   hat  sich  im  Wortinnern  häufig  an 


§95,3 — 5]  xv  und  //;  7i  >  r  im  Ir.  und  Br.  155 

das  n  assimiliert,  wodurch  übor  nn  ein  festes  n  entstanden  ist:  Idyu  'ßj- 
lasson'  (Part.)  hat  -t/w-,  vgl.  got.  letan  'lassen'.  Zur  Entscheidung  der 
Frage,  wie  idg.  ^«-,  ^"w-,  dn-,  qn-,  k^ti-,  tn-  u.  s.  w.  im  Alb.  behandelt  wurden, 
haben  wir  nur  sehr  wonig  Material;  jedoch  dürfte  südalb.  (jrua  nor<lalb. 
grue  'Frau'  zu  skr.  gnd  'Götterweib'  u.  s.  w.  (S.  47)  gehören.  Danach  wäre 
n  y  r  im  Alb.  in  wesentlich  denselben  Fällen  eingetreten  wie  im  Ir,, 
außerdem  aber  zwischen  zwei  silbischen  Vokalen,  wo  das  Irische  ein 
leniertes  n  hat. 

Der  Wandel  n  >  r  kommt  im  Br.  unter  genau  denselben 
Bedingungen  wie  im  Irischen  vor.  Schon  im  Abr.  finden  wir 
gruiam  gl.  suo  nibr.  Inf.  gruyat,  vgl.  S.  60.  Nach  ä;  und  t  wird 
aber  noch  im  Mbr.  n  geschrieben:  mbr.  knech  nbr.  kreac'h  'Hü- 
gel'; mbr.  cnouenn  nbr.  kraouenn  'Nuß',  Plur.  kraoun  (c.  cneu- 
en,  Plur.  cnau  ir.  cnü  :  an.  huot  aus  *knud-  lat.  nux  aus 
*dnuk-);  mbr.  tnou  'Tal'  nbr.  traouiT  S.  132).  Der  Dialekt  von 
Vannes  hat  Formen  mit  erhaltenem  n:  keneu  'Nüsse',  kaneo 
'Fließ'  (=  kreon  S.  23). 

4)  Ein  Wandel  n  y  r  kommt  sowohl  im  Ir.  wie  im  Br.  noch 
in  einigen  weiteren  Fällen  vor.  Air.  main-bad  'wenn  nicht  wäre' 
tritt  schon  im  Anfang  der  mir.  Periode  als  marbad  auf  (Quiggin, 
Die  lautliche  Geltung  der  vortonigen  Wörter  und  Silben  in  der 
Book  of  Leinst  er  Version  der  Täin  bö  Cualnge,  Greifs  wald  1900, 
S.  18);  in  The  Dean  of  Lismore's  Book  steht  mir  wee;  nir.  Arran 
marax;  vgl.  Verf.  KZ  XXXV  365  f.,  Quiggin,  A  Dialect  of  Done- 
gal §  277.  Dies  ist  wohl  so  zu  deuten,  daß  leniertes  n  vor  nicht 
homorganen  Konsonanten  in  proklitischen  Wörtern  zu  r  geworden 
ist.  —  Im  Br.  hat  der  bestimmte  Artikel  (vgl.  §  516)  vor  Hinter- 
lingualen, Labialen,  s  und  j  die  Form  ar  (die  also  nur  vor  silbi- 
schen Vokalen,  h,  dy  t,  n,  l  ausgeschlossen  ist),  und  in  denselben 
Fällen  hat  der  unbestimmte  Artikel  (das  Zahlwort  '1'  §  39,  S.  57) 
die  Form  eur.  Ich  deute  dies  so,  daß  das  nd  >  nn  des  bestimm- 
ten Artikels  vor  nicht  dentalen  unsilbischen  Lauten  zu  n  (mit 
lenierter  Aussprache)  geworden  ist;  weiterhin  wäre  dann  in  der 
Proklise  jedes  lenierte  n  vor  einem  unsilbischen  Laut  zu  r  geworden. 
Nach  dieser  Regel  kann  man  auch  br.  mor-go  (S.  33)  als  urspr. 
auf  dem  zweiten  Glied  betontes  Kompositum  erklären.  —  Aus 
einem  ähnhchen  Nebeneinander  verschiedener  Artikelformen  wie 
im  Br.  wird  der  ac.  Zustand,  wo  der  Artikel  vor  allen  Anlauten 
ir  lautet,  durch  Verallgemeinerung  hervorgegangen  sein. 

5)  Wenn   so   die  Zeugnisse   füi'  eine  lockere  Aussprache  des 
lenierten  n  auf   den  verschiedensten   Gebieten   des  Inselkeltischen 


156  Beispiele  für  idg.  n.    lag.  rn;  icig.  und  ir.  In.  [§  96 

zu  finden  sind,  so  darf  man  vielleicht  umgekehrt  ncorn.  dn  <  nn 
(Beispiele  in  §96)  ebenso  sehr  aus  der  Qualität  wie  aus  der  Quan- 
tität des  Ausgangspunktes  erklären;  vgl.  mir.  nd,  dn,  d  als  Be- 
zeichnung des   N  nach   /?,  oben  S.  153. 

§  96.  Beispiele  für  das  idg.  n  im  Keltischen:  ir.  nöib  'hei- 
lig' :  ap.  naiba  'schön,  gut';  ir.  ni  'nicht'  c.  ni  corn.  ny  br.  ne  : 
lat.  ne  'damit  nicht'  ahd.  ni  'nicht'  lit.  ne  ash  ne  skr.  na;  ir.  inis 
fem.  'Insel'  c.  ynys  fem.  corn.  enys  br.  enez  fem.  :  nicht  von  lat. 
insula  gr.  vrjoog  fem.  zu  trennen  (dann  ist  1)  zwischen  n  und  s 
im  Lat.  ein  Vokal  geschwunden;  2)  s  wohl  aus  ss  zu  erklären; 
3)  der  anlautende  Vokal  im  Keltischen  als  e  anzusetzen,  wogegen  zwar 
dasC.  spricht;  aber  c.  a-  kann  wie  sonst  in  unbetonter  Anlautssilbe, 
etwa  im  Flur,  ynysoedd  an  die  Stelle  eines  e  getreten  sein);  ir.  gin 
'Mund',  Gen.  geno  c.  gen,  geneu  acorn.  genau  mcorn.  ganow 
br.  genou  ds.  mbr.  guen  'Wange'  gall.  Genaua  ON  :  lat.  gena 
'Wange'  gr.  ytvvg  'Kinn',  yv-ad-og  'Kinnbacken'  got.  kinnus  'Wange' 
lit.  z  an -das  'Kinnbacken'  arm.  cn-aut  'Kinnbacken,  Wange'  skr. 
hdnu-s  'Kinnbacken';  ir.  glün  'Knie'  c.  glin  acorn.  pen-clin 
mcorn.  glyn  br.  glin  :  alb.  glu  {glur-i  'das  Knie',  nordalb.  gu, 
g't^n-i;  das  alb.  Wort  hat  idg.  u);  ir.  fine  'Verwandtschaft'  (coi- 
bn-es  'affinitas')  c.  Gwynedd  'Nord-AVales'  abr.  co-guenou  gl. 
indigena  :  an.  uin-r  ahd.  wini  'Freund'  lat.  uenia  'Erlaubnis', 
Uenus  GN  skr.  vdnas  'Lust'  ahd.  wonen  'wohnen'. 

Die  meisten  unsilbischen  Gruppen,  die  ein  n  enthalten,  sind 
schon  im  Verlauf  der  Darstellung  der  übrigen  Laute  besprochen 
{mn  unten  §99,  3).  Beispiele  für  rn:  mir.  cerna  'Ecke'  nir.  cearna 
corn.  Kernow  'Cornwall'  br.  Kerneo  'Cornouaille'  abrit.  Cornouii 
VN  :  lat.  cornü  'Hörn'  ahd.  hörn  (an.  hyrni  'Ecke')  skr.  srwga-m 
'Hörn'  (weiterhin  verwandt,  mit  idg.  f ;  c.  carn  'Huf  acorn.  Qiviw- 
carn  br.  karn  ds.,  gall.  zof^j^oa^*  vr]v  Gahtiyya^  c.  carn  'Griffeines 
Schwertes,  eines  Messers'  ncorn.  karn  'manubrium'  S.  61);  ir.  fern 
'Erle,  Mast'  nir.  fearn,  fearnög  c.  gwern-en  'Erle'  acorn. 
guern-en  gl.  alnus,  guern  gl.  malus  br.  gwern-enn 'Erle',  gwern 
'Mast'  gall.  üerno-dubrura  ON  (fr.  verne  'Erle'  aus  dem  Kelt.) : 
alb.  verd  'populus  alba'  (/•  aus  rn)  arm.  geran  'trabs,  tignuni'  (Liden, 
IE  XVIII  485  f.). 

Idg.  in:  ir.  t-all  'dort',  an -all  'von  dort',  Gegensatz  von  ce-n- 
'diesseits'  (§  518),  c.  all-an  'hinaus',  gall.  Allo-broges  VN  und 
andere  verwandte  Formen  s.  §  517;  —  Verbalfurmen  mit  präsens- 
bildendom  n^    s.  Vcrbalvcrz.  ad-baill,    eil-;    c.  gallaf  'ich  kann' 


§  9f)j  1(1^.  und  ir.  In.     Kflt.  nn.  157 

com.  gallaf  mbr.  gallaf  :  zu  ir.  gal  'Tapferkeit'  lit.  galeti  'könnei  ' 
arm.  kalum  'greife,  halte';  ir.  sellaim  S.  78 f.  —  ir.  dall  'blind' 
S.60;  air.  (ac.?)  coli  gl.  luscum  (Thes.  IE  236,  3,  Rc.  XI  91),  mir. 
goll  'blind'  :  skr.  känä-s  'einäugig'.  Trotz  der  urkoltischen  oder 
gemeinkeltischen  Assimilation  gibt  es  noch  im  Air.  unassimilierte 
(jruppen  von  l  und  n,  die  durch  den  Schwund  eines  dazwischen 
stehenden  Vokals  zu  erklären  sind.  Diese  Gruppen  werden  im 
Laufe  der  air.  Periode  assimiliert:  air.  in  na  builnni  Wb.  17 d  2 
'die  Schläge'  mir.  nir.  buille  'Schlag'  :  lat  uulnus 'Wunde'  (auch 
im  Lat.  ist  wohl  zwischen  l  und  n  ein  Vokal  geschwunden;  idg. 
In  ergibt  lat.  II);  air.  tolnaid  Sg.  38a  5  'an  artificer',  aber 
tollaidib  gl.  fabris  Ml.  131c  8;  ir-ru-follnastar  Wb.  'worin 
er  geherrscht  hat',  aber  Ml.  f  ollaither-su  gl.  regis  :  zwischen  l 
und  n  stand  urspr.  ein  a,  vgl.  ir.  flaith  'Herrschaft'  c.  gw^lad 
'Land'  acorn.  gulat  gl.  patria  mcorn.  gulas  (leniert  wlas)  mbr. 
gloat  'Reich'  nbr.  glad  'Vermögen'  (verwandt  ist  lat.  ualere 
'stark  sein,  vermögen'  und,  weitergebildet,  got.  waldan  'walten'  lit. 
valdyti  'regieren'  asl.  vladq  'herrsche',  vlasU  'potestas'  r.  volost' 
'Amtsbezirk'  cech.  vlast  'Land,  Vaterland');  no-d-chomalnadar 
Wb.  'der  es  erfüllt',  aber  Ml.  dian-d-comallamar  'wenn  wir  ihn 
(recht)  erfüllen'  :  Ableitung  von  comlän  'voll';  air.  comalne, 
comallnae  'Wassersucht'  mir.  comaille;  sellned  Wb.  'Besude- 
lung', aber  Ml.  elled  :  Inf.  von  as-lenaimm  'besudele'.  Die 
Gewohnheit  II  zu  sprechen,  wo  In  geschrieben  wurde,  hat  in  der 
jüngeren  air.  Periode  zu  umgekehrten  Schreibungen  geführt:  oc 
na  fothaircthib  palnacdib  gl.  ad  balneasPallacinas  Sg.  217a4. 
Bei  air.  CO  Uno  'des  Fleisches'  (Nom.  colinn)  und  colnide  'tieisch- 
lich'  zu  c.  celain  'Leiche'  an.  hol-d  'Fleisch'  aengl.  hol-d  'toter 
Leichnam'  geriet  die  lautpsychologische  Tendenz  in  Konflikt  mit 
der  Wortpsychologie;  schon  mir.  Gen.  colla,  Adj.  coli  aide, 
aber  noch  nir.  Gen.  colna  (In  als  z.  gesprochen,  S.  146),  col- 
naidhe;  dabei  mag  es  unsicher  sein,  ob  der  wortpsychologische 
Einfluß  sich  nur  auf  die  Orthographie  oder  zugleich  auf  die  Aus- 
sprache (ll  >  Liv  >  ll)  erstreckt  hat. 

Über  den  Ursprung  des  nn  vgl.  §  50,  9.  Ziemlich  häufig  ist 
außerdem  nn  aus  n  +  Verschlußlaut  -f  n  entstanden,  s.  Verbal- 
verz.  -finn-,  -glenn-,  -grenn-  (-ndn-);  c.  ben  'Karren,  Wagen' 
gall.  ben  na  'genus  uehiculi'  :  gr.  y«T>'r^ 'Krippe'  (Liden,  BB  XXI 
109 f.);  c.  genni  §  97,  3;  ir.  srennim  'schnarche'  :  {-nkn-)  gr. 
Q€y/,io;  ir.  cenn  'Kopf  mc.  penn  nc.  pen  acorn.  pen  mcorn.  pen, 


158  Kelt.  nn.    Assimilation  von  Verschlußlaut  +  n.     [§  96.  97 

Plur.  pennow  ncorn.  pedn  :  {-'K>gn-)  zu  ir.  congan-  ^Horn',  auch 
als  -/o-Stamm  congna  mit  Ausfall  eines  Vokals  zwischen  g  und 
n  (zur  Bed.  vgl.  skr.  Mras  'Kopf  :  gr.  -/.tgag  'Hörn';  über  die 
Etymologie  von  congan  handelt  Strachan  KZ  XXXIII  305).  — 
Ein  idg.  auslautendes  -n  (oder  -m,  woraus  kelt.  -n  entstanden  war) 
ging  in  der  Pausa  verloren,  erhielt  sich  aber  im  Sandhi,  worüber 
in  einem  folgenden  Kapitel  zu  handeln  sein  wird.  So  weit  dies  n 
vor  einem  Vokal  steht,  hat  es  die  nicht  lenierte  Aussprache;  es 
wird  in  Wb.  durch  einfaches  n,  in  Ml.  vielfach  durch  nn  bezeich- 
net: in-aidchi  'in  der  Nacht'  Wb.  24cl  14;  inn-aithchi  dorchi 
'in  einer  dunklen  Nacht'  Ml.  30a  4;  vgl.  Asp.  i  fck  S.  123  und 
Quiggin  §  235  S.  86.  Über  Wb.  inn-a-chorp  'in  seinem  Körper', 
renn-a-precept  'bevor  er  es  lehrt'  s.  §  165.  —  Ein  noch  nicht 
genügend  erklärtes  nn  steht  nicht  selten  in  unbetonter  Silbe  als 
Fortsetzung  eines  alten  einfachen  n  :  ir.  olann  'Wolle'  c.  gwlan 
acorn.  gluan  br.  gloan  :  zu  lat.  läna  got.  wulla  lit.  vilna  asl. 
vlna  skr.  ürnä;  ir.  firinne  'Gerechtigkeit'  neben  firian  'gerecht' 
mc.  gwirion  (Kompositum  von  c.  iawn  'gerecht'?);  nir.  caorthann 
S.  110;  ir.  foirenn  'Schaar' :  c.  gwerin;  ir.  anmann 'die  Namen'. 
Vgl.  die  lat.  Lehnwörter  mulenn  'Mühle',  cucenn  'Küche'  u.  s.  w. 
in  §  147.  Vielleicht  waren  die  Silben,  die  diese  Doppelung  auf- 
weisen, ursprünglich  aus  verschiedenen  Gründen  (wegen  alter  Vokal- 
länge, Komposition  u.  s.  w.)  nebentonig  (anders  Asp.  164).  —  Über 
den  Zusammenfall  des  mouillierten  nn  mit  dem  mouilherten  79g  in 
Munster  s.  Henebry  S.  67,  Molloy  Dialektverz.  1.  —  Im  Ncorn. 
ist  nn  zu  dn  geworden  (vgl.  als  lautpsychologische  Parallele  das 
lappische  dn  als  Dehnung  von  n  und  das  neuisländische  dn  aus 
aisl.  nn  und  rn  z.  B.  in  barn,  steinn).  Dieser  Übergang  tritt 
nicht  nur  im  Inlaut  (wo  mcorn.  regelmäßig  nn  geschrieben  wird), 
sondern  auch  im  Auslaut  ein  (obgleich  hier  acorn.  und  mcorn. 
regelmäßig  nur  n  geschrieben  wird):  mcorn.  banne,  banna  'Trop- 
fen'   ncorn.  badna;    mcorn.  ran  'Teil'    ncorn.  radn. 

Anm.  1.  Über  Svarabbakti  vor  oder  nacb  n  s.  §  226—229,  §  231. 

Anm.  2.  Über  Dissimilation  oder  Metatbese  eines  »j-Lautes,  s.  §  336 
-337. 

Anm.  3.  Über  den  Verlust  eines  anlautenden  n-  s.  §  162. 

Anm.  4.  Über  das  raouillierte  n  im  Br.  s.  §  254. 

^  07.  (Doppelung?  eines  Verschlusslautos  auf  Grund  eines 
assimilierten  n.)  Verschlußlaut  +  n  unterlag  (unter  bestimmten 
Akzentbedingungen,  vermutlich  unmittelbar  vor  dem  Akzent)  einer 


§  97,  1.  2]  Assimilation  von  Verschlußlaut  +  n,  159 

Assimilation,  wodurch  ir.  cc,  tt,  pp  (nir.  k  und  (jy  t  und  d,  h), 
brit.  X,  py  f  entstand.  Man  nimmt  an,  daß  nir.  (j,  d,  h  auf  idg. 
(j(}t)ny  d[k)n,  b(h)n,  nir.  k,  t  auf  idg.  kn,  tn  zurückgeht  (ein  nir.  p, 
das  auf  idg.  pn  zurückgehen  müßte,  scheint  nicht  belegt  zu  sein). 
Vgl.  Stokes,  KZ  XXIX  375,  Trans.  Phil.  Soc.  1891—93,  S.  297  ff., 
IF  II  167 ff.;  Zupitza,  KZ.  XXXVI  202—245.  Die  erste  Stufe 
der  Assimilation  wird  die  Artikulationsstelle  betroffen  haben  (kn 
>  kn);  hn  >  hm). 

1)  Ir.  fracc  'Frau',  fracc-natan  'Mädchen'  nsch.  frag  'a 
kind  wife'  c.  gwrach  'alte  Frau'  mbr.  groach  nbr.  grac'h  ds.  : 
lat.  uirgö  'Jungfrau',  uirägö  'die  mannhafte,  kräftige  Jungfrau, 
Heldin'  (vielleicht  nur  volksetymologisch  an  uir  'Mann'  ange- 
schlossen; indessen  läßt  sich  auch  bei  Annahme  wirklicher  Ver- 
wandtschaft mit  uir  eine  Erklärung  des  Vokal  Verhältnisses  denken, 
vgl.  §  105);  —  ir.  bocc  gl.  tener  nir.  bog  'weich'  :  -wo-Partizipiura 
neben  dem  -^o-Partizipium  alb.  hutd  'weich'  arm.  hut  'stumpf  (-kt-), 
vgl.  skr.  bhugnä'  'gebogen';  ir.  fid-bocc  'arcus  ligneus'  :  ahd.  bogo 
'Bogen';  —  ir.  brocc  'Kummer'  nsch.  brög  (die  Vokallänge  durch 
volksetymologischen  Anschluß  an  brög  'Schuh',  wozu  Redensarten 
wie  buailidh  e  brög  ort  fathast  'you  will  feel  the  bad  effects 
of  that  hereafter'  Anlaß  geben  konnten)  :  zu  ir.  brön  'Kummer' 
c.  brwyn  S.  103.  —  Wegen  des  Nir.  unsicher  ist  die  Gleichung 
ir.  fec  (Corm.)  'Spaten'  :  gr.  6(pvlg'  vvvig,  ccqotqov  pr.  wagnis 
'Pflugmesser'  ahd.  waganso  'Pflugschar'  lat.  uanga  'Art  Hacke 
oder  Karst';  denn  als  nir.  Form  wird  feac  angegeben,  vgl.  Corm. 
Übers.  S.  78.  —  In  nachtonigen  Silben  scheint  auf  die  nir.  Aus- 
sprache kein  Verlaß  zu  sein:  ir.  menicc  'häufig'  nir.  minie  c. 
mynych  corn.  menough  :  zu  got.  manags  'viel'  asl.  münogü 
'mancher'.  —  Nach  einem  Konsonanten:  c.  merch  'Mädchen'  corn. 
myrgh  br.  merc'h  :  vgl.  c.  morwyn  'Mädchen'  S.  104,  lit.  mergä 
'Mädchen';  c.  cy-warch  'Hanf  ncorn.  küer  (rxy  r)  br.  (V.)  koarh 
abr.  coarcholion  gl.  canabina  :  ahd.  ä-wirihhi  'Werg'. 

2)  Ir.  lecco  'Wange'  nir.  leaca  :  pr.  laygnan  'Wange'  (gn 
aus  kn  oder  für  kn  verhört)  asl.  lice  'Antlitz'  cech.  lice  'Wange'; 
ir.  brecc  'bunt'  nir.  breac  ds.  c.  brych  'fleckig'  br.  breac'h 
'Pocken'  :  -??o- Partizipium  neben  dem  -^o-Partizipium  ir.  mrecht- 
S.  124  zu  asl.  mrknqti  'obscurari';  air.  meccun  gl.  radicem  nir. 
meacan  'Möhre,  Pastinake'  :  gr.  (.iifMov  'Mohn'  ahd.  mägo  asl. 
makü  (das  Ergebnis  der  in  einer  Stammform  *meqn-  eingetretenen 
Assimilation  wurde  auf  eine  Stammform    *meqon-   übertragen);    ir. 


160  Assimilation  von  Vei^chlußlaut  +  n.  [§  97, 3.  4 

crocenn  gl.  tergus  nir.  croiceann  'Haut'  corn.  croghen,  crohen 
br.  kroc'hen  :  daneben  ohne  Assimilation  c.  croen  Flur,  crwyn 
acorn.  croin  (urkeltische  Grundform  *krokno-;  die  auswärtige 
Etymologie  ist  unbekannt;  das  anzusetzende  -kn-  stimmt  nicht  zu 
asl.  krzno  'vestis  pelHcea');  ir.  cnocc  'Hügel'  nir.  cnoc  abr.  cnoch 
rabr.  knech  nbr.  kreac'h  ds.  c.  cnwch  'a  Joint,  a  knuckle'  :  an. 
hnakki  'Nacken'. 

3)  Nir.  gead  'der  Hintere'  :  gr.  xo(^«^og  'Steiß'  an.  gat  'anus' 
aengl.  geat  ds.  und  'Durchgang,  Tor'  asl.  zadü  'Rücken'  arm.  get 
'Schwanz'  phryg.  Cezva'  7cvli]  aw.  2aäah-  'Steiß"  (zu  gr.  %tCio 
'scheiße'  alb.  äjes  skr.  hadäwi);  air.  gataim  'nehme  weg,  stehle' 
nir.  goidim  :  lat.  pre-hendö  'ergreife'  gr.  /avdöVw  'fasse'  got. 
hi-gitan  'erlangen'  alb.  g'du  'finde',  Pass.  g'dndem  asl.  gadajq  'er- 
rate, vermute'  (dazu  mit  -ndn-  c.  genni  'contineri,  comprehendi, 
capi');  ir.  cuit  'Teil'  nir.  cuid  ds.  c.  peth  'Ding'  corn.  peth  br. 
pez  :  zu  gr.  xtvöo)  'nage'  lit.  kändu  'beiße',  kedeti  'zerbersten' 
asl.  kc^sü  'Stück',  cp^sti  'Teil';  ir.  trot  'Streit'  nir,  troid  ds.  c. 
trythu  'schwellen',  trythyll,  drythyll  'wollüstig'  (daraus  entlehnt 
ir.  dretill  'Liebling',  treittell  LL99a30)  :lat.  trüdö  'stoße'  got. 
uspriutan  'beschwerlich  fallen',  pruts-fill  'Hautaussatz'  an.  f)rü- 
tinn  'geschwollen'  aengl.  strütian  'streiten'  mhd.  strüz  'Streit, 
Strauß'  asl.  trudü  'Mühe'  arm.  a^'aut  'Weide'  (gr.  tqlü)  'verzehre', 
rgaufja  'AVunde'  asl.  tryti  'terere',  trava  'Gras'  an.  I)reyia  'sich 
sehnen'  u.  s.  w.). 

4)  Ir.  ette  nir.  eite  'Fittich'  :  vgl.  ir.  en 'Vogel'  abr.  attanoc 
'geflügelt'  u.  s.  w.  §  53;  mir.  eitne  'Kern'  nsch.  eite  an  (mit 
Schwund  des  auslautenden  e)  nir.  eitne  (falsch  eithne  geschrieben, 
vgl.  S.  153):  gr.  f^rvog  'Brei  von  Hülsenfrüchten'  (das  n  ist  im  Ir. 
nach  der  Assimilation  nach  dem  Muster  der  nicht  assimilierten 
Formen  restituiert);  mir.  littiu  'Brei'  nir.  leite  'gruel,  stirabout' 
c.  Uith  'mash'  (i  statt  y  durch  den  Zusammenfall  mit  llith  'Köder' 
aus  *lkto-  zu  lat.  laciö  'locke')  :  lat.  puls  'Brei',  polenta  'Gersten- 
graupen' gr.  noXzog  'Brei';  ir.  cruit  nir.  cruit  'Harfe,  Höcker' 
c.  crwth  'Bauch'  S.  121;  ir.  cret  'Wagenkasten'  nir.  creat  *car- 
case,  body;  the  texture  or  shape  of  anything;  the  sides  (ribs  and 
planking)  of  a  ship;  the  sides,  ribs,  etc.,  of  a  house-roof*  :  lat 
crätis  'Flechtwerk'  gr.  VMQTalog  'Korb'  got.  haurd-s  'Tür'  asl. 
krp^tajq  'Hecto',  kr^nq  'deflecto'  skr.  kpiatmi  'spiime',  öftämi  'binde'; 
ir.  brat  'Mantel'  nir.  brat  (daneben  mii -nt-:  mir.  bret  nir.  breid 
'Tuch')    c.    brethyn    'wollenes    Tuch'    abr.    brothrac    gl.    taxam 


§97,5. 6. 98]    Assimilation  von  Verschlußlaut  +  n.  Idg.  m;  tj  u.  m.    161 

(entlehnt  ir.  brothrach  'Lagerdecke')  nbr.  broz,  brouz  'Frauen- 
kleid' V.  broli  :  vielleicht  zu  skr.  grathnämi  'knüpfe,  winde';  mir. 
äitt,  äit  nir.  ait  'Ort,  Stelle'  :  *pöthni-,  zu  skr.  päthas  'Stelle, 
Platz,  Ori\  panthä-s  'Weg';  ir.  cit  'Schaf  S.  120. 

5)  Ir.  gop  nir.  gob  'Schnabel,  Mund'  :  asl.  zobati  'essen'  serb. 
zöbati  'Körner  fressen'  russ.  zobi  'Pferdefutter,  Häckeding  mit 
Gerste'  serb.  zob  'Hafer'  mndl.  kaf  'Abfall  von  den  Ähren'  (M. 
V.  ßlankenstein,  Tijdschr.  v.  Ned.  Taal-  en  Letterk.  XXVI  138f.); 
ir.  opunn,  t-op  'plötzlich'  nir.  obann,  tobann  :  gr.  aq)v(jt)  ds. 
asl.  abije  skr.  ahnäja  'sogleich'  (idg.  Altern,  o-  :  a-).  Mir.  topp 
tened,  tob  tened  'flame  of  fire'  (Stokes  IF  XII  193  f.)  könnte 
wohl  mit  top  'plötzlich'  (eig.  "Ausbruch,  Vorbruch")  identisch  sein; 
stellt  man  es  mit  Stokes  zu  lat.  tepere  ir.  tene  u.  s.  w.  (S.  93), 
und  stellt  man  ir.  crip,  crib  'schnell'  zu  gr.  yigacTtvog,  so  bleibt 
das  b  statt  des  zu  erwartenden  2>  unklar. 

6)  Neben  der  in  ir.  meccun,  crocenn,  eitne  stattgefundenen 
Kontamination  haben  auch  andersgeartete  Kontaminationen  statt- 
gefunden. Im  Brit.,  wo  gg^  dd,  bb  früh  zu  kk,  tt,  pp  geworden 
sind,  ist  bisweilen  nach  Analogie  der  Geminata  auch  in  einer  n- 
losen  Form  die  Tenuis  an  die  Stelle  einer  Media  getreten.  Die 
Flexion  des  Wortes  'Frau'  war  ursprünglich  etwa:  Nom.  *wrag6, 
Gen  *tvragn-ös  >  gemeinkeit.  *wragg-ös  >  brit.  '^ivrakk-ös.  Nach 
dem  Muster  des  Genitivs  wurde  im  Brit.  eine  Nominativform 
*wrakö  neugebildet:  ac.  gurehic  mc.  gwreic  nc.  gwraig  acorn. 
grueg,  greg  mcorn.  gurek  mbr.  gruec  nbr.  grek. 

Anm.  Ir.  ocus,  acus,  accus  'nahe',  ocuis,  oeus,  acus  'und'  nir. 
fogus  'nahe',  agus  'und'  deuten  auf  eine  Grundform  mit  -gti-  und  könnten 
sich  zu  lat.  angustus  'eng'  ähnlich  verhalten  wie  gr.  a^-vv-fiac  'betrübe 
mich'  (vgl.  ir.  agur  'fürchte')  zu  gr.  ay/(o  'schnüre  zu'.  Rätselhaft  bleibt 
aber  dann  c.  agos  'nahe'  corn.  ogas  ds.  br.  hogoz,  hogos  'beinahe' 
(die  Nebenform  hegos  mag  in  der  Proklise  entstanden  sein).  Helfen 
würde  die  Annahme  einer  Entlehnung  aus  dem  Irischen.  Ähnlich  liegt 
die  Sache  bei  abr.  buc  gl.  putris,  Plur.  bocion  gl.  putres  nbr.  V.  amzir 
poug  'temps  mou'  :  ir.  bocc  'weich'  S.  159;  c.  broc  'of  a  mixed  colour'  : 
nir.  broc  'grey,  speckled';  c.  cnwc  'Hügel',  auch  cnoc  und  cnwg  (diese 
letzte  Form  könnte  eine  nasallose  echt  cymrische  Form  sein);  mc.  llacc 
nc,  Uac  :  ir.  lacc  nir.  lag  'schlaff,  schwach'  gr.  Xdyvog  'wollüstig'  an. 
slakr  'schlaff';  c.  brat  'a  rag,  a  clout;  a  pinafore'  (aengl.  bratt  'pallium' 
aus  dem  Kelt.). 

§  98.  (Idg.  m  als  Einzellaut.)  Idg.  m  (lat.,  gr.,  germ.,  ht., 
sl.,  alb.,  arm.,  iran.,  ind.  m)  hat  sich  im  Keltischen  in  zwei  Laute 
Dl   und  m  gespalten,     m  hat   sich  in  allen  neukeltischen  Sprachen 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  11 


162  Idg.  m;  m  und  m.  [§98.  99,1 

als  ein  gewöhnliches  europäisches  m  erhalten;  nur  die  Geminata 
MM  ist  im  Ncorn.  zu  bm  geworden.  Das  lenierte  keltische  m  war 
im  Ac,  Abr.,  Air.  noch  erhalten  (m  geschrieben);  es  war  ein 
lockeres  m  oder  ein  nasaliertes  v.  Die  Aussprache  als  nasaliertes 
V  oder  w  ist  noch  heute  für  Schottland  regelmäßig;  in  Irland  (wo 
die  Aussprache  als  v  oder  w  von  der  MouiUierung  oder  Nicht- 
Mouillierung abhängt)  ist  die  Nasalierung  meist  an  einen  be- 
nachbarten Vokal  abgegeben  oder  verloren  gegangen.  Unter  Um- 
ständen schwindet  das  lenierte  m  ganz,  die  Nasaherung  an  den 
vorhergehenden  Vokal  abgebend.  Die  nir.  Aussprache  war  schon 
früh  durchgeführt;  vgl.  an.  Dofnakr  =  nir.  Domhnach  und 
mir.  Tomrair  =  an.  f)örir  (das  ein  nasaliertes  ö  hatte).  Die 
heute  herrschende  Schreibung  mh  kommt  erst  spät  auf.  Im  Mc, 
Nc.  und  im  Corn.  ist  das  lenierte  m  zvi  v  (im  C.  f  geschrieben) 
geworden.  Das  Br.  hat  v,  im  Inlaut  jedoch  bisweilen  unsilbisches 
0/  inlautendes  leniertes  m  hat  die  Nasalität  an  den  vorhergehenden 
Vokal  abgegeben  (im  Mbr.  ist  für  diesen  Fall  ff  die  häufigste 
Schreibung;  nbr.  nv,  ofi  wobei  il  also  nur  Zeichen  der  Nasalierung 
des  Vokals  ist). 

Das  nicht  lenierte  m  stand:  1)  im  Anlaut,  wo  es  im  Satz- 
zusammenhang lenierbar  war:  nir.  mac  'Sohn',  do  mhac  'dein 
Sohn';  c.  mab,  dy  fab;  corn.  map,  the  vap;  br.  map,  da  vap; 
2)  nach  anlautendem  s:  nir.  smear  'Brombeere';  -s-  übt  aber  nicht 
auf  -m-  (wie  auf  r,  l,  n)  eine  mechanische  verstärkende  Wirkung 
aus:  air.  cosmil  nir.  cosmhail  'ähnlich'  Arran  kosüV  Donegal 
kosül'  [-Ü-  aus  -dW9-,  wo  das  erste  d  auf  Svarabhakti  beruht);  3)  in 
der  ursprünglichen  Doppelung:  nir.  ceim  'Schritt'  c.  cam  u.  s.  w.; 
4)  im  Ir.  nach  r,  l,  n,  wenn  dazwischen  kein  Vokal  ausgefallen  ist 
(das  Brit.  hat  hier  die  lenierte  Aussprache);  Beispiele  in  §  99,  5. 
Aber  r,  l,  n  üben  nicht  auf  m  (wie  auf  r,  l,  n)  bei  sekundärem 
Zusammenstoß  eine  mechanische  verstärkende  Wirkung  aus:  air. 
airmitiu  nir.  oirmhidin  'Ehrerbietung';  5)  vor  6  undj9.*  ir.  cim- 
bid  'Gefangener'  nir.  cimeach,  vgl.  S.  118f.;  c.  pump  'fünf 
u.  s.  w.  S.  130. 

§  99.  (Beispiele  für  idg.  m  im  Kelt.)  1)  Anlaut.  Ir.  mil 
'Honig',  Gen.  mela  nir.  mil.  Gen.  meala  c.  mel  corn.  mel  br. 
mel  :  lat.  mel  gr.  {.uli  got.  miliß  alb.  mjaltd  arm.  meir;  ir.  me- 
thel  'Abteilung  von  Schnittern'  c.  medel  'reaping  party'  acorn. 
midil  gl.  messor,  ac.  anter-metetic  gl.  semiputata,  et-raet  gl. 
retonde    mbr.    midiff    'ernten'    nbr.   midi,    medi,     ir.    de-mess 


§99,1.2]  m-;  -m-  zwischen  Vokalen.  163 

'Schere'  nir.  deiniheas  (eig.  "Doppelmesser")  :  lat.  meto  'mähe' 
lit.  metü  'werfe'  asl.  metq  'werfe,  fege';  ir.  moirh  'Ameise'  c.  Plur. 
myr,   morion   br.  merien-enn  :  asl.  mraviji   an.  maurr  u.  s.  w. 

mr-,  ml-  ist  im  Air.  noch  erhalten,  wird  aber  später  zu  hr-, 
hl-;  im  Brit.  ist  dieser  Übergang  schon  vor  dem  Anfang  der  litera- 
rischen Überlieferung  vollzogen:  ir.  mruig  c.  com.  br.  bro  gall. 
Allobroges  S.  97;  ir.  mrecht-rad  nir.  breachtach  c.  brith 
acorn.  bruit  br.  briz  S.  124;  ir.  mraich,  braich  'Malz'  c.  brag 
acorn.  mcorn.  brag  ds.  br.  bragez  'germe  des  graines'  gall.  bra- 
cem  (Akk.)  'genus  farris'  :  lat.  marcere  'welk  sein'  lit.  mirk-ti 
'eingeweicht  sein',  markyti  'den  Flachs  weichen'  skr.  marcajati 
'versehrt'  (das  kelt.  Wort  drang  ins  Lateinische,  vgl.  fr.  brasser 
'brauen';  aus  dem  Romanischen  ist  es  auf  irgend  einem  Umweg 
ins  Kleinrussische  und  Russische  gelangt:  klr.  hräha  r.  hräga 
'Maische,  Bier');  air.  mrath  mir.  brath  'Betrug'  c.  brad  corn. 
bras  mbr.  barat  (aus  fr.  barat  zurückentlehnt?):  zu  ir.  mairnim 
'betrüge'  s.  Verbal verz.;  —  ir.  mläith,  bläith  'glatt,  weich'  mbr. 
blot  nbr.  blöd  ds.,  c.  blawd  'Mehl'  acorn.  blot  abr.  un-blot 
nbr.  bleud,  air.  on  mlith  gl.  attritione  mir.  bleth  'mahlen',  s. 
S.  52;  ir.  bligim  'melke',  Inf.  blegon  S.  43;  air.  mlas  nir.  blas 
'Geschmack'  c.  blas  br.  blaz  :  russ.  molsäti  'saugen,  nagen'  [ol  <  l). 
—  Die  Zwischenstufe  zwischen  mr^  ml  und  hr,  hl  muß  mhr,  mhl 
gewesen  sein  (wobei  ursprünglich  die  Gruppe  mh  nur  die  Dauer 
eines  Konsonanten  gehabt  hat).  In  der  Komposition  erhielten  sich 
die  beiden  Elemente  der  Gruppe  mh  (und  nahmen  jedes  für  sich 
normale  Dauer  an):  mir.  co  n-il-mblasaib  'mit  vielerlei  Geschmack', 
do-mblas  nir.  domblas  'übler  Geschmack,  Galle'  An-an  dnmbs 
Donegal  dömlds.  Vgl.  dazu  als  Parallele  gr.  ßqoTog  :  afxßQorog, 
ßkojoxco  :  f^efißlojyta. 

2)  -m-  zwischen  Vokalen:  Superlativendung  ir.  -am  ac.  -ham 
mc.  -haf,  -af  corn.  -a,  -e,  mbr.  -äff,  -af  nbr.  -a  s.  §  466;  air. 
ointam  gl.  caelebs  mbr.  eintaff  'Witwer'  nbr.  intanv,  intaon, 
intav  §402;  air.  talam.  Gen.  talman  S.  132  nir.  talamh.  Gen. 
talmhan  Arran  tab,  aber  9n  tahw  ö  hü9  'Connemara'  ("das  nörd- 
liche Land"),  Gen.  talünd  Donegal  (Nom.)  taluw;  ir.  clam  'aus- 
sätzig' nir.  clamh  ds.  c.  claf  'krank'  acorn.  claf  mbr.  claff  nbr. 
klanv,  klar  :  gr.  xlaiAagog'  aod^evrig  skr.  klämati  'wird  müde, 
erschlafft';  —  ir.  sam,  samrad  'Sommer'  nir.  samh,  samhradh 
Arran  sqwrd  Donegal  squwriiw  c.  haf  corn.  haf  br.  haiiv,  hafi 
§  48,  1  (dazu  ir.  samuin  'Sommerende,  1.  November'  nir.  sa- 
li* 


164  Idg.  m  zwischen  Vokalen.  [§  99,  2 

mhain  Kvv?insawn,  QQw.sawnd'DonQigdlsquwin;  femer  ir.  samaisc 
'Ferse',  samseisci  Gen.  Plur.  LL  69a  13  br.  hanveskenn  'vache 
qui  n'a  pas  eu  de  veau  dans  l'annee');  —  c.  dafad  'Schaf  acorn. 
dauat  mcorn.  daves,  dauas  br.  dar vad  S.  132,  ir.  dam  'Ochs' 
nir.  damh  Donegal  dquW;  ir.  dam  allaid  'Hirsch'  ("wilder  Ochs"), 
damän  allaid  'Spinne'  nir.  damhän  alla  Arran  düän  aid  :  gr. 
ddiÄalig,  da/^dlri  'Kalb'  d.  dial.  (bair.)  zämer  'junger  noch  nicht 
im  Zug  gewesener  Ochse'  alb.  dem  'Rind,  junger  Stier'  skr.  damja-s 
'ein  (noch  zu  zähmender)  junger  Stier'  (lat.  damma  'Dammhirsch' 
stammt  vielleicht  aus  dem  Keltischen;  daraus  zurückentlehnt  nbr. 
de  mm;  acorn.  da  gl.  dama  stammt  aus  aengl.  da). 

C.  dof  'zahm'  mbr.  doff  nbr.  dof  :  zum  vorhergehenden,  vgl. 
lat.  domo  'zähme';  ir.  om  'roh'  Donegal  qutv  'insipid'  c.  of  S.  32; 
ir.  loman  'Strick'  nsch.  lomhainn  'Band  einer  Hundekoppel'  c. 
llyfan  'Schnur,  Strick'  acorn.  mcorn.  louan  (lovan)  mbr.  louffan 
nbr.  louan  {luan;  v  ist  nach  dem  u  geschwunden;  die  Nasalierung 
des  u  ist  entweder  geschwunden  oder  nicht  bezeichnet,  vgl.  §  260); 
ir.  cruim  'Wurm'  c.  pryf  corn.  pref  br.  prefv  S.  43  und 
§  95,  3  S.  154. 

Ir.  crem  'Knoblauch'  nir.  creamh,  cneamh  Arran  k'rqw 
Donegal  Urq,uw  c.  craf  (idg.  Altern,  em  :  mm)  s.  S.  121;  ir.  gam, 
gemred  nir.  geimhreadh  Arran  glvi'-d  (Finck)  Donegal  geviuiv 
c.  gaeaf  acorn.  goyf  br.  goaiiv  §  45,  2  S.  66. 

Ir,  cnäim  'Knochen'  nir.  cnäimh  Plur.  cnämha  Arran  kräv 
Plur.  kräwd  Donegal  kr^v,  Plur.  krc^wd,  Gen.  Plur.  Jcr^uw  §  36; 
ir.  dam  nir.  dämh  Donegal  dqv  ('affection,  fondness')  ac.  dauu 
mc.  nc.  daw,  dawf  Plur.  dofion  acorn.  dof  mbr.  de  uff  nbr.  V. 
dear  S.  48;  ir.  läm  'Hand'  nir.  lämh,  Akk.-Dat.  läimh  Arran 
häv  (die  alte  Akk.-Dat-Form),  Gen.  Lavd^  Plur.  Luwd  Donegal 
L^uw  mc.  nc.  llaw  acorn.  lof  abr.  lau  S.  53;  ir.  cöim  'lieblich' 
c.  cu  corn.  cuf  abr.  cum-  mbr.  cuff  nbr.  kuf  S.  58. 

Leniertes  m  vor  oder  nach  einem  geschwundenen  Vokal:  c. 
coelfain  fem.  'frohe  Botschaft'  (daraus  entlehnt  ir.  celmaine, 
celmhaine  neutr.  und  fem.  'augury,  omen')  :  im  Suffix  mit  caeri- 
mönia  'heilige  Verehrung'  verwandt  (vielleicht  sind  die  Wörter 
ganz  identisch;  lat.  r  aus  l  müßte  dann  auf  irgend  einer  Assoziation 
oder  Volksetymologie,  etwa  Einfluß  von  cur a  'Sorge'  alat.  coirauit 
'sorgte',  oder  auf  Dissimilation  im  Satzzusammenhang,  etwa  in  Ver- 
bindungen wie  colf)  caerimöniä,  beruhen);  ir.  Gen.  talman 
S.  163;    air,  toimtiu  'Meinung',   s.  Verbalverz.  do-muiniur;    air. 


§99,2]  Idg.  m  zwischen  Vokalen.  165 

in-imruimclethar  'worin  sündigt',  imruiniset  gl.  peccabunt,  im- 
rnannus  ^Sünde',  s.  Verbalverz.  imm-ro-mid-  (ro  lenieii;  den 
Anlaut  der  Wurzel)  u.  s.  w. 

Anm.  I.  Als  Zeugnis  für  das  Vorhandensein  eines  lenierten  m  im 
Gallischen  darf  man  vielleicht  anführen:  to  K^fxfxavov  oQog  =  mens 
Ceuenna,  Cehenna. 

Anm.  2.  Schwund  des  lenierten  m  findet  sich  in  einsilbigen  Wörtern 
im  C.  nach  w  und  ü,  im  Br.  nach  o,  ö,  ü,  zum  Teil  auch  nach  nicht  ge- 
rundeten Vokalen  (die  Nasalierung  bleibt  aber).  In  unbetonter  Silbe 
schwindet  das  lenierte  auslautende  m  im  C.  auch  nach  i:  ac.  erchim  rac. 
nc.  erchi  'fordern'  und  zahlreiche  ebenso  gebildete  Infinitive  (ZE  536); 
die  bessere  Erhaltung  in  ac.  uiidimm  gl.  lignismus  mc.  (Gesetze)  gudif, 
gudhyf  nc.  gwyddif  'hedging-bill';  ac.  nedim  gl.  ascia  nc.  neddyf 
(und  neddai)  'adze,  tool';  ac.  guillihim  gl.  forceps  mc.  gwelleu  nc. 
gwellaif  und  ähnlichen  Fällen  kann  darauf  beruhen,  daß  diese  Wörter 
flektierbar  waren  und  daher  nicht  immer  das  v  in  unbetonter  Silbe  und 
im  Auslaut  hatten.  Dagegen  ist  es  unzweifelhaft,  daß  das  lenierte  -m  im 
C.  nach  einem  unbetonten  a  bleibt.  Im  Corn.  schwindet  das  lenierte  aus- 
lautende 771  wohl  nach  allen  Vokalen  (vgl.  die  Infinitive  und  die  Super- 
lative); in  der  1.  Sing,  der  Verba  und  der  konjugierten  Präpositionen  ist 
es  verhältnismäßig  gut  erhalten  (lauaraff  und  lauara  'sage'),  vielleicht 
wegen  der  Assoziation  mit  einsilbigen  Formen  (af  'ich  gehe'  u.  s.  w.). 
Auch  im  Nbr.  schwindet  das  lenierte  auslautende  m  nach  allen  unbetonten 
Vokalen  (und  hinterläßt  keine  Nasalierung);  wo  es  geblieben  ist,  sind  wohl 
immer  wortpsychologische  Faktoren  im  Spiele  (bei  den  konjugierten  Prä- 
positionen der  3.  Sing.  Masc,  wie  anezan  'von  ihm'  wirkt  die  Assoziation 
mit  hen  'er';  bei  intaon,  intanv  'Witwer'  wirken  die  Flexionsformen 
und  Ableitungen  wie  intanvez  'Witwe'). 

Anm.  3.  Über  die  Tendenz  des  Cornischen,  ein  auslautendes  -v  stimm- 
los oder  wenigstens  halbwegs  stimmlos  zu  sprechen,  vgl.  §  71  Anm. 

Anm.  4.  Ein  durch  Vokalschwund  in  den  Anlaut  geratenes  leniertes 
-m-  hat  im  Ir.  und  C.  durch  den  Einfluß  des  häufigeren  wortanlautenden 
nicht  lenierten  M  gelegentlich  die  nicht  lenierte  Aussprache  angenommen: 
air.  amal  'wie'  (proklitische  Form  von  samail  'Bild',  vgl.  samlid  'so', 
co-smil  'ähnlich'  c.  hafal  'ähnlich',  cyffelyb  ds.  §  279  corn.  haval 
ds.  abr.  Leu-hemel  MN  "löwen-ähnlich"  mbr.  haual  nbr.  heiTvel, 
hevel,  hevelep  :  lat.  similis  'ähnlich')  ac.  amal  gl.  ut  mc.  fal  nc. 
fal,  fei  corn.  avel  br.  evel,  aber  mir.  im  mar  nir.  mar  und  mc.  mal 
(das  nicht  wie  die  air.  und  ac.  Form  leniertes  w,  sondern  nur  unleniertes 
i\j  enthalten  kann).  —  Neben  dieser  wortpsychologischen  Erscheinung  (die 
in  air.  nammä  'nur'  mir.  ammä-in,  inamain  [als  in-a-main  "in 
seinem  Allein"  aufgefaßt]  nir.  amhain  ihr  Gegenstück  hat,  s.  Asp.  101  f.) 
gibt  es  im  Irischen  dialektisch  auch  einen  rein  lautpsychologischen  Über- 
gang eines  nasalierten  to  in  M:  Arran  kynihm,  hyiimtm  =  cuimhnighim 
'ich  erinnere  mich',  symnds  =  suaimhneas;  ähnliche  Formen  sind  von 
Finck  Wtb.  152,  221,  Larminie  p.  250,    dem  jüngeren  Molloy  181,    Quiggin 


166  Idg.  m  zwischen  Vokalen,     -mw-^  -w/-.         [§  99, 2. 3 

§  298  aufgezeichnet;  daraus  erklärt  sich  die  Schreibung  lomna  'Seil'  bei 
Dinneen.  Die  Erscheinung  ist  besonders  häufig  vor  n;  daneben  findet  sich 
aber  in  denselben  Dialekten  bei  anderen  Sprechern  die  lenierte  Aussprache. 
Vermutlich  war  vor  etwa  50  oder  60  Jahren  das  lenierte  wi  in  der  Aus- 
sprache der  Erwachsenen  noch  so  gut  wie  überall  ein  nasalierter  Laut;  die 
Kinder  haben  aber  von  diesem  Zeitpunkt  an  die  Nasalierung  des  unsilbi- 
schen Lautes  aufgegeben,  so  daß  ein  Gegensatz  zwischen  der  Sprache  der 
jüngeren  und  der  älteren  Generation  ins  Leben  trat;  die  ältere  Generation 
hielt  die  Nasalierung  des  v'  und  w  fest,  entwickelte  sie  aber  vor  n  bis 
zum  vollen  Mundverschluß  weiter.  Im  Einzelnen  schwer  zu  erklären  ist 
es  aber,  weshalb  diese  Weiterentwickelung  auch  noch  in  anderen  Fällen 
stattgefunden  hat;  mein  Hauptgewährsmann  sprach  teils  sgamdyy  'Lungen', 
teils  sgawögy  (sgamhoga);  andere  Beispiele  bei  Quiggin  §  298  (und  294). 
Bei  sgamhög  mag  die  verhältnismäßig  starke  Betonung  des  ö,  bei  zwei 
der  von  Quiggin  gegebenen  Beispielen  im  Gegenteil  die  Proklise  für  das 
nicht  lenierte  m  verantwortlich  sein.  Damit  sind  die  Bedingungen  aber 
kaum  erschöpft.  —  Schließlich  findet  sich  in  einigen  Zusammensetzungen 
ein  Schwanken  zwischen  lenierter  und  nicht  lenierter  Aussprache,  s.  Asp. 
104  (coimhead  und  coimead,  bei  Dinneen  coimeäd),  KZ  XXXV  443 
(de  arm  ad  und  dearmhad  Arran  d'aramud  Donegal  d'ar9m9d,  Kerry 
d'arüd  Sarauw  S.  78  vgl.  Manks  jarrood),  Quiggin  §  298  {d'uhas  und 
d'ivas  'disrespect'  air.  di-mess,  d'tmünuw  und  d'jwünuw  'bad  manners' 
diomhünadh).  Diese  Erscheinung  hat  ein  höheres  Alter  (coimead  bei 
M'C)  und  eine  größere  Verbreitung  (de arm  ad  auch  in  Schottland),  als 
wir  für  die  Fälle  wie  kymmm  und  sgamögy  anzunehmen  Anlaß  haben;  sie 
ist  daher  gewiß  wortpsychologisch  zu  erklären. 

Die  Verbindung  -mw-  ist  urkeltisch  zu  w  geworden:  ir.  coir 
c.  cywir  gall.  Couirus  S.  64.  Die  Verbindung  -mj-  ist  zu  -nj- 
geworden:  ir.  du  ine  c.  dyn  corn.  br.  den  §  52.  Dagegen  ist  m 
selbstverständlich  in  der  Verbindung  -mz;-  geblieben:  air.  humae 
'Kupfer'  nir.  umha  ac.  emid,  Plur.  emedou  nc.  efydd  :  eigent- 
lich wohl  "Roh-Erz",  zu  ir.  om  'roh'  c.  of  S.  32.  -ij-  wkd  auch 
in  ir.  läime,  laime  .i.  biail  (Stokes  KZ  XXXVII  258)  stecken, 
wenn  dies  Wort  zu  asl.  lomiti  'brechen'  lat.  laniäre  'zer- 
fleischen' gehören  sollte.  Zusammensetzungen  wie  c.  cyf-iaith 
'gleichsprachig'  können  auf  Neuerung  beruhen;  dagegen  geht  ir. 
cuing  'Joch'  wohl  zunächst  Siui  *kon-juKgi-  (<^*k'om-ju79gi-  S.  98) 
zurück. 

Das  n  in  ir.  don  neben  du  §  52  muß  aus  der  Stellung  im 
Auslaut  (z.  ß.  in  der  endungslosen  Lokativform)  übertragen  sein, 
vgl.  gr.  x^ovog.  Gen.  von  x^cJv.  Über  das  auslautende  -m  s.  §  153 
und  §  96  S.  158. 

3)  (Idg.  m  im  Inlaut  vor  Sonorlauten.)     Daß  -inr-  und  -ml- 


§  99,  3]  -mr-;  -7nl-,  -mn-.  167 

im  Inlaut  keiner  derartigen  Änderung  wie  im  Ardaut  unterliegen, 
steht  fest;  es  hat  sich  nur  zwischen  m  und  r,  l,  nicht  aber  zwischen 
dem  lenierten  m  und  r,  l  ein  Übergangslaut  entwickelt.  Im  An- 
laut ist  der  lautgesetzlich  zu  erwartende  Gegensatz  zwischen  den 
unlenierten  und  den  lenierten  Formen,  wie  es  scheint,  dadurch  be- 
seitigt worden,  daß  man  die  lenierten  Fonnen  gänzlich  aufgab  (ir. 
do-mblas,  il-mblas,  die  nicht  als  Beispiele  für  die  eigentliche 
Inlautsbehandlung  gelten  dürfen;  später  ist  das  schließhch  ent- 
standene anlautende  hr-,  hl-  zu  fer-,  U-  lenierbar  geworden).  Er- 
haltenes -mhr-,  -mhl-  ist  bis  auf  den  heutigen  Tag  sehr  häufig 
(vgl.  nir.  samhradh,  geimhreadh  S.  163f.,  air.  samlid  nir. 
amhlaidh  S.  165),  geht  aber  allerdings  in  der  Regel  nicht  auf 
idg.  -mr-,  -ml-  zurück.  Idg.  -mr-^  -ml-  kann  vorliegen  in:  ir.  re- 
raor  'dick'  c.  rhef  (das  zweite  r  durch  Dissimilation  geschwunden): 
*remro-  oder  *premro-  (Etymologie  unbekannt);  air.  com -r am 
'Streit';  mir.  com-räd  'Gespräch'  nir.  comhrädh  Donegal  k^rä; 
mir.  am -rieht  'mistaking  one  person  for  another'  :  *7n-pr-,  vgl. 
§  55;  air.  mir.  com-län  'vollständig';  ir.  am-les  'Nachteil'  nir. 
aimhleas  c.  afles  :  -mpl-,  denn  ir.  less  'Vorteil'  c.  lies  acorn. 
las  gl.  commodum  wird  irgend  eine  Erweiterung  der  idg.  Wurzel 
p-l-  (in  gr.  Ttolvg  u.  s.  w.)  enthalten.  Über  die  negative  Vorsilbe 
am-  vor  r  und  l  vgl.  noch  §  358.  Air.,  mir.  coblige  'Beischlaf 
aus  *com-lige  kann  kaum  eine  lautgesetzliche  Entwickelung  ent- 
halten; Einfluß  von  cob  'Sieg'? 

Anm.  5.  -m  r-  und  -m  l-  im  Sandhi  werden  anders  behandelt  {^>  rr, 
It),  möglicherweise  deshalb,  weil  das  auslautende  -m  früh  überall  zu  -n 
geworden  war;  s.  §  261.  —  Über  -mhr-  (ir.  cobir  'Hülfe')  und  -mhl- 
s.  §  73  S.  119. 

Idg.  -mn-  wird  (ebenso  wie  später  zusammengekommenes  -mn-^ 
s.  S.  165 f.)  als  leniertes  kelt.  -mn-  geblieben  sein:  c.  safn  'Kinn- 
lade' mbr.  staffn  nbr.  staon  'Gaumen'  S.  78;  c.  ysgafn  'leicht' 
corn.  scaff  br.  skanv  S.  76;  ir.  damnae  'Material'  nir.  damhna 
c.  defnydd  mbr.  daffnez  nbr.  danvez  Treguier  danve  :  hat 
nirgends  speziell  die  Bedeutung  'Bauholz'  und  gehört  daher  wohl 
nicht  zu  gr.  d8(.uo  (womit  de-f-iv-io-v  'Bettstelle,  Bett'  nichts  zu  tun 
hat;  es  gehört  wie  y.Q7j-def.ivov  'Kopf binde'  zu  öico  'binde'),  sondern 
zu  lat.  damnum  'Aufwand'  (zu  dare  'geben').  Ob  das  Schicksal 
des  n  im  Nbr.  in  diesen  Fällen  (Schwund  im  Auslaut,  Schwund 
oder  Metathese  im  Inlaut  vgl.  noch  br.  Naoned  'Nantes'  gall. 
Namnetes),  womit  auch  corn.  scaff  stimmt,  als  ein  Kriterium  für 


f 

168         -mn-,  mbn;  m  mit  Geräuschlaut;  rm,  Im,  nm.     [§99,3 — 5 

idg.  -mri'  im  Gegensatz  zu  -bn-  (§  72)  betrachtet  werden  kann, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden  (vgl.  mbr.  anneffn  nbr.  anneo 
S.  114).  mn  steckt  noch  in  ir.  slemun,  slemain  'glatt'  c.  llyfn 
abr.  limn-  ds.  mbr.  di-leffn  'hart',  s.  §  50,  6.  Ir.  damnaim  'I 
subdue;  I  fasten,  bind'  mag  mit  gr.  ödavifiiii  'bezwinge'  identisch 
sein;  es  ist  aber  mit  dem  lat.  Lehnwort  damnaim  'ich  verdamme' 
vermischt  worden,  und  hat  dadurch  unleniertes  m  angenommen 
(Part,  dammainti).  —  Die  Ansicht,  daß  idg.  -mn-  im  Kelt.  zu 
nn  geworden  wäre  (Brugmann,  Grdr.  I  ^  375),  betrachte  ich  als 
unrichtig. 

Anm.  6.  -m  n-  im  Sandhi  wird  zu  nn,  s.  §  261.  —  Wenn  c.  ysgafn 
zu  aw.  kamna-  'wenig,  gering',  kamhistdtn  'am  wenigsten'  gehören  sollte, 
so  ist  -mbn-  mit  -mn-  zusammengefallen.  Dann  ist  es  aber  nötig,  alle 
derartigen  Formen  wie  nir.  sgamhan,  sgamhog  c.  ysgyfaint  acorn. 
sceuens   br.  skevent    durch  analogische  Suffixvertauschung  zu  erklären. 

4)  Die  Verbindungen  von  m  mit  Geräuschlauten  sind  schon 
besprochen:  sm,  ms  §  50,  11;  -mp-  in  air.  am-ires  'Unglaube'  nir. 
aimhreas  'Zweifel'  Arran  c^vi-ds  Donegal  quwrds  §  57;  -7nb- 
§  65,  §  73;  -dm-  in  ir.  frem  'Wurzel'  nir.  freamh.  Dat.  freimh 
Arran  fr-ev'  Donegal  ff-ejv  Plur.  fiewaxd  §  68;  -tm-  in  br.  bleun 
'Blume'  §  86  S.  135  f. 

5)  (m  nach  Sonorlauten.)  rm:  mir.  coirm,  cuirm  'Bier' 
nir.  nsch.  cuirm  c.  cwrw,  cwrwf,  cwrf,  cwryf  acorn.  coref, 
coruf  ncorn.  kor  gall.  xovQ/iu  :  lat.  cremor  'der  aus  vegetabili- 
schen Stoffen  gewonnene  dicke  Saft,  Schleim'  (asl.  kj-ma  'Nahrung'  ?). 
Vgl.  die  lat.  Lehnwörter  wie  ir.  arm  'Waffe'  c.  arf  §  148,  5.  In 
der  Komposition:  ir.  for-mat  'Neid'  nir.  formad  c.  gorfynt 
'ambitioii,  envy'  (auch  gorfyn)  br.  gourvent,  gourvenn  (das 
zweite  Kompositionsglied  "^-mento-  ist  von  c.  mynnu  'wollen'  mbr. 
mennat  beeinflußt  worden):  vgl.  gr.  v7t€Q-i.ievr]Q  'übermütig'.  — 
Im:  mir.  calma  nir.  calma  'tapfer'  c.  celfydd  'geschickt'  (celf 
'Kunst'  ist  eine  Rückbildung  aus  dem  Adjektiv  oder  hat  wenigstens 
den  um  gelauteten  Vokal  von  dem  Adjektiv  bezogen)  abr.  celmed 
gl.  efficax  :  auswärtige  Etymologie  unbekannt.  Vgl.  die  lat.  Lehn- 
wörter wie  c.  palf  u.  s.  w.  §  148,  5. 

Anm.  7.  Vielleicht  war  die  lenierte  Aussprache  auch  im  Gall.  vor- 
handen: Bormo,  Boruo  GN.  Vielleicht  ist  auch  ceruesia  'Bier"  mit 
xovQjui  ds.  verwandt. 

nm:  air.  menme  'Sinn'  nir.  meanraa  c.  menw:  skr.  manma 
(w-Stamm)   'Sinn,   Gedanke';    air.   nir.  ainm   'Name'    Arran   a/tdin 


§  99, 6]  Kelt.  mm.  169 

Donegal  enard    ac.  anu    PI.  enuein   (mit   früher  Bezeichnung   drr 
Lenition)  mc.  nc.  enw  corn.  haiiow  br.  hano  S.  46. 

6)  Die  wesentlichste  Quelle  des  kelt.  ;\m  (verkürzt  m)  (wenn 
es  nicht  erst  in  jüngerer  Zeit  aus  mb  entstanden  war)  ist  idg.  sm 
s.  §  50,  11.  Ein  solches  mm  tritt  auch,  teils  durch  morphologische 
Neuerungen  des  Keltischen,  teils  durch  Vokalschwund,  vor  oder 
nach  anderen  Konsonanten  auf:  ir.  aimser  c.  amser  'Zeit'  S.  80; 
ir.  adamna  'Hunger'  corn.  ethom  'Not,  Notwendigkeit',  Plur. 
othommow  abr.  edemnetic  gl.  desideratrix  br.  ezomm  'besoin' 
(das  corn.  und  nbr.  o  dem  abr.  e  gegenüber,  dessen  höheres  Alter 
durch  den  Umlaut  der  ersten  Silbe  bewiesen  wird,  muß  auf  dem 
Einfluß  des  mm  beruhen  und  wird  in  unbetonter  Silbe  entstanden 
sein;  auch  V.  ehomm  läßt  sich  so  begreifen,  vgl.  die  Weiter- 
bildungen ehomigeh  'besoin',  ehomek  'necessiteux')  :  *ad-ism'^ 
'großes  Verlangen',  vgl.  gr.  t'ineQog  aus  *is-mero-s  'Verlangen'  (der 
alte  n-Stamm  kann  in  corn.  ethom  br.  ezomm  unerweitert  vor- 
liegen; ir.  adamna  [-Jo-Stamm]  und  abr.  edemnetic  sind  Weiter- 
bildungen) Recht  schwierig  ist  air.  ainmne  gl.  patientia,  Gen. 
(unursprünglich)  ainmnet  mc.  anmynedd  nc.  amynedd  :  viel- 
leicht ^  an-isnionijä,  * an-is7nonijo-tn  'Nicht- Verlangen'  (die  begriff- 
lich sehr  ansprechende  Verbindung  mit  air.  anaim  nir.  fanaim 
'ich  bleibe,  warte'  scheint  lautlich  unmöglich  zu  sein;  ebenso  die 
Deutung  bei  Stokes,  Sprsch.  13).  Ir.  gorm  'blau'  c.  gwrm  'dunkel- 
braun' abr,  Uurm-haelon  MN  (§62  Anm.)  und  ir.  tailm  'Schlinge, 
Schleuder',  Gen.  telma  c.  telm  'Dohne'  mbr.  nbr.  talm  'Schleu- 
der' V.  talm  'un  coup  (de  tonnerre)'  :  gr.  rela/xiov  'Tragriemen' 
haben  -sm-Suffixe,  die  überhaupt  auf  keltischem  Boden  häutig  an 
die  Stelle  älterer  w-Suffixe  getreten  sind.  In  dieser  Weise  haben 
sich  oft  Formen  entwickelt,  die  auf  keine  idg.  Grundform  zurück- 
führbar sind:  ir.  snaidm  'Knoten'  Arran  s^yin,  Plur.  ssanidsp 
Donegal  SNym  (mit  nasaliertem  y)  aus  "^  snad-mmn.  Diese  ana- 
logischen sm-Suffixe  scheinen  ganz  besonders  im  Irischen  um  sich 
gegriffen  zu  haben:  mir.  ogum  nir.  ogham  'Ogam'  neben  gall. 
^'Oyi^aog  'Gott  der  Beredsamkeit'  (das  jedenfalls  einfaches  m  gehabt 
hat);  ir.  tläini  nir.  tläim  :  br.  tleur  S.  132;  nir.  mäm.  Gen. 
mäime  'a  handful,  the  füll  of  two  hands  taken  together',  auch 
län  mäime  :  c.  maw-aid  (mit  der  produktiven  Substantivendung 
-aid  '-voll'  §  384  von  einem  vorauszusetzenden  *maw  <  *mawf 
abgeleitet)  :  lit.  mö-ti  'mit  der  Hand  winken';  air.  dlüimm  'Masse, 
Menge'  Wb.  22a  25  (zu  dlüi-th  'dicht,  fest') :  vielleicht  zu  c.  dylwf, 


170     Wechsel  von  mi^i  und  m.  Corn.  mm  >  bm.  Br.mw  >  mp.     [§99,6 

Plur.  dylyfion  'bündle,  whisp'  (jedoch  nir.  dlüimh  'a  thick  cloud'). 
Vgl.  noch  air.  druimm  'Rücken',  Gen.  drommo  c.  trum  'ridge, 
back'  (zum  Anlaut  vgl.  §  338)  neben  br.  adreii,  adreof  'hinter' 
(das  schwerlich  mit  unursprünglicher  Nasalierung  zu  c.  a-dref 
'nach  Hause'  ir.  treb  'Wohnsitz'  gehören  kann):  wohl  zu  gr.  tqcc- 
f.iig'  10  TQtjiita  rrjg  f-Sgag,  b  OQQog,  zLvig  l'vveQOVj  ol  de  ioyjov  und 
an.  I)armr  'Darm'  gr.  zogi^iog  'Loch'  (trum  §  259  und  br,  adref 
können  regelmäßig  auf  r  zurückgehen;  schwierig  ist  das  -ro-  des 
Irischen;  c.  -ru-,  br.  -re-  kann  allerdings  auch  Umlaut  eines  -ro- 
sein; man  s^'eht  aber  nicht  recht,  was  den  Umlaut  bewirkt  haben 
sollte;  schließlich  kann  ir.  druim  aus  c.  trum  entlehnt  sein). 
Ähnlich  zu  erklären  ist  schließlich  wohl  auch  air.  animm  'Seele' 
nir.  anam  acorn.  enef  mcorn.  enef,  ene  ncorn.  ena  mbr.  eneff 
nbr.  ene  ds.  br.  anaoun  'die  Seelen  der  Verstorbenen'  :  lat.  anima 
'Atem,  Seele',  animus  'Geist,  Seele'  (die  umgelauteten  corn.  und 
br.  Formen  können  jedoch  auch  aus  dem  Lat.  entlehnt  sein;  ein 
anderes  Suffix  hat  c.  enaid  'Seele').  —  Über  c.  caraf  'ich  liebe' 
neben  ir.  caraimm  s.  die  Formenlehre. 

Genaueres  über  die  Kürzung  des  mm  zu  m  im  Ir.,  s.  §  326. 
—  Im  Ncorn.  wird  mm  zu  bm  :  mcorn.  lam  'Sprung'  (§  31  S.  47), 
lammas  'sprang'  ncorn.  lebmal  'springen';  mcorn.  cam  ncorn. 
cabm  'crooked'  {mm  war  hier  aus  m3  entstanden,  S.  118f.);  mcorn. 
hemma  ncorn.  hebma  'dies'  (§  515);  mconi.  alemma  'von  hier' 
ncorn.  alebma  u.  s.  w.  Eine  lautpsychologische  Parallele  ist  das 
lappische  bm  als  Verstärkung  von  m. 

Im  Br.  kann  das  nicht  lenierte  m  unter  Umständen  zu  mp, 
mh  werden  (vgl.  Richard  Schmidt  IF  I  500".).  So  vor  s:  mbr.  am- 
ser  und  ampser  'Zeit'  nbr.  amzer;  mbr.  coms,  comps  'Rede, 
reden'  nbr.  koniz,  komps  :  vielleicht  ein  Kompositum  von  der 
Präp.  ^k'om  und  *med-tu-  vgl.  Verbal verz.  midiur  (der  Vokal 
zwischen  m  und  s  könnte  dann  nur  in  denjenigen  Formen  laut- 
gesetzlich geschwunden  sein,  in  denen  auf  das  s  noch  eine  Silbe 
folgte:  komzet  'gesprochen'  u.  s.  w.);  br.  rems,  remps  'Lebens- 
dauer', remsi,  rempsi  'dauern'  :  zu  ir.  remes  nir.  reimheas 
'Zeit,  Lebensdauer',  vermutlich  ein  Komp.,  vielleicht  eigentlich 
"Vorbestimmung",  vgl.  ir.  rem-  'vor'  und  mess  'Urteil';  br.  rams, 
ramps  'Riese',  vgl.  Eriuiult,  Glossaire  S.  560.  Vgl.  noch  das  lat. 
Lehnwort  kamps  'Meßhemd'  aus  lat.  camisia.  Außerdem  findet 
sich  ein  solches  mj)  im  Auslaut  und  wird  hier  teils  in  der  Pausa, 
teils  vor  gewissen  Konsonanten  entstanden  sein:  br.  lamm  'Sprung', 


§99,6.  1001  ßr.  mp  aus  mm,  171 

dialektisch  larnp  (Richard  Schmidt  IF  I  56);  mbr.  -mp  in  dci 
Endungen  der  1.  Plur.  im  Verbal-  und  Pronominalsystem,  nbr.  -mp 
und  -mb  (das  p  wird  vor  dem  Augens  -ni  'wir'  entstanden  sein). 
Vgl.  noch  mbr.  quemeret,  quemret,  quempret,  compret  'neh- 
men' und  br.  kember,  kemper  'Zusammenfluß  von  Gewässern' 
(S.  118),  wo  es  sich  um  die  Erhaltung  eines  alten  b  handeln  kann, 
und  mehr  derartiges  bei  Ernault,  Rc.  VII  145  f.  —  Mit  dem  br. 
-mp  aus  -mm,  soweit  es  vor  n  entstanden  sein  sollte,  ist  zu  ver- 
gleichen der  entsprechende  Einschub  eines  p  zwischen  m  und  n  in 
air.  timne,  timpne  'Vermächtnis'  nir.  tiomna,  aschwed.  hampn 
=  hamn  'Hafen',  acech.  kampna  =  kamna  'Ofen',  vulgärlat. 
dampnum,  calumpnia,  sollempnis;  vgl.  auch  noch  acech.  -mpl- 
aus  -ml-  und  lat.  ex-em-p-lum,  s.  KZ  XXXVI  109  und  267, 
Gebauer,  Historickä  mluvnice  jazyka  ceskeho,  I,  Prag  1894,  S.  420. 
Über  nir.  mp  aus  mh  s.  §  278. 

-m  +  m-  in  der  Komposition  wurde  in  urkeltischer  Zeit  zu  m 
vereinfacht:  ir.  cuman  'Erinnerung',  cumnech  'eingedenk'  nir. 
cuimhneach  ds.,  cuimhnighim  'ich  erinnere  mich'  c.  cof  'Er- 
innerung' mcorn.  cof  ncorn.  cov  mbr.  couff  nbr.  koun  ds.,  an- 
kounac'haat  'vergessen'  :  Präp.  *k'om-  mit  der  Wurzel  "^men- 
'denken',  konsonantischer  Stamm  und  Weiterbildungen.  Bei  Neu- 
bildungen wurde  jedoch  diese  alte  Regel  vernachlässigt:  ir.  com- 
mus  'Macht'  zu  con-midethar  'herrscht'  s.  Verbalverz.  Daraus 
erklärt  sich  der  Gegensatz  zwischen  nir.  reimheas  und  br.  remps 
'Lebensdauer',  s.  S.  170. 

Anm!  8.  Über  Svarabhakti  vor  oder  nach  m  s.  §§  226—228,  §  231. 
Über  Dissimilation  und  Metathese  bei  m  s.  §§  336 — 337. 


II.   Die  keltischen  Reflexe  der  idg.  Alternatioiieii. 

§  100.  Das  Nebeneinander  von  verschiedenen  Lautgebungen 
in  einer  etymologischen  Sippe  nennt  man  Alternation  (o  :  ö  in  d. 
Hörn  :  Hörner;  ö  :  w  in  fr.  na3ud  :  nouer;  a  :  i  in  nir.  fear  : 
'Mann'  :  fir  'Mannes';  x  :  Null  in  nir.  teach  'Haus'  :  Gen.  tighe). 
Die  Alternationen  sind  die  Resultate  von  Lautübergängen,  die  den 
etymologisch  zusammengehörigen  Sprachstoff  partiell  geändert  haben. 
Es  gibt  in  jeder  Sprache  Alternationen  von  sehr  verschiedenem 
Alter.  Arran  h  :  p  in  hm  'selbst'  :  tom  peil  'bei  mir  selbst'  ist 
eine  neuirische  Alternation,  hervorgerufen  dadurch,  daß  das  (aus  f 
entstandene)  h  sich  nach   w  anders  als  sonst  entwickelte;    ia  :  ei 


172  Die  idg.  Alternationen.  [§  100 

in  nir.  sliabh  'Berg'  :  Gen.  s  leib  he  ist  eine  schon  air.  Alternation; 
n  :  V  in  nir.  an-am  'Unzeit'  :  amhras  'Zweifel'  (air.  am-iress) 
ist  eine  gemeinkeltische  Alternation;  ä  :  oi  in  nir.  gäire  'Ge- 
lächter' :  goirim  'ich  rufe'  ist  eine  idg.  Alternation.  Da  die  Laut- 
übergänge, welche  an  den  Alternationen  Schuld  sind,  teils  von 
seltener  vorkommenden,  teils  von  häufiger  vorkommenden  Beding- 
ungen abhängig  gewesen  sein  können,  so  können  die  Alternationen 
von  sehr  verschiedener  Häutigkeit  sein;  sie  können  in  einer  gege- 
benen Sprache  nur  ein  paar  mal  oder  einmal  auftreten  [n  \  u  va\ 
Irischen),  und  sie  können  so  häutig  sein,  daß  sie  als  ein  regel- 
mäßiges Prinzip  für  das  Gesamtgepräge  der  Sprache  entscheidend 
sind;  so  z.  ß.  die  cymrischen  Vokalalternationen:  aw  :  Oj  ai  :  ei, 
ay  (au)  :  dy  (eu),  u  :  9,  y  :  a.  Die  häufiger  vorkommenden  Alterna- 
tionen treten  nicht  selten  in  den  Dienst  der  Bedeutung.  Das  Tim- 
bre des  auslautenden  Konsonanten  hat  im  Ir.  oft  morphologische 
Bedeutung,  dient  zur  Bezeichnung  des  Kasus  oder  des  Numerus 
(r  :  r  in  nir.  Nom.  fear  :  Gen.  fir);  die  keltischen  Anlautsalterna- 
tionen (nir.  ceann  'Kopf  :  a  che  an  n  'sein  Kopf)  haben  vielfach 
syntaktische  Bedeutung.  Die  in  den  Dienst  der  Bedeutung  getre- 
tenen Alternationen  sind  besonders  häufig  produktiv,  d.  h.  sie 
können  in  einer  Zeit,  wo  die  betreffenden  Lautübergänge  vollzogen 
sind  und  oft  auch  die  Bedingungen  der  Lautübergänge  verschollen 
sind,  nachgeahmt  werden.  Besonders  schlagende  Beispiele  für  diese 
Produktivität  kommen  auf  dem  Gebiete  der  keltischen  Anlauts- 
alternationen vor  (^  :  f  im  L\  nach  dem  Muster  von  k  \  x  ^  302). 
Aus  der  uridg.  Zeit  haben  die  idg.  Einzelsprachen  eine  große 
Menge  von  Alternationen  ererbt.  Es  handelt  sich  dabei  teils  um 
seltenere  und  nicht  produktive  Alternationen,  teils  um  häufige  und 
produktive  Alternationen.  Vor  allem  spielten  die  idg.  Vokal- 
alternationen eine  große  Rolle  als  ein  wesentliches  Merkmal  ver- 
schiedener Flexionsformen  oder  Ableitungstypen,  und  sie  haben 
diese  Funktion  zum  Teil  noch  in  einzelsprachlicher  Zeit  fortgesetzt, 
besonders  im  Arischen,  Slavisch-Baltischen,  Griechischen  und  Ger- 
manischen: gr.  7C£iOco  :  /v£TiOL')^a  :  £7CL0^6(.irjv;  got  greipan  'greifen'  : 
graij)  :  gripans;  hiudan  'bieten'  :  haup  :  budans;  asl.  bljudq,  'gebe 
Acht'  (idg.  -eu-)  :  bud'iti  'wecken'  (idg.  ou)  :  büdeti  'wachen'  (idg. 
u);  ahd.  stelan  'stehlen'  (idg.  e)  :  stälum  'wir  stahlen'  (idg.  e); 
alb.  vjed  'stehle'  (idg.  e)  :  voda  'ich  stahl'  (idg.  e);  got.  faran  'fahren'  : 
Prät.  för;  lit.  vagiü  'stehle'  :  Prät.  vogiaü.  Ein  solches  leben- 
diges Alternationssystem  kommt  im  Keltischen  (wie  im  Lateinischen) 


§101.  102|     Idg.  Alternationen.   Präidg.  Vokalscliwund.  178 

so  gut  wie  nicht  mehr  vor.  Wohl  aber  treten  auch  im  Keltischen 
oder  bei  dem  Vergleich  des  Keltischen  mit  den  Schwestersprachen 
zahlreiche  Reflexe  der  idg.  Alternationen  als  isolierte  Erscheinungen 
auf.  Eine  vergleichende  Grammatik  der  keltischen  Sprachen  ist 
daher  ohne  die  Kenntnis  der  idg.  Alternationen  nicht  möglich. 
Die  Haupttypen  dersel})en  sollen  deshalb  im  folgenden,  nach  der 
mutmaßlichen  Entstehungsart  geordnet,  vorgeführt  werden  \ 

Der  vorindogermanische  Vokalschwund   und   seine  Wirkungen  auf 
das  System  der  unsilbischen  Laute. 

§  101.  Ein  e  oder  o  alternierte  in  der  idg.  Ursprache  häufig 
mit  Null.  Ursache  dieser  Erscheinung  war  ein  in  präindogermani- 
scher Zeit  unter  dem  Einfluß  des  musikalischen  Akzentes  einge- 
tretener Vokalschwund  in  unbetonten  Silben.  Skr.  as-ti  gr.  ia-zl 
lat.  es-t  got.  is-t  ir.  is  ac.  is  mc.  ys  'isf  :  skr.  s-anti  lat.  s-unt 
got.  s-ind  ir.  it  ac.  hint  mc.  ynt  corn.  yns  mbr.  ynt  (§  639). 
Ir.  Wurzel  -sech-  :  cosc,  Wurzel  -sech-  :  scel  S.  77  und  Ver- 
balverz.  Durch  diesen  präidg.  Vokalschwund  wurde  häufig  die 
Silbenzahl  reduziert,  und  unsilbische  Laute,  die  durch  einen  Vokal 
getrennt  gewesen  waren,  wurden  zu  einer  Gruppe  vereinigt;  dabei 
entstanden  nicht  selten  lautliche  Dubletten  je  nachdem,  ob  der 
Vokal  der  ersten  Silbe  oder  der  Vokal  der  zweiten  Silbe  von  dem 
Schwunde  betroff'en  wurde:  altlat.  deiuos  'Gott'  :  gr.  Zeug  (l  aus 
dj;  präidg.  Wurzel  *dejew-,  woraus  teils  '^dejw-,  teils  *djew-).  So 
erklärt  sich  gr.  ;f^wV  :  ir.  döini  lat.  hümänus  S.  89  f.  So  ferner 
ir.  crod  'Herde,  Vieh',  falls  zu  c.  cordd  'a  tribe,  clan,  family'  gr. 
ytoQd^vg  'Haufe'  got.  liairda  'Herde'  gehörig  (Stokes,  BB  XXV  254); 
skr.  hrasvd-s  :  ir.  gerr  S.  83;  nsch.  Ion  'Elentier'  :  ir.  elit  'Reh' 
c.  elain. 

§  102.  Stand  neben  dem  in  präidg.  Zeit  schwindenden 
Vokal  ein  w,  j,  r,  l,  n,  m,  so  hat  dieser  „Silbenkeim"  nachher  oft 
silbische  Funktion  erhalten.  Regelmäßig  geschah  dies  in  der 
Stellung  zwischen  zwei  unsilbischen  Lauten  (oder  zwischen  einem 
unsilbischen   Laut   und   Wortanfang    oder   Wortende).     1)  Altern. 

1.  Vgl.  Saussure,  Memoire  sur  le  Systeme  primitif  des  voyelles  dans 
les  langues  indoeuropeennes,  Leipzig  1879;  H.  Möller,  Paul  u.  Br,  Beitr. 
VII  482 ff.;  Herman  Hirt,  Der  indogermanische  Ablaut,  Straßburg  1900; 
Verf.,  Les  pronoms  demonstratifs  de  Tancien  armonien  S.  37 — 45 ;  ferner 
die  in  diesen  Arbeiten  angeführte  Literatur  und  Brugmann,  Grundriß  (vgl. 
oben  S.  30»). 


174  Idg.  Alternationen.  Präidg.  Vokalschwund.     [§  102.  103 

eu,  ou  (we,  wo)  :  u.  Gr.  iXevaojuai  ^werde  kommen',  Perf.  eiXri- 
lovd^a  :  Aor.  rilvd-ov  ir.  3.  Sing,  luid,  s.  Verbalverz.  tiagu;  mc. 
Perf.  3.  Sing,  duc  :  Präs.  dwc,  s.  Verbalverz.  her-;  ir.  sruaim 
^Strom'  br.  strum  :  ir.  sruth  c.  ffrwd  acorn.  frot  br.  froud 
S.  82;  ir.  cluas  ^Ohr'  c.  clust  :  an.  hlust  S.  80;  ir.  ruad  ^rot' 
c.  rhudd  corn.  ruth  br.  ruz  gall.  Ande-roudus  (S.  54)  :  ir. 
rucce  ^Schande'  (kk  aus  d-k);  got.  daubs  ^taub'  :  ir.  dub  ^schwarz' 
§71;  br.lufr  :  c.  lleufer  S.  98;  c.  llug  ^Glanz'  :  go-lwg  'Sehen' 
S.  122.  2)  Altern,  ei,  oi  {je,  jo)  :  i.  Gr.  ovelxco  ir.  tiagu  'gehe'  : 
gr.  Aor.  l'GTLxov  ir.  techt  'gehen';  ir.  iasc  'Fisch'  :  lat.  piscis 
ital.  pesce;  ir.  fiad  'Wild'  :  fid  'Baum'  S.  Ulf.;  ir.  fiad  "coram' 
(S.  58)  :  ro-finnadar,  ro-fitir  (S.  41,  §  68)  c.  gwedd  'Form' 
S.  41;  ir.  beim  'Schlag'  :  benim  'schlage'  S.  87;  ir.  fiach  'Schuld'  : 
lat.  uices  'Wechsel,  Vergeltung';  ir.  liag  :  lat.  ligula  S.  101; 
ir.  möin  'Kostbarkeit'  (S.  57)  lit.  mainas  'Tausch'  an.  meinn 
'schlecht' :  ir.  de-min  'sicher' ("ohne  Umwechslung")  nir.  deimhin; 
ir.  seitim  'blase'  :  c.  chwythu  s.  Verbalverz.;  ir.  cliath  :  ir.  cli- 
thar  S.  121;  c.  blwyddyn  :  blynedd  S.  113;  lat.  iecur  'Leber': 
ir.  iuchair  'Fischrogen'  russ.  ikra  §  80.  3)  Altern,  er,  or  (re, 
ro)  :  r.  Skr.  värtate  'wendet  sich'  ahd.  werdan  'werden'  ir.  fer- 
tas  §88,  1  :  skr.  vrt-td-  'geschehen'  asl.  vrteti  'wenden'  ir.  Präverb, 
frith-  S.  44;  ir.  berim  'trage'  :  Inf.  breth  S.  42;  ir.  derc 
'Auge'  :  drech  'Gesicht'  S.  42;  ir.  troscim  'faste'  S.  77  :  tart 
'Durst'  S.  81;  c.  bera  'Haufe'  S.  105  :  ir.  bri  'Hügel'  S.  100;  c. 
prenn  :  ir.  crann  S.  44.  4)  Altern,  el,  61  (le,  lo)  :  l.  Lit.  velkü 
'ziehe' :  asl.  Äit  'gezogen  habend'  lit.  Prät.  vilkaü,  Inf.  vilkti;  ir. 
melg  'Milch'  (Corm.)  :  blegon  'melken'  S.  43,  mlicht,  blicht 
'Milch'  S.  124;  ir.  melim  'mahle'  :  Inf.  Dat.  mlith  S.  43;  ir  ce- 
lim  'verhehle'  :  Inf.  cleith.  5)  Vokal  +  Nasal  (Nasal  +  Vokal): 
silbischer  Nasal.  Gr.  Ttivdog  'Trauer',  ninovS^a  'habe  gelitten'  : 
Aor.  s-Ttad^ov  (a  aus  ^);  gr.  vsyivg  :  ir.  ec  mc.  angheu  S.  46;  ir. 
bann  :  c.  bann  'Gipfel'  S.  46;  mc.  gwennawl  nc.  gwennol 
'Schwalbe'  acorn.  guennol  br.  gwenneli  :  air.  fannall  ds.  fr. 
vanneau  'Kiebitz'  (aus  dem  Gall.?);  lat.  com-  ir.  com-  (Präverb)  : 
ac.  cant  'mit'  gr.  Kard  S.  138. 

§  108.  In  der  Stellung  vor  einem  Vokal  konnten  die  Silben- 
keime nach  dem  präidg.  Vokalschwund  silbisch  werden  (uw,  ij,  fr, 
II,  T^n,  mm)  oder  unsilbisch  bleiben.  Altlat.  deiuos  'Gott'  :  skr. 
dijäu-s  'Himmel'  lat.  dies  'Tag',  Dies-piter  GN  ir.  die,  dia 
'Tag'    c.  dydd  :  skr.   djäu-s  'Himmel'    gr.   Nom.   ZEvg    lat.   Gen. 


§  103—105, 1]    Der  präidg.  Vokalschwuiid  u.  d.  unsilb.  Gruppen.     175 

louis;  —  ir.  derucc  'glans'  c.  derwen  'Eiche'  :  ir.  dair  c.  dar 
'Eiche'  :  got.  triu  'Baum'  ir.  drochta  'Faß,  Tonne,  Kufe'  (weil 
aus  Holz  gemacht,  vgl.  gr.  ögoizri  'Wanne'  aengl.  trog  'Trog'  skr. 
dröna-m  'hölzerner  Trog,  Kufe';  s.  Stokes,  ZfcPh.  III  469,  BB 
XXV  255);  ir.  derb  'sicher'  nir.  dearbh  :  ir.  drui  'Dniide',  Gen. 
druad  (S.  61)  an.  trü  'Glaube';  ir.  berbaim  'siede'  c.  berwi  : 
ir.  bruth  'Glut,  Wut'  S.  115;  ir.  sruith  'alt'  S.81;  —  ir.  melim 
'mahle'  :  c.  Inf.  maluiir.  mläith  'weich'  S.  52;  —  ir.  gein  'Ge- 
burt' :ir.  ad-gainemmar  'renascimur'  br.  ganet  'geboren'  :  ir. 
do-gniu  'ich  mache',  gne  'Gestalt'  {^gnijo-m);  ir.  gin  'Mund'  : 
gnüis  'Gesicht'  gr.  yvdd-og  'Kinnbacken'  S.  156;  c.  teneu  :  br. 
tanao  S.  131  f.  :  ir.  tnüth  'Neid'  S.  132  c.  cenaw  'whelp'  :  ir. 
cana  'Wolfsjunges';  —  ir.  crem  'Knoblauch'  :  c.  craf  S.  121. 

§  104.  Wo  mehrere  Silbenkeime  neben  einander  zu  stehen 
kamen,  konnte  nach  dem  präidg.  Vokalschwund  der  eine  oder  der 
andere  Silbenkeim  die  silbische  Rolle  übernehmen.  Skr.  jamd-s 
'Zwilling'  :  lat.  imägö  'Bild',  imitor  'ahme  nach'  ir.  emuin 
'ZwilHnge'  (im-)  :  lett.  jumis  'Doppelfrucht,  Doppelähre'  (jm);  lit. 
dedervine  'Flechte,  Hautausschlag'  :  mbr.  daroueden  nbr.  dar- 
voedenn  c.  tarwyden  (-rw-)  :  skr.  da-dru-s  (-rw-).  Auch  können 
zwei  Silbenkeime  nebeneinander  silbisch  werden:  acorn.  iouenc 
'jung'  :  skr.  juvasä-s  (-uwf-)  :  got.  juggs  [-uw-).  —  Auf  die  zum 
Teil  wohl  noch  erkennbaren  Regeln  für  diese  Alternationen  kann 
hier  nicht  eingegangen  werden;  nur  ganz  beispielsweise  sei  erwähnt, 
daß  ein  w-  oder  j-  im  Wortanlaut  vor  einem  anderen  Silbenkeim 
+  einem  unsilbischen  Laut  unsilbisch  bleibt.  Also  wt-  (ir.  frith- 
§102,3,  ir.  f  rass  §105,2),  wU,  wn-,  nicht  wr-,  ul-,  un-.  Die  Aus- 
nahmen von  dieser  Regel  sind  selten  und  unsicher:  skr.  urvdrä 
'Saatland'  aw.  urvara  'Pflanze'  (werden  eine  seltene  Vertretung  des 
idg.  X  enthalten  und  zu  ir.  arbar  S.  63  gehören),  gr.  vqxt^  ^irdenes 
Gefäß  für  eingesalzene  Fische'  :  lit.  värzas  'Korb  zum  Fischfang' 
(Bezzenberger,  BB  XXVII  178). 

§  105.  1)  Die  Silbenkeime  sind  bisweilen  zwischen  unsilbi- 
schen Lauten  unsilbisch  geblieben.  Die  schwere  unsilbische  Gruppe 
ist  dann  nachher  in  verschiedener  Weise  erleichtert  worden.  Ir. 
froech  'Heidekraut'  S.  60  :  poln.  wrzos  aus  '^werk'o-  und  dies 
aus  *werjlco-;  c.  llwyf  'Ulme'  :  ir.  lem  nir.  leamh  gall.  Limo- 
num  'Poitiers'  (Vendryes  MSL  XIII  388)  :  ahd.  elm-boum  'Ulme' 
(-Im-  aus  -Ijm-)  lat.  ulmus;  gr.  ßXhov  :  ahd.  melta  br.  m eichen 
S.  137   (-It-  aus  -Iß-);    c.  morwyn  'Mädchen'    S.  104   (-rign-)  :  c. 


176         Der  präidg.  Vokalschwuncl  u.  d.  unsilb.  Gruppen.     [§  105,  2.  3 

merch  §  97,  1  (-rgn-  aus  -rjgn-)  lit.  mergä;  gr.  sgccpog  'Böck- 
chen' :  ir.  heirp  'dama,  capra'  nir.  earb,  fearb  {-rbh-  aus  -rjbh-); 
skr.  pllhan-  lat.  lien  'Milz'  :  ir.  selg  br.  felc'h  S.  75  (^spely'hä; 
-Ic/h-  aus  -Ijg'h-)  asl.  sUzena  i^pselgh-).  Die  Beispiele  für  eine 
entsprechende  Behandlung  des  w  sind  viel  seltener;  vielleicht 
ist  jedoch  das  -jt-  von  c.  oed  'Alter'  i^aito-)  aus  -jwt-  ent- 
standen, s.  S.  56  und  vgl.  ir.  äis  u.  s.  w.  ebenda.  Ein  unsilbisches 
l  zwischen  zwei '  Konsonanten  hat  in  der  Vorform  des  gr.  OTtlriv 
'Milz'  {*splg'hen)  den  präidg.  Schwund  des  g'h  bewirkt,  vgl.  den 
Schwund  eines  g^h  in  skr.  h^sati  'schädigt'  aus  präidg.  *guhiguhns- 
(reduphzierte  Form  zu  han-ti  'schlägt').  Lat.  frons  neben  ir.  abra 
'Augenwimper'  u.  s.  w.  S.  119  scheint  auf  eine  Grundform  "^mhhront- 
mit  unsilbischem  m  zurückzugehen. 

2)  Auch  die  nicht  seltene  Alternation  wr^  wl  :  ru,  lu  muß 
auf  eine  Zeit  zurückgehen,  wo  die  beiden  Silbenkeime  noch  un- 
silbisch waren.  C.  pedwar  'vier'  (wa  aus  wo  nach  §  26,  4)  abrit. 
Petuaria  ON  gall.  petor-ritum  'vierrädriger  Wagen'  gr.  dor. 
TttOQsg  'vier'  :  gr.  reoGagsg  {-wr-)  :  gall.  Petru-corii  VN  "die  vier 
Heere"  (vgl.  Tri-corii  VN  "die  drei  Heere")  lat.  quadru-pes 
'vierfüßig'.  Skr.  svasura-s  'Schwiegervater'  :  svasrü-s  'Schwieger- 
mutter' c.  chwegr  S.  74f.  Dieselbe  Metathese  von  wr,  wl  zu  rw, 
Iw  ist  auch  dann  häufig,  wenn  die  beiden  Laute  in  intervokahscher 
Stellung  unsilbisch  geblieben  sind.  Lat.  taurus  :  ir.  tarb  S.  63 
(die  Priorität  der  Lautfolge  wr  wird  bei  diesem  Worte  durch  das 
Semitische  bewiesen:  arab.  ^awrun);  ir.  cuarän  'Schuh'  c.  curan  : 
asl.  creviji  'Schuh'  (-re-  aus  -er-),  crevo  'uterus,  uenter'  (Zupitza, 
KZ  XXXVII  399);  an.  meyrr  'mürbe'  :  ahd.  maro  ir.  meirb 
S.  64;  got.  hi-sauljan  'besudeln'  ;  ahd.  salo  'schmutzig'  c.  salw 
S.  72.  Dieselbe  Metathese  vielleicht  auch  bei  icn:  c.  clun  :  gr. 
%'k6vig  S.  121.  Auch  im  Wortanlaut  hat  die  präidg.  Metathese  wr 
y  rw  stattgefunden;  rw-  ist  dann  im  weiteren  Verlauf  zu  r-  ge- 
worden: skr.  varsa-  'Regen'  gr.  fgori  'Tau'  :  ir.  frass  'Regen' 
S.  44  :  skr.  rasa-  'Feuchtigkeit'  asl.  7^osa  'Tau'  lit.  rasa  lat  rös. 

3)  Auch  andere  Umbildungen  und  Vereinfachungen  der  durch 
den  präidg.  Vokalschwund  entstandenen  schweren  unsilbischen 
Gruppen,  sind  häufig.  Daraus  erklären  sich  die  Alternationen 
g'h'p-j-  :  g'h-ß-  :  g'h-j-  :  g'h-  in  ir.  indhe  c.  doe  S.  89  gr.  x^tLog  : 
gr.  x^^ig  :  skr.  hjas  :  lat.  heri;  gr.  /^wV  S.  89  :  lat.  humus.  Vgl. 
gr.  lyixlvog  :  skr.  sjend-s  'Falke'  :  aw.  saena-.  Ferner  die  Alterna- 
tionen Kons.   +  j,  w  :  Kons,  ohne  j,  w,  z.  B.  in  c.  mwyar  :  lat. 


§106. 107|     Der  präidg.  Vokalschwund  und  das  priiidg.  7.         177 

mörum  S.  67;  aw.  sjazd-  'zurückweichen'  :  ir.  cet  'Erlaubnis' 
S.  88;  c.  chwech  'sechs'  :  lat.  sex  S.  78;  ahd.  sworga  :  ir.  serg 
S.  71;  l  (aus  Ij)  :  j  in  arm.  leard  'Leber'  :  lat.  iecur,  vgl.  ir. 
iuchair  §  80. 

§  106.  Außer  w,  j,  r,  l,  n,  m  hat  es  noch  einen  weiteren 
Silbenkeim  gegeben,  der  zwischen  zwei  unsilbischen  Lauten  (oder 
zwischen  einem  unsilbischen  Laut  und  Wortanfang  oder  Wortende)  zu 
idg.  a  geworden  ist,  während  er  mit  einem  vorhergehenden  silbischen 
Vokal  derselben  Silbe  zu  einem  langen  Vokal  (e,  ä,  ö)  verschmolzen 
ist.  Dies  und  die  übrigen  Schicksale  dieses  Silbenkeims  (§  107 
— 109)  lassen  vermuten,  daß  es  sich  um  ein  präidg.  ^  (eventuell 
mehrere  präidg.  ^-artige  Laute)  handelt.  Lat.  se-ul  'säete',  se- 
men  'Same'  ir.  sil  S.  50  :  lat.  satus  'gesäet'  ir.  saithe  'Schwärm' 
S.  69;  ir.  mil  gr.  (.irjlov  :  an.  molr  S.  50;  c.  min  :  ahd.  mago 
S.  125;  asl.  leto  'Sommer'  :  ir.  laithe  'Tag'  §  85,  2;  lat.  re-s 
'Sache'  skr.  rä-ti-s  'Verleihung,  Gunst'  :  ir.  rath  'Gnade'  c.  rhad. 
—  Ir.  sär  lit.  störas  :  c.  sar  skr.  sthird-s  S.  79;  ir.  äg  :  gr.  ayojv 
S.  101;  c.  cawdd  'Zorn'  :  ir.  cais  'Haß'  S.  121;  lat.  näuus  :  c. 
go-gnaw  S.  61;  ir.  caraim  S.  184;  an.  hröf  'Dach'  :  c.  craw 
Schweinestair  S.  92;  ir.  snäthat  :  br.  nadoz  'Nadel'  S.  85;  ir. 
dän  'Begabung'  lat.  dönum  'Gabe'  :  lat.  datus  'gegeben'. 

§  107.  Vor  einem  silbischen  Vokal  ist  das  präidg.  ^  spurlos 
geschwunden,  wie  man  am  deutlichsten  aus  der  Flexion  ersieht: 
asl.  Nom.  zrny  'Mühle'  (idg.  -ü  aus  präidg.  -u^)  :  Dat.  Plur. 
zrnüva-mü  (idg.  -uwä-  aus  -uw-  -\-  Vokal  +  §)  *  Gen.  Sing,  zrnüve 
(idg.  -Uwes  aus  -ues  aus  -u§es);  skr.  gä-s  'Nachkommenschaft'  : 
Gen.  g-as  (Nom.  Vokal  +  ^  :  Gen.  ^  +  Vokal).  Daraus  er- 
klärt sich  die  im  Anlaut  sehr  häufige  Alternation  e,  0  :  a  (präidg. 
§e,  ffo  :  silbisches  §).  Gr.  etl  'noch'  phryg.  Präverb  evi-  lat.  et 
'und'  :  gall,  Präverb  ate-  (vgl.  §  29,  1  S.  40f.)  asl.  otü  'von'  (-ü 
aus  -i);  gr.  evl  'in'  :  dva  'auf';  gr.  sttI  ir.  iar  'nach'  :  got.  afar 
'nach'  gr.  a/ro  'von'  S.  93;  gr.  ooriov  lat.  os  'Knochen'  :  gr. 
aoTgayalog  'Knöchel'  ir.  asna  'Rippe'  u.  s.  w.  S.  85;  ir.  opunn 
'plötzlich'  :  gr.  aq)vcü  S.  161;  —  ir.  aithrech  'bereuend,  bereut' 
(ni-pa  aidrech  Hb  a-fulang  Wb.  25d  9  'Ihr  werdet  nicht  be- 
reuen, sie  zu  ertragen'),  aithirge  'Bekehrung,  Buße'  u.  s.  w. 
(S.  134)  :  umbr.  etraf  'alteras'  alb.  t-jetrd  'ein  anderer'  (mit  dem 
Artikel  verschmolzen)  asl.  jeterü  'aliquis'  (je-  aus  e-)  (zum  Pro- 
nominalstamm *e-  :  *a-,  woneben  *ei-  :  *ai-  :  *i-  :  lat.  iterum 
'wieder'    got.  idreiga  'Reue');    —   ir.  ochair  'Rand'   §  75,  3    lat. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  12 


178  Präidg.  §  mit  einem  anderen  Silbenkeim.     [§  108, 1.  2 

ocris  ^steiniger  Berg'  gr.  ox^tg  'Hervorragung,  Spitze'  :  gr.  ayLQoq 
*der  äußerste'  (über  lat.  äcer  'scharf  s.  §  119);  ahd.  etar  'Zaun' 
an.  ia|)arr  'Rand'  :  asl.  odrü  'lectus'  ir.  adart  'Kopfkissen';  gr. 
^^vaqa  'abgenommene  Rüstung'  ir.  inar  'Leibrock'  {i  statt  e  viel- 
leicht durch  volksetymologische  Anknüpfung  an  in-  'in')  :  ir.  anart 
'Hemd';  gr.  «V^a  'dort'  :  ir.  and  arm.  and;  asl.  v^zq  'binde'  br. 
enk  'enge'  c.  cyf-yng  :  lat.  angustus  ds.  c.  e-ang  'weit'  S.  107. 

§  108.  1)  Mit  einem  vorhergehenden  u^  i^  r,  Z,  n,  m  ver- 
schmilzt das  präidg.  ^  vor  einem  unsilb.  Laut  zu  ü,  l,  f^  l,  ^,  m. 
Lat.  uänus  'leer,  eitel'  nir.  f  an  ach  'idle,  seldom',  ar  fän  'astray, 
wandering,  in  exile'  :  skr.  ünd-s  'ermangelnd'.  —  Ir.  crenim  'kaufe' 
c.  prynaf  (* kuri-n-a-mi)  asl.  Inf.  kri-nqti  ir.  Konj.  ni-cria 
(*kurijät)  :  skr.  krl-td-  'gekauft'  (und  danach  analogisch  Präs. 
krlnämi  statt  idg.  * hiri-n-ä-mi ;  über  das  infigierte  n  s.  die  Formen- 
lehre). —  Ir.  Konjunktivstamm  mera-  (idg.  *werä-)  :  Präs.  mair- 
nim  'betrüge'  i^mf-n-  statt  des  idg.  *mf-n-ämi  durch  Einführung 
des  in  anderen  Formen  des  Paradigmas  berechtigten  langen  Lautes 
ins  Präsens).  —  Ir.  Konjunktivstamm  at-bela-  :  Präs.  at-baill 
(*-Z-w-a-  statt  des  idg.  -l-n-a-  wie  im  vorhergehenden  Beispiel);  lat. 
plenus  'voll'  ir.  lin  'Zahl',  län  'voll'  (S.  50,  52)  :  skr.  pürnd-s 
lit.  pilnas  asl.  plnü  serb.  pün  'voll';  gr.  Tskafitov  :  ir.  tailm  S.  169. 
—  Nach  diesen  morphologischen  Parallelen  ist  in  ir.  cessim  'ich 
leide'  (S.  53)  ein  m  anzusetzen. 

Eine  Alternation  zwischen  u,  i,  r^  l,  ^^  m  und  ü,  l,  f,  l,  % 
m  kommt  vor;  sie  wird  aber  wie  bei  ir.  crenim  :  skr.  kritd-s 
auch  sonst  vielfach  morphologisch  zu  erklären  sein.  Diese  Erklärung 
liegt  bei  ir.  barn  :  ir.  breth  (§  35,  1  S.  51),  skr.  mürnd-s  :  ir.  on 
mlith  S.  52  ganz  auf  der  Hand.  Ziemlich  klar  ist  auch  br.  tinva 
'zusammenwachsen  (von  einer  Wunde),  gedeihen  (von  einem  Pfropf- 
reis)' :  c.  tyfu  'wachsen',  twf  'Wachstum',  lat.  tumere  'geschwollen 
sein';  es  handelt  sich  um  Weiterbildungen  einer  Wurzel  *tewä- 
(asl.  ty-ti  'fett  werden'  skr.  tavi-ti  'ist  stark'),  die  durch  morpho- 
logische Vorgänge  zu  *tew'  werden  konnte.  Weniger  durchsichtige 
Beispiele  sind:  ir.  müch  :  c.  mwg  §  75,  1;  ir.  glün  'Knie'  :  alb.  glu 
S.  156;  lit.  krütis  :  ir.  cruit  S.  121 ;  lat.  crätis  :  ir.  cret  S.  160; 
osk.  tri'ibüm  lit.  triobi\  :  ir.  treb  c.  tref  fem.  §  84  S.  132. 

2)  Es  kommt  aber  auch  vor,  daß  der  vorhergehende  Silben- 
keim unsilbisch  bleibt,  das  präidg.  ^  aber  silbisch  wird.  Lat. 
uänus  :  got.  wans  'ermangelnd'  (dazu  mit  einem  dh-Sufüx  ir.  fann 
'schwach'    c.  gwiin   acorn.  guan   mconi.  gwan    nconi.  gwadn   br. 


§108,2-4.109,1]  Das  prliklg.  //.  179 

gwan  ds.  an.  u and  r  ^schwierig';  die  Vokalstufe  ist  jedoch  nach  §197 
unsicher).  —  Air.  cride  nir.  croidhe  c.  craidd  :  ht.  sirdls, 
Akk.  sirdj  ^Herz'  S.  69;  ir.  mrath  ^Verrat'  zu  mairnim  oben 
unter  1),  vgl.  §  99,  1;  ir.  srath  S.  81  :  c.  sarn  S.  52;  c.  gwraidd 
^Wurzeln'  lat.  radius  'Stäbchen'  :  mhd.  würz  'Wurzel'  :  lat.  rädix 
S.  69.  Vgl.  noch  ir.  draigen  'prunus'  S.  97,  ir.  mraich  'Malz' 
§99,  1;  gall.  ratis  'Farnkraut'  S.  91.  —  Ir.  flaith  'Herrschaft'  : 
ir-ru-follnastar  'worin  er  geherrscht  hat'  S.157;  c.  gwlsin(*wlanä) 
*  Wolle'  acom.  gluan  br.  gloan  :  got.  wulla  lit.  vilna  asl.  vlna 
serb.  vi? na  skr.  ürnä  :  lat.  läna  gr.  Xijvog  (in  der  ir.  Form  olann 
*ulanä  war,  falls  das  u  alt  ist  —  was  allerdings  zweifelhaft  ist  — , 
für  I  keine  Möglichkeit). 

Anm.  Vor  zwei  Konsonanten  ist  f,  J  im  Kelt.  lautlich  mit  ra,  la 
zusammengefallen,  wie  man  aus  §  30,  2  S.  44  folgern  darf.  Die  idg.  Form 
des  c.  braen,  blaen  S.  125  ist  daher  unsicher. 

3)  Es  kommt  ferner  vor,  daß  das  präidg.  ^  neben  einem  sil- 
bisch gewordenen  Silbenkeim  selbst  silbisch  wird.  Diese  Erschein- 
ung ist  namentlich  im  Griechischen  und  im  Keltischen  häufig. 
4ja-  in  gr.  e-jigia-^viv  'kaufte'  zu  ir.  crenim  oben  unter  1);  ver- 
mutlich auch  in  ir.  triath  'Meer',  Gen.  trethan  :  gr.  Tqhcjv  GN 
(jedoch  könnte  das  ir.  Wort  auch  -ijä-  enthalten).  —  Ir.  tarathar 
§  86  {-rra-).  —  c.  calaf  S.  121  {-IIa-).  Vgl.  auch  lat.  saluus 
(urspr.  dreisilbig)  und  osk.  aalaßg  S.  53. 

4)  Präidg.  ^  im  Wortanlaut  vor  einem  tv  oder  j  +  einem 
unsilbischen  Laut  kann  silbisch  werden  oder  unsilbisch  bleiben. 
Lat.  augeö  'vermehre'  ir.  uagim  'nähe'  S.  54  :  skr.  ugrd-  'ge- 
waltig' (idg.  u-  aus  präidg.  ^).  Lat.  ae-quus  'gleich'  :  i-tem 
'ebenfalls'  (zum  Pronominalstamm  *ei-,  *ai-^  *i-  vgl.  §  107). 

§  109.  1)  Das  präidg.  ^  ist  bisweilen  in  Mittelsilben  zwischen 
unsilbischen  Lauten  unsilbisch  geblieben  und  weiterhin  geschwunden. 
In  dieser  Beziehung  gehen  die  verschiedenen  Einzelsprachen  sehr 
aus  einander.  Die  unsilbische  Behandlung  des  präidg.  ^  ist  u.  a. 
im  Germanischen  und  im  Baltisch-Slavischen  regelmäßig.  Aus  dem 
Baltisch-Slavischen  ersieht  man,  daß  ein  auf  r,  l,  n,  m  ausgehender 
Diphthong  durch  den  Schwund  des  präidg.  ^  zu  einem  Langdiph- 
thong geworden  ist;  also  hat  vielleicht  eine  Metathese  des  präidg. 
^  stattgefunden  [el^  >  e^l  >  el  u.  s.  w.).  Dieselben  Langdiph- 
thonge werden  auch  im  Germanischen  bestanden  haben,  sind  aber 
durch  die  in  §  197  erwähnte  Kürzung  mit  den  Kurzdiphthongen 
zusammengefallen.     Im  Keltischen  herrscht  die  silbische  Behandlung 

12* 


180  Das  präidg.  ^.  [§  109, 1.  2 

des  ^.  —  Beispiele  für  die  silbische  und  unsilbische  Behandlung 
des  präidg.  ^  sind:  skr.  duhitä  ^Tochter'  gr.  -d^vyccTriQ  :  got.  dauhtar 
lit.  dukte  arm.  dustr  aw.  dug^dä  (d  entspricht  nicht  einem  alten  a, 
sondern  ist  ein  später  zwischen  g  und  d  entwickelter  ganz  flüchtiger 
Laut,  vgl.  np.  duxtar,  duxt);  gr.  yiegaög  'gehörnt'  :  lit.  kärve  'Kuh' 
russ.  koröva  serb.  kräva  cech.  kräva  (sämtliche  Formen  weisen 
auf  ein  vor-baltisch-slavisches  -örw-;  dazu  mit  f  c.  carw  'Hirsch' 
S.  51  f.);  lit.  papärtis  :  gall.  ratis  S.  91.  Vgl.  die  Altemation 
vorbaltisch-slav.  öl  :  kelt.  l  in  russ.  toloknö  'gestoßenes  Hafermehl', 
Plur.  tolökna  :  c.  talch  §  77.  —  Beispiele  für  die  silbische  Be- 
handlung des  präidg.  ^  im  Keltischen:  c.  Llydaw  'die  Bretagne'  : 
skr.  prthivi  'Erde'  S.  60;  c.  byddar  :  skr.  badhirä-s  S.  111;  c. 
aradr  'Pflug'  :  an.  ar|)r  lit.  ärklas  S.  31;  c.  anadl  'Atem'  :  skr. 
ani-ti  'atmet'  S.  31;  br.  tanao  :  gr.  zavaog  S.  131f.;  c.  dafad  :  gr. 
d-ddf-iaTog  S.  132.  Neben  einigen  von  diesen  Formen  stehen 
andere  dreisilbige  Alternationsformen;  -ä-  in  lat.  arätrum  kann 
auf  einer  ganz  jungen  Neuerung  beruhen;  schwieriger  ist  das  gr.  o 
und  e  (z.  B.  in  ixQorgov,  dvef.ioQ)j  das  auch  im  Keltischen  vertreten 
zu  sein  scheint,  vgl.  br.  kolo-enn  :  c.  calaf  S.  121,  c.  teneu 
neben  br.  tanao  (dies  jedoch  nur  unter  der  Voraussetzung,  daß 
die  Alternation  -ow-  :  -aw-  nicht  auf  keltischem  Boden  entstanden 
ist,  vgl.  S.  61).  Dies  -o-,  -e-  wird  wohl  aus  präidg.  -go-,  -§e- 
entstanden  sein.  —  Falls  c.  garth  'fold,  inclosure'  neben  ir.  gort 
'Garten,  Feld'  (S.  116,  §  88,  1)  auf  einer  idg.  Alternation  beruht, 
so  müßte  gort  ursprünglich  einen  Langdiphthong  gehabt  haben, 
und  die  unsilbische  Behandlung  des  präidg.  ^  wäre  für  das  Kelti- 
sche belegt.  Ähnlich  ist  ir.  garg  §58,2  S.  95,  ir.  gräin  S.  103  : 
gr.  yoqyog  §  58,  2;  ir.  draigen  :  gr.  rtgxvog  S.  97;  skr.  ür^ä  :  ir. 
ferg  S.  105;  br.  kalc'h  'penis'  :  ir.  colg  'Schwert'  S.  105. 

2)  Mit  den  soeben  besprochenen  Alternationen  er,  ör  :  f  oder 
el,  öl  :  I  sind  die  auf  dem  Gebiete  aller  idg.  Einzelsprachen  beleg- 
baren Alternationen  eu  :  ^7,  ei  :  l  möglicherweise  dem  Ursprünge 
nach  gleichartig.  Es  unterliegt  unter  allen  Umständen  keinem 
Zweifel,  daß  lange  w-  und  /-Diphthonge  im  Baltisch-Slavischen 
häufig  durch  den  Schwund  eines  präidg.  </  entstanden  sind  (z.  B. 
lit.  kläusiu  'ich  frage',  eigenthch  "ich  will  hören",  eine  Bildung 
wie  die  altindischen  Futura  auf  -isjämi,  s.  Wilh.  Schulze,  Sitzungs- 
berichte d.  königl.  preuß.  Ak.  d.  Wiss.,  phil.-hist.  Gl.,  1904,  LV, 
S.  14340".).  Und  klare  Zeugnisse  dafür,  daß  die  unsilbische  Be- 
handlung  des   präidg.  ^   nach   einem    tv-   oder  /-Diphthong   auch 


§109,2.110,1]     Das  priiidg. //.  Die  präidg.  Vokaldohnungcn.  181 

außerhalb  desjenigen  Gebietes  stattfinden  kann,  worauf  die  ent- 
sprechende Behandlung  nach  r-,  l-,  n-,  M-Diphthongen  im  Wesent- 
Hchen  beschränkt  ist,  fehlen  keineswegs,  vgl.  gr.  evvig  'beraubt'  : 
lat.  uänus  :  skr.  ünd-s  (vgl.  §  197  über  die  Kürzung  der  Lang- 
diphthonge). Beispiele  für  derartige  Alternationen:  ir.  buaid  : 
mnd.  büte  S.  111;  lit.  smaugiu  :  ir.  müch  §75,  1;  ir.  fial  'keusch' 
c.  gwyl  'verschämt'  :  c.  cy-wilydd  'Scham,  Schande'  (lat.  Ullis 
'wohlfeil'  ist  auf  -ei-  oder  -l-  zurückführbar);  c.  mwyn  'fein'  S.  51, 
mwydo  'to  moisten',  mwydion  'soft  parts'  :  ir.  min  'fein'  (lat. 
mitis  'mild'  kann  -ei-  oder  -l-  enthalten);  ir.  bian  :  skr.  ßna- 
S.  108.  Dazu  weitere  Beispiele  in  §  111.  Auf  einer  Entgleisung 
beruht  c.  rhid  :  skr.  retas  (§  91;  mit  altem  Kurzdiphthong;  die 
Wurzel  *rejä-  ist  zu  *rej-  umgebildet  worden).  —  Als  Beispiele 
für  die  silbische  Behandlung  des  präidg.  §  nach  einem  w  im  Kelt. 
sei  noch  auf  c.  creuan  :  lit.  kriauna  S.  61  und  auf  mbr.  louazr 
S.  61  verwiesen. 

Die  voridg.  Vokaldehnung.     Die  Wirkungen  der  Vokallänge  auf 

die  unsilbischen  Laute. 

§  110.  Neben  den  in  §  106,  §  108,  §  109  besprochenen 
langen  Vokalen,  die  auf  Verschmelzung  mit  einem  präidg.  §  be- 
ruhten, gab  es  im  Idg.  noch  andere  lange  Vokale,  bei  deren  Ent- 
stehung ein  präidg.  §  nicht  im  Spiele  gewesen  ist.  Sie  alternierten 
mit  den  kurzen  Vokalen  gleicher  Qualität  (e  :  e,  ö  :  o)  und  hatten 
keinen  Zusammenhang  mit  dem  Verklingen  eines  unsilbischen 
Lautes.' 

1)  Der  präidg.  Vokalschwund  hatte,  wenn  dabei  eine  Silbe 
verloren  ging,  die  Dehnung  des  Vokals  der  vorhergehenden  Silbe, 
falls  diese  betont  war,  zur  Folge  (s.  Streitberg  IF  III  305 — 416). 
Lat.  pes  'Fuß'  :  Gen.  pedis  (aus  *ped-s  :  Gen.  "^pede-s;  vgl.  den 
zweisilbigen  Stamm  in  gr.  7t€Öo-v  'Erdboden'  ir.  ed  S.  91);  die 
Dehnstufe  ist  bei  diesem  Worte  auch  im  Lok.  Plur.  gut  bezeugt: 
ir.  is  SLsl.pesi  alb.  ^06?-^^  S.  50.  In  derselben  Weise  erklärt  sich  die 
Dehnstufe  im  s- Aorist  (skr.  a-räik-sam),  die  jedoch  im  Kelt.  durch 
den  Einfluß  der  übrigen  Formen  des  Paradigmas  aufgegeben  ist, 
und  die  Dehnstufe  im  reduplizierten  Perf.  (got.  kuemum  'wir  kamen' 
aus  präidg.  *giie-g^m-;  der  Schwund  des  -gu-  mag  in  Formen  statt- 
gefunden haben,  wo  auf  das  m  noch  ein  Konsonant  folgte,  vgl. 
skr.  hi'sati    §  105,  1).     Auch    das  Keltische    kennt   langvokahsche 


182  Die  präidg.  Vokaldehnungen.  [§  110,  2 — 4 

Perfekta:   ir.  midiur  ^ich  urteile'  :  ro-midar  4ch  habe  geurteilt', 
vgl.  got.  mitan  ^messen'  :  Perf.  1.  Plur.  metum. 

Anm.  In  der  Kegel  ist  aber  der  lange  Vokal  des  keltischen  Per- 
fekturas  ein  kelt.  ä:  ir.  techim  'fliehe'  :  Perf.  3.  Sing,  ro-täich;  ir. 
scuchim  'weiche'  :  ro-scaich;  ir.  guidim  'bitte'  :  ro-gaid;  ir.  rethim 
'laufe'  :  ro-raith,  mc.  gwa-redaf  'ich  helfe'  :  Prät.  3.  Sing,  gwarawt; 
mo.  dy-wedaf  'ich  sage'  :  Prät.  3.  Sing,  dywawt.  Dies  kelt.  ä  kann  ein 
idg.  ö  sein,  steht  dann  aber  ohne  Parallelen  in  den  anderen  idg.  Sprachen. 
Möglicherweise  hat  Vermischung  des  perfektischen  e  mit  einem  nach  §  106 
zu  erklärenden  idg.  ä  (got.  hafjan  'heben'  :  Prät.  höf)  stattgefunden  (eine 
ähnliche  Vermischung  mit  dem  umgekehrten  Ergebnis  in  lat.  capiö 
'nehme'  :  Prät.  cepi).     Vgl.  noch  die  Formenlehre. 

2)  Ein  schon  im  voraus  langer  Vokal  (§  106)  wurde  durch 
die  Dehnung  überlang.  Die  überlange  Quantität  zeigt  sich  im 
Baltisch- Slavischen  als  „geschleifte  Intonation"  und  hat  im  Griechi- 
schen (jedoch  nur  in  der  letzten  Silbe)  den  Cirkumflex  als  Ent- 
sprechung. Skr.  djäU'S  ^Himmel'  gr.  Zevg  (idg.  eu,  gedehnt  aus 
präidg.  eu;  im  Gr.  nach  §  197  wieder  gekürzt),  aber  skr.  näu-s 
'Schiff'  gr.  vavg  (idg.  au^  gedehnt  aus  präidg.  äu  <  a§w).  Im 
Baltisch-Slavischen  ist  die  gestoßene  Intonation  (lit. '  serb.'  cech. ') 
Zeichen  einfacher  idg.  Länge  eines  Vokals;  geschleift  (Ht. "  serb. '^) 
sind  die  idg.  Kurzdiphthonge  und  die  überlangen  Vokale  und  Diph- 
thonge. Der  Gegensatz  zwischen  gestoßener  und  geschleifter  In- 
tonation scheint  aber  im  Keltischen  spurlos  verloren  gegangen 
zu  sein. 

3)  Neben  vereinzelter  (einzelsprachlicher)  Überschreitung  des 
ursprünglichen  Gebietes  der  Dehnstufe  (z.  ß.  Festhaltung  des 
langen  Vokals  in  allen  Flexionsformen  des  an.  fötr  'Fuß',  lit. 
kät-pedes  S.  51)  findet  sich  seit  uridg.  Zeit  Verwendung  der 
Dehnstufe  als  ein  Mittel  der  Wortbildung  unter  lautlichen  Be- 
dingungen, die  mit  der  Streitberg'schen  Formulierung  des  präidg. 
Dehnungsgesetzes  nichts  gemeinsam  haben  (im  Indischen,  wo  diese 
Erscheinung  besonders  häufig  ist,  wird  sie  Vrddhi  genannt).  Skr. 
mdnas  'Geist'  :  mänasd-  'geistig';  prthivi  'Erde'  :  pärthiva-  'irdisch'; 
ahd.  swehur  'Schwiegervater'  :  ahd.  suägur  'Schwager'  ("zum 
Schwiegervater  gehörig";  Schulze,  KZ  XL  400 f.);  lit.  vafnas  r. 
vöron  'Rabe'  :  lit.  värna  russ.  voröna  ^Kv6he\  VermutHch  handelt 
es  sich  dabei  um  Analogiebildungen,  deren  Ausgangspunkt  noch 
nicht  nachgewiesen  ist. 

4)  Keltische  (oder  das  Keltische  berührende)  Beispiele  für  die 
Alternationen  e  :  e^   o  :  ö  ohne   Rücksicht    auf   die  Entstehungs- 


§  111. 112, 1]     Prilidg.  Schwund  von  w^  j,  r,  n  nach  lang.  Vok.         183 

weise:  ir.  molad  'Lob'  :  c.  mawl  'Lob',  moli  %ben'  br.  meuli 
'loben';  gr.  OAotog  'Dunkel'  :  ir.  scath  'Schatten'  S.  76;  ir.  lobain.  : 
gr.  lioßri  §  72;  c.  bele  :  lat.  feles  S.  98;  c.  pell  'fem'  :  gr.  tt^Ie 
S.  128;  gr.  vecpilri  :  c.  nifwl  §  72;  gr.  ßgoyßog  'Kelile'  mhd. 
krage  'Hals'  :  ir.  brage  S.  100. 

§  111.  Die  Langdiphthonge  (Dehnstufe  oder  Produkt  einer 
Verschmelzung  mit  präidg.  ff)  haben  unter  Umständen  ihr  unsilbisches 
Element  verloren;  dadurch  sind  die  Alternationen  e,  ä,  ö  \  Diph- 
thong :  ü,  l  (als  Schwundstufe)  ins  Leben  gerufen.  Aengl.,  an.  söt 
'Ruß'  :  c.  huddygl  (ou  aus  öu)  S.  71  f.;  gr.  Atilrj  'Bruch'  :  an. 
hau  11  'Bruch'  :  ir.  cül  'Bücken'  asl.  kyla  'Bruch'  S.  50;  skr.  Inf. 
dhäj-as-e  'saugen'  :  gr.  d^TJoazo  'er  sog',  d^r^lij  'Zitze'  lit.  dele  'Blut- 
egel' lat.  felix  'fruchtbar',  fe-mina  'Frau'  :  lat.  fl-l-ius  'Sohn' 
"Säugling"  (ir.  di'nim  'sauge',  dinu  'Lamm'  können  idg.  i  oder  e 
enthalten). 

Auch  r  und  die  Nasale  sind  bisweilen  nach  einem  langen 
Vokal  geschwunden  (r  wohl  nur  im  Auslaut):  skr.  pitä  'Vater', 
Akk.  pitdr-am  (idg.  Nom.  *pati,  Akk.  pater-m;  in  mehreren  Einzel- 
sprachen und  u.  a.  auch  im  Keltischen  ist  das  r  nachträglich  im 
Nom.  restituiert  worden:  ir.  athir  'Vater');  lat.  homö  'Mann', 
Akk.  hominem  (auch  das  Keltische  setzt  w-lose  Nominative  voraus, 
s.  die  Flexionslehre);  skr.  mäs  'Mond,  Monat'  S.  86;  skr.  mäs 
'Fleisch'  S.  82. 

Der  voridg.  Umlaut. 

§  112.  1)  Die  präidg.  geschwundenen  Vokale  haben  den 
vorhergehenden  Konsonanten  vielfach  ihr  eigenes  Timbre  mitgeteilt 
(e-Timbre  oder  o-Timbre).  Der  so  gefärbte  Konsonant  hat  auf  den 
vorhergehenden  Vokal  besonders  in  schwach  betonten  Silben  Ein- 
fluß geübt.  Dadurch  sind  die  Alternationen  e  :  o,  e  (dehnstufig)  : 
ö;  e  (aus  eff)  :  ä  entstanden.  Der  Timbre-Unterschied  der  Kon- 
sonanten ist  nachher  verloren  gegangen.  Lat.  pes  'Fuß',  Gen.  pe- 
dis  :  an.  fötr  gr.  Gen.  Tcoöog  (ursprünglich  wohl  e,  e  im  Simplex, 
0,  ö  in  Zusammensetzungen  wie  lat.  quadru-pes  'vierfüßig';  vgl. 
zu  dieser  Verteilung  gr.  q)Qriv  'Sinn'  :  c-cpgcov  'töricht',  jtaTy'jQ 
'Vater'  :  aTtaxiOQ  'vaterlos');  gr.  £-(peQ€g  'du  trugst'  :  l'-q^egov  'ich 
trug';  lat.  scribes  'du  wirst  schreiben'  :  scribam  (aus  -am)  'ich 
werde  schreiben'  {s  und  m  haben  also  in  den  Verbalformen  ver- 
schiedenes Timbre  gehabt;  dies  kann  entweder  darauf  beruhen,  daß 
ein  verschiedener  Vokal   dahinter   geschwunden   ist,    oder   darauf. 


184  Der  präidg.  Umlaut.  [§  112, 2. 3 

daß  das  m  die  ursprüngliche  Mouillierung  früher  als  das  s  verloren 
hat,  wofür  man  aus  den  modernen  Sprachen  gute  lautpsychologi- 
sche Parallelen  beibringen  könnte). 

2)  Neben  vereinzelten  Überschreitungen  des  ursprünglichen 
Gebietes  der  Umlautsstufe  findet  sich  seit  uridg.  Zeit  Verwendung 
der  Umlautsstufe  als  ein  Mittel  der  Flexion  oder  Wortbildung 
unter  lautlichen  Bedingungen,  die  mit  der  oben  gegebenen  Formu- 
lierung des  präidg.  Umlautsgesetzes  nichts  gemeinsam  haben.  So 
im  Perfekt  (gr.  Ttd^w  :  TtETtotd^a)  und  im  Intensiv-Kausativtypus 
(gr.  q)£qM  :  q)OQ£to;  got.  ligan  'liegen'  c.  11  e  'Ort'  :  got.  lagjan 
'legen'  ir.  fo-luig-  'verbergen'  c.  go-lo).  Vermutlich  handelt  es 
sich  dabei  um  Analogiebildungen,  deren  Ausgangspunkt  noch  nicht 
nachgewiesen  ist. 

3)  Keltische  Beispiele  für  die  Umlautsaltemationen :  c.  sedd 
'Sitz'  :  ir.  suide  'Sitz',  ad-suidi-siu  gl.  moraris  (Kausativ,  vgl. 
got.  satjan  'setzen');  gr.  Ttiöov  ir.  ed  S.  91  :  air.  huide  'Reise'; 
ir.  tech  'Haus'  :  ir.  tuige  'Stroh'  c.  to  'Dach';  gr.  yi€q)aX7J  :  ir. 
gualu  S.  117;  ir.  sen  :  suanem  S.  103;  ir.  scen  :  scuchim  §77; 
mc.  en-ep  :  lat.  oculus  S.  38;  ir.  cness  'Haut'  :  c.  cnawd 
'Fleisch  des  menschlichen  Körpers'  (Altern,  e  :  ö);  gall.  ceruesia  : 
y,ovQf.u  S.  168;  ir.  erbaid  'übergibt'  :  orpe  'das  Erbe'  S.  117f.;  ir. 
err  'Schwanz'  :  gr.  oQQog  S,  83;  ir.  melim  'mahle'  :  mol  'Mühl- 
stange'; ir.  elc  'böse'  :  olc  ds.;  ir.  cenn  'Kopf  :  congan-  'Hörn' 
S.  157f.;  c.  llewa  :  ir.  longaim  S.  107;  ir.  miad  gl.  fastus  :  möi- 
dim  'lobe,  rühme';  ir.  sciath  :  lat.  scütum  S.  76;  c.  twysg  'a 
mass,  quantity'  br.  touez  'melange,  masse'  :  ahd.  theisk,  deisk 
'stercus'  (Liden  IF  XIX  357);  c.  rhwym  :  br.  rumm  S.  87;  ir. 
riabach  'gesprenkelt'  :  lit.  raibas  'gesprenkelt';  —  ir.  li'im 
'schimpfe'  :  lit.  lö-ti  'bellen';  klr.Zi^'  :  ir.  läth  §85, 1;  ir.  lin  'Zahl' : 
län  'voll'  S.  52;  skr.  cäru-s  {cä-  aus  idg.  qe-)  :  lat.  cärus  'heb' 
lett.  kahrs  'lüstern'  got.  hörs  'Hurer'  (idg.  -ä-)  :  ir.  car-  'lieben' 
c.  caru  corn.  care  br.  karet  (idg.  -a-). 

Anm.  In  c.  gwylan  'Möwe'  :  ir.  foilenn  liegt  keine  idg.  Alternation 
vor,  sondern  das  irische  Wort  ist  aus  dem  C.  entlehnt  (S.  23).  Es  ist 
sogar  möglich,  daß  auch  air.  moith  mir.  moeth  nir.  maoth  'weich,  mild' 
aus  dem  C.  (mwydion  S.  181)  entlehnt  ist  (ir.  th  :  c.  d  wie  in  den  ältesten 
lateinischen  Lehnwörtern).  Ein  Lehnwort  ist  wohl  auch  mir.  gelbund 
nir.  gealbhonn,  gealbhan  'Sperling'  neben  c.  golfan  acorn.  goluan 
mbr.  goluan n  nbr.  golvan,  Plur.  gelven;  es  stammt  wohl  aus  einer 
umgelauteten  brit.  Pluralform. 


§113]     Idg.  Konsonantenalternationen.  Idg.  Altern,  s- :  Null.         185 

Idg.  Konsonantenalternationen^ 

§  113.  Im  Wortanlaut  vor  einem  unsilbischen  Laut  alterniert 
idg.  s  oft  mit  Null.  Gr.  f^X/M  'ziehe'  lat.  sulcus  'Furche'  :  lit. 
velkü  'ziehe'  (ein  zweifelhaftes  Beispiel;  im  Anlaut  der  gr.  und 
lat.  Wörter  liegt  nicht  sw-,  sondern  nur  s-  vor,  das  allerdings  nach 
§  105,  3  aus  sw-  entstanden  sein  kann;  es  könnte  sich  aber  auch 
um  nicht  verwandte  Reimwörter  handeln);  asl.  süpr^  'streue',  Inf. 
suti  (aus  *soup-t-)  :  skr.  vapati  S.  93;  ir.  sliasat,  sliss  :  gr. 
7tli%dg  S.  84;  ir.  seir 'Ferse'  S.  75  :  diü.pirati  'treten';  lat.  spargö  : 
ir.  arg  §61,2;  br.  kefnidenn  'Spinngewebe'  got.  spmnaw 'spinnen' : 
lit.  pinü  'flechte';  gr.  OKaiußog  :  ir.  camm  S.  118f.;  ir.  sned  :  gr. 
yiovLÖeg  S.  41;  c.  chwant  {sqh-)  :  gr.  x«'^^^  (^^-)  S.  139f.;  russ. 
scenök  ^junger  Hund'  arm.  skimd  :  ir.  cana  '(Wolfs)junges'  c.  ce- 
naw  'offspring,  whelp'  S.  121;  gr.  oxlyo)  'decke',  oreyvog  'dicht'  : 
gr.  riyoq  'Dach'  ir.  tech  'Haus',  tiug  'dick'  S.  99;  c.  seren  :  skr. 
täras  S.  78;  an.  slakr  :  ir.  lacc  §  97  Anm.;  ir.  slat  'Rute'  : 
ahd.  latta  'Latte'  S.  84;  an.  sleikia  'lecken'  :  ir.  ligim  'lecke' 
ahd.  Inf.  leckön  S.  100  (gerra.  kk  aus  g'hn);  lat.  frigus  'Kälte' 
(/>  aus  sr)  gr.  ^Tj^og :  lat.  rigere  'steif  sein'  ir.  rigin  'zähe'  S.  100 
(zweifelhaft);  ir.  sniim  'spinne',  snäthat  'Nadel'  :  ahd.  näen 
'nähen'  got.  neßla  'Nadel'  S.  68,  S.  85;  gr.  oixvxojxai  :  ir.  müch 
§75,1;  ir.  smuainim  'ich  denke'  :  got  gamaudjan  §68.  Das  „be- 
wegliche s^^  ist  nicht  vor  allen  unsilbischen  Lauten  gleich  häufig 
belegt  (ziemlich  selten  vor  w,  j,  r).  Ob  es  auch  vor  silbischen 
Vokalen  vorkommt,  ist  mir  zweifelhaft.  Lat.  sub  'unter'  :  gr.  vtio, 
lat.  super  'über'  :  gr.  vtvsq  gehören  kaum  hierher.  Ich  bin  daher 
sehr  geneigt,  diese  Alternationen  zu  den  in  §  105,  3  besprochenen 
Alternationen  zu  stellen.  Dagegen  sieht  Siebs,  KZ  XXXVII 
277—324  in  dem  beweglichen  s  ein  Präfix;  vgl.  H.  Möller,  Sem, 
u.  Idg.  244;  eine  eingehende  Diskussion  der  Frage  kann  hier  nicht 
unternommen  werden. 

Wie  auch  die  ältesten  s  :  Null-Alternationen  entstanden  sein 
mögen,  so  gibt  es  jedenfalls  jüngere,  zum  Teil  einzelsprachliche 
Alternationen,  bei  denen  nur  eine  lautgesetzliche,  nicht  aber  eine 
morphologische  Entstehung  denkbar  ist.  Vgl.  skr.  pasjämi  'ich 
sehe'  :  Perf.  pa-spase  lat.  con-spiciö  (in  dem  Kompositum  skr. 
ut-pasj'ämi  kann  s  nach  indischen  Lautgesetzen  geschwunden  sein); 
skr.  candrd-s  'schimmernd'  :  su-scandrd-s  'schön  schimmernd'.    Vgl. 


1.  Vgl.  schon  oben  §  105,  §  110,  1,  §  111. 


186  Idg.  Altern,  d-,  n- :  Null.  Tenuis  :  Media.     [§  114—116, 1 

ferner  ir.  -tau  ^bin'  u.  s.  w.  S.  79.  Eine  jüngere  Alternation  sn- 
«  skn-)  in-  würde  bei  ir.  nenaid  'Nesseln'  nir.  neantög  (§  336) 
vorliegen,  falls  man  die  Grundform  *nenati-,  die  zunächst  an  ahd. 
nezzila  (e  durch  Umlaut  aus  a)  lit.  nuotrine  pr.  noatis  erinnert, 
auf  *sne-nati-,  *sne-snati  zurückführt  und  mit  gr.  y^vtörj  'Nessel' 
kombiniert  (über  die  Alternation  ^  :  a  s.  §  119;  t  :  d  §  116);  mit 
gr.  aöUr^  kann  ahd.  nezzila  bei  dieser  Deutung  nichts  zu  tun 
haben;  alb.  hip,  geg.  h^p  'Nessel',  dessen  h  auf  sk  zurückgehen 
wird,  ist,  falls  hierhergehörig,  in  mehreren  Beziehungen  lautlich 
unklar. 

§  114.  Eine  Alternation  d-  :  Null  kommt  bisweilen  vor:  ir. 
der  'Träne'  gr.  öockqv  :  skr.  asru,  vgl.  §  77;  ir.  tenge  lat.  din- 
gua  :  asl.  j-^zykü  S.  107;  asl.  dqbü  'Eiche',  dqbrava  'Eichenwald' 
an.  timbr  'Bauholz'  :  ir.  omna  'Eiche'  (vielleicht  weiterhin  zu  gr. 
dsixw  'baue'  gr.  d6{xos  'Haus'  lat.  domus  :  skr.  amä  'daheim', 
amäd  'aus  der  Umgebung,  Nähe',  amätja-  'Hausgenosse,  Minister'). 
Die  Erklärung  der  Erscheinung  ist  unsicher;  vgl.  §  105,  3  oder 
§  115. 

§  115.  Eine  Alternation  n-  :  Null  findet  sich  in  ir.  ar-fo- 
emat  'sie  nehmen'  lat.  emö  'kaufe'  :  ahd.  neman  'nehmen';  gr. 
vecpQog  :  ir.  äru  S.  109.  Ob  sie  in  ähnlicher  AVeise  vne  die  kelt. 
Alternation  n-  :  Null  (§  i62)  entstanden  war,  ist  unsicher. 

§  116.  Die  verschiedenen  Artikulationsarten  der  Verschluß- 
laute alternieren  nicht  selten  im  Wortinnern,  selten  im  Wortanlaut. 
1)  Tenuis  (asp.)  :  Media  (asp.).  Ir.  serc  :  gr.  orsgya)  S.  78;  ir. 
fiche  'zwanzig'  :  lat.  ulginti  alb.  nd  zet;  lat.  lücere  'leuchten'  : 
c.  goleu  'Licht'  S.  98  c.  lloer  'Mond'  acorn.  luir  mcorn.  lor 
br.  loar;  skr.  nakhä-s  'Nagel'  np.  näxun  :  asl.  nogüü  ir.  in  gen  ds. 
skr.  awghri-s  'Fuß'  S.  107;  lat.  sücus  *Saft'  :  ir.  sügim  'sauge' 
S.  72;  ir.  folcaim  'wasche'  :  lit.  vilgyti  'befeuchtend  glätten' 
S.  59;  ir.  müch  'Rauch'  :  gr.  i-Of.ivyrjv  §  75,  1;  gr.  Xvy^  'Luchs', 
Gen.  Ivyytög  schwed.  lo  lit.  lüsis  asl.  rysi  arm.  Plur.  lusanun-U  : 
mir.  lug.  Gen.  loga  vermutlich  'Luchs'  (oxad  leomain,  lond- 
bruth  loga  Wi.  278  'das  Brüllen  des  Löwen,  die  wilde  Wut  des 
L.';  CO  suanemnaib  loga  Wi.  Täin  393  'mit  Seilen  [aus  den 
Därmen]  des  L.';  lug-leimnech  Wi.  278  'springend  wie  ein  L.'; 
übertragen  =  'Held'  :  lug  .i.  laoch  O'Dav.);  —  ir.  folt  'Haar'  : 
SLshvladi  S.34;  mc.  maut  'Daumen'  :  SLvm.  matn  'Finger'  S.  134 f; 
ir.  loth  'Fohle'  :  ühI.  plodü  'Frucht'  S.  135;  nir.  sgeith  (ahd.  scei- 
dan  'scheiden',  Part,  kisceitan)  :  an.  skita  S.  77;  nir.  neantög  : 


§116,2—117,1]   Idg.Kons.-Altem. (Artikulations-Art  u.-Stelle).    187 

ahd.  nezzila  S.  186;  —  np.  näf  'Nabel'  (f  aus  idg.  ph)  :  skr 
nähhi-s  VC.  imbliu  (redupliziert  asl.  pc^pü  serb.  pupak  :  lit.  bam- 
ba);  aw.  zafardj  zafan-  'Mund  daevischer  Wesen'  :  asl.  zobati 
ir.  gop  §  97,  5;  skr.  pibati  'trinkt'  (reduplizierte  Form)  ir.  ibid 
lat.  bibit  (dazu  Tliurneysen  IF  Anz.  XXII  65).  —  Anlaut:  ir. 
cingim  'schreite'  :  lit.  zengiü  ds.  got.  Inf.  gaggan  'gehen';  aengl. 
hnitu  'Niß'  (S.  41)  :  an.  gnit  russ.  gnida  (i  aus  in;  zugleich 
Wechsel  der  Hinterzungenreihen,  §  117,  1);  lat.  capiö  'nehme'  c. 
Inf.  cael  :  ir.  gaibim  'nehme'  lat.  habere  'haben';  lat.  caper 
'Bock'  ir.  caera  'Schaf  :  ir.  gabor  'Ziege'  umbr.  habina  'agnas' 
S.  117;  ir.  cride  'Herz'  :  skr.  hrd-;  c.  tro  'Wechsel'  :  ir.  droch 
'Kad'  arm.  durgn  'Töpferrad'.  Es  handelt  sich  in  allen  diesen 
Beispielen  für  den  Anlaut  um  eine  Alternation  zwischen  reiner 
Tenuis  und  Media  aspirata,  die  nach  H.  Möller,  Sem.  und  Idg. 
S.  134  ff.  schon  ur-idg.-semitisch  ist.  2)  Aspiriert  :  nicht  aspiriert. 
Aengl.  eanian  'lammen'  :  lat.  agnus  'Lamm'  S.  109;  ^\iv.hudhnä-s 
'Boden'  :  an.  botn  ds.  (ir.  bonn  'solea'  §  118);  skr.  kumbhd-s  : 
gr.  yivi-ißog  S.  119.  Anlaut:  skr.  hdnu-s  :  lat.  gena  (ir.  gin)  S.  156; 
gr.  S^vQä  'Tür'  lat.  fores  ds.,  forum  'Markt'  :  skr.  dvära-m  'Tor, 
Türe'  S.  32.  Es  ist  bei  diesen  Alternationen  in  der  Regel  nicht 
ersichtlich,  auf  welcher  Seite  das  Keltische  steht.  Die  häufige 
Altemation  zwischen  Tenuis  asp.  und  reiner  Tenuis  kann  hier  ganz 
übergangen  werden,  da  sie  für  das  Keltische  absolut  keine  Be- 
deutung hat. 

§  117.  1)  Die  verschiedenen  Reihen  der  Hinterzungenkon- 
sonanten alternieren  bisweilen.  Die  genaue  Bestimmung  beider 
Laute  eines  solchen  Lautpaares  ist  nur  selten  möglich  (eine  Altema- 
tion 2  •  Ä;'  wäre  im  Westidg.  nicht  zu  erkennen,  im  Ostidg.  von 
ku  :  k'  nicht  zu  unterscheiden;  eine  Alternation  q  :  ka  wäre  im 
Ostidg.  nicht  zu  erkennen,  im  Westidg.  von  k' :  k^  nicht  zu  unter- 
scheiden). In  einigen  Fällen  kann  jedoch  das  Lautpaar  mit  Sicher- 
heit als  Labiovelar  und  Palatal  bestimmt  werden.  Suffix  -hio-  in 
ir.  cä-ch  'jeder'  c.  paw-b  asl.  ka-kü  'qualis'  {-hn  in  c.  modryb 
'Tante'  ac.  Plur.  modreped  u.  s.  w.  S.  48)  :  Suffix  -k'o-  in  skr. 
juvasa-s  ir.  öac  c.  ieuanc  S.  61.  Ac.  hepp  'inquit'  §  80  :  ir. 
scel  an.  skäld  ahd.  sagen  S.  77.  Got.  huairnei  ^yiqaviov^  \\t 
kriaunä  'Messerschale'  lit.  kärve  'Kuh'  :  skr.  siras  'Haupt'  ahd. 
hirni  'Gehirn'  c.  carn  'Schwertgriff'  gr.  -^eqag  'Hörn',  v.EQaog  'ge- 
hörnt' c.  carw  'Hii-sch'  ir.  crü  'Huf  aw.  srü-  'Nagel,  Hörn'  S.  51  f., 
S.  61,  S.  121,  S.  180.     Die  Hinterlingualalternationen  sind   kaum 


188   Idg.  Altern.r  \l;n'.  l;  n,  r+Kons. :  K.om.  +  n,  r.     [§117,2—119 

alle  aus  einem  Gusse.  Bei  got.  hmirnei  u.  s.  w.  hat  der  Labiovelar 
im  Semitischen  eine  Stütze  (H.  Möller,  Sem.  u.  Idg.  169);  in  der 
Sippe  von  gr.  h^vQoq  S.  75  und  von  ir.  geiss  S.  86  ist  er  auf  das 
Slavische,  bez.  das  Slavische  und  Armenische  beschränkt  (weshalb 
hier  die  Hypothese  einer  uralten  Entlehnung  aus  dem  Westidg. 
aufkommen  kann).  Im  Arm.  ist  q  und  ku  nach  einem  w-Laut 
immer  zu  k'  geworden,  vgl.  KZ  XXXIX  440. 

2)  r  :  l  Br.  louarn  S.  92  :  an.  refr  Tuchs';  lit.  lüsis  asl. 
rysi  S.  186.  Ganz  selten  und  zweifelhaft  ist  die  Altemation  n  :  m 
(ahd.  nagal  ^Nagel'  S.  107  :  arm.  magil  'Kralle').  7t  :  l  in  russ. 
gnida  'Niß'  (S.  187)  :  lit.  glinda  (aber  dabei  macht  lat.  Flur, 
lendes  Schwierigkeit;  zwei  verschiedene  Sippen?). 

§  118.  Nicht  selten  ist  die  Alternation  zwischen  Nasal  + 
Geräuschlaut  und  Geräuschlaut  +  n.  Diese  Alternation  ist  in  den 
Verben  immer  morphologisch  und  wortpsychologisch  zu  erklären 
(Vertauschung  von  zwei  bedeutungsgleichen  Bildungstypen:  lat. 
iu-n-gö  :  gr.  Kevy-vvf^i).  Eine  entsprechende  Erklärung  wird  auch 
für  die  Nomina  dadurch  nahe  gelegt,  daß  als  dritte  Altemante 
nicht  selten  eine  nasallose  Form  auftritt.  Gr.  Ivy^  'Luchs',  Gen. 
Xvyyiog  :  arm.  lusan-unk''  :  ahd.  luhs  S.  186.  Gr.  Plur.  onlayyya 
'Eingeweide'  :  asl.  slezena  'Milz'  skr.  pllhan-  lat.  lien  gr.  onlriv 
(S.  176)  :  ir.  selg  br.  feie  h.  Lat.  fundus  'Boden'  ir.  bonn  'so- 
lea'  :  skr.  hudhnä-s  'Boden'  an.  botn  :  gr.  Tiv&i^ijv  (gr.  tt-,  skr. 
b-  aus  bh-  durch  Dissimilation  gegen  das  folgende  dh;  die  dissimi- 
Herte  Form  verschleppt  in  gr.  fcvvöa^).    Ir.  bret  :  brat  §  97,  4. 

Eine  Alternation  zwischen  r  +  Verschlußlaut  und  Verschluß- 
laut +  r  (aus  r  +  Verschlußlaut  +  r)  nimmt  Zupitza,  IF  Anz. 
XIII  51  an  (ir.  coirche  'Hafer'  c.  ceirch  br.  kerc'h  :  altgutn. 
hagre;  ir.  orca  'Wade'  :  russ.  ikrd  ds. ;  bei  dem  letzten  Beispiel 
machen  aber  die  Vokale  Schwierigkeiten,  vgl.  Bezzenberger,  BB 
XXVII  162). 

Rückblick.    Entgleisungen  in  den  produktiven  Alternationen. 

§  119.  Die  idg.  Alternationen  gestatten  gewisse  Schlüsse 
auf  einen  älteren  lautlichen  Zustand  der  Sprache;  diese  Schlüsse 
stimmen  im  ganzen  gut  mit  den  durch  die  Vergleichung  des  Idg. 
mit  dem  Semitischen  gewonnenen  Ergebnissen.  Die  Sprache  war 
bedeutend  reicher  an  Silben;  die  Silben  waren  aber  einförmiger 
gebaut,  oft  wohl  ebenso  einförmig  wie  in  einem  semitischen  Wort 
k^ataltt;  wo  jede  Silbe  aus  nur  einem  unsilbischen  Laut  und  immer 


§119.  120]     Entgleisungen  in  den  idg.  Alternationen.  189 

dem  gleichen  silbischen  Vokal  besteht.  Vor  vorschneller  Generali- 
sierung dieses  Bildes  ist  jedoch  zu  warnen.  Unsilbische  Gruppen 
brauchen  nicht  gefehlt  zu  haben  (vgl.  IF  XXII  347).  Vokalischer 
Wortanlaut,  der  im  Sem.  fehlt  und  im  Idg.  nach  §  107  oft  nur 
auf  dem  Verstummen  eines  ^  beruht,  könnte  im  Idg.  eventuell  in 
einigen  Fällen  alt  sein.  Es  kann  auch  mehrere  silbische  Vokale 
gegeben  haben;  a,  u,  i  brauchen  nicht  immer  aus  präidg.  ff,  tv,  j 
entstanden  zu  sein,  o  braucht  nicht  immer  aus  e  umgelautet  zu 
sein.  Die  große  Regelmäßigkeit  des  Sem.  kann  teilweise  auf 
jüngerer  analogischer  Weiterentwickelung  des  ererbten  Systems  von 
Vokalalternationen  beruhen;  und  auch  die  idg.  Alternationen  sind 
in  großem  Umfang  analogisch. 

Die  Analogiebildungen  im  uridg.  Alternationssystem  sind  in 
den  meisten  Fällen  für  uns  nicht  mehr  erkennbar.  Es  gibt  aber 
Fälle,  wo  wir  mit  Sicherheit  analogische  Bildungen  nachweisen 
können.  Das  Kennzeichen  ist  die  Entgleisung.  Mit  idg.  e.  alter- 
nierte teils  a  (§  106),  teils  ü,  l  (§  111),  teils  e  (§  110,  1).  Diese 
verschiedenen  Reihen  sind  nun  zum  Teil  vermischt  worden.  Gr. 
d^rihj  :  lat.  fllius,  aber  analogisch  ir.  del  .i.  sine  bö  S.  111;  lit. 
nuotrine  :  gr.  yivtör^j  aber  ahd.  nezzila  ir.  nenaid  (mit  idg.  a) 
S.  186.  Mit  idg.  ei  alternierte  teils  l  (§  109,  2),  teils  ai  (§  106); 
daher  neben  ir.  fial  'keusch'  :  c.  cy-wilydd  'Scham,  Schande' 
auch  c.  gwael  'vile'  (zum  c.  ae  vgl.  §  38  Schluß  S.  57).  Mit 
einem  anlautenden  idg.  a  alternierte  teils  ä  (§  106),  teils  e-,  o- 
(§  107)  :  gr.  a^Qog  'der  äußerste'  :  ir.  ochair  'Rand',  aber  lat. 
äcer  'scharf'.  Neben  re-y  ro-  aus  rwe-,  rwo-  <  wre-,  wro-  kommt 
als  analogische  Schwundstufe  r  vor:  arm.  arm  'Wurzel'  zu  ir.  frem 
'Wurzel'  lat.  rämus 'Zweig'  S.  69,  S.  113  (Meillet,  MSLXIII38). 

III.  Lautlehre  der  lateinischen  Lehnwörter  im  Keltischen ^ 

§  120.  Die  während  der  Römerherrschaft  in  Britannien  auf- 
genommenen lateinischen  Lehnwörter,  von  denen  eine  große  Zahl 
auch  ihren  Weg  nach  Irland  gefunden    hat,    haben   für   die   kelti- 


1.  Güterbock,  Die  lateinischen  Lehnwörter  im  Irischen,  Leipzig  1882; 
Loth,  Les  mots  latins  dans  les  langues  brittoniques,  Paris  1892  (ursprüng- 
lich in  den  Annales  de  Bretagne,  Bd.  VI  und  VII  veröffentlicht);  Sarauw, 
Irske  Studier,  Kopenhagen  1900,  S.  1 — 20;  Vendryes,  De  Hibernicis  uoca- 
bulis  quae  a  Latina  lingua  origiuem  duxerunt,  Paris  1902  (vgl.  noch  die 
in  diesen  Werken  angeführte  Literatur). 


190  Die  lateinischen  Lehnwörter.  [§  120 

sehe  Grammatik  eine  große  Bedeutung.  Sie  liefern  auf  manchen 
Punkten  ein  durchsichtigeres  Material  für  die  Lautgeschichte  als 
der  einheimische  Wortschatz,  und  sie  sind  für  die  Chronologie  der 
keltischen  Lautgesetze  außerordentlich  lehrreich.  Auch  für  die 
lateinisch-romanische  Grammatik  sind  diese  Lehnwörter  von  großer 
Bedeutung.  Sie  liefern  oft  ein  klares  Zeugnis  für  die  Quantität 
der  lateinischen  Wörter,  u.  a.  auch  für  die  Quantität  in  positions- 
langen Silben,  und  für  die  Chronologie  der  lateinisch-romanischen 
Lautentwickelung  sind  sie  von  unübertroffenem  Wert. 

Anm.  Im  allgemeinen  stellt  sich  heraus,  daß  das  den  Kelten  zu  Ge- 
hör gekommene  Vulgärlatein  von  der  klassischen  Sprache  nicht  sehr  er- 
heblich abwich.  Zu  bemerken  sind  vor  allem  die  folgenden  Züge:  lat.  n 
vor  s  war  mit  Ersatzdehnung  geschwunden;  in  der  Silbe  unmittelbar  vor 
dem  lateinischen  Akzent  waren  die  langen  Vokale  gekürzt  (sonst  war  aber 
das  alte  Quantitätssystem  noch  erhalten);  die  Endung  -ulus  nach  einem 
Konsonanten  war  zu  -lus  geworden;  der  Diphthong  ae  war  monophthongiert 
worden.     Weiteres  im  Verlauf  der  folgenden  Darstellung. 

Die  Aussonderung  dieser  für  uns  zunächst  wichtigen  Schicht 
von  alten  Lehnwörtern  ist  indessen  mit  verschiedenen  Schwierig- 
keiten verbunden.  Bei  der  engen  Verwandtschaft  des  Keltischen 
mit  dem  Lateinischen  (S.  1)  und  den  frühen  Berührungen  des 
Gallischen  mit  dem  Lateinischen  (§  18  Anfang)  kann  es  bisweilen 
zweifelhaft  sein,  ob  ein  keltisches  Wort  entlehnt  oder  als  echt 
keltisches  Erbwort  mit  einem  lateinischen  Worte  verwandt  oder 
schließUch  die  Quelle  des  lateinischen  Wortes  ist.  Wichtiger  noch 
ist  die  Tatsache,  daß  das  Inselkeltische  bis  auf  den  heutigen  Tag 
ohne  Unterbrechung  in  der  Lage  gewesen  ist,  romanisches  Sprach- 
gut (aus  dem  Französischen  oder  Englischen)  aufnehmen  zu  können. 
Auch  solche  jüngere  Entlehnungen  können  ein  nicht  geringes  beider- 
seitiges Interesse  haben;  sie  können  aber  in  diesem  Buche,  dessen 
Hauptzweck  die  ältere  keltische  Sprachgeschichte  ist,  nur  ganz 
nebenbei  in  Betracht  kommen.  Schließlich  ist  zu  beachten,,  daß 
neben  den  alten  volkstümlichen  Entlehnungen  aus  dem  Lateinischen 
noch  später  massenhaft  (und  nicht  zum  wenigsten  bei  den  Iren) 
literarische  Lehnwörter  aus  dem  Latein  als  Kirchen-  und  Gelehrten- 
sprache aufgenommen  worden  sind.  Auch  sind  ältere  Entlehnungen 
später  durch  gelehrten  Einfluß  dem  lateinischen  Original  ähnlicher 
gemacht  worden  (vgl.  ir.  seis  und  sians  §  136).  Anderei-seits 
haben  die  gelehrten  Wörter  sich  teilweise  nach  der  schon  ge- 
schaffenen Tradition  gerichtet  (mir.  grammatach  ^Grammatik'  mit 
X  für  lat.  k;  neben  Formen  wie  air.  augtortäs  'auctoritas'  kommen 


§  120.  121, 1. 2]  Lat  a,  191 

häufiger  Formen  mit  abgeworfener  Endung  vor,  die  oft  nach  einer 
unklaren  Analogie  gebildet  sind;  air.  optait  'Optativ';  vgl.  noch 
die  analogische  Umgestaltung  der  Endung  in  air.  abstanit  *ab- 
stinentia',  analach  'analogia').  Auch  die  gelehrten  lateinischen 
Lehnwörter  haben,  wenn  sie  nicht  bloße  ßuchwörter  geblieben, 
sondern  volkstümlich  geworden  sind,  ein  bedeutendes  Interesse 
(Pflanzennamen  wie  nir.  biatas  'Beete',  nsch.  figis  'Feige',  nir. 
cöilis  'Kohl',  labhras  'Lorbeerbaum'  zeichnen  in  Verbindung  mit 
Wörtern  wie  nir.  fiabhras  'Fieber'  ein  kleines  Bild  mittelalter- 
Hcher  Klosterkultur;  eine  bemerkenswerte  Bedeutungskategorie  bilden 
auch  die  lateinischen  Wörter  für  verpönte  Begriffe:  nir.  nad  'the 
buttocks',  mir.  priu  gl.  mentula,  vgl.  engl,  privities,  mir.  na 
hui(r)ge  gl.  genitalia,  nir.  uirghe  'membrum  uirile';  falls  uirghe 
aus  dem  lat.  uirga  stammt,  gehört  es  zugleich  zu  den  interessanten 
Zeugnissen  dafür,  wie  im  Mittelalter  in  L-land  das  Latein  gelesen 
wurde).  Für  unsere  Zwecke  (d.  h.  für  die  Untersuchung  der  alten 
volkstümlichen  lateinischen  Lehnwörter)  sind  die  jüngeren  gelehrten 
Lehnwörter  jedoch  nur  als  störender  Faktor  zu  berücksichtigen, 
und  sie  werden  nur  dann  herangezogen  werden,  wenn  ich  es  als 
geboten  betrachte. 

Die  lat.  kurzen  silbischen  Vokale. 

§  121.  Lat.  a.  1)  Mir.  cathair  nir.  cathaoir  'Stuhl'  ac. 
catteir-aul  'sich  auf  einen  Stuhl  beziehend'  mc.  cadeir  nc.  ca- 
dair  mbr.  cadoer  nbr.  kador  :  lat.  cathedra;  air.  carcar  'Ge- 
fängnis' nir.  carcair  c.  carchar  ncorn.  karhar  ds.  br.  karc'ha- 
riou  'cercles  en  fer  des  meules  de  moulin'  :  lat.  carcer  'Gefäng- 
nis'; air.  (arc),  Akk.  airc  nir.  arc  'Kasten'  c.  arch  com.  Plur. 
arghov  br.  arc'h  :  lat.  arca;  ir.  laiten  'Latein'  nir.  laidean 
c.  lladin  (gelehrtes  Wort)  :  lat.  Latina  (lingua);  ir.  pater  nir. 
paidir  'Paternoster'  c.  pader  corn.  päd  er  (gelehrt;  br.  pater  mit 
erneuerter  Lautgestalt)  :  lat.  pater  'Vater'.  —  Im  Hiatus:  mc. 
efroec  'Hebräisch'  (gelehrt)  :  lat.  Hebraicus. 

2)  Infektion.  Vor  folgendem  j:  air.  proin d  'prandium'  nir. 
proinn  'a  meal,  a  dinner'  c.  prain,  Plur.  preiniau  'a  feast,  a 
banquet'  (die  c.  Epenthese  ist  ins  Ir.  nicht  übernommen  worden): 
lat.  prandium;  ir.  brac  'Hand'  mc.  breich  nc.  braich  fem. 
'Arm'  acorn.  brech  mcorn.  bregh  br.  breac'h  fem.  (die  Mouil- 
lierung ist  im  Ir.  aus  dem  Nom.  des  femininischen  Wortes  nach 
dem  Muster  der  «-Stämme,  z.  B.  läm  'Hand',   Akk.  läim,   ana- 


192  Lat.  a.  [§  121,  2 

logisch  beseitigt  worden)  :  lat.  bracchium;  mc.  y speit  'Raum' 
nc.  ysbaid  :  lat.  spatium;  mc.  Meir  nc.  Mair  'die  heilige  Jung- 
frau' :  lat.  Maria.  Vor  folgendem  schwindenden  l:  nsch.  cabar 
c.  ceibr-en  'Dachsparren'  acorn.  keber  gl.  tignum,  cheber  gl. 
uulua  (S.  16)  abr.  cepriou  gl.  laquearibus  :  lat.  *caprö  vgl.  fr. 
chevron  (vgl.§127,3);  c.  lleidr,  Plur.  lladron  'Dieb,  Räuber'  acorn. 
lader  mcorn.  lader,  ladar,  Plur.  laddron  br.  laer,  Plur.  laer- 
oun  (im  Corn.  und  Br.  ist  das  a  im  Sing,  nach  der  Pluralform 
restituiert  worden)  :  lat.  latrö;  ir.  drac,  draic  'Drache'  mc.  dreic 
nc.  draig  acorn.  druic  (zur  Schreibung  vgl.  über  bruit  oben 
S.  17)  :  lat.  dracö.  Vor  einem  erhaltenen  i,  l  u.  s.  w.:  ac.  ce- 
pister  gl.  camum  nc.  cebystr  'Zügel'  br.  cabestr  :  lat.  capis- 
trum;  ir.  baithis  'Taufe'  c.  bedydd  ds.,  bedyddio  'taufen'  corn. 
bysythyys  'getauft'  ncorn.  he§idia,n  'Taufe'  br.  badez  'Taufe', 
badeza  'taufen'  :  lat.  baptisma  'Taufe'  lat.  baptizäre  'taufen'; 
ir.  maldacht  c.  melldith,  melltith  'Fluch'  corn.  molleth  mbr. 
malloez  nbr.  malloz  :  lat.  maledictiö;  ir.  martir  'Märtyrer', 
martre  'martyiium'  c.  merthyr  'Märtyrer'  corn.  merthurye 'mar- 
tern' br.  merzer  'Märtyrer'  :  lat.  martyr;  c.  o  blegyd  'wegen', 
cymhlegyd  'a  cause,  a  concern'  corn.  plegad  'Wunsch'  :  lat. 
placitum;  c.  esgyn  'aufsteigen'  corn.  ascen,  ncorn.  eskynyas 
'ascended'  :  lat.  ascendö;  ir.  soilestar  O'Dav.  nir.  soileastar 
'a  marsh  flag'  (die  Formen  nir.  siolastair  nsch.  seileastar  be- 
ruhen auf  dem  Zusammenfall  des  mouilUerten  und  des  nicht  mouil- 
lierten s  in  der  lenierten  Form ;  nir.  eileastrom,  feileastrom  bei 
Lane,  uileastrom  beiFournier  sehen  aus  wie  jüngere  Entlehnungen 
aus  dem  C  mit  hinzugefügter  gelehrter  Endung)  c.  elestr  'flag, 
fleur  de  lis,  iris'  acorn.  elestren  gl.  carex,  strail  elester  gl.  matta 
abr.  elestr  gl.  hibiscum  nbr.  elestr  'iris,  glaieul'  :lat.  *salixtrum 
=  salicastrum  'eine  Art  des  wilden  Weinstocks';  mir.  marga- 
reit,  m argreit  'Perle'  c.  myrierid-en  (9  statt  e  in  der  ersten 
Silbe)  br.  Marc'harit  FN  :  lat.  margarita;  mir.  april  'April' 
nir.  aibreän  (mit  Suffixvertauschung)  c.  ebrill  ncorn.  ebral  br. 
ebrel  :  lat.  Aprilis;  abr.  entic  gl.  priscae  :  lat.  antiquus.  Ins 
Irische  übernommen  ist  die  brit.  Infektion  bei  nir.  eileastrom,  s. 
oben;  nir.  learög  'Lerchenbaum'  nsch.  learag,  learach  :  lat. 
larix  (die  Endung  beruht  im  Ir.  auf  Suffixvertauschung;  im  Nsch. 
würde  dem  ir.  -6g  ein  -ag  entsprechen;  statt  dessen  durch  neue 
Suffixvertauschung  -ach).  Air.  seib  gl.  faba  neben  c.  Plur.  ffa 
ncorn.  fäv  mbr.  faff  nbr.  fav,  fao  :  lat.  faba  wird  von  Zimmer, 


§  121, 8.  4]  Lat.  a.  193 

KZ  XXXIII  282  f.  aus  einer  brit.  Kollektivbildung  auf  -i  erklä;i; 
diese  Kollektivbildung  wird  Umlaut  gehabt  haben.  —  Infektion  im 
Irischen:  air.  proin d  'prandium';  ir.  soilestar  s.  oben;  mir.  nir. 
muinchille  'Ärmel'  c.  maneg  'Handschuh'  corn.  maneg  br. 
manek  ds.  :  lat.  manica;  nir.  coinneal  'Licht'  c.  cannwyll 
acorn.  cantuil  mbr.  cantoell  nbr.  kantol  :  lat.  candela;  nir. 
Muire  'die  heilige  Jungfrau  Maria'.  In  air.  Akk.  laubir,  Dat. 
i-laubair  'Mühe'  :  lat.  labor  ist  «*  nur  Timbrezeichen  (vgl.  mir. 
bauptaist  :  lat.  baptista). 

3)  In  seltenen  Fällen  tritt  lat.  a  als  o  auf:  ir.  cor  gas  nir. 
corghas  'Fasten'  c.  garawys,  grawys  nbr.  koraiz  :  lat.  qua- 
drägesima  (vielleicht  war  das  o  schon  lateinisch,  vgl.  lat.  quodrä- 
tus  —  quadrätus;  vgl.  aber  auch  §142);  ir.  Cothraige  §125,2; 
ir.  sroigell  §  138;  c.  morthwyl  §  146.  Nur  das  Irische  hat  o 
in  air.  mocol  'Masche'  nir.  mogall  masc.  'Masche  im  Netz;  Aug- 
apfel; Schote'  c.  magl  fem.  'Schlinge,  Falle,  Dohne;  Masche  im 
Netz;  Nebel  vor  den  Augen'  acorn.  magl-en  gl.  laqueus  :  lat. 
macula;  air.  donaib  oxalaib  gl.  ad  ascellas  mir.  ochsal  fem. 
'Achselgrube'  nir.  asgall  ds.  c.  asgell  'Flügel'  corn.  ascall  br. 
askell  :  lat.  axilla  (die  britannischen  Formen  setzen  *ascilla 
voraus;  anders  Zimmer  Zs.  f.  d.  A.  XXXII  465). 

Anm.  Nur  um  sie  fernzuhalten  erwähne  ich  die  Erscheinung,  daß 
ein  englisches  a  vor  einem  Nasal  in  derselben  Silbe  zu  ir,  o  werden  kann: 
mir.  nir.  sompla  'example';  nir.  searbhfhoghanta  'servant'  (die  Ortho- 
graphie beruht  auf  Anschluß  an  foghanta  'serviceable'  u.  s.  w. ;  Arran 
sardwäiStd  ohne  den  Übergang  a  y>  o\  dafür  aber  tdnd'Sty  'tenants');  nir. 
omra  *amber'  nsch.  omar. 

4)  Dehnung  eines  lat.  a  mag  im  Irischen  bisweilen  unter  ana- 
logischem Einfluß  vorkommen;  meist  ist  jedoch  die  Länge  des 
Vokals  ein  Zeichen  später  Aufnahme:  air.  gräd  (d  =  ä)  '(kirch- 
licher) Grad'  (von  gräd  'Liebe'  beeinflußt)  c.  gradd  acorn.  grat 
gl.  gradus  (t  =  ^)  :  lat.  gradus  (nir.  gräda,  gräd  'Grad'  aus 
dem  Englischen);  mir.  cäin  nir.  cäin  'Abgabe,  Gesetz'  :  lat.  ca- 
nön  (Zimmer  KZ  XXXVI  443;  die  Dehnung  trat  vielleicht  unter 
dem  Einfluß  des  synonymen  eis  'Abgabe'  ein,  womit  es  häufig  ver- 
bunden auftritt).  Späte  Entlehnungen  sind  nir.  cnäib  'Hanf  : 
lat.  cannabis;  mir.  nir.  päis  'das  Leiden  Christi'  :  lat.  passiö 
nir.  Mäire  'Maria'  (gewöhnlicher  FN;  dagegen  Muire  'die  heihge 
Jungfrau'  mc.  Meir  nc.  Mair).  Alt  ist  air.  mir.  casc  'Ostern' 
c.  pasc  corn.  pask  br.  pask  :  lat.  pascha;  die  nir.  Form  caisg 
ist  von  der  späteren  Schulaussprache   des  Lateinischen  beeinflußt 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  13 


194  Lat.  0.  [§121,5.122,1—3 

(vgl.  an.  päskar  u.  s.  w.).  —  Auf  brit.  Gebiet  kommt  eine  alte 
Dehnung  des  lat.  a  nicht  vor;  falls  c.  cawn  ^Eohr'  ^reeds,  stalks' 
aus  lat.  canna  stammt,  muß  eine  lateinische  Aussprache  *käna 
vorausgesetzt  werden. 

5)  Schwund  eines  a  in  einer  Binnensilbe  vor  dem  urbrit.  Ak- 
zent liegt  vielleicht  in  acorn.  ancar  gl.  anachoreta  vor,  vgl.  §  141. 
Im  Irischen  nach  dem  Akzent:  crothla  aus  lat.  crotalia  §122,2. 

§  122.  Lat.  0.  1)  Ir.  corn  'Trinkhorn'  c.  corn  'Hörn,  Trompete' 
acorn.  corn  gl.  cornu,  tol-corn  gl.  lituus  abr.  corn  gl.  scypho  nbr. 
körn  'Hörn  (der  Tiere;  Musikinstrument),  Tabakspfeife'  :  lat.  cor- 
nu; air.  corp  'Körper'  nir.  corp  c.  corff  corn.  corf  br.  korf  : 
lat.  corpus;  air.  domnach  nir.  domhnach  'Sonntag'  :  lat.  do- 
minica;  mir.  mod  nir.  modh  'Weise'  c.  modd  :  lat.  modus; 
mir.  port  nir.  port  'Hafen,  Ort'  c.  porth  'Hafen'  br.  porz  :  lat. 
portus;  air.  scol  'Schule'  nir.  sgoil  c.  ysgol  acorn.  scol  br. 
skol  :  lat.  schola;  air.  ola  nir.  ola  'Öl'  ac.  oleu  nc.  olew  ds. 
br.  oleo,  oleou  'les  saintes  huiles'  :  lat.  oleum  (daneben  nbr.  eol 
'Öl'  aus  afrz.  oile  mit  Metathese  der  Vokale);  air.  not  gl.  nota 
nir.  nod  'Zeichen'  c,  nod  ncorn.  noz  br.  nod  :  lat.  nota  (daneben 
nir.  nöta  'Note,  Musiknote'  aus  dem  Englischen);  air.  popul  'Volk' 
nir.  pobal  c.  pobl  acorn.  pobel  br.  pobl  :  lat.  populus. 

Anm.  1.     Über  lat.  coägulura  s.  §  138,  3. 

2)  Infektion.  Vor  einem  folgenden  y.*  c.  sail  fem.  'Grundlage', 
Plur.  seiliau  acorn.  sei  gl.  fundamentum  :  lat.  solium  'Sitz'  oder 
lat.  solea  'Sohle';  c.  ysbail  fem.  'spoil,  prey',  Plur.  ysbeiliau  : 
lat.  Plur.  spolia  (nir.  speil  'Viehherde'  muß,  wenn  hierhergehörig, 
zwar  aus  dem  Brit.,  nicht  aber  aus  dem  C.  stammen;  i  ist  nur 
Timbrezeichen);  air.  mebuir  'memoria'  nir.  meabhair  ds.  c.  my- 
fyr  'muse,  study'  br.  envor  'Erinnerung'  :  lat.  memoria;  ir.  stoir 
'historia'  c.  ystyr  'Sinn,  Bedeutung'  mbr.  st  er  'valeur,  significa- 
tion'  :  lat.  historia;  nir.  oisre  acorn.  estr-en  'Auster'  mbr.  estr-en 
nbr.  histr-enn  fem.,  Plur.  histr  :  lat.  ostreum.  Vor  einem  ge- 
bliebenem i,  i  u.  s.  w.:  air.  mulenn  gl.  pistrinum  nir.  muileann 
c.  melin  acorn.  melin  ncorn.  belin  br.  melin,  milin  :  lat.  mo- 
lina;  air.  cucenn,  cucann  'Küche'  c.  cegin  acorn.  keghin  br. 
kegin  :  lat.  coquina;  ir.  crothla  'rattle'  (O'Dav.  543)  ac.  cle- 
teirou  gl.  crotulainim  :  lat.  crotalia.  Hebung  im  Irischen:  air. 
mulenn,  cucenn  oben;  ir.  moirtchenn,  muirtchend  'plötz- 
hcher  Tod'  :  lat.  morticinium. 

3)  Vor  gewissen  Konsonantengruppen  entsteht  teils  im  C,  teils 


§122,3—6]  Lat.  o.  195 

im  Br.  n,  vgl.  S.  33.  Air.  son  'Laut'  c.  swn  ds.  corn.  son  'Lärm, 
Gerücht'  br.  soun,  son  'Laut,  Gesang'  :  lat.  sonus  (daneben  c. 
son  'Gerücht'  und  mit  /-Umlaut  sain  'Laut,  Ton',  Rückbildung 
aus  dem  Yerbum  seinio  'to  sound,  to  resound');  c.  pwn  'Last'  : 
lat.  pondus;  c.  ysbwng  'Schwamm'  (§  138,  4);  c.  swllt  'Shilling' 
acorn.  sols  gl.  pecunia  br.  saout  'Vieh'  :  lat.  solidus;  air.  mir. 
colum  'Taube'  nir.  colum  (unetymologische  Schreibung  colm, 
zweisilbig  zu  sprechen,  vgl.  §  228)  c.  colom-en  acorn.  colom  br. 
koulm  V.  klom  :  lat.  colum ba.  In  nicht-letzter  Silbe  muß  aus 
dem  u  im  C  9  entstehen:  c.  llynges  'Flotte'  neben  ir.  long  c. 
llong  'Schiff'  :  lat.  longa  (näuis);  mc.  fynhawn  nc.  fynnon 
'Quelle'  acorn.  f unten  mcorn.  fenten,  fynten  br.  feunteun  : 
lat.  fontäna  (das  ö  der  ersten  Silbe  des  Br.  beruht  auf  Assimila- 
tion an  die  zweite  Silbe,  vgl.  §  234;  unklar  sind  mir  die  corn. 
Formen). 

4)  Ein  a  aus  lat.  o  liegt  vor  in  nc.  carrai  'Kiemen',  aber  ac. 
corruui  br.  korre-enn  :  lat.  corrigia;  ir.  manach  'Mönch'  c. 
manach,  mynach  acorn.  manach  br.  manac'h,  monac'h  :  lat. 
monachus;  air.  Gen.  Plur.  monistre  'coenobiorum'  nir.  maini- 
stir  fem.  'Kloster'  :  lat.  monasterium;  air.  accuiss  mc.  achaws 
'Ursache'  :  lat.  occäsiö  (hat  sich  volksetymologisch  an  das  kelt. 
Präverb  ad-  angeschlossen);  c.  ach  üb  §  123,  4.  Ob  mir.  nir.  mart 
'Ochs,  Kuh;  geschlachtetes  Tier'  nsch.  mart  'a  cow,  a  cow  to  kill' 
aus  lat.  mortuus  'tot'  stammt,  ist  mir  zweifelhaft. 

5)  Dehnung  des  lat.  o  findet  sich  im  Ir.  nur  in  ganz  späten 
Entlehnungen:  mir.  nir.  rös  'Rose'  (dagegen  air.  ros-tae  'zur  Rose 
gehörig',  rostan  'rosetum'  c.  rhos-yn  'Rose'  br.  roz-enn);  mir. 
nir.  cor  'Chor'.  C.  prawf  'Probe'  ist  eine  Rückbildung  aus  dem 
Verbum  profi  (§  140);  bei  mc.  tymmawr,  tymhor  nc.  tymmor 
'season,  time'  :  lat.  Plur.  tempora  kann  es  sich  um  Suffixver- 
tauschung  handeln. 

Anm. 2.  C.  ufydd,  ufudd  'humble,  obedient'  ir.  oibid  .1.  umal  O'Dav.  : 
lat.  oboediens,  das  nach  §  259  oder  §  199  zu  erklären  wäre,  ist  auch 
von  dem  ü-  abgesehen  in  mehreren  Beziehungen  auffällig,  C.  buddai 
*churn'  scheint  nicht  aus  lat.  modius  erklärt  werden  zu  können  (vgl. 
Vendryes  buidej.  Ac.  nc.  punt  corn.  puns  'Pfund'  ist  mir  ganz  unklar 
(nir.  pünt,  pünta  wohl  aus  dem  Engl.). 

6)  In  einer  (offenen)  Binnensilbe  vor  dem  urbrit  Akzent 
müßte  0  schwinden;  in  dem  gelehrten  Worte  c.  orgraff  'Ortho- 
graphie'   kann   es  sich  jedoch   nur   um   eine  Analogiebildung  nach 

13* 


196  Lat.  u.  [§  123, 1—5 

alten  Mustern  handeln.  Reduktion  nach  der  ir.  Akzentsilbe:  air. 
analach  'Analogie'  (gelehrtes  Wort)  :  lat.  analogia;  air.  parche 
(gelehrtes  Wort)  nir.  fairche  ^a  diocese,  a  parish'  :  lat.  parochia. 
§  123.  Lat.  u.  1)  Die  normale  Behandlung  stimmt  mit 
idg.  u  (§  27);  jedoch  kommt  im  Br.  (und  zum  Teil  im  Ir.)  öfters 
0  vor,  wo  man  nach  §  27  eher  u  erwartet  hätte.  Air.  er  och 
'Kreuz',  crochaim  'kreuzige'  c.  crog  fem.  'Kreuz'  corn.  crok 
'hanging'  br.  kroug  'Galgen'  :  lat.  crux,  Akk.  crucem;  c.  ffo 
'Flucht'  com.  fo  :  lat.  fuga;  c.  glwth,  fem.  gloth  'greedy,  glut- 
tonous'  :  lat.  gluttö  aus  älterem  glütö  (br.  glout  'gefräßig,  gierig' 
muß  wegen  des  t  aus  dem  Frz.  stammen  oder  von  dem  Frz.  be- 
einflußt sein;  nsch.  glut  'a  gulp,  a  glut',  glutaire  'glutton'  stammen 
aus  dem  Engl.);  c.  hoch  'Wange'  acorn.  en  noch  gl.  facies  br. 
boc'h  'Wange'  :  lat.  bucca  'Mund'  (hierher  ir.  boccöit  'Schild- 
buckel'  nsch.  boc-  'to  swell,  inflame').  Über  mir.  cross  nir.  cros 
'Kreuz'  c.  croes  acorn.  crois  mcorn.  crous  mbr.  croes,  croas 
nbr.  kroaz  :  lat.  Nom.  crux  s.  §  136. 

2)  Im  Hiatus:  mir.  buaile  nir.  buaile  fem.  'a  field  where 
cattle  are  kept  for  milking'  :  lat.  bualium  'stabula  boum';  c. 
ystryw  'Schlauheit'  :  lat.  instruö;  c.  distrywio  'zerstören'  com. 
destrewy  (vgl.  S.  61  f.  über  idg.  uw);  unklar  ist  dagegen  c.  cy- 
strawen  'Syntax'  :  lat.  construendum;  rhewin  'E-uine'  :  lat 
ruina.  u  wird  vernachlässigt  in  c.  chwefror  'Februarius';  c.  io- 
nawr  'Januarius';  ir.  tredan  'dreitägiges  Fasten'  :  lat.  triduänus; 
ir.  achtäil  'praktisch'  (gelehrtes  Wort)  :  lat.  actuälis.  Auslauten- 
des -US,  -um  nach  einem  silbischen  Yokal:  c.  pydew  :  lat.  puteus 
§  144;  c.  olew  br.  oleo  :  lat.  oleum  §  122,  1;  c.  iddew,  iud- 
dew  'Jude'  corn.  ethow,  e^ow,  yethow,  Plur.  et^ewon,  yethe- 
won,  yuthewon  br.  iuzeo  V.  uzeo  :  lat.  ludaeus. 

3)  Infektion.  Vor  folgendem  j:  c.  cyn  'Keil'  :  lat.  cuueus. 
Nicht  durch  Infektion  zu  erklären  sind  die  brit.  Formen  der  Sippe 
mir.  umir  nir.  uimhir,  nuimhir  'Nummer'  ac.  nimer  nc.  nifer 
corn.  nyuer,  neuer  br.  niver  :  lat.  numerus  (mir  unklar). 

4)  In  nicht-letzter  Silbe  wird  u  im  C.  zu  a;  ir.  colcaid  'Feder- 
bett' ac.  eile  et  gl.  tapiseta,  cilchetou  gl.  uela  nc.  cylched  'cm*- 
taius,  bed-coverings'  abr.  colcet  gl.  agipam  nbr.  golc'hed  'Feder- 
bett' :  lat.  culcita  'Kissen'. 

5)  ü  aus  lat.  u  kommt  in  einigen  meist  unklaren  Fällen  im 
Brit.  vor:  air.  hu  mal  'demütig'  nir.  umhal  'humble,  obedient'  c. 
ufyll    acorn.  huuel    br.  uvel,  vuel   (vu  statt  uv  vielleicht  durch 


§123,6.  124,1—3]  Lat.  e.  197 

falsche  Lesung  der  älteren  Orthogruphie,  die  v  und  u  promiscue 
verwendete)  :  lat.  humilis  (Anlautsdehnung  nach  §  199?);  c.  ach  üb 
^ergreifen,  sich  bemächtigen;  befreien'  abr.  acupet  gl.  occupat  nbr. 
eübi  'embarasser'  (Greg,  de  Rostr.)  :  lat.  occupäre;  air.  mir.  nir. 
dile  'Sündflut'  c.  diluw  :  lat.  dlluuium;  mir.  cubachal  'Bett, 
Zelle'  c.  cuddigl  'Zelle,  Schlafzimmer'  :  lat.  cubiculum  (volks- 
etymologischer Anschluß  an  c.  cuddio  'verbergen');  ir.  cubat  nir. 
cubhad  'Elle'  c.  cufydd  :  lat.  cubitus. 

6)  Schwund  des  lat.  xi  in  (offener)  Binnensilbe  vor  dem  urbrit. 
Akzent:  c.  taflawd,  taflod  'roof,  loft'  :  lat.  tabulätum  'Gebälk' 
(falls  das  w  nicht  schon  auf  lateinischem  Boden  geschwunden  war). 
Reduktion  nach  der  ir.  Akzentsilbe :  ir.  dia  sathairnn  'Sonnabend' 
c.  sadwrn  ncorn.  de  zadarn  br.  sadorn  :  lat.  Säturnus. 

i;  124.  Lat.  e.  1)  Ir.  cell  'Kirche'  nir.  ceall,  cill  c.  cell 
'Zelle'  br.  kell  'Abteilung  im  Stalle'  ;  lat.  cella;  c.  Caer-lleon 
ON  br.  Kerleon  'Schloß  in  der  Nähe  von  Brest',  Leon  'le  pays 
de  Leon'  :  lat.  legiönes  'die  Legionen';  air.  mertrech  'Hure' 
(gelehrtes  Wort)  nir.  meirdreach  (mit  späterer  Dehnung  vor  der 
Konsonantengruppe);  mir.  secul  nir.  seagal  'Roggen'  ncorn.  sy- 
gal  br.  segal  :  lat.  secale  (das  Keltische  setzt  unbedingt  ein 
kurzes  lat.  e  voraus;  dagegen  weist  ital.  segal a  mit  seinem  ge- 
schlossenen e  auf  ein  lateinisches  e). 

2)  Im  Hiatus:  c.  creadur  'Geschöpf  (gelehrt)  acorn.  croa- 
dur  ds.  mcorn.  creator  (auf  gelehrtem  Wege  dem  lat.  Original 
genähert)  br.  kr ouadur 'Geschöpf,  Kind'  :  lat.  creätüra  (zur  Laut- 
gestalt der  acorn.  und  br.  Wörter  s.  §  45,  2  S.  66 f.;  vgl.  c.  creu 
br.  kroui  'schöpfen',  krouer  'Schöpfer';  ir.  cruthaigim  'schöpfe', 
cruthaigtheöir  'Schöpfer'  sind  vielleicht  volksetymologische  Um- 
gestaltungen der  lateinischen  Lehnwörter;  war  etwa  creätor  zu 
ir.  '^krepöi'  und  dies  durch  Anschluß  an  cruth  'Gestalt'  [S.  43]  zu 
^kurepör  geworden?);  ir.  leo  'Löwe'  air.  Gen.  Plur.  leon  (mir. 
auch  leonian  nir.  leomhan  c.  llew  acorn.  leu  :  lat.  leö  (br.  leon 
ist  gelehrt  oder  französisch  beeinflußt);  c.  pydew,  olew  §  123,  2. 
Daneben  gibt  es  Fälle,  in  denen  e  vor  der  Endung  -us  zu  j  ge- 
worden ist:  mbr.  estr-en  §  122,  2;  c.  caws  §  126,  1;  c.  Hin  : 
lat.  linea  §  130,  1.  Unklar  ist  c.  eli  'Salbe'  abr.  eli  gl.  redoleat 
{i  kann  jedenfalls  ein  lat.  e  nicht  vertreten). 

3)  Infektion.  Vor  folgendem  j:  c.  teirthion  (tairth)  br. 
tersienn  V.  terhiann  'Fieber'  :  lat.  tertiana  (tertius;  vgl.  mir. 
teirt   'tertia  hora');    c.   cyfaint   'Kloster'   :   lat.   conuentiö    (br. 


198  Lat.  e.  [§  124, 4. 5 

kouent  stammt  wohl  aus  dem  Frz.);  c.  ceirioes,  ceirios  ^Kirschen' 
br.  kerez  :  setzt  eine  von  klass.  lat.  cerasus  abweichende  Form 
voraus,  etwa  *ceriasa  (die  Endung  -oes,  -os  im  C.  ist  unerklärt). 
Vor  erhaltenem  iy  l  u.  s.  w.:  air.  eclis  Gen.  ecolso  'Kirche'  nir. 
eaglais  c.  eglwys  acom.  eglos  br.  iliz  :  lat.  ecclesia  (mit  ein- 
fachem h  aufgenommen;  der  Vokal  der  zweiten  Silbe  ist  im  Br. 
nach  spät-lat.  eclisia  oder  fr.  eglise  umgebildet);  c.  pedi  'to 
crave  indirectly'  corn.  pesy,  pysy,  pygy  'bitten'  mbr.  pidiff  nbr. 
pidi  :  lat.  petö.  Infektion  im  Irischen:  nir.  cill  'Kirche'  (aus  der 
alten  Akk.-Dat-Form). 

4)  Vor  Nasal  +  Kons,  wird  lat.  e  nach  §  28,  3  behandelt: 
c.  esgyn  S.  192;  ir.  tennaim  nir.  teannaim  'spanne'  'I  press, 
urge,  tighten,  strain'  c.  tynnu  'ziehen'  corn.  tynn-,  tenn-  'ziehen' 
br.  tenna  :  lat.  tendö  (Rückbildung  aus  dem  Verbum  ist  ir.  tend 
nir.  teann  c.  tyn  'stramm'  corn.  tyn,  ten  br.  tenn;  unerlaubt  ist 
die  Verbindung  mit  an.  stinnr  IF  VI  318,  vgl.  aengl.  stij));  c. 
synwyr  'sense,  wit',  synhwyrol  'of  good  sense',  synio  'fühlen, 
denken'  br.  senti  'gehorchen'  :  lat.  sentire.  —  Ir.  cinteir  gl. 
calcar  c.  cethr  'Nagel'  corn.  kenter  ds.  br.  kentr  'Sporn'  :  lat. 
centrum.  —  C.  tymmest,  tymmestl  'Sturm'  :  lat.  tempestas; 
c.  tymp  'the  time  of  child-birth'  :  lat.  tempus;  mc.  tymmawr, 
tymhor  §  122,  5  :  lat.  tempora;  c.  tymmeru,  tymheru  'to 
temper'  corn.  tempre  (in  der  Schreibung  gelehrt  oder  englisch 
beeinflußt)  abr.  temperam  gl.  condio  :  lat.  temperö.  Jung  sind 
Formen  wie  c.  teml  'Tempel'.  —  Hierher  mag  noch  gehören:  c. 
tyn  er  'zart'  br.  teuer  :  lat.  tener  (c.  y  aus  einer  Grundform  mit 
-nr-  zu  erklären?). 

Unerklärt:  c.  rayfyr  §  122,  2;  air.  teist  'Zeugnis'  c.  tyst 
acorn.  tist  gl.  testis  mcorn.  test  abr.  Plur.  testou  gl.  stipulationes 
nbr.  test  'Zeuge'  :  lat.  testis. 

5)  Da  ein  Übergang  wi  >  u  bekannt  ist  (§  29,  3),  ein  Über- 
gang we  y  u  aber  nicht  belegt  ist,  so  möchte  ich  c.  cwsg  'Schlaf, 
cysgu  'schlafen'  corn.  cuske  br.  kousket  ds.,  kousk  'Schlaf  : 
lat.  quiescö  >  *quescö  an  c.  tyst  anreihen;  etwas  anders  ge- 
artet ist  aber  ir.  f  es  cor  'Abend'  c.  gosper  ds.  br.  gousp er 'Vor- 
abend' :  lat.  uesper  (erneuerte  Lautgestalt  hat  corn.  gwespar 
'Abend',  vgl.  ir.  espartain  'Abenddämmerung'  aus  lat.  uespertina 
höra).  Wirkung  eines  ku  im  Irischen:  ir.  cruimther  'Priester' 
Ogam  Gen.  QRIMITIRROS  (Rhys,  Lectures^  349 f.;  Macahster 
II  18  liest  QRIMITIR)  :  aus  lat.  presbyter,  das  auf  lat.  Boden 


§  124, 6.  7J  Lat.  e,  199 

zu  prebiter  geworden  ist;  Corm.  gibt  eine  ac.  Form  preinter  an 
(ein  anderes  Wort  ist  acorn.  prounder  :  aus  dem  Frz.  aus  lat. 
praeben  darin  s). 

6)  Bisweilen  tritt  für  lat.  e  ein  a  auf,  das  auf  lat  oder  roma- 
nischem Boden  entstanden  sein  wird:  mir.  marcad  nir.  margadh 
^Jahrmarkt'  c.  marchnad  corn.  marghas  br.  marc'had  :  lat. 
mercätus  (späte  Entlehnung;  zum  a  vgl.  frz.  marche  ahd.  mar- 
kät  an.  marka{)r,  markna|)r  u.  s.  w);  c.  arbawr  'Küchen garten' 
corn.  Plur.  erberow  :  lat.  herbärium  (wegen  des  erhaltenen  h  ein 
ganz  junges  Lehnwort,  vgl.  frz.  dial.  harbe  =  herbe;  die  Endung 
des  c.  Wortes  folgt  der  alten  Tradition);  c.  sarff  'Schlange'  com. 
sarf  abr.  Bot-sarphin  ON  :  lat.  serpens;  c.  carchar  :  lat.  car- 
cer  §  121,  1;  ir.  kalaind  'kalendae',  Gen.  Plur.  kalde  c.  calan 
'der  erste  Tag  jedes  Monats'  (vor  dem  Monatsnamen  pro Wi tisch  und 
reduziert:  clammai  =  calanmai  'der  erste  Mai')  ncorn.  kalan 
(deu  halan  guäv  'all  Saints  day,  the  Calends  of  Winter')  mbr. 
qualan  mae  'der  erste  Mai'  nbr.  proklitisch  reduziert  kala,  kal 
(kal  goanv  'der  erste  November'),  kalanna  'Neujahrsgeschenk'  : 
lat.  calendae;  c.ysblan 'glänzend'  corn.splan,  Kompar.  splanna 
ncorn.  spladn  'clarus'  br.  s plann  'hell'  (vom  Wetter)  :  lat.  splen- 
dens  oder  eher  aus  splendidus  >  *splendus,  vgl.  mc.  cann 
nc.  can  'heü,  weiß'  acorn.  can  br.  kann  aus  lat.  candidus  > 
*candus,  von  welchem  Worte  ysblan  im  Vokal  beeinflußt  sein 
mag  (c.  ysblennydd  'Glanz,  glänzend'  ist  eine  c.  Ableitung  von 
ysblan).  In  c.  tafarn  'Schenke'  :  lat.  taberna  kann  Suffixver- 
tauschung  vorliegen. 

7)  Dehnung  findet  sich  nur  in  späten  gelehrten  Lehnwörtern 
im  Ir.:  nir.  fiabhras  'Fieber'  S.  191.  Ir.  stiall  'Streifen,  Stück' 
gehört  kaum  zu  c.  astell  'Schindel'  aus  lat.  a Stella  'Span',  das 
vielmehr  durch  nir.  astal  'a  lath,  a  chip,  a  splinter'  vertreten  ist. 
Nir.  sleachtaim  'ich  beuge  das  Knie'  §137  zeugt  von  der  späteren 
Schulaussprache  des  Lat.  C.  magwyr  'Mauer'  abr.  macoer  (als 
ON)  nbr.  moger  (§  222)  :  lat.  mäceria  (über  irische  Entsprech- 
ungen vgl.  Vendryes  macre;  die  Kelten  müssen  das  lat.  Wort  in 
der  Form  *  mäceria  übernommen  haben,  obgleich  ein  kurzes  e 
anderweitig  belegt  ist;  wie  die  Differenz  zu  erklären  ist,  bleibt  un- 
klar; war  etwa  *  mäceria  die  ältere  Form,  mäceria  aber  von 
mäteria  'Bauholz',  calcem  mäceräre  'den  Kalk  löschen'  beein- 
flußt? Die  Erklärung  von  Meyer-Lübke,  ZfcPh.  I  474  ist  nicht 
durchführbar). 


200  Lat.  e.    Lat.  i.  [§  124, 8.  125, 1 

8)  Schwund  des  e  in  offener  Binnensilbe  vor  dem  urbrit.  Ak- 
zent: c.  melldith  :  lat.  maledictiö  S.  192;  c.  bendith  :  lat. 
benedictiö  §  139;  c.  elfen  'Element  (Feuer,  Luft  u.  s.  w.)'  br. 
elvenn,  elvenn-dan  'Funke'  :  lat.  elementum  (zweifelhafte 
Gleichung);  ir.  anteirt  c.  anter th  'the  forenoon'  :  lat.  ante  ter- 
tiam  (br.  enderv  'Spätnachmittag'  legt  die  Vermutung  nahe,  daß 
sich  mit  dem  lat.  Lehnwort  ein  echt  keltisches  Wort  gemischt  hat, 
vgl.  etwa  aengl.  undern-tid  'morning-time'  an.  undurn  'Vor- 
mittag (neun  Uhr)'  ahd.  untarn  'Mittag'  got.  undaurns).  Re- 
duktion nach  dem  irischen  Akzent:  air.  talland  'Talent'  :  lat. 
talentum. 

§  125.  Lat.  ^.  1)  Normal  ist  die  in  §  29,  1  beschriebene 
Vertretung:  ir.  cengal  nir.  ceangal  'das  Binden,  Verbindung, 
Gürtel'  c.  cengl  fem.  :  lat.  cingulum;  mir.  cepp 'Block'  nir.  ceap 
'a  block;  a  shoemaker's  last;  a  piece  of  ground;  the  stock  or  nave 
of  a  wheel'  (davon  ceapaim  'I  stop,  catch,  seize,  control;  I  think, 
invent,  resolve'  u.  s.  w.)  c.  cyff  'stock,  stem,  stump,  bloc'  mbr. 
queff  nbr.  kef  'tronc  d'arbre,  tronc  d'eglise'  :  lat.  cippus;  c. 
dysgu  'lernen'  corn.  desky  'lehren'  mbr.  disquiff,  desquiff  nbr. 
diski,  deski  :  lat.  discö;  c.  cest  'Korb  mit  enger  Öffnung'  abr. 
cest  gl.  fiscina  br.  kest  'Korb,  Bienenkorb'  :  lat.  cista  (nir.  eiste 
'a  ehest'  kann  mit  der  alten  Entlehnung  zu  verbinden  sein;  mc. 
kist  nc.  eist  ds.  ist  eine  durch  gelehrten  Einfluß  erneuerte  Form ; 
setzt  möglicherweise  eine  mittelalterliche  lat.  Schulaussprache  mit  i 
voraus);  ir.  firt,  fert  'Mirakel'  nir.  feart  c.  gwyrth  :  lat.  uirtüs 
(corn.  marth  br.  marz  sind  spätere  Entlehnungen  und  setzen  die 
Aussprache  vert-  statt  des  alten  wirt-  voraus;  zum  a  vgl.  §  124,  6; 
br.  berzud,  burzud  ist  mit  der  afrz.  Form  kontaminiert);  mir. 
init  nir.  inid  'Fastnachtsdienstag'  c.  ynyd  ncorn.  enez  ds.  br. 
enet  'Karneval'  :  lat.  initium;  air.  intliucht  gl.  sensus  (volks- 
etymologisch auch  intsliucht  geschrieben,  vgl.  Zimmer,  KZ  XXX 
95)  nir.  intleacht  :  lat.  intellectus;  air.  piss  nir.  pis  'Erbse' 
(zur  Mouillierung  des  s  vgl.  seib  S.  192 f.;  nir.  pis  'cunnus'  wird 
ein  anderes  Wort  sein)  c.  Plur.  pys  ncorn.  yez  br.  pez  (und  piz; 
gelehrt  beeinflußt?)  :  lat.  pisum;  c.  pysg  'Fisch'  corn.  pysk  br. 
pesk  :  lat.  piscis;  nir.  litir  'Buchstabe,  Brief  c.  llythyr  :  lat. 
littera  (gelehrt  beeinflußt  sind  acorn.  litheren  gl.  littera  br.  li- 
zer);  c.  gwyg  'Wicke'  br.  gweg,  gwek  :  lat.  uicia. 

Bei   gelehrten  Lehnwörtern   finden   sich    im  Ir.  Abweicliungon 
von   der  regelmäßigen  Verteilung  von  e  und  i;    dabei   scheint  die 


§  125, 2. 3J  Lat.  i.  201 

Aussprache  des  Lateinischen  gewechselt  zu  hahen;  in  der  älteren 
Zeit  hat  man  das  lat.  kurze  i  offen  gesprochen  (air,  lecet  'erlaubt  : 
lat.  licitus;  lechdach  'Liquida';  descipul  'discipulus';  trebun- 
suide  gl.  tribunal),  später  nicht  (air.  titul  'titulus'  u.  s.  w.).  C. 
menestr  'Mundschenk'  stammt  aus  afrz.  menestre  (vgl.  Vendry-es 
menstir).  C.  carrai  :  lat.  corrigia  (§  122,  4)  weist  auf  eine 
Endung  -e(/ja,  die  mir  unklar  ist.  Mbr.  teuzl  nbr.  teul  'titre' 
'Dokument,  Beweisstück'  ist  mir  gänzlich  unklar. 

2)  Im  Hiatus:  air.  diabul  'Teufel'  nir.  diabhal  c.  diafol, 
diafl,  diawl  acorn.  diavol  mcorn.  dyaul  br.  diaoul  :  lat.  dia- 
bolus  (sämtliche  Formen  sind  gelehrt  beeinflußt);  air.  ban-dechuin 
'diaconissae'  mir.  deochain  'Diakon'  c.  diagon,  diacon  acorn. 
diagon  br.  diagon  :  lat.  diäconus  (die  brit.  Formen  sind  gelehrt). 
Nach  den  lat.  mit  dia-  anlautenden  Wörtern  ist  air.  diabul  'dop- 
pelt' (lat.  duplus)  wohl  umgestaltet.  Mc.  diwarnawt  nc.  diwr- 
nod  'Tag' :  lat.  *diurnätum,  vgl.  frz.  journee.  Lat.  pariet-em 
war  auf  lat.  Boden  zu  paret-em  geworden  :  c.  parwyd  'Scheide- 
wand' (jünger  pared)  acorn.  poruit  gl.  paries.  Die  lat.  Endung 
-ius,  -ia,  -ium  (von  den  Kelten  mit  j  übernommen)  wird  im  Irischen 
in  der  ältesten  Zeit  durch  e  wiedergegeben,  fehlt  aber  in  den  jün- 
geren "Wörtern  wie  im  Brit:  ir.  Cothraige  'der  heilige  Patrick', 
jünger  Patraicc  nir.  Padraic  :  lat.  Patricius;  nir.  Muire  'die 
heilige  Jungfrau';  ir.  sesra  'sextarius'  §  136,  1;  ir.  crothla  'cro- 
talia'  §122,  2;  buaile  :  lat.  bualium  §  123,  2;  —  air.  proind  : 
lat.  prandium  S.  191  u.  s.  w. 

Anm.  1.  In  Entlehnungen  aus  dem  Englischen  und  Skandinavischen 
wird  die  Endung  -e,  -a  häufig  angehängt  um  die  Flexion  zu  simplifizieren: 
mir.  garda  'Garten'  S.  110;  nir.  grada  'Grad',  sompla  'Beispiel', 
searhhfhoghanta  'Diener'  S.  193;  nir.  hata  'Hut'.  Der  Ausgangspunkt 
war  der  Wechsel  zwischen  o-  und  yo-Stamm  auf  echt  irischem  Boden  (air. 
cenel  und  cenele  'Geschlecht'  u.  s.  w.). 

3)  Infektion  vor  erhaltenem  i  kann  im  Br.  vorkommen:  diski 
'lernen',  Part,  desket.  Br.  ei  nach  §  29,  2  in  c.  ffydd  'Glaube' 
corn.  fyth,  feth  br.  feiz  :  lat.  fides.  Ein  nach  §  259  zu  er- 
klärendes ü  erscheint  im  C.  in  c.  pubyr  'Pfeffer'  br.  pebr  :  lat. 
piper  (nir.  piobar  muß  ein  spätes  Wort  sein);  c.  ffurfafen  'Fir- 
mament' :  lat.  firm  amen  tum  (acorn.  firmament  und  dazu  im 
Rande  fyrvav,  das  wohl  eine  c.  Glosse  ist);  hierher  auch  ir.  iffern 
nir.  ifreann  c.  uffern  :  lat.  infernum  (die  eher  zu  erwai'tende 
lat.  Aussprache  if-  liegt  dem  corn.  yfarn,  yffarn  br.  ifern  zu 
Grunde). 


202  Lat.  i.    Lat.  ä.  [§  125, 4. 5.  126, 1 

Anm.  2.  Lat.  y  ist  in  den  gelehrten  Lehnwörtern  häufig  vertreten 
und  wird  durch  ir.  i  (e)  c.  y  wiedergegeben:  mir.  cripta  'crypta',  immon 
'hymnus',  rithim  'rhythmus',  mirr  'rayrrha'  nir.  miorr  c.  myr,  air. 
rairt-chaill  'myrtetum',  air.  senud  'synodus',  air.  sillab  'Silbe'  (b 
jedenfalls  =  g;  nir.  siollab  hat  b  durch  modernen  gelehrten  oder  engli- 
schen Einfluß;  c.  sillaf,  sill).  Ebenso  ir.  martir  c.  merthyr  S.  192. 
Dagegen  wird  lat.  y  in  einem  alten  Lehnwort  als  u  behandelt:  ir.  epscop 
fina  (Corra.)  'ein  Glas  Wein'  {-p-  durch  Volksetymologie)  acorn.  escop  gl. 
lefiste  (lepista)  :  lat.  scyphus;  vgl.  V.  groh  'Grotte'  :  lat.  crypta. 

4)  Dehnung  des  lat.  i  kommt  nicht  vor;  c.  i  m  sillaf  'Silbe', 
ffenigl  'Fenchel',  cuddigl  'Schlafzimmer',  perigl 'Gefahr'  ist  ein 
Zeichen  junger  Entlehnung.  In  c.  affwys  'Abgrund'  (br.  erv^oas 
Rc.  XX  205)  nir.  aibheis  (air.  abis)  :  lat.  abyssus  wird  Suffix- 
vertauschung  vorliegen  (Einfluß  der  lat.  Endung  -ensis). 

5)  Schwund  in  einer  offenen  Binnensilbe  vor  dem  urbrit.  Ak- 
zent: mc.  ciwdawt  nc.  ciwdod  'Stamm,  Nation'  mbr.  queudet 
'Stadt'  :  lat.  Akk.  cluitätem;  mc.  ceudawt  nc.  ceudod  'Höhlung' 
mcorn.  Plur.  cousesow  'intestina'  (ZE  843)  mbr.  coudet  'esprit, 
coeur'  y.  keudet  'concavite'  :  lat.  cauitätem;  air.  epscop 
'Bischof  mir.  escop  nir.  easbög  (mit  Metathese  und  Anschluß  an 
das  Suffix  -ög)  c.  esgob  acorn.  escop  mcorn.  epscop  br.  eskop  : 
lat.  episcopus  u.  s.  w.  Reduktion  nach  der  ir.  Akzentsilbe:  nir. 
maldacht  'Fluch',  bendaoht  'Segen'. 

Die  lat.  langen  silbischen  Vokale. 

§  126.  Lat.  ä.  1)  G.  aw  :  o,  acorn.  und  abr.  o,  mcorn. 
und  mbr.,  nbr.  ö  (vgl.  §32,1);  die  ältesten  ir.  Lehnwörter  zeigen  ä, 
eine  jüngere  Schicht  hat  ö  (aus  brit.  ö),  die  jüngste  Schicht  hat 
wiederum  ä  (gelehrte  Wiedergabe  des  lat.  ä^  vielleicht  aber  auch 
Wiedergabe  des  c.  aw).  Ir.  cäise  'Käse'  c.  caws  acorn.  cos  (das 
daneben  stehende  caus  ist  wohl  cymr.,  s.  S.  17)  ncorn.  kez  abr. 
cos-mid  gl.  serum  (=  c.  caws  maidd  'whey-curds')  mbr.  queus- 
uez  'megue'  :  lat.  cäseus;  nir.  marta  'März'  c.  mawrth  ncorn. 
merh  br.  meurs  :  lat.  Martins;  nir.  (dia)  mäirt  'Dienstag'  c. 
(dydd)  mawrth  ncorn.  (de)  merh  br.  (di)meurs  :  lat.  dies  Mar- 
ti s;  —  ir.  pöc  'Kuß'  nir.  pög  :  lat.  päx  'Friede',  Akk.  päcem 
(die  kelt.  Bedeutung  beruht  auf  der  Verwendung  des  lat.  Wortes 
in  Grußformeln;  rätselhaft  ist  c.  poc,  impog  acorn.  poccuil,  im- 
pog  br.  pok,  vgl.  S.  24);  oft  in  Ableitungssilben  (wo  die  Erhaltung 
der  Länge  im  Ir.  nach  dem  Akzent  ein  Zeichen  des  jungen  Alters 
ist):  air.  trindöit  'Dreieinigkeit'  mc.  trindawt  nc.  trindod  corn. 


§  126,  1—3]  Lat.  ä.  •  203 

trynsys  mbr.  trindet  nbr.  treinded  :  lat,  Akk.  trinitätem;  ir. 
oröit  'Gebet'  mc.  oraut  nc.  arawd  'Rede'  'a  speech  or  oration' 
mbr.  euret  nbr.  eureud 'Hochzeit'  :  lat.  oratio;  ir.  alt öir 'Altar' 
mc.  allawr  nc.  allor  acorn.  altor  mcom.  alter  br.  aoter  :  lat. 
Plur.  altäria;  —  c.  pawl  'Pfahl'  br.  peul  :  lat.  pälus;  c.  ffawd 
fem.  'Glück'  acorn.  fodic  gl.  felix  :  lat.  Plur.  fäta. 

Ob  ein  ir.  ä  alt  oder  jung  ist,  kann  oft  zweifelhaft  sein.  Es 
kann  alt  sein  in  mir.  srat  nir.  sräid  'Straße'  :  lat.  sträta  uia; 
mir.  plag  'Plage'  nir.  pläigh  :  lat.  pläga  (c.  pla  corn.  pla  sind 
mir  unklar;  mbr.  plaouhyet  'tres  malade'  setzt  ein  *plaou  voraus, 
das  nach  §  59,  6  S.  100  erklärbar  ist;  sollte  die  c.  und  corn.  Form 
durch  Subtraktion  einer  vermeintlichen  Plm^alendung  entstanden 
sein?  [vgl.  §  42  Anm.  3  S.  63;  dann  erwartet  man  aber  -o,  nicht 
-a]).  Jung  muß  das  irische  ä  sein,  wo  es  in  unbetonter  Silbe  er- 
halten ist:  nir.  öräid  'Gebet',  oibliogäid  'Verpflichtung'  Arran 
ejh'l'dgäd' ;  air.  sanctäir  gl.  sacrarium  u.  s.  w. 

Anm.  1.  Das  brit.  ö  ist  durch  ir.  kurzes  o  wiedergegeben  in  air.  trost 
gl.  trabs  nir.  trost  'Stab'  c.  trawst  'transom,  rafter',  trösten  'long 
slender  pole'  acorn.  troster  gl.  trabs  mcorn.  Plur.  tresters  'beams'  br. 
treust  'Balken'  :  lat.  transtrum  (an  lateinisch  als  ä  gesprochen;  das 
zweite  r  im  Kelt.  teilweise  durch  Dissimilation  geschwunden);  vgl.  ir. 
notlaic  S.  204. 

Mir  unklar  ist  mc.  cythreul  nc.  cythraul  'Teufel'  :  lat.  contra- 
rius (vgl.  mc.  cythrawl  'widrig'  §  143);  an  c.  traul,  Plur.  treulion 
'expense'  angelehnt? 

2)  Lat.  ä  im  Hiatus:  air.  äer,  Gen.  aieir.  Dat.  i-ssin-aiar 
'Luft'  nir.  aer  Arran  er  Donegal  er  (auch  aor,  aedhar,  aodhar 
geschrieben;  nsch.  adhar)  c.  awyr  (teils  mit  uy,  teils  mit  ivy  ge- 
sprochen; die  Aussprache  mit  uy  ist  nach  Silvan  Evans  die  ältere) 
corn.  ayr  br.  ear,  er  (aus  dem  Frz.?  auch  die  corn.  Form  kann 
jung  sein);  mir.  laech  'Laie,  Held',  Fem.  läichess  nir.  laoch 
ac.  leeces  gl.  maritae  nc.  lleyg  'Laie'  acorn.  leic  mcorn.  lek  ds. 
br.  lik  'laique,  impudique'  :  lat.  läicus. 

3)  In  Binnensilben  unmittelbar  vor  dem  lateinischen  Akzent 
wird  lat.  ä  regelmäßig  wie  a  behandelt:  c.  creadur  acorn.  croa- 
dur  br.  krouadur  :  lat.  creätüra  §  124,  2  (dagegen  c.  creawdr 
'Schöpfer'  mbr.  croueer  nbr.  krouer  :  lat.  Nom.  creätor);  c. 
pechadur  'Sünder'  corn.  pehadur  :  aus  lat.  Akk.  peccatörem 
(aber  mbr.  pechezr  nbr.  pec'her  :  aus  lat.  Nom.  peccätor);  c. 
garawys  :  lat.  quadrägesima  §  121,  3;  c.  ffurfafen  :  lat.  fir- 
mämentum    §  125,  3.     Auch  in  Anfangssilben  vor  dem  lat.  Ak- 


204  '  Lat.  ä.  [§  126,  3 

zent  findet  sich  dieselbe  Erscheinung:  c.  magwyr  'Mauer'  §124,7; 
mir.  maten  nir.  maidin  'Morgen'  :  lat.  mä(tti)tina  (die  zweite 
Silbe  war  durch  Dissimilation  geschwunden;  acorn.  metin  mcorn. 
myttyn  br.  mintin  V.  mitin  stimmen  im  Vokal  zum  irischen 
Worte;  über  das  t  vgl.  §  143,  2);  c.  sadwrn  :  lat.  Säturnus 
§  123,  6;  air.  pupall  gl.  tentorium  (mit  unklarer  Infektion)  nir. 
puball  c.  pebyll  (und  neugebildet  pabell,  indem  man  pebyll 
als  eine  Singularform  auffaßte)  :  lat.  päpiliö;  ir.  faigin  'Scheide' 
c.  gwain,  Plur.  gweiniau  acorn.  guein  mcorn.  goyn,  leniert  won 
br.  gouhin,  gouin  (gou-  statt  gwa-  nach  der  Analogie  der  mit 
dem  Präverb  gwa-,  gou-  zusammengesetzten  Wörter,  s.  §  26,  4): 
lat.  uäglna.  Jedoch  findet  sich  ein  großes  Schw^anken:  ir.  sra- 
thar  'Packsattel'  nir.  srathar,  aber  ac.  strotur  nc.  ystrodur  : 
lat.  strätüra;  c.  ionawr 'Januar'  :  lat.  iänuärius  (ir.  enair  nir. 
eanair  setzt  wohl  lat.  *ien(u)ärius  voraus;  diese  Form  haben  die 
Kelten  vielleicht  überhaupt  ursprünglich  übernommen,  und  die  Ab- 
weichungen beruhen  auf  späterer  Eestitution:  nir.  geanair,  gion- 
bhair  ncorn.  genvar  br.  genver,  genveur).  Mir.  notlaic  nir. 
nodlaig  'Weihnachten'  c.  nodolyg,  nadolyg  ncorn.  nadelik 
br.  nedelek  abr.  Notolic  MN  :  lat.  nätälicia  ist  in  derVokali- 
sation  von  nätälis  beeinflußt  (die  Kürzung  der  ersten  Silbe  ist  in 
nätälis,  die  Kürzung  der  zweiten  Silbe  in  nätälicia  regelmäßig). 
—  Für  die  Ansicht,  diese  Kürzungen  seien  auf  keltischem  Boden 
eingetreten,  finde  ich  keinen  Raum.  Das  a  steht  unter  denselben 
Bedingungen,  unter  denen  im  ererbten  Wortschatz  unzählige  Male 
c.  0  u.  s.  w.  auftritt.  Als  Belege  für  eine  derartige  Kürzung  auf 
keltischem  Boden  führt  man  an:  c.  parat oi  (neben  parotoi)  'be- 
reiten' neben  mc.  parawt  nc.  parod  'bereit'  (aus  lat.  parätus) 
und  ceiliagwydd  'Gänserich'  von  mc.  ceiliawg  nc.  ceiliog 
'Hahn'  und  gwydd  'Gans'.  In  ceiliagwydd  erkläre  ich  jedoch 
lieber  das  schon  mc.  belegte  a  aus  aw  durch  Dissimilation  gegen 
das  folgende  w;  und  in  paratoi  sehe  ich  eine  Assimilation  an  den 
Vokal  der  ersten  Silbe.  Das  a  aus  ä  in  den  lat.  Lehnwörtern  vor 
dem  lat.  Akzent  wird  daher  lateinisch  sein.  Daß  dies  a  nicht  im 
Kelt.  nach  §  121,  5  geschwunden  ist,  darf  keine  Bedenken  erregen; 
es  kann  eventuell  halblang  gewesen  sein. 

Anm.  2.  Ein  kurzes  a  unter  anderen  Bedingungen  als  oben  angegeben 
ist  Zeichen  später,  eventuell  romanischer  Herkunft:  br.  ran  'Frosch'  :  lat. 
räna;  c.  pal  'Spaten'  com.  pal  br.  pal  :  lat.  päla;  c.  llafn  'blade, 
flake'  br.  lavn-enn  'lame'  :  lat.  lära(i)na  (air.  lann  'bravium'  nir.  lann 


§126,4.  127,1]  Lat.  ä.    Lat.  ö.  205 

'Klinge');  —  mc.  cennyat,  cenyat,  cennat,  canyat  nc.  caniad  'T^r- 
laubnis'  mcorn.  cummyas  ds.  ncorn.  kibmiaz  'Abschied'  br.  kimiad 
'adieu,  congo'  :  lat.  corameätus  (vgl.  Thurneysen  IF  XIV  131  f.);  br.  grad 
'consentement,  gre'  (dazu  nie.  Grat-laun  MN);  acorn.  auain  gl.  iraago  : 
lat.  imägin-em. 

4)  Reduktion  nach  dem  Akzent  im  Irischen:  air.  peccad 
'Sünde'  nir.  peacadh  mc.  pechawt  nc.  pechod  corn.  pehas  br. 
pec'hed  :  lat.  peccätum;  air.  notire  ^Schreiber'  :  lat.  notärius; 
air.  accuiss  :  lat.  occäsiö  §  122,  4;  ir.  ortha  'Gebet',  Gen.  or- 
than,  nir.  ortha,  artha  :  lat.  oratio;  ir.  sesra  'sextarius' 
§  136,  1. 

§  127.  Lat.  ö.  1)  Die  normale  Vertretung  ist  brit.  ü,  ir. 
ö  (>  ua).  Das  lat.  ö  ist  also  mit  dem  im  Brit.  aus  den  idg.  w- 
Diphthongen  zunächst  entstandenen  ö  (§  37,  1)  zusammengefallen. 
Mir.  scuap  nir.  sguab  'Besen'  c.  ysgub  ds.  ncorn.  skibia  'uer- 
rere'  br.  skuba  ds.  :  lat.  scöpa  (dazu  noch  c.  ysgub  eil  'whisk, 
besom,  broom'  acorn.  scubilen  gl.  flagrum,  flagellum  br.  skube- 
lenn  'Ofenwischer'  :  lat.  *scöpella);  c.  sul  'Sonntag'  com.  sul 
br.  sul  ds.  :  lat.  (dies)  sölis  (ir.  söl  .i.  grian  'Sonne'  ist  nicht  zu 
verwerten;  es  kann  skandinavisch  sein);  c.  ffurf  'Form'  acorn. 
furf  mbr.  furm  (mit  gelehrter  Restitution  des  m)  :  lat.  forma;  c. 
urdd  fem.  'Orden'  br.  urz,  urs  fem.  :  lat.  ördö  (air.  ord,  Gen. 
uird  ist  gelehrtes  Lehnwort  und  hat  kurzes  o;  nir.  mit  lautgesetz- 
licher Dehnung  örd);  ac.  cusil  mc.  cussyl  nc.  cyssyl  (an  das 
einheimische  Präverb  cy-  angeschlossen)  'Rat'  acorn.  cusul  mcorn. 
cusyl,  cusil  br.  kuzul  :  lat.  consilium  (-ons-  =  ös;  im  Ir.  sind 
coisil,  cuisil  belegt;  der  kurze  Vokal  beruht  wohl  auf  Anschluß 
an  das  einheimische  Präverb  co-);  air.  nir.  cuairt  'Umkreis'  :  lat. 
cohort-em  >  cört-em  (oder  ist  ir.  cuairt  einheimisch,  aus  dem 
Präverb  *"A;W-  und  der  W.  *wert-?);  air.  gluas  'Glosse'  (gelehrtes 
Wort)  :  lat.  glössa. 

Auch  die  jüngeren  Phasen  der  brit.  Lautentwickelung  spiegeln 
sich  im  Irischen  wieder;  ü  in  mir.  lurech  nir.  lüireach  c.  llurig 
'Panzer'  :  lat.  lörica  und  möghcherweise  in  air.  cuirt  Sg.  57a  6 
nir.  cüirt  'court'  :  lat.  cohort-em  (falls  die  air.  Form  mit  ü  zu 
lesen  ist;  trennt  man  die  nir.  Form  von  der  altirischen  Form,  kann 
sie  aus  dem  Englischen  erklärt  werden);  ü  in  ir.  milis  'süß'  c. 
melus,  von  c.  mel  'Honig'  mit  der  produktiven  Ableitungssilbe 
-US  lat.  -ösus  gebildet. 

Anm.  1.  Ir.  ö  kann  ein  verschiedenes  Alter  haben.  Die  produktive 
Endung    der   nomina  agentis   -doir   (nir.  fighea-döir    'Weber'    u.  s.  w.; 


206  Lat.  ö.  [§  127, 1—4 

vgl.  c.  pechadur  u.  s.  w.  §  126,  3)  muß  verhältnismäßig  jung  sein,  wie 
die  Erhaltung  der  Länge  in  nachtoniger  Silbe  beweist;  sie  scheint  aber 
doch  aus  dem  Brit.  zu  stammen;  gelehrte  Entlehnung  ist  nicht  gut  denk- 
bar. Daß  ö  in  diesen  Wörtern  nicht  zu  ua  weiterschritt,  kann  aus  der 
Unbetontheit  erklärt  werden,  könnte  aber  auch  chronologisch  zu  deuten 
sein.  In  der  Akzentsilbe  ist  nicht  diphthongiertes  ö  immer  ein  Zeichen 
später  Entlehnung;  die  betreffenden  Wörter  sind  wohl  meist  gelehrt:  nir. 
posaim  'heirate'   :  lat.  sponsus. 

Neben  dem  oben  aus  dem  Brit.  gedeuteten  ir.  ü  gibt  es  auch  in  ganz 
jungen  Wörtern  ein  aus  dem  Englischen  zu  deutendes  w:  nir.  dochtüir 
'a  doctor',  ciipla  'a  couple'. 

In  jüngerer  Zeit,  als  das  in  §  37,  1  beschriebene  brit.  ö  sich 
schon  wesenthch  in  der  Richtung  gegen  die  heutige  Aussprache 
(w)  verschoben  hatte,  und  das  alte  ä  (§  32,  1)  schon  zu  ö  geworden 
war,  ist  das  lat.  ö  mit  diesem  jüngeren  brit.  ö  wiedergegeben  worden; 
auch  wird  bisweilen  eine  ältere  Entlehnung  mit  Hülfe  dieses  jüngeren 
ö  der  lateinischen  Form  näher  gebracht  worden  sein:  nir.  nöin 
'noon',  träth-nöna  ^Abend'  c.  nawn  'noon',  pryd-nawn  ^after- 
noon'  :  lat.  nöna;  ir.  uar,  uair  'Stunde'  (nach  der  älteren  Formel 
behandelt)  c.  awr  abr.  ann-aor  (S.  49)  mbr.  eur  nbr.  heur  :  lat. 
höra  (corn.  ur,  ncorn.  an  ur-ma  'nunc'  haben  ü;  woher?);  c. 
addoli  'anbeten'  br.  azeuli  :  lat.  adöräre.  C.  doethawr  'Doc- 
tor' schließt  sich  an  doeth  'weise'  an  und  hat  Suffixvertauschung. 

2)  Im  Hiatus:  c.  leuan  abr.  louuan  MN  :  lat.  löhannes 
(gleichzeitig  mit  der  Entwickelung  eines  w  im  Hiatus  wird  das  ö 
zu  0  geworden  sein). 

3)  Die  lat.  Endungen  der  w-Stämme  sind  nach  einheimischen 
Mustern  umgebildet  worden:  c.  lleidr,  Plur.  lladron  §  121,  2. 
So  schon  im  GalL:  Frontu  MN  aus  lat.  Frontö. 

4)  Kürzung  nach  der  §  126,  3  gesehenen  Regel  läßt  sich  nur 
spärlich  belegen  (in  den  Binnensilben,  die  der  Hauptsitz  dieser 
Kürzung  waren,  kommt  lat.  -ö-  viel  seltener  vor  als  ä).  Ir.  oröit 
mc.  oraut  §  126,  1,  ir.  ortha  §  126,  4,  aber  br.  eureud;  mc. 
eigyawn  nc.  eigion  'Ozean'  mir.  aicen  nir.  aigean  :  lat.  öcea- 
nus  (aber  nur  aus  *öceänus  erklärbar;  Vermischung  mit  ein- 
heimischen Wörtern  hat  wohl  stattgefunden,  vgl.  c.  aig  'the  sea, 
the  deep');  mir.  airicul  'Gemach',  airiuclän  'kleines  Haus'  :  lat. 
öräculum  'aedes  sacra  in  qua  oratur'  (vgl.  air.  oirclech  gl.  fla- 
men).  Beispiele  für  gebliebene  Länge  sind  oben  angeführt  (c. 
llurig,  ysgubell,  mc.  cussyl). 

Anm.  2.  Air.  focul  nir.  focal  'Wort'  ist  ein  gelehrtes  Wort,  das 
eher   auf  lat.  uocäbulum   als  auf   lat.  uöcula    beruht.     Unklar  ist  mir. 


§127,5.  128,1-3J  Lat.  ö.    Lat.  ü.  207 

or  'Ufer,  Kand'  c.  or  *Kand'  ncorn.  urrian  abr.  orion  ^\.  oram  mir, 
euryen  'Ufer,  Kand'  nbr.  or  'Kand'.  Ir.  ind-or-sa  'jetzt'  (Wb.),  indosa, 
indassa  (Ml.),  nir.  anois  gehören  doch  wohl  zu  uar,  uair  'Stunde', 
zeigen  aber  keine  Spur  einer  Länge  und  sind  auch  sonst  unklar. 

5)  Reduktion  nach  dem  Akzent  im  Irischen:  ir.  adraim  'ich 
bete  an'  :  lat.  adorö;  mir.  corann  'Kranz,  Tonsur'  c.  corun 
'Tonsur'  (aber  mc.  nc.  coron  'Krone',  gelehrt)  acorn.  curun  'Krone' 
mcorn.  curyn  ds.  br.  kurun-enn  'Kranz,  Tonsur'  (mit  rückschrei- 
tender Vokalassimilation)  :  lat.  coro  na  (ir.  coröin  'Krone'  ist  eine 
jüngere  gelehrte  Form). 

§  128.  Lat.  ü.  1)  In  ganz  seltenen  Fällen  früh  genug  auf- 
genommen um  das  Schicksal  des  idg.  ü  (§  33)  zu  teilen:  c.  cib 
'Gefäß,  Tasse'  br.  kib  'Schale,  Topf  :  lat.  cüpa  (dazu  ac.  tal-cip 
gl.  cratere  air.  talchube,  tailchube  gl.  crater,  ind  telchubi  gl. 
cadi;  ac.  gui(n)cip  gl.  torcularis;  br.  dir  'Stahl'  (aber  c.  dur  ds.; 
ir.  dür  'hart')  :  lat.  dürus.  Br.  kriz  'cru,  cruel'  ist  wohl  nicht 
das  entlehnte  lat.  crüdus,  sondern  damit  und  mit  ir.  cruaid  'hart' 
urverwandt.  C.  misgl-en  'Muschel'  ist  als  sehr  alte  Entlehnung 
aus  lat.  müsc(u)lus  erklärbar;  das  Verhältnis  zu  mesglyn  'shell', 
Flur,  masgl  acorn.  mesclen  'Muschel'  br.  mesklenn  ds.,  Flur, 
meskl  ist  jedoch  nicht  aufgeklärt. 

2)  Die  regelmäßige  Vertretung  ist  brit.  ü  ir.  ü.  Derjenige 
keltische  Laut,  mit  dem  das  lat.  ü  bei  den  Britanniern  identifiziert 
wurde,  war  vermutlich  das  aus  idg.  oi  zunächst  entstandene  ü  (y  ü 
§  39).  Air.  mir.  nir.  mür  'Mauer'  c.  mur  br.  mur  :  lat.  mürus; 
ir.  für  'Räuber,  Held'  (O'Dav.)  c.  ffur  'schlau,  geschickt'  acorn. 
für  gl.  prudens  br.  für  'weise'  :  lat.  für  'Dieb';  nsch.  müth-  'to 
change'  c.  mudo  'umziehen,  auswandern'  :  lat.  mütäre;  ir.  pur 
.i.  glan  'rein'  c.  pur  corn.  pur  br.  pur  (peur-  'ganz'  §  187)  :  lat. 
pürus;  mir.  clüm  nir.  clümh  'Federn'  c.  plu  ds.  acorn.  pluuen 
gl.  penna  mbr.  pluff  'Federn'  nbr.  plun,  plu  :  lat.  plüma. 

Anm.  Als  ir.  ua  kann  lat.  ü  nur  durch  Volksetymologie  auftreten. 
Ir.  dia  luain  'Montag'  ist  an  einheimische  Wörter  angeschlossen  oder 
vielleicht  ein  einheimisches  Wort,  das  an  die  Stelle  des  ähnlich  klingenden 
lat.  Lehnwortes  getreten  ist  (c.  11  un  ncorn.  hn  br.  lun  :  lat,  lüna).  Mir. 
buaball  'Büffel'  :  lat.  bübalus  und  nir.  buaf  *Kröte'  :  lat.  büfö  sind 
an  ir.  bo  'Kuh',  buachaill  'Hirt',  buaile  (§  123,  2)  angeschlossen. 

3)  Verkürzung  nach  der  §  126,  3  und  §  127,  4  angedeuteten 
Regel  läßt  sich  mit  Hülfe  der  Lehnwörter  im  Keltischen  nicht  be- 
legen. Ir.  uinniün  'Zwiebel'  c.  wynwynyn  stammen  aus  dem 
Engl.  (br.  ou/ioun  aus  dem  Frz.). 


208  Lat.  ü.    Lat.  e.  [§  128, 4.  129, 1 

4)  Keduktion  nach  dem  Akzent  im  Irischen:  ir.  srathar  : 
lat.  strätüra  §  126,  3;  mir.  comman  'Communion',  cummann 
'Gemeinschaft'  (daneben  mir.  commäin  nir.  comaoin  'Communion' 
durch  volksetymologischen  Anschluß  an  mir.  com-mäin  'mutual 
favour'  nir.  comaoin  'Belohnung')  c.  cymmun  'Communion'.  Jung 
(englisch)  sind  Wörter  wie  nir.  nadüir  'Natur',  fortüin  'fortune' 
u.  s.  w. 

§  129.     Lat.  e.     1)  Mit  dem  aus  idg.  ei  entstandenen  kelti- 
schen e  zusammengefallen:    ir.  beist,   blast   nir.  peist,  piast  'a 
beast,   a   reptile'    c.  bwyst   'wild'    abr.  boestol   gl.  beluina  :  lat. 
bestia  (zum  e  vgl.  Marx,  Hülf sbüchlein ;  die  undurchführbare  An- 
sicht von  Meyer- Lübke,   ZfcPh.  I  475  ist  daher  überflüssig;    corn. 
best  'Tier'  ist  jung  und  gelehrt);   ir.  ceir  'Wachs'  c.  cwyr  acorn. 
coir  ncorn.  kor  br.  koar  :  lat.  cera;  c.  plwyf,  plwy  'community, 
parish'  acorn.  hebrenchiat  plui  gl.  presbyter  ("der  Führende  eines 
Kirchspiels")    mcorn.  plu  'parish'    abr.  pluiu,   ploi  in  Ortsnamen 
(proklitisch)    nbr.  ploue   'Dorf'    :  lat.  plebs;    ir.  cleir    nir.  cleir, 
cliar  'Klerus',  ir.  cleirech  'Kleriker'  nir.  cleireach  acorn.  cloi- 
reg    br.    kloarek    :    lat.    clerus,    clericus    (c.    cleiriach    und 
clairch   'ein   abgelebter  alter  Mann'    mag   ursprünglich    'Kleriker' 
bedeutet  haben,    in   welchem   Sinne  später   eine   restituierte  Form 
cleirig  eingetreten  ist;  cleiriach  und  clairch  <  *cleirch  [vgl. 
ysbin-glairch  'Bräutigam']  sind  vielleicht  zwei  verschiedene  Wieder- 
gaben   des   entlehnten   ir.   cleirech;    die  idg.   Etymologie    von   c. 
cleiriach   bei  Zupitza   KZ  XXXV  267   scheitert  an   den  Laut- 
gesetzen);   c.  pystylwyn  'Schwanzriemen'   (ac.  postoloin   gl.  an- 
tella)  :  lat.  postilena;    c.  cwynos  'Abendessen'   (aus  *cwyn  nos 
"cena   noctis"   (vgl.  ciniaw   'Mittagessen')    corn.  coyn    ncorn.  kön 
br.  koan   :   lat.   cena;    ir.  fial   'Schleier'    acorn.   guil    gl.  uelum 
mcorn.  goyl  'Segel'    br.  goel   'Segel^   Schleier'  ;  lat.  uelum;    air. 
sciäm  gl.  Schema  nir.  sgiamh,  sgeimh  'Schönheit'  :  lat.  scheraa; 
mir.  nir.  srian  'Zaum'   ac.  fruinn   nc.  ffrwyn  :  lat  frenum;    c. 
ffwyn  'hay  newly  cut'    br.  foenn  :  lat.  fenum;    c.  ystwyll  'Tag 
der  heiligen  drei  Könige'  :  lat.  Stella  (ir.  gelehrt  stell;   br.  über- 
setzt gouel  ar  sterenn);  c.  hwyr  'Abend'  :  lat.  serus;  c.  eglwys 
acorn.  eglos    §  124,  3    (das  Kelt.   weist   auf  e;   über   die   roman. 
Sprachen   s.  ZfcPh.  I  475);    mir.  tiach   nir.  tiach.    Gen.  teiche 
'Tasche'  c.  twyg  'Hülle'  :  lat.  theca;  c.  rhwyd  'Netz'  acorn.  ruid 
mcorn.  ros  ncorn.  räz  abr.  guinod-roitou  gl.  plagae  br.  roued  : 
lat.  rete.     Lat.   -em-  >  -es-  :  mir.  nir.   mias   'Teller'    ac.   muiss 


§129,1-8]  Lat.  e.  209 

gl.  (lisci  nc.  mwys  'Korb'  acorn.  muis  gl.  mensa  mcorn.  mo)s 
'Tisch'  :  lat.  mensa;  c.  pwys  'Gewicht'  corn.  poys,  pos  'schwer' 
br.  pocz,  pouez  'Gewicht'  :  lat.  pensum;  c.  dwys  'fest',  cyn- 
nwys  'dicht,  enge' :  lat.  densus,  condensus;  air.  sei s 'Sinn',  Akk. 
PI.  scsu  (daneben  restituiert  sians)  mc.  swys-awg  'gefühlvoll'  : 
lat.  sensus;  mir.  speis  nir.  sbeis  'regard,  love,  heed'  :  lat.  ex- 
pensa;  c.  Adjektivendung  -wys  (am-ddyfr-wys  'watery  on  all 
sides')  :  lat.  -ensis;  acorn.  encois  gl.  thus  air.  ingchis  :  lat.  in- 
censum. 

Anm.  1.  Mc.  twel,  Plur.  tyweleu  nc.  tywel  'cloth,  towel'  br. 
toua/'on  'Handtuch',  toal,  toual  'Tischtuch'  sind  französisch. 

2)  In  seltenen  Fällen  tritt  lat.  e  als  l  auf.  Bei  ir.  liacht  c. 
llith  'lesson,  lecture'  wird  im  C.  eine  lautgesetzliche  Entwickelung 
vorliegen.  Ganz  dunkel  ist  c.  ciniaw  'Frühstück,  Mittagessen'  : 
zu  lat.  cena.  Air.  mir.  eis  'Abgabe'  nir.  cios  :  lat.  census  wird 
eine  spätere  Entlehnung  sein  (vgl.  die  deutsche  Wiedergabe  des 
lat.  e  in  ahd.  spTsa  'Speise',  flra  'Feier'  u.  s.  w.);  so  vielleicht 
noch  in  ir.  pis  (zu  lesen  pis)  .i.  pingind  :  lat.  pensum;  br.  iliz 
'Kirche'  §124,  3;  br.  Endung  -iz  in  bourc'hiz  'bourgeois'  u.  s.  w.  : 
lat.  -ensis;  ir.  siric  c.  sirig  'Seide'  :  lat.  sericum;  nir.  sioda 
c.  sidan  'Seide'  :  lat.  seta  (die  nächste  Quelle  dieser  Wörter  war 
aengl.  side;  br.  seiz  stammt  aus  einer  romanischen  Form  *seäd 
mit  einem  geschlossenen  e^  das  nach  §  29,  2  behandelt  worden  ist; 
vgl.  br.  kreiz  'Kreide').  Bei  ir.  disert  'a  hermitage,  asylum'  c. 
diserth  'a  desert,  a  wilderness'  :  lat.  desertum  kann  Volksetymo- 
logie mitgewirkt  haben  (bei  br.  dezerz  ist  der  Vokal  der  ersten 
Silbe  in  noch  späterer  Zeit  restituiert  worden).  C.  cegid  'Schier- 
ling' ncorn.  kegaz  abr.  cocit-ou  gl.  intiba  :  lat.  cicüta  setzen 
*cocita  voraus. 

Anm.  2.  Ganz  modern  ist  die  Wiedergabe  in  nir.  plaineid  'Planet', 
Gen.  piain  cada  (c.  planed  'Planet'  br.  plane  denn  'horoscope,  destinee'). 

3)  Verkürzung  nach  der  Regel  in  §  126,  3  kommt  vor,  aber 
aus  lateinischen  lautstatistischen  Gründen  seltener  als  bei  ä:  ir. 
edocht,  idacht,  audacht  'Testament'  nir.  udhacht  :  lat.  edic- 
tum  (jedoch  ist  mir  bei  dieser  Etymologie  das  air.  ö  der  ersten  Silbe 
unklar;  man  mag  Analogiebildung  etwa  nach  air.  edbart,  idbart 
'Opfer',  Akk.  audbirt  annehmen,  aber  dann  ist  noch  das  o  von 
edocht  zu  erklären;  vgl.  S.  229);  mir.  Dat.  Plur.  mesraib  'Maße', 
mesrugud  'messen'  nir.  measardha  'measured'  ac.  mesur  nc. 
mesur  'Maß'  :  lat.  mensüra  (daneben  ac.  do-wo-misura<m)mi 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  14 


210  Lat.  e.    Lat.  i.  [§129,3.4.  130,1 

gl.  compensabo  und  br.  muzul,  muzur  'Maß');  ir.  fenel  nir.  fi- 
neal  'Fenchel'  c.  ffenigl  acorn.  fenochel  :  lat.  feniculum  (die 
Endung  von  c.  ffenigl  ist  in  junger  Zeit  restituiert,  §  125,  4;  br. 
fanuT  stammt  aus  dem  Frz.);  mir.  cennacul  'chamber'  :  lat.  ce- 
näculum.  Die  Kürzung  ist  in  c.  gwysig-en,  chwysig-en, 
chwysigl-en  'Blase'  ncorn.  guzigan  (Lhuyd  240;  unter  uesica 
anders  geschrieben)  abr.  huisicou  gl.  papulas  nbr.  c'houezigell 
'Blase'  :  lat.  uesTca  nicht  eingetreten.  In  c.  dewin  'Zauberer'  : 
lat.  diuinus  und  in  c.  dewis  'wählen'  corn.  dywys  ds.  br.  diviz 
'sich  unterreden,  wählen'  :  lat.  diulsö  ist  das  e  auf  lat.  Boden 
entstanden  (vgl.  frz.  devin,  devise;  allerdings  wird  man  auch  an 
c.  rhewin  §  123,  2  erinnert). 

Anm.  3.  Kürzung  unter  anderen  Bedingungen  als  in  der  Eeg'el  an- 
gegeben ist  ein  Zeichen  später  Entlehnung:  c.  rheol  'Regel'  corn.  rowl 
br.  reol  neben  dem  regelmäßigen  air.  riagol  nir.  riaghail  :  lat.  regula; 
br.  teol  'Dachziegel'  :  aus  afrz.  teule  (lat.  tegula);  c.  betys  'rote  Rübe' 
neben  ir.  biatas  (gelehrt)  :  lat.  bcta;  ir.  camhall  c.  camyll  br.  kaiT- 
val  'Kameel'  haben,  wie  die  Behandlung  des  in  zeigt,  ein  verschiedenes 
Alter,  gehen  aber  alle  auf  lat.  camellus  statt  eamelus  zurück.  C. 
presch  *crib,  stall'  scheint  ein  lat.  praesaepe  vorauszusetzen  s.  §  132,  1. 

4)  Reduktion  nach  dem  Akzent  im  Irischen:  ir.  eclis  'Kirche', 
Gen.  ecolso  §  124,  3;  ir.  abann  'scourge',  Gen.  aibne  c.  afwyn 
'Zügel'  corn.  avond  :  lat.  habenae  (br.  ave  'attelage'  weiß  ich 
damit  nicht  zu  verbinden);  nir.  coinneal  :  lat.  candela  S.  193. 

§  130.  Lat.  l.  1)  Normal  wie  idg.  l  (§  34)  vertreten:  air. 
fin  'Wein'  nir.  fion  c.  gwin  acorn.  guin  mcorn.  guyn  br.  gwin  : 
lat.  ulnum;  air.  fich  gl.  municipium  c.  gwig  'lodge;  opening  m 
a  wood'  engl,  in  Cornwall  (xweek  ON  br.  gwik  'bourg'  :  lat. 
Ulcus;  ir.  ir  'Zorn'  (Adj.  irach)  c.  ir-llawn  'zornig'  :  lat.  ira; 
air.  lin  'Netz'  nir.  lion  'Flachs,  Netz'  c.  Hin  'Flachs'  acorn.  lin 
mcorn.  lyn  br.  lin  :  lat.  linum;  ir.  line  nir.  line  'Linie'  c.  Hin, 
llinyn  'line,  string'  br.  linenn  ds.  :  lat.  llnea;  ir.  mile  nir.  mile 
'Tausend'  c.  mil  corn.  myl  br.  mil  :  lat.  Plur.  mHia;  ir.  mil 
'Söldner',  Gen.  miled  c.  milwr  :  lat.  mHes;  air.  scrin  nir.  sgrin 
'Schrein'  c.  ysgrin  br.  skrin  :  lat.  scrinium;  ir.  grib  nir.  griobh: 
lat.  gryphus. 

Anm.  1.  Über  c.  hual  :  lat.  fibula  vgl.  §137.  Ir.  pardus,  parr- 
duis,  parrthais  nir.  parrthas  c.  paradwys  corn.  paradys,  para- 
thys  mbr.  parados  nbr.  baradoz  V.  baraouez  :  lat.  paradisus  kann 
Suffixvertauschung  haben  (vgl.  lat.  -ensis).  C.  pabwyr  'Docht,  Binse'  : 
lat.  papyrus  ist  mir  unklar;  c.  castwy,  cystwy  'Strafe'  ist  afrz. 
ca  s  toi. 


§130,2.8.131,1.2]  Latz.     Ut  au.  211 

2)  Verkürzung  nach  den  Regeln  in  §  126,  3:  c.  ysgrythur 
Mie  heilige  Schrift'  :  lat.  scriptura  (air.  scriptuir  ist  gelehrt); 
ir.  treblait  nir.  treabhlöid  (und  in  später  Zeit  erneuert  trio- 
bloid)  'trouble'  ;  lat.  tribulätiö  (u  zwischen  h  und  l  war  wohl 
auf  lat.  Boden  geschwunden);  ir.  tredan  'dreitägiges  Fasten'  (die 
nir.  Schreibung  treadhan  ist  wohl  von  dem  dh  veranlaßt)  :  lat. 
tri  du  an  US.  Es  gibt  aber  auch  mehrere  Belege,  bei  denen  diese 
Kürzung  ausgeblieben  ist:  ir.  dile  c.  diluw  §  123,5;  mc.  priawt 
§  133,  2. 

Air.  spirut  'Geist'  nir.  sbiorad  c.  ysbryd  acorn.  spirit 
mcorn.  spyrys  br.  spered  :  lat.  spTritus  kann  nur  dann  aus  der 
Yerkürzungsregel  erklärt  werden,  wenn  man  von  Formen  wie  spl- 
ritui,  spirituum  ausgeht. 

Anm.  2.  Unerklärt  ist  die  Kürze  in  ir.  screpul  nir.  sgreaball  'a 
scriiple'  mo.  ysgrybyl  'a  working  beast'  nc.  ysgrubl  (u  wohl  nur  ortho- 
graphisch) ac.  scribl  'Skrupel'  (Münze)  ncorn.  yskrybl  'iumentum' 
(Lhuyd)  :  lat.  scripulus. 

3)  Reduktion  nach  dem  Akzent  im  Irischen:  ir.  cucann, 
mulenn  §  122,  2;  ir.  saile  'Speichel'  c.  haliw  br.  halo  (mit  um- 
gestalteter Endung)  :  lat.  saliua;  mir.  cerchaill  'Kissen'  nir. 
cearchall  (und  mit  Svarabhakti  creachaill)  :  lat.  cerulcal;  air. 
mertrech 'Hure'  nir.  meirdreach  (mit  lautgesetzlicher  Dehnung)  : 
lat.  meretric-em  (das  x  der  Endung  kann  auf  dem  Einfluß  des 
ir.  Suffixes  -ech  beruhen). 

Die  lateinischen  Diphthonge. 

§  131.  1)  In  den  vermutlich  ältesten  Entlehnungen  erscheint 
lat.  au  als  brit.  ow  (nach  §  42  S.  60  weiter  entwickelt).  Das  setzt 
eine  lat.  Aussprache  ow  voraus  (nicht,  wie  Thurueysen  ZfcPh.  II 
84  will,  lat.  äu).  Im  Ir.  erscheint  ö.  Air.  nir.  ör  'Gold'  mc.  eur 
nc.  aur  corn.  our  br.  aour  :  lat.  aurum  (vgl.  abr.  ourcalch  gl. 
anrieh alcum  ZfcPh.  II  84);  air.  nir.  Pol  ac.  Poul  nc.  Paul  :  lat. 
Paulus;  ac.  Mouric  nc.  Meuric  :  lat.  Mauricius.  Nichts  stände 
im  Wege,  corn.  powes  'Ruhe'  br.  paouez  aus  lat.  pausa  mit 
volksetymologischer  Umgestaltung  der  Endung  zu  erklären;  aber 
c.  powys  fügt  sich  dieser  Erklärung  nicht.  Air.  cöis  nir.  cüis 
'Sache'  :  lat.  causa. 

2)  Yermuthch  jünger  ist  die  Wiedergabe  durch  brit.  aw,  dem 
im  Ir.  ein  ä  zu  entsprechen  scheint:  nir.  cal  'Kohl'  c.  cawl  acorn. 
caul   br.  kaol  :  lat.  caulis;  c.  cawg  'hasin,  bowl'  :  lat.  caucus. 

14* 


212  Lat.  au,  eu.    Lat.  ae.        [§  131, 2—5.  132, 1 

Ein  solches  aw  bleibt  im  C.  auch  in  nicht-letzter  Silbe:  cawlai 
^one  that  is  fond  of  pottage',  cawgaid  'basinfal'.  C.  claws  'close', 
Flur,  closydd  ist  englisch,  vgl.  c.  prawf  §  122,  5. 

Anm.  Ir.  cuacli  'Becher'  würde,  wenn  zu  lat.  caucus  gestellt,  so- 
wohl von  der  älteren  Kegel  (ir.  ö,  das  nicht  zu  ua  wird)  als  von  der 
jüngeren  von  c.  cawg  befolgten  Regel  abweichen;  dazu  kommt,  daß  es 
nach  Stokes,  KZ  XLI  383  zweisilbig  ist;  das  Wort  ist  also  wohl  ein- 
heimisch. 

3)  Vor  folgendem  u  ist  au  gemeinromanisch  zu  a  geworden: 
augustus  >  agustus.  Falls  dies  a  lang  war,  kann  möglicher- 
weise br.  eost  'August,  Ernte'  daraus  erklärt  werden:  ägu  >  ä-u- 
>  äw,  vgl.  über  idg.  äw  S.  62;  c.  awst  'August'  kann  a  oder 
ä  vorausssetzen.  ßr.  eur  'Glück'  ist  mit  der  Aussprache  ör  ein 
frz.  Lehnwort;  daneben  bezeugen  aber  Troude  und  Legonidec  eine 
diphthongische  Aussprache,  die  vielleicht  auf  lat.  augurium  zurück- 
führt (eü  statt  eo  unter  dem  Einüuß  der  Schreibung?).  Eine  nicht 
aus  der  angegebenen  Regel  folgende  Monophthongierung  müßte  bei 
lat.  plaustrum  stattgefunden  haben,  wenn  es  die  Quelle  des  br. 
pleustra  (ö)  'die  Ochsen  zum  Pflügen  gewöhnen'  wäre. 

4)  In  jüngeren  gelehrten  Lehnwörtern  kann  lat.  au  im  Air. 
erhalten  sein:  air.  augtor  'Urheber',  augtortas  'Autorität'  nir. 
ughdar,  ughdarthäs  c.  awdur,  awdurdod  :  lat.  auctor,  auc- 
töritäs  (br.  aotre  'consentement'  ist  afrz.  otrei  nfrz.  octroi,  mit 
einer  älteren  Entlehnung  oder  mit  br.  aotrou  'Herr'  §  88,  2  kon- 
taminiert); air.  clausul  mir.  clüsal  'Zelle'  (br.  klaustr  'Kloster' 
mag  gelehrt  und  vielleicht  zugleich  französisch  beeinflußt  sein;  ganz 
jung  ist  nir.  clabhstar  'Kloster');  ir.  lauir  c.  llawr-wydd  'Lor- 
beerbaum'. 

5)  Lat.  eu  sucht  man  in  ir.  Eogan  mc.  Owein  MN  :  lat. 
Eugenius;  diese  Namen  können  aber  echt  keltisch  sein,  s.  S.  73. 
Sonst  kommt  lat.  eu  nur  in  uns  nicht  interessierenden  gelehrten 
Wörtern  vor.  Br.  leo  'Meile'  :  lat.  leuca,  leuga  stammt  wohl 
aus  dem  Frz. 

§  132.  1)  Lat.  ae  wird  regelmäßig  wie  ein  kurzes  e  be- 
handelt; vermutlich  sprach  man  es  im  Lat.  zur  Zeit  der  Entlehn- 
ungen als  ein  langes  offenes  e;  da  man  aber  im  ßrit.  keinen  ent- 
sprechenden langen  Vokal  besaß,  verwendete  man  das  kurze  offene  e. 
Ir.  pridchim  'predige'  (d  =  d;  bisweilen  nicht  geschrieben)  mbr. 
prezec  'predigen,  sprechen'  nbr. prezek,  prezeg  Cornouaille  preg  : 
lat.  praedicö  (gelehrt  beeinflußt  V.  predek,  ir.  pritchaim);  air. 


§182,  1— 3J  Uli.  ae,  oe.  213 

Inf.  precept  'predigen'  c.  pregeth  'Predigt'  corn.  pregoth  :  lat. 
Pliir.  praecepta;  nir.  praiseach  'Krippe'  c.  presch  'crib,  stall'  : 
lat.  pracsaepe.  Das  irische  a  in  praiseach  und  in  air.  praid- 
chas  'welcher  predigt'  Wb.  12c  27,  praicibtorai  'die  Lehrer' 
Ml.  38c  9a  beruht  wohl  auf  einem  unklaren  gelehrten  Einfluß; 
dazu  gesellt  sich  die  Verwechselung  von  lat.  prae-  und  pro-  : 
ro-phroidech  'der  gepredigt  hat'  Wb.  10c  20,  mir.  procept, 
procecht  =  air.  precept,  propost  .i.  prepost  Corm.  :  lat.  prae- 
positus.  Air.  demun  nir.  deamhan  'Teufel'  corn.  ievan  :  lat. 
daemon;  air.  ceist  'Frage'  nir.  ceist  :  lat.  quaestiö;  air.  eres 
'Ketzerei',  heritic  (Plur.)  'Ketzer'  :  lat.  haeresis,  haereticus. 
C.  iddew  :  lat.  ludaeus  §  123,  2. 

Infektion:  mir.  preid  nir.  spreidh  'Mitgift,  Vieh'  (die  Dehn- 
ung von  dem  dh  bewirkt)  c.  praidd  'Herde,  Beute'  br.  preiz 
'Beute'  :  lat.  praedium  und  praeda.  —  Vgl.  noch  c.  Aipht 
§  144,  3,  c.  ymrain  §  144,  5. 

2)  Es  findet  sich  daneben  eine  Wiedergabe  durch  c.  oe,  die 
schwerlich  älter  als  die  eben  beschriebene  Wiedergabe  ist:  c.  bloesg 
'lisping'  :  lat.  blaesus;  c.  Groeg  'Griechisch'  :  lat.  Graeca  (nach 
der  in  den  Lehnwörtern  ir.  bes,  cel  S.  56  f.  zum  Vorschein  kom- 
menden Regel  kann  nir.  greigis  regelmäßig  aus  der  c.  Form  er- 
klärt werden;  br.  gregach  weicht  ab).  Vgl.  noch  nir.  speir  'the 
sky,  firmament'  :  lat.  sphaera. 

In  einem  einzigen  Wort  ist  lat.  ae  durch  den  irischen  Diph- 
thong ai  wiedergegeben:  ir.  säigul  'Leben,  Lebenszeit'  mr.  saog- 
hal  :  lat.  saeculum;  aber  schon  die  unregelmäßige  Behandlung 
des  lat.  -kl-  macht  es  unwahrscheinlich,  daß  dies  Wort  alt  und 
unbeeinflußt  wäre;  hat  das  Reim  wort  bäigul  'Gefahr'  das  §  ver- 
schuldet (Thurneysen,  IF  Anz.  IX  43),  so  kann  es  auch  an  dem 
Diphthong  mit  Schuld  sein.  Sollte  auch  ir.  laeb  nir.  laobh 
'schief,  krumm'  aus  lat.  laeuus  stammen,  so  ist  das  wohl  nur  ein 
weiterer  Beweis  des  jungen  Alters  dieser  Wiedergabe. 

3)  Für  lat.  oe  sind  die  Beispiele  sehr  dünn  gesät.  Zusammen- 
fall mit  lat.  G  scheint  ir.  pian  'Pein',  Gen.  peine  :  lat.  poena  zu 
beweisen;  corn.  Plur.  ponow  br.  poan  widersprechen  nicht,  wohl 
aber  c.  poen,  das  mit  der  vermutlich  jüngeren  Behandlung  des 
lat.  ae  stimmt.  Air.  pennit  'Buße'  wird  wohl  eine  gelehrte  Um- 
bildung von  lat.  paenitentia  sein  (vgl.  abstanit  S.  191;  paeni- 
tentia  ist  aber  noch  gewaltsamer  abgekürzt),  und  c.  penyd  corn. 
penys  br.  penet  aus  dem  Ir.  entlehnt  (davon  gebildet:  mbr.  pini- 


214  Lat.  w,  [§  133,  1—2 

gaff  [g  =  z]  ^Buße  machen',  pinigen n  nbr.  pinijenn  'Buße'). 
Ferner  liegt  wohl  der  Gedanke,  von  einem  lat.  *paenitia  {ae  durch 
e  wiedergegeben)  oder  *poenitia  {oe  >  e;  der  lange  Vokal  un- 
mittelbar vor  der  Akzentsilbe  gekürzt)  auszugehen  und  das  irische 
Wort  wie  sonst  aus  dem  ßrit.  herzuleiten. 

Lat.  w  und  / 

§  133.  Lsit  w  wird  wie  idg.  w  (S.  59ff.)  behandelt.  1)  Air. 
fi'n  c.  gwin  mcorn.  guyn  br.  gwin  'Wein'  :  lat.  ulnum;  air.  fers 
'Vers'  c.  gwors  br.  gwerz  :  lat.  uersus;  c.  (dydd)  gwener  'Frei- 
tag' ncorn.  (de)  gwenar  br.  (di)gwener  :  lat.  (dies)  Ueneris; 
ac.  guird  gl.  herbida  nc.  gwyrdd  'grün'  acorn.  guirt  'uiridis' 
ncorn.  gwer  (mit  geschwundenem  d)  mbr.  guezr  (mit  Metathese) 
nbr.  gwer  :  lat.  uir(i)dis;  c.  gwenwyn  'Gift'  acorn.  guenoin- 
reiat  gl.  ueneficus  :  lat.  uenenum.  Schwund  vor  einem  gerunde- 
ten Vokal:  ir.  feil  'Fest'  c.  gwyl  (güt/l)  corn.  gol  br.  goel  :  lat. 
uig(i)lia.  Über  c.  gosper  br.  gousper  (ir.  fescor)  s.  §  124,  5. 
gw  >  xw  (durch  Sandhi  oder  Volksetymologie)  in  c.  chwysigen 
br.  c'houezigell  :  lat.  uesica  §  129,  3.  Sandhientgleisung:  ir. 
espartain  :  lat.  uespertina  §  124,  5;  und  umgekehrt  ir.  farci- 
deochain  'Erz-Diakon'. 

Anm.  1,  In  jungen  Lehnwörtern  kann  im  Brit.  das  lat.  tv  durch  v 
vertreten  sein,  das  als  lenierte  Anlautsform  verwertet  wird  und  ein  b  oder 
m  als  unlenierte  Form  neben  sich  hat:  br.  berzud,  corn.  marth  br.  marz 
§  125,  1;  c.  berf  'Verbum';  br.  bendera  'Weinlese'  (älter  sind  air.  Gen. 
Plur.  finime  'Weinreben'  mir.  finemain  nir.  fineamhain  'Weinberg, 
Weinrebe')  :  lat.  uindemia.  Noch  jünger  ist  das  vom  Sandhi  unberührte 
V  des  Br. :  vikel  'vicaire'.  Im  Ir.  kommen  Abweichungen  von  der  Tradi- 
tion lat.  w  =  ir.  f  selten  vor:  ir.  moit  nir.  moid  'a  vow'  nsch.  boid  : 
lat.  Plur.  uöta.  Englisches  w  oder  v  wird  dem  ir.  bh  gleichgesetzt:  nir. 
balla  'wall'  (c.  gwäl);  nsch.  bearbhain  :  engl,  vervain.  Munster 
falla  'wall'  erklärt  sich  daraus,  daß  das  englische  iv  als  eklipsierte  Form 
von  /  (bh-f-)  betrachtet  werden  konnte;  ähnlich  nir.  fuinneog  'window'. 
Über  die  gelehrte  Transskription  des  lat.  ui  in  nir.  uirghe  s.  S.  191  (da- 
mit stimmt  nsch.  uinneag  'Fenster'). 

2)  Zwischen  Vokalen:  c.  ciwdod  :  lat.  ciuitätem  §  125,  5; 
c.  ceudod  u.  s.  w.  (setzen  ow  voraus)  :  lat.  cauitätem  §  125,  5; 
c.  ffau  'Höhle'  ncorn.  fow  :  lat.  fouea;  c.  iau  §  134;  unerklärt 
ist  die  Ent Wickelung  des  Vokals  bei  br.  raouia  'sich  erkälten'  V. 
reuein  :  lat.  räuus  'heiser'  (die  br.  Formen  weisen  auf  ow).  Vor 
einem  brit.  ö  ist  das  w  geschwunden:  mc.  priawt  'Ehemann'  nc. 
priod  acorn.  gur-priot  gl.  sponsus  mcorn.  pryes  br.  pried  :  lat. 


§133,2-3.  1H4|  Lid.  w.     hat  j\  215 

priuätus.     Im  Ir.  schwindet  das   w   zwischen  Vokalen:    ir.  saile 
c.  haliw  br.  halo  :  hit.  sallua  §  130,  3. 

Anm.  2.  Junj,'  sind  Wörter  wie  c.  ffafr  'favour'  (aus  dem  Engl.,  vgl. 
nir.  f'äbhar)  und  alle  Wörter,  in  denen  das  iv  zwischen  Vokalen  im  Ir. 
in  irgend  einer  Form  erhalten  ist:  air.  genitiu  'Genitiv'  (Gen.  gcniten 
nach  dem  Muster  der  ir.  -Je?iStämmo),  breib  'breuis',  graif  'grauis' 
u.  s.  w.  Am  auffälligsten  ist  nsch.  cabhuil  'a  crcel  for  catching  fish' 
ncorn.  kaival  gwanan  'Bienenkorb'  abr.  cauell  gl.  cojdiinus  nbr.  kavell 
'nasse  de  pecheur;  berceaii  d'enfant;  corbeille'  :  mlat.  cauell  um. 

3)  In  Verbindung  mit  Konsonanten  ist  lat.  w  in  den  Lehn- 
wörtern nur  spärHch  belegt.  Über  lat.  qu  s.  §  142.  Ir.  adbir- 
seoir  nir.  aidhbhirseoir  ^der  Teufel'  :  lat.  aduersärius.  rw 
in  ir.  cerchaill  :  cerulcal  §  130,  3.  liv  in  ir.  calb  .i.  cend 
'Kopf  :  lat.  calua;  c.  pylor  'Staub'  (w  vor  dem  noch  zu  er- 
klärenden 0  geschwunden)  :  lat.  puluerem.  C.  cyf aint  'Kloster'  : 
lat.  conuentiö  §  124,  3  ist  an  das  Präverb  cy-  angeschlossen  und 
wohl  zugleich  romanisch  beeinflußt. 

§  134.  Lat.  y.  C.  (dydd)  iau  'Donnerstag'  corn.  (de)yow 
mbr.  (dez)  yaou  nbr.  (diz)iaou,  (diz)iou,  (dir)iou  V.  (dir)ieu  : 
lat.  dies  louis;  ir.  enair  'Januar'  nir.  eanair,  geanair  c. 
ionawr  u.  s.  w.  §  126,  3.  Vermuthch  war  das  idg.  j  zur  Zeit  der 
Entlehnungen  im  Ir.  schon  geschwunden;  lat.  j  wird  im  Ir.  ent- 
weder vernachlässigt  worden  sein  (das  e  von  ir.  enair  wäre  dann 
mit  dem  e  des  ncorn.  genvar  br.  genver  aus  dem  Lat.  zu  er- 
klären), oder  es  wird  durch  i  wiedergegeben  worden  sein  (hiatus- 
bildendes iä  vor  einer  weiteren  Silbe  ergab  regelmäßig  ir.  e).  Die 
Wiedergabe  des  lat.  /  durch  g  (im  Ir.  g ,  leniert  ;')  ist  jung  (vgl. 
nir.  giüdach  'Jude';  nir.  giüistis  'Richter'  und  geöcach  'a  va- 
grant,  a  stroller;  a  parasite,  a  glutton,  a  mime'  haben  wohl  ihre 
eigentliche  Quelle  in  engl,  justice  und  joke;  g  gibt  aber  wohl 
eher  lat.  j  als  engl.  ^  wieder). 

Anm.  Eine  junge  gelehrte  Wiedergabe  des  lat.  7  sehen  wir  in  nir. 
iüin  'Juni',  iül  '.Juli',  iubhal  'Jubilaeum',  iudaidhe  'Jude'. 

Zwischen  Vokalen:  ir.  öine  'das  Fasten'  nir.  aoine,  ir.  cet- 
öin  'Mittwoch'  "erstes  Fasten"  nir.  ceadaoin,  ir.  äin  didin  'Frei- 
tag' "letztes  Fasten"  nir.  dia  haoine,  ir.  dardoen  'Donnerstag' 
"zwischen  den  beiden  Fasten"  nir.  diardaoin  (von  dia  'Tag'  be- 
einflußt) :  lat.  ieiünium  (vermutlich  ist  von  *aiünium  auszugehen; 
im  Ir.  ist  der  Vokal  der  zweiten  Silbe  regelmäßig  geschwunden ; 
in  br.  iun  'Fasten'  ist  die  erste  Silbe  geschwunden).  Vgl.  nir. 
nsch.  maor  'a  steward,  a  bailiff'  ac.  mair  gl.  praepositus  c.  maer 


216  Lat.  j,  h,  s.  [§  134—136, 1 

'steward,  mayor'  acorn.  mair  gl.  praepositus,  huhel-uair  gl.  vice- 
comes,  maer-buit  gl.  dispensator  (buit  'Esseir)  mbr.  maer  nbr. 
mear  %aire'  :  lat.  maior;  air.  säi  gl.  tunica  c.  sae  'say,  stuff  so 
called'  br.  sae  'habit,  robe'  :  rrlat.  *saja  (ital.  saja);  c.  baeol  ^a 
pail,  a  pot'  acorn.  baiol  gl.  enula  (=  caldarium)  br.  beol  'cuve'  : 
lat.  baiula  'uas  aquarium';  mbr.  traezer  nbr.  trezer  'Trichter'  : 
lat.  träiectörium.  Hestitutionen  haben  im  Monatsnamen  'Mai' 
stattgefunden:  ir.  mäi  nsch.  mäigh  mc.  mei  nc.  mai  ncorn.  me 
br.  mae  :  lat.  Maius. 

Lat.  j  in  Verbindung  mit  Konsonanten  finde  ich  nur  in  uns 
nicht  interessierenden  gelehrten  Lehnwörtern :  air.  adiecht  'Adjek- 
tiv', interiecht  'Interjektion'. 

Lat.  h,  s  (z),  f. 

§  135.  Lat.  h  wird  in  den  alten  und  volkstümlichen  Lehn- 
wörtern nicht  wiedergegeben  (es  war  schon  stumm):  c.  afwyn 
u.  s.  w.  :  lat.  habena  §  129,  4;  c.  ufyll  u.  s.  w.  :  lat.  humilis 
§  123,  5.  Auf  gelehrtem  Wege  kann  jedoch  das  h  restituiert 
werden;  dies  hat  namentlich  im  Air.  in  großem  Umfang  stattge- 
funden: air.  humal  'humilis'  u.  s.  w.;  sogar  im  Wortinnern:  air. 
nihelas  'nullitas'. 

§  136.  Lat.  s  teilt  nur  in  sehr  geringem  Umfang  die  Schick- 
sale des  idg.  s,  dessen  Hauptänderungen  im  Kelt.  zur  Zeit  der 
Entlehnungen  schon  vollzogen  waren. 

1)  (Lat.  s  in  Verbindung  mit  Vokalen.)  Im  Anlaut  ist  lat. 
s  in  einigen  Fällen  durch  brit.  h  wiedergegeben:  ir.  saile  c.  lia- 
liw  br.  halo  :  lat.  saliua  §130,3;  c.  hwyr  'Abend'  :  lat.  serus; 
ir.  sesra  ac.  hestaur  'sextarius'  mc.  hestawr  nc.  hestor  :  lat. 
sextärius;  ir.  soilestar  c.  elestr  §  121,  2;  mbr.  Halegoet, 
Halegot  ir.  Salcuait  (Corm.  41,  Corm.  Tr.  151)  :  lat.  salice- 
tum.  C.  hidl  ist  wohl  kein  Lehnwort  (S.  72).  Das  Ir.  hat  s 
(nur  die  junge  Entlehnung  aus  dem  Brit.  ir.  eileastrom  §  121,2 
weicht  ab). 

In  der  großen  Masse  der  Belege  wird  jedoch  lat.  s  im  Anlaut 
durch  brit.  s  wiedergegeben:  ir.  sacc  nir.  sae  c.  sach  'Sack'  acorn. 
sach  diauol  'daemoniacus'  ncorn.  2^ä/i 'Sack'  br.  sac'h  :  lat.  Sac- 
cus; ir.  saiget  'Pfeil'  nir.  saighead  c.  saeth  corn.  seth  br. 
saez,  seaz  :  lat.  sagitta;  c.  sarff  'Schlange'  corn.  sarf  abr. 
Bot-sarphin  ON  :  lat.  serpens;  c.  sul  §  127,  1;  c.  sadwrn 
§  123,  6;  c.  swllt  §  122,  3;  c.  swyn  §  138,  3. 


§  136,  1—2]  Lat.  5.  217 

Lat.  s  zwischen  Vokalen  wird  immer  durch  hrit.  und  ir.  s 
wiedergegeben:  mir.  asan  'Esehn'  nir.  asal  'Esel'  c.  asyn  (mc. 
Plur.  essyn)  corn.  äsen  br.  azen  :  lat.  asinus,  asellus;  air.  ca- 
sal  gl.  paenula,  gl.  lacerna  ac.  casulheticc  gl.  paenulata  (br. 
kasul  'chasuble'  ist  gelehrt  beeinflußt)  :  lat.  casula;  nir.  prai- 
seach  c.  presch  :  lat.  praesaepe  §  132,  1;  ir.  caise  u.  s.  w.  : 
lat.  cäseus  §  126,  1;  ir.  cöis  :  lat.  causa  §  131,  1;  ir.  accuiss 
mc.  achaws  :  lat.  occäsio  §  122,  4. 

Der  Übergang  s  >  Ä  war  also  zur  Zeit  der  Entlehnungen 
schon  vollzogen;  im  Anlaut  bestand  jedoch  in  der  ältesten  Zeit 
auch  im  ßrit.  noch  der  Sandhi-Wechsel  s  :  h,  an  dem  daher  einige 
lateinische  Wörter  beteiligt  wurden;  recht  bald  wurde  jedoch  der 
Wechsel  aufgehoben,  weshalb  die  große  Masse  der  lat.  Lehnwörter 
im  Brit.  davon  unberührt  sind. 

2)  (Lat.  s  in  Verbindung  mit  Geräuschlauten.)  Lat.  ss  fällt 
mit  -s-  zusammen:  ir.  bissext  :  lat.  bisse x tum  (s.  unten  S.  218). 
—  Lat.  sk:  ir.  scamon  (Rc.  IX  464)  c.  marw-ysgafn  'death-bed 
song'  mbr.  scaffn  nbr.  skaon  'banc,  escabeau'  (marv-skaon 
'trcteaux  funebres')  :  lat.  scamnum;  air.  scol  nir.  sgoil  acorn. 
scol  br.  skol  'Schule'  :  lat.  schola;  ir.  scuap  u.  s.  w.  :  lat.  scöpa 
§  127,  1.  Der  vorgeschlagene  Vokal  (c.  a)  ist  ins  L'ische  ge- 
drungen in  ir.  epscop  acorn.  escop  :  lat.  scyphus  §125  Anm.  2; 
vgl.  mir.  escibul  (AfcLex.  I  255  0)  air.  Gen.  Sing,  esbicuil 
'Becher'  :  lat.  scyphulus.  Ln  Wortinnern:  c.  cysgu  'schlafen' 
§  124,  5;  c.  dysgu  'lernen'  §  125,  1;  ir.  epscop  'Bischof  c.  es- 
gob  u.  s.  w.  §  125,  5;  c.  pasg  'das  Mästen'  br.  paska  'nähren, 
füttern'  :  lat  pascö;  Verschlußlaut  +  sk:  air.  exceptid  'Aus- 
nahme' (gelehrt;  mit  ir.  Endung)  nir.  eisgeacht.  Lat.  ks  ergibt 
im  Ir.  in  den  vermutlich  ältesten  Entlehnungen  ss^  später  ks,  xs 
(nir.  sg).  Im  Brit.  wird  das  k  zu  einem  unsilbischen  Vokal,  und 
zwar  im  C.  immer  zu  einem  J-ähnhchen  Laut,  im  Br.  und  Corn. 
dagegen  unter  Umständen  zu  einem  i(;-ähnlichen  Laut:  nir.  Sasana 
(restituiert  Sacsana)  'England'  c.  Sais  'Engländer'  (mit  dem  von 
der  Nominativendung  -ö  bewirkten  Umlaut,  der  auch  in  den  Plur. 
S eisen  gedrungen  ist)  ncorn.  zowz  'Engländer',  Plur.  zowzon  br. 
Saoz,  Plur.  Saozon  :  lat.  Saxö,  Plur.  Saxones;  c.  coes  'Bein'  : 
lat.  coxa;  abr.  toos  gl.  tunica  :  lat.  toxa  'stragulum  e  grosso 
panno';  mir.  cross  'Kreuz'  nir.  cros  c.  croes  fem.  acorn.  crois 
mcorn.  crous  mbr.  croes,  croas  nbr.  kroaz  :  lat.  Nora,  crux; 
c.  pais,  Plur.  peisiau  'coat,  petticoat'  acorn.  p eis  gl.  tunica,  peus 


218  Lat.  s.  [§  136,  2 

gruec  gl.  toral  mcorn.  pous,  pows  'coat'  abr.  Peis-uuentoc  ON  : 
lat.  pexa;  ac.  lissiu  nc.  lleisw  'Lauge'  (masc.)  abr.  lisiu  und 
liusiu  i)br.  lisiou,  lichou,  lijou  :  lat.  lixiuum  (die  c.  Form  aus 
*lixua?  vgl.  br.  halo  neben  c.  haliw  §  130,  3).  Worauf/  :  w 
im  Corn.  und  Br.  beruht,  ist  aus  den  Beispielen  nicht  ganz  klar; 
ist  von  einem  ü  auszugehen,  das  sich  in  verschiedener  Richtung 
entwickelt  hat?  —  Wertlos  als  Belege  sind  die  ir.  Wörter,  die  mit 
ess-  anlauten,  da  sie  an  die  einheimische  Präposition  angeschlossen 
sein  können;  air.  esid  (neutr.)  gl.  exitium  war  jedenfalls  mit  sid 
'Friede'  assoziiert,  vgl.  Ml.  67c  14  ni  bia  essid  ndo  gl.  quieti 
imperii;  mir.  ris  .i.  ri  'König'  ist  wohl  niemals  ein  eingebürgertes 
Wort  gewesen,  und  nir.  cailis  'Becher'  stammt  wohl  aus  dem  Engl. 

—  Ir.  ks,  xs  findet  sich  in  zwei  Fällen,  in  denen  das  Brit.  wenig- 
stens zum  Teil  Metathese  aufweist:  air.  ochsal  nir.  asgall  c.  as- 
gell  corn.  ascall  br.  askell  :  lat.  axilla  §  121,  3;  ir.  lax  gl. 
remissus  mir.  lascc  ac.  lais  gl.  diffusa  nc.  llaes  'locker,  schlaff' 
br.  laosk  'schlaff',  leuskel  'loslassen',  Part,  laosket  :  lat.  laxus 
(mit  ä?),  laxäre,  vgl.  §32,2  S.  49  (die  Metathese  hatte  vielleicht 
auf  lat.  Boden  stattgefunden,  vgl.  fr.  lach  er;  der  Ansatz  lat. 
*laxicäre  hilft  zur  Erklärung  des  br.  ao  :  ö  nicht).  —  Br.  peoc'h 
'paix'  weiß  ich  mit  lat.  päx  nicht  zu  vermitteln;  vielleicht  ist  -oc'h 
suffixal. 

Anm.  1.  Nir.  bogsa,  bosga  'box'  c.  bocs,  bocys  stammt  aus  dem 
Englischen. 

Lat.  st:  c.  ystwyll  :  lat.  Stella  §  129,  1;  nir.  stad  'a  stay', 
stadaim  'I  stop'  c.  ystad  'Zustand'  br.  stad  'Zustand,  Staat'  : 
lat.  Status  (daneben  nir.  stäid  'state,  rank'  aus  dem  Engl.);  ir. 
beist  u.  s.  w.  :  lat.  bestia  §129,  1;  air.  teist  u.  s.  w.  :  lat.  testis 
§  124,  4.  Lat.  kst:  ir.  sesra  c.  hestawr  :  lat.  sextärius  S.  216; 
mir.  nir.  seist  'die  sechste  Stunde  des  Tages'  :  lat.  sexta.  Nicht 
volkstümHch  ist  die  Erhaltung  der  Gruppe  -kst-  in  air.  bissext 
'Schalttag';  die  schwere  Konsonanten gruppe  war  jedoch  den  Iren 
nicht  mundgerecht,  und  es  traten  analogische  Umgestaltungen  der 
Endung  ein;  das  Schlußergebnis  war  mir.  bissech  'Zuwachs;  Vor- 
teil; Besserung  in  einer  Krankheit'  nir.  biseach  ds.  (bliadhain 
bhisigh  'Schaltjahr');    vgl.   br.  bloavez   ar  bizeost  'Schaltjahr'. 

—  Lat.  st  scheint  in  ganz  seltenen  Fällen  durch  kelt.  s  vertreten 
zu  sein.  Nicht  in  Betracht  kommt  dabei  ir.  sesra  :  lat.  sextärius, 
worin  die  sekundäre  Gruppe  s^r  ebenso  wie  die  alte  Gruppe  st)' 
(s.  unter  3)  behandelt  worden  ist;  auch  nicht  air.  apstal  'Apostel' 


§  136,  2|  Lat.  s.  219 

mir.  apsal  nir.  easbal  (eas-  statt  as-  durch  Anschluß  an  easbog 
'Bischof  und  andere  AVörter)  c.  abostol,  Plur.  ebestyl  acom. 
apostol  (mit  restituiertem  />)  mcorn.  Plur.  abestely,  abesteleth 
br.  abostol,  Plur.  ebestel  :  lat.  apostolus;  denn  hier  ist  das  t 
wohl  nur  wegen  der  Metathese  des  />5  geschwunden,  und  mir.  ap- 
sal steht  schon  für  gesprochenes  aspcd.  Bei  mir.  castel  und  cai- 
sel  nir.  caiseal  c.  castell  'Festung'  corn.  castel  br.  kastell  : 
lat.  castellum  kann  das  Diminutiv  nir.  caislean  und  andere 
Ableitungen  (mir.  caisleöir  'a  castle-builder';  auch  der  Dat.  Plur. 
caislib)  Einfluß  geübt  haben.  Es  bleibt  der  folgende  Fall:  mir. 
saball  nir.  sabhall  'Scheune'  c.  ystafell  'Zimmer'  ac.  Plur. 
stebill  gl.  limina  acorn.  steuel  gl.  triclinium  br.  staol  'Stall'  : 
lat.  stab(u)lum  und  *stabellum  (ir.  saball  kann  zu  den  ältesten 
Entlehnungen  gehören  und  aus  einer  Zeit  stammen,  wo  man  im 
ir.  Anlaut  kein  st-  kannte;  lat.  st  wäre  daher  durch  ts  wieder- 
gegeben worden;  nir.  stäbla  'Stall'  aus  dem  Engl.).  Nach  Loth 
stammen  ac.  sumpl  gl.  Stimulus  nc.  swml  aus  einer  vulgärlat. 
Form  von  lat.  Stimulus  (nur  *stumblus  oder  *stiimplus  genügt) 
und  c.  sofl  'Stoppeln'  ncorn.  zowl  br.  soul  V.  seul  aus  lat.  sti- 
pula  (dem  c.  sofl  br.  soul  genügt  vulgärlat.  *stubla;  V.  seul 
verlangt  o). 

Lat.  sp:  mc.  y speit  nc.  ysbaid  :  lat.  spatium  S.  192;  nir. 
sbeil  c.  ysbail  :  lat.  spolia  §  122,2;  nsch.  spong  c.  ysbwng 
br.  spoue  §  138,  4;  air.  cuisp  gl.  tricuspis;  ir.  fescor  (jünger 
espartain)  c.  gosper  br.  gousper  §  124,  5,  §  144, 5;  br.  gwesped 
'Wespen'  (Sing,  gwesped- enn)  :  lat.  uespa.  Lat.  ksp  in  ir. 
speis  :  lat.  expensa  §129,  1.  —  Lat.  ps:  air.  saltir  nir.  saltair 
'Psalterium'  c.  sallwyr,  llaswyr  :  lat.  psalterium  (br.  salter 
ist  ein  jüngeres  Lehnwort);  abr.  ousor  gl.  opilio  mc.  heusawr  nc. 
heusor  'Hirt'  (heus-lau  'Schaf laus')  :  lat.  hapsus  'Flausch, 
Büschel  (von  Wolle)';  mir.  ösaic  'Waschung  der  Füße'  :  lat. 
obsequium;  mc.  awsen(n)  und  absen  'Abwesenheit'  :  lat.  ab- 
sentia.  Jünger:  mir.  abcolips  'Offenbarung';  mit  Metathese :  nir. 
easbolöid  'Absolution'  (mit  Anschluß  an  die  Präp.  eas-  und  die 
Endung  -öid,  lat.  -ätiö). 

Anm.  2.  Über  lat.  presbyter  s.  §  124,  5.  —  Mit  der  romanisclien 
Entwickolung  eines  Vokals  vor  anlautendem  sk,  st,  sp  mag  der  Scliwiind 
des  i  in  ir.  stoir  mbr.  ster  :  lat.  historia  §  122,  2  in  Verbindunj^ 
stehen.  —  Ein  gewisses  Schwanken  zwischen  sk,  st,  sp  und  k,  t,  p  kommt 
vor:  ir.  posaim  :  lat,  sponsus  §  127  Anm.  1;  mir.  preid  nir.  sbröidh 
§  132,  1;  air.  seibar  §  144,  1. 


220  Lat.  s.    Lat.  z.    Lat.  f.        [§136,3-4.  137 

3)  (Lat.  s  in  Verbindung  mit  Sonorlauten,  oder  mit  Sonor- 
lauten und  Geräuschlauten.)  Lat.  skr:  ir.  scribaim  'ich  schreibe' 
c.  Lif.  ysgrifo  corn.  scryfas  'er  schrieb'  br.  Inf.  skriva  :  lat. 
scribö.  Lat.  st7^  wird  im  Ir.  im  Anlaut  zu  sr,  ebenso,  wie  es 
scheint,  im  Inlaut  außer  vor  dem  schwindenden  Auslaut:  ir.  sra- 
thar  c.  ystrodur  §  126,  3;  ir.  srät  :  lat.  sträta  uia  §  126,  1; 
nir.  oisre  acorn.  estr-en  mbr.  estr-en  :  lat.  ostreuni  §  122,  2; 
ir.  soilestar  S.  192.  Vgl.  ir.  sesra  S.216.  Alle  irischen  Formen, 
die  ein  erhaltenes  str  zeigen,  sind  jung  (nir.  eileastrom  S.  192, 
nir.  struth  'Strauß'  [nsch.  sruth]  u.  s.  w.).  —  stl  (auf  lat.  Boden 
>  skl):  ac.  rascl  gl.  sartum  nc.  rhasgl  'slicer;  draw-knife'  :  lat. 
*rasMus  =  rastrum  (aus  lat.  rastellus  stammen  nir.  rastal 
'ßechen'  br.  rastel). 

s  +  Sonorlaut  kam  im  Lat.  selten  vor.  sm:  ir.  baithis 
'Taufe'  :  lat.  baptisma;  ir.  corgas  c.  garawys  br.  koraiz  :  lat. 
quadräges(i)ma  §121,3;  ir.  cincigais  nir.  cingcis  'Pfingsten': 
lat.  quinquäges(i)ma. 

Lat.  rs:  ir.  fers  'Vers'  c.  gwers  br.  gwerz  :  lat.  uersus; 
air.  persan  'Person'  mir.  persa  (w-Stamm)  nir.  pearsa  :  lat.  per- 
sona. Lat.  Is:  nir.  fallsa  'falsch'  c.  ffals  corn.  fals  br.  faoz 
(erneuert  fals)  :  lat.  falsus.  ns  war  im  Lat.  zu  s  mit  vorher- 
gehender Länge  geworden  (die  Beispiele  sind  in  der  Darstellung 
der  langen  Vokale  zu  suchen;  alle  Wörter  mit  erhaltenem  ns  sind 
gelehrt:  air.  conson  'Konsonant',  sians  neben  seis  S.  209). 

4)  Lat.  z  wird  durch  brit.  d  wiedergegeben:  c.  bedyddio 
'taufen'  corn.  bysythyys  'getauft'  br.  badeza  'taufen'  (daraus 
rückgebildet  c.  bedydd  'Taufe'  br.  badez).  Der  Wandel  hatte 
wohl  auf  lateinischen  Boden  stattgefunden ;  inschriftlich  kommt  die 
lat.  Schreibung  baptidiata  vor. 

§  137.  Lat.  /"-  ist  in  der  ältesten  Zeit  von  den  Iren  ver- 
mutlich durch  hw-  wiedergegeben  worden,  das  als  lenierte  Form 
galt  und  ein  sw  als  nicht  lenierte  Form  hervorrief  (vgl.  IF  Anz. 
XII  94);  daraus  erklärt  sich  die  häufige  Korrespondenz  brit.  f  : 
ir.  s  in  den  lat.  Lehnwörtern.  Daß  auch  die  Britannier  einst  lat. 
f  durch  hw  wiedergegeben  haben,  ist  denkbar;  sie  müssen  aber 
dann  sehr  früh  zu  der  bei  den  Iren  erst  spät  eintretenden  Wieder- 
gabe durch  f  übergegangen  sein.  Mc.  chwefrawr  'Februar'  nc. 
chwefror,  chwefrol  ncorn.  hwevral  br.  c'houevrer  :  lat.  Fe- 
bruärius  wäre  ein  Beispiel  für  brit.  hw;  dagegen  ist  es  sehr  be- 
denkhch,  c.  hual  'Fessel'   ac.  fual  gl.  fibula,  gl.  compcs  br.  hual 


§  187]  Lat.  f.  221 

^entrave'  aus  lat.  fibula  (woraus  ir.  siobhall  .i.  dealg.  Dat.  Pl'ir. 
sibhlaibh)  zu  erklären,  da  dabei  namentlich  das  a  rätselhaft  wäre. 
Beispiele  für  ir.  s:  air.  seib  c.  ffa  ncorn.  fäv  br.  fav  :  lat.  faba 
S.  192;  air.  senester  gl.  catareeta  c.  ffenestr  ^Fenster'  acorn. 
fenester  mbr.  penestr,  prenestr  (mit  Sandhientgleisung  und 
Metathese  des  r;  vielleicht  volksetymologisch  an  prenn  'Holz', 
prenna  'schließen'  angelehnt)  nbr.  prenest  :  lat.  fenestra;  ir. 
sroigell  c.  ffrewyll  :  lat.  flagellum  §  138,  2;  mir.  nir.  srian 
'Zaum'  ac.  fruinn  nc.  ffrwyn  :  lat.  frenum;  air.  siech taim  'ich 
beuge  das  Knie'  (nir.  sleachtaim),  slechtan  'Kniebeugung'  :  lat. 
flectö  (das  lange  e  kann  kaum  ursprüngHch  sein,  vgl.  S.  199);  ir. 
sornn  c.  ffwrn  'Ofen'  acorn.  forn  br.  forn,  fourn  :  lat.  furnus; 
ir.  süist  'Flegel'  nir.  süist,  süiste  c.  ffust  corn.  fust  br.  fust  : 
lat.  füstis  (falls  an.  püst,  |)üstr  aus  dem  Ir.  entlehnt  ist,  so  ist 
das  p  unklar;  zur  Widerlegung  der  oben  gegebenen  Deutung  des 
ir.  s  darf  es  jedoch  nicht  verwendet  werden). 

Anm.  1.  Nach  der  hier  vorgetragenen  Theorie  müßte  die  lenierte 
Form  des  ir.  s  in  diesen  Lehnwörtern  ein/  sein;  ein  solches  /  läßt  sich 
jedoch  nicht  belegen.     Vgl.  Vendryes  S.  63. 

Beispiele  für  ir.  f:  ir.  Gen.  febrai  nir.  feabhra  'Februar'; 
nir.  faisg,  fasg  'Bündel,  Band'  c.  ffasg  br.  feskenn,  feskad 
'Garbe'  :  lat.  fascis;  nir.  feagha  'a  beech  tree,  a  wattle'  (f  statt 
f  durch  Sandhientgleisung;  die  Länge  wegen  des  gh  nicht  be- 
zeichnet) nsch.  crann-fäibhile  'Buche'  c.  Plur.  ffa wydd 'Buchen' 
(statt  ffaw-wydd;  gwydd  'Bäume')  abr.  fau,  fou  (in  Ortsnamen) 
nbr.  fao-enn,  fav-enn  'Buche'  :  lat.  fägus  (br.  Faouet  ON  : 
lat.  fägetum). 

Inlaut  (die  meisten  Beispiele  gelehrt):  ir.  buaf  :  lat.  biifö 
§  128  Anm.;  ir.  sacarbaic  'sacrificium'  mc.  segyrffyc;  ir.  oif- 
rend  nir.  aifreann  'die  Messe'  c.  offeren  corn.  oferen  br. 
uferen  n  :  lat.  offeren  da;  ir.  oific  nir.  oifig  'an  office'  :  lat. 
officium;  c.  effaith  'effect'  :  lat.  effectus  (kann  ganz  jung  mit 
Nachahmung  alter  Muster  sein;  nir.  eifeacht  aus  dem  Engl.);  ir. 
iffern  'Hölle'  c.  uffern  corn.  yfarn  br.  ifern  :  lat.  infernum 
§  125,3;  ir.  coibse  'Bekenntnis'  c.  cyffes  (von  der  einheimischen 
Präposition  cy-  beeinüußt)  mbr.  coffes  :  lat.  confessiö.  Er- 
haltenes w/"  ist  gelehrt:  ir.  infinit  'Infinitiv';  air.  conflechtaigthi 
gl.  congrediendum  mir.  con blicht  nir.  coinbhliocht  'Konflikt'  : 
lat.  confllctus.  Verschiedene  Störungen  finden  sich  in  c.  benffyg, 
benthyg  'Darleihe'  br.  benvek  'Werkzeug'  :  lat.  beneficium. 


222  Lat.  g.  [§  138,  1-2 

Anm.  2.    mf  ist  zu  mp  geworden  in  dem  engl.  Lehnwort  nir.  compord 
'comfort'. 

Die  lat.  stimmhaften  Verschlusslaute. 

§  138.  Lat.  g.  1)  Ir.  gern,  gemm  'Edelstein'  ac.  Plur. 
gemraou  nc.  gern  (und  em  durch  Sandhientgleisung)  :  lat.  gem- 
ma;  c.  gefeil  'Zwilling'  br.  gevell  :  lat.  gemellus  (ir.  geimen- 
aus  lat.  geminus).  Unetymologisches  g  erscheint  durch  Sandhi- 
entgleisung z.  B.  in  br.  gober  =  ober  'machen'  :  lat.  opera,  c. 
gwrn  'urn'  (aus  dem  Engl.?). 

2)  Air.  magister  'Lehrer'  nir.  mäighistir  (die  Dehnung 
wegen  des  gh)  Arran  mäsd'dr  Donegal  majst'ir  c.  meistr  acorn. 
maister  mcorn.  mester  br.  mestr  :  lat.  magister;  ir.  saiget 
nir.  saighead  Arran  sejd  'fairy  arrow'  (vgl.  dazu  Campbeil  I 
XVII,  CHI)  Donegal  sod  'a  flint'  c.  saeth  corn.  seth  br.  saez, 
seaz  :  lat.  sagitta;  —  ir.  faigin  c.  gwain,  Plur.  gweiniau 
acorn.  guein  mcorn.  goyn  br.  gouhin,  gouin  :  lat.  uägina 
§  126,  3  S.  204;  —  air.  legend  'lesen'  nir.  leigheann  (die  Deh- 
nung wegen  des  gh;  mac  leighinn  'scholar,  student')  Arran  lEn 
Donegal  ledN  'learning'  c.  dar-llen  'lesen',  llen  'learniiig,  scho- 
larship'  corn.  mab  lyen  'a  clerk'  br.  lenn  'lesen'  :  lat.  legen  dum; 
ir.  riagol  nir.  riaghal,  riaghail  Arran  rldV  Donegal  rol  c. 
rheol  corn.  rowl  br.  reol  :  lat.  regula  §  129  Anm.  3.  Br.  liamm 
'Band'  :  lat.  ligämen  stammt  aus  dem  Afrz.  —  gj:  c.  carrai  br. 
korre-enn  §  122,  4  S.  195,  §  125,  1  S.  201. 

og  vor  einem  erhaltenen  Vokal  ergibt  nach  §  59,  2  brit.  ow: 
ir.  sroigell  'flagellum'  nir.  sroghall  'a  whip,  a  rod'  c.  ffrewyll : 
lat.  flagellum  (weshalb  aber  a  >  o?  br.  freZ'  stammt  aus  dem 
Afrz.).  Auch  äg  kann  nach  §  59,  6  zu  brit.  ow  führen:  c.  pau, 
Plur.  peuoedd  'bewohnte  Gegend'  corn.  pow  'Land'  abr.  pou  in 
ON  :  lat.  pägus;  mbr.  plaouhyet  zu  ir.  plag  nir.  pläigh  Arran 
;plä  Donegal  pläj  (c.  pla  corn.  pla)  :  lat.  pläga  S.  203;  nir. 
feagha  c.  ffawydd  abr.  fou,  fau  (das  a  unregelmäßig)  nbr.  fao- 
enn  :  lat.  fägus  S.  221.  Lat.  ug:  ir.  pölaire  'Schreibtafel'  ac. 
poullor-aur  gl.  jougillarem  paginam  :  lat.  pugilläris  (die  irische 
Form  setzt  kaum  schon  brit.  ow  voraus,  was  von  den  vorhergehenden 
Beispielen  abweichen  würde;  eher  übernahm  das  Irische  eine  Form 

mit  -ugll-). 

Formen  mit  nicht  leniertem  intervokalischem  g  sind  jung,  im 
Ir.  sogar  sehr  jung,  da  man  gewiß  noch  ziemlich  spät  beim  Latein- 


§188,2-4]  hat  fj.  223 

lesen  -g-  als  -ff-  gesprochen  hat:  nir.  paganta  'heidnisch'  c.  pa- 
ganiaeth  'Heidentum'  br.  pagan  'Heide'.  Air.  fetar-licce  'das 
alte  Testament'  beruht  auf  lat.  uetus  lex  mit  einer  Ableitungs- 
silbe -che  (Abstraktbildung  zu  einem  Adjektiv  auf  -ach);  das  Wort 
wird  mir.  nir.  vielfach  umgestaltet  (nir.  peitearlach). 

3)  Lit.  -gr-  :  ac.  Aircol  mc.  Aercol  MN  :  lat.  Agricola; 
ac.  flair-maur  gl.  olacem  nc.  ffleirio  'stinken'  (mit  Umlaut;  dar- 
aus rückgebildet  fflair  'Furz')  acorn.  flair  gl.  odor  mcorn.  flerye, 
fleyrye  'stinken'  br.  fleria  ds.  :  lat.  fragräre.  Bei  lat.  pere- 
grlnus  wurde  die  Sache  dadurch  kompliziert,  daß  das  e  der  zweiten 
Silbe  im  Brit.  schwand;  zwischen^  und  r  trat  dann  Vokalentwicke- 
lung  ein:  c.  pererin  'Pilger'  acorn.  pirgirin  (g  als  x  zu  sprechen, 
vgl.  §  61,  2  S.  104)  mcorn.  pryeryn  br.  pirc'hirin.  —  Lat.  -gl-  : 
ir.  feil  c.  gwyl  corn.  gol  br.  goel  :  lat.  uiglia  statt  uigilia 
§  133,  1;  c.  caul  'Lab'  br.  kaouled  'geronnen'  :  lat.  coägulum 
(vgl.  §  59,  6);  mehrfach  unklar  ist  die  Sippe  c.  ystraill  'Matte' 
(ursprünglich  ein  um  geläuteter  Plural)  acorn.  strail  gl.  tapeta, 
strail  elester  gl.  matta  abr.  straul  gl.  chlamydis  :  lat.  sträg(u)la 
(im  0.  und  Corn.  vermißt  man  die  Wirkungen  der  Länge  des  ä; 
im  Br.  wird  au  nicht  durch  einen  Hinweis  auf  §  59,  6  erklärt,  da 
man  dann  ow  erwarten  würde).  Acorn.  streil  gl.  strigil,  strigilus 
'Striegel'  ist  wohl  eher  romanisch  als  lateinisch.  Mir.  sela  nir. 
seala  'Siegel'  stammen  mit  c.  sei  (auch  insel,  vgl.  d.  in-siegel) 
aus  dem  Engl.  (abr.  siel  gl.  signäculum  nbr.  siell  unter  gelehrtem 
Einfluß  aus  dem  Afrz.).  —  Lat.  gn  :  air.  cuanene  gl.  pugillus  : 
lat.  pugnus;  c.  ymrain  :  lat.  impraegnö  §144,5;  ir.  sen 'Glück' 
c.  swyn  'Zauber'  corn.  sona  'segnen'  :  lat.  signum.  Eine  Aus- 
sprache mi  setzt  das  Keltische  nicht  voraus.  —  Lat.  gm  war  schon 
auf  lat.  Boden  beseitigt  worden  (ir.  suma  'Saumpferd'  br.  samm 
'Last  eines  Saumtieres'  :  lat.  sagma). 

4)  Lat.  rg  :  ir.  margareit  c.  myrierid-en  br.  Marc'harit  : 
lat.  margarlta  §  121,  2  S.  192;  c.  llara,  llary  'mild'  :  lat.  largus 
(br.  lark  'freigebig'  scheint  eine  junge  Entlehnung  zu  sein);  c. 
gwyryf  'Jungfrau',  Plur.  gwyryfon  (Sing,  und  Plur.  haben  sich 
gegenseitig  beeinflußt ;  v  ist  Hiatuseinschub)  br.  g  w  e r  c'  h ,  g  w  e  r  c'  h  e z  : 
lat.  uirgö;  corn.  dasserhy  'auferstehen'  br.  dasorc'h,  dazorc'h 
'auferwecken'  (Präverb  *to-ati-),  sorc'ha  'se  lever'  :  lat.  surgö; 
mir.  purgatöir  nir.  purgadoir  'Fegefeuer'  :  lat.  purgätörium. 
Eine  Zeitlang  während  des  Mittelalters  scheint  man  jedoch  in  Ir- 
land das   lat.  rg  als  rg  gelesen   zu  haben:    uirghe  S.  191;    mir. 


224  Lat.  cj.     Lat.  d.  [§138,4.  139,1-2 

orghän  nsch.  öraghan  'Orgel'  vgl.  mc.  orian  (c.  organ  br.  ograou, 
ogrou  müssen  ganz  jung  sein);  mir.  margan  nir.  marghan, 
marmhan  'a  margin'.  Aus  verschiedenen  Quellen  stammen  wohl 
air.  borcc  nir.  borg  'a  Castle'  c.  bwrch  'rampart,  wall'  br.  borc'h, 
bwrc'h  'bourg'  :  lat.  burgus  (die  c.  Form  aus  dem  Aengl.?).  Lat. 
7(>g  :  \Y.  \o\^g  §  122,  3  S.  195  (Arran  Luwg  Donegal  low);  nsch. 
spong  'Zunder'  c.  ysbwng  'Schwamm'  br.  spoue  'Schwamm, 
Moos'  :  lat.  spongus  (und  spongia;  jedoch  zeigt  das  Keltische 
keine  Spm-en  des  lat.  t;  unklar  ist  ir.  sponc,  spongc  nir.  spönne 
'Schwamm,  Zunder,  colt's  foot');  air.  aingel  'Engel'  nir.  aingeal 
c.  angel,  Flur,  engyl  acorn.  ail  gl.  angelus  mcorn.  el  mbr.  ael 
nbr.  eal :  lat.  angelus.  Sehr  verdunkelt  ist  corn.  awell  br.  aviel 
'Evangelium'  :  lat.  euangelium  (der  Vokal  der  zweiten  Silbe 
scheint  vor  dem  urbrit.  Akzent  geschwunden  zu  sein;  zu  erklären 
ist  aber  dann  noch  das  anlautende  d).  Ein  wg  wird  vorausgesetzt 
von  air.  in  gor  'Anker'  c.  an  gor  abr.  aior  nbr.  eor,  heor  (auch 
c.  heor,  aus  dem  Br.;  das  in-  von  ir.  in  gor  neben  c.  angor  hat 
sich  nach  der  Analogie  der  negativen  Vorsilbe  ir.  in-  c.  an-  §  31 
S.  45  gerichtet;  eine  jüngere  Entlehnung  ist  acorn.  ancar;  ebenso  mc. 
agkor  [mit  tak]  nir.  ancaire;  daneben  aus  dem  Anorw.  ir.  accaire 
nsch.  acair  :  an.  akkeri).  Lat.  wgiv  wird  kaum  anders  als  wg  be- 
handelt :  air.  oingther  'der  gesalbt  wird'  nir.  ungaim  'ich  salbe'  br. 
nouenn  'extreme -onction'  (zum  n  vgl.  §  162)  :  lat.  unguö,  un- 
guentum  (c.  enaint  'ointmeiit'  aus  afrz.  enoint  'gesalbt'?). 

§  139.  Lat.  d.  1)  Ir.  dür  u.  s.  w.  S.  207  :  lat.  dürus;  ir. 
drac  u.  s.  w.  :  lat.  dracö  §  121,  2;  ir.  demun  corn.  ievan  (d.  h. 
§evan,  vgl.  §254)  :  lat.  daemon  §  132, 1.  Eine  unerklärte  Unregel- 
mäßigkeit zeigt  air.  tesc  gl.  lanx  ac.  discl  mc.  dyscyl  nc.  dysgl 
'a  dish,  a  platter,  a  plate'  abr.  discou  gl.  lances  (nbr.  disk  ist  wohl 
wie  nsch.  diosg  ein  jüngeres  Wort)  :  lat.  discus,  disc(u)lus  (ist 
ir.  tesc  von  tesc-  'schneiden'  beeinflußt?). 

2)  C.  ffydd  corn.  fyth,  feth  br.  feiz  :  lat.  fides  §  125,  3; 
0.  llawddu  'to  prise'  'to  delight,  to  sooth'  :  lat.  laudäre;  air.  idol 
'Götze'  nir.  iodhal  :  lat.  Tdölum  (br.  idol  aus  dem  Frz.);  ac.  reid 
gl.  spicum  nc.  rhaidd  'Speer'  :  lat.  r  ad  ins.  Wörter  mit  nicht 
leniertem  intervokalischem  d  sind  jung  oder  mit  Bezug  auf  diesen 
Laut  erneuert:  c.  paradwys  br.  baradoz  §  130  Anm.  1  (auf  die 
alte  Vertretung  wiesen  ir.  parrthas  [vgl.  über  ir.  caorthann  S.  110] 
und  V.  baraouez).  Nach  geschwundenem  Vokal:  ir.  maldacht 
c.  melldith,    melltith    corn.    molleth    br.   malloz  :  lat.  male- 


[§139,3—4.  140,1  Lat.  d.     Lat.  h.  225 

dictiö  §  121,  2  S.  192;  ir.  bendacht  'Segen'  nir.  hean nacht 
(an.  bianak  S.  114)  c.  bendith  com.  bennath  mbr.  beniioez 
nbr.  bennoz  :  lat.  benedictiö.  In  diesen  beiden  Wörtern  ist  Id, 
nd  regelmäßig  zu  Id,  nd  geworden;  es  ist  auffällig,  daß  diese 
Gruppen  im  C.  nicht  zu  //;  ?m  weitergeschritten  sind. 

3)  Lat.  dr:  mir.  cathair  nir.  cathaoir  ac.  catteir-  mc. 
cadeir  nc.  cadair  mbr.  cadoer  nbr.  kador  :  lat.  cathedra 
§  121,  1  (über  ir.  ai  als  Wiedergabe  des  c.  ei  s.  §  38  Anm.  S.  57; 
br,  oe  scheint  eine  besondere  Entwicklung  des  ei  in  nachtoniger 
Silbe  zu  sein;  jedoch  auch  V.  kadoer).  Vor  dem  urbrit.  Akzent 
schwindet  das  d  ohne  Wirkungen  :  ir.  corgas  c.  garawys  br. 
koraiz  :  lat.  quadrägesima  §  121,3.  Vgl.  jedoch  mbr.  coazrell 
nbr.  koarell  :  lat.  *quadrellum  §  142  (jüngeres  Wort?). 

4)  Lat.  rd  :  air.  ord  nir.  örd  c.  urdd  br.  urz  :  lat.  ördö 
§  127,  1.  Etwas  abweichend:  air.  sacart  nir.  sagart  :  lat.  sa- 
cerdös.  —  Lat.  Id:  mc.  callaur  nc.  callor 'Kessel'  acorn.  caltor 
mbr.  cauter  nbr.  kaoter  :  lat.  caldäria  (zu  calidus);  das  t  des 
Corn.  und  Br.  ist  nicht  ganz  klar,  vgl.  aber  c.  swllt  corn.  sols 
br.  saout  :  lat.  sol(i)dus  §  122,  3,  C.  call  'klug,  weise'  acorn. 
cal  gl.  astutus  :  lat.  call(i)dus  (hierher  vielleicht  nsch.  call-aidh, 
call- da  'zahm'  mit  einheimischen  Suffixen).  —  Lat.  nd:  c.  es  gyn 
§  121,  2  S.  192;  c.  calan  u.  s.  w.  :  lat.  calendae  §  124,  6;  ir. 
coinneal  c.  cannwyll  acorn.  cantuil  mbr.  cantoell  nbr.  cantol: 
lat.  candela  (das  t  des  Corn.  und  Br.  ist  nicht  ganz  klar);  ir. 
legend  u.  s.  w.  :  lat.  legendum  §  138,  2  (die  Verkürzung  des  zu 
erwartenden  nn  in  c.  11  en  wird  in  der  noch  zweisilbigen  Form 
eingetreten  sein);  ir.  oifrend  u.  s.  w.  :  lat.  offerenda  §  137 
S.  221;  air.  scribend  'schreiben'  (Gen.  scribint  Wb.  6  c  31, 
Dat.  scribunt  Ml.  119  a  6)  nir.  sgribhinn  fem.  'a  writing,  a  manu- 
script',  sgribhneöir  'a  writer'  :  lat.  scribendum;  c.  pwn  'bürden' 
§  122,  3;  ir.  tennaim  'spanne'  u.  s.  w.  :  lat.  tendö  §  124,  4;  ir. 
slind  gl.  imbrex  br.  sklent  'Schiefer'  (mit  nicht  klarem  t)  :  lat. 
scindula;  c.  ysblan  u.  s.  w.  :  iat.  splend(i)dus  und  mc.  cann 
u.  s.  w.  :  lat.  candidus  §  124, 6.  Falls  air.  glaine  gl.  mala,  gl.  glan- 
dium,  glainine  gl.  maxilla  aus  lat.  glandium  'ein  Drüsenstück  des 
Schweines'  zu  erklären  ist,  so  muß  nn  vor  j  wohl  auf  brit.  Boden  ver- 
kürzt sein.  Nir.  blanndar  'List,  Schmeichelei'  konnte  nur  als  ganz 
moderne  gelehrte  Entlehnung  mit  lat.  blandus  etwas  zu  tun  haben. 

§  140.  Lat.  h.  1)  Ir.  bachall  'Krummstab'  nir.  bachall 
c.  bagl  :  lat.  bac(u)lus;  dazu  nir.  bachlach  'Hirt'  mc.  baglawc 

Pederson:  Vpl.  kelt.  Giamm.  15 


226  Lat.  h.  [§140,2—4 

nc.  baglog  ^entitled  to  bear  a  crosier;  having  a  pastoral  stafF'  (die 
baglogion  sind  Erzbischöfe,  Bischöfe  und  Äbte)  mbr.  baelec 
Triester'  nbr.  belek  (daraus  entlehnt  mc.  balawc  Triester';  oder  ist 
das  erste  g  durch  Dissimilation  gegen  das  zweite^  geschwunden?);  ir. 
ben dacht  u.  s.  w.  §  139,  2.  Mit  unregelmäßigem  p:  ir.  beist  nir. 
peist  c.  bwyst  abr.  boestol  :  lat.  bestia  §  129,  1;  ir.  braissecli, 
praissech  nir.  praiseach  ^pottage'  c.  breswg,  bresych  'Kohl'  : 
lat.  brassica. 

2)  Ir.  scribaim  'schreibe'  nir.  sgriobhaim  c.  Inf.  ysgrifo 
corn.  scryfas  'er  schrieb'  br.  Inf.  skriva  :  lat.  scribö;  nir.  ta- 
bhairne 'Gasthaus'  c.  taf  arn  :  lat.  taberna;  ir.  cubat  nir.  cubhad 
c.  cufydd  :  lat.  cubitus  §  123,  5.  Schwund  nach  brit.  ü:  ir. 
buaball  nir.  buabhall  'Büffel'  c.  bual  br.  bual  :  lat.  bübalus; 
ac.  fual  nc.  hual  §  137  S.  220 f.  Ir.  mh  statt  bh  :  ir.  cruimther 
§  124,  5;  air.  promad  'beweisen'  mir.  fromud  nir.  fromhadh 
c.  profi  ds.  corn.  provas  'he  proved'  :  lat.  probö;  air.  amprom 
'improbus'  (die  Vorsilbe  keltisiert).  C.  ä  und  f  statt  v:  c.  cuddigl  : 
lat.  cubiculum  §  123,  5;  c.  affwys  :  lat.  abyssus  §  125,  4.  Das- 
selbe f  statt  V  liegt  vielleicht  in  c.  ceffyl  'Pferd'  vor  (eigentlich 
umgelautete  Pluralform),  vgl.  mbr.  cavall  'roussin'  :  lat.  caballus 
(das  p  des  mir.  nir.  capall  'Pferd'  ist  Wiedergabe  des  c.  f;  aus 
dem  Ir.  stammt  wohl  an.  kapall  'Stute').  Jung  sind  die  Entleh- 
nungen mit  erhaltenem  intervokalischem  h:  ir.  cnäib  'Hanf  nir. 
cnäib  nsch.  caineab  br.  kanab  :  lat.  cannabis.  —  b  vor  ge- 
schwundenem Vokal:  air.  apgitir  'Alphabet'  nir.  aibghitir  (mit 
restituiertem  h)  c.  egwyddor  (vg  >  gv  und  dies  volksetymologisch 
>  gw,  vgl.  gwy-bod  'wissen';  noch  weiter  umgestaltet  br.  digouegor 
'Alphabet',  digouega  'buchstabieren')  :  lat.  abecedärium. 

3)  Lat.  -br-:  air.  lebor  'Buch',  Gen.  libuir  nir.  leabhar  c. 
llyfr  corn.  levar  br.  levr,  leor  :  lat.  liber,  Akk.  librum;  air. 
a  ro-celebrus  gl.  ualefaciens  (Prät.  1.  Sing.)  mir.  celebraim  nir. 
ceileabhraim  'I  bid  farewell;  I  renege  at  cards',  ceileabhradh 
'act  of  bidding  farewell;  denial  at  cards'  c.  celefrad  'refuge  for 
criminal'  (Spurrell)  :  lat.  celebräre  (gelehrte  Entlehnung).  —  Lat. 
-bl-:  ir.  obla  Gen.  oblann  nir.  abhlann  'Hostie'  :  lat.  oblätiö 
(ein  dem  lat.  t  entsprechendes  ir.  p  scheint  nach  dem  l  geschwunden 
zu  sein).  Unleniertes  b  nur  in  ganz  jungen  Entlehnungen:  nir. 
biobla  c.  beibl  br.  bibl  'Bibel'  (aus  dem  Engl,  und  Fi-z.). 

4)  Lat.  rb  und  Ib  müssen  im  Ir.  erhalten  bleiben,  im  Brit.  zu 
rv,  Iv  werden.     C.  barf  'Bart'   acorn.  barf,  baref  br.  baro  :  lat. 


§140,4-5.141,1—2]         Jjüt  b.     Lat.  /c.  227 

barba;  c.  cynhyrfu  'to  agitate,  to  stir'  :  lat.  conturbö;  air. 
barbär  'Barbar'  nir.  })arbaracli  ^a  foreigner'  :  lat.  barbarus. 
Statt  V  erscbeint  w  in  mc.  syberw  %ocbmütig'  nc.  syl)er  ;  lat. 
superbus.  Im  Ir.  kann  durch  spätere  Entlehnung  aus  dem  Brit. 
oder  durch  den  Einfluß  der  späteren  Schulaussprache  des  Lat.  rbh, 
Ibh  erscheinen:  ir.  acarb,  acarbh  'hart,  streng'  c.  agarw  (an  ir. 
garb  c.  garw  'rauh'  angeschlossen)  :  lat.  acerbus;  air.  carmocol 
^Karfunkel'  nir.  carmhogal  :  lat.  carbunculus  (bh  >  mh;  c. 
carbwncl  ist  modern);  nir.  balbh  'dumb,  stammen ng'  :  lat.  b albus. 
Ob  ir.  ferb  .i.  bölc  docuirither  for  aigid  duine  iar  n-äir  no  iar  n- 
gübreth  'a  blotch  which  is  put  on  the  face  of  a  man  after  a  satire 
or  after  a  false  judgment'  nir.  fearb  'pimple,  stripe'  abr.  goerp 
gl.  stigmate  nbr.  gwerbl  'bubon'  aus  lat.  uerb(e)ra  stammt,  ist 
nicht  ganz  klar;  das  br.  Wort  scheint  aus  dem  Ir.  entlehnt  zu  sein. 
—  Lat.  mb  :  ir.  colum  u.  s.  w.  :  lat.  columba  §  122,  3;  ir.  membur 
nir.  meamar  'apart,  member,  limb'  c.  mymr-yn  'Atom,  Partikel'  : 
lat.  membrum  (nir.  meamram  c.  memrwn  'Pergament'  :  lat. 
membräna  ist  jung);  c.  plwm  'Blei'  ncorn.  plobm  br.  ploumm  : 
lat.  plumbum  (dagegen  stammt  nir.  plumba  'a  plumb'  aus  dem 
Engl.;  vgl.  nir.  tomba  'a  tomb'). 

5)  bb:  ir.  ap  (air.  Plur.  -apid)  c.  abad  'Abt'  acorn.  abat  br. 
abad  :  lat.  abbas;  ir.  sapat  (air.  Gen.  sabbait)  nir.  saböid  (mit 
Suffix  vertauschung)  :  lat.  sabbatum.     Beide  Wörter  sind  gelehrt. 

Die  lateinischen  stimmlosen  Verschlussiaute. 

§  141.  Lat.  k.  1)  Ir.  capall  §  140,  2;  ir.  cengal  u.  s.  w.  : 
lat.  cingulum  §125,1;  cert  'Recht;  recht'  c.  certh  'conspicuous, 
evident'  mbr.  querz  'certes'  nbr.  kers  fem.  'possession,  jouissance'  : 
lat.  certus;  ir.  croch  u.  s.  w.  :  lat.  cruc-em  §  123,  1. 

2)  Mir.  muinchille  c.  maneg  corn.  maneg  br.  manek  : 
lat.  manica  §  121,  2  S.  193;  ir.  cerchaill  :  lat.  ceruical  §  130,  3; 
ir.  cailech  'Becher',  Gen.  calich  acorn.  kelegel  :  lat.  calix, 
calic-em;  air.  ban-dechuin  'diaconissae'  §  125,  2;  ir.  fich  u.  s.  w.  : 
lat.  Ulcus  §  130, 1;  ir.  pridchim  u.  s.  w.  :  lat.  praedicö  §  132, 1; 
ir.  cochull  'Hülle  für  Kopf  und  Schulter'  acorn.  cugol  gl.  cuculla 
br.  kougoul  :  lat.  cucullus  (c.  cochl  'mantle,  cloak'  aus  dem  Ir., 
c.  cwcwll  'hood,  cowl'  ist  eine  junge  gelehrte  Entlehnung);  ir.  ba- 
chall §  140,  1. 

Etwas  jünger  sind  die  Lehnwörter  im  Ir.,  die  die  brit.  Behand- 
lung des  intervokalischen  k  einfach  herübergenommen  haben:   mir. 

15* 


228  Lat.  h  [§  141, 2—3 

secul  nir.  seagal  :  lat.  secale  §  124,  1;  air.  sacart  nir.  sagart 
§  139,  4. 

Anm.  1.  In  volkstümlichen  Lehnwörtern  wird  lat.  ch  wie  das  sonstige 
lat.  k  behandelt  worden  sein;  ein  klares  Beispiel  fehlt  mir  aber.  Mir.  an- 
chara,  ancoire  'Anachoret'  acorn.  ancar  :  lat.  anachöreta  ist  in  meh- 
reren Beziehungen  schwierig;  die  gewaltsame  Kürzung  des  Wortes  könnte 
daraus  zu  erklären  sein,  daß  lat.  -eta  durch  das  keltische  Suffix  -et-  ersetzt 
worden  wäre;  ir.  anchara  scheint  von  ir.  anamchare  'Lehrer'  "Seelen- 
freund" beeinflußt  zu  sein;  aengl.  ancor,  ancra  wird  aus  dem  Kelt.  stam- 
men (kann  aber  trotzdem  seinerseits  auf  die  kelt.  Wörter  Einfluß  ausgeübt 
haben).  In  gelehrten  Wörtern  kann  lat.  ch  durch  brit.  x  wiedergegeben 
werden:  ir.  man  ach  'Mönch'  c.  acorn.  manach  br.  manac'h  :  lat.  mon- 
achus  §  122,  4.  —  Nach  geschwundenem  Vokal:  c.  anghrist  'Antichristus' 
{-ntik-  y  -ntk-  y  '>ak\  dies  wie  altes  ^aÄ  behandelt;  ir.  ancrist,  anchrist). 

Anm.  2.  Suffixvertauschung:  c.  breswg,  bresych  :  lat.  brassica 
§  140, 1;  air.  ennac  'unschuldig'  nir.  eanach  :  lat.  innoc(u)us,  innocens. 
Über  air.  saigul  nir.  saoghal  s.  §  132,  2.  Erhaltenes  intervokalisches  k 
muß  jung  sein  oder  auf  junger  Kestituierung  beruhen:  nir.  focal  §  127, 
Anm.  2;  (ir.  picc)  nir.  pic  'Pech'  (c.  pyg  corn.  pek  br.  pek)  :  lat.  pix, 
pic-em.  Über  c.  cwcwll  s.  oben.  Neben  nsch.  figis  Teige'  c.  ffigys 
'Feigen'  zeigt  br.  fiez  ds.  romanische  Lautentwickelung  (afrz.  fie). 

3)  Lat.  kt  nach  kurzen  Vokalen:  ir.  lacht  mr.  lacht  'Milch' 
c.  llaeth  acorn.  lait  mcorn.  leyth,  leth  mbr.  laez  nbr.  leaz  V. 
leah  :  lat.  lac,  Gen.  lactis;  c.  ffaeth  'mellow,  ripe'  (tir  ffaeth 
ist  der  Gegensatz  von  tir  gwydd)  :  lat.  factus;  —  c.  doeth  'weise' 
abr.  doith-  (in  Eigennamen)  V.  du  ah  'rompu  ä'  :  lat.  doctus; 
c.  coeth  'rein'  (aur  coeth  'reines  Gold')  br.  koaza  'kochend  ver- 
dampfen' V.  koahein  :  lat.  coctus;  —  c.  lleithig  'Fußschemel'  : 
lat.  lectlca;  c.  peithyn  'slay  of  a  loom;  cog'  :  lat.  pecten;  c. 
ysbaith  'prospect,  scene',  ysbeithell  'spectacle'  :  lat.  spectö;  c. 
cyffaith  'a  mixture  of  enriching  liquids  or  substances;  a  mixture 
of  manure;  a  liquor,  or  preparation  for  tanning  and  dressing  leather' : 
lat.  confectiö;  c.  diffaith  'Wüste,  wüst,  unbewohnt',  mor  diffaith 
'the  barren  sea'  acorn.  mor  difeid  gl.  pelagus  mcorn.  dyveyth 
'Wildnis'  abr.  difeith  (in  einem  Eigennamen)  mbr.  Kaer  diffeth  : 
lat.  defectus  (die  erste  Silbe  volksetymologisch  umgestaltet);  c. 
effaith  :  lat.  effectus  S.  221;  c.  affaith  'affection;  participation 
in  the  guilt  of  a  crime'  :  lat.  affectus;  c.  perffaith  'vollkommen' 
corn.  perfeyth,  perfyth,  perfeth  V.  perhu eh 'geizig'  :  lat.  per- 
fectus;  c.  dyleithio  'freuen'  :  lat.  delectö  (nur  in  der  Gramm, 
von  G.  Roberts,  Mailand  1567;  kann  von  ihm  selbst  gebildet  sein); 
ir.  slechtaim  :  lat.  flectö  S.  221;  —  br.  striz  'enge'  :  lat    stric- 


§141,3—4]  Ljit.  k.  229 

tus.  Auffällig  sind  mbr.  malloez,  bennoez  :  lat.  nialedictiö, 
benedictiö  §  139,  2  (wie  mbr.  cadoer  §  139,  3  zu  erklären); 
vgl.  ir.  edocht  :  lat.  edictum  §  129,  3. 

Lat.  kt  nacb  langen  Vokalen:  air.  tracbtaim  'bebandle,  be- 
spreche' nir.  trächtaim  c.  traethu  kann  eine  gelehrte  Entlehnung 
sein,  zeigt  jedenfalls  keine  Spur  der  Länge  des  lat.  trüctö  (denn 
die  Vokallänge  im  Irischen  ist  wohl  nur  aus  der  mittelalterlichen 
Schulaussprache  des  Lat.  in  Irhmd  zu  erklären);  ebenso  wenig  be- 
weist nir.  acht,  acht  'an  act,  law'  :  lat.  actus.  Eher  zu  verwerten 
ist  br.  freuza,  froeza  'brechen'  V.  frehein  :  lat.  fräctus.  C. 
ffrwyth  'Frucht'  acorn.  fruit  (t  =  p;  dagegen  stammt  mcorn.  frut 
aus  dem  Engl.)  br.  frouez  :  lat.  früctus.  Ir.  liacht  c.  llith  : 
lat.  lectiö  §  129,  2. 

Lat.  M  scheint  ebenso  wie  idg.  wkt  (§  76  S.  124)  behandelt 
zu  sein  in  ac.  Saith  MN  mc.  seith  Pedyr  'St.  Peter'  (die  mc. 
Form  müßte  eigentlich  eine  umgelautete  Pluralform  sein)  :  lat. 
sänctus;  c.  pwyth  'Punkt,  Stich;  (zu  vergeltendes)  Hochzeitsge- 
schenk' (talu  pwyth  'vergelten';  ursprünglich  von  den  der  Rechen- 
schaft dienenden  Punkten)  :  lat.  punctum.  Aus  einem  lat.  san(c)- 
tus  erklären  sich:  c.  sant  'der  Heihge',  Plur.  mc.  seint  nc.  saint 
corn.  Sans,  Plur.  syns  br.  sant,  Plur.  sent  (im  Abr.  kann  die 
umgelautete  Form  auch  in  den  Sing,  dringen:  sent  Thoui,  sint 
Thoui).  Eine  gelehrte  Form  liegt  dem  ir.  San  et  an  MN  zu  Grunde. 
Eine  entsprechende  gelehrte  Form  hat  das  t  verloren  in  air.  punct 
'Punkt'  mir.  ponc  nir.  ponnc  c.  pwnc. 

Eine  lat.  Aussprache  ohne  k  Hegt  dem  gelehrten  c.  awdur, 
awdurdod  §  131,  4  zu  Grunde  (ir.  augtor,  augtortas).  Lat.  tt 
(oder  brit.  tt,  vgl.  §  144,  3)  statt  kt  wird  vorausgesetzt  von  c.  pleth 
'Flechte'  corn.  pleth  mbr.  plez  :  lat.  plecta.  Suffixvertauschung 
zeigt  ir.  direch  nir.  direach  'gerade'  :  lat.  directus;  ebenso  mir. 
cunnrath  nir.  connradh 'Verabredung, Kontrakt': lat. conträctus? 

4)  Lat.  kr:  air.  ach  er  'heftig'  (vom  Winde;  mit  langem  «?) 
abr.  ar-ocrion  gl.  atrocia  :  lat.  äcer,  äcris  (c.  egr  'scharf,  sauer' 
aus  mengl.  egre);  ir.  ochar,  Plur.  oclira  .i.  bröga  :  lat.  ocrea 
'Beinschiene,  Gamasche'.  Gelehrt:  ir.  cosecraim,  coisricim  nir. 
coisreacaim  'weihe'  c.  Inf.  cyssegru.  —  Lat.  kl:  ir.  bachall 
c.  bagl  (ir.  bachlach  mc,  baglawc  mbr.  baelec  nbr.  belek) 
§  140, 1;  c.  erthygl  'Artikel'  br.  arzel  'Kniekehle'  :  lat.  artic(u)lus. 
Jünger:  air.  eclis  nir.  eaglais  c.  eglwys  acorn.  eglos  br.  iliz 
§  124,  3.      Ir.  fenel   'Fenchel'    §  129,  3    scheint    demnach    nicht 


230  Lat.  k.     Lat.  qu.  [§141,4—6.  142 

lautgesetzlich  sein  zu  können  (analogische  Wiedergabe  des  c.  Suf- 
fixes?). Die  variierenden  Formen  für  'Kaninchen'  (nir.  coinin 
c.  cwning  br.  koulin,  konikl,  konifl)  gehen  nicht  direkt  auf 
lat.  cunlculus,  sondern  auf  frz.,  engl,  und  gelehrte  Formen  (afrz. 
connil,  connin  mengh  coning)  zui^ück. 

5)  Lat.  rk:  ir.  arc  nir.  arc,  airc  'Kasten'  c.  arch  corn.  Plur. 
arghov  br.  arc'h  :  lat.  arca;  air.  carcar  nir.  carcair  ncorn. 
karhar  br.  karc'hariou  :  lat.  carcer  §  121,  1;  mir.  forc  nir.  forc 
'Gabel,  Forke'  c.  fforc'h  ncorn.  forh,vorh  br.  forc'h  :  lat.  furca. 
—  Lat.  Ik:  mir.  calc,  cailc  nir.  cailc  'Kalk'  c.  calch  :  lat.  calx, 
Akk.  calcem;  ir.  colcaid  c.  cylched  br.  golc'hed  :  lat.  culcita 
§  123,  4. 

Lat.  i^k  wird  im  Brit.  ebenso  wie  idg.  wk  behandelt.  Im  Ir. 
war  dagegen  zur  Zeit  der  Entlehnungen  keine  dem  lat.  nk  einiger- 
maßen gleichwertige  Gruppe  vorhanden;  man  scheint  es  daher  in 
der  ältesten  Zeit  durch  wg  wiedergegeben  zu  haben:  ir.  caingel 
'Schranke'  c.  canghell  (fem.  wegen  der  Endung)  :  lat.  cancellus 
(abr.  cancell  'locus,  appendice'  Loth,  Chrestomathie  113);  air. 
ungae  :  lat.  uncia.  In  dem  Worte  für 'Anker'  (air.  ingor  u.  s.  w. 
§138,4)  setzt  auch  das  Br.  und  vielleicht  das  C.  'tog  voraus;  beruht 
dies  auf  Entlehnung  aus  dem  Ir.?  Später  hat  man  im  Ir.  n>k  ver- 
wendet; Corm.  schreibt  caincell  statt  caingel;  79k  bedeutet  jeden- 
falls auch  die  (dem  C.  nachgeahmte?)  Schreibung  ngch  in  air. 
ingchis  gl.  incensum  c.  encois  gl.  thus  :  lat.  incensum. 

6)  Lat.  kk:  air.  accuiss  mc.  achaws  :  lat.  occäsiö  §  122,  4; 
air.  peccad  nir.  peacadh  mc.  pechawt  corn.  pehas  br.  pec'hed  ; 
lat.  peccätum  §  126,  4;  ir.  sacc  nir.  sac  c.  sach  u.  s.  w.  :  lat. 
Saccus  §  136,  1;  ir.  secc  'trocken'  nir.  seacaim  'trockne'  ac.  sich 
gl.  arentis  nc.  sych  corn.  segh  br.  seac'h  :  lat.  siccus  (nir.  sioc. 
Gen.  seaca  'Frost'  kann  nicht  aus  dem  Lat.  entlehnt  sein;  es  könnte 
urverwandt  sein,  wenn  lat.  kk  aus  tk  entstanden  wäre).  —  Ir.  brac 
mc.  breich  corn.  bregh   br.  breac'h  :  lat.  bracchium  §  121,  2. 

Anm.  3.  s  für  lat.  k  kann  nur  in  modernen  Entlehnungen  aus  dem 
Frz.  oder  Engl,  vorkommen:  nir.  sacraifis  'a  sacrifice';  c.  sibwl  'young 
onions'  :  engl,  cibol.  Engl,  c-  wird  im  Ir.  durch  s-,  -c- durch -«</'- wieder- 
gegeben: nir.  seipeal  'a  chapel',  nir.  paiste  'Knabe'  :  engl,  page,  nir. 
cabaiste  'Kohl'  :  engl,  cabbage.  ImC. :  sialc  'Kreide'  :  engl,  chalk, 
aber  (jünger)  cain  *a  chain'  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  433. 

§  142.  Lat.  qu  war  zur  Zeit  der  Entlehnungen  jedenfalls 
vom  bloßen  k  verschieden  (vgl.  im  Frz.  den  Gegensatz  zwischen 
car  und  eher,  eau  und  baie).     Es  kommen  denn  auch  im  Kelt. 


§142.148,1—21  Liit.  qu.     Lat.  ^.  231 

Spuren  der  labiulen  Artikulation  des  qu  vor:  c.  cwsg  ^8clilaf', 
cysgu  'sclilafen'  corn.  cuske  br.  kousket  :  lat.  quiescö  §  124,  5 
(vgl.  über  br.  eskuit  S.  76);  ir.  corgas  'Fasten'  c.  garawys, 
grawys  nbr.  koraiz  V.  koareiz  :  lat.  quadrägösima;  mbr. 
coazrcll  nbr.  koarell  'Schuhsohle'  :  lat.  *quadrelluni,  vgl. 
quadruin  und  fr.  carreau,  carreler;  mc.  chwarthawr  nc. 
chwarthor  'Viertel'  :  lat.  quartärium  (der  im  C.  ungewöhnliche 
Anlaut  kw  wäre  gegen  das  häufigere  xw  ausgetauscht  worden);  air. 
reilic  nir.  reilig  'Friedhof  c.  relyw  'Rest'  (mit  A:.-  br.  releg-enn 
'Skelett')  :  lat.  reliquiae.  Vor  der  Endung  -us  war  qu  auf  lat. 
Boden  zu  k  geworden:  abr.  entic  gl.  pnscae  :  lat.  antiquus;  ir. 
coic,  Gen.  coca  'Koch'  ac.  coc  gl.  pistor  nc.  cog  acorn.  kog  br. 
kok  :  lat.  coquus.  Auch  bei  ir.  cucenn  c.  cegin  acorn.  keghin 
br.  kegin  §  122,  2  ist  von  lat.  cocina  statt  coquTna  auszugehen 
(vgl.  frz.  cuisine).  Ir.  muin-torc  gl.  torques  c.  torch  :  lat.  tor- 
quis  kann  wohl  auf  brit.  Boden  ein  iv  verloren  haben.  —  Im  Ir. 
ist  k  die  alte  regelmäßige  Wiedergabe  des  lat.  qu  :  ir.  ceist  :  lat. 
quaestiö  §  132,  1;  ir.  cincigais  §  136,  3;  air.  lechdach  'Li- 
quida' (gelehrt).  Das  ir.  k  kann  in  den  alten  Entlehnungen  auf 
irischem  Boden  aus  ku  (vgl.  §  79  S.  127)  entstanden  sein;  später 
ist  man  der  so  geschaffenen  Tradition  gefolgt. 

§  143.  Lat.  t.  1)  Ir.  tennaim  c.  tynnu  corn.  tynn-,  tenn- 
br.  tenna  :  lat.  tendö  §  124,  4;  c.  trybedd  'Dreifuß'  acorn.  tribet 
gl.  andena  ncorn.  trebath  br.  trebez  Treg.  Cornouaille  V.  trebe  : 
lat.  Akk.  triped-em. 

2)  Ir.  cuithe  c.  pydew  :  lat.  puteus  §  144,  1;  ir.  srathar 
c.  ystrodur  §  126,  3;  ir.  dia  sathairnn  c.  sadwrn  ncorn.  za- 
darn  (über  die  Entwickelung  des  4-  s.  §  344)  br.  sadorn  §  123,6; 
nsch.  miith-  c.  mudo  :  lat.  mütäre  §  128,  2;  c.  ysgudell  'a  dish' 
acorn.  scudel  gl.  discus  ncorn.  skidal  'catillus'  br.  skudell 
'ecuelle'  :  lat.  scütella  (neben  scütella).  Auch  vor  i  +  Vokal 
war  lat.  t  zur  Zeit  der  alten  Entlehnungen  noch  intakt:  nir.  märta 
u.  s.  w.  :  lat.  Märtius  §  126,  1;  mc.  yspeit  nc.  ysbaid  :  lat. 
spatium  §  121,  2  (s  erscheint  nur  in  späten  gelehrten  oder  romani- 
schen Lehnwörtern:  mc.  nc.  neges  'Auftrag,  Botschaft'  :  lat.  ne- 
gotium). Lat.  th  wird  in  volkstümlichen  Entlehnungen  wie  t  be- 
handelt: mir.  cathair  c.  cadair  mbr.  cadoer  :  lat.  cathedra 
§  121,  1,  §  139,  3.  —  Die  Tradition  der  ältesten  Lehnwörter  wird 
im  Ir.  bisweilen  auch  bei  späten  gelehrten  Lehnwörtern  befolgt: 
air.   ethemlagas  'Etymologie';    lat.    th   wird   in   solchen  AVörtern 


232  Lat.  t  §  143, 2] 

immer  durch  ir.  th  wiedergegeben:  ir.  cathlach(da)  'katholisch' 
(nir.  catoiliceach  'KathoHk'  aus  dem  Engl.);  nir.  struth  'Strauß'  : 
lat.  strüthiö. 

Eine  etwas  jüngere  Schicht  von  Lehnwörtern  zeigt  im  Ir.  die 
brit.  Behandlung  des  intervokalischen  t:  ir.  oröit  'Gebet'  §  126,  1; 
die  Endung  ir.  -döir  §  127  Anm.  1;  mir.  maten  nir.  maidin  : 
lat.  mä(tü)tlna  §  126,  3  (acorn.  metin  br.  mintin  sind  wohl  frz. 
beeinflußt);  ir.  möit  nir.  möid  :  lat.  uöta  §  133  Anm.  1;  air.  not 
nir.  nod  c.  nod  ncorn.  noz  br.  nod  :  lat.  nota;  ir.  laiten  nir. 
laidean  c.  lladin  'Latein'  :  lat.  Latina;  ir.  pater  nir.  paidir 
u.  s.  w.  :  lat.  pater  §  121, 1;  air.  scrütaim  'forsche'  nir.  sgrüdaim, 
sgrüduighim  :  lat.  scrütor;  ir.  srät  nir.  sräid  :  lat.  sträta 
S.  203;  mir.  notlaic  nir.  no diaig  u.  s.  w.  'Weihnachten'  S.  204. 
Nach  einem  geschwundenen  Vokal:  air.  trindöit  mc.  trindawt 
nc.  trindod  corn.  trynsys  mbr.  trindet  :  lat.  trinitätem;  air. 
mertrech  nir.  meirdreach  :  lat.  meretric-em.  —  Auch  die  hier- 
durch geschaffene  Tradition  wirkt  im  Irischen  lange  nach;  u.  a. 
verweise  ich  auf  die  Nachahmung  der  Endungen  -öit,  -äit  nir. 
-öid,  -äid  aus  lat.  -ätiö  in  englischen  Lehnwörtern:  nir.  prio- 
bhäid  'privacy',  seicreid  'a  secret',  stäid  'state',  aibid  'habit'. 

Ein  sekundär  mit  einem  folgenden  r  zusammengetroffenes  t 
wird  ebenso  wie  t  in  der  alten  Gruppe  tr  behandelt:  c.  creawdr 
'Schöpfer'  mbr.  croeer  nbr.  krouer  :  lat.  Nom.  creätor;  mbr. 
pechezr  nbr.  pec'her  'Sünder'  :  lat.  Nom.  peccätor.  Dadurch 
wird  die  Eegel  in  §  85,  5  S.  134  etwas  zweifelhaft. 

Anm.  1.  Iv.  d  aus  p  im  Auslaut  unbetonter  Silben  nach  §  85,  3  S.  138: 
air.  iieccad  'Sünde',  Gen.  pectho  :  lat.  peccätura  §  126,  4. 

Anm.  2.  Ein  auf  romanischer  Sprachentwickelung  beruhendes  d  ist 
nur  im  Bretonischen  häufig:  br.  bouzell-enn  'boyau'  'Darm'  :  lat.  bo- 
tellus;  —  (c.  padell  acorn.  padel  hoern  gl.  sartago  'eiserne  Pfanne' 
ncorn.  padal,  vgl,  §  344,  V.  pedel,  bedell  'jatte  a  lait')  br.  pezel  'jatte 
en  bois  pour  porter  la  päte  au  four'  :  lat.  patella  (nicht  hierher  gehört 
nir.  padhal  'Milcheimer'  'a  pail,  a  ewer';  -adha-  bezeichnet  wohl  die  Aus- 
sprache ej,  vgl.  die  Aussprache  von  nir.  aghaidh,  adharc  §  59  Anm.  2 
S.  102,  §  67  S.  111,  und  das  Wort  ist  eine  verhältnismäßig  alte  Entlehnung 
aus  engl,  pail  aengl.  pjegel;  dieselbe  Wiedergabe  der  engl.  Lautgruppe 
in  c.  paeol  'pail,  pot'  [mitbaeol  §  134  vermischt]  und  in  nir.  maighdcan 
'Jungfrau'  Arran  msjd'dn  Donegal  mw9jd'9n  aus  engl,  maiden  aengl. 
raa^gden;  eine  jüngere  Entlehnung  aus  engl,  pail  ist  nsch.  peula  'a  milk- 
pail');  —  (c.  syfrdan  'schwindelig,  bestürzt'  mit  unetymologischem  r)  corn, 
sawthenys  'überlistet,  betrogen'  abr,  soudan  gl.  hebetudo  mbr.  souzan, 
saouzan  nbr.  saouzan 'Bestürzung'  :  lat.  subitäneus  (das  c.  Wort  muß 


§143,2-4]  Lat.  t  233 

etwas  älter  als  die  corn.  und  br.  Wörter  sein;  es  kann  dasselbe  Alter  wie 
rac.  eennyat  'Erlaubnis'  §  126  Anni.  2  liaben);  —  br.  seiz  'Seide',  kreiz 
'Kreide'  §  129,  2  (mbr.  fouzaff  'futuere',  d  oder  W?).  In  mebrcren  von  diesen 
Fällen  handelt  es  sich  nicht  um  eine  neue  Entlehnung,  sondern  um  die  Um- 
bildung einer  älteren  Entlehnung,  eines  schon  in  der  Sprache  existierenden 
Wortes.  Es  wird  daher  möglich  sein,  auch  br,  bezv-enn  'Birke',  Plur.  bezo 
als  eine  auf  romanischem  Einfluß  beruhende  Umbildung  eines  echt  keltischen 
Wortes  aufzufassen  (mir.  betho  c.  bedw-en  'Birke'  acorn.  bedei^?-en  gl. 
populus  gall.-lat.  betuUa,  betula);  als  unbeeinflußte  Lautentwickelung 
ist  mir  das  z  von  bezv-enn  nicht  verständlich  (vgl.  §85,1  S.  133).  Über 
c.  cufydd  :  lat.  cubitus  s.  §  123,  5. 

3)  Lat.  -tr-:  c.  lleidr  corn.  lader  mbr.  lazr  nbr.  laer  :  lat. 
latrö  §  121,  2  S.  192;  c.  pwdr  ^fauF,  pydredd  'Fäulnis'  ncorn. 
podar  'putridus'  mcorn.  Plur.  podrethes  'Fäulnisse,  Wunden'  br. 
pore  'plötzliche,  gefährliche  Krankheit'  :  lat.  puter,  putris  (nir. 
pudhair  'Schaden,  Unbill'  gehört  nicht  hierher;  putar  .:.  brenta 
Corm.  ist  gelehrt);  c.  gwydr 'Glas'  ncorn  gueder  mbr.  guezr  nbr. 
gwer  :  lat.  uitrum  (ob  das  in  einer  dunklen  Stelle  vorkommende 
mir.  fuither  die  Bedeutung  'Glas'  hat,  ist  ganz  unsicher).  Ir. 
Cothraige,  jünger  Patraicc  nir.  Padraic  §  125,  2  (Arran ^ar^Ä:', 
vgl  die  falsche  Schreibung  Pädhraic  bei  MoUoy  118;  Donegal 
pädrik'  ist  vielleicht  unter  dem  Einfluß  der  Schriftsprache  erneuert, 
vgl.  Arran  iKid'rln  'Kosenkranz'  Donegal  pwäd'iHn,  von  paidir 
§  121,  1  abgeleitet). 

Lat.  -tl-:  mbr.  teuzl  nbr.  teul  §  125,  1. 

4)  Lat  st  §  136,  2,  3;  U  §  141,  3;  pt  §  144,  3.  —  Lat.  rt: 
c.  perthyn  'angehen'  :  lat  pertinere;  ir.  tort  nir.  toirt  'Kuchen' 
c.  torth  'Laib'  corn.  torth  früh-mbr.  (XII.  Jahrh.)  torth  nbr. 
torz,  tors  V.  torh  :  lat.  torta;  nir.  märta  c.  mawrth  ncorn. 
merh  br.  meurs  :  lat.  Märtius  §  126,  1.  —  Lat.  It:  ir.  saltir 
c.  sallwyr  S.  219;  ac.  celeell  gl.  culter  nc.  cyllell  'Messer' 
acorn.  collel  gl.  cultellus,  kellillic  gl.  artauus  mcorn.  coli  an 
(mit  Suffix  vertauschung;  sämtliche  corn.  Formen  scheinen  aus  dem 
C.  entlehnt  zu  sein)  br.  kountell  (mit  einer  vielleicht  auf  lat.  Boden 
eingetretenen  Dissimilation)  :  lat.  cultellus.  Lat.  Itr:  mir.  nir. 
coltar  'the  coulter  of  a  plough'  (ac.  cultir  gl.  cultrum  nc.  cwlltr 
müssen  jüngere  Entlehnungen  sein;  eine  Spur  der  alten  Entlehnung 
in  acorn.  kethel  gl.  cultellus,  das  aus  dem  C.  entlehnt  sein  wird; 
die  Endung  beruht  auf  Kontamination  mit  c.  cyllell)  acorn.  colter 
gl.  culter  br.  kontell-gaoutr  'coutre'  (Greg,  de  Rostr.;  jünger  ist 
die  gewöhnliche  Form  koultr,  kountell- goultr  'coutre').  —  Lat. 


234  Lsitt  [§143,4-5 

nt  wird  im  Brit.  ebenso  wie  idg.  nt  behandelt.  Im  Ir.  war  da- 
gegen zur  Zeit  der  Entlehnungen  keine  dem  lat.  nt  einigermaßen 
gleichwertige  Gruppe  vorhanden;  man  scheint  es  daher  in  der  älte- 
sten Zeit  durch  nd  wiedergegeben  zu  haben:  air.  cland  Tflanze, 
Kinder'  nir.  dann  c.  plant  ^Kinder'  :  lat.  planta;  mc.  fynhawn 
U.S.  w.  :  lat.  fontäna  §  122,3.  Die  alte  Tradition  wird  noch  zum 
Teil  im  Ir.  in  gelehrten  Lehnwörtern  nachgeahmt:  air.  t  all  and 
'Talent,  Fähigkeit'  :  lat.  talentum;  air.  aiccend  'Akzent'  :  lat. 
accentus;  vgl.  noch  mir.  cunnrath  nir.  connradh  :  lat.  conträc- 
tus  §  141,  3  S.  229.  Merkwürdig  sind  mir.  nir.  cointinn  'Streit' 
c.  cynhen  :  lat.  contentiö  (man  erwartet  aber  dann  im  C.  Epen- 
these) und  nir.  intinn  'Gedanke'  :  lat.  intentiö;  sie  enthalten 
scheinbar  die  alte  und  die  junge  Vertretung  des  lat.  nt  nebenein- 
ander (oder  handelt  es  sich  um  irgend  eine  lateinische  Neubildung 
mit  dem  nd  der  Verba  contendö,  intendö?).  In  jüngerer  Zeit 
verwendet  das  Ir.  nt:  air.  genti  'die  Heiden'  :  lat.  gentes  (ir. 
find-genti  "weiße  Heiden"  'Norweger',  dub-genti  "schwarze 
Heiden"  'Dänen',  daraus  ac.  dub-gint  mc.  gynt);  air.  argumint 
'Argument',  firmimint  'Firmament',  nir.  substainnt  'Substanz'. 

Anm.  3.  In  einer  Eeihe  von  Fällen  hat  man  im  Ir.  durch  allerlei 
analogische  Vorgänge  Formen  erhalten,  die  an  die  Behandlung  des  idg.  nt 
erinnern:  air.  abstanit  'Enthaltung'  :  lat.  ahstinentia,  air.  accidit 
(grammatischer  Terminus)  :  lat.  accidentia  (nir.  aicid  'Krankheit'  = 
*aicidhid?);  nir.  moimeint,  möimid,  moimead,  auch  mit  anlauten- 
dem iv  (noimeint,  nöimid),  und  ohne  dies  a^  (Arran  ünied)  'Augenblick'; 
nsch.  parlamaid  'Parlament',  teismid  'Testament'.  Yon  diesen  Formen 
können  jedoch  keine  als  alt  in  Anspruch  genommen  werden.  Noch  anders 
zu  beurteilen  ist  nir.  matal  'a  mantle'. 

Lat.  nfr:  nir.  conträr-dha  'contrary',  conträl-ta  'wrong' 
mc.  cythrawl  nc.  cythrol  'contrary'  (mc.  cythreul  nc.  cythraul 
'der  Teufel'  §  126  Anm.  1)  abr.  controliaht  gl.  controuersiam 
(ht  = />)  mbr.  contrell  'contraire'  nbr.  toull-kontrol  =  toull- 
gaou  'Luftröhre'  (im  Gegensatz  zur  Speiseröhre,  vgl.  frz.  dial. 
fausse-gorge  dän.  gal  Hals)  :  lat.  contrarius;  air.  cinteir  gl. 
calcar  c.  cethr  'Nagel,  Si:)itze'  corn.  kenter  ds.  br.  kentr  'Sporn'  : 
lat.  centrum;  c.  athrewyn,  athrywyn,  ethrywyn  'Streitende 
versöhnen'  :  lat.  interueniö  (mit  einheimischem  Sprachgut  ver- 
mischt, vgl.  ac.  ithr  S.  139). 

5)  Lat  tt:  nir.  litir  c.  llythyr  acorn.  lither-en  br.  lizer  : 
lat.  littera  §  125,  1;  ir.  cat  nir.  cat  'Katze'  c.  cath  acorn.  kat 
(t  =  ß)  ncorn.  käp  br.  kaz  :  lat.  cattus;  c.  bat  hu  'münzen',  bath 


§  144,  1-2]  Lat.  p,  ph.  235 

'Gepräge'  (math  'sort,  kind')   acorn.  bat  gl.  numisina,   bathor  gl. 
trapezeta  br.  baz  Y.  bah  'Stock'  :  lat.  batt(u)o. 

i;  144.  Lat.  p.  1)  Zur  Zeit  der  ältesten  Entlehnungen  be- 
saßen die  Iren  kein  p;  sie  haben  daher  den  lateinischen  Laut 
durch  kit  wiedergegeben:  Ogam  QRIMITIR  mir.  cruimther 
'Priester'  :  lat.  pre(s)byter  §  124,  5;  ir.  cuithe  c.  pydew  :  lat 
puteus  (br.  pufis  aus  afrz.  puiz,  puis);  air.  cland  c.  plant  'Kin- 
der' :  lat.  planta  (modern  ist  nir.  planda  'Pflanze');  air.  nir. 
caille  'Schleier'  :  lat.  pallium  (dazu  air.  caillech  'alte  Frau' 
nir.  cailleach);  air.  mir.  casc  nir.  cäisg  u.  s.  w.  :  lat.  pascha 
§  121,  4;  mir.  clüm  c.  plu  u.  s.  w.  :  lat.  plüma  §  128,  2;  ir. 
cor  cur  'Purpur'  nir.  corcair,  corcra  (daraus  entlehnt  nnorw. 
korke  'liehen  tartareus',  s.  Falk  &  Torp  I  403)  c.  porffor  br. 
porfor  :  lat.  purpura  (jüngere  Entlehnungen  sind  nir.  purpur 
corn.  purpur);  ir.  cuan-ene  :  lat.  pugnus  §  138,  3;  ir.  Co- 
thraige  :  lat.  Patricius  §  125,  2.  Mit  vorgeschlagenem  s:  air. 
seibar  gl.  piperi  (jung  nir.  piobar  §  125,  3). 

Anm.  1.  Ganz  anders  zu  erklären  ist  k  in  nsch.  cübaid  'a  pulpit' 
aus  dem  Engl.  (Dissimilation),  s.  Vendryes  S.  63. 

In  jüngerer  Zeit  geben  die  Iren  das  lat.  p  durch  p  wieder. 
Nach  dem  Muster  des  Anlautswechsels  k  :  x,  t :  ^  wurde  zu  p  eine 
lenierte  Form  f  (geschrieben  ph)  geschaffen;  diese  Lenition  ist  jedoch 
noch  in  Wb.  nicht  vollständig  durchgeführt  (vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  72). 
Ir.  Petar  nir.  Peadar  :  lat.  Petrus;  ir.  Patraicc  :  lat.  Patri- 
cius; ir.  peccad  'Sünde'  §  126,  4;  ir.  pridchim  :  lat.  praedicö 
§  132,  1;  ir.  pöc  :  lat.  päc-em  §  126,  1. 

Anm.  2.  Es  findet  sich  im  Ir.  ein  gewisses  Schwanken  zwischen  p- 
und  b-,  vgl.  Vendryes  S.  63.  In  einigen  Fällen  (z.  B.  bei  air.  bi  gl.  pix) 
könnte  man  daran  denken,  daß  vielleicht  eine  lenierte  britannische  Form 
zu  Grunde  liegt  (vgl.  jedoch  an.  bik  'Pech').  Umgekehrt  erscheint  bis- 
weilen ein  p  an  unrichtiger  Stelle:  nir.  pcist  :  lat.  bestia,  nir.  prai- 
seach  :  lat.  brassica  §  140,  1. 

Durch  Sandhientgleisung  kann  j)  im  Ir.  zu/  werden:  air.  pairche 
nir.  fairche  :  lat.  parochia  §  122,  6;  air.  promad  mir.  fromud  §  140,  2, 
vgl.  Vendryes  S.  64.  Seltener  iniBrit.:  c.  fflureg  'SchiiTsvorderteil'  acorn. 
flurrag  :  lat.  pröra. 

Anm.  3.  Lat.  2>A-  ist  nur  in  gelehrten  Lehnwörtern  vertreten,  wo  es 
als/  behandelt  wird:  air.  felsub  'Philosoph'. 

2)  Intervokalisches  p  ist  durch  ir.  x  wiedergegeben  in  nir. 
praiseach  c.  preseb  :  lat.  praesaepe  §  132,  1;  dabei  wird  aber 
die  Assoziation  mit  dem  ir.  Suffix  -ech  die  w^esentlichste  Rolle 
gespielt  haben,   wie   namentlich  die  Erhaltung   des  anlautenden  p- 


236  Lat.  p,  ph.  [§  144, 2—3 

beweist.  Wenn  man  sich  auf  air.  seibar  gl.  piperi  und  air.  tal- 
chube  §  128,  1  verlassen  darf,  so  wäre  lat.  p  zwischen  Vokalen 
in  der  ältesten  Zeit  durch  b  (statt  des  mit  x  :  lat.  k,  ß  :  lat.  t 
parallelen  f)  wiedergegeben  worden.  Die  spätere  Wiedergabe  ist 
air.  p,  nir.  b  (d.  h.  man  übernimmt  die  brit.  lenierte  Aussprache): 
air.  opair  ^Handlung'  nir.  ob  air  corn.  ober  ds.  br.  ober  'machen' : 
lat.  opera;  ir.  cäpa  nir.  cäba  'Mantel'  :  mlat.  cäpa  (aus  dem 
Engl,  stammen  nir.  cöib  'Priesterrock'  c.  cob  corn.  cop  :  engl, 
cope). 

Anm.  4.  Erhaltenes  intervokalisches  -p-  ist  ein  Zeichen  gelehrten 
Einflusses  oder  junger  Herkunft:  air.  epistil  'Brief  nir.  eipistil  c. 
epistol  :  lat.  epistola  (älter,  aber  mit  lat.  apostolus  verraischt,  ist 
mc.  ebostol  br.  abostol  'Epistel');  nir.  paipear  'Papier'  c.  papyr 
ncorn.  papar  br.  paper. 

Anm.  5.  Es  findet  sich  wenigstens  ein  Beispiel  dafür,  daß  lat.  -ph- 
wie  -p-  behandelt  worden  ist:  ir.  epscop,  esbicul  :  lat.  scyphus, 
scyphulus  §136,  2.  In  der  Kegel  wird  jedoch  lat.  -ph-  wie  /  behandelt; 
die  meisten  Belege  sind  aber  gelehrte  Lehnwörter:  nir.  sgaf,  sgafa  'a 
light  boat',  sgabhal  'Kessel'  br.  skaf  'bateau  leger'  :  lat.  scapha,  sca- 
phiura,  scaphula;  c.  prophwyd  'Prophet'  acorn.  profuit  mcorn.  pro- 
fus mbr.  profoet  :  lat.  prophcta;  air.  felsub  'Philosoph'  nir.  feall- 
sam  h  (bh  >   mh). 

3)  Ijhtpt:  air.  sechtman  'Woche'  nir.  seachtmhain  acorn. 
seithum  (m  Schreibfehler  für  n)  mcorn.  sythyn  br.  sizun  :  lat. 
septiraäna  (das  einheimische  Zahlwort  'sieben'  kann  Einfluß  geübt 
haben).  Häufiger  ist  im  Ir.  erhaltenes  -pt-:  mir.  aiccept  'Be- 
lehrung, Unterricht',  später  aicecht  (vielleicht  unter  dem  Einfluß 
des  einheimischen  Suffixes  -echt)  :  lat.  accepta.  Mit  idg.  kt 
gleich  behandelt  ist  lat.^^  noch  in  c.  ceithiwed  'Gefangenschaft': 
lat.  captTvitas  (ist  von  dem  einheimischen  c.  caeth  §  55  beein- 
flußt; mit  Beseitigung  des  Umlauts  auch  caethiwed);  mc.  nei- 
thawr  nc.  neithior  'Hochzeit'  (zum  j  vgl.  §  46  S.  70):  lat.  nup- 
tiälia  (mit  Suffixvertauschung;  von  den  einheimischen  Formen  für 
'Nacht'  beeinflußt,  vgl.  c.  -noeth,  neithiwyr  §  76  S.  123).  Als 
die  regelmäßige  brit.  Vertretung  des  lat.  pt  wird  man  Zusammen- 
fall mit  kelt.  tt  anzunehmen  haben:  air.  precept  mir.  pro ce cht 
c.  pregeth  corn.  pregoth  :  lat.  praecepta  §  132,  1  (die  corn. 
Endung,  die  an  mbr.  malloez,  bennoez  §  141,3  S.  229  erinnert, 
wird  analogisch  beeinflußt  sein);  c.  ysgrythur  :  lat.  scriptura 
§  130,  2;  gwlwth  'uoluptas'  in  der  Gramm,  von  Gr.  Roberts  ist 
nicht  belegt;  V.  groh  'Grotte'  :  lat.  crypta  §  125  Anm.  2.  Jünger 
ist   brit.  ft:   nc.  Aipht  'Ägypten'   {ai,    mc.  ei  aus  dji-).  —  Noch 


§  144, 3—5]  Lat.  p,  ph.  237 

heute  ist  die  Verbindung  -pt-  den  Iren  nicht  mundgerecht  geworden; 
statt  nir.  captaoin  'Kapitän'  wird  nach  Dinneen  in  Donegal 
caiftin  gesprochen. 

Anm.  6.  Nsch.  tiosan  ist  engl,  ptisan.  —  Lat.  baptisma,  bap- 
tizö  hatte  schon  auf  lat.  Boden  durch  Dissimilation  das  p  verloren:  ir. 
baithis  'Taufe'  §136,3  (davon  baitsira  'taufe'  mit  ts  aus  ps,  nir.  bais- 
tim  mit  regelmäßiger  Metathese)  c.  bedydd  u.  s.  w.  §  136,  4. 

4)  Lat.  -pr-:  mir.  april  nir.  aibreän  c.  ebrill  u.  s.  w.  :  lat. 
Aprilis  §  121,  2  S.  192;  nsch.  cabar  c.  ceibr-en  u.  s.  w.  :  lat. 
*caprö  §121,2  8.192.  Lat.  -pl-:  air.  popul  nir.  pobal  c.  pobl 
acorn.  pobel  br.  pobl  :  lat.  pop(u)lus  'Volk'.  Liegt  in  dem  jeden- 
falls volksetymologisch  umgestalteten  air.  diabul  'doppelt'  eine 
ältere  irische  Vertretung  des  lat.  -pl-  vor? 

5)  Lat.  sp  s.  §  136,  2  S.  219.  p  wird  nach  s  in  der  ältesten 
Zeit  durch  ir.  k»  >  k  (ir.  fescor  §  124,  5),  später  durch  p  (ir. 
e spartain  §  124,  5)  wiedergegeben.  Lat.  sph  wird  wie  sp  behan- 
delt: nir.  speir  :  lat.  sphaera  §  132,  2. 

Lat.  rp:  ir.  corcur  nir.  corcair  c.  porffor  br.  porfor  :  lat. 
purpura.  Jünger:  air.  nir.  corp  c.  corff  corn.  corf  br.  korf  : 
lat.  corpus.  Lat.  Iph:  c.  cwlff  'a  piece  cut  off  from  something; 
a  thick,  shapeless  piece'  :  lat.  col(a)phus  (frz.  coup  u.  s.  w.). 

Lat.  mp  wird  im  Brit.  ebenso  wie  idg.  i^ht  (§  83)  behandelt; 
im  Ir.  wird  es  vielleicht  in  der  ältesten  Zeit  durch  mh  wiederge- 
geben; dafür  finde  ich  jedoch  nur  den  recht  zweifelhaften  Beleg 
ir.  cäm  'Kampf  c.  camp  'a  game'  abr.  camp  (in  ON)  br.  kamp 
'Lager  eines  Heeres',  auch  'Kampf  (Greg,  de  Rostr.)  :  lat.  cam- 
pus.  In  jüngerer  Zeit  bleibt  mp  im  Ir.  (mir.  campa  'Lager'). 
C.  ymherawdr,  amherawdr  'Kaiser'  (acorn.  emperur  mcorn. 
emperour,  emprour  aus  dem  Engl.)  mbr.  impalaezr  nbr.  im- 
palaer  :  lat.  imperätor  (das  kurze  a  des  Br.  stammt  aus  dem 
Akk.  imperätörem  u.  s.  w.;  mir.  imper,  impir  nir.  impir 
'Kaiser'  geht  auf  lat.  im p er i um  zurück);  c.  tymmest(l),  tymp, 
tymhor,  tymheru  s.  §  124,  4;  c.  cymhell,  cymmell  'nötigen'  : 
lat.  compellö.  Lat.  mpr:  c.  ymrain  'to  do  the  act  of  generation, 
to  lie  wdth  a  woman'  :  lat.  impraegnö  'schwängere'  (die  Laute 
stimmen  genau;  ebenso  die  transitive  Konstruktion  des  c.  Verbums; 
das  n  steht  nur  im  Inf.,  der  Stamm  des  finiten  Verbums  ist  ymre-; 
dies  beruht  jedoch  nur  auf  einer  Analogiebildung  nach  einem  kelti- 
schen Verbum,  ir.  reg-,  s.  Verbalverz.,  vgl.  c.  dwyrain  'der  Osten', 
cyfwyrain    'to    rise   up    together').     Lat.   mpl:    air.   tempul    nir. 


238  Lat.  p.    Lat.  r,  l  [§144,6-146 

teampull  mc.  temhyl  nc.  teml  ncorn.  tempel  :  lat.  templum; 
c.  aml  'viel'  :  lat.  am  plus. 

Anm.  7.  Ir.  caplat,  caplait  'der  grüne  Donnerstag'  c.  cablyd, 
cablwyd  com.  de-yow  hablys,  du-yow  haralos  br.  iaou  gamblid 
fügt  sich  lautlich  am  besten  der  von  Loth  vorgeschlagenen  Deutung  aus 
lat.  completus;  Volksetymologie  (br.  karablid  wird  als  'cenacle'  'kambr 
al  lid'  aufgefaßt)  und  vielleicht  irischer  Einfluß  im  C.  und  Corn.  erklären 
einen  Teil  der  Formen.  —  Br.  em-bouda  'impfen'  aus  mlat.  imputäre 
verdankt  wohl  sein  h  einer  volksetymologischen  Auffassung  (etwa  Anschluß 
an  die  Entsprechung  des  ir.  dian-inbothigetar  'wenn  sie  verheiratet 
werden'  :  Präp.  ind-  statt  in-  und  both  'Hütte',  vgl.  türk.  äv-Ian-mlik 
'sich  verheiraten'  von  <w  'Haus'). 

6)  Lat.  pp:  ir.  cepp  nir.  ceap  c.  cyff  br.  kef  :  lat.  cippus 
§  125,  1;  c.  cloff  'hinkend,  lahm'  acorn.  clof  :  mlat.  cloppus; 
br.  stouf  'Stöpsel,  Pfropfen'  :  lat.  stuppa  'Werg'. 

Die  lat.  Sonorlaute. 

§  145.  Lat.  r  wird  wie  idg.  r  behandelt:  air.  reilic  u.  s.  w. 
§  142;  ir.  corgas  u.  s.  w.  §  121,  3;  ir.  srathar  c.  ystrodur 
§  126,  3;  ir.  corcur  u.  s.  w.  §  144,  1;  ir.  corn  u.  s.  w.  §  122,  1. 
Ir.  mirr  §  125  Anm.  2;  c.  carrai  :  lat.  corrigia  §  122,  4.  Bei 
c.  gwiwer  'Eichhörnchen'  br.  (nicht  lautgesetzlich)  gib  er  V.  guifi- 
ver  :  lat.  uluerra  hat  eine  Kürzung  des  rr  auf  keltischem  Boden 
stattgefunden;  dagegen  stammt  mir.  tor  'Turm'  c.  twr  acorn.  tur 
mcorn.  tour  br.  tour  nicht  aus  lat.  turris,  sondern  aus  dem  Frz. 
Br.  karg  'charge'  (:  lat.  carrica)  ist  romanisch  (das  Verbum  karga 
ließe  sich  allerdings  auch  aus  dem  Lat.  herleiten). 

Über  die  bei  r  vorkommenden  Svarabhaktierscheinungen,  Dissi- 
milationen und  Metathesen  vgl.  §  226—229,  §  231-232,  §  336 
—337. 

§  146.  Lat.  l  wird  wie  idg.  l  behandelt:  air.  Akk.  Dat. 
laubir  'Mühe'  mir.  lubair  'vow,  prescribed  duty'  c.  llafur  'Be- 
bauung der  Erde'  corn.  lavur  'Arbeit'  :  lat.  la bore m  (br.  labour 
'Arbeit,  Pflügen'  aus  dem  Frz.);  air.  scol  u.  s.  w.  §  122,  1;  ir. 
saile  c.  haliw  br.  halo  :  lat.  sallua  §  130,  3. 

C.  ystwyll  :  lat.  Stella  §  129,  1;  ir.  cell  c.  cell  br.  kell  : 
lat.  cella  §  124,  1. 

Es  findet  sich  ein  nicht  unbedeutendes  Schwanken  zwischen  / 
und  //;  c.  ceffyl  :  lat.  caballus  §  140,  2;  ir.  caingel  c.  cang- 
hell  :  lat.  cancellus  §  141,  5;  nir.  asal  :  lat.  asellus  §  136,  1; 
nir.  astal   c.  asteil  :  lat.  astella  §  124,  7.     Umgekehrt:   ir.  ba- 


§  146—148]  Lat.  l,  n.     Lat.  m.  239 

chall  :  lat.  baculus  §  140,  1;  ir.  cerchaill  :  lat.  ceruTci*! 
§  130,  3;  ir.  huaball  :  lat.  bübalus  §  128  Anm.;  ir.  pupall  c. 
pebyll  :  lat.  päpiliö  §126,3;  c.  canwyll:  lat.  candela  S.  193. 
Es  wird  sieb  meist  um  Suffixvertauschung  handeln;  so  auch  in  c. 
morthwyl  'Hammer'  corn.  morthol  br.  morzol  :  lat.  martellus. 
Auffälliger  ist  air.  talland  :  lat.  talentum  §  143,  4.  Lautgesetz- 
lich erklärbar  sind  c.  ebrill  :  lat.  Aprilis,  c.  ufyll  :  lat.  huini- 
lis,  s.  S.  148. 

Über  die  bei  l  vorkommenden  Svarabhaktierscheinungen,  Dissi- 
milationen und  Metathesen  vgl.  §  226—229,  §  231,  §  336-337. 
Bei  ir.  Akk.  cuicil  'Spinnrocken'  nir.  cuigeal  fem.  c.  cogail 
acorn.  kigel  mcorn.  kegel,  kygel  br.  kegel,  kigel,  kegil  Tre- 
guier  keiel  Cornouaille  keigel  :  lat.  coluc(u)la  hatte  auf  lat.  Boden 
eine  Dissimilation  zu  conuc(u)la  stattgefunden;  für  das  Kelt.  ist 
vielleicht  von  *conucella  auszugehen;  das  ic  ging  vor  dem  urbrit. 
Akzent  verloren;  im  Ir.  wurde  das  n  durch  den  Einfluß  der  ein- 
heimischen Präp.  con-  (vor  altem  k  als  co-  auftretend)  beseitigt, 
und  das  Wort  wurde  jetzt  aus  dem  Ir.  ins  Brit.  zurückentlehnt. 

8  147.  Lat.  71  ergibt  kelt.  n:  mir.  notlaic  §  126,  3  S.  204; 
ir.  fin  :  lat.  ulnum  §  133,  1;  ir.  laiten  'Latein'  §  121,  1;  ir. 
sornn  §  137  (zum  ir.  jv  vgl.  §95,  2 d  S.  153).  Lat.  nn:  ir.  ennac  : 
lat.  innocuus  §141  Anm.  2;  ir.  penn  nir.  peann  'Schreibfeder'  : 
lat.  penna  (c.  pin  'a  pen,  a  pin'  aus  dem  Engl.).  Über  c.  cawn  : 
lat.  canna  s.  §  121,4.  Ir.  nn  aus  n  scheint  besonders  nach  einem 
verkürzten  langen  Vokal  zu  stehen:  ir.  abann  :  lat.  haben a 
§  129,  4;  ir.  mulenn  :  lat.  mollna,  ir.  cucenn  :  lat.  coquina, 
ir.  moirtchenn  :  lat.  morticinium  §  122,  2;  hier  Hegt  vielleicht 
ein  Lautgesetz  zu  Grunde  (Einfluß  des  ehemaligen  Nebentons).  In 
anderen  Fällen  reicht  diese  Erklärung  jedoch  nicht  aus  (ir.  t er- 
mann 'protection;  glebe-land'  c.  terfyn  'Grenze'  :  lat.  terminus). 
Selten  ist  nn  aus  n  im  Wortinnern  (air.  pennit  §  132,  3;  hat 
schon  in  Wb.  nn,  so  daß  jeder  Versuch,  auf  nd  zurückzugehen, 
abgeschnitten  ist). 

Über  m  aus  n  durch  Assimilation  s.  §  335.  Über  den  Verlust 
eines  anlautenden  n-  s.  §  162. 

§  148.  Lat.  m.  1)  Ir.  midach  .i.  Haig  'Arzt'  c.  meddyg 
acorn.  medhec  mcorn.  methek  br.  mezek  :  lat.  medicus;  ir. 
mocol  :  lat.  macula  §  121,  3. 

Kann    durch    Sandhientgleisung   zu   b    werden    (ncorn.   belin 


240  Lat.  ni.  [§148,2-4 

'Mühle'  :  lat.  molTna;    br.  buns  'muid'    aus   dem  Afrz.)    oder  an 
die  Stelle  eines  b  treten,  vgl.  §  133  Anm.  1  und  §  302. 

2)  Lat.  m  zwischen  Vokalen  wird  in  der  älteren  Zeit  durch 
leniertes  m  wiedergegeben:  ir.  geimen-  c.  gefell  br.  gevell 
'Zwilling'  :  lat.  geminus,  gemellus;  mir.  umir  nir.  uimhir  ac. 
nimer  nc.  nifer  corn.  nyuer  br.  niver  :  lat.  numerus  §123,  3; 
c.  ffaw  'Ruhm'  :  lat.  fäma;  air.  trimsi  gl.  tempora  nir.  treimhse 
'Zeitraum'  :  lat.  trimensis  'dreimonatlich';  air.  domnach  nir. 
domhnach  'Sonntag'  masc.  :  lat.  dominica;  air.  sechtman  nir. 
seachtmhain  acorn.  seithum  (zu  lesen  -un)  mcorn.  sythyn  br. 
sizun  'Woche'  §  144,  3;  air.  testimin  'Text'  c.  testun  acorn. 
tistum  (zu  lesen  -un)  gl.  testimonium  ncorn.  testynye  'Zeugnis' 
br.  teste  ni  :  lat.  testimonium  (in  diesem  und  dem  vorhergehen- 
den Beispiel  ist  im  ßrit.  das  lenierte  m  nach  einem  Konsonanten 
geschwunden);  gelehrt  ist  c.  anifail  'Tier'  corn.  Plur.  enevalles 
br.  aneval  (Plur.  -ed)  :  lat.  animal.  Dissimilation:  air.  mebuir 
u.  s.  w.  :  lat.  memoria  §  122,  2.  Wird  w  nach  einem  n:  c. 
mynwent  'Friedhof  :  lat.  monumentum.  Air.  Dat.  diaithir, 
Gen.  diathre  (Thes.  II  13)  ist  mir  als  Entlehnung  aus  lat.  dia- 
meter  nicht  verständlich. 

Nicht  leniertes  intervokalisches  m  beweist  jüngeres  Alter:  c. 
degwm  'Zehente'  :  lat.  decima  (dazu  abr.  decmint  3.  PI.,  gl. 
addecimabit,  das  leniertes  m  haben  kann);  ir.  caimrase  .i.  leine 
acorn.  cams  gl.  alba  br.  kamps  'Meßhemd'  :  lat.  camisia  (c. 
hefys  'Frauenhemd'  acorn.  heuis  br.  hiviz,  hinviz  ist  ein  älteres 
Wort;  das  h  ist  wenig  klar,  vgl.  Henry,  Lex.  etym.);  über  ir. 
animm  'Seele'  vgl.  S.  170;  c.  camyll  neben  ir.  camhall  br. 
kaüval  §  129  Anm.  3;  ir.  membra  'Rehquienschrank'  :  lat.  me- 
moria. 

3)  Lat.  mn:  ir.  columa.  Gen.  columan  (wie  viele  andere 
-no-  und  -nä-Stämme  analogisch  in  die  n-Deklination  übertragen) 
nir.  colamhan  'Säule'  c.  colofn  :  lat.  columna;  br.  daoni  'ver- 
dammen' :  lat.  damnäre  (mir.  nir.  damnaim  'verdamme',  Inf. 
mir.  dampnad  ist  eine  jüngere  Entlehnung);  ir.  scamon  c.  -ysgafn 
mbr.  scaffn  nbr.  skaofi  :  lat.  scamnum  §  136,  2  S.  217.  Ir. 
lann  neben  c.  llafn  br.  lavn-enn  aus  lat.  1  am (i) na  §126  Anm.  2 
zeigt  Assimilation  des  vermutlich  in  unlenierter  Gestalt  aufgenom- 
menen 7n  an  das  7i.     Jung  und  gelehrt:  ir.  immon  'Hymnus'. 

4)  Die  Verbindungen  von  m  mit  Geräuschlauten  sind  schon 
besprochen.     Nach  dem  Muster  von  ir.  bait bis,  corgas,  cincigais 


§  148,5—6. 149]    Lat.m.  Dielat.  Lolinwört.  u.  d.  Lautclironologie.    241 

§  136,  3   ist  das  gelehrte  Lehnwort  air.  uilt  'ultima  (syllaba)'  ge 
bildet. 

5)  Lat.  rm:  air.  nir.  arm  'Waffe'  c.  arf  corn.  Plur.  arvow  : 
lat.  arma  (br.  arm,  Plur.  armou  aus  dem  Frz.);  c.  ffurfafen  : 
lat.  firmämentum  §  125,  3;  mir.  termann,  termonn  ^precinct, 
sanetuary'  nir.  tearmann  'protection,  glebe-land'  c.terfyn 'Grenze' : 
lat.  t  er  minus  (eine  jüngere  Form  mit  der  brit.  Lautentwickelung 
und  Metathese  ist  nir.  teöra  'Grenze',  Gen.  tec3ran7i  Arran  tördyi' 
[t  statt  t'  wegen  des  Zusammenfalls  in  der  lenierten  Form]  Donegal 
t'öri^' ;  aus  dem  Engl,  stammen  nir.  tearma  c.  term  'a  term'; 
jung  sind  ebenfalls  corn.  termyn  'Zeit'  br.  termen  'delai,  echeance'); 
c.  ffurf  'Form'  acorn.  furf  :  lat.  forma. 

Lat.  Im:  c.  palf  'Handfläche'  acorn.  palf  br.  palf,  palv  : 
lat.  palma.  Jünger:  mir.  nir.  pailm  'Palme'  nir.  pal m air e  'Pil- 
ger' c.  palm-wydden  'Palme'  corn.  palmor  'Pilger'  br.  palmez 
'Palme'  :  lat.  palma.  Air.  almsan  nir.  almsan  c.  alwysen, 
alusen  corn.  alusyon,  alusyen,  Plur.  alesonov  mbr.  aluson 
nbr.  aluzen  :  lat.  *almosyna  (vgl.  fr.  aumone)  aus  eleerao- 
syna  (das  lenierte  m  ist  im  Brit.  in  ähnlicher  Weise  mit  dem  fol- 
genden Vokal  verschmolzen  wie  in  acorn.  seithum  br.  sizun  oben 
8.  240;  c.  alwysen  scheint  jetzt  mit  uy  gesprochen  zu  werden, 
hatte  aber  wohl  ursprünglich  ivy,  worin  iv  das  lat.  m  vertritt). 

6)  Lat.  mm:  ir.  comman  c.  cymmun  :  lat.  commüniö 
§  128,  4;  ir.  gemm  c.  gem  §  138,  1;  c.  amws  'Hengst',  Plur. 
emys  :  lat.  admissus  (mit  -mm-  aufgenommen;  die  c.  Singular- 
form ist  umgebildet). 

Zeugnis  der  lat.  Lehnwörter  über  die  Chronologie  der  kelt. 

Lautgesetze. 

§  149.  Nach  den  im  Vorhergehenden  besprochenen  Einzel- 
erscheinungen kann  das  britannische  Vokalsystem  zur  Zeit  der  alten 
volkstümlichen  Entlehnungen  aus  dem  Lat.  etwa  das  folgende  Aus- 
sehen gehabt  haben :  a,  o,  u,  e,  i;  ä  (aus  idg.  ä  und  ö),  ö  (aus  den 
idg.  i^'-Diphthongen),  ü  (aus  idg.  oi)^  e  (aus  idg.  ei),  T  (aus  idg.  e, 
l;  daneben  kann  ein  ü  aus  idg.  ü  noch  bestanden  haben).  Die 
Diphthonge  waren  also  meist  monophthongisch  geworden  (unsicher 
ist  jedoch  die  damalige  Gestalt  des  idg.  ai);  da  aber  ein  iv  häufig 
vorkam,  erlernten  die  ßritaniüer  ohne  Schwierigkeit  die  Aussprache 
des  lat.  au.  Der  Übergang  /  >  d,  woran  die  lat.  Lehnwörter 
nicht  teilnehmen,    muß   schon   vollzogen    oder   wenigstens   ziemlich 

Pedereen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  16 


242  Die  lat.  Lehnwörter  und  die  Lautchronologie.         [§  149 

weit  vorgeschritten  gewesen  sein  (etwa  bis  zur  Stufe  £?);  im  Ir. 
war  das  j  vermutlich  schon  geschwunden.  Der  Auslaut  bestand 
noch  voll;  die  Umlaute  und  Epenthesen  waren  noch  nicht  einge- 
treten. Der  vom  Akzent  bewirkte  Vokalschwund  (Vokalreduktion) 
in  Binnensilben  hatte  ebenfalls  noch  nicht  stattgefunden.  Die 
durch  Yokalisierung  von  Verschlußlauten  entstandenen  Diphthonge 
oder  lange  Vokale  bestanden  noch  nicht. 

Alle  Hauptänderungen  des  idg.  s  und  der  s-Gruppen  im  Kel- 
tischen waren  schon  vollzogen  oder  wenigstens  w^eit  vorgeschritten. 
Das  idg.  p  war  \^schon  längst)  aus  der  Sprache  verschwunden ;  idg. 
ku  bestand  im  Ir.  noch,  war  aber  im  Brit.  (schon  längst)  zu  p  ge- 
worden (die  Britannier  haben  aber  trotzdem  ohne  Schwierigkeit  die 
Aussprache  des  lat.  qu  erlernt). 

Daß  die  Lenition  jünger  als  die  Berührungen  der  Britannier 
mit  den  Römern  wäre,  ist  aus  der  scheinbaren  Teilnahme  der  lat. 
Lehnwörter  an  den  verschiedenen  Lenitionsvorgängen  nicht  mit 
Sicherheit  zu  folgern.  Die  brit.  Lautpaare  e  :  r,  l  :l,  n  :  n,  m  :  m, 
g  :  ff,  d  :  d,  b  :b^  Je  :  h,  t'^  :  t,  p  :  p  können  vielmehr  schon  damals 
bestanden  haben;  sie  wurden  aber  nur  als  Nuancen  psychologisch 
einheitlicher  Laute  aufgefaßt,  und  die  Nuancen  wurden  auf  den 
neuen  Sprachstoff  nach  den  ererbten  Gewohnheiten  übertragen. 
Die  Iren  ersetzten  in  der  ältesten  Zeit  die  brit.  Lautpaare  Je  :  Je, 
f  :  t  durch  A:'  :  x,  f  :  /.  Im  Brit.  bestand  wohl  die  Verbindung  xt 
(denn  diese  Verbindung  scheint  gemeinkeltisch  zu  sein,  s.  S.  120), 
und  die  Britannier  haben  diese  Gruppe  für  lateinisches  Jet  sub- 
stituiert. 


§  150]  243 


B.    Lautpsychologisch  geordnete  Abteilung  der 

Lautlehre. 

I.   Auslaut  und  Anlaut. 

§  150.  Im  Gallischen  und  in  den  Ogaminschriften  sind  die 
meisten  der  idg.  Auslautssilben  noch  erhalten.  Auch  die  Behand- 
lung der  alten  lat.  Lehnwörter  weist  auf  einen  Sprachzustand  hin, 
wo  der  Auslaut  noch  im  wesentlichen  intakt  war.  Dagegen  finden 
wir  schon  in  der  ältesten  literarischen  Überlieferung  das  heutige 
Aussehen  des  Auslautes  vor:  die  idg.  Auslautssilben  sind  zum 
größten  Teil  geschwunden.  Zwischen  den  beiden  in  dieser  AVeise 
fixierten  Zeitpunkten,  vielleicht  im  wesentlichen  im  Laufe  des  6. 
Jahrhunderts  nach  Chr.,  haben  also  die  eigentlichen  Auslautsgesetze 
gewirkt. 

Schon  vor  der  Zeit  der  großen  Auslautsgesetze  muß  jedoch 
in  gewissen  proklitischen  und  enklitischen  Wörtern  der  idg.  aus- 
lautende Vokal  geschwunden  sein.  Vor  allem  scheint  der  kurze 
\okalische  Auslaut  eines  an  ein  Proklitikon  enklitisch  angehängten 
Wörtchens  mit  vollkommener  Regelmäßigkeit  abgefallen  zu  sein; 
der  Beweis  für  den  frühen  Schwund  dieser  Vokale  liegt  in  den 
Sandhiregeln :  der  Vokal  wirkt  auf  den  folgenden  Anlaut  nicht 
(bewirkt  keine  Lenition),  dagegen  wird  dieser  Anlaut  von  einem 
vor  dem  Vokal  stehenden  Nasal  affiziert:  mc.  a,  ac  'und,  wie'  com. 
ha,  hag  ds.  br.  ha,  hag  'und'  :  lat.  at-que  'und,  wie';  ir.  na, 
nach-  mc.  na,  nac  corn.  na,  nag  br.  na,  nag  (nak)  'neque'  : 
lat.  ne-que  (vgl.  §  558 — 559);  c.  my,  fy  (eklipsierend)  'mein'  br. 
ma,  va  V.  me  :  "^me-me,  vgl.  skr.  mdma  (s.  §  501);  ir.  a  (ekhp- 
sierend;  Neutr.  des  Artikels)  gall.  oooiv  :  *so  sendha  'das  dort' 
(über  das  Mask.  ^so-sendho-s  und  das  Fem.  *so-sendhä  vgl.  §516). 
Ebenso  war  der  auslautende  Vokal  des  zur  Bildung  des  Passivs 
und  des  Deponens  dienenden  enklitischen  Pronomens  *se  schon 
vor  dem  Verfall  des  Auslautes   geschwunden   (vgl.  §  625).     Ir.  ni 

16* 


244        Auslaut  der  Pro-  u.  Enklitika.  Auslautendes  -s.       [§  150. 151 

^etwas'  §  152.     Die  Erörterung  der  zweifelhafteren  Fälle  des  frühen 
Auslautschwundes  wird  der  Bedeutungslehre  vorbehalten. 

Die  eigentlichen  Auslautsgesetze  (die  von  der  Proklise  oder 
Enklise  unabhängig  sind)  werden  in  den  folgenden  Paragraphen 
besprochen  werden;  zunächst  soll  das  Schicksal  der  Konsonanten, 
dann  das  Schicksal  der  Vokale  untersucht  werden, 

§  151.  Das  idg.  -s  ist  im  Neukeltischen  geschwunden;  zu- 
gleich mit  dem  s  schwindet  ein  vorhergehender  Verschlußlaut  oder 
Nasal;  ebenso  schwindet  -st:  ir.  Nom.  fer  :  '^wiro-s  (vgl.  S.  41); 
ir.  Nom.  ri  'König'  ^reg'-s  :  lat,  rex;  ir.  se  'sechs'  :  *swek's  S.  78; 
ir.  Nom.  ein  'Schuld'  (Gen.  cinad;  nir.  Nom.  cion)  :  *kinut-s 
(vgl.  §  447);  ir.  Nom.  sui  'ein  Weiser'  (Gen.  suad)  :  *su-wid-s; 
ir.  mi  'Monat'  :  *mens  S.  86;  air.  care  'Freund'  :  *qarä)it-s  (Präs. 
Part,  eines  Verbalstamms  *qarä-^  vgl.  ir.  caraim  'liebe').  Ir.  -car 
'liebte'  :  "^'qarast  (§  617);  ir.  fo-llö  (3.  Sing.  Konj.  von  fo-long- 
'ertragen',  s.  Verbalverz.)  :  *upo-longst  oder  '"^  ui^o-logst  (§  609);  ir. 
-ge  (Konj.  von  guidimm  'ich  bitte')  :  "^g'iJiedhsf. 

Die  Entwickelung  vor  dem  Schwund  scheint  von  der  Ent- 
wickelung  im  Inlaut  kaum  verschieden  gewesen  zu  sein,  -s  mit 
vorhergehendem  Vokal  hat  im  Sandhi  vor  vokalischem  Anlaut  zu 
h  geführt:  air.  int  athir  'der  Vater'  zunächst  aus  *sendos  ater  (t 
aus  d  +  h;  vgl.  §  274—275);  über  das  Sandhi-/t  wird  in  einem 
folgenden  Kapitel  genauer  gehandelt,  -ks  nach  Vokal  ei'scheint, 
wo  es  im  Sandhi  erhalten  ist,  als  ir.  ss:  air.  a  'aus',  ass-a-thoib 
'aus  seiner  Seite'  :  lat.  ex  gr.  e^;  air.  mo  'bald',  mos-riccub-sa 
'bald  werde  ich  kommen'  :  lat.  mox;  im  Brit.  ergab  -ks  vermut- 
lich x:  mc.  chwo  'sechs'  (adjektivisch),  chwech  'sechs'  (substan- 
tivisch), -st  erscheint,  wo  es  vor  einem  enklitischen  Wort  erhalten 
ist,  als  SS  >  s:  ir.  -car  'liebte'  aus  *qarast,  caris  'liebte'  c.  ca- 
ras  aus  *qarast  is  (die  Simplexformen  des  irischen  Verbums  gehen 
in  der  Regel  mit  den  Kompositalformen  auf  die  gleiche  idg.  Grund- 
form zurück,  enthalten  aber  außerdem  ein  enklitisches  Pronomen, 
vgl.  die  Bedeutungslehre;  die  Verschmelzung  mit  diesem  Pronomen 
ist  allerdings  so  alt,  daß  man  zweifeln  könnte,  ob  die  verschmolzenen 
Formen  uns  die  letze  Phase  des  noch  erhaltenen  Auslautes  ver- 
gegenwärtigen). Wird  sind  nicht  berechtigt,  mit  Thurneysen  KZ 
XXXVII  114  anzunehmen,  daß  die  letzte  Phase  des  auslautenden 
-ks,  -st  vor  dem  Schwunde  ein  //  gewesen  wäre. 

Ein  abgefallenes  auslautendes  -kst  hat  den  Übergang  eines 
kelt.  e  (aus  idg.  cl)  in  ir.  «a  gehindert:  air.  -te,  -tei,  3.  Sing.  Konj. 


§151.152]  Ausl. -.s.    Auslautende  Verschlußlaute.  245 

von  tiagu  ^gclie'  :  *steigh-st.  Vermutlich  hatte  die  s-Gruppe  noch 
vor  dem  Schwunde  unter  dem  Einfluß  des  vorhergehenden  vorderen 
Vokals  mouilliertes  Timbre  angenommen;  dies  Timljre  wirkte  auf 
den  Vokal  zurück,  der  dadurch  eine  geschlossene  Aussprache  an- 
nahm, weshalb  er  nicht  zu  ia  werden  konnte.  Eine  entsprechende 
Wirkung  des  einfachen  s  ist  nicht  nachgewiesen. 

Ein  r  oder  l  vor  dem  auslautenden  s,  st  bleibt  erhalten,  -rs, 
'Is  wird  vermuthch  in  Übereinstimmung  mit  der  Inlautsregel  zu  -rr, 
-II;  Vereinfachung  des  Doi^pelkonsonanten  liegt  vor  bei  c.  gwychr 
'tapfer'  :  '^' ive-k' örd-s  §  75,  3  S.  122.  Dagegen  stimmt  es  mit  der 
für  den  Inlaut  wahrscheinlichen  Behandlung  (§  50,  1  S.  81)  nicht, 
daß  -rst  zu  -rr  führt  (air.  3.  Sing.  Konj.  fris-n-orr  von  frith- 
org-  'anstoßen');  aber  es  kann  hier  Analogiebildung  nach  der 
2.  Sing,  des  s-Konjunktivs  stattgefunden  haben. 

Im  Gallischen  finden  wir  zahlreiche  Belege  für  die  Erhaltung 
des  auslautenden  s:  Nom.  ^eyof-iagog,  Trutiknos  MN.  Wir  finden 
jedoch  auch  Belege  für  die  jüngere  Weglassung  desselben:  Nom. 
Aneuno,  Aneunicno,  vgl.  Thurneysen  ZfcPh.  VI  558.  d  in 
mid  'Monat'  (ZfcPh.  II  525)  kann  phonetisch  als  ts  gedeutet 
werden,  vgl.  §  49,  5  S.  78,  ist  mir  aber  auch  so  nicht  klar;  noch 
unklarer  ist  das  d  der  Münzlegenden  Abudod,  N  er  cod. 

§  152.  Die  idg.  auslautenden  Verschlußlaute  sind  im  Neu- 
keltischen geschwunden.  Ein  unsicherer  Beleg  ist  air.  Vok.  ä  ri 
'König!'  ^'reg  (jedoch  ist  eine  derartige  idg.  Vokativform  nur  ein 
theoretisches  Postulat  und  läßt  sich  empirisch  nicht  belegen;  die 
irische  Form  läßt  sich  ebenso  gut  als  identisch  mit  dem  Nom. 
auffassen).  Ein  nach  §  150  in  den  Auslaut  gerücktes  ku  ist  ge- 
schwunden in  c.  a  corn.  br.  ha  'und',  ir.  c.  corn.  br.  na  'neque'; 
ir.  ni  'etwas'  s.  unten. 

Die  einzigen  Verschlußlaute,  die  im  idg.  Auslaut  häufig  vor- 
kamen, waren  t  und  d.  Sie  sind  im  Keltischen  in  der  Stellung 
nach  einem  Vokal  wohl  zunächst  in  d  zusammengefallen  (ir.  berir 
'wird  getragen'  ist  aus  *bered  s(e)  entstanden,  s.  §  625).  Dies  d 
ist  dann  sehr  früh  geschwunden  (ir.  -beir  'trägt'  aus  idg.  *bheret). 
Gall.  legasit  'legte',  das  den  beiden  Hälften  dieser  Annahme  zu 
widersprechen  scheinen  könnte,  wird  einen  Vokal  verloren  haben, 
vgl.  die  Verbalform  karnitu.  Das  hohe  Alter  des  Schwundes  geht 
daraus  hervor,  daß  in  den  in  §  150  angegebenen  Fällen  Vokal  +  d 
ebenso  wie  bloßer  Vokal  vor  der  Zeit  der  Auslautsgesetze  ge- 
schwunden ist:  ir.  ni,  na  'etwas'  (Neutr.  von  nech,  nach  'jemand, 


246  Ausl.  -r,  -n,  -m.  [§  153 

irgend  ein  .  .')  *ne-kmd;  ferner  scheint  nach  den  ursprünglich  auf 
'd  (4)  auslautenden  Formen  ebenso  wie  nach  den  ursprünglich 
vokalisch  auslautenden  Formen  Lenition  einzutreten  (vgl.  darüber 
§  302).  Es  kann  jedoch  scheinen,  als  sei  der  Schwund  des  -d  in 
betonten  einsilbigen  Wörtern  nicht  eingetreten:  air.  hed  'id'  : 
lat.  id. 

Nach  Konsonanten  blieb  4  erhalten  (Thurneysen,  KZ  XXXVII 
115,  423).  Ir.  -e-racht  'surrexit'  *reg4,  -bert  'trug'  *bher4, 
-alt  'erzog'  *al4,  ar-ro-et  'nahm  an'  *em4;  Nom.  Neutr.  det 
'Zahn'  :  *dnt,  lochet  'Blitz'  :  *leuqnt. 

g  153.  Ein  auslautendes  r  bleibt  erhalten  und  zeigt  im  Ir. 
das  Timbre  des  vorhergehenden  Vokals.  Was  diesen  Vokal  selbst 
betrifft,  so  ist  er  (in  zwei-  oder  mehrsilbigen  Formen)  im  Brit.  ge- 
schwunden; im  Ir.  steht  vor  dem.  r  ein  Vokal,  der  aber  immer  ein 
Svarabhaktivokal  sein  kann.  Ir.  athir  'Vater'  nir.  athair  (S.  31)  : 
*pater  (statt  des  urspr.  idg.  ''^pate);  ir.  mäthir  'Mutter'  nir.  mä- 
thair  (S.  48)  :  *7näter  (statt  *mäte);  ir.  bräthir  'Bruder'  nir. 
bräthair  'Mönch',  dearbhräthair  'Bruder'  (:  dearbh  'wirklich') 
c.  brawd  (durch  Dissimilation  aus  -dr)  acorn.  broder  (mit  einem 
Svarabhakti- Vokal  zwischen  d  und  r)  mbr.  breuzr  nbr.  breur 
S.  48  :  *bhräter  (statt  *bhräte);  man  kann  allerdings  die  brit.  For- 
men aus  einem  nicht-nominativischen  Stamm  mit  47'-  erklären,  vgl. 
S.  134;  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  diese  Deutung  nötig  ist, 
hängt  von  der  Beurteilung  der  in  §  85,  5  besprochenen  Hypothese 
über  t  4-  schwindendem  Vokal  +  r  ab).  Ir.  eter,  etar-  'zwischen' 
nir.  eadar  (nir.  eidir  aus  air.  etir  'zwischen  ihm')  ac.  ithr  u.  s.  w. 
S.  139  scheint  auf  '^entor  zurückgehen  zu  müssen;  der  Vokal  vor 
dem  -r  im  Ir.  kann  dann  nur  svarabhaktisch  sein.  Der  Vokal  vor 
dem  r  ist  in  allen  keltischen  Sprachen  erhalten  in  dem  früh  ein- 
silbig gewordenen  ir.  for  'auf'  c.  gor-  corn.  gor-  br.  gour-  gall. 
uer-  (S.  35)  :  *upor;  nach  einem  geschwundenen  s  ist  der  Vokal 
im  Ir.  erhalten,  im  Brit.  geschwunden  in  ir.  siur  'Schwester'  c. 
chwaer  acorn.  huir  br.  c'hoar  (S.  73)  :  *sivesör  (statt  *swesö). 

Das  auslautende  -n  und  -m  sind  im  Kelt.  in  n  (genauer  y, 
vgl.  S.  158)  zusammengefallen:  gall.  v€f.irjTov  'Heiligtum',  celicnon 
'Turm',  vgl.  die  Endung  des  (Nom.-)Akk.  der  o-Stämme  lat.  Sig- 
num, dominum  gr.  öwgov,  loyov.  Im  Neukeltischen  ist  dies  -n 
zugleich  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  im  absoluten  Auslaut  ge- 
schwunden: ir.  Akk.  Sing,  fer  '(den)  Mann'  :  ^wirom,  Gen.  Plur. 
fer  '(der)   Männer'  :  *iüiröm.     Im    Satzzusammenhang   vor  einem 


§  154)  Auslautende  kurze  Vokale.  247 

eng  verbundenen  Wort  ist  jedoch  das  n  im  Ir.  entweder  erhalten 
oder  an  den  folgenden  Anlaut  assimiliert:  air.  in  gniim  n-olc 
(Akk.)  *die  böse  Tat';  und  auch  im  ßrit.  gibt  es  Reste  derselben 
Erscheinung;  s.  darüber  das  Kapitel  'Eklipse'.  —  Über  das  aus- 
lautende -n  und  -7)1  vgl.  §  31,  1  d  S.  46. 

§  154.  Die  kurzen  Vokale  sind  in  Wörtern  von  mehr  als 
einer  Silbe  im  Auslaut  oder  vor  einem  auslautenden  Konsonanten 
geschwunden.  Im  Irischen  ist  jedoch  der  geschwundene  Vokal 
noch  zum  Teil  an  dem  Timbre  des  vorhergehenden  Konsonanten 
oder  an  der  Gestalt  des  Vokals  der  vorhergehenden  S41be  erkenn- 
bar. Ir.  and  'dort'  :  gr.  ev^a  (über  den  Auslaut  des  arm.  and 
'dort'  s.  Verf.,  Les  pronoms  demonstratifs  S.  36);  ir.  Prät.  1.  Sing. 
tänac  'ich  kam'  :  gr  7i€7tOL&-a,  old-a.  —  Ir.  Nom.  Akk.  fer 
'Mann' :  *i^iVos,  *tvirom.  Ein  altes  -o  wird  in  den  Ogaminschriften 
a  geschrieben:  LUGUDECCAS,  DECCEDDAS  (Gen.  von  kon- 
sonantischen Stämmen).  Das  o  wird  also  im  Auslaut  offener  als 
sonst  gewesen  sein;  es  kann  aber  jedenfalls  nicht  ganz  zu  a  ge- 
worden sein;  denn  wo  es  erhalten  geblieben  ist,  erscheint  es  als  o: 
ir.  beo  'lebendig'  §  159,  1  u.  s.  w.  —  Ir.  ein  'Schuld'  nir.  cion 
*kinuts;  ir.  mid  'Met'  nir.  miodh  c.  medd  u.  s.  w.  (S.  37)  : 
*medhu  (in  diesen  beiden  AVörtern  weist  der  Vokal  i  vor  dem  un- 
mouillierten  Konsonanten  auf  die  Qualität  u  des  geschwundenen 
Vokals,  vgl.  §  252).  —  Idg.  -e  ist  vor  dem  Schwunde  jedenfalls 
zu  -i  geworden,  wie  man  aus  den  Fällen  folgern  darf,  wo  der  Aus- 
laut nach  einem  Vokal  oder  in  einem  einsilbigen  Wort  (§§  157 — 159) 
erhalten  ist;  also  ir.  Vok.  fir  'Mann!'  aus  *wiri  <  *ivlre.  Dieser 
Übergang  hat  dagegen  bei  -es  nicht  stattgefunden,  vgl.  ir.  lue 
'Steuerruder'  §  159,  1  (falls  das  -e  nicht  hier  wie  in  tenge  §  156 
Anm.  1  zu  erklären  ist)  (Beispiele  für  -es,  -ets:  ir.  Nom.  Plur.  coin 
'Hunde'  :  gr.  /.vveg;  ir.  eirr  'Wagenkämpfer'  :  '^erset-s,  vgl.  lat. 
pedes  'Fußsoldat',  eques,  mlles.  Idg.  e  vor  einem  auslautenden 
Verschlußlaut  wird  an  dem  Übergang  zu  i  teilgenommen  haben 
(vgl.  §  157);  Beispiel:  air.  -beir  'trägt'  ^bheret.  —  Ir.  mil  'Honig' 
nir.  mil  (riiil')  c.  mel  u.  s.  w.  (S.  162)  :  *meli;  ir.  Nom.  Akk. 
fäith  'Dichter'  :  *iväüs,  *wätim;  ir.  deich  (S.  46)  :  zunächst  aus 
*dekin  «  idg.  ""dek'm);  ir.  fitir  'weiß'  (S.  112  f.)  :  aus  ""ividrl  < 
*widr. 

Anm.  Zahlreiche  Beispiele  für  die  Wirkung  dieser  Auslautsgesetze 
bieten  uns  die  enklitischen  Formen  der  3.  Sing,  des  -s-Konjuuktivs  (in 
denen  bei  kurzvokalischen  Verben  nur  die  anlautende  Konsonanz  der  AVur- 


248  Lang.  Vok.  od.  Diphth.  i.  Ausl.  u.  vor  ausl.  s.    [§  155—156 

zel  erhalten  bleibt):  air.  ni  indail  Ml.  96a  8  (mit  futiirischer  Bedeutung) 
'wird  nicht  teilen'  zu  in-dlung  gl.  finde,  Inf.  in  dl  ach. 

§  155.  Die  langen  Vokale  und  die  Diphthonge  schwinden 
in  AVörtern  von  mehr  als  einer  Silbe  im  absoluten  Auslaut  oder 
vor  einem  auslautenden  Nasal,  -ä:  ir.  Nom.  tuath  'Volk'  (S.  54)  : 
*teutä.  Ein  auslautendes  -ä  hat  im  C.  ein  u  oder  i  der  vorher- 
gehenden Silbe  in  o,  e  verwandelt:  c.  crwn  'rund',  Fem.  crön; 
hysp  'unfruchtbar',  Fem.  hesp;  brith  'bunt'  S.  124  (zunächst  aus 
*brikto-s),  Fem.  mc.  breith  nc.  braith  (zunächst  aus  *brekta), 
Spuren  desselben  "Wechsels  finden  sich  im  Abr.  (S.  41,  Loth  Rc. 
VIII  168 f.).  -am:  ir.  Konj.  1.  Sing,  -ber  :  ""hheräm  vgl,  lat.  fe- 
ram.  —  Idg.  -ö  ist  zunächst  zu  -ü  geworden;  dies  ersieht  man 
einerseits  aus  dem  Gall.  und  aus  den  Fällen,  wo  der  Vokal  im 
Neukeit,  noch  erhalten  ist  (§§  156 — 159),  andererseits  erkennt  man 
es  an  den  Wirkungen  des  geschwundenen  Vokals  (im  Ir.  Rundung 
des  vorhergehenden  Konsonanten  und  Hebung  des  Vokals  der  vor- 
hergehenden Silbe,  §  252;  im  ßrit.,  wo  das  ü  zu  i  weiterschritt, 
dieselben  Änderungen  wie  vor  einem  idg.  -l):  gall.  Fron  tu  MN 
(aus  dem  Lat),  Nominativ  eines  w-Stammes;  mc.  gwreic  nc.  gwraig 
corn.  gurek  br.  grek  (§  97,  6  S.  161)  :  *ivrakö  aus  *wragö,  vgl. 
lat.  uirägö,  uirgö;  ir.  1.  Sing.  Prs.  Ind.  -biur  'ich  trage'  :  ^'hherö, 
vgl.  lat.  f  erö;  ir.  Dat.  fiur  '(dem)  Manne'  :  ein  idg.  Instrumentalis 
auf  -ö  oder  ein  Dativ  auf  -öi  oder  ein  Ablativ  auf  -öd,  vgl.  gall. 
Dat.  Alisanu  MN;  air.  ar-chiunn  'vorne,  begegnend,  heran- 
nahend' (Dat.  von  cenn  'Kopf')  mc.  erbynn  nc.  erbyn  'gegen' 
corn.  erbyn;  c.  wyth  'acht'  ncorn.  eath  br.  eiz  (S.  123)  :  "^ok'tö 
(über  den  ^-Umlaut  des  o  +  vokalisiertem  Hinterlingual  s.  §  255 
— 257).  Dagegen  ist  ö  in  der  Endung  des  Gen.  Plur.  -öm  nicht 
zu  n  geworden:  ir.  fer  n-  '(der)  Männer';  dies  ist  aus  einer  sehr 
früh  eingetretenen  Kürzung  eines  langen  Vokals  vor  einem  Nasal 
zu  erklären.  —  Idg.  l:  ir.  Brigit  c.  braint  S.  100. 

Idg.  -oi:  ir.  Nom.  Plur.  fir  'Männer';  ir.  uain  'Lämmer'  c. 
wyn  ncorn.  ean  br.  ein  (zum  Sing.  ir.  uan  c.  oen  mcorn.  oan, 
on  br.  oan)  :  lat.  agni  gr.  a^ivoi.  Idg.  -äi:  ir.  Dat.  Sing,  tuaith  : 
vgl.  lat.  terrae  gr.  XiOQä, 

§  156.  Erhalten  bleiben  im  Ir.  die  langen  Vokale  und  die 
Diphthonge  vor  -s  oder  einer  auslautenden  .s-Gruppe;  vor  -ns 
bleiben    auch    die    kurzen    Vokale    erhalten,     -äs:    ir.    Nom.    Plur. 

tuath-a  :  got.  piudös. ös:  ir.  Vok.  Plur.  firu  'Männer!'  :  skr. 

vir  äs;    -öks:   ir.  Cuanu   MN   (Gen.    C  uan  ach);    -öts:   air.  bibdu 


§  156 1      Erhaltung  der  langen  Vokale  vor  ausl.  -s  oder  -t.         249 

'schuldig'  (Plur.  bibdid)  ac.  bibid.  —  -flts:  ir.  hethu  'Leben'  c 
bywyd  (S.  62)  :  '^' (juiwo-tüt-s  (zur  Endung  vgl.  lat.  senectüs 
u.  s.  w.).  —  -es;  scheint  zwei  Vertretungen  zu  haben  (§  34  Anm. 
S.  51):  ir.  2.  Sing.  Ipv.  Med.  cluinte,  vgl.  skr.  2.  Sing.  Ipf.  Ind. 
Med.  a-bh(iva-thas  gr.  2.  Sing.  Aor.  Pass.  e-do-Orjg;  air.  Nom.  fili 
'Dichter'  (Gen.  filed;  vgl.  c.  gwelcd  'sehen'),  (3egi  'Gast'  (Gen. 
oiged),  vgl.  zur  Endung  etwa  gr.  7tevr]g.  —  -ons:  ir.  Gen.  Sing, 
betho  (vom  i^Stamni  bith  'Welt').  —  -ois:  ir.  Gen.  Sing,  fätho 
(vom  «-Stamm  fäith). 

Die  -ns-Gruppen:  -ns:  ir.  Akk.  Plur.  cona  'Hunde'  vgl.  gr. 
/.vvag;  -7its:  ir.  fiche  'zwanzig'  nir.  fiche  :  ''^ wi-k' int-s ;  -ants  oder 
-änts:  ir.  care  'Freund'  (Gen.  carat)  nir.  cara  c.  car  'Freund, 
Verwandter'  (Plur.  ceraiiit)  corn.  car  ds.  (ncorii.  Plur.  keranz) 
br.  kar  'Verwandter'  (Plur.  kerent).  —  -onts:  vielleicht  in  ir. 
tricha  'dreißig'  vgl.  br.  tregont  (also  a  statt  des  zunächst  zu  er- 
Avartenden  o).  —  -öns:  ir.  Akk.  Plur.  der  o-Stämme  firu  'Männer'  : 
vgl.  skr.  vlrän,  virqs  (in  der  Endung  -öns  ist  also  das  ö  zu  ü  ge- 
worden; die  Abweichung  von  der  Behandlung  von  -am  §  155  er- 
klärt sich  wohl  daraus,  daß  der  Nasal  vor  s  sehr  früh  geschwunden 
oder  reduziert  worden  war).  —  -uns:  ir.  Akk.  Plur.  der  «^-Stämme 
bithu  :  vgl.  skr.  Akk.  Plur.  satrün,  satnts  'Feinde';  -unts  oder 
-ilnts:  air.  dinu  'Lamm'  (Dat.  dinit)  :  vgl.  gr.  Ö£i/,vvg  (Partizipium 
eines  -/^«/-Präsens).  —  ms:  ir.  Akk,  Plur.  der  ^-Stämme  fäthi  : 
vgl.  skr.  agnin,  agnfs. 

Anm.  1.  Kecht  unklar  ist  es,  worauf  die  Verteilung  yon  ir.  -a 
(con-a)  und  ir.  -e  ohne  vorhergehende  Mouillierung  (care)  beruht;  jedoch 
scheint  -ws  anders  als  -nfs  auf  den  vorhergehenden  Vokal  zu  wirken.  Der 
Unterschied  zwischen  care  nir.  cara  und  fiche  nir.  fiche  erklärt  sich 
wohl  daraus,  daß  w  vor  t  im  Ir.  nicht  zu  an,  sondern  zu  en  geworden  ist 
(§  31,  1  S.  45 f.).  —  Die  Endung  -e  ohne  vorhergehende  Mouillierung  hat 
sich  analogisch,  unklar  in  welcher  Weise,  über  ihr  ursprüngliches  Gebiet 
hinaus  verbreitet:  air.  tenge  'Zunge'  (Gen.  tengad,  ein  -«^-Stamm,  vgl. 
mc.  tafawt  S.  107);  ir.  niiB  'Schwestersohn'  (Gen.  niath,  ein  -ö^Stamni, 
regelmäßig  entwickelt  in  c.  nai  S.  92;  vgl.  jedoch  §159,  4).  —  Ir.  menmo 
'Gedanke'  möchte  ich  auf  *me7mn/o-s,  tene  Teuer'  auf  *teptiesa  (Neutr. 
Plur.)  zurückführen,  s.  darüber  die  Bedeutungslehre. 

Anm.  2.  Bei  den  Vorben  mit  langvokalischer  Wurzelsilbe  oder  mit 
einem  Nasal  vor  dem  Wurzelauslaut  sollte  in  der  3.  Sing,  des  enklitischen 
s-Konjunktivs  der  Wurzelvokal  erhalten  bleiben.  Oft  hat  jedoch  die  Form 
der  kurzvokalischen  Verba  (§  154  Anm.)  vorbildlich  gewirkt:  air.  con-öit 
von  com-in-tiag-  'indulgere'  (Inf.  com  et  echt);  noch  auffällif^er  ar-na 
dich  Wb.  9d  24  von  di-com-fed-,  s.  Verbalverz.  tiag-. 


250        Auslaut  einsilbiger  Wörter;  j  +  ausl.  Vokal.     [§  156 — 158 

Anm.  3.  Im  Brit.  schwindet  der  im  Ir.  nach  obiger  Regel  erhaltene 
auslautende  Vokal :  ac.  bibid,  nc.  bywyd,  nc.  car.  Nicht  selten  ist  aber 
die  laiitgesetzliche  Nominativform  durch  die  Form  der  anderen  Kasus  ver- 
drängt worden:  mc.  tafawt  'Zunge',  br.  tregont  'dreißig'. 

Erhalten  bleibt  im  Ir.  ferner  ein  langer  Vokal  vor  auslautendem 
-t:  -dt  ;  3.  Sing.  Konj.  -bera;  -üt  :  Dat.  Sing,  im-bethu  'am 
Leben';  -U  :  leicci  'läßt'. 

Anm.  4.  Auch  in  diesem  Fall  wird  der  im  Ir.  erhaltene  Vokal  im 
Brit.  geschwunden  sein;  es  ist  kaum  glaublich,  daß  Formen  wie  3.  Sing. 
Ind.  rac.  teruyna  'endigt'  oder  3.  Sing.  Konj.  mo,  Uado  'er  tötet'  laut- 
gesetzlich wären. 

§  157.  In  einsilbigen  Wörtern  bleibt  der  auslautende  oder 
vor  dem  auslautenden  Konsonanten  stehende  Vokal  erhalten.  Der 
auslautende  Konsonant  schwindet  aber,  und  der  Vokal  unterhegt 
denselben  Änderungen  der  Qualität  wie  im  Auslaut  mehrsilbiger 
Wörter.  Kurze  Vokale  werden  in  betonten  Wörtern  gedehnt.  Idg.  -ö: 
ir.  cu  c.  ci  corn.  ki  br.  ki  'Hund'  :  *k'tvö,  vgl.  skr.  svä  lit.  suö  ds.; 
ir.  du  'Ort'  :  *kßö^  S.  89.  Die  Diphthonge  haben  in  betonten  Wör- 
tern dasselbe  Schicksal  wie  im  Wortinnern  (die  ^^?-Diphthonge  sind 
sogar  besser  erhalten):  ir  dau  (dö),  unverbundene  Form  des  Zahl- 
wortes 'zwei',  vgl.  §  37,  3  S.  55;  ir.  mnäi,  Dat.  Sing,  von  ben 
'Frau';  ir.  cia  'wer'  c.  pwy  u.  s.  w.  :  *k»ei,  vgl.  lat.  qui.  In  der 
Proklise  werden  jedoch  die  Diphthonge  im  Ir.  reduziert:  ir.  Mask. 
da,  Fem.  di,  verbundene  Form  des  Zahlwortes  'zwei',  vgl.  c.  dau, 
Fem.  dwy  (falls  ir.  di  auf  eine  Grundform  *dwai,  vgl.  lat.  duae 
u.  s.  w.,  zurückgeht,  so  hat  auch  im  Brit  eine  Änderung  des  unbe- 
tonten auslautenden  -ai  stattgefunden);  die  Formen  da  und  di 
werden  noch  in  Wb.  in  der  Regel  ohne  Längezeichen  geschrieben; 
über  die  später  regelmäßige  Dehnung  da,  di  s.  §  202. 

Daß  auslautendes  -e  zu  -^  geworden  ist,  geht  am  deutlichsten 
aus  dem  proklitischen  ir.  ni  'nicht'  mc.  ny  (nc.  ni)  corn.  ny  br.  ne 
hervor,  das  sich  in  keiner  Weise  auf  *we  zurückführen  läßt;  es  ist 
mit  skr.  na  asl.  ne  u.  s.  w.  identisch.  Die  gedehnte  Form  ir.  ni, 
die  in  Wb.  noch  nicht  ganz  durchgeführt  ist,  erklärt  sich  ebenso 
wir  da,  di.  In  betonten  Wörtern  wurde  im  Ir.  die  Wirkung  des 
Übergangs  e  y  i  durch  den  Übergang  jedes  unbeeinflußten  betonten 
i  in  e  (§  29,  1  Anfang  und  Schluß,  S.  41;  wieder  aufgehoben;  des- 
halb ir.  me  'ich'  c.  mi,  my-fi  corn.  my,  me  br.  me  :  idg.  *me. 
Ir.  ni  'etwas'  (unverbunden)  ist  von  der  verbundenen  Form  *ni 
(>  na)  beeinflußt. 

§  158.      Die    unbetonten    auslautenden   Vokale    mit    vorher- 


§  158.  159, 1 1  Vokal  +  iiusl.  Vokal.  251 

gehendem  j  erscheinen  im  Ir.  in  der  folgenden  Gestalt:  -Jos  >  ir 
e  :  ir.  Nom.  Mask.  aile  ^alius';  -je  >  ir.  l  :  ir.  Vok.  celi  ^Genosse!'; 
-ja  >  ir.  e  :  ir.  Nom.  Fem.  aile  'alia';  -jö  >  ir.  -iu  (d.  h.  'u)  :  ir. 
Dat.  Mask.  und  Ncutr.  ailiu;  ir.  Nom.  toi-mtiu  'Meinung'  (Gen. 
toimten)  vgl.  lat.  mentiö;  ir.  Nom.  coimdiu  'Herr'  {-jöt-s;  Gen. 
coimded);  idg.  -jdi  >  ir.  i  :  ir.  Dat.  Sing,  eines  f-Stammes  insi 
'(der)  Insel'.  Das  Ergebnis  ist  also  immer  ein  kurzer  Vokal  mit 
vorhergehender  Mouillierung.  Nach  gewissen  Konsonanten  und 
Kosonantengruppen  geht  jedoch  die  Mouillierung  verloren  (vgl.  das 
Kapitel  'Mouillierung')  :  air.  cumachte  'Macht'  mir.  cumachta 
nir.  cumhachta;  ir.  Mumu  'Munster'  (-jen -St^mm);  ir.  Albu 
'Schottland'  (-jenSt'dmm,  vgl.  Qr,-]ixt."Alßiov,  Albion).  Einzelheiten 
sind  in  der  Bedeutungslehre  zu  suchen.  Die  Entwickelung  ist  eine 
Konsequenz  der  in  §  159  dargelegten  Gesetze;  -j  nach  einem  Kons, 
ist  zunächst  zu  ij  geworden.  Im  Brit.  geht  das  j  nach  einem  Kons, 
zugleich  mit  dem  Auslaut  verloren,  nach  einem  i  wird  es  zu  d  (vgl. 
§  46  S.  69):  c.  cyfoeth  'Macht',  newydd  'neu'  (S.  67f.). 

§  159.  Ein  auslautender  Vokal  ist  nach  einem  Vokal  viel- 
fach erhalten  worden.  Der  Schwund  der  auslautenden  Vokale 
beruht  eben  im  Keltischen,  wenigstens  zum  sehr  großen  Teil,  auf 
einer  Antizipation  der  Vokalstellung  während  der  Aussprache  des 
vorhergehenden  Konsonanten ;  wo  kein  Konsonant  voranging,  konnte 
die  Antizipation  nicht  stattfinden,  und  der  Vokal  blieb  erhalten. 

1)  Nach  einem  geschwundenen  tv  im  Ir.  Ir.  nöi  nir.  naoi 
'neun'  aus  '^newn  S.  61,  §  31,  Id  S.  46;  ir.  öi  'Schaf  (Corn.)  nir. 
ao-ghaire  'Hirt'  :  *owis,  vgl.  c.  ewig  'Hirschkuh'  acorn.  euhic 
(Stokes  Bß  XXIII  62)  lat.  ouis  gr.  OLg  ahd.  ou  lit.  avis  asl. 
oviea  skr.  ävi-s;  ir.  Prät.  böi  'war'  :  *bhowe  oder  *bhöive  (-e  ist  zu 
-/  geworden);  air.  röi  'ebenes  Feld',  fem.  :  etwa  *rewi-,  Umbildung 
eines  alten  5-Stammes,  vgl.  lat.  rüs  'Land'  aw.  ravali-  'freier  Raum'; 
—  ir.  lue  'Steuerruder'  S.  61  f.  :  *plutvet-s;  ir.  drui  'Druide'  S.  61  : 
"^druwid-s;  —  ir.  sceo  'Wolke'  :  mag  zu  got.  hiwi  'Schein'  skr. 
chavi-  'Haut'  gehören  (KZ  XL  251),  ist  aber  in  der  Stammgestalt 
davon  verschieden;  —  ir.  beo  'lebendig'  S.  62  :  *g(nivo-s  (dazu 
Vok.  bii  mit  Übergang  des  auslautenden  -e  in  -i);  ir.  eo  'Eibe' 
S.  62;  —  air.  lie,  jünger  lia  'Stein'  (Gen.  liac)  :  *lewr^k-s,  zu  gr. 
laag  'Stein'.  —  Wo  scheinbar  der  auslautende  Vokal  fehlt,  hat 
meist  Kontraktion  mit  einem  vorhergehenden  gleichen  Vokal  statt- 
gefunden: ir.  cid  'Nagel'  §  42  Anm.  3  S.  63.  Der  nicht  ganz 
klare  Wechsel  zwischen  ö  und  Fi  im  Nom.  der  s-Stäuime  (mir.  cru 


252  Vokal  +  ausl.  Vokal.  [§  159, 1—4 

nir.  er 6  ^Blut'  vgl.  S.  61)  beruht  wohl  am  ehesten  darauf,  daß  das 
im  Nom.  berechtigte  ö  teilweise  von  einem  in  den  anderen  Kasus 
entstandenen  u,  ü  verdrängt  worden  ist.  Ir.  lii,  li  'Farbe'  (§  34 
S.  51)  wird  ein  -e-Stamm  sein  (eventuell  Umbildung  eines  alten  s- 
Stamines).  Auch  ao,  äo  ist  sehr  früh  zu  ö  kontrahiert  worden :  ir. 
brö  'Mühlstein'  S.  62.  Dagegen  fehlt  der  auslautende  Vokal  wirk- 
lich nach  dem  Diphthong  ia  in  ir.  dia  'Gott'  (im  Gen.  und  Vok. 
de  kann  Kontraktion  des  -l,  -i  <  -e  mit  dem  vorhergehenden  ge- 
schlossenen e  angenommen  werden). 

2)  Nach  einem  geschwundenen  j  im  Ir.  und  ßrit.  Ir.  -tau, 
-tö,  attöo,  attö  'bin'  :  *stäjö;  -täi,  attäi  'du  bist'  :  *stäjei;  ir. 
bin  'bin'  (vgl.  c.  byddaf)  :  "^bhwijö;  ir.  do-gniu  'ich  mache,  tue'  : 
^g'nijöy  s.  Verbal verz. ;  ir.  die  'Tag'  :  '^dijeu-s  >  *dijeu-s  (der  Aus- 
gang -e  statt  des  nach  betho  'der  Welt'  §  156  zu  erwartenden  o 
beruht  auf  einem  vom  j  bewirkten  Umlaut);  Dat.  in -diu  'heute' 
S.  67.  Altes  -iJBy  -Ije,  womit  durch  Umlaut  -ija  und  -ijo  zusammen- 
gefallen ist,  ist  zu  e  kontrahiert  worden:  ir.  cre  'Lehm,  Ton'  : 
*k'frtjet-s  (§  45  Anm.  S.  68);  ir.  sce  'Hagedorn'  (Gen.  Plur.  sei  ad, 
c.  ysbyddad-en  S.  68)  :  '^'sqwijat-s;  ir.  cle  'link'  c.  cledd  (S.  68): 
*k'liJo-Sy  k'lijä;  ir.  gne  'Gestalt'  :  *gnijo-m  oder  *g'nijos,  zu  do- 
gniu.  Britannische  Beispiele:  c.  heddyw  corn.  hethew  mbr. 
hiziu  'heute'  (S.  67;  ir.  in-diu);  c.  rhyw,  Plur.  mc.  rei  nc.  rhai 
S.  67  (ir.  re);  e.  gloew  'klar'  ir.  gle  (S.  67).  In  c.  doe  'gestern' 
ir.  in-dhe  aus  *ghpijes  (S.  89)  ist  das  -e  der  Endung  mit  dem  oe 
(aus  i)  der  vorhergehenden  Silbe  verschmolzen. 

3)  Nach  einem  geschwundenen  s  im  Ir.  und  Brit.  Ir.  eo 
'Lachs'  (S.  73):  *esok-s  (ursprüngliches  Paradigma  *esök-s,  Gen. 
"^esok-os  u.  s.  w.;  außerordentlich  früh  drang  aber  teils  -ok-  in  den 
Nom.,  teils  umgekehrt  -ök-  in  die  obliquen  Kasus:  mc.  ehawc 
mbr.  eheue  neben  ehoc);  ir.  *feo  'welk'  (zu  erschließen  aus  feogud 
gl.  mareor  S.  74)  c.  gwyw  :  *wiso-  oder  ^'wisti-;  ir.  ad-ciu  'ich 
sehe'  (Prät.  Pass.  ad-cess)  s.  Verbal  verz.;  ir.  fiu  'würdig'  c.  gwiw 
ds.  br.  gwiou  'fröhlich'  S.  74  :  *wesu-.  Nach  einem  Diphthong 
+  s  seh  windet  der  auslautende  Vokal  im  Ir.,  bleibt  aber  im  Brit. 
erhalten:  ir.  gae  'Speer'  c.  gwaew  aeorn.  hoch-iruyu  br.  goao 
S.  74:  idg.  g'haiso-. 

4)  Nach  einem  geschwundenen  p  im  Ir.  und  Brit.  Ir.  er 6 
c.  craw  br.  krao  'Stall'  (S.  92)  :  k'rapo-s;  c.  nai 'Neffe'  :  *nepöt-s 
(ir.  nia3  läßt  sich  vielleicht  aus  '^nepot-s  erklären;  p  ist  der  im  Kel- 
tischen am   frühesten   geschwundene  Konsonant,    und   es   ist   nicht 


§159,4-6.1601    Vokal  +  ausl.  Vokal.  Der  sekundäre  Auslaut.    253 

unwahrscheinlich,  daß  nach  seinem  Schwunde  der  Vokal  e  >  i  sich 
im  Hiatus  früh  genug  zu  ij  entwickelt  hat  um  ebenso  wie  idg.  -j 
ein  folgendes  kurzes  -o  umlauten  zu  können).  Ein  ganz  besonderer 
Fall  ist  ir.  fo  ^unter'  c.  gwa-,  go-  u.  s.  w.  (§  585)  :  *upo,  worin 
das  u  schon  urkeltisch  unsilbisch  geworden  ist.  Kontraktion  von 
zwei  gleichen  Vokalen  in  ir.  te  'heiß'  (S.  92). 

5)  Nach  einem  Vokal  in  lat.  Lehnwörtern:  ir.  leo  c.  llew 
acorn.  leu  'Löwe'  §  124,  2  S.  197;  c.  pydew  :  lat.  puteus;  c. 
olew  br.  oleo  :  lat.  oleum;  c.  iddew  u.  s.  w.  'Jude'  §  123,  2 
S.  196.  Die  beiden  Völkernamen  'Graecus  (Graius)'  und  'Hebraeus' 
haben  sich  gegenseitig  beeinflußt,  s.  Loth  Gryw  und  Efryw  (Plur. 
Efrei  >  Efrai;  vgl.  mc.  Efroec  'Hebräisch'  und  c.  Groeg 
'Griechisch'). 

0)  Mit  einem  vorhergehenden  unbetonten  Vokal  verschmilzt 
ein  auslautender  Vokal  im  Ir.  zu  einem  kurzen  Vokal:  ir.  cuithe 
'Brunnen'  (falls  nicht  auf  lat.  ^' put  jus  zurückzuführen);  ir.  ola  'Öl'; 
ir.  1.  Sing,  ro-cuala,  3.  Sing,  ro-cuale  'hörte'  c.  cigleu  :  1.  Sing. 
-owa^  3.  Sing,  -owe  s.  Verbalverz.;  ir.  Plur.  der  w-Stämme:  gnime 
'Taten',  vgl.  gall.  Lugoues  S.  61;  ir.  made  'vergeblich'  S.  110; 
ir.  tan 88,  tana  'dünn'  S.  131  f.;  ir.  -caru  'ich  liebe'  :  *qaräjö;  ir. 
Plur.  der  5-Stämme:  tige  'Häuser'.  Ir.  fo-chla  'Nord'  c.  go- 
gledd  :  Komp.  von  ir.  cle  c.  cledd  'link';  ir.  to-gu,  ro-gu  'Wahl', 
do-roi-gu  'hat  gewählt'  s.  Verbalverz. ;  ni  ro-be  'ist  nicht  gewiesen' 
(Wb.  18 d  7),  vgl.  böi  oben  unter  1).  Ein  anderes  Ergebnis  in 
proklitischen  Formen:  air.  ro-bo,  ro-bu  'ist  gewesen'  (Kopula); 
do  'dein',  vgl.  c.  y  teu  'der  deinige'.  Zusammenstoß  von  drei  Vo- 
kalen im  Gerundiv  ir.  bethi  'zu  schlagen',  srethi  'auszubreiten' 
c.  caradwy  corn.  caradow  abr.  nit  inaatoe  :  -oujo-  S.  56. 

§  160.  Der  nach  der  Wirkung  der  in  §  150 — 159  ange- 
gebenen Gesetze  bestehende  sekundäre  (neukeltische)  Auslaut  ist 
bis  auf  den  heutigen  Tag  meist  unversehrt  geblieben.  Im  Nsch. 
schwindet  unter  Bedingungen,  die  hier  nicht  im  Einzelnen  unter- 
sucht werden  können,  ein  auslautender  Vokal :  mir.  nir.  eitne  'Kern' 
nsch.  eitean  S.  160;  nir.  tröcaire  'Mitleid'  nsch.  tröcair;  nir. 
tighearna  'Herr'  nsch.  tighearn;  nir.  tuile  nsch.  tuil  'Flut'. 
Morphologisch  zu  erklären  ist  wohl  das  Prät.  nsch.  fac  'sah'  (nach 
einer  Negation  u.  s.  w.):  nir.  faca.  Im  Nbr.  kann  dialektisch  im 
Zusammenhang  der  Rede  ein  auslautender  Konsonant  schwinden: 
marc'ha(d)  mad  'billig,  bon  marche',  neke  kouls  'ist  nicht  so 
viel'  =  n'eo  ket  kouls. 


254     Auslaut  des  ersten  Kompositioiisgliecles.    Anlaut.     [§  160 — 162 

Schon  in  älteren  Sprachperioden  ist  im  Ir.  unter  Umständen 
ein  auslautender  Vokal  eines  enklitischen  oder  proklitischen  Wortes 
geschwunden:  air.  ro-fitis  'Ihr  wisset'  aus  ro-fitid-si;  ro-p-sa 
'ich  bin  gewesen'  (verbunden),  vgl.  ba-sa  'ich  war'  (verbunden), 
ro-bä  'ich  bin  gewesen'  (unverbunden),  aus  *bhowa  oder  "^hhöwa. 
Dieselbe  Erscheinung  findet  sich  auch  im  Brit.:  c.  carwn  'wir 
lieben'  (Endung  -omo{s)  >  -om  >  -um  -\-  Pronomen  ni  'wir')  u.  s.  w. 

§  161.  Der  vokahsche  Auslaut  des  ersten  Gliedes  der  Kom- 
posita ist  im  Neukeltischen  geschwunden:  gall.  Uevvo-ovLvdog,  MN 
mir.  cendfind,  cenand  'weißköpfig'  c.  penwyn.  Dieser  Schwund 
ist  jedoch  in  den  meisten  Fällen  ohne  Rücksicht  auf  den  morpho- 
logischen Bau  des  Wortes  als  Wirkung  des  Akzents  erklärbar. 
Das  0  hatte  vor  dem  Schwunde  im  Ir.  (zum  Teil  auch  im  Brit., 
s.  Loth,  Annales  de  Bretagne  VI  636)  die  von  der  Auslautstellung 
bedingte  offene  Aussprache,  vgl.  S.  247,  und  wird  daher  in  den 
Ogaminschriften  a  geschrieben;  ganz  zu  a  kann  es  jedoch  nicht 
geworden  sein,  denn  wo  es  erhalten  bleibt,  erscheint  es  als  o:  Ogam 
IVACATTOS  (Gen.)  mir.  Eochaid,  Gen.  Eochada. 

Der  konsonantische  Auslaut  der  Präverbia  bleibt  in  der  un- 
echten Komposition  erhalten:  air.  as-biur  'ich  sage'  :  ^eks-hherö. 
Dieselbe  Erhaltung  des  konsonantischen  Auslauts  findet  sich  auch 
in  einigen  anderen  proklitischen  Verbindungen:  mos-riccub-sa  'ich 
werde  bald  kommen',  ass-a-thöib  'aus  seiner  Seite'.  Dagegen 
schwindet  der  auslautende  Konsonant,  wo  das  Wort  als  selbständig 
empfunden  wird:  mö  'bald',  a-bäs  'aus  dem  Tode'.  Auf  demselben 
Prinzip  beruht  im  Ir.  die  Verteilung  der  Formen  na  und  nach- 
'nicht'  'neque',  vgl.  §  150.  Anders  ist  die  Verteilung  der  ent- 
sprechenden Doppelformen  im  Brit.  (mc.  na,  nac;  mc.  chwe, 
chwech  'sechs'),  s.  darüber  die  Bedeutungslehre. 

§  162,  (Anlaut.)  Die  Stellung  im  Anlaut  kann  für  einen 
Vokal  kritisch  werden.  Daß  ein  Vokal  in  dieser  Stellung  schwächer 
als  im  Inlaut  ist,  läßt  sich  im  Nir.  beobachten.  Während  sonst 
jeder  Vollvokal  einem  folgenden  Svarabhaktivokal  seine  eigene  Fär- 
bung mitteilt  (Arran  kroxür  Conchobhar,  aber  d'rawdr  'Schwester' 
*dearbh-shiur  =  deirbh-shiur),  so  ist  der  Svarabhaktivokal  in 
Arran  t'rübdt  'Schwanz'  earball  (mit  dem  Artikel  an  t-earball) 
nur  von  der  Natur  der  umgebenden  Konsonanten  abhängig.  Dies 
erinnert  an  das  Slavische,  wo  z.  B.  die  Gruppe  to7't-  zu  russ.  torot-, 
ort'  aber  zu  russ.  rot-  wird. 

Eine  aus  mehreren  anderen  Sprachen  (u.  a.  aus  dem  Slavischcn, 


§162.163]  Anlaut     Akzent  255 

s.  KZ  XXXVIir  315 ff.;  aus  dem  Schwedischen,  s.  Wigforss  in 
Frfin  Filologiska  föreningen  i  Lund,  TU,  Lund  1906)  bekannte  Er- 
scheinung ist  die  Anhiutsdehnung,  die  im  Brit  nicht  zu  verkennen 
ist:  c.  uffarn  'Knöchel',  ulw  'hot  embers'  S.  33  (br.  ulvenn  Muvet 
qui  s'elöve  du  lin  quand  on  le  peigne'),  ac.  Urbgen  §73  S.  117f., 
(c.  ufydd  §  122  Anm.  2  S.  195),  c.  ugaint,  ucher  §  29,3.  S.  42, 
c.  ufyll  §  123,  5,  c.  wybr-en,  wyneb  §  28,  5  S.  38;  c.  ing  neben 
cyf-yng  'enge'  S.  107. 

Häufig  findet  sich  in  den  modernen  Sprachformen  ein  Schwanken 
zwischen  anlautendem  n-  und  vokalischem  Anlaut;  dies  Schwanken 
ist  in  der  Regel  dadurch  entstanden,  daß  ein  altes  n-  fälschlich  als 
Teil  des  vorhergehenden  Artikels  aufgefaßt  wurde  (seltener  ist  um- 
gekehrt ein  unursprünglicJies  n-  an  den  ererbten  vokalischen  An- 
laut angetreten).  Air.  nathir  'Schlange'  nir.  nathair  neimhe 
("Giftnatter")  und  athair  neimhe  a.  Manks  arnseyf,  heute  ard- 
nieu  (Rhys,  Phonology  139)  mbr.  azr  nbr.  aer  (hegt  in  c.  madrwy 
'eft,  newt'  eine  andere  Entstellung  desselben  Wortes  vor?);  Manks 
edd  'Nest'  nir.  nead  (S.  88);  a.  Manks  ätiün,  heute  ashoon 
'Nation';  a.  Manks  Nolick,  heiate  Ullick  Arran  oidg  'Weihnachten' 
(mir.  notlaic  S.  204);  ir.  nem  'Himmel'  nir.  neamh  c.  nef  corn. 
nef  mbr.  neff  nbr.  eilv  :  gr.  vtcpog  'Wolke'  asl.  neho  'Himmel' 
skr.  nähhas  ds.  (vgl.  §  260);  br.  pe-naoz,  aoz  §  32,  2  S.  49;  br. 
V.  ivlenn  'Brand'  'nielle'  (Krankheit  des  Getreides)  :  zu  ir.  nel 
'Wolke'  c.  niwl  S.  117.  Unursprüngliches  n-:  br.  noabrenn  c. 
wybren  S.  38;  br.  nouenn  §  138,4.  Über  br.  ann  nor,  ann  or 
'die  Türe'  (dor)  u.  s.  w.  s.  §  272. 

II.  Akzent. 

§  163.  Der  Akzent  war  im  Uridg.  frei,  d.h.  er  war  an  keine 
bestimmte  Silbe,  vom  Anfang  oder  Ende  des  Wortes  gerechnet, 
gebunden,  sondern  konnte  jede  beliebige  Silbe  treffen.  Verschiedene 
Plexionsformen  hatten  nicht  selten  einen  verschiedenen  Akzent 
Seiner  Art  nach  war  der  uridg.  Akzent  vorwiegend  musikalisch. 
Dieser  uridg.  Akzent,  der  am  besten  im  Altindischen  erhalten  ist, 
während  er  im  Baltisch-Slavischen  und  Griechischen  trotz  zahl- 
reichen Neuerungen  noch  teilweise  vorliegt  und  im  Germanischen 
an  seinen  Wirkungen  (Verners  Gesetz)  zu  erkennen  ist,  ist  im  Neu- 
keltischen wie  in  der  Mehrzahl  der  idg.  Sprachen  durch  regelmäßige 
Akzentuationssysteme   ersetzt  worden.     Wirkungen   hat  er   nur   in 


256  Der  idg.  Akzent.     Der  gall.  Akzent.  [§  163 

sehr  geringem  Umfang  hinterlassen;  die  sicherste  Spur  ist  die  ver- 
schiedene Behandlung  des  idg.  4  in  gall.  ande-,  are-,  ate-  und 
ambi-  :  skr.  ddhi,  pari,  äti  neben  abhi,  gr.  Ttegi,  sei  neben  dfiq)l 
(S.  40  f.).  Auch  die  Assimilation  eines  Verschlußlautes  +  n  (§  97) 
war  wohl  von  dem  idg.  Akzent  abhängig.  Vgl.  noch  §  34  Anm. 
Man  könnte  eventuell  noch  fragen,  ob  nicht  bisweilen  der  Schwund 
des  Vokals  der  ersten  Silbe  von  dem  idg.  Akzent  abhängig  ist; 
nahe  gelegt  wird  diese  Frage  durch  ir.  fracc  'Frau'  (S.  159);  da 
aber  eine  weitere  Bestätigung  fehlt,  wird  man  für  dies  Wort  eine 
andere  Erklärung  suchen  müssen. 

Es  gibt  keine  sprachlichen  Tatsachen,  die  auf  eine  schon  im 
Urkeltischen  stattgefundene  Regelung  des  Akzents  hinwiesen.  Die 
früher  ziemlich  verbreitete  Ansicht,  das  Urkeltische  habe  feste  Be- 
tonung der  Anfangssilbe  gehabt,  läßt  sich  nicht  begründen.  Weder 
für  das  Gallische  noch  für  das  Britannische  läßt  sich  Anfangs- 
betonung nachweisen.  Daß  die  in  proklitischen  Wörtern  im  Brit. 
eintretende  Schwächung  der  Tenues  {k,  t,  p  y  g,  d,  b  §  188)  nie- 
mals im  Anlaut  eines  akzentuell  selbständigen  Wortes  erscheint, 
beweist  absolut  nichts;  denn  ein  proklitisches  Wort  steht  sprach- 
psychologisch auf  einem  ganz  anderen  Brett  als  die  Anfangssilbe 
eines  einheitlichen  Wortes,  mag  sie  auch  unbetont  sein  (vgl.  über 
das  Sonderschicksal  proklitischer  Wörter  Job.  Schmidt,  KZ 
XXXVIII  15). 

Über  die  Betonung  des  Gallischen  handelt  Wilhelm  Meyer- 
Lübke,  Sitzungsberichte  d.  Kais.  Ak.  d.  W.  in  Wien,  phil.-hist.  Kl. 
CXLIII,  II  (vgl.  die  Anzeige  von  Thurneysen  in  Literaturblatt 
für  germanische  und  romanische  Philologie  1901  Nr.  5).  Die  gal- 
lische Betonung  ist  namentlich  aus  der  französichen  Weiterentwicke- 
lung gallischer  Ortsnamen  zuerkennen:  Tricasses,  Bodiöcasses, 
Durocasses  :  fr.  Troyes,  Bayeux,  Dreux;  Bitüriges,  Ca- 
türiges  :  fr.  Bourges,  Chorges;  Balödurum,  Epomanduö- 
durum  :  fr.  Balleure,  Mandeure;  Dorocöregum  :  fr.  Don- 
queur;  Camboritum  :  fr.  Chambort;  Eburöuices  :  fr.  Evreux; 
Nemausus  :  fr.  Nimes  (Nemäusus  :  fr.  Nemours);  Areläte, 
Condäte  :  fr.  Arlet,  Conde  (Cöndate  :  fr.  Condes).  Leider 
ist  es  nicht  klar,  in  welchem  Umfang  die  zu  ei-schließende  Be- 
tonung galhscher  Namen  lateinisch  beeinflußt  ist.  Nach  den  Unter- 
suchungen von  Meyer-Lübke  ist  Betonung  der  viertletzten  Silbe 
nicht  nachgewiesen ;  Betonung  der  drittletzten  Silbe  ist  häufig,  aber 
auch  die  vorletzte  und  vielleicht  die  letzte  Silbe  können  den  Akzent 


^ 


164]  Der  ir.  Akzent.  257 


tragen.  Es  ist  demnach  denkbar,  daß  das  Gallische  (etwa  in  ähr- 
licher  Weise  wie  das  Griechische)  noch  einen  Rest  der  freien  idg. 
Betonung  bewahrt  hatte.  Dagegen  ist  im  Brit.  (§  180)  und  im 
Irischen  (§  164)  eine  mechanische  Regelung  des  Akzents  einge- 
treten. 

Der  irische  Akzent. 

§  164.  Über  den  irischen  Akzent  vgl.  Zimmer,  Keltische 
Studien,  Zweites  Heft,  Berlin  1884;  Thurneysen,  Rc.  VI  129ff.; 
Zimmer,  Gurupüjäkaumudi  (Weber-Festschrift  1896)  S.  79 — 83; 
Zimmer,  Festgruß  an  BöhtUngk  (1895)  S.  173 ff.;  Zimmer,  Unter- 
suchungen über  den  Satzakzent  des  Altirischen,  Sitzungsber.  d. 
königl.  preuß.  Ak.  d.  Wiss.  1905  XIX. 

Der  Akzent  liegt  im  Ir.  in  der  Regel  auf  der  ersten  Silbe. 
Dies  gilt  für  alle  seit  alter  Zeit  einheitlichen  Wörter,  u.  a.  auch 
für  die  mit  Präpositionen  zusammengesetzten  Nomina,  darunter  die 
Infinitive  und  die  Partizipia  (denum  ^tun,  machen',  *dente>denta 
•getan',  denti  ^zu  tun').  Die  Regel  gilt  dagegen  nicht  für  späte 
Zusammenrückungen  (do-lgres  'immer';  alaile  'der  andere', 
Doppelsetzung  von  aile). 

Eigenartige  Verhältnisse  herschen  beim  finiten  Verbum,  soweit 
es  mit  einem  Präverb  verbunden  ist.  Als  Präverbia  gelten  1)  die 
ererbten  idg.  Präverbia,  die  zum  großen  Teil  auch  als  Präpositionen 
vor  einem  Nomen  fungieren  können;  2)  die  relativen  Präpositionen 
(air.  foran-idparar  'worauf  geopfert  wird');  3)  die  Negationen; 
4)  die  Fragepartikel  in  'num'  (die  vielleicht  eine  Negation  enthält). 
Eine  Verbindujig  von  Präverb  (Präverbien)  und  Verbum  ist  normal 
auf  der  Anfangssilbe  des  zweiten  Elementes  betont;  also  trägt  das 
Verbum  den  Akzent,  wenn  nui*  ein  Präverb  vorausgeht;  wenn 
mehrere  Präverbia  da  sind,  trägt  das  zweite  Präverb  den  Akzent 
(as-lbiur  'ich  sage',  ni  epur  'ich  sage  nicht').  Jedoch  trägt  das 
erste  Präverb  in  einigen  Fällen  den  Akzent:  1)  in  der  Regel  im 
Imperativ  (do-lbeir  'ergibt',  taibred  'er  soll  geben');  2)  bisweilen 
in  einem  relativen  Subjekt-  oder  Objektsatz  und  in  der  xlntwort 
(wenn  man  mit  demselben  Verbum  antwortet,  womit  gefragt  wurde). 
Eine  Präverb- Verb- Verbindung  nimmt  je  nach  der  verschiedenen 
Betonung  ein  sehr  verschiedenes  Aussehen  an.  Diese  Verschieden- 
heit beruht  aber  nicht  ausschließlich  auf  den  Wirkungen  des  Ak- 
zents, sondern  zum  größten  Teil  darauf,  daß  das  betonte  Präverb 
mit   den   folgenden  Elementen   (anderen  Präverbien,   Verbum)    seit 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  GramDi.  17 


258  Der  ir.  Akzent.  [§  164 

uralter  Zeit  als  ein  Kompositum  empfunden  worden  ist  .("echte 
Komposition"),  während  das  proklitische  Präverb  erst  in  viel  spä- 
terer Zeit  und  nur  teilweise  als  ein  Kompositionsglied  aufgefaßt 
worden  ist  ("unechte  Komposition").  So  sind  in  as-biur:  ni  epur 
zwar  die  Yokaldifferenzen  von  dem  Akzent  bewirkt ;  die  verschiedene 
Entwickelung  der  Konsonantengruppe  {^  eks-hhero) ,  hat  aber  mit 
dem  Akzent  nichts  zu  tun,  sondern  beruht  lediglich  auf  der  ver- 
schiedenen moi-phologischen  Zerlegung:  die  im  Wortinnern  ein- 
tretenden Konsonantenassimilationen  treten  auf  der  Grenze  zwischen 
zwei  selbständigen  Wörtern  nicht  ein.  Auch  die  Beseitigung  des 
Hiatus,  die  im  Wortinnern  stattfindet,  unterbleibt  in  der  Wortfuge 
(frisa-teicom nacht  'wozu  es  zuerteilt  worden  ist',  aber  do-ecom- 
nacht  'ist  zuerteilt  worden').  Bei  air.  do-biur  'ich  gebe'  (dobirtt) 
und  ni  tabur  (täbur)  erklärt  sich  das  d  aus  t  nicht  einfach  aus 
der  Unbetontheit,  sondern  nur  aus  der  Proklise,  und  die  Differenz 
b  :  b  hat  mit  dem  Akzent  absolut  nichts  zu  tun,  sondern  beruht 
lediglich  auf  der  verschiedenen  morphologischen  Zerlegung.  Darauf 
und  nicht  auf  dem  Akzent  beruht  'ferner  selbstverständlich  der  Um- 
stand, daß  zwischen  dem  betonten  Präverb  und  den  folgenden  Ele- 
menten der  Präverb-Yerb-Gruppe  kein  anderes  Wort  stehen  darf, 
während  dagegen  das  proklitische  Präverb  häufig  durch  "infigierte" 
Elemente  (vor  allem  Pronominalformen)  von  dem  Verbum  oder  dem 
betonten  Präverb  getrennt  ist  (und  durch  Verschmelzung  mit  diesem 
infigierten  Wort  lautlichen  Änderungen  unterliegt:  at-beir  'sagt  es* 
u.  s.  w.).  Unter  diesen  Umständen  verweise  ich  mit  Bezug  auf  die 
Einzelheiten  auf  die  folgenden  Kapitel,  besonders  auf  das  über  die 
Präverbia  handelnde  Kapitel  der  Bedeutungslehre. 

Vom  Standpunkte  der  deskriptiven  irischen  Grammatik  ist  es 
üljerhaupt  nicht  nötig,  über  die  Betonung  der  Verba  besonders  zu 
handeln.  Sie  läßt  sich  unter  die  allgemeine  Regel  bequem  ein- 
ordnen :  die  seit  alter  Zeit  einheitlichen  Formen  sind  auf  der  ersten 
Silbe  betont,  die  späteren  Zusammenrückungen  nicht.  Historisch 
unterliegt  es  aber  keinem  Zweifel,  daß  der  verschiedene  Akzent 
der  Präverb-Verb-Verbindungen  das  Prius,  die  Auffassung  als  Kom- 
positum oder  Wortgruppe  ein  darauf  beruhendes  Posterius  ist.  Und 
es  ist  gleichfalls  evident,  daß  das  Irische  mit  Bezug  auf  den  Ak- 
zent eine  schon  vorkeltische  Regel  fortsetzt.  Besondere  schlagend 
ist  der  Vergleich  mit  dem  Slavischen.  Im  Irischen  bildet  das  erste 
Präverb  einer  Präverbgruppe  nicht  echte  Komposition  (ist  also  pro- 
klitisch);   im  Russischen  ist  das  erste  Präverb  einer  Präverbgruppe 


§  164.  165|  Der  ir.  Akzent.    Die  Nebenakzeiite.  259 

niemals  betont:  russ.  vos-pri-njal  'empfing'.  Im  Ir.  kann  das  Pra- 
verb  od-  (idg.  ud-}  Fiur  echte  Komposition  bilden:  air.  do-opir 
'betrügt'  (*di-od-ber-);  im  Russischen  ist  das  Präverb  vy  (idg.  üd-) 
in  den  perfektiven  Verben  und  in  den  meisten  Nominen  immer 
betont:  vy-myt'  'auswaschen'  (bei  den  Verben  kann  od-  daher  im 
Ir.  nicht  erstes  Präverb  sein;  es  ist  aber  ganz  klar,  daß  das  vor 
od-  stehende  Präverb  oft  nur  sekundär  ist  und  nur  dem  Zwecke 
dient,  den  bei  den  anderen  präverbierten  Verben  waltenden  Gegen- 
satz zwischen  echt  und  unecht  komponierten  Formen  auch  hier  zu 
ermöglichen;  in  der  Nominalkomposition  ist  od-  als  erstes  Ghed 
absolut  nicht  selten:  ir.  uccu  'Wahl,  Wunsch',  s.  Verbal verz.  gu-). 
Das  Irische  ist  also  bei  der  Untersuchung  der  Bedingungen 
der  idg.  Verbalenklise  mit  zu  berücksichtigen;  die  Ermittelung 
dieser  Bedingungen  wird  aber  nicht  leicht  sein,  da  die  in  Betracht 
kommenden  Sprachen  (Indisch,  Baltisch-Slavisch,  Irisch)  in  sehr 
wesentlichen  Punkten  von  einander  abweichen;  die  alt-indische 
Regel,  daß  das  Verbum  im  Hauptsatz  unbetont,  im  Nebensatz  be- 
tont ist,  ist  fast  genau  das  Gegenteil  des  irischen  Sprachgebrauches, 
wonach  das  im  Hauptsatz  betonte  Verbum  im  Relativsatz  enklitisch 
sein  kann. 

§  165.  Die  Silben  unmittelbar  vor  und  nach  der  Akzentsilbe 
sind  im  Ir.  die  schwächsten  gewesen. 

Es  ist  im  Ir.  eine  fast  regelmäßige  (und  auf  die  Zeit  vor  der 
Wirkung  gewisser  Auslautsgesetze  zurückgehende)  Erscheinung,  daß 
zwei  proklitische  Wörter  gleichsam  zu  einer  Worteinheit  verschmel- 
zen. Dabei  wird  nun  das  erste  Wort  gewöhnlich  in  ziemlich  voller 
Gestalt  erhalten,  das  zweite  oft  sehr  stark  reduziert.  (Es  ist  jedoch 
zu  bemerken,  daß  enie  mehr  als  zweisilbige  proklitische  Gruppe 
eine  gewisse  Selbständigkeit  und  daher  einen  vom  folgenden  Worte 
unabhängigen  Rhythmus  hat,  s.  §  169). 

Daß  die  Verschmelzung  älter  als  der  Schwund  auslautender  Kon- 
sonanten in  einsilbigen  Wörtern  ist,  beweisen  Beispiele  wie:  air.  ass-a 
an  min  'aus  seiner  Seele'  neben  a  oentu  'aus  (der)  Einheit',  as-mo 
chuimriug  'aus  meinem  Gefängnis';  nad  ticfed  in  ri  nach  in  popul 
311.  46a  19  'daß  weder  der  König  noch  das  Volk  kommen  würde',  for  ri 
nach  far  tu  ad  Ml.  46  a  14  '(weder)  euer  König  noch  euer  Volk',  aber 
i-en  frescsin  bais  na  hirchri  Wb.  3a  14  'ohne  Tod  oder  Verfall  zu 
erwarten';  am  ach  rollca  Wb.  14  d  21  'damit  ihn  nicht  verschlinge'  (^das 
'ihn'  bedeutende  Wort  ist  hier  lautgesetzlich  geschwunden),  aber  arna 
derna  peccad  Wb.  4  a  5  'damit  er  nicht  Sünde  begehe";  ni  nach  cum  an 
Hb  Wb.  26a  9  'nicht  daß  ihr  euch  nicht  erinnerten'  "nicht,  daß  bei  euch 

17* 


260  Nebenakzente.  Akzentwirkungen  im  Ir.        [§  165.  166 

Erinnerung  nicht  ist"  (die  Kopula  ist  lautgesetzlich  geschwunden).  —  Die 
Präpositionen  oc,  i-n,  im,  re-n  verdoppeln  nach  dem  in  Wb.  befolgten 
Sprachgebrauch  ihren  auslautenden  Konsonanten  vor  einem  folgenden 
vokalisch  anlautenden  proklitischen  "Wort  (vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  118f.):  occ-a 
choraalnad  'in  der  Erfüllung  desselben'  'es  erfüllend',  inn-a  chorp  'in 
seinem  Körper',  imm-a  chomalnad  'um  die  Erfüllung  desselben",  renn-a 
precept  'vor  dem  Lehren  desselben*,  aber  oc  irnigdi  'in  Gebet',  in  oeu 
chorp  'in  einem  Körper',  im  an  ad  'um  das  Bleiben'  u.  s.  w.  —  Die  Prä- 
positionen la  'bei'  und  do  'von'  (wonach  sich  do  'zu'  analogisch  gerichtet 
hat)  haben  ihre  ursprünglichen  Vokale  e  und  /  vor  einem  vokalisch  an- 
lautenden proklitischen  Worte  als  ^  erhalten:  lia  chele  'bei  seinem  Ge- 
nossen', diar  for^itul  'von  unserer  Lehre'  (dia  noibaib  'zu  seinen 
Heiligen'),  aber  la  amiresschu  'bei  den  Ungläubigen',  do  hireschaib 
'von  den  Gläubigen'  (statt  do  'von'  erscheint  jedoch  im  Air.  in  der  Eegel 
di,  indem  der  Vokal  nach  den  stärker  betonten  Formen  zur  deutlicheren 
Unterscheidung  von  do  'zu'  restituiert  worden  ist).  —  Die  im  Vorher- 
gehenden beschriebenen  Erscheinungen  finden  auch  vor  alaile  'der  andere" 
statt  und  beweisen  so  die  Betonung  alaile:  innalaill,  im  m  alaile, 
lialaile,  dialailiu.  —  Belege  für  die  Keduktion  des  zweiten  prokliti- 
schen Wortes  sind  schon  im  Vorhergehenden  vorgekommen;  vgl.  noch: 
dom  thoschid  'zu  meinem  Unterhalt',  nip  sain  'es  sei  nicht  verschieden" 
u.  s.  w. 

Einen  kleinen  Nebenakzent  hatte  auch  die  zweite  Silbe  nach 
dem  Akzent,  und  auch  die  Stärke  des  Akzents  der  folgenden  Silben 
wechselte  rhythmisch;  jedoch  bleibt  die  (nach  den  Auslautsgesetzen) 
letzte  Silbe  ohne  Rücksicht  auf  die  Entfernung  von  dem  Haupt- 
akzent immer  verhältnismäßig  gut  erhalten  (vor  allem  verliert  sie 
niemals  ihren  Vokal;  und  wenn  dieser  Vokal  im  Auslaut  steht,  hält 
er  im  Air.  noch  seine  ursprüngliche  Färbung  ziemlich  getreu  fest): 
ir.  cosmil  'ähnlich'  (Vokal  zwischen  s  und  m  geschwunden),  ecsa- 
mil  'unähnlich'  (Vokal  zwischen  h  und  s  geschwunden),  ecsamlus 
(der  Vokal  der  urspr.  2.  und  4.  Silbe  geschwunden);  Nom.  Flur, 
nämait  'Feinde'  :  Akk.  Plur.  näimtea;  älind  'schön'  :  Kompar. 
äildiu;  cumung  'eng'  :  cumce  'Enge';  comlän  'vollständig"  : 
comalnad  'Erfüllung';  ingnäth  'wunderbar'  :  ingantach  ds. 

Anm.  Beleg  für  denselben  Ehythmus  im  Nir.  ist  u.  a.  das  Schicksal 
des  enklitischen  eigin  'ein  gewisser'  :  Arran  dk'is't'. 

§  166.  Die  Wirkungen  des  Akzents  im  Ir.  sind:  Kürzung 
und  Schwund  der  unbetonten  Vokale;  Reduktion  ihrer  Qualität  in 
der  Richtung  gegen  a  oder  gegen  das  Timbre  des  folgenden  Kon- 
sonanten; verschiedene  Reduktionen  der  Konsonanten  der  unbe- 
tonten Silben.  Die  Akzentwirkungen  deuten  auf  einen  ausge- 
prägten Tntensitätsakzent. 


§  167]  Wirkungen  des  ir.  Akz.  (Vokalkürzung).  261 

Anm.  Mit  der  in  den  folgenden  Paragraphen  zu  gebenden  Darstelluug 
der  Akzentwirkungen  vergleiche  man  Brgm.  Grdr.  I"^  233 — 247,  wo  jedoch 
zwischen  Auslautsgesetzen  und  Akzentgesetzen  nicht  unterschieden  ist. 

Die  Vokale  der  unbetonten  Silben  im  Ir. 

ii;  167.  (Kürzung  langer  Vokale.)  In  allen  nicht  haupt- 
tonigen  Silben  sind  im  Ir.  die  langen  Vokale  gekürzt  worden:  ir. 
inarcach  'Reiter'  :  mc.  marchawc;  ir.  teg-lach  'Hausgenossen- 
schaft' ;  Komp.  von  sluag  'Schar'  S.  84;  ir.  Ableitungssilbe  -rad 
in  femininischen  Kollektiven  (macrad  'Kinder',  ingenrad  'die 
Mädchen')  :  c.  -rwydd  (caredig-rwydd  'Freundlichkeit').  Über 
die  Silben,  die  urspr.  einen  Nasaldiphthong  enthielten,  s.  §  94,  3 
S.  151.  Die  Kürzung  zeigt  sich  auch  in  der  Prokhse:  ir.  cach 
'jeder'  (verbunden,  z.  B.  cach  ball  'jedes  Glied')  :  cäch  ds.  (un- 
verbunden)  c.  pawb;  ir.  tre,  tri  'durch'  :  c.  trwy;  it  'sind'  (ver- 
bunden) :  *  senil. 

Indessen  sind  von  einem  gewissen  vorhistorischen  Zeitpunkt 
an  wieder  unbetonte  Längen  im  Irischen  entstanden.  Es  handelt 
sich  dabei  zunächst  um  die  Fälle,  wo  ein  Verschlußlaut  vor  einem 
Sonorlaut  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  verschmolzen  ist:  ir. 
beccän  'klein'  S.  103,  cuilen  'junger  Hund'  S.  104,  muinel 
'Hals'  S.  125,  anal  'Atem'  S.  135,  cenel  'Geschlecht'  S.  135, 
S.  120.  Ferner  ist  oft,  namentlich  in  Silben  mittlerer  Stärke,  im 
zweiten  Glied  eines  Kompositums  die  ursprüngliche  Vokallänge 
durch  den  Einfluß  des  etymologischen  Bewußtseins  restituiert  oder 
erhalten  worden:  ir.  com-län  'vollständig',  in-gnäth  'wunderbar' 
(eig.  "unbekannt").  Schließlich  finden  sich  unbetonte  Längen  häufig 
in  jüngeren  Lehnwörtern:  ir.  oröit  nir.  öräid  'Gebet',  ir.  altöir 
'Altar'  S.  203;  die  lat.  Endung  air.  -töir  nir.  -döir  §  127  Anm.  1 
S.  205;  das  aus  dem  Brit.  entlehnte  Suffix  mir.  -öc  nir.  -ög  :  mc. 
-awc  S.  23  (nir.  ordög  'Daumen',  faochög  'periwinkle');  zahl- 
reiche aus  dem  Engl,  stammende  Wörter:  nir.  täilliür  'Schneider' 
u.  s.  w. 

Anm.  Die  so  entstandenen  laugen  Vokale  sind  im  Nsch.  gekürzt 
Avorden:  nsch.  or dag 'Daumen';  nir.  moran  'viel'  nsch.  moran;  nir.  aran 
'Brot"  nsch.  aran;  nir.  iirlär  'Fußboden'  nsch.  ürlar.  Auch  die  durch 
spätere  Kontraktion  entstandenen  Längen  werden  in  unbetonter  Silbe  ge- 
kürzt: nir.  rioghamhail  'königlich'  nsch,  rioghail;  Arran  kosüt  Done- 
gal kosül'  'ähnlich'  (cosmhail  S.  162)  nsch.  cosail. 

Im  Ir.  findet  diese  Kürzung  nicht  statt;  dialektisch  zieht  aber  der 
lange  unbetonte  Vokal  den  Akzent  auf  sich,    namentlich  wenn  der  betonte 


262  Wirkungen  des  ir.  Akz.  (Vokalschwund).  [§168 

Vokal  kurz  war:  Arran  sgddän  'Hering'  (auf  der  letzten  Silbe  betont)  s ga- 
da n.  Diese  Akzentverschiebung  hat  in  Munster  einen  großen  Umfang  an- 
genommen; eine  ausführliehe  Besehreibung  der  Erscheinungen  fehlt  aber 
noch,  und  die  Bedingungen  der  Verschiebung  sind  daher  im  Einzelneu 
noch  nicht  klar  (nicht  nur  Vokallänge,  sondern  auch  Positionslänge  der 
Silbe  kann  eine  Verschiebung  bewirken;  dabei  gilt  die  Silbe  -ach  als 
lang  mar Ic ach  'Eeiter',  aber  Gen.  ImarcaigV  Vgl.  MoUoy  S.  12,  Hene- 
bry  S.  8  ff. 

§  168.  (Vokalsch\vTind  in  nachtonigen  Silben.)  Der  Vokal 
der  urspr.  zweiten  und  vierten  Silbe  schwindet  im  Irischen,  wenn 
diese  Silben  Binnensilben  sind  (Zimmer,  Deutsche  Litteraturz.  1881. 
Sp.  924):  ir.  cessad  'Leiden',  Gen.  cesto.  Einige  Beispiele  sind 
schon  §  165  Schluß  angeführt  worden.  Das  Gesetz  wirkt  auch 
bei  den  im  Hiatus  stehenden  Vokalen.  Bei  geschwundenem  w: 
air.  oac  'jung',  aber  öclachdi  gl.  iuuenilis,  öcmil  gl.  tiro;  mir. 
Heriu  'Irland'  S.  91;  air.  coir  'passend'  S.  64,  aber  cöre  "'Friede' 
mir.  cöra;  die  Vokallänge  und  die  Nicht-Mouillierung  des  r  in 
cöre  beweisen  jedoch,  daß  der  Vokalschwund  älter  ist  als  der 
Schwund  des  w.  Anders  bei  den  übrigen  geschwundenen  Kon- 
sonanten: ir.  sei  an  'Messer',  Plur.  scena  §  45,  6  S.  68;  iarn 
'Eisen',  eru-bäs  'Tod  durch  Eisen'  S.  73.  Hierüber  genauer  in 
dem  Kapitel  "Gruppen  von  Vokalen". 

Wenn  in  der  Silbe,  dessen  Vokal  geschwunden  war,  ein  Sonor- 
laut vorkam,  so  wurde  er  zwischen  zwei  Konsonanten  silbisch  und 
entwickelte  sich  schließlich  zu  Vokal  +  Sonorlaut:  ir.  gnimrad 
'Tat'  (das  Suffix  ist  =  c.  -red  in  gweithred  'Tat'  u.  s.  w.).  Dat. 
Plur.  deg-gnimarthaib  'gute  Taten';  comlän  :  comalnad. 
ingnäth  :  ingantach  {nt  aus  n/)  §  165  Schluß.  Vor  dem  homor- 
ganen  Verschlußlaut  bleibt  jedoch  ein  Nasal  unsilbisch  (und  schwin- 
det daher  vielfach):  älind  'schön'  :  äildiu  'schöner';  diltud  'leug- 
nen' *dihlndud:  von  di-  und  slondud  'Bezeichnung';  cumung 
'eng'  :  cumce  'Enge';  ecndaircc  'unsichtbar,  abwesend'  {;^n-Jcom- 
dork'i').  Mir  rätselhaft  ist  ir.  (oblu,)  ablu  'Opfer'  aus  lat.  ob- 
lätiö. 

Der  Vokal  der  zweiten  Silbe  blieb,  wenn  diese  Silbe  die  letzte 
vor  dem  idg.  Auslaut  war,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  sich  zwischen 
den  darauf  folgenden  Konsonanten  ein  Svarabhaktivokal  entwickelte 
(dieser  Svarabhaktivokal  ist  also  jünger  als  der  Vokalschwund  in 
nachtonigen  Silben);  s.  Thurneysen  KZ  XXXVII  94.  Ir.  tara- 
thar,  arathar,  loathar  S.  134;   brithemon   i^-mnos)j    Gen.  von 


§  168.  169]      Wirkungen  des  ir.  Akz.  (Vokalschwund).  263 

brithem  'Richter';  essamin  'fui'chtlos'  c.  eofn;  accobur  'Ver- 
langen', u.  s.  w. 

Der  lautgesetzlich  eintretende  Vokalschwund  kann  durch  ana- 
logische Einflüsse  verhindert  oder  aufgehoben  werden:  air.  Akk. 
Plur.  marcachu  'Reiter'  teils  nach  der  Analogie  der  zweisilbigen 
Kasus,  teils  nach  Akk.  Plur.  pecthachu  'Sünder',  wo  a  in  urspr. 
dritter  Silbe  stand  (vgl.  peccad 'Sünde');  hiressach  'gläubig'  nach 
hiress  'Glaube'  (analogisch  ist  der  Vokalschwund  im  Akk.  Plur. 
hireschu).  Zu  solchen  Analogiebildungen  haben  schwere  kon- 
sonantische Umgebungen  oft  den  Anstoß  gegeben.  Über  die  For- 
men der  3.  Plur.  des  Perfekts  s.  §  614. 

Die  durch  Ersatzdehnung  entstandenen  unbetonten  Längen 
und  die  unbetonten  Längen  der  Lehnwörter  (§  167,  zweites  Stück) 
bleiben  auch  in  den  schwächsten  Silben  erhalten:  air.  cenele  'Ge- 
schlecht', Dat.  Plur.  altorib  'Altären'  (der  Vokal  jedenfalls  lang, 
aber  vielleicht  kürzer  als  im  Nom.  altöir;  die  Schreibung  stimmt 
mit  dem  in  Wb.  ausnahmslosen  preceptori,  preceptorib  neben 
preceptoir  'Lehrer'). 

§  169.  (Schwund  nicht  anlautender  Vokale  in  vortonigen 
Silben.)  In  zwei-  und  dreisilbigen  proklitischen  Gruppen  schw^indet 
im  Ir.  häufig  der  Vokal  der  zweiten  Silbe:  air.  cut  seitchi  'mit 
deiner  Frau',  dim  daltib  'von  meinen  Zöglingen',  dar-m-chenn 
'für  mich';  Formen  des  verbundenen  Verb,  substantivum :  imb  i-cein 
fa  in-accus  'sei  es  in  der  Ferne,  sei  es  in  der  Nähe',  im  do  dia 
im  do  pheccad  'sei  es  Gotte,  sei  es  der  Sünde',  ro-p-sa  omnia 
'ich  bin  alles  gewesen',  niptha  labar  'sei  nicht  redselig';  ni-r-bu 
faäs  'war  nicht  vergeblich',  cia-r-bu  minimus  'obgleich  er  mini- 
mus  war',  mainbed  maith  'wenn  es  nicht  gut  wäre';  Präposition 
+  Artikel:  fri-sna  dedencha  'gegen  das  letzte';  is  n-an  aicci 
Wb.  5b  27  'es  ist  in  ihrer  Nähe';  cach-la-sel  .  .  in  sei  aile 
'das  eine  Mal  .  .  das  andere  Mal'  (-la  aus  aile);  co-mm-a-ri 
Wb.  5d  37  'so  daß  sich  ereignet'  (co  -j-  imm-a-ri).  In  einer 
viersilbigen  proklitischen  Gruppe  schwindet  wohl  der  zweite  und 
der  vierte  Vokal :  con-di-p  follus  'so  daß  es  klar  sein  kann'  (das 
zweite  Element  ist  =  mc.  yd  vor  Verbalformen,  skr.  iha  'hier', 
idg.  '^idhe;  die  Verschmelzung  der  Elemente  muß  älter  als  der 
Schwund  auslautender  Vokale  sein).  In  vielen  Fällen  beruht  jedoch 
die  Form  -b^  -p  des  verbundenen  Verb,  subst.  auf  einer  Analogie- 
bildung:   co-rro-p  gl  an   'so   daß  er  rein    sein   kann'    nach    ro-p; 


264  Wirkungen  des  ir.  Akz.  (Vokalschwund).      [§  169.  170 

ma-ni-p  'wenn  nicht  ist'  nach  ni-p;  se-chi-b  gr ad 'welcher  Grad 
es  auch  sei'  nach  ci-p. 

In  einsilbigen  proklitischen  Wörtern,  die  mit  andern  keine 
Gruppe  bilden,  schwindet  der  Vokal  nur  im  Hiatus:  air.  t-adrad 
'deine  Anbetung',  m-6inur  'ich  allein',  mir.  c-aidche  'bis  zur 
Nacht,  den  ganzen  Tag;  immer',  c-aidche  äis  Wi.  260,  3  'dein 
Leben  lang'  (vgl.  Zimmer,  KZ  XXX  55 f.);  es  handelt  sich  also 
nicht  um  eine  reine  Akzent  Wirkung. 

§  1  70.  (Schwund  anlautender  Vokale  in  vortonigen  Silben: 
mir.  Schwund  der  ersten  prokUtischen  Silbe.)  In  der  ersten  oder 
einzigen  proklitischen  Silbe  kann  der  Vokal  im  Air.  nur  dann  ge- 
schwunden sein,  wenn  er  anlautend  ist:  fir  n-uile  Wb.  16b  22 
'das  ganze  (an  uile)  ist  wahr',  na  rüna  Wb.  8d  19  'die  Geheim- 
nisse' (inna  rüna),  m-an-etar  Wb.  31  d  1  'gegenseitig'  {=  imm- 
an-etar).  Diese  Erscheinung  ist  jedoch  im  Air.  noch  verhältnis- 
mäßig selten  und  tritt  erst  im  Mir.  in  größerem  Umfang  auf:  air. 
imm-a-lle  mir.  malle  'zusammen';  air.  amal  'wie'  mir.  nir.  mar 
(mir.  auch  immar  geschrieben;  §99  Anm.  4  S.  165);  mir.  ma  für 
imm-a  'weshalb';  air.  inn-a-dochum  'zu  ihm'  mir.  na  dochum; 
mir.  dardöen  'Donnerstag'  aus  eter  da  öin  'zwischen  den  beiden 
Fasten',  vgl.  §  134;  Präp.  -f-  Artikel  mir.  sin,  sind  =  air.  i-sin, 
i-sind  'in  dem'  (nir.  san;  dagegen  nir.  isteach  'hinein',  istigh 
'drinnen'  aus  mir.  i-sa  tech,  i-sin  tig);  mir.  co-m  thogairm 
sea  'summoning  me'  (Präp.  oc  mit  possesivem  Pronnomen),  cä  räd 
•es  sprechend'  =  air.  occ-a  räd  (daraus  erklären  sich  die  mir. 
Nebenformen  mo  und  co  neben  imm  und  oc:  co-forn  guin  LU 
63b  35  'euch  tötend',  mo-am  bia  LL61a38  'um  den  stattfinden 
wird').  Im  weiteren  Verlauf  werden  auch  die  konsonantisch  an- 
lautenden Silben  von  dem  Schwunde  getroffen:  air.  dano  'auch' 
mir.  no;  air.  dochum  'zu,  nach,  in'  nir.  nsch.  chum;  air.  ni-con 
'gar  nicht'  (s.  die  Bedeutungslehre)  mir.  nocho  nsch.  cha. 

Anm.  Die  zuletzt  angeführten  Formen  scheinen  darauf  zu  deuten, 
daß  der  alte  Khythmus  proklitischer  Gruppen  sich  im  Mir.  verschoben 
hatte.  In  derselben  Kichtung  deutet  wohl  das  mir.  da,  dar  =  air.  di-a. 
di-ar  u.  s.  w.  §  165,  §  213;  die  Konjunktion  dia  n-  'wenn"  wird  mir. 
da  n-  nir.  da  n-.  Bei  li-a,  mir.  auch  le-a  'bei  seinem'  fand  diese  laut- 
liche Entwickelung  nicht  statt;  die  Vermischung  der  Präpositionen  la,  fri 
und  re  n-  führte  zur  deutlicheren  Neubildung  nir.  le  n-a.  Eine  ähnliche 
Entwickelung  wie  bei  di-a  sehen  wir  auch  bei  dem  von  jeher  einsilbigen 
air.  cia  'obgleich'  mir.  gia,  gea,  ga. 

Als  Abweichung  vom  air.  Rhythmus  verzeichne   ich  hier  noch  aus  dem 


§170.  171, 1|      Schwund  u.  Reduktion  unhetVok.i.Ir.  26o 

Nir.:  Arran  al'w/  und  9l'u(j9Ler  =  uile  go  leir  'alle  (alles)  zusammen" 
(die  proklitische  Gruppe  uile  go  ist  also  auf  der  zweiten  Silbe  am 
stärksten  betont;  die  Form  lig  =  Arran  d'üg  bei  Maccoy,  Miscellaneous 
Poeras,  Dublin  1878  S.  6,  7).     (Oder  uile  nrspr.  enklitisch?) 

Mir.  Schwund  des  anlautenden  Vokals  der  einzigen  proklitischen 
Silbe:  s  and -sin  'es  ist  dort'  =  is  and -sin.  Auch  die  konso- 
nantisch anlautenden  proklitischen  Wörter  unterliegen  im  Mir.  einer 
Reduktion.  Die  als  selbständig  empfundenen  Präpositionen,  Pro- 
nomina, Negationen  u.  s.  w.  bleiben  einigermaßen  verschont,  aber 
die  verhältnismäßig  weniger  bedeutsamen  unbetonten  (eigentlichen) 
Präverbia  sind  so  sehr  reduziert  worden,  daß  sie  in  gewissen  mir. 
Texten  ganz  bunt  mit  einander  wechseln ;  im  Nir.  sind  sie  entweder 
abgefallen  oder  als  do  erhalten:  nir.  do-chim  oder  chim  'sehe' 
air.  ad-ciu;  nir.  bheirim  'gebe'  air.  do-biur;  nir.  do-gheibhim 
'finde'  air.  fo-gabim.  Das  air.  perfektische  Präverb  ro  erscheint 
im  Nir.  als  do  (im  Arran  -  Dialekt  vor  Konsonanten  Null,  vor 
Vokalen  d,  z.  B.  d'imd  'ging'  d'imthigh);  nur  das  urspr.  betonte 
ro  ist  erhalten:  nir.  gur  chaill  'daß  er  verlor',  nior  chaill  'er 
verlor  nicht'.  Andere  Präverbia  als  do  sind  nur  ausnahmsweise 
im  Nir.  erhalten:  nir.  adeir,  deir  'sagt',  vgl.  air.  atbeir  'er  sagt 
es'.  Die  Präposition  do  ist  im  Nir.  in  formelhaften  Verbindungen 
reduziert  worden:  nir,  a-bhaile  'nach  Hause',  chois  na  fairrge 
'am  Rande  des  Meeres';  vor  dem  Inf.:  siol  a  chur  'to  sow  seed' 
(Dinneen);  Arran  xüd  se  xOLd  'er  ging  schlafen'  a  chodladh. 
Eine  starke  Reduktion  der  possessiven  Pronomina  kann  gleichfalls 
im  Nir.  vorkommen:  Arran  d  oder  Null  (eklipsierend)  =  ar  n- 
'unser',  bhar  n-  'euer',  a-n  'ihr,  eorum'  (ähnHch  im  Manks,  s. 
Kelly  S.  34:  nyn  'our,  your,  their'). 

Vgl.  Quiggin,  Die  lautliche  Geltung  der  vortonigen  Wörter 
und  Silben  in  der  Book  of  Leinster  Version  der  Täin  bö  Cualnge. 
Greifswald  1900. 

§  171.  1)  (Die  Qualität  der  erhaltenen  nicht  auslautenden 
unbetonten  Vokale.)  Die  kurzen  und  langen  Vokale  und  Diph- 
thonge werden  im  Ir.  in  nachtoniger  Silbe,  sofeni  sie  nicht  schwinden 
(also  bes.  in  Silben  von  mittlerer  Stärke),  in  der  Regel  zu  -a-  redu- 
ziert: air.  apstal  'Apostel'  :  aus  lat.  apostolus;  air.  com-arpe 
'der  Erbe'  :  orpe  'das  Erbe';  air.  in-dlach  gl.  inteiTuptio  :  in- 
dlung  gl.  findo,  vgl.  S.  43;  air.  arna  furastar  gl.  ne  fuscetur  : 
s.  Verbalverz.  rond-  (zu  gr.  eQvS-Qog  'rot'  u.  s.  w.);  air.  as-  ru- 
bart  'er  hat  gesagt'  :  as-  bert  'er  sagte';    air.  talland  'Talent'  : 


266  Die  Qualität  unbetonter  Vokale  im  Air.  [§  171, 1 

aus  lat.  talentum;  air.  humal  'demütig'  :  aus  lat.  humilis 
(S.196);  air.  bendacht 'Segen'  :  aus  lat.  benedictiö;  air.S.Plur. 
do-berat  'sie  geben'  :  idg.  "^bheront;  air.  oac  'jung'  (S.  61);  air. 
format  'Neid'  (§  99,  5  S.  168);  air.  marcach  §  167  S.  261;  air. 
srathar  'Packsattel'  :  aus  lat.  strätüra;  air.  ascnam  'Streben 
nach'  :  s.  Verbalverz.  ad-com-sni-  (Simplex  ir.  snim  'Sorg'^^. 
Kummer');  air.  cucann  'Küche'  :  aus  lat.  coquina;  ir.  teg-lach 
'Familie',  air.  öc-lach-de  gl.  iuuenilis  :  Kompos.  von  sluag  (S.  99. 
§  167  S.  261);  air.  carat-rad  'Freundschaft'  (als  Fem.  behandelt 
LL74b  38,  84a  39)  :  c.  caredig-rwydd  'Freundlichkeit'  (vgl.  ir. 
mac-rad,  ingen-rad  S.  261,  laech-rad  'Heldenschar'  u.  s.  w.); 
ir.  Find-abair  FN  :  mc.  Gwen-hwyfar  (eigenthch  "Weiß -Elfe", 
zu  mir.  siabrse  'böser  Geist'  nir.  siabhra  'a  spirit,  a  fairy'). 

Das  Gebiet  des  -a-  wird  zunächst  durch  (regressiven)  i-  und 
w-U miaut  beschränkt:  vor  einem  mouilHerten  Konsonanten  erscheint 
-i-^  vor  einem  gerundeten  Konsonanten  -u-:  air.  pridchimm  'ich 
predige'  :  vgl.  c.  caraf  'ich  liebe'  (idg.  Endung  -m/);  air.  cubus 
'Gewissen'  (Kompos.  von  *k'om-  'mit'  und  dem  w-Stamm  ir.  fiuss 
'Wissen').  Hieraus  erklärt  sich  auch  die  Endung  der  1.  Sing,  des 
Deponens  (ir.  sechur  'ich  folge')  :  das  schon  vor  der  Zeit  der 
großen  Auslautgesetze  auslautende  r  hatte  nach  §  153  das  Timbre 
des  vorhergehenden  Vokals  angenommen.  Vgl.  das  Kapitel  „In- 
fektion". 

Neben  den  reduzierten  Formen  finden  sich  ferner  bisweilen 
ältere  Entwickelungsstufen  erhalten:  air.  dermet  neben  dermat 
'Vergessen',  for-aith-met  'Erinnerung',  vgl.  Verbalverz.  -muiniur; 
mir.  airget  (nir.  airgead)  'Silber'  neben  air.  argat;  air.  forci- 
tal,  forcetal  'Lehre',  tairchital  'Weissagung'  s.  Verbalverz.  can-: 
air.  epert  'sagen'  neben  idbart  'Opfer'  s.  Verbalverz.  her-;  mir. 
cucenn  'Küche'  neben  air.  cucann;  air.  mulenn  'Mühle'  :  aus 
lat.  m oll  na  (§  122,  2  S.  194);  air.  descipul  'Jünger'  :  aus  lat. 
discipulus  u.  s.  w.  Es  handelt  sich  dabei  zum  Teil  um  Einfluß 
des  etymologischen  Bewußtseins  (bei  Zusammensetzungen  oder  ge- 
lehrten Lehnwörtern:  forcital,  descipul);  zum  Teil  ist  aber  ein 
progressiver  Umlaut  anzuerkennen :  unter  dem  Einfluß  eines  vorher- 
gehenden mouillierten  Konsonanten  ist  a  zu  e  geworden  {-'a-  ist 
mit  dem  alten  -iä-,  -ja-,  das  immer  -e-  ergibt,  zusammengefallen: 
airget  wie  cailech  'Hahn'  Ogam  CALIACI,  S.  69);  die  Mouil- 
lierung des  Konsonanten  war  aber  ihrerseits  aus  anderen  Woit- 
formen   übertragen    oder   durch   den   Einfluß   anderer    Wortformen 


§171,1]  Die  Qualität  unbetonter  Vokale  im  Air.  267 

erhalten;  die  Mouillierung  des  Nom.  mir.  airget  war  aus  den) 
Gen.  mir.  airgit  oder  aus  dem  Adj.  airgd-ide  'silbern'  übertragen 
(umgekehrt  air.  argait  ohne  MouiUierung  nach  dem  Nom.  argat) 
u.  s.  w.  Auch  ein  altes  o  oder  u  ist  nicht  selten  erhalten.  Dabei 
ist  entweder  das  etymologische  Bewußtsein  im  Spiele  (air.  Plur. 
cutrummi  'gleich'  zu  tromm  'schwer';  air.  f  eis  üb  'Philosoph'  : 
aus  lat.  philosophus),  oder  das  o,  u  steht  nach  einem  Konso- 
nanten, der  besonders  leicht  gerundet  wird  (einem  Hinterlingual 
oder  einem  Labial):  air.  cocubus  'Gewissen'  {*k'om-  und  ir.  cu- 
bus);  ecoscc  'Aussehen',  s.  Verbalverz.  sech-;  ni  remdechutar 
'sind  nicht  vorausgegangen',  s.  Verbalverz.  tiag-;  air.  de-chor, 
de-chur  'Unterschied';  air.  bäigul  'Gefahr';  air.  mebuir  'Er- 
innerung' :  aus  lat.  memoria;  air.  sechtmogo  'siebzig',  Gen. 
sechtmogat;  air.  cobodlus,  cobadlus  'Gemeinschaft',  s.  Verbal- 
verz. com-fo-däl-. 

Anm.  1.  Die  auslautenden  Vokale  haben  eine  abweichende  Ent- 
wickelung,  die  in  §  156 — 159  geschildert  ist.  Auch  die  Vokale  im  alten 
Hiatus  sind  zum  Teil  besser  erhalten  (air.  beothu  'Leben',  diummusag 
'stolz'),  s.  Kap.  IV, 

Anm.  2.  Die  Qualität  der  proklitischen  Silben  ist  etwas  abweichend 
geregelt.  Der  Einfluß  des  Timbre  des  folgenden  Konsonanten  kommt  nach 
§  175  nicht  in  Betracht;  die  regelmäßige  Vokalisation  ist  also  a:  air.  a, 
ass-  'aus'  :  lat.  ex;  as  'welcher  ist',  ata  'welche  sind'  :  Wurzel  *es-,  vgl. 
§  639;  possessives  Pronomen  a  'sein,  ihr'  :  älter  e,  betont  ai  vgl.  §  502; 
dano  'auch'  (danau  Ml.  37a  8,  daniu,  daneu  Cam.  37 d,  38a)  :  lat, 
de-nuö;  ind-ala  'der  eine,  alter'  :  aile  'ein  anderer':  calleic,  calleice 
'trotzdem'  :  von  co-n-  'bis'  und  leic-  'lassen'  (Zimmer,  Satzacceut  S.  3); 
nach  'irgend  ein'  (verbunden)  :  nech  'jemand'  (unverbunden).  Wie  man 
aus  a  'aus',  ind-ala  ersieht,  sind  auch  die  auslautenden  Vokale  gegen  die 
Eeduktion  zu  a  nicht  geschützt.  Jedoch  bleibt  das  in  §  159,  6  S.  253  er- 
wähnte Kontraktionsprodukt -o:  (ro-)bo  'ist  gewesen',  mo 'mein",  do  'dein'; 
enklitisch  dano  'auch'. 

Nicht  reduzierte  Vokale  kommen  in  proklitischen  Wörtern  unter  dem 
Einfluß  stärker  betonter  Formen  häufig  vor:  do  'zu',  di  'von'  (als  Präp, 
selten  do,  als  proklitisches  Präverb  fast  immer  do  durch  Vermischung  mit 
do  'zu'),  CO  n-  'mit',  co  'bis';  vgl.  die  unbetonten  Präverbia  remi-, 
sechmi-,  iarmi-,  wonach  cenmi-thä  'außer'  sich  gerichtet  hat  (jedoch 
auch  cenma-thä);  cen'ohne';  cia 'obgleich'  (auch  ce,  ci);  iar  n-  'nach'; 
enklitisch  danau  =  dano.  Am  wenigsten  klar  sind  mir  die  Artikelformen 
in,  ind,  int  (waren  Verbindungen  wie  int-i  'derjenige',  in -so  'dies' 
u.  s,  w.  ursprünglich  auf  der  ersten  Silbe  betont?  das  Nir.  weist  auf  Be- 
tonung der  letzten  Silbe)  und  die  Formen  is  'ist",  it  'sind'  (die  im  Air. 
niemals  betont  sind). 

Anm.  3.     Zur  Chronologie  der  Reduktion-  der  Vokalqualität  vgl,  S.  6. 


268     Die  Qualität  unbetonter  Vok.  im  Air.,  Mir.,  Nir.     [§171, 2.  172 

2)  (Die  Qualität  der  air.  Svarabhakti vokale.)  Die  normale 
Qualität  der  air.  Svarabhaktivokale  (vgl.  §  168  S.  262  f.  und  das 
Kapitel  „Svarabhakti")  ist  a\  air.  immarmus  'Sünde',  s.  Verbal- 
verz.  imm-ro-midiur;  air.  accaldam,  Inf.  von  ad-glädur  'rede 
an';  air.  Plur.  ingainti  gl.  inusitata  Ml.  115b  4:  air.  Sing,  in- 
gnad  'wunderbar'  (gnäth  'gewöhnlich,  bekannt').  Jedoch  entsteht 
durch  ^-Umlaut  i,  durch  w-Umlaut  ic  oder  o,  und  u  oder  o  ist 
außerdem  regelmäßig  in  der  letzten  Silbe  nach  einem  Labial:  air. 
cobir  'Hülfe'  :  ^k'omhhri-,  s.  S.  119  (die  daneben  vorkommende 
air.  Schreibung  cobuir  beweist  die  chronologisch  wichtige  Tat- 
sache, daß  das  h  nicht  mouilliert  war,  vgl.  nir.  cobhair,  cabhair); 
air.  ess-amin  'furchtlos'  :  urkelt.  *eks-obnis  (esämain  Ml.  27 d  8 
ist  wie  cobuir  zu  deuten).  w-Umlaut  kann  von  einem  erhaltenen 
u  oder  o  bewirkt  sein:  air.  ecolso.  Gen.  von  eclis  'Kirche'  (da- 
neben secolsa,  seccalsa;  secaillse  Wb.  22c  20  zeigt  eine  andere 
Flexion,  und  secilso  Wb.  22c  11  scheint  eine  Mischform  zu  sein); 
air.  sonortu,  Kompar.  von  so-nirt  'stark';  air.  irdorcu,  irdurcu, 
Kompar.  von  ir-dircc  'berühmt';  air.  ersolcud  'öffnen',  s.  Verbal- 
verz.  leic-.  Von  einem  geschwundenen  u  ist  der  Umlaut  bew^irkt 
in  air.  cethorcha  'vierzig'  "^k^etruk'omts.  Von  einem  Labial  ab- 
hängig ist  das  0  in  air.  lobor,  lobur  'schwach';  omon,  omun 
'Furcht';  lebur  'Buch'  :  aus  lat.  Akk.  librum  (Dat.  libur.  Gen. 
mit  /-Umlaut  und  nicht-mouilhertem  h  libuir);  domun  'Welt' 
u.  s.  w.  Im  Wortinnern  ist  o  nach  einem  Labial  selten:  focho- 
molsam  1.  Plur.  Konj.  neben  fochomalsid  2.  Plur.  Konj.  von 
fo-long-  'dulden'  mit  dem  perfektischen  Präverb  com-;  als  regel- 
mäßig hat  a  zu  gelten:  immarmus  'Sünde'  (und  immormus), 
CO  ma  In  ad  'erfüllen'  (die  Schreibung  mani  co  molin  ither  Wb. 
2  c  17  ist  selten). 

8  172.  (Die  Qualität  der  unbetonten  Vokale  im  Mir.  und 
Nir.)  Trotz  allen  Reduktionen  hatten  die  unbetonten  Vokale  im 
Air.  noch  eine  ziemlich  ausgeprägte  Qualität.  Nicht  nur  o,  u,  i, 
sondern  auch  a  und  e  bezeichneten  in  unbetonten  Silben  ungefähr 
dieselben  Laute  wie  in  den  betonten  Silben;  die  Wahl  zwischen 
a  und  e  beruhte  nicht  lediglich  auf  der  Nicht-Mouillierung  oder 
Mouillierung  des  vorhergehenden  Konsonanten;  denn  e  kam  auch 
nach  unmouillierten  Konsonanten  vor  (vgl.  §  242).  Das  air.  a  ist 
also  ebenso  wenig  wie  das  nc.  a  der  unbet.  Silben  (§  192)  als  ein  d 
aufzufassen.  Eine  Schwächung  der  ausgeprägten  Klangfarben  der 
un])etonten  Vokale  kann  jedoch  schon  in  dem  letzten  Abschnitt  der 


§172|       Die  Qualität  unbetonter  Vokale  im  Mir.  u.  Nir.  269 

air.  Periode  (wo  man  für  e  und  i  nach  unmouillirten  Konsonanten 
ae  >  a  und  ai  schreibt)  angefangen  haben.  Und  im  Mir.  besteht 
schon  im  Wesentlichen  die  neuirische  Regel,  wonach  alle  kurzen 
unbetonten  Vokale  in  d  zusammenfließen. 

Anm.  1.  Diese  Entwickelung  beruht  (ebenso  wie  der  viel  ältere 
Schwund  des  Auslautes,  \^\.  §  159  Anfang,  S.  251)  darauf,  daß  die  Vokal- 
stellung von  den  vorhergehenden  Konsonanten  antizipiert  wurde.  Je  aus- 
geprägter das  Konsonantentimbre  wurde,  um  so  verwischter  wurde  die 
Aussprache  der  Vokale.     Vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  9. 

Infolge  dieser  Aussprache  gerät  die  ererbte  Orthographie  im 
Mir.  ins  Schwanken.  Statt  des  air.  Nom.  cele  'Genosse',  Gen. 
celi,  Dat.  celiu  kann  man  im  Mir.  (neben  der  ererbten  Schreibung) 
in  allen  drei  Kasus  unterschiedslos  cele  oder  celi  finden.  Statt 
des  air.  Nom.  cum  achte  'Macht'  (mit  nicht  mouilhertem  xt),  Gen. 
cumachti,  Dat.  cumachtu  (spät  air.  Nom.  cumachtae,  "^cu- 
machta.  Gen.  cumachtai)  findet  man  im  Mir.  in  allen  drei 
Kasus  cumachta  (neben  dem  ererbten  Gen.  cumachtai.  Dat. 
cumachtu);  seltener  ist  die  Schreibung  cumachtu  im  Nom.-Akk. 
Man  hat  also  den  Vokal  d  nach  einem  mouillierten  Konsonanten 
durch  e  oder  i,  nach  einem  unmouillierten  Konsonanten  durch  a 
(0,  u;  vor  einem  mouillierten  Konsonanten  ai,  ui)  bezeichnet.  Im 
Nir.  ist  die  Schreibung  dadurch  regelmäßiger  geworden,  daß  i  nur 
vor  einem  mouillierten  Konsonanten  geschrieben  wird;  auch  sind 
die  Überbleibsel  der  air.  Schreibung  ziemlich  konsequent  beseitigt; 
unter  Beobachtung  der  Regel  caol  le  caol  agus  leathan  le 
leathan  (§  240)  ergeben  sich  demnach  die  ßezeichnungsweisen  : 
nach  einem  unmouillierten  Konsonanten  a  oder,  wenn  darauf  ein 
mouilHerter  Konsonant  folgt,  ai;  nach  einem  mouillierten  Konso- 
nanten im  Auslaut  e,  vor  einem  unmouillierten  Konsonanten  ea, 
vor  einem  mouillierten  Konsonanten  i:  nir.  cumhachta  'Macht', 
teagasg  'Unterricht'  :  mir.  tecosc,  leabhar  'Buch',  Gen. 
leabhair,  ceile  'Genosse',  deisceabal  'Discipel',  airgead  'Sil- 
ber', Gen.  airgid.  Unter  günstigen  Umständen  haben  sich  Reste 
der  älteren  Schreibung  gerettet:  nir.  agus  'und',  teampull  'Tem- 
pel', cogubhas  'Gewissen'  (vom  Standpunkte  der  Aussprache  w^äre 
ein  a  ebenso  zutreffend  gewesen  wie  das  u,  und  zwar  nicht  nur  in 
agus  und  teampull,  sondern  wohl  auch  in  cogubhas  Donegal 
kögüs;  vgl.  die  Aussprache  von  nir.  cosmhail  §98  S.  162).  Auch 
bei  den  proklitischen  Wörtern  haben  die  nir.  Schreibregeln  Geltung: 
nir.  gan  'ohne'  :  air.  cen;    nir.  best.  Artikel  an  :  air.  in;   jedoch 


270  Die  Konsonanten  in  der  Proklise  im  Ir.     [§172—174 

bleibt  air.  -o:  nir.  do  'zu,  von',  go  'bis,  mit',  mo  'mein',  do  'dein'; 
auch  schreibt  man  i  in  is  'ist',  i  n-  'in'.  Die  nir.  Schreibung  um 
'um'  :  air.  im,  imm-  beruht  auf  dem  Einfluß  der  betonten  Formen 
wie  um  am  (statt  *iomam)  'um  mich'. 

Anm.  2.  In  der  Aussprache  der  nir.  unbetonten  Vokale  kommen  ver- 
schiedene von  den  Umgebungen  bewirkte,  aber  von  der  Etymologie  unab- 
hängige Nuancen  vor:  vor  x  wird  vielfach  ein  sehr  a-ähnlicher  Laut,  vor 
w  ein  u  gesprochen:  Arran  kasuw,  hagax  §  85,  3  S.  133.  Über  vokal- 
harmonische Einflüsse  s.  §  234. 

Die  Konsonanten  der  unbetonten  Silben  im  Ir. 

§  173.  Die  vortonigen  Tenues  (im  Anlaut  prokhtischer 
Wörter)  wurden  im  Ir.  nicht  als  Tenues  aspiratae,  sondern  als 
reine  Tenues  gesprochen  und  entwickelten  sich  im  weiteren  Ver- 
lauf zu  Mediae.  Der  Übergang  ^  >  ö?  ist  älter  als  die  definitive 
Fixierung  der  air.  Orthographie;  der  Übergang  k  y  g  war  wohl 
etwas  jünger;  er  wird  zwar  schon  im  Laufe  der  air.  Periode  voll- 
zogen worden  sein  (vgl.  §  342),  er  findet  aber  ei^st  im  Mir.  spora- 
disch, im  Nir.  regelmäßig  in  der  Schreibung  Ausdruck.  Die  Aus- 
sprache als  reine  Tenues  liegt  auch  der  britannischen  Entwickelung 
(§  188)  zu  Grunde.  Beispiele:  air.  co  'zu'  und  co  n-  'mit'  :  nir. 
go  (aber  air.  cuccum  'za  mir'  nir.  chugam);  air.  cen  'ohne'  : 
nir.  gan  (aber  cene  'ohne  dies'  nir.  cheana);  air.  cacli  'jeder'  (ver- 
bunden) :  nir.  gach  (aber  un verbunden  air.  nir.  cäch);  air.  cia,  ce, 
ci  'obgleich'  :  nir.  gidh;  air.  do  'dein',  aber  t-eserge  'deine  Auf- 
erstehung'; air.  do,  Präp.  und  unbetontes  Präverb,  z.B.  do-m-meil 
'was  er  verzehrt'  :  betont  to-,  z.  B.  to-mil  'verzehre'  (Imperativ; 
die  Präp.  hat  durch  Ausgleichung  auch  in  den  betonten  Formen 
d:  dom  'zu  mir');  air.  dar  'über'  :  torunn  'über  uns'  (durch  den 
Einfluß  der  betonten  Formen  kann  t  auch  in  der  Proklise  er- 
scheinen: tar).  Die  Präp.  tri  'durch'  wird  niemals  mit  d  ge- 
schrieben (nir.  tre);  der  Einfluß  der  betonten  Formen  hat  also  hier 
vollständig  gesiegt.  In  den  ältesten  air.  Denkmälern  liegt  das  vor- 
tonige t  noch  ungeändert  vor:  tu-thegot,  tu-esmot,  s.  S.  6. 

§  174.  /'  und  V  (geschrieben  im  Air.  b)  gehen  im  Ir.  im 
Anlaut  proklitischer  Wörter  durcheinander.  Ein  /'  ist  aus  h  ent- 
standen in  fa  'oder',  das  eigentlich  eine  Form  des  Verbums  'sein* 
ist  (s.  KZ  XXXV  339  und  vgl.  corn.  bo  ZE  725)  :  im-b  i-cein 
fa  in  accus  Wb.  23b41  'sei  es  in  der  Ferne,  sei  es  in  der  Nähe': 
fa-nacc   'oder    nicht';    daneben    ba:    im-ba   bäs  ba  bethu    Wb. 


§  174]  Die  Konsonanten  in  der  Proklise  im  Ir.  271 

23  b  32  'sei  es  Tod,  sei  es  Leben'.  Ferner  steckt  das  Verbuni 
'sein'  im  Pronomen  fadesin  'selbst'  (§  490).  Vgl.  air.  fer  fas 
sruithiu  Thes.  II  258,  31  'ein  Mann,  der  älter  ist';  nir.  (in  der 
älteren  Zeit)  fä  'war'  (verbunden).  In  einigen  Fällen  kann  es 
zweifelhaft  sein,  ob  die  Präposition  f o  oder  eine  Form  des  Verbums 
'sein'  vorliegt.  Letzteres  ist  anzunehmen  bei  fo-chetoir  'sofort' 
AVb.  11c  7,  vgl.  ni  po  hetöir  Wb.  4c  35  'nicht  sofort';  danach 
kann  das  Verbum  'sein'  auch  in  fa-dess  no  fa-thuaith  AVb. 
29a  21  'südlich  oder  nördlich'  gesucht  werden;  alle  diese  Adverbia 
sind  wohl  eigentlich  kleine  Relativsätze.  Sollte  air.  mir.  beos 
'noch'  >  mir.  nir.  fös  entsprechend  zu  analysieren  sein,  so  wäre 
im  letzten  Element  das  Wort  foss  'Bleiben,  Ruhe'  (bi  i  foss  Ipv. 
'bleibe')  zu  erkennen.  —  Man  wird  anzunehmen  haben,  daß  der 
Übergang  fe  >  /"  im  Anlaut  einer  proklitischen  Gruppe  stattgefunden 
hat.  Der  umgekehrte  Übergang  f  y  v  kommt  in  dem  Pronomen 
for,  far  'euer'  vor,  dessen  f  auf  leniertes  sw  zurückgeht  (§  501); 
die  Form  bar  steht  in  Wb.  fast  nur  nach  einer  Präposition  (oc, 
ar,  tri,  fri,  i,  do;  Ausnahmen  sind  nur  die  unklaren  Stellen  Wb. 
6c  1  und  17b  6).  Dieser  Übergang  hat  also  im  Innern  einer  pro- 
klitischen Gruppe  stattgefunden.  Die  Präp.  for  'über,  auf'  hat  im 
Mir.  eine  Nebenform  bar,  die  vielleicht  nach  der  Negation  ni  ent- 
standen ist;  darauf  deuten  die  beiden  Beispiele  des  Wb. :  ni  bar 
torad  precepte  nach  aili  tiagu-ssa  und  ni  bar  saithar 
nach  aili  tiagu  Wb.  17b  18,  20,  vgl.  zur  Konstruktion  techt 
for  nem  Wb.  15c  22  u.  s.  w.   (gegen  Vendiyes  MSL  XIII  396). 

Anm.  1.  Mit  der  Präp.  for,  bar  hat  die  unklare  Kedensart  is 
larafie  duib  'it  is  in  your  power'  Wb.  4a  3,  barafie  düib  'ye  had  it 
in  your  power'  Wb.  11  d  5  nichts  zu  tun.  Die  ursprüngliche  Porm  der 
Redensart  ist  arafie  mit  vorhergehendem  is  und  ba  je  nach  dem  Zu- 
sammenhang (is  arafie  dünn  Wb.  25c  9  'it  is  in  our  power';  is  arafia 
dorn  Thes.  I  3,  9;  vgl.  die  Note  Thes.  I  516).  Der  Ausdruck  war  aber 
für  das  air.  Sprachbewußtsein  nicht  klar  analysierbar;  man  konnte  daher 
das  ar  als  ein  possessives  Pronomen  auffassen  und  in  einer  Stelle,  wo  von 
der  2.  Person  des  Plur.  die  Eede  war,  das  scheinbar  verständlichere  far 
schreiben  (und  sprechen?).     Vgl.  Anm.  2. 

Anm.  2.  Es  ist  zweifelhaft,  ob  die  in  diesem  §  beschriebenen  Vor- 
gänge an  und  für  sich  irgend  etwas  mit  dem  Akzent  zu  tun  haben.  Viel- 
leicht hatte  jedes  anlautende  ?)  eine  Tendenz,  stimmlos  zu  werden,  welche 
Tendenz  jedoch  in  der  Regel  durch  die  Assoziation  mit  verwandten  J-Formen 
neutralisiert  wurde.  Ein  Beispiel  ist  wohl  for-fiun  'ich  vollende",  das 
etymologisch  aus  fo-  ro-  -F  einer  Form  des  Verbums  'sein'  besteht,  durch 
Entgleisung    aber  als   for  +  Verbum    in  unechter  Komposition    aufgefaßt 


272  Die  Konsonanten  in  der  Proklise  im  Ir.     [§174 — 176 

wurde;  das  bei  dieser  Auffassung  nicht  mehr  als  lenierte  Form  eines  b 
verständliche  5  hat  sich  im  Anlaut  des  als  unecht  komponiert  empfundenen 
Yerbums  in  /  verwandelt.  Es  liegt  sehr  nahe,  das  oben  besprochene  i  s 
arafie  als  'es  ist  (ein  Ding),  das  vorhanden  sein  wird'  aufzufassen  (zur 
Konstruktion  vgl.  is  nach  fitir  side  Ml.  91a  20  'er  ist  (jemand),  der 
es  nicht  weiß');  vgl.  c.  ar-fod  'opportunity';  das  -e  von  -fie  mag  laut- 
gesetzlicher sein  als  das  -a  von  -bia  'wird  sein'.  —  Wenn  aber  tatsäch- 
lich der  Übergang  J  >  /  in  der  Proklise  besonders  häufig  ist,  so  kann 
das  darauf  beruhen,  daß  die  an  ausgeprägtem  Bedeutungsinhalt  verhältnis- 
mäßig armen  proklitischen  Wörter  sich  besonders  leicht  von  der  Assoziation 
mit  den  verwandten  Formen  loslösten. 

§  175.  In  der  Proklise  verliert  im  Ir.  ein  auslautender  oder 
inlautender,  wahrscheinlich  auch  ein  anlautender  Konsonant  die 
Mouillierung.  Den  betonten  Präverbien  aith-,  air-  entsprechen 
proklitisch  ad-,  ar-;  air.  maith  'gut'  :  mad-genatar  "bene  nati 
sunt",  'gesegnet  sind';  air.  samail  •Ähnhchkeit,  Vergleich'  :  amal 
'wie'  (noch  amail  in  Cam.,  s.  Thes.  II  244 ff. ;  auch  Wb.  prima 
manus  21c  10);  ocuis  'und'  Cam.  :  sonst  air.  ocus,  acus;  air.  is 
'ist'  (nir.  mit  s;  s  nur  vor  gewissen  Pronominen:  nir.  Arran  se  = 
air.  is  he)  aus  *esti;  air.  im  'um'  nir.  um,  vgl.  gall.  ambi-;  air. 
aile:ind-ala  §  171  Anm.2  S.  267;  air.  al-aile  §  165  S.  260  (Gen. 
Plur.  alan-aile  gl.  reHquorum  Ml.  37a  21  u.  s.  w\);  air.  betontes 
Präverb  di-:  proklitisch  de-  §171  Anm.2  S. 267;  air.  cen  'ohne'  nir. 
gan  (vgl.  air.  cene  'ohnedies'  nir.  cheana  §  173).  Die  Mouil- 
lierung konnte  jedoch  durch  den  Einfluß  der  stärker  betonten 
Formen  geschützt  werden;  in  Wb.  ist  in-tain  'wenn'  häufiger  als 
in-tan  (Akk.  oder  Dat.  des  Fem.  tan  'Zeit');  die  Tendenz  in  der 
Proklise  die  Mouillierung  aufzugeben  wirkt  aber  weiter,  daher  mir. 
in  tan.  Das  Nir.  hat  vielfach  die  Mouillierung  in  den  Präpositionen 
nach  den  betonten  mit  suffigierten  Pronominen  verbundenen  Formen 
(wieder)eingeführt:  air.  oc,  ar,  la  nir.  aig  (und  ag),  air,  le.  Über 
Spuren  eines  unmouilherten  tr,  fr  in  den  Präpositionen  air.  tri, 
fri  s.  KZ  XXXV  333. 

Ebenso  geht  wohl  auch  die  Rundung  eines  auslautenden  Kon- 
sonanten in  der  Proklise  verloren:  air.  cinn  rehe  'after  a  time' 
AVb.  4c  11,  aber  betont  ciunn  als  Dat.  von  cenn  'Ende'  (Wb. 
schreibt  ar-a-chiunn  'vor  ihm',  ar-mo-chiunn  'vor  mir*,  aber 
neben  dem  Adv.  ar-chiunn  'bevor'  13a  29  u.  s.  w.  auch  ar- 
chinn  2a  9;  10a  12;  die  letztere  Form  dürfte  jedoch  in  prokliti- 
scher  Stellung  vor  einem  Genitiv  entstanden  sein). 

§  176.     In  proklitischen  Wörtern  wird  l  (zum  Teil  schon  im 


§  176— 178J      Die  Konsonanten  in  der  Proklise  im  Ir.  273 

Air.,  zum  größten  Teil  jedoch  erst  später)  zu  r.  Air.  (Wb.)  arele 
'ein  anderer',  Neutr.  araill  neben  dem  häufigeren  alaile,  alaill 
wird  Dissimilation  sein.  Air.  ol  'sagt,  sagte'  'inquit'  (ol  in  macc 
'sagt  der  Sohn',  ol  se  'sagt  er'  Wb.)  erscheint  schon  in  Ml.  ver- 
einzelt in  der  Form  ar  (ar  crist  Ml.  44b  10—11;  dagegen  ist 
för  Thes.  I  4,  12  lateinisch);  mir.  for,  or,  ar,  bar.  Im  Nir.  ist 
dies  Wort  mit  der  Präp.  ar  vermischt  worden:  arsan  ri  'sagte  der 
König',  arsa  Tomas  'sagte  Thomas',  arsa  mise  'sagte  ich'  (zu- 
nächst hat  der  Artikel  nach  diesem  Worte  dieselbe  Form  ange- 
nommen, die  er  im  Nir.  nach  der  Präp.  ar  hat;  nachher  ist  arsa 
als  einheitliches  Verbum  behandelt  worden).  Die  Auffassung  als 
Präp.  ist  aber  älter;  darauf  beruhen  die  mir.  Formen  for,  bar. 
Daß  dieselbe  Auffassung  schon  in  voraltirischer  Zeit  gegolten  hat, 
wird  in  §  483  ausgeführt  werden;  sie  wird  also  auch  für  die  Ent- 
stehung des  air.  ar  crist  'sagte  Christus'  mit  verantwortlich  sein 
(man  beachte  die  Bedeutungsverwandtschaft  der  \virklichen  Präp. 
und  Konjunktion  ol  'wegen,  weil'  mit  ar  'wegen,  denn'). 

Wo  der  Übergang  l  >  r  von  Nebeneinflüssen  (Dissimilation, 
Vermischung  mit  anderen  Wörtern)  unabhängig  ist,  ist  er  erst 
mittehrisch  belegt.  Aus  dem  Mir.  belegte  Fälle  sind:  air.  ol- 
chene  'außerdem'  :  mir.  archena;  air. ind-ala  §171  Anm.2  S.267, 
§  175:  mir.  indara  (nir.  an  dara  'der  zweite');  air.  cach-la 
'each  second'  (cach-la  sei  .  .  in  sei  aile  'das  eine  Mal  .  .  das 
andere  Mal')  :  mir.  cach-ra  (Zimmer,  KZ  XXX  69);  air.  amal 
'wie'  :  mir.  nir.  mar  §  99  Anm.  4  S.  165.  Auf  dem  Übergang  l 
>  r  beruht  schließlich  die  Vermischung  der  Präpositionen  la  und 
fri  im  Mir.  (ein  anderer  Faktor  bei  dieser  Vermischung  war  die 
umsichgreifende  Lenition  des  f  von  fri,  vgl.  §  317);  durch  den 
Einfluß  der  betonten  Formen  von  la  mit  suffigiertem  Pronomen  hat 
jedoch  im  Nir.  in  diesem  Fall  das  l  gesiegt;  nir.  le  vereinigt  die 
Verwendungen  des  air.  la  und  des  air.  fri  (air.  asbiur  fri  .  .  'ich 
sage  zu  [jemandem]':  nir.  adeirim  le;  dazu  hat  es  noch  die  Funk- 
tion des  air.  Pronomens  -la:  nir.  gach  le  lä  'every  alternate  day'). 

§  177.  Über  den  eng  begrenzten  Übergang  eines  lenierten  n 
in  r  im  Ir.  in  der  Proklise  vor  gewissen  Konsonanten  s.  §  95,  4 
S.  155  (air.  main-bad  :  mir.  marbad). 

§  178.  In  prokhtischen  Wörtern  sind  im  Ir.  die  Wirkungen 
der  Sandhigesetze  (Lenition  und  Eklipse)  zum  Teil  ausgeglichen. 
Bei  einem  ursprünglichen  s  ist  in  der  Regel  die  lenierte  Form  ver- 
allgemeinert  worden;    das   h   vor   silbischem   Vokal   ist   aber   dann 

Pederscn :  Vgl.  kelt.  Gramm.  Jg 


274        Die  Konsonanten  in  der  Proklise  (Enklise)  im  Ir.      [§178 

ganz  geschwunden.  Belege  sind  die  Formen  des  bestimmten  Arti- 
kels (in,  ind,  a  n-  u.  s.  w.;  das  s-  ist  nach  den  nicht  lenierenden 
Präpositionen  erhalten:  for-sin,  for-sind,  for-sa  n-  u.  s.  w.,  s. 
die  Bedeutungslehre);  ferner  amal  'wie'  s.  §  175  (betont  sam- 
lum-sa  'wie  ich');  it  'sind'  "^sent-.  sw-  erscheint  als/"  in  for,  far 
'euer'  :  unverbunden  sethar,  vgl.  sib  'Ihr'  c.  chwi  u.  s.  w.;  über 
die  weitere  Wandlung  dieses  f  in  v  (geschrieben  b)  nach  anderen 
proklitischen  Wörtern  s.  §  174  S.  271.  —  Bei  sech  'vorbei,  über 
.  .  hinaus'  ist  dagegen  (vielleicht  unter  dem  Einfluß  der  betonten 
mit  einem  suffigierten  Pronomen  verbundenen  Formen)  die  un- 
lenierte  Form  verallgemeinert  worden.  —  Auch  in  der  Enklise  hat 
Ausgleichung  des  Sandhiwechsels  stattgefunden  beim  Augens  ade, 
de  (aus  und  neben  dem  lenierbaren  side  :  ede,  ide),  s.  §  489; 
vgl.  ön  neben  sön  'dies'. 

Bei  den  übrigen  Konsonanten  war  in  der  Proklise  die  nicht 
lenierte  Form  verallgemeinert.  Vgl.  Zimmer,  GGA  1896  S.  389, 
Verf.,  Asp.  i  Irsk  S.  166,  KZ  XXXV  336,  Stokes,  KZ  XXXVm 
468 f.  So  wird  der  Anlaut  von  cach,  cech  'jeder'  (verbunden) 
und  mo  'mein'  niemals  leniert:  air.  do  cach  ceneolu  (Dat.) 
'jeder  Art',  mir.  do  mmo  mnäi  'meiner  Frau'.  Es  ist  auch  an- 
zunehmen, daß  do  'dein'  und  sämthche  proklitische  Präpositionen 
ursprüngHch  unlenierbar  waren.  Lenierbar  waren  dagegen  die  be- 
tonten Formen:  cach  'jedermann'  (unverbunden;  Dat.  do  chäch), 
t-  'dein'  vor  Vokal  (ohne  ein  vorhergehendes  proklitisches  Wort: 
tussu  th-öenur  'du  allein',  "du  in  deiner  Vereinzeltheit",  vgl. 
§  417,  §  479;  dagegen  ist  -t  nach  einem  anderen  proklitischen 
Worte  unlenierbar:  di-t  gnimaib  'von  deinen  Taten'  Wb.  31c  8, 
do-t-edbartaib  'deinen  Opfern'  Ml. 45b  6;  vgl.  di-mm  ses  'hinter 
mir'  Ml.  23 d  9,  hua-m  m-öintaid  'von  meiner  Vereinigung'  Ml. 
118a  2;  in  diesen  Fällen  wird  das  Pronomen  als  Auslaut  des  pro- 
klitischen, nicht  als  Anlaut  des  betonten  Wortkomplexes  empfunden). 
Lenierbar  waren  auch  die  betonten  Präpositionen  mit  suffigierten 
persönUchen  Pronominen;  hier  wurde  die  Lenition  nach  und  nach 
(im  Mir.  und  Nir.)  konstant,  und  von  hier  aus  drang  sie  auch  in 
den  Anlaut  der  prokhtischen  Präpositionen  (vgl.  §  317). 

Es  gibt  jedoch  im  Air.  Ausnahmen  von  der  Regel,  daß  die 
proklitischen  Wörter  unlenierbar  waren:  act  ropo  chon  etarceirt 
'wenn  es  nur  mit  Übersetzung  ist',  act  ropo  cho  torbu  'wenn  es 
nur  mit  Nutzen  ist'  Wb.  13a  26,  27;  challeic  'trotzdem'  Sg. 
31b  22. 


§179,1 — 4]     Die  Konsonanten  in  den  unhet.  Silben  im  Ir.  275 

Die  proklitischen  Wörter  sind  ferner  in  der  Regel  nicht  eklip- 
sierbar,  s.  §  262. 

§  179.  Schwund  oder  Assimilation  eines  Konsonanten  findet 
sich  im  Ir.  in  proklitischen  (enklitischen)  Wörtern  in  einigen  Fällen 
nach  Regeln,  die  für  die  Tonsilbe  und  die  nachtonigen  Silben  des 
selbständig  betonten  Wortes  nicht  gelten. 

1)  In  der  Prokhse  schwindet  im  Ir.  ein  in-  oder  auslautendes 
]>  (th).  Betontes  Präverb  frith-  :  Präp.  fri  'gegen'  (Etymologie 
S.  44  oben);  leth  'Seite'  :  la  'bei'  (Zeugnisse  für  die  ursprüngliche 
Qualität  des  Vokals  in  dieser  Präp.  sind  Formen  wie  less  'bei  ihm' 
und  imm-a-lle  'zusammen',  auch  imm-e-lei  geschrieben  Wb. 
10a  6;  -a-,  -e-  ist  das  possessive  Pronomen  der  3.  Plur.);  sethar  : 
for,  far,  bar  'euer'  §  178  S.  274;  athar  'nostrum'  (cechtar 
n-athar  Wb.  20c  26  'jeder  von  uns',  eig.  "jedes",  vgl.  cechtar 
n-äi  .i.  mulier  et  innupta  Wb.  10b  11  'jeder  von  ihnen',  eig. 
"jedes")  :  ar  'unser'  (verbunden;  die  unverbundene  Form  cechtar 
n-är  Thes.  II  294,  2  ist  von  der  verbundenen  Form  beeinflußt). 
Vgl.  über  air.  laa  'Tag'  §  85,  2  S.  133. 

2)  Neben  dem  proklitischen  ocus,  acus  finden  sich  im  Mir. 
auch  die  Formen  is,  s  (nir.  as,  s  neben  agus).  Ob  die  kontra- 
hierten Formen  schon  air.  sind,  ist  zweifelhaft.  Es  liegt  zwar  sehr 
nahe,  das  vor  Pronominen  stehende  os,  as,  es,  is  (os-me  gl.  ipse 
Wb.  IIa  14;  as-e  Wb.  8a  20;  es-e  Wb.  22b  6;  cith-iss-e 
[Wb.]  22a  7)  als  aus  ocus  entstanden  zu  betrachten;  Zweifel  er- 
regen aber  die  pluralischen  Formen  at-e  LL  72b  28,  it-e  LL 
248a  17,  die  an  is  'ist'  denken  lassen.  Eine  ähnliche  Kontraktion 
hat  in  der  Enklise  stattgefunden  bei  dem  Augens  air.  ucut  'dort' 
(in  tegdais  n-ucut  'jenes  Haus'  Wb.  33a  4)  :  mir.  üt.  Eine 
jüngere,  aber  gleichartige  Erscheinung  ist  nir.  Arran  am,  äd  'bei 
mir,  bei  dir'  neben  agdm,  agdd  (agam,  agat);  vgl.  die  Donegal- 
Formen  bei  Quiggin  §  170. 

In  der  Enklise  ist  air.  sön,  ön  aus  sodin  'dies'  entstanden. 

Die  Bedingung  für  den  Schwund  des  Konsonanten  ist  in  diesen 
Fällen:  Stellung  zwischen  zwei  Vokalen  vor  einer  konsonantisch 
auslautenden  Silbe. 

3)  nd  >  nn  in  den  zweisilbigen  Formen  des  Artikels  (in na 
>  na,  donaib  u.  s.  w.)  ist  ein  von  der  Proklise  bedingter  Wandel. 

4)  Im  Mir.  und  Nir.  finden  sich  noch  weitere  Schwächungen 
des  Konsonantismus  in  der  Proklise.  Was  den  Anlaut  betiiift,  vgl. 
§  170  Schluß  S.  265.     Ein  auslautendes  n  oder  nn  schwindet  häufig. 

18* 


276    Die  Konson.  der  unbet.  Silb.  im  Ir.  Der  brit.  Akz.     [§  179, 4.  180 

Air.  ni-con-  ^gar  nicbt'  mir.  noco  nsch.  cha  'nicht'  (vor  Vokal 
chan  :  cha'n  'eil  4st  nicht');  nir.  Mäire  ni  Laoghaire  'M. 
Tochter  des  L.'  zu  air.  in  gen  'Tochter'  nir.  Arran  inln  §  59,  9 
S.  101.  Das  auslautende  n{n)  des  Artikels  schwindet  oft,  was  auch 
in  der  Orthographie  gelegentlich  zum  Ausdruck  kommen  kann :  nir. 
sa  =  air.  i-sind  (nir.  sa  gheimhreadh  'im  Winter',  sa  bhaile 
'zu  Hause');  nach  Stewart^  137 f.  schwindet  der  auslautende  JNasal 
des  Artikels  „before  an  aspirated  Palatal,  or  Labial,  excepting  f  h" 
(nsch.  a'  chaora  'das  Schaf,  a'  mhuc  'die  Sau');  derartige  For- 
men finden  sich  schon  im  Mir.:  a-chur-sa  LL  61a  11  'diesmal' 
=  don  chur  sa  LL66a47;  a-fecht-sa  LL66b44,  i-fecht-sa 
LL  66a  1  =  air.  in  fecht  so  'diesmal'.  Im  Nir.  (Arran)  steht 
vor  Konsonanten  mard  statt  mardh  air.  manip  :  mardh  e  so  mo 
wak  'wenn  das  nicht  mein  Sohn  ist',  aber  mard  tu  mo  wak  'wenn 
du  nicht  mein  Sohn  bist';  ein  entsprechender  Schwund  im  Mir.:  o 
ro  gle  Wi.  256,  12,  co  ro  gle  Wi.  98,  16. 

GemeingäHsch  (aber  meines  Wissens  nicht  aus  dem  Mir.  be- 
legt) ist  die  Erscheinung,  daß  die  Präp.  ag,  aig  (air.  oc)  vor  einem 
Infinitiv  sein  auslautendes  g  verliert,  wenn  der  Infinitiv  konso- 
nantisch anlautet;  im  Ir.  wird  diese  Aussprache  (die  ich  aus  dem 
Arrandialekt  belegen  kann)  meist  durch  die  Orthographie  verdeckt; 
zum  Ausdruck  kommt  sie  im  Nsch.  und  Manks  (wo  der  Schwund 
jedoch  nicht  vor  allen  Konsonanten  stattfindet:  nsch.  a  tabhairt 
Manks  coyrt  'gebend',  aber  nsch.  ag  radh  Manks  gra  'redend'). 
In  den  übrigen  Verwendungen  (wo  die  Bedeutung  weniger  blaß  ist) 
verhert  die  Präposition  ihren  Schlußkonsonanten  nicht  (weil  hier 
die  schützenden  Assoziationen  kräftiger  wirken). 

Anm.  Die  Sonderschicksale  gewisser  Konsonanten  in  den  nachtonigen 
Silben  des  selbständig  betonten  Wortes  sind  schon  in  der  genealogischen 
Lautlehre  besprochen:  hiressach,  Plur.  hiressig  §  75,  2  S.  122;  -p  y  -d 
§  85,  3  S.  133. 

Der  britannische  Akzent. 

§  180.  Der  Akzent  ist  in  den  heutigen  britannischen  Sprachen 
ebenso  wie  im  Irischen  ein  Intensitätsakzent.  Er  ruht  im  Cymri- 
schen  und  in  den  br.  Dialekten  von  Treguier,  Leon,  Cornouaine 
auf  der  (jetzigen)  vorletzten  Silbe  (der  idg.  drittletzten  Silbe);  aus 
den  Akzentwirkungen  ergibt  sich,  daß  im  Cornischen  dieselbe  Ak- 
zentregel gegolten  hat  (vgl.  §  193  und  §  216  Schluß).  Im  br.  Dia- 
lekt von  Vannes  liegt  dagegen  der  Akzent  auf  der  (jetzigen)  letzten 


§  180]  Die  brit.  Akzentregel.  277 

Silbe  (der  idg.  vorletzten  Silbe),  und  diese  Akzentlage  muß  eirst 
gemeinbritannisch  gewesen  sein,  wie  aus  einer  Reihe  von  (am  zahl- 
reichsten im  C  vorliegenden)  Akzentwirkungen  hervorgeht,  welche 
die  jetzige  vorletzte  Silbe  mit  betreffen,  während  sie  die  jetzige 
letzte  Silbe  intakt  lassen.  Dabei  sind  diese  Wirkungen  des  älteren 
Akzents  von  einer  solchen  Art,  daß  sie  sich  gut  aus  einem  musi- 
kalischen Akzent  erklären.  Vgl.  Loth,  Les  mots  latins  dans  les 
langues  brittoniques  (Annales  de  Bretagne  VI  634 — 639);  Verf. 
KZ  XXXIX  238. 

Von  der  jüngeren  Akzentregel,  wonach  der  Akzent  in  den 
heutigen  britannischen  Dialekten  mit  Ausnahme  von  Vannes  auf 
der  vorletzten  Silbe  ruht,  gibt  es  gewisse  Ausnahmen.  1)  Ein  vor 
s  -h  Kons,  vorgeschlagener  Vokal  und  eine  durch  Silbischwerden 
eines  w  entstandene  Silbe  (§  233)  zählen  im  C.  bei  der  Ak- 
zentregel nicht  mit:  c.  y'sgrech  'Geschrei',  ylsbawd  'Schulter', 
yislac  'slack';  'meddwdod  'Rausch'  (von  meddw  §  43,  S.  63), 
ICynddelw  MN  (vgl.  delw  §  43,  S.  64).  Die  in  dieser  Weise 
entwickelten  Silben  sind  also  jünger  als  die  Akzentneuerung.  Daß 
die  Akzentneuerung  jünger  als  die  Svarabhakti  vor  auslautendem 
-r  und  -l  im  C.  wäre,  könnte  man  aus  c.  crelawdr  'Schöpfer' 
folgern  wollen  (c.  aradr  'Pflug',  cenedl  'Geschlecht'  sind  zwei- 
silbig) vgl.  aber  §  231,  1.  Bei  c.  Seisoneg  'englische  Sprache', 
iSeisonig  'englisch'  neben  Seisneg,  Seisnig  ist  anzunehmen, 
daß  die  längere  Form  auf  einer  analogischen  Neuerung  beruht. 
2)  Eine  auf  Kontraktion  nach  dem  Schwunde  eines  intervokahschen 
g  beruhende  auslautende  Silbe  trägt  den  Akzent:  c.  gwelllhäd 
'Verbesserung'  br.  gwellät  'verbessern,  sich  verbessern'  (zum  Suftix 
vgl.  §  370).  Dieselbe  Betonung  kann  im  C.  auch  bei  einigen  anders 
gearteten  spät  kontrahierten  Formen  vorkommen:  c.  gwranidawn 
'wir  horchen'  (zur  Etymologie  vgl.  c.  an-daw  ir.  in-töis-  im  Ver- 
balverz.  und  c.  taw  §  37,  2  S.  55).  3)  In  gewissen  Zusammen- 
rückungen wird  das  letzte  Element  betont.  Selbstverständlich  sind 
Fälle  wie  c.  y  mhlith  'unter',  heblaw  'besides'  u.s.w.  (Präposition 
+  Kasus).  Bemerkenswerter  sind  gewisse  Doppelsetzungen  von 
Pronominen:  c.  myfi,  tydi,  efe  (efo),  hyhi,  nyni,  chwychwi, 
hwynt-hwy  'ich,  du,  er,  sie,  wir,  ihr,  sie'  betonen  in  der  Regel  das 
letzte  Element  (vgl.  ir.  a  laile  §  165  S.  260;  aber  die  ir.  redu- 
plizierten persönlichen  Pronomina  wie  air.  snisni  nir.  sinn  'wir', 
air.  sib,  sissi  waren  auf  dem  ersten  Element  betont).  Bemerkens- 
wert  sind   auch   gewisse  Verbindungen   von   einem  Substantiv   mit 


278  Der  brit.  Akzent.     Akzentwirkungen.      [§  180—182 

einem  davon  abhängigen  Genitiv,  der  den  Akzent  trägt:  c.  pryd- 
'nawn  'Nachmittag',  Caer- igrawnt  'Cambridge',  pen-  rhaith 
'the  Chief  ofthe  law',  br.kresiteiz  'Mittag'  (kr ei z 'Mitte',  deiz  'Tag'), 
Kreiz-Iker  'Mitte  der  Stadt'  (Kirche  in  St.  Pol-de-Leon),  hanter- 
'noz  'Mitternacht',  antro-noz  'der  folgende  Tag'.  4)  Ebenso  in 
gewissen  alten  Zusammensetzungen,  die  früh  biverbiert  worden  sind ; 
so  die  Zusammensetzungen  mit  c.  go  'somewhat'  :  c.go-  drwm  'ziem- 
lich schwer';  ferner  c.  di-  blant  'kinderlos',  di-  ben  'ohne  Kopf. 
Am  leichtesten  erklärt  sich  die  Sache,  wenn  man  annimmt,  daß 
die  Biverbiernng  (die  psychologische  Zerlegung  des  urspr.  einheit- 
lichen Wortes,  vgl.  §  361)  älter  als  die  Akzentneuerung  ist  (aber 
spätere  Analogiebildungen  können  natürlich  hinzugekommen  sein). 
Unter  denselben  Gesichtspunkt  bringe  ich  gewisse  biverbierte  Fälle 
der  unechten  Verbalkomposition :  c.  y  m  - 1  w  e  1  'er  besucht',  y  m  - !  o  1  c  h 
'badet'  (ym-  als  Zeichen  der  reflexiven  Funktion,  br.  redupliziert 
en  em).  Vgl.  Rowland  §§  38 — 56;  Jones,  Welsh  Orthography 
S.  16 — 18;  S.  Evans,  Llythyraeth  yr  iaith  gymraeg,  Carmarthen 
1861,  S.  69  ff. 

§  181.  Die  Wirkungen  des  Akzents  im  Brit.  lassen  sich 
am    zweckmäßigsten    nach    der    folgenden    Einteilung     darstellen: 

1)  Akzentwirkungen  im  Vorton  des  einheithchen  Wortes  (es  handelt 
sich  hier  zum  größten  Teil  um  alte  Wirkungen  des  alten  Akzents, 
die  am  zahlreichsten  im  C.  vertreten  sind;  dazu  gesellen  sich  einige 
jüngere   Akzentwirkungen   im   C.    und    im    Dialekt    von    Vannes); 

2)  Akzentwirkungen  bei  proklitischen  Wörtern  (zum  großen  Teil 
alt,  in  einigen  Fällen  sogar  urinselkeltisch ;  reichliches  Material  aus 
allen  britannischen  Sprachen);  3)  Akzentwirkungen  im  Nachton 
(jung). 

Akzentwirkungen  im  Vorton  des  einheitlichen  Wortes  im  Brit. 

§  182.  1)  Ein  urkelt.  g  oder  d  zwischen  Vokal  und  Sonor- 
laut schwindet  (wenigstens  in  gewissen  Fällen)  ohne  Ersatzdehnung 
vor  dem  m-brit.  Akzent.  C.  aren  'Niere'  §64,  1  S.  109;  c.  gara- 
wys  §  139,  3  S.  225;  mc.  Tlur.  morynyon  'Mädchen'  :  Sing, 
morwyn  §  60  S.  104;  c.  blynedd  'Jahre'  §  68  S.  113.  Einige 
gegen  diese  Regel  sprechende  Fälle  erklären  sich  leicht  durch  den 
Einfluß  wortpsychologischer  Faktoren :  der  Plur.  c.  creiriau  'ReH- 
quien'  (S.  113)  hat  sich  nach  dem  Sing.  mc.  creir  nc.  crair  ge- 
richtet; die  Komposita  c.  eirif  'Zahl'  (S.  113),  gweini  'dienen' 
(§  60  S.  104)   sind  vorhistorisch   von   der   sonstigen  Form  der  ein- 


§182,2.183,1]    Akzeiitwirkgn.i.  Vorton  d.cinheitl.  Wortes  i.Brit.    279 

zelnen  Kompositionselemente  beeinflußt  worden.  C.  gwyrain  (S. 
102)  hatte  ursprünglich  intervokalisches  g,  das  etwas  länger  erhalten 
geblieben  sein  kann  als  g  zwischen  Vokal  und  r.  Ein  bedenk- 
licheres Gegenbeispiel  ist  c.  aeron  'Baumfrüchte',  eirinen  Tflaume' 
S.  103;  man  hat  die  Wahl,  entweder  hier  störende  Faktoren,  die 
uns  jetzt  entgehen,  vorauszusetzen,  oder  anzunehmen,  daß  das  Laut- 
gesetz von  gewissen  spezielleren,  noch  zu  findenden  Bedingungen 
abhängig  gewesen  ist.  —  Über  die  Möglichkeit,  die  Endung  c.  com. 
br.  -an  abrit.  Gen.  -agni  als  im  Plural  entstanden  unter  unsere 
Regel  zu  bringen  s.  S.  103. 

2)  Das  aus  idg.  ä  und  ö  oder  aus  lat.  ä  entstandene  abrit.  ö 
erscheint  im  C.  vor  dem  urbrit.  Akzent  als  o^  in  der  letzten  Silbe 
aber  als  aw  (§32,  §126).  Mc.  pechawt  'Sünde'  :  Plur.  pechodeu; 
mc.  brawt  'Bruder'  :  Plur.  brodyr;  mc.  ebawl  'Füllen'  :  Plur. 
ebolyon;  marchawc  'Ritter'  :  Plur.  marchogyon;  clotfawr 
'berühmt'  :  Superl.  clotforaf;  llawn  'voll'  :  lloneit  'Fülle'.  C. 
creawdr  S.  277.  —  Die  Regel  kann  durch  Analogiebildungen  durch- 
brochen werden:  nc.  mawr  'groß'  :mawrder,  mawredd  'Größe'; 
nc.  cyflawn  'voll,  vollständig'  :  cyflawnu  'vollführen'.  Kontami- 
nation: nc.  llidiawg  'zornig'  :  llidiowgrwydd  'Zorn'  u.  s.  w. 

Anm.  1.  Über  Spuren  desselben  Wechsels  im  Corn.  und  Br.  s.  §  32,  2 
S.  48.  Die  Alternation  o  :  aw  mag  auf  eine  ältere  quantitative  Alternation 
(halblanges  o  :  langes  o)  zurückgehen.  Der  Quantitätsunterschied  kann 
eventuell  auch  noch  nach  der  Beseitigung  des  qualitativen  Unterschiedes 
im  Corn.  und  Br.  bestanden  haben,  und  er  hat  vielleicht  im  Corn.  (aber 
nicht  im  Br.)  zu  einer  neuen  qualitativen  Alternation  (o  vor  dem  urbrit. 
Akzent,  ö  in  der  urbrit.  Akzentsilbe)  geführt.  Beispiele  für  acorn.  mcorn. 
ö  ncorn.  e  sind  S.  48  und  S,  202  gegeben  worden;  für  corn.  o  vergleiche 
man:  ncorn.  hore-gwep  'on  a  morning'  S.  99,  mcorn.  avorow  'morgen' 
(immer  mit  o  geschrieben)  ncorn.  a  üurw 'cras';  ncorn.  gor-mola  'Lob'  zu  c. 
mawl  U.S.W.  §110  S.  183  (daß  das  Corn.  im  Vokal  zu  ir.  molad  stimmen 
sollte,  ist  wenig  wahrscheinlich ;  übrigens  ist  es  nicht  ganz  sicher,  daß  das 
ir.  Wort  ein  idg.  o  voraussetzt;  es  könnte  vielleicht  auch  eine  Entlehnung 
aus  dem  C.  sein,  vgl.  air.  trost  und  mir.  notlaic  §126  Anm.  1  S.  203); 
mcorn.  marogyon  marrouggyon  s.  §  193. 

Anm.  2.  Die  Annahme  eines  vom  T^it.  Akzent  abhängigen  Wechsels 
c.  a  :  aw  u.  s.  w.  habe  ich  oben  S.  204  abgelehnt. 

§  183.  1)  Schwund  eines  kurzen  Vokals  in  einer  (in  der 
Regel  offenen)  Binnensilbe  vor  dem  urbrit.  Akzent  kommt  in  allen 
britannischen  Sprachen  vor.  Beispiele  aus  den  lat.  Lehnwörtern 
sind  schon  in  einem  früheren  Abschnitt,  bes.  §  124,  8  S.  200  und 
§  125,  5  S.  202   angeführt.     Daß   es   sich  nicht  um  einen  lateini- 


280     Akzentwirkgn.  i.  Vorton  des  einheitl.  Wortes  i.  Brit.    [§  183, 1—3 

sehen,  sondern  um  einen  britannischen  Schwund  handelt,  geht  schon 
daraus  hervor,  daß  der  lateinische  Akzent  ohne  Einfluß  ist:  c.  es- 
gob  acorn.  escop  br.  eskop  aus  lat.  episcopus.  Beispiele  aus 
dem  ererbten  keltischen  Wortschatz:  c.  arial  §  59,  9  S.  101;  c. 
gwyrain  S.  102;  c.  cyffelyb  'ähnlich'  :  aus  *k'om-  +  c.  hafal 
'ähnlich'  (§  99  Anm.  4  S.  165)  mit  einem  weiterbildenden  Suffix, 
also  statt  ^ kdV'hevelyb' ;  Superlativendung  ac.  -ham  mc.  -haf  corn. 
-a,  -e  mbr.  -äff  ir.  -em  (ac.  hinham  gl.  patricius)  aus  *-esmmo-s, 
vgl.  die  Bedeutungslehre;  Verba  des  Typus  abr.  etn-coil-ha-am 
und  andere  in  §  48,  3  S.  74  angeführten  Bildungen;  gewisse  For- 
men des  s-Präteritums  (mc.  gwelsom  'wir  sahen'  u.  s.  w.).  —  Aus- 
nahmen von  der  Regel  können  in  gelehrten  lat.  Lehnwörtern  vor- 
kommen: c.  anifail  'Tier'  corn.  Plur.  anevalles  br.  aneval  :  lat. 
animal.     Auffälhger  ist  c.  ymherawdr  u.  s.  w.  §  144,  5  S.  237. 

2)  Schwund  des  Vokals  der  anlautenden  Silbe  unter  denselben 
Akzentbedingungen  kommt  seltener  (nur  vor  einem  Sonorlaut)  vor: 
c.  drws  'Türe'  :  zu  ir.  dorus  u. s.  w.  §  26  S.  32;  c.  crydd  'Schuster' 
§57  S.94;  br.  pl-ac'h  masc.  'Mädchen'  :  nir.  cailin  masc.  'Mäd- 
chen'; br.  gl-ac'h-ar  'Trauer'  :  ir.  gal-ar  'Krankheit'  c.  gal-ar 
'Trauer'. 

Anni.  1.  Die  unter  2)  angeführten  Fälle  könnten  schließlich  auch 
vom  idg.  Akzent  abhängig  sein,  der  wohl  in  allen  diesen  Wörtern  auf 
der  Endsilbe  gelegen  hat  (es  handelt  sich  um  die  Suffixe  -sfü-,  -ij6-  und 
um  das  brit.  Suffix  -ax,  erweitert  in  glac'h-ar,  worüber  vgl.  §  97,  1 
S.  159).  Erwiesen  wäre  diese  Deutung,  wenn  die  oben  S.  256  mit  Bezug 
auf  ir.  fracc  'Frau'  geäußerte  Vermutung  als  die  richtige  nachgewiesen 
wäre.  Das  ir.  Wort  läßt  sich  aber  auch  anders  erklären.  Ir,  cnocc  'Hü- 
gel' könnte  zu  acorn.  conna  gl.  Collum,  c.  cwnnwg  'a  summit,  a  top' 
gehören,  vgl.  aber  §  97,  2  S.  160. 

Anm.  2.     Über  Vokalschwund  im  br.  Dialekt  von  Vannes  s.  §  186. 

3)  Schwund  eines  vortonigen  Vokals  kann  auch  unter  dem 
Einfluß  des  neuen  Akzents  stattfinden:  mc.  clomen  'Taube'  statt 
colomen,  trewis  'schlug'  von  taraw  'schlagen'.  Hierher  wohl 
auch  c.  brennig-en  'limpet',  Plm\  brenn  ig  ncorn.  Plur.  brennik 
(Sing,  bernig  an)  :  ir.  bairnech  'Tellermuschel'  (vielleicht  zu  mir. 
bairenn,  bairend  'Felsstück').  Im  Nc.  kann  a  in  der  drittletzten 
Silbe  ganz  schwinden:  nc.  cymmydog  'Nachbar',  Plur.cymdogion; 
tragywydd  :  tragwyddol  'everlasting'.  Vgl.  Jones,  Welsh  Ortho- 
graphy  S.  41;  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  425.  Bei  diesem 
Vokalschwund  entstehen  bisweilen  recht  ungewöhnliche  Konsonanten- 
gruppen,   die    eventuell    noch    erleichtert    werden:    Igodan    'Maus' 


§184]     Akzentwirkgn.  im  Voi-ton  des  einheitl.  Wortes  im  Bnt.     281 

llygoden,  Knarvon  Caernarfon,  knonyn  cynrhonyn  'Wun.  ' 
(mir  aus  Carnarvon  angegeben),  sliMn  {slowan}  Uyswen  §  50,  6 
S.  84. 

§  184.  Die  c.  Vokale  u  und  y  (geschrieben  w,  y)  werden 
in  der  nicht-letzten  Silbe  zu  9  (geschrieben  y).  Nc.  mwng  'Mähne'  : 
Plur.  myngau  (mc.  myngeu);  drws  'Türe'  :  drysor  'Türhüter' 
(mc.  dryssawr);  dwfr  'Wasser'  :  dyffryn  ^Tal'  (mc.  dyffrynn): 
dwrn  'Hand'  :  dyrnod  'Ohrfeige'  (mc.  dyrnawt);  dyn  'Mensch' 
{dyn):  Plur.  dynion  (ddnjon);  dydd  'Tag'  (dyd)  :  Plur.  dyddiau 
(dddja);  crys  'Gürtel'  (y)  :  Plur.  crysau  [d);  gofyn  'fragen'  {y)  : 
gofynodd  'er  fragte'  (a).  Auch  wo  d  mit  o  wechselt,  ist  es  immer 
zunächst  aus  u  entstanden:  llynges  'Flotte'  :  llong  'Schiff'  (fem.; 
das  0  ist  von  dem  geschwundenen  -ä  der  Endung  abhängig,  vgl. 
§  26,  2  S.  33). 

Es  ergibt  sich  hieraus  für  die  betonten  Wörter  die  Leseregel: 
y  =  y  in  der  letzten  Silbe,  y  =  d  in  nicht-letzter  Silbe. 

Es  gibt  gewisse  Ausnahmen  von  diesen  Regeln.  Dabei  kann 
es  sich  jedoch  kaum  um  eine  Erhaltung  der  älteren  Lautstufe 
handeln;  vielmehr  ist  wohl  überall  eine  lautgesetzliche  Rückver- 
wandlung oder  eine  analogische  Neuerung  anzunehmen.  Nach  einem 
w  wird  y  zum  Teil  als  y  gesprochen:  gwybod  'wissen',  gwyntyll 
'Fächer',  gwywo  'welken'  (vgl.  aber  die  Aussprache  guhod  §  29,  3 
S.  42).  Auch  vor  einem  w  wird  unter  gewissen  Bedingungen  ein 
y  (oder  ein  durch  Umlaut  entstandenes  i,  vgl.  §  255  Anm.  6)  ge- 
sprochen: bywiog  'lebhaft',  bywiol  'lebendig',  distrywio  'zer- 
stören'; aber  bywyd  'Leben'  hat  dw.  Schon  hier  ist  es  einiger- 
maßen klar,  daß  die  heutige  Aussprache  sich  aus  einer  älteren  Aus- 
sprache mit  9  entwickelt  hat;  und  völhg  evident  ist  dies  bei  der 
Regel,  daß  y  vor  einem  Vokal  als  y  gesprochen  Tvird:  hy-awdl 
'beredt'  (mit  etymologischem  u\  dyall  'verstehen'.  Ein  Übergang 
d  y  u  hat  vor  einem  u  der  folgenden  Silbe  stattgefunden:  mc. 
mynwgyl  'Hals'  nc.  mwnwgl;  mc.  bygwth  nc.  bwgwth  'Droh- 
ung'; mc.  kymmwt  nc.  cwmmwd  'a  subdivision  of  a  hundred' 
(eine  Einteilung  des  Landes)  :  br.  kombot  'Etage';  vgl.  noch  nc. 
cwrwg,  cwrwgl  'Boot',  cwmwl  'Wolke' u.  s.  w. ;  dialektisch  sogar 
yn  gwmws  'exactly'  statt  yn  gymhwys,  yn  gymmwys.  Das  zu 
u  gewordene  9  ist  aus  y  entstanden  in  mc.  bygwl  nc.  bwgwl 
'Drohung',  vgl.  abr.  bicoled  gl.  uecordia.  Vor  einem  9  iindet  der 
Übergang  9  y  u  selbstverständlich  nicht  statt;  also  bygythio 
'drohen',    cymylau  'Wolken'   u.  s.  w.    —    Analogiebildungen  sind 


282     Akzentwirkgn.  i.  Vorton  des  einheitl.  Wortes  i.  Brit.     [§184. 185 

z.  B.  nc.  bwthyn,  Deminutiv  von  bwth  ^Hütte'  und  die  Plurale 
nc.  testynau,  ysgrythyrau  (mit  a  in  der  zweitletzten  Silbe)  zu 
Sing,  testyn  'Text',  ysgrythyr  'die  heilige  Schrift'  statt  des  älteren 
testun  (§  148,  2  S.  240),  ysgrythur  (§  130,  2  S.  211).  Vgl. 
Jones,  Welsh  Orthography  S.  37,  Spurrell,  Gramm.  S.  39 f.,  Row- 
land  S.  3. 

Anin.  Im  Corn.  und  Br.  liegt  nichts  vor,  was  auf  das  einstige  Vor- 
handensein einer  dem  c.  Uy  y  :  9  entsprechenden  Alternation  im  Vorton 
des  einheitlichen  Wortes  deuten  könnte.  Fälle  wie  br.  mouga  'etouffer'  : 
miga  'etre  suffoque  de  colere',  mcorn.  trogh,  troh  (Imperativ)  'haue'  : 
Inf.  trehy  (br.  trouc'ha  c.  trychu)  sind  anders  zu  erklären.  In  dem 
ersten  Fall  kann  eine  idg.  Alternation  u  :  ü  oder  Umlaut  angenommen 
werden;  im  zweiten  Fall  handelt  es  sich  sicher  um  Umlaut.  Durch  Um- 
laut erklärt  sich  auch  das  neben  o  auftretende  e  in  den  Formen  des  Ver- 
bums 'bringen'  im  Corn.  (dek,  dog  =  c.  dwc  mbr.  douc  'bringt',  vgl. 
Verbalverz.  ber-);  ebenso  mbr.  quennigaff  nbr.  kinniga  'anerbieten', 
kennig,  kinnig  'Anerbieten'  c.  cynnyg,  falls  aus  *k'om-  +  *duk-  zu 
erklären.  Acorn.  boghan  'klein'  neben  mcorn.  byhan  c.  bychan  br. 
bihan  mir.  becan  nir.  beagan  wird  nur  Zeugnis  für  eine  besondere 
Färbung  des  y  in  besonderen  konsonantischen  Umgebungen  sein;  und  auch 
corn.  perna  'kaufen'  neben  p renne  S.  128  ist  ohne  die  Annahme  eines  » 
in  der  zweitletzten  Silbe  verständlich. 

§  185.  Mo.  ei,  eu  in  letzter  Silbe  eines  betonten  Wortes 
ercheint  im  Nc.  als  ai,  au;  in  nicht-letzter  Silbe  hat  auch  das  Xc. 
ei,  eu.  Es  war  offenbar  schon  im  Mc.  ein  Unterschied  vorhanden: 
offenes  e  in  der  letzten  Silbe,  geschlossenes  e  in  den  vorhergehenden 
Silben.  Mc.  meint 'Größe'  :  nc.  maint;  mc.  treis 'Unterdrückung, 
Gewalt'  :  nc.  trais;  mc.  eneit  'Seele'  :  nc.  enaid;  mc.  deu  'zwei'  : 
nc.  dau;  mc.  gruddyeu  'Wangen'  :  nc.  gruddiau.  Dagegen  mc. 
heibaw  'vorüber'  :  nc.  heibio;  mc.  und  nc.  eiry  'Schnee'  (§61,2 
S.  104);  mc.  und  nc.  ieuanc  'jung'  u.  s.  w.  Darauf  beruhen  zahl- 
reiche Alternationen:  nc.  main  'fein'  :  Kompar.  meinach;  nc. 
haul  'Sonne'  :  Plur.  heuliau. 

Das  durch  Kontraktion  nach  dem  Schwunde  eines  intervokah- 
schen  g  entstandene  eu  bleibt  (wie  zu  erwarten  war):  nc.  di-ileu 
'to  displace'  u.  s.  w. 

Anm.  Nur  orthographisch  ist  die  Erhaltung  des  -eu  in  gewissen 
Wörtern,  wo  es  sich  nicht  um  das  Pluralzeichen  handelt:  angeu  neben 
angau  'Tod'.     Zur  Aussprache  vgl.  §  192. 

ei  bleibt  in  letzter  Silbe  in  gewissen  konsonantischen  Um- 
gebungen, namentlich  vor  r  +  Kons,  oder  Kons.  +  r:  nc.  neidr 
'Schlange' (§  86  S.  134);  heirdd,  meirw,  Plur.  von  hardd  'schön'. 


§186. 187,1.2]    Akzentwirkgn.  i.  Vorton  u.  in  derProklise  i.  Brit.    283 

marw  ^tot';  ceir,  Plur.  von  car  'Wagen'  (mit  altem  rr,  s.  S.  44^ 
Es  werden  noch  andere  Fälle  von  Erhaltung  des  ei  im  Xc.  ange- 
führt, bei  denen  die  lauthchen  Bedingungen  weniger  klar  sind 
(ieir,  geist,  Plur.  von  iär  'Huhn',  gast  'Hündin';  ceiff  und  caiff 
'wird  haben';  ereill,  lleill,  Plur.  von  arall  'ein  anderer',  Hall 
'der  andere'). 

§  186.  (Akzentwirkungen  im  einheitl.  Worte  im  Dialekt 
von  Vannes.)  Im  Dialekt  von  Vannes  sind  im  Vorton  des  ein- 
heitlichen Wortes  verschiedene  jüngere  Akzentwirkungen  (bes. 
Schwund  oder  Schwächung  eines  Vokals)  eingetreten:  V.  klom 
'Taube'  :  air.  colum  §  122,  3  S.  195;  V.  puar  'vier'  :  Leon  pe- 
var;  V.  guskein  'kleiden'  :  Leon  gwiska;  V.  berder  'Brüder' 
(Sing,  brer)  :  Leon  breudeur  (Sing,  breur);  V.  berhonnsec 
'Bretonisch'  (Loth,  Chrestomathie  S.  342)  :  Leon  brezounek;  V. 
perderi  'Sorge'  :  Leon  prederi;  V.  berhel  'Makrele'  :  Leon 
brezel;  V.  menal  'Garbe'  :  Leon  malan;  V.  benal  'Ginster'  : 
Leon  balan;  V.  tenaü  'dünn'  :  Leon  tanao;  V.  deu-legad 
'Augen'  :  Leon  daou-lagad;  V.  bean  'schnell'  :  Leon  buan 
(auch  V.  pear  =  puar  'vier').  Die  Bedingungen  für  das  Auf- 
treten anderer  Reduktionsvokale  als  e  sind  mir  unklar;  jedoch 
scheint  a  in  kanderü  'Vetter',  mane  'Berg'  :  Leon  kenderv, 
menez  von  der  IJnbetontheit  veranlaßt  zu  sein.  Ein  Diphthong 
ist  vereinfacht  worden  in  V.  estik  'Nachtigall'  :  Leon  eostik,  V. 
ranteleh  (auch  rouanteleh)  :  Leon  rouantelez  'Königreich'. 

Akzentwirkungen  in  der  Proklise  im  Brit. 

§  187.  1)  In  der  Proklise  zeigen  sich  einige  von  denselben 
Vokalreduktionen,  die  auch  im  Vorton  des  einheitlichen  Wortes 
stattgefunden  haben.  Mc.  pop  'jeder'  (verbunden)  :  pawp  'jeder- 
mann' (unverbunden)  stimmt  zu  §  182,  2.  Die  in  §  182  Anm.  2 
für  das  einheithche  Wort  in  Abrede  gestellte  Entwickelung  eines 
a  aus  ä  wird  jedoch  in  der  Proklise  anzuerkennen  sein;  ein  Bei- 
spiel ist  nc.  rhag  mc.  rac  §  32,  2.  Vgl.  in  §  305,  1,  2.  Das  pro- 
klitische  c.  eu  'ihr'  'eorum,  earum',  neu  'oder'  stimmt  zu  §  185. 

2)  Das  Cymrische  kennt  in  der  Proklise  ein  9,  das  im  Wesent- 
Hchen  denselben  Ursprung  wie  das  in  §  184  besprochene  d  hat, 
d.  h.  es  ist  aus  u  oder  i,  eventuell  aus  älterem  o  oder  e  entstanden. 
Im  Gegensatz  zur  Sachlage  im  Vorton  des  einheitlichen  Wortes 
zeigen  auch  die  anderen  britannischen  Sprachen  in  diesem  Fall 
eine  Reduktion.     Ac.  di   mc.  y   (jedenfalls  d   zu  lesen;   nc.  i  muß 


284  Akzentwirkungen  in  der  Proklise  im  Brit.         [§187,2 

auf  einem,  etwa  vor  einem  Vokal  eingetretenen,  Übergang  a  >  ?/  >  i 
beruhen,  vgl.  hy-awdl  in  §  184)  com.  the  abr.  do  mbr.  da,  de 
nbr.  da  'zu'  :  ir.  do,  betont  to-  (als  Präverb  c.  dy-  corn.  de-  br. 
di-  :  c.  dy-fod  corn.  devos  'kommen',  br.  di-gas  'apporter'  :  kas 
'tragen',  di-redek  'accourir',  di-zougen  'apporter'  :  dougen  'por- 
ter'; die  Reduktion  des  Präverbs  stammt  aus  der  unechten  Verbal- 
komposition; möglicherweise  hat  Vermischung  mit  einem  anderen 
Präverb  =  ir.  di  'von'  stattgefunden).  —  Mc.  ry  Präverb  (und  Ad- 
verbium 'zuviel')  corn.  re  abr.  ro  mbr.  nbr.  ra,  re  :  ir.  ro  asl.  pro. 
—  C.  Präverb  cyf-,  cyn-,  cy-  (cyf-arch  'fragen')  corn.  ke  u.  s.  w. 
(ke-skar  'sich  trennen,  scheiden';  auch  co-  :  co-lenwel  'füllen') 
br.  kev-,  ken-  u.  s.  w.  :  ir.  con,  com-  lat.  cum,  com-  asl.  sü. 
Es  hat  eine  Vermischung  der  proklitischen  und  der  echt  kompo- 
nierten Formen  stattgefunden;  nur  in  der  echten  Komposition  konnte 
der  Auslaut  als  v  auftreten.  Auch  in  der  Nominalkomposition  tritt 
dies  Wort  im  C.  immer  mit  d  auf,  was  teilweise  nach  §  184  zu 
erklären  sein  kann;  im  Corn.  und  Br.  kann  der  reduzierte  Vokal  in 
der  Nominalkomposition  nur  auf  Übertragung  beruhen;  er  erscheint 
daher  nur,  wo  die  Sonderbedeutung  des  ersten  Elements  noch 
herausgefühlt  werden  kann:  acorn.  chef-als  gl.  artus;  abr.  (mit  a 
als  Reduktionsvokal)  camadas  gl.  habilis  :  ac.  cimadas  gl.  par 
nc.  cyf  ad  das  'passend'  air.  comadas;  ganz  besonders  in  den  biver- 
bierten  Zusammensetzungen,  die  als  Äqualis  fungieren:  corn.  ke- 
neuer  'ebenso  viel'  br.  ken,  ker  'ebenso'  (ken  izel  'ebenso  niedrig'). 
Bei  verdunkelter  Bedeutung  kann  der  ursprüngliche  Vokal  im  Corn. 
und  Br.  erhalten  sein :  corn.  compys  'gerade'  br.  kompoez  'glatt'  : 
c.  cymmhwys  'von  gleichem  Gewicht'  (pwys  'Gewicht').  —  Nur 
durch  Proklise  erklärt  sich  die  Schwächung  des  Vokals  im  Präfix 
corn.  hy-  (hy-blyth  'pliant')  br.  he-  (he-gar  'liebenswürdig';  abr. 
Eu-hocar  MN)  :c.  hy-  (hy-gar  'liebenswürdig';  d  kann  hier  nach 
§  184  erklärt  werden)  ir.  su-,  so-  (so-nirt  'stark')  gall.  su-  (Su- 
carius  MN)  skr.  su-.  Die  Auffassung  dieses  Präfixes  als  ein  pro- 
klitisches  Wort  stammt  vermutlich  aus  der  Zeit  des  älteren  bri- 
tannischen Akzents;  eine  vollständige  Biverbierung  scheint  jedoch 
nicht  eingetreten  zu  sein  (man  ist  zur  Auffassung  als  Kompositum 
zurückgekehrt).  —  Mc.  my,  fy  'mein'  br.  ma,  va  :  *me7ne,  s.  §  150 
S.  243.  —  Ac.  ir  (best.  Artikel)  mc.  nc.  y,  yr  corn.  an,  en  mbr. 
an,  en  nbr.  an,  ar,  vgl.  die  Bedeutungslehre.  —  Auch  gewisse 
Diphthonge  werden  in  der  Proklise  zu  9  reduziert:  c.  dy  'dein' 
corn.  the    br.  da  :  c.  y  teu    'der  deinige';    c.  pa,    py   (verbunden) 


§187,3.  188]    Akzentwirkungen  in  der  Proklise  im  Brit.  285 

'welcher'  corn.  py,  pe  br.  pe  :  c.  pwy  'wer'  (unverbunden)  con». 
pyw  br.  piou  (die  verbundene  Form  kann  in  allen  drei  Dialekten 
auch  p-  lauten,  vgl.  die  Bedeutungslehre);  corn.  br.  dre  'durch'  : 
c.  trwy  §  188. 

Anm.  1.  Proklitische  Wörter  behalten  im  C.  auch  bei  gelegentlicher 
Betonung  die  Aussprache  mit  a:  'y  dyn  'der  Mensch!'  (»  dyn). 

Anm.  2.  Falls  die  hier  besprochenen  Keduktionen  in  ihrem  Keim  auf 
die  gemeinbritannische  Periode  zurückgehen,  was  nicht  unwahrscheinlich 
ist,  so  kann  das  im  Abr.  geschriebene  o  nicht  ein  reines  o  bezeichnen, 
sondern  wird  als  ein  o-ähnliches  9  zu  deuten  sein. 

3)  Neben  diesen  älteren  Akzentwirkungen  gibt  es  in  der  Pro- 
khse  auch  jüngere  Akzentwirkungen.  Der  Dialekt  von  Vannes 
zeigt  die  aus  §186  bekannte  Reduktion:  im  best.  Artikel  en,  er: 
Leon  an,  ar;  in  der  Verbalpartikel  e  :  Leon  a  (en  Eutru-Doue 
e  laras  'der  Herr  Gott  sprach');  in  der  Präposition  e  vor  dem  Inf.  : 
Leon  0  (e  tebrein  'essend');  in  der  Konjunktion  pe  'wenn,  als'  : 
Leon  pa.  Ein  anderer  Reduktionsvokal  in:  V.  hum  'reflexives 
Präverb)  :  Leon  (redupliziert)  en  em  c.  ym-  ir.  imb-;  V.  hun, 
hur  'unser'  :  Leon  hon,  bor.  Vgl.  noch  Berzaus  'England'  : 
Leon  bro-Zaoz. 

Auch  in  den  übrigen  bretonischen  Dialekten  (und  im  Corni- 
schen)  finden  sich  in  der  Proklise  verschiedene  Reduktionen,  ü  ist 
zu  ö  geworden  in  br.  eun,  eur  (unbest.  Artikel;  V.  un,  ur),  vgl. 
§  39  S.  57  (im  Corn.  lautet  die  verbundene  Form  des  Wortes  be- 
tont und  unbetont  un;  die  substantivische  Form,  die  wohl  in  manchen 
Verbindungen  unbetont  gewesen  sein  mag,  lautet  onan,  z.  B.  onan 
da  'a  good  one';  das  o  mag  in  der  Proklise  entstanden  sein);  reun 
'Hügel',  proklitisch  zur  Bildung  von  Eigennamen,  s.  §  39  S.  58; 
peur-  'ganz'  (peur-zibri  'achever  de  manger')  aus  pur  'rein' 
§  128,  2  S.  207. 

Br.  pep  'jeder'  hat  seine  Form  in  der  Proklise  erhalten  und 
zeigt  denselben  Übergang  ö  >  e,  der  auch  im  br.  Nachton  vorkommt. 
Vgl.  gwerelaouen  S.  82.  —  In  der  nbr.  gesprochenen  Sprache 
kommen  noch  w^eiter  gehende  Reduktionen  der  Vokale  der  pro- 
khtischen  Wörter  vor,  worauf  hier  nicht  eingegangen  werden  kann. 

§  188.  Schon  urinselkeltisch  war  der  Übergang  der  Tenues 
aspiratae  in  reine  Tenues  in  der  Proklise.  Aus  den  reinen  Tenues 
entwickelten  sich  nachher  Mediae  (vgl.  §  173).  Ac.  cant  'mit' 
mc.  can,  gan  nc.  gan  acorn.  cans  mcorn.  gans  br.  gant,  vgl. 
S.  138;  die  betonten  Formen  mit  suffigiertem  Pronomen  haben 
analogisch  das  g  angenommen:  mc.  gennyf  'mit  mir'  corn.  genef 


286  Akzentwirkungen  in  der  Proklise  im  Brit.     [§188.189 

mbr.  gueneff;  außerhalb  der  Proklise  erhalten  ist  das  k  in  c.  can- 
fod  'bemerken',  vgl.  §  647;  auch  die  Konjunktion  c.  can  'weil', 
die  wohl  mit  der  adverbiell  verwendeten  Präposition  identisch  ist, 
hält  das  k  fest;  sie  muß  also  ursprünglich  stärker  betont  gewesen 
sein  (eig.  "damit"  >  "deshalb"  =  gan  hynny).  Mc.  cyt  ac,  gyt 
ac  'zugleich  mit'  nc.  gydag  (das  damit  vermutlich  identische  zur 
Konjunktion  gewordene  Adverbium  mc.  cyt  nc.  cyd  'obgleich'  hält 
das  Ä;  fest).  Corn.  ketep  onan  'every  one'  mbr.  guitibunan  (das 
Corn.  hat  die  in  betonter  Stellung  berechtigte  Form  verallgemeinert). 
C.  bwy  gilydd  'zum  anderen'  (o  ben  bwy  gilydd  'vom  einen 
Ende  zum  anderen')  :  ir.  co  a  chele  'zu  seinem  Genossen'.  Die 
unbetonten  Formen  des  fragenden  Pronomens  (§  187,  2  gegen  Ende) 
haben  in  der  ßegel  den  Konsonantismus  der  betonten  Formen  über- 
nommen; jedoch  mc.  ble  =  pa  le  'wo'.  Ac.  di  mcorn.  the  ncorn. 
da,  da  br.  da  'zu'  S.  283 f.  (vgl.  dazu  c.  ty-wysog  'Führer';  die 
mit  suffigiertem  Pronomen  versehenen  in  der  Regel  betonten  For- 
men des  Pronomens  haben  analogisch  das  d  angenommen).  Corn. 
dre  br.  dre  'durch'  {d  analogisch  auch  in  den  betonten  Formen 
mit  suffigiertem  Pronomen);  das  C.  hat  trwy  mit  Konsonantismus 
und  Vokalismus  der  betonten  Stellung;  daneben  die  Mischform  mc. 
drwy.     C.  tan,  dan  'unter'  :  lat.  tenus  'bis'. 

Anm.  1.  Neben  mc.  gan  'mit"  steht  a  chan  'und  mit',  neben  nc. 
gydag  steht  a  chydag. 

Anm.  2.  Die  hier  beschriebenen  Akzentwirkungen  lassen  sich  von  den 
Wirkungen  der  ursprünglich  syntaktischen,  aber  später  konstant  gewordenen 
Lenition  äußerlich  nicht  unterscheiden;  c,  dy  'dein'  u.  s.  w.  gehört  wohl 
zu  den  hier  besprochenen  Erscheinungen,  könnte  aber  auch  wie  fy  'mein', 
di  'du'  durch  Lenition  erklärt  werden. 

§  189.  Konsonantenschwund  und  Konsonantenänderungen 
haben  bei  den  bedeutungsärmsten  (am  wenigsten  durch  Assozia- 
tionen geschützten)  proklitischen  Wörtern  im  Britannischen  in  ähn- 
licher Weise  wie  im  Mittel-  und  Neuirischen  (vgl.  §  179)  stattge- 
funden. Ac.  amal  'wie'  (mc.  fal)  corn.  avel  br.  evel  :  c.  hafal 
'ähnlich';  best.  Art.  ac.  ir  mc.  nc.  y,  yr  corn.  an  br.  an,  ar  :  vgl. 
die  verwandten  betonten  Formen  mc.  hwnn  'dieser'  u.  s.  w.  (s.  die 
Bedeutungslehre);  ac.  hint,  int  'sind'  mc.  ynt  corn.  yns  mbr. 
ynt  *sent-.  Mc.  y  nc.  i  'zu'  aus  ac.  di  §187,2  S.283f.  In  den 
Personenbezeichnungen  wird  c.  mab  (leniert  fab)  vor  dem  Vater- 
namen zu  ab:  Peredur  ab  Efrawc  'P.  E.'s  Sohn'  (durch  noch 
weitere  Schwächung  sind  Namen  wie  P-owell  aus  ab  Howell, 
B-owen  aus  ab  Owein  entstanden).     In  derselben  Weise  wird  c. 


§189.190]     Akzentwirkgn.  in  der  Prokl..  im  Nachton  im  Brit.     287 

merch 'Tochter'  zuuch:  Elen  uch  Gwen;  (dieÄnderung  desVoka^ 
hängt  wohl  von  dem  geschwundenen  lenierten  m  ab,  vgl.  §  259).  Voll- 
ständiger Schwund  eines  proklitischen  Wortes:  mc.  beth  'was'  aus 
pa  beth  'welches  Ding';  br.  Treguier  welan  ket  'ich  sehe  nicht' 
(mit  Schwund  der  Negation,  Ernault  Gramm.  S.  8).  —  Über  n  >  r  im 
best.  Artikel  vgl.  §  95,  4  S.  155;  im  ßr.  auch  im  unbest.  Art.  eun, 
eur,  in  hon,  hör  'unser',  ken,  ker  S.284,  hen,  her  'ihn,  es'  §271; 
das  Lautgesetz  wird  im  C.  dasselbe  wie  im  Br.  gewesen  sein;  es  haben 
aber  Ausgleichungen  stattgefunden,  wobei  im  best.  Artikel  das  r 
verallgemeinert  worden  ist.  —  Im  C.  schwindet  ein  r  vor  einem 
Konsonanten:  Ac.  ir  best.  Artikel  (vor  Vokalen  und  Konsonanten) :  mc. 
yr  vor  Vokalen,  y  vor  Konsonanten  und  w.  Mit  y  'zu',  a  'mit,  und', 
o  'von'  verschmilzt  der  Artikel  zu  mc.  yr,  ar,  or,  welche  Formen 
durch  wortpsychologischen  Einfluß  wider  das  Lautgesetz  auch  vor 
Konsonanten  erscheinen.  Über  uch  aus  merch  'Tochter'  s.  oben; 
vgl.  dazu  acorn.  much  gl.  filia  (falls  dies  nicht  ein  Schreibfehler 
für  merch  oder  eine  cymrische  Form  ist).  C.  y  llynedd  :  br. 
war-lene  §  92  S.  147.  Dagegen  haben  die  mit  voller  Bedeutung 
stehenden  Präpositionen  (yr  'wegen',  ar  'auf')  durch  wortpsycholo- 
gischen Einfluß  das  r  auch  vor  Konsonanten  erhalten.  —  Die  dem 
ir.  fri  'gegen'  entsprechende  Präposition  ac.  gurt  (t  =  P)  mc.  nc. 
wrth  hat  im  Corn.  die  Form  worth,  orth;  nur  in  der  bedeutungs- 
ärmsten Verwendung  vor  einem  Infinitiv  lautet  sie  ow  (ow  crenne 
'zitternd');  mit  einem  possessiven  Pronomen  verschmolzen  hat  sie 
jedoch  auch  in  dieser  Verwendung  die  volle  Form  (worth  dQ 
welas  'dich  sehend';  vgl.  die  irische  Regel  in  §  165);  mbr.  in  allen 
Verwendungen  oz,  ouz;  vor  einem  Infinitiv  zur  Bildung  eines 
Partizip.  Präs.  wird  sie  seit  der  Mitte  des  17.  Jahrh.  o  geschrieben. 
—  Über  -nt-  in  der  Proklise  s.  S.  138  (c.  gan  'mit'  V.  get).  — 
Aufhebung  des  Sandhiwechsels  durch  Generalisier ung  der  lenierten 
Form:  nc.  fy  'mein'  br.  Leon  va;  corn.  br.  war  'auf'  (daraus  c. 
ar);  c.  wrth  corn.  orth  br.  ouz  s.  oben. 

Akzentwirkungen  im  Nachton  des  einheitlichen  Wortes  im  Brit. 

§  190.  (Gemeinbrit.  Vokalgesetze  im  Nachten.)  Gemein- 
britannische Akzentwirkungen  im  Nachton  des  einheitlichen  Wortes 
sind  sehr  selten  und  zweifelhaft.  Man  darf  es  kaum  w^agen,  die  Re- 
duktion der  altbritannischen  Endung  -agno-s  zu  c.  corn.  br.  -an 
auf  die  Eechnung  des  vorhergehenden  Akzentes  zu  schreiben,  vgl. 
S.  103  und  §182,  1.     Auch  die  Deutung  des  oe  von  mbr.  cadoer 


288  Akzentwirkungen  im  Nachton  im  Brit.       [§  190.  191 

(aus  lat.  cathedra)  als  vom  vorhergehenden  Akzent  abhängig 
(§  139,  3  S.  225)  ist  zweifelhaft.  Die  beiden  Erscheinungen  finden 
sich  auch  im  Dialekt  von  Vannes;  wären  sie  als  Wirkungen  des 
vorhergehenden  Akzentes  zu  deuten,  so  könnte  der  heutige  Akzent 
dieses  Dialektes  nicht  eine  direkte  Fortsetzung  des  urbritannischen 
Akzents  sein,  sondern  man  müßte  annehmen,  daß  die  Zurück- 
ziehung des  Akzents  auf  die  heutige  zweitletzte  Silbe  auch  hier 
stattgefunden  hätte,  und  daß  nachher  durch  ein  zweites  Akzent- 
gesetz der  Akzent  von  neuem  auf  die  heutige  letzte  Silbe  verlegt 
worden  wäre.  Aber  eine  solche  Theorie  läßt  sich  anderweitig  kaum 
stützen.  Br.  ezomm  V.  ehomm  ist  oben  §  99,  6  S.  169  anders 
gedeutet  worden.  Es  läßt  sich  allerdings  kaum  ableugnen,  daß  in 
gewissen  Fällen  in  V.  wirklich  eine  Akzentverschiebung  stattgefunden 
hat.  So  ist  die  Akzentuierung  der  letzten  Silbe  in  V.  b  ermann, 
bermen,  berma  ^jetzt'  :  Leon  brema,  worin  das  Substantiv  pred 
'Zeit'  mit  einem  demonstrativen  Augens  (zum  proklitischen  ge- 
schwundenen Artikel?)  steckt,  wohl  sicher  nicht  urbritannisch.  Es 
kann  sich  aber  in  derartigen  Fällen  um  eine  isolierte  auf  einer 
Analogiebildung  beruhende  Akzentverschiebung  handeln. 

§  191.  (Cymrische  Vokalgesetze  im  Nachton.)  1)  Das  mc. 
aw  wird  in  nachtoniger  Silbe  zu  nc.  o.  Mc.  marchawc  'Reiter'  : 
nc.  marchog;  mc.  f  fynnawn  'Quelle'  :  nc.  f  fynnon;  mc.  lladawd 
'erschlug'  nc.  lladdodd.  Es  gibt  verschiedene  durch  assoziativen 
Einfluß  zu  erklärende  Ausnahmen  von  dieser  Regel:  an-hawdd 
'schwierig'  (hawdd  'leicht'),  en-fawr  'sehr  groß'  (mawr  'groß'); 
ciniaw  'Mittagsessen',  gwrandaw  'horchen',  taraw  'schlagen'  nach 
ciniawa  'zu  Mittag  essen',  gwrandawaf  'werde  horchen',  trewis 
'schlug'.  Daneben  stehen  jedoch  lautgesetzHche  Formen  mit  o: 
anhodd,  gwrando  u.  s.  w.     Vgl.  Jones,  Welsh  Orthography  S.  36. 

Anm.  Unbetontes  -ew  bleibt,  vgl.  die  Beispiele  in  §  192.  Unbetontes 
-yw  wird  in  dem  von  Sweet  beschriebenen  Dialekt  zu  -u  :  guru  =  gwryw 
'männlich'  (Sweet  S.  425). 

2)  Hier  sei  noch  kurz  auf  einige  in  der  norde.  Aussprache 
geltenden,  zum  Teil  aber  noch  w^eiter  verbreiteten  und  kaum  ohne 
Einfluß  auf  die  Orthographie  gebliebenen  Vereinfachungen  nach- 
toniger i-  und  «/-Diphthonge  hingewiesen.  Norde,  pepa  'Dinge' 
pethau;  hora  'Morgen'  boreu  (älter  bore;  umgekehrt  schon  mc. 
min  he  =  minheu  'ich  meinerseits');  ynivap  'einmal'  unwaith; 
higal  'Hirt'  bugail;  kara  'Riemen'  :  carrai;  gadal  'lassen'  :  ga- 
dael;   ddoä  'war'   ydoedd;    ddu  'bin'   ydwyf.     Für  geschriebenes 


§192—194]     Akzentwirkungen  im  Nachton  im  Brit.  289 

ei  wird  i  gesprochen  in  eril  'andere'  ereill;  i  aher  auch  für  ge- 
schnebenes  ai  z.  B.  in  k'imint  'ebenso  viel'  cymmaint.  Vgl. 
Sweet  S.  424f.;  Nettlau,  Beiträge  zur  cymrischen  grammatik,  Leip- 
zig 1887,  S.  49. 

§  192.  Für  die  Beurteilung  mancher  Einzelheiten  der  nc. 
Orthographie  nicht  ohne  Bedeutung  ist  der  Übergang  eines  nach- 
tonigen e  in  a,  der  hier  aus  dem  Carnarvon-Dialekt  belegt  werden 
soll,  sich  aber  auch  in  südcymrischen  Dialekten  vorfindet.  Norde. 
ista  'sitzen'  eistedd;  pentra  'Dorf  pentref;  atab  'Antwort'  ateb; 
talk'an  'Stirn'  talcen;  hdlap  'Messer'  cyllell;  ia  (zweisilbig)  'ja' 
ie;  idaw  'Jude'  luddew;  idaw  'Epheu'  eiddew;  papaw  'Rell- 
maus'  pathew;  bora  'Morgen'  boreu  u.  s.  w.  Vgl.  Sweet  S.  424f., 
427;  Nettlau  S.  49  f.     Über  a  als  Svarabhaktivokal  s.  §  231. 

§  193.  (Cornische  Vokalgesetze  im  Nachten.)  Mcorn.  e 
(=  c.  6;  y  oder  Svarabhaktivokal)  wird  (zum  Teil  schon  im  Mcom., 
regelmäßig  aber)  im  Ncorn.  in  nachtoniger  Silbe  zu  a.  Mcorn. 
yssel  'niedrig'  (c.  isel)  ncorn.  izal;  mcorn.  kemeres  'nehmen'  (c. 
kymeryd)  ncorn.  kdmeraz  (Lhuyd  S.  245);  mcorn.  eve  'trinken' 
ncorn.  eva;  mcorn.  prenne  'kaufen'  ncorn.  perna;  mcorn.  broder 
'Bruder'  [e  ist  ein  Svarabhaktivokal)  ncorn.  bredar.  Das  abrit.  ö 
war  in  nachtoniger  Silbe  schon  mcorn.  zu  e  geworden  und  nimmt 
an  dem  Übergang  zu  a  teil:  mcorn.  marrek  'Reiter'  (mc.  marchawc; 
Plur.  mcorn.  marogyon,  marrouggyon  [ou  =  w]  und  analogisch 
marreggyon)  ncorn.  marhag;  mcorn.  pehes,  peghes  und  peg- 
has  'Sünde'  (Plur.  peghusow,  peghosow,  pehosow  ncorn.  pe- 
hasowe  [mit  stummem  -e];  vgl.  §126,  4  S.  205.  Vgl.  noch  acorn. 
moroin  :  mcorn.  moren,  moran  §  60  S.  104.  —  Zur  Erklärung 
älterer  a-Laute  darf  das  hier  besprochene  Lautgesetz  nicht  ver- 
wendet werden;  acorn.  flurrag  gl.  prora  c.  f  flu  reg  (aus  lat. 
pröra  mit  keltischem  Suffix)  wird  von  corn.  arag  'vorwärts'  beein- 
flußt sein  (vgl.  br.  araok,  diaraok  'Schiffsvorderteil'). 

Mcorn.  ebron  'Himmel'  >  ncorn.  ybbern  (C.  W.  2500)  ist 
eine  anders  geartete  Akzentwirkung. 

§  194.  (Bretonische  Vokalgesetze  im  Nachton.)  Im  Br. 
sind  in  nachtoniger  Stellung  verschiedene  Diphthonge  monophthon- 
giert worden.  Altes  ow  ist  im  Nachton  zu  u  (geschrieben  ou)  ge- 
worden; in  betonter  Stellung  bleibt  dagegen  der  Diphthong  (und 
wird  aou  geschrieben);  der  Dialekt  von  V.  hat  überall  eu  (d.  h. 
öü).  Br.  ankou  'Tod'  :  V.  ankeu  corn.  ancow  mc.  angheu 
(§31,1  S.  46).     Vgl.  S.  60f.  —  Der  Diphthong  ae  wird  nachtonig 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  19 


290  Akzentwirkungen  im  Nachton  im  Brit.       [§194.  195 

zu  e;  über  das  sonstige  Schicksal  dieses  Diphthongs  vgl.  §  223 
(V.  hat  überall  e).  Suffix  der  nomina  abstracta  und  nomina  actio- 
nis  ir.  -echt  c.  -aeth  corn.  -eth  br.  -ez  V.  -eh,  -eah  (ir.  döin- 
echt  'Menschheit',  c.  gwasan-aeth  'Dienst',  corn.  marog-eth 
'Keiten',  br.  rouantelez  'Königtum'  Y.  ranteleh;  vgl.  §  380).  — 
Mbr.  az  +  Liquida,  das  in  der  Tonsilbe  ae  ergibt,  wird  nachtonig 
zu  a  (vgl.  §  329).  Mbr.  alazn  'Atem'  nbr.  halan,  §  25  S.  31. 
Mbr.  balazn  'Ginster'  nbr.  balan,  banal,  S.  135.  —  Der  Diph- 
thong oe  wird  in  nachtoniger  Silbe  zu  nbr.  o.  Mbr.  nadoez  'Na- 
del' nbr.  nadoz  (V.  nadoe,  nadoue,  adoue;  ac.  notuid  c. 
nodwydd);  br.  baradoz  'Paradies'  :  V.  baraouez  c.  paradwys, 
§130  Anm.  1  S.210;  mbr.  cantoell  nbr.  kantol  'Licht',  §139,4 
S.  225.     Über  ein  anderes  Schicksal  dieses  Diphthongs  s.  §  222. 

Das  altbrit.  ö  (idg.  ä,  o),  das  in  der  Tonsilbe  zu  mbr.  nbr,  ö 
(geschrieben  eu)  wird,  erscheint  im  Nachton  (und  im  Vorton? 
§  187,  3)  als  mbr.  nbr.  e  (V.  hat  überall  e).  Mc.  pechawt  'Sün- 
de' :  mbr.  pechet  nbr.  pec'hed  (§126,4  S.  205;  Plur.  analogisch 
mbr.  pechedou  nbr.  pec'hejou);  mc.  marchawc  'Reiter'  :  mbr. 
marchek  nbr.  marc'hek  (e  analogisch  auch  in  Ableitungen  wie 
mbr.  marheguiez  'chevalerie');  mc.  priawt  'Ehemann'  :  mbr. 
priet  nbr.  pried  (§  133,  2  S.  214);  mc.  trindawt  'Dreieinigkeit'  : 
mbr.  trindet  (§126,1  S.  203);  ac.  di-auc  gl.  segnem  :  mbr.  die c 
nbr.  diek  (§  32,  1  S.  48);  ac.  mor-liaus  gl.  quam  multos  :  mbr. 
lies  nbr.  liez  'plusieurs'. 

Die  alte  Endung  -ion  ist  im  Nachton  zu  br.  -ien  geworden. 
Abr.  natrol-ion  gl.  regulosis  (Plur.  eines  Adjektivs,  'sich  auf  die 
Schlange  beziehend')  mbr.  mib-ien  (Plur.  von  map  'Sohn'). 

Anm.  Auf  nocli  weiter  gehende  Schwächungen  der  Vokale  im  Nachton, 
die  in  der  heutigen  br.  Aussprache  beobachtet  werden  können,  kann  hier 
nicht  eingegangen  werden. 

§  195.     {Konsonantengesetze  im  Nachton  im  C,  Com.,  Br.) 

Über  das  Schicksal  des  lenierten  m  im  Nachton  s.  §  99  Anm.  2 
S.  165  (mbr.  pidiff  'bitten',  bezaf  'sein',  bihanaff  'der  kleinste'  : 
nbr.  pidi,  beza,  bihana;  aber  V.  bihaiinafi  u.  s.  w.).  Sonst 
sind  die  meisten  Konsonantenänderungen  im  Nachton  von  jungem 
Alter  (Schwund  von  -d  und  -v  im  C,  s.  die  beiden  ei-sten  Beispiele 
in  §  192). 

h  geht  im  Nc.  im  Anlaut  einer  nachtonigen  Silbe  verloren: 
eang  'weit'  :  ehangder  'Weite';  brenin  'König'  :  brenhines 
'Königin';  angen  'Not'  :  anghenog  'darbend';  bonedd 'Ursprung' 


§  196]  Quantität  der  silbischen  Laute.  291 

(§  252,  2d)  :  bonheddig  'vornehm'.  Analogisch  liegt  der  Wechsel 
Null  :  h  auch  in  einigen  Fällen  vor,  wo  das  h  nicht  etymologisch 
berechtigt  ist:  cenedl  'Geschlecht'  :  cenhedlaeth  ds.  Vgl.  Row- 
land  S.  22. 


III.    Quantität  der  silbischen  Laute. 

§  196.  Im  Uridg.  war  die  Quantität  ebenso  wenig  wie  der 
Akzent  mechanisch  geregelt.  Ein  Wechsel  zwischen  Längen  und 
Kürzen  kam  zwar  vor;  er  war  aber  von  vorhistorischen  Bedingungen 
abhängig;  auf  dem  Boden  der  bestehenden  Sprache  waren  die 
Längen  und  Kürzen  verschiedene  Lautindividualitäten,  die  von  den 
umgebenden  Lauten  und  von  dem  Akzent  unabhängig  waren;  sie 
waren  also  gewissermaßen  mit  den  qualitativen  Lautdifferenzen 
gleichwertig. 

Dieses  alte  Quantitätssystem  ist  im  Ir.  mit  partiellen  Ver- 
schiebungen bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  geblieben.  Es  war 
gleichfalls  im  AltgalHschen,  wie  man  aus  den  lat.  metrischen 
Messungen  und  zum  Teil  auch  aus  der  Schreibung  (mit  griechischen 
Buchstaben  oder  mit  dem  lat.  Apex)  folgern  kann,  noch  erhalten 
(lat.  Lugdünum,  lat.  petorritum  u.  s.  w.).  Im  Brit.  müssen  die 
alten  Quantitätsverhältnisse  noch  zur  Zeit  der  Römerherrschaft 
bestanden  haben  (vgl.  §  149  S.  241).  Die  damals  bestehenden 
quantitativ  verschiedenen,  aber  qualitativ  gleichen  Lautpaare  sind 
aber  später  quantitativ  gleich,  qualitativ  verschieden  geworden,  und 
die  Quantität  richtet  sich  jetzt  in  den  britannischen  Sprachen 
mechanisch  nach  den  Umgebungen  und  nach  dem  Akzent.  Um 
welche  Zeit  die  britannische  Quantitätsrevolution  vollzogen  war, 
können  wir  (auch  mit  Hülfe  der  von  den  Lehnwörtern  gebotenen 
Fingerzeige)  nicht  genau  bestimmen.  Jedenfalls  aber  war  sie  schon 
vor  dem  Anfang  der  literarischen  Überlieferung  (vor  dem  Beginn 
der  ac.  und  abr.  Periode)  vollzogen. 

Im  folgenden  werden  zunächst  die  partiellen  Verschiebungen 
im  alten  Quantitätssystem  (im  Ir.,  Altbrit.,  Gall.)  besprochen. 
Darauf  folgt  die  Darstellung  der  neuen  Quantitätssysteme  (im  C, 
Corn.,  Br.). 

Anm.  Die  Vokallänge  wird  im  Air.  bisweilen  durch  Doppelung, 
häufiger  aber  durch  das  Zeichen  '  bezeichnet,  das  jedoch  nicht  selten  in 
der  Praxis  vernachlässigt  wird.  Dabei  ist  noch  zu  bemerken,  daß  das 
Längezeichen  nicht  immer  genau  über  demjenigen  Buchstaben  steht,  für 
den   es   beabsichtigt   ist.     Das    über   den  Diphthongen  ai,  oi,  ia,  ua,  eo,  iu 

19* 


292     Quantität  der  silbischen  Laute.  Langdiphthonge.     [§196.197,1 

häufig  stellende  Längezeichen  dient  vermutlich  nur  dem  Zweck,  die  Diph- 
thonge von  den  gleich  geschriebenen  zweisilbigen  Gruppen  und  von  den 
Fällen,  wo  ein  i  oder  u  nach  einem  anderen  Vokalzeichen  nur  das  Timbre  des 
folgenden  Konsonanten  bezeichnet  (vgl.  §  236,  237,  239),  deutlich  zu  unter- 
scheiden. Das  Längezeichen  steht  bisweilen  auch  über  doppelgeschriebenen 
Vokalen  (aa  oder  aä  u.  s.  w.).  —  Auch  das  Nir.  verwendet  '  als  Länge- 
zeichen, jedoch  nicht  bei  Diphthongen  (ea,  ^^a),  auch  nicht  bei  dem  monoph- 
thongischen Laute,  der  dem  alten  ai,  oi  entspricht  und  lautwidrig  ao  ge- 
schrieben wird  (§  38  S.  56).  Eine  Neigung,  so  viel  Längezeichen  wie  mög- 
lich zu  ersparen,  hat  dazu  geführt,  auch  bei  eo  (d.h.  ö  mit  vorhergehender 
Mouillierung)  und  iui  (d,  h.  ü  mit  vorhergehender  und  nachfolgender 
Mouillierung)  die  Bezeichnung  der  Länge  wegzulassen,  unter  Berufung 
darauf,  daß  eo  nur  selten,  iui  niemals  einen  kurzen  Vokal  bezeichnen  kann 
(O'Donovan  S.  21,  27).  Ebenso  fehlt  das  Längezeichen  bei  eu  =  i  mit 
einem  nachfolgenden  nicht  mouillierten  Konsonanten,  Man  schreibt  jedoch 
besser  eo,  iui,  ea.  Im  Nsch.  dient  '  als  Längezeichen,  —  Das  Ac.  und 
Abr.  verwendet  keine  Bezeichnung  der  Quantität  (dagegen  kommt  '  bis- 
weilen ohne  Bedeutung  vor).  Im  Nc.  wird  die  Länge,  wo  es  nötig  ist, 
durch  ^  bezeichnet  (da  nur  betonte  Vokale  lang  sein  können,  bezeichnet 
gleichzeitig  auch  den  Sitz  des  Akzentes:  gwellhäd  'Verbesserung':  bei 
der  Gruppe  wy  deutet  das  Zeichen  zugleich  an,  ob  man  üy  oder  wy  zu 
lesen  hat).  Umgekehrt  wird  die  Kürze,  wo  es  nötig  ist,  durch  *  bezeichnet 
(auch  diese  Bezeichnung  kann  nur  in  betonten  Silben  nötig  sein).  —  Das 
Cornische  verwendet  keine  Quantitätszeichen.  Lhuyd  hat  jedoch  vielfach 
die  Quantität  angegeben  (die  in  dem  Wtb.  von  Williams  auftretenden 
Längezeichen  beruhen  auf  Konstruktion;  sie  sind  daher  nicht  maßgebend, 
aber  allerdings  in  der  Regel  richtig).  —  Für  das  Bretonische  verwendet 
Legonidec  ^  als  Längezeichen  (auch  in  unbetonten  Silben) ;  jedoch  wird  die 
Bezeichnung  der  Länge  im  Br.  (wie  im  C.)  in  der  Regel  als  überflüssig 
weggelassen. 

Die  partiellen  Verschiebungen  im  alten  Quantitätssystem. 

§197.  1)  Die  idg.  Langdiphthonge  (d.  h.  die  w-,  j-,  Liquida- 
und  Nasaldiphthonge  mit  langem  ersten  Element)  sind  in  den 
meisten  idg.  Sprachen  durch  einen  zum  Teil  wohl  ziemlich  späten, 
auf  den  verschiedenen  Gebieten  parallel  eingetretenen  Lautübergang 
gekürzt  worden;  s.  Brugmann,  Grdr.  I^  796 — 804;  die  urspr.  Län- 
gen liegen  in  diesen  Fällen  im  Iranisch-Indischen  noch  vor;  im 
ßaltisch-Slavischen  sind  die  urspr.  ..gestossenenen"  Langdiphthonge 
noch  an  der  Intonation  kenntlich  (die  urspr.  Kurzdiphthonge  sind 
im  Balt.-Slav.  ..geschleift"). 

Die  Kürzung  ist  auch  im  Keltischen  eingetreten.  C.  gwynt 
corn.  gwyns  br.  gwent  'Wind'  :  lat.  uentus  got.  winds  :  skv.vänt- 
Svehend';    air.  meit  'Größe'    (fem.;    Gen.  meite;    e   nach   §  94,  3 


§  197, 1. 2. 198 1     Laiigdiphthonge.  Kürzung  in  unbet.  Silbe.  293 

S.  151)  ac.  pa-mint  gl.  quam  mc.  meint  (fem.)  nc.  maiiit  'Größe' 
(masc.)  corn.  myns  mbr.  nbr.  ment  (fem.)  :  *mänti  (zur  Wurzel 
*wä-  in  ir.  mär,  mor  'groß'  §  32,  3  S.  49).  Über  c.  3.  Plur. 
Garant  'sie  lieben'  s.  §  603.  Es  ist  denkbar,  daß  nbr.  teur  'Bauch' 
sich  zu  mbr.  torr  ähnlich  verhält  wie  ir.  tlr  'Land'  zu  lat.  terra 
(vgl.  S.  83;  also  in  teur  ein  auf  zwei  Silben  verteiltes  ör  oder  är, 
in  torr  ein  tautosyllabisches  ör  oder  är).  Ob  kelt.  ar,  al  als  Ent- 
sprechung eines  idg.  f  und  l  (§  35,  S.  51)  zunächst  aus  är,  äl  ent- 
standen ist,  kann  zweifelhaft  sein. 

Die  Kürzung  ist  jedoch  im  Keltischen  ein  verhältnismäßig 
junger  Vorgang.  Sie  ist  jünger  als  der  Schwund  eines  Nasals  vor 
s  und  ist  daher  in  ir.  mis,  Gen.  von  ml  'Monat'  c.  mis  acom. 
mis  br.  miz  (§  50,  10  S.  86)  nicht  eingetreten;  vgl.  über  ir.  mir 
§  50,  3  S.  82.  Ferner  ist  die  Vokallänge  des  ersten  Elementes 
eines  i<;-Diphthongs  vor  einem  schwindenden  s  erhalten  geblieben, 
s.  §  37,  2  S.  54  f.  Es  ist  dann  selbstverständlich,  daß  die  Kürzung 
auch  jünger  als  der  Schwund  eines  p  ist  (c.  mawl  gr.  fxoX/t^  §  57 
S.  94;  vgl.  §  110  S.  183  und  §  182  Anm.  1). 

2)  Im  Brit.  sind  noch  während  der  Geltung  des  älteren 
Quantitätssystems  neue  Langdiphthonge  entstanden,  die  gleichfalls 
gekürzt  worden  sind.  Die  idg.  Gruppe  auj-,  ouj-,  eiij-  +  Vokal 
mußte  im  Brit.  zunächst  zu  öj-  führen;  durch  eine  Verschiebung 
der  Silbengrenze  wurde  dies  öj-  diphthongisch  und  verkürzte  sein 
erstes  Element:  c.  hwyad,  wyr,  caradwy  (S.  551).  Ähnlich  war 
das  Schicksal  der  idg.  Verbindungen  äj-,  öj-,  die  zunächst  in  ein 
brit.  -öj-  zusammengeflossen  sind,  dessen  ö  in  einem  Teile  des  Ge- 
bietes zur  Verschiebung  nach  vorne  neigte;  verkürzt  c.  mwy,  wy 
br.  mui,  V.  ui  (§  45,  1  S.  66).  Idg.  äiv-,  öw-  vor  Vokal  unterlag 
in  ähnlicher  Weise  einer  Verkürzung,  wobei  die  Tendenz  zur  Ver- 
schiebung nach  vorne  im  Br.  zum  Vorschein  kommt:  c.  breuan, 
haul  br.  breo,  heol  (S.  62).  Noch  zm- Zeit  des  alten  Quantitäts- 
systems gehört  wohl  die  Entwickelung  ougr-  >  ögr-  >  öyr-  >  oyr- 
in  c.  oer  'kalt'  u.  s.  w.  (S.103).  Die  Entwickelung  -ätr-  >  -ötr-  > 
mbr. -o^r-  nbr.  -oer-  in  br.  moereb  (S.  134;  mit  o  statt  des  zu  er- 
wartenden ö)  wird  dagegen  eine  junge  Dissimilation  der  Qualität 
der  beiden  Elemente  des  nbr.  Diphthongs  sein.  —  Über  die  während 
der  Zeit  des  neuen  Quantitätssystems  im  C.  entstandenen  Lang- 
diphthonge s.  §  203,  3. 

§  198.  Kürzung  in  unbetonter  Silbe  hat  im  Irischen  statt- 
gefunden, s.  §  167.     Beispiele  für  den  Auslaut  in  §  156  und  §  159. 


294  Kürzung  in  unbet.  Silbe.  Auslautsdehnung.     [§198. 199,1 

In  den  brit.  Sprachen  haben  dagegen  die  idg.  Längen  in  den  un- 
betonten Silben  zunächst  dasselbe  Schicksal  wie  in  den  betonten 
Silben  gehabt  (eine  Erscheinung,  die  man  als  eine  Kürzung  vor 
der  definitiven  Aufgebung  des  alten  Quantitätssystems  deuten  kann, 
ist  in  §  182,  2  mit  Anm.  besprochen).  Die  im  Auslaut  geschwun- 
denen langen  Vokale  idg.  ö,  ü,  l  haben  im  Brit.  eine  andere  Wir- 
kung auf  die  vorhergehende  Silbe  als  die  entsprechenden  Kürzen 
gehabt,  vgl.  §  255—257. 

§  199.  (Dehnung  im  Auslaut  und  Anlaut.)  1)  In  betonten 
einsilbigen  Wörtern  wird  im  Irischen  ein  auslautender  Vokal  ge- 
dehnt. Ir.  me  ^ich'  :  mit  Augens  mei-sse  (i  ist  Timbrezeichen); 
tu  ^du'  :  mit  Augens  tu-ssu;  he  ^er'  :  lat.  is;  ce  (bethad  ce 
'von  dieser  Welt')  :  vgl.  lat.  ci-trä;  se  'sechs'  :  lat.  sex.  Vgl. 
Thumeysen,  KZ  XXXI  91.  Die  Dehnung  trat  u.  a.  auch  in  ge- 
wissen s-Konjunktiven  in  der  3.  Sing,  ein  und  drang  von  da  aus 
analogisch  in  die  übrigen  Personen:  3.  Sing.  Konj.  fo-llö  (und 
danach  1.  Sing,  fu-lös)  von  fo-long-  'ertragen'  (mit  nicht  wurzel- 
haftem Nasal).  In  den  unbetonten  Wörtern  tritt  diese  Dehnung 
nicht  ein,  vgl.  jedoch  §  202,  2. 

Ob  entsprechende  Dehnungen  im  Brit.  stattgefunden  haben, 
mag  dahingestellt  bleiben.  Mc.  mi  'ich'  neben  myfi,  ti  'du'  neben 
tydi  könnten  darauf  deuten;  c.  chwe  'sechs'  widerspricht  nicht, 
da  es  von  der  Nebenform  chwech  beeinflußt  sein  kann.  Aber  im 
Corn.  und  Br.  findet  man  nichts  entsprechendes,  und  c.  mi,  ti 
könnten  schließlich  von  ni  'wir',  chwi  'Ihr'  beeinflußt  sein. 

Schwer  zu  erklären  sind  die  irischen  Monosyllaba  mit  aus- 
lautendem kurzem  Vokal.  Bei  air.  nir.  de  'davon,  von  ihm',  di 
'von  ihr',  di  'zu  ihr'  kann  man  sich  darauf  berufen,  daß  diese 
Formen  nicht  immer  betont  waren.  Bei  air.  imm-a-llei,  imm- 
a-Ue  'zusammen',  i-llei,  i-lle  'hierher'  mag  es  von  Bedeutung 
sein,  daß  der  Auslaut  ursprünglich  nicht  vokalisch  war,  da  es  sich 
um  Formen  des  Wortes  leth  'Seite'  handelt  (vgl.  §  179).  Bei 
air.  fri-de,  fri-dei  'bei  Tage';  in-diu  'heute'  nir.  a-niu  (iVrran 
di^'Uy  Donegal  9s'uiv)  ist  die  Annahme,  daß  ursprünglich  das  ei*ste 
Element  (fri,  in)  betont  gewesen  ist,  zwar  sehr  auffällig,  aber  zur 
Erklärung  der  Formen,  wie  es  scheint,  unbedingt  nötig.  Es  bleibt 
aber  dann  noch  ein  Fall  wie  mir.  bai,  ba  'Kühe*  nir.  ba  Donegal 
bah  (mir.  ba  kommt  auch  als  Dualis  vor,  und  als  Plur.  erscheint 
auch  eine  Form  bäi,  bse  s.  Wi.  Täin  bo  Cüalnge);  die  Vermutung, 
das  Wort  wäre  ursprünglich  etwa  nach  Zahlwörtern   enklitisch  ge- 


§199,2 — 201,1]     Auslauts- u.Anlautsdehnuiig.  Ersatzdehnung.     295 

wesen,  ist  die  einzige  Deutung,  die  ich  vorzuschlagen  weiß.  Übrig 
bleibt  noch  die  Frage,  was  das  in  vielen  von  diesen  Fällen  fakul- 
tativ erscheinende  -i  bedeutet.  Ich  denke,  es  bezeichnet  den  stimm- 
losen Ausgang  des  betonten  kurzen  Vokals,  der  heute  z.  ß.  im 
Dialekt  von  Donegal  vorkommt  (s.  Quiggin  §  42  und  vgl.  die  oben 
angeführten  Formen  bah  und  e^uw;  bei  d^'u  kann  auch  im  Arran- 
dialekt  ein  stimmloser  Ausgang  gehört  werden).  Vgl.  Jespersen, 
Lehrbuch  der  Phonetik  §  93  und  (besser),  Fonetik  §  258. 

2)  Anlautsdehnung  ist  im  Brit.  belegt;  s.  §  162.  (Auch  in  ir. 
omon,  uamon  neben  dem  metrisch  gesicherten  omon  Fei.  Jul.  5 
und  neben  c.  ofn  corn.  ovn  br.  aoun  ds.  gall.  Ex-obnus  MN 
"furchtlos"?). 

§  200.  Die  Ersatzdehnung  bei  dem  Schwunde  eines  Nasals 
im  Ir.  ist  oben  §  94,  3  besprochen.  Daß  ein  a  durch  diese  Dehnung 
zu  e  wird,  beruht  gewiß  nicht  auf  einer  umlautenden  Wirkung  des 
geschwundenen  Lautes,  sondern  darauf,  daß  das  kurze  a  zur  Zeit 
der  Dehnung  von  dem  langen  ä  (aus  idg.  ä  oder  ö)  in  der  Klang- 
farbe verschieden  war.  Der  Unterschied  kann  darin  bestanden 
haben,  daß  das  lange  ä  (wie  heute  auf  Arran)  einen  a-ähnlichen 
Klang  hatte,  während  das  kurze  a  dem  reinen  italienischen  a  ent- 
sprach; der  Unterschied  zwischen  dem  alten  ä  und  dem  gedehnten 
a  wird  dann  nach  und  nach  vergrößert  worden  sein,  so  daß  dieser 
letztere  Laut  einen  ä-ähnlichen  Klang  annahm  und  schließlich  (wie 
im  engl,  sake  u.  s.  w.)  zu  e  wurde.  Über  den  Wechsel  des  e 
mit  eo,  hl  s.  §  201,  2.  Seltener  kommt  ein  gleichfalls  analogisch 
entstandenes  ia  vor:  air.  lias  gl.  prosilere,  3.  Sing.  Konj.  rel.  von 
lingid  ^springt',  Inf.  leim  (nach  anderen  Konjunktiven,  z.  B.  3. 
Sing.  rel.  tias  von  tiagu  'gehe');  so  auch  mir.  ciasto,  3.  Plur. 
Konj.  rel.  von  cingid  'schreitet',  vgl.  ceim  'Schritt'. 

§  201.  1)  Eine  andere,  bedeutend  jüngere  Ersatzdehnung 
tritt  im  Ir.  bei  dem  Schwunde  gewisser  Verschlußlaute  vor  Sonor- 
lauten ein,  und  zwar  (im  Gegensatz  zu  dem  in  §  200  und  §  94,  3 
besprochenen  Gesetze)  bei  allen  Vokalen  und  auch  in  unbetonten 
Silben.  Vgl.  Strachan,  The  Compensatory  Lengthening  of  A^owels 
in  Irish,  Trans.  Phil.  Soc.  1891-1894,  S.  217—259.  Beispiele: 
a)  (iura).  Ir.  är 'Blutbad',  äirne  'Pflaume',  äl  'Brut',  mal  'Fürst', 
äin  'Spiel',  gräin  'Ekel',  stän  'Zinn',  Suffix  -an  s.  S.  103  (ein  g 
geschwunden),  när  'bescheiden',  aru  'Niere'  s.  S.  109  (ein  idg. //"Ä 
geschwunden);  äram 'Zahl',  är ach 'Fessel',  äi Igen 'sanft',  s.S.113 
(ein  c^  geschwunden);  dal  'Vei-sammlung',  säl  'Ferse',  anal  'Atem', 


296  Ersatzdehnung  im  Ir.  [§  201,  1 

s.  S.  135  (ein  t  geschwunden).  Zur  Zeit  dieser  Dehnung  ist  also 
ein  aus  a  entstandener  gedehnter  Laut  nicht  in  der  ßichtung  gegen 
ä  verschoben  worden,  sondern  mit  dem  alten  ä  zusammengefallen 
(das  braucht  aber  nicht  eine  Änderung  der  Qualität  von  a  oder  ä 
vorauszusetzen).  Daß  jedoch  in  einem  gewissen  Umfang  auch  bei 
dieser  jüngeren  Dehnung  ein  e  entstanden  ist,  steht  fest.  Die  in 
Betracht  kommenden  Fälle  sind:  ir.  der  'Träne'  :  gr.  öd/.Qv  (S.  124); 
ir.  bren  'faul',  bleu  'die  Weichen'  (S.  125;  ein  k  geschwunden; 
nach  c.  braen  blaen  war  der  Vokal  urspr.  ein  a;  möglich  wäre 
es  allerdings  das  a  als  eine  cymrische  Neuerung  aufzufassen  und 
unter  Berufung  auf  br.  brein,  blein  ein  ursprüngliches  e  anzusetzen). 
Falls  dies  e  dem  sonstigen  ä  gegenüber  chronologisch  zu  erklären 
ist,  so  hat  man  anzunehmen,  daß  die  Vokalisierung  eines  k  älter 
ist  als  die  Vokalisierung  der  übrigen  Verschlußlaute,  was  jedenfalls 
voraussetzt,  daß  auch  der  Weg  der  Entwickelung  ein  anderer  ge- 
wesen ist.  Bei  den  übrigen  Lauten  waren  die  Zwischenstufen: 
1)  stimmlose  Spirans,  2)  stimmhafte  Spirans;  bei  k  wären  die 
Zwischenstufen  etwa  1)  x,  2)  h  gewesen.  Ir.  mer  'Finger'  :  ac. 
maut  (S.  134  unten),  das  nur  bei  der  Annahme,  e  beruhe  auf 
Umlaut,  mit  der  :  c.  dagr-au  vergleichbar  wäre,  muß  dann  aus 
einer  idg.  Alternation  e  :  ä  erklärt  werden  (mer  =  gr.  (A€tqov?). 
Das  spärliche  Material  läßt  jedoch  auch  andere  Deutungen  zu. 
b)  (Beispiele  für  o).  Ir.  buain  'ernten',  s.  Verbalverz.  bo-n-g-, 
suanem  'Seil'  (S.  103;  ein  g  geschwunden),  uan  'Lamm'  (S.  109; 
eine  idg.  labiovelare  Media  oder  Med.  asp.  geschwunden);  gualu 
'Schulter'  (S.  117;  ein  b  geschwunden);  ir.  srön  (S.  125,  S.  82; 
ein  k  geschwunden).  Mit  dem  alten  o  ist  in  diesem  Fall  das  aus 
einem  urspr.  Diphthong  entstandene  ö  zusammengefallen:  ir.  uar 
'kalt'  (S.  103).  Über  ö  :  ua  vgl.  §  219,  Ib.  c)  (Beispiele  für  u).  Ir. 
brön  'Kummer'  (S.  103;  ein  g  geschwunden);  ro-cuale  'hörte' 
(§  159,  6  S.  253;  ein  k  geschwunden).  Mit  u  ist  ü  zusammen- 
gefallen: ir.  tön  'podex'  (S.  125;  ein  k  geschwunden).  Ob  ir. 
smuainim  'denke'  (S.  113;  -dn-)  ü  oder  einen  Diphthong  gehabt 
hat,  ist  nicht  ersichtlich.  Über  ö  :  ua  vgl.  §  219,  1  b.  d)  (Beispiele 
für  e).  Ir.  fer  'Gras',  sen  'Sprenkel'  (S.  103;  -g-);  fen  'Wagen' 
(S.  104;  -gn-);  ir.  tren  'tapfer,  stark'  (-gn-)  :  Kompar.  tressa 
'tapferer,  stärker'  c.  trech  br.  treac'h  (-gs-;  etwa  zu  an.  {)rek 
'Stärke,  Tapferkeit';  c.  tren  'impetuous,  strenuous',  auch  Subst. 
'force,  rapidity'  ist  mit  dem  irischen  Wort  jedenfalls  nicht  urver- 
wandt, höchstens  könnte  es  daraus  entlehnt  sein;  vielleicht  stammt 


§  201,  1.  2]  Ersatzdehnung  im  Ir.  297 

es  jedoch  ganz  anderswoher);  frem  ^Wurzel'  (S.  113;  -dm-);  rne- 
lacht  'Schimpf,  bei  'Lippe'  (S.  117;  -hl-);  scen  'Schrecken' 
(S.  125;  -kn-);  ir.  scel  'Nachricht',  cenel  'Geschlecht',  en  'Vogel' 
(S.  135;  -tl-,  -tn-).  e)  (Beispiele  für  i).  Ir.  cuilen  'junger  Hund', 
ad-gen  'ich  erkenne';  ir.  muincl  'Hals',  Len  MN  (S.  104,  125; 
-gn-  -kl-,  -kn-);  du-air-cher  'ich  habe  gekauft'  Thes.  I  498,  14 
(to-aith-cren-;  vgl.  §  82,  S.  130).  Über  die  Morphologie  von 
ad  gen  und  duaircher  vgl.  das  Verbalverzeichnis.  Mit  e  und  / 
ist  i  (aus  idg.  e  und  f)  zusammengefallen:  nir.  leana  'Wiese',  ir. 
men  'Mund'  (S.  125;  -kn-);  auch  ir.  nel  (S.  117,  vgl.  die  Nach- 
träge; -bl-)  wird  e  enthalten. 

Die  lat.  Lehnwörter  kennen  die  Vokalisierung  eines  k  nicht 
(§  141,  4  S.  229).  Für  die  Gruppen  -tl-,  -tn-,  -tm-  bieten  sie  kein 
brauchbares  Material,  -dr-  ist  nur  in  einer  schon  nach  brit.  Laut- 
gesetzen geänderten  Gestalt  ins  Irische  übergegangen  (§  139,  3 
S.  225).  Ir.  cuanene  gl.  pugillus  und  ir.  sen  'Glück'  (§  138,  3 
S.  223)  zeigen  dieselbe  Dehnung  bei  geschwundenem  g  wie  die 
einheimischen  ir.  Wörter. 

2)  Ein  durch  die  hier  beschriebene  Ersatzdehnung  entstandenes 
e  alterniert  mit  eo,  eu,  iu;  die  Diphthonge  erscheinen  in  denselben 
Fällen,  in  denen  idg.  e  und  i  durch  Hebung  (§  252)  als  i  erschei- 
nen. Diese  Diphthonge,  die  urspr.  mit  silbischem  e,  i  und  unsil- 
bischem 0,  u  gesprochen  wurden,  haben  später  die  Aussprache  mit 
unsilbischem  e,  i  und  silbischem  o,  u  angenommen,  woraus  nir.  ö,  ü 
mit  vorhergehender  Mouillierung  geworden  ist  (air.  feuil  'Fleisch' 
nir.  feöil  Arran  föt).  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  das 
urgpr.  unsilbische  o,  u  der  letzte  Best  des  geschwundenen  Ver- 
schlußlautes ist  {g  y  ^  y  w,  d  y  d  y  w,  t  y  p  y  d  y  w); 
dieser  Rest  hat  sich  also  nach  einem  geschlossenen  i-Laut  erhalten, 
während  er  mit  allen  übrigen  Vokalen  zu  einem  langen  Vokal 
verschmolz. 

Anm.  Vor  einem  mouillierten  Konsonanten  muß  nach  der  ir.  Ortho- 
graphie nach  der  Bezeichnung  des  Diphthonges  noch  ein  -i-  als  Timbre- 
zeichen geschrieben  werden.  Schwierig  ist  dagegen  das  erste  -i-  der  nicht 
selten  vorkommenden  Schreibung  eiui.  Es  würde  am  nächsten  liegen, 
hieraus  eine  zweisilbige  (auf  Auflösung  des  ursprünglichen  Diphthonges 
beruhende)  Aussprache  zu  folgern  (vgl.  §  208  Anm.  2).  Eine  solche  Deutung 
wäre  apriori  nicht  lautgeschichtlich  unwahrscheinlich  (auch  wenn  die  Zer- 
legung des  Diphthongs  nur,  worauf  die  Belege  führen  könnten,  vor  einem 
mouillierten  Konsonanten  stattgefunden  hätte).  Dem  steht  aber  die  Tat- 
sache entgegen,  daß  die  einsilbige  Aussprache  durch  alte  Belege  bewiesen 


298  ErsatzdehnuDg.     Ir.  eo,  eu,  iu.  [§  201,  2 

wird  (ciuir  'kaufte'  Thes.  II  332,  3,  diuir  'triflinjr'  Thes.  II  334,  5,  beoil 
•Lippen',  sceoil  'of  a  story'  Thes.  II,  331,  2—3,  rot  giuil  'has  stuck  to 
thee'  Thes.  II  290,  14  (Sg.),  eoin  Gen.  'Vogels'  Thes.  II  327,  13;  um  von 
seotu  Akk.  Plur.  'Schätze'  Thes.  II  328,  1  nicht  zu  reden).  Die  Frage 
mag  daher  dahingestellt  bleiben. 

Belege,  a)  Vor  geschwundenem  -ü:  Dat.  ceneul,  ceniul  ^Ge- 
schlecht' Sg.  40a  17;  31b  13.  Vor  erhaltenem  auslautenden  u: 
Akk.  Plur.  beolu,  beulu  'Lippen'  Wb.  3b  11;  Ml.  35d  22;  Sg. 
6a  18;  in  nlulu  'in  die  Wolken'  Wb.  25b  23;  triunu  Ml.  37b  21 
'die  starken',  b)  Vor  geschwundenem  -i,  -l:  Gen.  feiuir  Sg.  68b  10 
'of  a  vegetable';  araruichiuir  Ml.  136a  8  (Perf.  3.  Sing,  von  ara- 
chrinira  gl. defetiscor) ;  doradchiüir,  dorraidchiüir,  duarchiuir 
'hat  losgekauft'  Wb.  2b  9;  32 d  16;  Ml.  73b  5  (to-aith-cren-, 
vgl.  §  82  S.  130);  Nom.  Plur.  beoil,  beiiül  Wb.  7d  9;  12d  12 
Gen.  Sing,  sceuil  Wb.  17b  6;  ceneöil,  ceniiul,  ceneiuil  Wb 
Ib  12;  5c  3  u.  s.  w.;  Sg.  40a  6;  do-cheneiuil  gl.  degener  Sg 
64b  6;  feüil  'Fleisch'  Ml.  22d  7  (vgl.  S.  139);  -giuil,  -giuil  Perf. 
3.  Sing,  von  glenaid  'bleibt  stecken'  Ml.  98b  8;  Thes.  II  290,  14 
Gen.  ind  eiüin  'des  Vogels'  Sg.  93a  2;  treüin,  triuin,  Nom 
Plur.  und  Gen.  Sing,  von  tren  'stark'  Wb.  27a  6;  Sg.  96a  4; 
ad-geuin  'welcher  kennt'  Wb.  12c  13;  ni  etar-geiuin  'wußte 
nicht'  Sg.  197  b  10. 

Nach  §  252  erwartet  man  den  Diphthong  auch  vor  inlautendem 
geschwundenem  oder  erhaltenem  u,  ü,  i,  l.  Vor  geschwundenem  7; 
feuldae  'von  Fleisch'  Ml.  70a  8.  Wider  Erwartung  fehlt  jedoch 
die  Diphthongierung  vor  -ij-;  nicht  Gen.  feulae  Ml.  97 d  10,  47c  4, 
sondern  air.  soscele  'Evangelium'  hat  als  lautgesetzlich  zu  gelten. 
Andererseits  ist  trotz  dem  Dat.  soscelu  Diphthongierung  vor  4jü 
anzunehmen;  denn  lautgesetzlich  ist  doch  wohl  die  in  ceneolu  Wb. 
3  b  24,  vgl.  3b  25  vertretene  Entwickelung.  —  Unregelmäßig  ist 
das  e  vor  einem  erhaltenen,  aber  zu  u,  a  reduzierten  i  in  air.  denum 
'tun',  ni  denat  'sie  tun  nicht'  und  anderen  Formen  dieses  Verbums; 
die  regelmäßige  Entwickelung  hegt  vor  im  Verbum  do-sct'ulaim 
gl.  experior  («-Stamm,  vgl.  3.  Sing,  du-sceulai;  analogisch  ni  tos- 
celi  ECr.  32b  7;  Inf.  nach  dem  Muster  der  <^7-Stämme  toscelad) 
und  in  den  Futurformen  giulait  gl.  haerebunt  (von  glen-)  und 
ara-chiurat  (von  ara-chrinim)  Ml.  65b  7;  59b  9.  —  Der  in 
einigen  Verben  berechtigte  Diphthong  hat  übrigens  in  der  späteren 
Entwickelung  (erst  im  Nir.)  im  Futurum  ein  ungeheures  Glück  ge- 
habt und  ist  im  Nir.  zum  regelmäßigen  Kennzeichen  einer  ganzen 


§  201,  2]  Ersatzdehnung.     Ir.  eo,  eu,  iu.  299 

Reihe  von  Futurformen  geworden:  nir.  aithnim  'ich  kenne',  Fut 
1.  Sing,  aitheonad;  congbhaim  4ch  halte',  Fut.  coingeobhad; 
cosnaim  'ich  verteidige' :  Fut.  coisecjnad;  dibrim  'ich  vertreibe' : 
Fut.  dibeorad;  eiblim  'sterbe'  :  Fut.  eibe(3lad;  freagraim  'ich 
antworte'  :  Fut.  freigeorad;  imrim  'spiele'  :  Fut.  ime(3rad; 
tograim  'wünsche'  :  Fut.  toige(3rad;  auch  in  Formen  die  im  Air. 
gar  kein  e  gehabt  haben:  nir.  arduighim  'erhebe,  preise'  :  Fut. 
airdeöchad;  foillsighim  'ich  offenbare'  :  Fut.  foillseöchad 
u.  s.  w.  (O'Donovan  S.  194 — 196).  —  Zufälligerweise  ist  von  den 
Wörtern,  die  die  urspr.  Gruppe  -entl-  enthalten  (S.  139),  keine  Form 
mit  e  erhalten;  air.  deolid  'gnädig'  ist  lautgesetzlich  (vielleicht 
steckt  auch  in  air.  eola,  eula  'kundig'  ein  -entl-,  vgl.  got.  finpan 
'finden';  aber  auch  anders  gedeutet  enthält  das  AVort  jedenfalls 
einen  analogisch  übertragenen  Diphthong).  Das  erst  mir.  über- 
lieferte ceol  'Gesang'  zeigt  dieselbe  Übertragung  des  Diphthongs 
wie  das  schon  air.  belegte  seol  'Segel',  Gen.  siüil  (S.  103). 

Der  Diphthong  eo,  eu,  iu  erscheint  an  alogisch  auch  neben  einem 
nicht  aus  e,  i  -\-  Verschlußlaut  entstandenen  e.  Zu  der  'Träne' 
lautet  der  Gen.  und  Dat.  schon  in  LL  deöir,  deör,  was  jeden- 
falls nicht  lautgesetzlich  sein  kann  (das  nicht  lautgesetzliche  eo 
dringt  im  Nir.  auch  in  den  Nom.:  deör  'Träne,  Tropfen';  daneben 
auch  ein  Fem.  diüir  'Tropfen').  Zu  bleu  'die  Weichen'  findet 
sich  ähnlich  ein  Akk.  bleoin.  Ebensowenig  lautgesetzlich  ist  der 
Diphthong  neben  den  nach  §  200  zu  erklärenden  e-Lauten:  eoit, 
euit  Gen.,  eutt,  eut,  Dat.  von  et  'Eifersucht'  Ml.  32d  9,  10,  Wb. 
6b  2,  Ml.  56  b  33  (mit  einem  negativen  Präfix  und  der  in  der 
Komposition  gewöhnlichen  Form  eines  i-Stammes  gehört  hierher 
wohl  air.  diuit  'sincerus'  "ohne  Neid",  diuitte  'sinceritas'  Wb.); 
seüit  Nom.  Flur.  'Schätze'  Wb.  23a  9;  mir.  deoit  'Zähne'  (Wi. 
Täin  bö  C;  dagegen  air.  Dat.  Sing,  deit  Sg.  67b  10).  Die  laut- 
gesetzliche Form  ist  jedoch  oft  erhalten;  immer  bleibt  sie  natürlich 
in  den  Fällen,  wo  kein  Anlaß  zu  einer  Analogiebildung  vorlag, 
entweder  weil  kein  Wechsel  zwischen  mouillierten  und  nicht  mouil- 
lierten Konsonanten  vorkam  (ir.  raeit  'Größe',  Gen.  meite  §  197, 
ceimm  'Schritt'  S.  87),  oder  weil  kein  Muster  für  die  Umbildung 
nahelag  (ir.  geiss  'Schwan',  §  50,  10  S.  86,  /-Stamm;  brec  'Lüge', 
Akk.  breic). 

Anders  Stokes  KZ  XXVIII  58,  62,  Richard  Schmidt  IF 
I  59—81,  ßrugmann,  Grdr.  I^  379  f. 


300  Ersatzdehnung.  Jüngere  Dehnungen.     [§  201, 2. 3.  202, 1 

Das  auf  den  idg.  Diphthong  ei  zurückgehende  e  >  ia  (§  40) 
wird  von  diesen  Analogiebildungen  nicht  berührt;  es  war  vermut- 
lich ein  offenerer  Laut  als  das  durch  Ersatzdehnung  entstandene  5 
(auf  offene  Aussprache  deutet  die  Diphthongierung  zu  ia^  s.  §219,  la; 
über  die  Aussprache  des  durch  Ersatzdehnung  entstandenen  e  vgl. 
§  239  Anm.);  daß  das  aus  a  durch  Ersatzdehnung  entstandene  e 
(z.  B.  in  der  'Träne'),  das  zunächst  sehr  offen  gewesen  sein  muß, 
geschlossen  werden  konnte  ohne  unterwegs  mit  e  <  ei  zusammen- 
zufallen, ist  nicht  allzu  auffällig;  die  geschlossene  Aussprache  ist 
vielleicht  erst  zu  einer  Zeit  eingetreten,  wo  ei  '^  e  schon  halbdiph- 
thongisch war.  Man  wird  also  in  einer  gewissen  Periode  im  Ir. 
drei  durch  e  bezeichnete  lange  Laute  gehabt  haben,  die  dem  lit.  e 
(offen),  e  (geschlossen),  ie  ähnlich  waren. 

3)  Ersatzdehnung  hat  im  Ir.  bei  dem  Schwunde  eines  idg.  w 
vor  einem  sekundär  damit  zusammengeratenen  Konsonanten  statt- 
gefunden: air.  cöre  'Friede',  öc-mil  gl.  tiro,  mir.  Heriu  'Irland' 
(§168  S.  262).  Auffällig  ist  die  Kürze  vor  ss  in  tossach  §210, 
vor  p  in  bethu  §  212.  —  Über  die  durch  Kontraktion  von  zwei 
silbischen  Vokalen  entstandenen  Längen  vgl.  Kap.  IV  (§§  209 — 213). 

§  202.  (Jüngere  Dehnungen.)  1)  im  Nir.  kommen  dialektisch 
variierende  Dehnungen  und  Diphthongierungen  vor  gewissen  aus  Sonorlaut 
-f-  Konson.  bestehenden  Gruppen  vor.  Ich  führe  hier  die  Kegeln  des  Arran- 
dialektes  mit  einigen  teils  übereinstimmenden,  teils  abweichenden  Belegen 
aus  Donegal  an:  1)  vor  air.  rr,  II,  ^g,  nn,  mm  im  Auslaut  oder  vor  einem 
Konsonanten:  Arran  drym  'Rücken'  (aber  Donegal  dryni),  druim;  Arran 
f'är  'besser'  Donegal  /'är,  fearr  und  fearr  air.  ferr;  2)  vor  ns,  Is  und 
vor  r  +  stimmhaftem  Kons,  (soweit  nicht  Svarabhakti  eintritt,  s.  §  228): 
Arran  3i^Rö? 'Hammer'  Donegal  jrd,  geschrieben  ord  und  ord;  3)  vor  einem 
stimmhaften  Konsonanten  +  l,  r  und  vor  mhn,  bhs  :  Arran  aglas  'Kirche', 
aber  Donegal  yglis,  eaglais  air.  eclis.  Vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  81ff.  (und  die 
dort  angeführte  Literatur);  Vendryes,  Gramm.  S.  19.  Über  die  Bedeutung 
der  lenierten  Verschlußlaute  für  die  Quantität  vgl.  §  59  mit  Anm.  2,  §  67 
u.  s.  w. 

Schon  im  Air.  kommen  Schreibungen  vor,  die  an  diese  neuirischen 
Verhältnisse  lebhaft  erinnern:  ball  'Glied'  Wb.  12a  18,  Plur.  böill  10c  11, 
lld  11;  an  all  'von  dort'  8d  26;  adill  Gen.  'Besuches'  14  a  8;  alail 
'ein  anderes'  12a  10;  dudell  'hat  gestohlen'  22b  7;  ran  'Teil'  12c  13; 
linn  'bei  uns'  25a  27;  tualang  'würdig'  31b  11;  milsi  Akk.  Plur.  'süß' 
6c  7;  asoircc  'schlägt'  IIa  11;  ord  'ordo'  9c  17,  Gen.  üirt,  Dat.  ürt 
13b  26,  27;  no-m-erpimm  'ich  verlasse  mich'  6c  3.  Ferner,  wo  man  im  Nir. 
Svarabhakti  haben  würde:  derchoiniud  'Verzweiflung'  14d  27;  moirb 
Nom.  Plur.  'tot'  lld  11;  und  wo  man  im  Nir.  weder  Dehnung  noch  Sva- 
rabhakti hat:  corp  'Körper'  12a  12.     Andere  unursprüngliche  Dehnungen: 


§202,  2.  203, 1]     Jüngere  Dehnungen  im  Ir.  Die  c.  Quantität.     301 

mag  'Feld'  Wb.  12a  25;  dliged  'Gesetz'  lOd  16;  ni  rigad  'wäre  nicht 
gegangen'  IIa  22;  ligaib  Dat.  Plur.  'couches'  27b  3.  Fälle,  für  die  ich 
aus  dem  Nir.  keine  Parallele  kenne,  sind  hfris  'Glaube'  2d  7,  vgl.  2c  8, 
6c  20,  28d  8;  ire  'weiter'  31d  11;  ah'iili  Gen.  'des  anderen'  12a  34,  vgl. 
areli  13a  5  und  Akk.  Fem.  aroli  8a  7;  liili  'alle'  12b  19,  20,  vgl. 
24b  29;  ili,  hili  Plur.  'viel'  12a  5,  13;  27c  20;  demun  'Teufel'  26a  23. 
Vgl.  Wi.  Gramm.  S.  112  §  25  e. 

2)  Gewisse  unbetonte,  im  Air.  kurze  Vokale  erhalten  im  Mir.  bis- 
weilen das  Dehnungszeichen  (z.B.  die  Verbalendungen  -mar,  -tar,  -mis, 
-tis),  und  die  Länge  wird  in  einigen  Fällen  durch  das  Nir.  bestätigt  (so 
nir.  -mis,  -dis).  Vgl.  Wi.  Gramm.  S.  112,  Zimmer  GGA  1896,  392.  Die 
Dehnung  scheint  eine  Folge  davon  zu  sein,  daß  die  urspr.  unbetonte  Silbe 
einen  stärkeren  Nebenakzent  bekommen  hat  (etwa  wegen  der  großen  Ent- 
fernung vom  Hauptakzent?). 

Deshalb  ist  diese  Erscheinung  mit  einer  anderen,  schon  im  Air.  vor- 
kommenden Dehnung  vergleichbar,  wovon  vokalisch  auslautende  proklitische 
Wörter  getroffen  worden  sind,  a  'sein,  ihr'  aus  älterem  e  (vgl.  S.  6,  be- 
tont ai)  wird  bisweilen  a  geschrieben  (jedoch  ist  es  nicht  immer  leicht  zu 
entscheiden,  ob  das  Längezeichen  für  dies  Wort  oder  für  einen  folgenden 
Vokal  berechnet  ist):  a  arilliud  Wb.  2b  4,  a  abstanit  6c  15,  a  anim 
9b  7,  9,  ä  oiph  7c  1,  a  hie  2b  11,  a  iarfigid  IIb  21,  ä  irnigde 
23a  13,  ä  salmu  12d  41,  ä  biad  6b  24,  a  biith  9b  23,  a  gnim  8d  1, 
ä  choirp  24a  33,  ä  chocubus  11  d  8,  dar  ä  chen  6b  28,  ar  ä  chuit 
12a  26,  a  dalti  'her  fosterling'  (Gen.)  24 d  11,  ä  cübus  'their  conscience' 
ld6,  a  corp  'corpus  eorum'  11  d  10,  a  tüare  'their  food'  IIb  5.  ä  luum 
'their  pilot'  4a  14.  Ebenso  erscheint  neben  da,  di  'zwei'  (mask.,  fem.), 
über  deren  Grundform  §  157  S.  250  gehandelt  ist,  schon  in  Wb.  einmal 
die  gedehnte  Form:  fo  di  'zweimal'  24b  22  (die  urspr.  proklitische  Form 
ist  betont  verwendet;  anders  Zupitza,  D.  Literaturzeitung  1908,  24);  ohne 
Längezeichen  kommt  da  siebenmal,  di  dreimal  in  Wb.  vor;  die  Dehnung 
wird  später  regelmäßig,  vgl.  nir.  da.  Neben  ni  'nicht'  (§  157  S.  250)  ist 
schon  in  Wb.  ni  sehr  häufig.  (Die  nir.  Länge  in  gewissen  Präpositionen, 
z.B.  fä  'unter',  le  'bei',  tre  'durch',  beruht  vielleicht  auf  einem  ähnlichen 
Vorgang.) 

Die  neuen  Quantitätssysteme. 

§  203.  (Das  cymrisclie  Quantitätssystem  i.)  Für  die  be- 
tonte Silbe,  wenn  sie  zugleich  die  letzte  Silbe  ist,  gelten  im  C.  die 
folgenden  Regeln.  1)  Der  Vokal  ist  lang  a)  im  Auslaut  und  vor 
allen  mc. .  kurzen  Konsonanten  (auch,  was  chronologisch  zu  ver- 
werten ist,   vor  denjenigen   mc.   kurzen  Konsonanten,    die   in  noch 

1.  VgLKowland,  Gramm.  S.  14— 16;  Jones,  Welsh  Orthography  S.24flf., 
28fiF.;  Sweet,  Spoken  North  Welsh,  passim;  Khys,  Lectures  S.  118if.;  Silvan 
Evans,  Llythyraeth  yr  iaith  gymraeg  S.  24 — 39. 


302  Das  c.  Quantitätssystem.  [§  203, 1—3 

älterer  Zeit  lang  gewesen  sind);  also  vor  nc.  ä,  v,  g,  d,  h,  vor  ur- 
spr.  einfachem  r,  l,  n^  vor  x,  p,  f^  s,  in  Süd- Wales  außerdem  vor 
l  (das  also  in  einem  Teil  von  Wales  im  Auslaut  früh  seine  ur- 
sprüngliche Länge  aufgegeben  haben  muß):  trä  blöde uog  ^sehr 
blühend',  efe  'er',  ty  'Haus',  mödd  *Weise',  bedd  'Grab',  dydd 
'Tag',  cof  'Erinnerung',  tref  'Wohnsitz',  deg  'zehn',  gwlad  'Land', 
müd  'stumm',  llid  'Zorn',  mäb  'Sohn',  pob  'jeder',  neb  'jemand', 
gwr  'Mann',  täl  'Stirn',  61  'Spur',  glän  'rein',  swn  'Laut',  dyn 
'Mensch',  bach  'klein',  peth  'Ding',  cloff  'hinkend,  lahm',  nos 
'Nacht',  chwys  'Schweiß',  coli  'Hasel',  Plur.  cyll;  b)  in  Nord- 
Wales  außerdem  vor  11t,  sg,  st,  sp:  gwällt  'Haupthaar',  cwsg 
'Schlaf,  gwisg  'Kleider',  Crist  'Christus',  hysp  'trocken,  un- 
fruchtbar'. 

Anm.  1.  In  Nord-Wales  ist  der  Vokal  kurz  vor  l  außer  in  611,  holl 
*air,  bei  welchem  Worte  satzphonetische  Bedingungen  entscheidend  gewesen 
sein  werden  (vgl.  die  Dehnung  vor  11t). 

2)  Kurz  ist  der  Vokal  sonst  vor  einer  Konsonantengruppe: 
plant  'Kinder',  barf  'Bart',  porth  'Hülfe',  ffordd  'Weg'.  Daher 
auch  vor  altem  rr,  nn,  vor  rd  (aus  idg)  und  vor  m  (das  immer  auf 
mm  zurückgeht) :  car 'Wagen'  mc.  carr,  glän  'Küste'  mc.  glann, 
pen  'Kopf  mc.  penn,  gwyn  'weiß'  mc.  gwynn,  ing  'eng',  llam 
'Sprung'.  Ein  kurzer  Vokal  kann  vor  dem  stimmhaften  l  in 
jüngeren  Lehnwörtern  (gwäl  'Mauer',  tr öl 'Karren'  aus  dem  Engl.) 
vorkommen;  ferner  in  einheimischen  Wörtern,  in  denen  nach  dem 
l  ein  g  geschwunden  ist:  dal  'halten',  hei  'jagen'  (§61,3  S.  106), 
böl  'Bauch',  bül  'Samenhülse'  (§  61,  3  S.  105).  Etymologisch  un- 
klar ist  c.  byl  'Rand'  'brim,  edge,  rim'  mit  dem  Kompositum 
ymyl  'side,  edge,  brink',  vgl.  ir.  bil  'Rand',  im  bei  'der  ringsum 
laufende  Rand';  vielleicht  sind  die  ir.  Wörter  aus  dem  C.  entlehnt. 
Kurz  ist  ferner  der  Vokal  vor  nc.  k,  t,  p  (aus  hk,  tt,  pp):  llac 
'los'  (§  97  Anm.  S.  161). 

Anm.  2.  Ein  durch  Kontraktion  nach  dem  Schwunde  eines  ^  ent- 
standener Vokal  bleibt  lang  auch  vor  einer  Konsonantengruppe:  änt  'sie 
werden  gehen',  gwnänt  'sie  werden  tun',  ffönt  'sie  mögen  fliehen',  trönt 
'sie  mögen  wenden'.  So  auch  bei  gewissen  anderen  jungen  Kontraktionen: 
cänt  'sie  werden  haben'  (mit  geschwundenem  v,  s.  Verbalverz.  ir.  gab-). 
Danach  haben  sich  gewisse  andere  einsilbigen  Verbalformen  gerichtet: 
ym,  ynt  'wir,  sie  sind',  Konj.  bom,  hont.  —  Die  Kürze  in  hei  u.  s.  w., 
die  Länge  in  änt  u.  s.  w.  lassen  sich  als  chronologische  Zeugnisse  für  das 
Alter  des  c.  Quantitätssystems  verwerten. 

3)  Das  C.  besitzt  Langdiphthonge  und  Kurzdiphthonge.     Das 


§203,3.  204]  Das  c.  Quantitätssystem.  303 

silbische  a,  o,  u  ist  lang  in  den  Diphthongen  ae,  oe,  wy  {ay,  öy, 
üy),  in  denen  jedoch  das  unsilbische  Element  zum  Schwunde  neigt: 
cael  'nehmen'  (käyl  oder  käl),  chwaer  'Schwester'  {xwäyr  oder 
xwär)y  traed  'Füße'  (träyd  oder  träd),  cae  'Gehege'  {käy),  mae 
'ist'  [mäyy  mä)y  oer  'kalt'  [öyr  oder  ör)^  doe  'gestern'  [döy)^  dwyn 
'führen'  [düyn,  dün\  hwy  'länger'  {hüy),  pwy  'wer'  [püy,  pä).  In 
Nord- Wales  hat  auslautendes  aw,  ew  langes  ä,  e:  11  äw  'Hand', 
llT'w  'Löwe'.  In  allen  anderen  Diphthongen  ist  das  erste  Element 
kurz:  mäith  'lang,  langweilig',  lleill  'andere',  ffoi  'flüchten', 
haul  'Sonne',  neu  'oder',  gwneyd  'machen',  cäwr  'Riese',  ff ö weh 
'Ihr  flüchtet',  düw  'Gott',  byw  'lebendig',  mewn  'within',  lliw 
'Farbe'. 

Anm.  3.  Die  Langdiphthonge  sind  wohl  dadurch  entstanden,  daß  das 
unsilbische  Element  einen  Teil  seiner  Zeitdauer  an  das  silbische  Element 
abgegeben  hat;  dies  ist  nur  in  denjenigen  Fällen  geschehen,  wo  die  beiden 
Elemente  sich  in  Bezug  auf  die  Weite  des  Mundkanals  nahe  standen. 
Jedoch  ist  es  bei  dem  in  Bezug  auf  die  Artikulationsstelle  schwer  ver- 
schiebbaren t«7  nicht  geschehen;  norde,  lläw,  llew  ist  mit  der  Kegel  unter 
1)  zu  vergleichen. 

§  204.  Auch  in  der  betonten  zweitletzten  Silbe  bestehen 
im  C.  Quantitätsunterschiede.  Lang  ist  ein  Vokal  vor  einem  silbi- 
schen Vokal  oder  h:  eog  'Lachs',  de  all  'verstehen',  deheu  'Süd'. 
Halblang  („half  long"  Rowland,  „short  open"  Jones)  ist  der  Vokal 
vor  den  ursprünglich  kurzen  Konsonanten  ä,  v,  g,  d^  b,  vor  urspr. 
einfachem  r,  l,  n  und  vor  x,  ß,  f;  die  Silbe  endet  in  diesen  Fällen 
auf  einen  Vokal:  ca-nu  'singen',  he-la  'jagen'.  Kurz  („short  clo- 
sed"  Jones)  ist  der  Vokal  vor  allen  Konsonantengruppen  und  vor 
den  mc.  doppelten  Konsonanten:  mor-fa  'Ufer'  (Kompositum  von 
mor  'Meer'),  täd-maeth  'Pflegevater'  (täd  'Vater');  auch  vor 
Kons,  -f  ^;  /.'  glanwaith  'rein'  (gl an),  tanio  'to  fire'  (tau 
'Feuer');  cälon  'Herz'  mc.  callonn  (mit  gedehntem  stimmhaften 
l,  vgl.  S.  147  oben);  cänu  oder  cannu  'bleichen',  ateb  'Antwort'; 
so  auch  vor  s  und  l:  bysedd  Plur.  von  bys  'Finger',  höllol  'voll- 
ständig'. 

Anm.  Der  Unterschied  zwischen  short  open  und  short  closed  ist  so 
gering,  daß  er  von  Sweet  (Spoken  North  Welsh  S.  412)  nicht  bemerkt 
worden  ist.  —  Der  Gegensatz  zwischen  den  beiden  Arten  von  Diphthongen 
zeigt  sich  in  der  zweitletzten  Silbe  darin,  daß  ae,  oe,  wy  zu  a,  o,  u  ver- 
kürzt werden  können  [gwarad  =  gwsLered  'Abhang',  Äo^yran  =  coegf ran 
'Dohle',  digudod  'ereignete  sich'  dygwyddodd);  dagegen  ista  'sitzen' 
eistedd,  idaw  'Epheu'  eiddew  mit  Hervorherrschen  des  letzten  Elements ; 
vgl.  Sweet  S.  422-423. 


304  Das  corn.,  br.  Quantitätssystem.  [§  205.  206 

§  205.  (Das  cornische  Quantitätssystem.)  Nach  den 
Schreibungen  bei  Lhuyd  war  die  cornische  Quantität  ganz  ähn- 
lich geregelt  wie  die  cymrische.  Beispiele:  dre  'nach  Hause',  med 
'sagt',  käv  'wird  finden',  leg  'schön',  Uz  'Leute'  (mcorn.  tus  c.  tüd), 
her  'Bratspieß',  täl  'front,  top',  den  'Mann',  flöh  'Kind',  höp  'alt', 
mlz  'Monat',  Karesg  c.  Ca  er  Esg  'Exceter',  est  'Ost',  öst  'Wirt', 
skians  'Wissen',  tiak  'farmer'.  Gewisse  Abweichungen  sind  selbst- 
verständlich; das  alte  II  ist  nicht  wie  im  C.  zu  einer  Spirans  ge- 
worden; es  kann  daher  nicht  dieselbe  Rolle  wie  im  c.  Quantitäts- 
system spielen.  Eine  wesentliche  Abweichung  besteht  darin,  daß 
die  zweitletzte  Silbe  auch  vor  einem  Konsonanten  bisweilen  als 
lang  bezeichnet  wird:  mäna/i  'Mönch',  prevez  'bewiesen'.  Die  eigen- 
tümlichen c.  Langdiphthonge  kennt  das  Corn.  nicht  (es  hat  statt 
dessen  Monophthonge:  mez  'hinaus'  c.  maes  'Feld',  küz  'Wald' 
c.  coed,  güd  'Gans'  c.  gwydd).  Die  Länge  in  näw  'neun',  plw 
'wer'  ist  ähnlich  wie  c.  11  äw,  11  ew  zu  beurteilen. 

§  206.  Das  bretonische  Quantitätssystem  beruht  auf  der- 
selben Grundlage  wie  das  c.  und  corn.  System.  Es  scheint  mir 
aber  viel  weniger  ausgeprägt  als  das  c.  System  zu  sein.  Ich  habe 
in  meiner  Auffassung  der  gehörten  Quantität  vielfach  geschwankt 
(was  mit  Bezug  auf  die  c.  Quantität  auch  für  das  ungeübteste  Ohr 
kaum  möglich  ist),  und  mein  Schlußergebnis  weicht  nicht  selten 
von  Legonidec  ab.  Die  Hauptregel  ist  wie  im  C:  Länge  vor  ur- 
sprünglich einfachen  Konsonanten:  mad  'gut',  ed  'Getreide',  iar 
'Henne',  skol  'Schule',  leun  'voll'  (oft  schien  mir  aber  der  Vokal 
kurz,  oder  höchstens  halblang  zu  sein,  z.  B.  in  plac'h  'Mädchen' 
tud  'Leute');  Kürze  vor  Konsonanten gruppen  und  urspr.  langen 
Konsonanten:  lost  'Schwanz',  kant  'hundert',  pell  'fern',  penn 
'Kopf,  lemm  'scharf'.  Vor  rr  ist  jedoch  der  Vokal  wenigstens 
in  gewissen  Dialekten  lang  (z.  B.  in  berr  'kurz',  karr  'Wagen'). 
In  der  zweitletzten  Silbe  ist  die  Quantität  weniger  hervortretend 
als  in  der  betonten  letzten  Silbe ;  ich  habe  deutliche  Länge  gehört 
z.  B.  in  spered  'Geist',  gwirionez  'Wahrheit'.  Auch  die  nach- 
tonige Silbe  kann  unter  Umständen  lang  sein;  Legonidec  schreibt 
gölo  'Decke',  goerö  'melken'  u.  s.  w.;  ich  habe  einen  langen  Vokal 
vor  r  gehört  (in  ober  'machen',  amzer  'Zeit'  u.  s.  w.). 

Vgl.  Loth,  Les  mots  latins  ==  Annales  de  Bretagne  VI,  640. 
—  Bei  der  Benutzung  der  Quantitätsangaben  von  Legonidec  ist  zu 
beachten,   daß   er  ein  geschlossenes  e  durch  e  bezeichnet   (ed  'Ge- 


§  207]  Gruppen  von  Vokalen.  305 

treide',   spered  'Geist')  und  so  die  Bezeichnung  der  Quantität  bei 
diesem  Laute  ausschließt. 

IV.   Gruppen  von  Vokalen. 

§  207.  Gruppen  von  silbischen  Vokalen  gab  es  in  der  idg. 
Ursprache  (wenigstens  in  unzusammengesetzten  Wörtern)  nicht. 
Auch  die  Aufeinanderfolge  eines  silbischen  i^  u  und  eines  zweiten 
Vokals,  die  in  einigen  idg.  Sprachen  häufig  ist,  ist  sekundär;  ur- 
sprünglich wurde  ij  +  Vok.,  uw  +  Vok.  gesprochen.  Von  dem 
Vorhandensein  des  j,  w  zeugt  auch  das  Keltische:  c.  dydd  'Tag'  : 
lat.  dies,  vgl.  §  45,  5  S.  67f.  und  auch  §  45,  2,  3  (c.  daiar 
u.  s.  w.);  c.  clywed  corn.  clewas  br.  klevet  'hören'  :  lat.  cluere 
'genannt  werden',  vgl.  §  42  S.  61  f. 

Neben  der  alten  Dissimilation  uw  ^  iw  scheint  das  Brit.  bei  jungem 
Zusammentreffen  von  u  +  Vokal  eine  Dissimilation  uw  N  ow  zu  kennen. 
So  erklärt  sich  vielleicht  c.  cneu-en  *Nuß'  br.  kraou-en  ir,  cnü  §95,3 
S.  155;  aus  *knud-s  entstand  *knu  und  daraus  vor  dem  Singularsuffix 
*knuw-,  *ktiow-;  die  Pluralforra  (c.  cnau  u.  s.  w.)  hätte  sich  nach  dem 
Singular  gerichtet.  Wenig  klar  ist  mir  ncorn.  kanafan  'nux'.  Ferner  viel- 
leicht auch  c.  lleu-en  'Laus'  br.  laou-en  :  ahd.  lüs;  die  corn.  Form 
stimmt  hier:  acorn.  loi<?en  ^  ncorn.  lüan  (ncorn.  Plur.  low);  daneben  aller- 
dings acorn.  lewen-ki  gl.  cinomia  (d.  h.  >cvv6juvia).  Indessen  kommt  man 
auch  mit  den  Ansätzen  *  k?ioud-s,  *  lous-  aus,  gegen  welche  man  nur  ein- 
wenden kann,  daß  sie  außerhalb  des  Keltischen  keine  Stütze  haben. 

Wo  durch  Komposition  zwei  Vokale  zusammenkamen,  wurde 
der  Hiatus  idg.  durch  Kontraktion  oder  Elision  beseitigt  (gall. 
Art-albinnum  neben  ^AQToßqiya  ON).  Die  Gepflogenheit  der 
EKsion  lebt  noch  auf  neukeltischem  Boden  weiter  (vgl.  §  169  S.  264 
und  ir.  s-aidbir  'reich'  aus  so-  +  adbar),  jedoch  hauptsächlich 
nur  in  der  echten  Präverbkomposition:  fri-sa-teicomnacht  Wb. 
19c  8  'wozu  es  zuerteilt  worden  ist',  aber  do-ecom nacht  Wb. 
14c  33  'ist  zuerteilt  worden'  (unecht  komponiert);  a  con-id-r-eirb 
Ml.  54b  1  gl.  confisus,  aber  ro-eirpset  'sie  übergaben'  Ml.  43c  18; 
ar-f-ema  gl.  excipiat  Ml.  105a  8,  aber  fo-algim  gl.  consternor 
Sg.  146  b  14.  Häufig  findet  sich  jedoch  die  nicht  elidierte  Form 
auch  in  der  echten  Komposition:  ni  ru-anus  Wb.  14d  29  'ich  blieb 
nicht'  neben  nad-r-an  'daß  er  nicht  blieb'  Wb.  14d  30.  Und  um- 
gekehrt kann  die  elidierte  Form  ausnahmsweise  auch  in  der  un- 
echten Komposition  vorkommen:  r-iccub-sa  'ich  werde  kommen' 
Wb.  9a  19  (bes.  bei  gewissen  Verben);  regelmäßig  wird  ein  o  vor 
dem  infigierten  Pronomen  a  elidiert:  r-a-fetar  'ich  weiß  es'. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  20 


306  Kontraktion  im  Irischen.  [§  207.  208 

Durch  den  Schwund  eines  p  (urkeltisch),  s  (in  den  beiden  insel- 
keltischen Zweigen),  w  oder  j  (im  Irischen),  g  (im  Britannischen) 
und  auch  durch  morphologische  Vorgänge  (Zusammensetzung  u.  s.  w.) 
sind  jedoch  zahlreiche  Gruppen  von  silbischen  Vokalen  im  Kelti- 
schen entstanden.  Diese  sind  zum  guten  Teil  wieder  durch  Kon- 
traktion oder  Diphthongbildung,  seltener  durch  die  Entstehung  eines 
unsilbischen  Übergangslautes  im  Hiatus  beseitigt  worden. 

Die  Diphthonge  (unter  denen  die  auf  keltischem  Boden  neu 
entstandenen  die  wichtigste  Rolle  spielen)  sind  bisweilen  (nament- 
lich im  Br.)  in  zweisilbige  Gruppen  aufgelöst  worden.  Eine  größere 
Rolle  spielen  verschiedene  Dissimilationen  und  Metathesen  (der 
silbischen  Funktion  oder  der  Elemente  der  Diphthonge)  und  die 
Monophthongierung. 

Kontraktion  und  Hiatuseinschub  im  irischen. 

§  208.  Im  Nachton  ist  der  Hiatus  im  Ir.  immer  beseitigt, 
und  das  Endergebnis  ist  ein  air.  kurzer  Vokal,  vgl.  §  158  und 
§  159,  6.  In  der  Proklise  hat  häufig  eine  ähnliche  Entwickelung 
stattgefunden,  s.  §  159,  6;  vgl.  air.  dond  öis  'den  Leuten'  (Präp. 
do  -h  Dat.  des  Artikels  ind);  Fut.  3.  Sing,  unverbunden  air.  bieid  : 
verbunden  bid;  über  dia,  diar,  lia,  liar  u.  s.  w.  vgl.  §  213. 

Unkontrahiert  bleiben  im  Ir.  zwei  Vokale,  von  denen  der  erste 
der  Auslaut  eines  proklitischen  Präverbs  oder  eines  infigierten  Pro- 
nomens, der  zweite  der  Anlaut  einer  Verbalform  ist.  Beispiele  aus 
den  ältesten  metrischen  Texten  (Thes.  II  290 — 359):  ro-a nacht 
'hat  geschützt';  ro-erthar  'sei  gewährt';  ro-issam  'mögen  wir  ge- 
langen'; do-da-ascansat  'welche  sie  (eam)  besuchten';  ar-do- 
u facht  'welche  sie  (eam)  erquickte'. 

Ob  ein  betonter  Vokal  mit  einem  folgenden  Vokal  kontrahiert 
wird  oder  nicht,  hängt  von  der  Qualität  der  beiden  Vokale  ab. 
Kontrahiert  wird  wohl  a  oder  o  -{-  e  oder  i,  ferner  o  +  o,  unter 
Umständen  auch  e  -r  e  und  wohl  auch  andere  Fälle  von  gleichen 
Vokalen.  Wenn  der  letzte  Vokal  ursprünglich  auslautend  war, 
wird  in  größerem  Umfang  kontrahiert.  Die  Entwickelung  kann 
durch  das  etymologische  Bewußtsein  gestört  werden;  auch  kaim  wohl 
ein  besonders  junges  Alter  des  Wortes  (air.  äer  §  209)  Einfluß 
ausüben.  Dagegen  scheint  die  Chronologie  des  Konsonanten- 
schwundes wenig  in  Betracht  zu  kommen;  vielmehr  scheint  seit  der 
Zeit  des  ersten  Konsonantenschwundes  (des  Schwundes  des  idg.  p) 
bis  gegen  Anfang   der   literarischen  Überlieferung  sehr  wenig  kon- 


§  208.  209]         Kontraktion  im  Irischen,  a  +  Vokal.  807 

trahiert  worden  zu  sein,  so  daß  die  in  verschiedener  Zeit  entstan- 
denen Hiatus  gleich  behandelt  werden.  Nur  in  wenigen  Fällen  ist 
nach  dem  Schwunde  eines  p  eine  frühe  Kontraktion  eingetreten, 
die  mit  den  späteren  Regeln  nicht  stimmt  (ir.  fo,  for  aus  *u])0, 
*upor;  wenn  ir.  caera  'Schaf  nicht  von  einer  kürzeren  Form 
beeinflußt  ist  —  was  jedoch  möglich  ist  — ,  ist  auch  dieser  Fall 
als  alt  zu  betrachten).  Denkbar  ist  es,  daß  der  Schwund  eines  /> 
in  der  Proklise  so  jung  ist,  daß  für  diesen  Fall  Sondergesetze  gelten. 
—  Die  Untersuchung  wird  dadurch  erschwert,  daß  fast  keine  metri- 
schen Texte  aus  der  air.  und  gar  keine  aus  der  älteren  air.  Zeit 
überliefert  sind.  Unsere  ältesten  metrischen  Texte  können  sehr 
wohl  Kontraktionen  enthalten,  die  der  Zeit  des  Wb.  fremd  gewesen 
sind. 

Anm.  1.  Die  im  Air.  (Mir.)  noch  bestehenden  zweisilbigen  Vokal- 
gruppen sind  im  Nir.  einsilbig  geworden. 

Anm.  2.  Hiatuseinsohub  spielt  im  Irischen  keine  KoUe.  Das  i  von 
air.  adchuiaid  Ml.  123 d  4  'was  er  erzählt  hat';  nuie  'neu,  neulich'  Wb. 
4b  29;  7c  7;  28b  29;  nechtarnaii  Wb.  25 d  14  'jemand  von  ihnen', 
äaii  gl.  suos,  aiib  gl.  de  suis  Ml.  75c  1;  92c  10;  121b  11;  ar-roieit-sa 
'ich  habe  erhalten'  Wb.  6d  14;  Akk.  i-ssinn-aiar  'in  die  Luft',  Gen. 
aieir  Wb.  25b  24,  12d  3;  mir.  aial  §42  S,  60  kann  kein  volles./,  sondern 
nur  einen  kaum  hih'baren  Übergangslaut  bezeichnet  haben.  Vgl.  noch  §  201 
Anm.  —  Das  gelegentlich  geschriebene  h  (ahel  =  aial;  air.  cinn  rehe 
'after  a  time')  ist  nur  graphisch. 

§  209.  a  +  u  wird  kontrahiert  im  Dat.  lau  'Tag'  Thes.  II 
294,  3  (geschrieben  lathiu,  aber  einsilbig  Thes.  II  319,  2);  in  Wb. 
lau,  läo,  löu  (und  laithiu);  nir.  lö.  Über  brö  'Mühlstein'  s. 
S.  62.     Wb.  -tau,  -töo  'bin'.     Air.  mäo,  möo,  möu,  mö  'mehr'. 

Schwierig  ist  mir.  caur  'Held'.  Oben  §  42  Anm.  1  S.  62  ist  auf  die 
Möglichkeit  hingedeutet,  daß  die  ursprüngliche  Verteilung  der  Formen 
Nom.  caur,  Gen.  cur  ad  gewesen  wäre;  das  u  des  Genitivs  könnte  aber 
nach  §  168  nicht  au  a-w,  sondern  höchstens  aus  u-a  entstanden  sein.  Ein 
Beweis  dafür,  daß  caur  ursprünglich  zweisilbig  gewesen  ist,  läßt  sich 
übrigens  nicht  liefern.  Aber  auch  durch  die  Annahme  der  Entlehnung  aus 
dem  C.  wird  mir  weder  die  Lautform  noch  die  Flexion  des  Wortes  klar. 

ä  -{-  e  ist  im  Air.  nicht  kontrahiert:  Wb.  äer  'Luft',  Gen. 
aieir,  Akk.  i-ssinn-aiar  'in  die  Luft'  (nir.  einsilbig  aer);  vgl. 
§  126,  2  S.203;  a  +  e:  mir.  ahel,  aial  'a  breeze'  §  42  S.  60.  In 
einigen  Fällen  ist  a  -{-  e  über  a  -f  a  zu  ä  geworden:  air.  Nom. 
Sing,  lae  'Tag'  (zweisilbig  zu  lesen),  daneben  laa  (kann  einsilbig 
sein),  nir.  lä;  bei  cechtar  n-ar  'jeder  von  uns'  (§  179,  1)  hat  viel- 
leicht nicht  nur  der  Schwund  des  p,  sondern  auch  die  Kontraktion 

20* 


308  0  +  Vokal  im  Ir.  [§  210 

in  der  Proklise  stattgefunden.  Unkontrahiertes  a  -\-  i  in  air.  äii 
u.  s.w.  §208  Anm.  2  (auch  in  lai  Gen.  'Tages'?  nir.  einsilbig  lae 
oder  laoi).  ä  -^  i  kontrahiert  in  laechraid  'Helden'  Thes.  II 
290,  5,  vgl.  §  126,  2  S.  203. 

§210.  0  +  a  ist  im  Air.  unkontrahiert:  ni  ro-an  'ist  nicht 
geblieben'  Thes.  II  292,  16;  foaid  'schlief  Thes.  II  315,  6;  ro- 
das-cload  'that  .  .  .  should  turn  them  back'  Thes.  II  340,  4; 
Wb.  do-coad-sa  'ich  ging',  daneben  do-chood;  ad-chuiaid 
§  208  Anm.  2;  Wb.  oac  'jung'  mir.  öc  nir.  ög.  Einsilbig  in  der 
Proklise:  fua  chrü  'unter  seiner  Hütte'  Thes.  II  331,  4.  In  einer 
Zwischensilbe  schwindet  das  a;  air.  do-cotar  'sie  gingen';  air.  Wb. 
öc-mil  'junger  Soldat';  air.  fochid  'Leid'  'temptatio',  Inf.  von 
fo-saig-,  unkomponiert  saigid  'petere'. 

0  +  0  ist  kontrahiert:  tuarcun  gl.  tribulatio  Wb.  Ic  19  (Inf. 
von  do-org-;  analogisch  dringt  ua  in  Formen  wie  do-fuäircc 
'welcher  drischt'  Wb.  10  d  6);  air.  Wb.  föcre  'Verkündigung,  Be- 
fehl' (fo-od-gair-;  verschlepptes  Kontraktionsprodukt  in  fo-d- 
uacair  'who  proclaims  it').     Vgl.  §  219. 

0  +  u  ist  unkontrahiert  in  sous  'Wissen',  m-atchous  'wenn 
ich  erzähle'  Thes.  II  337,  2.  Vgl.  Wb.  lour  'genug',  loun  'Reise- 
kost' S.  61  (mir.  nir.  lör,  nir.  Ion;  neben  lör  auch  mir.  nir.  leör, 
das  ich  nicht  zu  erklären  weiß). 

0  -\-  e,  i  kontrahiert  in  foessam,  foisam  'Schutz'  Thes.  II 
299,  30;  306,  5  (von  fo  und  sessam  'Stehen'?  nir.  faoiseamh); 
töisech  'Führer'  Thes.  II  300,  9  (c.  tywysog  Ogam  Gen. 
TOVISACI  nir.  taoiseach;  wohl  von  to-  und  idg.  *w;ic?-  'wissen'; 
daß  der  Vokal  der  zweiten  Silbe  im  Ir.  nicht  geschwunden  ist, 
beruht  wohl  auf  dem  Einfluß  von  tuus  'Führung,  Anfang'  in  einer 
älteren  Form  mit  noch  nicht  eingetretenem  t^-IJ  miaut  in  der  zweiten 
Silbe;  regelmäßiger  Schwund  in  air.  tossach  nir.  tosach  'Anfang'); 
böi,  bäi  'war'  Thes.  II  301,  8;  309,  2;  317,  4;  318,  4  u.  s.  w. 
Kontraktion  von  o  -\-  e  kommt  ferner  in  mehreren  Formen  des 
Verbums  ar-fo-em-  vor:  3.  Sing,  Konj.  ara-foima  Ml.  17c  3 
(neben  ar-f-ema  mit  Elision  nach  §  207);  Kontraktion  von  o  mit 
einem  e,  hinter  dem  ein  Nasal  geschwunden  ist,  in  ar-röit  AVb. 
32 d  10  'er  hat  angenommen'  (erneuert  ai-ro-et  Ml.  17c  7;  1.  Sing, 
ar-roieit-sa  Wb.  6d  14).  o  +  ^  ist  kontrahiert  in  dem  Kompositum 
Gen.  roida  für  ro-fida  'des  großen  Waldes'  Thes.  II  290,  11. 
Keine  Kontraktion  in  dem  fremden  Namen  Noe  Thes.  II  300,  5; 
302,  2    und   in   fut  ro-it   gl.   fut  erchora  'the   length   of  a   cast* 


§  210—212]         Ir.  0  +  Vok.,  u  +  Vok.,  e  +  Vok.  309 

Thes.  II  345,  2.  Auch  bei  dem  nicht  kontrahierten  ni  rois  Thes. 
II  290,  13  'du  wirst  nicht  erreichen'  (s.  Verbalverz.  ro-ic-)  kann 
das  etymologische  Bewußtsein  mit  im  Spiele  sein,  o  +  I  ist  un- 
kontrahiert  in  air.  co-ir  'recht,  angemessen'  (c.  cywir  §43  S.  64); 
der  Vokal  der  letzten  Silbe  ist  allmählich  zu  a  reduziert  worden, 
vgl.  CO  air  Ml.  48  a  8;  130  c  10;  daraus  kontrahiert  nir.  cöir,  Arran 
kör;  Schwund  des  i  in  der  Mittelsilbe  in  dem  Subst.  cöre  'Friede' 
und  in  einigen  Flexionsformen  von  coir  (Nom.  Plur.  cöri;  Kom- 
parativ coru  d.  h.  cöru  Wb.  5d  37).  Vgl.  Kuno  Meyer  ßoänd 
(Dat.  Boi'nd),  coirt. 

§  211.  u  verschmilzt  mit  einem  folgenden  Vokal  nicht: 
druid  'Druiden'  Thes.  II  314,  4  (Etymologie  S.  61;  nir.  einsilbig 
Nom.  Sing,  draoi,  Gen.  Plur.  druadh);  do-m  thüus  'vor  mir' 
Thes.  II  350,  15  (Vokalisation  wie  in  cu-bus  'Gewissen';  nir.  tüs). 
Vgl.  K.Meyer  bruäch,  brü'im,  cuäch.  Ebenso  wenig  verschmilzt 
der  Diphthong  au  (S.  55)  mit  einem  folgenden  Vokal:  tüae  Gen. 
'schweigend'  Thes.  II  314,  3;  aue  'Nachkomme'  Thes.  II  295,  10 
(nir.  nur  proklitisch  ua,  ö);  nüae  'neu',  Akk.  Fem.  nüi  Thes.  II 
314,  2;  346,  1  (vgl.  die  Schreibung  nuie  in  Wb.,  §  208  Anm.  2; 
nir.  einsilbig  nua;  das  air.  zweisilbige  nuabla  Thes.  II  295,  8  wird 
von  Stokes  durch  'new  reports'  übersetzt  und  Goid.^  178  als  ein 
Kompositum  von  nuie  'neu'  aufgefaßt;  das  wäre  mir  höchstens 
unter  der  Voraussetzung  glaublich,  daß  das  zweite  Kompositionsglied 
betont  wäre).  —  f  o  'unter',  f or  'auf'  sind  gemeinkeltisch  kontrahiert. 

§  212.  e  •{•  a  unkontrahiert  in  air.  deacht  'Gottheit',  e  4- 
auslautendem  o  ist  kontrahiert  in  breo  'Flamme',  leo  'bei  ihnen' 
Thes.  II  325,  15;  340,  4;  dagegen  e  +  o  unkontrahiert  in  teuir 
'drei'  (fem.)  Thes.  II  291,  6,  vgl.  Kuno  Meyer  beüs  (nir.  fös 
'noch';  zur  Etym.  vgl.  S.  271).  Beispiele  für  den  Schwund  eines  o 
nach  e  in  einer  Mittelsilbe:  air.  dedenach  'der  letzte'  (didenach 
Ml.  lOOd  5;  126b  13;  Neutr.  Plur.  dedencha  Wb.  30d  12),  de- 
den  'der  letzte'  (als  erstes  Kompositionsglied  Sg.  14a9;  Gen.  Fem. 
didine  Ml.  113c  1)  :  zu  ir.  deod  'Ende'  c.  di-wedd;  air.  bethu 
'Leben'  nir.  beatha  :  *gmwo4üt'S  (beothu  Wb.  3c  2  steht  w^ohl 
unter  dem  Einfluß  von  beo  'lebendig').  Air.  Nom.  Plur.  beodai, 
Dat.  Plur.  beodaib  Sg.  117al,  39a  11  werden  erneuerte  Fonnen 
sein,  neben  denen  eine  Zeitlang  die  lautgesetzlichen  Formen  *bede 
u.  s.  w.  gestanden  haben;  von  da  aus  drang  das  Nebeneinander 
von  e  und  eo  in  andere  Wörter;  neben  air.  (Wb.)  trede  'Dreiheit, 
drei  Sachen'  steht  treodatid  (Akk.)  'Dreiheit'  Wb.  26a  29,  treode 


310  Ir.  e  +  Yok.,  i  +  Vok.  [§  212.  213 

gl.  tricuspis  Sg.  67b  2;  eine  andere  Neubildung  ist  creodai  Ml. 
18a  11  4ehmern'  (zu  cre  §  45  Anm.  S.  68);  jünger  ist  mir.  deoda 
^göttlich'  (air.  diade).  —  Sehr  auffällig  ist  das  gebliebene  o  in 
eorna  ^Gerste',  wenn  die  §44  Anm.  2  S.  65  vertretene  Etymologie 
richtig  ist;  man  muß  dann  wohl  annehmen,  daß  eorna  eine  ver- 
hältnismäßig späte  Erweiterung  eines  o-  oder  ä-Stammes  *eorn  ist. 

e  ■\-  e  kontrahiert  in  iar  §  54  S.  93;  siasair  'saß'  Thes.  II 
327,  13  (redupliziert?;  s.  Verbalverz.  sad-).  Unkontrahiert  in  di 
mi'li  deec  'zwölf  tausend'  Wb.  15b  1;  deec  wird  später  zu  deac 
(zweisilbig;  Thes.  II  308,  17),  mir.  dec,  nir.  deag  (Arran  d!eg); 
zur  Etymologie  s.  §  53  Anm.;  deed  'träge'  Wb.  25c  19,  Gen. 
deeid  Ml.  82c  5,  Dat.  Plur.  deedib  Ml.  131d  11:  lat.  de-ses; 
dazu  deess  'Trägheit'  Wb.  25b  9,  vgl.  Mi.  35c  10,  46b  2;  cinn 
rehe  'after  a  time'  Wb.  4c  11;  Wb.  desercc  '(christliche)  Liebe', 
dearc  [Wb.]  33d  6,  aber  Dat.  deircc  Wb.  25a  36,  mir.  derc 
nir.  (einsilbig)  dearc,  deirc.  Schwund  des  letzten  e  in  einer 
Zwischensilbe:  ir.  timme  §  54  S.  93;  in  tris-dec-di  Ml.  72c  8 
gl.  tertii  decimi. 

§  213.  i  wird  meist  mit  einem  folgenden  Vokal  nicht  kon- 
trahiert. Beispiele  aus  den  ältesten  metrischen  Texten:  o  ru-biam 
'wenn  wir  sind'  Thes.  II  293,  18;  fri  gniaid  'zum  Diener'  310,  1; 
in  diaid  'nach'  340,  3;  triar  'drei  Personen'  331,  3;  ind  niad 
'des  Helden'  345,  1;  iach  'eines  Lachses'  345,  2;  triun  346,  7 
(falsch  für  tri  an  'Drittel');  criol  'Korb'  347,  3;  friu  'gegen  sie' 
340,  5;  gniae  'Diener'  315,  5;  liae  'Flut'  315,  4. 

In  der  Proklise  ist  jedoch  die  einsilbige  Geltung  einer  urspr. 
hiatusbildenden  Gruppe  ia  vorherrschend:  dia  imditin  'zu  seinem 
Schutz'  Thes.  II  292,  11;  dia  rath  'von  ihrer  Gnade'  326,  6; 
diar  fortacht  'zu  unserer  Hülfe'  304,  2,  vgl.  301,  9;  359,  6; 
303,  4;  304,  3  u.  s.  w.;  dia-fognad  'denen  .  .  .  diente'  309,  3 
u.  s.  w.;  fri  a  sain-dän  'at  his  special  art'  293,14;  liar  n-athair 
'mit  unserem  Vater'  305,  3,  vgl.  340,  3;  341,  4.  Aus  dia,  diar 
entsteht  mir.  da,  dar,  §  170  Anm.  S.  264.  Zweisilbiges  dia, 
fria,  lia  ist  seltener  (Thes.  II  319,  3;  320,  5;  346,  5;  341,  4; 
346,  3). 

Kontrahiert  ist  ^  +  auslautendem  i  in  bi  Vok.,  Gen.  'lebendig' 
Thes.  II 291,  17;  332, 5  (Wb.  bii,  bii,  wohl  zweisilbig  wie  Fei.  1 20). 
Kontrahiert  ist  i  +  auslautendem  u  in  i-t  biu  'in  thy  lifetime' 
Thes.  II  319,  1  (auch  in  in -diu  'heute'  292,  7,  vgl.  aber  darüber 
§  199  S.  294).     Ferner   ist  i  ■\-  u   konti'ahiert  in   der   zweitletzten 


§213.214]         i  +  Vok.  im  Ir.     Kontraktion  im  C.  311 

Silbe  in  dos-fiuscad  'erweckte'  Thes.  II  316,  2  (di-od-sech-; 
nir.  düisgim,  düisighim);  daß  u  (wie  in  diummus 'Stolz'  u.  s.  w.) 
nicht  geschwunden  ist,  mag  von  dem  etymolog.  Bewußtsein  abhängen. 

Die  häufige  zweisilbige  Gruppe  ia  läßt  sich  vielfach  auch  ohne 
die  Hülfe  der  Metrik  von  dem  Diphthong  ia  unterscheiden.  Nur 
das  zweisilbige  ia  kann  durch  Infektion  zu  iai,  ii  oder  iu  werden 
(also  ist  z.  B.  liaig  'Arzt'  zweisilbig;  metrischer  Beleg  bei  Stokes, 
KZ  XXXV  595;  vgl.  biad  'Essen',  Dat.  biud,  Gen.  biid).  Und 
nur  das  zweisilbige  ia  kann  nach  den  Regeln  in  §  168  mit  e 
wechseln  (vgl.  Thurneysen,  Keltoromanisches  S.  84):  Gen.  lega, 
Dat.  Plur.  legib  von  liaig  (das  Lehnwort  got.  lekeis  braucht  wohl 
nicht  eine  kontrahierte  kontinentkeltische  Form  vorauszusetzen;  eine 
Form  mit  hiatusbildendem  e-e  genügt);  ir.  iarn  'Eisen'  (S.  73): 
ern-bäs  'Tod  durch  Eisen'  (Thes.  II  352,  4);  ir.  scian  'Messer' 
(§  45,  6  S.  68):  Plur.  scena  (nir.  sgian,  Plur.  sgeana  Arran 
sgpn  [einsilbig],  Plur.  %'an9);  ir.  biail  'Beil'  (§45,2  S.  67)  :  Gen. 
bela  Ml.  112b  12,  LL  117b  43  (mit  Längezeichen  geschrieben 
LL  117  b  26;  für  das  Nir.  wird  als  Gen.  beala  und  beala  an- 
gegeben; das  e  ist  mir  unklar;  jedenfalls  eine  Neuerung);  Kondi- 
tionalis no-biad  'er  würde  sein'  :  1.,  3.  Plur.  no-bemmis,  no- 
betis;  triath  'Meer'  :  Gen.  trethan  (§  108,  3  S.  179);  air.  firian 
'gerecht',  Plur.  firiäin  (S.  92)  :  firinne  'Wahrheit'  (daneben  mit 
analogischer  Lautgestalt  firianigedar  'rechtfertigt');  grian 'Sand' 
(§  45,  2  S.  67)  :  nir.  grinneall  ds.  (auch  mir.  A'th  ngrena  ON 
"Sandfurt"?);  air.  dias  'zwei  Personen',  Dat.  diis  :  Gen.  desse 
Wb.  13a  6;  ir.  gemred  'Winter'  §  45,  2  S.  66.  In  mir.  leine 
'Hemd'  :  ac.  liein  nc.  lliain  'Leinwand'  br.  lien  'toile'  muß  die 
erste  Silbe  von  jeher  lang  gewesen  sein. 

Anm.  In  der  zweisilbigen  Gruppe  ia  ist  a  oft  aus  einem  anderen 
Vokal  entstanden,  der  bisweilen  auch  belegt  ist:  air.  firion  'gerecht'  = 
firian  mc.  gwirion;  huasal-lieig  gl.  archiater  Thes.  II  24,  38. 

Kontraktion  und  Hiatiiseinschub  im  Brit. 

§  214.  Im  Cyinrischen  hat  Kontraktion  von  zwei  ursprüng- 
lich getrennten  Vokalen  in  sehr  großem  Umfang  stattgefunden. 
Beispiele  in  §  159,  2 — 5  S.  2521  (c.  heddyw  corn.  hethew  mbr. 
hiziu),  §48  S.  73  (c.  teir,  pedeir  corn.  ter,  tyr,  peder,  pedyr 
br.  teir,  peder;  c.  wyt  'du  bist'  corn.  os  mbr.  out),  §  54  S.  92, 
§  59  S.  96if.  (c.  maen  corn.  man  br.  mean),  §  180  (c.  gwell- 
häd  'Verbesserung'    br.  gwellät  '(sich)  verbessern'),  §  203  Anm.  2 


312  Kontraktion  im  C.  [§  214 

(änt,  ffont  u.  s.  w.).  Weitere  Beispiele  deugain  *40'  (mc.  deu 
*zwei'  -f  ugain);  dewr  'Held'  (einsilbig)  :  ir.  dag-fer  'a  noble-man', 
c.  mewn  (einsilbig)  :  ir.  medön,  §  67  Anm.  3  S.  112.  Die  Kon- 
traktionen verteilen  sieb  auf  wenigstens  zwei  Perioden;  denn  es 
kann  nach  inneren  und  äußeren  Kriterien  nicht  zweifelhaft  sein, 
daß  die  auf  dem  Schwunde  eines  j,  s,  p  oder  einem  lateinischen 
Hiatus  beruhenden  Kontraktionen  schon  zur  Zeit,  wo  das  ^  noch 
intakt  war,  vollzogen  gewesen  sind;  aber  auch  die  Kontraktionen 
nach  dem  Schwunde  eines  ^  finden  sich  in  allen  brit.  Sprachen. 

Kontraktion  ist  im  C.  immer  eingetreten,  wenn  die  beiden 
Vokale  gleich  waren,  und  wenn  der  letzte  Vokal  ein  enger  Vokal 
(u,  ü,  y,  i)  war,  oder  wenn  ein  e  auf  ein  a  oder  o  folgte.  In 
diesen  Fällen  findet  sich  zweisilbige  Aussprache  nur  infolge  ana- 
logischer Umbildung  oder  Neubildung:  töen  (d.  h.  to-en)  'Stroh- 
garbe', töedig  'gedeckt',  deffröydd  'Erwecker'  (dabei  ist  noch  zu 
beachten,  daß  die  Wörterbücher  oft  das  Trennungszeichen  auch  da 
verwenden,  wo  in  Wirklichkeit  einsilbige  Aussprache  stattfindet: 
cyfleu  'to  collocate'  statt  cyfleu,  des  Akzentes  wegen,  der  natür- 
lich auf  der  kontrahierten  Silbe  hegt;  s.  Rowland,  Gramm.  §  41, 
43,  45). 

Ferner  wird  i  vor  einem  Vokal  zu  /  im  absoluten  Anlaut  und 
nach  einem  inlautenden  Konsonanten:  iawn  'gerecht'  (S.  92),  eri- 
oed  'je'  mc.  eiryoet  (eig.  "in  seinem  Leben";  Präp.  ar  +  mc.  y 
nc.  ei  'sein'  +  mc.  oet  nc.  oed  'Leben');  gwirion  'unschuldig' 
(§  213  Schluß).  Dagegen  bleibt  i  silbisch  nach  einem  anlautenden 
Konsonanten:  dial  'Rache',  diosg  'entkleiden',  priod  'Gemahl, 
Gemahlin',  diwrnod  'Tag',  rhiain  'Dame'. 

Wenn  der  letzte  Vokal  weit  ist,  bleibt  (von  den  soeben  ange- 
deuteten Fällen  mit  i  >  j  abgesehen)  der  Hiatus  bestehen:  def- 
froant 'sie  erwecken',  caruaidd  'liebevoll',  hyaw dl 'beredt',  eang 
'weit',  de  all  'verstehen',  eos  'Nachtigall'. 

Anm.  1.  Aus  dem  obigen  ergeben  sich  die  Leseregeln  für  das  Zeiclien 
1  (vgl.  S.  69  f.).  Nur  ist  zu  beachten,  daß  sie  natürlich  für  moderne  Lehn- 
wörter aus  dem  Englischen  nicht  gelten  (in  sialc  'chalk'  bezeichnet  si 
den  Laut  *,  in  miwsig  'music'  ist  i  unsilbisch),     ie  'ja'  ist  zweisilbig. 

Anm.  2.  Die  Leseregeln  für  das  Zeichen  tv  sind  sehr  einfach.  Das 
Zeichen  hat  neben  einem  Vokal  immer  unsilbische  Geltung  außer  in  dem 
Diphthong  wy  (wy,  üy).  Ob  die  Zeichengruppe  wy  als  wy  oder  als  wy,  üt/ 
zu  lesen  ist,  hängt  von  der  Etymologie  ab;  die  Etymologie  gibt  aber  ge- 
wisse allgemeine  Regeln  auf  die  Hand:  1)  Nach  einem  anlautenden  Kon- 
sonanten ist   (in  einem  einsilbigen    Worte)   üi/   zu  lesen;    nur  nach  ch  und 


§214 — 216J    Kontrakt,  u.  Hiatuseinschub  i.  G.  Kontrakt,  i.  Com.     313 

g  kann  auch  ivy  vorkommen;  2)  im  absoluten  Anlaut  ist  (in  einem  ein- 
silbigen Worte)  üy  zu  lesen:  wybr  'Himmel',  ^yr  'Enkel',  ^yth  'acht', 
\Vyf  'ich  bin',  wyt  'du  bist',  wyn  'Lämmer';  3)  nach  einem  Vokal  in 
der  Kegel  wy  (Ausnahmen:  awyr,  garawys,  grawys  §  12G,  2,  3  S.  203), 
nach  einem  inlautenden  Konsonanten  in  der  Eegel  uy.  gwanwyn  'Früh- 
ling'.    Über  den  Übergang  eines  uy  in  wy  s.  §  221. 

Anm.  3.  Jüngere  Kontraktionen  der  nach  den  obigen  Regeln  unkon- 
trahierten  vortonigen  Vokalgruppen  kommen  in  der  Umgangssprache  vor, 
Beispiele  aus  dem  Dialekt  von  Carnarvon:  g'alan  'Angelrute'  gwialen 
(leniert  wjalan);  xwjadan  'Ente'  hwyaden;  g'alxan  'Amsel'  mwyalchen 
(leniert  wjalxan;  die  nicht  lenierte  Form  ist  eine  Analogiebildung);  durnod 
'Tag'  diwrnod.  Einige  derartigen  Formen  mögen  auch  in  die  Schrift- 
sprache gedrungen  sein;  so  etwa  miaren  'bramble,  briar'  neben  mwyar 
'Brombeeren',  gwanwyn  'Frühling'  S.  74.  Auch  können  Formen  wie 
dioddef  'ohne  Leid'  metrisch  als  zweisilbig  verwendet  werden. 

§  215.  Als  Hiatuseinschub  scheint  im  C.  unter  Umständen 
(bes.  nach  a)  ein  v  vorzukommen:  c.  llyfu  'lecken'  §59,5  S.  100; 
gwyryf  'Jungfrau'  §  138,  4  S.  223;  gwelyf  'Bett'  neben  gwely 
§  59,  4  S.  98.  Das  v  wird  besonders  vor  gerundeten  Vokalen  ent- 
standen sein,  vgl.  levyä  =  lleoedd  'Stellen',  Sweet  S.  429  (in 
ivaTok  'jung'  =  ieuanc  ebenda  muß  das  v  von  dem  vorhergehenden 
Diphthong  abhängig  sein), 

Anm.  In  c.  afu  'Leber'  neben  au,  iau  ist  v  kein  Hiatuseinschub, 
sondern  ein  ursprünglicher,  in  au,  iau  geschwundener  Laut,  vermutlich 
ein  altes  w^  vgl.  acorn.  aui  br.  avu  air.  6a  {ow-  :  aw-  wie  in  den  S.  61 
angeführten  Fällen;  Endung  und  Etymologie  unklar).  —  Ob  das  v  von 
nyfio  'schneien',  deifio  'sengen'  (§  63,  1  S.  108)  ein  Hiatuseinschub  sein 
kann,  ist  sehr  zweifelhaft;  vor  einem  j  ist  ein  Hiatuseinschub  jedenfalls 
nicht  berechtigt.  [Vgl.  jetzt  Loth,  Melanges  Havet,  S.  237 — 240,  der  in 
dem  V  die  Fortsetzung  der  labiovelaren  Media  aspirata  sieht.] 

§  216.  Im  Cornischen  haben  Kontraktionen  in  einem  ähn- 
lichen Umfange  wie  im  Cymrischen  stattgefunden;  vgl.  die  Bei- 
spiele im  Anfang  von  §  214.  Es  kommen  dazu  noch  einige  weitere 
Fälle:  mcorn.  dor  'Erde',  ncorn.  mör  'raora',  mcorn.  hörn  'Eisen' 
(S.  66,  67,  73). 

Die  Regel  für  i  y  j  ist  ähnlich  wie  im  C;  also  Hiatus  in 
dyenkys  'entflohen',  j  in  guiryon  'unschuldig'.  Also  überhaupt 
Hiatus  in  wesentlich  denselben  Fällen  wie  im  C:  pryes  'Gemahl', 
lues  'viel'  ac.  Haus  mc.  lluaws.  Der  Hiatus  ist  vom  etymologi- 
schen Bewußtsein  bewirkt  in  corn.  golyow 'Wunden'  u.  s.  w.  Dem 
0.  iawn  'gerecht'  entspricht  corn.  evn,  ewen. 

Beseitigt  ist  der  Hiatus  durch  Einschub  in  corn.  y  y-amach 
'ihr  Bild'  (§  276)   und  in   dewes  'Trank'    acorn.  diot    mc.  diawt 


314  Kontraktion  und  Hiatuseinschub  im  Br.        [§217.218 

nc.  diod  mbr.  diet;  in  corn.  dywolow  Plur.  'Teufel'  ist  wohl 
der  zweite  von  den  hiatusbildenden  Vokalen  im  Yorton  geschwunden 
[w  dann  für  v);  der  Sing,  dyowl,  dyaul,  jawl  ist  einsilbig  mit 
anlautendem  g,  vgl.  Lhuyd  S.  54. 

^  217.  Auch  im  Bretonischen  haben  die  Kontraktionen 
ungefähr  denselben  umfang  wie  im  Cymrischen.  Ein  i  vor  einem 
Vokal  bleibt  nach  einem  anlautenden  Konsonanten  silbisch  (mbr. 
diaoul  'Teufel',  priet 'Ehemann,  Ehefrau',  lyen  'Leinwand',  lies 
'viel',  liammou  'Bänder';  in  der  Proklise  findet  sich  einsilbige 
Aussprache  in  mbr.  diar  'von',  diouz  'gegen'),  wird  aber  nach 
einem  inlautenden  Konsonanten  unsilbisch  (mbr.  guiryon  'wahr', 
guirionez  'Wahrheit';  zahlreiche  hiatusbildende  i  finden  sich  jedoch 
auch  im  Inlaut  unter  dem  Einfluß  des  etymologischen  Bewußtseins 
oder  in  Lehnwörtern,  z.  B.  in  mbr.  goulyau  'Wunden',  nation 
'Nation'  u.  s.  w.).  Im  absoluten  Anlaut  kann  ein  i  silbisch  bleiben 
(mbr.  youll  und  eoll  'desir,  bonne  volonte'  nbr.  ioul,  vgl.  abr. 
aiul  [d.  h.  a  iul]  gl.  nitro,  worin  i  übrigens  an  die  Stelle  eines 
e  getreten  ist:  c.  ewyll  'Wille';  dem  c.  iawn  entspricht  br.  eeun 
eön).  Br.  ia  'ja'  ist  einsilbig.  —  Beispiele  für  den  Hiatus  (laut- 
gesetzlich oder  vom  etymologischen  Bewußtsein  bewirkt)  im  Mbr.i.- 
aemp  'wir  gingen';  a-eur  'Glück'  (lat.  oder  frz.?  vgl.  §  131,  3 
S.  212);  broys  'gens  du  pays';  dou-ar  'Erde';  croe-adur  'Kind'; 
clou-ar  'lau';  roanes  'Königin';  scou-arn  'Ohr';  buan  'schnell'; 
truez  'Mitleid';  buez  'Leben';  leanes  'Nonne'  (c.  lleian);  dle- 
our  'Schuldner';  merdeydi  'Matrosen'  (Sing.  nbr.  merdead). 
Eine  von  zwei  gleichen  Vokalen  (ee,  aa)  bestehende  Gruppe  ist 
immer  als  zweisilbig  gemeint;  heute  hat  jedoch  in  der  Aussprache 
Kontraktion  stattgefunden:  reer  'man  tut',  lakaat  'setzen';  vgl. 
Ernault,  Gramm.  S.  4.  —  gwiaienn  und  gwalenn  'Rute'. 

§  218.  Ein  j  als  Hiatuseinschub  ist  im  Mbr.  und  im  Nbr. 
im  Satzzusammenhang  häufig:  mbr.  me  a  i-a,  me  y-a;  me  y-el, 
me  y-elo  'ich  werde  gehen';  a  y-ez  '(welcher)  ging';  a  i-oa 
'(welcher)  war'.  Ein  v  als  Hiatuseinschub  kann  im  Nbr.  vor  den 
Diphthongen  oa^  oe  erscheinen:  aoualc'h  a  v-oad  ak  a  v-oelvan 
'genug  des  Blutes  und  der  Klage'  (lenierte  Formen  von  goad  und 
goelvan). 


1.    Im  Nbr,    können   einif^e    von    diesen    Fällen    (Z.  B.    douar    'Erde') 
metrisch  als  einsilbig  verwendet  werden. 


§  219,  1]  Diphthongierung.     Ir.  e  >  ia.  315 

Die  Diphthonge. 

§  219.  (Entstehung  von  Diphthongen.)  Neue  Diphthonge, 
die  durch  Kontraktion  von  zwei  urspr.  hiatusbiklenden  Vokalen 
entstanden  sind,  sind  in  §  209 — 217  angeführt.  Diphthonge,  deren 
letztes  Element  durch  die  Vokalisierung  eines  Verschlußlautes  ent- 
standen ist,  werden  in  §  201,  2  und  §  329  besprochen.  Über  l  > 
IV  im  Br.  vgl.  §  88,  2  S.  137.  Im  Brit.  sind  aus  den  idg.  Grup- 
pen Vokal  +  w  bez.  j  +  Vokal  teils  durch  Abfall  des  zweiten  Vo- 
kals (bes.  im  Auslaut;  vgl.  aber  auch  §  42  Anm.  1  S.  62),  teils 
durch  Verschiebung  der  Silbengrenze  Diphthonge  entstanden;  über 
die  starke  Dissimilation  der  Gruppe  ij  (zu  c.  ai,  oe  u.  s.  w.)  s. 
§  45,  2—3  S.  66 f.,  §  48  S.  73.  Über  Diphthongbildung  durch 
Epenthese  s.  §  250,  §  251,  §  255  ff.  Außerdem  sind  Diphthonge 
durch  qualitative  Dissimilation  der  Zeitmomente  eines  einheitlichen 
(langen)  Vokals  entstanden. 

1)  a)  Der  aus  idg.  ei  entstandene  lange  V^okal  e  (§  40)  ist 
im  Ir.  vor  unmouillierten  Konsonanten  über  ea  zu  ia  geworden. 
Belege  für  die  Zwischenstufe  ea  sind  Thes.  II  XV,  XVI  aufge- 
zählt: Druim  leas  =  Druim  lias  ON,  dea  'Gott',  feadinne 
gl.  labruscas.  Dazu  noch  feal  Wb.  13a  29  gl.  honeste  'scham- 
haft' =  mir.  fial  c.  gwyl  'modest,  bashful'  (Wb.  schreibt  sonst  ia; 
ea  muß  Beminiszenz  aus  einer  älteren  Orthographie  sein).  Aber 
auch  die  Schreibung  ie  kommt  vor:  Fiechrach  MN  =  Fiach- 
rach,  ier-sin  ^nachher'  ==  iarsin  Thes.  II  XVI;  grien-tairisem 
'Sonnenwende'  Thes.  II  25,  34.  Vgl.  zu  diesem  Schwanken  den 
lit.  Diphthong  ie,  der  dialektisch  als  ea  klingt.  Die  irische  Diph- 
thongierung setzt  eine  offene  Aussprache  des  e  voraus ;  vgl.  die  Ent- 
wickelung  e  (offen)  >  ie  in  lat.  febris  (dessen  e  zunächst  zu  offenem 
e  wurde)  >  fr.  fievre,  lat.  caelum  (ae  zunächst  zu  offenem  e  ge- 
worden) >  fr.  ciel.  —  An  der  Diphthongierung  zu  ia  nimmt  Teil 
lat.  e  und  ein  früh  kontrahiertes  e  +  e,  s.  §  212;  wahrscheinlich 
auch  noch  andere  Fälle,  vgl.  unten  über  die  brit.  Entwdckelung. 
Niemals  zu  ia  diphthongiert  wurde  das  durch  Ersatzdehnung  nach 
§  201,  1  entstandene,  vermutlich  geschlossenere  e. 

b)  Das  aus  einem  idg.  t<;-Diphthong  entstandene  ö  und  auch 
ein  in  verschiedenen  anderen  AVeisen  entstandenes  ö  wird  im  Ir. 
(vor  mouillierten  und  nicht  mouillierten  Konsonanten)  zu  lui  diph- 
thongiert. Vgl.  Zupitza  ZfcPh.  III  275—282.  Unsere  ältesten 
Denkmäler  bieten   noch   ö    (z.  B.    Wb.  prima  manus   boid   'Sieg', 


316  Ir.  ö  >  ua,  [§  219,  1 

so  OS  gl.  sursum,  später  buaid,  suas).  Der  flauptschreiber  des 
Wb.  hat  nur  vor  gewissen  Konsonanten  Diphthongierung.  So  zu- 
nächst vor  den  Dentalen  s,  d,  /,  t^  r,  l,  n:  suas  ^hinauf,  buaid 
^Sieg',  f  athuaith  ^nördlich',  tuati  gl.  qui  foris  sunt,  ^Laien',  cuairt 
'Umkreis',  ro-cuale  'hat  gehört',  fuan  'paenula',  suan  'Schlaf, 
uäin,  uain  'Muße,  Leihen',  suanemuin  'Seile'.  Ferner  vor  T/^m; 
srüaim  'Strom'.  Vor  h  war  die  Diphthongierung  noch  im  Werden: 
obar  'Übermut'  Wb.  27a9,  aber  uabar  13b  14;  vor  dem  lenierten 
m  ist  der  Diphthong  nicht  belegt:  hömon  'Furcht',  nir.  uamhan. 
Vor  den  Hinterlingualen  kommt  der  Diphthong  nicht  vor:  ög 
'jungfräulich',  öge  'Jungfräulichkeit';  conoigset  'nähten'  (nir. 
fuaghaim  'nähe');  log  'Lohn'  (so  auch  Ml.;  Sg.  luach  nir.  luach); 
trog  'elend,  unglücklich'  (nir.  truagh);  öcht  'Kälte'  (Ml.  huacht, 
nir.  fuacht);  tröcaire  'Mitleid'.  Einige  Störungen  der  Regeln 
haben  sich  schon  eingeschlichen.  Das  auslautende  o  gewisser  Prä- 
verbia  müßte  mit  einem  folgenden  o  je  nach  dem  darauf  noch  fol- 
genden Konsonanten  teils  ua,  teils  ö  ergeben:  tuarcun  gl.  tribu- 
latio  (mit  verschlepptem  ua:  do-füaircc  'welcher  drischt'),  tuar- 
gab  'hat  erhoben',  aber  tobe  'Abschneiden'  (s.  Verbalverz.  ben-), 
föcre  'Verkündigung,  Befehl';  man  findet  jedoch  Verschleppung 
teils  von  ö,  teils  von  ua:  törmach  'Vermehrung',  törtrommad 
'Bedrückung',  fo-d-uacair  'who  proclaims  it',  tuaichle  'astutia' 
(Ml.  in  tuachall  gl.  uersute;  vgl.  Verbalverz.  cel-,  ciall-).  Ferner 
ist  zu  beachten,  daß  die  Diphthongierung  nui'  in  betonter  Silbe 
eintritt:  suas  'nach  oben',  aber  os  cech  anmimm  'über  jedem 
Namen'  (analogisch  in  der  betonten  Form  der  Präp. :  ösib  'über 
ihnen');  uäir  'Stunde',  aber  höre  'weil'  (proklitisch),  fo  chetöir 
'sofort'  (nachtonig)  (es  finden  sich  hier  Störungen:  huare,  huaire 
'weil'  Wb.  la  3;  2a  18,  19;  co-höir  'für  eine  Zeit'  Wb.  18d  10, 
Gen.  höre  16b  5;  ind-or-sa  'jetzt'  hat  einen  kurzen  Vokal  und 
ist  mir  unklar;  etwa  mit  in-diu  'heute'  §199  gleichartig?);  uaim- 
se  'von  mir',  uad-fialichthi  gl.  reuelatä,  auch  uam  braithrib 
'von  ihren  Brüdern'  [Wb.]  34a  6),  aber  immer  ö,  o  'von,  seit'  (un- 
betonte Präp.  und  Konj,;  in  Sg.  finden  wir  ua  Lothlind  'von 
Lothland');  ön,  sön  'dies'  (in  enklitischer  Stellung  aus  sodin  ent- 
standen); inmedöncha  Plur.  'Eingeweide',  medön-testimin 
'Zwischentext',  comthin  öl 'Versammlung',  furöil  'zuviel',  deröil 
'gering',  preceptöir  'Lehrer'. 

Die  Diphthongierung   ö  y  ua   muß   in   ihrem    vollen  Umfang 
schon   vor  Beginn   der  mir.   Periode  vollzogen   gewesen   sein.     An 


§  219,  1]  ö  >  wöf  im  Ir.  317 

der  Diphthongierung  nehmen  teil:  1)  ö  aus  einem  idg.  Diphthong 
(§  37);  auch  der  aus  idg.  op  vor  n  entstandene  Laut  (§  56);  2)  ö 
aus  0  +  0  (§  210);  3)  das  durch  Ersatzdehnung  nach  §  201,  1  b,  c 
entstandene  ö  (buain,  suanem,  uan;  rocuale,  vielleicht  smuai- 
nim,  u.  s.  w.);  4)  ö  in  lat.  Lehnwörtern  aus  lat.  ö:  mir.  scuap 
'Besen',  air.  gluas  'Glosse',  uar,  uair  'Stunde'  §127,  1;  5)  ö  aus 
ä  in  ir.  obar,  uabar,  vgl.  §  32,  3  S.  49.  Es  gibt  jedoch  im  Ir. 
ö-Laute,  die  nicht  diphthongiert  worden  sind.  Von  Fällen  wie  nir. 
oigh  'Jungfrau',  tröcaire 'Barmherzigkeit'  wird  abzusehen  sein;  hier 
liegt  wohl  nur  eine  auf  die  Zeiten  des  Wb.  zurückgehende  kirchlich- 
schriftsprachliche Tradition  vor.  Wirklich  in  Betracht  kommen  da- 
gegen die  folgenden  Fälle,  in  denen  niemals  Diphthongierung  ein- 
getreten ist:  1)  ö  aus  o -\- a^  o-\-u:  mir.  öc  nir.  ög  'jung'  aus  air. 
oac;  mir.  nir.  öl  'trinken'  air.  oul  (Dat.);  nir.  lör  'genug',  lön 
'Reisekost'  aus  air.  lour,  loun.  Diese  Kontraktionen  sind  vielleicht 
erst  nach  der  Vollziehung  der  Diphthongierung  eingetreten.  2)  ö 
im  Auslaut  und  vor  Vokalen:  dö  'zu  ihm'  (danach  döib  'zu  ihnen'?), 
fo-llö  (und  danach  fu-lös,  §  199);  air.  göo  'Lüge'  (fri  gua- 
lamnada  Thes.  II  291,  4  wird  eine  flektierte  [kontrahierte]  Form 
sein);  mir.  tö  'still,  schweigend'  (§37,2  S.  55;  die  Nebenform  tua 
wird  aus  den  flektierten  zweisilbigen  Formen  hervorgegangen  sein); 
air.  atöo  'ich  bin';  mäo,  mö  'mehr'.  Vgl.  §  37,  3,  4.  3)  ö  aus 
ow  vor  Kons.  (§  201,  3):  cöre  'Friede'.  Auf  die  Schreibung  an 
uaser  'ihr  jüngster'  neben  an  öser  Thes.  II  300,  7  (mit  uasal 
'hoch'  reimend)  ist  nichts  zu  geben;  die  Verszeilen  werden  aus  einer 
Zeit  stammen,  wo  noch  keine  Diphthongierung  stattgefunden  hatte 
(oder  wenigstens,  wo  die  nicht  diphthongierten  Formen  noch  tradi- 
tionell in  der  Poesie  verwendbar  waren);  der  Glossator  hat  uaser 
als  uas-fer  verstanden.  Die  Diphthongierung  von  ö  zu  ua  setzt 
eine  Aussprache  vor,  wonach  der  Laut  gegen  Ende  offener  war  als 
im  Anfang;  es  liegt  nahe  zu  vermuten,  daß  bei  dem  aus  oiv  ent- 
standenen ö  die  umgekehrte  Bewegung  während  der  Aussprache 
stattfand.  4)  ö  aus  lat.  au  brit.  ow:  ör  'Gold',  Pol  'Paulus',  cöis 
'Sache'  (§  131,  1  S.  211).  Erklärung  wie  bei  ir.  cöre.  5)  ö  aus 
(und  neben)  ä  in  air.  mör,  mär;  vgl.  möin  'Sumpf  (§  32,  3). 
Man  könnte  annehmen  wollen,  daß  hier  eine  offenere  Qualität  des 
ö  als  in  den  diphthongierten  Fällen  vorlag;  dies  ist  aber  schon  an 
und  für  sich  unwahrscheinlich,  da  auch  ö  >  ua  offen  war;  und  der 
Gegensatz  zu  obar,  uabar,  wenn  dies  Wort  oben  §  32,  3  S.  49 
richtig  gedeutet  ist,  ist  dann  unklar;  eher  ist  daher  anzunehmen,  daß 


318  Ir.  ö  >  ua.     Nir.  Diphthonge.  [§  219,  1.  2 

der  Vokal  unter  dem  Einfluß  des  m  geschlossen  geworden  war, 
obgleich  ein  solcher  Einfluß  z.  B.  in  smuainim  nicht  zu  spüren 
ist.  6)  ö  aus  lat.  ä  (pöc  'Kuß',  §  126,  1  S.  202)  und  ö  aus  lat.  ö, 
wenn  dies  im  Brit.  mit  lat.  ä  zusammengefallen  ist  (nöin  'noon', 
§  127,  1  S.  206),  ö  =  c.  aw  (nös  'Sitte',  rön  'Pferdehaar';  aber 
auffäUigerweise  ruainne,  §  32,  3  S.  49),  ö  in  Lehnwörtern  aus 
dem  Englischen  (=  aengl.  ä  c.  aw  :  rön  'Seehund',  röt  'Weg', 
§  20  S.  21).  VermutHch  aus  dem  jungen  Alter  dieser  Wörter  zu 
erklären.  Vgl.  noch  ir,  smöl,  smölach  'Drossel'  S.  73.  7)  ö  in 
cöic  'fünf  §  94,  3  S.  151.  8)  ö  in  AVb.  brön  'Kummer'  nir. 
brön,  nir.  srön  'Nase',  nir.  ton  'podex'  (§  201,  1  b,  c);  air.  do- 
rönad  'ist  getan  worden'  (zu  do-gniu). 

Nach  Beseitigung  der  chronologisch  zu  erklärenden  Fälle  er- 
gibt sich  also,  daß  man  im  Ir.  vor  der  Diphthongierung  zweierlei 
ö  hatte:  ein  offenes  (während  der  Dauer  der  Aussprache  offener 
werdendes)  ö  und  ein  geschlossenes  (während  der  Aussprache  ge- 
schlossener werdendes)  ö.  Weshalb  die  unter  7)  und  8)  genannten 
Wörter  den  geschlossenen  Laut  hatten,  ist  nicht  klar;  brön  und 
tön  haben  im  Gegensatz  zu  buain,  suanem,  uan  altes  u^  ü  ge- 
habt; dorönad  hat  aber  o  gehabt;  ebenso  srön  nach  der  oben 
S.  82  gegebenen  Deutung. 

Ein  Teil  der  nicht  diphthongierten  ö-Laute  sind  im  Nir.  (meist 
dialektisch)  zu  u  geworden.  Aus  dem  Arrandialekt  führe  ich  an: 
Lün  'Nahrung,  Essen'  (Finck;  „selten"),  mil  'mehr',  küs  'Sache' 
(schon  mir.  cüis),  ?mm 'Torf,  fra-n^7na 'Abend'  (träth-nöna),  yüs 
'Sitte',  Tun  'Seehund',  smülax  'Drossel',  küg,  xüg  'fünf,  srfm 
'Nase',  tun  'Ai'sch'.  Die  Gesetze  dieses  Wandels  sind  mir  gänzlich 
unklar.  Aus  Donegal  führt  Quiggin  §  52  nur  käg'  'fünf  und  küs 
'Sache'  an.  Vielleicht  hat  das  nir.  ü  Zusammenhang  mit  der  air. 
geschlossenen  Aussprache. 

Anm.  1.  Die  Diphthonge  ia,  ua  betonen  im  Nir.  (und  betonten  im 
Air.)  ihr  erstes  Element;  ich  habe  die  Aussprache  als  7»,  üd,  Finck  und 
Quiggin  haben  sie  als  i9,  lo  aufgefaßt.  —  Auf  nir.  dialektische  Diph- 
thongierungen (vgl.  §  202,  ll  kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 

2)  a)  Das  urkeltische  e  aus  idg.  ei  ist  im  Brit.  diphthongiert 
worden,  aber  in  anderer  Richtung  als  im  Irischen.  Es  muß  zu- 
nächst zu  ei  geworden  sein,  woraus  durch  Dissimilation  c.  tig  (wy) 
mcorn.  oy  br.  oue  (ue),  oa.  Diese  Diphthongierung  setzt  eine  ge- 
schlossene Aussprache  des  e  voraus;  vgl.  die  Entwickelung  e  (ge- 
schlossen) >  ei  >  oi  >  oa  in  lat.  debes,  bibit   (ital.  beve)  >  afrz. 


§  219,  2]  Diphthongierung  im  Brit.  319 

deis,  beit  >  frz.  dois,  boit  (urspr.  mit  oi,  später  mit  oe^  jetz^ 
mit  oa  gesprochen ;  vgl.  Nyrop,  Gramm,  bist,  de  hi  langue  franraise 
I  §  156 — 158).  —  An  dieser  Diphthongierung  nahmen  Teil:  1)  das 
idg.  e,  wo  es  nicht  zu  l  geworden  war,  s.  §34  Anm.  S.  51;  2)  ein 
früh  kontrahiertes  e  +  i:  c.  wy-t  ^du  bist'  S.  73  (ein  entsprechendes 
e  -^  e  kann  ich  nicht  belegen);  3)  das  durch  Anlautsdehnung  ent- 
standene e,  s.  §  28,  5  S.  38;  4)  das  lat.  e. 

b)  Eine  jüngere  Diphthongierung  eines  (geschlossenen)  e  zu  ei 
vor  d,  ^  s  im  Br.  ist  in  §  29,  2  S.  42  und  §  257  Anm.  1  be- 
sprochen. —  Eine  größere  ßolle  spielt  die  Diphthongierung  eines 
(offenen)  e  zu  ea  vor  -x  im  Br.  (Leon)  :  Leon  beac'h  'Bürde', 
deac'h  'gestern',  breac'h  'x\rm',  leac'h  'Ort' :  mbr.  bech,  dech, 
brech,  lech.  Dieselbe  Diphthongierung  vor  -^  in  Leon  gweach 
'Mal'  :  mbr.  guez  (vgl.  S.  124  oben).  Vor  einem  nicht  auslauten- 
den (und  also  nicht  derselben  Silbe  gehörigen)  x  oder  s  erscheint 
das  ea  lautgesetzlich  nicht:  Leon  briad  'Armvoll',  briata  'um- 
armen', bian,  bihan  'klein'  (ir.  beccän  S.  103),  a-wechou  'bis- 
weilen'. Pluralformen  wie  breac'hiou,  gweachou  sind  analo- 
gisch. —  Der  Diphthongierung  zu  ea  unterlag  in  Leon  vor  jedem 
auslautenden  Konsonanten  der  aus  älterem  ae  nach  §  223  ent- 
standene offene  e-Laut;  so  erklärt  sich  die  scheinbare  Metathese  in 
Leon  kear  'Stadt',  mean  'Stein'  :  c.  caer,  maen.  Dagegen  vor 
einem  nicht  auslautenden  Konsonanten:  Leon  belek  'Priester'  (mit 
geschlossen  gewordenem  e)  :  mbr.  baelec;  Leon  lezen  'Milch  der 
Fische'  :  leaz  'Milch'.  Vgl.  M.  Grammont,  La  metathese  de  ae 
en  breton  armoricain,  MSLXIV  180 — 189.  —  Die  Diphthongierung 
eines  (offenen)  e  zu  ea  kommt,  anders  geregelt,  auch  im  Dialekt 
von  V.  vor;  ihr  unterliegt  im  haut-vannetais  das  aus  ae  entstandene 
e  vor  x:  leah  'Milch',  tiegeah  'menage',  madeleah  'Güte'  (die 
Endung  =  c.  -aeth  §  194);  dagegen  wird  ein  altes  e  vor  x  nicht 
diphthongiert,  und  ein  aus  ae  entstandenes  e  wird  vor  anderen 
Lauten  als  x  nicht  diphthongiert:  hueh  'sechs',  ker  'Stadt'.  Ln 
bas-vannetais  spricht  man  leh,  madeleh  u.  s.  w.  Ferner  findet 
sich  in  V.  Diphthongierung  vor  leniertem  m:  eaiT  'er',  eaii  'Him- 
mel', inean  'Seele',  deail  'Schwiegersohn'  (S.  48). 

Im  Neucornischen  ist  e,  ö  vielfach  zu  ea,  oa  diphthongiert 
worden:  dean  'Mann',  mean  'Stein',  eath  'acht',  zeäß  'olla',  noath 
'nackt',  oan  'Lamm',  höar  'Schwester'  (Lhuyd  S.  15),  hoarn 
'Eisen',  gwäv  'hyems'  :  mcorn.  den,  br.  eiz,  acorn.  seit,  mcorn. 
noyth  (noth),  on  (acorn.  oin),   acorn.  huir   mcorn.  hörn,   acorn. 


320    Die  c.  und  br.  Diphth.  Auflösung  eines  Diphth.     [§  219,  2.  220 

goyf.  Lhuyd  führt  auch  undiphthon gierte  Formen  an;  den  'Mann', 
hör  'Schwester'.  Daß  die  ganze  Erscheinung  nur  graphisch  wäre, 
ist  wegen  der  Angaben  bei  Lhuyd  ausgeschlossen. 

Anm.  2.    Über  c.  aw  aus  abrit.  ö  s.  §  182,  2  und  §  32,  2  S.  48. 

Anm.  3.  Die  c.  Diphthonge  sind  sämtlich  ic-  und  J-Diphthonge  (wo- 
bei ich  unter  J  ein  unsilbisches  i  oder  y  verstehe) ;  sie  sind  sämtlich  auf 
dem  ersten  Element  betont.  —  Die  beiden  Elemente  eines  neubretonischen 
Diphthonges  sind  so  annähernd  gleich  betont,  daß  es  oft  schwer  zu  ent- 
scheiden ist,  ob  das  erste  oder  das  zweite  Element  als  Silbengipfel  zu  be- 
trachten ist.  Im  Wesentlichen  werden  die  folgenden  Eegeln  zutreffen: 
1)  i  ist  als  zweites  Element  eines  Diphthonges  dem  ersten  Element  unter- 
geordnet (und  kurz):  eil  'der  zweite',  neiz  'Nest',  mui  'mehr';  2)  o.  u,  ö 
ist  als  zweites  Element  dem  ersten  Element  untergeordnet  (und  kurz): 
taol  'Tisch',  teod  'Zunge',  eo  'ist',  eneou  'Seelen',  piou  'wer',  diou 
'zwei'  (fem.),  liou  'Farbe',  riou  'Kälte',  traou  'Dinge',  daou  'zwei'  (raask.), 
faoutet  'gespalten',  iaouank  'jung',  eeun  'gerade'.  Als  erstes  Element 
ist  ein  t^j-artiger  Laut  (o,  u)  dem  zweiten  Element  untergeordnet:  noaz 
'nackt',  goanv  'Winter',  boued  'Essen'  (dies  gilt  jedoch,  wie  schon  ange- 
deutet, nicht  für  das  m  in  mui;  es  gilt  dagegen  für  das  ganz  anders  ent- 
standene M  in  gwir  'wahr',  gwelet  'sehen',  vgl.  §  41  Anfang  S.  59).  Die 
Entscheidung  ist  bei  iou  und  oa  recht  schwierig;  auch  bei  eo  in  deomp 
'zu  uns'  habe  ich  geschwankt:  unsilbisch  ist  das  e  in  eontr  'Onkel' Jon^. 
3)  In  den  Diphthongen  ae  und  ea  ist  das  letzte  Element  untergeordnet. 

§  220.  Auflösung  eines  Diphthonges  in  zwei  hiatusbildende 
Vokale  hat  vielleicht  im  Ir.  bei  dem  Diphthong  eu,  tu  stattgefunden 
(§  201,  2  Anm.).  Die  Schreibung  eiui,  worauf  diese  Vermutung 
sich  stützt,  muß  aber  dann  in  Sg.  (wo  sie  gerade  besonders  häufig 
auftritt)  nur  historisch  sein;  denn  zur  Zeit  dieser  Handschrift  war 
die  Aussprache  (wieder)  einsilbig.  Durch  Analogiebildung  ist  ein 
diphthongisches  ia  zweisilbig  geworden  in  ir.  biad  'Essen'  c.  bwyd; 
vgl.  Sommer  IF  XI  236 f.  über  ir.  sia  (c.  hwy)  'länger'  und  lia 
'mehr';  über  ir.  dias  'Ähre,  Spitze'  s.  §  221. 

Im  Br.  ist  die  Auflösung  eines  Diphthonges  nicht  selten. 
doue  'Gott'  und  roue  'König'  sind  im  Mbr.  einsilbig,  jetzt  zwei- 
silbig; mouez  'Stimme'  (aus  afrz.  vois)  ist  zweisilbig  bei  Loth, 
Chrestomathie  341,  7.  Das  Gesetz  ist  mir  unbekannt.  Vgl.  Er- 
nault,  Gramm.  S.  66:  „Les  diphthongues  peuvent,  en  general,  comp- 
ter  pour  une  ou  pour  deux  syllabes;  mais  il  ne  faut  pas  abuser  de 
cette  derniere  prononciation,  surtout  quand  on  ecrit  dans  un  auti'e 
dialecte  que  celui  de  Leon".  Vgl.  noch  Legonidec,  Dictionn.  br.- 
fr.  S.  3  (wo  angegeben  wird,  daß  aer  'Schlange'  zweisilbig  sein 
kann). 

Anm.     Die  Auflösung   eines  Diphthonges   gehört   zwar   nicht   zu    den 


§  221]  Verschiebung  des  Silbengipfels.  321 

allergewöhnlichsten  sprachlichen  Erscheinungen,  ist  aber  keineswegs  selten. 
Sie  hat  gelegentlich  im  Französischen  stattgefunden:  grief,  meurtrier, 
sanglier,  hier,  groin,  s.  Nyrop,  Gramm,  hist.  I  §  296.  Vgl.  lit.  dial. 
Suva  =  suo  'Hund',  serb.  ije  aus  asl.  <?,  serb.  «-o,  i-o  aus  a/,  il  u.  s.  w.; 
südalb.  i-e,  u-a.  ü-e  (wofür  noch  im  Nordalb.  Diphthonge  gesprochen  werden); 
dazu  noch  KZ  XXXIX  241.  —  Über  die  Auflösung  der  Triphthonge  -aew, 
-oew  im  Nc.  s.  §  233. 

§  221.  Verschiebung  des  Silbengipfels  hat  im  Ir.  bei  den 
Diphthongen  eo,  eu,  iu  (§  201,  2)  stattgefunden. 

Im  C.  ist  wy  bisweilen  in  zwei-  oder  mehrsilbigen  Wörtern  zu 
wt/  geworden.  Rhys,  Lectures^  131:  „As  to  the  diphthong  wy, 
when  it  Dccurs  in  an  accented  syllable  followed  by  another  syllable 
in  the  same  word,  the  accent  under  favourable  circumstances  shifts 
from  the  w  to  the  y,  whereby  the  former  becomes  a  semi-vowel, 
as  in  gwydd  'goose',  but  gwyddau  ^geese'".  Ob  Rhys  hier  die 
Aussprache  wy  (wie  ich  vermute)  oder  die  Aussprache  W9  im  Auge 
hat,  ist  nicht  klar  (vgl.  über  die  Aussprache  der  Gruppe  wy  als 
wy,  wd,  u  §  184). 

Anm.  Auf  dieser  Verschiebung  des  Silbengipfels  beruht  wohl  der  An- 
tritt eines  g-  in  c.  gwyneb,  gwybren  statt  wyneb,  wybren  §  28,  5 
S.  38;  das  anlautende  w  wurde  als  Lenition  eines  gtv  aufgefaßt.  Ähnlich 
in  wylo,  gwylo  'weinen'  corn.  ole,  wole  (allerdings  geht  aus  §  302,  5 
und  aus  br.  goelo  'weinen'  hervor,  daß  ein  Vorschlag  von  g-  auch  vor  up 
denkbar  wäre).  Ein  deutlicheres  Zeugnis  für  die  Verschiebung  des  Silben- 
gipfels ist  c.  tywysen  'Ähre'  neben  twysen  zu  br.  V.  toezenn  ds., 
Plur.  toezad  (auch  tuezenn,  tuezad)  ir.  dias  'Ähre,  Spitze  des 
Schwertes'.  Denn  alles  scheint  mir  darauf  zu  deuten,  daß  dies  Wort  ein 
idg.  ei  hat;  es  ist  aber  in  allen  drei  Sprachen  volksetymologisch  umge- 
staltet worden;  ob  das  ir.  d  statt  t  durch  den  Einfluß  von  dias  'zwei 
Personen'  hervorgerufen  ist,  mag  zweifelhaft  sein;  jedenfalls  ist  aber  dies 
Wort  daran  Schuld,  daß  auch  dias  'Ähre'  zweisilbig  sein  kann  (mit  der 
zweisilbigen  Aussprache  in  Verbindung  steht  auch  die  nir.  Nebenform  deas, 
vgl.  nir.  beala  §  213  S.  311);  das  eingeschobene  »  in  c.  tywysen  mag 
auf  Anschluß  an  tywysog  'Führer'  beruhen;  im  Br.  wurde  das  Wort  mit 
dem  Worte  für  'Sieb'  (vgl.  mbr.  taffoessat  'sieben',  V.  taiTouiz  'Sieb') 
assoziiert  und  nahm  so  die  Nasalierung  und  den  Vokal  a  vor  dem  w  des 
Diphthonges  oe  an;  als  später  das  Wort  für  'Sieb'  (unter  frz.  Einfluß?) 
ein  m  annahm  (nbr.  tamoez),  folgte  auch  das  Wort  für  'Ähre'  :  nbr. 
tamoezenn.  Wenn  meine  Deutung  der  Vorgänge  richtig  ist,  hat  der  c. 
Plur.  tywys  (neben  twys)  sich  nach  dem  Sing,  gerichtet.  Etymologie: 
etwa  * steigsiä  zu  skr.  icgas  'Spitze'. 

Auch  in  nachtoniger  Silbe  kann  c.  uy  zu  wy  werden.  So  wird 
nach  Silvan  Evans  in  c.  awyr,  grawys  (§126,2 — 3S.203)  neben 
dem  älteren  uy  auch  ivy  gesprochen;  gwanwyn  'Frühhng'  (S.  74) 

Pederson:  Vgl.  kelt.  Gramm.  21 


322  Triphthonge.    Metathese  in  Diphthongen.      [§  222, 1. 2 

wird  von  Silvan  Evans  mit  dem  alten  uy  angesetzt,  hat  aber  in 
Carnarvon  wy.  In  einsilbigen  Wörtern  kommt  c.  wy  aus  uy  nur 
unter  ganz  besonderen  Umständen  vor.  Für  wy  ^Ei'  (§45,  1  S.  66) 
wird  als  süd-cymrische  Form  wi  angegeben.  Dieselbe  Verschiebung 
in  br.  vi  (V.  ui).  —  ju  scheint  zu  yw  verschoben  zu  sein  in  c.  uwd 
§  44  Anm.  2  S.  65.  —  Einige  Verschiebungen  des  Silbengipfels 
im  Br.  sind  aus  §  219  Anm.  3  zu  ersehen. 

§  222.  1)  In  dem  Triphthong  uyw,  ujw  ist  durch  Dissimi- 
lation im  C.  und  Corn.  der  ursprüngliche  Silbengipfel  (u)  verloren 

gegangen:  c.  duw  'Gott'  (ü  aus  y  nach  §  259,  1)  mcorn.  dew 
(§  40,  S.  59).  Daneben  stehen  Formen  mit  Schwund  des  w:  br. 
doue  'Gott',  c.  meu-dwy  'Einsiedler',  eig.  "Diener  Gottes"  (also 
c.  duw  in  betonter,  -dwy  in  unbetonter  Silbe?  vgl.  noch  c.  Gwas- 
dwy  MN,  Dyfr-dwy  Fluß-N.  'Dee',  Rhys,  Lectures^  S.  145 f.; 
der  Kasusunterschied  —  dwy  ist  überall  Genitiv  —  spielt  keine 
Rolle).  Es  liegt  nahe,  corn.  gew  'Speer,  Schmerz',  leniert  wev 
(S.  74,  §  58,  3  S.  96)  ähnlich  wie  dew  'Gott'  zu  erklären;  indessen 
scheint  gueth,  gweth  'schhmmer'  c.  gwaeth  (§  259,  2)  darauf 
zu  deuten,  daß  nicht  das  folgende,  sondern  das  vorhergehende  w 
für  die  Entwickelung  entscheidend  war;  davon  weicht  aber  dann 
corn.  goys  'Blut'  c.  gwaed  ab. 

2)  Der  Diphthong  uj  hat  im  Corn.  und  Br.  in  zwei  Fällen 
Metathese  erlitten:  c.  dwy  (fem.)  'zwei'  acorn.  dui  in  dui-vron 
'Brüste'  und  dui-glun  'Arschbacken'  mcorn.  dyw,  dew  br.  diou; 
c.  pwy  'wer'  corn.  pyw  br.  piou.  Die  Metathese  hat  also  im 
Auslaut  eines  einsilbigen  Wortes  stattgefanden.  Ob  corn.  caradow 
=  c.  cara-dwy  (§  37,  S.  56)  durch  dieselbe  Metathese  in  der 
Schlußsilbe  eines  mehrsilbigen  Wortes  oder  durch  die  Entwickelungs- 
reihe  oy  y  ö  y  ow  zu  erklären  ist,  bleibe  dahingestellt.  —  Ein 
aoled  =  oaled  'Herd'  führt  Legonidec  an;   vgl.  noch  br.  eol  'Öl' 

aus  afrz.  oile. 

Anm.  1.  Die  Annahme  einer  Metathese  der  zweisilbigen  Gruppe  a-u 
zu  u-a  zur  Erklärung  von  ir.  caur,  cur  ad  u.  s.  w.  ist  in  §  209  in  Er- 
wägung gezogen.  Eine  Metathese  der  zweisilbigen  Gruppe  i-a  zu  (diph- 
thongischem) ai  scheint  unter  Umständen  im  Acorn.  vorzukommen:  ac. 
guiannuin  'Frühling'  acorn.  guaintoin  (S.  74);  c.  gwialen  'Kute' 
acorn.  guaylen  mcorn.  guelen  ncorn.  PL  gwaile  (-e  stumm). 

Anm.  2.  Die  Entwickelung  des  Diphthonges  ae  zum  Diphthong  ea  im 
Br.  (Leon)  ist  nur  scheinbar  eine  Metathese,  s.  §  219,  2  b  und  §  223. 

Anm. 3.  Eine  Fernmetathese  scheint  vorzuliegen  in:  c.  adwy  'Bresche, 
Paß'    br.  oade,    ode    'Öffnung   im  Zaune   als  Weg   für  Vieh   oder  Wagen 


§222,2.  223]     Vokal-Fernmetathese.  Monophthongierung.  323 

(in  Ouessant  ado,  s.  Loth,  Kc.  XXIX  70;  wohl  zum  w-Stamm  ir.  ath 
*Eurt');  c.  magwyr  'Mauer'  abr.  macoer  nbr.  moger  f§  124,  7  S.  199) 
acorn.  haloin  br.  c'hoalenn,  holenn  'Salz';  mbr,  nadoez  'Nadel' 
Treguier  noade  (vgl.  §  50,  9  S.  85) ;  mbr.  annoer  'Färse'  nbr.  ounner  (vgl. 
§19  8.21).  Vgl.  dazu  noch  c.  colwyn  'junger  Hund'  acorn.  coloin  mbr. 
quoalen  nbr.  kolen  (§60  8.104).  Dieselbe  Behandlung  der  letzten  Silbe 
in  br.  oaled  'Herd'  (§  38  Schluß  8.  57)  und  in  mbr.  profoet  'Prophet' 
nbr.  profed.  S.  Ernault,  Glossaire  moyen-breton,  unter  oade.  Ernault 
vergleicht  mbr.  madaelez  'Güte',  aznauodaeguez  'Kenntnis'  u.  s.  w. 
statt  *-elaez,  *-egaez;  es  fragt  sich  aber  ob  diese  mbr.  Schreibungen 
nicht  wie  so  viele  mbr.  Schreibungen  phonetisch  falsch  und  nur  als  ein 
mißlungenes  Antikisieren  zu  betrachten  sind.  Es  handelt  sich  entweder 
um  eine  "wirkliche  Fernmetathese  des  16^  (ich  habe  marvoad  statt  moarvad 
*8ans  doute'  "ich  weiß  wohl"  gehört);  oder  es  bandelt  sich  um  eine  Fern- 
assimilation der  Vokale  (dann  wäre  eventuell  auch  acorn.  poruit  gl,  paries, 
§  125,  2  S.  201,  in  diesen  Zusammenhang  zu  rücken);  auf  die  Assimilation 
wäre  eine  Dissimilation  gefolgt;  in  oaled,  profed  läge  nur  die  Dissimila- 
tion vor. 

§  223.  (Monophthongierung.)  Fast  sämtliche  aus  dem  Idg. 
ererbten  Diphthonge  sind  im  Keltischen  früher  oder  später  monoph- 
thongiert worden.  Dasselbe  Schicksal  hat  auch  einige  der  neu  ent- 
standenen Diphthonge  getroffen.  Vgl.  §  37 — 40;  für  das  C.  zu- 
gleich §  191,  §  203,  3,  §  204  Anm.;  für  das  Cornische  zugleich 
§  205.  Für  das  Bretonische  (vgl.  §  194,  §  186)  sind  zwei  Fälle 
hier  noch  zu  besprechen.  1)  Der  Diphthong  ao  wird  in  Treguier 
zu  ö:  Leon  kaol  'Kohl',  pe-naoz  'wie',  taolenn  'tableau',  paotr 
^Knabe',  aot  'Gestade',  aotrou  'Herr'  :  Treguier  kol,  pe-noz, 
tolen,  potr,  6t,  otro.  2)  Der  Diphthong  ae  wird  in  den  ver- 
schiedenen Dialekten  in  verschiedenem  Umfang  monophthongiert. 
Im  Dialekt  von  Leon  findet  die  Monophthongierung  nur  vor  einem 
Konsonanten  statt,  bleibt  aber  im  Auslaut  aus  und  trifft  niemals 
ein  aus  mbr.  az  entstandenes  ae:  ac.  caitoir  gl.  pube  mbr.  quae- 
zour  'Schamhaare'  nbr.  kezour;  mbr.  baelec  'Priester'  nbr.  belek; 
—  c.  caer  'Stadt'  mbr.  kaer  nbr.  Treg.,  Cornouaille,  V.  ker  Leon 
kear  (§  219,  2b);  c.  maen  'Stein'  Treg.,  Cornouaille,  V.  men 
Leon  mean;  —  c.  cae  'Zaun'  Leon  kae;  c.  sae  Leon  sae  (§  134 
S.  216),  aber  in  den  anderen  br.  Dialekten  ke,  se;  —  mbr.  azr 
'Schlange'  nbr.  Leon  aer  (§  186  S.  134)  V.  er;  mbr.  cazr  'schön' 
nbr.  Leon  kaer  V.  ker  (c.  cadr  'stark'  und  die  nbr.  Formen  setzen 
'tr-  voraus;  dagegen  spricht  die  abr.  Schreibung  cadr  gl.  decoreo 
nicht;  abrit.  Belatu-cadrus  GN  hat  daher  fernzubleiben);  ac. 
datl  abr.  dadl  (§  86  S.  135)  nbr.  Leon  dael;  mbr.  dazre  'Ebbe' 

21* 


324  Vokale  zwischen  gleichen  Konsonanten.  [§  224 

nbr.  Leon  daere;  mbr.  dazrou  'Tränen'  nbr.  Leon  daerou  V. 
dareu  (§  77  S.  124).  Vgl.  Grammont,  MSL  XIV  180—189  (wo 
auch  hier  übergangene  Einzelheiten,  Analogiebildungen  u.  s.  w.  be- 
sprochen sind).  3)  oe  aus  oz  ist  in  nicht-letzter  Silbe  zu  e  geworden 
in  1er ou,  Plur.  von  loer  'bas,  chaussure'  mbr.  louzr,  vgl.  acorn. 
loder  gl.  caliga  c.  Ilawdr  'Hosen'.  Mir  unklar;  dialektisch? 
Anders  mbr.  gozro  nbr.  goero  S.  97,  nbr.  moereb  S.  134. 

y.   Vokale  zwischen  gleichen  Konsonanten. 

§  224.  Wo  im  Wortinnern  der  Vokal  e  (^)  zwischen  zwei 
gleichen  Konsonanten  stand,  ist  im  Ir.  nach  einem  o  der  vorher- 
gehenden Silbe  der  erste  von  den  beiden  gleichen  Konsonanten 
geschwunden,  und  als  Fortsetzung  des  o  +  der  das  e  enthaltenden 
Silbe  erscheint  ein  Diphthong  oi.  Man  darf  jedoch  keineswegs 
etwa  die  Entwickelungsreihe  -ogeg-,  -omem-  >  ~o-eg-,  -o-em-  (zwei- 
silbig) >  -oig-,  -oim-  (kontrahiert)  ansetzen;  vielmehr  ist  das  e 
wegen  der  gegenseitigen  psychologischen  Attraktion  der  beiden 
gleichen  Konsonanten  geschwunden,  und  der  Diphthong  beruht  auf 
einer  Art  von  Epenthese.  Die  Erscheinung,  die  älter  als  der 
sonstige  Schwund  nachtoniger  Vokale  (§  168)  sein  muß,  ist  be- 
sonders häufig  in  den  echt  zusammengesetzten  reduplizierten  Verbal- 
formen: air.  do-röi-gu  'hat  gewählt'  (do-ro-  *gegu)  mir.  dor- 
röegu;  air.  for-roi-chan  'hat  gelehrt,  habe  gelehrt'  (for-ro- 
*cechan).  Ein  anderes  Beispiel  ist  ir.  cöica  'fünfzig'  nir.  caogad 
von  ir.  cöic  nir.  cüig  (idg.  '^pewkue)  mit  derselben  Endung  wie  in 
cethor-cha  'vierzig';  hier  stand  der  geschwundene  Vokal  zwischen 
zwei  nur  annähernd  gleichen  Konsonanten;  vgl.  air.  do-tet  'er 
kommt'  :  ni  tait,  ni  täet  'er  kommt  nicht'.  Zwischen  leniertem  und 
nicht  leniertem  m  in  air.  coimmchloud  'Wechsel'  mir.  coemchlöd 
(*com-imm-chloud);  air.  coimthecht  'Begleitung'  mir.  cäem- 
t  he  cht,  s.  Verbal  verz.  com-imm-tiag-.  Zwischen  einer  Kon- 
sonantengruppe und  einem  Konsonanten  (=  dem  letzten  Element 
der  Konsonantengruppe):  fo-coim-lachtar  'sie  haben  ertragen', 
s.  Verbalverz.  fo-long-;  3.  Plur.  du-coim-rachtar  gl.  exuerant, 
s.  Verbalverz.  di-rig-.  Aus  der  Singularform  do-com-arraig, 
die  aus  *di-com-reroig  nach  §  168  S.  262  zu  erklären  ist,  ist 
entweder  zu  folgern,  daß  die  haplologische  Vernichtung  der  Redu- 
phkationssilbe  nicht  in  allen  Formen  des  Paradigmas  stattgefunden 
hatte,    oder    daß   die  Reduplikationssilbe  in   einigen   Formen   ana- 


§  224.  225]  Haplologie.     Svarabhakti.  325 

logisch  restituiert  worden  ist;  eine  Kontamination  der  beiden  Ent- 
wickelungen  findet  sich  in  air.  du-choim-arraig  gl.  spoliauit, 
fo-coem-allag  'ich  habe  ertragen'.  Vgl.  adroigegrannatar  gl. 
persequendo  Ml.  25  b  11.  Eine  Analogiebildung  ist  auch  air.  in  tan 
nad  coimnactar  'als  sie  nicht  konnten'  neben  dem  regelmäßigen 
ni  comnactar  'sie  konnten  nicht'  Ml.  76a  7,  vgl.  Wb.  8a  14; 
denn  zwischen  m  und  n  ist  nicht  die  Silbe  -ne-,  sondern  nur  ein  a 
geschwunden,  s.  Verbalverz.  icc-;  die  analogischen  Formen  haben 
gesiegt:  mir.  co-na  coemnacair  'so  daß  er  nicht  konnte'. 

Vgl.  Thurneysen,  Rc.  VI  155,  323,  KZ  XXXVII  58;  Sarauw, 
Irske  Studier  S.  42. 

Auch  unter  Bedingungen,  die  keinen  Diphthong  oi  ins  Leben 
rufen  kennten,  kommt  Vokalschwund  zwischen  zwei  gleichen  oder 
annähernd  gleichen  Konsonanten  (unabhängig  von  den  Kegeln  in 
§  168)  im  Ir.  vor:  air.  di-a-tabarr  'denen  gegeben  wird',  ni  eperr 
'wird  nicht  gesagt',  cein  as-m-berr  gl.  dum  dicitur  (daneben  die 
vollen  Formen,  jedoch  nur  bei  Betonung  des  Verbums,  d.  h.  in  un- 
echter Komposition:  do-berar  'wird  gegeben',  as-berar  'wird  ge- 
sagt'; dagegen  bei  anderen  Präverbien:  adoparar  'wird  geopfert' 
U.S.W.;  s.  Verbalverz.  ber-).  Zwischen  zwei  Dentalen :  do-ra-t  'gab' 
(redupUziertes  Perf.  der  Wurzel  *c?ö-  'geben',  s.  Verbalverz.  ber-); 
Inf.  föit  'senden' (Wurzel  föid-  mit  der  sonst  als  -iud  erscheinen- 
den Endung),  eit  'erwerben'  (zur  „Wurzel"  et-,  s.  Verbalverz.  ad- 
co-ta);  cossöit  Wb.  5a  23,  cossait  Ml.  127c  1,  Inf.  von  mir. 
con-säidim  'bringe  in  Streit'.  Doppelter  Vokalschwund  in  air. 
att  gl.  tuber  nir.  at  zu  as-toidet  gl.  turgent  Thes.  II  362  Ecl. 
VII  48  und  as-toid  gl.  turgent  Thes.  II  47,  10  (das  Präverb  ad- 
ist  mit  ess-  vermischt  worden). 

Ähnliche  Erscheinungen  sind  in  den  verschiedensten  Sprachen 
häufig;  hier  sei  auf  mbr.  bez  'du  bist'  hingewiesen,  wo  ein  e 
zwischen  zwei  z  geschwunden  ist;  nbr.  moarvad  S.  323  aus  me 
a  oar  er  vad. 

YI.    Svarabhakti,  Silbischwerden  unsilbischer  Vokale, 

Yokalharmonie. 

§  225.  Svarabhakti  (d.  h.  Entwickelung  eines  selbständigen 
Vokals  aus  dem  Stimmton  eines  Konsonanten)  hat  gemeinkeltisch 
bei  den  aus  dem  Idg.  ererbten  silbischen  Sonorlauten  stattgefunden, 
s.  §  30 — 31,  §  35 — 36.     In  jüngerer  Zeit  hat  Svarabhakti  teils  bei 


326  Svarabhakti  im  Ir.  [§  226.  227 

den  neuentstandenen  silbischen  Sonorlauten,    teils   bei  unsilbischen 
Sonorlauten,  nur  selten  bei  anderen  Konsonanten  stattgefunden. 

§  226.  (Svarabhakti  im  Air.)  Durch  den  Vokalschwund  in 
den  am  schwächsten  betonten  Silben  rückten  im  Ir.  die  ursprüng- 
lich unsilbischen  Sonorlaute  vielfach  in  interkonsonantische  Stellung, 
wurden  hier  silbisch  und  spalteten  sich  schließlich  in  Vokal  + 
Sonorlaut,  s.  §  168. 

Ein  ähnlicher  Fall  entstand,  wenn  ein  Sonorlaut  nach  dem 
Abfall  des  idg.  auslautenden  Vokals  in  den  Auslaut  nach  einem 
(nicht  schwindenden)  Verschlußlaut  oder  m  zu  stehen  kam:  ir.  -fitir 
'er  weiß'  §  68  S.  112;  cobir  'Hülfe'  S.  119;  ir.  criathar  'Sieb', 
tarathar  'Bohrer',  arathar  'Pflug',  loathar  gl.  peluis,  nathir 
'Schlange'  §  86  S.  134,  remor  'dick'  S.  167,  mebul  S.  117;  ir. 
domun  'Welt'  S.  117;  slemun  'glatt'  S.  168.  Ob  in  dem  jeden- 
falls analogisch  umgebildeten  mir.  ogum  (S.  169)  Svarabhakti  vor- 
liegt, bleibe  dahingestellt.  Zahlreiche  Beispiele  in  den  lat.  Lehn- 
wörtern: ir.  lebor  'Buch'  S.  226;  ir.  acher,  ochar  S.  229;  nsch. 
cabar  S.  237;  ir.  cengal  :  lat.  cing(u)lum  §  125,  1  S.  200;  ir. 
bachall  :  lat.  bac(u)lus  §141,  4  S.  229;  ir.  popul  :  lat.  pop(u)- 
lus,  ir.  tempul  :  lat.  templum  §  144,  4 — 5  S.  237;  ir.  immon 
'Hymnus'  S.  240.  Andere  Lehnwörter:  nir.  nsch.  ocar  'a  loan, 
interest,  usury'  aus  an.  okr  'Wucher'.  Über  die  Möglichkeit,  auch 
in  ir.  athir  'Vater',  mäthir  'Mutter'  u. s.  w.  Svarabhakti  zu  sehen, 
vgl.  §  153  S.  246.  Die  Svarabhakti  im  Auslaut  kann  ganz  gleich- 
zeitig mit  der  Svarabhakti  im  Inlaut  eingetreten  sein;  w^enigstens 
geht  aus  §  168  drittem  Absatz  S.  262  f.  hervor,  daß  sie  jünger  als 
der  Vokalschwund  in  nachtonigen  Silben  ist. 

Über  die  Qualität  der  air.  Svarabhaktivokale  s.  §  171,  2. 

Anm.  Der  Vorgang  hat  sich  im  Nsch.  nach  der  Wirkung  des  in 
§  160  erwähnten  Auslautsgesetzes  wiederholt:  nsch.  eitean  'Kern'  §  160; 
calum  'callum'  bei  Macbain  =  calm  'a  stout-built  person'  ir.  calma 
'hardness;  stout'. 

§  227.  (Svarabhakti  im  Nir.)  Im  Nir.  finden  sich  Beispiele 
für  Svarabhakti  vor  einem  nicht  auslautenden  unsilbischen  Sonor- 
laut; sie  spielt  aber  eine  sehr  kleine  Eolle,  und  die  verschiedenen 
Dialekte  scheinen  nicht  parallel  zu  gehen.  Beispiele  aus  dem 
Arran-Dialekt  habe  ich  nur  für  die  Gruppe  dr:  sd^rom  'leicht' 
eadtrom,  ad^rm  'z^vischen  uns'  eadrainn;  Finck  (Wtb.  S.  70) 
hat  döred'  'rücke',  Imperativ  von  druidim  'rücke  heran'.  Vgl. 
Quiggin  §  437  (über  einen  kaum  hörbaren  Übergangslaut  zwischen 


§  227.  228]  Svarabhakti  im  Ir.  327 

Geräuschlaut  und  Sonorlaut),  Henebry  S.  30  §  16,  1  (cr^  almost 
h'ire),  Molloy  S.  32  (paidirin  ^a  rosary');  a.  Manks  kylaghty, 
heute  cliaghtey  :  ir.  cleachdadh  'to  be  wont  or  have  a  custom'; 
a.  Manks  mynäyn  'Frauen',  jetzt  mraane  :  ir.  mnä.  Nsch. 
gniomhara  'Taten'  mir.  gnimrad,  nsch.  air  seacharan  'wan- 
dering'  nir.  air  seachran. 

Anm.  Hier  reihe  ich  die  Fälle  an,  in  denen  ein  ^  oder  x  nach  einem 
Geräuschlaut  über  a^,  9X  zu  ?,  ein  ?/•  über  dui  zu  ü  geworden  ist:  Arran 
f'adyV  feadghail  'pfeifen';  Arran  fat'ts^  fat'ids  'Furcht'  Donegal  fwUt'is 
faitcheas,  oft  faitchios  geschrieben;  Arran  h'an  xut'T9St9  'öffentliches 
Frauenzimmer'  bean  choitcheann(ta)  (genaueres  über  die  Vokalisierung 
von  a;  in  §  228);  Arran  kosül'  Donegal  kosül'  cosmhail  'ähnlich',  s,  §  98 
S.  162. 

§  228.  Eine  weit  größere  Rolle  spielt  im  Nir.  die  Svara- 
bhakti nach  einem  Sonorlaut  vor  einem  nicht  homorganen  stimm- 
haften Verschlußlaut,  einer  Spirans,  m,  mh.  Arran  ordxdr,  oroxor 
'Wurf'  Donegal  ördxdr  urchar  (Molloy  202  orachur);  Arran 
dordxd  'dunkel'  Donegal  dordxd  dorcha  (Molloy  S.  50  doracha); 
Donegal  törts  'number  at  birth,  parturition'  toircheas  [x  hat  trotz 
der  Svarabhakti  das  r  stimmlos  gemacht,  vgl.  über  muinchille 
§  229  Schluß;  auch  das  t  von  xut'id^td  §  228  Anm.  wird  unter 
dem  Einfluß  des  x  aus  d  entstanden  sein;  denn  ir.  coitchenn  ist 
wohl  ein  Kompos.  von  *k'om-);  A.  areg'id  'Silber'  D.  ärdc/'dd 
airgead  (Molloy  137  airigead);  vgl.  die  Beispiele  §  61,  2;  D. 
LÖrdkaxd  'Schienbeine'  (k  aus  gth;  Sing,  lördga);  A.  kat'is  'der 
Fasten'  (l  aus  d^9  >  9Jd)  carghas;  A.  garl  'Garten'  (^  wie  in 
karis)  D.  gäri  gardha  (Dinneen  garraidhe);  A.  und  D.  garab 
'Aussatz,  Beule'  gearb,  vgl.  S.  118;  A.  und  D.  taruw  'Stier' 
tarbh;  A.  tardvd  'Nutzen'  tairbhe,  vgl.  D.  d  härdva  'on  account 
of;  A.  arür  'Getreide'  (ü  aus  dwd)  D.  ardwdr  arbhar;  A.  gavdf'ln 
'Sturm'  gairbh-shion;  A.  d'ardmud  'Vergessen'  D.  d'ardmdd 
de  arm  ad;  A.  dnwejd'du  glörü  'die  heilige  Jungfrau'  an  mhaigh- 
dean  glörmhar;  A.  sabxdr,  salaxar  'Schmutz'  salchar  (M'C 
ball  salachair  'a  spot  of  dirt');  A.  und  D.  d'ahg  'Dorn'  dealg; 
vgl.  die  Beispiele  §  61,  3  (und  dazu  Molloy  S.  26  bolagach 
'small-pox',  M'C  builig  'bellows');  A.  ahbdn  'Schottland'  D.  ahhd 
Alba  (Molloy  S.  14,  138  Alabanach  'a  Scotchman',  na  hAlaban 
'of  Scotland');  A.  kaUpd  'Wade'  D.  kohpd  {p  aus  bth)  mir. 
colptha  (Molloy  S.  33,  179  calapa);  A.  h'a-xohpd  'weibliches 
Kalb   im  zweiten  Jahre'   D.  kohpax   'stirk'    mir.  colbthach^;    A. 

1.  Das  Verhältnis    dieses    und   des    vorhergehenden   Wortes    zu   engl. 


328  Svarabhakti  im  Ir.    Scheinbare  Metathese.      [§  228.  229 

galün 'S^erhng^  {ä  ans  9Wd)  'Donegal  gabwdn  gealbhan;  K.seVdv 
D.  sel'dv  ^Besitz'  seilbh;  D.  kaUmd  ^tapfer'  calma;  A.  sel'dnidd'l 
^Schnecken'  (seilmide,  Plur.  seilmididhe;  Molloy  34  seilimide); 
A.  gaidv'd,  Gen.  Yon  gat  9  ^Galway'  (Gaillimh,  Gen.  Gaillmhe); 
A.  talünd  (Gen.  von  tah  'Erde')  talmhan;  A.  sandxds  'Erzählung' 
T).  sandxask  (-Ä:  etwa  nach  teagasg  'Unterricht')  seanchas  (Molloy 
32  seanachaidhe  'a  historian');  A.  inin  'Mädchen'  (^  aus  dgd  > 
9jd)  D.  Nidn  §59,  9  S.  101;  A.  banuw  'Ferkel'  banbh,  Plur.  bandv 
bainbh;  D.  köndfax  'irritable'  confadhach;  A.  andm  'Name'  D. 
endm  ainm;  A.  sandmör  'Predigt'  D.  sanemor  seanmöir  (Molloy 
S.  29  seanamöir);  D.  LanüNt'  'folgen'  leanmhain  (auch 
leanamhain  geschrieben);  A.  omU  'viel'  iomdha  (Dinneen  mö, 
Molloy  S.  50  umaighe).  Die  Svarabhakti  tritt  zwischen  n,  m  und 
einem  früh  zu  h  gewordenen  x  nicht  ein:  A.  iniN  'Gehirn'  inchinn; 
A.  umpdr  'tragen'  D.  ömpdr  iomchar.  Keine  Svarabhakti  hat  vor 
urspr.  stimmlosen  Verschlußlauten  (searc  'Liebe',  olc  'böse')  oder 
vor  einem  homorganen  Geräuschlaut  (ord  'Hammer';  über  rs  s. 
§  90,  5  S.  143)  stattgefunden. 

Anm,  Über  die  Angaben  über  Svarabhakti  bei  Finck  s.  IF  Anz,  XI 
110.  —  Die  Zeugnisse  dafür,  daß  die  Svarabhaktiregeln  in  den  anderen 
nir.  Dialekten  im  Wesentlichen  mit  Arran  und  Donegal  stimmen,  lassen 
sich  leicht  häufen.  In  Betracht  kommen  zahlreiche  Schreibungen  bei  Mol- 
loy, M'C,  Dinneen  (Molloy  34  Donnacha  statt  Donnchadh  MN,  unü 
'Zeit'  statt  ionbhaidh;  auch  umgekehrte  Schreibungen  wie  corm  'even' 
statt  comhthrom  S.  46,  colm  'Taube'  statt  colum  S.  6).  Vgl.  Henebry 
S.  47.  Auch  für  Man  und  Schottland  gelten  ähnliche  Eegeln;  für  das 
Schottische  vgl.  Staples  §§  9,  23,  24  und  Schreibungen  wie  suiridhe 
'wooing'  =  suirghe;  thilig  'warf  Campbell  I  92,  26;  93,  7;  iomachar 
'manage'  Campbell  I  126,  81.  Besonders  häufig  ist  die  Schreibung  des 
Svarabhaktivokals  in  der  Komposition,  vgl.  aber  darüber  §  230. 

§  229.  Der  Svarabhaktivokal,  der  ursprünglich  ein  ganz 
flüchtiger,  kaum  hörbarer  Vokal  gewesen  sein  muß  (vgl.  die  An- 
gaben in  §  227),  ist  in  den  in  §  228  erwähnten  Fällen  überall  zu 
einem  vollen  9  geworden,  sofern  nicht  die  Entwickelung  oiva,  djd  > 
üf  l  eintreten  mußte.  In  einer  Reihe  von  Fällen  erscheint  aber 
statt  des  9  ein  betonter  Vollvokal  von  der  Farbe  des  m'spr.  vor 
dem  Sonorlaut  stehenden  Vokals,  der  aber  in  diesen  Fällen  immer 

calf  'Kalb,  Wade',  an.  kalfr  'Kalb',  kalfi  'Wade'  ist  nicht  aufgeklärt; 
aus  dem  Aengl.  entlehnt  mit  bth  als  Wiedergabe  von/?  oder  etymologisch 
von  den  germanischen  Wörtern  verschieden,  aber  mit  paralleler  Bedeutungs- 
entwickelung ? 


§  229]  Svarabhakti  im  Ir.     Scheinbare  Metathese.  329 

geschwunden  ist  (so  daß  also  eine  scheinbare  Metathese  vorhegt^. 
Arran  Mroxd  MN  Murchadh  (MolloyS.  212  Moracha);  Dinneen 
creachaill  =  cearchall  §  130,  3;  Arran  j^i^ucjddör  'Fegefeuer' 
purgadoir;  Dinneen  führt  aus  Munster  prugoid  'Laxativ'  statt 
purgöid  an  (Arran  yordgöd! ,  Molloy  S.  25  poragoid);  Donegal 
hrördk  'Hght  red'  caor-dhearg  (Dinneen  craorac;  „caor-dhearg 
is  vulgarly  pronounced  craorag  aud  hence  is  often  written  by 
Ignorant  scribes  craobhdh e arg"  O'Duffy,  Toruigheacht  Dhiarmuda 
agus  Ghräinne,  DubUn  1895,  I  Note  21);  Arran  d'iawdr  'Schwester', 
Gen.  d'ref'ird  (stimmt  nicht  ganz  zu  den  schriftsprachhchen  Formen 
deirbh-shiür.  Gen.  deirbh-sheathar;  die  Flexion  des  Gen.  ist 
geneuert;  der  Nom.  setzt  ein  erstes  Kompositionsglied  dearbh  mit 
unmouilliertem  rw  voraus;  dagegen  Donegal  Nom.  d'ei-dfdr);  Arran 
t'i'ümax  'anhaltende  Dürre  der  Witterung'  tiormach.  Donegal 
t'rymuw  'drying'  tiormughadh  (zu  tirim  'trocken',  vgl.  §  50,  4 
S.  83;  Dinneen  gibt  aus  Munster,  Connaught  und  Ulster  trio- 
mughadh);  Arran  hlogdm,  hlogo^n  'Schluck'  Donegal  bobgam  §61,  3 
S.  105;  Donegal  t'l'ig'dn  'vomiting'  teilgean  (Molloy  S.  81  tli- 
geann  'to  condemn',  Dinneen  tligim,  cligim,  ag  tligint  aus 
Connaught,  Ulster,  Omeath);  Arran  hroxür  Donegal  hrgxdr  MN 
Conchobhar  (Molloy  S.  213  O'Cnothüir);  bruichille  gibt 
Dinneen  aus  Nord-Connaught  für  mainchille,  muinchille  'Ärmel' 
(dies  Wort  variiert  dialektisch  sehr;  Arran  mul'd^d  stimmt  zu  M'C 
muinthille  und  setzt  voraus,  daiS  x  früh  zu  h  geworden  ist;  Do- 
negal mwn'iLd  nsch.  muilicheann).  Ein  anlautender  Vokal  übt 
auf  die  Qualität  des  Svarabhaktivokals  keinen  Einfluß  (sie  hängt 
in  diesem  Falle  nur  von  der  Natur  der  umgebenden  Konsonanten 
ab):  Arran  ^'rw&^L 'Schwanz' Donegal  röi^L  earball,  an  t-earball 
(Dinneen  gibt  driuball  aus  Connemara,  ruball  aus  Donegal  und 
Connaught). 

Anm.  1.  Für  cuirceog  'a  beehive'  gibt  Dinneen  die  Formen  cuiri- 
ceog,  cruiceog  (Arran  kördk'ög  v'ax  'das  Nest  wilder  Bienen');  also  -k- 
aiis  g  +  h?  —  Metathesenfälle,  die  mit  den  Svarabhaktiregeln  nicht  stimmen, 
mögen  vorkommen:  mir.  clupait  =  culpait  'a  hood',  vgl.  Quiggin  §  440; 
Arran  und  Donegal  trasJSa  'querüber'  tarsna  (Dinneen  treasna  und 
t ras  na). 

Anm.  2.  Da  ein  ererbter  kurzer  Vokal  der  zweiten  Silbe  nicht  die 
Kraft  hat,  den  Vokal  der  ersten  Silbe  zu  verdrängen,  so  muß  man  zur 
Erklärung  der  in  §  229  besprochenen  Formen  auf  die  Zeit  zurückgehen,  wo 
der  Svarabhaktivokal  noch  kein  voller  Vokal  (auch  nicht  ein  volles  a), 
sondern   noch   ein   ganz   flüchtiger  Übergangslaut  war,    der   psychologisch 


330      Scheinbare  Metathese.  Ir.  Svarabhakti  im  Sandhi.     [§  229.  230 

mit  zur  vorhergehenden  Silbe  gehörte.  In  dieser  aus  altem  Vokal  +  Sonor- 
laut +  Svarabhaktivokal  bestehenden  Silbe  konnte  der  Silbenakzent  unter 
Umständen  gegen  das  Ende  verlegt  werden,  wodurch  dann  der  Svarabhakti- 
vokal zum  Vollvokal,  der  ererbte  Vollvokal  der  Kompensation  wegen  zu 
einem  kaum  hörbaren  Übergangslaut  wurde.  Die  Verlegung  des  Silben- 
akzents gegen  das  Ende  der  Silbe  war  im  Ir.,  wie  die  Beispiele  zeigen,  von 
der  Schwere  der  folgenden  Silbe  oder  der  Zahl  der  folgenden  Silben  ab- 
hängig (wobei  bisweilen  mit  dem  Satzzusammenhang  zu  rechnen  sein  wird; 
so  z.B.  bei  dem  Namen  Murchadh,  der  öfters  mit  schwächerer  Betonung 
vor  einem  haupttonigen  Beinamen  vorgekommen  sein  mag).  Die  isolierten 
Metathesenfälle  (s.  Ainm.  1)  werden  ebenso  wie  die  mit  den  Eegeln  der 
durchgeführten  Svarabhakti  stimmenden  Fälle  zu  erklären  sein.  Die  um- 
gekehrte Metathese  in  nir.  gairbheal  'gravel'  (aus  dem  Engl.)  ist  wohl 
im  "Wesentlichen  volksetymologisch  (nir.  garbh  'rauh');  ebenso  in  mir. 
corcarduU  'Krokodill'. 

Eine  Parallele  zu  den  irischen  Verhältnissen  bietet  das  Schicksal  der 
Gruppen  or,  er,  ol,  el  vor  Kons,  im  Slavischen ;  nur  war  die  Entwickelung 
von  der  Schwere  des  folgenden  Wortstücks  unabhängig.  Zu  russ.  ovo  u.  s.  w. 
vgl.  §  228;  zu  poln.  ro  u.  s.  w.  vgl.  §  229;  die  Dehnung  im  südslavisch- 
cechischen  ra  u.  s.  w.  ist  eine  Kompensation  für  diejenige  Kürzung  der 
Silbe,  die  aus  dem  vollständigen  Schwund  des  schon  zum  Übergangslaut 
reduzierten  ererbten  Vollvokals  folgen  würde;  eine  Kompensation  hat 
übrigens  wohl  auch  im  Poln.  stattgefunden,  nur  bedeutend  später  (anders 
ausgedrückt:  der  zum  Übergangslaut  reduzierte  Vollvokal  blieb  im  Poln. 
länger  bestehen),  s.  Torbiörnsson,  Materyaiy  i  prace  komisyi  jezykowej 
akademii  umiejetnosci  w  Krakowie,  IV  25 ff.  Für  einen  anlautenden  Vokal 
hat  keine  Kompensation  stattgefunden,  und  ein  solcher  Vokal  hat  auch  im 
Eussischen  keine  Spur  hinterlassen  (vgl.  dazu  was  oben  im  Schlußteil  des 
§  229  über  ir.  earball  gesagt  ist). 

§  230.  Die  in  §  229  beschriebene  Svarabhakti  kommt  auch 
im  Sandhi  vor.  Hierher  rechne  ich  schon  diejenigen  Komposita, 
bei  denen  das  etymologische  Bewußtsein  noch  durchaus  lebendig 
ist,  bei  denen  aber  bes.  in  Schottland  häufig  ein  Svarabhaktivokal 
in  der  Kompositionsfuge  erscheint:  nsch.  bana-chompanach  'Be- 
gleiterin', bana-ghaisgeach 'Heldin',  bana-mhaighstir 'Herrin', 
bana-phrionnsa  'Prinzessin';  ana-blasda  'insipid',  ana-moch 
'spät'  (auch  ana-ceart  'unrecht');  ana-ghradhach  'loving  exces- 
sively';  uile-bheist 'monster'  (nir.  uill-phiast);  dalla-bhrönach 
'blind  sorrowful'  Campbell  I  92,  38;  seana  ghobha  'ein  alter 
Schmied'  Campbell  I  92,  39.  Im  Ir.  ist  in  diesen  Fällen  der 
Svarabhaktivokal  meist  wortpsychologisch  beseitigt  (Arran  mn-van 
'alte  Frau',  san-xyr9  'altes  Schaf);  jedoch  kennt  Dinneen  seana- 
als  verstärkendes  Präfix:  ta  se  seana-dheanta  anois  agat  'you 
have   done   it  thoroiighly    now';    auch    an   seana- thart    'our    old 


§  231,  1]  Svarabhakti  im  Brit.  331 

friend,  thirst'  (wo  die  Svarabhakti  lautgesetzlich  nicht  berechtig! 
ist).  Fenier  findet  die  Svarabhakti  sich  zwischen  Wörtern,  die 
keine  Komposition  bilden:  nsch.  aona  chat  deug  'elf  Katzen' 
Campbell  I  121,  9;  nir.  Arran  .v«  fard  d'ey  'sechzehn  Männer', 
vgl.  Molloy  132,  146  ig  ocht  bhfeara  deg  Svith  eighteen  men', 
dethbhfeara  fichead  'thirty  men'  {=  deich  bhfear  fichead); 
nir.  nidh-sa-mhö  'mehr',  nidh-sa-mheasa  'schlimmer'  (Atk. 
Keat.  Append.  S.  IV;  eigenthch  "ein  Ding,  das  mehr,  schlimmer 
ist").  Im  Sandhi  kann  ein  Svarabhaktivokal  im  Arrandialekt  auch 
zwischen  zwei  Verschlußlauten  (von  verschiedenem  Timbre)  vor- 
kommen: i'ig'd  do  xud'  leig  do  chuid  'wirf  deinen  Teil'. 

§  231.  (Svarabhakti  im  Brit.  und  GaU.)  1)  Im  Mc.  findet 
sich  sehr  häufig  ein  Svarabhaktivokal  vor  einem  auslautenden  Sonor- 
laut: dwfyr  'Wasser',  hagyr  'häßlich',  raeadyr  'Wasserfall', 
banadyl  'Ginster',  chwedyl,  chwedel  'Nachricht',  cefyn  'Rücken', 
dafyn  'Tropfen',  ofyn  'Furcht'  =  nc.  dwfr,  hagr,  raeadr, 
banadl,  chwedl,  cefn,  dafn,  ofn.  Der  Svarabhaktivokal  kann 
nicht  im  Mc.  ein  voller  Vokal  gewesen  sein,  da  er  später  von  der 
Orthographie  aufgegeben  wird.  Die  nc.  Orthographie  ist  in  diesem 
Punkt  etymologisch  zuverlässig  (eine  Ausnahme  ist  eisen  'Rippe' 
§  50,  8  S.  85;  die  Epenthese  zeigt,  daß  ein  alter  Vokal  zwischen 
s  und  n  nicht  vorhanden  gewesen  ist).  In  der  heutigen  Aussprache, 
wie  sie  für  Nord-Wales  beschrieben  ist,  wird  vor  einem  auslauten- 
den Sonorlaut  nach  einem  Geräuschlaut  meist  ein  Svarabhaktivokal 
von  der  Farbe  des  vorhergehenden  Vokals  gesprochen  (wenn  die 
vorhergehende  Silbe  einen  Diphthong  hat,  hat  der  Svarabhaktivokal 
die  Farbe  des  letzten  Elementes  des  Diphthonges):  ochr  'Seite' 
oxor;  gogr  'Sieb'  gogor;  budr  'schmutzig'  hydyr;  sicr  'sicher' 
sikir;  brwydr  'Kampf  hruydyr;  lledr  'Leder'  ledar  (zum  a  vgl. 
§  192);  bagl  'Krummstab'  hagal;  congl  'Winkel'  ko79ol;  pobl 
'Leute'^oioZ;  cwbl  'ganz'  kubul;  rhugl  'fließend'  rigil  {i  aus?/  wegen 
des  g,  vgl.  §  255  Anm.  6);  sawdl  'Ferse'  soudul;  beibl  'Bibel'  bei- 
bil;  Uwdn  'Tierjunges'  ludun;  gwydn  'zähe'  gwydyn.  Ausnahms- 
weise ist  der  Vokal  der  vorhergehenden  Silbe  ohne  Einfluß  auf  den 
Svarabhaktivokal  geblieben :  neidr 'Schlange' ?2eic?ar;  lleidr  'Dieb' 
leidar;  meistr  'Meister'  mistar;  vgl.  eisen  'Rippe';  (Lloegr  'Eng- 
land' loygar  ist  wohl  regelmäßig,  da  das  letzte  Element  des  Diph- 
thonges urspr.  wirklich  ein  e  gewesen  ist).  Es  beruht  vermutlich 
nur  auf  dem  Einfluß  der  geschriebenen  Form,  wenn  für  einige 
Wörter  silbisches  r,  ?  angegeben  wird:  a  fedr  'welcher  kann',  da  dl 


332  Svarabhakti  im  Brit.  [§  231,  1 

'Streit'.  Nach  einem  v  und  in  zwei-  oder  mehrsilbigen  Wörtern 
wird  kein  Svarabhaktivokal  gesprochen  (und  der  Sonorlaut  ist  un- 
silbisch): gafr  'Geiß',  llyfr  'Buch',  ofn  'Furcht',  llyfn  'glatt', 
cefn 'Rücken',  aradr 'Pflug',  paladr 'Balken,  Strahl';  unsilbisches 
l  ist  abgefallen  in  huddygl  'Büß'  hidig,  perygl  'Gefahr'  perig 
u.  s.  w.  (auf  dieser  Aussprache  beruht  das  unetymologische  oder 
schwankende  -/  in  mehreren  cymrischen  Wörtern:  nc.  cwrwg, 
cwrwgl  'Boot'  'coracle'  mc.  corwc  ir.  curach  :  vielleicht  als  'ein 
hautbedecktes  aus  Zweigen  geflochtenes  Boot'  zu  gr.  y,coQvy,og 
'lederner  Sack';  nc.  danadl 'Nesseln'  mc.  dynad  Sing,  dynhaden 
acorn.  linhaden  br.  linad,  vgl.  §  336;  nc.  byddag,  byddagl 
'Fallstrick';  nc.  tymmestl  'Sturm'  aus  lat.  tempestäs;  dies  un- 
etymologische -l  kann  allerdings  auch  an  einsilbige  Wörter  treten: 
c.  rhisgl  'Baumrinde'  [rlsg  nach  Sweet]  acorn.  rusc  br.  rusk, 
ruskl  ir.  [entlehnt]  rüsc).  Fälle  wie  amherawdwr,  creawdwr 
neben  amherawdr,  creawdr  lassen  sich  durch  die  Hypothese 
erklären,  daß  in  zwei-  oder  mehrsilbigen  Wörtern  mit  langvokali- 
scher  letzter  Silbe  die  Svarabhakti  lautgesetzlich  ist;  der  Akzent, 
der  auf  dem  aw  ruht,  läßt  sich  nur  dann  aus  der  Svarabhakti  er- 
klären, wenn  man  annimmt,  daß  die  Aussprache  schon  in  alter 
Zeit  mit  der  heutigen  Aussprache  gleichartig  gewesen  ist,  wogegen 
aber  das  gleichmäßige  mc.  amherawdyr,  raeadyr  spricht;  es  ist 
daher  wohl  einfacher,  den  Akzent  aus  der  heutigen  volksetymologi- 
schen Auffassung  zu  erklären,  die  in  dem  -wr  das  Wort  gwr 
'Mann'  sieht. 

Vgl.  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  427-429;  Zupitza,  KZ 
XXXY  260. 

Im  Cornischen  erscheint  regelmäßig  ein  Svarabhaktivokal  vor 
einem  auslautenden  Sonorlaut  nach  einem  Geräuschlaut:  mcorn. 
hager 'häßlich',  lader 'Dieb',  acorn.  banathel 'Ginster',  kinethel 
gl.  geiieratio,  hethen  'Vogel'  u.  s.  w.  Nach  v  erscheint  die  Svara- 
bhakti bisweilen:  mcorn.  levar  'Buch'  aconi.  gauar  'Geiß',  acorn. 
douer  'aquam'  neben  dour  'aqua';  häufiger  unterbleibt  sie  jedoch: 
mcorn.  meul  'Schande',  down  'tief  u.  s.  w. 

Dem  Br.  ist  die  Svarabhakti  fremd;  der  Sonorlaut  bleibt  un- 
silbisch, und  ein  r  oder  l  schwindet  häufig;  so  in  koabr  'Wolken', 
paotr  'Knabe',  mestr  'Meister',  pobl  'Volk'  (reimt  auf  eskob 
'Bischof');  vgl.  goest  >  goestl  §  87.  Deshalb  erscheint  nicht 
selten  ein  un etymologisches  r^  l:  br.  legestr  'Hummer'  c.  liegest; 
nbr.  gwerbl  abr.  goerp  §  140,  4  S.  227. 


§  231, 2—4]  Svarabhakti  im  ßrit.  333 

2)  Svarabhakti  zwischen  Geräuschlaut  und  Sonorlaut  im  Wort- 
innern  kommt  im  Ac.  und  Mc.  vor:  ac.  cenitolaidou  gl.  natalis 
nc.  cenedlaethau,  Plur.  von  cenedlaeth  'Geschlecht';  ac.  centhi- 
liat,  centhliat  gl.  canorum  S.  139;  mc.  Plur.  dadaleu,  dade- 
leu  (in  den  Gesetzen)  'Streite';  mc.  chwedylyaeth  'Nachricht'. 
Vgl.  acorn.  moderuy  gl.  armilla  :  c.  modrwy;  acorn.  modereb 
gl.  matertera  :  c.  modryb.  Auch  abr.  datolaham  gl.  lego.  Diese 
Svarabhakti  ist  dem  Nc.  und  Nbr.  unbekannt.  Dagegen  kennt  die 
heutige  Sprache  die  Svarabhakti  zwischen  Geräuschlaut  und  Sonor- 
laut im  Anlaut:  mc.  dylyet  'Pflicht'  nc.  dyled,  dyled  :  ir.  dliged 
§  59,  5  S.  100;  vgl.  über  c.  dylwf  'Bündel'  S.  169f.  Zum  An- 
laut rechne  ich  auch  c.  adolwg,  adolygu  'dringend  bitten'  ir. 
atluchur  buidi  'danke'  S.  43;  denn  das  Präverb  ad-  hat  einst 
im  Brit.  wie  im  Ir.  unechte  Komposition  bilden  können.  Ob  c. 
cwnnwg  'a  summit,  a  top'  mit  Svarabhakti  zu  cnwg  'Hügel'  ge- 
hört, ist  aus  mehreren  Gründen  zweifelhaft,  vgl.  ganz  besonders 
§  183  Anm.  1.  Dagegen  liegt  sicher  Svarabhakti  vor  in  c.  tyno 
'Tal'  mbr.  tnou  §  84  Schluß.  Ähnlich  mcorn.  dylly  'verdienen'. 
Für  das  Br.  sind  namentlich  einige  Formen  aus  V.  anzuführen: 
Leon  die  V.  dele  'Schuld';  V.  keneu  'Nüsse',  kaneo  'Fließ' 
§95,3  S.  155;  Leon  drask(l)  V.  da raskl 'Drossel';  vgl.  aus  anderen 
Dialekten:  Leon  dluz  'Forellen'  Cornouaille  duluf;  abr.  brat 
mbr.  barat  (§  99,  1  S.  163).     S.  Ernault,  Dict.  barat. 

3)  Svarabhakti  nach  einem  Sonorlaut:  mc.  twryf  'Geräusch', 
ffyryf 'stark'  nc.  twrf ,  ffyrf;  teregueyt  'dreimal';  guretrecyat 
=  gwrthddrychiad  'Erbe'  Ges.  Ven.  1 1,  4;  5, 5;  mc.  kulym  (Ges.), 
cwlwm  'Knoten'  nc.  cwlm  corn.  colm  br.  koulm  air.  colmmene 
gl.  neruus;  mc.  helym  'Helm'  nc.  heim;  mc.  talym  'Weile,  Zeit- 
raum' nc.  talm  (gesprochen  in  Nord-Wales  talum).  Zwischen  zwei 
Geräuschlauten:  mc.  dedyf  nc.  deddf  'Sitte'  :  gr.  Ted-/u6g  ds. 
Acorn.  coruf,  coref  'ceruisia'  §  99,  5  S.  168;  baref  'barbam' 
neben  barf  'barba'.  Im  Nbr.  kann  ein  flüchtiger  Svarabhaktivokal 
in  Wörtern  wie  ialc'h  'Beutel'  (jalax),  aoualc'h  'genug',  me  a 
zalc'h  'ich  halte',  kalz  'viel'  \kalf*z)  nach  dem  l  gehört  werden. 

4)  Auf  einer  Svarabhakti  im  Satzzusammenhang  beruht  der 
Vokal  Vorschlag  vor  s  +  Kons.,  der  im  Abr.  in  Ansätzen  erscheint, 
im  C.  aber  voll  entwickelt  ist:  abr.  esceilenn  gl.  cortina,  istomid 
gl.  trifocalium  S.  76,  78;  c.  ysgwydd  'Schulter',  ystefaig  'Gau- 
men', ysbyddaden  'Hagedorn',  yslath  'Rute',  ysnoden  'Band' 
u.  s.  w.     Ursprünglich   wird   die   Sache   ähnlich   geregelt   gewesen 


334   Scheinb.  Metath.  i.  Brit. ;  w;  >  w  i.  C.  -wl  Corn.  u.  Br.  [§  232—233 

sein  wie  im  Italienischen  (scritto  'Geschriebenes',  per  iscritto 
^schriftHch') ;  im  C.  wurde  nachher  die  Form  mit  Vokalvorschlag, 
im  ßr.  die  Form  ohne  Vokalvorschlag  verallgemeinert. 

Anm.  Über  Svarabhakti  im  Gall.  (gabalus  'Galgen',  Magalus  MN, 
cantalon  'a  hymn')  s.  Thurneysen,  ZfcPh.  II  542. 

§  232.  Die  Svarabhakti  gestaltet  sich  auch  im  Brit.  bis- 
weilen als  eine  scheinbare  Metathese.  Com.  tardar  'Bohrer'  : 
c.  taradr  §  86  S.  134;  ncorn.  ardar  'Pflug'  :  acorn.  aradar  §  25 
S.  31.  Mc.  drychauel,  drychafael  'heben'  corn.  drehevel  = 
mc.  dyrchauel  nc.  dyrchafael  (vielleicht  ist  jedoch  dry-  nicht 
aus  dyr-,  sondern  nach  §  183,  3  zu  erklären;  Präverbgruppe  to-ro- 
ud-);  c.  crybwyll  und  cyrbwyll  'erwähnen'  (?  ir.  *cor  do  cheill); 
corn.  growethe  'liegen,  sich  legen'  c.  gorwedd  br.  gourveza;  c. 
clwm  =  cwlm  'Knoten'.  Die  Erscheinung  ist  im  Br.  (wo  die 
wirklichen  Metathesen  so  zahlreich  vorkommen,  s.  §  334,  §  337) 
kaum  häufig.  Neben  V.  turhunell  'Turteltaube'  (Leon  turzunell) 
existiert  eine  Form  truhunell  (Greg,  de  Rostrenen);  dagegen  ge- 
hört mbr.  courz  'uulua'  kaum  zu  c.  croth,  s.  §  85,  5  S.  134. 

§  233.  (Silbisch werden  eines  w,  ^).  Ein  auslautendes  -w 
ist  im  Nc,  aber  erst  verhältnismäßig  spät,  nach  einem  unsilbischen 
Laute  silbisch  geworden.  Zweisilbig  sind  also  heute  Wörter  wie 
gloew  'klar'  (ghy-u),  gwaew  'Speer',  meddw  'berauscht',  lludw 
'Asche',  marw  'tot',  helw  'Besitz',  enw  'Name',  die  sämtlich  im 
Mc.  einsilbig  waren. 

Im  Corn.  ist  vor  auslautendem  -w  nach  einem  Konsonanten 
Svarabhakti  eingetreten:  acorn.  guedeu  'Witwe',  erw;  und  ereu 
gl.  ager,  caruu  gl.  ceruus,  baneu  gl.  sus;  mcorn.  lusow  'Asche', 
marow  'tot',  galow  'Ruf  (vgl.  gelwel  'rufen'),  hanow  'Name' 
(vgl.  die  irische  Behandlung,  §  228). 

Im  Br.  ist  auslautendes  -w  nach  einem  Konsonanten  zu  -o  (-ü) 
geworden:  br.  mezo  'berauscht',  ludu  'Asche'  (zum  ü  vgl.  §  234), 
maro  'tot',  bano  'Sau  mit  Ferkeln'.  Das  -o  kann  aber  noch  im 
Mbr.  unsilbisch  sein;  Beispiele  für  mbr.  maru  'tot',  'Tod'  bei  Loth, 
Chrestomathie  S.  251,  20,  22;  275,  8  u.  s.  w.,  maro  'Tod',  garo 
'hart,  streng'  S.  301,  2,  hanu,  hano  'Name'  S.  251,  9;  295,  16 
u.  s.  w.  Im  Dialekt  von  V.  wird  ein  unsilbisches  ü  gesprochen, 
dessen  Schreibung  sehr  schwankt  (hue,  bei  Bayon  w,  in  der  Gramm, 
von  Guillevic  und  Le  Goff  ü,  anderswo  ü):  marhue  'Tod',  gar  hue 
^streng,  hart',  an  hue  'Name'  Loth  S.  344,  3,  4,  20;  mit  moderner 


§234]     Vokalharmonie.  Fernassimilatioii  u.  -dissimilation  d.  Vok.    335 

Orthographie:    marü   'Tod',    derü   'Eichen',    erü   'Furche',    karü 
'Hirsch',  hanü  'Name'  u.  s.  w. 

Anm.  Über  die  aus  einem  g  nach  r  oder  /  im  c.  Auslaut  entstandenen 
silbischen  Vokale  s.  §  61,  2—3  S.  104  f. 

§  234.  Vokalharinonie  ^  (Fernassimilation  der  Vokale)  kommt 
im  Nir.  bei  der  Svarabhakti  vor.  Der  in  den  in  §  228  besproche- 
nen Fällen  erecheinende  Svarabhaktivokal  d  kann  (wie  auch  andere 
d)  mehr  oder  weniger  variieren  und  hat  auf  mich  öfters  den  Ein- 
druck eines  Wiederhalls  des  vorhergehenden  Vokals  gemacht  (oro- 
xor,  salaxar).  Hieraus  erklärt  sich  wohl  die  Aussprache  omü 
'viel'  für  iomdha  neben  garl  'Garten'  gar d ha.  Vgl.  dazu  ö  mu- 
ruxü  0'  Murchadha  und  hünüs  (Donegal  ^önws)  bunadhas  'Ur- 
sprung', Bergin,  Eriu  III  76.  Klar  und  deutlich  liegt  die  Vokal- 
harmonie bei  den  in  §  229  besprochenen  Fällen  vor.  Ebenso  bei 
der  nc.  Svarabhakti,  §  231,  1. 

Vokalharmonie  liegt  ferner  vor  bei  br.  ludu  'Asche'  (§  43 
S.  63),  breudeur  'Brüder'  aus  idg.  *&Ärä^gr-es  (c.  brodyr  mit  dem 
im  Plur.  der  o-Stämme  berechtigten  Umlaut).  Eückschi^eitende 
Vokalharmonie:  br.  kurun-enn  'Kranz'  c.  corun  §  127,  5  S.  207 
(auch  acorn.  curun  mcorn.  curyn);  br.  muzur  'Maß'  ac.  mesur 
S.  209f.;  br.  feunteun  aus  lat.  fontäna  §  122,  3  S.  195  (auch 
acorn.  f unten,  mcorn.  fenten);  br.  keuneud  'Brennholz'  (auch 
mcorn.  kunys)  mir.  connud  nir.  connadh  c.  cynnud;  br.  eureud 
'Hochzeit'  ir.  oröit  'Gebet'  S.  203;  mbr.  guerue  (^örö)  nbr.  geure 
'tat'  s.  Verbalverz.  gni-;  br.  eubeul  =  ebeul  'Füllen'  §  28,  1 
S.  36;  br.  neubeud  =  nebeud  'wenig',  vgl.  c.  nebawd  'any' 
corn.  neb  es  'wenig'.  Es  hat  in  diesen  Fällen  im  Br.  nach  der 
rückschreitenden  Assimilation  eine  vorwärtsschreitende  Assimilation 
stattgefunden;  denn  das  ö  der  zweiten  Silbe  mußte  nach  §  194  zu 
e  werden  (mbr.  feunten,  queunet,  euret).  Daß  in  ebeul,  ne- 
beud das  alte  e  noch  geschrieben  werden  kann,  während  in  den 
Fällen,  wo  die  erste  Silbe  urspr.  o  hatte,  immer  eu  geschrieben 
wird,  kann  rein  orthographisch  zu  erklären  sein:  man  tolerierte  e, 
aber  nicht  o  als  Zeichen  für  ö.     Vgl.  §  222  Anm.  3. 

Ferndissimilation  der  Vokale  habe  ich  oben  S.  57  für  c. 
aelwyd  'Herd'  angenommen.     Vgl.  §  222  Anm.  3. 


1.  Vgl.  §  252  und  §  258. 


336  Infektion.  [§  235 

YII.  Infektion  (Mouillierung,  Rundung,  Umlaut,  Epenthese). 

§  235.  Vom  Anfang  unserer  Überlieferung  bis  heute  spielt 
im  Ir.  die  mouillierte  (d.  h.  an  die  Mundstellung  eines  i  oder  e 
genäherte)  Aussprache  der  Konsonanten  eine  große  Rolle.  Sie 
beruht  meist  auf  einer  Antizipierung  der  Mundstellung  eines  fol- 
genden (erhaltenen  oder  geschwundenen)  Vokals.  Durch  weiter- 
schreitende Antizipierung  kann  der  Vokal  vor  dem  mouillierten 
Konsonanten  umgefärbt,  an  die  «-Stellung  genähert  werden  (Um- 
laut), oder  OS  kann  sich  aus  dem  mouillierten  Konsonanten  ein  j 
entwickeln,  der  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  einen  Diphthong 
bildet  (Epenthese).  Umlaut  ist  jedoch  erst  im  Nir.  häufig;  im  Air. 
spielt  er  eine  viel  geringere  Rolle;  die  Epenthese  ist  im  Ir.  eine 
ganz  seltene  Erscheinung.  In  den  britannischen  Sprachen  spielt 
die  Mouillierung  heute  eine  sehr  kleine  Rolle;  und  außerdem  kann 
sie,  wo  sie  vorhanden  ist,  meist  (vielleicht  immer)  jüngeren  Ur- 
sprungs sein.  Aus  den  zahlreichen  Fällen  von  Umlaut  und  Epen- 
these geht  aber  hervor,  daß  die  Mouillierung  in  einer  älteren 
Periode  im  Brit.  eine  wichtige  Rolle  gespielt  haben  muß;  vgl. 
§  254  Anm. 

Anm.  Die  Annäherung  an  die  Mundstellung  des  i  oder  e  gestaltet  sich 
bei  den  Hinterlingualen  als  eine  bedeutende  Verschiebung  nach  vorne.  Bei 
den  Lauten  der  Zungenspitze  kann  die  Artikulation  der  Zungenspitze  un- 
verändert bleiben;  die  Zungenfläche  wird  aber  hinter  der  Berührungsstelle 
gegen  den  weichen  Gaumen  zur  z-Stellung  gehoben  (bei  einer  stärkeren 
Mouillierung  geschieht  eine  kleine  Verschiebung  der  Berührungsstelle  nach 
hinten,  und  die  Zungenspitze  wird  passiv).  Bei  den  Labialen  wird  die 
Lippenartikulation  mit  der  t-Stellung  der  Zunge  kombiniert.  Die  mouillier- 
ten Laute  werden  erfahrungsgemäß  leicht  verschoben,  entweder  so,  daß  die 
Mouillierung  wieder  aufgegeben  wird,  oder  so,  daß  sie  in  ganz  andere 
Laute  übergehen.  Dies  ist  im  Ir.  jedoch  nur  in  geringem  Umfang  ge- 
schehen: das  mouillierte  s  ist  zu  s  geworden,  das  mouillierte  anlautende 
gh  und  dh  ist  7ai  j  geworden;  h  kann  nicht  mouilliert  sein,  in  gewissen 
Fällen  tritt  aber  dafür  ein  x'  ein,  vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  17  f.  Größere  Ver- 
schiebungen mouillierter  Laute  im  Corn.  und  Br. 

Mit  der  Mouillierung  analog  ist  die  Rundung  der  Konsonanten 
(die  Lippen  zur  w-Stellung  gerundet) ,  die  im  Air.  meist  als 
Wirkung  eines  geschwundenen  Ä-Lautes  auftritt  und  in  beschränk- 
tem Umfang  w-Umlaut  bewirken  kann.  Im  Nir.  ist  der  Unter- 
schied zwischen  den  gerundeten  und  den  nicht  gerundeten  un- 
mouillierten  Konsonanten  aufgegeben.  Dabei  sind  die  nicht  mouil- 
lierten Labiale   wenigstens  in   einigen  Dialekten   gerundet   (/"w^  6", 


§  236]  Die  Rundung  im  Ir.  337 

pM^  mu  :  Arran  bar9  oder  b»al'9  ^Stadt'  Donegal  htväVd  baile 
u.  s.  w.);  das  beruht  aber  nur  auf  einer  Weiterentwickelung  (Über- 
treibung, Vergrößerung)  des  Unterschiedes  h  :  h\  m  :  m  u.  s.  w. 
und  hat  mit  dem  air.  Gegensatz  mu  :  m  u.  s.  w.  absolut  nichts  zu 
tun.  Weniger  hervortretend  ist  die  Rundung  der  unmouillierten 
Hinterlinguale  im  Nir. ;  in  der  Manks-Orthographie  wird  sie  durch 
die  Schreibung  qu  bezeichnet:  Manks  quallian  =  ir.  cuilen 
'junger  Hund'  c.  colwyn,  Manks  quoi  'wer'  nsch.  cöe;  Manks 
queig  'fünf. 

Die  Rundung  im  Air.  (Mir.);  u  als  Hülfszeichen. 

§  236.  Die  Rundung  wird  im  Air.  nur  vor  geschwundenem 
ü  bezeichnet;  sie  war  also  nur  in  diesem  Falle  besonders  ausge- 
prägt. Eine  schwächere  Rundung  wird  jedoch  auch  in  anderen 
Fällen  teils  im  Air.  teils  in  einer  älteren  Periode  vorhanden  ge- 
wesen sein,  vgl.  unten  Anm.  3  über  die  mir.  Schreibung  und  die 
in  §  238  und  248  beschriebenen  Umlaute.  Beispiele  für  die  Be- 
zeichnung der  Rundung  im  Air.:  caum.  Dat.  des  o-Stammes  camm 
'krumm'  Ml.  55a  9;  air.  i  routh  gl.  in  stadio,  Dat.  von  roth 'Rad'; 
deug  'Trank'  Thes.  I  489,  29  (Nom.  eines  ^-Stammes);  neurt. 
Dat.  von  nert  'Kraft';  hi  coindeulgg  'im  Vergleiche'  Sg.  25b  2 
(Dat.  von  condelg);  ar-neut-sa  'ich  erwarte'  (ar-neth-);  fiur, 
Dat.  von  f  er  'Mann'.  Der  Gegensatz  zwischen  der  Wirkung  eines 
-u  und  eines  -ft  zeigt  sich  klar  in  den  w-Stämmen:  Nom.  bith 
'Welt',  Dat.  biuth  (sechzehnmal  in  Wb.;  zweimal  jedoch  bith:  10b 
8;  d  18).  Ebenso  Nom.  fid  'Baum',  il  'viel'  (w-Stämme)  u.  s.  w. 
Air.  giun  neben  gin  'Mund'  wird  auf  eine  alte  Dualform  zurück- 
gehen (Zimmer,  KZ  XXXVI  461  ff.;  Dativ  regelmäßig  giun). 
Schwieriger  ist  der  häufige  Nom.  Akk.  fiuss,  f  ius  'Wissen'  (seltener 
fiss);  Analogiebildung  nach  dem  Dativ?  Neben  rith 'Lauf  kommt 
im  Nom.  Akk.  viel  häufiger  riuth  vor  (und  sonderbarerweise  steht 
im  Dat.  neben  dem  regelmäßigen  riuth  Wb.  20b  1,  6  zweimal  in 
Ml.  und  Sg.  rith);  hier  und  bei  Sg.  smiur  'Mark',  Ml.  Sg.  lius 
'fastidium'  kann  auf  das  jüngere  Alter  der  Belege  Gewicht  gelegt 
werden.  So  auch  bei  Sg.  fliuch-  'naß'  S.  60,  mir.  tiug  'dick' 
S.  99  (im  Ir.  t^-Stämme,  im  Brit.  -w?o-Stämme).  Aber  intliucht 
'Vernunft'  ist  schon  in  Wb.  belegt.  In  giugran  (Sg.),  gigren 
gl.  anser  (S.  101  f.)  scheint  zwischen  g  und  r  am  ehesten  ein  kurzes 
u  geschwunden  zu  sein;  ist  die  Schreibung  in  Sg.  etwa  schon  halb 
mittelirisch?     In  ro-fiugrad  'ist  bildlich  bezeichnet  worden',   fiu- 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  22 


338  Die  Rundung  und  u  als  Hülfszeichen  im  Ir.     [§  236.  237 

grae,  Gen.  von  figor  'Figur',  ist  ein  ü  geschwunden  (aus  lat.  fi- 
güra);  analogisch  einerseits  Nom.  fiugor  Ml.  45a  3,  andererseits 
Dat.  Plur.  figraib  Thes.  II  255,  13.  feuchuir  'wild'  aus  *we- 
k'örd-  (§  75,  3  S.  122)  ist  analogisch  nach  Formen  mit  -xr-  (air. 
feuchrae  'Wildheit');  das  ähnlich  gestaltete  iuchair  'Fischrogen' 
(§80  S.129)  ist  erst  mir.  belegt;  laubir,  laubair  'Mühe'  (S.  193) 
ist  wie  feuchuir  zu  erklären  (falls  nicht  auf  §  237  zu  verweisen 
ist).  Unregelmäßig  ist  air.  baullu  (Akk.  Plur.)  'Glieder'  neben 
buUu;  fleuchud  'Feuchtigkeit'  (Ml.)  neben  flechud  sieht  fast 
mir.  aus.  Die  schwache  Rundung  des  r  im  Nom.  spirut  'Geist' 
ist  auf  den  Gen.  spirto  (wo  /•  lautgesetzlich  wäre)  übertragen,  wird 
jedoch  in  Wb.  nicht  bezeichnet;  dagegen  hat  Tur.  spiurto,  und 
darauf  beruht  der  neugebildete  Nom.  spiurt  in  Ml.  Über  beura 
gl.  sudes  Sg.  67b  11  vgl.  Vendryes,  MSL  XIV  410  Fußnote. 

Anm.  1.    Über  den  Verlust  der  Kundung  in  der  Proklise  s.  §  175. 

Anm.  2.  Nach  einem  i«,  einem  langen  Vokal  oder  einem  Diphthong 
kommt  ein  Timbrezeichen  für  die  Eundung  im  Air.  nicht  vor:  bull,  Dat. 
von  ball  'Glied';  i-sin  dän  sin  'in  dieser  Kunst'  (Dat.,  w-St.);  i-116g  'in 
Lohn'  (Dat.  auf  -ü  oder  -ö;  log  hat  gemischte  Flexion);  do-rr-et-sa  'ich 
habe  geschützt'  {e  lang;  s.  Verbalverz.  di-em-);  iär  fir  'nach  der  Wahr- 
heit' (Dat.,  ü-St.);  ond  aes  'von  den  Leuten'  (Dat.,  w-St.);  a  süan  'aus 
dem  Schlafe'  (Dat.,  o-St.);  iar  fiach  gl.  secundum  debitum  (Dat.,  o-St.). 
Dies  kann  rein  orthographisch  zu  erklären  sein;  es  könnte  aber  schließlich 
auch  phonetisch  gedeutet  werden:  die  Eundung  wäre  neben  einem  u  ge- 
schwunden oder  nicht  aufzufassen;  nach  den  langen  Vokalen  und  Diph- 
thongen wäre  ein  auslautendes  -ü  früher  geschwunden  als  nach  kurzer 
Wurzelsilbe.  —  Im  Dat.  der  Wörter  macc  'Sohn',  rath  'Gnade'  scheint 
das  Fehlen  der  Mouillierung  auf  schwer  zu  definierenden  konsonantischen 
Einflüssen  zu  beruhen;  vgl.  §  248  Anm. 

Anm.  3.  Im  Mir.  wird  nach  einem  e  vor  einem  ch  als  Zeichen  der 
Eundung  ein  -o-  verwendet:  eoch,  Dat.  von  ech  'Pferd';  deoch  'Trank'. 
Dies  -0-  kann  auch  nach  dem  Diphthong  ae  geschrieben  werden:  laeochu 
'Helden'  (Akk.  Plur.,  LU  45  b  14).  Als  gerundet  werden  im  Mir.  Konso- 
nanten bezeichnet,  die  im  Air.  niemals  diese  Bezeichnung  haben:  air. 
.3.  Plur.  -dechutar  'sind  gegangen'  mir.  -deochatar  (nir.  -deachadar); 
air.  diltud  'leugnen'  mir.  diultad  nir,  diültadh  Arran  d'üits  Donegal 
d'üituw. 

§  237.  Air.  preceupt  (Akk.)  Tredigt'  Ml.  129b  1,  Gen. 
preceuptae  Ml.  89b  12  (statt  precept  fem.,  s.  Wb.  13a  11, 
precepte)  weichen  von  den  sonstigen  air.  Schreibregeln  ganz  ab 
und  erinnern  an  mir.  bauptaist  ^Täufer'  u.  s.  w.  Es  wird  sich 
am  ehesten  um  eine  spontane  Rundung  der  Labiale  (vgl.  g  235 
Schluß)  handeln.     So  erkläi't  sich  dann  vielleicht  auch  p(ro)umthe 


§  238]  Air.  ö.  339 

[Wb.j  7b  17  gl.  probum  (=  promthe).  Von  der  Neigung  der 
Labiale  zur  Rundung  zeugen  auch  Formen  wie  lobor,  lobur 
§  171,  2  Schluß. 

§  238.  In  gewissen  Fällen  schwankt  die  air.-mir.  Orthographie 
zwischen  au  und  ai,  woneben  zum  Teil  auch  i,  e,  u  erscheinen. 
Es  handelt  sich  in  diesen  Fällen  um  kombinierte  i-  und  w-Infektion 
(die  2^-Infektion  ist  dabei  meist  von  einem  schwächeren  Infektor 
als  bei  den  Fällen  in  §  236  bewirkt);  in  den  Fällen,  wo  neben  au 
und  ai  auch  i,  e,  u  erscheinen,  war  der  Vokal  vor  dem  infizierten 
Konsonanten  schon  umgelautet  worden  und  wurde  etwa  wie  ein  ö 
ausgesprochen  (im  Nir.  ist  aus  diesem  ö  meist  ein  u  entstanden). 
Air.  laugi  'weniger'  Wb.6b  12,  laigiu,  lugu  :  Komparativendung 
-jös;  ro-laumur,  ru-laimur  'ich  wage'  Wb.  :  Endung  der  1.  Sing. 
Depon.  urkelt.  -jör.  —  Viele  Beispiele  in  Präverbgruppen:  aith-ud- 
liegt  vor  in  ed -hart 'Opfer' Ml.,  idbart  Wb.,  inn  aud-birt  Thes. 
II  26,  mir.  aud-pairt,  O'Dav.  ni  udhbair  'ne  offer'  :  vgl.  air. 
an  adobarar  'was  geopfert  wird'  u.  s.  w.;  dieselben  Präverbia  in 
air.  (Wb.)  aipthi  gl.  ueneficia,  ipthach  gl.  maledicus,  mir.  aup- 
thach,  upthach  ds.  nir.  uptha,  upthacht  'sorcery,  magic  en- 
chantment'  (apthin  Akk.  'Tod',  Inf.  von  ad-bath-  ist  ein  anderes 
Wort,  s.  Verbalverz.) ;  —  air-ud-  liegt  vor  in  Wb.  irtach  'Er- 
quickung', Ml.  ertach,  mir.  aurtach  :  vgl.  air.  arünutangar 
'wir  werden  erquickt';  —  air-fo:  mir.  ergnam,  irgnam,  urgnam 
'Speise,  Trank  zurüsten,  anrichten',  ni  mad-airgenus  'nicht  gut 
habe  ich  zugerüstet',  Imperativ  2.  Plur.  aurgnaid  :  vgl.  Präs. 
Ind.  3.  Plur.  ar-fo-gnat  (s.  Verbalverz.  gni-);  —  air- com-:  Wb. 
nii-m-irchöi  'es  wird  mich  nicht  aufhalten',  Wb.  ar-nach  n- 
aurchoissed  'daß  es  ihn  nicht  aufhalten  sollte',  Sg.  erchoitech 
gl.  nocens,  nir.  urchöid  'damage,  härm'  :  c.  ar-gy-weddu  'to 
härm,  to  hurt'  abr.  arcogued  gl.  niciuos;  —  air-ro-:  Wb. 
aurlam,  airlam,  irlam  'bereit'.  Ml.  erlam,  nir.  urlamh  ds., 
Wb.  aurlatu,  irlatu  'Gehorsam',  mir.  urlatu:  zu  ro-laumur 
'wage';  do-aur-chanairam  gl.  sagio  Sg.  60b  12,  vgl.  Cr.  33b  11, 
c  7  (Thes.  II  21  f.)  :  c.  daroganu  'weissagen';  dind  ergabail  gl 
retentione  Ml.  88a  2,  aurgabtha  gl.  demptus  Cr.  41a  3:  con- 
dom-ar-r-gabad  sa  gl.  ut  me  comprehenderet  Wb.  17d  14,  vgl. 
lat.  pro-hibere  'hindern';  —  air-  vor  einer  schwindenden  Wurzel- 
silbe mit  0,  u:  t-an-aurnat  Thes.  II  253,  5,  s.  Verbalverz.  to- 
air-fuin-;  mir.  aursa,  irsa,  nir.  ursa  'Türpfosten'  (das  letzte 
Element  gehört  wohl  zu  lat.  postis);  —  air-  vor  einem  erhaltenen 

22* 


340  Air.  ö.  [§  238 

Oj  u:  aur-uras  Ml.  2a  3  'Eile';  mir.  aur-chor,  urchor,  erchor, 
irchor  'Wurf',  nir.  urchor;  mir.  aur-lond,  ur-lond,  er-lond, 
ir-lond  'unteres  Ende,  Stiel',  nir.  ur-lann;  vor  einem  ursprüng- 
lich gerundeten,  aber  in  unbetonter  Silbe  geschwächten  Vokal:  mir. 
aur-dam,  er  dam  'Vorhalle',  vgl.  air.  in  doim  'in  Haus'. 

Bei  einigen  Zusammensetzungen  mit  air-  ist  es  unmöglich, 
eine  sichere  Erklärung  des  ö  zu  geben:  Wb.  airdircc,  irdircc 
'berühmt'.  Ml.  erdairc,  mir.  aurdairc  ds.,  urdarcus  'Berühmt- 
heit'; air.  Wb.  irbäg  'gloriatio'  mir.  aurbäg;  Wb.  di-a  irlabri 
'to  speak  for  her'.  Ml.  do  erlabrai  'zu  sagen',  mir.  aurlabra, 
urlabra  'Reden'.  Und  in  einigen  Fällen  kann  nur  von  einer 
analogischen  Entstehung  des  ö  die  Rede  sein:  Wb.  irchre  'interi- 
tus'.  Ml.  Dat.  erchru,  mir.  urchra  (vgl.  nir.  urchradhach  'de- 
caying,  defective'),  Inf.  von  air.  ara-chrinim  gl.  defetiscor;  Wb. 
irnigde  'Gebet',  Ml.  ernigde,  nir.  urnaighthe  :  air.  ar-neigdet 
'sie  beten'  (*prri-  *ni-  +  guid-). 

Air.  daur  'Eiche'  (Sg.  38a  9;  davon  daurde  'eichen'  Sg. 
38a  10)  und  mir.  dair  'Eiche'  (auch  für  das  Air.  vorauszusetzen, 
vgl.  dair  de  'eichen'  Sg.  33  b  13),  wozu  wohl  auch  der  ON  mir. 
Daurmag,  Dermag,  Dirmag  'Durrow'  und  der  MN  mir.  Dair- 
thecht,  Durthacht,  Derthacht  sowie  mir.  dirthach  'an  ora- 
tor}^,  prayer-house',  Gen.  daurthige,  dairthaige,  derrthaige 
(Kuno  Meyer,  Contributions  S.  580)  gehören,  ist  vielleicht  durch 
Kontamination  eines  w-Stammes  mit  schwach  gerundetem  r  (Gen. 
air.  mir.  daro)  und  eines  iÄ:- Stammes  mit  mouilliertem  r  (Gen.  mir. 
darach)  zu  erklären;  die  nir.  Nominativform  dair,  die  kein  ö 
vorauszusetzen  scheint,  kann  nach  dem  Gen.  darach  neugebildet 
sein.  In  mir.  lurchure,  lüirchaire  (das  Längezeichen  nach 
§  202,  1  zu  erklären),  laurchuire  'Füllen',  das  mit  idg.  Altern, 
a  :  ä  zu  ir.  läir  'Stute'  gehört,  kann  das  ö  regelmäßig  sein;  von 
da  ist  es  auf  lurän,  laurän  'Füllen'  übertragen,  das  sich  zu  lur- 
chure ebenso  verhält  wie  dobräu  zu  dobor-chu  'Biber,  Otter' 
(§  405).  Mir.  tul,  taul  'Stirn,  Vorderseite,  Erhöhung',  tul  cind 
'Stirn',  Dat.  til  chind  (S.  132)  ist  schwierig;  dazu  mir.  taulach, 
tulach,  telach,  tilach  'Hügel',  Dat.  Plur.  telchaib,  tilchaib 
Ml.  14a  9,  11  (mit  c.  tyle  'Abhang'  nur  unter  Annahme  volks- 
etymologischer Umgestaltung  im  Ir.  oder  0.  —  vgl.  ty-le  'toft'  — 
vereinbar);  ferner  air.  tailchube  gl.  crater.  Gen.  ind  telchubi 
(§128,1),  mir.  tulchuba.  Dat.  taulchubu  (vgl.  Zimmer,  Sitzungs- 
ber.  d.   preuß.  Ak.  1909,  458f.;    mc.  ta)  cibedd    Myv.  Arch.  38, 


§  238. 239, 1]     Air.  ö.  Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir.       341 

Loth,  Rc.  XXII  330;  vgl.  br.  tal  'fond  de  tonneau'j.  Etymologisch 
unklar  ist  auch  mir.  laulgach,  lulgach,  lilgach  (LL  112a  15) 
^a  milch  cow',  nir.  loiligheach  (mit  Svarabhakti  nach  §  228), 
laoghlach  (nach  laogh  'Kalb'  umgebildet);  das  ö  ist  regelmäßig, 
falls  zwischen  l  und  ^  ein  i  geschwunden  und  das  a  der  Endung 
aus  u  entstanden  ist.  —  Über  air.  edoct  'Testament',  a  idacht 
'sein  T.',  mir.  audacht,  nir.  udhacht  s.  §  129,  3  S.  209. 

Anm.  Aus  dem  Nebeneinander  der  Schreibungen  au  und  u  (ohne  ai, 
e  oder  i)  kann  kein  li  gefolgert  werden ;  es  kann  sich  ura  einfache  Kundung 
handeln  (Akk.  Plur.  baullu,  bullu  'Glieder')  oder  um  ganz  andere  Vor- 
gänge (vgl.  über  caur,  cur  §  209).  Ein  mir  unklarer  Fall  ist  mir.  Cau- 
land,  Culand  MN;  duliu,  dulem  'lieber,  am  liebsten'  ML  45a  4; 
106b  6;  14d  7;  103a  9  statt  diliu,  dilem  ist  von  dem  Subst.  ir.  düil 
'Wunsch'  beeinflußt. 

Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir. 

§239.  1)  Das  Hauptmittel  zur  Bezeichnung  der  Mouillierung 
im  Air.  ist  ein  -i-  als  Hülf szeichen  vor  dem  affizierten  Konsonanten : 
air.  aile  'ein  anderer'  {al'e);  boill  'Glieder'  (boLi!);  du  ine  'Mensch' 
(dune);  dommeil  'was  er  verzehrt'  {domniel');  fäith  'Prophet' 
(fäp');  slöig  'Scharen'  {slö^');  rüin,  Akk.  von  rün  'Geheimnis' 
(Rf?9i);  feich,  Plur.  von  fiach  'Schuld'  (fex);  buaid  'Sieg'  [buad'); 
beuil,  Gen.  von  bei  'Lippe'  (b'eul').  Auch  nach  dem  mouillierten 
Konsonanten  wird  zum  Teil  ein  Hülfsvokal  geschrieben,  und  zwar 
-e-  vor  a  oder  o^  -i- vor  i^.-  derchöintea,  Gen.  von  derchoiniud 
'Verzweiflung'  [d'erxoint'a,  d'erxoinud);  ni-b-nöibfea  'wird  euch 
nicht  heihgen'  (-isoih'f'd);  cid  asbere  siu  'obgleich  du  sagst'  [su); 
ailiu,  Dat.  von  aile  'ein  anderer'  (al'u);  feidligtheo  Ml.  15a  5 
'des  Verbleibens'  [fed'l'iß^'p'o). 

Das  Hülfszeichen  vor  dem  Konsonanten  bleibt  bisweilen  weg, 
wenn  das  Timbre  mit  dem  folgenden  Vokal  stimmt:  cele  'Genosse', 
seltener  ceile  {k'el'e);  cenel  'Geschlecht'  {k'enel);  na  huli  'omnia' 
(Na  hul'i),  gewöhnlich  jedoch  huile  'all';  fäthi  und  fäithi  'Pro- 
pheten' (fäpi);  athirge  und  aithirge  'Reue'  (apir§e).  Nach 
einem  i  wird  ein  i  als  Timbrezeichen  niemals  geschrieben:  fir. 
Gen.  von  f er  'Mann'  (fir);  mil  'Honig'  (mit);  nöib  'sancti'  (soib', 
nir.  naoimh;  dagegen  Nom.  nöib  'sanctus'  ^oib,  nir.  naomh). 
Ein  Timbrezeichen  nach  dem  Konsonanten  wird  vor  e,  i  niemals 
geschrieben;  es  kann  aber  auch  vor  a  (o)  oder  m  fehlen,  wenn  vor 
dem  Konsonanten  ein  Timbrezeichen  steht:  ainfa  'ich  werde  blei- 


342  Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir.     [§  239,  1.  2 

ben'  Wb.  14a  8  (anfa);  oillu  'mehr'  Wb.  13b  2  (ollu);  iarn 
esseirgu  'nach  der  Auferstehung'  Wb.  3c  2  (esser^'u),  aber  iarn 
esseirgiu  Wb.  4a  27;  foichlorib  gl.  curatoribus  Wb.  19d  1, 
aber  foichleöir  Ml.  109c  7  {foxl'örib'f  foxl'ör).  Dieselbe  Weg- 
assung  mag  auch  nach  einem  i  als  Zeichen  für  i  vorkommen;  der 
Schreiber  der  letzten  Blätter  von  Wb.  schreibt  sinu  'älter'  (34a  5), 
wofür  sonst  in  Wb.  siniu  erscheint  (sinu);  auch  gliccu  'klüger'  Wb. 
26 d  26  mag  g'l'ik'k'u  zu  lesen  sein;  vgl.  jedoch  §  244,  3.  Ganz 
unregelmäßig  ist  aber  die  Schreibung  i  tarcud  'im  Bereiten'  Wb. 
23c  29,  vgl.  tairciud,  täircud  Wb.  13c  9;  14c  42  (tärkud); 
vgl.  §  244,  4. 

2)  Ein  Mittel,  die  unmouilHerte  Aussprache  eines  Konsonanten 
ausdrücklich  anzugeben,  gab  es  im  Air.  prinzipiell  nicht.  Ein 
Konsonantenzeichen  vor  einem  e  oder  i  kann  daher  sowohl  einen 
mouillierten  als  auch  einen  unmouillierten  Konsonanten  bezeichnen: 
air.  fil  'ist'  (fit,  nir.  fuil);  air.  sn echte  'Schnee'  [ss'exte,  nir. 
sneachta).  Jedoch  läßt  es  sich  nicht  bezweifeln,  daß  in  unbe- 
tonter Silbe  ein  nicht  auslautendes  ai,  ui  schon  in  Wb.  oft  ein- 
fach als  i  zu  lesen  ist,  sodaß  also  das  -a-  oder  -u-  als  Zeichen  für 
das  unmouillierte  Timbre  des  vorhergehenden  Konsonanten  gelten 
kann;  das  so  geschriebene  i  ist  teils  aus  einem  hinteren  Vokal  um- 
gelautet, dessen  letzte  Stufe  ein  a  oder  u  gewesen  sein  kann  (und 
hieraus  erklärt  sich  die  Schreibung,  die  also  historisch  ist)  teils 
durch  Svarabhakti  (§  171  S.  268)  entstanden  oder  nach  §  241,  3  c 
zu  erklären  (hier  ist  die  Schreibung  wohl  analogisch  nach  den  Um- 
lautfällen): ra-pridchaisem  'wir  haben  es  gepredigt'  Wb.  5a  7, 
aber  ma  ru-d-predchisem  'wenn  wir  gepredigt  haben'  lOd  9; 
i-sint  senmuim  'in  dem  Laute'  12c  43,  aber  i-sint  senmim 
13d  18;  cobuir  'Hülfe'  20c  10  neben  cobir  5c  5;  cosmuil 
^ähnlich'  12d  1;  25d  13  neben  cosmil  2a  11  u.  s.  w.  Diese  Auf- 
fassung der  Zeichen  scheint  allerdings  durch  Schreibungen  wie 
cosmuli  Plur.  'ähnlich'  17c  5  (neben  cosmili  13c  12;  14d  37; 
cossmaili  [Wb.]  33b  20),  cosmulius  'Ähnlichkeit'  Ib  19  u.  s.  w. 
(neben  cosmilius  8b  7;  14c  24,  cosmuilius  lOd  14  u.  s.  w.), 
ind  libur  so  'dieses  Buches'  15a  30  gefährdet  zu  werden.  Der 
letzte  Fall  ist  indessen  kaum  viel  mehr  als  ein  Schreibfehler,  denn 
die  Bezeichnung  der  Mouillierung  ist  hier  unerläßlich.  In  den 
anderen  Fällen  handelt  es  sich  um  eine  traditionelle  historische 
Schreibung,  die  deshalb  erträglich  sein  konnte,  weil  das  ganz  kurze 
i  in   koswil'us  'Ähnlichkeit',   kost  il'i  'similes'   für  den  akustischen 


§239, 2.  240]     Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir.  343 

Eindruck  hinter  dem  ausgeprägten  Timbre  der  umgebenden  Kon- 
sonanten zurücktreten  konnte. 

Die  Verwendung  eines  -a-  als  Timbrezeichen  vor  einem  i  wird 
in  den  jüngeren  air.  Denkmälern  häufiger  (auch  in  dem  §  241,  3  c 
beschriebenen  Fall),  und  nach  unmouillierten  Konsonanten  wird  für 
auslautendes  -e  -ae,  später  -a,  für  auslautendes  -i  -ai  geschrieben 
(Wb.  cumachte  'Macht',  Gen.  cumachti,  Ml.  Nom.  cumachtae, 
Gen.  cumachtai). 

Anm.  Bei  einiger  Kenntnis  der  Sprache  wird  man  so  gut  wie  niemals 
darüber  im  Zweifel  sein  können,  ob  ein  im  Air.  geschriebenes  -i-  als  Timbre- 
zeichen oder  als  Vokalzeichen  aufzufassen  ist.  Die  schwierigsten  Fälle  sind 
äi  und  6i  mit  den  Bedeutungen  1)  =  ä,  ö  vor  einem  mouillierten  Kon- 
sonanten, 2)  ai,  oi;  soweit  nicht  variierende  Schreibungen  (a,  6  bei  den 
Monophthongen,  ae,  oe  bei  den  Diphthongen)  die  Entscheidung  bringen, 
ist  man  auf  die  jüngeren  Sprachformen,  vor  allem  auf  das  Neuirische  an- 
gewiesen. —  Es  sei  hier  noch  darauf  verwiesen,  daß  ein  i  als  Hülfszeichen 
noch  in  anderen  Verwendungen  vorkommt.  Über  -tei  s.  S.  244  unten; 
ei  als  Bezeichnung  eines  geschlossenen  e  auch  in  eicndag  'Verleumdung' 
Wb.  Ic  6;  29a  7;  vgl.  2a  11  (ecndach  30c  6);  eicndirc  'abwesend', 
eicndarcus  'Abwesenheit'  Wb.  25d  24;  19d  29;  eicmailt  'unruhig'  Wb. 
22c  20;  arroieitsa  'ich  habe  empfangen'  Wb.  6d  14;  reit  (Dat.)  'Ding' 
Wb.  20c  11;  »it  'Eifersucht'  Wb.  23b  13  (geet  23b  18);  no-deitnaigtis 
gl.  stridebant  Ml.  54 d  20;  t eichte  'gebührend'  Wb.  6a  20  (Dativ  techtu 
Wb.  13a  28);  hi  neph-cheneil  gl.  in  non  gentem  Wb.  5a  14.  —  Auf- 
fälliger ist  die  Schreibung  ei  für  kurzes  e  vor  einem  unmouillierten  Kon- 
sonanten in  Nom.  Akk.  feir  'Mann'  Wb.  13a  6,  20  (=  fer),  beicc  'klein, 
wenig'  ==  becc  Wb.  24d26;  21c  12;  is  beic  lim,  is  beicc  lim-sa 
8d  21  (in  den  beiden  letzten  Fällen  einen  Genitiv  zu  suchen  ist  gewiß 
unberechtigt).  —  Über  bai,  fri-dei  u.  s.  w.  s.  §199,1;  über  adchuiaid, 
nuie  s.  §  208  Anm.  2. 

§  240.  Aus  der  sehr  unvollkommenen  Unterscheidung  zwischen 
mouillierten  und  nicht-mouillierten  Konsonanten  in  der  air.  Ortho- 
graphie erwuchs  im  Laufe  der  Zeit  ein  weit  vollkommeneres,  im 
Nir.  voll  ausgebildetes  System,  wonach  nicht  nur  die  mouillierten 
Konsonanten,  sondern  auch  die  unmouillierten  Konsonanten  ihre 
Timbrezeichen  haben.  Die  Timbrezeichen  der  unmouillierten  Kon- 
sonanten wurden  zum  größten  Teil  durch  die  weiterschreitende 
Sprachentwickelung  geschaffen.  Von  der  Zeit  an,  wo  das  ge- 
schriebene duine  air.  dune  zu  nir.  dynd  geworden  war,  mußte  das 
alte  Vokalzeichen  als  Timbrezeichen,  das  alte  Timbrezeichen  als 
Vokalzeichen  erscheinen.  Die  Verwendung  von  Timbrezeichen  vor 
einem  unmouillierten  Konsonanten  war  durch  die  herkömmliche 
Bezeichnung  der  allmählich  als  besonderes  Timbre  verloren  gehenden 


344  Die  Bezeichnung  der  Mouillierung  im  Ir.  [§  240 

Rundung  nahe  gelegt.  Das  air.  -u-  nach  einem  i  wurde  durch  ein 
-0-  ersetzt:  air.  fiur.  Dat.  von  fer  ^Mann',  nir.  (jetzt  veraltet)  fior; 
air.  ciunn,  Dat.  von  cenn  'Kopf,  nir.  do  chionn  'wegen',  i 
g-cionn  'nach',  i  n-ar  g-cioun  'vor  uns';  air.  figor,  fiugor  'Fi- 
gur', nir.  fioghair.  Die  Schreibung  iu  ist  in  einigen  Fällen  (aus- 
schließlich vor  ch?)  festgehalten  worden,  vermutlich  wegen  des  früh 
eingetretenen  Umlauts:  nir.  fliuch  'feucht'  Arran  f'Tox  Donegal 
f'l'ux;  nir.  fiuchadh  'sieden,  kochen'  Arran  föxd  (leniert  oxd\ 
aber  Donegall  f'yxuw.  Danach  schreibt  man  nun  auch  -o-  nach 
einem  langen  l:  fior  'wahr'.  Nach  e  wird  -a-  geschrieben:  -dea- 
chadar  'sind  gegangen'  §236  Anm.  3;  danach  auch  fear  'Mann'. 
Für  diese  Schreibung  war  wohl  der  in  Irland  eingetretene  Über- 
gang des  e  vor  unmouillierten  Konsonanten  in  a  maßgebend  (Arran 
und  Donegal  far  'Mann');  das  alte  Timbrezeichen  gilt  also  jetzt 
als  Vokalzeichen,  das  alte  Vokalzeichen  als  Timbrezeichen.  Nach 
dem  langen  6  wird  teils  -a-,  teils  -u-  geschrieben  (ea  oder  eu  §196 
Anm.:  fear  oder  feur  'Gras'  fer;  das  nir.  eu  =  e  darf  ja  nicht 
mit  dem  air.  Diphthong  eu,  eo  §  201,  2  verwechselt  werden). 
Die  Schreibung  aeo  §  236  Anm.  3  ist  zu  ao  verkürzt  w^orden 
(gesprochen  y  oder  d,  s.  §  38) ;  vor  einem  mouillierten  Konsonanten 
schreibt  man  aoi,  das  auch  im  Auslaut  steht:  saoghal  'Welt, 
Lebenszeit'  Arran  und  Donegal  syl;  daoine  'Menschen'  Arran 
dynd;  naoi  'neun'  Arran  Ny'^. 

So  konnte  sich  die  Regel  ausbilden,  daß  das  Timbre  eines 
Konsonanten  sowohl  an  dem  vorhergehenden  als  an  dem  folgenden 
Vokalzeichen  kenntlich  sein  sollte,  oder  anders  ausgedrückt,  daß 
die  Vokalzeichen  auf  den  beiden  Seiten  eines  Konsonanten  ent- 
weder beide  vordere  („dünne")  oder  beide  hintere  („breite'')  Vokale 
angeben  müssen  (caol  le  caol  agus  leathan  le  leathan).  Nir. 
lion  'Zahl'  ist  also  hin,  der  Genitiv  lin  dagegen  hin  zu  sprechen. 

Anm.  1.  Diese  Eegel  war  nur  deshalb  durcliführbar,  weil  zwei  neben- 
einander stehende  Konsonanten  immer  das  gleiche  Timbre  hatten.  Durch 
den  Übergang  eines  r  in  r  sind  hierin  einige  Störungen  entstanden,  s. 
§  90  S.  144. 

Anm.  2.  Durch  die  allerdings  etwas  umständliche  Schreibregel  caol 
le  caol    agus   leathan   le   leathan    wird  das  Timbre  der  Konsonanten 

1.  Die  Schreibung  ae  kommt  in  einigen  Fällen  vor,  wo  der  Arran- 
dialekt  e  oder  e  hat:  aen  =  aon  'ein'  (verbunden);  aer  'Luft';  gaedhilge 
'Irisch';  lae.  Gen.  von  lä  'Tag',  Arran  en,  er,  f/el'ff'd,  Li,  vgl.  Donegal  gel 
'Gael',  Le  'Tages",  Quiggin  §  95.  Diese  Schreibung  ist  in  der  nir.  Ortho- 
graphie eine  Abnormität. 


§241, 1]  Lautgesetze  der  Mouillierung  im  Ir.  345 

außerordentlich  genau  bezeichnet;  die  Bezeichnung  der  gesprochenen  Vo- 
kale ist  dagegen  ziemlich  mangelhaft.  Ob  z.  B.  cuid  'Teil'  als  kud'  (Ai 
ran)  oder  mit  Umlaut  als  kyd'  (Donegal)  zu  sprechen  ist,  kann  man  der 
geschriebenen  Form  nicht  ansehen.  Aber  dieser  Mangel  ist  wegen  der 
ganzen  Art  der  nir.  Aussprache  nicht  allzu  fühlbar.  Die  Konsonanten 
halten  ihr  ausgeprägtes  Timbre  während  der  ganzen  Zeit  ihrer  Dauer  fest, 
und  die  nötigen  Gleitbewegungen  werden  während  der  Aussprache  der 
Vokale  vollzogen,  so  daß  der  akustische  Eindruck  z.  B.  von  kud'  und  kyd' 
nicht  sehr  verschieden  ist.  Aus  dieser  Art  der  Aussprache  folgt  auch,  daß 
ein  unmouillierter  Konsonant  nach  einem  langen  t  sich  so  scharf  abhebt, 
daß  man  fast  einen  Übergangsvokal  zu  hören  glaubt:  fion  'Wein'  lautet 
f't^n.  Die  Orthographie  paßt  für  die  Sprache.  Immerhin  zeigt  die  Fuß- 
note S.  344,  daß  das  Bestreben  die  Vokale  genau  zu  bezeichnen  zur  Über- 
tretung der  orthographischen  Hauptregel  führen  kann. 


Lautgesetze  der  Mouillierung  im  Ir.^ 

§  241.  (Die  irische  Mouillierung  in  ihrem  Verhältnis  zn 
den  folgenden  Vokalen,  zu  Vokalschwund  und  Akzent.)  1) 
Mouillierung    tritt    ein    vor    einem    im    Auslaut   geschwundenen 

vorderen  Vokal:  air.  do-beir  ^er  gibt'  *bheret;  fäith  Trophet' 
"^wäti-s;  fir  nir.  fir,  Gen.  von  air.  fer  'Mann',  *wiri:;  deich  'zehn' 
zunächst  aus  ^deken,  idg.  "^dek'm  (S.  46).  Über  die  Wirkungen 
der  Svarabhakti  vor  dem  geschwundenen  Auslaut  s.  §  242  Anm.  2. 

Vor  einem  im  Wortinnern  nach  den  Akzentgesetzen  schwin- 
denden vorderen  Vokal  ist  gleichfalls  Mouillierung  eingetreten:  air. 
aimsea  Ml.  104a  1,  Gen.  von  ammus  'Angriff,  Versuch'  (Inf.  von 
ad-midethar  'versucht');  ni  taibrem  'wir  geben  nicht',  vgl.  do- 
beram  'wir  geben';  ar-na  foircnea  Wb.  20b  13  'damit  es  nicht 
ende',  vgl.  forcenna  gl.  consummare  Ml.  132c  11;  con  ru- 
failnither  Wb.  la  9  'daß  es  suppliert  werde',  vgl.  is  hed  fo-d- 
lina  Wb.  14b  7  'das  ist  es,  was  den  Satz  voll  macht'.  Besonders 
interessant  sind  Formen  wie  Dat.  Plur.  anamchairtib,  Akk.  Plur. 
anamchairtea  "Seelen-Freunde",  'Lehrer',  wo  zwischen  r  und  t 
ein  aus  an  entstandenes  halblanges  e  geschwunden  ist,  vgl.  S.  151 
und  S.  249.  Die  Regel  gilt  jedoch  nicht,  wenn  der  vor  dem 
schwindenden  Vokal  stehende  Konsonant  silbisch  wird:  air.  ecolso, 
Gen.    von    eclis    'Kirche'.      Auch    kann    die    Regel    durch   woii- 


1.  Vgl.  Thurneysen,  KZ  XXVI,  311 1;  Verf.,  Asp.  i  Irsk,  S.  Q,i.\ 
Strachan,  Middle  Irish  Declension  S.  4f.  (Trans.  Phil.  Soc.  1905);  0.  J. 
Bergin,  Eriu  III  S.  50—91. 


346  Mouillierung  und  folg.  Vokalismus.  [§i241, 2. 3 

psychologische  Einflüsse   gekreuzt   werden:   nach-a-rochlat   Wb. 
19c  15  'welche  sich  nicht  hüten  können'   (zu  fo-cel-,   fo-ciall-). 

2)  Vor  jedem  ursprünglich  vorderen  Vokal  in  betonter  Silbe 
tritt  Mouillierung  ein.  Diese  Mouillierung  kann  allerdings  nach 
den  air.  Schreibregeln  nicht  zum  Ausdruck  kommen;  sie  war  aber 
sicher  im  Air.  in  demselben  Umfang  wie  im  Nir.  vorhanden.  Die 
Mouillierung  tritt  auch  vor  einem  durch  Ersatzdehnung  aus  a  ent- 
standenen e  ein,  also  in  Wörtern  wie  geis  'Schwan'  (S.  86),  meit 
'Größe'  (§  197,  1),  der  'Träne',  bren  'faul'  (§  201,  1);  ein  Beweis 
für  die  Mouillierung  von  k  in  cetal  'Gesang'  s.  S.  347  Z.  6  v.  u. 

3)  Die  Mouillierung  vor  nachtonigen  Vokalen  scheint  von 
ziemhch  verwickelten  Gesetzen  abhängig  gewesen  zu  sein,  und  die 
Regeln  sind  von  so  zahlreichen  Analogiebildungen  gekreuzt  worden, 
daß  eine  sichere  Erkenntnis  wenigstens  auf  Grund  der  bis  jetzt 
vorliegenden  Untei'suchungen  nicht  möglich  ist.  a)  Vor  einem  aus- 
lautenden Vokal,  der  auf  einen  ursprüngHchen  vorderen  Vokal  oder 
auf  j  +  Vokal  zui'ückgeht,  findet  Mouillierung  statt:  air.  fäithi 
'Propheten' (S.  249) ;  huisse  'gerecht';  guide  'Bitte';  cride  'Herz', 
Dat.  cridiu;  storide.  Dat.  storidiu  'historisch';  Dat.  aicci 
'Nähe';  aire 'Aufmerksamkeit';  oc  ailli 'segnend';  duine 'Mensch', 
Plur.  döini  (nir.  duine,  Plur.  daoine);  firinne  'Gerechtigkeit, 
Wahrheit'  (nir.  firinne).  Zahlreiche  Ausnahmen  von  dieser  Kegel 
sind  von  dem  in  §  242,  2  beschriebenen  Gesetz  bewirkt.  Vor  air. 
-e  und  -^;  wenn  sie  auf  eine  ursprünglich  zweisilbige  mit  einem 
hinteren  Vokal  anlautende  Gruppe  zurückgehen  (§  159,  6  S.  253), 
findet  keine  Mouillierung  statt;  es  wird  dann  später  -ae  >  -a  für 
-e^  und  -ai  für  -i  geschrieben:  Wb.  made  'vergeblich',  Ml.  madae; 
Wb.  -cuale  'hörte',  mir.  -cuala.  Eine  nicht  mouilHerende  En- 
dung hatten  auch  z.  B.  Wb.  asse  'leicht',  Komparativ  assu,  und 
Sg.  fotha  'Grundlage',  Wb.  Dat.  f  othu.  In  den  Gerundiven  auf 
-thi,  -ti  ist  jedoch  sehr  häufig  nach  dem  Vorbild  der  übrigen  For- 
men des  Verbalparadigmas  Mouillierung  eingetreten:  leicthi  'zu 
überlassen'.  Hierher  gehört  auch  ein  Fall  wie  Wb.  cene  'außer- 
dem'. Ml.  cenae  (39a  3)  ds.,  nir.  cheana  (cen  'ohne'  +  Pron., 
vgl.  den  unverbundenen  Genitiv  äi).  Recht  unklar  ist  das  nicht 
mouillierende  e   gewisser  Nominativformen:    care  'Freund',   tenge 


1.  Verschieden  von  ae  ist  ?e,  das  in  Wb.  sowohl  nach  mouillierten 
wie  nach  unmouillierten  Konsonanten  vorkommt  (dife,  Gen.  und  Vok.  von 
dia  'Gott';  faithsB  Gen.  Plur. 'Propheten';  coraa  'Friede',  ruca> 'Schande'). 


241,  3]  Mouillierung  und  folg.  Vokalismus.  347 

^Zunge',  s.  S.  249.  b)  Vor  .;*  -f  einem  nachtonigen  nicht  aus- 
lautenden Vokal  nehme  ich  regelmäßige  Mouillierung  an;  ir.  cai- 
lech  'Hahn'  (S.  69);  cuimnech  'eingedenk'  (cuman  'Erinnerung' 
+  Suffix  -ijäko-);  taisilbiud  'attribuere';  eilscud  'Begierde',  Inf. 
eines  Kompos.  von  lose-  'brennen'.  Mit  j  >  ij  zusammengefallen 
ist  is,  es  vor  Vokal  (§  28,  4,  §  48,  3  S.  73);  daher  air.  faillsem 
gl.  luculentissimam,  coemem  'am  hübschesten'  u.  s.  w.  Zahlreiche 
Ausnahmen  durch  Analogiebildung,  c)  Vor  einem  nicht  auslauten- 
den nachtonigen  urspr.  vorderen  Vokal  findet  in  der  Regel  keine 
Mouillierung  statt,  mag  derselbe  in  der  Gestalt  a^  u  oder  i  er- 
scheinen (falsch  über  diesen  letzten  Fall  S.  267  Z.  2 — 3):  air.  cu- 
cann  'Küche';  mir.  teglach  'Familie';  air.  dermat  'Vergessen' 
u.  s.  w.  (S.  266);  air.  carpat  'Wagen'  (S.  24):  Dat.  Plur.  cairp- 
tib;  —  air.  ammus  'Angriff,  Versuch'  (Kompos.  von  ad-  und 
mess  s.  Verbal verz.  midiur);  air.  cubus  'Gemssen'  (S.  266);  do- 
rus  'Türe'  :  Dat.  Plur.  doirsib;  mir.  fochrus  neben  criss  'Gür- 
tel' §  30  S.  42;  air.  den  um  'tun'  von  di-  und  gnim,  s.  Verbal- 
verz.;  air.  dithrub  'Wüste'  nir.  diothramh  :  zu  mir.  treb  'Wohn- 
sitz' S.  132;  —  athir,  athair  'Vater';  bräthir,  bräthair  'Bru- 
der'; mäthir,  mäthair  'Mutter';  fo-chricc,  fo-chraicc  'Be- 
lohnung' (zu  crenim  'ich  kaufe',  mir.  Inf.  Akk.  creic);  foglim, 
foglaim  'lernen' ;  fo-gliunn  'ich  lerne';  tuachil  gl.  astutus,  mir. 
tuachail  'List'  (Kompos.  von  to-  fo-  und  ciall  'Verstand'  c. 
pwyll  br.  poell);  eclis,  eclais  'Kirche'  :  aus  lat.  ecclesia; 
enirt,  enairt  'schwach'  (Komp.  von  *eks-  und  nert  'Kraft');  mii\ 
es  cid,  escaid  'unermüdlich'  S.  76.  Von  dieser  Regel  gibt  es  in- 
dessen zahlreiche  Ausnahmen,  die  Mouillierung  aufweisen;  nach 
dem  mouillierten  Konsonanten  tritt  statt  a  ein  e  auf,  statt  -u-  wird 
-iu-  geschrieben  und  neben  -i-  erscheint  kein  -ai-.  Diese  Aus- 
nahmen sind  zum  großen  Teil  als  Analogiebildungen  zu  erklären :  mii*. 
airget  'Silber'  nach  airgdide  'silbern'  S.  267;  air.  ainmnid 
'Nominativ'  nach  ainm  'Name';  air.  baithis  'Taufe'  nach  baitsim 
'ich  taufe';  air.  crocenn  gl.  tergus  (neben  Gen.  crocainn)  nir. 
croiceann  nach  Formen  wie  Dat.  Plur.  mir.  croicnib  u.  s.  w.; 
forcital,  tairchital  S.  266  nach  dem  Simplex  (und  so  ein  Be- 
weis für  die  Mouillierung  des  Anlauts  im  Simplex),  vgl.  tairrchet 
'ist  prophezeit  worden'.  Air.  descipul  'Diszipel'  nir.  deisgeabal 
ist  gelehrtes  Lehnwort.  Eine  lautgesetzliche  und  eine  analogische 
Form  gehen  bisweilen  bis  auf  den  heutigen  Tag  nebeneinander: 
air.   ho  amarais  'von   Unglauben'    ML  97 d  13,    o   amairis   'mit 


348  Mouillierung  u.  folg.  VokaHsmus.     [§  241,  3.  4.  242,  1 

Unglauben'  Ml. 97 d  10;  mir.  amaras  und  amaires;  nir.  amhras 
'Zweifel'  und  aimhreas.  In  einigen  Fällen  beruht  jedoch  die 
Mouillierung  vor  einem  nachtonigen  -e-,  -i-  wohl  auf  einem  Laut- 
gesetz, s.  §  243. 

Anm.  Die  Konsonanten  vor  dem  dritten  Vokal  verhalten  sich  laut- 
gesetzlich mit  Bezug  auf  die  Mouillierung  kaum  anders  als  die  Konso- 
nanten vor  dem  zweiten  Vokal.  Die  größere  Stärke  des  dritten  Vokals 
mag  aber  für  die  analogische  Annahme  der  Mouillierung  bisweilen  förder- 
lich gewesen  sein:  orcaid  Ml.  19d  6  'er  tötet',  aber  na  fridoirced  Wb. 
14a  27  'er  soll  nicht  anstoßen';  fedan  'Joch'  Wb.  16a  16,  inna  fednae 
gl.  inuectionis  Ml.  76a  9,  aber  tuididen  'Führung'  Ml.  92c  5,  Gen. 
tuid<id>ne  Ml.  93b  3  (die  Mouillierung  wird  zunächst  im  Gen.  nach 
§  244,  2  analogisch  eingeführt  worden  sein). 

4)  In  der  Proklise  ist  die  Mouillierung  lautgesetzlich  nicht 
vorhanden;  auch  die  auf  einem  j  beruhende  Mouillierung  ist  ver- 
loren gegangen:  ind-ala  'alter'.  S.  §  175.  (Ausnahmen  wird  es 
gegeben  haben,  wo  die  Silbenteilung  den  auslautenden  Konsonanten 
des  proklitischen  Wortes  mit  dem  anlautenden  Vokale  des  betonten 
Wortes  vereinigte;  nach  dem  Nir.  ist  z.  B.  mouilliertes  t  für  int 
idol  ^der  Götze'  anzunehmen.) 

§  242.  (Die  Mouillierung  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  un- 
silbischen Gruppen  und  den  einzelnen  Konsonanten.)  1)  Die 
nir.  Kegel,  daß  sämtliche  Konsonanten  einer  Konsonanten gruppe 
(innerhalb  des  einheitlichen  Wortes)  das  gleiche  Timbre  haben,  gilt 
auch  für  das  Altirische  (und  kommt  bisweilen  sehr  deutlich  dadurch 
zum  Ausdruck,  daß  ein  Timbrezeichen  sowohl  vor  wie  nach  der 
Gruppe  geschrieben  wird).  Bei  sekundär  zusammengekommenen 
Konsonanten,  die  ursprünglich  verschiedenes  Timbre  gehabt  haben, 
siegt  immer  das  mouillierte  Timbre:  air.  derchöintea,  Gen.  von 
derchöiniud  ^Verzweiflung'  (^Y  aus  n  +  t);  ar-na  foircnea 
^damit  es  nicht  ende'  neben  for-  cenna  (rk'n  aus  r  -}-  ä:'  +  n); 
oircne,  Gen.  des  ä-Stammes  orcun  'Tötung'  (Nom.  *orgonä,  Gen. 
*orgonj(is;  also  r-gn  aus  rg  -\-  n);  foigde  'Betteln'  von  fo-  und 
guido  'Bitten'  (^^'^' aus  ^  +  äf).  Weitere  Belege  findet  man  leicht 
in  §  241,  1  und  3.  Schreibungen  wie  tüithlae  Sg.  22a  6  (  = 
tuthle  'Cancer'  Wb.  30b  13),  aicmae  'Geschlecht,  Stamm'  Sg. 
34b  2  sind  ohne  phonetische  Bedeutung,  vgl.  öencheillae  'eines 
Sinnes'  Sg.  27  b  3. 

Anm.  1.  Die  Kegeln  über  die  Übereinstimmung  der  Konsonanten 
einer  Gruppe  greifen  bisweilen  über  die  Wortgrenze  hinaus,  besonders  bei 
einigen   konsonantisch   anlautenden    enklitischen  Wörtern:    air.    am    athir 


§  242,  1.  2]     Die  Mouillierung  und  die  unsilbischen  Gruppen.         349 

se  'ich  bin  Vater';  predchim-se  'ich  predige'  (w«)  neben  asbiur-sa  'ich 
sage'  (r"«);  nach  derninn-se  'daß  ich  es  nicht  tun  könnte'  (jvV/)  neben 
ro-fetar-sa  'ich  weiß'  (ra);  asbir-siu  'du  saget'  (rV  aus  r  +  «).  Seltener 
bei  dem  Augens  som  und  dem  demonstrativen  Augens  so:  doib-sem  Wb. 
28(1  19  'für  sie'  (fs),  gewöhnlich  doib-som;  ind  epistil  se  'dieser 
Brief  Wb.  27 d  13;  i  sin  testimin  se  'in  diesem  Text'  Wb.  16 d  7,  aber 
tri  sin  testimin  so  Wb.  10b  19  'durch  diesen  Text'.  Umgekehrt  kann 
auch  der  Auslaut  des  betonten  Wortes  vom  Anlaut  eines  enklitischen 
Wortes  beeinflußt  werden;  so  wohl  for  cain-sceil  si  'gute  Nachrichten 
von  euch'  Wb.  23 d  2  (falls  nicht  die  Schreibung  ei  nach  §  239  Anm.  zu 
erklären  sein  sollte).  Auffälligerweise  geht  dabei  bisweilen  die  Mouillierung 
des  ersten  Konsonanten  verloren:  do-ad-bat  som  (und  danach  doadbat 
ohne  Augens)  'er  zeigt',  s.  §  289.  —  In  welchem  Umfang  die  Kegeln  bei 
der  Komposition  überhalten  wurden,  sei  dahingestellt.  Im  Nir.  werden  sie 
(oder  die  darauf  beruhenden  Vokaländerungen)  in  diesem  Falle  oft  in  der 
Aussprache  vernachlässigt;  vgl.  Dinneen  S.  IX :  ,,Words  like  leith-sceal, 
leith-cheann  are  largely  but  not  universally  pronounced  as  if  written 
leath-sceal  and  leath-cheann".  Vgl.  über  Arran  d'raivdv  'Schwester' 
neben  Donegal  d'erdfdr  in  §  229.  —  Über  aith-,  air-  vgl.  §  249. 

Anm.  2.  Wenn  sich  zwischen  einem  Geräuschiaut  und  einer  Liquida 
vor  dem  geschwundenen  Auslaut  ein  Svarabhakti vokal  entwickelt,  ist  die 
Mouillierung  des  Geräuschlauts  in  der  Regel  erhalten:  air.  nathir 
'Schlange'  mir.  naithir  (§86S.  134);  air.  cathir  'Stadt',  i  sin  chaithir 
Wb.  13b  1  'in  der  Stadt';  air.  aithir  'Väter',  vielleicht  aus  *2)atres  (die 
air.  Regel,  daß  p  im  ganzen  Sing,  von  athir  unmouilliert,  im  ganzen  Plur. 
mouilliert  ist,  setzt  allerdings  zahlreiche  Analogiebildungen  voraus;  es  ist 
aber  nicht  wahrscheinlich,  daß  aithir  'Väter'  analogisch  gebildet  wäre); 
air.  fitir  'er  weiß'  nir.  fidir  S.  112f.  Die  Labiale  haben  aber  die  Mouil- 
lierung aufgegeben:  air.  cobuir  'Hülfe',  esämain  'furchtlos',  libuir 
'Buches',  s.  §  171,  2  S.  268.  Mir.  arathair.  Gen.  von  arathar  'Pflug', 
ist  eine  Analogiebildung. 

2)  Gewisse  unsilbische  Gruppen  sind  der  Mouillierung  abhold. 
Vor  dem  geschwundenen  Auslaut  hat  xt  die  Mouillierung  aufge- 
geben: air.  secht  nir.  seacht  'sieben'  aus  '^septm  (S.  72).  Durch 
Analogiebildung  ist  die  Mouillierung  in  air.  boicht,  Gen.  von 
bocht  'arm'  erneuert. 

Viel  häufiger  ist  die  Erscheinung  vor  einem  erhaltenen  aus- 
lautenden Vokal.  Da  man  aber  fortwährend  mit  Analogiebildungen 
rechnen  muß,  ist  es  sehr  schwer,  die  genauen  Regeln  zu  ermitteln. 
Man  wird  anzunehmen  haben,  daß  die  meisten  unsilbischen  Gruppen 
vor  einem  erhaltenen  auslautenden  Vokal  die  Mouillierung  ver- 
schmähen. Beispiele:  Sg.  derba  'Sicherheit'  (zu  derb  'sicher' 
§  103);  Wb.  cense  'Sanftmut',  mir.  cennsa  (Absti'aktum  zu 
cennais  'sanft'),    nir.  ceannsa;    Ml.  serbu  'bitterer    (Etymologie 


350        Die  Mouillierung  und  die  unsilbischen  Gruppen.     [§242,2 

§  49,  4  S.  78);  Wb.  delbe.  Gen.  von  delb  ^Gestalt'  (S.  64),  Ml. 
delbae,  mir.  delba;  Ml.  fercae.  Gen.  von  ferg  'Zorn';  mir. 
selga,  Gen.  von  selg'Jagd';  Sg.  ungae  'uncia';  mir.  lunga,  Gen. 
von  long  'Schiff';  Ml.  cerdae,  Gen.  von  cerd  'Kunst,  Künstler'; 
Ml.  ardu,  Sg.  arddu  'höher';  Sg.  orddu  'Daumen'  (-Jen-Stamm); 
Ml.  ildae  'pluralisch'  (von  il  'viel'  mit  dem  Suffix  -dijo-);  Sg. 
cundu  'Verwandtschaft'  (-Jen-Stamm,  Erweiterung  eines  i-Stammes 
^k'om-dhi-^  dessen  letztes  Element  in  skr.  san-dhi-  'Verbindung' 
wiederkehrt);  Ml.  nu-n-dn-erbai  gl.  confidenti  (I-Präsens,  s.  Ver- 
balverz.;  dagegen  vor  geschwundenem  Vokal  eirbth-i  Ml.  51b  12); 
Wb.  orbe  Ml.  orbae  'das  Erbe'  (Gen.  Ml.  orbai)  mir.  orba;  mir. 
burbbu,  Kompar.  von  borb  (§  65);  Ml.  ar  thercai  'wegen  der 
Knappheit';  Ml.  Akk.  mescai  'Rausch',  mir.  mesca;  Wb.  serce. 
Ml.  sercae.  Gen.  von  serc  'Liebe';  mir.  elccai  (Akk.)  'Schlechtig- 
keit'; Sg.  cerddchae  gl,  officina,  mir.  cerdcha,  nir.  ceardcha 
(mit  Suffix  -ja  zu  mir.  cerddach  'skilful');  ni  asstai  ML  114a  19 
'er  hält  nicht  zurück'  (i-Präs.,  vgl.  at-suidi  Sg.  66  a  20);  Wb. 
cumachte  'Macht'  (Dat.  cumachtu),  Ml.  cumachtae,  mir. 
cumachta;  air.  Plur.  snechti  'Schnee',  mir.  snechta,  nir. 
sneachta;  air.  Inf.  tichtu  'kommen',  richtu  'erreichen'  (Jen- 
Stämme,  s.  Verbalverz.  -icc-);  Wb.  precepte  (Gen.  von  precept 
'Predigt',  ä-Stamm),  Tur.  preceptae.  Ml.  preceuptae,  mir.  pre- 
cepta;  Wb.  gorte  'Hunger'  (Abstraktum  auf  -ja  zu  ir.  goirt 
'bitter'  S.  33),  Ml.  Akk.  gortai,  mir.  gorta;  Wb.  sonortu  gl. 
tirmiores;  Ml.  mo  sonartae  gl.  meae  ualetudinis  (aber  Wb.  sonirte 
'Kraft'  mit  analogischer  Mouillierung);  Ml.  in  na  altai  gl.  ferae, 
Plur.  von  allaid  'wild';  Wb.  epeltu  'Tod,  Untergang'  (/en-Stamm); 
Sg.  ni  diltai  'leugnet  nicht'  (^-Präs.,  vgl.  do-sluindi  Wb.  6c  14); 
Ml.  lobrae  'Schwäche',  mir.  lobra;  Wb.  frecre  'Antwort'  (Dat. 
frecru),  nir.  freagra.  Ml.  im~frecrae  'Korrespondenz'  (s.  Verbal- 
verz. gair-);  Wb.  belre  'Sprache',  Dat.  belru  (zwischen  l  und  r 
ist  ein  hinterer  Vokal  geschwunden),  nir.  bearla  'Englisch';  Ml. 
diglae.  Gen.  von  digal  'Rache';  mir.  fochla  'Nord'  §45,  5  S. 68; 
Wb.  engne  'Wissen',  (*en  +  *g'mjo-,  s.  Verbalverz.  gnin-).  Ml. 
ingnae.  Gen.  ingnai,  Dat.  engnu;  Wb.  ecne  'Wissen'  {*ek{s)  -f- 
g'nijo-),  Ml.  ecnae,  mir.  ecna,  nir.  eagna;  air.  Gen.  bliadne  (von 
bliadin,  bliadain  'Jahr'  S.  113),  mir.  bliadna;  mir.  dam  na 
'Material',  vgl.  c.  defnydd;  air.  tigerne  'Herr',  mir.  tigerna,  nir. 
tighearna;  mir.  calma  'tapfer',  nir.  calma  ds.,  vgl.  c.  celfydd 
'geschickt'.  —  Besonders  bemerkenswert  ist  der  Umstand,   daß  die 


§242,2]       Die  Mouillierung  und  der  Konsonantismus.  351 

Mouillierung  vor  einem  erhaltenen  auslautenden  V^okal  auch  bei 
einer  Liquida  mit  vorhergehender  Ersatzdehnung  fehlt:  air.  äru 
'Niere'  (;m-Stamm;  vgl.  §  64,  1);  air.  tolae  'Flut'  Ml.  93b  12, 
mir.  töla,  air.  ond  intölu  gl.  exundantia  Thes.  II  27,  33  aus 
^tuglijO'j  vgl.  an.  {)oka  'Nebel'  (davon  verschieden,  aber  wurzel- 
verwandt mir.  tuile  'Flut',  air.  ind  intuli  gl.  redundantiae  Ml. 
129d  10;  vgl.  lit.  tv-änas  'Flut');  Wb.  cenele  'Art,  Geschlecht', 
Dat.  cenelu.  Ml.  cenelae,  Sg.  cenela;  "Wb.  soscele  'Evange- 
lium', Dat.  soscelu;  mir.  i-t  iar-säla  'hinter  dir,  in  deinen  Fer- 
sen' [l  aus  tly  s.  S.  135);  Sg.  sinnchenae  gl.  uulpecula  (hat  -gn-, 
vgl.  ir.  cuilen  S.  104).  —  Auch  gewisse  auf  junger  Assimilation 
beruhende  Doppelkonsonanten  verschmähen  die  Mouilherung:  in 
giallai  Ml.  63a  12  gl.  in  dicionem,  Gen.  giallae  Ml.  141  d  1 
(älter  ist  die  erst  mir.  überlieferte  Form  giallnse  'Geiselschaft' 
LU  90a  1);  Wb.  rucce,  rucse  'Schande',  Dat.  ruccu.  Ml.  ruc- 
cae  (-dk-,  §  102,  1  S.  174).  —  Die  einfachen  oder  verdoppelten 
Labiale  zeigen  vor  einem  erhaltenen  auslautenden  Vokal  keine 
Mouillierung:  Sg.  lubae,  Gen.  von  luib  'Kraut';  Wb.  imdibe 
'Beschneidung',  Dat.  imdibu;  tobe  'Abschneidung',  Dat.  töbu,  s. 
Yerbalverz.  ben-;  Wb.  humae  'Kupfer'  (eine  in  Wb.  ungewöhn- 
liche Schreibung),  vgl.  c.  efydd  (S.  166);  Sg.  lämae.  Gen.  von 
läm  'Hand';  crumai  'Würmer'  Ml.  44c  1,  cnamai  'Knochen' 
(Flur.)  Ml.  22 d  7  (Sing,  cruim,  cnäim);  mir.  Mumu  'Munster' 
(;ew-Stamm);  Ml.  trummae.  Dat.  trummai  'Schwere'. 

Anm.  3.  Bei  dem  Laute  ^  findet  sich  ein  gewisses  Schwanken  in  der 
Bezeichnung  der  Mouillierung-  ni-bi  i  fledaib  na  ligaib  Wb.  27b  3 
*es  ist  nicht  in  Gastmälern  oder  in  Beilagern',  vgl.  nir.  luighe  'Liegen', 
oge  'integritas'  wird  in  Wb.  niemals  mit  einem  Zeichen  der  Mouillierung 
versehen,  Ml.  schreibt  Dat.  ogai,  mir.  uaige;  Wb.  luige  'Eid',  Ml.  lu- 
gae,  mir.  luige  und  luga;  mir.  ugai  'Eier'.  Vgl.  noch  Schreibungen 
wie  Wb.  arigud  'bemerken',  ni-o-airigur-sa  'ich  bemerke  nicht'  (worin 
-i-  auf  der  geschwundenen  Mouillierung  des  ^,  vgl.  §  248,  2  beruht). 

Anm.  4.  Ob  es  Konsonantengruppen  gibt,  bei  denen  die  Mouillierung 
vor  auslautendem  erhaltenen  Vokal  lautgesetzlich  ist,  ist  schwer  zu  ent- 
scheiden. Air.  foig de 'Betteln',  hirnaigde 'Gebet'  (Komposita  von  gui de 
'Bitten');  air.  comaicsiu,  Komparativ  von  coraocus  'benachbart'  (§  97 
Anm.  S.  161);  tuicse  'auserwählt'  *to-g'us-tijo-s;  foilsi,  Plur.  von  follus 
'klar',  *  uj)o-luqsu-s,  vgl.  c.  go-leu  'Licht"  [11  vor  s  entstanden);  soillse 
'Licht,  Glanz',  * su-luqsijä,  zu  solus  'hell',  können  schließlich  alle  ana- 
logisch sein. 

Die  durch  den  Schwund  eines  inlautenden  vorderen  Vokals 
nach  §  241,  1    bewirkte  Mouillierung   bleibt  auch   vor  einem  aus- 


352  Mouillierung  und  Konsonantismus.       [§  242,  2.  243 

lautenden  Vokal  erhalten:  air.  cuimse  ^passend'  (von  *k'om-  und 
der  Wurzel  von  midiur,  Inf.  mess,  vgl.  Verbalverz.);  air.  trimsi 
gl.  tempora,  nir.  treimhse  'Zeitraum'  (S.  240);  air.  eirge  'Auf- 
stehen', esseirge  'Auferstehung',  s.  Verbalverz.  reg-;  air.  coibge 
'contextus'  (*Ä:'om-  + f ige 'Weben');  airde  'Zeichen',  nir.  airdhe, 
vgl.  c.  arwydd  'Zeichen'  (aber  in  air.  com-arde  'Zeichen',  mir. 
comartha,  nir.  comhartha,  vgl.  c.  cyfarwydd  'guide'  hat  das 
silbisch  gewordene  r  die  Mouillierung  aufgegeben,  vgl.  über  ecolso 
§  241,  1);  air.  foirbthe  'vollkommen',  aidchuimthe  gl.  cauteria- 
tam,  s.  Verbalverz.  ben-;  air.  Akk.  Plur.  fichtea  von  fiche 
'zwanzig';  air.  cuimre  'Kürze',  zu  mir.  cum b air,  cummair  'kurz', 
vgl.  mc.  byrr  'kurz'  corn.  ber  br.  berr  ds.,  ir.  berraim  'ich 
scheere';  air.  ainmne  'Geduld'  S.  169;  air.  foiltne  'Haar'  c. 
gwalltyn.  Dieselbe  Erklärung  wird  auch  für  manche  Fälle  zu- 
treffen, in  denen  die  Qualität  des  geschwundenen  Vokals  nicht 
strikte  bewiesen  werden  kann:  air.  fäilte  'Freude',  air.  na  in- 
deinme  gl.  debilitatis  u.  s.  w.  Eine  Ausnahme  von  dieser  Regel 
ist  air.  cöre  'Friede',  mir.  cöra,  zu  air.  coir  c.  cywir  S.  64;  das 
w  wird  wegen  seines  labialen  Charakters  die  Mouillierung  aufge- 
geben haben;  an  dieser  Erklärung  darf  mod  o-din-roirea  Wb. 
29b  16  'so  daß  es  uns  genügt'  (Konj.)  neben  dem  Ind.  ro-fera 
Wb.  29b  13  nicht  irre  machen;  es  hat  wie  o-röiret  Wb.  29a  9 
ein  diphthongisches  oi,  und  die  Mouillierung  wird  analogisch  zu 
erklären  sein  (nach  forcenna:  arna  foircnea  §  241,  1  und  nach 
den  zahlreichen  Fällen,  wo  im  Verbum  ein  ^-Staram  neben  einem 
ä-Stamm  steht).  Andere  Ausnahmen  kommen  wohl  kaum  vor: 
mir.  Sencha  MN  entspricht  wohl  nicht  genau  dem  (lateinisch 
beeinflußten?)  gall.  Senecius;  air.  martre,  mir.  martra  'marty- 
rium'  wird  von  mir.  martir  'Märtyrer'  air.  martar  Thes.  II  254,  9 
beeinflußt  sein;  air.  irchre  'interitus',  Dat.  erchru,  mir.  urchra 
(§  238)  ist  als  Kompositum  in  dieser  Frage  nicht  verwertbar. 

§  243.  Mouillierung  unter  dein  Einfluß  des  vorhergehenden 
Vokals  ist  im  Ir.  selten.  Sie  findet  sich  bei  einem  idg.  auslauten- 
den, im  Ir.  erhaltenen  r:  air.  athir,  athair  nir.  athair  'Vater' 
u.  s.  w.  §  153.  Vgl.  über  ir.  -te,  -tei  S.  244 f.  Dagegen  air. 
hed  nir.  eadh  :  lat.  id  §  152  S.  246. 

Ferner  richtet  der  anlautende  Konsonant  eines  enklitischen 
Wortes  sich  bisweilen  nach  einem  vorhergehenden  unbetonten  Vokal: 
ad  drog-duine  siu  Wb.  Ic  10  'du  bist  ein  schlechter  Mensch', 
cid  asbere  siu  Wb.  12d  13  'wenn  du  sagst',  bid  mö  dongenae 


§  243.  244]    Die  Mouillierung  u.  d.  vorherg.  Vok.  Analogiebildgn.    353 

siu  Wb.  32a  25  'du  wirst  mehr  tun';  in  popul  forcechnae  8?u 
Ml.  114b  11  'das  Volk,  das  du  lehren  wirst';  —  ni-ta  chumme 
se  Wb.20c25  'ich  bin  nicht  gleich';  ni-ba  dimicthe  se  Wb.21d  3 
'ich  möge  nicht  verachtet  sein';  ru-p-sa  frithortse  se  Wb.  33a  12 
gl.  offensus  fui;  —  inna  epistle  se  Wb.  14a  15   'dieses  Briefes'. 

Schließlich  wird  als  eine  Ausnahme  von  §  241,  3c  anzuerkennen 
sein,  daß  ein  (kurzer  oder  langer)  Konsonant  (in  seltenen  Fällen 
eine  Konsonantengruppe)  vor  einem  nachtonigen  vorderen  Vokal 
mouilliert  ist,  wenn  er  (sie)  unmittelbar  auf  einen  vorderen  Vokal 
folgt:  air.  tabart  'geben',  forbart  'Zuw^achs',  diupart  'betrügen', 
edbart  'Opfer'  (aith-ud-,  s.  §  238),  combart,  Akk.  combairt 
Thes.  II  235,  5  'Empfängnis'  (mir.  neugebildet  compert),  aber 
epert  'sagen',  auch  imbert  Ml.  81c  6  'Verwendung';  —  air.  an- 
man  'Namen',  aber  ceimmen  'Schritte',  beimmen  'Schläge';  — 
mir.  cumbair,  cummair  'kurz',  aber  air.  cimbid  'Gefangener', 
nir.  cime,  cimeach;  —  air.  huasal  'hoch',  aber  isel  'niedrig' 
(c.  uchel,  isel);  —  air.  tigerne  'Herr',  nir.  tighearna;  air.  inis, 
nir.  inis  'Insel';  mir.  milis,  nir.  milis  'süß';  air.  menic  'häufig', 
nir,  minie;  air.  tirim  'trocken',  nir.  tirim.  Einige  von  diesen 
Fällen  könnten  allerdings  auch  als  Analogiebildungen  erklärt  werden 
(inis  nach  dem  Gen.  inse;  milis  nach  dem  Plur.  air.  mi'lsi  und 
nach  air.  nir.  mil  'Honig'  u.  s.  w.).  Es  sei  noch  dahingestellt,  ob 
mir.  Heriu  'Irland'  (mit  r  aus  wr)  neben  mir.  cöra  'Friede'  S.  352 
nach  diesem  Gesetz  zu  erklären  ist.  —  In  den  um  'tun',  Kompos. 
von  gnim  'tun'  hat  die  Konsonantengruppe  -§n-  die  Mouillierung 
verhindert.  Es  bleiben  jedoch  unklare  Fälle  wie  -epur  'ich  sage' 
neben  -epiur. 

§  244.  (Analogiebildungen  mit  Bezug  auf  die  Mouillierung.) 
Zahlreiche  wortpsychologische  Störungen  der  Mouillierungsgesetze 
sind  schon  im  Vorhergehenden  besprochen  (gelehrter  Einfluß  bei 
lateinischen  Wörtern;  Einfluß  des  Simplex  bei  Zusammensetzungen; 
eine  Wortform  mit  freien  Konsonanten  richtet  sich  nach  einer 
Wortform  mit  einer  Konsonanten gruppe:  mir.  gairit  'kurz'  nir. 
goirid  neben  air.  garait  Ml.  135a  13  nach  dem  Plur.  gairddi 
Sg.  5  a  14  u.  s.  w.;  ein  inlautender  Konsonant  richtet  sich  nach 
verwandten  AV ortformen,  in  denen  der  Konsonant  im  Auslaut  steht: 
mir.  cöiced  'ein  Fünftel,  eine  Provinz'  nir.  cüigeadh  nach  air. 
cöic  'fünf,  nir.  cüig  u.  s.  w.).  Besondere  Aufmerksamkeit  ver- 
dient die  gegenseitige  Beeinflussung  der  verschiedenen  zu  einer 
Kategorie  gehörigen  Wörter.     1)  Die  nomina  abstracta  auf  -e  zeigen 

Pedersen:  Vj;!.  kolt.  Gramm.  23 


354      Analogiebildungen  mit  Bezug  auf  die  Mouillierung.     [§  244 

eine  deutliche  Vorliebe  für  die  Mouillierung  (die  also  als  ein  mor- 
phologisches Merkmal  aufgefaßt  worden  ist):  mir.  Akk.  merbai 
^Irrtum',  aber  nir.  meirbhe;  air.  acarbai  gl.  acerbitatem,  mir. 
acairbe;  Ml.  Akk.  arddai  ^Höhe',  mir.  airde  (das  Nir.  hat  zwei 
Formen:  a)  als  eigentüches  Abstraktum  zu  ärd  'hoch'  eine  Form, 
die  die  Mouillierung  früh  genug  angenommen  hat  um  Umlaut  zu 
zeigen:  Arran  eJRd'd,  Donegal  örd'd,  bisweilen  aoirde  geschrieben; 
b)  in  besonderen  Redensarten  eine  Form,  die  die  Mouillierung  so 
spät  angenommen  hat,  daß  kein  Umlaut  eingetreten  ist:  Arran  dis 
äüd'a  'in  die  Höhe,  empor',  Donegal  9n  ärd'd);  Ml.  Akk.  mescai, 
mir.  meisce  'Trunkenheit';  Ml.  Akk.  tercai,  nir.  teirce,  tear- 
cadh  'Knappheit';  Ml.  Dat.  domnai  'Tiefe',  mir.  doimne,  nir. 
doimhne.  Nach  dieser  Analogie  hat  sich  auch  nir.  tairbhe 
'Nutzen'  neben  Wb.torbe,  Dat.  torbu.  Ml.  torbae,  mir.  torba, 
tarba  gerichtet,  obgleich  es  nicht  von  einem  Adjektiv  abgeleitet 
ist.  Die  umgekehrte  Analogiebildung  scheint  in  air.  läne  'Fülle' 
vorzuliegen,  das  niemals  mit  Angabe  der  Mouillierung  geschrieben 
wird  und  nach  Fei.  Dec.  10  unmouilliertes  n  zu  haben  scheint 
(Analogiebildung  nach  den  Fällen,  wo  der  lange  Vokal  vor  einem 
n  auf  Schwund  eines  Konsonanten  beruht).  2)  Auch  im  Gen. 
Sing,  der  ä-Stämme  wird  die  Mouillierung  als  ein  ziemlich  not- 
wendiges morphologisches  Merkmal  empfunden  und  deshalb  oft 
analogisch  eingeführt:  mir.  Medba  und  Meidbe,  Gen.  von  Medb 
FN  (§  43  S.  63);  Ml.  Gen.  delbae  'Gestalt',  mir.  deilbi,  nir. 
deilbhe;  mir.  Gen.  selba  'Besitz',  nir.  seilbhe  und  sealbhan; 
Ml.  fercae.  Gen.  von  ferg  'Zorn',  mir.  fergi,  nir.  feirge;  mir. 
lunga  und  luinge.  Gen.  von  long  'Schiff';  Ml.  Gen.  cerdae 
'Kunst',  nir.  ceirde  und  ceärda;  ML  Gen.  sercae  'Liebe',  mir. 
serci,  seirce,  nir.  seirce  und  searca.  Auch  bei  anderen  Genitiv- 
formen auf  -e  wird  derselbe  Vorgang  vorkommen  können:  air.  nime, 
nir.  nimhe.  Gen.  des  Neutr.  nem  'Himmel';  air.  mir.  siebe,  nir. 
sleibhe,  Gen.  des  Neutr.  sliab  'Berg'.  Der  umgekehrte  Vorgang 
findet  sich  beim  Gen.  air.  cruche,  mir.  crucha  von  croch  'Kreuz'; 
wir  werden  im  Folgenden  mehr  Beispiele  für  die  Beseitigung  der 
Mouillierung  bei  x  finden;  um  ein  Lautgesetz  handelt  es  sich  je- 
doch nicht.  3)  Auch  bei  den  Komparativen  ist  die  analogische 
Annahme  der  Mouillierung  nicht  selten.  Nicht  lautgesetzlich  ist 
schon  air.  semiu  'dünner'  (zum  Positiv  sei m).  Ml.  se rhu 'bitterer, 
mir.  seirbiu;  air.  ardu  'höher',  nir.  airde  (mit  Umlaut:  Arran 
ejnd'd;   daher  die  Schreibung  aerde  bei  M'C  unter  degree);  mir. 


§  244 — 246]        Das  Alter  der  Mouillierung  im  Ir.  355 

trummu  'schwerer'  (tromm  'schwer'),  nir.  truime.  Aber  die  um- 
gekehrte Analogiebildung  ist  ebenso  häufig;  die  Mouillierung  fehlt 
regelmäßig  bei  Xj  was  in  Fällen  wie  air.  bronchu  'trauriger', 
ichtarchu  'unterer',  cumachtgu  'mächtiger'  lautgesetzhch,  in 
Fällen  wie  buidechu  'dankbarer',  t(5isechu  'vorzüglicher'  (neben 
toisigiu)  nicht  lautgesetzhch  ist;  sehr  auffällig  ist  dochu  'wahr- 
scheinlicher' (Positiv  doich).  Falls  Wb.  gliccu  'klüger'  (§239,1) 
mit  unmouillirtem  hk  zu  lesen  ist,  ist  die  Form  jedenfalls  nicht 
lautgesetzhch  (nir.  glioca,  glice  zum  Positiv  glic).  Für  air. 
meinciu  'häufiger'  hat  das  Nir.  mionca.  Vgl.  noch  air.  firianu 
^gerechter'  (Analogiebildung  nach  den  Adjektiven  auf  -an,  vgl.  air. 
mäanu  gl.  maiusculus).  4)  Der  Infinitivausgang  -ud  hat  auf 
Kosten  der  Endung  -iud  um  sich  gegrifibn;  er  wurde  dabei  oft 
von  den  finiten  Verbalformen  unterstützt:  Inf.  erbud  zu  erbaid 
Ml.  14d  15,  nu-n-dn-erbai  gl.  confidenti  Ml.  65b  6.  Vielleicht 
ist  tarcud  von  täirciud  (§239,1  Schluß)  mehr  als  orthographisch 
verschieden.  Die  abgeleiteten  Verba  auf  -aig-  haben  Inf.  auf 
-ud:  etugud  'eifern',  arigud  'bemerken',  daneben  -iud,  vgl. 
§  248,  1. 

§  245.  Das  Alter  der  Mouillierung  ist  aus  den  Gesetzen  in 
§  241 — 243  und  §  224  nur  unsicher  zu  erschließen,  da  mehrere 
Tatsachen  in  verschiedener  Weise  gedeutet  werden  können.  Die 
Mouillierung  vor  einem  geschwundenen  Vokal  kann  vor  dem 
Schwunde  desselben  vorhanden  gewesen  sein,  sie  kann  aber  auch 
erst  durch  den  Prozeß  des  Schwundes  (der  zum  großen  Teil  als 
eine  Antizipation  aufzufassen  ist)  hervorgerufen  sein.  Wo  die 
Mouillierung  fehlt,  kann  man  oft  im  Zweifel  sein,  ob  sie  verloren 
gegangen  ist,  oder  ob  sie  niemals  vorhanden  gewesen  ist  (in  einigen 
Fällen  ist  es  jedoch  sicher,  daß  sie  geschwunden  ist;  so  in  Fällen 
wie  ecolso  §  241,  1,  cobuir,  libuir  §  242  Anm.  2;  auch  in  den 
übrigen  Fällen  ist  mir  diese  Auffassung  die  wahrscheinlichste). 
Vor  allem  kann  man  zweifeln,  ob  die  Mouillierung  auf  nur  einem 
Gesetz  oder  auf  mehreren  chronologisch  verschiedenen  Gesetzen  be- 
ruht. Ersteres  ist  mir  jedoch  das  Wahrscheinlichste,  und  man  wird 
dann  sagen  müssen,  daß  die  Mouillierung  älter  als  der  von  den 
Auslauts-  und  Akzentgesetzen  bewirkte  Vokalschwund  ist  aber 
jünger  als  die  Entstehung  eines  e  durch  Ersatzdehnung  aus  a, 

§  246.  Eine  Änderung  des  air.  Timbre  unter  dem  Einfluß 
des  Vokalismus  kommt  bis  zum  heutigen  Tage  so  gut  wie  gar 
nicht  vor.     Da  aber  der  Vokalismus  sich  sehr  geändert  hat,  so  ist 

23* 


356  Jüngeres  Schicksal  der  Mouillierung  im  Ir.     [§  246—248 

die  Mouillierung  vom  heutigen  Gesichtspunkt  aus  von  dem  Voka- 
lismus gänzlich  unabhängig  (Donegal  far  'Mann',  dind  ^Mensch' 
=  fear,  duine).  Vielleicht  haben  jedoch  die  Labiale  in  unbe- 
tonten Wörtern  das  mit  dem  folgenden  (durch  Umlaut  entstandenen) 
Vokal  stimmende  Timbre  angenommen:  air.  maicc,  Gen.  Sing, 
und  Nom.  Plur.  von  macc  'Sohn',  mir.  meicc,  nir.  mic  (war  un- 
betont vor  einem  Genitiv);  air.  buith  'zu  sein',  mir.  beith,  nir. 
bheith  (oft  unbetont). 

§  247.  Eine  Änderung  des  air.  Timbre  wegen  der  Natur 
der  Konsonanten  hat  in  einigen  Fällen  im  Nir.  stattgefunden :  über 
s  >  6'  und  Ä'  >  /i  s.  §  235;  über  k'  >  r  s.  §  90.  Das  Timbre 
eines  wortanlautenden  Konsonanten  ist  im  Nir.  bisweilen  analogisch 
geändert  worden,  wenn  in  der  lenierten  Form  kein  Timbreunter- 
schied vorhanden  war:  Arran  tomä^'t'  'treiben'  tiomaint,  tioraäin 
(s.  Verbalverz.  ag-);  Arran  sltini  'ich  denke'  Donegal  sll'dm  saoi- 
lim  (oft  silim  geschrieben)  mir.  säilim;  Donegal  fjöhm  'lernen' 
foghlaimm.  Ein  Beispiel  für  die  Vermischung  des  anlautenden 
a- mit  ea-  (aus  <?-)  ist  nir.  anbhruith  aus  mir.  enbruthe  'Fleisch- 
brühe' S.  115  (Arran  noch  9.\'  t'-anrd).  Vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  7f.^ 
Quiggin  §  354,  382,  321.  Im  Air.  waren  derartige  Analogie- 
bildungen unmöglich. 

Umlaut,  Epenthese,  Hebung  u.  s.  w.  im  Ir.^ 

§  248.  In  nachtonigen  Silben  ist  im  Air.  sowohl  w-Umlaut 
(wodurch  alle  Vokale  zu  u  werden)  wie  i-Umlaut  (wodurch  alle 
Vokale  zu  i  werden)  außerordentlich  häufig.  1)  Der  w-ümlaut 
beruht  auf  dem  gerundeten  Timbre  des  folgenden  Konsonanten, 
das  seinerseits  entstanden  sein  kann:  a)  durch  den  Schwund  eines 
ü:  -epur,  -epiur  'ich  sage'  (d.  h.  epur,  ep'ur)  neben  as-^biur 
(d.  h.  as-h'irn),  *-bherö  (-ö  >  -w  §  32,  4);  ein  urspr.  ä  ist  umge- 
lautet in  hi  foscud  Ml.  50 d  7  'in  darkness'  (Etymologie  S.  76); 
b)  durch  den  Schwund  eines  -ii:  ammus,  cubus,  dorus,  fochrus, 
den  um  §  241,  3  c;  c)  durch  ein  folgendes  erhaltenes  u,  gleichviel 
welchen  Ursprungs  (also  auch  ein  durch  w-Umlaut  entstandenes  m); 
air.  inruccus  'Würde'  (inricc  'würdig');  air.  sollumun,  sollum- 


1.  Auf  (Ion  Umlaut  eines  auslautenden  Vokals  nach  /  (vgl.  §  158, 
§  159,  2)  komme  ich  hier  nicht  zurück;  dieser  Umlaut  ist  auch  für  das 
Brit.  anzunehmen,  wenn  man  ir.  se  'dies'  (co-sse  'bisher')  aus  *sJo-  (\  ir. 
* sijo-)  dem  br.  se  'dies'  gleichsetzen  darf,  vgl.  die  Bedeutungslehre. 


§248.  249J     Umlaut  in  unbetonten  und  betonten  Silben  im  Air.     357 

mun  'Feierlichkeit',  gelehrtes  Lehnwort  aus  lat.  sollemne;  air. 
etugud  'das  Eifern',  vgl.  3.  Plur.  Präs.  no-b-ettigetar  gl.  aemu- 
lantur  uobis;  mir.  särugud  'Beleidigung'  :  mc.  sarhaet.  In 
Formen  wie  air.  adamrugud  'Bewunderung',  no-adamrugur  'was 
ich  bewundere'  (3.  Plur.  Präs.  adamraigetar),  irladugud  'ge- 
horchen' u.  s.  w.  ist  das  unbetonte  a  der  zweiten  Silbe  durch  As- 
soziationen geschützt  worden.  Nach  einem  mouillierten  Konsonanten 
findet  im  Air.  vor  erhaltenem  u  kein  Umlaut  statt:  arigud  'be- 
merken', nio-airigur  sa  'ich  bemerke  nicht',  foilsigud  'zeigen, 
offenbaren',  cairigud  'tadeln'  (in  diesem  Falle  finden  wir  in  Ml. 
die  Endung  -igiud:  demnigiud  'sichern';  mir.  demniugud,  nir. 
deimhniughadh,  vgl.  Bergin,  Eriu  III  71).  Verschiedenes  Timbre 
des  Wurzelauslauts  im  Präs.  und  im  Inf.  zeigt  engraicigidir  'ver- 
tritt', Inf.  engracugud  (Sg.);  ganz  unregelmäßig  ist  faitgugud 
'a  cautioning'  Wb.  IIa  16.  Vor  einem  mouillierten  Konsonanten 
tritt  kein  i^- Umlaut  ein:  air.  tanidiu.  Dat.  von  tanide  'dünn, 
fein'.  —  Über  Formen  wie  sechur  'ich  folge',  -rairigsiur  'ich 
habe  bemerkt'  u.  s.  w.,  s.  S.  266. 

Anm.  Der  j<-Unilaut  fehlt  im  Dat.  der  Ableitungen  auf  -ach:  don 
brathir  hiressach  'dem  gläubigen  Bruder'  Wb.  lOcl;  in  den  Infinitiven 
der  -ä-Verba:  cesad  'Leiden',  comalnad  'Erfüllung'  u.  s.  w.  (««-Stämme); 
im  Nom.  zahlreicher  2^-Stämrae  auf  -as:  air.  senchas  'Geschichte',  vgl. 
ac.  hencassou  gl.  monimenta;  in  air.  fo-gnam  'dienen'  (:  gnim  'tun'; 
vgl.  den  um).  Es  wird  sich  teils  um  Analogiebildungen  handeln  (so  bei 
fognam),  teils  um  ein  für  a,  ü  vor  gewissen  Konsonanten  geltendes  Ge- 
setz; vgl.  §  236,  Anm.  2  Schluß. 

2)  Der  i-Umlaut  erscheint  in  nachtonigen  Silben  a)  vor  einem 
mouillierten  Konsonanten  (Ergebnis:  i):  air.  pridchim  'ich  predige' 
(Stammauslaut  -a-);  cosmil  'ähnlich',  vgl.  c.  hafal  u.  s.  w.  (§  99 
Anm.  4  S.  165);  air.  iarfigid  'fragen'  (iar-  fo-  +  saigid 'suchen'); 
side,  sede  'dieser,  er'  (enklitisches  Augens;  betont  suide;  hier 
also  e  neben  i  als  Umlautsergebnis;  so  meist  im  Hiatus  nach  i: 
air.  bieid  'wird  sein',  aber  biith,  Gen.  von  biad  'Essen');  b)  nach 
einem  mouillierten  Konsonanten  wird  ein  nicht  auslautendes  a  zu 
e:  mir.  airget,  air.  crocenn  u.  s.  w.  §  241,  3c;  auch  ein  aus- 
lautendes a  oder  o  kann  in  derselben  Weise  zu  e  werden:  air. 
arilte.  Gen.  von  arilliud  'verdienen',  neben  derchöintea.  Gen. 
von  derchöiniud  'Verzweiflung'.  Gewisse  enklitische  Wörter 
können  in  dieser  Weise  umgelautet  werden:  se  'ich',  sem  'is,  ii', 
se  'dieser'  neben  sa,  som,  so,  s.  §  242  Anm.  1. 

§  249.     Air.  f-Umlaut  in  betonter  Silbe  ist  selten.     Anders 


358  Umlaut  im  Air.  [§  249 

zu  erklären  ist  air.  fil  (feil,  fei)  4st'  mir.  fail,  fuil  nir.  fuil 
(eklipsiert  Arran  und  Donegal  wil);  s.  darüber  Sarauw,  ßc.  XVII 
276  und  §  175  (S.  272)  Nachtrag.  Als  Belege  für  Umlaut  nicht 
zu  beseitigen  (denn  die  Annahme,  daß  das  nir.  Timbre  von  dem 
air.  verschieden  sei,  ist  ganz  willkürlich),  vermutlich  von  speziellen 
konsonantischen  Bedingungen  abhängig  sind  die  Fälle  air.  cride 
^Herz'  nir.  croidhe  Arran  kry  :  c.  craidd;  air.  lige  'Liegen' 
nir.  luighe;  vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  5,  S.  26.  Mit  air.  dorigeni, 
dorigeni,  dorigni  'er  hat  getan'  (di-  +  gni-  mit  perfektischem 
ro)  mir.  doringni  nir.  dorinne  Arran  re/iv'a  Donegal  nV\'  kann 
es  eine  andere  Bewandtnis  haben,  denn  Sarauw,  Irske  Studier 
S.  63  kann  Recht  haben,  wenn  er  dorigni  ebenso  als  Fehl- 
bildung nach  -digni  'tat'  wie  air.  doriltiset  'sie  haben  geleugnet' 
(di-sluind-  mit  perfektischem  ro)  nach  den  mit  dilt-  anlautenden 
Formen  erklärt.  Und  in  air.  nicon-tiber  'non  dabo'  nir.  -tiu- 
bhrad  'ich  werde  geben'  (to-ber-);  air.  ni  tirga,  ni  terga  'wird 
nicht  kommen'  (to-reg-,  s.  Verbalverz.  tiag-)  wird  kein  Umlaut, 
sondern  irgend  ein  analogischer  Vorgang  zu  suchen  sein  (Einfluß 
der  reduplizierten  Futurformen  mit  i  in  der  Reduplikationssilbe  ?). 
Air.  ele,  eile  =  aile  'alius',  arele  =  alaile  'alius,  alter'  erklärt 
Bergin,  Eriu  III  83  durch  den  Einfluß  des  oft  pronominal  ver- 
wendeten cele  'Genosse'. 

air-  wird  in  gewissen  Zusammensetzungen  zu  er,  ir-  umge- 
lautet: air.  irgal  'Kampf  :  c.  arial  §59,9  S.  101;  dagegen  z.  B. 
air-licud  'leihen';  oft  air-  und  er-,  ir-  nebeneinander:  airmitiu 
feid  'Ehrerbietung'  (Wb.)  und  ermitiu  feid  (ML).  Vielleicht 
trat  der  Umlaut  dann  ein,  wenn  der  folgende  Konsonant  unmouil- 
liert  war  und  blieb;  air-  gab  dann  die  i-Färbung  des  r  an  den 
vorhergehenden  Vokal  ab.  Eine  ähnliche  Entwicklung  hat  man 
auch  für  aith-  angenommen  (z.  B.  in  mir.  tecosc  nir.  teagasg 
'Belehrung');  darüber  §  288  Anm. 

Über  den  kombinierten  i-  und  w-Umlaut  s.  §  238. 

Vollständig  durchgeführt  war  im  Air.  der  Umlaut  des  aus  idg. 
ei  entstandenen  offenen  (früh  halbdiphthongischen)  e  >  ia  (§  219,  la) 
vor  mouillierten  Konsonanten  zu  einem  geschlossenen  6,  das  nicht 
diphthongiert  wird:  air.  Nom.  und  Dat.  Sing,  fiach,  fi'ach  'Schuld'  : 
Nom.  Plur.  feich;  air.  3.  Plur.  ad-fiadat  'sie  erzählen'  :  3.  Sing. 
ad-fet  som;  air.  tiagu  'ich  gehe'  ;  3.  Sing.  Konj.  Impf,  no- 
tesed;  ir.  ciall  'Verstand',  Akk.  und  Dat.  ceill,  Gen.  ceille. 
Vgl.  die  Beispiele  in  §  40  und  über  -te,  -tei  S.  244f. 


§  250. 251]         Epenthese  im  Air.     Umlaut  im  Nir.  359 

§  250.  Epenthese  liegt  im  Air.  in  dem  in  §  224  beschriebe- 
nen Fall  vor.  Die  übrigen  Fälle,  in  denen  man  Epenthese  ange- 
nommen hat,  werden  anders  zu  erklären  sein.  Über  air.  dcjini 
^Menschen'  [doini)  neben  duine  'Mensch'  (dune)  vgl.  S.  89.  Air. 
föidim  'schicke'  (mir.  -oe-,  nir.  -aoi-)  stelle  ich  zu  skr.  vedäjati 
'meldet,  zeigt  an'  (mit  do-foidid  gl.  deducite  vgl.  ir.  toisech 
Ogam  TOVISACI,  ir.  tuus  S.  308,  363).  Die  Schwierigkeiten 
der  Sippe  mir.  scäilim  'ich  lasse  los'  nir.  sgaoilim  ds.  (vgl.  air. 
erscailiud  'Zerteilung'  Ml.  96a  8)  c.  chwalu  'zerstreuen'  com. 
scullye,  skulye  br.  skuTa  ds.  :  gr.  omXKo)  'grabe'  an.  skilia 
'trennen,  scheiden'  lit.  skeliü  'ich  spalte'  arm.  celum  ds.  werden 
durch  die  Annahme  einer  Epenthese  nicht  beseitigt  (vielleicht  hatte 
man  einst  in  allen  brit.  Dialekten  Formen  mit  erhaltenem  sk-  und 
Formen  mit  dem  auf  Umstellung  beruhenden  Anlaut  xw-;  die  xw- 
Formen  haben  im  Corn.  und  ßr.  die  5Ä:- Formen  beeinflußt  und 
dadurch  den  Vokal  ü  statt  des  regelmäßigen  Umlautsproduktes  i 
hervorgerufen,  vgl.  über  c.  esgud  u.  s.  w.  S.  76;  die  verlorene  c. 
5Ä:-Form  hatte  statt  des  Umlauts  selbstverständlich  Epenthese,  also 
den  Diphthong  ei;  aus  dieser  Form  ist  ir.  scäilim  entlehnt). 

§  251.  Im  Nir.  spielen  verschiedene  Arten  von  Umlaut  eine 
große  Rolle:  air.  alte  'Erzieher'  nir.  oide  (die  Schreibung  -oi- 
deutet  den  Umlaut  an)  Arran  und  Donegal  ed'9;  air.  mir.  gait 
'stehlen'  nir.  goid  Arran  göd'  Donegal  gyd';  air.  mir.  aile  'ein 
anderer'  nir.  eile,  oile  Arran  k'äs  öl' 9  'ein  anderes  Stück',  kiid' 
eVd  'ein  anderer  Teil';  Arran  dynd  'Mensch'  Donegal  dind  duine; 
—  A.  fl'ox  D.  fl'ux  'feucht'  fliuch;  K.f'öxd,  leniert  oa;^ 'sieden' 
fiuchadh;  A.  d'ox  'Trank'  D.  d'ox  deoch;  —  air.  mir.  fer  nir. 
fear  A.  und  D.  f'ar.  Dem  a-Umlaut  unterliegt  auch  ein  unbe- 
tontes e.*  mir.  muinel  'Hals'  nir.  muineäl  A.  mynäl.  Daher  die 
Schreibung  eä  (auch  z.  B.  in  cuileän  'junger  Hund',  taisbeänaim 
'zeige',  ceneäl  'Art').  Sonst  werden  nur  die  air.  kurzen  Vokale 
umgelautet;  die  umgelauteten  Vokale  können  aber  nach  §  202,  1 
vor  gewissen  Konsonantenverbindungen  gedehnt  oder  diphthongiert 
werden:  A.  eJRd'd  'Höhe'  §  244,  1  (vgl.  ds  änd'e  'in  die  Höhe'; 
also  in  ejad'd  und  ähnlichen  Formen  nur  scheinbar  Epenthese) ;  auf 
gewisse  schwierige  Fälle  wie  A.  d'üüd  D.  d'üLtuw  aus  air.  di'ltud 
§  236  Anm.  3  (von  den  mit  di-od-  zusammengesetzten  Wörtern 
wie  ir.  diummus  'Stolz'  beeinflußt?)  gehe  ich  hier  nicht  ein. 

Zur  Chronologie  des  Umlautes  (der  nach  dem  soeben  Gesagten 
älter  als   die  nir.  Vokaldehnungen  ist)   vgl.  aisl.  Myrkiartan   aus 


360  Hebung  im  Air.  [§  252,  1 

ir.  Muir eher t ach  u.  s.  w.  (wobei  allerdings  zu  beachten  ist,   daß 
die  isl.  Wiedergabe  nicht  phonetisch  genau  zu  sein  braucht). 

g  252.  (Hebung  im  Ir.)  Von  dem  Umlaut,  der  hauptsäch- 
lich in  einer  Verschiebung  der  Artikulationsstelle  besteht,  ist  der 
Vorgang  verschieden,  dem  zufolge  ein  ä  «  oi),  o,  u,  e,  i  im  Ir. 
vor  einem  u  oder  i  der  folgenden  Silbe  in  einer  geschlosseneren 
Gestalt  als  sonst  erscheinen  (vgl.  Verf.,  Asp.  i  Irsk  S.  3 f.;  Ven- 
dryes,  Sur  la  Chronologie  des  phenomenes  de  metaphonie  et  d'in- 
fection  en  irlandais,  MSL  XIV  393—411).  Dieser  Vorgang,  den 
ich  Hebung  nenne,  ist  vielleicht  schheßlich  eher  mit  der  Vokal- 
harmonie verwandt;  es  kann  in  diesem  Zusammenhang  hervor- 
gehoben werden,  daß  das  idg.  unsilbische  u  (w)  nicht  dieselbe 
Wirkung  wie  das  silbische  u  ausgeübt  hat  (keine  Hebung  in  ir. 
f  edb  'Witwe'  aus  *widwä;  die  genaue  Aussprache  des  w  zur  Zeit 
des  Gesetzes  läßt  sich  allerdings  nicht  ermitteln).  Aus  Gründen 
der  Zweckmäßigkeit  behandle  ich  aber  trotzdem  die  Hebung  in 
diesem  Kapitel.  Im  Einzelnen  ist  das  Gesetz  ziemlich  verwickelt; 
die  Regeln  hängen  teils  von  den  aktiven,  teils  von  den  passiven 
Vokalen,  teils  von  den  dazwischen  stehenden  Konsonanten  ab. 
Dabei  ist  immer  von  dem  Lautbestand  der  Zeit  vor  den  Auslauts- 
gesetzen auszugehen.  Ob  die  Hebung  älter  oder  jünger  als  die 
Mouillierung  oder  gleichaltrig  mit  ihr  ist,  läßt  sich  nicht  entschei- 
den, da  die  beiden  Vorgänge  ganz  von  einander  unabhängig  sind. 
Sie  war  schon  in  den  Ogaminschriften  vorhanden:  INIGENA, 
QRIMITIR.  Die  ältere  Ansicht,  wonach  bei  idg.  u  und  i  die 
geschlossenere  irische  Variante  {u,  i)  als  die  Normalstufe,  die  offenere 
als  „a-Umlaut"  oder  „Brechung"  betrachtet  wurde,  ist  falsch.  Es 
sei  hier  daran  erinnert,  daß  auch  die  brit.  (und  sogar  die  gall.) 
Entwickelung  eine  offene  Aussprache  des  kurzen  u  und  i  (wie  im 
Lateinischen  und  wohl  auch  im  Germanischen)  voraussetzt. 

1)  Das  urkeltische  a  in  einer  mit  einem  Labial,  bez.  einem 
idg.  Labiovelar  anlautenden  Silbe  oder  in  der  Stellung  vor  einem 
Labial  muß  in  einer  vorhistorischen  Stufe  des  Irischen  gerundet 
{ä)  gewesen  sein;  dies  ä  ist  dann  durch  den  Einfluß  eines  i  oder 
u  zu.  0,  u  geworden.  Mir.  Dat.  Sing,  brot,  brutt,  Akk.  Plur. 
bruttu,  N.  PI.  broit  von  brat  'Mantel';  air.  Dat.  Sing,  bull, 
Akk.  Plur.  bullu,  Nom.  Plur.  boill  von  ball  'Glied';  air.  Dat. 
crunn.  Gen.  cruinn  von  crann  'Baum'  mc.  prenn  u.  s.  w.,  S.  44; 
air.  proind  aus  lat.  prandium  S.  193;  air.  moirb,  Xom.  Plur. 
von  marb  'tot';    air.  do-moiniur,  do-muiniur  'ich  glaube'    (mit 


§  252,  1.  2]  Die  Hebung  von  a,  o,  u  im  Ir.  361 

idg.  n,  s.  S.  47);  air.  pupall  gl.  tentorium:  aus  lat.  papiliö.  Bei 
mir.  cuma  'Kummer'  (S.  47)  ist  die  ursprüngliche  Stammform  un- 
sicher; ist  nach  der  Flexion  (Gen.  cum  ad  u.  s.  w.)  etwa  ein  Nom. 
*k'amöt-s  anzusetzen?  Zu  air.  made  'vergeblich'  (Endung  etwa 
-ewo-,  s.  S.  110,  S.  253)  lautet  der  Dat.  mudu  (techt  mudu  'ver- 
loren gehen'  Wb.  16d  4;  nir.  dul  amudha,  dul  i  mugha);  das 
-ö  >  -ü  der  Dativendung  wirkt  also  durch  -ew-  hindurch  (vgl.  dazu 
die  Hebung  vor  der  Dativendung  -ijö  >  -ijü,  Anm.  7).  Unklar 
sind  die  Bedingungen  der  Hebung  bei  air.  loch  'lacus,  stagnum' 
(entlehnt  c.  llwch  'a  lough',  Plur.  llychau  abr.  luh  nbr.  louc'h 
'mare,  etang,  lac')  acorn.  lagen  gl.  stagnum  br.  lagen  'lac,  mare'  : 
lat.  lacus  'See'  aengl.  lagu  an.  logr  ds.  asl.  lok(/  'Pfütze,  Sumpf, 
vgl.  gr.  Id^ytog  'Grube,  Zisterne';  war  die  vorauszusetzende  Aus- 
sprache mit  ä  (durch  Hebung  zu  o  geworden)  von  dem  vorher- 
gehenden oder  von  dem  folgenden  Konsonanten  abhängig?  Der 
Gen.  air.  locho  ist  analogisch.  —  Da  das  Material  so  dürftig  ist, 
läßt  sich  im  Einzelnen  oft  nicht  entscheiden,  ob  das  Fehlen  der 
Hebung  (z.  B.  im  Dat.  macc  'Sohn')  mit  der  genaueren  Begren- 
zung des  Gesetzes  zusammenhängt  oder  durch  Analogiebildung  zu 
erklären  ist. 

Anm.  1.  Von  dem  air.  auf  Hebung  beruhenden  o  ist  die  nir.  Schreibung 
oi  für  das  umgelautete  a  (air.  cailech  'Hahn'  nir.  coileach;  nir. 
coinneal  aus  lat.  candela  u.  s.  w.)  wohl  zu  unterscheiden;  vgl.  darüber 
§  251. 

2)  Etymologisches  o  und  u  lassen  sich  im  Ir.  nicht  unter- 
scheiden. Ihre  normale  Gestalt  ist  ir.  o;  durch  Hebung  können 
sie  aber  als  ir.  u  erscheinen,  a)  Vor  geschwundenem  ausl.  u:  air. 
Nom.  Akk.  mug  'Sklave,  Diener',  Gen.  moga  Nom.  Plur.  mog«  : 
got.  magus  'Knabe'  S.  97 f.;  mir.  bun  'Wurzelstock,  das  untere 
Ende',  Gen.  bona  :  mc.  bon,  Plur.  boneu;  air.  bucht  'Busen', 
mir.  Gen.  ochta  :  lat.  pectus  'Brust';  —  air.  sruth  'Strom',  Gen. 
srotho  :  c.  ffrwd  S.  82;  mir.  ins  'Kraut',  Nom.  Plur.  losa  : 
mit  Suffix  -stu-  zu  ir.  luib  'Kraut'  ahd.  luppi  'Gift'  §  71;  — 
air.  cruth  'Gestalt'  S.  43.  b)  Vor  geschwundenem  ausl.  ü:  im 
Dativ  der  soeben  angeführten  w-Stämme  (mug,  lus,  cruth  u.  s.w.); 
im  Dativ  der  o-Stämme:  air.  mud.  Dat.  von  mod  'Weise'  aus 
lat.  modus,  c)  Vor  erhaltenem  ausl.  -u  (aus  -Uns,  -öns)  im  Akk. 
Plur.  der  u-  und  o-Stämme:  mir.  Akk.  Plur.  udbu  von  odb  'Kno- 
ten' S.  32;  —  air.  suthu  von  suth  'Geburt,  Frucht',  Gen.  sotho. 
(1)  Vor  einem  geschwundenen   inl.  u:   air.  cumscugud   'Verände- 


362  Die  Hebung  von  o,  u  im  Ir.  [§  252,  2 

rung'  :  '^k'om-  "^ud-  +  ir.  scuch-  s.  Verbalverz.;  mir.  bunad  ^Ur- 
sprung' :  c.  bonedd  ds.,  bonheddig  ^adelig'  (der  zwischen  dem 
n  und  dem  h  geschwundene  Vokal  war  vermutlich  ein  Uy  vgl.  ir. 
bun).  e)  Vor  einem  gebhebenen  alten  -u-  (gleichviel  in  welcher  Ge- 
stalt dies  u  in  historischer  Zeit  erscheint):  mir.  cur  ach  'Boot'  : 
mc.  cor  WC.  Dagegen  bewirkt  ein  sekundäres  (durch  Umlaut  ent- 
standenes) u  keine  Hebung:  air.  dorus  'Türe',  Dat.  Plur.  doirsib 
{* dhworestu-).  f)  Vor  geschwundenem  ausl.  i:  air.  muir  'Meer', 
Gen.  mora  §  25  S.  32;  air.  fuil  'Blut',  Gen.  fola  :  c.  gweli 
'Wunde'  mcorn.  Plur.  goleow  mbr.  goulyou,  an.  u air 'die  Leichen 
auf  dem  Schlachtfelde'  ahd.  wuol  'Niederlage'  aengl.  wöl  'Pest, 
Seuche'  lit.  velys  'Verstorbener';  —  air.  cuil  gl.  culex  :  lat.  culex; 
—  air.  cuit  'Teil'  :  c.  peth  §  97,  3  S.  160;  ir.  cruim  'Wurm'  : 
c.  pryf  S.  43.  g)  Vor  geschwundenem  ausl.  l  (aus  idg.  t  oder 
aus  einem  Diphthong):  mir.  cuib,  Gen.  Sing,  von  cob  'Sieg'  §  71; 
air.  suin,  Gen.  von  son  'Laut'  aus  lat.  sonus;  mir.  bruicc.  Gen. 
von  brocc 'Dachs'  c.  broch;  mir.  ugail  .i.  süli  'xlugen',  vgl.  dor- 
ochol  gl.  foramen,  aus  lat.  oc(u)lus  'Auge';  —  air.  suirnn.  Gen. 
von  mir.  sorn  'Ofen'  aus  lat.  furnus.  h)  Vor  erhaltenem  ausl. 
i:  air.  fuili,  Akk.  Plur.  von  fuil  'Blut';  —  crumai  'Würmer' 
S.  351.  i)  Vor  j,  das  zunächst  zu  ij  geworden  ist:  air.  guide 
'Bitte'  :  gr.  jioMm  S.  108;  mir.  cluiche  'Spiel'  :  zu  clechtaim 
'pflege,  übe  aus,  halte  Kampfspiele  ab',  cless  'Kunststück,  Waffen- 
spiel';  mir.  cuire  'Schar'  :  gall.  Tri-corii,  Petru-corii  VN  got. 
harjis  'Heer'  lit.  karias  'Heer'  (gotisches  Lehnwort?),  vgl.  gr. 
ytoigavog  'Herrscher'  apers.  kära-  'Volk,  Leute,  Heer'  (Osthoff,  IF 
V  275  ff.);  air.  cuiriur  'setze',  Lif.  cor  (o-Stamm),  vgl.  c.  heb -gor 
'to  put  aside';  air.  humae  'Kupfer'  S.  166,  S.  351;  air.  cundu 
'Verwandtschaft'  S.  350;  air.  burpe  'Dummheit',  mir.  burbbu 
'dümmer'  §65  S.  109;  —  mir.  trusce  'Aussatz';  air.  cruche.  Gen. 
des  ä-Stammes  croch  'Kreuz'  aus  lat.  crux;  air.  trummae 
'Schwere',  mir.  trummu  'schwerer'  von  tromm  ^triidsmo-  (nicht 
mit  Zupitza  KZ  XXXVI  243  zu  serb.  trom  'schwer',  worüber 
Strekelj,  AfslPh.  XXVII 69);  air.  ungae  aus  lat.  uncia.  k)  Vor 
geschwundenem  i,  l  im  Inhiut:  air.  ni  fuirmi  'legt  nicht',  Prät. 
Pass.  perf.  fo-rui-rmed  (-rim-  zu  lit.  rim-ti  'ruhig  werden' 
u.  s.w.,  vgl.  Zimmer,  KZ  XXIV  212);  air.  ni-s-tuirmi  'erwähnt 
nicht',  s.  Verbalverz.  rim-.  I)  Vor  erhaltenem  i,  l  im  Inlaut 
(gleichviel  in  welcher  Gestalt  dies  i  in  historischer  Zeit  erscheint): 
air.  fugall,  fugeil  'Rechtssache',  Dat.  fugull  (zu  ir.  gell  §  87); 


§  252,  2]  Die  Hebung  von  o,  u  im  Ir.  363 

air.  cubus  ^Gewissen'  {*k'om-  und  ir.  fiuss  'Wissen');  tuus  'Füh- 
rung' §210;  air.  cucann  'Küche'  aus  lat.  coquina;  air.  mulenn 
'Mühle'  aus  lat.  molina;  mir.  buiden  'Schar'  c.  byddin  abr. 
bodin;  ir.  cuilen  'junger  Hund'  S.  104;  air.  gulban  'Stachel' 
c.  gylfin  'Schnabel'  S.  118. 

Anm.  2.  Vor  einem  urspr.  e  findet  keine  Hebung  statt  (Vendry^s 
S.  401):  air.  dorus  'Türe',  Dat.  Plur.  doirsib,  s.  oben  unter  e);  crocenn 
'Haut'  S.  160;  mir.  coin  N.  PL  'Hunde'  *k'une8,  coin  Akk.  Sing.  'Hund' 
*k'unm  y   *kunem  (vgl,  §  31,  1);  danach  analogisch  auch  Dat.  coin. 

Der  «-Stamm  toi  'Wille'  bildet  in  Wb.  den  Akk.  Sing,  toil  (4c  23; 
IIb  17,  18;  18c  13;  20d  1,  2;  27c  9;  28b  1)  und  den  Dativ  tuil  (3d  1; 
5c  18,  20;  9d  27;  10a  25;  IIb  17;  15d  33),  den  Gen.  tuile  (30c  11). 
Jedoch  lautet  der  Dativ  dreimal  toil  (19a  17;  22  d  5;  20 d  19).  Dieser 
Gegensatz  zwischen  dem  Akk.  und  dem  Dativ  war  offenbar  alt;  im  Dat. 
müssen  wir  die  Endung  -äi  ansetzen,  die  ebenso  wie  -oi  mit  idg.  -T  zu- 
sammenfiel; der  Akk.  war  aber  ofiFenbar  nach  dem  Muster  der  konsonanti- 
schen Stämme  gebildet  (deren  -em  an  das  -jem  y  -jem  der  7/e-Stämme  er- 
innerte). Im  Laufe  der  Zeit  wurde  jedoch  der  Gegensatz  zwischen  dem 
Dat.  (Gen.)  und  dem  Akk.  ausgeglichen:  mir.  coiss,  Akk.  und  Dat.  von 
coss  'Fuß'  (Dat.  cuis  Thes.  II  245,  36.  LU  40  a  12):  er  och  'Kreuz' 
bildet  in  Wb.  den  Akk.  croich  (8a  14;  20a  11,  c  21,  d  13;  28b  4)  neben 
dem  Gen.  er u che  (8a  5),  Cam.  hat  jedoch  Akk.  cruich,  mir.  kommt 
Dat.  croich,  Gen.  croiche  vor;  von  doch  'Stein'  lautet  der  Akk.  cloich 
Ml.  139c  3,  mir.  auch  Dat.  cloich,  Gen.  deiche;  von  loth  'caenum' 
lautet  der  Dat.  loith  ML  60a  6,  der  Gen.  loithe  Sg.  127a  1. 

Anm.  3.  Ob  das  0  im  idg.  oi  der  Hebung  unterlag,  ist  unsicher. 
Es  kann  in  einigen  Fällen  geschlossener  als  in  anderen  Fällen  gesprochen 
worden  sein;  die  Stufe  u  kann  es  jedoch  nach  dem  Zeugnis  der  air. 
Schreibung  nicht  erreicht  haben.  Im  Mir.  kommt  die  Schreibung  clüine 
'Schielen'  von  cloin  'schief,  schielend'  (nir.  claoine,  claon)  vor:  zu  lat. 
in-clinäre  'hinbeugen'  u.  s.  w.  Ein  durch  Ersatzdehnung  bei  dem 
Schwunde  eines  Verschlußlautes  entstehendes  ö  (woraus  zum  Teil  iia)  unter- 
liegt der  Hebung  nicht,  vgl.  §219,  Ib.  Durch  Auslautsdehnung  wird  idg. 
M  zu  ü,  s.  §  199. 

Anm.  4.  Analogiebildungen  sind  sehr  häufig.  Teils  können  die  durch 
die  Hebung  geschaffenen  Alternationen  als  ein  morphologisches  Merkmal 
aufgefaßt  werden  und  da  eindringen,  wo  sie  lautgesetzlich  nicht  vorhanden 
sein  könnten;  so  bildet  das  gelehrte  lat.  Lehnwort  trop  'Tropus,  rhetorische 
Figur'  den  Gen.  truip  und  zu  ir.  bodar  'taub'  c.  byddar  skr.  badhirä-s 
lautet  (trotz  dem  alten  Vokal  der  zweiten  Silbe)  der  Dat.  Fem.  buidir  ML 
38  c  15,  der  Nom.  Plur.  Masc.  mir.  buidir,  das  Abstraktum  buidre  'Taub- 
heit' ML  59  a  12.  Die  -ws-Stämme,  die  im  Ir.  mit  den  ?^-Stämmen  zusammen- 
gefallen sind,  lautgesetzlich  aber  keinen  Vokalwechsel  haben  könnten,  haben 
den  Vokalwechsel  der  «^-Stämme  angenommen:  mir.  Gen.  ochta  von  ucht 
'Busen',  vgl.  lat.  pectus;  mir.  Gen.  bona  von  bun  'Wurzelstock'  (-Ms-Stamm 


364  Die  Hebung  von  o,  u  im  Ir.  [§  252,  2 

nach  dem  Zeugnis  von  c.  bonheddig  ir.  bunad,  s.  unter  d)).  Teils  macht 
sich  das  Bestreben  geltend,  in  den  etymologisch  zusammengehörigen  Formen 
den  gleichen  Vokal  durchzuführen.  Air.  lobur  'schwach'  c.  Uwfr  bildet 
den  Gen.  lobuir,  den  Dat.  lobur,  den  Kompar.  lobru,  das  Abstraktum 
lobre.  Fest  ist  in  der  Eegel  das  o  der  Präverbia  fo-,  to-,  ro-,  immer 
das  o  (aus  idg.  u)  der  Wörter  so-  'gut'  (skr.  su-)  und  do-  'schlecht'  (skr. 
dus-)  :  air,  toisech  'Führer'  §  210;  air.  to-gu,  ro-gu  'Wahl';  air.  fo- 
cbricc  'Belohnung';  mir.  fo-chruss  'Gürtung'  S.  42:  air.  fo-llus  'klar', 
so-lus  'hell'  §  242  Anm.  4;  so-chruth  'schön',  do-chruth  'häßlich". 
Das  Präverbium  com-  hat  nicht  selten  das  ii  verallgemeinert:  air. 
cumachte  'Macht',  cuimnech  'eingedenk'  u.  s.  w. ;  bisweilen  hat  jedoch 
auch  hier  das  ^  gesiegt:  air.  coir  'passend'  (c.  cy-wir  S.  64),  core 
'Friede'.  Schließlich  kann  ohne  Aufhebung  der  Alternationen  die  Verteilung 
der  alternierenden  Vokale  verschoben  werden.  In  dieser  Weise  ist  die 
Hebung  im  Dat.  Plur.  der  w-Stämme  beseitigt  worden:  air.  mogaib  von 
mug  'Diener',  mir.  ochtaib  von  ucht  'Busen',  srothaib  von  sruth 
'Strom'.  —  In  lat.  Lehnwörtern  kann,  wie  S.  196  bemerkt,  eine  unregel- 
mäßige Behandlung  des  u  vorkommen:  ir.  tonach  'Kock'  aus  lat.  tunica. 

Anm.  5.  Nach  Abzug  der  soeben  beschriebenen  nicht  lautgesetzlichen 
Einflüsse  bleiben  noch  einige  Ausnahmen  von  dem  Hebungsgesetz,  bei 
denen  vermutlich  die  Konsonanten  im  Spiele  sind.  Ir.  coire  'Kessel'  c. 
pair  S.  38  neben  cuire  'Heer'  got.  harjis  könnte  vielleicht  auf  dem  kom- 
binierten Einfluß  des  vorhergehenden  Labiovelars  und  des  folgenden  r  be- 
ruhen; vgl.  air.  goire  'Frömmigkeit',  goiriu  'frömmer';  jedoch  mir.  gui- 
res,  gures  neben  goires  'welcher  erwärmt'.  Eine  folgende  Konsonanten- 
gruppe wird  verantwortlich  sein  bei:  air.  Dat.  Sing,  coscc,  mir.  Gen. 
coisc  von  CO  sc  'Zurechtweisung',  vgl.  air.  coisctir  'werden  zurecht- 
gewiesen', s.  Verbalverz.  cora-sech-;  air.  Dat.  rose.  Gen.  roisc  von 
rose  'Auge';  air.  Imperativ  loisc  'brenne'  S.  76  (aber  mir.  Akk.  PL  truscu 
von  trosc  'aussätzig',  trusce  'Aussatz';  air.  truisc  gl.  raucae);  air. 
orddu  'Daumen';  air.  oirdnimm  'ordiniere'  aus  lat.  ordinäre  (aber  der 
o-Staram  air.  ord  'Ordnung'  lautet  im  Dat.  urt,  im  Gen.  üirt;  vgl.  mir. 
uird,  Plur.  von  ord  'Hammer'  c.  gordd);  air.  orbe  'das  Erbe";  ir.  coirce 
'Hafer'  c.  ceirch  ncorn.  kerh  br.  kerc'h  (aber  air.  Akk.  PI.  turcu  von 
torc  *Eber');  air.  gorte  'Hunger';  mir.  goirt  'bitter'  S.  33;  air.  Dat. 
Sing,  corp,  Gen.  coirp,  Akk.  Plur.  corpu  von  corp  'Körper'  aus  lat. 
corpus  (mir.  Dat.  curp,  N.  PI.  cuirp,  Akk.  PI.  curpu);  mir.  colcait 
'Federbett'  aus  lat.  culcita  (aber  air.  Dat.  ulcc,  Gen.  Sing,  und  Nom. 
PI.  uilcc,  Akk.  Plur.  hulcu  von  olc  'böse');  air.  Dat.  folt  'Haar',  Sin- 
gulativ  foiltne  (aber  mir.  Dat.  fult.  Gen.  Sing,  und  N.  PL  fuilt;  vgl. 
mir.  multu,  Akk. PL  vonmolt  'Widder'):  mir.  domain  'tief,  air.  doninu 
'tiefer",  domnai  (Akk.)  'Tiefe'  §  27;  air.  demnach  'Sonntag'  aus  lat. 
dominica.     Die  Fälle  mit  Hebung  sind  wohl  Analogiebildungen. 

Wenn  air.  boicht.  Gen.  von  bocht  'arm'  nicht  einfach  eine  Analogie- 
bildung ist,  so  muß  man  wegen  bucht  'Busen'  annehmen,  daß  die  Gruppe 
xt  zwar  die  Hebung  vor  /,    nicht   aber   die  Hebung   vor   u   verhindert  hat. 


§  252,  3]  Die  Hebung  von  e,  i  im  Ir.  365 

Lag  die  Sache  ähnlich  bei  der  Gruppe  dd:  mir.  Gen.  Sinf,'.  und  N.  PI. 
broit  neben  Dat.  brut  von  brot  'Stachel'  (§  69)?  N.  PI.  bruit  und 
das  Diminutiv  bruitne  wären  dann  analoj^isch  entf?tanden.  Oder  ist 
broit  an  alogisch? 

3)  Etymologisches  e  und  i  sind  im  Allgemeinen  im  Ir.  zu- 
sammengefallen und  erscheinen  normal  als  e;  durch  Hebung  werden 
sie  zu  i.  Wo  jedoch  der  konsonantische  Einfluß  mit  im  Spiele  ist 
(s.  Anm.  9),  ist  der  etymologische  Unterschied  zwischen  e  und  i 
noch  fühlbar.  Über  e,  l  vor  Vokal  vgl.  §  28,  4  S.  38  und  §  158. 
a)  Hebung  vor  geschwundenem  ausl.  u:  mir.  tiug  'dick'  S.  99; 
mir.  mid  'Met',  Gen.  meda  S.  37;  mir.  bir  'Stachel',  Gen.  bera, 
nir.  bior,  Gen.  beara  §  91;  ir.  il  'viel'  S.  91;  mir.  crim  'Knob- 
lauch', Gen.  crema  S.  121  (crem  nir.  creamh  ist  eine  jüngere 
Form,  aus  dem  Gen.  rückgebildet,  vgl.  nir.  meadh  'Met');  —  ir. 
fid  'Baum',  Gen.  feda  S.  41.  b)  Vor  geschwundenem  ausl.  -ü: 
air.  as-biur  'ich  sage'  *eks-bherö;   ciunn,   Dat.  von  cenn  'Kopf; 

—  air.  fiur,  Dat.  von  fer  'Mann'  :  lat.  uir  u.  s.  w.;  air.  libur. 
Dat.  von  lebur  'Buch'  aus  lat.  Akk.  librum.  c)  Vor  erhaltenem 
ausl.  u:  air.  firu,  Akk.  PI.  von  fer  'Mann';  mir.  liru,  Akk.  PI. 
von  1er  'Meer'  c.  11  yr.  Durch  eine  geschwundene  Silbe  hindurch 
bewirkt  das  -u  keine  Hebung:  air.  sentu  'Alter'  ^senotät-s,  bethu 
'Leben'  *gHwotUf-s.  d)  Vor  geschwundenem  u  im  Inlaut:  air. 
fiugrae.  Gen.  von  figor  'Figur'  aus  lat.  figüra;  mir.  Akk.  Plur. 
cinta,  Dat.  Plur.  cintaib  von  ein  'Schuld'  nir.  cion  *knnut-s, 
vgl.  gr.  xivvfiai  'ich  strafe',  e)  Vor  erhaltenem  altem  iij  ü  im 
Inlaut:  mir.  ibhar  air.  Gen.  ibair  'taxus'  gall.  Ebaro-magus 
ON;  mir.  biror  'Wasserkresse'  c.  berwr  acorn.  beler  br.  beler; 
air.  Sg.  cilornn  gl.  urceus,  Juv.  cilurnn  gl.  urnam  (nicht  ac.)  c. 
celwrn  S.  94;  —  mir.  Gen.  cinad,  Dat.  cinaid  von  ein 'Schuld'; 
air.  figor  'Figur',  f)  Vor  geschwundenem  ausl.  -i:  mir.  Xom. 
mil  'Honig',  Gen.  mela,  nir.  mil,  nieala  :  gr.  /,ult  S.  162. 
g)  Vor  geschwundenem  ausl.  -^;  air.  cinn,  Gen.  von  cenn  'Kopf; 

—  fir.  Gen.  Sing,  und  Nom.  Plur.  von  fer  'Mann';  libuir,  Gen. 
Sing,  von  lebur  'Buch',  li)  Vor  erhaltenem  ausl.  -i:  air.  fili 
'Dichter'  S.  249.  i)  Vor  j,  woraus  zunächst  ij  geworden  ist:  air. 
tigiu  'dicker',  siniu  'älter';  air.  mir.  fine  'Verwandtschaff  :  formell 
=  lat.  uenia  'Erlaubnis',  vgl.  uenus  'Liebreiz'  aengl.  wine  an. 
uin-r  'Freund'.  Mit  ij  ist  es  vor  Vokal  zusammengefallen  (§28,  4, 
§  48,  3  S.  73):  air.  tige,  nime,  Gen.  Sing,  der  5-Stämme  tech 
'Haus',    nem    'Himmel',     k)  Vor   geschwundenem   i^    l  im  Inlaut: 


366  Die  Hebung  von  e,  i  im  Ir.  [§  252,  3 

air.  ingen  ^Mädchen',  Ogam  INIGENA  S.  101.  J^eben  air.  prid- 
chim  'ich  predige'  aus  lat.  praedicö  steht  die  durch  gelehrten 
Einfluß  erneuerte  Form  predchim.  1)  Vor  erhaltenem  altem  i,  l 
im  Inlaut:  air.  filed,  Gen.  von  fili  'Dichter'. 

Anm.  6.  Vor  einem  ursprünglichen  e  (mit  Ausnahme  des  e  im  Hia- 
tus, s.  ohen  unter  i))  findet  keine  Hebung  statt:  ir.  seir  'Ferse',  Dat. 
serid  §  49,  1  (-e^-Stamm);  as-beir  'er  sagt'  * eks-hheret.  Über  die  beiden 
Endungen  der  2.  Sing.  Präs.  Ind.  (air.  as-bir  'du  sagst',  Endung  -ei; 
ar-a-rethi  'du  greifst  an',  Endung  -est)  s.  §  603.  Air.  fir,  Vok.  von 
fer  'Mann'  hat  sich  nach  den  übrigen  auf  mouilliertes  -r  ausgehenden 
Kasus  dieses  Wortes  (Gen.  Sing,  und  Nom.  Plur.  fir)  gerichtet  (Meillet, 
MSL  XIV  413).  Der  Dativ  air.  nim  von  nem  'Himmel'  hat  sich  teils 
nach  dem  Gen.  nime,  teils  wohl  auch  nach  dem  Dativ  der  Verschlußlaut- 
und  Sonorlautstämme  gerichtet,  wo  die  Hebung  einst  vorhanden  gewesen 
sein  muß,  wenn  sie  auch  für  uns  durch  die  Keduktion  aller  nachtonigen 
Vokale  unkennbar  geworden  ist.  Unklar  ist  mir  ir,  fiche  'zwanzig'  (und 
trieb a  'dreißig'). 

Bei  den  «-Stämmen  wird  in  Übereinstimmung  mit  Anm.  2  ursprüng- 
lich im  Akk.  e,  im  Dativ  und  Gen.  i  gestanden  haben.  Daraus  ist  ein 
regelloses  Nebeneinander  von  e  und  i  (mit  Bevorzugung  des  e)  entstanden: 
Wb.  fib  'wie'.  Ml.  Sg.  feib  (Dativ  eines  Substantivs  'Vortrefflichkeit*,  mir. 
Akk.  feib);  mir.  Akk.  sleig,  slig,  Dat.  sleig  von  sieg  'Speer';  Wb. 
Dat.  flid,  mir.  Dat.  und  Akk.  fleid,  Gen.  flede  von  fled  'Fest'  c. 
gwledd;  air.  Akk.  und  Dat.  meid  von  med  gl.  lanx  'Wage';  Wb.  Akk. 
brith  'Urteil'  (9b  6;  13a  11;  29b  9;  Nom.  breth  12d  38,  vgl.  breth 
'gebären'  10b  1),  auch  sogar  Nom.  brith  'tragen'  (13  d  4:  23c  11),  Dat. 
breith  (14a  4),  Gen.  brithe  (25d  3);  mir.  breth  'Urteil',  Akk.  und  Dat. 
breith,    Gen.  breithe,    Nom.  breith  'tragen'.    Dat.  breith  und  brith. 

Anm.  7.  Das  ir.  offene  (früh  halbdiphthongische)  e  y  ia  aus  idg.  ei 
unterliegt  keiner  Hebung  nach  dem  hier  in  Eede  stehenden  Gesetz,  wohl 
aber  einem  Umlaut,  s.  §  249.  Über  die  Hebung  eines  durch  die  Vokali- 
sierung  eines  Verschlußlautes  lang  werdenden  e,  ^,  s.  §  201,  2.  Diese 
Hebung  findet  vor  einem  vj  nicht  statt,  wohl  aber  vor  einem  ijü:  cenele 
'Geschlecht',  Dat.  ceneolu.  Durch  Auslautsdehnung  wird  idg.  i  zu  ir.  e, 
s.  §  199. 

Anm.  8.  Die  -ws-Stämme  (wie  er  im  'Knoblauch")  haben  analogisch 
die  Alternationen  der  w-Stämme  übernommen  (Gen.  crema).  Die  «-Stämme 
haben  im  Dat.  Plur.  analogisch  die  Hebung  aufgegeben:  air.  fedaib  von 
fid  'Baum',  mir.  bethaib  von  bith  'Welt,  Zeitalter',  beraib  von  bir 
'Spieß'.  Nir.  Nom.  meadh  'Met',  er  eamh  'Knoblauch'.  Eine  merkwürdige 
Analogiebildung  findet  sich  in  air.  deug  'Trank'.  Die  Kundung  des  ^ 
weist  auf  einen  alten  t7-Stamm ;  nach  der  Umbildung  der  Flexion  nach  dem 
Muster  der  «-Stämme,  trat  im  Nom.  analogisch  ein  e  ein.  Ähnlich  im  neu- 
gebildeten Nom.  Plur.  Neutr.  air.  beura  von  bir  'Spieß'.  S.  Vendryes, 
a.  a.  0.  S.  408,  410'.  —  In  den  lat.  Lehnwörtern  finden  sich  gewisse 
Unregelmäßigkeiten  in  der  Behandlung  des  »,  s.  §  125,  1  S.  200 f. 


§  252,  3]  Die  Hebung  von  e,  i  im  Ir.  367 

Anm.  9.  Die  konsonantischen  Einflüsse  spielen  eine  sehr  große  KoUe; 
sie  scheinen  aber  meist  nur  die  Hebung  des  e,  nicht  die  Hebung  des  t  zu 
verhindern.  Die  Hebung  des  e  unterbleibt:  a)  Vor  altem  x.  Air.  Dat. 
neuch,  Gen.  neich  von  nech  'jemand'  c.  neb;  mir.  Dat.  eoch,  Gen. 
eich  von  ech  'Pferd'  §28,1;  mir.  Akk.  Plur.  beochu,  Nom.  Plur.  beich 
von  beeil  'Biene'  S.  88;  air.  feuchuir  'wild'  §  75,  3;  mir.  ateoch  'ich 
bitte',  eigentlich  "ich  nehme  meine  Zuflucht",  Kompos.  von  tech-  'fliehen' 
lit.  tekü  'laufe'  asl.  teka  (Sarauw,  Irske  Studier  S.  83);  air,  recht  'Ge- 
setz', Gen.  rechto  S.  123;  air.  Akk.  Plur.  crechtu  von  crecht  'Wunde' 
S.  123.  Dagegen  ist  die  Hebung  eines  i  vor  einem  ic  eingetreten  in  ir. 
fliuch  'feucht'  S.  60  (flechud  'Feuchtigkeit',  Endung  -oto-);  air.  ar-fiuch 
'ich  überwinde'  Thes.  II  249,  7,  vgl.  3.  Sing,  do-feich  'rächt'  (analogisch 
do-fich):  zu  lat.  uincö  'siege';  mir.  rieht  'Gestalt',  air.  Dat.  riucht, 
vgl.  mir.  Dat.  Plur.  rechtaib,  s.  §  55.  Auch  bei  ir.  icht  §  44  Anm.  2 
ist  für  das  Irische  von  einem  i  auszugehen.  Ein  i  enthält  auch  air. 
sliucht  'Folgen'  Sg.  200a  7,  mir.  slicht  'Spur',  wonach  intäliucht, 
intliucht  'Sinn,  Vernunft'  aus  lat.  intellectus  sich  gerichtet  hat.  Die 
Hebung  eines  ^  vor  ij  wird  aber  von  der  Gruppe  xt  verhindert:  ir.  sn echte 
'Schnee'  §  50,  9  S.  85.  b)  Vor  altem  p:  air.  in-neuth  'ich  erwarte',  ar- 
neut  sa  gl.  expecto  :  got.  nipan  'unterstützen',  skr.  tiäthd-m  'Hülfe';  air. 
leith.  Dat.  des  s-Stammes  leth  'Seite'  zu  lat.  latus  (nicht  streng  be- 
weisend, da  die  Hebung  im  Dat.  der  s-Stämme  analogisch  ist;  eine  jüngere 
Form  ist  air.  Dat.  leuth  'Hälfte').  Dagegen  wird  die  Hebung  eines  i  von 
einem  folgenden  p  nicht  verhindert:  ir.  ith  'Getreide',  Gen.  air.  hetho 
S.  41;  air.  bith  'Welt',  Gen.  betho  S.  41;  mir.  grith  'Geschrei',  Nom. 
Plur.  gretha  c.  gryd;  air.  ar-riuth  gl.  adorior,  riuth,  rith  'Lauf  : 
lit.  ritu  'ich  rolle'  {ri  aus  idg.  r,  vgl.  Verbalverz.  reth-);  über  brith  von 
breth  'Urteil'  (S.  42)  s.  Anm.  6.  c)  Vor  ss:  air.  mess  'Urteil',  Gen. 
messo.  Dagegen  wird  die  Hebung  des  i  nicht  verhindert:  ir.  criss  'Gür- 
tel' S.  42;  fiuss  'Wissen'  S.  136;  mir.  Dat.  lius,  Gen.  liss  von  less 
'Burg'  c.  llys;  air.  an  ar-a-sissiur  gl.  inniteus  'indem  ich  fest  stehe'  : 
lat.  per-sistö  'bleibe  stehen';  ir.  bissi  ega  :  c.  bys  S.  79;  mir.  Gen. 
Sing,  cliss,  Akk.  PI.  clissu  von  cless  'Kunststück,  Waffenspiel'  und 
davon  abgeleitet  clissim  'I  leap'  :  mit  l  zu  mir.  cluiche  'Spiel';  mir. 
brissim  'ich  breche'  (mit  r)  S.  79;  air.  lius  'fastidium',  vgl.  Stokes,  KZ 
XXXVIII  468.  Daß  die  gedehnten  Verschlußlaute  irgend  einen  Einfluß  auf 
die  Hebung  ausüben,  glaube  ich  nicht,  vgl.  Vendryes  a.  a.  0.  S.  404  f.  und  zu 
air.  beicc  oben  §239  Anm.  Noch  sicherer  ist  es,  daß  die  gedehnten  Sonor- 
laute keinen  Einfluß  ausüben  (mir  unklar,  aber  analogisch  zu  erklären  ist 
ir.  ceinn,  Stokes,  Urkelt.  Sprachschatz  S.  78).  d)  Vor  sk,  st:  air.  N.  PL 
leise c  gl.  pigri  von  lese  zu  c.  llesg  'feeble,  faint,  sluggish';  air.  mesce 
'ebrietas'  zu  mesc  'ebrius',  vgl.  gr.  (a£^i;(r;fw 'berausche";  air.  ceist  'Frage' 
aus  lat.  quaestiö;  air.  teist  'Zeugnis'  aus  lat.  testis.  Dagegen  findet 
die  Hebung  eines  t  unbehindert  statt:  air.  flisc,  Nom.  Dual,  vom  ä-Stamm 
flesc  'Rute',  das  wohl  auf  Kontamination  von  zwei  Wörtern  beruht,  vgl. 
c.  llysg  'Rute',  gwrysg-eu  'Zweig'.     Mir.  Dat.  Sing,  fleisc,  Gen.  flesci 


368      Wirkungen  des  idg.  k^;  a-Umlaut  im  Ir.     [§252,3.253,1.2 

erklärt  sich  ebenso  wie  die  Flexion  von  sesc  'trocken,  unfruchtbar"  (nir. 
seisg)  nach  Anm.  6.  e)  Vor  r  oder  /  +  Kons.:  mir.  meirb  'schlaff'  S.  64 
(Plur.  air.  merbi);  air.  deurb,  deirb,  deirbbae,  Dat.  mask.,  Akk.  fem., 
Gen.  fem.  von  derb  'gewiß'  S.  175;  ferce,  Gen.  von  ir.  ferc,  ferg  'Zorn' 
S.  105;  air.  nu-n-dn-erbai  gl.  confidenti ;  air.  hi  seurc  'in  Krankheit', 
vgl.  S.  71;  air.  ceird,  Dat.  von  cerd  'Kunst'  S.  114;  air.  Dat.  seirc, 
Gen.  serce  von  serc  'Liebe'  S.  78;  air.  tercu,  Akk.  PI.  von  t er c  'knapp', 
tercai  (Akk.)  'Knappheit',  vgl.  S.  81;  air.  Dat.  neurt,  Gen.  neirt 
von  nert  'Kraft'  §  88,  1;  air.  Dat.  deilb.  Gen.  delbe  von  delb  'Ge- 
stalt' S.  64;  mir.  N.  PI.  delggi  vom  s-Staram  de  lg  'Dorn',  'Tuchnadel'  : 
acorn.  delc  (c  =  :r)  gl.  monile;  air.  Dat.  coindeulgg.  Gen.  odeilgg 
von  condelg  'Vergleich'  zu  c.  dala  'halten'  S.  106  (die  letzte  Silbe 
hat  nach  dem  Muster  der  unecht  komponierten  Verbalformen  wie  co- 
ton-delcfam  'wir  werden  uns  vergleichen'  die  lautgesetzliche  Vokal- 
reduktion beseitigt).  Dagegen  findet  die  Hebung  eines  i  unbehindert  statt: 
mir.  fiurt,  firt  'Wunder',  air.  Akk.  PL  firtu.  Gen.  Sing,  ferto  aus 
lat.  uirtüs.  Im  Mir.  finden  sich  Analogiebildungen  wie  Dat.  sirg  'Krank- 
heit', cirt.  Dat.  und  Gen.  von  cert  'Eechf  §  141,  1,  Dat.  niurt.  nirt, 
Gen.  nirt  'Kraft'.  —  Die  Gruppe  Nasal  +  Verschlußlaut  hindert  weder 
die  Hebung  vor  u  (ir.  lind  'Trank')  noch  die  Hebung  vor  i  (ir.  cingim 
'gehe',  wonach  cing  'Krieger'  sich  gerichtet  hat),  vgl,  S.  37,  S.  45 f.  Die 
Flexion  von  mir.  bend,  benn.  Gen.  beinne,  Dat.  beind,  Nom.  Plur. 
benda,  benna  erklärt  sich  nach  Anm.  6,  da  das  AVort  schon  im  Mir. 
wie  im  Nir.  fem.  ist.  Dagegen  kommt  bei  i  vor  Nasal  -}-  Verschlußlaut 
(und  vor  ndn  >  nn)  eine  Unregelmäßigkeit  vor:  die  Hebung  findet  vor 
allen  Vokalen  statt:  air.  find  'weiß',  ro-finnadar  'er  weiß'  u.  s.  w., 
s.  S.  41. 

§  253.  1)  (Wirkungen  des  idg.  hi).  Ein  progressiver  von 
dem  idg.  k^  bewirkter  Umlaut  eines  e  oder  i  ist  schon  oben  mehr- 
fach besprochen  worden:  ir.  cöic  ^fünf  S.  130,  S.  151;  ir.  coire 
'Kessel'  §  28,  6  S.  38;  ir.  cuit  c.  peth  §  97,  3  S.  160;  mir. 
cruimther  Triester'  §  144,  1  S.  235;  ir.  cruim  'Wurm',  cruth 
'Gestalt'  S.  43;  unbekannt  ist  die  Etymologie  des  Namens  der 
Pikten:  ir.  cruithnech  'piktisch'  c.  Prydyn  'Britannien'  (es  ist 
mit  einem  anderen  Worte  lat.  Brittani  'die  Brittannier'  vermischt 
worden).  Die  Umfärbung  des  Vokals  könnte  in  cöic  'fünf  (zu- 
nächst aus  *kue7dk(e)  älter  als  in  den  übrigen  Fällen  sein;  vgl.  c. 
pobi  u.  s.  w.  §  28,  6.  In  den  übrigen  Fällen  (unter  denen  ein 
lat.  Lehnwort  ist)  findet  die  Umfärbung  sich  wohl  nur  vor  einem 
/  oder  u  (die  Grundform  des  Piktennamens  ist  allerdings  nicht 
sicher);  dagegen  ir.  creth  'Poesie',  crenim  (Endung  *-a>«J)  'kaufe' 
S.  128. 

2)    (a-Umlaut  im  Ir.)     Ein    betontes  o   wird   im  Ir.  zu  a   vor 


§  253, 2.  254, 1. 2 1     a-Umlaut  im  Ir.  Mouillierung  im  Brit.  369 

einem  im  Wortinnern  schwindenden  a  der  folgenden  Silbe.  Air. 
ro-lasid  ^Ihr  habt  gelegt,  geworfen'  :  ni  ralsid  'Ihr  habt  nicht 
gelegt';  auch  ro-laa  *hat  gelegt'  Sg.  75a  4  :  nacham-ralae  'daß 
es  mich  nicht  geworfen  hat'  Ml.  90  c  17  vor  nicht  schwindendem  a 
der  folgenden  Silbe;  to-rala  'möge  bringen'  Ml.  43b  15  :  odid- 
tarla  'bis  es  ihn  bringt'  Wb.  24a  17;  do-ratsat  'sie  haben  ge- 
geben' :  ni  tartsat  'sie  haben  nicht  gegeben';  do-rat  'er  hat  ge- 
geben' :  negativ  nicon-tarat  (schon  das  a  von  do-ratsat  beruht 
wohl  auf  einem  geschwundenen  a  der  folgenden  Silbe;  analogisch 
ist  das  a  in  dem  zu  do-rat  gehörigen  Präsens  dobiur  'ich  gebe'  : 
ni  tabur  'ich  gebe  nicht',  vgl.  Verbalverz.  to-ber-);  mir.  -fag- 
baim  'ich  finde'  von  fo-gaib-;  auch  ni  fagaib  'er  findet  nicht' 
vor  erhaltenem  a,  vgl.  air.  targabäal  Wb.  9c  19,  Inf.  von  do- 
rogaib  gl.  committit  'sündigt';  air.  ro-scarsam  'wir  haben  uns 
getrennt':  arna-rascra  'damit  er  sich  nicht  trenne';  tasgid  Wb. 
29a  13,  Inf.  von  to-saig-  'unterhalten,  ernähren'.  Das  etymo- 
logische 0  findet  sich  in  diesen  Fällen  nicht  selten  restituiert;  Be- 
lege im  Verbalverz.  Umgekehrt  findet  sich  bisweilen  a  für  o  in 
Fällen,  wo  es  nur  als  Analogiebildung  erklärt  werden  kann:  ni- 
s-rabse  'sie  haben  nicht  gehabt'  Wb.  33b  3  (ro-böi  'ist  gewesen'). 
Diese  Analogiebildung  ist  jedoch  so  selten,  daß  eine  Verbalanalyse, 
die  damit  rechnet,  immer  sehr  sorgfältig  geprüft  werden  muß. 

Infektion  im  Britannischen. 

§  254.  (Mouillierung  und  darauf  beruhende  Konsonanten- 
übergänge im  Brit.)  1)  Im  C.  können  {nach  der  norde.  Aus- 
sprache, wie  sie  mir  aus  Carnarvon  bekannt  ist)  die  Hinterlinguale 
mit  Ausnahme  von  x  mouilliert  sein:  k'efyl  ceffyl  'Pferd',  talk'an 
talcen  'Stirn',  k'l  ci  'Hund',  Teig  cig 'Fleisch',  k'iäjo  cuddio  'ver- 
bergen', genap  geneth  'Mädchen',  i  gld  i  gyd  'zusammen',  v» 
iodwyn  fy  ngewyn  'meine  Sehne',  vd  whefyl  fy  ngheffyl  'mein 
Pferd'.  Vor  eu  tritt  diese  Mouillierung  nicht  ein.  Auf  Einzel- 
heiten des  Gesetzes  (vgl.  §  255  Anm.  6)  und  der  Analogiebildungen 
kann  hier  nicht  eingegangen  werden,  h  ist  mouilliert  vor  i  z.  B. 
in  hir  'lang',  hin  'Wetter',  sj  ist  zu  einem  (wie  mir  scheint,  noch 
mouillierten)  s  geworden  (z.  B.  in  dewisiad  'Wahl'). 

2)  Im  Corn.  ist  t-  und  d-  über  t'  und  d'  zu  c  und  |  geworden 
in  den  beiden  Wörtern  mcorn.  chy  'Haus',  bei  Lhuyd  cdi  (lenieii; 
mcorn.  the  gy  'dein  Haus',  aber  spirantisiert  ow  thy  'mein  Haus'), 
acorn.  ti,    vgl.  S.  99,   und   mcorn.  geyth  'Tag',    acorn.  det  S.  42 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  24 


370  Mouillierung  im  Brit.  [§  254, 2.  3 

(daneben  mcorn.  auch  deyth,  deth,  dyth,  bei  Lhuyd  dyä,  deä; 
die  lenierte  Form  hat  ä-:  mcorn.  yn  y  thythow  ^in  his  days'). 
Da  t  und  d  sonst  im  Wortanlaut  vor  i  keiner  Änderung  unter- 
liegen, wird  man  bei  chy  und  geyth  an  besondere  syntaktische 
Verbindungen  zu  denken  haben.  Lhuyd  S.  230  schreibt  ded  'a  day', 
en  ged  'in  the  day',  und  in  allen  Beispielen  für  geyth  bei  Williams 
geht  die  Präposition  yn  oder  der  bestimmte  oder  unbestimmte 
Artikel  voraus.  Möglicherweise  war  das  Substantiv  in  einigen 
von  diesen  Fällen  enklitisch,  vgl.  Nachtrag  zu  S.  256,  278,  294. 
Vielleicht  ist  auch  daran  zu  erinnern,  daß  chy  und  deyth  wohl 
oft  proklitisch  vorkamen:  mcorn.  deth  brus,  dyth  brues  'der 
jüngste  Tag'  "der  Tag  des  Gerichtes";  chy  wird  in  Ortsnamen 
proklitisch  gewesen  sein.  Corn.  ievan  'Teufel'  §  139,  1  und 
dyowl,  dyaul,  jawl  ds.,  bei  Lhuyd  dzhiaul  §  216  gehören  viel- 
leicht zu  den  aus  religiöser  Scheu  entstellten  Formen  (vgl.  mc. 
cythreul  §  126  Anm.  1  S.  203;  ähnliche  Erscheinungen  auch  im 
Nir.:  Donegal  d'ön  'Teufel'  Quiggin  §  40,  Arran  jün  neben  dem 
regelmäßigen  d'awn  aus  air.  demun.  Donegal  d'ül  'Teufel'  Quig- 
gin §  48  neben  lautgesetzlichen  Formen  aus  air.  diabul);  außer- 
dem kann  ievan  von  dyowl  beeinflußt  sein.  —  Im  Wortinnern 
wird  dj  zu  ^:  ncorn.  udzheon,  odgan  'Ochs'  acorn.  odion  c. 
eidion  br.  ijenn;  mcorn.  nyge  'fliegen,  schwimmen'  c.  neidio 
'springen'  br.  nijal  'fliegen'.     Vgl.  über  sonstiges  dy§%  344. 

3)  Für  das  Bretonische  gibt  Legonidec,  Dict.  br.-fr.  S.  3  an, 
daß  der  staramauslautende  Konsonant  in  der  3.  Sing,  und  2.  Plur. 
des  Präs.  Ind.  der  Verba,  deren  Infinitiv  auf  -ia  ausgeht,  mouilliert 
ist:  glebia  'feuchten',  3.  Sing,  gleb,  2.  Plur.  glebit;  so  in 
bec'hia 'beladen',  heulia  'folgen',  leunia  'füllen',  beria 'spießen', 
besia  'begraben',  roenvia  'rudern'.  Diese  Mouillierung  ist  vor  7' 
entstanden  und  auf  /-lose  Formen  übertragen.  Nicht  selten  ist  die 
Mouillierung  eines  l,  n,  d,  t  nach  einem  vorhergehenden  i;  so  in 
dillad 'Kleid',  din  'zu  mir',  int  'sind'  (mit  mouilliertem  nt')y  treid 
'Füße'.  In  Treguier  und  Vannes  sind  die  Hinterlinguale  mouilliert 
vor  vorderen  Vokalen  und  nach  i  {k'ik'  =  kik  'Fleisch'  in  Tre- 
guier, Ernault,  Gramm.  S.  4;  „digor,  prononcez  digior,  'ouvrir'; 
merhed,  prononcez  merhied,  'filles'"  ßayon  S.  2,  vgl.  S.  6). 

Weiterverschiebung  der  mouillierten  Laute  ist  im  Br.  häufig. 
Auf  Mouillierung  beruht  wohl  das  5,  das  vor  e  und  i  häufig  für 
s  auftritt:  chetu  =  setu  'voici',  V.  cheleu  Leon  selaou  'horchen' 
rabr.   sezlou    corn.   go-lsowas;    chigota    =    sigota   'faire    des 


§  254,  3]  Mouillierung  im  Brit.  371 

espiegleries'.  s  vor  z  gibt  frz.  *•  wieder:  siminal  •'cheininee',  siferri 
(und  chifern  'Schnupfen'),  vgl.  frz.  enchifrener  'Stockschnupfen 
verursachen',  sä;  vor  vorderen  Vokalen  wird  in  V.  zu  s:  dichenn 
'herabsteigen',  Leon  diskenn;  chignan  'eparpiller',  Leon  skigna; 
chueh  =  skueh,  Leon  skuiz  'müde';  auch  im  Sandhi:  n'en  des 
chet  e  bar  ar  en  doar  'er  hat  seinesgleichen  auf  der  Erde  nicht' 
(Leon  n'en  deuz  ket).  Das  mouillierte  t  und  d  (wie  in  int, 
treid)  hat  eine  Tendenz,  zu  A;',  g'  zu  werden  (vgl.  Loth,  Rc.  XVIII 
409:  bas-vannetais  kec  =  tiek  'chef  de  maison').  Am  wichtigsten 
sind  die  alten  Verschiebungen  von  Geräuschlaut  +  j:  zj,  sj  wird 
s:  br.  awechou  'bisweilen' :  c.  gweithiau,  Plur.  von  gwaith  'Mal' 
Hurn,  tirae'  S.  124;  br.  foz  'Graben',  Plur.  fochou  aus  lat.  fossa; 
kj  wird  j  (das  h  muß  zunächst  nach  der  Regel  S.  120,  122  zu  g 
geworden  sein):  br.  marc'hek,  Plur.  marc'heien  'Reiter,  Ritter', 
vgl.  mc.  marchawc,  Plur.  marchogyon;  xj  wdrd  j:  kloc'h 
^Glocke',  Plur.  kleier  (jedoch  nicht  nach  einem  Konsonanten: 
ialc'h  'Beutel',  Plur.  ilc'hier;  dagegen  beruht  xj  in  Fällen  wie 
bec'hia  'beladen'  auf  Neuerung);  tj  wird  6'.-  hent  'Weg',  Plur. 
heilchou  vgl.  c.  hynt,  Plur.  hyntiau;  br.  melchen-enn  'Klee' 
§88,2  S.  137;  dj  wird  i.-  oad  'Alter',  Plur.  oajou;  ijenn  'Ochs', 
nijal  'fliegen',  s.  oben  unter  2;  mbr.  pinigenn  nbr.  pinijenn 
^Buße'  S.  213 f.    Über  d^  >  dj  y  z  s.  Loth  Rc,  XVIII  407 1. 

Die  Mouillierung  hat  in  der  br.  Orthographie  keinen  regel- 
mäßigen Ausdruck.  Die  ererbte  Schreibung  fügt  sich  am  aller- 
besten der  dialektisch  variierenden  Aussprache;  wo  die  Mouillierung 
auf  einem  j  beruht,  kann  das  -i-  der  ererbten  Schreibung  als  Be- 
zeichnung der  Mouillierung  gelten:  leunia  'füllen',  kelienenn 
^Fliege'  c.  cylionen,  skoliou,  Plur.  von  skol  'Schule'.  Nach 
einem  i  ist  unter  frz.  Einfluß  (unterstützt  durch  die  historische 
Schreibung  in  dillad  c.  dillad)  die  Schreibung  11  aufgekommen: 
killek  'Hahn'  (Legonidec  kilek,  andere  kilhek).  Auch  gn  für 
n  kann  vorkommen. 

Anm.  Die  Mouillierung  kann  in  allen  oben  besprochenen  Fällen  jung 
sein  (noch  genau  nachzuprüfen  ist  Loth,  Kc.  XXVIlff.,  der  das  Fehlen  der 
Mouillierung  in  V.  kör  =  Leon  kerc'h  daraus  erklärt,  daß  das  e  hier 
durch  Umlaut  entstanden  ist,  vgl.  ir.  coirce).  Eine  ältere  und  anders 
geregelte  Mouillierung  wäre  für  das  Abr.  anzunehmen,  wenn  Loth  mit 
Eecht  das  -i-  von  abr.  comairde  gl.  collegani  (vgl.  comarde  gl.  collegium) 
und  aimseudeticad  gl.  eo  quod  turpitudiuem  suam  rautuo  reuelauerint 
als  Zeichen  der  Mouillierung  auffaßt;  dann  wäre  wohl  auch  ac.  let-einepp 
gl.  pagina   §  28,  5  S.  38   ähnlich   zu   beurteilen.     Daß  die  Mouillierung  in 

24* 


372  Umlaut  und  Epenthese  im  C.  [§  255, 1 

einer  vorhistorischen  Periode  eine  bedeutende  Kolle  gespielt  haben  muß, 
ist  schon  in  §  235  hervorgehoben  worden.  Das  Zeugnis  der  britannischen 
Lehnwörter  im  Irischen  mit  Bezug  auf  diese  Frage  (vgl.  u.  a.  ir.  trindoit 
'Dreieinigkeit'  aus  c.  trindawt,  ir.  oröit  'Gebet',  ir.  altöir  'Altar' 
S.  202 f.  U.S.  w.;  ir.  bainne  'Milch'  und  banna  'Tropfen'  S.  23;  ir.  cäin 
'schön'  S.  23,  scäilim  'lasse  los'  §  250  mit  Mouillierung,  aber  cair 
'Beere'  S.  23  ohne  Mouillierung)  verdient  genauer  untersucht  zu  werden. 

§  255.  (^-Umlaut  und  Epenthese  im  C.)  Epenthese  (zu  mc. 
ei  nc.  ai  :  ei)  findet  sich  im  C.  bei  a  vor  geschwundenem  -l  und 
bei  a,  o,  e  vor  /  der  folgenden  Silbe;  umgelautet  wird  a  vor  einem 
erhaltenen  l  u.  s.  w.  (Genaueres  über  die  Umlaut  bewirkenden 
Vokale  unten  unter  1)  und  3)),  o  und  e  außerdem  auch  vor  ge- 
schwundenem -^;  u  unterliegt  dem  Umlaut  sowohl  vor  -^  wie  vor/. 
Die  Epenthese  ist  also  um  so  seltener,  je  geschlossener  der  passive 
Vokal  ist.    Vgl.  Zupitza,  KZ  XXXV  255. 

1)  (a  ohne  folgendes  ^  oder  xt.)  a  vor  erhaltenem  oder  ge- 
schwundenem j  der  folgenden  Silbe:  c.  ceiliog  'Hahn'  Ogam 
Caliaci  S.  69;  ac.  ennian  'Amboß'  nc.  einion  (ncorn.  anivan 
mbr.  anneffn)  S.  114  (aus  ac.  ennian  und  aus  centhliat  gl. 
canorum  S.  139  ist  vielleicht  zu  folgern,  daß  die  Epenthese  vor 
erhaltenem  j  später  als  vor  geschwundenem  /  vollständig  durch- 
geführt worden  ist);  mc.  eiryoet  'je'  "in  seinem  Leben"  (statt  *ar 
y  oet;  danach  analogisch  eirmoet  'je'  "in  meinem  Leben";  das 
Nc.  hat  durch  Neuerung  erioed,  wohl  im  Anschluß  an  die  Präp. 
er);  c.  eisen  'Rippe'  ir.  asna  S.85  und  §  231  (über  c.  äsen  vgl. 
Anm.  2);  c.  gwraidd  'Wurzeln'  :  lat.  radius  S.  69;  ac.  reid 
gl.  spicum  nc.  rhaidd  'Speer'  :  aus  lat.  radius;  c.  cnaif  'Fließ' 
S.  23;  c.  rhaid  'notwendig'  :  lat.  ratio  S.  69;  c.  baich  'Bürde'  : 
lat.  fascia;  c.  eira  'Schnee'  S.  104;  c.  cair 'Beere',  Plur.  ceirion 
S.  23;  c.  ail  :  lat.  alius  S.  69;  c.  cain  'schön'  S.  23.  —  a  vor 
geschwundenem  -l:  c.  neidr  'Schlange'  (Plur.  nadroedd)  *natri 
§  86  S.  134;  c.  meirch,  geifr,  Plur.  von  march  'Pferd',  gafr 
'Ziege'  [-1  aus  -oi);  mc.  1.  Sing,  ceint  'sang'  (Endung  -ö;  3.  Sing, 
cant);  ac.  gurehic  nc.  gwraig  'Frau'  (Plur.  gwragedd)  S.  161 
(-j  aus -ö);  deigr 'Träne'  (Plur.  dagrau)  *dak'rü  S.  124;  c.  cainc 
'Zweig'  (fem.)  ir.  gec  ^k'moqä,  :  zu  asl.  scikü  'Zweig'  skr.  saBkü- 
'Pfahl,  Pflock'  S.  126,  Strachan  Rc.  XXVIII  202.  Über  die  Be- 
handlung des  ausl.  -aw  vor  geschwundenem  -l  vgl.  Strachan,  An 
Introduction  to  Early  Welsh  S.  6.  In  unbetonter  Silbe  findet  sich 
ein  Schwanken  zwischen  ei  und  y  nach  mir  unbekannten  Gesetzen: 
ceraint  und  cerynt,  Plur.  von  car  'Freund';  ereidr  und  erydr, 


§  255,  1]  Umlaut  des  a  im  C.  373 

Plur.  von  aradr  'Pflug';  bustych,  Plur.  von  bustach  'Stier';  mc. 
dremeint,  dremynt  'look,  view'  (Endung  -anti);  c.  blwyddyn 
'Jahr'  S.  113;  c.  celain  'Leiche',  s.  unten  3).  —  a  vor  erhaltenem 
i,  ifj  vor  einem  durch  Epenthese  oder  Umlaut  entstandenen  ei  (ai) 
oder  e  und  vor  altem  e,  wenn  darauf  noch  ein  infizierender  Vokal 
folgt:  ac.  erchim  nc.  erchi  'bitten'  :  archaf  'ich  bitte'  S.  44;  c. 
llenwi  'füllen'  :  Präs.  llanwaf;  geni  'geboren  werden'  :  ganwyd 
'er  wurde  geboren';  c.  cerddin  'quicken-trees'  S.  23;  c.  gwen-did 
Veakness'  :  gwän  'weak';  ac.  selsic  gl.  lucania  nc.  selsig  'pud- 
ding'  :  aus  lat.  salsTcius  'gesalzen';  c.  cewri,  Plur.  von  cawr 
'Riese'  §42  Anm.  1  S.  62;  rhedyn  'Farnkraut'  :  gall.  ratis  S.  91; 
ac.  elinn  nc.  ellyn  'Schermesser'  :  ir.  altain  S.  137;  c.  chw^en- 
nych,  chwennychu  'wünschen'  :  chwant  'Wunsch'  (in  peswch 
'Husten'  S.  79,  gwledwch  'Herrschaft'  :  gwlad  'Land'  ist  -ux  an 
die  Stelle  eines  -yx  getreten);  cyffelyb  'ähnHch'  :  hafal  §  99 
Anm.  4  S.  165;  c.  sefyll  'stehen'  S.  148  :  Präs.  safaf;  c.  cel- 
fydd  'geschickt'  :  ir.  calma  S.  168;  c.  defnydd  'Material'  :  ir. 
damnae  S.  167;  c.  egwyddor  'Alphabet'  :  ir.  apgitir  S.  226; 
c.  cerbyd  'Wagen'  aus  ir.  carpat  (a  aus  einem  geschlossenen 
halblangen  e),  Dat.  Plur.  cairptib;  c.  esgyrn,  Plur.  von  asgwrn 
'Knochen';  c.  Selyf  MN  :  lat.  Salomon  (im  Kelt.  nach  dem 
Muster  der  einheimischen  n-Stämme  behandelt);  c.  cerryg,  Plur. 
von  carreg  'Felsen'  S.  23;  menyg,  Plur.  von  maneg  'Handschuh'; 
ceraint  'Freunde',  Plur.  von  car;  mc.  deveit  nc.  defaid,  Plur. 
von  dafad  'Schaf;  ac.  enuein,  Plur.  von  anu  'j^ame'  (mc.  nc. 
analogisch  Sing,  enw);  c.  cesail  'Armhöhle'  §50,10;  c.  ystefaig 
^Gaumen'  S.  78;  mc.  cerennyd  'Freundschaft'  nc.  (mit  analogisch 
restituiertem  a)  carennydd  :  air.  cairde  (neutr.)  "^qaranttjo-m; 
ac.  eterin  'Vogel'  mc.  ederyn  nc.  (analogisch)  aderyn  :  Plur.  ac. 
atar  nc.  adar  S.  40,  S.  90;  mc.  cedernyt  nc.  (analogisch)  ca- 
dernyd  'Kraft'  :  cadarn  'stark';  c.  mechdeyrn  'König'  S.  127; 
ac.  leguenid  mc.  llewenyd  'Freude'  nc.  (analogisch)  llawenydd  : 
llawen  'froh';  ac.  enderic  gl.  uitulus  nc.  enderig  :  anner  S.  21. 
Weitere  Beispiele  für  Umlaut  und  Epentliese  s.  191  f.  —  Vor 
dem  unbeeinflußten  alten  e  findet  der  Umlaut  nicht  statt:  llawen, 
anner;  ebenso  wenig  vor  einem  durch  Senkung  (§  258)  zu  e  ge- 
wordenen idg.  (lat.)  i:  maneg  'Handschuh'  aus  lat.  manica;  c. 
pedwerydd  'der  vierte',  aber  pedwaredd  'die  vierte';  gwragedd 
'Frauen'.  Dagegen  sprechen  scheinbar  c.  elestr-en  fem.  'flag' 
S.  192   und  echel  fem.  'Achse'  S.  78  (br.  ael  mask.);    wie  sie  zu 


374  Umlaut  und  Epenthese  bei  a  im  C.         [§  255,  1.  2 

erklären   sind,    ist   unklar.      Geschwundenes   i  im  Inlaut   bewirkt 
keinen  Umlaut:  c.  arial  §  59,  9  S.  101. 

Anm.  1.  Aus  den  soeben  besprochenen  Tatsachen  geht  hervor,  daß 
das  Umlauts-e  (wie  im  Deutschen)  ursprünglich  ein  geschlossenerer  Laut 
als  das  alte  e  und  das  durch  Senkung  aus  i  entstandene  e  gewesen  ist. 
Vielleicht  ist  diese  geschlossene  Aussprache  daran  Schuld,  daß  einigeraale 
für  das  Umlauts-e  ein  9  (vgl.  §  184)  auftritt:  c.  ysgyfaint  'Lunge'  S.  76, 
ymenyn  'Butter'  S.  46,  myrierid  'Perlen"  S.  192, 

Anm.  2.  Analogiebildungen  verschiedener  Art  sind  schon  angeführt. 
Die  Eestituierung  des  ersten  Vokals  in  carennydd,  cadern  yd,  aderyn 
u.  s.  w.  kommt  bei  den  umgelauteten  Pluralformen  (bei  denen  der  Umlaut 
einen  morphologischen  Wert  hat)  nicht  vor;  es  findet  sich  aber  hier  der 
umgekehrte  Vorgang:  haiarn  'Eisen'  (S.  73)  und  rhaiadr  'Wasserfall' 
(S.  66f.)  bilden  den  nur  analogisch  zu  erklärenden  Plural  heieirn,  heiyrn, 
rheiedr.  Auch  kommt  es  vor,  daß  eine  umgelautete  ursprünglich  singu- 
larische Form  als  Plur.  verwendet  und  dazu  eine  Singularform  mit  beseitig- 
tem Umlaut  neugebildet  worden  ist:  c.  emj^s  'Hengste'  aus  lat.  admissus. 
Sing.  c.  am  WS;  mc.  essyn  Plur.  aus  lat.  asinus,  Sing.  nc.  asyn  'Esel'; 
c.  pebyll  Plur.  aus  lat.  papiliö  (S.  204),  Sing,  pabell  fem. 'Zelt'  (pebyll 
kann  jedoch  auch  noch  als  Sing.  'Gartenlaube'  vorkommen).  S.  Loth,  Les  mots 
latins  dans  les  langues  brittoniques  im  Wortverzeichnis.  Wenn  ich  mit 
Kecht  c.  eisen  'Kippe'  dem  ir.  asna  gleichgesetzt  habe,  so  ist  die  Plural- 
form ais  analogisch  (-en  als  Singulativendung  aufgefaßt),  und  äsen  ist 
eine  dazu  neugebildete  Singularform  (nach  dem  Muster  Collen  'Hasel', 
onnen  'Esche',  Plur.  cyll,  yn);  lautlich  könnte  jedoch  ais  auch  * asto 
(Nom.  eines  ?^-Stammes)  sein  und  äsen  aus  den  obliquen  Casus  des  n- 
Stammes  hervorgegangen  sein.  Über  c,  ceffyl  'Pferd'  S.  226.  —  Unklar 
ist  mir  das  Fehlen  des  Umlauts  bei  c.  haliw  'Speichel'  (§  130,  3). 

2)  {a  mit  folgendem  ^,  xs,  xt,  d)-).  Mc.  drein  nc.  drain, 
Plur.  von  draen  ^Dorn'  S.  97;  mc.  mein  nc.  main,  Plur.  von 
maen  'Stein'  S.  96;  c.  Ilain  'Klinge',  Plur.  lleiniau  S.  97;  c. 
gwain  'Scheide',  Plur.  gweiniau,  c.  meistr  'Meister'  S.  222; 
nicht  lautgesetzlich  porfeydd,  Plur.  von  por-fa  'Weide'  (-fa  :  ir. 
mag).  Über  -agj-  (c.  Hai  'kleiner')  S.  97  {-ägj-  S.  101).  —  C. 
eirin-en  'Pflaume'  :  aeron  'Baumfrüchte'  S.  103;  c.  Sais  'Eng- 
länder' aus  lat.  Saxö  S.  217;  c.  ceithiwed  'Gefangenschaft'  aus 
lat.  captiuitäs  S.  236.  Auch  saer  'Zimmermann'  bildet  den 
Plur.  seiri,  was  bei  der  S.  92  vorgetragenen  Etymologie  eine 
Analogiebildung  sein  muß.  caer  'Stadt',  maes  'Feld'  (S.  96)  und 
gwaen  'Wiese'  (vgl.  Stokes,  Urkelt.  Sprsch.  S.  260)  bilden  Plur. 
mc.  keyryd  nc.  ceurydd,  meusydd,  gweunydd  (eu  regelmäßig 
vor  t/?).  In  mc.  euth-um  'ich  ging'  (:  3.  Sing,  aeth)  ist  der  Um- 
laut nicht   von   der  analogisch   angefügten  Endung   -um,    sondern 


§  255,  3]  Umlaut  und  Epenthese  bei  o  im  C.  375 

von  der  ursprünglichen  Endung  der  1.  Sing,  -ö  bewirkt.  C.  eirif 
^Zahl'  :  ir.  äram  S.  113. 

3)  (o  ohne  folgendes  ff,  xt  u.  s.  w.)  o  vor  erhaltenem  oder 
geschwundenem  /;  c.  seinio  'to  sound'  S.  195;  c.  ceirch  'Hafer'  : 
ir.  coirce.  In  urspr.  unbetonter  Silbe  erscheint  y:  c.  myfyr 
'study',  ystyr  'Sinn'  aus  lat.  memoria,  historia  S.  194.  —  o  vor 
geschwundenem  -l:  c.  ffyn,  Plur.  von  ffön  'Stab';  myllt,  Plur. 
von  mollt  'Widder';  cyrn,  Plur.  von  corn  'Hörn';  clych,  Plur. 
von  doch  'Glocke';  esgyb  Plur.  von  esgob  'Bischof;  bywyd 
'Leben'  :  ir.  bethu  '^gmwo-tüt-s;  mc.  tyrr  'bricht'  (Endung  -U)  :  Inf. 
torri.  —  0  vor  erhaltenem  i,  y  oder  einem  umgelauteten  Vokal  er- 
gibt e:  c.  gweli 'Wunde'  S.139;  ac.  guerin  gl.  factio  nc.  gwerin 
'Menge'  :  air.  foirenn  gl.  factio  mir.  foirenn  'Abteilung,  Schar'; 
ac.  guetig  (cod.  Lichf.)  nc.  gwedy  'nach'  :  ac.  guotig  Ox.  1  (mit 
noch  nicht  um  geläutetem  oder  wenigstens  noch  nicht  zu  e  geworde- 
nem Vokal;  -o-  =  ö?),  Kompositum  der  Präp.  guo-  ir.  fo-  mit 
einem  Worte  -tig,  vgl.  air.  tig-bae  gl.  superstite  (eig.  w^ohl  "nach- 
lebend", zu  beo  'lebendig';  zur  Form  der  letzten  Silbe  vgl.  made, 
tan«  §  159,  6  S.  253)  und  Wi.  tiug  'Ende';  c.  gwregys  'Gürtel' 
S.  42;  c.  efydd  'Kupfer'  S.  166;  c.  teb-yg  'wahrscheinlich'  :  ir. 
toich  S.  129;  c.  rhewydd  'wantonness,  lust'  S.  98;  c.  newydd 
'neu',  newyn  'Hunger',  ewyn  'Schaum'  S.  61;  c.  celyn  'Hülst'  : 
ir.  cuilenn  {^kolinno-,  vgl.  Stokes,  Urkelt.  Sprsch.  S.  91);  c. 
celain  'Leiche'  :  ir.  colinn  'Fleisch'  (Gen.  colno,  i-Stamm;  das 
c.  Wort  ist  ein  ^-Stamm;  c.  Plur.  celanedd  hat  analogischen  Um- 
laut). Vgl.  noch  die  Beispiele  in  §  122,  2  S.  194.  —  Ursprüng- 
liches ig  vor  einem  Sonorlaut  bewirkt  keinen  Umlaut:  c.  colwyn  : 
ir.  cuilen  S.  104. 

Anm.  3.  Ac.  gilb  in  nc.  gylfin  'Schnabel'  =  air.  gulban  'Stachel' 
(S.  118)  kann  mit  Bezug  auf  y  (statt  e)  von  ac.  gilb  nc.  gylf  abhängig 
sein,  und  gylf  kann  eventuell  ein  alter  w-Stamra  mit  Nom.  -ö  sein.  Eegel- 
mäßig  ist  celffaint  'stock,  stump';  danach  hat  celff  'stock,  stump,  pil- 
lar'  sich  gerichtet,  das  wohl  ein  alter  ^o-Stamm  (=  br.  keif  'souche')  und 
die  Quelle  des  alten  Lehnwortes  mir.  colba  nir.  colbha  'a  post,  pillar' 
u.  s.  w.  ist. 

Antn.  4.  C.  dail  'Blätter'  acorn.  delen  gl.  folium  mcorn.  Plur. 
delyow,  dylyow,  deyl  br.  delienn,  Plur.  deliou  wird  trotz  der  Diffe- 
renz im  /-Laut  von  ir.  duillen,  duille  'a  leaf  nicht  zu  trennen  sein, 
vgl.  gall.  7ii^ni3ovXa  "nevrdfftvXXov'".  Die  Singularform  dalen  (neben 
d eilen)  ist  aus  dem  Plur.  ebenso  gebildet  wie  äsen  aus  ais  (Anm.  2); 
dabei  konnte  selbstverständlich  nur  eine  Form  mit  dem  etymologisch 
falschen  Vokal  a  entstehen.  —  Analogisch  beseitigt  ist  der  Umlaut  in  den 


376  Umlaut  von  o,  u  im  C.  [§  255,  4.  5 

Infinitiven  auf  -i:  c.  torri  'brechen',  colli  'verlieren',  hollti  'spalten', 
holi  'fragen',  porthi  'ernähren',  sorri  'zornig  werden'  (nur  Umlaut  in 
3.  Sing.  Präs.:  tyrr  'bricht'  u.  s.  w.). 

4)  (o  mit  folgendem  ^,  xt)  Der  unter  3)  zu  beachtende  Unter- 
schied zwischen  y  und  e  kehrt  bei  ^  vor  Sonorlaut  und  bei  xt  in 
der  Form  wieder,  daß  vor  geschwundenem  -l  als  Umlautsprodukt 
uy,  sonst  aber  ei  erscheint.  Vor  j:  c.  neithiwyr,  neithwyr  'last 
night'  S.  123.  —  Vor  geschwundenem  -i:  c.  wyn,  Plur.  von  oen 
'Lamm'  S.  109;  c.  er  wyn,  Plur.  von  croen  'Haut'  S.  160.  C. 
hwyn-yn  neben  hoen-yn  'Haar,  Sprenkel'  S.  103  setzt  eine  ur- 
sprüngKche  Flexion  Sing.  *hoen,  Plur.  *hwyn  voraus.  Schwieriger 
ist  die  Feststellung  der  ursprünglichen  Morphologie  bei  trwyn  : 
ffroen  'Nase'  S.  82  und  bei  cwyn  'Klage'  S.  125  (wovon  cwyno 
'klagen'  abhängig  ist;  alter  w-Stamm,  ^-Stamm,  ein  w-Stamm  mit 
Nom.  -ö,  oder  ein  ^Stamm  mit  Nom.  -öt-s  wie  ir.  cuma  §252,  1?). 
C.  wyth  'acht'  aus  "^ok'tö  S.  123.  —  Vor  erhaltenem  i:  c.  gweini 
'dienen'  S.  104.  Bei  o^  vor  der  Infinitivendung  -i  ist  der  Umlaut 
analogisch  beseitigt:  c.  troi  'drehen'  (3.  Sing.  mc.  try),  toi  'decken', 
goloi  'schützen'. 

5)  (Umlaut  von  u.)  Der  Umlaut  von  u  ist  im  C.  y.  Da 
aber  u  und  y  in  nicht-letzter  Silbe  in  a  zusammenfallen,  so  kann 
der  Umlaut  nur  vor  geschwandenem  Infektor  erkannt  werden.  Das 
umgelautete  u  ist  teils  altes  u^  teils  aus  o  entstanden.  Daß  es  sich 
aber  auch  in  dem  letzteren  Fall  um  einen  Umlaut  von  u,  nicht 
um  einen  Umlaut  von  o  handelt,  ergibt  sich  u.  a.  aus  chronologi- 
schen Gründen;  denn  das  aus  o  entstandene  u  ist  im  C.  älter  als 
die  Senkung  (§  258;  vgl.  llong  'Schiff'  neben  llynges  S.  33): 
die  Senkung  ist  aber  wiederum  älter  als  der  Umlaut,  s.  1)  Schluß. 
—  u  vor  J;  c.  dyn  'Mensch'  S.  89;  mc.  brynn  nc.  bryn  'Hügel'  : 
ir.  bruinne  'Brust,  Brink'  S.  86,  vgl.  mc.  brenn  nc.  brön  fem. 
'Brust'.  —  u  vor  geschwundenem  -l:  c.  ych  'Ochs'  S.  36  (Endung 
-ö);  c.  Uyg  'Maus'  "^luhöt-s  (dem  ö  des  Nominativs  entsprach  in 
den  übrigen  Kasus  ein  O;  vgl.  Plur.  llygod;  im  Ir.  wurde  das  o 
in  den  Nominativ  übertragen,  aber  erst  nach  stattgefundener  Heb- 
ung: ir.  luch,  Gen.  loch  ad;  zur  Etymologie  vgl.  Stokes,  Urkelt. 
Sprsch.  S.  243f.).  Über  c.  llys  'Kraut',  jetzt  nur  im  Plur.  llysiau 
(mit  neugebildetem  Singular  llysieuyn)  vgl.  §256.  esgyrn,  Plui\ 
von  asgwrn  'Knochen'. 

Anm.  5.  C.  meichiad  neben  mychiad  'Schweinehirt"  von  c.  moch 
br.   moc'h    'Schweine'    ir.   muoc    'Schwein',    das    doch    wohl    altes    u   hat 


§255,6.  256,1]     Umlaut  von  e  [y)  im  C.    Umlaut  im  Com.     377 

(Stokes,    Urkelt.  Sprsch.  219,    \^\.   Zupitza,   IF  Anz.  XIII  52)    ist   mir   un- 
klar. 

6)  (Umlaut  und  Epenthese  bei  e.)  e  vor  j:  c.  heibio  'außer- 
dem' :  heb  'ohne';  c.  teirthion,  cyfaint,  ceirios  §  124,  3 
S.  197 f.;  c.  pair  'Kessel'  §  28,  6  S.  38.  In  unbetonter  Silbe 
steht  y:  teyrn  'König'  "^tegernjo-s  S.  99.  —  e  vor  geschwunde- 
nem t:  cerryg,  Plur.  von  carreg  'Felsen';  ebyr,  Plur.  von  aber 
'Mündung',^'^  cestyll,  Plur.  von  castell  'Festung';  mc.  erbynn 
'gegen'  :  ir.  archiunn  'bevor'  (Dat.  von  mc.  penn  ir.  cenn  'Ende, 
Kopf);  mc.  nys  gw^yl  'sieht  nicht'  (Endung  -U)  von  gwelet  'sehen'. 
—  e  vor  erhaltenem  i,  y  u.  s.  w.  ist  scheinbar  unverändert  geblie- 
ben; es  war  aber  ursprünglich  ein  geschlossenes  e^  denn  es  bewirkt 
Umlaut,  vgl.  S.  373  Z.  5  (ein  unbeeinflußtes  e  bewirkt  keinen  Um- 
laut). 

e  +  xt  vor  schwindendem  -i:  c.  nith  'Nichte'  S.  93. 

Der  Komparativ  c.  hyn  'älter'  geht  auf  eine  Nominativform 
auf  -jös  zurück;  vor  dem  zu  ^  werdenden  ö  ist  das  j  geschwunden. 
C.  llith  aus  lat.  lectiö  §  129,  2  S.  209,  §  141,  3  S.  229  wäre 
also  regelmäßig,  wenn  man  eine  lat.  Aussprache  lectiö  (mit  kurzem 
e)  voraussetzte. 

Anm.  6.  Einen  alten  Umlaut  von  y  gibt  es  im  C.  nicht.  Zur  Zeit 
der  unter  1 — 5  beschriebenen  Umlaute  war  das  heutige  y,  wie  aus  seiner 
umlautenden  Kraft  hervorgeht,  überhaupt  noch  kein  mittlerer,  sondern  ein 
vorderer  Vokal,  vermutlich  ein  kurzes  offenes  i.  Erst  nach  der  Verschiebung 
zu  y  und  nach  dem  Zusammenfall  des  alten  ü  (geschrieben  u)  mit  diesem 
y  sind  auch  hier  (vielleicht  in  ganz  junger  Zeit)  umlautsartige  Erscheinungen 
aufgekommen.  .Jones,  Welsh  Orthography  S.  38  gibt  an,  daß  der  Laut  y 
(geschrieben  u  oder  y)  vor  oder  nach  einem  g  und  vor  oder  nach  einer 
Silbe  mit  i  zu  i  wird;  so  in  unig  'einzig',  llinyn  'Seil',  megys  'wie', 
cerryg  'Felsen'  (Plur.),  menyg  'Ärmel'  (Plur.).  Vgl.  §  254,  1  und  §  184 
Über  9  >   w  s.  §  Iß^. 

§  256.  (Umlaut  im  Corn.)  Umlaut  (Epenthese)  tritt  im 
Cornischen  in  allen  denjenigen  Fällen  ein,  wo  im  C.  Umlaut  oder 
Epenthese  erforderlich  ist.  1)  (Umlaut  von  a  ohne  einen  folgen- 
den vokalisierten  Hinterlingual.)  Vor  j:  acorn.  chelioc  'Hahn' 
(mcorn.  colyek,  kullyek);  acorn.  greiten  gl.  radix;  nconi.  kneu 
^Fließ';  corn.  reys,  res  ^notwendig';  acorn.  irch  ncorn.  er  ^Schnee'; 
corn.  yll,  eyll  ^eip  anderer'.  —  Vor  geschwundenem  -l:  mergh 
'Pferde'  (Sing,  margh);  Gen.  Sing,  ren  verh  'horse  mane',  buzl 
verh  'horse  düng'  Lhuyd  242;  mcorn.  gurek  'Frau'.  —  Vor  er- 
haltenem Vokal:  ncorn.  kerden  'ornus';  acorn.  reden  'Farnkraut'; 


378  Umlaut  im  Corn.  [§  256,  1—6 

mcorn.  seuel  ^sich  erheben';  escarn,  yscarn,  Plur.  von  ascorn 
^Knochen';  ncorn.  keranz  'consanguinei';  mcorn.  deues,  Plur.  von 
dauas,  daves  ^Schaf;  hynwyn,  Plur.  von  hanow'Name';  acorn. 
stefenic  ^Gaumen';  mcorn.  kerense  ^Freundschaft';  peswere  'der 
vierte';  acorn.  sceuens  'Lunge'.  Vgl.  S.  191  f.  Auch  im  nega- 
tiven Teil  stimmt  das  Cornische  mit  dem  C:  corn.  maneg  'Hand- 
schuh', gvraget  'Frauen'  (d.  h.  gwraged). 

2)  {a  mit  einem  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual.) 
Acorn.  drein  mcorn.  dreyn  ncorn.  dren,  Plur.  von  acorn.  drain 
gl.  Spina;  mcorn.  meyn,  myn,  Plur.  von  men  'Stein';  acorn.  guein 
'Scheide';  mcorn.  mester  'Lehrer'  (acorn.  maister  unter  gelehrtem 
Einfluß);  mcorn.  yth  'ich  ging',  3.  Sing.  eth. 

3)  [o  ohne  einen  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual.) 
Acorn.  keirch  'Hafer'  ncorn.  kerh;  mcorn.  deyl  §  255  Anm.  4. 
—  ter  'wird  brechen'  :  torraf  'werde  brechen';  keus  'spricht'  : 
CO  US 'sprechen';  —  acorn.  kelin  'holly';  acorn.  geluin  gl.  rostrum; 
mcorn.  terry,  tyrry  'brechen';  kelly  'verlieren^;  ncorn.  fel^a  'An- 
dere'; mcorn.  perthy  'tragen';  serry  'zornig  machen'.  Vgl.  §  122,  2 
S.  194. 

4)  (o  mit  einem  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual.) 
Ncorn.  nehuer  'gestern  Abend';  ean  'Lämmer'  (zur  Diphthongier- 
ung s.  §  219,  2b);  acorn.  trein  gl.  nasus;  acorn.  chen  gl.  causa 
mcorn.  ken  'complaint';  ncorn.  eath  'acht'. 

5)  (Umlaut  von  u.)  Da  nicht  bewiesen  werden  kann,  daß  in 
Fällen  wie  corn.  den  'Mensch'  das  zugrundeliegende  o  vor  dem 
Umlaut  zu  u  geworden  war,  führe  ich  hier  nur  solche  Beispiele 
an,  in  denen  es  sich  um  altes  u  handelt.  Acorn.  bredion  gl. 
coctio  ncorn.  hri^an  'coquere'  S.  115;  acorn.  kelionen  'FHege'  c. 
cy Honen  'Fliege,  Mücke'  br.  kelienenn  ir.  cuil  :  lat.  culex 
'Mücke';  mcorn.  teil,  tel,  Plur.  von  toll,  tol^'L/och'  c.  twll  br. 
toull  (Stokes,  Urkelt.  Sprsch.  134);  bei  acorn.  les  gl.  herba  mcorn. 
leys  :  Plur.  losow  c.  llysiau  br.  louzou  ir.  Sing,  luss  ist  die 
Morphologie  unbekannt. 

G)  Der  Umlaut  von  e  läßt  sich  aus  der  schwankenden  mcorn. 
Schreibung  nicht  mit  Sicherheit  erkennen.  Acorn.  per  'Kessel'; 
mcorn.  erbyn  'gegen',  er  ow  fyn  'gegen  mich'  (immer  mit  -y-  ge- 
schrieben): pen  'Kopf  (immer  mit  -e-  geschrieoen). 

Lhuyd  S.  242  gibt  an,  daß  von  merh  'Tochter'  der  Genitiv  an  vyrh 
lautet  (wäre  Analogiebildung  nach  dem  Gen.  der  o-Stämme);  im  Mcorn. 
wird  aber  auch  im  Nom.  myrgh,  Plur.  myrhes  geschrieben.     Lhuyd  gibt 


§  256.  257J  Umlaut  im  Corn.  und  Br.  379 

ferner  huel  'work',  Gen.  mein  liiieyl  'work  stones,  or  stones  for  building", 
racorn.  Nodq.  und  Gen.  wheyl;  dies  Wort  hatte  aber  vermutlich  den  alten 
Vokal  t,  vgl.  c.  chwyl  (und  chwel)  'a  turn,  a  course'  br.  V.  a-hoel  'du 
moins'  ir.  sei  'Mal'  (cach-la  sei  .  .  .  in  sei  aile  'das  eine  Mal  .  .  .  das 
andere  Mal')  des-sel  'nach  rechts  gewendet',  tuath-bil  'nach  links  ge- 
wendet' (semasiologisch  ist  corn.  wheyl  'Arbeit'  :  ir.  sei  'Mal'  mit  c. 
gwaith  'Arbeit'  :  ir.  fecht  'Mal'  zu  vergleichen);  demnach  müßte  die  von 
Lhuyd  angegebene  Flexion  analogisch  sein,  da  es  kaum  einen  Umlaut  des  t 
gibt  (Stokes,  Urkelt.  Sprsch.  324,  und  Sommer,  Gr.  Lautst.  S.  112  nehmen 
für  die  Wortsippe  ein  e  an).  Analogisch  wäre  auch  der  dritte  von  Lhuyd 
erwähnte  Fall:  kros  'the  raidst'  :  in  kreys  an  dre  'in  the  midst  of  the 
town'  (mcorn.  unterschiedslos  eres  und  creys);  denn  in  diesem  7/0-Stamm 
liegt  Umlaut  eines  a  vor  (§108,2  S.  179;  S.  69).  Sollten  schließlich  Lhuyd's 
Angaben  über  merh,  huel,  kr  es  auf  einer  vorschnellen  Folgerung  aus 
ihm  schriftlich  vorgekommenen  Formen  beruhen  ? 

Anm.  1.  Die  mcorn.  Schreibung  ey  kann  mit  -y-  gleichwertig  sein 
(vgl.  leys  'Kraut'  und  §29,1,2;  acorn.  neid  'Nest');  es  dürfte  aber  trotz- 
dem unzweifelhaft  sein,  daß  mcorn.  ey,  acorn.  ei  ursprünglich  wesentlich 
in  denselben  Fällen  wie  das  c.  ei  (und  uy)  vorhanden  gewesen  ist,  Xcorn. 
seinz,  deinz  als  Plur.  von  sanz  'a  saint',  danz  'a  tooth"  (Lhuyd  S.  243) 
ist  mir  wegen  zu  großer  Ähnlichkeit  mit  dem  C.  verdächtig.  —  Durch  die 
Schwächung  der  nachtonigen  Vokale  im  Corn.  (§  193),  ist  der  Umlaut  in 
den  unbetonten  Silben  unkenntlich  oder  schwer  zu  erkennen  geworden: 
ncorn.  keranz  c.  ceraint. 

Anm.  2.  Die  im  Einzelnen  vorkommenden  Abweichungen  zwischen 
dem  C.  und  dem  Corn.  beruhen  nicht  auf  verschiedenen  Lautgesetzen, 
sondern  auf  Analogiebildungen  oder  auf  verschiedener  Morphologie.  In 
ncorn.  an-ioan  neben  c.  einion  'Amboß',  corn.  wo-se  'nach'  :  c.  gwedy, 
corn.  go-nys  'to  work'  :  c.  gweini  'dienen'  ist  die  ursprüngliche  Form 
des  ersten  Kompositionsgliedes  restituiert;  acorn.  amen-en  'Butter'  ist 
von  einer  kürzeren  Form  (ohne  das  Suffix  -en)  beeinflußt,  vgl.  br.  amann 
(und  aman-enn);  corn.  äsen  'Esel'  ist  ebenso  wie  c.  asyn  §  255  Anm.  2 
zu  erklären;  corn,  nader  'Schlange'  hat  die  Vokalstufe  des  c.  Plur.  nadr- 
oedd;  ncorn.  kazal  'Armhöhle'  mag  ähnlich  zu  erklären  sein.  Unklar  ist 
mir  acorn.  odion  'Ochs'  §  254,  2.  Corn.  whath  'noch'  ist  =  br.  c'hoaz 
'noch',  corn,  wheth  'noch'  ist  =  c.  chwaith  'neither;  much  less'  (^ver- 
mutlich Positiv  und  Komparativ  eines  Adjektivs;  hat  mit  c.  gwaith  ir. 
fecht  u.  s.  w.  'Mal'  nichts  zu  tun,  ist  aber  volksetymologisch  damit  ver- 
mischt worden:  br.  bis-koaz  'je'  nach  dem  Muster  von  c'hoaz  statt  des 
älteren  corn.  byth-queth  'je'  "in  der  Welt  einmal"). 

§257.  (Umlaut  im  Br.)  Umlaut  tritt  im  Br.  in  allen  den- 
jenigen Fällen  ein,,  wo  im  C.  Epenthese  oder  Umlaut  erforderlich 
ist.  Das  Ergebnis  des  Umlauts  ist  in  allen  Fällen  e;  wenn  aber 
in  der  folgenden  Silbe  ein  i  (nbr.  i)  oder  j  (und  s,  z  S.  371)  steht? 
schreitet  das  e  meist  zu  i  weiter.     Über  das  seltene  ei  s.  Anm.  1. 


380  Umlaut  im  Er.  [§  257, 1—3 

1)  {a    ohne    einen    folgenden    vokalisierten    Hinterlingual.) 

Vor  J;  br.  kiTek  'Hahn'  (geschrieben  killek,  kilhek  u.  s.  w.;  die 
historische  Schreibung  wäre  *kiliek,  s.  §  254,  3  Schluß);  gri- 
sienn  'Wurzel'  (Plur.  grisiou,  grichou);  kreon  'Fließ';  red 
'notwendig';  beac'h  'Last,  Bürde'  (ea  nach  §  219,  2b);  erc'h 
'Schnee';  ger  'Wort'  :  c.  gair  corn.  ger  ds.  ir.  forn-gaire  'Be- 
fehl'; br.  eil  'ein  anderer';  teil  'Dünger'  :  c.  tail  ncorn.  teil 
'fimus',  vgl.  asl.  tilja  'corruptio'  '^tljo-,  ^Hj^-  (vielleicht  weiterhin 
zu  asl.  ülo  'Boden'  u.  s.  w.);  mbr.  quen  'schön';  nbr.  kemm 
'echange'  (wovon  kemma  'echanger')  :  gall.-lat.  cambium  (fi\ 
change).  —  Vor  geschwundenem  -^.•  gevr,  Plur.  von  gavr  'Ziege'; 
grek  'Frau';  erer,  eler,  Plur.  von  arar,  alar  'Pflug';  blizenn 
'Jahr',  -iz  in  1.  Sing.  Prät.  (liviriz,  3.  Sing,  lavaraz),  s.  §351. 
—  Vor  erhaltenen  Vokalen:  brini,  tirvi,  Plur.  von  bran  'Rabe', 
taro  'Stier';  kerzin  'alise,  aigret';  silzig-enn  'saucisse';  heve- 
lep  'ähnlich';  sevel  'errichten,  bauen';  abr.  celmed  gl.  efficax; 
nbr.  eskern,  Plur.  von  askourn  'Knochen';  kerrek,  Plur.  von 
karrek  'Felsen';  kerent,  Plur.  von  kar  'Verwandter';  denved, 
Plur.  von  danvad  'Schaf;  kerentez  'Verwandtschaft'  (in  der 
Regel  neugebildet  kerentiez,  auch  kirintiez  u.  s.  w.,  s.  Ernault, 
Glossaire  S.  550);  skevent  'Lunge';  kere  'Schuhmacher'  acorn. 
chere-or  c.  crydd  S.  94;  abr.  edemnetic  gl.  desideratrix  :  ir. 
adamna  'Hunger'  S.  169;  nbr.  ebestel,  Plur.  von  abostol 
'Apostel'.  Vgl.  S.  191  ff.  Auch  im  negativen  Teil  stimmt  die  br. 
Regel  mit  dem  C:  br.  maneg  'Handschuh',  gragez  'Frauen'.  — 
ao  >  ö  in  teurel  'werfen',  Part,  taolet  (c.  taflu  corn.  tevlel); 
leuskel  'loslassen',  Part,  laosket  S.  218. 

2)  (a  mit  einem  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual  oder 
<f).  Br.  drein,  Plur.  von  drean  'Dorn';  mein,  Plur.  von  mean 
'Stein';  mestr  'Meister'  (Plur.  mistri);  abr.  nähu-lei  gl.  nihilo 
minus;  nbr.  hirin  'Schlehe'.  Nbr.  iz  'ich  ging'  neben  3.  Sing,  eaz 
wird  analogisch  nach  dem  s-Prät.  gebildet  sein.  Br.  ere  'Band, 
Fessel'  :  ir.  ärach  S.  113;  abr.  esceilenn  gl.  cortina  S.  76. 

3)  (o  ohne  einen  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual.) 
Br.  kerc'h  'Hafer';  mbr.  ster  'valeur,  signification'  :  aus  lat.  hi- 
storia;  br.  ijenn  (z  aus  dj)  S.  370.  —  Br.  meot,  Plur.  von  maout 
'Widder';  kern,  Plur.  von  körn  'Hörn'.  —  kigi,  Plur.  von  kok 
'Hahn';  mbr.  gueryn  'peuple';  nbr.  nevez  'neu';  eon  'Schaum'; 
kelenn-enn  'houx';  ezec'h,  Plur.  von  ozac'h  'Ehemann';  levenez 
'Freude'  :  laouen  'froh';  terri 'brechen';  gwelc'hi  (und  gwalc'hi) 


§  257,  4—6]  Umlaut  im  Br.  381 

^waschen'  :  c.  golchi  S.  34.  Vgl.  §  122,  2  S.  194.  o  scheint  im 
Abr.  noch  bisweilen  erhalten  zu  sein:  abr.  rogedou  gl.  orgiis 
S.  98;  nouuid  'neu'  S.  55  (daraus  neuued);  istomid  gl.  trifo- 
calium  S.  78.     Vgl.  ac.  guotig  in  §  255,  3. 

4)  (o  mit  einem  folgenden  vokalisierten  Hinterlingual.)  Br. 
neizeur  ^gestern  Abend';  ein,  Plur.  von  oan  ^Lamm';  keini  mbr. 
queinyff  'gemir';  eiz  'acht';  treid,  Plur.  von  troad  'Fuß'.  Inf. 
trei  'drehen',  tei  'bedecken',  golei  'bedecken'. 

5)  (u.)    Br.  le  'Eid'  :  ir.  luge  S.  98  (c.  11  w  ist  schwierig). 

6)  (e.)  Vor  erhaltenem  i  (d.  h.  nbr.  i)  und  j  ist  sowohl  das 
alte  e  wie  das  aus  idg.  i  entstandene  br.  e  zu  i  geworden:  br.  ivin 
'Nagel'  :  c.  ewin  S.  107;  br.  hirio  'heute'  c.  heddyw  S.  67;  br. 
pinvidik  'reich'  c.  pendefig  i^kuenno-tmm-ikjo-,  Weiterbildung 
eines  Superlativs  von  br.  penn 'Kopf');  inizi^  Plur.  von  enez-enn 
'Insel'  c.  ynys.  —  Umlaut  von  e  +  xt:  br.  niz  'Neife'  S.  93. 

In  den  meisten  Fällen  ist  der  Umlaut  von  e  im  Br.  nicht  zu 
erkennen:  br.  kerrek,  Plur.  von  karrek  'Felsen';  kestel,  Plur. 
von  kastei  'Schloß'  u.  s.  w.  Auffälligerweise  haben  jedoch  einige 
zweisilbige  Plurale  i  statt  des  singularischen  e  der  ersten  Silbe: 
krec'hin,  kregin,  kerdin  (und  kelin),  Plur.  von  kroc'hen 
'Haut',  krogen  'Muschelschale'  (corn.  crogen  c.  crogen,  cra- 
gen),  korden  'Seil'  (und  kolen  'Tieijunges').  Der  Ausgangs- 
punkt dieser  Bildung  war  vermutHch  krec'hin,  eine  Kontamination 
von  *krein  (=  c.  crwyn)  und  krec'hen  (das  noch  in  Treguier 
gesprochen  wird),  vgl.  S.  160.  Die  so  entstandene  Form  wurde 
zunächst  bei  dem  laut-  und  sinnähnlichen  krogen,  dann  bei  kor- 
den und  schließlich  bei  kolen  (c.  colwyn)  nachgeahmt. 

Anm.  1.  In  eil  'ein  anderer',  teil  'Dünger'  liegt  eine  unzweifelhafte 
Epenthese  vor,  die  aber  von  sehr  speziellen  Bedingungen  abhängig  gewesen 
sein  muß  (etwa  bei  a  vor  l  -h  schwindendem  ./;  sie  findet  sich  nicht  in 
kell  'Hode'  S.  69,  also  nicht  vor  llj).  Ferner  wird  «las  Umlauts-e  vor  aus- 
lautendem br.  =  aus  d,  p,  s  ebenso  wie  das  idg.  i  (§  29,  2  S.  41f. ;  kl  eiz 
'link'  S.  68;  vgl.  über  br.  seiz  'Seide'  S.  209)  zu  et:  br.  preiz  'Beute'  : 
c.  praidd  aus  lat.  praedium  S.  213;  br.  bleiz  'Wolf  :  c.  blaidd  (dazu 
ir.  bled  gl.  pistrix);  br.  heiz 'Gerste' :  c.  hai  d  d  S.  69;  br.  kleiz 'mouron' : 
c.  clais  'field  scabious';  br.  dreist  'über'  :  vgl.  c.  dros  §305,  1;  bei  dem 
unbeeinflußten  idg.  e  kommt  diese  Entwickelung  nicht  vor  (br.  bez  c. 
bedd  'Grab'  S.  111,  br.  mez  c.  medd  'Met'  S.  37 ;  br.  pez  c.  peth 'Ding' 
S.  160;  br.  lez  'Hüfte'  ir.  less  ds.,  vgl.  ir.  leth  'Seite'  u.  s.  w.).  In  br. 
teir  'drei'  (fem.)  hat  eine  Kontraktion  stattgefunden,  vgl.  S.  73.  —  In  den 
unter  2)  und  4j  besprochenen  Fällen  ist  ei  regelmäßig,    wenigstens  in  ein- 


382  Umlaut  im  Br.     Senkung  im  Brit.         [§  257.  258 

silbigen  Formen  (diese  Beschränkung  wegen  ere  und  hirin);  für  mestr 
wird  eine  Sondererklärung  zu  suchen  sein. 

Anm.  2.  Der  weiterschreitende  Umlaut  zu  i  vor  einem  erhaltenen  i 
oder  J  fehlt  nicht  selten.  Es  handelt  sich  dabei  in  manchen  Fällen  nur 
um  Analogiebildungen  (so  bei  enezi  'Inseln'  neben  inizi;  kegi  und 
keger  neben  kigi  'Hähne';  leski  'brennen'  c.  llosgi,  vgl.  mbr.  lisqui- 
dic  'brennend';  gwelc'hi  'waschen',  vgl.  zum  Lautlichen  ilc'hier,  Plur. 
von  ialc'h  'Geldbörse';  terri  'brechen",  vgl.  kirri,  Plur.  von  karr 
'charrette').  Man  kommt  jedoch  nicht  um  die  Annahme  herum,  daß  es 
auch  lautgesetzliche  Ausnahmen  gibt:  kerzin  'alise',  gwerzid  'Spindel' 
S.  137;  die  Gesetze  sind  aber  noch  zu  ermitteln  (wobei  man  auch  mit  der 
Möglichkeit  rechnen  muß,  daß  i  bisweilen  analogisch  an  die  Stelle  eines  e 
getreten  ist;  so  vielleicht  in  girzi,  Plur.  von  garz  'Gänserich';  bis  tr- 
enn 'Auster'?).  Wo  j  unmittelbar  auf  den  Vokal  folgt,  findet  der  Umlaut 
nicht  statt:  kl  ei  er,  Plur.  von  kloc'h  'Glocke'.  —  Nicht  in  Betracht 
kommen  die  Fälle  in  denen  das  t  sekundär  ist  (krec'hin  'Häute'  u.  s.  w.). 

Anm.  3.  In  zahlreichen  Einzelfällen  weicht  das  Br.  vom  C.  ab,  jedoch 
nicht  wegen  verschiedener  Lautgesetze,  sondern  infolge  analogischer  Um- 
bildungen, wie  sie  schon  in  §  255  (bes.  Anm.  2,  Anm.  4)  und  §  256  (bes. 
Anm.  2)  besprochen  worden  sind.  Beispiele  der  Analogiebilduugen:  Ke- 
stitution  einer  Präposition:  br.  gouriz  'Gürtel'  S.  42 f.;  Kestitution  einer 
vermeintlichen  Präposition:  gouhin  'Scheide'  S.  204.  Analogischer  Um- 
laut in  der  ersten  Silbe  einer  zweisilbigen  Pluralform:  leern,  lern,  Plur. 
von  louarn  'Fuchs'  S.  92,  hern,  Plur.  von  houarn  'Eisen'  S.  73  (da- 
gegen lautgesetzlich  mouilc'Iii,  houidi,  Plur.  von  moualc'h  'Amsel', 
houad  'Ente'  S.  73,  S.  55;  wiederum  analogisch  ist  die  von  Vallee  S.  54 
gegebene  Form  lo  uiri,  Plur.  von  louar 'Trog',  gewöhnlich  laouer  S.  60f.). 
Pluralische  Umdeutung  einer  uragelauteten  zweisilbigen  Singularform  unter 
Neubildung  eines  umlautlosen  Singulars:  Plur.  ezen.  Sing,  azen  'Esel'; 
Plur.  cebestr  (=  c.  Sing,  cebystr  S.  192),  Sing,  cabestr  'Zügel';  abr. 
Plur.  cerpit  gl.  uehiculis  :  c.  Sing,  cerbyd  S.  24;  derselbe  Vorgang 
kann  auch  in  anderen  Fällen  stattgefunden  haben,  wo  jetzt  die  umgelautete 
Form  gänzlich  abhanden  gekommen  ist.  Umgekehrt  fungiert  bisweilen 
eine  ursprüngliche  Pluralform  als  Sing.:  br.  de  mm  'Dan^mhirsch'  S.  164; 
kentel  'le^on,  chapitre'  S.  139;  lerc'h  'Spur'  (corn.  lergh,  lyrgh)  S.  105. 
Eine  nicht  nominativische  Stammform  ist  verallgemeinert  bei  mbr.  azr 
'Schlange',  kazel  'Armhöhle',  laer  'Dieb'  (c.  neidr;  cesail,  urspr.  wohl 
ein  i-Stamm;  lleidr).  Br.  aotenn  'Schermesser',  badez  'Taufe'  sind 
fem.,  c.  ellyn,  bedydd  sind  mask.  Br.  Marc'harit  FN  ist  eine  jüngere 
Entlehnung  als  c.  myrierid-en  'Perle'  S.  192.  Selbstverständlich  ist  es 
nicht  immer  leicht,  in  jedem  Einzelfall  die  Art  der  stattgefundenen  Vor- 
gänge genau  zu  bestimmen.  Eine  lautgesetzliche  Verschiedenheit  liegt 
vielleicht  bei  br.  malloz  'Fluch'   :  c.  melldith  vor,  vgl.  S.  229. 

§  258.  (Senkung  von  i  und  u.)  Kurzes  u  und  ?  unterliegt 
im  C.  und  unterlag  ursprünglich  auch  im  Corn.  und  Br.  vor  einem 
auslautenden  -ä  einem  Übergang  in  o  und  e,   der  ganz  sicher  kein 


§  258]  Senkung  von  u  und  i  im  Brit.  383 

Umlaut,  sondern  eine  sich  auf  den  Grad  der  Mundöffnung  be- 
ziehende Vokalharmonie  war,  den  ich  aber  trotzdem  aus  praktischen 
Gründen  in  diesem  Kapitel  behandle. 

Die  zahlreichsten  Beispiele  liefern  die  substantivischen  und 
adjektivischen  ä-Stämme.  C.  clod  fem.  'Ruhm'  :  ffrwd  mask. 
'Strom'  S.  35;  gwedd  fem.  'Form'  :  gwydd  fem.  'Bäume'  S.  41. 
C.  dofn,  Fem.  von  dwfn  'tief;  gwenn,  Fem.  von  gwynn  'weiß'; 
äsen  'Esehn'  :  asyn  'Esel';  bogen  'Mädchen'  :  hogyn  'Bursche'. 
C  blyiiedd  'Jahre',  y  llynedd  'voriges  Jahr'  :  Formen  eines  ^- 
Stammes,  ^ om.  Flur. -ijäs,  Dat.  Sing. -i/äi  S.  113.  C.  pedwaredd 
fem.  von  pedwerydd  'der  \ierte'  [^k^etworijä,  ^ kuetworijo-s). 
Auch  das  aus  o  nach  §  26,  2  entstandene  c.  u  unterliegt  dem 
Gesetz:  c.  llong  'Schiff',  llynges  'Flotte'  S.  33;  ebenso  jedenfalls 
das  aus  e  entstandene  i  §  28,  3.  -ixt-  :  -ext-  in  c.  brith  'bunt', 
fem.  mc.  breith  nc.  braith. 

Nur  urbrit.  betontes  u  und  i  unterlag  diesem  Wandel ;  deshalb 
kommt  er  vor  inläutendem  -ä-  nicht  vor:  mc.  fynhawn  'Quelle' 
S.  195;  mc.  pyscawt  'Fische'  (pysc  'Fisch').  Aus  diesem  Grunde 
bietet  die  Verbalflexion  wenig  Material  für  das  Gesetz ;  das  -ö-  der 
verbalen  «-Stämme  stand  nur  in  wenigen  Formen  (in  den  dritten 
Personen  des  Präsens)  in  der  auslautenden  Silbe,  und  die  in  diesen 
Formen  entstandene  Vokalgebung  konnte  außerordentlich  leicht 
analogisch  beseitigt  werden;  sie  hat  jedoch  gesiegt  und  ist  im  ganzen 
Paradigma  verallgemeinert  worden  bei  c.  llosgi  'brennen'  S.  76. 
—  Das  erste  o  von  c.  porffor  aus  lat.  purpura  hat  mit  der 
Senkung  nichts  zu  tun;  vgl.  dagegen  §  123  Anfang. 

Der  Umstand,  daß  der  ungesenkte  Vokal  zum  Teil  als  morpho- 
logisches Merkmal  des  Maskulinums  und  umgekehrt  das  o  und  e 
zum  Teil  als  morphologisches  Merkmal  des  Fem.  gelten  konnte, 
hat  einige  Analogiebildungen  veranlaßt.  Das  Genus  hat  sich  nach 
der  Endung  gerichtet  in  c.  canghell,  cyllell,  cyrchell  u.  s.  w. 
(fem.)  aus  lat.  cancellus,  cultellus,  circellus  (Loth,  Les  mots 
latins,  Annales  de  Bretagne  VII  470);  bord  'Tisch'  (aus  dem 
Engl.)  ist  fem.,  die  ältere  Entlehnung  bwrdd  ist  mask.  Das  Genus 
hat  eine  Neubildung  veranlaßt  bei  c.  camyll  (mask.)  'Kameel' 
(fem.  camell).  Die  Singulativendung  -yn  geht  auf  -injo-  zuiück: 
c.  gronyn  'Korn'  ir.  gränne;  c.  gwaltyn  'einzelnes  Haar'  :  ir. 
foiltne;  c.  rhawnyn  'einzelnes  Pferdehaar'  :  ir.  ruainne  S.  49 
u.  s.  w.;  im  Fem.  mußte  das  i  zwar  zunächst  durch  die  Senkung 
zu  e  werden,   dies  e  mußte  aber  nachher  ^-Umlaut  erleiden  und  so 


384     Senkung  v.  u  u.  i  i.  Brit.  Rundung  v.  Vok.  i.  Brit.     [§  258.  259, 1 

im  C.  als  y  erscheinen ;  tatsächlich  erscheint  aber  in  allen  lebendigen 
Bildungen  -en:  c.  derwen  'Eiche',  pluen  'Feder'  u.  s.  w.  Ana- 
logisch ist  auch  die  Flexion  c.  bychan  'klein',  fem.  bechan.  — 
Über  das  Aufgeben  der  Genusflexion  bei  einigen  Adjektiven  im 
Nc.  vgl.  Rowland  §  160  b,  Spurrell,  Gramm.  §  141,  la. 

Daß  die  Senkung  auch  im  Com.  und  Br.  vorhanden  gewesen 
ist,  geht  mit  voller  Sicherheit  daraus  hervor,  daß  ganz  wie  im  C. 
auch  im  Corn.  und  Br.  ein  altes  i,  worauf  ein  -ä  folgte,  keinen 
Umlaut  bewirkt,  s.  §  256,  1  und  §  257,  1.  Sie  ist  außerdem  für 
das  Ncorn.  von  Lhuyd  243  bezeugt  (guyn  'weiß',  fem.  guen; 
melyn  'gelb',  fem.  melen;  der  Wechsel  jedoch  nur  „in  some 
examples")  und  für  das  Abr.  direkt  belegt:  abr.  üuin-mael  MN, 
Uuenbrit  FN  S.  41,  s.  Loth,  Rc.  VIII  168f.  Man  darf  also  das 
femininische  Genus  von  br.  kountell  'Messer'  aus  lat.  cultellus 
durch  den  Einfluß  der  Endung  erklären,  und  man  darf  die  nicht 
umlautende  Endung  in  br.  raden  (Plur.)  'Farnkraut'  (c.  rhedyn, 
Sing,  rhedynen)  auf  eine  vom  femininischen  Genus  veranlaßte 
Umbildung  zurückführen.  Der  spätere  spontane  Übergang  des 
kurzen  i  in  e  (S.  41)  mußte  im  Corn.  in  den  meisten  Fällen,  im 
Mbr.,  Nbr.  immer  die  durch  die  Senkung  entstandenen  Alterna- 
tionen vernichten.  Ebenso  mußte  die  Alternation  u  :  o  nach  §  27 
im  Corn.  lautgesetzlich  verschwinden;  im  Br.  wird  sie  analogisch 
beseitigt  sein. 

§  259.  1)  (Rundung  von  Vokalen  im  Brit.)  Über  den 
Übergang  wi  y  wu  y  u  s.  %  29,  3,  §  142.  —  Im  C.  ist  bisweilen 
vor  oder  nach  einem  Labial  ein  y  zu  ü  geworden  (durch  den 
späteren  Übergang  jedes  ü  in  y  sind  die  Wirkungen  dieses  Über- 
gangs in  der  Aussprache  wieder  aufgehoben  worden):  c.  bustl 
'Galle'  br.  bestl  S.  84;  c.  bül  'Samenhülse'  S.  105  (urspr.  eine 
umgelautete  Pluralform);  c.  bün  'Frau'  :  *guem,  vgl.  skr.  ganl  ds.; 
c.  pump  'fünf  ac.  pimp  S.  130;  mün  'Hand'  :  "^menü  (Dual), 
vgl.  lat.  manus;  ffün  'Atem'  :  vgl.  ir.  tin-fet  'er  inspiriert'  (s. 
Verbalverz.  to-  ind-  seth-;  Wurzel  *spi-  mit  einer  ^-Erweiterung 
im  Ir.,  einer  Ti-Erweiterung  im  C;  dazu  als  Ableitung  von  einem 
nominalen  s-Stamm  lat.  spiräre  'atmen');  nc.  uwd  ac.  iot  gl. 
pulsum  §  44  Anm.  2,  §  221;  c.  duw  'Gott'  §  40  S.  59,  §  222,  1; 
c.  trum  'ridge,  back'  S.  170.  Auch  c.  pubyr  'Pfeifer'  S.  201 
wird  hierher  gehören  und  eine  ursprünglich  einsilbige  Form  sein. 
In  nicht-letzter  Silbe  kommt  der  Wandel  nicht  vor,  weil  //  hier 
schon  früher  zu  9   geworden  war:    c.  ffyned  'Atem'   neben   ffun, 


§259,  1.  2]     Rundung  und  Entrundung  von  Vokalen  im  Brit.     385 

pymtheg  'fünfzehn'  neben  pump;  pummed  'der  fünfte'  ist  ana- 
logisch, und  ebenso  muß  gofuno  'to  make  a  vow,  to  wish'  abr. 
guo-monim  gl.  polliceri  analogisch  etwa  nach  der  3.  Sing.  Präs. 
gebildet  sein  (verwandt  sind  c.  gofynaig  'a  request'  com.  gove- 
nek  'Verlangen'  br.  goanak  'esperance').  C.  drudw-en  'Star', 
Plur.  drudwen-od  (auch  drudwy  und  Plur.  drudws,  drudwys) 
br.  dred  (und  tred)  wird  aus  einer  verlorenen  (zu  drudwy  um- 
gebildeten?) einsilbigen  Form  *drudw  erweitert  sein  (ncorn.  tro,^an 
'sturnus'  beweist,  daß  im  C.  und  Br.  Umlaut  vorliegt;  nir.  truid, 
truideög  'Star'  weist  wohl  auf  inneres  -ddh-,  s.  §  69  Anfang). 
—  In  nachtoniger  Silbe  ist  y  zw  u  geworden  in  mc.  2.  Plur.  cerwch 
'ihr  liebt'  (1.  Sing,  caraf).  Vgl.  peswch  'Husten'  (neben  pas  ds.), 
gwledwch  'Herrschaft'  (gwlad  'Land'),  s.  S.  373;  mc.  mynwgyl 
'Hals'  nc.  mwnwgl  ir.  muinel;  jedoch  kann  bei  diesen  Nominal- 
bildungen auch  an  analogische  Suffixvertauschung  gedacht  werden; 
vgl.  amws  'Hengst'  §  255  Anm.  2.  Über  c.  offrwm  'Opfer' 
u.  s.  w.  vgl.  §  335.  —  Über  uy  (wy)  aus  ij  nach  einem  Labial  (c. 
mwyar,  bwyall)  s.  S.  67.  —  C.  uch  aus  merch  S.  287  setzt  eine 
umgelautete  Form  *myrch  voraus.     Über  c.  esgud  S.  76. 

Auch  im  Corn.  ist  ein  Vokal  bisw^eilen  unter  dem  Einfluß  eines 
unsilbischen  Lautes  gerundet  worden.  Mcorn.  clewas  'hören'  ncorn. 
clowas.  Acorn.  iouenc  und  youonc  'jung',  vgl.  S.  61.  Aconi. 
guein  mcorn.  goyn  'Scheide',  (leniert)  won  S.  222;  vgl.  acorn. 
guyraf :  mc.  gweir  S.  103.  Acorn.  bogh an  'klein'  neben  mcorn. 
byhan,  beghan  ir.  beccän  ac.  bichan  mc.  nc.  bychan  br. 
bihan  (vgl.  mcorn.  boghes  'wenig' :  c.  bychod;  acorn.  bochodoc 
'arm'  mcorn.  Plur.  bohosogyonic.  bychodog;  alles  Ableitungen 
von  einem  urkelt.  "higno-  =  ir.  becc  nir.  beag  'klein';  das  ganz 
abweichende  c.  bach  'klein'  kann  auf  *bagno-  zurückgehen;  das 
von  Williams  angeführte  c.  dial.  b  weh  an  ist  ähnhch  wie  acorn. 
boghan  entstanden).  —  Corn.  ethom  br.  ezomm  S.  169. 

2)  (Entrundung  von  Vok.  im  Brit.)  jil  >  i  im  C. :  c.  iddew 
(restituiert  iuddew)  'Jude'  corn.  ethow  S.  196;  mc.  Idas  'Judas'; 
mc.  Ithel  MN  abr.  luthael  mbr.  luzel.   Vgl.  Loth,  Ec.  XXI 329. 

Entrundung  eines  o  nach  w  hat  in  allen  brit.  Sprachen  statt- 
gefunden: c.  gwasgod  br.  gwasked  neben  ir.  f  ose  ad  'Schatten' 
u.  s.  w.  S.  34;  ncorn.  gwaneth  'Weizen'  (c.  gwenith  br.  gwiniz 
S.  124).  Speziell  c.  ist  die  Entrundung  des  Diphthongs  oe  zu  ae 
nach  w:  c.  gwaew  'Speer'  S.  96,  S.  252;  c.  chwaer  'Schwester' 
S.  73;   c.  gwaed  'Blut'  acorn.  guit   mcorn.  goys  br.  goad  (auch 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  25 


386  Nasaliening  im  Ir.  [§  260,  1 

gwad  geschrieben);  c.  gwaeth  ^schlechter'  br.  gwaz  (corn.  gueth, 
gweth,  vgl.  §222,  1);  c.  gwaelod  'Boden'  br.  goeled  (vgl.  Stokes, 
Urkelt.  Sprsch.  S.  259). 


YIII.    Nasalierung. 

§  260.  Im  Nir.  und  Br.  kommt  es  häufig  vor,  daß  ein  Vo- 
kal unter  dem  Einfluß  eines  benachbarten  Nasals  selbst  nasale 
Aussprache  annimmt.  An  dieser  Nasalierung  ist  bisweilen  ein  fester 
Nasal  Schuld;  viel  häufiger  wird  sie  jedoch  von  einem  lockeren 
Nasal  bewirkt  (von  n  >  r  §  95,  3  und  von  m  >  t;  §  98,  welche 
Laute  selbst  eine  Tendenz  haben,  die  nasale  Aussprache  aufzugeben). 
Die  nasale  Infektion  kann  auch  Konsonanten  angreifen,  und  unter 
günstigen  Umständen  kann  aus  dem  nasalierten  Vokal  ein  konso- 
nantischer Nasal  entwickelt  werden. 

1)  Im  Arrandialekt  ist  die  Nasalierung  wohl  im  Begriff  auf- 
gegeben zu  werden;  Finck  erwähnt  ihrer  überhaupt  nicht.  In  der 
Aussprache  meines  Hauptgewährsmannes  war  sie  jedoch  noch  sehr 
deutlich,  bes.  bei  ä  und  ü;  das  unmouillierte  lenierte  m  war  noch 
ein  w  (im  Inlaut  jedoch  wohl  nur,  wenn  es  auf  einen  nasalierten 
Vokal  folgte:  dc^wdl'  ^schön'  dathamhail,  aber  lewdV  'tägHch' 
laetheamhail).  Ein  bessares  Bild  der  alten  Verhältnisse  bietet 
der  von  Quiggin  beschriebene  Donegaldialekt  (wo  das  nasalierte  m 
noch  häufig  die  Aussprache  v  und  v  hat):  n'^  'nicht'  ni,  mwp 
'pliable'  maoith,  quwrds  'Zweifel'  amhras,  k'üs  'edge'  ciumhas, 
kvQ  'Nuß'  cnü,  cnö.  Vgl.  die  Beispiele  S.  153 f,  S.  163 f.  und 
aus  dem  Arrandialekt  klüx  'Feder'  clumhach,  tüs  'Bätsel'  tom- 
has  (Donegal  t^s)^  küxdd  ^M-d^ohi^  cumhachta,  kil  'Kummer'  cumha 
(Donegal  kül).  Über  die  Nasalierung  im  Manks  vgl.  Bhys,  Manx 
Phonology  S.  31ff.  (Beispiel:  quaagh  'fremd'  nsch.  coimheach  nir. 
coimhtheach,  coimhightheach  ds.  mir.  comaithech  'Nach- 
bar', vgl.  Zimmer,  D.  Litztg.  1900,  1253 f.).  Über  die  Nasalierung 
in  Schottland  s.  Staples,  und  vgl.  Henderson,  ZfcPh.  IV  493  ft'. 
In  Schottland  ist  das  lenierte  m  und  das  aus  n  entstandene  r  noch 
nasaliert.  —  Aus  der  Verbindung  mit  dem  vorhergehenden  be- 
stimmten Artikel  erklärt  sich  die  Nasalierung  in  einigen  vokahsch 
anlautenden  Wörtern:  Donegal  Jx'd  'Nacht'  oidche  (dieselbe 
Nasalierung  bei  diesem  Worte  auch  in  Schottland  nach  Staples). 
Auffälliger  ist  Donegal  n^  ä^  ni  he  'nicht  er'. 

Für  die  Weiterverpflanzung  der  Nasalierung   an   einen  Kon- 


§  260,  1]  Nasalierung  im  Ir.  387 

sonanten  gibt  Henebr}^  S.  73  Beispiele  aus  dem  Desi-Dialekt:  ein 
nasalierter  Z-Laut  in  lämh  'Hand',  nasaliertes  k  in  cumhachta 
*Macht'  (die  letztere  Angabe  ist  auffällig,  aber  phonetisch  möglich 
und  also  nicht  zu  bezweifeln).  Nach  Staples  sind  in  Schottland 
die /-Laute  nasaliert  in  amhluadh  'confusion,  dismay',  Donihnull 
MN;  nasaliertes  §  in  dhomh  'zu  mir',  nasaliertes  j  in  oidhche 
'Nacht';  auch  ein  nasaliertes  x  kommt  vor.  In  dieser  Weise  ist 
ein  leniertes  h  (bh)  zu  mh  geworden  in  air.  nöib  'heihg'  mir. 
nöeb,  noem  nir.  naomh  (=  apers.  naiba-  'schön,  gut,  tüchtig') 
und  in  der  negativen  Vorsilbe  air.  neb-  mir.  nem-  nir.  neamh-; 
vgl.  mir.  önmit  'Tor,  Narr'  aus  mc.  ynfyt  aengl.  un-witti  S.  21. 
Dieselbe  Erscheinung  ist  schon  air.  in  nem  'Himmel'  S.  255;  nad 
'ocmanatar  :  ocu  bendar  'who  are  not  (are)  touched'  Ml.  54a  12; 
air.  öiph  'schönes  Aussehen'  :  äimin  'schön'  (mir.  öebind).  Ferner 
kann  so  ein  r  zu  n  werden:  cnuimh  'Wurm'  u.  s.  w.  S.  154. 

Anm.  1.  Der  Wandel  r  >  w  und  bh  >  mh  kommt  in  einigen  Fällen 
vor,  wo  er  schwerlich  anders  als  durch  Analogiebildung  erklärt  werden 
kann:  Arran  dnüs  'Wollust'  S.  154;  air.  fei s üb  'Philosoph'  nir.  feall- 
samh;  air.  claideb  'Schwert'  (c.  cleddyf  corn.  clethe  mbr.  clezeff 
nbr.  kleze)  nir.  claidheamh  Arran  klqv'a  Donegal  klejav,  klfj'dv;  mir. 
cruimther  'Priester'  aus  lat.  pre(s)byter;  air.  carmocol  'Karfunkel' 
S.  227;  air.  promad  'beweisen'  S.  226. 

Entwickelung  eines  Nasals  aus  einem  nasaHerten  Vokal  kommt 
vor  einem  Verschlußlaut  vor:  a.  Manks  knock  n.  Manks  cronk 
'Hügel';  n.  Manks  cront  'a  knot'  (engl.  Lehnwort);  a.  Manks  knapp 
n.  Manks  kramp  'a  plague'  aus  mengl.  knappe  'Schlag'  (Rhys, 
Manx  Phonology  S.  33).  Arran  äis't'  (bei  einigen  Sprechern;  die 
NasaUerung  stammt  aus  der  Verbindung  mit  dem  Artikel;  bei 
anderen  Sprechern  ät');  Arran  kramrd  (Finck)  'ein  Landmaß'  cna- 
gaire  {lo  aus  tog;  daneben  bei  Finck  hnacjdrd,  bei  meinem  Haupt- 
gewährsmann kragdre);  Arran  kuwgdr  'kurzer  Weg',  kuiogsrax  'nahe' 
Donegal  k^grax  'nahe'  comhgar,  comhgarach  (Dinneen  gibt  die 
Aussprache  comb n gar).  Dieselbe  Entwickelung  vor  einem  6'  in 
a.  Manks  meister  n.  Manks  mainshter  'a  master'  nir.  maighistir 
und  a.  Manks  ishill  n.  Manks  injil  'niedrig'  (worin  die  Nasaherung 
Ton  einem  vorhergehenden  Wort  veranlaßt  sein  muß)  nir.  i'seal. 
Vor  r:  Arran  konrd  'Sarg'  comhra  (in  Connaught  nach  Dinneen 
contra  mit  Entwickelung  eines  t  zwischen  n  und  r;  Donegal  k^niv 
ist  nach  Quiggin  §442  umgestellt  aus  Dat.  comhrainn)  :  air.  com- 
rar  gl.  capsa  lat.  cumera  'Getreidebehälter'. 

Anm.  2.     Eine   lautpsychologische  Parallele   bietet   das   Polnische,    in 

25* 


388  Nasalierung  im  Br.  [§  260,  2 

welcher  Sprache  die  Nasalvokale  vor  Verschlußlauten  zu  Vokal  +  Nasal 
geworden  sind,  vgl.  Kozwadowski,  Materyaiy  i  prace  I  104,  Benni,  ebenda 
I  285  f. 

2)  Ein  fester  Nasal  kann  im  Br.  einen  Vokal  nasalieren.  In 
glan  'Wolle',  tan  'Feuer',  noz  'Nacht',  kein  'Rücken'  habe  ich 
q,  ^,  ^  gehört.  Nach  Legonidec  wären  die  Vokale  nasaliert  vor 
Nasal  +  Verschlußlaut,  also  in  Wörtern  wie  enk  'enge',  hent 
'Weg';  nach  Bourgeois  bei  Vallee,  Legons  elementaires  S.  8 ff.  sind 
in  diesem  Falle  nur  a  und  o  schwach  nasaliert  (sant  'der  HeiHge', 
mont  'gehen'),  e  (und  i)  ist  dagegen  nicht  nasaliert.  —  Viel  wich- 
tiger ist  (wie  im  Ir.)  die  von  einem  lockeren  Nasal  bewirkte  Nasa- 
lierung, die  man  im  Nbr.  im  Auslaut  und  vor  einem  v  durch  ein  auf 
den  Vokal  folgendes  -n,  -n-  (oft  jedoch  einfach  -n,  -n-)  bezeichnet.  Vor 
leniertem  m:  haiiv,  han  'Sommer'  [hqv  odiQV  hqg,  hq)  S.  71,  prefv 
'Wurm'  (prqv)  S.  43,  bleun  'Blumen'  ipl^)  S.  135f.,  intanv,  in- 
taon  'Witwer'  S.  163.  Nach  n  >  r:  kraoun  'Nüsse',  kreon 
'Fließ'  S.  155.  Die  von  einem  lockeren  Nasal  bewirkte  Nasalierung 
ist  auch  in  Fällen  vorhanden,  wo  sie  durch  die  ungeschickte  (von 
Maunoir  nach  französischem  Muster  eingeführte)  Orthographie  nicht 
ausgedrückt  werden  kann.  So  wird  koabr  'die  Wolken'  in  Saint- 
Pol-de-Leon  mit  sehr  deutlichem  o^  gesprochen,  vgl.  mbr.  couffa- 
brenn,  Kompos.  von  "^k'om-  und  einem  dem  c.  wybren  S.  38 
entsprechenden  Worte.  Vermutlich  ist  auch  der  Gegensatz  zwischen 
kraouenn  'Nuß'  und  kraoun  'Nüsse'  nur  orthographisch.  Vgl. 
louan  S.  164.  —  In  nachtoniger  Silbe  schwindet  die  Nasalierung, 
vgl.  §  99  Anm.  2  S.  165  (Superlativendung  mbr.  -haf,  -äff  nbr. 
-a,  vgl.  S.  74  und  §  466).  Von  der  unbetonten  Silbe  auf  die  be- 
tonte Silbe  übertragen  ist  die  Nasalierung  in  br.  aiTsav  'gestehen'  : 
c.  addef  ds.  ir.  ataimet  'sie  gestehen'  (ad-dam-  vgl.  Verbal verz.). 
Worauf  die  Nasalierung  in  den  frz.  Lehnwörtern  puns  'puits', 
buns  'muid'  beruht,  ist  unklar. 

Anm.  3.  Maunoir  schrieb  han  'Sommer'  u.  s.  w.,  bezeichnete  also 
die  Nasalierung  doppelt,  einmal  durch  ein  diakritisches  Zeichen,  wie  es  in 
verschiedenen  anderen  Orthographien  üblich  ist,  andererseits  aber  noch 
durch  das  aus  der  frz.  Orthographie  herübergenomraene  -n.  Man  darf  dieses 
überflüssige  Zeichen  nicht  mit  dem  wirklichen  Lautzeichen  -n,  -n-  verwechseln 
(vgl.  daiTvad  'Schaf  :  danvez  'Material,  Stoff";  haiTv  'Sommer'  :  hanv 
'Name').  Man  kann  nicht  sagen,  daß  Legonidec  die  Maunoir'sche  Ortho- 
graphie in  diesem  Punkte  verbessert  hat;  ganz  unglücklich  und  irreleitend 
sind  seine  Schreibungen  enk,  hent,  sant,  mont,  wodurch  z.B.  der  ganz 
ohrenfällige  Unterschied  zwischen  hent  'Weg'  und  Plur.  henchou  [henty 
h(^su)  verschleiert  wird. 


§260,2.261]     Nasalierung  im  ßr.  (C).    Die  Eklipse.  389 

Nasale  Infektion  eines  unsilbischen  Lautes  ist  im  Br.  (von  den 
Diphthongen  abgesehen)  nicht  häufig,  r  >  n  in  Plonivel  ON 
aus  Ploe-rimael  (1368),  s.  Loth,  Chrestomathie  225,  Rc.  XXVI 
381.  h  >  len.  m  in  br.  eiiv  'Himmel'  S.  255.  Eine  dialektische 
Form  münax  =  muioch  'mehr'  ist  mir  aus  dem  Munde  eines 
Cornouaille-Mannes  bekannt;  vgl.  mun  (d.  h.  mün)  'davantage' 
Greg,  de  Rostrenen.  —  Entwicklung  eines  Nasals  aus  einem  nasa- 
lierten Vokal:  br.  mintin  'Morgen'  S.  204;  V.  mangoer  'Mauer' 
abr.  macoer  §  124,  7  S.  199;  V.  nandeleg  'Weihnachten'  :  lat. 
nätällcia  S.  204;  V.  hemb  'ohne'  (hier  ist  die  Ursache  der  Nasa- 
lierung unbekannt). 

Anm.  4.  Die  Sippe  mir.  fidhba  gl.  falcastrum  ac.  uiidiram  gl. 
lignismus  nc.  gwyddif  'hedging-bill'  (§  99  Anra.  2  S.  165)  abr.  guedom 
gl.  bidubio  mbr.  gousifyat  'epieu"  nbr.  Treg.  gwif  'fourche"  gall.-lat. 
uidubium,  bidubium  'falcastrum'  (woraus  frz.  vouge  'Hippe'  u.  s.  w.) 
beweist,  daß  die  nasale  Infektion  (deren  Ursache  in  diesem  Falle  übrigens 
unklar  ist)  auch  im  C.  vorhanden  gewesen  ist. 


IX.    Das  Saiidhi-^  (die  Eklipse)  ^ 

Die  Eklipse  im  ir. 

§261.  Ein  ursprünglich  auslautendes  n  (aus  idg.  n  oder  m)j 
das  im  Ir.  und  Brit.  im  absoluten  Auslaut  verloren  geht,  bleibt  im 
Ir.  in  gewissen  Wortverbindungen  entweder  erhalten  oder  ist  an 
seinen  Wirkungen  auf  den  folgenden  Anlaut  zu  erkennen.  Die 
hierauf  bezüglichen  Lautgesetze  sind  die  folgenden.  Vor  einem 
Vokal  erscheint  der  Nasal  als  i\  (S.  158).  Vor  g,  d,  h  erscheint 
er  als  w,  n,  in  (und  im  Laufe  der  Zeit  entsteht  aus  ?9^;  ^d^  mb 
ein  ursprünglich  jedenfalls  gedehntes  79^  av,  m,  vgl.  §  61,  4,  §  65, 
69,  73).  Mit  einem  Je,  f  verschmolz  der  Nasal  in  der  Weise,  daß 
eine  reine  Tennis  k,  t  übrig  blieb,  die  früh  zur  Media  g,  d  w^urde 
(vgl.  §  78,  §  88,  3;  §  94).  Entsprechend  ist  die  Behandlung  bei 
dem  anlautenden  p,  das  also  mit  dem  Nasal  zw  p  y  h  verschmilzt; 
dies  kann  jedoch  nur  auf  einer  Analogiebildung  beruhen,  da  p 
nur  in  Lehnwörtern  vorkommt,  die  nach  der  Vollendung  der  in 
§  94  geschilderten  Lautübergänge  aufgenommen  sind.  Ein  anlau- 
tendes w-  blieb  nach  dem  Nasal  stimmhaft  (>  v;  wurde  also  nicht 
wie  sonst  zu  f);  der  Nasal  selbst  ging  verloren.     Mit  einem  folgen- 

1.  Vgl.   Zimmer,    Eclipsis   destituens   im   Altirischen,    KZ  XXVII  449 
—468;  Verf.,  KZ  XXXV  385 ff.;  Thurneysen,  ZfcPh.  V  1—19. 


390  Die  Lautgesetze  der  Eklipse  im  Ir.  [§  261 

den  S;  r,  l,  n,  m  assimilierte  sich  der  Nasal;  das  Ergebnis  läßt 
sich  aber  von  dem  unbeeinflußten  Anlaut  nicht  unterscheiden 
(Doppelschreibung  kann  im  Air.  in  den  beiden  Fällen  stattfinden 
oder  unterbleiben ;  die  nir.  Aussprache  ist  in  den  beiden  Fällen  die 
gleiche). 

Was  die  Schreibung  betrifft,  so  wird  der  Nasal  im  Air.,  so- 
weit er  erhalten  ist,  meist  mit  dem  folgenden  Wort  zusammen- 
geschrieben, jedoch  auch  bisweilen  sowohl  von  diesem  me  vom  vor- 
hergehenden Worte  getrennt;  zu  dem  vorhergehenden  Worte  wird 
er  gezogen,  wenn  dies  proklitisch  ist  und  vor  dem  Nasal  vokalisch 
auslautet;  jedoch  werden  die  proklitischen  Wörter  am  häufigsten 
mit  dem  folgenden  Wort  zusammengeschrieben.  Die  Änderung  des 
anlautenden  Konsonanten  (die  „Eklipse")  kommt  in  der  regelmäßigen 
air.  Orthographie  nicht  zum  Ausdruck;  nur  gelegentliche  unortho- 
graphische Schreibungen  verraten  ihr  Vorhandensein.  Im  Nir.  wird 
der  Nasal  regelmäßig  (mit  Bindestrich  oder  ohne  Bindestrich)  zum 
folgenden  Worte  gezogen;  der  Anlaut  g,  d,  b,  v  statt  des  unbeein- 
flußten k^  t,  p,  f  wird  gc,  dt,  bp,  bhf  (oder  g-c  u.  s.  w.)  ge- 
schrieben. Air.  imbelre  naill  ^in  eine  andere  Sprache',  rad  nde 
*die  Gnade  Gottes',  cofer  n  aile  ^zu  einem  anderen  Manne'  Wb. 
9d  31  Stokes  (der  Nasal  ist  hier  und  sonst  oft  mit  einem  punctum 
delens  versehen,  wodurch  er  als  ein  der  normalen  Wortform  frem- 
des Element  bezeichnet  wird),  in  hett  gl.  in  aemulationem,  icorp 
im  Körper',  hifetarlici  im  alten  Testament',  ilänamnas  und 
illänamnas  in  Keuschheit';  Inem  und  innem  in  den  Himmel'. 
Gelegentliche  unorthographische  Schreibungen:  nachgein  irgend- 
welche Zeit'  (Akk.  von  cian)  Wb.  7a  11,  24d  11;  duüs  inducca- 
tar  ^ob  sie  geführt  werden  können'  (t-ucc-)  Wb.  9b  19,  intain 
diagmani  Venu  wir  gehen'  (tiag-)  Wb.  3a  15;  fest  ist  die 
Schreibung  oldö,  oldäi,  oldaas  ^als  ich  bin,  als  du  bist,  als  er 
ist'  (nach  einem  Komparativ;  -tau  ^bin').  Über  commad  ^daß  es 
wäre'  u.  s.  w.  s.  S.  118.  Nir.  i  n-aimsir  in  time',  cur  i  gceill 
'to  remind'  "in  den  Sinn  (ciall)  bringen",  i  bhfiadhnaise  in 
Gegenwart',  dul  i  ngiorracht  ^kürzer  werden' (ng  =  ?;;  giorracht 
'Kürze'),  na  ndeör  Gen.  Plur.  'der  Tropfen'  (nd  =  n'),  i  mbainne 
in  Milch'  (m  b  =  m). 

Anm.  1.  Der  eklipsierende  Nasal  kann  im  Air.  zwischen  zwei  Kon- 
sonanten ausfallen:  rad  d-k  =  rad  nde  'die  Gnade  Gottes';  co  no-s- 
berinn  'daß  ich  sie  brächte'  (infig.  Pron.  -sn-);  vgl.  KZ  XXXV  402, 
Thurneysen,  ZfcPh.  V  If.    —    Neben  dem  regelmäßigen    dochum  nirisse 


§262.263]  Lautgesetze  (1.  Eklipse.  Aufzählung  d.  eklips.  Foraien.  391 

*zum  Glauben'  Wb.  IIb  22  erscheint  dochura  hirisse,  jedenfalls  gegen 
die  wirkliche  Aussprache;  man  hat  das  in  dieser  Verbindung  stumme  n- 
beim  Buchstabieren  ausgesprochen,  wobei  das  n  ausgefallen  ist  (\g\.  die 
Schreibungen  donfiur  'dem  Manne'  statt  dondfiur,  als  ob  das  in  dieser 
Verbindung  stumme  f-  ein  wirkliches  Lautzeichen  wäre,  insamil  'Nach- 
ahmung' neben  int-amil  u.  s.  w.,  s.  Asp.  i  Irsk  S.  78). 

Anm.  2.  Selten  gibt  der  Sandhi-Wechsel  Anlaß  zu  Entgleisungen 
mit  Bezug  auf  den  Wortanlaut,  vgl.  §  338;  nir.  beach  :  meach  S.  88; 
falla  'wall'  §  133  Anm.  1. 

§  262.  Das  Sandhi-n  fehlt  vor  unbetonten  Wörtern.  Air. 
forcital  a  laili  'den  anderen  zu  lehren'  (forcital  ist  neutr.);  ni 
torbe  de  neuch  'es  ist  für  niemanden  nützlich'  (torbe  neutr.); 
log  apecthe  'Lohn  für  seine  Sünden'  (log  neutr.);  is  fir  ön  'dies 
ist  wahr';  a  forcital  ade  'seine  Belehrung'  Ml.  114 d  14;  cechae 
'jedes  von  ihnen'  Ml.  146a  2  (hier  schwankte  aber  die  Betonung: 
for  cech  nae  Ml.  77a  7).  Ausnahmen  finden  sich  in  Wb.  nicht, 
wohl  aber  in  Ml.  und  Sg.  (vgl.  Thurnevsen,  ZfcPh.  V  3):  cid 
becn  di  ulc  'even  a  little  of  evil'  Ml.  46a  1;  tri-sinn-oipred 
iidogniat  'through  the  work  that  they  do'  Ml.  42c  2. 

Anm.  inn-a  chorp  'in  seinem  Körper',  con-a  muntir  'mit  seiner 
Familie',  co-m-bad  adramail  in  macc  'so  daß  der  Sohn  dem  Vater 
ähnlich  wäre',  is  follus  na-n-d-at  toirbthi  uili  'es  ist  klar,  daß  nicht 
alle  vollkommen  sind',  amal  ro-n-d-prom  som  'wie  er  es  bewiesen  hat' 
sind  Belege  für  die  Eklipse  zwischen  zwei  proklitischen  Wörtern,  die  fast 
als  eine  Worteinheit  gelten. 

§  263.     (Die   eklipsierenden   Wörter  und  Formen    im  Ir.) 

Das  Sandhi-n  erscheint  im  Ir.:  1)  Nach  der  Fragepartikel  i  (i  n- 
ist  vermutlich  wie  lat.  an  eine  Zusammenrückung  von  zwei  Wörtern, 
von  denen  das  letzte  die  Negation  *ne  ist;  zum  frühen  Schwund 
des  auslautenden  -e  vgl.  §  150;  in  dem  ersten  Element  die  c. 
Fragepartikel  a  zu  sehen  —  das  Wort  wäre  dann  wohl  ganz  = 
lat.  an  —  ist  verlockend,  aber  mit  lautlichen  Schwierigkeiten  ver- 
bunden). Es  gibt  jedoch  nur  wenig  regelmäßige  Fälle  im  Air.: 
hi  pridchabat  'werden  sie  predigen?'  Wb.  13a  13;  im-ba  im- 
malei  'wird  es  gleichzeitig  sein?'  Wb.  4b  16;  im-ba  bäs  ba 
bethu  'sei  es  Tod,  sei  es  Leben'  Wb.  23b  32;  im-b  i-cein  fa 
in -accus  ^sei  es  ferne,  sei  es  nahe'.  Gewöhnlich  wird  das  n  als 
zur  Normalform  der  Partikel  gehörig  aufgefaßt  und  daher  vor  allen 
Konsonanten  restituiert:  in  biam  Sverden  wir  sein?';  in  coscram 
ni  'zerstören  wir?';  in  ro-imdibed  *war  er  beschnitten  worden?'. 
Die  Änderung   des   folgenden  Anlauts   Wieb   aber  bestehen:    duüs 


392  Die  eklipsierenden  Formen  im  Ir.  [§  263 

in  duccatar  ^ob  sie  gebracht  werden  können'  (in  biam  für  *in 
mbiam  nach  §  261  Anm.  1).  Nir.  a,  an  mit  regelmäßiger  Eklipse. 
2)  Nach  gewissen  Präpositionen:  co  ^mit'  (lat.  cum  asl.  sü^  sün- 
S.  138);  i  ^in'  (lat.  in  gr.  iv  got.  in  lit.  \  arm.  i,  n-;  ac.  und  abr. 
en,  in  mc.  nc.  yn  corn.  yn  br.  en,  vgl.  gall.  e-ssedum  S.  86); 
iar  ^nach'  (Neutrum  eines  Komparativs,  s.  S.  93);  re  'vor'  (gr. 
TtQLv  'bevor',  kret.  Ttgeiv;  vielleicht  auch  in  lat.  prin-ceps  'der 
erste').  3)  Nach  den  infigierten  persönlichen  Pronominen  der  3. 
Sing.  Mask.,  Fem.  und  nach  dem  pluralischen  -s-.  4)  In  den  pro- 
nominalen Verbindungen  cechtar  n-äi  'jeder  von  den  beiden', 
nechtar  n-äi  'jemand  von  den  beiden',  cechtar  n-athar  'jeder 
von  uns  beiden'  (es  handelt  sich  eigentlich  um  Neutralformen: 
"jedes  von  den  beiden"  u.  s.  w.;  dagegen  cechtar  de,  nechtar 
de  'jeder,  jemand  von  ihnen'  ohne  Eklipse,  vgl.  §  261  Anm.  1  oder 
§  262);  ind-ala-n-äi  'der  eine  von  ihnen'.  5)  Nach  a  'eorum', 
ar  'unser',  for,  f ar,  bar  'euer'.  6)  Nach  den  Zahlwörtern  7 — 10: 
secht,  ocht,  nöi,  deich  (bei  ocht,  das  ursprünglich  vokalisch 
auslautete,  ist  das  Sandhi-w  analogisch).  7)  Nach  allen  neutralen 
Kasus  des  Zahlwortes  'zwei',  und  nach  dem  Dativ  dieses  Zahl- 
wortes in  allen  Geschlechtern.  Nach  dem  Nom.  Akk.  Dual.  Neutr. 
der  Nomina  hat  das  Mir.  Eklipse  (aus  dem  Air.  keine  Belege); 
nach  dem  Dat.  Dual,  der  Nomina  keine  Eklipse.  Air.  da  n-orpe 
'zwei  Erbschaften';  mir.  da  n-all  n-sebda  'zwei  schöne  Zügel' 
LU  105b  39;  air.  in  dib  ii-uarib  deac  'by  twelve  hom's'  Thes. 
1110,4;  for  dib  milib  ech  'auf  zweitausend  Pferden'  Ml.  43d  1; 
in  dan  -s*  'der  beiden  s'  Sg.  16b  6.  8)  Nach  den  deklinierten 
Wörtern  im  Gen.  Plur.,  im  Akk.  Sing,  und  im  Nom.  Akk.  Sing. 
Neutr.  (also  u.  a.  auch  nach  dem  Zahlwort  cet  'hundert'  im  Nom. 
Akk.  und  nach  dem  Gen.  von  tri  'drei',  cethir  'vier',  wonach 
auch  der  Gen.  von  cöic  'fünf  und  se  'sechs'  sich  gerichtet  hat; 
vgl.  KZ  XXXV  429,  430;  ferner  nach  dochum  'zu,  nach,  in', 
das  eigentlich  ein  Substantiv  ist,  wie  die  Konstruktion  an  dochum 
'zu  ihnen'  beweist).  Keine  Eklipse  nach  anderen  Kasus,  z.  B.  nicht 
nach  dem  Dative  der  -jenSilxmme  auf  -e,  obgleich  diese  Form  ui'- 
sprünglich  auf  ein  -n  auslautete ;  andererseits  findet  sich  die  Eklipse 
auch  nach  dem  Nom.  Akk.  Neutr.  der  u-,  i-  und  s-Stämme:  mind 
n-abstalacte  'das  Zeichen  des  Aposteltums'  Wb.  20d6  fmndu: 
c.  man  'Abzeichen,  Muttermal');  ategn-oiged  sin  'dies  Gast- 
Haus'  Wb.  4  a  7.  Jedoch  findet  sich  keine  Ekhpse  nach  den 
Neutralformen  alaill  'anderes',  ed  'es,  das',  na  'etwas'  (verbunden). 


§  263.  264]  Die  Eklipseverbindungen  im  Ir.  393 

ni  ^etwas'  (unverbunden),  in  so  'dies'  (über  Abweichungen  im  Mir. 
s.  ZfcPh.  V  2).  Die  Eklipse  nach  dem  Akk.  Sing.  Mask.  Fem. 
des  Artikels  ist  u.  a.  durch  sechtar  in  degdais  'außerhalb  des 
Hauses'  Ml.  61b  22  gesichert  (tegdais  'Haus');  vor  einem  g,  d,  h 
mußte  die  Eklipse  jedoch  nach  §  261  Anm.  1  beseitigt  werden:  in 
bestatid  n-isin  'diese  Moral'  {Akk.)  Wb.  12d  39.  9)  Als  „rela- 
tive Eklipse".     10)  Nach  den  relativen  Präverbien. 

Die  etymologische  Erörterung  der  unter  3 — 8  aufgezählten 
iPormen  ist  in  der  Bedeutungslehre  zu  suchen.  Die  Angabe  der 
Verbindungen,  in  denen  nach  den  unter  5 — 8  aufgezählten  Formen 
Eklipse  eintritt,  folgt  in  §  264;  über  die  Fälle  9—10  s.  §  266 
-  -268. 

§  264.  Die  Verbindungen,  in  denen  die  Eklipse  (nach 
§  263,  5—8)  im  Ir.  eintritt.  1)  Verbindung  des  Attributs  mit 
einem  folgenden  Beziehungswort:  air.  da  n-orpe  'zwei  Erbschaften'; 
innan  ule  n  doine  'aller  Menschen'.  2)  Verbindung  des  Attri- 
buts mit  einem  vorhergehenden  Worte:  in  gniim  n-olc  (Akk.) 
*die  böse  Tat';  in  deseircc  m-bräthardi  (Akk.)  'die  brüderliche 
Liebe'.  Zwischen  zwei  Konsonanten  fehlt  der  Nasal  meist  in  Wb. 
(inna  toi  domunde  'der  weltlichen  Wünsche'  Wb.  21a  8),  in  Ml. 
aber  nicht.  3)  Apposition  u.  dgl. :  air.  fri  dia  n-athir  'zu  Gott 
dem  Vater'  Ml.  127 d  8,  13,  Tur.  26;  mir.  is  cendtromm  n- 
imthursech  n-anfälid  n-osnadach  dotha^t  mo  phopa  L^g 
'kopf-schwer,  betrübt,  unfroh,  seufzend  kommt  mein  Meister  L.' 
LL  74b  25.  4)  Verbindung  eines  Genitivs  mit  einem  vorher- 
gehenden Beziehungswort:  air.  laa  rii  brätha  'der  Tag  des  Ge- 
liebtes' 'der  jüngste  Tag'  Wb.  26a  1  (aber  laa  brätha  29a  28); 
doch  um  n  dee  'zu  Gott';  rad  nde  'die  Gnade  Gottes'  Wb.  7d  3 
(aber  viermal  rad  dse;  überhaupt  fehlt  der  Nasal  namentUch  in 
Wb.  sehr  häufig  zwischen  zwei  Konsonanten).  5)  Verbindung  eines 
(mit  dem  Artikel  versehenen)  Nomens  mit  den  demonstrativen 
Augentien  i-sin,  i-siu,  ucut  :  an  uathath  n-isiu  'diese  Ein- 
zahl' (d.  h.  'dieser  Eine')  Wb.  5a  26;  in  tegdais  n-ucut  (Akk.) 
'jenes  Haus'  Wb.  33  a  4.  6)  Selten  zwischen  einem  Nomen  und 
einer  „konjugierten  Präposition":  no-n-guidim-se  dia  n-erut-su 
'daß  ich  für  dich  zu  Gott  bete'  Wb.  27d  19  (aber  guidid  dia 
eruib-si  'er  betet  zu  Gott  für  euch'  Wb.  27d  7);  amal  nach 
annse  n  duib  'wie  es  für  euch  nicht  schwierig  ist'  Wb.  6d9  (aber 
amal  nät  anse  düib  ds.  Wb.  17c  11);  doberr  ainm  ii-doib 
'es  wird  ihnen  ein  Name  gegeben'  Sg.  156  b  6  (zwischen  zwei  Kon- 


394   Psycholog. Wert d.Sandhi-Ti.Entstehg.d.rel. Eklipse.   [§265.266 

sonanten  niemals  in  Wb.);  is  gnäth  gao  et  fir  n-and  'gewöhn- 
lich ist  Lüge  und  Wahrheit  darin'  Wb.  14c  22.  Danach  in  den 
jüngeren  air.  Denkmälern:  bec  n  di  dechur  Venig  von  Unter- 
schied' Ml.  72c  9  u.  s.  w.  7)  cia  inn  erbirt  lii-biuth  (Akk.) 
Welche  Verwendung'  Ml.  46b  28  (Inf.  von  arbeir  biuth  'genießt', 
Verbum  mit  ständigem  begleitendem  Dativ).  8)  Verbindung  eines 
Nomens  mit  einem  sich  darauf  beziehenden  relativen  Verbum:  a 
cobäs  m-bis  etar  n  (Artikel)  di  rainn  'die  Verbindung,  die 
zwischen  den  beiden  Teilen  ist'  Sg.  2b  2;  tri-sinn-oipred 
n-dogniat  'durch  die  Handlung,  die  sie  ausführen'  Ml.  42c  2. 

§  265.     (Der   psychologische   Wert    des   Sandhi-n   im  Ir.) 

Die  Verwendung  des  Sandhi-??  im  Ir.  scheint  weniger  fest  geregelt 
zu  sein  als  die  Lenition.  Wahrscheinlich  wurde  der  Nasal  bis  in 
verhältnismäßig  späte  Zeit  als  Auslaut  empfunden  (während  dagegen 
die  Lenition  als  eine  Art  Anlautsflexion  aufgefaßt  wurde). 

Anm.  Asp.  i  Irsk  S.  111  und  112  habe  ich  die  Vermutung  ausge- 
sprochen, daß  das  auslautende  -n  bei  Wörtern,  deren  Stamm  im  Ir.  auf 
-nd  oder  -n  ausgeht,  noch  in  Wb.  ganz  unabhängig  von  dem  folgenden 
Anlaut  bewahrt  sein  kann.  Das  dafür  beizubringende  Material  ist  jedoch 
sehr  spröde. 

Es  gibt  jedoch  im  Air.  und  noch  mehr  im  Mir.  auch  An- 
zeichen dafür,  daß  das  Sandhi-n  schon  als  ein  halbwegs  selbständiges 
morphologisches  Element,  als  Exponent  für  eine  bestimmte  gram- 
matische Beziehung  aufgefaßt  und  daher  ohne  Rücksicht  auf  ein 
zwischen  die  verbundenen  Wörter  eingeschobenes  nicht  eklipsieren- 
des  Wort  verwendet  werden  konnte:  mir.  a  bu nsaig  m-bäisi 
(Gen.  Sing.)  rii-bunloscthi  'seinen  Spiel-ger  mit  dem  im  Feuer 
gehärteten  unteren  Ende'  ("seinen  Ger  des  Spieles  den  unten  ge- 
härteten") LL  62a  48;  is  lör  n-argigi  ocus  n-oebiniusa  ocus 
n-äniusa  amthiagat  a  eich  'voller  Geschicklichkeit  und  Schön- 
heit und  Herrlichkeit  laufen  seine  Pferde  einher'  LL  71b  12; 
delg  n-argit  (Gen.  Sing.)  n-and  'eine  silberne  Nadel  drin'  LU 
63a  39,  40;  de  de  didiu  n-and  'two  things,  then,  are  therein' 
Wb.  la  5  (didiu  'also'  aus  di  sudiu).  Auffällig:  fis  forcell  7 
dliged  rechte  ndse  'knowledge  of  the  testimonies  and  rules  of 
the  law  of  God'  Ml.  46c  8. 

§  266.  (Die  Entstehung  und  die  Stelle  der  relativen 
Eklipse.)  Die  Tendenz  des  Sandhi-w^  zu  einem  selbständigen 
morphologischen  Element  zu  werden,  ist  nur  in  einem  Falle  über 
den  bloßen  Keim  hinaus  gediehen,  und  zwar  in  dem  §  264,  8  be- 


§  266]  Die  Entstehung  der  relativen  Eklipse.  395 

schriebenen  Fall,  wo  das  -n  als  Exponent  für  die  relative  Be- 
ziehung des  Verbums  aufgefaßt  werden  konnte.  Zu  den  schon 
angeführten  lautgesetzlichen  Beispielen  füge  ich  noch  die  folgenden: 
air.  tre-san  ainm  n-engracigedar  'durch  das  Nomen,  das  es 
vertritt'  Sg.  197b  2;  as  menic  mbis  confitebor  du  atlugud 
bude  'daß  confitebor  häufig  in  der  Bedeutung  von  Dank  steht' 
("daß  es  häufig  ist,  daß  .  .  .")  Ml.  26c  4;  arndip  maith  n-air- 
lethar  'damit  er  gut  Sorge  trage'  ("damit  es  gut  sei,  wie  er  Sorge 
trägt")  Wb.  28b32;  cia  eret  m-bete  'wie  lange  werden  sie  sein?' 
Ml.  33  a  9.  Die  lautgesetzliche  Verwendung  der  relativen  Eklipse 
ist  nun  durch  zwei  von  dem  neuen  psychologischen  AVert  der  Er- 
scheinung veranlaßten  Entgleisungen  erweitert  worden.  Erstens 
tritt  die  Ekhpse  auch  nach  solchen  Formen  ein,  die  lautgesetzlich 
nicht  eklipsieren  konnten:  is  hed  dathar  dun  'deshalb  ist  man 
uns  böse'  Wb.  28 d  4  (zur  Redensart  s.  bei  -tau  'ich  bin'  §  641). 
Viele  Fälle  sind  übrigens  zweifelhaft,  weil  der  Dat.  und  der  Akk. 
sich  in  gewissen  Verwendungen  berühren ;  so  cein  riibiis  'so  lange 
er  ist'  Wb.  8b  1,  in-tain  liibis  'wenn  er  ist'  Wb.  17b  3;  für  den 
Akk.  kann  man  sich  auf  die  Redensart  cach-la  cein  .  .  in  cein 
n-aili  'das  eine  Mal  .  .  das  andere  Mal',  für  den  Dativ  auf  nach 
thain  gl.  quando  Ml.  32b  7  berufen;  amal  mbls  'wie  .  .  ist' 
Wb.  10b  4  wäre  lautgesetzlich,  wenn  amal  (amail  §  175)  ein 
Akk.  wäre,  was  jedoch  deshalb  unsicher  ist,  weil  amal  vor  einem 
Substantiv  leniert;  ar  a  gairti  mbis  'because  of  the  short  time 
that  it  abides'  "wegen  seiner  Kürze  .  ."  d.  h.  "wegen  der  Kürze 
der  Zeit,  die  es  dauert"  Wb.  8d  22  (ar  kann  bei  der  Bezeichnung  des 
Grundes  sowohl  den  Dat.  wie  den  Akk.  regieren).  Die  zweite  Ent- 
gleisung besteht  darin,  daß  die  Eklipse  auch  dann  eintritt,  wenn 
zwischen  das  Beziehungswort  und  das  relative  Verbum  ein  anderes 
AVort,  vor  allem  ein  Präverbium,  getreten  ist:  in-tain  ro-mböi 
'als  er  war'  Wb.  2  c  5.  Mit  den  drei  ersten  Beispielen  in  §  265 
vergleichbar  ist  die  Doppelsetzung  des  -n  m  amal  n-oinect  ro- 
mbebe 'wie  er  nur  einmal  gestorben  ist'  Wb.  3  b  3.  Nur  in  den 
jüngeren  air.  Denkmälern  kommt  das  -n  sowohl  vor  dem  Präverb 
wie  vor  dem  Verbum  vor:  amal  ii  do-n-d-foirde  ainmni  ndiles 
'wie  der  Eigenname  es  bezeichnet'  Sg.  26  b  12. 

Durch  die  Stellung  nach  dem  Präverb  wurde  das  Sandhi-?i 
mit  den  infigierten  pronominalen  Elementen  assoziiert,  wozu  noch 
der  Umstand  beigetragen  haben  wird,  daß  bisweilen  in  relativen 
Sätzen    ein    mit   dem    Sandhi-w   lautlich    ganz    zusammenfallendes 


396    Stelle  d.  relat.  Eklipse.  Verwendung,  d.  relat.  Eklipse.    [§  266. 267 

anaphorisches  Pronomen  stand  (s.  §  267,  1).  Deshalb  tritt  bei 
einem  unkomponierten  Verbum  vor  das  Sandhi-n  (wie  vor  ein  Pro- 
nomen) das  Präverb  no:  is  lerithir  inso  no-nguidim  se  dia 
^so  dringend  bete  ich  zu  Gott'  Wb.  27  d  19.  Deshalb  tritt  ferner 
das  relative  Sandhi-w  nach  dem  Muster  der  persönlichen  Pronomina 
zwischen  die  Kopula  und  das  Prädikatsnomen:  doadbadar  sunt 
ata-nili  däna  in  spirto  'es  wird  hier  gezeigt,  daß  die  Gaben 
des  Geistes  viele  sind'  Wb.  12a  11  (jedoch  nicht  bei  präverbierter 
Kopula:  in-tain  ro-mbo  mithig  'als  es  passend  war'  Wb.  31a9; 
arna  tomontis  dano  na-mbad  rath  spirito  labrad  ilbeelre 
'damit  sie  auch  nicht  glaubten,  daß  das  Sprechen  in  vielen  Zungen 
keine  Gabe  des  Geistes  sei'  Wb.  12d21.  In  mehreren  Beziehungen 
unregelmäßig  ist  is  ar-chuit  foguir  ni  ruba  n-and  'es  ist  mit 
Bezug  auf  die  Aussprache,  daß  es  nicht  da  sein  kann'  Sg.  3  b  28). 
—  Enthält  das  präverbierte  Verbum  ein  infigiertes  persönliches 
Pronomen,  so  steht  das  relative  -n  vor  diesem;  es  kann  jedoch  nur 
vor  den  Pronominen  der  d-'Reihe  (§  486)  stehen  (in-tain  do-n- 
d-iccfa  'when  it  will  so  come'  Wb.  5c  5);  vor  den  ^-losen  Pro- 
nominen wird  es  weggelassen  (electionem  .i.  do-b-rograd  'where- 
with  ye  have  been  called'  Wb.  24c  4).  Unregelmäßig  ist  an 
atamm-re  sa  gl.  exsurgente  me  Ml.  31c  14  (das  -n  fehlt  zwischen 
den  beiden  zu  -t-  verschmolzenen  ^-Lauten)  und  ci-o-fut  fritat- 
n-iarr  su  'how  long  shall  he  offend  thee'  Ml.  93a  15  (das  -7i  steht 
wegen  der  Verschmelzung  des  p  und  d  hinter  dem  Pronomen). 
Über  nad-n-  und  nand-  s.  §  537. 

§  267.  (Die  Verwendungen  der  relativen  Eklipse.)  Die 
relative  Eklipse  steht:  1)  fakultativ  im  Sinne  des  Objekts  des 
Relativsatzes:  chech  irnigde  do-ngneid  'every  prayer  that  ye 
make'  Wb.  5c  20.  Als  Subjekt  nur  in  den  lautgesetzlichen  Fällen 
(a  cobäs  mbis  §  264,  8),  Die  relative  Eklipse  als  Objekt  des 
Relativsatzes  ist  vermutlich  durch  das  Vorkommen  eines  zum 
eklipsierenden  -n  reduzierten  anaphorischen  Objektspronomens  in 
relativen  Sätzen  unterstützt  worden;  neben  der  Ekhpse  kann  jedoch 
auch  Lenition  vorkommen:  an  imdibe  adchi  cäch  'die  Be- 
schneidung, die  jeder  sieht'  Wb.  2a  2;  vgl.  die  Bedeutungslehre, 
bes.  §  545.  2)  Nach  Adjektiven,  welche  die  Art  und  Weise  einer 
Handlung  beschreiben:  is  dinnimu  do-ngni  alaill  'weniger  sorg- 
fältig bildet  er  das  andere'  Wb.  4c  33  (die  Adjektivform  war  neu- 
tral, endigte  also  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  auf  -n).  3)  Nach 
Substantiven    im   Sinne    eines   adverbiellen   Kasus   (Insti'umentalis, 


§  267]  Verwendungen  der  relativen  Eklipse.  397 

Lokativ)  des  Relativums:  meit  do-nindnagar  fornni  fochith 
'in  Proportion  as  suffering  is  bestowed  upon  us'  Wb.  14  b  15;  mrjr 
ni  bes  n-adblamu  'es  ist  ein  Großes  um  welches  .  .  bereiter  sein 
wird'  'wird  viel  bereiter  sein'  Wb.  2d  14;  is  hed  dathar  dun 
'deshalb  ist  man  uns  böse'  Wb.  28d  4  (aber  cid  natat  släin  ind 
huli  'weshalb  sind  nicht  alle  heil'  Wb.  28b  1).  Hierher  auch  die 
Fälle  der  figura  etymologica:  ni  legend  ro-llegusa  la  petor 
act  is  cürsagad  ro-n-d-cürsagusa  'ich  habe  nicht  bei  Petrus 
Unterricht  genommen  ("ein  Studium  studiert"),  sondern  ich  habe 
ihm  Vorwürfe  gemacht  ("Tadel  habe  ich  ihn  getadelt")'  Wb.  19  a  6. 
4)  Nach  gewissen  als  Konjunktionen  verwendeten  nominalen  For- 
men. Nach  amal  'wie':  amal  as-n-don -berat  'wie  sie  von  uns 
sagen' Wb. 2a  12;  amal  for-cantar  cathchomnidi  ho  sacardd 
hi  tosuch  7  mbaithsetar  'wie  die  Katechumenen  zuerst  vom 
Priester  unterrichtet  werden  und  getauft  werden'  Tur.  49.  In  der 
Regel  keine  Eklipse  nach  amal  'als  ob':  amal  ni  cuimsimmis 
'als  ob  wir  nicht  könnten'  Wb.  17  c  18.  Vgl.  KZ  XXXV  387. 
—  Nach  cein  'so  lange',  in-tain  'wenn',  la-sse  'indem',  an  'in- 
dem' (Neutr.  des  Artikels):  lasse  do-ngni  'indem  du  tust'  Wb. 
Ic  10;  an  no-nderbid  gl.  probantes  Wb.  22b  24.  —  Nach  höre 
'weil':  öre  do-necomnacht  'weil  er  zuerteilt  hat'  Wb.  lal  (aber 
in  der  Regel  nicht  vor  proklitischen  Wörtern:  huare  as  in  deacht 
'weil  es  die  Gottheit  ist'  Ml.  25c  5;  fehlt  auch  oft  nach  Formen 
der  Kopula:  höre  am  essamin  se  'weil  ich  furchtlos  bin'  Wb. 
23b  7;  und  auch  sonst,  vgl.  KZ  XXXV  388).  Nach  fo-bith 
'weil',  deg  'weil':  deg  ro-mbu  ecndairc  'weil  er  abwesend  war' 
Sg.  148a  6.  Auch  sogar  nach  dem  nicht  nominalen  ol  'weil':  ol 
do-necmaing  gl.  quod  accidit  Sg.  40a  16  (aber  ol  is  amein 
'denn  es  ist  so'  'weil  es  so  ist';  ol  ata  lee  dano  an  ingnad  so 
'da  bei  ihr  auch  diese  Sonderbarkeit  vorkommt'  Sg.  167  a  4).  — 
Dagegen  keine  Eklipse  nach  reslu  'bevor',  acht  'wenn  nur',  na 
'damit  nicht',  ö  'seit'.  5)  Im  Sinne  des  relativen  Prädikatsnomens: 
cia  he  nu-ndixnaigther  siu  gl.  qui  sis  Ml.  75c  9;  cid  druail- 
nide  mbes  chechtar  in  da  rann  'wenn  auch  jeder  von  den 
beiden  Teilen  verdorben  ist'  Sg.  202b  3;  co-mbi  öin-chorp 
pectho  as-iiiberar  'so  daß  es  ein  Sündenkörper  genannt  wird' 
Wb.  9d  5;  plebs  dei  as-n-dan-berthe  ni  'wir  pflegten  plebs 
dei  genannt  zu  werden'  ML  114a  7.  6)  Im  Sinne  eines  Dativs 
oder  Genitivs  in  Fällen  wie  in  talamgeindi  .i.  as  ndi  thalam 
do  'des  Erdgeborenen,  d.  h.  der  von  der  Erde  stammt'  Ml.  68  c  4 


398     Verwendung,  d.  relat.  Eklipse.  Die  relat.  Präverbia.     [§  267.  268 

("dem  Herkunft  von  der  Erde  ist",  vgl.  di  iudeib  doib  ^sie  ge- 
hören zu  den  Juden'  Wb.  27 d  4;  das  Relativum  wird  durch  das 
anaphorische  do  *ihm'  mit  Bezug  auf  den  Kasus  genauer  bestimmt); 
im  cech  ret  ru-necat  les  'in  respect  of  everything  that  they 
need'  Ml.  57  b  4  (in  Wb.  ohne  ßelativeklipse,  und  mit  kasusbe- 
stimmendem anaphorischem  Pronomen:  i  cach  reit  ro-hi  a  less 
^in  every  thing  that  he  may  need'  "in  dessen  Bedürfnis  er  kommen 
mag"  Wb.  20c  11).  7)  In  der  Bedeutung  ^daß':  epert  friss 
ro-mbad  pater  multarum  gentium  ^zu  ihm  zu  sagen,  daß  er 
pater  multarum  gentium  sein  würde'  Wb.  2c  24;  ninädmbed 
ar-se  di  chorp  ^nicht,  daß  er  deshalb  nicht  zum  Körper  gehörte' 
Wb.l2a22  (=  ^es  ist  nicht  der  Fall,  daß  .  .');  do-n-dn-indinsin 
se  gl.  iudicaui  tradere  Wb.  9b  7;  cunic  cid  a  cumachtae  ii 
doindae  n  du-nema  in  duine  ^auch  die  menschliche  Macht  kann 
den  Menschen  schützen'  Ml.  74b  14  (die  EkHpse  vor  dem  Präverb 
in  n-du-n-ema  ist  nicht  von  cunic  abhängig,  sondern  lautgesetz- 
lich vom  Neutr.  doindae  bewirkt).  Ein  überflüssiges  ^daß  ist,  daß 
sind'  steht  nach  oldaas  'quam  est'  :  oldaas  atan  diglaidi  gl. 
potius  quam  ultoria  Ml.  111c  8;  oldaas  n-ermitnigthi  feid 
(verschrieben  für  oldaas  as  .  .)  gl.  non  minus  quam  reuerendum 
Ml.  137 d  1.  8)  In  der  Formel  cit-n-e  im  fragenden  Nebensatz: 
assindet  sunt  tra  citne  cumacte  diandid  cöir  in  fognam 
'he  declares  here,  then,  what  are  the  powers  unto  which  the  Service 
is  proper'  Wb.  6a  9;  interrogatio  .i.  citne  foruar  gl.  quae 
praeparauit  deus  Wb.  8b  5  (relativer  Satz,  der  vom  Glossator  als 
fragender  Nebensatz  aufgefaßt  wurde).  In  Ml.  und  im  Mir.  er- 
scheint citne  auch  in  Hauptsätzen,  s.  Strachan,  Eriu  I  9  und 
§  522.  9)  Über  das  in  relativer  Konstruktion  entstandene,  aber 
von  den  Entstehungsbedingungen  losgerissene  ro-n-d-gab  'er  ist' 
s.  KZ  XXXV  406. 

§  268.  (Die  relativen  Präverbia.)  Wo  dem  Sinne  nach 
das  Relativum  von  einer  Präposition  abhängig  war,  trat  die  be- 
treifende Präposition  im  Ir.  ursprünglich  ohne  irgend  welche  Be- 
zeichnung des  Relativums  als  Präverb  in  unechter  Komposition  vor 
das  Verbum  (vgl.  dän.  den  Tid,  jeg  lever  i,  engl,  the  age  I 
live  in).  In  diese  Zusammensetzungen  ist  aber  nachher  in  sehr 
großer  Ausdehnung  die  relative  Ekhpse  eingedrungen  (Analogie- 
bildung nach  den  Fällen  g  267,3).  Diese  Neuerung  fehlt:  1)  immer 
bei  dem  (an  und  für  sich  eklipsierenden)  Präverb  i-n:  inti  im-bii 
in  spirut   ^derjenige,   in   dem   der  Geist  ist'    Wb.  8b  10;    2)  bis- 


[§  268  Die  relativen  Präverbia.  399 

weilen  bei  den  Präverbien  air-  und  inib-:  is  hed  ar-id-labra- 
thar  'this  is  why  he  saith  it'  Wb.  7d  2;  mir.  cid  im-luid  siu 
'weshalb  gingst  du'  LL  71a  39  (vgl.  c.  pa-ham  'weshalb';  oder  zu 
im-thecht  'gehen'?);  3)  sehr  häufig  vor  der  Negation:  ni  fil 
ceneel  .  .  di-nad-ricthe  nech  'es  gibt  keine  Nation,  von  der 
nicht  jemand  erlöst  würde'  Wb.  28b  1;  ni  digenam-ni  nach 
ngnim  for-na-mestar  som  'we  shall  do  no  work  on  which  He 
will  not  pass  judgment'  Ml.  30c  9;  di-nacon-bi  moin  'from 
which  no  treasure  is  wont  to  be'  Ml.  85b  7;  do-na-robu  gnath 
techt  for  culu  'that  have  not  been  accustomed  to  go  backwards' 
Ml.  129  d  3.  Vgl.  KZ  XXXV  395;  Sarauw,  Irske  Studier  S.  138; 
Thes.  I  285  Fußnote  b  und  442  Fußnote  f. 

Beispiele  für  die  eingedrungene  relative  Eklipse:  cid  ar-mbad 
Spiritual  is  ind  ail  'why  should  the  rock  be  spiritualis?'  "VVb. 
IIa  19;  cid  arind-epur  frit  'weshalb  sage  ich  es  zu  dir?'  Wb. 
5a31;  in  sians  ondid  accobor  'der  Sinn,  durch  welchen  Wunsch 
ist'  Wb.  12 d  23.  An  die  in  relativen  Subjekts-  und  Objektssätzen 
berechtigte  Präverb-Form  ara-  trat  die  relative  Eklipse  in  is  hed 
torbe  .  .  aratobarr  labrad  ilbelre  'dies  ist  der  Nutzen,  wes- 
wegen das  Sprechen  in  fielen  Zungen  geschenkt  wird'  Wb.  12 d  29. 

Indem  das  Konglomerat  aran-  fälschlich  als  ar  -f  an  (Neutr. 
des  u.  a.  als  Artikel  fungierenden  demonstrativen  Pronomens)  auf- 
gefaßt wurde,  nahmen  die  meisten  relativen  Präverbia  durch  Asso- 
ziation mit  diesem  Pronomen  Formen  an,  die  der  Verbindung  von 
Präposition  mit  Artikel  mehr  oder  weniger  ähnlich  sahen:  in  rinnd 
dia-ruba  'der  Stachel,  womit  du  geschlagen  hast'  Wb.  13d  25; 
foran-idparar  'worauf  geopfert  wird'  5b  6;  forsam-mitter 
'über  den  du  urteilst'  6b  22;  indhi  lasm-bi  accobur  'diejenigen, 
bei  denen  Wunsch  ist'  30c  23;  tresin-dip-piat  fochricci  'wo- 
durch euch  Belohnungen  werden  werden'  25 d  8;  olam-bieid-si 
'als  Ihr  sein  werdet'  26 d  26  (nach  einem  Komparativ;  daneben 
ol-daas  'als  er  ist',  ol-iiiböi  'als  es  war'  9c  10).  Vgl.  das 
alphabetische  Verzeichnis  der  Präverbia  (§  585). 

Von  den  Präverbien  zu  unterscheiden  sind  die  als  Konjunk- 
tionen verwendeten  Präpositionen,  die  mit  dem  Verbum  keine  Kom- 
position bilden:  ö  'seit,  nachdem',  ol  'weil'  (§  267,  4),  co  'bis'  'so 
daß'  (co  ni  be  eter  in  peccato,  act  co  beid  in  psenitentia 
'so  daß  er  gar  nicht  in  peccato  sein  mag,  sondern  so  daß  er  in 
paenitentia  sein  mag'  Wb.  9b  2).  co  ist  aber  unter  den  Eintluß 
der  relativen  Präverbia   geraten:    co-mbi   öin-chorp   'so   daß   es 


400  Die  relativen  Präverbia.  Die  Eklipse  im  Nir.,  im  C.     [§  268—270 

ein  Körper  ist'  Wb.  9d  5;  co-n-da-riccad  dia  'that  God  might 
save  them'  Wb.  4d  19.  Kontaminationen  der  beiden  Ausdrucks- 
weisen: co-don-roib  ^so  daß  uns  sein  mag'  Wb.  20c  14  (statt 
con-);  co-n-ro-m-iccad  'sc  daß  ich  erlöst  worden  bin'  Wb. 
28a  10  (statt  *co  ro-m-iccad).  Auch  bleibt  das  -n  bisweilen  vor 
s,  f,  h,  t,  r:  co-n-fesatar  imbed  ind  raith  'so  daß  sie  die 
Größe  der  Gnade  erkeimen  mögen'  Wb.  26d23;  co-n-dartar 
'so  daß  gegeben  wird'  Wb.  20c  24;  4a  18;  co-n-ducaid  'so  daß 
Ihr  verstehen  möget'  Wb.  21a  8;  co-n-rochra  cäch  alaile  'so 
daß  jeder  den  anderen  lieben  mag'  6dl.  (Wirkliche  relative  Prä- 
verbia, die  zu  Konjunktionen  geworden  sind:  ara-n  'damit',  ar-na 
'damit  nicht',  di-an  'wenn'). 

§  269.  (Das  spätere  Schicksal  der  Eklipse  im  Ir.)  Die 
relative  Eklipse  ist  im  Nir.  ganz  verschwunden  (wo  sie  'daß'  be- 
deutete, wurde  sie  durch  co-n  nir.  go  ersetzt),  KZ  XXXV  394. 
Über  gewisse  Spuren  der  relativen  Präverbia  im  Nir.  s.  §  541. 
Die  sonstige  Eklipse  ist  sehr  zurückgedrängt  worden;  sie  erscheint 
u.  a.  nicht  mehr  nach  Substantiven  (über  die  nir.  Eklipse  nach 
dem  Artikel  s.  §  309).  In  Schottland  sind  überhaupt  nur  Reste 
der  Erscheinung  vorhanden  (gu  'daß',  gun  d'thainig  mise  'daß 
ich  gekommen  bin';  aber  gum  faca  tu  'daß  du  sahst'  u.  s.  w.); 
bei  dem  Aufgeben  der  Eklipse  ist  in  gewissen  lautarmen  Wörtern 
der  ursprünglich  auslautende  Nasal  fest  geworden:  am  bruadar 
'im  Traum',  an  tir  luda  'in  Juda-Land',  c'  äit  am  bheil  'wo 
ist?'  ("welcher  Ort  in  dem  ist");  am  peacanna  'ihre  Sünden'. 

Die  Eklipse  im  Brit. 

§  270.  (Die  Eklipse  im  C.)  Auf  dem  Gebiete  des  Brit.  ist 
die  Eklipse  am  besten  im  C.  erhalten;  aber  schon  das  Mc.  steht 
trotzdem  in  dieser  Beziehung  hinter  dem  Nir.  zurück.  Vor  Vokalen 
erscheint  das  Sandhi-w  meist  nicht  mehr ;  die  Eklipse  besteht  daher 
in  der  Regel  nur  in  der  Änderung  eines  anlautenden  g,  gw,  d,  b, 
k,  t,  p  in  79,  Tüw,  n,  m,  wh,  nh,  mh  (vgl.  S.  106,  S.  64,  S.  114, 
S.  118,  §  94,  2  S.  149).  Die  Ekhpse  (im  Mc.  in  schwankender 
Weise  oder  gar  nicht  bezeichnet)  tritt  ein:  1)  (vgl.  §  263,  2). 
Nach  der  Präposition  yn  'in':  nc.  yng  ngwlad  barddoniaeth 
'im  Lande  der  Dichtung',  ym  mharadwys  'im  Paradies';  mc. 
yngkernyw  'in  Cornwall'  (zu  sprechen  dnhernyw),  ynihoen  'in 
Strafe',  yn  mhenn  'am  Ende'.  Regelmäßig  ist  auch  mc.  ym  mor 
'ins  Meer';    dagegen  nc.  yn  Morganwg  'in  Glamorgan'   (aber  nc. 


§  270]  Eklipse  im  C.  401 

i  mewn  'hinein',  i  maes  'hinaus',  mc.  y  mywn,  y  maes;  das  n^. 
Sprachgefühl  empfindet  aber  hier  die  Präp.  i  'zu',  ir.  do,  weshalb 
nach  Rowland  auch  Lenition  eintreten  kann;  das  Schwanken  des 
Anlauts  wurde  auf  o  fewn,  o  mewn  'drinnen'  mc.  o  vywn  über- 
tragen). Vor  den  übrigen  Sonorlauten,  vor  Vokalen  und  Spiranten 
lautet  die  Präp.  schon  im  Mc.  yn  (vgl.  nsch.  ann,  an,  am  §269): 
mc.  yn  lle  arall  'an  einer  anderen  Stelle'.  Im  Ac.  kann  neben 
in  auch  i  geschrieben  werden,  und  diese  Form  kann  auch  da 
erscheinen,  wo  sie  nicht  lautgesetzlich  ist:  hi  hestaur  gl.  in  sex- 
tario  Ox.  22b;  i  cecin  ir  alt  'in  dorso  saltus',  i  ois  oisou  'in 
aetatem  aetatum'.  Cod.  Lichf.,  L.  Land.,  ZE  671,  292.  Vor  einem 
Infinitiv  hat  die  Präp.  schon  im  Mc.  immer  die  Form  yn  (ac.  in) 
und  eklipsiert  nicht:  mc.  yn  kerdet  nc.  yn  cerdded  'gehend',  mc. 
yn  pyscotta  nc.  yn  pysgota  'fischend';  mc.  yn  mynet  nc.  yn 
myned  'gehend'.  2)  (vgl.  §  263,  5).  Nach  mc.  my,  vy  nc.  fy 
'mein'  (und  dies  ist  der  regelmäßigste  Fall  der  Eklipse  im  C). 
Mc.  vyggwreic  'meine  Frau'  nc.  fy  ngwraig;  mc.  vy  nyfot 
'mein  Kommen'  nc.  fy  nyfod  (in  dyfod  ist  d  übrigens  nach  §  188 
aus  t  entstanden;  oft  ist  die  Eklipse  im  Mc.  nicht  bezeichnet:  vyn 
dwyn  'mein  Bringen');  mc.  vy  mot  'mein  Sein'  nc.  vy  mod;  mc. 
inyghyghor  'mein  Rat'  nc.  fy  nghynghor;  mc.  vygcret  'mein 
Glaube'  {-wh-)  nc.  fy  nghred;  mc.  vyn  tat.  vynn  tat  'mein 
Vater'  (-nh-)  nc.  fy  nhad;  mc.  vymporthawr 'mein Türhüter'  {-7nh-) 
nc.  fy  mhorthor.  In  der  nc.  Poesie  kann  fy  vor  dem  eklipsierten 
Anlaut  im  Anschluß  an  die  täghche  Aussprache  ganz  geschwunden 
sein:  'nghalon  'mein  Herz'.  Vor  m-:  mc.  vym  merch  'meine 
Tochter'  nc.  fy  merch.  Vor  den  übrigen  Sonorlauten,  vor  den 
Vokalen  und  Spiranten  fehlt  das  Sandhi-w  schon  im  Mc:  vy  llys 
'meine  Burg'  nc.  fy  llys;  mc.  vy  arveu  'meine  Waffen'  nc.  fy 
arfau.  3)  (vgl.  §  263,  6).  Eeste  der  Eklipse  nach  seith  >  saith 
'sieben',  naw  'neun',  dec  >  deg  'zehn',  cant,  can  'hundert'  haben 
sich  im  Mc.  und  Nc.  erhalten,  und  danach  haben  sich  einige  andere 
ursprünglich  nicht  auf  -n  auslautende  Zahlwörter  (mc.  pump  'fünf, 
wyth  'acht',  ugein  'zwanzig',  selten  tri  'drei',  chwech  'sechs') 
gerichtet.  Die  Eklipse  erscheint  meist  nur  vor  gewissen  Bezeich- 
nungen häufig  gezählter  Begrifi'e  ('Jahr',  'Tag',  'Kuh',  'Mann'); 
jedoch  ist  sie  bei  deg  auch  außerhalb  dieser  Formeln  belegt.  Mc. 
chwech  mlyned  'sechs  Jahre';  seith  mlyned  'sieben  Jahre'; 
pedwar  ugeint  mlyned  'achtzig  Jahre';  deugein  nieu  'vierzig 
Tage';    dec  niwarnawt  ar  hugeint   'dreißig  Tage';  tri  niwar- 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  26 


402  Eklipse  im  C,  Com.,  Br.  [§  270. 271 

nawd  ^drei  Tage'  (Silvan  Evans  S.  1629);  nau  myu  ^neun  Kühe'; 
can  myhu  'hundert  Kühe';  seithnyn  'septem  homines'  ZE  205; 
sogar  un  muw  Myv.  Arch.  847  Z.  2  v.  u.  Im  Nc.  ist  die  Ekhpse 
(von  deg  abgesehen)  nur  vor  dem  Worte  'Jahre'  obhgatorisch 
(fakultativ  bei  diwrnod  'Tag'),  s.  Eowland  §  497.  Das  Zahlwort 
deg  ist  im  Nc.  vor  einem  Nasal  zu  deng  geworden;  Eklipsefälle 
sind:  nc.  deng  air  (statt  *deng  ngair)  'die  zehn  Gebote',  deng 
wr  'zehn  Männer',  deng  nafad  'zehn  Schafe';  deng  wythnos 
'zehn  "Wochen',  deng  enaid  'zehn  Seelen'  (also  Eklipse  auch  vor 
Vokal);  deuddeng  mrodyr  'zwölf  Brüder';  deuddeng  awr 'zwölf 
Stunden'  (Eklipse  vor  Vokal).  4)  (vgl.  §  263,  8).  Best  einer 
Flexionsendung  ist  die  Eklipse  (von  den  schon  besprochenen 
Formeln  mit  cant  'hundert'  abgesehen)  nur  in  mc.  beunyd  nc. 
beunydd  'jeden  Tag',  s.  §  80  Anm.  2.  —  Vgl.  noch  §  275. 

§  271.  (Eklipse  im  Corn.  nnd  Br.)  1)  Nach  der  Präp. 
corn.  yn,  y  br.  en,  e  keine  Eklipse.  2)  (vgl.  §  263,  3  und  5). 
Nach  gewissen  urspr.  auf  einen  Nasal  auslautenden  Pronominal- 
formen werden  die  Tenues  im  Corn.  und  Br.  spirantisiert  (vgl. 
S.  1491):  corn.  ow  holen  'mein  Herz',  ow  thermyn  'meine  Zeit', 
ow  faynys  'meine  Schmerzen'  (vor  anderen  Lauten:  ov  def,  ov 
duf  'mein  Schwiegersohn',  ov  vsadow  'meine  Sitte'  Beun.  Mer. 
133):  br.  V.  me  halon  'mein  Herz',  me  zad  'mein  Vater',  me 
fen  'mein  Kopf  (vor  anderen  Lauten:  men  dorn  'meine  Hand', 
mem  bis  'mein  Finger',  me  Salver  'mein  Erlöser',  me  inean 
'meine  Seele');  br.  Leon  va  c'haloun,  va  zad,  va  fenn  (va 
dourn,  va  biz,  va  Salver,  va  ene);  —  corn.  aga  han  'ihr 
Gesang'  'cantus  eorum',  aga  threys  'ihre  Füße',  aga  fryns  'ihr 
Fürst'  (aga  dev  'ihr  Gott',  age  enevow  'ihre  Seelen'  Beun.  Mer. 
1337);  br.  ho  c'hear  'ihre  Wohnung',  ho  zad  'ihr  Vater',  ho 
fennou  'ihre  Köpfe'  (ho  breudeur  'ihre  Brüder',  ho  eneou  'ihre 
Seelen');  —  br.  Leon  hör  c'hi  'unser  Hund';  Treguier  hon  c'hi 
'unser  Hund',  hon  zat  'unser  Vater',  hon  feden,  hon  veden 
'unser  Gebet'  Ernault,  Gramm.  S.  12  (Leon  hon  tad,  hör  pedenn). 
Lautgesetzlich  ist  nach  §  290  Leon  hon  tad  und  Treguier  hon 
feden;  Treguier  hon  zat  ist  eine  leicht  verständliche  Analogie- 
bildung; schwieriger  ist  die  Analogiebildung  in  Leon  hör  pedenn. 
Corn.  agan  'unser'  hat  die  eklipsierende  Wirkung  ganz  verloren 
(was  leicht  verständlich  ist;  ebenso  aber  auch  mc.  an,  nc.  ein,  was 
eine  von  §  270,  2  verschiedene  Entwickelung  vorauszusetzen  scheint); 
—  br.  Leon   me  her  c'hlasko   'ich  werde   ihn   suchen';    es   wäre 


§271—273]     Eklipse  im  Corn.  und  Br.    Jüngerer  w-Sandhi.     403 

eigentlich  eine  den  ir.  eklipsierenden  Pronominen  -a-n-,  -n-,  -s-n- 
entsprechende  Form  zu  erwarten,  dessen  vor  Vokal  erhaltenes 
Sandhi-n  nach  der  Analogie  von  hon,  hör  'unser'  und  von  dem 
bestimmten  und  unbestimmten  Artikel  als  stammhaftes  7i  behandelt 
worden  ist  (in  Treguier  hen  ohne  Wirkung  auf  einen  folgenden 
Verschlußlaut).  3)  Nach  br.  nao  'neun'  werden  die  Tenues  spi- 
rantisiert:  nao  c'hant  '900'.  S.  Legonidec,  Dict.  br.-fr.  S.  12. 
Daß  die  entsprechende  Erscheinung  nach  seiz  'sieben'  und  dek 
^zehn'  aufgegeben  worden  ist,  beruht  wohl  darauf,  daß  die  Regel 
hier  durch  die  Wirkungen  des  Homorganitätsgesetzes  zu  kompliziert 
geworden  war.  Eine  eigentümliche  Eklipse  tritt  im  Corn.  und  Br. 
ein  bei  der  Bildung  von  Zahlwörtern  durch  Addition  an  20:  corn. 
dek-war-nugans  'dreißig',  br.  unan  war  nugent  '21'  u.  s.  w\ 
Ursprünglich  stand  in  dieser  Verbindung  keine  Präposition:  air. 
ocht  .  .  fichet  '28'  u.  s.  w.;  das  Sandhi-n  ist  also  der  ursprüng- 
liche Auslaut  der  Zahlwörter  7,  9,  10;  es  hat  sich  noch  nach  der 
Erweiterung  der  Redensart  durch  die  Präposition  erhalten  und  ist 
auch  nach  den  Zahlwörtern  1 — 6  und  8  eingedrungen.  Über  das 
C.  vgl.  §  275.  —  Br.  daou  c'hant  '200'  :  zu  ir.  da  n-  §  263,  7? 

Jüngere  Verschmelzungen  eines  auslautenden  -n  mit  dem  folgenden 

Anlaut. 

g  272.  -n  d-  y  n  im  Br.:  mbr.  an  nou  'die  beiden',  en  noar 
^in  der  Erde'  (corn.  yn  nor  R.  D.  1747),  an  or  (an  nor)  'die 
Türe';  crochen  an  niuquell  'die  Haut  der  beiden  Hoden';  en 
ha  parres  'in  deiner  Pfarrei';  en  a  holl  deuotion  'in  all  deiner 
Ehrfurcht'.  Nbr.  V.  en  eu,  en  iü  'die  beiden'  (mask.,  fem.),  en 
erüen  'die  Eiche'  (Bayon  S.  3).  Daß  einige  von  diesen  Fällen  zur 
alten  Eklipse  gehören  könnten,  ist  übrigens  zuzugeben. 

Nsch.  dial.  a  idöf  an  gabhar,  d  Nords  an  dorus,  a  märd  am 
bärd,  d  whaht  an  cat,  d  nJiaran  an  t-aran,  9  mhehpdr  am 
paipear  'die  Ziege,  die  Türe,  der  Dichter,  die  Katze,  das  Brod, 
das  Papier'.  S.  Quiggin,  Proceedings  of  the  Cambridge  Philological 
Society  LXXVI— LXXVIII  S.  16.  Interessant  ist  dabei  der 
Parallehsmus  mit  dem  C. 

X.  Schicksal  des  h\ 
g  273.    Diejenigen  Schicksale  des  (gleichviel  wie  entstandenen) 


1.    Vgl.    Asp.  i  Irsk   S.  124—146;    Thurneysen,    IF   Anz.   IX   43-46, 
KZ.  XXXVII  113  f. 


26 


404  Schicksal  des h  u. Schreibung  desselben.  Sandhi-Äi.Ir.   [§273.274 

h  im  Keltischen,  die  sich  unter  allgemeine  Gesichtspunkte  bringen 
lassen,  beziehen  sich  teils  auf  den  Sandhi,  teils  auf  den  Wortanlaut 
und  Wortinlaut.  Ein  idg.  auslautendes  -s  ist  in  einigen  Fällen  im 
Ir.  und  Brit.  vor  einem  anlautenden  Vokal  als  h  erhalten  (§  274 
— 276).  Die  Verschmelzung  eines  h  mit  einem  vorhergehenden 
Konsonanten  hat  im  Ir.  zu  Sandhierscheinungen  Anlaß  gegeben 
(§  277)  und  spielt  daneben  im  Inlaut  eine  bedeutende  Eolle  (§  278 
—279).  Das  Schicksal  des  anlautenden  h  (§  280—282)  steht  viel- 
fach mit  Sandhierscheinungen  in  Wechselwirkung.  Am  wenigsten 
einer  Sonderbesprechung  bedürftig  ist  das  inlautende  nicht  mit 
Konsonanten  verschmolzene  h  (§  283). 

Schon  die  ac.  abr.  Orthographie  ist  mit  Bezug  auf  das  h  un- 
regelmäßig. Viele  Schwankungen  können  allerdings  in  der  Aus- 
sprache begründet  sein;  ac.  hint  ^sind'  neben  int  ist  eine  ältere 
Form  (idg.  "^sent);  ac.  hirunn  =  nc.  yr  hwnn  und  ac.  heitham 
^der  äußerste'  (statt  eipham)  beruhen  auf  Metathese ;  abr.  ep  ^ohne' 
und  ac.  anter-metetic  gl.  semiputata  können  auf  wirkKchem 
Schwund  des  h  in  der  Proklise  beruhen.  Es  kommen  aber  Fälle 
vor,  in  denen  das  h-  offenbar  nichts  bedeutet;  bei  ac.  ho  'von',  hi 
'in'  dient  das  h-  vielleicht  nur  dazu,  den  allzu  kurzen  Wörtchen  für 
das  Auge  einigen  Körper  zu  verleihen;  vgl.  ac.  hair  gl.  clades 
(nc.  aer  S.  103).  Noch  sicherer  ist  es,  daß  -h-  im  Woiiinnern  ein 
überflüssiges  Zeichen  sein  kann:  ac.  gurehic  'Frau'  =  nc.  gwraig 
§  97,  6  (ehi  bezeichnet  also  ein  durch  Epenthese  entstandenes  ei, 
das  niemals  zweisilbig  gewesen  ist).  Über  die  acorn.  Schreibung 
vgl.  S.  16.  Die  Unregelmäßigkeit  der  ac.  abr.  Orthographie  wurde 
von  den  Iren  mit  übernommen  und  nahm  im  Air.,  wo  die  Aus- 
sprache im  Übergang  war,  größere  Dimensionen  an.  —  Auch  in 
dem  älteren  Mc.  ist  die  Schreibung  noch  unregelmäßig.  In  den 
c.  Gesetzen  erscheint  oft  h-  für  leniertes  g. 

§  274.  (Das  Sandhi-/i  im  Ir.)  Im  Nir.  tritt  in  einer  Reihe 
von  Verbindungen  vor  einem  anlautenden  V^okal  ein  h  ein,  wenn 
das  vorhergehende  Wort  vokalisch  auslautet  und  nicht  Lenierung 
bewirkt.  Die  Hauptfälle  sind:  1)  Nach  a  'ihr'  (Gen.  Sing.  Fem.): 
a  h-ainm  'ihr  Name'.  2)  Nach  dem  Artikel:  na  h-aoise  'des 
Alters',  na  h-ein  'die  Vögel'.  3)  Nach  dia  'Tag'  (vgl.  lat.  dies): 
dia  h-aoine  'Freitag'.  4)  Nach  o  'nepos'  *aujo-s  (S.  55):  O 
h-Airt  MN.  5)  Nach  dem  Worte  a  vor  unverbundenen  Zahl- 
wörtern: a  haon  'eins',  a  hocht  'acht'.  6)  Nach  tri  'drei', 
ceithre  'vier'.     7)  Nach   se  'sechs'    ^sivek's  und  a  'aus'  *eks:    a 


§  274]  Das  Sandhi-Ä  im  Ir.  405 

hanbhroid  an  aidhbheirseöra  'aus  der  Haft  des  Teufels'. 
8)  Nach  le  'mit'  (air.  la;  §  179,  1)  und  go  'zu':  6  äit  go  h-äit 
'von  Ort  zu  Ort',  go  häirithe  'besonders'  (Adv.).  9)  Nach  der 
Negation  nä:  nä  hadhair  dee  breige  'bete  nicht  die  Götzen 
an'.  10)  Nach  ni,  soweit  es  nicht  leniert:  ni  haill  liom  'ich 
wünsche  nicht'.  11)  Nach  dem  Präverbium  do  (statt  air.  ro)  vor 
dem  Prät.  Pass. :  do  horduigheadh  'es  ist  verordnet  worden'; 
ebenso  nior  höladh  e  'es  wurde  nicht  getrunken',  mä  h(3ltar 
'wenn  getrunken  wird'  (Molloy).  12)  Nach  cia  'wer':  cia  he  'wer 
ist  er';  cä  haois  'welches  Alter'.  13)  Nach  fä  'war':  an  mac  fä 
böige  'der  jüngste  Sohn'  "der  Sohn,  der  der  jüngste  war".  14) 
Nach  an  dara  'der  zweite'  (aus  air.  indala  'alter'):  an  dara  häit 
'die  zweite  Stelle'.  15)  Nach  den  Ordnungszahlen  auf  -mhadh 
und  nach  chomh  'ebenso':  an  seachtmhadh  halt  'das  siebente 
Kapitel';  chomh  hög  'ebenso  jung'  (Molloy),  Arran  xo  hög  (jedoch 
wohl  gewöhnlicher  chomh  ög). 

In  den  Fällen  1 — 4,  6,  eventuell  auch  14  (wenn  man  vom 
Nom.  Mask.  ausgeht)  handelt  es  sich  um  Wörter,  die  auf  idg.  -s 
nach  Vokal  ausgingen,  woraus  im  Ir.  vor  Vokal  lautgesetzlich  h 
entstehen  mußte.  Dagegen  läßt  es  sich  nicht  annehmen,  daß  ks 
(Fall  7)  lautgesetzlich  zu  h  führen  konnte;  in  den  Fällen  10 — 13 
handelt  es  sich  um  urspr.  vokalisch  auslautende  Wörter,  die  nach 
einer  grammatischen  Hegel  nicht  lenieren;  diese  Fälle  lassen  sich 
also  nur  analogisch  erklären.  Der  Fall  15,  wo  nur  nach  der  moder- 
nen Aussprache  vokalischer  Auslaut  vorhanden  ist,  ist  jedenfalls 
jung,  da  alles  darauf  deutet,  daß  das  Sandhi-Ä  urspr.  nur  nach 
einem  Vokal  eintrat.     Vgl.  §  280  Schluß. 

Wenn  das  Sandhi-A  aus  idg.  -s  entstanden  ist,  muß  es  auch 
im  Air.  vorhanden  gewesen  sein.  Es  bleibt  aber  regelmäßig  ohne 
Bezeichnung,  weil  die  air.  Orthographie  prinzipiell  wo  möglich  den 
Anlaut  der  Wörter  in  seiner  Normalgestalt  erscheinen  läßt  (weshalb 
z.  ß.  auch  die  Lenition  eines  f  und  s  ohne  Ausdruck  bleibt,  ob- 
gleich sie  mit  den  Mitteln  des  air.  Alphabetes  leicht  ausgedrückt 
werden  könnte):  air.  a  ainm  'ihr  Name'  Wb.  29 d  12,  vgl.  9d  6; 
27b  25;  28b  15,  d  19,  31;  Ml.  32a  22;  inna  anme  'der  Seele' 
Wb.  25c  26  u.  s.  w.;  a  öen  'eins',  a  ocht  'acht'  B.  Cr.  31c  5; 
32d  2;  la  adam  'bei  Adam'  Wb.  3a  5;  co  adam  'zu  Adam' 
Wb.  17b  29;  na  epred  'er  sage  nicht'  10a  16;  ni  äil  dun  'wir 
wünschen  nicht'  17  b  9  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Jedoch  wird  das  Sandhi-Ä 
bisweilen   durch   eine  orthographische  Unregelmäßigkeit  zum  Aus- 


406  Das  Sandhi-/i  im  L\,  im  C.  [§  274.  275 

druck  gebracht  (und  es  ergibt  sich  aus  diesen  gelegentlichen 
Schreibungen,  daß  schon  im  Air.  zahlreiche  Analogiebildungen 
stattgefunden  hatten) :  air.  ni  hed  'nicht  das',  ni  he  'nicht  er'  (das 
h'  wird  hier  von  den  Schreibern  als  Normalanlaut  aufgefaßt,  weshalb 
sie  auch  is  hed,  is  he  'der,  das  ist  es'  schreiben);  la-sna-hi  'bei 
denjenigen',  inna-hi  'dasjenige'  (Neutr.  Plur.;  danach  analogisch 
donaib  hi  'für  diejenigen',  woraus  mir.  dona  fib  mit  doppel- 
gesetzter Dativendung;  daß  donaib  hi  lautgesetzlich  wäre,  ist  mir 
nicht  wahrscheinlich,  obgleich  es  sich  um  eine  Kasusendung  idg. 
-hhis  handelt);  ro-hl  Wb.  20c  11  (3.  Sing.  Konj.  von  ro-icc-  in 
einer  Verbindung,  wo  die  Lenition  ausgeschlossen  war);  in-da-hierr 
'wirst  du  sie  töten'  Ml.  77a  16;  ro-hucad  'ist  gebracht  worden' 
Sg.  174a  1,  vgl.  do-hucthar  210a  4;  fri  hunäir  'gegen  die  Ein- 
heit' 41b  9;  amal  na  heliu  'wie  die  andern'  9b  2;  a  hairitiu 
'its  assumption'  19a  3  (bezieht  sich  auf  diphthongus  fem.);  a 
helned  'sie  zu  beschmutzen'  Wb.  IIb  9  (bezieht  sich  auf  immo- 
latum  =  ir.  idbart  fem.);  na  haill  'etwas  anderes'  Sg.  217a — b 
(Thes.  II  XXII). 

Die  Schreibung  des  Sandhi-Ä  ist  in  Sg.  bedeutend  häufiger  als 
in  Wb.  und  Ml.  In  dieser  wie  in  anderen  Beziehungen  bildet  Sg. 
den  Übergang  zum  Mir.,  wo  die  Bezeichnung  des  Sandhi-A  außer- 
ordentlich häufig,  wenn  auch  nicht  regelmäßig  ist.  Belege  Asp. 
i  Irsk  S.  142 f.  Den  nir.  Fall  15  kann  ich  aus  dem  Mir.  nicht 
belegen. 

Anm.  1.  Thurneysen  KZ  XXXVII  114i  nimmt  an,  daß  ir.  -h  aus  idg. 
-s  noch  als  Auslaut  empfunden  in  der  Inschrift  lie  luguaedon  macci 
menueh  'the  stone  of  Lugu-aed  son  of  Menb'  Thes.  II  288  vorliegt. 

Anm.  2.  In  der  heutigen  Manks-Orthographie  wird  das  in  der  Aus- 
sprache vorhandene  Sandhi-Ä  vernachlässigt:  a.  Manks  gy  holk,  n.  Manks 
dy  olk  (gesprochen  dy  holk)  'schlecht'  (Adv. ;  ir.  go  hole);  s.  Khys, 
Phonol.  72. 

§  275.  (Das  Sandhi-/i  im  C.)  Das  Sandhi-Ä  erscheint  im 
C.  als  lautgesetzliche  Fortsetzung  des  idg.  -s  nach  mc.  y  nc.  ei 
'ihr'  (Gen.  Sing.  Fem.):  mc.  y  henw  *ihr  Name'.  In  allen  übrigen 
Fällen  beruht  das  c.  Sandhi-/?  auf  einer  Analogiebildung  und  er- 
scheint sonderbarer  Weise  gerade  in  den  Fällen,  wo  eigentlich  ein 
Sandhi-w  zu  erwarten  wäre;  so  1)  nach  dem  infigierten  Pronomen 
mc.  e  'ihn,  sie'  (nc.  ei):  mc.  mi  ae  harhoaf  'ich  werde  ihn  er- 
warten'; 2)  nach  dem  possessiven  Pronomen  -m  'mein':  mc.  om 
hanuod  'wider  meinen  Willen';  auch  nach  dem  infigierten  Pro- 
nomen -m 'mich':  mc.  am  hymlityassant  'welche  mich  verfolgten ' 


§  275.  276]  Das  Sandhi-Ä  im  C,  Com.  407 

(weil  die  infigierteii  Pronomina  überhaupt  mit  den  possessiven  Pro- 
nominen  vermischt  worden  sind);  3)  nach  mc.  an  nc.  ein  'unser'  : 
mc.  yn  an  hol  'hinter  uns'  'in  uestigio  nostro';  4)  nach  eu  'eorum' : 
mc.  eu  hesmwythter  'ihre  Gemächlichkeit';  5)  nach  einer  ad- 
dierten Zahl  vor  u geint  'zwanzig'  :  mc.  un  ar  hugeint  'ein  und 
zwanzig'  (vgl.  §  271,  3);  6)  mc.  nc.  pa-ham  'weshalb',  vgl.  mir. 
cid  im-luid  siu  'weshalb  gingst  du?'  (das  ir.  Neutrum  ist  im  C. 
durch  das  Mask.,  also  eine  urspr.  auf  -n  auslautende  Form,  ersetzt 
worden);  ebenso  mc.  pa-har  emae  mach  talu  'ad  quid  est  uas'. 
Der  Ausgangspunkt  dieser  Analogiebildung  war  das  Pron.  der 
3.  Sing.  Fem.;  vor  dem  Infinitiv  stand  urspr.  ein  possessives  Pron. 
mit  Sandhi-/?.;  vor  dem  finit^n  Verbum  ein  Objektspronomen  mit 
Sandhi-?2.  Als  das  Gefühl  dafür,  daß  der  Inf.  eine  Nominalform 
war,  verloren  ging,  wurden  die  beiden  Formen  promiscue  verwendet, 
und  nach  diesem  Muster  wurde  auch  sonst  ein  Sandhi-?z  vor  einem 
Vokal  durch  ein  Sandhi-/^  ersetzt. 

Das  Sandhi-Ä  erscheint  im  Mc.  vor  einem  silbischen  Vokal 
oder  einem  unsilbischen  i:  mc.  eu  hieith  'ihre  Sprache'  nc.  eu 
hiaith  (Spurrell,  Gramm.  S.  13;  jedoch  auch  ein  lachawdwr 
'unser  Heiland',  Rowland  §  542).  Dialektisch  steht  das  Sandhi-/i 
jedoch  heute  (analogisch)  auch  vor  n,  m  und  (in  engl.  Lehnwörtern) 
w:  ei  nhain  'ihre  Großmutter',  ei  mham  'ihre  Mutter',  i  ivhats 
'ihre  Uhr'  [i  wats  'seine  Uhr').  S.  ßowland  S.  9  3,  Spurrell,  Gramm. 
S.  192,  Sweet,  Spoken  North  Welsh  S.  432. 

§276.  (Das  Sandhi-/^  im  Corn.  und  Br.)  Im  Mcorn.  wird 
nach  y  'ihr'  (Gen.  Sing.  Fem.)  regelmäßig  kein  Sandhi-/^  geschrieben: 
brewy  hy  esely  'ihre  (der  Maximilla)  Glieder  zu  brechen'  0.  M. 
2735;  a-ttebres  ty  ha-th  worty  an  wethen  hay  avalow  'wenn 
du  und  dein  Ehemann  von  dem  Baume  (fem.)  und  seinen  Äpfeln 
äßet'  0.  M.  176;  the  orth  y  y am  ach  'von  ihrem  (der  heiHgen 
Jungfrau)  Bild'  Beun.  Mer.  3785  (sonst  wird  ymach  'Bild'  ge- 
schrieben; hier  ein  /  als  Hiatuseinschub?).  Das  h  in  pahan 
cheyson  as  bues  why  'what  accusation  have  ye?'  "was  (ist)  die 
Anklage,  welche  ihr  habt",  pahan  pleyt  'what  (is)  the  pHght'  ist 
vielleicht  nicht  mit  c.  pa-ham,  pa-har  zu  vergleichen,  sondern 
ein  Hiatustrenner  für  das  Auge  in  der  als  ein  einheitliches  Wort 
empfundenen  Verbindung. 

Über  ein  Sandhi-Ä  im  Ncorn.  handelt  Lhuyd  S.  231  (mar 
h-euhal  'so  loftily',  da  h-emlod  'to  fight',  me  a  h-tjrx  'I  will  com- 
mand',  ään  h-yäewon  'to  the  Jews');  diese  mir  unklare  Ei-scheinung 


408  Das  Sandhi-Ä  im  Br.  Konsoii.  +  him  Air.     [§  276.  277 

hat  mit  dem  alten  ir.  c.  br.  Sandhi-A  offenbar  nichts  zu  tun.  — 
Über  mcorn.  ow  hon  an  'ich  selbst',  yn  the  herwyth  s.  §  282. 

Im  Br.  existiert  kein  regelmäßiges  Sandhi-/?;  jedoch  hat  das 
possessive  Pron.  der  3.  Sing.  Fem.  h  e  und  das  infigierte  Pronomen 
he  'sie'  (Akk.  Sing.  Fem.)  in  Treguier  vor  einem  Vokal  die  Form 
hec'h  (Vallee  S.  106,  Emault,  Gramm.  §  46).  ÄhnUch  in  V.  und 
in  Cournouaille  (Faouet,  wo  das  h  auf  die  Stellung  vor  Verschluß- 
lauten [hier  vielleicht  unterstützt  durch  das  anders  entstandene  ho, 
hoc'h  'euer'  §  294]  und  [wie  im  C]  vor  m  übertragen  ist,  s.  Loth, 
Ec.  XVII  421f.,  IX  273:  hi  car  'ihr  Bein',  hi  torn  'ihre  Hand', 
hi  prec'h  'ihr  Arm'  :  gar,  dorn,  brec'h).  Über  das  anlautende 
h  in  he  s.  §  282. 

§  277.  (Verschmelzung  des  h  mit  einem  Konsonanten  im 
All*,  und  die  darauf  begründeten  Sandhierscheinungen.)  d  -{-  h 
>  t:  air.  inte  'in  sie'  (3.  Sing.  Fem.),  intiu  'in  sie'  (3.  Plur.),  s. 
in  der  Bedeutungslehre  bei  den  persönUchen  Pronominen;  air. 
etrunn  'zwischen  uns'  hatte  d  (nir.  eadrainn),  air.  etarru 
'zwischen  ihnen'  hatte  t  (nir.  eatorra);  air.  do-intarräi  'kehrte 
zurück'  {-ndrh-),  s.  Verbalverz.  to-ind-so-;  diltud  'leugnen' 
"^dihlnduä  §  168  S.  262;  b  -{•  h  yp:  impe  'um  sie'  (3.  Sing.  Fem.), 
impu  'um  sie'  (3.  Plur.).  d  -\-  h  ^  ß:  air.  miathamli  (Dat.) 
'Herrhchkeit',  Abstraktum  zti  *miathamail  von  miad  'Ehre'  und 
samail  (§  99  Anm.  4  S.  165).  Vgl.  Thurneysen,  KZ  XXXVII 
96.     X  -\-  h:  seccu  'über  sie  hinaus'  (sech  +  Pron.  3.  Plur.). 

Im  Sandhi  wird  d  +  Sandhi-/?  (urspr.  auslaut.  -s)  zu  t  im 
Nom.  Sing.  Mask.  des  Artikels  vor  einem  Vokal  (int  öin  ball 
'das  eine  GHed';  int  öis  'das  Alter,  die  Leute';  int  athir  'der 
Vater'  nir.  an  t-athair).  Ebenso  wird  das  d  des  Artikels  mit 
einem  lenierten  s  des  folgenden  Anlauts  zu  t;  das  s  wird  aber  in 
der  Orthographie  beibehalten:  air.  int  serc  'die  Liebe'  nir.  an 
t-searc  {^^  t'ark).  Zum  Schicksal  dieses  ^  in  Konsonanten gruppen 
vgl.  nir.  Arran  sy'axdd  'Schnee',  Gen.  d  t'raxdd  'des  Schnees' 
S.  153;  a.  Manks  y  tlyei,  y  klyei  'der  Schar'  (Nom.  slyaei  air. 
slög),  Bhys,  Phonol.  S.  65  f. 

Anm.  Es  beruht  nur  auf  einer  Analogiebildung  (auf  dem  Einfluß  der 
Sandhiregeln  beim  alten  p  y  mir.  Ä),  wenn  im  Mir.  und  Nir.  auch  w  +  Ä 
zu  Nt,  /  4- A  zu  Lt  und  s  +  h  zu.  st  wird.  Nir.  bean  tsalathair  'bawd" 
MC,  iän-tsasadh  'satiety'  M'C  (an-tsaor  'sehr  billig'  Arran  ay-tyr 
kann  lautgesetzlich  sein;  vgl.  über  an-  §  70  S.  115),  gabhäl  tslat 
'bündle'  M'C,  cois-tslighe  *way'  M'C.  Noch  weiter  verschleppt  ist  der 
Sandhi    in   gorm-tsrothaigh   'blue-streamed'    (Gen.)  Diarm.  agus  Gr.  II 


§277-279]  Konson.  -f  h  im  Air.,  Nir.,  Brit.  409 

29,  caomh-tsuairc  (Komp.  von  caomh  *<(entle'  und  auairc  'pleasantj 
Henebry  S.  55.  Mir.  Beispiele  (LBr.):  assil  twalli  'ein  Stüek  Speck'  (Wi. 
41);  eter  6c  7  täen  'sowohlJunge  wie  Alte'  (Atk.,  Pass.  and  Honi.,  Z.  187j. 
Vgl  Asp.  i  Irsk  S.  155.  In  Schottland  Ersatz  des  lenierten  *  nach  n  durch 
unleniertes  s:  scann  sluagh  "alte  Leute',  vgl.  §  318. 

Zahlreiche  Analogiebildungen  bei  den  konjugierten  Präpositionen.  Über- 
tragung des  h  aus  dem  Akk.  auf  den  Dat.:  nir.  aige  'mit  ihm',  aici  'mit 
ihr',  aca  'mit  ihnen'.  Nir.  roimpe  'before  her',  rompa  'before  them' 
nach  air.  impe,  impu.  Mir.  esti  'aus  ihr',  estib  'aus  ihnen'  nach 
Analogie  der  häufigen  Alternation  h  :  t  in  den  Fällen,  wo  die  beiden  Laute 
aus  p  entstanden  waren  (vgl.  die  mir.  Schreibung  airthiu  S.  131;. 

§  278.  (Konson.  +  h  im  Nir.)  Ein  jüngeres  aus  ß,  unter 
Umständen  aus  x  oder  f  entstandenes  h  verschmilzt  im  Nir.  mit 
einem  vorhergehenden  Konsonanten:  Arran  t'ig'  'er  kommt',  Fut. 
t'uk9  (tig,  tiocfaidh);  Donegal  kdtid  'weshalb'  (cad  chuige);  Ar- 
ran Nom.  Lübd  'Bett',  Gen.  Lap9,  Donegal  Nom.  Labwi,  Gen. 
Lap9  (leabaidh,  Gen.  leabtha).  Vgl.  über  mir.  colptha,  colb- 
thach  in  §  228.  Ob  in  Arran  t'ankdxy  teangthacha,  Plur.  von 
t'awd  teanga  und  Arran  Lonkdd'dv  'ein  Seil  zum  Verbinden  eines 
Yorderfoßes  mit  dem  entsprechenden  Hinterfuß,  für  Ziegen  ge- 
braucht, um  deren  Fortlaufen  zu  verhindern'  (Finck)  mir.  lang- 
fiter  (Corm.)  'a  long  fetter  which  is  between  the  fore-legs  and  the 
hind-legs'  (nsch.  langaid)  das  -nk-  aus  -Togh-  oder  aus  -wA-  ent- 
standen ist,  bleibe  dahingestellt;  sicher  ist  es,  daß  -mh-  zu  -mp- 
f Uhren  kann:  Arran  ompar  'tragen',  Donegal  ömpdr  iomchar;  nir. 
timpireacht  (Akk.  Keat.)  aus  air.  timthirecht  'Bedienung'; 
Arran  dd'erin  p'eii  adeirim  fein  'sage  ich',  Vom  ip'en  liom  fein 
'bei  mir  selbst'  (halbetymologische  Schreibungen:  timpchioll  'um' 
M'C  4b  38,  leam  pfein  JÜameron,  Reliquiae  Gelt.  II  409;  resti- 
tuierte iTormen:  Donegal  ömxdr  =  ömpdr  'tragen',  Arran  vnaxt 
'gehen'  imtheacht  u.  s.  w.).  v,  w^  w  +  h  oder  h  +  v,  w,  iv  gibt 
in  der  Regel  f:  Arran  tofd  'faul'  lobhtha,  Lüfdr  'scharf'  lüth- 
mhar,  d'efif  'Eile'  deithbhir,  deifir  (air.  deidbir,  deithbir 
'notwendig').  Im  Sandhi  scheint  jedoch  v,  ic  +  h  zu  p  geführt  zu 
haben:  Donegal  tlpuds  'oben'  taobh-shuas  (mit  unhistorischer 
Orthographie;  richtig  wäre  th,  vgl.  air.  tuas),  tlp'isr  'westlich  von' 
taobh-shiar  (sh  für  th);  nach  M'Alpine  (vgl.  ZfcPh.  II  209) 
wird  nsch.  sibh  fhein  (fh  falsche  Schreibung  für  nicht  leniertes, 
zu  h  gewordenes  f)  als  sibh  pein  gesprochen.  Vgl.  Quiggin 
§  311,  362,  384,  391,  414,  422,  Asp.  i  Irsk  S.  161. 

§  279.     (Konson.  +  h  im  Brit.;  vgl.  S.  74.)     C.  teg  'schön', 


410  Konson.  -f  h  im  Brit.   Anlautendes  h-  im  Air.     [§  279.  280 

Superl.  tecaf  (mc.  tec,  teckaf);  c.  caled  %art',  Superl.  caletaf 
(mc.  calet,  calettaf);  c.  gwlyb  ^feucht',  Superl.  gwlypaf.  Mc. 
dryckin  'schlechtes  Wetter'  (drwg  +  hin);  atteb  nc.  ateb  'Ant- 
wort' :  *ati-  +  W.  *seh(',  vgl.  ir.  aithesc  'Bericht,  Bat',  ac.  hepp 
'inquit'  u.  s.  w.  §80;  c.  epil  'offspring'  (*eb  'Pferd',  hil  'offspring'). 
Mc.  dygaf  'ich  trage,  bringe',  3.  Sing.  Konj.  dyco,  dycko;  dy- 
wedaf  'ich  sage',  3.  Sing.  Konj.  dywetto;  adnabot  'erkennen', 
3.  Sing.  Konj.  atnappo.  C.  eoca  'Lachse  fangen',  pysgota 
'fischen'  (eog  'Lachs',  pysgod  'Fische').  Das  h  wirkt  durch  ein 
w  oder  r^  l  hindurch:  mc.  3.  Sing.  Konj.  Lnpf.  catwei  von  cadw 
'halten';  mc.  cyn-hackret  'ebenso  häßlich';  digaplo,  Konj.  von 
digablu  'to  cease  from  calumniating'.  Beispiele  für  dh  >/.'  mc. 
diwethaf  'der  letzte'  (diwedd  'Ende');  Konjunktivformen  wie  mc. 
3.  Sing.  Konj.  eistetho  von  eistedd  'sitzen';  v  +  h:  c.  cyffelyb 
'ähnhch'  (cyf-  +  einer  Ableitung  von  hafal  §  99  Anm.  4  S.  165); 
vr  4-  h:  c.  dyffryn  'Tal',  mc.  auch  dyffrynn,  dyffrynt,  Kompos. 
von  dwfr  'Wasser'  und  hynt  'Weg'.  —  Der  lautgesetzliche  Stand 
ist  vielfach  nicht  erhalten.  Der  Konjunktiv  hat  oft  dh  (d.  h.  äh), 
fh  (d.  h.  vh):  mc.  lladho  3.  Sing.  Konj.  von  llad  nc.  lladd 
'töten'  (daraus  weiterhin  mc.  llado);  mc.  pei  safhei  'wenn  er 
stünde',  Inf.  sefyll.  Das  Nc.  hat  die  Wirkungen  des  h  im  Konj. 
beseitigt;  im  Superl.  ist  h,  t,  p  aus  ghy  dh^  bh  dagegen  erhalten 
und  von  da  aus  auf  den  Kompar.  übertragen. 

Die  Lautgesetze  sind  im  Corn.  und  Br.  dieselben  wie  im  C, 
das  Belegmaterial  ist  aber  weniger  reichlich.  Corn.  Konj.  re-thokko 
'erbringe'  (neben  dogo);  tekca  'der  schönste'  (analogisch  Kompar. 
tecke,  tekke).  Br.  pesketa  'fischen'  (pesked  'Fische');  g^  d,  h 
wird  im  Superl.  zu  k,  t,  p;  so  analogisch  auch  im  Kompar.:  pin- 
vidig  oder  pinvidik  'reich',  Kompar.  pinvidikoc'h,  Superl. 
pinvidika;  deread  'convenable',  Kompar.  dereatoc'h,  Superl. 
dereata  (Vallee  S.  89,  85;  Ernault,  Gramm.  S.  24;  vgl.  für  Yan- 
nes  Bayon  S.  4:  lard  'fett',  Superl.  lartan,  lartet  'wie  fett'; 
analogisch  lartoh  'fetter',  lartik  'ein  wenig  fett').  Über  das  nbr. 
f  (vermutlich  aus  v  -]-  h)  statt  des  mbr.  h  der  Konjunktivformen 
s.  §  608. 

§  280.  (Das  anlautende  h  im  Air.)  In  einer  Keihe  von 
Wörtern  hat  das  Air.  (Mir.)  mehr  oder  weniger  regelmäßig  ein  h- 
(Asp.  i  Irsk  S.  127—134,  140—142).  Es  handelt  sich  dabei  zum 
größten  Teil  um  Wörter,  die  mit  idg.  p  oder  /  anlauteten  (Beispiele 
oben  S.  90  f.,  S.  64  f.),   oder  um  lat.  Lehnwörter,  in  denen  das  lat. 


§  280]  Anlautendes  h-  im  Air.  411 

h  durch  gelehrten  Einfluß  restituiert  worden  ist  (§  135).  In  einigen 
Fällen  mag  Assimilation  des  vokalischen  Anlauts  an  ein  inlauten- 
des h  (aus  s)  vorhegen:  hiairn  (Gen.)  'Eisen',  chechtar  n  hai 
'jedes  von  ihnen  (beiden)'  Sg.  215a  2  (auch  bei  ind  huinnius  gl. 
fraxinus  Sg.  67a  11  mit  innerem  -sw-?  vgl.  S.  85);  mir.  corici  a 
hou  'bis  zu  seinen  Ohren'.  Schließlich  handelt  es  sich  in  einigen 
Fällen  wohl  um  ein  idg.  anlautendes  s-^  das  nach  §  178  in  der 
Proklise  seine  lenierte  Form  verallgemeinert  hat,  dann  aber  durch 
Übertragung  auf  stärker  betonte  Formen  gegen  den  in  der  Proklise 
eintretenden  vollständigen  Schwund  geschützt  worden  ist  (hin -diu 
'heute'  Sg.  178  a  3,  eig.  Artikel  +  Substantiv,  vgl.  über  die  Be- 
tonung §  199;  so  wohl  auch  in  huile  'all'  c.  ho  11,  oll).  Auch 
in  Fällen,  wo  absolut  kein  etymologischer  Grund  für  das  h  vor- 
handen war,  wurde  dasselbe  zweifellos  gesprochen;  so  z.  B.  in 
homaib  gl.  crudis  Ml.  98b  4,  humae  gl.  aes  Wb.  12b  27,  vgl. 
Ml.  2b  16;  116c  8,  Sg.  114a  2;  15b  2,  Tur.  129.  Allzu  sehr 
darf  man  allerdings  die  air.  Schreibung  nicht  pressen  (vgl.  §  273); 
es  ist  sehr  gut  denkbar,  daß  z.  B.  in  den  Präpositionen  ho  'von', 
hi  'in'  das  h-  müßig  war;  über  he,  hed  vgl.  §  274. 

Das  h  war  im  Air.  (wie  heute  im  Nbr.)  im  Schwinden.  Daran 
war  sicher  (vgl.  das  Nbr.)  kein  spontanes  allmähliches  Schwächer- 
werden der  Artikulation  Schuld,  sondern  das  h  verschmolz  im 
Sandhi  mit  vorhergehenden  Konsonanten  (hiress  'Glaube',  for 
n-ires  'euer  Glaube');  dadurch  entstand  eine  gewisse  Unsicherheit 
im  Sprachgefühl  mit  Bezug  auf  den  Anlaut;  das  h  drang  in  Wörter, 
wo  es  etymologisch  unberechtigt  war  (hom  'roh',  humae  'Kupfer*), 
oder  wurde  in  Wörtern,  wo  es  ererbt  war,  aufgegeben  (athir 
'Vater'). 

In  der  Proklise  war  das  h  lautgesetzlich  geschwunden.  Neben 
dem  betonten  hir-  in  hirchre  'Untergang',  hirnaigde  'Gebet' 
steht  unbetontes  ar-  in  arachrinim  gl.  defetiscor,  arneigdet  'sie 
beten'.  Es  ist  außerdem  wahrscheinlich  (vgl.  dind  hiris  Wb. 
11  d  2  mit  -d^  nicht  4),  daß  h  (aus  idg.  ^  und/)  nach  lenierenden 
Wörtern  stumm  war  (das  Zusammentreffen  von  a  hires  'ihr  Glaube' : 
a  ires  'sein  Glaube'  mit  a  h-ainm  'ihr  Name'  :  a  ainm  'sein 
Name'  hätte  dann  zur  Einführung  des  Sandhi-A  in  allen  Fällen, 
wo  das  Anlauts-/?  nicht  verstummte,  d.  h.  überall  nach  Vokalen 
außerhalb  der  Lenition,  beitragen  können). 

Anm.  Schon  der  Umstand,  daß  das  ererbte  air.  h-  im  Schwinden  war, 
genügt   zur  Erklärung   der   Tatsache,    daß   bei    air.  sebocc  'Falke'    S.  72 


412  Das  anlautende  h  im  Mir.,  Nir.,  im  Brit.     [§  281.  282 

fremdsprachliches  h-  als  lenierte  Form  von  s-  behandelt  worden  ist;  anders 
hais  .i.  broga  O'Dav. :  aus  aengl.  hosu.  —  Die  Annahme,  daß  das  air. 
h-  „völlig  bedeutungslos  wie  im  Spätlatein"  sei  und  ,,nur  zum  beliebigen 
Schmuck  vokalischen  Anlauts  diente"  (Thurneysen,  ZfcPh.  I  1),  ist  un- 
haltbar, h-  steht  für  x  in  menmnihi  [Wb.]  18a  21  und  ni  po  hetöir 
Wb.  4c  35  (vgl.  S.  271). 

g  281.  (Das  anlautende  h  im  Mir.,  Nir.)  Noch  im  Mir. 
wird  das  anlautende  h-  häufig  geschrieben  (Asp.  i  Irsk  S.  143). 
Der  schon  vor  der  Zeit  der  literarischen  Überlieferung  angefangene 
Vorgang  des  Schwindens  des  h-  ist  dagegen  im  Nir.  vollständig 
durchgeführt;  alle  im  Air.  oder  Mir.  mit  h-  anlautenden  Wörter 
lauten  im  Nir.  vokalisch  an:  air.  hiress  'Glaube'  nir.  iris  u.  s.  w. 
—  Fremdsprachliches  h-  ist  als  Lenition  eines  t-  behandelt  worden 
in  nsch.  talla  'Halle'  aus  engl.  hall.  Jedoch  existiert  seit  wenig- 
stens 200  Jahren  im  Nir.  wieder  ein  wortanlautendes  selbständiges 
h-,  z.  B.  in  halla  'Halle',  hata  'Hut'  (aus  engl.  hat). 

g  282.  (Das  anlautende  h  im  Brit.)  Mit  Bezug  auf  das 
aus  idg.  p'  entstandene  h-  steht  das  Brit.  schon  seit  Anfang  unserer 
Überlieferung  und  ebenso  wohl  auch  das  Gall.  auf  demselben  Stand- 
punkte wie  das  Nir.  Auch  der  Weg  der  Entwickelung  ist  wohl 
ein  ähnlicher  wie  im  Ir.  gewesen,  und  man  darf  daher  an  einer 
gelegentlichen  Schreibung  des  h  im  Gall.  (Hercynia  silua  S.  91) 
keinen  Anstoß  nehmen;  viel  zweifelhafter  ist  es,  ob  im  Brit.  noch 
Belege  für  h  aus  p  zu  finden  sind  (vgl.  Stokes,  BB  XXIII  44 
und  oben  S.  90  f.). 

Das  spätere  durch  Verallgemeinerung  der  lenierten  Form  von 
s  entstandene  wortanlautende  /?-  unterliegt  schon  früh  gewissen 
kleinen  Störungen,  bleibt  aber  trotzdem  im  Ganzen  gut  erhalten; 
nur  im  heutigen  Br.  neigt  es  sich  zum  Schwunde  (nicht  spon- 
tan, sondern  durch  Verschmelzung  mit  den  im  Sandhi  voraus- 
gehenden Konsonanten).  Unetymologisches  h  in  c.  hwyad  'Ente' 
acorn.  hoet  br.  houad  S.  55;  ac.  ocoluin  nc.  hogalen  'Wetz- 
stein' mbr.  hygoulen  nbr.  higolenn  :  mit  der  Alternationsstufe 
äk'-  (vgl.  lat.  äcer  'scharf')  zu  gr.  dy,6vri  'Wetzstein'  u.  s.  w.  (im 
Brit.  wäre  dann  ö  oder  höchstens  e  zu  erwarten;  der  Grund  der 
Umgestaltung  unklar);  br.  hogos,  hegos  'beinahe'  §  97  Anm. 
S.  161;  com.  hanow  br.  hano  'Name'  S.  46;  c.  arthal  'bellen' 
abr.  arton  gl.  latrare  nbr.  harzal;  br.  halan  'Atem'  S.  31;  corn. 
br.  ha,  hag  'und'  S.  243;  nbr.  hirin  'Schlehe'  S.  103;  heor,  eor 
'Anker'  (und  daraus  c.  heor)  S.  224;  nbr.  horz  'Hammer'  S.  114. 


§282—284,1]    BritanLÄ.  Äi.Wortinnern.  BritSpirantisierung.    413 

Umgekehrt  br.  akr  statt  hakr  ^häßlich'  S.  125.  —  Ein  verallge- 
meinertes Sandhi-Ä  steckt  in  mc.  my  hun,  dy  hun  (my  hunan, 
dy  hun  an)  'ich  selbst,  du  selbst'  u.  s.  w.,  corn.  ow  hon  an,  the 
honan,  mbr.  ma  hunan,  da  hun  an  (zu  c.  un  'ein')  und  in  mc. 
herwyd,  yn  herwyd  nc.  herwydd  'gemäß',  corn.  yn  the  her- 
wyth  'bei  dir',  in  aga  herwyth  'bei  uns',  mbr.  hervez  'gemäß' 
(enthält  die  Präposition  er-).  —  Versetzung  des  h  aus  dem  Inlaut 
in  den  Anlaut  (oder  besser:  Assimilation  des  vokalischen  Anlautes 
an  ein  inlautendes  /?):  c.  haiarn  acorn.  hoern  br.  houarn  'Eisen' 
S.  73;  br.  hemolch,  emolch  'Jagd'  §  61,  3  S.  106;  huanad 
'Seufzer'  :  c.  uchenaid;  br.  huel,  uc'hel  'hoch'  §  49  S.  75;  ho, 
hoc'h  'euer'  mc.  awch,  ych;  br.  he,  hec'h  'ihr'  ('eins'  §  276). 
—  In  der  Proklise  schwand  das  h  (§  189).  Schwund  eines  h  in 
schwach  betonter  Stellung  (EnkHse?)  ist  auch  für  c.  corn.  br.  oll 
'all'  anzunehmen,  vgl.  die  c.  und  br.  Nebenform  holl;  eine  pro- 
klitische  Pluralform  steckt  in  mc.  yll-deu  'alle  beide',  ell-pump 
'alle  fünf  u.  s.  w.  Vgl.  ZE  403f.  Gehört  mit  ir.  huile  zu  lat. 
so  11  US  'ganz',  saluus  'heil'  gr.  olog  'ganz'  skr.  sdrva-s  ds. 

Im  Br.  schwindet  das  h-  häufig  in  der  Aussprache  durch  Ver- 
schmelzung mit  einem  vorhergehenden  Konsonanten;  die  stimm- 
haften auslautenden  Geräuschlaute  werden  durch  diese  Verschmelz- 
ung stimmlos  (Ernault,  Gr.  S.  13). 

§  283.  h  aus  s  im  Wortinnern  ist  im  Ir.  immer  geschw^unden; 
wo  -h-  im  Innern  des  einheitlichen  Wortes  geschrieben  wird,  ist  es 
ein  stummes  Zeichen.  Als  Hiatusbezeichnung  steht  -h-  in  air.  cinn 
rehe,  mir.  ahel  §  208  Anm.  2.  indhe  'gestern'  Sg.  148a  13 
beruht  auf  falscher  Analyse  von  in -de  (S.  89)  als  ind-e  und  ana- 
logischer Schreibung  des  letzten  Elementes. 

Über  das  Brit.  s.  S.  73  oben  und  S.  74.  Im  Nc.  ist  das  teils 
aus  Sj  teils  aus  k,  t,  p  nach  w,  n,  m  entstandene  h  nach  einer 
Akzentregel  teils  erhalten,  teils  geschwunden;  s.  §  195. 

XI.    Die  britannische  Spirantisierung. 

§  284.  (Spirantisierung  im  Inlaut.)  1)  In  der  ererbten 
Stellung  nach  einem  Konsonanten  sind  im  Brit.  die  Verschlußlaute 
und  m  vor  einem  Vokal  wohl  überall,  soweit  nicht  die  in  Kap.  XII 
besprochenen  Gesetze  hinderlich  sind,  spirantisch  geworden.  Die 
Einzelfälle  sind:  </,  h  nach  dem  aus  idg.  z  entstandenen  ä:  nir. 
meadhg    c.  maidd  S.  88;    ir.  odb   c.  oddf  S.  32.  —  t  nach  x: 


414  Die  brit.  Spirantisierung  im  Inlaut.         [§284,  1 — 5 

c.  caeth  'Sklave'  S.  93;  c.  wyth  'acht'  S.  123;  c.  noeth  'nackt' 
S.  129.  —  Die  Verschlußlaute  und  m  nach  r,  l:  ir.  airget  c. 
ariant  corn.  arghans  br.  arc'hant;  ir.  bolg  c.  boly  br.  bolc'h 
S.  104f.;  c.  cerdd  S.  114;  c.  barf  §  140,  4  S.  226;  ir.  gulban 
c.  gylf  u.  s.  w.  S.  118;  c.  march,  golchi  S.  126;  c.  nerth 
S.  136;  ir.  forcenn  c.  gorphen  S.  130;  ir.  corp  c.  corff  S.  237; 
ir.  format  c.  gorfynt,  ir.  calma  c.  celfydd  S.  168.  —  m  nach 
n:  ir.  ainm  c.  enw  S.  168 f.  Dagegen  findet  die  Spirantisierung 
sich  nicht:  a)  nach  dem  stimmlosen  s;  b)  bei  t  (und  d)  nach  l; 
c)  bei  Verschlußlauten  nach  homorganen  Nasalen.  Daß  die  Spi- 
rantisierung aber  in  dem  Falle  c)  einst  vorhanden  gewesen  ist  und 
sich  sogar  auch  auf  das  Irische  erstreckt  hat,  ist  in  §  94,  2  aus- 
einandergesetzt. Die  Behandlung  der  Gruppe  It  ist  im  C.  mit  nt 
ganz  parallel  (§  88,  2  S.  137),  so  daß  auch  hier  ursprünghche 
Spirantisierung  anzunehmen  sein  wird.  —  Über  gall.  ßormo, 
Boruo  s.  §  99  Anm.  7  S.  168. 

2)  Vor  einem  Geräuschlaut  kennt  das  Brit.  teils  die  alte 
Spirantisierung  des  k  vor  s  und  t,  vgl.  S.  120  und  123  {kt  >  xt 
ist  sicher  gemeinkeltisch),  teils  eine  jüngere,  aber  wesensgleiche 
Spirantisierung  in  lat.  Lehnwörtern,  s.  S.  217 f.  und  §  144,  3 
S.  236. 

3)  Nach  Zupitza,  KZ  XXXV  256  f.  wird  k  im  Brit.  zu  x 
nach  idg.  r,  l:  c.  drych,  rhych  S.  122.  Für  die  Stellung  nach 
l  gibt  es  jedoch  keinen  wirklich  beweiskräftigen  Beleg.  Idg.  t 
(und  Ä;w?)  wird  nach  r,  l  nicht  spirantisch:  c.  rhyd  'Furt'  S.  91; 
c.  llydan  'breit'  S.  43.  Eine  Ausnahme  bildet  mc.  gwrth  'gegen' 
u.  s.  w.  S.  134. 

4)  Nach  Zupitza,  KZ  XXXV  258  wird  k  und  t  im  Brit. 
spirantisch  bei  sekundärem  Zusammentreffen  mit  einem  folgenden 
r:  c.  gwychr  'tapfer'.     Vgl.  S.  122,  134,  232. 

5)  Ein  älteres  intervokalisches  kk,  tt,  pp  wird  zu  x^  ß,  f:  c. 
gwrach  'alte  Frau',  brych  'fleckig',  peth'Ding',  brethyn  'wolle- 
nes Tuch'  (urspr.  Verschlußlaut  +  n,  S.  159f.);  c.  nyth  'Nest' 
(urspr.  zd,  S.  88);  mc.  pechawt  'Sünde',  c.  llythyr  'Brief,  cyff 
'stock,  stem'  (lat.  Lehnwörter,  S.  230,  234,  238);  achul  'mager', 
athrugar  'mitleidig',  athref  'Wohnung'  ir.  atrab  (Komposita  von 
*ad  und  cul,  trugar,  tref).  Ein  seit  alter  Zeit  im  Auslaut 
stehendes  kk  wird  nicht  spirantisiert :  mc.  ac  'und'  :  lat.  atque 
S.  243.  Ebensowenig  ein  durch  den  Schwund  eines  inlautenden 
Vokals  zusammengekommenes  kk,  tt,  pp:   c.  llet-ty  'Logis'  (lled- 


§  284.  285]     Die  brit.  Spirantisierung  im  Inlaut,  im  Sandhi.  415 

'halb',  ty  'Haus');  br.  klopenn  =  c.  pen-glog  'Hirnschale'  (c. 
p^n  'Kopf,  clog  'Stein').     Vgl.  noch  §  325,  §  327. 

Anm.  Khys,  Lectures  S.  61  folgert  aus  der  Inschrift  Lunar(c)hi 
Cocci,    daß    der  Übergang   von    rk   in   rx    älter    ist    als    kk  ^  x.     Diese 

Chronologie  scheint  durch  allerlei  andere  Erwägungen  bestätigt  zu  werden. 
Die  unter  1 — 3)  erwähnten  Fälle  lassen  sich  kaum  chronologisch  oder  laut- 
psychologisch von  den  Vorgängen  der  Lenition  trennen,  und  sie  sind  viel- 
leicht nur  deshalb  zum  größten  Teil  im  Ir.  nicht  vorhanden,  weil  das  Ir. 
in  den  betreffenden  Fällen  gedehnte  Konsonanten  gehabt  hat  (air.  sercc 
'Liebe',  cumactte  'Macht').  Die  Fälle  unter  5),  die  sich  allein  im  Sandhi 
spiegeln,  scheinen,  wie  vor  allem  die  Sandhiregeln  beweisen,  unbedingt 
jünger  als  die  Lenition  sein  zu  müssen.  Mit  den  Fällen  unter  5)  sind  die 
Fälle  unter  4)  zusammenzustellen  (es  muß  hier  zunächst  Dehnung  des 
Verschlußlautes  eingetreten  sein). 

§  285.  (Die  Spirantisierung  im  Sandhi.)  Die  Tenues  werden 
im  Brit.  im  Sandhi  spirantisiert  a)  nach  einsilbigen  vokalisch  aus- 
lautenden Wörtern,  die  urspr.  konsonantisch  auslauteten  und  daher 
keine  Lenition  bewirkten;  b)  nach  einsilbigen  von  jeher  vokalisch 
auslautenden  Wörtern,  die  nach  den  syntaktischen  Regeln  keine 
Lenition  bewirkten;  c)  im  Br.  zugleich  nach  einigen  heute  konso- 
nantisch auslautenden  Wörtern,  die  ursprünglich  auf  Vokal  +  s, 
später  auf  einen  jetzt  abgefallenen  Vokal  auslauteten.  1)  Nach 
mc.  y  nc.  ei  corn.  y  br.  he  'ihr'  (Gen.  Sing.  Fem.;  * asjäs).  Mc. 
y  challon  nc.  ei  chalon  corn.  y  holon  br.  he  c'haloun  'ihr 
Herz';  mc.  y  thraet  corn.  y  threys  (nicht  belegt)  br.  he  zreid 
4hre  Füße';  mc.  y  phenn  br.  he  fenn  'ihr  Kopf,  corn.  i  feynys 
'ihre  Schmerzen'.  2)  Nach  c.  tri  corn.  try  br.  tri  'drei'  (mask.). 
Corn.  tryhans  '300'  u.  s.  w.  3)  Nach  c.  tra  'über'  (:  lat.  trans)  : 
mc.  trachefyn  'zurück',  nc.  tra-thyn  'sehr  straff'.  Bemerkens- 
wert ist  die  Dehnung  des  n  in  mc.  trannoeth  'über  Nacht,  am 
folgenden  Tage'.  Als  Konjunktion  ('während')  bewirkt  tra  Leni- 
tion (§  321),  was  auf  einer  Neuerung  beruhen  muß.  4)  Nur  im 
C.  belegt  ist  die  Spirantisierung  nach  chwe  'sechs',  nach  a  'und, 
mit'  (in  den  beiden  Bedeutungen  etymologisch  identisch,  s.  S.  243), 
na  'neque',  'ne'  (S.  243  und  §  558,  §  559),  no  'als'  (nach  einem 
Komparativ;  vielleicht  =  air.  noch  'aber,  jedoch,  obgleich'  ZE700f., 
in  Wb.  nur  vor  einer  proklitischen  Form  des  Verb,  subst.  oder 
durch  ni  'nicht',  sem  'gewiß'  von  einer  solchen  Form  geti'ennt; 
etwa  *nu-ki,  vgl.  lat.  nun-c  'jetzt').  Die  drei  letzten  Wörter  lauten 
vor  Vokal  ac,  nac,  noc.  Mc.  a  chledyf  'mit  einem  Schwert'; 
a  phryderu  a   oruc   'und  sie  bekümmerte  sich';    na  gwaew  na 


416 


Die  brit.  Spirantisierung  im  Sandhi. 


[§285 


chledyf  ^veder  Speer  noch  Schwert';  na  cheryd  ^tadele  nicht'; 
gwell  gwr  a  phenedigach  yth  wna  o  hynny  no  chynt  ^du 
wirst  dadurch  zu  einem  besseren  und  vornehmeren  Mann  als 
früher  werden'  ("es  wird  dich  machen").  Hierher  gehört  das  nc. 
efo  'with,  along  with':  aeth  i  ffordd  efo  chyfaill  'he  went 
away  with  a  friend';  das  spirantisierende  a  'und'  ist  nach  dem 
Pronomen  efo  'er'  geschwunden;  vgl.  mc.  a  dathoed  vlwydyn 
kyn  no  hynny  y  lys  Arthur  ef  a  chorres  'welcher  vor  einem 
Jahre  mit  einer  Zwergin  in  die  Burg  Arthurs  gekommen  war' 
Mabinogion  S.  197;  ac  ynteu  a  deuth  ef  ar  melinyd  'und 
er  kam  zugleich  mit  dem  Müller'  Mabinogion  S.  230.  —  Das 
Fehlen  der  Spirantisierung  im  Corn.  und  Br.  erklärt  sich  wohl 
aus  der  lockeren  Art  der  Verbindungen  (besonders  bei  a  'und'). 
Über  die  Lenition  nach  na  'ne'  vgl.  §  320.  5)  Nach  mc.  nc.  ny 
'nicht',  na  'nicht,  daß  nicht',  in  der  ältesten  Sprache  auch  nach 
dem  Tempuspräverb  ry.  Genaueres  hierüber  und  über  die  Lenition 
nach  denselben  Präverbien  in  §  320.  6)  Nach  c.  o  'wenn'  (iden- 
tisch mit  der  lenierenden  Präposition  o  'von';  nach  der  Konjunktion 
muß   die  Lenition   nach   einer  syntaktischen  Regel   gefehlt  haben). 

7)  Nach   mc.  cw   'wo'    S.  127,   s.  Strachan,    Litroduction  S.  120. 

8)  Das  U  des  possessiven  Pronomens  der  2.  Sing,  wird  spirantisiert 
nach  einer  vokalisch  auslautenden  Präposition:  mc.  oth  lu  'von 
deinem  Heere',  yth  elynnyon  'zu  deinen  Feinden';  com.  ath  trok 
'von  deinem  Übel',  theth  whul  "zu  deinem  Machen"  'dich  gemacht 
zu  haben';  mbr.  az  disquiblyen  'von  deinen  Diszipeln',  daz  deren 
'zu  deiner  Hand'  (ir.  hua-t,  do-t  ohne  Lenition).  9)  Im  Br.  wird 
k-  spirantisch  nach  dem  bestimmten  und  unbestimmten  Artikel  im 
Nom.  Sing.  Mask.  und  Nom.  Plur.  Fem.:  ar  c'here  'der  Schuster', 
eur  c'here  'ein  Schuster',  ar  c'heginou  'die  Küchen'.  Im  Plur. 
ist  die  Spirantisierung  auch  ins  Mask.  eingedrungen,  wenn  es  sich 
nicht  um  Personenbezeichnungen  handelt:  arc'hestel  'die  Schlösser'. 
Das  Fehlen  der  Spirantisierung  bei  t  und  p  sowie  im  Corn.  ist 
nach  dem  in  §  271,  2  über  br.  hör,  hon  'unser'  Bemerkten  zu 
beurteilen;  im  C.  lag  die  Sache  in  diesem  Falle  lautgesetzlich  wie 
im  Corn.  10)  Im  Br.  wird  k^  t,  p  spirantisch  nach  teir  (fem.) 
'drei',  pevar  (mask.),  peder  (fem.)  'vier'.  Die  Spirantisierung  fehlt 
im  C.  aus  nicht  lautgesetzlichen  Gründen;  vielleicht  wurde  sie  zu- 
nächst bei  pedwar,  pedair  beseitigt;  tair  hat  sich  dann  nach 
pedair  gerichtet.  11)  Nach  Substantiven  fehlt  die  Spirantisierung 
in  allen  Sprachen  regelmäßig;  Reste  im  Br.:  dour  zomm  'warmes 


§  285—287]    Br.  Spirantisier.  i.  Sandhi.  Entspirantisier.  i.  ir.  Inl.    417 

Wasser',  sul  Fask  ^Ostersonntag'  (auch  in  der  Komposition,  wc 
eigentlich  Lenition  zu  erwarten  wäre:  kar-zi  'AVagenschuppen', 
leur-zi  'Fußboden';  vgl.  die  ir.  lenitionslosen  Komposita  nir.  car- 
ball  'Gaumen':  carr  'Wagen'  §  50,  4  S.  82  und  nir.  earball 
'Schwanz').  S.  Ernault,  Gramm.  S.  13;  Troude  unter  päques. 
Durch  Analogiebildung  auch  nach  einem  Fem.:  V.  taul  Vask 
sainte  table',  Bayon  S.  11  (Analogiebildung  nach  sul  Fask).  Vgl. 
abr.  Poucher,  Poher  =  Pou-caer  ON  (über  pou  S.  222),  abr. 
Pen -ho  et  ON  "Ende  des  Waldes"  u.  s.  w.  Loth,  Chrestomathie 
S.  77.  V.  hanter-hant  'fünfzig'  ist  wohl  Analogiebildung  nach 
den  eklipsierenden  Zahlwörtern. 

Anm.  Die  Spirantisierung  muß  älter  als  der  Schwund  der  Vokale  in 
der  Auslautssilbe  sein.  Khys,  Lectures  S.  61  (vgl.  171)  datiert  sie  ums 
Jahr  600  (wohl  jedenfalls  etwas  zu  spät). 

XII.    Aiisiiahmeii  von  der  Lenition  nnd  der  Spirantisierung 

(das  Homorganitätsgesetz^  die  Entspirantisierung). 

Die  Provektion.i 

§  286.  Nach  einem  homorganen  Sonorlaut  werden  im  Ir. 
und  Brit.  die  Spiranten  zu  Verschlußlauten.  Ebenso  werden,  bes. 
im  Ir.,  die  Spiranten  zu  Verschlußlauten  beim  Zusammentreffen 
mit  homorganen  Spiranten  oder  Verschlußlauten,  zum  Teil  auch 
beim  Zusammentreffen  mit  nicht  homorganen  Spiranten  {s,  x,  h). 

Aus  zwei  homorganen  stimmhaften  Spiranten  (oder  einem  urspr. 
stimmlosen  und  einem  stimmhaften  Reibelaut)  entsteht  im  Corn. 
und  Br.  ein  stimmloser  Verschlußlaut.  Ein  stimmhafter  Reibelaut 
kann  nach  einem  nicht  homorganen  Reibelaut  stimmlos  werden, 
und  ebenso  kann  ein  stimmhafter  Verschlußlaut  nach  einem  (stimm- 
losen oder  stimmhaften)  Geräuschlaut  stimmlos  werden.  Ein  der- 
artiges Stimmloswerden  (bes.  im  Sandhi)  nennt  man  Provektion. 

§  287.     {d,  p  y  d,  i  nach  Z,  n  im  ir.  Inlaut.)     Air.  däl-dde 

gl.  forensis  Sg.  57a  13; reltar  'wird  geoffenbart';  relto.  Gen. 

von  relad  'offenbaren';  —  döin-de  'menschlich'  nir.  daonna, 
daonda;  —  air.  den-ti  'faciendus',  Verbalverz.  di-gni-;  ir.  in- 
gantach  'wunderbar'  :  ingnäth  §  165  Schluß;  nir.  neantög 
'Nessel'  :  ir.  nenaid  S.  134;  huare  nadn-emantar  .1.  'weil  l 
nicht  verdoppelt  wird'  Sg.  48a  8.  Etymologische  Schreibung: 
thörnther    'was    bezeichnet    wird'    Sg.    59b    18    (nir.    gonthar, 


1.  Vgl.  Asp.  i  Irsk,  S.  146—164. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  27 


418  Entspirantisierung  im  ir.  Inlaut  und  Auslaut.     [§  288,  1.  2 

buailthear  bei  dem  älteren  Molloy  S.  67,  mit  der  Angabe,  daß 
-h-  'supprimitur') ;  falsche  „umgekehrte  Schreibung":  tinthuda  'der 
Übersetzung'  Ml.  57  a  9  (t  nicht  aus  p,  sondern  aus  d  +  h).  Über 
air.  ingchis  gl.  incensum  vgl.  §  141,  5  S.  230. 

§  288.  (Verschlußlaut  aus  Reibelaut  +  Reibelaut  im  ir.  In- 
laut und  Auslaut.)  1)  ^  +  ^:  aii'.  tecnate  gl.  domesticus,  mir.  en 
n-etegnaith  'wilder  Vögel'  Wi.  276,  von  tech  'Haus'  und  gnäth 
^bekannt';  air.  anacol,  nir.  anacal,  Inf.  zu  air.  aingid  'schützt' 
mit  demselben  Suffix  wie  in  bäi-gul  'Gefahr'  S.  56  (entsprechend 
tindnacul  'Zuerteilung',  adnacul  'Begräbnis').  §  +  x:  air.  trö- 
caire  nir.  tröcaire 'Mitleid'  (trog 'unglücklich',  carim  'ich  Hebe'); 
inna  ru-bricu  gl.  praecipuos  (Akk.  Plur.  von  -brigach  'mächtig') 
Ml.  37b  11,  vgl.  16, 19.  X  -f  x:  ir.  clocan  nir.  cloigeann  'Schä- 
del' (doch  'Stein',  cenn  'Kopf'),  vgl.  c.  clopen  br.  klopenn 
(und  c.  pen-glog).  Mir.  ciccar  'gefräßig,  hungrig'  nir.  ciocardha 
wäre  hierher  zu  stellen,  wenn  es  aus  *cich-char  "fleischUebend" 
entstanden  wäre;  aber  eich  (§  34  Schluß)  bedeutet  im  Ir.  nicht 
'Fleisch';  vielleicht  ist  das  Wort  daher  aus  dem  C.  entlehnt.  Etymo- 
logische oder  falsche  umgekehrte  Schreibungen  sind  namentlich  in 
Ml.  häufig  (Asp.  i  Irsk  S.  147).  Der  durch  die  Entspirantisierung 
entstandene  Laut  war  eine  reine  Tenuis,  woraus  später  g;  nir.  trö- 
caire ist  von  dem  etymologischen  Bewußtsein  beeinflußt,  nir.  ana- 
cal wie  nir.  minie  S.  159  zu  beurteilen.  —  {k,  reine  Tenuis  >) 
g  +  x:  ir.  cöica  nir.  caoga  '50',  §  224.  x  +  k:  secachiiguidi 
'über  jedes  Gebet  hinaus'  Wb.  25a  28   (statt  sech  cach  nguidi). 

2)  p  -{-  ä:  air.  tüati  gl.  qui  foris  sunt  nir.  tuata  'rustic' 
(tuath  'Volk',  Suffix  -de);  air.  date  'agreeable'  (dath  'Farbe', 
vgl.  nir.  dathamhuil  'seemly,  handsom,  fine');  air.  tecnate  gl. 
domesticus,  s.  unter  1).  ä  ■\-  p:  air.  fleteg  'a  banqueting-house' 
(fled  'Fest',  tech  'Haus');  föitir  'wird  geschickt'  (föid-  'senden'); 
Inf.  föit  U.S.W.  §224.  p  +/•*  in  tairmchrutto  'der  Verklärung 
Christi'  (Nom.  *-thad,  zu  cruth  'Gestalt');  itige  (etymologische 
Schreibung  ithtige)  gl.  horrea  Ml.  98a  4,  5  (ith  'Getreide',  tech 
'Haus').  Die  unbeeinflußte  nir.  Entwickelung  hegt  wohl  in  Fällen 
wie  dänadas  'Kühnheit',  dorchadas  'Dunkelheit'  u.  s.  w.  vor: 
Kontamination  der  air.  Suffixe  -tu  (mii.  dorchatu  'Dunkelheit') 
und  -as;  -tu  beruht  auf  d -\-  pu,  s.  §386;  nir.  tuata  erklärt  sich 
aus  den  beim  Suffix  -de  vorkommenden  analogischen  Vorgängen. 
—  t  +p:  air.  nerta.  Gen.  von  nertad  'Aufmunterung'  Wb.31b  11. 
d  4-  ß:    näd   crette    'daß    nicht   geglaubt   wui'de'    Wb.  15a  31. 


§  288, 3.  289J     Entspirantisierung  im  ir.  Inlaut  und  Auslaut.      419 

d  -{-  (t  >)  d:  docotar  'sie  sind  gegangen',  s.  Yerbalverz.  tiag-. 
Vgl.  ir.  net  'Nest'  S.  88. 

3)  5  +  Ö;  air.  nepuid 'Nicht-Sein'  Ml.  122a  11  (neb  +  buith). 
Unter  dem  Einfluß  des  etymologischen  Bewußtseins  stellen  Formen 
wie  air.  atrefea  'wird  wohnen'  u.  s.  w.  —  b  +  b,  jj:  ropia,  ro- 
bia-si  'wird  euch  sein'  Wb.  16a  13;  21c  17;  nepproinde  'des 
Nicht-Essens'  Wb.  19  a  10  (oder  liegt  hier  t)  -\-  f  —  mit  Lenition 
des  p  —  vor?). 

Anm.  Nicht-ho m Organe  Eeibelaute  bleiben  unassimiliert  nebeneinander 
stehen:  air.  pridchim  'predige';  dia-tuidched  'wozu  ich  gekommen  bin' 
Wb.  10a  28  (ungenau  ro-pricad  'das  gepredigt  worden  ist'  Wb.  7b  12, 
fris-tuichetar  'sie  haben  widerstanden'  ML  21c  2).  Man  hat  früher 
eine  Keihe  von  Wortanalysen  angenommen,  wonach  das  auslautende  p  eines 
Präverbs  mit  einer  folgenden  Spirans  zu  einem  Verschlußlaut  assimiliert 
worden  wäre;  sie  sind  jedoch  sämtlich  entweder  falsch  oder  zweifelhaft: 
man  hat  das  Präverb  aith-  da  gesucht,  wo  mit  Sicherheit  oder  Wahr- 
scheinlichkeit ein  anderes  Präverb  anzusetzen  ist.  Air.  epert  'sagen'  neben 
at-beir  'er  sagt  es',  as-biur  'ich  sage'  enthält  * eks-,  vgl.  lat.  efferö; 
con  eicdid  'so  daß  Ihr  erzählt  habt'  neben  ad-cuaid  undin-cuaid  'hat 
erzählt'  enthält  *en-.  Air.  ecne  'weis,  Weisheit'  nir.  eagna  ist  von  aith- 
gne,  aidgne  'erkennen'  (ad-gen  sa  'ich  erkenne'  mc.  atwaen)  verschieden 
und  enthält  *eks-  (ein  drittes  Kompos.  ist  engne  'Verstand'  'ingenium'). 
Ohne  Wert  für  die  Etymologie  sind  die  volksetymologischen  Formen  etbert 
Ml.  83a  5  und  «tgnithi  gl.  intellecta  Wb.  Ib  14.  Eine  Vermischung  von 
*eA;s-  und  *en-  {*ek{s)  -\-  k-  y  ek-,  *  en  -\-  k-  y  eg ;  durch  Kontamination  eg-) 
nehme  ich  an  bei  air.  teccomnocuir  'hat  sich  ereignet',  Inf.  tecmang 
nir,  teagmhäil,  das  schließlich  doch  wohl  mit  air.  doecomnacht  'ist 
zuerteilt  worden',.  Inf.  tindnacul  verwandt  ist  (auf  die  mir.  Schreibung 
do-r-ecaim  'ereignete  sich'  LL  54b  36  ist  allerdings  kein  großes  Gewicht 
zu  legen)  und  bei  mir.  tecosc  'Belehrung'  nir.  teagasg,  das  doch  wohl 
zu  air.  inchosc  'Bezeichnung',  ecoscc  'Aussehen'  nsch.  aogasg,  aogas, 
eugas,  air.  tinchosc  'Belehrung'  gehört.  —  Ob  J5  je  an  ein  folgendes 
g,  k  lautgesetzlich  assimiliert  wird,  ist  ebenso  zweifelhaft;  air.  frecre 
'Antwort'  nir.  freagra  (s.  Verbalverz.  frith-gair-)  und  air.  freccor 
cell,  fr e cur  ceill  'Verehrung'  (s.  Verbalverz.  cuir-)  können  im  Präverb 
von  der  etymologisch  identischen  Präposition  f ri  (§  179,  1}  beeinflußt  sein. 
Lautgesetzlich:  frith-gnom 'Übung'  Sg.  106b  12,  frith-gnam  gl.  operam 
Thes.  II  2,  29. 

§  289.  (Entspirantisierung  unter  dem  Einfluß  einer  heteror- 
ganen  Spirans  im  ii*.  Inlaut  und  Auslaut.)  1)  s  -^  ^,  x  ist  im 
Air.  (Wb.)  noch  erhalten,  wird  aber  später  zu  sk:  air.  toschid 
'Unterhalt'  (to-  saig-)  mir.  taiscid  nir.  taisgidh  'keeping'  (air. 
tasgid  Wb.  29a  13,  etymologische  Schreibung?);  air.  ros-chaill 
gl.  rosetum;    todiuschud   'erwecken'    (to-di-od-sech-;    auch  to- 

27* 


420  Entspirantisiemng  im  ir.  Inlaut  und  Auslaut.  [§  289 

diusgud)  mir.  todiuscud;  nir.  cois-ceim  ^Schritt',  sx  >  sk 
schon  in  ML,  wie  aus  der  umgekehrten  Schreibung  suuischelai- 
chthi  ^die  Evangelisten'  45  a  3  hervorgeht.  —  2)  ^  +  s:  über 
air.  tuicse  ^auserwählt'  zu  do-röigu  'hat  gewählt'  s.  Verbalverz. 
X  -|-  s:  fo-ro-chsalsat  gl.  subduxisse  Ml.  18d  11,  Inf.  fochsul 
Ml.  93d  5;  air.  mir.  ochsal  'Achselgrube'  nir.  asgall  S.  218. 
Die  Entwickelung  war  entweder  xs  ^  ks  y  sk  (nir.  sg)  oder 
(eher)  xs  y  sx  '^  sk  (sg).  —  ^)  s  +  d,  ß  ist  schon  vor  dem 
Anfang  unserer  Überlieferung  zu  st  geworden:  ni  asstai  gl.  nee 
moratur  Ml.  114a  19,  mani  astat  Venu  sie  nicht  festhalten'  Wb. 
29a  16  (zu  ad-sudi  siu  gl.  moraris  Ml.  114c  6;  Inf.  asdud  Wb. 
29a  15,  etymologische  Schreibung?);  air.  bes-te  'moralisch'  (bes 
'Sitte',  Suffix  -de);  air.  cesto,  Gen.  von  cesad  'das  Leiden'  (idg. 
Suffix  -tu-).  Bei  etir  na  loisthiu  gl.  inter  adustiones  Ml.  39a  7 
handelt  es  sich  um  eine  ursprünghche  Gruppe  -sk^-;  Entspiranti- 
siemng in  mir.  cich-loiste  'Amazone'  (''mit  verbrannten  Brüsten") 
LL  69a  7  =  cich-loscthe  LL  130b  50.  —  4)  ä,  ß  +  s  ist  vor 
dem  Anfang  unserer  Überlieferung  zu  ts  geworden  (woraus  später 
st,  nir.  sd):  air.  ro-n-moitsem  'wir  haben  uns  gerühmt'  Wb. 
17a  13  (Inf.  möidem,  vgl.  S.  184);  air.  baitsim  'ich  taufe'  nir. 
baisdim  (air.  baithis  'Taufe');  air.  fäitsine  'Prophezeiung'  Wb. 
(zu  fäith  'Prophet';  in  Ml.  bisweilen  mit  etymologischer  Schreibung 
faithsine).  Häufig  vor  einem  prokli tischen  Wort:  in  chrut  sin, 
in  chrut  sa  'in  dieser,  in  jener  Weise'  Sg.;  mir.  i-trasta  'jetzt' 
(statt  in  träth  sa);  air.  a  buit  sem  'sein  Sein'  Sg.  216b  2;  ar- 
neut  sa  'ich  erwarte'  Wb.  14a  18;  do-adbat  som  'er  zeigt'  (vgl. 
Pass.  do-adbadar).  Das  vor  einem  Augens  entstandene  t  einer 
Reihe  von  Präsensformen  ist  oft  verschleppt  worden:  do-adbit 
'du  zeigst'  Sg.  159a  2;  do-diut  gl.  sisto  Sg.  152b  1  (Inf.  tui- 
did-en);  höre  do-n-infet  'weil  er  inspiriert'  Wb.  4b  3  (Inf. 
tinfed);  do-fuarat  'bleibt  übrig'  Sg.  12a  3  (vgl.  mir.  diurad 
'Rest',  s.  Verbalverz.  reth-);  über  das  Timbre  des  auslautenden 
Konsonanten  in  den  Formen  der  3.  Sing.  vgl.  §  242  Anm.  1.  In 
den  seltenen  Fällen,  wo  die  Lautgruppe  ts  in  den  Auslaut  rückte, 
wurde  sie  zu  s  reduziert:  air.  ro-fitis  'Ihr  wisset'  aus  ro-fitid-si 
S.  254.  Noch  im  Nir.  hat  man  in  der  3.  Sing,  des  Ipf.  und  Kon- 
ditionalis vor  einem  mit  s  anlautenden  Pronomen  eine  Form  mit 
entspirantisierter  Endung:  Arran  hagdx  (theagadh)  'er  pfiegte  zu 
kommen',  aber  hagad  se  'er  pflegte  zu  kommen'  (Asp.  i  Irsk  S.  161). 
—  ^)  s  -\-  b,  f  ist  in  Wb.  erhalten,  daneben  zeigt  sich  aber  schon 


§  289.  290,  1]     Entspirantisierung  im  ir.,  im  brit.  In-  u.  Auslaut.     421 

sp;  sonderbarerweise  geht  noch  im  Nir.  die  spirantische  und  die 
entspirantisierte  Form  nebeneinander.  Air.  esbe-tu  gl.  nequitiae 
Wb.  9b  15  (-b-  =  fj),  aber  espe  'unnütz'  19d  17,  espach  ds.  Ml. 
35c  25,  26,  nir.  easbaidh  'Mangel',  easbadhach  'mangelhaft', 
aber  auch  easbha,  easmhach  (nsch.  easbhuidh  'Mangel';  Arran 
ashdy  aber  Donegal  aswl;  vgl.  Henebry  S.  46  und  S.  9).  Air. 
as-fenimm  gl.  testificor  Wb.  22a  20,  aber  fu  aispenud  gl.  sub 
denuntiatione  Ml.  54d  2  (und  läse  ad-ru-spen  gl.  iurando  Ml. 
78a  5,  als  ob  die  Wurzel  mit  sp  anlautete);  mir.  tais-fenim  und 
taispenim  'zeige'  (Inf.  taisfenad,  taisbenad,  taispenad)  nir. 
taisbeänaim  (Arran  sbänim,  aber  Donegal  t'isis'f,  Fut.  t'esand 
nid  'ich  werde  zeigen';  Henebry  S.  51  gibt  Formen  mit  anlauten- 
dem sp-  und  S-).  Die  Erhaltung  der  Spirans  beruht  wohl  auf  dem 
etymologischen  Bewußtsein.  —  6)  -b-  +  -s-  scheint  geblieben  zu 
sein:  air.  taidbsiu  'zeigen'  (Inf.  von  do-adbadar  'wird  gezeigt') 
nir.  taidhbhse  'Gespenst'  Arran  tejvsd  Donegal  tavsd;  es  handelt 
sich  jedoch  hier  um  ein  idg.  w.  Daß  ein  auslautendes  h  vor  dem 
s  eines  Augens  entspirantisiert  worden  ist,  folgt  aus  Arran  sih'-sd 
und  sih'  'Ihr'  (sibh-se,  sibh),  döh'  'zu  ihnen'  (döibh)  u.  s.  w. 
Asp.  i  Irsk  S.  162. 

1)  X  -\-  d;,  p.  Air.  onach-digtith  'so  daß  Ihr  (es)  nicht 
gegangen  seid'  Wb.  9b  19,  mir.  ni  dichtim  'ich  kann  nicht  gehen' 
LU  63a  10:  air.  docoid  'ist  gegangen'  (di-con-  +  *wadh-,  vgl. 
lat.  uädö  'gehe'  ahd.  watan  'waten');  air.  inna  fochtaide  gl. 
tribulatorum :  Ableitung  von  fochid  'Leid';  air.  cechtar  'jeder  von 
beiden',  nechtar  'alteruter'  (nach  dem  x  ist  ein  Vokal  geschwun- 
den). Jedoch  ist  /  sehr  häufig  an  alogisch  restituiert:  air.  crochthe 
'gekreuzigt'  (aber  nir.  crochta).  Air.  ad-machdur  sa  gl.  miror, 
machdad,  machthad,  magthad  'Wunder'  (verschrieben  mac- 
dath  gl.  magnum  [Wb.]  17c  9)  muß  noch  kurz  vor  dem  Anfang 
der  literarischen  Zeit  etymologisch  durchsichtig  gewesen  sein;  das 
Subst.  ist  Inf.  des  Verbums,  dem  ein  mit  gr.  f-ieyed^og  'Größe'  ir. 
to-for-mag-  'vermehren'  verwandtes  Wort  zu  Grunde  liegt;  mir. 
machtad  (umgebildet  nir.  machtnadh).  —  8)  x  -\-  h:  air.  seccu 
§  277.     h  +  h  (aus  p  oder  /")  §  278. 

§  290.  (Entspirantisierung  und  Provektion  im  Inlaut  und 
Auslaut  im  Brit.)  1)  Die  Gruppe  -It-  ist  zunächst  im  Brit.  zu  Ip 
geworden  (§  284,  1),  das  im  C.  teilweise  zu  Ihy  l  weitei'schritt,  in 
den  übrigen  Fällen  aber  in  It  rückverwandelt  wm-de,  s.  S.  137. 
Über  tdx,  np,  mf  >  'i^k,  nt,  mp  s.  S.  149.     Sonst  sind  Belege  für 


422     Entspirantisierung  im  brit.  Inlaut  und  Auslaut.     [§  290,  1 — 3 

die  Behandlung  der  Spiranten  nach  homorganen  Sonorlauten  im 
Brit.  selten;  es  handelt  sich  meist  um  Komposita  oder  Ableitungen, 
bei  denen  die  lautgesetzliche  Entwickelung  vom  etymologischen 
Bewußtsein  gestört  werden  konnte:  c.  tan-dde  ^nflammation', 
haiarn-dde  'impregnated  with  iron',  graian-dde  'gravelly';  c. 
cyn-ddar  ^wütend',  cyn-ddaredd  'Wut'  'Hundswut'  (:  ci,  Plur. 
cwn  'Hund');  die  lautgesetzliche  Entwickelung  liegt  vor  in  abr. 
cunnaret  gl.  rabies  nbr.  kounnar  ds.  {nd  y  nd  y  nn).  Vgl. 
mc.  yn-daw  nc.  ynddo  'in  ihm'  corn.  ynno  mbr.  ennaff.  Zahl- 
reichere Belege  für  die  Entspirantisierung  im  Sandhi. 

2)  Belege  für  das  Zusammentreffen  von  homorganen  Spiranten 
oder  von  homorganen  Spiranten  und  Verschlußlauten  sind  im  Brit. 
im  Wortinnern  naturgemäß  selten,  a)  Dentale  (über  c.  nyth  'Nest' 
§  284,  5;  über  c.  addef  'gestehen'  s.  §  322).  Corn.  worto  'gegen 
ihn'  mbr.  out  äff:  corn.  worth  mbr.  ouz  mit  der  Endung  des  ac. 
rac-dam  mc.  racdaw  'vor  ihm'  nc.  rhagddo  corn.  ragtho  mbr. 
raczaff;  das  Mc.  hat  (nicht  lautgesetzlich)  wrthaw;  vgl.  nc.  gwrth- 
ddrychiad 'Erbe'  u.s.  w.  Mc.  attaw  'zu  ihm'  (att),  gantaw 'mit 
ihm'  (ac.  cant  S.  138;  analogisch  ganthaw  nc.  ganddo)  corn. 
ganso  (§  344)  mbr.  gantaff.  C.  adyn  'Bösewicht'  "^ad-dyn  vgl. 
z.  B.  ad-waed  'inferior  blood'  {ad-  aus  idg.  *ati-);  mit  dem  laut- 
gesetzlichen Umlaut  c.  edrych  'Aussehen'  *ati-drk'o-  (was  in  an- 
deren Fällen  in  dem  c.  „Präfix"  e-  steckt,  braucht  in  diesem  Zu- 
sammenhang nicht  untersucht  zu  werden).  Restituiert  c.  cyd-ddwyn 
'ertragen'  u.  s.  w.  b)  Hinterlinguale:  acorn.  guic-gur  gl.  merca- 
tor,  negotiator  mcorn.  Plur.  guycoryon,  guykcoryon  c.  gwicor 
(mit  analogisch  umgestalteter  Endung)  'Hausierer'  (c.  gwig  u.  s.  w. 
§  130  S.  210,  c.  gwr  'Mann'),  s.  Loth,  Les  mots  latins  gwig;  ist 
k  aus  g  +  ff  anzunehmen?  c)  Leniertes  m  +  f  in  c.  cyffred 
§  325.  —  (1)  Spirans  +  Verschlußlaut:  c.  diwedydd  'Ende  des 
Tages'  (diwedd,  dydd).  Nbr.  sei-tek  'siebzehn'  mbr.  seiz-dec. 
Mcorn.  byteweth  'ever'  (byth  'je',  deweth  'Ende').  Mbr.  vetez 
'jamais'  (c.  corn.  byth  +  br.  deiz  'Tag'),  s.  Ernault,  Glossaire 
S.  62.  Restituiert:  br.  kres-teiz  'Mittag'  §  180;  baz-dillad  V. 
bah-tillat  'Waschbläuel'.  Auffälhg:  mc.  pathawr  'what  does  it 
matter  to  thee'  (statt  pa-th-dawr;  /  statt  p  4-  d),  Strachan,  Intro- 
duction  S.  48. 

3)  s  +  d:  mc.  tros-taw  'über  ihn'  corn.  dres-to.  x  +  d: 
acorn.  mah-theid  gl.  uirgo  mcorn.  maghteth,  maghtyth  ds. 
(ncorn.  maithes  'Dienstmädchen'?)  br.  matez  'Dienstmädchen'  ir. 


§290,4.5.291]       Provektion  im  brit.  Wortinnern.  423 

in  gen  macc- dacht  ^junges  erwachsenes  Mädchen'  8.  127  ("ein 
Mädchen,  das  Kinder  gebären  kann";  -dacht  zu  gr.  ör/ouai 
^nehme  an',  vgl.  zur  Bedeutungsentwickelung  d.  empfangen). 

4)  Provektion  von  Spiranten:  ä  +  v  y  f:  mbr.  gouffen,  1.  Sing. 
Kondit.  von  gouzout  'wissen'  (ohne  Assimilation  Imperativ  2.  Plur. 
gouzvezet;  vgl.  das  Verbalverzeichnis);  c.  uffarn  br.  ufern 
'Knöchel'  S.  32.  Jedoch  nicht  im  Auslaut:  c.  oddf  'Knoten',  deddf 
'Sitte'  (mc.  dedyf)  §  231,  3.  v  +  ff  >  f:  mc.  kaffel  'nehmen' 
(Prät.  cafas  'er  nahm';  Infinitivendung  wie  in  ir.  imscrip-gail 
'raufen';  mit  anderer  Endung  Inf.  kafael;  das  f  wird  jedoch  ver- 
schleppt: kaffael;  Präs.  1.  Sing,  caffaf  u.  s.  w.,  zugleich  unter 
dem  Einfluß  des  Konjunktivs  caffwyf  mit  f  aus  v  +  h).  Andere 
Fälle:  mc.  pym-thec  nc.  pym-theg  'fünfzehn'. 

5)  Provektion  von  Verschlußlauten:  c.  cyt-tir  'land  held  in 
common'  (vgl. z.  B.  cyd-fod  'coexistence');  c.  llet-ty  'Logis'.  Viel- 
leicht liegt  neben  dem  t  in  früher  un analysierbar  gewordenen  For- 
men ein  c?;  mc.  Edeyrn  MN  "^ ati-tegernjo-s  (teyrn  'König').  Über 
Gruppen  von  nicht  homorganen  Verschlußlauten  im  C.  lehrt  Jones, 
Welsh  Orthography  S.  20,  daß  der  letzte  Laut  der  Gruppe  weder 
ganz  stimmlos,  noch  so  stimmhaft  wie  die  gewöhnlichen  stimmhaften 
Verschlußlaute  ist;  ein  Dental  stehe  den  Tenues,  ein  Labial  oder 
Hinterzungenlaut  den  Mediae  näher;  er  schreibt  atgas  'odious', 
hepgor  'to  put  aside',  atbawr  'Wiederkauen',  crocbren  'Galgen' 
(Spurrell  adgas,  hebgor,  adbawr,  crogbren).  Vgl.  mc.  aeth- 
pwyt,  Prät.  Pass.  von  mynet  'gehen'  u.  s.  w.  Der  erste  Ver- 
schlußlaut ist  geschwunden  in  c.  clopen  'pate,  noddle',  br.  klo- 
penn  'Schädel'  §  288,  1. 

Entspirantisierung  und  Provektion  des  Anlauts  im  Sandhi. 

§  291.  Im  Ir.  wird  anlautendes  d-,  t-  im  Sandhi  nach  einem 
auslautenden  l,  n  nicht  leniert.  Air.  amal  tuthle  gl.  ut  Cancer 
Wb.  30b  13;  cen  torbatid  'ohne  Nutzen'  Wb.  12d  33.  Nü\ 
colann  daonna  'der  menschliche  Körper'  O'Don.  S.  351;  nsch. 
nighean  donn  'a  brown  maid'  Stewart  S.  145 f.  Ebenso  wenig 
findet  sich  Lenition  eines  d-  oder  t-  nach  dem  Artikel:  i-sin 
tegdais  'im  Hause'  Wb.  33  a  5  (daran  kann  aber  das  geschwun- 
dene d  des  Artikels  Schuld  sein). 

Anm.  R,  L,  iV  werden  im  Nir.  nach  einem  auslautenden  «-Laut  nicht 
leniert:  Arran  en  ly  'ein  Kalb'  aon  laogh.  Dies  folgt  aus  den  in  §  90, 
92,  95  mitgeteilten  Kegeln. 


424     Entspirantisierung  im  Anlaut  im  Ir.,  C,  Corn.     [§291 — 293,2 


Ferner  unterbleibt  die  Lenition  nach  einem  homorganen  Ver- 
schlußlaut oder  Reibelaut  (nach  den  Regeln  in  §  288):  caich 
ceniüil  (Gen.)  ^jeder  Nation'  Wb.  5c  3  (vgl.  Zimmer,  GGA  1896 
S.  388f.);  bad  treüin  ^seid  tapfer'  Wb.  27a  6  (vgl.  KZ  XXXV 
319,  323);  hituil-siu  ^in  deinem  Willen'  ML  59a  21  (statt  hit 
tuil  siu). 

Die  Lenition  eines  d,  t  unterbleibt  nach  s:  anastech  'was 
das  beste  (dech)  ist'  Ml.  37 d  3;  an  as  toisc  'was  Wunsch  ist' 
Wb.  12b  6  (KZ  XXXV  317).  Die  übrigen  Verschlußlaute  sind 
dagegen  nach  einem  s  lenierbar  (as  chöir  'was  passend  ist'  [Wb.] 
33  c  15). 

§  292.  Das  C,  das  im  Inlaut  in  den  meisten  etymologisch 
durchsichtigen  Fällen,  die  Entspirantisierung  aufgehoben  hat,  hat 
sie  auch  im  Anlaut  im  Sandhi  beseitigt;  so  zunächst  nach  l  und 
n:  nc.  Hywel  dda  'H.  der  Gute';  yn  dda  'gut'  (Adv.);  tarian 
ddur  'ein  Schild  von  Stahl'.     Über  y  ddau  ddyn  s,  S.  443 f. 

Anm.  Dagegen  bleiben  rb  und  11  nacb  gewissen  auf  n  und  r  aus- 
lautenden Wörtern  unleniert:  c.  ynrbeolaidd  'regelmäßig',  jn  llawn 
'vollständig'  (Adv.),  mc.  yn  llei  'kleiner'  (Prädikatsnomen),  un  rbaw,  un 
llwy  'ein  Spaten,  ein  Löffel'.  So  nacb  mor  'ebenso'  und  pur  'sebr',  und 
nacb  dem  Artikel  y  (älter  yr)  im  Fem.:  y  rbodd  'die  Gabe',  y  llong  'das 
Scbiff'. 

Ferner:  mc.  a-th  diff  ero  'der  dich  verteidigen  mag'  (d-  =  ä; 
Beleg  bei  Silvan  Evans  1527;  auch  mit  jüngerer  Verschmelzung 
der  beiden  Spiranten  athiffero,  Strachan,  Introduction  S.  9);  nc. 
yr  Arglwydd  Dduw  'der  Herr  Gott';  nodwydd  ddur  'Nadel 
von  Stahl';  y  fath  ddyn  'ein  solcher  Mensch';  hyd  ddydd  barn 
'bis  zum  jüngsten  Tage';  pais  ddur  'stählerner  Rock,  Panzer'. 

§  293.  (Corn.)  1)  Entspirantisierung  von  d  nach  n  und  l: 
vn  venyn  da  'eine  gute  Frau';  pan  deth  'als  er  kam';  del  dys- 
kas  'wie  er  lehrte';  fatel  dons  'wie  sie  kommen  sollen';  yn  tre 
myll  darn  'in  tausend  Stücke'  ZE  191.  Jedoch  kettel  thueth 
'als  er  kam'  K  D.  1329. 

2)  Verschlußlaut  aus  Reibelaut  +  Reibelaut,  ä  wird  t  nach 
der  ursprünglich  auf  ä  auslautenden  Verbalpartikel  y  (und  ma-y): 
y  tons  'sie  kommen',  may  teth  oder  ma-teth  'so  daß  kam'. 
Auch  maga  'so,  ebenso'  (zu  c.  meg-ys  'wie'?)  wird  ein  ^  verloren 
haben;  daher  maga  ta  'ebenso  gut',  maga  tek  'ebenso  schön', 
maga  town  'so  tief.  ]^  -\-  ä:  reth  tenyrghys  'hat  dich  gegrüßt' 
M.  C.  115  (aber  ath  dynyrghys  'der  dich  gegrüßt  hat'  P.  C.  565). 


§293,3.4.294,1]     Provektion  im  Anlaut  im  Com.  425 

t  aus  d  nach  einem  homorganen  Verschlußlaut  liegt  vor  in  yn 
ta  'bene',  ken  teffo  'wenn  er  auch  kommt'  (yn  ist  der  Instrumen- 
tahs  des  Artikels  und  hat  also  urspr.  -nd;  vgl.  übrigens  die  mbr. 
Schreibung  ent;  kyn,  ken  ist  wohl  =  c.  can  'weil,  obgleich'  aus 
ac.  cant  'mit',  S.  138).     Vgl.  unter  3). 

3)  Provektion  eines  Reibelautes  (das  lenierte  g,  das  im  Mcora. 
als  Null  auftritt,  war  zur  Zeit  der  Provektion  noch  ein  ^):  y 
hyller  'man  kann'  (gall-  'können');  y  whelas  'er  sah'  (gueles 
'sehen');  y  fyth  'wird  sein'  (6-);  y  fyn  (m-)  'will';  —  may  halle 
'that  he  might';  may  whane  'daß  er  durchbohrte';  may  fynnas 
'daß  er  wollte';  maga  whyn  'ebenso  weiß';  —  reth  fo  'sei  dir', 
ty  a  fyth  'tibi  erit'.  Die  Provektion  tritt  auch  nach  dem  Adverbial- 
zeichen yn  und  kyn 'obgleich'  ein:  yn  harow 'grausam',  yn  whar 
'mild',  yn  fräs  'greatly'  (b-),  yn  fas  'gut'  (m-);  kyn  fy  'quamuis 
sis'.  Das  nach  kyn  vor  Vokal  erscheinende  d  (kyn  do  'obgleich 
er  war'  M.  C.  163,  ken  thew  pell  'obgleich  es  fern  ist'  C.  W. 
1942)  kann  auf  einer  Analogiebildung  nach  y,  may  beruhen  und 
braucht  nicht  als  ein  Beweis  dafür  betrachtet  zu  w^erden,  daß  nach 
dieser  Konjunktion  immer  eine  Partikel  yth  geschwunden  wäre. 

4)  Provektion  eines  Verschlußlautes.  Nach  der  (im  Corn.  nicht 
lenierenden)  Partikel  ow  (br.  o  c.  wrth)  wird  g,  d,  h  zu  k,  t,  p: 
ow  crowethe  'liegend',  ow  tybbry  'essend',  ow  pewe  'lebend'. 
Vgl.  tovth  ta,  totta  'gute  Eile,  sofort'  O.  M.  1001,  1036.  Ein 
geschwundenes  t  hat  die  Provektion  bewirkt  in  dek  can  quyth 
'zehn  hundert  mal'  (cans  'hundert');  mar  calle,  mar  a  calle 
'wenn  er  könnte',  mar  qureugh  'wenn  Ihr  tut',  mara  qureth 
'wenn  du  tust',  mar  teffa  'wenn  er  käme',  mar  pyth  sawys  'ob 
er  gerettet  werden  soll'  (vgl.  dazu  die  vor  Vokalen  stehende  Form : 
mar  s-ew,  mara  s-ew  'wenn  ist');  a  calla  'wenn  er  könnte',  a 
pe  'wenn  es  wäre'  (vgl.  c.  o-d  'wenn'  neben  o,  o-s).  Seltener  ist 
die  Provektion  von  einem  erhaltenen  (meist  wohl  homorganen)  Kon- 
sonanten bewirkt:  map  pron  'son  of  the  breast';  pub  ted  oll 
'jeden  Tag'.  Mir  unklar  ist  na-n  quelse  'daß  er  ihn  nicht  ge- 
sehen hatte'  M.  C.  85.  Auch  die  durch  Lenition  aus  k^  t,  p  ent- 
standenen Mediae  g^  d,  b  unterHegen  der  Provektion  (z.  ß.  nach 
dem  infigierten  Pronomen  -th-  'dich':  me  ath  pys  'ich  bitte  dich'; 
vgl.  auch  hep  ken  yly  'ohne  ein  anderes  Heilmittel'  u.  s.  w.). 

§  294.  (Br.)  1)  Entspirantisierung  eines  d  nach  n:  ann 
douar  'die  Erde',  milin  dour  'Wassermühle'.  Der  Einfluß  eines 
homorganen  Nasals  hat  die  Wirkungen  der  Eklipse   und   der  brit. 


426     Entspirantisierung  u.  Provektion  i.  Anlaut  i.  Br.     [§  294,  2 — 4 

Spirantisierung  in  einigen  in  §  271  und  §  285,  9  beschriebenen 
Fällen  aufgehoben.  Dagegen  eil-zimezi  *zum  zweiten  Mal  heiraten' 
u.  s.  w. 

2)  Verschlußlaut  aus  Reibelaut  +  Reibelaut.  Die  Verbal- 
partikel e  (mbr.  ez),  die  Konjunktion  ma  'daß'  (mbr.  niaz  aus 
ma  4-  ez)  und  die  zur  Bildung  des  Part.  Präs.  dienende  Präposi- 
tion 0  (mbr.  oz  c.  wrth),  die  ein  g-,  gw-,  b-,  m-  lenieren,  ändern 
ein  anlautendes  d  (woraus  zunächst  durch  Lenition  ä  entstanden 
sein  muß)  in  t:  e  tigouezaz  'es  geschah';  gant  ma  teuot  -pourvu 
que  vous  veniez';  o  tont  'kommend'. 

Nach  einem  femininischen  Substantiv  auf  -d,  -t,  -z,  -s  wird 
ein  mit  d  anlautendes  Adjektiv  nicht  leniert  (Ernault,  Gramm.  S.  9). 
Es  handelt  sich  dabei  zum  Teil  um  ein  restituiertes  z^  s  aus  einem 
alten  ä^  ß  das  mit  dem  folgenden  d  zu  t  hätte  verschmelzen  sollen 
(vgl.  kres-teiz  'Mittag'  §  290,  2d).  So  auch  in  Treguier  bennes 
Toue  d'  ac'h  'benediction  de  Dieu  ä  vous'  (Ernault  S.  10). 

3)  Provektion  eines  Reibelautes  liegt  vor  in  einigen  mbr.  For- 
men des  Verbums  bezaff  'sein'  mit  der  vorhergehenden  Partikel 
ez:  effezo  'wird  sein',  effoe  'war';  und  derartige  Formen  sind 
noch  in  V.  und  Cornouaille  übHch,  s.  Loth,  Rc.  IX  354  ff. 

4)  Provektion  eines  Verschlußlautes.  Ob  Treguier  paour  kes 
Toue  'pauvre  eher  de  Dieu'  (Ernault,  Gramm.  S.  10)  hierher  oder 
zu  2)  gehört,  bleibe  dahingestellt.  Vgl.  V.  kasset  choüj  t'eign 
'faites  moi  souvenir',  Bayon  S.  5.  g,  d,  b  wird  k,  t,  2^  nach  ho 
'euer,  euch'  (vor  Vokalen  hoc'h;  mbr.  hoz)  und  nach  dem  infigier- 
ten  -z  'dich,  dein'  :  me  ho  kalv  'ich  rufe  euch';  me  ho  kwel  'ich 
sehe  euch',  me  ho  talc'h  'ich  halte  euch',  me  ho  pev  'ich  ernähre 
euch';  ho  kenou  'euer  Mund',  ho  kwiriou  'eure  Rechte',  ho 
tourn  'eure  Hand',  ho  preur  'euer  Bruder';  me  az  kalv  (kwel, 
talc'h,  pev)  'ich  rufe  (sehe,  halte,  ernähre)  dich'  (Legonidec,  Dict. 
br.-fr.  S.  10 — 11),  Treguier  bez  eun  den  des  kir  'sois  un  homme 
de  parole'  "zu  deinem  Worte".  Über  die  Provektion  nach  hi  'ihr' 
(Gen.  Sing.  Fem.)  in  Faouet  s.  §  276.  Vgl.  noch  er  hopian  = 
er  c'hoeff  bihan  (Loth,  Chrestomathie  S.  4362).  Seltener  ist  die 
Provektion  von  einem  erhaltenen  (meist  homorganen)  Verschlußlaut 
bewirkt:  dek  kad  'zehn  Hasen',  dek  kwennek 'zehn  Sous",  pemp 
pioc'h  'fünf  Kühe'  (Legonidec  S.  12;  Ernault  S.  11  erkennt  nur 
dek  kwennek  an);  lavaret  din  'dites-moi'  wird  lavaretin  ge- 
sprochen (Loth,  Chrestomathie  S.  436^).  Auch  pemp  kad  'fünf 
Hasen',   pemp  kwele  'fünf  Betten'  kommt  vor  (Legonidec  S.  12). 


§  295]  Die  Lenition.     Allgemeines.  427 

Nach  Bayon  S.  5  wird  ein  anlautender  stimmhafter  Verschlußlaut 
stimmlos  nach  einem  auslautenden  stimmlosen  Verschlußlaut. 

Auch  die  durch  Lenition  aus  k,  t,  p  entstandenen  Mediae  y, 
d,  h  unterliegen  der  Provektion.  Deshalb  bleibt  k^  t,  p  nach  e, 
ma,  0.  Nach  Ernault  S.  9 — 10  werden  k,  t,  p  nach  Geräusch- 
lauten nicht  leniert:  eur  votes  koad  'une  chaussure  de  bois'  (aber 
Legonidec  S.  13  gibt  eur  vaz  deo  'un  gros  baton'). 

XIII.    Die  Lenition.  1 

§  295.  In  der  Stellung  zwischen  zwei  Vokalen  und  in  einigen 
anderen  Stellungen  im  Inlaut  und  im  Satzzusammenhang  haben 
im  Keltischen  fast  alle  unsilbischen  Laute,  wenn  sie  nicht  gedehnt 
sind,  eine  andere  Aussprache  als  sonst  (sie  werden  leniert).  Die 
Aussprache  der  verschiedenen  lenierten  Laute  lassen  sich  nament- 
lich vom  irischen  Standpunkt  leicht  unter  eine  Formel  bringen: 
es  handelt  sich  überall  um  eine  offenere  Mundstellung,  um  einen 
lockereren  Verschluß.  Vom  brit.  Standpunkt  paßt  diese  Formel 
allerdings  nicht  ganz;  es  ist  aber  in  einigen  Fällen  sicher,  in  anderen 
Fällen  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  Abweichungen  sekundär 
sind. 

Für  den  Anlaut  gilt  (von  den  in  §  291 — 294  angegebenen  Aus- 
nahmen abgesehen)  eine  einheitliche  Regel  für  die  Lenition  sämt- 
licher unsilbischer  Laute:  sie  werden  leniert  in  der  Stellung  vor 
einem  silbischen  oder  unsilbischen  Vokal,  vor  dem  idg.  p  (§  49,  1) 
oder  vor  einem  Sonorlaut  (über  sm-  vgl.  S.  86),  w^enn  das  vorher- 
gehende Wort  ursprünglich  vokalisch  auslautete  und  mit  dem  fol- 
genden Wort  eine  enge  grammatische  Verbindung  bildete.  Im 
Wortinnern  ist  das  Schicksal  der  verschiedenen  unsilbischen  Laute 
viel  bunter. 

Anm.  Die  Bezeichnung  der  Lenition  ist  in  den  älteren  literarischen 
Perioden  sehr  imvollkommen,  teils  deshalb,  weil  verschiedene  Laute  mit 
dem  gleichen  Zeichen  bezeichnet  werden  {g  und  ^  u.  s.  w.),  teils  deshalb, 
weil  man  bestrebt  ist,  die  Normalgestalt  des  Anlautes  in  allen  Verbindungen 
festzuhalten.  Aus  der  Nicht-Bezeichnung  darf  man  aber  keineswegs  auf 
das  Nicht-Vorhandensein  der  Lenition  schließen.  Die  Anlautslenition  war 
von  Bedingungen  abhängig,  die  schon  vor  dem  Anfang  der  literarischen 
Überlieferung  längst  verschollen  waren,  kann  also  nicht  in  später  Zeit  ent- 
standen sein;  außerdem  läßt  ihr  Vorhandensein  sich  für  die  alte  Zeit  auch 
vielfach    direkt   beweisen.     Im  Air.    wird    die  Anlautslenition    ursprünglich 


1.  Vgl.  Verf.,  Asp.  i  Irsk. 


428  Die  Lenition  von  idg.  w,  j,  s.  [§  296 — 298 

nur  bei  den  Tenues  regelmäßig  bezeichnet  (cb  =  x,  tb  =  p);  später  (bes. 
in  Sg.)  kommt  die  Lenition  von  /  und  s  durch  die  Verwendung  des  punc- 
tum delens  zum  Ausdruck  (f,  s),  und  die  Lenition  des  r,  /,  n,  s,  f  (zum 
Teil  auch  b  und  m)  wird  u.  a.  dadurch  bewiesen,  daß  der  Artikel  vor  den 
nicht  lenierten  Lauten  als  in,  vor  den  lenierten  Lauten  als  ind  erscheint 
(Asp.  i  Irsk  S.  75ff.):  in  sen-duine  'der  alte  Mensch',  in  fer  'der  Mann', 
in  recht  'das  Gesetz',  in  lie  'der  Stein'  :  Gen.  ind  sen-duini,  ind 
fir,  ind  recto,  ind  liacc. 

Die  Doppelaussprache  der  einzelnen  Laute  und  ihre  Bedingungen. 

§  296.  Die  Zeugnisse  für  eine  altererbte  doppelte  Aussprache 
des  idg.  w  im  Wortinneni  sind  spärlich.  Beachtenswert  ist  der 
frühe  Schwund  des  w  nach  einem  anlautenden  Verschlußlaut  (ir. 
dorus  'Türe'  ac.  nc.  br.  dor)  neben  der  besseren  Erhaltung  nach 
einem  s  (S.  74);  vgl.  das  verschiedene  Schicksal  der  Sonorlaute 
nach  Verschlußlauten  und  nach  s.  Auch  die  Eegeln  für  den 
Schwund  oder  die  Erhaltung  des  w  im  Ir.  (§  42 — 43)  bieten  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  Lenitionsregeln  (ir.  oac  'jung'  :  tarb 
'Stier'  =  fiche  'zwanzig'  :  marc  'Pferd').  Dagegen  hat  der  Ein- 
tritt oder  das  Ausbleiben  der  auf  einem  Vorgreifen  der  Zungen- 
artikulation beruhenden  Spaltung  des  w  zu  abr.  gu  d.  h.  ^w  (s. 
S.  13  f.)  mit  der  Lenition  nichts  zu  tun. 

Falls  die  brit.  Anlautsalternation  giv-  :  w-  (§  41  S.  59),  deren 
älteste  Gestalt  giv  :  ^w  gewesen  ist  (vgl.  §  293,  3),  nicht  etwa 
nach  der  sonstigen  Alternation  g  :  ^  analogisch  ausgebildet  ist,  so 
ist  daraus  mit  Sicherheit  auf  eine  alte  Doppelaussprache  zu  schließen ; 
im  unbeeinflußten  Anlaut  wäre  w  mit  übernormaler  Verengung  des 
Mundkanals  gesprochen  worden.  Der  über-enge  Laut  wäre  im  Ir. 
erhalten  geblieben  (später  f-),  während  der  normale  ^^•-Laut  schwand. 

§  297.  Eine  alte  Doppelaussprache  des  idg./  im  Wortinneni 
läßt  sich  nicht  beweisen.  Allerdings  ist ./  im  Ir.  zwischen  Vokalen 
geschwunden,  nach  Konsonanten  dagegen  zu  ij  >  i  geworden  und 
also  gewissermaßen  erhalten  geblieben  (§  45 — 46).  Und  im  Brit. 
hat  i  nach  r  und  i  eine  engere  Mundstellung  gehabt,  die  zur  Aus- 
sprache d  führte.  Die  Verteilung  der  offeneren  und  der  geschlosse- 
neren Aussprache  stimmt  aber  mit  den  Lenitionsregeln  nicht. 

Es  ist  wahrscheinlich,  daß  das  Ir.  beim  anlautenden  idg.  ;' 
eine  Alternation  (h:  Null,  mit  f:  Null  parallel)  gekannt  hat,  vgl. 
§  280  Schluß.     Das  Brit.  zeigt  keine  Anlautsalternation. 

g  298.  Das  intervokalische  s  tritt  uns  noch  im  Abrit.  als  s 
entgegen:   TgLoavicov  Fluß-N.  bei  Ptolemäus  =  Treanta  bei  Beda, 


§  298 — 300]     Lenition  von  idg.  s,p.  Lenition  der  Verschlußlaute.     429 

engl.  Trent.  Dies  s  kann  aber  schon  von  dem  s  des  unbeein- 
flußten Anlauts  verschieden  gewesen  sein  (es  kann  ein  locker  arti- 
kuliertes s  gewesen  sein) ;  später  entsteht  daraus  h,  s.  §  48,  3.  Die 
Gruppen  sr,  sl,  sn,  sm,  rs,  Is  sind  in  sehr  alter  Zeit  assimiliert 
worden  und  bleiben  bei  der  Untersuchung  der  Lenitionsregeln  am 
besten  außer  Betracht  (sr  >  rr  in  air.  dirruidigthe  'abgeleitet' 
S.  82;  r  +  nicht  leniertem  s  vielleicht  in  air.  forrae  'auf  sie' 
[Sing.  Fem.],  forru  'auf  sie'  [Plur.];  jedoch  hat  das  lenierte  s  bei 
den  konjugierten  Präpositionen  um  sich  gegriffen).  Nicht  leniertes 
s  liegt  vor  Verschlußlauten  sowie  nach  Nasalen  oder  t  vor.  Ir. 
oss  'Hirsch'  :  c.  ych  'Ochs'  u.  s.  w.  könnte  eventuell  mit  ir.  ocht 
'acht'  :  c.  wyth  u.  s.  w.  zu  vergleichen  sein. 

Im  Brit.  gibt  es  bei  idg.  s  keine  Anlautsalternation;  in  der 
Regel  erscheint  h  (oder  was  auf  einem  h  beruht),  in  seltenen  Fällen 
s.  Offenbar  hat  die  lautgesetzliche  Entwickelung  ebenso  wie  im 
Ir.  zu  einer  Alternation  s  :  h  geführt,  die  aber  analogisch  aufge- 
hoben worden  ist,  s.  §  48,  1,  §  136,  1. 

§  299.  Die  verschiedenen  Schicksale  des  idg.  p  im  Wort- 
innern  geben  uns  keinen  Anlaß,  mit  einer  offeneren  und  einer  ge- 
schlosseneren Aussprache  zu  rechnen.  Es  wird  im  Ir.  eine  Anlauts- 
alternation h :  Null  gegeben  haben  (§  280) ;  sie  kann  aber  auf  Analogie- 
bildung nach   der  Alternation  h:  Null  aus  idg.  j  (§  297)  beruhen. 

§  300.  Die  idg.  Mediae  und  Mediae  aspiratae  sind  in  inter- 
vokalischer  Stellung  im  Ir.  und  im  Brit.  zunächst  zu  §^  d,  b  ge- 
worden, vgl.  §  58,  1,  §  66,  §  70.  Dagegen  gehen  die  beiden 
Sprachzweige  mit  Bezug  auf  die  Behandlung  der  Tenues  ausein- 
ander, vgl.  §74,  79,  84.  Im  Ir.  werden  die  Tenues  zu  x^  p  leniert; 
im  nbrit.  Anlaut  werden  sie  zu  g,  b,  d  leniert.  Die  sich  auf  das 
Wortinnere  beziehenden  sprachlichen  und  orthographischen  Tat- 
sachen (§  75,  2,  §  80  Anm.  2;  ac.  abr.  c,  t,  p;  mc.  (und  acorn.) 
inlautend  -g-,  -d-,  -b-,  auslautend  meist  -c,  -t,  -p,  jedoch  oft  -b  [-d 
in  den  c.  Quellen,  die  t  =  ^  verwenden] ;  mcorn.  inlautend  -g-,  -d-, 
-b-,  auslautend  -k  häufiger  als  -g,  -b  häufiger  als  -p  [acorn.  -t  > 
mcorn.  -s  §  344];  das  Mbr.  verhält  sich  ähnlich  wie  das  Mc.  und 
Corn.;  das  Nc.  hat  inlautend  und  auslautend  immer  g,  d,  b^  das 
Nbr.  im  Auslaut  oft  k,  t,  p;  auch  ä:  vor -r;  hakr)  lassen  sich  aber 
am  natürlichsten  so  deuten,  daß  man  für  das  Ac,  Abr.  (oder  eine 
nur  wenig  ältere  Periode)  gesprochene  Tenues  ansetzt.  Diese 
Tenues  waren  jedoch  als  reine  Tenues  von  den  unbeeinflußten 
Tenues,   die    als   Tenues   aspiratae   zu    gelten   haben,    verschieden. 


430  Lenition  der  Verschlußlaute  und  Sonorlaute.     [§  300.  301 

Es  ist  nun  weiterhin  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  reinen  Tenues 
aus  älteren  Spiranten  entstanden  sind  (zum  Lautübergang  vgl.  §  288; 
über  eine  Parallele  aus  dem  Armenischen  s.  KZ  XXXYIII  204, 
XXXIX  389);  dann  wäre  also  der  Anfang  der  Entwickelung  im 
Brit.  und  Ir.  ganz  identisch. 

Die  Lenition  der  Verschlußlaute  findet  im  Wortinnern  statt: 
1)  zwischen  zwei  Vokalen;  2)  zwischen  Vokal  und  Sonorlaut  (in 
dieser  Stellung  ist  jedoch  die  zunächst  entstandene  Spirans  zum 
Teil  vokalisch  geworden  und  hat  im  Ir.  zur  Ersatzdehnung,  im 
Brit.  zur  Diphthongbildung  geführt:  ir.  är  'Blutbad'  c.  aer  u.  s.w. 
S.  103;  §  64,  1;  §  68;  §  72;  ir.  bren  c.  braen  'faul'  §  77;  §  82; 
§  86;  bei  den  Tenues  findet  sich  diese  Entwickelung  im  Brit.  nur 
bei  der  Gruppe  kn,  sonst  hat  man  dieselbe  Entwickelung  wie  in 
intervokalischer  Stellung:  mc.  deigr  'Träne',  nc.  chwedl  'Erzähl- 
ung'; auf  einer  jüngeren  Änderung  beruht  mbr.  dazrou  nbr.  dae- 
rou,  südc.  chweddl,  mcorn.  ethen  'Vogel'  nbr.  evn,  ein  u.  s.  w. 
S.  124,  S.  135);  —  eine  Ausnahme  bildet  im  Ir.  die  Gruppe  -dr-: 
ir.  -fitir  'er  weiß'  c.  gwyr  S.  1121;  3)  zwischen  Vokal  und  Ver- 
schlußlaut werden  g  und  k  leniert  (und  zum  Teil  weiterhin  vokali- 
siert):  ir.  ged  'Gans'  c.  gwydd  S.  102f.,  ir.  bruadar  'Traum'  c. 
breuddwyd  S.  109;  ir.  ocht  c.  wyth  'acht'  S.  123;  d  ist  leniert 
nach  g:  ir.  ged  'Gans';  dagegen  wird  ein  Dental  an  einen  Hinter- 
zungenlaut assimihert:  ir.  rucce  'Schande'  §102,1  S.  174;  4)  nach 
einem  Vokal  im  Auslaut:  air.  hed  nir.  eadh  'dies'  :  lat.  id.  — 
Vgl.  hierzu  noch  §  284. 

§  301.  Über  die  doppelte  Aussprache  von  r,  l,  n,  m  vgl. 
§  89,  §  90,  §  92,  §  95,  §  98.  Die  irische  Aussprache  hat  als  die 
ursprüngliche  zu  gelten;  der  energischere  Mundvei^chluß,  der  bei 
R  und  L  stattfand,  hat  im  C.  zu  einer  energischeren  Exspiration 
und  dadurch  zur  stimmlosen  Aussprache  r  und  l  geführt. 

Die  lenierte  Aussprache  findet  statt:  1)  Zwischen  Vokalen; 
auch  in  den  Fällen,  wo  nach  dem  Sonorlaut  ein  p  geschwunden 
ist  ohne  Doppelung  hervorzurufen,  s.  §  57:  ir.  cilornn,  cilurnn 
gl.  urceus,  urna;  air.  amires  'Unglaube'  nir.  aimhreas,  amhras 
'Zweifel';  2)  zwischen  Vokalen  und  nicht-homorganen  Verschluß- 
lauten oder  Sonorlauten  {r,  l,  n,  t,  d  sind  dabei  als  homorgan  zu 
betrachten);  also  leniertes  r,  l  vor  g^  h,  k,  h',  leniertes  r,  l,  n  vor 
m,  leniertes  m  vor  r,  l,  n;  3)  zwischen  Verschlußlauten  oder  w 
und  einem  folgenden  Vokal;  4)  r  ist  im  alten  Auslaut  leniert 
(athir  'Vater'),  n  dagegen  nicht  (S.  158).  —  Vgl.  dazu  noch  §  284. 


§  302, 1.2]     Wesen  d.  Lenit.  Gegensatz  zwischen  In-  u.  Anlaut.     431 

Wesen  der  Lenition.     Gegensatz  zwischen  Inlaut  und  Anlaut. 
Analogiebildungen  mit  Bezug  auf  die  Anlautslenition. 

§  302.  1)  Ein  Versuch,  die  in  §  296—301  vorgeführten 
Tatsachen  zusammenzufassen,  scheint  nur  darm  gehiigen  zu  können, 
wenn  man  die  lenierte  Aussprache  als  die  normale  Aussprache  der 
keltischen  Laute  auffaßt.  Die  Abweichungen  von  dieser  normalen 
Aussprache  (soweit  sie  nicht  durch  das  Homorganitätsgesetz  bewirkt 
sind)  finden  statt:  a)  Im  absoluten  Anlaut,  b)  Bei  gedehnter  Aus- 
sprache (in  der  Doppelung).  Hieraus  erklärt  sich  vielleicht  die 
Nicht-Lenition  der  Verschlußlaute  und  m  im  Ir.  nach  gewissen 
Konsonanten;  denn  diese  nicht  lenierten  Verschlußlaute  und  m 
waren  wohl  sämtlich  im  Air.  gedehnt,  vgl.  Asp.  i  Irsk  S.  88 — 107; 
die  spirantische  Aussprache  im  ßrit.  (vgl.  §  284)  kann  in  diesen 
Fällen  mit  der  Lenition  gleichaltrig  sein,  wenn  man  nur  annimmt, 
daß  das  Brit.  die  gedehnte  Aussprache  des  Irischen  nicht  gekannt 
hat.  c)  Nach  einem  nicht  lenierten  s.  d)  s  ist  unleniert  vor  einem 
Verschlußlaut  und  nach  einem  Nasal,  im  Ir.  zugleich  nach  einem 
Verschlußlaut  (im  Brit.  vielleicht  nur  nach  dem  annähernd  homor- 
ganen  t). 

2)  Die  Behandlung  der  unsilbischen  Gruppen  im  Sandhi 
stimmt  in  der  Hauptsache  (Lenition  oder  Nicht-Lenition)  mit  dem 
Inlaut.  Die  weitere  Entwickelung  der  lenierten  Laute,  die  im 
Wortinnern  vorkommt,  fehlt  jedoch  im  Anlaut;  die  Normalgestalt 
des  lenierten  Lautes  wird  auch  vor  Konsonanten  durchgeführt:  air. 
der  'Träne'  {-kr-),  aber  ara-chrinim  gl.  defetiscor;  leniertes  si--, 
sl-f  sn-  ist  ir.  hr-,  hl-,  hn-\  vgl.  das  inlautende  rh,  ll,  \.v  (-s  r- 
u.  s.  w.  wird  dagegen  ähnlich  wie  -sr-  behandelt;  das  Resultat  ist 
ein  bisweilen  doppelt  geschriebenes  r,  l,  n);  die  Lenitionsform  von 
wr-,  wl-  ist  im  Ir.  r-,  U,  brit.  wr-,  wl-  (das  w  ist  also  nicht  wie  im 
Inlaut  mit  dem  vorhergehenden  Vokal  zu  einem  monophthongisch 
werdenden  Diphthong  verschmolzen);  das  lenierte  S'p-  (§  49  S.  75) 
hat  nicht  wie  im  Inlaut  Metathese   erlitten;    das  lenierte  sw-  und 


1.  Auch  sm-  wird,  wie  ich  S.  86  angenommen  habe,  lenierbar  gewesen 
sein.  Es  kann  jedoch  zweifelhaft  sein,  ob  das  brit.  m,  das  auf  hm  zurück- 
geführt werden  kann,  rein  lautgesetzlich  ist;  man  erwartet  eigentlich  ein 
leniertes  m  nach  dem  h. 

In  den  echt  zusammengesetzten  Formen  von  air.  di-sruthaig-  'ab- 
leiten' geht  die  Inlautsbehandlung  (huan-dirrudigeddar  'wovon  sie  ab- 
geleitet sind')  neben  der  Anlautsbehandlung  (Inf.  dirsuidigud,  dirui- 
digud  mit  rh  und  r  aus  hr). 


432     Die  Anlautslenition  und  die  unsilbischen  Gruppen.     [§  302,  2.  3 

-s  w-  erscheint  im  Ir.  als  f  (inlautend  v^  geschrieben  b).  -s  w-  er- 
gibt im  Brit.  gw,  vielleicht  durch  Analogiebildung  nach  g-  aus  -s  g- 
(vgl.  sw-  >  brit.  XW-). 

Es  ergibt  sich  schon  aus  dieser  Übersicht,  daß  die  Lenition 
im  Sandhi  nach  einem  auslautenden  s  immer  fehlen  muß,  wenn 
auch  der  Gang  der  Entwickelung  bei  den  Sonorlauten  ein  anderer 
als  bei  den  Verschlußlauten  gewesen  ist.  In  Übereinstimmung  mit 
der  Entwickelung  im  Inlaut  fehlt  ferner  die  Lenition  im  Ir.  immer 
nach  einem  auslautenden  Nasal;  die  Spiranten,  die  sich  in  dieser 
Stellung  aus  den  Tenues  entwickelt  haben,  haben  sich  weder  im 
Ir.  noch  im  Brit.  so  wie  die  durch  die  intervokahsche  Lenition  ent- 
standenen Laute  entwickelt  (s.  das  Kapitel  "Eklipse");  daß  -n  m- 
im  Brit.  wie  im  Ir.  m-  ergibt,  ist  wohl  nicht  lautgesetzlich.  In 
Übereinstimmung  mit  dem  Inlaut  fehlt  auch  im  ir.  Anlaut  die 
Lenition  nach  einem  r  (z.  B.  nach  den  Präpositionen  for  'über', 
eter  'zwischen');  nach  dem  sichersten  Beispiel  für  diesen  Auslaut 
(c.  ar  corn.  br.  war  'auf')  zeigt  das  Brit.  Lenition,  jedoch  schwer- 
lich durch  eine  rein  lautgesetzliche  Entwickelung;  jedenfalls  er- 
wartet man  bei  den  Tenues  in  Übereinstimmung  mit  dem  Inlaut 
eine  andere  Entwickelung  nach  -r  als  bei  der  intervokalischen 
Lenition  (wortpsychologischer  Einfluß  auf  das  Lautgesetz  liegt  wohl 
ferner  als  die  Annahme  einer  Analogiebildung).  —  Ein  auslautendes 
-d  oder  4  ist  im  Kelt.  sehr  früh  geschwunden  (§  152),  und  man 
hat  kaum  ein  Hecht,  die  in  diesem  Fall  im  Ir.  vorkommende 
Lenition  (alaill  sain  'eine  andere  Eigentümlichkeit'  "ein  anderes 
besonderes"  Sg.  6  b  24)  als  nicht  lautgesetzlich  zu  bezeichnen. 
Allerdings  würde  dieser  Fall  in  eine  andere  Beleuchtung  rücken, 
wenn  man  anzunehmen  hätte,  daß  auch  nach  einem  erhaltenen 
urspr.  auslautenden  -d  Lenition  eintritt  (was  mit  der  Behandlung 
von  d  +  Verschlußlaut  oder  s  im  Wortinnern  sehr  schlecht  stimmen 
würde).  Dafür  könnte  man  sich  auf  das  folgende  Material  berufen: 
air.  is  hed  ön  as  fir  'it  is  this  that  is  true'  (vgl.  jedoch  S.  274); 
cid  chenel  nö  cesi  aram  gl.  quod  genus  uel  numeiiim  Sg. 
197b  3;  cid  folad  sluindes  'what  substance  it  signities'  Sg. 
25b  17.  Sollte  nach  dem  d  von  hed,  ced,  cid  ein  Vokal  ge- 
schwunden sein,  oder  liegt  eine  Analogiebildung  vor? 

3)  Gegen  den  im  Inlaut  bisweilen  eintretenden  vollständigen 
Schwund  eines  lenierten  Lautes  sträubt  sich  in  einigen  Fällen  der 
Anlaut.  Das  lenierte  s  schwindet  im  ir.  Inlaut,  bleibt  aber  im  An- 
laut als  h  erhalten.     Das  lenierte  g,  das  im  Inlaut  in  intervokalischer 


§  302, 3]     Reaktion  gegen  die  Tendenz  zum  Schwund  im  Anlaut.     433 

Stellung  in  allen  brit.  Sprachen  entweder  schwindet  oder  zu  "/; 
wird,  schwindet  im  C.  und  Corn.  auch  im  Anlaut.  Im  ßr.  schwindet 
es  gleichfalls  vor  einem  w  aus  idg.  w:  gwele  ^Bett'  :  da  wele 
^dein  Bett';  auch  in  Fällen,  in  denen  das  idg.  w  mit  einem  auf 
keltischer  Diphthongbildung  berulienden  w  zusammentrifft:  he  oad 
(wad)  Wn  Blut'  (c.  gwaed);  me  a  oar  'ich  weiß'  (c.  gwyr).  Da- 
neben finden  sich  Formen  mit  einem  (vermutlich  im  Hiatus  ent- 
standenen Vorschlag  von)  v:  he  voad  'sein  Blut';  en  em  voada 
'sich  zur  Ader  lassen  lassen'  (auch  ar  voalenned  'die  Elle';  zu 
gwalenn  'Stab,  Rute',  das  wohl  aus  dem  gleichbedeutenden 
gwialenn  =  c.  gwialen  acorn.  guaylen  mcorn.  guelan  ent- 
standen ist;  vgl.  lat.  uT-men  'Rute,  Weide',  uieö  'binde,  flechte' 
u.  s.  w.,  wozu  man  auch  das  sich  lautlich  mit  c.  gwial-en  ganz 
deckende  lat.  uiola  'Veilchen'  gestellt  hat).  Mit  diesen  Fällen 
gleich  behandelt  wird  auch  goelo  'weinen'  (mit  unursprünglichem 
g;  c.  wylo)  :  a  ouelo  'der  weinen  wird',  aoualc'h  a  voad  ak  a 
voelvan  'genug  des  Blutes  und  der  Klage';  ferner  einige  Wörter, 
in  denen  das  w  ledigHch  auf  keltischer  Diphthongbildung  beruht: 
ar  waz  'die  Gans'  (Troude  unter  oie;  Etymologie  §  60  S.  102f.). 
Auch  finden  sich  Beispiele  für  den  vollständigen  Schwund  des 
lenierten  g  bei  Wörtern,  in  denen  gw  aus  idg.  w  vor  einem  silbi- 
schen 0  oder  u  oder  einem  Sonorlaut  zu  g  geworden  ist:  nbr. 
n'ounn  'ich  weiß  nicht';  pet  tra  oulennom  ni  'um  wie  viel 
Sachen  bitten  wir'  (Loth,  Chrestomathie  S.  322);  petra  a  rann 
Vas  ich  tue'  (so  in  allen  Formen  dieses  Verbums;  vgl.  c.  gwnaf 
S.  60).  Selten  ist  dagegen  der  vollständige  Schwund  des  lenierten 
g,  wo  kein  w  folgt  oder  folgte  (kommt  vor  in  dem  Verbum  gal- 
lout  'können':  n'ellann  ket  'ich  kann  nicht',  vgl.  die  Belege  bei 
Loth,  Chrestomathie  S.  481);  das  ^  ist  in  der  Regel  durch  die 
Wortpsychologie  geschützt  worden  und  erscheint  als  nbr.  c'h  :  he 
c'har  'sein  Bein'  (gar).  Das  c'h  ist  auch  oft  da  eingedrungen, 
wo  der  Anlaut  ein  zu  g  gewordenes  gw  (idg.  w)  ist;  man  findet 
(neben  den  oben  angeführten  Formen)  he  c'hoad  'sein  Blut';  ne 
c'houlennomp  'wir  bitten  nicht';  eur  c'hrek  'eine  Frau'  u.  s.  w., 
u.  s.  w.  (In  V.  [vgl.  §  352, 5]  bleibt  g-  oft  unleniert;  s.  Bayon  S.  10 3). 
Anm.  1.  Neben  der  in  allen  brit.  Sprachen  gleichmäßig  durchge- 
führten Anlautsalternation  gw-  :  tc-  steht  in  einem  Falle  gw-  :  xw-:  mc. 
Owein,  heb  Arthur,  a  chwaryy  di  wydbwll?  Gwarvaf,  arglwyd, 
heb  Owein  '0.,  sagte  A.,  wirst  du  Brettspiel  spielen?  Ich  werde  spielen 
Herr,  sagte  0.'  Mab.  153;  gware  dy  chware  'spiele  dein  Spiel'  154  (vgl. 
die  Belege  bei  K.  Meyer,  Peredur  ab  Efrawe).     Jedoch  kann  schon  in  Mab. 

Pedereen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  28 


434 


Analogische  Lenition. 


[§  302,  4 


chw-  als  Normalanlaut  behandelt  werden:  yd  oedem  yn  chware  Vir 
spielten'  260  (so  Nc);  —  com.  guary  'Spiel',  leniert  d%  wary  'in  die 
Freiheit  (gehen,  lassen)';  Lhuyd  S.  82  und  245  gibt  unlenierte  Formen  mit 
xw-  an  (choariou  'ludi',  huari  'to  play');  —  im  Br.  ist  xw-  Normal- 
anlaut: mbr.  hoary  nbr.  c'hoari  'Spiel'.  Die  Grundform  scheint  *worigo- 
zu  sein  (mc.  gwaryaf  aus  *worigami  nach  §  59,  9  S.  101);  mo.  gware 
hat  das  e  analogisch  nach  den  Zusammensetzungen  der  "Wurzel  reg-  wie 
dwy-re  'aufgehen  (von  der  Sonne)'  u.  s.  w.  angenommen.  Nicht  recht  klar 
ist  ac.  guarai  gl.  scena,  guaroiou  gl.  theatra,  guaroi-maou  gl.  thea- 
tris,  Gurguarui,  Guruarui  MN  (ZE  96).  Wohl  zu  ir.  fuirech  'Ver- 
weilen', s.  Verbal verz.  fo-rig-.     Von  c.  chwarddu  §  345  beeinflußt? 

4)  Während  die  Lautverbindungen  des  eigenthchen  Wort- 
innern  von  dem  Sprechenden  in  den  allermeisten  Fällen  nach  dem 
früher  Gehörten  reproduziert,  verhältnismäßig  selten  (durch  Wort- 
bildung) neugeschöpft  werden,  so  liegt  die  Sache  bei  den  Sandhi- 
verbindungen  ganz  anders.  Hier  spielt  neben  der  direkten  Repro- 
duktion des  Gehörten  die  Neuschöpfung  nach  vorhandenen  Mustern 
eine  übergroße  Rolle.  Daraus  erklärt  sich  die  Häufigkeit  der  Ana- 
logiebildungen. So  ist  im  Ir.  das  aus  st  entstandene  s,  das  ur-; 
sprünglich  unlenierbar  war  und  daher  im  Brit.  als  s  erhalten  ist, 
analogisch  lenierbar  geworden:  air.  int  serc  ^die  Liebe',  vgl.  S.  78. 
Noch  auffälliger  ist  es,  daß  im  L*.  der  Laut  p-,  der  nur  in  Lehn- 
wörtern vorkommt,  die  nach  der  Zeit  der  Lenitionsgesetze  aufge- 
nommen sind,  analogisch  (nach  dem  Muster  von  k-  :  x-,  t-  :  p-)  zu 
f  (geschrieben  ph)  lenierbar  geworden  ist;  diese  Lenition  ist  schon 
in  Wb.  vorhanden  (fo  pheccad  'unter  der  Sünde'),  aber  noch  nicht 
ganz  durchgedrungen  (die  Fälle,  wo  p-  als  unlenierbar  behandelt 
wird,  sind  doppelt  so  häufig  wie  die  Fälle,  wo  es  leniert  wird); 
später  wird  die  Lenition  ganz  durchgeführt.  Im  C.  ist  nach  dem 
Muster  von  k,  t,  p,  l,  r  :  g,  d,  b,  l,  r  das  c  in  engHschen  Lehn- 
wörtern zu  §  lenierbar:  cain  'Kette'  :  a  ^ain  'die  Kette'  (Sweet, 
Spoken  North  Welsh  S.  433).  Im  Ncorn.  ist  f  analogisch  zu  v 
lenierbar:  forä  'Weg'  :  an  vord  'der  Weg'  (Lhuyd  S.  241).  Im 
Br.  ist  s  analogisch  zu  z  lenierbar:  sae  'Rock'  :  he  zae  'sein 
Rock'  (s  :  z  also  parallel  mit  t  :  d;  aber  auch  parallel  mit  t  :  z 
aus  t  :  p  soll  die  Alternation  s  :  z  vorkommen ;  der  Sprachgebrauch 
steht  nicht  fest).  —  Eine  durch  Lenitiop  entstandene,  aber  fest 
gewordene  Media  wird  als  eine  alte  Media  behandelt  in  br.  bete 
vre  man  'bis  heute'  (breman  'jetzt'  aus  pred  'Zeit'  mit  einem 
demonstrativen  Augens).  Es  ist  ferner  nicht  lautgesetzlich,  wenn 
eine    in    der  Proklise    entstandene  Media    mit    einer    stimmhaften 


§  302, 5]  Lenitionsentgleisungen.  435 

Spirans  als  Lenitionsform  wechselt:  nir.  dam  und  dham  ^zu  mir'; 
c.  dyfod  ^kommen'  (S.  284):  yr  amser  i  ddyfod  'die  Zukunft'; 
com.  de,  'zu';  br.  digas  'bringen'  (S.  284):  ar  frouez  a  zigas 
kest  'das  Obst  erzeugt  Eingeweidewürmer'. 

5)  Entgleisungen  aus  dem  regelmäßigen  Lenitionsschema 
kommen  bei  den  Einzelwörtem  nicht  selten  vor.  Vgl.  Sarauw, 
Irske  Studier  S.  14 — 20.  Idg.  sw-,  sp-  ergab  lautgesetzlich  die  ir. 
Alternation  s  :f:  ir.  siur  'Schwester'  :  mo  fiur  'meine  Schwester' 
§  48,  4;  §  49,  1.  Im  Nir.  ist  dafür  s  :  h  eingetreten.  Bisweilen 
ist  jedoch  zu  dem  f-  ein  p-  als  unlenierte  Form  geschaffen  worden: 
nsch.  piuthar 'Schwester';  mir.  ar-do-petet  'spielen  für  sie,  unter- 
halten sie'  :Inf.  air-fitiud  (Kompos.  von  set-  'blasen'  c.  chwythu). 
—  Im  Brit.  wird  bisweilen  zu  der  Lenitionsform  v-  unetymologisch 
ein  h-  statt  m-  oder  ein  m-  statt  h-  als  nicht  lenierte  Form  ge- 
bildet: c.  men  =  ben  'Wagen'  gall.  benna  S.  157;  c.  moes 
'gutes  Betragen'  neben  br.  boaz  'Gewohnheit'  S.  56;  früh-mc. 
buyeid  nc.  mwyaid  'Hostie';  nc.  bawd  'Daumen'  neben  ac.  maut 
S.  134f.;  br.  begin  und  megin  'Blasebalg'  c.  megin  corn.  Plur. 
mygenow.  Vgl.  §  148,  1  S.  239 f.  (Im  Br.  kann  wegen  der 
unter  3)  geschilderten  Verhältnisse  in  gewissen  Fällen  auch  g- 
neben  der  Lenitionsform  v-  eintreten;  statt  boestl  'boite'  habe  ich 
eur  oest,  Plur.  goestou  gehört).  —  Da  s-  und  t-  im  Nir.  die 
gleiche  Lenitionsform  {h-)  haben,  können  sie  verwechselt  werden: 
mir.  so  cht  'Schweigen'  nir.  tocht  (wohl  von  mir.  tö  'schweigend' 
beeinflußt).  Da  h  nicht  mouilhert  sein  kann,  werden  6--  und  s-,  t' 
und  t  bisweilen  verwechselt:  nir.  seileastar,  soileastar  S.  192; 
silim,  saoilim  'denke';  Arran  tördN  'Grenze'  teora.  —  Im  Corn. 
ist  w-  die  Lenitionsform  des  zu  g-  gewordenen  gw-:  me  a  wolgh 
'ich  werde  waschen'  (golhy  'waschen');  wev,  lenierte  Form  von 
gew  S.  96;  danach  analogisch  hep  wow  'ohne  Lüge'  zu  gow 
'Lüge'  ir.  gäo  S.  55.  —  Zu  vokalischem  Anlaut  wird  im  Ir.  oft 
ein /"- als  unlenierte  Form  geschaffen :  mir.  uar  'kalt',  uacht  'Kälte' 
nir.  fuar,  fuacht  S.  103;  ir.  odb  'Knoten'  nsch.  faob  §  26,  1 
S.  32.  Seltener  wird  ein  f-  analogisch  beseitigt:  ir.  er  räch  'Früh- 
ling' S.  82,  espartain  'Abenddämmerung'  S.  198,  214.  In  der- 
selben Weise  erscheint  im  C.  nicht  selten  ein  unetymologisches  g-: 
ac.  ord  nc.  gordd  'Hammer'  S.  114;  c.  allt  und  gallt  S.  137; 
c.  wyneb  und  gwyneb  'Antlitz',  wybren  und  gwybren  'Himmel' 
S.  38.  Im  Br.  ist  diese  Erscheinung  naturgemäß  seltener:  goelo 
^weinen'  :  c.  wylo  und  gwylo;   gober  neben  ober  'machen'  (nach 

28* 


436  Lenitionsentgleisungen.  Alter  der  Lenition.     [§  302, 5.  303 

great  'getan'  u.  s.  w.,  s.  Verbalverz.  gni-).     Umgekehrt  ist  ein  g- 
beseitigt  in  c.  naws  =  gnaws,  br.  neuz  S.  49. 

Seltener  und  zum  Teil  nicht  ganz  leicht  zu  erklären  ist  die 
Verwechselung  der  lenierten  und  der  nicht  lenierten  Form,  f  statt 
p  in  nir.  fairche,  mir.  fromud  §  144  Anm.  2  S.  235;  nir.  failm 
=  pailm  'Palme'.  Umgekehrt  2?  statt  f  in  nir.  preamh  =  freamh 
'Wurzel';  mir.  peterlaicc  'das  alte  Testament'  air.  Gen.  fetarlicce 
S.  223;  nsch.  pill-  'drehen,  zurückkehren'  ir.  fillim  'ich  drehe' 
(auch  nsch.  tili-  'zurückkehren'  mit  der  lenierten  Form  thill-, 
deren  h  in  Wirklichkeit  auf  dem  unlenierten  f  beruht).  Im  Brit. 
mag  eine  derartige  Entgleisung  bei  den  Substantiven  bisweilen  mit 
einer  Änderung  des  Genus  zusammenhängen:  br.  bok  und  pok 
'Kuß'  mask.,  vgl.  ir.  pöc  fem.;  sie  kommt  aber  auch  ohne  Genus- 
wechsel vor:  br.  golc'hed  fem.  §  123,  4. 

In  Verbindung  mit  diesen  Entgleisungen  sei  noch  auf  die 
häufige  Erscheinung  verwiesen,  daß  bei  Lehnwörtern  der  fremd- 
sprachliche Anlaut  als  lenierte  Form  verwendet  wird.  S.  §  133 
Anm.  1  S.  214.  Nsch.  cuip  'a  whip',  sainnseal  'a  handsel',  nir. 
taisteal  'Hechel'  aus  engl,  hatchel,  nir.  giosta  'yeast';  air.  sebocc 
§  280  Anm..  Vgl.  über  die  Wiedergabe  des  lat.  f  §  137  S.  220. 
—  Über  nir.  mar  mc.  mal  'wie',  die  analogisch  unleniertes  m  statt 
des  lenierten  m  angenommen  haben,  s.  §  99  Anm.  4  S.  165. 

Anm.  2.  Über  die  Beseitigung  des  Lenitionswechsels  in  proklitischen 
Wörtern  s.  §  178. 

Das  Alter  der  Lenition. 

§  303.  Daß  absolut  keine  Nötigung  besteht,  die  Lenition  in 
die  nachrömische  Zeit  zu  verlegen,  habe  ich  oben  S.  242  ausge- 
sprochen. Wenn  man  die  Chronologie  der  brit.  Spirantisierung 
(§  285  Anm.)  und  den  wahrscheinlichen  Zeitzwischenraum  zwischen 
•der  Lenition  der  Verschlußlaute  und  der  Spirantisierung  erwägt,  so 
wird  man  die  Lenition  keineswegs  später  als  ums  Jahr  400  n.  Chr. 
datieren  können.  Die  Betrachtung  des  s-Lautes  führt  uns  auf  eine 
noch  ältere  Zeit.  Der  Sandhiwechsel  s  :  h  hat  nur  während  des 
ersten  Teils  der  römischen  Periode  im  Brit.  bestanden  (S.  217); 
der  Lautübergang,  auf  dem  das  h  beruht,  wd  daher  kaum  später 
als  ums  Jahr  300  n.  Chr.  stattgefunden  haben  können;  und  das 
lockere  s,  woraus  das  h  entstanden  ist,  kann  noch  \'iel  früher  be- 
standen haben.  Nach  den  Erörterungen  in  §  302,  1  wäre  man  ge- 
neigt,   gall.  -xt-  aus  -kt-,    gall.  Boruo  =  Bormo    (§  99  Anm.  7 


§303 — 305, 1]     Leiiit.  des  Vokativs.  Lenit.  nach  Präpositionen.      437 

S.  168)  als  Zeugnis  für  das  Vorhandensein  der  Lenition  inri  Ga'h- 
schen  aufzufassen  (war  sie  vorhanden,  so  hatte  sie  bei  den  Tenues 
wohl  eine  ähnhche  Form  wie  im  Brii;  also  U  :  k,  t'  :  t,  p  :  p; 
nach  r  und  l  waren  die  Verschlußlaute  im  Gallischen  unleniert, 
s.  §  353).  Es  liegt  sogar  nahe,  den  Übergang  des  idg.  jj  in  f,  der 
zu  den  allerältesten  keltischen  Lautgesetzen  gehört,  als  ein  Teil 
der  Lenition  aufzufassen  und  demnach  die  Lenition  etwa  auf  das 
Jahr  800  v.  Chr.  zurückzuverlegen.  Folgt  man  diesen  Andeutungen, 
wird  man  sich  fragen  müssen,  ob  die  Ähnlichkeit  der  Lenition  der 
kelt.  Tenues  mit  der  Verschiebung  der  germ.  Tenues  und  die  Über- 
einstimmung des  Keltischen  mit  dem  Skandinavischen  (und  Lateini- 
schen) mit  Bezug  auf  die  Doppelaussprache  der  Sonorlaute  (S.  1 40) 
nicht  schließlich  mehr  als  ein  Zufall  sein  könnte. 

Die  Erwägungen,  die  uns  in  ein  graues  Altertum  zurückführen, 
sind  aber  deshalb  unsicher,  weil  es  durchaus  möglich  ist,  daß  das- 
jenige, das  sich  uns  als  ein  einheitlicher  Vorgang  darstellt,  in 
Wirklichkeit  auf  einer  ganzen  Reihe  von  psychologisch  gleichartigen, 
aber  chronologisch  weit  getrennten  Vorgängen  beruhen  kann. 

• 

XIV.    Syntax  der  Lenition.^ 

Lenition  der  Nomina  und  Adverbia  (Präpositionen)  in  syntaktischer 

Verbindung. 

§  304.  Nach  der  Vokativpartikel:  ir.  a  phopuil  '[o]  Volk!'; 
mc.  a  vorwyn  'Mädchen!'  (morwyn);  corn.  a  das  'Vater!',  a 
vroder  'Bruder!'.  Lenition  des  Vokativs  nach  anderen  Partikeln 
oder  ohne  Partikel:  mc.  ie  vorwyn  'fürwahr,  Mädchen!'  Mab.  198; 
oia,  uorwyn  dec  'schönes  Mädchen!'  Mab.  217;  Peredur,  dec 
uab  Efrawc  'R,  schöner  Sohn  von  E.!'  Mab.  198;  kyfodwch, 
weisson  'steht  auf,  Burschen'  Mab.  201.  Vgl.  Bowland  §  751  f. 
(wo  auch  och  fi  'ach  mir!'  angeführt  wird)  und  unten  §  308,  2. 
Strachan  S.  17  (§  16m,  §  17c). 

§  305.  1)  Nach  den  urspr.  vokalisch  anslantenden  Prä- 
positionen: a)  Ir.  ar  'für'  u.  s.  w.  (=  gall.  are-  §  29,  1);  vgl.  air. 
ar-chiunn  'vor'  c.  er-byn  ^gegen'  (:  pen  'Kopf')  corn.  er-byn, 
s.  §  255,  6.  Das  c.  lenierende  ar  'auf  entspricht  formell  vermuthch 
dem  ir.  for;    das  alte  are-   kann  sich  aber  damit  gemischt  haben. 

1.  Vgl.  Verf.,  KZ  XXXV  315-444;  Strachan,  Au  Introductiou  to 
Early  Welsh,  S.  11—18. 


438  Lenition  nach  Präpositionen.  [§305,  1 

Dem  are-  entspricht  dem  Sinne  nach  c.  com.  er  ^für,  wegen';  diese 
Präp.  bewirkt  aber  keine  Lenition  (vgl.  für  das  C.  Strachan,  In- 
troduction  S.  118,  Kowland  im  alphabetischen  Verzeichnis  S.  281, 
der  allerdings  fakultative  Lenition  des  Inf.  bod  ^sein'  nach  er  an- 
gibt). Das  erklärt  sich  zweifellos  daraus,  daß  noch  eine  dritte 
Präposition,  die  Entsprechung  des  ir.  ekhpsierenden  iar  'nach',  mit 
hineinspielt;  in  proklitischer  Stellung  konnte  diese  Präp.  zu  yr 
werden;  er  und  yr  werden  im  C.  unterschiedslos  verwendet;  die 
Bedeutung  'seit'  (nc.  er  doe   'seit  gestern')   weist  aber  auf  ir.  iar. 

—  b)  Mc.  att  nc.  at  'zu',  vermutlich  Kombination  von  zwei  Prä- 
positionen *ad4o.  —  c)  Ir.  cen  'ohne',  vgl.  Rozwadowski,  Quae- 
stiones  I  10  und  unten  §  518.  —  d)  Ir.  di  'von',  c.  o-ddi  (oddi 
fry  'von  oben').  Allein  kommt  diese  Präposition  als  ac.  di  mc.  y 
vor;  häutig  mit  einer  folgenden  Präposition  verbunden :  mc.  y  wrth 
nc.  oddi  wrth  corn.  a-thy-worth  br.  di-ouz,  di-gant  'von'  (die 
lenierte  Form  der  letzten  Präposition  ist  aber  von  y,  -ddi,  -thy-, 
di-  unabhängig;  vgl.  c.  oddi  tan  'von  unter').  Zu  lat.  de.  — 
e)  Ir.  do  'zu'  ac.  di  mc.  y  nc.  i  corn.  the  abr.  do  mbr.  da,  de 
nbr.  da  (S.  283 f.);  *^o.  —  f)  Ir.  fo  'unter'  aus  *upo,  vgl.  gr.  vtzo 
skr.  upa  (im  Brit.  nur  als  Präverb  und  in  der  Komposition  übüch: 
ac.  guo-  mc.  nc.  go-,  gwa-  corn.  go-,  gwa-  br.  gou-,  gwa- 
gall.  ue-,  vgl.  S.  34 f.).  —  g)  C.  gan  'mit'  :  gr.  y.aTcc  S.  138. 
Keine  Lenition  nach  corn.  gans  br.  gant.  —  h)  Ir.  im,  imm- 
'um'  c.  am  S.  45.  —  i)  C.  is  in  der  Verbindung  is  law  'below'. 
Ob  ir.  is  leniert  hat,  läßt  sich  nicht  ermitteln.     Etymologie  S.  50. 

—  k)  Ir.  6  'von'  c.  o  corn.  a  br.  a.  Etymologie  unsicher;  die 
brit.  Formen  ließen  sich  am  besten  zu  skr.  ä  (mit  dem  Abi.)  'bis, 
von  .  .  her'  lat.  ä  'von'  stellen;  zum  Lautlichen  vgl.  §  187,  1;  ob 
man  es  aber  wagen  darf,  auch  ir.  ö  aus  *«  zu  erklären,  ist  zweifel- 
haft (ein  direktes  Hindernis  besteht  allerdings  kaum).  Dazu  nc. 
mo  aus  ddim  o:  nis  medrant  ganfod  mo  ddichellion  y  dyn 
'they  cannot  perceive  the  man's  tricks'.  —   1)  Ir.  ol  'wegen;    über 

—  hinaus'  :  ol  sodin  'deshalb',  ol-chene  'außerdem'.  Zur  Ety- 
mologie vgl.  §  517.  —  m)  Ir.  tre  'durch'  c.  trwy  com.  dre  br. 
dre;  *trei.  —  n)  Ir.  uas  'über'  mc.  uch  nc.  uwch  (in  den  Redens- 
arten uwch  law  'above',  uwch  ben  'overhead');  *oupsu,  vgl. 
S.  75. 

Über  die  Lenition  nach  c.  ar  'auf    corn.  br.  war  s.  §  302,  2. 

—  Bei  den  in  junger  Zeit  aus  einem  Nomen  entstandenen  Prä- 
positionen ist  die  Lenition  nicht  als  ein  sicheres  Zeugnis  für  urspr. 


§  305,  1]  Lenition  nach  Präpositionen.  439 

vokalischen  Auslaut  aufzufassen.  Solche  lenierende  Präpositionen 
sind  ir.  amal  'wie'  §  99  Anm.  4  S.  165  (eklipsiert  eine  Verbal- 
form, s.  §  266;  die  brit.  Entsprechungen  lenieren  nicht);  ir.  fiad 
'coram'  §  40  S.  58;  —  c.  hyd  'bis'  (hyd  ddydd  barn  'bis  zum 
jüngsten  Tage';  hyd  ist  eigentlich  ein  Substantiv  'Länge');  nach 
serch  'trotz'  kann  der  Inf.  bod  leniert  werden;  —  br.  bete  'bis' 
leniert  in  der  Verbindung  bete  vreman  'bis  heute';  br.  Treg.  ti 
bi  'chez  qui'  (Leon  e  ti  piou,  Ernault,  Gramm.  S.  11;  da  di 
Vari  'chez  Marie'  neben  ti  Mari  'la  maison  de  Marie'  Rc.  XV 
387).     Vgl.  noch  §  313. 

Präpositionen,  die  nur  in  einigen  Dialekten  oder  Sprach- 
perioden (analogisch)  lenierende  Kraft  angenommen  haben,  wahr- 
scheinlich aber  nicht  urspr.  vokalisch  auslauteten:  Air.  et  er 
'z\vischen'  (S.  139)  leniert  nicht;  dagegen  mir.  eter  chorcair  7 
gorm  'sowohl  purpurn  als  blau'  LL  54a  36;  nir.  Arran  ecl'ir  vög 
agds  wör  'sowohl  Klein  wie  Groß,  alle'  idir  bheag  agus  mhör; 
vgl.  Stewart*  161.  Die  Lenition  beruht  auf  einer  Angleichung  an 
die  Lenition  nach  dem  folgenden  acus  'und'.  —  Air.  mir.  tar 
'über  .  .  hinaus'  leniert  nicht;  im  Nir.  und  Nsch.  Lenition:  nir. 
Arran  .\'^  fed'ir  d  ^ol  har  oxd  'über  das  Kochen  hinaus  kann 
man  nicht  weitergehen'  ni  feidir  do  dhul  thar  fiuchadh;  ist 
dies  etwa  Analogiebildung  nach  ol  (vgl.  air.  ol- ebene  mir.  ar- 
chena  S.  273)?  Die  Präp.  geht  wohl  auf  *trros  (vgl.  skr.  tiräs) 
zurück  und  verhält  sich  zu  c.  trwy  'durch'  wie  gr.  rtagog  'vor'  zu 
abulg.  pri  'bei'  aus  *pm.  —  C  dros  'über'  leniert,  corn.  dres, 
dreys  br.  dreist  lenieren  nicht  (c.  o  in  proklitischer  Stellung  aus 
ä;  corn.  br.  e,  ei  Umlaut  eines  a;  zu  ä  :  a  vgl.  §  187,  1;  mit 
einem  -tjoSufüx  zu  lat.  trans,  vgl.  Bildungen  wie  gr.  vTtvLog 
'zurückgebeugt',  abulg.  ohi-sü  'gemeinsam'  f-tjo-sj  und  die  von 
Schulze,  KZ  XL  411  ff.  beigebrachten  Beispiele;  als  Nomen  liegt 
das  Wort  vor  in  c.  traws  'quer',  ar  draws  'across'  corn.  tres 
'froward',  trus  'thwart'  br.  treuz  'de  travers').  —  Ir.  fri  'gegen' 
corn.  worth,  orth,  ow  (S.  287)  lenieren  nicht;  c.  wrth  mbr.  oz, 
ouz  nbr.  o  lenieren  (vgl.  noch  §  293,  4,  §  294,  2).  Grundform 
etwa  *wrtos.  —  Die  Sandhiregel  für  ir.  sech  'über  .  .  hinaus'  kann 
ich  nicht  sicher  angeben  (sech  thech  'am  Hause  vorbei'  LL  117a 
46;  aber  nsch.  fear  seach  fear  'one  man  more  than  another';  air. 
seccu  §  277  und  sech  na  huili  gl.  super  omnia  Wb.  27b  20 
beweisen  nichts);  c.  und  com.  heb  'ohne'  leniert;  br.  hep  ds. 
leniert  nicht.     Vgl.  lat.  secus  (§  80  S.  129).  —  C.  tan  'unter'  com. 


440  Lenition  nach  Adverbien,  Konjunktionen.     [§  305,  2.  306 

yn  dan  lenieren;  br.  din-dan  leniert  in  der  Redensart  dindan 
boan  'unter  Strafe'  (Ernault,  Gramm.  S.  11),  sonst  nicht.  Aus 
^trinos,  vgl.  lat.  tenus  ^bis'.  Die  Lenition  war  zweifellos  durch 
Nachahmung  derjenigen  Präposition  entstanden,  die  von  tan  ver- 
drängt worden  ist  (ir.  fo  u.  s.  w.).  —  C.  cyn  'vor'  br.  kent  lenieren 
nicht;  im  Corn.  findet  sich  kyns  vyttyn  'vor  Morgen'  0.  M.  1644 
(kyns  ys  vyttyn  'früher  als  Morgen'  0.  M.  1533),  in  anderen 
Verbindungen  leniert  kyns  (oder  kyns  ys)  nicht.  Etymologie 
S.  37. 

Anm.  1.  Die  lenierenden  Präpositionen  lassen  in  der  Eegel  ein 
enklitisches  Pronomen  unleniert:  air.  dui-t  'zu  dir'.  Vgl.  darüber  die 
Bedeutungslehre. 

Anm.  2.  Im  Br.  kann  die  Lenition  nach  einer  Präposition  unter- 
bleiben, wenn  das  Nomen  einen  Genitiv  regiert:  dre  toul  (doul)  an 
alc'houez  'durch  das  Schlüsselloch'  (Ernault,  Gramm.  S.  8). 

2)  Nach  gewissen  Adverbien.  Nach  c.  mor  corn.  mar  'so'  : 
mc.  mor  drahaus  'so  übermütig';  nc.  mor  ddu  ar  fran  'so 
schwarz  wie  die  Krähe';  corn.  mar  vras  'so  groß'.  Da  o  :  a  nach 
§  187,  1  auf  ä  zurückgehen  kann,  so  handelt  es  sich  wohl  ur- 
sprünglich um  Komposita,  deren  erstes  Glied  mit  c.  mawr  u.  s.  w. 
(§  32,  3  S.  49)  identisch  ist,  vgl.  mir.  mör-dolig  'sehr  schwer', 
nir.  mör-uallach  'sehr  übermütig'.  Sicher  urspr.  erstes  Glied 
eines  Kompos.  war  das  lenierende  Adverbium  c.  corn.  pur  'sehr' 
(c.  pur  garedig  'sehr  freundlich';  corn.  pur  wyr  'sehr  wahr'). 
Vgl.  §  324.  —  Nach  corn.  maga  'ebenso',  s.  §  293,  2.  —  Nach 
br.  peuz  'beinahe,  fast'  :  peuz  varo  eo  'er  ist  beinahe  tot'  (auch 
peuz-varo  geschrieben,  was  wohl  etymologisch  korrekt  ist).  — 
Nach  br.  seul  'um  so'  :  seul  vrasoc'h  'um  so  größer'  (V.  sei 
leniert  nicht). 

§  306.  Nach  den  Konjunktionen  ir.  no  'oder'  c.  neu  ds. 
und  ir.  acus  'und'  :  air.  lia  diis  no  thriur  'mehr  als  zwei  oder 
drei  Personen'  Wb.  13a4;  mc.  angerd  neu  letrith  'Gewalt  oder 
Zauber'  Mab.  197;  air.  labrad  huallach  7  chaintoimtenach 
'hochmütige  und  selbstgefällige  Rede'  Ml.  31b  10;  7  chon  imbiud 
'und  mit  Reichtum'  Ml.  94b  11;  vgl.  airde  cäinchumricc  et 
chöre  'ein  Zeichen  guter  Beziehungen  ui^d  Friedens'  Wb.  7b  4, 
wo  das  lat.  et  eine  Art  Compendium  für  das  ir.  acus  ist.  Im 
Air.  (Ml.)  findet  sich  auch  Lenition  einer  Verbalform  nach  no: 
nö  chonutangar  gl.  aut  comitur  Ml.  14c  5;  im  C.  bleibt  eine 
Verbalform   nach   neu   unleniert    (Rowland   S.  284).     Im   Nir.   ist 


§306.307]     Lenition  nach  Konjunktionen,  Zahlwörtern.  441 

die  Lenition  nach  nö  'oder'  aufgegeben,  nach  agus  'und'  finde! 
sie  sich  nur,  wenn  auch  das  vorhergehende  Wort  leniert  ist:  idir 
bheag  agus  mhör  ^sowohl  klein  wie  groß'.  —  Über  ir.  ro-d-bo, 
fa  'oder',  br.  pe  s.  §  315  S.  454f.,  S.  459. 

Ir.  no  c.  neu  aus  *newe  ist  ein  erstarrter  Imperativ  zu  mir. 
at-noi  'er  vertraut  ihn  an'  c.  ad-neu  'deposit,  pledge'  (=  ir.  anae 
'Reichtum',  Dat.  Plur.  änib),  timne  'Vermächtnis,  Verfügung' 
(to-imb-ad-nö-),  vgl.  lat.  nü-men  'Wille',  ad-nuö  'verspreche'. 
Ir.  acus  (ocuis  §  175)  ist  mit  Bezug  auf  den  Auslaut  unklar,  vgl. 
übrigens  §  97  Anm.  S.  161;  urspr.  wohl  ein  Adverbium  '(nahe) 
dabei',  vgl.  etwa  lat.  anguste  'eng'. 

§  307.  Nach  den  urspr.  vokalisch  auslautenden  Zahlwörtern: 
Nach  ir.  Nom.  Akk.  Gen.  des  Masc.  und  Gen.  Fem.  da,  da  'zwei', 
mc.  deu  'zwei'  (masc.)  nc.  dau  com.  dow,  dew  br.  daou  und  nach 
ir.  Nom.  Akk.  Fem.  di,  di  'zwei'  c.  dwy  corn.  dyw,  dew  br.  diou. 
Vgl.  die  Bedeutungslehre.  Über  die  eklipsierenden  Formen  dieses 
Zahlworts  vgl.  §  263,  7,  §  271  Schlui^.  Ir.  tri  'drei'  und  cethir 
'vier'  lenieren,  wo  sie  Neutralformen  sind.  Nach  'fünf  idg.  *pewkue 
war  Lenition  zu  erwarten;  belegt  ist  sie  durch  mc.  pymthec  nc. 
pymtheg  corn.  pymthek  br.  pemzek  'fünfzehn'.  Von  der  zu 
erwartenden  Lenition  nach  'acht'  gibt  es  im  Nc.  Reste:  wyth  ben 
'eight  heads'  (aber  nur  die  Tenues  werden  leniert).  —  Es  gibt 
zahlreiche  Analogiebildungen;  'acht'  wird  von  den  eklipsierenden 
Zahlwörtern  'sieben',  'neun',  'zehn'  attrahiert  (§  263,  §  270);  im 
C.  hat  'fünf  dasselbe  Schicksal,  vermutlich  bes.  unter  dem  Einfluß 
von  'zehn'  (§  270);  umgekehrt  können  im  C.  die  Tenues  nach 
saith  'sieben'  (wie  nach  wyth)  leniert  werden;  schon  mc.  kommt 
Lenition  der  Tenues  und  Mediae  nach  chwech  'sechs',  seith 
'sieben',  naw  'neun'  vor  (Strachan,  Introduction  S.  13 f.).  Mc.  nc. 
cannwr  'a  hundred  men'  ist  ein  Kompositum  (aber  nc.  auch  can 
waith  'hundertmal'  Silvan  Evans  I  S.  661).  Im  Ir.  werden  'fünf 
und  'sechs'  von  den  vorhergehenden  deklinabeln  Zahlwörtern  beein- 
flußt (sie  eklipsieren  daher  im  Gen.).  Im  Nir.  werden  'drei',  'vier', 
'fünf,  'sechs'  entweder  mit  einer  unlenierten  Pluralform  oder  (nach 
dem  Muster  von  'zwei')  mit  einer  lenieiien  Dual-(„Singular"-)Form 
verbunden:  Arran  t'rl  k'iN  'drei  Stück',  t'i-i  wuk  'drei  Schweine'. 
Sonderbar  ist  die  Lenition  in  br.  dek  vloaz  'zehn  Jahre'  (Analogie- 
bildung nach  'fünf'?).  In  V.  steht  vlai  'Jahre'  nach  allen  Zahl- 
wörtern außer  1,  3,  4,  5;  auch  nach  pet  'wieviel?'  (Bayon  S.  11); 
daß  'fünf,  wovon  die  Lenition  vermutlich  ausgegangen  ist,  von  der 


442   Lenitioii  nach  Zahlwörtern,  indekhn.  Pron.,  Artikel.    [§  307 — 309 

ßegel  ausgenommen  ist,  kann  auf  einem  jüngeren  Vorgang  beim 
Zusammentreffen  von  -p  v-  beruhen. 

Mir.  trieb  a  chet  'dreißig  Hundert,  eine  Einteilung  des  Landes' 
LU  58  a  26,  27,  vgl.  57  a  5,  LL  59,  23  ist  wohl  Analogiebildung 
nach  tri  chet.     Auch  ocht  trichait  chet  LL  59,  22. 

Die  lautgesetzHche  Lenition  nach  'tausend'  ist  im  Mc.  und 
Com.  belegt:  mc.  mil  verthyr  'tausend  Märtyrer',  corn.  myl  woly 
'tausend  Wunden'. 

Über  'eins'  und  die  Ordnungszahlen  s.  §  310,  2,  §  311. 

§  308.  Nach  einigen  indeklinabeln  (oder  mit  der  gewöhn- 
lichen Nominalflexion  inkomm ensurabeln)  Pronominalformen.  1) 
Nach  ir.  do,  -t  'dein'  c.  dy,  -th  corn.  the  br.  da;  im  Ir.  zugleich 
nach  mo  -m  'mein'  (über  das  Brit.  vgl.  §  270,  271  und  §  501). 
Nach  ir.  a  'sein'   mc.  y,  -e   nc.  ei   corn.  y   br.  e,  vgl.  §  502. 

2)  Nach  'du':  ir.  tussu  th-oenur  'du  allein'  Wb.  5a  28; 
duit-so  th-öinur  'für  dich  allein'  Sg.  208b  5;  tussu  choimdid 
'du,  Herr!'  Ml.  36c  2;  huait  chotarsnu  gl.  te  aduerso  ML  108a  4. 
Corn.  ty  venen  'du  Frau!',  ty  vaow  'du  Knabe!'  (Vgl.  §  304). 

3)  Nach  dem  Augens  ir.  -i,  hi  und  nach  c.  ynteu  'er,  dieser': 
äni  thüas  'das  oben,  die  obigen  Worte'  Wb.  10al5;  ni-n  chruth 
hi  thall  'nicht  in  jener  Weise'  Wb.  26b  13.  Mc.  ynteu  Bere- 
dur  'er,  Peredur';  ynteu  Gei  'er,  Kei;  der  Kei'.  C.  -eu  steht 
für  -yw  (vgl.  pieu  'cuius  est')  und  geht  mit  ir.  -i,  ii  auf  *iwe 
zurück,  vgl.  skr.  iva  (hervorhebende  Partikel).  Lautgesetzhch  ist 
wohl  auch  mc.  hitheu  w^reic  Teirnon  'she  the  wife  of  Teirnon'; 
analogisch  ef  Vanawydan  'er,  M.',  ni  bechaduryeit  'w  Sünder' 
(Strachan,  Introduction  S.  14);  air.  duun  chanisin  'für  uns  selbst' 
Thes.  II  246,  4. 

Anin.  Im  jüngeren  Air.  fängt  die  Lenition  der  Wörter  tuas  und  tall 
an,  von  dem  vorhergehenden  Worte  unabhängig  zu  sein:  for  a  fensus  fui 
thüas  'zum  fensus  fui  oben'  [Wb.]  33a  21.  Im  Mir.  ist  die  Lenition 
dieser  Wörter  konstant  (nur  nach  einem  d  oder  t  tritt  sie  nicht  ein:  sund 
tall  'hier  drüben',  ucut  tis  'dort  unten',  üt  tuas  'dort  oben').  Im  Nir. 
konstante  Lenition;  man  schreibt  aber  meist  shuas,  shis,  shoir  'im 
Osten',  shiar  'im  Westen'  (im  Anschluß  an  suas  'nach  oben'  u.  s.  w.) 
(dagegen  thall). 

§  309.  Nach  den  urspr.  vokalisch  auslautenden  Formen 
des  Artikels.  Im  Ir.  nach  dem  Nom.  Sing.  Fem.  und  Nom.  Plui*. 
Mask.,  nach  dem  Dat.  Sing,  aller  Genera  und  nach  dem  Gen.  Sing. 
Mask.  und  Neutr. 

Anm.  1.    Nach   dem    N.  Akk.  Plur.  Neutr.   tritt   keine   Lenition  ein; 


§  309]  Lenition  nach  dem  Artikel.  443 

der  Artikel  hat  hier  die  Form  und  die  Sandhirej^el  des  Fem.  anj^enoramen : 
innam  muisea  .i,  documenta  gl.  raea  Wb.  18 d  13.  Zahlreiche  Belege  für 
die  Nicht-Lenierung  in  Ml.,  wo  jedoch  dreimal  inna  chenel,  inna  che- 
nela  'die  Stämme,  die  Völker'  vorkommt  (Ml.  37b  21;  67b  24;  103 d  14; 
gewiß  keine  Schreibfehler,  sondern  Überbleibsel  einer  älteren  Sandhiregel). 
Im  Mir.  und  Nir.  dringt  im  Nom.  Plur.  die  Form  des  Fem.  (und  Neutr.) 
auch  ins  Mask.  (wozu  das  allmähliche  Aufgeben  des  Neutr.  und  der  Über- 
gang vieler  Neutra  ins  Mask.  beigetragen  haben  mag):  nir.  na  fir  'die 
Männer'.  —  Nach  dem  Dat.  Plur.  trat  keine  Lenition  ein,  wie  zahlreiche 
Belege  aus  Ml.  beweisen ;  die  Ausnahme  Ml.  61  d  5  könnte  Schreibfehler 
sein;  dagegen  könnte  man  bei  donaib  che(ne>laib  Ml.  37a  16  und 
donaib  chenelaib  119d  3  Einfluß  des  N.  Akk.  inna  chenel  annehmen. 

Die  Sandhiregeln  haben  sich  im  Nir.  im  Wesentlichen  nicht  ver- 
schoben, wohl  aber  die  Verwendung  der  Kasus.  Schon  im  ältesten  Mir. 
begegnet  auf  Schritt  und  Tritt  die  Erscheinung,  daß  urspr,  akkusativ- 
regierende Präpositionen  mit  dem  Dativ  verbunden  werden ;  so  erklärt  sich 
imm-on  chorthi  'um  die  Säule'  LL  73a  28.  Im  Nir.  (wo  der  Akk.  als 
Objektskasus  gänzlich  aufgegeben  und  durch  den  Nom.  ersetzt  ist)  bewirkt 
der  Artikel  nach  Präpositionen  in  gewissen  Fällen  Lenition  (Sandhiregel 
des  alten  Dativs;  so  nach  do  =  air.  do  'zu',  di  'von'),  in  anderen  Fällen 
Eklipse  (so  nach  den  übrigen  Präpositionen:  6n  bh-fear  'vom  Manne', 
air  an  bh-fairrge  'auf  dem  Meere',  air  an  saoghal  'in  der  Welt'; 
jedoch  nicht  bei  den  mit  d  oder  t  anlautenden  Mask.  oder  Fem.  und  nicht 
bei  den  mit  s  anlautenden  Femininen:  6n  doras  'von  der  Türe',  anns 
an  teach  'im  Hause',  air  an  t-sraid  'auf  der  Straße').  Die  Präpositionen 
gan  'ohne'  und  idir  'zwischen'  verlangen  die  Sandhiregel  des  Nom.:  gan 
an  t-aran  'ohne  das  Brot',  idir  an  t-aer  agus  an  t-uisge  'zwischen 
der  Luft  und  dem  Wasser'.  —  Die  Verteilung  der  Lenition  und  der  Eklipse 
variiert  jedoch  dialektisch  (KZ  XXXV  432;  Dottin,  Melanges  linguistiques 
offerts  ä  Meillet,  Paris  1902,  S.  34).  In  Schottland  herrscht  die  Lenition : 
leis  an  fhäidh  'durch  den  Propheten',  san  fhairge  'ins  Meer'. 

Nir.  an  chead  fhear  'der  erste  Mann'  (der  Anlaut  dieser  Ordnungs- 
zahl ist  im  Nir.  immer  leniert;  dagegen  nsch.  an  ceud  fear,  aber  Fem. 
a'cheud  chlach  'der  erste  Stein'). 

Im  Brit.  ist  die  Kasusflexion  aufgegeben  und  die  Sandhiregel 
des  Nom.  durchgeführt.  Im  C.  leniert  der  Artikel  im  Fem. 
Sing,  und  im  Dual:  y  frenhines  ^die  Königin';  y  ddau  ddyn 
^die  beiden  Männer';  y  ddwy  eneth  'die  beiden  Mädchen'.  Falls 
die  Lenition  des  Duals  alt  ist,  würde  sie  ein  sehr  hohes  Alter  für 
das  r  statt  n  im  Auslaut  des  Artikels  (S.  287)  beweisen;  nach 
einem  n  hätte  die  Lenition  wegen  des  flomorganitätsgesetzes  nicht 
bestehen  bleiben  können.  Die  Lenition  kann  aber  jung  sein  und 
auf  einer  Tendenz  zur  Kongruenz  mit  dem  folgenden  lenierten 
Substantiv    beruhen,    eventuell    auch    vom    Plur.    Mask.    beeinflußt 


444  Lenition  nach  dem  Artikel.  [§  309 

sein,  wo  urspr.  Lenition  vorhanden  gewesen  sein  muß  (sie  war  aber 
schon  im  Mc.  nicht  mehr  vorhanden:  mc.  y  gwyr  'die  Männer'; 
eine  andere  Kardinalzahl  als  'zwei'  wird  daher  nach  dem  Artikel 
nicht  leniert).  —  Im  Corn.  leniert  der  Artikel  im  Fem.  Sing,  und 
(jedoch  mit  großem  Schwanken)  im  Mask.  Plur.:  an  venyn  'die 
Frau';  an  veyn  'die  Steine';  en  varogyon  'die  Krieger',  aber  den 
meny^yow  'den  Bergen'  u.  s.  w.  (ZE  196,  186).  —  Im  ßr.  leniert 
der  Artikel  im  Fem.  Sing,  und  bei  Personenbezeichnungen  im  Mask. 
Plur.:  ar  vaz  'der  Stock',  Plur.  arbizier;  arverc'h  'das  Mäd- 
chen', Plu^.  ar  merc'hed;  ar  veleien  'die  Priester'  (belek). 
Einige  raaskulinischen  Personenbezeichnungen  bleiben  jedoch  im  Plur. 
unleniert  (tadou  'Väter',  testou  'Zeugen',  priedou  'Eheleute', 
Turked  'Türken';  zum  Teil  auch  breudeur  'Brüder',  mipien 
'Söhne').  S.  Ernault,  Gramm.  S.  8  (Legonidec,  Dict.  br.-fr.  S.  12 
gibt  einfach  Lenition  des  Mask.  Plur.  an).  In  V.  findet  sich  teil- 
weise Lenition  auch  beim  Fem.  Plur.  der  Personenbezeichnungen: 
er  holherezed  'die  Wäscherinnen'  (golheres);  s.  Bayon  S.  7, 
Guillevic  &  Le  Goff  S.  9.  —  Eigentümlich  ist  die  Regel,  daß  die 
Ordnungszahlen  (einige  Ordnungszahlen)  auch  nach  dem  Artikel  im 
Mask.  Sing,  leniert  werden  können:  an  drede  deiz  'der  dritte 
Tag',  Ernault,  Gramm.  S.  9;  Bayon  S.  11  (er  drived,  er  buar- 
ved,  er  bembved  'der  dritte,  vierte,  fünfte');  Guillevic  &  Le  Goff 
S.  9. 

Anm.  2.  Bisweilen  ist  die  Bezeichnung  eines  weiblichen  oder  weib- 
lich gedachten  Begriffes  grammatisch  maskulinisch:  nir.  an  cailin  br. 
ar  plac'h  'das  Mädchen';  nir.  an  bäd  'das  Boot'  (ein  sich  darauf  be- 
ziehendes anaphorisches  Pronomen  steht  im  Fem.);  c.  y  Bala  ON  (eig. 
'outlet  or  efflux')  und  die  Flußnamen  wie  y  Tafwys  'die  Themse'  (Kow- 
land  §  401). 

Die  Maskulina  c.  math  'Art'  und  pobl  'Leute'  werden  nach  dem 
Artikel  leniert:  y  fath  leidr  'ein  solcher  Dieb",  y  bobl  hyn  'diese  Leute'. 
Es  handelt  sich  hier  um  ein  Schwanken  des  Genus;  math  war  urspr.  fem., 
und  pobl  ist  teilweise  fem.  geworden  (y  bobl  d da  hyn  'diese  guten 
Leute').  Wie  pobl  wird  auch  pobl oedd  ds.  (Pluralform)  behandelt.  (Oder 
steckt  in  y  bobl,  y  bobloedd  ein  Eest  der  Lenition  des  Plur.?) 

Ein  besonderer  Fall  der  Lenition  nach  dem  Artikel  ist  die 
Lenition  nach  dem  als  Adverbialzeichen  oder  Bezeichnung  des 
Prädikatsnomens  verwendeten  Instrumentalis  desselben:  air.  in 
chorpdid  gl.  corporaliter  Wb.  27a  12;  ind  flr  'truly'  Wb.  14c  32; 
c.  Dafydd  sydd  yn  frenin  'David  ist  König';  mc.  gororeu  y 
dyffryn  oed   yn  goet   'die  Seiten  des  Tales  waren  Wald'    Mab. 


§310,1.2]     Lenit.  n.  deklin,  Pronominen  u.  Ordnungszahlen.     445 

225;  y  neill  ohonunt  yn  was  gwineu,  ar  Hall  yn  was  melyn 
^der  eine  von  ihnen  (war)  ein  dunkler  Bursche,  der  andere  ein 
blonder  Bursche'  Mab.  216;  yn  uawr  'sehr'  (mawr  'groß');  com. 
yn  harow  'crudeliter'  (§  293,  3),  yn  lan  'cleanly';  nibr.  en  fat, 
ervat  nbr.  erväd  'bien'. 

8  310.  Nach  deklinabeln  Pronominen.  1)  Bei  dem  fra- 
genden Pronomen  sind  die  ursprünglichen  Verhältnisse  sehr  ver- 
dunkelt. Der  Nom.  Sing,  war  ohne  -s  gebildet  (vgl.  lat.  qui)  und 
mußte  daher  lenieren.  Mc.  pa  le  Svo'  (lle  'Ort'),  pa  beth  'was'; 
pwy  oreu  or  gweisson  dybygy  di  a  chware  'welchen  von  den 
Jünglingen  hältst  du  für  den  tüchtigsten  im  Spiele'  Mab.  201 ; 
corn.  py  gymmys  'wie  viel';  mbr,  pedu  'quorsus'  (tu  'Seite';  aber 
pe-tra  'was');  nbr.  regelmäßig  Lenierung  nach  pe.  Danach  würde 
man  im  Ir.  Lenition  nach  dem  Nom.  Mask.  und  Fem.  und  nach  dem 
Dativ  erwarten;  diese  Lenition  findet  sich  aber  nur  in  gewissen  festen 
Redensarten:  air.  cia  chruth  'in  welcher  Weise';  se-chi  chruth 
'quocunque  modo';  cia  chuin  gl.  quando  Ml.  18a  2;  61b  9.  Da- 
gegen ciammor  erchru  (Dat.)  gl.  in  quantum  defectum  Ml. 
58b  10  und  ciammeit  'welche  Größe,  wie  groß'.  Auch  cia  cruth 
kann  im  jüngeren  Air.  vorkommen.  Für  das  Mir.  steht  fest,  daß 
cia  keine  Lenition  bewirkt  (cia  fot  'wie  lange'  LL  76b  24  ist 
wohl  air.  ci-o-fut  ZE  357,  Ml.  93a  15).  Vielleicht  hat  sich 
trotzdem  ein  Beleg  der  Lenition  ins  Neuirische  hinübergerettet: 
nir.  cä  mhead  'wie  viel',  nsch.  co  mheud  und  co  meud,  cia 
meud  (Strachan,  ZfcPh.  IV  57  sucht  in  cä  mhead  ein  possessives 
Pronomen:  "welche  seine  Größe").  —  Über  das  Neutrum  air.  ced, 
cid  'was'  (und  hed  'es')  s.  §  302,  2. 

2)  Die  Pronomina  air.  cach  'jeder',  nach  'irgend  ein',  alaile 
'ein  anderer',  ind-ala  'alter',  huile  'all',  cetne  'der  erste',  inonn 
'derselbe'  lenieren  in  denselben  Fällen  wie  der  Artikel:  air.  cach 
thüare  'jede  Speise'  (Nom.  Fem.);  i  cach  thir  'in  jedem  Lande'; 
mir.  cach  thire  'jedes  Landes'  Wi.  254;  air.  in  nach  thallond 
'in  irgend  einem  Talent';  hu-alailiu  chlausul  'durch  eine  andere 
Klausel'  Ml.  40d  17;  indala  ch<i)all  'der  eine  Sinn'  Ml.  56b  31; 
in  huli  choibgi  int  sailm  so  'im  ganzen  Text'  Ml.  65b  14;  ön 
chetni  phersin  'von  der  ersten  Person'  Sg.  191a  1;  is  hinunn 
chiall  indib  'derselbe  Sinn  ist  in  ihnen  Sg.  144b  1.  Bei  dem 
Neutr.  Plur.:  a  huili  chenela  'o,  alle  Nationen!'  Ml.  67b  17. 
Über  alaill  sain  'eine  andere  Eigentümlichkeit'  s.  §  302,  2. 

Es   kommen  jedoch    früh    Abweichungen   von   diesen   Eegeln 


446       Lenit.  n.  deklin.  Pronominen  u.  Ordnungszahlen.      [§  310, 2 

vor:  ind-uile  tegdais  'das  ganze  Haus'  [Wb.]  33a  3;  inonn 
cretem  'derselbe  Glaube'  Wb.  7dl0;  i-sin  chetne  tuiste  'in  der 
ersten  Schöpfung'  la  1.  ImNir.  hat  uile  überall  lenierende  Kraft: 
nir.  gach  uile  dhuine  'jeder  Mensch'  (schon  in  LBr.  tinoil  in 
uli  phopul  'versammle  das  ganze  Volk'  u.  s.  w.).  Spät  nir.  ver- 
liert gach  'jeder'  seine  lenierende  Kraft.  Schon  früher  hatte  nir. 
an  dara  'der  zweite'  seinen  Einfluß  auf  den  folgenden  Anlaut 
verloren;  und  danach  haben  sich  dann  die  folgenden  zwei-  oder 
mehrsilbigen  Ordnungszahlen  gerichtet:  nir.  an  t-ochtmhadh 
bean  'die  achte  Frau'  (O'Don.  S.  345,  S.  123).  Air.  mir.  cet 
'der  erste'  nir.  chead  folgt  der  Kegel  von  §  311  (leniert  immer); 
dasselbe  wird  auch  von  nir.  treas  'der  dritte'  angegeben  (O'Don. 
347);  oft  fehlt  jedoch  nach  diesem  Worte  die  Lenition  ohne  Rück- 
sicht auf  Kasus  oder  Genus,  und  so  schon  im  Mir.:  in  tres  persu 
'die  dritte  Person'  Atk.  LBr.  (daneben  in  tres  chorr  'die  dritte 
Zwergin'  LL.  117  a  47). 

Im  Brit.  bekundet  sich  dieselbe  Tendenz  wie  im  Nir.,  die 
Lenition  entweder  ganz  aufzugeben  oder  überall  durchzuführen. 
C.  neb  corn.  br.  nep,  neb  'irgend  ein'  und  c.  pob  com.  pup, 
pop,  pep  br.  pep,  peb  'jeder'  lenieren  nicht.  —  Lenition  findet 
sich  nach  mc.  nc.  holl  'all'  br.  holl  :  mc.  yr  holl  gwn  'alle 
Hunde';  br.  holl  vadou  an  douar  'alle  Güter  der  Erde'  (aber 
keine  Lenition  nach  c.  ill  vor  Zahlwörtern  :  nc.  ill  dau  'alle 
beide',  ill  tri  'alle  drei');  —  nach  nc.  ail,  naill  br.  eil  :  nc.  yr 
ail  oreu  'the  second  best';  yr  ail  ddydd  'der  zweite  Tag';  ar  y 
naill  du  'auf  der  einen  Seite';  br.  va  eil  vap  'mein  zweiter  Sohn'; 
Sil  van  Evans  gibt  im  Wtb.  als  die  klassische  Regel,  daß  c.  ail  nur 
im  Fem.  leniert;  diese  Regel  gilt  für  das  Mc.  (für  eil  und  neill), 
vielleicht  auch  für  das  Corn.  (sicher  ist  es  jedenfalls,  daß  com. 
yll,  eyll,  nyl,  neyl  vor  einem  Mask.  nicht  leniert;  Belege  für  das 
Fem.  fehlen  mir).  Die  folgenden  Ordnungszahlen  lenieren  im  C. 
im  Fem.,  aber  nicht  im  Mask.;  im  Corn.  und  Br.  lenieren  sie  nicht: 
mc.  y  bedwared  geinc  'der  vierte  Zweig';  nc.  y  pummed  mab 
'der  fünfte  Sohn',  y  pummed  ferch  'die  fünfte  Tochter';  com. 
tresse  gwyth  'das  dritte  Mal'  (gwyth  ist  fem.);  br.  evit  ar  be- 
derved  gweach  'zum  vierten  Mal'.  --  Andere  Pronomina  und 
pronomenähnlichen  Wörter,  nach  denen  Lenition  eintritt,  sind:  nc. 
yr  hwn  (Fem.  yr  hon,  Plur.  yr  hyn)  'welcher'  :  yr  hwn  ddyn 
'welcher  Mann'  (relativ;  diese  Verwendung  des  Wortes  ist  nicht 
alt;   gleichfalls    nicht  alt  ist   die   br.  Konstruktion   ann  hini  koz 


§  310,  2.  311]     Lenit.  n.  dekl.  Pron.,  Ordnungszahlen,  Adjektiv.     447 

*der  Alte',  ann  hini  goz  'die  Alte');  —  rhyw  :  rhyw  ddyn 
'some  man';  unrhyw  beth  'any  thing';  y  cyfryw  bethau  'such 
things';  mc.  pa  gyfryw  wr  'was  für  ein  Mann'  Mab.  221;  nc. 
amryw  bennau,  amryw  dybiau  'several  men,  several  minds'; 
auch  amrai  statt  amryw  vor  einem  Plur.  leniert;  rhai  'einige' 
leniert  dagegen  nicht;  im  Br.  leniert  ar  re  :  ar  re  goz  'die  Alten' 
(mask.  und  fem.);  —  c.  y  sawl  :  y  sawl  bethau  'such  things'; 
mc.  y  sawl  uorynyon  'alle  die  Mädchen',  y  sawl  velineu  'so 
viel  Mühlen'  Mab.  223,  229  (dagegen  keine  Lenition  nach  nc.  sawl 
'wie  viel'  :  sawl  gwaith  'wie  viel  Male';  über  br.  seul  s.  §  305 
Schluß).  —  Das  C.  hat  schließlich  Lenition  nach  ambell  und 
ychydig  'wenig'  (dagegen  z.  B.  nicht  nach  IIa  wer  'viel').  —  Die 
Lenition  nach  c.  nemmawr  'few  in  number;  scarcely'  (nid  oes 
nemmawr  air  'there  is  scarcely  a  word',  Bowland  S.  283)  gehört 
nicht  hierher;  denn  nemmawr  ist  ein  Adverbium  (vgl.  air.  nach 
mör  'beinahe'  Ml.  65d  16,  Wb.  lld  5;  wohl  eigentlich  Dativ  von 
na  mör  'etwas  großes',  das  im  C.  unflektiert  und  mit  dem  alten 
e-Yokal  des  Pronomens  vorliegt),  und  die  Lenition  ist  nach  §  315,  2  a 
mit  Anm.  6  zu  erklären. 

§  311.  Nach  vorangestellten  Adjektiven.  Die  wenigen 
Adjektive,  bei  denen  Stellung  vor  dem  Substantiv  im  Kelt.  er- 
laubt blieb  (§  457),  sind  als  erstes  Kompositionsglied  aufgefaßt 
worden  und  lenieren  daher  immer  ohne  Rücksicht  auf  Kasus  oder 
Genus:  air.  inna  sen-chomrorcan  'der  alten  L:rtüm er'  Ml.  2a  6; 
mc.  amrauaelon  vwydeu  'verschiedene  Speisen';  yr  hen-wr  'der 
alte  Mann';  com.  guyr  vres  'ein  richtiges  Urteil';  br.  e  berr 
gomzou  'en  peu  de  mots'. 

Abweichungen  von  dieser  Regel  finden  sich  nur  bei  Wörtern, 
die  von  der  allgemeinen  adjektivischen  Bedeutung  irgendwie  ab- 
weichen. Das  Zahlwort  c.  un  'ein'  und  der  br.  unbest.  Artikel 
eun,  eur  lenieren  im  Fem.,  aber  nicht  im  Mask.  (im  Mc.  leniert 
un  jedoch  bisweilen  auch  im  Mask.,  s.  Strachan,  Introd.  13);  immer 
Lenition  nach  br.  enn  eur  vor  einem  Lif. :  enn  eur  gana  'en 
chantant'  "in  einem  Singen".  Nach  ir.  öin  corn.  un  wird  jedoch 
immer  leniert:  air.  Nom.  öin-chorp  'ein  Körper';  com.  the  un 
vap  ker  'dein  einziger  lieber  Sohn'  P.  C.  160.  —  Eine  weitere 
Ausnahme  bilden  im  Brit.  die  Komparativformen.  Keine  Lenition 
im  C.  nach  dem  unbestimmten  Komparativ,  ÄquaKs,  Superlativ 
(Rowland  §  473):  c.  gwrolach  milwr  oder  mwy  gwrol  milwr 
'ein  tapferer   Soldat';    (im  Mc.   ist  jedoch   Lenition   möglich    nach 


448     Lenit.  nach  Adjektiven.     Lenit.  der  Adjektive.     [§  311.  312 

mwy  'mehr'  und  llei 'weniger',  Strachan  Introd.l2);  nc.  cyn  fwyned 
gwraig  'eine  so  freundhche  Frau';   mc.  ny  buost  gyn  hegaret 
gwas  ditheu    'du  bist   nicht  ein   so  freundhcher  Mann   gewesen' 
Mab.  7;    nc.  mor   hardd   bachgen   'ein    so    schöner  Knabe';    a 
thecaf   merch   dan   haul    ydoedd   'und    sie   war   das   schönste 
Mädchen  unter  der  Sonne';    mc.  mwyhaf  gwraged  or  a  welsei 
eiryoet  oedynt  'sie   waren   die   größten   Frauen,    die    er  je    ge- 
gesehen hatte'    Mab.  216;    teckaf  morwyn  oed  yn  y  hoes  'sie 
war    das   schönste  Mädchen    ihrer   Zeit'    Mab.   59;    (mi  a  allwn 
arnaf  dy  garu  yn  vwyhaf  gwreic  'ich  könnte  dich  am  meisten 
von    allen  Frauen  lieben'    Mab.  215  Z.  14,   vgl.  Z.  19;   216,  28). 
Dagegen  im  Nc.  Lenition  nach   dem  best.  Superlativ   (y  mwynaf 
gyfaill  'der  liebste  Freund';  aber  auch  y  cyntaf  peth  a  welais 
'das  erste  Ding,   das  ich  sah')    und  Komparativ   (hier  nur  fakulta- 
tiv).    Vgl.  corn.  an  gokye  den  'der  törichtste  Mann',  han  brasa 
gallos  'und  die  größte  Macht',   lacka  mester  'a  worse  master', 
guel  guyn    'ein  besserer  Wein'    (Norris   II  238 f.).      Br.  V.   ged 
braset   plijadur    'avec    quel    grand    plaisir'    (Ernault,    Glossaire 
S.  270);    br.  ar  gwella  den  'der  beste  Mann'   (Ernault,  Gramm. 
S.  25).   —    Man  hat  keine   Lenition   nach  c.  sant  :  Sant  Marc 
'der  heilige  Markus';  br.  Sant  Mark,  aber  SantVaze  'Matthäus'. 
§  312.    Lenition  des  nachgestellten  Adjektivs  (Adverbiums). 
1)  Im    Ir.  Lenition    der  Adjektive    nach   dem    Nom.    Sing.  Fem., 
Nom.  Plur.  Mask.,   Dat.  Sing,    aller  Genera,   Genitiv  Sing.  Mask. 
und  Neutr.,  nach  dem  Vok.  Sing.  Mask.  und  Fem.  und  nach  dem 
Nom.  Akk.  Dual.  Mask.  und  Fem.  der  substantivischen  o-  und  ä- 
Stämme:    air.  i-rrse   choir    'zur   rechten   Zeit'    Wb.   23d   30;    di 
guttai  fodlaidi   'zwei  getrennte  Vokale'    Sg.  54a  14.     Vgl.  die 
Regeln  in  §  309. 

Anm.  1.  Nach  einem  Nom.  Plur.  Neutr.:  inna  gell  choima  'die 
lieben  Unterpfänder'  Ml.  123  c  9.  —  Über  die  heutige  Sprache  vgl.  O'Don. 
S.  113,  Stewart  S.  144. 

Die  übrigen  Stämme  haben  sich  in  einer  Reihe  von  Fällen 
nach  den  o-  und  ä-Stämmen  gerichtet:  mir.  gnüis  chorcra  'ein 
purpurnes  Gesicht'  LL  55b  36  (Nom.  eines  ^-Stammes);  in  chon 
chetna  'desselben  Hundes'  Wi.  96,  5  (Gen.  eines  n-Stammes). 
Auch  sogar  catha  chomramaig  'der  kampfreichen  Schlacht' 
Wi.  291,  7  (Gen.  eines  i/-Stammes).  Spuren  der  lautgesetzlichen 
Wirkungen  der  ursprünglichen  Endungen  finden  sich  jedoch:  der 
Nom.  Mask.  cü  'Hund'  *k'wö  leniert  (mo  chü  chsem  chain  'mein 


§  312,  1.  2]     Lenit.  des  nachgestellten  Adjektivs  (Adverbiums).     449 

lieber   schöner   Hund'    LL  58a  11);    und    nach   dem    Nora.  Flui 
Mask.  der  i-  und  w-Stämme  findet  sich  keine  Lenition.     Vgl.  §  313 
Anm.  1. 

Anm.  2.  Die  zu  erwartende  Lenition  eines  Adjektivs  fehlt  im  Air.  so 
häufig  (KZ  XXXV  432),  daß  die  Vermutung  nahe  liegt,  daß  sie  nur  im 
Falle  einer  besonders  engen  Zusammengehörigkeit  des  Substantivs  und  des 
Adjektivs  notwendig  war.  Im  Nir.  ist  jedoch  die  Lenition  von  keinen 
spezielleren  Bedingungen  abhängig  (nur  gibt  Stewart  S.  144  für  das  Nsch. 
an,  daß  man  im  Dat.  Sing.  Mask.  fear  mor,  aber  an  fhear  mhor  sagt). 

Das  Adjektiv  wird  im  C,  Corn.,  ßr.  nach  einem  Fem.  Sing. 
leniert,  im  Br.  zugleich  nach  dem  Nom.  Plur.  Mask.  der  Personen- 
bezeichnungen:  mc.  morwyn  wineu  delediw  'ein  dunkles  schönes 
Mädchen'  Mab.  196;  com.  y  luef  gleth  'seine  linke  Hand'; 
cusyl  tha  'ein  guter  Rat'  Norris  II  238;  br.  eur  galoun  vad 
'ein  gutes  Herz';  ar  veleien  vad  'die  guten  Priester'.  Auch  im 
Corn.  kann  Lenition  nach  dem  Plur.  Mask.  vorkommen:  en  e^e- 
won  woky  'die  törichten  Juden'  M,  C.  69.  Im  Mc.  Lenition 
nach  dem  Dual.:  deu  vilgi  vronwynnyon  vrychyon  'zwei 
weißbrüstige  bunte  Jagdhunde'  Mab.  225. 

Anm.  3.  Ein  Adverbium  ist  leniert  in  nc.  gwraig  bur  daclus  'eine 
sehr  hübsche  Frau',  mc.  gwreic  oben  'eine  ziemlich  alte  Frau'  Mab.  216. 
Jedoch  bleiben  im  Nc.  go  'etwas',  mör,  cyn  'so',  rhy  'zu'  unleniert : 
gwraig  go  daclus  'eine  ziemlich  schöne  Frau';  gwraig  rhy  annhac- 
lus  'eine  allzu  häßliche  Frau'  (Kowland  §  474). 

Sonderbarerweise  bleibt  bach  'klein'  in  Nordwales  häufig  unleniert: 
yr  eneth  bach  'das  kleine  Mädchen'  (geneth);  Olwen  bach  'die  kleine 
0.'  Eoberts  &  Grufifydd,  Telynegion,  Bangor  1900,  S.  60. 

Ohne  Rücksicht  auf  das  Geschlecht  wird  im  C.  und  Br.  ein 
nachgestelltes  Adjektiv  leniert,  wenn  es  ein  Beiname  ist:  mc.  Pe- 
redur  baladyr-hir  'P.  mit  dem  langen  Speer';  nc.  Hywel  dda 
'H.  der  Gute',  Alecsander  fawr  'A.  der  Große';  br.  lann-Vraz 
'Jean  le  Grand',  Pipi  Goz  'Peter  der  Alte';  vgl.  noch  vikel  vraz 
'grand  vicaire'  (Ernault,  Gramm.  S.  10). 

Anm.  4.  Ob  in  den  br.  Redensarten  a  du  vad  'dispose  ä'  (ema  a 
du  vad  da  ober  kement-se  'il  est  bien  dispose  ä  faire  cela';  ken  na 
vezo  enn  he  du  vad  da  ober  kement-se  'jusqu'  ä  qu'il  soit  dispose 
ä  le  faire')  und  dour  doram  'warmes  Wasser'  etwas  Altes  (Lenition  nach 
dem  Neutr.  Plur.  ?)  steckt,  ist  sehr  zweifelhaft.  In  dem  ersten  Fall  kann 
Einfluß  synonymer  Redensarten  (e  tro  vad,  e  doare  vad,  s.  Troude  unter 
dispose),  in  dem  zweiten  Fall  eine  Art  Verbesserung  des  älteren  dour 
zomm  §285,11  vorliegen;  man  sagt  jedoch  auch  dour  buill  *pluie  abon- 
dante'  Rc.  XV  387  (vgl.  dour  vor  §  313  S.  453). 

2)    Im  C.  wird   das  Adverbium  digon  nach   einem  Adjektiv 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  29 


450 


Lenition  des  Genitivs  u.  s.  w.  im  Ir. 


[§  313,  1 


leniert:  gwir  ddigon  'vollkommen  wahr'  (aber  digon  gwir),  da 
ddigon  'gut  genug,  sehr  gut'.  Wird  nach  den  in  §  316  ange- 
gebenen Gesichtspunkten  zu  beurteilen  sein.  Hier  sei  noch  mc. 
mwy  vwy  'größer  und  größer,  immer  größer'  (Strachan,  Introd. 
S.  13)  angereiht. 

§  313.  Lenition  des  Genitivs  (und  anderer  auf  ein  Nomen 
folgenden  abhängigen  Kasusformen).  1)  Dieselben  Nominal- 
formen, die  ein  Adjektiv  lenieren  können,  lenieren  im  Ir.  auch 
einen  folgenden  Genitiv,  aber  nur  im  Falle  einer  besonders  engen 
Zusammengehörigkeit.  a)  Wo  die  Verbindung  annähernd  den 
Wert  eines  Kompositums  hat,  oder  wo  der  Genitiv  mit  einem  Ad- 
jektiv gleichwertig  ist,  findet  sich  die  Lenition  schon  in  Wb.:  air. 
do  immarchor  chöre  'zu  Friedensunterhandlung'  Wb.  5a  5; 
trebaire  chollno 'fleischliche  Weisheit'  Wb.3d30;  ciall  chesta 
'passivische  Bedeutung'  Sg.  142  b  1.  b)  Im  jüngeren  Air.  und  im 
Mir.  findet  sich  ferner  Lenition  in  Fällen,  wo  das  regierende  Nomen 
in  besonderer  Weise  (präpositioneil,  als  Infinitiv,  als  Maßbezeich- 
nung) fungiert:  air.  hua  chiunn  chomair  gl.  e  regione  Ml.  119a  9; 
mir.  i  cind  chöic  mbl(iadne)  'nach  fünf  Jahren'  'am  Ende  von 
fünf  Jahren'  LL  63a  14;  air.  do  tabairt  chomairle  'um  einen 
Eat  zu  geben'  Ml.  23b  12;  du  denum  chlainde  'Kinder  zu 
zeugen'  Ml.  107a  10;  135b  6;  oc  imradud  chloine  'Schlechtig- 
keit überlegend'  Ml.  55c  19;  mir.  a  triur  churad  'die  drei 
Helden'  "in  ihrer  Dreiheit  von  Helden"  Wi.  293,  1;  294,  11,  16. 
Dagegen  in  Wb.  iar  cüul  caich  'behind  every  one'  Wb.  31c  15; 
do  irgairiu  cotulta  'to  prohibit  sleep'  25c  12;  tuistiu  claindde 
'Kinder  zu  zeugen'  28  b  17.  c)  Im  jüngeren  Air.  und  im  Mir. 
findet  sich  schließlich  Lenition  bei  dem  Genitiv  von  cäch  oder 
einem  Eigennamen:  air.  iar  n-grad  chäich  'nach  dem  Eange 
eines  Jeden'  Ml.  116b  5;  vgl.  14c  12;  61a  9;  essergi  christ  'der 
Auferstehung  (Gen.)  Christi'  Ml.  81  d  1;  mir.  do  gnim  Chon 
'infolge  der  Tat  des  Cü(chulainn)'  LL  60,  17;  a  Findabair 
Chualngi  'aus  dem  Orte  F.  in  der  Dreißighundertschaft  Cualnge' 
LU  56a  40.  Vgl.  noch  ho  anmim  chailich  'by  the  name  of 
'cup"  Ml.  30c  17.  Der  Gen.  von  cäch  bleibt  in  Wb.  unleniert: 
cuit  cäich  'der  Anteil  eines  Jeden'  Wb.  5d  6,  vgl.  5d  24;  15a  14; 
31c  15.     Vgl.  KZ  XXXV  433,  435  f. 

Die  spät-altirischen  und  mittehrischen  Regeln  gelten  im  We- 
sentlichen noch  im  Nir.  (daher  u.  a.  nir.  a  measg  mhadradh 
ällta  'unter  Wölfen',   6s  cionn   mhöräin   'über  viel';    nsch.  r^ 


§  313,  1]  Lenition  des  Genitivs  u.  s.  w.  im  Ir.  451 

thri  laithean  ^drei  Tage  lang',  aber  nir.  re  tri  la).  Die  Le- 
nition nach  einem  dativischen  Infinitiv  ist  jedoch  heute  in  Irland 
aufgegeben.  Umgekehrt  ist  die  Lenition  eines  Eigennamen,  die 
schon  im  Mir.  bisweilen  nach  einem  nicht  lenierenden  Kasus  vor- 
kommt (dolleic  i  m-budin  Chonaill  Chernaig  'er  begab  sich 
in  das  Heer  des  C.  C  Wi.  257,  7),  heute  ohne  Rücksicht  auf 
die  grammatische  Form  des  regierenden  Wortes  verallgemeinert 
worden:  mac  Thaidhg  'der  Sohn  Tadhg's'  (nur  in  den  Zunamen 
hat  sich  die  alte  Regel  erhalten:  O'Domhnaill,  Mac  Domh- 
naill,  Gen.  Ui  Dhomhnaill,  Mic  Dhomhnaill).  Eine  ähn- 
liche Verallgemeinerung  der  Lenition  findet  sich  bei  gewissen  mit 
den  Eigennamen  semasiologisch  verwandten  Wörtern  (do  shearbh- 
foghantaoibh  fhir  an  tighe  'den  Dienern  des  Hausherrn'); 
ferner  in  Schottland  nach  Maßbezeichnungen:  ceathrar  mhae 
'vier  Söhne',  treud  mör  mhuc  'eine  große  Herde  von  Schv/einen'. 
Vgl.  KZ.  XXXV  436—439. 

Anm,  1.  Die  in  §  309  Anm.  1  und  §  312  Anm.  1  erwähnte  spora- 
disch vorkommende  Lenition  nach  dem  Nom.  Akk.  Plur.  Neutr.  ist  auch 
hier  belegt:  arma  cholno  'fleischliche  Waffen'  Wb.  22 d  13.  Ebenso  die 
unursprüngliche  Lenition  nach  dem  Dat.  Plur.  :  mir.  fri  a  chlessaib 
chluchi  'bei  seinen  Spielkunststücken'  LL  64b  18;  nsch.  do  lamhaibh 
pheacach  *in  die  Hände  von  Sündern'  Mt.  XXVI  45. 

Für  die  i-  und  w-Stämme  und  die  konsonantischen  Stämme  gelten  die 
in  §  312  angegebenen  Kegeln:  mir.  ain  phuill  Nom.  'das  Lochspiel'  LU 
60b  6  (^-Stamm);  ocht  trichait  chet  'acht  Dreißighundertschaften'  LL 
59,  22,  vgl.  LU  56b  34  (Nom.  Plur.  eines  -nü-Stammes;  vgl.  S.  442);  do 
thaidbse  cheille  'den  Sinn  zu  zeigen'  Sg.  149b  4,  vgl.  40b  15  (Dat.  eines 
M-Stamms,  urspr.  suffixloser  Lokativ);  —  Cüchulaind  MN  "der  Hund  des 
Culand";  ni  cii  ches  'nicht  ein  Cess-Hund'  Wi.  263,  11  (vgl.  cü  gan 
che 8 8  LL  61a  35;  Cüchulaind  war  nicht  dem  periodischen,  cess  genannten 
Schwächezustand  der  übrigen  Ulsterleute  unterworfen). 

Anm.  2.  Die  Wörter  nir.  deag  (zur  Bildung  der  Zahlen  11 — 19  die- 
nend) und  fichead  (bei  den  Zahlen,  die  durch  Addition  an  zwanzig  ge- 
bildet werden)  sind  wenigstens  dialektisch  lenierbar :  Arran  däreg  =  da 
fhear  dheag  '12  Männer'  S.  143;  t'rt  Laxd  jeg  '13  Enten';  d'e  muk  jd 
'dreißig  Schweine'  deich  muca  fhichead.  Vgl.  Stewart  S.  60,  MoUoy 
S.  145.  —  Die  Kasusform  ceill  (von  ciall  'Verstand,  Sinn';  vermutlich 
Dativ)  ist  im  jüngeren  Air.  lenierbar  in  der  Eedensart  freccor  ceill 
'cultus'  :  recht  frecoir  cheill  cruithnechtae  'the  law  of  cultivating 
wheat'  Sg.  35a  11  (sogar  nach  den  nicht  lenierenden  Kasus:  ba  madae  dam 
du  frecur  cheill  siu  'it  was  vain  for  me  to  worship  Thee'  Ml.  106d  3; 
fri  frecur  cheill  de  'to  the  worship  of  God'  Ml.  43a  2).  Dagegen  oc 
frecur  ceill  dse  'in  worshipping  God'  Wb.  29 d  6. 

29* 


452  Lenition  des  Genitivs  u.  s.  w.  im  Brit.        [§  313,  2 

2)  Im  Brit.  ist  die  Lenition  eines  Genitivs  wohl  noch  seltener 
als  im  Ir.,  sodaß  man  gewissermaßen  die  Nicht-Lenition  als  Regel 
betrachten  kann  (daher  denn  auch  keine  Lenition  nach  solchen  Prä- 
positionen wie  c.  er-by  n  ^gegen',  er  mwyn  ^um  . .  willen',  ymhlith 
'amongst',  ymysg  'amidst',  ynghylch  ^um',  heb  law  'außer',  mewn 
'in',  corn.  yn  mesk  'unter',  yn  kerghen  'um',  br.  lez  'bei,  nahe' 
u.  s.  w.).  Beispiele  für  die  Lenition:  Mc.  kist  uaen  'ein  steinerner 
Kofter' Mab.  97 ;  11  ech  varmor 'ein Marmorstein' Mab.  167;  chwaer 
uaeth  'Pflegeschwester'  Mab.  204;  deu  vaen  vreuan  'zwei  Mühl- 
steine' Mab.  141;  nc.  nodwydd  ddur  'Nadel  von  Stahl',  pais 
ddur  'stählerner  Rock,  Panzer',  gwaew  ddur 'Stahlspeer',  cadair 
gwsg  'a  dormant  chair',  y  seren  foreu  'der  Morgenstern',  y 
fath  leidr  'ein  solcher  Dieb'  §  309  Anm.  2.  Häufig  ist  ein 
Eigenname  leniert  (vgl.  Strachan,  Introd.  S.  12):  mam  Gadwa- 
ladyr  'die  Mutter  C.'s',  Branwen  verch  Lyr  'B.  L.'s  Tochter', 
gwreic  Vrutus  'B.'s  Frau',  deu  vab  Varedud  'zwei  Söhne  M.'s', 
Caer  Vyrdyn  'Carmarthen',  Llan  Badarn  'P.'s  Kirche',  Eglwys 
Veir  'Mariae  Kirche',  Gwlat  Vorgan  'M.'s  Land',  Ynys  Von 
'die  Insel  Man';  bisweilen  auch  nach  Formen,  die  an  und  für  sich 
nicht  lenieren:  pobyl  Vrytaen  'das  Volk  von  Britannien',  ty 
Gustenin  'C.'s  Haus',  yn  lluest  Walchmei  'in  Gw.'s  Zelt' 
Mab.  214.  Im  Nc.  werden  die  Eigennamen  Dewi,  Dafydd  und 
das  Wort  Duw  'Gott'  leniert  nicht  nur  nach  den  Femininen 
teyrnas  'Königreich',  teml  'Tempel',  eglwys  'Kirche',  sondern 
auch  nach  ty'Haus'.  Nach  einer  Maßangabe :  mc.  y  veint  lewenyd 
'so  viel  Freude';  auch  nach  einem  Mask. :  oet  vlwydyn  'eine  Frist 
von  einem  Jahre'  Mab.  235;  y  ffrwt  waet  'der  Strom  von  Blut' 
Mab.  242  (aber  tri  ffrwt  o  waet  'drei  Ströme  von  Blut'  Mab. 
203).  Das  Objekt  eines  Infinitivs  bleibt  meist  unleniert;  nui'  wenn 
das  Objekt  durch  dazwischenstehende  Wörter  von  dem  Inf.  ge- 
trennt ist,  tritt  Lenition  ein  (Rowiand  §  590,592—594):  nc.  bwrw 
allan  gythreuliaid  'Teufel  austreiben';  ceisio  y  maent  ddu- 
wiau  ereill  'sie  suchen  (''sind  im  Suchen  von")  andere  Götter'; 
vgl.  mc.  rac  adolwyn  y  un  vynet  y  dial  sarhaet  Gwen- 
hwyfar  'damit  man  nicht  jemanden  auffordern  sollte,  zu  gehen  um 
die  Beleidigung  der  Gw.  zu  rächen'  Mab.  197;  ony  bei  uot  arnaw^ 
vilwryaeth  'wenn  nicht  wäre  Besitz  ("das  Sein  auf  ihm")  von 
Stärke'  Mab.  197;  a  menegi  uot  y  crydyon  wedy  duunaw 
ar  y  lad  'und  Mitteilung,  daß  die  Schuhmacher  sich  vereinigt 
hatten  um  ihn  zu  tödten'    Mab.  52.  —    Corn.  (Stokes,  Beun.  Mer. 


§  313,  2.  314]     Lenition  des  Genitivs,  einer  Apposition.  453 

Nachträge  S.  6):  nconi.  golvan  ge^a  hedge  sparrow',  mcorn.  fynten 
woys  'a  fountain  of  blood',  benneth  Varya  'Mariae  Segen', 
carek  Veryasek  'M.'s  Felsen'.  Durch  Entgleisung  nach  einem 
Mask. :  ncorn.  cletha  dan  'ein  Feuerschwert'.  —  Br.  avel  dro 
'Wirbelwind',  poan  vugale  'mal  d'enfant',  poan  galoun  'mal  de 
coeur',  poan  benn  'mal  de  tete',  milin  vreac'h  'Handmühle', 
pal-dan  'pelle  ä  feu',  dor-dal  'porte  principale  d'une  eghse'  (tal 
'Vorderseite'),  dor-borz  'porte  cochere',  mamm-diegez  'Hebamme' 
(mamm  'Mutter',  tiegez  'Haushalt'),  c'hoanenn-vor  'puceron  de 
mer'  (aber  c'hoanenn-gwez  'puceron  des  plantes'  ohne  Lenition), 
ar  wem  vizan  'le  mät  de  misaine',  ann  oferenn  vintin  'la 
messe  matinale',  oferenn-bred  'la  grand'messe'  (pred  'Mahl- 
zeit'); V.  dam  bod  'Scherbe'  'tet  de  pot'  (Leon  darn  pod 
Troude),  darn  vah  'trongon'  (bah  'Stock'),  ker  varhad  'ville 
marchande'.  Entgleisung:  br.  laer  vor  'Seeräuber',  dour  vor 
'Meer Wasser'  (vor  steht  nicht  für  a  vor,  Rc.  XY  387).  Über 
ober  vad  'faire  le  bien',  ober  van  'faire  mine'  s.  S.  461. 

§  314.  Lenition  einer  Apposition  findet  sich  nur,  wo  die 
beiden  Nomina  besonders  eng  verbunden  sind,  also  besonders,  wo 
es  sich  um  einen  Beinamen  handelt.  Nir.  Maighdean  Mhuire 
'die  Jungfrau  Maria',  Muire  Mhäthair  'Maria  Mutter  (Gottes)'; 
mir.  a  popa  Choncobair  'Vater  Conchobar!'  Wi.  209,  14. 

Im  C.  ist  die  Lenition  der  Beinamen  verallgemeinert  worden: 
mc.  Llud  vrenhin  'König  LI.';  Pryderi  uab  Pwyll  'F.,  P.'s 
Sohn';  Aranrot  verch  Don  'A.,  D.'s  Tochter';  Ygharat  Law 
Eurawc  'Yngharat  Goldhand';  nc.  loan  Fedyddiwr  'Johannes 
der  Täufer',  Mair  Forwyn  'die  Jungfrau  Maria'.  Wenn  der  Bei- 
name vor  dem  Namen  steht,  tritt  im  Nc.  nur  beim  Fem.  (und  hier 
nicht  immer)  Lenition  ein:  y  forwyn  Fair  'die  Jungfrau  Maiia', 
y  frenhines  Fuddug  'die  Königin  B.',  aber  y  brenin  Dafydd 
(neben  Dafydd  frenin).  Jedoch  sagt  man  yr  Arglwydd  Dduw 
'der  Herr  Gott',  yr  Arglwydd  Farnwr  'the  Lord  the  Judge', 
arglwydd  frenin  'lord  the  king',  arglwydd  ganghellydd  'lord 
chancellor'. 

Anm.  Wenn  ein  Verwandtschaftsname  ('Onkel',  'Neffe',  'Nichte')  durch 
eine  umschreibende  Apposition  erklärt  wird,  tritt  im  Mc.  Lenition  ein: 
ath  ewythyr  ditheu,  vrawt  dy  fam,  wyf  ynneu  'und  ich  bin  dein 
Onkel,  Bruder  deiner  Mutter'  Mab.  201,  vgl.  203,  4—5;  ewythred  Ar- 
thur oedynt,  vrodyr  y  uam  'sie  waren  Arthur's  Onkel,  Brüder  seiner 
Mutter'  Mab.  109,  vgl.  110,  11;  140,  11;  nei  y  Arthur,  uab  y  chwaer 
'Arthur's  Nefife,  der  Sohn  seiner  Schwester'  Mab.  114;  dy  nyeint,  ueibon 


454  Lenition  nach  dem  Verbum  ^sein'  im  Ir.         [§  315, 1 

dy  chwaer  'deine  Neffen,  die  Söhne  deiner  Schwester'  Mab.  65,  vgl.  59,  14; 
dy  nith,  iierch  dy  chwaer  'deine  Nichte,  die  Tochter  deiner  Schwester' 
Mab.  68. 

Br.  sant  lannVadezour  'der  heilige  Johannes  der  Täufer'; 
ann  Itroun  Varia  'unsere  Frau  Maria'  (dagegen  nach  Troude 
ar  werc'hez  Mari;  V.  guerhies  Vari,  er  huerhies  glorius 
Vari  Bayon  S.  11).  Hierher  auch  ann  iliz-vamm  'l'eghse-mere' 
(Troude),  das  den  Übergang  zu  den  in  §  313  besprochenen  Fällen 
bildet. 

§  315.  Lenition  nach  Verbalformen.  1)  Im  Ir.  a)  Lenition 
des  Prädikatsnomens  und  des  Subjekts  nach  dem  Verbum  'sein'. 

a)  Das  Prädikatsnomen  wird  nach  den  relativen  Formen  der  Ko- 
pula leniert,  wenn  das  Relativum  als  Subjekt  fungiert:  is  hed  as 
chomairlle  lim  'das  ist  (es,  was)  mein  Rat  (ist)'  Wb.  16c  12; 
in  mairb  ata  thestis  'die  Todten  sind  Zeugen'  30a  11;  nii  bes 
chotarsne  'etwas,  das  entgegengesetzt  ist'  IIa  24;  indi'i  beta 
thuicsi  'diejenigen,  die  erwählt  sein  werden'  4c  40;  noch  ba 
hed  ön  ba  chöir  'but  that  were  proper'  10b  9;  betis  chum- 
tachtaib  gl.  figendis  ML  102d  10;  nad  choir  'das  nicht  passend 
ist'  Ml.  37a  8,  10. 

Anm.  1.  Nach  einem  vorangestellten  Adverbiura  tritt  die  relative 
Lenition  nicht  ein:  is  do  is  coir  indocbäal  'ihm  gebührt  Kuhm'  Wb. 
7c  15;  erst  im  Mir.  wird  auch  in  diesem  Fall  leniert:  is  dait  as  choir 
a  thabairt  'dir  gebührt  es  ihn  zu  geben'  Wi.  257.  Statt  der  relativen 
Eklipse:  doadbadar  as  cho  m  s(uidigthe)  'es  wird  gezeigt,  daß  es  ein 
Kompositum  ist'  Sg.  207  b  9. 

Die  Lenition  findet  sich  noch  im  älteren  Nir. :  nidh-sa-mho  'mehr" 
("etwas,  das  mehr  ist"),  nidh-sa-mheasa  'schlimmer'  Atk.  Keat.  Append. 
S.  IV.     Heute  nios  mo,  nios  measa  O'Don.  122. 

Das  Subjekt  wird  in  Wb.  nach  den  relativen  Formen  des 
Verbums  'sein'  nicht  leniert:  oillu  oldate  cöic  cet  fer  'mehr  als 
500  Personen'  Wb.  13b  2;  f  err  .  .  oldaas  cäch  'besser  als  Jeder' 
Wb.  16c  9.  Dagegen  im  jüngeren  Air.:  is  laigiu  son  indaas 
chumachtai  doinachtae  crist  'is  less  than  (the  measui'e)  of  the 
power  of  the  Manhood  of  Christ'  Ml.  26b  6;  indatae  chlaidib 
'als  Schwerter'  77  a  1. 

ß)  Nach  den  Kopulaformen,  welche  'oder'  bedeuten:  rodbo 
chosmilius  'oder  ein  Gleichnis'  Wb.  14c  24;  robu  cho  ader- 
setar  gl.  uel  emendentur  Ml.  30d  11  (vgl.  KZ  XXXV  4041); 
im  fochröib  ba  chi'an  'nahe  oder  fern'  Sg.  151b  2;  im  tri 
digbail  fa    t  bor  mach   'whether  through   diminution   or  increase' 


§  315,  1]       Lenition  nach  dem  Verburn  'sein'  im  Ir.  455 

188a  8;    mir.  besu  ocus  besu  chian   'sei  es  nahe,   sei  es  fern' 
Kuno  Meyer,  Contrib.  S.  209. 

y)  Das  Prädikatsnomen  -wird  leniert  nach  den  Kopulaformen 
da  1.  Sing.;  dan,  ban  1.  Plur.;  da,  ba  2.  Sing.;  bad  2.  Plur. ; 
bo,  bu  3.  Sing,  (fo-  in  fochetöir  S.  271);  bad,  bed  3.  Sing. 
Imperativ  und  Impf.;  bat  3.  Plur.;  masu  'wenn  ist';  cesu,  cetu 
'obgleich  ist,  sind';  issi  'sie  ist':  ni-ta-chumme  se  friu  som 
'ich  bin  ihnen  nicht  ähnlich'  Wb.  20c  25;  na  ba  thoirsech  'sei 
nicht  betrübt'  29d  19;  bad  chensi  'seid  mild'  24b  1;  ro-po 
thol  dond  athir  'es  war  des  Vaters  Wille'  14b  3;  nä  bad  cho- 
tarsne  'es  sei  nicht  entgegengesetzt'  24b  3;  com-bad  chomaic- 
siu  'daß  er  näher  wäre'  Ml.  21d  1;  bes  ni  bat  chutrummi 
'vielleicht  sind  sie  nicht  gleich'  'Wb.  9d27;  massu  thol  atom-aig 
'if  it  is  desire  that  drives  me'  lOd  26;  is  si  thol  dee  didiu 
ani-siu  'dies  ist  also  Gottes  Wille'  5c  22. 

Anm.  2.  Nicht  lenierend  sind  die  Formen  am,  arami,  adib,  is,  it, 
-ta  3.  Sing.,  -tat,  ba  3.  Sing.,  -b,  bid,  bin,  bimmis,  betis,  -bommar, 
-btar  und  die  Formen  mit  dem  Augens  sa  oder  mit  he  'is,  ii';  s.  KZ 
XXXV  327.  Ferner  ni  'ist  nicht'  :  ni  coir  'es  ist  nicht  passend"  Wb. 
9b  13;  16c  20  (vgl.  §  319  Anm.  3  Schluß  und  §  318  Anm.  3),  raad 
'wenn  ist',  cid  'obgleich  ist'  u.  s.  w.  Kein  Material  für  at  'du  bist'  und 
für  1.  Sing.,  2.  Sing,,  2.  PL  des  Perfekts,  Ein  sicheres  Urteil  über  den 
ursprünglichen  Auslaut  erlauben  die  Lenitionsregeln  nicht. 

Das  Gebiet  der  Lenition  wird  allmählich  erweitert:  ni-dat  chummai 
'sie  sind  nicht  gleich'  Ml,  115b  3;  it  chethir  chet  'sind  vier  hundert' 
BCr.  42c  1;  is  chiall  chesto  'es  ist  passive  Bedeutung'  Sg.  140a  5;  am 
cheli  se  'ich  bin  der  Genosse'  LL  70b  28;  cor  fhir  'daß  wahr  war',  nar 
choir  'daß  nicht  passend  war'  Atk.  LBr.  Z.  107,  2458.  —  Im  Nir.  wird 
die  Sachlage  wieder  bedeutend  simplifiziert ;  von  der  Kopula  bleiben  nur 
die  Formen  der  3.  Sing,  in  Gebrauch.  Lenition  nach  gur,  nior  :  gur 
bheag  'daß  zu  wenig  war',  nior  chneasta  'es  war  nicht  passend'.  Die 
einsilbigen  mit  b-  anlautenden  Formen  (air.  bo,  bu,  bad)  sind  mehr  oder 
weniger  durcheinander  geworfen  worden.  Die  Eegel  bei  Stewart  *  S.  160, 
daß  bu  'war'  zwar  in  der  Eegel  leniert,  jedoch  ein  folgendes  d-  oder  t-  un- 
leniert  läßt,  ist  die  Lenitionsregel  von  air.  bad.  Vgl.  MoUoy  125,  O'Don. 
386 f.,  KZ  XXXV  325. 

Anm,  3.  Das  Prädikatsnomen  wird  nicht  leniert,  wenn  es  i^im  Xir.) 
auf  ein  substantivisches  Subjekt  folgt:  nir,  ta  an  ghaoth  fuar  'der 
wind  ist  kalt'  O'Don.  349. 

ö)  Als  Subjekt  wird  cäch  in  Wb.  nach  biad  leniert:  is-samlid 
inso  no-biad  chäch  'it  is  thus  that  every  one  would  be'  Wb. 
9d25.  Sonst  keine  Lenition  des  Subjekts  in  Wb.;  dagegen  später: 
ro-böi  chocad   'es  war  ein  Krieg  gewesen'   Ml.  137c  8;   co  bed 


456  Lenition  nach  Verben  im  Ir.  [§  315,  1 

chiall  ains(edo)  il(dai)  and  'daß  der  Sinn  eines  Akk.  PL  darin 
wäre'  Ml.  67d  24  (Gegenbeispiele  Wb.  5d  6;  18d  7);  biid  chiall 
intamlae  i-sindi  as  zelaueris  'der  Sinn  der  Nachahmung  ist 
in  dem  Worte  zelaueris'  Ml.  56b  33;  ataat  chetnaidi  'there 
are  primitives'  Sg.  28  a  4.  Im  Nir.  ist  diese  Lenition  wieder  auf- 
gegeben. 

Anm.  4.  Nach  dem  Prädikatsnomen  ist  das  Subjekt  nicht  leniert: 
is  tacair  censas  'passend  ist  Milde'  Wb.  20c  3;  tacair  cense  31c  24; 
is  denti  toi  dse  'der  Wille  Gottes  muß  getan  werden'  29b  12.  Jedoch 
in  Sg.:  ni  gnäth  choras(uidigud)  'Zusammensetzung  ist  nicht  gewöhn- 
lich' Sg.  201a  5;  gnim  dom-sa  thindnacol  inna  hirise  'das  Geben 
des  Versprechens  ist  eine  Handlung  für  mich'  209  b  24. 

b)  Lenition  des  Objekts  und  Subjekts  nach  den  übrigen 
Verben.  Nach  den  übrigen  Verben  bleibt  in  Wb.  sowohl  das 
Subjekt  wie  das  Objekt  unleniert:  neich  asberad  cenn  ^what 
the  head  might  utter'  Wb.  13a  19;  carad  cäch  uäib  a  cheile 
'jeder  von  euch  soll  seinen  Nächsten  lieben'  25a  35;  arröit  co- 
linn  'er  hat  Körper  angenommen'  32 d  10.  Nur  cäch  wird  'als 
Objekt  nach  denjenigen  Verbalformen  leniert,  die  in  der  Endung 
den  lenierenden  Formen  des  Verbums  'sein'  entsprechen:  nertad 
chäch  'er  soll  jeden  aufmuntern'  5d  11;  dioiprid  chäch  'Ihr 
betrüget  jeden'  9c  23  (aber  con  soibat  cäch  'so  daß  sie  jeden 
betrügen'  30  c  13).  Im  jüngeren  Air.  und  im  Mir.  finden  sich 
zahlreiche  Belege  für  die  Lenition  des  Objekts:  foilsigdde  pher- 
sin  frecndairc  'welche  eine  anwesende  Person  bezeichnen'  Sg. 
200b  6;  toglüaset  chombairt  gl.  abiiciunt  partum  Thes.  11  235,  5; 
is  lestar  fäs,  is  crann  crin,  nad  deni  thoil  ind  rig  thüas 
'ein  leeres  Gefäß,  ein  welker  Baum  ist  derjenige,  der  nicht  den 
Willen  des  Himmelskönigs  tut'  Thes.  II  294,  28;  nifilchum- 
tubairt  'es  gibt  keinen  Zweifel'  Sg.  154b  2;  isi  dobeir  phöic 
dö  'sie  ist  es,  die  ihm  einen  Kuß  gibt'  LL  74b  20,  33;  cumma 
nogabad  chloich  7  crand  7  cnäim  'gleich  gut  schnitt  es  Stein 
und  Baum  und  Knochen'  LL109a  10;  atchiu  churach  'ich  sehe 
ein  Boot'  LL.  108a  37.  Viel  seltener  ist  die  Lenition  des  Subjekts: 
ni  taet  chomsuidigud  friu  'Komposition  findet  bei  ihnen  nicht 
statt'  "kommt  nicht  zu  ihnen"  Sg.  197a  4;  amal  do-n-ad(bat) 
chumach(tae)  'quomodo  ostendit  potestas'  Sg.  6b  25;  arberr 
chial  chesto  asindi  as  difficio  'ein  passiver  Sinn  wird  durch 
das  Wort  difficio  ausgedrückt'  Sg.  146a  1;  citabiat  chluasa 
gl.  sensibilem  aurium  Sg.  3a  1.     Vgl.  KZ  XXXV  328-332.    Im 


§315,1.2]     Postverbale  Lenition  der  Adverbia  im  Ir.  457 

Nir.  ist  die  Lenition  des  Objekts  wieder  aufgegeben;  über  die 
Unterscheidung  zwischen  Nom.  und  Akk.  bei  den  persönUchen 
Pronominen  (se,  si,  siad,  sinn,  sibh,  tu  :  e,  i,  iad,  inn,  ibh, 
thü)  s.  die  Bedeutungslehre. 

c)  Postverbale  Lenition  der  Adverbia  kommt  in  Wb.  nicht 
vor.  Dagegen  im  jüngeren  Air.:  ic  neich  fritcurethar  cheill 
(adverbieller  Dativ)  'to  save  anyone  who  worships  him'  Ml.  41  d  16; 
contoat  chucai  'die  sich  zu  ihm  wenden'  Ml.  46c  1;  asiiibiur 
frit  Svhich  I  mention  to  thee'  Sg.  151a  3.  Von  dem  Verbum 
getrennt:  docuirethar  cetna  persan  sin  persana  aili  chucae 
'diese  erste  Person  gesellt  andere  Personen  zu  sich'  Sg.  191a  2; 
ni-r-bu  cognomen  challeic  'es  war  trotzdem  nicht  ein  cog- 
nomen'  Sg.  31b  22;  ni  reid  ebene  'it  is  not  easy  besides'  Sg. 
238  b  1.  Die  Lenition  einiger  Adverbia  wird  allmählich  konstant 
(von  dem  vorhergehenden  Worte  unabhängig):  cach  pronomen 
dano  ebene  "auch  jedes  Pronomen  außerdem"  'auch  jedes  an- 
dere Pronomen'  Sg.  203b  1,  vgl.  212a  11.  Im  Mir.  ist  diese 
konstante  Lenition  häufig  bei  den  konjugierten  Präpositionen 
(chucund  'zu  uns',  forru  'über  sie',  tharis  'über  ihn',  thrit 
'durch  ihn'),  bei  chaidche  'je',  chetus,  chetumus  'zuerst',  thra 
'also'.  Dieser  Zustand  setzt  sich  im  Nir.  fort:  chugam  'zu  mir', 
orm  'auf  mir',  nsch.  rium,  riut  =  air.  frim,  frit;  nir.  damh 
und  dhamh  (dam  und  dham)  'zu  mir';  fös  'noch'  =  air.  beos. 
Die  nir.  Schreibungen  a  chaidche  'je',  a  cheana  'früher'  be- 
ruhen auf  Vermischung  mit  den  Fällen,  wo  die  Lenition  von  der 
reduzierten  oder  geschwundenen  Präposition  do  bewirkt  ist  (a 
chodladh  S.  265  u.  s.  w.).  Wo  ältere  Belege  nicht  beigebracht 
sind,  kann  man  mit  Hülfe  des  Nir.  nicht  entscheiden,  ob  eine  Präp. 
vorhanden  gewesen  ist  oder  nicht  (bei  chois  na  fairrge  'am 
Rande  des  Meeres'  habe  ich  wohl  mit  Unrecht  oben  S.  265  eine 
geschwundene  Präposition  vorausgesetzt). 

2)  Im  Brit.  ist  die  postverbale  Lenition  nur  im  C.  reichlich 
vertreten,  a)  Lenition  des  Prädikatsnomens  und  des  Subjekts 
nach  dem  Verbum  'sein'.  Lenition  des  Prädikatsnomens  kommt 
im  Mc.  nach  den  meisten  Formen  des  Verbums  'sein'  vor.  Bei- 
spiele bei  Strachan,  Introduction  S.  15  für  wyt  'du  bist*,  ym 
'wir  sind',  yssyd  'welcher  ist',  oed  'war',  oedynt  'waren';  Präs. 
(Fut.)  Ind.  1.  Sing,  bydaf,  1.  PI.  bydwn;  Impf.  3.  Sing,  bydei, 
3.  Plur.  bydynt;  Impv.  byd  'sei',  bit  'er  soll  sein',  bydwch 
'seid';    Konj.   Präs.   1,   2.  Sing,   bwyf,  bych,    1.,  3.   Plur.  bom, 


458  Lenition  nach  dem  Verbum  'sein'  im  Brit.      [§  315,  2 

bont;  Konj.  Impf.  1.,  3.  Sing,  bewn,  bei,  1.  Plur.  beym;  Prät. 
2.,  3.  Sing,  buost,  bu,  3.  Plur.  buant,  Plusqpf.  3.  Sing,  buassei. 
Weitere  Belege:  ar  fford,  yssyd  lei  nor  rei  ereill,  a  a  parth 
a  gogof  yr  adanc  ^und  der  Weg,  der  kleiner  (schmaler)  als  die 
anderen  ist,  geht  in  der  Richtmig  gegen  die  Höhle  des  Ungeheuers' 
Mab.  226;  a  oedynt  vreisc  'welche  dick  waren'  232;  buassei 
well  itti  'es  wäre  gut  für  dich  gewesen'  217;  a  vydy  di  gyuar- 
wyd  y  mi  yno  'wirst  du  mein  Führer  dahin  sein'  240.  Dazu  na 
wir,  na  well  'es  ist  nicht  wahr',  'es  ist  nicht  besser'  (Antwort). 
Lenition  des  Subjekts  ist  bei  Strachan  belegt  nach  yssit  'es  gibt, 
es  ist',  nyt  oes  'ist  nicht',  bu  'war'.  Weitere  Belege:  or  bu  wr 
itti  eiryoet,  y  mackwy  hwnn  a  uu  'wenn  dir  je  ein  Geliebter 
gewesen  ist,  ist  dieser  Bursche  es  gewesen'  Mab.  237;  a  die  vu 
wreic  y  melinyd  wrth  Peredur  'und  zornig  auf  P.  war  die 
Frau  des  Müllers'  229;  sef  yd  oedd  Gei  yn  seuyll  ym  perued 
y  neuad  'Kei  stand  ("war  stehend")  in  der  Mitte  der  Halle'  197; 
ac  a  oed  wed  y  gallwn  i  kaffel  dy  gerennyd  di  'gäbe  es 
eine  Weise,  in  der  ich  deine  Freundschaft  gewinnen  könnte  ?'  241 ; 
ony  bei  lad  gormes  yssyd  yn  y  fforest  racko  'wenn  nicht 
wäre  Töten  des  Ungeheuers  (wenn  du  nicht  das  Ungeheuer 
tötetest),  das  in  jenem  Walde  ist'  241;  ony  bei  uot  arnaw 
vilwryaeth  197  (s.  S.  452,  Z.  4  v.  u.).  —  Keine  Lenition  des  Prädi- 
katsnomens oder  des  Subjekts  ist  belegt  nach  ys  'ist',  os  'wenn  ist'; 
nach  yw  'ist',  ytt-iw,  y  ma-e  ds.,  a-e  'est-ne';  nach  y  ma-ent 
'sind';  nach  ny-t,  na-t  'ist  nicht',  neu-t  'ist  schon';  nach  byd 
'wird  sein',  boet  'soll  sein',  3.  Sing.  Konj.  bo.  Wenn  aber  das 
Subjekt  von  dem  Verbum  getrennt  ist,  kann  nach  allen  Yerbal- 
formen  Lenition  eintreten:  da  oed  yti,  vnbenn,  vynet  y  gyscu 
'es  wäre  gut  für  dich,  Herr,  schlafen  zu  gehen'  Mab.  210;  clot 
bychan  hagen  ac  etmyc  yw  ytt  oruot  y  marchawc  lludedic 
^wenig  Ehre  jedoch  und  Ruhm  ist  es  für  dich,  den  müden  Ritter 
zu  überwinden'  212;  y  mae  yno  wr  du  'dort  ist  ein  schwarzer 
Mann'  240  (vgl.  241,  18);  a  phan  uo  amser  ynn  vynet  yn 
bwyt  'wenn  es  Zeit  für  uns  ist,  essen  zu  gehen'  225.  Ebenso,  wo 
das  Verbum  'sein'  gar  nicht  ausgedrückt  ist:  mynychach  it 
wneuthur  drwc  no  da  'häufiger  ist  es  für  dich.  Böses  als  Gutes 
zu  tun  (du  hast  häufiger  Böses  als  Gutes  getan)'  240. 

Anm.  5.  Lenition  nach  den  Ausdrücken  'voici,  voilä'  im  Mc. :  nachaf 
was  melyn  yn  dygwydaw  ar  penn  y  lin  geyr  bron  Peredur  'sieh, 
ein  blonder  Bursche  kniete  vor  P.'   Mab.  242;   Uyma  was  gwineu  tele- 


§  315,  2]  Lenition  nach  Verben  im  Brit.  459 

diw  yn  agori  y  porth  'sieh,  ein  schöner  dunkler  Barsche  öffnete  das 
Tor'  210;  Uyma,  eneit,  heb  ef,  uarch  ac  arueu  gwell  nor  rei 
er  ei  11  'hier,  mein  Lieber,  sagte  er,  ist  ein  Pferd  und  "Waffen,  besser  als 
die  anderen'  199;  llyna  vedru  yn  drwc  'das  ist  ein  schlechtes  Betragen' 
198;  hwde  vodrwy  'da  hast  du  einen  Eing'  234. 

Anm.  6.  Zum  Nc.  vgl.  Kowland  §  618,  655  (Arthur  sydd  frenin 
u.  s.  w.),  §589b  (Lenition  des  Subjekts  nach  dem  negierten  oes,  byddai), 
§  594  (Lenition  des  Subjekts,  wenn  es  vom  Verbum  getrennt  ist;  jedoch 
bleibt  ein  Inf.  als  Subjekt  in  diesem  Fall  unleniert,  §  595),  S.  280  ff.  (Leni- 
tion nach  dyma,  dyna,  dacw  'here,  there,  yonder  is',  nach  llyraa, 
llyna  und  nach  wele:  wele  ddyn  glwth  'behold  a  gluttonous  man'). 

Corn.  (ZE  199):  vs  vas  ^was  gut  ist';  cusyll  na-go  vas  'ein 
Entschluß,  der  nicht  gut  war';  bos  vas  'gut  sein'.  Keine  Lenition 
nach  bo,  po,  py  'oder'  (ZE  725);  keine  Lenition  nach  ota,  ot 
omma  'sieh  hier'.  Im  Br.  leniert  pe  'oder':  daou  pe  dri  'zwei 
oder  drei',  nao  pe  zek  'neun  oder  zehn',  koulz  pe  well  'ebenso 
gut  oder  besser';  gwiskadou  tevoc'h  pe  danooch  'des  couches 
plus  ou  moins  epaisses'  (Vallee  S.  86);  jedoch  c'houi  pe  me  'Ihr 
oder  ich'.  Sonst  keine  Lenition  nach  dem  Verbum  'sein',  auch 
nicht  nach  setu  'voici'. 

b)  Lenition  des  Objekts  und  Subjekts  nach  den  übrigen 
Verben.  Lenition  des  Objekts  ist  im  Mc.  häufig,  aber  nicht  nach 
allen  Verbalformen  gleich  häufig  (nach  der  3.  Sing,  und  3.  Plur. 
des  Präs.  Ind.  und  der  3.  Sing,  des  Präs.  Konj.  kommt  sie  nicht 
vor,  s.  Strachan,  Introd.  S.  15).  Mc.  a  gaffaf  i  letty  gennyt 
ti  'kann  ich  bei  dir  ein  Unterkommen  erhalten?'  Mab.  228  (vgl. 
238,24);  or  gallaf  i  les,  mi  ae  gwnaf 'wenn  ich  helfen  ("Hülfe") 
kann,  werde  ich  es  tun'  210;  mi  a  wnu  gyghor  da  itt  'ich  weiß 
einen  guten  Rat  für  dich'  234;  ti  a  wely  Iwyn  'du  wii-st  einen 
Wald  sehen'  242  (vgl.  240,  2;  225,  3  v.  u.);  y  gwelwn  wr  penn- 
grych  melyn  'ich  sah  einen  kraushaarigen  blonden  Mann'  164; 
y  gwelei  gaer  vawr  'er  sah  eine  große  Stadt'  202;  y  gallei  y 
gwas  melyn  wneuthur  gwaet  ar  y  Hall  'der  blonde  Bursche 
würde  den  anderen  verwunden  können'  201;  ac  yno  y  clywei 
uot  sarff  yn  gorwed  ar  uodrwy  eur  'und  er  hörte,  daß  dort 
eine  Schlange  auf  einem  goldenen  Ring  lag'  (Inf.  als  Objekt)  218; 
y  gwelynt  vackwy  'sie  sahen  einen  Burschen'  154;  gwna  waet 
'verwunde'  "mach  Blut"  201;  par  vot  y  clawr  yn  y  lle  yd  oedd 
'bewirke,  daß  der  Tisch  da  ist,  wo  er  war'  (Inf.  als  Objekt)  240; 
kyt  gwelych  beth  a  vo  ryued  gennyt  'wenn  du  auch  eine 
Sache  siehst,  die  dir  wunderbar  erscheint'  201;   pei  gwypwn  vot 


460  Lenition  nach  Verben  im  Brit.  [§  315,  2 

yn  da  gennyt  ti  ^wenn  ich  wüßte,  daß  es  dir  angenehm  wäre' 
(Inf.  als  Objekt)  213;  ti  a  gaffut  orderchat  ar  yr  un  a  vynnvt 
onadunt  'du  könntest  die  Liebe  deijenigen  von  ihnen,  die  du 
wolltest,  gewinnen'  223;  or  kaffei  vedic  da  'wenn  er  einen  guten 
Arzt  erhielte'  212;  mi  ny  weleis  gristawn  'ich  habe  einen 
Christen  nicht  gesehen'  218;  sef  lle  y  kauas  uendigeit  'das  ist 
der  Ort,  wo  er  B.  fand'  34;  y  wassanaethu  Owein  mal  y 
gwassaethassynt  Gynon  'um  0.  zu  bedienen,  wie  sie  C.  bedient 
hatten'  171.  Auch  wo  das  Objekt  von  dem  Verbum  getrennt  ist  und 
in  diesem  Fall  nach  allen  Verbalformen:  y  11  ad  ef  bawp  'er  tötet 
Jeden'  224;  na  dywedaf  ynneu  eir  'daß  ich  nicht  ein  Wort 
sagen  werde'  215;  mi  a  rodwn  itt  uaen  'ich  würde  dir  einen 
Stein  geben'  224;  ny  chaffwnn  i  o  glot  vwy  noc  un  ohon- 
awch  'ich  würde  nicht  mehr  (von)  Ruhm  als  Einer  von  euch  ge- 
winnen' 228;  ac  yna  gwnaet  pob  un  onadunt  a  allo  waethaf 
y  gilyd  'und  dann  soll  Jeder  von  ihnen  das  schlimmste,  was  er 
kann,  dem  andern  tun'  205;  eturyt  idi  draean  y  chyuoeth 
'gib  ihr  den  Drittel  ihres  Besitzes  zurück'  208;  ny  lyuasswys 
dyn  uynet  yr  fforest  'kein  Mensch  wagte  in  den  Wald  zugehen' 
241;  Peredur  a  erchis  idaw  vynet  dracheuyn  attunt  'P.  bat 
ihn,  zu  ihnen  zurück  zu  gehen'  227. 

Seltener  ist  die  Lenition  des  Subjekts:  ny  mynnei  Gass- 
wallawn  y  lad  'C.  wollte  ihn  nicht  töten'  41;  yn  y  lle  y  gwel- 
sei  Gynon  'an  dem  Orte,  wo  C.  (es)  gesehen  hatte'  171;  mwy  o 
lawer,  noc  y  dywedassei  Gynon,  oedynt  'sie  waren  viel 
größer  als  C.  gesagt  hatte'  172;  a  phan  gigleu  Gei  eu  bot  yn 
dyuot  'und  als  Cei  hörte,  daß  sie  kamen'  214;  ymgeffylybet 
bawp  ohonawch  ae  gilyd  'es  soll  jede  von  euch  sich  mit  ihrem 
Genossen  vereinigen'  223;  ny  chwaryei  weissen  vy  mam  a 
mivi  velly  'nicht  spielten  die  Burschen  meiner  Mutter  so  mit  mir' 
199;  tra  barhaei  vwyt  a  llynn  'so  lange  Speise  und  Trank  noch 
ausreichte'  207.  Von  dem  Verbum  getrennt:  y  peidynt  ac  ymlad 
yny  darffei  y  bawp  vwytta  'sie  hörten  mit  dem  Kampfe  auf, 
bis  für  Jeden  das  Essen  zu  Ende  war'  90. 

Anm.  7.  Über  mc.  kyfodwch,  weissou  'steht  auf,  Burschen!',  s. 
§  304.     Über  das  Objekt  eines  Inf.  s.  §  313,  2. 

Anm.  8.  Im  Nc.  wird  das  Objekt  immer  leniert,  Kowland  §  590,  594 
(der  Inf.  als  Objekt  ist  uuleniert,  wenn  ddim  vorangeht:  nis  gallaf 
ddim  taflu  'r  gareg  'I  cannot  throw  the  stone',  Rowland  §  689).  Das 
Subjekt    wird   leniert,    wenn    es    vom  vorhergehenden  Verbum  getrennt  ist, 


§  315,  2]       Postverbale  Lenition  der  Adverbia  im  Brit.  461 

ein   Infinitiv   als    Subjekt   außerdem    in   einigen    anderen  Fällen,    Rowland 
§  592—594. 

Anm.  9.  Das  zum  Objekt  gehörige  attributive  Adjektiv  bleibt  un- 
leniert;  Lenition  kann  dagegen  eintreten,  wenn  das  Adjektiv  als  Apposition 
empfunden  wird:  ny  chyscaf  hun  lonyd  'ich  werde  keinen  Schlaf  ruhig 
schlafen'  Mab.  233;  ny  welsei  dyn  eiryoet  Hu  degach  noc  oed 
hwnnw  'niemand  hatte  je  ein  Heer,  schöner  als  dies,  gesehen'  Mab.  90; 
na  welsynt  llongeu  gyweiryach  y  hansawd  noc  wynt  'daß  sie 
nicht  Schiffe,  besser  ihre  Ausstattung  (besser  ausgestattete)  als  diese,  ge- 
sehen hatten'  Mab.  27. 

Corn.:  a  henna  my  ny  wraf  vry  'darum  werde  ich  mich 
nicht  kümmern'  P.  C.  2244,  vgl.  M.  C.  26  (danach  auch  Inf.  gul 
vry  'sich  kümmern'  0.  M.  519).  —  Br.  grit  vad  d'ann  dud 
holl  'faites  du  bien  h  tous  les  hommes';  ne  ra  van  e-bed  evit 
ho  klevet  'il  fait  semblant  de  ne  pas  vous  entendre'  (Troude). 
Danach  auch  Inf.  ober  vad,  ober  van.  Vgl.  noch  Ernault, 
Gramm.  S.  11,  Bayon  S.  11  (ober  vad,  V.  gober  vad  'faire  le 
bien,  faire  du  bien';  das  Adverbium  mad  dagegen  unleniert:  ober 
mad,  gober  mad  'bien  faire,  bien  agir').  Das  Subjekt  ist  im  Br. 
leniert  nach  eme  'inquit':  nann,  eme  Vac'harit  'nein,  sagte  M.'; 
ia  avad,  eme  Ber  'gewiß,  sagte  Peter'. 

c)  Postverbale  Lenition  der  Adverbia.  Das  Wort  dim  als 
Verstärkung  der  Negation  bei  einem  transitiven  oder  intransitiven 
Verbum  ist  im  Nc.  leniert  (ni  ddaw  Dafydd  ddim  yma  'David 
will  not  come  here',  Rowland  §  689).  Mc.  ar  mackwy  a  gyu- 
archawd  well  y  Peredur  'und  der  Bursche  begrüßte  P.'  Mab. 
225  (aber  Peredur  a  gyuarchawd  gwell  226;  vielleicht  ist 
gwell  eigentlich  Objekt:  "Besseres  wünschen").  Häufig  ist  nament- 
lich die  Lenition  von  gewissen  Zeitangaben,  die  jedoch  schon  im 
Mc.  weit  über  die  ursprünglichen  Grenzen  hinaus  verallgemeinert 
worden  ist  und  auch  nach  dem  Inf.  und  nach  Substantiven  er- 
scheint: ac  yno  erchi  gwr  y  ymwan  deir  gweith  'und  dort 
(sollst  du)  dreimal  einen  Mann  zum  Kampf  verlangen'  242;  y 
buwyt  deir  blyned  yn  y  darparu  'man  war  drei  Jahre  es  vor- 
bereitend gewesen'  'man  hatte  drei  Jahre  damit  verbracht,  es  (das 
Fest)  vorzubereiten'  182;  a  dathoed  vlwydyn  kyn  no  hynny 
y  lys  Arthur  'welcher  vor  einem  Jahre  in  die  Burg  Arthur 's 
gekommen  war'  197;  bot  vlwydyn  yn  llys  Arthur  'ehi  Jahr  in 
der  Burg  Arthur's  zu  sein'  198;  vgl.  Strachan,  Introd.  16  (vis 
whefrawr  'im  Monat  Februar',  lawer  o  dydyeu  'mehrere  Tage 
lang');  ac  ymadaw  weithon  a  ieith  dy  vam  'gib  jetzt  die  Aus- 


462        Postverbale  Lenition  der  Adverbia  im  Brit.     [§  315,  2.  316 

drucksweise  deiner  Mutter  auf  201;  nys  gwney  bellach  'du 
wirst  sie  fernerhin  nicht  tun'  99;  na  deuaf  y  lys  vyth  'daß  ich 
niemals  in  die  Burg  komme'  199;  y  nos  gynt,  y  dyd  gynt  'die 
Nacht  im  voraus,  der  Tag  im  voraus'  211,  229;  ar  un  dywygyat 
a  wnaeth  y  uorwyn  yr  deu  hynny  ac  yr  vn  gynt  'dieselbe 
Pflege  gewährte  das  Mädchen  diesen  beiden  wie  dem  früheren 
(dem  von  früher)'  224;  y  geir  a  dywedeist  gynneu  'das  Wort, 
das  du  vorhin  gesprochen  hast'  222;  pan  deuth  y  paganyeit 
gyntaf  y  Iwerdon  'als  die  Heiden  zum  ersten  Mal  nach  Irland 
kamen'  K  B.  II  258.  Ähnlich  werden  auch  die  konjugierten  Prä- 
positionen leniert:  drwydi 'durch  sie',  drossof 'über  mich',  gennyf 
'mit  mir';  vgl.  §  317.  Schließlich  finden  sich  Beispiele  für  post- 
verbale Lenition  einer  Verbindung  von  Subst.  +  Präp.  +  Subst.: 
mynet  a  wnaethant  law  yn  llaw  hyt  y  lle  yd  oed  Arthur 
'sie  gingen  Hand  in  Hand  zu  der  Stelle,  wo  A.  war'  Mab.  214. 
So  auch  im  Nc;  auch  nc.  fraich  ym  mraich  'Arm  in  Arm';  vgl. 
fin  y  nos  'am  Abend'  (min  nos),  ganolnos  'um  Mitternacht', 
fei  rhosyn  foreuddydd  ei  oes  'wie  eine  Böse  im  Morgen  ihres 
Lebens'  (Boberts  &  Gruffydd,  Telynegion,  Bangor  1900,  S.  3,  4, 
7,  61),  benyw  ganol  oed  'eine  Frau  in  der  Mitte  ihres  Alters' 
(Silvan  Evans  canol).     Mc,  nc.  fry  'oben'. 

Corn.:  cleves  vyth  nyth  kemerse  "eine  Krankheit  hatte 
dich  nie  ergriffen"  'absolut  keine  Krankheit  hatte  dich  ergriffen' 
ü.  s.  w.  ZE  202b;  ncorn.  na  anothans  y  bys  voye  me  ny 
settyaf  gwaile  gala  'nor  of  them  ever  more  will  I  set  the  stalks 
of  straw'  C.  W.  1355.  Mcorn.  vyttyn  S.  440  Z.  6,  7.  Br.: 
brema  'jetzt'  §  302,  4  (oder  ist  der  Artikel  geschwunden?  §  190 
S.  288);  V.  deh  vitin  'gestern  früh',  arhoah  vitin  'morgen  früh', 
Bayon  S.  11. 

Dynamische  und  konstante  Lenition. 

g  316.  Die  als  mechanischer  Sandhi  entstandene  Lenition 
nimmt  bisweilen  einen  dynamischen  Charakter  an,  d.  h.  sie  T\ird 
als  Zeichen  einer  bestimmten  grammatischen  Funktion  empfunden. 
Symptome  des  dynamischen  Charakters  sind:  die  Wiederholung 
der  Lenition  bei  mehreren  gleich  fungierenden  Wörtern,  die  Trenn- 
ung des  Lenitum  vom  Leniens  durch  daz wischenstehende  Wörter, 
die  Unabhängigkeit  der  Lenition  von  der  Form  des  Leniens. 

Wiederholung  der  Lenition  findet  sich,  wo  mehrere  attributiven 
Adjektive   zu  einem  lenierenden   Substantiv  gehören:    mir.  gnüis 


§316.  317J         Dynamische  und  konstante  Lenition.  463 

chorcra  chrumainech  ^ein  purpurnes  krumm  geformtes  Gesicht' 
LL  55h  36;  beöil  derga  thanaide  'rote,  schmale  Lippen'  LL 
55b  38  (hei  derga  ist  die  Lenition  vermuthch  nach  §  291  aufge- 
hoben); mo  chü  chaL'm  chain  ^mein  Heber  schöner  Hund'  §312,1; 
mc.  deu  uann  gochyon  vychein  'zwei  rote  kleine  Flecken'  Mab. 
205.  Es  kann  sich  offenbar  nur  in  einem  Teil  der  Fälle  um  eine 
rein  lautliche  Entwickelung  handeln;  in  anderen  Fällen  hat  das 
zweite  Bestimmungswort  sich  nach  dem  ersten  gerichtet.  —  Über 
die  Lenition  bei  eter  .  .  acus  s.  §  305,  1  S.  439  und  §  306. 

Einschub  zwischen  Lernens  und  Lenitum:  mir.  cach  buiden 
imorro  chroda  cholach  'aber  jede  grausame  sündige  Schar'  Atk. 
LBr.  Zeile  540;  mc.  kaer  uawr  a  welynt,  vwyhaf  or  byt  'sie 
sahen  eine  große  Stadt,  die  größte  in  der  Welt'  Strachan,  Introd. 
S.  11;  air.  issi  in  so  chial  fil  and  'das  ist  der  Sinn,  der  darin 
ist'  Ml.  88b  11,  vgl.  90c  24;  gnim  dom-sa  thindnacol  §  315 
Anm.  4S.456;  nsch.  a  ta  se  a'  tilgeadh  a  mach  dheamhan  'er 
wirft  Teufel  aus'  "ist  im  Auswerfen"  Mt.  IX  34;  nc.  y  mae  efe 
yn  bwrw  allan  gythreuliaid  ds.,  vgl.  §313,2.  Sehr  häufig  ist 
die  Erscheinung  bei  der  Lenition  des  Subjekts  und  Objekts  im  C, 
s.  §  315,  2.  Das  C  hat  offenbar  eine  Tendenz,  gerade  das  von 
seinem  normalen  Platz  entfernte  Wort  zu  lenieren,  so  daß  man 
nicht  ohne  Berechtigung  von  einer  Art  „Inversionslenition"  reden 
könnte;  vgl.  gwir  ddigon  §  312,  2. 

Nur  von  der  Funktion  und  der  grammatischen  Verbindung, 
nicht  aber  von  der  Form  des  Lernens  abhängig  ist  die  Lenition  des 
Genitivs  der  Eigennamen  und  einiger  anderen  Wörter  im  Mir., 
Nir.  (§  313,  1),  zum  Teil  auch  im  Brit.  (§  313,  2)  und  die  Lenition 
der  Beinamen  im  C.  und  Br.  (§  314). 

§  317.  Die  weitere  Entwickelung  des  vom  Leniens  getrennten 
Lenitum  war  davon  abhängig,  ob  der  psychologische  Wert  der 
Lenition  einigermaßen  greifbar  war.  Wo  dies  nicht  der  Fall  war, 
konnte  die  Lenition  konstant  und  völlig  bedeutungslos  werden:  die 
lenierte  Form  wurde  zur  Grundform.  So  war  die  Entwickelung 
oft  bei  der  postverbalen  Lenition  der  Adverbia  im  Ir.  und  im  Brit. 
(§  315,  Ic,  2  c). 

Anm.  1.  Die  konstante  Lenition  der  konjugierten  Präpositionen  ist 
im  Ir.  zum  Teil  analogisch  auf  die  Präpositionen  ohne  Personalsul'fix  über- 
tragen worden:  nir.  thar  'an  .  .  vorbei'  nach  thairis  u.  s.  w.  So  wurde 
fri  zu  ri  um  schließlich  mit  la  zusammenzufallen  (§176);  so  sind  im  Nir. 
for  und  ar  zusammengefallen.  Die  Präposition  und  das  Präverb  do  ist 
im   Nir.    und  Nsch.   besonders   im   Falle   der  Elision   vor   einem    folgenden 


464  Konstante  Lenition.  [§  317 

Vokal  leniert:  nsch.  dh'orduicli  'befahl',  mar  a  dh'iarr  'wie  er  bat'; 
südir.  bei  MoUoy  S.  172  do  dhinsig  se  sgial  'er  erzählte  eine  Geschichte' 
(das  nsch.  a  und  das  nir.  do  beruht  auf  einer  graphischen  oder  sprach- 
lichen Kontamination  von  dh  mit  den  in  anderen  Fällen  berechtigten  For- 
men der  Präp.);  nsch.  cupan  a  dh'uisge  'ein  Becher  Wasser';  vgl.  Hene- 
bry  S.  61. 

Auch  im  Brit.  greift  die  konstante  Lenition  bei  einigen  Präpositionen 
um  sich:  mc.  wedy  corn.  wose,  woge  'nach'  (aber  br.  goude);  mc. 
wrth  'zu,  gegen'  corn.  worth,  ow  mbr.  ouz,  oz  S.  287;  c.  ar  corn.  war 
br.  war  'auf;  mc.  y  'zu'  corn.  the,  de  (aber  br.  da). 

Auch  bei  gewissen  Pronominalformen  zeigt  sich  die  Tendenz 
der  Lenition,  konstant  zu  werden.  Im  Ir.  bei  t-  'dein'  (vor  einem 
Vokal,  vgl.  S.  274).  Dem  Ursprünge  nach  war  die  Lenition  bei 
diesem  Worte  teils  postverbal  (ni-p-si  th-opair  comadas  'es  war 
keine  passende  Arbeit  für  dich'  LU  64a  10),  teils  anderer  Art 
(tussu  th-oenur  §  308,  2;  for  fir  th-ainich  7  t-anma  'bei 
der  Treue  deiner  Ehre  und  deines  Namens'  LL  251b  1;  ar 
th-airscelaib  ocus  ar  th-äinius  'wegen  der  Erzählungen  von 
dir  und  wegen  deines  E-uhmes'  Wi.  120,  24;  dagegen  do-t  ed- 
bartaib  u.  s.  w.  S.  274);  sie  wird  allmählich  sehr  häufig  (in 
LBr.  unterbleibt  sie  nach  den  Entspirantisierungsregeln  nach  s, 
th,  n,  s.  Atk.  S.  649),  jedoch  nie  alleinherrschend;  im  Nir.  ist  sie 
wieder  fast  ganz  aufgegeben,  vgl.  KZ  XXXV  336.  Die  c.  Form 
dy  und  die  br.  Form  da  beruhen  nicht  auf  Lenition  (vgl.  §  188 
Anm.  2  S.  286),  wohl  aber  die  corn.  Form  the,  <fe.  Vgl.  c.  fy 
br.  va  'mein'.  —  Die  konstante  Lenition  spielt  im  C.  und  Corn. 
auch  bei  den  persönlichen  Pronominen  eine  Eolle:  mc.  elwyf  ui 
(Konj.)  'ich  gehe',  gallaf  i  'ich  kann',  y  rodaf  innen  'ich  werde 
geben',  nyt  atwaenwn  i  didi  'ich  erkannte  dich  nicht',  na  chabla 
di  uiui  'tadle  mich  nicht',  ni  a  awn  ui  a  thi  'wir  werden  gehen, 
ich  und  du'  (Strachan,  Introd.  S.  17);  corn.  ny  welaf  vy  'ich 
sehe  nicht',  may  fythe  gy  'daß  du  wirst'.  Jedoch  keine  Lenition 
vor  dem  Verbum:  mc.  mi  ae  gwnaf  'ich  werde  es  tun';  corn.  my 
a  vyn  'ich  will';  auch  bleibt  im  C.  t-  erhalten  nach  einem  aus- 
lautenden 4:  mc.  y  rodeist  ti  'du  hast  gegeben';  vgl.  mc.  ymi 
=  ym  'zu  mir',  ytti  =  ytt  'zu  dir'  (ym,  ytt  +  mi,  ti). 

Das  Nir.  hat  konstante  Lenition  bei  den  Zahlwörtern  dhä 
'zwei'  (schon  Wi.  120,  2  und  6),  cheithre  'vier',  chüig  'fünf  in 
adjektivischer  Verwendung;  jedoch  nir.  da  nach  n  (nach  dem  Ar- 
tikel) und  s  (nach  agus  'und').  Sonderbar  ist  an  che  ad  'der  erste'; 
könnte  als  Analogiebildung  nach  chet-umus  §  315,  Ic  und  anderen 


§  317.  318]     Konstante  Lenit.    Lenit.  nach  infig.  Pronominen.     465 

artikellosen  Formen  erklärt  werden,  wenn  nicht  auch  br.  an  drede 
deiz  u.  s.  w.  zu  erklären  wäre  (s.  S.  443,  S.  444). 

Anm.  2.  Nc.  chomh  'ebenso'  (chomh  olc  sin  'so  schlecht')  beruht 
auf  dem  Schwunde  eines  possessiven  Pronomens,  v«^!.  mir.  a  chommeit 
n-aill  'ebenso  viel  noch  einmal'  LL  53b  29,  a  comolcc  sin  'so  schlecht' 
"dessen  gleich  Schlechtes"  LL  53  unterer  Band  (zu  lesen  a  chom-). 

Anm.  3.  Die  in  diesem  §  besprochene  konstante  Lenition  ist  dem 
Ursprünge  nach  im  Wesentlichen  postverbal.  Einen  anderen  Ursprung  muß 
die  in  gewissen  Formen  des  Verbums  'sein'  im  Ir.  auftietende  konstante 
Lenition  haben  (Beispiele  in  §  174,  vgl.  fa  'war'  im  älteren  Nir.j.  Im  Br. 
kann  allout  für  gallo ut  'können'  vorkommen  (G.  de  Eostrenen).  Vgl. 
c.  wele  §  315  Anm.  6. 

Anm.  4.  Über  konstante  Lenition  eines  s-  in  proklitischen  Wörtern 
im  Ir.  s.  §  178. 

Die  Lenition  der  Verba.^ 

§  318.  Lenition  nach  den  infigierten  (nicht  relativen) 
Pronominen.  Im  Ir.  nach  1.  Sing. -m-,  -dorn-,  2.  Sing,  -t-,  -dot-, 
3.  Sing.  Neutr.  -a-,  -e-,  Null,  -d-  und  nach  dem  unbestimmten  Pro- 
nomen (Adverbium?)  -con-:  air.  mani-m-chobrad  rad  dse  'wenn 
nicht  die  Gnade  Gottes  mir  hülfe'  Wb.  3d  16;  ein  das  persine 
at-tot-chomnicc  'was  für  eine  Person  bist  du?'  "ereignet  sich 
für  dich"  6b  13;  r-a-chualatar  'sie  haben  es  gehört'  5a  8;  ni 
cheil  'er  verhehlt  es  nicht'  5b  5;  nach  thoimled  'er  soll  es  nicht 
essen'  IIb  18;  in  linn  no-d-chreitfea  'diejenigen,  die  es  glauben 
werden'  4d  7;  ni-o-chechrat  act  ni  bas  toi  doib  'they  will 
love  nothing  but  what  is  their  will'  30  c  4. 

Anm.  1.  In  dem  Satze  de  brath  no-m-choimmdiu-cöima  'der 
Herr  schütze  mich  gegen  das  Gericht'  Thes.  II  290,  11  hat  das  Pronomen 
-m-  das  infigierte  Substantiv  coimmdiu  leniert. 

Anm.  2.  Das  -d-  in  no-d-chreitfea  ist  kein  Pronomen,  sondern, 
wie  in  der  Bedeutungslehre  nachgewiesen  werden  wird,  ein  Adverbium, 
hinter  dem  ein  neutrales  Pronomen  geschwunden  ist;  in  anderen  Fällen  ist 
hinter  dem  -d-  ein  *est  'ist'  geschwunden  (ma-d,  ci-d  u.  s.  w.  §  315 
Anm.  2).  Allein  scheint  das  -d-  zu  stehen  in  ma  ru-d-choiscset 
a-mmuintir  'wenn  sie  ihren  Hausstand  gezüchtigt  haben'  Wb.  28c  7; 
also  lenierend. 

Anm.  3.  Das  pronominale  Element  -con-  'irgend  etwas'  wird  früh- 
zeitig mit  dem  Präverb  con-  vermischt  (s.  die  Bedeutungslehre) ;  daher  die 
Eklipse  in  ni-con-dct  do  nach  ailiu  'that  applies  to  none  other'  Ml. 
53a  17.  Nsch.  cha  'nicht'  (vor  Vokal  cha'n)  leniert,  wenn  nicht  ein  d,  t 
oder  s  folgt  [d  und  t  müsseü  nach  den  Entspirantisierungsregeln  unleniert 


1.  Vgl.  §  306,  §  317  Anm.  3. 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  30 


466     Lenit.  n.  infig.  Pronominen.  Relative  Lenit.  i.  Air.     [§  318.  319, 1 

bleiben;  bei  s  ist  die  Lenition  in  Übereinstimmung  mit  den  in  §277  S.  409 
besprochenen  Fällen  analogiscb  beseitigt  worden);  nicht  nur  das  Yerbum, 
sondern  auch  das  Prädikatsnomen  nach  cha  wird  leniert:  cha  mho  'nicht 
ist  es  mehr,  ebenso  wenig',  cha  choir  *es  ist  nicht  passend',  cha  mhac 
mar  an  t-athair  thu  'you  are  not  a  son  worthy  of  your  father'  (Mt. 
VI  15,  IX  17;  XV  26,  M' Alpine).     Manks  cha  'nicht'  eklipsiert. 

Im  Brit.  findet  sich  keine  Lenition  nach  dem  Fron,  der  1.  Sing., 
das  mit  dem  entsprechenden  PossessivjDronomen  vermischt  worden 
ist;  auch  nicht  nach  dem  Fron,  der  3.  Smg.,  da  das  Neutrum  auf- 
gegeben ist.  Dagegen  findet  sich  Lenition  nach  dem  Fronomen 
der  2.  Sing.;  im  Corn.  und  Br.  ist  diese  Lenition  von  den  Ent- 
spirantisierungs-  und  Frovektionsregeln  beschränkt  (kann  nur  bei 
gw,  g,  h,  m  vorkommen),  was  im  Nbr.  zum  Aussterben  der  Lenition 
führt.  Mc.  nyth  gredaf  ^ich  glaube  dir  nicht';  min  neu  ath 
garaf  di  ^ich  werde  dich  lieben';  corn.  mar  nyth  wolhaff  Venn 
ich  dich  nicht  wasche';  reth  fo  'es  sei  dir';  mbr.  tregont  digner 
.  .  az  vezo  antier  'dreißig  Denare  werden  dir  sein  (wirst  du  er- 
halten) vollständig'  ZE  375  (nbr.  az  pezo). 

§  319.  Die  relative  Lenition  und  die  Lenition  nach  den 
Präverbien  in  der  unechten  Komposition  im  Ir.  1)  Die  Frä- 
verbia,  auch  die  urspr.  vokalisch  auslautenden,  lassen  in  der  un- 
echten Komposition  im  Air.  den  Anlaut  des  Verbums  unleniert. 
Sie  bildeten  also  in  der  Zeit,  aus  der  die  Lenition  stammt,  keine 
psychologisch  feste  Verbindung  mit  dem  Verbum  (ebenso  wenig  wie 
etwa  die  Wörter  'und'  und  'oder'  §  306),  vgl.  die  Bedeutungslehre. 
Die  von  Thurneysen,  Eriu  III  18  f.  aufgestellte  lautliche  Erklärung 
der  Nicht- Lenition  (Schwund  eines  "^est  'ist'  nach  dem  Fräverb)  ist 
überflüssig  und  gänzlich  unbeweisbar.  Belege:  air.  ni  ceil  som 
as-n-e  crist  in  lie  'er  verhehlt  nicht,  das  Christus  der  Stein  ist' 
Wb.  4d  16;  is  cumme  ad-ciam-ni  na  runa  diadi  et  ad-cii 
nech  ni  tri  scäath  'in  derselben  Weise  sehen  wir  die  göttlichen 
Geheimnisse,  in  der  jemand  etwas  in  einem  Spiegel  sieht'  12c  11; 
for-cain  'er  lehrt'  27c  8;  ar-cessi  'er  schont'  4c  19;  do-coith 
digal  forru  'Bache  kam  ("ging")  über  sie'  IIa  22;  is  fri-de 
im-tiagam  'it  is  by  day  that  we  travel'  6a  30;  ni  ar  oen-fer 
no  diis  ro-cess  'nicht  für  Einen  oder  für  zwei  Leute  hat  er  ge- 
litten' 4b  13;  com-bad  fri-sna  gruade  cita-coiiimairsed  'that 
.  .  might  meet  first  with  the  cheeks'  Ml.  39  c  15. 

Wenn  dagegen  das  unecht  komponierte  Verbum  relativ  fun- 
giert, so  daß  das  Relativum  Subjekt  oder  Objekt  ist,  tritc  nach 
dem  unbetonten  Präverb  Lenition  ein  (wenn  das  Relativum  Objekt 


§  319, 1.  2]     Relat.  Lenit.  im  Air.    Leiiit.  nach  Präverb,  im  Ir.     467 

ist,  kann  jedoch  auch  relative  EkHpse  eintreten,  s.  §  267).  Die 
Lenition  rührt  von  einem  infigierten  Element  her,  das  in  einigen 
Fällen  (nach  ar-  und  imm-)  sichtbar  hervortritt.  Air.  ni  torbe 
do  an  imdibe  ad-chi  cäch  ^nicht  nützt  ihm  die  Beschneidung, 
die  Jeder  sieht'  Wb.  2a  2;  an  ad-chither  tri  themel  'das,  was 
durch  Dunkel  gesehen  wird'  12c  12;  inti  for-chain  'derjenige, 
welcher  lehrt'  5d  10;  is  hed  ar-thä  in  so  'das  ist  es,  was  bevor- 
steht' 30d  13;  is  hed  inso  ara-thä  10b  3;  in  digal  do-choid 
for  diabul  'die  Rache,  die  über  den  Teufel  kam'  28b  30;  innani 
prechite  et  imme-churetar  cori  'derjenigen  (Gen.  PI.),  welche 
predigen  und  um  Fiieden  unterhandeln'  5a  5;  indi  ro-chomal- 
nisset  reche  'diejenigen,  die  das  Gesetz  erfüllt  haben'  2c  14;  is 
hed  ro-chlos  et  ad-chess  'das  ist  es,  was  gehört  und  gesehen 
wurde'  23c  11;  ni  ed  iarma-foich  som  'es  ist  nicht  das,  wonach 
er  fragt'  Sg.  198b  3;  apstil  didiu  ceta-thuidchetar  'the  apost- 
les,  then,  first  have  come'  Wb.  21c  5;  dund  öis  nad  chaithi 
cach  tuari  'für  die  Leute,  die  nicht  jede  Speise  essen'  6c  11; 
tabair  ic  dam  näd  chum  nech  du-n-da-bera  di-alailiu  (mit 
anaphorischem  Pronomen)  'gib  mir  die  Rettung,  die  kein  Mensch 
("niemand")  einem  anderen  geben  kann'  Ml.  87  d  12,  13.  —  Die 
Formen  der  Kopula  werden,  auch  wenn  sie  relativ  fungieren,  nicht 
leniert:  intiro-po  magister  'derjenige,  der  Lehrer  gewesen  ist' 
Wb.  13a  12  (das  relative  Element  war  hier  vermuthch  suffigiert; 
vgl.  die  Suffigierung  des  persönlichen  Pronomens  in  ni  pa-dn- 
aidrech  'es  wird  ihn  nicht  reuen'  5c  9).  —  Die  Lenition  ist 
natürlich  von  den  Entspirantisierungsregeln  beschränkt:  dundi 
con-tuarcar  'demjenigen,  das  zerrieben  wird'  Ml.  34a  27. 

Anm.  1.  Die  oben  geschilderte  Eegel  (Asp.  i  Irsk  S.  138,  S.  140,  KZ 
XXXV  340 — 362)  wird  schon  im  jüngeren  Air.  in  der  Weise  überschritten 
daß  die  Lenition  auch  in  Fällen  eintritt,  in  denen  das  Eelativum  nicht 
Subjekt  oder  Objekt  ist.  Auf  der  Grenze  steht  ein  Fall  wie  cid  dian  7 
cian  no-theisinn  'auch  wenn  ich  schnell  und  weit  ginge'  M1.41d  9  (der 
Begriff  cian  'eine  weite  Strecke'  kann  als  Objekt  des  Verbums  gedacht 
werden;  dian  erfordert  aber  relative  Eklipse,  s.  §  267).  Die  alte  Eeo-el 
ist  deutlich  überschritten  in  ni  fris  ru-chet  'nicht  dazu  ist  es  gesuno-en 
worden'  Ml.  64a  13;  risiu  ad-cheth  'bevor  er  sehen  konnte'  38c  9; 
cia  chon-chelae  gl.  si  dissimulas  106c  14;  amal  imme-ehomairsed 
nech  do-som  'als  ob  jemand  ihn  gefragt  hätte'  63c  9. 

2)  Die  in  §  319,  1  und  §  318  angegebenen  Regeln  sind  im 
Mir.  so  verschoben  worden,  daß  nach  allen  vortonigen  Präverbien 
auch  in  nicht  relativen  Sätzen    und  nach   ni   auch  ohne  folgendes 

30* 


468  Lenition  nach  Präverbien  im  Ir.  [§  319,  2 

Objekt  Lenition  des  aktiven  Verbums  eintritt.  Mir.  ni  thiber  sa 
mo  tharb  ^ich  werde  meinen  Stier  nicht  geben'  LL  55  a  25;  at- 
chiu-sa  cairptech  ^ich  sehe  einen  Wagenfahrer'  Wi.  275,  22 
(nir.  do-chim,  chidhim  'ich  sehe',  vgl.  §  170  S.  265);  do- 
chuadusa  sair  fecht  and  'ich  ging  einmal  nach  Osten'  Wi. 
101,  14  (nir.  do-chuaidh,  chuaidh  'er  ging');  for-chanaid  'er 
lehrt'  Atk.  LBr.  Zeile  7876  (nir.  for-ghonaim  'ich  verwunde 
schwer'  u.  s.  w.).  Diejenigen  Tempora,  die  nach  altirischer  oder 
nach  mittelirischer  Eegel  gewöhnlich  von  einem  Tempuspräverb 
begleitet  waren  (das  Impf.,  der  Konditionalis,  das  Prät.)  zeigen 
daher  im  Nir.  immer  Lenition,  so  weit  nicht  Eklipse  erforderlich 
ist  (ghlanainn  'I  used  to  cleanse',  ghlanfainn  'I  would  cleanse', 
ghlanas  'I  did  cleanse',  O'Don.  S.  177,  181,  175). 

Anm.  2.  Die  so  zu  einem  Terapusmerkmal  gewordene  Lenition  hat 
sich  analogisch  verbreitet:  nir.  thainig  'kam',  thug  'gab'  (nahmen  im 
Air.  kein  perfektisches  Präverb  an).  Nur  fuair  'er  fand",  dubhairt  'er 
sagte'  (air.  asrubart  mir.  atrubairt)  sind  ohne  Lenition  geblieben;  je- 
doch nsch.  thubhairt,  Präs.  their  (nir.  deir,  adeir  aus  air.  atbeir 
'er  sagt  es').  Das  Nsch.  hat  auch  sonst  die  Lenition  weiter  geführt  als 
das  Nir.:  nsch.  tha  'ist'  nir.  tä  (in  Munster  A«,  Atk.  Keat.  S.  362)  air. 
attä;  nsch.  thig  'wird  kommen',  theid  'wird  gehen'  (ursprünglich  ticc 
'kommt',  do-teit  'kommt',  teit  'geht'). 

Anm.  3.  Mit  der  für  ni  geltenden  Kegel  stimmt  mir.  atmaid  nad 
chualaid  'gesteht,  daß  Ihr  nicht  gehört  habt'  LU  57a  16.  Über  nir. 
muna  'wenn  nicht'  (aus  air.  mani)  s.  KZ  XXXV  365 f.  Dagegen  bewirkt 
nir.  na  vor  einem  Imperativ  oder  wünschenden  Konjunktiv  keine  Lenition 
(nä  deuna  gaid  'du  sollst  nicht  stehlen';  ein  Beispiel  S.  143,  Z.  7),  was 
sich  daraus  erklärt,  daß  nach  dieser  Form  der  Negation  im  Air.  weder  ein 
relatives  Pronomen  (da  der  Befehl  oder  der  Wunsch  einen  Hauptsatz 
bildete)  noch  ein  persönliches  Pronomen  folgen  konnte  (vor  einem  persön- 
lichen Pronomen  lautete  die  Negation  im  Air.  nach-).  Auffällig  ist  es 
dagegen,  daß  nir.  nach  'daß  nicht'  im  älteren  Nir.  ohne  Wirkung  auf  den 
Anlaut  des  folgenden  Verbums  ist  (heute  bewirkt  nach  Eklipse  des  Ver- 
bums). Das  Prädikatsnomen  bleibt  im  Nir.  (wie  im  Air.)  nach  einer  Nega- 
tion (ni,  nach)  unleniert:  ni  maith  e  'es  ist  nicht  gut'. 

Anm.  4.  Die  post-präverbiale  Lenition  findet  im  Nir.  bei  einem  passi- 
ven Verbum  nach  einem  (geschwundenen)  Tempuspräverb,  nicht  statt.  Nir. 
glantaoi  e  'he  used  to  be  cleansed',  glanadh  e  'he  was  cleansed",  ODon. 
S.  185,  184.  Auch  nach  ni  wird  das  Passiv  nicht  leniert  (Molloy  S.  99). 
Und  schon  im  Mir.  fehlt  die  Lenition  des  Passivs  in  der  Kegel  nach  no, 
ro,  n  i.  Die  Kegel  unterliegt  im  Nir.  dialektischen  Schwankungen,  auf 
die  hier  nicht  eingegangen  iverden  kann;  nur  sei  hervorgehoben,  daß  in 
Schottland  das  Passiv  ebenso  gut  wie  das  Aktiv  lenierbar  ist:  do  bhiiai- 
leadh  mi  '1  was  Struck'  Stewart"»  72  f.     S.  KZ  XXXV  370  fi". 


§  319,  3]  Relative  Lenition  im  Mir.  und  Nir.  469 

Diese  Sonderstellung^  des  Passivs  ist  (vgl.  KZ  XXXV  373)  daraus  7U 
erklären,  daß  im  Air.  ein  lenierendes  Objektspronomen  der  3.  Sing.  Neutr. 
nur  beim  Aktivum,  nicht  aber  beim  Passivum  infiziert  werden  konnte.  Die 
Kegel  ist  also  in  erster  Linie  von  ni  ausgegangen  (air.  ni  ceil  'er  ver- 
hehlt nicht'  :  ni  cheil  'er  verhehlt  es  nicht';  Passiv  ni  tuccfither 
'wird  nicht  verstanden  werden'  Wb.  8  a  5);  aber  auch  bei  anderen  Prä- 
verbien  hat  das  infigierte  neutrale  Objekt  Einfluß  auf  die  mir.  und  nir. 
Lenitionsregeln  ausüben  können;  ro-  und  ra-  (air.  rocualatar  'sie  haben 
gehört',  rachualatar  'sie  haben  es  gehört')  fielen  in  der  mir.  Aussprache 
zusammen,  das  Präverb  ad-  wurde  durch  at-,  das  eigentlich  Präverb  + 
Objekt  ist,  verdrängt  (nir.  adeir  'er  sagt'   =  air.  atbeir  'er  sagt  es'). 

Daß  das  Passiv  zwar  im  Nir.,  nicht  aber  im  Nsch.  eine  Sonderstellung 
einnimmt,  dürfte  damit  zusammenhängen,  daß  in  Irland  ni,  in  Schottland 
aber  cha  (air.  ni-con-)  die  herrschende  Negation  ist. 

3)  Die  nicht  komponierten  Verba  bleiben  im  Air.  in  relativer 
Funktion  unleniert:  dondi  creites  'demjenigen,  welcher  glaubt' 
Wb.  2b  27.  Im  jüngeren  Air.  wird  jedoch  die  nach  inti  (§308,3) 
und  amal  (§  305,  1  S.  439)  vorkommende  Lenition  der  Nicht- 
Verba  auf  die  Verba  übertragen  (Lenition  des  unkomponierten 
Verbums  und  einer  Präverb- Verb-Gruppe) :  anl  chanas  'what  it 
says'  Ml.  24d  14;  amal  chondegam  ni  'wie  wir  bitten'  107c  8; 
amal  fid  .  .  'as  it  were'  Ml.  37b  22.  Die  so  entstandene  Leni- 
tion wird  mit  der  unter  1)  beschriebenen  relativen  Lenition  asso- 
ziiert und  tritt  auch  da  ein,  wo  kein  inti  oder  amal  vorausgeht: 
chontarchomraic  in  pecthach  'welche  der  Sünder  gesammelt 
hat'  gl.  congregata  substantia  Ml.  57a  14;  cid  f  olad  sluindes 
'was  für  eine  Substanz  es  bezeichnet'  Sg.  25  b  17,  vgl.  26  a  6. 
Diese  neue  relative  Lenition  wird  ferner  durch  die  unter  2)  ange- 
deutete Entwickelung  auf  Fälle  übertragen,  in  denen  das  Relati- 
vum  nicht  Subjekt  oder  Objekt  ist:  for  dexteram  tuam  thra- 
chith  inso  'this  comments  on  dexteram  tuam'  Ml.  93a  21;  is 
do  thucad  'dazu  ist  es  gesetzt  worden'  Sg.  45b  19.  Der  so  ent- 
wickelte Zustand  bleibt  im  Mir.  und  Nir.:  mir.  mairgg  theit 
,wehe  dem,  welcher  geht'  LL  58a  34;  is  do  thänac  sa  'dazu  bin 
ich  gekommen'  LL  71b  26;  nir.  an  fear,  mholas  'der  Mann, 
welcher  lobt';  an  fear,  mholas  se  'der  Mann,  den  er  lobt';  an 
tan  bhios  ag  gleic  'wenn  er  im  Kampfe  ist'  Atk.  Keat.  6,  13; 
gur  ris  an  ti-se  nö  ris  an  ti  eile  bheanaid  siad  'daß  sie 
diesen  oder  jenen  angehen'  Atk.  Keat.  22,  23.  Oft  wird  vor  dem 
lenierten  Verbum  ein  a  geschrieben:  an  fear  a  mholas;  dies  ist 
eine  Analogiebildung  nach  den  Fällen,  in  denen  ein  do  verstummt 
ist  (S.  265),    vgl.   die   ähnlichen  Analogiebildungen,    die  §  315,  Ic 


470     Relat.  Lenit.  und  Lenit.  nach  Präverbien  im  ßrit.     [§320,1.2 

Schluß  und  §  317  Anm.  1  besprochen  sind.  Wider  die  Aussprache 
ist  die  Schreibung  do,  da  niemals  (auch  nicht  vor  vokalischem  An- 
laut) ein  d  oder  dh  gesprochen  wird.  Vgl.  Atkinson,  Proceedings 
of  the  Eoyal  Irish  Academy,  3.  Ser.  Vol.  I  426—439. 

Anm.  5.  Auch  diese  Lenition  findet  im  Nir.  (durch  eine  Analogie- 
bildung) beim  Passivum  nicht  statt,  s.  KZ  XXXV  369. 

§  320.  Die  relative  Lenition  und  die  Lenition  nach  den 
Präverbien  in  der  unechten  Komposition  im  Brit.  1)  Die  air. 
Kegel,  daß  die  Präverbia  an  und  für  sich  nicht  lenieren,  daß  aber 
nach  den  Präverbien  Lenition  eintritt,  wenn  das  Verbum  relativ 
fungiert,  so  daß  das  Relativum  Subjekt  oder  Objekt  ist,  gilt  auch 
für  die  älteste  c.  Literatur,  s.  Strachan,  Eriu  III  20 £f.  Die  Regel 
gilt  für  das  Tempuspräverb  ry  und  auch  für  die  Negation  ny,  und 
sie  tritt  gerade  bei  der  Negation  am  ungestörtesten  an  den  Tag: 
ny  chenir  buyeid  ar  ffo  'mass  will  not  be  sung  on  a  retreat' 
B.  B.  4b  10  (buyeid  =  nc.  mwyaid);  ac  ni  threghis  ev  hoes 
*and  their  life  has  not  passed  away'  IIa  13;  ny  phercheiste 
guener  'thou  respectedst  not  Friday'  IIa  6;  dagegen  bei  relativer 
Funktion:  a  guir  ny  gilint  rac  gvaev  'and  men  who  turned  not 
back  (cilio)  before  spears'  36b  6;  a  dyrr  ongyr  .  .  ac  ny  dyrr 
y  deyrneir  'who  breaks  spears  and  does  not  break  (torri)  his 
royal  word'  Myv.  Arch.  176b  1  v.  u.  Bei  dem  Präverb  rhy  sind 
die  Entgleisungen  häufiger.  Über  die  wortbildenden  Präverbia  vgl. 
§  322. 

2)  Im  jüngeren  Mc.  und  im  Nc.  sind  diese  Regeln  gänzlich 
verschoben.  Nach  mc.  ry  (neu-r  u.  s.  w.)  tritt  immer  Lenition 
sämtlicher  Konsonanten,  nach  mc.  ny  (o-ny,  po-ny),  nc.  ni  (o-ni) 
tritt  immer  Lenition  der  Mediae  und  Sonorlaute,  aber  Spirantisierung 
(=  Nicht-Lenition)  der  Tenues  ein.  Dieselbe  Regel  wie  für  ny 
gilt  auch  für  die  Negation  na  'nicht,  daß  nicht'  (auch  vor  dem 
Imperativ).  Das  Verbum  'sein'  wird  jedoch  noch  im  Nc.  nach  den 
Negationen  nicht  immer  leniert:  ni  fu  oder  ni  bu  yma  'er  ist 
nicht  hier  gewesen';  dywedodd  na  fydd  (oder  na  bydd)  yno 
'er  sagte,  daß  er  dort  nicht  sein  wird'.  Das  Prädikatsnomen  ist 
leniert  in  mc.  na  wir  'es  ist  nicht  wahr',  na  well  'es  ist  nicht 
besser'  (in  der  Antwort),  Strachan,  Introd.  S.  17. 

Im  Corn.  und  Br.  gibt  es  keine  Spuren  der  irisch-altcymrischen 
Unterscheidung  zwischen  relativen  und  nicht-relativen  Formen. 
Lenition  nach  corn.  re  br.  ra,  corn.  ny  br.  ne  'nicht',  corn,  na 
'nicht,  daß  nicht'  (auch  vor  dem  Imperativ)   mbr.  na;  jedoch  sind 


§  320,  2.  3]     Lenit.  des  Verb,  nach  dem  Prädikatsnomen  im  Brit.     471 

nicht  alle  Spuren  der  älteren  Nicht-Lenierung  verschwunden :  corn. 
praga  dampnys  re-bee  Sveshalb  er  verurteilt  war'  M.  C.  187; 
re  bo  gynen  'er  sei  bei  uns'  R.  D.  2417  (und  andere  Beispiele 
für  Nicht-Lenierung  des  Verbums  'sein':  M.  C.  192,  4;  217,  2; 
246,  2;  0.  M.  107,  462,  674,  P.  C  3031;  R.  D.  2523;  es  ist  je- 
doch keine  feste  Regel:  re  ves  guarnys  'warst  du  gewarnt  worden' 
M.  C.  101). 

Anin.  1.  na  'neque'  leniert  weder  im  C.  noch  im  Corn.  und  Br.  (im 
C.  bewirkt  es  Spirantisierung,  §  285,  4). 

3)  a)  Wenn  das  nicht  von  einer  Negation  oder  einem  Tempus- 
präverbium  begleitete  (unzusammengesetzte  oder  zusammengesetzte) 
Verbum  relativ  fungiert,  so  daß  das  Relativum  als  Subjekt  oder 
Objekt  fungiert,  tritt  vor  das  Verbum  die  lenierende  Partikel  a, 
über  deren  Ursprung  in  der  Bedeutungslehre  zu  handeln  sein  wird 
(die  Ähnhchkeit  mit  der  nir.  Konstruktion  §  319,  3  ist  leerer  Zu- 
fall). Mc.  minneu  a  vynnaf  'ich  will';  y  peth  a  ovynnaf  ytti 
'das,  wonach  ich  dich  fragen  werde';  corn.  ef  a  worthebys  'er 
antwortete';  mur  a  beyn  a  wo^ewy  'viel  Pein  erduldete  er'; 
pan-dra  wylly  'was  du  siehst'  (die  Partikel  geschwunden);  br. 
me  a  gar  'ich  liebe'  (und  mit  geschwundener  Partikel  me  gar); 
Doue  a  garann  'ich  liebe  Gott'.  —  Vielleicht  ist  auch  in  mc. 
pa  wnaei  'was  sie  tun  sollte'  u.  s.  w.  (Strachan,  Introd.  S.  18)  die 
Partikel  a  geschwunden. 

b)  Ohne  begleitende  Partikel  ist  das  Verbum  nach  dem  vorher- 
gehenden Prädikatsnomen  im  C.  und  Corn.  leniert.  Mc.  ediuar 
vyd  yr  neb  ae  gwnaeth  'bereuend  wird  derjenige  sein,  der  es 
getan  hat'  Mab.  209;  a  goreu  dyn  a  lad  a  chledyf  yn  yr 
ynys  honn  vydy  di  'der  tüchtigste  Mann  in  dieser  Insel  zum 
Schlagen  mit  dem  Schwerte  wirst  du  werden'  201;  gwr  idaw 
vydaf  'ich  werde  sein  Mann  sein'  199;  kyuoethawc  vydut  'du 
würdest  reich  sein'  223;  drwc  uu  gan  Arthur  'übel  gefiel  es  A.' 
212;  IIa  wen  vuwyt  wrthunt  yn  y  llys  'froh  war  man  ihrer  in 
der  Burg'  ('man  bewillkommte  sie')  226;  yr  meint  uo  y  gwrthret 
arnaf  yn  arhos  'wie  groß  auch  der  Nachteil  für  mich  beim  Warten 
sein  mag'  221;  cynn  caffel  o  neb  wybot  pwy  vei  'ehe  jemand 
erfuhr,  wer  er  sei'  239;  pyeufo  'cuius  sit',  byeufey  'cuius  esset', 
bieiuu  'cuius  erat'  ZE  574.  Hierher  auch  pwy  oreu  or  gweis- 
son  dybygy  di  a  chware  'welchen  von  den  Burschen  betrachtest 
du  als  den  Tüchtigsten  zum  Spiel'  Mab.  201.  —  Corn.  lad  er  vye 
'er  war  ein  Dieb',  gwel  vya  'es  wäre  besser',  pe  penag  vo  'welcher 


472  Lenition  nach  Verbalpartikeln  im  Brit.     [§320,3.321,1 

er  auch  sein  mag'  ZE  197.  —  Mbr.  guell  ue  gueneff  ^ich  würde 
vorziehen'  ZE  197. 

c)  In  den  nicht  unter  a)  oder  b)  oder  §  321,  2  fallenden  Fällen 
steht  vor  dem  Verbum  die  Partikel  mc.  y,  vor  Vokal  yd  [dä\  nc.  y, 
vor  Vokal  yr  (die  r-Form  beruht  auf  Analogiebildung  nach  dem 
Artikel),  corn.  y,  vor  Vokal  yth,  br.  e,  ez.  In  der  Bedeutungs- 
lehre wird  gezeigt  werden,  daß  diese  Partikel  mit  dem  ir.  infigierten 
-d-  (§  318  Anm.  2)  identisch  ist.  Die  Partikel  bewirkt  im  Corn. 
und  Br.  Lenition,  modifiziert  durch  die  Entspirantisierungs-  und 
Provektionsregeln,  s.  §  293,  2,  3,  §  294,  2,  3.  Die  Beschränkung 
der  Lenition  hat  im  C.  zur  Aufhebung  derselben  geführt:  mc. 
kanys  mawr  y  karei  ^denn  er  liebte  ihn  sehr'  Mab.  212.  Neben 
y,  yd  {d,  da)  gibt  es  aber  eine  Nebenform  yt  (dd;  in  B.  B.  wird 
da  yt,  dd  ydi  geschrieben),  die  vermutlich  durch  Doppelsetzung 
von  dd  (also  aus  dd-d)  entstanden  ist;  diese  Form  bewirkt  Lenition. 
S.  Strachan,  Introduction  S.  54. 

Anm.  2.  Das  Nc.  liat  noch  ein  Paar  andere  Verbalpartikeln  geschaffen, 
fe,  fo,  e  (fe  weryd  ef  y  cyfion  'he  will  deliver  the  righteous'  u.  s.  w., 
Eowland  §  519)  ist  das  Pronomen  der  3.  Sing.  Mask.  mit  dahinter  ge- 
schwundenem a,  vgl.  zur  pleonastischen  Verwendung  des  Pronomens  mc. 
ef  a  gyfaruu  ac  ef  vn  marchawc  ar  bymthec  'es  begegneten  ihm 
16  Kitter'  Mab.  200,  vgl.  194,  4;  197,  1—2;  209,  1.  Weniger  klar  ist  mir 
das  gleichfalls  lenierende  mi:  mi  feddyliais  i,  mi  feddyliaist  ti, 
mi  feddyliodd  y  dynion   'ich  dachte,    du  dachtest,    die  Leute  dachten". 

§  321.  Lenition  der  Verba  nach  Konjunktionen  und  Ad- 
verbien. 1)  Im  Ir.  nach  ö  'seit',  co  'bis',  cia  'obgleich',  ma 
'wenn'.  Nach  co  wird  die  Kopula  nicht  leniert:  corrop  foirbthe 
'so  daß  er  vollkommen  sein  mag'  Wb.  22  a  10;  außerdem  ist  daran 
zu  erinnern,  daß  neben  co  das  eklipsierende  co-n-  steht  (S.  399 f.). 
Etymologisch  sind  ö  und  co  ursprünglich  Präpositionen;  aber  als 
Präposition  bewirkt  co  (c.  bw-  in  bwy  gilydd  §  188  S.  286;  aus 
*kuos  zu  asl.  kü  'zu'?)  keine  Lenition.  cia  ist  eine  Pronominal- 
form (§  525),  die  ursprünglich  vokalisch  ausgelautet  haben  mag 
(über  das  lenierende  cia  'wohin'  s.  Kuno  Meyer,  Contributions) ; 
dagegen  scheint  ma  ursprünglich  ein  Substantiv  gewesen  zu  sein 
(vgl.  §  537),  vielleicht  ein  neben  mag  'Ebene'  stehender  konso- 
nantischer Stamm;  die  Lenition  ist  also  nicht  lautgesetzlich  (sondern 
etwa  nach  dem  Muster  von  cia  aufgekommen).  Die  Konjunktion 
ma  steckt  auch  in  cenmitha,  cenmathä  'außer'  (als  Präp.  mit 
dem  Akk.  verwendet,  s.  besonders  Sg.  202a  1),  cenmä  'außer'  Sg. 
201b  18,   cenmänom,   cenmanum  'geschweige'  Wb.  16b  6,  Ml. 


§321,1.2.322]     Leiütioii  der  Verba  nach  Konjunktionen.  473 

88(1  13  (auch  Wb.  8d  28  zu  lesen)  und  wohl  auch  in  iarmitha 
(cid  iarmitha  deud  gl.  etiam  in  posterum  Ml.  58c  16);  die  For- 
men mit  -mi-  beruhen  auf  dem  Einfluß  der  Präverbia  iarmi-, 
remi-  (§  171  Anm.  2  S.  267). 

Nach  ar  'denn'  {=  der  Präp.  'für')  erscheint  in  Wb.  keine 
Lenition;  die  in  Ml.  und  Sg.  gelegenthch  erscheinende  Lenition  ist 
wohl  ebenso  wie  die  Lenition  nach  amal  'wie'  (§  319,  3)  Nach- 
ahmung der  Nominallenition.  Die  Lenition  nach  camaiph  'jedoch' 
Sg.  209  b  3  erinnert  an  die  nominale  Lenition  nach  dem  Dat.  Plur. 
(§  309  Anm.  1,  §  313  Anm.  1). 

2)  Im  Brit. :  nach  mc.  corn.  pan  'wenn'  (c.  er  pan  'seit'  corn. 
aban  'seit,  weil'),  br.  pa  'wenn'  (aba  'seit');  nach  mc.  tra,  hyt 
tra  'während,  so  lange',  corn.  hedre,  br.  endra  ds.  (mbr.  dre-z 
vizimp  beo  'quamdiu  erimus  uiui'  ZE  202  enthält  die  Verbal- 
partikel ez);  nach  mc.  yny  'bis'  (nc.  oni),  corn.  erna  ds.  (ent- 
halten wohl  die  Negation);  nach  nc.  tan  'bis';  nach  corn.  kyn, 
ken  'obgleich'  (§  293,  3). 

Ferner  nach  der  c.  Fragepartikel  a  'num';  nach  corn.  del  '^^^e', 
fattel,  fettel  ds.,  kettel  'als'  (temporal;  R  D.  1329);  del  ist 
eigentlich  ein  Substantiv,  vgl.  ir.  delb  c.  delw  S.  64,  s.  ZE  201, 
7341;  nach  mc.  cwd  (nc.  cwdd)  'wo',  corn.  pe,  p-le  'wo'  (pe 
feste  'wo  bist  du  gewesen'  O.M.  467,  ple  fugh  why  KD.  2243; 
die  Lenition  und  Provektion  beruht  auf  der  geschwundenen  Verbal- 
partikel  y,  yth),  mc.  py  'weshalb'  (Strachan,  Introd.  S.  18,  vgl. 
oben  §  320,  3  a  Schluß). 

§  322.  Lenition  nach  Präverbien  in  der  echten  Verbal- 
komposition. In  den  echt  zusammengesetzten  Verbalformen  tritt 
im  Ir.  nach  den  ursprünglich  vokalisch  auslautenden  Präverbien 
(aith-,  air-,  di-,  fo-,  imb-,  ind-,  ro-,  to-)  Lenition  ein,  nach 
den  ursprünglich  konsonantisch  auslautenden  Präverbien  dagegen 
nicht.  Nach  rem-,  iarm-,  tarm-  (aber  nicht  nach  iar-)  tritt 
Lenition  ein  (diand-remthiasat  gnima  'if  works  go  before  it' 
Wb.  5a  32);  die  ganze  Bildungsweise  ist  aber  jung  (rem-  aus 
remi-,  worin  ein  Pronomen  steckt).  Auf  Analogiebildung  (wohl 
besonders  nach  aith-)  beruht  nad  frithchomart  'welcher  nicht 
beleidigte'  Ml.  47a  2,  frithchathaigthiu  gl.  rebelK  (animo)  25b  4. 
Vermischungen  von  for-  (nicht  lenierend)  und  fo-r-  (aus  fo-ro-, 
lenierend)  kommen  vor. 

Im  Brit.  ist  die  Unterscheidung  zwischen  echter  und  unechter 
Komposition   bei   den   wortbildenden  Präverbien  verwischt   (nur   in 


474     Lenit.  i.  d.  echt.  Verbal-,  i.  d.  Nominalkomposition.     [§  322.  323 

der  ältesten  c.  Literatur  finden  sich  infigierte  Pronomina  nach  diesen 
Präverbien).  Man  findet  in  der  Regel  Lenition  nach  den  urspr. 
vokalisch  auslautenden  Präverbien:  mc.  dy-gwydaw  (nc.  dygwyddo) 
^fallen',  dy-gwydawd  'fiel'  (c.  cwydd  'Fall'),  br.  digouezout 
'sich  ereignen',  e  tigouezaz  'es  geschah';  mc.  ym-olchi  'sich 
waschen',  a  ym-wanawd  a  thi  'der  sich  mit  dir  schlug',  corn. 
myghtern  nep  a  ym-wra  'wer  sich  selbst  zum  Herrn  macht' 
P.  C.  2222,  br.  en  em  wiskann  'ich  kleide  mich  an',  V.  ni  hum 
gar  'wir  heben  uns'.  Dagegen  keine  Lenition  nach  den  urspr. 
konsonantisch  auclautenden  Präverbien:  c.  gorphen  'enden'  (aber 
die  Mediae  und  m  erscheinen  nach  gor-  in  spirantischer  Gestalt: 
c.  gorwedd  u.  s.  w.  §  232;  neben  c.  gor-foli  'schmeicheln'  steht 
jedoch  mcorn.  gormel  'loben'  Beun.  Mer.1420,  2241  ncorn.  gormola 
'Lob';  die  Entscheidung,  welche  Form  als  analogisch  zu  betrachten 
ist,  hängt  davon  ab,  ob  man  die  Änderung  der  Mediae  und  m  nach 
r  zur  Lenition  —  die  in  unechter  Verbalkomposition  nicht  wirken 
sollte  —  oder  zur  speziell  brit.  Spirantisierung. rechnet).  Analogische 
Lenition  in  c.  addef  'gestehen'  br.  afisav  §  260,  2. 

Es  gibt  jedoch  im  C.  noch  Spuren  der  alten  Nicht-Lenierung 
in  der  unechten  Komposition :  c.  dy-clianu  'satirisieren,  schmälern; 
loben'  neben  dyganu  'singen';  dychludo  und  dygludo  'bringen, 
forttragen';  go-chel  und  go-gelu  'to  eschew'.  S.  Strachan,  EriuIII 
26 f.  So  zu  erklären  ist  auch  c.  rhy-buddio  'warnen',  vgl.  russ. 
pro-hudüi  'aufwecken';  danach  c.  rhy-budd  'Warnung'  (im  Ir.  mit 
Lenition  mir.  robud  nir.  rabhadh). 

Antn.  Mit  einem  Nominalstamm  kann  das  Verbum  finitum  im  Ir.  in 
der  Eegel  nicht  komponiert  werden;  neben  nuie-tbicid  j^l.  neophytum 
Wb.  28b  29  steht  nuie  tanicc  *cuccum-sa  'er  ist  vor  kurzem  zu  mir 
gekommen'  7c  7,  wo  nuie  wohl  ein  selbständiges  Adverbium  ist.  In  den 
seltenen  Fällen,  wo  im  Air.  Komposition  vorlag  (dia  n-uile-marbae  siu 
a  naimtea  'wenn  du  ihre  Feinde  gänzlich  tötest'  Ml.  77a  12),  mag  Leni- 
tion vorhanden  gewesen  sein.  Auch  im  Brit.  kommt  diese  Art  von  Kom- 
position am  häufigsten  bei  den  Nominaiformen  des  Verbums  vor  (c.  mae 
newydd  fyned  'er  ist  soeben  gegangen',  br.  eil-zimezi  'zum  zweiten 
Mal  heiraten',  peur-zibri  'ganz  essen').  Über  die  Komposition  des  Yer- 
bums  mit  einem  Verbalstamm,  wobei  meist  Lenition  eintritt  (corn.  ef  a 
dal-vyth  'er  wird  zahlen'),  s.  die  Bedeutungslehre. 

Die  Lenition  in  der  Nominalkomposition. 

§  323.  Für  die  mit  Präverbien  oder  anderen  Voi-silben  zu- 
sammengesetzten  Nomina   gilt   dieselbe   Regel    wie    für   die    echte 


§323.324]         Lenition  in  der  Nominalkomposition.  475 

Verbalkomposition:  Lenition  nach  den  ursprünglich  vokalisch  au'- 
lautenden  Elementen,  nach  den  urspr.  konsonantisch  auslautenden 
dagegen  nicht.  Wenn  das  erste  Element  ein  Nominalstamm  war, 
lautete  es  immer  vokalisch  aus  und  bewirkte  immer  Lenition.  Bei- 
spiele in  dem  Kapitel  „Komposition". 

Durch  Analogiebildung  drang  die  Lenition  nicht  selten  auch 
in  solche  Komposita,  in  denen  sie  lautgesetzlich  nicht  vorhanden 
sein  konnte:  air.  com-chetbuid  ^Eintracht,  consensus',  com-thinol 
'Versammlung';  neben  dem  alten  Kompositum  von  k'om-  und 
tromm /schwer'  air.  cutrumme  'gleich'  (Plur.  cutrummi  Wb.  9d 
27)  gibt  es  ein  neugebildetes  mir.  comthrom  'gleich  schwer',  nir. 
comhthrom;  vgl.  c.  cyf-dduU  'conformity';  air.  frith-cheist 
'Gegenfrage,  Einwand'  Sg.  163b  10;  c.  gwrth-fach  'the  beard  of 
a  dart'  (=  ad-fach);  air.  Wb.  forcenn  'Ende',  aber  forchenn 
Ml.  118d  6,  vgl.  56d  8;  c.  gor-goch  'sehr  rot',  br.  gour-gamm 
'sehr  hinkend';  air.  etar-thotaim  gl.  interitum  Ml.  40d  6.  Im 
Mir.  und  Nir.  findet  sich  Lenition  nach  dem  negativen  an-  (das 
die  lautgesetzlichen  Varianten  in-,  e-  verdrängt):  mir.  an-chretem 
'Unglaube';  das  Lehnwort  anchrist  g' Antichrist'  hat  diese  Ent- 
wickelung  befördert  (vgl.  Zimmer,  KZ  XXIV  523 — 539);  ähnlich 
im  Erit. :  c.  an-fodd  'Mißhagen'  corn.  an-voth  ds.,  br.  an-vad 
'schlecht';  anders  in  Schottland,  s.  die  Beispiele  §  230.  Schon  im 
Air.  ist  die  Lenition  nach  do-  (gr.  ovo-,  skr.  dus-)  und  eine  ein- 
heitliche Form  der  Vorsilbe  vor  jedem  Anlaut  dui'chgeführt  (nach 
der  Analogie  des  gegensätzlichen  so-  skr.  su-):  do-chruth  'un- 
schön, unpassend'  (so-chruth  'passend').  —  Viel  seltener  wird  die 
lautgesetzliche  Lenition  analogisch  aufgehoben;  air.  dermet,  Inf, 
von  di-ro-moiniur  'vergesse',  mußte  ursprünglich  leniertes  m 
haben  (Manks  j  arrood,  Kerry  d'arüd,  Sarauw  S.  78);  die  Lenition 
ist  jedoch  meist  unter  dem  Einfluß  des  parallelen  air.  format 
'Neid'  nir.  form  ad  aufgegeben  worden:  nir.  nsch.  de  arm  ad. 

Anm.  Über  nir.  car-ball,  ear-ball  br.  kar-zi,  leur-zi  s. 
§  285,  11. 

§  324.  Es  muß  noch  daran  erinnert  werden,  daß  die  Leni- 
tion auch  in  manchen  Fällen,  wo  das  heutige  Sprachbewußtsein 
eine  Wortfügung  empfindet,  in  Wirklichkeit  auf  Komposition  be- 
ruht. So  nach  c.  go  'etwas,  ziemHch'  (S.  278),  c.  rhy  corn.  re 
br.  re  'allzu'  (c.  rhy  ddrwg  'zu  schlecht',  corn.  re  got  'zu  kurz', 
br.  re  vraz  'zu  groß',  vgl.  nir.  rö-mhoch  'sehr  früh,  zu  früh').  In 
Schottland  Lenition  nach    co  'ebenso'  (Stewart  162),   in  Irland  je- 


476     Konsonantendauer.  Ursprung  der  Doppelkonsonanten.     [§  325 

doch  keine  Lenition  nach  chomh  (§  317  Anm.  2),  außer  wenn 
das  Kompositum  noch  als  solches  empfunden  wird  (comh-mhör 
'equally  great'  Dinneen);  mc.  kyn  decket  ^ebenso  schön'  (tec 
'schön'),  kyn  wynnet  'ebenso  weiß';  br.  ken,  ker  ohne  Lenition: 
ker  braz  'ebenso  groß'  (die  Lenition  nach  "^k'om-  ist  analogisch, 
vgl.  §323).  C.  mae  efe  yn  lled  gyssurus  'he  is  tolerably  com- 
fortable';  br.  hanter  zall  'halb  blind'.  Vgl.  §  305,  2  und  §  311. 
Wo  in  der  c.  Poesie  ein  Gen.  scheinbar  vor  dem  regierenden 
Worte  steht  (Strachan,  Litrod.  S.  13),  ist  in  Wirklichkeit  Kom- 
position vorhanden  und  daher  auch  Lenition. 

XY.   Konsonaiitendauer.i 

§  325.  In  der  idg.  Ursprache  spielte  allem  Anschein  nach 
die  gedehnte  (doppelte)  Aussprache  der  Konsonanten  keine  wesent- 
liche Rolle.  Doppelkonsonanten  kamen  wohl  nur  beim  Zusammen- 
treffen von  zwei  morphologischen  Elementen  vor,  und  auch  solche 
Doppelkonsonanz  war  vielfach  geändert  oder  verkürzt  worden ;  t  + 
t  war  zu  tH  geworden  (§87);  s  +  s  war  wenigstens  zum  Teil  zu  s 
geworden  (*m  'du  bist'  aus  *es-si:  skr.  äsi  aw.  ahi  gr.  ei  ir.  a-t 
c.  wy-t  com.  o-s  br.  ou-t);  m  -\-  m  ist  wenigstens  im  Keltischen 
zu  m  vereinfacht  worden  (§  99,  letztes  Stück  S.  171). 

Neue  Doppelkonsonanten  sind  jedoch  in  verschiedener  Weise 
wieder  entstanden.  Über  die  Assimilation  von  Gruppen,  deren 
letztes  Element  ein  s  war,  s.  §  49  und  §  50,  10;  §  87.  Doppelte 
Verschlußlaute  sind  teils  durch  Assimilation  mit  einem  folgenden 
n  (§  97),  teils  durch  Assimilation  mit  einem  vorhergehenden  Ver- 
schlußlaut entstanden:  gg  in  air.  accaldam  'Gespräch'  nir.  agal- 
laimh  :  air.  ad-glädur  'rede  an'  (keine  Assimilation  in  der  un- 
echten Verbalkomposition);  c.  achlan  'vollständig'  (ad  +  gl  an 
'rein');  kk  in  air.  rucce  'Schande'  §  102,  1  S.  174;  air.  accobor 
'Wunsch,  Verlangen'  nir.  (Keat.)  accobhar  :  air.  ad-cobra 
'wünscht';  ir.  accais  'Gift,  Haß'  c.  achas  'gehässig'  (Komp.  von 
ad-  und  ir.  cais  'Haß'  c.  cas  mbr.  cas,  vgl.  corn.  casadow  'ge- 
hässig', zvigot  hatis  'Haß'  gr.  x^öog  'Trauer');  nir.  ocras  'Hunger' 
aus  od-  +  car-  'lieben';  bh  in  air.  opad,  obbad  'Weigerung' 
nir.  obadh  (od  +  ir.  be-n-  'schlagen');  ir.  compert  'Empfängnis' 
(von  der  Frau):  com-  od-  +  her-,  vgl.  c.  cyffred  'to  comprehend, 

1.  Verf.,    Aspirationen    i  Irsk   S.  79—124;    Zupitza,    Über  Doppelkon- 
sonanz im  Irischen,  KZ  XXXVI  202—245. 


§  325]  Ursprung  der  Doppelkonsonanten.  477 

to  comprise,  to  embrace'  (aus  *hdvfred,  f  aus  jjp  <^  bb  <^  db)  con:. 
kefrys  'ebenso'  "mit  begriffen"  br.  kefret,  kevred  'zusammen,  zu- 
gleich'; ir.  diupart  'betrügen'  c.  diffryd  'verteidigen'  corn.  dyffres. 
kd  >  dd  in  mir.  etla  'Pönitenz',  Komp.  von  *eA:(s)  und  einer  Ab- 
leitung von  dal-  'teilen'  (Thurneysen,  Handb.  I  88);  kb  >  bb  in  air. 
epert  'sagen'  nir.  abair  'sage!'  :  air.  as-beir  'er  sagt',  Komp. 
von  *ek{s)  +  ber-  vgl,  lat.  efferö  'ich  äußere'  {k  wird  wohl  nur 
in  der  Kompos.  assimiliert,  vgl.  -gd-  §  60).  Die  gleichen  (oder 
wenigstens  zwei  homorgane)  Verschlußlaute  kamen  nicht  selten 
durch  Komposition  neben  einander  zu  stehen:  ir.  ecal  'furchtsam' 
nir.  eagal,  Komp.  von  '^'ek[s)  +  gal  'Tapferkeit';  ir.  atrab  c. 
athref  §284,  5.  Über  idg.  zd  >  kelt.  dd  >  dd  S.  88,  vgl.  §  69  An- 
fang. Jüngeres  Zusammentreffen  von  homorganen  Geräuschlauten 
oder  von  Geräuschlauten  und  h  ist  in  Kap.  X  S.  403  ff.  und  Kap. 
XII  S.  417  ff.  besprochen.  Über  die  Quellen  des  air.  rr,  11^  nn, 
mm  vgl.  §  57,  §  91,  §  93,  §  96  S.  156  ff.  mit  Nachtrag,  §  99,  6, 
§  68  Schluß.  Beispiele  für  jüngeres  Zusammentreffen  von  zwei 
gleichen  Sonorlauten  (nach  dem  Ausfall  eines  Vokals):  air.  do- 
arrchet  'ist  prophezeit  worden'  (to-  air-  ro-  +  can-,  vgl.  c. 
aroganu,  daroganu  'prophezeien');  con  do-m-ar-r-gabad  sa 
gl.  ut  me  comprehenderet  Wb.  17 d  14;  ir.  gränne  'Körnchen'  c. 
gronyn,  vgl.  S.  52;  ir.  ruainne  'einzelnes  Haar'  c.  rhawnyn, 
vgl.  §  32,  3;  ir.  firin-ne  'Gerechtigkeit',  von  firian  (S.  311)  mit 
einem  ähnhchen  SufEx  wie  in  cairddine  'Freundschaft'.  In  den 
beiden  Sprachzweigen  fand  ferner  die  Assimilation  von  log^  Id,  nd, 
mh  zu  mt)^  U,  nn,  mm  statt  (§  61,  4,  §  69,  §  73);  dazu  kommt  im 
Nir.  Ü  >  LL,  tn  >  NN  (§  92,  3  S.  146,  §  95,  2c),  im  y  a  a'  §  332, 
im  C.  in  gewissen  Fällen  wth,  nn,  mm  aus  19k,  nt,  mp,  vgl.  auch 
c.  cälyn  'folgen'  S.  147.  Viele  Doppelkonsonanten  kommen  schließ- 
lich in  dem  aus  dem  Lat.  entlehnten  Wortschatz  vor. 

Zu  den  Fällen,  in  denen  der  Doppelkonsonant  etymologisch 
zwei  Konsonanten  vertritt,  gesellen  sich  andere  in  denen  dies  nicht 
der  Fall  ist.  In  den  Kosenamen  (§  405)  kam  unetymologische  Kon- 
sonantendoppelung schon  seit  uridg.  Zeit  vor  (s.  Brugmann,  Grdr. 
11^44).  Gall.-lat.  Eppius,  Eppo  MN  sind  Koseformen  zu  einem 
mit  epo-  'Pferd'  (§  28,  1)  zusammengesetzten  Namen.  Auch  die 
Doppelung  in  air.  macc  'Sohn'  (S.  127)  dürfte  so  zu  erklären  sein, 
vgl.  abrit.  Maccus  MN;  ferner  mir.  lelap  'Kind'  nir.  leanabän 
'Kindlein'  neben  mir.  lenab  'Kind'  nir.  leanbh.  Ein  altes  Kinder- 
wort ist  ir.  cacc  'Excrement'  c.  cach  br.  kac'h  gr.  xa/.x?;. 


478  Doppelung  im  Irischen.  [§  326,  1 

^  326.  (Doppelung  im  Ir.)  1)  Was  die  Doppelschreibnng 
der  Konsonanten  in  den  Ogaminschriften  (S.  5)  bedeutet,  ist  un- 
sicher; Konsonantendauer  scheint  sie  nicht  zu  bezeichnen.  In  den 
Uterarischen  ir.  Denkmälern  bezeichnet  die  Doppelscb>:'eibung  prin- 
zipiell Länge  der  Konsonanten,  und  sie  hat  in  unseren  ältesten 
Denkmälern  (vor  allem  in  Wb.)  kaum  je  eine  andere  Bedeutung. 
Aber  schon  in  Wb.  ist  das  von  der  Oichographie  gebotene  Bild 
der  Konsonantendauer  sehr  schwankend.  Die  urspr.  langen  Kon- 
sonanten werden  oft  besonders  in  unbetonten  Silben,  nach  langen 
Vokalen,  in  Konsonantengruppen  einfach  geschrieben  (oft  do-ar- 
chet  für  do-arr-chet  'ist  prophezeit  worden';  —  die  1.  Sing.  Präs. 
wird  häufiger  -im  als  -imm  geschrieben;  beim  'Schlag',  leim 
'Sprung'  (vgl.  S.  87);  cuimse  'passend,  bequem'  (Ableitung  von 
mir.  commus  'Macht');  guidmi  'wir  bitten'  neben  pridchirami 
'wir  predigen';  trotz  der  Verkürzung  bleibt  das  m  unleniert;  — 
fast  immer  peccad  'Sünde',  nur  ganz  vereinzelt  pecad,  aber  in 
der  ßegel  Gen.  pectho,  einige  Male  jedoch  pecctho;  —  s  ist 
nach  einem  kurzen  betonten  Vokal  mit  ziemlicher  Begelmäßigkeit 
verdoppelt;  nach  einem  unbetonten  oder  langen  Vokal  ist  s  im 
Auslaut  in  der  Regel  nicht  doppelt  geschrieben,  während  im  Inlaut 
in  diesem  Fall  großes  Schwanken  herrscht).  Die  verschiedenen 
Verschlußlaute  werden  nicht  gleich  häufig  verdoppelt;  intervokali- 
sches  -cc-  ist  sehr  häufig,  -tt-  verhältnismäßig  selten,  -pp-  zwischen 
Vokalen  kommt  nicht  vor.     -ff-  kommt  nicht  vor. 

In  gewissen  Konsonantengruppen  ist  die  Doppelschreibung 
häufig:  tesst  'Zeugnis',  cosscc  'Zurechtweisung',  sercc  'Liebe', 
olcc  'böse',  ciain dde,  Gen.  von  cland  'Kinder'  Wb.  28b  17, 
cumactte  'Macht',  do-b-im-chom-artt  'hat  euch  gezwungen', 
corpp  'Körper',  appriscc  'gebrechlich',  fellsube  'Pliilosophie', 
accomallte  gl.  socius,  collno  'des  Fleisches',  builnni  'Schläge', 
in  ifurnn  'in  der  Hölle';  annse  'schwierig';  armma  'Waffen'. 
Vgl.  dazu  aus  Sg.  (66b  15,  16,  18)  deirbbse,  indeirbbse,  in- 
derbbjB,  Gen.  Sing.  Fem.  von  derb  'bestimmt'  (§  103  S.  175) 
und  in  derb  'unbestimmt'  (worin  -b  nicht  ein  leniertes  b,  sondern 
ein  idg.  w  ist).  Die  sich  hierin  spiegelnde  Aussprache  kann  zum 
Teil  uralt  sein;  viel  jünger  ist  die  Dehnung  eines  lenierten  Lautes 
vor  r  in  fogchricce  (Gen.)  'Belohnung'  Wb.  10c  21,  in  dith- 
thrub  'in  der  Wüste'  IIa  19,  adthramli  (Nom.  Flur.)  'dem  Vater 
ähnlich'  9a  14;  23  c  27. 

Im    Sandhi    kann    jeder    unlenierte   Laut  doppelt   geschrieben 


§326,  1.  2|  Konsonantendoppelung  im  Ir.  479 

werden,  und  zwar  nicht  nur,  wo  Assimilation  mit  einem  auslautei.- 
den  Nasal  oder  -s  angenommen  werden  kann  (i-ssuidiu  ^in  diesem*, 
i-ccach  lucc  4n  jeder  Stelle',  a-ccürsagad  'ihre  (eorum)  Zu- 
rechtweisung', i-ttä  'worin  es  ist'),  sondern  auch  (wenigstens  bei 
s,  r,  l,  n,  m)  in  Füllen,  wo  absolut  keine  Assimilation  vorliegt: 
di-ssi  'zu  ihr',  do-ssom  'zu  ihm',  tiagu-ssa  'ich  gehe',  do- 
rrigeni  'er  hat  getan'  Wb.  30d22,  do-lleicet  'sie  lassen'  13b  13, 
do-mmeicither  gl.  inhonoras  Id  13;  adi-mmaicc  'Ihr  seid 
Söhne'  AVb.  9a  13  (vgl.  adi  21c  17).  Lehrreich  ist  auch  die 
falsche  Schreibung  de-sseirc  (Akk.)  'Liebe'  23b  1  (das  s  war 
leniert,  vgl.  deircc  25a  36;  beim  Buchstabieren  oder  Abschreiben 
hat  man  es  der  historischen  Orthographie  zu  liebe  unleniert  ge- 
sprochen, was  zur  Doppelschreibung  geführt  hat).  Vgl.  über  frec- 
cor  §  288  Anm. 

Über  occ-a  chomalnad  :  oc  irnigdi,  inn-a  chorp  :  in 
oen  chorp,  imm-a  chomalnad  :  im  anad  s.  §  165  S.  260. 

2)  Schon  Ml.  weicht  in  der  Schreibung  der  Doppelkonsonanten 
im  Einzelnen  erheblich  von  Wb.  ab  (inn  aimsir  inna  fetarlaice 
'zur  Zeit  des  alten  Testaments'  Ml.  26b  7  u.  s.  w.,  vgl.  S.  158; 
-ff-  kommt  vor  u.  s.  w.).  Die  interessanteste  Neuerung  ist  die 
Verwendung  der  Doppelschreibung  zur  Bezeichnung  der  Laut- 
qualität: accubur  'Verlangen',  macc  'Sohn'  (-kk-),  aber  acaldam 
'Gespräch',  bec  'klein'  {-cjg-\  s.  Zupitza,  KZ  XXXVI  212  (die 
Neuerung  war  dadurch  nahe  gelegt,  daß  -gg-  besonders  häufig  nach 
einem  langen  Vokal  vorkam,  in  welchem  Fall  schon  nach  den 
älteren  Schreibregeln  Vereinfachung  eintreten  mußte).  In  Sg.  und 
im  Mir.  dient  die  Schreibung  -gg-,  -dd-,  -bb-,  -mm-  oft  nur 
dazu,  die  nicht  lenierte  Aussprache  zu  bezeichnen:  bindigeddar 
gl.  modulantibus  Sg.  10a  9,  as-mme  'daß  ich  es  bin'  202  a  7. 
Auch  diese  Neuerung  lag  außerordentlich  nahe;  zwar  hat  es  in  air. 
Zeit  sowohl  kurze  unlenierte  wie  auch  lange  lenierte  Laute  gegeben ; 
das  waren  aber  Ausnahmefälle  (wenigstens  im  Inlaut),  in  der  Regel 
waren  die  lenierten  Laute  kurz,  die  unlenierten  Laute  lang.  Da 
die  Ausnahmefälle  noch  dazu  von  kombinatorischen  Bedingungen 
abhängig  waren,  war  nach  Einführung  der  nir.  genaueren  Bezeich- 
nung der  Lenition  jede  Doppelschreibung  überflüssig.  Sie  ist  denn 
auch  im  Nir.  aufgehört,  außer  bei  r,  l,  n,  wo  eine  Bezeichnung  der 
Lenition  niemals  eingeführt  worden  ist.  Was  die  Aussprache  be- 
trifft, bietet  das  Nir.  kein  einheitliches  Bild;  in  einigen  Dialekten 
(z.  B.  Arran)  spielt  die  Konsonantenlänge  keine  Rolle  (sie  hat  aber 


480  Konsonantendoppelung  im  Brit.  [§  327,  1 

Nachwirkungen  hinterlassen,  s.  §  202,  1),  in  anderen  Dialekten  liegt 
die  Sache  wesentlich  anders  (über  die  langen  Sonorlaute  in  Done- 
gal vgl.  Quiggin  §  203,  Sarauw,  KZ  XLII  54;  in  Schottland  ist 
kk,  U,  pp  zu  xk^  ht,  hp  geworden,  z.  B.  in  den  Wörtern  mac 
^Sohn',  tearc  ^spärlich',  olc  'schlecht',  s.  Staples  §  17,  §  24,  Ste- 
wart^  S.  14  Fußnote,  Henderson,  ZfcPh.  IV  496). 

§  327.  (Doppelung  im  Brit.)  1)  Die  bei  sekundärem  Zu- 
sammenstoß von  Geräuschlaut  +  Geräuschlaut  oder  h  entstandenen 
gedehnten  Verschlußlaute  sind  im  Mc.  vor  Vokalen  und  vor  Kon- 
sonanten noch  lang:  mc.  teckaf  'der  schönste',  cyn-hackret  'so 
häßlich',  lletty  'Wohnung',  ym-attiala  'sich  rächen'  ("^ati  -f-  dial 
'Bache'),  att  'zu'  (§  305,  Ib),  pyscotta  'fischen',  nat  atteppych 
'daß  du  nicht  antwortest'  (A-Konjunktiv  von  atteb  §  279)  Mab. 
176,  20.  Die  Schreibung  ist  jedoch  nicht  ganz  fest:  gwreika 
neben  gwreicka  'eine  Frau  nehmen',  bwyta  'essen'  neben  bwytta, 
kyn-wlypet  'so  naß'  (bei  -p-  ist  die  Mcht-Doppelschreibung  Begel). 
Da  die  verdoppelten  Verschlußlaute  Tenues  (aspiratae)  waren, 
während  das  einfach  geschriebene  -c,  -t,  -p  im  Mc.  als  g,  d,  h  zu 
lesen  ist,  so  dient  die  Doppelschreibung  gewissermaßen  auch  zur 
Bezeichnung  der  Qualität  (und  die  Seltenheit  der  Schreibung  -pp- 
mag  in  der  Tat  damit  zusammenhängen,  daß  -p  als  Bezeichnung 
einer  Media  seltener  ist  als  -c  und  -t).  Trotzdem  unterliegt  es 
keinem  Zweifel,  daß  die  Doppel  Schreibung  in  erster  Linie  die  Dauer 
bezeichnet.  Die  lange  Quantität  war  gemeinbritannisch,  vgl.  corn. 
hakcre  'häßlicher',  tecke  'schöner'  (vgl.  §  279).  —  Die  Spiranten 
X,  p,  f  (aus  kk,  tty  jpp  oder  gg,  dd,  hh  §  284;  x  außerdem  aus  pSj 
ks  §  49,  1,  2,  4;  ^  aus  ^  +  h,  f  ?i\is  v  -{-  h  §  279),  bei  denen  im 
Mc.  die  Doppelschreibung  schon  wegen  der  Bezeichnungsweise  (ch, 
th,  ff)  ausgeschlossen  war,  waren  nach  Ausweis  der  nc.  Vokal- 
quantität (§  203,  1,  §  204)  kurz.     So  auch  im  Corn.  und  Br. 

Anm.  1.  In  einigen  Fällen  hat  eine  Konsonantengruppe  im  Brit.  das- 
selbe Ergebnis  wie  eine  intervokalische  ^kurze)  Tennis  gegeben:  ac.  aper 
nc,  aber  'Mündung'  acorn.  aber  (gl.  gurges)  br.  aber:  wohl  aus  * ati-ud- 
hhero-,  vgl.  ir.  in-ber  nir.  in-bhear  ds.;  ac.  aperth  mc.  nc.  aberth 
'Opfer':  identisch  mit  ir.  edbart  * ati-ud-bhertä  S.  339,  Ist  nach  dem 
Schwunde  des  -i-  die  Gruppe  -t-jjp-  zu  -t-p-  N  p  geworden,  so  war  der 
Vokalschwund  älter  als  die  Spirantisierung  von  -pp-. 

Kürzung  im  Auslaut  ist  regelmäßig  bei  ss  im  Mc:  nes  'näher', 
nessaf  'der  nächste';  corn.  nes,  nessa;  mbr.  nes,  nessaff.  Nur 
aus  dem  Nc.  zu  erschließen  ist  die  entsprechende  Kürzung  des  II 
(§  203,  1,  §  204).     Die  stimmhaften  Sonorlaute  (rr,  nn)  werden  im 


§  327, 2]  Konsonantendoppelung  im  Brit.  481 

Mc.  im  Auslaut  nicht  gekürzt,  (und  es  beruht  wohl  nur  auf  eiuv^r 
nicht  lautgetreuen  Schreibregel,  daß  mm  (vgl.  ac.  trumm  gl.  ae- 
grum)  im  Mc.  im  Inlaut  und  Auslaut  einfach  geschrieben  wird 
(die  Doppelschreibung  war  deshalb  überflüssig,  weil  ein  unleniertes 
kurzes  -m-^  -m  nicht  vorkam).  Im  Corn.  werden  die  Sonorlaute 
im  Auslaut  und  vor  einem  Konsonanten  gekürzt:  ter  'bricht', 
torsans  'sie  brachen'  von  terry  'brechen';  gyl  'kann'  (3.  Sing.) 
M.  C.  80,  galsen  'ich  könnte'  von  gallaf  'ich  kann';  myn  'er 
will',  mynsans  'sie  wollten'  von  mynnes  'wollen';  cam  'krumm', 
camma  'krümmen';  jedoch  ist  doppelgeschriebenes  11  im  Auslaut 
häufig:  gyll  'kann'  M.  C.  37;  toll  'Loch',  teil  'Löcher'  M.  C  178, 
134  (11  kommt  auch  für  etymologisches  l  vor:  na  rellough  'machet 
nicht!'  M.  C.  63).  Über  nn,  mm  >  ncorn.  dn,  hm  s.  S.  158,  170. 
Auch  im  Mbr.  können  Schreibungen  wie  her  'kurz',  pel  'fern', 
pen  'Kopf  vorkommen;  regelmäßig  ist  mam  'Mutter',  Plur. 
mammou. 

Anm.  2.  Die  Doppelschreibiing  dient  im  Brit.  (bes.  im  C.)  auch  als 
Qualitätsbezeichnung:  mc.  11  =  ^  (S.  145),  ff  =  /  (im  Corn.  und  Mbr. 
wechselt  -ff-,  -ff  ziemlich  regellos  mit  -f-,  -f);  etwas  jünger  ist  c.  dd  = 
d  (S.  110). 

2)  Im  Nc.  ist  die  Doppelschreibung  als  Bezeichnung  der  Kon- 
sonantenlänge fast  ganz  aufgegeben.  Sie  kommt  vor  bei  dem  inter- 
vokalischen  rr,  nn  nach  betontem  Vokal  (pen  'Kopf,  pennod 
'Kapitel';  cär 'Karren',  carreg 'Felsen'),  übei'flüssigerweise  oft  auch 
bei  mm;  dagegen  ist  die  im  Mc.  vorkommende  Doppelschreibung 
des  stimmhaften  gedehnten  l  (callonn  'Herz')  aufgegeben.  Die 
Orthographie  schwankt  indessen;  Dr.  Pughe  wollte  die  Doppel- 
schreibung prinzipiell  beseitigen  und  behielt  sie  nur  in  gewissen 
Fällen  aus  „etymologischen"  Gründen  bei  (annoeth  'unklug'  neben 
doeth  'weise').  In  der  Aussprache  ist  die  Konsonantenlänge  nui' 
in  intervokalischer  Stellung  nach  betontem  Vokal  beibehalten,  vgl. 
§  204  mit  Anm. 

Im  Nbr.  ist  die  Doppelschreibung  nur  bei  rr,  11,  nn,  mm 
(inlautend  und  auslautend)  üblich.  In  der  Aussprache  spielt  die 
Konsonantendauer  nur  eine  geringe  Rolle;  im  Auslaut  sind  die 
Konsonanten  kurz  (z.B.  in  pell  'fern',  penn  'Kopf,  lemm  'scharf), 
vgl.  Ernault,  Gramm.  S.  3,  Bayon  S.  4,  Guillevic  &  Le  GofF  S.  5. 
In  Treguier  werden  die  anlautenden  Sonorlaute  1%  l,  n,  m  nach 
he,  hi  'ihr'  (Gen.  Sing.  Fem.)  in  der  Aussprache  gedehnt  (Ernault, 
Gramm.  S.  12). 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  31 


482  Unsilbische  Gruppen.  [§  328. 329 


XYI.    Unsilbische  Gruppen. 

§  328.  (Ursprung  der  unsilbischen  Gruppen.)  Die  un- 
silbischen Gruppen  des  Keltischen  sind  teils  aus  dem  Uridg.  ererbt 
(s.  die  Beispiele  in  der  genealogischen  Lautlehre),  teils  auf  keltischem 
Boden  neuentwickelt.  Neue  Gruppen  konnten  teils  durch  morpho- 
logische Vorgänge  (vor  allem  durch  die  reichere  Ausbildung  der 
Komposition  mit  Präpositionen)  geschaffen,  teils  durch  Entlehnung 
eingeführt,  teils  lautgeschichtlich  entwickelt  werden.  Die  mchtigste 
lautgeschichtHche  Quelle  neuer  Gruppen  war  der  vom  Akzent  be- 
dingte Vokalschwund,  der  namenthch  im  Irischen  eine  große  Rolle 
spielt.  Dazu  gesellen  sich  die  svarabhakti-ähnhchen  Vorgänge  (die 
Spaltung  eines  silbischen  Sonorlauts  in  Kons.  +  Vok.  oder  Vok.  + 
Kons.  §  225,  die  scheinbaren  Metathesen  §  229,  §  232;  in  dieser 
Weise  ist  im  Ir.  nach  der  Assimilation  des  ererbten  rs,  Is^  rks,  Iks 
u.  s.  w.  zu  rr,  II  ein  neues  rs,  Is  entstanden:  du-fu-tharset  ^sie 
werden  wünschen'  Ml.  54a  28,  s.  Verbalverz.  di-fo-tracc-;  fochith 
nad  fo-chom-alsid  ^ein  Leid,  das  Ihr  nicht  ertragen  könnet' 
Wb.  IIb  2,  s.  Verbalverz.  fo-long-)  und  einige  selteneren  Er- 
scheinungen (Entwicklung  eines  -m  zu  -mp  im  Br.  S.  170,  vgl. 
10  >  log,  %k  S.  106;  nach  -s^  -ly  -n  entwickelt  sich  im  Mr.  bis- 
weilen ein  i:  Arran  drisi  ^wieder'  aris,  högäit'  ^heben'  tögäil, 
tögbhäil,  dk'lis't'  ^ein  gewisser'  eigin). 

Die  unsilbischen  Gruppen  sind  durch  verschiedene  Vorgänge 
erleichtert  worden,  die  in  den  folgenden  Paragraphen  besprochen 
werden  sollen. 

§  329.  In  einer  unsilbischen  Gruppe  wird  nicht  selten  ein 
dazu  geeigneter  Laut  silbisch,  oder  er  wird  durch  Svarabhakti  von 
den  benachbarten  Konsonanten  getrennt,  s.  §  168,  §  220,  §  226 
—233. 

In  anderen  Fällen  ist  ein  Geräuschlaut  an  den  vorhergehenden 
Vokal  partiell  oder  vollständig  assimiliert  worden.  Im  Ir.  handelt 
es  sich  meist  um  vollständige  Assimilation  (Ersatzdehnung) ;  partielle 
Assimilation  bei  dem  Diphthong  eo,  iu,  s.  §  201.  Im  Brit.  ent- 
steht dui^ch  partielle  Assimilation  eine  Reihe  von  Diphthongen: 
1)  ac.  acorn.  abr.  ai  (mc.  ae  mcorn.  e  nbr.  e^  ea  §  223,  2)  aus 
a  +  p  oder  k  yoy  t  %  55,  §  76,  g  vor  Kons.  §  60;  2)  mbr.  az 
nbr.  ae  aus  a  ■\-  k  vor  r  oder  a  -{-  t  vor  r,  l  (br.  daerou  'Tränen' 
§  77,   aer  'Schlange',    dael  'dispute'   §  86;    dagegen   stimmt   das 


§  329|  Vokalisierung  von  (ieriluschlauten.  483 

Ergebnis  von  akl  zu  1):  mbr.  baelec  nbr.  belek  Priester'  §  141,  4); 
3)  mc.  ae  corn.  e  [y]  br.  ei  aus  a  -{-  k  vor  n:  c.  braen,  blaen 
br.  brein,  blein  S.'  125  (anders  Loth,  Rc.  XXVIII  61,  63);  4) 
mc.  oe  corn.  oy  br.  oa  aus  o  +  einem  gemeinbritannisch  vokali- 
sierten  Verschlußlaut,  aus  idg.  ou  -\-  g  (c.  oer  'kalt'  §  60);  andei*s 
dagegen  ou  -\-  p  %  55  Schluß;  über  -äkt-,  -okt-  (c.  oe  corn.  br.  ö?) 
S.  124,  S.  229;  5)  mbr.  oz  nbr.  oe  aus  o  -\-  t  vor  r,  n:  br.  moereb 
§  86;  6)  mbr.  malloez,  bennoez,  cadoer  S.  229  sind  unklar; 
das  Corn.  hat  offenbar  mit  dem  Br.  gestimmt,  wie  das  o  von  corn. 
molleth  (vgl.  acorn.  poruit  §  222  Anm,  3)  beweist;  7)  c.  wy 
corn.  oy  br.  oe,  oue  (und  oa  S.  526)  aus  idg.  u  +  einem  gemein- 
britannisch vokalisierten  Verschlußlaut  (c.  d  wyn  corn.  doyn  br.  doen 
'tragen'  S.  125),  aus  lat.  ük  vor  t  (c.ffrwyth  acorn.  fruit  br.  frouez 
'Frucht'  S.  229);  aus  ig  vor  Kons.  (c.  gwydd  acorn.  guit  mcorn. 
goyth  br.  goaz  'Gans';  c.  hwyl  'Segel';  c.  colwyn  'junger  Hund' 
ir.  cuilen  —  dessen  u  den  Beweis  dafür  liefert,  daß  der  Vokal 
der  folgenden  Silbe  ein  i  gewesen  ist  — ;  c.  morwyn  'Mädchen' 
§  60);  aus  id  vor  r  (c.  gwyr  corn.  gor  br.  goar  'er  weiß'  §  68); 
8)  c.  wy  corn.  e  (>  ea)  br.  ei  Umlaut  vom  Fall  4):  c.  wyn  'Läm- 
mer' ncorn.  ean  br.  ein  (Sing.  c.  oen  corn.  on  br.  oan),  s.  §255,  4; 
256,  4;  257,  4;  9)  c.  ei  (od.  eu)  corn.  e  br.  ei  Umlaut  vom  Fall  1),  s. 
§  255,  2;  256,  2;  257,  2;  aus  e  +  einem  gemeinbritannisch  vokali- 
sierten Verschlußlaut  (mc.  seith  corn.  seyth  br.  seiz  'sieben'); 
aus  i  +  p,  k  vor  t  im  Falle  der  Senkung  (§  258;  mc.  breith  nc. 
braith  'bunt'  fem.;  nc.  taith  'Reise').  —  Von  den  sonstigen  Regeln 
für  die  gemeinbrit.  vokalisierten  Verschlußlaute  weichen  ab  1 0)  lat. 
k  vor  s  §  136,  2,  c.  beunydd  §  82,  und  11)  idg.  p  vor  n  §  56. 
—  Statt  der  Diphthonge  erscheinen  in  einigen  Fällen  einfache 
Vokale  und  zwar  (von  jüngeren  Monophthongierungen  abgesehen) 
in  den  folgenden  Fällen:  12)  unter  dem  Einfluß  des  urbrit.  Ak- 
zentes in  c.  aren,  garawys,  morynyon  (mc),  blynedd  §  182, 
vgl.  §  190;  13)  bei  i  -\-  p,  k  vor  t  (c.  rhith  §  55;  c.  brith  br. 
briz  §  76  S.  124);  bei  e  ■\-  p,  k  vor  t  im  Falle  des  Umlautes  (c. 
nith  abr.  nith  'Nichte'  §  55);  bei  idg.  ü,  e,  i  -\-  k  vor  7i  (c.  tin 
corn.  tyn  'podex',  c.  min  'Lippe'  corn.  myn  br.  min  S.  125);  im 
Br.  bisweilen  bei  e  -[-  k  vor  t  (br.  gwez  'Mal',  iez  'Sprache'  S.  123); 
14)  bei  den  Vokalen  u,  ü,  e,  i  im  Falle  der  speziell  br.  Vokali- 
sierung: br.  gouriz 'Gürtel'  S.  43;  c.  sugno  'saugen'  mbr.  sunaff 
nbr.  suna;  mbr.  clezr-en  nbr.  klerenn  'piece  principale  de  la 
claie'  S.  121;  mbr.  que-hezl  nbr.  kel  S.  135;   mbr.  dezrou  'an- 

31* 


484       Schwund  eines  Lautes  in  einer  unsilbischen  Gruppe.     [§  330 

fangen'  nbr.  derou,  sei  es,  daß  das  Wort  sich  mit  mc.  de-chreu 
(wohl  ein  Kompos.  ohne  Lenition,  vgl.  §  322)  vollkommen  deckt, 
sei  es,  daß  von  einer  Form  mit  leniertem  k  auszugehen  ist  (Ety- 
mologie unbekannt;  vielleicht  urspr.  sehr  konkret,  etwa  "das  Blut 
zapfen''  als  Anfang  des  Schlachtens,  zu  lat.  cruor  'Blut');  br.  iliz 
'Kirche'  §  141,  4;  ebenso  nach  dem  Diphthong  oue,  oa  (br.  krouer 
'Sieb',  hoal  'Alter'  S.  134 f.);  vgl.  auch  br.  bered  mc.  bedrawt 
nc.  beddrod  'Kirchhof;  mbr.  sezlou  'horchen'  nbr.  selaoui; 
15)  über  br.  hirin   vgl.  §  257    Anm.  1    S.  382. 

Eine  Assimilation  eines  unsilbischen  Lautes  an  den  vorher- 
gehenden Yokal  liegt  auch  in  den  Fällen  vor,  wo  (bes.  im  Ir.)  ein 
Nasaldiphthong  zum  Nasalvokal  und  weiterhin  zu  einem  nicht 
nasalen  Vokal  geworden  ist,  s.  S.  150  ff. 

§  330.  Häufig  werden  unsilbische  Gruppen  durch  Schwund 
eines  Lautes  erleichtert.  Anlaut.  Schwund  des  ersten  Lautes:  hy 
gh  vor  „idg./"  (ir.  tinaim,  du  S.  89),  t  vor  s  (S.  78);  mc.  mae  'wo 
ist'  aus  *p  ma-e  (*p  ma  'welcher  Ort,  wo',  -e  'ist');  br.  Treguier 
daou  la  'zwei  Jahre',  Leon  daou  vloaz  (Ernault,  Gramm.  S.  5). 
—  Schwund  des  mittleren  Lautes:  gwr-,  gwl-,  gwn-  imBrit.  S.  59f.; 
idg.  spr-y  str-,  spl-,  skn-  S.  81,  83,  85;  nir.  ar  a  chrannaibh 
'auf  allen  vieren,  auf  Händen  und  Füßen'  idg.  *h(twr-  (Endung 
unsicher)  zum  Zahlwort  'vier'  (aber  dieser  Schwund  kann  vorkeltisch 
sein,  vgl.  mhd.  rüte  'Fensterscheibe'  *kutrü-).  —  Schwund  des 
letzten  Lautes:  dw-  >  d-  u.  s.  w.  S.  60.  —  Inlaut.  Schwund  des 
ersten  von  zwei  Lauten:  c.  gwybod  'wissen',  s.  Verbalverz.  ro- 
finnadar;  c.  rhys-yn,  PL  rhys-od  'Ammern',  vgl.  ir.  riches 
'Kohle'  br.  regez  'Kohlenglut',  mit  anderem  Suffix  acorn.  regihten 
gl.  pruna  (der  Vokalschwund  und  die  Konsonantengruppe  gehörte 
in  die  mit  Singulativ-  oder  Kollektivsuffix  versehenen  Formen);  c. 
clopen  br.  klopenn  (kp)  §  290  Schluß;  c.  aber,  aberth  {tp) 
§  327  Anm.  1;  c.  pedwar  br.  pevar  'vier'  S.  36;  mw  >  w  (urkelt): 
ir.  coir  'passend'  S.  64;  air.  er-cho-at  'Schaden'  c.  ar-gy-wedd 
ds.  S.  339;  air.  ad-cu-aid  'hat  erzählt',  perfektisches  Präteritum  zu 
ad-fet-som  'er  erzählt'.  —  Schwund  des  letzten  von  zwei  Lauten: 
air.  atbeir  'er  sagt  es'  {-db-)  nir.  adeir  'er  sagt'  (schon  in  LL 
1.  Sing,  atiur);  mir.  töcbäil  'heben'  (-gb-),  vgl.  Verbal  Verzeichnis 
gaib-,  nir.  tögäil;  mc.  ymeith  'fort'  aus  ymdeith  'Reise'  ir.  im- 
thecht  'gehen',  vgl.  nir.  bi  ag  imtheacht  'be  off  (der  Anklang 
an  y  maes  'hinaus'  hat  den  Schwund  begünstigt).  Über  idg.  mti 
im  Br.  s.  S.  167.  —  Schwund  des  ersten  von  drei  Lauten:  unsilbi- 


§  330]     Schwund  eines  Lautes  in  einer  unsilbischen  Gruppe.       485 

scher  Vokal  vor  mm  im  Corn.  und  Br.  (corn.,  br.  bom  8.  59,  br. 
tonim  'heiß'  S.  87;  vgl.  corn.  tulle,  tolle  'betrügen'  c.  twyllo 
br.  touella);  idg.  Verschlußlaut  vor  einer  s-Gruppe  8.  76  (c. 
gwrysgen  'Ast'  u.  s.  w.),  8.  80  (c.  nos,  Hys-),  8.  81  (vor  s  + 
Sonorlaut;  Beispiele  8.  87).  Air.  epscop  mir.  escop  nir.  easbog 
'Bischof  S.  202.  Air.  in  fecht  so  'diesmal'  (vgl.  8.  276)  nir. 
feasta  'jetzt'.  Air.  du-air-cher  'ich  habe  gekauft'  {-prx-;  to- 
aith-  +  cren-  mit  perfektischem  ro);  su-aichnid  'wohlbekannt' 
{-pxn-).  C.  athraw  u.  s.  w.  8.  137;  c.  ewythr  u.  s.  w.  8.  139; 
c.  cathl  ir.  ceol  8.  139  (-Itr-,  -ntr-,  -ntl-).  Ir.  cobir,  mebul 
{-mbr-,  -mbl-)  8.  119.  Tugw  >  {g)w  im  Brit.  8.  107.  —  Schwund 
eines  mittleren  Lautes:  idg.  s  zwischen  Sonorlaut  und  Verschluß- 
laut §  50,  1  8.  80 f.;  idg.  Verschlußlaut  zwischen  s  und  Sonorlaut, 
zwischen  Sonorlaut  und  s  8.  81  ff.  t  zwischen  s  und  einem  Ver- 
schlußlaut: ir.  odb  8.  32  und  88  [-zhh-  aus  -sthbh-;  der  Schwund 
vorkeltisch).  Jüngere  Gruppe:  c.  llosgwrn  'Schwanz'  :  Host 
'Speer'  8.  80;  ir.  loisthiu  (skß)  8.  420;  c.  corsen  'Binse'  acorn. 
koisen  (zu  lesen  korsen)  gl.  calamus  br.  korsenn,  vgl.  air.  mir. 
curchas  'arundo'  (also  ein  Vokal  zwischen  r  und  k  geschwunden? 
vgl.  etwa  lat.  cärex  'Riedgras';  nir.  [unursprünglich?]  curcais 
'bulrushes,  flags');  der  Vokal  zwischen  dem  k  und  dem  s  sollte  niu* 
vor  einem  weiteren  Suffix  schwinden;  der  Schwund  wurde  aber  in 
den  Plural  übertragen:  c.  cyrs  br.  kors  (womit  c.  cors  'bog,  fen' 
identisch  ist).  Ixw  >  Iw  im  C:  allwedd  'Schlüssel'  8.  77.  Air. 
imm-an-ärladmar  'wir  haben  mit  einander  gesprochen',  s.  Ver- 
balverz.  ad-glädur;  ir.  ret-glu  'Stern'  (Kompos.  von  ret  'Stern'), 
später  retlu.  Ac.  Urb-gen  abr.  ürbien,  Urien  8.  101.  Nir. 
Arran  dN  f-anrd  anbhruith  8.  115.  Air.  ro  ort  'hat  getötet'  von 
org-,  8.  124  (idg.  -rkt-).  Air.  du-r-airngert  'hat  versprochen'  (to- 
air-com-  +  gair-);  air.  foriigaire 'Befehl',  vgl.  a  for-chon-gair 
'was  er  befiehlt'.  Idg.  Verschlußlaut  zwischen  zwei  Nasalen  8. 157  f. 
Über  Schwund  eines  d  in  sekundärer  Stellung  zwischen  zwei  Kon- 
sonanten s.  8.  114  (die  Artikelform  ind  und  in,  das  Präverb 
in(d)-);  das  Präverb  imb-  in  echter  Komposition  verlieii  sein  b 
vor  einem  Konsonanten  (nur  nicht  vor  h).  Häufig  ist  im  Ir.  der 
Schwund  eines  Nasals  zwischen  zwei  Konsonanten:  air.  forgare, 
tairgire  neben  foriigaire  'Befehl',  tairngire  'Versprechen,  Ver- 
heißung'; air.  f  ulget  gl.  portate  [Wb.]  20c  5,  amal  nad  f  ulgam 
'wie  wir  nicht  ertragen'  Ml.  77d  7:  ind  fochith  follongam  'das 
Leid,  das  wir  ertragen'  Wb.  14b  15;  ni  chumcam  ni  'wir  können 


486  Konsonanten-Schwund  und  -Einschub.       [§  330. 331 

es  nicht'  :  ni  cumaing  'er  kann  nicht';  ir.  cumce  'Enge'  :  cu- 
mung  'eng';  aisdisen  Sg.  198a  10,  Gen.  von  aisndis  'Erzählung' 
(s.  Verbalverz.  ess-ind-fiad-);  frecdairc  'gegenwärtig'  Thes.  II 
229,  32  neben  frecndircc  (frith-com-  +  "^dork'i-);  salm- 
scribdid  'Verfasser  eines  Psalmes'  Ml.  14a  6,  vgl.  com-scribn- 
daith  gl.  syngraphum  Sg.  24a  13  (Ableitung  von  scribend 
'schreiben');  do-foirde  =  dofoirnde 'bezeichnet' (relativ)  Sg.203b  4; 
äildiu  'schöner'  :  älind,  diltud  'leugnen'  :  di-  +  slondud  §  168. 
Nasalschwund  kommt  auch  im  Sandhi  häufig  vor,  s.  §  261  Anm.  1. 
—  Schwund  des  letzten  Lautes  einer  dreilautigen  Gruppe:  air. 
apstal  'Apostel'  nir.  easbal  S.  219.  Das  im  Air.  schwankende 
n  zwischen  zwei  Konsonanten  hat  sich  in  einigen  Fällen  (wohl 
durch  wortpsychologischen  Einfluß)  behauptet  und  ein  folgendes  d 
verdrängt:  air.  aisndis  'Erzählung,  Beschreibung'  mir.  aisneis 
nir.  f aisneis  (neben  faisneidhim  'ich  erzähle');  mir.  scribnid 
'Schreiber'.  Für  die  Erklärung  von  air.  irnigde  'Gebet'  S.  340 
aus  air-com-di-  -f  guide  (Zimmer,  ZfcPh.  VII  274 ff.)  fehlt  aber 
eine  genügende  Stütze,  und  die  Erklärung  von  ar-neigdet  'sie 
beten'  als  eine  analogische  Bildung  ist  bedenklich.  —  Auslaut 
Treguier  der  'Eiche'  ==  Leon  dero  V.  derü  'Eiche'  (Ernault, 
Gramm.  S.  5);  corn.  del  'wie'  §  321,  2.  Schwund  von  -r  und  -l 
im  Br.  und  C.  S.  332.  Die  sekundäre  Gruppe  -ts  ist  im  ir.  Aus- 
laut (aber  nicht  im  Inlaut)  zu  -s  geworden:  air.  ro-fitis  'Ihr 
wisset'  S.  254;  beres  'welcher  trägt'  :  berid  'er  trägt'  +  einem 
suffigierten  Pronomen,  s.  die  Bedeutungslehre. 

§  331.  In  einer  unsilbischen  Gruppe  entwickelt  sich  oft 
ein  Gleitlaut,  der  zum  Vollaut  werden,  kann  (scheinbarer  Einschub 
eines  Lautes),  t  zwischen  s  und  r,  l:  abr.  strum  gl.  copia  S.  82; 
ob  c.  ystlwn  u.  s.  w.  (S.  83  f.,  idg.  spl-)  so  zu  erklären  ist,  ist 
wegen  c.  yslath  (S.  84,  idg.  6^)  unsicher;  in  einer  sekundären 
Gruppe:  br.  stlaoii  'junge  Aale'  aus  *sil  hanv.  d  zwischen  n 
und  r:  c.  andras  'Teufel'  aus  an -ras  'Ungnade,  Unglück'  (gras 
'Gnade'),  vgl.  Silvan  Evans,  Wtb.  S.  213;  nir.  comhra  'Sarg', 
Arran  konra  Connaught  contra  gesprochen,  s.  S.  387;  /;  zwischen 
m-  und  r^  l  im  Ir.  S.  163;  im  ir.  Inlaut  entwickelt  sich  ein  -p- 
zwischen  unleniertem  m  und  n:  air.  timpne  'Auftrag'  neben 
timne,  s.  Verbalverz.  to-imb-ad-  -f-  no-  (das  b  von  imb-  war 
nach  §  330  geschwunden);  vgl.  dazu  ni-mp-tha  firion  'ich  bin 
nicht  gerecht'  "mir  ist  nicht  Gerechtes"  Wb.  8d  24  und  br.  ms  > 
mps  u.  s.  w.   S.  170   (vgl.  KZ  XXXVI  109,  267;   ac.  kampna 


§  332.  333]     Konsonanten- Assimilation  und  -Dissimilation.  487 

für  kam  na,   Gebauer,  Historicka  mluvnice  jazyka  ceskelio  I  420). 

§  i532.  Partielle  oder  vollständige  Assimilation  der  Laute 
einer  unsilbischen  Gruppe  ist  häufig.  Die  partielle  Assimilation 
bezieht  sich  z.  B.  auf  das  Timbre  (§  242,  1),  auf  die  Artikulations- 
stelle (vgl.  S.  149  über  die  Nasaldiphthonge;  md  >  nd  [y  nd  > 
nn]  in  V.  inevat,  enevat  Leon  emzivad  c.  amddifad  ^Waise', 
eig.  wohl  "auf  beiden  Seiten  beraubt"  *  mhhi-de-mati- ,  zu  ir.  maith 
'gut'  c.  mad  corn.  mas  br.  mad;  V.  konz  =  komz  S.  170, 
aber  keine  Assimilation  in  V.  amzer  'Zeit',  vielleicht  wegen  der 
Stellung  im  Inlaut;  dagegen  acorn.  anser),  —  auf  den  Grad  der 
Mundöffnung  (Spirans  wird  Verschlußlaut  nach  horaorganem  Nasal, 
Id,  ip  >  Id,  It,  s.  §  287,  §  290),  —  auf  die  Nasalität  (//i  >  nn 
[>  sn']\  air.  ni  dignem  'wir  werden  nicht  tun'  mir.  nocho 
dingniam  ni  'wir  werden  keineswegs  tun';  air.  dorigeni,  dorigni 
'hat  getan'  mir.  doringni  nir.  do  rinne,  vgl.  Zimmer,  KZ  XXX 
62,  Atkinson,  Keat.,  Appendix  XXVII;  für  eine  entsprechende 
Entwickelung  des  unmouillierten  §n  habe  ich  keine  Belege;  vgl. 
über  ir.  fognam  S.  104;  gw  >  mv  :  tecmang  'sich  ereignen', 
nir.  teagmh-äil,  teangamhäil  (Dinneen;  Arran  t'awaxdtd'  'be- 
rühren'); gn  >  79W:  c.  deng  nafad  'zehn  Schafe'  §  270  S.  402; 
idg.  'hn-  hat  im  Ir.  zu  -mhn-  geführt,  S.  117;  gall.  Dubno-reix, 
latinisiert  Dumnorix  MN;  -nv-  >  ir.  -nmh-:  ir.  önmit  'Tor' 
S.  21),  —  auf  den  Stimmton  (gnimu  macthi  'kindliche  Taten' 
Akk.  Wb.  12c  9;  mir.  c6ic-thig-es  'vierzehn  Tage'  nir.  coic- 
thigheas  Arran  kek'is  Donegal  hykijs,  Ableitung  von  air.  cöic 
'fünf  +  deich  'zehn';  mir.  accmaing  und  acfamg  'Instru- 
ment, means',  s.  Stokes,  The  Birth  and  Life  of  St.  Molin g, 
London  1907;  über  ir.  -b-  und  -f-  im  Fut.  s.  §  71  Anm.;  aithche 
neben  aldche,  Gen.  Sing,  von  adaig  'Nacht';  sogar  prechite 
'welche  predigen'  zu  pridchim  'ich  predige'). 

Durch  vollständige  Assimilation  entstehen  Doppelkonsonanten, 
die  eventuell  weiterhin  vereinfacht  werden  können ;  s.  darüber  §  325. 

§  333.  Eine  nicht  geringe  Bolle  in  der  Behandlung  der 
unsilbischen  Gruppen  spielt  die  Dissimilation.  Mit  Bezug  auf  die 
Artikulationsstelle:  tl  >  kl  in  nir.  tligim,  cligim  aus  teilgim 
'werfe'  S.  329,  ceircle  =  ceirtle  'Knäuel'  Dinneen  (Arran 
k'eRt'l'ln\  dagegen  wird  -Ü-  nach  einem  Vokal  zu  -ll-  >  l  assimi- 
Hert);  c.  klaivd  'arm'  (in  Nord- Wales)  =  tlawd,  s.  Sweet,  S.  439 
(in  der  nc.  Schriftsprache  kommt  clws  neben  tlws  'schön'  vor); 
br.  gwentl  'heftiger  Schmerz',  Treguier  war  oenklo  'in  Gebiu'ts- 


488  Konsonanten-Dissimilation  und  -Metathese.     [§  333.  334 

wehen'  S.  139;  br.  a  glefe  Wlte'  (ohne  Lenition)  statt  dlefe, 
provehirt  e  klefe  (Troude  unter  devoir,  Belege  z.  B.  in  der 
Zeitschrift  Spered  ar  vro  1903,  S.  7).  Mit  Bezug  auf  den  Grad 
der  Mundöffnung:  nir.  ceirsle  =  ceirtle  'Knäuel'  Dinueen; 
Spirans  >  Verschlußlaut  neben  s,  x,  h  §  289,  §  290.  Ob  dr  > 
dr  §  68,  §  67  Anm.  4  als  Dissimilation  oder  als  Assimilation  zu 
betrachten  ist,  kann  zweifelhaft  sein.  Dissimilation  mit  Bezug  auf 
die  Nasalität  ist  mir  nicht  bekannt;  über  air.  tindnacul  nir.  tionn- 
lacain  und  (durch  Suffixvertauschung)  tionnlacadh  s.  §  337;  air. 
mir.  indmat  'Bad  (der  Füße,  der  Hände)'  mir.  indlat,  nir.  ionnlat, 
ionnladh,  ionnlamh  wird  von  läm  'Hand'  beeinflußt  sein  (obgleich 
das  Wort  zum  Teil  auf  das  Waschen  der  Füße  beschränkt  ist, 
vgl.  Atk.  LBr.  S.  711  und  767).  Mit  Bezug  auf  den  Stimmton: 
die  Vokalisierung  des  lat.  k  vor  s,  des  idg.  k  vor  ^  >  /  im  Brit. 
(S.  217,  S.  123)  setzt  als  Zwischenstufen  xs  >  ^s,  xf  >  ^p  voraus 
(vgl.  KZ.  XXXVI  108);  auf  einem  ähnlichen  Vorgang  scheint  mc. 
cawssant,  Prät.  3.  Plur.  von  caffel  'finden',  zu  beruhen;  vgl. 
mc.  awsen(n)  'Abwesenheit'  S.  219. 

Von  zwei  gleichen  Konsonanten,  die  durch  einen  dritten  un- 
silbischen Laut  getrennt  waren,  ist  der  erste  geschwunden  in  c. 
cedowrach  'Klette',  aus  *cedor  wrach  "Altweiber-Schamhaare". 
Vgl.  §  118  Schluß.  Nc.  sugno  'saugen',  sugnedydd  'PumjDc'  : 
ac.  dissuncgnetic  gl.  exanclata  (ein  morphologisch  schwer  zu 
beurteilendes  Wort;  vielleicht  durch  jungen  Antritt  eines  suffixalen 
-n-  an  eine  Form  mit  -w-Infix  zu  erklären).  Diese  Erscheinung 
ist  schon  mit  der  Ferndissimilation  (§  336)  verwandt. 

§  334.  Metathese  der  Laute  einer  unsilbischen  Gruppe. 
Mc.  awch  'euer'  :  chwi  'Ihr';  vgl.  über  ^w;r-,  ^u^Z-  im  Brit,  S.  59f. 
(und  Grammont,  La  metatese  en  breton  armoricain,  Melanges  H. 
d'Arbois  de  Jubainville,  S.  83 — 96).  Idg.  st  >  kelt.  ts^  idg.  sp, 
sk  >  pS;  ks  (im  Brit.)  S.  75,  77,  78  ff.  Später  herrscht  umgekehrt 
im  Ir.,  zum  Teil  auch  im  Brit.  die  Tendenz,  Geräuschlaut  -j-  s^ 
zu  s  +  Geräuschlaut  umzustellen:  air.  ascnam  'verlangen  nach, 
auf  ein  Ziel  lossteuern',  Inf.  zu  Präs.  Ind.  3.  Plur.  ad-co-snat 
(Sarauw,  Irske  Studier  S.  74);  zwischen  Vokalen  ist  die  Metathese 
erst  mir.  und  nir.:  mir.  aicsiu  'sehen',  Inf.  von  ad-cii  'sieht'. 
Dat.  ascin  (schon  in  LU);  air.  ochsal  'Achselgrube'  nir.  asgall; 
air.  lax  gl.  remissus  mir.  lascc;  nir.  bosga  'box'  S.  218;  air. 
baitsim  'ich  taufe'  mir.  nir.  baistim;  air.  fäitsine  'Prophezeiung' 
(S.  420)  mir.  fäistine  nir.  fäistine;   mir.  baitsech  'Regen'  (mit 


§  334]  Konsonantenmetathese.  489 

langem  ä  zu  lesen;  zu  baidim  ^ertränke'  mit  demselben  Suffix 
wie  in  mir.  Dat.  Plur.  radsechaib,  räithsechaib  'verworrenes 
Reden'  :  rad  'Rede')  nir.  bäisteach;  air.  eitsecht  'hören'  fs. 
Verbalverz.  en-tois-)  mir.  estecht  (da  im  Mir.  -ts-  und  -st- 
nebeneinander  gehen,  so  kam  neben  es-techt  'Tod'  "exitus"  auch 
die  Schreibung  etsecht,  eitsecht  auf);  nir.päiste  'Knabe'  aus  engl, 
page;  nir.  easboloid  'Absolution'  S.  219;  -pst-  >  -spt-  >  -sp-  in 
air.  apstal  nir.  easbal  'Apostel'  S.  218 f.  Im  Brit. :  c.  asgell 
corn.  ascall  br.  askell  S.  218;  acorn.  pellist  ker  gl.  mas- 
truga  'teurer  Pelz',  pellist  gur  gl.  pellicia  'Pelz  eines  Mannes', 
(aus  dem  Mlat;  vgl.  engl,  pilch  ahd.  pelliz;  jünger  ist  c.  pilys). 
—  Ir.  lub-gort  >  lugbort  'Garten'  §  71;  air.  bibdu  'schuldig' 
(Plur.  bibdid)  mir.  bidba  'Feind'  (Zimmer,  KZ  XXX  43fr.) 
nir.  biodhbha  'Feind,  Räuber'  :  ac.  bibid  gl.  rei  mbr.  beuez 
'coulpable'  nbr.  bevez  'wohlverdient'  (bes.  von  einer  Strafe,  jedoch 
auch  von  einem  Genuß,  s.  Ernault,  Glossaire  S.  65),  urspr  ein 
Partiz.  Perf.  *  bhibhidwöt-  (w  schwand  im  Nom.  vor  ö)  'der  ge- 
schädigt hat',  zu  lat.  findö  u.  s.  w.  Abr.  decmint  'sie  werden 
zehnten'  nbr.  deog  'Zehente'.  —  Air.  belre  'Sprache'  (zu  bei 
'Lippe';  einmal  in  Wb.  Gen.berli)  nir.  bearla  'Englisch'.  V.  berpet 
'immer'  Leon  bepred  (bep  pred  'jede  Zeit').  Über  mbr.  courz 
'uulua'  s.  §  85,  5  S.  134.  Ir.  retglu  >  retla  'Stern',  Plur.  ret- 
glanna,  retlanna  nir.  realt,  Plur.  realtanna  (von  mir.  reil 'klar' 
beeinflußt).  Nir.  dilse,  disle,  Kompar.  von  dileas  'eigen'  Atk. 
Keat.  (unmöglich  ist  dagegen  die  Deutung  des  mir.  Xora.  cuslend 
'Ader',  nir.  cuisle  aus  lat.  pulsus).  Corn.  go-slow  'horche!', 
Inf.  golsowas  mbr.  sezlou  'horchen'  nbr.  selaoui  (Etymologie 
unbekannt;  ursprüngliche  Lautfolge  am  ehesten  -Is-  mit  dazwischen 
geschwundenem  Vokal;  corn.  go-  und  br.  se-  vielleicht  Um- 
bildungen einer  Silbe  e-,  worin  etwa  das  Präverb  en-  steckt). 
Nir.  fo-loscain  'Kaulfrosch'  (zu  mir.  lo scann  'Frosch')  acorn. 
guilschin  (ch  =  k;  der  Umlaut  kann  wie  in  hynwyn,  Plur.  von 
hanow  §  256,  1  S.  378  zu  erklären  sein;  dann  ist  eine  Grund- 
form ^ upo-luskijbm  möglich,  vgl.  Marstrander,  Afhandlinger  viede 
Sophus  Eugges  minde,  Christiania  1908  S.  240 — 246,  der  skr. 
plavä-  'Frosch'  vergleicht):  br.  gweskle  (mit  umgebildeter  En- 
dung). Abr.  enmetiam  gl.  innuo  nc.  amneidio  'winken*.  Nir. 
damhna  'Material'  br.  danvez  S.  167  (auch  c.  denfydd,  Yen- 
dryes,  Rc.  XXX  210).  Ir.  dergnat  'Floh'  (§  65):  nir.  dreancuid 
(der-  :  drea-  nach  §  229  zu  beurteilen). 


490     Fernassimilation,  Ferndissimilation  d.  unsilb.  Laute.   [§  335.  336 

XYII.    Fernassimilation,   Ferndissimilation  und  Fernmeta- 
thesen der  unsilbischen  Laute. 

§  335.  Fernassimilation.  Eine  partielle  Fernassimilation 
wäre  in  den  Fällen  anzunehmen,  wo  im  Auslaut  statt  -n  ein  -m 
erscheint,  wenn  diese  Erscheinung  von  einem  vorhergehenden  Labial 
bewirkt  ist:  c.  offrwm  'Opfer'  corn.  offryn,  vgl.  S.  221;  c.  saff- 
rwm  'saffron'  (in  dem  ersten,  vielleicht  auch  in  dem  zweiten  Bei- 
spiel ist  der  Vokal  u  von  dem  m  abhängig;  umgekehrt  scheint  das 
m  von  dem  ii  abhängig  zu  sein  in  c.  llatwm  'Messing'  aus  mengl. 
latoun  und  in  c.  rheswm  Teason').  Br.  patroum,  patrom 
'Porträt;  Patron'  aus  frz.  patron.  Nir.  meamram  c.  memrwn 
'Pergament'  S.  227.  Aus  der  fremden  Sprache  übernommen  ist 
das  m  in  br.  bin  im  V.  velim  'Gift',  vgl.  frz.  venim-eux  'giftig'. 
—  Keine  Fern  Wirkung  liegt  vor  in  Fällen  wie  air.  nöib  >  mir. 
nöem  (§  260). 

Über  corn.  huhel  'hoch'  (c.  uchel)  und  ähnliche  Fälle,  vgl. 
§  280,  §  282.  Assimilation  eines  s-Lautes  an  einen  6'- Laut :  br.  V. 
chonjal  'denken'  aus  fr.  songer,  V.  chujet  'sujet',  Jojeb  'Jo- 
seph'. Über  mbr.  s-ezlou  statt  *ezlou  s.  S.  489  (vielleicht  hat 
mbr.  syoul  nbr.  sioul  'ruhig'  Einfluß  ausgeübt)  —  In  gemein- 
keltischer Zeit  ist  das  anlautende  idg.  p-  zu  hi  geworden,  wenn 
die  folgende  Silbe  mit  h^  anlautete:  ir.  cöic  ac.  pimp  u.  s.  w. 
'fünf  §  83;  c.  pobi  'backen'  corn.  pobas  br.  pibi  §  80  (dazu 
wohl  auch  ir.  cuchtar  gl.  caupona  Sg.  63a  3,  'Küche'  Kuno 
Meyer,  Contributions  S.  547,  "^pekHurä  oder  *pek''trirä).  AVenn 
gall.  Hercynia  silua  S.  91  zu  lat.  quercus  'Eiche'  ahd.  forha 
'Kiefer'  gehört  (wie  man  nach  Hirt  IF.  I  479  häufig  annimmt), 
so  ist  diese  Assimilation  jünger  als  der  Übergang  k»u-  >  ku-  im 
Kelt.  —  Mir.  tascrais  'er  ließ  los'  (s.  Verbalverz.  to-scar-),  da- 
neben ro  trascair  ds.,  Fut.  Pass.  trascerthar,  falsch  aufgelöst 
Impf.  Ind.  dorascrad  som  LU  60b  10,  nir.  Inf.  trascairt.  Air. 
diuchtrad  'erwachen'  :  mir.  driuctrais  gl.  lingis  'sprang  empor' 
Wi.  Täin.  —  Mir.  coemchlöd  'Wechsel'  (§  224  S.  324),  auch 
cloechlöd  nir.  claochlodh. 

§  336.  Ferndissimilation.  Eine  Ferndissimilation  mit  Be- 
zug auf  den  Stimmton  homorganer  Geräuschlaute  nimmt  Kuno 
Meyer,  Contrib.  534  für  das  Ir.  an  (mir.  crüad-gress,  clün-gat 
statt  gruad-,  glün-);  die  Vermutung  ist  jedoch  unsicher.  Beson- 
ders häufig  ist   die  Dissimilation    bei   den  Sonorlauten.     Ein  r  ist 


§  336|  Ferndissimilation  der  unsilb.  Laute.  491 

durch  Dissimilation  geschwunden  in  c.  brawd  'Bruder'  (S.  48,  246y, 
c.  trawst  br.  treust  aus  lat.  transtrum  (S.  20r5),  c.  rhef  'dick"  : 
ir.  remor  (S.  167).  Ebenso  nach  einem  Vokal  in  c.  berw  = 
berwr  'Wasserkresse';  air.  com  rar  gl.  capsa  (mit  einem  -rä-Suffix, 
§  395,  zu  lat.  cumera  'Getreidebehälter')  mir.  comra  'Schrein' 
nir.  comhra  'Sarg';  nir.  feabhra  'Februar'  mc.  chwefrawr 
(S.  220f.;  man  kann  allerdings  nir.  feabhra  aus  lat.  Februärius 
ebenso  wie  ir.  sesra  aus  lat.  sextärius  S.  201  erklären:  Erhal- 
tung der  Endung,  Schwund  des  Vokals  zwischen  den  beiden  r; 
dann  müßte  das  Wort  zu  den  ältesten  Entlehnungen  gehören,  in 
denen  man  als  Vertreter  des  lat.  f-  ein  ir.  s-  erwartet,  und  man 
hätte  anzunehmen,  daß  das  ir.  f-  auf  gelehrtem  Einfluß  beruhe); 
vgl.  noch  Arran  dn  WEJd'dn  fflörä  an  mhaighdean  ghlormhar 
'die  heilige  Jungfrau'  S.  327.  —  r  ist  durch  Dissimilation  zu  / 
geworden  in  ir.  ilar  nir.  iolar  'Adler'  c.  eryr  acorn.  er  (nach 
§  224  zu  erklären)  mbr.  er  er  nbr.  er  :  ^eriro-  zu  gr.  oqvIq  'Vogel' 
got.  ara  'Adler'  lit.  erelis  asl.  orilü  ds.  arm.  oror,  urur  'Möwe, 
Weihe';  ir.  biror,  bilor  'Wasserkresse'  nir.  biolar  c.  berwr  (und 
berw)  acorn.  beler  br.  beler  gall.  berula  :  mit  Sufiix  -ro-,  -rä- 
zu  *gueru-  (ir.  bir  u.  s.  w.  S.  144),  eventuell  (Falk  &  Torp,  Et. 
ordb.  II  506)  entfernt  verwandt  mit  ahd.  kresso  'Kresse';  br.  arar, 
alar  'Pflug'  S.  31,  tarar,  talar  'Bohrer'  §  86  S.  134;  br.  im- 
palaer  'Kaiser'  S.  237;  mbr.  melezour  'Spiegel'  aus  spät-lat. 
*miradorium;  c.  fflureg  acorn.  flurrag  aus  lat.  pröra  S.  235. 
Das  letzte  r  ist  zu  l  geworden  in  nir.  conträl-ta  c.  cythrawl 
mbr.  contrell  aus  lat.  contrarius  S.  234,  c.  chw^efrol  ncorn. 
hwevral  aus  lat.  Februärius  S.  220;  c.  cornel  'corner';  nir.  gair- 
neal,  gairteal  aus  engl,  garner  'Getreideboden',  garter  'Strumpf- 
band'. 

l  kann  durch  Dissimilation  zu  r  werden:  air.  alaile,  arele 
'ein  anderer'  (S.  273)  mc.  arall  com.  arall  br.  arall;  ir.  sroigell 
c.  ffrewyll  aus  lat.  flagellum  S.  222;  br.  derc'hel  'halten'  S.  106, 
teurel  'werfen',  Part,  taolet  c.  taflu  corn.  tevlel;  br.  gervel 
'rufen',  Part,  galvet  c.  galw  corn.  gelwel  (auch  br.  Inf.  delc'her, 
teuler,  gelver);  c.  llefrith  'sweet  milk'  acorn.  leverid  gl.  lac 
dulce  br.  livriz  'Biestmilch'  :  ir.  le ml  acht  'sweet  milk'  (von  Cor- 
mac  als  "warme  Milch"  gedeutet;  nir.  leamh  ist  'ungesalzen,  roh' 
u.  s.  w.).  —  l  kann  ferner  zu  n  werden:  ir.  lemnacht  (nir.  leamh- 
nacht)  =  lemlacht;  mir.  lelap  und  lenab  'Kind'  S.  477  (viel- 
leicht  reduplizierte    Bildung    zu    lat.   labäre    'wanken'    asl.  slabü 


492       Ferndissimilation,  Fernmetathese  d.  unsilb.  Laute.     [§  336. 337 

^schwach'  u.  s.  w.).  Br.  kountell  aus  lat.  cultellus  S.  233. 
Über  nir.  cuigeal  c.  cogail  u.  s.  w.  s.  S.  239.  Über  Arran 
SLüNdds  slän-lus  vgl.  S.  146. 

n  kann  durch  Dissimilation  (gegen  n  oder  m)  zu  l  werden: 
V.  velim  'Gift'  §  335;  corn.  lemmyn  'sondern'  :  c.  namyn 
'außer'  br.  nemet  S.  138;  acorn.  linhaden  gl.  urtica  br.  linad 
'Nessel'  (mit  lin  'Flachs',  had  'Same'  assoziiert):  ir.  nenaid.  Auch 
kann  n  zu  d,  leniertes  m  zu  h  werden:  nsch.  deanntag  mc.  dy- 
nad,  Sing,  dynhaden  nc.  danadl  'Nessel'  (die  Grundform  des 
Wortes  ist  S.  186  falsch  konstruiert;  die  erste  Silbe  muß  i  gehabt 
haben;  also  "^ninasati-,  "^ninosati,  oder  wenn  das  c.  und  corn.  h 
nur  volksetymologisch  ist,  *ninuti-);  ir.  mebuir  aus  lat.  memoria 
§  122,  2.  Ein  Nasal  kann  durch  Dissimilation  schwenden:  br, 
envor  aus  lat.  memoria;  air,  snisni,  snini  und  sisni,  sinni 
'uns',  nir.  sinn.  Vgl.  corn.  hem-bronk  'wird  führen'  br.  am- 
brouk  'führen'  S.  119.  —  m  kann  n  werden:  mbr.  em  em  nbr. 
en  em,  Präverb  zur  Bildung  reflexiver  Verba  (ZE  899). 

g  337.  Fernmetathese.  (Vgl.  Ernault,  Glossaire  S.  457). 
Antizipierung  (oder  Verspätung)  eines  w,  s.  §  222  Anm.  3,  eines 
h,  s.  §  280,  282.  Antizipierung  eines  s:  mir.  fertas  nir.  fear- 
said  §  88,  1  S.  137.  C.  llyswen  >  sluan  S.  84  ist  dagegen 
wohl  keine  Fernmetathese  (der  Vokal  zwischen  l  und  s  wird  vor 
der  Metathese  geschwunden  sein).  Verspätung  eines  s  :  c.  sail- 
wyr  >  llaswyr  S.  219.  —  v  .  .  ä  y  d . .  v  :  c.  ufudd  und  uddyf 
'demütig'  §  122  Anm.  2  S.  195;  c.  crefydd  und  creddyf  'Re- 
ligion', vgl.  ir.  crabud  (kann  auf  idg.  "^k'rahhltu-  zurückgehen 
und  zu  skr.  vi-sramhhate  'vertraut',  Part,  vi-srahdha-s  gehören, 
falls  die  ind.  Wurzel  wirklich  s,  nicht  s  enthält);  c.  tangnefedd 
und  tangneddyf  (Sil van  Evans  unter  creddyf,  Richards)  'tran- 
quility,  peace'  (zu  tanc,  tangnef  'peace',  di-danc  'peace-less'). 
Unter  anderen  Bedingungen  ist  umgekehrt  ä .  .  v  zu.  v  .  .  d  ge- 
worden:  c.  cleddyfawd  'Schlag  mit  einem  Schwert',  mc.  auch 
cleuydawt.  d  .  .  v  y  v  .  .  d  :  c.  pendefig  'Häuptling'  [^k^ennO' 
tmm-tkjo-,  zu  mc.  penn  'Kopf  mit  superlativischer  Endung  in 
Weiterbildung)  acorn.  pendeuig  gl.  princeps  mcorn.  peusevyk 
ncorn.  pensevicke  (-e  stumm)  'Fürst'  br.  pinvidik  'reich"  (von 
mbr.  guin  vidic  'glückhch',  vgl.  S.503,  beeinflußt).  Über  air.  esbicuil 
'scyphuli',  mir.  escop  >  nir.  easbög  'Bischof  s.  §  136,  2,  §  125,  5 
S.  202.  —  Antizipierung  eines  r  :  ir.  cosecraim  nir.  coisreacaim 
'ich  weihe'  §  141,  4  S.  229;  ir.  fochrus  c.  gwregys  acorn.  grugis 


§337.338]     Fernmetathese.    Tenuis  u.  Media  im  Anlaut.  493 

'Güilel'  S.  43  (ohne  Fernmetathese  br.  p^ouriz;  daraus  V.  grouiz  : 
gur-  >  gwr-  >  grw- ,  vgl.  Leon  gou-laz  'lattes'  V.  glouah,  s. 
Grammont,  Melanges  d'Arbois  de  Jubainville  S.  92);  br.  dibri  und 
dribi  'essen'  §  66  S.  111;  mbr.  penestr  nbr.  prenest  S.  221 
(mbr.  prenestr  wird  gesprochenes  prenest  vertreten);  c.  cancr 
'canker',  cranc  'canker,  crab'  br.  kankr  und  krank  'Krabbe'  aus 
lat.  Cancer  oder  frz.  cancre.  Verspätung  eines  r:  nir.  searmrjin 
und  seanmoir  'Predigt'  (vgl.  S.  328)  aus  engl,  sermon  (von  nir. 
seanchas  'Erzählung'  beeinflußt);  br.  mudurun  'Türangel'  acorn. 
medinor  gl.  cardo;  br.  Treg.  und  Cornouaille  gregon-enn  'wilde 
Pflaume'  (aus  gwr-)  mbr.  goagronenn  (nach  Ernault  zu  nir. 
fraochän  'Heidelbeere',  fraoch  'Heidekraut'  S.  60,  wobei  jedoch 
der  Vokalismus  Schwierigkeit  macht).  —  Antizipierung  eines  l: 
br.  goestl  'Gelübde'  V.  gloestr;  br.  gweskle  'Frosch'  (S.  489) 
Treg.  glesker  (aus  ^gwlesker,  im  Cath.  gluesquer  geschrieben). 
r..l  >  l..r  :  mir.  criol  (zweisilbig)  und  clior;  ir.  crothla 
ac.  cleteirou  aus  lat.  crotalia  §  122,  2.  n  .  .1  y  l  .  .  n  \  air. 
tindnacul  'übergeben'  nir.  tionnlacain  'Begleitung,  Begräbnis' 
(anders  Sarauw,  Irske  Studier  S.  80);  ir.  muinchille  'Ärmel' 
nsch.  muilicheann  S.  329  (hier  ist  n  .  .  l  zu  l  .  .  iv  geworden); 
c.  anadl  br.  halan 'Atem',  br.  banal  und  bal an 'Ginster'  S.  135; 
ncorn.  manal  'Garbe'  mbr.  malazn  nbr.  malan  V.  menal  : 
*manatlo-,  vgl.  das  anders  gebildete  lat.  manipulus  'Bündel'; 
br.  koulin  'Kaninchen'  S.  230.  Verspätung  eines  l:  mbr,  mele- 
zour,  mezelour  'miroir'  aus  spät-lat.  *miradorium;  br.  burtul 
'vautour'  (gelehrtes  Wort  aus  lat.  uultur).  —  Antizipierung  eines 
Nasals:  Donegal  kpniy-  :  comhrainn  S.  387;  nir.  coismeig  aus 
coisceim  §  47  S.  70.  n  .  .  79  y  w  .  .  s  :  mir.  pinginn  'penny' 
aus  aengl.  penning  oder  an.  penningr. 

Ein  Fernumtausch  der  Artikulationsstelle  könnte  man  geneigt 
sein,  bei  br.  dastum  'sammeln'  V.  daspugn  anzunehmen.  Viel- 
leicht handelt  es  sich  jedoch  um  zwei  verschiedene  Wörter. 

XTIII.    Artikulatioiis- Arten  der  Greräusclilaute. 

§  338.  Wechsel  zwischen  Tenuis  und  Media  im  kelt. 
Anlaut  kommt  ziemlich  häufig  vor,  beruht  aber  wenigstens  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  nicht  auf  einem  Lautgesetz.  Gar  nicht  in 
Betracht  kommen  hier  die  Fälle,  in  denen  es  sich  um  eine  idg. 
Alternation  handelt  (§  116  S.  187);  es  ist  aber  nicht  immer  leicht 


494  Wechsel  zwischen  Tenuis  und  Media  im  Anlaut.     [§  338 

zu  entscheiden,  ob  eine  idg.  oder  eine  auf  keltischem  Boden  ent- 
standene Alternation  vorliegt.  Für  ir.  tenge  :  lat.  dingua  ist 
oben  S.  88  (nach  Johansson  IF  II  4)  eine  Sondererklärung  ge- 
geben. In  den  allermeisten  Fällen  handelt  es  sich  aber  wohl  teils 
um  Sandhi-Entgleisungen  (wobei  im  Brit.  mit  der  Lenition,  im  Ir. 
mit  der  Eklipse  zu  rechnen  ist),  teils  um  volksetymologische  Ein- 
flüsse, die  durch  den  S an dhi- Wechsel  unterstützt  wurden.  Im  Ir. 
wird  die  Verbindung  mit  dem  bestimmten  Artikel  im  Akk.  Mask. 
und  Fem.  eine  wesentliche  Rolle  gespielt  haben;  denn  die  eklip- 
sierte  Tenuis  (>  Media)  und  die  eklipsierte  Media  (>  Tog,  nd ,  mb) 
sind  nach  dem  stammhaften  Nasal  des  Artikels  lautgesetzlich  gewiß 
zusammengefallen.  Beispiele  für  k  und  g:  air.  caile  'Flecken' 
mir.  gaile  (Stokes,  KZ  XXXVIII  461)';  ir.  garmain  'Weber- 
baum' nir.  garma  c.  carfan  ds.  (Thurneysen,  IF.  Anz.  IX  48) 
br.  karvan  ds.  und  'mächoire'  (die  ir.  Form  ist  wohl  die  ursprüng- 
liche, während  die  brit.  Form  von  mc.  carr  'Wagen,  Kinnlade' 
S.  82 f.  und  von  der  alten  Entsprechung  des  ir.  carbat  'Wagen, 
Kinnlade'  S.  118  beeinflußt  ist;  garmain  zu  an.  karmr  'Brust- 
wehr', dän.  und  schwed.  karm  'Rahmen,  Kutsche');  mir.  ro-gaet 
'ist  verwundet  worden'  aus  *gaeded  zu  lat.  caedö  'haue,  schlage' 
(es  gehört  zum  Paradigma  guin  'verwunden'  und  hat  daher  sein 
g-  bezogen);  ir.  coli  gl.  luscum  S.  157,  mir.  goll  'blind'  (aber 
coilleadh  .i.  caochadh  O'Cl);  ir.  gec  'Zweig',  gesca  ds.  :  c. 
cainc  S.  126, 151  (der  Gedanke  an  eine  Ferndissimilation  liegt  hier 
nahe,  läßt  sich  aber  nur  unsicher  stützen).  Dagegen  ist  mir.  croth 
'Rahm,  Sahne'  wohl  von  gruth  'Molken'  ganz  verschieden  (engl, 
curds  'Molken'  verwandt  oder  entlehnt?),  t  und  d  :  ir.  dias 
'Ähre'  c.  twys-en  u.  s.  w.  §  221  Anm.;  ir.  toich  und  doich 
'wahrscheinlich'  §  80  (die  häufige  und  formelhafte  Verbindung  in 
doich  'ist  es  wahrscheinlich?'  'perchance'  Wb.  4b  14,  c  16; 
5b  29;  lOd  1;  18a  9,  15;  LU  65a  18,  31;  LL  61b  6  u.  s.  w. 
wird  eine  wesentliche  Rolle  gespielt  haben,  vgl.  §  263,  1;  nach 
der  Restitution  des  -n  der  Fragepartikel  war  der  Unterschied 
zwischen  eklipsiertem  t  und  eklipsiertem  d  aufgehoben,  und  das  d 
konnte  sehr  leicht  zunächst  in  die  antwortenden  Formeln  ni 
doich  u.  s.  w.  Wb.  4b  14,  LL  61b  7,  17  dringen);  ir.  dord 
'Bass',  fo-dord  'Brummen,  Murren'  :  c.  tordd  'murmur.  din', 
go-dyrddu  'to  murmur';  br.  tann  'Eiche'  (Greg,  de  Rostrenen), 
Tannouet,  Dannouet  ON  :  ahd.  tanna  'Tanne,  Eiche'  ndl. 
den   'Tanne'   (Loth,  Rc.  XXIX,   71);  mc.  dremynt,    dremeint 


§  338— 840J  Die  reinen  Tenues  des  Kelt.  495 

'Anblick'  (Ableitung  von  c.  drem  S.42)nc.  tremynt  (vermutlich  vOü 
der  Präp.tra-  beeinflußt;  hat  neben  drem  eine  Form  trem  ins  Leben 
gerufen);  ir.  treitell,  dretill  'Liebling'  (Lehnwort  aus  dem  C, 
S.  131,  160);  ir.  druini  'Rücken'  c.  trum  S.  170;  air.  druailned 
'Verderbnis',  druailnithe  'verdorben'  mir.  ro  truaillned  'ist  ver- 
dorben worden'  nir.  truailleadh  'Verderbnis'  (nach  Wi.  von  to- 
for-  +  len-;  das  d-  könnte  dann  aus  der  vortonigen  Form  des 
Präverbs  stammen;  die  Metathese  wäre  aber  auffällig);  nir.  truid, 
druid'Star,  sturnus'  c.  drudw-en  ncorn.  tro^an  br.  dred,  tred,  s. 
§  259,  1;  c.  tarwden,  taroden  'ringworm'  'Flechte'  br.  darvoe- 
den  Treguier  Plur.  tarwed  §  104  (von  der  Präverbgruppe  t-ar- 
beeinflußt;  vgl.  Ernault,  Glossaire  S.  146;  über  ir.  deir  Stokes, 
Bß  XXV  254).  ^  :  ^^  in  lat.  Lehnwörtern  §  144  Anm.  2  S.  235. 
Vgl.  noch  über  Sandhi-Entgleisung  §  261  Anm.  2  und  S.  436. 

Die  reinen  Tenues  im  Kelt. 

§  339.  Die  vier  Artikulationsarten  der  idg.  Verschlußlaute 
sind  im  Kelt.  zunächst  in  zwei  zusammengefallen:  Mediae  und 
aspirierte  Tenues.  Man  kommt  aber  um  die  Annahme  nicht 
herum,  daß  später  im  Kelt.  wieder  reine  Tenues  entwickelt 
worden  sind;  eine  Zeit  lang  hat  also  das  Kelt.  (ebenso  wie 
das  Altgriechische,  das  Armenische;  vgl.  über  das  öechische 
Verf.,  Nord.  Tidsskrift  f.  Filologi,  3  Ea?kke,  XI  125)  drei  Artiku- 
lationsarten unterschieden;  im  weiteren  Verlauf  sind  jedoch  die 
reinen  Tenues  zu  Mediae  geworden  (die  reinen  Tenues  sind  eben 
in  den  Fällen  anzusetzen,  in  denen  heutige  Mediae  ursprünglichen 
Tenues  entsprechen).  Die  heutigen  kelt.  Sprachen  unterscheiden 
also  nur  zwei  Artikulationsarten:  Mediae  (z.  T.  stimmlos)  und 
(mehr  oder  weniger  aspirierte)  Tenues. 

Anm.  Eine  gewisse  Vermischung  dieser  beiden  Artikulationsarten 
hat  im  Nir.  in  nachtonigen  Silben  stattgefunden:  nir.  minie  'häufig' 
§  97,  1  S.  159;  mir.  imlecan  'Nabel'  (von  imbliu  'Nabel'  S.  US  durch 
eine  Suffixhäufung  abgeleitet;  vielleicht  * mhhllin-k-agno-)  nir.  imleacän. 
Das  Nsch.  bevorzugt  die  Media:  nsch.  minig  'häufig',  imleag  'Nabel', 
und  auch  eirig  'Buße'  nir.  eiric,  air.  eric  zu  as-renim  'zahle,  gebe 
zurück'  (mit  kk  aus  kn,  vgl.  Zupitza,  ZfcPh.  I  466 f.  und  nsch.  reic  'ver- 
kaufen' air.  Dat.  reicc,  Inf.  von  renim  'verkaufe').  Vgl.  Thurneysen, 
Handb.  I  89.     Mir.  fertas  :  nir.  fearsaid  §  337  S.  492. 

Im  Brit.  ist  altes  gg,  dd,  bb  zu  kk,  tt,  pp  (>  x,  p,  f)  geworden ,  s. 
§  97,  §  284,  5,  §  325  (vereinfacht:  §  97,  6,  §  327  Anm.  1). 

§  340.  (Stimmlose)  Mediae  (älter:  reine  Tenues)  sind  im  Ir. 
in  den   folgenden  Fällen   aus   urkeltischen   aspirierten  Tenues  ent- 


496     Aussprache  u.  Schreibung  d.  Verschlußlaute  im  Ir.     [§  340. 341 

standen:  1)  bei  der  Verbindung  mit  einem  vorhergehenden  Nasal 
(Eklipse),  s.  S.  150  f.  (und  §  261);  hier  lag  zwischen  der  aspirierten 
Tennis  und  der  reinen  Tenuis  die  Zwischenstufe  einer  Spirans; 
2)  beim  sekundären  Zusammentreffen  von  zwei  durch  Lenition  ent- 
standenen homorganen  Spiranten,  s.  §  288;  3)  in  der  ProkHse 
§  173;  hier  sind  die  reinen  Tenues  direkt  aus  den  aspirierten 
Tenues  hervorgegangen;  4)  in  der  Stellung  nach  s  :  nir.  sgaradh 
'sich  trennen',  iasg  'Fisch',  Criosd  'Christus',  sbiorad  'Geist'  (die 
Schreibung  steht  nicht  ganz  fest;  namentlich  ist  st,  sp  häufiger 
als  sd,  sb);  in  der  Stellung  nach  x  :  trächdaim  'ich  diskutiere, 
bespreche'  (häufiger  -cht-  geschrieben).  Ferner  sind  zahlreiche 
reine  Tenues  (>  Mediae)  in  den  aus  dem  ßrit.  aufgenommenen 
(lateinischen  und  keltischen)  Lehnwörtern  vorhanden:  Suffix  air. 
-öc  nir.  -ög  S.  23;  mir.  secul  nir.  seagal  'Roggen'  S.  228;  mir. 
maten  nir.  maidin  'Morgen'  S.  232;  air.  opair  nir.  obair  'Werk' 
S.  236.  In  den  ältesten  Lehnwörtern  werden  jedoch  die  brit.  reinen 
Tenues  durch  ir.  stimmlose  Spiranten  vertreten:  ir. bachall  'Krumm- 
stab' §  140  S.  225;  möith  'weich'  §  112  Anm.  S.  184;  ir.  drüth 
'Narr'  (wohl  identisch  mit  drüth  'unkeusch')  :  c.  drud  'wütend; 
tapfer;  lieb'  (vgl.  Thurneysen,  Keltoromanisches  S.  56 ff.);  die  la- 
biale reine  Tenuis  scheint  in  der  ältesten  Zeit  durch  b  wiederge- 
geben zu  werden:  ir.  talchube  S.  236. 

§  341.  Der  Übergang  der  reinen  Tenues  in  stimmlose  Me- 
diae ist  nicht  erst  neuirisch,  sondern  war  schon  im  Air.  vollzogen, 
oder  vollzog  sich  wenigstens  im  Laufe  der  air.  Periode;  die  regel- 
mäßige Verwendung  der  Zeichen  der  Tenues  wurde  jedoch  als 
historische  Schreibung  im  Air.  und  Mir.  beibehalten.  Die  wirk- 
liche Aussprache  ergibt  sich  am  deutlichsten  aus  den  gelegenthch 
vorkommenden  orthographischen  Entgleisungen:  Wb.  nach  gein 
'lange',  intain  diagma-ni  'wenn  wir  gehen',  ol-daas  'als  ist' 
(nach  einem  Komparativ),  s.  §  261;  höre  dete  'weil  er  geht'  Wb. 
lld  7;  scarde  -welche  sich  trennen'  Thes.  II  247,  18;  cairde 
gl.  pacta  Ml.  91b  13,  c  1,  7,  9,  Thes.  I  5,  18  (Etymologie  S.  373; 
dazu  die  Weiterbildung  cairdine  Ml.  91b  12);  ro-leldar  dib 
'klebten  daran'  Ml.  96c  13  (gewöhnüche  Endung  der  3.  Plur.  -tar); 
gen  de  gl.  qui  acturi  sunt  Thes.  I  714,  10;  ocu-bendar  'who  are 
touched'  Ml.  54a  12.  Hiermit  stimmt  auch  ein  Zug  der  regelmäßigen 
Orthographie:  altes  t-  wird  in  der  Proklise  d-  geschrieben:  de 
'dein',  do  'zu'  §  173.  Am  zweifelhaftesten  ist  es,  ob  auch  in  der 
Stellung  nach  s  schon  eine  Media  gesprochen  wurde.     Die  Schrei- 


§  842]     Aussprache  u.  Schreibung  der  Verschlußlaute  im  Ir.     497 

bungen  air.  tasgid,  todiusgud,  asdud  §  289  können  anders  ge- 
deutet werden,  und  in  esbetu  §  289  ist  -b-  wohl  als  fc  zu  lesen; 
auch  esbicuil  Wb.  32 d  4  (S.  217)  und  fresdel  Svaiting  on' 
[Wb.]  24c  11  (mir.  frestal)  sind  nicht  ganz  eindeutig;  am  schwersten 
wiegt  asgnam  'Streben  nach'  Wb.  Ic  18  (vgl.  §  334  S.  488). 

§  342.  Die  regelmäßige  air.  Orthographie  weist  dagegen 
deutlich  auf  eine  ältere  Aussprache  hin,  die  noch  die  reinen  Tenues 
als  solche  besaß.  Die  für  unsere  Frage  in  Betracht  kommenden 
Züge  der  Orthographie  sind  die  folgenden:  1)  Die  aspirierten 
Tenues  werden  immer  als  Tenues  geschrieben:  air.  cenn  'Kopf, 
accobor  'Verlangen'.  2)  Die  air.  mir.  nir.  Mediae,  die  aus  Tenues 
entstanden  sind  (die  alten  reinen  Tenues)  werden  als  Tenues  ge- 
schrieben: air.  cen  'ohne'  nir.  gan;  ecen  'Notwendigkeit'  nir. 
eigean;  cet  'hundert'  nir.  cead;  öis  anamchairtessa  'Lehrer' 
Wb.  12b  14;  ni  bentar  gl.  nee  oferiuntur  Ml.  91b  3;  for  tec- 
tiri  'eure  Boten'  nir.  bhar  d-teachtairidhe.  Jedoch  d-  in  der 
Prokhse  (do,  s.  §341);  im  archaischen  Air.  noch  t-,  s.  S.  6.  3)  Die 
air.  mir.  nir.  Mediae,  die  auf  älteren  Medien  beruhen,  werden  ge- 
schrieben a)  im  Anlaut  als  Mediae:  air.  gränne  'Körnchen',  dia 
'Gott',  bräthir  'Bruder';  b)  nach  Vokalen  als  Tenues:  air.  becc 
'klein'  nir.  beag;  air.  gait  'stehlen'  nir.  goid;  c)  nach  Konso- 
nanten variiert  die  Schreibung;  rc,  Ic  ist  in  Wb.  regelmäßig:  air. 
moircc  'wehe!'  nir.  mairg,  air.  penbolcc  gl.  paenulam  nir.  bolg 
'Sack'  (-g-  nur  in  Zusammensetzungen:  etar-gne  und  etar-cne 
'Wissen',  for- gell  und  for- cell  'Zeugnis');  hiermit  stimmt  im 
Wesentlichen  die  Schreibung  in  Ml.,  wo  zugleich  Beispiele  für  de 
(dorrubidc  gl.  iaculatum  esse  S.  88)  vorkommen;  in  Sg.  und  im 
Mir.  wird  die  Schreibung  dg,  rg,  lg  immer  häufiger  (rg  in  Cam. 
in  frithorgon  'Anstoß'  Thes.  II  246,  19;  aber  derc  'rot',  diorcne 
Gen.  'Vernichtung'  Thes.  II  246,  31;  247,  11);  —  Wb.  schreibt 
teils  rt,  teils  rd  :  ro-d-ordigestar  'der  es  verordnet  hat',  höre 
ro-n-ortigestar  'weil  er  verordnet  hat'  Wb.  6a  3,  4;  ort  'Ord- 
nung' ist  häufiger  als  ord;  Id  ist  Regel,  It  Ausnahme  (meldach 
'angenehm'  4c  19,  melltach  9d  17);  —  rp  ist  in  Wb.  Hegel,  rb 
kommt  einige  Male  vor:  burpe  und  burbe  'Dummheit';  —  nach 
homorganen  Nasalen  werden  Mediae  geschrieben:  tenge  'Sprache', 
cland  'Kinder',  cimbid 'Gefangener';  im  Auslaut  jedoch  bisweilen 
Tenues:  conutuinc  gl.  aedificat  Wb.  10b  28,  sunt  'hier'  6a  9, 
imp  öge  fa  länamnas  'sei  es  Keuschheit,  sei  es  Ehe'   10a  18. 

Diese  Schreibungen   erklären  sich  nur  sehr  gezwungen,  wenn 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  32 


498     Aussprache  und  Schreibung  der  Verschlußlaute  im  Ir.     [§  342 

man  für  die  Zeit  der  Fixierung  der  Orthographie  mit  nur  zwei 
Artikulationsarten  (Tenues  und  Mediae)  rechnet.  Die  Annahme, 
man  hätte  die  Mediae  als  Tenues  geschrieben  um  die  Verwechs- 
lung mit  den  Eeibelauten  §y  ä,  t  (geschrieben  g,  d,  b)  zu  vermeiden, 
ist  sehr  bedenklich,  da  die  Möglichkeit  einer  solchen  Verwechslung 
viel  ferner  lag  als  die  Verwechslung  mit  den  Tenues  (gedehnte 
Reibelaute  gab  es  nicht;  d^^  r§,  l§,  rä  waren  ziemlich  seltene 
Gruppen  und  konnten  im  Auslaut  gar  nicht  vorkommen).  Auch 
hat  man  sich  nach  Nasalen  gar  nicht  um  die  Möglichkeit  einer 
Verwechslung  mit  den  Reibelauten  gekümmert  (in gen  'Nagel' 
wgen;  in  gen  'Mädchen'  in^'en).  Man  hat  sich  im  Air.  überhaupt 
sehr  wenig  um  Verwechslungsmöglichkeiten  gekümmert  (Wb.  schreibt 
konstant  rc,  Ic,  und  zwar  auch  im  Auslaut,  wo  ein  r^,  l^  niemals 
vorkam;  dagegen  kennt  Wb.  die  Schreibung  rb  für  rh,  obgleich 
rb  =  rv  im  Inlaut  und  Auslaut  häufig  war).  Dagegen  ist  eine 
gewisse  phonetische  Feinheit  der  air.  Schreibung  nicht  fremd;  die 
Schreibung  g,  d,  b  nach  homorganen  Nasalen  entspricht  gewdß  der 
phonetischen  Tatsache,  daß  der  Verschlußlaut  in  dieser  Stellung 
stimmhaft  geworden  war  (nur  im  Auslaut  war  dies  nicht  immer 
der  Fall).  Auch  die  ziemlich  konstante  Schreibung  Id  deutet  wohl 
auf  ein  stimmhaftes  d  (Vorstufe  für  die  Assimilation  zu  II).  Vor 
allem  wäre  es  aber  unverständlich,  weshalb  man  die  Media  g  in 
der  Proklise  durch  c-  bezeichnet  haben  sollte  (cen,  co,  cach 
§  173). 

Anm.  1.  Die  Ansicht  Thurneysen's,  Handb.  S.  108,  daß  die  Änderung 
des  Anlauts  in  den  Fällen  cen,  co,  cach  u.  s.  w.  erst  mittelirisch  wäre, 
ist  abzulehnen;  eine  Änderung  hatte  vielmehr  schon  gemeininselkeltisch 
stattgefunden,  vgl.  §  188.  Für  die  Thurneysen'sche  Chronologie  kann  man 
sich  auf  die  air.  Orthographie  nicht  berufen ;  sonst  müßte  man  ent- 
sprechende Folgerungen  auch  für  den  Inlaut  und  Auslaut  ziehen,  wo  ein 
orthographischer  Gegensatz  zwischen  Hinterlingualen  und  (Labialen  oder) 
Dentalen  gleichfalls  hervortritt. 

Es  bleibt  also  nur  die  Möglichkeit,  daß  die  air.  Orthographie 
in  ihren  wesentlichen  Zügen  aus  einer  Zeit  ererbt  ist,  wo  die 
reinen  Tenues  noch  als  solche  bestanden.  Es  drängt  sich  aber 
dann  eine  weitere  Folgerung  auf;  auch  die  Tenuis-Schreibung  in 
-bolcc,  ort,  becc  u.  s.  w.  (die  für  die  Unterscheidung  der  Media 
von  der  entsprechenden  Spirans  gänzlich  wertlos  ist)  muß  historisch 
sein;  man  muß  auch  hier  einst  reine  Tenues  gehabt  haben:  die 
nicht  lenierten  Mediae  müssen  im  Wortinnern  zu  reinen  Tenues 
geworden  sein.     Es  hat  also  eine  wirkliche  Provektion  stattgefunden, 


§342—344]     Die  reinen  Tenues  im  Ir.,  im  Brit.  Corn.  t  >  s.  499 

wie  schon  von  ZE  S.  59  angenommen  worden  ist.  Mit  Bezug  auf 
die  Entwickelung  des  Inlauts  (und  Auslauts)  sind  also  drei  Perioden 
zu  unterscheiden:  T.  Periode  mit  aspirierten  Tenues,  reinen  Tenues 
und  Mediae;  IL  Periode  mit  aspirierten  Tenues  und  reinen  Tenues 
(die  Mediae  sind  provehiert  worden);  III.  Periode  mit  aspirierten 
Tenues  und  Mediae  (stimmlos,  nur  nach  homorganen  Nasalen  [und 
l]  stimmhaft).  Die  letzte  Stufe  hatte  das  Air.  schon  zur  Zeit  der 
allerältesten  erhaltenen  literarischen  Denkmäler  erreicht. 

Anm.  2.  Im  Anlaut  sind  die  Mediae  nicht  provehiert  worden  (höchstens 
im  Sandhi:  ML  for-celtbaidi  S.  96,  an-as-tech  S.  424,  a-toiri  'aus 
der  Gefangenschaft'  46  a  17).  Es  ist  außerdem  möglich,  daß  die  reinen 
Tenues  hier  etwas  länger  geblieben  sind;  vielleicht  bestanden  sie  sogar 
noch  zur  Zeit  des  archaischen  Air.  (S.  6).  Es  ist  ferner  denkbar,  daß  der 
Übergang  der  reinen  Tenuis  k-  in  g-  etwas  jünger  als  t-  y  d-  ist.  Dafür 
ist  die  Orthographie  freilich  ein  unsicheres  Zeugnis;  es  ist  aber  bemerkens- 
wert, daß  das  d-  von  do  'zu'  ein  analogisches  d-  in  dorn  'zu  mir'  hervor- 
gerufen hat,  während  neben  dem  g-  von  co  'zu'  das  k  von  cuccum  'zu 
mir'  ungestört  geblieben  ist  (§  173).  Auch  scheinen  die  Sandhientgleis- 
ungen  (§  338)  beim  Dental  älter  zu  sein  als  beim  Hinterlingual  (jedoch 
gesci  'Zweige'  schon  Wb.  5b  29).  Zur  Zeit  des  Wb.  bestand  sicher  auch 
im  Anlaut  kein  Unterschied  zwischen  reinen  Tenues  und  Mediae. 

§  343.  Im  Brit.  sind  Mediae  aus  Tenues  entstanden  1)  im 
Falle  der  Lenition,  s.  bes.  §  300;  2)  in  der  ProkHse,  s.  §  188; 
3)  im  C.  (aber  durchaus  nicht  im  Br.)  zugleich  nach  s  (man  schreibt 
im  Nc.  sg,  sp  oder  sb,  st;  über  andere  Gruppen  von  Spiranten 
-f  Verschlußlauten  u.  s.  w.  vgl.  Jones,  Welsh  Orthography  S.  21). 
In  allen  drei  Fällen  ist  anzunehmen,  daß  die  Mediae  zunächst  auf 
reine  Tenues  zurückgehen;  im  Falle  der  Lenition  waren  diese  reinen 
Tenues  zweifellos  nicht  direkt  aus  den  aspirierten  Tenues  entstanden, 
sondern  man  hat  als  Zwischenstufe  stimmlose  Spiranten  anzusetzen. 
—  Die  Aussprache  als  Mediae  war  schon  im  Mc.  erreicht. 

Corn.  t  >  s.i 

§  344.  Ein  ursprüngliches  t  erscheint  im  Corn.  im  Inlaut 
und  Auslaut  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  als  -s-,  -s,  was  nach  den 
Schreibungen  bei  Lhuyd  teils  als  z,  teils  als  ^  (selten  c)  zu  lesen 
ist.  Es  handelt  sich  um  zwei  Heihen  von  Lautgesetzen,  deren 
Wirkungen  sich  vielfach  gekreuzt  und  gemischt  haben:  1)  aus- 
lautendes t  \si  zvi  s  y  z  geworden;  das  ZwischengHed  zwischen  t 
und  s  war  vermuthch  Cj  und  das  Lautgesetz  ist  also  mit  der  hoch- 


1.  Vgl.  Loth,  Rc.  XVIII  402—422. 

32 


500  Corn.  t  >  s.  [§  344,  1 

deutschen  Verschiebung  eines  ^  in  c  (geschrieben  z)  gleichartig; 
hierher  gehört  auch  der  Übergang  -tw-  >  -sw-;  —  2)  4-^  -d-  vor 
j  oder  einem  vorderen  Vokal  ist  zu  c,  |  geworden  (das  Zwischen- 
gHed  war  ein  mouilHertes  t',  d').  Das  nach  1)  entstandene  z  drang 
vielfach  in  den  Inlaut  (z.  B.  aus  dem  Singular  eines  Substantivs 
in  den  Plural  auf  -ow),  und  umgekehrt  konnte  das  nach  2)  ent- 
standene c,  g  analogisch  in  den  Auslaut  dringen  oder  vor  vorderen 
Vokalen  erscheinen. 

Corn.  c,  c  aus  t  ist  jünger  als  c  y  st  in  pellist  S.  489. 

1)  a)  Der  Übergang  -t  >  -s  ist  in  zwei  verschiedenen  Perioden 
eingetreten.  Nach  l  und  n  erscheint  er  schon  im  Acorn.:  sols  gl. 
pecunia  §  139,  4,  gols  gl.  caesaries  §  26,  4,  als  gl.  litus,  mols 
'Widder'  §  88,  2  (mcorn.  mols  ncorn.  molz),  dans  'Zahn'  S.  46 
(ncorn.  danz),  cans  'mit'  S.  138,  guins  gl.  uentus  S.  37  (mcorn. 
gwyns  ncorn.  guenz),  sceuens  gl.  pulmo  S.76,  abrans  gl.  super- 
cilium  S.  119,  argans  'Silber'  S.  104,  nans  gl.  uallis  S.  149,  pons 
gl.  pons  (mcorn.  pons  c.  pont  br.  pont,  pount  aus  lat.  pont-em). 
Das  s  ist  schon  in  den  Inlaut  gedrungen:  neben  eis  gl.  priuignus 
{^altjo-Sj  vgl.  mir.  com-alta  'Zögling')  steht  das  Fem.  elses  'Stief- 
tochter'; cam-hinsic  gl.  iniuriosus,  iniustus,  eun-hinsic  gl.  iustus 
S.  138;  denshoc  dour  gl.  luceus,  "dentatus  aquae"  (vom  Plur. 
des  Wortes  dans  abgeleitet);  brians-en  gl.  guttur  S.  138  (vgl. 
unten  Anm.  3).  Im  unbeeinflußten  Inlaut  hat  das  Acorn.  -It-, 
-nt-:  altor  gl.  altare,  altrou  gl.  uitricus,  caltor  'Kessel',  colter 
gl.  culter,  folter  guske  gl.  freneticus,  guilter  gl.  molossus, 
guaintoin  gl.  uer,  cantuil  gl.  candela,  mantel  gl.  mantellum. 
Ein  Paar  Mal  steht  auch  im  Auslaut  nt:  skient  (mcorn.  skyens) 
'Verstand',  sant  gl.  daps;  wohl  Überbleibsel  einer  älteren  Ortho- 
graphie (Norris  druckt  oliphant  gl.  elephans,  ZE  oliphans). 

Anm.  1.  Lehnwörter  aus  dem  C.  sind  acorn.  collel  gl.  cultellus 
und  acorn.  dannet  gl.  dentes. 

b)  Nach  einem  Vokal  bleibt  -t  im  Acorn.  erhalten:  hoet 
'Ente',  tauot  'Zunge',  tat  'Vater'.  Wie  die  Ausnahme  bros  gl. 
aculeus  §  69  S.  113  zu  beurteilen  ist,  ist  unsicher.  Sicher  ist  es 
aber,  daß  der  Grund,  weshalb  4  nach  Vokal  zunächst  erhalten 
blieb,  darin  zu  suchen  ist,  daß  es  sich  hier  um  eine  reine  Tenuis 
handelte.  Später  muß  jedoch  diese  reine  Tenuis  4  zu  4'  geworden 
sein,  und  nun  trat  die  weitere  Entwickelung  >  c  >  s  >  <  auch 
hier  ein  (-s  ist  seit  dem  Jahre  1300  belegt):  mcorn.  hos  'Ente' 
ncorn.  häz;    mcorn.  taves,   tavas   'Zunge'    ncorn.  tavaz;    mcorn. 


§  344,  1.  2]  Corn.  t  >  s.  501 

tas  'Vater'  ncorii.  täz.  Übertragung  in  den  Inlaut:  acorn.  la^-at 
'Auge'   mcorn.  lagas,  PI.  lagasow.     Lehnwörter  mit  -t  §  350,  3. 

c)  Unabhängig  von  der  Stellung  im  Auslaut  ist  tw  zu  cw  ge- 
worden (vgl.  die  Entwickelung  in  d.  Zwerg,  zwingen  und  tw  > 
SS  in  gr.  xeoGaoeg  'vier'  u.  s.  w.);  cw  schritt  lautgesetzlich  vermut- 
lich nur  zu  ^m;  weiter,  wurde  aber  dann  analogisch  mit  ,|  vermischt: 
mcorn.  p es  war  'vier'  (ncorn.  pa^ar);  mcorn.  lusow  'Asche'  :  c. 
lludw  S.  63  (ncorn.  lidzhiu  ligu);  mcorn.  nasweth  'Nadel'  S.  85 
(ncorn.  na^ed).  Wenn  meine  Vermutung,  daß  die  Affrikata  in 
diesem  Falle  nicht  zu  einem  einfachen  s-Laut  weiterentwickelt 
wurde,  richtig  ist,  so  ist  der  Übergang  tw  >  cw  jünger  als  das 
unter  b)  behandelte  Gesetz. 

2)  Der  Übergang  t  y  t'  y  ö,  d  y  d'  y  §  tritt,  wie  S.  370 
angegeben,  vor  einem  j  ein  (das  so  entstandene  ^  kann  in  ^-lose 
Formen  dringen:  mcorn.  y  a  nyg  'sie  fliegen');  er  tritt  aber  ferner 
auch  vor  jedem  unbetonten  vorderen  Vokal  ein:  mcorn.  pysy, 
pygy  'bitten'  :  br.  pedi,  pidi;  mcorn.  cresy,  crygy  'glauben' 
S.  113  (Präs.  3.  Sing,  pys,  peys,  crys,  creys  ist  nach  1)  zu  er- 
klären und  muß  ursprünglich  z  gehabt  haben;  im  Ncorn.  hatten 
diese  Formen  jedoch  ^,  Loth,  a.  a.  0.  S.  405;  schon  im  Mconi. 
war  tf  d  an  alogisch  aus  denjenigen  Formen  des  Paradigmas  ver- 
drängt, wo  es  lautgesetzlich  hätte  bleiben  müssen:  mcorn.  pysaf 
'ich  bitte',  pysough  'bittet!',  may  pysso  'daß  er  bitte',  nyn  cre- 
sons  'sie  werden  es  nicht  glauben',  cresough  'glaubet",  Konj. 
3.  Sing,  cresso;  man  hat  vermutlich  in  diesen  analogischen  For- 
men J^;  Konj.  G  zu  lesen);  —  wose,  woge  'nach':  c.  gwedy  br. 
goude  S.  375;  mcorn.  resek  'laufen'  :  c.  rhedeg  br.  redek;  — 
vor  ö  aus  idg.  ä,  ö^  lat.  ä:  mcorn.  dewsys  'Gottheit'  c.  duw-dod; 
trenses,  trengys  'Dreieinigkeit'  aus  lat.  trlnität-em. 

Vor  -er,  -el,  -en  scheint  die  Mouillierung  nicht  einzutreten 
(vermutlich  hat  man  -r^  -/;  -n  gesprochen):  mcorn.  broder 'Bruder', 
lader  'Räuber',  nader  'Schlange',  peder,  pedyr  fem.  'vier', 
tomder  'Hitze',  hanter  'Hälfte'  (vielleicht  sind  auch  Fälle  w^ie 
pehadur  'Sünder'  hier  anzureihen);  ncorn.  padal  :  acorn.  padel 
aus  lat.  patella;  mcorn.  kuntel  'sammelt';  brentyn  'vornehm, 
edel'  §  59,  5,  fynten  'Quelle'  §  122,  3.  Ncorn.  miiar  'a  reaper' 
ist  von  migi  'ernten'  abhängig.  Natürlich  fehlt  die  Mouillierung 
auch  vor  hinteren  Vokalen :  mcorn.  caradow  'liebenswürdig',  ledan 
'breit'  S.  43,  ncorn.  zadarn  'Sonnabend'  S.  197  u.  s.  w.  —  Bd 
dem   enklitischen  Pronomen  der  2.  Sing,   findet  sich   ein  gewisses 


502       Corn.  t  >  s.  Stimmton  der  Reibelaute  im  Ir.     [§  344, 2.  345, 1 

Schwanken;  neben  -gy,  -ge  findet  sich  -ta  (das  selbständige  Pron. 
cei  ^du'  Lhuyd  S.  231  ist  von  den  enklitischen  Formen  beeinflußt). 
—  Ncorn.  nadelik  ^Weihnachten'  ist  wohl  so  zu  deuten,  daß  die 
Mouillierung  vor  jedem  betonten  Vokal  lautgesetzlich  fehlt  (mcorn. 
pensevyk  'Fürst'  :  c.  pendefig  ist  dann  eine  Analogiebildung, 
etwa  nach  dem  Plur.).  —  In  jungen  engl.  Lehnwörtern  kommt  die 
Mouillierung  nicht  vor:  mcorn.  redye  'lesen'  M.  C.  187,  settyas 
^setzte'  M.  C.  71. 

Anm.  2.  Analogiebildungen:  mcorn.  ganso  'mit  ihm'  nach  gynsy  'mit 
ihr',  ganse  'mit  ihnen';  das  nach  1)  zu  erklärende  gans  'mit'  wird  dabei 
auch  eine  Rolle  gespielt  haben  (vgl,  Lhuyd  244);  legessa  'Mäuse  fangen' 
(c.  llygota   br.  logota)   nach  ncorn.  hgogan  'Maus'  (ss  als  c  zu  lesen). 

Anm.  3.  J"  erscheint  nicht  selten,  wo  man  nach  den  obigen  Regeln 
zunächst  z  erwarten  würde.  Wo  in  einem  Paradigma  z  und  g  wechselten, 
ist  z  oft  von  J"  verdrängt  worden  (vgl.  was  oben  über  das  Paradigma  von 
pysy,  cregy  bemerkt  wurde).  In  anderen  Fällen  scheint  S  ein  mouilliert 
gewordenes  z  zu  vertreten:  acorn.  brians-en  ^>  mcorn.  bryangen  ncorn. 
bei  Lhuyd  brandzhian  hrav^an  (vgl.  die  Behandlung  des  alten  s  in  mcorn. 
martegen  statt  martesen  'vielleicht',  ncorn.  vendzhia  'voudrait',  Loth, 
a.  a.  0.  S.  416,  Lhuyd  S.  253).  Nach  Loth  S.  405f.  wäre  die  Mouillierung 
in  ncorn.  lü^  'grau'  mcorn.  loys  c.  llwyd  br.  loued,  ncorn.  güg  'Blut' 
mcorn.  goys  (S.  385  unten)  von  dem  vorhergehenden  Vokal  bewirkt;  da 
Lhuyd  aber  küz  'sylua'  (=  acorn.  cuit  mcorn.  coys  c.  coed  br.  koad) 
gibt,  so  ist  es  wohl  wahrscheinlicher,  daß  J"  analogisch  aus  irgend  einer 
nicht  belegten  Ableitung  eingeführt  ist.  In  Formen  wie  otteng-y  'hier 
sind  sie'  P.  C.  2689  ist  die  Mouillierung  von  dem  Pron.  bewirkt  (aus  solchen 
Verbindungen  ist  ein  ncorn.  Pronomen  gy  entstanden,  Loth  S.  421,  Lhuyd 
S.  244).  —  Es  kann  in  einigen  Fällen  schwer  zu  entscheiden  sein,  ob  ein 
Einzelfall  nach  la,  b)  oder  nach  2)  zu  erklären  ist;  mcorn.  esof  'ich  bin' 
(c.  yttwyf),  mar-s-of  'wenn  ich  bin',  nyng-of  'ich  bin  nicht'  kann 
nach  der  3.  Sing,  vsy,  vgy,  mar-s-ew,  nyng-yw  u.  s.  w.  gebildet  sein, 
in  welchen  Formen  die  Affrikata  durch  Mouillierung  entstanden  sein  kann; 
die  Schreibung  assav  'ich  bin'  bei  Lhuyd  245  (vgl.  Loth  S.  419)  würde  aber 
auf  eine  Erklärung  nach  la,  b  (Auslauts-Affrikata)  führen. 

Anm.  4.  Da  die  durch  Mouillierung  entstandene  Affrikata  nicht  zu 
einem  einfachen  Zischlaut  geworden  ist,  so  muß  sie  jünger  sein  als  die 
unter  Ib)  besprochene  Affrikata.  Die  Mouillierung  als  solche  kann  dagegen 
bedeutend  älter  sein.  —  Unter  ganz  besonderen  Umständen  scheint  jedoch 
^  zu  z  und  weiterhin  zu  r  geworden  zu  sein:  erouh  hui  'are  you"  Lhuyd 
253  Note  3,  gara  'verlassen'  (mcorn.  gase  c.  gadu)  Lhuyd  251  (im  corn. 
Märchen,  Absatz  6).     S.  Loth,  a.  a.  0.  S.  416. 

Die  keltischen  Reibelaute. 
§  345.     (Stimniton   der  Reibelaute.)     1)  Im    Ir.    unterliegen 
die   aus   Verschlußlauten    entstandenen    Spiranten    einem    gewissen 


§  345,  1]  Stimm  ton  der  Reibelaute  im  Ir.  503 

Schwanken  mit  Bezug  auf  den  Stimmton.  Die  Hauptregeln  sii  d 
schon  oben  mitgeteilt.  Eine  Tendenz  zum  Stimmloswerden  im  Au.s- 
laut  bekundet  sich  nur  bei  dem  nicht  mouillierten  und  nicht  ge- 
rundeten Hinterlingual  (-ff  >  -a:  §  59  Anm.  1  S.  102);  ^u^  ff\  d 
und  5  bleiben  im  Auslaut  stimmhaft  (für  ^^  s.  Thurneysen,  Handb. 
78;  Beispiele:  ir.  tiug  ^dick',  air.  deug  'Trank',  mir.  und  nir.  frei- 
lich deoch;  über  &  vgl.  §  71  mit  Anm.;  über  ä  vgl.  §  67  Anm.  2 
S.  112).  —  Die  ursprünglich  stimmlosen  Laute  haben  eine  Ten- 
denz, in  unbetonter  Silbe  stimmhaft  zu  werden;  nur  dem  unmouil- 
lierten  nicht  gerundeten  Hinterlingual  ist  diese  Tendenz  fremd; 
a?w,  X  wird  nach  unbetontem  Vokal  sowohl  inlautend  wie  auslautend 
zu  ffu^  ff  (air.  sechtmogo  'siebzig',  attlugud  'Dank',  Inf.  von 
atluchur  'ich  danke',  tossug  und  tossuch.  Dat.  von  tossach 
'xinfang',  Thurneysen,  Handb.  S.  771;  hiressach,  Plur.  hiressig 
oben  §  75,  2;  atligid  'danket!'  :  atluchur  'ich  danke';  jedoch 
kann  im  Inlaut  x  erhalten  bleiben:  soinmiche  'Glück');  /  wird 
im  Auslaut  unbetonter  Silben  in  der  Regel  zu  d  (§  85,  3;  auch 
im  Inlaut  in  den  schwächsten  Silben,  d.  h.  in  der  vierten  Silbe: 
sonartaidir  'ebenso  stark'  neben  lerithir  'ebenso  fleißig'  [leir], 
Thurneysen,  Handb.  S.  77);  ebenso  wird  -/'  zu  -&  nach  einem  un- 
betonten Vokal:  air.  felsub  'Philosoph'  (nur  die  Lehnwörter  bieten 
Material;  idg.  -8W-  hat  im  ir.  Inlaut  und  Auslaut  überhaupt  nicht 
f,  sondern  nur  5  ergeben ;  nur  Komposita  und  reduplizierte  Formen 
können  das  im  Anlaut  regelmäßige  /'  zeigen,  s.  §  48,  4;  über  for 
'euer'  :  fri-bar  pecthu  'gegen  eure  Sünden'  u.  s.  w.  s.  S.  271). 
—  Im  Anlaut  haben  die  stimmhaften  Reibelaute  in  dem  seltenen 
Fall,  wo  sie  nicht  durch  Assoziationen  geschützt  sind,  eine  Tendenz, 
stimmlos  zu  werden;  Belege  nur  für  fe-  >  f-j  §  174  mit  Anm.  2; 
derselbe  Vorgang  findet  sich  offenbar  auch  im  zweiten  Kompositions- 
glied: air.  find-fadach  'selig'  (zu  is  find  am-bethu  gl.  beati, 
"weiß  ist  ihr  Leben"  c.  gwyn  ei  fyd  'er  ist  glücklich'  corn.  gvyn 
agan  beys  'wir  sind  glücklich'  mbr.  ez  vezo  guenn  hoz  bet 
'votre  sort  sera  heureux').  —  In  Konsonanten gruppen  waren  die 
Reibelaute  Assimilationen  unterworfen,  die  jedoch  häufig  durch  das 
etymologische  Bewußtsein  wieder  aufgehoben  werden,  s.  §  332.  — 
Eine  Fernassimilation  nehme  ich  an  in  air.  do-r-imthirthetar 
'welche  bedient  haben',  s.  Verbalverz.  to-imb-di-reth-;  danach 
Inf.  timthi recht  neben  timdi recht  u.  s.  w.  Ferndissimilation 
in  dithnad  neben  didnad  'Trost',  vgl.  co  dodonat  gl.  ut  con- 
solentur. 


504  Stimmton  der  Reibelaute  im  Brit.  [§  345,  2 

Analogiebildungen  und  etymologische  Schreibungen  sind  häufig. 
Manche  Einzelfälle  sind  schwierig,  so  air.  Wb.  deidbir  'notwendig', 
Ml.  deithbir  ds.,  nir.  deifir  (auch  deithbhir  geschrieben)  ^Eile'; 
sehr  nahe  hegt  die  Etymologie  "Ende  (ir.  deod  c.  diwedd)  brin- 
gend"; weshalb  aber  dann  -th-? 

2)  a)  Im  C.  sind  die  beiden  Artikulations- Arten  der  Reibe- 
laute bis  auf  den  heutigen  Tag  gut  erhalten.  Über  c.  gware  : 
chware  s.  S.  433 f.  Ein  Wechsel  ä  :  ^^  v  :  f  im  c.  Inlaut  ist 
in  der  Regel  von  dem  Zusammentreffen  mit  einem  h  bewirkt 
(§  279);  vermutlich  ähnlich  zu  erklären  ist  c.  chwarddaf  'ich 
lache',  Inf.  chwerthin,  vgl.  corn.  wharth  'wird  lachen',  acorn. 
hwerihiw  gl.  risus,  br.  c'hoarz  'Lachen'  (wohl  nicht  zu  gr.  oaq- 
ddvLog  yelwg  'Hohngelächter',  Zupitza,  Bß  XXV  96;  besser  stimmt 
in  lautlicher  Beziehung  mhd.  scherz  'Vergnügen,  Spiel').  Das  f 
von  c.  affwys  und  ceffyl  §  140,  2  ist  unklar. 

b)  Im  Corn.  haben  die  stimmhaften  Reibelaute  wohl  eine  Ten- 
denz gehabt,  im  Auslaut  stimmlos  zu  werden,  s.  §  67  Anm.  5, 
§  71  Anm.,  §  99  Anm.  3  S.  165.  s  >  2;  im  Ncorn.:  acorn.  seit 
gl.  olla  (-t  =  ß)  ncorn.  zeäth;  ncorn.  zowz  'Engländer'  S.  217; 
ncorn.  kazak  'equa'  acorn.  cassec  c.  caseg  br.  kazek;  ncorn. 
kowz  'sprechen'  mcorn.  cous.  Vgl.  die  Schreibung  ny  zensen 
'we  do  not  consider'  O.  M.  2358,  martegen  §  344  Anm.  3. 

c)  Im  Br.  neigen  die  hinterlingualen  Reibelaute  (und  6)  zur 
stimmlosen  Aussprache,  die  übrigen  Reibelaute  zur  stimmhaften 
Aussprache  (eine  Regel  die  mit  dem  Ir.  in  wesenthchen  Punkten 
merkwürdig  stimmt). 

Das  alte  x  und  das  aus  altem  p  im  Dialekt  von  V.  entstan- 
dene X  oder  h  bleibt  stimmlos:  br.  sac'h  'Sack';  V.  eih  'acht'.  — 
Über  X  aus  ^  im  Anlaut  s.  §  302,  3.  —  In  gewissen  br.  Dialekten 
ist  aus  z  (<  5;  p,  d)  ein  h  entstanden  (Loth,  Rc.  XVII  287);  da 
nicht  angegeben  wird,  daß  dies  h  stimmhaft  wäre,  wird  es  wohl 
stimmlos  geworden  sein. 

Über  s  i  z  im  Sandhi  vgl.  §  302,  4.  Im  Inlaut  und  Aus- 
laut nach  Vokalen  herrscht  z:  br.  kazek  'Stute',  miz  'Monat', 
braz  'groß',  foz  'Graben'.  In  den  Komparativen  und  Superlativen 
wie  brasoc'h  'größer',  brasa  'der  größte'  beruht  das  s  auf  s  -\- h, 
das  nach  der  Vereinfachung  des  alten  ss  zu  einem  neuen  ss  ge- 
führt haben  wird  (vgl.  Bayon  S.  4);  kas  'bringen,  schicken'  erkläit 
sich  vielleicht  aus  dem  ss  des  französischen  Originals  (normand. 
casser  =   frz.   chasser);    dann   ist   es    aber   sehr   auffällig,    daß 


§345,2.  346]     Wechsel  von  Reibelauten  mit  Verschlußlauten.       505 

Legonidec  langes  ä  in  käs  'agitation,  rapidite'  angibt.  Und  in 
manchen  Fällen  vermag  ich  für  das  Schwanken  der  Schreibung 
keinen  Grund  anzugeben.  —  Mit  dem  gemeinbrit.  s  hat  sich  im 
Br.  das  alte  l>  und  d  gemischt  (jedoch  nicht  in  allen  Dialekten); 
der  Übergang  dieser  Laute  zu  z  kommt  vom  Jahre  1300  an  regel- 
mäßig in  der  Schreibung  zum  Ausdruck  (Loth,  Chrestomathie 
S.  184).  Auch  dies  z  wird  vor  der  Superlativ-  und  Komparativ- 
endung zu  s:  gwaz  §  259  S.  386,  Superlativ  gwasa.  —  Ein 
stimmloses  s  entsteht  aus  s  -{- j,  p  -i- j:  misiou,  fochou,  Plur. 
von  miz,  foz;  a-wechou  'bisweilen'  S.  371;  auch  aus  d -j- j: 
grisienn  'Wurzel',  Plur.  grisiou,  grichou  S.  69;  besia  -be- 
graben', vgl.  §67  S.  111;  ferner  aus  t  +  J  nach/  und  n:  henchou, 
melchen-enn  S.  371.  Dagegen  z  aus  d  -j-  j  8.  371;  den  stimm- 
haften Charakter  des  Lautes  in  diesem  einen  Fall  möchte  ich 
daraus  erklären,  daß  hier  zur  Zeit  der  Regelung  des  Stimmtons 
der  übrigen  Reibelaute  noch  eine  Affrikata  ^  bestanden  hat. 

Ein  Übergang  f  y  o  findet  sich  in  V.  und  Treg. :  V.  sul 
vask  'Ostersonntag',  taul  vask  'sainte  table'  (Bayon  S.  11),  korv 
'Körper',  overenn  'Messe';  Treg.  hon  veden  'unser  Gebet',  vur 
^weise'  (Ernault,  Gramm.  S.  5 ;  nach  seinen  Angaben  handelt  es  sich 
offenbar  um  einen  nur  halb  stimmhaften  Laut).  Auch  die  br.  Schrift- 
sprache (Leon)  dürfte  mit  Bezug  auf  f  und  v  nicht  immer  beim 
alten  geblieben  sein;  vgl.  br.  hevelep,  umgebildete  Entsprechung 
des  c.  cyffelyb  'ähnlich';  br.  benvek  'Werkzeug'  S.  221  unten. 
kevred  (zu  c.  cyffred  §  325)  wird  von  Troude  als  den  Dialekten 
von  V.  und  Treg.  gehörig  bezeichnet. 

§  346.  (Wechsel  der  Reibelaute  mit  Verschlußlauten.) 
Ein  regelmäßiger  Übergang  von  Reibelauten  in  Verschlußlaute 
findet  sich  im  Südirischen  (Munster),  wo^-artige  Laute  verschiedener 
Herkunft  zu  g  geworden  sind,  s.  §  59  Anm.  2  S.  102  und  §  67 
Anm.  1  S.  112. 

In  einer  Gegend  von  Cornouaille  ist  altes  p  im  Auslaut  zu  d 
geworden:  eid  'acht',  meurd  'Dienstag',  s.  Loth,  Rc.  XVII  59 — 63. 

Anm.  Der  kombinatorisclie  Übergang  einer  Spirans  in  einen  Ver- 
schlußlaut gehört  nicht  in  dies  Kapitel  (die  wichtigsten  Fälle  sind  in 
Kap.  XII,  §  286—294  besprochen;  vgl.  auch  dr  >  dr  im  Ir.  §  68,  im  C. 
§  67  Anm.  4).  Ebenso  wenig  gehe  ich  hier  auf  vereinzeltes  unerklärtes 
Schwanken  zwischen  Spirans  und  Verschlußlaut  ein  (vgl.  Asp.  i  Irsk  166, 
Zupitza,  KZ  XXXVI  239,  Vendryes,  Ec.  XXX  210,  Ernault,  Kc.  V  125f.). 


506  [§  347,  1- 


C.    Aufsteigende  genealogische  Abteilung  der 

Lautlehre. ' 

(Lautbestand  der  Einzelspracheii.) 

§  347.  Altirisch  (Mittelirisch).  1)  Ir.  a  entspricht  einem 
idg.  a  §  25,  einem  idg.  o  vor  einem  (geschwundenen)  a  der  folgen- 
den Silbe  §  253,  2  (selten  vor  idg.  w  §  42,  S.  61);  mir.  a  ent- 
spricht einem  idg.  o  (nach  unbekannten  Regeln)  §  26,  3;  ir.  a  ent- 
spricht einem  idg.  e  (nach  unbekannten  Regeln,  bes.  vor  oder  nach 
einem  g)  §  28,  7 — 8 ;  ir.  a  mit  einem  folgenden  (seltener  mit  einem 
vorhergehenden)  r^  l,  n  oder  m  entspricht  einem  idg.  kurzen  silbi- 
schen Sonorlaut  in  bestimmten  Stellungen  (bes.  vor  Vokalen  und 
Spiranten)  oder  einem  idg.  langen  silbischen  Sonorlaut  §  30,  2, 
§  31,  2,  §  35,  1,  §  36;  air.  a  in  unbetonter  Silbe  entspricht  allen 
möglichen  Vokalen  und  Diphthongen  oder  ist  durch  Svarabhakti 
entwickelt  §  171,  1 — 2;  air.  a  im  Auslaut  entspricht  einem  idg. 
-äSj  -ns  §  156  (mir.  -a  entspricht  einem  air.  -e  nach  unmouillierten 
Konsonanten  S.  346,  S.  349fr.). 

2)  Ir.  0  entspricht  einem  idg.  o  oder  u  §  26,  1,  §  27,  §  252,  2; 
ir.  ro,  lo  aus  idg.  ru^  lu  (mruig,  bruig,  Gen.  broga)  §  30,  1 
S.  43;  ir.  o  ist  durch  Rundung  aus  einem  e  entstanden  §  253,  1 
(das  aus  e  vor  w  entstandene  o  §  42  unterliegt  meist  bei  dem 
Schwunde  des  w  einer  Dehnung  oder  einer  Kontraktion  §  201,  3, 
§  210);  ir.  o  ist  durch  Hebung  aus  einem  a  entstanden  §  252,  1; 
über  ir.  o  aus  a  in  lat.  Lehnwörtern  s.  §  121,  3  (ir.  o  kaum  aus 
idg.  a  §  25  Schluß).  Ir.  o  aus  c.  9:  önmit  'Narr',  combrec  'Cym- 
risch'  S.  21,  23.  Ir.  o  als  Svarabhaktivokal  §  171,  2;  ir.  o  in  der 
Proklise  aus  Vokal  -\-  w  -^  Vokal  §  159,  6;  im  Auslaut  aus  -ous, 
-ois,  onts  S.  249  mit  Nachtrag. 

3)  Ir.  u  entspricht  einem  idg.  o  oder  ii  im  Falle  der  Hebung 


1.  Berücksichtigt  sind  in  erster  Linie  die  Erbwörter;  die  Lehnwörter 
nur,  wo  sie  Besonderes  bieten. 


§  347, 3—9]  Lautbestand  des  Air.  507 

§  252,  2  (in  diesem  Falle  auch  ru^  lu  aus  idg.  i-u^  J/i  §  30,  1 
S.  43);  ist  durch  Rundung  und  Hebung  aus  einem  vorderen  Vokal 
entstanden  §  253,  1;  kann  durch  Hebung  aus  einem  a  entstanden 
sein  §  252,  1 ;  kann  in  unbetonter  Silbe  durch  t<-Umlaut  aus  allen 
möglichen  Vokalen  entstanden  sein  §  248,  1  (aus  der  unbetonten 
in  eine  betonte  Silbe  übertragen:  air.  for  chun  'was  ich  lehre' 
Wb.  10a  13).  In  der  Proklise  kann  o  oder  ii  aus  Vokal  -\-  w  -\- 
Vokal  entstehen  §  159,  6;  ein  solches  u  ist  in  die  betonte  Silbe 
übertragen  in  du-thracht  (auch  düthracht)  s.  Verbalverz.  di-fo- 
tracc-.  Im  Auslaut  eines  zwei-  oder  mehrsilbigen  Wortes  ent- 
spricht ir.  u  (in  ursprünglich  postvokalischer  Stellung)  einem  idg. 
-ö,  s.  §  158;  einem  idg.  -ös,  -üts,  -öns,  -uns  §  156. 

4)  Ir.  ö;  geschrieben  au,  ai,  e,  i,  ist  durch  kombinierten  i- 
und  ^«-Umlaut  aus  a  entstanden  §  238. 

5)  Ir.  e  entspricht  einem  idg.  p  oder  i  oder  einem  lat.  ae 
§  28,  1,  §  29,  1,  §  132,  1;  mit  vorhergehendem  r  oder  l  oder  mit 
einem  folgenden  Nasal  +  stimmhaftem  Verschlußlaut  entspricht  es 
einem  idg.  kurzen  silbischen  Sonorlaut  §  30,  1,  §  31,  1.  In  allen 
diesen  Fällen  ist  das  Gebiet  des  ir.  e  durch  die  Hebungsregeln 
§  252,  3  beschränkt.  Ir.  e  entsteht  ferner  aus  i  +  Vokal  vor  einer 
weiteren  Silbe  §  213  S.  311.  Ir.  e  aus  c.  d  :  ir.  dretill  'Liebling' 
S.  131,  §  338.  Air.  e  durch  i-Umlaut  in  unbetonter  Silbe  §  248,  2, 
S.  3561.     Air.  e  im  Auslaut  s.  §  156;  158;  159,  2,  6. 

6)  Ir.  i  entspricht  einem  idg.  e  oder  i  im  Hiatus  §  28,  4; 
entspricht  im  Falle  der  Hebung  einem  idg.  e,  i  oder  einem  lat.  ae, 
mit  vorhergehender  Liquida  oder  folgendem  Nasal  einem  idg.  silbi- 
schen Sonorlaut  §  252,  3.  Air.  i  durch  /-Umlaut  in  unbetonter, 
selten  in  betonter  Silbe  §  248,  2,  §  249.  Air.  i  im  Auslaut  aus 
-ije,  -ijäi  u.  s.  w.  §  158;  aus  -oujo-  (bethi,  srethi)  S.  56;  aus  -ms 
(fäthi)  S.  249. 

7)  Ir.  ä  entspricht  einem  idg.  ä  oder  ö  oder  einem  lat.  ä 
§  32,  1,  §  126.  Mit  vorhergehendem  Sonorlaut  entspricht  es  nach 
der  bisherigen,  aber  schwerlich  richtigen  Annahme  einem  idg.  langen 
silbischen  Sonorlaut  §  35,  2,  §  36.  Ir.  a  durch  Ersatzdehnung  aus 
a  §  201,  la.     Ir.  ä  aus  c.  mv  §  131,  2. 

8)  Ir.  ö  war  teils  offen  (und  entwickelte  sich  weiter  zu  ita), 
teils  geschlossen  (und  bheb  monophthongisch),  s.  §  219,  Ib. 

9)  Ir.  ü  entspricht  einem  idg.  oder  lat.  ü  §  33,  §  128;  durch 
Auslautsdehnung  aus  u  (tu  'du'  §  199);  ir.  ü  kann  im  Falle  der 
Hebung  aus  einem  idg.  o,  ti,  e,   hinter  dem  ein  w  schwindet,   ent- 


508  Lautbestand  des  Air.  [§  347, 10—21 

stehen,  vgl.  §  42  (analogisch  cöre  ^Friede'  §  252  Anm.  4  S.  364); 
vgl.  ir.  nuie  ^neu'  §  37,  4  (aus  '^nowijo-,  aber  naue  aus  *noujo-). 
Ir.  ü  aus  brit.  ü:  suithe  gl.  fuligo  S.  71;  ir,  drüth  'unkeusch; 
toir  aus  c.  drud  4ieb;  tapfer',  vgl.  Thurneysen,  Keltoromanisches 
S.  56 — 58  (jedoch  sind  diese  Entlehnungen  so  alt,  daß  sie  wohl 
aus  einer  Zeit  stammen,  wo  man  im  Brit.  noch  U  sprach).  Ir.  ü 
im  betonten  Auslaut  aus  idg.  ö  §  157. 

10)  Ir.  e  :  ia  §  219,  la.  Ir.  e  durch  Ersatzdehnung  aus  a, 
e,  i  §  200,  §  201  S.  296—300.  Ir.  e  hinter  dem  ein  hiatusbilden- 
der Vokal  geschwunden  ist  §  213  S  311,  vgl.  smer  S.  67.  Ir.  e 
entspricht  c.  oe  in  ir.  bes,  cel  S.  56 f.,  air.  pen  'Pein'  c.  poen, 
S.  213  Nachtrag.     Ir.  e  im  betonten  Auslaut  aus  ^;  *  §  199. 

11)  Ir.  l  entspricht  einem  idg.  e^  l  %  34,  selten  einem  lat.  e 
§  129,  2.     Über  ir.  hicc,  hith  §  44  Anm.  2  S.  65. 

12 — 17)  Ir.  au  S.  55  mit  Nachtrag;  Kontraktionsprodukt  §209. 

—  Ir.  ai  aus  idg.  ai  §  38;  aus  c.  ei  (cäin  'schön',  cair  'Beere')  S.  23; 
Kontraktionsprodukt  §  209.  Fällt  im  Laufe  der  Zeit  mit  ir.  oi  zu- 
sammen (Anfang  schon  im  Air.).  —  Ir.  oi  aus  idg.  oi  §  39;  aus 
c.  uy  (foilenn,  bröinech)  S.  23  (vgl.  nir.  faoch  S.  24).  Kon- 
traktionsprodukt §  210.  —  Ir.  ua  §  219,  Ib.  —  Ir.  eo,  iu  §  201,  2. 
Kontraktionsprodukt  §  212,  §  213.  Kaum  aus  lat.  eu  §  131,  5 
(Euseph  'Joseph'  Ml.  84c  9).  ~  Ir.  ia  §  219,  la.  Ist  bisweilen 
analogisch  an  die  Stelle  eines  e  getreten,  s.  §  200;  so  erklärt  sich 
auch  ir.  pian  'Pein'  S.  213,  denn  die  alte  Form  ist  pen  Wb. 
15a  16,  Ml.  16a  6. 

Anm.  1.  Gruppen  von  Vokalzeichen  bezeichnen  im  Air.  keineswegs 
immer  Diphthonge.  Über  hiatusbildende  Vokale  s.  §  209 — 213.  Über  -i- 
als  Hiatustrenner  s.  §  208  Anm.  2.  Über  -u-  (mir.  auch  -o-)  und  -i-,  -e- 
als  Timbrezeichen  s.  §236 — 240.  Über  ei,  ei  für  e,  e  s.  §239  Anm.  Über 
-i  im  Auslaut  eines  einsilbigen  Wortes  nach  kurzem  Vokal  s.  §  199,  1. 
Über  -a-  (-u-)  als  Timbrezeichen  (-ai-,  -ui-,  -ai  =  4;  -ae  =  e)  s.  §  239,  2, 
S.  346,  S.  349  ff.     Über  as,  k  =  e,  e  s.  S.  346'. 

18)  Air.  h  §  274,  280;  -h-  als  stummes  Zeichen  §  283.  Vgl. 
noch  §  199,  1  S.  295. 

19 — 22)  Ir.  ff  (geschrieben  g)  ist  Lenition  von  ir.  g  §  59, 
§  63,  1,  zum  Teil  von  ir.  k,  vgl.  §  345,  1.  Außerdem  ist  ir.  -ff- 
im  Inlaut  die  lenierte  Form   der  idg.  labiovelaren  Media   §  63,  2. 

—  Ir.  X  (geschrieben  ch;  oft  et  für  cht)  ist  Lenition  von  ir.  k 
§  75,  76,  80,  81,  zum  Teil  von  ir.  g,  vgl.  §  345,  1.  Außerdem  ist 
ir.  -X-  aus  idg.  p  vor  t  entstanden  §  55.  —  Ir.  g  entspricht  einer 
idg.  Uvularen  oder  palatalen  Media  oder  Media  aspirata  oder  einer 


§347,21—27]  Lautbestand  des  Air.  509 

idg.  labiovelaren  Media  aspirata  im  Anlaut  §  58,  §  62,  nach  d,  r, 
l,  79  §  61,  §  65  und  in  der  Doppelung  §  97,  1,  §  825.  Ferner  ist 
air.  g  Vertreter  einer  älteren  ir.  reinen  Tenuis,  vgl.  §  340.  Im 
Inlaut  und  Auslaut  wird  der  Laut  g  zum  Teil  -c-,  -c  geschrieben, 
s.  §  341,  §  342.  —  Ir.  A-  (c  geschrieben;  Tenuis  aspirata)  entspricht 
einer  idg.  uvularen,  palatalen  oder  labiovelaren  Tenuis  oder  Tenuis 
aspirata  im  Anlaut  §  74,  §  79,  nach  r,  /  §  78,  §  83  und  in  der 
Doppelung  §  97,  2,  §  325  (dagegen  wird  nach  s  §  49,  2,  3  eine 
reine  Tenuis  gesprochen  worden  sein;  und  auch  der  aus  einer 
hinterlingualen  Spirans  neben  s  entstandene  Verschlußlaut  §  289 
wird  eine  reine  Tenuis  gewesen  sein).  Ferner  ist  ir.  k-  durch  Fera- 
assimilation  aus  idg.  p-  entstanden  §  53  Anm.,  §  335.  In  der 
älteren  Schicht  von  Lehnwörtern  entspricht  ir.  k-  dem  lat.  p  §  144, 1. 
Ir.  k  aus  g  +  h  (nir.  aici  'bei  ihr')  §  277.  —  Das  Zeichen  x  be- 
deutet in  der  älteren  Zeit  xs,  nicht  ks  (Thurneysen,  Handb.  17). 

23 — 26)  Ir.  d  (d  geschrieben;  ist  sehr  früh  mit  ff  zusammen- 
gefallen) ist  Lenition  von  ir.  d  §  67,  zum  Teil  von  ir.  t,  vgl.  §  345, 
1.  Außerdem  entspricht  ir.  d  dem  idg.  z  vor  g  und  b  §  51.  — 
Ir. p  (th  geschrieben;  ist  sehr  früh  zu  h  geworden)  ist  Lenition  des 
ir.  t  §  85,  86  (nur  ganz  selten  Lenition  des  ir.  d^  vgl.  §  345,  1); 
entsteht  aus  ä  -\-  h  §  277.  —  Ir.  d  entspricht  ehier  idg.  dentalen 
Media  oder  Media  aspirata  im  Anlaut  §  66,  nach  r^  ^;  ^  §  69, 
in  der  Doppelung  §  97,  3,  §  325  (hierher  idg.  2d  §  51)  und  vor  r 
(-fitir)  §68;  es  entspricht  einem  „idg.  ^"  in  den  Fällen,  wo  dieser 
Laut  stimmhaft  werden  mußte  §  52.  Ir.  d  aus  älterem  d  nach 
l^  n  in  sekundären  Gruppen  §  287.  Ferner  ist  air.  d  Vertreter 
einer  älteren  ir.  reinen  Tenuis,  vgl.  §  340.  Im  Inlaut  und  Aus- 
laut wird  der  Laut  d  zum  Teil  -t-,  -t  geschrieben.  —  Ir.  t  (Tenuis 
aspirata)  entspricht  einer  idg.  dentalen  Tenuis  oder  Tenuis  aspirata 
im  Anlaut  §  84,  nach  r  und  Z  §  88  und  in  der  Doppelung  §  97,  4, 
§  325  (nach  s  und  x  mag  man  eine  reine  Tenuis  gesprochen  haben, 
s.  §  49,  5,  §  55,  §  76,  §  81,  §  340).  Im  Anlaut  ist  t  oft  aus  st 
entstanden  §  49,  5;  t-  aus  idg.  zd-  §  51.  Ir.  t  aus  „idg.  /"  §  52. 
Ir.  t  aus  d  +  h  %  211.  Ir.  t  aus  älterem  /  nach  l,  n  in  sekun- 
dären Gruppen  §  287  (dagegen  wird  der  aus  d,  ß  nach  s,  später 
auch  vor  s  entstandene  Verschlußlaut  §  289  eine  reine  Tenuis  ge- 
wesen sein).  Ir.  t  in  späten  Lehnwörtern  aus  brit.  /.*  mir.  patu 
'Hase'  nir.  pata  ds.  aus  c.  pathew  'Rellmaus'. 

27)  Ir.  s  entspricht  idg.  s  im  Anlaut  §  48,  1 — 2,  vor  stimm- 
losen Verschlußlauten  S.  76 f,  S.  81,  §  50,  8  und  nach  n  §  50.  10. 


510  Lautbestand  des  Air.  [§  347,  28—31 

Ir.  SS  entspricht  einem  idg.  ps,  qs,  h^s,  k's,  ts  und  st  §  49,  1,  4—6. 
Ir.  s-  entspricht  in  den  älteren  Lehnwörtern  einem  lat.  f-  §  137. 
28 — 31)  Ir.  v^  h  (b  geschrieben)  ist  Lenition  der  idg.  labialen 
Media  oder  Media  aspirata  §  71,  §  72  (im  Anlaut  zugleich  Leni- 
tion der  idg.  labiovelaren  Media  §  62).  Es  entspricht  in  alten 
Lehnwörtern  einem  lat.  -p-  §  144,  2  S.  236  und  einem  brit.  f  (ir. 
colba  §  255  Anm.  3  S.  375).  Es  entspricht  nach  d,  r,  l,  n  einem 
idg.  i^  §  43;  im  Falle  der  Eklipse  einem  idg.  anlautenden  w  (in 
diesem  Falle  wird  f-  geschrieben  §  261);  im  Inlaut  und  im  Anlaut 
eines  zweiten  proklitischen  Wortes  entspricht  es  idg.  sw  §  48,  4, 
§  174.  Es  entsteht  durch  Ferndissimilation  aus  einem  lenierten  m 
§  336  S.  492.  —  Ir.  f  entspricht  einem  idg.  anlautenden  w  §  41, 
einem  lat.  anlautenden  iv  §  133,  1,  einem  idg.  up-  vor  Vokal  in  ir. 
fo,  f  or  §  54.  In  jüngeren  Lehnwörtern  entspricht  ir.  f  dem  lat.  f 
§137.  Ir. /"ist  an  alogische  Lenition  des  anlautenden  iv.io  §302,4; 
Lenition  des  anlautenden  idg.  sw-  und  sp-  (auch  Lenition  des  in- 
lautenden sw  im  Falle  der  Reduplikation  und  des  inlautenden  idg. 
sp  im  Falle  der  Komposition)  §  48,  4,  §  49,  1 ;  entsteht  unter  Um- 
ständen aus  einem  inlautenden  &  (air.  öiph  'schönes  Aussehen',  vgl. 
§  71  Anm.)  oder  aus  einem  anlautenden  t  §  174,  §  345.  Aus  b  +  h 
(mir.  donafib)  §  274  S.  406.  Statt  f  wird  in  den  Fällen,  wo  der 
Laut  aus  sw,  sp,  h  entstanden  ist,  oft  ph  geschrieben:  mir.  se- 
phainn 'spielte',  di  pherid 'Fersen',  bö  tri-phne  S.  75,  tinphed 
gl.  Spiritus  Sg.  6a  12,  15,  öiph  'Schönheit'  Wb.,  camaiph  §  71 
Anm.;  immer  ph-  als  Lenition  von  p-:  fo  pheccad  'unter  der 
Sünde'.  Eine  verschiedene  Aussprache  (etwa  ph  bilabial,  f  labio- 
dental) kann  man  nur  dann  annehmen,  wenn  man  voraussetzt,  daß 
der  Laut,  dessen  Sonderbezeichnung  ph  war,  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  von  dem  anderen  Laut  orthographisch  nicht  unterschieden 
wurde;  die  Glosse  Sg.  10a  4  (is  cummae  limm  etir  ph  7  f  'ich 
betrachte  ph  und  f  als  dasselbe')  und  die  nir.  Aussprache,  die 
keinen  Unterschied  kennt,  sind  allerdings  keine  entscheidenden 
Argumente  gegen  die  air.  Doppelaussprache.  —  Ir.  h  entspricht 
einer  idg.  labialen  Media  oder  Media  aspirata  oder  einer  idg.  labio- 
velaren Media  im  Anlaut  §  70,  §  62,  nach  r,  l,  m  %  73,  §  65  und 
in  der  Doppelung  §  97,  5,  §  325  [hh  aus  idg.  g^n  ist  jedoch  nicht 
belegt;  hh  aus  pn?  §  97,  5).  Ferner  ist  h  Vertreter  einer  älteren 
ir.  reinen  Tennis  p,  vgl.  §  340.  Im  Inlaut  und  Auslaut  wird  der 
Laut  h  zum  Teil  -p-,  -p  geschrieben.  —  Ir.  ^  (Tennis  aspirata) 
e]\tspricht   in   Lehnwörtern   einem  lat.  p  im   Anlaut,    nach  Sonor- 


§347,32—40.  348,1]     Lautbestand  des  Air.,  Nir.  511 

lauten  und  in  der  Doppelung  §  144,  1,  5,  6  (neben  s  wird  niai 
dagegen  eine  reine  Tennis  gesprochen  haben,  und  auch  der  aus 
einer  Spirans  nach  s  entstandene  Verschlußlaut  §  289  wird  eine 
reine  Tenuis  gewesen  sein);  es  entspricht  einem  brit.  25-.*  mir.  patu 
'Hase'  nir.  pata  ds.  aus  c.  pathew  'Rellmaus';  durch  Sandhi- 
entgleisung  entstanden  §  140,  1,  §  302,  5.  Ir.  p  aus  6  +  A  §  277. 
Ir.  p  aus  brit.  f  (mir.  nir.  capall  §  140,  2). 

32-40)  Ir.  r  und  r  s.  §  90-91.  —  Ir.  l  und  l  §  92—93. 
Ir.  99  aus  einem  idg.  Nasal  vor  g  S.  149.  —  Ir.  n  und  n  §  95 
— 96;  n  und  n  aus  idg.  m  S.  166  und  S.  149.  —  Ir.  m  (ein  nasa- 
liertes b)  und  M  (ein  gewöhnHcher  labialer  Nasal)  §98 — 99.  Lenier- 
tes  tn  durch  Nasalierung  aus  b  S.  387.  —  über  FerDassimilationen 
und  Ferndissimilationen  der  Sonorlaute  s.  §  335,  336. 

Anm.  2.  Auf  das  verschiedene  Timbre  der  air.  Konsonanten  (§  235 ff.) 
ist  in  der  vorhergehenden  Übersicht  keine  Kücksicht  genommen. 

§  348.  Neuirisch.  Der  in  §  347  geschilderte  Lautbestand 
hat  sich  im  Nir.  sehr  wesentlich  geändert;  die  nir.  Orthographie 
baut  aber  mit  partiellen  Änderungen  auf  der  air.  Grundlage  weiter. 
Ein  großer  Teil  der  neuirischen  lautlichen  Entwickelungen  wurzeln 
im  ältesten  Mir.  oder  noch  früher;  die  Lautwerte,  woran  die  nir. 
Schreibungen  noch  erinnern,  waren  in  manchen  Fällen  seit  langen 
Jahrhunderten,  bisweilen  seit  nicht  viel  weniger  als  einem  Jahr- 
tausend verschollen.  Da  eine  systematische  aufsteigende  Behand- 
lung wegen  des  Schillerns  der  Dialekte  im  Rahmen  dieses  Buches 
unmöglich  ist,  folgt  hier  nur  eine  kurze  zusammenfassende  Skizze 
der  Entwickelung. 

1)  Die  air.  kurzen  Vokale  haben  sich  in  einigen  Fällen  im 
Nir.  verhältnismäßig  gut  erhalten;  so  etwa  in  cat  'Katze',  cosa 
'Füße',  muc  'Schwein',  deireadh  'Ende',  crios  'Gürtel'  Arran 
kat,  kosd^  muk,  d'erd,  k'ris.  Über  die  Aussprache  von  a  (dialektisch 
«-ähnlich,  O'Don.  S.  8c)  und  o  (geschlossen)  war  schon  oben  S.  34 
die  Rede.  Über  die  Vertretung  von  air.  ö  s.  §  238  (Arran  urs9s' 
'Türpfosten'). 

Sehr  häufig  unterliegen  jedoch  die  kurzen  Vokale  einem  Um- 
laut, s.  §  251.  Daraus  folgt  die  orthographische  Änderung  des 
alten  ai  (a  vor  einem  mouillierten  Konsonanten)  in  -oi-,  ei-. 
Ferner  kommen  zahlreiche  Dehnungen  vor  (die  sich  bisweilen  als 
Diphthongierungen  gestalten);  in  der  Schreibung  werden  diese 
Dehnungen  oft  durch  das  Längezeichen  bezeichnet,  s.  §  202  (ge- 
legentlich   kommt    eine    stärkere  Änderung    der  Orthographie   vor: 


512  Lautbestand  des  Nir.  [§  348,  2—4 

aoirde   S.  354).     In  unbetonter  Silbe   sind  alle  kurzen  Vokale  zu 
d  geworden  (§  172).     Über  Svarabhakti vokale  s.  §  227—230. 

2)  Die  air.  langen  Vokale  haben  sich  im  Nir.  gut  erhalten 
(das  alte  ä  ist  im  Arrandialekt  sehr  ^-ähnlich;  anderswo  wohl 
weniger,  vgl.  Quiggin  §  15).  Über  Umlaut  eines  unbetonten  e  s. 
§  251.  Über  Kürzungen  im  Nsch.  s.  §  167  Anm.  Die  fallenden 
Diphthonge  sind  monophthongiert  {au  wurde  schon  früh  zu  ö  S.  55; 
ai  und  oi  <  ?/  oder  d  S.  56;  eu,  iu  >  'ö^  'ü  S.  297).  Erhalten 
sind  die  Diphthonge  ua,  ia,  s.  §  219  Anm.  1  S.  318.  Die  alten 
hiatusbildenden  Gruppen  sind  zu  langen  Monophthongen  oder  zu 
den  Diphthongen  ua,  ia  kontrahiert.  Abgesehen  von  ua,  ia  be- 
zeichnen daher  alle  sonstigen  Gruppen  von  Vokalzeichen  im  Nir. 
nur  einfache  Vokale;  über  derartige  Gruppen  von  Vokalzeichen  s. 
§  240  (man  verwechsle  ja  nicht  nir.  ao,  ea,  eu  y^  'a,  'e  mit  air. 
ao,  ea,  eu  =  a-o,  e-a,  ew). 

3)  Über  die  Aussprache  des  air.  s  (als  s  und  s)  im  Nir.  s. 
§  47  S.  70.  Bei  den  übrigen  Spiranten  sind  größere  Änderungen 
zu  verzeichnen.  /  und  d  sind  sehr  früh  zu  h  und  ^  geworden; 
und  das  zusammengefallene  gh  und  dh  (anlautend  ^,  mouilliert  /) 
unterliegt  im  Inlaut  komplizierten  Änderungen,  s.  die  Beispiele  in 
§  59  mit  Anm.  2,  §  67  mit  Anm.  1,  §  51  S.  88  (die  geänderte 
Aussprache  gibt  sich  ausnahmsweise  in  der  Orthographie  Ausdruck: 
coidhean  statt  cadhan  ^wilde  Gans'  §67  S.  111;  nsch.  aobhar 
'Ursache'  :  mir.  adbar;  nsch.  aobrunn,  faob  :  air.  odbrann, 
mir.  odb  S.  32).  Weniger  kompliziert  ist  die  Behandlung  von  bh 
und  mh;  jedoch  können  auch  diese  Laute  unter  Umständen  schwin- 
den (über  mh  vgl.  §  98,  §  99,  2,  §  260,  1).  ch  und  f  können 
unter  Umständen  zu  h  werden  und  weiterhin  schwinden  oder  mit 
anderen  Konsonanten  verschmelzen,  vgl.  §  278. 

Anm.  Über  die  Schreibungen  gh,  dh,  bh,  mh  (und  fh  =  Null\  die 
sich  neben  air.  ch,  th,  ph  gestellt  haben,  s.  Asp.  i  Irsk  S.  73 f.  Über 
die  etymologisch  falschen  und  phonetisch  irreleitenden  Schreibungen  thl, 
dhl,  thn  für  assimiliertes  tl,  dl,  tn  s.  S.  146,  S.  153  (auch  Padhraic 
statt  Padraic,  Arran  pär9k'  mit  Dehnung  vor  i'r  aus  dr  nach  §  2021:  h 
aus  /  wird  phonetisch  und  etymologisch  irreleitend  fh  geschrieben  in 
nsch.  fhuair  'fand',  fhein  'selbst'  (vgl.  mir.  morfeser  S.  74).  Vgl.  Asp. 
i  Irsk  S.  19  f. 

4)  Die  Verschlußlaute  und  die  Sonorlaute  sind  im  Nir.  gut 
erhalten  (gewisse  Störungen  bei  k  §  90).  Mit  Bezug  auf  die  Ortho- 
graphie ist  zu  bemerken,  daß  g,  d,  h  auch  im  Inlaut  und  x\.uslaut 
g.  d,  b  geschrieben  werden. 


§  349,  1—6]  Lautbestand  des  C.  513 

§  349.  Cymrisch.  1)  C.  a  entspricht  einem  idg.  a  §  2o; 
einem  entrundeten  idg.  o  §26,  4,  §259,  2  (vgl.  §  42  S.  61);  einem 
idg.  e  (nach  unbekannten  Regeln)  §  28,  7—9,  §  44  Anm.  1;  mit 
einem  folgenden  (seltener  mit  einem  vorhergehenden)  r,  l,  n,  m 
entspricht  c.  a  einer  idg.  kurzen  silbischen  Liquida  in  der  Stellung 
vor  Vokalen  und  Spiranten,  einem  idg.  kurzen  silbischen  Kasal  in 
beliebiger  Stellung  oder  einem  idg.  langen  silbischen  Sonorlaut 
§  30,  2,  §  31,  1-2,  §  35,  1,  §  36;  a  aus  a  in  der  Proklise  §  187,  1. 
Diese  Entsprechungen  sind  gemeinbritannisch.  Speziell  c.  ist  a 
aus  einem  silbisch  gewordenen  jf  §  61,  2—3.  Nc.  und  nicht  schrift- 
sprachhch  ist  a  aus  e  in  nachtoniger  Silbe  und  a  als  Svarabhakti- 
vokal  §  191,  2,  §  23L  Über  c.  aw  und  ay  s.  bei  den  Diphthongen 
(unten  9—25). 

2)  C.  0  entspricht  einem  idg.  o  §  26,  1 ;  c.  ro  entspricht  einem 
idg.  rii  §  30,  1  S.  43;  c.  0  entspricht  einem  idg.  u  vor  ä  der  fol- 
genden auslautenden  Silbe  §  258;  einem  idg.  ä,  ö  vor  dem  urbrit. 
Akzent  (in  heutiger  nicht-letzter  Silbe)  §  32,  1,  §  182,  2  (im  Nc. 
auch  in  heutiger  nachtoniger  Silbe  §  32,  2,  §  191,  1). 

3)  C.  u  (w  oder  6  geschrieben)  entspricht  einem  idg.  u  in 
letzter  Silbe  (wenn  nicht  ein  ä  in  der  Auslautssilbe  geschwunden 
ist)  §  27;  einem  idg.  o  vor  gewissen  unsilbischen  Gruppen  §  26,  2; 
ist  aus  wi  entstanden  §  29,  3,  §  142;  ist  verhältnismäßig  spät  aus 
einem  w  nach  einem  unsilbischen  Laut  entstanden  §  233;  aus  ^ 
§  61,  2;  im  Nc.  aus  9  vor  einem  u  der  folgenden  Silbe  §  184; 
aus  ij  vor  -x  (peswch)  S.  385. 

4)  C.  9  (ein  weiter  ungerundeter  Vokal  der  Mittelzunge;  j 
geschrieben)  steht  für  c.  u  (w)  und  y  in  nichtletzter  Silbe  §  184; 
vertritt  in  der  Proklise  verschiedene  Vokale  §  187,  2. 

5)  C.  y  (ein  enger  ungerundeter  Vokal  der  Mittelzunge)  ent- 
spricht einem  idg.  i  in  letzter  Silbe  (wenn  nicht  in  der  Auslauts- 
silbe ein  ä  geschwunden  ist)  §  29,  1;  mit  vorhergehendem  r  oder  / 
entspricht  es  unter  den  gleichen  Umständen  einem  idg.  r^  /  §  30,  1 ; 
einem  idg.  e  vor  Nasal  +  Verschlußlaut  §  28,  3;  ist  Umlaut  eines 
0  vor  geschwundenem  -l  §  255,  3,  Umlaut  eines  u  vor  j  -f-  aus- 
lautendem Vokal  oder  vor  -l  §  255,  5,  eines  e  vor  -l  §  255,  6; 
entsteht  aus  idg.  u  vor  w  §  42  S.  61  f.  Es  entsteht  aus  einem 
silbisch  gewordenem  ^  §  61,  2,  3;  im  Nc.  aus  d  vor  Vokal  §  184. 

6)  Mc.  ü  (ein  enger  gerundeter  Vokal  der  Mittelzunge;  u  ge- 
schrieben; ist  im  Nc.  zu  y  geworden;  zur  älteren  Aussprache  vgl. 
mc.  cussan   'Kuß'    aus   aengl.   cyssan,   dessen   -y-   den   vorderen 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  33 


514  Lautbestand  des  C.  [§349,7—16 

gerundeten  Vokal  ü  bezeichnet)  entspricht  einem  idg.  «^^-Diphthong 
§37,  1,  einem  lat.  ö  §127,  einem  idg.  o^  §39,  einem  lat.  ^^  §128,2; 
beruht  auf  Anlautsdehnung  §  162.  In  diesen  Fällen  ist  das  ü 
gemeinbritannisch.  C.  ü  entsteht  ferner  aus  y  in  der  Nähe  eines 
Labials  §  259,  1  (etwas  abweichend  ist  c.  esgud  S.  76). 

7)  G.e  entspricht  einem  idg.  e  §28,  1,  einem  lat.  ae  §132, 1; 
im  Falle  der  Senkung  einem  idg.  i  (mit  vorhergehendem  r  oder  l 
einem  idg.  r  oder  l)  §  258.  C.  e  ist  Umlaut  eines  a  oder  o  vor 
erhaltenem  Infektor  §  255,  1,  3. 

8)  C.  i  entspricht  einem  idg.  ü,  e^  i  ^  33,  §  34;  selten  einem 
lat.  e  §  129,  2;  ist  möglicherweise  unter  besonderen  Umständen 
aus  gemeinkeit,  e  (sonst  >  c.  uy  §40)  entstanden  (c.  ciniaw  'Früh- 
stück' §  129,  2;  c.  cilydd,  wenn  man  dies  Wort  anders  als  §  34 
Anm.  deutet  und  auf  idg.  -ei-  zurückführt;  Bedingungen:  Stellung 
im  urbrit.  Vorton  nach  Ä:?).  Soweit  gemeinbritannisch.  C.  i  aus 
jü  §  259,  2.  Nc.  i  unter  Umständen  aus  y  mit  Beibehaltung  der 
älteren  Orthographie  §  255  Anm.  6  S.  377;  aus  d  §  184,  §  187,  2 
S.  283f. 

9 — 25)  Die  c,  i^-Diphthonge  aw,  ow,  dw  (geschrieben  yw), 
yw,  üw  (geschrieben  uw),  ew,  iw  sind  zum  größten  Teil  aus  idg. 
Vokal  +  w  (vor  Vokal)  entstanden.  Die  Entwickelung  des  ersten 
Elements  bietet  jedoch  einige  Besonderheiten:  ow  kann  nach  §  42 
S.  60  nicht  auf  idg.  ow  zurückgehen  (mc.  Owein  §  131,  5);  —  ew 
kann  nicht  (direkt)  auf  idg.  ew  zurückgehen,  es  kann  durch  Um- 
laut aus  a^^;  (c.  ewythr  S.  60),  ow  (newydd,  newyn,  ewyn  S.  61), 
o§  (rhewydd  S.  98,  ffrewyll  S.  222)  entstehen;  vermutlich  kann 
es  auch  durch  Senkung  aus  yw  entstehen  (ystrew,  trew  §  50,  2 
S.  81);  aus  egw  S.  99  (tew);  aus  emgw  S.  107;  —  yw  kann  teils 
das  gewöhnliche  c.  y,  teils  ein  aus  idg.  u  entstandenes  y  enthalten 
§  42  S.  61  f.;  über  yw  und  dw  s.  §  184;  über  üw  aus  yw  §  259,  1 
(über  uwd  s.  außerdem  §  221  S.  322).  —  C.  aw  kann  aus  lat.  au 
(Diphthong)  entstanden  sein,  §  131,  2;  ferner  ist  es  Diphthongierung 
eines  idg.  ä^  ö  oder  eines  lat.  ä  (ö)  in  der  heutigen  letzten  Silbe 
§  32,  §  35,  2,  §  126,  §  127,  1  S.  206.  Mc.  cawssant  S.  488.  — 
Vgl.  noch  unter  w. 

Nc.  au  {ay  gesprochen)  entsteht  in  letzter  Silbe  aus  mc.  eu 
§  185.  Auf  Kontraktion  nach  dem  Schwunde  eines  s  beruht  wohl 
der  Diphthong  in  c.  gwaudd  'Schwiegertochter'  (Flur,  gweuddau) 
acorn.  guhit  (guhid  bei  Lhuyd  ist  keine  ncorn.,  sondern  eine  trans- 
skribierte   acorn.  Form)    br.  gouhez    V.  gouhe;    etwa   ^upo-siju-. 


§  349,  17—21]  Lautbestand  des  C.  515 

—  Mc.  eu  (heute  dy,  im  Mc.  aber  vermutlich  etwa  öii  als  ein  ge- 
rundeter Diphthong  der  Mittelzunge  gesprochen)  aus  ac.  ou  ent- 
spricht einem  idg.  ow,  ew  vor  Vokal  §  42  S.  60 f.  (einem  lat.  ow 
§  133,  2),  einem  idg.  äw  vor  Vokal  S.  62,  einer  sekundären  Gruppe 
tiw  §207  S.  305;  ferner  einem  lat.  Diphthong  au  §  131,  1,  einem 
idg.  i<;-Diphthong  vor  s  oder  im  Auslaut  §  37,  2,  3;  ist  euphemisti- 
sche Entstellung  eines  aw  in  c.  cythreul  'Teufel'  S.  370.  Es 
entsteht  unter  bestimmten  Bedingungen  aus  einem  idg.  antevokali- 
schen  og(h),  ag[h\  ög(h),  ug{h),  eg[h)  §59,2  S.97f.,  §59,6,  §59,3, 
§  59,  4  S.  99,  aus  lat.  og^  äg,  ug  §  138,  2;  c.  eudd  aus  -ogd- 
(breuddwyd)  §64,  1;  aus  idg.  äku  (beunydd,  beunoeth  S.  129; 
beuparth,  beutu  'auf  allen  Seiten'  ist  analogisch).  Über  c.  ynteu 
§  308  S.  442.  Umlaut  von  -aiv  Strachan,  Introd.  S.  6.  C.  eu 
statt  ei  als  Umlaut  eines  a  +  vokalisiertem  Hinterlingual  vor  einem 
y,  ü  der  folgenden  Silbe  §  255,  2;  vgl.  teulu  S.  99  mit  Nachtrag. 
Nc.  eu  in  letzter  Silbe  beruht  auf  Kontraktion  nach  dem  Schwunde 
eines  g  (oder  auf  falscher  Orthographie)  §  185. 

Mc.  ay  (nc.  ai,  ae,  au  geschrieben)  aus  ante  vokalischem  ij 
§  45,  2  (damit  ist  das  antevokalische  es,  is  zusammengefallen  S.  73). 

—  C.  wy  {iiy,  üy^  vgl.  §  203  S.  303)  ist  Diphthongierung  des  urkelt. 
e  und  einiger  damit  zusammengefallenen  Lautgruppen  §  219,  2a 
S.  318f.  Entspricht  einem  idg.  w;-Diphthong  +  ;  S.55f.,  §  197,  2; 
einem  idg.  äj]  öj  §  45,  1,  §  197,  2;  einem  ij  nach  Labial  §  45,  2 
S.  67  (damit  ist  antevokahsches  es,  is  nach  einem  Labial  zusammen- 
gefallen S.  73).  C.  uy  entsteht  aus  idg.  ig{h)  vor  einem  Konso- 
nanten (c.  gwydd  'Gans',  hwyl,  colwyn,  morwyn  §  60;  vgl. 
gwyrain  S.  101  f.,  worin  ig  erst  durch  den  Schwund  eines  Vokals 
mit  dem  r  in  Berührung  gekommen  ist;  ursprünglich  antevokahsches 
ig  steckt  vielleicht  in  c.  modrwy  'Ring',  ac.  guaroi-ou  gl.  theati'a 
§  302  Anm.  1  S.  4331);  aus  id  vor  r  §  68;  c.  uy  ist  Umlaut  eines  o 
in  Verbindung  mit  einem  vokalisierten  Hinterlingual  vor  -^  §  255,  4. 
C.  uy  aus  u  -f  vokalisiertem  Hinterlingual  (c.  brwyn,  llwyth  u.  s.  w.) 
S.  103,  S.  123,  §  329;  Wiedergabe  des  ir.  oi  §  39  Anm.  —  C. 
ey  ist  Kontraktionsprodukt  (teyrn  §  255,  6;  vgl.  über  porfeydd 
§  255,  2). 

C.  ae  (im  Mc.  vermutlich  ae,  jetzt  ay,  äy  gesprochen,  vgl. 
§  203  S.  303)  entsteht  durch  Entrundung  aus  oe  §  38  Schluß, 
§  259,  2;  durch  Kontraktion  nach  dem  Schwund  eines  idg.  p  oder 
g:  caer-iwrch,  saer  S.  92,  maen,  draen  S.  96f.;  durch  Voka- 
lisierung  eines  g  vor  Sonorlaut:  c.  aer,  ael,  graen  S.  103;  durch 

33* 


516  Lautbestand  des  C.  [§  349, 22—27 

Vokalisierung  eines  x  vor  ^  §  55  (idg.  -pt-),  §  76.  Aus  lat.  aj 
§  134.  —  C.  oe  (im  Mc.  vermutlich  oe,  jetzt  oy,  öy  gesprochen, 
vgl.  §  203  S.  303)  entspricht  einem  idg.  ai  §  38;  einem  -ij-  in  der 
letzten  erhaltenen  Silbe  §  45,  3  (damit  ist  antevokalisches  es,  is  zu- 
sammengefallen:  c.  oedd  'war'  S.  73).  C.  oe  entsteht  durch  Kon- 
traktion nach  dem  Schwunde  eines  ^:  c.  troed  'Fuß'  S.  98;  aus  o^ 
vor  Sonorlaut:  c.  hoenyn  S.  103,  oen  §64,  2;  aus  ou§  vor  Sonor- 
laut: c.  oer  'kalt'  S.  103;  aus  ox  (öx,  äx)  vor  t  S.  123 f.  (§  329,  4), 
§  81  (vgl.  c.  coes,  croes  aus  lat.  coxa,  crux  §  136,  2  S.  217). 
Nc.  ai  entsteht  in  letzter  Silbe  aus  mc.  ei  §  185.  —  C.  oi 
entsteht  durch  Kontraktion  (ffoi  'flüchten'  S.  303,  vgl.  übrigens 
§  255,  4  Schluß).  —  C.  ei  entsteht  durch  Epenthese  aus  a^  o,  e 
§  255,  1,  3,  6  (über  c.  meichiad  'Schweinehirt'  §  255  Anra.  5 
S.  376);  aus  e  -{-  ei  (bei  geschwundenem  s;  mc.  teir)  S.  73;  durch 
Kontraktion  (eines  alten  e  oder)  eines  durch  Umlaut  entstandenen 
e  mit  einem  folgenden  i,  y  nach  dem  Schwund  eines  ^  §  255,  2 
(tei  'Häuser'  S.  99);  aus  e^  vor  Sonorlaut  S.  103;  aus  ed  vor  r 
S.  113;  aus  ex  vor  t  §  55  (idg.  -pt-),  §  76  (vgl.  c.  pais,  Plur. 
peisiau  aus  lat.  pexa  S.  217 f.);  durch  Umlaut  aus  a  +  vokali- 
siertem  Hinterlingual  §  255,  2,  aus  o  +  vokalisiertem  Hinterhngual 
vor  y  und  vor  erhaltenem  Iriektor  §  255,  4  (c.  neithawr  S.  236 
ist  volksetymologisch  beeinflußt).  Kontraktion  im  Auslaut:  mc. 
rei,  nei  §  159,  2,  4. 

26)  C.  w  (w  oder  6  geschrieben)  entspricht  einem  idg.  w  oder 
einem  lat.  w  §  41 — 43,  §  133.  Aus  Togw  S.  107.  Ist  aus  einem 
silbischen  Yokal  entstanden,  anlautend  (schon  urkeltisch)  in  gwa-, 
gwar-  aus  *upo,  *upor  S.  92,  auslautend  §  159,  2 — 5;  auch  in- 
lautend: dewr  'Held'  S.  312.  Zwischen  ü  und  -x  hat  sich  (laut- 
gesetzlich?) ein  iv  entwickelt  in  uwch  =  uch  (S.  75)  'über'  und 
in  buwch  =  buch  'Ochs'  (hier  ist  vielleicht  Vermischung  mit 
einer  anderen  Wortsippe  anzunehmen;  mc.  byw,  buw  nc.  buw 
'Ochs'  ist  vielleicht  eigenthch  'lebendig',  vgl.  mnd.  quek  'Vieh'  zu 
quek  'lebendig'),  xiv-  entspricht  einem  idg.  sir-  §  48,  4,  einem 
idg.  sq-,  sk'-  S.  77  (ks-  S.  78),  selten  einem  lat.  f  %  137;  xtv-  aus 
gw-  S.  433 f.  (chware).  gw-  statt  g-  §  58,  3.  iv  (heute  u)  für  v 
(enw  'Name')  §  99,  5  S.  168.     Vgl.  noch  unter  den  Diphthongen. 

27)  C.  j  (geschrieben  i,  im  Mc.  häufig  -y-)  entspricht  einem 
idg.  /  §  44,  §  46;  entsteht  aus  einem  silbischen  Vokal  S.  312  (ein 
weiteres  Beispiel  ist  neithiwyr,  neithwyr  'gestern  abend',  Kom- 
positum   oder  Zusammenrückung   des   Wortes   'Nacht'    S.  123    mit 


§  349, 28—35]  Lautbestand  des  C.  517 

hwyr  ^Abend'  §136,1;  br.  neizeur  hat  wohl  Suffixvertauschuiig). 
Ferner  entsteht  c. ;  aus  \dg.  g{h)  nach  z  (beiddio)  S.  88  und  nach 
r,  l  (ariant  'Silber',  heliad  'Jagd')  §  61,  2,  3;  aus  lat.  g  nach  r 
(myrierid-en  §  138,  4);  c.  arial  §  59,  9  S.  101  mit  Nachtrag. 

28)  C.  h  entspricht  einem  idg.  s  §  48,  1,  3,  einem  lat.  s 
§  136,  1  (kaum  einem  idg.  p  §282);  erscheint  statt  x  aus  ks:  mc. 
eh-ofyn  'furchtlos'  gall.  Exobnus  §  32,  3.  Über  nh,  nh,  mh  aus 
Tsk,  nt,  mp  (idg.  T^ht)  s.  §  94,  2.     Vgl.  §  273  ff. 

29 — 31)  C.  X  (ch)  erscheint  als  Normalanlaut  nur  in  der 
Verbindung  xw,  s.  oben  26);  xw  aus  lat.  qu  S.  231.  x  ist  Spiran- 
tisierung  eines  k,  kk,  gg  §  284  (eines  hfku  S.  127).  -x-  aus  -sw- 
§  48,  4;  aus  -]ps-,  -qs-,  -k's-,  -k^s-  §  49,  1,  4,  aus  -sp-,  -sq-,  -sk'- 
§  49,  1,  §  49,  2  S.  77.  —  C.  g  entspricht  einem  idg.  q{h),  g{h), 
guh  im  Anlaut  §  58,  §  62.  gw-  aus  w-  §  41;  über  q-  aus  gw- 
S.  59.  C.  g  vertritt  im  Inlaut  und  Sandhi  eine  ältere  reine  Tenuis 
§  343  (in  diesem  Falle  wird  im  Mc.  im  Auslaut  noch  -c  geschrieben). 
C.  k  (Tenuis  aspirata;  c  geschrieben)  entspricht  einem  idg.  q[k)y 
k'(h)  im  Anlaut  und  zum  Teil  nach  79  §  74,  §  78;  entspricht  unter 
den  gleichen  Umständen  einem  idg.  kM(h)  vor  u  S.  127;  entsteht 
aus  ^  4-  Ä  §  279,  durch  Provektion  §  290. 

32 — 35)  C.  d  (gewöhnhchste  mc.  Schreibung  d,  nc.  dd)  ist 
Lenition  eines  d  §  66,  67,  69;  entspricht  einem  idg.  z  vor  g  und 
b  S.  88;  entsteht  aus  j  nach  i  und  r  §45,  5,  S.  70  (unregelmäßige 
Fälle  §45Anm.).  C.  <^  wechselt  mit  v.-  pendefig  und  pendeddig 
'Fürst',  phvyf  und  plwydd  'Gemeinde'  (Silvan  Evans  unter  cre- 
ddyf);  vgl.  c.  cuddigl  'Schlafzimmer'  §123,  5;  s.  Vendryös,  Me- 
langes  Saussure  S.  312f.  Schwindet  §  67  Anm.  3  (vgl.  i  fyny 
'hinauf  zu  mynydd  'Berg',  Dewi  MN  aus  lat.  Dauid).  —  C.  p 
(th  geschrieben)  ist  Spirantisierung  eines  t,  tt,  dd  §  284;  entsteht 
aus  It  vor  r  S.  137,  aus  nt  vor  r  oder  /  S.  139;  aus  idg.  zd  S.  88; 
aus  d  -\-  h  %  279.  —  C.  d  entspricht  einem  idg.  d,  dh  im  Anlaut 
§  66;  einem  anlautenden  „idg.  />",  wo  der  Laut  stimmhaft  werden 
mußte  §  52;  entsteht  aus  d  bei  sekundärem  Zusammen trefifen  mit 
r,  l  %  61  Anm.  4.  C.  d  vertritt  im  Inlaut  und  Sandhi  eine  ältere 
reine  Tenuis  §  343  (in  diesem  Falle  wird  im  Mc.  im  Auslaut  noch 
-t  geschrieben;  ein  Sonderfall  ist  §  69  Anfang  besprochen).  —  C. 
t  (Tenuis  aspirata)  entspricht  einem  idg.  t{h)  im  Anlaut  luid  zum 
Teil  nach  n,  /  §  84,  §  88,  2,  3;  im  Anlaut  oft  aus  st-  entstanden 
§  49,  5;  aus  zd-  §  51;  aus  „idg.  ^"  §  52.  Aus  d  +  h  %  279; 
durch  Provektion  entstanden  §  290. 


518  Lautbestand  des  C.  u.  Corn.     [§  349, 36—50.  350, 1. 2 

36)  C.  s  entspricht  einem  idg.  s  vor  k,  t,  jp  (idg.  hi)  und  nach 
n  §  49,  2,  3,  5,  §  50,  10;  ferner  einem  idg.  ts  oder  einem  umge- 
stellten st  §  49,  5,  6;  einem  lat.  s  §  136;  selten  einem  idg.  s-  vor 
Vokal  oder  Sonorlaut  §  48,  2,  §  50,  3,  6,  9. 

37 — 40)  C.  V  (f,  im  Mc.  f,  u  geschrieben)  ist  Lenition  eines 
h  §  70 — 73,  §  62;  scheint  auch  einem  intervokalischen  idg.  guh  zu 
entsprechen  §  63,  1,  §  215;  ist  Lenition  eines  m  §  98,  §  99;  steht 
für  w  §  42  Anm.  4,  §  43  Anm.  2,  vgl.  mc.  tafawt  S.  107;  ist 
Hiatuseinschub  §  215.  Über  v  statt  ä  s.  Vendryes,  Melanges  Saus- 
sure S.  312.  Schwund  eines  v  %  11  Anm.,  §  99  Anm.  2  S.  165, 
lago  MN  aus  lat.  Jacob;  wohl  auch  in  c.  cael  ^bekommen,  finden' 
(danach  §  55  S.  93  zu  korrigieren).  —  Q.  f  (ff  geschrieben)  ent- 
spricht einem  idg.  s-  vor  r  §  50,  3,  einem  idg.  anlautenden  sp- 
§  49,  1,  einem  lat.  f  §  137.  Ist  Spirantisierung  eines  jp  (idg.  ä;-« 
oder  lat.  p),  pp  (lat.),  bb  §  284  (wo  f  auf  c.  Boden  neben  p  steht, 
wird  ph  geschrieben:  gor-phen  'Ende').  C.  f  entsteht  aus  v  +  h 
§  279,  aus  d  -\-  V,  V  ■}-  ^  §  290,  4;  aus  v  in  c.  ceffyl,  äff wys 
§  140,  2  S.  226.  —  C.  6  entspricht  einem  idg.  b  oder  bh  oder 
einem  idg.  ga  im  Anlaut  §  70,  §  62  (über  b  in  aber,  aberth  s. 
§  327  Anm.  1).  Vertritt  im  Inlaut  und  Sandhi  eine  ältere  reine 
Tennis  §  343  (in  diesem  Falle  kann  im  Mc.  noch  -p  geschrieben 
werden).  —  C.  p  (Tennis  aspirata)  entspricht  einem  idg.  ku  oder 
einem  lat.  p  im  Anlaut  und  zum  Teil  nach  m  §  79,  §  83,  §  144, 
1,  5.     C.  p  aus  6  +  Ä  §  279;  durch  Provektion  entstanden  §  290. 

41 — 50)  Cr  (stimmhaft)  und  r  (stimmlos;  mc.  r-,  nc.  rh- 
geschrieben)  s.  §  90—91.  r  aus  n  §  95,  4  Schluß.  —  C  l  (stimm- 
haft) und  l  (stimmlos)  §  92 — 93.  —  C.  w  aus  einem  idg.  Nasal 
vor  g,  k  S.  149  {wg  früh  zu  w  assimiliert  §  61,  4).  C  tdh  aus  wk 
S.  120,  126.  -  C.  n  §  95—96  (aus  idg.  m  S.  166,  S.  149).  C. 
nh  aus  nt  S.  131,  S.  137  f.  (wird  im  Mc.  anders  als  n  +  h,  z.  B. 
in  bonheddig  'vornehm'  §  195,  gesprochen  worden  sein).  —  Cm 
§  98 — 99  {-m  aus  -n  §  335).  C.  mh  aus  mp  (idg.  idhi  oder  lat. 
mp)  §  83,  §  144,  5. 

§  350.  Cornisch.  Vgl.  Ebel,  Beiträge  zur  vgl.  Spracht.  V 
145 — 162.  1)  Corn.  a  entspricht  dem  gemeinbrit.  a  (vgl.  §  349,  1). 
Außerdem  erscheint  corn.  (bes.  ncorn.)  a  als  Schw^ächungsprodukt 
in  nachtoniger  Silbe  §  193. 

2)  Corn.  o  entspricht  einem  idg.  o  oder  t^  §  26,  §  27,  einem 
idg.  e  vor  w?  §  42;  corn.  ro  aus  idg.  i'u  S.  43.  Über  o  aus  idg. 
ä,  c    in   nicht-letzter    Silbe    (mcorn.  avorow   'morgen'    u.  s.  w.)    s. 


I 


§  350, 3 — 5]  Lautbestand  des  Com.  519 

§  182  Anm.  1  S.  279.  Über  o  in  corn.  onan  s.  §  187,  3  S.  2^5; 
acorn.  poruit  gl.  paries  S.  323  (vgl.  mcorn.  molleth  'Fluch' 
§  139,  2).  Corn.  o  entsteht  aus  ij  {es,  is)  vor  Vokal  §  45,  2,  §  48,  3 
S.  73  (doar,  doer,  dor  'Erde',  hörn  'Eisen');  über  ö  (ü)  aus  oy 
vgl.  unten.  —  Es  gab  mehrere  Nuancen  des  o;  Lhuyd  unterscheidet 
ä  (er  schreibt  ts)  und  o;  für  das  auf  Kontraktion  beruhende  ö 
schreibt  er  teils  ö,  teils  ü  (dör  'Erde',  bül  'Axt',  vgl.  boell  C.  W. 
2282). 

3)  Corn.  u  aus  wi:  acorn.  gur  'Mann'  mcorn.  gour  S.  42 
(leniert  wour);  corn.  cuske  'schlafen'  S.  231  (Lhuyd  245  schreibt 
kusga);  im  Mcorn.  kann  auch  coske  geschrieben  werden,  wohl 
nur  deshalb,  weil  man  mit  der  Bezeichnung  des  seltenen  Lautes  u 
in  Verlegenheit  war;  vgl.  mcorn.  gon  'ich  weiß',  orth  'gegen'  S.  44. 
Corn.  u  erscheint  ferner  in  Lehnwörtern:  acorn.  tur  mcorn.  tour 
'Turm'  (aus  dem  Frz.);  mcorn.  fr ut 'Frucht',  mcorn.  cot  ncorn.  cutt 
'kurz'  c.  cwt  (aus  dem  Engl.);  auch  acorn.  emperur  mcorn.  em- 
perour  'Kaiser',  mcorn.  vr  'Stunde'  ncorn.  ür  S.  206  haben  eng- 
lische Lautgestalt.  Mcorn.  plu  'Gemeinde,  Pfarrei'  acorn.  plui 
§  129,  1  hat  die  unten  zu  besprechende  Monophthongierung  eines 
Diphthonges  oy;  bei  diesem  Worte  ist  die  Monophthongierung 
vielleicht  wegen  der  häufigen  proklitischen  Verwendung  (plu  Vu- 
thek  'the  parish  of  Vuthek')  besonders  früh  eingetreten.  Über 
tulle,  tolle  S.  485. 

4)  Corn.  9  scheint  als  Reduktionsvokal  angesetzt  werden  zu 
müssen:  mcorn.  the  'dein',  bei  Lhuyd  da;  mcorn.  ky  mm  er  es, 
kern  eres,  bei  Lhuyd  ksmeraz. 

5)  Corn.  1/  entspricht  einem  idg.  kurzen  i  vor  nn  und  vor 
Nasal  +  Verschlußlaut:  mcorn.  guyn  'weiß'  S.  41,  bei  Lhuyd 
gwydn;  einem  e  vor  Nasal  +  Verschlußlaut:  mcorn.  gwyns  'Wind' 
S.  37,  bei  Lhuyd  gwenz;  ist  Umlaut  eines  e  §  256,  6  (erbyn 
'gegen');  vertritt  vor  s-artigen  Lauten  und  vor  ä,  p  ein  idg.  oder 
lat.  i  (und  wird,  wenn  lang,  auch  ey  geschrieben,  was  jedenfalls 
nur  eine  halb-diphthongische  Aussprache,  etwa  »//^  bezeichnet): 
mcorn.  pysk  'Fisch'  (Plur.  puskes  mit  einem  Übergang  i/  >  ä 
oder  y  y  ö  nach  §  234;  Lhuyd  schreibt  pysg,  Plur.  pdsgaz);  mcorn. 
bys,  beys  'Welt'  Lhuyd  hqz,  mcorn.  ys,  eys  'Getreide'  Lhuyd  iz, 
mcorn.  prys  'Zeit'  Lhuyd  prez,  mcorn.  gueyth  'Bäume',  mcorn. 
deyth,  deth,  dyth  'Tag'  Lhuyd  difä,  ded,  acorn.  neid  'Nest' 
ncorn.  (Pryce)  nyth.  Corn.  y  erscheint  ferner  im  Auslaut:  mcorn. 
chy  'Haus',    bei  Lhuyd  cgi  (S.  55;    cey  S.  231);    vor  x  in  mcorn. 


520  Lautbestand  des  Corn.  [§  350, 6—9 

dyghow,  dyow  *dexter'  Lhuyd  dehow,  dyhow.  Der  Umlauts  vokal 
wird  -y-,  -ey-  geschrieben  in  mcorn.  hynwyn  'Namen',  tyrry 
'brechen',  leys  'Kraut'  S.  378  (häufiger  jedoch  -e-).  Die  An- 
nahme, daß  es  sich  nicht  um  einen  Vokal  der  Mittelzunge,  sondern 
etwa  um  ein  offenes  i  (oder  ein  geschlossenes  e)  handele,  oder  gar, 
daß  überhaupt  kein  Unterschied  der  Aussprache  zwischen  den  hier 
und  den  unter  9)  behandelten  Fällen  vorhanden  sei,  ist  mit  Rück- 
sicht auf  die  Schreibungen  bei  Lhuyd  unwahrscheinUch.  —  Die 
hier  besprochenen  Fälle  lassen  sich  von  einer  anderen  Reihe  von 
Fällen,  wo  gbichfalls  ey,  y,  e  geschrieben  wird,  wo  aber  ursprüng- 
hch  ein  Diphthong  vorhanden  war,  schwer  unterscheiden,  vgl.  unten. 

6)  Corn.  ö  (>  ncorn.  e\  ein  weiter  gerundeter  Vokal  der 
Vorderzunge,  eu,  ue,  u,  e,  o  geschrieben,  entspricht  einem  idg.  ä, 
ö  oder  einem  lat.  ä  S.  48,  §  35,  2  S.  52,  §  126.  Ist  durch  Vokal- 
harmonie entstanden  §234  (auch  wohl  in  colyek,  kullyek  'Hahn' 
S.  377).     Über  corn.  vs,  evs,  -ues,   -us,  es  'ist'    c.  oes  s.  §  639. 

7)  Corn.  ü  (>  ncorn.  i)^  ein  enger  gerundeter  Vokal  der 
Vorderzunge,  u  geschrieben,  entspricht  gemeinbrit.  ü  (§  349,  6): 
mcorn.  tus  'Leute'  Lhuyd  tlz  'homines'.  In  einigen  Fällen  kommen 
für  etymologisches  ü  Schreibungen  vor,  die  auf  die  Aussprache  ö 
deuten:  mcorn.  tregereth  'Mitleid'  c.  trugaredd;  mcorn.  mar- 
thegyon,  marthogyon,  Plur.  von  marthus  'Wunder'  aus  lat. 
uirtüs;  neben  mcorn.  cuntullys  'versammelt'  acorn.  cun teilet 
gl.  congregatio  (mit  Vokalharmonie  nach  §  234  zu  c.  cynnuU 
'sammeln'  br.  kutuZ')  führt  Williams  ncorn.  Formen  mit  -o-  in 
der  ersten  Silbe  an;  neben  curune  'krönen'  steht  kerune  0.  M. 
2398  und  curene  R  C.  2064. 

8)  Corn.  e  entspricht  einem  idg.  e  oder  ^  §  28,  §  29  (mit 
vorhergehendem  r,  l  einem  idg.  r  oder  /  §  30,  1)  und  einem  lat. 
ae  §  132,  1,  soweit  nicht  nach  5)  y  eintreten  mußte  (über  Senkung 
von  ^  s.  §  258).  Das  durch  Umlaut  entstandene  e  §  256,  das  ur- 
sprünglich ein  geschlossenerer  Laut  war,  mag  noch  im  Mcorn.  diese 
geschlossene  Aussprache  besessen  haben,  vgl.  unter  5).  Mcorn.  e 
aus  acorn.  ai,  s.  unten.  Über  corn.  gew  'Speer',  gueth  'schlimmer' 
s.  S.  322.     Unerklärt  acorn.  beler  :  c.  berwr  S.  491. 

9)  Corn.  i  entspricht  dem  gemeinbrit.  i  (§  349,  8);  wird  regel- 
mäßig y  geschrieben:  mcorn.  kyl  'Nacken',  guyr  'wahr',  yssel, 
ysel  'niedrig'  S.  50;  kyk  'Fleisch'  S.51;  corn.  myn,  meyn 'Mund' 
S.  125;  corn.  tyn  'der  Hintere'  c.  tin  (vgl.  S.  125);  corn.  glyn 
'Knie'  S.  156;  andere  Beispiele  in  §  130.     Lhuyd  schreibt  l. 


§  350,  10—19]  Lautbestand  des  Com.  521 

10 — 20)  Über  die  iicorn.  a-Dipbthonge  {ea,  oa)  s.  S.  3U.  f. 
—  Man  hat  für  das  Com.  etwa  sechs  verschiedene  W7-Diphthonge 
(mit  w,  V,  u  geschrieben)  anzunehmen,  aw:  awel  ^Wetter',  naw 
'neun'  S.  601;  —  ow:  crow  'Blut',  nown  'Hunger'  S.  61;  ent- 
spricht wie  c.  eu  auch  verschiedenen  ^^-Verbindungen  und  dem  lat. 
Diphthong  au;  über  ncorn.  zowz  'Engländer'  und  mcorn.  pows 
'coat'  s.  S.  217f.;  com.  ow  kann  auf  Diphthongiemng  beruhen: 
ow  aus  worth,  orth  S.  287;  namentlich  häufig  oy  y  ö  y  ow: 
caradow  S.  322;  acorn.  crois  mcorn.  crous  S.  217;  mcorn.  loer, 
lour  'genug'  c.  llwyr  'ganz'  (möghcherweise  mit  corn.  lower  'viel' 
assoziiert);  mcorn.  toyth,  toth,  touth,  tovth  'Eile'  *steiqh-ti- 
vgl.  c.  taith  br.  tiz  S.  124;  —  öw:  heul,  houl  'Sonne'  S.  62, 
brew  'gebrochen',  dow,  dew  'zwei'  (mask.)  S.  541;  —  ew  [=  c. 
ew):  newyth  'neu',  auch  nowyth;  —  yw  (=  c.  yw):  byw,  byv 
und  bew,  bev  'lebendig',  clewas  'hören'  (ncorn.  clowas);  kann 
auch  durch  Metathese  entstanden  sein:  dyw,  dew  'zwei'  fem. 
§  222,  2;  —  iiv:  lyw  'Farbe'  S.  51.  Aber  öw,  ew  und  yw  sind 
jedenfalls  schon  mcorn.  im  Begriff  zusammenzufallen  (über  acorn. 
ieu  S.  98,  acorn.  loz^^-en,  lewen-  S.  305).     Vgl.  noch  unter  w. 

Die  corn.  J-Diphthonge  (im  Acorn.  meist  mit  i,  im  Mcorn. 
meist  mit  y  geschrieben)  unterliegen  im  Laufe  der  Zeit  der  Monoph- 
thongierung. Acorn.  ai  (dem  c.  ae,  soweit  dies  nicht  auf  Ent- 
rundung beruht,  entsprechend)  ist  im  Mcorn.  zu  e  geworden:  acorn. 
drain  S.  97,  vgl.  mcorn.  men  S.  96;  acorn.  lait  mcorn.  leyth, 
leth  'Milch'  S.228;  mcorn.  eth  'ging'  S.  123.  Acorn.  guaintoin, 
guaylen  S.  74,  433  (durch  Metathese  aus  ia).  —  Acorn.  ui,  oi 
mcorn.  oy  >  ö  ncorn.  ö,  ü  entspricht  erstens  dem  c.  oe  und  dem 
durch  Entrundung  entstandenen  c.  ae:  acorn.  huis  mcorn.  oys 
'Alter',  acorn.  cuit  mcorn.  coys,  cos  'Wald',  acorn.  oilet  'Herd' 
S.  56 — 57;  acorn.  guit  mcorn.  goys  'Blut'  S.  385;  acorn.  doy 
'gestern'  S.  67,  acorn.  huir  ncorn.  hör  'Schwester'  S.  73;  acorn. 
truit  mcorn.  troys,  trois,  tros  'Fuß'  ncorn.  trüz  S.  39;  mcorn. 
noyth  'nackt'  §  81.  Unklar  sind  acorn.  noi  gl.  nepos,  noit  gl. 
neptis.  Es  entsteht  ferner  aus  ei,  ey  durch  den  Einfluß  eines  w: 
mcorn.  goyn,  acorn.  guyraf  S.  385.  Es  entspricht  schließlich 
dem  c.  wy,  soweit  dies  nicht  Umlautsprodukt  ist:  acorn.  buit 
mcorn.  boys,  bos  ncorn.  büz  'Essen'  S.  58;  acorn.  coir  'Wachs', 
guil  mcorn.  goyl  'Segel',  mcorn.  coyn  'Abendessen'  S.  208;  com. 
OS  'du  bist'  c.  wyt  S.  73,  vgl.  S.  318;  acorn.  guit  mcorn.  goyth, 
goth   ncorn.  güd  'Gans'  S.  102;    acorn.  coloin,  moroin  S.  104; 


522  Lautbestand  des  Corn.  [§  350, 19—21 

mcorn.  moy  'mehr',  acorn.  uy  ncorn.  oy  'Ei'  S.  66;  hierher  auch  die 
Fälle  wie  acorn.  hoet  mcorn.  hos  'Ente'  S.  55,  acorn.  moyr-bren 
S.  67  und  auch  doar,  dor,  hörn  'Eisen'  oben  unter  2);  das  j  ist 
hier  vor  Vokal  geschwunden  und  Kontraktion  eingetreten.  — 
Acorn.  ei  mcorn.  ey  entspricht  erstens  dem  c.  ei^  wo  es  aus  einer 
^-  oder  ^-Gruppe  entstanden  ist  und  dem  auf  Umlaut  beruhenden 
c.uy:  acorn.  drein  mcorn.  dreyn  §256,2;  mcorn.  treys,  tryys, 
trys  'Füße'  vgl.  br.  treid  §  257,  4;  acorn.  teilu  gl.  familia  (worin 
der  Vokal  zwischen  §  und  l  so  früh  geschwunden  ist,  daß  die 
Gruppe  ^l  dieselbe  Behandlung  wie  idg.  -gl-  erfahren  hat  vgl. 
S.  102);  acorn.  gueid  gl.  opus  mcorn.  gweth,  gwyth  S.  123; 
mcorn,  seyth  'sieben'  §  55;  acorn.  trein  gl.  nasus  (c.  trwyn) 
§  256,  4  (in  manchen  Fällen  ist  die  diphthongische  Schreibung 
nicht  belegt,  so  u.  a.  bei  acorn.  eben  c.  cwyn  §  256,  4,  §  255,  4). 
Durch  Epenthese  entsteht  der  Diphthong  nicht  nur  in  dem  Um- 
fang, wie  nach  der  br.  Eegel  §  257  Anm.  1  S.  381  (mcorn.  yll, 
eyli  'ein  anderer',  deyl  'Blätter'  §  255  Anm.  4  S.  375;  acorn. 
bleit  gl.  lupus;  acorn.  grueiten  gl.  radix,  mcorn.  Plur.  gurythyow; 
reys,  res  'notwendig';  teyr,  tyyr,  tyr  fem.  'drei'),  sondern  auch 
in  acorn.  keirch  'Hafer';  ich  habe  daher  §  256  Anm.  1  S.  379 
vermutet,  daß  die  Epenthese  im  Corn,  urspr.  einen  ähnlichen  Um- 
fang wie  im  C.  gehabt  hat;  diese  Ansicht  wird  durch  acorn.  che- 
lioc  'Hahn',  per  'Kessel'  nicht  widerlegt  (man  könnte  sich  ihr 
aber  dadurch  entziehen,  daß  man  acorn.  keirch  als  cymrisch  be- 
zeichnete). Diphthongischen  Ursprungs  ist  ferner  ey  in  mcorn. 
keyn  'Rücken'  S.  117  und  in  einigen  Lehnwörtern:  pleyt  'plight' 
R.  D.  2053,  2058  (die  enghsche  Aussprache  der  damaligen  Zeit 
kann  wohl  etwa  ij  mit  offenem  i  gewesen  sein),  payn,  peyn,  pyn 
'pain'  (enghsche  Aussprache  etwa  äi).  Die  Schreibung  (acorn.  «i) 
mcorn.  ey  kann  aber  auch  einen  etymologisch  monophthongischen 
Laut  bezeichnen,  s.  unter  5)  und  vgl.  die  Schreibungen  leyth,  leth 
'Milch'  (für  monophthongiertes  acorn.  ai);  es  kann  in  diesen  Fällen 
eine  halbdiphthongische  Aussprache  stattgefunden  haben ;  Lhuyd 
schreibt  cdi,  cey  'Haus',  eei  'du'  (S.  231;  vgl.  c.  ti),  kei  'Hund' 
(vgl.  c.  ci). 

21)  Com.  w  (im  Anlaut  w-,  nach  g-  und  q-  meist  -u-,  nach 
einem  Vokal  w,  v,  u  geschrieben)  entspricht  wie  das  c.  w  einem 
idg.  oder  lat.  w  oder  einem  wgw  oder  ist  aus  einem  silbischen 
Vokal  entstanden  (evn,  ewen  'gerecht'  S.  313).  xw  >  hw  (wh 
geschrieben)  entspricht  dem  c.  xiv;  gw-  für  g-  wie  im  C;  w-  durch 


§  350, 22—34]  Lautbestand  des  Corn.  .523 

Lenitionsentgleisung  §  302,  5  S.  435.  Nicht  selten  ist  w  nach  einem 
Vokal  aus  v  vor  einem  Konsonanten  oder  im  Auslaut  entstanden: 
dour  'Wasser',  down  'tief  8.35,  hanow'Name'  8.334.  Hiatus- 
einschub: dewes 'Trank' S.  313;  vorgeschlagen:  ole,  wole 'weinen' 
S.  321.     Vgl.  noch  unter  den  Diphthongen. 

22)  Corn.y  (acorn.  meist  i,  mcorn.  y  geschrieben)  entspricht  einem 
idg.y  oder  ist  aus  einem  silbischen  Vokal  entstanden,  vgl.  §349,  27. 

23)  Corn.  h  entspricht  dem  c.  h,  soweit  dies  nicht  aus  Ver- 
schlußlaut nach  einem  homorganen  Nasal  entstanden  ist.  hiv-  aus 
xw-,  s.  unter  21). 

24 — 26)  Corn.o;  (gh  oder  h  geschrieben)  entspricht  dem  c.  x; 
entsteht  außerdem  aus  idg.  gili)  nach  r,  l  §  61,  2,  3  (vgl.  §  138,  4). 
Kann  zu  h  werden  oder  schwinden:  xw-  >  hw-  (geschrieben  wh-); 
mcorn.  dyghow,  dyow  'dexter'  (Lhuyd  dehow,  dtjhoiv);  mcorn. 
marrek  'Reiter',  Plur.  marrouggyon  S.  126;  helhys,  hellys 
'gejagt'  S.  106;  saw  'Last'  :  c.  sawch.  Der  Schwund  findet  bes. 
im  Ncorn.  statt:  ncorn.  er  'Schnee'  8.  104,  kal  'penis'  8.  105.  — 
Corn.  g  und  k  =  c.  g  und  k  (über  die  Provektion  vgl.  8.  425). 
k  wird  vor  e,  y  und  im  Auslaut  k  geschrieben,  kw-  wird  qu-  ge- 
schrieben; sonst  schreibt  man  c. 

27—30)  Corn.  d  (th  geschrieben;  in  M.  C.  und  C.  W.  auch 
durch  ein  besonderes  ^-ähnliches  Zeichen  bezeichnet)  entspricht  dem 

c.  d;  corn.  /  (th  geschrieben)  entspricht  dem  c.  p,  soweit  dies  nicht 
aus  ntf  It  vor  r,  l  entstanden  ist.  Über  Schwund  des  auslautenden 
-d  und  -p  im  Ncorn.  vgl.  Stokes,  Gwreans  an  bys  8.   3.   —    Corn. 

d,  und  t  haben  denselben  Ursprung  wie  c.  d  und  t  (nur  dr,  dl  aus 
dr,  dl  ist  im  Corn.  nicht  belegt);  im  Inlaut  und  Auslaut  ist  jedoch 
der  Bereich  dieser  Laute  durch  den  Übergang  zu  z,  g  sehr  wesent- 
lich beschränkt  worden.  Über  die  Provektion  vgl.  8.  425.  Speziell 
ncorn.  ist  dn  aus  nn  8.  158. 

31 — 34)  Corn.  z  und  s  entsprechen  erstens  dem  c.  s^  zweitens 
einem  auslautenden  t  §  344.  Für  das  Ncorn.  ist  stimmhafte  Aus- 
sprache für  den  Anlaut,  Inlaut  und  Auslaut  bezeugt:  zowz  'Eng- 
länder', kazak  'equa',  täz  'Vater';  in  welchem  Umfang  sie  für  das 
Mcorn.  anzunehmen  ist,  läßt  sich  nicht  ermitteln,  vgl.  jedoch  §  345, 
2  b  8.  504;  stimmlose  Aussprache  im  Ncorn.  in  der  Doppelung 
{ässav  'ich  bin')  und  vor  k,  t,  p.  Verwechselung  von  s  und  th 
kann  im  Mcorn.  vorkommen :  breuth  statt  breus  'UrteiF.  —  Über 
corn.  g  (s,  g,  i  geschrieben)  und  c  (ch-,  -ss-  geschrieben)  s.  §254, 
2  und  §  344. 


524  Lautbestand  des  Corn.,  Er.     [§  350, 35—43.  351, 1—6 

35 — 38)  Com.  v  (v,  u  geschrieben)  entspricht  im  Wesentlichen 
dem  c.  V]  nur  erscheint  in  gewissen  Fällen  im  Inlaut  und  Auslaut 
statt  V  ein  w,  s.  unter  21).  Bisweilen  wird  für  v  ein  f  geschrieben; 
dies  kann  im  Auslaut  (haf  ^Sommer',  nef  'Himmel',  gallaf  'ich 
kann'  u.  s.  w.)  auf  einer  Aussprachetendenz  beruhen  (Lhuyd  schreibt 
aber  v;  vgl.  §  71  Anm.,  §  99  Anm.  3  S.  165);  ein  Beispiel  wie 
ny  fynnaf  'ich  will  nicht'  P.  C.  2496  ist  wohl  Sandhientgleisung. 

—  Corn.  f  entspricht  im  Wesenthchen  dem  c.  f;  es  kann  für  xw 
erscheinen  (ov  fysky  'schlagend'  O.  M.  1685,  vgl.  guyskel  0.  M. 
1665);  über  ncom.  felga  S.  77;  es  steht  für  fremdsprachliches  h  in 
acorn.  fosaneu  gl.  calcias,  vgl.  c.  hosan  'hose,  stocking'.  —  Corn. 
b,  p  entsprechen  dem  c.  b,  p;  über  die  Provektion  vgl.  S.  425. 
Ncorn.  bm  aus  mm  S.  170. 

39 — 43)  Corn.  r  §  90-91.  Corn.  r  aus  n  wie  im  Abr. 
(gura  'tut',  gvry  'Naht'),  vgl.  S.  60,  S.  155.  —  Corn.  l  §  92—93. 

—  Corn.  w^  n^  m  entspricht  dem  c.  ?3;  n^  m. 

§  351.  Bretonisch.  1)  Br.  a  entspricht  dem  gemeinbrit.  a 
(vgl.  §  349,  1).  a  aus  az  im  Nachton  S.  290.  Scheinbares  a  aus 
oa  nach  w  wird  richtiger  als  Schwund  des  w  vor  oa  aufgefaßt,  s. 
§  41  S.  59  und  §  302,  3.  Schwächungsprodukt  in  der  ProkKse 
§  187,  2. 

2)  Br.  0  entspricht  einem  idg.  o  §  26  (dialektisch  einem  u 
§  27),  einem  idg.  e  vor  ^^;  §  42;  br.  ro  aus  idg.  r"  S.  43.  Br.  o 
neben  oa  §  142,  §  222  Anm.  3;  aus  oe  im  Nachton  S.  290;  aus 
silbisch  gewordenem  w  §  233.     Aus  oe  vor  mm  (bom  u.  s.  w.  S.  59). 

3)  Br.  u  (ou  geschrieben)  entspricht  einem  idg.  w  §  27  (einem 
u  -{-  v:  dour  'Wasser');  in  gewissen  Fällen  einem  idg.  o  §  26,  2 
S.  33  und  §  26,  4  S.  34f.;  ist  aus  wi  entstanden  S.  42,  S.  231; 
aus  ij  (es,  is)  vor  Vokal  §  45,  2,  §  48,  3  S.  73  (douar  'Erde', 
houarn  'Eisen');  aus  ow  im  Nachton  S.  289. 

4)  Br.  ö  (eu  geschrieben;  ein  weiter  gerundeter  Vokal  der 
Vorderzunge)  entspricht  einem  idg.  «,  ö  oder  lat.  ä  (ö)  §  32,  §  35,  2, 
§  126,  §  127,  1  S.  206;  ist  durch  Vokalharmonie  entstanden  §  234; 
durch  Umlaut  aus  ao  §  257,  1  Schluß;  in  der  Proklise  aus  ü 
§  187,  3.     Über  br.  euz  'ist'  c.  oes  s.  §  639. 

5)  Br.  ü  (u  geschrieben;  ein  enger  gerundeter  Vokal  der  Vorder- 
zunge) entspricht  dem  gemeinbrit.  ü  (§  349,  6);  ist  dm*ch  Vokal- 
harmonie entstanden  §  234. 

6)  Br.  e  entspricht  einem  idg.  e,  i  (mit  vorhergehendem  r,  l 
einem  idg.  r^  /)   oder  einem  lat.  ae  §  28,  §  29,  §  30,  1,  §  132,  1. 


§  351, 7—14]  Lautbestand  des  Br.  525 

Entsteht  durch  Umlaut  aus  a,  o,  u  ^  257,  1,  3,  5;  durch  Monoph- 
thongierung aus  ae  (oe)  §  223,  2,  3.  Über  br.  ar  re  §  45,  4  8.  67. 
Br.  e  ist  durch  Schwächung  in  der  Prokhse  entstanden  §  187,  2; 
im  Nachton  aus  ae  S.  290;  im  Nachton  (Vorton)  aus  ö  S.  290, 
§  187  Schluß  S.  285;  -jen  aus  -jon  im  Nachton  S.  290;  e  durch 
Dissimilation  aus  oe  §  222  Anm.3.     Unklar  beler  :  c.  berwr  S.  491. 

7)  Br.  i  entspricht  dem  gemeinbrit.  i  (§  349,  8).  Entsteht 
durch  Umlaut  vor  nbr.  i  oder  j  (und  vor  s  aus  zj,  z  aus  dj)  §  257 
mit  Anm.  2  (nijal  'fliegen'  S.  370).  Steht  in  nachtoniger  Silbe 
neben  z  für  zu  erwartendes  e:  liviriz  'ich  sprach'  S.  380,  gouriz 
'Gürtel'  S.  43,  gwerzid  'Spindel'  S.  137.  Unklar  ist  histrenn 
'Auster'.     Analogisch  krec'hin,  kregin,  kerdin,  kelin  §  257,  6. 

8—19)  (Vgl.  §  219  Anm.  3).  Über  br.  ea  s.  §  219,  2  b  S.  319. 
Über  br.  oa  s.  bei  den  e- Diphthongen. 

Die  br.  i^;- Diphthonge  ao,  aou  (über  die  Aussprache  §  42 
S.  60),  eo,  eeu  {e'q),  iou  {iw)  stimmen  im  Wesentlichen  mit  den  c. 
und  corn.  «^-Diphthongen :  ao  aus  idg.  a  +  w;  über  penaoz, 
araok  S.  49;  Saoz  'Engländer'  S.  217;  auch  aus  a  +  v:  gaor 
'Ziege'  S.  117;  intaon  'Witwer'  S.  163;  aus  a  +  /  vor  t  S.  137; 
—  aou  entspricht  dem  c.  eu,  au  aus  o  +  Wj  einer  sekundären 
Gruppe  uw^  dem  lat.  Diphthong  au,  einem  idg.  i<;-Diphthong  vor 
s  oder  im  Auslaut  und  aus  gewissen  ^-Verbindungen;  entsteht 
außerdem  aus  o  +  l  vor  t  S.  137;  —  br.  eo  entspricht  dem  c.  ew 
und  yw;  aus  idg.  ä  +  w  (breo,  heol)  S.  62;  kann  außerdem  auf 
e  ^  V  (reor  'After'  S.  117),  e  +  ^  vor  ^  (geot  'Gras'  S.  137)  oder 
auf  e  +  einem  ursprünglich  silbischen  Vokal  (eor,  heor  'Anker' 
S.  224)  beruhen;  —  eeu  aus  e  +  silbischem  ö  in  eeun  §  217;  — 
iou  entspricht  dem  c.  iw  (liou  'Farbe');  beruht  auf  Metathese 
(diou,  piou)  §  222,  2.  —  Von  den  br.  i^'-Diphthongen  kann  nur 
aou  vor  einem  silbischen  Vokal  stehen;  sonst  wird  das  w  vor  einem 
silbischen  Vokal  zu  v:  glao 'Regen',  gl avek 'regnerisch';  teo  'dick', 
tevaat  'dick  werden';  liou  'Farbe',  liva  'färben"  (durch  Assozia- 
tionen ist  ein  gewisses  Schwanken  zwischen  -w  und  -v  entstanden); 
es  muß  aber  daran  erinnert  werden,  daß  ein  w  bisweilen  den  fol- 
genden silbischen  Vokal  verschlungen  hat,  §  42  Anm.  1  S.  62. 

Br.  aa,  entsprach  ursprünglich  dem  c.  ae,  soweit  dies  nicht 
durch  Entrundung  aus  oe  entstanden  ist;  es  ist  aber  meist  zu  e 
monophthongiert  worden  (woraus  zum  Teil  weiterhin  ea)  §  223, 
§219,  2b.  Dasselbe  Schicksal  hat  das  speziell  br.  auf  dem  Schwunde 
eines  v)g  beruhende  ae   gehabt:    mbr.  ael   nbr.  eal  'Engel'  S.  224 


526  Lautbestand  des  ßr.  [§  351, 15—19 

(aber  kael  'balustrade'  aus  lat.  cancellus,  an  kae  'haie'  ange- 
schlossen). Das  durch  jüngere  VokaKsierung  eines  Geräuschlautes 
über  mbr.  az  entstandene  ae  bleibt  im  Nbr.  erhalten  §  223.  —  Br. 
oa,  oßf  oue  entsprechen  dem  c.  oe  (und  c.  ae  aus  oe)  und  wy  (soweit 
wy  nicht  Umlautsprodukt  ist).  Der  offenste  Diphthong  oa  entspricht 
dem  offeneren  c.  Diphthong  oe;  ausnahmsweise  entspricht  er  jedoch 
auch  dem  geschlosseneren  c.  Diphthong  wy,  und  zwar  vor  r  (goar 
'er  weiß',  goar  'schief  S.  59,  koar  'Wachs',  kloarek  'Kleriker' 
S.  208,  doare  'Aussehen'  c.  dwyre  'Anbruch  des  Tages';  doarenn, 
douarenn  'Enkel'  S.  56  ist  nicht  beweiskräftig,  da  es  nur  in  V. 
vorkommt;  anders  vor  zr:  krouer  S.  134)  und  möglicherweise  vor 
auslautendem  -ä  (koan  'Abendessen'  S.  208;  goaz  'Gans'  S.  103, 
skoaz  'Schulter'  fem.  S.  76;  auch  bloaz  'Jahr"  S.  113);  —  br.  oe 
ist  die  normale  Entsprechung  des  c.  wy  (unklar  ist  mir  br.  oe  als 
Entsprechung  eines  alten  oe  in  goeled  §  259  S.  386);  ferner  ent- 
steht oe  durch  jüngere  Vokalisierung  eines  Geräuschlautes  (loen 
'Tier'  u.  s.  w.)  §  329,  5;  —  br.  oue  erscheint  vor  z  (vgl.  die  unter  7) 
beschriebene  Wirkung  des  z):  rouez  c.  rhwydd  S.  58,  frouez 
c.  ffrwyth  S.  229,  pouez  c.  pwys  S.  209;  im  Auslaut:  doue 
'Gott'  S.  59,  ploue  'Dorf  S.  208  (dieselbe  Entwickelung  vor  einem 
Vokal;  hier  ist  aber  das  letzte  Element  des  Diphthonges  geschwun- 
den: houad  'Ente'  S.  55,  douar  'Erde'  S.  66,  houarn  'Eisen' 
S.  73;  eine  Ausnahme  scheint  goanv  'Winter'  zu  sein);  über  das 
auf  dem  Schwunde  eines  'tag  beruhende  oue  s.  S.  106  und  224 
(moue  'Mähne',  spoue  'Schwamm';  vor  Vokal  u:  toui  'schwören', 
stoui  'baisser  la  tete',  nouenn  'extreme-onction') ;  oue  aus  frz. 
oi  in  mouez  'Stimme'  frz.  voix.  —  Diphthonge  mit  w  als  erstem 
Element,  die  durch  Kontraktion  entstanden  sind  (koabr  'Wolken'  S.  388, 
einsilbiges  douar  'Erde'  S.  314*)  oder  auf  gemeinbrit.  w  -{-  Vokal  beruhen 
(c'hoant  'Lust'  c.  chwant  S.  139 f.),  werden  hier  nicht  besonders  be- 
sprochen. 

Br.  üi  (ui  geschrieben)  aus  idg.  äj:  mui  'mehr'  (V.  ui  'Ei') 
S.  66.  —  Br.  ei  s.  §  257,  2,  4  und  Anm.  1  S.  380—382.  Br. 
drein ek  'dornig',  meinek  'steinicht',  meinaat  'couvrir  de  pierres 
un  chemin'  beruhen  nicht  auf  einem  besonderen  Lautgesetz  (Loth, 
Rc.  XXVIII  63),  sondern  sind  Ableitungen  von  den  Pluraleu 
drein,  mein.  Mit  dem  Corn.  stimmt  br.  kein  'Rücken'  S.  117; 
auf  e  +  vokalisiertem  t  beruht  der  Diphthong  in  ein  'Vogel' 
S.  135.     Über  brein,  blein  S.  125  und  §  329,  3. 

Anm.    Über  die  br.  Nasalvokale  s.  §  2G0,  2. 


§351,20—29]  Lautbestand  des  Br.  527 

20)  ßr.  w  (nach^-  als  -w-,  nach  c'h  als  -o-,  -ou-  geschrieben: 
c'hoant  ^Lust',  c'houek  'süß',  c'houi  'Ihr';  vgl.  oben  über  die 
Diphthonge)  geht  wie  c.  und  corn.  w  auf  idg.  oder  lat.  w  oder  auf 
wgw  zurück  oder  ist  aus  einem  silbischen  Vokal  entstanden;  xw- 
und  gw-  entsprechen  dem  c.  und  corn.  xw-,  gw-.  Andere  Quellen 
des  w  sind  oben  bei  den  i<;-Diphthongen  angegeben,  wo  auch  über 
den  Übergang  des  intervokalischen  w  in  v  gehandelt  ist.  Das  idg. 
w-  vor  einem  vorderen  Vokal  wird  in  Leon  gV  gesprochen  (z.  B.  in 
gwir  'wahr'),  in  Treguier  spricht  man  aber  gu;  damit  stimmt  Leon 
skuiz,  Treguier  skouis  'müde'  S.  76;  dagegen  bleibt  in  Leon  xw- 
vor  einem  vorderen  Vokal  unbeeinflußt  (Troude  gibt  Formen  wie 
c'huek  'süß'  für  V.,  Treg.  und  Cornouaille  an).  Die  lenierte  Form 
des  gw-  wird  w-  geschrieben,  in  Leon  aber  als  v  (Treguier  iv)  ge- 
sprochen. 

21)  Br.  /  (i  geschrieben)  entspricht  einem  idg.  /  oder  ist  aus 
einem  silbischen  Vokal  entstanden,  vgl.  §  349,  27.  Aus  ^  nach 
Kons,  in  sekundären  Gruppen  (Urien)  S.  101.  Nach  einem  Vokal 
ist  j  aus  gjf  xj  entstanden  (marc'heien,  kleier)  S.  371;  Hiatus- 
einschub §  218. 

22)  Br.  h  entspricht  dem  c.-corn.  h.  Vgl.  §  276,  §  282. 
Vgl.  unter  x, 

23 — 25)  Br.  x  (c'h  geschrieben)  entspricht  dem  c.  x;  entsteht 
außerdem  aus  idg.  g{h)  nach  r,  Z  §  61,  2,  3  (vgl.  §  138,  4)  und  im 
lenierten  Anlaut  §  302,  3.  Antevokahsches  und  intervokaUsches  x 
ist  meist  zu  h  geworden,  was  zu  umgekehrten  Schreibungen  Anlaß 
gibt:  ac'hanoun  'von  mir'  c.  ohonof;  bouc'hal  S.  67;  hec'h 
§  276  S.  408.  Ist  bisweilen  intervokalisch  ganz  geschwunden:  ael 
'Achse'  S.  78;  bri ad 'Armvoll',  bi an 'klein'  S.319;  huel,  huanad 
§  282  S.  413.  —  Br.  g  und  h  entsprechen  dem  c.  g  und  Ä;,  vgl. 
jedoch  §300;  über  w/j  aus  log  S.  106f.;  über  die  Provektion  S.  426. 
g  aus  gw  im  Br.  auch  vor  r,  l  S.  60. 

26 — 27)  Br.  d  und  t  entsprechen  dem  c.-corn.  d  und  t,  vgl. 
jedoch  §  300;  über  die  Provektion  S.  426. 

28 — 31)  Br.  z  und  s  entsprechen  dem  c.  s.  Die  stimmhafte 
Aussprache  gilt  für  die  meisten  Fälle  des  Inlauts  und  Auslauts 
(im  Anlaut  als  Sandhierscheinung ;  in  Treg.  auch  im  unbeeinflußten 
Anlaut,  Ernault,  Gramm.  S.  5).  Ferner  entspricht  z,  woraus  nach 
§  345  S.  505  s  entstehen  kann,  einem  c.-corn.  d  (schwindet  in  V.,  Treg.. 
Cornouaille)  oder  einem  c.-corn.  ^  (in  V.  x^  h).  Im  Mbr.  entsteht 
in  gewissen  Verbindungen   aus  einem  Geräuschlaut   ein  z,    das  im 


528    Lautbestand  des  Br.  Der  Dialekt  v.Vannes.    [§351,29—40.352 

Nbr.  schwindet  oder  zu  einem  unsilbischen  Vokal  wird  §  329  (mbr. 
azr  nbr.  aer;  mbr.  ezn  nbr.  ein,  evn  S.  134f.).  In  einer  Reihe 
von  Wörtern  findet  sich  ein  Schwanken  zwischen  z  und  d,  wofür 
vermutlich  in  jedem  Einzelfall  eine  besondere  Erklärung  zu  suchen 
sein  wird:  skuiz  neben  eskuit  S.  76;  die  häufige  Präverbgruppe 
daz-  aus  "^to-ati-  (das-prena  'zurückkaufen',  das-kori  'zurück- 
geben', dasorc'h  'auf erwecken'  S.  223)  ist  möghcherw^eise  nach 
§  85,  5  vor  r  entstanden,  vgl.  mbr.  daz-re  'Ebbe'  S.  323,  dez- 
reuell,  ezreuell  'erzählen',  Ernault,  Gloss.  S.  154;  in  gou-ni-d 
'gagner',  Paru  guu-nez-et  ist  das  d  aus  einem  suffixalen  t,  das 
z  aus  j  entstanden  (danach  analogisch  dellezet  'verdient'  neben 
dellid  'Verdienst'  zu  ir.  dliged  u.  s.  w.  S.  100);  neben  br.  pin- 
vidik  'reich'  steht  mbr.  pinuizik  und  nbr.  pinvik  und  dem  c. 
hefyd  'auch,  ebenso'  (etwa  *S7amitom)  entspricht  br.  ivez,  ive 
{d  y  ä  durch  Fernassimilation  an  t/*?).  —  Br.  z  (j  geschrieben) 
aus  dj;  br.  «  (ch  geschrieben)  aus  tj  nach  l,  n  und  aus  z  -{-  j 
S.  371,  §  345,  2  c. 

32 — 35)  Br.  v  entspricht  im  Wesentlichen  dem  c.  v  (Hiatus- 
einschub? §218,  S.  433,  S.  59  Nachtrag);  entsteht  zwischen  Vokalen 
oder  zwischen  Sonorlauten  und  Vokalen  aus  w,  s.  unter  den  Diph- 
thongen und  vgl.  birvi  'sieden'  u.  s.  w.  §  43  (banved,  Plur.  von 
bano  'Sau  mit  Ferkeln');  über  v  aus  i^  im  lenierten  Anlaut  s.  unter 
20),  vgl.  vi  'Ei'  §45,  1  S.  66;  andererseits  wird  v  zu  w  im  Silben- 
auslaut (pa  zao  al  loar  'wenn  der  Mond  aufgeht',  von  sevel  'auf- 
gehen'; oft  jedoch  im  Auslaut  v:  sav  'geht  auf,  liv  =  liou 
'Farbe').  Über  Schwund  des  v  vgl.  §  71  Anm.,  §  99  Anm.  2  S.  165 
(nach  einem  gerundeten  Vokal:  skouarn  'Ohr'  c.  ysgyfarn  acorn. 
scouarn  mcorn.  scoforn,  scovern;  im  Auslaut:  sa  'geht  auf 
=  sav,  sao).  —  Br. /"  entspricht  im  Wesentlichen  dem  c.  f;  statt 
XW'  vor  0  (faouta)  S.  77.  —  Br.  b,  p  entspricht  dem  c.  b,  p^  vgl. 
jedoch  §  300;  über  die  Provektion  S.  426.  UnursprüngHches  p 
nach  m  S.  170f. 

36-40)  Br.  r  §90—91;  r  aus  n  S.  155.  —  Br.  l  §  92—93; 
t  S.  370 f.;  —  Br.  w  hat  denselben  Ursprung  wie  c.  w;  über  die 
Änderungen  der  Gruppe  79g  s.  S.  106 f.  (wegen  dieser  Änderungen 
kommt  79  alleinstehend  nicht  vor,  sondern  nur  vor  k  und  vor  ge- 
sprochenem g:  min  gl  'lau').  —  Br.  n  und  m  entsprechen  dem  c. 
n  und  m;  über  n  S.  370  f. 

g  352.  Der  Dialekt  von  Vannes.  Die  Orthographie  dieses 
Dialekts   ist  weniger   geregelt   als    die   Orthographie    der    übrigen 


§  352,  1—3]  Der  Dialekt  von  Vannes.  529 

Dialekte;  man  kann  noch  in  modernen  Büchern  Schreibungen  wie 
c,  qu  für  k,  gu  für  y,  ai  für  e,  se  für  e  (s£ent,  Plur.  von  sant 
'der  HeiHge'),  stummes  auslautendes  -e  (voere  statt  voer  'fade') 
u.  s.  w.  finden.  In  einigen  Büchern  ist  jedoch  die  Orthographie 
regelmäßig  (so  z.  B.  in  Histoer  santel  de  ziskein  er  burhudeu  en 
des  groeit  en  Eutru  Doue  ar  en  doar,  Vannes  1900,  von  J.  Bulfbn). 
Über  den  Akzent  und  seine  Wirkungen  s.  S.  276,  §  186,  §  187,  3, 
§  190  Schluß.  Die  folgenden  Bemerkungen  über  das  Lautsystem 
sollen  nur  orientieren  (eine  systematische  Heranziehung  des  Dialektes 
von  V.  ist  in  diesem  Buche  nicht  beabsichtigt).  Vgl.  Ernault,  Le 
dialecte  vannetais  de  Sarzeau,  Rc.  III  47 — 59;  232 — 239;  Ernault, 
Etüde  sur  le  dialecte  breton  de  la  presqu'ile  de  Batz,  Saint-Brieuc 
1883;  Loth,  Remarques  sur  le  bas-vannetais,  Rc.  VII  171 — 199; 
d'Arbois  de  Jubainville,  Etüde  phonetique  sur  le  dialecte  breton 
de  Vannes,  Rc.  I  85—105,  211—221. 

1)  V.  e  statt  Leon  ö  S.  48.  Jedoch  ö  in  meurbet  'viel, 
sehr',  Bayon  S.  2,  Guillevic  &  Le  Goff  S.  2.  Über  ö  im  Bas- 
vannetais  s.  Loth,  Rc.  VII  176.  ü  bleibt  in  V.  un verschoben  (Aus- 
nahme: ihuel  'hoch',  auch  inhuel). 

2)  V.  hat  zum  Teil  u  und  i  für  Leon  o  und  e:  e  zou  'ist' 
(Leon  azo),  tevou  'du  wirst  sein',  kouh  'alt'  (Leon  koz);  gir 
'Wort',  stiren  'Stern',  ridek  'laufen';  mit  i  y  ü  neben  einem 
Labial:  gl  üb  'feucht',  h  um  reflexives  Präverb  S.  285.  —  Der  Über- 
gang ü  y  ö  in  der  Proklise  findet  sich  in  V.  nicht:  ur,  un, 
unbest.  Artikel  (Leon  eur^  eun).  —  Umgekehrt  o  für  Leon  u: 
brehonek  'Bretonisch',  goleu  'Kerzen',  lonkein  'verschhngen'. 

Anm.  Abweichungen  von  Leon  mit  Bezug  auf  die  Verteilung  der 
weiten  und  engen  Vokale  finden  sich  auch  in  anderen  Dialekten:  Treg. 
brezonek  'Bretonisch',  golo  'Kerzen',  lonkan  'verschlingen'  (Leon  bre- 
zounek,  goulou,  lounka),  gir  'Wort',  it  'Getreide'. 

3)  Über  den  Diphthong  ea  S.  319.  —  Für  Leon  ao  wird  au 
geschrieben;  der  Unterschied  ist  jedoch  nur  orthographisch:  e  rauk 
'bevor,  ehe',  faulet  'geworfen',  lausket  'gelassen',  pautr  'Bursche', 
auter  'Altar',  paud-mat  'viel'  (Leon  paot  corn.  pals  nir.  nsch. 
entlehnt  pailt);  diaul  'Teufel'  (Leon  diaoul  für  zu  erwartendes 
-ao-).  Unklar  ist  nann  'Hunger'.  —  Der  Diphthong  ou  (Leon 
aou,  nachtonig  ou)  erscheint  in  V.  als  eu  d.  h.  öij,  (§  42  S.  60): 
cheleu  'horchen'  (Leon  selaou),  lezeu  'Kräuter',  deheu  'rechts', 
dirieu  'Donnerstag'  (ohne  dir-:  er  ieu  hamblid  'der  grüne 
D.',  auch  rieu  .  .),    deu  'zwei',   geu  'Lüge';   en  treu   'die  Dinge' 

Pedersen:  Vgl.  kelt.  Gramm.  34 


530  Der  Dialekt  von  Vannes.  [§  352,  3 

(Leon  trao.Uj  Plur.  von  tra),  deusto,  deustou  'obgleich'  (Leon 
daoust  §  87  S.  136);  eun  'Furcht'  (hier  w  aus  v,  s.  §  32,  3  S.49; 
auch  V.  deur  'Wasser'  mit  urspr.  -uv-  aus  -üb-  §27  S.  35;  denn 
oder  don  'tief;  seul  'Stoppeln'  S.  219;  man  könnte  mit  der 
Senkung  des  ii  vor  auslautendem  -ä  rechnen,  die  im  Fem.  des 
Adjektivs  'tief  und  im  Plur.  des  alten  Neutr.  'Wasser'  berechtigt 
wäre),  meut  'mouton'  {w  aus  l  S.  137).  Unklar  ist  V.  eutru 
'Herr'  für  Leon  aotrou  S.  137.  (Über  -ow  im  Bas-vannetais,  s. 
Loth,  Rc.  VII  175).  —  Leon  eo:  heaul  'Sonne',  eauk  'Lachs', 
teat  'Zunge'.     Hiatus:  ehour,  ivor  'Anker'.     Vgl.  noch  unter  4). 

Dem  Diphthong  oa  von  Leon  entspricht  oe:  goet  'Blut', 
troet  'Fuß',  koet  'Holz',  oet  'Alter',  oen  'Lamm',  loer  'Mond', 
hoer  'Schwester',  skoe  'Schulter';  w  >  ü:  uelet  'Herd',  nueh 
'nackt'  Hist.  Sant.  S.  11;  w  y  Null:  ble  'Jahr';  e  >  a:  nuah 
'nackt',  goai  'Gans'.  Die  regelmäßige  Entsprechung  von  Leon  oe, 
oue  ist  wohl  oue,  oui  :  skouet  'ecu',  rouet  'Netz',  bouit  'nour- 
riture',  gouil  'Schleier',  ouilein  'weinen',  pouis  'Gewicht',  Doue 
'Gott',  moue,  moui  'Mähne';  abweichend  rued  'Netz'  Hist.  Sant. 
115,  freh  'Früchte',  e  goahas  'fiel'  (relativ;  Hist.  Sant.  10;  ge- 
wöhnlich in  Hist.  Sant.  e  goehas,  anderswo  e  gouehas).  —  oe 
uud  oue  vermischt:  Hist.  Sant.  schreibt  gouer  'er  weiß',  koehas 
'fiel'.  —  Von  diesen  alten  Diphthongen  genau  zu  unterscheiden 
sind  die  urspr,  Gruppen  von  w  oder  u  +  Vokal:  ho  ah  'noch' 
§  256  Anm.  2  S.  379,  doar  'Erde';  ferner  die  Fälle,  die  auf 
speziell  bretonischer  Vokalisierung  eines  Geräuschlautes  beruhen: 
Ion  'Tier'  Leon  loen;  V.  goerein  'melken';  V.  moereb  'Tante'; 
V.  loer,  lor  Plur.  lereu,  loreu  'bas,  chaussure'. 

Der  Diphthong  ae  ist  (auch,  wo  er  auf  speziell  br.  Vokali- 
sierung eines  Geräuschlautes  beruht)  monophthongiert  worden:  se 
'Kleid',  er  'Schlange',  leret  'gestohlen',  arer  'Pflug'.  Anders 
dareu  'Tränen',  Sing,  dar;  henal  'Atem',  benal  'Ginster'.  Vgl. 
§  223,  2. 

Der  Diphthong  ei  in  neijal  'fliegen'  (Leon  nijal  S.  370) 
scheint  auf  einem  besonderen  Lautgesetz  zu  beruhen.  Die  Infinitive 
auf  -ein  mögen  das  -ei-  von  Formen  wie  golein  'decken'  (Leon 
golei),  troein  'wenden',  skoein  'schlagen'  (Leon  trei,  skei)  be- 
zogen haben,  aveit  'für'  Leon  evit  ist  vielleicht  eine  Kontamina- 
tion einer  Form  mit  geschwundenem  v  (eit  kommt  neben  aveit 
vor)  und  einer  Form  mit  erhaltenem  v;  mbr.  eguit  (d.  h.  doch 
wohl  egit)  ist  Kontamination  von  evit  mit  eget  'als'    (nach  einem 


§  352, 4—6]  Der  Dialekt  von  Vannes.  531 

Komparativ,  corn.  ages;  umgekehrt  iibr.  evit  'als'  statt  ege*"); 
com.  awos  'wegen'  ist,  wenn  hierhergehörig,  mit  Bezug  auf  das 
w  und  das  o  unursprünglich  (wohl  mit  einem  anderen  Worte  c. 
achos  Svegen'  mc.  achaws  'Ursache'  kontaminiert;  kann  jedoch 
auch  von  br.  evit  ganz  zu  trennen  und  nur  zu  c.  achos  zu  stellen 
sein),  ßr.  e-vit  ist  im  letzten  Bestandteil  mit  air.  fo-bith,  fo- 
biith   identisch;    zu  gr.  (plxv  'Erzeugnis,   Sproß',    (plxvv)   'erzeuge'. 

4)  w  ist  in  V.  in  mehreren  Fällen  zu  ü  geworden.  So  nach 
X  und  g  vor  einem  vorderen  Vokal:  huek  'süß',  hui  'Ihr',  gue 
'Bäume',  guir  'wahr',  skueh  'müde'  (dagegen  hoant  'Lust',  goas 
'Mann',  koareis  'Fasten').  Ferner  nach  einem  Vokal  oder  einem 
Sonorlaut  im  Auslaut  und  antevokalisch  (in  diesem  Falle  schwankt 
die  Orthographie:  in  älterer  Zeit  -hue,  -hu-,  jetzt  w%  ü,  ü,  s. 
§  233  S.  334):  glaü  'Hegen',  teü,  tiü  'dick'  (tehue,  tihue),  biü 
'lebendig'  (bihue),  piü  'wer'  (pihue),  liü  'Farbe'  (lihue),  marü 
'Tod'  (marhue),  hanü  'Name'  (hanhue);  kl eii et 'hören',  merüel 
'sterben',  galüein  'rufen'  (galhuein),  hanüet  'genannt';  nach 
einem  geschwundenen  d:  e  veüas  'wurde  berauscht'  (mit  alter 
Orthographie  maihue  'berauscht').  Auch  altes  v  hat  an  diesem 
Übergang  teilgenommen:  sau  'Aufgang',  seüel  (sehuel)  'heben, 
aufgehen',  kriüat  'se  fortifier'  neben  krean  'fort',  pinüik  'reich'. 
Daneben  kommt  aber  auch  v  vor:  gavr  'Ziege',  gevel  'ZwilHng', 
ivet  'trinken',  aveit  'für'  (häufig  schwindet  v:  laret  'sagen'  Leon 
lavaret,  el  'wie',  al-kent  'trotzdem'  "wie  früher",  eit  'für'). 

5)  Der  Laut  a;  wird  h  geschrieben;  er  entspricht  dem  c'h  von 
Leon;  ist  außerdem  Lenition  eines  g  auch  vor  w:  ni  hum  huel 
Svir  sehen  uns'.  Jedoch  lehren  Guillevic  &  Le  Goff  S.  7,  daß  das 
lenierte  g-  kein  x  ist  (^?);  geschwunden:  ur  oai  'eine  Gans',  x 
hat  ein  w  hinter  sich  entwickelt  in  ihuel  'hoch';  hu  aus  f  in 
ihuern  'Hölle',  dihuennet  'verboten'.  Über  h  als  Vertreter  von 
p  (und  d)  s.  unter  6). 

6)  Die  in  Leon  in  z  zusammengefallenen  Laute  w^erden  im 
Wortinnern  noch  teilweise  auseinander  gehalten :  d  ist  (wie  in  Tre'g. 
und  Cornouaille)  geschwunden:  de  'Tag',  be  'Grab',  goai  'Gans', 
blei  'Wolf,  sei  'Seide',  er  maneieu  'die  Gebirge',  gout  'wissen', 
gouk  'Hals';  nach  dem  Schwunde  des  d  ist  zum  Teil  (zwischen 
ungleichen  silbischen  Vokalen?)  ein  -h-  eingeschoben  (vgl.  Loth, 
Rc.  VII  173):  kuhet  'verborgen',  lahas  'tötete',  e  goehas  'fiel', 
ehomm  'besoin'  (S.  169),  deuhorn,  dehorn  =  deuzorn  'Hände'. 
/  ist  zu  X  geworden:    peh  'Ding',   ur  hueh  'einmal'.     Im  Anlaut 

34* 


532  Der  Dialekt  von  Vannes.  Gallisch.     [§  352, 7.  8.  353 

erscheint  jedoch  für  ät  und  /  nur  z:  ar  e  ziskoe  ^auf  seinen 
Schultern',  ou  zreit  ^ihre  Füße'  ^pedes  eorum'  (in  einigen  Gegenden 
kann  das  2;  zu  r  werden:  me  rok  'mon  chapeau',  zu  tok  'Hut' 
Bayon  S.  10).  --  Über  s  in  V.  s.  S.  370f.  Ohne  ersichtUchen 
Grund  erscheint  s  in  den  Lehnwörtern  choufr  'Schwefel',  stur 
{stür)  'Steuerruder',  Bayon  S.  3. 

7)  Über  stimmhafte  Aussprache  des  /"  s.  §  345  S.  505. 

8)  n  ist  erhalten  in  keneu  'Nüsse'  u.  s.  w.  S.  155.  mz  >  nz 
in  konz  'Wort',  Plur.  konzeu  (aber  amzer  'Zeit,  Luft'),  vgl. 
§  332. 

§  B53.  Gallisch.  Es  ist  unmöglich,  eine  genaue  Darstellung 
der  gallischen  Aussprache  zu  geben.  Gewisse  Hauptzüge  sind  je- 
doch klar.  Das  Gallische  besaß  jedenfalls  die  kurzen  Vokale  a, 
Oj  u,  e,  i,  die  im  Wesentlichen  dem  idg.  a,  0,  u,  e^  i  entsprachen 
(u  und  i  hatten  eine  offene  Aussprache,  wie  aus  dem  gelegentlichen 
Übergang  in  0  und  e  S.  35,  S.  40 f.  zu  folgern  ist);  idg.  r^  Z,  ^, 
m  hatten  dasselbe  Schicksal  wie  im  Brit.  gehabt  (ri,  li  und  ar,  al; 
an,  am).  Das  Gallische  besaß  ferner  die  langen  Vokale:  ä  aus 
idg.  ä  und  ö  (anders  Thurneysen,  Handb.  S.  33);  —  U  aus  idg.  ü, 
im  Auslaut  aus  idg.  ö;  —  e  (aus  idg.  ei;  vgl.  dazu  noch  §  34 
Anm.);  —  l  aus  idg.  e,  l.  Diphthonge:  au,  ou,  eu  (genauer  in 
§  37);  wohl  auch  ai  und  oL     Unsilbische  Vokale:  w,  j. 

s  war  gut  erhalten  (vermuthch  in  zwei  Nuancen :  unleniert  und 
leniert;  das  lenierte  s  war  aber  nicht  zu  h  geworden  oder  ge- 
schwunden: esox,  Esugenus,  Isarnus,  Uisurix,  gaesum  S.  73f.; 
diese  Entwickelung  müßte  jedoch  im  Laufe  der  Zeit  eingetreten 
sein,  wenn  Bhys,  Celtic  Inscr.  S.  53  mit  Hecht  suiorebe  als  eine 
Kasusform  des  Wortes  'Schwester'  auffaßt).  Der  Übergang  st  >  ts 
(c)  ist  schon  für  das  Gall.  belegt;  die  Affrikata  c,  die  natürlich 
auch  für  urkelt.  st  aus  idg.  t^t  §  87  und  für  urkelt.  ts  stehen  kann, 
wird  in  schwankender  Weise  bezeichnet:  s  (Sirona  S.  78),  ts 
(Epotsoro-uidus  S.  80),  ds  (Uradsarius  MN),  ss  (Urassia 
EN),  -^  oder  ^^  (vermuthch  ging  man  dabei  von  einer  griechischen 
Aussprache  p  aus;  Ura^arus  MN),  D  (Dirona;  Meddillus, 
Me^^iUog,  Medsillus  MN,  Messilla  FN),  durchstrichenes  s 
(Urissulius  MN).  Das  Zeichen  D  ist  vermutlich  eine  Nach- 
ahmung des  gr.  0  (eine  lautgeschichtliche  Erklärung  des  Zeichens, 
die  mit  dem  Übergang  eines  alten  d  in  eine  stimmhafte,  später 
stimmlose  Affrikata  [unter  unbekannten  Bedingungen],  rechnen 
müßte,  ist  wohl  weniger  wahrscheinlich).  —  rs  war  zu  7'r,  ns  zu  ss 


I 


§  353]  Gallisch.  533 

geworden  (carrus  S.  44,  essedum  8.86;  die  übrigen  Verbindungiin 
des  s  mit  Sonorlauten  sind  schwer  zu  belegen;  ich  nehme  sn  >  nn 
an  (S.  86),  Holder  unter  Cosla  nimmt  erhaltenes  sl  an. 

Das  idg.  p  hatte  im  Wesentlichen  dasselbe  Schicksal  ma  im 
Brit.  gehabt;  über  Hereynia  silua  S.  412;  gall.  Crixus  S.  75; 
pt  S.  93.  Sollte  lat.  spionia  S.  68  schließHch  keltisches  Lehn- 
wort sein,  so  wäre  für  die  gallische  Grundform  wohl  sf-  anzusetzen. 

Die  Laute  g,  d,  h  besaß  das  Gallische  vermutlich  sowohl  in 
unlenierter  wie  in  lenierter  Form  (intervokalisches  g  ist  geschwunden 
z.  B.  in  treide  ^Fuß'  in  Endlicher's  Glossar,  vgl.  Holder  I  1503f. 
und  gall.-lat.  uerträha  neben  uertragus  ^Windhund';  für  b  vgl. 
die  Schreibung  Dea  Ardbinna  neben  Arduinna,  mons  Ce- 
uenna  und  Cebenna). 

Auch  k,  t,  p  (p  aus  idg.  ht  wie  im  Brit.)  kann  das  Gall.  in 
unlenierter  und  lenierter  Gestalt  besessen  haben,  d.  h.  als  Je 
und  k,  f  und  t,  p  und  p,  vgl.  S.  437  (ein  Zeugnis  in  dieser 
Richtung  könnte  das  Schwanken  zwischen  -c-  und  -g-,  -p-  und  -b- 
sein:  arcanto-dan.,  uerco-breto.  S.  1041,  carpentum  S.  118). 
Es  hat  auch  eine  stimmlose  Spirans  x  (vor  t)  gegeben  (geschrieben 
-X-  und  -X-,  aber  auch  -c-):  Rextugenos  S.  123;  auch  wohl  vor 
5;  wo  jedoch  eine  deutliche  Bezeichnung  orthographisch  schwieriger 
war.  In  Spanien  ist  x  vor  t  geschwunden:  Ambatus  MN,  Am- 
bata,  Ambada  FN,  sonst  Ambactus. 

Schließlich  besaß  das  Gall.  die  Sonorlaute  r,  l,  n,  m.  Bei  m 
scheinen  Spuren  einer  doppelten  Aussprache  vorhanden  zu  sein: 
Bormo,  Boruo  §  99  Anm.  7  S.  168  (die  lenierte  Aussprache  des 
m  würde  jedoch  nicht  gut  zu  der  unlenierten  Aussprache  der 
Mediae  nach  r  in  arcanto-,  uerco-,  carpentum  stimmen),  m 
war  vor  w  geschwunden:  Couirus  S.  166,  S.  64. 


534 


Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  2  Z.  14  V.  u.     Anm.,  1.  Anm.  3. 

S.  3  §  2  Schlui^.  Die  keltischen  Literaturen  sind  behandelt  (von  Heinrich 
Zimmer,  Kuno  Meyer  und  Ludwig  Christian  Stern)  in  dem 
Werke  Die  romanischen  Literaturen  und  Sprachen  mit  Ein- 
schluß des  Keltischen  (=  Die  Kultur  der  Gegenwart,  heraus- 
gegeben von  Paul  Hinneberg,  Teil  I,  Abteilung  XI,  1), 
Berlin  und  Leipzig  1909. 
S.  4  Z.  10.  Füge  vor  der  Parenthese  hinzu:  Vgl.  Loth,  Ec.  XY  98  und  jetzt 
bes.  Comptes  rendus  de  l'Academie  des  inscriptions  et^elles- 
lettres  1909,  16  ff. 
S.  6  Z.  3.     Spiranten,  1.  Spiranten  und  g. 

Z.  8.     Füge   hinzu:    Thurneysen,    Handb.   des  Alt-Irischen,  I,   Heidel- 
berg 1909. 
Fußnote  Z.  3.     530,  1.  530,  VII  271—273. 
S.  7  Z.  5.    Lies  §  239  S.  343,  §  241,  3,  §  242,  2. 
Z.  6  und  7.     ar,  ol,  L  ar,  ol. 

Füge  vor  dem  )  hinzu:  ;  fortgesetzt  in  Vol.  VIII — IX. 
Lies  .  .  493  ff.,  V  88  ff.,  455  ff. 
Füge  hinzu:  Stokes,  BB  XVIII  84 ff. 

Für  ^   kann    auch   ch,    gh    geschrieben   werden:    ac.  in- 
helcha,  helghati  S.  106. 
S.  14  Z.  12.     Vgl.  noch  ac.  anu  §  99,  5  S.  169. 

§  13  letzte   Zeile.      Lies  .  .  §  94  S.  149  ff.   mit  Nachtrag   (tilge   den 
Verweis  auf  §  340). 
S.  16  Z.  3.      Füge    hinzu:    Strachan,    An    Introduction    to    Early    Welsh, 

Manchester  1909. 
S.  19  Z.  16.     Füge  hinzu  :  Eudolph  Trebitsch,  Phonographische  Aufnahmen 
der    br.   Sprache,    Anz.    d.    phil.-hist.    Kl.    d.  Kais.   Ak.  d. 
Wiss.  in  Wien  1908  Nr.  XXVI. 
S.  20  Z.  6.     Füge  hinzu :   Victor  Henry,   Lexique   etymologique   des  termes 

les  plus  usuels  du  breton  moderne,  Kennes  1900. 
S.  22  §  20  Schluß.  Füge  hinzu:  Stokes,  BB  XVIII  115-132;  Magnus 
Olsen,  Om  sproget  i  de  manske  runeindskrifter,  Christiania, 
Videnskabsselskabets  Forh.  1909  Nr.  1;  K.  Meyer,  Kc.  XI 
493—495,  XII  459—463,  Eriu  IV  1-16. 
S.  23  f.  Zu  den  hier  und  im  Verlauf  meiner  Darstellung  angeführten  brit. 
Lehnwcrterti  im  Ir.  füge  hinzu:  ir.  dain  'fein'  :  c.  dain; 
ir.   faut  :  c.   pant  'Höhlung',    s.  Vendryes,   Rc.  XXX  208. 


s. 

9  Z.  17  V.  u. 

s. 

11  Z.  7  V.  u. 

s. 

12  §  11  Z.  7. 

s. 

13  Z.  3  V.  u. 

Berichtigungen  und  Zusätze.  535 

S.  30  Z.  8  V.  u.     §  44,  1.  §  44  Anm.  3. 

S.  31  §  25  Z.  4.     Anm.,  1.  Anm.  3. 

S.  32  Z.  18  und  19.    fota^  uastus,  1.  fota,  uastus, 

S.  33  Z.  8.     Lies  ei,  y,  e. 

S.  34  Z.  6  V.  u.     Nach  c.  ff  wallt  füge  hinzu:  acorn.  gols. 

S.  35  Z.  1  in  der  Parenthese.     Füge  hinzu:  ac.  abr.  guo-. 

§  27  Z.  11.     Lies  ir.  cloth  *Kuhm'   (s.  Kuno  Meyer,   Contributions;. 

S.  37  §  28,  3  Z.  3.     vorderen  Vokalen,  1.  i  (vgl.  S.  368j. 

S.  39  Z.  16  V.  u.  Anders  über  ir.  aig,  Gen.  ega  Thurneysen,  Handb.  des 
Altirischen  I  118  f. 

S.  43  Z.  1.  V.  grouiz  erklärt  sich  durch  einen  in  diesen  Dialekt  vor- 
kommenden Übergang  von  gur-,  gul-  vor  dem  Akzent  in 
grio-,  glw-\  vgl.  V.  glouahenn  'latte'  Leon  gou-laz-enn 
(zu  br.  laz  ir.  slat  S.  84),  vgl.  Grammont,  Melanges  H. 
d'Arbois  de  Jubainville  S.  92.     S.  S.  493. 

S.  45  Z.  13 — 12  V.  u.     Lies  c.  am  corn.  br    am-. 

S.  46  §  31,  Ic.    Vgl.  über  ir.  fiche  §  156  Anm.  L 

S.  47  Z.  21.     Zu  br.  e-ben  'die  andere'  vgl.  ir.  a  setig  ds.  LU  79b  39. 

S.  48  Z.  1.     Vgl.  §  182  Anm.  1  S.  279. 

Z.  11.     Füge  hinzu:  mcorn.  def,  duf  P.  C.  977,  989. 

Z.  12.     Lies  de  an. 

Z.  17.     Füge  hinzu:  nc.  modryb, 
S.  49  Z.  1—2.     Hierher  lat.  ex-plörö,  Cuny,  Melanges  Havet  S.  85—106. 

Z.  7.  Br.  laosk,  leuskel  ist  hier  und  S.  218  falsch  beurteilt;  ö  ist 
Umlaut  von  an,  s.  §  257,  1  Schluß  S.  380. 

§  32,  3.     ö  aus  ä  vielleicht  auch  in  der  ir.  Präposition  6  'von'  S.  438. 
S.  50  Z.  12.     skr.   «,    1.    skr.   ü    mit   Palatalisierung    eines    vorhergehenden 
Hinterlinguals. 

Z.  24.     (ir.,  1.  ;  ir. 

S.  51  Z.  11.    §  155,  1.  §  156. 

Schluß  der  Anm.  Füge  hinzu:  Vgl.  §  349,  8.  Unmöglich,  auch  vom 
Gesichtspunkt  der  brit.  Lautgesetze,  ist  die  Zurückführung 
von  ir.  ceile  c.  cilydd  auf  *kegUjo-,  Thurneysen,  Handb. 
S.  97. 

S.  53  Z.  7.     Füge  hinzu:  mcorn.  lef,  luef. 

S.  54  Z.  5.     Über  ü  >  ncorn.  i  s.  §  350,  7. 

S.  55  §  37,  3.  Air.  au-gaire  'Hirt'  (neben  u-gaire),  worin  der  Diphthong 
nicht  recht  verständlich  ist  (es  sei  denn,  daß  die  Formen- 
bildung bei  'Schaf  sich  nach  'Kuh'  gerichtet  hätte),  erklärt 
Thurneysen,  Handb.  S.  122  als  umgekehrte  Schreibung. 

S.  56  Z.  11  V.  u.     galL,  1.  abrit. 

S.  58  Z.  7.    Lies  nbr.  kuiT. 

S.  59  Z.  5  V.  u.  Vgl.  mc.  priawt  u.  s.  w.  S.  214  unten  (anders  behandelt 
ist  mc.  tafawt  u.  s.  w.  S.  107).  Das  Ac.  und  Abr.  hat 
noch  guo-;  über  com.  me  a  wolgh  'ich  werde  waschen', 
wour    8.  S.  435,  §  350,  3;    vielleicht  ist  das   v   von  br.  he 


536  Berichtigungen  und  Zusätze. 

voad  'sein  Blut",  en  em  roada  u.  s.  w.  S.  433  und  §  218 
S.  314  als  erhaltenes  tr  aufzufassen. 

S.  60  Z.  1—2.     G-enauer  bei  Grammont,  Melanges  H.  dArbois   de  Jubain- 
rille.  S.  SS— 96  (über  Leon  gloan  ^Wolle"  S.  86—90).     Tgl. 
Nachtrag  zu  S.  152  Z.  15—20. 
Z.  5.     Lies  mcom.  gurek. 
Z.  2  T.  u.     eu.  1.  eu  (gesprochen  'öu\. 

S.  61  Z.  16.     Füge  hinzu:  com.  nown. 
Z.  30.    Füge  hinzu:  com.  lower. 

Z.  9 — 7  T.  u.     Über   c.    gognaw   und   br.    tanao,    in   denen   a   ur- 
sprünglich ist  s.  §  106.  §  109,  1. 
Z.  3  V.  u.     Tgl.  über  br.  dreo   'a  demi-ivre"   Loth,  Ptc.  XX  342     Zu 
diesem  Absatz  vgl.  noch  §  123,  2. 

S.  63  §  43  Z.  5.    Über  ein  ir.  Adj.  medb  s.  Eriu  H  12. 

S.  64  §  44  Z.  6.  j  schwindet  vor  c.  //,  br.  i  :  mc.  yxch,  PIut.  von  iwrch 
'Rehbock";  br.  11  c' hier,  PIut.  von  ialch  'Börse":  vgl.  über 
c.  iddew  u.  s.  w.  S.  385:  eine  ähnliche  Erscheinung  im 
Inlaut  (c.  hyn)  §  255.  6. 

S.  6^  Z.  2  V.  u.     Füge  hinzu:  ac.  trean. 

Z.  1  V.  u.  Füge  hinzu:  aber  nc.  trianu  *to  tertiate'.  vgl.  Thurneysen 
Ec.  XI  203  f. 

S.  67  Z.  9.     Lies  §  214  Anm.  3 

Z.  13.     Füge  hinzu:  ncorn.  boell.  bül. 

Z.  15.  Ein  weiteres  Beispiel  ist  c.  mwyaid  (bwyaid)  'consecrated 
wafers':  miod  'fritters,  mancliets".  Tgl.  noch  br.  kroua- 
duT  §  124.  2. 

S.  68  Z.  6—10.    Ähnlich  auch  TTilh.  Lehmann.  EZ  XLI  394. 

S.  69  Z.  18.  Com.  £res,  creys  "Mitte"  br.  kreiz  T.  kreis  scheinen  auf 
einen  alten  Lokativ  *k'rd-su  zurückzugehen. 

S.  73  Z.  25.     Anders  über  an.  iain,  eärn  Torp.  AfnPil.  XXIT  91—92. 

S.  74  Z.  2 — 5.     Die  gegebene  Erklärung  von  chwioxydd,  guiannnin  ist 
zweifelhaft,  der  Parallelismus  mit  c.  trianu  neben  traian 
ist  dagegen  evident. 
Z.  5.    Lies  §  214  Anm.  3. 

S.  76  Z,  3  V.  u.    Zur  brit.  Tokalgebung  vgl.  S.  383. 

S,  78  Z.  4  V.  u.  Ir.  de-sercc  enthält  wohl  nicht  das  Wort  *Gott',  sondern 
das  Präverb  de-,  di-,  vgl.  c.  gor-dderchu  'lieben,  dessen 
letzter  Teil  aus  einem  spät  kontrahierten  *de~heTchu  eT- 
klärt  werden  kann. 

S.  79  Z.  1.  Zimmer.  Sitzungsber.  d.  königl.  preuß.  Akad.  1909  IQ  72ff. 
erklärt  den  kurzen  Tokal  von  c.  earhaet  (sar)  als 
Kürzung  eines  alten  S  vor  dem  urbrit.  Akzent  (aber  eine 
derartige  Eürzung  erkenne  ich  nicht  an.  s.  §  126  S.  204,. 
deutet  ir.  tär  mit  Windisch  als  *to-^är  (aber  mit  Elision 
des  '0~  kann  in  einem  solchen  Fall  —  vor  f  —  schwerlich 
gerechnet  werden,  s.  §  207  S.  305  und  will  schließlich  c 
sar   ir.   sar    als    das    entlehnte   aengl.   sar   *Schinerz'    be- 


Bericlitigungen  und  Zusätze.  537 

trachten.  Dagegen  sprechen  aber  einerseits  die  Lau*e 
(vgl.  c.  rhawd  ir.  rot  aus  aengl.  rad  §  20  S.  21),  anderer- 
seits reale  Erwägungen;  daß  man  die  ererbte  Bezeichnung 
eines  uralten  juridischen  Begriffes  aufgegeben  hätte  um  sie 
durch  ein  Fremdwort  ohne  jede  juridi.sch-technische  Be- 
deutung zu  ersetzen,  halte  ich  für  ganz  unwahrscheinlich. 
Auch  spricht  gegen  den  altkeltischen  Charakter  von  c. 
sar  ir.  sär  absolut  nichts;  die  Beschränkung  der  Sippe 
auf  das  Ir.  und  C.  ist  kein  "Verdächtigungsgrund  (vgl.  z.  B. 
c.  efydd  air.  humae  'Kupfer"  u.  s.  w.  u.  s.  w.).  Der 
Zweifel  an  ir.  <?-  aus  st-  bei  Thurneysen,  Handb.  S.  130 
läßt  sich  nur  unter  Verwerfung  unbedenklicher  Etymolo- 
gien aufrechterhalten.  Auch  die  Annahme  einer  idg.  Alter- 
nation a  :  ä  in  c.  sar  :  ir.  sar  ist  unanstößig  (will  man  die 
Alternation  a  :  ä  durch  Entlehnung  erklären,  so  besteht 
nur  die  Möglichkeit,  das  ir.  Wort  als  aus  dem  C.  entlehnt 
zu  betrachten,  vgl,  etwa  ir.  aros  'Wohnung'  aus  mc. 
arhos  'to  stay,  abide';  man  müßte  aber  in  diesem  Falle 
trotzdem  eine  idg.  Alternation  a  :  ä  in  c.  sar  :  ir.  tär  an- 
nehmen ;  und  gegen  die  Entlehnung  sprechen  schwerwiegen- 
de —  meiner  Ansicht  nach  :  entscheidende  —  semasiolo- 
gische  Bedenken). 

S.  79  Z.  5  V.  u.  f/w-  in  rahd.  qua  st  wäre  auch  nach  der  Zusammen- 
stellung mit  russ.  gvocdi  'Nagel"  abulg.  gvozdl  'Wald"  (Tor- 
biörnsson,  Nordiska  studier  tillegnade  Adolf  Xoreen,  üpsala 
1904  S.  255)  anzunehmen. 

S.  81  §  50,  2.  Über  -str-  vgl.  §  136,  3  S.  220.  Neben  maistre  existiert 
im  Nir.  auch  der  Nom.  maistir  (vermutlich  älter;;  neben 
riastraim  'verzerre'  (c.  rhwystro  'to  hmder,  to  obstruct*) 
steht  das  Part,  riastartha, 

S.  82  Z.  9.     Vgl.  noch  etwa  gall.  ^oovdig  Fluß-N.,  Frutonius  MN. 

S.  83  Z.  18  V.  u.     Zu  ir.  orr  vgl.  S.  245. 

S.  84  Z.  25.  Über  gr.  a/t/;  vgl.  Solmsen,  Untersuchungen  zur  gr.  Laut-  und 
Verslehre,  S.  73  Fußnote. 

S.  85  §  50,  7.     Gall.  bei sa  ist  wohl  aus  *beli5a  entstanden,  vgl.  Belsa, 
Belisia  ON. 
Z.  13  V.  u.     Füge  hinzu:  com.  nasweth. 

S.  86  Z.  12  V.  u.     Lies  ir.  gress. 

S.  88  Z.  14 — 5  V.  u.  Daß  ir.  bech  nicht  ein  altes  *',  sondern  ein  altes  e 
hat,  geht  aus  §  252  Anm.  9  a  S.  367  hervor.  Zu  beachten 
ist  dor.  acpä^  Theokr.  V  29  (worauf  mich  Boisacq  aufmerk- 
sam macht). 

S.  93  Z.  10  V.  u.     Über  c.  cael  s.  §  349,  37. 

S.  94  Z.  7  V.  u.     ac,  1.  air.  (Juvencus-Glossen). 

S.  96  Z.  8.     Lies  wev. 

Z.  4  V.  u.     Isalmaen   ist  Is-Almaen,  Vendryes.  Kc.  XXX  205. 

S.  99  Z.  6.  -ege-,   1.  -ege-   vor  j   der  folgenden  Silbe,  §  255,  6. 


538  Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  99  Z.  12.     Über  acorn.  teilu  s.  §  350,  20. 

S.  100  Z.  3.     Vor    dem   geschwundenen  Auslaut   (wenn   er  nicht  ein  ä  ent- 
hielt) scheint  -ig-  als  c.  -wy  auftreten  zu  können  s.  S,  515. 
S.  101    §  59,   9.      "Weitere   Beispiele  :  c.    anian    'Natur'    {*ndhi    +    *g'en-, 

*g'nn-  'gebären');  mc.  gwaryaf  §  302,  3  Anm.  S.  434, 
Z.  4  V.  u.     Lies  giugran. 
S.  103  Z.  19  V.  u.     gränna   liegt   air.    als   g ran  de   vor  (Ml.  40c  17,   18, 

Vendryes,  Rc.  XXX  210). 
S.  104  Z.  4.     Das  ir.  -?/-   in   cuilen   liefert    den  Beweis  für  das  i   der  fol- 
genden Silbe,  s.  S.  363,  S.  483. 
Z.  15.     a,  1.  o. 
S.  106  §  61,  4.     Vgl.  noch  c.  ystwng  'to  put  down,  to  depress'  :  br.  stoui 

'baisser  la  tete'. 
S.  108  §  63,  1.     Vgl.  §  215  Anm. 

S.  109  Z.  8.     Anders  über  ir.  när  Loth,  Melanges  Havet  S.  240. 
S.  110  Z.  7.     Zum  Alter  der  Schreibung   dd  vgl.  Vendryes,  Ec.  XXX  210. 
Z.  32.    Vgl.  noch  abr.  in  madau  gl,  pessum,  Thurneysen,  IF  XIV  132, 
S.  112  Z.  14,     Lies  br.  ozac'h  'maitre  de  maison,  mari'. 

§  67  Anm.  3  Schluß.    Füge  hinzu:  br.  diriou  'Donnerstag';  vgl,  noch 

br.  ilio  'Epheu'  :  c.  eiddew  ncorn.  idhio  ir.  edenn. 
S,  113  Z.  28.     Das  fem.  Genus  der  kürzeren  Form  ist  wohl  alt,   das  mask. 

Genus  eine  Neuerung,  vgl,  S.  526. 
Z.  31,     -dm-  auch  in  c.   deddf  'Sitte'  gr.  xs^fAog. 
S.  114  Z,  13—17,     Mehr  über  Id  >  //  bei  Thurneysen,  Handb.  S,  91. 

Z.  22.     Die  archaische  Artikelform  in  da  liegt  vor  in  indä  errend 

gl,  Stigmata  [Wb,]  20 d  5  und  in  da  fodb  gl,  exuuias  Thes, 

II  47,  24;  s.  Thurneysen,  ZfcPh,  III  53. 
S.  115  Z.  3.     Über  erhaltenes  nd  im  Brit.  vgl.  Ernault,  ZfcPh.  I  40.     Vgl. 

ncorn.   trenzha    (d.   h.  trenSa?)    'the    day   after  to-morrow' 

Lhuyd  S.  249  :  c,  trennydd  S.  23. 
S.  117  Z.  17,     Das  Brit.  setzt   eine  Grundform    *nebhl()-    (genügt   auch   für 

das  Ir.)   oder  *nebhlä  voraus,    vgl.  V.  ivlenn  §  162  S.  255. 
S.  119  Z.  6  v.  u.     In  ir.  imbliu  'Nabel'  :  lat.  umbilicus  gr.  6/j,(pak6g  ahd. 

nabalo  ds.    skr.  näb/nla-   'Nabelvertiefung'    kann    zwischen 

b  und  l  ein  Vokal  geschwunden  sein, 
S.  121  Z.  3.     crem,  besser  er  im  s.  S.  365, 
S.  122  Z,  1  V.  u.     Lies  *we-k'örd-. 
S.  124  Z.  6,     Füge  hinzu:  ncorn  gwaneth. 
S.  125  Z.  9  V.  u.     Füge  hinzu:  corn,  tyn. 
S.  132   Z.   10.      Die    Erklärung   von    c.    tal-cen    ist    zweifelhaft;    vgl.    br. 

talgenn    'Stirnbrott    der    Kühe',    dourgenn    'Handhabe, 

Henkel'  (zu  dourn  'Hand'), 
Z.  20—22.     Anders   Wackernagel,    Nachrichten    d.   königl.    Ges.  d. 

Wiss.  zu  Göttingen  1909  S.  61. 
S.  133  Z.  5.     Über  br.  bezo  vgl.  §  143  Anm.  2. 

Z,  8,     Die  Zusammenstellung  von  ir.  laithe  und  asl.  l^fo  findet  sich 

auch    bei    Mikkola    in    der   Jagid-Festschrift,    Berlin   1908 


Berichtigungen  und  Zusätze.  539 

S.  360,  wo  auch  skandinavische  Formen   verglichen  werde.'. 

S.  133  Z.  2.  V.  u.     Über  das  lenierte  t  im  Brit.  vgl.  §  3(K). 

S.  134  §  85,  5.  Die  hier  besprochene  Hypothese  wird,  wenn  sie  überhaupt 
richtig  ist,  nicht  für  das  mit  einem  urspr.  auslautenden  -r 
zusammengeratene  t  gelten,  vgl.  §  143,  2  Schluß  (c.  creawdrj 
und  §  153  S.  246  (rabr.  breuzr). 
Z.  3  v.  u.  Füge  hinzu:  c.  Ilawdr  'Hosen'  acorn.  loder  gl.  caliga 
br.  loer  'bas,  chaussure'. 

S.  135  Z.  8  v.  u.  Mbr.  loezn  (und  andere  derartige  Formen)  betrachte 
ich  als  eine  orthographische  Kontamination  der  älteren 
Form  (mit  zn)  und  der  jüngeren  Form  (mit  en).  Anders 
Loth,  Kc.  XXVIII  65,  der  sich  auf  die  Entwicklung  in 
Ouessant  beruft  (paedroun  'parrain'  u.  s.  w.). 

S.  136  Z.  16.     Füge  hinzu:  V.  deusto,  deustou  §  352,  3. 

S.  138  Z.  4  v.  u.  Auch  im  Corn.  kann  ein  auslautendes  -t  unter  ähnlichen 
Bedingungen  wie  im  C.  verloren  gehen:  corn.  gan  =  gans 
'mit'  (analogisch  genef  'mit  mir');  dek  can  quyth  'zehn 
hundert  mal';  lemmyn  'sondern'  S.  492.  Aber  kymmys 
'so  viel',  bewnas  'Leben'  M.  C.  12. 

S.  140  Z.  25.  In  Konsonantengruppen  kann  im  Air.  und  Mir.  die  Doppe- 
lung als  Zeichen  der  unlenierten  Aussprache  gelten.  Belege 
Asp.  i  Irsk  S.  112  f.  Die  unlenierte  Aussprache  kann  ver- 
schleppt werden:  ir.  follus  §  242  Anm.  4  S.  351  [l  vor  s 
entstanden),  as-lennim  'beschmutze'  [s  in  -eilnim  ent- 
standen) Thurneysen,  Handb.  §  137  S.  84. 

S  142  Z.  1  V.  u.     Lies  Donegal  rauwdr. 

S.  144  Z.  10—11.     be-artha,  1.  bear-tha. 

S.  149  Z.  7  und  16.     Lies  simtas. 

Z.  16.     Füge  hinzu:  acorn.  nans. 
Z.  31.     Lies  §  228,  §  229. 

Z.  4  V.  u.  Die  Bedeutung  der  ac.  Schreibungen  hanther  'Hälfte', 
pimphet  'der  fünfte'  ist  nicht  ganz  klar;  wahrscheinlich 
ist  wA,  mh  oder  nh,  nih  zu  sprechen. 

S.  151  Z.  19  V.  u.    Daß  der  kurze  Vokal  in  unbetonter  Silbe  auf  Verkürzung 

beruht,  ursprünglich  aber  (wenigstens)  halblang  gewesen  ist, 

geht   aus    seiner  Färbung   hervor;   vgl.  über  c  aus  a  §  200. 

Z.  5  V.  u.    Nir.  coic-thigheas  'vierzehn  Tage'   (S.  487)  hat  einen 

kurzen  Vokal  in  der  ersten  Silbe. 

S.  152  Z.  2.  Der  Gedanke  an  eine  Sonderbehandlung  vor  xt  könnte  durch 
ir.  rieh  tu  'Erreichen',  Inf.  von  ro-icc-  gestützt  werden. 
Z.  4 — 13.  Die  Schwierigkeiten  werden  durch  die  von  Thurneysen, 
Handb.  S.  124 f.  gegebene  Fassung  (Dehnung  von  a  und  e, 
keine  Dehnung  von  i)  nicht  überwunden;  denn  ro-icc-, 
t-icc-  hat  idg.  w,  das  im  Ir.  nicht  zu  in,  sondern  zu  en 
geworden  ist. 
Z.  15—20.  Ich  habe  den  Satz,  daß  die  kurzen  Vokale  vor  ge- 
schwundenem n  im  Brit.  dasselbe  Schicksal  wie  sonst  haben. 


540  Berichtigungen  und  Zusätze. 

deshalb  ohne  Polemik  gegen  die  abweichende  Ansicht  von 
Foy,  IF  VI  331  ausgesprochen,  weil  ich  die  Unrichtigkeit 
der  Foy'schen  Darstellung  als  unmittelbar  einleuchtend  be- 
trachtete. Die  Lehnwörter,  auf  die  Foy  sich  beruft,  ge- 
hören natürlich  gar  nicht  in  diesen  Zusammenhang;  lat. 
pensum  war  gesprochenes  ^pesum,  vgl.  §  129,  1  S.  209. 
Ich  sehe  aber  jetzt  zu  meiner  Überraschung,  daß  die 
Zurückführung  von  ir.  bes  br.  boaz  c.  moes  (worüber  ich 
S.  56  gehandelt  habe)  auf  *bhendh-tu-  von  Thurneysen, 
Handb.  S.  126  gebilligt  wird,  und  daß  Thurneysen  S.  128 
das  br.  groez,  grouez  'Sonnenhitze'  (vgl.  in  meinem 
Buche  §  62  Anm.  S.  108)  mit  boaz  parallelisiert.  Diese" 
beiden  Belege  stützen  sich  jedoch  gegenseitig  nicht;  wenn 
br.  grouez  wirklich  einen  alten  Diphthong,  nicht  *  giere-, 
enthielte,  so  würde  oue  nicht  zu  dem  oa  von  boaz  c, 
moes  stimmen.  An  der  Zusammengehörigkeit  von  br. 
grouez  mit  c.  gwres  ist  aber  nicht  zu  rütteln.  Die 
Form  von  grouez  ist  allerdings  im  Dialekt  von  Leon  auf- 
fällig (vgl.  grek  'Frau'  c.  gwraig  u,  s.  w,);  auf  gloan 
'Wolle'  würde  man  sich  nach  den  Erörterungen  von  Gram- 
mont  in  dem  S.  60  Nachtrag  zitierten  Aufsatz  (wonach 
andere  Gesetze  für  gtvra-,  gwla-  als  für  giere-,  gwle-  gelten) 
nicht  berufen  können.  Indessen  kann  und  wird  seine  For- 
mulierung und  Deutung  der  Gesetze  noch  zu  modifizieren 
sein;  es  könnte  eventuell  eine  Rolle  spielen,  daß  grouez 
ein  gemeinbrit.  offenes  e  hat,  während  grek  'Frau',  gleb 
'feucht',  g r e c '  h 'ciron' (*t^r^Ä-no- ;  vgl.  c.  gwraint  'worms 
in  the  skin',  gwrein-yn  'a  ringworm',  nir.  frighid  'a 
fleshworm'  aus  *icrghnU\  daneben  nir.  frigh,  etwa 
^wrghi-;  zu  aengl.  wringan  'drehen'  lit.  reng-ti-s  'sich 
krümmen')  alle  ein  ursprünglich  geschlossenes  e  hatten.  So 
bleibt  also  für  das  Foy'sche  Gesetz  nur  höchstens  der 
eine  Beleg  ir.  bes  c.  moes  br.  boaz;  und  dieser  Beleg 
ist  unbedingt  zu  verwerfen ;  c,  oe  als  Diphthongierung  eines 
durch  Ersatzdehnung  entstandenen  e  wäre  äußerst  auffällig, 
und  c.  gwres,  br.  kazel  beweisen  klar,  daß  e  und  a  vor 
ns  im  Brit.  nicht  gedehnt  worden  sind. 

S.  152  §  94  Anm.  Füge  hinzu:  c.  llyffethar  'fetter'  =  ir.  langfiter 
S.  409. 

S.  153  Z.  30 — 31.  Der  Übergang  findet  sich  auch  in  sekundären  Gruppen: 
Arran  kroxür  Conchobhar,  Nord-Connaught  bruichille 
'Ärmel'  §  229. 

S.  155  Z.  9  ff.     Über  n  >  r  im  Corn.  s.  §  350,  39. 

S.  157  Z.  34.  Vgl.  com.  yn  de  IIa  'so'  aus  *yn  del  na  "diese  Weise". 
Auch  nl  hat  //  ergeben,  vgl.  Thurneysen,  Handb.  3.  90. 
Auch  eine  sekundäre  Gruppe  nl  wird  im  Ir.  assimiliert:  ir. 
tenlach    und    teil  ach    'Herd',    fi  anlach    und    fi  all  ach 


f 


Berichtigungen  und  Zusätze.  541 

'Schar',  brollach  'Busen'.  Von  einem  gewissen  Zeitpunkt 
an  wird  jedoch  die  Gruppe  nl  wieder  [geduldet:  annlann 
S.  115  (Kuno  Meyer,  Contrib.  andlondj.  Im  Nir.  hat  man 
münla  'a  mould'  (aus  dem  Engl.;  -n-  ist  aus  der  Nasa- 
lierung des  Vokals  entwickelt],  mänla  'quiet'. 

S.  159  Z.  35.  Air.  brec  (Ml.  143c  1;  vgl.  gall.  Briccius  MNj  gehört 
nach  Thurneysen,  Handb.  S.  132  zu  gr.  nqaxvög  (idg.  Alter- 
nation p  :  bh). 

S.  164  Z.  20.     Lies  er  im. 

S.  184  §  112,  3.  Weitere  Beispiele  für  e  :  o:  lat.  pectus:  ir.  ucht 
'Busen';  ir.  clechtaim  'ich  übe  aus':  cluiche  'Spiel'; 
ir.  er  im  "Knoblauch':  xQOfxvov;  gr.  jisqvoi:  air.  hurid 
S.  90.     Auch  c.  nith  'Nichte'  :  acorn.  noit? 

S.  186  Z.  2ff.     Besser  S.  492. 

S.  192  Z.  2.     Füge  hinzu:  corn.  spys  0.  M.  1540  (nicht  aus  engl,  space). 

S.  195  Z.  13.     des  Br.,  1.  des  Corn.  und  Br. 

Z.  14 f.     Tilge  die  Worte:  unklar  .  .  Formen. 

Z.  29.      Beachte    jedoch  ncorn.  preva  'beweisen'    [e  aus  mcorn.  ö? 
oder    verschleppter   I'mlaut    eines   o,    vgl.    mcorn.    3.   Sing. 
Präs.  pref?). 
Z.  33.     Tilge  die  Worte:  §  259  oder. 

S.  199  Z.  8  V.  u.     Lies  §  222  Anm.  3. 

S.  203  Z.  24 ff.     Vgl.  S.  370. 

Z.  26.     Lies  Akk.  i-ssinn-aiar. 

S.  204  Z.  32.  Füge  nach  dem;  hinzu:  vgl.  ceiniag-werth  'a  pennyworth' 
Nettlau,  Beiträge  S.  55. 

S.  205  Z.  7.     Lies  corn.  peghas  vgl.  §  193. 

§  127,  1.  Für  die  Chronologie  der  Aussprache  beachtenswert  sind 
die  Schreibungen  Lindocolina  'Lincoln'  (aus  lat.  co  lönia) 
und  Dinoot  MN  (aus  lat.  Du  natu  s)  bei  Beda. 

S.  207  §  128,  1.  Hier  die  Bemerkung  über  c.  cegid  u.  s.  w.,  die  durch 
Versehen  S.  209  Z.  27—29  steht. 

S.  209  Z.  14.     Über  c.  ciniaw  vgL  §  349,  8. 

S.  210  Z.  1.     Über  br.  muzur  vgL  §  234. 

S.  212  Z.  13 — 16.     Das  zweisilbige  br.  eur  stammt  aus  dem  Afrz. 

S.  213  Z.  7  V.  u.     Älter  als  pian  ist  pen  s.  §  347,  17. 

S.  217  Z.  22.     Mehr   über   ir.   epscop   u.    s.  w.     Zimmer,  Sitzungsberichte 
d.  königl.  preuß.  Akad.  1909,   S.  441-457. 
Z.  38 — 39.     Zu  acorn.  er  eis  mcorn.  crous  vgl.  S.  521. 

S.  218  Z.  17—20.     Vgl.  den  Nachtrag  zu  S.  49,  Z.  7. 

S.  219  Z.  20.     Zu  V.  seul  vgl.  i;  352,  3  S.  530. 

S.  229  Z.  12.     Zu  c.  llith  vgJ.  S.  377. 

S.  230  Z.  21.  ?9(/  setzt  auch  br.  kael  'balustrade' :  lat.  cancellus  (Loth, 
Rc.  XXVIII  60)  voraus;  das  Wort  wurde  mit  br.  kae  'haie' 
assoziiert  und  hielt  daher  den  Diphthong  ae  fest  (der  sonst 
zu  ea  hätte  werden  müssen).     S.  S.  525 f. 

S.  246  Z.  5.     Über  ir.  hed  vgl.  S.  432. 


542  Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  249  Z.  14.     Ein  besseres  Beispiel  für -ow^s  ist  air.  sechtmogo  'siebzig'. 
Z.  8  V.  u.     Ir.  tene  kann  nicht  auf  *fepnesa  zurückgehen,  s.  §252,  3i 
S.  365. 

S.  252  Z.  2  V.  u.     Vgl.  §  156  Anm.  1  S.  249. 

S.  256  Z.  23.  Mit  Bezug  auf  die  Satzbetonung  dürfte  eine  wesentliche 
Übereinstimmung  der  verschiedenen  keltischen  Sprachen 
vorhanden  sein.  Die  Vorarbeiten  für  die  Behandlung  dieser 
Frage  fehlen  jedoch.  Vgl.  die  Nachträge  zu  S.  278  und 
S.  294. 

S.  262  Z.  22.  Beispiele  für  Vokalschwund  vor  einem  enklitischen  Worte: 
air  berth-i  'trägt  es',  itiu-s  'ißt  sie'  (berid  'trägt', 
ithid  'ißt'). 

S.  264  Z.  8.     tr-a-chenn  'für  ihn'  Ml.  101a  3,  vgl.  27  c  4  hat  den  Vokal 
der   zweiten   Silbe   wegen    seines   selbstständigen   psycholo- 
gischen Wertes    erhalten,    was    zum  Schwunde    des   Vokals 
der  ersten  Silbe  geführt  hat. 
.     Vgl.  §  315,  Ic  Schluß  S.  457. 

.     Ein  auslautender  Vokal  vor  einem  enklitischen  Wort  ist  als 
nicht    auslautend   behandelt   in  intain  diagma-ni  'wenn 
wir  gehen'  Wb.  3  a  15. 
Tilge  die  Worte :  Gen.  .  .  dem. 
Tilge  die  ganze  Zeile;  s.  S.  347. 
v.  u.    Lies  §  239,  2,  §  241,  3,  §  242,  2. 

v.  u.  Ir.  fil  'ist.  es  gibt'  ist  von  Sarauw,  Ec.  XVII  276  mit 
Recht  als  Ipv.  eines  dem  c.  gweled  'sehen'  entsprechenden 
Verbura  gedeutet  worden  (vgl.  c.  wele  §  315  Anm.  6 
S.  459).  Die  regelmäßige  proklitische  Form  mit  unmouil- 
liertem  /  und  /  steht  Wb.  4c  1  (fei  iand  'welche  dort 
sind');  die  gewöhnliche  Form  fil  mit  unmouilliertem /und 
mouilliertem  /  (S.  358)  ist  eine  Kontamination  der  pro- 
klitischen  und  der  betonten  Form. 

S.  273  Z.  8  V.  u.  Zu  nir.  gach  le  la  vgl.  c.  bob  ail  dydd  br.  peb  eil 
deiz  ds. 

S.  274  Z.  6  V.  u.  Weitere  Beispiele  für  die  Nicht-Lenition:  no-nno- 
diummusaigtis  gl.  aut  superbientes  Ml.  136b  5;  ma- 
rru-feste  'wenn  Ihr  gewußt  hättet'  Wb.  9  c  8  (n  o  'oder', 
ma  'wenn'  bewirken  sonst  Lenition). 

S.  278  §  180  Schluß.  Auf  dem  Satzakzent  beruht  die  für  Tröguier  bezeugte 
Erscheinung,  daß  die  Verba  vor  ket  (Supplement  zur  Ne- 
gation, =  frz.  pas),  die  Zahlwörter  und  hanter  'halb' 
vor  bla  'Jahr',  skoued  '3  Francs',  eur  'Stunde'  die  letzte 
Silbe  betonen,  s.  Quiggin,  ZfcPh.  VII  354— 356.  ket,  bla, 
skoued,  eur  waren  also  ursprünglich  enklitisch.  Zu  dieser 
Satzbetonung  vgl.  br.  Treg.  eun  tok  'ein  Hut'  Loth,  Ec. 
XVIII  405  und  Legonidec,  Dict.  br.-fr.  S.  3,  der  angibt,  daß 
das  zweisilbige  aer  'couleuvre'  nach  einer  einsilbigen  Grund- 
zahl  einsilbig   ist   (z.  B.   in   eunn  aer),    was  natürlich  auf 


s. 

265  Z. 

22 

s. 

266  Z. 

13 

s. 

267  Z. 

2. 

Z. 

3. 

s. 

268  Z. 

4 

s. 

272  Z. 

9 

Berichtigungen  und  Zusätze.  543 

Enklise  beruht.     Im  Com.  scheint  man    en  ged  'in  the  day' 

betont   zu    haben    (S.    370).     Spuren    einer    ent-sprechenden 

Satzbetonung  im  Ir.  s.  S.  294  Nachtrag. 
S.  280  Z.  6  V.  u.     Füp^e  hinzu:  mc.  gwrandaw  'horchen'  neben  gwar-an- 

daw  (zu  ir.  cits-  aus  in-tois-  'horchen').     Vgl.  §  232. 
S.  287  Z.  12.     Lies  yr  vor  silbischen  Vokalen,  ./  und  h. 
S.  290  Z.  6.     Beachte  br.  impalaer  S.  237. 

Z.  13.     Lies  §  222  Anm.  3. 
S.  292  Z.  6.     Mehr  über  die  air.  Schreibung  bei  Thurneysen,  Handb.  S.  18 f. 

(§  25)  und  S.  35  (§  52). 
S.  293  Z.  11—14.     Ein  anderes  Beispiel  ist  c.  traws  S.  439. 

Z.  8  V.  u.     Füge  nach  dem     .     hinzu:  Vj^l.  c.  beio  u.  s.  w.  S.  101; 

über  äkt,  ökt  §  329,  4. 
S.  294  Z.  19.    Über   die  Quantität  eines  Vokals  im  Hiatus   s.  Thurneysen, 

Handb.  S.  31  (§  45). 
Z.  6  V.  u.    —    S.   295    Z    1.      Eine    derartige   Satzbetonung    ist   mir 

jetzt    mit  Eücksicht    auf   S.    278    Nachtrag    unbedenklich. 

Vgl.  noch  ind-or-sa  S.  316. 
S.  305  Z.  28.     Füge  vor  dem     )  hinzu:     ,    c.  pedr-ongl    'Viereck'    neben 

pedry-fan  'Weltgegend'. 
S.  309  §  210  Schluß.      Füge    hinzu:     cloithi     =     cloi,    Plur.    von    clo 

K.  Meyer,    Contrib.  389,    nothe    für    nöe   Togail   Troi,    s. 

Vendryes,  Kc.  XXX  207. 
S.  311  Z.  10.     Füge  (nach  dem  :)  hinzu:  crela,  Plur.  von  criol. 
S.  312  Z.  9.     Zur  (zum  Teil  späten)  Chronologie   der  c.  Kontraktionen  vgl. 

Loth,  Kc.  XXVIII  59,  Metrique  galloise  II  2  S.  106  ff. 
S.  314  §  217.     Vgl.  Loth,  Ec.  XXVIII  60  f. 

Z.  6—3  V.  u.     Vgl.  den  Nachtrag  zu  S.  59  Z.  5  v.  u. 
S.  320  Z.  4.     Über  corn.  ö  >  ow;  s.  S.  521. 

Z.  21.     Loth,  Ec.  XXVIII  64  lehrt,  daß  im  einsilbigen  koad  'Holz" 

das  o,   in  koad-  in   der  Komposition   dagegen    das    a   den 

Silbengipfel  bildet. 
Z.  40.    Vgl.  Loth,   Ec.   XXVIII    61    (dreisilbiges    meanad   'jet   de 

pierre'  in  Ouessant). 
S.  321  Z.  18.     Vgl.  Gwyddel  gwyctal  Sweet  S.  423  (§  39  Anm.  S.  58). 
S.  323  Z.  16.    Lies  S.  201,  mcorn.  molleth  §  139,  2  S.  224. 

Z.  18.     Im  C.  hat  der  Diphthong  keine  assimilierende,  sondern  eine 

dissimilierende  Wirkung  auf  die    vorhergehende   Silbe    aus- 
geübt :  aelwyd    S.    57;    ist   ac.    ocoluin  :  nc.   hogalen 

S.  412  ähnlich  zu  beurteilen?     Die  Anfangssilbe  bleibt  uu- 

dissimiliert  in  c.  colwyn. 
S.  325  Z.  7  V.  u.     Füge  hinzu:  acorn.  er  nbr.  er  S.  491. 
S.  327  Z.  32.     Lies:  ^lönl. 

S.  329  Z.  30.    Ir.  dergnat  nir.  dreancuid  s.  S.  489  unten. 
S.  333  Z.  6—7.     Füge  hinzu:  acorn.  leverid  'lac  dulce'  S.  491. 
S.  335  Z.  4.     Die  aus  f  entstandenen  Vokale  y,  a  sind  noch  in  den  alten  c. 

Gedichten  unsilbisch,  s.  Loth,  Metrique  galloise  II  2  S.  114f. 


544  Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  335  Z.  11  V.  u.     Vgl.  mcorn.  colyek,  kullyek,  s.  §  350,  5,  6,  7. 

S.  338  §  236  Anm.  2  Z.  8.  Daß  die  Erscheinung  nicht  orthographisch  ist, 
beweist  fognam  §  248  Anm.  S.  357,  das  von  Thurneysen, 
Handb.  S.  104  einleuchtend  als  Analogiebildung  nach  gnim 
erklärt  wird. 
Anm.  2  Z.  13.  Mouillierung,  1.  Eundung.  —  Zur  Sache  vgl. 
Thurneysen,  Handb.  §  169  S.  103  f. 

S.  352  Z.  24 — 26.  Mehr  derartige  Analogiebildungen  bei  Thurneysen, 
Handb.  S.  94  (§  155  Schluß). 

S.  360  Z.  21—23.  Zu  beachten  ist  jedoch,  daß  die  Hebung  älter  als  das 
'e  von  cuilen  (S.  363  Z.  4),  die  Mouillierung  jünger  als 
das  e  von  der  ist.  Aber  das  e  von  der  ist  älter  als  das 
e  von  cuilen  (S.  296).  Die  Hebung  in  ir.  Brigit  S.  100, 
nir.  frighid  S.  540  ist  unklar. 

S.  364  Z.  5.     Tilge  das  Wort  immer. 

Z.  21—25.     Vgl.  ir.  foirenn  S.  375. 

S.  372  Z.  15.  Das  aus  g  nach  r,  /  oder  einem  geschwundenen  Vokal  ent- 
standene J  bewirkt  keine  Epenthese  (c.  ariant  'Silber',  c. 
anian  'Natur'  S.  101  Nachtrag).  Über  die  Entwickelung 
von  dg  (c.  maidd  ncorn.  meith  abr.  meid,  vgl.  abr. 
cos-mid  gl.  seram  mbr.  queusuez)  s.  S.  88  und  104. 

S.  375  Z.  9  V.  u.     Füge  hinzu:  air.  collbe. 

S.  377  Z.  6  V.  u.     Lies    grueiten. 

S.  378  §  256,  4.     Füge  hinzu:  mcorn.  treys,  trys  *Füße'. 

S.  380  Z.  13.     Lies  §  351,  7. 

S.  381  Z.  8  V.  u.     Füge  nach  blaidd  hinzu:  acorn.  bleit. 

S.  384  §  258  Schluß.  Über  Spuren  der  Senkung  im  Br.  s.  S.  526  (koan 
u.  s.  w.),  §  352.  3  S.  530  (V.  deur,  denn,  seul). 

S.  386  Z.  3.     Über  die  Entrundung  von  idg.  u  vor  w  im  Brit.  s.  S.  61. 

S.  398  §  267,  8.     Mehr  bei  Thurneysen,  Handb.  §  239  S.  148 f. 

S.  403  §  272  Z.  2.  Füge  in  der  Parenthese  hinzu:  than  noer  'zur  Erde' 
C.  W.  1043  u.  s.  w. 

S.  408  Z.  14.     Im   eigentlichen  Wortinnern  schwindet  h  spurlos,  s.  S.  72f. 

S,  410  Z.  27.     Vgl.  noch  corn.  pysso,  cresso  S.  501,  legessa  S.  502. 

S.  414  §  284,  5  Z.  1.     Lies:  'pp  und  gg,  cid,  hh  (s.  §  339  Anm.). 

S.  415  Z.  7  V.  u.  und  S.  416  Z.  14.  Die  Bemerkungen  über  na  'ne'  ge- 
hören unter  5)  S.  416. 

S.  421  §  289,  7.     Vgl.  Thurneysen,  Handb.  §  138  S.  85. 

S.  433  Z.  8.     Vgl.  den  Nachtrag  zu  S.  59  Z.  5  v.  u. 

S.  442  Z.  15  V.  u.  In  duun  ch  anisin  kann  ch  graphisch  für  k  sein,  8. 
Thurneysen,  Handb.  S.  142. 

S.  500  Z.  8—7  V.  u.  Man  kann  vermuten,  daß  -t  in  acorn.  tat  u.  s.  w. 
schon  als  c  (aber  noch  nicht  als  s)  gesprochen  wurde;  durch 
orthographische  Entgleisung  ist  dieser  Laut  in  bros  als 
-8  geschrieben  worden. 


Göttinger  Samtiilutig   indogernianisctier  Oramniatiken. 

Hltindiscbc  Grammatik  von  jac.  wackemagei. 

1.  Hand:  Laullehr«.     1896.  Geh.  8,00  Ji,  geh    10  M 

II.  Band.  1.  Teil:   Einleitang  zur   Wortlehr»»,   Nominaikomposition. 

1905.     Geh.  8  Ji,  in  Halhlederband  9,40  M 
Über   die   Bedeutung    dieser   altindischen  Grammatik    für  jeden  Sprach- 
gelehrten   vergleiche  man  den  Artikel  von  B.  Delbrück  in  der  „Philologischen 
Wochenschrift"  1907,  1. 

Vergleicbctidc  slaviscbe  Grammatik 

von 

Dr.  Wenzel  Vondräk, 

Professor  an  der  Univ.  Wien. 

I.  Band:  Lautlehre  und  Stammbildungslehre.    1906.    12  Ji,  geb.  13,20  Ji 
IL  Band:  Formenlehre  und  Syntax.    1908.    14  Ji,  geb.  15,20  Ji 

^m  Sf^oüember  1908  ift  erfd^ienen: 

Fick,  Vergleichendes  Wörterbuch  der  indog.  Sprachen 

4.  Auflage.     III.  Teil: 

QIortschat| 
der  Germanisd^en  Sprad^cinbeit 

unter  Mitwirkung  von  Hjalmap  Falk 
gänzlich  umgearbeitet 

TOU 

Alf  Torp. 

IV,  573  S.     gr.  8.     Geh.  14  dft,  Hldr.  16  c4i. 

2)te[er  III.  ^eil  rairb,  \>(x  er  ein  in  fic^  abgefc^loffeneä  ©anjeä  bilbet,  auc^  Stielen 
roilÜommen  fein^  bie  bie  übrigen  ^eite  be§  SBörterbuc^ä  nic^t  befi^en. 

f$^rüf)er  finb  erjd^ienen: 

I.  Teil :  Wortschatz  der  Grundsprache,  der  arischen  und  westeuropäischen  Sprach- 

einheit.   Von  Aug.  Fick.    1891.    14  ^,  Hldr.  15,80  Ji. 

II.  Teil:  Wortschatz  der  keltischen  Spracheinheit.    Von  Whitley  Stokes  und  Ad. 

Bezzenberger.    1894.    8,60  M,  Hldr.  10  Ji,. 

25ie  2)ruc!tegung  beä  IV.  Xeilä,  Slavisch  oon  Adalbert  Bezzenberger,  fte^t  beoor. 


Ende  1905  ist  erschienen: 

Vorgrie*isd5e  Ortsnamen 

als  Quelle  der  Vorgeschichte  Griechenlands 

verwertet  von 
Prof.  Dr.  Aug-.  Fick. 

IIV4  Bog.     gr.  8.     Geh.  5  Ji 

In  der  Berliner  Philolog.  Wochenschrift  1906,  27  sagt  F.  Solmsen  am 
Schluß  einer  sehr  eingehenden  Besprechung :  „Ich  habe  den  Bedenken,  die  ich 
gegen  einen  großen  Teil  von  Ficks  geschichtlich-ethnographischen  Ergebnissen 
hege,  offenen  Ausdruck  geliehen.  Um  so  nachdrücklicher  und  rühmender 
möchte  ich  zum  Schluß  hervorheben,  wie  sehr  durch  das  von  ihm  gesammelte 
Tatsachenmaterial  unsere  Vorstellungen  vom  Vorgriechischen  in  Griechenland 
bereichert  und  erweitert  worden  sind.  Sein  Buch  wird  die  Grundlage  für  alle 
zukünftigen  Forschungen  auf  diesen  Gebieten  bilden." 

Verlag   von    Tandenbocck  &  Ruprecht  tu   Gottingen. 


Terlag   von  Tandenboeck  &  Ruprecht   in    6öttin9en. 

3n  unfertn  SSerlage  finb  erft^ienen: 

Die  altpreußischen  Sprachdenkmäler 

(Einleitung,  jTejte,  ©rammatü,  SBörterbud^ 

t)on 

Dr.  HeinJ?o(b  Srautmann 

^ßriöatboäcnt  in  ©öttingcn. 
1.  tEeil:  Cexte. 

«Preis  2,80  Jf. 

2)ie  le^te  Bearbeitung  'ber  attpreuftifc^ett  ©prac^e  fonnte  —  von  anberem  a6ge= 
feigen  —  fd^on  beä^alb  auf  bie  Sauer  ni^t  befriebigen,  rceil  if)r  (Einleitung  unb  2ßörter= 
bud^  fehlen,  fo  ba^  il^rem  Senu^er  3^effelmann5  umfangrcid^e  2lrbeiten  unentbej^rlid^ 
blieben.  2)ie  neue  ^uögabc  gibt  bie  Xeyte  ganj  genau  roieber,  i^re  (Einleitung  wirb 
ben  33egriff  ber  altpreufjifd^en  ©prad^e  unb  il^re  Quellen  be^anbeln,  bie  (Srammati!  wirb 
beffriptit)  unb  fprad^roiffenfc^aftlirf)  fein  unb  ta^  2Börterbu(|  fämtlid^e  Selegftellen,  6t9= 
mologien  unb  Literatur  oerjeid^nen.    2)er  2,  %di  rcirb  (^rü^jal^r  1910  erfd^einen. 

Orammatilcen  der  althochdeutsclieii  PialehLte; 

1.  83anb: 

Hltbairiscbe  6ramiTiatik  oon  ^rof.  Dr.  3.  Sdtai^  in  ßemberg. 

«ßreiö  ge^.  4,80  J^,  geb.  5,40  J^ 

^n  ber  Bettft^rift  f.  beutfc^cS  Slltcrtum  u.  bcutfj^c  Sit.  (2lnjeiger  3lov.  1908) 
finbet  fid^  eine  15  ©eiten  füllenbe  Sefprec^ung.    2)a  ^eifit  e§  ju  2lnfang: 

,©c|a^  l)at  mit  ehernem  f^leifie  baä  rceitfc^ic^tige  SJiaterial  an^  Senfmätern,  Ur= 
funben  unb  ©loffen,  foroeit  fie  für  bairifd^  gelten  Jönnen,  jufammengetragcn  unb  gruppiert, 
unö  eö  ift  i^m  gelungen,  für  einzelne  ©rfc^einungen  eine  ^^üUe  von  belegen  jju  finben, 
über  bie  man  in  aiibetrac^t  ber  2)ürftigfeit  altbairifc^er  äejte  gerabegu  ftaunen  mu^. 
S)ie  Slnorbnung  ift  im  großen  unb  ganzen  überfictitlic^  unb  gibt  ein  guteg  SSilb  oon 
ber  (Entroicflung  bcö  2lltbairif(^en  üom  2lu6gang  be§  8.  biö  jum  11.  3^."  Unb  gum 
©d^lu^:  „Sfiun  biefc  paar  ajiängel  oermögen  nic^t  ben  2ßert  beg  ü  ortreff  liefen  S8uc^e§ 
ju  erfc^üttern,  baö  un^  enblict)  in  ben  ©tanb  fe^t,  bie  bairifc^e  3)^unbartcnforfc^ung 
auf  fefte,  ^iftorifc^e  Safiö  ju  grünben.  iöefonbcrö  l^croorge^oben  fei  noc^,  tia^  eä  auc§ 
eine  Jlcii^e  neuer  rcertooUer  Scobad^tungen  entölt." 

2)aö  Bulletin  de  la  Sociöt^  de  Linguistique  de  Paris  1908,  56  fc^lie^t: 
„.  .  .  .  Mais  ce  sont  lä  des  points  de  detail  et  l'utilite  du  livre  de  M.  Schatz 
ne  so  tronve  pas  entaraee.  II  faut  esperer  qu'il  trouvera  bon  accueil  et  qua 
la  collection  a  laquelle  il  appartient,  et  qui  repond  ä  un  besoin,  se  com- 
pletera  rapidement." 

2.  ggnb: 

HltfränhisAc  6rammatih.    ^anU  unb  giejionSlel^re  oon  Dr. 
3.  ^rancf,  ^^^rofefjor  an  ber  Uniüerfität  33onn. 

^rcie>  ge^.  7.80  ^,  in  Scinroanbbanb  8.40  JK. 

„.  .  .  .  ebcnfo  planmäßig  unb  überfic^tlic^  roie  bie  Sautlc^rc  ift  bie  j^-leEionälc^re 
burc^geui^rt,    baö   ganjc   "iJiiorf    jcic^iict    fic^   burc^  eine    rao^ltucnbe,    rul^ige   Älar^eit, 

aber  and)  burd^  ftrcng  iüiffenfd)aftlic^cn  (irnft   auö 2)aö  fei  aber  noc^  an 

bem  oerbionftuollon  2i>erfe  l)cruorgcl)obcn,  ba^  eö  eine  fefte,  fiebere  (SJrunblage  für  bie 
lüciterc  Cyrforfc^ung  ber  frän!i)d)cu  l^iunbart  bilbet  unb  baf;  eö  alö  bal;nbrcd^enb  unb 
rocgiueifonb  angofpvoc^en  un-röon  barf.  (£ö  ocrbient  über  ben  Ä'reiä  ber  3w«ft9C"offen 
I)inauö  J^rcunbc  unb  i8erel)rer  ^i  geminnen." 

(3citfctiiift  b.  ;ßcrein§  f.  rl^ein.  u.  roeftf.  $8olfä!.  1909,  2.) 

^n  Jßorbcreitnng  ift: 

Hltatcmannircbe  6ratnmatih  üon  $rof.  Dr.K.Bobncnbcrgcn 


{'^y . 


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