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aucrr,
T37\4-v
Göttinger Sammlung indogermanischer Grammatiken,
Vergleichende Grammatik
der keltischen Sprachen
von
Holger Pedersen
Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft und des Slavischen
an der Universität K0benhavn.
Erster Band.
Einleitung und Lautlehre.
\^ / \^
\
Gottingen
Tandenboedt und Rupred)t
1909.
Üniv.-Buchdrackerei von E. A. Huth in Göttingen.
I
Heinrieh Zimmer
gewidmet.
Vorwort.
Die Darstellung der geschnörkelten Wege der keltischen
Sprachentwickelung, von der ich heute den ersten Band vorlege,
war ursprünglich (seit 1903 geplant) auf einen viel geringeren Um-
fang berechnet und sollte nur einen Band bilden. Der sich an-
häufende Stoff hat jedoch eine Teilung in zwei Bände notwendig
gemacht (von denen der erste noch dazu in zwei Teilen erschienen
ist). Trotz der Zweiteilung möchte ich aber immer noch meine
Arbeit als eine Einheit betrachtet wissen. Die beiden Bände
werden sich auf Schritt und Tritt gegenseitig suppheren, und der
zweite Band wird den für die Benutzung des ersten Bandes be-
sonders wichtigen gemeinsamen Index bringen. Auf diesen Index
mache ich die Latinisten und Romanisten aufmerksam, die sich
etwa besonders für die lateinischen Lehnwörter im Keltischen inter-
essieren; denn der spezielle Abschnitt über die lat. Lehnwörter
S. 189 — 242 muß natürhch aus den übrigen Abschnitten des Buches
vervollständigt werden. Auf diesen Index mache ich ferner die-
jenigen Mitforscher aufmerksam, die sich im Einzelnen für das
Verhältnis meiner Darstellung zu früheren Aufstellungen inter-
essieren. Da nämHch ausdrückliche Polemik (schon des Raumes
wegen) so gut wie ganz aus meiner Grammatik ausgeschlossen ist,
so kommt es nicht selten vor, daß ich eine ältere Ansicht still-
schweigend beseitigt habe. Man wird aber dann in der Regel das
Material, worauf sich die ältere Ansicht stützte, in anderem Zu-
sammenhang verwertet und in meinem Sinne gedeutet finden und
so die Gründe meiner Ablehnung erraten können. In dem Index
werden ferner die von mir als entlehnt betrachteten Wörter durch
VI Vorwort.
ein besonderes Zeichen kenntlich gemacht sein. Ich hoffe den
zweiten Band im Laufe des Jahres 1910 veröffentUchen zu können.
Das Neuirische wird in meinem Buche ziemHch ausgiebig
herangezogen, aber im WesentUchen nicht als selbständiger Gegen-
stand der Untersuchung, sondern lediglich zur besseren Beleuchtung
der älteren Sprachstufen. Eme Darstellung der nir. Dialektologie
wird man also in meinem Buche nicht finden. Sie würde, auch
wenn sie heute möglich wäre (was nicht der Fall ist), außerhalb
des Rahmens meiner Grammatik fallen. Daß ich, wo es auf die
nir. Aussprache ankam, mit besonderer Vorliebe einen Dialekt der
Arran-Inseln (in der Galway-Bucht) und einen Dialekt von Done- •
gal benutzt habe, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung: der
Arran-Dialekt war mir durch persönliche Beobachtung bekannt
(und ich zitiere nach meinen eigenen Aufzeichnungen; nur wo es
ausdrücklich angegeben ist, beziehen sich meine Zitate auf Finck),
und der Donegal-Dialekt war von Quiggin in einer ausgezeichneten
Arbeit beschrieben, die bis jetzt als die vorzüghchste Leistung auf
dem Gebiete der irischen Dialektologie bezeichnet werden muß.
Das phonetische ir. Material habe ich mit einem einheitlichen
Alphabet geschrieben, das mit dem in den indogermanistischen
Teilen des Buches verwendeten phonetischen Alphabet stimmt (wobei
ich von gewissen feineren Nuancen habe absehen müssen); Unter-
schiede in der Auffassung zwischen den verschiedenen Beobachtern
habe ich aber natürlich nicht eliminiert (sk, st, sp bei Quiggin, sg,
sd, sb bei mir u. s. w.)
Das phonetische Material und die transskribierten Wörter sind
bei mir kursiviert. Die verwendeten Zeichen werden im Allge-
meinen leicht verständlich sein; y ist ein enger ungerundeter
hinterer oder mittlerer Vokal; ü ein enger gerundeter mittlerer
oder vorderer Vokal; ö ein weiter gerundeter mittlerer oder vorderer
Vokal (man wird mich aber für die Wahl dieses Zeichens als
Wiedergabe von o und ö bei Quiggin — ungerundete mittlere und
hintere Vokale — tadeln müssen); ä, €, ä, o sind offene e- und
o-Laute; c, c, ^^ g bezeichnen die Affrikaten ts, ts, dz, dz; Ic ,
t\ p ist = kh, th, ph (Tenues aspiratae). Fett-kursiver Druck
deutet stimmlose Aussprache an. Die Diphthonge werden teils
mit feinerer, teils mit gröberer Bezeichnung geschrieben [j ist im
letzteren Fall ein unsilbisches e, i oder y; iv ein unsilbisches o, u,
ö, ü). Die Transskriptionen sind nicht immer streng phonetisch,
nur der Grundwert jedes Zeichens stimmt immer mit meinem
Vorwort. VII
phonetischen Alphabet (ich schreibe also got. d für d und d; auch
— was ich bereue — gy für w^). In den Ogam-Wörtern haue
ich es mit Rücksicht auf die Schreibungen bei Macalister nicht
gewagt für c und q das phonetisch passendere h, ku einzuführen
(die Abweichung von meinem sonstigen System deute ich durch
die Verwendung von Majuskelzeichen an).
Normalisierung der Orthographie des keltischen Sprachstoffes
habe ich vermieden. Die scheußliche Entstellung der corn. Wörter,
die der treffliche Williams eingeführt hat, habe ich also beseitigt.
Man wird mich vielleicht tadeln, weil ich bei altirischen Wörtern
nicht das Längezeichen suppliert habe, wo es zufällig in der Quelle
fehlt; ich hätte das wirklich in einigen Fällen ohne Schaden tun
können; eine durchgeführte Supplierung (wie sie Strachan in seinen
Selections versucht hat) dürfte aber abzuraten sein (sie ist wenigstens
Strachan nicht gelungen). Ich habe die ir. Abkürzung o für con
(co u. s. w.), 7 für acus 'und' und .i. mit der Bedeutung 'das
heißt' beibehalten. Die zusammengeschriebenen ir. Wortgruppen
habe ich getrennt oder durch Bindestriche analysiert; dadurch geht
zwar viel von der Eigentümlichkeit des Originals verloren ; das Ver-
ständnis wird aber für den Anfänger erleichtert.
Die abgekürzten Sprachbezeichnungen sind wohl unmittelbar
verständlich (ein Verzeichnis der Abkürzungen wird dem zweiten
Band beigegeben werden); ir., c, corn., br. ohne speziellere An-
gabe bedeutet alt- oder mittelirisch, neucymrisch, mittelcornisch,
neubretonisch. Den gallischen Eigennamen habe ich eine summa-
rische Angabe der Bedeutung (MN, FN, GN, ON, SN = Mannes-
name, Frauenname, Göttername, Ortsname, Stadtname) beigefügt
Die bibliographischen Abkürzungen sind die allgemein üblichen
(KZ = Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung; Wi. =
Windisch, Irische Texte mit Wörterbuch). Ich bemerke, daß der
Vertrieb der Restauflage meines Buches Asp(irationen) i Irsk nach
der Auflösung der Firma Spirgatis in meinen eigenen Händen ist.
Thurneysen's Handbuch des Alt-Irischen wird man von S. 477 an
einige Male zitiert finden; im Wesentlichen mußte ich aber wegen
der vorgeschrittenen Zeit die Berücksichtigung dieses Buches in
die Nachträge (die ich den Leser nicht außer Acht zu lassen bitte)
verweisen.
Der Direktion des Carlsberg-Fondes in Kopenhagen bringe
ich meinen ehrerbietigen Dank für die mir für die Vorbereitung
und Ausarbeitung dieses Werkes gewährte Unterstützung. Dem
yin Vorwort.
Publications Committee of the Manchester University Press danke
ich herzlich für die Zusendung von Strachan, An Introduction to
Early Welsh. SchHeßlich danke ich den geehrten Herren Ver-
legern für ihre Initiative und für die liebenswürdige Weise, in der
sie aQen meinen Wünschen mit Bezug auf die Arbeit entgegen-
gekommen sind.
D. 26. August 1909.
Holger Pedersen.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung (§ 1—23) 1—29
(Verwandtschaft und Gliederung des Keltischen S. 1. —
Entlehnungsbeziehungen S. 20. — Die Eigenart des
Keltischen S. 25. — Plan meiner Darstellung S. 27.)
Lautlehre.
A. Absteigende genealogische Abteilung.
I. Die keltischen Fortsetzungen der idg. Laute.
§ 24. Das idg. Lautsystem 30
§ 25 — 31. Die idg. kurzen silbischen Laute (a; o; m; e; i; f, l; ■», m) 31
§ 32 — 36. Die idg. langen silbischen Laute (ä, ö; ü; e, T; f, J; n, m) 47
§ 37 — 40. Die idg. w~ und j-Diphthonge {au, ou, eu; ai\ oi; ei) . . 53
§ 41 — 46. Idg. w und y sowie z (§ 41 — 43: w; § 44: y- und s; § 45:
j zwischen Vokalen; § 46: ,/ nach Konsonanten) ... 59
§ 47 — 52. Idg. 5, z, p (§48: 5 im Anlaut und Inlaut vor einem Vokal;
§ 49: s + Geräuschlaut, Geräuschlaut + 5; § 50: s mit
Sonorlauten oder mit Sonorlauten und Geräuschlauten;
§ 51: z; § 52:^) 70
§ 53 — 57. Idg. j9 (§ 53: Anlaut; § 54: zwischen Vokalen; § 55: vor
Geräuschlauten ; § 56 : vor Sonorlauten im Inlaut ; § 57 :
nach Sonorlauten) 90
§ 58 — 73. Die Mediae aspiratae und Mediae 95 — 119
§ 58 — 61. Die uvularen und palatalen Mediae aspiratae und Mediae
(Allgemeines und Anlaut; zwischen Vokalen; vor Kon-
sonanten im Inlaut; nach Konsonanten) 95
§ 62 — 65. Die labiovelare Mediae aspirata und Media (Allgemeines
und Anlaut; zwischen Vokalen; vor Konsonanten im
Inlaut; nach Konsonanten) 107
§ QQ — 69. Die dentale Media aspirata und Media (Allgemeines und
Anlaut; zwischen Vokalen; vor Konsonanten im Inlaut;
nach Konsonanten) 109
X Inhaltsverzeichnis.
Seite
§ 70—73. Die labiale Media aspirata und Media (Allgemeines und
Anlaut; zwischen Vokalen; vor Konsonanten im Inlaut;
nach Konsonanten) 115
§ 74—88. Die Tenues aspiratae und Tenues 119—140
§ 74—78. Die uvularen und palatalen Tenues aspiratae und Tenues
(Allgemeines und Anlaut; zwischen Vokalen; vor Geräusch-
lauten; vor Sonorlauten im Inlaut; nach Konsonanten) 119
§ 79—83. Die labiovelare Tenuis aspirata und Tennis (Allgemeines
und Anlaut; zwischen Vokalen; vor Geräuschlauten; vor
Sonorlauten im Inlaut; nach Konsonanten) 127
§ 84—88. Die dentale Tenuis aspirata und Tenuis (Allgemeines und
Anlaut; zwischen Vokalen; vor Sonorlauten im Inlaut;
nach Geräuschlauten; nach Sonorlauten) 130
§ 89—99. Die idg. Sonorlaute 140—171
§ 89. Allgemeines über die Sonorlaute 140
§ 90—91. Die r-Laute 141
§ 92—93. Die /-Laute 144
§ 94. Die Nasaldiphthonge 148
§ 95—96. Die w-Laute 152
§ 97. Doppelung eines Verschlußlautes auf Grund eines assimilierten n 158
§ 98—99. Die m-Laute 161
II. Die keltischen Reflexe der idg. Alternationen.
§ 100. Allgemeines 171
§ 101—109. Der voridg. Vokalschwund und seine Wirkungen auf das
System der unsilbischen Laute (§ 101 : Vokal alternierend
mit Null; § 102 — 105: Die Silbenkeime to, J, r, l, n, m-
Vereinfachung unsilbischer Gruppen; § 106 — 109: Das
präidg. f) 173
§ 110 — 111. Die voridg. Vokaldehnung. Die Wirkungen der Vokal-
länge auf die unsilbischen Laute 181
§ 112. Der voridg. Umlaut 183
§ 113 — 118. Idg. Konsonantenalternationen (das bewegliche s; d-:
Null; n-: Null; alternierende Artikulationsarten der
Verschlußlaute; Alternation zwischen den verschiedenen
Keihen der Hinterzungenlaute und r : l: Nasal oder r
+ Geräuschlaut in Alternation mit Geräuschlaut -|-
Nasal oder r) 185
§ 119. Rückblick. Entgleisungen in den produktiven Alternationen 188
III. Lautlehre der lateinischen Lehnwöiter im Keltischen.
§ 120. Allgemeines 189
§ 121—125. Die lat. kurzen Vokale (a, o, u. e, {) 191
§ 126—130. Die lat. langen Vokale {ä, 5, ü, e, t) 202
§ 131—132. Die lat. Diphthonge (die w-Diphthonge; ae und oe) . . 211
Inhaltsverzeichnis. XI
S<»ite
§ 133—134. Lat. w und j 21^.
§ 135—137. Lat. h, s, z, / 216
§ 138—140. Die lat. stimmhaften Verschlußlaute {f/. d. b) .... 222
§ 141—144. Die lat. stimmlosen Verschlußlaute {k, qn, t, p) . . . 227
§ 145-148. Die lat. Sonorlaute (r, /, w, m) 238
§ 149. Zeugnis der lat. Lehnwörter über die Chronologie der keltischen
Lautgesetze 241
B. Lautpsychologisch geordnete Abteilung der Lautlehre.
I. Auslaut und Anlaut.
§ 150. Der Auslaut im Altkeltischen 243
§ 151 — 153. Dio idg. Konsonanten im Auslaut {s, Verschlußlaute,
Sonorlaute) 244
§ 154 — 159. Die idg. Vokale im Auslaut (§ 154: kurze Vokale; § 155
— 156: lange Vokale; § 157 — 159: Vokale in einsilbigen
Wörtern, nach J, nach Vokalen) 247
§ 160. Der sekundäre Auslaut 253
§ 161. Auslaut des ersten Kompositionsgliedes 254
§ 162. Anlaut 254
II. Akzent.
§ 163. Allgemeines. Der gallische Akzent 255
§ 164 — 179. Der irische Akzent (§ 164 — 166: Haupt- und Nebenakzent;
Art der Akzentwirkungen; § 167 — 172: Die Vokale der
unbetonten Silben: Kürzung, Schwund, Qualität der er-
haltenen unbetonten Vokale: §173 — 179: Die Konsonanten
der proklitischen Silben: Tenues > Mediae, /:r, Mouil-
lierung und Kundung, l ^ r, n "^ r, Sandhigesetze,
Schwund oder Assimilation) 257
§ 180—195. Der brit. Akzent (§180—181: Lage des Akzents; Art der
Akzentwirkungen; §182 — 186: Akzentwirkungen im Vor-
ton des einheitlichen Wortes : Kürzung, Schwund, Ände-
rung der Qualität; der Dialekt von Vannes; § 187 — 189:
Akzentwirkungen in der Proklise: Kürzung und Eeduk-
tion der Vokale, Tenues N Mediae, andere Änderungen
und Schwund der Konsonanten; § 190—195: Akzent-
wirkungen im Nachton: gemeinbrit., c, com., br. Vokal-
gesetze: Konsonantengesetze) 276
III. Quantität der silbischen Laute.
§ 196. Allgemeines über die Quantität im Keltischen 291
§ 197—202. Die partiellen Verschiebungen im alten Quantitätssystem
{Langdiphthonge; Kürzung in unbetonter Silbe; Dehnung
im Auslaut und Anlaut ; Ersatzdehnung bei dem Schwunde
Xn Inhaltsverzeichnis.
Seite
eines Nasals, bei dem Schwunde eines Geräuschlautes
[hier über ir. e : eo]; jüngere Dehnungen) 292
§ 203—206. Die neuen Quantitätssysteme (c, corn., br.) 301
IV. Gruppen von Vokalen.
§ 207. Allgemeines über Gruppen von silbischen Vokalen und Di-
phthonge 305
§ 208—213. Kontraktion und Hiatuseinschub im Irischen .... 306
§ 214—218. Kontraktion und Hiatuseinschub im Brit 311
§ 219—223. Die Diphthonge (Entstehung von Diphthongen; Auflösung
eines Diphthongs ; Verschiebung des Silbengipfels; Dissi-
milation, Metathese, Fernmetathese ; Monophthongierung) 315
V. Vokale zwischen gleichen Konsonanten.
§ 224 324
VI. Svarabhakti, Silbischwerden unsilbischer Vokale, Vokalharmonie.
§ 225—232. Svarabhakti (§ 226: im Air.; § 227—230: im Nir.; §231
—232: im Brit. und Gall.) 325
§ 233. Silbischwerden eines w (f) 334
§ 234. Vokalharmonie (und Ferndissimilation der Vokale) .... 335
VII. Infektion (Mouillierung, Rundung, Umlaut, Epenthese).
§ 235. Allgemeines über die Infektion 336
§ 236—238. Die Kundung in? Air. (^Mir.); -u- als Hülfszeichen; air. ö 337
§ 239 — 240. Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir 341
§ 241—247. Lautgesetze der Mouillierung im Ir. (die Mouillierung
und die folgenden Vokale; die Mouillierung und die un-
silbischen Gruppen oder einzelnen Konsonanten; die
Mouillierung und die vorhergehenden Vokale; Analogie-
bildungen; Alter der Mouillierung; Änderung des air.
Timbre) 345
§ 248—253. Umlaut, Epenthese, Hebung u. s. w. im Ir. (§ 248—251 :
«- und w-Umlaut und Epenthese; §252: Hebung; §253:
Wirkungen des idg. k", a-Umlaut) 356
§ 254 — 259. Infektion im Britannischen (§ 254: Mouillierung und
darauf beruhende Konsonantenübergänge; § 255 — 257:
t-Umlaut und Epenthese im C, Com., Br. ; §258: Senkung;
§ 259: Rundung und Entrundung von Vokalen) . . . 369
VIII. Nasalierung.
§ 260 386
IX. Das Sandhi-7^ (die Eklipse).
§ 261—269. Die Eklipse im Irischen (§ 261—262: Lautgesetze der
Eklipse; §263: die eklipsierenden Wörter und Formen;
Inhaltsverzeichnis. XIII
Seite
§264: Die Verbindungen, in denen die Eklipse eintritt;
§ 265 : Der psychologische Wert des Sandhi-n ; § 266 —267 :
Die relative Eklipse; § 268: Die relativen Präverbia;
§ 269: Das spätere Schicksal der Eklipse) 389
§ 270—271. Die Eklipse im Brit 400
§ 272. Jüngere Verschmelzungen eines auslautenden -n mit dem
folgenden Anlaut 403
X. Schicksal des h.
§ 273. Übersicht 403
§ 274—276. Das Sandhi-A (im Ir., C, Com. und Br.) 404
§ 277 — 279. Verschmelzung des h mit einem Konsonanten (im Air.,
Nir., Brit.) 408
§ 280—282. Das anlautende h (im Air., Nir., Brit.) 410
§ 283. Unverschmolzenes h im Wortinnern 413
XI. Die britannische Spirantisierung.
§ 284 — 285. Die Spirantisierung im Inlaut, im Sandhi 413
XII. Ausnahmen von der Lenition und der Spirantisierung (das Homorganitäts-
gesetz, die Entspirantisierung). Die Proveiction.
§ 286. Allgemeines 417
§ 287 — 289. Entspirantisierung im ir. Inlaut und Auslaut .... 417
§ 290. Entspirantisierung und Provektion im Inlaut und Auslaut im
Brit 421
§ 291—294. Entspirantisierung und Provektion des Anlauts im Sandhi
(im Ir., C, Com., Br.) 423
XIII. Die Lenition.
§ 295. Allgemeines über die Lenition und ihre Bezeichnung . . . 427
§ 296 — 301. Die Doppelaussprache der einzelnen Laute und ihre Be-
dingungen 428
§ 302. Wesen der Lenition. Gegensatz zwischen Inlaut und Auslaut.
Analogiebildungen mit Bezug auf die (Morphologie der)
Anlautslenition 431
§ 303. Das Alter der Lenition 436
XIV. Syntax der Lenition.
§ 304—315. Lenition der Nomina und Adverbia (Präpositionen) in
syntaktischer Verbindung (§ 304: nach der Vokativ-
partikel u. s. w. ; § 305: nach Präpositionen und Ad-
verbien; §306: nach Konjunktionen; § 307: nach Zahl-
wörtern; §308: nach indeklinabeln Pronominen; §309:
nach dem Artikel; § 310: nach deklinabeln Pronominen;
§ 311: nach Adjektiven; § 312: Lenition des nachge-
stellten Adjektivs (Adverbiums); § 313: des Genitivs
XIV Inhaltsverzeichnis.
Seite
u. s. w. ; § 314: einer Apposition; § 315: Lenition nach
Verbalforraen) 437
§ 316—317. Dynamische und konstante Lenition 462
§ 318—322. Die Lenition der Verba (§ 318: nach infigierten Pro-
nominen; § 319—320: die relative Lenition und die
Lenition nach Präverbien in unechter Komposition im
Ir. undBrit. ; §321: nach Konjunktionen und Adverbien;
§ 322: in der echten Verbalkomposition) 465
§ 323—324. Die Lenition in der Nominalkomposition 474
XV. Konsonantendauer.
§ 325. Quellen der Doppelkonsonanten . . " 476
§ 326. Doppelung im Ir 478
§ 327. Doppelung im Brit 480
XVI. Unsilbische Gruppen.
§ 328. Ursprung der unsilbischen Gruppen 482
§ 329 — 334. Änderungen der unsilbischen Gruppen (§ 329: Silbisch-
werden, Svarabhakti; Assimilation an den vorhergehenden
Vokal; §330: Schwund eines Lautes; §331: Entwickelung
eines Gleitlautes; § 332: Assimilation der Laute einer
Gruppe; § 333: Dissimilation; § 334: Metathese) ... 482
XVII. Fernassimilation, Ferndissimilation und Fernmetathese der unsilbischen Laute.
§ 335-337 490
XVIII. Artikulationsarten der Geräuschlaute.
§ 338. Wechsel zwischen Tenuis und Media im kelt. Anlaut . . . 493
§ 339—343. Die reinen Tenues im Kelt 495
§ 344. Com. t > s 499
§ 345 — 346. Die keltischen Eeibelaute 502
C. Aufsteigende genealogische Abteilung der Lautlehre
(Lautbestand der Einzelsppachen).
§ 347. Altirisch (Mittelirisch) 506
§ 348. Neuirisch 511
§ 349. Cymrisch 513
§ 350. Cornisch 518
§ 351. Bretonisch 524
§ 352. Der Dialekt von Vannes 528
§ 353. Gallisch 532
Berichtigungen und Nachträge 534
Einleitung \
Verwandtschaft und Gliederung des Keltischen.
§ 1 . Innerhalb des indogermanischen Sprachstammes sind die
keltischen Sprachen am engsten mit dem Italischen verwandt. Dem
Italischen und dem Keltischen ist eine ganze Reihe von wichtigen
Neuerungen auf dem Gebiete der Verbalflexion gemeinsam (Deponens
und Passiv, ^-Futurum und andere Tempusbildungen); und zahl-
reiche etymologische Einzeltatsachen bestätigen die genaue Zu-
sammengehörigkeit der beiden Sprachzweige, die in Wirklichkeit
niu" einen, allerdings früh geteilten Doppelzweig bilden.
Mit dem Germanischen mag das Keltische gleichfalls gewisse
spezielle Übereinstimmungen haben. Jedoch handelt es sich auf
dem Boden der Grammatik wohl nur um solche Punkte, in denen
das Keltische auch mit dem Italischen stimmt. Man kann an-
nehmen, daß die Germanen seiner Zeit Nachbarn des noch unge-
teilten ur-italiko-keltischen Volkes gewesen sind.
Von anderer Art sind die Beziehungen des Keltischen zum
Griechischen. Wenn es anzuerkennen ist, daß die Griechen und
die Kelten ein urindogermanisches ß anders als alle übrigen Indo-
germanen entwickelt haben (§ 52), so waren die Beziehungen des
Keltischen zum Griechischen gewiß älter (sie haben aber auch früher
aufgehört) als die Beziehungen zum Italischen.
Die vier bis jetzt besprochenen Sprachzweige werden gewöhn-
hch als "Centum-Sprachen" oder westindogermanische Sprachen in
1. Vgl. Dottin, Manuel pour servir a l'etude de Tantiquite celtique,
Paris 1906; H. d'Arbois de Jubainville, Las Celtes, Paris 1904; Victor
Tourneur, Esquisse d'une histoire des etudes celtiques, Liege 1905.
Dazu noch die Zeitschriften Rc, ZfcPh., IFAnz.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 1
2 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§1.2
eine Gruppe zusammengefaßt und der aus den östlicheren idg.
Sprachen (Baltisch -Slavisch, Albanesisch, Armenisch, Iranisch-
Indisch) bestehenden "Satam-Gruppe" gegenübergestellt. Das Kri-
terium für diese wichtige Zweiteilung des idg. Sprachstammes ist
die Behandlung der Ä:-Laute. Die Grenze zwischen den beiden
Gruppen ist jedoch von manchen Dialektwellen überschritten worden,
und so wäre es apriori nicht undenkbar, daß das Keltische auch
zu irgend einer ostindogermanischen Sprache nähere Beziehungen
haben könnte. Ich kann jedoch nicht zugeben, daß es Kretschmer,
Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache S. 125 ff.
gelungen wäre, nähere Beziehungen des Keltischen zum Iranisch-
Indischen als zu den übrigen Satamsprachen nachzuweisen (mit dem
Slavischen stimmt das Keltische u. a. in der Behandlung des Prä-
verbs ir. -od-, vgl. § 585; mit dem Albanesischen in Fällen wie
ir. glün alb. glu 'Knie'; vgl. über ir. dul im Verbalverzeichnis
unter tiagu; mit dem Armenischen hat das Keltische u.a. die -ro-
KoUektiva gemeinsam, s. § 395).
Der idg. Sprachstamm steht nicht isoliert da, sondern ist mit
mehreren nicht -indogermanischen Sprachstämmen zweifellos ver-
wandt (Verf., IE. XXII 341 ff.). Diese Verwandtschaft ist aber
so fern, so wenig erforscht und so schwer zu erforechen, daß die
Anerkennung derselben bis jetzt fast keine sprachwissenschaftlichen
Konsequenzen nach sich zieht. Nur die Verwandtschaft mit dem
Semitischen (H. Möller, Semitisch und Indogermanisch, I, Kopen-
hagen 1907) ist so weit erforscht, daß sie in einigen Punkten auf
unsere Ansichten über die idg. Lautgeschichte Einfluß üben kann
(s. § 44 Anm. und § 52). In die Darstellung der Entw^ickelung
eines einzelnen idg. Sprachzweiges kann und darf aber die indo-
germanisch-semitische Theorie nicht hineinspielen. Diese Darstellung
kann nur von der idg. Ursprache ausgehen.
§ 2. Vermutungen über die Urheimat der Kelten (von der
aus ihre historische Verbreitung stattgefunden hat) und über die
Zeitfolge ihrer Wanderungen sind von d'Arbois de Jubainville aus-
gesprochen worden. Danach hätten sie ursprünglich zwischen dem
Rhein, dem Main und der Donau gewohnt und hätten sich von
da aus zunächst in Nord Westdeutschland verbreitet. Ums Jahr 800
V. Chr. hätten die Goidelen (Galen) die britannischen Inseln er-
obert, Gallien wäre ums Jahr 600 besetzt worden. Von den Ger-
manen aus der Gegend zwischen der Elbe und dem Rhein ver-
trieben, hätten nachher die Kelten unter dem Namen Belgae das
§2.3] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 3
nordöstliche Gallien hcsetzt und wären von hier aus nach Britannien
(aber nicht nach Irland) gezogen. Die übrigen Eroberungen der
Kelten, die uns weniger angehen, datiert der französische Forscher
in der folgenden Weise: die pyrenäische Halbinsel 500 v. Chr.; die
Strecken zwischen der Donau und den Alpen vor und nach dem
Jahr 400; Böhmen und Italien gleichzeitig, um 400. Die Züge
der Kelten nach Griechenland und Klein asien fallen ins dritte Jahr-
hundert V. Chr. In nachchristlicher Zeit (vom 4. Jahrb. an) haben
die Goidelen von Irland aus Schottland besetzt (Scottus ist ur-
sprünghch 'Ire'), die Einwohner des südhchen Britanniens die schon
romanisierte Aremorica wieder keltisiert (Bretagne). Vgl. J. Loth,
L'emigration bretonne en Armorique, E-ennes 1883. Gesamtdar-
stellungen des Keltischen: Lhuyd, Archseologia Britannica, Oxford
1707; Zeuss, Grammatica Celtica, Leipzig 1853, ^ curavit Ebel,
Berlin 1871; Whitley Stokes, Urkeltischer Sprachschatz (= Fick,
Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen ^ II),
Göttingen 1894. Beiträge zur Lexicographie sämtlicher keltischen
Sprachen finden sich in Archiv für celtische Lexicographie, heraus-
gegeben von Wh. Stokes und Kuno Meyer, I — III, Halle 1898
—1907.
§ 3. a) Über die keltischen Dialekte des Kontinents (in
diesem Buche kurzweg Gallisch genannt) wissen wir wenig. Caesar,
De hello GalHco I 1, gibt an, daß die Belgae (deren Grenzen
Matrona und Sequana waren) von den eigentlichen Galli sprachlich
verschieden waren. Eine genauere sprachwissenschaftliche Würdigung
dieser Angabe ist uns aber nicht möglich, da unsere Kenntnis des
Gallischen sich lediglich auf eine geringe Anzahl von Inschriften
(im nordetruskischen Alphabet aus dem Schluß des 2. Jahrb. v. Chr.,
im griechischen und im lateinischen Alphabet aus der römischen
Kaiserzeit) und auf die bei fremden Schriftstellern überlieferten
Namen und Glossen stützt. Das Gallische war schon vor der Ein-
wanderung der Bretonen ausgestorben. Vgl. Loth, Chrestomathie
bretonne, Paris 1890, S. 3—32; Dottin, Manuel S. 52—109; R
Thurneysen, Der Kalender von Coligny, ZfcPh. II 523—544; H.
Zimmer, Endlichers Glossar, ein galloromanisches Denkmal des
V. Jahrhunderts, KZ. XXXII 230—240; John Ehys, The Celtic
Inscriptions of France and Italy, Proceedings of the British Aca-
demy II, London 1907; Alfred Holder, Alt-Celtischer Sprachschatz
I, Leipzig 1896, II 1904, III 1 1907 (ein bewunderungswürdiges
Werk, worin das uns für das Altgallische und die vorhistorische
4 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§ 3. 4
Periode von Britannien und Irland zu Gebote stehende Rohmaterial
vollständig gesammelt ist); Felix Stähelin, Geschichte der klein-
asiatischen Galater, * Leipzig 1907.
Das idg. ku und k'w ist im Gallischen zu p geworden: petor-
ritum Wagen mit vier Rädern', TiefxrcedovXa = gr. 7tevTdq)vllov,
eporedias ^bonos equorum domitores', Epo-so-gnatus 'pferdekun-
dig' MN, IlevvoovLvöog 'weißköpfig' MN. Das daneben in Galhen
erscheinende qu hat zu sehr verschiedenen Ansichten Anlaß gegeben.
Nichts hindert uns aber, im Flußnamen Sequana oder im Monats-
namen Equos das -qu- auf -kuw- zurückzuführen. (Thurneysen
ZfcPh. II 542 vermutet für den betreifenden galHschen Dialekt
eine verschiedene Entwickelung des ku und k'w je nach der Stellung
im Anlaut und Inlaut; Rhys, Celtae and GalH, London 1905 [Pro-
ceedings of the British Academy II] nimmt an, daß in Gallien
zwar das herrschende Volk eine ^-Sprache, ein weit verbreitetes
unterjochtes Volk aber eine Ä;w-Sprache sprach, was ganz und gar
unbeweisbar ist; nach d'Arbois de Jubainville wäre Sequana ligu-
risch, was mit der Vermutung von Kretschmer, KZ. XXXVIII
100, ligurisch sei eine idg. Sprache, die ä;m in p gewandelt habe,
nicht stimmt.)
b) Die erhaltenen keltischen Sprachen (das Inselkeltische) zer-
fallen in zwei sehr von einander abweichende Gruppen : das Gälische
oder Goidelische (bewahrt zunächst ku und wandelt es später in k)
und das Britannische (das schon in sehr alter Zeit ku in p ge-
wandelt hat: JJeTOvaQia SN bei Ptolemäus, 2. Jahrh. nach Chr.,
Pennocrucio ON Antonini itiner., Anfang des 4. Jahrb., Apollini
Mapono in lat. Inschriften, vgl. cmr. mabon 'Jüngling, Held'
und Dens Bonus Puer Apollo u. s. w. CIL III 1130, 1132,
1133, 1136 — 38). Es gibt heute drei gälische Schriftsprachen (Ir-
land, Man, Schottland); sie sind aber nur dialektisch von einander
verschieden. Sehr viel tiefer ist der Unterschied zwischen den drei
britannischen Sprachen: Cymrisch (Wales), Cornisch (Cornwall),
ßre tonisch (Bretagne).
g 4. Die ältesten gälischen (irischen) Denkmäler sind die
mit dem Ogam- Alphabet geschriebenen Inschriften. Dies Alphabet,
das gewiß nichts als eine Umbildung des lateinischen Alphabets
ist, wird auf beiden Seiten der scharfen Ecke eines aufrecht
stehenden Steines geschrieben und enthält in der älteren Zeit die
folgenden Zeichen (die horizontale Linie bezeichnet die Ecke des
Steines) :
§ 4. 5] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 5
I II lii Uli lim / // /// ////
I II III IUI Hill / II III IUI lim I II III IUI Ulli
BLVSNHDTCQMGNGZ K AOÜEI
Das hier als V transskribirte Zeichen wird von den mittel-
alterlichen irischen Quellen als F aufgefaßt, welcher Wert jedoch
durch die Verwendung im Inlaut (AVI *des Enkels') ausgeschlossen
ist. Das durch Z transskribierte Zeichen bezeichnete wohl eine
Affrikata ts, vgl. § 353. Die Sprache der Ogaminschriften hat
noch das idg. ku unverändert erhalten; der vokalische Auslaut ist
noch nicht abgefallen; -m ist geschwunden, -s im Schwinden: MAQI
'des Sohnes', TRIA MAQA 'der drei Söhne', BROINIONAS,
BROINIENAS, Genitiv eines w-Stammes, NIOTTA 'des Schwester-
sohnes', DECCEDDAS, DECCEDA, Gen. eines (^-Stammes,
IVACATTOS, vgl. mir.Eochada, Gen. vonEochaid, DOVVINIAS,
DOVINIA, Gen. fem. Der Auslaut ist geschwunden in MOINENA
MAQI OLACON 'des M. des Sohnes von Olchu', COIMAGNI
MAQI VITALIN (in der Pausa?) und häufig in jüngeren In-
schriften, -(/w- ist erhalten: COIMAGNI, CORBAGNI. Was die
häufige, aber fakultative Doppelung der Konsonanten bedeutet, ist
mir unklar (Lenition?).
Man findet Ogaminschriften in Irland (vgl. Macalister, Studies
in Irish Epigraphy, I London 1897, II London 1902, III London
1907), in Schottland (jünger; als piktisch in Anspruch genommen;
vgl. Bhys, The Inscriptions and Language of the Northern Picts,
Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland, Vol. XXVI,
Edinburgh 1892, S. 263—351; Nicholson, Keltic Researches, Lon-
don 1904), in Wales und Cornwall (von irischen Einwanderern
herrührend; daher auch hier MAQI u. s. w.; vgl. Rhys, Lectures
on Welsh Philology 2, London 1879, S. 272—284).
§ 5. Die literarische Überlieferung des Irischen fängt mit
dem 8. Jahrh. nach Chr. an. Die Literatur der ersten (altirischen)
Periode ist gesammelt und übersetzt von Wh. Stokes and John
Strachan, Thesaurus Palaeohibernicus I — II, Cambridge 1901 — 1903.
Eine für den Anfänger bequem zurechtgelegte Auswahl bietet John
Strachan, Selections from the Old Irish Glosses with Notes and
Vocabulary, Dublin 1904. — Wörterbücher: Güterbock & Thui'-
neysen, Indices glossarum et vocabulorum Hibernicorum quae in
Grammaticae Celticae editione altera explanantur, Leipzig 1881;
Ascoli, Glossarium Palaeohibernicum (Anhang zu II codice irlandese
6 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§ 5
delFAmbrosiano, Eom 1878 ff.; das Wtb. ist unvollendet; es ent-
hält in etymologischer Anordnung die meisten mit Vokalen, Liqui-
den, Nasalen und Spiranten anlautenden Wörter). — Grammatiken:
Windisch, Kurzgefaßte irische Grammatik, Leipzig 1879 ; Windisch,
A Concise Irish Grammar, Cambridge 1882; Hogan, Outlines of
the Grammar of Old-Irish, Dublin 1900; Strachan, Old-Irish Para-
digms, Dublin 1905; Vendryes, Grammaire du vieil-irlandais, Paris
1908.
Zu den allerältesten literarischen Denkmälern des Irischen ge-
hört ein Turiner Palimpsest (Thes. I 713 f.) mit 29 irischen Glossen
zum zweiten Briefe Peters, und eine in Cambray befindliche Hand-
schrift (Thes. II 244 ff.) aus dem 8. Jahrh. mit einem Fragment
einer irischen Homilie, von einem Nicht-Iren nach einer irischen
Vorlage abgeschrieben. Eigentümlichkeiten dieser ältesten Denk-
mäler sind u. a.: die Erhaltung der ursprünglichen Qualität gewisser
unbetonter Vokale (-dem -ded, -det Piur. des Verbums 'sein',
ine laim 'in seiner Hand', aire sechethar 'daß er folge' ; 1 Plur.
in eresom 'werden wir aufwecken'; ci forrgot 'daß sie zerstören',
tuthegot 'welche kommen'; tuesmot 'vergießen'; ad-n-oodur gl.
reseruare), die bessere Erhaltung einiger Konsonanten in unbetonter
Silbe (t- in tuthegot u. s. w.), e statt des späteren ia (tuthegot
u. dgl.) u. s. w. Ähnliche Eigentümlichkeiten treten auch in einigen
Texten des Book of Armagh (vgl. Thes. II 13) hervor, dessen
Schreiber im Jahre 845 gestorben ist, dessen Inhalt aber aus älteren
Quellen abgeschrieben ist. e statt des späteren ia erscheint auch
in den irischen Namen in Adamnan's Vita Columbae (Thes. II
272 ff.).
Die Hauptqii eilen unserer Kenntnis des Altirischen sind drei
umfangreiche Handschriften in Würzburg (die paulinischen Briefe),
Mailand (ein Commentar zu den Psalmen), Sangallen (Priscian),
worin der lateinische Text durch zahlreiche irische Glossen, Sätze
oder längere Erörterungen erläutert wird ^ Ml. und Sg. enthalten
auch einige irischen Verse und Gedichte. Das relative Alter der
1. Herausgegeben ist Wb. von Zimmer, Glossae Hibernicae, Berlin
1881 ; vgl. Zimmer, Glossarum Hibernicarum supplementum, Berlin 1886
und ZfcPh. VI 454—530; ferner von Stokes, The Old-Irish Glosses at Würz-
burg and Carlsruhe, Hertford 1887; Ml. und Sg. sind von Ascoli, II codice
irlandese dell' Ambrosiana I — II, Kom 1878 ff. , 1879 ff. herausgegeben.
Außerdem sind Wb., Ml. und Sg. im Thesaurus Palseohibernicus neu heraus-
gegeben.
§5. 6| Einleitung. Vcrvviindtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 7
drei Glosseiisammlungen geht aus zahlreichen sprachlichen Kriterien
hervor: die Regeln für den Sandln (Lenition, Eklipse, h) zeigen
einen allmählichen Übergang von Wb. über Ml. zu Sg. und zunri
Mittelirischen; genau ebenso der Vokalismus der unbetonten Silben
(cenele > cenelae > cenela ^Geschlecht', vgl. § 241, § 242); die
Entwicklung der Diphthonge ua (§ 219), oi, ai (§ 38, § 39); ar
statt ol ^sagte' Ml. 44b 10, 11 u. s. w.; Sg. verwendet die in Wb.
und Ml. nicht vorkommenden Zeichen f, s. Die Hauptmasse der
Glossen in Wb. sind jedenfalls älter als das Jahr 800. Eine An-
zahl von Glossen rühren aber von einer älteren Hand her und
zeigen eine größere Altertümlichkeit (soos für suas, frisbrüdemor
[Wb.] 15b 22), dabei aber zugleich eine nachlässigere Schreibung;
sie können auf das Jahr 700 zurückgehen. Ml. darf man um 850
datieren, Sg. wird noch etwas jünger sein. Der Hauptsclireiber von
Wb. zeichnet sich durch große Sorgfalt aus; in Ml. sind Schreib-
fehler, mechanische und falsche Übersetzungen aus dem Lateinischen
besonders häufig ; auch Tendenzen zu lautwidriger, etymologisierender
Schreibung kommen vor, vgl. Verf., Aspirationen i Irsk, Leipzig
1897, S. 147, 149.
Die meisten der hier nicht besonders genannten kleineren
Denkmäler stammen aus dem 9. Jalirh. oder sind noch jünger.
Es muß aber betont werden, daß wegen der literarischen Tradition
sehr gut in einem im ganzen jüngeren Denkmal eine ältere Form
erscheinen kann; ganz besonders gilt dies natürlich, wenn Ab-
schreiben stattgefunden hat. Ziemlich bunt ist in dieser Beziehung
The Stowe Missal (vgl. Thes. II, XXVIIf.).
g 6. Den Anfang der mittelirischen Periode rechnet man
etwa von dem Jahre 1100. Die in den Thes. aufgenommenen iri-
schen Hymnen sind schon als mittelirisch zu bezeichnen ; auch wenn
die meisten derselben im neunten Jahrh. oder gar um 800 verfaßt
sind, so sind sie in der Form, die sie in den Handschriften (aus
der Zeit um 1100) haben, in Bezug auf die Laute und die Mor-
phologie für die altirische Grammatik nicht direkt und ohne Vor-
behalt verwertbar. Altes und Neues steht ähnlich nebeneinander
wie in den übrigen früh-mittehrischen Sammelhandschriften (Leabhar
na hüidri, um 1100 geschrieben; The Book of Leinster, um etwa
50 Jahre jünger als LU; The Yellow Book of Lecan und The
Book of Ballymote aus dem 14. Jahrh.). Die in diesen Hand-
schriften enthaltenen Literaturerzeugnisse sind vielfach bedeutend
älter als die Handschriften selbst, und ihre ursprüngliche sprach-
8 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§ 6
liehe Form hat nicht immer das gleiche Schicksal; neben der ge-
treuen Wiedergabe findet sich die Modernisierung und die Ent-
stellung des nicht Verstandenen.
Als eine Haupteigentümlichkeit des Mittelirischen darf man
die weiter vorgeschrittene Schwächung der Vokale der unbetonten
Silben betrachten: air. cele Gen. celi 'Genosse', mir. Nom.und Gen.
promiscue cele oder celi (§ 172). Die häufige Schreibung se für
air. öi, äi (öe, äe) deutet wohl auf anfangende Monophthongierung;
/ ist schon zu h geworden ; auch sind ä (d h) und § (g h) gewiß in
der Aussprache zusammengefallen. In den lautlichen Änderungen
lag der Keim zu orthographischen Neubildungen, und die mir.
Orthographie befindet sich überhaupt in einem Übergangsstadium.
Die wichtigeren mir. Handschriften liegen in Faksimile-Aus-
gaben vor (vgl. Tourneur, Esquisse S. 17). Eeiches Material aus
den ältesten Handschriften bieten: Windisch, Irische Texte mit
Wörterbuch, Leipzig 1880; Stokes und Windisch, Irische Texte
II — IV, Leipzig 1884 — 1900 (mit Übersetzungen); Windisch, Täin
bö Cüailnge, Leipzig 1905 (mit Übersetzung und Glossar); Atkin-
son, The Passions and the Homilies from Leabhar Breac [15. Jahrb.],
Dublin 1887 (mit Übersetzung und einem vorzügHchen Glossar).
Ferner sind zu erwähnen die zahlreichen, in der Regel mit Glossaren
versehenen Veröffentlichungen von Stokes: On the Calendar of
Oengus, Trans, of the Royal Irish Academy, Irish Manuscript
Series I 1, Dublin 1880; Neuausgabe desselben Werkes mit dem
Titel Feiire Oengusso Celi De, The Martyrology of Oengus the
Culdee, Henry Bradshaw Society, London 1905; The Saltair na
Rann, Oxford 1883; The Tripartite Life of Patrick, London 1887;
Three Middle-Irish Homilies, Calcutta 1877; Lives of Saints fi'om
the Book of Lismore [15. Jahrb.], Oxford 1890; Togail Troi, The
Destruction of Troy, Calcutta 1881; Three Irish Glossaries, London
1862; Cormac's Glossary, translated by O'Donovan, Calcutta 1868;
Irish Glosses, Dublin 1860. Noch manche anderen Veröffent-
lichungen aus der reichen mittelirischen Literatur liegen vor; hier
sei wenigstens erwähnt: Ancient Laws of Ireland, Senchus Mor,
I— VI, Dubhn 1865—1901 (Bd. VI ist ein von Atkinson verfaßtes
ausführliches Glossar). Lexikalische Sammlungen liegen vor in:
Kuno Meyer, Contributions to Irish Lexicography, Halle 1906. Ein-
heimische Lexicographie : Cormac's Glossar (s. Stokes, Three Irish
Glossaries; Cormac starb 903; die Handschriften stammen aus
mittelirischer, die vollständigen Handschriften aus spät mittelirischer
§6. 7| Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 9
und neuirischer Zeit); O'Davoren's (^rlossar (s. 8tokes, AfcLex. II
197 — 504; datiert 1569); O'Cler}', Focloir no sanasan nuadh, Löwen
1643, abgedruckt in Rc. IV— V, vgl. AfcLex. I 348-359).
Eine aus Schottland stammende Handschrift aus der mittel-
irischen Periode ist The Book of Deer (11. — 12. Jahrh.), heraus-
gegeben u. a. bei Cameron, Heliquiae Celticae, Inverness 1892 — 94
(II 602 fF.). Die Orthographie ist etwas vorgeschrittener als in den
gleichzeitigen irischen Handschriften; u. a. oft g, d, wo man im
Irischen c, t schrieb (aber g, d sprach).
§ 7. Den Anfang der neuirischen Periode darf man kaum
viel später als ums Jahr 1500 setzen. Der Übergang ist aber ganz
allmählich, und das fortwährende Abschreiben alter Handschriften
kann über die wirklichen sprachlichen Zustände täuschen. Die von
Stokes, Irish Glosses (s. oben) aus einer ums Jahr 1500 geschriebe-
nen Handschrift herausgegebenen Glossen erinneni schon sehr an
das Neuirische. Der klassische neuirische Schriftsteller Keating
lebte 1570 — 1644 (vgl. u. a. Keating, Tri bior-ghaoithe an bhäis,
edited with Glossary and Appendix by R. Atkinson = Royal Irish
Academy, Irish Manuscript Series II 1, Dublin 1890; Keating,
Poras feasa ar Eirinn, History of Ireland, I, 1, edited with Gaelic
Text, Literal Translation, Complete Vocabulary, by P. W. Joyce,
Dublin 1880; Keating, The History of Ireland, I, Introduction and
the First Book of the History, edited with Translation and Notes
by David Comyn = Irish Texts Society, Vol. IV, London 1902).
Während der neuirischen Periode wird die Orthographie all-
mählich regelmäßiger. Die Mouillierung der Konsonanten wird nach
der Regel caol le caol agus leathan le leathan (§240) außer-
ordentlich genau bezeichnet; g, d, h werden im Inlaut durch ihre
eigenen Zeichen bezeichnet und so von k, t, p, womit sie in den
älteren Perioden in der Schreibung zusammenfielen, genau unter-
schieden ; die Lenition der Mediae und m, f, s wird immer bezeich-
net. Die so erreichte große Genauigkeit wird jedoch durch zwei
Umstände erheblich beeinträchtigt: der oft eingetretene Umlaut der
Vokale wird nur äußerst unvollständig bezeichnet (§ 240 Anm. 2),
und die häufige weitere Verschiebung der lenierten Laute bleibt
ohne Ausdruck; dh und gh, die seit mittelirischer Zeit denselben
Laut bezeichneten, gehen oft in ganz unhistorischer Weise durch-
einander. Man verwendet noch heute in Irland die »angelsäch-
sische« Abart der lateinischen Buchstaben.
Wörterbücher: Mac Curtin (und Conor O'Begly), The English-
10 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§7—9
Irish Dictionary, Paris 1732; John O'ßrien, An Irish-English
Dictionary, Paris 1768; O'Reilly, An Irish-English Dictionary, ^
mit einem Supplement von O'Donovan, Dublin 1864 (eine Zeit-
lang die wichtigste Quelle für die Kenntnis des Neuirischen, aber
wegen der [unkritischen] Aufnahme von älterem Sprachgut sehr
unzuverlässig); Daniel Foley, English-Irish Dictionary, Dublin
1855; F. Edmund Hogan, John Hogan, «John Mac Erlean, Irish
and Scottish Gaelic Names of Herbs, Plauts, Trees, etc., Dublin
1900; Dinneen, An Irish-English Dictionary, Dublin 1904; Edmund
Fournier d'Albe, An English-Irish Dictionary, Dublin 1903; Lane,
English-Irish Dictionary, London 1904. Grammatiken: Franciscus
Molloy, Grammatica Latino-Hibernica, Rom 1677; (Haliday), Urai-
cecht na Gaedhilge, Dublin 1808; O'Donovan, A Grammar of the
Irish Language, Dublin 1845 (wertvoll); John H. Molloy, A Gram-
mar of the Irish Language, Dublin 1867 (sehr wertvoll, obgleich
der Verf. Autodidakt ist; vgl. die Charakteristik, die ich Asp.
S. 43ff. gegeben habe); O'Growney, Simple Lessons in Irish, Dublin
1894 (und in zahlreichen Ausgaben); O'Growney, Revised Simple
Lessons in Irish, I, New York 1902 (von Henebry durchgesehen).
§ 8. Ein interessantes Denkmal des älteren Neuschottischen
ist The Dean of Lismore's Book aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts (eine Sammlung von Gedichten in einer von der Tradition
unabhängigen Orthographie), herausgegeben von Skene, Edinburgh
1862 und bei Cameron, Reliquiae Celticae I. Eine ähnhche Ortho-
graphie finden wir auch in The Fernaig Manuscript aus dem Jahre
1688 (Cameron, Rel. Celt. II). Diese Orthographie hat sich jedoch
nicht festgesetzt; die heutige schottische Orthographie weicht von
der irischen kaum ab, verwendet jedoch die lateinischen Buchstaben.
Das älteste gedruckte neuschottische Buch erschien 1567 (Über-
setzung der Liturgie von Knox).
Wörterbücher: Dictionarium Scoto-Celticum, herausgegeben von
The Highland Society of Scotland, Edinburgh 1828; M' Alpine, A
Pronouncing Gaelic Dictionary (in zahlreichen Auflagen; ^ Edin-
burgh 1845, 11 1898); Macbain, An Etymological Dictionary of the
Gaelic Language, Inverness 1896. Grammatik: Alexander Stewart,
Elements of Gaehc Grammar, Edinburgh 1801, ^ 1812, * 1892.
§ 9. Auf der Insel Man setzte sich eine von der altirischen
Tradition unabhängige Orthographie fest. Ein altes Denkmal ist
The Book of Common Prayer, übersetzt von John Phillips aus
Nord- Wales zwischen 1604 und 1610; Ausgabe: A. W. Moore &
§9.10] Einleitung. Verwandtschaft u.Gliedoiungd. Keltischen. 11
John Rhys, The Book of Common Prayer in Manx Gaelic, London
1895 (mit gegenüberstehendem modernem Text; der zweite Band
enthält zugleich: Khys, The Outlines of the Phonology of Manx
Gaelic). Der Unterschied zwischen der älteren und der neueren
Orthographie ist nicht unerheblich; die heutige Orthographie ist
jedoch auch sehr wenig ideal.
Hülfsmittel: Cregeen, A Dictionary of the Manks Language,
Douglas 1835; Kelly, The Manx Dictionary, I Manx-EngHsh, II
Enghsh-Manx, Douglas 1866 (Manx Society XIII); Kelly, A
Practical Grammar of the Antient Gaelic, or Language of the Isle
of Man, usually called Manks, London 1804, Douglas 1859, London
1870.
§ 10. Sowohl in Irland wie in Schottland und Man nennt
die Bevölkerung ihre Sprache gälisch. Und der Unterschied zwischen
den verschiedenen »Sprachen« ist so gering, daß man vom rein
linguistischen Standpunkt nur von einer Sprache reden kann.
Manx-Gälisch und Schottisch-Gälisch lassen sich ebenso gut wie
das Irish-Gälische aus dem Altirischen erklären. Vgl. Verf., Asp.
S. 11 ff.
Das Schottische weicht vom Irischen u. a. durch eine stärkere
Reduktion der unbetonten Silben ab (-ag = nir. -ög, § 167). Im
Manks gibt es verschiedene weitergehende Lautänderungen ; für air.
c, t, p, s zwischen Vokalen erscheinen stimmhafte Reibelaute oder
Null (Rhys, Phonology, 84, 86, 98, 182; 108; 102, 152; 153).
Gewisse lautliche Eigentümlichkeiten sind dem Schottischen, Manks
und Nordirischen im Gegensatz zum Südirischen gemeinsam (w > r,
§ 95). Auch sonst weicht das Südirische vom Nordirischen erheb-
lich ab; so im Akzent (§ 167) und durch den Übergang eines § in
g (§59 Anm. 2, §67 Anm. 1); dieser Übergang ist alt; der älteste
Beleg ist and-saic = and-side LL 80b 36 (vgl. Zimmer, KZ
XXXII 198—229).
Dialektologische Arbeiten: (Schottland:) Staples, On Gaelic
Phonetics, Trans. Phil. Soc. 1891—93, S. 396—404; Henderson,
ZfcPh. IV 87ff., 244ff, 493ff.; (Man:) Rhys, Outlines, s. § 9;
Strachan, A Manx Folksong, ZfcPh. I 54 ff.; (Irland:) Quiggin,
A Dialect of Donegal, Cambridge 1906; Larminie, West Irish
Folk-Tales and Romances, London 1893 (englische Übersetzungen;
im Anhang drei Märchen in irischer Sprache in phonetischer
Schreibung); Dottin, Rc. XIV 97-136, XVI 421—449; Lecky,
Trans. Phil. Soc. 1882-84, Proceedings XVIII— XXII; F. N.
12 Einleituug. Verwandtschaft u. Gliedemng d. Keltischen. [§ 10—12
Finck, Wörterbuch der auf den Araninseln gesprochenen westirischen
mundart, Marburg 1896 ; dasselbe Buch mit neugedrucktem Titelblatt
bildet den zweiten Teil des Buches Die araner mundart, Marburg
1899 (vgl. dazu meine Anzeige IFAnz. XI 108—111); Holger
Pedersen, Aspirationen i Irsk, Leipzig 1897, passim; Henebry, A
Contribution to the Phonology of Desi-Irish to serve as an Intro-
duetion to the Metrical System of Munster Poetry, Greifs wald 1898.
Dazu gelegentliche Bemerkungen z. B. bei Sarauw und Atkinson,
vor allem aber in den Grammatiken von O'Donovan und John
Molloy und in dem Wtb. von Dinneen; femer halbphonetische
Schreibungen bei den Schriftstellern. Rousselot, Les articulations
irlandaises, La Parole I 241 — 262; Rudolph Trebitsch, Phonogra-
phische Aufnahmen der irischen Sprache in Irland, Anzeiger d.
kais. Ak. d. Wiss. in Wien 1908, Nr. V, S. 27—42.
§11. Als das nördlichste britannische Volk betrachten einige
Forecher die Pikten (während andere sie als Goidelen, wieder andere
als Nicht-Indogermanen betrachten). Sicher ist es jedenfalls, daß
britannische Ortsnamen sich nördlich bis zu den Shetlandsinseln
verfolgen lassen; und gewisse sprachliche Tatsachen können in der
Tat für die britannische Nation ahtät der Pikten sprechen. Vgl.
Stokes, Three Irish Glossaries XXVIU— XXIX; Skene, Celtic
Scotland, Edinburgh 1876 — 80, Bd. I; Zimmer, Das Mutten-echt
der Bieten und seine Bedeutung für die arische Altertumswissen-
schaft, Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte, XV,
Rom. Abth. 209 — 240; Jakob Jakobsen, Aarboger f. nordisk Old-
kyndighed, 1901 S. 222 ff.; J. Loth, Les Pictes d'apres des travaux
recents, Annales de Bretagne, VI 111 — 116; John Rhys and Da\id
Brynmor- Jones, The Welsh People, London 1900, 36—74; Rhys,
Celtic Britain, London 1904, S. 150 ff. Vgl. oben § 4.
§ 12. Über die vorliterarische Periode des Britannischen vgl.
Holder, Alt- Gel tischer Sprachschatz; Hübner, Inscriptiones Britan-
niae christianae, Berlin 1876; Rhys. Lectures^ S. 360 ff., Loth,
Chrestomathie bretonne S. 32 — 50. Die Sprachreste dieser Periode
sind für die Lautgeschichte vielfach instruktiv; sie zeigen u. a. Er-
haltung später geschwundener Vokale, Erhaltung des idg. iv, des
lenierten (s\ g und m, zum Teil der Gruppe -nd- u. s. w. Wales:
Uendesetli, Uennisetli, mc. Gwynhoedl; Uendumagli,
Uinnemagli, mc. Gwenfael; Curcagni, Liber Land. Circan;
Ercagni, L. Land. Erchan; Tegernacus, nc. Teyrnog; Ca-
tamanus, ac. Catman, nc. Cadfau; ßrohomagli; Tunccetace
§ 13] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 13
(Frauenname). Cornwall: Tegernomali; Cunouali, nc. Cyn-
wal, mir. Conall. Bretagne (6. Jahrh.): Catihernus (cat-
'Kampf, -ihernus 'Eisen'); Bodicus (ö aus ou, daraus später ü).
§13. Die älteste Periode der literarischen Überlieferung fängt
ums Jahr 800 an (Namen auch aus dem 8. Jahrh.) und dauert bis
etwa 1100. Die wichtigsten Sprachquellen sind die Glossen, die
im Gegensatz zu den altirischen Glossen fast ausschließlich aus
isolierten Wörtern bestehen. Sie sind gesammelt bei J. Loth, Vo-
cabulaire vieux-breton, Paris 1884 (vgl. die dort zitierte Literatur).
Dazu später gefundene Glossen, die in den keltologischen Zeit-
schriften veröffentlicht sind, verschiedene cymrische Sprachreste im
Liber Landavensis und bretonische Namen, vor allem im Cartulaire
de ßedon (Loth, Chrestomathie S. 102 ff.).
Li dieser Periode ist der Unterschied zwischen Cymrisch und
Bretonisch schon deutlich. Das Cornische ist noch überhaupt nicht
vertreten; denn die Ansicht, daß die Handschrift Oxoniensis poste-
rior cornisch wäre, kann ich nicht als richtig betrachten. Dagegen
streitet schon der Wechsel u, i > a (cilcet gl. tapiseta, stratorium,
peteu gl. puteus, celeell gl. culter), noch entschiedener aber das
durch die Schreibungen hloimol gl. glomerarium und iehnliun
gl. ansa angedeutete Vorhandensein eines stimmlosen l. Ein stimm-
loses l war wenigstens im Neucornischen nicht vorhanden (Lhuyd,
Archaeologia S. 228 Sp. 2). Ich finde überhaupt in den Glossen
dieser Handschrift keinen uncymrischen Zug und kein cornisches
Merkmal. Vgl. Loth, Rc. XIV 70.
Die im Inlaut und Auslaut heute fehlenden Vokale sind in
dieser Periode schon geschwunden. Umlaut und Epenthese ist ein-
getreten: ac. cein gl. bene, mc. cein, nc. cain, mbr. quen ^schön',
nbr. kened 'Schönheit'; ac. (Ox. 2) gurehic 'Frau', mc. gwreic,
nc. gwraig, Plur. gwragedd; abr. centet gl. penes temet (zu
ac. cant 'mit'); abr. cerpit gl. uehiculis (entlehnt aus ir. carpat).
Das lenierte g zwischen Vokalen ist noch bisweilen erhalten, häufiger
jedoch geschwunden: ac. guotig 'nach', mc. gwedy; abr. b outig
gl. stabulum, mc. beudy; ac. 3. Plur. scamnhegint gl. leuant,
aber nertheint gl. armant, vgl. § 370; abr. airmaou 'Schlacht-
felder' (zugleich Beispiel für -gr-); nach r und l ist das g noch
erhalten (vgl. § 61): abr. guerg gl. efficax; abr. mergidhaam
gl. hebesco; abr. orgiat gl. caesar; ac. c olgin n gl. aristam. w
wird in den meisten Stellungen (aber nicht im Auslaut) zu gu,
das auch zwischen Vokalen geschrieben wii'd: ac. gurehic 'Frau';
14 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§ 13. 14
abr. dorguid gl. pythonicus, nc. derwydd 'Druide'; abr. eltroguen
gl.nouerca, acorn. altruan; abr. niguid gl. neophytum, nc. newydd,
nbr. nevez 'neu'; ac. leguenid 'Freude' nc. llawenydd; ac.
petguar 'vier' nc. pedwar; daneben jedoch Schreibungen wie
abr. nouitiou gl. nundinae, nc. newid 'Tausch, Handel' und in
alten bretonischen Namen Uuorgost u. s. w. Die Lenition des
d, h, m wird in der Regel nicht bezeichnet: ac. anit arber bit
gl. num uescitur, nc. arfer 'gebrauchen'; ac. bibid gl. rei, air.
bibdu; abr. darleber gl. pythonicus, s. im Verbal Verzeichnis ir.
labrur; abr. scobarnocion gl. auritos, nbr. skouarn 'Ohr'; ac.
cimadas, abr. camadas, nc. cyfaddas, air. comadas 'passend';
jedoch ist h und m nach u geschwunden in ac. luird gl. horti
(§ 71); ac. dauu gl. cliens (§ 32); ac. lau-bael 'Hand-Axt', abr.
lau gl. armum, vgl. air. läm. Die Lenition der Tenues wird nicht
bezeichnet, die Spirantisierung in sehr unregelmäßiger Weise: ac.
anbiic guell gl. aue, mc. henpych gwell (Grußformel); ac. cil-
cet gl. tapiseta, cilchetou gl. uela, abr. colcet, aus lat. culcita;
ac. iurgchell gl. caprea, nc. iyrchell; abr. guirtitou gl. fusis,
nc. gwerthyd, nbr. gwerzid 'Spindel'; ac. guithennou gl. uenae,
nc. gwythien 'Ader'; ac. papedpinnac gl. quoduis, nc. pa beth
bynnag. Mit Bezug auf die Orthographie ist im Gegensatz zur
folgenden Periode hervorzuheben, daß u und i sowohl einen ur-
sprünglich kurzen wie einen ursprünglich langen Laut bezeichnen
(mc. w und u, y und i). Die Verwendung des h ist oft inkonse-
quent: ac. gurehic, ac. antermetetic gl. semiputata, neben
hanther 'Hälfte', ac. ha 'mit', mc. nc. a. Der Gegensatz zwischen
dem Cymrischen und dem Bretonischen zeigt sich u. a. in der
Behandlung eines ursprünglichen ä oder ö: ac. bodlaun 'bereit-
willig', abr. dacrlon 'voller Tränen' ; daneben in manchen anderen
Punkten (Schwächung des vortonigen kurzen u im C.: ac. eile et,
abr. colcet; n > r in abr. gruiam gl. suo, vielleicht in abr.
emgruit gl. quaestionem, angruit gl. lucrum zu air. gniu mc.
gwnaf, vgl. Verbal Verzeichnis ; ac. pimphet 'der fünfte', ac.
hanther 'Hälfte', abr. hanter-, vgl. § 83, § 88, § 94, § 340.
§ 14. Die mittelcymrische Periode darf man etwa vom Jahre
1100 bis zur Reformation rechnen; sie ist also zeitlich ungefähr
ebenso abgegrenzt wie die mittelirische Periode. Die Lautgesetze
sind in dieser Periode etwas weiter vorgeschritten als in der vorher-
gehenden; noch größer aber ist der Unterschied in der Orthographie,
die jedoch in den verschiedenen Denkmälern verschieden ist.
§ 14] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 15
Am altertünilichsten (und zum Teil auf eine viel ältere Zeit
als die der Handschriften zurückgehend) ist die Sprache der alten
cymrischen Gedichte. Vgl. The Myvyrian Archaiology of Wales
collected out of Ancient Manuscripts, by Owen Jones (Myvyr),
Edward Williams (lolo Morganwg), William Owen Pughe (Tdrison),
1801—1807, neue Ausgabe Denbigh 1870 (entspricht nicht den
heutigen Anforderungen); Skene, The Pour Ancient Books of Wales,
I — II, Edinburgh 1868 (mit Übersetzungen); Gwenogvr}'n Evans,
The Black Book of Carmarthen [12. Jahrb.], Pwllheli 1906.
Ziemlich altertümlich ist auch die Sprache der cymrischen
Gesetze (Ancient Laws and Institutes of Wales. With an English
Translation 1841, herausgegeben von der Record Commission);
Handschrift aus dem 12. Jahrb.
Aus dem 14. Jahrb. stammt The Red Book of Hergest, das
u. a. die unter dem Namen Mabinogion gehenden Ritterromane
enthält. Vgl. Lady Charlotte Guest, The Mabinogion from the
Llyfr coch o Hergest, London 1849; J. Rhys and Gwenogvryn
Evans, The Text of the Mabinogion, Oxford 1887. Für den An-
fänger bequem zurechtgelegt: Kuno Meyer, Peredur ab Efrawc,
with a glossary, Leipzig 1887. Die Sprache und Orthographie
dieser bisher am ausgiebigsten erforschten Texte ist die natürliche
Vorstufe des Neucymrischen. Vgl. § 349. Aus dem 15. Jabrh.:
Robert Wilhams, Y Seint Greal, London 1876 (mit Glossar; =
Selections from the Hengwrt Mss. preserved in the Peniarth Library,
Vol. I).
Lexikalische und grammatische Hülfsmittel für das (Mittel-
und) Neucymrische sind: William Salesbury, A Dictionary in Eng-
lyshe and Welshe, London 1547, Neudruck London 1877 (cymrisch-
enghsches Wtb.); John Davies, Antiquae linguae Britannicae, nunc
vulgo dictae Cambro-Britannicae, et linguae Latinae dictionarium
duplex, prius Britannico-Latinum , posterius Latino-Britannicum,
London 1632; Thomas Richards, Antiquae linguae Britannicae
thesaurus, being a Welsh-English Dictionary, Bristol 1753; William
Owen Pughe, A Dictionary of the Welsh Language, London 1803
(enthält viele erdichtete Wörter, die zum Teil in andere Wörter-
bücher übergegangen sind); William Spurrell, An English- Welsh
Pronouncing Dictionary, & Carmarthen 1905 (^ 1850); Wilham
Spurrell, A Dictionary of the Welsh Language, ^ Carmarthen 1904;
D. Silvan Evans, A Dictionary of the Welsh Language, Carmarthen
1893 — 96 (ein groß angelegtes Wtb. mit Belegstellen, aber un-
16 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. (§14. 15
vollendet, A — DD; vgl. AfcLex. I 4000".). Spurrell, A Grammar
of the Welsh Language, ^ Carmarthen 1870; Rowland, A Gram-
mar of the Welsh Language, * Wrexham 1876 (i 1853).
Phonetik: Henry Sweet, Spoken North Welsh, Trans. Phil.
Soc. 1882—84, S. 409—484. Selbst habe ich vor einem Jahrzehnt
Cymrisch von Herrn T. Hudson Williams aus Carnarvon (Nord-
Wales) gehört.
§ 15. Das älteste Denkmal des Comischen ist ein Vokabular
aus dem 12. Jahrhundert, das schon von Lhuyd als cornisch er-
wiesen wurde (ZE 1065—1081; Norris, The Ancient Cornish Drama,
Oxford 1859, II 311—435). Die Orthographie des Vokabulars ist
nicht ganz fest, k wird c oder k, vor vorderen Vokalen oft ch
geschrieben: chein gl. dorsum, chic gl. caro, besehen gl. canna,
hebrenchiat gl. dux; keber gl. tignum (aus lat. *caprö vgl.
fr. chevron), aber cheber gl. uulua (mit keber ^Sparren' identisch;
zur Bedeutung vgl. Schulze, KZ XXXIX 611 f. über gr. dllxa
^cunnus'). Ahnlich wird g vor e und i um der romanischen Aus-
sprache abzuwehren gh geschrieben: ghel gl. sanguisuga, doferghi
gl. lutrius, keghin gl. coquina. h wird oft überflüssig geschrieben :
auhel gl. aura, bähet gl. aper, uerres, euhic gl. cerua, gouhoc
gl. mendax, denshoc dour, Fischname, gl. luceus, eig. 'der Ge-
zähnte des Wassers', huis gl. saeculum. Der Laut x wird ch
hc, h, gh, g geschrieben: ach gl. suboles, elerhc gl. olor, cycnus,
gruah gl. anus (c. gwrach), argans 'Silber', flogh gl. puer; in
ah^ed 'Schlüssel' (mcorn. alwheth, nbr. alc'houez; c. allwedd
mit Schwund des x zwischen dem stimmlosen l und w) und manaes
gl. monacha ist x in der Schreibung ganz vernachlässigt. / wird
d, h, t, ht, dth, hth geschrieben: abard, abarh = mcorn. abarth
'seitens', caid gl. seruus, gueid gl. opus, bat gl. numisma, gurhthit
'Spindel', guidthiat gl. custos, elgeht gl. mentum. /"wirdf und
ph geschrieben; oliphans 'Elefant', clof gl. claudus. d wird d,
t, th, {), d h geschrieben : alw?ed, bähet, barth gl. mimus, blifen
'Jahr', medhec gl. medicus. v wird f, v, u geschrieben: aflavar
gl. mutus, auon 'flumen', barf, baref 'Bart'; auch mit dem iv-
Zeichen: du?/; gl. niger. w wird entweder durch ein besonderes
|)-ähnliches Zeichen oder durch v, u, ua, w bezeichnet: alt/^ed,
guin 'Wein', gueidvur 'Arbeiter', euuin gl. unguis, lewenki
^/,vv6(,ivia\ Die Bezeichnung von giv vor Konsonanten variiert
sehr: gulat gl. patria, gluan gl. lana, gruah gl. anus, grueg,
greg 'mulier, uxor' (darüber steht freg, das, wenn cornisch, eine
§ 15] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 17
noch ungenauere Schreibung darstellt, auch wenn die lenierte Form
gemeint sein sollte; vgl. win ^Wein', vurcheniat gl. incantator, Gl.
310, Fol. 8 a, ZE 1071, 3). i und y wechseln sowohl in silbischer
als in unsilbischer Funktion, und i wechselt außerdem mit e und
ui: rid, ruid 'frei', bruit 'bunt' (zu lesen hril) oder hryp)\ bis gl.
digitus, bes gl. digitum. Ein Svarabhaktivokal wird ausgedrückt
oder nicht ausgedrückt: barf gl. barba, baref gl. barbam; dour
gl. aqua, douer gl. aquam (ein lautlicher Unterschied zwischen dem
Nom. und dem Akk. ist nicht anzunehmen). Man findet gauhoc
gl. parasitus und gouhoc gl. mendax, genau 'Mund' und bisou
gl. anulus. Im Inlaut wird statt g, d, h oft c, t, p geschrieben:
chic, kig 'Fleisch', penclin gl. genu, blot gl. farina, braud
'Bruder' (cornisch?), popel, pobel 'populus, uulgus'. Infolgedessen
hat derselbe Buchstabe oft mehrere Bedeutungen; ganz gleich
werden z. B. guit gl. sanguis (gujd) und guit 'Gans' (gnjd) ge-
schrieben; u bezeichnet w, u, ü. — Es scheinen im corn. Vokabu-
lar auch einige cymrische Wörter vorzukommen; so das von einer
jüngeren Hand geschriebene Uu gl. exercitus; bei doppelter Glos-
sierung scheint häufig die eine Glosse nicht cornisch zu sein:
[medu 1.] meddou gl. medum (c. medd; Plur.?), [douer 1.] dür
gl. aquam (d. h. doivdr com., dür cymr.?), [broder 1.] braud gl.
f rater, lau [1. lof] gl. manus, [cos 1.] caus gl. caseus; bei win [1.
guin] gl. uinum, und [c lauster 1.] cloister gl. claustrum hilft
allerdings ein Hinweis auf das Cymrische nicht; vielleicht ist win
und cloister englisch. In freg neben greg wollte ZE eine
piktische Form erkennen (zum f vgl. die piktische Glosse pean-
fahel 'Ende der Befestigung' bei Beda).
Die Sprache des Vokabulars, die chronologisch und lautge-
schichtlich mit dem Mittelcymrischen und Mittelbretonischen zu
vergleichen ist, wird gewöhnlich als Altcornisch bezeichnet. Ein
lautliches Merkmal des Altcornischen dem Cymrischen und Bretoni-
schen gegenüber ist -ns aus -ntj -Is aus -It, s. § 344. Als Mittel-
cornisch bezeichnet man die Sprache einer Eeihe von Literatur-
denkmälern aus dem 14. und 15. Jahrb.: das Gedicht Mount Cal-
vary, herausgegeben von Stokes unter dem Titel Pascon agan arluth,
Trans. Phil. Soc. 1862; die Dramen (Ordinalia), die von Norris,
The Ancient Cornish Drama, I— II, Oxford 1859 herausgegeben
sind; dazu noch Beunans Meriasek, edited by Wh. Stokes, London
1872, vgl. AfcLex. I 101 ff. (Handschrift aus dem Jahre 1504).
Das Mittel cornische weicht vom Altcornischen u. a. durch den
Podersen: Vgl. kelt Gramm. 9
18 Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. [§ 15. 16
Übergang t > s nach Vokal ab. Über die Orthographie vgl. § 350.
Neucornisch ist das Drama Gwreans an bys aus dem Jahre
1611 (herausgegeben von Stokes, Berlin 1863). Lautliches Merk-
mal des Neucornischen : dn aus nn, hm aus mm. Eine äußerst
wichtige Quelle zur Kenntnis des Neucornischen ist Lhuyd, Ar-
chffiologia Britannica, Oxford 1707 (der cornische Abschnitt und
die vergleichenden Abschnitte). Lhuyd schreibt phonetisch, ver-
wendet aber dabei einige typographisch unbequemen Zeichen; ich
transskribiere so weit möglich das aus dieser Quelle geschöpfte
Material. Eine sehr trübe Quelle ist das Wörterbuch von Pryce
1790, s. darüber Norris II 470.
Die cornische Sprache starb im Laufe des 18. Jahrhunderts
aus. Norris hörte jedoch noch im 19. Jahrh. das Vaterunser und
einen Teil des Glaubensbekenntnisses von den Lippen eines alten
Mannes (Norris II 466).
Über hier nicht erwähnte cornische Sprachreste vgl. Norris II
438; Jenner, A Handbook of the Cornish Language, London 1904,
S. 24-46, 205—208 (und die Vorrede); Loth, AfcLex. I 224 ff.
Hülfsmittel: Wh. Stokes, A Cornish Glossary, Trans. Phil. Soc.
1869, S. 137 — 250; Robert Williams, Lexicon Cornu-Britannicum,
Llandovery und London 1865 (vorzüglich; vor der normalisierten
Orthographie, die namentlich in den Aufschlagewörtern durchgeführt
ist, ist jedoch zu warnen); Loth, Remarques et corrections au lexi-
con Cornu-Britannicum de WilHams, Paris 1902; Jago, Enghsh-
Cornish Dictionary, Plymouth 1887 (mit einiger Vorsicht zu be-
nutzen). Eine Grammatik ist in dem Werke von Norris enthalten
(II 217 — 308); Jenner, Handbook ;'is addressed to the general
Cornish public rather than to the skilled philologist«.
§ 16. Als Merkmal des Mittel- und Neubretonischen kann
man das ö (geschrieben eu) aus ursprünglichem ä, ö (altbretonisch
o) anführen. Als Grenze zwischen dem Mittel- und Neubretonischen
setzt man das Werk des R. Pere Maunoir, Le sacre College de
Jesus, Quimper-Corentin 1659. Der Untei-schied zwischen den
beiden Perioden ist mehr orthographisch als sprachlich; Maunoir
unternimmt eine deutHchere und konsequentere Bezeichnung der
Aussprache: han ^Sommer', früher ha ff (mit urspr. leniertem m und
daher Nasalierung des Vokals); Unterscheidung zwischen c'h [x)
und ch(.s); konsequente Bezeichnung der Anlautsmutationen. Eine
zweite, gründlichere Reform der Orthographie wurde im Anfang
des 19. Jahrhunderts von Le Gonidec durchgeführt.
(
§ 16] Einleitung. Verwandtschaft u. Gliederung d. Keltischen. 19
Die mbr. Literatur ist sehr arm; erst vom 15. Jahrh. an hat
man zusammenhängende Texte, die aber noch einen äußerst gering n
literarischen Wert haben. Vgl. für das Mbr. und das ältere Nbr.
Loth, Chrestomathie bretonne, Paris 1890 (mit Glossar und Namen-
verzeichnissen). Die nbr. Schriftsprache ist nicht einhcithch, sondern
nach den vier Hauptdialekten (Treguier, Leon, Comouaille [um
Quimper], Vannes) verschieden; genaueres über die Grenzen der
Dialekte bei Troude, Dict. fr.-br. XXIX f. Die drei erstgenannten
Dialekte werden jedoch in der Schriftsprache nicht immer schari"
auseinander gehalten ; der Dialekt von Leon ist am altertümlichsten
und hat durch Le Gonidec einen gewissen Vorrang erhalten. Der
Dialekt von Vannes hebt sich von den übrigen Dialekten scharf
ab; er blieb eine Zeitlang von Le Gonidec's orthographischer
Reform unberührt.
Zur bretonischen Dialektologie vgl. Loth, Chrestomathie bre-
tonne S. 360—380. Meine persönliche Kenntnis der bretonischen
Aussprache beruht auf einem (durch Krankheit unterbrochenen)
Aufenthalt in St. Pol de Leon im Sommer 1904.
Wörterbücher: Emile Ernault, Le mystere de Sainte Barbe,
avec traduction frangaise et dictionnaire etymologique du breton
moyen, Paris 1888; Emile Ernault, Glossaire moyen-breton, Paris
1895; Le CathoKcon de Jean Lagadeuc, dictionnaire breton, fran-
gais et latin [1464 datiert, 1499 erschienen], public par R. F. le
Men, Lorient (1868); G. Quiquer de Roseoff, Dictionnaire et collo-
ques frangois et breton, Morlaix 1626 und in zahlreichen weiteren
Auflagen (die Ausgabe von 1633 ist die beste; 1671 eine neue
Auflage mit der Schreibung von Maunoir); Maunoir, Le sacre Col-
lege de Jesus, Quimper- Corentin 1659 (Katechismus mit zwei
Wörterbüchern und einer Grammatik); Pierre de Chälons, Diction-
naire breton-frangais du diocese de Vannes, Vannes 1723, neu
herausgegeben von J. Loth, Rennes 1895 (ßibliotheque bretonne
armoricaine publice par la faculte des lettres de Rennes, fascicule
1); Dictionnaire frangois-breton ou frangois-celtique du dialecte de
Vannes par M. de TA*, Leiden 1744, J* Haag 1756 (vom Abte
Cillart de Kerampoul); Gregoire de Rostrenen, Dictionnaire fran-
gais-celtique ou frangais-breton, Rennes 1732, neu herausgegeben
(von B. JolHvet), Guingamp 1834 (enthält auch nicht-bretonisches
Sprachgut, das zum Teil in jüngere Wörterbücher übergegangen ist,
vgl. § 32) ; Dom Louis le Pelletier, Dictionnaire etymologique de la
langue bretonne, Paris 1752 (mit Verweisen auf das Cymiische und
20 Einleitung. Entlehnungsbeziehungen. [§ 16-18
zum Teil auf das Irische) ; Le Gonidec, Dictionnaire breton-frangaisj
Angouleme 1821, ^ (besorgt von Hersart de la Villemarque), Saint
Brieuc 1850 ; Le Gonidec, Dictionnaire frangais-breton enrichi d'ad-
ditions .... par Hersart de la Villemarque, Saint Brieuc 1847;
Troude, Nouveau dictionnaire frangais et breton, Brest 1869, ^ Brest
1886; Troude, Nouveau dictionnaire breton-frangais, Brest 1876.
Grammatiken : von Maunoir (übersetzt von Lhuyd in seiner Archseo-
logia Britannica) ; Rostrenen, Grammaire frangaise-celtique ou fran-
gaise-bretonne, Rennes 1738, neue Ausgabe Guingamp 1833; Le
Brigant, Elements de la langue des Celto-Gomerites, Straßburg
1779; Dumoulin, Grammatica latino-celtica, Prag 1800; Legonidec
1807, neue Ausgabe in seinem br.-fr. Wtb.; Hingant, Elements de
grammaire bretonne, Treguier 1868; Erangois Vallee, Legons ele-
mentaires de grammaire bretonne, Saint Brieuc 1902; Emile Ernault,
Petite grammaire bretonne, Saint Brieuc 1897 ; J. Guillome, Gram-
maire du dialecte breton de Vanneö, Vannes 1836; Le Bayon,
Grammaire bretonne du dialecte de Vannes, Vannes 1896; A.
Guillevic et P. Le GofF, Grammaire bretonne du dialecte de
Vannes, Vannes 1902.
Entlehnungsbeziehungen.
§ 17. Die ehemalige weite Verbreitung der Kelten hat es
mit sich geführt, daß man keltische Lehnwörter in sehr entfernten
Gegenden finden kann; so im Griechischen (i'oQy.og § 44, yaloog
§48) und sogar im Armenischen (to'-Ä;'; karapn §50,4). Keltische
Ortsnamen sind nicht selten auf die Slaven vererbt, gelegenthch
auch Personennamen: klr. Kobryn, gall. Cobrünus, Cobrünius
(durch germanische Vermittlung), Rozwadowski, Materyaiy i prace
II 342 ff. Dagegen ist finn. tarvas (veraltet) irgend ein gehörntes
Tier' wohl nicht keltisches Lehnwort, vgl. Vilh. Thomsen, Beraringer
mellem de finske og de baltiske Sprog, Kopenhagen 1890, S. 230.
In innigeren Entlehnungsbeziehungen steht das Keltische zum
Italisch-Romanischen, Iberisch-Baskischen, Germanischen.
§ 18. Es ist eine bekannte Tatsache, daß das Lateinische
eine nicht unbedeutende Zahl von keltischen Lehnwörtern enthält;
vgl. die Indices dieses Buches. Über die kelt. Lehnwörter im Romani-
schen orientiert vorläufig Thurneysen, Keltoromanisches, Halle 1884.
Die außerordentlich zahlreichen lateinischen Lehnwörter im
Keltischen werden unten in einem besonderen Abschnitt (§§ 120
§ 18—20] Einleitung. Entlehnungsbeziehungen. 21
— 149) besprochen werden, wobei gelegentlich auch der (bis jetzt
nicht monographisch untersuchten) romanischen Lehnwörter Er-
wähnung geschehen wird.
§ 19. Die nicht-indogermanische Sprache der Iberier und
Aquitanier, deren Fortsetzung das heutige Baskische ist (vgl.
Schuchardt, Die iberische Deklination, Sitzungsberichte d. kais. Ak.
d. AViss. ßd. 157, 2, AVien 1907), hat zweifellos Lehnwörter aus
dem Keltischen aufgenommen: bask. hartz ^Bär', aquitan. MN.
Harsus, vgl. ir. art § 52; bask. andre 'Frau', aquitan. FN
Andere, vgl. mir. ainder 'junges AVeib', c. anner 'Färse', ac.
enderic gl. uitulus, nc. enderig 'steer, ox', br. ounner 'Färse'
(Magnus Olsen, BB XXX 325—327); bask. izokin 'Lachs', vgl.
ir. 8 0 § 48, 3; bask. tegi 'Haus'; bask. iratze 'Farnkraut' ir.
raith § 53.
§ 20. Die ältesten keltischen Lehnwörter im Germanischen
werden bedeutend älter sein als die keltischen Wörter im Alt-
lateinischen. Sie sind namentlich für die Geschichte der Geräusch-
laute in den beiden Sprachzweigen wichtig. So ist got. reiki 'Eeich'
= ir. rige und got. lekeis 'Arzt' = ir. liaig für die Geschichte des
ursprünglichen^; ahd. gisal 'Geißel' = ir. giall für die Geschichte
des idg. gh in den beiden Sprachzweigen hochwichtig. Die Be-
rührungen zwischen den Germanen und den Kelten hat von der
Zeit ihres ersten Zusammentreffens an bis auf den heutigen Tag
gedauert. Auf dem Kontinente werden im wesentlichen die Kelten
gebend, die Germanen empfengend gewesen sein, wobei der Kreis
des keltischen Einflusses allmählich geographisch beschränkter ge-
worden sein wird, bis schließlich der römische Einfluß an die Stelle
des keltischen getreten ist. Die Inselkelten haben teils mit den
in der Spur der keltischen Wanderungen gefolgten Angelsachsen,
teils mit den Skandinaviern Berührungen gehabt, wobei die Kelten
sowohl (und besonders) empfangend wie gebend gewesen sind. Die
ältesten englischen Lehnwörter im Irischen sind wohl durch bri-
tannische Vermittelung aufgenommen (z. B. ir. rön 'Seehund' bei
Cormac, aus aengl. hrän; ir. rot 'Weg' c. rhawd (mit rhedeg
• 'laufen' assoziiert) aus aengl. räd; mir. önmit 'Toi*, Narr' Corm.,
nir. öinmhid mc. ynfyt, nc. ynfyd, vgl. aengl. unwitti: mir.
nir. lübaim 'biege' LL 86b 45, vgl. Zupitza KZ XXXVI 244).
Vgl. H. d'Arbois de Jubainville, Les temoignages linguistiques
de la civihsation commune aux Celtes et aux Germains pendant le
Ve et le IVe siecle avant J. C, Rev. archeol. in Ser. XVII, 187
22 Einleitung. Entlehnungsbeziehungen. [§ 20. 21
— 214; Zimmer, Germanen, germanische Lehnwörter und germanische
Sagenelemente in der ältesten Überlieferung der irischen Helden-
sage, ZfdA XXXII 196 — 334; Zimmer, Weitere nordgermanische
Einflüsse in der ältesten Überlieferung der irischen Heldensage,
ZfdA XXXV 1—172; Zimmer, Ossin und Oskar, ZfdA XXXV
252 — 255; Zimmer, Über die frühesten Berührungen der Iren mit
den Nordgermanen, Sitzungsber. d. königl. preuß. Ak. d. Wiss.
1891, S. 279—317; Sophus Bugge, Studien über die Entstehung
der nordischen Götter- und Heldensagen, München 1881 — 89;
Sophus Bugge, Helge-Digtene, Kopenhagen 1896; Sophus Bugge,
Nyere Forskninger om Irlands gamle Aandskultur og Digtning i
dens Forhold til Norden, Christiania Videnskabs-Selskab, Oversigt,
1891, S'. 21 — 38; Mogk, Kelten und Nordgermanen im 9. und
10. Jahrb., Leipzig 1896 (Programm); Verf., Mandjsevning hos
Kelterne, Festskrift til J. L. Ussing, Kopenhagen 1900, S. 185
— 192; Whitley Stokes, On the Gaelic Names in the Landnamabok
and Runic Inscriptions, Rc. III 186 — 191 ; Alexander Bugge, Con-
tributions to the History of the Norsemen in Ireland, I — II, Chri-
stiania, Videnskabsselskabets Skrifter, Hist.-fil. Kl., 1900, Nr. 4—5;
Alexander Bugge, Nordisk sprog og nordisk nationalitet i Irland,
Aarb0ger for nordisk Oldkyndighed og Historie 1900, Kopenhagen ;
Alexander Bugge, On the Fomorians and the Norsemen, by Duald
Mac Firbis, edited with Translation and Notes, Christiania 1905;
Alexander Bugge, Caithreim Cellachain Caisil, edited with Transla-
tion and Notes, Christiania 1905; Alexander Bugge, Vesterlandenes
Indflydelse paa Nordboernes og saerlig Nordmsendenes ydre Kultur
i Vikingetiden, Christiania, Videnskabsselskabets Skrifter, hist.-fil.
KL, 1904, Nr. 1; W. A. Craigie, Oldnordiske Ord i de ga^liske
Sprog, Arkiv f. nord. Fil. X (1894), S. 149—166; W. A. Craigie,
Gaelic Words and Names in the Icelandic Sagas, ZfcPh. I 439
—454.
§ 21. Sehr wichtig sind die Entlehnungsbeziehungen inner-
halb der inselkeltischen Sprachen. Vor allem enthält das Irische
eine wahre Flut von britannischen Lehnwörtern, deren Aufnahme
während mehrerer Jahrhunderte von der Römerzeit an bis gegen
Anfang der literarischen Überlieferung allmählich stattgefunden hat.
Dabei mögen die u. a. durch die Ogaminschriften bezeugten irischen
Kolonien in AVales eine Zeitlang eine vermittelnde Rolle gespielt
haben. Es ist längst erkannt, daß die lateinischen Lehnwörter im
Irischen, soweit sie auf volkstümlichem Wege aufgenommen sind,
§ 21] Einleitung. Eiitlehnungsbeziehungen. 23
siüiitlich durch britannisches Zwischenglied gegangen sind, und
auch die ältesten englischen Lehnwörter sind den Iren durch üie
Britannier vermittelt. Bis jetzt nur wenig beachtet war dagegen
die Tatsache, daß auch echt keltische Wörter massenhaft aus dem
Britannischen (in einigen Fällen können wir bestimmter sagen: aus
dem Cymrischen) ins Irische übergegangen sind. Als Beispiele
führe ich an:
ir. nös ^Sitte', amnas 'hart, rauh, übelgesinnt': c. naws 'Cha-
rakter; mild, sanft', afnaws 'unverschämt'; air. faibur 'Schneide':
c. gwaew, PI. gwaewawr §395, § 58, 3; air. cäin 'schön', nir.
caoin: ac. mc. cein, nc. cain, mbr. quen aus *qanjo-s oder
*qnjo-s, gr. xaivog 'neu', skr. känljas- 'jünger', kanjä 'Mädchen';
ir. cair 'Beere' nir. caor 'a mountain berry', caorthann 'mountain
ash': c. cair PI. ceirion 'Beeren', cerddin, cerdin 'quicken-trees,
mountain ash', ncorn. kerden, br. kerzin, idg. "^qrpjo-, vgl. gr.
KaQTtog § 57, § 46; air. muirmöru gl. Siren, 'Meermädchen': c.
morforwyn 'mermaid', vgl. morwyn 'Mädchen', acorn. moroin,
mcorn. moren ('Meerweib' wird nir. mit Hülfe eines englischen
Lehnwortes ausgedrückt: maighdean mhara); air. foilenn, nir.
faoileann 'Möve': c. gwylan, acorn. guilan, br. goelan, woraus
fr. goelan d; (ir. oi ist die Wiedergabe des c. wy); air. cnai gl.
uellus : c. cnaif 'Fließ', ncorn. kneu, br. kreon, Vannes kaneo,
zu gr. yivacpevg 'Walker', ^vdfpaXov 'Wolle' (die c. Form hat Epen-
these, die corn. und br. Form entweder Umlaut oder altes e)\ mir.
bröinech, bröenach 'sorgenvoll', nir. braonach : c. brwyniog,
brwynog (von brwyn = echt ir. brön 'Kummer'); mir. gor-mac
'Adoptivsohn', nir. gormhac, garmhac 'Enkel(kind)', gar-athair
'Urgroßvater', gar- mhäthair 'Urgroßmutter', vgl. c. gor-hendad
'Urgroßvater', gor-henfam 'Urgroßmutter' (gor- = ir. for-) br.
gour-dadou 'Vorfahren', gour-ni 'Sohn des Neffen'; die Endung
der nomina agentis ir. -id, c. -ydd aus -ijo-s § 374; air. intrem-
did 'postridie, post III. diem' : mc. trennyd nc. trennydd 'über-
morgen' (enthält c. dydd 'Tag'); mir. banna 'Tropfen' (und bainne
'Milch'?) : acorn. banne gl. gutta, mcorn. banna, br. banne,
Treg. bannec'h § 370; ir. milis 'süß' : c. melus; das Suffix air.
-öc § 378; mir. (combrec). Dat. combreic 'Cymrisch' : c. cym-
raeg; die Endung in mir. (Akk. und Dat.) gsedilg 'Irisch', nir.
Gaeidhilge; mir. carraic 'Felsen', nir. carraig : mc. carrec,
PL cerric, nc. careg PI. ceryg, ncorn. karrak, br. karrek,
PI. kerrek (eng. crag, fr. garrigue aus dem Kelt); mir. blonac
24 Einleitung. Entlehnungsbeziehungen. [§ 21
^Fett' nir. bionag : mc. blonec, nc. bloneg, blawn acorn. blo-
nec, (br. blonek aus dem C.); nir. faoch, faochög, faochän
^periwinkle' : c. gwichiad, ncovn. gwihan ; air. foich 'uespa' : acorn.
guhion 'uespa', abr. guohi gl. fucos, zu lat. uespa u. s. w.; air.
liathritse gl. pilae, mit Suffixvertauschung mir. liathröit, nir.
liathröid ^Kugel, Ball', nir. liathraim ^rolle, gleite' : c. llithred
fem. 'glide, slip', llithro % glide'; ir. dillat 'Gewand, Kleidung' :
mc. dillat nc. dillad mcorn. dyllas nbr. dillad (mit mouilliertem
/); mir. scatän 'Hering' nir. sgadän : c. PI. ysgadan; nsch.
bidean 'Hecke' : c. bidio 'Bäume beschneiden', bid 'Dornhecke';
air. daintech gl. dentatus, zu c. dant 'Zahn'; ir. mannt 'die Stelle
eines ausgefallenen Zahnes, Zahnfleisch' :c. mant 'Kinnlade, Mund',
mantach 'zahnlose Kinnlade; zahnlos', zu lat. mentum 'Kinn',
g. munps 'Mund'; ir. sant 'Begierde' : c. chwant corn. whans br.
c'hoant; vgl. mir. Setanta, der ursprüngliche Name des Cuchu-
linn: ^exavtLoiy britannischer Name bei Ptolemäus; ir. bes 'Sitte',
c e 1 gl. augurium § 88 u. s. w., u. s. w.
Man darf sagen, daß das Irische durch und durch mit bri-
tannischen Elementen versetzt ist. Es ist daher nicht zu erwarten,
daß der irische Einfluß im Britannischen von sehr großem Umfang
wäre. Er fehlt aber jedenfalls nicht ganz. Vgl. Rhys, Archseologia
Cambrensis 1895, S. 264 ff., Rc. XVII, 102 ff, Vendryes, Hib. voc.
a Lat. S. 25. Ein absolut sicheres Beispiel ist mc. kerbyt nc.
cerbyd 'Wagen' abr. Plur. cerpit : mir. carpat nir. carbad,
gall. KagßavTo-Qtyov (in der Form *karbet' aufgenommen). Vgl.
noch etwa c. byth 'je' : ir. bith 'Welt'; c. cnwc 'Hügel' : mir.
cnocc nir. cnoc c. cnwch abr. cnoch mbr. knech nbr. kreac'h;
c. broc 'of a mixed colour' : nir. broc 'grey, speckled' und ähn-
liche Fälle, die in § 97 besprochen werden; c. credu 'glauben'
§ 69; c. codwm, cwdwm 'Fall' : air. cutuim; nc. poc br. pok
'Kuß' : mir. pöc nir. pög (das selbst durch britannisches Zwischen-
glied aus lat. päx, päcem stammt); br. mergl 'Rost, Brand im
Getreide' : air. meirc gl. serugo, auch 'Runzel' nir. meirg 'Rost',
meirgeall 'roughness, ruggedness'; c. celc 'Verhehlen' : ir. celg
'List'.
Entlehnungsbeziehungen zwischen den verscliiedenen bntanni-
schen Dialekten sind wohl auch vorgekommen: mc.balawc 'Priester' :
mbr. baelec, nbr. belek; nc. heor 'Anker' : br. heor; br. blo-
nek, s. oben.
§ 22] Einleitung. Die Eigenart des Keltischen. 25
Die Eigenart des Keltischen.
^ 22. Für das Keltische ist die Summe der folgenden Laut-
übergänge charakteristisch: 1) idg. e > kelt. l; 2) idg. p ^ f (y h
u. s. w); 3) Geräuschlaut +w > doppelter Geräuschlaut (unter be-
stimmten Bedingungen); 4) idg. ;/•; l > ri, li; 5) idg. yu > b;
6) st > ts (in gewissen Fällen). Einzeln kommen jedoch diese
Lautübergänge (mit Ausnahme von Nr. 6) auch anderswo vor (Nr. 1
und 2 im Armenischen, 3 im Germanischen, 4 im Albanesischen,
5 im Griechischen und im Oskisch-Umbrischen). Am charakteri-
stischsten für das Keltische wäre die Lenition, wenn ihr gemein-
keltisches Alter feststünde. Jedenfalls aber bekundet sich in dieser
Erscheinung eine psychologische Eigentümlichkeit, die für das Insel-
keltische eminent charakteristisch ist: ein zäher lautpsychologischer
Konservatismus. Eine verschiedene Behandlung des Wortanlauts
in verschiedenen Wortkombinationen liegt allerdings rein lautpsycho-
logisch äußerst nahe ; sie wird aber in den meisten Sprachen durch
den Einfluß der Wortpsychologie sofort neutralisiert und gedeiht
über einen nur von dem geschulten Phonetiker bemerkten Keim nicht
hinaus. Das Keltische hielt jedoch diese kleinen lautlichen Nuancen
getreu fest und entwickelte sie weiter. Das taten zwar auch ge-
wisse andere idg. Sprachen; so ein Dialekt des Althochdeutschen
(Notker) und gewisse italienische Dialekte (s. Schuchardt, Bomania
II 1 ff. ; sardinisch sas kosas : una gosa; florentinisch il kane : i hani).
Im Deutschen wurde der Anlautswechsel aber wieder aufgegeben,
und im Italienischen hat er nur dialektische Gültigkeit erhalten.
Im Keltischen wurde er dagegen auf dem gesamten Gebiete von
Generation auf Generation jahrtausendelang vererbt. In anderen
Sprachen pflegt ferner die Wortpsychologie ziemlich bald gegen die
rein lautpsychologische Verschmelzung ursprünglich getrennter
Wörter zu reagieren: neben am, im steht im Deutschen an dem,
in dem ; die Infigierung ist im Germanischen über got. ga-u-hta-sehiij
im Lateinischen über sub uös placö, ob uös sacrö hinaus nicht
weiter gediehen. Im Keltischen wurden aber entsprechende Formeln
trotz allen lautlichen Beduktionen jahrhundertelang festgehalten,
bis man dahin kam "Wörter" zu besitzen, die überhaupt keinen
eigenen Lautkörper mehr hatten, sondern nur an ihren Wirkungen
auf den folgenden Anlaut kenntlich waren (air. ni cheil 'er verhehlt
es nicht' u. s. w.). Dieses zähe Festhalten an l'ancien regime hat
einerseits (namentlich im Verbalsystem) zu verwickelten sprachlichen
26 Einleitung. Die Eigenart des Keltischen. [§ 22
Formationen geführt, die auf europäischem Boden wohl nur im
Baskischen ihresgleichen haben; andererseits aber zu verblüffenden
revolutionären I^eubildungen, denen nur das Französische nahe-
kommt (im Irischen entsteht ein relatives Pronomen -n- aus dem
bedeutungslosen Auslaut des vorhergehenden Wortes, s. § 266,
§ 540; im Französischen entsteht ein Fragewort ti aus einem be-
deutungslosen Auslaut -t mit dem Pronomen il: j'aime-ti? nach
dem Muster von l'enfant aime.-t-il?, s. Nyrop, Grammaire
historique de la langue frangaise, II 168).
Ein solcher lautpsychologischer Konservatismus ist für die
getreue Bewahrung des ererbten Lautsystems keineswegs günstig.
Viel günstiger ist in dieser Beziehung der radikalere Geist, der
ohne peinliche Hücksicht auf mos maiorum das in Bezug auf die
Bedeutung als gleich oder verwandt empfundene auch phonetisch
gleich macht und in dieser Weise zahlreiche Lautänderungskeime
noch rechtzeitig vernichtet. Im Keltischen (und namentlich im
Irischen) entwickeln sich dagegen solche Keime ungestört weiter,
und eine starke lautliche Spaltung des semasiologisch durchaus
Zusammengehörigen ist hier eine ganz gewöhnliche Sache (z. B.
air. do-sluindi 'leugnet', ni diltai 'leugnet nicht' und zahlreiche
andere Fälle, die man im Verbalverzeichnis leicht aufsuchen kann).
Das Bewußtsein von einer Normalgestalt der Wurzel ist so wenig
lebendig, daß z. B. im Air. in manchen Verbalformen nur ein
einziger Laut von der Wurzel übrig geblieben ist, ohne daß deshalb
eine neubildende Reaktion eingetreten wäre. Daraus folgt nun
weiterhin, daß ganz verschiedene Wurzeln in manchen Formen
zusammengefallen sind. Vgl. im Verbalverzeichnis co remi-foil
zu ling- und fuil 'es gibt' § 642; lilsit zu li'gim 'lecke' und
fo-lilsat zu fo-long- 'ertragen'; imme-chomairsed zu com-arc-
und cita-comairsed zu com-ro-ic-; du-roilged 'ist vernichtet
worden' zu di-leg-, du-rolged 'wurde verziehen' zu di-luig-,
ni roilgius zu leg- 'lesen', du-rolgis siu 'du hast verziehen'
(vielleicht ist ein Unterschied im Timbre der Konsonanten hier
vorhanden); -fuar 'ich fand' zu fo-gab-, fo-r-uar zu fo-fer-;
ad-cuaid zu ad-fiad-, do-cuaid zu tiagu; accomalte gl.
socius zu eil-, mir. comalta 'Pfiegebruder' zu al-; -toissed von
to-fich- und -toissed von tong-. Darauf beruht die vollständige
Verquickung verschiedener Wurzeln, die in einigen Fällen statt-
gefunden hat: cel- und ciall-, *ä/w- 'schlagen' und *bhun-
'werden' (s. unter ben-), fich- und gal.
§ 22. 23] Einleitung. Plan der Darstellung. 27
Der Zeitpunkt, wo die Verwickelung des Sprachbaus im
Keltischen kulminierte, kann erst nach dem Schwund des Aus-
lautes fallen; er ist aber gewiß älter als der Anfang unserer Über-
lieferung: in der historischen Zeit beobachten wir mehr Verein-
fachungen als Komplizierungen. Die Reaktion ist früher bei den
Britanniern als bei den Iren eingetreten; unter den britannischen
Sprachen steht wohl das ßretonische in Bezug auf den verwickelten
Sprachbau dem Irischen am nächsten, während die Vereinfachung
im Cymrischen am weitesten vorgeschritten ist.
Das im Bau verwickelte, im Laut unursprüngliche Keltische
bildet einen scharfen Kontrast z. B. zu dem im Bau einfachen, im
Laut altertümlichen Litauischen.
Wie ist dieser eigentümliche keltische Sprachgeist zu erklären?
Haben die Kelten die einst gemeinindogermanische Eigenart ge-
treuer als ihre Brüderstämme festgehalten? Oder ist gerade der
keltische Geist unter dem Einfluß eines fremden Volkes von der
ursprünglichen indogermanischen Art abgewichen?
Plan meiner Darstellung.
§ 23. Die Sprache läßt sich in zweierlei Weise betrachten.
Man kann entweder ohne Bücksicht auf die Bedeutung die Auf-
merksamkeit auf die äußere lautliche Erscheinung richten, oder
man kann die Beziehungen zwischen Laut und Bedeutungsinhalt
untersuchen. Theoretisch zerfällt also die Sprachbetrachtung in
zwei Teile: Lautlehre und Bedeutungslehre.
Man darf jedoch diese Unterscheidung nicht so auffassen, als
sei nur die Bedeutungslehre ein psychologisches, die Lautlehre aber
ein physiologisches Forschungsgebiet. Ebenso wie die Entwickelung
der Bedeutungsausdrücke auf psychologischen Faktoren (in Wechsel-
wirkung mit der realen [soziologischen, geographischen u. s. w.]
Umgebung des Menschen) beruht, ebenso auch die Entwickelung
der Sprachlaute. Als physiologisch darf man das Niesen, das
Husten und noch andere Laute, nicht aber die Sprachlaute be-
zeichnen. Wohl aber sind die psychologischen Faktoren, welche
die Sprachlaute beherrschen, ziemlich elementar und wenig zu-
sammengesetzt: die Erinnerung an das früher Gehörte, die mini-
malen Ungenauigkeiten und Täuschungen des Gedächtnisses mit
ihrer Tendenz sich in einer bestimmten Richtung zu häufen, die
Bequemlichkeit, die meist unbewußte Nachahmung anderer Sprecher
28 Einleitung. Plan der Darstellung. [§ 23
u. s. w. Und auch die in Betracht kommenden Faktoren aus der
Umgebung der Menschenseele sind verhältnismäßig einfach und
konstant: die Natur der Sprechorgane, die Forderung auf Verständ-
lichkeit seitens der Hörenden, die bei anderen Sprechern vorkom-
menden Abweichungen der Aussprache (denn nur die verhältnis-
mäßig unwesentlichen Abweichungen, ich möchte sagen: den Stil
der Aussprache, ahmt man nach; der Sprachtausch oder der gänz-
liche oder partielle Dialekttausch ist schon eine andere, wenn auch
schwer hiervon reinlich abzugrenzende Sache). Deshalb ist die
Lautgeschichte viel regelmäßiger und viel leichter in Gesetze zu
fassen als die Geschichte der Bedeutungsausdrücke.
Die theoretische Unterscheidung zwischen Lautlehre und Be-
deutungslehre läßt sich aber in der Praxis nicht streng durchführen.
Theoretisch sollte man sich in der Lautlehre nur mit den Lauten,
bez. den einzelnen Artikulationen oder den Lautgruppen (Silbe,
Sprechtakt u. s. w.) beschäftigen, während das Wort bez. die mor-
phologischen Elemente des Wortes und der Satzbau den Gegen-
stand der Bedeutungslehre bilden sollte. Diese Verteilung der Ge-
biete wird dadurch nicht erheblich beeinträchtigt, daß man in der
Lautgeschichte fortwährend auf eine Reihe von wortpsychologischen
Faktoren Rücksicht nehmen muß, welche (durch Analogiebildungen
u. s. w.) die rein lautpsychologische Entwickelung stören. Aber so
wie die Lautlehre in der Praxis abgegrenzt wird und nach der Art
der sprachlichen Geschehnisse abgegrenzt werden muß, ist ihr
eigenes Objekt oft mehr als halbwegs wortpsychologisch. Ich er-
innere an die Auslautsgesetze, an die verschiedene Behandlung des
Anlauts und des Inlauts und noch andere Fälle, in denen die Be-
deutung auf die Lautentwickelung den entscheidenden Einfluß aus-
übt, ohne daß es möglich wäre, die betreffenden Abschnitte aus
der Lautlehre loszutrennen um sie in die Bedeutungslehre einzu-
fügen. Auch die Akzcntlehre läßt sich ohne Heranziehung mor-
phologischer Begrifie absolut nicht aufbauen. Ferner eriimere ich
daran, daß das, was rein lautpsychologisch entstanden ist, nachträg-
lich in den Dienst der Wortpsychologie genommen werden kann,
so z. B. die idg. Vokalalternationen und im Keltischen die ver-
schiedenen Sandhierscheinungen. Die Syntax der keltischen Sandlü-
erscheinungen wird in meiner Darstellung in der Lautlehre behandelt.
Die Lautlehre läßt sich von mehreren Gesichtspunkten be-
trachten: genealogisch (woraus ist ein gegebener Laut entstanden,
oder wozu ist er geworden?), chronologisch (wann sind die Laut-
§ 23] Einleitung. Plan der Darstellung. 29
änderungen eingetreten?), lautpsychologisch (wie und weshalb ist
die Änderung eingetreten?). Es ist unzweckmäßig, den einen Ge-
sichtspunkt (etwa den genealogischen) als Haupteintcilungsprinzip,
den anderen (etwa den chronologischen) als Untereinteilungsprinzip
zu verwenden. Ich habe die Lautlehre in zwei Abschnitte einge-
teilt: 1) den genealogischen Teil, der teils absteigend ist und von
dem idg. Lautbestand, von den idg. Lautalternationen und (für die
Lehnwörter) vom Lateinischen ausgeht, teils aufsteigend von den
keltischen Einzelsprachen ausgeht (der aufsteigende Abschnitt ist
jedoch nur eine Rekapitulation und bildet den Schluß der ganzen
Lautlehre); 2) den lautpsychologisch geordneten Abschnitt. Die
Chronologie wird in den beiden Hauptabschnitten anmerkungsweise
berücksichtigt ohne auf die Einteilung Einfluß auszuüben.
Ein großer Teil der Bedeutungslehre eignet sich wenigstens
zur Zeit nur für lexikalische, nicht für grammatische Darstellung.
Die allgemeinen sprachphilosophischen Gesichtspunkte, welche für
die Verschiebung der AVortbedeutungen (worauf man in der Regel
die Bezeichnung Semasiologie beschränkt) anzulegen sind, sind oft
genug erörtert. Aber die Masse der Einzeltatsachen, die auf diesem
Gebiete das Lidividualgepräge einer gegebenen Sprache bedingen,
hat man noch nicht unter Gesetze gebracht. Vorläufig muß man
sich in der Grammatik auf die Beschreibung und Geschichte einer
Anzahl von Eormenkategorien, ihrer Bedeutung und Verbindung
im Satze beschränken. Meine Bedeutungslehre behandelt in der
traditionellen Reihenfolge die Komposition, die Derivation und die
Flexion der verschiedenen Wortklassen; die Syntax ist nicht als
besonderer Abschnitt ausgesondert, sondern mit der Formenlehre
vereinigt.
30
Lautlehre.
A. Absteigende genealogische Abteilung.
I, Die keltischen Fortsetzungen der idg. Lautet
§ 24. Die Vergleichung der einzelnen idg. Sprachen führt
auf das folgende als gemeinsame Vorstufe aller einzelsprachlichen
Lautsysteme vorauszusetzende "urindogermanische" Lautsystem:
Silbische Vokale: a o u e i ä ö ü e t\
Silbische Sonorlaute: r l n m f l ^ m\
Unsilbische Vokale: w j (bilden mit einem vorhergehenden ä Ö e
Diphthonge);
Spiranten: {£), s, (ß);
Verschlußlaute: gh
guh
g'h
dh
bh
3
gu
9'
d
h
qh
kuh
k'h
th
ph
?
ku
k'
t
P
(Uvulare) (Labiovelare) (Palatale) (Dentale) (Labiale);
Unsilbische Sonorlaute: r l n m.
Anm. Auf Grund der Entsprechung ind.-iran. i : arm. alb. slav.-balt.
gr. lat. kelt. germ. a (Beispiel in § 25) erschließen die meisten Forscher
ein uridg. 9; ich setze uridg. a an (KZ XXXVI 75—86). Statt der silbi-
schen Sonorlaute setzen einige Forscher teilweise Gruppen an, welche
neben einem unsilbischen Sonorlaut vokalische Elemente enthalten. Über
z vgl. § 44. Über p vgl. § 52. Neben dem stimmlosen s setzen die
meisten Forscher ein stimmhaftes (nur vor stimmhaften Geräuschlauten
vorkommendes) z an, vgl. §51. Über die drei ^-Keihen vgl. IF XXII 353 ff.;
die von mir als Uvulare bezeichneten Laute wurden bis jetzt als "reine
Velare" bezeichnet. Ein » hat vielleicht im Idg. vor hinterlingualen Ver-
schlußlauten bestanden, vgl. § 94.
1. Vgl. Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik der indo-
germanischen Sprachen -^ I Straßburg 1897.
§ 24. 25] Die u\g. kurzen silbischen Ijaute. fd^. a. 31
Dies uridg. System hat sich im Keltischen in der folgenden
Weise gestaltet: Der Unterschied zwischen den kurzen und langen
Vokalen ist zunächst geblieben; die Kurz- und Langdiphthonge
sind dagegen zusammengefallen. Die Diphthonge sind teilweise
(im Nir. immer) monophthongiert worden (aus den Monophthongen
sind dann teilweise neue Diphthonge entstanden). Aus den silbi-
schen Sonorlauten sind Gruppen von unsilbischem Sonorlaut und
Vokal entstanden, p ist zu einem Reibelaut geworden. Die Uvu-
lare und die Palatale sind zusammengefallen. Die Labiovelare sind
teilweise zu Labialen geworden (gu in allen keltischen Sprachen,
ku und kifh im Gallischen und Britannischen; dagegen hat g"h in
allen keltischen Sprachen die Labialisierung verloren; ä;« und kt^h
haben im Irischen nach der Zeit der Ogaminschriften die Labia-
lisierung verloren). Die Tenues und die Tenues aspiratae sind früh
und vollständig zusammengefallen. Die Mediae und Mediae aspi-
ratae sind gleichfalls zusammengefallen, aber Spuren der besonderen
Artikulation der Mediae aspiratae lassen sich nachweisen, w, s,
die Verschlußlaute und die unsilbischen Sonorlaute haben im Kel-
tischen alle eine doppelte Vertretung; neben der normalen, u. a.
im absoluten Anlaut geltenden Vertretung gibt es eine lockerere,
schlaffere Aussprache (mit größerer Mundöffnung), die u. a. in inter-
vokalischer Stellung vorkommt; diese Änderung der Aussprache
wird Lenition genannt.
Die idg. kurzen silbischen Laute.
§ 25. Idg. a (lat., gr., germ., lit., alb., arm. a^ slav. o^ indisch-
iranisch a oder i) ergibt kelt. a. Beispiele: ir. salann ^Salz' c.
halen acorn. haloin br. c'hoalenn, holenn (zur Vokalmetathese
vgl. § 222 Anm.): zu lat. sal gr. aXg got. sali asl. soli arm. ai
'Salz', vgl. iit. saldüs 'süß', alb. yielm 'salzig' (mit Umlaut; vgl.
KZ XXXVI 285); ir. anal 'Atem' c. anadl mbr. alazn nbr.
alan, halan V. banal : zu lat. animus, anima 'Seele' gr. avefdog
'Wind' got. us-anan 'ausatmen' asl. qxati 'duften', v-onja 'Duft'
skr. aniti 'atmet'; ir. arathar 'Pflug' c. aradr acorn. aradar
mbr. arazr nbr. arar : lat. arätrum gr. ccqotqov an. arj)r ht.
ärklas asl. 7'alo poln. radlo (aus urslav. ^ordlo-, vgl. asl. orati
'pflügen') arm. arawr; ir. athir 'Vater' gall. Ateronius MN : lat.
pater gr. jiaiijQ got. fadar arm. hajr skr. pitd, Akk. pitar-am;
ir. cathir 'Stadt' c. cader 'Hügel-Festung' : lat. caterua 'Schar'
umbr. kateramu 'cateruamini'.
32 Idg. a, 0. [§ 25. 26, 1
Über die Infektionsvokale, die im Irischen als Zeichen des
Timbre des folgenden Konsonanten nach dem silbischen Vokal ge-
schrieben werden können vgl. § 236, 237 (ir. aile ^ein anderer'
d. h. al'e, vgl. lat. alius; ir. Akk. PL baullu d. h. haUUu, von
ball 'Glied' : gr. (palXog 'das männliche Glied'). Über die Änder-
ungen, denen der keltische Vokal a (aus idg. a oder anderen Ur-
sprungs) durch Umlaut, Epenthese u. s. w. unterliegen kann (Akk.
PL bullu, Nom. PL boill 'Glieder'; die Vorsilbe ir-, er-, air-,
aur-, ur-, d. h. ör-; mc. cein nc. cain mbr. quen (= ken)
'schön' : gr. yiaivog 'neu', S. 23; c. erydr, PL von aradr 'Pflug';
br. mipien, PL von map 'Sohn' u. s. w.), s. § 252, 238, 255,
256, 257.
Ob das idg. a je ein gemeinkeltisches o ergeben kann, ist un-
sicher. Bei ir. muir Gen. mora 'Meer' c. corn. br. mor galL
Are-mori-ci VN : lat. mare got. marel 'Meer' lit. märes 'Haff' asL
mor je 'Meer' und ir. om 'roh' c. of zu lat. amärus 'bitter' ahd.
ampfaro 'Ampfer' skr. amld-s 'sauer' neben gr. w[.i6g arm. hum
{u aus 0 oder ö erklärbar) skr. ämä-s 'roh', auch bei ir. fota 'lang' :
lat. uastus 'weit, ungeheuer groß' (falls diese Gleichung zu Eecht
besteht) liegt die Neuerung wohl auf Seiten des Lateinischen, das
oft ein sekundäres a aufweist (KZ XXXVII 417). Bei ir. uan
'Lamm' c. oen acorn. oin br. oanilat. agnus gr. a[.iv6g 'Lamm'
aengl. eanian 'lammen' ge-ean 'trächtig (vom Schafe)' hat man die
Wahl, einen keltischen Lautübergang oder eine idg. Alternation
0- : a- (§ 107) anzunehmen.
§ 26. 1) Idg. 0 (lat., gr. slav. o, arm. o [a], germ., lit., alb.
a, ind.-iran. a, ä) ergibt kelt. o. Beispiele: ir. odb 'Knoten' nsch.
faob (mit sekundärem f-, § 302; oä- ist über oj zu dem durch ao
bezeichneten langen Vokal, s. § 38, geworden) c. oddf:gr. oocpvg
'Hüfte'; dazu die Ableitung ir. odbrann 'Knöchel' nsch. aobrunn
c. uffarn, ucharn br. ufern (zum /" s. § 290; zum Vokal vgL
unten); ir. orbe, orpe 'das Erbe' : zu lat. orbus 'beraubt' gr. 6q-
cpavog 'Waise' got. arbja 'der Erbe' asl. rabü 'Sklave' (aus ^orbo-)
arm. ori 'Waise' skr. arbha-s 'klein, Knabe'; ir. beo 'lebendig' mit
dem erhaltenen Auslaut der o-Stämme (s. §159; im C. ist -o zu w
geworden z.B. in gwaew 'Speer'), gall. ^sy-o-j-iaQ-o-g M^, vgL gr.
X6y-o-g; ir. dorus 'Türe' ac. nc. dor br. dor : zu lat. forum 'Markt'
asL dvorü 'Hof skr. dvära-m 'Tor, Türe'; ir. coli 'Hasel' c. coli
acorn. col-«^^iden gl. corilus abr. limn-coUin 'tilia' (limn 'lentus')
nbr. mit Umlaut kel-vezenn 'Hasel' : lat. corilus ahd. basal
§26, 1—3] Idg. 0. 0 y brit. u. 3ä
(und lit. kasulas Milgerspieß'? Niedermann, Melanges Meillet 97);
ir. mo 'bald' : lat. mox skr. mak.su; ir. roth 'Kad' c. rhod : lal.
rota ahd. rad lit. r Titas *Rad' skr. rdtha-s 'Wagen'; ir. goirt
'bitter' : asl. gori-kü 'bitter' (dazu air. gorte nir. gorta 'Hunger'
'Hungersnot'; vgl. zur Bedeutung alb. zi 'Trauer, Hungersnot').
0 unterliegt im Keltischen verschiedenen Änderungen durch
Infektion: es wird zu u im Irischen nach § 252 (muir 'Meer', mug
'Sklave'), zu ei, e im Britannischen durch Epenthese oder Umlaut
nach § 255-257.
2) Im C. wird o vor gewissen unsilbischen Gruppen zu ii (ge-
schrieben w), woraus in nichtletzter Silbe 9 (geschrieben y): c. twng
'Eid', tyngu 'schworen', s. ir. tong- im Verbal Verzeichnis; c. ystlwn
ir. slond § 50,5; c. mwng neben ir. mong 'Haar, Mähne', §61;
c. mwn, mwnwgl 'Hals' ir. muin-torc 'torquis', muinel 'Hals':
zu ahd. mana 'Mähne' skr. manjä 'Nacken' lat. monile 'Hals-
band' asl. monisto 'monile' u. s. w. (ac. minci 'monile' nc. mynci
'hame, part of a horse collar' ist unklar, sieht aber aus wie ein Kom-
positum von mwng; vgl. br. mor-go 'collier de cheval'; dann müßte
ir. muince gl. collarium britannisches Lehnwort sein und hätte
mit gall. (Äavidyirig 'Halsband' nichts zu tun); c. mynydd 'Berg'
neben abr. -monid, corn. meneth nbr. menez (mit Umlaut)
'Berg' (nsch. entlehnt monadh 'moor, heath' mit o = c. a wie in
combrec S. 23, önmit S. 21) : aus *monijo-, eig. 'Hals', vgl. zur
Bedeutung gr.X6q)og 'Nacken, Hügel' u. s. w., zur Form an. möni-r
'Dachfirst' aus *mö7iijo-; c. myned 'gehen' corn. mones br. mo-
net; c. llyfan 'Schnur, Strick' ir. loman § 99; c. iwrch acorn.
yorch br. iourc'h : gr. Loq^, § 44; c. twrch acorn. torch br.
tourc'h ir. torc 'Eber'; c. llwrw § 61; c. gwddw 'Hals' § 43;
c. byddar br. bouzar 'taub' § 67. Vor auslautendem -ä findet
dieser Übergang nicht statt; daher llong 'Schiff' fem. neben llyn-
ges 'Flotte'. Die schon angeführten Beispiele zeigen, daß in
einigen Fällen ein u (geschrieben ou) auch im Br. auftritt; vgl.
noch br. gourdadou, gourni S. 23; br. ounnenn Plur. ounn
'Esche' c. onnen fem., § 50, 9; br. ounner 'Fäi-se', § 19, § 222.
Die bretonische Regel ist jedoch von der cyrarischen verschieden.
Anlautendes o scheint im Brit. gelegentlich zu einem d gedehnt
worden zu sein, das mit dem ö der lateinischen Lehnwörter die
gleichen Schicksale gehabt hat: c. uffarn u. s. w. 'Knöchel', s.
S. 32; c. ulw 'bot embers' : lat. puluis 'Staub', altl. poluis.
3) Im Altirischen wird betontes o vor einem schwindenden a
Pedersen : Vgl. kelt. Gramm. 3
34 Idg. o>a. [§ 26, 3. 4
zu a: fo-gaibim 'ich finde', aber ni fagbaim *ich finde nicht',
s. § 253. Im allgemeinen darf man sonst sagen, daß das Altirische
noch den Übergang o y a nicht kennt. Später kommt aber ein
solcher Übergang in bedeutendem Umfang vor, wobei jedoch die
verschiedenen Dialekte häufig auseinander gehen. Die Regeln sind
schwer zu erkennen; es handelt sich vielleicht nicht so sehr um
eine Entlabialisierung wie um eine ofienere Aussprache (o ist im
Nir. geschlossen, a dialektisch ziemlich a-ähnlich). Beispiele: air.
odbrann ^Knöchel' mir. adbrond; air. coss 'Fuß' altbritann.
(pikt.) 'AQyevTO-%o^og MN (: lat. coxa 'Hüfte' ahd. hahsa 'Knie-
bug des Hinterbeins' skr. kaksä 'Achselgrube') nir. cos, nsch. cas;
mir. boss, bass 'flache Hand', nir. nsch. bas; air. doss 'Busch'
nir. das nsch. dos; air. doch 'Stein' nir. doch nsch. dach;
air. hol ad 'Geruch' nir. baladh und boladh; air. oxal nir. as-
gall 'Achselhöhle'; air. cosc 'Zurechtweisen' nir. cosg, cosgadh
nsch. casgadh; air. foscad 'Schatten' nir. fasgadh nsch. fas-
gath; air. folach 'Versteck' nir. nsch. falach; air. folam 'leer'
nir. nsch. falamh; air. torbe 'Nutzen' mir. tarbe nir. tairbhe,
Arran tardvd, Donegal dhäidVd 'on account of ' ; air. foirrce 'Meer'
nir. fairrge, Arran und Donegal fardgd; mir, colptha 'Schien-
bein' nir. calpa Arran kabpa; air. folcaim 'bade' nir. falcaim
und folcaim (folc 'Wasserflut'); air. muir Gen. mora 'Meer' nir.
muir Gen. mara; mir. fota 'lang' nir. fada; air. cobir 'Hülfe'
nir. cabhair, cobhair; mir. Bodb, Badb 'Schlachtkrähe', s.
§ 43. Mehr mir. Beispiele bei Zimmer, KZ XXXII 167 \
4) Im Britannischen liegt ein Übergang o y a vor, der ent-
schieden als eine Entlabialisierung aufzufassen ist und von einem
unsilbischen Labial bewirkt wird: ir. fossad 'fest' c. gwastad
'eben' (br. goustad); ir. foscad 'Schatten' c. gwasgod br. gwas-
ked 'Schutz gegen den Wind'; ir. folam 'leer' (von fo- 'unter'
undläm 'Hand') c. gwallo 'leeren' (y gwallofier Gesetze Gwent.
I 24, 3 vgl. I 35, 6), aber br. goullo 'leer'; air. fotha 'Grund-
lage' c. gwadn 'Grundlage, Fußsohle' acom. goden fruit gl.
planta; air. fodail, fodil Inf. 'verteilen' c. gwaddol 'Mitgift'; ir.
folt 'Haar' c. gwallt : ahd. wald 'Wald' (und asl. vladi 'Haar';
idg. Alternation / : d)\ c. gwala 'Fülle, genug' mbr. gwalch 'Über-
fluß' nbr. a-walc'h 'genug' : lat. uulgus 'die große Menge'; air.
Plur. f oll ig 'nachlässig' (nir. faill 'Nachlässigkeit') c. gwall 'Nach-
lässigkeit, Mangel' br. gwall 'schlcclit'; ir. folcaim 'wasche' c.
golchi corn. golhy br. gwalc'hi. Nach welchen Regeln bald
§ 26, 4. 27] Idg. 0, u. 35
gwa- bald go- (br. gou-) erscheint, ist unklar. Das folgende Bei-
spiel scheint den Wandel auch für das Gallische zu erweisen: mir.
foss 'Diener' ac. guas nc. gwas com. guas 'Jüngling, Diener'
br. gwaz 'Mann' gall. Dago-uassus MN : *upo-stho- 'der Be-
gleiter eines Vornehmen', vgl. skr. upa-sthäna-m, 'Aufwartung, Ver-
ehrung, Dienst' (zu gr. dovog 'Bürger' darf man die Sippe nicht
stellen, weil dann die keltische Bedeutungsentwickelung uner-
klärt wäre). Daneben kennt das Gallische vielleicht eine Dissimila-
tion von wo zu we : para-ue-redus 'Beipferd', uer-tragus 'eine
Art schnellfüßiger Hunde' (vgl. die irischen Präpositionen fo und
for). Unklar ist acorn. darat mcorn. daras 'Türe'.
g 27. Idg. u (lat. u, gr. v, germ. o, u, lit. u, sl. ü, alb., aran.,
ind.-iran. u) erscheint im Gall. als u (selten o : Epo-so-gnatus
MN "sehr pferdekundig", s. §358), im Neukeltischen teils als ii (c.
w, br. ou geschrieben), teils als o. Im Irischen erscheint in der
Regel o; u nur unter dem Einfluß eines u oder i der folgenden
Silbe (§ 252); im C. ist u die Regel, nur vor urspr. auslautendem
-ä steht 0 (§ 258). Das Cornische hat o. Für das Bretonische
wird u als das regelmäßige anzuerkennen sein, wofür in älterer
Zeit und heute dialektisch oft o auftritt (mbr. con nbr. koun
'Hunde' gr. -^^vveg, § 453, nbr. kounnar, konnar 'Hundswut').
Beispiele: ir. cloth 'berühmt' c. clod fem. 'Ruhm' corn. clos abr.
clot (neben gur-clut gl. euidentis) : zu lat. inclutus 'berühmt' gr.
-^IvToq 'berühmt' ahd. Hlot-hari arm. lu 'kund' skr. srutä-s 'ge-
hört, berühmt'; ir. sruth 'Strom', Gen. srotha c. ffrwd acorn. fr ot
br. froud : *srutu-s zu gr. qew 'fließe' skr. sravati 'fließt'; ir. buith
Inf. 'sein' (2-Stamm) c. bod (ä-Stamm) corn. bos br. bout : gr.
cpvoig 'Natur' u. s. w.; ir. both 'Hütte' c. bod fem. 'Wohnung' :
lit. bütas 'Haus'; ir. buide 'Dank' (^ä-Stamm) c. bodd 'freier
Wille, Zustimmung' (wohl ein ä-Stamm; wird wohl nur deshalb
nicht als fem. aufgefaßt, weil es, soweit ich sehe, mit einem Adjektiv
oder Artikel nicht verbunden wird) corn. both 'Wille' : vgl. ahd.
gibot 'Gebot', zu gr. 7cvvd^dvof.iai 'erfahre' lit. pa-bundü Prät.
pa-budaü 'erwache' asl. hüdeti 'wachen' skr. hudhjate 'erwacht,
wird gewahr, erkennt'; ir. domun 'Welt', domain 'tief c. dwfn,
fem. dofn 'tief corn. down br. doun 'tief gall. Dubnoreix IVIN
'Weltkönig' : lit. dügnas (-gn- aus -hn-) asl. düno {-n- aus -hn-)
'Boden'; ir. dobur 'Wasser' Corm., dobor-chü 'Biber, Otter c.
dwfr 'Wasser' corn. dour (d. h. dowr) br. dour (d. h. dur) gall.
Uerno-dubrura Fluß-N. 'Erlenwasser' : lit. duburas 'Grube,
3*
36 Idg. u, e. . [§ 27. 28, 1. 2
Loch' asl. c?«5n 'Tal' (aus *c?w^n) poln. Dbra, heute Br da Fluß-N.
(Rozwadowski in der Festschrift Almae matri Jagellonicae, Lera-
bergl900, S. 2— 5 des Separatabzugs) ; ir. droch 'schlecht' c. drwg
corn. drog br. drouk : ahd. trockan 'trocken' ae. dryge; mir. oss
'Hirsch' nir. nsch. os corn. Plur. ohan 'Ochsen' br. Plur. ouhen,
oc'hen 'Ochsen' : ahd. ohso skr. uksä (n-Stamm) 'Ochs'.
u unterhegt im Brit. dem Umlaut (§ 255—257; > c. y, ge-
schrieben y; corn., br. e) : c. ych 'Ochs', u wird in vortoniger Silbe
im C, zu 9 (geschrieben y) : mc. Plur. ychen nc. ychain 'Ochsen';
c. dyffryn 'Wasserweg, Tal', § 279.
Ob das aus idg. u entstandene ir. o an dem mir. und nir.
Übergang zu a teilnimmt, ist zweifelhaft, da kein sicherer Beleg
beigebracht ist; ir. doch 'Stein' und hol ad 'Geruch' werden von
Stokes, Urkelt. Sprsch. mit idg. u angesetzt, aber ohne durch-
schlagende Begründung; ebenso unsicher ist die Deutung von ir.
doss 'Busch' bei Falk og Torp, Etymologisk ordbog I 121. Es
ist von vornherein sehr gut denkbar, daß das aus u entstandene o
in air. Zeit geschlossener als das idg. o war und deshalb nicht zu
a geworden ist.
§ 28. 1) Idg. e (lat., gr. e, germ. e {%), lit., slav. e, alb. ie,
je, ja, e, arm. e (i), ind.-iran. a mit Palatalisierung eines vorher-
gehenden Hinterlinguals) ergibt kelt. e: ir. ech 'Pferd' mc. ebawl
nc. ebol acorn. ebol br. ebeul 'Füllen' gall. Epo-sognatus MN
"pferdekundig", Epona 'Göttin der Pferde und Esel' : lat. equus
as. ehu- skr. a^va-s 'Pferd' (und mit sekundären Lautübergängen
gr. iTTTcog 'Pferd', lit. asva 'Stute', arm. es 'Esel'); ir. cethir c.
pedwar corn. peswar br. pevar 'vier' gall. petor-ritum 'vier-
rädriger Wagen' : gr. Thrageg got. fidwör lit. keturi asl. cety^^e
skr. catväras 'vier' (lat. quattuor arm. c^orJc); ir. cerd 'Hand-
werk' c. cerdd 'Poesie' : gr. x6^dog 'Vorteil, Schlauheit' (lat. cerdö
'Handwerksmann' ist wohl griechisch); ir. dess 'dexter' c. de heu
corn. dyghow, dyow br. dehou gall. Dexsiua GN : lat. dex-ter
gr. öe^wg got. taihswa 'dexter' lit. desine 'die Rechte' asl. desnü
alb. djap-td skr. dakm- 'dexter'; ir. ben 'Frau' br. e-ben 'die andere' :
ahd. quena pr. genno u. s. w., s. S. 47; ir. berbaim 'siede' c.
Inf. berwi br. birvi, Part, bervet : lat. ferueö; ir. sen 'alt'
c. corn. br. hen gall. Seno-gnatus MN : lat. sen ex 'alt' gr. Vvr^
xat vtö 'der Tag vor dem Neumond' got. sinista 'der älteste' lit
senas 'alt' arm. hin skr. sana-.^.
2) e unterliegt im Ir. einem Umlaut (Hebung) zu i (§ 252) :
§ 28, 2. 3] Idg. e > kelt. i. 37
ir. mid Goii. nieda 'Met' c. medd acorn. (Plur.?) medu \)v. mez :
gr. i.ik'&v ahd. metu 'Met' lit. rnidüs 'Met' medüs 'Honig' asl.
medü 'Honig, Met' skr. mddhu 'Honig, Met', e kann im C. durch
Umlaut zu //; durch Epenthese zu ei werden (§ 255). Über
Umlaut im Corn. und Br. s. § 256, 257; im Corn. wird auch
ohne Umlaut bisweilen y für e geschrieben: myrgh 'Mädchen'.
Über i aus e im Dialekt von Vannes s. § 352.
8) e ist vor Nasal + Verschlußlaut zu i (ir. iy gall. i; daraus
c. ijy corn. y, br. e) geworden; im Ir. scheint jedoch dieser Über-
gang nur vor vorderen Vokalen und u stattgefunden zu haben: c.
gwynt corn. gwyns br. gwent 'Wind' : lat. uentus got. ivinds
{e war in diesem Worte aus noch älterem e gekürzt, s. § 197); c.
Cynt corn. kyns br. kent 'früher' gall. Cintu-gnatus MN "der
Erstgeborene" : zu asl. na-c^ti 'anfangen', kom 'Anfang', ahd. hin-
tana 'hinten', an. handan 'jenseits'; ac. pimp nc. pump (zum u
vgl. § 259) corn. pymp br. pemp 'fünf, aber gall. 7ze^i7te-dovXa
"7r£vrag)t'AAov" : lat. quin que gr. Tvevze got. ^m/'lit. penki Sis\.pq-tt
R\h. pes9 'drm. hing skr. panca 'fünf; — ir. cingim 'gehe', 3. Plur.
cengait c. rhy-gyng 'Paßgehen' (dazu mit ri ir. ceimm c. cam
U.S.W. 'Schritt', s. §50, 11); ir. cing, Gen. cinged 'Krieger' gall.
Cingeto-rix MN; vgl. im Verbalverzeichnis ir. ding-, dring-,
ling-; sreng- § 50, 2; — ir. lind 'Trank', Gen. mir. lenna nir.
lionn. Gen. leanna 'ale, strong beer' c. llyn 'Trank'; von diesem
Worte kaum zu trennen ist ein anderes ir. Wort mit der Bedeu-
tung 'Wasser, Teich, See' : it mathi inna ganema oc öul ind
lenda Ml. 129 d 14 'der Sand (Plur.) ist gut zum Trinken des
Wassers'; eine andere Flexion dieses Wortes scheint aber durch
lend gl. liquamen Thes. II 42, 21, Gen. mir. lindi angedeutet zu
sein (-s-Stamm; vgl. nir. linn 'a pool, pond, lake, water' und §443);
vgl. c. llyn 'Teich' corn. lyn 'Wasser' (acorn. -lin 'Teich') br.
lenn 'Teich' abrit. Aivdov ON gall. Lindi macus Fluß-N. und
zu der ganzen Sippe gr. Tilr^d^ig 'Menge' got. flödus 'Flut', gr.
Ttlrjd^og 'Menge'; die keltischen Wörter sind auf Grund einer ähn-
lichen Präsensbildung wie in lat. fundö 'gieße' (neben gr. X6w)
entstanden und haben ein aus -e- gekürztes -e-; — air. rind n., Gen.
renda 'Stern', rind masc. Dat. Plur. mir. rindib und rennaib
'Spitze; aculeus' 'Brosche', nir. rinn fem., Gen. rinne und reanna
'a point; the top of anything' : vielleicht mit ähnlicher Bildung wie
lind zu gr. TteiQco 'durchbohre', /ra^oVi^ 'Spitze, Stachel, Zunge der
Schnalle od. Spange' arm. heriun 'Pfriem'; vgl. im Verbalverzeichnis
38 Idg. eyi,e, o, a. [§ 28, 3—7
die Wurzel rind-; — mir. glend 'Tal', Gen. glinde (s-Stamra) c.
glynn 'Tal' mbr. glenn 'pays' neben c. glann 'Ufer' 'brink, side,
shore' br. glann 'Ufer' ; mnd. klint dän. klint 'jähes Ufer' an.
kletfcr 'Fels' (4t- aus -nt') dän. klit 'zusammen gewehter Sandhügel
am Meeresufer, Düne'. Vor -nn- mit dazwischen geschwundenem
Verschlußlaut bleibt e im Ir., s. im Verbalverzeichnis ir. in-grenn-
' verfolgen', fo -glenn- 'lernen' u. s. w. — e scheint vor sw, sp im
Brit. mit i zusammengefallen zu sein: c. gwych §48, 4; ucher
§ 49, 1.
4) Altes e erscheint im Ir. als i im Hiatus vor a^ i, u und
auslautendem e: nise, Gen. niath 'Schwestersohn'; siur 'Schwester';
eo Gen. iach 'Lachs'. Überhaupt ist wohl im Keltischen ej mit
ij zusammengefallen; vgl. § 45, § 48, 3, § 54, § 212—213.
5) Anlautendes e scheint im Brit. gelegentlich zu einem e
gedehnt worden zu sein, das mit dem e der lat. Lehnwörter die
gleichen Schicksale gehabt hat : ir. enech 'Antlitz' mc. enep,
wyneb (> gwyneb) 'Antlitz' ac. leteinepp gl. pagina acorn.
eneb gl. pagina mbr. enep 'Antlitz', als Präp. 'gegen' : gr. ivto7CLa
skr. änika-m 'Antlitz'; c. wybren (> gwybren) 'Himmel' acorn.
huibren gl. nubes mbr. noabrenn (§ 162) nbr. oabl 'Himmel'
koabr 'Wolke' (zur Aussprache vgl. § 260) neben mcorn. ebron
ncorn. ebbarn Vannes ebr 'Himmel' : zur Wurzel idg. *oku-, *ek'(-
'sehen', eigentlich 'Gesichtskreis'.
6) Über eiv- s. § 42. Über k^e- > ir. ko- (und kure- > ir.
kro-) s. § 253 (ir. coire 'Kessel' nc. pair acorn. per : an. huerr
skr. carü-ä). Derselbe Übergang e > o hat im Brit. zwischen zwei
ku stattgefunden : c. pobi ncorn. pobaz 'backen' br. pobet 'ge-
backen' : gr. Tteooio 'koche' lit. kepü asl. pekq> 'backe' skr. pacämi
lat. CO quo 'koche', vgl. § 53 (aber nicht zwischen ä:" und nhi).
Im Osk.-Umbr. ist e zu o geworden zwischen h^ und {id)hif vgl.
Bück, A Grammar of Oscan and Ümbrian, S. 31 (und vgl. die
Lehnwörter im Lat. popa, popIna, Pompeius).
7) Ein Übergang e y a hat in vei'schiedenen Sprachperioden
stattgefunden. Zu erwähnen sind zunächst einige Fälle, in denen
ein urkeltisches a nach(?) oder vor einem g die Stelle eines alten
e zu vertreten scheint; daran reihen sich einige nur im Irischen
belegten, aber wie es scheint gleichartigen Fälle: c, acorn., br. ga-
ran 'Kranich' gall. tri-garanus Epitheton des Gottes Taruos :
gr. yf^ai^oc; 'Kranich' (oder idg. Alternation -er- : -rr-; vgl. lat. grus
ahd. chranuh lit. gcrve asl. zeravlji arm. krutik); ir. gab im
§ 28, 7] Idg. ey a. 39
^nehmc' u. s. w., s. das Verbalverzeichnis: ahd. geban 'geben' (aber
allerdings lat. habere 'haben'; lit. gabenti 'bringen' kann idg. a
enthalten); air. mir. gabul 'furca, patibulum; Verbindungspunkt
der Beine; die Stelle zwischen den Schenkeln' c. gafl 'fork, the
stride' br. gaol 'enfourchure des branches et des cuisses' gallolat.
gabalus 'Galgen' (c. gcfail 'Zange' acorn. geuel-hoern gl.
munctorium): ahd. gibil 'Giebel' (aber an. gafl 'Giebel' ahd. ga-
bala 'furca' skr. gabhasti- 'Gabeldeichsel' können, und arm. fjawak
'Hinterteil', das von Liden, Armenische Studien, Göteborg 1906,
S. 32 hierher gestellt wird, muß idg. a enthalten); ir. gataim
'nehme, stehle', § 97 und Verbalverzeichnis : c. genni 'contineri,
comprehendi, capi' lat. pre-hendo 'ergreife' gr. xav(JaW, Fut. xeioo-
(.lai 'fasse' an. geta 'erhalten, erraten' alb. gan 'finde', Aor. g'eta
(aber asl. gadati 'erraten' kann, und lit. godüs 'habgierig' — Uhlen-
beck PßrB XXX 267 — muß idg. ä enthalten); ir. traig 'Fuß'
c. PI. traed 'Füße' gall. uertragus 'schnellfüßiger Hund' : gr. tq^xo)
'laufe' (Fut. d-Qi^ofxai) und mit idg. o gr. tqoxoq, 'Lauf got. pragjan
'laufen' c. Sing, troed 'Fuß' acorn. fruit mcorn. troys br. troad
'Fuß' (und mit langem Vokal serb. trag 'Fußstapfe, Nachkommen',
dessen Bedeutung an ir. trog .i. dann, trogais .i. tusmis erinnert);
ir. dag- 'gut' c. corn. br. da 'gut' (br. da eo ganen 'c'est un
plaisir pour moi') gall. Dago-uassus MN neben ir. deg- 'gut'
c. de-wr 'Held'; gall. sagum 'Kriegsgewand' : lett. seg-t 'decken,
hüllen'; ir. saig-, seg- 'suchen' (s. Verbalverzeichnis; aber lat.
sagiö hat idg. ä); ir. aig 'Eis', Gen. ega (§ 44); ir. tech 'Haus'
Dat. taig; ir. graig 'Herde', Gen. grega (§59, 4). Das den Über-
gang bewirkende g geht in c. haeddel 'Pflugsterz' (§ 59, 1), alt-
brit. Maglo-cunus (§60) wohl auf einen idg. Palatal zurück (über
c. adwaen 'weiß' vgl. Verbal Verzeichnis unter gnin-); in ir. laigiu
'kleiner' : lat. leuis lag vielleicht, in ir. daig 'Feuer', Gen. dega
(§ 63) wohl sicher ein Labiovelar vor. Ir. agad wäre, wenn es
zur Wurzel *ß^w- 'sehen' (vgl. oben) gehörte (was jedoch nach
§ 80 Anm. 1 als ganz unwahrscheinlich zu bezeichnen ist) auch
mit Bezug auf das a- ganz singulär; es würde an ir. c. corn. br.
na 'nicht' § 558 — 559 kaum eine Stütze haben. In den meisten
Fällen ist ein Uvular im Spiele. Die Alternation in ir. saig-,
seg- 'suchen' war wohl sicher mit anderen Alternationen wie at-
bail 'stirbt' Konj. atbela (§607) assoziiert, die einen ganz anderen
Ursprung (idg. -el-j -11-) haben; die Alternation in ir. tailm
'SchHnge', Gen. telraa wird gleichfalls auf idg. -el- : -J- beruhen
40 Hg. e > a. Idg. L [§ 28, 8—10. 29, 1
und nur sekundär mit aig : Gen. ega, graig : Gen. grega assoziiert
worden sein.
8) An Stelle eines zu erwartenden e- erscheint ferner ein a-
in c. adar ^ Vögel' ad an 'Flügel' abr. attanoc 'geflügelt' (§ 53);
mc. adaued 'Fäden' nsch. aitheamh 'Faden (Maß)' (§ 85), wo
allerdings auch das Lateinische in patere 'offenstehn' a hat; c.
alarch 'Schwan' : acorn. elerhc ir. ela lat. olor (mit o- aus e-)
'Schwan' gr. IMä 'ein Sumpfvogel', llw^tog 'Wasservogel'; c.
agori 'öffnen' : ir. eochair 'Schlüssel'. Das in den beiden erst-
genannten Fällen geschwundene 'p scheint nicht verantwortlich ge-
macht werden zu können, weshalb c. corn. br. tan 'Feuer' neben
ir. tene (§ 56) kaum hier angereiht werden kann, aber anderer-
seits kann dieser Fall nur mit Aufgebung der landläufigen Etymo-
logie an ir. benn c. bann 'Gipfel' u. s. w. (mit idg. Alternation
-en- : -y.-) angeschlossen werden.
Anm. Wenn auch der Nachweis der genauen Bedingungen für das
Auftreten des unter 7) und 8) besprochenen a noch nicht gelungen ist, so
dürfte trotzdem die Annahme, daß die Umgebungen des Vokals daran
Schuld sind, mehr für sich haben als die Vermutung, das keltische sekun-
däre a wäre ähnlich wie das lateinische sekundäre a (KZ XXXVIII 417) zu
beurteilen.
9) Ein Übergang je > ja hat unter noch zu untersuchenden
Bedingungen im Britannischen und im Gallischen stattgefunden:
c. ia 'Eis' und andere Beispiele in § 44; c. hwyad 'Ente' u. s. w.
§ 37,4; c. llwyar 'a fire-shovel to take up coals with', PI. llwyerau;
gall. lentumarus, lantumarus MN.
10) ß vor nicht mouillierten Konsonanten ist heute im Irischen
zu a (mit Mouillierung des vorhergehenden Konsonanten) geworden :
air. fer 'Mann' nir. fear d. h. far; im Schottischen spricht man
dagegen ein offenes e (schreibt aber wie im Irischen). Bemerkens-
wert ist der Umstand, daß ir. e im Altnordischen durch ja wieder-
gegeben wird: an. Kiallakr : ir. Cellach; an. Kiarualr : ir.
Cerball; an. Myrkiartan : ir. Muirchertach; an. bianak
'Segen' :ir. bendacht; an. KerJ)ialfaI)r : ir. Toirdelbach. Über
e > a in unbetonter Silbe im C. und Corn. s. § 192, 193. Auch
in betonter Silbe ist e unter Umständen im Ncorn. zu a geworden;
Lhuyd gibt pagar 'vier'; vgl. § 31, 2, e.
§ 29. 1) Idg. i (lat. i, gr. t, germ. i, e, lit. i, asl. i, alb.,
arm., ind.-iran. i) erscheint im Gallischen als i (e im Auslaut der
Präpositionen an de- ir. ind-,are- ir. air-, ate- ir. aith-; dagegen
§ 29, 1. 2] Idg. i. 41
ambi- ir. imb-; vgl. skr. ddhi, pari, dti, aber ahhi, gr. rctgiy tJij
aber ajn<pt)j im Ncukeltischcn teils als i, y, teils als e. Im Irischen
ist e die Regel; i erscheint unter dem Einfluß eines u oder i der
folgenden Silbe (§ 252), ferner vor n -\- Geräuschlaut und vor nn
(ohne Rücksicht auf die folgende Silbe) und im Hiatus vor einem
a, i, u und auslautendem e. Im C. herrscht y; nur vor urspr. aus-
lautendem -ä steht e. Das Cornische hat in der Regel e; vor nn
und Nasal -f Verschlußlaut steht y; mit e wechselnd erscheint auch
sonst vor gewissen Konsonanten {s, d) y (auch ey geschrieben).
Das Bretonische hat immer e; im Altbret. steht aber noch i, das
nach ähnlicher Regel wie im C. mit e wechselt (§ 258); über den
Dialekt von Vannes vgl. § 352. Beispiele: ir. fedb 'Witwe' c.
gweddw acorn. guedeu : lat. uidua got. ividuwö asl. vidova skr.
vidhdvä 'Witwe' (gr. ^td-eog 'Junggesell'); ir. sned fem. 'Niß' c.
nedd, Sing, nedden ncorn. neä, Sing, neäan br. nez, Sing,
nezenn : gr. Plur. /.ovidei^ ae. hnitu alb. pdni arm. anic [c aus d
-f Nominativzeichen s); c. gwedd fem. 'Form' : zu lat. uideö 'sehe'
(zur Bedeutung vgl. gr. eidog asl. vidü); ir. nig- 'waschen', s. Ver-
balverzeichnis ; ir. bith, Gen. betho c. byd acorn. bit mcorn.
bys, beys br. bed 'Welt' gall. Bitu-riges VN "Weltkönige" :
Ableitung von der Wurzel * gif ei- 'leben', formell = an. kui{)r
'Bauch' got. hnpus 'Bauch, Mutterleib'; air. hith c. yd acorn. yd
mcorn. ys, eys, Plur. esow br. ed 'Korn, Getreide' : skr. pitü-s
'Nahrung' (mit ei: lit. pietüs 'Mittag(essen)', vgl. 2LÜ.pitati 'nähren'
ahd. feizzit 'feist'); ir. fid 'Baum', Gen. feda c. gwydd, Sing,
gwydden mcorn. gueyth, Sing, guethen acorn. guiden br. gwez,
Sing, gwezenn gall. Uiducasses VN : an. ui{)r ahd. witu
(etymologisch wohl 'Grenzbaum', vgl. lit. vidüs 'das Innere' lett.
vidus 'Mitte' pr. widus 'Naht' skr. vidhü-s 'vereinsamt'); ir. die,
dia 'Tag' § 439; ir. find c. gwynn, fem. gwenn corn. guyn
br. gwenn 'weiß' abr. Uuin-mael MN, Uuen-brit FN gall.
Uindo-bona ON : zu gr. IvdaXXo^iai 'erscheine' skr. vindämi 'ich
finde' (W. weid-, wid-); ir. ro-finnadar 'er weiß' {*wi-n-d-n-, zu
derselben W.); ir. fer 'Mann', Vok. und Gen. Sing., Nom. Plur.
f ir, Dat. Sing, fiur, Akk. Plur. firu : lat. uir ahd. wer (mit l:
lit. vyras skr. vlrd-s); ir. he 'er' : lat. is (§ 502, § 199). Über ij
und i im Hiatus vgl. § 45.
i wird im C. in vortoniger Silbe zu 9 (geschrieben y; § 184).
2) Während die corn. Schreibung -ey- als mit y gleichbe-
deutend aufzufassen ist und höchstens auf eine halbdiphthongische
42 Idg. i, r> l- [§ 29, 2. 3. 30, 1
Aussprache des y deuten kann, ist im Er. vor auslautendem -z
aus ä, py s wohl regelmäßig ein Diphthong ei entstanden: ir. die,
dia 'Tag' c. dydd acorn. det mcorn. deth, dyth, geyth ncorn.
dyd br. deiz : lat. dies (vgl. § 103); br. feiz 'Glaube' c. ffydd
aus lat. fides; br. neiz 'Nest' (§ 51); br. Breiz 'Bretagne' vgl.
lat. Brittones u. s. w.; br. dreiz 'Brombeersträuche' § 49, 5;
nez 'Nisse' und gwez 'Bäume' (s. oben) sind von den Singular-
formen nezenn, gwezenn beeinflußt; umgekehrt hat heizez
'Hirschkuh' c. hyddes sich nach einer dem c. hydd 'Hirsch' ent-
sprechenden Form gerichtet.
3) wi vor nicht umlautendem Auslaut ist unter Umständen
im Brit. zu wu > u geworden: ac. gur 'Mann' mc. nc. gwr, Plur.
gwyr acorn. gur mcorn. gour br. gour abr. Uur-gost : ir, fer
u. s. w. (S. 41); mc. gwnn 'ich weiß' : ir. ro-finnadar (S. 41);
mc. ugeint 'zwanzig' corn. ugens, ugans br. ugent : ir. fiche
(§ 474). tv (> gto > (/) ist in den beiden ersten Beispielen unter
dem Einfluß der anderen Formen des Paradigmas festgehalten
worden, in c. ugeint u. s. w. und ucher § 28, 3, S. 38, § 49, 1
ist das 10 dagegen geschwunden, und Anlautsdehnung (§ 199) ist
eingetreten. Ein ähnlicher Übergang hat im Nc. stattgefunden:
chwythu 'blasen', gwybod 'wissen' > xußy, guhod (Sweet, Spoken
North A¥elsh 423; Carnarvon xwußy).
% 30. 1) Idg. r (slav., skr. 7-, lat. or, gr. aq, ga, germ. ur,
or, lit. ir, alb. ri, arm. ar) und idg. / (slav. /; skr. /, r, lat. ul,
gr. a^, Aa, germ. id, ol, lit. il, alb. li, arm. ai, al) sind urkeltisch
vor Verschlußlauten und Sonorlauten zu vi und li geworden; das
i der so entstandenen Gruppen wird ebenso wie idg. i (§ 29) be-
handelt. Beispiele: ir. breth 'Tragen, Gebären, Urteil' (ä-Stamm;
Inf. von berim) c. bryd 'Gedanke' (^-Stamm'?) corn. brys 'Ge-
danke', a brys benen 'from the womb of woman' gall. uergo-
bretus Amtstitel : lat. fors 'Zufall' ahd. giburt 'Geburt' arm.
bard 'Haufe, Kompositum' skr. bhrti-s 'Tragen'; ir. drech 'Ge-
sicht' c. drych 'Anblick, Spiegel' (§ 75, 3) c. drem fem. br. dremni
'Gesicht' (^drk'sma) : zu gr. e-ÖQa'Aov 'sah' ae. torht 'hell' alb.
drite 'Licht' skr. drs- 'Anblick'; ir. criss 'Gürtel', Plur. cressa,
nir. crios Gen. creasa, mir. fochrus LU 56a 3 (furchruss
LL 56a 42) 'Gürtung' nir. fochras 'the bosom', zu dem Verbum
f ocridigedar gl. accingat Ml. 35c 32; vgl. 27c 5; 101c 3; 31c 7;
37c 9, c. crys 'Gürtel, Hemd', gwregys (für *gwe-grys, *give-
umgelautet aus *gwa-) 'Gürtel' acorn. kreis gl. camisia, grugis
§ 30, 1] Idg. r, l > ri, li, ru, lu. 43
gl. cirigulum br. krez 'Hemd', gouriz 'Gürtel' V. grouiz Treg.
greiz : ließe sich aus *qrd[h)-tu- oder * fci'd(h)-tu- erklären, aber
der Ansatz *qid{h)-su- empfiehlt sich wegen klr. ceres russ. cerez
poln. trzos 'Gürtel' (aus *qerd-su-, s. ßozwadowski, Quaest. gramm.
et etym. I 31; gehört zu russ. cereditt 'abwechseln'; eine ähnUche
Bedeutung hatte auch das ir. Verbum: torc quasi porc .i. cend-
fochrus Corm. 'a mutation' 'Veränderung des Anlauts'); ir. bri
'Hügel' U.S.W. §59; ir. ren- 'verkaufen', ir. ara-chrin- 'verfallen,
schwinden', s. Verbal verzeichn. ; ir. lethan 'breit' c. 11yd an br.
ledan gall. Litano-briga ON "breite Burg" : gr. jclazavog 'Pla-
tane' arm. lajn 'breit' {la- aus /-); vgl. gr. jclarvg 'breit' skr.
prthü-s; ir. bligim 'melke', Inf. blegon : asl. mlzc^ 'melke' lat.
mulgeö lit. Inf. milzti (mit -et- : gr. af.islya) ahd. (Inf.) melkan
alb. mjel); Inf. Dat. mlith zu melim 'mahle', s. Verbalverz.; ir.
dlig- 'verdienen', s. Verbalverz. : got. dulgs 'Schuld' asl. dlgü.
Wie namentlich aus dem Slavisch-Baltischen klar hervorgeht,
konnten idg. r und l seit alter Zeit mit zweierlei Timbre {ri und
ru^ U und p') auftreten, vgl. Verf., Materyaly i prace, I 172 ff. In
den meisten Sprachzweigen ist jedoch dieser Unterschied kaum zu
beobachten, sondern ein bestimmtes Timbre (im Keltischen das i-
Timbre) ist durchgeführt. Als Reste des alten ii-Timbre können
diejenigen Fälle betrachtet werden, in denen gemeinkeltisch ru [rö),
lu statt riy li auftritt. Ganz davon verschieden sind dagegen die
Fälle, wo ru nur im Irischen auftritt und auf dem Einfluß eines
vorhergehenden h<' beruht. Beispiele: a) ir. dluigim 'spalte' : an.
telgia 'schnitzen' lit. dalgis 'Sense'; ir. ad-tluch- 'danken', to-
tluch- 'bitten' c. adolwg 'bitten' : asl. tlkü russ. tolk 'Deutung'
(lit. tiilkas 'Dolmetscher', slav. Lehnwort?) lat. loquor 'rede' (/o
aus W)\ hierher vielleicht auch ir. mruig 'Mark, Landschaft' c.
bro U.S.W. (§59,2), mit -ro- im Brit. und Gall. b) (vgl. Zupitza,
KZ XXXV 253—263) ir. cruth 'Gestalt', Gen. crotha c. pryd
'Zeit, Mahlzeit' acorn. prit mcorn. prys 'Zeit' br. pred : skr.
krtv-as Flur, 'mal', vgl. sa-krt 'einmal' osk. petiro-pert 'viermal'
nt. kaf tas 'mal', asl. kratü 'mal', düva kraty 'zweimal'; ir. cruim
Wurm' c. corn. pryf br. prerv : lit. kirmis asl. crvt (v aus m)
alb. krimb skr. krmi-s. Dieser Wandel von ri in ru nach k>i ist
jedoch nicht überall eingetreten, vgl. ir. creth 'Poesie' (§79); ver-
muthch trat er nur vor einem i oder u der folgenden Silbe laut-
gesetzlich ein.
wri ist im Brit. zu ur geworden in mc. gwrth nc. wrth
44 Idg. r, l > ar, ra, al, la. [§ 30, 1. 2
^gegen' corn. orth br. ouz : ir. frith-, fri zur W. "^ivert- in lat.
uertö ^kehre, wende', uersus ^gegen' gr. ßgaTccvav roQvvrjv. 'Hleloi
Hes. got. wairpan ^werden' lit. vartyti %rtgesetzt wenden' asl.
t^rteti 'wenden' skr. vdrtate 'dreht sich'.
2) Eine andere Vertretung, und zwar a-Färbung (ar, al; vor
zwei Konsonanten ra, la) haben idg. r und l im Keltischen vor
Vokalen und Spiranten (wozu vom keltischen Gesichtspunkt auch
idg. p [>/"...] zu rechnen ist), a) nc. cair 'Beere' u. s. w. S. 23
aus urkelt. *karjo-, idg. '^qrpjo- zu gr. za^7roc 'Frucht' lit. kirpti
'scheren' asl. crpati 'schöpfen' skr. krpäna-s 'Schwert'; ir. carr
'Wagen' c. cär br. karr gall.-lat. carrus : lat. currus 'Wagen',
currö 'laufe' ae. hors 'Pferd'; ir. barr 'Spitze, der oberste Teil
einer Sache, Laub, Haar' nir. barr 'top, brauch, crop' c. bar 'top,
summit' ncorn. bar 'uertex' br. barr 'sommet, brauche' abrit.
Cuno-barrus MN : zu engl, bur dän. borre 'Klette' ahd. burst
'Borste' r. bor sc 'Bärenklau' c. brst' 'Bärwurz' skr. bhrsti- 'Spitze,
Zacke' (mit anderer Vokalisation an. barr 'Nadel, Tangel an
Nadelbäumen'); ir. crann 'Baum' aus *^«^rswo- (mit idg. -re- : c.
prenn corn. pren br. prenn) : gr. Ttglrog 'Steineiche' {ql wegen
des folgenden s, vgl. KZ XXX 351 ff«), weiterhin vielleicht zu pr.
kirsnan asl. crnü serb. crn skr. krsnä-s 'schwarz' (zur Bedeutung
vgl. russ. cornyj les 'schwarzer Wald' d. h. 'Eichenwald'; lat.
quernus 'eichen' könnte zur Not hierher gehören und wäre dann
nur volksetymologisch an quercus 'Eiche' angeschlossen); ir. art
'Bär' §74, 76; ir. arco 'ich bitte' (Corm.) c. archaf corn. arghaf
ds. mbr. archas 'il commanda' : aus schon idg. *prsk'ö (noch älter
*prk'-sk'ö) vgl. lat. poscö 'fordere' skr. prcchämi 'frage' arm.
harcanem ds. ahd. forscön 'forschen' umbr. persclo 'precationem'
(zu lat. precor 'bitte' lit. prasyti asl. prositi 'bitten'); ir. tart
'Durst' § 50, 1; ir. frass, mlas s. § 104, § 99; ir. all 'Klippe'
aus ^'plso- : vgl. ahd. felis 'Fels' an. fiall (mit idg. el); ir. marb
nir. marbli c. marw corn. marow br. maro 'tot' : zu lat. mor-
tuus 'tot' ahd. mord 'Mord' lit. mir ti 'sterben' arm. marc? 'Mensch'
skr. mrtä-s 'tot' ; b) Vor silbischen Vokalen und j ist r, / in keiner
idg. Sprache erhalten; die Vertretung ist: lat. or, ar, ol, al, gr.
aq, aX, germ. ur, or, ul, ol, lit. ir, il, asl. ir, il, alb. ir, il, arm.
ar, al, skr. ir, ur. Keltische Beispiele: ir. forii-gaire 'Befehl',
vgl. Verbalverz.: lit. giriü 'icli lobe'; ir. maraim 'ich bleibe' : lat.
mora 'x\uf enthalt'; ir. scaraim 'trenne' c. ysgar 'Scheidung' :
ahd. gi-scoran 'geschnitten' lit. skiriü 'trenne' (auffäUig ist ir.
§30,2.31,11 lag. n, m. 45
scart-, s. Verbalverz., wohl von scar- beeinflußt); c. malu br.
mala 'mahlen' (ir. melim 'mahle' mit idg. el): skr. mrnämi 'zer-
malme' arm. malem 'mahle' (lat. molö gr. fxvlXoj got. (Inf.) malan
lit. malü asl. melj(i 'mahle' mit anderer Vokalisation); ir. talam
'Erde', ir. taul c. tal 'Stirn', s. § 84.
Anm. Der Unterschied im Timbre zwischen den Fällen unter 1) und
den Fällen unter 2) wird darauf beruhen, daß in den Fällen der letzten
Keihe ein Svarabhakti vokal früher eingetreten ist als in den Fällen der
ersten Reihe. Ob die Fälle unter 2a) und 2b) chronolo<^isch zwei ver-
schiedene oder nur eine Gruppe bilden, ist unsicher. Der Hinblick auf
die übrigen idg. Sprachen führt zu keinem klaren Ergebnis; nach Maß-
gabe des Indischen wäre die Stellung vor w zu 2 b), nach dem Slavischen
aber zu 2 a) zu rechnen.
§ 31. 1) Idg. n (lat. en, in, gr. a, vor Vok. av, germ. un,
on, lit. in, asl. e^, vor Vok. m, alb. e, arm. an, Auslaut -n, skr. a,
vor Vok. an) und idg. m (lat. em, im, gr. a, vor Vok. af.i, germ.
um, om, lit. im, asl. e, vor Vok. im, alb. e, arm. am, Auslaut -n,
skr. a, vor Vok. am) sind in keiner idg. Sprache erhalten, außer
vielleicht im armenischen Auslaut (im Slavischen müssen sie jedoch,
wie das ßaudouin de Courtenay'sche Gesetz beweist, bis in ziem-
lich späte Zeit bestanden haben, vgl. KZ XXXVIII 384). Im
Keltischen sind n und m vor Verschlußlauten und im absoluten
Auslaut zu ir.en, em brit. und gall. an, am geworden: a) ir. in -derb
'ungewiß', in-gnäth 'ungewöhnlich' c. corn. br. an- 'un-' (c. an-
newr 'feige' : dewr 'tapfer' u. s. w.) : lat. in- gr. d- got. un- (asl.
ne-jpfSyü 'Pelikan, Nimmersatt', mit verdeutlichendem ne- 'nicht',
q-rodü 'stultus', mit q für q durch ein Anlautsgesetz; alb. e-saia,
S-sub 'nüchtern, ohne gegessen zu haben' : sii 'Frühstück';- auch
e-g'el, calabr., zu g'eb 'Speise') arm. an- skr. a-; — ir. imb 'um' c.
corn. br. am 'um' gall. Ambi-trebius pagus : ahd. umbi 'um'
skr. abhi 'gegen'; — ir. Präverb ind- c. an-rheg 'Geschenk', en-
wyn 'sehr weiß' (mit Umlaut; aus dem Brit. entlehnt ir. an- in nir.
an-bhog 'sehr weich', §358; vgl. nir. annlann, ir. enbruthe §70)
acorn. enchinethel gl. gigas mbr. enquelezr 'Riese' nbr. an-
kelc'her, ankeler 'feu follet' gall. Ande-combogius MN (vgl.
Uercombogius MN) : got. und 'bis zu' skr. adhi 'über' (ind- ist
im Ir. mit in-, en- 'in' vermischt worden); — air. mir. bind 'melo-
disch' nir. binn abr. bann gl. canora (Rc. VII 238) : vgl. skr.
bhanddna- 'jauchzend', hhändistha- 'am lautesten jauchzend, gellend,
am besten preisend' (mit anderer Vokalisation); ir. cimb 'Tribut',
cimbid 'Gefangener' : gall.-lat. cambiäre 'wechseln, tauschen'
46 Idg. n, m. [§ 31, 1. 2
(woraus nbr. kemma ^echanger, troquer'); ir. imb ^Butter', Gen.
imbe nir. im acorn. amen-en 1. emen -in (mit Umlaut) br. amann,
aman-enn (c. ymen-yn steht für *emen-i/n) : dazu mit anderer
Vokalisation lat. unguö ^salbe', unguen *Fett, Salbe' ahd. ancho
'Butter' pr. anctan 'Butter' arm. aucanem 'salbe' skr. anagmi
'salbe', b) Daß en, em aus n, m vor a und o nicht mit idg. in,
im (S. 41), sondern mit idg. en, em (S. 37) gleiches Schicksal
haben, scheint aus den folgenden Gleichungen hervorzugehen: ir.
tenge mc. tafawt u. s. w. 'Zunge', §61 Schluß; mir. grend 'Bart'
nir. greann 'für, down, beard, hair' nsch. greann 'a bristling of
hair' c. grän 'Augenlid' br. grann 'Braue, Augenhaare' : mit
einem c?Ä-Suffix zu an. gron 'Schnurrbart' mnd. gran ae. granu
(mit idg. on)\ mir. benn, bend 'Gipfel' c. bän mbr. ban- : viel-
leicht zu mnd. pint 'penis' (Johannson KZ XXXVI 347). Gegen
diese Auffassung spricht ir. in-gnäth, das aber auf einer leicht
verständlichen Verallgemeinerung der unter anderen Bedingungen
entstandenen Form der negativen Vorsilbe beruhen kann, c) Vor
einem t oder k hat das Irische nach § 94 ein e, das auf en
zurückgehen kann :ir. e-toich c. annheb-yg 'unwahrscheinlich' :
gr. a-TOTCog 'wunderlich'; ir. e-coir 'ungerecht' c. anghywir; ir.
cet '100' nir. cead c. cant corn. cans br. kant : lat. centum
gr. h--^A,aT6v got. hund lit. slmtas asl. süto (KZ XXXVIII 386 ff.)
skr. satä-m; ir. det 'Zahn' nir. dead c. dant, Plur. dannedd
corn. dans br. dant : lat. dens. Gen. dentis got. tunßus arm.
atamn i^odnt-mn) und mit anderer Vokalisation gr. oöovg^ Gen.
oöovTog lit. dantis skr. dant-; ir. ec 'Tot', Gen. eca nir. eag
mc. angheu nc. angeu corn. ancow br. ankou : *7Ttk'u- zu gr.
j^F/tfg 'Leiche' lat. nex 'gewaltsamer Tod', nequälia 'detrimenta'
aw. nasu- 'Leiche' skr. nasjati 'kommt um', d) ir. deich n-
'zehn' c. deg corn. dek br. dek : lat. decem gr. öIvm got. taihun
lit. desimt asl. desefl alb. äjetd arm. tasn skr. ddsa; ir. nöi n-
'neun' § 42; vgl. in der Flexionslehre die Akkusative der konso-
nantischen Stämme.
2) Vor Vokalen, Spiranten und m sind die silbischen Nasale
sowohl im Ir. wie im Brit. zu an, am geworden: a) ir. ainin n-
'Name' ac. anu, Plur. enuein mc. nc. enw corn. hanow br.
hano : asl. im(i cech. jmeno (aus *mm- > imm- > im- mit der-
selben Vertretung wie vor Vokal) alb. tosk. dmdr geg. emen (pr.
emmens, Akk. emnen wohl aus einer ähnlichen Grundform; arm.
anun und gr. ovof^a aus '^onom-; lat. nömen skr. näma). b) ir.
§ 31, 2. 32, 1| Idg. n, m, ä, ö. 47
am-iress ^Unglaube', s. § 53; ir. amulach, amulchach 'bart-
los' : ir. ulcha 'Bart', ul-fota 'langbärtig' (Ulaid 'die Ulsterleute'
gall. Tri-ulatti YN) : gr. ^crliyyec; 'gekräuseltes Haar' nkr. pulaka-s
'das Sträuben der Härchen am Körper' (zur Bedeutung vgl. nsch.
greann S. 46). c) ns, ms muß nach § 94 ir. es ergeben : ir. essi
Plur. 'Zügel' : gr T^vla 'Zügel* skr. nasjn 'ein durch die Nase ge-
zogener Strick' (Stokes IF XII 189; Saussure iMSL VII 88);
ferner mit urkeltischem Schwund eines k vor dem s : ir. ceimm
'Schritt' c. cam corn. cam br. kämm : zu ir. cingim S. 37; ir.
leimm 'Sprung' c. llam br. lamm : zu ir. lingim, s. Verbalverz.;
vgl. die Behandlung des auslautenden -ns : ir. Akk. Plur. cona
'Hunde' gr. xvvag. d) c. llanw 'Flut' § 43; nir. banbh 'Ferkel'
c. banw 'Schwein' acorn. baneu gl. sus br. bano 'Sau mit Fer-
keln' : urspr. 'weibliches Tier', zu ir. ben 'Frau' u. s. w., vgl. unten
(oder mit der Grundbedeutung 'Ferkel' zu arm. kanu-x 'früh', amis
kanxoc 'mese delle nuove biade', dessen -an- mehrdeutig ist); vgl.
ir. gainedar, do-moiniur im Verbalverz. (o aus a nach § 252).
e) ir. (ben 'Frau') Gen. Plur. ban nir. boineann 'weiblich' c.
benyw 'weiblich' (mit Umlaut) corn. benen 'Frau' (mit Umlaut,
= ir. boineann; ncorn. bauen ist wohl wie pagar S. 40 zu be-
urteilen) (br. e-ben 'die andere', eig. 'ihre Frau' d. h. 'ihre Ge-
nossin'; Fem. zu e-gile 'sein Genosse' d. h. 'der andere'; mit idg.
-en-) : gr. ßava, yvvr/ (ahd. quena pr. genno asl. zena arm. kin
skr. ga7ii- 'Frau', gnä 'Götterweib'); ir. an-eola 'unwissend' c. an-
eirif 'unzähhg' u. s. w.; ir. samail 'Bild' c. hafal 'ähnhch' corn.
haval br. hailval und (mit Umlaut) hevel : lat. similis 'ähnhch'
gr. «jwa 'zugleich'; ir. cuma nir. cum ha 'Kummer' (§ 252) ncorn.
cavow mbr. caffou ds. nbr. karv kaon 'deuil, enterrement' :
gr. A,d(.ivü) 'ermüde' skr. samjati 'müht sich' (neben gr. xo,«fw
'pflege'). Ir. inse 'schwierig' neben anse ds. zu asse 'leicht' steht
in Wb. meist nur nach is 'ist', in diesem Fall aber mit vollkommener
Regelmäßigkeit; beruht vielleicht auf altem Sandhi: n- statt n-
nach dem auslautenden -i der Verbalform (Thurneysen, ZfcPh. 1 6).
Die idg. langen silbischen Laute.
§ 32. 1) Idg. ä (lat. ä, gr. ö, iq, germ., Ht. d, sl. a, alb. o,
arm. a, skr. a) und idg. ö (lat., gr., germ. ö^ lit. uo, sl. a, alb. e,
arm. u, skr. a) sind im Keltischen, von der Stellung im Auslaut
abgesehen, zusammengefallen und erscheinen als ir. äj gall. ä, alt-
brit. (etwa vom 5. Jahrb. n. Chr. an) als ö^ woraus c. aw, in nicht-
48 Idg. ä, ö. [§32,1.2
letzter Silbe o, aconi. und abr. o, mcorn. und mbr., nbr. ö (corn.
e, eu, ue, u, o, br. eu geschrieben), ncorn. e, Vannes ^ : ir. brä-
thir 'Bruder' c. brawd, Plur. brodyr aconi. broder mconi. bro-
der, bruder ncorn. bredar br. breur, Plur. breudeur V. brer,
Plur. breder gall. ßratronos MN : lat. fräter 'Bruder' gr.
(pQaT7]Q, q)QaTWQ 'Mitglied einer (fQOTQä^ got. brößar 'Bruder' lit.
broterelis asl. brat(r)ü arm. eibajr skr. bhrcdä; ir. dam 'Gefolge,
Schar' nir. dämh 'a tribe, a family, kindred, relationship' ac. dauu
gl. cliens mc. nc. daw, dawf 'Schwiegersohn', Plur. dofion (zur
Bedeutungsentwickelung 'Verwandtschaft, Verwandter' > 'Schwieger-
sohn' s. Schrader, IF XVII 19) acorn. dof gl. gener mbr. deuff
'Schwiegersohn' nbr. V. deaf : gr. örj/nog, dor. öä/xog 'Volk'; ir.
fäith 'Dichter' c. gwawd 'Loblied' gall. ovccTeig Plur. 'Wahr-
sager' : lat. uätes 'Weissager, Seher' ae. wö{) 'Stimme, Gesang'
an. ö|)r 'Poesie' got. wöd-s 'wütend' (skr. api-vatati 'versteht'); ir.
mäthir 'Mutter' c. modrydaf 'stock of bees' (: bydaf 'nest of
wild bees') ac. modreped gl. materterae acorn. modereb 'mater-
tera, amita' abr. motrep 'matertera' mbr. mozrep nbr. raoereb
(die Entwickelung o > ö wurde durch die Vokahsation des t ver-
hindert) gall. Dat. Plur. MavQsßo 'Matribus' : lat. mäter gr. fj.7]TiiQj
dor. fxccTTjQ ae. mödor ahd. muoter 'Mutter' lit. mote 'Ehefrau'
asl. mati 'Mutter' alb. motro 'Schwester' arm. majr 'Mutter' skr.
mätä 'Mutter' mätrkä 'Großmutter'; ir. dän 'Begabung' (w-Stamm),
dänigim 'gebe' c. dawn 'Gabe' : lat. dönum 'Gabe' gr. öldiüfii
'gebe', dwQov 'Gabe' lit. duömi 'gebe' asl. dam 'Abgabe' arm. tur
'Gabe'; ir. gnäth 'bekannt' c. gnawd 'Gewohnheit' gall. Epo-
so-gnatus MN "pferdekundig" : lat. nötus 'bekannt' gr. yvwzog
skr. gnäfd-s; ac. di-auc gl. segnem mc. diawg 'träge' acorn. dioc
gl. piger mcorn. mar thyec 'so sluggish' br. diek : eig. 'un-schnell',
vgl. lat. öcior 'schneller' gr. wy,ug 'schnell' skr. äsü-s.
2) aw wird im Nc. in unbetonter Silbe zu o (diog 'träge'),
bleibt also nur in einsilbigen Wörtern. Es scheint sicher zu sein,
daß aw auch im Corn. und Br. einst vorhanden gewesen ist; es
kann aber nur sehr kurze Zeit bestanden haben und muß (durch
Lautgesetze oder Ausgleichungen) sehr früh und gründlich beseitigt
worden sein. Reste des aw wären: acorn. maur gl. magnus, aber
daneben clochmuer gl. campana 'große Glocke', vgl. mcorn. mur
'groß' (die übrigen Fälle eines au im acorn. Vokabular sind wohl
cymrisch, s. S. 17); abr. laur gl. solum : ir. lär 'Flur, Boden' c.
llawr acorn. lor mcorn. leur, luer, 1er mbr. nbr. leur : ae. flör
§32,2—4. 83] Idg. a, ö, ü. 49
'Hausflur' arm. Irik 'side-pavement, footway' (mit rglm. Schwund
eines u); vgl. abr annaor gl. quandoquidem, eig. 'die Stunde
(Artikel -f lat. höra, s. § 127); abr. lau gl. armum, s. § 35; br.
penaoz 'wie', aoz 'forme, fagon, disposition, proparation, canal ou
lit de ruisseau, de rivi^re' (zum Fehlen des n- vgl. § 162) : ir. gnäs
'Gewohnheit' c. giiaws, naws 'Natur' br. neuz 'Aussehen' (zu ir.
gnäth, s. S.48; entlehnt ir. nos 'Sitte' S. 23); br. laosk 'schlaff,
laosker, leuskel 'loslassen' : entlehnt aus lat. laxus (das also ä
gehabt hat); br. a-raok 'vorwärts, vorne, früher' : *prök-, gewöhn-
lich in der Proklise verkürzt : c. rhag 'vor' corn. rag br. rak.
Dagegen ist kaouz 'Käse' bei Troude ein aus dem Wtb. des Gre-
goire de Rostrenen stammendes cymrisches Wort.
Über ö, ä vor w im Brit. s. § 37, 2 und § 42, S. 62.
3) ä ist im Ir. nach einem 7n gerundet worden in m(3r, mär
'groß' c. mawr acorn. maur (s. oben) br. meur gall. lantu-
marus MN : ein mit dem Suffix -ro- gebildeter Positiv zur Wurzel
*m(l- oder *mö- im Komparativ ir. möa osk. mais got. mais 'mehr',
vgl. (mit idg. e) ahd. märi 'berühmt' asl. Vladi-merü MN, mit idg.
ö gi\ tyxeol-f^wQog 'mit Speeren kämpfend'; ir. moin 'Sumpf, Moor',
c. mawn 'Torf' : lat. mänäre 'fließen, sich ausbreiten' (n ist wohl
suffixal, vgl. ae. mö-r ahd. muo-r 'Sumpf'). Vielleicht auch vor
einem Labial in air. obar, uabar 'Übermut' c. ofer 'eitel' (ofer-
awl 'empty praise', ofer-draul 'useless expenditure', ofer-goel
'superstition') br. euver (Ernault, Glossaire S. 225) ^(goüt) fade;
paresseux, negligent' V. voer 'fade', foueric 'biet' : got. abrs
'stark, heftig' (mit anderem Vokal); air. homon 'Furcht' nir. uam-
han, brit. und gall. mit kurzem Vokal : c. of n corn. ovn br. aoun
gall. Ex-obnus, Ex-omnus MN 'furchtlos' (mit air. obar ver-
wandt?). Auf Entlehnung beruht dagegen ö in ir. nös 'Sitte', s.
oben; ir. rön 'Pferdehaar', ruainne 'einzelnes Haar' (zum Suffix
-ne vgl. §399) : aus c. rhawn 'Pferdehaar' vgl. br. renn 'Schweins-
borste'.
4) Ein auslautendes idg. -ö ist nicht mit idg. -ä zusammen-
gefallen, sondern urkeltisch zu -ü geworden : gall. Fron tu MN
(Lehnwort aus dem Lat.); ir. cü 'Hund' c. ci u. s. w. aus *k'wö,
s. § 155, 157.
§ 33. Idg. ü (lat. ü, gr. r, germ., lit. ü^ asl. //^ alb. i, ü,
arm. u, skr. ü) erscheint im Altkeltischen und im Irischen als ü,
ist aber im Britannischen zu ^ geworden (und dieser Wandel war
schon vor dem Abfall des Auslautes vollzogen : auslautendes -ü aus
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 4
50 , Idg. ü, e. [§ 33. 34
idg. -ü oder -ö bewirkt denselben Umlaut wie ein idg. -l, s. § 255 ;
der Übergang, wenigstens bis zur Stufe ü, ist älter als die lateini-
schen Lehnwörter, s. § 128) : ir. rün 'Geheimnis' c. rhin : ae.
rün; ir. dun 'Festung' c. din abrit. 'Piyoöovvov (Ptolemäus),
Branodunum (Not. Dign.) gall. Lug(u)dünum 'Lyon' : an. tun
'eingehegter Platz' ae. tun 'Ortschaft' ahd. zun 'Zaun'; ir. cül
'Rücken' nir. cül 'Rücken, Nacken' c. eil 'the back' acorn. chil
gl. ceruix br. kil 'Rückseite' : lat. cülus 'der Hintere' asl. kyla
'hernia' (Rozwadowski, Quaest. gr. et etym. I 32; die Krankheit
ist nach ihrem Sitz benannt).
§ 34. Idg. e (lat. e, gr. t], got. e, ahd., an. ä, ae. re, ne.
ee, lit. e, asl. e^ alb. O; arm. i, skr. ä) ist im Keltischen sehr früh
zu l geworden und so mit idg. ^ (lat, gr., germ., lit. t [im Got. ei,
im Lit. y geschrieben], asl. i, alb., arm. i, skr. t) zusammengefallen :
ir. fir 'wahr' c. gwir br. gwir gall. Co-uirus MN : lat. uerus
ahd. war 'wahr' an. uär 'Versprechen der Treue', Uär Name
einer Göttin got. tuzwerjan 'zweifeln' asl. vera 'Glaube', veriti
'glauben'; — ir. is 'unter' eis, ir. isel 'niedrig' (nach uass-al 'hoch'
gebildet) c. isel corn. yssel br. izel : idg. "^ped-su 'zu den Füßen',
vgl. russ. pecho-ta 'Fußvolk' asl. pesl 'zu Fuß gehend' russ. o-pesiti
'den Mut verlieren' alb. pos-td 'unten', pdr-pos 'von unten, herab'
(zu lat. pes 'Fuß' lit. käc-pedes 'Katzenklee' pescias 'zu Fuß'
skr. päd 'Fuß' und mit anderem Vokal gr. rtovg got. fötus arm.
otn 'Fuß', asl. podü 'unter' (ir. is hat mit lat. imus 'der unterste'
osk. imaden 'ab imo', das kein s verloren hat, nichts zu tun; noch
weniger ist es mit lat. infrä 'unterhalb' vereinbar; Imus gehört
vielleicht zu asl. i-zü 'aus', über dessen Suffix KZ XXXVIII 421
gehandelt ist); — ir. ri 'König', Gen. rig c. rhi 'Fürst' shr/Piyö-
öovvov O'N gall. Rigo-magus ON, Ca tu -rix "Kampfesfürst", Bei-
name des Mars, got. Lehnwort reiJci 'Reich' (ei als l zu sprechen)
an. rik-r 'mächtig' : lat. rex 'König' skr. rägan-; ir. linaim 'ich
fülle', lin 'Zahl, Teil', a lin lathe 'die Tagezahl' nir. lion 'a
number, a part; the füll number, all', lion tighe 'a household, a
family living in one house' : lat. plenus 'voll' (neutr. plenum =
ir. lin); ir. sil 'Same' c. hil, sil 'Nachkommenschaft' br. dis-hil'a
's'egrener' : lit. pa-selys 'Aussaat' (lat. ?e-ui 'säete' ahd. säen Ht
seti asl. sejati 'säen'); ir. mil 'Tier', mll etaig 'Laus' ("Tier
der Kleidung"), mil maige 'Hase' ("Tier des Feldes"), mil mora
'Walfisch' ("Tier des Meeres'') nir. miol crionna 'Motte' c. mil
'Tier' acorn. mil br. mil : gr. (.u^lov 'Kleinvieh' (mit anderem Vokal :
§ 34. 35, 1] Idg. l, f; /. . 51
an. molr asl. moU 'Motte'); ir. sir 'lang' c. corn. br. hir : lat. se-
ru-s 'spät' skr. sä-jd-m 'Abend' (got. seipus 'spät').
Anm. Im Gallischen erscheint in gewissen Fällen e oder ei, das man
als ein geschlossenes c deuten kann: Uisu-rix, aber Bcllo-uesus MN
§ 48, 3 (vgl. jedoch § 48, 4); D umno-couoros MN; Diibno-reix,
Dubno-rcx MN. Daraus zu folgern, daß der Wandel noch nicht seine
letzte Stufe erreicht hätte, ist bedenklich. Man scheint also mit der Mög-
lichkeit rechnen zu müssen, daß der Übergang e N ^ in gewissen schwach
betonten nicht -ersten Silben überhaupt nicht eingetreten ist. Damit
könnton gewisse Erscheinungen des Inselkeltischen stimmen: ir. -the,
Endung der 2. Sing. Ipv. Med. (§ 628, vgl. § 155), aus *-thes; rac. tyf-
wy-s 3. Sing, 'wuchs' u. s. w. (§ 617) könnte den Vokal -e- des lat. tum-
e-re 'geschwollen sein' enthalten; c. 1. Sing. Konj. car-wy-f könnte mit
lat. am-e-m (aus -c-m) zu vergleichen sein. In der ersten Silbe wird ohne
Kücksicht auf den Akzent e immer zu i geworden sein; sonst wäre die
vollkommene Übereinstimmung der zahlreichen Belege nicht zu verstehen.
Wohl aber könnte bei Wörtern, die häufig in Komposition vorkamen, ge-
legentlich die im Kompositum lautgesetzliche Form auch ins Simplex ge-
drungen sein: acorn. ruy gl. rex mbr. roe nbr. roue 'König' (daneben
acorn. gurhemin ruif gl. edictum 'königlicher Befehl' c. rhwyf 'ruler',
die von acorn. ruif gl, remus c. rhwyf 'Kuder' volksetymologisch beein-
flußt sind); ir. cele 'Genosse' neben c. cilydd 'Genosse' br. e-gile 'sein
Genosse, der andere' : * qelijo-s, mit der Vokalstufe des lit. keliau
'hob' zu gr. xelf.vfhog 'Weg', dxoXov&og 'Genosse' lit. keliauju 'reise',
kelias 'Weg' (zu diesem Wort ist kelt. *qeli/os eine Vrddhi-Form).
Beispiele für idg. t: ir. rim 'Zahl' c. rhif : ae. rim ahd. rim
ds.; ir. min 'fein' : zu lat. mi-ti-s 'mild' (mit idg. Alternation : c.
mwyn 'fein' acorn. muin br. moan); ir. eich 'weibliche Brust'
c. cig 'Fleisch' acorn. chic br. kik ds. : gr. yuyivg 'Kraft'; ir. 11
'Farbe' c. lliw acorn. liu br. liou gall. Liuo, Lluius MN : lat.
lluor 'bleifarbiger Flecken' russ. ot-livü 'das Schillern'.
g 35. Idg. f (lat. ar, rä?, gr. qw, oq, germ. ur, or, lit. ir
mit gestoßener Intonation, sl. r mit gestoßener Intonation, alb. ar,
arm. ar, skr. Ir, ür) und idg. l (lat. al, lä?, gr. ho, ol, germ. td,
ol, lit. il mit gestoßener Intonation, sl. l mit gestoßener Intonation,
alb. al, arm. al, skr. Ir, ür) erscheinen im Keltischen als ar, al,
woneben man gewöhnlich auch die Vertretung urkelt. rä, lä ansetzt.
1) ir. ard 'hoch, groß' gall. Arduenna Berg-N. : lat. arduus
'hoch' gr. oqS-og 'aufrecht' (an. c^r|)ugr 'aufrecht') skr. ürdhvn-s
'hoch' (^dig.'^fdhwo- und "^wrdhivo-, vgl. ?a:gi\ . Boqd^ayoQag u. s. w.);
ir. barn .i. rechtaire 'Richter' (Corm.) c. barn 'Urteil' br. barn
'Urteil' : vgl. mit anderer Vokalstufe got. harn 'Kind' lit. bernas
Münghng' (Formen mit i von derselben Wurzel S. 42); c. carw
4*
52 . Idg. f , l [§ 35, 1. 2
corn. carow br. karo 'Hirsch' : lat. ceruus 'Hirsch' ht. kärve
'Kuh' russ. koröva serb. kräva cech. kräva ds.; c. corn. br. darn
'Stück, Teil' : skr. dlrnä-s 'gespalten' (ae. teran 'zerreißen' gr.
ötQO) 'schinde' asl. dlrati 'zerreißen'); c. sarn 'causeway, paving',
ystarn 'Packsattel' (mit idg. er : br. stern 'Rahmen') : skr. stlrnä-s
'gestreut' lat. strätus 'ausgebreitet' gr. orgmiog ds. (asl. pro-streti
'ausbreiten' alb. strin 'breite aus' got. straujan 'streuen'); ir. mair-
nim 'betrüge', Konjunktivstamm mera-, s. Verbalverzeichnis; ir.
cairem 'Schuhmacher' § 57; vor nn erscheint ra : ir. rann 'Teil'
c. rhän mcorn. ran ncorn. radn abr. rannou Plur. gl. partimo-
nia : "^pfsnä zu lat. pars 'Teil' gr. TiejtQOJTai 'ist verliehen', Aor.
1. Sing. 87toQov skr. pürtd-m 'Lohn'; mir. caill 'Wald' c. celli
acorn. kelli : lat. callis 'Bergpfad, Grebirgstrift', vgl. an. holt 'be-
waldeter Hügel' ahd. holz 'Wald, Holz'; c. dal 'halten' § 61; ir.
at-baill 'stirbt', Konj.-Stamm at-bela-, s. Verbalverz.; ir. t-alla
neben t-ella 'nimmt', s. Verbalverz. eil-.
2) Die Belege für kelt. rä, lä als Vertreter des idg. f, I sind
sämthch nicht zwingend, da es sich überall um ein idg. mit f, l
alternierendes rä, lä handeln kann: ir. grän 'Körnchen' c. Plur.
grawn. Sing, gronyn acorn. gronen br. greun. Sing, greunenn :
lat. grän um ahd. körn 'Korn' lit. zirnis 'Erbse' asl. zrno serb.
zrno 'Korn' skr. glrnd-s 'mürbe', vgl. aber die Vollstufen re und
rä in asl. zreti 'reifen' gr. ygavg, Plur. ygasg 'alte Frau', yr^gäoai
'alt werden'; — ir. träth neutr. 'Zeit, Stunde' c. trawd 'course, jour-
ney' : skr. türtd-, Partizipium von tarati 'setzt über', vgl. aber skr.
trä'ti 'schützt' 'dsl.trajati 'dauern' lat. trans 'jenseits'; — ir. bräth
'Gericht', Gen. bratho c. brawd 'Urteil' corn. bres ds. br. breut
'plaidoyer', Plur. breujou 'les assises de la justice' gall. Bratu-
spantium ON, ßgaTovöe 'ex iudicio' : ir. barn s. oben, vgl. aber
die Vollstufe in sisl.bmiti 'nehmen'; — ir. lan 'voll' c. llawn corn.
luen, leun, len br. leun : got. fidls lit. pilnas asl. plnü serb.
pün skr. pürnd-s, vgl. aber die Vollstufen in lat. plenus 'voll'
ir. lin S. 50, planus 'flach, eben' (eig. "voll'" d. h. 'ohne Ver-
tiefungen oder Löcher') lit. pldnas 'dünn' (aus "flach"); — c. blawd
'Mehl' acorn. blot ds. abr. un-blot gl. similago nbr. bloud 'Mehl',
ir. mläith 'glatt, sanft, weich' neben oii mlith gl. attritione, mit
idg. /; s. Verbalverz. melim (mbr. blot nbr. blöd 'mou, biet' mit
auffälligem, an pok S. 24 orinnerndem o) : skr. mürnd-s 'zermalmt',
vgl. aber die Vollstufc in skr. mlä-ti 'wird weich' gr. {ihßQog
'schwach', ßXa^ 'schlaff' asl. mlaxavü 'schwach' (IF V 56) russ.
§ 36. 37, 1] Idg. V', ¥' J^ie M;-Diphthorige. 53
mlf'fi -ohniTiiiclitig werden' (8olmseri, KZ XXX VJI 587 fF.); — ir
släii 'lieil, gesund, ganz' : lat. saluus (urspr. dreisilbig; osk. aakaßg)
ds. alb. (/ah 'lebendig' (mit idg. ol : lat. soUus 'totus' [// aus ln\
gr. olog 'ganz' arm. oi-g 'heil' skr. särva-s 'unversehrt, ganz'; da
so wie so verschiedene Alternationsstufen anzusetzen sind, kann
man für ir. slan idg. lä ansetzen); — ir. läm 'Hand' c. llaw acorn.
lof ds. abr. lau gl. armuin : ae. folm 'flache Hand' lat. palma
gr. jcalaf^iiq ds. nkr. päni-s ^H'dnd, Huf, vgl. as. gi-folian 'fühlen'.
Über die in diesen Fällen öfters begegnende Alternation idg. e : a,
vgl. § 112.
Anm. Durch die hier geltend gemachten Erwägungen wird auch lat.
rä, lä = idg. f, J zweifelhaft.
t^ 36. Idg. n (lat. an, nä?, gr. av, vä?, germ. un, lit. In,
sl. q mit gestoßener Intonation, arm. an, skr. ä) und idg. m (lat,
gr. am, mä?, germ. um, lit. Im, sl. e mit gestoßener Intonation,
skr. ä) haben im Keltischen vermutlich an, am ergeben: ir. ces-
sim 'ich leide' : zu gr. Adjuvw 'ermüde', /,aiLiazo^ 'Ermüdung* skr.
samnlte *müht sich' (vgl. § 108); ir. maistre 'Butterfaß' : aus
*7nnqsfrijä zu gr. f^ia/.TQä 'Backtrog' lit. minkau 'knete', vgl. asl.
m,(ika ^MehV und 'Pein' serb. müka 'Pein' nhd. mengen 'mischen'
(die Ersatzdehnung vor dem schwindenden n ist im Ir. nach § 94, 3
unterblieben). Man setzt daneben urkelt. nä, mä an : gall. Cintu-
gnatus MN 'der erstgeborene' : lat. nätus 'geboren' gr. avTOKaoi-
yviizog 'Bruder', yvrjoLog 'ehelich erzeugt' got. goda-kunds 'von guter
Abkunft' skr. ^ätd-s 'geboren', vgl. lit. zindau 'säuge'; vgl. aber
zum keltisch-italisch-griechischen nä got. knops 'Geschlecht, Stamm'
lett. snohts (znuots) 'Schwiegersohn' (zur Bed. vgl. c. daw S. 48),
die auf ein idg. nä weisen; auch bei ir. cnäim 'Knochen' : gr.
Avrifxiq 'Unterschenkel', Kvrniwg dor. ytväf.i6g 'Bergwald' (mit anderer
Vokalstufe ahd. hamma 'Hinterschenkel ' ndd. hamm 'ßergwald')
ist idg. -nä- anzusetzen.
Die idg. iv- und ^-Diphthonge.
§ 37. 1) Idg. au (in den übrigen Sprachen meist erhalten;
nur asl. u alb. a skr. ö), ou und eu (gr. ov und eVj got. au und
iu, lat. ü, lit. au [und 'au\, asl. u und ju, alb. a, arm. oj : u, skr. ö)
werden im Gall. noch auseinander gehalten, jedoch so, daß der
Zusammenfall von eu und ou in ou y ö schon zu belegen ist; im
Ir. sind alle drei Diphthonge zu ö geworden, woraus etwa vom
Ende des 7. Jahrhunderts an, zunächst vor Dentalen, später auch
54 Die M;-Diphthonge. [§ 37, 1. 2
vor anderen Konsonanten ua entstand (§ 219); im Brit. sind die
drei Diphthonge (mit dem ö der lat. Lehnwörter) zu ü geworden
(urspr. high mixed round; hat im Nc. die Rundung aufgegeben
und ist in der Aussprache mit y zusammengefallen; nbr. high front
round = d. ü; man schreibt im C, Corn., Br. u). Vgl. Foy,
ZfcPh. in264ff., Zupitza, ZfcPh. III 275 ff., 591 ff. Beispiele: ir.
log, luach 'Lohn' c. go-lud 'Reichtum' gall. Ue-llauno-dunum
ON, Cassi-ue-llaunus MN (mit analogischer Umgestaltung abr.
Cat-uuallon, Hael-uuallon u. s. w.), Cata-launi VN : gr.
auo'kavw 'genieße' an. laun 'Lohn' arm. law 'besser' gr. Xwtwv;
ir. uagim 'nähe' nir. fuaghaim 'I sew, stitch, bind together' : lat.
augeö 'vermehre' gr. av^o) ds. got. aukan 'mehren' an. auka
(auka saman 'zusammenfügen') lit. äugu 'wachse'; — ir. ruad
'rot' c. rhudd acorn. rud mcorn. ruth br. ruz gall. Ande-roudus
MN : lat. rüfus (wegen des f aus einem anderen italischen Dialekt
entlehnt) an. rau{)-r lit. raudönas 'rot' asl. rusü 'blond' (lat. ru-
ber 'rot' gr. egvd-Qog skr. rudhird-s mit idg. u); ir. buachaill
'Hirt, Knabe' c. bugail corn. bugel br. bugel : gr. ßovyioXog
'Rinderhirt', BovkIiuv MN arm. kojs 'kleines Mädchen'; — ir. tuath
'Volk' c. tud 'Land' corn. tus 'Leute' br. tud ds. gall. Teutoma-
tus, Toutomatus, TevTa^og, Totatigenus MN : osk. touto,
Tußto 'populus' got piuda 'Volk' lit. Tauta 'das Oberland, Deutsch-
land' lett. tauta 'fremdes Volk' asl. stuzdi 'fremd' r. cuzoj poln.
cudzy (*teudjo- mit d inr t wie in 3ls\. tvrdü 'fest' Ut. tvirtas); ir.
sruaim 'Strom' : gr. Qev^a § 50, 3; ir. loche 'Blitz' c. llug
'gleam; dawning', lluched-en 'Blitz' {x aus ks) acorn. luhet br.
luc'hed-enn ds. gall. Leucetius, Loucetius Beiname des Mars :
got. liuhap 'Licht' an. liös 'Licht' lat. lüceö 'leuchte' gr. Xevyiog
'weiß' Xevoow 'sehe' lit. läukiu 'warte' arm. lojs 'Licht' ski*. röcate
'leuchtet'. In c. oer acorn. oir ir. uar aus *ougro- (g 60) blieb
0 im Brit. wegen der Vokalisierung des folgenden g.
2) Diphthonge vor leniertem .s haben im Inselkeltischen den
diphthongischen Charakter aufgegeben : das w ist zur folgenden
Silbe gezogen worden und hat mit dem intervokalischen w die
gleichen Schicksale gehabt, vgl. § 42. Diese Sonderentmckclung
hat so früh angefangen, daß ein langer Vokal als erstes Glied des
Diphthonges nicht verkürzt worden ist : ir. bronnaim 'schädige'
(^hhrusnämi) Konj. ro-bria (i als l zu lesen; ^hhreusät) mc. bri-
waw nc. bri wo 'brechen, schädigen' (Strachan, Rc. XXVIII 195 f.);
dazu gehört noch mc. breu nc. brau 'gebrechlich" mcorn. brew
I
§ 37, 3. 4] Die M;-Diphthonge. 55
'g(3brncheir aus *hhrouso- mit verschiedener Entwickelung des ö
vor w in den beiden Sprachen, vgl. S. 62: zu lat. frustuni 'Brocken',
früstra 'vergebHch' ae. br^san 'zerbrechen' alb. bresar 'Hagel'
(eigentlicli*'Kürnchcn'); mir. to 'still, schweigend', Gen. Mask. tuse,
Gen. Fem. tua Fiacc 20 (zweisilbig), air. Flur, in na tuai gl. si-
lentia Ml. 112 b 3 (ein s-Stamm: Nom. *tausos > *tawos > *tao
> tö; ursprünglich ein Substantiv) c. taw 'Schweigen, schweigend'
br. tao 'Schweigen; still!' c. tawel 'schweigend', abr. taguelgui-
liat gl. silicernium (mißverstanden), guo-teguis gl. compescuit
nbr. tevel 'schweigen' : aschwed. thyst-er 'schweigend' pr. tussise
'er schweige' asl. po-tuxnqti 'quiescere, cessare' skr. tüsnim 'still'
(Liden IP XIX 3381); air. gäo, gäu, göo, goa 'Lüge', Gen.
gue, Kompositum gu-forcell 'falsches Zeugnis' (s-Stamm, ^qousos)
c. gau corn. gow mbr. gou nbr. gaou : arm. koj, ku 'Mist' (KZ
XXXIX 383; vgl. zur Bedeutung c. geu-dy 'privy house, jakes').
3) Im betonten Auslaut einsilbiger Wörter sind die tv-
Diphthonge zunächst erhalten geblieben; im Ir. tritt aber später
Monophthongierung ein : ir. dau, dö 'zwei' ac. dou mc. deu nc.
dau corn. dow mbr. dou nbr. daou : skr. dväu; ir. au, ö 'Ohr',
(analogisch Gen. aue, auch aide 'höre!') vgl. gall. Su-ausia FN :
gr. oig lat. auris got. ausö lit. ausis asl. uxo alb. ves arm. unkn
(aw. tisi 'Ohren' mit idg. u); ir. nau, nö 'Schiff', Gen. noe : gr.
vavg skr. näu-s lat. näuis ds. an. naust 'Schuppen für Schiffe';
ir. bou Gen. 'der Kuh' (Beda) : skr. Gen. gös.
4) Der Diphthong bleibt im Ir. vor j zunächst erhalten; später
tritt Monophthongierung ein: air. aue> haue gl. nepos (aber ind
iarm-ui gl. abnepotes) mir. öa, üa : "^aujo- asl. uji 'Mutterbruder'
(zu lat. auus 'Großvater', auunculus 'Mutterbruder' got. awö
'Großmutter' ahd. ö-heim 'Mutterbruder, Schwestersohn' lit av^-
nas 'Mutterbruder' arm. haw 'Großvater, Vorfahr'; ferner c. ewythr
'Oheim' acorn. euitor br. eontr aus *ai^m^ro- oder *aiventro-); —
air. naue 'neu' Sg., noe, nue Sg., nuae Ml., nuie Wb. (^noujo-s)
c. newydd abr. nouuid, neuued (in Ortsnamen), niguid gl. neo-
phytum nbr. nevez (*nowijo-s) gall. Neuiodunum, Nouiodunum
ON (eu > ou vermutlich als Diphthong zu lesen; dagegen hat das
Britannische nur die Silbenteilung o-w > [durch Umlaut] ew) :
idg. *7ieujo-s, got. niujis lit. naüjas skr. nävja-s, vgl. lat. nouus
gr. veog asl. novit arm. nor. Auch im Britannischen Hegt wohl in
diesem Fall eine Sonderentwickelung vor: c. hwyad 'Ente' acom.
htoetunoom. hos br. houad : *aujetö-s, vgl. gr. aezog 'Adler' (zu
56 Idg. ai. [§ 38
lat. auis 'Vogel' gr. oliovög arm. haw skr. ve-s, vi-s 'Vogel' lit.
aviziai 'Libellen' ahd. wie 'Weihe'; zur keltischen Bedeutungs-
entwickelung vgl. lat. auca fr. oie 'Gans'); c. wyr 'Enkel' br.
d-ouaren aus *oujo-, nach den Verwandtschaftsbezeichnungen auf
-r umgebildet; ir. Gerundiv bethi 'zu schlagen', srethi 'auszu-
breiten' (neben Part, bithe, srithe) c. cara-dwy 'liebenswürdig'
corn. cara-dow ds. abr. nit inaatoe gl. non ineundum est : skr.
kar-tavja-s 'faciendus'.
§ 38. Idg. ai (lat. ae, gr., germ. ai, lit. ai, ie, asl. e, alb. e,
arm. aj, skr. e) erscheint im Gall. als ai, e, im Ir. als äi, öi (beide
Schreibungen schon in Wb.), später oe, ae (in Wb. nur im abso-
luten Anlaut); wurde früh monophthongiert (vgl. S. 8; im An. wird
e geschrieben: Melpatrekr ir. Mäelpatric) und wird heute in
einigen Dialekten als y, in anderen als ä gesprochen; seit dem
15. Jahrh. schreibt man diesen monophthongischen Laut ao. Die
britannische Vertretung ist c. oe acorn. ui mcorn. oy ncorn. ö, ü
nbr. oa. Beispiele: air. äis, aes, öis, oes (Wb.) 'Alter' c. oes
acorn. huis mcorn. oys ncorn. üz ds. gall. Esus, Aesus N. eines
Gottes, c. oed 'Alter' mbr. oet, oat, ouat nbr. oad : zu lat.
aeuum 'Lebensdauer, Ewigkeit' gr. altov got aitvs skr. ä/ws 'Leben';
air. caech 'einäugig' c. coeg 'leer', coeg-ddall 'einäugig' acorn.
cuic gl. luscus uel monophthalmus : lat. caecus 'bHnd' got. haihs
'einäugig' skr. Ä:e/cara-s 'schielend' (gr. xacz/ag 'Nordostwind'); — air.
töis-renn (Wb.), täis (Ml.) 'Teig' c. toes br. toaz : asl. testo 'Teig'
(Rozwadowski, Quaest. gr. et etym. I 34f.) ahd. theismo, deismo
ae. J)8esma 'Sauerteig' (Li den, IP XIX 353; S7n wohl aus stm)
gr. OTalg 'AVeizenmehl mit Wasser zum Teige eingerührt*. Gen.
ozaiTOi; [stait- aus *taist- unter dem Einfluß des nicht verwandten
OTtag 'Talg, Teig, Sauerteig', Gen. OTiavog); — c. hoedl. 'Lebens-
dauer' mbr. hoazl nbr. hoal gall. Deae Setloceniae : lat. sae-
culum 'Menschenalter' {-kul- < ä:^ < tl); — air. bäigul (Wh.) 'Gefahr'
nir. baoghal (vgl. § 372) : lit. bäi-me 'Furcht' asl. bojati s^
'fürchten' skr. bhimd-s 'furchtbar'; dazu wohl auch air. in na baise
gl. he})etudinis Ml. 33c 2 mir. baes 'Laune, Torheit' (ui*spr. etwa
"fureur"), air. bäith (Wb.), boith (Ml. 52) mir. baeth 'einfältig'
gall. ])essu 'more feritatis' br. boaz 'Gewohnheit' (urspr. "die
einer Person eigene Torheit", vgl. nir. baois na höige 'youthful
imprudence') c. moes 'good manners, civihty* (zum m vgl. § 302;
vielleicht lateinisch beeinflußt), daraus entlehnt air. bes 'Sitte',
bes-te 'moralisch', bestatu 'Sittlichkeit'; — c.coeP Vorzeichen' ac.
§ 38. 39J lag. ai, oi. 57
Pliir. coil-ou gl. auspiciis, coiliou gl. extomm, coiliaucc gl
augur acorr». chuillioc ds., Fem. cuillioges abr. cool gl. haru-
spicem : ae. ha;! 'günstiges Vorzeichen, Glück' an. heill "Gesund-
heit, Glück' ahd. heil got. hails 'gesund' (auch Grußformel), ahd.
heilisön 'Wahrzeichen beobachten' ae. hälsian ds. an. heilsa
'grüßen', ahd. heilag 'heihg' asl. celü 'ganz', celiti 'heilen', celovati
'grüßen, küssen' pr. kailüstikan 'Gesundheit' lat. caelum 'Him-
mel' (nach den Himmelszeichen benannt), de caelö seruare
'Wahrzeichen beobachten' (aus dem C. entlehnt ist air. cel 'augu-
rium'; aus dem Altenglischen stammt mir. ele, hele 'Zauberspruch',
s. Zimmer KZ XXXIII 143ff.); — c. coed 'Wald' acorn. cuit
mcorn. coys, cos ds. br. koat 'Wald, Holz' gall. Kaitößgi^, Ce-
tobricca ON, mons üocetius : got. haipi 'Feld' lat. bü-cetum
'Trift' (von dem Suffix -etum beeinflußt).
Nach w erscheint im C. ae statt oe (s. § 259): c. gwaew 'Speer'
(vgl. zum gw § 58, 3) gall. yaloog. Durch Dissimilation gegen die
folgende Silbe erklärt sich c. aelwyd 'Herd' acorn. oilet ncorn.
olaz br. oaled: ae. seled an. eldr 'Feuer' (vielleicht zu gr. m^io
'brenne' lat. aedes 'Wohnhaus', aestus 'Hitze' ahd. eit ae. ad
'Scheiterhaufen' skr. edhas 'Brennholz', wozu auch ir. äed 'Feuer'
gall. Aedui VN).
Anm. Ir, ai wird zur Wiedergabe des c. ae und ei y ai verwendet;
vgl. S. 23.
§ 39. Idg. oi (lat. oe > ü, gr. ot, germ. ai, lit. ai, ie, asl. e,
alb. e; arm. e: i, skr. e) erscheint im Gall. als oi, im Ir. als öi, äi
(beide Schreibungen schon in Wb.), später oe, ae (in Wb. nur im
absoluten Anlaut) und hat die jüngere Entwickelung mit idg. ai
gemeinsam; im Britannischen entstand aus idg. oi über ü (vgl.
§ 149) ein ü, das ebenso geschrieben wird und sich ebenso weiter
entwickelt wie das in § 37 besprochene ü. Ir. öin, oen (Wb.)
'einer' c. un corn. un br. unan (über corn. onan br. eun vgl.
§ 187) : alat. oino(m) lat. ünus ds. gr. oXvri 'die Eins' got. ains
'einer' lit. v-ienas ds. skr. enam 'ihn' (asl. jed-inü 'einer' arm.
enklitisch -in 'derselbe' mit idg. i); ir. möin, mäin (Wb.) 'Kost-
barkeit, Schatz', Plur. dag-möini 'gute Gaben, AVohltaten' gall.
M oen US Fluß-N. : lat. münus 'Geschenk; Aufgabe' got. ga-mains
'gemeinsam' lit. mainas 'Tausch' asl. mena 'Tausch', vgl. lat.
mütuus 'wechselseitig' gr. inolzog 'Vergeltung' poln. Mien,
Mianka Fluß-N. (s. Rozwadowski, Almae matri Jagellonicae, Lem-
berg 1900, S. 6 des Sonderabdrucks); air. clöin 'ungerecht' : mit
58 Idg, o^; ei. [§ 39. 40
^ot Mains ^Hügel' zu gr. yilivco 'biegen, anlehnen' u. s. w.; ir. oeth
(Corm.) 'Eid' ac. an-utonou gl. periuria mc. an-udon 'Meineid' :
got. aißs (dazu wohl lat. ütor 'gebrauche', altlat. Inf. oitier; unter
Berufung auf schwed. ed-gäng 'Eidschwur' hat man für ir. oeth
got. aips die Grundbedeutung 'Gang' annehmen wollen, vgl. aber
H. Möller, Semitisch und Idg. I 353); air. cöim 'heblich' c. cu
corn. cuf abr. cum- (in Namen) mbr. cuff nbr. kur : lett. sdime
asl. semija 'Familie' got. haims 'Dorf, Acker' ahd. heim 'Heim'
ae. hseman 'beischlafen' gr. /,OLf.iaio 'bringe zu Bett'; ir. roen mir.
raon 'Weg' 'a ränge of mountains' br. run 'Hügel' (ru-Stefan
'le tertre d'Etienne'; in proklitischer Stellung ist auch die Neben-
form reun entstanden) : ahd. rein 'begrenzende Boden erhöhung';
c. hud 'Zauber' corn. hus (acorn. hudol gl. magus) br. hud :
an. seij)r ds. lit. saitas 'Zeichendeuterei'.
Anm. Ir. oi dient zur Wiedergabe des c. wy (und wi) und wird
durch c. wy wiedergegeben, s. S. 23, 24; vgl. noch ir. Goedel 'Ire" c.
gwyddel (zur Aussprache vgl. Sweet, Spoken North Welsh S. 423).
§ 40. Idg. ei (lat. t, gr. et, germ. l, lit. ei, ie, asl. i, alb. i,
arm. e : i, skr. e) ist urkeltisch zu e geworden und hat im Neu-
keltischen dasselbe Schicksal wie das e der lateinischen Lehnwörter
gehabt; im Irischen steht vor mouillierten Konsonanten e, in den
übrigen Stellungen entstand gegen Ende des 7. Jahrh. ia (Diph-
thong); das C. hat den Diphthong up (geschrieben wy); acorn. ui,
mcorn. ot/, ncorn. ö, ü; br. oue (ue, Diphthong, bisweilen jedoch
zweisilbig), oe, oa. Beispiele: ir. fiad 'vor, coram' c. gwydd {(jüi/d)
'Anwesenheit' mbr. a goez 'offen thch' nbr. ac'houez : gr. elöoQ
'Aussehen' lit. veidas 'Angesicht' asl. vidü 'Aussehen'; dazu ir.
ad-fiad- 'erzählen' : ae. set-witan 'schelten'; ir. tiagu ^gelie',
2. Sing, tegi, s. Verbalverz.; ir. sciath c. ysgwyd 'Schild' br.
skoed 'ecu' : asl. scitü 'Schild' (*sqeito-; dagegen mit oi : lat. scü-
tum ds.); ir. riad- 'fahren', Präs. 3. Sing, ret, de-riad 'Zwei-
gespann' gall. reda 'Wagen', c. gorwydd 'Pferd' gall. para-ue-
redus 'Nebenpferd', ir. reid 'eben' (eig. 'fahrbar') c. rhwydd 'frei,
leicht' nbr. rouez 'clair-seme' : ahd. ritan 'reiten' (lit raitas
'reitend' ist entlehnt); — c. bwyd 'Essen' acorn. buit gl. cibus uel
esca mcorn. boys, bos ncorn. büz abr. boitolion gl. esciferis
nbr. boed boued : Ableitung von der Wurzel *gi(ei- 'leben', vgl.
pr. geits 'Brot' asl. zito 'Getreide' (hierher auch ir. biathaim
'ernähre' = c. Inf. bwyda 'zu essen geben'; dagegen ist ir. biad
neutr. 'Nahrung, Speise' zweisilbig, vielleicht unter dem Einfluß von
§ 41] Idg. w. Allgemeines und Anlaut. 59
hethu 'Leben', worin e aus einer zweisilbigen Gruppe entstanden
ist, vgl. c. bywyd und s. §212, § 255); — ir. dia 'Gott' Gen. de
ac. duiu-tit 'Gottheit' (später wurde die Gruppe uifw im Brit. in
verschiedener Weise dissimiliert: nie. nc. duw 'Gott', vgl. § 259,
meu-dwy 'Einsiedler', cig. "Diener Gottes" acorn. duy mcorn.
ncorn. dew br. doue) gall. Deuognata FN : lat. dluus 'götthch'
an. Plur. tiuar 'Götter', Tyr N. eines Gottes lit. dievas 'Gott' skr.
devd-s; — ir. beim 'Schlag' corn. born ds. br. boem, bom 'rehaut
entre deux sillons', s. § 50, 11, wo auch drei andere Beispiele für
die Behandlung des Diphthongs vor mm; — ir. cia 'wer' c. pwy
corn. pyw br. piou, s. § 222, § 519; — br. gwar 'krumm' § 41.
Idg. w und j (sowie z).
§ 41. Idg. lü (lat. u [iv], gr. /, germ. Wy lit. v, sl. v
[in der ältesten Zeit w\ alb. v, arm. g^ iv [v], skr. v) ergibt im
Gall. w^ im Ir. f-, inlautend v (geschrieben b > bh), zwischen
Vokalen (schon im 7. Jahrh.) Null, im Brit. gw, -gw-, woraus im
Inlaut wieder w entsteht, auslautend -w; vgl. S. 13 f. Im Sandhi
unterliegt ir. f- und brit. gw- der Lenition (> ir. Null, brit. w), s.
den Abschnitt über Lenition. C. w wird wie engl, w gesprochen;
br. gw- ist vor hinteren Vokalen als go oder gu, vor vorderen Vo-
kalen als gü zu sprechen, br. w- lautet v (so in Leon; in Treguier
ist gw- = guy w- =^ \i); das inlautende iv vdrd im Br. o oder ou
geschrieben, geht aber unter Umständen in v über.
Beispiele für den Anlaut: ir. fen 'Wagen' c. gwain altbrit-
lat. co-uinnus 'Streitwagen' : an. uagn 'Wagen', vgl. lat. uehö
'fahre' gr. oxoi^ 'Wagen' lit. vezü 'fahre' (transitiv) asl. vezc^, ds.
alb. vjeä 'stehle' skr. vdhämi 'führe, fahre'; ir. fid 'Baum' S. 41;
ir. fir 'wahr' S. 50. Vor den gerundeten Vokalen schwindet w :
c. gwr ((/?lr) U.S.W. S. 41f.; ir. folcaim c. golchi u. s. w. 'waschen'
S. 34 : lit. vilgyti 'das Brot befeuchtend glätten' asl. vlaga serb.
vläga 'Feuchtigkeit' [la aus -ö^) ahd. wolcha 'Wolke' (idg. q : g
§ 116); c. gwyr (güyr) 'er weiß' corn. gor br. goar s. Verbalverz.
finn-; ir. fiar 'schief c. gwyr 'crooked, askew' br. gwar, goar
'courbe, tortu' (-wa- und -oa- sind phonetisch gleichwertig und
vertreten idg. ei) : ae. wir 'Draht'.
wr- und wl- entwickeln sich im Ir. und C. regelmäßig zu fr-,
fl- und gwr-, gi^^-^' jedoch wird nach Sweet, Spoken North Welsh
S. 418 statt wr- wl- vielmehr r"; Ut gesprochen; eine entsprechende
Aussprache wird im Acorn. und Mbr. durch ru, ro, lu, lo be-
60 Idg. w im Anlaut; zwischen Vokalen. [§ 41. 42
zeichnet; in der corn. Schreibung fällt das w oft ganz aus; im
Nbr. ist es im Dialekt von Leon ganz geschwunden : ir. fracc
^Frau' c. gwrach ^alteFrau' ncorn. gwrah mbr. groach nbr. Leon
grac'h, sonst groac'h, c. gwraig ^Frau' acorn. grueg, greg
mcorn. gwrek ncorn. givreg mbr. gruec, Plur. groagez nbr. Leon
grek, sonst groek, grouek, s. §97, 6; ir. froech 'Heidekraut' c.
grug (w ist vor dem urspr. gerundeten Vokal geschwunden) engl,
in Cornwall griglan br. bruk (aus dem Lat. zurückentlehntes
gallisches Wort? vgl. fr. bruyere) : gr. igeiKri poln. wrzos (aus
*werk'o-, § 105); ir. fliuch 'naß' ac. gulip c. gwlyb 'feucht'
acorn. glibor gl. humor ncorn. gleh 'humidus' abr. rogulipias
gl. oliuauit mbr. gloeb, glueb nbr. Leon gleb Treg. gloeb 'feucht':
lat. liquidus 'flüssig' {w nov l geschwunden); dazu noch c. gwlith
'Tau' {^ lüliku-ti') mbr. gluiz nbr. Leon gliz V. glih. — Eine
Gruppe wn- war aus der idg. Ursprache nicht ererbt, hat sich aber
in einigen Wörtern im Brit. analogisch entwickelt und mrd ähn-
lich wie W/T-, wl- entwickelt : c. gwnaf {gnäv Sweet S. 450) 'tue'
u. s. w., s. Verbalverz. gniu; damit identisch: c. gwnio 'nähen'
mbr. gruyat nbr. Leon griat Treg. grouian (aber V. gouriat).
Über sw- s. § 48; gw- § 58, 2, k'w- § 74, sqiv- § 49, 3; dw-
dhtv- ist d- geworden : ir. dau 'zwei' § 37, 3 S. 55; vgl. dagegen
ahnt JovYi-aaXridoviog §479; ir. dorus 'Türe' S. 32; ir. dall 'blind'
c. dall corn. dall br. dall : got. dtvals 'töricht' ahd. toi ds.; bhw-
liegt vor in ir. biu 'bin' u. s. w., s. § 646.
Über das an alogische /"- vor vokalischem Anlaut im Irischen
s. § 302.
§ 42. iv zwischen Vokalen: ir. ahel, aial 'a breeze' (Sal-
tair) c. awel fem. 'Wind', en-awel 'Orkan' acorn. auhel gl. aura
anauhel gl. procella mcorn. awel 'Wetter' br. avel fem. 'Wind' :
gr. (xbXXa 'Sturm'; ac. Litau gl. Latio nc. Llydaw 'die Bretagne'
gall. Letauia : skr. prthivi 'Erde' ("^plthawl); c. ewythr u. s. w.
'Oheim' (mit Umlaut), s. S. 55.
oWf womit im Kelt. idg. ew zusammengefallen ist, erscheint im
Ir. teils als ö, teils als ü (die Verteilung der beiden Vertretungen
mag von der Beschatten heit der folgenden Silbe abhängig sein);
ac. ou mc. eu nc. eu (gesprochen dy), in letzter Silbe au [ay);
corn. ow; abr. ou (d. h. ow), mbr. ou, nbr. aou (etwa äw oder
öw)) in nachtoniger Silbe nbr. ou (gesprochen ii); der Dialekt von
Vannes hat überall den Diphthong eu (§ 352). Beispiele: ir.
löathar gl. peluis, lothur gl. canalis, lothor gl. alueus mbr.
§ 42] rdg. w zwischen Vokalen. 61
louazr 'Trog' nhr. laouer ds. gall. lautro gl. halneo (Endliclier's
(xlossar) : gr. loetQov, Ioutqov 'Bad'; Pluralondung der w-8tämine
ac. -ou mc. -eu nc. -au corn. -ow abr. -ou (d. h. -ow) mbr. ou
nbr. -ou (d. h. -u) gall. Lugoues 'Schutzgöttor der Schustergilde' :
idg. -ow;^S; s. §412, 488; mc. cigleu 'hörte', s. Verbal verz. cluin-;
mc. teu nc. tau 'tuus", s. § 493, § .501; c. creuan fem. 'Schä-
del' (idg. -eiva-) :\it kriauna 'Messerschale' (idg. Pti; vermutHch
mit idg. Altern, k' : h' zu gr. yjQag 'Kopf, vgl. russ. ceren 'Griff
eines Messers' c. carn 'Schwertgriff'' got. h^^airnei ^/.gavlov^}; mir.
crü 'Blut' 'göre, blood' mc. creu nc. er au corn. crow^ : gr. /.geag
'Fleisch' skr. Icravis 'rohes Fleisch' lit. kraüjas 'Blut' (lat. cruor
asl. krüin 'Blut'); ir. öac 'jung' c. ieuanc acom. iouenc mcom.
yowynk br. iaouank gall. louincillus MN : *jew'^k'o-, jewenk'o-
(oder *jow-) zu lat. iuuencus 'junger Stier' got. piggs 'jung' skr.
juvasd-s 'jugendlich'; mit Umlaut c. newydd u. s. w. 'neu' >S. 55;
ir. nüna 'Hungersnot' c. newyn mask. br. naoun fem. (in der
Endung von dem ir. und c. Wort verschieden) : got. naußs *Not'
pr. nautin (wohl zn gr. vevevyJvai ' Tei^vriAtvai. veveiv 'sich neigen',
vgl. Hoff'mann, BB XXV 107, Uhlenbeck, PBrB XXX 303);
ir. uan 'Schaum' c. ewyn abr. euonoc gl. spumaticus nbr. eon
'Schaum' : vielleicht wie lat. Omentum (ö aus ow -f Vokal) 'Netz-
haut, Fettigkeit' zu lat. ind-uö 'ziehe an' umbr. an-ouihimu
'induitor' arm. aganim 'kleide mich' (a aus o) lit. aü-ti 'Fußbe-
kleidung anziehen' asl. oh-uti ds. Unerklärterweise erscheint für
idg. oWy ew bisweilen aw : ir. bai 'Kühe' (§ 439); c. naw com.
naw br. nao 'neun' (aber ir. nöi) : lat. nouem gr. fvvm got. niun
(lit. devyni asl. deveti alb. nandd arm. inn) skr. näva; c. IIa wen
'froh', aber acorn. louen mcom. lowen mbr. louen nbr. laouen
ds. : vielleicht zu air. loun 'Reisekost' nir. Ion (womit air. loan,
löon gl. adeps vielleicht identisch ist); c. IIa wer 'viel' air. lour
'genug' mir. lor : mit dem vorhergehenden Worte etwa zu gr.
Ttlov-Tog 'Reichtum'; c. go-gnaw 'activity, active' mbr. gnou
'manifeste, evident' nir. gnö 'business, affaii-s' (im Vokal von lat.
näuus 'regsam', ignäuus 'träge' verschieden); br. tanao § 84.
Idg. uw fällt im Britannischen durch Dissimilation mit idg. iw
zusammen : ir. drui 'Druide' c. dryw 'Dmide' (diese Bed. wird
von Sil van Evans für die alte Sprache bezweifelt; das Wort be-
deutet auch 'Zaunkönig') gall. druida : *dru'uid- 'sicher wissend'
(zum ersten Glied vgl. § 103, zum zweiten Glied Verbalverz. finn-);
ir. lue, Dat. luith 'Steuerruder' c. llyw acorn. leu ucorn. leu)
62 Idg. w zwischen Vokalen. [§ 42
ir. luura ,Lootse' c. llong-lywydd br. levier : Ableitungen von
einem Stamm '^lüuivo-j vgl. gr. jtXoog 'Schiffahrt'; ir. clü 'Ruhm'
c. clyw 'Gehör', c. clywed 'hören' corn. clewas br. klevet, vgl.
Verbalverz. cluin-; c. bryw 'Stärke, stark' : vgl. lat. grauis
'schwer' gr. ßagvg got. kaurus skr. gurü-s (oder hat bryw idg. iw^
vgl. gr. ßgiagog 'stark'?).
Idg. iw : ir. beo 'lebendig' (vgl. Anm. 2), bethu 'Leben' c. byw
'lebendig', bywyd 'Leben' corn. byw, bew 'lebendig' br. beo :
"^gmwo-s, zu lat. uiuus got. hniis lit. gyvas asl. zivü skr. glvd-s;
ir. eo 'Eibe' c. yw-en acorn. hiuin (gl. taxus) br. ivin (mit Um-
laut) fr. if (aus dem Gall.?) : zu ahd. Iwa pr. inwis 'Eibe' asi.iva
'Weide' lit. jievä, jeva 'Faulbaum' lett. eewa ds. (die Sippe bietet
mehrere lautliche Schwierigkeiten) ; mir. fiu 'schlief, feotar 'schlie-
fen' zu foaid 'schläft' hat (durch Neuerung?) die Reduplikations-
silbe *wi-.
Idg. äw ist im ßrit. zunächst zu öw geworden; daraus c. otv
> 9y; im Br. und wohl auch im Com. ist das ö wie gew^öhnhch
zu ö weitergeschritten, woraus schließlich e entstand : ir. brö (aus
bräo, vgl. unten) 'Mühlstein', Gen. broon c. breuan 'Handmühle'
acorn. brou br. breo : skr. grävan- 'Preßstein' (got. hmrnus 'Mühl-
stein' lit. girna asl. zrny arm. erkan); c. haul 'Sonne' acorn.
heuul mcorn. heul, houi br. heol : gr. ^jeliog (mit urgr. ä), tjliog
lat. söl got. smiil lit. säule (asl. slnice skr. svar^ snrja-s; wenn ir.
süil 'Auge' hierher gehört, geht es auf eine andere Grundform als
die brit. Wörter zurück). — Idg. eiv : gall. Briua 'Brücke' : lit.
briaunä 'Kante, Rand' an. brü 'Brücke' asl. b{i)rüvt 'Balken,
Brücke' poln. bierzwiono, brewno 'Balken' ' klr. berva 'Steg-
brücke' (hierher mit anderer Vokalisation ir. brü 'Rand' 'border,
bank', bruach ds.?); idg. nv : ir. li u. s. w. S. 51 (mir. lig, li'grad
'Glanz' beruht wohl auf einer Analogiebildung nach ri 'König',
Gen. rig, rigrad 'Könige'). Idg. eiw : ir. dia u. s. w. S. 59.
w nach schwindendem Vokal: abrit. Cuno-uali MN c. Cyn-
wal ir. Conall.
Anm. 1. Nach dem w geht im Br. häufig ein Vokal (auf dem Wege
der Assimilation) verloren: hr. eontr 'Oheim'; eon 'Schaum" ahr. euonoc;
naoun. Seltener tritt dies im C. ein: c. haul hr. heol; c. cawr 'Riese"
gall. Kavttoog MN (ir. cur, Gen. curad oder caur, Gen. caurad 'Held'
ist schwierig; war au urspr. zweisilbig und nur im Nom. berechtigt, vgl.
lour? zur Genitivform vgl. § 209).
Anm. 2. Über die Erhaltung des auslautenden Vokals nach einem
geschwundenen w im Irischen (uui, drui, beo, eo) vgl. § 159. Aus ao
§ 43] Tdg. w nach Konsonanten im Wortinnem. 63
entsteht durch Kontraktion ö : bro. Über die Behandlung? der nach dem
w stellenden Vokale im Wortinnem im Irischen v*?l. § 209—213.
Anm. 3. Unklar ist das Verhältnis zwischen c. <(ro acorn. f^rou
racorn. grow 'Sand'; c. glo, Sing, gloyn 'Kohle' und corn. glow mbr.
glou nbr. glaou (urspr. -ow-; zu an. gl 6a 'glühen'?); c. clo 'Verschluß',
mc. Plur. cloeu, abr. clou gl. acitaraenta mbr. (^lou 'ferrement' nbr.
klao (man erwartet -aou) 'ferrement, noeud" ir, clo 'Nagel' (kaum als Lehn-
wort aus lat. cläuuR erklärbar; c. tyno br. tnaou §84 Schluß. Falsche
Subtraktion einer vermeintlichen Pluralendung -om? Über c. bu neben ir.
boi 'war' s. § 646; c. cuan, cwan 'Eule" neben abr. couann nbr.
kaouen, das seinerseits mit gall.-lat. cauannus nicht stimmt, wird
onomatopoiotisch umgebildet sein (vgl. zur Sippe Liden AfslPh. XXVIII 36).
Anm. 4. Für c. w tritt selten v (geschrieben f) auf: cawad, cawod,
cafod 'Regenschauer'.
^ 43. w nach Konsonanten im Wortinnem ist meist als ir. v
(geschrieben b), brit. w geblieben; seltener ist es geschwunden oder
mit dem vorhergehenden Konsonanten verschmolzen. Über -sw-
(ir. v^ geschr. b, c. x^ geschr. ch) s. § 48. dw: ir. fedb 'Witwe'
s. S. 41; ir. Medb nir. Meadhbh FN, c. meddw 'berauscht'
br. mezo ds., mezvi 'berauschen' : zu gr. /j^e&vo) 'trunken sein';
ir. bodb 'Schlachtgöttin in der Gestalt einer Krähe' gall. Ate-
boduus, Boduo-gnatus MN : ae. beadu 'Kamjif an. bof), Gen.
br {)uar; c. gwddw 'Hals' : got gatwö 'Gasse' (daneben c. gwddwg
br. gouzouk mit der Endung -u-ko-; falls got. gativö zur Sippe
des nir. gead [§97, 3] gehört, so ist die Bedeutungsentwdckelung bei
gwddw ähnlich wie bei ir. cül [S. 50] gewesen). — -gw- § 59, 4,
-wgw' § 61, 4; -1c w- : ir. ech S. 36; -sqw- § 78; 4w- : ir. cethir
'vier' u. s. w. S. 36; ir. luaith 'Asche' c. lludw corn. lusow br.
ludu (w y ü wegen des vorhergehenden ü) : *loti-ttvi- 'Waschmittel'
zu gr. lovw lat. lauö 'wasche', an. laupr 'Lauge' ae. leaI)or ne.
latlier 'Seifenschaum', ahd. louga 'Lauge'.
rw : ir. tarb 'Stier' nir. tarbh c. tarw corn. tarow br. taro,
tarv PI. tirvi gall. Taruos GN : lat. taurus gr. xavqog an.
J)iörr 'Stier' pr. tauris 'Wisent' asl. turü 'Auerochs' (idg. Alter-
nation wr : rw); ir. arbar 'Getreide' nir. arbhar : gv.aqovQa 'Acker-
land' (verwandt ist vielleicht lat. aruum 'Saatgefilde' asl. ravinü
'l'dog, TteÖLvog' pr. [mit abgeleiteter Bedeutung] arwis 'wahr'; dagegen
haben c. erw 'Feld' acorn. erw, ereu ds. br. ero 'Furche' ahd. ero
'Erde' arm. erkir 'Erde' [KZ XXXVIII 197] den Vokal e); ir.
ferb 'Kuh' : lat. ueruex 'Hammel' (Vendryes MSL XII 40); ir.
berbaim 'siede' nir. beirbhighim c. Inf. berwi br. birvi ds.,
bero, berv 'gekocht' ; lat. ferueö 'siede'; ir. marb 'tot' S. 44;
64 Idg. -w- nach Konsonanten. Idg. /-. [§ 43. 44
ir. meirb 'schlaff, schwach' nir. meirbh c. merw : ahd. maro,
marawer 'mürbe'. — Iw : ir. selb 'Besitz' nir. sealbh, seilbh
c. helw gall. Lugu-selua FN : mit Suffix -wo- zu gr. flelv
'nehmen' an. selia 'übergeben, verkaufen' got. saljan 'darbringen';
air. delb fem. 'Form' nir. dealbh, deilbh c. delw fem. : asl.
dily (w-Stamm) 'dolium'. — nw : nir. banbh S. 47; c. llanw 'Flut'
br. lano, lanv ds. corn. lanwes 'Fülle", lenwel 'füllen' : skr.
prnö-ti (neben pruä-ti) 'füllt' arm. keium 'gieße aus" (aus *pel-nu-
niai KZ XXXIX 354); air. ainb, ainib 'unwissend' : *n-wid-;
nir. meanbh 'klein' O'R, mir. menb-ach : lat. minuö 'vermin-
dere'. Unhaltbar ist die Ansicht, daß nw zu nn werden könnte
(BB XIX 95; XX 12 Fußn., IF XIX 350 2). Im Sandhi wird
-n W' irisch v (geschr. f), cymrisch ngw (§ 261, 270); und diese
Behandlung wird in der Komposition mit Präpositionen bisweilen
nachgeahmt : mir. cobled, coibled 'Schmaus' (:fled); ir. coibnes
'affinitas' (: fine); ir. cobsud 'stabilis' (: fossad); c. cyn-gweini
'gegenseitig dienen'. Hierbei ist noch zu bemerken, daß der Aus-
laut der Präposition ir. co n- c. cy- ursprünglich ein w war; -mw-
ist aber urkeltisch lautgesetzlich zu w geworden : ir. coir 'gerecht,
angemessen' c. cywir abr. Keuuir-gar gall. Couirus, Dumno-
coueros MN; und diese Tradition wird noch oft bei jüngeren
Zusammensetzungen im C. festgehalten: cy-wely 'Bettgenosse',
cy-wledd = ir. cobled.
Anm. 1. Über die Aussprache des c. -w, br. -0 im Auslaut s. § 233.
Anm. 2. Für c. w tritt selten v (geschrieben f) auf: gwddf = gwddw.
8 44. Idg. j (lat. j- gr. h-, c-, germ., lit., sl. j, alb. (/'-,
arm. g- skr. j; in mehreren Sprachen zwischen Vokalen geschwun-
den, mit vorhergehenden Konsonanten verschmolzen oder nach
einem Konsonanten zu ij geworden) ist im Gall. erhalten, im Brit.
meist erhalten, inlautend unter bestimmten Bedingungen jedoch zu
6? (woraus br. z) geworden (Rhys Rc II 115 — 118); im Ir. ist /
überall geschwunden (anlautend vielleicht durch die Zwischenstufe
h). Vgl.Zupitza, ZfcPh. II 189—192; Sommer, Griechische Laut-
studien, Straßburg 1905, S. 142—143.
Anlaut: air. huisse 'gerecht' : *jiistijo-s, vgl. lat jüstus; air.
öac 'jung' S. 61; c. iau 'Joch' §59,3; c. iwrch 'Rehbock' aconi.
yorch gl. caprea, kyt-iorch gl. capreolus (kyt ist wohl engl, kid
'Junges') br. iourc'h 'chevreuil' : gr. loq^, loq/mq 'Gazelle' (wie
sich dazu öoq^, öog/Mg verhalten, ist unklar; l'oQyiog 'ein hirsch-
artiges Tier' muß entlehnt sein); air. het, et 'Eifer, Eifei-sucht'
I
§ 44J Idg. j im Anlaut. 65
c. add-iant, add-iad 'Sehnsucht' gall. lantu-marus, lentu
marus MN, Adiatunnus, Adietuanus MN : skr. jdtate 'strebt,
bemüht sich', ya^wa-,9 'Bemühung' ahd. getan 'jäten' (und gr. LV/t^'w
'suche' mit urgr. a?); ir. od- (s. Verbalverzeichnis) 'darleihen' :
lat. iubeö 'befehle' (der dazu gehörige Infinitiv air. huain hat
auch die Bedeutung 'Gelegenheit, Muße' und wird von Zupitza,
ZfcPh. II 191 vielleicht mit Recht zu skr. jöni-s 'Heimat, Sitz,
Stätte' gestellt); ir. icht 'Geschlecht, Kinder, Volk' mc. ieith
jSprache' nc. iaith br. iez : ahd. gibt 'Aussage', geh an 'aussagen'
lat. iocus 'Scherz' umbr. iuka iuku 'preces' ht. juökas 'Scherz'
skr. jäcati 'fleht' (vgl. v. Blankenstein, IF XXIII 131 f.); ir. aig
'Eis', Gen. ega c. ia 'Eis', iain 'kalt' acorn. iey 'Eis', iein gl.
t'rigus mcorn. yeyn, yen 'kalt' br. ien -kalt' : an. iaki 'Eis', iokull
'Gletscher' (ia, io durch Brechung aus e; vor diesem e ist aber
ein idg. j geschwunden) dän. hus-egel 'Eiszapfen' ae. gicel e.
icicle; c. ias 'heat, a boiUng up, violent cold' (br. go 'fermente,
leve' SiVis *upO'jes?) : gr. Cfo) 'koche, siede' ahd. gesan 'gären' alb.
ges hukdn 'knete das Brot' skr. jasati 'sprudelt, siedet'.
Anm. 1. Ein Übergang Je y Ja liegt vor in c. add-iant, gall.
lantu-, c. ia, c. ias; auch wohl in c. iar 'Vogelweibchen, Henne' acorn.
yar gl. gallina br. iar gall. larilla FN neben ir. eirin 'Hühnchen,
junger Hahn' nsch. eireag; jedoch tann nir., nsch, e Umlaut eines air. a
sein, und eine auswärtige Etymologie ist nicht gefunden (an asl. Jarehi
'Eebhuhn' lit. er übe, jerube 'Haselhuhn' ist kaum zu denken, da diese
Wörter wohl nur ein sekundäres J- haben). Der Übergang liegt dagegen
in c. ieith, iaith nicht vor {-akt- ergibt c. -aeth-).
Anni. 2. Zupitza a. a. 0. nimmt an, daß ./ + Vokal im Irischen i
oder i ergeben kann. Dafür lassen sich die folgenden Belege anführen:
1) air. hicc 'Heilung, Zahlung' c. lach 'gesund' corn. yagh br. iac'h
ds. : gr. ixxog 'Heilmittel' skr. jW«s 'Ehre, Kuhm'; 2) air. itu 'Durst', Akk.
itith nir. iota aus *Jetno-tüt- : vgl. skr. Jat?ici-s 'Bemühung' (die Bedeu-
tungsentwickelung wie bei asl. zedati 'iniS^vfxeTv, d^iipdv''); 3) air. hith gl.
puls ac. iot gl. pulsum nc. uwd 'hasty pudding; pap' acorn. iot gl. puls
br. iod 'bouillie' : lett. jaut 'Teig einrühren, mischen' skr. pra-Jäuti 'rührt
um' vgl. lat. iüs 'Brühe, Suppe' g%. Cv/htj 'Sauerteig', Cwud? 'Brühe, Suppe'
(idg. ö aus öu) an. östr 'Käse' (finn. Lehnwort juusto) lit. jiise 'Suppe
aus Sauerteig mit Wasser durchgerührt' asl. Juxa 'Brühe, Suppe' alb, ^'ar
'Suppe' (etwa *j5no-) skr. Jma-m 'Brühe'; merkwürdig ist die nc. Form
(uw kann aus yw entstanden sein; dies wiederum aus. /?<-?); 4) ir. cor na
'Gerste' : gr. C««^ 'Spelt' lit. javal 'Getreide' skr. Javas 'Hirse'; 5) mir.
idnae 'Waffen' (auch = cath 'Heer' LL 288b 35; 290b 40, 43, vgl. 45)
ac, acorn., abr. lud- in MN : skr. Jndhjati 'kämpft' gr.vo^Tvt] 'Kampf;
6) ir. icht s. oben. Die Bedingungen des Übergangs sind nicht ermittelt
(vor kk, tt, w, xt?).
Federsen: Vgl. kelt. Gramm. 5
66 Idg. j- und Z'. Idg. j zwischen Vokalen. [§ 44. 45, 1. 2
Anm. 3. Die griechische Doppelheit h : C ist bis jetzt nicht als eine
griechische Neuerung nachgewiesen worden. Sie ist daher, obgleich sie in
keiner anderen idg. Sprache eine Entsprechung hat, vielleicht altererbt;
h ginge auf ein ./, C aber auf ein ä, dem in den anderen idg. Sprachen j
entspräche, zurück. Vgl. Verf. KZ XXXVI 103 f., Sommer, Griechische
Lautstudien S. 137 flf., H. Möller, Sem. u. Idg. S. 29, Verf. (unter Be-
rufung auf das Semitische) IF XXII 359. Für die keltische Grammatik
hat jedoch diese Unterscheidung keine Bedeutung.
Anm. 4. Konsonant -{-j im Anlaut ist im Keltischen vielleicht zu
Konsonant + ij geworden; vgl. § 45 S. 67, § 52 S. 89.
§ 45. Idg. y zwischen Vokalen: 1) ir. aue > ua, naue > nue,
c. hwyad, c. wyr, c. cara-dwy s. S. 55 f. äj liegt wohl vor im
Komparativ ir. mäo ^größer, mehr' c. mwy corn. moy br. mui zu
ir. mör 'groß' S. 49 (ä > ö ist also in diesem Fall im C. nicht zu
aw diphthongiert, sondern um eine Stufe geschlossener geworden;
ebenso ist das im Br. zu erwartende ö um eine Stufe geschlossener
geworden), öju- kann man annehmen in c. wy 'Ei', Plur. wyau
acorn. uy ncorn. oy nbr. vi, Plur. viou V. ui : asl. jaje ahd. ei
arm. ^u (KZ XXXIX 406) np. xäja oss. ajUci (lat. öuum gr.
loov); dadurch wird allerdings ir. og, Plui\ ugai nir. ubh. Gen.
uibhe nicht erklärt; das ir. Wort wird aus dem C. entlehnt und
der ir. s-Dekl. angepaßt sein.
2) Idg. ij (womit idg. is- S. 73 und wohl auch idg. ip- vor
Vokalen sowie idg. ej zusammengefallen sind) erscheint in nicht-
letzter Silbe (bes. vor a) als c. ae, au, ai (mc. ay) corn. oy, oe,
oa br. oa, oua : ir. gem-red 'Winter' [e aus i-a nach § 213; gam
'Winter' ist nach sam 'Sommer' umgebildet) ac. gaem nc. gauaf
acorn. goyf br. goanv gall. Giamillus MN, Giamon. abge-
kürzter Monatsname : lat. hiems 'Winter' ^y. xiojv 'Schnee' (xeifj-wv
'Winter' lit. ziema asl. zima alb. dimdr ds.) arm. §iun 'Schnee'
{gmern 'Winter' skr. hemantd-s); (anders behandelt ist acorn. kyniaf
'Herbst', "Vorwinter" [: kyns S. 37; -nt^- > -nf- > -n-]; dagegen
c. cynhauaf nach dem Simplex); — mc. ciaer, clayar, nc. clauar,
claear, claiar 'lau' br. klouar : gr. x^ta^og {x aus idg. Tenuis
aspirata) (nsch. clümhar 'snug', laidh go clümhar 'snuggle' ist
wohl nur eine besondere Verwendung des ir. clü-mhar 'famous',
unterstützt durch clümh 'feathers'; also nicht hierher) ; — c. daiar,
daear 'Erde' (mc. auch daer, dayr, dayar) com. doar, doer,
dor br. douar : arm. ti-ezerJc 'Welt' (: ezeric 'Gränze'), ti-kin 'Kö-
nigin' (: /cm ^Fi'iin), tdr 'Herr' (: ajr 'Mann'); — ir. trian 'Drittel'
c. traian; — ir. riathor gl. torrens ac. reatir gl. torrentum nc.
§ 45, 3 - 5] Idg. j zwischen Vokalen \ j y d. 67
rhaiadr 'Wasserfall' : lat. rl-uus 'Bach' asl. ri-n^ti se russ. rinuii
^schnell fließen' skr. rinäti 4äßt fließen', raja-s 'Strom' ae. ri{)
SStrom'; — ir. grian 'Sand' c. graian br. grouan. Über die Ortho-
graphie dieser Wörter handelt Jones, Welsh Oilhography, Carnar-
von 1893, S. 32 (empfiehlt die Schreibung ae). Der Unterschied
zwischen ay (durch au oder ae ausgedrückt) und ai, der in den
Diphthongen leicht aufzufassen ist, ist offenbar in den heterosylla-
bischen Gruppen verwischt. Nach Labial steht im Mc, Nc. wy :
ir. smer nir. smear 'Brombeere' c. mwyar (Plur.) ds. (vgl. § 214)
acorn. moyr-bren gl. morus ncorn. mör 'mora' br. mouar ds. :
mit idg. Anlautswechsel smj- (> kelt. smij-) : sm- zu lat. mör um
'Maulbeere' gr. (.ioqov. Vgl. ir. biail 'Beil' ac. bahell, lau-bael
mc. nc. bwyell, bwyall mbr. bouhazl (mit falsch geschriebenem
z) nbr. bouc'hal [h, x unursprünglich? oder aus s?) : zu (nicht =)
ahd. bihal, blal. Vgl. in § 48, 3 c. gwyar.
3) In der letzten Silbe tritt ij in einigen Fällen deutlich als
c. oe u. s. w. auf: c. gloew 'klar' ir. gle; c. doe 'gestern' acorn.
doy (ncorn. de mbr. dech nbr. deac'h) air. in-dhe (mit falsch
geschriebenem h). Vgl. in § 48, 3 S. 73 c. chwaer 'Schwester'
[wae aus woe, § 259). Vgl. die Anm. S. 68.
4) Die unter 2) und 3) erwähnten Dissimilationen der Gruppe
ij (aus idg. iJ oder ej) fanden nicht überall, sondern nur unter
bestimmten speziellen Bedingungen statt. Es liegt nahe, an den
Akzent zu denken; und es liegt gleichfalls nahe, die Dissimilation
von der Stellung vor dem Akzent abhängen zu lassen (vgl. gr.
%iwV, ;fAtß^ot;), während das betonte oder nachtonige i vor j un-
verschoben geblieben wäre. Es muß aber unumwunden ausge-
sprochen werden, daß diese Regel nicht durchführbar ist; die An-
nahme eines Nebenakzents auf der letzten Silbe bei ureprünglicher
Betonung der drittletzten Silbe hilft vielleicht in einigen Fällen
(vgl. die Anm.); es bleiben aber auch so Schwierigkeiten. Nach
dem unverschobenen i ist j in der Regel zu brit. d gew^orden; ge-
schwunden ist es jedoch in ir. in -diu 'heute' c. he-ddyw acorn,
he{)eu mcorn. hethew mbr. hiziu nbr. hirio : lat. diu 'bei Tage';
mc. ryw nc. rhyw 'Art; irgend ein . .', Plur. mc. rei nc. rhai
'einige, welche' (unbestimmtes Pronomen) corn. Plur. re br. Plur.
re ds. : vielleicht = ir. re 'Raum, Zeit, Mond' (über die Erhaltung
des Auslauts im Brit. s. § 159).
5) Beispiele für d: c. trydydd 'der dritte' : lat. tertius got.
Pridja lit. trecas asl. b'etifi skr. ti'Üja-s; c. newydd corn. newyth
5*
«
68 Idg. ij, Ij; j > ä; idg. j nach Konsonanten. [§ 45, 6. 46
nbr. nevez : skr. nävja-s S. 55; Abstrakta auf c. -ydd, -edd, Nomina
agentis auf -ydd u. s. w. § 364; ir. damnae c. defnydd br. danvez
§ 99, 3; c. mynydd 'Berg' S. 33; ir. biu 'bin' c. byddaf corn.
bethaf mbr. bezaff nbr. bezann : lat. flö; ir. sni- 'spinnen' (s.
Verbalverz.) c. nyddu corn. nethe br. neza : zu lat. neö gr. vaco
'spinne' skr. snäjati 'umwindet' (also Grundform "^snej-); ir. sce
'Hagedorn', Gen. PI. sciad c. ysbyddad-en ds. corn. spethes
'briars, brambles' br. spezad 'groseille ä maquereau' : Sius'^sqhwija-t-
zu lit. skujä Flur, sküjos (mit alter Anfangsbetonung) 'die Nadeln
der Bäume' russ. xvöja ds. (s. Verf. in der Jagic-Festschrif t) ; ir.
cle 'link' c. cledd br. kleiz, ir. fo-chla 'Nord' c. go-gledd : got.
hlei-duma 'link' lat. cli-uius 'ungünstig' (auspicium cliuium);
mit der vermuteten Akzentregel stimmen kaum: ir. die, dia 'Tag'
c. dydd u. s. w. S. 41; c. rhydd 'frei' : got. freis, Akk. frijana
skr. prijd-s 'lieb, wert'.
6) Auf 2/ wird c, corn., br. i vor Vokal zurückgehen: ir. scian
'Messer' c. ysgien : lat. sacena, sce na 'die flaue des Pontifex'
(e aus eje?); ir. sion 'digitalis purpurea' ac. fionou gl. rosarum
nc. ffion 'the digitalis, crimson' : lat. spionia 'eine Art Wein-
stöcke' (unklar: mbr. ffoeonnenn 'Liguster' nbr. feon, freon
'narcisse'); ir. lia 'mehr' mc. lliaws 'Menge' br. lies 'viel' (a-liez
'oft') : zu gr. TrXeiov an. fleiri 'mehr'; c. Abstracta und Plural-
formen auf -i § 364, § 410; c. gwnio 'nähen' S. 60.
Anm. In einigen Fällen erscheint im C. (aber nicht im Corn. und
Br.) ein et nach einem nach 3) oder 6) behandelten /, t : ir. cre 'Lehm,
Ton' fem., Gen. criad c. pridd mcorn. pry ncorn. 2>ri: br. pri : lat. creta
'Kreide' {e aus eje?); Pluralendung der {-Stämme mc. gwlad-oed nc.
gwlad-oedd 'Länder' (aus *-ejes, vielleicht -^ ^ mit einem Nebenakzent
auf der letzten Silbe, der in ^nöwijo-s N c. newydd deshalb nicht vor-
handen war, weil -ij- aus -/- entstanden war, vgl. § 46). Vgl. in § 48 S. 73
c. oedd 'war'. — Daß,; nach anderen Vokalen als i zu d geworden wäre,
braucht man nicht anzunehmen; c. tawdd 'dissolved state", toddi 'schmel-
zen, auflösen' br. teuzi 'schmelzen' gehört zwar zu asl. tajatt 'schmelzen*,
kann aber ein Dentalsuffix enthalten; c. gwddw 'Hals' wird von Zupitza
KZ XXXV 270 aus * iipo-Jug- erklärt, kann aber anders gedeutet werden
(vgl. oben S. 63).
§ 46. Idg. y nach Konsonanten wechselte schon von Altei-s
her mit ij. Das Irische kennt überhaupt nur ij; das Britannische
hat teils ij (s. § 45, 5), teils j gehabt; in welchem Umfang aber
die Verteilung mit dorn erorl)ten Stand stininito, mag zweifelhaft
sein; vgl. c. newydd : skr. 7iavja-s S. 55. Das nicht zu ij ge-
.V
§ 46] Jdg. j nach Konsonanten. 69
wordunc j ist vor einem erhaltenen Vokal erhalten, vor dem
schwindenden Auslaut geschwunden, hat aher Umlaut oder Epen-
these hewirkt, soweit der Vokal der vorhergehenden Sil he es er-
lauhte; hisweilen ist jedoch j zu d geworden. Über die Behand-
lung des ir. ij vor dem Auslaut s. § 158.
sj ergibt brit. d (mit E2)enthese) : c. haidd br. heiz ^Gerste'
gall. asiam („secale Taurini sub Alpibus asiam uocant" PHnius) :
skr. sasjd-m 'Saat'; mc. yr eidd-aw 'der seinige' (§502) : skr. asjd
'dessen', gj : ir. laigiu 'kleiner' mc. 11 ei nc. Hai : gr. eldoowv ds.
(: elaxvg, vgl. lat. leuis 'leicht' got. leihts lit. lengvüs asl. Ugü-ku
alb. Uhd-td ds. skr. laghü-s 'schnell, leicht'; vgl. S. 39); ir. luge
neutr. 'Eid' (c. llw) br. le (: zu got. liugan 'heiraten', liuga
'Ehe'); vgl. § 59. dj : c. gwraidd 'Wurzeln', Sing, gwreiddyn
acorn. grueiten gl. radix mbr. gruizyenn nbr. grisienn : lat.
radius 'Stäbchen' gr. ^/^a 'Wurzel' (mit ir. frem 'Wurzel' zu lat.
rädix ds., rämus 'Zweig' an. rot 'Wurzel' ahd. mhd. würz
'Wurzel, Kraut'); ir. cride 'Herz' nir. croidhe c. craidd 'Mittel-
punkt, Herz' br. kreiz 'Mitte' : "^k'radjo-, vgl. lat. cor gr. /MQÖiäy
'/.r^Q ahd. herza lit. sirdis, Akk. sirdj asl. srdice serb. srce
arm. sirt 'Herz' [^k'erdi-), asl. sreda 'Mitte' russ. seredd 'Mitte, Mitt-
woch' skr. srad-dddhämi 'vertraue, glaube', bj : c. cnaif 'Fließ'
S. 23. tj : ir. saithe fem. 'Schwann' nir. saithe c. haid fem.
br. hed masc. : *satjä^ vgl. lat. satiö 'das Säen'; c. rhaid 'Not,
notwendig' corn. reys, res br. red : lat. ratio 'Grund' got. raßjö
'Zahl, Rechnung' ahd. red ia 'Rechenschaft, Rede' (Entlehnung der
germanischen und keltischen Wörter aus dem Lat. ist lautlich mög-
lich), rj : ir. coire 'Kessel' c. pair acorn. per br. per : zu an.
huerr skr. carü-s ds. Ij : ir. aile 'ein anderer' mc. eil nc. ail
corn. yll, eyll br. eil : lat. alius gr. allog kypr. ailog got. aljis
arm. ail; c. caill 'Hode', Plur. ceilliau br. kell gall. callio-
marcus Pflanzenname (vermutlich falsche Latinisierung einer Wort-
verbindung "Hode des Pferdes"), nj : ir. grän-ne 'Körnchen' c.
gronyn § 399. mj : ir. duine 'Mensch' c. dyn corn. den br.
den § 99, 2 (Schluß), § 52.
Erhaltung des j vor erhaltenem Vokal : br. grisien 'Wurzel',
aber c. gwreiddyn mit Schwund vor y; c. seidio 'schwärmen';
ir. cailech 'Hahn' Ogam Gen. CALIACI c. ceiliog acorn.
chelioc mcorn. kullyek br. kil'ek. Im Br. verschmilzt das /
jedoch häufig mit dem vorhergehenden Konsonanten: sj > «; kj,
^j > jf ^j> ^i > *; ^/ ^ > ^ (so in kil'ek)\ nj > w. s. § 254.
70 Idg.y nach Konsonanten. Idg. s. Allgemeines. [§46.47
Und im C. schwindet das ; nach gewissen Konsonantengruppen:
treiglio und treiglo ^rollen', teimlo Pfühlen'. Im Mc. ist die
Nicht-Schreibung des j sehr häufig; der Laut (oder eine von ihm
hinterlassene Mouilherung) war aber wohl trotzdem vorhanden: mc.
offeirat nc. offeiriad Triester'; mc. eirchat nc. eirchiad ^one
who demands'; mc. neithawr nc. neithior 'Hochzeit'; mc. mwy-
nant, mwynyant nc. mwyniant 'enjoyment, use'. Vgl. noch c.
eistedd 'Sitzen' abr. estid gl. sedile aus ^estjed- < *ek's-di-sedo(s),
vgl. ir. d-es-sid 'er hat sich gesetzt'.
rj vor erhaltenem Vokal ist zu rd geworden: c. cair 'Beeren',
aber cerdd-in 'quicken -trees' br. kerzin § 21, S. 23, § 57; ir.
Eriu c. Iwerddon 'Irland'; ir. airim Corm. 'pflüge' c. arddu
'pflügen' : vgl. Ht. ariü 'pflüge' asl. orjq, ds. got. arjan 'pflügen'
(vgl. ir. arathar u. s. w. S. 31; c. ardd 'ploughed land' ist nach
arddu gebildet); c. morddwyd fem. 'Dickbein' acorn. morboit
(zu lesen mordoit) gl. femur uel coxa mbr. morzat nbr. morzed
fem. : langob. muricth 'Oberarm' ahd. muriot 'Schenkel'.
Idg. s {z, P).
§ 47. Idg. s (lat. S; intervokalisch r; gr. //; Schwund, Assimi-
lation, s; germ. s, nach einer Akzentregel [dem Verner'schen Ge-
setz] z > r; lit. s, s; sl. s, x; alb. s, h, g, d [KZ XXXVI 278
— 292]; arm. Null, Assimilation, s; iran. h, s, ä; skr. s^ s) ist im
Keltischen teils als s gebheben, teils zu h geworden, geschwunden
oder an einen Sonorlaut assimiliert worden. Es handelt sich dabei
um lautpsychologische Vorgänge, die mit den griechischen und
armenischen, auch mit den iranischen Schicksalen des s-Lautes
parallel sind. Zwischen s und h ist als Zwischenstufe ein locker
artikuliertes s anzusetzen, das vielleicht im Gallischen und Alt-
britannischen schon vorhanden gewesen, in der Schrift aber von
dem ungeschwächten s nicht unterschieden worden ist.
Das gebliebene s wird im Nir. als s, im Falle der Mouillierung
(s. das Kapitel über Mouilherung) aber als a- gesprochen (vor einem
mouillierten Labial wird jedoch im Silbenanlaut s gesprochen:
Arran sb'än 'zeige!' taisbean, stner 'Brombeere' smear, s ir 'es
ist wahr' is fior, s är 'es ist besser' is feärr; dagegen hjsmeg
'Schiitt' coismoig aus cois-ceim, vgl. Quiggin § 353; vor und
nach einem r ist die dialektisch vaniercndc Entwickelung des s
von dem ursprünghchen Timbre unabhängig, vgl. Asp. i Irsk S. 27f.,
Quiggin § 273, § 278). Das aus s entstandene h kennt im Irischen
§48,1] s- vor einem silbischen Vokal. 71
den Unterschied des Timbre nicht; jedoch ist bei zu erwartender
Mouillierung bisweilen x eingetreten, s. Asp. i Irsk S. 17.
Über s im Auslaut s. § 151. Über r aus s im Passiv und
Deponens s. § 625. Die übrigen Fälle des idg. s werden in drei
Gruppen (s mit Vokal, s mit Geräuschlaut, s mit Sonorlaut) in den
folgenden Paragraphen vorgeführt werden, s vor stimmhaften Ver-
schlußlauten wird in § 51 besprochen. Vgl. AVilly Foy IF VI
313-^339, VIII 200— 208, ZfcPh. III 274, Zimmer, Deutsche Lit.-
Zeit. 1893 S. 10, KZ XXXIII 276, Verf., Asp. i Irsk 175 ff.,
KZ XXXVIII 388 ff.
§ 48. 1) s im Anlaut vor einem silbischen Vokal ist im
Irischen erhalten, unterliegt aber im Satzzusammenhang der Leni-
tion (> Ä). Das lenierte s (= h) wird im Air. s geschrieben; im
späteren Altirisch (Sg.) fängt man jedoch an, s (s mit dem punctum
delens) zu schreiben; im Nir. schreibt man ebenso oder (bei der
Verwendung des reinen lateinischen Alphabets) sh. Im Britanni-
schen lag die Sache ursprünglich offenbar ganz wie im Irischen
(d. h. s bestand, unterlag aber im Satzzusammenhang der Lenition
zu h). Nicht lange nach dem Anfang des römischen Einflusses
wurde jedoch dieser Anlautswechsel aufgehoben; in der Regel
wurde h verallgemeinert; nur ganz wenige Wörter haben s.
Beispiele: ir. sen ^alt' S. 36; ir. sam 'Sommer' c. haf com.
haf br. hafiv : ahd. sumar ds. gr. ri^egä 'Tag' arm. am 'Jahr'
skr. samä 'Jahr'; ir. salann 'Salz' S. 31; ir. säith 'Sättigung'
nir. säith : lat. satur 'satt', satis 'genug' gr. afxevac 'sättigen',
aSifjv 'genug' got. saßs 'satt' lit. sotüs 'sättigend' asl. sytü 'satt'
(mit idg. Vokalalternation) skr. a-sm«;«- 'unersättlich'; ir. suth 'Ge-
burt, Frucht' : skr. sütu- 'Schwangerschaft'; c. hufen 'Rahm' : ahd.
seim 'Honigseim'; ir. sesc 'trocken, unfruchtbar, ohne Milch' nir.
seasg c. hysp br. hesk, hesp (*.s%w-, *sisqwo-) : aw. his/cu-
'trocken' (gr. lox^og 'dürr, trocken' skr. a-sascät- 'nicht versiegend',
a-sakra-s ds., vgl. Job. Schmidt, Kritik der Sonantentheorie, Wei-
mar 1895 S. 62 ff.); ir. serg 'Krankheit' nir. seirg 'fading away,
withering' : lit. sergü 'bin krank' arm. erk 'Mühe', erkn 'Geburts-
schmerzen', erkncim 'fürchte' (mit idg. sw- : ahd. sorga, sworga
'Kummer' alb. derg'em 'bin bettlägerig' skr. sürkmti 'kümmert sich');
c. huddygl br. huzel 'Ruß' : ae., an. söt lit suödis asl. sazda
(idg. Altern, öu : ö; ahd. ruoz, m^sprünglich zweites Glied eines
Kompositums); aus dem Brit. entlehnt und daher durch sein s
interessant ist mir. suithe gl. fuligo, das nach dem Zeugnis des
72 s- vor silbischem Vokal; -s- zwischen Vokalen. [§48,2.3
Nir, (sügha, süithche, Arran sü-l) mit ü anzusetzen ist. Vgl.
noch abrit. Sabrina c. Hafren ae. Ssefern ^Severn'. (Ir. s
== brit. h in ir. sebac ^Falke' nir. seabhac c. hebog aus ae.
heafoc).
2) Über ir. amal 'wie' und andere proklitische Wörter, bei
denen die lenierte Form verallgemeinert ist, s. § 178. Die wichtig-
sten Beispiele für erhaltenes s im Brit. sind: c. sil 'Nachkommen-
schaft' = hil S. 50 (c. sil bedeutet auch 'Rogen, Fischbrut', davon
silod ds., 'sm all fish'; nsch. siolag 'Sandaal' ist wegen der Endung
[=: nir. -ög, air. -öc, mc. -awc] wohl Lehnwort aus dem Brit.;
an. Sil nnorw. sil ds. [zugleich Bezeichnung einiger anderen kleinen
Fische] ist wohl gleichfalls entlehnt; unklar ist acorn. selli 'Aal'
mcorn. Plur. syllyes nconi. zilli br. Plur. sili, Sing, silienn fem.,
worin l < U auf Zc? zurückgehen kann, vgl. an. sild 'Häring', woraus
r. seltdt lit. sil-ke finn. silli ds.; eig. 'gesalzene Ware'?); — ir. secht
'sieben' mc. seith nc. saith corn. seyth br. seiz : lat. septem
gr. eTtzd got. sibun lit. septyni asl. sedmi alb. statd arm. eivtn
skr. saptd; — br.se 'dies' § 515; c. sawl 'viel' 'so viel' 'many, such,
those, that' corn. suel, sul 'so viel, diejenigen' (vor einem Relativ-
satz) br. seul 'um so viel' (vor einem Komparativ), s. §515; — ir.
suide 'Sitz, Sitzen' i^sodjo-), for-ud 'Bank, Sitzreihe' {*upo-pro-)
c. sedd 'Sitz' (^sedos?), gor-sedd 'Thron' vgl. eistedd S. 70 : zu
lat. sedeö 'sitze' gr. euo/nai got. Inf. sitan lit. sedeti asl. sedeti
ds. arm. atean 'Versammlung', hecanim 'reite' (c aus d i- s) skr.
sZc/a^e 'sitzt'; — mir. sithlad 'das Sieben' nir. siothlan 'Sieb' c. hidl
nibr. sizl nbr. sil : an. sald 'Sieb' lat. situla 'Eimer' (gr. ?J^w,
tjS^so) 'ich siebe', mit unklarer Lautgestalt odco, öia-TTccw, ar]i}(o)^
lit. sietas 'Sieb' asl. sito serb. sito alb. sosd; zur AVurzel *5e-,
*sej- 'sähen'; c. hidl an. säld sind im Suffix dem lit. sekla 'Same',
alb. sosd dem skr. sasjd-m 'Saat' c. haidd 'Gerste' ähnlich; mit
der einheimischen kelt. Sippe hat sich wohl ein lat. Lehnwort ge-
mischt: air. sithal gl. situla); — ir. sügim 'ich sauge' c. Inf. sugno
mbr. sunaff nbr. suna ds., sun 'Saft' : lat. sücus 'Saft', sügö
'sauge' ae. sücan 'saugen'; ir. säer c. saer 'artifex' s. § 54; air.
sail gl. labe, salach 'schmutzig' c. sal 'cast off, frail, poor, ill',
salw 'vile' neben ac. halou gl. stercora abr. haloc gl. lugubri,
saltrocion gl. graciles nbr. saotr 'Schmutz' (mehr in § 88, 2) :
ahd. salo 'dunkelüirbig, schmutzig'; ir. serr 'Sichel' c. ser § 57.
3) Zwischen silbischen Vokalen im Wortinncrn ist s im Neu-
keit, immer zu h geworden. Dies h ist dann weiterhin im Ir.
§ 48, 3J s zwischen Vokalen. 73
immer spurlos geschwunden; im Brit. ist das h nach einem g*^-
schwundenen Vokal in der ältesten Zeit in der Regel erhalten oder
wenigstens an seinen Wirkungen zu erkennen; dagegen ist es nach
einem erhaltenen Vokal in der Regel geschwunden. Beispiele: ir.
brü (Gen. bronn) 'Bauch, Leib' : aus *bhrusö, vgl. ahd. brüst
'Brust' Sislbrjuxo 'Bauch' (Thurneysen, KZ XXXVII 94; AViede-
mann, BB XXVII 232; Meillet, Rc. XXIV 170); mir. goba
'Schmied' § 455; ir. do-röi-gu 'hat gewählt', s. Verbalverz.; ir.
Plur. tige 'Häuser' § 442; ir. eo 'Lachs', Gen. iach mc. ehawc
nc. eog acorn. ehoc mbr. eheuc, ehoc nbr. eok lat.-gall. esox
(bask. entlehnt izokin); ir. Eogan MN mc. Owein MN gall. Esu-
gen(us) MN : gr. evysvrjg 'wohlgeboren', Evyeviog MN; ir. teoir
fem. 'drei', cetheoir fem. 'vier' § 471, § 472 (mc. teir, pedeir mit
ei aus e-ei < e-o vor einem ; der Endung; vgl. über c. c ein ach
'Hase' in § 50, 9); c. wyt 'du bist' aus *m + Pronomen § 639.
es, is vor a, auslautendem ä und vor einem keiner Epenthese
unterliegenden o (e) wird nach § 45, 2 und 3 behandelt: ir, iarn,
iarann 'Eisen' mc. hayarn nc. haiarn, haearn acorn. hoern
mcorn. hörn (her n P. C. 2938 ist eine des Reimes wegen verwendete
ungewöhnUche Form, vielleicht die noch nicht vergessene acorn.
Form oder eine Pluralform, vgl. c. heiyrn, heieirn) br. houarn
abrit. Iserninus MN gall. Isarnus MN, Isernodero, Ysarno-
dori gl. ferrei ostii ON : lat. aes 'Kupfer' got. aiz skr. ajas ds.
(gr. aiQa 'Hammer'; got. eisarn 'Eisen' stammt vielleicht aus dem
Gallischen; an. iärn, eärn aus dem Neukeltischen); — c. gwyar
'Blut' 'göre, blood' : lat. uirus 'Gift' gr. log skr. visd-m 'Flüssig-
keit, Gift' (ahd. wisa 'Wiese'; allerdings kann gwyar auch -eis-
enthalten, vgl. gwy 'fluid, liquid, water' '^weiso-; ir. fi 'Gift' bei
Corm. würde auf *tviso- zurückgehen); — c. mwyalch 'merula, tur-
dus' acorn. moelh gl. merula br. moualc'h : lat. merula 'Amsel'
(und vielleicht ahd. amsala ae. ösle 'Amsel'; idg. Altern. (a)mes- :
atn(e)s; ir. smöl, smölach 'Drossel', dialektisch smaolach muß
bei der hier vorgetragenen Deutung des britannischen Wortes als
entlehnt betrachtet werden, es sei denn, daß das eo des nsch.
smeorach älter als das ir. ö wäre; sm- statt m- und nsch. r statt
/ durch volksetymologische Anlehnung an ir. smer 'Brombeere');
— c. oedd 'war' corn. o br. oa : *esät, vgl. lat. erat; — ir. siur
'Schwester' c. chwaer acorn. huir ncorn. hoer, hör br. c'hoar :
*swesö7', "^sivesor- vgl. lat. soror (gr. eoq' d^vyaii^Q^ aveij'iog) got.
swistar lit. sesuo asl. sestra arm. Jcojr skr. svdsä; in der Pluralform
74 s zwischen Vokalen, sw. [§ 48, 3. 4
dieses Wortes (* stvcsores?) war nach § 45, 2 -uf/- zu erwarten; sie
lautet aber chwiorydd (durch Metathese der silbischen Funktion?);
in ac. guiannuin 'Frühling' nc. gwanwyn (acorn. guaintoin statt
oder aus *guiantoin) scheinen beide Elemente der Gruppe uy
unsilbisch geworden zu sein (§ 214), wodurch das y im Nc. ver-
loren gegangen ist: zu skr. vasantd-s 'Frühling' asl. vesna gr. mg
arm. garun (zum a vgl. KZ XXXIX 416) lit. vasarä 'Sommer'
(mit Vokalassimilation) lat. uer 'Frühling' an. uär. Mit § 45, 4
stimmt air. feugud gl. marcor (von einem *feo 'welk' abgeleitet
wie air. beoigidir 3. Sing, 'belebt' von beo 'lebendig') c. gwyw
'welk' : an. uisinn 'welk'.
-Is- : ir. flu 'würdig' c. gwiw ds. br. gwiou 'fröhlich' gall.
Uisu-rix, Bello-uesus, Sego-uesus MN :*w;6SM- zu skr. t^asw-«
'gut' got. ius-iza 'besser' (illyr. Ues-cleuesis).
-s- nach i^-Diphthongen, s. S. 54. Nach ^'-Diphthongen : ir. gae
'Speer' nir. gaoi c. gwaew (§58, 3) acorn. hoch-i^uyu gl. uena-
bulum (hoch- 'Schwein') mcorn. (dissimiliert, S. 59 Z. 3, § 222)
gew br. goao, goaf ('gaffe, lance') gall.-lat. gaesum gall.-gr. yaloog :
an. geir-r 'Speer' gr. x^^^og 'Hirtenstab' skr. hesas- 'Geschoß'.
s nach geschwundenem Vokal: in den Superlativen: ac. hin-
ham 'der älteste', mc. hyshaf 'der unterste' mbr. querhaf 'der
liebste' (§466); im Konjunktiv: mc. 3. Sing. Präs. canho 'er singe',
3. Sing. Ipf. mynhei 'wollte' (§608); in den denominativen Verben
des Typus abr. etn-coil-ha-am 'halte Vogelschau', ir. sär-aig-im
'beleidige' (§ 370); in den nomina abstracta wie mc. trym-het
'Schwere' (§ 384); mc. ieuhaf 'der jüngste', pan dechreuho
'wenn er anfängt', dahet 'Güte', duhet 'Schwärze'. Das h ver-
schmilzt mit stimmhaften Verschlußlauten und zum Teil Reibe-
lauten (§ 279) : nc. teg 'schön', Sup. tecaf (mc. tec, teckaf);
schwindet schon im Mc. nach stimmlosen (Reibe)lauten und auch
sonst oft; ist im Nc. von einer Akzentregel abhängig (§ 283).
4) sw- (gall. Suadu-genus MN zu lat. suäuis 'lieblich' gr.
rjdi)g 'süß' [urgr. ä] ae. swete skr. svädü-s; Ogam SVAQQUCI)
erscheint im Anlaut ir. als s, lenierbar zu f, brit. als xw; im
Inlaut hat dasir. v (geschrieben b), das Brit. x : ir. siur 'Schwester',
mo fiur 'meine Schwester' (nsch. durch Sandhientgleisung piuthar)
u. s. w. s. S. 73; ir. so 'sechs', seser 'sechs Personen', mör-feser
'sieben Personen' (mör-feser imih aus f, Asp. i Irsk 69) s. § 49, 4;
ir. Sadb FN vgl. gall. Suadugcnus; c. chwegr 'Schwieger-
mutter' acorn. hu'cgcr ds., c. chwegrwn acorn. hw^igeren
§ 48, 4. 49, 1. 2] sw. sp, sq, sk\ 75
^Schwiegervater' : lat. socrus, masc. socer, gr. fxt'(;o, fzi-^öc, ald.
swigar, masc. swchur lit. niasc. sesiüras asl. avekry, masc. sve-
krü, all), vjehdfd, masc. vjehdf arm. skesur, masc. skesr-ajr skr.
svasrü-s, masc. svdsura-s; ir. feb fem. ^ Vortrefflichkeit' (Nom. nicht
belegt; Dat. feib auch ^wie'), febas 'Vortrefflichkeit' nir. feabhas,
air. (febtu) Gen. febtad ds. (gl. substantiae) c. gwych 4'röhlich' :
*weswä, *wesivo-s zu ir. fiu u. s. w. In reduplizierten Formen
steht/": mir. sephainn, air. an du-n-da-sepfainn, s. Verbalverz.
senn-. — Über s im Pronomen der 2. Plur. im Com. und Br. s.
§ 501. — Über sj s. oben S. 69.
i:; 49 (Verbindungen von s + Geräuschlaut oder Geräusch-
laut -\- s). 1) SS ist nicht sicher belegt, sp ergibt anlautend ir. s,
lenierbar zu /; brit./* : ir. seir 'Ferse', Acc.Dual. di pherid c. f f er
'Knöchel' : zu lat. spernö 'verachte' gr. aöjcaiqo) 'zucke, zappele'
an. spyrna 'mit dem Fuße stoßen' ahd. sporo 'Sporn' lit. spiriü
'stoße mit dem Fuße' skr. sphurdmi 'stoße, trete, zappele'; — ir. sion
S. 68; — ir. sine 'Zitze', bö tri-phne = bö tri sine 'Kuh mit
drei Zitzen', mir. sine Seain gl. uuula nir. sinisean ds. M'C,
sine siadhäin Dinneen : mhd. span-varc 'Spanferkel' an. speni
'Brustwarze' lit. speny s 'Zäpfchen im Halse, Saugwarze' arm. san
'Zögling'; — ir. selg 'Milz' br. f elc'h : gr. OTtlriv u. s. w. § 105; — ir.
sonn 'Pfahl' c. ffön 'Stab' : zu gr. ocpr'iv 'Keil' an. spann 'Span'.
Für das Wortinnere kommt ir. tin-fet 'inspiriert' (Verbalverz. seth-)
als komponierte Form nicht in Betracht; dagegen c. ucher 'Abend'
acorn. gurthuher (verschrieben -wev) : lat. uesper gr. €07ceQog,
kofcigä. 'Sp- wird zunächst zu -ps- umgestellt worden sein.
ps liegt vor in c. crych 'kraus' gall. Crixus, Crixsus MN :
lat. crispus 'kraus' {sp aus ps) asl. kresü 'Sonnenwende', vüs-krisnqti
'auferstehen' (lit. kreipti, kraipyti 'kehren' an. hreifi 'Hand-
wurzel'); acorn. guhi-en gl. uespa abr. guohi gl. fucos (daraus ent-
lehnt air. foich gl. uespa, Zimmer, KZ XXXIII 276 ff.) : *wops-,
vgl. lat. uespa ahd. wafsa lit. vapsä asl. osa baluci gvamz, gvabz,
gumz; ir. ös, uas 'oben, über' c. uch corn. ugh br. uc'h (corn.
und br. auch us, Analogiebildung nach ir. is u. s. w. S. 50), ir.
uasal 'hoch' c. uchel corn. huhel br. uc'hel, huel gall. Uxello-
dunum ON : gr. iJi/u, vi/'i^Adc; asl. vyso-kü 'hoch' (an. ups 'Vor-
dach'); ir. lassar 'Flamme' c. llachar 'glänzend' : zu gr. Idf-irtio;
ir. glass 'Schloß, Verschluß' : eng. clasp 'Schnalle' aeng. clyppan
'umfassen'.
2) sq, sk' erscheint im Ir. als sk, im Brit. teils gleichfalls als
76 Idg. sq, sk'. [§ 49, 2
sk; teils in umgestellter Gestalt als {ks >) xiv (anlautend), x (in-
lautend); vor dem anlautenden sk hat das C. regelmäßig, das Abr.
in Ansätzen einen vorgeschlagenen Vokal: ir. scäth 'Schatten'
mc. cy-scawd nc. cy-sgod acorn. scod ncorn. skez br. skeud :
gr. oxoTog 'Dunkel' got. skadus 'Schatten'; dazu das Kompositum ir.
f o-scad 'Schatten' S. 34; — ir. -scäl etwa 'Gestalt' in ban-scäl
'Frauensperson', f er- scäl (ä-Stämme), unkomponiert scäl 'Riese,
ein ungefüger Mann' (masc, aber mit einer auf fem. Genus deu-
tende Nebenform scäil) nir. sgäil, sgäile 'shadow, shade' abr.
esceilenn gl. cortina : hat vor dem l einen Konsonanten verloren,
der wohl ein d gewesen sein kann, vgl. skr. chadis 'Decke, Dach'
(ch < sk'); — mir. scaman 'Lunge' (zu lesen -an?) nir. sgamh,
sgamhän, sgamhög ds. (Gegensatz ir. tromm-chride 'Leber'
vgl. zur Bedeutung eng. lights 'Lunge' russ. Ijögkoje 'Lunge',
eig. 'Leichtes' portug. leve 'Lunge') c. ysgafn 'leicht', ysgyfaint
'Lunge' {d für e) corn. scaff 'leicht' acorn. sceuens 'Lunge' br.
skanv 'leicht', skevent 'Lunge' : an. skammr 'kurz'; — ir. sciath
'Schulterblatt, Schwinge' (th durch den Einfluß von sciath 'Schild')
nir. sgiath, sgiathän 'a wing, a fin' c. ysgwydd 'Schulter' acorn.
scuid mcorn. scouth, scoth br. skoaz : arm. cit 'Hals' (? KZ
XXXIX 422f.); — ir. sciath 'Schild' c. ysgwyd ds. br. skoed
'ecu' : lat. scütum 'Schild' asl. stitü (idg. Altern, ei : oi); — ir.
scian 'Messer' § 45, 6 S. 68 (vgl. noch skr. chjati 'schneidet'); ir.
scuirim 'spanne ab' s. Verbalverz.; ir. scith 'müde' nir. sgith,
ir. escid 'unermüdlich' nir. easgaidh 'quick' c. esgud 'swift,
active' corn. squyth 'müde' ncorn. sklf^ 'lassus' br. skuiz Treg.
skouis ds., br. eskuit 'agile' : gr. aoyirjd^rjg 'schadlos' got skapjan
'schaden' (kelt. Altern, tt : t; brit. e Umlaut aus a(n) < n; im
Brit. sind die Vokalverhältnisse durch ein vor dem l eingedrungenes
w getrübt worden; etwa Einfluß des lat. quietus?). Lilaut: c.
gwrysg-en 'Ast' zu gwraidd u. s. w. S. 69; ir. mescaim 'mische'
c. Inf. mysgu br. meski : "^niik'-sk'-, vgl. lat. misceö 'mische',
Part, mixtus gr. f-doyio ds. ahd. Inf. miskan lit. maisyti asl.
mesiti ds. skr. mekmjati 'mischt'; ir. nasc- 'binden' br. naska :
-dhsk'-, vgl. skr. ndhjatl 'bindet'; ir. sescenn 'Sumpf nir. seis-
geann ds., seisg 'Binsen' c. hesg 'sedges'. Sing, hesgen acorn.
besehen gl. canna, arundo br. hesk 'glai'eul on roseau ä feuilles
coupantes' : an. scf 'Binse'; ir. lose- 'brennen' c. llosgi corn.
losky br. leski (mit Umlaut) : "^luq-sk'-, vgl. arm. lucaneni 'zünde
an, brenne' [c < sk'\ zu lat. lücere 'leuchten' u. s. w.); ir. fäisc-
§49,2-4) Tdg. .sry, sk'; shn^ skiv; qa, Ics, k's. 77
'drücken' s. Verbalvcrz.; — ir. troscim 'faste' nsch. trasgaJh
'fasting, parching of tliii-st', ir. truisc gl. raucae : lit. troskus
'durstig'; — ir. trosc 'aussätzig' : got. /jrufs-fUl 'Aussatz' (weitere
Verwandte in § 97, 3).
Umgestellt: ir. scel c. chwedl corn. whethl mbr. que-hezl
nbr. kel {^kom-shetlo-) : an. skäld 'Dichter' ahd. sagen 'sagen'; ir.
scend- 'springen' c. cy-chwynnu 'to start' : lat, scandö 'steige'
gr. o^mvöaXov 'Fallstrick, Anstoß' skr. shändümi 'schnelle, springe,
spritze' (idg. Altern. an\en'^)\ nir. sgeith 'act of spewing, voniiting,
shedding' c. chwydu 'sich erbrechen' ncorn. hwe^a 'uomere' br.
c'houeda : an. skita 'scheißen' lit. skiedziu 'scheide', skystas
'dünnflüssig' asl. cediti 'seihen', cistü 'rein' lat. scindö 'spalte' gr.
oxi^ct) skr. chinddmi (idg. Altern, t : d); c. all-wydd masc, all-
wedd fem. 'Schlüssel' (mit Verlust eines x nach dem stimmlosen /)
corn. al-wheth br. al-c'houez fem. : zu lat. scindö gr. oyjLw;
nir. ciotach 'linkhändig', ciotän, ciotög 'die Linke' c. chwith
'hnk' (Altern, k : sk) : in entfernter Verwandtschaft mit lat. scae-
uus gr. G-/,ai6g 'link' lit. kaire 'linke Hand'; nir. scoiltim 'ich
spalte' c. hollt 'Spalte' ncorn. felga (mit Umlaut) 'Andere' br.
f aouta ds. [xwo- > xo- > ho- im C, > fo- im Corn. und Br.) :
lit. skeliü 'spalte' arm. celmn ds. got. skalja 'Ziegel' an. skel
'Schuppe' asl. skoUka 'Hülle, Muschel' alb. hald 'Schuppe, Gräte,
Splitter, Bart der Ähren' skr. saläka-s 'Span, Splitter'. InLaut: ir.
basc 'Halsband' c. baich 'Last, Bürde' mbr. bech nbr. beac'h :
lat. fascia 'Binde', fascis 'Bündel' gr. cpdoxioXog 'Ränzel' alb.
baskd 'zugleich, gemeinsam' (urspr. -ksk-, vgl. gr. cpayieXog 'Bündel').
Nach welchen Regeln die Umstellung eintritt oder ausbleibt,
ist nicht ermittelt. Sie ist sowohl im Anlaut wie (besonders) im
Inlaut die Ausnahme. Der im Lilaut häutig vor dem sk geschwun-
dene Konsonant hat keinen Einfluß ausgeübt; er war wohl zur
Zeit der Umstellung längst geschwunden; gall. Ex-cingo-marus
MN beweist in dieser Beziehung nichts. Durch die Umstellung
entstand vermutlich zunächst auch im Anlaut ein un gerundetes x,
das nachher Rundung angenommen und schließlich mit xiv aus
idg. sw zusammengefallen ist.
3) Idg. sku und skw sind nicht umgestellt worden: ir. sce c.
ysbyddaden u. s. w. S. 68; ir. sesc c. hysp u. s. w. S. 71; ir.
cosc 'Zurechtweisen' c. cosp 'Strafe' s. Verbalverz. sech-; ir.
aithesc 'Antwort' gall. Atespatus MN s. Verbalverz. sech-.
4) Idg. qs, h% k's ergeben ir. ss, brit. x, h : ir. oss c. ych
78 Idg. Ics, st [§ 49, 4. 5
S. 36; c. llechwedd 'Abhang, Neige' gall. Lexouii, Lixouii
VN : gr. lo^og 'schräg'; ir. ais 'Wagen' c. echel 'Achse' br. ael
ds. {x y h y Null) : lat. axis gr. a^cov ahd. ahsa an. oxl lit.
asis asl. ost skr. aksa-s; ir. se 'sechs' (sessed 'der sechste') c.
chwech, chwe corn. whegh, whe br. c'houec'h : *swek's, lat.
sex gr. f'S, ßs^ an. sex lit. sesi asl. ses-U (IP V 77) alb. g'as-td
arm. vec (KZ XXXVIII 229) skr. ms-; ir. mo, mos- 'bald' :
lat. mox aw. mosu skr. maksu; ir. dess u. s. w. S. 36; ir. coss
'Fuß' S. 34 (c. CO es ist lat. Lehnwort); ir. ess- (Präverb), a, ass
(Präposition) s. § 585. Als Beleg für den Anlaut kommt in Be-
tracht ir. serb 'bitter' nir. searbh c. chwerw corn. wherow br.
c'houero : ahd. serawen 'vertrocknen' lat. serescö 'werde trocken'
gr. ^SQog, ^rjQog 'trocken' arm. (for ds. skr. ksära- 'ätzend, salzig
schmeckend; scharf; xw aus x durch den S. 77 beschriebenen
Vorgang. (Anders Zupitza BB XXV 94 : ks- ir. > s-, brit. Ä-).
5) Idg. st in Verbindung mit Vokalen wird im Kelt. meist zu
ts (im Gall. © geschrieben; vermutlich war auch das Z der Ogam-
schriit für diesen Laut berechnet); neukeltisch ist dies ts zu ss,
anlautend i^ (im Ir. durch Analogiebildung lenierbar) geworden.
Das Irische hat immer die umgestellte Form; nur tritt daneben
im Anlaut ein (kaum immer auf einer idg. Alternation beruhendes)
t auf. Im Brit. tritt neben der umgestellten Form und neben an-
lautendem /- in selteneren Fällen auch gebliebenes st auf. Vor
anlautendem st hat das C. immer einen vorgeschlagenen Vokal, der
bisweilen auch im Abr. erscheint, hier aber nicht durchdringt. Im
Mc. ist SS im Auslaut zu s verkürzt, im Inlaut erhalten: gwas
'Diener' Plur. gweisson; im Nc. schreibt man immer s; im Nbr.
ist s aus SS im Inlaut und Auslaut nach einer nicht ganz festen
Regel zu z geworden. Beispiele: c. seren 'Stern' corn. steren
br. steren gall. Dirona, Sirona GN : lat. Stella gr. aoTriQ
ahd. stern arm. astl skr. Plur. täras, stf-bhis; c. safn 'Kinnlade'
acorn. stefenic 'Gaumen' mbr. staffn nbr. staon V. stan, san
(n wohl = n) vgl. c. ystefaig ds. abr. istomid gl. trifocalium : gr.
OTOixa 'Mund' ahd. stimma 'Stimme' aw. staman- 'Maul'; ir. säl
'Ferse' c. sawdl mbr. seuzl nbr. seul : *stätlä, vgl. (mit anderem
Suffix) lat. tä-lus 'Knöchel', rectö tälö stäre 'gerade stehen'; ir. serc
'Liebe' nir. searc (davon de-sercc 'Liebe', eig. "göttliche Liebe",
meist desercc geschrieben; auch dearc; nir. deirc 'Almosen')
c. serch 'Liebe' br. serc'h 'Kebsweib' : gr. aii-Qyw 'liebe' (idg.
Altern, k : g); ir. sellaim 'ich sehe an' c. Inf. syllu corn. sylly br.
§49,5] Idg. s^, -6^. 79
sellout (II aus -Ipn-) : gr. OTilrtvog 'glänzend'; — air. sär (ni-r-bo
sär leu ar cocoilsine 'they did not deem our followship an outrage',
eigentlich "eine zu große Sache") nir. sär- 'exceedingly' (sär-läidir
'sehr stark'), air. sar-tholach 'libidinosus' (toi 'Wille'), säraigim
'beleidige', särugud 'Beleidigung' c. sar 'Beleidigung', sarhau
'beleidigen', sarhaed 'Beleidigung' (idg. Altern, ä : a) : an. stor-r
'groß' lit. störas 'dick' asl. starü 'alt' russ. staräU-sja 'sich be-
mühen' skr. sthird-s 'fest, hart' d. starr, star-biind (zur Be-
deutungsentwickelung im Keltischen vgl. nir. ni mör liom e 'I do
not grudge it' gr. ixeyaiQw 'mißgönne'; eine Nebenform mit t- : mir.
tär 'contempt, disgrace, insult' 'Schande', an ba täriu 'das
schlechteste' LL 54a 31, nir. tär 'mean, vile, base', tär- Intensiv-
präfix, z. B. tär-nocht 'sphtternackt') ; — ir. -tau 'bin' mc. nym
tawr 'es kümmert mich nicht' br. nemdeur 'je ne veux pas'
§ 641 : lat. stäre 'stehen' gr. ^atr^fxi 'stelle' got. standan 'stehen'
lit. -stöti 'treten' asl. stati 'sich stellen' alb. stuara 'stehend', ston
'vermehre' arm. stanam 'erwerbe' skr. tUthämi 'stehe'; — ir. tiagu
'gehe', s. Verbalverz., techt 'gehen' c. taith 'Weg' br. tiz 'Eile';
c. sarn, ystarn S.52; c. sangu 'trampeln' : got stighmn 'stoßen';
ir. samaigim 'stelle' c. sefyll 'stehen' corn. sevel ds. br. sevel
'errichten, bauen' : ahd. stam 'Stamm' skr. sthäman- 'Standort'
(daneben mit t: ir, tamun 'Stamm').
Inlaut: ir. -sissiur : lat. sistö s. Verbalverz.; ir. foss 'Diener'
S. 35; ir. fossad 'fest' c. gwastad 'eben' br. goustad : zur
Wurzel *sthä- 'stehen' mit *upo komponiert; ir. huisse S. 64;
ir. casachtach 'Husten' c. pas, peswch ncorn. päz br. pas :
aengl. hwösta (lit. kosulys asl. kastlt alb. koia ds. skr. käsate
'hustet'); ir. glass 'grün' c. glas 'blau' br. glaz 'grün' gall.
glastum Pflanzen-N. : mhd. glast 'Glanz'; ir täis 'Teig' S. 56;
ir. bissi ega 'Eiszapfen' c. bys 'Finger' acorn. bis, bes br. biz
(acorn. bisou br. bizou 'E-ing', woraus fr. bijou 'Juwel'): an.
kuistr 'Zweig', il-kuistir 'foot-twigs = the toes' (zur Bedeutungs-
entwickelung vgl. alb. glüi 'Finger' zu arm. ciwl 'Zweig, Finger'
gr. ßeXovr^ 'Spitze, Nadel'; an. kuistr ist dann von me. twist fern-
zuhalten); ir. boss 'die flache Hand' br. boz : gr. ayoacog (g aus
gw) ds. mhd. quast 'Quast' (zur Bedeutung vgl. russ. kisti ^ Quast
Hand'); ir. brissim 'breche' br. bresa 'chiffonner' : ahd. brestan
'bersten'; c. ias S. 65; ir. ross 'Wald, Vorgebirge' c. rhos 'Moor'
mbr. ros 'Hügel' : skr. prastha-s 'Bergebene'; ir. is 'ist' § 639;
ir. MN Oengus, E^ergus ac. Ungust, Grurgust (nc. ON Llan-
80 st, ts. s mit Sonorlauten. [§ 49, 5. 6. 50, 1
rwst) acorn. Ungust abr. Uorgost, Uurgost : Komposita eines
*g'ustu- 'Wahr vgl. lat. gustus 'Geschmack' got. kustiis 'Prüfung'
(zu gr. yevoixai 'koste' alb. desa 'ich liebte, wollte' skr. gusdte 'hat
gern' apers. daustar- 'Freund'); ir. feis, fess 'Fest' nir. bain-
fheis, bainis 'Hochzeit^ c. gwest 'Schmaus', dir-west 'Fasten'
ac. diruestiat gl. ieiunam br. ban-vez 'Schmaus' : an. uist
'Speise'; ir. cluas fem. 'Ohr' c. clust fem. ds. : an. hlust 'Ohr'; nir.
los 'the point or end of anything, the tail' mir. loss ds. Lü 59a 23
c. Host fem. 'Speer', Hosten, bon-llost 'Schwanz; penis', llos-
gwrn 'Schwanz' (nach asgwrn 'Knochen' gebildet) br. lost
'Schwanz', lostenn 'Weiberrock': an. liöstr 'Fischgabel', lustr
'Knüttel' zu liösta 'schlagen' gr. "kevco 'steinige' (Zupitza, BB
XXV 89 f.); ir. driss gl. uepres (dris-ten-ach gl. dumetum ent-
hält dasselbe Element wie f in -tan gl. uinetum, ros-tan gl. ro-
setum) c. drysi-en 'a briar or bramble' acorn. dreis gl. uepres
br. drez-en, dreiz-en 'Brombeerstrauch': mit einem s^-Suffix zu
gr. dQioq 'Gebüsch' i^drijos). Über die -s^Suffixe vgl. § 366 {h'st
in c. nos 'Nacht', pst in c. llys- 'Kraut'; ein -s^-Suffix mit einem
r-Suffix (§ 395) kombiniert liegt vor in ir. aimser 'Zeit' nir.
aimsear (zu amm nir. am 'Zeit') c. amser acorn. anser mbr.
ampser nbr. amzer; dieselbe Suffixhäufung in gall. Epostero-'
uidus, Epotsoro-uidus MN. In einigen Formen des Passivs
und des Deponens ist st im Ir. bei sekundärem Zusammenstoß mit
r (ebenso wie bei altem Zusammenstoß mit r, § 50, 2) erhalten
worden : cichnaigistir 'striderat', miastir 'wird geurteilt werden',
mestar gl. iudicari. S. bei der Darstellung der Flexionsformen.
Nach welchen Regeln die Umstellung eintritt oder ausbleibt,
ist nicht ermittelt. Vgl. Rozwadowski, Quaestiones gramm. et etym.
I 22 — 26. Es finden sich Doppelformen : c. drws 'Türe' neben
Taldrwst ON (Rhys, Lectures 2 394). Über t + t vgl. § 87.
6) Idg. ts: ir. is 'unter' S. 50; ir. criss S. 42f.; ir. nessam
'der nächste' c. nesaf corn. nessa br. nesa : osk. nessimas 'pro-
ximae' umbr. nesimei 'proxime' zu skr. ndhus 'Stammgenosse'
[h aus dh, vgl. naddhä-s 'gebunden'); nir. gaoisid 'coai'se hair' : aw.
gaesa- 'Lockenhaar' gr. ^ö/ti^ (Liden IF XIX 318).
§ 50. (Verbindungen von s mit Sonorlauten oder mit Sonor-
lauten und Geräuschlauten.) 1) Ein s in der Mitte zwischen
einem Sonorlaut und einem Verschlußlaut ist ausgefallen: nsch.
loirc 'mißgebildeter Fuß' : arm. lorc-Jc 'partium posturiorum
di'stentio' aus '^lord-sk'- zu gr. ?.0Qd6g 'vorwärts gekrümmt' mhd.
§ 50, 1 — 2J Verbindungen von .s- mit Verschlußlaut und r. 81
lerz, lurz ^link' (Liden, Arm. St. 47); ir. arco S. 44; ir. terc
^spärlich' : lat. tesca, tesqua ^unwirtbarc Stätten'; ir. tart 'Durst':
alid. durst; daß rsf über rts zu rr geworden wäre (ir. dorr 'grob':
acech. drstnaty 'rauh'; ir. currech -a marsh overgrown with
shrubs' : eng. hurst 'Gesträuch'), braucht man wohl nicht anzu-
nehmen. In der Gruppe nsk, nst ist jedoch das n so früh ge-
schwunden (vgl. unten 10), daß das s erhalten bheb: c. esgud u. s. w.
S. 76; ir. gesca 'Zweig, Ast' neben gec 'Ast'; ir. cosc c. cosp
§ 49, 3 S. 77; ir. maistre, lestar § 50, 2 (unten). Ein Verschluß-
laut in der Mitte zwischen einem Sonorlaut und einem s schwindet,
und die Gruppe wird genau wie Sonorlaut -f s behandelt; ebenso
spurlos schwindet ein Verschlußlaut vor s + Sonorlaut. Nicht so
einfach ist die Regel für den vierten Fall: Verschlußlaut zwischen
s und Sonorlaut; jedoch ist auch hier oft Zusammenfall mit der
verschlußlautlosen Gruppe eingetreten.
2) spr ist wohl mit sr zusammengefallen: ncorn. fr au br. frao
'Krähe' : got. spariva 'Sperling'; ir. sredim 'werfe' : ahd. spreiten
'spreiten'; c. ffrwst 'Hast' : got. sprautö 'schnell'. — skr ist
kaum glaubwürdig belegt; ir. screoin 'Furcht' neben nir. sgeon
ist eine sekundäre Form oder Schreibfehler; nir. sgreach 'Geschrei'
neben c. crech, ysgrech ist etymologisch unklar. — s^r ist im Ir.
im Anlaut zu sr (durch Analogiebildung lenierbar) geworden, in-
lautend als str erhalten; brit. anlautend und inlautend str : ir.
srath 'Strand, Ufer, Talgrund' c. y str ad 'Tal' br. strad 'le fond,
l'endroit le plus bas' : *strato- zu lat. sternö 'breite aus'; abr.
strouis gl. straui nbr. V. streuein 'streuen' : got. straujan ds.
(vgl. S. 52 und Verbalverz. sern-); ir. srengim 'ich ziehe, schleppe',
con tairrnget 'so daß sie fortschleppen' nir. sreang 'Strick' :
lat. stringö 'schnüre' gr. oTQayydlr^ 'Strang, Strick' ahd. sträng
ds. lett. stringt 'stramm werden, verdorren'; ir. sruith 'alt, ehr-
würdig' ac. strutiu gl. antiquam: * str-u-ti-(wo-) zu asl. stn7'ü ^alt'.
Neben str- kann im Anlaut tr- auftreten : ir. sreod 'Niesen' c.
ystrew, trew mbr. Inf. streuyaff nbr. strefia (/" aus dem Kon-
junktiv, vgl. § 608) : *striw- zu lat. sternuö 'niese' (dessen er aus
ri entstanden sein kann); ir. tret 'Herde' : gr. orgazog 'Heer' asl.
trc^tü 'agmen'; c. trin 'Mühe, Kampf : lat. s trenn us 'betriebsam'
gr. GTQTivog 'Kraft, Übermut'. Inlautend: ir. maistre 'Butterfaß' :
*mnqstrijä zu gr. ^dynqä 'Backtrog' lit. minkau 'knete' asl mqka
'Mehr mhd. mengen 'mischen'; ir. lestar Gefäß' c. llestr ds.
aeorn. lester gl. nauis br. lestr 'Schiff' : lat. linter 'Kahn,
Pederseu : Vgl. kelt. Gramm. 6
82 sr, rs. [§ 50, 3. 4
Nachen; Trog, Mulde' (n im Kelt. vor str ohne Ersatzdehnung
geschwunden; das lat. Wort ebenso entwickelt wie uenter 'Bauch'
gr. yaoTiJQ : ^qwnstr-). Vgl. § 49, 5, Schluß.
3) sr- ist im ir. Anlaut erhalten, unterliegt aber der Lenition
zu hr (heute auch rh, mit stimmlosem r, Asp. i Irsk 27). Derselbe
Anlautswechsel hat auch im Brit. bestanden, wo sr- zu str-^ hr zu
fr- geworden ist; später ist jedoch der Anlautswechsel aufgehoben
und entweder str- oder fr- verallgemeinert worden (über das Gal-
lische vgl. Meyer- Lübke Zs. f. rom. Phil. XX 530—533): ir. sruth
'Fluß', Gen. srotha c. ffrwd acorn. frot (gl. alueus) br. froud
S. 35; ir. sruaim 'Strom' abr. strum gl. copia (lactis; Stokes,
Academy Oct. 2. 1886 S. 228, 2) : gr. qevfxa an. straumr poln.
strumien; acorn. stret gl. latex mcorn. streyth 'Strom' : gr.
qbd^og; 'Gebrause' ahd. stredan 'strudeln'; air. srennim gl. sterto :
* srenk-nä-mi^ vgl. gr. Qiy/M, qf-yxio 'schnarche'; dazu vielleicht ir.
srön 'Nase' c. ffroen mbr. froan nbr. fron aus *S7'oknä. Es
scheint, daß auch ein aus sr- entstandenes str- eine Nebenform Er-
haben kann : c. trwyn 'Nase' acorn. trein (zum Umlaut vgl.
§ 255—257).
Im Inlaut ist -sr- zu -rr- geworden: ir. errach 'Frühling'
(hat durch Sandhientgleisung ein anlautendes w- verloren): zu gr.
tag 'Frühling' lit. vasarä 'Sommer'. Nach langem Vokal scheint
r zu stehen : ir. fair 'Sonnenaufgang, Osten' nsch. fair c. gwawr
'aurora' br. gwerelaouen 'l'etoile du matin' (eig. "Dämmerung des
Lichtes", vgl. c. go-leu 'Licht'; e aus ö im proklitischen Wort):
skr. vasar- 'früh', väsard-s 'morgendlich' (mit dem vorhergehenden
Worte verwandt); ir. mir 'Stück, Bissen': urspr. "Fleischstück", mit
einem -ro-Sufhx zu idg. ^mems-, *7nes- 'Fleisch', vgl. lat. membrum
'Glied' (br aus sr), membräna 'Häutchen' gr. f-iriQog 'Schenkel',
furiQtov 'Schenkelstück' asl. me^zdra 'Haut', russ. mezdrä 'Fleisch-
seite der Felle' [zdr aus sr ; das Stammwort liegt vor in got. mimz
'Fleisch' lit. mesä asl. me^so alb. mis arm. mis skr. mäs, mqsä-m
ds., eine Ableitung in gr. /nrjviy^ 'Haut um das Gehirn, Fleisch-
haut'). Jedoch liegt sowohl bei fair wie bei mir die Vermutung
nahe, daß das r aus sr schon vorkeltisch war, vgl. lat uer 'Früh-
ling' an. udr. — Über die mit demPrävorb ir. ess- komponierten
Formen s. § 585. Neben di -sruth aigedar 'ist abgeleitet' hat
Sg. lenirte Formen mit rs oder r, aber auch rr § 302.
4) rs ergibt kolt. rr : ir. carr 'Wagen' S. 44 (mit besonderer
Bedeutungsentwickolung nir. carran 'Kinnlade' c. car yr en 'the
§ 50, 4. 5] rs, spl 83
jawbone' [gen 'Mund']; dieselbe Bedeutung wird auch im Galat-
schen vorgelogen haben, vgl. das Lehnwort arm. kar-Jc 'Wagen',
kar-apn 'Schädel', vgl. zur Endung Jd-apn 'Kinnbacken, Kiefer');
ir. harr : an. harr S. 44; ir. carrach nir. carrach 'scabbed,
mangy, bald' und 'stony, rocky, harren', nir. carr 'scab, itch, mange
scurvy, crust, bran' ac. carrecc 'Fels' nc. careg br. karrek (ent-
lehnt ir. carric nir. carraig engl, crag fr. garrigue) : asl. Sfxülcu
'rauh' cech. srhky 'rauh, unfruchtbar'; ir. err nir. earr 'Schwanz' :
gr. oqqog 'Arsch' ahd. ars arm. or ds. (dazu ir. erball nir. ear-
ball 'Schwanz' [: ball 'Glied'] mit Verkürzung des r); ir. gerr
'kurz' c. gerr an 'Zwerg' : gr. Nom. Plur. x^Q^l^S 'geringer' skr.
hrasvä-s 'kurz, klein', Kompar. hrastjän (idg. Altern, er : re); — ir.
tarr 'Hinterteil, Schwanz' (for a thairr LU 65 a 41 = for druim
LL 69b 16) nir. tarr 'lower part, bottora, foot (e. g. of a tree);
belly', ar a tharr i n-airde 'auf dem Rücken liegend', ir. torrach
'schwanger' nir. tarrach 'big-beUied, pregnant' mc. torr nc. tor
'bulge, belly, boss' (tor y llaw 'palm of the band', tor y mynydd
'breast of the hill'), torog 'big-bellied, apphed to sows, dogs and
cats' abr. tar gl. uentrem mbr. torr (nbr. teur vgl. § 197) : lit.
tursas 'Hinterer' (-rts-, vgl. an. stertr 'Schwanz'); — nir. cearr
'linkisch, verkehrt' : gr. iTci-yiccQOiog 'schräg' lit. skei^sas 'quer'
asl. cresü 'durch' (-rts-, vgl. skr. kr-n-Uäti 'schneidet'); ir. fo-ceirr
2. Sing. Konj. von fo-cerd 'werfen', orr 3. Sing. Konj. von org-
'tödten' s. Verbalverzeichnis (oft einfaches r im Futurstamm: mir.
iuras 3. Sing. rel.). — Daß das GalHsche neben -rr- (z. B. in
carrus) auch noch -rs- gekannt hätte, ist aus Ov€Qor/,vog MN
{Ov£Q-or/ivog?) kaum zu folgern; der MN Borsus ist nicht gallisch
(etwa zu ir. borr 'stolz' acorn. bor gl. pinguis), sondern iberisch
(zu bask. bortz 'fünf'). — Beispiele für die Verkürzung des rr
nach langem Vokal finden sich kaum; ir. tir 'Land' c. tir acorn.
tir mbr. tir kann auf *teros neben lat. terra aus *tersä zurück-
gehen (Vendryes MSL XIII 385); daneben gab es vielleicht im
Air. ein gleichlautendes Adjektiv tir 'trocken' (St. Sprsch. 130),
wovon tirim 'trocken' eine jüngere Weiterbildung ist.
5) Idg. spl ist im Ir. zu sl, im brit. zu sfl geworden (der laut-
liche Vorgang mag mit dän. hustru 'Eheweib' aus an. hüs-frü
und dän. Astrid FN aus an. Asfri{)r zu vergleichen sein): ir.
sluindid 'bezeichnet' (di-sluindi 'leugnet', ni diltai 'leugnet
nicht' mit It aus hlnd), slond 'significatio' nir. sloinne 'Familien-
name; a clan, a tribe' ac. istlinnit gl. profatui\ loquitur, glan-
84 spl, skl, stl, sl. [§ 50, 5. 6
stlinnim gl. famine sancto nc. ystlwn ^connection, kind', cy-stlwn
'kindred, affinity' : Substaiitivstamm *splondo-^ Kausativstamm
*splondl- zu lat. splendere 'glänzen' lit. spien dz iu buchte'; ir.
sliasat, sliasait 'Schenkel', sliss 'Seite', Gen. slessa nir. slios
Gen. sleasa c. ystlys : "^ spUg'h-stu- u. s. w. zu gr. TrliGOo/xai
'schreite aus', Ttlix^g '^^i® Stelle zwischen den Hüften und den
Schamteilen' skr. plehate 'geht, bewegt sich' (idg. Altern, sp : p). —
skl ist kaum belegt; ir. slind gl. imbrex br. s kl ent 'Schiefer' wird
Lehnwort aus lat. sein du la 'Schindel' sein. — stl ist im Brit. er-
halten, im Ir. mit sl zusammengefallen : c. bustl 'Galle' acorn.
bistel mcorn. bystel br. bestl : lat. bllis. Vgl. über ir. giall
'Geisel' c. gwystl u. s. w. in § 87.
6) Idg. sl tritt im Ir. im Anlaut als sl- auf, das der Lenition
zu hl (nir. auch Ih mit stimmlosem l, Asp. i Irsk S. 22) unterliegt.
Derselbe Anlautswechsel hat einst auch im Brit. bestanden (sl wurde
c. ysl, hl im C. stimmloses ?, im Corn. und Br. stimmhaftes l), ist
aber früh aufgehoben worden, wobei teils die lenierte, teils die nicht
lenierte Form verallgemeinert worden ist (das in dieser Weise ver-
allgemeinerte stimmlose l ist im C durch Analogiebildung der
Lenition zu stimmhaftem l unterworfen). Beispiele: ir. sluag 'Schar',
teg-lach 'fiausgenossenschaft' c. llu 'Heer', teulu 'Familie' acorn.
luu mcorn. lu 'Heer', acorn. teilu 'Familie' gall. Catu-slugi
VN (statt -slogi) : asl. sluga 'Diener' (nach der femininischen
Endung urspr. "Dienerschaft") ; — ir. sliab'Berg' c. llwyf 'Boden,
Söller' : gr. llip' Tterga acp* rjg vöwq gtccCsl, vgl. alyl-Xiip 'steil'
und «Am//* Tcetga (rjlißaTog 'jäh'?); — ir. slemun 'glatt' c. llyfn
ds. abr. limn-collin gl. tilia, gurlimun gl. deliniti mbr. di-leffn
'hart' : lat. llma 'Feile', llmax 'Schnecke' gr. Xeii.ia^ 'nackte
Schnecke' an. slim 'Schleim' poln. slimak 'Erdschnecke'; ir. slat
fem. 'Rute' nir. slat c. llath, yslath br. laz : aengl. Isepfa ahd.
latta 'Latte' (idg. Altern, sl : l). Die Gleichung yslywen 'Aal'
br. stlaonenn 'anguille nouvellement nee', Plur. stlaon : ahd.
slango 'Schlange' ist falsch; yslywen, sluan Sweet 431, slowan
Carnarvon sind umgestellte Formen des Kompositums llys-w-en;
stlaon ist wohl ein Kompositum von sil § 48, 2 S. 72 (etwa *sil
haiTv 'Sommerbrut' mit Betonung des letzten AVortes; -oü deutet
jedenfalls auf ein leniertes m). C. ystlwyn neben llwyn 'Hain'
ist mir unklar.
Im Inlaut ist sl zu // geworden: ir. coli 'Hasol* u.s. w. S. 32;
nir. dilleacht 'Waise' zu ir. slicht 'Geschlecht'. Vielleicht wird
§ 50, 6—9] sl, Is, skn, stn, sn. 85
U nach cinciri langen Vokal verkürzt : ir. täl 'Zimmeraxt': ahJ.
delisala 'Beil, Hacke' asl. tesla 'Axt' (lit. tasyti abl. temtl 'be-
hauen' skr. tdk^äml 'behaue' lat. texö 'webe' gr. xtAXiav skr. idksan-
'Zimmermann'); die Grundform des ir. AVoites war wohl *tok'slo-,
vgl. S. 90. — Über die mit dem Präverb ir. ess komponierten For-
men s. § 585. Reduplizierte Formen zeigen zum Teil die Anlauts-
behandlung der Gruppe: ro sei ach 'ich habe geschlagen' zu slig-.
7) Idg. Is : ir. all 'Klippe', Gen. aille : gr. nilla- ll^og
Hcs. ahd. felis 'Fels' an. fjall 'Berg' skr. päöäna-s 'Stein'; ir.
mellaim 'ich betrüge' : lett. me'ls-t 'verwirrt reden'. Die Ety-
mologie der gallischen Wörter mit Is (z. B. belsa 'Feld') ist nicht
bekannt.
8) Idg. skn- ist wohl mit sn- zusammengefallen : ir. sned u.s.w.
S. 41. Idg. -stn- : ir. asna 'Hippe' c. eisen, äsen corn. äsen:
lat. asser 'dünner Balken' zu os 'Knochen', Gen. ossis (ss imklar)
gr. ooziov alb. aH arm. oskr (sk aus stk) skr. dsfhi^ Gen. asthnäs,
gr. aoTQccyalog 'Knöchel' arm. azdr 'Hüfte' c. asgwrn 'Knochen'
corn. ascorn br. askourn (zur Bedeutung 'Rippe' vgl. lat. costa
'Rippe' neben asl. kosti 'Knochen').
9) Idg. sn ist im ir. Anlaut erhalten, unterliegt aber der
Lenition zu hn (nir. auch nh mit stimmlosem n, Asp. i Irsk S. 22 f.).
Dieser Anlautswechsel wird auch im Brit. bestanden haben {hn > n),
ist aber früh aufgegeben worden, wobei in der Regel die lenierte
Form durchgeführt worden ist. Beispiele; ir. snäm 'Schwimmen'
c. nawf br. Inf. neuiTvi : skr. snä-mi 'bade mich' umbr. snata
'umecta' lat. nö, näre 'schwimme' gr. viw] ir. sniim 'spinne'
u. s. w. S. 68; ir. snäthat 'Nadel' nir. snäthad c. nodwydd ac.
notuid mbr. nadoez nbr. nadoz ; zum vorhergehenden Wort,
vgl. got. ncßa 'Nadel' (idg. Altern, sn : n); ir. snäthe 'Faden' c.
noden ds., ysnoden 'Band' acorn. snod gh uitta br. neud-enn
'Faden' gall. nate gl. fili (Endlichers Gl.): zu den vorhergehenden
Wörtern (sind etwa die Formen mit sn aus engl, snood 'Haarband'
entlehnt?); ir. snad- 'schützen', s. Verbalverz. ; ir. snob 'suber'
an. na? fr 'die äußere Rinde der Birke' (idg. Altern, sfi : n; Liden,
IF Anz. V 127); ir. snigid 'tropft, regnet', sn echte 'Schnee' c.
nyf 'Schnee' : lat. ningit 'schneit', nix 'Schnee' gr. Akk. vlq^a
got. snaiivs lit. s nie gas asl. snegü ds. aw. snaezaiti 'schneit' skr.
snihjatl 'wird feucht'; nir. snuadh 'Gesichtsfarbe' c. nudd 'Nebel'
lat. nübes.
Im Inlaut: ir. huinnius gl. fraxinus nii\ f uinnseög c. onn-en
86 sn, ns, sm. [§ 50, 9 — 11
acorn. onn-en br. ounn-enn : lat. ornus ^wilde Bergesche' (mit
Schwund eines Vokals zwischen r < s undn) lit. usis iisljaseni (ent-
fernt verwandt mit an. askr 'Esche' gr. o^uri 'Buche' alb. ah 'Buche'
arm. haci 'Esche'); ir. crann 'Baum' S. 44; ir. bronnaim S. 54,
Gen.gobann §455 (abrit. Gobannio ON gall. Gobannilnus MN),
Gen. bronn S. 73 (bruinne 'Brust' mc. brynn 'Hügel'). Nach
langem Vokal : nir. fäinne an lae 'Anbruch des Tages' zu ir. fair
U.S.W. S. 82. C. ceinach fem. 'Hase' ist mit der Endung -ach aus
einem *cein < ^k'asnl erweitert: ahd. haso pr. sasins skr. sasa-s
(das zweite s durch Assimilation; vgl. Zupitza, KZ XXX VII 403).
— In der Eeduplikation hat sn die lenierte Anlautsgestalt: mir.
senaich Prät. von snigid 'tropft'. Nicht lenierte Anlautsform in
ad-co-sna 'petat', im-fre-sna 'kämpft', s. Verbalverz. sni-.
10) ns erscheint im Kelt. als ss, s (im Irischen mit Ersatz-
dehnung des vorhergehenden Vokals §94, 3): gall. essedum 'Kriegs-
wagen' : aus Präposition *e/^ 'in' und Wurzel *sed- 'sitzen', vgl.
gr. iviÖQä 'das Daraufsitzen, Hinterhalt'; ir. essi 'Zügel' S. 47;
ir. geiss 'Schwan' : lat. anser 'Gans' gr. /?yV ahd. gans lit. z^sis
asl. (jq^si arm. sag 'Gans' (umgestellt) skr. hqsci- 'Gans, Schwan';
ir. fes ichtarach 'unterer Bart' (= 'Schamhaare'), f esöc 'Bart' (zu
find 'Haar' §69) : asl. V(^sü 'Bart' (sekundär f^ü); ir. fulös 1. Sing.
Konj. von folong-; c. cesail 'Armhöhle' ncorn. kazal br. kazel :
*qi^k's- zu ahd. hahsa 'Kniebug des Hinterbeins' (ohne n) aengl.
höh 'Ferse, Kniebug' (ohne s) an. hsell 'Ferse' (aus germ. *hanhila-)
lit. kenkle 'Kniekehle'. Ir. mi 'Monat', Gen. mi's c. mis acorn.
mis br. miz : lat. mensis gr. f^ii^v ds. (got. mena 'Mond' lit. menuo
ds. asl. mesqci 'Mond, Monat' alb. muaj 'Monat') arm. amis 'Monat'
(skr. mäs 'Mond, Monat'). Gall. Akk. Flur. Lingonas, artuass
ir. cona : gr. xvv-ag (idg. -i}s). Vgl. ir. grees 'Angriff' § 87.
Über nsni s. unter 11).
11) Idg. sm- ist im ir. Anlaut erhalten, kann aber nicht le-
niert werden. Es ist trotzdem anzunehmen, daß auch in diesem
Fall ursprünglich ein Anlautswechsel bestanden hat, der im Ir. zu
Gunsten der nicht lenierten Form aufgehoben wurde; im Brit.
wurde dagegen die lenierte Form (m) verallgemeinert. Beispiele: ir.
smech 'Kinn' (nir. smeig nsch. smig) : ae. ma3r(e) 'Lippe' (Zupitza,
KZ XXXVII 401) lit. smakrä 'Kinn' sdh.injekrd 'Kinn, Bai't' arm.
moru-lc , mauru-lc 'Bart' skr. smasrti- 'Schnurrbart' (das erste s
durch Assimihition); ir, smir 'Mark' Gen. smcra nir. smior, Gen
smeara c. mer (br. mel mit / durch romanischen Einfluß, vgl.
§50, 11. §51] Idf;. sm, ms. Das stimmhafte .s*. 87
fr. modle) gall. Smerius, Smertullus MN : alid. smero ^Fe%
Sclimeer' (gr. oitiv^lCw Wbe' lit. smarsas 'Fett'); ir. smer 'Brom-
beere' II. s. w. S. 67.
sm im Inlaut: ir. am 'ich bin', ammi 'wir sind' § 639; ir.
boimm 'Bissen, Stück' : skr. bhas-man- 'Asche' nhd. bamrae 'Brot-
schnitte' (gr. \pcof.i6g 'Bissen' mit anderer Vokalisation); zalilreich
sind die Belege für verschiedene -6'm-Suffixe (vgl. § 401, § 456):
ir. beim 'Schlag' corn. bom ds. br. boem, bom 'rehaut entre deux
sillons' : '^hhel-smn, zu ir. benim 'schlage' s. Verbalverz.; ir. timme
'Hitze' nir. time 'Furcht' c. twym 'Hitze' acorn. toim 'heiß',
tun -der 'Hitze' mcorn. tommans 'let him heat', tommys 'heated'
ncorn. tubm 'cahdus' mbr. toem nbr. tomm 'heiß' : über die
Grundform vgl. S. 93; s. ebenda über ir. femmuin 'Meergras' c.
gwymon br. goumon 'goemon'; ac. ruimmein gl. uincula nc.
rhwym 'Band' : ^retg-srnn^ zu ir. -rig- 'binden', s. Verbalverz.
(mbr. rum 'bände' nbr. rumm 'Abteilung von Menschen' kann nur
als *roi(j-smn hierher gestellt werden); c. drem br. dremm 'Ge-
sicht' S. 42; nir. dream 'Schar, Abteilung von Menschen' 'a band,
a Company' br. dramm 'Bündel' : gr. ÖQaxf^^ 'Drachme', ögayfia
'Handvoll', vgl. dQaooo(.iaL 'greife' (das br. Wort setzt einen Nasal
vor dem A;-Laut voraus); ir. ceimm 'Schritt' und leim 'Sprung'
S. 47; die Suffixform -nsm- ist vorbildlich geworden: ir. reimm 'Lauf'
nir. reim c. rhamu 'sich heben' : *r7jLtsmii; zu ir. rethim 'laufe'
s. Verbalverz. -msm- hegt vielleicht vor in ir. cumme 'gleich' :
*k'om-smijo- (Präposition ^k'orn- und Ableitung des Zahlworts 'eins',
vgl. gr. fem. |ti/a). -rsm- -ls7n- in ir. gorm 'blau', tai Im 'Schlinge'
§ 99, 6. — Für das Gallische ist Ro-smerta GN, weil komponiert,
nicht beweisend; ebensowenig Cintusmus MN, Cintusmia FN,
denn zwischen s und m ist ein a ausgefallen, vgl. c. cyntaf 'der
erste'.
ms mußte im Kelt. mit ns zusammenfallen; liegt vielleicht in
ir. cessim 'ich leide' vor, s. S. 53.
i^ 51. (Das stimmhafte s -= z.) Vor den stimmhaften Ge-
räuschlauten erscheint in den idg. Einzelsprachen ein stimmhafter
5-Laut (z), der sich jedoch in mehreren Fällen als etymologisch
identisch mit dem stimmlosen s erweist (s. unten bei ir. net, odb);
auch wurde er von dem Sprachbewußtsein vielfach als mit dem
sonstigen s identisch aufgefaßt und konnte daher, so bald er von
der Berührung mit dem stimmhaften Geräuschlaut befreit wurde,
zur stimmlosen Aussprache zurückkehren (asl. mozgü 'Gehirn' : lit.
88 Das stimmhafte s. [§ 51
smägenes 'Gehirn'). Da die stimmhafte Aussprache eines s vor
einem stimmhaften Geräuschlaiit keine lautpsychologische Notwen-
digkeit ist, so bleibt es unsicher, ob im Idg. s oder z gesprochen
wurde; das Keltische geht aber von einem z aus, das im Gallischen
s geschrieben wird, im Neukeltischen zu d geworden ist: mir. medg
'Molken' nir. meadhg (Arran vlejg) c. maidd (äg > dj) ncorn.
meith abr. meid gall.-lat. *mesga (aus fr. megue zu erschließen) :
*misgä zu gr. i^doyto 'mische', vgl. skr. ä-miksä 'Quark von Milch'
an. mysa 'Molken' (aus *mihswön-); ir. Tadc, Tadg MN nir.
Tadhg (Arran Tejg, Gen. Hejg) gall. Moritasgus, Tasgius,
Tasgillus, Tasgetius MN; ir. bedg 'Sprung', dorrubidc gl.
iaculatum esse nir. beadhgaim, biodhgaim 'I start, rouse,
startle' (die Dehnung des Vokals ist vom dh bewirkt) c. baidd
'challenge, daring', beiddio 'to dare, to challenge' (im ir. Para-
digma hat sich mit bidc- eine nicht verwandte Wurzel mit rg ge-
mischt : dibirciud 'werfen' c. bwrw); nir. ladhg 'Schnee'; ir.
odb u. s. w. S. 32 (aus *osth-bh- zu skr. dsthi S. 85). dd verschmilzt
zu einem Laute (air. mir. t, nir. d, brit. ^) : ir. net 'Nest' nir. nead
c. nyth acorn. neid ncorn. neith br. neiz : lat. nidus (z mit Er-
satzdehnung geschwunden) ahd. nest skr. nldä-s ds. (arm. nist
'Sitz'; Ht. lizdas 'Nest' asl. gnezdo ds. sind unklar), vom Präverb
*ni- und der Wurzel *sed- 'sitzen'; ir. cet 'Erlaubnis' nir. cead :
lat. cedö 'weiche' aw. sjazd-, sizd- 'zurückweichen' (idg. Altern.
k'j : li); ir. setim nir. seidim 'blase' c. chwythu s. Verbalverz.;
ir. gat 'Weidenrute' nir. gad : lat. hasta 'Stange, Spieß' [st aus
idg. sdh) got. gazds 'Stachel' asl. gvozdi 'Nagel'. Vgl. § 69.
Für den Anlaut kommt in Betracht: ir. bech 'Biene' nir.,
nsch. beach ds. (beachän, beach capaill, meach capaill
'Wespe'; Arran sn'iax 'Biene', leniert vqx^ Gen. Plur. na niax)
nsch. sbeach, speach 'Wespe', conn-sbeach 'Hornis' c. beg-
egyr 'Drohne' : gr. ocpiq^ 'Wespe' (beach und sbeach sind wohl
alte Doppelformen; meach stammt aus dem bei diesem Worte
häutig verwendeten Gen. Plur.; nach dem Verhältnis beach :
sbeach wurde zu meach ein sinax gebildet; asl. hicela 'Biene'
kann verwandt sein; i kann aus e entstanden sein, vgl. viceni
'gestern' wahGn vecerü 'Abend'; lat. fücus 'Drohne' muß fern bleiben).
Ferner ir. tenge nir. teanga 'Zunge' mc. tafawt nc. taf od acorn.
tauot mcorn. taves, tavas br. teod : lat. dingua > lingua
an. tunga aw. hizvä- (// aus s). zd- hätte also anlautend air, nir.
t, inlautend air. t, nir. d ergeben.
§ 52J Idg. z. Idg /. 89
^ 52. In einigen Fällen tritt statt des s der übrigen Sprachen
im Gr. zwisclieji einem /..-Laut und einem Vokal ein t, /> auf [x
nach einer ursprüngliclicn Tenuis, ^ nach einer ursprünglichen
Tenuis aspirata oder Media aspirata). Es ist bis jetzt nicht ge-
lungen, dies r, ^ als eine griechische Sonderentwickelung zu er-
klären (ein Versuch bei Verf., IF V 84 ff.; er scheitert aber an gr.
dfi^'iog), und man setzt daher gewöhnUch für diesen Fall ein idg./
an (Verf. IF XXII 360 setzt idg. s : dialektisch t aus idg.-sem. d
an). Dies „idg. /" alterniert mit s. Neben gr. xtyjuav ^Handwerker,
Zimmermann, Erzeuger' (oben S. 96) steht xi^viq 'Kunst, Hand-
werk' mit XV aus ksn und xtAo<i 'das Erzeugte, Kind'.
Dem hier beschriebenen gr. r, ^ entspricht kelt. i, d : ir. art
'Bär' c. arth gall. Deae Artioni (vgl. Zupitza, KZ XXXVII
393) : lat. ursus gr. agyiTog (alb. ar-i^ arm. arg vgl. KZ XXXVI
106, XXXVIII 208) aw. aram- (npers. xirs vgl. KZ XXXVI
165) skr. rkm-s; ir. tinaim 'schwinde zusammen, verschwinde'
abr. tinsot gl. sparsit : gr. (pd^tvco 'schwinde', cpd^ioig 'Schwind-
sucht' aw. xmjö 'um zu verderben' skr. kHnami 'vernichte', Mlti-s
'Hinschwindung', lat. sitis 'Durst' (und ahd. swinan 'hinschwin-
den'; Anlaut etwa ^^h^h^w-?).
Ir. indhe 'gestern' c. doe u. s. w. (S. 67), zunächst aus ^dijes:
lat. herl gr. x^^S an. i gser ahd. gestaron alb. dje (d aus gh;
Grundform "^ghes) np. dl (d aus g'Ji) skr. hjas (ursprünglicher An-
laut ghpj-, s. Meillet MSL IX 373 ^ und XI 317); ir. du (wohl
fem.) 'Ort' (isindüu Wb. 27b 7, Dativ; nach du in-imfogni fri
foxlid, is do digail teit hi suidi Ml. 27c 10 'überall [jeder
Ort], wo es den Ablativ regiert, da bezieht es sich auf Rache'), don
'Stelle' Akk., s. Sarauw S. 87; Dat. dun AfcLex. I 294, IF XII
189 (vielleicht sind du und don aus einem einheitlichen Paradigma
dadurch hervorgegangen, daß in gewissen stehenden Redensarten
ein genitivisches Objekt als Akk. aufgefaßt wurde): gr. ;f^wV 'Erde'
lat. humus lit. zeme asl. zemJja alb. de (d aus gh; dazu demß
'Raupe', vgl. asl. zmija 'Schlange', Liden AfslPhil. XXVIII 38)
aw. Nom. zä skr, kmm-; davon abgeleitet ist ein Wort mit der
Bedeutung 'Mensch' : ir. duine c. dyn (y ist Umlaut eines Uy das
nach § 26, S. 33 aus o entstanden ist) corn. den br. den : vgl. lat.
homö aengl. guma und lit. zmo-güs, Plur. zmönes (zum ir. n
aus m vor j vgl. § 99, 2) ; besonders merkwürdig ist die Vokalisation
in lat. hü man US 'menschlich' (it aus oi^ vgl. Brugmann, IF XVII
170fi'.) ir. döini nir. daoine; es handelt sich um eine idg. Alterna-
90 Idg. J). Idg. p; Allgemeines und Anlaut. [§ 52. 53
tion oi -.jo, so daß der ursprüngliche Anlaut von gr. xd^wv u. s. w.
g'hpj- gewesen sein muß (ein ; in der Anlautsgruppe setzt jetzt
auch Trombetti an, I pronomi personali, Memorie della R. Acca-
demia delle Scienze dellTstitutO di Bologna, Classe di Scienze
Morali, Sezione storico-filologica, Ser. I Tom. I, Bologna 1908,
S. 116).
Ir. täl S. 85 gehört zu einer Wortsippe, die im Gr. x hat;
ob man diesen Umstand für die Erklärung der lautlichen Form
des Wortes verwerten darf, ist mir zweifelhaft; vor l wäre wohl
nicht p, sondern s zu erwarten.
Das idg. p,
§ 53. Das idg. p (lai, gr. p^ germ. fj lit., sl. alb. p, arm. h-,
Schwund, -w-, skr. p) ist im Keltischen anders als die übrigen idg.
Verschlußlaute behandelt worden. Es ist überall zu einem Reibe-
laut geworden, zunächst wohl zu einem bilabialen /"; an diese Aus-
sprache erinnert noch die Entwickelung der Gruppe sp (§ 49, 1
S. 75) und die auf einem p beruhenden ^«/'-Diphthonge (§ 56).
Vor s (§ 49, 1) und t (§ 55) ist das f zu x geworden; in den
übrigen Stellungen schritt es bis zur Stufe h weiter. Dies h ist
im Air. im Anlaut vor Vokal noch vielfach erhalten, aber deutlich
im Schwinden begriffen; in den übrigen Fällen ist es geschwunden;
im Brit. ist. das aus p entstandene h überall geschwunden. Genau
dasselbe Schicksal wie p hat idg. ph gehabt. Vgl. u. a. Stokes,
Irish Glosses S. 68, Rhys Rc. II 195f., Verf., Asp. i Irsk 124—146,
Thurneysen IF Anz. IX 43ff., Stokes BB XXIII 44.
Anm. Nur in den Fällen, wo nach § 335 Assimilation an ein k"^ der
folgenden Silbe eingetreten ist (ir. coic 'fünf, aber de-ac '-zehn'; c. pobi
'backen'), ist idg. p im Keltischen nicht spirantisch geworden.
Beispiele für den Anlaut: air. on hurid 'ab anno priore' nir.
i n-uraidh 'voriges Jahr' : gr. tzIqvol 'voriges Jahr' an. i fiorj)
arm. heru skr. pm'üt (lit. pernai 'im vorigen Jahre'); air. bucht
nir. ucht 'Busen, Brust' : lat. pectus 'Brust'; ir. athir 'Vater'
S. 31; mir. iasc 'Fisch' : lat. piscis (daraus entlehnt c. pysg corn.
pysk br. pesk) got. ßsks (poln. piskorz 'Beißker' russ. piskari
'Gründling'); — ir. en 'Vogel', Gen. eoin c. edn acorn. hethen
mcorn. ethen ds. abr. etn-coilhaam 'halte Vogelschau' mbr. ezn
'Vogel' nbr. evn, ein, ac. eterin 'Vogel', Plur. atar nc. aderyn,
adar ds. nc. ad an 'Flügel' abr. atanocion gl. aligeris, attanoc
gl. uolitans : zu lat. penna 'Feder' gr. 7€Teq6v ahd. fedara asl.
pero skr. paltra-m ds., gr. Tchofiai 'fliege' skr. pdtämi ds. lat. petö
§ 53] Idg. P'. 91
'suche' (zu dieser Sippe gehört noch iic. hed, hedeg 'das FHegen',
das jedoch kaum ein erhaltenes h < /* hat, sondern eher aus der
ein Präverb enthaltenden Nebenform eh-ed, eh-edeg durch Schwund
des anlautenden Vokals entstanden ist); — air. hil 'viel' : gr. TtoXig
got. filu skr. puru-s\ ir. liith 'Getreide' S. 41; ir. arco 'ich bitte'
S. 44; air. hi'scl 'niedrig' S. 50; air. ibim 'trinke' s. Verbal verz.;
mir. orc 'Schwein' nir. orc : lat. porcus 'Ferkel' ahd. farah ds.
lit. parsas 'männliches (verschnittenes) Schwein' asl.j9ra6-^ 'Ferkel';
ir. ulcha'Bart' S.47; — air. hiress 'Glaube', am-iress 'Unglaube':
Kompositum der Wurzel *sthä- 'stehen' mit dem Präverb ir. air-
gall. are-, zu gr. rtegi, vgl. gr. Irci-aTCLfxai 'verstehe, glaube' (das-
selbe Präverb z. B. in air. hir-naigde 'Gebet', hir-chre 'Unter-
gang'; dagegen wird das proklitische Präverb ar- niemals mit h ge-
schrieben); — air. hire 'weiter' : gr. nlgä 'weiter' lat. perendie
'übermorgen', peregre 'in der Fremde' got. fairra 'fern' arm. heri
^\iY.para-8 ds.; — mir. ed 'Zeitraum' gall. candetum (statt *can-
tedum) 'spatium centum pedum' : gr. ntdov 'Erdboden' an. fet
'Schritt' arm. het 'Fußstapfe' skr. padä-m 'Schritt' lit. pedä 'Fuß-
stapfe' lat. op-pidum 'Stadt', oppidö 'völlig' (dazu ir. in-ad
'Ort', ata inad a da traiged isind Iic 'die Spur seiner Füße ist
auf dem Steine'; aus "^eni-pedo-; vgl. Falk og Torp, Etym. ord-
bog fjed); — ir. alt 'iunctura, artus' : got. falßan 'falten' gr. ÖLTtld-
oiog 'doppelt' skr. putam 'Falte'; ir. ür 'grün' (air. hur da) c. ir :
lat. pur US 'rein'; mir. Heriu 'Irland' (latinisiert Hibernia) c.
Iwerddon ds., mor Ywerydd 'das atlantische Meer' : gr. Ilu-
Qiogj Tlugla; gall. Hercynia silua : got. fairguni 'Berg' lit. Per-
künas 'Donnergott'. Vor Konsonanten: c. rhyd 'Furt' acorn. rid
abr. rit gall. Augusto-ritum ON : lat. portus 'Hafen' ahd.
fürt 'Furt' an. fior|)-r 'Bucht, Fjord' aw. pdvdtu-y pdsu- 'Brücke,
Furt'; ir. renim 'verkaufe' s. Verbalverz.; ir. raith 'Farnkraut'
nir. raithneach c. rhedyn acorn. reden br. raden gall. ratis :
*prati- vgl. lit. papärtis russ. pdporoti und weiterhin gr. 7VTEQig
ahd. farn ds. skr. parnd-m 'Flügel, Blatt'; ir. li'n S. 50, hin
'voll' S. 52, läm 'Hand''s.53, lär S.48, lethan S. 43; ir. ess-lu-
'entkommen' s. Verbalverz., fo-lluur 'fliege', luath 'schnell', lua-
main 'das Fliegen' : gr. 7cXtto 'schiffe' an. fliöta 'fließen', fliüga
'fliegen' lit. plaukiü 'schwimme' asl. pluti 'schwimmen, schiften'
arm. htüm 'schwimme' skr. pldvate 'schwimmt, fliegt, springt' (mit
anderer Bedeutungsentwickelung lat. pluit 'regnet' gr. Ttlvvco
'wasche' lit. pläuti 'spülen').
92 Idg. -p- zwischen Vokalen. [§ 54
§ 54. (Idg. p zwischen Vokalen), -a/j-; ir. caera 'Schaf
nir. caora c. caer-iwrch ^Eehbock' : ^'qapero- (mit Weiterbildung),
vgl. lat. caper 'Bock' gr. Ka^cQog 'Eber' (und ^aidolov tov avdgog)
an. hafr 'Bock' arm. hawr-an 'Herde von Ziegen oder Schafen'
(h aus idg. q) skr. kaprth- 'penis'; ir. saer 'artifex' (säer oc sui-
digud sillab 'an artist in puttin g syllables' Sg., nitat soir huili
oc tintuüth 'all are not skilled in translating' Wb.; wird für das
Sprachbewußtsein teilweise mit dem etymologisch verschiedenen
söir 'frei' zusammengeflossen sein) nir. saor (saor cloiche 'a ma-
son', saor crainn 'Zimmermann') c. saer 'wright, artisan' : *sapero-
zu lat. sapiö 'verstehe' ahd. int-seff(i)u 'merke', Prät. int-suab.
In diesen beiden Wörtern hat der Hiatus lange genug bestanden,
um den Zusammenfall der Gruppe a-e mit idg. ai im Brit. zu ver-
hindern. Ir. cro 'Gehäge, Verschlag, Stall, Hütte' nir. crö ds. c.
craw 'hovel, pig-sty' br. kraou, krao 'Stall' : *kra-o (bei diesem
Ansatz erwartet man br. krao) < "^k'rapo-s : asl. stropü 'Dach,
Boden' an. hröf 'Dach' (IF Anz. XIII 51). up- im Anlaut ergibt
urkelt. IV, s. die Präverbia ir. fo- 'unter', for- 'über' § 585. In-
lautendes -i^p- muß jedenfalls ein anderes Resultat ergeben haben;
es liegt vielleicht vor in ac. Cruc Leuyrn ON nc. Llywernog
ON acorn. louuern 'Fuchs' mcorn. lowarn br. louarn V. loarn
abrit. Louernaci Gen. MN gall. AovtQVioq MN (schott.-engl.
Lome aus dem Brit.?): zu der in der Vokalisation schwierigen
Sippe von skr. löpäsd-, löpäka- np. rohäh arm. aliies gr. aXvncri^
u. s. w. (Rhys, Lectures ^ 389 f.). Der Hiatus müßte lange genug
bestanden haben, um den Zusammenfall mit idg. uiv (S. 61) zu
verhindern; darauf hätte sich ein iv im C. und Com. entwickelt,
im Br. aber nicht, oder wenigstens nicht so, daß dadurch ein Zu-
sammenfall mit idg. ow bewirkt worden wäre.
epö- liegt vielleicht vor in ir. fir-ian 'gerecht' c. iawn ds.
(mc. nc. gwirion 'unschuldig') acorn. eun-hinsic gl. iustus (Gegen-
satz cam-hinsic) abr. eunt gl. aequus (mit unetymologischem ^?)
nbr. eeun (d. h. eön) : got. ihns 'eben' (idg. Altern, '^epöno- : "^epnO');
-Ipo- in c. einion §69. -ep- vor dem Auslaut : ir. te 'heiß' (Nom.
Plur. teit) : lat. tepcns 'warm' skr. tapant- (asl. teplü 'warm' alb.
f-toh 'mache kalt'); ir. nia3 'Schwestersohn', Gen. niath c. nai
(Plur. nciaint ist Analogiebildung nach cer-aint 'Freunde') acorn.
noi br. ni, Plur. nied : lat. nepös 'Enkel' ahd. nefo 'Neffe' lit.
nepotis 'Enkel, Neffe' alb. n'ip 'Neffe' skr. napät- 'Enkel' (über
die irische Nominativform vgl. § 447; c. nai geht auf *7iepöt- zu-
§55--56J -ft-; -pn-. 9!^
rück: -ö- in der Auslautssilbe > ü > l, vgl. rhai oben §45, 4; -^on
dem dort angeführten corn. und br. re weichen die cornischen und
br. Formen dieses Wortes in mir unklarer Weise ab), epe- vor der
auslautenden Silbe ist mit dem idg. Diphthong ei zusammengefallen :
ir. iar n- 'nach' (einsilbig), an-iar 'von Westen', s-iar 'westlich' :
*epero-7n vgl. got. afar 'nach' skr. apara- 'später, westlich' zu gr.
arto 'von', ItcL 'nach'; so ist auch der Plur. teit (von te 'heiß') zu
erklären, epe- vor einer weiteren nicht auslautenden Silbe ist im
Ir. zu e geworden : ir. timme 'Hitze' c. twym u. s. w. § 50, 11
aus *tepesmijä, ^'tepesmijL; ir femmuin, fem nach 'Meergras' nir.
feamain, feamnach (nir. feam 'a rubber-like stump on which
the long, broad sea-weed leaves grow', auch 'Schwanz' mag ana-
logische Lautgestalt haben) : skr. vapati 'wirft, streut, sät'.
§ 55. (p vor Geräuschlauten.) ps s. § 49, 1. — pt ist im
Keltischen zu ft > xt geworden, und diese Aussprache hat sich im
Irischen bis heute gehalten; im Britannischen ist dagegen das x
mit dem vorhergehenden Vokal zu einem Diphthong oder einem
langen Vokal verschmolzen : ir. secht 'sieben' mc. seith u. s. w.
§ 48, 2; ir. necht gl. neptis c. nith (§ 255) acorn. noit (von
masc. noi S. 92 beeinflußt) abr. nith gl. nepta (§ 257) nbr. niz
'Neffe' gall. Neptacus MN (?) : lat. neptis 'Enkelin' ahd. nift
'Nichte' skr. naptl 'Enkelin' (alb. mhesd 'Enkelin' aus '^nepötjä;
asl. netijl 'Neffe'; gr. «-y€i//£og 'Vetter') (wenn gall. Neptacus MN
hierher gehören sollte, wäre pt wohl als ft zu lesen); — ir. rieht
'Form, Gestalt' c. rhith 'species' : '^'prptu-, vgl. gr. 7CQe7rw 'zeichne
mich aus' arm. ^remm 'erscheine', eres (-ps-) 'Gesicht'; — ir. cacht
'Dienerin' c. caeth 'Sklave' acorn. masc. caid, fem. caites mbr.
quaez 'gefangen' nbr. keaz 'unglückhch, arm, lieb' gall. Moenia-
coeptusMN (zu lesen Moenicaptus?): lat. captus 'gefangen' ahd.
haft 'captiuus' (zu lat. capiö 'nehme' got. hafjan 'heben' lett.
kampu 'fasse, greife' alb. kam 'habe'; auch c. cael 'bekommen,
finden'); — ir. luchtar .i. coiti bis for usque 'Boot' : ahd. louft
'Bast' an.lopt 'Dach' lit. lübos 'bretterne Stubendecke' russ. pä-luba
'Deck, Verdeck eines Schiffes; die Decke eines Zimmers' lat. liber
'Bast' (aus *luber) lit. luobas russ. lub ds.; — ir. öchtar, uachtar
'das Obere' mc. uthyr 'bewunderungswürdig' : *oup-te)'o- zu got.
iup 'aufwärts' ir. 6s, uas aus '^oiip-su § 49, 1.
§ 56. {p vor Sonorlauten im Inlaut.) -pr- und -pl- sind
nicht glaubwürdig belegt, -pn- scheint zu -n-, nach o jedoch zu
-wn- geworden zu sein: ir. ten 'Feuer', tene ds. c. tan corn. tan
94 Idg. -pn-. Idg. rp, Ip, mp. [§ 56—57
br. tan : aw. tafnah- 'Hitze'; ir. suan 'Schlaf c. corn. br. hun :
^sopno-s, vgl. lat. somnus gr. v7ivog an. suefn ds. lit. säpnas
'Traum' asl. sünü 'Schlaf alb. gumd arm. k\in skr. svapna-s; ir.
cuan 'Hafen' : an. hofn ds. (v:eiterhin vielleicht zu ahd. ha van
'Topf lat. capis 'Henkelschale', capiö 'nehme'; zur Bedeutung
vgl. skr. saras 'Trog, Becken, Kufe, Wasserbehälter, Teich, See'
gr. flog 'Sumpf, stehendes Gewässer' zu gr. eXelv 'nehmen'; dann
müßte das von mir vorausgesetzte keltische o aus a entstanden sein;
oder ist die vorgeschlagene Lautregel falsch, so daß p sowohl nach
a wie nach o zu iv geworden wäre?).
§ 57. {p nach Sonorlauten.) rp ist kelt. rr, rpj kelt. rj
geworden (vgl. Zupitza, KZ XXXV 264): ir. serr 'Sichel' c. ser
'a bill or bill-hook' : lat. sarpö, sarpiö 'schneitele ab' gr. agurj
'Sichel' lett. sirpe asl. srpü^ ir. carrän 'reaping-hook' nsch. cor-
ran : lat. carpö 'pflücke' gr. y.Q(x)ULOv 'Sichel', '/.aQTVoq 'Frucht'
ahd. herbist 'Herbst' lit. kerpü 'schere' asl. crpati 'haurire' skr.
krpäna-s 'Schwert' (dazu noch mir. cirrim 'schlage ab, vei'stümmele');
ir. farr 'Bettpfosten' (O'Dav. 1009) c. gwär 'the nape of the neck'
'the hinder part of the neck' (gwarrog, gwarllost 'the bar part
of a yoke') acorn. guar 'collum' (und wohl auch mcorn. guarak
'Bogen' 'arcus' acorn. guarac gl. diploma br. gwarek 'Bogen,
arcus'; von gwar 'krumm' §40 S. 59 etymologisch zu trennen, aber
in der Schreibung davon beeinflußt) : lit. värpa 'Ähre'; nir. searr
the timid and flighty young of all things that follow the dam, as
a foal, a child at the mother's heels, etc.', ir. ser räch nir. sear-
rach 'Füllen' : lit. stifp-ti 'heranwachsen' alb. sterpd 'unfruchtbar
(von Tieren und Frauen), junge Kuh'. Ir. cethir 'Vieh', Flur,
cethra aus * kuetwer-pöd-s 'vierfüßig' hat das rr in unbetonter
Silbe oder vielleicht eher in der Stellung unmittelbar nach th ver-
kürzt, -rpj- : c. cair 'Beere' § 21; ir. cairem 'Schuhmacher' c.
crydd acorn. chereor br. kere, kereour : zu gr. z^i^^r/g 'Schuh'
lat. carpisculum 'eine Art Schuhwerk' lit. kürpe 'Schuh' poln.
kierpie 'Bastschuhe' an. hriflingr 'Art Schuh'.
-/2> wird l: ir. cilornn gl. urceus ac. cilurnn gl. urnam nc.
celwrn 'Milcheimer' br. kelorn 'Kübel' : lat. calpar 'Weinfaß'
gr. /.dXTtrij ^/.aXuig 'Urne' skr. karpara- 'Schale'; ir. col 'Sünde'
c. cwl : lat. culpa (Stokes IF XII 191); ir. molad 'Lob' c.
mawl 'Lob', moli 'loben' br. meuli 'loben' : gr. f-i^l/tio 'singe',
^ohtiq 'C^esang' (Stokes IF XII 191). — Idg. mp ergibt (leniertes)
m\ ir. amires 'Unglaube', amulach 'bartlos' § 31 S. 47.
§58, 1.2] Idg. (lih), (j\h)] Allgemoinos uiul Anlaut 95
Die Uvularen und palatalen Mediae aspiratae und Mediae.
S 58. 1) Idg. Qh (lat. h, gr. /, germ. </, lit. g, slav.^, z, alb.^,
arm. g, g, aw. g, g, z, skr. gh, h), idg. g (lat., gr. g, germ. k, lit. </,
slav. g, z, alb. ^, arm. ky c, av. f/^ §, z, skr. ^^ ^), idg. g/i (lat. Ä^
gr. X} germ. ^^ lit. i^ slav. z, alb. ^, c?^ arm. g, aw. 2;^ skr. h) und
idg. ^' (lat., gr. g, gorm. X:, lit. z^ slav. 2^^ alb. c?; d, arm. c, aw. e^
skr. g) sind im Keltischen zusammengefallen und erscheinen als
urkelt. g. Das g ist in den neukeltischen Sprachen im Anlaut er-
halten, unterliegt aber im Sandhi der Lenition (im Ir. zu g, das
noch im Nir. als g^ im Falle der Mouillierung jedoch als j ge-
sprochen wird; im C. und Corn. zu Null, im Br. in der Regel zu
X, vgl. § 302). Zwischen Vokalen wird g zu air. g (geschrieben g,
nir. gh), über dessen weitere Entwickelung in § 59 Anm. 1 — 2 ge-
handelt wird; im Brit. schwindet es in dieser Stellung oder wird
zu w (vgl. Rhys, Rc. VI 30 f.). Vor Konsonanten schwindet g im
Ir. mit Ersatzdehnung, bildet aber im Brit. mit dem vorhergehen-
den Vokal einen auf e, y, i ausgehenden Diphthong. Nach Kon-
sonanten ist g im Air. erhalten (geschrieben g oder c, nir. g), im
Brit. ist es nach ä, r, l spirantisch oder vokalisch geworden.
2) Beispiele für den Anlaut: ir. gab im 'ich nehme' c. gafael
'halten' corn. gavel ; lat. habere 'haben' ahd. geban 'geben' ht.
gabenti 'bringen'; ir. gabul 'furca, patibulum' u. s. w. S. 39; ir.
gataim 'nehme' s. Verbalverz.; ir. gat 'Ruhe' S. 88 (mit Qhw- an-
zusetzen?); ir. in-grenn- 'verfolgen' s. Verbalverz.
c. garan 'Kranich' S. 38; ir. gemel 'Fessel' : gr. yevvo 'er
faßte', vy-yE(Aoq' GvlXaßrj an. kimbill 'kleines Bündel' asl. zirnq
'drücke' arm. cim, dem 'Zaum', cmlem 'drücke' (dazu mit intransi-
tiver Bedeutung gr. yff^ico 'bin voll' umbr. gomia 'grauidas' lat.
gemö 'seufze'); ir. garg 'raub, wild' nir. garg : gr. yoQyog 'furcht-
bar' arm. karcr 'hart'; ir. glenaid 'bleibt stecken' c. Inf. glynu
mbr. en-glenaff: ahd. chlinu 'klebe, schmiere', vgl. lat. gleiten
'Leim' gr. yXoiög 'schmutziges Öl' lit. glite 'Klebrigkeit, Fischleim'
asl. glina 'Ton, Lehm'; ir. glomar 'Zaum' : lat. glomus 'Knäuel'
mild, kl am 'Krampf, Beklemmung, Fessel' lit. glemz-ti 'Biegsames
unordentlich zusammenstopfen', giv in ir. boss § 49, 5 S. 79.
ir. geis § 50, 10; ir. gam 'Winter' S. 66; ir. gerr 'kurz'
§ 50, 4 S. 83; c. gwddw § 26, 2, S. 63, nir. gead § 97, 3.
ir. gein 'Geburt' (vgl. Verbalverz. gain-) c. geni 'geboren
werden' br. genel 'gebären': lat. gignö 'erzeuge' gr. yiyi'Ofiav
96 g- > giv- im Brit. — g(//), g\h) zwischen Vokalen. [§ 58, 2. 3. 59
Verde' ae. cennan 'erzeugen' arm. cnanim 'erzeuge' skr. ^anämi
ds.; ir. gnäth 'bekannt' S. 48; ir. do-roi-gu s. Verbalverz.; ir.
gop 'Schnabel, Mund' § 97, 5; ir. gö 'Meer' (O'Cl.) : arm. cov
'Meer' (Stokes IF XII 191).
3) Durch einen meist nicht-lautgesetzlichen Vorgang ist im
Brit. nicht selten gw an die Stelle eines g getreten : ir. gae 'Speer'
c. gwaew ds. acorn. hoch-w;uyu corn. gew 'Speer, Schmerz',
leniert wew mbr. goaff 'gaffe, lance' gall.-lat. gaesum gall.-gr.
yaioog: an. geirr 'Speer' gr. /ofTog 'Hirtenstab'; ir. gniu 'tue,
mache' c. gwnaf (einsilbig) corn. guraf, graf, leniert wraf mbr.
groaff s. Verbalverz.; ir. ad-gen 'erkenne' c. at-waen corn.
3. Sing, as-won s. Verbalverz. gnin-; ir. gelt-both gl. pabulum (for
celt-baidi Ml. 100b 17, zusammengeschrieben, mit der im Wort-
innern üblichen Bezeichnung des g nach r), gelim 'grase' c. g wellt
'Gras' corn. gwels abr. gueltiocion gl. fenosa nbr. Ouessant
guelt, sonst geot, ieot : lat. gula 'Speiseröhre' ahd. kela 'Kehle';
ir. gen 'Lächeln' c. gwen : gr. yavdco 'glänze, erfreue mich'. Vgl.
dazu noch §62. Bei c. gwnaf handelt es sich um Einfluß seitens
der übrigen Formen des Paradigmas; bei at-waen kann mc. gwnn
'ich weiß' im Spiele sein; bei gwellt ist an gwair 'Heu', gwallt
'Haar' zu erinnern; bei gwaew würde es nahe liegen, Assimilation
an das folgende w anzunehmen. Nicht hierher gehören c. gwyllt
'wild' corn. gwyls abr. gueld-enes gl. insula indomita, da sie
nach Ausweis des got. wilpeis 'wild' ursprünglich mit w- anlauten;
ir. geilt 'wild' ist entweder etymologisch verschieden oder aus dem
Brit. entlehnt.
§ 59. {qIi, Qy g'h, g zwischen Vokalen.) 1) ag- (> brit. a;
age > brit. ae; agi > brit. ei): ir. atom-aig 'adigit me' c. corn. br.
a 'geht', vgl. ac. agit : lat. agö 'führe' gr. ayo) ds. an. aka 'fahren'
arm. acein 'führe' skr. agämi 'treibe'; — ir. mag 'Ebene, das freie
Feld' (im-maig 'draußen' Arran i9)mp, vor Vokal [d)myj Donegal
dmivix\ ir. immach 'hinaus') c. ma 'Ort' corn ma gall. Arganto-
magus ON (c. y-ma 'hier' u. s. w. § 513, c. mae 'wo ist' corn.
ymma 'ist' br. ema § 638): w^ohl zu skr. mahl 'Erde'; davon ab-
geleitet ir. magen 'Ort' c. maen 'Stein' corn. men br. mean (die
Bedcutungsentwickelung 'Erdboden' > 'Stein' wird in einer Gel)irgs-
gegend stattgefunden haben; vgl. noch c. Isal-maen 'Holland');
Plur. mc. mein nc. main corn. meyn, myn br. mein), c. maes
'offenes Feld' corn. mes br. meaz; — ir. dag- 'gut' c. corn. br. da
S. 39; ir. aig c. ia 'Eis' S. 39, S. 65 (weitergebildet mir. aigred
§ 59, 1 — 2] Uvulare und Palatale, -ag-, -ofj-. 97
nir. oififhear Dorioffal efh Arraii lalc ejh ^Eis'; leac ^Stein'); ir.
draigen '8chlelidoru' Arrau drtjdn Don(;gal dridn c. draen (Plur.
mc. drein nc. drain) acom. drain (Flur, drein) mcom. Plur.
dreyn ncorn. dren br. drean (Plur. drein) : gr. T^QXvog ^Ast,
Zweig' (t statt ^ wegen des folgenden x) russ- deren, derßn 'Kor-
nelkirschbaum' cech. drin serb. drrjen, dren ahd. tirn-pauma
^Cornea silua' (idg. Altern, -er- : -ra-); c. haeddel 'Pflugsterz' mbr.
haezl nbr. heal : gr. IxItItw c. cae 'Gehäge, Zaun' mbr. quae
'haye d'espine, seps' nbr. kae 'haie, cloture, quai', c. caer 'Stadt'
br. kear ds. : ahd. hag 'Stadt' mhd. hac 'Dornstrauch, Einfriedi-
gung' (das e von cae ist vielleicht die Pluralendung der s-Stämme);
ir. laigen 'Lanze' nir. laighean c. Ilain Plur. lleiniau 'Klinge':
zu gr. 'kaxcLiVü) 'hacke'?; ir. fraig 'Wand' nir. fraigh 'the inside
roof of a liouse; the rafters' Arran frö : skr. vra^d- 'Zaun, Hürde,
Viehstair gr. slgya) 'schließe ein'; ir. ag .i. bo 'Kuh', ag allaid
'Hirsch' (eig. "wilder Ochs") : skr. ahl 'Kuh' arm. ezn 'Kuh'
(Meillet MSL X 278). agj- (> brit. ei) : ir. laigiu, lugu 'kleiner'
(Arran lü Donegal luw) c. Hai ds. abr. nahu-lei gl. nihilo
minus : gr. elaoowv u. s. w. Auslautendes agu- ( > brit. aw-) : mbr.
lau 'gering' : gr. eXaxvg (gr. tlacpqog 'leicht' ist wohl *lnQhwr6-s).
2) og ergibt im Brit. vor dem schwindenden Auslaut meist o :
ir. trog .i. dann 'Kinder' c. tro 'turn' 'Wechsel, Zeit' com. tro
ds. br. tro ds. und 'presure, levain pour faire tourner le lait', c.
go-dro 'melken' abr. guo-troit gl. demulgitis mbr. gozro 'melken'
nbr. goero : gr. tqoxoq 'Lauf' serb. trag 'Fußstapfe, Nachkommen'
(dazu mit idg. Alternation t : dh ir. droch 'Rad' arm. durgn
'Töpferrad'; hierher vielleicht lat. trahö 'ziehe' an. Inf. draga ds.);
ir. tuige gl. stramen Arran ty, Gen. tyw Donegal tid c. to 'Dach'
corn. to br. to : zu lat. tegö 'decke', toga 'Kleidung' ahd. dah
'Dach' gr, GTtyo) 'decke' lit. stegiu ds. asl. ostegü 'uestis' skr. sthd-
gati 'verhüllt'; ir. lige 'Lager, Grab' nir. luighe Arran l£J Do-
negal Ly ac. lo 'Grab' (?) gall. Akk. lokan, ir. fo-lach 'Versteck'
c. go-lo br. go-lo : zu gr. Xixog 'Bett', loyog 'Hinterhalt' lat.
lectus 'Bett' got. ligan 'Hegen' lit. at-lagai 'lange brach gelegener
Acker' asl. loziti 'legen'; ir. mruig 'Mark, Landschaft' c. corn. br.
bro gall. brogae 'ager', Allo-broges VN: zu lat. margö 'Rand'
got. marka 'Grenze' aw. mardza- 'Mark, Grenzgebiet'. Vor -u- ist
jedoch og zu brit. ow geworden: ir. mug 'Sklave, Diener', Gen.
moga c. meu-dwy 'Einsiedler' ("seruus Dei") corn. maw 'Jüng-
ling, Diener' br. mao 'gesund' (corn. und br. mv stimmt mit gall.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 7
98 Uvulare inicl Palatale, -og-^ -iig-, -ugj-, -eg-. [§ 59, 2 — 4
Magu-rix MN; dagegen regelmäßig corn. mowes ^Mädchen' br.
maouez ^Frau'): an. mc^gr 'Sohn' got. magus 'Knabe', matvi 'Mäd-
chen' (w ausgw), magaps 'Jungfrau', vielleicht zu lit. zmogüs 'Mensch'.
og scheint ferner vor einem erhaltenen Vokal zu brit. ow (das sich
nach § 42 weiter entwickelt) geworden zu sein: abr. rogedou gl.
orgiis c. rhewydd (mit Umlaut) 'wantonness, lust' (vielleicht zu ir.
rog- 'ausdehnen', s. Verbalverz., lat. rogäre 'fragen'); über c. euod,
euon s. unten 4). Dagegen spricht ir. traig 'Fuß', Akk. traigid
nir. troigh Arran trö, tre 'Fuß als Maß' Donegal trix c. troed,
Plur. traed u. s. w. S. 39; troed könnte aber Kontamination einer
Nominativform "^tro und einer Genitivform "^ traed sein (die Alter-
nation 0 : a ist unklar). Ableitungen wie c. tro-i 'kehren', golo-i
'decken' beweisen nichts.
3) ug ergibt brit. ow. nir. ughaim 'Pferdegeschirr' ac. iou
c. iau fem. 'Joch' acorn. ieu br. ieo, geo (ist das corn. und br. e
von dem ; abhängig? V. iao) gall. Uer-iugo-dumnus GN: lat.
iugum 'Joch' gr. ll^üyov got juk lit. jüngas asl. igo cech. jho
{*jigo < ^jügo) arm. lue (l unklar) skr. jugd-m (dazu ir. cuing
'Joch' nir. cuing, wohl aus -^k'om-jiwg-); c. go-leu 'Licht' corn.
golow br. goulou ds., c. lleuad 'Mond', br. gwer-e-laouen
'Morgenstern' § 50, 3, gall. Lugu- GN, Plur. Lugoues, Lugu-
dünum ON "mons lucidus", ac. louber nc. lleufer 'Licht, Glanz'
(br. lufr 'Glanz' mit idg. ou): mit idg. Altern, g : q zu lat. lux
'Licht', lücubrö 'arbeite bei Nacht' arm. lusawor buchtend'. Ab-
weichend ist ir. luge 'Eid' c. llw br. le : got. liuga 'Ehe'; aber hier
wird für das C. ebenso wie für das Ir. und Br. -gj- anzusetzen sein.
4) eg ergibt vor dem schwindenden Auslaut brit. e: c. 11 e 'Ort'
corn. le ds. gall. legasit 'legte' : gr. lexog 'Bett' (weitergebildet
ist br. leac'h 'Ort'; Stamm *leghs-, oder zu gr. lioxi] 'Vei-samm-
lungsort' pr. liscis 'Lager'; mit auffälligem ?/ ac. gueli nc. gwely
'Bett' acorn. gueli mcorn. guely br. gwele); ir. graig 'Herde',
Gen. grega c. gre ds. acorn. gre-lin gl. lacus ("Teich, Tränke
der Herde") br. gre 'Herde' : lat. grex 'Herde', Gen. gregis (gr.
ytqyeqa- ^colXd skr. ^mma-s 'Schar'); ir. figim 'webe', fige 'Weben'
c. gwe 'Gewebe' c. gweu 'weben' acorn. guiat gl. tela ncorn.
gwia 'weben' abr. gueig gl. textrix (mit erhaltenem g) nbr. gwea ds. :
lat. uelum ^Segel, Tuch' ahd. wicchili 'Wickel'; c. bele 'Mar-
der': ahd. bilih 'Bilch' (Lehnwort? daraus stammt asl. ^/.r?:t 'Bilch-
maus'), vgl. lat. feles 'Katze, Marder'. Ein auffälliges / findet
sich im Brit. in der Sippe ir. tech 'Haus', Gen. tige, taige
§ 59, 4] Uvulare uiul Palatale, -eg-^ -egw-. 99
(s-Stanun) nir. t(»ach, Gen. tighe Arran f/ax, Gen. t'i Donepil
t'ax, Gen. tid ac. tig mc. nc. ty acorn. ti mcorn. chy iibr. ti abr.
bou-tig gl. stabiilum : gr. Ttyog 'Dach'; dazu Flur. ac. in ir
dol-te gl. in fanis mc. tei nc. tai (-i aus dem Pluralausgang der
.s-Stämme) und die Ableitung ir. tigern e 'Herr' nir. tighearna
Arran t'trN9 Donegal t'i9rM9 ds. c. teyrn 'König' (-ey- aus -ege-)
acorn. Wen-deern MN abr. Machtiern MN (und mit Suffix-
vertauschung Tiarn MN) abrit. Cato-tigi rni, Tegerno-mali
MN (Gen.) gall. Thigernum castrum ON. Daß eg unter Um-
ständen brit. ow ergeben kann, beweist ir. teg-lach 'Hausgenossen-
schaft' (: sluag § 50, 6) c. teulu (der Übergang ist wohl von dem
gerundeten Vokal der folgenden Silbe bewirkt; ac. te-lu acorn. tei-lu
weichen ab); ir. imbärach 'morgen' nir. amärach, amaireach
Arran dmÄrax Donegal dmärax, ir. iarna-bärach ^am folgenden
Tag' nir. la ar n-a bharach Arran hä r n9 wärax Donegal
LaxdVNd wärax c. bore, später boreu 'Morgen', y fory 'morgen'
(mit unklarem y) ncorn. hore-gwep 'on a morning' mcorn. avorow
'morgen' br. beure 'Morgen' (die Etymologie ist unklar; ir. im-
buaruch 'heute früh' wird von Zimmer, KZ XXX 13if. fern ge-
halten, vielleicht aber mit Unrecht). Über ir. läeg br. leue vgl.
§ 370. eg wird wohl auch anzusetzen sein in c. hau 'sähen', Prät.
heuodd : lat. seges 'Saat' (Rhys Rc. II 193; dazu ir. seimedh
'Nachkommenschaft' Stokes, Lives of Saints S. 399). Der Ansatz
eg- scheint näher als og- zu hegen bei c. euod 'worms in sheep',
euon 'bots in horses' : gr. f^/g 'Natter, Viper', tjidva 'Natter' ahd.
egala 'Blutegel' norw. dial. igle 'Wurm in der Leber des Schafes'
dän. ikte ds. arm. iz 'Viper' skr. dhi-^ -Schlange' aw. azi- (daneben
mit idg. 0 gr. o(pig arm. aug 'Schlange' aus *o^hwi-s, ahd. egi-
dehsa 'Eidechse' asächs. ewithessa; von diesen Bezeichnungen
schlangen- oder wurmähnhcher Tiere [mit idg. gh] etymologisch ver-
schieden, aber frühzeitig damit vermischt ist der Name des Igels
[mit idg. gh]: ahd. igil lit. ezys asl. jezt [z aus zj\ gr. Ix^vog
arm. ozni, gr. x^JQ lat. her, ericius); oder ist c. eu- auf *oghiüi-
> '^oghi- zurückzuführen? — egw ergibt brit. ew : ir. tiug 'dick'
c. tew corn. tew br. teo : ahd. dicchi an. I)ykkr (zur AVurzel
*teQ- 'decken', vgl. gr. ozeyvög 'dicht', Falk & Torp tyk). Der
Gegensatz zwischen c. tew und c. teu-lu ist von der Chronologie
abhängig; der Übergang g > iv, worauf teu-lu beruht, fand selbst-
verständlich vor der Zeit des Verstummens von ff statt, und das
so entstandene ew nahm noch am Übergang zu ow teil; in tew ist
7*
100 Uvulare und Palatale, -egw-, -ig-, -ag-. [§ 59, 4 — 6
die Gruppe -ew- erst durch das Verstummen des ff entstanden und
jünger als der Übergang ew > ow,
5) ig: mir. buorach (Zimmer, GGA 1891, 166) nir. buarach
'a spancel used to tie a cow's bind legs while being milked' 'Kuh-
spannseil' Arran torarr, T)onQg2i\ hwyrax, nir. ceannrach 'a fillet,
a halter' c. penre fem. 'hair-lace, fillet', ir. cuimrech 'Fessel' br.
kevre, kefre, ir. ärach 'Fessel' br. ere, ir. indrach nir. ionn-
rach 'a tent or plug used to keep wounds open' abr. anre gl. col-
lyrio (Stokes KZ XL 249): Kompositader Wurzel ir. rig- (s. Ver-
bal verz.) mit ir. bo 'Kuh', cenn '^Kopf und mit den Präverbien
com-, ad-, ind- (dazu noch ir. rigin 'zähe' nir. righin Arran
rejn Donegal rm)\ — ir. bri 'Hügel', Akk. brigh. Gen. Plur. breg
c. bre fem. (bry 'hoch, oben') corn. bre br. bre (war ar bre
'oben') gall. Admageto-briga ON: got. haurgs ^ßurg, Stadt', vgl.
got. hairgs 'Berg' arm. har^r 'hoch'; dazu noch ir. Brigit FN
nir. Brighid, Gen. Brigh de Arran h'rid'd, c. braint 'Vorrecht,
Prärogative', Plur. breiniau (wovon mc. breenhin nc. brenin
'König' corn. brentyn bryntyn) abrit. Brigantia GN: skr. hrhati,
Fem. von hrhant- 'hoch'; abrit. Brigantes VN : germ.-lat. Bur-
gundiones; — ir. gairb-driuch 'Borste' : gr. d-qi^ 'Haar', Gen.
TqiXog-, ir. sieg 'Speer' nir. sleagh Arran sia 'Harpune zum
Tödten der Bobben; Splitter, der unter einen Fingernagel hinein-
dringt': skr. sr^ati 'entläßt, schießt'; ir. dligim 'ich verdiene', dliged
'Gesetz' nir. dligheadh Arran d'l'l Donegal d'l'iuw, c. dylyu
'verdienen' mc. dylyet 'Pflicht' nc. dylyed und dyled, dyled,
dled : got. dulgs 'Schuld' asl. dlgü; ir. ligim 'lecke' c. llyad
'Lecken' llyfu, llyw 'lecken' (v ist ein Hiatuseinschub) mbr. leat :
lat. lingö 'lecke' gr. Idxo) ds. got. bi-laigön 'belecken' lit. liez-ti
'lecken' asl. lizati ds. arm. lizum 'lecke' skr. leh-mi ds.
6) Urkelt. äg (> altbrit. ö^) ergibt vor dem schwindenden
Auslaut c. aw, corn. und br. ö, vor einem erhaltenen Vokal brit. oiv;
ägj ergibt brit. ei : c. daw corn. tue br. deu 'er kommt': aus Ho-aget,
kontrahiert *töget, s. Verbalverz. ag-; c. deuaf 'ich komme' : Högami
< Ho-agami (c. down 'wir kommen' und die corn. und br. Formen mit
ö wie mbr. deuaf f 'ich komme' zeigen Verallgemeinerung der vor
dem schwindenden Auslaut zu erwartenden Lautgestalt); — ir. brage
'Hals' nir. brägha. Dat. bräghaid Arran hräd' Donegal bnid'
ac. Plur. abal-brouannou gl. gurgulionibus ("Äpfel des Halses")
nc. breuant 'Luftröhre' (acorn. briansen gl. guttur nicorn. bry-
angen ncorn. branj^ian abr. Brehant-Dincat gl. guttur recep-
§ 59, 6 — 9J -i(j-; (j nach Di{)}ithorigcn ; (j nach (vor) gesch w. Vokal. 101
taciili pugnae haben vielleicht in der ersten Silhe /•) s. § 110,4; ir. ag
'Kampf nir. ägh Arran (Z Donegal ä 'Glück' : skr. <^7j^/-Af'VVettkainpf'
(dazu mit idg. a gr. dytov {\.^.)\ ir. bagim 'kämpfe' c. heio 'tadeln'
(-(jj-; davon abhängig ist bai 'Fehler') : ahd. bägu 'kämpfe' an. bäg-r
'Schwierigkeit, Hindernis' (idg. Altern, e : ä oder e : ö); ir. trag
'Strand', trag- 'ebben' Inf. trägud Arran trä 'Strand', Gen. träw
Donegal träj 'Strand', träuiv 'ebben' c. treio 'ebben' (trai 'Ebbe'):
zu lat. trahö 'ziehe'.
7) Urkelt. vj: ir. br ig 'Kraft, Wert' Arran und Donegal h' H
c. bri 'Würde' corn. bry 'Wert' mbr. bri 'egard, consideration';
ir. rigain 'Königin' c. rhiain 'Dame': zu ir. ri 'König' u. s. w.
§ 34; ir. di-gal 'Kache' c. dial corn. dyal : Kompositum der Präp.
*de mit ir. gal 'Tapferkeit'.
8) g nach Diphthongen: ir. sluag 'Schar' Donegal slu9 u. s. w.
§ 50, 6; ir. trog, truag 'elend, unglücklich', tröge, truaighe
'Elend' Arran trUd 'elend' (Finck), trüdj 'Mitleid' Donegal trud
'elend' c. tru 'elend' corn. tru 'ach' mbr. tru 'elend' : zu gr. TQv%io
'quäle, bedränge'; ir. oegi 'Gast' : gr. oXxo(.iai 'gehe fort' arm.
Iranern 'steige ab' [^ aus qh -\- s aus dem Aorist), iga-ivan 'Gasthaus',
i^a-wor ^GasV ; ir. tiagu 'gehe' c. mor-dwyo § 40; ir. liag 'Löffel'
nir. liach c. 11 wy ncorn. lo br. loa : lat. ligula (und wohl auch
asl. lüzica r. lozka; der Übergang t y ü hat in dem Stammwort
*lüga, woraus alb. lugd entlehnt ist, stattgefunden).
9) g nach einem geschwundenen Vokal: — Ogam INIGENA
ir. in gen 'Mädchen' nir. inghean, inghin Arran inln Donegal
is'idn (mit Svarabhakti § 228) nsch. nighean (= der Donegal-
Form): "^eni-genä, vgl. gr. syyovrj 'Enkelin' lat. indigena 'die Ein-
geborene'; ir. bairgen 'Brot' nir. bairghean Munster bann (He-
nebry S. 65) c. corn. br. bara : '^bharagen- vgl. lat. farrägö
'Mengfutter' (zu far 'Speit', Gen. farris got. bariz-eins 'von Gerste'
asl. brasino 'Speise' russ. börosno 'Roggenmehl') ; ir. irgal fem.
'Kampf (Präp. air- -f gal 'Tapferkeit') c. arial 'vigour, wanton-
ness' ([Rhys bei] Henderson, Lish Texts Society II 163; der Vokal
ist also so früh geschwunden, daß die dadurch entstandene Gruppe
rg mit idg. rg zusammengefallen ist); ac. Urb-gen MN abr. Ur-
bien, Urien. g vor einem geschwundenen Vokal im Wortinnern:
air. gigren, giugrann 'anser' Arran Plur. g'ürdNdxy 'barnacles' ^
1. D. h. barnacle-Muschel , woraus nach einem noch in Irhind und
Schottland verbreiteten Volksglauben (vgl. M"C barnacle, Campbell, Po-
pulär Tales of the Western Highlands Bd. I S. X) eine Gans entsteht. Die
102 Uvulare u. Palatale. -^- im Nir. Idg. g{h) g\h) vor Kons. [§ 59. 60
c. gwyrain 'barnacles' 'a sort of sea-fowls' (die Etymologie ist
wenig klar; die irische Form deutet aber darauf, daß zv/ischen g
und r ursprünglich ein Vokal, etwa u, gestanden hat; im C. ist
dieser Vokal so früh geschwunden, daß die Gruppe -§r- dieselbe
Behandlung wie idg. -gr- erfahren hat).
Anm. 1. Nicht mouilliertes f ist im Ir. im Auslaut nach kurzem
Vokal zu X geworden: im-mach, droch, folach, tech, imbarach,
buarach, cuimrech, arach, indrach. In flektierten Wörtern sind
durch Analogiebildung zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel entstanden,
vgl. mag neben im-mach. Die umgekehrte Analogiebildung in droch
'Ead', Akk. Plur. dirochu LU 58a 10.
Anm. 2. Die nir. Entwickelung des ^ im Wortinnern ist sehr bunt
und variiert dialektisch. Die Hauptvertretungen sind: Schwund (im Aus-
laut ohne Ersatzdehnung: Arran sh'a = sleagh; vgl. aber Donegal d-mwix
= amuigh und trix = troigh); J (Arran «y', Donegal dj, öj = aghaidh
'Gesicht'); w oder v (nach einem gerundeten Vokal: Arran /^^<J^ 'Schaden,
den das Vieh eines Mannes auf dem Felde eines anderen Mannes anrichtet'
= foghail; Arran ti 'Ei', Gen. iv'e Donegal t/v, yf 'Ei' = ubh, Gen.
uibhe air. og).
In Süd-Irland ist -^- teils (bes. nach langen Vokalen) geschwunden,
teils zu g geworden. Beispiele für g u. a. bei Molloy in seinen Dialekt-
Wortverzeichnissen : laoig 'Kalb', fuaig- 'nähen', maruig- 'töten' u. s. w.
Vgl. dazu Donegal sh'yg 'Speer' u. s. w. (s. Quiggin § 429) mit den Neben-
formen sL^y u. s. w. (Quiggin § 170). Dem g liegt wohl immer ein y-ähn-
licher Laut (ein unsilbisches ' oder vielleicht eher ein unsilbisches y) zu
Grunds; und auch ein nicht auf ^ zurückgehendes./ ist in Munster zu g
geworden: feg 'unter ihm' (Atk. Keat. 362) Arran /y Donegal /t<;t Schrift-
sprache faoi; cnuig 'W^urm' (Molloy Dialektverz. 4 aus co. Cork; daneben
cnoi aus co. Waterford, cnaoi aus Kerry); noig' 'before him' (Henebry
S. 44) = roimhe; sg'rig' 'schrieb' (Henebry 54, 64) = sgriobh. Vgl.
Asp. i. Irsk S. 16, Henebry S. 64 ff. und unten § 67 Anm. 1.
g 60. Idg. q{h), g'Qi) vor Konsonanten im Inlaut schwindet
im Ir. mit Ersatzdehnung, wobei i und u zu e und ö y ua gedehnt
werden und so mit e und o zusammenfallen; statt e erscheint vor
i, u der folgenden Silbe eo, eu, iu § 201; im ßrit. ist ein j- ähn-
licher Laut (unsilbisches e, y^ i) entstanden, der mit dem vorher-
gehenden Vokal einen Diphthong bildet; aus ig entsteht dabei der
Diphthong c. wy (uy) u. s. w. (mit idg. ei zusammenfallend).
gd : ir. ged 'Gans' c. gwydd acorn. guit mcorn. goyth br.
mir gegebene ausführliche Erklärung lautete: 'ein Auswuchs auf Planken,
die lange im Meere herumtreiben und faulen; darin findet sich etwas, das
einem Vogeljungen ähnlich sieht und als die Brut der märt'tnsxg 'petrels'
betrachtet wird". Vgl. die folkloristische Literatur bei Kr. Nyrop Dania
II 347 f., Kev. Archeol. 3. Ser. XXVI 2 ff. u. s. w.
§ 60] Uvulare und Palatale, (jr, fjl, <jn. lOrJ
fjoaz, gwaz: verwandt mit ir. giugrann S. lOlf., auswärtige Ety-
mologie unbekannt (gr. AiyXri 'Drossel'?).
(jr : ir. är 'Blutbad' c. aer ac. hair abr. Plur. airou : gr.
äy()(x 'Jagd' aw. azrö-daidi- 'Jagd machend'; ir. äirne 'Schlehe'
c. aeron 'Baumfrüchte', eirin-en ^Pflaume' (mit Umlaut) mbr.
irin nbr. hirin 'Schlehe' : got. akran 'Frucht' an. akarn "Eichel';
abr. staer nbr. ster 'Fluß' : lat. stagnum 'Teich' gr. oxayojv
'Tropfen'; ir. fer 'Gras', Gen. feoir mc. gweir 'Heu' nc. gwair
(acorn. guyraf) : vielleicht zu lat. uegere 'munter sein', augere 'ver-
mehren' got. ivahsjan 'wachsen'; ir. uar 'kalt' nir. fuar (vgl. ir.
uacht 'Kälte' nir. fuacht) c. oer acorn. oir gall. Ogron. ver-
kürzter Monatsname: *ougro- vgl. arm. oje 'kalt' (Liden, Arm. St.
21) lat. auctumnus 'Herbst' (dagegen wird lit. äustu 'werde kalt'
als äu-s-tu mit .v aus idg. s zu aw. aota- 'kalt, Kälte' gehören).
gl: ir. äl 'Brut' c. ael ds. br. eal 'Füllen' : gr. ayiXiq 'Herde';
ir. mal 'Edler, Fürst' c. MaelgwnMN abr. Mael, ludmaelMN
abrit. Maglocunus MN : got. mikils 'groß'; ir. seol 'Segel' ac.
huil nc. hwyl : an. segl. Ir. giuil, Prät. von glenaid, s. Ver-
bal verz. — Anlautbehandlung des gl im Kompositum air. fo-glim
'lernen' nir. foghluim Arran föbm Don egal fjöldrri.
gm ir. äin 'Spiel', Inf. von ag- 'treiben, spielen' s. Verbalverz. :
gr. dywv 'Versammlung, Wettkampf'; ir. gräin 'Ekel', gränna
'häßlich' c. graen 'asperity, grief, grievous' : zu ir. garg S. 95;
c. taen 'a sprinkling' : gr. OTayiov 'Tropfen'; ir. stan 'Zinn' c.
ystaen ncorn. stean br. stean gall.-lat. stannum (Etymologie
unbekannt). In nachtoniger Silbe scheint im Brit. -an statt -aen
aufzutreten : abrit. Corbagni MN (Gen) c. Llan-carfan, Nant-
carfan ON; abrit. Curcagni MN (Gen.) ac. Circan; ir. becän,
beccän 'klein' ac. bichan mc. nc. bychan acorn. boghan mconi.
byhan br. bihan V. bihan; Bedenken erregt der Umstand, daß
-an auch im Dialekt von Vannes auftritt; ist -an- vielmehr im Plur.
der Appellative vor dem urbrit. Akzent entstanden? — ogn:
ir. suanem 'Seil, Tau' (mit egn ir. sen 'Sprenkel') c. hoenyn
(hwynyn mit Umlaut) 'Haar, Sprenkel' : zu lit. segü 'ich hafte'
skr. sa^a^rhängt, haftet'; — ir. bron 'Kummer' c. brwyii 'stechender
Schmerz' : gr. ßQvxu) 'knirsche mit den Zähnen' lit. gräuziu 'nage'
asl. gryzc^ ds. russ. grusti 'Kummer' slov. grüst 'Ekel'; c. brwyn-en
'Binse' acorn. brunnen gl. iuncus, scirpus mcorn. bronnen br.
broenn-enn : ae. brognena gl. frondium, gibrogne 'uirgultum'
nschw. dial. bromm 'Baumzweig, Stengel am Klee' (Liden, Engl.
104 Uvulare und Palatale, gn, zg, rg. [§ 60. 61
Stud. XXXVIII 340); — ir. fen 'eine Art Wagen' c.gwain, Plur.
gweiniau gall. couinnos uocant quorum falcatis axibus utuntur :
an. uagn 'Wagen' skr. vähana-m (zu lat. uehö 'führe, fahre'); — ir.
cuilen nir. cuileän 'junger Hund' c. colwyn acorn. coloin br.
kolen : "^koligno-; c. morwyn 'Mädchen' mc. Plur. morynyon
(mit Schwund des g vor dem urbrit. Akzent?) acorn. moroin mcorn.
moren, moran : *morignä (air. muir-möru gl. siren ist aus dem
ßrit entlehnt). Ir. Fut. in-digen von do-gniu s. Verbalverz. ; ir.
ad-gen 'ich erkenne', 3. Sing, ad-geüin mc. at-waen corn.
3. Sing, as-won s. Verbalverz. -gnin-. — Im Anlaut des zweiten
GHedes eines Kompositums wird gn oft wie im lenierten Wortan-
laut behandelt : ir. fo-gnam 'dienen' nir. foghnamh Arrsrnfünd
vgl. corn. go-nys, go-nes 'arbeiten' br. gou- nid 'verdienen' (aber
c. gweini 'dienen' hat die Inlautbehandlung der Gruppe gn und
Umlaut des a des Präverbs; ebenso hat ir. den um 'tun', ni denat
'sie tun nicht' die Inlautbehandlung von gn, s. Verbalverz. gm'-). —
Im Inf. mc. ad-na-bot mbr. az-naout 'erkennen, wissen' vgl.
gall. Ate-gnatus MN stand das gn nach einem schwindenden
Vokal.
§ 61. (Idg. Q(h) und g'{h) nach einem Konsonanten.) 1) zg
ist im Ir. zu dg geworden, im Brit. über dg zu dj; das j hat Epen-
these bewirkt und ist dann geschwunden (*misgä > *medgä >
*medjä > c. maidd), s. § 51 (man könnte jedoch für das Brit.
vielleicht auch die Entwickelung dg y gd y gd y jd annehmen).
2) rg ergibt im C. im Wortinnern rj, vor dem schwindenden
Auslaut entweder nur r oder r mit einem silbischen y, a oder u
(geschrieben w); im Corn. und Br. entsteht rx : ir. airget 'Silber'
nir. airgead Arran ardg'dd Donegal ävdg'dd c. ariant, arian
acorn. argans mcorn. arghans, arhans br. arc'hant gall. Ar-
ganto-magus ON (auch Argento-magus durch lateinischen Ein-
fluß), arcanto-dan. abgekürzter Titel 'Münzwardein' : lat. argen-
tum, vgl. gr. aqyvQog arm. arcaf skr. ragatd-m; ir. arg .i. bainne
'Tropfen' c. eira 'Schnee' (-jo- Stamm; deshalb Umlaut) acorn.
irch ncom. er br. erc'h : ^pargo-, *parQJo-, zu lat. spargö 'streue,
spritze' gr. Ofpaqayiu) 'prassele, zische' u. s. w.; ir. lorg gl. claua
nir. lorg 'a club', nir. lorga 'Schienbein' Arran lordgd Donegal
LÖrdgd, acorn. lorch gl. baculus br. lorc'henn 'Deichsel' : an.
lurkr 'Knüttel'; ir. lorg gl. trames 'Spur' nir. lorg Arran lorag,
Lorog Donegal lordg 'Spur' c. llwrw (cwynipo yn llwrw ei ben
'to fall down with the head foremost', yn llwrw yr amddiffyn-
§ 61, 2. 3] Uvulare und Palatale, rg, Uj. 105
blaid ^on the part of the defendant', Iwr ei drwyn 'in the di-
rection of one's nose') corn. Icrgh, lyrgh 'Spur' br. lerc'h 'trace,
suite', war-lcrc'h 'nach' (die corn. und br. Form ist wohl eigent-
lich ein Plur. mit Umlaut): arm. ohr/c 'glatt' (Liden, Arm. 8t. 61ff".;
vgl. Rhys Manx Phonology 127); ir. di-bairg 'wirf mc. bwrw
'werfen', Prät. byriawd nc. bwrw, Präs. bwriaf, dialektisch durch
Analogiebildung bwrwaf, s. Verbalverz. bidc-; c. dera 'Schwindel,
Koller' (bei Pferden) : mhd. turc 'Taumel' (Zupitza, BB XXV 104)
lit. sudirgti 'zornig werden' russ. sü-doroga 'Krampf; c. bera
'Haufe' : ahd. berg 'Berg' (acorn. br. bern mit -rgn-?); air. meirc
gl. a^rugo nir. meirg Donegal niiiHg nir. meirgeall 'roughness,
ruggedness' c. merydd 'sluggish' (j < g ist vor dem y geschwun-
den) abr. mergidhaam gl. hebesco (und mit rätselhaftem g —
vgl. S. 24 — nbr. mergl, merkl 'Rost'): ahd. murg-fari 'caducus,
fragilis' alb. mardd 'Gänsehaut' asl. mrazü 'Frost'; ir. ferg 'Zorn'
nir. fearg Arran fardg, Gen. fei-ag 9 Donegsilf'ardg, Gen. fiY-ig'a
abr. guerg gl. efficax gall. uergo-bretus, uerco-breto. 'oberste
Behörde, die das Recht über Leben und Tod hat': gr. ogy^ 'Zorn'
skr. ürgä 'Kraftfülle'; ir. derg 'rot' nir. dearg Arran und Don egal
d'ardg : lat. furuus 'kohlschwarz, finster' (mit analogischem Suffix
-wo- nach anderen Farbenbezeichnungen wie heluus, fläuus, fu-
luus) ae. deorc 'dunkel'; abr. orgiat gl. caesar, s. Verbalverz. org-.
3) lg ist in der Vertretung mit rg parallel: ir. bolg 'Sack'
nir. bolg 'Bauch, Sack, Hülse' Arran hohg^ bolog Donegal hohg,
nir. bolg ach 'Beule, Blase, Blatter; Pocken' An'an bobgax, nir.
bolgam 'Schluck' Arran blogem, hlogom Donegal bobgam c. böl,
bola, boly 'Bauch' bül 'Samenhülse' (ü aus g nach §259; g Um-
laut von o) br. bolc'h 'cosse de lin' (unklar ist mir mbr. belly
'Mutterleib' Loth Chrestomathie S. 274, 19) gall. bulga 'Leder-
sack' : lat. follis 'Schlauch' (*bholg'hni-) got. balgs 'Balg' engl,
belly 'Bauch', bellows 'Blasebalg' dän. serte-bse lg 'Erbsenschote'
an. bolginn 'aufgeschwollen' ahd. ballo 'Ball' {-Ig'hn-) pr. bal-
sinis 'Kissen', pobalso 'Pfühl' slov. blazina 'Federbett' russ. bö-
lozem 'Schwiele' skr. upa-barhana-m 'Polster' (idg. *bholgli-^
*bholgh'n- 'Schlauch', oft auf SchlauchähnUches ['Beule, Schote,
Bauch'] übertragen); — ir. colg 'Schwert' nir. colg 'Schwert, Granne
der Gerste, Stachel' Arran kobg^ kolog, Plur. kol'dg' Donegal kobg
ac. colginn gl. aristam nc. cola 'Granne', col 'Stachel, Granne',
colyn 'Stachel', cäl, cala, caly 'penis' ncorn. kal 'penis' (mit
geschwundenem h) br. kalc'h 'penis' (zum a vgl. § 109, 1); — c. gwala
106 Uvulare und Palatale, lg, yog. [§ 61, 3. 4
'genug' mbr. gwalch 'Überfluß' nbr. a-walc'li 'genug', gwalc'ha
'sättigen' : lat. uulgus 'das Volk, die große Menge'; c. dal, dala,
daly 'halten' corn. dalhen 'a taking hold of br. dalc'h 'Besitz',
derc'hel 'halten' (mit Umlaut; l > r durch Dissimilation; Part.
dalc'het): lat. in-dulgere 'einer Sache nachhängen' got. tulgus
'fest' u. s. w.; ir. celg 'List, Verrat' nir. cealg Donegal k'abguw
'lull to sleep, lullaby' (über c. celc vgl. S. 24) : ae. hylc
'Krümmung, Windung' (Zupitza, Die germ. Gutturale S. 128); ir.
delg 'Dorn, Tuclmadel' nir. dealg, Plur. deilgne Arran d'abg,
Plur. d'eVdg'nl Donegal d'ahg : an. dälkr 'Nadel um den Mantel
über den Schultern zu festen ; spina dorsalis piscium ; Dolch, Messer*
lit. dalgis 'Sense'; — ir. selg'Milz' nir. sealg, seiig 'milt, stomach-
ache' Arran sei' 9g' (nur als Bezeichnung einer Krankheit) br. felc'h
'Milz', s. S. 75; — ir. selg 'Jagd' nir. sealg, seiig Donegal sel'ig'
ac. in h eich a gl. in uenando, helgha-ti gl. uenare (Ipv.) nc.
heia, hely, hei 'jagen' acorn. helhi^;ur gl. uenator mcorn. hel-
hys, hellys 'gejagt' ncorn. Inf. helfia br. em-olc'h 'jagen', di-
ele'hat 'perdre haieine' : skr. srgdti 'entläßt, schießt'.
4) 79g war im Air. noch erhalten , wie aus der im Auslaut
gelegentlich vorkommenden Schreibung nc (conutuinc, cotofu-
tainc-si, s. Verbalverz. ding-) und aus dem Ausfall des 73 zwischen
zwei Konsonanten (fulget ^'on fo-long-, s. Verbalverz. und § 330)
hervorgeht. Aber sehr früh wird 79g zu 7970 geworden sein, woraus
nir. 79 (das sich dialektisch in gewissen Stellungen wiederum zu 79g
entwickelt hat; in anderen Stellungen ist es als \ mit air. tih zu-
sammengefallen). Im Brit. ist wohl noch früher 79g zu 7979 und 79
geworden; daraus hat sich im Br. wiederum in gewissen Fällen
über 79g ein 79k entwickelt, in anderen Fällen ist im Corn. und im Br.
das 79 geschwunden. In allen brit. Sprachen ist in der Gruppe
79gw das 79 (und das g) geschwunden. Beispiele: ir. mong 'Mähne',
Akk. moing Arran rtiyng' Donegal iv^ c. mwng abr. Plur. mogou
nbr. moue : an. makki 'derjenige Teil des Halses, wo die Mähne
wächst' dän. manke 'Mähne' (das -e im Br. scheint aus dem nach
dem Schwunde des w zunächst übrig bleibenden g entstanden zu
sein, vgl. br. spoue und die übrigen Beispiele in § 138); ir. tongu
'schwöre' c. Inf. tyngu (twng 'Eid') corn. to- mbr. toeaff nbr.
toui : vielleicht zu an. {)ing 'gerichtliche Zusammenkunft', fengill
'König' asl. tr^zati 'rixari', to^za 'iudicium' (jedoch scheint das w nach
dem ir. Prät. do-cui-tig und der Ableitung co-tach 'Vertrag' nur
präsensbildend zu sein); ir. drong 'Schar' nir. drong Donegal
§ 61. 62] Uvulare u. Paktale; ng, w(jw. Labiovolare Media (asp.). 107
dröw abr. drogn gl. coetus, drog gl. factio gall. ÖQovyyog, drun-
gus : zu got. driw/an ^Kriegsdienste tun' an. drott 'Gefolge' aha.
truht 'Trupp' lit. draugas 'Gefährte' asl. druzina ^avarQarKozat*
russ. druzina 'freiwillige Kriegsscliar, Landwehr' asl. drwjü 'Freund;
der andere'; ir. cum-ung 'enge' nir. cum hang Arran küng Do-
negal ki^N c. cyfyng, yng, ing ds. e-ang 'weit, reichlich' (Präp.
*'eks-) br. enk 'enge', konkoez 'Druse' : lat. angö 'schnüre zu-
sammen, ängstige' gr. ayxo) 'schnüre zusammen, erdrossele' ahd.
engi 'enge' lit. aiikstas asl. qzükü arm. an^uk ds. skr. qhas 'Not'.
Tsgw: ir. esc-ung 'Aal' (esc 'Wasser' Corm.) nir. easgann, Gen.
easgainne fem. Arran asg9N Donegal askea c. llys-w-en, Plur.
llys-w-od (zum ersten Glied vgl. llys-fab 'Stiefsohn', llys-enw
'Spottname') : lat. anguis 'Schlange', anguilla 'Aal' gr. e/x^A^'S
'Aal' äol. l'iußrjQig ds. ahd. unc 'Schlange', an gar 'Getreidewurm',
engirinc 'Larve' lit. angis 'Natter', ungurys 'Aal' asl. qgoristi
russ. ügori 'Aal' (zu gr. exf^g, o(fig u. s. w. S. 99, vgl. narm. ö^a-
ß;uk 'Aal', eig. 'Schlangenfisch'; die Y/urzel hat einen Uvular, und
das häufig danach auftretende w ist suffixal); air. in gen 'Nagel'
mir. inga nir. ionga, Plur. ingne Arran mod, Plur. iwndj Inndxy
Donegal ywd ac. eguin nc. ewin acorn. euuin br. ivin : lat. unguis
gr. ovv^ ahd. nagal lit. nägas 'Nagel', nagä 'Huf asl. nogüti
'Nagel', noga 'Fuß' skr. nakhä-m 'Nagel', dmjhri-s 'Fuß' (idg. Altern.
qh : gh; im Lat. und Kelt. ein suffixales w)] ir. longaim 'esse' c.
llewa 'verschlingen' (idg. Altern, o : e; die auswärtige Etymologie
ist unbekannt; ebenso wenig kenne ich die Etymologie des ac.
gullengin LLandav 231 nc. gollewin, gorllewin, s. ßhys Rc. II
192 f.); ir. tenge 'Zunge', Gen. tengad nir. teauga Arran t'ay^d
Donegal t'amj mc. tafawt nc. tafod {v für iv neben dem urbrit. ö)
acorn. tauot mcorn. taves, tavas br. teod (ein gall. -raßaTtov
ZE 77 existiert nicht) : lat. dingua > lingua an. tunga asl.
j^zgkü, vgl. § 51.
Die labiovelare Media aspirata und Media.^
§ 62. Idg. gtdt (lat. f, -w-, -b- [vor r]^ gr. (jp, ^, germ. iv, g,
lit. g, sl. g, Zy alb. g^ z, arm. g, g, skr. gh, h) ist wohl in allen
Stellungen mit idg. gh und g'h zusammengefallen. Dagegen ist
idg. gti (lat. w, gr. ß, d, germ. ktv, lit. g, sl. g, z, alb. g, z, arm.
1. Vgl. OsthofF, Labiovelare Media und Media aspirata im Koltischen,
IF IV 264—294.
108 Iclg. guh, g>! im Anlaut, zwischen Vokalen. [§ 62. 63
Ä-, c, skr. g, g) im Anlaut außer vor u zu kelt. b geworden und so
mit idg. bh und b (§ 70) zusammengefallen. Dasselbe Schicksal
hat das idg. gn auch im Inlaut nach Konsonanten gehabt; zwischen
Vokalen und vor Konsonanten im Inlaut ist es dagegen zu kelt. g
geworden.
Media aspirata guh im Anlaut: ir. guidimm 'bitte' : gr. Ttod^to)
'wünsche' {tc statt q) wegen des folgenden d-), S^looaod^ai 'anflehen'
aw. gaidjemi 'bitte, flehe'; ir. gonim 'verwunde', guin 'Wunde,
Töten' : gr. cpovog 'Mord', E-Tce-cpvov 'tötete', &elvco 'schlage' ae.
gü{) 'Kampf an. gunnr ds. lit. genü 'jage', Inf. ginti, giiicias
'Streit' asl. günati 'treiben', Präs. zenq> arm. gnam 'gehe' skr. han-mi
'schlage, töte'; ir. gor im 'wärme' nir. gor 'Hitze; Brüten; Materie
hervorgerufen durch Entzündung' c. gori 'brüten; Materie ausson-
dern' br. gor 'Hitze, Geschwür' : lat. formus 'warm' gr. d^sgog
'Hitze', t^^f^^^oc; 'warm' got. warms 'warm' lit. gäras 'Dampf asl.
goreti 'brennen' alb. zjarm 'Hitze', zjar 'Feuer', n-groh 'wärme'
arm. ger 'Wärme' skr. haras 'Glut', gharmd- ^Wärme, Glut'.
Antn. Durch die in § 58, 3 erwähnten Vorgänge kann ein w y gw an
die Stelle eines anlautenden g treten: c, gweddi 'Gebet' : zu ir. gui-
dimm; ir. gorm 'blau' c. gwrm 'dunkel' abr. Uurm-haelon MN "aux
sourcils bruns" : vielleicht zu lat. formus u. s. w.; ir. gris Teuer' c.
gwres 'Hitze' br. groez, grouez ds. : * g'^hrenso- *g'*hrenso-, vgl. skr.
ghrasd-s 'Sonnenglut'.
Media (/« im Anlaut: c. bwyd u. s. w. § 40, ir. beo S. 62, ir.
bith S. 41; ir. bö 'Kuh' § 37, 3; ir. ben 'Frau' § 31 S. 47; ir. bian
'Häuf : skr. gina- 'lederner Sack' (Liden, KZ XL 261); ir. brö S. 62;
c. blin 'müde' abr. blin gl. remissa : skr. glänä- 'von Kräften ge-
kommen'. Vor u erscheint idg. ^'< wohl als kelt. g : ir. guth
'Stimme' : gr. ßoiq 'Geschrei, [Ruf asl. govorü 'Lärm' skr. gavate
'tönt'. gun-\ ir. mnä. Gen. von ben 'Frau'.
i^ 63. 1) Idg. g^(h zwischen Vokalen: ir. snigid 'tropft,
regnet' c. nyf 'Schnee', nyfio 'schneien'; mir. daig 'Feuer', Gen.
daiged, dega nir. doigh 'Schmerz' Arran de c. deifio 'sengen,
versengen' br. devi 'brennen' : zu lat. fouere 'wärmen', febris
'Fieber' gr. ikpqa 'Asche' lit. degü 'brenne' (intr.) asl. zegc^ 'hvQuwQ
(trans.; z aus g und dies für d durch Assimilation) alb. djeg skr.
dahämi ds. Das v dieser beiden Beispiele wird wohl Hiatusein-
schub sein, vgl. c. llyfu S. 100; oder ist -geh- im Brit. mit b zu-
sammengefallen ?
2) Idg. g'i zwischen Vokalen: ir. nigim 'wasche' Donegal Inf.
§68 — 66] -(j^hd-, -g'iJir-, -f/^n-, ryuh, Tdfj'h, wy. Idg. dh, d. 109
Nid Munster nig- Molloy 8. 171 vgl. Atk. LBr. unter foilcim:
gr. viCo) (C aus f/j) skr. nemgmi 'wasche ab'.
j:; 04. 1) Idg. f/^h vor Konsonanten im Inlaut: ir. bruadar
'Traum' c. breuddwyd: urkelt. *brof/d- vgl. an. bragj) 'schnelle
Bewegung; Augenblick', bregpa 'verwandeln' ae. bregdan 'be-
wegen, schwingen', dh-Prlisens zu einer Wurzel auf idg. -b^, vgl.
got. brahu augins 'Augenblick', og scheint also vor d im ßrit. zu
ow geworden zu sein. — guhr: ir. nar 'bescheiden', nare 'Scham' :
ahd. nuofer 'nüchtern, munter, frisch' (zum f vgl. IF XIV 260)
an. noifr 'gewandt, rasch', vgl. gr. vricpo) 'bin nüchtern' ahd. nuoh-
turn 'nüchtern' arm. naidi 'nüchtern' (vgl. dazu KZ XXXIX 349);
air. äru gl. rien c. aren fem. : pränest. nefrönes lanuv. nebrun-
dines gr. vecpQog ahd. nioro an. nyra {agr- müßte vor dem urbrit.
Akzent zu ar geworden sein, vgl. über mc. morynyon oben S. 104;
kelt. a statt e vgl. § 28,7; Anlautsalternation n- : Null § 115).
2) Idg. gii vor Konsonanten im Inlaut: ir. uan 'Lamm' c. oen
(Plur. wyn) acorn. oin mcorn. oan, on ncorn. Plur. ean, ennes
br. oan Plur. ein : lat. agnus gr. a(.iv6g asl. agnq. Allerdings
könnte man unter Berufung auf die germanischen Formen (aengl.
eanian 'lammen' nl. dial. oonen schwed. gutl. ogna dän. bornholm.
önä) idg. gf^h annehmen.
§ 65. Idg. rguh: ir. dergnat 'Floh' : gr. öeQcpog 'Mücke'
an. duergr 'Zwerg' (Zupitza, BB XXV 100). Idg. mjuh : c.
llyngyr 'Eingeweidewürmer', Sing, llyngyren br. Sing, lenker-
enn, lenkern-enn : lat. lumbrlcus.
Idg. rgu : air. borb, borp 'töricht' nir. borb 'barsch' Arran
boreb Donegal bardb : arm. bark 'heftig, zornig' lett. bahrgs, bargs
'streng, hart, unfreundHch' ; mir. orbaind 'grains' : lat. eruum
'Hülsenfrucht' gr. oQoßog, tg^ßiv&og 'Kichererbse' ahd. araweiz
'Erbse' (Stokes, KZ XXXVII 254). Idg. wgw. ir. imb 'Butter'
ac. emmeni c. ymenyn u. s. w. §31. Vielleicht auch mir. tomm
'kleiner Hügel, Busch' nir. tom : gr. ti jtißog 'Erdhügel' skr. ttmga-s
'Anhöhe' (falls nicht vielmehr skr. stambä-s 'Busch' heranzuziehen ist).
Die dentale Media aspirata und Media.
§ 66. Idg. dh (lat. f-, -d-, -b-, gr. ^, germ. d, lit., sl. d,
alb. d, d, arm. d, skr. dh) und idg. d (lat, gr. d, germ. t, lit., sl. d,
alb. df äy arm. t, skr. d) sind im Keltischen zunächst zu d ge-
worden. Im Anlaut kann d im Ir. und Brit im Satzzusammen-
hang zu ä leniert werden, und im Inlaut zwischen Vokalen ist es
110 Idg. dh, d. Allgemeines und Anlaut. [§ 66
in den beiden Zweigen zu d geworden. Vor Konsonanten im In-
laut ist d teilweise vokalisiert worden; nach Konsonanten bleibt d
im Ir. erhalten (im Air. zum Teil t geschrieben), im Brit. tritt nach
r die Aussprache d ein. Der Laut d wird in der ältesten Zeit d
geschrieben; so im Abr., Ac, Air. und älterem Mir. Im Mc. kommt
neben der Schreibung d in gewissen Quellen auch t = d vor; im
14. Jahrb. kommt die Schreibung dd auf, die im Nc. herrschend
geworden ist (Rhys, Lectures^ S. 248 f.). Über das Acorn. vgl. § 15;
die gewöhnUche mcorn. Schreibung ist th. Im Mbr. und Nbr. ist
^ zu ,2; geworden (oder geschwunden, vgl. § 352); über erhaltenes d
im Dialekt \on Belle-Isle und Pontivy s. Loth, Chrestomathie
S. 3792. Im Mir. kommt die Schreibung dh auf, die im Nir.
herrscht; sehr früh fiel aber im Ir. d mit ^ zusammen, im Anlaut
wird also dh im Nir. und Nsch. als ^; im Falle der Mouillie-
rung als ; gesprochen; über dh im Wortinnern vgl. des weiteren
§ 67. Über die Chronologie der Wandlungen des d im Ir. handelt
Zimmer, KZ XXX 22f., XXXII 205. Ir. dh wird im Altislän-
dischen durch {) (d. h. d) wiedergegeben : aisl. minnfak 'ein Ge-
richt von Mehl und Butter' aus ir. menadach 'meal and milk';
aisl. Dunga|)r MN aus ir. Donnchadh. Umgekehrt wird skan-
dinavisches d in alten Lehnwörtern noch durch ir. dh wiederge-
geben : mir. garda nir. gardha 'Garten' Arran gari Donegal
gärl {l aus djd^ s. § 228) nsch. garradh c. gardd aus an. gar|)r.
Jünger ist die Wiedergabe durch ir. th: ir. Baethbarr iarla Cog. G.
an. Bq|)uarr iarl. Cymr. d ist durch ir. dh wiedergegeben in ir.
fuidell 'remnant, leavings' nir. fuigheall, fuighleach, Arran
fyLax Donegal fwiLüx (vgl. faoilleach Molloy S. 131) aus c.
gweddill 'remnant, leavings' (echt irisch fedil 'dauernd', ni fed-
ligedar 'non manet': nach Zupitza KZ XXXVII 406 zu gr.
aed^Xog 'Kampf'). Dagegen ist c. ä durch ir th wiedergegeben in:
nir. caorthann aus c. cerddin S. 23, S. 70, § 57; ir. maithim
'erlasse, verzeihe', Inf. mathem aus c. maddeu 'erlassen, verzeihen'
(maddeu war wohl ursprünglich "nichtig machen" zu ir. made
'vergeblich'). — Das nicht lenierte und nicht mouillierte d hat im
Nir. eine eigentümliche Aussprache, gebildet durch »die hintere
Seite der Oberzähne und die fest angestemmte und dadurch ver-
breiterte Zungenspitze« (Finck), und wird von den Iren als ein
(freilich sehr ungenaues) Äquivalent für engl, d verwendet (das
englische d wird dagegen als ein vom irischen d ganz verschiedener
Laut empfunden). Vgl. Rhys, Manx Phonology 92 ff.
§ 66. 67] Idg. dh-, d-. Idg. dh, d zwischen Vokalen. 111
Beispiele für den Anlaut: ir. dinim 'sauge', dal 'Zitze' br.
dena 'saugen' : lat. fe-mina 'Frau' ("die säugende"), fei ix 'frucht-
bar, glücklich', felläre 'saugen' gr. ^rjGazo 'er sog', //t^Ar/ 'Muttor-
brust', ^frjlvg 'weibUch' got. daddjan 'säugen' ahd. tila 'weibliche
Brust' lit. pirm-dele 'die zum ersten Mal geboren hat (von Tieren)',
dele 'Blutegel' asl. dojiti 'säugen' arm. <ia;eaÄ: 'Amme', c?öy7 'Biest-
milch' skr. dhajämi 'sauge'; ir. diiil 'Wunsch' : lat. füllgö 'Ruß'
gr. d^i'ktof.iai 'opfere' lit. dülis 'die Räuchermasse zum Forttreiben
der Bienen' skr. dhüli-s 'Staub' (von derselben Wurzel : lat. fümus
'Rauch' gr. ^vfAog 'Verlangen' u. s. w., gr. d^voj 'opfere'); ir. drai-
gen S. 97; ir. drong S. 106 f.; ir. deich 'zehn' S. 46; abr. diprim
gl. essum mbr. dibriff nbr. dibri 'essen' : gr. SeiTcvov 'Mahl',
deucveo) 'esse zu Mittag' (mit idg. k'^ anzusetzen [Brugm., Grdr.
I^ 609] und daher von an. tafn 'Opfer' arm. tawn 'Fest' gr. ^a-
Ttdvrj 'Aufwand* lat. daps 'Mahl' [mit idg. 2?] gänzlich zu trennen);
ir. dluigim 'spalte' S. 43.
g 67, (Idg. dh^ d zwischen Vokalen.) Ir. adarc fem. 'Hörn'
nir. adharc Arran ejrk^ Gen. ejrk'd Donegal örk Gen. ejfk'e lat.
(gall.) adarca 'Schilfschaum (ein parasitisches Gewächs)' gr. (gall.)
ddagA-iq : vielleicht ein Kompositum mit der Präp. ad-; ir. cadan
'wilde Gans' nir. cadhan Arran kejn : dän. skade 'Elster' schw.
skata ds.; ir. bodar 'taub' nir. bodhar Arran bowr Donegal bör^
Kompar, byvrd c. byddar corn. bothar br. bouzariskr. badhirä-s
ds.; ir. guide 'Bitte' nir. guidhe Arran ^öV» (guibhe bei Dinneen
aus Connaught, Meath und Ulster) Donegal gy^ gp. vgl. S. 108;
ir. suide 'Sitz, Sitzen' nir. suidhe Arran si/ Donegal s* s. §48,2;
ir. cride 'Herz' nir. croidhe Arran k7y, s. S. 69; ir. buide, bui-
dechas 'Dank' nir. buidhe,buidheachas Arran byjdxds Don egal
bwiaxds^ s. S. 35; c. bedd 'Grab' corn. beth br. bez : lat. fodiö
'grabe' goL 6ac?i'Bett' aengl. wyrt-bed 'Pflanzenstandplatz' lit. ba-
dyti 'mit den Hörnern stoßen' asl. bodq 'stoße, steche'; ir. mid 'Met'
c. medd br. mez S. 37; ir. sned 'Niss' nir. sneadh, Plur. sneadha
Arran snü^ Plur. s^'ä c. nedd-en ncorn. ned-an br. nez-enn
S. 41; air. räd 'reden', s. Verbalverz., nir. rädh Arran rä; ir.
buaid 'Sieg' nir. buaidh Donegal buj c. budd 'Gewinn' abr. bud
gl. bradium : mnd. büte niederl. buit 'Beute' an. byti 'Tausch';
ir. ruad 'rot' nir. ruadh Arran rüo S. 54; ir. luaide 'Blei' nir.
luaidhe Arran lRsj 'Blei auf einer Angelschniu-' Donegal luja :
mhd. löt aengl. lead 'Blei'; ir. fiad 'Wild', fiadach 'Jagd' nir.
fiadh 'a deer, a stag', gearr-fhiadh, girr-f hiadh 'Hase' (: gearr
112 Idg. d(h) zwischen Vokalen, -dr-. [§ 67. 68
^kurz') Donegal gari9 (Arran Dat. gerie ist mir unklar, vgl.
girrfheidhthe bei Dinneen) nir. fiadhain ^wild' Arran flän Do-
negal fiän c. gwydd 'wild' acorn. guit-fil gl. fera (: rail 'Tier')
br. gouez 'wild' : Ableitung von ir. fid § 29, vgl. zur Bedeutung
lat. siluäticus 'wild' von silua 'Wald' (nicht zu ahd. weida
aengl. wä|) an. uei{)r 'Jagd, Fischfang', die auf idg. -t- weisen).
Beispiele für dw s. § 43.
Anm. 1. Zur Entwickelung des -d- ira Nir. vgl. noch § 85, 3. Bei-
spiele für ti ^ Null und (t y g in Munster bei Henebry S. 59 f., 64 f., vgl.
Molloy S. 171 (Dialektverz. 20), Asp. i Irsk S. 16. d > g in Donegal, s.
Quiggin § 429. Über das Alter des südirischen g aus d vgl. oben § 10.
Anm. 2. Ir. d y p ist selten und nicht lautgesetzlich. Ir. sciath
'Schulterblatt' c. ysgwydd u. s. w. ist von sciath 'Schild' beeinflußt, s.
S. 76. Ir. aithech 'Vasall, Eiese' nir. fathach 'Eiese' neben br. ozac'h
Treguier oac'h ist etymologisch unklar (im Ir. vielleicht von der Präpo-
sition aith- beeinflußt). — Über d "^ d nach einem homorganen Laut, s.
§§ 287, 288.
Anm. 3. Schwund eines ^ im C. : ir. mid- (in Zusammensetzungen)
'medius', medon 'Mitte', immedon 'intra' Arran man 'medius' Donegal
man ds. c. mewn 'in' (mbr. metou, metaou 'Mitte', mit einem lat. Worte
vermischt, vgl. fr. moitie?) gall. Medio-länum ON : lat. medius 'der
mittlere' gr. fiiaog got. midjis ds. lit. medis 'Baum' (urspr. "Grenzbaum")
asl. mezda 'Grenze' arm. me^ 'medius' skr. mddhja-s ds. (c. -wn aus -un aus
-ugno-, vgl. -an aus -agno- S. 103, mc. morynyon S. 104; die irischen For-
men aus Arran und Donegal beruhen auf Suffixvertauschung: -an statt -öw,
vgl. aber Donegal mjön 'means'; vgl. gall. Medu-genus MN, cognomen,
Ogam MEDDUGINI, Gen.; zum -u- vgl. lat. medulla 'Mark'). Vgl.
noch c. rhoi = rhoddi 'geben', s. Verbal verz. her-. Im Br. ist das d in
allen Dialekten geschwunden in daouarn 'die beiden Hände' (Univerbie-
rung von daou 'zwei' und dourn 'Hand'), d y r in br. hirio 'heute' S. 67.
Anm. 4. d vor geschwundenem Vokal 4- ^, ^ scheint im C. zu d ge-
worden zu sein : c. budro 'verunreinigen' ir. buadraim 'trübe, verwirre'
(der Beweis dafür, daß hier d + Vokal + »' vorauszusetzen ist, läßt sich
allerdings nur indirekt führen: weil kein anderer Ansatz genügt); c. bod-
lon = bodd-lawn 'zufrieden'.
Anm. 5. Aus den Eeiraen geht hervor, daß im Corn. das auslautende
d eine Tendenz gehabt hat, stimmlos zu werden; s. Stokes, Trans. Phil
Soc. 1869, 138. Es kann jedoch nicht ganz zu p geworden sein ; denn das
Ncorn. hat nach Lhuyd d.
§ 68. (Idg. dh, d vor Konsonanten im Inlaut.) -dr- wird
im Brit. ebenso wie -gr- (S. 103) behandelt; im Ir. wird das d zu
air. t, nir. d; in der Kompositionsfuge wird jedoch -d-r- auch im
Ir. ebenso wie -gr- l)ehandelt; daneben gibt es aber eine andere
noch jüngere Vertretung: rr. Beispiele: ir. -fitir 'er weiß' c. gwyr
§68. 69] -dr-, -dl-, -dn-, -dm-, zd, dd(h). 113
com. gor br. goar : urspr. 3. Plur. ^widri aus *widr 'sie wissen,
man weiß', vgl. skr. vidür 'sie wissen'; ir. cretair 'Reliquie; heilig'
mc. creir nc. crair, Plur. creiriau br. Treg. (Plur.) kreirio ^Re-
liquien' (Thurneysen KZ XXXVII 96) : */credhri- zu lat. celeber
'feierlich' (l aus r durch Dissimilation), creber 'häufig'. Vgl. ac.
catteir- aus lat. cathedra § 139. In der Kompositionsfuge: ir.
äram 'Zahl' (zu ad-rimi 'zählt' s. Verbalverz.) c. eirif ; ir. ärach
'Fessel' br. ere S. 100. Jünger ir. co-tob-ärrig 'hat euch fest-
gehalten' s. Verbalverz. rig- {-rr- aus analogisch restituiertem dr).
Über -ndr- s. § 69. — Von der idg. Gruppe -dr- zu unterscheiden
ist ir. dr mit dazwischen geschwundenem Vokal, vgl. § 67 Anm. 4.
-dl- : abr. esceilenn nir. sgäile S. 76. Vgl. Stokes BB
XXIII 58. In der Kompositionsfuge: ir. äilgen 'sanft', ixlge-
nigid 'besänftigt', vgl. laigeniu gl. minusculus. — Über die
schwerlich richtige Ansicht, daß idg. -d{lt)l- durch c. -dl- vertreten
wäre, vgl. § 86.
-dn- : ir. smuainim 'ich denke' : gr. fivd-oq 'Wort' got. ga-
maudjan 'erinnern' iit. äp-maudas 'Verdruß, Sorge' asl. mysU
'Gedanke' {-d-sl-) np. möja 'Klage' (j aus d, vgl. must 'Klage' mit
st aus d{h) -f t). Vor dem urbrit. Akzent ist dn zu n geworden
in c. blynedd 'Jahre' (bei Zahlwörtern) br. he-vlene, he-lene
'dies Jahr' c. e-leni ds. br. war-lene 'voriges Jahr' c. y llynedd
(11 aus rl\ llynedd : Plur. '^hlidnijäs, Dat. Sing, ^blidnijäi zum
Nom. Sing, "^bleidnnl in ir. bliadin, bliadain fem. 'Jahr' c.
blwyddyn fem. (dazu eine kontaminierte Pluralform blynyddoedd,
blynyddau), *blidnm in acorn. bli{)en mcorn. blythen, blethen
br. blizenn fem. (nach Troude masc), eine regelmäßige Feminin-
bildung zur kürzeren Form br. bloaz masc. (c. blwydd fem. unter
dem Einfluß von blwyddyn), daher offenbar urspr. ein mytholo-
gischer Begriff {b = idg. b, bh oder g^i; d — idg. d oder dh).
-dm-: ir. frem 'Wurzel' nir. frearah s. S. 69. Durch Neue-
rung entsteht in der Kompositionsfuge -mm- : air. oammadar
'ich habe geboten' (con-ad-m-) s. Verbalverz. midiur. In der
Redupi. : fo-di-dmat 'sie werden ertragen', s. Verbalverz. dam-.
§ 69. (Idg. dh, d nach Konsonanten.) -zd- s. § 51. Idg.
-dd{h)- (in den meisten Sprachen mit -zd(h)- zusammengefallen) : ir.
cretim 'ich glaube' c. Inf. credu corn. cresy mbr. cridiff nbr.
kridi, kredi : lat. credö 'glaube' skr. srad-dadhämi ; ir. brot
'Stachel' (u. a. zum Antreiben der Pferde) nir. brod acorn. bros (mit
s, vgl. § 344) br. broud : zu an. broddr aengl. brord 'Spitze'
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 8
il4 rdf Id, nd, ndr. [§69
ahd. brort ^Rand', vgl. an. bor|) ^Rand, Schiffsbord, Brett' ahd.
bret ^ßrett' skr. bardh- 'abschneiden' gr. TttgSw 'zerstöre' lat.
forfex 'Schere' (c. brat hu 'to goad' aus *bhfdh-n-), Oder ist c.
brathu Beispiel für ddh im Brit., die abweichenden Wörter ent-
lehnt (vgl. S. 24)?
rd: ir. cerd fem. 'Kunst, Handwerk' nir, ceärd, ceird Arran
k'ejrd' Donegal k'erd' 'trade, profession', d'anuw Tcerd'd 'futuere' c.
cerdd 'Kunst' § 28, 1; ir. ord 'Hammer' Arran owrd Donegal ord
ac. ord nc. gordd (zum g- vgl. § 302) abr. or(d) nbr. horz : arm.
urn (aus *ördhm, Akk. von ördh-, s. Liden, Arm. St. 53); ir. bard
'Barde' c. bardd corn. barth br. barz galh Bardo-magus ON;
ir. ard 'hoch' nir. ärd Arran ärd Donegal ärd § 35 S. 51 (-rdhw-).
Id ist im älteren Air. noch erhalten, wird aber sehr früh zu II;
brit. II : ir. meldach 'angenehm' nir. meallach : gr. (.laX&ayiog
'weich' got. mildeis 'mild'; air. saillim 'salze' Sg. : lat. sallö {II
aus Id) got. Inf. saltan; mir. caill 'Wald' c. celli S. 52; ir. coli
'Verlust' c. coli acorn. coli et br. koll ds. : got. halts 'lahm'.
nd ist im Air. noch erhalten, der Übergang zu nn fängt
aber schon im jüngeren Air. an (Asp. i Irsk S. llOf., S. 122f.;
vgl. an. bianak aus ir. bendacht 'Segen'). Einige proklitischen
Formen des Artikels hatten schon im älteren Air. nn oder n aus
nd (inna, na, donaib vgl. das Paradigma §505); die Artikelform
ind steht vor Vokalen und h und vor leniertem f (= Null) s, l^
n, r, bisweilen vor leniertem b und m; vor den nicht lenierten
Konsonanten verliert sie aber ihr d : in recht 'das Recht', Gen.
ind recto u. s. w. (Asp. i Irsk S. 75 ff.); nach denselben Regeln
verliert das Präverb ind- sein d. Im Brit. ist nd schon in der
ac. und abr. Periode zu. nn geworden. Beispiele: ac. ennian 'Am-
boß' nc. einion (und eingion) ncorn. anwan mbr. anneffn nbr.
anneo, annev, anne (mit Schwund des -w) V. annean air. indein
(Sg. 110b 1) mir. indeoin, inneoin Arran iNün (Donegal nicht
lautgesetzlich «iv'är) : Komposita mit dem Präverb *ndhi (ir. ind-
gall. ande- S. 45), am ehesten (indem die ncorn. Form aus einer
dem mbr. anneffn, d. h. annevn oder amieon, entsprechenden
Form entstanden sein wird) aus *%idhi-poni- zur Wurzel in lit.
pinü 'flechte' asl. pmq, 'spanne' arm. j-enum 'stütze' gr. jctvo^ai
'arbeite' (andei-s Thurneysen IF IV 274); ir. find 'weiß' nir. fionn
u. s. w. S. 41; ir. sccndim nir. sgeinnim 'springe' c. cy-chwyn
S. 77; mir. find 'Haar' : zu gr. l'ovOog 'das junge Barthaar'
ahd. wint-brawa 'Wimper' (Liden IF XIX 345 IF.) ; ir. and 'dort,
§ 70] Idg. hh, h. Allgemeines und Anlaut. Il5
in ihm' nir. ann : gr. tvd^a ^dort' arm. and ^dort, im' (Ijok, g?s
bestimmten Artikels; vgl. Verf., Les pronoms demonstratifs 8. 33,
36). — Erhalten ist nd in abr. endlim gl. fenus vgl. ir. indile
^Zunahme, Vieh' mc. ennill iic. ynnill 'Gewinn', wohl wegen der
Stellung vor /. Unklar ist mir die Erhaltung des d in ac. ende-
ric gl. uitulus nc. enderig 'Ochs', s. § 19. Vor r mag nd im
Brit. mit nt zusammengefallen sein (Zupitza, KZ XXXVI 73) :
ir. laindrech 'lucid' c. llathru 'putzen'.
Die labiale iViedia aspirata und Media.
§ 70. Idg. hh (lat. f, -b-, gr. cp, germ., lit., sl., alb. b, arm.
b, -V-, skr. bh) und das seltene idg. b (lat., gr. b, germ. p, lit., sl.,
alb. b, arm. p, skr. b) haben im Keltischen zunächst b ergeben.
Im Anlaut unterliegt kelt. b im Sandhi im Ir. und Brit. der Leni-
tion zu hj und im Inlaut zwischen Vokalen ist es in den beiden
Zweigen zu b geworden; so auch zwischen Vokalen und Sonor-
lauten, wo jedoch gewisse weitere Änderungen eingetreten sind.
Nach Sonorlauten ist b im Ir. erhalten (air., mir. zum Teil p ge-
schrieben); im Brit. ist jedoch nach r und l die Aussprache b ein-
getreten. Der Laut h wird im Air. Ac. Abr. b geschrieben; später
tritt im Ir. die Schreibung bh, im Brit. die Schreibung u oder f
ein (nc. f, nbr. v). Die heutige Aussprache ist im Ir. w, im Falle
der Mouillierung v, im Brit. v (woraus im Br. zum Teil o ent-
standen ist). Über b- vgl. noch § 174; über -b- § 71 Anm.
Beispiele imbh im Anlaut: ir. benim 'schlage' s. Verbalverz.;
— ir. berbaim 'siede, koche^ c. Inf. berwi br. birvi : lat. ferueö
'siede' ahd. briuwan 'brauen' (dazu mit einem ^Suffix ir. bruth
'Glut, Wut' ac. brut gl. animus nc. brwd 'heiß' acorn. bredion
gl. coctio [mit Umlaut] ncorn. brigan 'coquere' abr. brot gl. zelo-
typiae nbr. broud 'heiß' : lat. de-frutum 'eingekochter Most'
thrak. ßgazog- 6 AQid^ivog olvog an. bro|) 'Brühe'; das Komp. ir.
en-bruthe 'Fleischbrühe' nir. anbhruith [statt eanbhruith] Ar-
ran mit dem Artikel 9n t'-anrd Donegal änri enthält ein entlehntes
c. Präverb en- = gall. ande- ir. ind-, ähnlich verwendet wie in
c. en-llyn 'anything eaten with bread, as butter, cheese or meat;
sowl', woraus nir. annlann 'sauce, condiment, pickles; fish, meat
etc., taken with bread', zu c. llyn 'Trank' u. s. w.); — ir. her im
'trage' s. Verbalverz. (dazu ir. barn § 35, ir. brath S. 52); ir.
brü S. 73; ir. bläth 'Blüte' c. blawd acorn. blodon ncorn.
ble^an mbr. (mit einem w- Suffix erweitert) bleuzuen nbr.
116 Idg. b{h) zwischen Vokalen, -hr-. [§ 71. 72
bleun-enn, bleufiv-enn : zu lat. flös got. hlöma. Idg. h liegt
vielleicht vor in : c. bustl acorn. bistel mcorn. bystel br. bestl
'Galle' : lat. bilis; mir. benn 'Hörn, Spitze' u. s. w. S. 46; corn.
banne, banna 'Tropfen, das Geringste (nach einer Negation)' br.
banne Treg. bannec'h (zum Suffix vgl. § 370; mir. banna
'Tropfen' ist entlehnt; mir. nir. bainne 'Milch' ist möglicherweise
dasselbe Wort mit anderer Behandlung des Timbre des brit. nn
vor e) : skr. bindü- 'Tropfen' (Zupitza KZ XXXVI 73, Johansson
KZ XXXVI 365).
§ 71. Idg. bh und b zwischen Vokalen: ir. gabim S. 95;
ir. abann 'Fluß' c. afon acorn. auon br. Pont-aven ON abrit.
Abona Fluß-N. : lat. amnis (mn < bn); ir. cob 'Sieg' gall. Uer-
cobius MN : asl. koM 'augurium' an. happ 'Glück' (Zupitza, Gutt.
22); ir. dub 'schwarz' nir. dubh ac. dub mc. nc. du acorn. duw
mcorn. du br. du gall. Dubis Fluß-N. : zu got. daubs 'taub' gr.
Tvcplog 'blind', xvcpoq 'Rauch, Dampf (t aus ^ durch Dissimilation);
ir. luib 'Kraut' nir. luibh : got. lubja-leis 'giftkundig' ahd. luppi
'Gift, Zauberei' aengl. lyb ds. an. lyf 'Heilkraut' (dazu ir. lub-
gort, lugbort 'Garten' ac. Plur. luird gl. horti nc. lluarth acorn.
lu^<;orchguit gl. uirgultum "wilder Garten" mcorn. lowarth
'Garten' br. liorz ds.); ir. ibim 'trinke' s. Verbalverz.; ir. treb
'Wohnsitz' § 84; ir, töib 'Seite' nir. taobh c. tu corn. tu br.
tu : zu lat. tibia 'Schienbein' gr. oveißw 'trete', oxoißiq 'Stopfen'
lit. staibiai 'Schienbein' arm. step 'unablässig' (anders Liden
Arm. St. 31); ir. cliab 'Korb' nir. cliabh : an. hlif 'Schild'
(Zupitza BB XXV 94); ir. riabach 'gesprenkelt' nir. riabhach :
lit. raibas 'graubunt, gesprenkelt' (idg. Altern, ei : oi).
Anm. Über -b- > -m- im Ir. vgl. § 260. — Im Brit. ist b nach einem
^^-Laut geschwunden; dabei scheint ein kurzes u gedehnt worden zu sein,
so daß es mit dem aus idg. oi entstandenen Monophthong und mit lat. ü
zusammengefallen und im weiteren Verlauf zu ü geworden ist. — b tann
im Ir. unter Umständen zu / werden : camaiph = camraaib 'tamen' Sg.
209 h 3; in den Endungen des Futurums (§611 — 612) wird / zunächst nach
stimmlosen Konsonanten entstanden sein. Über / aus b in Vorbindung mit
einem h s. § 278, 279. — Über by f iin corn. Auslaut vgl. Stokes Trans.
Phil. Soc. 1869, 138 (und oben § 67 Anm. 5).
g 72. (Idg. b{h) vor einem Sonorlaut im Wortinnern.)
'br- : ir. dobar 'Wasser' c. dwfr u. s. w. S. 35 f. [-ubr- wird also
im Brit. anders als -üb- vor schwindendem Vokal, vgl. § 71, be-
handelt); ir. lobur 'schwach', lobre 'intirmitas' nir. lobhar 'aus-
sätzig', lobhra 'Aussatz' air. (Juv.) lobur gl. anhela (Adj. im Fem.)
§72. 73] -hr-, -hl-, -bn-. rh. 117
c. 11 wir 'furchtsam' mbr. loffr 'aussätzig' nbr. lovr: mit ir. lohai'ri
'putresco' nir. lobhaim zu gr. Aw/9ry SSclimaclj, Verderheri, Aus-
satz'; ir. gabor 'caper' uir. ga])har c. gafr acorn. gauar mconi.
gaver abr. mel-gabr gl. ligustra nbr. gaor, gavr, Plur. geor,
gevr gall. Gabro-magus ON : zu umbr. habina 'aguas' (Lidon
KZ XL 260); ir. ribar nir. riobhar 'Sieb' nir. riobhar meala
'Honigwabe' c. rhefr 'After' 'anus, rectum' br. reor ds. : *rebhru-
vgl. asl. rebro 'Rippe' cech. zebri'k 'Leiter' ahd. rippi 'E.ibbe'
aengl. ribb an. rif. Das reduplizierte Fut. ir. do-bera 'wird
geben' kann analogische Lautgestalt haben; denkbar ist jedoch
auch, daß -br- nur vor dem schwindenden Auslaut im Ir. laut-
gesetzlich erhalten wird, während sonst Schwund des -b- mit Er-
satzdehnung zu erwarten ist. Über -mbr- s. § 73.
-bl- : ir. mebul 'Schande' nir. meabhal 'Verrat' ir. melacht
'Schimpf, Schande' c. mefl corn. meul : zur Etymologie vgl. §73;
ir. nel 'Wolke', Gen. niuil nir. neall c. niwl, nifwl ncorn. niul
(irische Grundform *nebhlo-; für das Brit. muß wohl eine Form
mit einem Vokal zwischen bh und l angesetzt werden; vielleicht
genügt '^'nebholo-) : lat. nebula 'Nebel' gr. vecpeliq 'Wolke' ahd.
nebul 'Nebel'; ir. bei 'Lippe' ist vielleicht eine reduplizierte Form
zur W. von mir. belach 'Kluft' nir. bealach 'Weg, Gebirgspaß'
c. gwe-fl 'Lippe' mbr. gue-fl 'gueule' nbr. geol (c. gwe- ist die
um gelautete Form der Präp. gwa-; br. geol wird aus *gweol —
durch die mbr. Schreibung nicht verbürgt — durch Dissimilation
entstanden sein); ir. gualu 'Schulter' vielleicht zu ahd. gebal
'Schädel, Kopf gr. /.ecpalri 'Kopf (idg. Altern, e : o; andere
Deutungen bei Liden, Arm. St. 116). Vielleicht ist -bl- nur dann
lautgesetzlich zu ir. -l- mit vorhergehender Ersatzdehnung geworden,
wenn der schwindende Auslaut nicht unmittelbar folgte; nel und
bei haben sich dann nach den zweisilbigen Kasusformen und Ab-
leitungen gerichtet.
-bn- : ir. domun 'Welt', domuin 'tief c. dwfn u. s. w. §27
(-ubn- also im Brit. wie -wir- und anders als -üb- vor dem schwin-
denden Auslaut behandelt); c. cefn 'Rücken' corn. keyn br. kein:
möghcherweise zu lat. scamnum 'Schemel', Dim. scabellum (oder
hat die Sippe von cefn vielmehr -mn- : gall. to Kefufnevov OQog,
mons Geben na § 99 Anm. 1, vgl. got. himins 'Himmel'?).
§ 73. (Idg. bh, b nach Konsonanten.) -zb- s. § 51. -rb- :
air. orpe 'das Erbe', com-arpe 'der Erbe', com-arbus 'Erb-
schaft' nir. comharba 'succcssor' ac. Urb-gen S. 101 (mit An-
118 rb, Ib, mb. [§ 73
lautsdehnung) gall. Orbius MN, Orbaniacus ON : lat. orbus
'verwaist' gr. oQq^avög ds. got. at^bja 'der Erbe' asl. rabü 'Sklave'
(*orbho-) russ. rebjönok 'Kind' cech. robe ds. arm. orb 'Waise'
skr. arbha-s, arbhakä-s 'klein, scLwach, Knabe' (dazu air. erpiram
'übergebe', Prät. Pass. ro-erbad); ir. heirp 'dama, capra' nir.
earb, fearb 'Damtier' : gr. eQicpog 'Bock' (idg. Altern, -rbh- :
-ribh-); ir. carbat 'Wagen' (auch 'Kinnlade' Zupitza, KZ XXXVI
208) nir. carbad 'Wagen, Kinnlade' (fiacla carbaid 'die Zähne
der oberen Kinnlade') Arran und Donegal kardbdd gall.-lat. car-
pentum gall. Carbantia ON abrit. KaQßavzoQiyov ON : vielleicht
zu lat. cor bis 'Korb' an. hrip 'Korb, Kasten beim Packsattel,
Heukorb'; nir. gearb 'a scab, itch, mange, an excrescence' Arran
und Donegal g'ardbj ir. gerbach 'rugosus' nir. gearbach 'scabby,
rough-surfaced', gearbög 'Schmarre' Arran g'ardbög : asl. grbü
'Rücken' russ. gorb 'Höcker' slov. grba 'Runzel, Falte, Höcker'
lit. gärbana 'krause Locke' nisl. korpa 'Runzel, Falte' (vgl. Liden,
Arm. St. S. 36 f.).
4b- : air. gulban, gulpan 'Stachel' mir. gulba 'rostrum'
(w-Stamm) ac. gilb gl. foratorium gilbin gl. acumine nc. gylf,
gylfin, gylfant 'Schnabel' acorn. geluin gl. rostrum : ahd. kolbo
'Kolben' an. kolfr 'Wurfspieß, Pfeil' (Sütterlin, IF IV 105 f.).
-mb- ist im Air. noch erhalten, der Übergang zu mm fängt
aber schon im jüngeren Air. an (vgl. Asp. i Irsk S. 103f., S. 122f.).
In der Proklise findet sich dieser Übergang schon im älteren Air. ;
so in einigen Formen des Verbums 'sein' (n am min duine 'daß
ich kein Mensch wäre', commad in so 'daß es dies wäre', ni
armad maith 'nicht, daß es gut wäre' Wb. 17d 23; 26b 31;
25 d 26 ; daneben häufiger restituiertes -mb-) und in der Präposition
im 'um', vor einem anderen proklitischen Worte imm- (imm-a-
chomalnad 'for its fulfilment', imm-e-ruidbed 'der beschnitten
worden ist'), während die betonte Form imb- lautet (imb-i 'um
ihn'); -mm war wohl auch in nachtoniger Silbe berechtigt : anm-
imm, Dat. von ainm 'Name' (§456). Im Brit. ist -mb- schon in
der ac.-abr. Periode zu -m^n- geworden (vgl. ac. emmeni S. 109);
im Br. wird das Ergebnis dieser Assimilation bisweilen durch einen
jüngeren Übergang mm > mb (7np) gekreuzt (vgl. § 99, 6). Beispiele:
mir. com mar 'Zusammentreffen von Tälern, Strömen, Wegen'
nir. CO mar c. cymmer br. kember : Präverb *A:'om mit einer
Ableitung der idg. Wurzel *bher- 'tragen'; ir. camm 'krumm' (so
schon Ml. 2a 7) nir. cam c. cam corn. cam br. kämm gall.
§ 73. 74J mh, mbr, mhl. Idg. q und k' . 119
Oambo-dunuin, CMinpo-dunum : gr. azainßoL; 'krummbeinig'
(air. cammaib 'tarnen' in Wb. wird hierher gehören, mag aber
das mm in unbetonter Stellung entwickelt haben); ir. cimb gall.-
lat. cambium S. 45f.; ir. cum 'Gefäß' (Stokes, KZ XL 247) c.
cwm 'Tal' br. komb, konibant, koumbant 'Tal', komm 'Trog'
gall. Cumba ON : gr. y.v^ßiq 'Kahn, Becken', vJiußog 'Gefäß' d.
humpe, humpen 'Trinkgefäß' aw. xumba- 'Topf skr. kumbhd-s
ds. (idg. Altern, q : qh^ b : bh). -mbr- ist zu -br- > br geworden
in ir. co-brith 'Hülfe', cobir. Gen. cobra ds. : *k'om-bhrti-^
"^k'om-bhri-, zur AVurzel "^bher- 'tragen'. Ob diese Entwickelung
gemeinkeltiscli war, ist zweifelhaft; die vorhandenen brit. Beispiele
widersprechen und zeigen statt br vielmehr br oder (durch Neue-
rung?) mr, mbr : mc. cymryt 'nehmen' mbr. compret (besteht
aus denselben Elementen wie ir. cobrith, kann aber ein jüngeres
Kompositum sein); c. he-brwng 'senden' acorn. he-brenchiat
gl. dux mcorn. hem-bronk 'wird führen', hembrynkys, hom-
bronkys 'geführt' mbr. ham-brouc 'führen' nbr. am-brouk (der
Umlaut des Präverbs im C. und Corn. deutet vielleicht auf einen
Wurzclvokal e^ in Alternation mit dem urspr. etwa im Infinitiv
berechtigten o; trotzdem gehört gall. Abrincatui VN kaum hier-
her, denn das brit. Präverb scheint = skr. sam- zu sein, vgl. § 585):
möglicherweise zu got. briggan 'bringen' (vgl. Brugmann, IF XII
154 ff.; Zupitza, KZ XXXVI 65; Verf., KZ XXXIX 354); ir.
abra 'Augenlid', Plur. abrait nir. abhra, fabhra c. amrant ds.
acorn. abrans gl. supercilium br. abrant 'Augenlid' : zu lat.
frons 'Stirn' (idg. Anlautsalternation wie in gr. a^cptu : got. bai).
Die verschiedene Entwickelung in c. he-brwng u. s. w. und c.
amrant u. s. w. kann darauf beruhen, daß in der erstgenannten
Sippe teils der Anlaut des Verbums, teils der Auslaut des Präverbs
durch das etymologische Bewußtsein restituiert worden ist (oder ist
c. amrant volksetymologisch beeinflußt: am 'um' und grän 'Augen-
lid'?). Idg. -mbl- liegt vielleicht in ir. mebul c. mefl corn. nieul
(S. 117) vor, falls diese Wörter zu gr. (.i£f.iq)0[.iaL 'tadele', [.lef-iq^iolr^
'Tadel' gehören.
Die Uvularen und palatalen Tenues aspiratae und Tenues.
§ 74. Idg. q (lat., gr. k, germ. h, -g-, lit. k, sl. k, c, alb. k,
arm. U , -k-, c\ selten h oder Schwund, vor oder nach einem u-
Laut s^ nach einem Sonorlaut g, skr. Ä^^ c) und idg. k' (lat., gr. k,
germ. h, -g-, lit. 6-^ sl. s, alb. p, s, arm. s^ aw. 6*; skr. s) sind im
120 Idg. q(h), k'h. Allgemeines und Anlaut. [§ 74
Kelt. zunächst in U zusammengefallen. Damit sind ferner die
entsprechenden Tenues aspiratae zusammengefallen (idg. qh > skr.
khy iran., arm., sl. x; idg. qh und k'h > gr. % lat. h). Das so
entstandene Je bleibt im Inselkeltischen im Anlaut erhalten, unter-
liegt aber im Saudhi der Lenition, im Ir. zu x (ch), im Brit. zur
reinen Tenuis k (woraus weiterhin meist g entsteht); denselben
Änderungen unterliegt Je im Wortinnern zwischen Vokalen (Ge-
naueres in § 75). Vor t entsteht im Ir. und Gall. x (ir. ch,
seltener c geschrieben; gall. c oder x); im Brit. wird dieser Reibe-
laut vokalisiert und verschmilzt mit dem vorhergehenden Vokal zu
einem Diphthong. Ähnlich war wohl die Entwickelung vor s (Aus-
gangspunkt xs, ir. SS; brit. x; vgl. § 49, 4); die verschiedene Ent-
wickelung eines idg. r vor ks in c. drem S. 42 und vor kt in ir.
art S. 44 und unten § 76 könnte auf ein verschiedenes Alter der
spirantischen Aussprache des k vor s und t deuten. Zwischen
Vokal und Sonorlaut findet man im Brit. teils dieselbe Behand-
lung wie zwischen Vokalen, teils Vokalisierung mit daraus folgender
Diphthongbildung, im Ir. immer Vokalisierung (Schwund mit Er-
satzdehnung), sk wird im Nir. und Nc. zu sg (mit stimmlosem g);
nach r und l bleibt 1^ im Ir. erhalten, wird aber im Brit. zu x
(ch). nli wird im Ir. zu ^; meist mit vorhergehender Ersatzdehnung
(älter war die Aussprache k mit reiner Tenuis; die durch den Nasal
bewirkte Änderung der Aussprache wird noch im Air. und älteren
Mir. nicht bezeichnet), bleibt im Corn. und Br. und im c. Auslaut,
wird aber im c. Inlaut zu wh (das im Nc. nur vor betontem Vokal
bleibt, sonst aber zu ?& wird); Genaueres über die nasale Mutation
in § 94 und in den einschlägigen Kapiteln des psychologischen
Abschnittes der Lautlehre.
Idg. Tenuis aspirata im Anlaut: ir. cit, cetnait ^Schaf :
arm. xoj 'Widder', ocxar 'Schaf {^qhotjuqh-; das anlautende x
durch Dissimilation geschwunden, aber im Türkischen im armen.
Lehnwort kockar 'Widder' noch erhalten), xam 'Schafherde' (*qhet-
jen-); ir. ciar 'dunkelfarbig, dunkelbraun' : an. harr ae. här 'grau,
altersgrau' ahd. her 'erhaben' gr. xoiqog 'Ferkel' abulg. serü 'grau'
cech. sery poln. szary (süd- und ostsl. s, westsl. s aus x vor ui'spr.
diphthongischem e). Idg. k'h- ist im Kelt. nicht klar belegt.
Idg. q- : ir. cinim 'entspringe', cenel 'Geschlecht' c. cenedl
acorn. kinethel, ir. cet- 'der erste' c. cynt 'früher' corn. kyns
br. kent gall. Cintu-gnatus MN "der erstgeborene" : got. du^
ginnan 'anfangen' asl. na-cq-ti ds., cq-do 'Kind', ko7u 'Anfang',
§74| Idg. qh-, </-. Ich-, k'-. 121
konici 'Ende' gr. vMLvog 'neu' skr. kanistha- 'der jüngste' (hierher
noch ir. cano, cana 'Wolfsjunges' c. cenaw 'junger Hund, Wolf:
russ. scen-6k ds. arm. skund ds.); ir. crem 'Knoblauch' c. craf
(Altern, -em- : -inm-) : gr. 'aqo(xvov 'Zwiebel' aengl. liramse 'Wald-
knoblauch' lit. kermüsc russ. ceremica, reremsa (türk. sarymmk
wohl — mit auffälliger Behandlung der Zischlaute — aus dem
Slavischen); ir. cruit 'Harfe; Höcker' c. crwth 'Bauch; Geige',
croth 'Bauch; uterus' abrit.-lat. chrotta 'Harfe' : lit. krütis 'weib-
liche Brust', krütine 'Brust' (Zupitza, KZ XXXVI 242; idg.
Altern, u : ü; ursprüngliche Bedeutung jedenfalls 'Brust'). Idg. qw-
mag vorliegen in ir. corr 'rund', corr 'odd', cor räch 'unbeständig' :
got. huairhan 'sich wenden' gr. yiagTcög 'Handwurzel', v^aQjca'kiixoq
'schnell'.
Idg. k'- : c. cawdd 'Zorn, Erbitterung' corn. kueth 'Kummer'
br. keuz ds., ir. cais 'Haß' c. cas : osk. cadeis (Gen.) 'Haß' lat.
cadamitäs, calamitäs 'Schaden' gr. Aijöog dor. /.aöog 'Kummer'
got. hatis 'Haß' aw. sädrdm 'Unheil, Leid'; ac. calamennou gl.
culmos nc. calaf 'Rohr, Stengel' corn. cala 'Stroh' mbr. colouenn
nbr. kolo-enn 'Halm' : lat. culmus 'Halm' gr. AaXafxoq 'Eohr'
ahd. halm 'Halm' asl. slama russ. solöma 'Stroh'; ir. cail 'Speer' :
gr. KrjXov 'Pfeil' an. hali 'Schwanz' arm. salarf 'Laub' skr. sald-s
'Stock, Stachel des Stachelschweines' (Zupitza, BB XXV 90,
Scheftelowitz, BB XXVIII 282; oder zu pr. kelian 'Speer'?);
ir. cet 'hundert' c. cant u. s. w. S. 46; ir. crü 'Huf : aw. srü-,
srvä- 'Nagel, Hörn' (und daraus entlehnt finn. sarvi 'Hörn' läpp,
coarvve); ir. cliath 'crates' c. clwyd ds. acorn. cluit gl. clita
br. kloued-enn 'claie', ir. clethe 'Dachbalken, Dach', ir. clithar
'shelter' c. cledr-en 'Sparren' 'rafter, shingle, stave, rail' mbr.
clezr-en nbr. kler-enn 'piece principale de la claie' : umbr. kle-
tram 'lecticam' ahd. leitara 'Leiter' aengl. hlsedder nengl. lad-
der ds. lit. slite 'Leiter' lett. slita 'ein aus liegenden Hölzern ge-
machter Zaun' got. hleipra 'Zelt' an. hlei{)r gr. y,lioia 'Hütte,
Lehnstuhl' (gemeinsame Bedeutung: "gitter-(leiter-)artige Konstruk-
tion und die einzelnen Bestandteile derselben"); c. clun 'Hüfte'
corn. clun ds. br. klun 'Hinterbacke' : lat. clünis ds. gr. /.long
'Steißbein' (mit idg. Vokalaltern.) an. hlaun 'Schenkel' lit. slau-
nis 'Hüfte, Oberschenkel' skr. sröni-s 'Hinterbacke'. Idg. k'iv mit
Schwund des w vor kelt. -ü aus idg. -ö liegt vor in ir. cü 'Hund'
c. ci corn. ki br. ki § 32, 4.
Anm. Über g- aus /•- in proklitisclien Wörtern, s. § 173, § 188.
122 Idg. q(h), k'[h) zwischen Vokalen. [§ 75, 1—3
§ 75. (Idg. qh, q, k'h. Je zwischen Vokalen.) 1) Ir. müch
'Eauch' c. mwg corn. mok ds. br. moug, mog 'Feuer', moged
'Rauch' : gr. Of.ivxof.iai 'werde in langsamem Feuer verzehrt' arm.
mux 'Rauch' (daneben mit idg. g : aengl. smeocan 'rauchen' gr.
Aor. iof.ivyif]v zu Ofivxof^iai lit. smäugiu 'würge'); c. rhwygo 'zer-
reißen' mbr. roegaff : skr. lihhämi 'ritze, schreibe' lit. riekiü
'schneide' mhd. rihe 'Reihe, Linie' (und mit idg. q : gr. egsLAco
'zerbreche'); c. oged 'Egge' ac. ocet gl. raster br. oged : lat. occa
ahd. egida ae. ege|)e (e Umlaut von a) lit. akecios (gr. o^ivr]);
ir. loche 'Blitz' c. llug 'Glanz', llug y dydd 'Tagesanbruch',
am-lwg 'sichtbar', gjo-lwg 'Sehen, Gesicht', ir. löcharn, luacharn
'Leuchte' c. llygorn acorn. lugarn ds. br. lugern 'Glanz' : lat.
lux 'Licht', lücere 'leuchten', lucerna 'Lampe' gr. lev'/,6g 'weiß',
afx(fi-Xv/.r} 'Morgendämmerung', levooco 'sehe' (oo aus hj) got.
liiihap 'Licht' lit. läukiu 'warte' asl. luci 'Licht' arm. lois 'Licht'
skr. röca-te 'leuchtet'; ir. deich 'zehn' ac. -dec mc. dec nc. deg
corn. dek br. dek, s. S. 46; ir. fiche 'zwanzig' mc. ugeint nc.
ugain corn. ugens, ugans br. ugent, s. § 474; ir. froech
'Heidekraut' S. 60; ac. di-auc S. 48. — Idg. -k'w- liegt vor in ir.
ech 'Pferd' c. ebol 'Füllen' u. s. w. § 28, 1.
2) X wird im Irischen zu ^; wenn es mit mouilliertem Timbre
in unbetonter Silbe steht: air. hiressach 'gläubig', Plur. hiressig.
— Das lenierte k (urspr. wohl eine reine Tenuis k) wird im Ac,
Abr. immer c geschrieben; im Mc, Corn. und Mbr. schwankt die
Schreibung zwischen c und g (c besonders im Auslaut); das Nc.
hat immer g, das Nbr. im Auslaut häufig k. Über den Übergang
eines lenierten k -\- j in j im Br. (belek 'Priester', Plur. beleien)
s. § 254. Über den Schwund eines lenierten k in c rhysyn
'Ammern' und corsen 'Binse' s. § 330.
3) Statt der Lenierung des Je zwischen Vokalen zu Je y g
scheint in einigen Fällen im Brit. Spirantisierung zu x aufzutreten.
So nach Zupitza, KZ XXXV 257 in der Stellung nach idg. r
und l : c drych 'Anblick' § 30; c rhych 'Furche' abr. ro-
ricse(n)ti gl. sulcauissent (c = x), vgl. ir. (etrech) 'Furche', Dat.
Plur. e tri gib : lat. porca ahd. furuh. Ferner nach Zupitza
a. a. 0. S. 258 bei sekundärem Zusammentreffen mit einem folgen-
den r: ir. feudi uir 'wild' (mit dem Kompositum deochair 'seue-
rus', dechrad Inf. 'rasend machen', Präs. dechraid immum 'ich
werde rasend', die hra 'inbrünstig') ac. guichir g]. effrenus, guichr
nc. gwychr 'tapfer' : *we-k'örd, zu lat. ue-cors 'wahnwitzig.
§ 7ß| k ^ Vokal + r. kt, 123
tückisch'; ir. ochair 'Ecke, Hand' c. oclir : ein urspr. r-Stamn,
zu lat. äcer 'scharf, ocris 'mons confragosus' gr. ox^tg 'Berg-
spitze', arm. sur 'scharf u. s. w. (nir. eochair 'Rand' durch Ver-
mischung mit mir. nir. eochair 'Schlüssel' c. agoriad ds., agori
'öffnen' corn. ygery [mit Umlaut; Impv. ygor] br. digeri, Part,
digoret [mit volksetymologischer Umgestaltung der ersten Silbe],
das auf *ek'ör zurückgehen und zu derselben AVurzel gehören kann).
§ 76. (Idg. qh, q, k'h, k vor Geräuschlauten.) -akt- : ir.
do-sn-acht, Prät. von ag-, c. aeth 'ging' corn. eth mbr. aez nbr.
eaz (c. 1. Sing, mit Umlaut euth-um corn. yth), s. Verbalverz.
okt- : ir. in-nocht 'diese Nacht' c. peu-noeth 'jede Nacht'
mc. trannoeth 'am folgenden Tage' (dazu mit J-Umlaut : c.
neithiwyr, neithwyr 'last night' ncorn. nehuer Lhuyd 252 mbr.
neyzor nbr. neizeur) : lat. nox. Gen. noctis gr. vv^^ Gen. wAXog
got. nahts lit. naktis asl. nosü (st < kt) alb. natd [nesdr 'morgen'
mit 6- aus tj) skr. ndkti-s (c. he-no 'hac nocte' enthält den Nom.
eines konsonantischen Stammes, = lat nox; c. corn. nos br. noz
'Nachf ist *noqt-stu-); ir. ocht 'acht' c. wyth ncorn. eath br.
eiz : *ok'tö (daher im Brit. Z-Umlaut), vgl. lat. octo gr. ozrw got.
ahtaii^ lit. astuo-ni asl. os-mt (mit geschwundenem -t-) alb. te-td
arm. ut"^ skr. astäu; ir. cucht 'Farbe, äußere Erscheinung' (mit
Hebung des o zu u) : an. hättr 'Weise' (Zupitza, KZ XXXV
267). ukt- : ir. lucht 'Teil, Portion; Ladung; Abteilung, Schar,
Leute' c. llwyth 'load, bürden, tribe' gall. Lucterius, Lux-
tiirios MN : mit der Grundbedeutung 'Teil' zu lit. lüz-ta 'blicht'
skr. ru^a-tiy wozu wohl auch got. lükan 'schließen' und mit anderer
Bedeutungsentwickelung skr. ru^- 'Schmerz' gr. Xvyqog 'janmiervoU'
lat. lüctus 'Trauer'; ir. mocht 'gach ciuin' 'mild' c. mwytho 'er-
weichen' : an. miükr 'weich', weiterhin zu skr. wuktd- 'losgemacht,
befreit' [mwicämi 'löse, befreie'; in der Wurzel idg. q:Q). — -ekt- :
ir. recht 'Gesetz' ac. cymreith nc. cyfraith, rhaith ds., Plur.
rheithiau br. reiz 'Ordnung' gall. Rextugenos MN : zu lat.
rectus 'gerade, recht' got. raihts aw. rästa-; c. llaith 'feucht' br.
leiz : zu ir. leg- 'zerschmelzen' an. leka 'tröpfeln'. Statt ei er-
scheint im Br. in gewissen Fällen ei ir. er echt 'Wunde' c.
creith-en 'Narbe' abr. creithi gl. ulcera mbr. creizenn, cre-
zenn 'Narbe' nbr. kleizenn; vielleicht regelmäßig nach j und w:
mc. ieith nc. iaith br. iez S. 65; ir. fecht 'Kriegszug, Gang,
Reise, Mal' mc. gweith nc. gwaith 'Werk, Arbeit, Mal' corn.
gweth, gwyth 'Mal' acorn. gueid-uur gl. opifex br. gwez,
124 kt kr. [§ 76. 77
gweach 'Mal' {s < zj stammt aus dem Plural, vgl. a-wechou
^bisweilen') gall. Uecturius MN : zu lat. uehö 'fahre', Part. |
uectus. — -ikt- : ir. techt 'gehen' c. taith fem. 'Eeise' br. tiz
'Eile' : zu ir. tiagu 'gehe' gr. OTeiyw u. s. w.; c. nithio br. niza
'worfeln' : zu gr. vlvm' hyifxa 'worfelt' lit. niekö-ti 'Getreide
schwingen' (dazu noch c. gwe-niz br. gwi-niz 'Weizen', s. Zupitza,
BB XXV 97; ob auch ir. cruith-necht 'Weizen', dessen erstes
Glied dann noch zu erklären wäre?); ir. mrecht-rad 'uarietas'
nir. breacht-ach 'mixed, mingled, spotted' ac. brith gl. pictam,
-breithet 'bunt' nc. brith, Fem. braith 'mixed, speckled' acorn.
bruit gl. uarius br. briz 'fleckig' : zu asl. mric-nqti, mrcati 'ob-
scurari' russ. mercdti 'dämmern'; ir. mlicht, blicht 'Milch' c.
blith : zu lat. mulgeö 'melke' gr. afnilyco ds. got. miluks 'Milch'
lit. melzu 'melke' asl. mlzq alh.mjel^ mhjel ds. — -kt- nach einem
langen Vokal: c. doeth 'kam' corn. tueth {top) mbr. de uz (döz\
s. Verbalverz. ag-. Nach einem r: ir. ro-ort, Prät. von org-
'töten'; vgl. ir. art 'Bär' mit idg. kl> § 52 (die Entwickelung des
idg. r zu ar ist vielleicht von der spirantischen Aussprache des
idg. k > kelt. x bedingt). In der Gruppe -toM- schwindet das ')9
gemeinkeltisch wegen der kelt. spirantischen Aussprache des idg.
Ä;:ir. techte 'gehörig, recht' c. teithi 'characteristics', mc. brenhin
teithiawc 'rex legitimus' : an. J)ettr 'dicht' lit. tankus u. s. w.
(über ir. techt 'geronnen' s. Stokes, BB XXV 258); ir. cum-
achte 'Macht' (zu con-iccim 'ich kann') c. cyfoeth acorn. che-
fuidoc gl. omnipotens, s. Verbalverz. icc-; vielleicht auch c. troeth
'Lauge, Urin' br. troaz 'Urin' : mbr. gou-zroncquet 'baden' ir.
fo-thrucud ds. lit. trenkü 'wasche', Inf. trinkti (zum Sachlichen
vgl. Arran füdl fual 'Urin als Waschmittel'; eine abweichende
Lautgestalt zeigt c. trochi 'baden'; vielleicht -idks-); ir. cecht
'Pflug' s. unten § 78.
§ 77. (Idg. qhf q, k'h, k' vor Sonorlauten im Inlaut.) -kr-:
ir. der 'Träne' nir. deör Arran d'ör Donegal d'ör (vgl. § 201) mc.
deigr Plur. dagrau corn. Plur. dagrow abr. dacr-lon gl. uuidus
mbr. Plur. dazrou nbr. Plur. daerou, daelou (dazu eine Singular-
form daeraouenn, daelaouenn) : lat. dacruma, lacruma gr.
öäyiQv got. tagr ahd. zahar aengl. tear an. tar (und mit dr- :
mhd. traher arm. artaus-r, Plur. artasu-k^ [a7't- aus dr-]\ mit
vokalischem Anlaut lit. Plur. äsaros skr. asru); c. gwa-gr, go-gr
'Sieb', go-grynu 'sieben' br. gourner 'Sieb" : zu lat. cernö {er
< ri) 'sichte' gr. yigtrco 'scheide' got. hrains 'rein'; ir. fo-chrus
§77| kr, kl, -kn-. 125
{x durch das etymologische Bewußtsein restituiert) c. gwregys
acorn. grugis hr. gouriz S. 42f.; ir. ar-ro-chiuir, redupliziertes
Perf. zu ar-a-chrinim s. Verbal verz. Die Vokalisation des k
findet im Br. vor dem geschwundenen Auslaut ^yohl nicht statt:
c. hagr 'häßlich' corn. hager br. akr, hakr gall. Sacrapu MN :
lat. sacer 'einem Gotte geweiht; verflucht, abscheuHch'.
-kl- : ir. muinel 'Hals' c. mwnwgl S. 33 (c. -wgl aus -ygl'^);
c. huddygl br. huzel 'Ruß' S. 71, vgl. die lat. Lehnwörter mit
-kl- § 141, 4. Durch das etymologische Bewußtsein wurde der Ver-
schlußlaut geschützt z.B. in br. he-gleo 'hell, klingend' c. hy-glyw
'hörbar' zu br. klevout 'hören'.
-akn- : ir. bren 'stinkend, faul' c. braen mbr. breyn nbr.
brein : zu lat. marceö 'bin welk', marcidus 'welk, morsch' lit.
mifk-ti 'eingeweicht sein' skr. marcajati 'versehrt'; ir. blen 'die
Weichen' c. blaen 'Spitze' corn. blyn 'Gipfel' mbr. blein 'sommet'
nbr. blein 'bout' (Etymologie unbekannt; zu gr. ixaLav.oo, 'weich'?).
— -okn- : ir. srön c. ffroen mbr. froan nbr. fron (und mit Um-
laut c. trwyn acorn. trein), s. S. 82; c. croen 'Haut', Plur.
crwyn acorn. croin gl. pellis (und mit kn > kk nach § 97 und
nachmaliger Restitution des /i-Suffixes ir. crocenn nir. croiceann
corn. crohen br. kroc'hen) : Etymologie unbekannt; ac. cuin-
haunt 'sie werden weinen' c. cwyn 'Klage' corn. ken 'complaint'
br. keini 'gemir' (ir. cöin- 'klagen' ist aus dem C. entlehnt) : viel-
leicht mit urspr. präsensbildendem n zu gr. xwzt'w 'klage'. —
-ukn- : c. dwyn 'tragen' (Präs. dygaf) corn. doen, doyn, don
br. doen s. Verbalverz. her-. — -ekn- : ir. scen 'Schrecken' : zu
ir. scuchim 'weiche' c. ysgogi 'to stir' br. diskogella 'schütteln'
ahd. gi-scehan 'geschehen' asl. skociti 'springen' (idg. Altern, e :
o). — -ikn- : vielleicht im MN ir. Len gall. Licnos (Strachan,
Trans. Phil. Soc. 1891—94 S. 229). ükn- und -tkn- scheinen
im Ir. mit -ukn- und -ikn- zusammengefallen zu sein: ir. tön 'po-
dex' c. tin : aus "^tüqnä zu ahd. dioh aengl. {)eoh (engl, thigh)
'Schenkel' an. piö 'Lende, Hinterbacke' lit. täukas 'Fettstückchen'
asl. tukü 'Fett'; nir. leana 'Wiese' : lit. lekna 'niedrige Wiese'
(idg. e > kelt. i); ir. men .i. bei 'Mund' c. min 'Lippe' corn.
myn, meyn ds. br. min 'Schnauze' : "^mekno- oder *meknä, zu
ahd. mago 'Magen' (idg. Altern, e : a; zur Bedeutung vgl. gr.
OTOf-iaxog 'Magen' neben arofiia 'Mund'; vgl. Sti'achan, Trans. Phil.
Soc. 1891—94 S. 219). eukn- {oukn-) : mbr. sunaff S. 72 (k
restituiert in c. sugno? vgl. ac. dissuncgnetic gl. exanclata).
126 rh, tk, Tok (§ 78
§ 78. (Idg. qh, q, k'h, U nach Konsonanten.) Die Beispiele
für sk findet man in § 49, 2. sqw in ir. sesc c. hysp br. hesp
(neben hesk), s. § 48, 1. Dental + A- : ir. rucce 'Schande' : zu
ir. ruad 'rot'.
rk : ir. cerc nir. cearc 'Huhn' : gr. y.eQKog' clIsxtqvojv lit.
kerkiü 'kreische wie eine Bruthenne im Nest' pr. kerko 'Taucher'
skr. krka-vähu-s 'Hahn' (^^Ä^rÄ:a-Kufer") und mit volksetymologischer
Umgestaltung lat. querquedula 'Kriechente'; ir. marc 'Pferd'
c. march mcorn. margh ncorn. marh (mcorn. marrek 'horseman'
mit rr < rx) br. marc'h gall. Marco- durum ON : ahd. mar ah
aengl. mearh an. marr (Fem. ahd. meriha an. merr aengl. miere);
nir. earc 'red, speckled' c. erch 'dunkelbraun' : gr. 7TeQ%vGg
'schwarzblau' ^\.y. pfsni-s 'gesprenkelt' (dazu nir. earc, orc 'Lachs' :
ahd. forhana 'Forelle' gr. jtlq/.ri 'Barsch'; es ist übrigens denk-
bar, daß nir. earc mit kk aus kn nach § 97 dem gr. n^q^Avöi;
genau entspricht); ir. orc 'Schwein' nir. orc 'a pig; a lapdog'
§ 53; c. iwrch acorn. iorch br. iourc'h § 44.
Ik : ir. olc nir. olc 'schlecht' : lat. ul eis cor 'räche' gr. oHvm
'verderbe' ahd. ilgi 'fames uel Stridor dentium' lit. älk-ti 'hungern'
asl. lakati ds. [la < ol-), vgl. Rozwadowski, Quaest. gramm. et
etym. I 35; c. talch 'fragment, grist' acorn. talch gl. furfures {cd
aus l) : russ. tolöei 'zerstoßen', toloknö 'durch Stoßen im Mörser
bereitetes (Hafer)mehr {olo aus ol, öl); ir. nir. folcaim 'wasche'
c. Inf. golchi corn. golhy br. gwalc'hi.
Wv : ir. ec 'Tod', Gen. eca nir. eag mc. angheu nc. angeu
(angheuol 'tödlich') corn. ancow br. ankou S. 46; ir. ecen
'Notwendigkeit' nir. eigean mc. anghen nc. an gen, Plur. ang-
henion : gr. avayyii^ (redupliziert); ir. gec 'Ast' nir. geag c.
cainc, Plur. mc. canghau nc. cangau (neugebildet Sing, cang,
Plur. ceinciau und noch andere Formen) : asl. sqkü 'Zweig' skr.
saTskü' 'Pfahl, Pflock' (dazu ir. cecht 'Pflug' S. 124; ohne Nasal:
skr. säkhä 'Ast, Zweig' arm. cax lit. sakä ds. russ. soxd 'Haken-
pflug' got. höha 'Pflug', vielleicht auch alb. pekd 'Franse^ Zipfel');
ir. oac 'jung' nir. ög c. ieuanc acorn. iouenc br. iaouank S. 61.
C. he-brwng S. 119 hat die Inlautsbehandlung verallgemeinert.
Mehr Beispiele in § 94. — Im Auslaut eines proklitischen Wortes
wird 'iäk im C. zu ^a; daher wng neben wnc 'nahe' ir. oc 'bei'.
§ 79] hf; Allgemeines, Schicksal der Labialisierung. 127
Die labiovelare Tenuis aspirata und Tenuis.
jij 79. Iclg. ku (lat. qu, gr. yr, z, germ. hw, f, -iv-, -(j-, lit. k,
sl. ky c, alb. k, s, arm. k\ -k-, c , selten h oder Schwund, vor oder
nach einem «(-Laut s, nach einem Sonorlaut y, skr. k, c) ist im
Keltischen zu k^u geworden und ist jedenfalls mit der entsprechen-
den idg. Tenuis aspirata (skr. Ich, iran., arm., sl. x, gr. r/^, ^, lat.
f; z. B. in skr. khadgd-s 'Schwert' gr. (paoyavov) zusammengefallen;
jedoch ist die idg. Tenuis aspirata für das Keltische kaum belegt.
Der Laut Ich ist noch zur Zeit der Ogaminschriften erhalten, wird
aber später im Ir. zu ]c und hat genau dasselbe Scliicksal wie das
in § 74 behandelte Je. Über Nachwirkungen der Labialisierung
(ir. coire 'Kessel', cöic 'fünf, cruim 'Wurm', cruth 'Gestalt') s.
§ 253. Auch im Brit. ist die Labialisierung in gewissen Fällen
aufgegeben und Zusammenfall mit den in § 74 behandelten Lauten
eingetreten. So vor einem u (Zupitza, KZ XXXVII 403): c. cw
'woher' : lat. ne-cu-ter 'keiner von beiden', u-ter 'welcher von
beiden' (mit Verlust des anlautenden k-) kret. o-7cvl 'wohin' aengl.
hü 'wie' asl. kü-de 'wo' alb. kur 'als', kur9 'je' skr. ku-ha 'wo'.
Vgl. ir. cü 'Hund' u. s. w. S. 12L Ebenso nach einem u: ir.
buachail 'Hirt, Knabe' c. bugail corn. bugel br. bugel S. 54
(auch im gr. ßov-Kolog liegt Entlabialisierung vor, vgl. al-7c6log
'Schafhirt' lat. colö 'pflege' [ko- aus kue-], inquilinus 'Insasse'
gr. 7C£QiTelX6iJ-evog, 7r€QL7tX6f,ievog 'sich herum drehend' alb. sjei
'bringe' skr. carämi 'gehe'). Ferner hat ku im Brit. die Labiali-
sierung verloren, wenn es schon vor dem großen Verfall des Aus-
lautes auslautend (geworden) war : mc. ac 'und' u. s. w. : lat. at-
que und mc. nac : lat. neque § 150; br. a-raok 'vor' und mit
gekürztem Vokal c. rhag corn. rag br. rak : skr. präk ds., Neu-
trum des Stammes pränc- 'nach vorne gerichtet', vgl. pratjaiw-
'nach hinten gerichtet', visvanc- 'auseinander gehend', tirjanc- 'in
die Quere gehend', Fem. pratlct, visüct, tirdscl (mit idg. Fehleu
des Nasals) lat. longinquus 'fern', propinquus 'nahe'. Schheß-
licli hat k^ in der Doppelung sowie vor s und t im Brit. die
Labialisierung verloren: c. mech-deyrn 'König' corn. mygh-tern
ds. abr. Mach-tiern MN, acorn. mah-theid gl. uirgo mcorn.
maghteth, maghtyth ds. br. matez 'Dienstmädchen' zu ir. macc
'Sohn' (mech-deyrn etwa mit mir. 6c-thigernd 'Jungherr, Junker'
zu vergleichen) ir. in gen macc- da cht 'junges erwachsenes Äläd-
chen' air. ro-mac-dact gl. superadulta neben ac. map 'Sohn' nc.
128 Idg. hu: [§ 79
mab corn. mab br. mab, map ds. nsch. mach-lag Matrix,
Uterus, uulua' (mir. incloc LL273b 26, vgl. Zimmer, KZ XXVIII
4211; ein ir. mach- steckt auch in mir. macraille nir. magairle
*Hode'); Verbindungen wie nii. mac leabhair ^copy of a book'
oder mac mallachtain ^der Teufel' ("Sohn der Verwünschung"),
mac leighinn, mac foghluma ^a student' ("Sohn des Lesens,
Sohn des Lernens") führen darauf, auch c. mach talu 'Bürge' als
"Sohn des Zahlens" aufzufassen und die übrigen Verbindungen des
c. mach entsprechend zu beurteilen. Ein eventuell durch Doppel-
ung zu erklärendes x neben pyh erscheint ferner in: c. hefelwch
'Ähnhchkeit' neben cyffelyb 'ähnlich' (jedoch können die Suffixe
gänzlich verschieden sein); c. gwlych 'Feuchtigkeit' br. glec'h
'trempe' neben c. gwlyb 'feucht' S. 60; jedoch kann hier auch
kus vorliegen, wie in br. tec'het 'fliehen' : ir. techim 'fliehe' lit.
tekü 'laufe' asl. tekq, ds. skr. tak-ti 'stürzt, schießt dahin' got. pius
'Knecht' ("Läufer"). — In den Fällen, in denen die Labiahsierung
nicht verloren geht, wird idg. h^ im Brit. zu p , das im Anlaut im
Satzzusammenhang der Lenition zw. p y h unterworfen ist und im
Inlaut zwischen Vokalen gleichfalls zu /? > & wird. Unklar ist das
Schicksal des ku vor Nasal, sku > rac. sp ist im Nc. etwa zu sh
mit stimmlosem h geworden (die Schreibung schwankt zwischen sp
und sb). rku und Iku werden im Brit. rf und If ergeben haben;
die Belege sind aber sehr dünn gesät, wku bleibt im Corn. und
Bret. und im c. Auslaut, wird aber im c. Inlaut zu mh (das im Nc.
nur vor betontem Vokal bleibt, sonst aber zu m wird); Genaueres
über die nasale Mutation in § 94 und in dem psychologischen Ab-
schnitt der Lautlehre. — Über das GalHsche vgl. S. 4.
Beispiele für den Anlaut: ir. cia 'wer' c. pwy corn. pyw br.
piou : vgl. lat. qui, quis 'wer' gr. ^cozegog 'welcher von beiden',
zig 'wer' got. huas lit. käs asl. kü-to (Neutr. ci-to) alb. kus, Akk.
k9 (si 'wie', se 'was') arm. o skr. kas (vgl. die enklitische Partikel
cid); ir. cethir 'vier' c. pedwar corn. peswar br. pevar gall.
petor-ritum §28, 1; c. pell 'fern' corn. pell br. pell : gr. ttjIe
äol. Tf^lvL ds. skr. mra-mä- 'der letzte, äußerste' (idg. Altern, e :
e); ir. casachtach 'Husten' c. pas, peswch br. pas s. S. 79;
ir. crenim 'kaufe' c. Inf. prynu corn. prenne, perna br. prena:
gr. fTiQLai-iriv 'ich kaufte' lett. kreenis 'Geschenk an die Braut'
asl. krtnqti 'kaufen' aruss, krmuti) krenuti ds. skr. krlnänü 'kaufe';
ir. creth 'Poesie' c. prydydd 'Dichter', peri 'machen' : skr.
karömi 'mache' lit. kuriü 'baue' asl. ki'ci 'Baumeister'.
§80.81] Idg. -b'- zwischen Vokalen, k^s, IcuL 129
Anm. Über ir. (/ aus /•, brit. fj aus p in })rokiitischen Wörtern 8.
§ 173, § 188.
Si; 80. (Idg. Jeu zwischen Vokalen.) Ir. sechur 4ch folge' :
lat. sequor gr. V7cof.iai lit. sekü skr. sact; ir. sech 'praeter' ac.
hep 'ohne' nc. heb corn. heb br. hep : lat. secus 'nach, weniger,
nicht gut' skr. sacä 'mit' (zur Wurzel *seku- 'folgen' mit verschie-
dener Bedeutungsentwickelung); ir. in-cho-sig 'bezeichnet' (3. Sing,
rel.) ac. hepp 'inquit' mc. heb nc. eb, ebe : lat. in-seque Impv.
'sage' gr. tvveyce; c. pobi 'backen' corn. pobas br. pibi, Part,
pobet : lat. coquö 'koche' gr. jcioow ds. [öo aus kuj) aengl.
ä-figen 'geröstet' (Liden, IF XVIII 412) lit. kepü 'backe' asl.
'pekq. alb. yjek skr. pacämi (die Lautlolge p — ku ist im Lit. umge-
stellt, im Lat. und Kelt. zu hi — ku assimiliert worden); ir. iuchair
fem. 'Fischrogen', Gen. iuchrach (Grundform etwa *ik'iör) : russ.
ikrd osorb. jikra, jikno ds., weiterhin zu lat. iecur 'Leber', Gen.
iecinoris gr. iqTraQ lit. jeknos skr. jakrt und (mit anlautendem /)
ahd. lebara (Labial aus Labiovelar) pr. lagno arm. leard (Zupitza,
BB XXV 100, vgl. Stokes IF XII 192); ac. Plur. modrep-ed
nc. modryb corn. modereb abr. motrep mbr. mozrep nbr.
moereb, s. S. 48; andere Beispiele in § 382; ir. toich, doich
'wahrscheinlich', etoich 'unwahrscheinlich' c. teb-yg 'wahrschein-
lich', annhebyg 'unwahrscheinlich' : gr. xoTti/.og 'den Ort be-
treffend', a-T07tog 'wunderlich, auffallend'; ir. fliuch c. gwlyb
u. s. w. § 41 S. 60.
Anm. 1. Daß mir. agad 'Antlitz' zur Wurzel *oku-, *ek"- 'sehen'
(§ 28, 5) gehöre, ist trotz der ausgezeichneten Übereinstimmung der Be-
deutungen aus lautlichen Gründen unwahrscheinlich, da das ^ dabei uner-
klärt wäre, vgl. Anm. 2.
Anm. 2. Der lenierte Laut wird im Ac, Abr, p geschrieben; im Mc,
Com., Mbr. schwankt die Schreibung zwischen p und b; das Nc hat
immer h, das Nbr. im Auslaut häufig p. — Für x erscheint im Ir. in un-
betonter Silbe im Falle der Mouillierung ^: in-cho-sig 3. Sing. rel. 'be-
zeichnet'. Vgl. S. 122. — k" vor n mit dazwischen geschwundenem Vokal
liegt vor in c peu-noeth 'jede Nacht', peunydd 'jeden Tag' (peu n-
ist der Akk. von pawb, pob § 530).
§ 81. Idg. k^s ist im Kelt. mit idg. qs und k's zusammen-
gefallen, vgl. § 49, 4 und oben S. 128. Ebenso ist idg. k^t mit
idg. qt und k't (§ 76) zusammengefallen. Beispiele: ir. nocht
'nackt' ac. noid (d = p) nc. noeth corn. noyth br. noaz : lat.
nüdus aus "^ nogued(h)os got. nahmps lit. nugas asl. nagtt skr.
nagnä'S; ir. sn echte 'Schnee' § 50, 9 S. 85.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 9
130 'hur-y -hil-y -kufi'. Idg. k^ nach Sonorlauten. Idg. t, fh. [§ 82—84
§ 82. Idg. -kur-y -k^l- werden im Ir. nach § 77 behandelt;
im ßrit. ist -hr-, -hl- zu erwarten: ir. ciuir 'kaufte', redupliziertes
Perf. von crenim 'kaufe' (S. 128); c. wybren u. s. w. § 28, 5
S. 38, c. cwbl 'all, ganz' corn. cowal. -hm- wird im Ir. nach
§ 77 behandelt worden sein; im Brit. vielleicht wie das sekundär
zusammengeratene ku -\- n in c. peunydd § 80 Anm. 2.
§ 83. (Idg. ku nach Sonorlauten.) Ir. forcenn 'Ende' c.
gorphen corn. gorfen mbr. gourffenn : Kompositum von ir.
cenn 'Kopf c. pen u. s. w. Ir. malcaim 'verfaule' : ahd. mola-
wen 'tabere' (zweifelhaft, da ir. malcaim sich auch zu gr. /naXxrj
'das Erfrieren, Yerklamen' stellen läßt, vgl. noch Mansion, Les
gutturales grecques S. 144).
wku : air. cöic 'fünf nir. cüig ac. pimp mc. nc. pump (vgl.
§ 259) corn. pymp br. pemp (ac. pimphet 'der fünfte' [mph =
mh] mc. pymhet nc. pummed corn. pympes mbr. pempet) : lat.
quinque u. s. w. S. 37 (die Lautfolge p — ku ist im Lat. und
Kelt. zu ki^ — ku assimiliert worden); c. ymenydd 'Gehirn' (m statt
mh, vielleicht weil das anlautende 9 dem Schwunde ausgesetzt ist,
vgl. Sweet, Spoken North Welsh S. 426; vielleicht ist das Wort
auch mit ymenyn 'Butter' S. 46 volksetymologisch assoziiert) acorn.
impinion mcorn. empynnyon br. empenn : Kompositum der
Präposition '^en- mit mc. penn nc. pen corn. pen br. penn (im
Ir. ist die Präposition *6W- durch *em oder vielleicht durch ind-
ersetzt worden : ir. inchinn 'Gehirn'); ir. leicim 'ich lasse, ver-
lasse' nir. leigim (mit kurzem Vokal) : lat. linquö gr. ItjUTrävo),
XeItto) ds. got. leihuan 'leihen' lit. liekü 'lasse zurück' asl. lixü
'redundans' (x aus kus) arm. Wanem 'verlasse' skr. rinakti 'läßt
frei'. Zur brit. Entwickelung sind die lat. Lehnwörter mit -mp-
in § 144 zu vergleichen. Durch Analogiebildung kann die laut-
gesetzliche Verteilung von mp und m{h) im C. gestört werden:
pum = pump 'fünf.
Die dentale Tenuis aspirata und Tenuis.
§ 84. Idg. t (lat, gr. t, germ. {>, d, lit, sl., alb. t, arm. f-,
-j-, skr. t) und idg. th (lat f, gr. ^, skr. th) sind im Koltischen
zunächst in t' zusammengefallen. Dies f bleibt im Insel keltischen
im Anlaut erhalten, unterliegt aber im Satzzusammenhang der
Lenition, im Irischen zu ^ (th), im Brit zur reinen Tenuis t,
woraus weiterhin meist d entsteht Denselben Änderungen unter-
liegt f im Wortinnern zwischen Vokalen (> corn. s § 344).
§84] Idg. th und t. Allfjeineines. 131
Audi vor Sonorlauten hat -t' - itn 0. das gleiche Schicksal; in
Corn. tritt aber zum Teil, im Mbr. immer spirantische Aussprache
ein, was im Nbr. zur völhgen Vokalisierung oder Schwund geführt
hat; im Ir. herrscht Schwund mit Ersatzdehnung. Idg. tt ist im
Keltischen mit st zusammengefallen (nach s hat t im Nir. und Nc.
die Aussprache als reine Tenuis oder stimmlose Media; im Ir.
wird sd oder st, im C. st geschrieben). Nach^^ k^ r und l bleibt
t im Ir. erhalten; nt'^ wird im Ir. zu d, meist mit vorhergehender
Ersatzdehnung (älter war die Aussprache t mit reiner Tenuis; die
durch den Nasal bewirkte Änderung der Aussprache wird noch im
Air. und im älteren Mir. nicht bezeichnet). Im Brit. wird t'^ nach
idg. Pj k und r zu ß (th); es bleibt nach l und n im ßr. und im
c. Auslaut; im c. Inlaut entsteht stimmloses II (llh) und nnh (nn)
(nnh bleibt im Nc. nur vor betontem Vokal, wird aber sonst zu nn);
das Corn. hat meist ns, Is (vgl. § 344); Genaueres über die nasale
Mutation in § 94 und in der psychologischen Lautlehre.
Der Laut / wurde im Ir. frühzeitig zu h. Die alte Aussprache
als / wird durch die Lehnwörter verschiedentlich bezeugt: an.
Duf|)akr aus ir. Dubthach; ir. liathröid aus c. llithred, c.
byth aus ir. bith S. 24. Sie herrschte wohl noch in der älteren
altir. Periode; für die spätere air. Periode wird die Sache durch
Schreibungen wie duthluchedar ^bittet' (Ml.) zweifelhaft, wo thl
für etymologisches tl^ späteres assimiliertes U steht (KZ XXXV
349), weshalb th schwerlich als p aufgefaßt werden darf. Die
Aussprache h steht schon für die älteste mir. Periode durchaus
fest, wo th deutlich als Bezeichnung auch eines nicht aus / ent-
standenen // auftreten kann (airthiu ^für sie' Lü 44a 35; vgl.
KZ XXXV 418 f.). Nach dem ir. Übergang p ^ h wurde c. in-
lautendes / im Ir. durch t wiedergegeben: ir. dretill 'Liebling'
aus c. trythyll 'wollüstig', s. § 97, 3. Vgl, zur Frage Zimmer,
KZ XXXII 221 ff. — Das nicht lenierte und nicht mouillierte t
hat im Nir. eine eigentümliche Aussprache, gebildet durch „die
hintere Seite der Oberzähne und die fest angestemmte und dadurch
verbreiterte Zungenspitze" (Finck; vgl. über nir. d S. 110) und
wird von den Iren als ein (sehr ungenaues) Äquivalent für engl, p
verwendet (das englische t wird dagegen als ein vom irischen t
ganz verschiedener Laut empfunden). Vgl. Rhys, Manx Phonology
92 ff.
Beispiele für den Anlaut: Idg. th- wohl in ir. traig 'Fuß'
u. s. w. S. 39, 97. Idg. t-: ir. tana 'dünn' c. teneu com.
9*
132 Ug. th-, t-, -^ zwischen Vokalen. [§84.85,1
tanow br. tanao, tano : lat. tenuis ds. gr. cavv-, Tavaog ^aus-
gedehnt, lang' ahd. dunni ^dünn' aengl. pynne an. |)unnr skr.
tanü-s; — ir. talam ^Erde', Gen. talman : skr. talhna-m 'Fußboden',
vgl. noch tala-m 'Fläche, Ebene' asl. ^iZo 'Boden' lit. tiles 'Boden-
bretter im Kahn' ahd. dili 'bretterner Fußboden' gi\ Trilla 'Würfel-
brett' arm. fai 'Gegend', faiem 'beerdige' (dazu wohl auch ir. tul,
taul 'Stirn, Vorderseite, Erhöhung' c. tal 'Stirn' corn. tal br. tal;
mir. Akk. tul cind 'Stirn' LU 112a 3, Dat. til chind LL 56a
30, vgl. tul chind Lü 55b 35 enthält den Gen. des Wortes cenn
'Kopf, vgl. br. tal-benn 'frontispice, pignon'; c. tal-cen 'Stirn'
ist aus demir. entlehnt und ist für gwar-cen 'the top of the back'
neben gwär 'the nape of the neck' vorbildlich gewesen); — ir. treb
'Wohnsitz' c. tref (adref 'nach Hause') abr. treb : osk. triibüm
'domum' lit. trobä, triobä 'Gebäude, Haus' gotpaurp (idg. Altern.
re : rä : r); ir. tromm 'schwer' c. trwm corn. trom mbr. troum :
aengl. J)rymm 'Macht' (Zupitza, KZ XXXVI 243, vgl. Strekelj,
AfslPh. XXVII 69); ir. tri 'drei' c. tri com. try br. tri : lat.
tres gr. Tgelg got. ßreis lit. trys asl. trije alb. tre arm. erek'^ (tr >
er); ir. triath 'Meer', Gen. trethan : gr. Tgiztov 'ein Meergott'
(idg. Altern, ija : i; mit noch anderer Vokalisation : skr. Trita-s
'ein Gott der Gewässer [mit dem Zunamen äptja-sY aw. praetaonö
[pr aus tr\ 'ein Held, Sohn des äphjö\ vgl. IF I 180); ir. tläith
'sanft' c. tlawd 'arm' : gr. xXrj-vai 'dulden'; nir. tläim 'eine Hand-
voll Wolle' br. tleun 'quenouillee' : Etymologie unsicher, vgl. §99, 6.
tl- ist in der nc. Aussprache zu kl- geworden : klawd 'arm' Sweet,
Spoken !^orth Welsh 439; deshalb wird neben tlws 'schön' auch
clws geschrieben. Auch der seltene idg. Anlaut tn- ist im Kelt.
belegt: ir. tnüth 'Eifer, Eifersucht' : wohl zu lat. teneö 'halte'
skr. tanö-ti 'dehnt' u. s. w. ; mbr. tnou, tnaou 'Tal' nbr. traouii
'der untere Teil' c. tyno 'plat, green, dale'.
Anm. Über d aus t in proklitischen Wörtern s. § 173, § 188.
g 85. (Idg. th, t zwischen Vokalen.) 1) Ir. mothar .i.
dorcha 'dunkel' : arm. mt"^ ar ds., mut 'Dunkel' (idg. th); ir. lethan
'breit' u. s. w. S. 43; ir. cath 'Kampf c. cad corn. cas gall.
Catu-rlges VN : ahd. hadu- (Hadu-wig); c. dafad 'Schaf
acorn. dauat mcorn. daves, dauas br. daiivad : eig. "zahmes
Vieh", vgl. gr. a-ödf-iaxog 'unbezwinglich' lat. domitus 'gezähmt';
nsch. aitheamh 'Faden (Maß)' ac. etem gl. instita mc. Plui'.
adaued 'Fäden' nc. edaf, edeu 'Faden, Zwirn' : an. fa|)mr
'Faden (als Maß)', zu gr. 7reiavvuf.ii 'breite aus' u. s. w.; ir. lith
§85,2-4] -t- zwischen Vokalen. 133
^Fest' c. llid 'Zorn' (Zimmer, ZfdA XXXll 284; anders Loth,
Les mots latiiis s. v.) br. lid ^Fest' gall. Litu-genus MN : got.
leipiiH ^(3bstwein'; ir. latli 'Brunst der Tiere' c. llawd W)atio' :
klr. IW napala korovu 'die Kuh stiert' ("Hitze hat die Kuh über-
fallen"; klr. i aus asl. e). — -tw- : ir. cethir 'vier' S. 36; ir.
luaith S. 63. — Über -tj- > ^ im Br. s. § 254.
2) Im Air. kann th in proklitischen Wörtern schwinden (§179).
So erklärt sich die neben ir. laithe neutr. 'Tag' gall. lat . . (Ka-
lender von Coligny; ZfcPh. II 537) : asl. leto 'Sommer' stehende
Nebenform laa, Dat. läo, löu; sie wird in proklitischer Stellung
(laa in-brätha 'der jüngste Tag' u. s. w.) aufgekommen sein.
Daneben ist die volle Form noch im Saltair na Rann im Reime
verwendbar (Thurneysen, Rc. VI 108); im Laufe der Zeit wird
jedoch die kürzere Form alleinherrschend (nir. lä).
3) / wird im Ir. im Auslaut unbetonter Silben zu d : air.
on hurid S.90; ir. tocad §94,3; ir. biad §40. In betonter Silbe
kommt d aus p lautgesetzlich auch nach langem Vokal kaum vor;
ir. gräd neutr. 'Liebe' : lat. grätus 'lieb' und ir. täid 'Dieb' :
asl. tati ds. können volksetymologisch beeinflußt sein (vgl. ir. gräd
'Grad', lat. Lehnwort, und die nomina agentis auf -id); ir. madae
'vergeblich' ist höchstens in der Weise mit gr. i-iaxaiog 'eitel' zu-
sammenzubringen, daß man im Suffix eine idg. Alternation t : d
anninmit. — Das aus ß entstandene d unterliegt im Nir. denselben
Änderungen wie das in § 66, § 67 besprochene d: Prät. Pass.
Arran kasuw 'wurde gedreht' (do casadh). Donegal pösuw 'wurde
verheiratet' (do pösadh) Dieselbe Aussprache der Endung air.
-ed, -ad kommt in Donegal auch in aktiven Verbalformen vor
(Quiggin § 49); Arran hat aber hier -x: go d'ürax 'daß er geben
würde' (go d-tiubhradh). O'Donovan S. 169 (vgl S. 177, 181)
gibt die Aussprache mit -iv für den Norden und Westen, die Aus-
sprache mit -X für den Süden Irlands an. — Munster hat (neben
-X im Aktiv) in den passiven Formen g: crosag 'wurde gekreuzigt'
(statt docrosadh), s. Asp. i Irsk S. 16, Henebry S. 59. — Vor
einem mit s anlautenden Pronomen wird in Arran und Donegal
das auslautende -d als -d {-t) gesprochen: Arran hagax 'er pflegte
zu kommen' (tlieagadh), aber hagdd se [si^ sldd) 'er (sie, Sing,
und Plur.) pflegte (pflegten) zu kommen'; Donegal gd wit' sd 'that
he would get' (go bh-fuigheadh se), s. Asp. i Irsk S. 161,
Quiggin § 391.
4) Über die Änderungen des ir. / beim sekundären Zusammen-
134 -t- zwischen Vokalen, -tr-, [§ 85, 5. 86
stoß mit homorganen Lauten (ir. nenaid 'Nesseln' nir. neantög,
vgl. § 336), s. §§ 287—289. Über die Verschmelzung des zu h
gewordenen / mit anderen Konsonanten (Arran Loba 'Bett', Gen.
Lapd\ s. § 278.
5) Statt des zu erwartenden t y d erscheint im Brit. p beim
sekundären Zusammenstoß mit einem vorhergehenden r in mc.
gwrth nc. wrth 'gegen' u. s. w., oben S. 43 — 44. S. Zupitza, KZ
XXXV 256. Zupitza nimmt ebenda S. 258 (gegen § 143, 2 Schluß)
an, daß auch beim sekundären Zusammenstoß mit einem folgenden
r ein p entsteht; ein Beispiel wäre etwa c. lluthrod 'Torfasche'
nir. luaithreadh 'Asche' (Rhys, Bc. XVII 103); vielleicht auch
c. rhuthro 'anstürmen' mit dem (davon in der lautlichen Ent-
wickelung abhängigen?) Substantiv rhuthr 'Ansturm' = ir. rua-
thar (oder ist rhuthr aus dem Ir. entlehnt?); c. llithro 'gleiten'
(vgl. S, 24; i aus idg. ü?) : an. slo{)ra 'to trail one's seif along'.
C. cwthr 'anus, uulua' neben gr. yivTiagog 'hohler Raum' wäre
nur dann unter diese Regel zu bringen, wenn man etwa vom Plural
cythrau ausgehen dürfte (mbr. courz 'uulua' hierher oder zu c.
croth S. 121?). Mbr. azrec 'remords' nbr. asrec'h 'affliction'
(von rec'h 'affliction' beeinflußt) zu ir. aithrech 'bereuend' (vgl.
Verbalverz. reg-) corn. eddrek (mit analogisch hergestelltem d?) :
vgl. § 107 (oder ist das br. Wort aus dem Ir. entlehnt?).
g 86. (Idg. th^ t vor Sonorlauten im Inlaut.) -tr- : ir.
criathar 'Sieb' ac. cruitr (nc. crwydro 'to wander, ramble',
crwydr 'a wandering, a ramble') acorn. croider ncorn. kr o dar
(mcorn. kroddre 'sieben') mbr. croezr nbr. krouer : *qreitro-,
vgl. lat. cribrum (mit dem Suffix -dhro-) ahd. hrittara aengl.
hridder, hriddel; ir. tarathar 'Bohrer' ac. tarater nc. taradr
corn. tardar mbr. tarazr nbr. tarar (fr. tariere aus dem Kelt.) :
gr. TtQezQOv lat. (mit -dhr-SuiGiX) terebra; ir. arathar S. 31; ir.
loathar S. 60f.; — ir. nathir 'natrix, serpens'. Gen. nathrach c.
neidr, Plur. nadroedd acorn. mcorn. nader ds. abr. natrolion
gl. regulosis (lat. regulus 'Basilisk') mbr. azr nbr. aer 'couleuvre,
serpent' (vgl. § 162) : *natrik- (ir., corn., br.), ^natrl (c), vgl. lat.
natrix got. nadrs; — mbr. clezren S. 121; — c. modryb 'aunt'
mbr. niozrep nbr. moereb S. 48. Auch mbr. breuzr nbr. breur
'Bruder' setzt wohl ein -tr- voraus; aber der Vokal ist vom Plur.
mbr. breuder nbr. breudeur beeinflußt (ir. bräthir setzt dagegen
'ter voraus). — Schwund mit Ersatzdehnung ist in einem Falle für
das Irische sehr wahrscheinlich: ir. mer 'Finger' ac. maut nc.
§ 86] -tr-, 41-, -tn-, -tm-. 135
bawd ^Daumen' (inodr-wy 'King') mbr. rneut iibr. mcud ds. (zur
Bedcutungsciitwickelung vgl. hit. p oll ex 'Dauineii' russ. pälec
'Finger' russ. dial. päles 'Daumen') : arm. matn 'Finger', matani
'Ring' (idg. Altern, t : d; s. KZ XXXIX 388). Möglicherweise
war diese Behandlung im ir. Inlaut, /j + Vok. + r nur vor dem
schwindenden Auslaut lautgesetzlich.
üie meisten Belege für -tl- enthalten das Suffix -tlo-, -Üä-,
wonebcn im Idg. -dhlo-, -dhlä- (wie -dhro-, -dhrä- neben -tro-, -trä)
stand. Da die nc. Dialekte teils dl, teils dl voraussetzen, und da
die letztere Aussprache, woraus nach § 67 Anm. 4 auch nc. -dl-
erklärt werden könnte, auf die älteste Periode des Mc. zurückzugehen
scheint, so hat man für das Keltische die Suffixform -dhlo-, -dhlä-
annehmen wollen (Rhys, Phon. 56; Jones, Welsh Orthography,
Carnarvon 1893 S. 22; Verf., Asp. i Irsk S. 182). Da aber nach
Konsonanten die Suffixform -Üo-, -tlä- für das Keltische gut bezeugt
ist (§ 391) und auch nach einem Vokal bisweilen ein ac, abr. oder
abrit. -tl- belegt ist, so wird man am besten tun, überall -tlo-, -tlä-
anzusetzen und demgemäß auch für Teile des C. ebenso wie für
das Corn. und Br. Spirantisierung anzunehmen. Beispiele: ir. dal
'Versammlung' ac. datl gl. foro, datlocou gl. fora nc. da dl
Südost- Wales daddal abr. dadl gl. concio nbr. dael 'contestation,
quereile' : zur idg. W. '^de- 'schneiden, verteilen'; ir. scel c. chwedl
Süd-Wales chweddl corn. Plur. chwethlow mbr. que-hezl nbr.
kel, s. S. 77; c. hoedl 'Leben' mbr. hoazl nbr. hoal 'Alter'
abrit. Setlocenia GN, s. § 38; ir. säl 'Ferse' S. 78; ir. anal
c. anadl mbr. alazn nbr. halan S. 31; c. banadl 'Ginster'
acorn. banathel mbr. balazn nbr. balan, banal; ir. cenel c.
cenedl (aber kenetyl in The Black Book of Carmarthen muß
nach der dort herrschenden Orthographie mit d gelesen werden)
acorn. kinethel s. S. 120; Bl. B. C. autyl nc. awdl 'Ode'.
-tn- : ir. en 'Vogel' c. edn acorn. hethen mcorn. ethen
(ncorn. edanor 'auceps') abr. etn- mbr. ezn nbr. evn, ein S. 90;
c. llwdn 'Junges von Tieren' mbr. lozn, loezn (d. h. loen) nbr.
loen : vgl. (ohne 7i) ir. loth 'Fohle' : vielleicht mit idg. Altern, t :
d zu 3is\. plodü 'Frucht', ^/^m<^ 'semen' russ. pUmja 'Stamm, Rasse;
Zuzucht' (rätselhaft ist nc. lodn, lädn 'the young of a cow or
sheep', das lautgesetzlich wegen der fehlenden Vokalentwickelung
zwischen d und n nur auf eine ältere Form mit -nn zurückgehen
könnte; Lehnwort aus dem C.?).
-tm- : mbr. bleuzuen nbr. bleun-enn 'Blume' : vgl. (ohne
136 Idg. ist Idg. rt. [§87. 88,1
m) ir. bläth c. blawd acorn. blodon gl. flos ncorn. hieran, zu
lat. flös got. blöma.
§ 87. Über st, pt, U s. § 49, 5, § 55, § 76, § 81. Über
br. s aus ktj (gweach) s. § 254. t -{- t war schon im Idg. etwa
zu M geworden (lat. ss, s, gr. oz, germ. ss, lit , sl. st, alb. s, iran.
st, skr. tt). Daraus entstand im Keltischen wohl st, das ebenso
wie idg. st (§ 49, 5) behandelt wurde. Beispiele: c. ffrwst ^quick
emotion' : got. sprautö 'schnell' S. 81; ir. forbas, forbais, for-
fess 'Bedrückung, Belagerung' c. gormes 'Unterdrückung' abrit.-
lat. ormesta 'miseria' (Rc. V 458iF.) : Ableitung von der W. des
ir. midiur (s. Verbalverz.) mit den Präverbien ir. fo + ro, im C.
mit gor- vermischt; ir. ro-fess 'scitum est', fiuss 'Wissen', düs
'ob' ("zu wissen"), cubus 'Gewissen' mc. gwyss 'wurde gewußt'
nc. gwys 'notice, summons' mbr. gous 'wurde gewußt' nbr. daoust
'ä savoir, en depit de' (oder steckt hierin der Inf. gouzout?) : vgl.
lat. uisus 'gesehen' gr. loreov 'man muß wissen', iotwq 'kundig'
ahd. ge-wis 'gewiß' slsI. iz-vestü ^bekanut, gewiß' aw. t?/s^i- 'Wissen'
skr. vitti- 'Bewußtsein'; ir. gess 'Verpflichtung', ir. giall 'Geisel'
(idg. -ei') c. gwystl acorn. guistel ds. br. goestl 'gage, caution'
(und goest 'capable de faire une chose') gall. Congeistlus, Co-
cestlus MN, ir. gell 'Einsatz, Pfand' (idg. i) : mit den Suffixen
-tä- und -tlo- zur W. des lit. geidziü 'begehre' asl. zidq 'warte'
(ir. gess kann jedoch auch zu ir. guidimm u. s. w. S. 108 ge-
stellt werden; ahd. gisal 'Geisel' an. gisl sind wohl aus dem
Kelt. entlehnt); ir. töisech 'Führer' (Ogam TOVISACI), tüus
'Anfang' c. tywys 'Führung' tywysog 'Führer' : Ableitung von
der W. des ir. fedim 'führe' (s. Verbalverz.) mit dem Präverb to-;
ir. gress 'Angriff', do-gres 'immer' : zu in-grenn- 'verfolgen'
{-ndn-, s. Verbalverz.) lat. gradior 'gehe'. Weitere Beispiele
findet man in der Formenlehre bei der Darstellung des Prät. Pass.
und des Part. Pass.
§ 88. (Idg. th, t nach Sonorlauten.) 1) r^ : ir. gort 'seges'
c. garth 'fold or inclosure' br. garz 'haie', vgl. ir. lub-gort
u. s. w. S. 116 : lat. hortus 'Garten', cohors 'Viehhof, Schar,
Cohorte' gr. x^Q^og 'Gehege, Hof, Futter' (an. garj)r 'Gehege' ge-
hört nicht hierher, sondern zu asl. gradü 'Stadt' russ. yörod); ir.
nert 'Kraft, Macht' c. nerth corn. nerth br. nerz gall. Nerto-
briga ON : Ableitung des idg. Wortes für 'Mann' (gr. avr^Q u. s. w.),
vgl. zur Form lit. nirstü 'werde starrköpfig', Prät. nirtau und
skr. nftjati 'tanzt' (Willenskraft einerseits, andererseits Fröhlichkeit
§88, 2. 3| Idg. It, Itr; nt. 137
werden als Manneseigenschaften aufgefaßt); ir. fertas fem. SSchafl^
Sümge' 'the spindles of thc axle-tree of a chariot' nir. (mit Meta-
these) fearsaid 'spindle' c. gwerthyd 'Spindel' aconi. gurhthit
gl. fusus abr. Flur, guirtitou gl. fusis mbr. guerzit nbr. gwer-
zid : zu lat. uertö 'wende' u. s. w., vgl. russ. veretenö 'Spindel,
Achse des Wagebalkens'.
2) It : ir. alt 'Ufer, Küste' nir. allt 'cliff, side of glen' c. allt
'Seite eines Hügels, bewaldeter Felsen' (auch gallt, § 302) acorn.
als gl. litus br. aot, aod 'Gestade' : lat. altus 'hoch'; — ir. altain
'Schermesser' ac. elinn nc. ellyn abr. altin (gl. ferula) mbr.
autenn nbr. aotenn : got. falßan 'falten' (vgl. dän. folde-kniv
'Einlegemesser'); — ir. molt 'Widder' c. mollt (moll-wyn) acorn.
mcorn. mols br. maout (fr. mouton aus dem Kelt.) : nicht zu
russ. moUH 'zu bestimmter Zeit schlachten', das mit molüi 'flehen'
'das Essen segnen, zum ersten Mal im Jahre essen', molitl-sja
'beten' cech. modliti se u. s. w. identisch ist, sondern wohl zu gr.
(.lijXov 'Schaf an. smali; — ir. scoiltim S. 77; c. g wellt 'Gras'
S. 96; ac. raellhionou gl. uiolas nc. meillion-en- 'Klee' mbr.
melchonenn nbr. melchen-enn (s aus tj § 254) : mhd. melde
'Melde' vgl. gr. ßUxov 'Melde'; c. gwyllt 'wild' § 58, 3.
Durch Analogiebildungen kann c. -11t- auch ins Innere des
Wortes dringen: gelltydd, Plur. von gallt.
Die Gruppe -Itr- hat im C. eine Sondervertretung: ir. altram
'Nahrung', altru 'Pflegevater' c. athraw 'Lehrer' acorn. altrou
gl. uitricus ncorn. aultra 'susceptor, god-father' acorn. altruan gl.
nouerca ncorn. aultruan 'susceptrix, god-mother' abr. eltroguen
gl. nouerca mbr. autrou nbr. aotrou 'seigneur, monsieur' : zu ir.
al- 'nähren', s. Verbal verz. (daneben c. alltraw 'sponsor, godfather',
elltrewen 'gossip, stepmother', die vielleicht teils durch sehr alte
schriftsprachliche Tradition, teils durch volksetymologischen An-
schluß an all 'ein anderer' zu erklären sind; entraw 'professor,
master' kann mit dem Präflx en- S. 45 assoziiert sein; merkwürdig
ist mbr. ytron 'Dame' nbr. itron, itroun); — ir. saltraim 'trete,
trampele' c. Inf. sathru ds. br. saotra 'beschmutzen' : got. saldra
'scurrilitas, eviQcxTteXia' .
3) nt (mt) : ir. det 'Zahn' nir. de ad c. dant, Plur. dannedd
acorn. dans br. dant S. 46; ir. het nir. ead gall. lentumarus
§ 44; ir. cet- 'der erste' nir. cead c. cynt 'früher' (Superlativ
mc. cynnaf, aber gewöhnlich cyntaf) corn. kyns (Superlativ
kynsa) br. kent (Superl. kenta) gall. Cintugnatus S. 37; ir.
138 nt. [§ 88, 3
tet 'Saite' nir. tead c. tant, Plur. tannau : skr. täntu-f^- 'Faden,
Saite' (kaum hierher asl. tqtiva ds., das dem ht. temptyva 'die
Bogensehne' zu tempiü 'spanne, dehne' gleichgesetzt werden muß);
ir. set 'Weg' c. hynt ds. acorn. cam-hinsic gl. iniustus (cam-
'krumm'), eun-hinsic gl. iustus (eun- 'gerecht') abr. do-guo-
hintiliat gl. inceduus mbr. nbr. hent 'Weg' : got. sinßs 'Gang',
sandjan 'senden'; — ac. hanther (nth wohl = nh) mc, nc. h an-
ner 'Hälfte' corn. hanter (t vor r erhalten) abr. hanter- nbr.
haut er : "^sntero-^ vgl. gr. aregog {ezEQog) 'der andere von zwei',
ccTSQ 'ohne', 'xtccq 'aber' ahd. suntar 'für sich, besonders' (skr.
sanitür 'neben, außer', sanutdr 'weg, abseits'; ir. sain 'verschieden',
lat. sine 'ohne'); — ir. ßrigit FN nir. Brighid c. braint 'Vor-
recht', Plur. breiniau mc. breenhin 'König' nc. b renin (Fem.
brenhines) corn. brentyn, bryntyn ds. abr. brientinion gl.
ingenuis abrit. Brigantia GN, s. S. 100; — ir. bräge. Gen.
brägat nir. brägha. Gen. bräghad ac. Plur. -brouannou nc.
breuant acorn. briansen mcorn. bryangen ncorn. branj^ian
abr. Brehant-, s. S. 100; — ir. dermet nir. dearmad 'Ver-
gessen', ir. air-mitiu nir. oirmhidin, s. Verbalverz. -muiniur. —
Mit idg. mt: ir. cet 'hundert' nir. cead c. cant, Plur. cannoedd
U.S.W. S. 46; ir. cet- ac. cant 'mit' mc. can, gan nc. gan acorn.
cans mcorn. gans br. gant : gr. ytazd 'herab von' (mit dem Gen.),
'ungefähr' (mit dem Akk.), weiterhin zu lat. cum 'mit' sl. sü 'mit'
(mit dem Instrumentalis), 'herab von' (mit dem Gen.), 'ungefähr'
(mit dem Akk.); ir. foditiu nir. foighid(e), ir. air-itiu, ir. lete-
nach gl. audax, s. Verbalverz. dam-, em-, lam-.
-nnh- ist schon im Mc. (Ac.) vielfach zu -nn- geworden. Die
Verteilung von ht und nn ist im C. oft analogisch gestört: cynnaf
und cyntaf 'der erste', cannoedd und cantoedd 'Hunderte'.
Im Auslaut eines proklitischen Wortes wird nt im C zu n : gan
'mit', mc. nc. cyn 'bevor, vor'. Im Auslaut eines mehrsilbigen
Wortes (c. elain 'Hirschkuh' § 394; nc. arian = ariant 'Silber')
ist n für nt wohl wenigstens zum Teil auf den Einfluß des Inlauts
(ariannu 'versilbern') zurückzuführen. Das Schwanken kann dazu
Anlaß geben, daß -nt an Stelle eines etymologisch berechtigten -n
erscheint : mc. dra-cheuynt 'zurück' Mabin. S. 249, 2, keuynt
Mabin. S. 232, 19 = ccfyn nc. cefn 'Rücken'.
Im Br. ist ein Übergang nt y t in proklitischen Wörtern be-
legt: V. get 'mit' = br. gant; br. ne-met 'außer' V. nameit c.
namyn : Negation + c. maint br. ment 'Größe' j V. ketafi 'der
§ 88, 3] ntr, ntl. Ir. nt. 139
orstc' })r. kcnta (falls der 8chwund zunächst in dem proklitische.i
kcnt 'bevor', wofür jedoch V. kent angegeben wird, stattgefunden
hat); mbr. aguetou 'unlängst' corn. agynsow c. gynneu.
-ntr- hat im C. eine Sondervertretung: ir. eter 'zwischen' nir.
eidir ac. ithr corn. yntre br. entre, etre V. itre (der Verlust
des n beruht hier vielleicht nicht auf der Proklise, sondern auf
dem folgenden r^ vgl. br. itroun 'Dame' neben c. entraw 'Pro-
fessor' S. 137) : lat. inter 'zwischen' asl. r^tri 'intus' alb. nddr 'in,
zwischen' skr. antär ds.; c. mathru 'niedertreten' br. m antra,
Part, mantret 'abattu de douleur, stupefait' : lit. minü 'trete'
russ. mjati 'treten, kneten', Präs. mnu; c. ewythr u, s. w., §37, 4
S. 55. Vgl. c. cethr 'Nagel' aus lat. centrum, cythrawl aus
lat. contrarius, § 143, 4. Ir. cutrumme 'similis' (; tromm 'schwer';
jüngeres Kompositum com-throm 'gleichschwer') ac. cithremmet
gl. bilance libra (über mc. yn gythrymet vgl. Strachan, Rc.
XXVIII 197). In der Komposition kann aber durch die Assozia-
tion mit den einzelnen Kompositionselementen eine unregelmäßige
Vertretung stattfinden; so in c. cynrhonyn 'Made, Wurm' acorn.
contronen gl. cimex (Gl. 624, ZE 1076, 2) br. kontronenn
'Fleischmade' : gr. teqi^öcüv 'Holzwurm'.
-ntl- hat im C. und Ir. eine Sondervertretung: ir. ceol und
cetal 'Gesang' (zu can- 'singen'; vgl. forcital 'Lehre' zu for-can-
'lehren') ac. centhiliat, centhliat gl. canorum nc. cathl 'Melo-
die, Hymne' br. kentel 'legon, chapitre' (worauf die irische Doppel-
vertretung beruht, ist nicht ganz klar); ir. feöil 'Fleisch' nir.
feoluighthe 'wounded, cut' mbr. guentl 'Gicht', Plur. guentlou
'Geburtswehen' nbr. gwentr, gwentl 'heftiger Schmerz' Treguier
war oenklo 'in Geburtswehen' : zu c. gwanu 'durchbohren' ahd.
wunta 'Wunde' gr. yardlai' ovlal Hes. (zur Bedeutung vgl. gr.
yiQeag 'Fleisch' : ahd. hriuwan 'Schmerz empfinden'; mc. gwaet
'Blut' : gwneuthur gwaet ar 'verwunden'; ir. fuil 'Blut' c.
gweli 'Wunde' mcorn. Plur. goleow mbr. goulyou; — die An-
sicht, br. gwentl sei aus lat. uenter entlehnt, ist abzulehnen);
air. deolid 'gnädig', in deolid gl. gratis, deoladacht 'Gnade'
'das Gewähren' (opp. fiach) mir. deölaid 'poor, mean, indigent' :
vgl. Verbalverz. dam- 'sich fügen, erleiden, gewähren' (c. dathlu
'to celebrate, to extol', dathl 'celebrated' liegt semasiologisch weit
ab).
Anm. Lehnwörter aus dem Brit. mit nt im Ir. sind oben S. 24 an-
geführt (c. chwant ist vielleicht *sqh)/ti- : mit idg. Altern, sfjh- : qh- zu
140 ntj im Br. Lenition von r, l, n, m. [§ 88, 3. 89
gr. ;^«Tfc? 'Bedürfnis' poln. ch§c 'Lust' {*qhonti-) arm. xand 'Begierde, Ver-
langen'). — Über -nfj- N __«- im Br. (hent, Plur. henchou), s. § 254.
Die idg. Sonorlaute.
§ 89. Die Sonorlaute r, l, n, m haben im Keltischen ganz
wie die Verschlußlaute eine doppelte Aussprache gehabt: die nicht
lenierte Aussprache (n, l, n, di) unterschied sich von der lenierten
Aussprache [r, l, n, m) durch einen energischeren Verschluß.
Dieser Unterschied wurde im Brit. teils aufgegeben, teils so ver-
größert, daß sich aus dem zusammengehörigen Lautpaar ganz ver-
schiedene Laute entwickelten, die dann selbstverständlich auch eine
verschiedene graphische Bezeichnung erhielten. Eine ähnliche,
wenn auch geringere Vergrößerung des alten Unterschiedes fand
im Ir. bei m : m statt und führte zur graphischen Bezeichnung der
Lenition. Bei r l n : r l n bewahrten dagegen die Iren die alte
Aussprache ziemlich getreu bis auf den heutigen Tag, wenn auch
mit dialektischen Störungen (namentlich bei n : r\ und bei diesen
Lauten hat die Doppelheit der Aussprache niemals einen Ausdruck
in der Orthographie erhalten. Daß sie aber trotzdem schon im
Air. vorhanden war, beweist vor allem die Tatsache, daß der Ar-
tikel im Air. vor r^ l, n je nach den Lenitionsregeln eine ver-
schiedene Form annimmt (ind im Falle der Lenition, in im Falle
der Nicht-Lenition des folgenden Wortanlautes) : Nom. in rect
*das Gesetz', Gen. ind recto; Nom. in lie ^der Stein', Gen. ind
liacc; Nom. Mask. in nuae-thintud sa 'diese neue Übersetzung',
Nom. Fem. ind nöibe 'die Heiligkeit'. Die nicht lenierten Laute
n L N kommen im Irischen vor 1) im absoluten Anlaut, soweit die
Syntax nicht Lenition erfordert; 2) nach s; 3) in der Doppelung
und in jeder auf zwei Silben verteilten Kombination mit einem
Dental. Vgl. Verf., Asp. i Irsk, S. 20-67, S.75ff., S. 175, S. 178;
Quiggin S. 77—102; Sarauw, KZ XLII 53-61.
Eine sehr ähnliche Doppelaussprache des l und n hat im
Skandinavischen (und zwar seit urnordischer Zeit) stattgefunden,
vgl. Verf. GGA 1907, 891—893. Und auch für das Lateinische
scheint eine entsprechende Doppelaussprache des r, l, (n) voraus-
zusetzen zu sein. Bekannt war schon längst, daß lat. l einen "sonus
tenuis" oder "exilis" im Wortanlaut und in der Gruppe II, einen
"sonus plcnus" oder "pinguis" (d. h. i) in der Stellung zwischen
Vokalen hatte (daraus rumän. r). Neuerdings hat nun Puscariu,
Studii si notite etimologice, Bucurestt 1905 (mir aus der Be-
§89.90] AllgcmeineK üb. d. kSonorlaute. Id^. r. /;u. rimXir. 141
sprechung im Literaturblatt f. germ. u. rom. Philol. 1907 Sp. 72
— 74 bekannt) den Nachweis geführt, daß auch lat r im Anlaut
und in der Gruppe rr eine andere Aussprache als in den übrigen
Fällen gehabt haben muß, da es ein folgendes i oder e in y (i)
und 9 (ä) verwandelt: rumän. rid ^rideo', räü ^reus', aber frig
'frigus', greu 'grauis'; er nimmt dabei an, daß das anlautende r
und rr mit größerer Energie, mit stärkerer Schwingung gesprochen
wurde (man kann daneben auch an eine verschiedene Artikulations-
stelle denken; vor allem wird man aber daran erinnert, daß das
irische ji der Mouillierung unfähig ist und so gewissermaßen ein
folgendes i in y verwandelt). Eine doppelte Aussprache des lat. n
läßt sich vielleicht aus dem unter Umständen eintretenden Wandel
eines lat. n zwischen Vokalen in rumän. r folgern (falls die zu
Grunde liegende Aussprache nicht auf illyrischem Einfluß beruht,
vgl. über das Alb. Verf., Koman. Jahresbericht für 1905).
g 90. Idg. r (lat, gr., germ., lit., sl. r, alb. r, r, arm. r^ r,
skr. r) erscheint im Keltischen als r und r. r ist im c. Anlaut
zu einem stimmlosen r^ geschrieben rh, geworden, das im Satz-
zusammenhang zu r leniert werden kann (das c. r wird jedoch
wohl nicht wie das c. r durch die Zungenspitze, sondern durch den
vorderen Teil des Zungenblattes gebildet); im c. Inlaut ist r mit r
zusammengefallen (nur scheint e nach n zvl r geworden zu sein:
an-rheg 'Geschenk', an-rhaith 'Beute', eig. "Unrecht"'; aber an-
ras 'Ungnade' zu gras 'Gnade'; Formen wie pen-re 'Haarband'
neben pen-rhe und cynron neben cynrhon ^Maden', S. 139,
sind jünger). Im Corn. und Br. ist der Unterschied zwischen r
und r aufgegeben. Die gallische Orthographie lehrt uns nichts;
mit den lateinischen Schreibungen Rhenus 'der Rhein' (ir. rian
'Meer') und rheda (§ 40) ist nichts anzufangen.
Im Ir. ist die Zweiheit r : r zunächst durch die Wirkung der
Mouillierung zu einer Vierheit r, r : r^ r geworden, r hat aber
immer die Mouillierung aufgegeben und ist zu r geworden; darauf
ist in Irland r im Anlaut immer mit r zusammengefallen (und zwar
meist so, daß r zu r geworden ist, in einigen Dialekten jedoch so,
daß umgekehrt r zn r geworden ist, vgl. Sarauw, KZ XLII 60).
Nach diesen Lautübergängen mußte die syntaktische Anlautslenition
darin bestehen, daß r {r), wo es aus r' entstanden war, mit r
wechselte, während das auf urspr. r zurückgehende r (ä) dui'ch die
Lenition nicht geändert wurde. Durch Analogiebildung entstand
in einigen Dialekten die Regel, daß jedes r (r) zu r lenierbar ist;
142 li und r im Nir. und Nsch. [§ 90
in anderen Dialekten hat man die Anlautslenition ganz aufgegeben
(O'Donovan, S. 36-37; Asp. i Irsk S. 40; Henebry S. 74; Quig-
gin § 271 — 272). Im Inlaut und Auslaut ist r in den meisten
Dialekten und Stellungen zu r geworden; jedoch sind Reste des
Unterschiedes zwischen r und r gebheben; diese Eeste sind für die
Feststellung der phonetischen Art des Unterschiedes wichtig. Nach
Quiggin § 266 und § 269 ist r ..a long, strongly trilled r with the
tongue vibrating against the alveoles just above the upper teeth",
r dagegen „a reduced form of a trilled r; there is usually only
one flip of the point of the tongue against the alveoles; at the end
of monosyllables after a short vowel r is clipped and ver}^ short".
Der Unterschied gestaltet sich anderswo zum Teil anders; die
Quantität spielt eine geringere oder gar keine Rolle, und die
Qualität kann anders nüanziert sein; r ist z. B. auf Arran ein
recht energisch gerolltes r der Zungenspitze („tip of the tongue"),
und es gibt daneben zwei Varietäten des r: ein gerolltes r vor c?,
t, n, l („the double of the tongue applied to the angle inside the
Upper gums") und ein reduziertes r vor s (mit der Zunge „doubled
up, but not touching" nach der Definition eines Arran-Mannes
Marc O'Flaherty). Sarauw, KZ XLII 60 beschreibt r und r des
Kerry-Dialektes als ein „dorsales" und ein „koronales" r („dorsal"
und „koronar ' nach Sievers, Grundzüge der Phonetik § 7, 2 zu
verstehen). Es mag hier auch die bei Malcolm Mac Farlane, The
Phonetics of the Gaelic Language, Paisley 1889, S. 40 für das
Nsch. gegebene Definition erwähnt werden, wonach die Zunge „is
used pointedly" bei r und 7^ aber „broadly" bei ä. Der Zusammen-
fall von R und r hat in Schottland nicht stattgefunden; im Anlaut
ist Rf wenn es auf altes r zurückgeht, zu r, wenn es auf r zurück-
geht, zu r lenierbar. Auf der Insel Skye ist nach Sarauw KZ
XLII 57 r als lenierter Anlaut analogisch durch r ersetzt.
R war nach dem Zeugnis des Nir., Nsch. berechtigt: 1) im
absoluten Anlaut (im Satzzusammenhang lenierbar); 2) nach s;
3) wo eine alte Geminata vorlag; 4) nach einem n- oder Z-Laut;
5) vor Dentalen. Beispiele: 1) Skye (Sarauw) rI 'König', mo rl
*mein König'; Rex'k' 'verkaufe' (Impv.), rexk' e 'er verkaufte"; Kerry
(Sarauw) ri, mo H; gd Rug 'daß er brachte', 2v'^ rüg 'er brachte
nicht'; Desi ri 'König', d vi 'o, König!'; ä rä (da rädh). Die
Zeugnisse für den Verlust der Mouillierung des nicht lenierten
Lautes sind auch in der Schriftsprache häufig: air. remor 'dick'
nir. reamhar und ramhar Arran rawdr Donegal rqivwdr; air. re
§ 90] n und r im Nir. und Nsch. 143
'Zeitraum' nir. rae; mir. rebaim 'zerreiße' nir. raobaim; air.
rigin 'zähe' Arran rejri Donegal rln; air. ri 'König' Arran ri/
Donegal rl. Der Dialekt von Arran gehört zu denjenigen Dia-
lekten, die die Anlautslenition aufgegeben haben; es sind aber
Keste vorhanden, die darauf deuten, daß die Lenition seinerzeit
ohne Rücksicht auf das ursprüngliche Timbre immer zu /• geführt
hat: Na refrl tu 'du mögest dich nicht erheben', aber n'i iejid 'er
erhob sich nicht' (när eirighidh tu, nir eirigh); mo röicu
'meine Wahl', ö hug tu röwn ffom 'da du mir die Wahl gabst'
(entweder = ö thug tu a rogha dham, wobei a der Gen. Sing.
Neutr. wäre, oder Verallgemeinerung der lenierten Form; vgl. bei
Dinneen die Schreibung reogha für Nord-Connacht). Für Done-
gal, wo die Lenition gleichfalls aufgegeben ist, verzeichnet Quiggin
§ 286 Reste der Lenition (mit r), aber nur solche Fälle, in denen
das Timbre von jeher mouilliert war. 2) mir. srian 'Zügel' Arran
srldn Donegal sredn Kerry mit s/?- anlautend. Damit stimmen die
Angaben der Grammatiker vom älteren Molloy an. 3) nir. giorra
'kürzer' Arran gird Donegal gyrd; air. foirrce, fairggse 'Meer'
nir, fairrge Arran und Donegal fardg'd (vgl. dazu als Beispiel des
nicht gedoppelten r if. arget nir. airgead Arran avdg'id Donegal
ähg'dd); nir. uirthi 'auf sie, ihr' (vgl. air. forrae 'auf sie') Arran
ord. 4) nir. anrö ^misery' hat nach dem älteren Molloy /?; darauf
führt auch die Regel bei Stuart *18: ^^ n, r have their piain
sound (d. h. sind nicht leniert) when, in the same syllable, they are
immediately preceded by a piain liquid", vgl. die häufigen nir.
Schreibungen -nnr-, -nnl-. Vgl. Donegal sönnaa: 'remarkable' air.
sainredach gl. peculiaris, külroskax 'back ward' cüilriascmhar;
Desi d'aiVRd = deallradh 'brightness', sgaiVRd = sgannradh
'Furcht', Henebry S. 36. 5) nir. curtha, cuirthe 'beerdigt'
Arran kurd Donegal kövd; Arran h'erd Donegal h'yvd, Partizipium
von beirim 'gebäre'; Arran däreg =^ di2i fhear dheag. Vgl. die
Schreibungen parrthas, garrdha. — Nir. tuirseach, tuirrseach
'betrübt' Arran tyRsax (mit einem reduzierten /?) Donegal tyrsax,
bei dem jüngeren Molloy torsach. Vgl. die Schreibung fearr-
said -= fearsaid 'Spindel'. — Nir. äirde 'höher' 'Höhe' Arran
EJRd'd Donegal örd'e Kerry ind'i; nir. dia Mäirt 'Dienstag' Arran
d'e muRt' Donegal d'a märt'; nir. toirneach 'Donner' Arran
towRNax Donegal tärNax; nir. äirne 'Schlehe' Arran Plur. uRy'i
Donegal ärN9 Kerry ürnI; nir. comhairle 'Rat' Arran küRLd
Donegal k^n.'d. Vgl. die Schreibungen cearrd 'Kunst, Handwerk',
144 Beispiele für idg. r. l und l im Keltischen. [§ 91. 92
go n-deärrna ^daß er tat' u. s. w. Vgl. dazu die Regel bei
Stewart a. a. 0.: „l, n, r have their piain sound, when, in the
same syllable, they are immediately foUowed by a piain lingual".
— Die durch den Übergang r y r geschaffenen Formen können
in der nir. Orthographie (§ 240) nicht gut zum Ausdruck kommen;
die Weglassung des Timbrezeichens vor dem r würde allerdings
in einigen Fällen erträglich sein (M'C schreibt farrge 'Meer');
unmöglich ist aber dieser Ausweg in einsilbigen Wörtern (mäirt)
und in allen Fällen, wo das Timbrezeichen zugleich für die Aus-
sprache des Vokals bedeutsam ist (äirde). Die Schreibung be-
artha 'geboren' bei M'C ist irreleitend; besser wäre bertha, wie
der jüngere Molloy schreibt; ein Versuch, auf diesem Wege weiter
zu schreiten, würde aber die ererbte Orthographie sprengen.
§ 91. Beispiele für das idg. r im Keltischen: c. rhid 'drain,
semen' : skr. retas 'semen uirile'; ir. rath 'Gnade' c. rhad : skr.
rätd' 'gegeben' aw. räiti-j rata- 'Gnade'; ir. gäir 'Geschrei', gäire
'Lachen' c. gawr 'Geschrei', vgl. Verbal verz. gar-; c. gair 'Wort',
ir. gairm 'Ruf, Geschrei' c. garm corn. garm br. garm : gr.
yriQvg 'Stimme, Schall' lat. garrulus 'geschwätzig' as. karm 'Weh-
klage' ^\i.v. grnämi 'ich singe'; ir. dair, daur 'Eiche' c. dar acorn.
dar, c. derw-en ds. br. derv-enn (Plur. dero) : gr. öoqv 'Holz'
got. triu 'Baum' lit. dervä 'Kienholz' asl. drevo 'Baum' alb. dru
'Holz' skr. däru ds. (lat. larix 'Lerchenbaum'); ir. bir 'Stachel,
Spieß' c. her 'Lanze' acorn. her gl. ueru br. ber ds. : lat. uerü
'Bratspieß' umbr. Plur. herus ds. gr. ßagveg' davöqa (an. prionn
,mhd. pfrieme 'Pfriem' aw. grava- 'Stock, Rohrstock'). Die Kon-
sonantengruppen, die ein r enthalten, sind bei den anderen Ele-
menten der betreffenden Gruppen belegt. Über die Quellen des
kelt. rr s. § 50, 3—4, § 57.
Anm. 1. Über Svarabhakti vor oder nach r s. §226-229, §231—232.
Anm. 2. Über Dissimilation oder Metathese eines r-Lautes s. § 336,
§ 337. Ohne ersichtlichen Dissimilationsanlaß hat das Br. bisweilen l statt
r: daelou 'Tränen' S. 124, rael 'Mark' § 50, 11, melionenn = raerio-
nenn 'Ameise', s. §99, 1, kleizenn 'Narbe' S. 123. Die Erscheinung ist
vielleicht mehr wortpsychologisch (Volksetymologie u. s. w.) als laut-
psychologisch.
§ 92. Idg. l (lat, gr., germ., Ht, sl. /; alb. /, l, arm. l, l,
iran. r, skr. r, l) erscheint im Keltischen als l und l. l ist im
C. im Anlaut und Inlaut zu einem stimmlosen l, geschrieben 11,
geworden, das im Satzzusammenhang zu l leniert w-erden kann (das
c. l ist unilateral und wird mit i-Stellung der Zunge gesprochen).
§92| /- und / im Koltischen 145
Zeugnisse für das stimmlose l finden sich schon im Ac. (s. olje i
S. 18); in mc. Handschriften wird 11 als Zeichen eines stimmlosen
Lautes oft mit einem Verhindungsstrich zwischen den heiden ßuch-
stahen geschriehen, welcher Strich hei dem selten vorkommenden
stimmhaften II (z. B. in callonn 'Herz') fehlt (Beispiele findet
man leicht in der Neuausgahe des Mab., s. z. B. S. 204 Z. 1, 3, 5
u. s. w.). Im Corn. und Br. ist der Unterschied zwischen /- und l
aufgegeben. Über das GaUische wissen wir nichts.
Im Ir. ist die Zweiheit /. : / durch die Wirkung der Mouil-
lierung zu einer Vierheit l, l : ly V geworden. /. wird „durch An-
stemmen der verbreiterten Zungenspitze an die Oberzähne" (Finck)
gebildet; // ist ein stark mouillierter Laut, „palatales Z" (vgl. Jes-
persen, Lehrbuch der Phonetik S. 51; ungefähr = ital. gl), l ist
mit dem gewöhnlichen l der europäischen Hauptsprachen ungefähr
identisch (zwischen der Zungenspitze und den Alveolen gebildet);
/' ist ein schwach mouilliertes / („palatalisiertes V\ vgl. Jespersen
S. 129). Nach // hört man beim Übergang zum folgenden Vokal
einen deutlichen /Gleitlaut, nach V dagegen nicht. /. und / werden
mit einer kleinen (unwesentlichen) Hebung der Hinterzunge ge-
sprochen, sind also schwach ^-ähnlich. Mac Farlane (s. S. 142)
S. 36, 38 sieht den Unterschied zwischen a und l „in the tongue
being applied, in the former case flatly, and, in the latter case
pointedly"; eine von einem Skye-Manne gegebene Definition ist bei
Sarauw, KZ XLII 53 angeführt (l: „I raise about an inch of
my tongue to the roof of my mouth, and the tip is rather turned
below"; /'.* „I raise the very tip of my tongue to the roof of my
mouth"; außerdem seien die nicht lenierten Laute länger als die
lenierten).
A, // ist im Nir. und Nsch. berechtigt: 1) im absoluten Anlaut
(im Satzzusammenhang lenierbar); 2) nach s; 3) wo eine alte Ge-
minata vorlag oder aus /c? (hd), dl, Ü, In (aa) eine jüngere Geminata
hervorgegangen war; 4) nach einem r- oderw-Laut; 5) vor Dentalen.
Beispiele: 1) Arran Lij 'Kalb' (laogh), mo lij 'mein Kalb'; nü
h'an 'folge nicht' (nä lean), Van 'folgte' (do lean). Entsprechend
in anderen Dialekten. 2) Arran SLat 'K-ute' (slat) (leniert hlat,
mit dem Artikel ds^ tlat) Donegal SLat (leniert statt hl- stimmhaftes
Ij was auch auf Arran vorkommen kann; mit dem Artikel Ü-, s.
Quiggin§217 — 218); Arran kysi.'d 'Ader' Donegal kusL9 (cuisle).
3) Arran und Donegal IcapdL 'Pferd' mir. capull; Arran kn/Juw
(do cailleadh) 'starb' Donegal xül 'verlor' zu mir. coli 'Verlust'
Pedeisen : Vgl. kelt. Gramm. \0
146 L und / im Ir. l und l im C. ]§ 92
S. 114; An*an koLd 'Schlaf Donegal köLuw nir. codladh air.
cotlud; Arran hraLtn 'Betttuch' Donegal hrähln nir. braitlin;
Arran koLd Donegal kÖLd air. collno Gen. von colinn 'Fleisch'.
Dagegen tritt in den Gruppen thl und dhl keine Assimilation ein;
der ^Laut bleibt hier leniert, kann aber durch vorhergehendes th
stimmlos oder zu Ih werden (Quiggin § 232) : Donegal rijtan 'wheel
in spindle' (roithleän). Die Schreibungen brai thl in 'Betttuch',
nodhlaic 'Weihnachten' sind als ein Versuch, die stattgefundene
Assimilation von il und dl auszudrücken sehr häufig, geben aber
die Aussprache falsch an. 4) Arran küRLd 'Eat' Donegal k^ri!d
S. 143; Arran maNLd 'modest' (mänla); Donegal SLäNLds Arran
SLaNdas = slän-lus 'Wegerich' (Dinneen gibt die Aussprache als
sländus an). 5) Arran mo/i 'Hammel' Donegal moLt (molt);
Donegal faLSd 'idle' fallsa. Ebenso stand /. ursprünglich vor
einem r-Laut (und dieser war r); durch den Übergang /? > r ist
aber in den Dialekten von Arran und Donegal auch l in l ver-
wandelt worden ; die Orthographie zeugt aber noch von der älteren
Aussprache: Arran d'alrd 'brightness, shining' (deallradh).
Mit diesen Regeln stimmt im Wesentlichen das Vorkommen
des c. l. Jedoch können die Bedingungen, die ursprünglich die
nicht lenierte Aussprache hervorriefen, wegen des ganz veränderten
phonetischen Charakters des unlenierten Lautes nicht mehr wie im
Irischen mechanisch weiterwirken, und es ist so auf mehreren
Punkten ein Gegensatz zwischen dem älteren und dem jüngeren
Sprachgut entstanden. Zu 1) und 2): Anlautsmutation wie im Ir.
(llaw 'Hand', dy law 'deine Hand'). Im Anlaut ist idg. l und sl
(= ir. und gemeininselkelt. /. und hl, vgl. § 50, 6) zusammen-
gefallen. Die syntaktische Mutation des auf sl zurückgehenden l
(llath 'Rute' : dy lath) beruht auf einer leicht verständhchen
Analogiebildung. Weim auf ein c. s ein ^-Laut folgt, ist dieser l-
Laut stimmhaft: yslywen 'Aal' aus llyswen § 50, 6, bas-le
'eine seichte Stelle in einem Flusse'; diese Verbindung ist meist
jung; in etwaigen alten Verbindungen (yslath 'Rute') kann Dissi-
milation der beiden zu erwartenden stimmlosen Spiranten ange-
nommen werden. Zu 3): Gemeinkeltisches und lat. U, Id und die
im c. Inlaut aus /^ entstandene Verbhidung (ac. 11h in mellhionou
S. 137) sind in l zusammengefallen: coli 'Hasel'; callor 'Kessel'
aus lat. caldärium; canghell 'a chancel'; vgl. noch §93 Schluß.
Dagegen ist II in jüngeren Lehnwörtern und ein durch junge Assi-
milation entstandenes II stimmhaft geblieben (im Nc. / geschrieben;
§92. 93] l und l im C. Boispiolo für idrr. /. 147
über (las Mc. oben S. 145): nc. cälon 'Herz' (acom. nncom. lO-
lon br. kaloun) ist romanisches Lehnwort, vgl. afrz. chaudun,
cauldun mnd. kaldüne 'Eingeweide'; calyn = can-lyn 'folgen'.
Zu 4): Nach r und n steht l: iarll 'earl'; Caerlleon 'Chester';
y Ilynedd br. war-lene 'voriges Jahr' S. 113; y llong 'das
Schiff"' (der Artikel y ist zunächst aus yr entstanden; bewirkt sonst
im Fem. Lenition); mor Hon 'so freudig' (mor bewirkt sonst
Lenition; nach dem gleichfalls lenierenden pur 'sehr' bleibt l
ebenso erhalten); c. enllyn S. 115; yn llawn 'vollständig' (yn
bewirkt sonst Lenition; l bleibt gleichfalls nach dem lenierenden
cyn 'ebenso' und nach dem lenierenden femininischen un 'eine').
AVenn zwischen r und n und dem ?-Laut ein leniertes g geschwunden
ist, ist das l stimmhaft: an-lan 'unrein' (: glan). Es herrscht
aber auch sonst ein gewisses Schwanken, und mit der Hauptregel
für /. stimmt es nicht, daß l auch nach m und td steht (Jones,
Welsh Orthography S. 24; vgl. übrigens Quiggin § 211). Zn 5):
mollt 'Hammel'. Dagegen in einem jüngeren Lehnwort: gwaltes
'weit of a shoe', auch gwaldas, gwald : aus engl, weit (-es,
-as aus der engl. Pluralendung). Komp.: gwyl-dy 'watchhouse'.
Vor s steht (durch Dissimilation?) stimmhaftes l: ff als 'falsch'.
§ 93. Beispiele für das idg. l im Keltischen: ir. liim 'ich
klage an' : got. laian 'schmähen' lit. 16 -ti 'bellen' asl. lajatl 'bellen,
schmähen'; c. Heuen 'Laus' acorn. lo«^?en ncorn. lüan, Plur. low
br. laouen : ahd. lüs; ir. lese gl. piger c. llesg 'schwach' : an.
loskr 'weich, schlaff'; c. lludd, cyf-ludd 'Hindernis' mbr. luz :
skr. rödha-s 'Hemmung'; ir. cuil gl. Culex c. cylion-en 'Fliege,
Mücke' acorn. ke Honen gl. musca br. kelien-enn 'Fliege' : lat.
Culex; ir. gel 'weiß' : lat. heluus ahd. gelo 'gelb' gr. x^-w^oc;
'grüngelb' lit. gelsvas 'gelblich' asl. zUü 'gelb' (oder lit. z alias
'grün', zilas 'grau' asl. zelenü 'grün' aw. zam- 'gelb' skr. hdri-
'gelb, grünlich'); air. mucc-foil 'Schweinekoben' c. gwal 'Lager
eines Tieres' : vielleicht als ursprünglicher konsonantischer Stamm
zu c. gwe-ly 'Bett' S. 98. Die Konsonantengruppen, die ein /
enthalten, sind schon belegt {It > br. wt § 88, 2). Über die Quellen
des II s. §50, 5—7 und vgl. unten § 96 S. 156 f. Im Irischen ist
in unbetonter (urspr. nebentoniger?) Silbe in noch nicht genügend
aufgeklärter Weise bisweilen II an die Stelle eines l getreten:
Conall MN c. Cynwal abrit. Cunouali (Gen.); nir. imeall
'Rand' mir. im -bei c. ymyl (: ir. bil c. byl); ir. f annall 'Schwalbe'
c. gwennol. Worauf die Doppelung des l in der Komposi-
10*
148 Beispiele für idg. /. Die Nasalcliphthonge. [§93. 94, 1
tionsfuge in c. gwallo %eren' br. goullo 4eer' neben ir. fo-lam
'leer' (S. 34) beruht, ist unsicher. — Vor urspr. auslautendem i
steht im C. in unbetonter Silbe l statt eines alten l: ir. biail c.
bwyell (ac. bahell, lau-bael) br. bouc'hal S. 67; ir. fedil
'dauernd' c. gweddill 'remnant' (woraus ir. fuidell), S. 110; c.
sefyll 'stehen' corn. seuel 'sich erheben' br. sevel 'errichten,
bauen' : lat. stabilis, Neutr. stabile 'fest'. Vgl. die lat. Lehn-
wörter c. Ebrill 'Aprilis' und ufyll 'humilis' § 146. So zu be-
urteilen sind ferner: c. brithyll 'Forelle' acorn. breithil gl.
mugil br. brezel 'Makrele'; ir. indile 'Vieh' c. ynnill, ennill
'erwerben, gewinnen' abr. endlim gl. fenus (Komp. von ir. ind-
gall. ande-; das zweite Glied unsicher). Da dieser Wandel nur
im C. vorliegt, so wird es sich um ein Stimmloswerden des l vor
dem stimmlos gewordenen auslautenden i handeln. Dieser stimm-
lose Laut ist dann im weiteren Verlauf mit dem aus urkelt. l und
LL entstehenden stimmlosen Laut zusammengefallen. Es ist eine
bekannte Tatsache, daß die engen Vokale i und u leichter als die
übrigen Vokale stimmlos werden (vgl. Verf., KZ XXXIX 366).
Zur Entscheidung der Frage, ob -lu im C. dasselbe Schicksal wie
-U gehabt hat, fehlt jedoch das nötige Material (enthält ennill
den 2^-Stamm von ir. il 'viel'?).
Anm. 1. Über Svarabhakti vor oder nach / s. § 226—229, § 231.
Anm. 2. Über Dissimilation oder Metathese eines /-Lautes s. § 336
—337.
Anm. 3. Über ir. l y r in proklitischer Silbe s. § 176.
Anm. 4. Über das mouillierte / des Bretonischen s, § 254.
8 94. (Die Nasaldiphthonge.) 1) In freier Stellung kommen
im Idg. ursprünglich nur die beiden Nasale n und m vor. In den
häufigen Gruppen von Nasal + Verschlußlaut hat aber in den
Einzelsprachen der Nasal meist dieselbe Artikulationsstelle wie der
Verschlußlaut, und es existiert demgemäß neben dem m (vor p und
b) und dem n (vor t und d) noch ein 79 vor k und g. Weim dies
Gesetz schon in der idg. Ui^prache gültig gewesen ist, so müssen
wir mit drei idg. Varietäten eines ^3 rechnen: ein uvulares, ein
velares und ein palatales w. Nun ist es aber keine Notwendigkeit,
daß der Nasal mit dem folgenden Verschlußlaut stimmt (im Russi-
schen ist 7ik eine häufige Verbindung), und wir können daher nicht
mit Sicherheit wissen, ob in den Vorformen des ir. imbliu 'Nabel'
lat. umbilicus gr. 0fÄq)al6(; oder ir. amires (§ 57) lat. im-pius
'gottlos' oder lat. iungö 'verbinde', lat. unguö 'salbe', ir. in gen
§94, 1. 2] Die Nasaldiplithonge. 149
^Nagel' hit. unguis u. s. w. das ursprüngliche n (verbürgt darch
ahd. nabalo 'Nabel', ir. an-eola 'unwissend', skr. jundpni 'ver-
binde', skr. ana^mi 'salbe', gr. ovu^ 'Nagel') schon uridg. zu m und
19 geworden war. Es gibt sogar Anzeichen dafür, daß eine solche
Assimilation nicht stattgefunden hatte; es steht ganz fest, daß
wenigstens das silbische tn vor t unassimiliert geblieben war: Ut
sintas 'hundert'. Unter diesen Umständen ist es unsicher, ob es
in der idg. Ui'spraclie überhaupt ein td gegeben hat. Da wir aber
in dem einzelnen Fall nicht wissen können, ob das spätere td aus
einem idg. n oder aus einem idg. m entstanden war, oder ob ein n
vor d, t, ein )n vor b, p alt oder durch Assimilation entstanden war,
so sind wir genötigt, in unseren Formeln von dem späteren Zu-
stand auszugehen, wo der Nasal immer an den folgenden Verschluß-
laut mit Bezug auf die Artikulationsstelle assimiliert war. Im Ur-
keltischen hatte diese Assimilation jedenfalls stattgefunden: c. cant
'hundert' : lit. sintas; c. nant 'Tal' gall. nanto : skr. natd- 'ge-
bogen', nämati 'neigt sich'. Zahlreiche Beispiele für die Assimila-
tion liefern die Komposita mit der Präp. ^k'om lat. cum : gall.
Contoutos MN, Condäte ON (häufiger Name von Ortschaften
an der Vereinigung zweier Flüsse), ir. con-delg 'Vergleich', con-
gnam 'Hülfe'. Der Laut w wird im Keltischen n geschrieben;
jedoch gall. EoyuyyoQEi^ MN u. s. w. (in Inschriften mit griechischen
Buchstaben); die Ogamschrift hat ein besonderes Zeichen für 7jg.
Dadurch, daß g in der Gruppe 7dg in der Aussprache verloren geht,
entwickelt sich im Nir. und Nc. der Zustand, daß ng als Zeichen
für 79 gilt; diese Bezeichnung wird im C. (schon im Mc.) bisweilen
auch vor einem ^ verwendet : caingc 'Zweig'; in der Regel schreibt
man aber in diesem Fall nur n (cainc). [Bei sekundärem Zu-
sammenstoß wird im Ir. ein Nasal nicht an einen folgenden Reibe-
laut assimiliert: in gen S. 101 und § 228; senchas, Conchobar
§ 228. Über das Br. vgl. § 95, 4.]
2) Das Schicksal der aus Nasal + Verschlußlaut bestehenden
Gruppen ist schon (s. bes. S. 120, 126, 128, 130, 131, 137f.) angegeben
und exemplifiziert. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das c. 79h,
nhj mh aus 79k, 7it, mp (idg. 79b<) die Zwischenstufe 7jx, n^y inf
(mit bilabialem /') voraussetzt, mag auch die Dauer dieser Zwischen-
stufe noch so kurz gewesen sein. Diese Zwischenstufe blieb bei
den ursprüngUchen Gruppen ntrj ntl (c. mathru, cathl S. 139)
deshalb erhalten, weil hier der Nasal schwand. Vgl. § 272.
Nun werden wir in § 271 sehen, daß ein idg. auslautendes n
150 Die Nasaldiphthonge. [§ 94, 2
im Sanclhi im Corn. und Br. ein folgendes k-, t-, p- spirantisiert
(Vannes me halon ^mein Herz', me zad ^mein Vater', me fen
'mein Kopf = c. fy nghalon, fy nhad, fy mhen; vgl. V. men
dorn 'meine Hand', mem bis 'mein Finger' = c. fy nwrn, fy
mys). Es stellt sich also heraus, daß die Entwickelung ii^k^ nt,
mp > wx, np^ mf gemeinbritannisch ist; auch im Wortinnern sind
X, p, f im Corn. und Br. gewiß vorhanden gewesen; nach dem in
einem folgenden Kapitel zu erörternden Homorganitätsgesetz mußten
aber diese Reibelaute nach den homorganen Nasalen wieder zu
Verschlußlauten werden; die spirantische Aussprache hat sich nur
dann erhalten, wenn der Nasal verloren ging. Diese Rückver-
wandlung ist wiederum keine speziell corn.-br. Erscheinung; auch
das c. -nk, -nt, -mp im Auslaut sind nicht die erhaltenen vorkelti-
schen Gruppen, sondern sind aus -7i)x, -npy -mf zurückverwandelt.
Der Unterschied zwischen dem Inlaut und dem Auslaut besteht
nicht darin, daß im Auslaut die Spirantisierung nicht eingetreten
wäre, sondern darin, daß die Spiranten im Inlaut um eine Stufe
weiter entwickelt sind als im Auslaut. Die Entwickelung war
gewiß 1) -wx-j -Tax 2) -^Ä-, -nx 3) -wh-, -wk u. s. w.
Die Spiranten sind aber jedenfalls auch im Irischen vorhanden
gewesen; in anderer Weise kann man den Nasalschwund (ir. gec
'Zweig', cet 'hundert' u. s. w.) nicht erklären (vgl. Asp. i Irsk
S. 179 ff.). Der Übergang eines Nasal diphthongs in einen Nasal-
vokal ist eine häufige und lautpsychologisch ziemlich klare Er-
scheinung. Er tritt in einigen Sprachen sowohl vor Verschluß-
lauten wie vor Spiranten ein; so im Slav. (gqsi 'Gans', pqti 'Weg',
gr^dq 'komme') und im Lettischen (rohka 'Hand', rohdu 'finde' :
lit. rankä, randü; lett. zudss 'Gans'). In anderen Sprachen tritt
der Übergang nur vor Spiranten ein, und zwar deshalb, weil die
offene Mundstellung der Spirans zur unvollständigen Ausführung
des für den Nasal nötigen Mundverschlusses verführt. Ferner ist
zwar in einigen Sprachen das Schicksal des Nasals das gleiche vor
stimmhaften und vor stimmlosen Spiranten (vgl. alb. viä 'Ulme'
KZ XXXVI 335, arm. v-iz 'Hals' KZ XXXIX 414); sehr
häufig findet jedoch die Monophthongierung des Nasaldiphthonges
nur vor stimmlosen Spiranten statt: ngr. ad^gcortog 'Mensch', aber
avögag 'Mann', alid. hjihan 'hängen' Part, gihangan. Dies
geschieht, wie die Beispiele zeigen, deshalb, weil die stimmhaften
Spiranten durch den Einfiuß des Nasals (dem der abweichendere
stim.mlose Laut widersteht) zu Verschlußlauten werden. Daß aber
§94,2.3] Die Nasaldiplithoiige. 151
in den vSprachen, in denen die Monophthongicruiig auch vor V'^r-
sclilußlauten stattfindet, die stimmlosen Laute eine andere VVirkung
auf den Nasal als die stimmhaften ausüben könnten, ist nicht er-
wiesen. Danach muß man sich die irische Entwickelung in der
folgenden Weise vorstellen: 1) nk > nx u. s. w. 2) Der Nasal
schwindet und seine Dauer wird auf den vorhergehenden Vokal
und den folgenden Reibelaut verteilt. 3) Der halblange Reibelaut
wird zu einem Verschlußlaut (weil man leichter einen vollständigen
Verschluß als eine bloße Annäherung der Organe eine längere
Zeitdauer durch hält). Durch die Rückverwandlung war jedoch
keine Tenuis aspirata, sondern eine reine Tenuis entstanden, die
im weiteren Verlauf zu einer Media wurde.
3) Bei dem Schwunde des Nasals vor einem idg. Verschluß-
laut und vor s (§ 50, 10) ist im Irischen zum Teil Ersatzdehnung
eingetreten, d. h. der zunächst entstandene Nasalvokal ist zu einem
langen unnasalierten Vokal geworden, an und en {n) haben e er-
geben; geiss 'Schwan', ceim 'Schritt', gesca, gec ^Ast', cecht
'Pflug', meit 'Größe', cet 'hundert'. Daß es sich ursprünglich nur
um einen halblangen Vokal gehandelt hat, läßt sich daraus ver-
muten, daß die Dehnung vor gewissen Konsonantengruppen unter-
bleibt: esnid 'impfen' (Präs. 3. Plur. in-snadat), lestar 'Gefäß',
maistre 'Butterfaß'. Ebenso steht in unbetonter Silbe ein kurzer
(verkürzter) Vokal: ir. oac 'jung', comrac 'Kampf c. cyfranc,
ir. cumachte 'Macht', Brigit FN, dermet 'Vergessen'. — Bei o
und u hat keine Dehnung stattgefunden: ir. co-cad 'Kampf
(: cath) nir. cogadh; ir. slucim 'schlucke' nir. sloigim c. Inf.
llyncu br. lonka : mhd. slucken 'schlucken' gr. IvCco 'habe den
Schlucken'; ir. tocad 'Glück' mc. tynghet 'Schicksal' nc. tynged
br. tonkadur : gr. Tvy%dvio 'treffe', tcx^i 'Schicksal, Fügung' (idg.
qh); ir. to-ucc- 'bringen' (perfektisch) nir. tug- : mit Nasalinfix
zu lat. d-ücö 'führe'; ir. co-tlud 'Schlaf nir. codladh (Prät. mir.
con-tuil) : got ßulan 'dulden' gr. e-Thjv 'duldete' lit. tyleti
'schweigen' asl. toliti 'besänftigen' arm. folum 'lasse' (in der Be-
deutung mehr abweichend: lat. tull 'trug' skr. tulajati 'hebt auf,
wägt'). Die widersprechenden Fälle sind anders zu erklären: ii'.
cöic 'fünf hat idg. e; ir. fo-llö, Konj. 3. Sing, von fo-long-
'ertragen', hat Auslautsdehnung (§ 199)^ und danach hat sich 1. Sing,
fu-lös gerichtet, vgl. das Verbalverz. In ir. uöichtech 'neunzig-
jährig' ist zwischen x und t ein heller Vokal geschwunden; dieser
Vokal wird aber nicht dem -on- des br. tregont 'dreißig' ent-
152 Idg. n als Einzellaut, .v und n im Nir. [§95, 1. 2
sprechen, sondern auf ri zurückgehen, mag auch dies ^ analogisch
eingeführt sein [-07i)kt- > -öxt-? vgl. über nsch. töchd 'Gestank'
KZ XLI 389]. Ir. üt 'dort' ist aus ucut entstanden und hat mit
c. hwnt nichts zu tun. — Aus idg. in scheint ein noch im Air.
nur halblanger, im Nir. kurzer Vokal entstanden zu sein: ir. lei-
cim 'lasse' nir. leigim : lat. linquö S. 130. An dies Verhältnis
erinnert air. ret 'Ding' nir. rud, dessen Etymologie jedoch unbe-
kannt ist. — Sehr schwer zu erklären ist der kurze Vokal in ir.
-icc- (t-icc- 'kommen' nir. tig- u. s. w.) c. di-anc 'entkommen' :
skr. as-ndmi 'erreiche' arm. has-anem 'komme an' {^idIc) lat. nan-
ciscor 'erreiche' gr. evEyy.ov 'trug' Ht. nesü asl. nesq, 'trage'; viel-
leicht ist Einfluß der Formen, in denen die Verbalwurzel unbetont
war, anzunehmen. — Über den nicht lautgesetzlichen Wechsel
zwischen e und eo, iu s. § 201.
Ein weiteres Zeugnis dafür, daß der Nasalschwund keine volle
Dehnung des vorhergehenden Vokals bewirkt hat, ist die Tatsache,
daß die betreffenden Vokale im Brit, soweit hier Nasalschwund
stattgefunden hat, ganz dasselbe Schicksal wie die kurzen Vokale
haben: c. esgud, br. kazel, c. cam 'Schritt', s. S. 76, §50,10 — 11,
c. teithi, cyfoeth, troeth S. 124. Ob c. mathru, cathl von
demselben Gesichtspunkte zu betrachten sind, ist unsicher. Vgl.
die gall. Schreibungen essedum § 50, 10, Akk. Plur. artuass.
Anm. Nasalschwund vor einem stimmlosen Eeibelaut hat in jüngerer
Zeit in Fällen wie br. henchou, Plur. von hent 'Weg' stattgefunden,
vgl. § 254.
§ 95. (Idg. n als Einzellaut.) 1) Idg. n (lat, gr., germ.,
lit., sl. n, alb. n, -r-, arm,, iran., ind. n) hat sich im Keltischen in
ZV und n gespalten. Jedoch ist diese Doppelheit im wesentlichen
nur im Irischen erhalten, wo sie durch die Wirkung der Mouillie-
rung zu einer Vierheit n, n \ Uj n geworden ist. n wird durch
Anstemmen der verbreiterten Zungenspitze an die Oberzähne ge-
bildet; .V ist ein stark mouillierter Laut ("palatales n", mit ital.
gn in ogni vergleichbar), /i ist mit dem gewöhnhchen europäischen
n ungefähr identisch; n ist ein schwach mouilliertes n („palatali-
siertes n"). Nach n hört man beim Übergang zum folgenden
Vokal einen deutlichen ^-Gleitlaut, nach h dagegen nicht. v und
n werden mit einer kleinen (unwesentlichen) Hebung der Hinter-
zunge gesprochen. Mac Farlane (s. S. 142) definiert den Unter-
schied zwischen n und n genau wie bei l und /.
2) Nj N ist im Nir. und Nsch. berechtigt: a) im absoluten
§ 95, 2. 3] N und n; n y r. 153
Anlaut (im Satzzusammenhang zu n, n lenierbar); b) nach s; c) wo
eine alte Geminata vorlag oder aus nd, dn, tn eine jüngere
Geminata entstand; d) nach einem r-Laut (nach einem Mjaut trat
Assimilation ein: In (/.n) > U (aa); e) vor Dentalen. Beispiele:
a) Arran Nad 'Nest' (nead), aber mo nad 'mein Nest'. Ent-
sprechend in anderen Dialekten. b) Arran is'axdd 'Schnee'
(sneachta) Donegal s^axtd; leniert Arran fl'inaxdd 'Schnee, der
sofort schmilzt' (flichshneachta), a t'raxdd Gen. 'des Schnees',
Donegal tä sd kör naxtd (tä se ag cur shneachta) 'es schneit';
— Donegal tarkis^'d 'Verachtung' (tarcuisne). c) Arran ha^'d
'Milch' (bainne) Donegal hwäsd; Arran taNim 'gefalle' (tait-
nighim; oft gegen die Etymologie und die Aussprache taith-
nighim geschrieben; Donegal tät'nlm mit analogisch nach dem
Prät. hät'yn restituiertem t'n). Dagegen tritt in den Gruppen thn,
dhn keine Assimilation ein; der ^-Laut bleibt hier leniert, kann
aber durch vorhergehendes th stimmlos oder zu nh werden (Quig-
gin § 264): Arran aräni 'ich kenne' (aithnighim) Donegal enlm.
(I) Arran kciRNan 'Haufe' (carnän) Donegal kärNan. Vgl. dazu
die mir. Schreibungen co fernnu, öc-tigernd, iarndaidib,
carnd, dordnad, dord LU 58a 10; 68a 5; 80b 7; 56a 28;
62a 7; 59b 24; 68b 20; 59b 20, 29, card, iffird bei Wi. belegt.
e) Arran myNt'dr 'zusammengehörige Gruppe von Leuten' air.
muntar, Akk. und Dat. muntir nir. muinntear, muinntir,
T>oi\Qg2l mwiNt'drd 'verwandt' (muinnteardha); Arran prL^sd
'Prinz' (prionnsa), maNtd 'modest' (mänla). Ebenso hatte man
ursprünglich n vor einem r-Laut (und dieser war r)\ durch den
Übergang ä > r ist aber in den Dialekten von Arran und Donegal
auch N in n verwandelt worden; die Orthographie zeugt aber noch
von der älteren Aussprache: Arran sganrd 'Schrecken' (sgannradh).
3) Nach den meisten Konsonanten ist das lenierte n in Schott-
land, Man und Nord-Irland zu r geworden (die Zwischenstufen
waren ein locker artikuliertes n und ein nasaliertes r). Arran gry
'love' (leniert gr-) Donegal gr~^ 'good looks' (gnaoi); Arran krä
'Nuß' (leniert xr-) Donegal kr^ (cnü, cnö); Arran trä 'Begierde'
(tnüth), tüs d ^Vaict;?^ 'Anfang des Schnees' (tüs an t-shneachta);
Donegal l'es d trc^hid! 'mit der Nadel' (leis an t-shnäthaid);
Arran mrä (leniert icr-) = mnä. Gen. von bean 'Frau'. Nach h
(sh, th) und nach einem gh, dh im AVoiiinnern trat dies r nicht
ein. In Schottland ist das aus n entstandene r noch nasaliert
(und viele Dialekte haben n). In Man findet man in dem alteren
154 N und n; n > r. [§ 95, 3
Book of Common Prayer (Anfang des 17. Jahrhunderts) noch n
geschrieben: tnü, jetzt troo n*. tnüth; knock, jetzt cronk ^Hügel'
(Rhys S. 33 f.). — In Süd-Irland spricht man n (auf Arran findet
man sowohl die Aussprache n als die Aussprache r); es handelt
sich aber dabei vielleicht nicht um die Erhaltung des alten n,
sondern eher um die Zurückverwandelung des schon zu einem
nasalierten r gewordenen Lautes. Denn auch altes r tritt als n
auf, wenn es durch einen benachbarten Laut nasaliert worden ist:
cnuimh, cnumh = cruimh 'Wurm'; Molloy verzeichnet in seiner
4. und 9. Dialektliste die Formen cno'i (aus co. Waterford), cnuig
aus CO. Cork, cnaoi aus Kerry; Finck schreibt in seinem Arran- Wtb.
knev (mein Gewährsmann gab die Pluralform als kryv'd an). Für
nir. freamh 'Wurzel' gibt Molloy S. 163 freeöv oder pneeöv als
Munster-Form an; S. 181 verzeichnet er pnemh aus co. Corc, piniac
aus Waterford, pniamh aus Kerry. Nir. creamh, cneamh §99,2.
In diesen Fällen rührt die Nasalierung von dem mh her. Weniger
klar ist es, woher die Nasalierung bei nir. drüis 'Wollust' stammt;
das Wort lautet bei den ^^-sprechenden Einwohnern von Arran dnäs,
ebenso in Munster nacli Atk. LBr. unter drüis, in Kilkenny und
Waterford nach O'Donovan S. 37; Donegal f?np; vielleicht handelt
es sich um Einfluß von tnüth. Die Wortpsychologie muß gleich-
falls im Spiele sein bei manks t'e er gnau im alten Book of
Common Prayer (heute graue, engl. Lehnwort; von der gäl. In-
finitivendung -mh beeinflußt?), welche Form zugleich den Beweis
dafür liefert, daß das geschriebene n des altern Manks kein n in
unserem Sinne, sondern eher ein nasaliertes r darstellt. — Ein
nasaliertes r wird überhaupt bis in eine ziemHch späte Zeit die
gemeingälische Aussprache gewesen sein ; die extremen Aussprache-
formen reines n und reines r werden recht jung sein (auf Arran
werden sie sich etwa im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt
haben).
Anm. Lautpsycholoj^isch ist das irische r aus n mit dem südalbanesi-
schen r aus n (vgl. S. 141) schlagend parallel. Auch darin besteht eine
Übereinstimmung, daß das scheinbar erhaltene nordalbanesische n dem
südalb. r gegenüber in Wirklichkeit auf einer Rückverwandlung zu beruhen
sclieint, was daraus zu folgern ist, daß auch altes r unter Umständen im
Nordalbanesischen als n auftritt (vgl. Verf., Roman. Jahresbericht 1905).
Die Bedingungen des albauesischen Wandels sind mit den Bedingungen
des irischen Wandels niclit identisch. Alb. w ^ r tritt vor allem in der
Stellung zwisclien zwei silbischen Vokalen ein: südalb. verd : nordalb. ven?
'Wein'. Ein vorhergehender Konsonant hat sich im Wortinnern häufig an
§95,3 — 5] xv und //; 7i > r im Ir. und Br. 155
das n assimiliert, wodurch übor nn ein festes n entstanden ist: Idyu 'ßj-
lasson' (Part.) hat -t/w-, vgl. got. letan 'lassen'. Zur Entscheidung der
Frage, wie idg. ^«-, ^"w-, dn-, qn-, k^ti-, tn- u. s. w. im Alb. behandelt wurden,
haben wir nur sehr wonig Material; jedoch dürfte südalb. (jrua nor<lalb.
grue 'Frau' zu skr. gnd 'Götterweib' u. s. w. (S. 47) gehören. Danach wäre
n y r im Alb. in wesentlich denselben Fällen eingetreten wie im Ir,,
außerdem aber zwischen zwei silbischen Vokalen, wo das Irische ein
leniertes n hat.
Der Wandel n > r kommt im Br. unter genau denselben
Bedingungen wie im Irischen vor. Schon im Abr. finden wir
gruiam gl. suo nibr. Inf. gruyat, vgl. S. 60. Nach ä; und t wird
aber noch im Mbr. n geschrieben: mbr. knech nbr. kreac'h 'Hü-
gel'; mbr. cnouenn nbr. kraouenn 'Nuß', Plur. kraoun (c. cneu-
en, Plur. cnau ir. cnü : an. huot aus *knud- lat. nux aus
*dnuk-); mbr. tnou 'Tal' nbr. traouiT S. 132). Der Dialekt von
Vannes hat Formen mit erhaltenem n: keneu 'Nüsse', kaneo
'Fließ' (= kreon S. 23).
4) Ein Wandel n y r kommt sowohl im Ir. wie im Br. noch
in einigen weiteren Fällen vor. Air. main-bad 'wenn nicht wäre'
tritt schon im Anfang der mir. Periode als marbad auf (Quiggin,
Die lautliche Geltung der vortonigen Wörter und Silben in der
Book of Leinst er Version der Täin bö Cualnge, Greifs wald 1900,
S. 18); in The Dean of Lismore's Book steht mir wee; nir. Arran
marax; vgl. Verf. KZ XXXV 365 f., Quiggin, A Dialect of Done-
gal § 277. Dies ist wohl so zu deuten, daß leniertes n vor nicht
homorganen Konsonanten in proklitischen Wörtern zu r geworden
ist. — Im Br. hat der bestimmte Artikel (vgl. § 516) vor Hinter-
lingualen, Labialen, s und j die Form ar (die also nur vor silbi-
schen Vokalen, h, dy t, n, l ausgeschlossen ist), und in denselben
Fällen hat der unbestimmte Artikel (das Zahlwort '1' § 39, S. 57)
die Form eur. Ich deute dies so, daß das nd > nn des bestimm-
ten Artikels vor nicht dentalen unsilbischen Lauten zu n (mit
lenierter Aussprache) geworden ist; weiterhin wäre dann in der
Proklise jedes lenierte n vor einem unsilbischen Laut zu r geworden.
Nach dieser Regel kann man auch br. mor-go (S. 33) als urspr.
auf dem zweiten Glied betontes Kompositum erklären. — Aus
einem ähnhchen Nebeneinander verschiedener Artikelformen wie
im Br. wird der ac. Zustand, wo der Artikel vor allen Anlauten
ir lautet, durch Verallgemeinerung hervorgegangen sein.
5) Wenn so die Zeugnisse füi' eine lockere Aussprache des
lenierten n auf den verschiedensten Gebieten des Inselkeltischen
156 Beispiele für idg. n. lag. rn; icig. und ir. In. [§ 96
zu finden sind, so darf man vielleicht umgekehrt ncorn. dn < nn
(Beispiele in §96) ebenso sehr aus der Qualität wie aus der Quan-
tität des Ausgangspunktes erklären; vgl. mir. nd, dn, d als Be-
zeichnung des N nach /?, oben S. 153.
§ 96. Beispiele für das idg. n im Keltischen: ir. nöib 'hei-
lig' : ap. naiba 'schön, gut'; ir. ni 'nicht' c. ni corn. ny br. ne :
lat. ne 'damit nicht' ahd. ni 'nicht' lit. ne ash ne skr. na; ir. inis
fem. 'Insel' c. ynys fem. corn. enys br. enez fem. : nicht von lat.
insula gr. vrjoog fem. zu trennen (dann ist 1) zwischen n und s
im Lat. ein Vokal geschwunden; 2) s wohl aus ss zu erklären;
3) der anlautende Vokal im Keltischen als e anzusetzen, wogegen zwar
dasC. spricht; aber c. a- kann wie sonst in unbetonter Anlautssilbe,
etwa im Flur, ynysoedd an die Stelle eines e getreten sein); ir. gin
'Mund', Gen. geno c. gen, geneu acorn. genau mcorn. ganow
br. genou ds. mbr. guen 'Wange' gall. Genaua ON : lat. gena
'Wange' gr. ytvvg 'Kinn', yv-ad-og 'Kinnbacken' got. kinnus 'Wange'
lit. z an -das 'Kinnbacken' arm. cn-aut 'Kinnbacken, Wange' skr.
hdnu-s 'Kinnbacken'; ir. glün 'Knie' c. glin acorn. pen-clin
mcorn. glyn br. glin : alb. glu {glur-i 'das Knie', nordalb. gu,
g't^n-i; das alb. Wort hat idg. u); ir. fine 'Verwandtschaft' (coi-
bn-es 'affinitas') c. Gwynedd 'Nord-AVales' abr. co-guenou gl.
indigena : an. uin-r ahd. wini 'Freund' lat. uenia 'Erlaubnis',
Uenus GN skr. vdnas 'Lust' ahd. wonen 'wohnen'.
Die meisten unsilbischen Gruppen, die ein n enthalten, sind
schon im Verlauf der Darstellung der übrigen Laute besprochen
{mn unten §99, 3). Beispiele für rn: mir. cerna 'Ecke' nir. cearna
corn. Kernow 'Cornwall' br. Kerneo 'Cornouaille' abrit. Cornouii
VN : lat. cornü 'Hörn' ahd. hörn (an. hyrni 'Ecke') skr. srwga-m
'Hörn' (weiterhin verwandt, mit idg. f ; c. carn 'Huf acorn. Qiviw-
carn br. karn ds., gall. zof^j^oa^* vr]v Gahtiyya^ c. carn 'Griffeines
Schwertes, eines Messers' ncorn. karn 'manubrium' S. 61); ir. fern
'Erle, Mast' nir. fearn, fearnög c. gwern-en 'Erle' acorn.
guern-en gl. alnus, guern gl. malus br. gwern-enn 'Erle', gwern
'Mast' gall. üerno-dubrura ON (fr. verne 'Erle' aus dem Kelt.) :
alb. verd 'populus alba' (/• aus rn) arm. geran 'trabs, tignuni' (Liden,
IE XVIII 485 f.).
Idg. in: ir. t-all 'dort', an -all 'von dort', Gegensatz von ce-n-
'diesseits' (§ 518), c. all-an 'hinaus', gall. Allo-broges VN und
andere verwandte Formen s. § 517; — Verbalfurmen mit präsens-
bildendom n^ s. Vcrbalvcrz. ad-baill, eil-; c. gallaf 'ich kann'
§ 9f)j 1(1^. und ir. In. Kflt. nn. 157
com. gallaf mbr. gallaf : zu ir. gal 'Tapferkeit' lit. galeti 'könnei '
arm. kalum 'greife, halte'; ir. sellaim S. 78 f. — ir. dall 'blind'
S.60; air. (ac.?) coli gl. luscum (Thes. IE 236, 3, Rc. XI 91), mir.
goll 'blind' : skr. känä-s 'einäugig'. Trotz der urkoltischen oder
gemeinkeltischen Assimilation gibt es noch im Air. unassimilierte
(jruppen von l und n, die durch den Schwund eines dazwischen
stehenden Vokals zu erklären sind. Diese Gruppen werden im
Laufe der air. Periode assimiliert: air. in na builnni Wb. 17 d 2
'die Schläge' mir. nir. buille 'Schlag' : lat uulnus 'Wunde' (auch
im Lat. ist wohl zwischen l und n ein Vokal geschwunden; idg.
In ergibt lat. II); air. tolnaid Sg. 38a 5 'an artificer', aber
tollaidib gl. fabris Ml. 131c 8; ir-ru-follnastar Wb. 'worin
er geherrscht hat', aber Ml. f ollaither-su gl. regis : zwischen l
und n stand urspr. ein a, vgl. ir. flaith 'Herrschaft' c. gw^lad
'Land' acorn. gulat gl. patria mcorn. gulas (leniert wlas) mbr.
gloat 'Reich' nbr. glad 'Vermögen' (verwandt ist lat. ualere
'stark sein, vermögen' und, weitergebildet, got. waldan 'walten' lit.
valdyti 'regieren' asl. vladq 'herrsche', vlasU 'potestas' r. volost'
'Amtsbezirk' cech. vlast 'Land, Vaterland'); no-d-chomalnadar
Wb. 'der es erfüllt', aber Ml. dian-d-comallamar 'wenn wir ihn
(recht) erfüllen' : Ableitung von comlän 'voll'; air. comalne,
comallnae 'Wassersucht' mir. comaille; sellned Wb. 'Besude-
lung', aber Ml. elled : Inf. von as-lenaimm 'besudele'. Die
Gewohnheit II zu sprechen, wo In geschrieben wurde, hat in der
jüngeren air. Periode zu umgekehrten Schreibungen geführt: oc
na fothaircthib palnacdib gl. ad balneasPallacinas Sg. 217a4.
Bei air. CO Uno 'des Fleisches' (Nom. colinn) und colnide 'tieisch-
lich' zu c. celain 'Leiche' an. hol-d 'Fleisch' aengl. hol-d 'toter
Leichnam' geriet die lautpsychologische Tendenz in Konflikt mit
der Wortpsychologie; schon mir. Gen. colla, Adj. coli aide,
aber noch nir. Gen. colna (In als z. gesprochen, S. 146), col-
naidhe; dabei mag es unsicher sein, ob der wortpsychologische
Einfluß sich nur auf die Orthographie oder zugleich auf die Aus-
sprache (ll > Liv > ll) erstreckt hat.
Über den Ursprung des nn vgl. § 50, 9. Ziemlich häufig ist
außerdem nn aus n + Verschlußlaut -f n entstanden, s. Verbal-
verz. -finn-, -glenn-, -grenn- (-ndn-); c. ben 'Karren, Wagen'
gall. ben na 'genus uehiculi' : gr. y«T>'r^ 'Krippe' (Liden, BB XXI
109 f.); c. genni § 97, 3; ir. srennim 'schnarche' : {-nkn-) gr.
Q€y/,io; ir. cenn 'Kopf mc. penn nc. pen acorn. pen mcorn. pen,
158 Kelt. nn. Assimilation von Verschlußlaut + n. [§ 96. 97
Plur. pennow ncorn. pedn : {-'K>gn-) zu ir. congan- ^Horn', auch
als -/o-Stamm congna mit Ausfall eines Vokals zwischen g und
n (zur Bed. vgl. skr. Mras 'Kopf : gr. -/.tgag 'Hörn'; über die
Etymologie von congan handelt Strachan KZ XXXIII 305). —
Ein idg. auslautendes -n (oder -m, woraus kelt. -n entstanden war)
ging in der Pausa verloren, erhielt sich aber im Sandhi, worüber
in einem folgenden Kapitel zu handeln sein wird. So weit dies n
vor einem Vokal steht, hat es die nicht lenierte Aussprache; es
wird in Wb. durch einfaches n, in Ml. vielfach durch nn bezeich-
net: in-aidchi 'in der Nacht' Wb. 24cl 14; inn-aithchi dorchi
'in einer dunklen Nacht' Ml. 30a 4; vgl. Asp. i fck S. 123 und
Quiggin § 235 S. 86. Über Wb. inn-a-chorp 'in seinem Körper',
renn-a-precept 'bevor er es lehrt' s. § 165. — Ein noch nicht
genügend erklärtes nn steht nicht selten in unbetonter Silbe als
Fortsetzung eines alten einfachen n : ir. olann 'Wolle' c. gwlan
acorn. gluan br. gloan : zu lat. läna got. wulla lit. vilna asl.
vlna skr. ürnä; ir. firinne 'Gerechtigkeit' neben firian 'gerecht'
mc. gwirion (Kompositum von c. iawn 'gerecht'?); nir. caorthann
S. 110; ir. foirenn 'Schaar' : c. gwerin; ir. anmann 'die Namen'.
Vgl. die lat. Lehnwörter mulenn 'Mühle', cucenn 'Küche' u. s. w.
in § 147. Vielleicht waren die Silben, die diese Doppelung auf-
weisen, ursprünglich aus verschiedenen Gründen (wegen alter Vokal-
länge, Komposition u. s. w.) nebentonig (anders Asp. 164). — Über
den Zusammenfall des mouillierten nn mit dem mouilherten 79g in
Munster s. Henebry S. 67, Molloy Dialektverz. 1. — Im Ncorn.
ist nn zu dn geworden (vgl. als lautpsychologische Parallele das
lappische dn als Dehnung von n und das neuisländische dn aus
aisl. nn und rn z. B. in barn, steinn). Dieser Übergang tritt
nicht nur im Inlaut (wo mcorn. regelmäßig nn geschrieben wird),
sondern auch im Auslaut ein (obgleich hier acorn. und mcorn.
regelmäßig nur n geschrieben wird): mcorn. banne, banna 'Trop-
fen' ncorn. badna; mcorn. ran 'Teil' ncorn. radn.
Anm. 1. Über Svarabbakti vor oder nacb n s. § 226—229, § 231.
Anm. 2. Über Dissimilation oder Metatbese eines »j-Lautes, s. § 336
-337.
Anm. 3. Über den Verlust eines anlautenden n- s. § 162.
Anm. 4. Über das raouillierte n im Br. s. § 254.
^ 07. (Doppelung? eines Verschlusslautos auf Grund eines
assimilierten n.) Verschlußlaut + n unterlag (unter bestimmten
Akzentbedingungen, vermutlich unmittelbar vor dem Akzent) einer
§ 97, 1. 2] Assimilation von Verschlußlaut + n, 159
Assimilation, wodurch ir. cc, tt, pp (nir. k und (jy t und d, h),
brit. X, py f entstand. Man nimmt an, daß nir. (j, d, h auf idg.
(j(}t)ny d[k)n, b(h)n, nir. k, t auf idg. kn, tn zurückgeht (ein nir. p,
das auf idg. pn zurückgehen müßte, scheint nicht belegt zu sein).
Vgl. Stokes, KZ XXIX 375, Trans. Phil. Soc. 1891—93, S. 297 ff.,
IF II 167 ff.; Zupitza, KZ. XXXVI 202—245. Die erste Stufe
der Assimilation wird die Artikulationsstelle betroffen haben (kn
> kn); hn > hm).
1) Ir. fracc 'Frau', fracc-natan 'Mädchen' nsch. frag 'a
kind wife' c. gwrach 'alte Frau' mbr. groach nbr. grac'h ds. :
lat. uirgö 'Jungfrau', uirägö 'die mannhafte, kräftige Jungfrau,
Heldin' (vielleicht nur volksetymologisch an uir 'Mann' ange-
schlossen; indessen läßt sich auch bei Annahme wirklicher Ver-
wandtschaft mit uir eine Erklärung des Vokal Verhältnisses denken,
vgl. § 105); — ir. bocc gl. tener nir. bog 'weich' : -wo-Partizipiura
neben dem -^o-Partizipium alb. hutd 'weich' arm. hut 'stumpf (-kt-),
vgl. skr. bhugnä' 'gebogen'; ir. fid-bocc 'arcus ligneus' : ahd. bogo
'Bogen'; — ir. brocc 'Kummer' nsch. brög (die Vokallänge durch
volksetymologischen Anschluß an brög 'Schuh', wozu Redensarten
wie buailidh e brög ort fathast 'you will feel the bad effects
of that hereafter' Anlaß geben konnten) : zu ir. brön 'Kummer'
c. brwyn S. 103. — Wegen des Nir. unsicher ist die Gleichung
ir. fec (Corm.) 'Spaten' : gr. 6(pvlg' vvvig, ccqotqov pr. wagnis
'Pflugmesser' ahd. waganso 'Pflugschar' lat. uanga 'Art Hacke
oder Karst'; denn als nir. Form wird feac angegeben, vgl. Corm.
Übers. S. 78. — In nachtonigen Silben scheint auf die nir. Aus-
sprache kein Verlaß zu sein: ir. menicc 'häufig' nir. minie c.
mynych corn. menough : zu got. manags 'viel' asl. münogü
'mancher'. — Nach einem Konsonanten: c. merch 'Mädchen' corn.
myrgh br. merc'h : vgl. c. morwyn 'Mädchen' S. 104, lit. mergä
'Mädchen'; c. cy-warch 'Hanf ncorn. küer (rxy r) br. (V.) koarh
abr. coarcholion gl. canabina : ahd. ä-wirihhi 'Werg'.
2) Ir. lecco 'Wange' nir. leaca : pr. laygnan 'Wange' (gn
aus kn oder für kn verhört) asl. lice 'Antlitz' cech. lice 'Wange';
ir. brecc 'bunt' nir. breac ds. c. brych 'fleckig' br. breac'h
'Pocken' : -??o- Partizipium neben dem -^o-Partizipium ir. mrecht-
S. 124 zu asl. mrknqti 'obscurari'; air. meccun gl. radicem nir.
meacan 'Möhre, Pastinake' : gr. (.iifMov 'Mohn' ahd. mägo asl.
makü (das Ergebnis der in einer Stammform *meqn- eingetretenen
Assimilation wurde auf eine Stammform *meqon- übertragen); ir.
160 Assimilation von Vei^chlußlaut + n. [§ 97, 3. 4
crocenn gl. tergus nir. croiceann 'Haut' corn. croghen, crohen
br. kroc'hen : daneben ohne Assimilation c. croen Flur, crwyn
acorn. croin (urkeltische Grundform *krokno-; die auswärtige
Etymologie ist unbekannt; das anzusetzende -kn- stimmt nicht zu
asl. krzno 'vestis pelHcea'); ir. cnocc 'Hügel' nir. cnoc abr. cnoch
rabr. knech nbr. kreac'h ds. c. cnwch 'a Joint, a knuckle' : an.
hnakki 'Nacken'.
3) Nir. gead 'der Hintere' : gr. xo(^«^og 'Steiß' an. gat 'anus'
aengl. geat ds. und 'Durchgang, Tor' asl. zadü 'Rücken' arm. get
'Schwanz' phryg. Cezva' 7cvli] aw. 2aäah- 'Steiß" (zu gr. %tCio
'scheiße' alb. äjes skr. hadäwi); air. gataim 'nehme weg, stehle'
nir. goidim : lat. pre-hendö 'ergreife' gr. /avdöVw 'fasse' got.
hi-gitan 'erlangen' alb. g'du 'finde', Pass. g'dndem asl. gadajq 'er-
rate, vermute' (dazu mit -ndn- c. genni 'contineri, comprehendi,
capi'); ir. cuit 'Teil' nir. cuid ds. c. peth 'Ding' corn. peth br.
pez : zu gr. xtvöo) 'nage' lit. kändu 'beiße', kedeti 'zerbersten'
asl. kc^sü 'Stück', cp^sti 'Teil'; ir. trot 'Streit' nir, troid ds. c.
trythu 'schwellen', trythyll, drythyll 'wollüstig' (daraus entlehnt
ir. dretill 'Liebling', treittell LL99a30) :lat. trüdö 'stoße' got.
uspriutan 'beschwerlich fallen', pruts-fill 'Hautaussatz' an. f)rü-
tinn 'geschwollen' aengl. strütian 'streiten' mhd. strüz 'Streit,
Strauß' asl. trudü 'Mühe' arm. a^'aut 'Weide' (gr. tqlü) 'verzehre',
rgaufja 'AVunde' asl. tryti 'terere', trava 'Gras' an. I)reyia 'sich
sehnen' u. s. w.).
4) Ir. ette nir. eite 'Fittich' : vgl. ir. en 'Vogel' abr. attanoc
'geflügelt' u. s. w. § 53; mir. eitne 'Kern' nsch. eite an (mit
Schwund des auslautenden e) nir. eitne (falsch eithne geschrieben,
vgl. S. 153): gr. f^rvog 'Brei von Hülsenfrüchten' (das n ist im Ir.
nach der Assimilation nach dem Muster der nicht assimilierten
Formen restituiert); mir. littiu 'Brei' nir. leite 'gruel, stirabout'
c. Uith 'mash' (i statt y durch den Zusammenfall mit llith 'Köder'
aus *lkto- zu lat. laciö 'locke') : lat. puls 'Brei', polenta 'Gersten-
graupen' gr. noXzog 'Brei'; ir. cruit nir. cruit 'Harfe, Höcker'
c. crwth 'Bauch' S. 121; ir. cret 'Wagenkasten' nir. creat *car-
case, body; the texture or shape of anything; the sides (ribs and
planking) of a ship; the sides, ribs, etc., of a house-roof* : lat
crätis 'Flechtwerk' gr. VMQTalog 'Korb' got. haurd-s 'Tür' asl.
krp^tajq 'Hecto', kr^nq 'deflecto' skr. kpiatmi 'spiime', öftämi 'binde';
ir. brat 'Mantel' nir. brat (daneben mii -nt-: mir. bret nir. breid
'Tuch') c. brethyn 'wollenes Tuch' abr. brothrac gl. taxam
§97,5. 6. 98] Assimilation von Verschlußlaut + n. Idg. m; tj u. m. 161
(entlehnt ir. brothrach 'Lagerdecke') nbr. broz, brouz 'Frauen-
kleid' V. broli : vielleicht zu skr. grathnämi 'knüpfe, winde'; mir.
äitt, äit nir. ait 'Ort, Stelle' : *pöthni-, zu skr. päthas 'Stelle,
Platz, Ori\ panthä-s 'Weg'; ir. cit 'Schaf S. 120.
5) Ir. gop nir. gob 'Schnabel, Mund' : asl. zobati 'essen' serb.
zöbati 'Körner fressen' russ. zobi 'Pferdefutter, Häckeding mit
Gerste' serb. zob 'Hafer' mndl. kaf 'Abfall von den Ähren' (M.
V. ßlankenstein, Tijdschr. v. Ned. Taal- en Letterk. XXVI 138f.);
ir. opunn, t-op 'plötzlich' nir. obann, tobann : gr. aq)v(jt) ds.
asl. abije skr. ahnäja 'sogleich' (idg. Altern, o- : a-). Mir. topp
tened, tob tened 'flame of fire' (Stokes IF XII 193 f.) könnte
wohl mit top 'plötzlich' (eig. "Ausbruch, Vorbruch") identisch sein;
stellt man es mit Stokes zu lat. tepere ir. tene u. s. w. (S. 93),
und stellt man ir. crip, crib 'schnell' zu gr. yigacTtvog, so bleibt
das b statt des zu erwartenden 2> unklar.
6) Neben der in ir. meccun, crocenn, eitne stattgefundenen
Kontamination haben auch andersgeartete Kontaminationen statt-
gefunden. Im Brit., wo gg^ dd, bb früh zu kk, tt, pp geworden
sind, ist bisweilen nach Analogie der Geminata auch in einer n-
losen Form die Tenuis an die Stelle einer Media getreten. Die
Flexion des Wortes 'Frau' war ursprünglich etwa: Nom. *wrag6,
Gen *tvragn-ös > gemeinkeit. *wragg-ös > brit. '^ivrakk-ös. Nach
dem Muster des Genitivs wurde im Brit. eine Nominativform
*wrakö neugebildet: ac. gurehic mc. gwreic nc. gwraig acorn.
grueg, greg mcorn. gurek mbr. gruec nbr. grek.
Anm. Ir. ocus, acus, accus 'nahe', ocuis, oeus, acus 'und' nir.
fogus 'nahe', agus 'und' deuten auf eine Grundform mit -gti- und könnten
sich zu lat. angustus 'eng' ähnlich verhalten wie gr. a^-vv-fiac 'betrübe
mich' (vgl. ir. agur 'fürchte') zu gr. ay/(o 'schnüre zu'. Rätselhaft bleibt
aber dann c. agos 'nahe' corn. ogas ds. br. hogoz, hogos 'beinahe'
(die Nebenform hegos mag in der Proklise entstanden sein). Helfen
würde die Annahme einer Entlehnung aus dem Irischen. Ähnlich liegt
die Sache bei abr. buc gl. putris, Plur. bocion gl. putres nbr. V. amzir
poug 'temps mou' : ir. bocc 'weich' S. 159; c. broc 'of a mixed colour' :
nir. broc 'grey, speckled'; c. cnwc 'Hügel', auch cnoc und cnwg (diese
letzte Form könnte eine nasallose echt cymrische Form sein); mc. llacc
nc, Uac : ir. lacc nir. lag 'schlaff, schwach' gr. Xdyvog 'wollüstig' an.
slakr 'schlaff'; c. brat 'a rag, a clout; a pinafore' (aengl. bratt 'pallium'
aus dem Kelt.).
§ 98. (Idg. m als Einzellaut.) Idg. m (lat., gr., germ., ht.,
sl., alb., arm., iran., ind. m) hat sich im Keltischen in zwei Laute
Dl und m gespalten, m hat sich in allen neukeltischen Sprachen
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 11
162 Idg. m; m und m. [§98. 99,1
als ein gewöhnliches europäisches m erhalten; nur die Geminata
MM ist im Ncorn. zu bm geworden. Das lenierte keltische m war
im Ac, Abr., Air. noch erhalten (m geschrieben); es war ein
lockeres m oder ein nasaliertes v. Die Aussprache als nasaliertes
V oder w ist noch heute für Schottland regelmäßig; in Irland (wo
die Aussprache als v oder w von der MouiUierung oder Nicht-
Mouillierung abhängt) ist die Nasalierung meist an einen be-
nachbarten Vokal abgegeben oder verloren gegangen. Unter Um-
ständen schwindet das lenierte m ganz, die Nasaherung an den
vorhergehenden Vokal abgebend. Die nir. Aussprache war schon
früh durchgeführt; vgl. an. Dofnakr = nir. Domhnach und
mir. Tomrair = an. f)örir (das ein nasaliertes ö hatte). Die
heute herrschende Schreibung mh kommt erst spät auf. Im Mc,
Nc. und im Corn. ist das lenierte m zvi v (im C. f geschrieben)
geworden. Das Br. hat v, im Inlaut jedoch bisweilen unsilbisches
0/ inlautendes leniertes m hat die Nasalität an den vorhergehenden
Vokal abgegeben (im Mbr. ist für diesen Fall ff die häufigste
Schreibung; nbr. nv, ofi wobei il also nur Zeichen der Nasalierung
des Vokals ist).
Das nicht lenierte m stand: 1) im Anlaut, wo es im Satz-
zusammenhang lenierbar war: nir. mac 'Sohn', do mhac 'dein
Sohn'; c. mab, dy fab; corn. map, the vap; br. map, da vap;
2) nach anlautendem s: nir. smear 'Brombeere'; -s- übt aber nicht
auf -m- (wie auf r, l, n) eine mechanische verstärkende Wirkung
aus: air. cosmil nir. cosmhail 'ähnlich' Arran kosüV Donegal
kosül' [-Ü- aus -dW9-, wo das erste d auf Svarabhakti beruht); 3) in
der ursprünglichen Doppelung: nir. ceim 'Schritt' c. cam u. s. w.;
4) im Ir. nach r, l, n, wenn dazwischen kein Vokal ausgefallen ist
(das Brit. hat hier die lenierte Aussprache); Beispiele in § 99, 5.
Aber r, l, n üben nicht auf m (wie auf r, l, n) bei sekundärem
Zusammenstoß eine mechanische verstärkende Wirkung aus: air.
airmitiu nir. oirmhidin 'Ehrerbietung'; 5) vor 6 undj9.* ir. cim-
bid 'Gefangener' nir. cimeach, vgl. S. 118f.; c. pump 'fünf
u. s. w. S. 130.
§ 99. (Beispiele für idg. m im Kelt.) 1) Anlaut. Ir. mil
'Honig', Gen. mela nir. mil. Gen. meala c. mel corn. mel br.
mel : lat. mel gr. {.uli got. miliß alb. mjaltd arm. meir; ir. me-
thel 'Abteilung von Schnittern' c. medel 'reaping party' acorn.
midil gl. messor, ac. anter-metetic gl. semiputata, et-raet gl.
retonde mbr. midiff 'ernten' nbr. midi, medi, ir. de-mess
§99,1.2] m-; -m- zwischen Vokalen. 163
'Schere' nir. deiniheas (eig. "Doppelmesser") : lat. meto 'mähe'
lit. metü 'werfe' asl. metq 'werfe, fege'; ir. moirh 'Ameise' c. Plur.
myr, morion br. merien-enn : asl. mraviji an. maurr u. s. w.
mr-, ml- ist im Air. noch erhalten, wird aber später zu hr-,
hl-; im Brit. ist dieser Übergang schon vor dem Anfang der litera-
rischen Überlieferung vollzogen: ir. mruig c. com. br. bro gall.
Allobroges S. 97; ir. mrecht-rad nir. breachtach c. brith
acorn. bruit br. briz S. 124; ir. mraich, braich 'Malz' c. brag
acorn. mcorn. brag ds. br. bragez 'germe des graines' gall. bra-
cem (Akk.) 'genus farris' : lat. marcere 'welk sein' lit. mirk-ti
'eingeweicht sein', markyti 'den Flachs weichen' skr. marcajati
'versehrt' (das kelt. Wort drang ins Lateinische, vgl. fr. brasser
'brauen'; aus dem Romanischen ist es auf irgend einem Umweg
ins Kleinrussische und Russische gelangt: klr. hräha r. hräga
'Maische, Bier'); air. mrath mir. brath 'Betrug' c. brad corn.
bras mbr. barat (aus fr. barat zurückentlehnt?): zu ir. mairnim
'betrüge' s. Verbal verz.; — ir. mläith, bläith 'glatt, weich' mbr.
blot nbr. blöd ds., c. blawd 'Mehl' acorn. blot abr. un-blot
nbr. bleud, air. on mlith gl. attritione mir. bleth 'mahlen', s.
S. 52; ir. bligim 'melke', Inf. blegon S. 43; air. mlas nir. blas
'Geschmack' c. blas br. blaz : russ. molsäti 'saugen, nagen' [ol < l).
— Die Zwischenstufe zwischen mr^ ml und hr, hl muß mhr, mhl
gewesen sein (wobei ursprünglich die Gruppe mh nur die Dauer
eines Konsonanten gehabt hat). In der Komposition erhielten sich
die beiden Elemente der Gruppe mh (und nahmen jedes für sich
normale Dauer an): mir. co n-il-mblasaib 'mit vielerlei Geschmack',
do-mblas nir. domblas 'übler Geschmack, Galle' An-an dnmbs
Donegal dömlds. Vgl. dazu als Parallele gr. ßqoTog : afxßQorog,
ßkojoxco : f^efißlojyta.
2) -m- zwischen Vokalen: Superlativendung ir. -am ac. -ham
mc. -haf, -af corn. -a, -e, mbr. -äff, -af nbr. -a s. § 466; air.
ointam gl. caelebs mbr. eintaff 'Witwer' nbr. intanv, intaon,
intav §402; air. talam. Gen. talman S. 132 nir. talamh. Gen.
talmhan Arran tab, aber 9n tahw ö hü9 'Connemara' ("das nörd-
liche Land"), Gen. talünd Donegal (Nom.) taluw; ir. clam 'aus-
sätzig' nir. clamh ds. c. claf 'krank' acorn. claf mbr. claff nbr.
klanv, klar : gr. xlaiAagog' aod^evrig skr. klämati 'wird müde,
erschlafft'; — ir. sam, samrad 'Sommer' nir. samh, samhradh
Arran sqwrd Donegal squwriiw c. haf corn. haf br. haiiv, hafi
§ 48, 1 (dazu ir. samuin 'Sommerende, 1. November' nir. sa-
li*
164 Idg. m zwischen Vokalen. [§ 99, 2
mhain Kvv?insawn, QQw.sawnd'DonQigdlsquwin; femer ir. samaisc
'Ferse', samseisci Gen. Plur. LL 69a 13 br. hanveskenn 'vache
qui n'a pas eu de veau dans l'annee'); — c. dafad 'Schaf acorn.
dauat mcorn. daves, dauas br. dar vad S. 132, ir. dam 'Ochs'
nir. damh Donegal dquW; ir. dam allaid 'Hirsch' ("wilder Ochs"),
damän allaid 'Spinne' nir. damhän alla Arran düän aid : gr.
ddiÄalig, da/^dlri 'Kalb' d. dial. (bair.) zämer 'junger noch nicht
im Zug gewesener Ochse' alb. dem 'Rind, junger Stier' skr. damja-s
'ein (noch zu zähmender) junger Stier' (lat. damma 'Dammhirsch'
stammt vielleicht aus dem Keltischen; daraus zurückentlehnt nbr.
de mm; acorn. da gl. dama stammt aus aengl. da).
C. dof 'zahm' mbr. doff nbr. dof : zum vorhergehenden, vgl.
lat. domo 'zähme'; ir. om 'roh' Donegal qutv 'insipid' c. of S. 32;
ir. loman 'Strick' nsch. lomhainn 'Band einer Hundekoppel' c.
llyfan 'Schnur, Strick' acorn. mcorn. louan (lovan) mbr. louffan
nbr. louan {luan; v ist nach dem u geschwunden; die Nasalierung
des u ist entweder geschwunden oder nicht bezeichnet, vgl. § 260);
ir. cruim 'Wurm' c. pryf corn. pref br. prefv S. 43 und
§ 95, 3 S. 154.
Ir. crem 'Knoblauch' nir. creamh, cneamh Arran k'rqw
Donegal Urq,uw c. craf (idg. Altern, em : mm) s. S. 121; ir. gam,
gemred nir. geimhreadh Arran glvi'-d (Finck) Donegal geviuiv
c. gaeaf acorn. goyf br. goaiiv § 45, 2 S. 66.
Ir, cnäim 'Knochen' nir. cnäimh Plur. cnämha Arran kräv
Plur. kräwd Donegal kr^v, Plur. krc^wd, Gen. Plur. Jcr^uw § 36;
ir. dam nir. dämh Donegal dqv ('affection, fondness') ac. dauu
mc. nc. daw, dawf Plur. dofion acorn. dof mbr. de uff nbr. V.
dear S. 48; ir. läm 'Hand' nir. lämh, Akk.-Dat. läimh Arran
häv (die alte Akk.-Dat-Form), Gen. Lavd^ Plur. Luwd Donegal
L^uw mc. nc. llaw acorn. lof abr. lau S. 53; ir. cöim 'lieblich'
c. cu corn. cuf abr. cum- mbr. cuff nbr. kuf S. 58.
Leniertes m vor oder nach einem geschwundenen Vokal: c.
coelfain fem. 'frohe Botschaft' (daraus entlehnt ir. celmaine,
celmhaine neutr. und fem. 'augury, omen') : im Suffix mit caeri-
mönia 'heilige Verehrung' verwandt (vielleicht sind die Wörter
ganz identisch; lat. r aus l müßte dann auf irgend einer Assoziation
oder Volksetymologie, etwa Einfluß von cur a 'Sorge' alat. coirauit
'sorgte', oder auf Dissimilation im Satzzusammenhang, etwa in Ver-
bindungen wie colf) caerimöniä, beruhen); ir. Gen. talman
S. 163; air, toimtiu 'Meinung', s. Verbalverz. do-muiniur; air.
§99,2] Idg. m zwischen Vokalen. 165
in-imruimclethar 'worin sündigt', imruiniset gl. peccabunt, im-
rnannus ^Sünde', s. Verbalverz. imm-ro-mid- (ro lenieii; den
Anlaut der Wurzel) u. s. w.
Anm. I. Als Zeugnis für das Vorhandensein eines lenierten m im
Gallischen darf man vielleicht anführen: to K^fxfxavov oQog = mens
Ceuenna, Cehenna.
Anm. 2. Schwund des lenierten m findet sich in einsilbigen Wörtern
im C. nach w und ü, im Br. nach o, ö, ü, zum Teil auch nach nicht ge-
rundeten Vokalen (die Nasalierung bleibt aber). In unbetonter Silbe
schwindet das lenierte auslautende m im C. auch nach i: ac. erchim rac.
nc. erchi 'fordern' und zahlreiche ebenso gebildete Infinitive (ZE 536);
die bessere Erhaltung in ac. uiidimm gl. lignismus mc. (Gesetze) gudif,
gudhyf nc. gwyddif 'hedging-bill'; ac. nedim gl. ascia nc. neddyf
(und neddai) 'adze, tool'; ac. guillihim gl. forceps mc. gwelleu nc.
gwellaif und ähnlichen Fällen kann darauf beruhen, daß diese Wörter
flektierbar waren und daher nicht immer das v in unbetonter Silbe und
im Auslaut hatten. Dagegen ist es unzweifelhaft, daß das lenierte -m im
C. nach einem unbetonten a bleibt. Im Corn. schwindet das lenierte aus-
lautende 771 wohl nach allen Vokalen (vgl. die Infinitive und die Super-
lative); in der 1. Sing, der Verba und der konjugierten Präpositionen ist
es verhältnismäßig gut erhalten (lauaraff und lauara 'sage'), vielleicht
wegen der Assoziation mit einsilbigen Formen (af 'ich gehe' u. s. w.).
Auch im Nbr. schwindet das lenierte auslautende m nach allen unbetonten
Vokalen (und hinterläßt keine Nasalierung); wo es geblieben ist, sind wohl
immer wortpsychologische Faktoren im Spiele (bei den konjugierten Prä-
positionen der 3. Sing. Masc, wie anezan 'von ihm' wirkt die Assoziation
mit hen 'er'; bei intaon, intanv 'Witwer' wirken die Flexionsformen
und Ableitungen wie intanvez 'Witwe').
Anm. 3. Über die Tendenz des Cornischen, ein auslautendes -v stimm-
los oder wenigstens halbwegs stimmlos zu sprechen, vgl. § 71 Anm.
Anm. 4. Ein durch Vokalschwund in den Anlaut geratenes leniertes
-m- hat im Ir. und C. durch den Einfluß des häufigeren wortanlautenden
nicht lenierten M gelegentlich die nicht lenierte Aussprache angenommen:
air. amal 'wie' (proklitische Form von samail 'Bild', vgl. samlid 'so',
co-smil 'ähnlich' c. hafal 'ähnlich', cyffelyb ds. § 279 corn. haval
ds. abr. Leu-hemel MN "löwen-ähnlich" mbr. haual nbr. heiTvel,
hevel, hevelep : lat. similis 'ähnlich') ac. amal gl. ut mc. fal nc.
fal, fei corn. avel br. evel, aber mir. im mar nir. mar und mc. mal
(das nicht wie die air. und ac. Form leniertes w, sondern nur unleniertes
i\j enthalten kann). — Neben dieser wortpsychologischen Erscheinung (die
in air. nammä 'nur' mir. ammä-in, inamain [als in-a-main "in
seinem Allein" aufgefaßt] nir. amhain ihr Gegenstück hat, s. Asp. 101 f.)
gibt es im Irischen dialektisch auch einen rein lautpsychologischen Über-
gang eines nasalierten to in M: Arran kynihm, hyiimtm = cuimhnighim
'ich erinnere mich', symnds = suaimhneas; ähnliche Formen sind von
Finck Wtb. 152, 221, Larminie p. 250, dem jüngeren Molloy 181, Quiggin
166 Idg. m zwischen Vokalen, -mw-^ -w/-. [§ 99, 2. 3
§ 298 aufgezeichnet; daraus erklärt sich die Schreibung lomna 'Seil' bei
Dinneen. Die Erscheinung ist besonders häufig vor n; daneben findet sich
aber in denselben Dialekten bei anderen Sprechern die lenierte Aussprache.
Vermutlich war vor etwa 50 oder 60 Jahren das lenierte wi in der Aus-
sprache der Erwachsenen noch so gut wie überall ein nasalierter Laut; die
Kinder haben aber von diesem Zeitpunkt an die Nasalierung des unsilbi-
schen Lautes aufgegeben, so daß ein Gegensatz zwischen der Sprache der
jüngeren und der älteren Generation ins Leben trat; die ältere Generation
hielt die Nasalierung des v' und w fest, entwickelte sie aber vor n bis
zum vollen Mundverschluß weiter. Im Einzelnen schwer zu erklären ist
es aber, weshalb diese Weiterentwickelung auch noch in anderen Fällen
stattgefunden hat; mein Hauptgewährsmann sprach teils sgamdyy 'Lungen',
teils sgawögy (sgamhoga); andere Beispiele bei Quiggin § 298 (und 294).
Bei sgamhög mag die verhältnismäßig starke Betonung des ö, bei zwei
der von Quiggin gegebenen Beispielen im Gegenteil die Proklise für das
nicht lenierte m verantwortlich sein. Damit sind die Bedingungen aber
kaum erschöpft. — Schließlich findet sich in einigen Zusammensetzungen
ein Schwanken zwischen lenierter und nicht lenierter Aussprache, s. Asp.
104 (coimhead und coimead, bei Dinneen coimeäd), KZ XXXV 443
(de arm ad und dearmhad Arran d'aramud Donegal d'ar9m9d, Kerry
d'arüd Sarauw S. 78 vgl. Manks jarrood), Quiggin § 298 {d'uhas und
d'ivas 'disrespect' air. di-mess, d'tmünuw und d'jwünuw 'bad manners'
diomhünadh). Diese Erscheinung hat ein höheres Alter (coimead bei
M'C) und eine größere Verbreitung (de arm ad auch in Schottland), als
wir für die Fälle wie kymmm und sgamögy anzunehmen Anlaß haben; sie
ist daher gewiß wortpsychologisch zu erklären.
Die Verbindung -mw- ist urkeltisch zu w geworden: ir. coir
c. cywir gall. Couirus S. 64. Die Verbindung -mj- ist zu -nj-
geworden: ir. du ine c. dyn corn. br. den § 52. Dagegen ist m
selbstverständlich in der Verbindung -mz;- geblieben: air. humae
'Kupfer' nir. umha ac. emid, Plur. emedou nc. efydd : eigent-
lich wohl "Roh-Erz", zu ir. om 'roh' c. of S. 32. -ij- wkd auch
in ir. läime, laime .i. biail (Stokes KZ XXXVII 258) stecken,
wenn dies Wort zu asl. lomiti 'brechen' lat. laniäre 'zer-
fleischen' gehören sollte. Zusammensetzungen wie c. cyf-iaith
'gleichsprachig' können auf Neuerung beruhen; dagegen geht ir.
cuing 'Joch' wohl zunächst Siui *kon-juKgi- (<^*k'om-ju79gi- S. 98)
zurück.
Das n in ir. don neben du § 52 muß aus der Stellung im
Auslaut (z. ß. in der endungslosen Lokativform) übertragen sein,
vgl. gr. x^ovog. Gen. von x^cJv. Über das auslautende -m s. § 153
und § 96 S. 158.
3) (Idg. m im Inlaut vor Sonorlauten.) Daß -inr- und -ml-
§ 99, 3] -mr-; -7nl-, -mn-. 167
im Inlaut keiner derartigen Änderung wie im Ardaut unterliegen,
steht fest; es hat sich nur zwischen m und r, l, nicht aber zwischen
dem lenierten m und r, l ein Übergangslaut entwickelt. Im An-
laut ist der lautgesetzlich zu erwartende Gegensatz zwischen den
unlenierten und den lenierten Formen, wie es scheint, dadurch be-
seitigt worden, daß man die lenierten Fonnen gänzlich aufgab (ir.
do-mblas, il-mblas, die nicht als Beispiele für die eigentliche
Inlautsbehandlung gelten dürfen; später ist das schließhch ent-
standene anlautende hr-, hl- zu fer-, U- lenierbar geworden). Er-
haltenes -mhr-, -mhl- ist bis auf den heutigen Tag sehr häufig
(vgl. nir. samhradh, geimhreadh S. 163f., air. samlid nir.
amhlaidh S. 165), geht aber allerdings in der Regel nicht auf
idg. -mr-, -ml- zurück. Idg. -mr-^ -ml- kann vorliegen in: ir. re-
raor 'dick' c. rhef (das zweite r durch Dissimilation geschwunden):
*remro- oder *premro- (Etymologie unbekannt); air. com -r am
'Streit'; mir. com-räd 'Gespräch' nir. comhrädh Donegal k^rä;
mir. am -rieht 'mistaking one person for another' : *7n-pr-, vgl.
§ 55; air. mir. com-län 'vollständig'; ir. am-les 'Nachteil' nir.
aimhleas c. afles : -mpl-, denn ir. less 'Vorteil' c. lies acorn.
las gl. commodum wird irgend eine Erweiterung der idg. Wurzel
p-l- (in gr. Ttolvg u. s. w.) enthalten. Über die negative Vorsilbe
am- vor r und l vgl. noch § 358. Air., mir. coblige 'Beischlaf
aus *com-lige kann kaum eine lautgesetzliche Entwickelung ent-
halten; Einfluß von cob 'Sieg'?
Anm. 5. -m r- und -m l- im Sandhi werden anders behandelt {^> rr,
It), möglicherweise deshalb, weil das auslautende -m früh überall zu -n
geworden war; s. § 261. — Über -mhr- (ir. cobir 'Hülfe') und -mhl-
s. § 73 S. 119.
Idg. -mn- wird (ebenso wie später zusammengekommenes -mn-^
s. S. 165 f.) als leniertes kelt. -mn- geblieben sein: c. safn 'Kinn-
lade' mbr. staffn nbr. staon 'Gaumen' S. 78; c. ysgafn 'leicht'
corn. scaff br. skanv S. 76; ir. damnae 'Material' nir. damhna
c. defnydd mbr. daffnez nbr. danvez Treguier danve : hat
nirgends speziell die Bedeutung 'Bauholz' und gehört daher wohl
nicht zu gr. d8(.uo (womit de-f-iv-io-v 'Bettstelle, Bett' nichts zu tun
hat; es gehört wie y.Q7j-def.ivov 'Kopf binde' zu öico 'binde'), sondern
zu lat. damnum 'Aufwand' (zu dare 'geben'). Ob das Schicksal
des n im Nbr. in diesen Fällen (Schwund im Auslaut, Schwund
oder Metathese im Inlaut vgl. noch br. Naoned 'Nantes' gall.
Namnetes), womit auch corn. scaff stimmt, als ein Kriterium für
f
168 -mn-, mbn; m mit Geräuschlaut; rm, Im, nm. [§99,3 — 5
idg. -mri' im Gegensatz zu -bn- (§ 72) betrachtet werden kann,
wage ich nicht zu entscheiden (vgl. mbr. anneffn nbr. anneo
S. 114). mn steckt noch in ir. slemun, slemain 'glatt' c. llyfn
abr. limn- ds. mbr. di-leffn 'hart', s. § 50, 6. Ir. damnaim 'I
subdue; I fasten, bind' mag mit gr. ödavifiiii 'bezwinge' identisch
sein; es ist aber mit dem lat. Lehnwort damnaim 'ich verdamme'
vermischt worden, und hat dadurch unleniertes m angenommen
(Part, dammainti). — Die Ansicht, daß idg. -mn- im Kelt. zu
nn geworden wäre (Brugmann, Grdr. I ^ 375), betrachte ich als
unrichtig.
Anm. 6. -m n- im Sandhi wird zu nn, s. § 261. — Wenn c. ysgafn
zu aw. kamna- 'wenig, gering', kamhistdtn 'am wenigsten' gehören sollte,
so ist -mbn- mit -mn- zusammengefallen. Dann ist es aber nötig, alle
derartigen Formen wie nir. sgamhan, sgamhog c. ysgyfaint acorn.
sceuens br. skevent durch analogische Suffixvertauschung zu erklären.
4) Die Verbindungen von m mit Geräuschlauten sind schon
besprochen: sm, ms § 50, 11; -mp- in air. am-ires 'Unglaube' nir.
aimhreas 'Zweifel' Arran c^vi-ds Donegal quwrds § 57; -7nb-
§ 65, § 73; -dm- in ir. frem 'Wurzel' nir. freamh. Dat. freimh
Arran fr-ev' Donegal ff-ejv Plur. fiewaxd § 68; -tm- in br. bleun
'Blume' § 86 S. 135 f.
5) (m nach Sonorlauten.) rm: mir. coirm, cuirm 'Bier'
nir. nsch. cuirm c. cwrw, cwrwf, cwrf, cwryf acorn. coref,
coruf ncorn. kor gall. xovQ/iu : lat. cremor 'der aus vegetabili-
schen Stoffen gewonnene dicke Saft, Schleim' (asl. kj-ma 'Nahrung' ?).
Vgl. die lat. Lehnwörter wie ir. arm 'Waffe' c. arf § 148, 5. In
der Komposition: ir. for-mat 'Neid' nir. formad c. gorfynt
'ambitioii, envy' (auch gorfyn) br. gourvent, gourvenn (das
zweite Kompositionsglied "^-mento- ist von c. mynnu 'wollen' mbr.
mennat beeinflußt worden): vgl. gr. v7t€Q-i.ievr]Q 'übermütig'. —
Im: mir. calma nir. calma 'tapfer' c. celfydd 'geschickt' (celf
'Kunst' ist eine Rückbildung aus dem Adjektiv oder hat wenigstens
den um gelauteten Vokal von dem Adjektiv bezogen) abr. celmed
gl. efficax : auswärtige Etymologie unbekannt. Vgl. die lat. Lehn-
wörter wie c. palf u. s. w. § 148, 5.
Anm. 7. Vielleicht war die lenierte Aussprache auch im Gall. vor-
handen: Bormo, Boruo GN. Vielleicht ist auch ceruesia 'Bier" mit
xovQjui ds. verwandt.
nm: air. menme 'Sinn' nir. meanraa c. menw: skr. manma
(w-Stamm) 'Sinn, Gedanke'; air. nir. ainm 'Name' Arran a/tdin
§ 99, 6] Kelt. mm. 169
Donegal enard ac. anu PI. enuein (mit früher Bezeichnung drr
Lenition) mc. nc. enw corn. haiiow br. hano S. 46.
6) Die wesentlichste Quelle des kelt. ;\m (verkürzt m) (wenn
es nicht erst in jüngerer Zeit aus mb entstanden war) ist idg. sm
s. § 50, 11. Ein solches mm tritt auch, teils durch morphologische
Neuerungen des Keltischen, teils durch Vokalschwund, vor oder
nach anderen Konsonanten auf: ir. aimser c. amser 'Zeit' S. 80;
ir. adamna 'Hunger' corn. ethom 'Not, Notwendigkeit', Plur.
othommow abr. edemnetic gl. desideratrix br. ezomm 'besoin'
(das corn. und nbr. o dem abr. e gegenüber, dessen höheres Alter
durch den Umlaut der ersten Silbe bewiesen wird, muß auf dem
Einfluß des mm beruhen und wird in unbetonter Silbe entstanden
sein; auch V. ehomm läßt sich so begreifen, vgl. die Weiter-
bildungen ehomigeh 'besoin', ehomek 'necessiteux') : *ad-ism'^
'großes Verlangen', vgl. gr. t'ineQog aus *is-mero-s 'Verlangen' (der
alte n-Stamm kann in corn. ethom br. ezomm unerweitert vor-
liegen; ir. adamna [-Jo-Stamm] und abr. edemnetic sind Weiter-
bildungen) Recht schwierig ist air. ainmne gl. patientia, Gen.
(unursprünglich) ainmnet mc. anmynedd nc. amynedd : viel-
leicht ^ an-isnionijä, * an-is7nonijo-tn 'Nicht- Verlangen' (die begriff-
lich sehr ansprechende Verbindung mit air. anaim nir. fanaim
'ich bleibe, warte' scheint lautlich unmöglich zu sein; ebenso die
Deutung bei Stokes, Sprsch. 13). Ir. gorm 'blau' c. gwrm 'dunkel-
braun' abr, Uurm-haelon MN (§62 Anm.) und ir. tailm 'Schlinge,
Schleuder', Gen. telma c. telm 'Dohne' mbr. nbr. talm 'Schleu-
der' V. talm 'un coup (de tonnerre)' : gr. rela/xiov 'Tragriemen'
haben -sm-Suffixe, die überhaupt auf keltischem Boden häutig an
die Stelle älterer w-Suffixe getreten sind. In dieser Weise haben
sich oft Formen entwickelt, die auf keine idg. Grundform zurück-
führbar sind: ir. snaidm 'Knoten' Arran s^yin, Plur. ssanidsp
Donegal SNym (mit nasaliertem y) aus "^ snad-mmn. Diese ana-
logischen sm-Suffixe scheinen ganz besonders im Irischen um sich
gegriffen zu haben: mir. ogum nir. ogham 'Ogam' neben gall.
^'Oyi^aog 'Gott der Beredsamkeit' (das jedenfalls einfaches m gehabt
hat); ir. tläini nir. tläim : br. tleur S. 132; nir. mäm. Gen.
mäime 'a handful, the füll of two hands taken together', auch
län mäime : c. maw-aid (mit der produktiven Substantivendung
-aid '-voll' § 384 von einem vorauszusetzenden *maw < *mawf
abgeleitet) : lit. mö-ti 'mit der Hand winken'; air. dlüimm 'Masse,
Menge' Wb. 22a 25 (zu dlüi-th 'dicht, fest') : vielleicht zu c. dylwf,
170 Wechsel von mi^i und m. Corn. mm > bm. Br.mw > mp. [§99,6
Plur. dylyfion 'bündle, whisp' (jedoch nir. dlüimh 'a thick cloud').
Vgl. noch air. druimm 'Rücken', Gen. drommo c. trum 'ridge,
back' (zum Anlaut vgl. § 338) neben br. adreii, adreof 'hinter'
(das schwerlich mit unursprünglicher Nasalierung zu c. a-dref
'nach Hause' ir. treb 'Wohnsitz' gehören kann): wohl zu gr. tqcc-
f.iig' 10 TQtjiita rrjg f-Sgag, b OQQog, zLvig l'vveQOVj ol de ioyjov und
an. I)armr 'Darm' gr. zogi^iog 'Loch' (trum § 259 und br, adref
können regelmäßig auf r zurückgehen; schwierig ist das -ro- des
Irischen; c. -ru-, br. -re- kann allerdings auch Umlaut eines -ro-
sein; man s^'eht aber nicht recht, was den Umlaut bewirkt haben
sollte; schließlich kann ir. druim aus c. trum entlehnt sein).
Ähnlich zu erklären ist schließlich wohl auch air. animm 'Seele'
nir. anam acorn. enef mcorn. enef, ene ncorn. ena mbr. eneff
nbr. ene ds. br. anaoun 'die Seelen der Verstorbenen' : lat. anima
'Atem, Seele', animus 'Geist, Seele' (die umgelauteten corn. und
br. Formen können jedoch auch aus dem Lat. entlehnt sein; ein
anderes Suffix hat c. enaid 'Seele'). — Über c. caraf 'ich liebe'
neben ir. caraimm s. die Formenlehre.
Genaueres über die Kürzung des mm zu m im Ir., s. § 326.
— Im Ncorn. wird mm zu bm : mcorn. lam 'Sprung' (§ 31 S. 47),
lammas 'sprang' ncorn. lebmal 'springen'; mcorn. cam ncorn.
cabm 'crooked' {mm war hier aus m3 entstanden, S. 118f.); mcorn.
hemma ncorn. hebma 'dies' (§ 515); mconi. alemma 'von hier'
ncorn. alebma u. s. w. Eine lautpsychologische Parallele ist das
lappische bm als Verstärkung von m.
Im Br. kann das nicht lenierte m unter Umständen zu mp,
mh werden (vgl. Richard Schmidt IF I 500".). So vor s: mbr. am-
ser und ampser 'Zeit' nbr. amzer; mbr. coms, comps 'Rede,
reden' nbr. koniz, komps : vielleicht ein Kompositum von der
Präp. ^k'om und *med-tu- vgl. Verbal verz. midiur (der Vokal
zwischen m und s könnte dann nur in denjenigen Formen laut-
gesetzlich geschwunden sein, in denen auf das s noch eine Silbe
folgte: komzet 'gesprochen' u. s. w.); br. rems, remps 'Lebens-
dauer', remsi, rempsi 'dauern' : zu ir. remes nir. reimheas
'Zeit, Lebensdauer', vermutlich ein Komp., vielleicht eigentlich
"Vorbestimmung", vgl. ir. rem- 'vor' und mess 'Urteil'; br. rams,
ramps 'Riese', vgl. Eriuiult, Glossaire S. 560. Vgl. noch das lat.
Lehnwort kamps 'Meßhemd' aus lat. camisia. Außerdem findet
sich ein solches mj) im Auslaut und wird hier teils in der Pausa,
teils vor gewissen Konsonanten entstanden sein: br. lamm 'Sprung',
§99,6. 1001 ßr. mp aus mm, 171
dialektisch larnp (Richard Schmidt IF I 56); mbr. -mp in dci
Endungen der 1. Plur. im Verbal- und Pronominalsystem, nbr. -mp
und -mb (das p wird vor dem Augens -ni 'wir' entstanden sein).
Vgl. noch mbr. quemeret, quemret, quempret, compret 'neh-
men' und br. kember, kemper 'Zusammenfluß von Gewässern'
(S. 118), wo es sich um die Erhaltung eines alten b handeln kann,
und mehr derartiges bei Ernault, Rc. VII 145 f. — Mit dem br.
-mp aus -mm, soweit es vor n entstanden sein sollte, ist zu ver-
gleichen der entsprechende Einschub eines p zwischen m und n in
air. timne, timpne 'Vermächtnis' nir. tiomna, aschwed. hampn
= hamn 'Hafen', acech. kampna = kamna 'Ofen', vulgärlat.
dampnum, calumpnia, sollempnis; vgl. auch noch acech. -mpl-
aus -ml- und lat. ex-em-p-lum, s. KZ XXXVI 109 und 267,
Gebauer, Historickä mluvnice jazyka ceskeho, I, Prag 1894, S. 420.
Über nir. mp aus mh s. § 278.
-m + m- in der Komposition wurde in urkeltischer Zeit zu m
vereinfacht: ir. cuman 'Erinnerung', cumnech 'eingedenk' nir.
cuimhneach ds., cuimhnighim 'ich erinnere mich' c. cof 'Er-
innerung' mcorn. cof ncorn. cov mbr. couff nbr. koun ds., an-
kounac'haat 'vergessen' : Präp. *k'om- mit der Wurzel "^men-
'denken', konsonantischer Stamm und Weiterbildungen. Bei Neu-
bildungen wurde jedoch diese alte Regel vernachlässigt: ir. com-
mus 'Macht' zu con-midethar 'herrscht' s. Verbalverz. Daraus
erklärt sich der Gegensatz zwischen nir. reimheas und br. remps
'Lebensdauer', s. S. 170.
Anm! 8. Über Svarabhakti vor oder nach m s. §§ 226—228, § 231.
Über Dissimilation und Metathese bei m s. §§ 336 — 337.
II. Die keltischen Reflexe der idg. Alternatioiieii.
§ 100. Das Nebeneinander von verschiedenen Lautgebungen
in einer etymologischen Sippe nennt man Alternation (o : ö in d.
Hörn : Hörner; ö : w in fr. na3ud : nouer; a : i in nir. fear :
'Mann' : fir 'Mannes'; x : Null in nir. teach 'Haus' : Gen. tighe).
Die Alternationen sind die Resultate von Lautübergängen, die den
etymologisch zusammengehörigen Sprachstoff partiell geändert haben.
Es gibt in jeder Sprache Alternationen von sehr verschiedenem
Alter. Arran h : p in hm 'selbst' : tom peil 'bei mir selbst' ist
eine neuirische Alternation, hervorgerufen dadurch, daß das (aus f
entstandene) h sich nach w anders als sonst entwickelte; ia : ei
172 Die idg. Alternationen. [§ 100
in nir. sliabh 'Berg' : Gen. s leib he ist eine schon air. Alternation;
n : V in nir. an-am 'Unzeit' : amhras 'Zweifel' (air. am-iress)
ist eine gemeinkeltische Alternation; ä : oi in nir. gäire 'Ge-
lächter' : goirim 'ich rufe' ist eine idg. Alternation. Da die Laut-
übergänge, welche an den Alternationen Schuld sind, teils von
seltener vorkommenden, teils von häufiger vorkommenden Beding-
ungen abhängig gewesen sein können, so können die Alternationen
von sehr verschiedener Häutigkeit sein; sie können in einer gege-
benen Sprache nur ein paar mal oder einmal auftreten [n \ u va\
Irischen), und sie können so häutig sein, daß sie als ein regel-
mäßiges Prinzip für das Gesamtgepräge der Sprache entscheidend
sind; so z. ß. die cymrischen Vokalalternationen: aw : Oj ai : ei,
ay (au) : dy (eu), u : 9, y : a. Die häufiger vorkommenden Alterna-
tionen treten nicht selten in den Dienst der Bedeutung. Das Tim-
bre des auslautenden Konsonanten hat im Ir. oft morphologische
Bedeutung, dient zur Bezeichnung des Kasus oder des Numerus
(r : r in nir. Nom. fear : Gen. fir); die keltischen Anlautsalterna-
tionen (nir. ceann 'Kopf : a che an n 'sein Kopf) haben vielfach
syntaktische Bedeutung. Die in den Dienst der Bedeutung getre-
tenen Alternationen sind besonders häufig produktiv, d. h. sie
können in einer Zeit, wo die betreffenden Lautübergänge vollzogen
sind und oft auch die Bedingungen der Lautübergänge verschollen
sind, nachgeahmt werden. Besonders schlagende Beispiele für diese
Produktivität kommen auf dem Gebiete der keltischen Anlauts-
alternationen vor (^ : f im L\ nach dem Muster von k \ x ^ 302).
Aus der uridg. Zeit haben die idg. Einzelsprachen eine große
Menge von Alternationen ererbt. Es handelt sich dabei teils um
seltenere und nicht produktive Alternationen, teils um häufige und
produktive Alternationen. Vor allem spielten die idg. Vokal-
alternationen eine große Rolle als ein wesentliches Merkmal ver-
schiedener Flexionsformen oder Ableitungstypen, und sie haben
diese Funktion zum Teil noch in einzelsprachlicher Zeit fortgesetzt,
besonders im Arischen, Slavisch-Baltischen, Griechischen und Ger-
manischen: gr. 7C£iOco : /v£TiOL')^a : £7CL0^6(.irjv; got greipan 'greifen' :
graij) : gripans; hiudan 'bieten' : haup : budans; asl. bljudq, 'gebe
Acht' (idg. -eu-) : bud'iti 'wecken' (idg. ou) : büdeti 'wachen' (idg.
u); ahd. stelan 'stehlen' (idg. e) : stälum 'wir stahlen' (idg. e);
alb. vjed 'stehle' (idg. e) : voda 'ich stahl' (idg. e); got. faran 'fahren' :
Prät. för; lit. vagiü 'stehle' : Prät. vogiaü. Ein solches leben-
diges Alternationssystem kommt im Keltischen (wie im Lateinischen)
§101. 102| Idg. Alternationen. Präidg. Vokalscliwund. 178
so gut wie nicht mehr vor. Wohl aber treten auch im Keltischen
oder bei dem Vergleich des Keltischen mit den Schwestersprachen
zahlreiche Reflexe der idg. Alternationen als isolierte Erscheinungen
auf. Eine vergleichende Grammatik der keltischen Sprachen ist
daher ohne die Kenntnis der idg. Alternationen nicht möglich.
Die Haupttypen dersel})en sollen deshalb im folgenden, nach der
mutmaßlichen Entstehungsart geordnet, vorgeführt werden \
Der vorindogermanische Vokalschwund und seine Wirkungen auf
das System der unsilbischen Laute.
§ 101. Ein e oder o alternierte in der idg. Ursprache häufig
mit Null. Ursache dieser Erscheinung war ein in präindogermani-
scher Zeit unter dem Einfluß des musikalischen Akzentes einge-
tretener Vokalschwund in unbetonten Silben. Skr. as-ti gr. ia-zl
lat. es-t got. is-t ir. is ac. is mc. ys 'isf : skr. s-anti lat. s-unt
got. s-ind ir. it ac. hint mc. ynt corn. yns mbr. ynt (§ 639).
Ir. Wurzel -sech- : cosc, Wurzel -sech- : scel S. 77 und Ver-
balverz. Durch diesen präidg. Vokalschwund wurde häufig die
Silbenzahl reduziert, und unsilbische Laute, die durch einen Vokal
getrennt gewesen waren, wurden zu einer Gruppe vereinigt; dabei
entstanden nicht selten lautliche Dubletten je nachdem, ob der
Vokal der ersten Silbe oder der Vokal der zweiten Silbe von dem
Schwunde betroff'en wurde: altlat. deiuos 'Gott' : gr. Zeug (l aus
dj; präidg. Wurzel *dejew-, woraus teils '^dejw-, teils *djew-). So
erklärt sich gr. ;f^wV : ir. döini lat. hümänus S. 89 f. So ferner
ir. crod 'Herde, Vieh', falls zu c. cordd 'a tribe, clan, family' gr.
ytoQd^vg 'Haufe' got. liairda 'Herde' gehörig (Stokes, BB XXV 254);
skr. hrasvd-s : ir. gerr S. 83; nsch. Ion 'Elentier' : ir. elit 'Reh'
c. elain.
§ 102. Stand neben dem in präidg. Zeit schwindenden
Vokal ein w, j, r, l, n, m, so hat dieser „Silbenkeim" nachher oft
silbische Funktion erhalten. Regelmäßig geschah dies in der
Stellung zwischen zwei unsilbischen Lauten (oder zwischen einem
unsilbischen Laut und Wortanfang oder Wortende). 1) Altern.
1. Vgl. Saussure, Memoire sur le Systeme primitif des voyelles dans
les langues indoeuropeennes, Leipzig 1879; H. Möller, Paul u. Br, Beitr.
VII 482 ff.; Herman Hirt, Der indogermanische Ablaut, Straßburg 1900;
Verf., Les pronoms demonstratifs de Tancien armonien S. 37 — 45 ; ferner
die in diesen Arbeiten angeführte Literatur und Brugmann, Grundriß (vgl.
oben S. 30»).
174 Idg. Alternationen. Präidg. Vokalschwund. [§ 102. 103
eu, ou (we, wo) : u. Gr. iXevaojuai ^werde kommen', Perf. eiXri-
lovd^a : Aor. rilvd-ov ir. 3. Sing, luid, s. Verbalverz. tiagu; mc.
Perf. 3. Sing, duc : Präs. dwc, s. Verbalverz. her-; ir. sruaim
^Strom' br. strum : ir. sruth c. ffrwd acorn. frot br. froud
S. 82; ir. cluas ^Ohr' c. clust : an. hlust S. 80; ir. ruad ^rot'
c. rhudd corn. ruth br. ruz gall. Ande-roudus (S. 54) : ir.
rucce ^Schande' (kk aus d-k); got. daubs ^taub' : ir. dub ^schwarz'
§71; br.lufr : c. lleufer S. 98; c. llug ^Glanz' : go-lwg 'Sehen'
S. 122. 2) Altern, ei, oi {je, jo) : i. Gr. ovelxco ir. tiagu 'gehe' :
gr. Aor. l'GTLxov ir. techt 'gehen'; ir. iasc 'Fisch' : lat. piscis
ital. pesce; ir. fiad 'Wild' : fid 'Baum' S. Ulf.; ir. fiad "coram'
(S. 58) : ro-finnadar, ro-fitir (S. 41, § 68) c. gwedd 'Form'
S. 41; ir. beim 'Schlag' : benim 'schlage' S. 87; ir. fiach 'Schuld' :
lat. uices 'Wechsel, Vergeltung'; ir. liag : lat. ligula S. 101;
ir. möin 'Kostbarkeit' (S. 57) lit. mainas 'Tausch' an. meinn
'schlecht' : ir. de-min 'sicher' ("ohne Umwechslung") nir. deimhin;
ir. seitim 'blase' : c. chwythu s. Verbalverz.; ir. cliath : ir. cli-
thar S. 121; c. blwyddyn : blynedd S. 113; lat. iecur 'Leber':
ir. iuchair 'Fischrogen' russ. ikra § 80. 3) Altern, er, or (re,
ro) : r. Skr. värtate 'wendet sich' ahd. werdan 'werden' ir. fer-
tas §88, 1 : skr. vrt-td- 'geschehen' asl. vrteti 'wenden' ir. Präverb,
frith- S. 44; ir. berim 'trage' : Inf. breth S. 42; ir. derc
'Auge' : drech 'Gesicht' S. 42; ir. troscim 'faste' S. 77 : tart
'Durst' S. 81; c. bera 'Haufe' S. 105 : ir. bri 'Hügel' S. 100; c.
prenn : ir. crann S. 44. 4) Altern, el, 61 (le, lo) : l. Lit. velkü
'ziehe' : asl. Äit 'gezogen habend' lit. Prät. vilkaü, Inf. vilkti; ir.
melg 'Milch' (Corm.) : blegon 'melken' S. 43, mlicht, blicht
'Milch' S. 124; ir. melim 'mahle' : Inf. Dat. mlith S. 43; ir ce-
lim 'verhehle' : Inf. cleith. 5) Vokal + Nasal (Nasal + Vokal):
silbischer Nasal. Gr. Ttivdog 'Trauer', ninovS^a 'habe gelitten' :
Aor. s-Ttad^ov (a aus ^); gr. vsyivg : ir. ec mc. angheu S. 46; ir.
bann : c. bann 'Gipfel' S. 46; mc. gwennawl nc. gwennol
'Schwalbe' acorn. guennol br. gwenneli : air. fannall ds. fr.
vanneau 'Kiebitz' (aus dem Gall.?); lat. com- ir. com- (Präverb) :
ac. cant 'mit' gr. Kard S. 138.
§ 108. In der Stellung vor einem Vokal konnten die Silben-
keime nach dem präidg. Vokalschwund silbisch werden (uw, ij, fr,
II, T^n, mm) oder unsilbisch bleiben. Altlat. deiuos 'Gott' : skr.
dijäu-s 'Himmel' lat. dies 'Tag', Dies-piter GN ir. die, dia
'Tag' c. dydd : skr. djäu-s 'Himmel' gr. Nom. ZEvg lat. Gen.
§ 103—105, 1] Der präidg. Vokalschwuiid u. d. unsilb. Gruppen. 175
louis; — ir. derucc 'glans' c. derwen 'Eiche' : ir. dair c. dar
'Eiche' : got. triu 'Baum' ir. drochta 'Faß, Tonne, Kufe' (weil
aus Holz gemacht, vgl. gr. ögoizri 'Wanne' aengl. trog 'Trog' skr.
dröna-m 'hölzerner Trog, Kufe'; s. Stokes, ZfcPh. III 469, BB
XXV 255); ir. derb 'sicher' nir. dearbh : ir. drui 'Dniide', Gen.
druad (S. 61) an. trü 'Glaube'; ir. berbaim 'siede' c. berwi :
ir. bruth 'Glut, Wut' S. 115; ir. sruith 'alt' S.81; — ir. melim
'mahle' : c. Inf. maluiir. mläith 'weich' S. 52; — ir. gein 'Ge-
burt' :ir. ad-gainemmar 'renascimur' br. ganet 'geboren' : ir.
do-gniu 'ich mache', gne 'Gestalt' {^gnijo-m); ir. gin 'Mund' :
gnüis 'Gesicht' gr. yvdd-og 'Kinnbacken' S. 156; c. teneu : br.
tanao S. 131 f. : ir. tnüth 'Neid' S. 132 c. cenaw 'whelp' : ir.
cana 'Wolfsjunges'; — ir. crem 'Knoblauch' : c. craf S. 121.
§ 104. Wo mehrere Silbenkeime neben einander zu stehen
kamen, konnte nach dem präidg. Vokalschwund der eine oder der
andere Silbenkeim die silbische Rolle übernehmen. Skr. jamd-s
'Zwilling' : lat. imägö 'Bild', imitor 'ahme nach' ir. emuin
'ZwilHnge' (im-) : lett. jumis 'Doppelfrucht, Doppelähre' (jm); lit.
dedervine 'Flechte, Hautausschlag' : mbr. daroueden nbr. dar-
voedenn c. tarwyden (-rw-) : skr. da-dru-s (-rw-). Auch können
zwei Silbenkeime nebeneinander silbisch werden: acorn. iouenc
'jung' : skr. juvasä-s (-uwf-) : got. juggs [-uw-). — Auf die zum
Teil wohl noch erkennbaren Regeln für diese Alternationen kann
hier nicht eingegangen werden; nur ganz beispielsweise sei erwähnt,
daß ein w- oder j- im Wortanlaut vor einem anderen Silbenkeim
+ einem unsilbischen Laut unsilbisch bleibt. Also wt- (ir. frith-
§102,3, ir. f rass §105,2), wU, wn-, nicht wr-, ul-, un-. Die Aus-
nahmen von dieser Regel sind selten und unsicher: skr. urvdrä
'Saatland' aw. urvara 'Pflanze' (werden eine seltene Vertretung des
idg. X enthalten und zu ir. arbar S. 63 gehören), gr. vqxt^ ^irdenes
Gefäß für eingesalzene Fische' : lit. värzas 'Korb zum Fischfang'
(Bezzenberger, BB XXVII 178).
§ 105. 1) Die Silbenkeime sind bisweilen zwischen unsilbi-
schen Lauten unsilbisch geblieben. Die schwere unsilbische Gruppe
ist dann nachher in verschiedener Weise erleichtert worden. Ir.
froech 'Heidekraut' S. 60 : poln. wrzos aus '^werk'o- und dies
aus *werjlco-; c. llwyf 'Ulme' : ir. lem nir. leamh gall. Limo-
num 'Poitiers' (Vendryes MSL XIII 388) : ahd. elm-boum 'Ulme'
(-Im- aus -Ijm-) lat. ulmus; gr. ßXhov : ahd. melta br. m eichen
S. 137 (-It- aus -Iß-); c. morwyn 'Mädchen' S. 104 (-rign-) : c.
176 Der präidg. Vokalschwuncl u. d. unsilb. Gruppen. [§ 105, 2. 3
merch § 97, 1 (-rgn- aus -rjgn-) lit. mergä; gr. sgccpog 'Böck-
chen' : ir. heirp 'dama, capra' nir. earb, fearb {-rbh- aus -rjbh-);
skr. pllhan- lat. lien 'Milz' : ir. selg br. felc'h S. 75 (^spely'hä;
-Ic/h- aus -Ijg'h-) asl. sUzena i^pselgh-). Die Beispiele für eine
entsprechende Behandlung des w sind viel seltener; vielleicht
ist jedoch das -jt- von c. oed 'Alter' i^aito-) aus -jwt- ent-
standen, s. S. 56 und vgl. ir. äis u. s. w. ebenda. Ein unsilbisches
l zwischen zwei ' Konsonanten hat in der Vorform des gr. OTtlriv
'Milz' {*splg'hen) den präidg. Schwund des g'h bewirkt, vgl. den
Schwund eines g^h in skr. h^sati 'schädigt' aus präidg. *guhiguhns-
(reduphzierte Form zu han-ti 'schlägt'). Lat. frons neben ir. abra
'Augenwimper' u. s. w. S. 119 scheint auf eine Grundform "^mhhront-
mit unsilbischem m zurückzugehen.
2) Auch die nicht seltene Alternation wr^ wl : ru, lu muß
auf eine Zeit zurückgehen, wo die beiden Silbenkeime noch un-
silbisch waren. C. pedwar 'vier' (wa aus wo nach § 26, 4) abrit.
Petuaria ON gall. petor-ritum 'vierrädriger Wagen' gr. dor.
TttOQsg 'vier' : gr. reoGagsg {-wr-) : gall. Petru-corii VN "die vier
Heere" (vgl. Tri-corii VN "die drei Heere") lat. quadru-pes
'vierfüßig'. Skr. svasura-s 'Schwiegervater' : svasrü-s 'Schwieger-
mutter' c. chwegr S. 74f. Dieselbe Metathese von wr, wl zu rw,
Iw ist auch dann häufig, wenn die beiden Laute in intervokahscher
Stellung unsilbisch geblieben sind. Lat. taurus : ir. tarb S. 63
(die Priorität der Lautfolge wr wird bei diesem Worte durch das
Semitische bewiesen: arab. ^awrun); ir. cuarän 'Schuh' c. curan :
asl. creviji 'Schuh' (-re- aus -er-), crevo 'uterus, uenter' (Zupitza,
KZ XXXVII 399); an. meyrr 'mürbe' : ahd. maro ir. meirb
S. 64; got. hi-sauljan 'besudeln' ; ahd. salo 'schmutzig' c. salw
S. 72. Dieselbe Metathese vielleicht auch bei icn: c. clun : gr.
%'k6vig S. 121. Auch im Wortanlaut hat die präidg. Metathese wr
y rw stattgefunden; rw- ist dann im weiteren Verlauf zu r- ge-
worden: skr. varsa- 'Regen' gr. fgori 'Tau' : ir. frass 'Regen'
S. 44 : skr. rasa- 'Feuchtigkeit' asl. 7^osa 'Tau' lit. rasa lat rös.
3) Auch andere Umbildungen und Vereinfachungen der durch
den präidg. Vokalschwund entstandenen schweren unsilbischen
Gruppen, sind häufig. Daraus erklären sich die Alternationen
g'h'p-j- : g'h-ß- : g'h-j- : g'h- in ir. indhe c. doe S. 89 gr. x^tLog :
gr. x^^ig : skr. hjas : lat. heri; gr. /^wV S. 89 : lat. humus. Vgl.
gr. lyixlvog : skr. sjend-s 'Falke' : aw. saena-. Ferner die Alterna-
tionen Kons. + j, w : Kons, ohne j, w, z. B. in c. mwyar : lat.
§106. 107| Der präidg. Vokalschwund und das priiidg. 7. 177
mörum S. 67; aw. sjazd- 'zurückweichen' : ir. cet 'Erlaubnis'
S. 88; c. chwech 'sechs' : lat. sex S. 78; ahd. sworga : ir. serg
S. 71; l (aus Ij) : j in arm. leard 'Leber' : lat. iecur, vgl. ir.
iuchair § 80.
§ 106. Außer w, j, r, l, n, m hat es noch einen weiteren
Silbenkeim gegeben, der zwischen zwei unsilbischen Lauten (oder
zwischen einem unsilbischen Laut und Wortanfang oder Wortende) zu
idg. a geworden ist, während er mit einem vorhergehenden silbischen
Vokal derselben Silbe zu einem langen Vokal (e, ä, ö) verschmolzen
ist. Dies und die übrigen Schicksale dieses Silbenkeims (§ 107
— 109) lassen vermuten, daß es sich um ein präidg. ^ (eventuell
mehrere präidg. ^-artige Laute) handelt. Lat. se-ul 'säete', se-
men 'Same' ir. sil S. 50 : lat. satus 'gesäet' ir. saithe 'Schwärm'
S. 69; ir. mil gr. (.irjlov : an. molr S. 50; c. min : ahd. mago
S. 125; asl. leto 'Sommer' : ir. laithe 'Tag' § 85, 2; lat. re-s
'Sache' skr. rä-ti-s 'Verleihung, Gunst' : ir. rath 'Gnade' c. rhad.
— Ir. sär lit. störas : c. sar skr. sthird-s S. 79; ir. äg : gr. ayojv
S. 101; c. cawdd 'Zorn' : ir. cais 'Haß' S. 121; lat. näuus : c.
go-gnaw S. 61; ir. caraim S. 184; an. hröf 'Dach' : c. craw
Schweinestair S. 92; ir. snäthat : br. nadoz 'Nadel' S. 85; ir.
dän 'Begabung' lat. dönum 'Gabe' : lat. datus 'gegeben'.
§ 107. Vor einem silbischen Vokal ist das präidg. ^ spurlos
geschwunden, wie man am deutlichsten aus der Flexion ersieht:
asl. Nom. zrny 'Mühle' (idg. -ü aus präidg. -u^) : Dat. Plur.
zrnüva-mü (idg. -uwä- aus -uw- -\- Vokal + §) * Gen. Sing, zrnüve
(idg. -Uwes aus -ues aus -u§es); skr. gä-s 'Nachkommenschaft' :
Gen. g-as (Nom. Vokal + ^ : Gen. ^ + Vokal). Daraus er-
klärt sich die im Anlaut sehr häufige Alternation e, 0 : a (präidg.
§e, ffo : silbisches §). Gr. etl 'noch' phryg. Präverb evi- lat. et
'und' : gall, Präverb ate- (vgl. § 29, 1 S. 40f.) asl. otü 'von' (-ü
aus -i); gr. evl 'in' : dva 'auf'; gr. sttI ir. iar 'nach' : got. afar
'nach' gr. a/ro 'von' S. 93; gr. ooriov lat. os 'Knochen' : gr.
aoTgayalog 'Knöchel' ir. asna 'Rippe' u. s. w. S. 85; ir. opunn
'plötzlich' : gr. aq)vcü S. 161; — ir. aithrech 'bereuend, bereut'
(ni-pa aidrech Hb a-fulang Wb. 25d 9 'Ihr werdet nicht be-
reuen, sie zu ertragen'), aithirge 'Bekehrung, Buße' u. s. w.
(S. 134) : umbr. etraf 'alteras' alb. t-jetrd 'ein anderer' (mit dem
Artikel verschmolzen) asl. jeterü 'aliquis' (je- aus e-) (zum Pro-
nominalstamm *e- : *a-, woneben *ei- : *ai- : *i- : lat. iterum
'wieder' got. idreiga 'Reue'); — ir. ochair 'Rand' § 75, 3 lat.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 12
178 Präidg. § mit einem anderen Silbenkeim. [§ 108, 1. 2
ocris ^steiniger Berg' gr. ox^tg 'Hervorragung, Spitze' : gr. ayLQoq
*der äußerste' (über lat. äcer 'scharf s. § 119); ahd. etar 'Zaun'
an. ia|)arr 'Rand' : asl. odrü 'lectus' ir. adart 'Kopfkissen'; gr.
^^vaqa 'abgenommene Rüstung' ir. inar 'Leibrock' {i statt e viel-
leicht durch volksetymologische Anknüpfung an in- 'in') : ir. anart
'Hemd'; gr. «V^a 'dort' : ir. and arm. and; asl. v^zq 'binde' br.
enk 'enge' c. cyf-yng : lat. angustus ds. c. e-ang 'weit' S. 107.
§ 108. 1) Mit einem vorhergehenden u^ i^ r, Z, n, m ver-
schmilzt das präidg. ^ vor einem unsilb. Laut zu ü, l, f^ l, ^, m.
Lat. uänus 'leer, eitel' nir. f an ach 'idle, seldom', ar fän 'astray,
wandering, in exile' : skr. ünd-s 'ermangelnd'. — Ir. crenim 'kaufe'
c. prynaf (* kuri-n-a-mi) asl. Inf. kri-nqti ir. Konj. ni-cria
(*kurijät) : skr. krl-td- 'gekauft' (und danach analogisch Präs.
krlnämi statt idg. * hiri-n-ä-mi ; über das infigierte n s. die Formen-
lehre). — Ir. Konjunktivstamm mera- (idg. *werä-) : Präs. mair-
nim 'betrüge' i^mf-n- statt des idg. *mf-n-ämi durch Einführung
des in anderen Formen des Paradigmas berechtigten langen Lautes
ins Präsens). — Ir. Konjunktivstamm at-bela- : Präs. at-baill
(*-Z-w-a- statt des idg. -l-n-a- wie im vorhergehenden Beispiel); lat.
plenus 'voll' ir. lin 'Zahl', län 'voll' (S. 50, 52) : skr. pürnd-s
lit. pilnas asl. plnü serb. pün 'voll'; gr. Tskafitov : ir. tailm S. 169.
— Nach diesen morphologischen Parallelen ist in ir. cessim 'ich
leide' (S. 53) ein m anzusetzen.
Eine Alternation zwischen u, i, r^ l, ^^ m und ü, l, f, l, %
m kommt vor; sie wird aber wie bei ir. crenim : skr. kritd-s
auch sonst vielfach morphologisch zu erklären sein. Diese Erklärung
liegt bei ir. barn : ir. breth (§ 35, 1 S. 51), skr. mürnd-s : ir. on
mlith S. 52 ganz auf der Hand. Ziemlich klar ist auch br. tinva
'zusammenwachsen (von einer Wunde), gedeihen (von einem Pfropf-
reis)' : c. tyfu 'wachsen', twf 'Wachstum', lat. tumere 'geschwollen
sein'; es handelt sich um Weiterbildungen einer Wurzel *tewä-
(asl. ty-ti 'fett werden' skr. tavi-ti 'ist stark'), die durch morpho-
logische Vorgänge zu *tew' werden konnte. Weniger durchsichtige
Beispiele sind: ir. müch : c. mwg § 75, 1; ir. glün 'Knie' : alb. glu
S. 156; lit. krütis : ir. cruit S. 121 ; lat. crätis : ir. cret S. 160;
osk. tri'ibüm lit. triobi\ : ir. treb c. tref fem. § 84 S. 132.
2) Es kommt aber auch vor, daß der vorhergehende Silben-
keim unsilbisch bleibt, das präidg. ^ aber silbisch wird. Lat.
uänus : got. wans 'ermangelnd' (dazu mit einem dh-Sufüx ir. fann
'schwach' c. gwiin acorn. guan mconi. gwan nconi. gwadn br.
§108,2-4.109,1] Das prliklg. //. 179
gwan ds. an. u and r ^schwierig'; die Vokalstufe ist jedoch nach §197
unsicher). — Air. cride nir. croidhe c. craidd : ht. sirdls,
Akk. sirdj ^Herz' S. 69; ir. mrath ^Verrat' zu mairnim oben
unter 1), vgl. § 99, 1; ir. srath S. 81 : c. sarn S. 52; c. gwraidd
^Wurzeln' lat. radius 'Stäbchen' : mhd. würz 'Wurzel' : lat. rädix
S. 69. Vgl. noch ir. draigen 'prunus' S. 97, ir. mraich 'Malz'
§99, 1; gall. ratis 'Farnkraut' S. 91. — Ir. flaith 'Herrschaft' :
ir-ru-follnastar 'worin er geherrscht hat' S.157; c. gwlsin(*wlanä)
* Wolle' acom. gluan br. gloan : got. wulla lit. vilna asl. vlna
serb. vi? na skr. ürnä : lat. läna gr. Xijvog (in der ir. Form olann
*ulanä war, falls das u alt ist — was allerdings zweifelhaft ist — ,
für I keine Möglichkeit).
Anm. Vor zwei Konsonanten ist f, J im Kelt. lautlich mit ra, la
zusammengefallen, wie man aus § 30, 2 S. 44 folgern darf. Die idg. Form
des c. braen, blaen S. 125 ist daher unsicher.
3) Es kommt ferner vor, daß das präidg. ^ neben einem sil-
bisch gewordenen Silbenkeim selbst silbisch wird. Diese Erschein-
ung ist namentlich im Griechischen und im Keltischen häufig.
4ja- in gr. e-jigia-^viv 'kaufte' zu ir. crenim oben unter 1); ver-
mutlich auch in ir. triath 'Meer', Gen. trethan : gr. Tqhcjv GN
(jedoch könnte das ir. Wort auch -ijä- enthalten). — Ir. tarathar
§ 86 {-rra-). — c. calaf S. 121 {-IIa-). Vgl. auch lat. saluus
(urspr. dreisilbig) und osk. aalaßg S. 53.
4) Präidg. ^ im Wortanlaut vor einem tv oder j + einem
unsilbischen Laut kann silbisch werden oder unsilbisch bleiben.
Lat. augeö 'vermehre' ir. uagim 'nähe' S. 54 : skr. ugrd- 'ge-
waltig' (idg. u- aus präidg. ^). Lat. ae-quus 'gleich' : i-tem
'ebenfalls' (zum Pronominalstamm *ei-, *ai-^ *i- vgl. § 107).
§ 109. 1) Das präidg. ^ ist bisweilen in Mittelsilben zwischen
unsilbischen Lauten unsilbisch geblieben und weiterhin geschwunden.
In dieser Beziehung gehen die verschiedenen Einzelsprachen sehr
aus einander. Die unsilbische Behandlung des präidg. ^ ist u. a.
im Germanischen und im Baltisch-Slavischen regelmäßig. Aus dem
Baltisch-Slavischen ersieht man, daß ein auf r, l, n, m ausgehender
Diphthong durch den Schwund des präidg. ^ zu einem Langdiph-
thong geworden ist; also hat vielleicht eine Metathese des präidg.
^ stattgefunden [el^ > e^l > el u. s. w.). Dieselben Langdiph-
thonge werden auch im Germanischen bestanden haben, sind aber
durch die in § 197 erwähnte Kürzung mit den Kurzdiphthongen
zusammengefallen. Im Keltischen herrscht die silbische Behandlung
12*
180 Das präidg. ^. [§ 109, 1. 2
des ^. — Beispiele für die silbische und unsilbische Behandlung
des präidg. ^ sind: skr. duhitä ^Tochter' gr. -d^vyccTriQ : got. dauhtar
lit. dukte arm. dustr aw. dug^dä (d entspricht nicht einem alten a,
sondern ist ein später zwischen g und d entwickelter ganz flüchtiger
Laut, vgl. np. duxtar, duxt); gr. yiegaög 'gehörnt' : lit. kärve 'Kuh'
russ. koröva serb. kräva cech. kräva (sämtliche Formen weisen
auf ein vor-baltisch-slavisches -örw-; dazu mit f c. carw 'Hirsch'
S. 51 f.); lit. papärtis : gall. ratis S. 91. Vgl. die Altemation
vorbaltisch-slav. öl : kelt. l in russ. toloknö 'gestoßenes Hafermehl',
Plur. tolökna : c. talch § 77. — Beispiele für die silbische Be-
handlung des präidg. ^ im Keltischen: c. Llydaw 'die Bretagne' :
skr. prthivi 'Erde' S. 60; c. byddar : skr. badhirä-s S. 111; c.
aradr 'Pflug' : an. ar|)r lit. ärklas S. 31; c. anadl 'Atem' : skr.
ani-ti 'atmet' S. 31; br. tanao : gr. zavaog S. 131f.; c. dafad : gr.
d-ddf-iaTog S. 132. Neben einigen von diesen Formen stehen
andere dreisilbige Alternationsformen; -ä- in lat. arätrum kann
auf einer ganz jungen Neuerung beruhen; schwieriger ist das gr. o
und e (z. B. in ixQorgov, dvef.ioQ)j das auch im Keltischen vertreten
zu sein scheint, vgl. br. kolo-enn : c. calaf S. 121, c. teneu
neben br. tanao (dies jedoch nur unter der Voraussetzung, daß
die Alternation -ow- : -aw- nicht auf keltischem Boden entstanden
ist, vgl. S. 61). Dies -o-, -e- wird wohl aus präidg. -go-, -§e-
entstanden sein. — Falls c. garth 'fold, inclosure' neben ir. gort
'Garten, Feld' (S. 116, § 88, 1) auf einer idg. Alternation beruht,
so müßte gort ursprünglich einen Langdiphthong gehabt haben,
und die unsilbische Behandlung des präidg. ^ wäre für das Kelti-
sche belegt. Ähnlich ist ir. garg §58,2 S. 95, ir. gräin S. 103 :
gr. yoqyog § 58, 2; ir. draigen : gr. rtgxvog S. 97; skr. ür^ä : ir.
ferg S. 105; br. kalc'h 'penis' : ir. colg 'Schwert' S. 105.
2) Mit den soeben besprochenen Alternationen er, ör : f oder
el, öl : I sind die auf dem Gebiete aller idg. Einzelsprachen beleg-
baren Alternationen eu : ^7, ei : l möglicherweise dem Ursprünge
nach gleichartig. Es unterliegt unter allen Umständen keinem
Zweifel, daß lange w- und /-Diphthonge im Baltisch-Slavischen
häufig durch den Schwund eines präidg. </ entstanden sind (z. B.
lit. kläusiu 'ich frage', eigenthch "ich will hören", eine Bildung
wie die altindischen Futura auf -isjämi, s. Wilh. Schulze, Sitzungs-
berichte d. königl. preuß. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Gl., 1904, LV,
S. 14340".). Und klare Zeugnisse dafür, daß die unsilbische Be-
handlung des präidg. ^ nach einem tv- oder /-Diphthong auch
§109,2.110,1] Das priiidg. //. Die präidg. Vokaldohnungcn. 181
außerhalb desjenigen Gebietes stattfinden kann, worauf die ent-
sprechende Behandlung nach r-, l-, n-, M-Diphthongen im Wesent-
Hchen beschränkt ist, fehlen keineswegs, vgl. gr. evvig 'beraubt' :
lat. uänus : skr. ünd-s (vgl. § 197 über die Kürzung der Lang-
diphthonge). Beispiele für derartige Alternationen: ir. buaid :
mnd. büte S. 111; lit. smaugiu : ir. müch §75, 1; ir. fial 'keusch'
c. gwyl 'verschämt' : c. cy-wilydd 'Scham, Schande' (lat. Ullis
'wohlfeil' ist auf -ei- oder -l- zurückführbar); c. mwyn 'fein' S. 51,
mwydo 'to moisten', mwydion 'soft parts' : ir. min 'fein' (lat.
mitis 'mild' kann -ei- oder -l- enthalten); ir. bian : skr. ßna-
S. 108. Dazu weitere Beispiele in § 111. Auf einer Entgleisung
beruht c. rhid : skr. retas (§ 91; mit altem Kurzdiphthong; die
Wurzel *rejä- ist zu *rej- umgebildet worden). — Als Beispiele
für die silbische Behandlung des präidg. § nach einem w im Kelt.
sei noch auf c. creuan : lit. kriauna S. 61 und auf mbr. louazr
S. 61 verwiesen.
Die voridg. Vokaldehnung. Die Wirkungen der Vokallänge auf
die unsilbischen Laute.
§ 110. Neben den in § 106, § 108, § 109 besprochenen
langen Vokalen, die auf Verschmelzung mit einem präidg. § be-
ruhten, gab es im Idg. noch andere lange Vokale, bei deren Ent-
stehung ein präidg. § nicht im Spiele gewesen ist. Sie alternierten
mit den kurzen Vokalen gleicher Qualität (e : e, ö : o) und hatten
keinen Zusammenhang mit dem Verklingen eines unsilbischen
Lautes.'
1) Der präidg. Vokalschwund hatte, wenn dabei eine Silbe
verloren ging, die Dehnung des Vokals der vorhergehenden Silbe,
falls diese betont war, zur Folge (s. Streitberg IF III 305 — 416).
Lat. pes 'Fuß' : Gen. pedis (aus *ped-s : Gen. "^pede-s; vgl. den
zweisilbigen Stamm in gr. 7t€Öo-v 'Erdboden' ir. ed S. 91); die
Dehnstufe ist bei diesem Worte auch im Lok. Plur. gut bezeugt:
ir. is SLsl.pesi alb. ^06?-^^ S. 50. In derselben Weise erklärt sich die
Dehnstufe im s- Aorist (skr. a-räik-sam), die jedoch im Kelt. durch
den Einfluß der übrigen Formen des Paradigmas aufgegeben ist,
und die Dehnstufe im reduplizierten Perf. (got. kuemum 'wir kamen'
aus präidg. *giie-g^m-; der Schwund des -gu- mag in Formen statt-
gefunden haben, wo auf das m noch ein Konsonant folgte, vgl.
skr. hi'sati § 105, 1). Auch das Keltische kennt langvokahsche
182 Die präidg. Vokaldehnungen. [§ 110, 2 — 4
Perfekta: ir. midiur ^ich urteile' : ro-midar 4ch habe geurteilt',
vgl. got. mitan ^messen' : Perf. 1. Plur. metum.
Anm. In der Kegel ist aber der lange Vokal des keltischen Per-
fekturas ein kelt. ä: ir. techim 'fliehe' : Perf. 3. Sing, ro-täich; ir.
scuchim 'weiche' : ro-scaich; ir. guidim 'bitte' : ro-gaid; ir. rethim
'laufe' : ro-raith, mc. gwa-redaf 'ich helfe' : Prät. 3. Sing, gwarawt;
mo. dy-wedaf 'ich sage' : Prät. 3. Sing, dywawt. Dies kelt. ä kann ein
idg. ö sein, steht dann aber ohne Parallelen in den anderen idg. Sprachen.
Möglicherweise hat Vermischung des perfektischen e mit einem nach § 106
zu erklärenden idg. ä (got. hafjan 'heben' : Prät. höf) stattgefunden (eine
ähnliche Vermischung mit dem umgekehrten Ergebnis in lat. capiö
'nehme' : Prät. cepi). Vgl. noch die Formenlehre.
2) Ein schon im voraus langer Vokal (§ 106) wurde durch
die Dehnung überlang. Die überlange Quantität zeigt sich im
Baltisch- Slavischen als „geschleifte Intonation" und hat im Griechi-
schen (jedoch nur in der letzten Silbe) den Cirkumflex als Ent-
sprechung. Skr. djäU'S ^Himmel' gr. Zevg (idg. eu, gedehnt aus
präidg. eu; im Gr. nach § 197 wieder gekürzt), aber skr. näu-s
'Schiff' gr. vavg (idg. au^ gedehnt aus präidg. äu < a§w). Im
Baltisch-Slavischen ist die gestoßene Intonation (lit. ' serb.' cech. ')
Zeichen einfacher idg. Länge eines Vokals; geschleift (Ht. " serb. '^)
sind die idg. Kurzdiphthonge und die überlangen Vokale und Diph-
thonge. Der Gegensatz zwischen gestoßener und geschleifter In-
tonation scheint aber im Keltischen spurlos verloren gegangen
zu sein.
3) Neben vereinzelter (einzelsprachlicher) Überschreitung des
ursprünglichen Gebietes der Dehnstufe (z. ß. Festhaltung des
langen Vokals in allen Flexionsformen des an. fötr 'Fuß', lit.
kät-pedes S. 51) findet sich seit uridg. Zeit Verwendung der
Dehnstufe als ein Mittel der Wortbildung unter lautlichen Be-
dingungen, die mit der Streitberg'schen Formulierung des präidg.
Dehnungsgesetzes nichts gemeinsam haben (im Indischen, wo diese
Erscheinung besonders häufig ist, wird sie Vrddhi genannt). Skr.
mdnas 'Geist' : mänasd- 'geistig'; prthivi 'Erde' : pärthiva- 'irdisch';
ahd. swehur 'Schwiegervater' : ahd. suägur 'Schwager' ("zum
Schwiegervater gehörig"; Schulze, KZ XL 400 f.); lit. vafnas r.
vöron 'Rabe' : lit. värna russ. voröna ^Kv6he\ VermutHch handelt
es sich dabei um Analogiebildungen, deren Ausgangspunkt noch
nicht nachgewiesen ist.
4) Keltische (oder das Keltische berührende) Beispiele für die
Alternationen e : e^ o : ö ohne Rücksicht auf die Entstehungs-
§ 111. 112, 1] Prilidg. Schwund von w^ j, r, n nach lang. Vok. 183
weise: ir. molad 'Lob' : c. mawl 'Lob', moli %ben' br. meuli
'loben'; gr. OAotog 'Dunkel' : ir. scath 'Schatten' S. 76; ir. lobain. :
gr. lioßri § 72; c. bele : lat. feles S. 98; c. pell 'fem' : gr. tt^Ie
S. 128; gr. vecpilri : c. nifwl § 72; gr. ßgoyßog 'Kelile' mhd.
krage 'Hals' : ir. brage S. 100.
§ 111. Die Langdiphthonge (Dehnstufe oder Produkt einer
Verschmelzung mit präidg. ff) haben unter Umständen ihr unsilbisches
Element verloren; dadurch sind die Alternationen e, ä, ö \ Diph-
thong : ü, l (als Schwundstufe) ins Leben gerufen. Aengl., an. söt
'Ruß' : c. huddygl (ou aus öu) S. 71 f.; gr. Atilrj 'Bruch' : an.
hau 11 'Bruch' : ir. cül 'Bücken' asl. kyla 'Bruch' S. 50; skr. Inf.
dhäj-as-e 'saugen' : gr. d^TJoazo 'er sog', d^r^lij 'Zitze' lit. dele 'Blut-
egel' lat. felix 'fruchtbar', fe-mina 'Frau' : lat. fl-l-ius 'Sohn'
"Säugling" (ir. di'nim 'sauge', dinu 'Lamm' können idg. i oder e
enthalten).
Auch r und die Nasale sind bisweilen nach einem langen
Vokal geschwunden (r wohl nur im Auslaut): skr. pitä 'Vater',
Akk. pitdr-am (idg. Nom. *pati, Akk. pater-m; in mehreren Einzel-
sprachen und u. a. auch im Keltischen ist das r nachträglich im
Nom. restituiert worden: ir. athir 'Vater'); lat. homö 'Mann',
Akk. hominem (auch das Keltische setzt w-lose Nominative voraus,
s. die Flexionslehre); skr. mäs 'Mond, Monat' S. 86; skr. mäs
'Fleisch' S. 82.
Der voridg. Umlaut.
§ 112. 1) Die präidg. geschwundenen Vokale haben den
vorhergehenden Konsonanten vielfach ihr eigenes Timbre mitgeteilt
(e-Timbre oder o-Timbre). Der so gefärbte Konsonant hat auf den
vorhergehenden Vokal besonders in schwach betonten Silben Ein-
fluß geübt. Dadurch sind die Alternationen e : o, e (dehnstufig) :
ö; e (aus eff) : ä entstanden. Der Timbre-Unterschied der Kon-
sonanten ist nachher verloren gegangen. Lat. pes 'Fuß', Gen. pe-
dis : an. fötr gr. Gen. Tcoöog (ursprünglich wohl e, e im Simplex,
0, ö in Zusammensetzungen wie lat. quadru-pes 'vierfüßig'; vgl.
zu dieser Verteilung gr. q)Qriv 'Sinn' : c-cpgcov 'töricht', jtaTy'jQ
'Vater' : aTtaxiOQ 'vaterlos'); gr. £-(peQ€g 'du trugst' : l'-q^egov 'ich
trug'; lat. scribes 'du wirst schreiben' : scribam (aus -am) 'ich
werde schreiben' {s und m haben also in den Verbalformen ver-
schiedenes Timbre gehabt; dies kann entweder darauf beruhen, daß
ein verschiedener Vokal dahinter geschwunden ist, oder darauf.
184 Der präidg. Umlaut. [§ 112, 2. 3
daß das m die ursprüngliche Mouillierung früher als das s verloren
hat, wofür man aus den modernen Sprachen gute lautpsychologi-
sche Parallelen beibringen könnte).
2) Neben vereinzelten Überschreitungen des ursprünglichen
Gebietes der Umlautsstufe findet sich seit uridg. Zeit Verwendung
der Umlautsstufe als ein Mittel der Flexion oder Wortbildung
unter lautlichen Bedingungen, die mit der oben gegebenen Formu-
lierung des präidg. Umlautsgesetzes nichts gemeinsam haben. So
im Perfekt (gr. Ttd^w : TtETtotd^a) und im Intensiv-Kausativtypus
(gr. q)£qM : q)OQ£to; got. ligan 'liegen' c. 11 e 'Ort' : got. lagjan
'legen' ir. fo-luig- 'verbergen' c. go-lo). Vermutlich handelt es
sich dabei um Analogiebildungen, deren Ausgangspunkt noch nicht
nachgewiesen ist.
3) Keltische Beispiele für die Umlautsaltemationen : c. sedd
'Sitz' : ir. suide 'Sitz', ad-suidi-siu gl. moraris (Kausativ, vgl.
got. satjan 'setzen'); gr. Ttiöov ir. ed S. 91 : air. huide 'Reise';
ir. tech 'Haus' : ir. tuige 'Stroh' c. to 'Dach'; gr. yi€q)aX7J : ir.
gualu S. 117; ir. sen : suanem S. 103; ir. scen : scuchim §77;
mc. en-ep : lat. oculus S. 38; ir. cness 'Haut' : c. cnawd
'Fleisch des menschlichen Körpers' (Altern, e : ö); gall. ceruesia :
y,ovQf.u S. 168; ir. erbaid 'übergibt' : orpe 'das Erbe' S. 117f.; ir.
err 'Schwanz' : gr. oQQog S, 83; ir. melim 'mahle' : mol 'Mühl-
stange'; ir. elc 'böse' : olc ds.; ir. cenn 'Kopf : congan- 'Hörn'
S. 157f.; c. llewa : ir. longaim S. 107; ir. miad gl. fastus : möi-
dim 'lobe, rühme'; ir. sciath : lat. scütum S. 76; c. twysg 'a
mass, quantity' br. touez 'melange, masse' : ahd. theisk, deisk
'stercus' (Liden IF XIX 357); c. rhwym : br. rumm S. 87; ir.
riabach 'gesprenkelt' : lit. raibas 'gesprenkelt'; — ir. li'im
'schimpfe' : lit. lö-ti 'bellen'; klr.Zi^' : ir. läth §85, 1; ir. lin 'Zahl' :
län 'voll' S. 52; skr. cäru-s {cä- aus idg. qe-) : lat. cärus 'heb'
lett. kahrs 'lüstern' got. hörs 'Hurer' (idg. -ä-) : ir. car- 'lieben'
c. caru corn. care br. karet (idg. -a-).
Anm. In c. gwylan 'Möwe' : ir. foilenn liegt keine idg. Alternation
vor, sondern das irische Wort ist aus dem C. entlehnt (S. 23). Es ist
sogar möglich, daß auch air. moith mir. moeth nir. maoth 'weich, mild'
aus dem C. (mwydion S. 181) entlehnt ist (ir. th : c. d wie in den ältesten
lateinischen Lehnwörtern). Ein Lehnwort ist wohl auch mir. gelbund
nir. gealbhonn, gealbhan 'Sperling' neben c. golfan acorn. goluan
mbr. goluan n nbr. golvan, Plur. gelven; es stammt wohl aus einer
umgelauteten brit. Pluralform.
§113] Idg. Konsonantenalternationen. Idg. Altern, s- : Null. 185
Idg. Konsonantenalternationen^
§ 113. Im Wortanlaut vor einem unsilbischen Laut alterniert
idg. s oft mit Null. Gr. f^X/M 'ziehe' lat. sulcus 'Furche' : lit.
velkü 'ziehe' (ein zweifelhaftes Beispiel; im Anlaut der gr. und
lat. Wörter liegt nicht sw-, sondern nur s- vor, das allerdings nach
§ 105, 3 aus sw- entstanden sein kann; es könnte sich aber auch
um nicht verwandte Reimwörter handeln); asl. süpr^ 'streue', Inf.
suti (aus *soup-t-) : skr. vapati S. 93; ir. sliasat, sliss : gr.
7tli%dg S. 84; ir. seir 'Ferse' S. 75 : diü.pirati 'treten'; lat. spargö :
ir. arg §61,2; br. kefnidenn 'Spinngewebe' got. spmnaw 'spinnen' :
lit. pinü 'flechte'; gr. OKaiußog : ir. camm S. 118f.; ir. sned : gr.
yiovLÖeg S. 41; c. chwant {sqh-) : gr. x«'^^^ (^^-) S. 139f.; russ.
scenök ^junger Hund' arm. skimd : ir. cana '(Wolfs)junges' c. ce-
naw 'offspring, whelp' S. 121; gr. oxlyo) 'decke', oreyvog 'dicht' :
gr. riyoq 'Dach' ir. tech 'Haus', tiug 'dick' S. 99; c. seren : skr.
täras S. 78; an. slakr : ir. lacc § 97 Anm.; ir. slat 'Rute' :
ahd. latta 'Latte' S. 84; an. sleikia 'lecken' : ir. ligim 'lecke'
ahd. Inf. leckön S. 100 (gerra. kk aus g'hn); lat. frigus 'Kälte'
(/> aus sr) gr. ^Tj^og : lat. rigere 'steif sein' ir. rigin 'zähe' S. 100
(zweifelhaft); ir. sniim 'spinne', snäthat 'Nadel' : ahd. näen
'nähen' got. neßla 'Nadel' S. 68, S. 85; gr. oixvxojxai : ir. müch
§75,1; ir. smuainim 'ich denke' : got gamaudjan §68. Das „be-
wegliche s^^ ist nicht vor allen unsilbischen Lauten gleich häufig
belegt (ziemlich selten vor w, j, r). Ob es auch vor silbischen
Vokalen vorkommt, ist mir zweifelhaft. Lat. sub 'unter' : gr. vtio,
lat. super 'über' : gr. vtvsq gehören kaum hierher. Ich bin daher
sehr geneigt, diese Alternationen zu den in § 105, 3 besprochenen
Alternationen zu stellen. Dagegen sieht Siebs, KZ XXXVII
277—324 in dem beweglichen s ein Präfix; vgl. H. Möller, Sem,
u. Idg. 244; eine eingehende Diskussion der Frage kann hier nicht
unternommen werden.
Wie auch die ältesten s : Null-Alternationen entstanden sein
mögen, so gibt es jedenfalls jüngere, zum Teil einzelsprachliche
Alternationen, bei denen nur eine lautgesetzliche, nicht aber eine
morphologische Entstehung denkbar ist. Vgl. skr. pasjämi 'ich
sehe' : Perf. pa-spase lat. con-spiciö (in dem Kompositum skr.
ut-pasj'ämi kann s nach indischen Lautgesetzen geschwunden sein);
skr. candrd-s 'schimmernd' : su-scandrd-s 'schön schimmernd'. Vgl.
1. Vgl. schon oben § 105, § 110, 1, § 111.
186 Idg. Altern, d-, n- : Null. Tenuis : Media. [§ 114—116, 1
ferner ir. -tau ^bin' u. s. w. S. 79. Eine jüngere Alternation sn-
« skn-) in- würde bei ir. nenaid 'Nesseln' nir. neantög (§ 336)
vorliegen, falls man die Grundform *nenati-, die zunächst an ahd.
nezzila (e durch Umlaut aus a) lit. nuotrine pr. noatis erinnert,
auf *sne-nati-, *sne-snati zurückführt und mit gr. y^vtörj 'Nessel'
kombiniert (über die Alternation ^ : a s. § 119; t : d § 116); mit
gr. aöUr^ kann ahd. nezzila bei dieser Deutung nichts zu tun
haben; alb. hip, geg. h^p 'Nessel', dessen h auf sk zurückgehen
wird, ist, falls hierhergehörig, in mehreren Beziehungen lautlich
unklar.
§ 114. Eine Alternation d- : Null kommt bisweilen vor: ir.
der 'Träne' gr. öockqv : skr. asru, vgl. § 77; ir. tenge lat. din-
gua : asl. j-^zykü S. 107; asl. dqbü 'Eiche', dqbrava 'Eichenwald'
an. timbr 'Bauholz' : ir. omna 'Eiche' (vielleicht weiterhin zu gr.
dsixw 'baue' gr. d6{xos 'Haus' lat. domus : skr. amä 'daheim',
amäd 'aus der Umgebung, Nähe', amätja- 'Hausgenosse, Minister').
Die Erklärung der Erscheinung ist unsicher; vgl. § 105, 3 oder
§ 115.
§ 115. Eine Alternation n- : Null findet sich in ir. ar-fo-
emat 'sie nehmen' lat. emö 'kaufe' : ahd. neman 'nehmen'; gr.
vecpQog : ir. äru S. 109. Ob sie in ähnlicher AVeise vne die kelt.
Alternation n- : Null (§ i62) entstanden war, ist unsicher.
§ 116. Die verschiedenen Artikulationsarten der Verschluß-
laute alternieren nicht selten im Wortinnern, selten im Wortanlaut.
1) Tenuis (asp.) : Media (asp.). Ir. serc : gr. orsgya) S. 78; ir.
fiche 'zwanzig' : lat. ulginti alb. nd zet; lat. lücere 'leuchten' :
c. goleu 'Licht' S. 98 c. lloer 'Mond' acorn. luir mcorn. lor
br. loar; skr. nakhä-s 'Nagel' np. näxun : asl. nogüü ir. in gen ds.
skr. awghri-s 'Fuß' S. 107; lat. sücus *Saft' : ir. sügim 'sauge'
S. 72; ir. folcaim 'wasche' : lit. vilgyti 'befeuchtend glätten'
S. 59; ir. müch 'Rauch' : gr. i-Of.ivyrjv § 75, 1; gr. Xvy^ 'Luchs',
Gen. Ivyytög schwed. lo lit. lüsis asl. rysi arm. Plur. lusanun-U :
mir. lug. Gen. loga vermutlich 'Luchs' (oxad leomain, lond-
bruth loga Wi. 278 'das Brüllen des Löwen, die wilde Wut des
L.'; CO suanemnaib loga Wi. Täin 393 'mit Seilen [aus den
Därmen] des L.'; lug-leimnech Wi. 278 'springend wie ein L.';
übertragen = 'Held' : lug .i. laoch O'Dav.); — ir. folt 'Haar' :
SLshvladi S.34; mc. maut 'Daumen' : SLvm. matn 'Finger' S. 134 f;
ir. loth 'Fohle' : ühI. plodü 'Frucht' S. 135; nir. sgeith (ahd. scei-
dan 'scheiden', Part, kisceitan) : an. skita S. 77; nir. neantög :
§116,2—117,1] Idg.Kons.-Altem. (Artikulations-Art u.-Stelle). 187
ahd. nezzila S. 186; — np. näf 'Nabel' (f aus idg. ph) : skr
nähhi-s VC. imbliu (redupliziert asl. pc^pü serb. pupak : lit. bam-
ba); aw. zafardj zafan- 'Mund daevischer Wesen' : asl. zobati
ir. gop § 97, 5; skr. pibati 'trinkt' (reduplizierte Form) ir. ibid
lat. bibit (dazu Tliurneysen IF Anz. XXII 65). — Anlaut: ir.
cingim 'schreite' : lit. zengiü ds. got. Inf. gaggan 'gehen'; aengl.
hnitu 'Niß' (S. 41) : an. gnit russ. gnida (i aus in; zugleich
Wechsel der Hinterzungenreihen, § 117, 1); lat. capiö 'nehme' c.
Inf. cael : ir. gaibim 'nehme' lat. habere 'haben'; lat. caper
'Bock' ir. caera 'Schaf : ir. gabor 'Ziege' umbr. habina 'agnas'
S. 117; ir. cride 'Herz' : skr. hrd-; c. tro 'Wechsel' : ir. droch
'Kad' arm. durgn 'Töpferrad'. Es handelt sich in allen diesen
Beispielen für den Anlaut um eine Alternation zwischen reiner
Tenuis und Media aspirata, die nach H. Möller, Sem. und Idg.
S. 134 ff. schon ur-idg.-semitisch ist. 2) Aspiriert : nicht aspiriert.
Aengl. eanian 'lammen' : lat. agnus 'Lamm' S. 109; ^\iv.hudhnä-s
'Boden' : an. botn ds. (ir. bonn 'solea' § 118); skr. kumbhd-s :
gr. yivi-ißog S. 119. Anlaut: skr. hdnu-s : lat. gena (ir. gin) S. 156;
gr. S^vQä 'Tür' lat. fores ds., forum 'Markt' : skr. dvära-m 'Tor,
Türe' S. 32. Es ist bei diesen Alternationen in der Regel nicht
ersichtlich, auf welcher Seite das Keltische steht. Die häufige
Altemation zwischen Tenuis asp. und reiner Tenuis kann hier ganz
übergangen werden, da sie für das Keltische absolut keine Be-
deutung hat.
§ 117. 1) Die verschiedenen Reihen der Hinterzungenkon-
sonanten alternieren bisweilen. Die genaue Bestimmung beider
Laute eines solchen Lautpaares ist nur selten möglich (eine Altema-
tion 2 • Ä;' wäre im Westidg. nicht zu erkennen, im Ostidg. von
ku : k' nicht zu unterscheiden; eine Alternation q : ka wäre im
Ostidg. nicht zu erkennen, im Westidg. von k' : k^ nicht zu unter-
scheiden). In einigen Fällen kann jedoch das Lautpaar mit Sicher-
heit als Labiovelar und Palatal bestimmt werden. Suffix -hio- in
ir. cä-ch 'jeder' c. paw-b asl. ka-kü 'qualis' {-hn in c. modryb
'Tante' ac. Plur. modreped u. s. w. S. 48) : Suffix -k'o- in skr.
juvasa-s ir. öac c. ieuanc S. 61. Ac. hepp 'inquit' § 80 : ir.
scel an. skäld ahd. sagen S. 77. Got. huairnei ^yiqaviov^ \\t
kriaunä 'Messerschale' lit. kärve 'Kuh' : skr. siras 'Haupt' ahd.
hirni 'Gehirn' c. carn 'Schwertgriff' gr. -^eqag 'Hörn', v.EQaog 'ge-
hörnt' c. carw 'Hii-sch' ir. crü 'Huf aw. srü- 'Nagel, Hörn' S. 51 f.,
S. 61, S. 121, S. 180. Die Hinterlingualalternationen sind kaum
188 Idg. Altern.r \l;n'. l; n, r+Kons. : K.om. + n, r. [§117,2—119
alle aus einem Gusse. Bei got. hmirnei u. s. w. hat der Labiovelar
im Semitischen eine Stütze (H. Möller, Sem. u. Idg. 169); in der
Sippe von gr. h^vQoq S. 75 und von ir. geiss S. 86 ist er auf das
Slavische, bez. das Slavische und Armenische beschränkt (weshalb
hier die Hypothese einer uralten Entlehnung aus dem Westidg.
aufkommen kann). Im Arm. ist q und ku nach einem w-Laut
immer zu k' geworden, vgl. KZ XXXIX 440.
2) r : l Br. louarn S. 92 : an. refr Tuchs'; lit. lüsis asl.
rysi S. 186. Ganz selten und zweifelhaft ist die Altemation n : m
(ahd. nagal ^Nagel' S. 107 : arm. magil 'Kralle'). 7t : l in russ.
gnida 'Niß' (S. 187) : lit. glinda (aber dabei macht lat. Flur,
lendes Schwierigkeit; zwei verschiedene Sippen?).
§ 118. Nicht selten ist die Alternation zwischen Nasal +
Geräuschlaut und Geräuschlaut + n. Diese Alternation ist in den
Verben immer morphologisch und wortpsychologisch zu erklären
(Vertauschung von zwei bedeutungsgleichen Bildungstypen: lat.
iu-n-gö : gr. Kevy-vvf^i). Eine entsprechende Erklärung wird auch
für die Nomina dadurch nahe gelegt, daß als dritte Altemante
nicht selten eine nasallose Form auftritt. Gr. Ivy^ 'Luchs', Gen.
Xvyyiog : arm. lusan-unk'' : ahd. luhs S. 186. Gr. Plur. onlayyya
'Eingeweide' : asl. slezena 'Milz' skr. pllhan- lat. lien gr. onlriv
(S. 176) : ir. selg br. feie h. Lat. fundus 'Boden' ir. bonn 'so-
lea' : skr. hudhnä-s 'Boden' an. botn : gr. Tiv&i^ijv (gr. tt-, skr.
b- aus bh- durch Dissimilation gegen das folgende dh; die dissimi-
Herte Form verschleppt in gr. fcvvöa^). Ir. bret : brat § 97, 4.
Eine Alternation zwischen r + Verschlußlaut und Verschluß-
laut + r (aus r + Verschlußlaut + r) nimmt Zupitza, IF Anz.
XIII 51 an (ir. coirche 'Hafer' c. ceirch br. kerc'h : altgutn.
hagre; ir. orca 'Wade' : russ. ikrd ds. ; bei dem letzten Beispiel
machen aber die Vokale Schwierigkeiten, vgl. Bezzenberger, BB
XXVII 162).
Rückblick. Entgleisungen in den produktiven Alternationen.
§ 119. Die idg. Alternationen gestatten gewisse Schlüsse
auf einen älteren lautlichen Zustand der Sprache; diese Schlüsse
stimmen im ganzen gut mit den durch die Vergleichung des Idg.
mit dem Semitischen gewonnenen Ergebnissen. Die Sprache war
bedeutend reicher an Silben; die Silben waren aber einförmiger
gebaut, oft wohl ebenso einförmig wie in einem semitischen Wort
k^ataltt; wo jede Silbe aus nur einem unsilbischen Laut und immer
§119. 120] Entgleisungen in den idg. Alternationen. 189
dem gleichen silbischen Vokal besteht. Vor vorschneller Generali-
sierung dieses Bildes ist jedoch zu warnen. Unsilbische Gruppen
brauchen nicht gefehlt zu haben (vgl. IF XXII 347). Vokalischer
Wortanlaut, der im Sem. fehlt und im Idg. nach § 107 oft nur
auf dem Verstummen eines ^ beruht, könnte im Idg. eventuell in
einigen Fällen alt sein. Es kann auch mehrere silbische Vokale
gegeben haben; a, u, i brauchen nicht immer aus präidg. ff, tv, j
entstanden zu sein, o braucht nicht immer aus e umgelautet zu
sein. Die große Regelmäßigkeit des Sem. kann teilweise auf
jüngerer analogischer Weiterentwickelung des ererbten Systems von
Vokalalternationen beruhen; und auch die idg. Alternationen sind
in großem Umfang analogisch.
Die Analogiebildungen im uridg. Alternationssystem sind in
den meisten Fällen für uns nicht mehr erkennbar. Es gibt aber
Fälle, wo wir mit Sicherheit analogische Bildungen nachweisen
können. Das Kennzeichen ist die Entgleisung. Mit idg. e. alter-
nierte teils a (§ 106), teils ü, l (§ 111), teils e (§ 110, 1). Diese
verschiedenen Reihen sind nun zum Teil vermischt worden. Gr.
d^rihj : lat. fllius, aber analogisch ir. del .i. sine bö S. 111; lit.
nuotrine : gr. yivtör^j aber ahd. nezzila ir. nenaid (mit idg. a)
S. 186. Mit idg. ei alternierte teils l (§ 109, 2), teils ai (§ 106);
daher neben ir. fial 'keusch' : c. cy-wilydd 'Scham, Schande'
auch c. gwael 'vile' (zum c. ae vgl. § 38 Schluß S. 57). Mit
einem anlautenden idg. a alternierte teils ä (§ 106), teils e-, o-
(§ 107) : gr. a^Qog 'der äußerste' : ir. ochair 'Rand', aber lat.
äcer 'scharf'. Neben re-y ro- aus rwe-, rwo- < wre-, wro- kommt
als analogische Schwundstufe r vor: arm. arm 'Wurzel' zu ir. frem
'Wurzel' lat. rämus 'Zweig' S. 69, S. 113 (Meillet, MSLXIII38).
III. Lautlehre der lateinischen Lehnwörter im Keltischen ^
§ 120. Die während der Römerherrschaft in Britannien auf-
genommenen lateinischen Lehnwörter, von denen eine große Zahl
auch ihren Weg nach Irland gefunden hat, haben für die kelti-
1. Güterbock, Die lateinischen Lehnwörter im Irischen, Leipzig 1882;
Loth, Les mots latins dans les langues brittoniques, Paris 1892 (ursprüng-
lich in den Annales de Bretagne, Bd. VI und VII veröffentlicht); Sarauw,
Irske Studier, Kopenhagen 1900, S. 1 — 20; Vendryes, De Hibernicis uoca-
bulis quae a Latina lingua origiuem duxerunt, Paris 1902 (vgl. noch die
in diesen Werken angeführte Literatur).
190 Die lateinischen Lehnwörter. [§ 120
sehe Grammatik eine große Bedeutung. Sie liefern auf manchen
Punkten ein durchsichtigeres Material für die Lautgeschichte als
der einheimische Wortschatz, und sie sind für die Chronologie der
keltischen Lautgesetze außerordentlich lehrreich. Auch für die
lateinisch-romanische Grammatik sind diese Lehnwörter von großer
Bedeutung. Sie liefern oft ein klares Zeugnis für die Quantität
der lateinischen Wörter, u. a. auch für die Quantität in positions-
langen Silben, und für die Chronologie der lateinisch-romanischen
Lautentwickelung sind sie von unübertroffenem Wert.
Anm. Im allgemeinen stellt sich heraus, daß das den Kelten zu Ge-
hör gekommene Vulgärlatein von der klassischen Sprache nicht sehr er-
heblich abwich. Zu bemerken sind vor allem die folgenden Züge: lat. n
vor s war mit Ersatzdehnung geschwunden; in der Silbe unmittelbar vor
dem lateinischen Akzent waren die langen Vokale gekürzt (sonst war aber
das alte Quantitätssystem noch erhalten); die Endung -ulus nach einem
Konsonanten war zu -lus geworden; der Diphthong ae war monophthongiert
worden. Weiteres im Verlauf der folgenden Darstellung.
Die Aussonderung dieser für uns zunächst wichtigen Schicht
von alten Lehnwörtern ist indessen mit verschiedenen Schwierig-
keiten verbunden. Bei der engen Verwandtschaft des Keltischen
mit dem Lateinischen (S. 1) und den frühen Berührungen des
Gallischen mit dem Lateinischen (§ 18 Anfang) kann es bisweilen
zweifelhaft sein, ob ein keltisches Wort entlehnt oder als echt
keltisches Erbwort mit einem lateinischen Worte verwandt oder
schließUch die Quelle des lateinischen Wortes ist. Wichtiger noch
ist die Tatsache, daß das Inselkeltische bis auf den heutigen Tag
ohne Unterbrechung in der Lage gewesen ist, romanisches Sprach-
gut (aus dem Französischen oder Englischen) aufnehmen zu können.
Auch solche jüngere Entlehnungen können ein nicht geringes beider-
seitiges Interesse haben; sie können aber in diesem Buche, dessen
Hauptzweck die ältere keltische Sprachgeschichte ist, nur ganz
nebenbei in Betracht kommen. Schließlich ist zu beachten,, daß
neben den alten volkstümlichen Entlehnungen aus dem Lateinischen
noch später massenhaft (und nicht zum wenigsten bei den Iren)
literarische Lehnwörter aus dem Latein als Kirchen- und Gelehrten-
sprache aufgenommen worden sind. Auch sind ältere Entlehnungen
später durch gelehrten Einfluß dem lateinischen Original ähnlicher
gemacht worden (vgl. ir. seis und sians § 136). Anderei-seits
haben die gelehrten Wörter sich teilweise nach der schon ge-
schaffenen Tradition gerichtet (mir. grammatach ^Grammatik' mit
X für lat. k; neben Formen wie air. augtortäs 'auctoritas' kommen
§ 120. 121, 1. 2] Lat a, 191
häufiger Formen mit abgeworfener Endung vor, die oft nach einer
unklaren Analogie gebildet sind; air. optait 'Optativ'; vgl. noch
die analogische Umgestaltung der Endung in air. abstanit *ab-
stinentia', analach 'analogia'). Auch die gelehrten lateinischen
Lehnwörter haben, wenn sie nicht bloße ßuchwörter geblieben,
sondern volkstümlich geworden sind, ein bedeutendes Interesse
(Pflanzennamen wie nir. biatas 'Beete', nsch. figis 'Feige', nir.
cöilis 'Kohl', labhras 'Lorbeerbaum' zeichnen in Verbindung mit
Wörtern wie nir. fiabhras 'Fieber' ein kleines Bild mittelalter-
Hcher Klosterkultur; eine bemerkenswerte Bedeutungskategorie bilden
auch die lateinischen Wörter für verpönte Begriffe: nir. nad 'the
buttocks', mir. priu gl. mentula, vgl. engl, privities, mir. na
hui(r)ge gl. genitalia, nir. uirghe 'membrum uirile'; falls uirghe
aus dem lat. uirga stammt, gehört es zugleich zu den interessanten
Zeugnissen dafür, wie im Mittelalter in L-land das Latein gelesen
wurde). Für unsere Zwecke (d. h. für die Untersuchung der alten
volkstümlichen lateinischen Lehnwörter) sind die jüngeren gelehrten
Lehnwörter jedoch nur als störender Faktor zu berücksichtigen,
und sie werden nur dann herangezogen werden, wenn ich es als
geboten betrachte.
Die lat. kurzen silbischen Vokale.
§ 121. Lat. a. 1) Mir. cathair nir. cathaoir 'Stuhl' ac.
catteir-aul 'sich auf einen Stuhl beziehend' mc. cadeir nc. ca-
dair mbr. cadoer nbr. kador : lat. cathedra; air. carcar 'Ge-
fängnis' nir. carcair c. carchar ncorn. karhar ds. br. karc'ha-
riou 'cercles en fer des meules de moulin' : lat. carcer 'Gefäng-
nis'; air. (arc), Akk. airc nir. arc 'Kasten' c. arch com. Plur.
arghov br. arc'h : lat. arca; ir. laiten 'Latein' nir. laidean
c. lladin (gelehrtes Wort) : lat. Latina (lingua); ir. pater nir.
paidir 'Paternoster' c. pader corn. päd er (gelehrt; br. pater mit
erneuerter Lautgestalt) : lat. pater 'Vater'. — Im Hiatus: mc.
efroec 'Hebräisch' (gelehrt) : lat. Hebraicus.
2) Infektion. Vor folgendem j: air. proin d 'prandium' nir.
proinn 'a meal, a dinner' c. prain, Plur. preiniau 'a feast, a
banquet' (die c. Epenthese ist ins Ir. nicht übernommen worden):
lat. prandium; ir. brac 'Hand' mc. breich nc. braich fem.
'Arm' acorn. brech mcorn. bregh br. breac'h fem. (die Mouil-
lierung ist im Ir. aus dem Nom. des femininischen Wortes nach
dem Muster der «-Stämme, z. B. läm 'Hand', Akk. läim, ana-
192 Lat. a. [§ 121, 2
logisch beseitigt worden) : lat. bracchium; mc. y speit 'Raum'
nc. ysbaid : lat. spatium; mc. Meir nc. Mair 'die heilige Jung-
frau' : lat. Maria. Vor folgendem schwindenden l: nsch. cabar
c. ceibr-en 'Dachsparren' acorn. keber gl. tignum, cheber gl.
uulua (S. 16) abr. cepriou gl. laquearibus : lat. *caprö vgl. fr.
chevron (vgl.§127,3); c. lleidr, Plur. lladron 'Dieb, Räuber' acorn.
lader mcorn. lader, ladar, Plur. laddron br. laer, Plur. laer-
oun (im Corn. und Br. ist das a im Sing, nach der Pluralform
restituiert worden) : lat. latrö; ir. drac, draic 'Drache' mc. dreic
nc. draig acorn. druic (zur Schreibung vgl. über bruit oben
S. 17) : lat. dracö. Vor einem erhaltenen i, l u. s. w.: ac. ce-
pister gl. camum nc. cebystr 'Zügel' br. cabestr : lat. capis-
trum; ir. baithis 'Taufe' c. bedydd ds., bedyddio 'taufen' corn.
bysythyys 'getauft' ncorn. he§idia,n 'Taufe' br. badez 'Taufe',
badeza 'taufen' : lat. baptisma 'Taufe' lat. baptizäre 'taufen';
ir. maldacht c. melldith, melltith 'Fluch' corn. molleth mbr.
malloez nbr. malloz : lat. maledictiö; ir. martir 'Märtyrer',
martre 'martyiium' c. merthyr 'Märtyrer' corn. merthurye 'mar-
tern' br. merzer 'Märtyrer' : lat. martyr; c. o blegyd 'wegen',
cymhlegyd 'a cause, a concern' corn. plegad 'Wunsch' : lat.
placitum; c. esgyn 'aufsteigen' corn. ascen, ncorn. eskynyas
'ascended' : lat. ascendö; ir. soilestar O'Dav. nir. soileastar
'a marsh flag' (die Formen nir. siolastair nsch. seileastar be-
ruhen auf dem Zusammenfall des mouilUerten und des nicht mouil-
lierten s in der lenierten Form ; nir. eileastrom, feileastrom bei
Lane, uileastrom beiFournier sehen aus wie jüngere Entlehnungen
aus dem C mit hinzugefügter gelehrter Endung) c. elestr 'flag,
fleur de lis, iris' acorn. elestren gl. carex, strail elester gl. matta
abr. elestr gl. hibiscum nbr. elestr 'iris, glaieul' :lat. *salixtrum
= salicastrum 'eine Art des wilden Weinstocks'; mir. marga-
reit, m argreit 'Perle' c. myrierid-en (9 statt e in der ersten
Silbe) br. Marc'harit FN : lat. margarita; mir. april 'April'
nir. aibreän (mit Suffixvertauschung) c. ebrill ncorn. ebral br.
ebrel : lat. Aprilis; abr. entic gl. priscae : lat. antiquus. Ins
Irische übernommen ist die brit. Infektion bei nir. eileastrom, s.
oben; nir. learög 'Lerchenbaum' nsch. learag, learach : lat.
larix (die Endung beruht im Ir. auf Suffixvertauschung; im Nsch.
würde dem ir. -6g ein -ag entsprechen; statt dessen durch neue
Suffixvertauschung -ach). Air. seib gl. faba neben c. Plur. ffa
ncorn. fäv mbr. faff nbr. fav, fao : lat. faba wird von Zimmer,
§ 121, 8. 4] Lat. a. 193
KZ XXXIII 282 f. aus einer brit. Kollektivbildung auf -i erklä;i;
diese Kollektivbildung wird Umlaut gehabt haben. — Infektion im
Irischen: air. proin d 'prandium'; ir. soilestar s. oben; mir. nir.
muinchille 'Ärmel' c. maneg 'Handschuh' corn. maneg br.
manek ds. : lat. manica; nir. coinneal 'Licht' c. cannwyll
acorn. cantuil mbr. cantoell nbr. kantol : lat. candela; nir.
Muire 'die heilige Jungfrau Maria'. In air. Akk. laubir, Dat.
i-laubair 'Mühe' : lat. labor ist «* nur Timbrezeichen (vgl. mir.
bauptaist : lat. baptista).
3) In seltenen Fällen tritt lat. a als o auf: ir. cor gas nir.
corghas 'Fasten' c. garawys, grawys nbr. koraiz : lat. qua-
drägesima (vielleicht war das o schon lateinisch, vgl. lat. quodrä-
tus — quadrätus; vgl. aber auch §142); ir. Cothraige §125,2;
ir. sroigell § 138; c. morthwyl § 146. Nur das Irische hat o
in air. mocol 'Masche' nir. mogall masc. 'Masche im Netz; Aug-
apfel; Schote' c. magl fem. 'Schlinge, Falle, Dohne; Masche im
Netz; Nebel vor den Augen' acorn. magl-en gl. laqueus : lat.
macula; air. donaib oxalaib gl. ad ascellas mir. ochsal fem.
'Achselgrube' nir. asgall ds. c. asgell 'Flügel' corn. ascall br.
askell : lat. axilla (die britannischen Formen setzen *ascilla
voraus; anders Zimmer Zs. f. d. A. XXXII 465).
Anm. Nur um sie fernzuhalten erwähne ich die Erscheinung, daß
ein englisches a vor einem Nasal in derselben Silbe zu ir, o werden kann:
mir. nir. sompla 'example'; nir. searbhfhoghanta 'servant' (die Ortho-
graphie beruht auf Anschluß an foghanta 'serviceable' u. s. w. ; Arran
sardwäiStd ohne den Übergang a y> o\ dafür aber tdnd'Sty 'tenants'); nir.
omra *amber' nsch. omar.
4) Dehnung eines lat. a mag im Irischen bisweilen unter ana-
logischem Einfluß vorkommen; meist ist jedoch die Länge des
Vokals ein Zeichen später Aufnahme: air. gräd (d = ä) '(kirch-
licher) Grad' (von gräd 'Liebe' beeinflußt) c. gradd acorn. grat
gl. gradus (t = ^) : lat. gradus (nir. gräda, gräd 'Grad' aus
dem Englischen); mir. cäin nir. cäin 'Abgabe, Gesetz' : lat. ca-
nön (Zimmer KZ XXXVI 443; die Dehnung trat vielleicht unter
dem Einfluß des synonymen eis 'Abgabe' ein, womit es häufig ver-
bunden auftritt). Späte Entlehnungen sind nir. cnäib 'Hanf :
lat. cannabis; mir. nir. päis 'das Leiden Christi' : lat. passiö
nir. Mäire 'Maria' (gewöhnlicher FN; dagegen Muire 'die heihge
Jungfrau' mc. Meir nc. Mair). Alt ist air. mir. casc 'Ostern'
c. pasc corn. pask br. pask : lat. pascha; die nir. Form caisg
ist von der späteren Schulaussprache des Lateinischen beeinflußt
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 13
194 Lat. 0. [§121,5.122,1—3
(vgl. an. päskar u. s. w.). — Auf brit. Gebiet kommt eine alte
Dehnung des lat. a nicht vor; falls c. cawn ^Eohr' ^reeds, stalks'
aus lat. canna stammt, muß eine lateinische Aussprache *käna
vorausgesetzt werden.
5) Schwund eines a in einer Binnensilbe vor dem urbrit. Ak-
zent liegt vielleicht in acorn. ancar gl. anachoreta vor, vgl. § 141.
Im Irischen nach dem Akzent: crothla aus lat. crotalia §122,2.
§ 122. Lat. 0. 1) Ir. corn 'Trinkhorn' c. corn 'Hörn, Trompete'
acorn. corn gl. cornu, tol-corn gl. lituus abr. corn gl. scypho nbr.
körn 'Hörn (der Tiere; Musikinstrument), Tabakspfeife' : lat. cor-
nu; air. corp 'Körper' nir. corp c. corff corn. corf br. korf :
lat. corpus; air. domnach nir. domhnach 'Sonntag' : lat. do-
minica; mir. mod nir. modh 'Weise' c. modd : lat. modus;
mir. port nir. port 'Hafen, Ort' c. porth 'Hafen' br. porz : lat.
portus; air. scol 'Schule' nir. sgoil c. ysgol acorn. scol br.
skol : lat. schola; air. ola nir. ola 'Öl' ac. oleu nc. olew ds.
br. oleo, oleou 'les saintes huiles' : lat. oleum (daneben nbr. eol
'Öl' aus afrz. oile mit Metathese der Vokale); air. not gl. nota
nir. nod 'Zeichen' c, nod ncorn. noz br. nod : lat. nota (daneben
nir. nöta 'Note, Musiknote' aus dem Englischen); air. popul 'Volk'
nir. pobal c. pobl acorn. pobel br. pobl : lat. populus.
Anm. 1. Über lat. coägulura s. § 138, 3.
2) Infektion. Vor einem folgenden y.* c. sail fem. 'Grundlage',
Plur. seiliau acorn. sei gl. fundamentum : lat. solium 'Sitz' oder
lat. solea 'Sohle'; c. ysbail fem. 'spoil, prey', Plur. ysbeiliau :
lat. Plur. spolia (nir. speil 'Viehherde' muß, wenn hierhergehörig,
zwar aus dem Brit., nicht aber aus dem C. stammen; i ist nur
Timbrezeichen); air. mebuir 'memoria' nir. meabhair ds. c. my-
fyr 'muse, study' br. envor 'Erinnerung' : lat. memoria; ir. stoir
'historia' c. ystyr 'Sinn, Bedeutung' mbr. st er 'valeur, significa-
tion' : lat. historia; nir. oisre acorn. estr-en 'Auster' mbr. estr-en
nbr. histr-enn fem., Plur. histr : lat. ostreum. Vor einem ge-
bliebenem i, i u. s. w.: air. mulenn gl. pistrinum nir. muileann
c. melin acorn. melin ncorn. belin br. melin, milin : lat. mo-
lina; air. cucenn, cucann 'Küche' c. cegin acorn. keghin br.
kegin : lat. coquina; ir. crothla 'rattle' (O'Dav. 543) ac. cle-
teirou gl. crotulainim : lat. crotalia. Hebung im Irischen: air.
mulenn, cucenn oben; ir. moirtchenn, muirtchend 'plötz-
hcher Tod' : lat. morticinium.
3) Vor gewissen Konsonantengruppen entsteht teils im C, teils
§122,3—6] Lat. o. 195
im Br. n, vgl. S. 33. Air. son 'Laut' c. swn ds. corn. son 'Lärm,
Gerücht' br. soun, son 'Laut, Gesang' : lat. sonus (daneben c.
son 'Gerücht' und mit /-Umlaut sain 'Laut, Ton', Rückbildung
aus dem Yerbum seinio 'to sound, to resound'); c. pwn 'Last' :
lat. pondus; c. ysbwng 'Schwamm' (§ 138, 4); c. swllt 'Shilling'
acorn. sols gl. pecunia br. saout 'Vieh' : lat. solidus; air. mir.
colum 'Taube' nir. colum (unetymologische Schreibung colm,
zweisilbig zu sprechen, vgl. § 228) c. colom-en acorn. colom br.
koulm V. klom : lat. colum ba. In nicht-letzter Silbe muß aus
dem u im C 9 entstehen: c. llynges 'Flotte' neben ir. long c.
llong 'Schiff' : lat. longa (näuis); mc. fynhawn nc. fynnon
'Quelle' acorn. f unten mcorn. fenten, fynten br. feunteun :
lat. fontäna (das ö der ersten Silbe des Br. beruht auf Assimila-
tion an die zweite Silbe, vgl. § 234; unklar sind mir die corn.
Formen).
4) Ein a aus lat. o liegt vor in nc. carrai 'Kiemen', aber ac.
corruui br. korre-enn : lat. corrigia; ir. manach 'Mönch' c.
manach, mynach acorn. manach br. manac'h, monac'h : lat.
monachus; air. Gen. Plur. monistre 'coenobiorum' nir. maini-
stir fem. 'Kloster' : lat. monasterium; air. accuiss mc. achaws
'Ursache' : lat. occäsiö (hat sich volksetymologisch an das kelt.
Präverb ad- angeschlossen); c. ach üb § 123, 4. Ob mir. nir. mart
'Ochs, Kuh; geschlachtetes Tier' nsch. mart 'a cow, a cow to kill'
aus lat. mortuus 'tot' stammt, ist mir zweifelhaft.
5) Dehnung des lat. o findet sich im Ir. nur in ganz späten
Entlehnungen: mir. nir. rös 'Rose' (dagegen air. ros-tae 'zur Rose
gehörig', rostan 'rosetum' c. rhos-yn 'Rose' br. roz-enn); mir.
nir. cor 'Chor'. C. prawf 'Probe' ist eine Rückbildung aus dem
Verbum profi (§ 140); bei mc. tymmawr, tymhor nc. tymmor
'season, time' : lat. Plur. tempora kann es sich um Suffixver-
tauschung handeln.
Anm. 2. C. ufydd, ufudd 'humble, obedient' ir. oibid .1. umal O'Dav. :
lat. oboediens, das nach § 259 oder § 199 zu erklären wäre, ist auch
von dem ü- abgesehen in mehreren Beziehungen auffällig, C. buddai
*churn' scheint nicht aus lat. modius erklärt werden zu können (vgl.
Vendryes buidej. Ac. nc. punt corn. puns 'Pfund' ist mir ganz unklar
(nir. pünt, pünta wohl aus dem Engl.).
6) In einer (offenen) Binnensilbe vor dem urbrit Akzent
müßte 0 schwinden; in dem gelehrten Worte c. orgraff 'Ortho-
graphie' kann es sich jedoch nur um eine Analogiebildung nach
13*
196 Lat. u. [§ 123, 1—5
alten Mustern handeln. Reduktion nach der ir. Akzentsilbe: air.
analach 'Analogie' (gelehrtes Wort) : lat. analogia; air. parche
(gelehrtes Wort) nir. fairche ^a diocese, a parish' : lat. parochia.
§ 123. Lat. u. 1) Die normale Behandlung stimmt mit
idg. u (§ 27); jedoch kommt im Br. (und zum Teil im Ir.) öfters
0 vor, wo man nach § 27 eher u erwartet hätte. Air. er och
'Kreuz', crochaim 'kreuzige' c. crog fem. 'Kreuz' corn. crok
'hanging' br. kroug 'Galgen' : lat. crux, Akk. crucem; c. ffo
'Flucht' com. fo : lat. fuga; c. glwth, fem. gloth 'greedy, glut-
tonous' : lat. gluttö aus älterem glütö (br. glout 'gefräßig, gierig'
muß wegen des t aus dem Frz. stammen oder von dem Frz. be-
einflußt sein; nsch. glut 'a gulp, a glut', glutaire 'glutton' stammen
aus dem Engl.); c. hoch 'Wange' acorn. en noch gl. facies br.
boc'h 'Wange' : lat. bucca 'Mund' (hierher ir. boccöit 'Schild-
buckel' nsch. boc- 'to swell, inflame'). Über mir. cross nir. cros
'Kreuz' c. croes acorn. crois mcorn. crous mbr. croes, croas
nbr. kroaz : lat. Nom. crux s. § 136.
2) Im Hiatus: mir. buaile nir. buaile fem. 'a field where
cattle are kept for milking' : lat. bualium 'stabula boum'; c.
ystryw 'Schlauheit' : lat. instruö; c. distrywio 'zerstören' com.
destrewy (vgl. S. 61 f. über idg. uw); unklar ist dagegen c. cy-
strawen 'Syntax' : lat. construendum; rhewin 'E-uine' : lat
ruina. u wird vernachlässigt in c. chwefror 'Februarius'; c. io-
nawr 'Januarius'; ir. tredan 'dreitägiges Fasten' : lat. triduänus;
ir. achtäil 'praktisch' (gelehrtes Wort) : lat. actuälis. Auslauten-
des -US, -um nach einem silbischen Yokal: c. pydew : lat. puteus
§ 144; c. olew br. oleo : lat. oleum § 122, 1; c. iddew, iud-
dew 'Jude' corn. ethow, e^ow, yethow, Plur. et^ewon, yethe-
won, yuthewon br. iuzeo V. uzeo : lat. ludaeus.
3) Infektion. Vor folgendem j: c. cyn 'Keil' : lat. cuueus.
Nicht durch Infektion zu erklären sind die brit. Formen der Sippe
mir. umir nir. uimhir, nuimhir 'Nummer' ac. nimer nc. nifer
corn. nyuer, neuer br. niver : lat. numerus (mir unklar).
4) In nicht-letzter Silbe wird u im C. zu a; ir. colcaid 'Feder-
bett' ac. eile et gl. tapiseta, cilchetou gl. uela nc. cylched 'cm*-
taius, bed-coverings' abr. colcet gl. agipam nbr. golc'hed 'Feder-
bett' : lat. culcita 'Kissen'.
5) ü aus lat. u kommt in einigen meist unklaren Fällen im
Brit. vor: air. hu mal 'demütig' nir. umhal 'humble, obedient' c.
ufyll acorn. huuel br. uvel, vuel (vu statt uv vielleicht durch
§123,6. 124,1—3] Lat. e. 197
falsche Lesung der älteren Orthogruphie, die v und u promiscue
verwendete) : lat. humilis (Anlautsdehnung nach § 199?); c. ach üb
^ergreifen, sich bemächtigen; befreien' abr. acupet gl. occupat nbr.
eübi 'embarasser' (Greg, de Rostr.) : lat. occupäre; air. mir. nir.
dile 'Sündflut' c. diluw : lat. dlluuium; mir. cubachal 'Bett,
Zelle' c. cuddigl 'Zelle, Schlafzimmer' : lat. cubiculum (volks-
etymologischer Anschluß an c. cuddio 'verbergen'); ir. cubat nir.
cubhad 'Elle' c. cufydd : lat. cubitus.
6) Schwund des lat. xi in (offener) Binnensilbe vor dem urbrit.
Akzent: c. taflawd, taflod 'roof, loft' : lat. tabulätum 'Gebälk'
(falls das w nicht schon auf lateinischem Boden geschwunden war).
Reduktion nach der ir. Akzentsilbe : ir. dia sathairnn 'Sonnabend'
c. sadwrn ncorn. de zadarn br. sadorn : lat. Säturnus.
i; 124. Lat. e. 1) Ir. cell 'Kirche' nir. ceall, cill c. cell
'Zelle' br. kell 'Abteilung im Stalle' ; lat. cella; c. Caer-lleon
ON br. Kerleon 'Schloß in der Nähe von Brest', Leon 'le pays
de Leon' : lat. legiönes 'die Legionen'; air. mertrech 'Hure'
(gelehrtes Wort) nir. meirdreach (mit späterer Dehnung vor der
Konsonantengruppe); mir. secul nir. seagal 'Roggen' ncorn. sy-
gal br. segal : lat. secale (das Keltische setzt unbedingt ein
kurzes lat. e voraus; dagegen weist ital. segal a mit seinem ge-
schlossenen e auf ein lateinisches e).
2) Im Hiatus: c. creadur 'Geschöpf (gelehrt) acorn. croa-
dur ds. mcorn. creator (auf gelehrtem Wege dem lat. Original
genähert) br. kr ouadur 'Geschöpf, Kind' : lat. creätüra (zur Laut-
gestalt der acorn. und br. Wörter s. § 45, 2 S. 66 f.; vgl. c. creu
br. kroui 'schöpfen', krouer 'Schöpfer'; ir. cruthaigim 'schöpfe',
cruthaigtheöir 'Schöpfer' sind vielleicht volksetymologische Um-
gestaltungen der lateinischen Lehnwörter; war etwa creätor zu
ir. '^krepöi' und dies durch Anschluß an cruth 'Gestalt' [S. 43] zu
^kurepör geworden?); ir. leo 'Löwe' air. Gen. Plur. leon (mir.
auch leonian nir. leomhan c. llew acorn. leu : lat. leö (br. leon
ist gelehrt oder französisch beeinflußt); c. pydew, olew § 123, 2.
Daneben gibt es Fälle, in denen e vor der Endung -us zu j ge-
worden ist: mbr. estr-en § 122, 2; c. caws § 126, 1; c. Hin :
lat. linea § 130, 1. Unklar ist c. eli 'Salbe' abr. eli gl. redoleat
{i kann jedenfalls ein lat. e nicht vertreten).
3) Infektion. Vor folgendem j: c. teirthion (tairth) br.
tersienn V. terhiann 'Fieber' : lat. tertiana (tertius; vgl. mir.
teirt 'tertia hora'); c. cyfaint 'Kloster' : lat. conuentiö (br.
198 Lat. e. [§ 124, 4. 5
kouent stammt wohl aus dem Frz.); c. ceirioes, ceirios ^Kirschen'
br. kerez : setzt eine von klass. lat. cerasus abweichende Form
voraus, etwa *ceriasa (die Endung -oes, -os im C. ist unerklärt).
Vor erhaltenem iy l u. s. w.: air. eclis Gen. ecolso 'Kirche' nir.
eaglais c. eglwys acom. eglos br. iliz : lat. ecclesia (mit ein-
fachem h aufgenommen; der Vokal der zweiten Silbe ist im Br.
nach spät-lat. eclisia oder fr. eglise umgebildet); c. pedi 'to
crave indirectly' corn. pesy, pysy, pygy 'bitten' mbr. pidiff nbr.
pidi : lat. petö. Infektion im Irischen: nir. cill 'Kirche' (aus der
alten Akk.-Dat-Form).
4) Vor Nasal + Kons, wird lat. e nach § 28, 3 behandelt:
c. esgyn S. 192; ir. tennaim nir. teannaim 'spanne' 'I press,
urge, tighten, strain' c. tynnu 'ziehen' corn. tynn-, tenn- 'ziehen'
br. tenna : lat. tendö (Rückbildung aus dem Verbum ist ir. tend
nir. teann c. tyn 'stramm' corn. tyn, ten br. tenn; unerlaubt ist
die Verbindung mit an. stinnr IF VI 318, vgl. aengl. stij)); c.
synwyr 'sense, wit', synhwyrol 'of good sense', synio 'fühlen,
denken' br. senti 'gehorchen' : lat. sentire. — Ir. cinteir gl.
calcar c. cethr 'Nagel' corn. kenter ds. br. kentr 'Sporn' : lat.
centrum. — C. tymmest, tymmestl 'Sturm' : lat. tempestas;
c. tymp 'the time of child-birth' : lat. tempus; mc. tymmawr,
tymhor § 122, 5 : lat. tempora; c. tymmeru, tymheru 'to
temper' corn. tempre (in der Schreibung gelehrt oder englisch
beeinflußt) abr. temperam gl. condio : lat. temperö. Jung sind
Formen wie c. teml 'Tempel'. — Hierher mag noch gehören: c.
tyn er 'zart' br. teuer : lat. tener (c. y aus einer Grundform mit
-nr- zu erklären?).
Unerklärt: c. rayfyr § 122, 2; air. teist 'Zeugnis' c. tyst
acorn. tist gl. testis mcorn. test abr. Plur. testou gl. stipulationes
nbr. test 'Zeuge' : lat. testis.
5) Da ein Übergang wi > u bekannt ist (§ 29, 3), ein Über-
gang we y u aber nicht belegt ist, so möchte ich c. cwsg 'Schlaf,
cysgu 'schlafen' corn. cuske br. kousket ds., kousk 'Schlaf :
lat. quiescö > *quescö an c. tyst anreihen; etwas anders ge-
artet ist aber ir. f es cor 'Abend' c. gosper ds. br. gousp er 'Vor-
abend' : lat. uesper (erneuerte Lautgestalt hat corn. gwespar
'Abend', vgl. ir. espartain 'Abenddämmerung' aus lat. uespertina
höra). Wirkung eines ku im Irischen: ir. cruimther 'Priester'
Ogam Gen. QRIMITIRROS (Rhys, Lectures^ 349 f.; Macahster
II 18 liest QRIMITIR) : aus lat. presbyter, das auf lat. Boden
§ 124, 6. 7J Lat. e, 199
zu prebiter geworden ist; Corm. gibt eine ac. Form preinter an
(ein anderes Wort ist acorn. prounder : aus dem Frz. aus lat.
praeben darin s).
6) Bisweilen tritt für lat. e ein a auf, das auf lat oder roma-
nischem Boden entstanden sein wird: mir. marcad nir. margadh
^Jahrmarkt' c. marchnad corn. marghas br. marc'had : lat.
mercätus (späte Entlehnung; zum a vgl. frz. marche ahd. mar-
kät an. marka{)r, markna|)r u. s. w); c. arbawr 'Küchen garten'
corn. Plur. erberow : lat. herbärium (wegen des erhaltenen h ein
ganz junges Lehnwort, vgl. frz. dial. harbe = herbe; die Endung
des c. Wortes folgt der alten Tradition); c. sarff 'Schlange' com.
sarf abr. Bot-sarphin ON : lat. serpens; c. carchar : lat. car-
cer § 121, 1; ir. kalaind 'kalendae', Gen. Plur. kalde c. calan
'der erste Tag jedes Monats' (vor dem Monatsnamen pro Wi tisch und
reduziert: clammai = calanmai 'der erste Mai') ncorn. kalan
(deu halan guäv 'all Saints day, the Calends of Winter') mbr.
qualan mae 'der erste Mai' nbr. proklitisch reduziert kala, kal
(kal goanv 'der erste November'), kalanna 'Neujahrsgeschenk' :
lat. calendae; c.ysblan 'glänzend' corn.splan, Kompar. splanna
ncorn. spladn 'clarus' br. s plann 'hell' (vom Wetter) : lat. splen-
dens oder eher aus splendidus > *splendus, vgl. mc. cann
nc. can 'heü, weiß' acorn. can br. kann aus lat. candidus >
*candus, von welchem Worte ysblan im Vokal beeinflußt sein
mag (c. ysblennydd 'Glanz, glänzend' ist eine c. Ableitung von
ysblan). In c. tafarn 'Schenke' : lat. taberna kann Suffixver-
tauschung vorliegen.
7) Dehnung findet sich nur in späten gelehrten Lehnwörtern
im Ir.: nir. fiabhras 'Fieber' S. 191. Ir. stiall 'Streifen, Stück'
gehört kaum zu c. astell 'Schindel' aus lat. a Stella 'Span', das
vielmehr durch nir. astal 'a lath, a chip, a splinter' vertreten ist.
Nir. sleachtaim 'ich beuge das Knie' §137 zeugt von der späteren
Schulaussprache des Lat. C. magwyr 'Mauer' abr. macoer (als
ON) nbr. moger (§ 222) : lat. mäceria (über irische Entsprech-
ungen vgl. Vendryes macre; die Kelten müssen das lat. Wort in
der Form * mäceria übernommen haben, obgleich ein kurzes e
anderweitig belegt ist; wie die Differenz zu erklären ist, bleibt un-
klar; war etwa * mäceria die ältere Form, mäceria aber von
mäteria 'Bauholz', calcem mäceräre 'den Kalk löschen' beein-
flußt? Die Erklärung von Meyer-Lübke, ZfcPh. I 474 ist nicht
durchführbar).
200 Lat. e. Lat. i. [§ 124, 8. 125, 1
8) Schwund des e in offener Binnensilbe vor dem urbrit. Ak-
zent: c. melldith : lat. maledictiö S. 192; c. bendith : lat.
benedictiö § 139; c. elfen 'Element (Feuer, Luft u. s. w.)' br.
elvenn, elvenn-dan 'Funke' : lat. elementum (zweifelhafte
Gleichung); ir. anteirt c. anter th 'the forenoon' : lat. ante ter-
tiam (br. enderv 'Spätnachmittag' legt die Vermutung nahe, daß
sich mit dem lat. Lehnwort ein echt keltisches Wort gemischt hat,
vgl. etwa aengl. undern-tid 'morning-time' an. undurn 'Vor-
mittag (neun Uhr)' ahd. untarn 'Mittag' got. undaurns). Re-
duktion nach dem irischen Akzent: air. talland 'Talent' : lat.
talentum.
§ 125. Lat. ^. 1) Normal ist die in § 29, 1 beschriebene
Vertretung: ir. cengal nir. ceangal 'das Binden, Verbindung,
Gürtel' c. cengl fem. : lat. cingulum; mir. cepp 'Block' nir. ceap
'a block; a shoemaker's last; a piece of ground; the stock or nave
of a wheel' (davon ceapaim 'I stop, catch, seize, control; I think,
invent, resolve' u. s. w.) c. cyff 'stock, stem, stump, bloc' mbr.
queff nbr. kef 'tronc d'arbre, tronc d'eglise' : lat. cippus; c.
dysgu 'lernen' corn. desky 'lehren' mbr. disquiff, desquiff nbr.
diski, deski : lat. discö; c. cest 'Korb mit enger Öffnung' abr.
cest gl. fiscina br. kest 'Korb, Bienenkorb' : lat. cista (nir. eiste
'a ehest' kann mit der alten Entlehnung zu verbinden sein; mc.
kist nc. eist ds. ist eine durch gelehrten Einfluß erneuerte Form ;
setzt möglicherweise eine mittelalterliche lat. Schulaussprache mit i
voraus); ir. firt, fert 'Mirakel' nir. feart c. gwyrth : lat. uirtüs
(corn. marth br. marz sind spätere Entlehnungen und setzen die
Aussprache vert- statt des alten wirt- voraus; zum a vgl. § 124, 6;
br. berzud, burzud ist mit der afrz. Form kontaminiert); mir.
init nir. inid 'Fastnachtsdienstag' c. ynyd ncorn. enez ds. br.
enet 'Karneval' : lat. initium; air. intliucht gl. sensus (volks-
etymologisch auch intsliucht geschrieben, vgl. Zimmer, KZ XXX
95) nir. intleacht : lat. intellectus; air. piss nir. pis 'Erbse'
(zur Mouillierung des s vgl. seib S. 192 f.; nir. pis 'cunnus' wird
ein anderes Wort sein) c. Plur. pys ncorn. yez br. pez (und piz;
gelehrt beeinflußt?) : lat. pisum; c. pysg 'Fisch' corn. pysk br.
pesk : lat. piscis; nir. litir 'Buchstabe, Brief c. llythyr : lat.
littera (gelehrt beeinflußt sind acorn. litheren gl. littera br. li-
zer); c. gwyg 'Wicke' br. gweg, gwek : lat. uicia.
Bei gelehrten Lehnwörtern finden sich im Ir. Abweicliungon
von der regelmäßigen Verteilung von e und i; dabei scheint die
§ 125, 2. 3J Lat. i. 201
Aussprache des Lateinischen gewechselt zu hahen; in der älteren
Zeit hat man das lat. kurze i offen gesprochen (air, lecet 'erlaubt :
lat. licitus; lechdach 'Liquida'; descipul 'discipulus'; trebun-
suide gl. tribunal), später nicht (air. titul 'titulus' u. s. w.). C.
menestr 'Mundschenk' stammt aus afrz. menestre (vgl. Vendry-es
menstir). C. carrai : lat. corrigia (§ 122, 4) weist auf eine
Endung -e(/ja, die mir unklar ist. Mbr. teuzl nbr. teul 'titre'
'Dokument, Beweisstück' ist mir gänzlich unklar.
2) Im Hiatus: air. diabul 'Teufel' nir. diabhal c. diafol,
diafl, diawl acorn. diavol mcorn. dyaul br. diaoul : lat. dia-
bolus (sämtliche Formen sind gelehrt beeinflußt); air. ban-dechuin
'diaconissae' mir. deochain 'Diakon' c. diagon, diacon acorn.
diagon br. diagon : lat. diäconus (die brit. Formen sind gelehrt).
Nach den lat. mit dia- anlautenden Wörtern ist air. diabul 'dop-
pelt' (lat. duplus) wohl umgestaltet. Mc. diwarnawt nc. diwr-
nod 'Tag' : lat. *diurnätum, vgl. frz. journee. Lat. pariet-em
war auf lat. Boden zu paret-em geworden : c. parwyd 'Scheide-
wand' (jünger pared) acorn. poruit gl. paries. Die lat. Endung
-ius, -ia, -ium (von den Kelten mit j übernommen) wird im Irischen
in der ältesten Zeit durch e wiedergegeben, fehlt aber in den jün-
geren "Wörtern wie im Brit: ir. Cothraige 'der heilige Patrick',
jünger Patraicc nir. Padraic : lat. Patricius; nir. Muire 'die
heilige Jungfrau'; ir. sesra 'sextarius' § 136, 1; ir. crothla 'cro-
talia' §122, 2; buaile : lat. bualium § 123, 2; — air. proind :
lat. prandium S. 191 u. s. w.
Anm. 1. In Entlehnungen aus dem Englischen und Skandinavischen
wird die Endung -e, -a häufig angehängt um die Flexion zu simplifizieren:
mir. garda 'Garten' S. 110; nir. grada 'Grad', sompla 'Beispiel',
searhhfhoghanta 'Diener' S. 193; nir. hata 'Hut'. Der Ausgangspunkt
war der Wechsel zwischen o- und yo-Stamm auf echt irischem Boden (air.
cenel und cenele 'Geschlecht' u. s. w.).
3) Infektion vor erhaltenem i kann im Br. vorkommen: diski
'lernen', Part, desket. Br. ei nach § 29, 2 in c. ffydd 'Glaube'
corn. fyth, feth br. feiz : lat. fides. Ein nach § 259 zu er-
klärendes ü erscheint im C. in c. pubyr 'Pfeffer' br. pebr : lat.
piper (nir. piobar muß ein spätes Wort sein); c. ffurfafen 'Fir-
mament' : lat. firm amen tum (acorn. firmament und dazu im
Rande fyrvav, das wohl eine c. Glosse ist); hierher auch ir. iffern
nir. ifreann c. uffern : lat. infernum (die eher zu erwai'tende
lat. Aussprache if- liegt dem corn. yfarn, yffarn br. ifern zu
Grunde).
202 Lat. i. Lat. ä. [§ 125, 4. 5. 126, 1
Anm. 2. Lat. y ist in den gelehrten Lehnwörtern häufig vertreten
und wird durch ir. i (e) c. y wiedergegeben: mir. cripta 'crypta', immon
'hymnus', rithim 'rhythmus', mirr 'rayrrha' nir. miorr c. myr, air.
rairt-chaill 'myrtetum', air. senud 'synodus', air. sillab 'Silbe' (b
jedenfalls = g; nir. siollab hat b durch modernen gelehrten oder engli-
schen Einfluß; c. sillaf, sill). Ebenso ir. martir c. merthyr S. 192.
Dagegen wird lat. y in einem alten Lehnwort als u behandelt: ir. epscop
fina (Corra.) 'ein Glas Wein' {-p- durch Volksetymologie) acorn. escop gl.
lefiste (lepista) : lat. scyphus; vgl. V. groh 'Grotte' : lat. crypta.
4) Dehnung des lat. i kommt nicht vor; c. i m sillaf 'Silbe',
ffenigl 'Fenchel', cuddigl 'Schlafzimmer', perigl 'Gefahr' ist ein
Zeichen junger Entlehnung. In c. affwys 'Abgrund' (br. erv^oas
Rc. XX 205) nir. aibheis (air. abis) : lat. abyssus wird Suffix-
vertauschung vorliegen (Einfluß der lat. Endung -ensis).
5) Schwund in einer offenen Binnensilbe vor dem urbrit. Ak-
zent: mc. ciwdawt nc. ciwdod 'Stamm, Nation' mbr. queudet
'Stadt' : lat. Akk. cluitätem; mc. ceudawt nc. ceudod 'Höhlung'
mcorn. Plur. cousesow 'intestina' (ZE 843) mbr. coudet 'esprit,
coeur' y. keudet 'concavite' : lat. cauitätem; air. epscop
'Bischof mir. escop nir. easbög (mit Metathese und Anschluß an
das Suffix -ög) c. esgob acorn. escop mcorn. epscop br. eskop :
lat. episcopus u. s. w. Reduktion nach der ir. Akzentsilbe: nir.
maldacht 'Fluch', bendaoht 'Segen'.
Die lat. langen silbischen Vokale.
§ 126. Lat. ä. 1) G. aw : o, acorn. und abr. o, mcorn.
und mbr., nbr. ö (vgl. §32,1); die ältesten ir. Lehnwörter zeigen ä,
eine jüngere Schicht hat ö (aus brit. ö), die jüngste Schicht hat
wiederum ä (gelehrte Wiedergabe des lat. ä^ vielleicht aber auch
Wiedergabe des c. aw). Ir. cäise 'Käse' c. caws acorn. cos (das
daneben stehende caus ist wohl cymr., s. S. 17) ncorn. kez abr.
cos-mid gl. serum (= c. caws maidd 'whey-curds') mbr. queus-
uez 'megue' : lat. cäseus; nir. marta 'März' c. mawrth ncorn.
merh br. meurs : lat. Martins; nir. (dia) mäirt 'Dienstag' c.
(dydd) mawrth ncorn. (de) merh br. (di)meurs : lat. dies Mar-
ti s; — ir. pöc 'Kuß' nir. pög : lat. päx 'Friede', Akk. päcem
(die kelt. Bedeutung beruht auf der Verwendung des lat. Wortes
in Grußformeln; rätselhaft ist c. poc, impog acorn. poccuil, im-
pog br. pok, vgl. S. 24); oft in Ableitungssilben (wo die Erhaltung
der Länge im Ir. nach dem Akzent ein Zeichen des jungen Alters
ist): air. trindöit 'Dreieinigkeit' mc. trindawt nc. trindod corn.
§ 126, 1—3] Lat. ä. • 203
trynsys mbr. trindet nbr. treinded : lat, Akk. trinitätem; ir.
oröit 'Gebet' mc. oraut nc. arawd 'Rede' 'a speech or oration'
mbr. euret nbr. eureud 'Hochzeit' : lat. oratio; ir. alt öir 'Altar'
mc. allawr nc. allor acorn. altor mcom. alter br. aoter : lat.
Plur. altäria; — c. pawl 'Pfahl' br. peul : lat. pälus; c. ffawd
fem. 'Glück' acorn. fodic gl. felix : lat. Plur. fäta.
Ob ein ir. ä alt oder jung ist, kann oft zweifelhaft sein. Es
kann alt sein in mir. srat nir. sräid 'Straße' : lat. sträta uia;
mir. plag 'Plage' nir. pläigh : lat. pläga (c. pla corn. pla sind
mir unklar; mbr. plaouhyet 'tres malade' setzt ein *plaou voraus,
das nach § 59, 6 S. 100 erklärbar ist; sollte die c. und corn. Form
durch Subtraktion einer vermeintlichen Plm^alendung entstanden
sein? [vgl. § 42 Anm. 3 S. 63; dann erwartet man aber -o, nicht
-a]). Jung muß das irische ä sein, wo es in unbetonter Silbe er-
halten ist: nir. öräid 'Gebet', oibliogäid 'Verpflichtung' Arran
ejh'l'dgäd' ; air. sanctäir gl. sacrarium u. s. w.
Anm. 1. Das brit. ö ist durch ir. kurzes o wiedergegeben in air. trost
gl. trabs nir. trost 'Stab' c. trawst 'transom, rafter', trösten 'long
slender pole' acorn. troster gl. trabs mcorn. Plur. tresters 'beams' br.
treust 'Balken' : lat. transtrum (an lateinisch als ä gesprochen; das
zweite r im Kelt. teilweise durch Dissimilation geschwunden); vgl. ir.
notlaic S. 204.
Mir unklar ist mc. cythreul nc. cythraul 'Teufel' : lat. contra-
rius (vgl. mc. cythrawl 'widrig' § 143); an c. traul, Plur. treulion
'expense' angelehnt?
2) Lat. ä im Hiatus: air. äer, Gen. aieir. Dat. i-ssin-aiar
'Luft' nir. aer Arran er Donegal er (auch aor, aedhar, aodhar
geschrieben; nsch. adhar) c. awyr (teils mit uy, teils mit ivy ge-
sprochen; die Aussprache mit uy ist nach Silvan Evans die ältere)
corn. ayr br. ear, er (aus dem Frz.? auch die corn. Form kann
jung sein); mir. laech 'Laie, Held', Fem. läichess nir. laoch
ac. leeces gl. maritae nc. lleyg 'Laie' acorn. leic mcorn. lek ds.
br. lik 'laique, impudique' : lat. läicus.
3) In Binnensilben unmittelbar vor dem lateinischen Akzent
wird lat. ä regelmäßig wie a behandelt: c. creadur acorn. croa-
dur br. krouadur : lat. creätüra § 124, 2 (dagegen c. creawdr
'Schöpfer' mbr. croueer nbr. krouer : lat. Nom. creätor); c.
pechadur 'Sünder' corn. pehadur : aus lat. Akk. peccatörem
(aber mbr. pechezr nbr. pec'her : aus lat. Nom. peccätor); c.
garawys : lat. quadrägesima § 121, 3; c. ffurfafen : lat. fir-
mämentum § 125, 3. Auch in Anfangssilben vor dem lat. Ak-
204 ' Lat. ä. [§ 126, 3
zent findet sich dieselbe Erscheinung: c. magwyr 'Mauer' §124,7;
mir. maten nir. maidin 'Morgen' : lat. mä(tti)tina (die zweite
Silbe war durch Dissimilation geschwunden; acorn. metin mcorn.
myttyn br. mintin V. mitin stimmen im Vokal zum irischen
Worte; über das t vgl. § 143, 2); c. sadwrn : lat. Säturnus
§ 123, 6; air. pupall gl. tentorium (mit unklarer Infektion) nir.
puball c. pebyll (und neugebildet pabell, indem man pebyll
als eine Singularform auffaßte) : lat. päpiliö; ir. faigin 'Scheide'
c. gwain, Plur. gweiniau acorn. guein mcorn. goyn, leniert won
br. gouhin, gouin (gou- statt gwa- nach der Analogie der mit
dem Präverb gwa-, gou- zusammengesetzten Wörter, s. § 26, 4):
lat. uäglna. Jedoch findet sich ein großes Schw^anken: ir. sra-
thar 'Packsattel' nir. srathar, aber ac. strotur nc. ystrodur :
lat. strätüra; c. ionawr 'Januar' : lat. iänuärius (ir. enair nir.
eanair setzt wohl lat. *ien(u)ärius voraus; diese Form haben die
Kelten vielleicht überhaupt ursprünglich übernommen, und die Ab-
weichungen beruhen auf späterer Eestitution: nir. geanair, gion-
bhair ncorn. genvar br. genver, genveur). Mir. notlaic nir.
nodlaig 'Weihnachten' c. nodolyg, nadolyg ncorn. nadelik
br. nedelek abr. Notolic MN : lat. nätälicia ist in derVokali-
sation von nätälis beeinflußt (die Kürzung der ersten Silbe ist in
nätälis, die Kürzung der zweiten Silbe in nätälicia regelmäßig).
— Für die Ansicht, diese Kürzungen seien auf keltischem Boden
eingetreten, finde ich keinen Raum. Das a steht unter denselben
Bedingungen, unter denen im ererbten Wortschatz unzählige Male
c. 0 u. s. w. auftritt. Als Belege für eine derartige Kürzung auf
keltischem Boden führt man an: c. parat oi (neben parotoi) 'be-
reiten' neben mc. parawt nc. parod 'bereit' (aus lat. parätus)
und ceiliagwydd 'Gänserich' von mc. ceiliawg nc. ceiliog
'Hahn' und gwydd 'Gans'. In ceiliagwydd erkläre ich jedoch
lieber das schon mc. belegte a aus aw durch Dissimilation gegen
das folgende w; und in paratoi sehe ich eine Assimilation an den
Vokal der ersten Silbe. Das a aus ä in den lat. Lehnwörtern vor
dem lat. Akzent wird daher lateinisch sein. Daß dies a nicht im
Kelt. nach § 121, 5 geschwunden ist, darf keine Bedenken erregen;
es kann eventuell halblang gewesen sein.
Anm. 2. Ein kurzes a unter anderen Bedingungen als oben angegeben
ist Zeichen später, eventuell romanischer Herkunft: br. ran 'Frosch' : lat.
räna; c. pal 'Spaten' com. pal br. pal : lat. päla; c. llafn 'blade,
flake' br. lavn-enn 'lame' : lat. lära(i)na (air. lann 'bravium' nir. lann
§126,4. 127,1] Lat. ä. Lat. ö. 205
'Klinge'); — mc. cennyat, cenyat, cennat, canyat nc. caniad 'T^r-
laubnis' mcorn. cummyas ds. ncorn. kibmiaz 'Abschied' br. kimiad
'adieu, congo' : lat. corameätus (vgl. Thurneysen IF XIV 131 f.); br. grad
'consentement, gre' (dazu nie. Grat-laun MN); acorn. auain gl. iraago :
lat. imägin-em.
4) Reduktion nach dem Akzent im Irischen: air. peccad
'Sünde' nir. peacadh mc. pechawt nc. pechod corn. pehas br.
pec'hed : lat. peccätum; air. notire ^Schreiber' : lat. notärius;
air. accuiss : lat. occäsiö § 122, 4; ir. ortha 'Gebet', Gen. or-
than, nir. ortha, artha : lat. oratio; ir. sesra 'sextarius'
§ 136, 1.
§ 127. Lat. ö. 1) Die normale Vertretung ist brit. ü, ir.
ö (> ua). Das lat. ö ist also mit dem im Brit. aus den idg. w-
Diphthongen zunächst entstandenen ö (§ 37, 1) zusammengefallen.
Mir. scuap nir. sguab 'Besen' c. ysgub ds. ncorn. skibia 'uer-
rere' br. skuba ds. : lat. scöpa (dazu noch c. ysgub eil 'whisk,
besom, broom' acorn. scubilen gl. flagrum, flagellum br. skube-
lenn 'Ofenwischer' : lat. *scöpella); c. sul 'Sonntag' com. sul
br. sul ds. : lat. (dies) sölis (ir. söl .i. grian 'Sonne' ist nicht zu
verwerten; es kann skandinavisch sein); c. ffurf 'Form' acorn.
furf mbr. furm (mit gelehrter Restitution des m) : lat. forma; c.
urdd fem. 'Orden' br. urz, urs fem. : lat. ördö (air. ord, Gen.
uird ist gelehrtes Lehnwort und hat kurzes o; nir. mit lautgesetz-
licher Dehnung örd); ac. cusil mc. cussyl nc. cyssyl (an das
einheimische Präverb cy- angeschlossen) 'Rat' acorn. cusul mcorn.
cusyl, cusil br. kuzul : lat. consilium (-ons- = ös; im Ir. sind
coisil, cuisil belegt; der kurze Vokal beruht wohl auf Anschluß
an das einheimische Präverb co-); air. nir. cuairt 'Umkreis' : lat.
cohort-em > cört-em (oder ist ir. cuairt einheimisch, aus dem
Präverb *"A;W- und der W. *wert-?); air. gluas 'Glosse' (gelehrtes
Wort) : lat. glössa.
Auch die jüngeren Phasen der brit. Lautentwickelung spiegeln
sich im Irischen wieder; ü in mir. lurech nir. lüireach c. llurig
'Panzer' : lat. lörica und möghcherweise in air. cuirt Sg. 57a 6
nir. cüirt 'court' : lat. cohort-em (falls die air. Form mit ü zu
lesen ist; trennt man die nir. Form von der altirischen Form, kann
sie aus dem Englischen erklärt werden); ü in ir. milis 'süß' c.
melus, von c. mel 'Honig' mit der produktiven Ableitungssilbe
-US lat. -ösus gebildet.
Anm. 1. Ir. ö kann ein verschiedenes Alter haben. Die produktive
Endung der nomina agentis -doir (nir. fighea-döir 'Weber' u. s. w.;
206 Lat. ö. [§ 127, 1—4
vgl. c. pechadur u. s. w. § 126, 3) muß verhältnismäßig jung sein, wie
die Erhaltung der Länge in nachtoniger Silbe beweist; sie scheint aber
doch aus dem Brit. zu stammen; gelehrte Entlehnung ist nicht gut denk-
bar. Daß ö in diesen Wörtern nicht zu ua weiterschritt, kann aus der
Unbetontheit erklärt werden, könnte aber auch chronologisch zu deuten
sein. In der Akzentsilbe ist nicht diphthongiertes ö immer ein Zeichen
später Entlehnung; die betreffenden Wörter sind wohl meist gelehrt: nir.
posaim 'heirate' : lat. sponsus.
Neben dem oben aus dem Brit. gedeuteten ir. ü gibt es auch in ganz
jungen Wörtern ein aus dem Englischen zu deutendes w: nir. dochtüir
'a doctor', ciipla 'a couple'.
In jüngerer Zeit, als das in § 37, 1 beschriebene brit. ö sich
schon wesenthch in der Richtung gegen die heutige Aussprache
(w) verschoben hatte, und das alte ä (§ 32, 1) schon zu ö geworden
war, ist das lat. ö mit diesem jüngeren brit. ö wiedergegeben worden;
auch wird bisweilen eine ältere Entlehnung mit Hülfe dieses jüngeren
ö der lateinischen Form näher gebracht worden sein: nir. nöin
'noon', träth-nöna ^Abend' c. nawn 'noon', pryd-nawn ^after-
noon' : lat. nöna; ir. uar, uair 'Stunde' (nach der älteren Formel
behandelt) c. awr abr. ann-aor (S. 49) mbr. eur nbr. heur : lat.
höra (corn. ur, ncorn. an ur-ma 'nunc' haben ü; woher?); c.
addoli 'anbeten' br. azeuli : lat. adöräre. C. doethawr 'Doc-
tor' schließt sich an doeth 'weise' an und hat Suffixvertauschung.
2) Im Hiatus: c. leuan abr. louuan MN : lat. löhannes
(gleichzeitig mit der Entwickelung eines w im Hiatus wird das ö
zu 0 geworden sein).
3) Die lat. Endungen der w-Stämme sind nach einheimischen
Mustern umgebildet worden: c. lleidr, Plur. lladron § 121, 2.
So schon im GalL: Frontu MN aus lat. Frontö.
4) Kürzung nach der § 126, 3 gesehenen Regel läßt sich nur
spärlich belegen (in den Binnensilben, die der Hauptsitz dieser
Kürzung waren, kommt lat. -ö- viel seltener vor als ä). Ir. oröit
mc. oraut § 126, 1, ir. ortha § 126, 4, aber br. eureud; mc.
eigyawn nc. eigion 'Ozean' mir. aicen nir. aigean : lat. öcea-
nus (aber nur aus *öceänus erklärbar; Vermischung mit ein-
heimischen Wörtern hat wohl stattgefunden, vgl. c. aig 'the sea,
the deep'); mir. airicul 'Gemach', airiuclän 'kleines Haus' : lat.
öräculum 'aedes sacra in qua oratur' (vgl. air. oirclech gl. fla-
men). Beispiele für gebliebene Länge sind oben angeführt (c.
llurig, ysgubell, mc. cussyl).
Anm. 2. Air. focul nir. focal 'Wort' ist ein gelehrtes Wort, das
eher auf lat. uocäbulum als auf lat. uöcula beruht. Unklar ist mir.
§127,5. 128,1-3J Lat. ö. Lat. ü. 207
or 'Ufer, Kand' c. or *Kand' ncorn. urrian abr. orion ^\. oram mir,
euryen 'Ufer, Kand' nbr. or 'Kand'. Ir. ind-or-sa 'jetzt' (Wb.), indosa,
indassa (Ml.), nir. anois gehören doch wohl zu uar, uair 'Stunde',
zeigen aber keine Spur einer Länge und sind auch sonst unklar.
5) Reduktion nach dem Akzent im Irischen: ir. adraim 'ich
bete an' : lat. adorö; mir. corann 'Kranz, Tonsur' c. corun
'Tonsur' (aber mc. nc. coron 'Krone', gelehrt) acorn. curun 'Krone'
mcorn. curyn ds. br. kurun-enn 'Kranz, Tonsur' (mit rückschrei-
tender Vokalassimilation) : lat. coro na (ir. coröin 'Krone' ist eine
jüngere gelehrte Form).
§ 128. Lat. ü. 1) In ganz seltenen Fällen früh genug auf-
genommen um das Schicksal des idg. ü (§ 33) zu teilen: c. cib
'Gefäß, Tasse' br. kib 'Schale, Topf : lat. cüpa (dazu ac. tal-cip
gl. cratere air. talchube, tailchube gl. crater, ind telchubi gl.
cadi; ac. gui(n)cip gl. torcularis; br. dir 'Stahl' (aber c. dur ds.;
ir. dür 'hart') : lat. dürus. Br. kriz 'cru, cruel' ist wohl nicht
das entlehnte lat. crüdus, sondern damit und mit ir. cruaid 'hart'
urverwandt. C. misgl-en 'Muschel' ist als sehr alte Entlehnung
aus lat. müsc(u)lus erklärbar; das Verhältnis zu mesglyn 'shell',
Flur, masgl acorn. mesclen 'Muschel' br. mesklenn ds., Flur,
meskl ist jedoch nicht aufgeklärt.
2) Die regelmäßige Vertretung ist brit. ü ir. ü. Derjenige
keltische Laut, mit dem das lat. ü bei den Britanniern identifiziert
wurde, war vermutlich das aus idg. oi zunächst entstandene ü (y ü
§ 39). Air. mir. nir. mür 'Mauer' c. mur br. mur : lat. mürus;
ir. für 'Räuber, Held' (O'Dav.) c. ffur 'schlau, geschickt' acorn.
für gl. prudens br. für 'weise' : lat. für 'Dieb'; nsch. müth- 'to
change' c. mudo 'umziehen, auswandern' : lat. mütäre; ir. pur
.i. glan 'rein' c. pur corn. pur br. pur (peur- 'ganz' § 187) : lat.
pürus; mir. clüm nir. clümh 'Federn' c. plu ds. acorn. pluuen
gl. penna mbr. pluff 'Federn' nbr. plun, plu : lat. plüma.
Anm. Als ir. ua kann lat. ü nur durch Volksetymologie auftreten.
Ir. dia luain 'Montag' ist an einheimische Wörter angeschlossen oder
vielleicht ein einheimisches Wort, das an die Stelle des ähnlich klingenden
lat. Lehnwortes getreten ist (c. 11 un ncorn. hn br. lun : lat, lüna). Mir.
buaball 'Büffel' : lat. bübalus und nir. buaf *Kröte' : lat. büfö sind
an ir. bo 'Kuh', buachaill 'Hirt', buaile (§ 123, 2) angeschlossen.
3) Verkürzung nach der § 126, 3 und § 127, 4 angedeuteten
Regel läßt sich mit Hülfe der Lehnwörter im Keltischen nicht be-
legen. Ir. uinniün 'Zwiebel' c. wynwynyn stammen aus dem
Engl. (br. ou/ioun aus dem Frz.).
208 Lat. ü. Lat. e. [§ 128, 4. 129, 1
4) Keduktion nach dem Akzent im Irischen: ir. srathar :
lat. strätüra § 126, 3; mir. comman 'Communion', cummann
'Gemeinschaft' (daneben mir. commäin nir. comaoin 'Communion'
durch volksetymologischen Anschluß an mir. com-mäin 'mutual
favour' nir. comaoin 'Belohnung') c. cymmun 'Communion'. Jung
(englisch) sind Wörter wie nir. nadüir 'Natur', fortüin 'fortune'
u. s. w.
§ 129. Lat. e. 1) Mit dem aus idg. ei entstandenen kelti-
schen e zusammengefallen: ir. beist, blast nir. peist, piast 'a
beast, a reptile' c. bwyst 'wild' abr. boestol gl. beluina : lat.
bestia (zum e vgl. Marx, Hülf sbüchlein ; die undurchführbare An-
sicht von Meyer- Lübke, ZfcPh. I 475 ist daher überflüssig; corn.
best 'Tier' ist jung und gelehrt); ir. ceir 'Wachs' c. cwyr acorn.
coir ncorn. kor br. koar : lat. cera; c. plwyf, plwy 'community,
parish' acorn. hebrenchiat plui gl. presbyter ("der Führende eines
Kirchspiels") mcorn. plu 'parish' abr. pluiu, ploi in Ortsnamen
(proklitisch) nbr. ploue 'Dorf' : lat. plebs; ir. cleir nir. cleir,
cliar 'Klerus', ir. cleirech 'Kleriker' nir. cleireach acorn. cloi-
reg br. kloarek : lat. clerus, clericus (c. cleiriach und
clairch 'ein abgelebter alter Mann' mag ursprünglich 'Kleriker'
bedeutet haben, in welchem Sinne später eine restituierte Form
cleirig eingetreten ist; cleiriach und clairch < *cleirch [vgl.
ysbin-glairch 'Bräutigam'] sind vielleicht zwei verschiedene Wieder-
gaben des entlehnten ir. cleirech; die idg. Etymologie von c.
cleiriach bei Zupitza KZ XXXV 267 scheitert an den Laut-
gesetzen); c. pystylwyn 'Schwanzriemen' (ac. postoloin gl. an-
tella) : lat. postilena; c. cwynos 'Abendessen' (aus *cwyn nos
"cena noctis" (vgl. ciniaw 'Mittagessen') corn. coyn ncorn. kön
br. koan : lat. cena; ir. fial 'Schleier' acorn. guil gl. uelum
mcorn. goyl 'Segel' br. goel 'Segel^ Schleier' ; lat. uelum; air.
sciäm gl. Schema nir. sgiamh, sgeimh 'Schönheit' : lat. scheraa;
mir. nir. srian 'Zaum' ac. fruinn nc. ffrwyn : lat frenum; c.
ffwyn 'hay newly cut' br. foenn : lat. fenum; c. ystwyll 'Tag
der heiligen drei Könige' : lat. Stella (ir. gelehrt stell; br. über-
setzt gouel ar sterenn); c. hwyr 'Abend' : lat. serus; c. eglwys
acorn. eglos § 124, 3 (das Kelt. weist auf e; über die roman.
Sprachen s. ZfcPh. I 475); mir. tiach nir. tiach. Gen. teiche
'Tasche' c. twyg 'Hülle' : lat. theca; c. rhwyd 'Netz' acorn. ruid
mcorn. ros ncorn. räz abr. guinod-roitou gl. plagae br. roued :
lat. rete. Lat. -em- > -es- : mir. nir. mias 'Teller' ac. muiss
§129,1-8] Lat. e. 209
gl. (lisci nc. mwys 'Korb' acorn. muis gl. mensa mcorn. mo)s
'Tisch' : lat. mensa; c. pwys 'Gewicht' corn. poys, pos 'schwer'
br. pocz, pouez 'Gewicht' : lat. pensum; c. dwys 'fest', cyn-
nwys 'dicht, enge' : lat. densus, condensus; air. sei s 'Sinn', Akk.
PI. scsu (daneben restituiert sians) mc. swys-awg 'gefühlvoll' :
lat. sensus; mir. speis nir. sbeis 'regard, love, heed' : lat. ex-
pensa; c. Adjektivendung -wys (am-ddyfr-wys 'watery on all
sides') : lat. -ensis; acorn. encois gl. thus air. ingchis : lat. in-
censum.
Anm. 1. Mc. twel, Plur. tyweleu nc. tywel 'cloth, towel' br.
toua/'on 'Handtuch', toal, toual 'Tischtuch' sind französisch.
2) In seltenen Fällen tritt lat. e als l auf. Bei ir. liacht c.
llith 'lesson, lecture' wird im C. eine lautgesetzliche Entwickelung
vorliegen. Ganz dunkel ist c. ciniaw 'Frühstück, Mittagessen' :
zu lat. cena. Air. mir. eis 'Abgabe' nir. cios : lat. census wird
eine spätere Entlehnung sein (vgl. die deutsche Wiedergabe des
lat. e in ahd. spTsa 'Speise', flra 'Feier' u. s. w.); so vielleicht
noch in ir. pis (zu lesen pis) .i. pingind : lat. pensum; br. iliz
'Kirche' §124, 3; br. Endung -iz in bourc'hiz 'bourgeois' u. s. w. :
lat. -ensis; ir. siric c. sirig 'Seide' : lat. sericum; nir. sioda
c. sidan 'Seide' : lat. seta (die nächste Quelle dieser Wörter war
aengl. side; br. seiz stammt aus einer romanischen Form *seäd
mit einem geschlossenen e^ das nach § 29, 2 behandelt worden ist;
vgl. br. kreiz 'Kreide'). Bei ir. disert 'a hermitage, asylum' c.
diserth 'a desert, a wilderness' : lat. desertum kann Volksetymo-
logie mitgewirkt haben (bei br. dezerz ist der Vokal der ersten
Silbe in noch späterer Zeit restituiert worden). C. cegid 'Schier-
ling' ncorn. kegaz abr. cocit-ou gl. intiba : lat. cicüta setzen
*cocita voraus.
Anm. 2. Ganz modern ist die Wiedergabe in nir. plaineid 'Planet',
Gen. piain cada (c. planed 'Planet' br. plane denn 'horoscope, destinee').
3) Verkürzung nach der Regel in § 126, 3 kommt vor, aber
aus lateinischen lautstatistischen Gründen seltener als bei ä: ir.
edocht, idacht, audacht 'Testament' nir. udhacht : lat. edic-
tum (jedoch ist mir bei dieser Etymologie das air. ö der ersten Silbe
unklar; man mag Analogiebildung etwa nach air. edbart, idbart
'Opfer', Akk. audbirt annehmen, aber dann ist noch das o von
edocht zu erklären; vgl. S. 229); mir. Dat. Plur. mesraib 'Maße',
mesrugud 'messen' nir. measardha 'measured' ac. mesur nc.
mesur 'Maß' : lat. mensüra (daneben ac. do-wo-misura<m)mi
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 14
210 Lat. e. Lat. i. [§129,3.4. 130,1
gl. compensabo und br. muzul, muzur 'Maß'); ir. fenel nir. fi-
neal 'Fenchel' c. ffenigl acorn. fenochel : lat. feniculum (die
Endung von c. ffenigl ist in junger Zeit restituiert, § 125, 4; br.
fanuT stammt aus dem Frz.); mir. cennacul 'chamber' : lat. ce-
näculum. Die Kürzung ist in c. gwysig-en, chwysig-en,
chwysigl-en 'Blase' ncorn. guzigan (Lhuyd 240; unter uesica
anders geschrieben) abr. huisicou gl. papulas nbr. c'houezigell
'Blase' : lat. uesTca nicht eingetreten. In c. dewin 'Zauberer' :
lat. diuinus und in c. dewis 'wählen' corn. dywys ds. br. diviz
'sich unterreden, wählen' : lat. diulsö ist das e auf lat. Boden
entstanden (vgl. frz. devin, devise; allerdings wird man auch an
c. rhewin § 123, 2 erinnert).
Anm. 3. Kürzung unter anderen Bedingungen als in der Eeg'el an-
gegeben ist ein Zeichen später Entlehnung: c. rheol 'Regel' corn. rowl
br. reol neben dem regelmäßigen air. riagol nir. riaghail : lat. regula;
br. teol 'Dachziegel' : aus afrz. teule (lat. tegula); c. betys 'rote Rübe'
neben ir. biatas (gelehrt) : lat. bcta; ir. camhall c. camyll br. kaiT-
val 'Kameel' haben, wie die Behandlung des in zeigt, ein verschiedenes
Alter, gehen aber alle auf lat. camellus statt eamelus zurück. C.
presch *crib, stall' scheint ein lat. praesaepe vorauszusetzen s. § 132, 1.
4) Reduktion nach dem Akzent im Irischen: ir. eclis 'Kirche',
Gen. ecolso § 124, 3; ir. abann 'scourge', Gen. aibne c. afwyn
'Zügel' corn. avond : lat. habenae (br. ave 'attelage' weiß ich
damit nicht zu verbinden); nir. coinneal : lat. candela S. 193.
§ 130. Lat. l. 1) Normal wie idg. l (§ 34) vertreten: air.
fin 'Wein' nir. fion c. gwin acorn. guin mcorn. guyn br. gwin :
lat. ulnum; air. fich gl. municipium c. gwig 'lodge; opening m
a wood' engl, in Cornwall (xweek ON br. gwik 'bourg' : lat.
Ulcus; ir. ir 'Zorn' (Adj. irach) c. ir-llawn 'zornig' : lat. ira;
air. lin 'Netz' nir. lion 'Flachs, Netz' c. Hin 'Flachs' acorn. lin
mcorn. lyn br. lin : lat. linum; ir. line nir. line 'Linie' c. Hin,
llinyn 'line, string' br. linenn ds. : lat. llnea; ir. mile nir. mile
'Tausend' c. mil corn. myl br. mil : lat. Plur. mHia; ir. mil
'Söldner', Gen. miled c. milwr : lat. mHes; air. scrin nir. sgrin
'Schrein' c. ysgrin br. skrin : lat. scrinium; ir. grib nir. griobh:
lat. gryphus.
Anm. 1. Über c. hual : lat. fibula vgl. §137. Ir. pardus, parr-
duis, parrthais nir. parrthas c. paradwys corn. paradys, para-
thys mbr. parados nbr. baradoz V. baraouez : lat. paradisus kann
Suffixvertauschung haben (vgl. lat. -ensis). C. pabwyr 'Docht, Binse' :
lat. papyrus ist mir unklar; c. castwy, cystwy 'Strafe' ist afrz.
ca s toi.
§130,2.8.131,1.2] Latz. Ut au. 211
2) Verkürzung nach den Regeln in § 126, 3: c. ysgrythur
Mie heilige Schrift' : lat. scriptura (air. scriptuir ist gelehrt);
ir. treblait nir. treabhlöid (und in später Zeit erneuert trio-
bloid) 'trouble' ; lat. tribulätiö (u zwischen h und l war wohl
auf lat. Boden geschwunden); ir. tredan 'dreitägiges Fasten' (die
nir. Schreibung treadhan ist wohl von dem dh veranlaßt) : lat.
tri du an US. Es gibt aber auch mehrere Belege, bei denen diese
Kürzung ausgeblieben ist: ir. dile c. diluw § 123,5; mc. priawt
§ 133, 2.
Air. spirut 'Geist' nir. sbiorad c. ysbryd acorn. spirit
mcorn. spyrys br. spered : lat. spTritus kann nur dann aus der
Yerkürzungsregel erklärt werden, wenn man von Formen wie spl-
ritui, spirituum ausgeht.
Anm. 2. Unerklärt ist die Kürze in ir. screpul nir. sgreaball 'a
scriiple' mo. ysgrybyl 'a working beast' nc. ysgrubl (u wohl nur ortho-
graphisch) ac. scribl 'Skrupel' (Münze) ncorn. yskrybl 'iumentum'
(Lhuyd) : lat. scripulus.
3) Reduktion nach dem Akzent im Irischen: ir. cucann,
mulenn § 122, 2; ir. saile 'Speichel' c. haliw br. halo (mit um-
gestalteter Endung) : lat. saliua; mir. cerchaill 'Kissen' nir.
cearchall (und mit Svarabhakti creachaill) : lat. cerulcal; air.
mertrech 'Hure' nir. meirdreach (mit lautgesetzlicher Dehnung) :
lat. meretric-em (das x der Endung kann auf dem Einfluß des
ir. Suffixes -ech beruhen).
Die lateinischen Diphthonge.
§ 131. 1) In den vermutlich ältesten Entlehnungen erscheint
lat. au als brit. ow (nach § 42 S. 60 weiter entwickelt). Das setzt
eine lat. Aussprache ow voraus (nicht, wie Thurueysen ZfcPh. II
84 will, lat. äu). Im Ir. erscheint ö. Air. nir. ör 'Gold' mc. eur
nc. aur corn. our br. aour : lat. aurum (vgl. abr. ourcalch gl.
anrieh alcum ZfcPh. II 84); air. nir. Pol ac. Poul nc. Paul : lat.
Paulus; ac. Mouric nc. Meuric : lat. Mauricius. Nichts stände
im Wege, corn. powes 'Ruhe' br. paouez aus lat. pausa mit
volksetymologischer Umgestaltung der Endung zu erklären; aber
c. powys fügt sich dieser Erklärung nicht. Air. cöis nir. cüis
'Sache' : lat. causa.
2) Yermuthch jünger ist die Wiedergabe durch brit. aw, dem
im Ir. ein ä zu entsprechen scheint: nir. cal 'Kohl' c. cawl acorn.
caul br. kaol : lat. caulis; c. cawg 'hasin, bowl' : lat. caucus.
14*
212 Lat. au, eu. Lat. ae. [§ 131, 2—5. 132, 1
Ein solches aw bleibt im C. auch in nicht-letzter Silbe: cawlai
^one that is fond of pottage', cawgaid 'basinfal'. C. claws 'close',
Flur, closydd ist englisch, vgl. c. prawf § 122, 5.
Anm. Ir. cuacli 'Becher' würde, wenn zu lat. caucus gestellt, so-
wohl von der älteren Kegel (ir. ö, das nicht zu ua wird) als von der
jüngeren von c. cawg befolgten Regel abweichen; dazu kommt, daß es
nach Stokes, KZ XLI 383 zweisilbig ist; das Wort ist also wohl ein-
heimisch.
3) Vor folgendem u ist au gemeinromanisch zu a geworden:
augustus > agustus. Falls dies a lang war, kann möglicher-
weise br. eost 'August, Ernte' daraus erklärt werden: ägu > ä-u-
> äw, vgl. über idg. äw S. 62; c. awst 'August' kann a oder
ä vorausssetzen. ßr. eur 'Glück' ist mit der Aussprache ör ein
frz. Lehnwort; daneben bezeugen aber Troude und Legonidec eine
diphthongische Aussprache, die vielleicht auf lat. augurium zurück-
führt (eü statt eo unter dem Einüuß der Schreibung?). Eine nicht
aus der angegebenen Regel folgende Monophthongierung müßte bei
lat. plaustrum stattgefunden haben, wenn es die Quelle des br.
pleustra (ö) 'die Ochsen zum Pflügen gewöhnen' wäre.
4) In jüngeren gelehrten Lehnwörtern kann lat. au im Air.
erhalten sein: air. augtor 'Urheber', augtortas 'Autorität' nir.
ughdar, ughdarthäs c. awdur, awdurdod : lat. auctor, auc-
töritäs (br. aotre 'consentement' ist afrz. otrei nfrz. octroi, mit
einer älteren Entlehnung oder mit br. aotrou 'Herr' § 88, 2 kon-
taminiert); air. clausul mir. clüsal 'Zelle' (br. klaustr 'Kloster'
mag gelehrt und vielleicht zugleich französisch beeinflußt sein; ganz
jung ist nir. clabhstar 'Kloster'); ir. lauir c. llawr-wydd 'Lor-
beerbaum'.
5) Lat. eu sucht man in ir. Eogan mc. Owein MN : lat.
Eugenius; diese Namen können aber echt keltisch sein, s. S. 73.
Sonst kommt lat. eu nur in uns nicht interessierenden gelehrten
Wörtern vor. Br. leo 'Meile' : lat. leuca, leuga stammt wohl
aus dem Frz.
§ 132. 1) Lat. ae wird regelmäßig wie ein kurzes e be-
handelt; vermutlich sprach man es im Lat. zur Zeit der Entlehn-
ungen als ein langes offenes e; da man aber im ßrit. keinen ent-
sprechenden langen Vokal besaß, verwendete man das kurze offene e.
Ir. pridchim 'predige' (d = d; bisweilen nicht geschrieben) mbr.
prezec 'predigen, sprechen' nbr. prezek, prezeg Cornouaille preg :
lat. praedicö (gelehrt beeinflußt V. predek, ir. pritchaim); air.
§182, 1— 3J Uli. ae, oe. 213
Inf. precept 'predigen' c. pregeth 'Predigt' corn. pregoth : lat.
Pliir. praecepta; nir. praiseach 'Krippe' c. presch 'crib, stall' :
lat. pracsaepe. Das irische a in praiseach und in air. praid-
chas 'welcher predigt' Wb. 12c 27, praicibtorai 'die Lehrer'
Ml. 38c 9a beruht wohl auf einem unklaren gelehrten Einfluß;
dazu gesellt sich die Verwechselung von lat. prae- und pro- :
ro-phroidech 'der gepredigt hat' Wb. 10c 20, mir. procept,
procecht = air. precept, propost .i. prepost Corm. : lat. prae-
positus. Air. demun nir. deamhan 'Teufel' corn. ievan : lat.
daemon; air. ceist 'Frage' nir. ceist : lat. quaestiö; air. eres
'Ketzerei', heritic (Plur.) 'Ketzer' : lat. haeresis, haereticus.
C. iddew : lat. ludaeus § 123, 2.
Infektion: mir. preid nir. spreidh 'Mitgift, Vieh' (die Dehn-
ung von dem dh bewirkt) c. praidd 'Herde, Beute' br. preiz
'Beute' : lat. praedium und praeda. — Vgl. noch c. Aipht
§ 144, 3, c. ymrain § 144, 5.
2) Es findet sich daneben eine Wiedergabe durch c. oe, die
schwerlich älter als die eben beschriebene Wiedergabe ist: c. bloesg
'lisping' : lat. blaesus; c. Groeg 'Griechisch' : lat. Graeca (nach
der in den Lehnwörtern ir. bes, cel S. 56 f. zum Vorschein kom-
menden Regel kann nir. greigis regelmäßig aus der c. Form er-
klärt werden; br. gregach weicht ab). Vgl. noch nir. speir 'the
sky, firmament' : lat. sphaera.
In einem einzigen Wort ist lat. ae durch den irischen Diph-
thong ai wiedergegeben: ir. säigul 'Leben, Lebenszeit' mr. saog-
hal : lat. saeculum; aber schon die unregelmäßige Behandlung
des lat. -kl- macht es unwahrscheinlich, daß dies Wort alt und
unbeeinflußt wäre; hat das Reim wort bäigul 'Gefahr' das § ver-
schuldet (Thurneysen, IF Anz. IX 43), so kann es auch an dem
Diphthong mit Schuld sein. Sollte auch ir. laeb nir. laobh
'schief, krumm' aus lat. laeuus stammen, so ist das wohl nur ein
weiterer Beweis des jungen Alters dieser Wiedergabe.
3) Für lat. oe sind die Beispiele sehr dünn gesät. Zusammen-
fall mit lat. G scheint ir. pian 'Pein', Gen. peine : lat. poena zu
beweisen; corn. Plur. ponow br. poan widersprechen nicht, wohl
aber c. poen, das mit der vermutlich jüngeren Behandlung des
lat. ae stimmt. Air. pennit 'Buße' wird wohl eine gelehrte Um-
bildung von lat. paenitentia sein (vgl. abstanit S. 191; paeni-
tentia ist aber noch gewaltsamer abgekürzt), und c. penyd corn.
penys br. penet aus dem Ir. entlehnt (davon gebildet: mbr. pini-
214 Lat. w, [§ 133, 1—2
gaff [g = z] ^Buße machen', pinigen n nbr. pinijenn 'Buße').
Ferner liegt wohl der Gedanke, von einem lat. *paenitia {ae durch
e wiedergegeben) oder *poenitia {oe > e; der lange Vokal un-
mittelbar vor der Akzentsilbe gekürzt) auszugehen und das irische
Wort wie sonst aus dem ßrit. herzuleiten.
Lat. w und /
§ 133. Lsit w wird wie idg. w (S. 59ff.) behandelt. 1) Air.
fi'n c. gwin mcorn. guyn br. gwin 'Wein' : lat. ulnum; air. fers
'Vers' c. gwors br. gwerz : lat. uersus; c. (dydd) gwener 'Frei-
tag' ncorn. (de) gwenar br. (di)gwener : lat. (dies) Ueneris;
ac. guird gl. herbida nc. gwyrdd 'grün' acorn. guirt 'uiridis'
ncorn. gwer (mit geschwundenem d) mbr. guezr (mit Metathese)
nbr. gwer : lat. uir(i)dis; c. gwenwyn 'Gift' acorn. guenoin-
reiat gl. ueneficus : lat. uenenum. Schwund vor einem gerunde-
ten Vokal: ir. feil 'Fest' c. gwyl (güt/l) corn. gol br. goel : lat.
uig(i)lia. Über c. gosper br. gousper (ir. fescor) s. § 124, 5.
gw > xw (durch Sandhi oder Volksetymologie) in c. chwysigen
br. c'houezigell : lat. uesica § 129, 3. Sandhientgleisung: ir.
espartain : lat. uespertina § 124, 5; und umgekehrt ir. farci-
deochain 'Erz-Diakon'.
Anm. 1, In jungen Lehnwörtern kann im Brit. das lat. tv durch v
vertreten sein, das als lenierte Anlautsform verwertet wird und ein b oder
m als unlenierte Form neben sich hat: br. berzud, corn. marth br. marz
§ 125, 1; c. berf 'Verbum'; br. bendera 'Weinlese' (älter sind air. Gen.
Plur. finime 'Weinreben' mir. finemain nir. fineamhain 'Weinberg,
Weinrebe') : lat. uindemia. Noch jünger ist das vom Sandhi unberührte
V des Br. : vikel 'vicaire'. Im Ir. kommen Abweichungen von der Tradi-
tion lat. w = ir. f selten vor: ir. moit nir. moid 'a vow' nsch. boid :
lat. Plur. uöta. Englisches w oder v wird dem ir. bh gleichgesetzt: nir.
balla 'wall' (c. gwäl); nsch. bearbhain : engl, vervain. Munster
falla 'wall' erklärt sich daraus, daß das englische iv als eklipsierte Form
von / (bh-f-) betrachtet werden konnte; ähnlich nir. fuinneog 'window'.
Über die gelehrte Transskription des lat. ui in nir. uirghe s. S. 191 (da-
mit stimmt nsch. uinneag 'Fenster').
2) Zwischen Vokalen: c. ciwdod : lat. ciuitätem § 125, 5;
c. ceudod u. s. w. (setzen ow voraus) : lat. cauitätem § 125, 5;
c. ffau 'Höhle' ncorn. fow : lat. fouea; c. iau § 134; unerklärt
ist die Ent Wickelung des Vokals bei br. raouia 'sich erkälten' V.
reuein : lat. räuus 'heiser' (die br. Formen weisen auf ow). Vor
einem brit. ö ist das w geschwunden: mc. priawt 'Ehemann' nc.
priod acorn. gur-priot gl. sponsus mcorn. pryes br. pried : lat.
§133,2-3. 1H4| Lid. w. hat j\ 215
priuätus. Im Ir. schwindet das w zwischen Vokalen: ir. saile
c. haliw br. halo : hit. sallua § 130, 3.
Anm. 2. Junj,' sind Wörter wie c. ffafr 'favour' (aus dem Engl., vgl.
nir. f'äbhar) und alle Wörter, in denen das iv zwischen Vokalen im Ir.
in irgend einer Form erhalten ist: air. genitiu 'Genitiv' (Gen. gcniten
nach dem Muster der ir. -Je?iStämmo), breib 'breuis', graif 'grauis'
u. s. w. Am auffälligsten ist nsch. cabhuil 'a crcel for catching fish'
ncorn. kaival gwanan 'Bienenkorb' abr. cauell gl. cojdiinus nbr. kavell
'nasse de pecheur; berceaii d'enfant; corbeille' : mlat. cauell um.
3) In Verbindung mit Konsonanten ist lat. w in den Lehn-
wörtern nur spärHch belegt. Über lat. qu s. § 142. Ir. adbir-
seoir nir. aidhbhirseoir ^der Teufel' : lat. aduersärius. rw
in ir. cerchaill : cerulcal § 130, 3. liv in ir. calb .i. cend
'Kopf : lat. calua; c. pylor 'Staub' (w vor dem noch zu er-
klärenden 0 geschwunden) : lat. puluerem. C. cyf aint 'Kloster' :
lat. conuentiö § 124, 3 ist an das Präverb cy- angeschlossen und
wohl zugleich romanisch beeinflußt.
§ 134. Lat. y. C. (dydd) iau 'Donnerstag' corn. (de)yow
mbr. (dez) yaou nbr. (diz)iaou, (diz)iou, (dir)iou V. (dir)ieu :
lat. dies louis; ir. enair 'Januar' nir. eanair, geanair c.
ionawr u. s. w. § 126, 3. Vermuthch war das idg. j zur Zeit der
Entlehnungen im Ir. schon geschwunden; lat. j wird im Ir. ent-
weder vernachlässigt worden sein (das e von ir. enair wäre dann
mit dem e des ncorn. genvar br. genver aus dem Lat. zu er-
klären), oder es wird durch i wiedergegeben worden sein (hiatus-
bildendes iä vor einer weiteren Silbe ergab regelmäßig ir. e). Die
Wiedergabe des lat. / durch g (im Ir. g , leniert ;') ist jung (vgl.
nir. giüdach 'Jude'; nir. giüistis 'Richter' und geöcach 'a va-
grant, a stroller; a parasite, a glutton, a mime' haben wohl ihre
eigentliche Quelle in engl, justice und joke; g gibt aber wohl
eher lat. j als engl. ^ wieder).
Anm. Eine junge gelehrte Wiedergabe des lat. 7 sehen wir in nir.
iüin 'Juni', iül '.Juli', iubhal 'Jubilaeum', iudaidhe 'Jude'.
Zwischen Vokalen: ir. öine 'das Fasten' nir. aoine, ir. cet-
öin 'Mittwoch' "erstes Fasten" nir. ceadaoin, ir. äin didin 'Frei-
tag' "letztes Fasten" nir. dia haoine, ir. dardoen 'Donnerstag'
"zwischen den beiden Fasten" nir. diardaoin (von dia 'Tag' be-
einflußt) : lat. ieiünium (vermutlich ist von *aiünium auszugehen;
im Ir. ist der Vokal der zweiten Silbe regelmäßig geschwunden ;
in br. iun 'Fasten' ist die erste Silbe geschwunden). Vgl. nir.
nsch. maor 'a steward, a bailiff' ac. mair gl. praepositus c. maer
216 Lat. j, h, s. [§ 134—136, 1
'steward, mayor' acorn. mair gl. praepositus, huhel-uair gl. vice-
comes, maer-buit gl. dispensator (buit 'Esseir) mbr. maer nbr.
mear %aire' : lat. maior; air. säi gl. tunica c. sae 'say, stuff so
called' br. sae 'habit, robe' : rrlat. *saja (ital. saja); c. baeol ^a
pail, a pot' acorn. baiol gl. enula (= caldarium) br. beol 'cuve' :
lat. baiula 'uas aquarium'; mbr. traezer nbr. trezer 'Trichter' :
lat. träiectörium. Hestitutionen haben im Monatsnamen 'Mai'
stattgefunden: ir. mäi nsch. mäigh mc. mei nc. mai ncorn. me
br. mae : lat. Maius.
Lat. j in Verbindung mit Konsonanten finde ich nur in uns
nicht interessierenden gelehrten Lehnwörtern : air. adiecht 'Adjek-
tiv', interiecht 'Interjektion'.
Lat. h, s (z), f.
§ 135. Lat. h wird in den alten und volkstümlichen Lehn-
wörtern nicht wiedergegeben (es war schon stumm): c. afwyn
u. s. w. : lat. habena § 129, 4; c. ufyll u. s. w. : lat. humilis
§ 123, 5. Auf gelehrtem Wege kann jedoch das h restituiert
werden; dies hat namentlich im Air. in großem Umfang stattge-
funden: air. humal 'humilis' u. s. w.; sogar im Wortinnern: air.
nihelas 'nullitas'.
§ 136. Lat. s teilt nur in sehr geringem Umfang die Schick-
sale des idg. s, dessen Hauptänderungen im Kelt. zur Zeit der
Entlehnungen schon vollzogen waren.
1) (Lat. s in Verbindung mit Vokalen.) Im Anlaut ist lat.
s in einigen Fällen durch brit. h wiedergegeben: ir. saile c. lia-
liw br. halo : lat. saliua §130,3; c. hwyr 'Abend' : lat. serus;
ir. sesra ac. hestaur 'sextarius' mc. hestawr nc. hestor : lat.
sextärius; ir. soilestar c. elestr § 121, 2; mbr. Halegoet,
Halegot ir. Salcuait (Corm. 41, Corm. Tr. 151) : lat. salice-
tum. C. hidl ist wohl kein Lehnwort (S. 72). Das Ir. hat s
(nur die junge Entlehnung aus dem Brit. ir. eileastrom § 121,2
weicht ab).
In der großen Masse der Belege wird jedoch lat. s im Anlaut
durch brit. s wiedergegeben: ir. sacc nir. sae c. sach 'Sack' acorn.
sach diauol 'daemoniacus' ncorn. 2^ä/i 'Sack' br. sac'h : lat. Sac-
cus; ir. saiget 'Pfeil' nir. saighead c. saeth corn. seth br.
saez, seaz : lat. sagitta; c. sarff 'Schlange' corn. sarf abr.
Bot-sarphin ON : lat. serpens; c. sul § 127, 1; c. sadwrn
§ 123, 6; c. swllt § 122, 3; c. swyn § 138, 3.
§ 136, 1—2] Lat. 5. 217
Lat. s zwischen Vokalen wird immer durch hrit. und ir. s
wiedergegeben: mir. asan 'Esehn' nir. asal 'Esel' c. asyn (mc.
Plur. essyn) corn. äsen br. azen : lat. asinus, asellus; air. ca-
sal gl. paenula, gl. lacerna ac. casulheticc gl. paenulata (br.
kasul 'chasuble' ist gelehrt beeinflußt) : lat. casula; nir. prai-
seach c. presch : lat. praesaepe § 132, 1; ir. caise u. s. w. :
lat. cäseus § 126, 1; ir. cöis : lat. causa § 131, 1; ir. accuiss
mc. achaws : lat. occäsio § 122, 4.
Der Übergang s > Ä war also zur Zeit der Entlehnungen
schon vollzogen; im Anlaut bestand jedoch in der ältesten Zeit
auch im ßrit. noch der Sandhi-Wechsel s : h, an dem daher einige
lateinische Wörter beteiligt wurden; recht bald wurde jedoch der
Wechsel aufgehoben, weshalb die große Masse der lat. Lehnwörter
im Brit. davon unberührt sind.
2) (Lat. s in Verbindung mit Geräuschlauten.) Lat. ss fällt
mit -s- zusammen: ir. bissext : lat. bisse x tum (s. unten S. 218).
— Lat. sk: ir. scamon (Rc. IX 464) c. marw-ysgafn 'death-bed
song' mbr. scaffn nbr. skaon 'banc, escabeau' (marv-skaon
'trcteaux funebres') : lat. scamnum; air. scol nir. sgoil acorn.
scol br. skol 'Schule' : lat. schola; ir. scuap u. s. w. : lat. scöpa
§ 127, 1. Der vorgeschlagene Vokal (c. a) ist ins L'ische ge-
drungen in ir. epscop acorn. escop : lat. scyphus §125 Anm. 2;
vgl. mir. escibul (AfcLex. I 255 0) air. Gen. Sing, esbicuil
'Becher' : lat. scyphulus. Ln Wortinnern: c. cysgu 'schlafen'
§ 124, 5; c. dysgu 'lernen' § 125, 1; ir. epscop 'Bischof c. es-
gob u. s. w. § 125, 5; c. pasg 'das Mästen' br. paska 'nähren,
füttern' : lat pascö; Verschlußlaut + sk: air. exceptid 'Aus-
nahme' (gelehrt; mit ir. Endung) nir. eisgeacht. Lat. ks ergibt
im Ir. in den vermutlich ältesten Entlehnungen ss^ später ks, xs
(nir. sg). Im Brit. wird das k zu einem unsilbischen Vokal, und
zwar im C. immer zu einem J-ähnhchen Laut, im Br. und Corn.
dagegen unter Umständen zu einem i(;-ähnlichen Laut: nir. Sasana
(restituiert Sacsana) 'England' c. Sais 'Engländer' (mit dem von
der Nominativendung -ö bewirkten Umlaut, der auch in den Plur.
S eisen gedrungen ist) ncorn. zowz 'Engländer', Plur. zowzon br.
Saoz, Plur. Saozon : lat. Saxö, Plur. Saxones; c. coes 'Bein' :
lat. coxa; abr. toos gl. tunica : lat. toxa 'stragulum e grosso
panno'; mir. cross 'Kreuz' nir. cros c. croes fem. acorn. crois
mcorn. crous mbr. croes, croas nbr. kroaz : lat. Nora, crux;
c. pais, Plur. peisiau 'coat, petticoat' acorn. p eis gl. tunica, peus
218 Lat. s. [§ 136, 2
gruec gl. toral mcorn. pous, pows 'coat' abr. Peis-uuentoc ON :
lat. pexa; ac. lissiu nc. lleisw 'Lauge' (masc.) abr. lisiu und
liusiu i)br. lisiou, lichou, lijou : lat. lixiuum (die c. Form aus
*lixua? vgl. br. halo neben c. haliw § 130, 3). Worauf/ : w
im Corn. und Br. beruht, ist aus den Beispielen nicht ganz klar;
ist von einem ü auszugehen, das sich in verschiedener Richtung
entwickelt hat? — Wertlos als Belege sind die ir. Wörter, die mit
ess- anlauten, da sie an die einheimische Präposition angeschlossen
sein können; air. esid (neutr.) gl. exitium war jedenfalls mit sid
'Friede' assoziiert, vgl. Ml. 67c 14 ni bia essid ndo gl. quieti
imperii; mir. ris .i. ri 'König' ist wohl niemals ein eingebürgertes
Wort gewesen, und nir. cailis 'Becher' stammt wohl aus dem Engl.
— Ir. ks, xs findet sich in zwei Fällen, in denen das Brit. wenig-
stens zum Teil Metathese aufweist: air. ochsal nir. asgall c. as-
gell corn. ascall br. askell : lat. axilla § 121, 3; ir. lax gl.
remissus mir. lascc ac. lais gl. diffusa nc. llaes 'locker, schlaff'
br. laosk 'schlaff', leuskel 'loslassen', Part, laosket : lat. laxus
(mit ä?), laxäre, vgl. §32,2 S. 49 (die Metathese hatte vielleicht
auf lat. Boden stattgefunden, vgl. fr. lach er; der Ansatz lat.
*laxicäre hilft zur Erklärung des br. ao : ö nicht). — Br. peoc'h
'paix' weiß ich mit lat. päx nicht zu vermitteln; vielleicht ist -oc'h
suffixal.
Anm. 1. Nir. bogsa, bosga 'box' c. bocs, bocys stammt aus dem
Englischen.
Lat. st: c. ystwyll : lat. Stella § 129, 1; nir. stad 'a stay',
stadaim 'I stop' c. ystad 'Zustand' br. stad 'Zustand, Staat' :
lat. Status (daneben nir. stäid 'state, rank' aus dem Engl.); ir.
beist u. s. w. : lat. bestia §129, 1; air. teist u. s. w. : lat. testis
§ 124, 4. Lat. kst: ir. sesra c. hestawr : lat. sextärius S. 216;
mir. nir. seist 'die sechste Stunde des Tages' : lat. sexta. Nicht
volkstümHch ist die Erhaltung der Gruppe -kst- in air. bissext
'Schalttag'; die schwere Konsonanten gruppe war jedoch den Iren
nicht mundgerecht, und es traten analogische Umgestaltungen der
Endung ein; das Schlußergebnis war mir. bissech 'Zuwachs; Vor-
teil; Besserung in einer Krankheit' nir. biseach ds. (bliadhain
bhisigh 'Schaltjahr'); vgl. br. bloavez ar bizeost 'Schaltjahr'.
— Lat. st scheint in ganz seltenen Fällen durch kelt. s vertreten
zu sein. Nicht in Betracht kommt dabei ir. sesra : lat. sextärius,
worin die sekundäre Gruppe s^r ebenso wie die alte Gruppe st)'
(s. unter 3) behandelt worden ist; auch nicht air. apstal 'Apostel'
§ 136, 2| Lat. s. 219
mir. apsal nir. easbal (eas- statt as- durch Anschluß an easbog
'Bischof und andere AVörter) c. abostol, Plur. ebestyl acom.
apostol (mit restituiertem />) mcorn. Plur. abestely, abesteleth
br. abostol, Plur. ebestel : lat. apostolus; denn hier ist das t
wohl nur wegen der Metathese des />5 geschwunden, und mir. ap-
sal steht schon für gesprochenes aspcd. Bei mir. castel und cai-
sel nir. caiseal c. castell 'Festung' corn. castel br. kastell :
lat. castellum kann das Diminutiv nir. caislean und andere
Ableitungen (mir. caisleöir 'a castle-builder'; auch der Dat. Plur.
caislib) Einfluß geübt haben. Es bleibt der folgende Fall: mir.
saball nir. sabhall 'Scheune' c. ystafell 'Zimmer' ac. Plur.
stebill gl. limina acorn. steuel gl. triclinium br. staol 'Stall' :
lat. stab(u)lum und *stabellum (ir. saball kann zu den ältesten
Entlehnungen gehören und aus einer Zeit stammen, wo man im
ir. Anlaut kein st- kannte; lat. st wäre daher durch ts wieder-
gegeben worden; nir. stäbla 'Stall' aus dem Engl.). Nach Loth
stammen ac. sumpl gl. Stimulus nc. swml aus einer vulgärlat.
Form von lat. Stimulus (nur *stumblus oder *stiimplus genügt)
und c. sofl 'Stoppeln' ncorn. zowl br. soul V. seul aus lat. sti-
pula (dem c. sofl br. soul genügt vulgärlat. *stubla; V. seul
verlangt o).
Lat. sp: mc. y speit nc. ysbaid : lat. spatium S. 192; nir.
sbeil c. ysbail : lat. spolia § 122,2; nsch. spong c. ysbwng
br. spoue § 138, 4; air. cuisp gl. tricuspis; ir. fescor (jünger
espartain) c. gosper br. gousper § 124, 5, § 144, 5; br. gwesped
'Wespen' (Sing, gwesped- enn) : lat. uespa. Lat. ksp in ir.
speis : lat. expensa §129, 1. — Lat. ps: air. saltir nir. saltair
'Psalterium' c. sallwyr, llaswyr : lat. psalterium (br. salter
ist ein jüngeres Lehnwort); abr. ousor gl. opilio mc. heusawr nc.
heusor 'Hirt' (heus-lau 'Schaf laus') : lat. hapsus 'Flausch,
Büschel (von Wolle)'; mir. ösaic 'Waschung der Füße' : lat.
obsequium; mc. awsen(n) und absen 'Abwesenheit' : lat. ab-
sentia. Jünger: mir. abcolips 'Offenbarung'; mit Metathese : nir.
easbolöid 'Absolution' (mit Anschluß an die Präp. eas- und die
Endung -öid, lat. -ätiö).
Anm. 2. Über lat. presbyter s. § 124, 5. — Mit der romanisclien
Entwickolung eines Vokals vor anlautendem sk, st, sp mag der Scliwiind
des i in ir. stoir mbr. ster : lat. historia § 122, 2 in Verbindunj^
stehen. — Ein gewisses Schwanken zwischen sk, st, sp und k, t, p kommt
vor: ir. posaim : lat, sponsus § 127 Anm. 1; mir. preid nir. sbröidh
§ 132, 1; air. seibar § 144, 1.
220 Lat. s. Lat. z. Lat. f. [§136,3-4. 137
3) (Lat. s in Verbindung mit Sonorlauten, oder mit Sonor-
lauten und Geräuschlauten.) Lat. skr: ir. scribaim 'ich schreibe'
c. Lif. ysgrifo corn. scryfas 'er schrieb' br. Inf. skriva : lat.
scribö. Lat. st7^ wird im Ir. im Anlaut zu sr, ebenso, wie es
scheint, im Inlaut außer vor dem schwindenden Auslaut: ir. sra-
thar c. ystrodur § 126, 3; ir. srät : lat. sträta uia § 126, 1;
nir. oisre acorn. estr-en mbr. estr-en : lat. ostreuni § 122, 2;
ir. soilestar S. 192. Vgl. ir. sesra S.216. Alle irischen Formen,
die ein erhaltenes str zeigen, sind jung (nir. eileastrom S. 192,
nir. struth 'Strauß' [nsch. sruth] u. s. w.). — stl (auf lat. Boden
> skl): ac. rascl gl. sartum nc. rhasgl 'slicer; draw-knife' : lat.
*rasMus = rastrum (aus lat. rastellus stammen nir. rastal
'ßechen' br. rastel).
s + Sonorlaut kam im Lat. selten vor. sm: ir. baithis
'Taufe' : lat. baptisma; ir. corgas c. garawys br. koraiz : lat.
quadräges(i)ma §121,3; ir. cincigais nir. cingcis 'Pfingsten':
lat. quinquäges(i)ma.
Lat. rs: ir. fers 'Vers' c. gwers br. gwerz : lat. uersus;
air. persan 'Person' mir. persa (w-Stamm) nir. pearsa : lat. per-
sona. Lat. Is: nir. fallsa 'falsch' c. ffals corn. fals br. faoz
(erneuert fals) : lat. falsus. ns war im Lat. zu s mit vorher-
gehender Länge geworden (die Beispiele sind in der Darstellung
der langen Vokale zu suchen; alle Wörter mit erhaltenem ns sind
gelehrt: air. conson 'Konsonant', sians neben seis S. 209).
4) Lat. z wird durch brit. d wiedergegeben: c. bedyddio
'taufen' corn. bysythyys 'getauft' br. badeza 'taufen' (daraus
rückgebildet c. bedydd 'Taufe' br. badez). Der Wandel hatte
wohl auf lateinischen Boden stattgefunden ; inschriftlich kommt die
lat. Schreibung baptidiata vor.
§ 137. Lat. /"- ist in der ältesten Zeit von den Iren ver-
mutlich durch hw- wiedergegeben worden, das als lenierte Form
galt und ein sw als nicht lenierte Form hervorrief (vgl. IF Anz.
XII 94); daraus erklärt sich die häufige Korrespondenz brit. f :
ir. s in den lat. Lehnwörtern. Daß auch die Britannier einst lat.
f durch hw wiedergegeben haben, ist denkbar; sie müssen aber
dann sehr früh zu der bei den Iren erst spät eintretenden Wieder-
gabe durch f übergegangen sein. Mc. chwefrawr 'Februar' nc.
chwefror, chwefrol ncorn. hwevral br. c'houevrer : lat. Fe-
bruärius wäre ein Beispiel für brit. hw; dagegen ist es sehr be-
denkhch, c. hual 'Fessel' ac. fual gl. fibula, gl. compcs br. hual
§ 187] Lat. f. 221
^entrave' aus lat. fibula (woraus ir. siobhall .i. dealg. Dat. Pl'ir.
sibhlaibh) zu erklären, da dabei namentlich das a rätselhaft wäre.
Beispiele für ir. s: air. seib c. ffa ncorn. fäv br. fav : lat. faba
S. 192; air. senester gl. catareeta c. ffenestr ^Fenster' acorn.
fenester mbr. penestr, prenestr (mit Sandhientgleisung und
Metathese des r; vielleicht volksetymologisch an prenn 'Holz',
prenna 'schließen' angelehnt) nbr. prenest : lat. fenestra; ir.
sroigell c. ffrewyll : lat. flagellum § 138, 2; mir. nir. srian
'Zaum' ac. fruinn nc. ffrwyn : lat. frenum; air. siech taim 'ich
beuge das Knie' (nir. sleachtaim), slechtan 'Kniebeugung' : lat.
flectö (das lange e kann kaum ursprüngHch sein, vgl. S. 199); ir.
sornn c. ffwrn 'Ofen' acorn. forn br. forn, fourn : lat. furnus;
ir. süist 'Flegel' nir. süist, süiste c. ffust corn. fust br. fust :
lat. füstis (falls an. püst, |)üstr aus dem Ir. entlehnt ist, so ist
das p unklar; zur Widerlegung der oben gegebenen Deutung des
ir. s darf es jedoch nicht verwendet werden).
Anm. 1. Nach der hier vorgetragenen Theorie müßte die lenierte
Form des ir. s in diesen Lehnwörtern ein/ sein; ein solches / läßt sich
jedoch nicht belegen. Vgl. Vendryes S. 63.
Beispiele für ir. f: ir. Gen. febrai nir. feabhra 'Februar';
nir. faisg, fasg 'Bündel, Band' c. ffasg br. feskenn, feskad
'Garbe' : lat. fascis; nir. feagha 'a beech tree, a wattle' (f statt
f durch Sandhientgleisung; die Länge wegen des gh nicht be-
zeichnet) nsch. crann-fäibhile 'Buche' c. Plur. ffa wydd 'Buchen'
(statt ffaw-wydd; gwydd 'Bäume') abr. fau, fou (in Ortsnamen)
nbr. fao-enn, fav-enn 'Buche' : lat. fägus (br. Faouet ON :
lat. fägetum).
Inlaut (die meisten Beispiele gelehrt): ir. buaf : lat. biifö
§ 128 Anm.; ir. sacarbaic 'sacrificium' mc. segyrffyc; ir. oif-
rend nir. aifreann 'die Messe' c. offeren corn. oferen br.
uferen n : lat. offeren da; ir. oific nir. oifig 'an office' : lat.
officium; c. effaith 'effect' : lat. effectus (kann ganz jung mit
Nachahmung alter Muster sein; nir. eifeacht aus dem Engl.); ir.
iffern 'Hölle' c. uffern corn. yfarn br. ifern : lat. infernum
§ 125,3; ir. coibse 'Bekenntnis' c. cyffes (von der einheimischen
Präposition cy- beeinüußt) mbr. coffes : lat. confessiö. Er-
haltenes w/" ist gelehrt: ir. infinit 'Infinitiv'; air. conflechtaigthi
gl. congrediendum mir. con blicht nir. coinbhliocht 'Konflikt' :
lat. confllctus. Verschiedene Störungen finden sich in c. benffyg,
benthyg 'Darleihe' br. benvek 'Werkzeug' : lat. beneficium.
222 Lat. g. [§ 138, 1-2
Anm. 2. mf ist zu mp geworden in dem engl. Lehnwort nir. compord
'comfort'.
Die lat. stimmhaften Verschlusslaute.
§ 138. Lat. g. 1) Ir. gern, gemm 'Edelstein' ac. Plur.
gemraou nc. gern (und em durch Sandhientgleisung) : lat. gem-
ma; c. gefeil 'Zwilling' br. gevell : lat. gemellus (ir. geimen-
aus lat. geminus). Unetymologisches g erscheint durch Sandhi-
entgleisung z. B. in br. gober = ober 'machen' : lat. opera, c.
gwrn 'urn' (aus dem Engl.?).
2) Air. magister 'Lehrer' nir. mäighistir (die Dehnung
wegen des gh) Arran mäsd'dr Donegal majst'ir c. meistr acorn.
maister mcorn. mester br. mestr : lat. magister; ir. saiget
nir. saighead Arran sejd 'fairy arrow' (vgl. dazu Campbeil I
XVII, CHI) Donegal sod 'a flint' c. saeth corn. seth br. saez,
seaz : lat. sagitta; — ir. faigin c. gwain, Plur. gweiniau
acorn. guein mcorn. goyn br. gouhin, gouin : lat. uägina
§ 126, 3 S. 204; — air. legend 'lesen' nir. leigheann (die Deh-
nung wegen des gh; mac leighinn 'scholar, student') Arran lEn
Donegal ledN 'learning' c. dar-llen 'lesen', llen 'learniiig, scho-
larship' corn. mab lyen 'a clerk' br. lenn 'lesen' : lat. legen dum;
ir. riagol nir. riaghal, riaghail Arran rldV Donegal rol c.
rheol corn. rowl br. reol : lat. regula § 129 Anm. 3. Br. liamm
'Band' : lat. ligämen stammt aus dem Afrz. — gj: c. carrai br.
korre-enn § 122, 4 S. 195, § 125, 1 S. 201.
og vor einem erhaltenen Vokal ergibt nach § 59, 2 brit. ow:
ir. sroigell 'flagellum' nir. sroghall 'a whip, a rod' c. ffrewyll :
lat. flagellum (weshalb aber a > o? br. freZ' stammt aus dem
Afrz.). Auch äg kann nach § 59, 6 zu brit. ow führen: c. pau,
Plur. peuoedd 'bewohnte Gegend' corn. pow 'Land' abr. pou in
ON : lat. pägus; mbr. plaouhyet zu ir. plag nir. pläigh Arran
;plä Donegal pläj (c. pla corn. pla) : lat. pläga S. 203; nir.
feagha c. ffawydd abr. fou, fau (das a unregelmäßig) nbr. fao-
enn : lat. fägus S. 221. Lat. ug: ir. pölaire 'Schreibtafel' ac.
poullor-aur gl. jougillarem paginam : lat. pugilläris (die irische
Form setzt kaum schon brit. ow voraus, was von den vorhergehenden
Beispielen abweichen würde; eher übernahm das Irische eine Form
mit -ugll-).
Formen mit nicht leniertem intervokalischem g sind jung, im
Ir. sogar sehr jung, da man gewiß noch ziemlich spät beim Latein-
§188,2-4] hat fj. 223
lesen -g- als -ff- gesprochen hat: nir. paganta 'heidnisch' c. pa-
ganiaeth 'Heidentum' br. pagan 'Heide'. Air. fetar-licce 'das
alte Testament' beruht auf lat. uetus lex mit einer Ableitungs-
silbe -che (Abstraktbildung zu einem Adjektiv auf -ach); das Wort
wird mir. nir. vielfach umgestaltet (nir. peitearlach).
3) Lit. -gr- : ac. Aircol mc. Aercol MN : lat. Agricola;
ac. flair-maur gl. olacem nc. ffleirio 'stinken' (mit Umlaut; dar-
aus rückgebildet fflair 'Furz') acorn. flair gl. odor mcorn. flerye,
fleyrye 'stinken' br. fleria ds. : lat. fragräre. Bei lat. pere-
grlnus wurde die Sache dadurch kompliziert, daß das e der zweiten
Silbe im Brit. schwand; zwischen^ und r trat dann Vokalentwicke-
lung ein: c. pererin 'Pilger' acorn. pirgirin (g als x zu sprechen,
vgl. § 61, 2 S. 104) mcorn. pryeryn br. pirc'hirin. — Lat. -gl- :
ir. feil c. gwyl corn. gol br. goel : lat. uiglia statt uigilia
§ 133, 1; c. caul 'Lab' br. kaouled 'geronnen' : lat. coägulum
(vgl. § 59, 6); mehrfach unklar ist die Sippe c. ystraill 'Matte'
(ursprünglich ein um geläuteter Plural) acorn. strail gl. tapeta,
strail elester gl. matta abr. straul gl. chlamydis : lat. sträg(u)la
(im 0. und Corn. vermißt man die Wirkungen der Länge des ä;
im Br. wird au nicht durch einen Hinweis auf § 59, 6 erklärt, da
man dann ow erwarten würde). Acorn. streil gl. strigil, strigilus
'Striegel' ist wohl eher romanisch als lateinisch. Mir. sela nir.
seala 'Siegel' stammen mit c. sei (auch insel, vgl. d. in-siegel)
aus dem Engl. (abr. siel gl. signäculum nbr. siell unter gelehrtem
Einfluß aus dem Afrz.). — Lat. gn : air. cuanene gl. pugillus :
lat. pugnus; c. ymrain : lat. impraegnö §144,5; ir. sen 'Glück'
c. swyn 'Zauber' corn. sona 'segnen' : lat. signum. Eine Aus-
sprache mi setzt das Keltische nicht voraus. — Lat. gm war schon
auf lat. Boden beseitigt worden (ir. suma 'Saumpferd' br. samm
'Last eines Saumtieres' : lat. sagma).
4) Lat. rg : ir. margareit c. myrierid-en br. Marc'harit :
lat. margarlta § 121, 2 S. 192; c. llara, llary 'mild' : lat. largus
(br. lark 'freigebig' scheint eine junge Entlehnung zu sein); c.
gwyryf 'Jungfrau', Plur. gwyryfon (Sing, und Plur. haben sich
gegenseitig beeinflußt ; v ist Hiatuseinschub) br. g w e r c' h , g w e r c' h e z :
lat. uirgö; corn. dasserhy 'auferstehen' br. dasorc'h, dazorc'h
'auferwecken' (Präverb *to-ati-), sorc'ha 'se lever' : lat. surgö;
mir. purgatöir nir. purgadoir 'Fegefeuer' : lat. purgätörium.
Eine Zeitlang während des Mittelalters scheint man jedoch in Ir-
land das lat. rg als rg gelesen zu haben: uirghe S. 191; mir.
224 Lat. cj. Lat. d. [§138,4. 139,1-2
orghän nsch. öraghan 'Orgel' vgl. mc. orian (c. organ br. ograou,
ogrou müssen ganz jung sein); mir. margan nir. marghan,
marmhan 'a margin'. Aus verschiedenen Quellen stammen wohl
air. borcc nir. borg 'a Castle' c. bwrch 'rampart, wall' br. borc'h,
bwrc'h 'bourg' : lat. burgus (die c. Form aus dem Aengl.?). Lat.
7(>g : \Y. \o\^g § 122, 3 S. 195 (Arran Luwg Donegal low); nsch.
spong 'Zunder' c. ysbwng 'Schwamm' br. spoue 'Schwamm,
Moos' : lat. spongus (und spongia; jedoch zeigt das Keltische
keine Spm-en des lat. t; unklar ist ir. sponc, spongc nir. spönne
'Schwamm, Zunder, colt's foot'); air. aingel 'Engel' nir. aingeal
c. angel, Flur, engyl acorn. ail gl. angelus mcorn. el mbr. ael
nbr. eal : lat. angelus. Sehr verdunkelt ist corn. awell br. aviel
'Evangelium' : lat. euangelium (der Vokal der zweiten Silbe
scheint vor dem urbrit. Akzent geschwunden zu sein; zu erklären
ist aber dann noch das anlautende d). Ein wg wird vorausgesetzt
von air. in gor 'Anker' c. an gor abr. aior nbr. eor, heor (auch
c. heor, aus dem Br.; das in- von ir. in gor neben c. angor hat
sich nach der Analogie der negativen Vorsilbe ir. in- c. an- § 31
S. 45 gerichtet; eine jüngere Entlehnung ist acorn. ancar; ebenso mc.
agkor [mit tak] nir. ancaire; daneben aus dem Anorw. ir. accaire
nsch. acair : an. akkeri). Lat. wgiv wird kaum anders als wg be-
handelt : air. oingther 'der gesalbt wird' nir. ungaim 'ich salbe' br.
nouenn 'extreme -onction' (zum n vgl. § 162) : lat. unguö, un-
guentum (c. enaint 'ointmeiit' aus afrz. enoint 'gesalbt'?).
§ 139. Lat. d. 1) Ir. dür u. s. w. S. 207 : lat. dürus; ir.
drac u. s. w. : lat. dracö § 121, 2; ir. demun corn. ievan (d. h.
§evan, vgl. §254) : lat. daemon § 132, 1. Eine unerklärte Unregel-
mäßigkeit zeigt air. tesc gl. lanx ac. discl mc. dyscyl nc. dysgl
'a dish, a platter, a plate' abr. discou gl. lances (nbr. disk ist wohl
wie nsch. diosg ein jüngeres Wort) : lat. discus, disc(u)lus (ist
ir. tesc von tesc- 'schneiden' beeinflußt?).
2) C. ffydd corn. fyth, feth br. feiz : lat. fides § 125, 3;
0. llawddu 'to prise' 'to delight, to sooth' : lat. laudäre; air. idol
'Götze' nir. iodhal : lat. Tdölum (br. idol aus dem Frz.); ac. reid
gl. spicum nc. rhaidd 'Speer' : lat. r ad ins. Wörter mit nicht
leniertem intervokalischem d sind jung oder mit Bezug auf diesen
Laut erneuert: c. paradwys br. baradoz § 130 Anm. 1 (auf die
alte Vertretung wiesen ir. parrthas [vgl. über ir. caorthann S. 110]
und V. baraouez). Nach geschwundenem Vokal: ir. maldacht
c. melldith, melltith corn. molleth br. malloz : lat. male-
[§139,3—4. 140,1 Lat. d. Lat. h. 225
dictiö § 121, 2 S. 192; ir. bendacht 'Segen' nir. hean nacht
(an. bianak S. 114) c. bendith com. bennath mbr. beniioez
nbr. bennoz : lat. benedictiö. In diesen beiden Wörtern ist Id,
nd regelmäßig zu Id, nd geworden; es ist auffällig, daß diese
Gruppen im C. nicht zu //; ?m weitergeschritten sind.
3) Lat. dr: mir. cathair nir. cathaoir ac. catteir- mc.
cadeir nc. cadair mbr. cadoer nbr. kador : lat. cathedra
§ 121, 1 (über ir. ai als Wiedergabe des c. ei s. § 38 Anm. S. 57;
br, oe scheint eine besondere Entwicklung des ei in nachtoniger
Silbe zu sein; jedoch auch V. kadoer). Vor dem urbrit. Akzent
schwindet das d ohne Wirkungen : ir. corgas c. garawys br.
koraiz : lat. quadrägesima § 121,3. Vgl. jedoch mbr. coazrell
nbr. koarell : lat. *quadrellum § 142 (jüngeres Wort?).
4) Lat. rd : air. ord nir. örd c. urdd br. urz : lat. ördö
§ 127, 1. Etwas abweichend: air. sacart nir. sagart : lat. sa-
cerdös. — Lat. Id: mc. callaur nc. callor 'Kessel' acorn. caltor
mbr. cauter nbr. kaoter : lat. caldäria (zu calidus); das t des
Corn. und Br. ist nicht ganz klar, vgl. aber c. swllt corn. sols
br. saout : lat. sol(i)dus § 122, 3, C. call 'klug, weise' acorn.
cal gl. astutus : lat. call(i)dus (hierher vielleicht nsch. call-aidh,
call- da 'zahm' mit einheimischen Suffixen). — Lat. nd: c. es gyn
§ 121, 2 S. 192; c. calan u. s. w. : lat. calendae § 124, 6; ir.
coinneal c. cannwyll acorn. cantuil mbr. cantoell nbr. cantol:
lat. candela (das t des Corn. und Br. ist nicht ganz klar); ir.
legend u. s. w. : lat. legendum § 138, 2 (die Verkürzung des zu
erwartenden nn in c. 11 en wird in der noch zweisilbigen Form
eingetreten sein); ir. oifrend u. s. w. : lat. offerenda § 137
S. 221; air. scribend 'schreiben' (Gen. scribint Wb. 6 c 31,
Dat. scribunt Ml. 119 a 6) nir. sgribhinn fem. 'a writing, a manu-
script', sgribhneöir 'a writer' : lat. scribendum; c. pwn 'bürden'
§ 122, 3; ir. tennaim 'spanne' u. s. w. : lat. tendö § 124, 4; ir.
slind gl. imbrex br. sklent 'Schiefer' (mit nicht klarem t) : lat.
scindula; c. ysblan u. s. w. : iat. splend(i)dus und mc. cann
u. s. w. : lat. candidus § 124, 6. Falls air. glaine gl. mala, gl. glan-
dium, glainine gl. maxilla aus lat. glandium 'ein Drüsenstück des
Schweines' zu erklären ist, so muß nn vor j wohl auf brit. Boden ver-
kürzt sein. Nir. blanndar 'List, Schmeichelei' konnte nur als ganz
moderne gelehrte Entlehnung mit lat. blandus etwas zu tun haben.
§ 140. Lat. h. 1) Ir. bachall 'Krummstab' nir. bachall
c. bagl : lat. bac(u)lus; dazu nir. bachlach 'Hirt' mc. baglawc
Pederson: Vpl. kelt. Giamm. 15
226 Lat. h. [§140,2—4
nc. baglog ^entitled to bear a crosier; having a pastoral stafF' (die
baglogion sind Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte) mbr. baelec
Triester' nbr. belek (daraus entlehnt mc. balawc Triester'; oder ist
das erste g durch Dissimilation gegen das zweite^ geschwunden?); ir.
ben dacht u. s. w. § 139, 2. Mit unregelmäßigem p: ir. beist nir.
peist c. bwyst abr. boestol : lat. bestia § 129, 1; ir. braissecli,
praissech nir. praiseach ^pottage' c. breswg, bresych 'Kohl' :
lat. brassica.
2) Ir. scribaim 'schreibe' nir. sgriobhaim c. Inf. ysgrifo
corn. scryfas 'er schrieb' br. Inf. skriva : lat. scribö; nir. ta-
bhairne 'Gasthaus' c. taf arn : lat. taberna; ir. cubat nir. cubhad
c. cufydd : lat. cubitus § 123, 5. Schwund nach brit. ü: ir.
buaball nir. buabhall 'Büffel' c. bual br. bual : lat. bübalus;
ac. fual nc. hual § 137 S. 220 f. Ir. mh statt bh : ir. cruimther
§ 124, 5; air. promad 'beweisen' mir. fromud nir. fromhadh
c. profi ds. corn. provas 'he proved' : lat. probö; air. amprom
'improbus' (die Vorsilbe keltisiert). C. ä und f statt v: c. cuddigl :
lat. cubiculum § 123, 5; c. affwys : lat. abyssus § 125, 4. Das-
selbe f statt V liegt vielleicht in c. ceffyl 'Pferd' vor (eigentlich
umgelautete Pluralform), vgl. mbr. cavall 'roussin' : lat. caballus
(das p des mir. nir. capall 'Pferd' ist Wiedergabe des c. f; aus
dem Ir. stammt wohl an. kapall 'Stute'). Jung sind die Entleh-
nungen mit erhaltenem intervokalischem h: ir. cnäib 'Hanf nir.
cnäib nsch. caineab br. kanab : lat. cannabis. — b vor ge-
schwundenem Vokal: air. apgitir 'Alphabet' nir. aibghitir (mit
restituiertem h) c. egwyddor (vg > gv und dies volksetymologisch
> gw, vgl. gwy-bod 'wissen'; noch weiter umgestaltet br. digouegor
'Alphabet', digouega 'buchstabieren') : lat. abecedärium.
3) Lat. -br-: air. lebor 'Buch', Gen. libuir nir. leabhar c.
llyfr corn. levar br. levr, leor : lat. liber, Akk. librum; air.
a ro-celebrus gl. ualefaciens (Prät. 1. Sing.) mir. celebraim nir.
ceileabhraim 'I bid farewell; I renege at cards', ceileabhradh
'act of bidding farewell; denial at cards' c. celefrad 'refuge for
criminal' (Spurrell) : lat. celebräre (gelehrte Entlehnung). — Lat.
-bl-: ir. obla Gen. oblann nir. abhlann 'Hostie' : lat. oblätiö
(ein dem lat. t entsprechendes ir. p scheint nach dem l geschwunden
zu sein). Unleniertes b nur in ganz jungen Entlehnungen: nir.
biobla c. beibl br. bibl 'Bibel' (aus dem Engl, und Fi-z.).
4) Lat. rb und Ib müssen im Ir. erhalten bleiben, im Brit. zu
rv, Iv werden. C. barf 'Bart' acorn. barf, baref br. baro : lat.
§140,4-5.141,1—2] Jjüt b. Lat. /c. 227
barba; c. cynhyrfu 'to agitate, to stir' : lat. conturbö; air.
barbär 'Barbar' nir. })arbaracli ^a foreigner' : lat. barbarus.
Statt V erscbeint w in mc. syberw %ocbmütig' nc. syl)er ; lat.
superbus. Im Ir. kann durch spätere Entlehnung aus dem Brit.
oder durch den Einfluß der späteren Schulaussprache des Lat. rbh,
Ibh erscheinen: ir. acarb, acarbh 'hart, streng' c. agarw (an ir.
garb c. garw 'rauh' angeschlossen) : lat. acerbus; air. carmocol
^Karfunkel' nir. carmhogal : lat. carbunculus (bh > mh; c.
carbwncl ist modern); nir. balbh 'dumb, stammen ng' : lat. b albus.
Ob ir. ferb .i. bölc docuirither for aigid duine iar n-äir no iar n-
gübreth 'a blotch which is put on the face of a man after a satire
or after a false judgment' nir. fearb 'pimple, stripe' abr. goerp
gl. stigmate nbr. gwerbl 'bubon' aus lat. uerb(e)ra stammt, ist
nicht ganz klar; das br. Wort scheint aus dem Ir. entlehnt zu sein.
— Lat. mb : ir. colum u. s. w. : lat. columba § 122, 3; ir. membur
nir. meamar 'apart, member, limb' c. mymr-yn 'Atom, Partikel' :
lat. membrum (nir. meamram c. memrwn 'Pergament' : lat.
membräna ist jung); c. plwm 'Blei' ncorn. plobm br. ploumm :
lat. plumbum (dagegen stammt nir. plumba 'a plumb' aus dem
Engl.; vgl. nir. tomba 'a tomb').
5) bb: ir. ap (air. Plur. -apid) c. abad 'Abt' acorn. abat br.
abad : lat. abbas; ir. sapat (air. Gen. sabbait) nir. saböid (mit
Suffix vertauschung) : lat. sabbatum. Beide Wörter sind gelehrt.
Die lateinischen stimmlosen Verschlussiaute.
§ 141. Lat. k. 1) Ir. capall § 140, 2; ir. cengal u. s. w. :
lat. cingulum §125,1; cert 'Recht; recht' c. certh 'conspicuous,
evident' mbr. querz 'certes' nbr. kers fem. 'possession, jouissance' :
lat. certus; ir. croch u. s. w. : lat. cruc-em § 123, 1.
2) Mir. muinchille c. maneg corn. maneg br. manek :
lat. manica § 121, 2 S. 193; ir. cerchaill : lat. ceruical § 130, 3;
ir. cailech 'Becher', Gen. calich acorn. kelegel : lat. calix,
calic-em; air. ban-dechuin 'diaconissae' § 125, 2; ir. fich u. s. w. :
lat. Ulcus § 130, 1; ir. pridchim u. s. w. : lat. praedicö § 132, 1;
ir. cochull 'Hülle für Kopf und Schulter' acorn. cugol gl. cuculla
br. kougoul : lat. cucullus (c. cochl 'mantle, cloak' aus dem Ir.,
c. cwcwll 'hood, cowl' ist eine junge gelehrte Entlehnung); ir. ba-
chall § 140, 1.
Etwas jünger sind die Lehnwörter im Ir., die die brit. Behand-
lung des intervokalischen k einfach herübergenommen haben: mir.
15*
228 Lat. h [§ 141, 2—3
secul nir. seagal : lat. secale § 124, 1; air. sacart nir. sagart
§ 139, 4.
Anm. 1. In volkstümlichen Lehnwörtern wird lat. ch wie das sonstige
lat. k behandelt worden sein; ein klares Beispiel fehlt mir aber. Mir. an-
chara, ancoire 'Anachoret' acorn. ancar : lat. anachöreta ist in meh-
reren Beziehungen schwierig; die gewaltsame Kürzung des Wortes könnte
daraus zu erklären sein, daß lat. -eta durch das keltische Suffix -et- ersetzt
worden wäre; ir. anchara scheint von ir. anamchare 'Lehrer' "Seelen-
freund" beeinflußt zu sein; aengl. ancor, ancra wird aus dem Kelt. stam-
men (kann aber trotzdem seinerseits auf die kelt. Wörter Einfluß ausgeübt
haben). In gelehrten Wörtern kann lat. ch durch brit. x wiedergegeben
werden: ir. man ach 'Mönch' c. acorn. manach br. manac'h : lat. mon-
achus § 122, 4. — Nach geschwundenem Vokal: c. anghrist 'Antichristus'
{-ntik- y -ntk- y '>ak\ dies wie altes ^aÄ behandelt; ir. ancrist, anchrist).
Anm. 2. Suffixvertauschung: c. breswg, bresych : lat. brassica
§ 140, 1; air. ennac 'unschuldig' nir. eanach : lat. innoc(u)us, innocens.
Über air. saigul nir. saoghal s. § 132, 2. Erhaltenes intervokalisches k
muß jung sein oder auf junger Kestituierung beruhen: nir. focal § 127,
Anm. 2; (ir. picc) nir. pic 'Pech' (c. pyg corn. pek br. pek) : lat. pix,
pic-em. Über c. cwcwll s. oben. Neben nsch. figis Teige' c. ffigys
'Feigen' zeigt br. fiez ds. romanische Lautentwickelung (afrz. fie).
3) Lat. kt nach kurzen Vokalen: ir. lacht mr. lacht 'Milch'
c. llaeth acorn. lait mcorn. leyth, leth mbr. laez nbr. leaz V.
leah : lat. lac, Gen. lactis; c. ffaeth 'mellow, ripe' (tir ffaeth
ist der Gegensatz von tir gwydd) : lat. factus; — c. doeth 'weise'
abr. doith- (in Eigennamen) V. du ah 'rompu ä' : lat. doctus;
c. coeth 'rein' (aur coeth 'reines Gold') br. koaza 'kochend ver-
dampfen' V. koahein : lat. coctus; — c. lleithig 'Fußschemel' :
lat. lectlca; c. peithyn 'slay of a loom; cog' : lat. pecten; c.
ysbaith 'prospect, scene', ysbeithell 'spectacle' : lat. spectö; c.
cyffaith 'a mixture of enriching liquids or substances; a mixture
of manure; a liquor, or preparation for tanning and dressing leather' :
lat. confectiö; c. diffaith 'Wüste, wüst, unbewohnt', mor diffaith
'the barren sea' acorn. mor difeid gl. pelagus mcorn. dyveyth
'Wildnis' abr. difeith (in einem Eigennamen) mbr. Kaer diffeth :
lat. defectus (die erste Silbe volksetymologisch umgestaltet); c.
effaith : lat. effectus S. 221; c. affaith 'affection; participation
in the guilt of a crime' : lat. affectus; c. perffaith 'vollkommen'
corn. perfeyth, perfyth, perfeth V. perhu eh 'geizig' : lat. per-
fectus; c. dyleithio 'freuen' : lat. delectö (nur in der Gramm,
von G. Roberts, Mailand 1567; kann von ihm selbst gebildet sein);
ir. slechtaim : lat. flectö S. 221; — br. striz 'enge' : lat stric-
§141,3—4] Ljit. k. 229
tus. Auffällig sind mbr. malloez, bennoez : lat. nialedictiö,
benedictiö § 139, 2 (wie mbr. cadoer § 139, 3 zu erklären);
vgl. ir. edocht : lat. edictum § 129, 3.
Lat. kt nacb langen Vokalen: air. tracbtaim 'bebandle, be-
spreche' nir. trächtaim c. traethu kann eine gelehrte Entlehnung
sein, zeigt jedenfalls keine Spur der Länge des lat. trüctö (denn
die Vokallänge im Irischen ist wohl nur aus der mittelalterlichen
Schulaussprache des Lat. in Irhmd zu erklären); ebenso wenig be-
weist nir. acht, acht 'an act, law' : lat. actus. Eher zu verwerten
ist br. freuza, froeza 'brechen' V. frehein : lat. fräctus. C.
ffrwyth 'Frucht' acorn. fruit (t = p; dagegen stammt mcorn. frut
aus dem Engl.) br. frouez : lat. früctus. Ir. liacht c. llith :
lat. lectiö § 129, 2.
Lat. M scheint ebenso wie idg. wkt (§ 76 S. 124) behandelt
zu sein in ac. Saith MN mc. seith Pedyr 'St. Peter' (die mc.
Form müßte eigentlich eine umgelautete Pluralform sein) : lat.
sänctus; c. pwyth 'Punkt, Stich; (zu vergeltendes) Hochzeitsge-
schenk' (talu pwyth 'vergelten'; ursprünglich von den der Rechen-
schaft dienenden Punkten) : lat. punctum. Aus einem lat. san(c)-
tus erklären sich: c. sant 'der Heihge', Plur. mc. seint nc. saint
corn. Sans, Plur. syns br. sant, Plur. sent (im Abr. kann die
umgelautete Form auch in den Sing, dringen: sent Thoui, sint
Thoui). Eine gelehrte Form liegt dem ir. San et an MN zu Grunde.
Eine entsprechende gelehrte Form hat das t verloren in air. punct
'Punkt' mir. ponc nir. ponnc c. pwnc.
Eine lat. Aussprache ohne k Hegt dem gelehrten c. awdur,
awdurdod § 131, 4 zu Grunde (ir. augtor, augtortas). Lat. tt
(oder brit. tt, vgl. § 144, 3) statt kt wird vorausgesetzt von c. pleth
'Flechte' corn. pleth mbr. plez : lat. plecta. Suffixvertauschung
zeigt ir. direch nir. direach 'gerade' : lat. directus; ebenso mir.
cunnrath nir. connradh 'Verabredung, Kontrakt': lat. conträctus?
4) Lat. kr: air. ach er 'heftig' (vom Winde; mit langem «?)
abr. ar-ocrion gl. atrocia : lat. äcer, äcris (c. egr 'scharf, sauer'
aus mengl. egre); ir. ochar, Plur. oclira .i. bröga : lat. ocrea
'Beinschiene, Gamasche'. Gelehrt: ir. cosecraim, coisricim nir.
coisreacaim 'weihe' c. Inf. cyssegru. — Lat. kl: ir. bachall
c. bagl (ir. bachlach mc, baglawc mbr. baelec nbr. belek)
§ 140, 1; c. erthygl 'Artikel' br. arzel 'Kniekehle' : lat. artic(u)lus.
Jünger: air. eclis nir. eaglais c. eglwys acorn. eglos br. iliz
§ 124, 3. Ir. fenel 'Fenchel' § 129, 3 scheint demnach nicht
230 Lat. k. Lat. qu. [§141,4—6. 142
lautgesetzlich sein zu können (analogische Wiedergabe des c. Suf-
fixes?). Die variierenden Formen für 'Kaninchen' (nir. coinin
c. cwning br. koulin, konikl, konifl) gehen nicht direkt auf
lat. cunlculus, sondern auf frz., engl, und gelehrte Formen (afrz.
connil, connin mengh coning) zui^ück.
5) Lat. rk: ir. arc nir. arc, airc 'Kasten' c. arch corn. Plur.
arghov br. arc'h : lat. arca; air. carcar nir. carcair ncorn.
karhar br. karc'hariou : lat. carcer § 121, 1; mir. forc nir. forc
'Gabel, Forke' c. fforc'h ncorn. forh,vorh br. forc'h : lat. furca.
— Lat. Ik: mir. calc, cailc nir. cailc 'Kalk' c. calch : lat. calx,
Akk. calcem; ir. colcaid c. cylched br. golc'hed : lat. culcita
§ 123, 4.
Lat. i^k wird im Brit. ebenso wie idg. wk behandelt. Im Ir.
war dagegen zur Zeit der Entlehnungen keine dem lat. nk einiger-
maßen gleichwertige Gruppe vorhanden; man scheint es daher in
der ältesten Zeit durch wg wiedergegeben zu haben: ir. caingel
'Schranke' c. canghell (fem. wegen der Endung) : lat. cancellus
(abr. cancell 'locus, appendice' Loth, Chrestomathie 113); air.
ungae : lat. uncia. In dem Worte für 'Anker' (air. ingor u. s. w.
§138,4) setzt auch das Br. und vielleicht das C. 'tog voraus; beruht
dies auf Entlehnung aus dem Ir.? Später hat man im Ir. n>k ver-
wendet; Corm. schreibt caincell statt caingel; 79k bedeutet jeden-
falls auch die (dem C. nachgeahmte?) Schreibung ngch in air.
ingchis gl. incensum c. encois gl. thus : lat. incensum.
6) Lat. kk: air. accuiss mc. achaws : lat. occäsiö § 122, 4;
air. peccad nir. peacadh mc. pechawt corn. pehas br. pec'hed ;
lat. peccätum § 126, 4; ir. sacc nir. sac c. sach u. s. w. : lat.
Saccus § 136, 1; ir. secc 'trocken' nir. seacaim 'trockne' ac. sich
gl. arentis nc. sych corn. segh br. seac'h : lat. siccus (nir. sioc.
Gen. seaca 'Frost' kann nicht aus dem Lat. entlehnt sein; es könnte
urverwandt sein, wenn lat. kk aus tk entstanden wäre). — Ir. brac
mc. breich corn. bregh br. breac'h : lat. bracchium § 121, 2.
Anm. 3. s für lat. k kann nur in modernen Entlehnungen aus dem
Frz. oder Engl, vorkommen: nir. sacraifis 'a sacrifice'; c. sibwl 'young
onions' : engl, cibol. Engl, c- wird im Ir. durch s-, -c- durch -«</'- wieder-
gegeben: nir. seipeal 'a chapel', nir. paiste 'Knabe' : engl, page, nir.
cabaiste 'Kohl' : engl, cabbage. ImC. : sialc 'Kreide' : engl, chalk,
aber (jünger) cain *a chain' Sweet, Spoken North Welsh S. 433.
§ 142. Lat. qu war zur Zeit der Entlehnungen jedenfalls
vom bloßen k verschieden (vgl. im Frz. den Gegensatz zwischen
car und eher, eau und baie). Es kommen denn auch im Kelt.
§142.148,1—21 Liit. qu. Lat. ^. 231
Spuren der labiulen Artikulation des qu vor: c. cwsg ^8clilaf',
cysgu 'sclilafen' corn. cuske br. kousket : lat. quiescö § 124, 5
(vgl. über br. eskuit S. 76); ir. corgas 'Fasten' c. garawys,
grawys nbr. koraiz V. koareiz : lat. quadrägösima; mbr.
coazrcll nbr. koarell 'Schuhsohle' : lat. *quadrelluni, vgl.
quadruin und fr. carreau, carreler; mc. chwarthawr nc.
chwarthor 'Viertel' : lat. quartärium (der im C. ungewöhnliche
Anlaut kw wäre gegen das häufigere xw ausgetauscht worden); air.
reilic nir. reilig 'Friedhof c. relyw 'Rest' (mit A:.- br. releg-enn
'Skelett') : lat. reliquiae. Vor der Endung -us war qu auf lat.
Boden zu k geworden: abr. entic gl. pnscae : lat. antiquus; ir.
coic, Gen. coca 'Koch' ac. coc gl. pistor nc. cog acorn. kog br.
kok : lat. coquus. Auch bei ir. cucenn c. cegin acorn. keghin
br. kegin § 122, 2 ist von lat. cocina statt coquTna auszugehen
(vgl. frz. cuisine). Ir. muin-torc gl. torques c. torch : lat. tor-
quis kann wohl auf brit. Boden ein iv verloren haben. — Im Ir.
ist k die alte regelmäßige Wiedergabe des lat. qu : ir. ceist : lat.
quaestiö § 132, 1; ir. cincigais § 136, 3; air. lechdach 'Li-
quida' (gelehrt). Das ir. k kann in den alten Entlehnungen auf
irischem Boden aus ku (vgl. § 79 S. 127) entstanden sein; später
ist man der so geschaffenen Tradition gefolgt.
§ 143. Lat. t. 1) Ir. tennaim c. tynnu corn. tynn-, tenn-
br. tenna : lat. tendö § 124, 4; c. trybedd 'Dreifuß' acorn. tribet
gl. andena ncorn. trebath br. trebez Treg. Cornouaille V. trebe :
lat. Akk. triped-em.
2) Ir. cuithe c. pydew : lat. puteus § 144, 1; ir. srathar
c. ystrodur § 126, 3; ir. dia sathairnn c. sadwrn ncorn. za-
darn (über die Entwickelung des 4- s. § 344) br. sadorn § 123,6;
nsch. miith- c. mudo : lat. mütäre § 128, 2; c. ysgudell 'a dish'
acorn. scudel gl. discus ncorn. skidal 'catillus' br. skudell
'ecuelle' : lat. scütella (neben scütella). Auch vor i + Vokal
war lat. t zur Zeit der alten Entlehnungen noch intakt: nir. märta
u. s. w. : lat. Märtius § 126, 1; mc. yspeit nc. ysbaid : lat.
spatium § 121, 2 (s erscheint nur in späten gelehrten oder romani-
schen Lehnwörtern: mc. nc. neges 'Auftrag, Botschaft' : lat. ne-
gotium). Lat. th wird in volkstümlichen Entlehnungen wie t be-
handelt: mir. cathair c. cadair mbr. cadoer : lat. cathedra
§ 121, 1, § 139, 3. — Die Tradition der ältesten Lehnwörter wird
im Ir. bisweilen auch bei späten gelehrten Lehnwörtern befolgt:
air. ethemlagas 'Etymologie'; lat. th wird in solchen AVörtern
232 Lat. t § 143, 2]
immer durch ir. th wiedergegeben: ir. cathlach(da) 'katholisch'
(nir. catoiliceach 'KathoHk' aus dem Engl.); nir. struth 'Strauß' :
lat. strüthiö.
Eine etwas jüngere Schicht von Lehnwörtern zeigt im Ir. die
brit. Behandlung des intervokalischen t: ir. oröit 'Gebet' § 126, 1;
die Endung ir. -döir § 127 Anm. 1; mir. maten nir. maidin :
lat. mä(tü)tlna § 126, 3 (acorn. metin br. mintin sind wohl frz.
beeinflußt); ir. möit nir. möid : lat. uöta § 133 Anm. 1; air. not
nir. nod c. nod ncorn. noz br. nod : lat. nota; ir. laiten nir.
laidean c. lladin 'Latein' : lat. Latina; ir. pater nir. paidir
u. s. w. : lat. pater § 121, 1; air. scrütaim 'forsche' nir. sgrüdaim,
sgrüduighim : lat. scrütor; ir. srät nir. sräid : lat. sträta
S. 203; mir. notlaic nir. no diaig u. s. w. 'Weihnachten' S. 204.
Nach einem geschwundenen Vokal: air. trindöit mc. trindawt
nc. trindod corn. trynsys mbr. trindet : lat. trinitätem; air.
mertrech nir. meirdreach : lat. meretric-em. — Auch die hier-
durch geschaffene Tradition wirkt im Irischen lange nach; u. a.
verweise ich auf die Nachahmung der Endungen -öit, -äit nir.
-öid, -äid aus lat. -ätiö in englischen Lehnwörtern: nir. prio-
bhäid 'privacy', seicreid 'a secret', stäid 'state', aibid 'habit'.
Ein sekundär mit einem folgenden r zusammengetroffenes t
wird ebenso wie t in der alten Gruppe tr behandelt: c. creawdr
'Schöpfer' mbr. croeer nbr. krouer : lat. Nom. creätor; mbr.
pechezr nbr. pec'her 'Sünder' : lat. Nom. peccätor. Dadurch
wird die Eegel in § 85, 5 S. 134 etwas zweifelhaft.
Anm. 1. Iv. d aus p im Auslaut unbetonter Silben nach § 85, 3 S. 138:
air. iieccad 'Sünde', Gen. pectho : lat. peccätura § 126, 4.
Anm. 2. Ein auf romanischer Sprachentwickelung beruhendes d ist
nur im Bretonischen häufig: br. bouzell-enn 'boyau' 'Darm' : lat. bo-
tellus; — (c. padell acorn. padel hoern gl. sartago 'eiserne Pfanne'
ncorn. padal, vgl, § 344, V. pedel, bedell 'jatte a lait') br. pezel 'jatte
en bois pour porter la päte au four' : lat. patella (nicht hierher gehört
nir. padhal 'Milcheimer' 'a pail, a ewer'; -adha- bezeichnet wohl die Aus-
sprache ej, vgl. die Aussprache von nir. aghaidh, adharc § 59 Anm. 2
S. 102, § 67 S. 111, und das Wort ist eine verhältnismäßig alte Entlehnung
aus engl, pail aengl. pjegel; dieselbe Wiedergabe der engl. Lautgruppe
in c. paeol 'pail, pot' [mitbaeol § 134 vermischt] und in nir. maighdcan
'Jungfrau' Arran msjd'dn Donegal mw9jd'9n aus engl, maiden aengl.
raa^gden; eine jüngere Entlehnung aus engl, pail ist nsch. peula 'a milk-
pail'); — (c. syfrdan 'schwindelig, bestürzt' mit unetymologischem r) corn,
sawthenys 'überlistet, betrogen' abr, soudan gl. hebetudo mbr. souzan,
saouzan nbr. saouzan 'Bestürzung' : lat. subitäneus (das c. Wort muß
§143,2-4] Lat. t 233
etwas älter als die corn. und br. Wörter sein; es kann dasselbe Alter wie
rac. eennyat 'Erlaubnis' § 126 Anni. 2 liaben); — br. seiz 'Seide', kreiz
'Kreide' § 129, 2 (mbr. fouzaff 'futuere', d oder W?). In mebrcren von diesen
Fällen handelt es sich nicht um eine neue Entlehnung, sondern um die Um-
bildung einer älteren Entlehnung, eines schon in der Sprache existierenden
Wortes. Es wird daher möglich sein, auch br, bezv-enn 'Birke', Plur. bezo
als eine auf romanischem Einfluß beruhende Umbildung eines echt keltischen
Wortes aufzufassen (mir. betho c. bedw-en 'Birke' acorn. bedei^?-en gl.
populus gall.-lat. betuUa, betula); als unbeeinflußte Lautentwickelung
ist mir das z von bezv-enn nicht verständlich (vgl. §85,1 S. 133). Über
c. cufydd : lat. cubitus s. § 123, 5.
3) Lat. -tr-: c. lleidr corn. lader mbr. lazr nbr. laer : lat.
latrö § 121, 2 S. 192; c. pwdr ^fauF, pydredd 'Fäulnis' ncorn.
podar 'putridus' mcorn. Plur. podrethes 'Fäulnisse, Wunden' br.
pore 'plötzliche, gefährliche Krankheit' : lat. puter, putris (nir.
pudhair 'Schaden, Unbill' gehört nicht hierher; putar .:. brenta
Corm. ist gelehrt); c. gwydr 'Glas' ncorn gueder mbr. guezr nbr.
gwer : lat. uitrum (ob das in einer dunklen Stelle vorkommende
mir. fuither die Bedeutung 'Glas' hat, ist ganz unsicher). Ir.
Cothraige, jünger Patraicc nir. Padraic § 125, 2 (Arran ^ar^Ä:',
vgl die falsche Schreibung Pädhraic bei MoUoy 118; Donegal
pädrik' ist vielleicht unter dem Einfluß der Schriftsprache erneuert,
vgl. Arran iKid'rln 'Kosenkranz' Donegal pwäd'iHn, von paidir
§ 121, 1 abgeleitet).
Lat. -tl-: mbr. teuzl nbr. teul § 125, 1.
4) Lat st § 136, 2, 3; U § 141, 3; pt § 144, 3. — Lat. rt:
c. perthyn 'angehen' : lat pertinere; ir. tort nir. toirt 'Kuchen'
c. torth 'Laib' corn. torth früh-mbr. (XII. Jahrh.) torth nbr.
torz, tors V. torh : lat. torta; nir. märta c. mawrth ncorn.
merh br. meurs : lat. Märtius § 126, 1. — Lat. It: ir. saltir
c. sallwyr S. 219; ac. celeell gl. culter nc. cyllell 'Messer'
acorn. collel gl. cultellus, kellillic gl. artauus mcorn. coli an
(mit Suffix vertauschung; sämtliche corn. Formen scheinen aus dem
C. entlehnt zu sein) br. kountell (mit einer vielleicht auf lat. Boden
eingetretenen Dissimilation) : lat. cultellus. Lat. Itr: mir. nir.
coltar 'the coulter of a plough' (ac. cultir gl. cultrum nc. cwlltr
müssen jüngere Entlehnungen sein; eine Spur der alten Entlehnung
in acorn. kethel gl. cultellus, das aus dem C. entlehnt sein wird;
die Endung beruht auf Kontamination mit c. cyllell) acorn. colter
gl. culter br. kontell-gaoutr 'coutre' (Greg, de Rostr.; jünger ist
die gewöhnliche Form koultr, kountell- goultr 'coutre'). — Lat.
234 Lsitt [§143,4-5
nt wird im Brit. ebenso wie idg. nt behandelt. Im Ir. war da-
gegen zur Zeit der Entlehnungen keine dem lat. nt einigermaßen
gleichwertige Gruppe vorhanden; man scheint es daher in der älte-
sten Zeit durch nd wiedergegeben zu haben: air. cland Tflanze,
Kinder' nir. dann c. plant ^Kinder' : lat. planta; mc. fynhawn
U.S. w. : lat. fontäna § 122,3. Die alte Tradition wird noch zum
Teil im Ir. in gelehrten Lehnwörtern nachgeahmt: air. t all and
'Talent, Fähigkeit' : lat. talentum; air. aiccend 'Akzent' : lat.
accentus; vgl. noch mir. cunnrath nir. connradh : lat. conträc-
tus § 141, 3 S. 229. Merkwürdig sind mir. nir. cointinn 'Streit'
c. cynhen : lat. contentiö (man erwartet aber dann im C. Epen-
these) und nir. intinn 'Gedanke' : lat. intentiö; sie enthalten
scheinbar die alte und die junge Vertretung des lat. nt nebenein-
ander (oder handelt es sich um irgend eine lateinische Neubildung
mit dem nd der Verba contendö, intendö?). In jüngerer Zeit
verwendet das Ir. nt: air. genti 'die Heiden' : lat. gentes (ir.
find-genti "weiße Heiden" 'Norweger', dub-genti "schwarze
Heiden" 'Dänen', daraus ac. dub-gint mc. gynt); air. argumint
'Argument', firmimint 'Firmament', nir. substainnt 'Substanz'.
Anm. 3. In einer Eeihe von Fällen hat man im Ir. durch allerlei
analogische Vorgänge Formen erhalten, die an die Behandlung des idg. nt
erinnern: air. abstanit 'Enthaltung' : lat. ahstinentia, air. accidit
(grammatischer Terminus) : lat. accidentia (nir. aicid 'Krankheit' =
*aicidhid?); nir. moimeint, möimid, moimead, auch mit anlauten-
dem iv (noimeint, nöimid), und ohne dies a^ (Arran ünied) 'Augenblick';
nsch. parlamaid 'Parlament', teismid 'Testament'. Yon diesen Formen
können jedoch keine als alt in Anspruch genommen werden. Noch anders
zu beurteilen ist nir. matal 'a mantle'.
Lat. nfr: nir. conträr-dha 'contrary', conträl-ta 'wrong'
mc. cythrawl nc. cythrol 'contrary' (mc. cythreul nc. cythraul
'der Teufel' § 126 Anm. 1) abr. controliaht gl. controuersiam
(ht = />) mbr. contrell 'contraire' nbr. toull-kontrol = toull-
gaou 'Luftröhre' (im Gegensatz zur Speiseröhre, vgl. frz. dial.
fausse-gorge dän. gal Hals) : lat. contrarius; air. cinteir gl.
calcar c. cethr 'Nagel, Si:)itze' corn. kenter ds. br. kentr 'Sporn' :
lat. centrum; c. athrewyn, athrywyn, ethrywyn 'Streitende
versöhnen' : lat. interueniö (mit einheimischem Sprachgut ver-
mischt, vgl. ac. ithr S. 139).
5) Lat tt: nir. litir c. llythyr acorn. lither-en br. lizer :
lat. littera § 125, 1; ir. cat nir. cat 'Katze' c. cath acorn. kat
(t = ß) ncorn. käp br. kaz : lat. cattus; c. bat hu 'münzen', bath
§ 144, 1-2] Lat. p, ph. 235
'Gepräge' (math 'sort, kind') acorn. bat gl. numisina, bathor gl.
trapezeta br. baz Y. bah 'Stock' : lat. batt(u)o.
i; 144. Lat. p. 1) Zur Zeit der ältesten Entlehnungen be-
saßen die Iren kein p; sie haben daher den lateinischen Laut
durch kit wiedergegeben: Ogam QRIMITIR mir. cruimther
'Priester' : lat. pre(s)byter § 124, 5; ir. cuithe c. pydew : lat
puteus (br. pufis aus afrz. puiz, puis); air. cland c. plant 'Kin-
der' : lat. planta (modern ist nir. planda 'Pflanze'); air. nir.
caille 'Schleier' : lat. pallium (dazu air. caillech 'alte Frau'
nir. cailleach); air. mir. casc nir. cäisg u. s. w. : lat. pascha
§ 121, 4; mir. clüm c. plu u. s. w. : lat. plüma § 128, 2; ir.
cor cur 'Purpur' nir. corcair, corcra (daraus entlehnt nnorw.
korke 'liehen tartareus', s. Falk & Torp I 403) c. porffor br.
porfor : lat. purpura (jüngere Entlehnungen sind nir. purpur
corn. purpur); ir. cuan-ene : lat. pugnus § 138, 3; ir. Co-
thraige : lat. Patricius § 125, 2. Mit vorgeschlagenem s: air.
seibar gl. piperi (jung nir. piobar § 125, 3).
Anm. 1. Ganz anders zu erklären ist k in nsch. cübaid 'a pulpit'
aus dem Engl. (Dissimilation), s. Vendryes S. 63.
In jüngerer Zeit geben die Iren das lat. p durch p wieder.
Nach dem Muster des Anlautswechsels k : x, t : ^ wurde zu p eine
lenierte Form f (geschrieben ph) geschaffen; diese Lenition ist jedoch
noch in Wb. nicht vollständig durchgeführt (vgl. Asp. i Irsk S. 72).
Ir. Petar nir. Peadar : lat. Petrus; ir. Patraicc : lat. Patri-
cius; ir. peccad 'Sünde' § 126, 4; ir. pridchim : lat. praedicö
§ 132, 1; ir. pöc : lat. päc-em § 126, 1.
Anm. 2. Es findet sich im Ir. ein gewisses Schwanken zwischen p-
und b-, vgl. Vendryes S. 63. In einigen Fällen (z. B. bei air. bi gl. pix)
könnte man daran denken, daß vielleicht eine lenierte britannische Form
zu Grunde liegt (vgl. jedoch an. bik 'Pech'). Umgekehrt erscheint bis-
weilen ein p an unrichtiger Stelle: nir. pcist : lat. bestia, nir. prai-
seach : lat. brassica § 140, 1.
Durch Sandhientgleisung kann j) im Ir. zu/ werden: air. pairche
nir. fairche : lat. parochia § 122, 6; air. promad mir. fromud § 140, 2,
vgl. Vendryes S. 64. Seltener iniBrit.: c. fflureg 'SchiiTsvorderteil' acorn.
flurrag : lat. pröra.
Anm. 3. Lat. 2>A- ist nur in gelehrten Lehnwörtern vertreten, wo es
als/ behandelt wird: air. felsub 'Philosoph'.
2) Intervokalisches p ist durch ir. x wiedergegeben in nir.
praiseach c. preseb : lat. praesaepe § 132, 1; dabei wird aber
die Assoziation mit dem ir. Suffix -ech die w^esentlichste Rolle
gespielt haben, wie namentlich die Erhaltung des anlautenden p-
236 Lat. p, ph. [§ 144, 2—3
beweist. Wenn man sich auf air. seibar gl. piperi und air. tal-
chube § 128, 1 verlassen darf, so wäre lat. p zwischen Vokalen
in der ältesten Zeit durch b (statt des mit x : lat. k, ß : lat. t
parallelen f) wiedergegeben worden. Die spätere Wiedergabe ist
air. p, nir. b (d. h. man übernimmt die brit. lenierte Aussprache):
air. opair ^Handlung' nir. ob air corn. ober ds. br. ober 'machen' :
lat. opera; ir. cäpa nir. cäba 'Mantel' : mlat. cäpa (aus dem
Engl, stammen nir. cöib 'Priesterrock' c. cob corn. cop : engl,
cope).
Anm. 4. Erhaltenes intervokalisches -p- ist ein Zeichen gelehrten
Einflusses oder junger Herkunft: air. epistil 'Brief nir. eipistil c.
epistol : lat. epistola (älter, aber mit lat. apostolus verraischt, ist
mc. ebostol br. abostol 'Epistel'); nir. paipear 'Papier' c. papyr
ncorn. papar br. paper.
Anm. 5. Es findet sich wenigstens ein Beispiel dafür, daß lat. -ph-
wie -p- behandelt worden ist: ir. epscop, esbicul : lat. scyphus,
scyphulus §136, 2. In der Kegel wird jedoch lat. -ph- wie / behandelt;
die meisten Belege sind aber gelehrte Lehnwörter: nir. sgaf, sgafa 'a
light boat', sgabhal 'Kessel' br. skaf 'bateau leger' : lat. scapha, sca-
phiura, scaphula; c. prophwyd 'Prophet' acorn. profuit mcorn. pro-
fus mbr. profoet : lat. prophcta; air. felsub 'Philosoph' nir. feall-
sam h (bh > mh).
3) Ijhtpt: air. sechtman 'Woche' nir. seachtmhain acorn.
seithum (m Schreibfehler für n) mcorn. sythyn br. sizun : lat.
septiraäna (das einheimische Zahlwort 'sieben' kann Einfluß geübt
haben). Häufiger ist im Ir. erhaltenes -pt-: mir. aiccept 'Be-
lehrung, Unterricht', später aicecht (vielleicht unter dem Einfluß
des einheimischen Suffixes -echt) : lat. accepta. Mit idg. kt
gleich behandelt ist lat.^^ noch in c. ceithiwed 'Gefangenschaft':
lat. captTvitas (ist von dem einheimischen c. caeth § 55 beein-
flußt; mit Beseitigung des Umlauts auch caethiwed); mc. nei-
thawr nc. neithior 'Hochzeit' (zum j vgl. § 46 S. 70): lat. nup-
tiälia (mit Suffixvertauschung; von den einheimischen Formen für
'Nacht' beeinflußt, vgl. c. -noeth, neithiwyr § 76 S. 123). Als
die regelmäßige brit. Vertretung des lat. pt wird man Zusammen-
fall mit kelt. tt anzunehmen haben: air. precept mir. pro ce cht
c. pregeth corn. pregoth : lat. praecepta § 132, 1 (die corn.
Endung, die an mbr. malloez, bennoez § 141,3 S. 229 erinnert,
wird analogisch beeinflußt sein); c. ysgrythur : lat. scriptura
§ 130, 2; gwlwth 'uoluptas' in der Gramm, von Gr. Roberts ist
nicht belegt; V. groh 'Grotte' : lat. crypta § 125 Anm. 2. Jünger
ist brit. ft: nc. Aipht 'Ägypten' {ai, mc. ei aus dji-). — Noch
§ 144, 3—5] Lat. p, ph. 237
heute ist die Verbindung -pt- den Iren nicht mundgerecht geworden;
statt nir. captaoin 'Kapitän' wird nach Dinneen in Donegal
caiftin gesprochen.
Anm. 6. Nsch. tiosan ist engl, ptisan. — Lat. baptisma, bap-
tizö hatte schon auf lat. Boden durch Dissimilation das p verloren: ir.
baithis 'Taufe' §136,3 (davon baitsira 'taufe' mit ts aus ps, nir. bais-
tim mit regelmäßiger Metathese) c. bedydd u. s. w. § 136, 4.
4) Lat. -pr-: mir. april nir. aibreän c. ebrill u. s. w. : lat.
Aprilis § 121, 2 S. 192; nsch. cabar c. ceibr-en u. s. w. : lat.
*caprö §121,2 8.192. Lat. -pl-: air. popul nir. pobal c. pobl
acorn. pobel br. pobl : lat. pop(u)lus 'Volk'. Liegt in dem jeden-
falls volksetymologisch umgestalteten air. diabul 'doppelt' eine
ältere irische Vertretung des lat. -pl- vor?
5) Lat. sp s. § 136, 2 S. 219. p wird nach s in der ältesten
Zeit durch ir. k» > k (ir. fescor § 124, 5), später durch p (ir.
e spartain § 124, 5) wiedergegeben. Lat. sph wird wie sp behan-
delt: nir. speir : lat. sphaera § 132, 2.
Lat. rp: ir. corcur nir. corcair c. porffor br. porfor : lat.
purpura. Jünger: air. nir. corp c. corff corn. corf br. korf :
lat. corpus. Lat. Iph: c. cwlff 'a piece cut off from something;
a thick, shapeless piece' : lat. col(a)phus (frz. coup u. s. w.).
Lat. mp wird im Brit. ebenso wie idg. i^ht (§ 83) behandelt;
im Ir. wird es vielleicht in der ältesten Zeit durch mh wiederge-
geben; dafür finde ich jedoch nur den recht zweifelhaften Beleg
ir. cäm 'Kampf c. camp 'a game' abr. camp (in ON) br. kamp
'Lager eines Heeres', auch 'Kampf (Greg, de Rostr.) : lat. cam-
pus. In jüngerer Zeit bleibt mp im Ir. (mir. campa 'Lager').
C. ymherawdr, amherawdr 'Kaiser' (acorn. emperur mcorn.
emperour, emprour aus dem Engl.) mbr. impalaezr nbr. im-
palaer : lat. imperätor (das kurze a des Br. stammt aus dem
Akk. imperätörem u. s. w.; mir. imper, impir nir. impir
'Kaiser' geht auf lat. im p er i um zurück); c. tymmest(l), tymp,
tymhor, tymheru s. § 124, 4; c. cymhell, cymmell 'nötigen' :
lat. compellö. Lat. mpr: c. ymrain 'to do the act of generation,
to lie wdth a woman' : lat. impraegnö 'schwängere' (die Laute
stimmen genau; ebenso die transitive Konstruktion des c. Verbums;
das n steht nur im Inf., der Stamm des finiten Verbums ist ymre-;
dies beruht jedoch nur auf einer Analogiebildung nach einem kelti-
schen Verbum, ir. reg-, s. Verbalverz., vgl. c. dwyrain 'der Osten',
cyfwyrain 'to rise up together'). Lat. mpl: air. tempul nir.
238 Lat. p. Lat. r, l [§144,6-146
teampull mc. temhyl nc. teml ncorn. tempel : lat. templum;
c. aml 'viel' : lat. am plus.
Anm. 7. Ir. caplat, caplait 'der grüne Donnerstag' c. cablyd,
cablwyd com. de-yow hablys, du-yow haralos br. iaou gamblid
fügt sich lautlich am besten der von Loth vorgeschlagenen Deutung aus
lat. completus; Volksetymologie (br. karablid wird als 'cenacle' 'kambr
al lid' aufgefaßt) und vielleicht irischer Einfluß im C. und Corn. erklären
einen Teil der Formen. — Br. em-bouda 'impfen' aus mlat. imputäre
verdankt wohl sein h einer volksetymologischen Auffassung (etwa Anschluß
an die Entsprechung des ir. dian-inbothigetar 'wenn sie verheiratet
werden' : Präp. ind- statt in- und both 'Hütte', vgl. türk. äv-Ian-mlik
'sich verheiraten' von <w 'Haus').
6) Lat. pp: ir. cepp nir. ceap c. cyff br. kef : lat. cippus
§ 125, 1; c. cloff 'hinkend, lahm' acorn. clof : mlat. cloppus;
br. stouf 'Stöpsel, Pfropfen' : lat. stuppa 'Werg'.
Die lat. Sonorlaute.
§ 145. Lat. r wird wie idg. r behandelt: air. reilic u. s. w.
§ 142; ir. corgas u. s. w. § 121, 3; ir. srathar c. ystrodur
§ 126, 3; ir. corcur u. s. w. § 144, 1; ir. corn u. s. w. § 122, 1.
Ir. mirr § 125 Anm. 2; c. carrai : lat. corrigia § 122, 4. Bei
c. gwiwer 'Eichhörnchen' br. (nicht lautgesetzlich) gib er V. guifi-
ver : lat. uluerra hat eine Kürzung des rr auf keltischem Boden
stattgefunden; dagegen stammt mir. tor 'Turm' c. twr acorn. tur
mcorn. tour br. tour nicht aus lat. turris, sondern aus dem Frz.
Br. karg 'charge' (: lat. carrica) ist romanisch (das Verbum karga
ließe sich allerdings auch aus dem Lat. herleiten).
Über die bei r vorkommenden Svarabhaktierscheinungen, Dissi-
milationen und Metathesen vgl. § 226—229, § 231-232, § 336
—337.
§ 146. Lat. l wird wie idg. l behandelt: air. Akk. Dat.
laubir 'Mühe' mir. lubair 'vow, prescribed duty' c. llafur 'Be-
bauung der Erde' corn. lavur 'Arbeit' : lat. la bore m (br. labour
'Arbeit, Pflügen' aus dem Frz.); air. scol u. s. w. § 122, 1; ir.
saile c. haliw br. halo : lat. sallua § 130, 3.
C. ystwyll : lat. Stella § 129, 1; ir. cell c. cell br. kell :
lat. cella § 124, 1.
Es findet sich ein nicht unbedeutendes Schwanken zwischen /
und //; c. ceffyl : lat. caballus § 140, 2; ir. caingel c. cang-
hell : lat. cancellus § 141, 5; nir. asal : lat. asellus § 136, 1;
nir. astal c. asteil : lat. astella § 124, 7. Umgekehrt: ir. ba-
§ 146—148] Lat. l, n. Lat. m. 239
chall : lat. baculus § 140, 1; ir. cerchaill : lat. ceruTci*!
§ 130, 3; ir. huaball : lat. bübalus § 128 Anm.; ir. pupall c.
pebyll : lat. päpiliö §126,3; c. canwyll: lat. candela S. 193.
Es wird sieb meist um Suffixvertauschung handeln; so auch in c.
morthwyl 'Hammer' corn. morthol br. morzol : lat. martellus.
Auffälliger ist air. talland : lat. talentum § 143, 4. Lautgesetz-
lich erklärbar sind c. ebrill : lat. Aprilis, c. ufyll : lat. huini-
lis, s. S. 148.
Über die bei l vorkommenden Svarabhaktierscheinungen, Dissi-
milationen und Metathesen vgl. § 226—229, § 231, § 336-337.
Bei ir. Akk. cuicil 'Spinnrocken' nir. cuigeal fem. c. cogail
acorn. kigel mcorn. kegel, kygel br. kegel, kigel, kegil Tre-
guier keiel Cornouaille keigel : lat. coluc(u)la hatte auf lat. Boden
eine Dissimilation zu conuc(u)la stattgefunden; für das Kelt. ist
vielleicht von *conucella auszugehen; das ic ging vor dem urbrit.
Akzent verloren; im Ir. wurde das n durch den Einfluß der ein-
heimischen Präp. con- (vor altem k als co- auftretend) beseitigt,
und das Wort wurde jetzt aus dem Ir. ins Brit. zurückentlehnt.
8 147. Lat. 71 ergibt kelt. n: mir. notlaic § 126, 3 S. 204;
ir. fin : lat. ulnum § 133, 1; ir. laiten 'Latein' § 121, 1; ir.
sornn § 137 (zum ir. jv vgl. §95, 2 d S. 153). Lat. nn: ir. ennac :
lat. innocuus §141 Anm. 2; ir. penn nir. peann 'Schreibfeder' :
lat. penna (c. pin 'a pen, a pin' aus dem Engl.). Über c. cawn :
lat. canna s. § 121,4. Ir. nn aus n scheint besonders nach einem
verkürzten langen Vokal zu stehen: ir. abann : lat. haben a
§ 129, 4; ir. mulenn : lat. mollna, ir. cucenn : lat. coquina,
ir. moirtchenn : lat. morticinium § 122, 2; hier Hegt vielleicht
ein Lautgesetz zu Grunde (Einfluß des ehemaligen Nebentons). In
anderen Fällen reicht diese Erklärung jedoch nicht aus (ir. t er-
mann 'protection; glebe-land' c. terfyn 'Grenze' : lat. terminus).
Selten ist nn aus n im Wortinnern (air. pennit § 132, 3; hat
schon in Wb. nn, so daß jeder Versuch, auf nd zurückzugehen,
abgeschnitten ist).
Über m aus n durch Assimilation s. § 335. Über den Verlust
eines anlautenden n- s. § 162.
§ 148. Lat. m. 1) Ir. midach .i. Haig 'Arzt' c. meddyg
acorn. medhec mcorn. methek br. mezek : lat. medicus; ir.
mocol : lat. macula § 121, 3.
Kann durch Sandhientgleisung zu b werden (ncorn. belin
240 Lat. ni. [§148,2-4
'Mühle' : lat. molTna; br. buns 'muid' aus dem Afrz.) oder an
die Stelle eines b treten, vgl. § 133 Anm. 1 und § 302.
2) Lat. m zwischen Vokalen wird in der älteren Zeit durch
leniertes m wiedergegeben: ir. geimen- c. gefell br. gevell
'Zwilling' : lat. geminus, gemellus; mir. umir nir. uimhir ac.
nimer nc. nifer corn. nyuer br. niver : lat. numerus §123, 3;
c. ffaw 'Ruhm' : lat. fäma; air. trimsi gl. tempora nir. treimhse
'Zeitraum' : lat. trimensis 'dreimonatlich'; air. domnach nir.
domhnach 'Sonntag' masc. : lat. dominica; air. sechtman nir.
seachtmhain acorn. seithum (zu lesen -un) mcorn. sythyn br.
sizun 'Woche' § 144, 3; air. testimin 'Text' c. testun acorn.
tistum (zu lesen -un) gl. testimonium ncorn. testynye 'Zeugnis'
br. teste ni : lat. testimonium (in diesem und dem vorhergehen-
den Beispiel ist im ßrit. das lenierte m nach einem Konsonanten
geschwunden); gelehrt ist c. anifail 'Tier' corn. Plur. enevalles
br. aneval (Plur. -ed) : lat. animal. Dissimilation: air. mebuir
u. s. w. : lat. memoria § 122, 2. Wird w nach einem n: c.
mynwent 'Friedhof : lat. monumentum. Air. Dat. diaithir,
Gen. diathre (Thes. II 13) ist mir als Entlehnung aus lat. dia-
meter nicht verständlich.
Nicht leniertes intervokalisches m beweist jüngeres Alter: c.
degwm 'Zehente' : lat. decima (dazu abr. decmint 3. PI., gl.
addecimabit, das leniertes m haben kann); ir. caimrase .i. leine
acorn. cams gl. alba br. kamps 'Meßhemd' : lat. camisia (c.
hefys 'Frauenhemd' acorn. heuis br. hiviz, hinviz ist ein älteres
Wort; das h ist wenig klar, vgl. Henry, Lex. etym.); über ir.
animm 'Seele' vgl. S. 170; c. camyll neben ir. camhall br.
kaüval § 129 Anm. 3; ir. membra 'Rehquienschrank' : lat. me-
moria.
3) Lat. mn: ir. columa. Gen. columan (wie viele andere
-no- und -nä-Stämme analogisch in die n-Deklination übertragen)
nir. colamhan 'Säule' c. colofn : lat. columna; br. daoni 'ver-
dammen' : lat. damnäre (mir. nir. damnaim 'verdamme', Inf.
mir. dampnad ist eine jüngere Entlehnung); ir. scamon c. -ysgafn
mbr. scaffn nbr. skaofi : lat. scamnum § 136, 2 S. 217. Ir.
lann neben c. llafn br. lavn-enn aus lat. 1 am (i) na §126 Anm. 2
zeigt Assimilation des vermutlich in unlenierter Gestalt aufgenom-
menen 7n an das 7i. Jung und gelehrt: ir. immon 'Hymnus'.
4) Die Verbindungen von m mit Geräuschlauten sind schon
besprochen. Nach dem Muster von ir. bait bis, corgas, cincigais
§ 148,5—6. 149] Lat.m. Dielat. Lolinwört. u. d. Lautclironologie. 241
§ 136, 3 ist das gelehrte Lehnwort air. uilt 'ultima (syllaba)' ge
bildet.
5) Lat. rm: air. nir. arm 'Waffe' c. arf corn. Plur. arvow :
lat. arma (br. arm, Plur. armou aus dem Frz.); c. ffurfafen :
lat. firmämentum § 125, 3; mir. termann, termonn ^precinct,
sanetuary' nir. tearmann 'protection, glebe-land' c.terfyn 'Grenze' :
lat. t er minus (eine jüngere Form mit der brit. Lautentwickelung
und Metathese ist nir. teöra 'Grenze', Gen. tec3ran7i Arran tördyi'
[t statt t' wegen des Zusammenfalls in der lenierten Form] Donegal
t'öri^' ; aus dem Engl, stammen nir. tearma c. term 'a term';
jung sind ebenfalls corn. termyn 'Zeit' br. termen 'delai, echeance');
c. ffurf 'Form' acorn. furf : lat. forma.
Lat. Im: c. palf 'Handfläche' acorn. palf br. palf, palv :
lat. palma. Jünger: mir. nir. pailm 'Palme' nir. pal m air e 'Pil-
ger' c. palm-wydden 'Palme' corn. palmor 'Pilger' br. palmez
'Palme' : lat. palma. Air. almsan nir. almsan c. alwysen,
alusen corn. alusyon, alusyen, Plur. alesonov mbr. aluson
nbr. aluzen : lat. *almosyna (vgl. fr. aumone) aus eleerao-
syna (das lenierte m ist im Brit. in ähnlicher Weise mit dem fol-
genden Vokal verschmolzen wie in acorn. seithum br. sizun oben
8. 240; c. alwysen scheint jetzt mit uy gesprochen zu werden,
hatte aber wohl ursprünglich ivy, worin iv das lat. m vertritt).
6) Lat. mm: ir. comman c. cymmun : lat. commüniö
§ 128, 4; ir. gemm c. gem § 138, 1; c. amws 'Hengst', Plur.
emys : lat. admissus (mit -mm- aufgenommen; die c. Singular-
form ist umgebildet).
Zeugnis der lat. Lehnwörter über die Chronologie der kelt.
Lautgesetze.
§ 149. Nach den im Vorhergehenden besprochenen Einzel-
erscheinungen kann das britannische Vokalsystem zur Zeit der alten
volkstümlichen Entlehnungen aus dem Lat. etwa das folgende Aus-
sehen gehabt haben : a, o, u, e, i; ä (aus idg. ä und ö), ö (aus den
idg. i^'-Diphthongen), ü (aus idg. oi)^ e (aus idg. ei), T (aus idg. e,
l; daneben kann ein ü aus idg. ü noch bestanden haben). Die
Diphthonge waren also meist monophthongisch geworden (unsicher
ist jedoch die damalige Gestalt des idg. ai); da aber ein iv häufig
vorkam, erlernten die ßritaniüer ohne Schwierigkeit die Aussprache
des lat. au. Der Übergang / > d, woran die lat. Lehnwörter
nicht teilnehmen, muß schon vollzogen oder wenigstens ziemlich
Pedereen: Vgl. kelt. Gramm. 16
242 Die lat. Lehnwörter und die Lautchronologie. [§ 149
weit vorgeschritten gewesen sein (etwa bis zur Stufe £?); im Ir.
war das j vermutlich schon geschwunden. Der Auslaut bestand
noch voll; die Umlaute und Epenthesen waren noch nicht einge-
treten. Der vom Akzent bewirkte Vokalschwund (Vokalreduktion)
in Binnensilben hatte ebenfalls noch nicht stattgefunden. Die
durch Yokalisierung von Verschlußlauten entstandenen Diphthonge
oder lange Vokale bestanden noch nicht.
Alle Hauptänderungen des idg. s und der s-Gruppen im Kel-
tischen waren schon vollzogen oder wenigstens w^eit vorgeschritten.
Das idg. p war \^schon längst) aus der Sprache verschwunden ; idg.
ku bestand im Ir. noch, war aber im Brit. (schon längst) zu p ge-
worden (die Britannier haben aber trotzdem ohne Schwierigkeit die
Aussprache des lat. qu erlernt).
Daß die Lenition jünger als die Berührungen der Britannier
mit den Römern wäre, ist aus der scheinbaren Teilnahme der lat.
Lehnwörter an den verschiedenen Lenitionsvorgängen nicht mit
Sicherheit zu folgern. Die brit. Lautpaare e : r, l :l, n : n, m : m,
g : ff, d : d, b :b^ Je : h, t'^ : t, p : p können vielmehr schon damals
bestanden haben; sie wurden aber nur als Nuancen psychologisch
einheitlicher Laute aufgefaßt, und die Nuancen wurden auf den
neuen Sprachstoff nach den ererbten Gewohnheiten übertragen.
Die Iren ersetzten in der ältesten Zeit die brit. Lautpaare Je : Je,
f : t durch A:' : x, f : /. Im Brit. bestand wohl die Verbindung xt
(denn diese Verbindung scheint gemeinkeltisch zu sein, s. S. 120),
und die Britannier haben diese Gruppe für lateinisches Jet sub-
stituiert.
§ 150] 243
B. Lautpsychologisch geordnete Abteilung der
Lautlehre.
I. Auslaut und Anlaut.
§ 150. Im Gallischen und in den Ogaminschriften sind die
meisten der idg. Auslautssilben noch erhalten. Auch die Behand-
lung der alten lat. Lehnwörter weist auf einen Sprachzustand hin,
wo der Auslaut noch im wesentlichen intakt war. Dagegen finden
wir schon in der ältesten literarischen Überlieferung das heutige
Aussehen des Auslautes vor: die idg. Auslautssilben sind zum
größten Teil geschwunden. Zwischen den beiden in dieser AVeise
fixierten Zeitpunkten, vielleicht im wesentlichen im Laufe des 6.
Jahrhunderts nach Chr., haben also die eigentlichen Auslautsgesetze
gewirkt.
Schon vor der Zeit der großen Auslautsgesetze muß jedoch
in gewissen proklitischen und enklitischen Wörtern der idg. aus-
lautende Vokal geschwunden sein. Vor allem scheint der kurze
\okalische Auslaut eines an ein Proklitikon enklitisch angehängten
Wörtchens mit vollkommener Regelmäßigkeit abgefallen zu sein;
der Beweis für den frühen Schwund dieser Vokale liegt in den
Sandhiregeln : der Vokal wirkt auf den folgenden Anlaut nicht
(bewirkt keine Lenition), dagegen wird dieser Anlaut von einem
vor dem Vokal stehenden Nasal affiziert: mc. a, ac 'und, wie' com.
ha, hag ds. br. ha, hag 'und' : lat. at-que 'und, wie'; ir. na,
nach- mc. na, nac corn. na, nag br. na, nag (nak) 'neque' :
lat. ne-que (vgl. § 558 — 559); c. my, fy (eklipsierend) 'mein' br.
ma, va V. me : "^me-me, vgl. skr. mdma (s. § 501); ir. a (ekhp-
sierend; Neutr. des Artikels) gall. oooiv : *so sendha 'das dort'
(über das Mask. ^so-sendho-s und das Fem. *so-sendhä vgl. §516).
Ebenso war der auslautende Vokal des zur Bildung des Passivs
und des Deponens dienenden enklitischen Pronomens *se schon
vor dem Verfall des Auslautes geschwunden (vgl. § 625). Ir. ni
16*
244 Auslaut der Pro- u. Enklitika. Auslautendes -s. [§ 150. 151
^etwas' § 152. Die Erörterung der zweifelhafteren Fälle des frühen
Auslautschwundes wird der Bedeutungslehre vorbehalten.
Die eigentlichen Auslautsgesetze (die von der Proklise oder
Enklise unabhängig sind) werden in den folgenden Paragraphen
besprochen werden; zunächst soll das Schicksal der Konsonanten,
dann das Schicksal der Vokale untersucht werden,
§ 151. Das idg. -s ist im Neukeltischen geschwunden; zu-
gleich mit dem s schwindet ein vorhergehender Verschlußlaut oder
Nasal; ebenso schwindet -st: ir. Nom. fer : '^wiro-s (vgl. S. 41);
ir. Nom. ri 'König' ^reg'-s : lat, rex; ir. se 'sechs' : *swek's S. 78;
ir. Nom. ein 'Schuld' (Gen. cinad; nir. Nom. cion) : *kinut-s
(vgl. § 447); ir. Nom. sui 'ein Weiser' (Gen. suad) : *su-wid-s;
ir. mi 'Monat' : *mens S. 86; air. care 'Freund' : *qarä)it-s (Präs.
Part, eines Verbalstamms *qarä-^ vgl. ir. caraim 'liebe'). Ir. -car
'liebte' : "^'qarast (§ 617); ir. fo-llö (3. Sing. Konj. von fo-long-
'ertragen', s. Verbalverz.) : *upo-longst oder '"^ ui^o-logst (§ 609); ir.
-ge (Konj. von guidimm 'ich bitte') : "^g'iJiedhsf.
Die Entwickelung vor dem Schwund scheint von der Ent-
wickelung im Inlaut kaum verschieden gewesen zu sein, -s mit
vorhergehendem Vokal hat im Sandhi vor vokalischem Anlaut zu
h geführt: air. int athir 'der Vater' zunächst aus *sendos ater (t
aus d + h; vgl. § 274—275); über das Sandhi-/t wird in einem
folgenden Kapitel genauer gehandelt, -ks nach Vokal ei'scheint,
wo es im Sandhi erhalten ist, als ir. ss: air. a 'aus', ass-a-thoib
'aus seiner Seite' : lat. ex gr. e^; air. mo 'bald', mos-riccub-sa
'bald werde ich kommen' : lat. mox; im Brit. ergab -ks vermut-
lich x: mc. chwo 'sechs' (adjektivisch), chwech 'sechs' (substan-
tivisch), -st erscheint, wo es vor einem enklitischen Wort erhalten
ist, als SS > s: ir. -car 'liebte' aus *qarast, caris 'liebte' c. ca-
ras aus *qarast is (die Simplexformen des irischen Verbums gehen
in der Regel mit den Kompositalformen auf die gleiche idg. Grund-
form zurück, enthalten aber außerdem ein enklitisches Pronomen,
vgl. die Bedeutungslehre; die Verschmelzung mit diesem Pronomen
ist allerdings so alt, daß man zweifeln könnte, ob die verschmolzenen
Formen uns die letze Phase des noch erhaltenen Auslautes ver-
gegenwärtigen). Wird sind nicht berechtigt, mit Thurneysen KZ
XXXVII 114 anzunehmen, daß die letzte Phase des auslautenden
-ks, -st vor dem Schwunde ein // gewesen wäre.
Ein abgefallenes auslautendes -kst hat den Übergang eines
kelt. e (aus idg. cl) in ir. «a gehindert: air. -te, -tei, 3. Sing. Konj.
§151.152] Ausl. -.s. Auslautende Verschlußlaute. 245
von tiagu ^gclie' : *steigh-st. Vermutlich hatte die s-Gruppe noch
vor dem Schwunde unter dem Einfluß des vorhergehenden vorderen
Vokals mouilliertes Timbre angenommen; dies Timljre wirkte auf
den Vokal zurück, der dadurch eine geschlossene Aussprache an-
nahm, weshalb er nicht zu ia werden konnte. Eine entsprechende
Wirkung des einfachen s ist nicht nachgewiesen.
Ein r oder l vor dem auslautenden s, st bleibt erhalten, -rs,
'Is wird vermuthch in Übereinstimmung mit der Inlautsregel zu -rr,
-II; Vereinfachung des Doi^pelkonsonanten liegt vor bei c. gwychr
'tapfer' : '^' ive-k' örd-s § 75, 3 S. 122. Dagegen stimmt es mit der
für den Inlaut wahrscheinlichen Behandlung (§ 50, 1 S. 81) nicht,
daß -rst zu -rr führt (air. 3. Sing. Konj. fris-n-orr von frith-
org- 'anstoßen'); aber es kann hier Analogiebildung nach der
2. Sing, des s-Konjunktivs stattgefunden haben.
Im Gallischen finden wir zahlreiche Belege für die Erhaltung
des auslautenden s: Nom. ^eyof-iagog, Trutiknos MN. Wir finden
jedoch auch Belege für die jüngere Weglassung desselben: Nom.
Aneuno, Aneunicno, vgl. Thurneysen ZfcPh. VI 558. d in
mid 'Monat' (ZfcPh. II 525) kann phonetisch als ts gedeutet
werden, vgl. § 49, 5 S. 78, ist mir aber auch so nicht klar; noch
unklarer ist das d der Münzlegenden Abudod, N er cod.
§ 152. Die idg. auslautenden Verschlußlaute sind im Neu-
keltischen geschwunden. Ein unsicherer Beleg ist air. Vok. ä ri
'König!' ^'reg (jedoch ist eine derartige idg. Vokativform nur ein
theoretisches Postulat und läßt sich empirisch nicht belegen; die
irische Form läßt sich ebenso gut als identisch mit dem Nom.
auffassen). Ein nach § 150 in den Auslaut gerücktes ku ist ge-
schwunden in c. a corn. br. ha 'und', ir. c. corn. br. na 'neque';
ir. ni 'etwas' s. unten.
Die einzigen Verschlußlaute, die im idg. Auslaut häufig vor-
kamen, waren t und d. Sie sind im Keltischen in der Stellung
nach einem Vokal wohl zunächst in d zusammengefallen (ir. berir
'wird getragen' ist aus *bered s(e) entstanden, s. § 625). Dies d
ist dann sehr früh geschwunden (ir. -beir 'trägt' aus idg. *bheret).
Gall. legasit 'legte', das den beiden Hälften dieser Annahme zu
widersprechen scheinen könnte, wird einen Vokal verloren haben,
vgl. die Verbalform karnitu. Das hohe Alter des Schwundes geht
daraus hervor, daß in den in § 150 angegebenen Fällen Vokal + d
ebenso wie bloßer Vokal vor der Zeit der Auslautsgesetze ge-
schwunden ist: ir. ni, na 'etwas' (Neutr. von nech, nach 'jemand,
246 Ausl. -r, -n, -m. [§ 153
irgend ein . .') *ne-kmd; ferner scheint nach den ursprünglich auf
'd (4) auslautenden Formen ebenso wie nach den ursprünglich
vokalisch auslautenden Formen Lenition einzutreten (vgl. darüber
§ 302). Es kann jedoch scheinen, als sei der Schwund des -d in
betonten einsilbigen Wörtern nicht eingetreten: air. hed 'id' :
lat. id.
Nach Konsonanten blieb 4 erhalten (Thurneysen, KZ XXXVII
115, 423). Ir. -e-racht 'surrexit' *reg4, -bert 'trug' *bher4,
-alt 'erzog' *al4, ar-ro-et 'nahm an' *em4; Nom. Neutr. det
'Zahn' : *dnt, lochet 'Blitz' : *leuqnt.
g 153. Ein auslautendes r bleibt erhalten und zeigt im Ir.
das Timbre des vorhergehenden Vokals. Was diesen Vokal selbst
betrifft, so ist er (in zwei- oder mehrsilbigen Formen) im Brit. ge-
schwunden; im Ir. steht vor dem. r ein Vokal, der aber immer ein
Svarabhaktivokal sein kann. Ir. athir 'Vater' nir. athair (S. 31) :
*pater (statt des urspr. idg. ''^pate); ir. mäthir 'Mutter' nir. mä-
thair (S. 48) : *7näter (statt *mäte); ir. bräthir 'Bruder' nir.
bräthair 'Mönch', dearbhräthair 'Bruder' (: dearbh 'wirklich')
c. brawd (durch Dissimilation aus -dr) acorn. broder (mit einem
Svarabhakti- Vokal zwischen d und r) mbr. breuzr nbr. breur
S. 48 : *bhräter (statt *bhräte); man kann allerdings die brit. For-
men aus einem nicht-nominativischen Stamm mit 47'- erklären, vgl.
S. 134; die Entscheidung der Frage, ob diese Deutung nötig ist,
hängt von der Beurteilung der in § 85, 5 besprochenen Hypothese
über t 4- schwindendem Vokal + r ab). Ir. eter, etar- 'zwischen'
nir. eadar (nir. eidir aus air. etir 'zwischen ihm') ac. ithr u. s. w.
S. 139 scheint auf '^entor zurückgehen zu müssen; der Vokal vor
dem -r im Ir. kann dann nur svarabhaktisch sein. Der Vokal vor
dem r ist in allen keltischen Sprachen erhalten in dem früh ein-
silbig gewordenen ir. for 'auf' c. gor- corn. gor- br. gour- gall.
uer- (S. 35) : *upor; nach einem geschwundenen s ist der Vokal
im Ir. erhalten, im Brit. geschwunden in ir. siur 'Schwester' c.
chwaer acorn. huir br. c'hoar (S. 73) : *sivesör (statt *swesö).
Das auslautende -n und -m sind im Kelt. in n (genauer y,
vgl. S. 158) zusammengefallen: gall. v€f.irjTov 'Heiligtum', celicnon
'Turm', vgl. die Endung des (Nom.-)Akk. der o-Stämme lat. Sig-
num, dominum gr. öwgov, loyov. Im Neukeltischen ist dies -n
zugleich mit dem vorhergehenden Vokal im absoluten Auslaut ge-
schwunden: ir. Akk. Sing, fer '(den) Mann' : ^wirom, Gen. Plur.
fer '(der) Männer' : *iüiröm. Im Satzzusammenhang vor einem
§ 154) Auslautende kurze Vokale. 247
eng verbundenen Wort ist jedoch das n im Ir. entweder erhalten
oder an den folgenden Anlaut assimiliert: air. in gniim n-olc
(Akk.) *die böse Tat'; und auch im ßrit. gibt es Reste derselben
Erscheinung; s. darüber das Kapitel 'Eklipse'. — Über das aus-
lautende -n und -7)1 vgl. § 31, 1 d S. 46.
§ 154. Die kurzen Vokale sind in Wörtern von mehr als
einer Silbe im Auslaut oder vor einem auslautenden Konsonanten
geschwunden. Im Irischen ist jedoch der geschwundene Vokal
noch zum Teil an dem Timbre des vorhergehenden Konsonanten
oder an der Gestalt des Vokals der vorhergehenden S41be erkenn-
bar. Ir. and 'dort' : gr. ev^a (über den Auslaut des arm. and
'dort' s. Verf., Les pronoms demonstratifs S. 36); ir. Prät. 1. Sing.
tänac 'ich kam' : gr 7i€7tOL&-a, old-a. — Ir. Nom. Akk. fer
'Mann' : *i^iVos, *tvirom. Ein altes -o wird in den Ogaminschriften
a geschrieben: LUGUDECCAS, DECCEDDAS (Gen. von kon-
sonantischen Stämmen). Das o wird also im Auslaut offener als
sonst gewesen sein; es kann aber jedenfalls nicht ganz zu a ge-
worden sein; denn wo es erhalten geblieben ist, erscheint es als o:
ir. beo 'lebendig' § 159, 1 u. s. w. — Ir. ein 'Schuld' nir. cion
*kinuts; ir. mid 'Met' nir. miodh c. medd u. s. w. (S. 37) :
*medhu (in diesen beiden AVörtern weist der Vokal i vor dem un-
mouillierten Konsonanten auf die Qualität u des geschwundenen
Vokals, vgl. § 252). — Idg. -e ist vor dem Schwunde jedenfalls
zu -i geworden, wie man aus den Fällen folgern darf, wo der Aus-
laut nach einem Vokal oder in einem einsilbigen Wort (§§ 157 — 159)
erhalten ist; also ir. Vok. fir 'Mann!' aus *wiri < *ivlre. Dieser
Übergang hat dagegen bei -es nicht stattgefunden, vgl. ir. lue
'Steuerruder' § 159, 1 (falls das -e nicht hier wie in tenge § 156
Anm. 1 zu erklären ist) (Beispiele für -es, -ets: ir. Nom. Plur. coin
'Hunde' : gr. /.vveg; ir. eirr 'Wagenkämpfer' : '^erset-s, vgl. lat.
pedes 'Fußsoldat', eques, mlles. Idg. e vor einem auslautenden
Verschlußlaut wird an dem Übergang zu i teilgenommen haben
(vgl. § 157); Beispiel: air. -beir 'trägt' ^bheret. — Ir. mil 'Honig'
nir. mil (riiil') c. mel u. s. w. (S. 162) : *meli; ir. Nom. Akk.
fäith 'Dichter' : *iväüs, *wätim; ir. deich (S. 46) : zunächst aus
*dekin « idg. ""dek'm); ir. fitir 'weiß' (S. 112 f.) : aus ""ividrl <
*widr.
Anm. Zahlreiche Beispiele für die Wirkung dieser Auslautsgesetze
bieten uns die enklitischen Formen der 3. Sing, des -s-Konjuuktivs (in
denen bei kurzvokalischen Verben nur die anlautende Konsonanz der AVur-
248 Lang. Vok. od. Diphth. i. Ausl. u. vor ausl. s. [§ 155—156
zel erhalten bleibt): air. ni indail Ml. 96a 8 (mit futiirischer Bedeutung)
'wird nicht teilen' zu in-dlung gl. finde, Inf. in dl ach.
§ 155. Die langen Vokale und die Diphthonge schwinden
in AVörtern von mehr als einer Silbe im absoluten Auslaut oder
vor einem auslautenden Nasal, -ä: ir. Nom. tuath 'Volk' (S. 54) :
*teutä. Ein auslautendes -ä hat im C. ein u oder i der vorher-
gehenden Silbe in o, e verwandelt: c. crwn 'rund', Fem. crön;
hysp 'unfruchtbar', Fem. hesp; brith 'bunt' S. 124 (zunächst aus
*brikto-s), Fem. mc. breith nc. braith (zunächst aus *brekta),
Spuren desselben "Wechsels finden sich im Abr. (S. 41, Loth Rc.
VIII 168 f.). -am: ir. Konj. 1. Sing, -ber : ""hheräm vgl, lat. fe-
ram. — Idg. -ö ist zunächst zu -ü geworden; dies ersieht man
einerseits aus dem Gall. und aus den Fällen, wo der Vokal im
Neukeit, noch erhalten ist (§§ 156 — 159), andererseits erkennt man
es an den Wirkungen des geschwundenen Vokals (im Ir. Rundung
des vorhergehenden Konsonanten und Hebung des Vokals der vor-
hergehenden Silbe, § 252; im ßrit., wo das ü zu i weiterschritt,
dieselben Änderungen wie vor einem idg. -l): gall. Fron tu MN
(aus dem Lat), Nominativ eines w-Stammes; mc. gwreic nc. gwraig
corn. gurek br. grek (§ 97, 6 S. 161) : *ivrakö aus *wragö, vgl.
lat. uirägö, uirgö; ir. 1. Sing. Prs. Ind. -biur 'ich trage' : ^'hherö,
vgl. lat. f erö; ir. Dat. fiur '(dem) Manne' : ein idg. Instrumentalis
auf -ö oder ein Dativ auf -öi oder ein Ablativ auf -öd, vgl. gall.
Dat. Alisanu MN; air. ar-chiunn 'vorne, begegnend, heran-
nahend' (Dat. von cenn 'Kopf') mc. erbynn nc. erbyn 'gegen'
corn. erbyn; c. wyth 'acht' ncorn. eath br. eiz (S. 123) : "^ok'tö
(über den ^-Umlaut des o + vokalisiertem Hinterlingual s. § 255
— 257). Dagegen ist ö in der Endung des Gen. Plur. -öm nicht
zu n geworden: ir. fer n- '(der) Männer'; dies ist aus einer sehr
früh eingetretenen Kürzung eines langen Vokals vor einem Nasal
zu erklären. — Idg. l: ir. Brigit c. braint S. 100.
Idg. -oi: ir. Nom. Plur. fir 'Männer'; ir. uain 'Lämmer' c.
wyn ncorn. ean br. ein (zum Sing. ir. uan c. oen mcorn. oan,
on br. oan) : lat. agni gr. a^ivoi. Idg. -äi: ir. Dat. Sing, tuaith :
vgl. lat. terrae gr. XiOQä,
§ 156. Erhalten bleiben im Ir. die langen Vokale und die
Diphthonge vor -s oder einer auslautenden .s-Gruppe; vor -ns
bleiben auch die kurzen Vokale erhalten, -äs: ir. Nom. Plur.
tuath-a : got. piudös. ös: ir. Vok. Plur. firu 'Männer!' : skr.
vir äs; -öks: ir. Cuanu MN (Gen. C uan ach); -öts: air. bibdu
§ 156 1 Erhaltung der langen Vokale vor ausl. -s oder -t. 249
'schuldig' (Plur. bibdid) ac. bibid. — -flts: ir. hethu 'Leben' c
bywyd (S. 62) : '^' (juiwo-tüt-s (zur Endung vgl. lat. senectüs
u. s. w.). — -es; scheint zwei Vertretungen zu haben (§ 34 Anm.
S. 51): ir. 2. Sing. Ipv. Med. cluinte, vgl. skr. 2. Sing. Ipf. Ind.
Med. a-bh(iva-thas gr. 2. Sing. Aor. Pass. e-do-Orjg; air. Nom. fili
'Dichter' (Gen. filed; vgl. c. gwelcd 'sehen'), (3egi 'Gast' (Gen.
oiged), vgl. zur Endung etwa gr. 7tevr]g. — -ons: ir. Gen. Sing,
betho (vom i^Stamni bith 'Welt'). — -ois: ir. Gen. Sing, fätho
(vom «-Stamm fäith).
Die -ns-Gruppen: -ns: ir. Akk. Plur. cona 'Hunde' vgl. gr.
/.vvag; -7its: ir. fiche 'zwanzig' nir. fiche : ''^ wi-k' int-s ; -ants oder
-änts: ir. care 'Freund' (Gen. carat) nir. cara c. car 'Freund,
Verwandter' (Plur. ceraiiit) corn. car ds. (ncorii. Plur. keranz)
br. kar 'Verwandter' (Plur. kerent). — -onts: vielleicht in ir.
tricha 'dreißig' vgl. br. tregont (also a statt des zunächst zu er-
Avartenden o). — -öns: ir. Akk. Plur. der o-Stämme firu 'Männer' :
vgl. skr. vlrän, virqs (in der Endung -öns ist also das ö zu ü ge-
worden; die Abweichung von der Behandlung von -am § 155 er-
klärt sich wohl daraus, daß der Nasal vor s sehr früh geschwunden
oder reduziert worden war). — -uns: ir. Akk. Plur. der «^-Stämme
bithu : vgl. skr. Akk. Plur. satrün, satnts 'Feinde'; -unts oder
-ilnts: air. dinu 'Lamm' (Dat. dinit) : vgl. gr. Ö£i/,vvg (Partizipium
eines -/^«/-Präsens). — ms: ir. Akk, Plur. der ^-Stämme fäthi :
vgl. skr. agnin, agnfs.
Anm. 1. Kecht unklar ist es, worauf die Verteilung yon ir. -a
(con-a) und ir. -e ohne vorhergehende Mouillierung (care) beruht; jedoch
scheint -ws anders als -nfs auf den vorhergehenden Vokal zu wirken. Der
Unterschied zwischen care nir. cara und fiche nir. fiche erklärt sich
wohl daraus, daß w vor t im Ir. nicht zu an, sondern zu en geworden ist
(§ 31, 1 S. 45 f.). — Die Endung -e ohne vorhergehende Mouillierung hat
sich analogisch, unklar in welcher Weise, über ihr ursprüngliches Gebiet
hinaus verbreitet: air. tenge 'Zunge' (Gen. tengad, ein -«^-Stamm, vgl.
mc. tafawt S. 107); ir. niiB 'Schwestersohn' (Gen. niath, ein -ö^Stamni,
regelmäßig entwickelt in c. nai S. 92; vgl. jedoch §159, 4). — Ir. menmo
'Gedanke' möchte ich auf *me7mn/o-s, tene Teuer' auf *teptiesa (Neutr.
Plur.) zurückführen, s. darüber die Bedeutungslehre.
Anm. 2. Bei den Vorben mit langvokalischer Wurzelsilbe oder mit
einem Nasal vor dem Wurzelauslaut sollte in der 3. Sing, des enklitischen
s-Konjunktivs der Wurzelvokal erhalten bleiben. Oft hat jedoch die Form
der kurzvokalischen Verba (§ 154 Anm.) vorbildlich gewirkt: air. con-öit
von com-in-tiag- 'indulgere' (Inf. com et echt); noch auffällif^er ar-na
dich Wb. 9d 24 von di-com-fed-, s. Verbalverz. tiag-.
250 Auslaut einsilbiger Wörter; j + ausl. Vokal. [§ 156 — 158
Anm. 3. Im Brit. schwindet der im Ir. nach obiger Regel erhaltene
auslautende Vokal : ac. bibid, nc. bywyd, nc. car. Nicht selten ist aber
die laiitgesetzliche Nominativform durch die Form der anderen Kasus ver-
drängt worden: mc. tafawt 'Zunge', br. tregont 'dreißig'.
Erhalten bleibt im Ir. ferner ein langer Vokal vor auslautendem
-t: -dt ; 3. Sing. Konj. -bera; -üt : Dat. Sing, im-bethu 'am
Leben'; -U : leicci 'läßt'.
Anm. 4. Auch in diesem Fall wird der im Ir. erhaltene Vokal im
Brit. geschwunden sein; es ist kaum glaublich, daß Formen wie 3. Sing.
Ind. rac. teruyna 'endigt' oder 3. Sing. Konj. mo, Uado 'er tötet' laut-
gesetzlich wären.
§ 157. In einsilbigen Wörtern bleibt der auslautende oder
vor dem auslautenden Konsonanten stehende Vokal erhalten. Der
auslautende Konsonant schwindet aber, und der Vokal unterhegt
denselben Änderungen der Qualität wie im Auslaut mehrsilbiger
Wörter. Kurze Vokale werden in betonten Wörtern gedehnt. Idg. -ö:
ir. cu c. ci corn. ki br. ki 'Hund' : *k'tvö, vgl. skr. svä lit. suö ds.;
ir. du 'Ort' : *kßö^ S. 89. Die Diphthonge haben in betonten Wör-
tern dasselbe Schicksal wie im Wortinnern (die ^^?-Diphthonge sind
sogar besser erhalten): ir dau (dö), unverbundene Form des Zahl-
wortes 'zwei', vgl. § 37, 3 S. 55; ir. mnäi, Dat. Sing, von ben
'Frau'; ir. cia 'wer' c. pwy u. s. w. : *k»ei, vgl. lat. qui. In der
Proklise werden jedoch die Diphthonge im Ir. reduziert: ir. Mask.
da, Fem. di, verbundene Form des Zahlwortes 'zwei', vgl. c. dau,
Fem. dwy (falls ir. di auf eine Grundform *dwai, vgl. lat. duae
u. s. w., zurückgeht, so hat auch im Brit eine Änderung des unbe-
tonten auslautenden -ai stattgefunden); die Formen da und di
werden noch in Wb. in der Regel ohne Längezeichen geschrieben;
über die später regelmäßige Dehnung da, di s. § 202.
Daß auslautendes -e zu -^ geworden ist, geht am deutlichsten
aus dem proklitischen ir. ni 'nicht' mc. ny (nc. ni) corn. ny br. ne
hervor, das sich in keiner Weise auf *we zurückführen läßt; es ist
mit skr. na asl. ne u. s. w. identisch. Die gedehnte Form ir. ni,
die in Wb. noch nicht ganz durchgeführt ist, erklärt sich ebenso
wir da, di. In betonten Wörtern wurde im Ir. die Wirkung des
Übergangs e y i durch den Übergang jedes unbeeinflußten betonten
i in e (§ 29, 1 Anfang und Schluß, S. 41; wieder aufgehoben; des-
halb ir. me 'ich' c. mi, my-fi corn. my, me br. me : idg. *me.
Ir. ni 'etwas' (unverbunden) ist von der verbundenen Form *ni
(> na) beeinflußt.
§ 158. Die unbetonten auslautenden Vokale mit vorher-
§ 158. 159, 1 1 Vokal + iiusl. Vokal. 251
gehendem j erscheinen im Ir. in der folgenden Gestalt: -Jos > ir
e : ir. Nom. Mask. aile ^alius'; -je > ir. l : ir. Vok. celi ^Genosse!';
-ja > ir. e : ir. Nom. Fem. aile 'alia'; -jö > ir. -iu (d. h. 'u) : ir.
Dat. Mask. und Ncutr. ailiu; ir. Nom. toi-mtiu 'Meinung' (Gen.
toimten) vgl. lat. mentiö; ir. Nom. coimdiu 'Herr' {-jöt-s; Gen.
coimded); idg. -jdi > ir. i : ir. Dat. Sing, eines f-Stammes insi
'(der) Insel'. Das Ergebnis ist also immer ein kurzer Vokal mit
vorhergehender Mouillierung. Nach gewissen Konsonanten und
Kosonantengruppen geht jedoch die Mouillierung verloren (vgl. das
Kapitel 'Mouillierung') : air. cumachte 'Macht' mir. cumachta
nir. cumhachta; ir. Mumu 'Munster' (-jen -St^mm); ir. Albu
'Schottland' (-jenSt'dmm, vgl. Qr,-]ixt."Alßiov, Albion). Einzelheiten
sind in der Bedeutungslehre zu suchen. Die Entwickelung ist eine
Konsequenz der in § 159 dargelegten Gesetze; -j nach einem Kons,
ist zunächst zu ij geworden. Im Brit. geht das j nach einem Kons,
zugleich mit dem Auslaut verloren, nach einem i wird es zu d (vgl.
§ 46 S. 69): c. cyfoeth 'Macht', newydd 'neu' (S. 67f.).
§ 159. Ein auslautender Vokal ist nach einem Vokal viel-
fach erhalten worden. Der Schwund der auslautenden Vokale
beruht eben im Keltischen, wenigstens zum sehr großen Teil, auf
einer Antizipation der Vokalstellung während der Aussprache des
vorhergehenden Konsonanten ; wo kein Konsonant voranging, konnte
die Antizipation nicht stattfinden, und der Vokal blieb erhalten.
1) Nach einem geschwundenen tv im Ir. Ir. nöi nir. naoi
'neun' aus '^newn S. 61, § 31, Id S. 46; ir. öi 'Schaf (Corn.) nir.
ao-ghaire 'Hirt' : *owis, vgl. c. ewig 'Hirschkuh' acorn. euhic
(Stokes Bß XXIII 62) lat. ouis gr. OLg ahd. ou lit. avis asl.
oviea skr. ävi-s; ir. Prät. böi 'war' : *bhowe oder *bhöive (-e ist zu
-/ geworden); air. röi 'ebenes Feld', fem. : etwa *rewi-, Umbildung
eines alten 5-Stammes, vgl. lat. rüs 'Land' aw. ravali- 'freier Raum';
— ir. lue 'Steuerruder' S. 61 f. : *plutvet-s; ir. drui 'Druide' S. 61 :
"^druwid-s; — ir. sceo 'Wolke' : mag zu got. hiwi 'Schein' skr.
chavi- 'Haut' gehören (KZ XL 251), ist aber in der Stammgestalt
davon verschieden; — ir. beo 'lebendig' S. 62 : *g(nivo-s (dazu
Vok. bii mit Übergang des auslautenden -e in -i); ir. eo 'Eibe'
S. 62; — air. lie, jünger lia 'Stein' (Gen. liac) : *lewr^k-s, zu gr.
laag 'Stein'. — Wo scheinbar der auslautende Vokal fehlt, hat
meist Kontraktion mit einem vorhergehenden gleichen Vokal statt-
gefunden: ir. cid 'Nagel' § 42 Anm. 3 S. 63. Der nicht ganz
klare Wechsel zwischen ö und Fi im Nom. der s-Stäuime (mir. cru
252 Vokal + ausl. Vokal. [§ 159, 1—4
nir. er 6 ^Blut' vgl. S. 61) beruht wohl am ehesten darauf, daß das
im Nom. berechtigte ö teilweise von einem in den anderen Kasus
entstandenen u, ü verdrängt worden ist. Ir. lii, li 'Farbe' (§ 34
S. 51) wird ein -e-Stamm sein (eventuell Umbildung eines alten s-
Stamines). Auch ao, äo ist sehr früh zu ö kontrahiert worden : ir.
brö 'Mühlstein' S. 62. Dagegen fehlt der auslautende Vokal wirk-
lich nach dem Diphthong ia in ir. dia 'Gott' (im Gen. und Vok.
de kann Kontraktion des -l, -i < -e mit dem vorhergehenden ge-
schlossenen e angenommen werden).
2) Nach einem geschwundenen j im Ir. und ßrit. Ir. -tau,
-tö, attöo, attö 'bin' : *stäjö; -täi, attäi 'du bist' : *stäjei; ir.
bin 'bin' (vgl. c. byddaf) : "^bhwijö; ir. do-gniu 'ich mache, tue' :
^g'nijöy s. Verbal verz. ; ir. die 'Tag' : '^dijeu-s > *dijeu-s (der Aus-
gang -e statt des nach betho 'der Welt' § 156 zu erwartenden o
beruht auf einem vom j bewirkten Umlaut); Dat. in -diu 'heute'
S. 67. Altes -iJBy -Ije, womit durch Umlaut -ija und -ijo zusammen-
gefallen ist, ist zu e kontrahiert worden: ir. cre 'Lehm, Ton' :
*k'frtjet-s (§ 45 Anm. S. 68); ir. sce 'Hagedorn' (Gen. Plur. sei ad,
c. ysbyddad-en S. 68) : '^'sqwijat-s; ir. cle 'link' c. cledd (S. 68):
*k'liJo-Sy k'lijä; ir. gne 'Gestalt' : *gnijo-m oder *g'nijos, zu do-
gniu. Britannische Beispiele: c. heddyw corn. hethew mbr.
hiziu 'heute' (S. 67; ir. in-diu); c. rhyw, Plur. mc. rei nc. rhai
S. 67 (ir. re); e. gloew 'klar' ir. gle (S. 67). In c. doe 'gestern'
ir. in-dhe aus *ghpijes (S. 89) ist das -e der Endung mit dem oe
(aus i) der vorhergehenden Silbe verschmolzen.
3) Nach einem geschwundenen s im Ir. und Brit. Ir. eo
'Lachs' (S. 73): *esok-s (ursprüngliches Paradigma *esök-s, Gen.
"^esok-os u. s. w.; außerordentlich früh drang aber teils -ok- in den
Nom., teils umgekehrt -ök- in die obliquen Kasus: mc. ehawc
mbr. eheue neben ehoc); ir. *feo 'welk' (zu erschließen aus feogud
gl. mareor S. 74) c. gwyw : *wiso- oder ^'wisti-; ir. ad-ciu 'ich
sehe' (Prät. Pass. ad-cess) s. Verbal verz.; ir. fiu 'würdig' c. gwiw
ds. br. gwiou 'fröhlich' S. 74 : *wesu-. Nach einem Diphthong
+ s seh windet der auslautende Vokal im Ir., bleibt aber im Brit.
erhalten: ir. gae 'Speer' c. gwaew aeorn. hoch-iruyu br. goao
S. 74: idg. g'haiso-.
4) Nach einem geschwundenen p im Ir. und Brit. Ir. er 6
c. craw br. krao 'Stall' (S. 92) : k'rapo-s; c. nai 'Neffe' : *nepöt-s
(ir. nia3 läßt sich vielleicht aus '^nepot-s erklären; p ist der im Kel-
tischen am frühesten geschwundene Konsonant, und es ist nicht
§159,4-6.1601 Vokal + ausl. Vokal. Der sekundäre Auslaut. 253
unwahrscheinlich, daß nach seinem Schwunde der Vokal e > i sich
im Hiatus früh genug zu ij entwickelt hat um ebenso wie idg. -j
ein folgendes kurzes -o umlauten zu können). Ein ganz besonderer
Fall ist ir. fo ^unter' c. gwa-, go- u. s. w. (§ 585) : *upo, worin
das u schon urkeltisch unsilbisch geworden ist. Kontraktion von
zwei gleichen Vokalen in ir. te 'heiß' (S. 92).
5) Nach einem Vokal in lat. Lehnwörtern: ir. leo c. llew
acorn. leu 'Löwe' § 124, 2 S. 197; c. pydew : lat. puteus; c.
olew br. oleo : lat. oleum; c. iddew u. s. w. 'Jude' § 123, 2
S. 196. Die beiden Völkernamen 'Graecus (Graius)' und 'Hebraeus'
haben sich gegenseitig beeinflußt, s. Loth Gryw und Efryw (Plur.
Efrei > Efrai; vgl. mc. Efroec 'Hebräisch' und c. Groeg
'Griechisch').
0) Mit einem vorhergehenden unbetonten Vokal verschmilzt
ein auslautender Vokal im Ir. zu einem kurzen Vokal: ir. cuithe
'Brunnen' (falls nicht auf lat. ^' put jus zurückzuführen); ir. ola 'Öl';
ir. 1. Sing, ro-cuala, 3. Sing, ro-cuale 'hörte' c. cigleu : 1. Sing.
-owa^ 3. Sing, -owe s. Verbalverz.; ir. Plur. der w-Stämme: gnime
'Taten', vgl. gall. Lugoues S. 61; ir. made 'vergeblich' S. 110;
ir. tan 88, tana 'dünn' S. 131 f.; ir. -caru 'ich liebe' : *qaräjö; ir.
Plur. der 5-Stämme: tige 'Häuser'. Ir. fo-chla 'Nord' c. go-
gledd : Komp. von ir. cle c. cledd 'link'; ir. to-gu, ro-gu 'Wahl',
do-roi-gu 'hat gewählt' s. Verbalverz. ; ni ro-be 'ist nicht gewiesen'
(Wb. 18 d 7), vgl. böi oben unter 1). Ein anderes Ergebnis in
proklitischen Formen: air. ro-bo, ro-bu 'ist gewesen' (Kopula);
do 'dein', vgl. c. y teu 'der deinige'. Zusammenstoß von drei Vo-
kalen im Gerundiv ir. bethi 'zu schlagen', srethi 'auszubreiten'
c. caradwy corn. caradow abr. nit inaatoe : -oujo- S. 56.
§ 160. Der nach der Wirkung der in § 150 — 159 ange-
gebenen Gesetze bestehende sekundäre (neukeltische) Auslaut ist
bis auf den heutigen Tag meist unversehrt geblieben. Im Nsch.
schwindet unter Bedingungen, die hier nicht im Einzelnen unter-
sucht werden können, ein auslautender Vokal : mir. nir. eitne 'Kern'
nsch. eitean S. 160; nir. tröcaire 'Mitleid' nsch. tröcair; nir.
tighearna 'Herr' nsch. tighearn; nir. tuile nsch. tuil 'Flut'.
Morphologisch zu erklären ist wohl das Prät. nsch. fac 'sah' (nach
einer Negation u. s. w.): nir. faca. Im Nbr. kann dialektisch im
Zusammenhang der Rede ein auslautender Konsonant schwinden:
marc'ha(d) mad 'billig, bon marche', neke kouls 'ist nicht so
viel' = n'eo ket kouls.
254 Auslaut des ersten Kompositioiisgliecles. Anlaut. [§ 160 — 162
Schon in älteren Sprachperioden ist im Ir. unter Umständen
ein auslautender Vokal eines enklitischen oder proklitischen Wortes
geschwunden: air. ro-fitis 'Ihr wisset' aus ro-fitid-si; ro-p-sa
'ich bin gewesen' (verbunden), vgl. ba-sa 'ich war' (verbunden),
ro-bä 'ich bin gewesen' (unverbunden), aus *bhowa oder "^hhöwa.
Dieselbe Erscheinung findet sich auch im Brit.: c. carwn 'wir
lieben' (Endung -omo{s) > -om > -um -\- Pronomen ni 'wir') u. s. w.
§ 161. Der vokahsche Auslaut des ersten Gliedes der Kom-
posita ist im Neukeltischen geschwunden: gall. Uevvo-ovLvdog, MN
mir. cendfind, cenand 'weißköpfig' c. penwyn. Dieser Schwund
ist jedoch in den meisten Fällen ohne Rücksicht auf den morpho-
logischen Bau des Wortes als Wirkung des Akzents erklärbar.
Das 0 hatte vor dem Schwunde im Ir. (zum Teil auch im Brit.,
s. Loth, Annales de Bretagne VI 636) die von der Auslautstellung
bedingte offene Aussprache, vgl. S. 247, und wird daher in den
Ogaminschriften a geschrieben; ganz zu a kann es jedoch nicht
geworden sein, denn wo es erhalten bleibt, erscheint es als o: Ogam
IVACATTOS (Gen.) mir. Eochaid, Gen. Eochada.
Der konsonantische Auslaut der Präverbia bleibt in der un-
echten Komposition erhalten: air. as-biur 'ich sage' : ^eks-hherö.
Dieselbe Erhaltung des konsonantischen Auslauts findet sich auch
in einigen anderen proklitischen Verbindungen: mos-riccub-sa 'ich
werde bald kommen', ass-a-thöib 'aus seiner Seite'. Dagegen
schwindet der auslautende Konsonant, wo das Wort als selbständig
empfunden wird: mö 'bald', a-bäs 'aus dem Tode'. Auf demselben
Prinzip beruht im Ir. die Verteilung der Formen na und nach-
'nicht' 'neque', vgl. § 150. Anders ist die Verteilung der ent-
sprechenden Doppelformen im Brit. (mc. na, nac; mc. chwe,
chwech 'sechs'), s. darüber die Bedeutungslehre.
§ 162, (Anlaut.) Die Stellung im Anlaut kann für einen
Vokal kritisch werden. Daß ein Vokal in dieser Stellung schwächer
als im Inlaut ist, läßt sich im Nir. beobachten. Während sonst
jeder Vollvokal einem folgenden Svarabhaktivokal seine eigene Fär-
bung mitteilt (Arran kroxür Conchobhar, aber d'rawdr 'Schwester'
*dearbh-shiur = deirbh-shiur), so ist der Svarabhaktivokal in
Arran t'rübdt 'Schwanz' earball (mit dem Artikel an t-earball)
nur von der Natur der umgebenden Konsonanten abhängig. Dies
erinnert an das Slavische, wo z. B. die Gruppe to7't- zu russ. torot-,
ort' aber zu russ. rot- wird.
Eine aus mehreren anderen Sprachen (u. a. aus dem Slavischcn,
§162.163] Anlaut Akzent 255
s. KZ XXXVIir 315 ff.; aus dem Schwedischen, s. Wigforss in
Frfin Filologiska föreningen i Lund, TU, Lund 1906) bekannte Er-
scheinung ist die Anhiutsdehnung, die im Brit nicht zu verkennen
ist: c. uffarn 'Knöchel', ulw 'hot embers' S. 33 (br. ulvenn Muvet
qui s'elöve du lin quand on le peigne'), ac. Urbgen §73 S. 117f.,
(c. ufydd § 122 Anm. 2 S. 195), c. ugaint, ucher § 29,3. S. 42,
c. ufyll § 123, 5, c. wybr-en, wyneb § 28, 5 S. 38; c. ing neben
cyf-yng 'enge' S. 107.
Häufig findet sich in den modernen Sprachformen ein Schwanken
zwischen anlautendem n- und vokalischem Anlaut; dies Schwanken
ist in der Regel dadurch entstanden, daß ein altes n- fälschlich als
Teil des vorhergehenden Artikels aufgefaßt wurde (seltener ist um-
gekehrt ein unursprünglicJies n- an den ererbten vokalischen An-
laut angetreten). Air. nathir 'Schlange' nir. nathair neimhe
("Giftnatter") und athair neimhe a. Manks arnseyf, heute ard-
nieu (Rhys, Phonology 139) mbr. azr nbr. aer (hegt in c. madrwy
'eft, newt' eine andere Entstellung desselben Wortes vor?); Manks
edd 'Nest' nir. nead (S. 88); a. Manks ätiün, heute ashoon
'Nation'; a. Manks Nolick, heiate Ullick Arran oidg 'Weihnachten'
(mir. notlaic S. 204); ir. nem 'Himmel' nir. neamh c. nef corn.
nef mbr. neff nbr. eilv : gr. vtcpog 'Wolke' asl. neho 'Himmel'
skr. nähhas ds. (vgl. § 260); br. pe-naoz, aoz § 32, 2 S. 49; br.
V. ivlenn 'Brand' 'nielle' (Krankheit des Getreides) : zu ir. nel
'Wolke' c. niwl S. 117. Unursprüngliches n-: br. noabrenn c.
wybren S. 38; br. nouenn § 138,4. Über br. ann nor, ann or
'die Türe' (dor) u. s. w. s. § 272.
II. Akzent.
§ 163. Der Akzent war im Uridg. frei, d.h. er war an keine
bestimmte Silbe, vom Anfang oder Ende des Wortes gerechnet,
gebunden, sondern konnte jede beliebige Silbe treffen. Verschiedene
Plexionsformen hatten nicht selten einen verschiedenen Akzent
Seiner Art nach war der uridg. Akzent vorwiegend musikalisch.
Dieser uridg. Akzent, der am besten im Altindischen erhalten ist,
während er im Baltisch-Slavischen und Griechischen trotz zahl-
reichen Neuerungen noch teilweise vorliegt und im Germanischen
an seinen Wirkungen (Verners Gesetz) zu erkennen ist, ist im Neu-
keltischen wie in der Mehrzahl der idg. Sprachen durch regelmäßige
Akzentuationssysteme ersetzt worden. Wirkungen hat er nur in
256 Der idg. Akzent. Der gall. Akzent. [§ 163
sehr geringem Umfang hinterlassen; die sicherste Spur ist die ver-
schiedene Behandlung des idg. 4 in gall. ande-, are-, ate- und
ambi- : skr. ddhi, pari, äti neben abhi, gr. Ttegi, sei neben dfiq)l
(S. 40 f.). Auch die Assimilation eines Verschlußlautes + n (§ 97)
war wohl von dem idg. Akzent abhängig. Vgl. noch § 34 Anm.
Man könnte eventuell noch fragen, ob nicht bisweilen der Schwund
des Vokals der ersten Silbe von dem idg. Akzent abhängig ist;
nahe gelegt wird diese Frage durch ir. fracc 'Frau' (S. 159); da
aber eine weitere Bestätigung fehlt, wird man für dies Wort eine
andere Erklärung suchen müssen.
Es gibt keine sprachlichen Tatsachen, die auf eine schon im
Urkeltischen stattgefundene Regelung des Akzents hinwiesen. Die
früher ziemlich verbreitete Ansicht, das Urkeltische habe feste Be-
tonung der Anfangssilbe gehabt, läßt sich nicht begründen. Weder
für das Gallische noch für das Britannische läßt sich Anfangs-
betonung nachweisen. Daß die in proklitischen Wörtern im Brit.
eintretende Schwächung der Tenues {k, t, p y g, d, b § 188) nie-
mals im Anlaut eines akzentuell selbständigen Wortes erscheint,
beweist absolut nichts; denn ein proklitisches Wort steht sprach-
psychologisch auf einem ganz anderen Brett als die Anfangssilbe
eines einheitlichen Wortes, mag sie auch unbetont sein (vgl. über
das Sonderschicksal proklitischer Wörter Job. Schmidt, KZ
XXXVIII 15).
Über die Betonung des Gallischen handelt Wilhelm Meyer-
Lübke, Sitzungsberichte d. Kais. Ak. d. W. in Wien, phil.-hist. Kl.
CXLIII, II (vgl. die Anzeige von Thurneysen in Literaturblatt
für germanische und romanische Philologie 1901 Nr. 5). Die gal-
lische Betonung ist namentlich aus der französichen Weiterentwicke-
lung gallischer Ortsnamen zuerkennen: Tricasses, Bodiöcasses,
Durocasses : fr. Troyes, Bayeux, Dreux; Bitüriges, Ca-
türiges : fr. Bourges, Chorges; Balödurum, Epomanduö-
durum : fr. Balleure, Mandeure; Dorocöregum : fr. Don-
queur; Camboritum : fr. Chambort; Eburöuices : fr. Evreux;
Nemausus : fr. Nimes (Nemäusus : fr. Nemours); Areläte,
Condäte : fr. Arlet, Conde (Cöndate : fr. Condes). Leider
ist es nicht klar, in welchem Umfang die zu ei-schließende Be-
tonung galhscher Namen lateinisch beeinflußt ist. Nach den Unter-
suchungen von Meyer-Lübke ist Betonung der viertletzten Silbe
nicht nachgewiesen ; Betonung der drittletzten Silbe ist häufig, aber
auch die vorletzte und vielleicht die letzte Silbe können den Akzent
^
164] Der ir. Akzent. 257
tragen. Es ist demnach denkbar, daß das Gallische (etwa in ähr-
licher Weise wie das Griechische) noch einen Rest der freien idg.
Betonung bewahrt hatte. Dagegen ist im Brit. (§ 180) und im
Irischen (§ 164) eine mechanische Regelung des Akzents einge-
treten.
Der irische Akzent.
§ 164. Über den irischen Akzent vgl. Zimmer, Keltische
Studien, Zweites Heft, Berlin 1884; Thurneysen, Rc. VI 129ff.;
Zimmer, Gurupüjäkaumudi (Weber-Festschrift 1896) S. 79 — 83;
Zimmer, Festgruß an BöhtUngk (1895) S. 173 ff.; Zimmer, Unter-
suchungen über den Satzakzent des Altirischen, Sitzungsber. d.
königl. preuß. Ak. d. Wiss. 1905 XIX.
Der Akzent liegt im Ir. in der Regel auf der ersten Silbe.
Dies gilt für alle seit alter Zeit einheitlichen Wörter, u. a. auch
für die mit Präpositionen zusammengesetzten Nomina, darunter die
Infinitive und die Partizipia (denum ^tun, machen', *dente>denta
•getan', denti ^zu tun'). Die Regel gilt dagegen nicht für späte
Zusammenrückungen (do-lgres 'immer'; alaile 'der andere',
Doppelsetzung von aile).
Eigenartige Verhältnisse herschen beim finiten Verbum, soweit
es mit einem Präverb verbunden ist. Als Präverbia gelten 1) die
ererbten idg. Präverbia, die zum großen Teil auch als Präpositionen
vor einem Nomen fungieren können; 2) die relativen Präpositionen
(air. foran-idparar 'worauf geopfert wird'); 3) die Negationen;
4) die Fragepartikel in 'num' (die vielleicht eine Negation enthält).
Eine Verbindujig von Präverb (Präverbien) und Verbum ist normal
auf der Anfangssilbe des zweiten Elementes betont; also trägt das
Verbum den Akzent, wenn nui* ein Präverb vorausgeht; wenn
mehrere Präverbia da sind, trägt das zweite Präverb den Akzent
(as-lbiur 'ich sage', ni epur 'ich sage nicht'). Jedoch trägt das
erste Präverb in einigen Fällen den Akzent: 1) in der Regel im
Imperativ (do-lbeir 'ergibt', taibred 'er soll geben'); 2) bisweilen
in einem relativen Subjekt- oder Objektsatz und in der xlntwort
(wenn man mit demselben Verbum antwortet, womit gefragt wurde).
Eine Präverb- Verb- Verbindung nimmt je nach der verschiedenen
Betonung ein sehr verschiedenes Aussehen an. Diese Verschieden-
heit beruht aber nicht ausschließlich auf den Wirkungen des Ak-
zents, sondern zum größten Teil darauf, daß das betonte Präverb
mit den folgenden Elementen (anderen Präverbien, Verbum) seit
Pedersen: Vgl. kelt. GramDi. 17
258 Der ir. Akzent. [§ 164
uralter Zeit als ein Kompositum empfunden worden ist .("echte
Komposition"), während das proklitische Präverb erst in viel spä-
terer Zeit und nur teilweise als ein Kompositionsglied aufgefaßt
worden ist ("unechte Komposition"). So sind in as-biur: ni epur
zwar die Yokaldifferenzen von dem Akzent bewirkt ; die verschiedene
Entwickelung der Konsonantengruppe {^ eks-hhero) , hat aber mit
dem Akzent nichts zu tun, sondern beruht lediglich auf der ver-
schiedenen moi-phologischen Zerlegung: die im Wortinnern ein-
tretenden Konsonantenassimilationen treten auf der Grenze zwischen
zwei selbständigen Wörtern nicht ein. Auch die Beseitigung des
Hiatus, die im Wortinnern stattfindet, unterbleibt in der Wortfuge
(frisa-teicom nacht 'wozu es zuerteilt worden ist', aber do-ecom-
nacht 'ist zuerteilt worden'). Bei air. do-biur 'ich gebe' (dobirtt)
und ni tabur (täbur) erklärt sich das d aus t nicht einfach aus
der Unbetontheit, sondern nur aus der Proklise, und die Differenz
b : b hat mit dem Akzent absolut nichts zu tun, sondern beruht
lediglich auf der verschiedenen morphologischen Zerlegung. Darauf
und nicht auf dem Akzent beruht 'ferner selbstverständlich der Um-
stand, daß zwischen dem betonten Präverb und den folgenden Ele-
menten der Präverb-Yerb-Gruppe kein anderes Wort stehen darf,
während dagegen das proklitische Präverb häufig durch "infigierte"
Elemente (vor allem Pronominalformen) von dem Verbum oder dem
betonten Präverb getrennt ist (und durch Verschmelzung mit diesem
infigierten Wort lautlichen Änderungen unterliegt: at-beir 'sagt es*
u. s. w.). Unter diesen Umständen verweise ich mit Bezug auf die
Einzelheiten auf die folgenden Kapitel, besonders auf das über die
Präverbia handelnde Kapitel der Bedeutungslehre.
Vom Standpunkte der deskriptiven irischen Grammatik ist es
üljerhaupt nicht nötig, über die Betonung der Verba besonders zu
handeln. Sie läßt sich unter die allgemeine Regel bequem ein-
ordnen : die seit alter Zeit einheitlichen Formen sind auf der ersten
Silbe betont, die späteren Zusammenrückungen nicht. Historisch
unterliegt es aber keinem Zweifel, daß der verschiedene Akzent
der Präverb-Verb-Verbindungen das Prius, die Auffassung als Kom-
positum oder Wortgruppe ein darauf beruhendes Posterius ist. Und
es ist gleichfalls evident, daß das Irische mit Bezug auf den Ak-
zent eine schon vorkeltische Regel fortsetzt. Besondere schlagend
ist der Vergleich mit dem Slavischen. Im Irischen bildet das erste
Präverb einer Präverbgruppe nicht echte Komposition (ist also pro-
klitisch); im Russischen ist das erste Präverb einer Präverbgruppe
§ 164. 165| Der ir. Akzent. Die Nebenakzeiite. 259
niemals betont: russ. vos-pri-njal 'empfing'. Im Ir. kann das Pra-
verb od- (idg. ud-} Fiur echte Komposition bilden: air. do-opir
'betrügt' (*di-od-ber-); im Russischen ist das Präverb vy (idg. üd-)
in den perfektiven Verben und in den meisten Nominen immer
betont: vy-myt' 'auswaschen' (bei den Verben kann od- daher im
Ir. nicht erstes Präverb sein; es ist aber ganz klar, daß das vor
od- stehende Präverb oft nur sekundär ist und nur dem Zwecke
dient, den bei den anderen präverbierten Verben waltenden Gegen-
satz zwischen echt und unecht komponierten Formen auch hier zu
ermöglichen; in der Nominalkomposition ist od- als erstes Ghed
absolut nicht selten: ir. uccu 'Wahl, Wunsch', s. Verbal verz. gu-).
Das Irische ist also bei der Untersuchung der Bedingungen
der idg. Verbalenklise mit zu berücksichtigen; die Ermittelung
dieser Bedingungen wird aber nicht leicht sein, da die in Betracht
kommenden Sprachen (Indisch, Baltisch-Slavisch, Irisch) in sehr
wesentlichen Punkten von einander abweichen; die alt-indische
Regel, daß das Verbum im Hauptsatz unbetont, im Nebensatz be-
tont ist, ist fast genau das Gegenteil des irischen Sprachgebrauches,
wonach das im Hauptsatz betonte Verbum im Relativsatz enklitisch
sein kann.
§ 165. Die Silben unmittelbar vor und nach der Akzentsilbe
sind im Ir. die schwächsten gewesen.
Es ist im Ir. eine fast regelmäßige (und auf die Zeit vor der
Wirkung gewisser Auslautsgesetze zurückgehende) Erscheinung, daß
zwei proklitische Wörter gleichsam zu einer Worteinheit verschmel-
zen. Dabei wird nun das erste Wort gewöhnlich in ziemlich voller
Gestalt erhalten, das zweite oft sehr stark reduziert. (Es ist jedoch
zu bemerken, daß enie mehr als zweisilbige proklitische Gruppe
eine gewisse Selbständigkeit und daher einen vom folgenden Worte
unabhängigen Rhythmus hat, s. § 169).
Daß die Verschmelzung älter als der Schwund auslautender Kon-
sonanten in einsilbigen Wörtern ist, beweisen Beispiele wie: air. ass-a
an min 'aus seiner Seele' neben a oentu 'aus (der) Einheit', as-mo
chuimriug 'aus meinem Gefängnis'; nad ticfed in ri nach in popul
311. 46a 19 'daß weder der König noch das Volk kommen würde', for ri
nach far tu ad Ml. 46 a 14 '(weder) euer König noch euer Volk', aber
i-en frescsin bais na hirchri Wb. 3a 14 'ohne Tod oder Verfall zu
erwarten'; am ach rollca Wb. 14 d 21 'damit ihn nicht verschlinge' (^das
'ihn' bedeutende Wort ist hier lautgesetzlich geschwunden), aber arna
derna peccad Wb. 4 a 5 'damit er nicht Sünde begehe"; ni nach cum an
Hb Wb. 26a 9 'nicht daß ihr euch nicht erinnerten' "nicht, daß bei euch
17*
260 Nebenakzente. Akzentwirkungen im Ir. [§ 165. 166
Erinnerung nicht ist" (die Kopula ist lautgesetzlich geschwunden). — Die
Präpositionen oc, i-n, im, re-n verdoppeln nach dem in Wb. befolgten
Sprachgebrauch ihren auslautenden Konsonanten vor einem folgenden
vokalisch anlautenden proklitischen "Wort (vgl. Asp. i Irsk S. 118f.): occ-a
choraalnad 'in der Erfüllung desselben' 'es erfüllend', inn-a chorp 'in
seinem Körper', imm-a chomalnad 'um die Erfüllung desselben", renn-a
precept 'vor dem Lehren desselben*, aber oc irnigdi 'in Gebet', in oeu
chorp 'in einem Körper', im an ad 'um das Bleiben' u. s. w. — Die Prä-
positionen la 'bei' und do 'von' (wonach sich do 'zu' analogisch gerichtet
hat) haben ihre ursprünglichen Vokale e und / vor einem vokalisch an-
lautenden proklitischen Worte als ^ erhalten: lia chele 'bei seinem Ge-
nossen', diar for^itul 'von unserer Lehre' (dia noibaib 'zu seinen
Heiligen'), aber la amiresschu 'bei den Ungläubigen', do hireschaib
'von den Gläubigen' (statt do 'von' erscheint jedoch im Air. in der Eegel
di, indem der Vokal nach den stärker betonten Formen zur deutlicheren
Unterscheidung von do 'zu' restituiert worden ist). — Die im Vorher-
gehenden beschriebenen Erscheinungen finden auch vor alaile 'der andere"
statt und beweisen so die Betonung alaile: innalaill, im m alaile,
lialaile, dialailiu. — Belege für die Keduktion des zweiten prokliti-
schen Wortes sind schon im Vorhergehenden vorgekommen; vgl. noch:
dom thoschid 'zu meinem Unterhalt', nip sain 'es sei nicht verschieden"
u. s. w.
Einen kleinen Nebenakzent hatte auch die zweite Silbe nach
dem Akzent, und auch die Stärke des Akzents der folgenden Silben
wechselte rhythmisch; jedoch bleibt die (nach den Auslautsgesetzen)
letzte Silbe ohne Rücksicht auf die Entfernung von dem Haupt-
akzent immer verhältnismäßig gut erhalten (vor allem verliert sie
niemals ihren Vokal; und wenn dieser Vokal im Auslaut steht, hält
er im Air. noch seine ursprüngliche Färbung ziemlich getreu fest):
ir. cosmil 'ähnlich' (Vokal zwischen s und m geschwunden), ecsa-
mil 'unähnlich' (Vokal zwischen h und s geschwunden), ecsamlus
(der Vokal der urspr. 2. und 4. Silbe geschwunden); Nom. Flur,
nämait 'Feinde' : Akk. Plur. näimtea; älind 'schön' : Kompar.
äildiu; cumung 'eng' : cumce 'Enge'; comlän 'vollständig" :
comalnad 'Erfüllung'; ingnäth 'wunderbar' : ingantach ds.
Anm. Beleg für denselben Ehythmus im Nir. ist u. a. das Schicksal
des enklitischen eigin 'ein gewisser' : Arran dk'is't'.
§ 166. Die Wirkungen des Akzents im Ir. sind: Kürzung
und Schwund der unbetonten Vokale; Reduktion ihrer Qualität in
der Richtung gegen a oder gegen das Timbre des folgenden Kon-
sonanten; verschiedene Reduktionen der Konsonanten der unbe-
tonten Silben. Die Akzentwirkungen deuten auf einen ausge-
prägten Tntensitätsakzent.
§ 167] Wirkungen des ir. Akz. (Vokalkürzung). 261
Anm. Mit der in den folgenden Paragraphen zu gebenden Darstelluug
der Akzentwirkungen vergleiche man Brgm. Grdr. I"^ 233 — 247, wo jedoch
zwischen Auslautsgesetzen und Akzentgesetzen nicht unterschieden ist.
Die Vokale der unbetonten Silben im Ir.
ii; 167. (Kürzung langer Vokale.) In allen nicht haupt-
tonigen Silben sind im Ir. die langen Vokale gekürzt worden: ir.
inarcach 'Reiter' : mc. marchawc; ir. teg-lach 'Hausgenossen-
schaft' ; Komp. von sluag 'Schar' S. 84; ir. Ableitungssilbe -rad
in femininischen Kollektiven (macrad 'Kinder', ingenrad 'die
Mädchen') : c. -rwydd (caredig-rwydd 'Freundlichkeit'). Über
die Silben, die urspr. einen Nasaldiphthong enthielten, s. § 94, 3
S. 151. Die Kürzung zeigt sich auch in der Prokhse: ir. cach
'jeder' (verbunden, z. B. cach ball 'jedes Glied') : cäch ds. (un-
verbunden) c. pawb; ir. tre, tri 'durch' : c. trwy; it 'sind' (ver-
bunden) : * senil.
Indessen sind von einem gewissen vorhistorischen Zeitpunkt
an wieder unbetonte Längen im Irischen entstanden. Es handelt
sich dabei zunächst um die Fälle, wo ein Verschlußlaut vor einem
Sonorlaut mit dem vorhergehenden Vokal verschmolzen ist: ir.
beccän 'klein' S. 103, cuilen 'junger Hund' S. 104, muinel
'Hals' S. 125, anal 'Atem' S. 135, cenel 'Geschlecht' S. 135,
S. 120. Ferner ist oft, namentlich in Silben mittlerer Stärke, im
zweiten Glied eines Kompositums die ursprüngliche Vokallänge
durch den Einfluß des etymologischen Bewußtseins restituiert oder
erhalten worden: ir. com-län 'vollständig', in-gnäth 'wunderbar'
(eig. "unbekannt"). Schließlich finden sich unbetonte Längen häufig
in jüngeren Lehnwörtern: ir. oröit nir. öräid 'Gebet', ir. altöir
'Altar' S. 203; die lat. Endung air. -töir nir. -döir § 127 Anm. 1
S. 205; das aus dem Brit. entlehnte Suffix mir. -öc nir. -ög : mc.
-awc S. 23 (nir. ordög 'Daumen', faochög 'periwinkle'); zahl-
reiche aus dem Engl, stammende Wörter: nir. täilliür 'Schneider'
u. s. w.
Anm. Die so entstandenen laugen Vokale sind im Nsch. gekürzt
Avorden: nsch. or dag 'Daumen'; nir. moran 'viel' nsch. moran; nir. aran
'Brot" nsch. aran; nir. iirlär 'Fußboden' nsch. ürlar. Auch die durch
spätere Kontraktion entstandenen Längen werden in unbetonter Silbe ge-
kürzt: nir. rioghamhail 'königlich' nsch, rioghail; Arran kosüt Done-
gal kosül' 'ähnlich' (cosmhail S. 162) nsch. cosail.
Im Ir. findet diese Kürzung nicht statt; dialektisch zieht aber der
lange unbetonte Vokal den Akzent auf sich, namentlich wenn der betonte
262 Wirkungen des ir. Akz. (Vokalschwund). [§168
Vokal kurz war: Arran sgddän 'Hering' (auf der letzten Silbe betont) s ga-
da n. Diese Akzentverschiebung hat in Munster einen großen Umfang an-
genommen; eine ausführliehe Besehreibung der Erscheinungen fehlt aber
noch, und die Bedingungen der Verschiebung sind daher im Einzelneu
noch nicht klar (nicht nur Vokallänge, sondern auch Positionslänge der
Silbe kann eine Verschiebung bewirken; dabei gilt die Silbe -ach als
lang mar Ic ach 'Eeiter', aber Gen. ImarcaigV Vgl. MoUoy S. 12, Hene-
bry S. 8 ff.
§ 168. (Vokalsch\vTind in nachtonigen Silben.) Der Vokal
der urspr. zweiten und vierten Silbe schwindet im Irischen, wenn
diese Silben Binnensilben sind (Zimmer, Deutsche Litteraturz. 1881.
Sp. 924): ir. cessad 'Leiden', Gen. cesto. Einige Beispiele sind
schon § 165 Schluß angeführt worden. Das Gesetz wirkt auch
bei den im Hiatus stehenden Vokalen. Bei geschwundenem w:
air. oac 'jung', aber öclachdi gl. iuuenilis, öcmil gl. tiro; mir.
Heriu 'Irland' S. 91; air. coir 'passend' S. 64, aber cöre "'Friede'
mir. cöra; die Vokallänge und die Nicht-Mouillierung des r in
cöre beweisen jedoch, daß der Vokalschwund älter ist als der
Schwund des w. Anders bei den übrigen geschwundenen Kon-
sonanten: ir. sei an 'Messer', Plur. scena § 45, 6 S. 68; iarn
'Eisen', eru-bäs 'Tod durch Eisen' S. 73. Hierüber genauer in
dem Kapitel "Gruppen von Vokalen".
Wenn in der Silbe, dessen Vokal geschwunden war, ein Sonor-
laut vorkam, so wurde er zwischen zwei Konsonanten silbisch und
entwickelte sich schließlich zu Vokal + Sonorlaut: ir. gnimrad
'Tat' (das Suffix ist = c. -red in gweithred 'Tat' u. s. w.). Dat.
Plur. deg-gnimarthaib 'gute Taten'; comlän : comalnad.
ingnäth : ingantach {nt aus n/) § 165 Schluß. Vor dem homor-
ganen Verschlußlaut bleibt jedoch ein Nasal unsilbisch (und schwin-
det daher vielfach): älind 'schön' : äildiu 'schöner'; diltud 'leug-
nen' *dihlndud: von di- und slondud 'Bezeichnung'; cumung
'eng' : cumce 'Enge'; ecndaircc 'unsichtbar, abwesend' {;^n-Jcom-
dork'i'). Mir rätselhaft ist ir. (oblu,) ablu 'Opfer' aus lat. ob-
lätiö.
Der Vokal der zweiten Silbe blieb, wenn diese Silbe die letzte
vor dem idg. Auslaut war, ohne Rücksicht darauf, ob sich zwischen
den darauf folgenden Konsonanten ein Svarabhaktivokal entwickelte
(dieser Svarabhaktivokal ist also jünger als der Vokalschwund in
nachtonigen Silben); s. Thurneysen KZ XXXVII 94. Ir. tara-
thar, arathar, loathar S. 134; brithemon i^-mnos)j Gen. von
§ 168. 169] Wirkungen des ir. Akz. (Vokalschwund). 263
brithem 'Richter'; essamin 'fui'chtlos' c. eofn; accobur 'Ver-
langen', u. s. w.
Der lautgesetzlich eintretende Vokalschwund kann durch ana-
logische Einflüsse verhindert oder aufgehoben werden: air. Akk.
Plur. marcachu 'Reiter' teils nach der Analogie der zweisilbigen
Kasus, teils nach Akk. Plur. pecthachu 'Sünder', wo a in urspr.
dritter Silbe stand (vgl. peccad 'Sünde'); hiressach 'gläubig' nach
hiress 'Glaube' (analogisch ist der Vokalschwund im Akk. Plur.
hireschu). Zu solchen Analogiebildungen haben schwere kon-
sonantische Umgebungen oft den Anstoß gegeben. Über die For-
men der 3. Plur. des Perfekts s. § 614.
Die durch Ersatzdehnung entstandenen unbetonten Längen
und die unbetonten Längen der Lehnwörter (§ 167, zweites Stück)
bleiben auch in den schwächsten Silben erhalten: air. cenele 'Ge-
schlecht', Dat. Plur. altorib 'Altären' (der Vokal jedenfalls lang,
aber vielleicht kürzer als im Nom. altöir; die Schreibung stimmt
mit dem in Wb. ausnahmslosen preceptori, preceptorib neben
preceptoir 'Lehrer').
§ 169. (Schwund nicht anlautender Vokale in vortonigen
Silben.) In zwei- und dreisilbigen proklitischen Gruppen schw^indet
im Ir. häufig der Vokal der zweiten Silbe: air. cut seitchi 'mit
deiner Frau', dim daltib 'von meinen Zöglingen', dar-m-chenn
'für mich'; Formen des verbundenen Verb, substantivum : imb i-cein
fa in-accus 'sei es in der Ferne, sei es in der Nähe', im do dia
im do pheccad 'sei es Gotte, sei es der Sünde', ro-p-sa omnia
'ich bin alles gewesen', niptha labar 'sei nicht redselig'; ni-r-bu
faäs 'war nicht vergeblich', cia-r-bu minimus 'obgleich er mini-
mus war', mainbed maith 'wenn es nicht gut wäre'; Präposition
+ Artikel: fri-sna dedencha 'gegen das letzte'; is n-an aicci
Wb. 5b 27 'es ist in ihrer Nähe'; cach-la-sel . . in sei aile
'das eine Mal . . das andere Mal' (-la aus aile); co-mm-a-ri
Wb. 5d 37 'so daß sich ereignet' (co -j- imm-a-ri). In einer
viersilbigen proklitischen Gruppe schwindet wohl der zweite und
der vierte Vokal : con-di-p follus 'so daß es klar sein kann' (das
zweite Element ist = mc. yd vor Verbalformen, skr. iha 'hier',
idg. '^idhe; die Verschmelzung der Elemente muß älter als der
Schwund auslautender Vokale sein). In vielen Fällen beruht jedoch
die Form -b^ -p des verbundenen Verb, subst. auf einer Analogie-
bildung: co-rro-p gl an 'so daß er rein sein kann' nach ro-p;
264 Wirkungen des ir. Akz. (Vokalschwund). [§ 169. 170
ma-ni-p 'wenn nicht ist' nach ni-p; se-chi-b gr ad 'welcher Grad
es auch sei' nach ci-p.
In einsilbigen proklitischen Wörtern, die mit andern keine
Gruppe bilden, schwindet der Vokal nur im Hiatus: air. t-adrad
'deine Anbetung', m-6inur 'ich allein', mir. c-aidche 'bis zur
Nacht, den ganzen Tag; immer', c-aidche äis Wi. 260, 3 'dein
Leben lang' (vgl. Zimmer, KZ XXX 55 f.); es handelt sich also
nicht um eine reine Akzent Wirkung.
§ 1 70. (Schwund anlautender Vokale in vortonigen Silben:
mir. Schwund der ersten prokUtischen Silbe.) In der ersten oder
einzigen proklitischen Silbe kann der Vokal im Air. nur dann ge-
schwunden sein, wenn er anlautend ist: fir n-uile Wb. 16b 22
'das ganze (an uile) ist wahr', na rüna Wb. 8d 19 'die Geheim-
nisse' (inna rüna), m-an-etar Wb. 31 d 1 'gegenseitig' {= imm-
an-etar). Diese Erscheinung ist jedoch im Air. noch verhältnis-
mäßig selten und tritt erst im Mir. in größerem Umfang auf: air.
imm-a-lle mir. malle 'zusammen'; air. amal 'wie' mir. nir. mar
(mir. auch immar geschrieben; §99 Anm. 4 S. 165); mir. ma für
imm-a 'weshalb'; air. inn-a-dochum 'zu ihm' mir. na dochum;
mir. dardöen 'Donnerstag' aus eter da öin 'zwischen den beiden
Fasten', vgl. § 134; Präp. -f- Artikel mir. sin, sind = air. i-sin,
i-sind 'in dem' (nir. san; dagegen nir. isteach 'hinein', istigh
'drinnen' aus mir. i-sa tech, i-sin tig); mir. co-m thogairm
sea 'summoning me' (Präp. oc mit possesivem Pronnomen), cä räd
•es sprechend' = air. occ-a räd (daraus erklären sich die mir.
Nebenformen mo und co neben imm und oc: co-forn guin LU
63b 35 'euch tötend', mo-am bia LL61a38 'um den stattfinden
wird'). Im weiteren Verlauf werden auch die konsonantisch an-
lautenden Silben von dem Schwunde getroffen: air. dano 'auch'
mir. no; air. dochum 'zu, nach, in' nir. nsch. chum; air. ni-con
'gar nicht' (s. die Bedeutungslehre) mir. nocho nsch. cha.
Anm. Die zuletzt angeführten Formen scheinen darauf zu deuten,
daß der alte Khythmus proklitischer Gruppen sich im Mir. verschoben
hatte. In derselben Kichtung deutet wohl das mir. da, dar = air. di-a.
di-ar u. s. w. § 165, § 213; die Konjunktion dia n- 'wenn" wird mir.
da n- nir. da n-. Bei li-a, mir. auch le-a 'bei seinem' fand diese laut-
liche Entwickelung nicht statt; die Vermischung der Präpositionen la, fri
und re n- führte zur deutlicheren Neubildung nir. le n-a. Eine ähnliche
Entwickelung wie bei di-a sehen wir auch bei dem von jeher einsilbigen
air. cia 'obgleich' mir. gia, gea, ga.
Als Abweichung vom air. Rhythmus verzeichne ich hier noch aus dem
§170. 171, 1| Schwund u. Reduktion unhetVok.i.Ir. 26o
Nir.: Arran al'w/ und 9l'u(j9Ler = uile go leir 'alle (alles) zusammen"
(die proklitische Gruppe uile go ist also auf der zweiten Silbe am
stärksten betont; die Form lig = Arran d'üg bei Maccoy, Miscellaneous
Poeras, Dublin 1878 S. 6, 7). (Oder uile nrspr. enklitisch?)
Mir. Schwund des anlautenden Vokals der einzigen proklitischen
Silbe: s and -sin 'es ist dort' = is and -sin. Auch die konso-
nantisch anlautenden proklitischen Wörter unterliegen im Mir. einer
Reduktion. Die als selbständig empfundenen Präpositionen, Pro-
nomina, Negationen u. s. w. bleiben einigermaßen verschont, aber
die verhältnismäßig weniger bedeutsamen unbetonten (eigentlichen)
Präverbia sind so sehr reduziert worden, daß sie in gewissen mir.
Texten ganz bunt mit einander wechseln ; im Nir. sind sie entweder
abgefallen oder als do erhalten: nir. do-chim oder chim 'sehe'
air. ad-ciu; nir. bheirim 'gebe' air. do-biur; nir. do-gheibhim
'finde' air. fo-gabim. Das air. perfektische Präverb ro erscheint
im Nir. als do (im Arran - Dialekt vor Konsonanten Null, vor
Vokalen d, z. B. d'imd 'ging' d'imthigh); nur das urspr. betonte
ro ist erhalten: nir. gur chaill 'daß er verlor', nior chaill 'er
verlor nicht'. Andere Präverbia als do sind nur ausnahmsweise
im Nir. erhalten: nir. adeir, deir 'sagt', vgl. air. atbeir 'er sagt
es'. Die Präposition do ist im Nir. in formelhaften Verbindungen
reduziert worden: nir, a-bhaile 'nach Hause', chois na fairrge
'am Rande des Meeres'; vor dem Inf.: siol a chur 'to sow seed'
(Dinneen); Arran xüd se xOLd 'er ging schlafen' a chodladh.
Eine starke Reduktion der possessiven Pronomina kann gleichfalls
im Nir. vorkommen: Arran d oder Null (eklipsierend) = ar n-
'unser', bhar n- 'euer', a-n 'ihr, eorum' (ähnHch im Manks, s.
Kelly S. 34: nyn 'our, your, their').
Vgl. Quiggin, Die lautliche Geltung der vortonigen Wörter
und Silben in der Book of Leinster Version der Täin bö Cualnge.
Greifswald 1900.
§ 171. 1) (Die Qualität der erhaltenen nicht auslautenden
unbetonten Vokale.) Die kurzen und langen Vokale und Diph-
thonge werden im Ir. in nachtoniger Silbe, sofeni sie nicht schwinden
(also bes. in Silben von mittlerer Stärke), in der Regel zu -a- redu-
ziert: air. apstal 'Apostel' : aus lat. apostolus; air. com-arpe
'der Erbe' : orpe 'das Erbe'; air. in-dlach gl. inteiTuptio : in-
dlung gl. findo, vgl. S. 43; air. arna furastar gl. ne fuscetur :
s. Verbalverz. rond- (zu gr. eQvS-Qog 'rot' u. s. w.); air. as- ru-
bart 'er hat gesagt' : as- bert 'er sagte'; air. talland 'Talent' :
266 Die Qualität unbetonter Vokale im Air. [§ 171, 1
aus lat. talentum; air. humal 'demütig' : aus lat. humilis
(S.196); air. bendacht 'Segen' : aus lat. benedictiö; air.S.Plur.
do-berat 'sie geben' : idg. "^bheront; air. oac 'jung' (S. 61); air.
format 'Neid' (§ 99, 5 S. 168); air. marcach § 167 S. 261; air.
srathar 'Packsattel' : aus lat. strätüra; air. ascnam 'Streben
nach' : s. Verbalverz. ad-com-sni- (Simplex ir. snim 'Sorg'^^.
Kummer'); air. cucann 'Küche' : aus lat. coquina; ir. teg-lach
'Familie', air. öc-lach-de gl. iuuenilis : Kompos. von sluag (S. 99.
§ 167 S. 261); air. carat-rad 'Freundschaft' (als Fem. behandelt
LL74b 38, 84a 39) : c. caredig-rwydd 'Freundlichkeit' (vgl. ir.
mac-rad, ingen-rad S. 261, laech-rad 'Heldenschar' u. s. w.);
ir. Find-abair FN : mc. Gwen-hwyfar (eigenthch "Weiß -Elfe",
zu mir. siabrse 'böser Geist' nir. siabhra 'a spirit, a fairy').
Das Gebiet des -a- wird zunächst durch (regressiven) i- und
w-U miaut beschränkt: vor einem mouilHerten Konsonanten erscheint
-i-^ vor einem gerundeten Konsonanten -u-: air. pridchimm 'ich
predige' : vgl. c. caraf 'ich liebe' (idg. Endung -m/); air. cubus
'Gewissen' (Kompos. von *k'om- 'mit' und dem w-Stamm ir. fiuss
'Wissen'). Hieraus erklärt sich auch die Endung der 1. Sing, des
Deponens (ir. sechur 'ich folge') : das schon vor der Zeit der
großen Auslautgesetze auslautende r hatte nach § 153 das Timbre
des vorhergehenden Vokals angenommen. Vgl. das Kapitel „In-
fektion".
Neben den reduzierten Formen finden sich ferner bisweilen
ältere Entwickelungsstufen erhalten: air. dermet neben dermat
'Vergessen', for-aith-met 'Erinnerung', vgl. Verbalverz. -muiniur;
mir. airget (nir. airgead) 'Silber' neben air. argat; air. forci-
tal, forcetal 'Lehre', tairchital 'Weissagung' s. Verbalverz. can-:
air. epert 'sagen' neben idbart 'Opfer' s. Verbalverz. her-; mir.
cucenn 'Küche' neben air. cucann; air. mulenn 'Mühle' : aus
lat. m oll na (§ 122, 2 S. 194); air. descipul 'Jünger' : aus lat.
discipulus u. s. w. Es handelt sich dabei zum Teil um Einfluß
des etymologischen Bewußtseins (bei Zusammensetzungen oder ge-
lehrten Lehnwörtern: forcital, descipul); zum Teil ist aber ein
progressiver Umlaut anzuerkennen : unter dem Einfluß eines vorher-
gehenden mouillierten Konsonanten ist a zu e geworden {-'a- ist
mit dem alten -iä-, -ja-, das immer -e- ergibt, zusammengefallen:
airget wie cailech 'Hahn' Ogam CALIACI, S. 69); die Mouil-
lierung des Konsonanten war aber ihrerseits aus anderen Woit-
formen übertragen oder durch den Einfluß anderer Wortformen
§171,1] Die Qualität unbetonter Vokale im Air. 267
erhalten; die Mouillierung des Nom. mir. airget war aus den)
Gen. mir. airgit oder aus dem Adj. airgd-ide 'silbern' übertragen
(umgekehrt air. argait ohne MouiUierung nach dem Nom. argat)
u. s. w. Auch ein altes o oder u ist nicht selten erhalten. Dabei
ist entweder das etymologische Bewußtsein im Spiele (air. Plur.
cutrummi 'gleich' zu tromm 'schwer'; air. f eis üb 'Philosoph' :
aus lat. philosophus), oder das o, u steht nach einem Konso-
nanten, der besonders leicht gerundet wird (einem Hinterlingual
oder einem Labial): air. cocubus 'Gewissen' {*k'om- und ir. cu-
bus); ecoscc 'Aussehen', s. Verbalverz. sech-; ni remdechutar
'sind nicht vorausgegangen', s. Verbalverz. tiag-; air. de-chor,
de-chur 'Unterschied'; air. bäigul 'Gefahr'; air. mebuir 'Er-
innerung' : aus lat. memoria; air. sechtmogo 'siebzig', Gen.
sechtmogat; air. cobodlus, cobadlus 'Gemeinschaft', s. Verbal-
verz. com-fo-däl-.
Anm. 1. Die auslautenden Vokale haben eine abweichende Ent-
wickelung, die in § 156 — 159 geschildert ist. Auch die Vokale im alten
Hiatus sind zum Teil besser erhalten (air. beothu 'Leben', diummusag
'stolz'), s. Kap. IV,
Anm. 2. Die Qualität der proklitischen Silben ist etwas abweichend
geregelt. Der Einfluß des Timbre des folgenden Konsonanten kommt nach
§ 175 nicht in Betracht; die regelmäßige Vokalisation ist also a: air. a,
ass- 'aus' : lat. ex; as 'welcher ist', ata 'welche sind' : Wurzel *es-, vgl.
§ 639; possessives Pronomen a 'sein, ihr' : älter e, betont ai vgl. § 502;
dano 'auch' (danau Ml. 37a 8, daniu, daneu Cam. 37 d, 38a) : lat,
de-nuö; ind-ala 'der eine, alter' : aile 'ein anderer': calleic, calleice
'trotzdem' : von co-n- 'bis' und leic- 'lassen' (Zimmer, Satzacceut S. 3);
nach 'irgend ein' (verbunden) : nech 'jemand' (unverbunden). Wie man
aus a 'aus', ind-ala ersieht, sind auch die auslautenden Vokale gegen die
Eeduktion zu a nicht geschützt. Jedoch bleibt das in § 159, 6 S. 253 er-
wähnte Kontraktionsprodukt -o: (ro-)bo 'ist gewesen', mo 'mein", do 'dein';
enklitisch dano 'auch'.
Nicht reduzierte Vokale kommen in proklitischen Wörtern unter dem
Einfluß stärker betonter Formen häufig vor: do 'zu', di 'von' (als Präp,
selten do, als proklitisches Präverb fast immer do durch Vermischung mit
do 'zu'), CO n- 'mit', co 'bis'; vgl. die unbetonten Präverbia remi-,
sechmi-, iarmi-, wonach cenmi-thä 'außer' sich gerichtet hat (jedoch
auch cenma-thä); cen'ohne'; cia 'obgleich' (auch ce, ci); iar n- 'nach';
enklitisch danau = dano. Am wenigsten klar sind mir die Artikelformen
in, ind, int (waren Verbindungen wie int-i 'derjenige', in -so 'dies'
u. s, w. ursprünglich auf der ersten Silbe betont? das Nir. weist auf Be-
tonung der letzten Silbe) und die Formen is 'ist", it 'sind' (die im Air.
niemals betont sind).
Anm. 3. Zur Chronologie der Reduktion- der Vokalqualität vgl, S. 6.
268 Die Qualität unbetonter Vok. im Air., Mir., Nir. [§171, 2. 172
2) (Die Qualität der air. Svarabhakti vokale.) Die normale
Qualität der air. Svarabhaktivokale (vgl. § 168 S. 262 f. und das
Kapitel „Svarabhakti") ist a\ air. immarmus 'Sünde', s. Verbal-
verz. imm-ro-midiur; air. accaldam, Inf. von ad-glädur 'rede
an'; air. Plur. ingainti gl. inusitata Ml. 115b 4: air. Sing, in-
gnad 'wunderbar' (gnäth 'gewöhnlich, bekannt'). Jedoch entsteht
durch ^-Umlaut i, durch w-Umlaut ic oder o, und u oder o ist
außerdem regelmäßig in der letzten Silbe nach einem Labial: air.
cobir 'Hülfe' : ^k'omhhri-, s. S. 119 (die daneben vorkommende
air. Schreibung cobuir beweist die chronologisch wichtige Tat-
sache, daß das h nicht mouilliert war, vgl. nir. cobhair, cabhair);
air. ess-amin 'furchtlos' : urkelt. *eks-obnis (esämain Ml. 27 d 8
ist wie cobuir zu deuten). w-Umlaut kann von einem erhaltenen
u oder o bewirkt sein: air. ecolso. Gen. von eclis 'Kirche' (da-
neben secolsa, seccalsa; secaillse Wb. 22c 20 zeigt eine andere
Flexion, und secilso Wb. 22c 11 scheint eine Mischform zu sein);
air. sonortu, Kompar. von so-nirt 'stark'; air. irdorcu, irdurcu,
Kompar. von ir-dircc 'berühmt'; air. ersolcud 'öffnen', s. Verbal-
verz. leic-. Von einem geschwundenen u ist der Umlaut bew^irkt
in air. cethorcha 'vierzig' "^k^etruk'omts. Von einem Labial ab-
hängig ist das 0 in air. lobor, lobur 'schwach'; omon, omun
'Furcht'; lebur 'Buch' : aus lat. Akk. librum (Dat. libur. Gen.
mit /-Umlaut und nicht-mouilhertem h libuir); domun 'Welt'
u. s. w. Im Wortinnern ist o nach einem Labial selten: focho-
molsam 1. Plur. Konj. neben fochomalsid 2. Plur. Konj. von
fo-long- 'dulden' mit dem perfektischen Präverb com-; als regel-
mäßig hat a zu gelten: immarmus 'Sünde' (und immormus),
CO ma In ad 'erfüllen' (die Schreibung mani co molin ither Wb.
2 c 17 ist selten).
8 172. (Die Qualität der unbetonten Vokale im Mir. und
Nir.) Trotz allen Reduktionen hatten die unbetonten Vokale im
Air. noch eine ziemlich ausgeprägte Qualität. Nicht nur o, u, i,
sondern auch a und e bezeichneten in unbetonten Silben ungefähr
dieselben Laute wie in den betonten Silben; die Wahl zwischen
a und e beruhte nicht lediglich auf der Nicht-Mouillierung oder
Mouillierung des vorhergehenden Konsonanten; denn e kam auch
nach unmouillierten Konsonanten vor (vgl. § 242). Das air. a ist
also ebenso wenig wie das nc. a der unbet. Silben (§ 192) als ein d
aufzufassen. Eine Schwächung der ausgeprägten Klangfarben der
un])etonten Vokale kann jedoch schon in dem letzten Abschnitt der
§172| Die Qualität unbetonter Vokale im Mir. u. Nir. 269
air. Periode (wo man für e und i nach unmouillirten Konsonanten
ae > a und ai schreibt) angefangen haben. Und im Mir. besteht
schon im Wesentlichen die neuirische Regel, wonach alle kurzen
unbetonten Vokale in d zusammenfließen.
Anm. 1. Diese Entwickelung beruht (ebenso wie der viel ältere
Schwund des Auslautes, \^\. § 159 Anfang, S. 251) darauf, daß die Vokal-
stellung von den vorhergehenden Konsonanten antizipiert wurde. Je aus-
geprägter das Konsonantentimbre wurde, um so verwischter wurde die
Aussprache der Vokale. Vgl. Asp. i Irsk S. 9.
Infolge dieser Aussprache gerät die ererbte Orthographie im
Mir. ins Schwanken. Statt des air. Nom. cele 'Genosse', Gen.
celi, Dat. celiu kann man im Mir. (neben der ererbten Schreibung)
in allen drei Kasus unterschiedslos cele oder celi finden. Statt
des air. Nom. cum achte 'Macht' (mit nicht mouilhertem xt), Gen.
cumachti, Dat. cumachtu (spät air. Nom. cumachtae, "^cu-
machta. Gen. cumachtai) findet man im Mir. in allen drei
Kasus cumachta (neben dem ererbten Gen. cumachtai. Dat.
cumachtu); seltener ist die Schreibung cumachtu im Nom.-Akk.
Man hat also den Vokal d nach einem mouillierten Konsonanten
durch e oder i, nach einem unmouillierten Konsonanten durch a
(0, u; vor einem mouillierten Konsonanten ai, ui) bezeichnet. Im
Nir. ist die Schreibung dadurch regelmäßiger geworden, daß i nur
vor einem mouillierten Konsonanten geschrieben wird; auch sind
die Überbleibsel der air. Schreibung ziemlich konsequent beseitigt;
unter Beobachtung der Regel caol le caol agus leathan le
leathan (§ 240) ergeben sich demnach die ßezeichnungsweisen :
nach einem unmouillierten Konsonanten a oder, wenn darauf ein
mouilHerter Konsonant folgt, ai; nach einem mouillierten Konso-
nanten im Auslaut e, vor einem unmouillierten Konsonanten ea,
vor einem mouillierten Konsonanten i: nir. cumhachta 'Macht',
teagasg 'Unterricht' : mir. tecosc, leabhar 'Buch', Gen.
leabhair, ceile 'Genosse', deisceabal 'Discipel', airgead 'Sil-
ber', Gen. airgid. Unter günstigen Umständen haben sich Reste
der älteren Schreibung gerettet: nir. agus 'und', teampull 'Tem-
pel', cogubhas 'Gewissen' (vom Standpunkte der Aussprache w^äre
ein a ebenso zutreffend gewesen wie das u, und zwar nicht nur in
agus und teampull, sondern wohl auch in cogubhas Donegal
kögüs; vgl. die Aussprache von nir. cosmhail §98 S. 162). Auch
bei den proklitischen Wörtern haben die nir. Schreibregeln Geltung:
nir. gan 'ohne' : air. cen; nir. best. Artikel an : air. in; jedoch
270 Die Konsonanten in der Proklise im Ir. [§172—174
bleibt air. -o: nir. do 'zu, von', go 'bis, mit', mo 'mein', do 'dein';
auch schreibt man i in is 'ist', i n- 'in'. Die nir. Schreibung um
'um' : air. im, imm- beruht auf dem Einfluß der betonten Formen
wie um am (statt *iomam) 'um mich'.
Anm. 2. In der Aussprache der nir. unbetonten Vokale kommen ver-
schiedene von den Umgebungen bewirkte, aber von der Etymologie unab-
hängige Nuancen vor: vor x wird vielfach ein sehr a-ähnlicher Laut, vor
w ein u gesprochen: Arran kasuw, hagax § 85, 3 S. 133. Über vokal-
harmonische Einflüsse s. § 234.
Die Konsonanten der unbetonten Silben im Ir.
§ 173. Die vortonigen Tenues (im Anlaut prokhtischer
Wörter) wurden im Ir. nicht als Tenues aspiratae, sondern als
reine Tenues gesprochen und entwickelten sich im weiteren Ver-
lauf zu Mediae. Der Übergang ^ > ö? ist älter als die definitive
Fixierung der air. Orthographie; der Übergang k y g war wohl
etwas jünger; er wird zwar schon im Laufe der air. Periode voll-
zogen worden sein (vgl. § 342), er findet aber ei^st im Mir. spora-
disch, im Nir. regelmäßig in der Schreibung Ausdruck. Die Aus-
sprache als reine Tenues liegt auch der britannischen Entwickelung
(§ 188) zu Grunde. Beispiele: air. co 'zu' und co n- 'mit' : nir.
go (aber air. cuccum 'za mir' nir. chugam); air. cen 'ohne' :
nir. gan (aber cene 'ohne dies' nir. cheana); air. cacli 'jeder' (ver-
bunden) : nir. gach (aber un verbunden air. nir. cäch); air. cia, ce,
ci 'obgleich' : nir. gidh; air. do 'dein', aber t-eserge 'deine Auf-
erstehung'; air. do, Präp. und unbetontes Präverb, z.B. do-m-meil
'was er verzehrt' : betont to-, z. B. to-mil 'verzehre' (Imperativ;
die Präp. hat durch Ausgleichung auch in den betonten Formen
d: dom 'zu mir'); air. dar 'über' : torunn 'über uns' (durch den
Einfluß der betonten Formen kann t auch in der Proklise er-
scheinen: tar). Die Präp. tri 'durch' wird niemals mit d ge-
schrieben (nir. tre); der Einfluß der betonten Formen hat also hier
vollständig gesiegt. In den ältesten air. Denkmälern liegt das vor-
tonige t noch ungeändert vor: tu-thegot, tu-esmot, s. S. 6.
§ 174. /' und V (geschrieben im Air. b) gehen im Ir. im
Anlaut proklitischer Wörter durcheinander. Ein /' ist aus h ent-
standen in fa 'oder', das eigentlich eine Form des Verbums 'sein*
ist (s. KZ XXXV 339 und vgl. corn. bo ZE 725) : im-b i-cein
fa in accus Wb. 23b41 'sei es in der Ferne, sei es in der Nähe':
fa-nacc 'oder nicht'; daneben ba: im-ba bäs ba bethu Wb.
§ 174] Die Konsonanten in der Proklise im Ir. 271
23 b 32 'sei es Tod, sei es Leben'. Ferner steckt das Verbuni
'sein' im Pronomen fadesin 'selbst' (§ 490). Vgl. air. fer fas
sruithiu Thes. II 258, 31 'ein Mann, der älter ist'; nir. (in der
älteren Zeit) fä 'war' (verbunden). In einigen Fällen kann es
zweifelhaft sein, ob die Präposition f o oder eine Form des Verbums
'sein' vorliegt. Letzteres ist anzunehmen bei fo-chetoir 'sofort'
AVb. 11c 7, vgl. ni po hetöir Wb. 4c 35 'nicht sofort'; danach
kann das Verbum 'sein' auch in fa-dess no fa-thuaith AVb.
29a 21 'südlich oder nördlich' gesucht werden; alle diese Adverbia
sind wohl eigentlich kleine Relativsätze. Sollte air. mir. beos
'noch' > mir. nir. fös entsprechend zu analysieren sein, so wäre
im letzten Element das Wort foss 'Bleiben, Ruhe' (bi i foss Ipv.
'bleibe') zu erkennen. — Man wird anzunehmen haben, daß der
Übergang fe > /" im Anlaut einer proklitischen Gruppe stattgefunden
hat. Der umgekehrte Übergang f y v kommt in dem Pronomen
for, far 'euer' vor, dessen f auf leniertes sw zurückgeht (§ 501);
die Form bar steht in Wb. fast nur nach einer Präposition (oc,
ar, tri, fri, i, do; Ausnahmen sind nur die unklaren Stellen Wb.
6c 1 und 17b 6). Dieser Übergang hat also im Innern einer pro-
klitischen Gruppe stattgefunden. Die Präp. for 'über, auf' hat im
Mir. eine Nebenform bar, die vielleicht nach der Negation ni ent-
standen ist; darauf deuten die beiden Beispiele des Wb. : ni bar
torad precepte nach aili tiagu-ssa und ni bar saithar
nach aili tiagu Wb. 17b 18, 20, vgl. zur Konstruktion techt
for nem Wb. 15c 22 u. s. w. (gegen Vendiyes MSL XIII 396).
Anm. 1. Mit der Präp. for, bar hat die unklare Kedensart is
larafie duib 'it is in your power' Wb. 4a 3, barafie düib 'ye had it
in your power' Wb. 11 d 5 nichts zu tun. Die ursprüngliche Porm der
Redensart ist arafie mit vorhergehendem is und ba je nach dem Zu-
sammenhang (is arafie dünn Wb. 25c 9 'it is in our power'; is arafia
dorn Thes. I 3, 9; vgl. die Note Thes. I 516). Der Ausdruck war aber
für das air. Sprachbewußtsein nicht klar analysierbar; man konnte daher
das ar als ein possessives Pronomen auffassen und in einer Stelle, wo von
der 2. Person des Plur. die Eede war, das scheinbar verständlichere far
schreiben (und sprechen?). Vgl. Anm. 2.
Anm. 2. Es ist zweifelhaft, ob die in diesem § beschriebenen Vor-
gänge an und für sich irgend etwas mit dem Akzent zu tun haben. Viel-
leicht hatte jedes anlautende ?) eine Tendenz, stimmlos zu werden, welche
Tendenz jedoch in der Regel durch die Assoziation mit verwandten J-Formen
neutralisiert wurde. Ein Beispiel ist wohl for-fiun 'ich vollende", das
etymologisch aus fo- ro- -F einer Form des Verbums 'sein' besteht, durch
Entgleisung aber als for + Verbum in unechter Komposition aufgefaßt
272 Die Konsonanten in der Proklise im Ir. [§174 — 176
wurde; das bei dieser Auffassung nicht mehr als lenierte Form eines b
verständliche 5 hat sich im Anlaut des als unecht komponiert empfundenen
Yerbums in / verwandelt. Es liegt sehr nahe, das oben besprochene i s
arafie als 'es ist (ein Ding), das vorhanden sein wird' aufzufassen (zur
Konstruktion vgl. is nach fitir side Ml. 91a 20 'er ist (jemand), der
es nicht weiß'); vgl. c. ar-fod 'opportunity'; das -e von -fie mag laut-
gesetzlicher sein als das -a von -bia 'wird sein'. — Wenn aber tatsäch-
lich der Übergang J > / in der Proklise besonders häufig ist, so kann
das darauf beruhen, daß die an ausgeprägtem Bedeutungsinhalt verhältnis-
mäßig armen proklitischen Wörter sich besonders leicht von der Assoziation
mit den verwandten Formen loslösten.
§ 175. In der Proklise verliert im Ir. ein auslautender oder
inlautender, wahrscheinlich auch ein anlautender Konsonant die
Mouillierung. Den betonten Präverbien aith-, air- entsprechen
proklitisch ad-, ar-; air. maith 'gut' : mad-genatar "bene nati
sunt", 'gesegnet sind'; air. samail •Ähnhchkeit, Vergleich' : amal
'wie' (noch amail in Cam., s. Thes. II 244 ff. ; auch Wb. prima
manus 21c 10); ocuis 'und' Cam. : sonst air. ocus, acus; air. is
'ist' (nir. mit s; s nur vor gewissen Pronominen: nir. Arran se =
air. is he) aus *esti; air. im 'um' nir. um, vgl. gall. ambi-; air.
aile:ind-ala § 171 Anm.2 S. 267; air. al-aile § 165 S. 260 (Gen.
Plur. alan-aile gl. reHquorum Ml. 37a 21 u. s. w\); air. betontes
Präverb di-: proklitisch de- §171 Anm.2 S. 267; air. cen 'ohne' nir.
gan (vgl. air. cene 'ohnedies' nir. cheana § 173). Die Mouil-
lierung konnte jedoch durch den Einfluß der stärker betonten
Formen geschützt werden; in Wb. ist in-tain 'wenn' häufiger als
in-tan (Akk. oder Dat. des Fem. tan 'Zeit'); die Tendenz in der
Proklise die Mouillierung aufzugeben wirkt aber weiter, daher mir.
in tan. Das Nir. hat vielfach die Mouillierung in den Präpositionen
nach den betonten mit suffigierten Pronominen verbundenen Formen
(wieder)eingeführt: air. oc, ar, la nir. aig (und ag), air, le. Über
Spuren eines unmouilherten tr, fr in den Präpositionen air. tri,
fri s. KZ XXXV 333.
Ebenso geht wohl auch die Rundung eines auslautenden Kon-
sonanten in der Proklise verloren: air. cinn rehe 'after a time'
AVb. 4c 11, aber betont ciunn als Dat. von cenn 'Ende' (Wb.
schreibt ar-a-chiunn 'vor ihm', ar-mo-chiunn 'vor mir*, aber
neben dem Adv. ar-chiunn 'bevor' 13a 29 u. s. w. auch ar-
chinn 2a 9; 10a 12; die letztere Form dürfte jedoch in prokliti-
scher Stellung vor einem Genitiv entstanden sein).
§ 176. In proklitischen Wörtern wird l (zum Teil schon im
§ 176— 178J Die Konsonanten in der Proklise im Ir. 273
Air., zum größten Teil jedoch erst später) zu r. Air. (Wb.) arele
'ein anderer', Neutr. araill neben dem häufigeren alaile, alaill
wird Dissimilation sein. Air. ol 'sagt, sagte' 'inquit' (ol in macc
'sagt der Sohn', ol se 'sagt er' Wb.) erscheint schon in Ml. ver-
einzelt in der Form ar (ar crist Ml. 44b 10—11; dagegen ist
för Thes. I 4, 12 lateinisch); mir. for, or, ar, bar. Im Nir. ist
dies Wort mit der Präp. ar vermischt worden: arsan ri 'sagte der
König', arsa Tomas 'sagte Thomas', arsa mise 'sagte ich' (zu-
nächst hat der Artikel nach diesem Worte dieselbe Form ange-
nommen, die er im Nir. nach der Präp. ar hat; nachher ist arsa
als einheitliches Verbum behandelt worden). Die Auffassung als
Präp. ist aber älter; darauf beruhen die mir. Formen for, bar.
Daß dieselbe Auffassung schon in voraltirischer Zeit gegolten hat,
wird in § 483 ausgeführt werden; sie wird also auch für die Ent-
stehung des air. ar crist 'sagte Christus' mit verantwortlich sein
(man beachte die Bedeutungsverwandtschaft der \virklichen Präp.
und Konjunktion ol 'wegen, weil' mit ar 'wegen, denn').
Wo der Übergang l > r von Nebeneinflüssen (Dissimilation,
Vermischung mit anderen Wörtern) unabhängig ist, ist er erst
mittehrisch belegt. Aus dem Mir. belegte Fälle sind: air. ol-
chene 'außerdem' : mir. archena; air. ind-ala §171 Anm.2 S.267,
§ 175: mir. indara (nir. an dara 'der zweite'); air. cach-la
'each second' (cach-la sei . . in sei aile 'das eine Mal . . das
andere Mal') : mir. cach-ra (Zimmer, KZ XXX 69); air. amal
'wie' : mir. nir. mar § 99 Anm. 4 S. 165. Auf dem Übergang l
> r beruht schließlich die Vermischung der Präpositionen la und
fri im Mir. (ein anderer Faktor bei dieser Vermischung war die
umsichgreifende Lenition des f von fri, vgl. § 317); durch den
Einfluß der betonten Formen von la mit suffigiertem Pronomen hat
jedoch im Nir. in diesem Fall das l gesiegt; nir. le vereinigt die
Verwendungen des air. la und des air. fri (air. asbiur fri . . 'ich
sage zu [jemandem]': nir. adeirim le; dazu hat es noch die Funk-
tion des air. Pronomens -la: nir. gach le lä 'every alternate day').
§ 177. Über den eng begrenzten Übergang eines lenierten n
in r im Ir. in der Proklise vor gewissen Konsonanten s. § 95, 4
S. 155 (air. main-bad : mir. marbad).
§ 178. In prokhtischen Wörtern sind im Ir. die Wirkungen
der Sandhigesetze (Lenition und Eklipse) zum Teil ausgeglichen.
Bei einem ursprünglichen s ist in der Regel die lenierte Form ver-
allgemeinert worden; das h vor silbischem Vokal ist aber dann
Pederscn : Vgl. kelt. Gramm. Jg
274 Die Konsonanten in der Proklise (Enklise) im Ir. [§178
ganz geschwunden. Belege sind die Formen des bestimmten Arti-
kels (in, ind, a n- u. s. w.; das s- ist nach den nicht lenierenden
Präpositionen erhalten: for-sin, for-sind, for-sa n- u. s. w., s.
die Bedeutungslehre); ferner amal 'wie' s. § 175 (betont sam-
lum-sa 'wie ich'); it 'sind' "^sent-. sw- erscheint als/" in for, far
'euer' : unverbunden sethar, vgl. sib 'Ihr' c. chwi u. s. w.; über
die weitere Wandlung dieses f in v (geschrieben b) nach anderen
proklitischen Wörtern s. § 174 S. 271. — Bei sech 'vorbei, über
. . hinaus' ist dagegen (vielleicht unter dem Einfluß der betonten
mit einem suffigierten Pronomen verbundenen Formen) die un-
lenierte Form verallgemeinert worden. — Auch in der Enklise hat
Ausgleichung des Sandhiwechsels stattgefunden beim Augens ade,
de (aus und neben dem lenierbaren side : ede, ide), s. § 489;
vgl. ön neben sön 'dies'.
Bei den übrigen Konsonanten war in der Proklise die nicht
lenierte Form verallgemeinert. Vgl. Zimmer, GGA 1896 S. 389,
Verf., Asp. i Irsk S. 166, KZ XXXV 336, Stokes, KZ XXXVm
468 f. So wird der Anlaut von cach, cech 'jeder' (verbunden)
und mo 'mein' niemals leniert: air. do cach ceneolu (Dat.)
'jeder Art', mir. do mmo mnäi 'meiner Frau'. Es ist auch an-
zunehmen, daß do 'dein' und sämthche proklitische Präpositionen
ursprüngHch unlenierbar waren. Lenierbar waren dagegen die be-
tonten Formen: cach 'jedermann' (unverbunden; Dat. do chäch),
t- 'dein' vor Vokal (ohne ein vorhergehendes proklitisches Wort:
tussu th-öenur 'du allein', "du in deiner Vereinzeltheit", vgl.
§ 417, § 479; dagegen ist -t nach einem anderen proklitischen
Worte unlenierbar: di-t gnimaib 'von deinen Taten' Wb. 31c 8,
do-t-edbartaib 'deinen Opfern' Ml. 45b 6; vgl. di-mm ses 'hinter
mir' Ml. 23 d 9, hua-m m-öintaid 'von meiner Vereinigung' Ml.
118a 2; in diesen Fällen wird das Pronomen als Auslaut des pro-
klitischen, nicht als Anlaut des betonten Wortkomplexes empfunden).
Lenierbar waren auch die betonten Präpositionen mit suffigierten
persönUchen Pronominen; hier wurde die Lenition nach und nach
(im Mir. und Nir.) konstant, und von hier aus drang sie auch in
den Anlaut der prokhtischen Präpositionen (vgl. § 317).
Es gibt jedoch im Air. Ausnahmen von der Regel, daß die
proklitischen Wörter unlenierbar waren: act ropo chon etarceirt
'wenn es nur mit Übersetzung ist', act ropo cho torbu 'wenn es
nur mit Nutzen ist' Wb. 13a 26, 27; challeic 'trotzdem' Sg.
31b 22.
§179,1 — 4] Die Konsonanten in den unhet. Silben im Ir. 275
Die proklitischen Wörter sind ferner in der Regel nicht eklip-
sierbar, s. § 262.
§ 179. Schwund oder Assimilation eines Konsonanten findet
sich im Ir. in proklitischen (enklitischen) Wörtern in einigen Fällen
nach Regeln, die für die Tonsilbe und die nachtonigen Silben des
selbständig betonten Wortes nicht gelten.
1) In der Prokhse schwindet im Ir. ein in- oder auslautendes
]> (th). Betontes Präverb frith- : Präp. fri 'gegen' (Etymologie
S. 44 oben); leth 'Seite' : la 'bei' (Zeugnisse für die ursprüngliche
Qualität des Vokals in dieser Präp. sind Formen wie less 'bei ihm'
und imm-a-lle 'zusammen', auch imm-e-lei geschrieben Wb.
10a 6; -a-, -e- ist das possessive Pronomen der 3. Plur.); sethar :
for, far, bar 'euer' § 178 S. 274; athar 'nostrum' (cechtar
n-athar Wb. 20c 26 'jeder von uns', eig. "jedes", vgl. cechtar
n-äi .i. mulier et innupta Wb. 10b 11 'jeder von ihnen', eig.
"jedes") : ar 'unser' (verbunden; die unverbundene Form cechtar
n-är Thes. II 294, 2 ist von der verbundenen Form beeinflußt).
Vgl. über air. laa 'Tag' § 85, 2 S. 133.
2) Neben dem proklitischen ocus, acus finden sich im Mir.
auch die Formen is, s (nir. as, s neben agus). Ob die kontra-
hierten Formen schon air. sind, ist zweifelhaft. Es liegt zwar sehr
nahe, das vor Pronominen stehende os, as, es, is (os-me gl. ipse
Wb. IIa 14; as-e Wb. 8a 20; es-e Wb. 22b 6; cith-iss-e
[Wb.] 22a 7) als aus ocus entstanden zu betrachten; Zweifel er-
regen aber die pluralischen Formen at-e LL 72b 28, it-e LL
248a 17, die an is 'ist' denken lassen. Eine ähnliche Kontraktion
hat in der Enklise stattgefunden bei dem Augens air. ucut 'dort'
(in tegdais n-ucut 'jenes Haus' Wb. 33a 4) : mir. üt. Eine
jüngere, aber gleichartige Erscheinung ist nir. Arran am, äd 'bei
mir, bei dir' neben agdm, agdd (agam, agat); vgl. die Donegal-
Formen bei Quiggin § 170.
In der Enklise ist air. sön, ön aus sodin 'dies' entstanden.
Die Bedingung für den Schwund des Konsonanten ist in diesen
Fällen: Stellung zwischen zwei Vokalen vor einer konsonantisch
auslautenden Silbe.
3) nd > nn in den zweisilbigen Formen des Artikels (in na
> na, donaib u. s. w.) ist ein von der Proklise bedingter Wandel.
4) Im Mir. und Nir. finden sich noch weitere Schwächungen
des Konsonantismus in der Proklise. Was den Anlaut betiiift, vgl.
§ 170 Schluß S. 265. Ein auslautendes n oder nn schwindet häufig.
18*
276 Die Konson. der unbet. Silb. im Ir. Der brit. Akz. [§ 179, 4. 180
Air. ni-con- ^gar nicbt' mir. noco nsch. cha 'nicht' (vor Vokal
chan : cha'n 'eil 4st nicht'); nir. Mäire ni Laoghaire 'M.
Tochter des L.' zu air. in gen 'Tochter' nir. Arran inln § 59, 9
S. 101. Das auslautende n{n) des Artikels schwindet oft, was auch
in der Orthographie gelegentlich zum Ausdruck kommen kann : nir.
sa = air. i-sind (nir. sa gheimhreadh 'im Winter', sa bhaile
'zu Hause'); nach Stewart^ 137 f. schwindet der auslautende JNasal
des Artikels „before an aspirated Palatal, or Labial, excepting f h"
(nsch. a' chaora 'das Schaf, a' mhuc 'die Sau'); derartige For-
men finden sich schon im Mir.: a-chur-sa LL 61a 11 'diesmal'
= don chur sa LL66a47; a-fecht-sa LL66b44, i-fecht-sa
LL 66a 1 = air. in fecht so 'diesmal'. Im Nir. (Arran) steht
vor Konsonanten mard statt mardh air. manip : mardh e so mo
wak 'wenn das nicht mein Sohn ist', aber mard tu mo wak 'wenn
du nicht mein Sohn bist'; ein entsprechender Schwund im Mir.: o
ro gle Wi. 256, 12, co ro gle Wi. 98, 16.
GemeingäHsch (aber meines Wissens nicht aus dem Mir. be-
legt) ist die Erscheinung, daß die Präp. ag, aig (air. oc) vor einem
Infinitiv sein auslautendes g verliert, wenn der Infinitiv konso-
nantisch anlautet; im Ir. wird diese Aussprache (die ich aus dem
Arrandialekt belegen kann) meist durch die Orthographie verdeckt;
zum Ausdruck kommt sie im Nsch. und Manks (wo der Schwund
jedoch nicht vor allen Konsonanten stattfindet: nsch. a tabhairt
Manks coyrt 'gebend', aber nsch. ag radh Manks gra 'redend').
In den übrigen Verwendungen (wo die Bedeutung weniger blaß ist)
verhert die Präposition ihren Schlußkonsonanten nicht (weil hier
die schützenden Assoziationen kräftiger wirken).
Anm. Die Sonderschicksale gewisser Konsonanten in den nachtonigen
Silben des selbständig betonten Wortes sind schon in der genealogischen
Lautlehre besprochen: hiressach, Plur. hiressig § 75, 2 S. 122; -p y -d
§ 85, 3 S. 133.
Der britannische Akzent.
§ 180. Der Akzent ist in den heutigen britannischen Sprachen
ebenso wie im Irischen ein Intensitätsakzent. Er ruht im Cymri-
schen und in den br. Dialekten von Treguier, Leon, Cornouaine
auf der (jetzigen) vorletzten Silbe (der idg. drittletzten Silbe); aus
den Akzentwirkungen ergibt sich, daß im Cornischen dieselbe Ak-
zentregel gegolten hat (vgl. § 193 und § 216 Schluß). Im br. Dia-
lekt von Vannes liegt dagegen der Akzent auf der (jetzigen) letzten
§ 180] Die brit. Akzentregel. 277
Silbe (der idg. vorletzten Silbe), und diese Akzentlage muß eirst
gemeinbritannisch gewesen sein, wie aus einer Reihe von (am zahl-
reichsten im C vorliegenden) Akzentwirkungen hervorgeht, welche
die jetzige vorletzte Silbe mit betreffen, während sie die jetzige
letzte Silbe intakt lassen. Dabei sind diese Wirkungen des älteren
Akzents von einer solchen Art, daß sie sich gut aus einem musi-
kalischen Akzent erklären. Vgl. Loth, Les mots latins dans les
langues brittoniques (Annales de Bretagne VI 634 — 639); Verf.
KZ XXXIX 238.
Von der jüngeren Akzentregel, wonach der Akzent in den
heutigen britannischen Dialekten mit Ausnahme von Vannes auf
der vorletzten Silbe ruht, gibt es gewisse Ausnahmen. 1) Ein vor
s -h Kons, vorgeschlagener Vokal und eine durch Silbischwerden
eines w entstandene Silbe (§ 233) zählen im C. bei der Ak-
zentregel nicht mit: c. y'sgrech 'Geschrei', ylsbawd 'Schulter',
yislac 'slack'; 'meddwdod 'Rausch' (von meddw § 43, S. 63),
ICynddelw MN (vgl. delw § 43, S. 64). Die in dieser Weise
entwickelten Silben sind also jünger als die Akzentneuerung. Daß
die Akzentneuerung jünger als die Svarabhakti vor auslautendem
-r und -l im C. wäre, könnte man aus c. crelawdr 'Schöpfer'
folgern wollen (c. aradr 'Pflug', cenedl 'Geschlecht' sind zwei-
silbig) vgl. aber § 231, 1. Bei c. Seisoneg 'englische Sprache',
iSeisonig 'englisch' neben Seisneg, Seisnig ist anzunehmen,
daß die längere Form auf einer analogischen Neuerung beruht.
2) Eine auf Kontraktion nach dem Schwunde eines intervokahschen
g beruhende auslautende Silbe trägt den Akzent: c. gwelllhäd
'Verbesserung' br. gwellät 'verbessern, sich verbessern' (zum Suftix
vgl. § 370). Dieselbe Betonung kann im C. auch bei einigen anders
gearteten spät kontrahierten Formen vorkommen: c. gwranidawn
'wir horchen' (zur Etymologie vgl. c. an-daw ir. in-töis- im Ver-
balverz. und c. taw § 37, 2 S. 55). 3) In gewissen Zusammen-
rückungen wird das letzte Element betont. Selbstverständlich sind
Fälle wie c. y mhlith 'unter', heblaw 'besides' u.s.w. (Präposition
+ Kasus). Bemerkenswerter sind gewisse Doppelsetzungen von
Pronominen: c. myfi, tydi, efe (efo), hyhi, nyni, chwychwi,
hwynt-hwy 'ich, du, er, sie, wir, ihr, sie' betonen in der Regel das
letzte Element (vgl. ir. a laile § 165 S. 260; aber die ir. redu-
plizierten persönlichen Pronomina wie air. snisni nir. sinn 'wir',
air. sib, sissi waren auf dem ersten Element betont). Bemerkens-
wert sind auch gewisse Verbindungen von einem Substantiv mit
278 Der brit. Akzent. Akzentwirkungen. [§ 180—182
einem davon abhängigen Genitiv, der den Akzent trägt: c. pryd-
'nawn 'Nachmittag', Caer- igrawnt 'Cambridge', pen- rhaith
'the Chief ofthe law', br.kresiteiz 'Mittag' (kr ei z 'Mitte', deiz 'Tag'),
Kreiz-Iker 'Mitte der Stadt' (Kirche in St. Pol-de-Leon), hanter-
'noz 'Mitternacht', antro-noz 'der folgende Tag'. 4) Ebenso in
gewissen alten Zusammensetzungen, die früh biverbiert worden sind ;
so die Zusammensetzungen mit c. go 'somewhat' : c.go- drwm 'ziem-
lich schwer'; ferner c. di- blant 'kinderlos', di- ben 'ohne Kopf.
Am leichtesten erklärt sich die Sache, wenn man annimmt, daß
die Biverbiernng (die psychologische Zerlegung des urspr. einheit-
lichen Wortes, vgl. § 361) älter als die Akzentneuerung ist (aber
spätere Analogiebildungen können natürlich hinzugekommen sein).
Unter denselben Gesichtspunkt bringe ich gewisse biverbierte Fälle
der unechten Verbalkomposition : c. y m - 1 w e 1 'er besucht', y m - ! o 1 c h
'badet' (ym- als Zeichen der reflexiven Funktion, br. redupliziert
en em). Vgl. Rowland §§ 38 — 56; Jones, Welsh Orthography
S. 16 — 18; S. Evans, Llythyraeth yr iaith gymraeg, Carmarthen
1861, S. 69 ff.
§ 181. Die Wirkungen des Akzents im Brit. lassen sich
am zweckmäßigsten nach der folgenden Einteilung darstellen:
1) Akzentwirkungen im Vorton des einheithchen Wortes (es handelt
sich hier zum größten Teil um alte Wirkungen des alten Akzents,
die am zahlreichsten im C. vertreten sind; dazu gesellen sich einige
jüngere Akzentwirkungen im C. und im Dialekt von Vannes);
2) Akzentwirkungen bei proklitischen Wörtern (zum großen Teil
alt, in einigen Fällen sogar urinselkeltisch ; reichliches Material aus
allen britannischen Sprachen); 3) Akzentwirkungen im Nachton
(jung).
Akzentwirkungen im Vorton des einheitlichen Wortes im Brit.
§ 182. 1) Ein urkelt. g oder d zwischen Vokal und Sonor-
laut schwindet (wenigstens in gewissen Fällen) ohne Ersatzdehnung
vor dem m-brit. Akzent. C. aren 'Niere' §64, 1 S. 109; c. gara-
wys § 139, 3 S. 225; mc. Tlur. morynyon 'Mädchen' : Sing,
morwyn § 60 S. 104; c. blynedd 'Jahre' § 68 S. 113. Einige
gegen diese Regel sprechende Fälle erklären sich leicht durch den
Einfluß wortpsychologischer Faktoren : der Plur. c. creiriau 'ReH-
quien' (S. 113) hat sich nach dem Sing. mc. creir nc. crair ge-
richtet; die Komposita c. eirif 'Zahl' (S. 113), gweini 'dienen'
(§ 60 S. 104) sind vorhistorisch von der sonstigen Form der ein-
§182,2.183,1] Akzeiitwirkgn.i. Vorton d.cinheitl. Wortes i.Brit. 279
zelnen Kompositionselemente beeinflußt worden. C. gwyrain (S.
102) hatte ursprünglich intervokalisches g, das etwas länger erhalten
geblieben sein kann als g zwischen Vokal und r. Ein bedenk-
licheres Gegenbeispiel ist c. aeron 'Baumfrüchte', eirinen Tflaume'
S. 103; man hat die Wahl, entweder hier störende Faktoren, die
uns jetzt entgehen, vorauszusetzen, oder anzunehmen, daß das Laut-
gesetz von gewissen spezielleren, noch zu findenden Bedingungen
abhängig gewesen ist. — Über die Möglichkeit, die Endung c. com.
br. -an abrit. Gen. -agni als im Plural entstanden unter unsere
Regel zu bringen s. S. 103.
2) Das aus idg. ä und ö oder aus lat. ä entstandene abrit. ö
erscheint im C. vor dem urbrit. Akzent als o^ in der letzten Silbe
aber als aw (§32, §126). Mc. pechawt 'Sünde' : Plur. pechodeu;
mc. brawt 'Bruder' : Plur. brodyr; mc. ebawl 'Füllen' : Plur.
ebolyon; marchawc 'Ritter' : Plur. marchogyon; clotfawr
'berühmt' : Superl. clotforaf; llawn 'voll' : lloneit 'Fülle'. C.
creawdr S. 277. — Die Regel kann durch Analogiebildungen durch-
brochen werden: nc. mawr 'groß' :mawrder, mawredd 'Größe';
nc. cyflawn 'voll, vollständig' : cyflawnu 'vollführen'. Kontami-
nation: nc. llidiawg 'zornig' : llidiowgrwydd 'Zorn' u. s. w.
Anm. 1. Über Spuren desselben Wechsels im Corn. und Br. s. § 32, 2
S. 48. Die Alternation o : aw mag auf eine ältere quantitative Alternation
(halblanges o : langes o) zurückgehen. Der Quantitätsunterschied kann
eventuell auch noch nach der Beseitigung des qualitativen Unterschiedes
im Corn. und Br. bestanden haben, und er hat vielleicht im Corn. (aber
nicht im Br.) zu einer neuen qualitativen Alternation (o vor dem urbrit.
Akzent, ö in der urbrit. Akzentsilbe) geführt. Beispiele für acorn. mcorn.
ö ncorn. e sind S. 48 und S, 202 gegeben worden; für corn. o vergleiche
man: ncorn. hore-gwep 'on a morning' S. 99, mcorn. avorow 'morgen'
(immer mit o geschrieben) ncorn. a üurw 'cras'; ncorn. gor-mola 'Lob' zu c.
mawl U.S.W. §110 S. 183 (daß das Corn. im Vokal zu ir. molad stimmen
sollte, ist wenig wahrscheinlich ; übrigens ist es nicht ganz sicher, daß das
ir. Wort ein idg. o voraussetzt; es könnte vielleicht auch eine Entlehnung
aus dem C. sein, vgl. air. trost und mir. notlaic §126 Anm. 1 S. 203);
mcorn. marogyon marrouggyon s. § 193.
Anm. 2. Die Annahme eines vom T^it. Akzent abhängigen Wechsels
c. a : aw u. s. w. habe ich oben S. 204 abgelehnt.
§ 183. 1) Schwund eines kurzen Vokals in einer (in der
Regel offenen) Binnensilbe vor dem urbrit. Akzent kommt in allen
britannischen Sprachen vor. Beispiele aus den lat. Lehnwörtern
sind schon in einem früheren Abschnitt, bes. § 124, 8 S. 200 und
§ 125, 5 S. 202 angeführt. Daß es sich nicht um einen lateini-
280 Akzentwirkgn. i. Vorton des einheitl. Wortes i. Brit. [§ 183, 1—3
sehen, sondern um einen britannischen Schwund handelt, geht schon
daraus hervor, daß der lateinische Akzent ohne Einfluß ist: c. es-
gob acorn. escop br. eskop aus lat. episcopus. Beispiele aus
dem ererbten keltischen Wortschatz: c. arial § 59, 9 S. 101; c.
gwyrain S. 102; c. cyffelyb 'ähnlich' : aus *k'om- + c. hafal
'ähnlich' (§ 99 Anm. 4 S. 165) mit einem weiterbildenden Suffix,
also statt ^ kdV'hevelyb' ; Superlativendung ac. -ham mc. -haf corn.
-a, -e mbr. -äff ir. -em (ac. hinham gl. patricius) aus *-esmmo-s,
vgl. die Bedeutungslehre; Verba des Typus abr. etn-coil-ha-am
und andere in § 48, 3 S. 74 angeführten Bildungen; gewisse For-
men des s-Präteritums (mc. gwelsom 'wir sahen' u. s. w.). — Aus-
nahmen von der Regel können in gelehrten lat. Lehnwörtern vor-
kommen: c. anifail 'Tier' corn. Plur. anevalles br. aneval : lat.
animal. Auffälhger ist c. ymherawdr u. s. w. § 144, 5 S. 237.
2) Schwund des Vokals der anlautenden Silbe unter denselben
Akzentbedingungen kommt seltener (nur vor einem Sonorlaut) vor:
c. drws 'Türe' : zu ir. dorus u. s. w. § 26 S. 32; c. crydd 'Schuster'
§57 S.94; br. pl-ac'h masc. 'Mädchen' : nir. cailin masc. 'Mäd-
chen'; br. gl-ac'h-ar 'Trauer' : ir. gal-ar 'Krankheit' c. gal-ar
'Trauer'.
Anni. 1. Die unter 2) angeführten Fälle könnten schließlich auch
vom idg. Akzent abhängig sein, der wohl in allen diesen Wörtern auf
der Endsilbe gelegen hat (es handelt sich um die Suffixe -sfü-, -ij6- und
um das brit. Suffix -ax, erweitert in glac'h-ar, worüber vgl. § 97, 1
S. 159). Erwiesen wäre diese Deutung, wenn die oben S. 256 mit Bezug
auf ir. fracc 'Frau' geäußerte Vermutung als die richtige nachgewiesen
wäre. Das ir. Wort läßt sich aber auch anders erklären. Ir, cnocc 'Hü-
gel' könnte zu acorn. conna gl. Collum, c. cwnnwg 'a summit, a top'
gehören, vgl. aber § 97, 2 S. 160.
Anm. 2. Über Vokalschwund im br. Dialekt von Vannes s. § 186.
3) Schwund eines vortonigen Vokals kann auch unter dem
Einfluß des neuen Akzents stattfinden: mc. clomen 'Taube' statt
colomen, trewis 'schlug' von taraw 'schlagen'. Hierher wohl
auch c. brennig-en 'limpet', Plm\ brenn ig ncorn. Plur. brennik
(Sing, bernig an) : ir. bairnech 'Tellermuschel' (vielleicht zu mir.
bairenn, bairend 'Felsstück'). Im Nc. kann a in der drittletzten
Silbe ganz schwinden: nc. cymmydog 'Nachbar', Plur.cymdogion;
tragywydd : tragwyddol 'everlasting'. Vgl. Jones, Welsh Ortho-
graphy S. 41; Sweet, Spoken North Welsh S. 425. Bei diesem
Vokalschwund entstehen bisweilen recht ungewöhnliche Konsonanten-
gruppen, die eventuell noch erleichtert werden: Igodan 'Maus'
§184] Akzentwirkgn. im Voi-ton des einheitl. Wortes im Bnt. 281
llygoden, Knarvon Caernarfon, knonyn cynrhonyn 'Wun. '
(mir aus Carnarvon angegeben), sliMn {slowan} Uyswen § 50, 6
S. 84.
§ 184. Die c. Vokale u und y (geschrieben w, y) werden
in der nicht-letzten Silbe zu 9 (geschrieben y). Nc. mwng 'Mähne' :
Plur. myngau (mc. myngeu); drws 'Türe' : drysor 'Türhüter'
(mc. dryssawr); dwfr 'Wasser' : dyffryn ^Tal' (mc. dyffrynn):
dwrn 'Hand' : dyrnod 'Ohrfeige' (mc. dyrnawt); dyn 'Mensch'
{dyn): Plur. dynion (ddnjon); dydd 'Tag' (dyd) : Plur. dyddiau
(dddja); crys 'Gürtel' (y) : Plur. crysau [d); gofyn 'fragen' {y) :
gofynodd 'er fragte' (a). Auch wo d mit o wechselt, ist es immer
zunächst aus u entstanden: llynges 'Flotte' : llong 'Schiff' (fem.;
das 0 ist von dem geschwundenen -ä der Endung abhängig, vgl.
§ 26, 2 S. 33).
Es ergibt sich hieraus für die betonten Wörter die Leseregel:
y = y in der letzten Silbe, y = d in nicht-letzter Silbe.
Es gibt gewisse Ausnahmen von diesen Regeln. Dabei kann
es sich jedoch kaum um eine Erhaltung der älteren Lautstufe
handeln; vielmehr ist wohl überall eine lautgesetzliche Rückver-
wandlung oder eine analogische Neuerung anzunehmen. Nach einem
w wird y zum Teil als y gesprochen: gwybod 'wissen', gwyntyll
'Fächer', gwywo 'welken' (vgl. aber die Aussprache guhod § 29, 3
S. 42). Auch vor einem w wird unter gewissen Bedingungen ein
y (oder ein durch Umlaut entstandenes i, vgl. § 255 Anm. 6) ge-
sprochen: bywiog 'lebhaft', bywiol 'lebendig', distrywio 'zer-
stören'; aber bywyd 'Leben' hat dw. Schon hier ist es einiger-
maßen klar, daß die heutige Aussprache sich aus einer älteren Aus-
sprache mit 9 entwickelt hat; und völhg evident ist dies bei der
Regel, daß y vor einem Vokal als y gesprochen Tvird: hy-awdl
'beredt' (mit etymologischem u\ dyall 'verstehen'. Ein Übergang
d y u hat vor einem u der folgenden Silbe stattgefunden: mc.
mynwgyl 'Hals' nc. mwnwgl; mc. bygwth nc. bwgwth 'Droh-
ung'; mc. kymmwt nc. cwmmwd 'a subdivision of a hundred'
(eine Einteilung des Landes) : br. kombot 'Etage'; vgl. noch nc.
cwrwg, cwrwgl 'Boot', cwmwl 'Wolke' u. s. w. ; dialektisch sogar
yn gwmws 'exactly' statt yn gymhwys, yn gymmwys. Das zu
u gewordene 9 ist aus y entstanden in mc. bygwl nc. bwgwl
'Drohung', vgl. abr. bicoled gl. uecordia. Vor einem 9 iindet der
Übergang 9 y u selbstverständlich nicht statt; also bygythio
'drohen', cymylau 'Wolken' u. s. w. — Analogiebildungen sind
282 Akzentwirkgn. i. Vorton des einheitl. Wortes i. Brit. [§184. 185
z. B. nc. bwthyn, Deminutiv von bwth ^Hütte' und die Plurale
nc. testynau, ysgrythyrau (mit a in der zweitletzten Silbe) zu
Sing, testyn 'Text', ysgrythyr 'die heilige Schrift' statt des älteren
testun (§ 148, 2 S. 240), ysgrythur (§ 130, 2 S. 211). Vgl.
Jones, Welsh Orthography S. 37, Spurrell, Gramm. S. 39 f., Row-
land S. 3.
Anin. Im Corn. und Br. liegt nichts vor, was auf das einstige Vor-
handensein einer dem c. Uy y : 9 entsprechenden Alternation im Vorton
des einheitlichen Wortes deuten könnte. Fälle wie br. mouga 'etouffer' :
miga 'etre suffoque de colere', mcorn. trogh, troh (Imperativ) 'haue' :
Inf. trehy (br. trouc'ha c. trychu) sind anders zu erklären. In dem
ersten Fall kann eine idg. Alternation u : ü oder Umlaut angenommen
werden; im zweiten Fall handelt es sich sicher um Umlaut. Durch Um-
laut erklärt sich auch das neben o auftretende e in den Formen des Ver-
bums 'bringen' im Corn. (dek, dog = c. dwc mbr. douc 'bringt', vgl.
Verbalverz. ber-); ebenso mbr. quennigaff nbr. kinniga 'anerbieten',
kennig, kinnig 'Anerbieten' c. cynnyg, falls aus *k'om- + *duk- zu
erklären. Acorn. boghan 'klein' neben mcorn. byhan c. bychan br.
bihan mir. becan nir. beagan wird nur Zeugnis für eine besondere
Färbung des y in besonderen konsonantischen Umgebungen sein; und auch
corn. perna 'kaufen' neben p renne S. 128 ist ohne die Annahme eines »
in der zweitletzten Silbe verständlich.
§ 185. Mo. ei, eu in letzter Silbe eines betonten Wortes
ercheint im Nc. als ai, au; in nicht-letzter Silbe hat auch das Xc.
ei, eu. Es war offenbar schon im Mc. ein Unterschied vorhanden:
offenes e in der letzten Silbe, geschlossenes e in den vorhergehenden
Silben. Mc. meint 'Größe' : nc. maint; mc. treis 'Unterdrückung,
Gewalt' : nc. trais; mc. eneit 'Seele' : nc. enaid; mc. deu 'zwei' :
nc. dau; mc. gruddyeu 'Wangen' : nc. gruddiau. Dagegen mc.
heibaw 'vorüber' : nc. heibio; mc. und nc. eiry 'Schnee' (§61,2
S. 104); mc. und nc. ieuanc 'jung' u. s. w. Darauf beruhen zahl-
reiche Alternationen: nc. main 'fein' : Kompar. meinach; nc.
haul 'Sonne' : Plur. heuliau.
Das durch Kontraktion nach dem Schwunde eines intervokah-
schen g entstandene eu bleibt (wie zu erwarten war): nc. di-ileu
'to displace' u. s. w.
Anm. Nur orthographisch ist die Erhaltung des -eu in gewissen
Wörtern, wo es sich nicht um das Pluralzeichen handelt: angeu neben
angau 'Tod'. Zur Aussprache vgl. § 192.
ei bleibt in letzter Silbe in gewissen konsonantischen Um-
gebungen, namentlich vor r + Kons, oder Kons. + r: nc. neidr
'Schlange' (§ 86 S. 134); heirdd, meirw, Plur. von hardd 'schön'.
§186. 187,1.2] Akzentwirkgn. i. Vorton u. in derProklise i. Brit. 283
marw ^tot'; ceir, Plur. von car 'Wagen' (mit altem rr, s. S. 44^
Es werden noch andere Fälle von Erhaltung des ei im Xc. ange-
führt, bei denen die lauthchen Bedingungen weniger klar sind
(ieir, geist, Plur. von iär 'Huhn', gast 'Hündin'; ceiff und caiff
'wird haben'; ereill, lleill, Plur. von arall 'ein anderer', Hall
'der andere').
§ 186. (Akzentwirkungen im einheitl. Worte im Dialekt
von Vannes.) Im Dialekt von Vannes sind im Vorton des ein-
heitlichen Wortes verschiedene jüngere Akzentwirkungen (bes.
Schwund oder Schwächung eines Vokals) eingetreten: V. klom
'Taube' : air. colum § 122, 3 S. 195; V. puar 'vier' : Leon pe-
var; V. guskein 'kleiden' : Leon gwiska; V. berder 'Brüder'
(Sing, brer) : Leon breudeur (Sing, breur); V. berhonnsec
'Bretonisch' (Loth, Chrestomathie S. 342) : Leon brezounek; V.
perderi 'Sorge' : Leon prederi; V. berhel 'Makrele' : Leon
brezel; V. menal 'Garbe' : Leon malan; V. benal 'Ginster' :
Leon balan; V. tenaü 'dünn' : Leon tanao; V. deu-legad
'Augen' : Leon daou-lagad; V. bean 'schnell' : Leon buan
(auch V. pear = puar 'vier'). Die Bedingungen für das Auf-
treten anderer Reduktionsvokale als e sind mir unklar; jedoch
scheint a in kanderü 'Vetter', mane 'Berg' : Leon kenderv,
menez von der IJnbetontheit veranlaßt zu sein. Ein Diphthong
ist vereinfacht worden in V. estik 'Nachtigall' : Leon eostik, V.
ranteleh (auch rouanteleh) : Leon rouantelez 'Königreich'.
Akzentwirkungen in der Proklise im Brit.
§ 187. 1) In der Proklise zeigen sich einige von denselben
Vokalreduktionen, die auch im Vorton des einheitlichen Wortes
stattgefunden haben. Mc. pop 'jeder' (verbunden) : pawp 'jeder-
mann' (unverbunden) stimmt zu § 182, 2. Die in § 182 Anm. 2
für das einheithche Wort in Abrede gestellte Entwickelung eines
a aus ä wird jedoch in der Proklise anzuerkennen sein; ein Bei-
spiel ist nc. rhag mc. rac § 32, 2. Vgl. in § 305, 1, 2. Das pro-
klitische c. eu 'ihr' 'eorum, earum', neu 'oder' stimmt zu § 185.
2) Das Cymrische kennt in der Proklise ein 9, das im Wesent-
Hchen denselben Ursprung wie das in § 184 besprochene d hat,
d. h. es ist aus u oder i, eventuell aus älterem o oder e entstanden.
Im Gegensatz zur Sachlage im Vorton des einheitlichen Wortes
zeigen auch die anderen britannischen Sprachen in diesem Fall
eine Reduktion. Ac. di mc. y (jedenfalls d zu lesen; nc. i muß
284 Akzentwirkungen in der Proklise im Brit. [§187,2
auf einem, etwa vor einem Vokal eingetretenen, Übergang a > ?/ > i
beruhen, vgl. hy-awdl in § 184) com. the abr. do mbr. da, de
nbr. da 'zu' : ir. do, betont to- (als Präverb c. dy- corn. de- br.
di- : c. dy-fod corn. devos 'kommen', br. di-gas 'apporter' : kas
'tragen', di-redek 'accourir', di-zougen 'apporter' : dougen 'por-
ter'; die Reduktion des Präverbs stammt aus der unechten Verbal-
komposition; möglicherweise hat Vermischung mit einem anderen
Präverb = ir. di 'von' stattgefunden). — Mc. ry Präverb (und Ad-
verbium 'zuviel') corn. re abr. ro mbr. nbr. ra, re : ir. ro asl. pro.
— C. Präverb cyf-, cyn-, cy- (cyf-arch 'fragen') corn. ke u. s. w.
(ke-skar 'sich trennen, scheiden'; auch co- : co-lenwel 'füllen')
br. kev-, ken- u. s. w. : ir. con, com- lat. cum, com- asl. sü.
Es hat eine Vermischung der proklitischen und der echt kompo-
nierten Formen stattgefunden; nur in der echten Komposition konnte
der Auslaut als v auftreten. Auch in der Nominalkomposition tritt
dies Wort im C. immer mit d auf, was teilweise nach § 184 zu
erklären sein kann; im Corn. und Br. kann der reduzierte Vokal in
der Nominalkomposition nur auf Übertragung beruhen; er erscheint
daher nur, wo die Sonderbedeutung des ersten Elements noch
herausgefühlt werden kann: acorn. chef-als gl. artus; abr. (mit a
als Reduktionsvokal) camadas gl. habilis : ac. cimadas gl. par
nc. cyf ad das 'passend' air. comadas; ganz besonders in den biver-
bierten Zusammensetzungen, die als Äqualis fungieren: corn. ke-
neuer 'ebenso viel' br. ken, ker 'ebenso' (ken izel 'ebenso niedrig').
Bei verdunkelter Bedeutung kann der ursprüngliche Vokal im Corn.
und Br. erhalten sein : corn. compys 'gerade' br. kompoez 'glatt' :
c. cymmhwys 'von gleichem Gewicht' (pwys 'Gewicht'). — Nur
durch Proklise erklärt sich die Schwächung des Vokals im Präfix
corn. hy- (hy-blyth 'pliant') br. he- (he-gar 'liebenswürdig'; abr.
Eu-hocar MN) :c. hy- (hy-gar 'liebenswürdig'; d kann hier nach
§ 184 erklärt werden) ir. su-, so- (so-nirt 'stark') gall. su- (Su-
carius MN) skr. su-. Die Auffassung dieses Präfixes als ein pro-
klitisches Wort stammt vermutlich aus der Zeit des älteren bri-
tannischen Akzents; eine vollständige Biverbierung scheint jedoch
nicht eingetreten zu sein (man ist zur Auffassung als Kompositum
zurückgekehrt). — Mc. my, fy 'mein' br. ma, va : *me7ne, s. § 150
S. 243. — Ac. ir (best. Artikel) mc. nc. y, yr corn. an, en mbr.
an, en nbr. an, ar, vgl. die Bedeutungslehre. — Auch gewisse
Diphthonge werden in der Proklise zu 9 reduziert: c. dy 'dein'
corn. the br. da : c. y teu 'der deinige'; c. pa, py (verbunden)
§187,3. 188] Akzentwirkungen in der Proklise im Brit. 285
'welcher' corn. py, pe br. pe : c. pwy 'wer' (unverbunden) con».
pyw br. piou (die verbundene Form kann in allen drei Dialekten
auch p- lauten, vgl. die Bedeutungslehre); corn. br. dre 'durch' :
c. trwy § 188.
Anm. 1. Proklitische Wörter behalten im C. auch bei gelegentlicher
Betonung die Aussprache mit a: 'y dyn 'der Mensch!' (» dyn).
Anm. 2. Falls die hier besprochenen Keduktionen in ihrem Keim auf
die gemeinbritannische Periode zurückgehen, was nicht unwahrscheinlich
ist, so kann das im Abr. geschriebene o nicht ein reines o bezeichnen,
sondern wird als ein o-ähnliches 9 zu deuten sein.
3) Neben diesen älteren Akzentwirkungen gibt es in der Pro-
khse auch jüngere Akzentwirkungen. Der Dialekt von Vannes
zeigt die aus §186 bekannte Reduktion: im best. Artikel en, er:
Leon an, ar; in der Verbalpartikel e : Leon a (en Eutru-Doue
e laras 'der Herr Gott sprach'); in der Präposition e vor dem Inf. :
Leon 0 (e tebrein 'essend'); in der Konjunktion pe 'wenn, als' :
Leon pa. Ein anderer Reduktionsvokal in: V. hum 'reflexives
Präverb) : Leon (redupliziert) en em c. ym- ir. imb-; V. hun,
hur 'unser' : Leon hon, bor. Vgl. noch Berzaus 'England' :
Leon bro-Zaoz.
Auch in den übrigen bretonischen Dialekten (und im Corni-
schen) finden sich in der Proklise verschiedene Reduktionen, ü ist
zu ö geworden in br. eun, eur (unbest. Artikel; V. un, ur), vgl.
§ 39 S. 57 (im Corn. lautet die verbundene Form des Wortes be-
tont und unbetont un; die substantivische Form, die wohl in manchen
Verbindungen unbetont gewesen sein mag, lautet onan, z. B. onan
da 'a good one'; das o mag in der Proklise entstanden sein); reun
'Hügel', proklitisch zur Bildung von Eigennamen, s. § 39 S. 58;
peur- 'ganz' (peur-zibri 'achever de manger') aus pur 'rein'
§ 128, 2 S. 207.
Br. pep 'jeder' hat seine Form in der Proklise erhalten und
zeigt denselben Übergang ö > e, der auch im br. Nachton vorkommt.
Vgl. gwerelaouen S. 82. — In der nbr. gesprochenen Sprache
kommen noch w^eiter gehende Reduktionen der Vokale der pro-
khtischen Wörter vor, worauf hier nicht eingegangen werden kann.
§ 188. Schon urinselkeltisch war der Übergang der Tenues
aspiratae in reine Tenues in der Proklise. Aus den reinen Tenues
entwickelten sich nachher Mediae (vgl. § 173). Ac. cant 'mit'
mc. can, gan nc. gan acorn. cans mcorn. gans br. gant, vgl.
S. 138; die betonten Formen mit suffigiertem Pronomen haben
analogisch das g angenommen: mc. gennyf 'mit mir' corn. genef
286 Akzentwirkungen in der Proklise im Brit. [§188.189
mbr. gueneff; außerhalb der Proklise erhalten ist das k in c. can-
fod 'bemerken', vgl. § 647; auch die Konjunktion c. can 'weil',
die wohl mit der adverbiell verwendeten Präposition identisch ist,
hält das k fest; sie muß also ursprünglich stärker betont gewesen
sein (eig. "damit" > "deshalb" = gan hynny). Mc. cyt ac, gyt
ac 'zugleich mit' nc. gydag (das damit vermutlich identische zur
Konjunktion gewordene Adverbium mc. cyt nc. cyd 'obgleich' hält
das Ä; fest). Corn. ketep onan 'every one' mbr. guitibunan (das
Corn. hat die in betonter Stellung berechtigte Form verallgemeinert).
C. bwy gilydd 'zum anderen' (o ben bwy gilydd 'vom einen
Ende zum anderen') : ir. co a chele 'zu seinem Genossen'. Die
unbetonten Formen des fragenden Pronomens (§ 187, 2 gegen Ende)
haben in der ßegel den Konsonantismus der betonten Formen über-
nommen; jedoch mc. ble = pa le 'wo'. Ac. di mcorn. the ncorn.
da, da br. da 'zu' S. 283 f. (vgl. dazu c. ty-wysog 'Führer'; die
mit suffigiertem Pronomen versehenen in der Regel betonten For-
men des Pronomens haben analogisch das d angenommen). Corn.
dre br. dre 'durch' {d analogisch auch in den betonten Formen
mit suffigiertem Pronomen); das C. hat trwy mit Konsonantismus
und Vokalismus der betonten Stellung; daneben die Mischform mc.
drwy. C. tan, dan 'unter' : lat. tenus 'bis'.
Anm. 1. Neben mc. gan 'mit" steht a chan 'und mit', neben nc.
gydag steht a chydag.
Anm. 2. Die hier beschriebenen Akzentwirkungen lassen sich von den
Wirkungen der ursprünglich syntaktischen, aber später konstant gewordenen
Lenition äußerlich nicht unterscheiden; c, dy 'dein' u. s. w. gehört wohl
zu den hier besprochenen Erscheinungen, könnte aber auch wie fy 'mein',
di 'du' durch Lenition erklärt werden.
§ 189. Konsonantenschwund und Konsonantenänderungen
haben bei den bedeutungsärmsten (am wenigsten durch Assozia-
tionen geschützten) proklitischen Wörtern im Britannischen in ähn-
licher Weise wie im Mittel- und Neuirischen (vgl. § 179) stattge-
funden. Ac. amal 'wie' (mc. fal) corn. avel br. evel : c. hafal
'ähnlich'; best. Art. ac. ir mc. nc. y, yr corn. an br. an, ar : vgl.
die verwandten betonten Formen mc. hwnn 'dieser' u. s. w. (s. die
Bedeutungslehre); ac. hint, int 'sind' mc. ynt corn. yns mbr.
ynt *sent-. Mc. y nc. i 'zu' aus ac. di §187,2 S.283f. In den
Personenbezeichnungen wird c. mab (leniert fab) vor dem Vater-
namen zu ab: Peredur ab Efrawc 'P. E.'s Sohn' (durch noch
weitere Schwächung sind Namen wie P-owell aus ab Howell,
B-owen aus ab Owein entstanden). In derselben Weise wird c.
§189.190] Akzentwirkgn. in der Prokl.. im Nachton im Brit. 287
merch 'Tochter' zuuch: Elen uch Gwen; (dieÄnderung desVoka^
hängt wohl von dem geschwundenen lenierten m ab, vgl. § 259). Voll-
ständiger Schwund eines proklitischen Wortes: mc. beth 'was' aus
pa beth 'welches Ding'; br. Treguier welan ket 'ich sehe nicht'
(mit Schwund der Negation, Ernault Gramm. S. 8). — Über n > r im
best. Artikel vgl. § 95, 4 S. 155; im ßr. auch im unbest. Art. eun,
eur, in hon, hör 'unser', ken, ker S.284, hen, her 'ihn, es' §271;
das Lautgesetz wird im C. dasselbe wie im Br. gewesen sein; es haben
aber Ausgleichungen stattgefunden, wobei im best. Artikel das r
verallgemeinert worden ist. — Im C. schwindet ein r vor einem
Konsonanten: Ac. ir best. Artikel (vor Vokalen und Konsonanten) : mc.
yr vor Vokalen, y vor Konsonanten und w. Mit y 'zu', a 'mit, und',
o 'von' verschmilzt der Artikel zu mc. yr, ar, or, welche Formen
durch wortpsychologischen Einfluß wider das Lautgesetz auch vor
Konsonanten erscheinen. Über uch aus merch 'Tochter' s. oben;
vgl. dazu acorn. much gl. filia (falls dies nicht ein Schreibfehler
für merch oder eine cymrische Form ist). C. y llynedd : br.
war-lene § 92 S. 147. Dagegen haben die mit voller Bedeutung
stehenden Präpositionen (yr 'wegen', ar 'auf') durch wortpsycholo-
gischen Einfluß das r auch vor Konsonanten erhalten. — Die dem
ir. fri 'gegen' entsprechende Präposition ac. gurt (t = P) mc. nc.
wrth hat im Corn. die Form worth, orth; nur in der bedeutungs-
ärmsten Verwendung vor einem Infinitiv lautet sie ow (ow crenne
'zitternd'); mit einem possessiven Pronomen verschmolzen hat sie
jedoch auch in dieser Verwendung die volle Form (worth dQ
welas 'dich sehend'; vgl. die irische Regel in § 165); mbr. in allen
Verwendungen oz, ouz; vor einem Infinitiv zur Bildung eines
Partizip. Präs. wird sie seit der Mitte des 17. Jahrh. o geschrieben.
— Über -nt- in der Proklise s. S. 138 (c. gan 'mit' V. get). —
Aufhebung des Sandhiwechsels durch Generalisier ung der lenierten
Form: nc. fy 'mein' br. Leon va; corn. br. war 'auf' (daraus c.
ar); c. wrth corn. orth br. ouz s. oben.
Akzentwirkungen im Nachton des einheitlichen Wortes im Brit.
§ 190. (Gemeinbrit. Vokalgesetze im Nachten.) Gemein-
britannische Akzentwirkungen im Nachton des einheitlichen Wortes
sind sehr selten und zweifelhaft. Man darf es kaum w^agen, die Re-
duktion der altbritannischen Endung -agno-s zu c. corn. br. -an
auf die Eechnung des vorhergehenden Akzentes zu schreiben, vgl.
S. 103 und §182, 1. Auch die Deutung des oe von mbr. cadoer
288 Akzentwirkungen im Nachton im Brit. [§ 190. 191
(aus lat. cathedra) als vom vorhergehenden Akzent abhängig
(§ 139, 3 S. 225) ist zweifelhaft. Die beiden Erscheinungen finden
sich auch im Dialekt von Vannes; wären sie als Wirkungen des
vorhergehenden Akzentes zu deuten, so könnte der heutige Akzent
dieses Dialektes nicht eine direkte Fortsetzung des urbritannischen
Akzents sein, sondern man müßte annehmen, daß die Zurück-
ziehung des Akzents auf die heutige zweitletzte Silbe auch hier
stattgefunden hätte, und daß nachher durch ein zweites Akzent-
gesetz der Akzent von neuem auf die heutige letzte Silbe verlegt
worden wäre. Aber eine solche Theorie läßt sich anderweitig kaum
stützen. Br. ezomm V. ehomm ist oben § 99, 6 S. 169 anders
gedeutet worden. Es läßt sich allerdings kaum ableugnen, daß in
gewissen Fällen in V. wirklich eine Akzentverschiebung stattgefunden
hat. So ist die Akzentuierung der letzten Silbe in V. b ermann,
bermen, berma ^jetzt' : Leon brema, worin das Substantiv pred
'Zeit' mit einem demonstrativen Augens (zum proklitischen ge-
schwundenen Artikel?) steckt, wohl sicher nicht urbritannisch. Es
kann sich aber in derartigen Fällen um eine isolierte auf einer
Analogiebildung beruhende Akzentverschiebung handeln.
§ 191. (Cymrische Vokalgesetze im Nachton.) 1) Das mc.
aw wird in nachtoniger Silbe zu nc. o. Mc. marchawc 'Reiter' :
nc. marchog; mc. f fynnawn 'Quelle' : nc. f fynnon; mc. lladawd
'erschlug' nc. lladdodd. Es gibt verschiedene durch assoziativen
Einfluß zu erklärende Ausnahmen von dieser Regel: an-hawdd
'schwierig' (hawdd 'leicht'), en-fawr 'sehr groß' (mawr 'groß');
ciniaw 'Mittagsessen', gwrandaw 'horchen', taraw 'schlagen' nach
ciniawa 'zu Mittag essen', gwrandawaf 'werde horchen', trewis
'schlug'. Daneben stehen jedoch lautgesetzHche Formen mit o:
anhodd, gwrando u. s. w. Vgl. Jones, Welsh Orthography S. 36.
Anm. Unbetontes -ew bleibt, vgl. die Beispiele in § 192. Unbetontes
-yw wird in dem von Sweet beschriebenen Dialekt zu -u : guru = gwryw
'männlich' (Sweet S. 425).
2) Hier sei noch kurz auf einige in der norde. Aussprache
geltenden, zum Teil aber noch w^eiter verbreiteten und kaum ohne
Einfluß auf die Orthographie gebliebenen Vereinfachungen nach-
toniger i- und «/-Diphthonge hingewiesen. Norde, pepa 'Dinge'
pethau; hora 'Morgen' boreu (älter bore; umgekehrt schon mc.
min he = minheu 'ich meinerseits'); ynivap 'einmal' unwaith;
higal 'Hirt' bugail; kara 'Riemen' : carrai; gadal 'lassen' : ga-
dael; ddoä 'war' ydoedd; ddu 'bin' ydwyf. Für geschriebenes
§192—194] Akzentwirkungen im Nachton im Brit. 289
ei wird i gesprochen in eril 'andere' ereill; i aher auch für ge-
schnebenes ai z. B. in k'imint 'ebenso viel' cymmaint. Vgl.
Sweet S. 424f.; Nettlau, Beiträge zur cymrischen grammatik, Leip-
zig 1887, S. 49.
§ 192. Für die Beurteilung mancher Einzelheiten der nc.
Orthographie nicht ohne Bedeutung ist der Übergang eines nach-
tonigen e in a, der hier aus dem Carnarvon-Dialekt belegt werden
soll, sich aber auch in südcymrischen Dialekten vorfindet. Norde.
ista 'sitzen' eistedd; pentra 'Dorf pentref; atab 'Antwort' ateb;
talk'an 'Stirn' talcen; hdlap 'Messer' cyllell; ia (zweisilbig) 'ja'
ie; idaw 'Jude' luddew; idaw 'Epheu' eiddew; papaw 'Rell-
maus' pathew; bora 'Morgen' boreu u. s. w. Vgl. Sweet S. 424f.,
427; Nettlau S. 49 f. Über a als Svarabhaktivokal s. § 231.
§ 193. (Cornische Vokalgesetze im Nachten.) Mcorn. e
(= c. 6; y oder Svarabhaktivokal) wird (zum Teil schon im Mcom.,
regelmäßig aber) im Ncorn. in nachtoniger Silbe zu a. Mcorn.
yssel 'niedrig' (c. isel) ncorn. izal; mcorn. kemeres 'nehmen' (c.
kymeryd) ncorn. kdmeraz (Lhuyd S. 245); mcorn. eve 'trinken'
ncorn. eva; mcorn. prenne 'kaufen' ncorn. perna; mcorn. broder
'Bruder' [e ist ein Svarabhaktivokal) ncorn. bredar. Das abrit. ö
war in nachtoniger Silbe schon mcorn. zu e geworden und nimmt
an dem Übergang zu a teil: mcorn. marrek 'Reiter' (mc. marchawc;
Plur. mcorn. marogyon, marrouggyon [ou = w] und analogisch
marreggyon) ncorn. marhag; mcorn. pehes, peghes und peg-
has 'Sünde' (Plur. peghusow, peghosow, pehosow ncorn. pe-
hasowe [mit stummem -e]; vgl. §126, 4 S. 205. Vgl. noch acorn.
moroin : mcorn. moren, moran § 60 S. 104. — Zur Erklärung
älterer a-Laute darf das hier besprochene Lautgesetz nicht ver-
wendet werden; acorn. flurrag gl. prora c. f flu reg (aus lat.
pröra mit keltischem Suffix) wird von corn. arag 'vorwärts' beein-
flußt sein (vgl. br. araok, diaraok 'Schiffsvorderteil').
Mcorn. ebron 'Himmel' > ncorn. ybbern (C. W. 2500) ist
eine anders geartete Akzentwirkung.
§ 194. (Bretonische Vokalgesetze im Nachton.) Im Br.
sind in nachtoniger Stellung verschiedene Diphthonge monophthon-
giert worden. Altes ow ist im Nachton zu u (geschrieben ou) ge-
worden; in betonter Stellung bleibt dagegen der Diphthong (und
wird aou geschrieben); der Dialekt von V. hat überall eu (d. h.
öü). Br. ankou 'Tod' : V. ankeu corn. ancow mc. angheu
(§31,1 S. 46). Vgl. S. 60f. — Der Diphthong ae wird nachtonig
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 19
290 Akzentwirkungen im Nachton im Brit. [§194. 195
zu e; über das sonstige Schicksal dieses Diphthongs vgl. § 223
(V. hat überall e). Suffix der nomina abstracta und nomina actio-
nis ir. -echt c. -aeth corn. -eth br. -ez V. -eh, -eah (ir. döin-
echt 'Menschheit', c. gwasan-aeth 'Dienst', corn. marog-eth
'Keiten', br. rouantelez 'Königtum' Y. ranteleh; vgl. § 380). —
Mbr. az + Liquida, das in der Tonsilbe ae ergibt, wird nachtonig
zu a (vgl. § 329). Mbr. alazn 'Atem' nbr. halan, § 25 S. 31.
Mbr. balazn 'Ginster' nbr. balan, banal, S. 135. — Der Diph-
thong oe wird in nachtoniger Silbe zu nbr. o. Mbr. nadoez 'Na-
del' nbr. nadoz (V. nadoe, nadoue, adoue; ac. notuid c.
nodwydd); br. baradoz 'Paradies' : V. baraouez c. paradwys,
§130 Anm. 1 S.210; mbr. cantoell nbr. kantol 'Licht', §139,4
S. 225. Über ein anderes Schicksal dieses Diphthongs s. § 222.
Das altbrit. ö (idg. ä, o), das in der Tonsilbe zu mbr. nbr, ö
(geschrieben eu) wird, erscheint im Nachton (und im Vorton?
§ 187, 3) als mbr. nbr. e (V. hat überall e). Mc. pechawt 'Sün-
de' : mbr. pechet nbr. pec'hed (§126,4 S. 205; Plur. analogisch
mbr. pechedou nbr. pec'hejou); mc. marchawc 'Reiter' : mbr.
marchek nbr. marc'hek (e analogisch auch in Ableitungen wie
mbr. marheguiez 'chevalerie'); mc. priawt 'Ehemann' : mbr.
priet nbr. pried (§ 133, 2 S. 214); mc. trindawt 'Dreieinigkeit' :
mbr. trindet (§126,1 S. 203); ac. di-auc gl. segnem : mbr. die c
nbr. diek (§ 32, 1 S. 48); ac. mor-liaus gl. quam multos : mbr.
lies nbr. liez 'plusieurs'.
Die alte Endung -ion ist im Nachton zu br. -ien geworden.
Abr. natrol-ion gl. regulosis (Plur. eines Adjektivs, 'sich auf die
Schlange beziehend') mbr. mib-ien (Plur. von map 'Sohn').
Anm. Auf nocli weiter gehende Schwächungen der Vokale im Nachton,
die in der heutigen br. Aussprache beobachtet werden können, kann hier
nicht eingegangen werden.
§ 195. {Konsonantengesetze im Nachton im C, Com., Br.)
Über das Schicksal des lenierten m im Nachton s. § 99 Anm. 2
S. 165 (mbr. pidiff 'bitten', bezaf 'sein', bihanaff 'der kleinste' :
nbr. pidi, beza, bihana; aber V. bihaiinafi u. s. w.). Sonst
sind die meisten Konsonantenänderungen im Nachton von jungem
Alter (Schwund von -d und -v im C, s. die beiden ei-sten Beispiele
in § 192).
h geht im Nc. im Anlaut einer nachtonigen Silbe verloren:
eang 'weit' : ehangder 'Weite'; brenin 'König' : brenhines
'Königin'; angen 'Not' : anghenog 'darbend'; bonedd 'Ursprung'
§ 196] Quantität der silbischen Laute. 291
(§ 252, 2d) : bonheddig 'vornehm'. Analogisch liegt der Wechsel
Null : h auch in einigen Fällen vor, wo das h nicht etymologisch
berechtigt ist: cenedl 'Geschlecht' : cenhedlaeth ds. Vgl. Row-
land S. 22.
III. Quantität der silbischen Laute.
§ 196. Im Uridg. war die Quantität ebenso wenig wie der
Akzent mechanisch geregelt. Ein Wechsel zwischen Längen und
Kürzen kam zwar vor; er war aber von vorhistorischen Bedingungen
abhängig; auf dem Boden der bestehenden Sprache waren die
Längen und Kürzen verschiedene Lautindividualitäten, die von den
umgebenden Lauten und von dem Akzent unabhängig waren; sie
waren also gewissermaßen mit den qualitativen Lautdifferenzen
gleichwertig.
Dieses alte Quantitätssystem ist im Ir. mit partiellen Ver-
schiebungen bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. Es war
gleichfalls im AltgalHschen, wie man aus den lat. metrischen
Messungen und zum Teil auch aus der Schreibung (mit griechischen
Buchstaben oder mit dem lat. Apex) folgern kann, noch erhalten
(lat. Lugdünum, lat. petorritum u. s. w.). Im Brit. müssen die
alten Quantitätsverhältnisse noch zur Zeit der Römerherrschaft
bestanden haben (vgl. § 149 S. 241). Die damals bestehenden
quantitativ verschiedenen, aber qualitativ gleichen Lautpaare sind
aber später quantitativ gleich, qualitativ verschieden geworden, und
die Quantität richtet sich jetzt in den britannischen Sprachen
mechanisch nach den Umgebungen und nach dem Akzent. Um
welche Zeit die britannische Quantitätsrevolution vollzogen war,
können wir (auch mit Hülfe der von den Lehnwörtern gebotenen
Fingerzeige) nicht genau bestimmen. Jedenfalls aber war sie schon
vor dem Anfang der literarischen Überlieferung (vor dem Beginn
der ac. und abr. Periode) vollzogen.
Im folgenden werden zunächst die partiellen Verschiebungen
im alten Quantitätssystem (im Ir., Altbrit., Gall.) besprochen.
Darauf folgt die Darstellung der neuen Quantitätssysteme (im C,
Corn., Br.).
Anm. Die Vokallänge wird im Air. bisweilen durch Doppelung,
häufiger aber durch das Zeichen ' bezeichnet, das jedoch nicht selten in
der Praxis vernachlässigt wird. Dabei ist noch zu bemerken, daß das
Längezeichen nicht immer genau über demjenigen Buchstaben steht, für
den es beabsichtigt ist. Das über den Diphthongen ai, oi, ia, ua, eo, iu
19*
292 Quantität der silbischen Laute. Langdiphthonge. [§196.197,1
häufig stellende Längezeichen dient vermutlich nur dem Zweck, die Diph-
thonge von den gleich geschriebenen zweisilbigen Gruppen und von den
Fällen, wo ein i oder u nach einem anderen Vokalzeichen nur das Timbre des
folgenden Konsonanten bezeichnet (vgl. § 236, 237, 239), deutlich zu unter-
scheiden. Das Längezeichen steht bisweilen auch über doppelgeschriebenen
Vokalen (aa oder aä u. s. w.). — Auch das Nir. verwendet ' als Länge-
zeichen, jedoch nicht bei Diphthongen (ea, ^^a), auch nicht bei dem monoph-
thongischen Laute, der dem alten ai, oi entspricht und lautwidrig ao ge-
schrieben wird (§ 38 S. 56). Eine Neigung, so viel Längezeichen wie mög-
lich zu ersparen, hat dazu geführt, auch bei eo (d.h. ö mit vorhergehender
Mouillierung) und iui (d, h. ü mit vorhergehender und nachfolgender
Mouillierung) die Bezeichnung der Länge wegzulassen, unter Berufung
darauf, daß eo nur selten, iui niemals einen kurzen Vokal bezeichnen kann
(O'Donovan S. 21, 27). Ebenso fehlt das Längezeichen bei eu = i mit
einem nachfolgenden nicht mouillierten Konsonanten, Man schreibt jedoch
besser eo, iui, ea. Im Nsch. dient ' als Längezeichen, — Das Ac. und
Abr. verwendet keine Bezeichnung der Quantität (dagegen kommt ' bis-
weilen ohne Bedeutung vor). Im Nc. wird die Länge, wo es nötig ist,
durch ^ bezeichnet (da nur betonte Vokale lang sein können, bezeichnet
gleichzeitig auch den Sitz des Akzentes: gwellhäd 'Verbesserung': bei
der Gruppe wy deutet das Zeichen zugleich an, ob man üy oder wy zu
lesen hat). Umgekehrt wird die Kürze, wo es nötig ist, durch * bezeichnet
(auch diese Bezeichnung kann nur in betonten Silben nötig sein). — Das
Cornische verwendet keine Quantitätszeichen. Lhuyd hat jedoch vielfach
die Quantität angegeben (die in dem Wtb. von Williams auftretenden
Längezeichen beruhen auf Konstruktion; sie sind daher nicht maßgebend,
aber allerdings in der Regel richtig). — Für das Bretonische verwendet
Legonidec ^ als Längezeichen (auch in unbetonten Silben) ; jedoch wird die
Bezeichnung der Länge im Br. (wie im C.) in der Regel als überflüssig
weggelassen.
Die partiellen Verschiebungen im alten Quantitätssystem.
§197. 1) Die idg. Langdiphthonge (d. h. die w-, j-, Liquida-
und Nasaldiphthonge mit langem ersten Element) sind in den
meisten idg. Sprachen durch einen zum Teil wohl ziemlich späten,
auf den verschiedenen Gebieten parallel eingetretenen Lautübergang
gekürzt worden; s. Brugmann, Grdr. I^ 796 — 804; die urspr. Län-
gen liegen in diesen Fällen im Iranisch-Indischen noch vor; im
ßaltisch-Slavischen sind die urspr. ..gestossenenen" Langdiphthonge
noch an der Intonation kenntlich (die urspr. Kurzdiphthonge sind
im Balt.-Slav. ..geschleift").
Die Kürzung ist auch im Keltischen eingetreten. C. gwynt
corn. gwyns br. gwent 'Wind' : lat. uentus got. winds : skv.vänt-
Svehend'; air. meit 'Größe' (fem.; Gen. meite; e nach § 94, 3
§ 197, 1. 2. 198 1 Laiigdiphthonge. Kürzung in unbet. Silbe. 293
S. 151) ac. pa-mint gl. quam mc. meint (fem.) nc. maiiit 'Größe'
(masc.) corn. myns mbr. nbr. ment (fem.) : *mänti (zur Wurzel
*wä- in ir. mär, mor 'groß' § 32, 3 S. 49). Über c. 3. Plur.
Garant 'sie lieben' s. § 603. Es ist denkbar, daß nbr. teur 'Bauch'
sich zu mbr. torr ähnlich verhält wie ir. tlr 'Land' zu lat. terra
(vgl. S. 83; also in teur ein auf zwei Silben verteiltes ör oder är,
in torr ein tautosyllabisches ör oder är). Ob kelt. ar, al als Ent-
sprechung eines idg. f und l (§ 35, S. 51) zunächst aus är, äl ent-
standen ist, kann zweifelhaft sein.
Die Kürzung ist jedoch im Keltischen ein verhältnismäßig
junger Vorgang. Sie ist jünger als der Schwund eines Nasals vor
s und ist daher in ir. mis, Gen. von ml 'Monat' c. mis acom.
mis br. miz (§ 50, 10 S. 86) nicht eingetreten; vgl. über ir. mir
§ 50, 3 S. 82. Ferner ist die Vokallänge des ersten Elementes
eines i<;-Diphthongs vor einem schwindenden s erhalten geblieben,
s. § 37, 2 S. 54 f. Es ist dann selbstverständlich, daß die Kürzung
auch jünger als der Schwund eines p ist (c. mawl gr. fxoX/t^ § 57
S. 94; vgl. § 110 S. 183 und § 182 Anm. 1).
2) Im Brit. sind noch während der Geltung des älteren
Quantitätssystems neue Langdiphthonge entstanden, die gleichfalls
gekürzt worden sind. Die idg. Gruppe auj-, ouj-, eiij- + Vokal
mußte im Brit. zunächst zu öj- führen; durch eine Verschiebung
der Silbengrenze wurde dies öj- diphthongisch und verkürzte sein
erstes Element: c. hwyad, wyr, caradwy (S. 551). Ähnlich war
das Schicksal der idg. Verbindungen äj-, öj-, die zunächst in ein
brit. -öj- zusammengeflossen sind, dessen ö in einem Teile des Ge-
bietes zur Verschiebung nach vorne neigte; verkürzt c. mwy, wy
br. mui, V. ui (§ 45, 1 S. 66). Idg. äiv-, öw- vor Vokal unterlag
in ähnlicher Weise einer Verkürzung, wobei die Tendenz zur Ver-
schiebung nach vorne im Br. zum Vorschein kommt: c. breuan,
haul br. breo, heol (S. 62). Noch zm- Zeit des alten Quantitäts-
systems gehört wohl die Entwickelung ougr- > ögr- > öyr- > oyr-
in c. oer 'kalt' u. s. w. (S.103). Die Entwickelung -ätr- > -ötr- >
mbr. -o^r- nbr. -oer- in br. moereb (S. 134; mit o statt des zu er-
wartenden ö) wird dagegen eine junge Dissimilation der Qualität
der beiden Elemente des nbr. Diphthongs sein. — Über die während
der Zeit des neuen Quantitätssystems im C. entstandenen Lang-
diphthonge s. § 203, 3.
§ 198. Kürzung in unbetonter Silbe hat im Irischen statt-
gefunden, s. § 167. Beispiele für den Auslaut in § 156 und § 159.
294 Kürzung in unbet. Silbe. Auslautsdehnung. [§198. 199,1
In den brit. Sprachen haben dagegen die idg. Längen in den un-
betonten Silben zunächst dasselbe Schicksal wie in den betonten
Silben gehabt (eine Erscheinung, die man als eine Kürzung vor
der definitiven Aufgebung des alten Quantitätssystems deuten kann,
ist in § 182, 2 mit Anm. besprochen). Die im Auslaut geschwun-
denen langen Vokale idg. ö, ü, l haben im Brit. eine andere Wir-
kung auf die vorhergehende Silbe als die entsprechenden Kürzen
gehabt, vgl. § 255—257.
§ 199. (Dehnung im Auslaut und Anlaut.) 1) In betonten
einsilbigen Wörtern wird im Irischen ein auslautender Vokal ge-
dehnt. Ir. me ^ich' : mit Augens mei-sse (i ist Timbrezeichen);
tu ^du' : mit Augens tu-ssu; he ^er' : lat. is; ce (bethad ce
'von dieser Welt') : vgl. lat. ci-trä; se 'sechs' : lat. sex. Vgl.
Thumeysen, KZ XXXI 91. Die Dehnung trat u. a. auch in ge-
wissen s-Konjunktiven in der 3. Sing, ein und drang von da aus
analogisch in die übrigen Personen: 3. Sing. Konj. fo-llö (und
danach 1. Sing, fu-lös) von fo-long- 'ertragen' (mit nicht wurzel-
haftem Nasal). In den unbetonten Wörtern tritt diese Dehnung
nicht ein, vgl. jedoch § 202, 2.
Ob entsprechende Dehnungen im Brit. stattgefunden haben,
mag dahingestellt bleiben. Mc. mi 'ich' neben myfi, ti 'du' neben
tydi könnten darauf deuten; c. chwe 'sechs' widerspricht nicht,
da es von der Nebenform chwech beeinflußt sein kann. Aber im
Corn. und Br. findet man nichts entsprechendes, und c. mi, ti
könnten schließlich von ni 'wir', chwi 'Ihr' beeinflußt sein.
Schwer zu erklären sind die irischen Monosyllaba mit aus-
lautendem kurzem Vokal. Bei air. nir. de 'davon, von ihm', di
'von ihr', di 'zu ihr' kann man sich darauf berufen, daß diese
Formen nicht immer betont waren. Bei air. imm-a-llei, imm-
a-Ue 'zusammen', i-llei, i-lle 'hierher' mag es von Bedeutung
sein, daß der Auslaut ursprünglich nicht vokalisch war, da es sich
um Formen des Wortes leth 'Seite' handelt (vgl. § 179). Bei
air. fri-de, fri-dei 'bei Tage'; in-diu 'heute' nir. a-niu (iVrran
di^'Uy Donegal 9s'uiv) ist die Annahme, daß ursprünglich das ei*ste
Element (fri, in) betont gewesen ist, zwar sehr auffällig, aber zur
Erklärung der Formen, wie es scheint, unbedingt nötig. Es bleibt
aber dann noch ein Fall wie mir. bai, ba 'Kühe* nir. ba Donegal
bah (mir. ba kommt auch als Dualis vor, und als Plur. erscheint
auch eine Form bäi, bse s. Wi. Täin bo Cüalnge); die Vermutung,
das Wort wäre ursprünglich etwa nach Zahlwörtern enklitisch ge-
§199,2 — 201,1] Auslauts- u.Anlautsdehnuiig. Ersatzdehnung. 295
wesen, ist die einzige Deutung, die ich vorzuschlagen weiß. Übrig
bleibt noch die Frage, was das in vielen von diesen Fällen fakul-
tativ erscheinende -i bedeutet. Ich denke, es bezeichnet den stimm-
losen Ausgang des betonten kurzen Vokals, der heute z. ß. im
Dialekt von Donegal vorkommt (s. Quiggin § 42 und vgl. die oben
angeführten Formen bah und e^uw; bei d^'u kann auch im Arran-
dialekt ein stimmloser Ausgang gehört werden). Vgl. Jespersen,
Lehrbuch der Phonetik § 93 und (besser), Fonetik § 258.
2) Anlautsdehnung ist im Brit. belegt; s. § 162. (Auch in ir.
omon, uamon neben dem metrisch gesicherten omon Fei. Jul. 5
und neben c. ofn corn. ovn br. aoun ds. gall. Ex-obnus MN
"furchtlos"?).
§ 200. Die Ersatzdehnung bei dem Schwunde eines Nasals
im Ir. ist oben § 94, 3 besprochen. Daß ein a durch diese Dehnung
zu e wird, beruht gewiß nicht auf einer umlautenden Wirkung des
geschwundenen Lautes, sondern darauf, daß das kurze a zur Zeit
der Dehnung von dem langen ä (aus idg. ä oder ö) in der Klang-
farbe verschieden war. Der Unterschied kann darin bestanden
haben, daß das lange ä (wie heute auf Arran) einen a-ähnlichen
Klang hatte, während das kurze a dem reinen italienischen a ent-
sprach; der Unterschied zwischen dem alten ä und dem gedehnten
a wird dann nach und nach vergrößert worden sein, so daß dieser
letztere Laut einen ä-ähnlichen Klang annahm und schließlich (wie
im engl, sake u. s. w.) zu e wurde. Über den Wechsel des e
mit eo, hl s. § 201, 2. Seltener kommt ein gleichfalls analogisch
entstandenes ia vor: air. lias gl. prosilere, 3. Sing. Konj. rel. von
lingid ^springt', Inf. leim (nach anderen Konjunktiven, z. B. 3.
Sing. rel. tias von tiagu 'gehe'); so auch mir. ciasto, 3. Plur.
Konj. rel. von cingid 'schreitet', vgl. ceim 'Schritt'.
§ 201. 1) Eine andere, bedeutend jüngere Ersatzdehnung
tritt im Ir. bei dem Schwunde gewisser Verschlußlaute vor Sonor-
lauten ein, und zwar (im Gegensatz zu dem in § 200 und § 94, 3
besprochenen Gesetze) bei allen Vokalen und auch in unbetonten
Silben. Vgl. Strachan, The Compensatory Lengthening of A^owels
in Irish, Trans. Phil. Soc. 1891-1894, S. 217—259. Beispiele:
a) (iura). Ir. är 'Blutbad', äirne 'Pflaume', äl 'Brut', mal 'Fürst',
äin 'Spiel', gräin 'Ekel', stän 'Zinn', Suffix -an s. S. 103 (ein g
geschwunden), när 'bescheiden', aru 'Niere' s. S. 109 (ein idg. //"Ä
geschwunden); äram 'Zahl', är ach 'Fessel', äi Igen 'sanft', s.S.113
(ein c^ geschwunden); dal 'Vei-sammlung', säl 'Ferse', anal 'Atem',
296 Ersatzdehnung im Ir. [§ 201, 1
s. S. 135 (ein t geschwunden). Zur Zeit dieser Dehnung ist also
ein aus a entstandener gedehnter Laut nicht in der ßichtung gegen
ä verschoben worden, sondern mit dem alten ä zusammengefallen
(das braucht aber nicht eine Änderung der Qualität von a oder ä
vorauszusetzen). Daß jedoch in einem gewissen Umfang auch bei
dieser jüngeren Dehnung ein e entstanden ist, steht fest. Die in
Betracht kommenden Fälle sind: ir. der 'Träne' : gr. öd/.Qv (S. 124);
ir. bren 'faul', bleu 'die Weichen' (S. 125; ein k geschwunden;
nach c. braen blaen war der Vokal urspr. ein a; möglich wäre
es allerdings das a als eine cymrische Neuerung aufzufassen und
unter Berufung auf br. brein, blein ein ursprüngliches e anzusetzen).
Falls dies e dem sonstigen ä gegenüber chronologisch zu erklären
ist, so hat man anzunehmen, daß die Vokalisierung eines k älter
ist als die Vokalisierung der übrigen Verschlußlaute, was jedenfalls
voraussetzt, daß auch der Weg der Entwickelung ein anderer ge-
wesen ist. Bei den übrigen Lauten waren die Zwischenstufen:
1) stimmlose Spirans, 2) stimmhafte Spirans; bei k wären die
Zwischenstufen etwa 1) x, 2) h gewesen. Ir. mer 'Finger' : ac.
maut (S. 134 unten), das nur bei der Annahme, e beruhe auf
Umlaut, mit der : c. dagr-au vergleichbar wäre, muß dann aus
einer idg. Alternation e : ä erklärt werden (mer = gr. (A€tqov?).
Das spärliche Material läßt jedoch auch andere Deutungen zu.
b) (Beispiele für o). Ir. buain 'ernten', s. Verbalverz. bo-n-g-,
suanem 'Seil' (S. 103; ein g geschwunden), uan 'Lamm' (S. 109;
eine idg. labiovelare Media oder Med. asp. geschwunden); gualu
'Schulter' (S. 117; ein b geschwunden); ir. srön (S. 125, S. 82;
ein k geschwunden). Mit dem alten o ist in diesem Fall das aus
einem urspr. Diphthong entstandene ö zusammengefallen: ir. uar
'kalt' (S. 103). Über ö : ua vgl. § 219, Ib. c) (Beispiele für u). Ir.
brön 'Kummer' (S. 103; ein g geschwunden); ro-cuale 'hörte'
(§ 159, 6 S. 253; ein k geschwunden). Mit u ist ü zusammen-
gefallen: ir. tön 'podex' (S. 125; ein k geschwunden). Ob ir.
smuainim 'denke' (S. 113; -dn-) ü oder einen Diphthong gehabt
hat, ist nicht ersichtlich. Über ö : ua vgl. § 219, 1 b. d) (Beispiele
für e). Ir. fer 'Gras', sen 'Sprenkel' (S. 103; -g-); fen 'Wagen'
(S. 104; -gn-); ir. tren 'tapfer, stark' (-gn-) : Kompar. tressa
'tapferer, stärker' c. trech br. treac'h (-gs-; etwa zu an. {)rek
'Stärke, Tapferkeit'; c. tren 'impetuous, strenuous', auch Subst.
'force, rapidity' ist mit dem irischen Wort jedenfalls nicht urver-
wandt, höchstens könnte es daraus entlehnt sein; vielleicht stammt
§ 201, 1. 2] Ersatzdehnung im Ir. 297
es jedoch ganz anderswoher); frem ^Wurzel' (S. 113; -dm-); rne-
lacht 'Schimpf, bei 'Lippe' (S. 117; -hl-); scen 'Schrecken'
(S. 125; -kn-); ir. scel 'Nachricht', cenel 'Geschlecht', en 'Vogel'
(S. 135; -tl-, -tn-). e) (Beispiele für i). Ir. cuilen 'junger Hund',
ad-gen 'ich erkenne'; ir. muincl 'Hals', Len MN (S. 104, 125;
-gn- -kl-, -kn-); du-air-cher 'ich habe gekauft' Thes. I 498, 14
(to-aith-cren-; vgl. § 82, S. 130). Über die Morphologie von
ad gen und duaircher vgl. das Verbalverzeichnis. Mit e und /
ist i (aus idg. e und f) zusammengefallen: nir. leana 'Wiese', ir.
men 'Mund' (S. 125; -kn-); auch ir. nel (S. 117, vgl. die Nach-
träge; -bl-) wird e enthalten.
Die lat. Lehnwörter kennen die Vokalisierung eines k nicht
(§ 141, 4 S. 229). Für die Gruppen -tl-, -tn-, -tm- bieten sie kein
brauchbares Material, -dr- ist nur in einer schon nach brit. Laut-
gesetzen geänderten Gestalt ins Irische übergegangen (§ 139, 3
S. 225). Ir. cuanene gl. pugillus und ir. sen 'Glück' (§ 138, 3
S. 223) zeigen dieselbe Dehnung bei geschwundenem g wie die
einheimischen ir. Wörter.
2) Ein durch die hier beschriebene Ersatzdehnung entstandenes
e alterniert mit eo, eu, iu; die Diphthonge erscheinen in denselben
Fällen, in denen idg. e und i durch Hebung (§ 252) als i erschei-
nen. Diese Diphthonge, die urspr. mit silbischem e, i und unsil-
bischem 0, u gesprochen wurden, haben später die Aussprache mit
unsilbischem e, i und silbischem o, u angenommen, woraus nir. ö, ü
mit vorhergehender Mouillierung geworden ist (air. feuil 'Fleisch'
nir. feöil Arran föt). Es unterliegt keinem Zweifel, daß das
urgpr. unsilbische o, u der letzte Best des geschwundenen Ver-
schlußlautes ist {g y ^ y w, d y d y w, t y p y d y w);
dieser Rest hat sich also nach einem geschlossenen i-Laut erhalten,
während er mit allen übrigen Vokalen zu einem langen Vokal
verschmolz.
Anm. Vor einem mouillierten Konsonanten muß nach der ir. Ortho-
graphie nach der Bezeichnung des Diphthonges noch ein -i- als Timbre-
zeichen geschrieben werden. Schwierig ist dagegen das erste -i- der nicht
selten vorkommenden Schreibung eiui. Es würde am nächsten liegen,
hieraus eine zweisilbige (auf Auflösung des ursprünglichen Diphthonges
beruhende) Aussprache zu folgern (vgl. § 208 Anm. 2). Eine solche Deutung
wäre apriori nicht lautgeschichtlich unwahrscheinlich (auch wenn die Zer-
legung des Diphthongs nur, worauf die Belege führen könnten, vor einem
mouillierten Konsonanten stattgefunden hätte). Dem steht aber die Tat-
sache entgegen, daß die einsilbige Aussprache durch alte Belege bewiesen
298 ErsatzdehnuDg. Ir. eo, eu, iu. [§ 201, 2
wird (ciuir 'kaufte' Thes. II 332, 3, diuir 'triflinjr' Thes. II 334, 5, beoil
•Lippen', sceoil 'of a story' Thes. II, 331, 2—3, rot giuil 'has stuck to
thee' Thes. II 290, 14 (Sg.), eoin Gen. 'Vogels' Thes. II 327, 13; um von
seotu Akk. Plur. 'Schätze' Thes. II 328, 1 nicht zu reden). Die Frage
mag daher dahingestellt bleiben.
Belege, a) Vor geschwundenem -ü: Dat. ceneul, ceniul ^Ge-
schlecht' Sg. 40a 17; 31b 13. Vor erhaltenem auslautenden u:
Akk. Plur. beolu, beulu 'Lippen' Wb. 3b 11; Ml. 35d 22; Sg.
6a 18; in nlulu 'in die Wolken' Wb. 25b 23; triunu Ml. 37b 21
'die starken', b) Vor geschwundenem -i, -l: Gen. feiuir Sg. 68b 10
'of a vegetable'; araruichiuir Ml. 136a 8 (Perf. 3. Sing, von ara-
chrinira gl. defetiscor) ; doradchiüir, dorraidchiüir, duarchiuir
'hat losgekauft' Wb. 2b 9; 32 d 16; Ml. 73b 5 (to-aith-cren-,
vgl. § 82 S. 130); Nom. Plur. beoil, beiiül Wb. 7d 9; 12d 12
Gen. Sing, sceuil Wb. 17b 6; ceneöil, ceniiul, ceneiuil Wb
Ib 12; 5c 3 u. s. w.; Sg. 40a 6; do-cheneiuil gl. degener Sg
64b 6; feüil 'Fleisch' Ml. 22d 7 (vgl. S. 139); -giuil, -giuil Perf.
3. Sing, von glenaid 'bleibt stecken' Ml. 98b 8; Thes. II 290, 14
Gen. ind eiüin 'des Vogels' Sg. 93a 2; treüin, triuin, Nom
Plur. und Gen. Sing, von tren 'stark' Wb. 27a 6; Sg. 96a 4;
ad-geuin 'welcher kennt' Wb. 12c 13; ni etar-geiuin 'wußte
nicht' Sg. 197 b 10.
Nach § 252 erwartet man den Diphthong auch vor inlautendem
geschwundenem oder erhaltenem u, ü, i, l. Vor geschwundenem 7;
feuldae 'von Fleisch' Ml. 70a 8. Wider Erwartung fehlt jedoch
die Diphthongierung vor -ij-; nicht Gen. feulae Ml. 97 d 10, 47c 4,
sondern air. soscele 'Evangelium' hat als lautgesetzlich zu gelten.
Andererseits ist trotz dem Dat. soscelu Diphthongierung vor 4jü
anzunehmen; denn lautgesetzlich ist doch wohl die in ceneolu Wb.
3 b 24, vgl. 3b 25 vertretene Entwickelung. — Unregelmäßig ist
das e vor einem erhaltenen, aber zu u, a reduzierten i in air. denum
'tun', ni denat 'sie tun nicht' und anderen Formen dieses Verbums;
die regelmäßige Entwickelung hegt vor im Verbum do-sct'ulaim
gl. experior («-Stamm, vgl. 3. Sing, du-sceulai; analogisch ni tos-
celi ECr. 32b 7; Inf. nach dem Muster der <^7-Stämme toscelad)
und in den Futurformen giulait gl. haerebunt (von glen-) und
ara-chiurat (von ara-chrinim) Ml. 65b 7; 59b 9. — Der in
einigen Verben berechtigte Diphthong hat übrigens in der späteren
Entwickelung (erst im Nir.) im Futurum ein ungeheures Glück ge-
habt und ist im Nir. zum regelmäßigen Kennzeichen einer ganzen
§ 201, 2] Ersatzdehnung. Ir. eo, eu, iu. 299
Reihe von Futurformen geworden: nir. aithnim 'ich kenne', Fut
1. Sing, aitheonad; congbhaim 4ch halte', Fut. coingeobhad;
cosnaim 'ich verteidige' : Fut. coisecjnad; dibrim 'ich vertreibe' :
Fut. dibeorad; eiblim 'sterbe' : Fut. eibe(3lad; freagraim 'ich
antworte' : Fut. freigeorad; imrim 'spiele' : Fut. ime(3rad;
tograim 'wünsche' : Fut. toige(3rad; auch in Formen die im Air.
gar kein e gehabt haben: nir. arduighim 'erhebe, preise' : Fut.
airdeöchad; foillsighim 'ich offenbare' : Fut. foillseöchad
u. s. w. (O'Donovan S. 194 — 196). — Zufälligerweise ist von den
Wörtern, die die urspr. Gruppe -entl- enthalten (S. 139), keine Form
mit e erhalten; air. deolid 'gnädig' ist lautgesetzlich (vielleicht
steckt auch in air. eola, eula 'kundig' ein -entl-, vgl. got. finpan
'finden'; aber auch anders gedeutet enthält das AVort jedenfalls
einen analogisch übertragenen Diphthong). Das erst mir. über-
lieferte ceol 'Gesang' zeigt dieselbe Übertragung des Diphthongs
wie das schon air. belegte seol 'Segel', Gen. siüil (S. 103).
Der Diphthong eo, eu, iu erscheint an alogisch auch neben einem
nicht aus e, i -\- Verschlußlaut entstandenen e. Zu der 'Träne'
lautet der Gen. und Dat. schon in LL deöir, deör, was jeden-
falls nicht lautgesetzlich sein kann (das nicht lautgesetzliche eo
dringt im Nir. auch in den Nom.: deör 'Träne, Tropfen'; daneben
auch ein Fem. diüir 'Tropfen'). Zu bleu 'die Weichen' findet
sich ähnlich ein Akk. bleoin. Ebensowenig lautgesetzlich ist der
Diphthong neben den nach § 200 zu erklärenden e-Lauten: eoit,
euit Gen., eutt, eut, Dat. von et 'Eifersucht' Ml. 32d 9, 10, Wb.
6b 2, Ml. 56 b 33 (mit einem negativen Präfix und der in der
Komposition gewöhnlichen Form eines i-Stammes gehört hierher
wohl air. diuit 'sincerus' "ohne Neid", diuitte 'sinceritas' Wb.);
seüit Nom. Flur. 'Schätze' Wb. 23a 9; mir. deoit 'Zähne' (Wi.
Täin bö C; dagegen air. Dat. Sing, deit Sg. 67b 10). Die laut-
gesetzliche Form ist jedoch oft erhalten; immer bleibt sie natürlich
in den Fällen, wo kein Anlaß zu einer Analogiebildung vorlag,
entweder weil kein Wechsel zwischen mouillierten und nicht mouil-
lierten Konsonanten vorkam (ir. raeit 'Größe', Gen. meite § 197,
ceimm 'Schritt' S. 87), oder weil kein Muster für die Umbildung
nahelag (ir. geiss 'Schwan', § 50, 10 S. 86, /-Stamm; brec 'Lüge',
Akk. breic).
Anders Stokes KZ XXVIII 58, 62, Richard Schmidt IF
I 59—81, ßrugmann, Grdr. I^ 379 f.
300 Ersatzdehnung. Jüngere Dehnungen. [§ 201, 2. 3. 202, 1
Das auf den idg. Diphthong ei zurückgehende e > ia (§ 40)
wird von diesen Analogiebildungen nicht berührt; es war vermut-
lich ein offenerer Laut als das durch Ersatzdehnung entstandene 5
(auf offene Aussprache deutet die Diphthongierung zu ia^ s. §219, la;
über die Aussprache des durch Ersatzdehnung entstandenen e vgl.
§ 239 Anm.); daß das aus a durch Ersatzdehnung entstandene e
(z. B. in der 'Träne'), das zunächst sehr offen gewesen sein muß,
geschlossen werden konnte ohne unterwegs mit e < ei zusammen-
zufallen, ist nicht allzu auffällig; die geschlossene Aussprache ist
vielleicht erst zu einer Zeit eingetreten, wo ei '^ e schon halbdiph-
thongisch war. Man wird also in einer gewissen Periode im Ir.
drei durch e bezeichnete lange Laute gehabt haben, die dem lit. e
(offen), e (geschlossen), ie ähnlich waren.
3) Ersatzdehnung hat im Ir. bei dem Schwunde eines idg. w
vor einem sekundär damit zusammengeratenen Konsonanten statt-
gefunden: air. cöre 'Friede', öc-mil gl. tiro, mir. Heriu 'Irland'
(§168 S. 262). Auffällig ist die Kürze vor ss in tossach §210,
vor p in bethu § 212. — Über die durch Kontraktion von zwei
silbischen Vokalen entstandenen Längen vgl. Kap. IV (§§ 209 — 213).
§ 202. (Jüngere Dehnungen.) 1) im Nir. kommen dialektisch
variierende Dehnungen und Diphthongierungen vor gewissen aus Sonorlaut
-f- Konson. bestehenden Gruppen vor. Ich führe hier die Kegeln des Arran-
dialektes mit einigen teils übereinstimmenden, teils abweichenden Belegen
aus Donegal an: 1) vor air. rr, II, ^g, nn, mm im Auslaut oder vor einem
Konsonanten: Arran drym 'Rücken' (aber Donegal dryni), druim; Arran
f'är 'besser' Donegal /'är, fearr und fearr air. ferr; 2) vor ns, Is und
vor r + stimmhaftem Kons, (soweit nicht Svarabhakti eintritt, s. § 228):
Arran 3i^Rö? 'Hammer' Donegal jrd, geschrieben ord und ord; 3) vor einem
stimmhaften Konsonanten + l, r und vor mhn, bhs : Arran aglas 'Kirche',
aber Donegal yglis, eaglais air. eclis. Vgl. Asp. i Irsk S. 81ff. (und die
dort angeführte Literatur); Vendryes, Gramm. S. 19. Über die Bedeutung
der lenierten Verschlußlaute für die Quantität vgl. § 59 mit Anm. 2, § 67
u. s. w.
Schon im Air. kommen Schreibungen vor, die an diese neuirischen
Verhältnisse lebhaft erinnern: ball 'Glied' Wb. 12a 18, Plur. böill 10c 11,
lld 11; an all 'von dort' 8d 26; adill Gen. 'Besuches' 14 a 8; alail
'ein anderes' 12a 10; dudell 'hat gestohlen' 22b 7; ran 'Teil' 12c 13;
linn 'bei uns' 25a 27; tualang 'würdig' 31b 11; milsi Akk. Plur. 'süß'
6c 7; asoircc 'schlägt' IIa 11; ord 'ordo' 9c 17, Gen. üirt, Dat. ürt
13b 26, 27; no-m-erpimm 'ich verlasse mich' 6c 3. Ferner, wo man im Nir.
Svarabhakti haben würde: derchoiniud 'Verzweiflung' 14d 27; moirb
Nom. Plur. 'tot' lld 11; und wo man im Nir. weder Dehnung noch Sva-
rabhakti hat: corp 'Körper' 12a 12. Andere unursprüngliche Dehnungen:
§202, 2. 203, 1] Jüngere Dehnungen im Ir. Die c. Quantität. 301
mag 'Feld' Wb. 12a 25; dliged 'Gesetz' lOd 16; ni rigad 'wäre nicht
gegangen' IIa 22; ligaib Dat. Plur. 'couches' 27b 3. Fälle, für die ich
aus dem Nir. keine Parallele kenne, sind hfris 'Glaube' 2d 7, vgl. 2c 8,
6c 20, 28d 8; ire 'weiter' 31d 11; ah'iili Gen. 'des anderen' 12a 34, vgl.
areli 13a 5 und Akk. Fem. aroli 8a 7; liili 'alle' 12b 19, 20, vgl.
24b 29; ili, hili Plur. 'viel' 12a 5, 13; 27c 20; demun 'Teufel' 26a 23.
Vgl. Wi. Gramm. S. 112 § 25 e.
2) Gewisse unbetonte, im Air. kurze Vokale erhalten im Mir. bis-
weilen das Dehnungszeichen (z.B. die Verbalendungen -mar, -tar, -mis,
-tis), und die Länge wird in einigen Fällen durch das Nir. bestätigt (so
nir. -mis, -dis). Vgl. Wi. Gramm. S. 112, Zimmer GGA 1896, 392. Die
Dehnung scheint eine Folge davon zu sein, daß die urspr. unbetonte Silbe
einen stärkeren Nebenakzent bekommen hat (etwa wegen der großen Ent-
fernung vom Hauptakzent?).
Deshalb ist diese Erscheinung mit einer anderen, schon im Air. vor-
kommenden Dehnung vergleichbar, wovon vokalisch auslautende proklitische
Wörter getroffen worden sind, a 'sein, ihr' aus älterem e (vgl. S. 6, be-
tont ai) wird bisweilen a geschrieben (jedoch ist es nicht immer leicht zu
entscheiden, ob das Längezeichen für dies Wort oder für einen folgenden
Vokal berechnet ist): a arilliud Wb. 2b 4, a abstanit 6c 15, a anim
9b 7, 9, ä oiph 7c 1, a hie 2b 11, a iarfigid IIb 21, ä irnigde
23a 13, ä salmu 12d 41, ä biad 6b 24, a biith 9b 23, a gnim 8d 1,
ä choirp 24a 33, ä chocubus 11 d 8, dar ä chen 6b 28, ar ä chuit
12a 26, a dalti 'her fosterling' (Gen.) 24 d 11, ä cübus 'their conscience'
ld6, a corp 'corpus eorum' 11 d 10, a tüare 'their food' IIb 5. ä luum
'their pilot' 4a 14. Ebenso erscheint neben da, di 'zwei' (mask., fem.),
über deren Grundform § 157 S. 250 gehandelt ist, schon in Wb. einmal
die gedehnte Form: fo di 'zweimal' 24b 22 (die urspr. proklitische Form
ist betont verwendet; anders Zupitza, D. Literaturzeitung 1908, 24); ohne
Längezeichen kommt da siebenmal, di dreimal in Wb. vor; die Dehnung
wird später regelmäßig, vgl. nir. da. Neben ni 'nicht' (§ 157 S. 250) ist
schon in Wb. ni sehr häufig. (Die nir. Länge in gewissen Präpositionen,
z.B. fä 'unter', le 'bei', tre 'durch', beruht vielleicht auf einem ähnlichen
Vorgang.)
Die neuen Quantitätssysteme.
§ 203. (Das cymrisclie Quantitätssystem i.) Für die be-
tonte Silbe, wenn sie zugleich die letzte Silbe ist, gelten im C. die
folgenden Regeln. 1) Der Vokal ist lang a) im Auslaut und vor
allen mc. . kurzen Konsonanten (auch, was chronologisch zu ver-
werten ist, vor denjenigen mc. kurzen Konsonanten, die in noch
1. VgLKowland, Gramm. S. 14— 16; Jones, Welsh Orthography S.24flf.,
28fiF.; Sweet, Spoken North Welsh, passim; Khys, Lectures S. 118if.; Silvan
Evans, Llythyraeth yr iaith gymraeg S. 24 — 39.
302 Das c. Quantitätssystem. [§ 203, 1—3
älterer Zeit lang gewesen sind); also vor nc. ä, v, g, d, h, vor ur-
spr. einfachem r, l, n^ vor x, p, f^ s, in Süd- Wales außerdem vor
l (das also in einem Teil von Wales im Auslaut früh seine ur-
sprüngliche Länge aufgegeben haben muß): trä blöde uog ^sehr
blühend', efe 'er', ty 'Haus', mödd *Weise', bedd 'Grab', dydd
'Tag', cof 'Erinnerung', tref 'Wohnsitz', deg 'zehn', gwlad 'Land',
müd 'stumm', llid 'Zorn', mäb 'Sohn', pob 'jeder', neb 'jemand',
gwr 'Mann', täl 'Stirn', 61 'Spur', glän 'rein', swn 'Laut', dyn
'Mensch', bach 'klein', peth 'Ding', cloff 'hinkend, lahm', nos
'Nacht', chwys 'Schweiß', coli 'Hasel', Plur. cyll; b) in Nord-
Wales außerdem vor 11t, sg, st, sp: gwällt 'Haupthaar', cwsg
'Schlaf, gwisg 'Kleider', Crist 'Christus', hysp 'trocken, un-
fruchtbar'.
Anm. 1. In Nord-Wales ist der Vokal kurz vor l außer in 611, holl
*air, bei welchem Worte satzphonetische Bedingungen entscheidend gewesen
sein werden (vgl. die Dehnung vor 11t).
2) Kurz ist der Vokal sonst vor einer Konsonantengruppe:
plant 'Kinder', barf 'Bart', porth 'Hülfe', ffordd 'Weg'. Daher
auch vor altem rr, nn, vor rd (aus idg) und vor m (das immer auf
mm zurückgeht) : car 'Wagen' mc. carr, glän 'Küste' mc. glann,
pen 'Kopf mc. penn, gwyn 'weiß' mc. gwynn, ing 'eng', llam
'Sprung'. Ein kurzer Vokal kann vor dem stimmhaften l in
jüngeren Lehnwörtern (gwäl 'Mauer', tr öl 'Karren' aus dem Engl.)
vorkommen; ferner in einheimischen Wörtern, in denen nach dem
l ein g geschwunden ist: dal 'halten', hei 'jagen' (§61,3 S. 106),
böl 'Bauch', bül 'Samenhülse' (§ 61, 3 S. 105). Etymologisch un-
klar ist c. byl 'Rand' 'brim, edge, rim' mit dem Kompositum
ymyl 'side, edge, brink', vgl. ir. bil 'Rand', im bei 'der ringsum
laufende Rand'; vielleicht sind die ir. Wörter aus dem C. entlehnt.
Kurz ist ferner der Vokal vor nc. k, t, p (aus hk, tt, pp): llac
'los' (§ 97 Anm. S. 161).
Anm. 2. Ein durch Kontraktion nach dem Schwunde eines ^ ent-
standener Vokal bleibt lang auch vor einer Konsonantengruppe: änt 'sie
werden gehen', gwnänt 'sie werden tun', ffönt 'sie mögen fliehen', trönt
'sie mögen wenden'. So auch bei gewissen anderen jungen Kontraktionen:
cänt 'sie werden haben' (mit geschwundenem v, s. Verbalverz. ir. gab-).
Danach haben sich gewisse andere einsilbigen Verbalformen gerichtet:
ym, ynt 'wir, sie sind', Konj. bom, hont. — Die Kürze in hei u. s. w.,
die Länge in änt u. s. w. lassen sich als chronologische Zeugnisse für das
Alter des c. Quantitätssystems verwerten.
3) Das C. besitzt Langdiphthonge und Kurzdiphthonge. Das
§203,3. 204] Das c. Quantitätssystem. 303
silbische a, o, u ist lang in den Diphthongen ae, oe, wy {ay, öy,
üy), in denen jedoch das unsilbische Element zum Schwunde neigt:
cael 'nehmen' (käyl oder käl), chwaer 'Schwester' {xwäyr oder
xwär)y traed 'Füße' (träyd oder träd), cae 'Gehege' {käy), mae
'ist' [mäyy mä)y oer 'kalt' [öyr oder ör)^ doe 'gestern' [döy)^ dwyn
'führen' [düyn, dün\ hwy 'länger' {hüy), pwy 'wer' [püy, pä). In
Nord- Wales hat auslautendes aw, ew langes ä, e: 11 äw 'Hand',
llT'w 'Löwe'. In allen anderen Diphthongen ist das erste Element
kurz: mäith 'lang, langweilig', lleill 'andere', ffoi 'flüchten',
haul 'Sonne', neu 'oder', gwneyd 'machen', cäwr 'Riese', ff ö weh
'Ihr flüchtet', düw 'Gott', byw 'lebendig', mewn 'within', lliw
'Farbe'.
Anm. 3. Die Langdiphthonge sind wohl dadurch entstanden, daß das
unsilbische Element einen Teil seiner Zeitdauer an das silbische Element
abgegeben hat; dies ist nur in denjenigen Fällen geschehen, wo die beiden
Elemente sich in Bezug auf die Weite des Mundkanals nahe standen.
Jedoch ist es bei dem in Bezug auf die Artikulationsstelle schwer ver-
schiebbaren t«7 nicht geschehen; norde, lläw, llew ist mit der Kegel unter
1) zu vergleichen.
§ 204. Auch in der betonten zweitletzten Silbe bestehen
im C. Quantitätsunterschiede. Lang ist ein Vokal vor einem silbi-
schen Vokal oder h: eog 'Lachs', de all 'verstehen', deheu 'Süd'.
Halblang („half long" Rowland, „short open" Jones) ist der Vokal
vor den ursprünglich kurzen Konsonanten ä, v, g, d^ b, vor urspr.
einfachem r, l, n und vor x, ß, f; die Silbe endet in diesen Fällen
auf einen Vokal: ca-nu 'singen', he-la 'jagen'. Kurz („short clo-
sed" Jones) ist der Vokal vor allen Konsonantengruppen und vor
den mc. doppelten Konsonanten: mor-fa 'Ufer' (Kompositum von
mor 'Meer'), täd-maeth 'Pflegevater' (täd 'Vater'); auch vor
Kons, -f ^; /.' glanwaith 'rein' (gl an), tanio 'to fire' (tau
'Feuer'); cälon 'Herz' mc. callonn (mit gedehntem stimmhaften
l, vgl. S. 147 oben); cänu oder cannu 'bleichen', ateb 'Antwort';
so auch vor s und l: bysedd Plur. von bys 'Finger', höllol 'voll-
ständig'.
Anm. Der Unterschied zwischen short open und short closed ist so
gering, daß er von Sweet (Spoken North Welsh S. 412) nicht bemerkt
worden ist. — Der Gegensatz zwischen den beiden Arten von Diphthongen
zeigt sich in der zweitletzten Silbe darin, daß ae, oe, wy zu a, o, u ver-
kürzt werden können [gwarad = gwsLered 'Abhang', Äo^yran = coegf ran
'Dohle', digudod 'ereignete sich' dygwyddodd); dagegen ista 'sitzen'
eistedd, idaw 'Epheu' eiddew mit Hervorherrschen des letzten Elements ;
vgl. Sweet S. 422-423.
304 Das corn., br. Quantitätssystem. [§ 205. 206
§ 205. (Das cornische Quantitätssystem.) Nach den
Schreibungen bei Lhuyd war die cornische Quantität ganz ähn-
lich geregelt wie die cymrische. Beispiele: dre 'nach Hause', med
'sagt', käv 'wird finden', leg 'schön', Uz 'Leute' (mcorn. tus c. tüd),
her 'Bratspieß', täl 'front, top', den 'Mann', flöh 'Kind', höp 'alt',
mlz 'Monat', Karesg c. Ca er Esg 'Exceter', est 'Ost', öst 'Wirt',
skians 'Wissen', tiak 'farmer'. Gewisse Abweichungen sind selbst-
verständlich; das alte II ist nicht wie im C. zu einer Spirans ge-
worden; es kann daher nicht dieselbe Rolle wie im c. Quantitäts-
system spielen. Eine wesentliche Abweichung besteht darin, daß
die zweitletzte Silbe auch vor einem Konsonanten bisweilen als
lang bezeichnet wird: mäna/i 'Mönch', prevez 'bewiesen'. Die eigen-
tümlichen c. Langdiphthonge kennt das Corn. nicht (es hat statt
dessen Monophthonge: mez 'hinaus' c. maes 'Feld', küz 'Wald'
c. coed, güd 'Gans' c. gwydd). Die Länge in näw 'neun', plw
'wer' ist ähnlich wie c. 11 äw, 11 ew zu beurteilen.
§ 206. Das bretonische Quantitätssystem beruht auf der-
selben Grundlage wie das c. und corn. System. Es scheint mir
aber viel weniger ausgeprägt als das c. System zu sein. Ich habe
in meiner Auffassung der gehörten Quantität vielfach geschwankt
(was mit Bezug auf die c. Quantität auch für das ungeübteste Ohr
kaum möglich ist), und mein Schlußergebnis weicht nicht selten
von Legonidec ab. Die Hauptregel ist wie im C: Länge vor ur-
sprünglich einfachen Konsonanten: mad 'gut', ed 'Getreide', iar
'Henne', skol 'Schule', leun 'voll' (oft schien mir aber der Vokal
kurz, oder höchstens halblang zu sein, z. B. in plac'h 'Mädchen'
tud 'Leute'); Kürze vor Konsonanten gruppen und urspr. langen
Konsonanten: lost 'Schwanz', kant 'hundert', pell 'fern', penn
'Kopf, lemm 'scharf'. Vor rr ist jedoch der Vokal wenigstens
in gewissen Dialekten lang (z. B. in berr 'kurz', karr 'Wagen').
In der zweitletzten Silbe ist die Quantität weniger hervortretend
als in der betonten letzten Silbe ; ich habe deutliche Länge gehört
z. B. in spered 'Geist', gwirionez 'Wahrheit'. Auch die nach-
tonige Silbe kann unter Umständen lang sein; Legonidec schreibt
gölo 'Decke', goerö 'melken' u. s. w.; ich habe einen langen Vokal
vor r gehört (in ober 'machen', amzer 'Zeit' u. s. w.).
Vgl. Loth, Les mots latins == Annales de Bretagne VI, 640.
— Bei der Benutzung der Quantitätsangaben von Legonidec ist zu
beachten, daß er ein geschlossenes e durch e bezeichnet (ed 'Ge-
§ 207] Gruppen von Vokalen. 305
treide', spered 'Geist') und so die Bezeichnung der Quantität bei
diesem Laute ausschließt.
IV. Gruppen von Vokalen.
§ 207. Gruppen von silbischen Vokalen gab es in der idg.
Ursprache (wenigstens in unzusammengesetzten Wörtern) nicht.
Auch die Aufeinanderfolge eines silbischen i^ u und eines zweiten
Vokals, die in einigen idg. Sprachen häufig ist, ist sekundär; ur-
sprünglich wurde ij + Vok., uw + Vok. gesprochen. Von dem
Vorhandensein des j, w zeugt auch das Keltische: c. dydd 'Tag' :
lat. dies, vgl. § 45, 5 S. 67f. und auch § 45, 2, 3 (c. daiar
u. s. w.); c. clywed corn. clewas br. klevet 'hören' : lat. cluere
'genannt werden', vgl. § 42 S. 61 f.
Neben der alten Dissimilation uw ^ iw scheint das Brit. bei jungem
Zusammentreffen von u + Vokal eine Dissimilation uw N ow zu kennen.
So erklärt sich vielleicht c. cneu-en *Nuß' br. kraou-en ir, cnü §95,3
S. 155; aus *knud-s entstand *knu und daraus vor dem Singularsuffix
*knuw-, *ktiow-; die Pluralforra (c. cnau u. s. w.) hätte sich nach dem
Singular gerichtet. Wenig klar ist mir ncorn. kanafan 'nux'. Ferner viel-
leicht auch c. lleu-en 'Laus' br. laou-en : ahd. lüs; die corn. Form
stimmt hier: acorn. loi<?en ^ ncorn. lüan (ncorn. Plur. low); daneben aller-
dings acorn. lewen-ki gl. cinomia (d. h. >cvv6juvia). Indessen kommt man
auch mit den Ansätzen * k?ioud-s, * lous- aus, gegen welche man nur ein-
wenden kann, daß sie außerhalb des Keltischen keine Stütze haben.
Wo durch Komposition zwei Vokale zusammenkamen, wurde
der Hiatus idg. durch Kontraktion oder Elision beseitigt (gall.
Art-albinnum neben ^AQToßqiya ON). Die Gepflogenheit der
EKsion lebt noch auf neukeltischem Boden weiter (vgl. § 169 S. 264
und ir. s-aidbir 'reich' aus so- + adbar), jedoch hauptsächlich
nur in der echten Präverbkomposition: fri-sa-teicomnacht Wb.
19c 8 'wozu es zuerteilt worden ist', aber do-ecom nacht Wb.
14c 33 'ist zuerteilt worden' (unecht komponiert); a con-id-r-eirb
Ml. 54b 1 gl. confisus, aber ro-eirpset 'sie übergaben' Ml. 43c 18;
ar-f-ema gl. excipiat Ml. 105a 8, aber fo-algim gl. consternor
Sg. 146 b 14. Häufig findet sich jedoch die nicht elidierte Form
auch in der echten Komposition: ni ru-anus Wb. 14d 29 'ich blieb
nicht' neben nad-r-an 'daß er nicht blieb' Wb. 14d 30. Und um-
gekehrt kann die elidierte Form ausnahmsweise auch in der un-
echten Komposition vorkommen: r-iccub-sa 'ich werde kommen'
Wb. 9a 19 (bes. bei gewissen Verben); regelmäßig wird ein o vor
dem infigierten Pronomen a elidiert: r-a-fetar 'ich weiß es'.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 20
306 Kontraktion im Irischen. [§ 207. 208
Durch den Schwund eines p (urkeltisch), s (in den beiden insel-
keltischen Zweigen), w oder j (im Irischen), g (im Britannischen)
und auch durch morphologische Vorgänge (Zusammensetzung u. s. w.)
sind jedoch zahlreiche Gruppen von silbischen Vokalen im Kelti-
schen entstanden. Diese sind zum guten Teil wieder durch Kon-
traktion oder Diphthongbildung, seltener durch die Entstehung eines
unsilbischen Übergangslautes im Hiatus beseitigt worden.
Die Diphthonge (unter denen die auf keltischem Boden neu
entstandenen die wichtigste Rolle spielen) sind bisweilen (nament-
lich im Br.) in zweisilbige Gruppen aufgelöst worden. Eine größere
Rolle spielen verschiedene Dissimilationen und Metathesen (der
silbischen Funktion oder der Elemente der Diphthonge) und die
Monophthongierung.
Kontraktion und Hiatuseinschub im irischen.
§ 208. Im Nachton ist der Hiatus im Ir. immer beseitigt,
und das Endergebnis ist ein air. kurzer Vokal, vgl. § 158 und
§ 159, 6. In der Proklise hat häufig eine ähnliche Entwickelung
stattgefunden, s. § 159, 6; vgl. air. dond öis 'den Leuten' (Präp.
do -h Dat. des Artikels ind); Fut. 3. Sing, unverbunden air. bieid :
verbunden bid; über dia, diar, lia, liar u. s. w. vgl. § 213.
Unkontrahiert bleiben im Ir. zwei Vokale, von denen der erste
der Auslaut eines proklitischen Präverbs oder eines infigierten Pro-
nomens, der zweite der Anlaut einer Verbalform ist. Beispiele aus
den ältesten metrischen Texten (Thes. II 290 — 359): ro-a nacht
'hat geschützt'; ro-erthar 'sei gewährt'; ro-issam 'mögen wir ge-
langen'; do-da-ascansat 'welche sie (eam) besuchten'; ar-do-
u facht 'welche sie (eam) erquickte'.
Ob ein betonter Vokal mit einem folgenden Vokal kontrahiert
wird oder nicht, hängt von der Qualität der beiden Vokale ab.
Kontrahiert wird wohl a oder o -{- e oder i, ferner o + o, unter
Umständen auch e -r e und wohl auch andere Fälle von gleichen
Vokalen. Wenn der letzte Vokal ursprünglich auslautend war,
wird in größerem Umfang kontrahiert. Die Entwickelung kann
durch das etymologische Bewußtsein gestört werden; auch kaim wohl
ein besonders junges Alter des Wortes (air. äer § 209) Einfluß
ausüben. Dagegen scheint die Chronologie des Konsonanten-
schwundes wenig in Betracht zu kommen; vielmehr scheint seit der
Zeit des ersten Konsonantenschwundes (des Schwundes des idg. p)
bis gegen Anfang der literarischen Überlieferung sehr wenig kon-
§ 208. 209] Kontraktion im Irischen, a + Vokal. 807
trahiert worden zu sein, so daß die in verschiedener Zeit entstan-
denen Hiatus gleich behandelt werden. Nur in wenigen Fällen ist
nach dem Schwunde eines p eine frühe Kontraktion eingetreten,
die mit den späteren Regeln nicht stimmt (ir. fo, for aus *u])0,
*upor; wenn ir. caera 'Schaf nicht von einer kürzeren Form
beeinflußt ist — was jedoch möglich ist — , ist auch dieser Fall
als alt zu betrachten). Denkbar ist es, daß der Schwund eines />
in der Proklise so jung ist, daß für diesen Fall Sondergesetze gelten.
— Die Untersuchung wird dadurch erschwert, daß fast keine metri-
schen Texte aus der air. und gar keine aus der älteren air. Zeit
überliefert sind. Unsere ältesten metrischen Texte können sehr
wohl Kontraktionen enthalten, die der Zeit des Wb. fremd gewesen
sind.
Anm. 1. Die im Air. (Mir.) noch bestehenden zweisilbigen Vokal-
gruppen sind im Nir. einsilbig geworden.
Anm. 2. Hiatuseinsohub spielt im Irischen keine KoUe. Das i von
air. adchuiaid Ml. 123 d 4 'was er erzählt hat'; nuie 'neu, neulich' Wb.
4b 29; 7c 7; 28b 29; nechtarnaii Wb. 25 d 14 'jemand von ihnen',
äaii gl. suos, aiib gl. de suis Ml. 75c 1; 92c 10; 121b 11; ar-roieit-sa
'ich habe erhalten' Wb. 6d 14; Akk. i-ssinn-aiar 'in die Luft', Gen.
aieir Wb. 25b 24, 12d 3; mir. aial §42 S, 60 kann kein volles./, sondern
nur einen kaum hih'baren Übergangslaut bezeichnet haben. Vgl. noch § 201
Anm. — Das gelegentlich geschriebene h (ahel = aial; air. cinn rehe
'after a time') ist nur graphisch.
§ 209. a + u wird kontrahiert im Dat. lau 'Tag' Thes. II
294, 3 (geschrieben lathiu, aber einsilbig Thes. II 319, 2); in Wb.
lau, läo, löu (und laithiu); nir. lö. Über brö 'Mühlstein' s.
S. 62. Wb. -tau, -töo 'bin'. Air. mäo, möo, möu, mö 'mehr'.
Schwierig ist mir. caur 'Held'. Oben § 42 Anm. 1 S. 62 ist auf die
Möglichkeit hingedeutet, daß die ursprüngliche Verteilung der Formen
Nom. caur, Gen. cur ad gewesen wäre; das u des Genitivs könnte aber
nach § 168 nicht au a-w, sondern höchstens aus u-a entstanden sein. Ein
Beweis dafür, daß caur ursprünglich zweisilbig gewesen ist, läßt sich
übrigens nicht liefern. Aber auch durch die Annahme der Entlehnung aus
dem C. wird mir weder die Lautform noch die Flexion des Wortes klar.
ä -{- e ist im Air. nicht kontrahiert: Wb. äer 'Luft', Gen.
aieir, Akk. i-ssinn-aiar 'in die Luft' (nir. einsilbig aer); vgl.
§ 126, 2 S.203; a + e: mir. ahel, aial 'a breeze' § 42 S. 60. In
einigen Fällen ist a -{- e über a -f a zu ä geworden: air. Nom.
Sing, lae 'Tag' (zweisilbig zu lesen), daneben laa (kann einsilbig
sein), nir. lä; bei cechtar n-ar 'jeder von uns' (§ 179, 1) hat viel-
leicht nicht nur der Schwund des p, sondern auch die Kontraktion
20*
308 0 + Vokal im Ir. [§ 210
in der Proklise stattgefunden. Unkontrahiertes a -\- i in air. äii
u. s.w. §208 Anm. 2 (auch in lai Gen. 'Tages'? nir. einsilbig lae
oder laoi). ä -^ i kontrahiert in laechraid 'Helden' Thes. II
290, 5, vgl. § 126, 2 S. 203.
§210. 0 + a ist im Air. unkontrahiert: ni ro-an 'ist nicht
geblieben' Thes. II 292, 16; foaid 'schlief Thes. II 315, 6; ro-
das-cload 'that . . . should turn them back' Thes. II 340, 4;
Wb. do-coad-sa 'ich ging', daneben do-chood; ad-chuiaid
§ 208 Anm. 2; Wb. oac 'jung' mir. öc nir. ög. Einsilbig in der
Proklise: fua chrü 'unter seiner Hütte' Thes. II 331, 4. In einer
Zwischensilbe schwindet das a; air. do-cotar 'sie gingen'; air. Wb.
öc-mil 'junger Soldat'; air. fochid 'Leid' 'temptatio', Inf. von
fo-saig-, unkomponiert saigid 'petere'.
0 + 0 ist kontrahiert: tuarcun gl. tribulatio Wb. Ic 19 (Inf.
von do-org-; analogisch dringt ua in Formen wie do-fuäircc
'welcher drischt' Wb. 10 d 6); air. Wb. föcre 'Verkündigung, Be-
fehl' (fo-od-gair-; verschlepptes Kontraktionsprodukt in fo-d-
uacair 'who proclaims it'). Vgl. § 219.
0 + u ist unkontrahiert in sous 'Wissen', m-atchous 'wenn
ich erzähle' Thes. II 337, 2. Vgl. Wb. lour 'genug', loun 'Reise-
kost' S. 61 (mir. nir. lör, nir. Ion; neben lör auch mir. nir. leör,
das ich nicht zu erklären weiß).
0 -\- e, i kontrahiert in foessam, foisam 'Schutz' Thes. II
299, 30; 306, 5 (von fo und sessam 'Stehen'? nir. faoiseamh);
töisech 'Führer' Thes. II 300, 9 (c. tywysog Ogam Gen.
TOVISACI nir. taoiseach; wohl von to- und idg. *w;ic?- 'wissen';
daß der Vokal der zweiten Silbe im Ir. nicht geschwunden ist,
beruht wohl auf dem Einfluß von tuus 'Führung, Anfang' in einer
älteren Form mit noch nicht eingetretenem t^-IJ miaut in der zweiten
Silbe; regelmäßiger Schwund in air. tossach nir. tosach 'Anfang');
böi, bäi 'war' Thes. II 301, 8; 309, 2; 317, 4; 318, 4 u. s. w.
Kontraktion von o -\- e kommt ferner in mehreren Formen des
Verbums ar-fo-em- vor: 3. Sing, Konj. ara-foima Ml. 17c 3
(neben ar-f-ema mit Elision nach § 207); Kontraktion von o mit
einem e, hinter dem ein Nasal geschwunden ist, in ar-röit AVb.
32 d 10 'er hat angenommen' (erneuert ai-ro-et Ml. 17c 7; 1. Sing,
ar-roieit-sa Wb. 6d 14). o + ^ ist kontrahiert in dem Kompositum
Gen. roida für ro-fida 'des großen Waldes' Thes. II 290, 11.
Keine Kontraktion in dem fremden Namen Noe Thes. II 300, 5;
302, 2 und in fut ro-it gl. fut erchora 'the length of a cast*
§ 210—212] Ir. 0 + Vok., u + Vok., e + Vok. 309
Thes. II 345, 2. Auch bei dem nicht kontrahierten ni rois Thes.
II 290, 13 'du wirst nicht erreichen' (s. Verbalverz. ro-ic-) kann
das etymologische Bewußtsein mit im Spiele sein, o + I ist un-
kontrahiert in air. co-ir 'recht, angemessen' (c. cywir §43 S. 64);
der Vokal der letzten Silbe ist allmählich zu a reduziert worden,
vgl. CO air Ml. 48 a 8; 130 c 10; daraus kontrahiert nir. cöir, Arran
kör; Schwund des i in der Mittelsilbe in dem Subst. cöre 'Friede'
und in einigen Flexionsformen von coir (Nom. Plur. cöri; Kom-
parativ coru d. h. cöru Wb. 5d 37). Vgl. Kuno Meyer ßoänd
(Dat. Boi'nd), coirt.
§ 211. u verschmilzt mit einem folgenden Vokal nicht:
druid 'Druiden' Thes. II 314, 4 (Etymologie S. 61; nir. einsilbig
Nom. Sing, draoi, Gen. Plur. druadh); do-m thüus 'vor mir'
Thes. II 350, 15 (Vokalisation wie in cu-bus 'Gewissen'; nir. tüs).
Vgl. K.Meyer bruäch, brü'im, cuäch. Ebenso wenig verschmilzt
der Diphthong au (S. 55) mit einem folgenden Vokal: tüae Gen.
'schweigend' Thes. II 314, 3; aue 'Nachkomme' Thes. II 295, 10
(nir. nur proklitisch ua, ö); nüae 'neu', Akk. Fem. nüi Thes. II
314, 2; 346, 1 (vgl. die Schreibung nuie in Wb., § 208 Anm. 2;
nir. einsilbig nua; das air. zweisilbige nuabla Thes. II 295, 8 wird
von Stokes durch 'new reports' übersetzt und Goid.^ 178 als ein
Kompositum von nuie 'neu' aufgefaßt; das wäre mir höchstens
unter der Voraussetzung glaublich, daß das zweite Kompositionsglied
betont wäre). — f o 'unter', f or 'auf' sind gemeinkeltisch kontrahiert.
§ 212. e •{• a unkontrahiert in air. deacht 'Gottheit', e 4-
auslautendem o ist kontrahiert in breo 'Flamme', leo 'bei ihnen'
Thes. II 325, 15; 340, 4; dagegen e + o unkontrahiert in teuir
'drei' (fem.) Thes. II 291, 6, vgl. Kuno Meyer beüs (nir. fös
'noch'; zur Etym. vgl. S. 271). Beispiele für den Schwund eines o
nach e in einer Mittelsilbe: air. dedenach 'der letzte' (didenach
Ml. lOOd 5; 126b 13; Neutr. Plur. dedencha Wb. 30d 12), de-
den 'der letzte' (als erstes Kompositionsglied Sg. 14a9; Gen. Fem.
didine Ml. 113c 1) : zu ir. deod 'Ende' c. di-wedd; air. bethu
'Leben' nir. beatha : *gmwo4üt'S (beothu Wb. 3c 2 steht w^ohl
unter dem Einfluß von beo 'lebendig'). Air. Nom. Plur. beodai,
Dat. Plur. beodaib Sg. 117al, 39a 11 werden erneuerte Fonnen
sein, neben denen eine Zeitlang die lautgesetzlichen Formen *bede
u. s. w. gestanden haben; von da aus drang das Nebeneinander
von e und eo in andere Wörter; neben air. (Wb.) trede 'Dreiheit,
drei Sachen' steht treodatid (Akk.) 'Dreiheit' Wb. 26a 29, treode
310 Ir. e + Yok., i + Vok. [§ 212. 213
gl. tricuspis Sg. 67b 2; eine andere Neubildung ist creodai Ml.
18a 11 4ehmern' (zu cre § 45 Anm. S. 68); jünger ist mir. deoda
^göttlich' (air. diade). — Sehr auffällig ist das gebliebene o in
eorna ^Gerste', wenn die §44 Anm. 2 S. 65 vertretene Etymologie
richtig ist; man muß dann wohl annehmen, daß eorna eine ver-
hältnismäßig späte Erweiterung eines o- oder ä-Stammes *eorn ist.
e ■\- e kontrahiert in iar § 54 S. 93; siasair 'saß' Thes. II
327, 13 (redupliziert?; s. Verbalverz. sad-). Unkontrahiert in di
mi'li deec 'zwölf tausend' Wb. 15b 1; deec wird später zu deac
(zweisilbig; Thes. II 308, 17), mir. dec, nir. deag (Arran d!eg);
zur Etymologie s. § 53 Anm.; deed 'träge' Wb. 25c 19, Gen.
deeid Ml. 82c 5, Dat. Plur. deedib Ml. 131d 11: lat. de-ses;
dazu deess 'Trägheit' Wb. 25b 9, vgl. Mi. 35c 10, 46b 2; cinn
rehe 'after a time' Wb. 4c 11; Wb. desercc '(christliche) Liebe',
dearc [Wb.] 33d 6, aber Dat. deircc Wb. 25a 36, mir. derc
nir. (einsilbig) dearc, deirc. Schwund des letzten e in einer
Zwischensilbe: ir. timme § 54 S. 93; in tris-dec-di Ml. 72c 8
gl. tertii decimi.
§ 213. i wird meist mit einem folgenden Vokal nicht kon-
trahiert. Beispiele aus den ältesten metrischen Texten: o ru-biam
'wenn wir sind' Thes. II 293, 18; fri gniaid 'zum Diener' 310, 1;
in diaid 'nach' 340, 3; triar 'drei Personen' 331, 3; ind niad
'des Helden' 345, 1; iach 'eines Lachses' 345, 2; triun 346, 7
(falsch für tri an 'Drittel'); criol 'Korb' 347, 3; friu 'gegen sie'
340, 5; gniae 'Diener' 315, 5; liae 'Flut' 315, 4.
In der Proklise ist jedoch die einsilbige Geltung einer urspr.
hiatusbildenden Gruppe ia vorherrschend: dia imditin 'zu seinem
Schutz' Thes. II 292, 11; dia rath 'von ihrer Gnade' 326, 6;
diar fortacht 'zu unserer Hülfe' 304, 2, vgl. 301, 9; 359, 6;
303, 4; 304, 3 u. s. w.; dia-fognad 'denen . . . diente' 309, 3
u. s. w.; fri a sain-dän 'at his special art' 293,14; liar n-athair
'mit unserem Vater' 305, 3, vgl. 340, 3; 341, 4. Aus dia, diar
entsteht mir. da, dar, § 170 Anm. S. 264. Zweisilbiges dia,
fria, lia ist seltener (Thes. II 319, 3; 320, 5; 346, 5; 341, 4;
346, 3).
Kontrahiert ist ^ + auslautendem i in bi Vok., Gen. 'lebendig'
Thes. II 291, 17; 332, 5 (Wb. bii, bii, wohl zweisilbig wie Fei. 1 20).
Kontrahiert ist i + auslautendem u in i-t biu 'in thy lifetime'
Thes. II 319, 1 (auch in in -diu 'heute' 292, 7, vgl. aber darüber
§ 199 S. 294). Ferner ist i ■\- u konti'ahiert in der zweitletzten
§213.214] i + Vok. im Ir. Kontraktion im C. 311
Silbe in dos-fiuscad 'erweckte' Thes. II 316, 2 (di-od-sech-;
nir. düisgim, düisighim); daß u (wie in diummus 'Stolz' u. s. w.)
nicht geschwunden ist, mag von dem etymolog. Bewußtsein abhängen.
Die häufige zweisilbige Gruppe ia läßt sich vielfach auch ohne
die Hülfe der Metrik von dem Diphthong ia unterscheiden. Nur
das zweisilbige ia kann durch Infektion zu iai, ii oder iu werden
(also ist z. B. liaig 'Arzt' zweisilbig; metrischer Beleg bei Stokes,
KZ XXXV 595; vgl. biad 'Essen', Dat. biud, Gen. biid). Und
nur das zweisilbige ia kann nach den Regeln in § 168 mit e
wechseln (vgl. Thurneysen, Keltoromanisches S. 84): Gen. lega,
Dat. Plur. legib von liaig (das Lehnwort got. lekeis braucht wohl
nicht eine kontrahierte kontinentkeltische Form vorauszusetzen; eine
Form mit hiatusbildendem e-e genügt); ir. iarn 'Eisen' (S. 73):
ern-bäs 'Tod durch Eisen' (Thes. II 352, 4); ir. scian 'Messer'
(§ 45, 6 S. 68): Plur. scena (nir. sgian, Plur. sgeana Arran
sgpn [einsilbig], Plur. %'an9); ir. biail 'Beil' (§45,2 S. 67) : Gen.
bela Ml. 112b 12, LL 117b 43 (mit Längezeichen geschrieben
LL 117 b 26; für das Nir. wird als Gen. beala und beala an-
gegeben; das e ist mir unklar; jedenfalls eine Neuerung); Kondi-
tionalis no-biad 'er würde sein' : 1., 3. Plur. no-bemmis, no-
betis; triath 'Meer' : Gen. trethan (§ 108, 3 S. 179); air. firian
'gerecht', Plur. firiäin (S. 92) : firinne 'Wahrheit' (daneben mit
analogischer Lautgestalt firianigedar 'rechtfertigt'); grian 'Sand'
(§ 45, 2 S. 67) : nir. grinneall ds. (auch mir. A'th ngrena ON
"Sandfurt"?); air. dias 'zwei Personen', Dat. diis : Gen. desse
Wb. 13a 6; ir. gemred 'Winter' § 45, 2 S. 66. In mir. leine
'Hemd' : ac. liein nc. lliain 'Leinwand' br. lien 'toile' muß die
erste Silbe von jeher lang gewesen sein.
Anm. In der zweisilbigen Gruppe ia ist a oft aus einem anderen
Vokal entstanden, der bisweilen auch belegt ist: air. firion 'gerecht' =
firian mc. gwirion; huasal-lieig gl. archiater Thes. II 24, 38.
Kontraktion und Hiatiiseinschub im Brit.
§ 214. Im Cyinrischen hat Kontraktion von zwei ursprüng-
lich getrennten Vokalen in sehr großem Umfang stattgefunden.
Beispiele in § 159, 2 — 5 S. 2521 (c. heddyw corn. hethew mbr.
hiziu), §48 S. 73 (c. teir, pedeir corn. ter, tyr, peder, pedyr
br. teir, peder; c. wyt 'du bist' corn. os mbr. out), § 54 S. 92,
§ 59 S. 96if. (c. maen corn. man br. mean), § 180 (c. gwell-
häd 'Verbesserung' br. gwellät '(sich) verbessern'), § 203 Anm. 2
312 Kontraktion im C. [§ 214
(änt, ffont u. s. w.). Weitere Beispiele deugain *40' (mc. deu
*zwei' -f ugain); dewr 'Held' (einsilbig) : ir. dag-fer 'a noble-man',
c. mewn (einsilbig) : ir. medön, § 67 Anm. 3 S. 112. Die Kon-
traktionen verteilen sieb auf wenigstens zwei Perioden; denn es
kann nach inneren und äußeren Kriterien nicht zweifelhaft sein,
daß die auf dem Schwunde eines j, s, p oder einem lateinischen
Hiatus beruhenden Kontraktionen schon zur Zeit, wo das ^ noch
intakt war, vollzogen gewesen sind; aber auch die Kontraktionen
nach dem Schwunde eines ^ finden sich in allen brit. Sprachen.
Kontraktion ist im C. immer eingetreten, wenn die beiden
Vokale gleich waren, und wenn der letzte Vokal ein enger Vokal
(u, ü, y, i) war, oder wenn ein e auf ein a oder o folgte. In
diesen Fällen findet sich zweisilbige Aussprache nur infolge ana-
logischer Umbildung oder Neubildung: töen (d. h. to-en) 'Stroh-
garbe', töedig 'gedeckt', deffröydd 'Erwecker' (dabei ist noch zu
beachten, daß die Wörterbücher oft das Trennungszeichen auch da
verwenden, wo in Wirklichkeit einsilbige Aussprache stattfindet:
cyfleu 'to collocate' statt cyfleu, des Akzentes wegen, der natür-
lich auf der kontrahierten Silbe hegt; s. Rowland, Gramm. § 41,
43, 45).
Ferner wird i vor einem Vokal zu / im absoluten Anlaut und
nach einem inlautenden Konsonanten: iawn 'gerecht' (S. 92), eri-
oed 'je' mc. eiryoet (eig. "in seinem Leben"; Präp. ar + mc. y
nc. ei 'sein' + mc. oet nc. oed 'Leben'); gwirion 'unschuldig'
(§ 213 Schluß). Dagegen bleibt i silbisch nach einem anlautenden
Konsonanten: dial 'Rache', diosg 'entkleiden', priod 'Gemahl,
Gemahlin', diwrnod 'Tag', rhiain 'Dame'.
Wenn der letzte Vokal weit ist, bleibt (von den soeben ange-
deuteten Fällen mit i > j abgesehen) der Hiatus bestehen: def-
froant 'sie erwecken', caruaidd 'liebevoll', hyaw dl 'beredt', eang
'weit', de all 'verstehen', eos 'Nachtigall'.
Anm. 1. Aus dem obigen ergeben sich die Leseregeln für das Zeiclien
1 (vgl. S. 69 f.). Nur ist zu beachten, daß sie natürlich für moderne Lehn-
wörter aus dem Englischen nicht gelten (in sialc 'chalk' bezeichnet si
den Laut *, in miwsig 'music' ist i unsilbisch), ie 'ja' ist zweisilbig.
Anm. 2. Die Leseregeln für das Zeichen tv sind sehr einfach. Das
Zeichen hat neben einem Vokal immer unsilbische Geltung außer in dem
Diphthong wy (wy, üy). Ob die Zeichengruppe wy als wy oder als wy, üt/
zu lesen ist, hängt von der Etymologie ab; die Etymologie gibt aber ge-
wisse allgemeine Regeln auf die Hand: 1) Nach einem anlautenden Kon-
sonanten ist (in einem einsilbigen Worte) üi/ zu lesen; nur nach ch und
§214 — 216J Kontrakt, u. Hiatuseinschub i. G. Kontrakt, i. Com. 313
g kann auch ivy vorkommen; 2) im absoluten Anlaut ist (in einem ein-
silbigen Worte) üy zu lesen: wybr 'Himmel', ^yr 'Enkel', ^yth 'acht',
\Vyf 'ich bin', wyt 'du bist', wyn 'Lämmer'; 3) nach einem Vokal in
der Kegel wy (Ausnahmen: awyr, garawys, grawys § 12G, 2, 3 S. 203),
nach einem inlautenden Konsonanten in der Eegel uy. gwanwyn 'Früh-
ling'. Über den Übergang eines uy in wy s. § 221.
Anm. 3. Jüngere Kontraktionen der nach den obigen Regeln unkon-
trahierten vortonigen Vokalgruppen kommen in der Umgangssprache vor,
Beispiele aus dem Dialekt von Carnarvon: g'alan 'Angelrute' gwialen
(leniert wjalan); xwjadan 'Ente' hwyaden; g'alxan 'Amsel' mwyalchen
(leniert wjalxan; die nicht lenierte Form ist eine Analogiebildung); durnod
'Tag' diwrnod. Einige derartigen Formen mögen auch in die Schrift-
sprache gedrungen sein; so etwa miaren 'bramble, briar' neben mwyar
'Brombeeren', gwanwyn 'Frühling' S. 74. Auch können Formen wie
dioddef 'ohne Leid' metrisch als zweisilbig verwendet werden.
§ 215. Als Hiatuseinschub scheint im C. unter Umständen
(bes. nach a) ein v vorzukommen: c. llyfu 'lecken' §59,5 S. 100;
gwyryf 'Jungfrau' § 138, 4 S. 223; gwelyf 'Bett' neben gwely
§ 59, 4 S. 98. Das v wird besonders vor gerundeten Vokalen ent-
standen sein, vgl. levyä = lleoedd 'Stellen', Sweet S. 429 (in
ivaTok 'jung' = ieuanc ebenda muß das v von dem vorhergehenden
Diphthong abhängig sein),
Anm. In c. afu 'Leber' neben au, iau ist v kein Hiatuseinschub,
sondern ein ursprünglicher, in au, iau geschwundener Laut, vermutlich
ein altes w^ vgl. acorn. aui br. avu air. 6a {ow- : aw- wie in den S. 61
angeführten Fällen; Endung und Etymologie unklar). — Ob das v von
nyfio 'schneien', deifio 'sengen' (§ 63, 1 S. 108) ein Hiatuseinschub sein
kann, ist sehr zweifelhaft; vor einem j ist ein Hiatuseinschub jedenfalls
nicht berechtigt. [Vgl. jetzt Loth, Melanges Havet, S. 237 — 240, der in
dem V die Fortsetzung der labiovelaren Media aspirata sieht.]
§ 216. Im Cornischen haben Kontraktionen in einem ähn-
lichen Umfange wie im Cymrischen stattgefunden; vgl. die Bei-
spiele im Anfang von § 214. Es kommen dazu noch einige weitere
Fälle: mcorn. dor 'Erde', ncorn. mör 'raora', mcorn. hörn 'Eisen'
(S. 66, 67, 73).
Die Regel für i y j ist ähnlich wie im C; also Hiatus in
dyenkys 'entflohen', j in guiryon 'unschuldig'. Also überhaupt
Hiatus in wesentlich denselben Fällen wie im C: pryes 'Gemahl',
lues 'viel' ac. Haus mc. lluaws. Der Hiatus ist vom etymologi-
schen Bewußtsein bewirkt in corn. golyow 'Wunden' u. s. w. Dem
0. iawn 'gerecht' entspricht corn. evn, ewen.
Beseitigt ist der Hiatus durch Einschub in corn. y y-amach
'ihr Bild' (§ 276) und in dewes 'Trank' acorn. diot mc. diawt
314 Kontraktion und Hiatuseinschub im Br. [§217.218
nc. diod mbr. diet; in corn. dywolow Plur. 'Teufel' ist wohl
der zweite von den hiatusbildenden Vokalen im Yorton geschwunden
[w dann für v); der Sing, dyowl, dyaul, jawl ist einsilbig mit
anlautendem g, vgl. Lhuyd S. 54.
^ 217. Auch im Bretonischen haben die Kontraktionen
ungefähr denselben umfang wie im Cymrischen. Ein i vor einem
Vokal bleibt nach einem anlautenden Konsonanten silbisch (mbr.
diaoul 'Teufel', priet 'Ehemann, Ehefrau', lyen 'Leinwand', lies
'viel', liammou 'Bänder'; in der Proklise findet sich einsilbige
Aussprache in mbr. diar 'von', diouz 'gegen'), wird aber nach
einem inlautenden Konsonanten unsilbisch (mbr. guiryon 'wahr',
guirionez 'Wahrheit'; zahlreiche hiatusbildende i finden sich jedoch
auch im Inlaut unter dem Einfluß des etymologischen Bewußtseins
oder in Lehnwörtern, z. B. in mbr. goulyau 'Wunden', nation
'Nation' u. s. w.). Im absoluten Anlaut kann ein i silbisch bleiben
(mbr. youll und eoll 'desir, bonne volonte' nbr. ioul, vgl. abr.
aiul [d. h. a iul] gl. nitro, worin i übrigens an die Stelle eines
e getreten ist: c. ewyll 'Wille'; dem c. iawn entspricht br. eeun
eön). Br. ia 'ja' ist einsilbig. — Beispiele für den Hiatus (laut-
gesetzlich oder vom etymologischen Bewußtsein bewirkt) im Mbr.i.-
aemp 'wir gingen'; a-eur 'Glück' (lat. oder frz.? vgl. § 131, 3
S. 212); broys 'gens du pays'; dou-ar 'Erde'; croe-adur 'Kind';
clou-ar 'lau'; roanes 'Königin'; scou-arn 'Ohr'; buan 'schnell';
truez 'Mitleid'; buez 'Leben'; leanes 'Nonne' (c. lleian); dle-
our 'Schuldner'; merdeydi 'Matrosen' (Sing. nbr. merdead).
Eine von zwei gleichen Vokalen (ee, aa) bestehende Gruppe ist
immer als zweisilbig gemeint; heute hat jedoch in der Aussprache
Kontraktion stattgefunden: reer 'man tut', lakaat 'setzen'; vgl.
Ernault, Gramm. S. 4. — gwiaienn und gwalenn 'Rute'.
§ 218. Ein j als Hiatuseinschub ist im Mbr. und im Nbr.
im Satzzusammenhang häufig: mbr. me a i-a, me y-a; me y-el,
me y-elo 'ich werde gehen'; a y-ez '(welcher) ging'; a i-oa
'(welcher) war'. Ein v als Hiatuseinschub kann im Nbr. vor den
Diphthongen oa^ oe erscheinen: aoualc'h a v-oad ak a v-oelvan
'genug des Blutes und der Klage' (lenierte Formen von goad und
goelvan).
1. Im Nbr, können einif^e von diesen Fällen (Z. B. douar 'Erde')
metrisch als einsilbig verwendet werden.
§ 219, 1] Diphthongierung. Ir. e > ia. 315
Die Diphthonge.
§ 219. (Entstehung von Diphthongen.) Neue Diphthonge,
die durch Kontraktion von zwei urspr. hiatusbiklenden Vokalen
entstanden sind, sind in § 209 — 217 angeführt. Diphthonge, deren
letztes Element durch die Vokalisierung eines Verschlußlautes ent-
standen ist, werden in § 201, 2 und § 329 besprochen. Über l >
IV im Br. vgl. § 88, 2 S. 137. Im Brit. sind aus den idg. Grup-
pen Vokal + w bez. j + Vokal teils durch Abfall des zweiten Vo-
kals (bes. im Auslaut; vgl. aber auch § 42 Anm. 1 S. 62), teils
durch Verschiebung der Silbengrenze Diphthonge entstanden; über
die starke Dissimilation der Gruppe ij (zu c. ai, oe u. s. w.) s.
§ 45, 2—3 S. 66 f., § 48 S. 73. Über Diphthongbildung durch
Epenthese s. § 250, § 251, § 255 ff. Außerdem sind Diphthonge
durch qualitative Dissimilation der Zeitmomente eines einheitlichen
(langen) Vokals entstanden.
1) a) Der aus idg. ei entstandene lange V^okal e (§ 40) ist
im Ir. vor unmouillierten Konsonanten über ea zu ia geworden.
Belege für die Zwischenstufe ea sind Thes. II XV, XVI aufge-
zählt: Druim leas = Druim lias ON, dea 'Gott', feadinne
gl. labruscas. Dazu noch feal Wb. 13a 29 gl. honeste 'scham-
haft' = mir. fial c. gwyl 'modest, bashful' (Wb. schreibt sonst ia;
ea muß Beminiszenz aus einer älteren Orthographie sein). Aber
auch die Schreibung ie kommt vor: Fiechrach MN = Fiach-
rach, ier-sin ^nachher' == iarsin Thes. II XVI; grien-tairisem
'Sonnenwende' Thes. II 25, 34. Vgl. zu diesem Schwanken den
lit. Diphthong ie, der dialektisch als ea klingt. Die irische Diph-
thongierung setzt eine offene Aussprache des e voraus ; vgl. die Ent-
wickelung e (offen) > ie in lat. febris (dessen e zunächst zu offenem
e wurde) > fr. fievre, lat. caelum (ae zunächst zu offenem e ge-
worden) > fr. ciel. — An der Diphthongierung zu ia nimmt Teil
lat. e und ein früh kontrahiertes e + e, s. § 212; wahrscheinlich
auch noch andere Fälle, vgl. unten über die brit. Entwdckelung.
Niemals zu ia diphthongiert wurde das durch Ersatzdehnung nach
§ 201, 1 entstandene, vermutlich geschlossenere e.
b) Das aus einem idg. t<;-Diphthong entstandene ö und auch
ein in verschiedenen anderen AVeisen entstandenes ö wird im Ir.
(vor mouillierten und nicht mouillierten Konsonanten) zu lui diph-
thongiert. Vgl. Zupitza ZfcPh. III 275—282. Unsere ältesten
Denkmäler bieten noch ö (z. B. Wb. prima manus boid 'Sieg',
316 Ir. ö > ua, [§ 219, 1
so OS gl. sursum, später buaid, suas). Der flauptschreiber des
Wb. hat nur vor gewissen Konsonanten Diphthongierung. So zu-
nächst vor den Dentalen s, d, /, t^ r, l, n: suas ^hinauf, buaid
^Sieg', f athuaith ^nördlich', tuati gl. qui foris sunt, ^Laien', cuairt
'Umkreis', ro-cuale 'hat gehört', fuan 'paenula', suan 'Schlaf,
uäin, uain 'Muße, Leihen', suanemuin 'Seile'. Ferner vor T/^m;
srüaim 'Strom'. Vor h war die Diphthongierung noch im Werden:
obar 'Übermut' Wb. 27a9, aber uabar 13b 14; vor dem lenierten
m ist der Diphthong nicht belegt: hömon 'Furcht', nir. uamhan.
Vor den Hinterlingualen kommt der Diphthong nicht vor: ög
'jungfräulich', öge 'Jungfräulichkeit'; conoigset 'nähten' (nir.
fuaghaim 'nähe'); log 'Lohn' (so auch Ml.; Sg. luach nir. luach);
trog 'elend, unglücklich' (nir. truagh); öcht 'Kälte' (Ml. huacht,
nir. fuacht); tröcaire 'Mitleid'. Einige Störungen der Regeln
haben sich schon eingeschlichen. Das auslautende o gewisser Prä-
verbia müßte mit einem folgenden o je nach dem darauf noch fol-
genden Konsonanten teils ua, teils ö ergeben: tuarcun gl. tribu-
latio (mit verschlepptem ua: do-füaircc 'welcher drischt'), tuar-
gab 'hat erhoben', aber tobe 'Abschneiden' (s. Verbalverz. ben-),
föcre 'Verkündigung, Befehl'; man findet jedoch Verschleppung
teils von ö, teils von ua: törmach 'Vermehrung', törtrommad
'Bedrückung', fo-d-uacair 'who proclaims it', tuaichle 'astutia'
(Ml. in tuachall gl. uersute; vgl. Verbalverz. cel-, ciall-). Ferner
ist zu beachten, daß die Diphthongierung nui' in betonter Silbe
eintritt: suas 'nach oben', aber os cech anmimm 'über jedem
Namen' (analogisch in der betonten Form der Präp. : ösib 'über
ihnen'); uäir 'Stunde', aber höre 'weil' (proklitisch), fo chetöir
'sofort' (nachtonig) (es finden sich hier Störungen: huare, huaire
'weil' Wb. la 3; 2a 18, 19; co-höir 'für eine Zeit' Wb. 18d 10,
Gen. höre 16b 5; ind-or-sa 'jetzt' hat einen kurzen Vokal und
ist mir unklar; etwa mit in-diu 'heute' §199 gleichartig?); uaim-
se 'von mir', uad-fialichthi gl. reuelatä, auch uam braithrib
'von ihren Brüdern' [Wb.] 34a 6), aber immer ö, o 'von, seit' (un-
betonte Präp. und Konj,; in Sg. finden wir ua Lothlind 'von
Lothland'); ön, sön 'dies' (in enklitischer Stellung aus sodin ent-
standen); inmedöncha Plur. 'Eingeweide', medön-testimin
'Zwischentext', comthin öl 'Versammlung', furöil 'zuviel', deröil
'gering', preceptöir 'Lehrer'.
Die Diphthongierung ö y ua muß in ihrem vollen Umfang
schon vor Beginn der mir. Periode vollzogen gewesen sein. An
§ 219, 1] ö > wöf im Ir. 317
der Diphthongierung nehmen teil: 1) ö aus einem idg. Diphthong
(§ 37); auch der aus idg. op vor n entstandene Laut (§ 56); 2) ö
aus 0 + 0 (§ 210); 3) das durch Ersatzdehnung nach § 201, 1 b, c
entstandene ö (buain, suanem, uan; rocuale, vielleicht smuai-
nim, u. s. w.); 4) ö in lat. Lehnwörtern aus lat. ö: mir. scuap
'Besen', air. gluas 'Glosse', uar, uair 'Stunde' §127, 1; 5) ö aus
ä in ir. obar, uabar, vgl. § 32, 3 S. 49. Es gibt jedoch im Ir.
ö-Laute, die nicht diphthongiert worden sind. Von Fällen wie nir.
oigh 'Jungfrau', tröcaire 'Barmherzigkeit' wird abzusehen sein; hier
liegt wohl nur eine auf die Zeiten des Wb. zurückgehende kirchlich-
schriftsprachliche Tradition vor. Wirklich in Betracht kommen da-
gegen die folgenden Fälle, in denen niemals Diphthongierung ein-
getreten ist: 1) ö aus o -\- a^ o-\-u: mir. öc nir. ög 'jung' aus air.
oac; mir. nir. öl 'trinken' air. oul (Dat.); nir. lör 'genug', lön
'Reisekost' aus air. lour, loun. Diese Kontraktionen sind vielleicht
erst nach der Vollziehung der Diphthongierung eingetreten. 2) ö
im Auslaut und vor Vokalen: dö 'zu ihm' (danach döib 'zu ihnen'?),
fo-llö (und danach fu-lös, § 199); air. göo 'Lüge' (fri gua-
lamnada Thes. II 291, 4 wird eine flektierte [kontrahierte] Form
sein); mir. tö 'still, schweigend' (§37,2 S. 55; die Nebenform tua
wird aus den flektierten zweisilbigen Formen hervorgegangen sein);
air. atöo 'ich bin'; mäo, mö 'mehr'. Vgl. § 37, 3, 4. 3) ö aus
ow vor Kons. (§ 201, 3): cöre 'Friede'. Auf die Schreibung an
uaser 'ihr jüngster' neben an öser Thes. II 300, 7 (mit uasal
'hoch' reimend) ist nichts zu geben; die Verszeilen werden aus einer
Zeit stammen, wo noch keine Diphthongierung stattgefunden hatte
(oder wenigstens, wo die nicht diphthongierten Formen noch tradi-
tionell in der Poesie verwendbar waren); der Glossator hat uaser
als uas-fer verstanden. Die Diphthongierung von ö zu ua setzt
eine Aussprache vor, wonach der Laut gegen Ende offener war als
im Anfang; es liegt nahe zu vermuten, daß bei dem aus oiv ent-
standenen ö die umgekehrte Bewegung während der Aussprache
stattfand. 4) ö aus lat. au brit. ow: ör 'Gold', Pol 'Paulus', cöis
'Sache' (§ 131, 1 S. 211). Erklärung wie bei ir. cöre. 5) ö aus
(und neben) ä in air. mör, mär; vgl. möin 'Sumpf (§ 32, 3).
Man könnte annehmen wollen, daß hier eine offenere Qualität des
ö als in den diphthongierten Fällen vorlag; dies ist aber schon an
und für sich unwahrscheinlich, da auch ö > ua offen war; und der
Gegensatz zu obar, uabar, wenn dies Wort oben § 32, 3 S. 49
richtig gedeutet ist, ist dann unklar; eher ist daher anzunehmen, daß
318 Ir. ö > ua. Nir. Diphthonge. [§ 219, 1. 2
der Vokal unter dem Einfluß des m geschlossen geworden war,
obgleich ein solcher Einfluß z. B. in smuainim nicht zu spüren
ist. 6) ö aus lat. ä (pöc 'Kuß', § 126, 1 S. 202) und ö aus lat. ö,
wenn dies im Brit. mit lat. ä zusammengefallen ist (nöin 'noon',
§ 127, 1 S. 206), ö = c. aw (nös 'Sitte', rön 'Pferdehaar'; aber
auffäUigerweise ruainne, § 32, 3 S. 49), ö in Lehnwörtern aus
dem Englischen (= aengl. ä c. aw : rön 'Seehund', röt 'Weg',
§ 20 S. 21). VermutHch aus dem jungen Alter dieser Wörter zu
erklären. Vgl. noch ir, smöl, smölach 'Drossel' S. 73. 7) ö in
cöic 'fünf § 94, 3 S. 151. 8) ö in AVb. brön 'Kummer' nir.
brön, nir. srön 'Nase', nir. ton 'podex' (§ 201, 1 b, c); air. do-
rönad 'ist getan worden' (zu do-gniu).
Nach Beseitigung der chronologisch zu erklärenden Fälle er-
gibt sich also, daß man im Ir. vor der Diphthongierung zweierlei
ö hatte: ein offenes (während der Dauer der Aussprache offener
werdendes) ö und ein geschlossenes (während der Aussprache ge-
schlossener werdendes) ö. Weshalb die unter 7) und 8) genannten
Wörter den geschlossenen Laut hatten, ist nicht klar; brön und
tön haben im Gegensatz zu buain, suanem, uan altes u^ ü ge-
habt; dorönad hat aber o gehabt; ebenso srön nach der oben
S. 82 gegebenen Deutung.
Ein Teil der nicht diphthongierten ö-Laute sind im Nir. (meist
dialektisch) zu u geworden. Aus dem Arrandialekt führe ich an:
Lün 'Nahrung, Essen' (Finck; „selten"), mil 'mehr', küs 'Sache'
(schon mir. cüis), ?mm 'Torf, fra-n^7na 'Abend' (träth-nöna), yüs
'Sitte', Tun 'Seehund', smülax 'Drossel', küg, xüg 'fünf, srfm
'Nase', tun 'Ai'sch'. Die Gesetze dieses Wandels sind mir gänzlich
unklar. Aus Donegal führt Quiggin § 52 nur käg' 'fünf und küs
'Sache' an. Vielleicht hat das nir. ü Zusammenhang mit der air.
geschlossenen Aussprache.
Anm. 1. Die Diphthonge ia, ua betonen im Nir. (und betonten im
Air.) ihr erstes Element; ich habe die Aussprache als 7», üd, Finck und
Quiggin haben sie als i9, lo aufgefaßt. — Auf nir. dialektische Diph-
thongierungen (vgl. § 202, ll kann hier nicht eingegangen werden.
2) a) Das urkeltische e aus idg. ei ist im Brit. diphthongiert
worden, aber in anderer Richtung als im Irischen. Es muß zu-
nächst zu ei geworden sein, woraus durch Dissimilation c. tig (wy)
mcorn. oy br. oue (ue), oa. Diese Diphthongierung setzt eine ge-
schlossene Aussprache des e voraus; vgl. die Entwickelung e (ge-
schlossen) > ei > oi > oa in lat. debes, bibit (ital. beve) > afrz.
§ 219, 2] Diphthongierung im Brit. 319
deis, beit > frz. dois, boit (urspr. mit oi, später mit oe^ jetz^
mit oa gesprochen ; vgl. Nyrop, Gramm, bist, de hi langue franraise
I § 156 — 158). — An dieser Diphthongierung nahmen Teil: 1) das
idg. e, wo es nicht zu l geworden war, s. §34 Anm. S. 51; 2) ein
früh kontrahiertes e + i: c. wy-t ^du bist' S. 73 (ein entsprechendes
e -^ e kann ich nicht belegen); 3) das durch Anlautsdehnung ent-
standene e, s. § 28, 5 S. 38; 4) das lat. e.
b) Eine jüngere Diphthongierung eines (geschlossenen) e zu ei
vor d, ^ s im Br. ist in § 29, 2 S. 42 und § 257 Anm. 1 be-
sprochen. — Eine größere ßolle spielt die Diphthongierung eines
(offenen) e zu ea vor -x im Br. (Leon) : Leon beac'h 'Bürde',
deac'h 'gestern', breac'h 'x\rm', leac'h 'Ort' : mbr. bech, dech,
brech, lech. Dieselbe Diphthongierung vor -^ in Leon gweach
'Mal' : mbr. guez (vgl. S. 124 oben). Vor einem nicht auslauten-
den (und also nicht derselben Silbe gehörigen) x oder s erscheint
das ea lautgesetzlich nicht: Leon briad 'Armvoll', briata 'um-
armen', bian, bihan 'klein' (ir. beccän S. 103), a-wechou 'bis-
weilen'. Pluralformen wie breac'hiou, gweachou sind analo-
gisch. — Der Diphthongierung zu ea unterlag in Leon vor jedem
auslautenden Konsonanten der aus älterem ae nach § 223 ent-
standene offene e-Laut; so erklärt sich die scheinbare Metathese in
Leon kear 'Stadt', mean 'Stein' : c. caer, maen. Dagegen vor
einem nicht auslautenden Konsonanten: Leon belek 'Priester' (mit
geschlossen gewordenem e) : mbr. baelec; Leon lezen 'Milch der
Fische' : leaz 'Milch'. Vgl. M. Grammont, La metathese de ae
en breton armoricain, MSLXIV 180 — 189. — Die Diphthongierung
eines (offenen) e zu ea kommt, anders geregelt, auch im Dialekt
von V. vor; ihr unterliegt im haut-vannetais das aus ae entstandene
e vor x: leah 'Milch', tiegeah 'menage', madeleah 'Güte' (die
Endung = c. -aeth § 194); dagegen wird ein altes e vor x nicht
diphthongiert, und ein aus ae entstandenes e wird vor anderen
Lauten als x nicht diphthongiert: hueh 'sechs', ker 'Stadt'. Ln
bas-vannetais spricht man leh, madeleh u. s. w. Ferner findet
sich in V. Diphthongierung vor leniertem m: eaiT 'er', eaii 'Him-
mel', inean 'Seele', deail 'Schwiegersohn' (S. 48).
Im Neucornischen ist e, ö vielfach zu ea, oa diphthongiert
worden: dean 'Mann', mean 'Stein', eath 'acht', zeäß 'olla', noath
'nackt', oan 'Lamm', höar 'Schwester' (Lhuyd S. 15), hoarn
'Eisen', gwäv 'hyems' : mcorn. den, br. eiz, acorn. seit, mcorn.
noyth (noth), on (acorn. oin), acorn. huir mcorn. hörn, acorn.
320 Die c. und br. Diphth. Auflösung eines Diphth. [§ 219, 2. 220
goyf. Lhuyd führt auch undiphthon gierte Formen an; den 'Mann',
hör 'Schwester'. Daß die ganze Erscheinung nur graphisch wäre,
ist wegen der Angaben bei Lhuyd ausgeschlossen.
Anm. 2. Über c. aw aus abrit. ö s. § 182, 2 und § 32, 2 S. 48.
Anm. 3. Die c. Diphthonge sind sämtlich ic- und J-Diphthonge (wo-
bei ich unter J ein unsilbisches i oder y verstehe) ; sie sind sämtlich auf
dem ersten Element betont. — Die beiden Elemente eines neubretonischen
Diphthonges sind so annähernd gleich betont, daß es oft schwer zu ent-
scheiden ist, ob das erste oder das zweite Element als Silbengipfel zu be-
trachten ist. Im Wesentlichen werden die folgenden Eegeln zutreffen:
1) i ist als zweites Element eines Diphthonges dem ersten Element unter-
geordnet (und kurz): eil 'der zweite', neiz 'Nest', mui 'mehr'; 2) o. u, ö
ist als zweites Element dem ersten Element untergeordnet (und kurz):
taol 'Tisch', teod 'Zunge', eo 'ist', eneou 'Seelen', piou 'wer', diou
'zwei' (fem.), liou 'Farbe', riou 'Kälte', traou 'Dinge', daou 'zwei' (raask.),
faoutet 'gespalten', iaouank 'jung', eeun 'gerade'. Als erstes Element
ist ein t^j-artiger Laut (o, u) dem zweiten Element untergeordnet: noaz
'nackt', goanv 'Winter', boued 'Essen' (dies gilt jedoch, wie schon ange-
deutet, nicht für das m in mui; es gilt dagegen für das ganz anders ent-
standene M in gwir 'wahr', gwelet 'sehen', vgl. § 41 Anfang S. 59). Die
Entscheidung ist bei iou und oa recht schwierig; auch bei eo in deomp
'zu uns' habe ich geschwankt: unsilbisch ist das e in eontr 'Onkel' Jon^.
3) In den Diphthongen ae und ea ist das letzte Element untergeordnet.
§ 220. Auflösung eines Diphthonges in zwei hiatusbildende
Vokale hat vielleicht im Ir. bei dem Diphthong eu, tu stattgefunden
(§ 201, 2 Anm.). Die Schreibung eiui, worauf diese Vermutung
sich stützt, muß aber dann in Sg. (wo sie gerade besonders häufig
auftritt) nur historisch sein; denn zur Zeit dieser Handschrift war
die Aussprache (wieder) einsilbig. Durch Analogiebildung ist ein
diphthongisches ia zweisilbig geworden in ir. biad 'Essen' c. bwyd;
vgl. Sommer IF XI 236 f. über ir. sia (c. hwy) 'länger' und lia
'mehr'; über ir. dias 'Ähre, Spitze' s. § 221.
Im Br. ist die Auflösung eines Diphthonges nicht selten.
doue 'Gott' und roue 'König' sind im Mbr. einsilbig, jetzt zwei-
silbig; mouez 'Stimme' (aus afrz. vois) ist zweisilbig bei Loth,
Chrestomathie 341, 7. Das Gesetz ist mir unbekannt. Vgl. Er-
nault, Gramm. S. 66: „Les diphthongues peuvent, en general, comp-
ter pour une ou pour deux syllabes; mais il ne faut pas abuser de
cette derniere prononciation, surtout quand on ecrit dans un auti'e
dialecte que celui de Leon". Vgl. noch Legonidec, Dictionn. br.-
fr. S. 3 (wo angegeben wird, daß aer 'Schlange' zweisilbig sein
kann).
Anm. Die Auflösung eines Diphthonges gehört zwar nicht zu den
§ 221] Verschiebung des Silbengipfels. 321
allergewöhnlichsten sprachlichen Erscheinungen, ist aber keineswegs selten.
Sie hat gelegentlich im Französischen stattgefunden: grief, meurtrier,
sanglier, hier, groin, s. Nyrop, Gramm, hist. I § 296. Vgl. lit. dial.
Suva = suo 'Hund', serb. ije aus asl. <?, serb. «-o, i-o aus a/, il u. s. w.;
südalb. i-e, u-a. ü-e (wofür noch im Nordalb. Diphthonge gesprochen werden);
dazu noch KZ XXXIX 241. — Über die Auflösung der Triphthonge -aew,
-oew im Nc. s. § 233.
§ 221. Verschiebung des Silbengipfels hat im Ir. bei den
Diphthongen eo, eu, iu (§ 201, 2) stattgefunden.
Im C. ist wy bisweilen in zwei- oder mehrsilbigen Wörtern zu
wt/ geworden. Rhys, Lectures^ 131: „As to the diphthong wy,
when it Dccurs in an accented syllable followed by another syllable
in the same word, the accent under favourable circumstances shifts
from the w to the y, whereby the former becomes a semi-vowel,
as in gwydd 'goose', but gwyddau ^geese'". Ob Rhys hier die
Aussprache wy (wie ich vermute) oder die Aussprache W9 im Auge
hat, ist nicht klar (vgl. über die Aussprache der Gruppe wy als
wy, wd, u § 184).
Anm. Auf dieser Verschiebung des Silbengipfels beruht wohl der An-
tritt eines g- in c. gwyneb, gwybren statt wyneb, wybren § 28, 5
S. 38; das anlautende w wurde als Lenition eines gtv aufgefaßt. Ähnlich
in wylo, gwylo 'weinen' corn. ole, wole (allerdings geht aus § 302, 5
und aus br. goelo 'weinen' hervor, daß ein Vorschlag von g- auch vor up
denkbar wäre). Ein deutlicheres Zeugnis für die Verschiebung des Silben-
gipfels ist c. tywysen 'Ähre' neben twysen zu br. V. toezenn ds.,
Plur. toezad (auch tuezenn, tuezad) ir. dias 'Ähre, Spitze des
Schwertes'. Denn alles scheint mir darauf zu deuten, daß dies Wort ein
idg. ei hat; es ist aber in allen drei Sprachen volksetymologisch umge-
staltet worden; ob das ir. d statt t durch den Einfluß von dias 'zwei
Personen' hervorgerufen ist, mag zweifelhaft sein; jedenfalls ist aber dies
Wort daran Schuld, daß auch dias 'Ähre' zweisilbig sein kann (mit der
zweisilbigen Aussprache in Verbindung steht auch die nir. Nebenform deas,
vgl. nir. beala § 213 S. 311); das eingeschobene » in c. tywysen mag
auf Anschluß an tywysog 'Führer' beruhen; im Br. wurde das Wort mit
dem Worte für 'Sieb' (vgl. mbr. taffoessat 'sieben', V. taiTouiz 'Sieb')
assoziiert und nahm so die Nasalierung und den Vokal a vor dem w des
Diphthonges oe an; als später das Wort für 'Sieb' (unter frz. Einfluß?)
ein m annahm (nbr. tamoez), folgte auch das Wort für 'Ähre' : nbr.
tamoezenn. Wenn meine Deutung der Vorgänge richtig ist, hat der c.
Plur. tywys (neben twys) sich nach dem Sing, gerichtet. Etymologie:
etwa * steigsiä zu skr. icgas 'Spitze'.
Auch in nachtoniger Silbe kann c. uy zu wy werden. So wird
nach Silvan Evans in c. awyr, grawys (§126,2 — 3S.203) neben
dem älteren uy auch ivy gesprochen; gwanwyn 'Frühhng' (S. 74)
Pederson: Vgl. kelt. Gramm. 21
322 Triphthonge. Metathese in Diphthongen. [§ 222, 1. 2
wird von Silvan Evans mit dem alten uy angesetzt, hat aber in
Carnarvon wy. In einsilbigen Wörtern kommt c. wy aus uy nur
unter ganz besonderen Umständen vor. Für wy ^Ei' (§45, 1 S. 66)
wird als süd-cymrische Form wi angegeben. Dieselbe Verschiebung
in br. vi (V. ui). — ju scheint zu yw verschoben zu sein in c. uwd
§ 44 Anm. 2 S. 65. — Einige Verschiebungen des Silbengipfels
im Br. sind aus § 219 Anm. 3 zu ersehen.
§ 222. 1) In dem Triphthong uyw, ujw ist durch Dissimi-
lation im C. und Corn. der ursprüngliche Silbengipfel (u) verloren
gegangen: c. duw 'Gott' (ü aus y nach § 259, 1) mcorn. dew
(§ 40, S. 59). Daneben stehen Formen mit Schwund des w: br.
doue 'Gott', c. meu-dwy 'Einsiedler', eig. "Diener Gottes" (also
c. duw in betonter, -dwy in unbetonter Silbe? vgl. noch c. Gwas-
dwy MN, Dyfr-dwy Fluß-N. 'Dee', Rhys, Lectures^ S. 145 f.;
der Kasusunterschied — dwy ist überall Genitiv — spielt keine
Rolle). Es liegt nahe, corn. gew 'Speer, Schmerz', leniert wev
(S. 74, § 58, 3 S. 96) ähnlich wie dew 'Gott' zu erklären; indessen
scheint gueth, gweth 'schhmmer' c. gwaeth (§ 259, 2) darauf
zu deuten, daß nicht das folgende, sondern das vorhergehende w
für die Entwickelung entscheidend war; davon weicht aber dann
corn. goys 'Blut' c. gwaed ab.
2) Der Diphthong uj hat im Corn. und Br. in zwei Fällen
Metathese erlitten: c. dwy (fem.) 'zwei' acorn. dui in dui-vron
'Brüste' und dui-glun 'Arschbacken' mcorn. dyw, dew br. diou;
c. pwy 'wer' corn. pyw br. piou. Die Metathese hat also im
Auslaut eines einsilbigen Wortes stattgefanden. Ob corn. caradow
= c. cara-dwy (§ 37, S. 56) durch dieselbe Metathese in der
Schlußsilbe eines mehrsilbigen Wortes oder durch die Entwickelungs-
reihe oy y ö y ow zu erklären ist, bleibe dahingestellt. — Ein
aoled = oaled 'Herd' führt Legonidec an; vgl. noch br. eol 'Öl'
aus afrz. oile.
Anm. 1. Die Annahme einer Metathese der zweisilbigen Gruppe a-u
zu u-a zur Erklärung von ir. caur, cur ad u. s. w. ist in § 209 in Er-
wägung gezogen. Eine Metathese der zweisilbigen Gruppe i-a zu (diph-
thongischem) ai scheint unter Umständen im Acorn. vorzukommen: ac.
guiannuin 'Frühling' acorn. guaintoin (S. 74); c. gwialen 'Kute'
acorn. guaylen mcorn. guelen ncorn. PL gwaile (-e stumm).
Anm. 2. Die Entwickelung des Diphthonges ae zum Diphthong ea im
Br. (Leon) ist nur scheinbar eine Metathese, s. § 219, 2 b und § 223.
Anm. 3. Eine Fernmetathese scheint vorzuliegen in: c. adwy 'Bresche,
Paß' br. oade, ode 'Öffnung im Zaune als Weg für Vieh oder Wagen
§222,2. 223] Vokal-Fernmetathese. Monophthongierung. 323
(in Ouessant ado, s. Loth, Kc. XXIX 70; wohl zum w-Stamm ir. ath
*Eurt'); c. magwyr 'Mauer' abr. macoer nbr. moger f§ 124, 7 S. 199)
acorn. haloin br. c'hoalenn, holenn 'Salz'; mbr, nadoez 'Nadel'
Treguier noade (vgl. § 50, 9 S. 85) ; mbr. annoer 'Färse' nbr. ounner (vgl.
§19 8.21). Vgl. dazu noch c. colwyn 'junger Hund' acorn. coloin mbr.
quoalen nbr. kolen (§60 8.104). Dieselbe Behandlung der letzten Silbe
in br. oaled 'Herd' (§ 38 Schluß 8. 57) und in mbr. profoet 'Prophet'
nbr. profed. S. Ernault, Glossaire moyen-breton, unter oade. Ernault
vergleicht mbr. madaelez 'Güte', aznauodaeguez 'Kenntnis' u. s. w.
statt *-elaez, *-egaez; es fragt sich aber ob diese mbr. Schreibungen
nicht wie so viele mbr. Schreibungen phonetisch falsch und nur als ein
mißlungenes Antikisieren zu betrachten sind. Es handelt sich entweder
um eine "wirkliche Fernmetathese des 16^ (ich habe marvoad statt moarvad
*8ans doute' "ich weiß wohl" gehört); oder es bandelt sich um eine Fern-
assimilation der Vokale (dann wäre eventuell auch acorn. poruit gl, paries,
§ 125, 2 S. 201, in diesen Zusammenhang zu rücken); auf die Assimilation
wäre eine Dissimilation gefolgt; in oaled, profed läge nur die Dissimila-
tion vor.
§ 223. (Monophthongierung.) Fast sämtliche aus dem Idg.
ererbten Diphthonge sind im Keltischen früher oder später monoph-
thongiert worden. Dasselbe Schicksal hat auch einige der neu ent-
standenen Diphthonge getroffen. Vgl. § 37 — 40; für das C. zu-
gleich § 191, § 203, 3, § 204 Anm.; für das Cornische zugleich
§ 205. Für das Bretonische (vgl. § 194, § 186) sind zwei Fälle
hier noch zu besprechen. 1) Der Diphthong ao wird in Treguier
zu ö: Leon kaol 'Kohl', pe-naoz 'wie', taolenn 'tableau', paotr
^Knabe', aot 'Gestade', aotrou 'Herr' : Treguier kol, pe-noz,
tolen, potr, 6t, otro. 2) Der Diphthong ae wird in den ver-
schiedenen Dialekten in verschiedenem Umfang monophthongiert.
Im Dialekt von Leon findet die Monophthongierung nur vor einem
Konsonanten statt, bleibt aber im Auslaut aus und trifft niemals
ein aus mbr. az entstandenes ae: ac. caitoir gl. pube mbr. quae-
zour 'Schamhaare' nbr. kezour; mbr. baelec 'Priester' nbr. belek;
— c. caer 'Stadt' mbr. kaer nbr. Treg., Cornouaille, V. ker Leon
kear (§ 219, 2b); c. maen 'Stein' Treg., Cornouaille, V. men
Leon mean; — c. cae 'Zaun' Leon kae; c. sae Leon sae (§ 134
S. 216), aber in den anderen br. Dialekten ke, se; — mbr. azr
'Schlange' nbr. Leon aer (§ 186 S. 134) V. er; mbr. cazr 'schön'
nbr. Leon kaer V. ker (c. cadr 'stark' und die nbr. Formen setzen
'tr- voraus; dagegen spricht die abr. Schreibung cadr gl. decoreo
nicht; abrit. Belatu-cadrus GN hat daher fernzubleiben); ac.
datl abr. dadl (§ 86 S. 135) nbr. Leon dael; mbr. dazre 'Ebbe'
21*
324 Vokale zwischen gleichen Konsonanten. [§ 224
nbr. Leon daere; mbr. dazrou 'Tränen' nbr. Leon daerou V.
dareu (§ 77 S. 124). Vgl. Grammont, MSL XIV 180—189 (wo
auch hier übergangene Einzelheiten, Analogiebildungen u. s. w. be-
sprochen sind). 3) oe aus oz ist in nicht-letzter Silbe zu e geworden
in 1er ou, Plur. von loer 'bas, chaussure' mbr. louzr, vgl. acorn.
loder gl. caliga c. Ilawdr 'Hosen'. Mir unklar; dialektisch?
Anders mbr. gozro nbr. goero S. 97, nbr. moereb S. 134.
y. Vokale zwischen gleichen Konsonanten.
§ 224. Wo im Wortinnern der Vokal e (^) zwischen zwei
gleichen Konsonanten stand, ist im Ir. nach einem o der vorher-
gehenden Silbe der erste von den beiden gleichen Konsonanten
geschwunden, und als Fortsetzung des o + der das e enthaltenden
Silbe erscheint ein Diphthong oi. Man darf jedoch keineswegs
etwa die Entwickelungsreihe -ogeg-, -omem- > ~o-eg-, -o-em- (zwei-
silbig) > -oig-, -oim- (kontrahiert) ansetzen; vielmehr ist das e
wegen der gegenseitigen psychologischen Attraktion der beiden
gleichen Konsonanten geschwunden, und der Diphthong beruht auf
einer Art von Epenthese. Die Erscheinung, die älter als der
sonstige Schwund nachtoniger Vokale (§ 168) sein muß, ist be-
sonders häufig in den echt zusammengesetzten reduplizierten Verbal-
formen: air. do-röi-gu 'hat gewählt' (do-ro- *gegu) mir. dor-
röegu; air. for-roi-chan 'hat gelehrt, habe gelehrt' (for-ro-
*cechan). Ein anderes Beispiel ist ir. cöica 'fünfzig' nir. caogad
von ir. cöic nir. cüig (idg. '^pewkue) mit derselben Endung wie in
cethor-cha 'vierzig'; hier stand der geschwundene Vokal zwischen
zwei nur annähernd gleichen Konsonanten; vgl. air. do-tet 'er
kommt' : ni tait, ni täet 'er kommt nicht'. Zwischen leniertem und
nicht leniertem m in air. coimmchloud 'Wechsel' mir. coemchlöd
(*com-imm-chloud); air. coimthecht 'Begleitung' mir. cäem-
t he cht, s. Verbal verz. com-imm-tiag-. Zwischen einer Kon-
sonantengruppe und einem Konsonanten (= dem letzten Element
der Konsonantengruppe): fo-coim-lachtar 'sie haben ertragen',
s. Verbalverz. fo-long-; 3. Plur. du-coim-rachtar gl. exuerant,
s. Verbalverz. di-rig-. Aus der Singularform do-com-arraig,
die aus *di-com-reroig nach § 168 S. 262 zu erklären ist, ist
entweder zu folgern, daß die haplologische Vernichtung der Redu-
phkationssilbe nicht in allen Formen des Paradigmas stattgefunden
hatte, oder daß die Reduplikationssilbe in einigen Formen ana-
§ 224. 225] Haplologie. Svarabhakti. 325
logisch restituiert worden ist; eine Kontamination der beiden Ent-
wickelungen findet sich in air. du-choim-arraig gl. spoliauit,
fo-coem-allag 'ich habe ertragen'. Vgl. adroigegrannatar gl.
persequendo Ml. 25 b 11. Eine Analogiebildung ist auch air. in tan
nad coimnactar 'als sie nicht konnten' neben dem regelmäßigen
ni comnactar 'sie konnten nicht' Ml. 76a 7, vgl. Wb. 8a 14;
denn zwischen m und n ist nicht die Silbe -ne-, sondern nur ein a
geschwunden, s. Verbalverz. icc-; die analogischen Formen haben
gesiegt: mir. co-na coemnacair 'so daß er nicht konnte'.
Vgl. Thurneysen, Rc. VI 155, 323, KZ XXXVII 58; Sarauw,
Irske Studier S. 42.
Auch unter Bedingungen, die keinen Diphthong oi ins Leben
rufen kennten, kommt Vokalschwund zwischen zwei gleichen oder
annähernd gleichen Konsonanten (unabhängig von den Kegeln in
§ 168) im Ir. vor: air. di-a-tabarr 'denen gegeben wird', ni eperr
'wird nicht gesagt', cein as-m-berr gl. dum dicitur (daneben die
vollen Formen, jedoch nur bei Betonung des Verbums, d. h. in un-
echter Komposition: do-berar 'wird gegeben', as-berar 'wird ge-
sagt'; dagegen bei anderen Präverbien: adoparar 'wird geopfert'
U.S.W.; s. Verbalverz. ber-). Zwischen zwei Dentalen : do-ra-t 'gab'
(redupUziertes Perf. der Wurzel *c?ö- 'geben', s. Verbalverz. ber-);
Inf. föit 'senden' (Wurzel föid- mit der sonst als -iud erscheinen-
den Endung), eit 'erwerben' (zur „Wurzel" et-, s. Verbalverz. ad-
co-ta); cossöit Wb. 5a 23, cossait Ml. 127c 1, Inf. von mir.
con-säidim 'bringe in Streit'. Doppelter Vokalschwund in air.
att gl. tuber nir. at zu as-toidet gl. turgent Thes. II 362 Ecl.
VII 48 und as-toid gl. turgent Thes. II 47, 10 (das Präverb ad-
ist mit ess- vermischt worden).
Ähnliche Erscheinungen sind in den verschiedensten Sprachen
häufig; hier sei auf mbr. bez 'du bist' hingewiesen, wo ein e
zwischen zwei z geschwunden ist; nbr. moarvad S. 323 aus me
a oar er vad.
YI. Svarabhakti, Silbischwerden unsilbischer Vokale,
Yokalharmonie.
§ 225. Svarabhakti (d. h. Entwickelung eines selbständigen
Vokals aus dem Stimmton eines Konsonanten) hat gemeinkeltisch
bei den aus dem Idg. ererbten silbischen Sonorlauten stattgefunden,
s. § 30 — 31, § 35 — 36. In jüngerer Zeit hat Svarabhakti teils bei
326 Svarabhakti im Ir. [§ 226. 227
den neuentstandenen silbischen Sonorlauten, teils bei unsilbischen
Sonorlauten, nur selten bei anderen Konsonanten stattgefunden.
§ 226. (Svarabhakti im Air.) Durch den Vokalschwund in
den am schwächsten betonten Silben rückten im Ir. die ursprüng-
lich unsilbischen Sonorlaute vielfach in interkonsonantische Stellung,
wurden hier silbisch und spalteten sich schließlich in Vokal +
Sonorlaut, s. § 168.
Ein ähnlicher Fall entstand, wenn ein Sonorlaut nach dem
Abfall des idg. auslautenden Vokals in den Auslaut nach einem
(nicht schwindenden) Verschlußlaut oder m zu stehen kam: ir. -fitir
'er weiß' § 68 S. 112; cobir 'Hülfe' S. 119; ir. criathar 'Sieb',
tarathar 'Bohrer', arathar 'Pflug', loathar gl. peluis, nathir
'Schlange' § 86 S. 134, remor 'dick' S. 167, mebul S. 117; ir.
domun 'Welt' S. 117; slemun 'glatt' S. 168. Ob in dem jeden-
falls analogisch umgebildeten mir. ogum (S. 169) Svarabhakti vor-
liegt, bleibe dahingestellt. Zahlreiche Beispiele in den lat. Lehn-
wörtern: ir. lebor 'Buch' S. 226; ir. acher, ochar S. 229; nsch.
cabar S. 237; ir. cengal : lat. cing(u)lum § 125, 1 S. 200; ir.
bachall : lat. bac(u)lus §141, 4 S. 229; ir. popul : lat. pop(u)-
lus, ir. tempul : lat. templum § 144, 4 — 5 S. 237; ir. immon
'Hymnus' S. 240. Andere Lehnwörter: nir. nsch. ocar 'a loan,
interest, usury' aus an. okr 'Wucher'. Über die Möglichkeit, auch
in ir. athir 'Vater', mäthir 'Mutter' u. s. w. Svarabhakti zu sehen,
vgl. § 153 S. 246. Die Svarabhakti im Auslaut kann ganz gleich-
zeitig mit der Svarabhakti im Inlaut eingetreten sein; w^enigstens
geht aus § 168 drittem Absatz S. 262 f. hervor, daß sie jünger als
der Vokalschwund in nachtonigen Silben ist.
Über die Qualität der air. Svarabhaktivokale s. § 171, 2.
Anm. Der Vorgang hat sich im Nsch. nach der Wirkung des in
§ 160 erwähnten Auslautsgesetzes wiederholt: nsch. eitean 'Kern' § 160;
calum 'callum' bei Macbain = calm 'a stout-built person' ir. calma
'hardness; stout'.
§ 227. (Svarabhakti im Nir.) Im Nir. finden sich Beispiele
für Svarabhakti vor einem nicht auslautenden unsilbischen Sonor-
laut; sie spielt aber eine sehr kleine Eolle, und die verschiedenen
Dialekte scheinen nicht parallel zu gehen. Beispiele aus dem
Arran-Dialekt habe ich nur für die Gruppe dr: sd^rom 'leicht'
eadtrom, ad^rm 'z^vischen uns' eadrainn; Finck (Wtb. S. 70)
hat döred' 'rücke', Imperativ von druidim 'rücke heran'. Vgl.
Quiggin § 437 (über einen kaum hörbaren Übergangslaut zwischen
§ 227. 228] Svarabhakti im Ir. 327
Geräuschlaut und Sonorlaut), Henebry S. 30 § 16, 1 (cr^ almost
h'ire), Molloy S. 32 (paidirin ^a rosary'); a. Manks kylaghty,
heute cliaghtey : ir. cleachdadh 'to be wont or have a custom';
a. Manks mynäyn 'Frauen', jetzt mraane : ir. mnä. Nsch.
gniomhara 'Taten' mir. gnimrad, nsch. air seacharan 'wan-
dering' nir. air seachran.
Anm. Hier reihe ich die Fälle an, in denen ein ^ oder x nach einem
Geräuschlaut über a^, 9X zu ?, ein ?/• über dui zu ü geworden ist: Arran
f'adyV feadghail 'pfeifen'; Arran fat'ts^ fat'ids 'Furcht' Donegal fwUt'is
faitcheas, oft faitchios geschrieben; Arran h'an xut'T9St9 'öffentliches
Frauenzimmer' bean choitcheann(ta) (genaueres über die Vokalisierung
von a; in § 228); Arran kosül' Donegal kosül' cosmhail 'ähnlich', s, § 98
S. 162.
§ 228. Eine weit größere Rolle spielt im Nir. die Svara-
bhakti nach einem Sonorlaut vor einem nicht homorganen stimm-
haften Verschlußlaut, einer Spirans, m, mh. Arran ordxdr, oroxor
'Wurf' Donegal ördxdr urchar (Molloy 202 orachur); Arran
dordxd 'dunkel' Donegal dordxd dorcha (Molloy S. 50 doracha);
Donegal törts 'number at birth, parturition' toircheas [x hat trotz
der Svarabhakti das r stimmlos gemacht, vgl. über muinchille
§ 229 Schluß; auch das t von xut'id^td § 228 Anm. wird unter
dem Einfluß des x aus d entstanden sein; denn ir. coitchenn ist
wohl ein Kompos. von *k'om-); A. areg'id 'Silber' D. ärdc/'dd
airgead (Molloy 137 airigead); vgl. die Beispiele § 61, 2; D.
LÖrdkaxd 'Schienbeine' (k aus gth; Sing, lördga); A. kat'is 'der
Fasten' (l aus d^9 > 9Jd) carghas; A. garl 'Garten' (^ wie in
karis) D. gäri gardha (Dinneen garraidhe); A. und D. garab
'Aussatz, Beule' gearb, vgl. S. 118; A. und D. taruw 'Stier'
tarbh; A. tardvd 'Nutzen' tairbhe, vgl. D. d härdva 'on account
of; A. arür 'Getreide' (ü aus dwd) D. ardwdr arbhar; A. gavdf'ln
'Sturm' gairbh-shion; A. d'ardmud 'Vergessen' D. d'ardmdd
de arm ad; A. dnwejd'du glörü 'die heilige Jungfrau' an mhaigh-
dean glörmhar; A. sabxdr, salaxar 'Schmutz' salchar (M'C
ball salachair 'a spot of dirt'); A. und D. d'ahg 'Dorn' dealg;
vgl. die Beispiele § 61, 3 (und dazu Molloy S. 26 bolagach
'small-pox', M'C builig 'bellows'); A. ahbdn 'Schottland' D. ahhd
Alba (Molloy S. 14, 138 Alabanach 'a Scotchman', na hAlaban
'of Scotland'); A. kaUpd 'Wade' D. kohpd {p aus bth) mir.
colptha (Molloy S. 33, 179 calapa); A. h'a-xohpd 'weibliches
Kalb im zweiten Jahre' D. kohpax 'stirk' mir. colbthach^; A.
1. Das Verhältnis dieses und des vorhergehenden Wortes zu engl.
328 Svarabhakti im Ir. Scheinbare Metathese. [§ 228. 229
galün 'S^erhng^ {ä ans 9Wd) 'Donegal gabwdn gealbhan; K.seVdv
D. sel'dv ^Besitz' seilbh; D. kaUmd ^tapfer' calma; A. sel'dnidd'l
^Schnecken' (seilmide, Plur. seilmididhe; Molloy 34 seilimide);
A. gaidv'd, Gen. Yon gat 9 ^Galway' (Gaillimh, Gen. Gaillmhe);
A. talünd (Gen. von tah 'Erde') talmhan; A. sandxds 'Erzählung'
T). sandxask (-Ä: etwa nach teagasg 'Unterricht') seanchas (Molloy
32 seanachaidhe 'a historian'); A. inin 'Mädchen' (^ aus dgd >
9jd) D. Nidn §59, 9 S. 101; A. banuw 'Ferkel' banbh, Plur. bandv
bainbh; D. köndfax 'irritable' confadhach; A. andm 'Name' D.
endm ainm; A. sandmör 'Predigt' D. sanemor seanmöir (Molloy
S. 29 seanamöir); D. LanüNt' 'folgen' leanmhain (auch
leanamhain geschrieben); A. omU 'viel' iomdha (Dinneen mö,
Molloy S. 50 umaighe). Die Svarabhakti tritt zwischen n, m und
einem früh zu h gewordenen x nicht ein: A. iniN 'Gehirn' inchinn;
A. umpdr 'tragen' D. ömpdr iomchar. Keine Svarabhakti hat vor
urspr. stimmlosen Verschlußlauten (searc 'Liebe', olc 'böse') oder
vor einem homorganen Geräuschlaut (ord 'Hammer'; über rs s.
§ 90, 5 S. 143) stattgefunden.
Anm, Über die Angaben über Svarabhakti bei Finck s. IF Anz, XI
110. — Die Zeugnisse dafür, daß die Svarabhaktiregeln in den anderen
nir. Dialekten im Wesentlichen mit Arran und Donegal stimmen, lassen
sich leicht häufen. In Betracht kommen zahlreiche Schreibungen bei Mol-
loy, M'C, Dinneen (Molloy 34 Donnacha statt Donnchadh MN, unü
'Zeit' statt ionbhaidh; auch umgekehrte Schreibungen wie corm 'even'
statt comhthrom S. 46, colm 'Taube' statt colum S. 6). Vgl. Henebry
S. 47. Auch für Man und Schottland gelten ähnliche Eegeln; für das
Schottische vgl. Staples §§ 9, 23, 24 und Schreibungen wie suiridhe
'wooing' = suirghe; thilig 'warf Campbell I 92, 26; 93, 7; iomachar
'manage' Campbell I 126, 81. Besonders häufig ist die Schreibung des
Svarabhaktivokals in der Komposition, vgl. aber darüber § 230.
§ 229. Der Svarabhaktivokal, der ursprünglich ein ganz
flüchtiger, kaum hörbarer Vokal gewesen sein muß (vgl. die An-
gaben in § 227), ist in den in § 228 erwähnten Fällen überall zu
einem vollen 9 geworden, sofern nicht die Entwickelung oiva, djd >
üf l eintreten mußte. In einer Reihe von Fällen erscheint aber
statt des 9 ein betonter Vollvokal von der Farbe des m'spr. vor
dem Sonorlaut stehenden Vokals, der aber in diesen Fällen immer
calf 'Kalb, Wade', an. kalfr 'Kalb', kalfi 'Wade' ist nicht aufgeklärt;
aus dem Aengl. entlehnt mit bth als Wiedergabe von/? oder etymologisch
von den germanischen Wörtern verschieden, aber mit paralleler Bedeutungs-
entwickelung ?
§ 229] Svarabhakti im Ir. Scheinbare Metathese. 329
geschwunden ist (so daß also eine scheinbare Metathese vorhegt^.
Arran Mroxd MN Murchadh (MolloyS. 212 Moracha); Dinneen
creachaill = cearchall § 130, 3; Arran j^i^ucjddör 'Fegefeuer'
purgadoir; Dinneen führt aus Munster prugoid 'Laxativ' statt
purgöid an (Arran yordgöd! , Molloy S. 25 poragoid); Donegal
hrördk 'Hght red' caor-dhearg (Dinneen craorac; „caor-dhearg
is vulgarly pronounced craorag aud hence is often written by
Ignorant scribes craobhdh e arg" O'Duffy, Toruigheacht Dhiarmuda
agus Ghräinne, DubUn 1895, I Note 21); Arran d'iawdr 'Schwester',
Gen. d'ref'ird (stimmt nicht ganz zu den schriftsprachhchen Formen
deirbh-shiür. Gen. deirbh-sheathar; die Flexion des Gen. ist
geneuert; der Nom. setzt ein erstes Kompositionsglied dearbh mit
unmouilliertem rw voraus; dagegen Donegal Nom. d'ei-dfdr); Arran
t'i'ümax 'anhaltende Dürre der Witterung' tiormach. Donegal
t'rymuw 'drying' tiormughadh (zu tirim 'trocken', vgl. § 50, 4
S. 83; Dinneen gibt aus Munster, Connaught und Ulster trio-
mughadh); Arran hlogdm, hlogo^n 'Schluck' Donegal bobgam §61, 3
S. 105; Donegal t'l'ig'dn 'vomiting' teilgean (Molloy S. 81 tli-
geann 'to condemn', Dinneen tligim, cligim, ag tligint aus
Connaught, Ulster, Omeath); Arran hroxür Donegal hrgxdr MN
Conchobhar (Molloy S. 213 O'Cnothüir); bruichille gibt
Dinneen aus Nord-Connaught für mainchille, muinchille 'Ärmel'
(dies Wort variiert dialektisch sehr; Arran mul'd^d stimmt zu M'C
muinthille und setzt voraus, daiS x früh zu h geworden ist; Do-
negal mwn'iLd nsch. muilicheann). Ein anlautender Vokal übt
auf die Qualität des Svarabhaktivokals keinen Einfluß (sie hängt
in diesem Falle nur von der Natur der umgebenden Konsonanten
ab): Arran ^'rw&^L 'Schwanz' Donegal röi^L earball, an t-earball
(Dinneen gibt driuball aus Connemara, ruball aus Donegal und
Connaught).
Anm. 1. Für cuirceog 'a beehive' gibt Dinneen die Formen cuiri-
ceog, cruiceog (Arran kördk'ög v'ax 'das Nest wilder Bienen'); also -k-
aiis g + h? — Metathesenfälle, die mit den Svarabhaktiregeln nicht stimmen,
mögen vorkommen: mir. clupait = culpait 'a hood', vgl. Quiggin § 440;
Arran und Donegal trasJSa 'querüber' tarsna (Dinneen treasna und
t ras na).
Anm. 2. Da ein ererbter kurzer Vokal der zweiten Silbe nicht die
Kraft hat, den Vokal der ersten Silbe zu verdrängen, so muß man zur
Erklärung der in § 229 besprochenen Formen auf die Zeit zurückgehen, wo
der Svarabhaktivokal noch kein voller Vokal (auch nicht ein volles a),
sondern noch ein ganz flüchtiger Übergangslaut war, der psychologisch
330 Scheinbare Metathese. Ir. Svarabhakti im Sandhi. [§ 229. 230
mit zur vorhergehenden Silbe gehörte. In dieser aus altem Vokal + Sonor-
laut + Svarabhaktivokal bestehenden Silbe konnte der Silbenakzent unter
Umständen gegen das Ende verlegt werden, wodurch dann der Svarabhakti-
vokal zum Vollvokal, der ererbte Vollvokal der Kompensation wegen zu
einem kaum hörbaren Übergangslaut wurde. Die Verlegung des Silben-
akzents gegen das Ende der Silbe war im Ir., wie die Beispiele zeigen, von
der Schwere der folgenden Silbe oder der Zahl der folgenden Silben ab-
hängig (wobei bisweilen mit dem Satzzusammenhang zu rechnen sein wird;
so z.B. bei dem Namen Murchadh, der öfters mit schwächerer Betonung
vor einem haupttonigen Beinamen vorgekommen sein mag). Die isolierten
Metathesenfälle (s. Ainm. 1) werden ebenso wie die mit den Eegeln der
durchgeführten Svarabhakti stimmenden Fälle zu erklären sein. Die um-
gekehrte Metathese in nir. gairbheal 'gravel' (aus dem Engl.) ist wohl
im "Wesentlichen volksetymologisch (nir. garbh 'rauh'); ebenso in mir.
corcarduU 'Krokodill'.
Eine Parallele zu den irischen Verhältnissen bietet das Schicksal der
Gruppen or, er, ol, el vor Kons, im Slavischen ; nur war die Entwickelung
von der Schwere des folgenden Wortstücks unabhängig. Zu russ. ovo u. s. w.
vgl. § 228; zu poln. ro u. s. w. vgl. § 229; die Dehnung im südslavisch-
cechischen ra u. s. w. ist eine Kompensation für diejenige Kürzung der
Silbe, die aus dem vollständigen Schwund des schon zum Übergangslaut
reduzierten ererbten Vollvokals folgen würde; eine Kompensation hat
übrigens wohl auch im Poln. stattgefunden, nur bedeutend später (anders
ausgedrückt: der zum Übergangslaut reduzierte Vollvokal blieb im Poln.
länger bestehen), s. Torbiörnsson, Materyaiy i prace komisyi jezykowej
akademii umiejetnosci w Krakowie, IV 25 ff. Für einen anlautenden Vokal
hat keine Kompensation stattgefunden, und ein solcher Vokal hat auch im
Eussischen keine Spur hinterlassen (vgl. dazu was oben im Schlußteil des
§ 229 über ir. earball gesagt ist).
§ 230. Die in § 229 beschriebene Svarabhakti kommt auch
im Sandhi vor. Hierher rechne ich schon diejenigen Komposita,
bei denen das etymologische Bewußtsein noch durchaus lebendig
ist, bei denen aber bes. in Schottland häufig ein Svarabhaktivokal
in der Kompositionsfuge erscheint: nsch. bana-chompanach 'Be-
gleiterin', bana-ghaisgeach 'Heldin', bana-mhaighstir 'Herrin',
bana-phrionnsa 'Prinzessin'; ana-blasda 'insipid', ana-moch
'spät' (auch ana-ceart 'unrecht'); ana-ghradhach 'loving exces-
sively'; uile-bheist 'monster' (nir. uill-phiast); dalla-bhrönach
'blind sorrowful' Campbell I 92, 38; seana ghobha 'ein alter
Schmied' Campbell I 92, 39. Im Ir. ist in diesen Fällen der
Svarabhaktivokal meist wortpsychologisch beseitigt (Arran mn-van
'alte Frau', san-xyr9 'altes Schaf); jedoch kennt Dinneen seana-
als verstärkendes Präfix: ta se seana-dheanta anois agat 'you
have done it thoroiighly now'; auch an seana- thart 'our old
§ 231, 1] Svarabhakti im Brit. 331
friend, thirst' (wo die Svarabhakti lautgesetzlich nicht berechtig!
ist). Fenier findet die Svarabhakti sich zwischen Wörtern, die
keine Komposition bilden: nsch. aona chat deug 'elf Katzen'
Campbell I 121, 9; nir. Arran .v« fard d'ey 'sechzehn Männer',
vgl. Molloy 132, 146 ig ocht bhfeara deg Svith eighteen men',
dethbhfeara fichead 'thirty men' {= deich bhfear fichead);
nir. nidh-sa-mhö 'mehr', nidh-sa-mheasa 'schlimmer' (Atk.
Keat. Append. S. IV; eigenthch "ein Ding, das mehr, schlimmer
ist"). Im Sandhi kann ein Svarabhaktivokal im Arrandialekt auch
zwischen zwei Verschlußlauten (von verschiedenem Timbre) vor-
kommen: i'ig'd do xud' leig do chuid 'wirf deinen Teil'.
§ 231. (Svarabhakti im Brit. und GaU.) 1) Im Mc. findet
sich sehr häufig ein Svarabhaktivokal vor einem auslautenden Sonor-
laut: dwfyr 'Wasser', hagyr 'häßlich', raeadyr 'Wasserfall',
banadyl 'Ginster', chwedyl, chwedel 'Nachricht', cefyn 'Rücken',
dafyn 'Tropfen', ofyn 'Furcht' = nc. dwfr, hagr, raeadr,
banadl, chwedl, cefn, dafn, ofn. Der Svarabhaktivokal kann
nicht im Mc. ein voller Vokal gewesen sein, da er später von der
Orthographie aufgegeben wird. Die nc. Orthographie ist in diesem
Punkt etymologisch zuverlässig (eine Ausnahme ist eisen 'Rippe'
§ 50, 8 S. 85; die Epenthese zeigt, daß ein alter Vokal zwischen
s und n nicht vorhanden gewesen ist). In der heutigen Aussprache,
wie sie für Nord-Wales beschrieben ist, wird vor einem auslauten-
den Sonorlaut nach einem Geräuschlaut meist ein Svarabhaktivokal
von der Farbe des vorhergehenden Vokals gesprochen (wenn die
vorhergehende Silbe einen Diphthong hat, hat der Svarabhaktivokal
die Farbe des letzten Elementes des Diphthonges): ochr 'Seite'
oxor; gogr 'Sieb' gogor; budr 'schmutzig' hydyr; sicr 'sicher'
sikir; brwydr 'Kampf hruydyr; lledr 'Leder' ledar (zum a vgl.
§ 192); bagl 'Krummstab' hagal; congl 'Winkel' ko79ol; pobl
'Leute'^oioZ; cwbl 'ganz' kubul; rhugl 'fließend' rigil {i aus?/ wegen
des g, vgl. § 255 Anm. 6); sawdl 'Ferse' soudul; beibl 'Bibel' bei-
bil; Uwdn 'Tierjunges' ludun; gwydn 'zähe' gwydyn. Ausnahms-
weise ist der Vokal der vorhergehenden Silbe ohne Einfluß auf den
Svarabhaktivokal geblieben : neidr 'Schlange' ?2eic?ar; lleidr 'Dieb'
leidar; meistr 'Meister' mistar; vgl. eisen 'Rippe'; (Lloegr 'Eng-
land' loygar ist wohl regelmäßig, da das letzte Element des Diph-
thonges urspr. wirklich ein e gewesen ist). Es beruht vermutlich
nur auf dem Einfluß der geschriebenen Form, wenn für einige
Wörter silbisches r, ? angegeben wird: a fedr 'welcher kann', da dl
332 Svarabhakti im Brit. [§ 231, 1
'Streit'. Nach einem v und in zwei- oder mehrsilbigen Wörtern
wird kein Svarabhaktivokal gesprochen (und der Sonorlaut ist un-
silbisch): gafr 'Geiß', llyfr 'Buch', ofn 'Furcht', llyfn 'glatt',
cefn 'Rücken', aradr 'Pflug', paladr 'Balken, Strahl'; unsilbisches
l ist abgefallen in huddygl 'Büß' hidig, perygl 'Gefahr' perig
u. s. w. (auf dieser Aussprache beruht das unetymologische oder
schwankende -/ in mehreren cymrischen Wörtern: nc. cwrwg,
cwrwgl 'Boot' 'coracle' mc. corwc ir. curach : vielleicht als 'ein
hautbedecktes aus Zweigen geflochtenes Boot' zu gr. y,coQvy,og
'lederner Sack'; nc. danadl 'Nesseln' mc. dynad Sing, dynhaden
acorn. linhaden br. linad, vgl. § 336; nc. byddag, byddagl
'Fallstrick'; nc. tymmestl 'Sturm' aus lat. tempestäs; dies un-
etymologische -l kann allerdings auch an einsilbige Wörter treten:
c. rhisgl 'Baumrinde' [rlsg nach Sweet] acorn. rusc br. rusk,
ruskl ir. [entlehnt] rüsc). Fälle wie amherawdwr, creawdwr
neben amherawdr, creawdr lassen sich durch die Hypothese
erklären, daß in zwei- oder mehrsilbigen Wörtern mit langvokali-
scher letzter Silbe die Svarabhakti lautgesetzlich ist; der Akzent,
der auf dem aw ruht, läßt sich nur dann aus der Svarabhakti er-
klären, wenn man annimmt, daß die Aussprache schon in alter
Zeit mit der heutigen Aussprache gleichartig gewesen ist, wogegen
aber das gleichmäßige mc. amherawdyr, raeadyr spricht; es ist
daher wohl einfacher, den Akzent aus der heutigen volksetymologi-
schen Auffassung zu erklären, die in dem -wr das Wort gwr
'Mann' sieht.
Vgl. Sweet, Spoken North Welsh S. 427-429; Zupitza, KZ
XXXY 260.
Im Cornischen erscheint regelmäßig ein Svarabhaktivokal vor
einem auslautenden Sonorlaut nach einem Geräuschlaut: mcorn.
hager 'häßlich', lader 'Dieb', acorn. banathel 'Ginster', kinethel
gl. geiieratio, hethen 'Vogel' u. s. w. Nach v erscheint die Svara-
bhakti bisweilen: mcorn. levar 'Buch' aconi. gauar 'Geiß', acorn.
douer 'aquam' neben dour 'aqua'; häufiger unterbleibt sie jedoch:
mcorn. meul 'Schande', down 'tief u. s. w.
Dem Br. ist die Svarabhakti fremd; der Sonorlaut bleibt un-
silbisch, und ein r oder l schwindet häufig; so in koabr 'Wolken',
paotr 'Knabe', mestr 'Meister', pobl 'Volk' (reimt auf eskob
'Bischof'); vgl. goest > goestl § 87. Deshalb erscheint nicht
selten ein un etymologisches r^ l: br. legestr 'Hummer' c. liegest;
nbr. gwerbl abr. goerp § 140, 4 S. 227.
§ 231, 2—4] Svarabhakti im ßrit. 333
2) Svarabhakti zwischen Geräuschlaut und Sonorlaut im Wort-
innern kommt im Ac. und Mc. vor: ac. cenitolaidou gl. natalis
nc. cenedlaethau, Plur. von cenedlaeth 'Geschlecht'; ac. centhi-
liat, centhliat gl. canorum S. 139; mc. Plur. dadaleu, dade-
leu (in den Gesetzen) 'Streite'; mc. chwedylyaeth 'Nachricht'.
Vgl. acorn. moderuy gl. armilla : c. modrwy; acorn. modereb
gl. matertera : c. modryb. Auch abr. datolaham gl. lego. Diese
Svarabhakti ist dem Nc. und Nbr. unbekannt. Dagegen kennt die
heutige Sprache die Svarabhakti zwischen Geräuschlaut und Sonor-
laut im Anlaut: mc. dylyet 'Pflicht' nc. dyled, dyled : ir. dliged
§ 59, 5 S. 100; vgl. über c. dylwf 'Bündel' S. 169f. Zum An-
laut rechne ich auch c. adolwg, adolygu 'dringend bitten' ir.
atluchur buidi 'danke' S. 43; denn das Präverb ad- hat einst
im Brit. wie im Ir. unechte Komposition bilden können. Ob c.
cwnnwg 'a summit, a top' mit Svarabhakti zu cnwg 'Hügel' ge-
hört, ist aus mehreren Gründen zweifelhaft, vgl. ganz besonders
§ 183 Anm. 1. Dagegen liegt sicher Svarabhakti vor in c. tyno
'Tal' mbr. tnou § 84 Schluß. Ähnlich mcorn. dylly 'verdienen'.
Für das Br. sind namentlich einige Formen aus V. anzuführen:
Leon die V. dele 'Schuld'; V. keneu 'Nüsse', kaneo 'Fließ'
§95,3 S. 155; Leon drask(l) V. da raskl 'Drossel'; vgl. aus anderen
Dialekten: Leon dluz 'Forellen' Cornouaille duluf; abr. brat
mbr. barat (§ 99, 1 S. 163). S. Ernault, Dict. barat.
3) Svarabhakti nach einem Sonorlaut: mc. twryf 'Geräusch',
ffyryf 'stark' nc. twrf , ffyrf; teregueyt 'dreimal'; guretrecyat
= gwrthddrychiad 'Erbe' Ges. Ven. 1 1, 4; 5, 5; mc. kulym (Ges.),
cwlwm 'Knoten' nc. cwlm corn. colm br. koulm air. colmmene
gl. neruus; mc. helym 'Helm' nc. heim; mc. talym 'Weile, Zeit-
raum' nc. talm (gesprochen in Nord-Wales talum). Zwischen zwei
Geräuschlauten: mc. dedyf nc. deddf 'Sitte' : gr. Ted-/u6g ds.
Acorn. coruf, coref 'ceruisia' § 99, 5 S. 168; baref 'barbam'
neben barf 'barba'. Im Nbr. kann ein flüchtiger Svarabhaktivokal
in Wörtern wie ialc'h 'Beutel' (jalax), aoualc'h 'genug', me a
zalc'h 'ich halte', kalz 'viel' \kalf*z) nach dem l gehört werden.
4) Auf einer Svarabhakti im Satzzusammenhang beruht der
Vokal Vorschlag vor s + Kons., der im Abr. in Ansätzen erscheint,
im C. aber voll entwickelt ist: abr. esceilenn gl. cortina, istomid
gl. trifocalium S. 76, 78; c. ysgwydd 'Schulter', ystefaig 'Gau-
men', ysbyddaden 'Hagedorn', yslath 'Rute', ysnoden 'Band'
u. s. w. Ursprünglich wird die Sache ähnlich geregelt gewesen
334 Scheinb. Metath. i. Brit. ; w; > w i. C. -wl Corn. u. Br. [§ 232—233
sein wie im Italienischen (scritto 'Geschriebenes', per iscritto
^schriftHch') ; im C. wurde nachher die Form mit Vokalvorschlag,
im ßr. die Form ohne Vokalvorschlag verallgemeinert.
Anm. Über Svarabhakti im Gall. (gabalus 'Galgen', Magalus MN,
cantalon 'a hymn') s. Thurneysen, ZfcPh. II 542.
§ 232. Die Svarabhakti gestaltet sich auch im Brit. bis-
weilen als eine scheinbare Metathese. Com. tardar 'Bohrer' :
c. taradr § 86 S. 134; ncorn. ardar 'Pflug' : acorn. aradar § 25
S. 31. Mc. drychauel, drychafael 'heben' corn. drehevel =
mc. dyrchauel nc. dyrchafael (vielleicht ist jedoch dry- nicht
aus dyr-, sondern nach § 183, 3 zu erklären; Präverbgruppe to-ro-
ud-); c. crybwyll und cyrbwyll 'erwähnen' (? ir. *cor do cheill);
corn. growethe 'liegen, sich legen' c. gorwedd br. gourveza; c.
clwm = cwlm 'Knoten'. Die Erscheinung ist im Br. (wo die
wirklichen Metathesen so zahlreich vorkommen, s. § 334, § 337)
kaum häufig. Neben V. turhunell 'Turteltaube' (Leon turzunell)
existiert eine Form truhunell (Greg, de Rostrenen); dagegen ge-
hört mbr. courz 'uulua' kaum zu c. croth, s. § 85, 5 S. 134.
§ 233. (Silbisch werden eines w, ^). Ein auslautendes -w
ist im Nc, aber erst verhältnismäßig spät, nach einem unsilbischen
Laute silbisch geworden. Zweisilbig sind also heute Wörter wie
gloew 'klar' (ghy-u), gwaew 'Speer', meddw 'berauscht', lludw
'Asche', marw 'tot', helw 'Besitz', enw 'Name', die sämtlich im
Mc. einsilbig waren.
Im Corn. ist vor auslautendem -w nach einem Konsonanten
Svarabhakti eingetreten: acorn. guedeu 'Witwe', erw; und ereu
gl. ager, caruu gl. ceruus, baneu gl. sus; mcorn. lusow 'Asche',
marow 'tot', galow 'Ruf (vgl. gelwel 'rufen'), hanow 'Name'
(vgl. die irische Behandlung, § 228).
Im Br. ist auslautendes -w nach einem Konsonanten zu -o (-ü)
geworden: br. mezo 'berauscht', ludu 'Asche' (zum ü vgl. § 234),
maro 'tot', bano 'Sau mit Ferkeln'. Das -o kann aber noch im
Mbr. unsilbisch sein; Beispiele für mbr. maru 'tot', 'Tod' bei Loth,
Chrestomathie S. 251, 20, 22; 275, 8 u. s. w., maro 'Tod', garo
'hart, streng' S. 301, 2, hanu, hano 'Name' S. 251, 9; 295, 16
u. s. w. Im Dialekt von V. wird ein unsilbisches ü gesprochen,
dessen Schreibung sehr schwankt (hue, bei Bayon w, in der Gramm,
von Guillevic und Le Goff ü, anderswo ü): marhue 'Tod', gar hue
^streng, hart', an hue 'Name' Loth S. 344, 3, 4, 20; mit moderner
§234] Vokalharmonie. Fernassimilatioii u. -dissimilation d. Vok. 335
Orthographie: marü 'Tod', derü 'Eichen', erü 'Furche', karü
'Hirsch', hanü 'Name' u. s. w.
Anm. Über die aus einem g nach r oder / im c. Auslaut entstandenen
silbischen Vokale s. § 61, 2—3 S. 104 f.
§ 234. Vokalharinonie ^ (Fernassimilation der Vokale) kommt
im Nir. bei der Svarabhakti vor. Der in den in § 228 besproche-
nen Fällen erecheinende Svarabhaktivokal d kann (wie auch andere
d) mehr oder weniger variieren und hat auf mich öfters den Ein-
druck eines Wiederhalls des vorhergehenden Vokals gemacht (oro-
xor, salaxar). Hieraus erklärt sich wohl die Aussprache omü
'viel' für iomdha neben garl 'Garten' gar d ha. Vgl. dazu ö mu-
ruxü 0' Murchadha und hünüs (Donegal ^önws) bunadhas 'Ur-
sprung', Bergin, Eriu III 76. Klar und deutlich liegt die Vokal-
harmonie bei den in § 229 besprochenen Fällen vor. Ebenso bei
der nc. Svarabhakti, § 231, 1.
Vokalharmonie liegt ferner vor bei br. ludu 'Asche' (§ 43
S. 63), breudeur 'Brüder' aus idg. *&Ärä^gr-es (c. brodyr mit dem
im Plur. der o-Stämme berechtigten Umlaut). Eückschi^eitende
Vokalharmonie: br. kurun-enn 'Kranz' c. corun § 127, 5 S. 207
(auch acorn. curun mcorn. curyn); br. muzur 'Maß' ac. mesur
S. 209f.; br. feunteun aus lat. fontäna § 122, 3 S. 195 (auch
acorn. f unten, mcorn. fenten); br. keuneud 'Brennholz' (auch
mcorn. kunys) mir. connud nir. connadh c. cynnud; br. eureud
'Hochzeit' ir. oröit 'Gebet' S. 203; mbr. guerue (^örö) nbr. geure
'tat' s. Verbalverz. gni-; br. eubeul = ebeul 'Füllen' § 28, 1
S. 36; br. neubeud = nebeud 'wenig', vgl. c. nebawd 'any'
corn. neb es 'wenig'. Es hat in diesen Fällen im Br. nach der
rückschreitenden Assimilation eine vorwärtsschreitende Assimilation
stattgefunden; denn das ö der zweiten Silbe mußte nach § 194 zu
e werden (mbr. feunten, queunet, euret). Daß in ebeul, ne-
beud das alte e noch geschrieben werden kann, während in den
Fällen, wo die erste Silbe urspr. o hatte, immer eu geschrieben
wird, kann rein orthographisch zu erklären sein: man tolerierte e,
aber nicht o als Zeichen für ö. Vgl. § 222 Anm. 3.
Ferndissimilation der Vokale habe ich oben S. 57 für c.
aelwyd 'Herd' angenommen. Vgl. § 222 Anm. 3.
1. Vgl. § 252 und § 258.
336 Infektion. [§ 235
YII. Infektion (Mouillierung, Rundung, Umlaut, Epenthese).
§ 235. Vom Anfang unserer Überlieferung bis heute spielt
im Ir. die mouillierte (d. h. an die Mundstellung eines i oder e
genäherte) Aussprache der Konsonanten eine große Rolle. Sie
beruht meist auf einer Antizipierung der Mundstellung eines fol-
genden (erhaltenen oder geschwundenen) Vokals. Durch weiter-
schreitende Antizipierung kann der Vokal vor dem mouillierten
Konsonanten umgefärbt, an die «-Stellung genähert werden (Um-
laut), oder OS kann sich aus dem mouillierten Konsonanten ein j
entwickeln, der mit dem vorhergehenden Vokal einen Diphthong
bildet (Epenthese). Umlaut ist jedoch erst im Nir. häufig; im Air.
spielt er eine viel geringere Rolle; die Epenthese ist im Ir. eine
ganz seltene Erscheinung. In den britannischen Sprachen spielt
die Mouillierung heute eine sehr kleine Rolle; und außerdem kann
sie, wo sie vorhanden ist, meist (vielleicht immer) jüngeren Ur-
sprungs sein. Aus den zahlreichen Fällen von Umlaut und Epen-
these geht aber hervor, daß die Mouillierung in einer älteren
Periode im Brit. eine wichtige Rolle gespielt haben muß; vgl.
§ 254 Anm.
Anm. Die Annäherung an die Mundstellung des i oder e gestaltet sich
bei den Hinterlingualen als eine bedeutende Verschiebung nach vorne. Bei
den Lauten der Zungenspitze kann die Artikulation der Zungenspitze un-
verändert bleiben; die Zungenfläche wird aber hinter der Berührungsstelle
gegen den weichen Gaumen zur z-Stellung gehoben (bei einer stärkeren
Mouillierung geschieht eine kleine Verschiebung der Berührungsstelle nach
hinten, und die Zungenspitze wird passiv). Bei den Labialen wird die
Lippenartikulation mit der t-Stellung der Zunge kombiniert. Die mouillier-
ten Laute werden erfahrungsgemäß leicht verschoben, entweder so, daß die
Mouillierung wieder aufgegeben wird, oder so, daß sie in ganz andere
Laute übergehen. Dies ist im Ir. jedoch nur in geringem Umfang ge-
schehen: das mouillierte s ist zu s geworden, das mouillierte anlautende
gh und dh ist 7ai j geworden; h kann nicht mouilliert sein, in gewissen
Fällen tritt aber dafür ein x' ein, vgl. Asp. i Irsk S. 17 f. Größere Ver-
schiebungen mouillierter Laute im Corn. und Br.
Mit der Mouillierung analog ist die Rundung der Konsonanten
(die Lippen zur w-Stellung gerundet) , die im Air. meist als
Wirkung eines geschwundenen Ä-Lautes auftritt und in beschränk-
tem Umfang w-Umlaut bewirken kann. Im Nir. ist der Unter-
schied zwischen den gerundeten und den nicht gerundeten un-
mouillierten Konsonanten aufgegeben. Dabei sind die nicht mouil-
lierten Labiale wenigstens in einigen Dialekten gerundet (/"w^ 6",
§ 236] Die Rundung im Ir. 337
pM^ mu : Arran bar9 oder b»al'9 ^Stadt' Donegal htväVd baile
u. s. w.); das beruht aber nur auf einer Weiterentwickelung (Über-
treibung, Vergrößerung) des Unterschiedes h : h\ m : m u. s. w.
und hat mit dem air. Gegensatz mu : m u. s. w. absolut nichts zu
tun. Weniger hervortretend ist die Rundung der unmouillierten
Hinterlinguale im Nir. ; in der Manks-Orthographie wird sie durch
die Schreibung qu bezeichnet: Manks quallian = ir. cuilen
'junger Hund' c. colwyn, Manks quoi 'wer' nsch. cöe; Manks
queig 'fünf.
Die Rundung im Air. (Mir.); u als Hülfszeichen.
§ 236. Die Rundung wird im Air. nur vor geschwundenem
ü bezeichnet; sie war also nur in diesem Falle besonders ausge-
prägt. Eine schwächere Rundung wird jedoch auch in anderen
Fällen teils im Air. teils in einer älteren Periode vorhanden ge-
wesen sein, vgl. unten Anm. 3 über die mir. Schreibung und die
in § 238 und 248 beschriebenen Umlaute. Beispiele für die Be-
zeichnung der Rundung im Air.: caum. Dat. des o-Stammes camm
'krumm' Ml. 55a 9; air. i routh gl. in stadio, Dat. von roth 'Rad';
deug 'Trank' Thes. I 489, 29 (Nom. eines ^-Stammes); neurt.
Dat. von nert 'Kraft'; hi coindeulgg 'im Vergleiche' Sg. 25b 2
(Dat. von condelg); ar-neut-sa 'ich erwarte' (ar-neth-); fiur,
Dat. von f er 'Mann'. Der Gegensatz zwischen der Wirkung eines
-u und eines -ft zeigt sich klar in den w-Stämmen: Nom. bith
'Welt', Dat. biuth (sechzehnmal in Wb.; zweimal jedoch bith: 10b
8; d 18). Ebenso Nom. fid 'Baum', il 'viel' (w-Stämme) u. s. w.
Air. giun neben gin 'Mund' wird auf eine alte Dualform zurück-
gehen (Zimmer, KZ XXXVI 461 ff.; Dativ regelmäßig giun).
Schwieriger ist der häufige Nom. Akk. fiuss, f ius 'Wissen' (seltener
fiss); Analogiebildung nach dem Dativ? Neben rith 'Lauf kommt
im Nom. Akk. viel häufiger riuth vor (und sonderbarerweise steht
im Dat. neben dem regelmäßigen riuth Wb. 20b 1, 6 zweimal in
Ml. und Sg. rith); hier und bei Sg. smiur 'Mark', Ml. Sg. lius
'fastidium' kann auf das jüngere Alter der Belege Gewicht gelegt
werden. So auch bei Sg. fliuch- 'naß' S. 60, mir. tiug 'dick'
S. 99 (im Ir. t^-Stämme, im Brit. -w?o-Stämme). Aber intliucht
'Vernunft' ist schon in Wb. belegt. In giugran (Sg.), gigren
gl. anser (S. 101 f.) scheint zwischen g und r am ehesten ein kurzes
u geschwunden zu sein; ist die Schreibung in Sg. etwa schon halb
mittelirisch? In ro-fiugrad 'ist bildlich bezeichnet worden', fiu-
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 22
338 Die Rundung und u als Hülfszeichen im Ir. [§ 236. 237
grae, Gen. von figor 'Figur', ist ein ü geschwunden (aus lat. fi-
güra); analogisch einerseits Nom. fiugor Ml. 45a 3, andererseits
Dat. Plur. figraib Thes. II 255, 13. feuchuir 'wild' aus *we-
k'örd- (§ 75, 3 S. 122) ist analogisch nach Formen mit -xr- (air.
feuchrae 'Wildheit'); das ähnlich gestaltete iuchair 'Fischrogen'
(§80 S.129) ist erst mir. belegt; laubir, laubair 'Mühe' (S. 193)
ist wie feuchuir zu erklären (falls nicht auf § 237 zu verweisen
ist). Unregelmäßig ist air. baullu (Akk. Plur.) 'Glieder' neben
buUu; fleuchud 'Feuchtigkeit' (Ml.) neben flechud sieht fast
mir. aus. Die schwache Rundung des r im Nom. spirut 'Geist'
ist auf den Gen. spirto (wo /• lautgesetzlich wäre) übertragen, wird
jedoch in Wb. nicht bezeichnet; dagegen hat Tur. spiurto, und
darauf beruht der neugebildete Nom. spiurt in Ml. Über beura
gl. sudes Sg. 67b 11 vgl. Vendryes, MSL XIV 410 Fußnote.
Anm. 1. Über den Verlust der Kundung in der Proklise s. § 175.
Anm. 2. Nach einem i«, einem langen Vokal oder einem Diphthong
kommt ein Timbrezeichen für die Eundung im Air. nicht vor: bull, Dat.
von ball 'Glied'; i-sin dän sin 'in dieser Kunst' (Dat., w-St.); i-116g 'in
Lohn' (Dat. auf -ü oder -ö; log hat gemischte Flexion); do-rr-et-sa 'ich
habe geschützt' {e lang; s. Verbalverz. di-em-); iär fir 'nach der Wahr-
heit' (Dat., ü-St.); ond aes 'von den Leuten' (Dat., w-St.); a süan 'aus
dem Schlafe' (Dat., o-St.); iar fiach gl. secundum debitum (Dat., o-St.).
Dies kann rein orthographisch zu erklären sein; es könnte aber schließlich
auch phonetisch gedeutet werden: die Eundung wäre neben einem u ge-
schwunden oder nicht aufzufassen; nach den langen Vokalen und Diph-
thongen wäre ein auslautendes -ü früher geschwunden als nach kurzer
Wurzelsilbe. — Im Dat. der Wörter macc 'Sohn', rath 'Gnade' scheint
das Fehlen der Mouillierung auf schwer zu definierenden konsonantischen
Einflüssen zu beruhen; vgl. § 248 Anm.
Anm. 3. Im Mir. wird nach einem e vor einem ch als Zeichen der
Eundung ein -o- verwendet: eoch, Dat. von ech 'Pferd'; deoch 'Trank'.
Dies -0- kann auch nach dem Diphthong ae geschrieben werden: laeochu
'Helden' (Akk. Plur., LU 45 b 14). Als gerundet werden im Mir. Konso-
nanten bezeichnet, die im Air. niemals diese Bezeichnung haben: air.
.3. Plur. -dechutar 'sind gegangen' mir. -deochatar (nir. -deachadar);
air. diltud 'leugnen' mir. diultad nir, diültadh Arran d'üits Donegal
d'üituw.
§ 237. Air. preceupt (Akk.) Tredigt' Ml. 129b 1, Gen.
preceuptae Ml. 89b 12 (statt precept fem., s. Wb. 13a 11,
precepte) weichen von den sonstigen air. Schreibregeln ganz ab
und erinnern an mir. bauptaist ^Täufer' u. s. w. Es wird sich
am ehesten um eine spontane Rundung der Labiale (vgl. g 235
Schluß) handeln. So erkläi't sich dann vielleicht auch p(ro)umthe
§ 238] Air. ö. 339
[Wb.j 7b 17 gl. probum (= promthe). Von der Neigung der
Labiale zur Rundung zeugen auch Formen wie lobor, lobur
§ 171, 2 Schluß.
§ 238. In gewissen Fällen schwankt die air.-mir. Orthographie
zwischen au und ai, woneben zum Teil auch i, e, u erscheinen.
Es handelt sich in diesen Fällen um kombinierte i- und w-Infektion
(die 2^-Infektion ist dabei meist von einem schwächeren Infektor
als bei den Fällen in § 236 bewirkt); in den Fällen, wo neben au
und ai auch i, e, u erscheinen, war der Vokal vor dem infizierten
Konsonanten schon umgelautet worden und wurde etwa wie ein ö
ausgesprochen (im Nir. ist aus diesem ö meist ein u entstanden).
Air. laugi 'weniger' Wb.6b 12, laigiu, lugu : Komparativendung
-jös; ro-laumur, ru-laimur 'ich wage' Wb. : Endung der 1. Sing.
Depon. urkelt. -jör. — Viele Beispiele in Präverbgruppen: aith-ud-
liegt vor in ed -hart 'Opfer' Ml., idbart Wb., inn aud-birt Thes.
II 26, mir. aud-pairt, O'Dav. ni udhbair 'ne offer' : vgl. air.
an adobarar 'was geopfert wird' u. s. w.; dieselben Präverbia in
air. (Wb.) aipthi gl. ueneficia, ipthach gl. maledicus, mir. aup-
thach, upthach ds. nir. uptha, upthacht 'sorcery, magic en-
chantment' (apthin Akk. 'Tod', Inf. von ad-bath- ist ein anderes
Wort, s. Verbalverz.) ; — air-ud- liegt vor in Wb. irtach 'Er-
quickung', Ml. ertach, mir. aurtach : vgl. air. arünutangar
'wir werden erquickt'; — air-fo: mir. ergnam, irgnam, urgnam
'Speise, Trank zurüsten, anrichten', ni mad-airgenus 'nicht gut
habe ich zugerüstet', Imperativ 2. Plur. aurgnaid : vgl. Präs.
Ind. 3. Plur. ar-fo-gnat (s. Verbalverz. gni-); — air- com-: Wb.
nii-m-irchöi 'es wird mich nicht aufhalten', Wb. ar-nach n-
aurchoissed 'daß es ihn nicht aufhalten sollte', Sg. erchoitech
gl. nocens, nir. urchöid 'damage, härm' : c. ar-gy-weddu 'to
härm, to hurt' abr. arcogued gl. niciuos; — air-ro-: Wb.
aurlam, airlam, irlam 'bereit'. Ml. erlam, nir. urlamh ds.,
Wb. aurlatu, irlatu 'Gehorsam', mir. urlatu: zu ro-laumur
'wage'; do-aur-chanairam gl. sagio Sg. 60b 12, vgl. Cr. 33b 11,
c 7 (Thes. II 21 f.) : c. daroganu 'weissagen'; dind ergabail gl
retentione Ml. 88a 2, aurgabtha gl. demptus Cr. 41a 3: con-
dom-ar-r-gabad sa gl. ut me comprehenderet Wb. 17d 14, vgl.
lat. pro-hibere 'hindern'; — air- vor einer schwindenden Wurzel-
silbe mit 0, u: t-an-aurnat Thes. II 253, 5, s. Verbalverz. to-
air-fuin-; mir. aursa, irsa, nir. ursa 'Türpfosten' (das letzte
Element gehört wohl zu lat. postis); — air- vor einem erhaltenen
22*
340 Air. ö. [§ 238
Oj u: aur-uras Ml. 2a 3 'Eile'; mir. aur-chor, urchor, erchor,
irchor 'Wurf', nir. urchor; mir. aur-lond, ur-lond, er-lond,
ir-lond 'unteres Ende, Stiel', nir. ur-lann; vor einem ursprüng-
lich gerundeten, aber in unbetonter Silbe geschwächten Vokal: mir.
aur-dam, er dam 'Vorhalle', vgl. air. in doim 'in Haus'.
Bei einigen Zusammensetzungen mit air- ist es unmöglich,
eine sichere Erklärung des ö zu geben: Wb. airdircc, irdircc
'berühmt'. Ml. erdairc, mir. aurdairc ds., urdarcus 'Berühmt-
heit'; air. Wb. irbäg 'gloriatio' mir. aurbäg; Wb. di-a irlabri
'to speak for her'. Ml. do erlabrai 'zu sagen', mir. aurlabra,
urlabra 'Reden'. Und in einigen Fällen kann nur von einer
analogischen Entstehung des ö die Rede sein: Wb. irchre 'interi-
tus'. Ml. Dat. erchru, mir. urchra (vgl. nir. urchradhach 'de-
caying, defective'), Inf. von air. ara-chrinim gl. defetiscor; Wb.
irnigde 'Gebet', Ml. ernigde, nir. urnaighthe : air. ar-neigdet
'sie beten' (*prri- *ni- + guid-).
Air. daur 'Eiche' (Sg. 38a 9; davon daurde 'eichen' Sg.
38a 10) und mir. dair 'Eiche' (auch für das Air. vorauszusetzen,
vgl. dair de 'eichen' Sg. 33 b 13), wozu wohl auch der ON mir.
Daurmag, Dermag, Dirmag 'Durrow' und der MN mir. Dair-
thecht, Durthacht, Derthacht sowie mir. dirthach 'an ora-
tor}^, prayer-house', Gen. daurthige, dairthaige, derrthaige
(Kuno Meyer, Contributions S. 580) gehören, ist vielleicht durch
Kontamination eines w-Stammes mit schwach gerundetem r (Gen.
air. mir. daro) und eines iÄ:- Stammes mit mouilliertem r (Gen. mir.
darach) zu erklären; die nir. Nominativform dair, die kein ö
vorauszusetzen scheint, kann nach dem Gen. darach neugebildet
sein. In mir. lurchure, lüirchaire (das Längezeichen nach
§ 202, 1 zu erklären), laurchuire 'Füllen', das mit idg. Altern,
a : ä zu ir. läir 'Stute' gehört, kann das ö regelmäßig sein; von
da ist es auf lurän, laurän 'Füllen' übertragen, das sich zu lur-
chure ebenso verhält wie dobräu zu dobor-chu 'Biber, Otter'
(§ 405). Mir. tul, taul 'Stirn, Vorderseite, Erhöhung', tul cind
'Stirn', Dat. til chind (S. 132) ist schwierig; dazu mir. taulach,
tulach, telach, tilach 'Hügel', Dat. Plur. telchaib, tilchaib
Ml. 14a 9, 11 (mit c. tyle 'Abhang' nur unter Annahme volks-
etymologischer Umgestaltung im Ir. oder 0. — vgl. ty-le 'toft' —
vereinbar); ferner air. tailchube gl. crater. Gen. ind telchubi
(§128,1), mir. tulchuba. Dat. taulchubu (vgl. Zimmer, Sitzungs-
ber. d. preuß. Ak. 1909, 458f.; mc. ta) cibedd Myv. Arch. 38,
§ 238. 239, 1] Air. ö. Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir. 341
Loth, Rc. XXII 330; vgl. br. tal 'fond de tonneau'j. Etymologisch
unklar ist auch mir. laulgach, lulgach, lilgach (LL 112a 15)
^a milch cow', nir. loiligheach (mit Svarabhakti nach § 228),
laoghlach (nach laogh 'Kalb' umgebildet); das ö ist regelmäßig,
falls zwischen l und ^ ein i geschwunden und das a der Endung
aus u entstanden ist. — Über air. edoct 'Testament', a idacht
'sein T.', mir. audacht, nir. udhacht s. § 129, 3 S. 209.
Anm. Aus dem Nebeneinander der Schreibungen au und u (ohne ai,
e oder i) kann kein li gefolgert werden ; es kann sich ura einfache Kundung
handeln (Akk. Plur. baullu, bullu 'Glieder') oder um ganz andere Vor-
gänge (vgl. über caur, cur § 209). Ein mir unklarer Fall ist mir. Cau-
land, Culand MN; duliu, dulem 'lieber, am liebsten' ML 45a 4;
106b 6; 14d 7; 103a 9 statt diliu, dilem ist von dem Subst. ir. düil
'Wunsch' beeinflußt.
Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir.
§239. 1) Das Hauptmittel zur Bezeichnung der Mouillierung
im Air. ist ein -i- als Hülf szeichen vor dem affizierten Konsonanten :
air. aile 'ein anderer' {al'e); boill 'Glieder' (boLi!); du ine 'Mensch'
(dune); dommeil 'was er verzehrt' {domniel'); fäith 'Prophet'
(fäp'); slöig 'Scharen' {slö^'); rüin, Akk. von rün 'Geheimnis'
(Rf?9i); feich, Plur. von fiach 'Schuld' (fex); buaid 'Sieg' [buad');
beuil, Gen. von bei 'Lippe' (b'eul'). Auch nach dem mouillierten
Konsonanten wird zum Teil ein Hülfsvokal geschrieben, und zwar
-e- vor a oder o^ -i- vor i^.- derchöintea, Gen. von derchoiniud
'Verzweiflung' [d'erxoint'a, d'erxoinud); ni-b-nöibfea 'wird euch
nicht heihgen' (-isoih'f'd); cid asbere siu 'obgleich du sagst' [su);
ailiu, Dat. von aile 'ein anderer' (al'u); feidligtheo Ml. 15a 5
'des Verbleibens' [fed'l'iß^'p'o).
Das Hülfszeichen vor dem Konsonanten bleibt bisweilen weg,
wenn das Timbre mit dem folgenden Vokal stimmt: cele 'Genosse',
seltener ceile {k'el'e); cenel 'Geschlecht' {k'enel); na huli 'omnia'
(Na hul'i), gewöhnlich jedoch huile 'all'; fäthi und fäithi 'Pro-
pheten' (fäpi); athirge und aithirge 'Reue' (apir§e). Nach
einem i wird ein i als Timbrezeichen niemals geschrieben: fir.
Gen. von f er 'Mann' (fir); mil 'Honig' (mit); nöib 'sancti' (soib',
nir. naoimh; dagegen Nom. nöib 'sanctus' ^oib, nir. naomh).
Ein Timbrezeichen nach dem Konsonanten wird vor e, i niemals
geschrieben; es kann aber auch vor a (o) oder m fehlen, wenn vor
dem Konsonanten ein Timbrezeichen steht: ainfa 'ich werde blei-
342 Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir. [§ 239, 1. 2
ben' Wb. 14a 8 (anfa); oillu 'mehr' Wb. 13b 2 (ollu); iarn
esseirgu 'nach der Auferstehung' Wb. 3c 2 (esser^'u), aber iarn
esseirgiu Wb. 4a 27; foichlorib gl. curatoribus Wb. 19d 1,
aber foichleöir Ml. 109c 7 {foxl'örib'f foxl'ör). Dieselbe Weg-
assung mag auch nach einem i als Zeichen für i vorkommen; der
Schreiber der letzten Blätter von Wb. schreibt sinu 'älter' (34a 5),
wofür sonst in Wb. siniu erscheint (sinu); auch gliccu 'klüger' Wb.
26 d 26 mag g'l'ik'k'u zu lesen sein; vgl. jedoch § 244, 3. Ganz
unregelmäßig ist aber die Schreibung i tarcud 'im Bereiten' Wb.
23c 29, vgl. tairciud, täircud Wb. 13c 9; 14c 42 (tärkud);
vgl. § 244, 4.
2) Ein Mittel, die unmouilHerte Aussprache eines Konsonanten
ausdrücklich anzugeben, gab es im Air. prinzipiell nicht. Ein
Konsonantenzeichen vor einem e oder i kann daher sowohl einen
mouillierten als auch einen unmouillierten Konsonanten bezeichnen:
air. fil 'ist' (fit, nir. fuil); air. sn echte 'Schnee' [ss'exte, nir.
sneachta). Jedoch läßt es sich nicht bezweifeln, daß in unbe-
tonter Silbe ein nicht auslautendes ai, ui schon in Wb. oft ein-
fach als i zu lesen ist, sodaß also das -a- oder -u- als Zeichen für
das unmouillierte Timbre des vorhergehenden Konsonanten gelten
kann; das so geschriebene i ist teils aus einem hinteren Vokal um-
gelautet, dessen letzte Stufe ein a oder u gewesen sein kann (und
hieraus erklärt sich die Schreibung, die also historisch ist) teils
durch Svarabhakti (§ 171 S. 268) entstanden oder nach § 241, 3 c
zu erklären (hier ist die Schreibung wohl analogisch nach den Um-
lautfällen): ra-pridchaisem 'wir haben es gepredigt' Wb. 5a 7,
aber ma ru-d-predchisem 'wenn wir gepredigt haben' lOd 9;
i-sint senmuim 'in dem Laute' 12c 43, aber i-sint senmim
13d 18; cobuir 'Hülfe' 20c 10 neben cobir 5c 5; cosmuil
^ähnlich' 12d 1; 25d 13 neben cosmil 2a 11 u. s. w. Diese Auf-
fassung der Zeichen scheint allerdings durch Schreibungen wie
cosmuli Plur. 'ähnlich' 17c 5 (neben cosmili 13c 12; 14d 37;
cossmaili [Wb.] 33b 20), cosmulius 'Ähnlichkeit' Ib 19 u. s. w.
(neben cosmilius 8b 7; 14c 24, cosmuilius lOd 14 u. s. w.),
ind libur so 'dieses Buches' 15a 30 gefährdet zu werden. Der
letzte Fall ist indessen kaum viel mehr als ein Schreibfehler, denn
die Bezeichnung der Mouillierung ist hier unerläßlich. In den
anderen Fällen handelt es sich um eine traditionelle historische
Schreibung, die deshalb erträglich sein konnte, weil das ganz kurze
i in koswil'us 'Ähnlichkeit', kost il'i 'similes' für den akustischen
§239, 2. 240] Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir. 343
Eindruck hinter dem ausgeprägten Timbre der umgebenden Kon-
sonanten zurücktreten konnte.
Die Verwendung eines -a- als Timbrezeichen vor einem i wird
in den jüngeren air. Denkmälern häufiger (auch in dem § 241, 3 c
beschriebenen Fall), und nach unmouillierten Konsonanten wird für
auslautendes -e -ae, später -a, für auslautendes -i -ai geschrieben
(Wb. cumachte 'Macht', Gen. cumachti, Ml. Nom. cumachtae,
Gen. cumachtai).
Anm. Bei einiger Kenntnis der Sprache wird man so gut wie niemals
darüber im Zweifel sein können, ob ein im Air. geschriebenes -i- als Timbre-
zeichen oder als Vokalzeichen aufzufassen ist. Die schwierigsten Fälle sind
äi und 6i mit den Bedeutungen 1) = ä, ö vor einem mouillierten Kon-
sonanten, 2) ai, oi; soweit nicht variierende Schreibungen (a, 6 bei den
Monophthongen, ae, oe bei den Diphthongen) die Entscheidung bringen,
ist man auf die jüngeren Sprachformen, vor allem auf das Neuirische an-
gewiesen. — Es sei hier noch darauf verwiesen, daß ein i als Hülfszeichen
noch in anderen Verwendungen vorkommt. Über -tei s. S. 244 unten;
ei als Bezeichnung eines geschlossenen e auch in eicndag 'Verleumdung'
Wb. Ic 6; 29a 7; vgl. 2a 11 (ecndach 30c 6); eicndirc 'abwesend',
eicndarcus 'Abwesenheit' Wb. 25d 24; 19d 29; eicmailt 'unruhig' Wb.
22c 20; arroieitsa 'ich habe empfangen' Wb. 6d 14; reit (Dat.) 'Ding'
Wb. 20c 11; »it 'Eifersucht' Wb. 23b 13 (geet 23b 18); no-deitnaigtis
gl. stridebant Ml. 54 d 20; t eichte 'gebührend' Wb. 6a 20 (Dativ techtu
Wb. 13a 28); hi neph-cheneil gl. in non gentem Wb. 5a 14. — Auf-
fälliger ist die Schreibung ei für kurzes e vor einem unmouillierten Kon-
sonanten in Nom. Akk. feir 'Mann' Wb. 13a 6, 20 (= fer), beicc 'klein,
wenig' == becc Wb. 24d26; 21c 12; is beic lim, is beicc lim-sa
8d 21 (in den beiden letzten Fällen einen Genitiv zu suchen ist gewiß
unberechtigt). — Über bai, fri-dei u. s. w. s. §199,1; über adchuiaid,
nuie s. § 208 Anm. 2.
§ 240. Aus der sehr unvollkommenen Unterscheidung zwischen
mouillierten und nicht-mouillierten Konsonanten in der air. Ortho-
graphie erwuchs im Laufe der Zeit ein weit vollkommeneres, im
Nir. voll ausgebildetes System, wonach nicht nur die mouillierten
Konsonanten, sondern auch die unmouillierten Konsonanten ihre
Timbrezeichen haben. Die Timbrezeichen der unmouillierten Kon-
sonanten wurden zum größten Teil durch die weiterschreitende
Sprachentwickelung geschaffen. Von der Zeit an, wo das ge-
schriebene duine air. dune zu nir. dynd geworden war, mußte das
alte Vokalzeichen als Timbrezeichen, das alte Timbrezeichen als
Vokalzeichen erscheinen. Die Verwendung von Timbrezeichen vor
einem unmouillierten Konsonanten war durch die herkömmliche
Bezeichnung der allmählich als besonderes Timbre verloren gehenden
344 Die Bezeichnung der Mouillierung im Ir. [§ 240
Rundung nahe gelegt. Das air. -u- nach einem i wurde durch ein
-0- ersetzt: air. fiur. Dat. von fer ^Mann', nir. (jetzt veraltet) fior;
air. ciunn, Dat. von cenn 'Kopf, nir. do chionn 'wegen', i
g-cionn 'nach', i n-ar g-cioun 'vor uns'; air. figor, fiugor 'Fi-
gur', nir. fioghair. Die Schreibung iu ist in einigen Fällen (aus-
schließlich vor ch?) festgehalten worden, vermutlich wegen des früh
eingetretenen Umlauts: nir. fliuch 'feucht' Arran f'Tox Donegal
f'l'ux; nir. fiuchadh 'sieden, kochen' Arran föxd (leniert oxd\
aber Donegall f'yxuw. Danach schreibt man nun auch -o- nach
einem langen l: fior 'wahr'. Nach e wird -a- geschrieben: -dea-
chadar 'sind gegangen' §236 Anm. 3; danach auch fear 'Mann'.
Für diese Schreibung war wohl der in Irland eingetretene Über-
gang des e vor unmouillierten Konsonanten in a maßgebend (Arran
und Donegal far 'Mann'); das alte Timbrezeichen gilt also jetzt
als Vokalzeichen, das alte Vokalzeichen als Timbrezeichen. Nach
dem langen 6 wird teils -a-, teils -u- geschrieben (ea oder eu §196
Anm.: fear oder feur 'Gras' fer; das nir. eu = e darf ja nicht
mit dem air. Diphthong eu, eo § 201, 2 verwechselt werden).
Die Schreibung aeo § 236 Anm. 3 ist zu ao verkürzt w^orden
(gesprochen y oder d, s. § 38) ; vor einem mouillierten Konsonanten
schreibt man aoi, das auch im Auslaut steht: saoghal 'Welt,
Lebenszeit' Arran und Donegal syl; daoine 'Menschen' Arran
dynd; naoi 'neun' Arran Ny'^.
So konnte sich die Regel ausbilden, daß das Timbre eines
Konsonanten sowohl an dem vorhergehenden als an dem folgenden
Vokalzeichen kenntlich sein sollte, oder anders ausgedrückt, daß
die Vokalzeichen auf den beiden Seiten eines Konsonanten ent-
weder beide vordere („dünne") oder beide hintere („breite'') Vokale
angeben müssen (caol le caol agus leathan le leathan). Nir.
lion 'Zahl' ist also hin, der Genitiv lin dagegen hin zu sprechen.
Anm. 1. Diese Eegel war nur deshalb durcliführbar, weil zwei neben-
einander stehende Konsonanten immer das gleiche Timbre hatten. Durch
den Übergang eines r in r sind hierin einige Störungen entstanden, s.
§ 90 S. 144.
Anm. 2. Durch die allerdings etwas umständliche Schreibregel caol
le caol agus leathan le leathan wird das Timbre der Konsonanten
1. Die Schreibung ae kommt in einigen Fällen vor, wo der Arran-
dialekt e oder e hat: aen = aon 'ein' (verbunden); aer 'Luft'; gaedhilge
'Irisch'; lae. Gen. von lä 'Tag', Arran en, er, f/el'ff'd, Li, vgl. Donegal gel
'Gael', Le 'Tages", Quiggin § 95. Diese Schreibung ist in der nir. Ortho-
graphie eine Abnormität.
§241, 1] Lautgesetze der Mouillierung im Ir. 345
außerordentlich genau bezeichnet; die Bezeichnung der gesprochenen Vo-
kale ist dagegen ziemlich mangelhaft. Ob z. B. cuid 'Teil' als kud' (Ai
ran) oder mit Umlaut als kyd' (Donegal) zu sprechen ist, kann man der
geschriebenen Form nicht ansehen. Aber dieser Mangel ist wegen der
ganzen Art der nir. Aussprache nicht allzu fühlbar. Die Konsonanten
halten ihr ausgeprägtes Timbre während der ganzen Zeit ihrer Dauer fest,
und die nötigen Gleitbewegungen werden während der Aussprache der
Vokale vollzogen, so daß der akustische Eindruck z. B. von kud' und kyd'
nicht sehr verschieden ist. Aus dieser Art der Aussprache folgt auch, daß
ein unmouillierter Konsonant nach einem langen t sich so scharf abhebt,
daß man fast einen Übergangsvokal zu hören glaubt: fion 'Wein' lautet
f't^n. Die Orthographie paßt für die Sprache. Immerhin zeigt die Fuß-
note S. 344, daß das Bestreben die Vokale genau zu bezeichnen zur Über-
tretung der orthographischen Hauptregel führen kann.
Lautgesetze der Mouillierung im Ir.^
§ 241. (Die irische Mouillierung in ihrem Verhältnis zn
den folgenden Vokalen, zu Vokalschwund und Akzent.) 1)
Mouillierung tritt ein vor einem im Auslaut geschwundenen
vorderen Vokal: air. do-beir ^er gibt' *bheret; fäith Trophet'
"^wäti-s; fir nir. fir, Gen. von air. fer 'Mann', *wiri:; deich 'zehn'
zunächst aus ^deken, idg. "^dek'm (S. 46). Über die Wirkungen
der Svarabhakti vor dem geschwundenen Auslaut s. § 242 Anm. 2.
Vor einem im Wortinnern nach den Akzentgesetzen schwin-
denden vorderen Vokal ist gleichfalls Mouillierung eingetreten: air.
aimsea Ml. 104a 1, Gen. von ammus 'Angriff, Versuch' (Inf. von
ad-midethar 'versucht'); ni taibrem 'wir geben nicht', vgl. do-
beram 'wir geben'; ar-na foircnea Wb. 20b 13 'damit es nicht
ende', vgl. forcenna gl. consummare Ml. 132c 11; con ru-
failnither Wb. la 9 'daß es suppliert werde', vgl. is hed fo-d-
lina Wb. 14b 7 'das ist es, was den Satz voll macht'. Besonders
interessant sind Formen wie Dat. Plur. anamchairtib, Akk. Plur.
anamchairtea "Seelen-Freunde", 'Lehrer', wo zwischen r und t
ein aus an entstandenes halblanges e geschwunden ist, vgl. S. 151
und S. 249. Die Regel gilt jedoch nicht, wenn der vor dem
schwindenden Vokal stehende Konsonant silbisch wird: air. ecolso,
Gen. von eclis 'Kirche'. Auch kann die Regel durch woii-
1. Vgl. Thurneysen, KZ XXVI, 311 1; Verf., Asp. i Irsk, S. Q,i.\
Strachan, Middle Irish Declension S. 4f. (Trans. Phil. Soc. 1905); 0. J.
Bergin, Eriu III S. 50—91.
346 Mouillierung und folg. Vokalismus. [§i241, 2. 3
psychologische Einflüsse gekreuzt werden: nach-a-rochlat Wb.
19c 15 'welche sich nicht hüten können' (zu fo-cel-, fo-ciall-).
2) Vor jedem ursprünglich vorderen Vokal in betonter Silbe
tritt Mouillierung ein. Diese Mouillierung kann allerdings nach
den air. Schreibregeln nicht zum Ausdruck kommen; sie war aber
sicher im Air. in demselben Umfang wie im Nir. vorhanden. Die
Mouillierung tritt auch vor einem durch Ersatzdehnung aus a ent-
standenen e ein, also in Wörtern wie geis 'Schwan' (S. 86), meit
'Größe' (§ 197, 1), der 'Träne', bren 'faul' (§ 201, 1); ein Beweis
für die Mouillierung von k in cetal 'Gesang' s. S. 347 Z. 6 v. u.
3) Die Mouillierung vor nachtonigen Vokalen scheint von
ziemhch verwickelten Gesetzen abhängig gewesen zu sein, und die
Regeln sind von so zahlreichen Analogiebildungen gekreuzt worden,
daß eine sichere Erkenntnis wenigstens auf Grund der bis jetzt
vorliegenden Untei'suchungen nicht möglich ist. a) Vor einem aus-
lautenden Vokal, der auf einen ursprüngHchen vorderen Vokal oder
auf j + Vokal zui'ückgeht, findet Mouillierung statt: air. fäithi
'Propheten' (S. 249) ; huisse 'gerecht'; guide 'Bitte'; cride 'Herz',
Dat. cridiu; storide. Dat. storidiu 'historisch'; Dat. aicci
'Nähe'; aire 'Aufmerksamkeit'; oc ailli 'segnend'; duine 'Mensch',
Plur. döini (nir. duine, Plur. daoine); firinne 'Gerechtigkeit,
Wahrheit' (nir. firinne). Zahlreiche Ausnahmen von dieser Kegel
sind von dem in § 242, 2 beschriebenen Gesetz bewirkt. Vor air.
-e und -^; wenn sie auf eine ursprünglich zweisilbige mit einem
hinteren Vokal anlautende Gruppe zurückgehen (§ 159, 6 S. 253),
findet keine Mouillierung statt; es wird dann später -ae > -a für
-e^ und -ai für -i geschrieben: Wb. made 'vergeblich', Ml. madae;
Wb. -cuale 'hörte', mir. -cuala. Eine nicht mouilHerende En-
dung hatten auch z. B. Wb. asse 'leicht', Komparativ assu, und
Sg. fotha 'Grundlage', Wb. Dat. f othu. In den Gerundiven auf
-thi, -ti ist jedoch sehr häufig nach dem Vorbild der übrigen For-
men des Verbalparadigmas Mouillierung eingetreten: leicthi 'zu
überlassen'. Hierher gehört auch ein Fall wie Wb. cene 'außer-
dem'. Ml. cenae (39a 3) ds., nir. cheana (cen 'ohne' + Pron.,
vgl. den unverbundenen Genitiv äi). Recht unklar ist das nicht
mouillierende e gewisser Nominativformen: care 'Freund', tenge
1. Verschieden von ae ist ?e, das in Wb. sowohl nach mouillierten
wie nach unmouillierten Konsonanten vorkommt (dife, Gen. und Vok. von
dia 'Gott'; faithsB Gen. Plur. 'Propheten'; coraa 'Friede', ruca> 'Schande').
241, 3] Mouillierung und folg. Vokalismus. 347
^Zunge', s. S. 249. b) Vor .;* -f einem nachtonigen nicht aus-
lautenden Vokal nehme ich regelmäßige Mouillierung an; ir. cai-
lech 'Hahn' (S. 69); cuimnech 'eingedenk' (cuman 'Erinnerung'
+ Suffix -ijäko-); taisilbiud 'attribuere'; eilscud 'Begierde', Inf.
eines Kompos. von lose- 'brennen'. Mit j > ij zusammengefallen
ist is, es vor Vokal (§ 28, 4, § 48, 3 S. 73); daher air. faillsem
gl. luculentissimam, coemem 'am hübschesten' u. s. w. Zahlreiche
Ausnahmen durch Analogiebildung, c) Vor einem nicht auslauten-
den nachtonigen urspr. vorderen Vokal findet in der Regel keine
Mouillierung statt, mag derselbe in der Gestalt a^ u oder i er-
scheinen (falsch über diesen letzten Fall S. 267 Z. 2 — 3): air. cu-
cann 'Küche'; mir. teglach 'Familie'; air. dermat 'Vergessen'
u. s. w. (S. 266); air. carpat 'Wagen' (S. 24): Dat. Plur. cairp-
tib; — air. ammus 'Angriff, Versuch' (Kompos. von ad- und
mess s. Verbal verz. midiur); air. cubus 'Gemssen' (S. 266); do-
rus 'Türe' : Dat. Plur. doirsib; mir. fochrus neben criss 'Gür-
tel' § 30 S. 42; air. den um 'tun' von di- und gnim, s. Verbal-
verz.; air. dithrub 'Wüste' nir. diothramh : zu mir. treb 'Wohn-
sitz' S. 132; — athir, athair 'Vater'; bräthir, bräthair 'Bru-
der'; mäthir, mäthair 'Mutter'; fo-chricc, fo-chraicc 'Be-
lohnung' (zu crenim 'ich kaufe', mir. Inf. Akk. creic); foglim,
foglaim 'lernen' ; fo-gliunn 'ich lerne'; tuachil gl. astutus, mir.
tuachail 'List' (Kompos. von to- fo- und ciall 'Verstand' c.
pwyll br. poell); eclis, eclais 'Kirche' : aus lat. ecclesia;
enirt, enairt 'schwach' (Komp. von *eks- und nert 'Kraft'); mii\
es cid, escaid 'unermüdlich' S. 76. Von dieser Regel gibt es in-
dessen zahlreiche Ausnahmen, die Mouillierung aufweisen; nach
dem mouillierten Konsonanten tritt statt a ein e auf, statt -u- wird
-iu- geschrieben und neben -i- erscheint kein -ai-. Diese Aus-
nahmen sind zum großen Teil als Analogiebildungen zu erklären : mii*.
airget 'Silber' nach airgdide 'silbern' S. 267; air. ainmnid
'Nominativ' nach ainm 'Name'; air. baithis 'Taufe' nach baitsim
'ich taufe'; air. crocenn gl. tergus (neben Gen. crocainn) nir.
croiceann nach Formen wie Dat. Plur. mir. croicnib u. s. w.;
forcital, tairchital S. 266 nach dem Simplex (und so ein Be-
weis für die Mouillierung des Anlauts im Simplex), vgl. tairrchet
'ist prophezeit worden'. Air. descipul 'Diszipel' nir. deisgeabal
ist gelehrtes Lehnwort. Eine lautgesetzliche und eine analogische
Form gehen bisweilen bis auf den heutigen Tag nebeneinander:
air. ho amarais 'von Unglauben' ML 97 d 13, o amairis 'mit
348 Mouillierung u. folg. VokaHsmus. [§ 241, 3. 4. 242, 1
Unglauben' Ml. 97 d 10; mir. amaras und amaires; nir. amhras
'Zweifel' und aimhreas. In einigen Fällen beruht jedoch die
Mouillierung vor einem nachtonigen -e-, -i- wohl auf einem Laut-
gesetz, s. § 243.
Anm. Die Konsonanten vor dem dritten Vokal verhalten sich laut-
gesetzlich mit Bezug auf die Mouillierung kaum anders als die Konso-
nanten vor dem zweiten Vokal. Die größere Stärke des dritten Vokals
mag aber für die analogische Annahme der Mouillierung bisweilen förder-
lich gewesen sein: orcaid Ml. 19d 6 'er tötet', aber na fridoirced Wb.
14a 27 'er soll nicht anstoßen'; fedan 'Joch' Wb. 16a 16, inna fednae
gl. inuectionis Ml. 76a 9, aber tuididen 'Führung' Ml. 92c 5, Gen.
tuid<id>ne Ml. 93b 3 (die Mouillierung wird zunächst im Gen. nach
§ 244, 2 analogisch eingeführt worden sein).
4) In der Proklise ist die Mouillierung lautgesetzlich nicht
vorhanden; auch die auf einem j beruhende Mouillierung ist ver-
loren gegangen: ind-ala 'alter'. S. § 175. (Ausnahmen wird es
gegeben haben, wo die Silbenteilung den auslautenden Konsonanten
des proklitischen Wortes mit dem anlautenden Vokale des betonten
Wortes vereinigte; nach dem Nir. ist z. B. mouilliertes t für int
idol ^der Götze' anzunehmen.)
§ 242. (Die Mouillierung in ihrem Verhältnis zu den un-
silbischen Gruppen und den einzelnen Konsonanten.) 1) Die
nir. Kegel, daß sämtliche Konsonanten einer Konsonanten gruppe
(innerhalb des einheitlichen Wortes) das gleiche Timbre haben, gilt
auch für das Altirische (und kommt bisweilen sehr deutlich dadurch
zum Ausdruck, daß ein Timbrezeichen sowohl vor wie nach der
Gruppe geschrieben wird). Bei sekundär zusammengekommenen
Konsonanten, die ursprünglich verschiedenes Timbre gehabt haben,
siegt immer das mouillierte Timbre: air. derchöintea, Gen. von
derchöiniud ^Verzweiflung' (^Y aus n + t); ar-na foircnea
^damit es nicht ende' neben for- cenna (rk'n aus r -}- ä:' + n);
oircne, Gen. des ä-Stammes orcun 'Tötung' (Nom. *orgonä, Gen.
*orgonj(is; also r-gn aus rg -\- n); foigde 'Betteln' von fo- und
guido 'Bitten' (^^'^' aus ^ + äf). Weitere Belege findet man leicht
in § 241, 1 und 3. Schreibungen wie tüithlae Sg. 22a 6 ( =
tuthle 'Cancer' Wb. 30b 13), aicmae 'Geschlecht, Stamm' Sg.
34b 2 sind ohne phonetische Bedeutung, vgl. öencheillae 'eines
Sinnes' Sg. 27 b 3.
Anm. 1. Die Kegeln über die Übereinstimmung der Konsonanten
einer Gruppe greifen bisweilen über die Wortgrenze hinaus, besonders bei
einigen konsonantisch anlautenden enklitischen Wörtern: air. am athir
§ 242, 1. 2] Die Mouillierung und die unsilbischen Gruppen. 349
se 'ich bin Vater'; predchim-se 'ich predige' (w«) neben asbiur-sa 'ich
sage' (r"«); nach derninn-se 'daß ich es nicht tun könnte' (jvV/) neben
ro-fetar-sa 'ich weiß' (ra); asbir-siu 'du saget' (rV aus r + «). Seltener
bei dem Augens som und dem demonstrativen Augens so: doib-sem Wb.
28(1 19 'für sie' (fs), gewöhnlich doib-som; ind epistil se 'dieser
Brief Wb. 27 d 13; i sin testimin se 'in diesem Text' Wb. 16 d 7, aber
tri sin testimin so Wb. 10b 19 'durch diesen Text'. Umgekehrt kann
auch der Auslaut des betonten Wortes vom Anlaut eines enklitischen
Wortes beeinflußt werden; so wohl for cain-sceil si 'gute Nachrichten
von euch' Wb. 23 d 2 (falls nicht die Schreibung ei nach § 239 Anm. zu
erklären sein sollte). Auffälligerweise geht dabei bisweilen die Mouillierung
des ersten Konsonanten verloren: do-ad-bat som (und danach doadbat
ohne Augens) 'er zeigt', s. § 289. — In welchem Umfang die Kegeln bei
der Komposition überhalten wurden, sei dahingestellt. Im Nir. werden sie
(oder die darauf beruhenden Vokaländerungen) in diesem Falle oft in der
Aussprache vernachlässigt; vgl. Dinneen S. IX : ,,Words like leith-sceal,
leith-cheann are largely but not universally pronounced as if written
leath-sceal and leath-cheann". Vgl. über Arran d'raivdv 'Schwester'
neben Donegal d'erdfdr in § 229. — Über aith-, air- vgl. § 249.
Anm. 2. Wenn sich zwischen einem Geräuschiaut und einer Liquida
vor dem geschwundenen Auslaut ein Svarabhakti vokal entwickelt, ist die
Mouillierung des Geräuschlauts in der Regel erhalten: air. nathir
'Schlange' mir. naithir (§86S. 134); air. cathir 'Stadt', i sin chaithir
Wb. 13b 1 'in der Stadt'; air. aithir 'Väter', vielleicht aus *2)atres (die
air. Regel, daß p im ganzen Sing, von athir unmouilliert, im ganzen Plur.
mouilliert ist, setzt allerdings zahlreiche Analogiebildungen voraus; es ist
aber nicht wahrscheinlich, daß aithir 'Väter' analogisch gebildet wäre);
air. fitir 'er weiß' nir. fidir S. 112f. Die Labiale haben aber die Mouil-
lierung aufgegeben: air. cobuir 'Hülfe', esämain 'furchtlos', libuir
'Buches', s. § 171, 2 S. 268. Mir. arathair. Gen. von arathar 'Pflug',
ist eine Analogiebildung.
2) Gewisse unsilbische Gruppen sind der Mouillierung abhold.
Vor dem geschwundenen Auslaut hat xt die Mouillierung aufge-
geben: air. secht nir. seacht 'sieben' aus '^septm (S. 72). Durch
Analogiebildung ist die Mouillierung in air. boicht, Gen. von
bocht 'arm' erneuert.
Viel häufiger ist die Erscheinung vor einem erhaltenen aus-
lautenden Vokal. Da man aber fortwährend mit Analogiebildungen
rechnen muß, ist es sehr schwer, die genauen Regeln zu ermitteln.
Man wird anzunehmen haben, daß die meisten unsilbischen Gruppen
vor einem erhaltenen auslautenden Vokal die Mouillierung ver-
schmähen. Beispiele: Sg. derba 'Sicherheit' (zu derb 'sicher'
§ 103); Wb. cense 'Sanftmut', mir. cennsa (Absti'aktum zu
cennais 'sanft'), nir. ceannsa; Ml. serbu 'bitterer (Etymologie
350 Die Mouillierung und die unsilbischen Gruppen. [§242,2
§ 49, 4 S. 78); Wb. delbe. Gen. von delb ^Gestalt' (S. 64), Ml.
delbae, mir. delba; Ml. fercae. Gen. von ferg 'Zorn'; mir.
selga, Gen. von selg'Jagd'; Sg. ungae 'uncia'; mir. lunga, Gen.
von long 'Schiff'; Ml. cerdae, Gen. von cerd 'Kunst, Künstler';
Ml. ardu, Sg. arddu 'höher'; Sg. orddu 'Daumen' (-Jen-Stamm);
Ml. ildae 'pluralisch' (von il 'viel' mit dem Suffix -dijo-); Sg.
cundu 'Verwandtschaft' (-Jen-Stamm, Erweiterung eines i-Stammes
^k'om-dhi-^ dessen letztes Element in skr. san-dhi- 'Verbindung'
wiederkehrt); Ml. nu-n-dn-erbai gl. confidenti (I-Präsens, s. Ver-
balverz.; dagegen vor geschwundenem Vokal eirbth-i Ml. 51b 12);
Wb. orbe Ml. orbae 'das Erbe' (Gen. Ml. orbai) mir. orba; mir.
burbbu, Kompar. von borb (§ 65); Ml. ar thercai 'wegen der
Knappheit'; Ml. Akk. mescai 'Rausch', mir. mesca; Wb. serce.
Ml. sercae. Gen. von serc 'Liebe'; mir. elccai (Akk.) 'Schlechtig-
keit'; Sg. cerddchae gl, officina, mir. cerdcha, nir. ceardcha
(mit Suffix -ja zu mir. cerddach 'skilful'); ni asstai ML 114a 19
'er hält nicht zurück' (i-Präs., vgl. at-suidi Sg. 66 a 20); Wb.
cumachte 'Macht' (Dat. cumachtu), Ml. cumachtae, mir.
cumachta; air. Plur. snechti 'Schnee', mir. snechta, nir.
sneachta; air. Inf. tichtu 'kommen', richtu 'erreichen' (Jen-
Stämme, s. Verbalverz. -icc-); Wb. precepte (Gen. von precept
'Predigt', ä-Stamm), Tur. preceptae. Ml. preceuptae, mir. pre-
cepta; Wb. gorte 'Hunger' (Abstraktum auf -ja zu ir. goirt
'bitter' S. 33), Ml. Akk. gortai, mir. gorta; Wb. sonortu gl.
tirmiores; Ml. mo sonartae gl. meae ualetudinis (aber Wb. sonirte
'Kraft' mit analogischer Mouillierung); Ml. in na altai gl. ferae,
Plur. von allaid 'wild'; Wb. epeltu 'Tod, Untergang' (/en-Stamm);
Sg. ni diltai 'leugnet nicht' (^-Präs., vgl. do-sluindi Wb. 6c 14);
Ml. lobrae 'Schwäche', mir. lobra; Wb. frecre 'Antwort' (Dat.
frecru), nir. freagra. Ml. im~frecrae 'Korrespondenz' (s. Verbal-
verz. gair-); Wb. belre 'Sprache', Dat. belru (zwischen l und r
ist ein hinterer Vokal geschwunden), nir. bearla 'Englisch'; Ml.
diglae. Gen. von digal 'Rache'; mir. fochla 'Nord' §45, 5 S. 68;
Wb. engne 'Wissen', (*en + *g'mjo-, s. Verbalverz. gnin-). Ml.
ingnae. Gen. ingnai, Dat. engnu; Wb. ecne 'Wissen' {*ek{s) -f-
g'nijo-), Ml. ecnae, mir. ecna, nir. eagna; air. Gen. bliadne (von
bliadin, bliadain 'Jahr' S. 113), mir. bliadna; mir. dam na
'Material', vgl. c. defnydd; air. tigerne 'Herr', mir. tigerna, nir.
tighearna; mir. calma 'tapfer', nir. calma ds., vgl. c. celfydd
'geschickt'. — Besonders bemerkenswert ist der Umstand, daß die
§242,2] Die Mouillierung und der Konsonantismus. 351
Mouillierung vor einem erhaltenen auslautenden V^okal auch bei
einer Liquida mit vorhergehender Ersatzdehnung fehlt: air. äru
'Niere' (;m-Stamm; vgl. § 64, 1); air. tolae 'Flut' Ml. 93b 12,
mir. töla, air. ond intölu gl. exundantia Thes. II 27, 33 aus
^tuglijO'j vgl. an. {)oka 'Nebel' (davon verschieden, aber wurzel-
verwandt mir. tuile 'Flut', air. ind intuli gl. redundantiae Ml.
129d 10; vgl. lit. tv-änas 'Flut'); Wb. cenele 'Art, Geschlecht',
Dat. cenelu. Ml. cenelae, Sg. cenela; "Wb. soscele 'Evange-
lium', Dat. soscelu; mir. i-t iar-säla 'hinter dir, in deinen Fer-
sen' [l aus tly s. S. 135); Sg. sinnchenae gl. uulpecula (hat -gn-,
vgl. ir. cuilen S. 104). — Auch gewisse auf junger Assimilation
beruhende Doppelkonsonanten verschmähen die Mouilherung: in
giallai Ml. 63a 12 gl. in dicionem, Gen. giallae Ml. 141 d 1
(älter ist die erst mir. überlieferte Form giallnse 'Geiselschaft'
LU 90a 1); Wb. rucce, rucse 'Schande', Dat. ruccu. Ml. ruc-
cae (-dk-, § 102, 1 S. 174). — Die einfachen oder verdoppelten
Labiale zeigen vor einem erhaltenen auslautenden Vokal keine
Mouillierung: Sg. lubae, Gen. von luib 'Kraut'; Wb. imdibe
'Beschneidung', Dat. imdibu; tobe 'Abschneidung', Dat. töbu, s.
Yerbalverz. ben-; Wb. humae 'Kupfer' (eine in Wb. ungewöhn-
liche Schreibung), vgl. c. efydd (S. 166); Sg. lämae. Gen. von
läm 'Hand'; crumai 'Würmer' Ml. 44c 1, cnamai 'Knochen'
(Flur.) Ml. 22 d 7 (Sing, cruim, cnäim); mir. Mumu 'Munster'
(;ew-Stamm); Ml. trummae. Dat. trummai 'Schwere'.
Anm. 3. Bei dem Laute ^ findet sich ein gewisses Schwanken in der
Bezeichnung der Mouillierung- ni-bi i fledaib na ligaib Wb. 27b 3
*es ist nicht in Gastmälern oder in Beilagern', vgl. nir. luighe 'Liegen',
oge 'integritas' wird in Wb. niemals mit einem Zeichen der Mouillierung
versehen, Ml. schreibt Dat. ogai, mir. uaige; Wb. luige 'Eid', Ml. lu-
gae, mir. luige und luga; mir. ugai 'Eier'. Vgl. noch Schreibungen
wie Wb. arigud 'bemerken', ni-o-airigur-sa 'ich bemerke nicht' (worin
-i- auf der geschwundenen Mouillierung des ^, vgl. § 248, 2 beruht).
Anm. 4. Ob es Konsonantengruppen gibt, bei denen die Mouillierung
vor auslautendem erhaltenen Vokal lautgesetzlich ist, ist schwer zu ent-
scheiden. Air. foig de 'Betteln', hirnaigde 'Gebet' (Komposita von gui de
'Bitten'); air. comaicsiu, Komparativ von coraocus 'benachbart' (§ 97
Anm. S. 161); tuicse 'auserwählt' *to-g'us-tijo-s; foilsi, Plur. von follus
'klar', * uj)o-luqsu-s, vgl. c. go-leu 'Licht" [11 vor s entstanden); soillse
'Licht, Glanz', * su-luqsijä, zu solus 'hell', können schließlich alle ana-
logisch sein.
Die durch den Schwund eines inlautenden vorderen Vokals
nach § 241, 1 bewirkte Mouillierung bleibt auch vor einem aus-
352 Mouillierung und Konsonantismus. [§ 242, 2. 243
lautenden Vokal erhalten: air. cuimse ^passend' (von *k'om- und
der Wurzel von midiur, Inf. mess, vgl. Verbalverz.); air. trimsi
gl. tempora, nir. treimhse 'Zeitraum' (S. 240); air. eirge 'Auf-
stehen', esseirge 'Auferstehung', s. Verbalverz. reg-; air. coibge
'contextus' (*Ä:'om- + f ige 'Weben'); airde 'Zeichen', nir. airdhe,
vgl. c. arwydd 'Zeichen' (aber in air. com-arde 'Zeichen', mir.
comartha, nir. comhartha, vgl. c. cyfarwydd 'guide' hat das
silbisch gewordene r die Mouillierung aufgegeben, vgl. über ecolso
§ 241, 1); air. foirbthe 'vollkommen', aidchuimthe gl. cauteria-
tam, s. Verbalverz. ben-; air. Akk. Plur. fichtea von fiche
'zwanzig'; air. cuimre 'Kürze', zu mir. cum b air, cummair 'kurz',
vgl. mc. byrr 'kurz' corn. ber br. berr ds., ir. berraim 'ich
scheere'; air. ainmne 'Geduld' S. 169; air. foiltne 'Haar' c.
gwalltyn. Dieselbe Erklärung wird auch für manche Fälle zu-
treffen, in denen die Qualität des geschwundenen Vokals nicht
strikte bewiesen werden kann: air. fäilte 'Freude', air. na in-
deinme gl. debilitatis u. s. w. Eine Ausnahme von dieser Regel
ist air. cöre 'Friede', mir. cöra, zu air. coir c. cywir S. 64; das
w wird wegen seines labialen Charakters die Mouillierung aufge-
geben haben; an dieser Erklärung darf mod o-din-roirea Wb.
29b 16 'so daß es uns genügt' (Konj.) neben dem Ind. ro-fera
Wb. 29b 13 nicht irre machen; es hat wie o-röiret Wb. 29a 9
ein diphthongisches oi, und die Mouillierung wird analogisch zu
erklären sein (nach forcenna: arna foircnea § 241, 1 und nach
den zahlreichen Fällen, wo im Verbum ein ^-Staram neben einem
ä-Stamm steht). Andere Ausnahmen kommen wohl kaum vor:
mir. Sencha MN entspricht wohl nicht genau dem (lateinisch
beeinflußten?) gall. Senecius; air. martre, mir. martra 'marty-
rium' wird von mir. martir 'Märtyrer' air. martar Thes. II 254, 9
beeinflußt sein; air. irchre 'interitus', Dat. erchru, mir. urchra
(§ 238) ist als Kompositum in dieser Frage nicht verwertbar.
§ 243. Mouillierung unter dein Einfluß des vorhergehenden
Vokals ist im Ir. selten. Sie findet sich bei einem idg. auslauten-
den, im Ir. erhaltenen r: air. athir, athair nir. athair 'Vater'
u. s. w. § 153. Vgl. über ir. -te, -tei S. 244 f. Dagegen air.
hed nir. eadh : lat. id § 152 S. 246.
Ferner richtet der anlautende Konsonant eines enklitischen
Wortes sich bisweilen nach einem vorhergehenden unbetonten Vokal:
ad drog-duine siu Wb. Ic 10 'du bist ein schlechter Mensch',
cid asbere siu Wb. 12d 13 'wenn du sagst', bid mö dongenae
§ 243. 244] Die Mouillierung u. d. vorherg. Vok. Analogiebildgn. 353
siu Wb. 32a 25 'du wirst mehr tun'; in popul forcechnae 8?u
Ml. 114b 11 'das Volk, das du lehren wirst'; — ni-ta chumme
se Wb.20c25 'ich bin nicht gleich'; ni-ba dimicthe se Wb.21d 3
'ich möge nicht verachtet sein'; ru-p-sa frithortse se Wb. 33a 12
gl. offensus fui; — inna epistle se Wb. 14a 15 'dieses Briefes'.
Schließlich wird als eine Ausnahme von § 241, 3c anzuerkennen
sein, daß ein (kurzer oder langer) Konsonant (in seltenen Fällen
eine Konsonantengruppe) vor einem nachtonigen vorderen Vokal
mouilliert ist, wenn er (sie) unmittelbar auf einen vorderen Vokal
folgt: air. tabart 'geben', forbart 'Zuw^achs', diupart 'betrügen',
edbart 'Opfer' (aith-ud-, s. § 238), combart, Akk. combairt
Thes. II 235, 5 'Empfängnis' (mir. neugebildet compert), aber
epert 'sagen', auch imbert Ml. 81c 6 'Verwendung'; — air. an-
man 'Namen', aber ceimmen 'Schritte', beimmen 'Schläge'; —
mir. cumbair, cummair 'kurz', aber air. cimbid 'Gefangener',
nir. cime, cimeach; — air. huasal 'hoch', aber isel 'niedrig'
(c. uchel, isel); — air. tigerne 'Herr', nir. tighearna; air. inis,
nir. inis 'Insel'; mir. milis, nir. milis 'süß'; air. menic 'häufig',
nir, minie; air. tirim 'trocken', nir. tirim. Einige von diesen
Fällen könnten allerdings auch als Analogiebildungen erklärt werden
(inis nach dem Gen. inse; milis nach dem Plur. air. mi'lsi und
nach air. nir. mil 'Honig' u. s. w.). Es sei noch dahingestellt, ob
mir. Heriu 'Irland' (mit r aus wr) neben mir. cöra 'Friede' S. 352
nach diesem Gesetz zu erklären ist. — In den um 'tun', Kompos.
von gnim 'tun' hat die Konsonantengruppe -§n- die Mouillierung
verhindert. Es bleiben jedoch unklare Fälle wie -epur 'ich sage'
neben -epiur.
§ 244. (Analogiebildungen mit Bezug auf die Mouillierung.)
Zahlreiche wortpsychologische Störungen der Mouillierungsgesetze
sind schon im Vorhergehenden besprochen (gelehrter Einfluß bei
lateinischen Wörtern; Einfluß des Simplex bei Zusammensetzungen;
eine Wortform mit freien Konsonanten richtet sich nach einer
Wortform mit einer Konsonanten gruppe: mir. gairit 'kurz' nir.
goirid neben air. garait Ml. 135a 13 nach dem Plur. gairddi
Sg. 5 a 14 u. s. w.; ein inlautender Konsonant richtet sich nach
verwandten AV ortformen, in denen der Konsonant im Auslaut steht:
mir. cöiced 'ein Fünftel, eine Provinz' nir. cüigeadh nach air.
cöic 'fünf, nir. cüig u. s. w.). Besondere Aufmerksamkeit ver-
dient die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen zu einer
Kategorie gehörigen Wörter. 1) Die nomina abstracta auf -e zeigen
Pedersen: Vj;!. kolt. Gramm. 23
354 Analogiebildungen mit Bezug auf die Mouillierung. [§ 244
eine deutliche Vorliebe für die Mouillierung (die also als ein mor-
phologisches Merkmal aufgefaßt worden ist): mir. Akk. merbai
^Irrtum', aber nir. meirbhe; air. acarbai gl. acerbitatem, mir.
acairbe; Ml. Akk. arddai ^Höhe', mir. airde (das Nir. hat zwei
Formen: a) als eigentüches Abstraktum zu ärd 'hoch' eine Form,
die die Mouillierung früh genug angenommen hat um Umlaut zu
zeigen: Arran eJRd'd, Donegal örd'd, bisweilen aoirde geschrieben;
b) in besonderen Redensarten eine Form, die die Mouillierung so
spät angenommen hat, daß kein Umlaut eingetreten ist: Arran dis
äüd'a 'in die Höhe, empor', Donegal 9n ärd'd); Ml. Akk. mescai,
mir. meisce 'Trunkenheit'; Ml. Akk. tercai, nir. teirce, tear-
cadh 'Knappheit'; Ml. Dat. domnai 'Tiefe', mir. doimne, nir.
doimhne. Nach dieser Analogie hat sich auch nir. tairbhe
'Nutzen' neben Wb.torbe, Dat. torbu. Ml. torbae, mir. torba,
tarba gerichtet, obgleich es nicht von einem Adjektiv abgeleitet
ist. Die umgekehrte Analogiebildung scheint in air. läne 'Fülle'
vorzuliegen, das niemals mit Angabe der Mouillierung geschrieben
wird und nach Fei. Dec. 10 unmouilliertes n zu haben scheint
(Analogiebildung nach den Fällen, wo der lange Vokal vor einem
n auf Schwund eines Konsonanten beruht). 2) Auch im Gen.
Sing, der ä-Stämme wird die Mouillierung als ein ziemlich not-
wendiges morphologisches Merkmal empfunden und deshalb oft
analogisch eingeführt: mir. Medba und Meidbe, Gen. von Medb
FN (§ 43 S. 63); Ml. Gen. delbae 'Gestalt', mir. deilbi, nir.
deilbhe; mir. Gen. selba 'Besitz', nir. seilbhe und sealbhan;
Ml. fercae. Gen. von ferg 'Zorn', mir. fergi, nir. feirge; mir.
lunga und luinge. Gen. von long 'Schiff'; Ml. Gen. cerdae
'Kunst', nir. ceirde und ceärda; ML Gen. sercae 'Liebe', mir.
serci, seirce, nir. seirce und searca. Auch bei anderen Genitiv-
formen auf -e wird derselbe Vorgang vorkommen können: air. nime,
nir. nimhe. Gen. des Neutr. nem 'Himmel'; air. mir. siebe, nir.
sleibhe, Gen. des Neutr. sliab 'Berg'. Der umgekehrte Vorgang
findet sich beim Gen. air. cruche, mir. crucha von croch 'Kreuz';
wir werden im Folgenden mehr Beispiele für die Beseitigung der
Mouillierung bei x finden; um ein Lautgesetz handelt es sich je-
doch nicht. 3) Auch bei den Komparativen ist die analogische
Annahme der Mouillierung nicht selten. Nicht lautgesetzlich ist
schon air. semiu 'dünner' (zum Positiv sei m). Ml. se rhu 'bitterer,
mir. seirbiu; air. ardu 'höher', nir. airde (mit Umlaut: Arran
ejnd'd; daher die Schreibung aerde bei M'C unter degree); mir.
§ 244 — 246] Das Alter der Mouillierung im Ir. 355
trummu 'schwerer' (tromm 'schwer'), nir. truime. Aber die um-
gekehrte Analogiebildung ist ebenso häufig; die Mouillierung fehlt
regelmäßig bei Xj was in Fällen wie air. bronchu 'trauriger',
ichtarchu 'unterer', cumachtgu 'mächtiger' lautgesetzhch, in
Fällen wie buidechu 'dankbarer', t(5isechu 'vorzüglicher' (neben
toisigiu) nicht lautgesetzhch ist; sehr auffällig ist dochu 'wahr-
scheinlicher' (Positiv doich). Falls Wb. gliccu 'klüger' (§239,1)
mit unmouillirtem hk zu lesen ist, ist die Form jedenfalls nicht
lautgesetzhch (nir. glioca, glice zum Positiv glic). Für air.
meinciu 'häufiger' hat das Nir. mionca. Vgl. noch air. firianu
^gerechter' (Analogiebildung nach den Adjektiven auf -an, vgl. air.
mäanu gl. maiusculus). 4) Der Infinitivausgang -ud hat auf
Kosten der Endung -iud um sich gegrifibn; er wurde dabei oft
von den finiten Verbalformen unterstützt: Inf. erbud zu erbaid
Ml. 14d 15, nu-n-dn-erbai gl. confidenti Ml. 65b 6. Vielleicht
ist tarcud von täirciud (§239,1 Schluß) mehr als orthographisch
verschieden. Die abgeleiteten Verba auf -aig- haben Inf. auf
-ud: etugud 'eifern', arigud 'bemerken', daneben -iud, vgl.
§ 248, 1.
§ 245. Das Alter der Mouillierung ist aus den Gesetzen in
§ 241 — 243 und § 224 nur unsicher zu erschließen, da mehrere
Tatsachen in verschiedener Weise gedeutet werden können. Die
Mouillierung vor einem geschwundenen Vokal kann vor dem
Schwunde desselben vorhanden gewesen sein, sie kann aber auch
erst durch den Prozeß des Schwundes (der zum großen Teil als
eine Antizipation aufzufassen ist) hervorgerufen sein. Wo die
Mouillierung fehlt, kann man oft im Zweifel sein, ob sie verloren
gegangen ist, oder ob sie niemals vorhanden gewesen ist (in einigen
Fällen ist es jedoch sicher, daß sie geschwunden ist; so in Fällen
wie ecolso § 241, 1, cobuir, libuir § 242 Anm. 2; auch in den
übrigen Fällen ist mir diese Auffassung die wahrscheinlichste).
Vor allem kann man zweifeln, ob die Mouillierung auf nur einem
Gesetz oder auf mehreren chronologisch verschiedenen Gesetzen be-
ruht. Ersteres ist mir jedoch das Wahrscheinlichste, und man wird
dann sagen müssen, daß die Mouillierung älter als der von den
Auslauts- und Akzentgesetzen bewirkte Vokalschwund ist aber
jünger als die Entstehung eines e durch Ersatzdehnung aus a,
§ 246. Eine Änderung des air. Timbre unter dem Einfluß
des Vokalismus kommt bis zum heutigen Tage so gut wie gar
nicht vor. Da aber der Vokalismus sich sehr geändert hat, so ist
23*
356 Jüngeres Schicksal der Mouillierung im Ir. [§ 246—248
die Mouillierung vom heutigen Gesichtspunkt aus von dem Voka-
lismus gänzlich unabhängig (Donegal far 'Mann', dind ^Mensch'
= fear, duine). Vielleicht haben jedoch die Labiale in unbe-
tonten Wörtern das mit dem folgenden (durch Umlaut entstandenen)
Vokal stimmende Timbre angenommen: air. maicc, Gen. Sing,
und Nom. Plur. von macc 'Sohn', mir. meicc, nir. mic (war un-
betont vor einem Genitiv); air. buith 'zu sein', mir. beith, nir.
bheith (oft unbetont).
§ 247. Eine Änderung des air. Timbre wegen der Natur
der Konsonanten hat in einigen Fällen im Nir. stattgefunden : über
s > 6' und Ä' > /i s. § 235; über k' > r s. § 90. Das Timbre
eines wortanlautenden Konsonanten ist im Nir. bisweilen analogisch
geändert worden, wenn in der lenierten Form kein Timbreunter-
schied vorhanden war: Arran tomä^'t' 'treiben' tiomaint, tioraäin
(s. Verbalverz. ag-); Arran sltini 'ich denke' Donegal sll'dm saoi-
lim (oft silim geschrieben) mir. säilim; Donegal fjöhm 'lernen'
foghlaimm. Ein Beispiel für die Vermischung des anlautenden
a- mit ea- (aus <?-) ist nir. anbhruith aus mir. enbruthe 'Fleisch-
brühe' S. 115 (Arran noch 9.\' t'-anrd). Vgl. Asp. i Irsk S. 7f.^
Quiggin § 354, 382, 321. Im Air. waren derartige Analogie-
bildungen unmöglich.
Umlaut, Epenthese, Hebung u. s. w. im Ir.^
§ 248. In nachtonigen Silben ist im Air. sowohl w-Umlaut
(wodurch alle Vokale zu u werden) wie i-Umlaut (wodurch alle
Vokale zu i werden) außerordentlich häufig. 1) Der w-ümlaut
beruht auf dem gerundeten Timbre des folgenden Konsonanten,
das seinerseits entstanden sein kann: a) durch den Schwund eines
ü: -epur, -epiur 'ich sage' (d. h. epur, ep'ur) neben as-^biur
(d. h. as-h'irn), *-bherö (-ö > -w § 32, 4); ein urspr. ä ist umge-
lautet in hi foscud Ml. 50 d 7 'in darkness' (Etymologie S. 76);
b) durch den Schwund eines -ii: ammus, cubus, dorus, fochrus,
den um § 241, 3 c; c) durch ein folgendes erhaltenes u, gleichviel
welchen Ursprungs (also auch ein durch w-Umlaut entstandenes m);
air. inruccus 'Würde' (inricc 'würdig'); air. sollumun, sollum-
1. Auf (Ion Umlaut eines auslautenden Vokals nach / (vgl. § 158,
§ 159, 2) komme ich hier nicht zurück; dieser Umlaut ist auch für das
Brit. anzunehmen, wenn man ir. se 'dies' (co-sse 'bisher') aus *sJo- (\ ir.
* sijo-) dem br. se 'dies' gleichsetzen darf, vgl. die Bedeutungslehre.
§248. 249J Umlaut in unbetonten und betonten Silben im Air. 357
mun 'Feierlichkeit', gelehrtes Lehnwort aus lat. sollemne; air.
etugud 'das Eifern', vgl. 3. Plur. Präs. no-b-ettigetar gl. aemu-
lantur uobis; mir. särugud 'Beleidigung' : mc. sarhaet. In
Formen wie air. adamrugud 'Bewunderung', no-adamrugur 'was
ich bewundere' (3. Plur. Präs. adamraigetar), irladugud 'ge-
horchen' u. s. w. ist das unbetonte a der zweiten Silbe durch As-
soziationen geschützt worden. Nach einem mouillierten Konsonanten
findet im Air. vor erhaltenem u kein Umlaut statt: arigud 'be-
merken', nio-airigur sa 'ich bemerke nicht', foilsigud 'zeigen,
offenbaren', cairigud 'tadeln' (in diesem Falle finden wir in Ml.
die Endung -igiud: demnigiud 'sichern'; mir. demniugud, nir.
deimhniughadh, vgl. Bergin, Eriu III 71). Verschiedenes Timbre
des Wurzelauslauts im Präs. und im Inf. zeigt engraicigidir 'ver-
tritt', Inf. engracugud (Sg.); ganz unregelmäßig ist faitgugud
'a cautioning' Wb. IIa 16. Vor einem mouillierten Konsonanten
tritt kein i^- Umlaut ein: air. tanidiu. Dat. von tanide 'dünn,
fein'. — Über Formen wie sechur 'ich folge', -rairigsiur 'ich
habe bemerkt' u. s. w., s. S. 266.
Anm. Der j<-Unilaut fehlt im Dat. der Ableitungen auf -ach: don
brathir hiressach 'dem gläubigen Bruder' Wb. lOcl; in den Infinitiven
der -ä-Verba: cesad 'Leiden', comalnad 'Erfüllung' u. s. w. (««-Stämme);
im Nom. zahlreicher 2^-Stämrae auf -as: air. senchas 'Geschichte', vgl.
ac. hencassou gl. monimenta; in air. fo-gnam 'dienen' (: gnim 'tun';
vgl. den um). Es wird sich teils um Analogiebildungen handeln (so bei
fognam), teils um ein für a, ü vor gewissen Konsonanten geltendes Ge-
setz; vgl. § 236, Anm. 2 Schluß.
2) Der i-Umlaut erscheint in nachtonigen Silben a) vor einem
mouillierten Konsonanten (Ergebnis: i): air. pridchim 'ich predige'
(Stammauslaut -a-); cosmil 'ähnlich', vgl. c. hafal u. s. w. (§ 99
Anm. 4 S. 165); air. iarfigid 'fragen' (iar- fo- + saigid 'suchen');
side, sede 'dieser, er' (enklitisches Augens; betont suide; hier
also e neben i als Umlautsergebnis; so meist im Hiatus nach i:
air. bieid 'wird sein', aber biith, Gen. von biad 'Essen'); b) nach
einem mouillierten Konsonanten wird ein nicht auslautendes a zu
e: mir. airget, air. crocenn u. s. w. § 241, 3c; auch ein aus-
lautendes a oder o kann in derselben Weise zu e werden: air.
arilte. Gen. von arilliud 'verdienen', neben derchöintea. Gen.
von derchöiniud 'Verzweiflung'. Gewisse enklitische Wörter
können in dieser Weise umgelautet werden: se 'ich', sem 'is, ii',
se 'dieser' neben sa, som, so, s. § 242 Anm. 1.
§ 249. Air. f-Umlaut in betonter Silbe ist selten. Anders
358 Umlaut im Air. [§ 249
zu erklären ist air. fil (feil, fei) 4st' mir. fail, fuil nir. fuil
(eklipsiert Arran und Donegal wil); s. darüber Sarauw, ßc. XVII
276 und § 175 (S. 272) Nachtrag. Als Belege für Umlaut nicht
zu beseitigen (denn die Annahme, daß das nir. Timbre von dem
air. verschieden sei, ist ganz willkürlich), vermutlich von speziellen
konsonantischen Bedingungen abhängig sind die Fälle air. cride
^Herz' nir. croidhe Arran kry : c. craidd; air. lige 'Liegen'
nir. luighe; vgl. Asp. i Irsk S. 5, S. 26. Mit air. dorigeni,
dorigeni, dorigni 'er hat getan' (di- + gni- mit perfektischem
ro) mir. doringni nir. dorinne Arran re/iv'a Donegal nV\' kann
es eine andere Bewandtnis haben, denn Sarauw, Irske Studier
S. 63 kann Recht haben, wenn er dorigni ebenso als Fehl-
bildung nach -digni 'tat' wie air. doriltiset 'sie haben geleugnet'
(di-sluind- mit perfektischem ro) nach den mit dilt- anlautenden
Formen erklärt. Und in air. nicon-tiber 'non dabo' nir. -tiu-
bhrad 'ich werde geben' (to-ber-); air. ni tirga, ni terga 'wird
nicht kommen' (to-reg-, s. Verbalverz. tiag-) wird kein Umlaut,
sondern irgend ein analogischer Vorgang zu suchen sein (Einfluß
der reduplizierten Futurformen mit i in der Reduplikationssilbe ?).
Air. ele, eile = aile 'alius', arele = alaile 'alius, alter' erklärt
Bergin, Eriu III 83 durch den Einfluß des oft pronominal ver-
wendeten cele 'Genosse'.
air- wird in gewissen Zusammensetzungen zu er, ir- umge-
lautet: air. irgal 'Kampf : c. arial §59,9 S. 101; dagegen z. B.
air-licud 'leihen'; oft air- und er-, ir- nebeneinander: airmitiu
feid 'Ehrerbietung' (Wb.) und ermitiu feid (ML). Vielleicht
trat der Umlaut dann ein, wenn der folgende Konsonant unmouil-
liert war und blieb; air- gab dann die i-Färbung des r an den
vorhergehenden Vokal ab. Eine ähnliche Entwicklung hat man
auch für aith- angenommen (z. B. in mir. tecosc nir. teagasg
'Belehrung'); darüber § 288 Anm.
Über den kombinierten i- und w-Umlaut s. § 238.
Vollständig durchgeführt war im Air. der Umlaut des aus idg.
ei entstandenen offenen (früh halbdiphthongischen) e > ia (§ 219, la)
vor mouillierten Konsonanten zu einem geschlossenen 6, das nicht
diphthongiert wird: air. Nom. und Dat. Sing, fiach, fi'ach 'Schuld' :
Nom. Plur. feich; air. 3. Plur. ad-fiadat 'sie erzählen' : 3. Sing.
ad-fet som; air. tiagu 'ich gehe' ; 3. Sing. Konj. Impf, no-
tesed; ir. ciall 'Verstand', Akk. und Dat. ceill, Gen. ceille.
Vgl. die Beispiele in § 40 und über -te, -tei S. 244f.
§ 250. 251] Epenthese im Air. Umlaut im Nir. 359
§ 250. Epenthese liegt im Air. in dem in § 224 beschriebe-
nen Fall vor. Die übrigen Fälle, in denen man Epenthese ange-
nommen hat, werden anders zu erklären sein. Über air. dcjini
^Menschen' [doini) neben duine 'Mensch' (dune) vgl. S. 89. Air.
föidim 'schicke' (mir. -oe-, nir. -aoi-) stelle ich zu skr. vedäjati
'meldet, zeigt an' (mit do-foidid gl. deducite vgl. ir. toisech
Ogam TOVISACI, ir. tuus S. 308, 363). Die Schwierigkeiten
der Sippe mir. scäilim 'ich lasse los' nir. sgaoilim ds. (vgl. air.
erscailiud 'Zerteilung' Ml. 96a 8) c. chwalu 'zerstreuen' com.
scullye, skulye br. skuTa ds. : gr. omXKo) 'grabe' an. skilia
'trennen, scheiden' lit. skeliü 'ich spalte' arm. celum ds. werden
durch die Annahme einer Epenthese nicht beseitigt (vielleicht hatte
man einst in allen brit. Dialekten Formen mit erhaltenem sk- und
Formen mit dem auf Umstellung beruhenden Anlaut xw-; die xw-
Formen haben im Corn. und ßr. die 5Ä:- Formen beeinflußt und
dadurch den Vokal ü statt des regelmäßigen Umlautsproduktes i
hervorgerufen, vgl. über c. esgud u. s. w. S. 76; die verlorene c.
5Ä:-Form hatte statt des Umlauts selbstverständlich Epenthese, also
den Diphthong ei; aus dieser Form ist ir. scäilim entlehnt).
§ 251. Im Nir. spielen verschiedene Arten von Umlaut eine
große Rolle: air. alte 'Erzieher' nir. oide (die Schreibung -oi-
deutet den Umlaut an) Arran und Donegal ed'9; air. mir. gait
'stehlen' nir. goid Arran göd' Donegal gyd'; air. mir. aile 'ein
anderer' nir. eile, oile Arran k'äs öl' 9 'ein anderes Stück', kiid'
eVd 'ein anderer Teil'; Arran dynd 'Mensch' Donegal dind duine;
— A. fl'ox D. fl'ux 'feucht' fliuch; K.f'öxd, leniert oa;^ 'sieden'
fiuchadh; A. d'ox 'Trank' D. d'ox deoch; — air. mir. fer nir.
fear A. und D. f'ar. Dem a-Umlaut unterliegt auch ein unbe-
tontes e.* mir. muinel 'Hals' nir. muineäl A. mynäl. Daher die
Schreibung eä (auch z. B. in cuileän 'junger Hund', taisbeänaim
'zeige', ceneäl 'Art'). Sonst werden nur die air. kurzen Vokale
umgelautet; die umgelauteten Vokale können aber nach § 202, 1
vor gewissen Konsonantenverbindungen gedehnt oder diphthongiert
werden: A. eJRd'd 'Höhe' § 244, 1 (vgl. ds änd'e 'in die Höhe';
also in ejad'd und ähnlichen Formen nur scheinbar Epenthese) ; auf
gewisse schwierige Fälle wie A. d'üüd D. d'üLtuw aus air. di'ltud
§ 236 Anm. 3 (von den mit di-od- zusammengesetzten Wörtern
wie ir. diummus 'Stolz' beeinflußt?) gehe ich hier nicht ein.
Zur Chronologie des Umlautes (der nach dem soeben Gesagten
älter als die nir. Vokaldehnungen ist) vgl. aisl. Myrkiartan aus
360 Hebung im Air. [§ 252, 1
ir. Muir eher t ach u. s. w. (wobei allerdings zu beachten ist, daß
die isl. Wiedergabe nicht phonetisch genau zu sein braucht).
g 252. (Hebung im Ir.) Von dem Umlaut, der hauptsäch-
lich in einer Verschiebung der Artikulationsstelle besteht, ist der
Vorgang verschieden, dem zufolge ein ä « oi), o, u, e, i im Ir.
vor einem u oder i der folgenden Silbe in einer geschlosseneren
Gestalt als sonst erscheinen (vgl. Verf., Asp. i Irsk S. 3 f.; Ven-
dryes, Sur la Chronologie des phenomenes de metaphonie et d'in-
fection en irlandais, MSL XIV 393—411). Dieser Vorgang, den
ich Hebung nenne, ist vielleicht schheßlich eher mit der Vokal-
harmonie verwandt; es kann in diesem Zusammenhang hervor-
gehoben werden, daß das idg. unsilbische u (w) nicht dieselbe
Wirkung wie das silbische u ausgeübt hat (keine Hebung in ir.
f edb 'Witwe' aus *widwä; die genaue Aussprache des w zur Zeit
des Gesetzes läßt sich allerdings nicht ermitteln). Aus Gründen
der Zweckmäßigkeit behandle ich aber trotzdem die Hebung in
diesem Kapitel. Im Einzelnen ist das Gesetz ziemlich verwickelt;
die Regeln hängen teils von den aktiven, teils von den passiven
Vokalen, teils von den dazwischen stehenden Konsonanten ab.
Dabei ist immer von dem Lautbestand der Zeit vor den Auslauts-
gesetzen auszugehen. Ob die Hebung älter oder jünger als die
Mouillierung oder gleichaltrig mit ihr ist, läßt sich nicht entschei-
den, da die beiden Vorgänge ganz von einander unabhängig sind.
Sie war schon in den Ogaminschriften vorhanden: INIGENA,
QRIMITIR. Die ältere Ansicht, wonach bei idg. u und i die
geschlossenere irische Variante {u, i) als die Normalstufe, die offenere
als „a-Umlaut" oder „Brechung" betrachtet wurde, ist falsch. Es
sei hier daran erinnert, daß auch die brit. (und sogar die gall.)
Entwickelung eine offene Aussprache des kurzen u und i (wie im
Lateinischen und wohl auch im Germanischen) voraussetzt.
1) Das urkeltische a in einer mit einem Labial, bez. einem
idg. Labiovelar anlautenden Silbe oder in der Stellung vor einem
Labial muß in einer vorhistorischen Stufe des Irischen gerundet
{ä) gewesen sein; dies ä ist dann durch den Einfluß eines i oder
u zu. 0, u geworden. Mir. Dat. Sing, brot, brutt, Akk. Plur.
bruttu, N. PI. broit von brat 'Mantel'; air. Dat. Sing, bull,
Akk. Plur. bullu, Nom. Plur. boill von ball 'Glied'; air. Dat.
crunn. Gen. cruinn von crann 'Baum' mc. prenn u. s. w., S. 44;
air. proind aus lat. prandium S. 193; air. moirb, Xom. Plur.
von marb 'tot'; air. do-moiniur, do-muiniur 'ich glaube' (mit
§ 252, 1. 2] Die Hebung von a, o, u im Ir. 361
idg. n, s. S. 47); air. pupall gl. tentorium: aus lat. papiliö. Bei
mir. cuma 'Kummer' (S. 47) ist die ursprüngliche Stammform un-
sicher; ist nach der Flexion (Gen. cum ad u. s. w.) etwa ein Nom.
*k'amöt-s anzusetzen? Zu air. made 'vergeblich' (Endung etwa
-ewo-, s. S. 110, S. 253) lautet der Dat. mudu (techt mudu 'ver-
loren gehen' Wb. 16d 4; nir. dul amudha, dul i mugha); das
-ö > -ü der Dativendung wirkt also durch -ew- hindurch (vgl. dazu
die Hebung vor der Dativendung -ijö > -ijü, Anm. 7). Unklar
sind die Bedingungen der Hebung bei air. loch 'lacus, stagnum'
(entlehnt c. llwch 'a lough', Plur. llychau abr. luh nbr. louc'h
'mare, etang, lac') acorn. lagen gl. stagnum br. lagen 'lac, mare' :
lat. lacus 'See' aengl. lagu an. logr ds. asl. lok(/ 'Pfütze, Sumpf,
vgl. gr. Id^ytog 'Grube, Zisterne'; war die vorauszusetzende Aus-
sprache mit ä (durch Hebung zu o geworden) von dem vorher-
gehenden oder von dem folgenden Konsonanten abhängig? Der
Gen. air. locho ist analogisch. — Da das Material so dürftig ist,
läßt sich im Einzelnen oft nicht entscheiden, ob das Fehlen der
Hebung (z. B. im Dat. macc 'Sohn') mit der genaueren Begren-
zung des Gesetzes zusammenhängt oder durch Analogiebildung zu
erklären ist.
Anm. 1. Von dem air. auf Hebung beruhenden o ist die nir. Schreibung
oi für das umgelautete a (air. cailech 'Hahn' nir. coileach; nir.
coinneal aus lat. candela u. s. w.) wohl zu unterscheiden; vgl. darüber
§ 251.
2) Etymologisches o und u lassen sich im Ir. nicht unter-
scheiden. Ihre normale Gestalt ist ir. o; durch Hebung können
sie aber als ir. u erscheinen, a) Vor geschwundenem ausl. u: air.
Nom. Akk. mug 'Sklave, Diener', Gen. moga Nom. Plur. mog« :
got. magus 'Knabe' S. 97 f.; mir. bun 'Wurzelstock, das untere
Ende', Gen. bona : mc. bon, Plur. boneu; air. bucht 'Busen',
mir. Gen. ochta : lat. pectus 'Brust'; — air. sruth 'Strom', Gen.
srotho : c. ffrwd S. 82; mir. ins 'Kraut', Nom. Plur. losa :
mit Suffix -stu- zu ir. luib 'Kraut' ahd. luppi 'Gift' § 71; —
air. cruth 'Gestalt' S. 43. b) Vor geschwundenem ausl. ü: im
Dativ der soeben angeführten w-Stämme (mug, lus, cruth u. s.w.);
im Dativ der o-Stämme: air. mud. Dat. von mod 'Weise' aus
lat. modus, c) Vor erhaltenem ausl. -u (aus -Uns, -öns) im Akk.
Plur. der u- und o-Stämme: mir. Akk. Plur. udbu von odb 'Kno-
ten' S. 32; — air. suthu von suth 'Geburt, Frucht', Gen. sotho.
(1) Vor einem geschwundenen inl. u: air. cumscugud 'Verände-
362 Die Hebung von o, u im Ir. [§ 252, 2
rung' : '^k'om- "^ud- + ir. scuch- s. Verbalverz.; mir. bunad ^Ur-
sprung' : c. bonedd ds., bonheddig ^adelig' (der zwischen dem
n und dem h geschwundene Vokal war vermutlich ein Uy vgl. ir.
bun). e) Vor einem gebhebenen alten -u- (gleichviel in welcher Ge-
stalt dies u in historischer Zeit erscheint): mir. cur ach 'Boot' :
mc. cor WC. Dagegen bewirkt ein sekundäres (durch Umlaut ent-
standenes) u keine Hebung: air. dorus 'Türe', Dat. Plur. doirsib
{* dhworestu-). f) Vor geschwundenem ausl. i: air. muir 'Meer',
Gen. mora § 25 S. 32; air. fuil 'Blut', Gen. fola : c. gweli
'Wunde' mcorn. Plur. goleow mbr. goulyou, an. u air 'die Leichen
auf dem Schlachtfelde' ahd. wuol 'Niederlage' aengl. wöl 'Pest,
Seuche' lit. velys 'Verstorbener'; — air. cuil gl. culex : lat. culex;
— air. cuit 'Teil' : c. peth § 97, 3 S. 160; ir. cruim 'Wurm' :
c. pryf S. 43. g) Vor geschwundenem ausl. l (aus idg. t oder
aus einem Diphthong): mir. cuib, Gen. Sing, von cob 'Sieg' § 71;
air. suin, Gen. von son 'Laut' aus lat. sonus; mir. bruicc. Gen.
von brocc 'Dachs' c. broch; mir. ugail .i. süli 'xlugen', vgl. dor-
ochol gl. foramen, aus lat. oc(u)lus 'Auge'; — air. suirnn. Gen.
von mir. sorn 'Ofen' aus lat. furnus. h) Vor erhaltenem ausl.
i: air. fuili, Akk. Plur. von fuil 'Blut'; — crumai 'Würmer'
S. 351. i) Vor j, das zunächst zu ij geworden ist: air. guide
'Bitte' : gr. jioMm S. 108; mir. cluiche 'Spiel' : zu clechtaim
'pflege, übe aus, halte Kampfspiele ab', cless 'Kunststück, Waffen-
spiel'; mir. cuire 'Schar' : gall. Tri-corii, Petru-corii VN got.
harjis 'Heer' lit. karias 'Heer' (gotisches Lehnwort?), vgl. gr.
ytoigavog 'Herrscher' apers. kära- 'Volk, Leute, Heer' (Osthoff, IF
V 275 ff.); air. cuiriur 'setze', Lif. cor (o-Stamm), vgl. c. heb -gor
'to put aside'; air. humae 'Kupfer' S. 166, S. 351; air. cundu
'Verwandtschaft' S. 350; air. burpe 'Dummheit', mir. burbbu
'dümmer' §65 S. 109; — mir. trusce 'Aussatz'; air. cruche. Gen.
des ä-Stammes croch 'Kreuz' aus lat. crux; air. trummae
'Schwere', mir. trummu 'schwerer' von tromm ^triidsmo- (nicht
mit Zupitza KZ XXXVI 243 zu serb. trom 'schwer', worüber
Strekelj, AfslPh. XXVII 69); air. ungae aus lat. uncia. k) Vor
geschwundenem i, l im Inhiut: air. ni fuirmi 'legt nicht', Prät.
Pass. perf. fo-rui-rmed (-rim- zu lit. rim-ti 'ruhig werden'
u. s.w., vgl. Zimmer, KZ XXIV 212); air. ni-s-tuirmi 'erwähnt
nicht', s. Verbalverz. rim-. I) Vor erhaltenem i, l im Inlaut
(gleichviel in welcher Gestalt dies i in historischer Zeit erscheint):
air. fugall, fugeil 'Rechtssache', Dat. fugull (zu ir. gell § 87);
§ 252, 2] Die Hebung von o, u im Ir. 363
air. cubus ^Gewissen' {*k'om- und ir. fiuss 'Wissen'); tuus 'Füh-
rung' §210; air. cucann 'Küche' aus lat. coquina; air. mulenn
'Mühle' aus lat. molina; mir. buiden 'Schar' c. byddin abr.
bodin; ir. cuilen 'junger Hund' S. 104; air. gulban 'Stachel'
c. gylfin 'Schnabel' S. 118.
Anm. 2. Vor einem urspr. e findet keine Hebung statt (Vendry^s
S. 401): air. dorus 'Türe', Dat. Plur. doirsib, s. oben unter e); crocenn
'Haut' S. 160; mir. coin N. PL 'Hunde' *k'une8, coin Akk. Sing. 'Hund'
*k'unm y *kunem (vgl, § 31, 1); danach analogisch auch Dat. coin.
Der «-Stamm toi 'Wille' bildet in Wb. den Akk. Sing, toil (4c 23;
IIb 17, 18; 18c 13; 20d 1, 2; 27c 9; 28b 1) und den Dativ tuil (3d 1;
5c 18, 20; 9d 27; 10a 25; IIb 17; 15d 33), den Gen. tuile (30c 11).
Jedoch lautet der Dativ dreimal toil (19a 17; 22 d 5; 20 d 19). Dieser
Gegensatz zwischen dem Akk. und dem Dativ war offenbar alt; im Dat.
müssen wir die Endung -äi ansetzen, die ebenso wie -oi mit idg. -T zu-
sammenfiel; der Akk. war aber ofiFenbar nach dem Muster der konsonanti-
schen Stämme gebildet (deren -em an das -jem y -jem der 7/e-Stämme er-
innerte). Im Laufe der Zeit wurde jedoch der Gegensatz zwischen dem
Dat. (Gen.) und dem Akk. ausgeglichen: mir. coiss, Akk. und Dat. von
coss 'Fuß' (Dat. cuis Thes. II 245, 36. LU 40 a 12): er och 'Kreuz'
bildet in Wb. den Akk. croich (8a 14; 20a 11, c 21, d 13; 28b 4) neben
dem Gen. er u che (8a 5), Cam. hat jedoch Akk. cruich, mir. kommt
Dat. croich, Gen. croiche vor; von doch 'Stein' lautet der Akk. cloich
Ml. 139c 3, mir. auch Dat. cloich, Gen. deiche; von loth 'caenum'
lautet der Dat. loith ML 60a 6, der Gen. loithe Sg. 127a 1.
Anm. 3. Ob das 0 im idg. oi der Hebung unterlag, ist unsicher.
Es kann in einigen Fällen geschlossener als in anderen Fällen gesprochen
worden sein; die Stufe u kann es jedoch nach dem Zeugnis der air.
Schreibung nicht erreicht haben. Im Mir. kommt die Schreibung clüine
'Schielen' von cloin 'schief, schielend' (nir. claoine, claon) vor: zu lat.
in-clinäre 'hinbeugen' u. s. w. Ein durch Ersatzdehnung bei dem
Schwunde eines Verschlußlautes entstehendes ö (woraus zum Teil iia) unter-
liegt der Hebung nicht, vgl. §219, Ib. Durch Auslautsdehnung wird idg.
M zu ü, s. § 199.
Anm. 4. Analogiebildungen sind sehr häufig. Teils können die durch
die Hebung geschaffenen Alternationen als ein morphologisches Merkmal
aufgefaßt werden und da eindringen, wo sie lautgesetzlich nicht vorhanden
sein könnten; so bildet das gelehrte lat. Lehnwort trop 'Tropus, rhetorische
Figur' den Gen. truip und zu ir. bodar 'taub' c. byddar skr. badhirä-s
lautet (trotz dem alten Vokal der zweiten Silbe) der Dat. Fem. buidir ML
38 c 15, der Nom. Plur. Masc. mir. buidir, das Abstraktum buidre 'Taub-
heit' ML 59 a 12. Die -ws-Stämme, die im Ir. mit den ?^-Stämmen zusammen-
gefallen sind, lautgesetzlich aber keinen Vokalwechsel haben könnten, haben
den Vokalwechsel der «^-Stämme angenommen: mir. Gen. ochta von ucht
'Busen', vgl. lat. pectus; mir. Gen. bona von bun 'Wurzelstock' (-Ms-Stamm
364 Die Hebung von o, u im Ir. [§ 252, 2
nach dem Zeugnis von c. bonheddig ir. bunad, s. unter d)). Teils macht
sich das Bestreben geltend, in den etymologisch zusammengehörigen Formen
den gleichen Vokal durchzuführen. Air. lobur 'schwach' c. Uwfr bildet
den Gen. lobuir, den Dat. lobur, den Kompar. lobru, das Abstraktum
lobre. Fest ist in der Eegel das o der Präverbia fo-, to-, ro-, immer
das o (aus idg. u) der Wörter so- 'gut' (skr. su-) und do- 'schlecht' (skr.
dus-) : air, toisech 'Führer' § 210; air. to-gu, ro-gu 'Wahl'; air. fo-
cbricc 'Belohnung'; mir. fo-chruss 'Gürtung' S. 42: air. fo-llus 'klar',
so-lus 'hell' § 242 Anm. 4; so-chruth 'schön', do-chruth 'häßlich".
Das Präverbium com- hat nicht selten das ii verallgemeinert: air.
cumachte 'Macht', cuimnech 'eingedenk' u. s. w. ; bisweilen hat jedoch
auch hier das ^ gesiegt: air. coir 'passend' (c. cy-wir S. 64), core
'Friede'. Schließlich kann ohne Aufhebung der Alternationen die Verteilung
der alternierenden Vokale verschoben werden. In dieser Weise ist die
Hebung im Dat. Plur. der w-Stämme beseitigt worden: air. mogaib von
mug 'Diener', mir. ochtaib von ucht 'Busen', srothaib von sruth
'Strom'. — In lat. Lehnwörtern kann, wie S. 196 bemerkt, eine unregel-
mäßige Behandlung des u vorkommen: ir. tonach 'Kock' aus lat. tunica.
Anm. 5. Nach Abzug der soeben beschriebenen nicht lautgesetzlichen
Einflüsse bleiben noch einige Ausnahmen von dem Hebungsgesetz, bei
denen vermutlich die Konsonanten im Spiele sind. Ir. coire 'Kessel' c.
pair S. 38 neben cuire 'Heer' got. harjis könnte vielleicht auf dem kom-
binierten Einfluß des vorhergehenden Labiovelars und des folgenden r be-
ruhen; vgl. air. goire 'Frömmigkeit', goiriu 'frömmer'; jedoch mir. gui-
res, gures neben goires 'welcher erwärmt'. Eine folgende Konsonanten-
gruppe wird verantwortlich sein bei: air. Dat. Sing, coscc, mir. Gen.
coisc von CO sc 'Zurechtweisung', vgl. air. coisctir 'werden zurecht-
gewiesen', s. Verbalverz. cora-sech-; air. Dat. rose. Gen. roisc von
rose 'Auge'; air. Imperativ loisc 'brenne' S. 76 (aber mir. Akk. PL truscu
von trosc 'aussätzig', trusce 'Aussatz'; air. truisc gl. raucae); air.
orddu 'Daumen'; air. oirdnimm 'ordiniere' aus lat. ordinäre (aber der
o-Staram air. ord 'Ordnung' lautet im Dat. urt, im Gen. üirt; vgl. mir.
uird, Plur. von ord 'Hammer' c. gordd); air. orbe 'das Erbe"; ir. coirce
'Hafer' c. ceirch ncorn. kerh br. kerc'h (aber air. Akk. PI. turcu von
torc *Eber'); air. gorte 'Hunger'; mir. goirt 'bitter' S. 33; air. Dat.
Sing, corp, Gen. coirp, Akk. Plur. corpu von corp 'Körper' aus lat.
corpus (mir. Dat. curp, N. PI. cuirp, Akk. PI. curpu); mir. colcait
'Federbett' aus lat. culcita (aber air. Dat. ulcc, Gen. Sing, und Nom.
PI. uilcc, Akk. Plur. hulcu von olc 'böse'); air. Dat. folt 'Haar', Sin-
gulativ foiltne (aber mir. Dat. fult. Gen. Sing, und N. PL fuilt; vgl.
mir. multu, Akk. PL vonmolt 'Widder'): mir. domain 'tief, air. doninu
'tiefer", domnai (Akk.) 'Tiefe' § 27; air. demnach 'Sonntag' aus lat.
dominica. Die Fälle mit Hebung sind wohl Analogiebildungen.
Wenn air. boicht. Gen. von bocht 'arm' nicht einfach eine Analogie-
bildung ist, so muß man wegen bucht 'Busen' annehmen, daß die Gruppe
xt zwar die Hebung vor /, nicht aber die Hebung vor u verhindert hat.
§ 252, 3] Die Hebung von e, i im Ir. 365
Lag die Sache ähnlich bei der Gruppe dd: mir. Gen. Sinf,'. und N. PI.
broit neben Dat. brut von brot 'Stachel' (§ 69)? N. PI. bruit und
das Diminutiv bruitne wären dann analoj^isch entf?tanden. Oder ist
broit an alogisch?
3) Etymologisches e und i sind im Allgemeinen im Ir. zu-
sammengefallen und erscheinen normal als e; durch Hebung werden
sie zu i. Wo jedoch der konsonantische Einfluß mit im Spiele ist
(s. Anm. 9), ist der etymologische Unterschied zwischen e und i
noch fühlbar. Über e, l vor Vokal vgl. § 28, 4 S. 38 und § 158.
a) Hebung vor geschwundenem ausl. u: mir. tiug 'dick' S. 99;
mir. mid 'Met', Gen. meda S. 37; mir. bir 'Stachel', Gen. bera,
nir. bior, Gen. beara § 91; ir. il 'viel' S. 91; mir. crim 'Knob-
lauch', Gen. crema S. 121 (crem nir. creamh ist eine jüngere
Form, aus dem Gen. rückgebildet, vgl. nir. meadh 'Met'); — ir.
fid 'Baum', Gen. feda S. 41. b) Vor geschwundenem ausl. -ü:
air. as-biur 'ich sage' *eks-bherö; ciunn, Dat. von cenn 'Kopf;
— air. fiur, Dat. von fer 'Mann' : lat. uir u. s. w.; air. libur.
Dat. von lebur 'Buch' aus lat. Akk. librum. c) Vor erhaltenem
ausl. u: air. firu, Akk. PI. von fer 'Mann'; mir. liru, Akk. PI.
von 1er 'Meer' c. 11 yr. Durch eine geschwundene Silbe hindurch
bewirkt das -u keine Hebung: air. sentu 'Alter' ^senotät-s, bethu
'Leben' *gHwotUf-s. d) Vor geschwundenem u im Inlaut: air.
fiugrae. Gen. von figor 'Figur' aus lat. figüra; mir. Akk. Plur.
cinta, Dat. Plur. cintaib von ein 'Schuld' nir. cion *knnut-s,
vgl. gr. xivvfiai 'ich strafe', e) Vor erhaltenem altem iij ü im
Inlaut: mir. ibhar air. Gen. ibair 'taxus' gall. Ebaro-magus
ON; mir. biror 'Wasserkresse' c. berwr acorn. beler br. beler;
air. Sg. cilornn gl. urceus, Juv. cilurnn gl. urnam (nicht ac.) c.
celwrn S. 94; — mir. Gen. cinad, Dat. cinaid von ein 'Schuld';
air. figor 'Figur', f) Vor geschwundenem ausl. -i: mir. Xom.
mil 'Honig', Gen. mela, nir. mil, nieala : gr. /,ult S. 162.
g) Vor geschwundenem ausl. -^; air. cinn, Gen. von cenn 'Kopf;
— fir. Gen. Sing, und Nom. Plur. von fer 'Mann'; libuir, Gen.
Sing, von lebur 'Buch', li) Vor erhaltenem ausl. -i: air. fili
'Dichter' S. 249. i) Vor j, woraus zunächst ij geworden ist: air.
tigiu 'dicker', siniu 'älter'; air. mir. fine 'Verwandtschaff : formell
= lat. uenia 'Erlaubnis', vgl. uenus 'Liebreiz' aengl. wine an.
uin-r 'Freund'. Mit ij ist es vor Vokal zusammengefallen (§28, 4,
§ 48, 3 S. 73): air. tige, nime, Gen. Sing, der 5-Stämme tech
'Haus', nem 'Himmel', k) Vor geschwundenem i^ l im Inlaut:
366 Die Hebung von e, i im Ir. [§ 252, 3
air. ingen ^Mädchen', Ogam INIGENA S. 101. J^eben air. prid-
chim 'ich predige' aus lat. praedicö steht die durch gelehrten
Einfluß erneuerte Form predchim. 1) Vor erhaltenem altem i, l
im Inlaut: air. filed, Gen. von fili 'Dichter'.
Anm. 6. Vor einem ursprünglichen e (mit Ausnahme des e im Hia-
tus, s. ohen unter i)) findet keine Hebung statt: ir. seir 'Ferse', Dat.
serid § 49, 1 (-e^-Stamm); as-beir 'er sagt' * eks-hheret. Über die beiden
Endungen der 2. Sing. Präs. Ind. (air. as-bir 'du sagst', Endung -ei;
ar-a-rethi 'du greifst an', Endung -est) s. § 603. Air. fir, Vok. von
fer 'Mann' hat sich nach den übrigen auf mouilliertes -r ausgehenden
Kasus dieses Wortes (Gen. Sing, und Nom. Plur. fir) gerichtet (Meillet,
MSL XIV 413). Der Dativ air. nim von nem 'Himmel' hat sich teils
nach dem Gen. nime, teils wohl auch nach dem Dativ der Verschlußlaut-
und Sonorlautstämme gerichtet, wo die Hebung einst vorhanden gewesen
sein muß, wenn sie auch für uns durch die Keduktion aller nachtonigen
Vokale unkennbar geworden ist. Unklar ist mir ir, fiche 'zwanzig' (und
trieb a 'dreißig').
Bei den «-Stämmen wird in Übereinstimmung mit Anm. 2 ursprüng-
lich im Akk. e, im Dativ und Gen. i gestanden haben. Daraus ist ein
regelloses Nebeneinander von e und i (mit Bevorzugung des e) entstanden:
Wb. fib 'wie'. Ml. Sg. feib (Dativ eines Substantivs 'Vortrefflichkeit*, mir.
Akk. feib); mir. Akk. sleig, slig, Dat. sleig von sieg 'Speer'; Wb.
Dat. flid, mir. Dat. und Akk. fleid, Gen. flede von fled 'Fest' c.
gwledd; air. Akk. und Dat. meid von med gl. lanx 'Wage'; Wb. Akk.
brith 'Urteil' (9b 6; 13a 11; 29b 9; Nom. breth 12d 38, vgl. breth
'gebären' 10b 1), auch sogar Nom. brith 'tragen' (13 d 4: 23c 11), Dat.
breith (14a 4), Gen. brithe (25d 3); mir. breth 'Urteil', Akk. und Dat.
breith, Gen. breithe, Nom. breith 'tragen'. Dat. breith und brith.
Anm. 7. Das ir. offene (früh halbdiphthongische) e y ia aus idg. ei
unterliegt keiner Hebung nach dem hier in Eede stehenden Gesetz, wohl
aber einem Umlaut, s. § 249. Über die Hebung eines durch die Vokali-
sierung eines Verschlußlautes lang werdenden e, ^, s. § 201, 2. Diese
Hebung findet vor einem vj nicht statt, wohl aber vor einem ijü: cenele
'Geschlecht', Dat. ceneolu. Durch Auslautsdehnung wird idg. i zu ir. e,
s. § 199.
Anm. 8. Die -ws-Stämme (wie er im 'Knoblauch") haben analogisch
die Alternationen der w-Stämme übernommen (Gen. crema). Die «-Stämme
haben im Dat. Plur. analogisch die Hebung aufgegeben: air. fedaib von
fid 'Baum', mir. bethaib von bith 'Welt, Zeitalter', beraib von bir
'Spieß'. Nir. Nom. meadh 'Met', er eamh 'Knoblauch'. Eine merkwürdige
Analogiebildung findet sich in air. deug 'Trank'. Die Kundung des ^
weist auf einen alten t7-Stamm ; nach der Umbildung der Flexion nach dem
Muster der «-Stämme, trat im Nom. analogisch ein e ein. Ähnlich im neu-
gebildeten Nom. Plur. Neutr. air. beura von bir 'Spieß'. S. Vendryes,
a. a. 0. S. 408, 410'. — In den lat. Lehnwörtern finden sich gewisse
Unregelmäßigkeiten in der Behandlung des », s. § 125, 1 S. 200 f.
§ 252, 3] Die Hebung von e, i im Ir. 367
Anm. 9. Die konsonantischen Einflüsse spielen eine sehr große KoUe;
sie scheinen aber meist nur die Hebung des e, nicht die Hebung des t zu
verhindern. Die Hebung des e unterbleibt: a) Vor altem x. Air. Dat.
neuch, Gen. neich von nech 'jemand' c. neb; mir. Dat. eoch, Gen.
eich von ech 'Pferd' §28,1; mir. Akk. Plur. beochu, Nom. Plur. beich
von beeil 'Biene' S. 88; air. feuchuir 'wild' § 75, 3; mir. ateoch 'ich
bitte', eigentlich "ich nehme meine Zuflucht", Kompos. von tech- 'fliehen'
lit. tekü 'laufe' asl. teka (Sarauw, Irske Studier S. 83); air, recht 'Ge-
setz', Gen. rechto S. 123; air. Akk. Plur. crechtu von crecht 'Wunde'
S. 123. Dagegen ist die Hebung eines i vor einem ic eingetreten in ir.
fliuch 'feucht' S. 60 (flechud 'Feuchtigkeit', Endung -oto-); air. ar-fiuch
'ich überwinde' Thes. II 249, 7, vgl. 3. Sing, do-feich 'rächt' (analogisch
do-fich): zu lat. uincö 'siege'; mir. rieht 'Gestalt', air. Dat. riucht,
vgl. mir. Dat. Plur. rechtaib, s. § 55. Auch bei ir. icht § 44 Anm. 2
ist für das Irische von einem i auszugehen. Ein i enthält auch air.
sliucht 'Folgen' Sg. 200a 7, mir. slicht 'Spur', wonach intäliucht,
intliucht 'Sinn, Vernunft' aus lat. intellectus sich gerichtet hat. Die
Hebung eines ^ vor ij wird aber von der Gruppe xt verhindert: ir. sn echte
'Schnee' § 50, 9 S. 85. b) Vor altem p: air. in-neuth 'ich erwarte', ar-
neut sa gl. expecto : got. nipan 'unterstützen', skr. tiäthd-m 'Hülfe'; air.
leith. Dat. des s-Stammes leth 'Seite' zu lat. latus (nicht streng be-
weisend, da die Hebung im Dat. der s-Stämme analogisch ist; eine jüngere
Form ist air. Dat. leuth 'Hälfte'). Dagegen wird die Hebung eines i von
einem folgenden p nicht verhindert: ir. ith 'Getreide', Gen. air. hetho
S. 41; air. bith 'Welt', Gen. betho S. 41; mir. grith 'Geschrei', Nom.
Plur. gretha c. gryd; air. ar-riuth gl. adorior, riuth, rith 'Lauf :
lit. ritu 'ich rolle' {ri aus idg. r, vgl. Verbalverz. reth-); über brith von
breth 'Urteil' (S. 42) s. Anm. 6. c) Vor ss: air. mess 'Urteil', Gen.
messo. Dagegen wird die Hebung des i nicht verhindert: ir. criss 'Gür-
tel' S. 42; fiuss 'Wissen' S. 136; mir. Dat. lius, Gen. liss von less
'Burg' c. llys; air. an ar-a-sissiur gl. inniteus 'indem ich fest stehe' :
lat. per-sistö 'bleibe stehen'; ir. bissi ega : c. bys S. 79; mir. Gen.
Sing, cliss, Akk. PI. clissu von cless 'Kunststück, Waffenspiel' und
davon abgeleitet clissim 'I leap' : mit l zu mir. cluiche 'Spiel'; mir.
brissim 'ich breche' (mit r) S. 79; air. lius 'fastidium', vgl. Stokes, KZ
XXXVIII 468. Daß die gedehnten Verschlußlaute irgend einen Einfluß auf
die Hebung ausüben, glaube ich nicht, vgl. Vendryes a. a. 0. S. 404 f. und zu
air. beicc oben §239 Anm. Noch sicherer ist es, daß die gedehnten Sonor-
laute keinen Einfluß ausüben (mir unklar, aber analogisch zu erklären ist
ir. ceinn, Stokes, Urkelt. Sprachschatz S. 78). d) Vor sk, st: air. N. PL
leise c gl. pigri von lese zu c. llesg 'feeble, faint, sluggish'; air. mesce
'ebrietas' zu mesc 'ebrius', vgl. gr. (a£^i;(r;fw 'berausche"; air. ceist 'Frage'
aus lat. quaestiö; air. teist 'Zeugnis' aus lat. testis. Dagegen findet
die Hebung eines t unbehindert statt: air. flisc, Nom. Dual, vom ä-Stamm
flesc 'Rute', das wohl auf Kontamination von zwei Wörtern beruht, vgl.
c. llysg 'Rute', gwrysg-eu 'Zweig'. Mir. Dat. Sing, fleisc, Gen. flesci
368 Wirkungen des idg. k^; a-Umlaut im Ir. [§252,3.253,1.2
erklärt sich ebenso wie die Flexion von sesc 'trocken, unfruchtbar" (nir.
seisg) nach Anm. 6. e) Vor r oder / + Kons.: mir. meirb 'schlaff' S. 64
(Plur. air. merbi); air. deurb, deirb, deirbbae, Dat. mask., Akk. fem.,
Gen. fem. von derb 'gewiß' S. 175; ferce, Gen. von ir. ferc, ferg 'Zorn'
S. 105; air. nu-n-dn-erbai gl. confidenti ; air. hi seurc 'in Krankheit',
vgl. S. 71; air. ceird, Dat. von cerd 'Kunst' S. 114; air. Dat. seirc,
Gen. serce von serc 'Liebe' S. 78; air. tercu, Akk. PI. von t er c 'knapp',
tercai (Akk.) 'Knappheit', vgl. S. 81; air. Dat. neurt, Gen. neirt
von nert 'Kraft' § 88, 1; air. Dat. deilb. Gen. delbe von delb 'Ge-
stalt' S. 64; mir. N. PI. delggi vom s-Staram de lg 'Dorn', 'Tuchnadel' :
acorn. delc (c = :r) gl. monile; air. Dat. coindeulgg. Gen. odeilgg
von condelg 'Vergleich' zu c. dala 'halten' S. 106 (die letzte Silbe
hat nach dem Muster der unecht komponierten Verbalformen wie co-
ton-delcfam 'wir werden uns vergleichen' die lautgesetzliche Vokal-
reduktion beseitigt). Dagegen findet die Hebung eines i unbehindert statt:
mir. fiurt, firt 'Wunder', air. Akk. PL firtu. Gen. Sing, ferto aus
lat. uirtüs. Im Mir. finden sich Analogiebildungen wie Dat. sirg 'Krank-
heit', cirt. Dat. und Gen. von cert 'Eechf § 141, 1, Dat. niurt. nirt,
Gen. nirt 'Kraft'. — Die Gruppe Nasal + Verschlußlaut hindert weder
die Hebung vor u (ir. lind 'Trank') noch die Hebung vor i (ir. cingim
'gehe', wonach cing 'Krieger' sich gerichtet hat), vgl, S. 37, S. 45 f. Die
Flexion von mir. bend, benn. Gen. beinne, Dat. beind, Nom. Plur.
benda, benna erklärt sich nach Anm. 6, da das AVort schon im Mir.
wie im Nir. fem. ist. Dagegen kommt bei i vor Nasal -}- Verschlußlaut
(und vor ndn > nn) eine Unregelmäßigkeit vor: die Hebung findet vor
allen Vokalen statt: air. find 'weiß', ro-finnadar 'er weiß' u. s. w.,
s. S. 41.
§ 253. 1) (Wirkungen des idg. hi). Ein progressiver von
dem idg. k^ bewirkter Umlaut eines e oder i ist schon oben mehr-
fach besprochen worden: ir. cöic ^fünf S. 130, S. 151; ir. coire
'Kessel' § 28, 6 S. 38; ir. cuit c. peth § 97, 3 S. 160; mir.
cruimther Triester' § 144, 1 S. 235; ir. cruim 'Wurm', cruth
'Gestalt' S. 43; unbekannt ist die Etymologie des Namens der
Pikten: ir. cruithnech 'piktisch' c. Prydyn 'Britannien' (es ist
mit einem anderen Worte lat. Brittani 'die Brittannier' vermischt
worden). Die Umfärbung des Vokals könnte in cöic 'fünf (zu-
nächst aus *kue7dk(e) älter als in den übrigen Fällen sein; vgl. c.
pobi u. s. w. § 28, 6. In den übrigen Fällen (unter denen ein
lat. Lehnwort ist) findet die Umfärbung sich wohl nur vor einem
/ oder u (die Grundform des Piktennamens ist allerdings nicht
sicher); dagegen ir. creth 'Poesie', crenim (Endung *-a>«J) 'kaufe'
S. 128.
2) (a-Umlaut im Ir.) Ein betontes o wird im Ir. zu a vor
§ 253, 2. 254, 1. 2 1 a-Umlaut im Ir. Mouillierung im Brit. 369
einem im Wortinnern schwindenden a der folgenden Silbe. Air.
ro-lasid ^Ihr habt gelegt, geworfen' : ni ralsid 'Ihr habt nicht
gelegt'; auch ro-laa *hat gelegt' Sg. 75a 4 : nacham-ralae 'daß
es mich nicht geworfen hat' Ml. 90 c 17 vor nicht schwindendem a
der folgenden Silbe; to-rala 'möge bringen' Ml. 43b 15 : odid-
tarla 'bis es ihn bringt' Wb. 24a 17; do-ratsat 'sie haben ge-
geben' : ni tartsat 'sie haben nicht gegeben'; do-rat 'er hat ge-
geben' : negativ nicon-tarat (schon das a von do-ratsat beruht
wohl auf einem geschwundenen a der folgenden Silbe; analogisch
ist das a in dem zu do-rat gehörigen Präsens dobiur 'ich gebe' :
ni tabur 'ich gebe nicht', vgl. Verbalverz. to-ber-); mir. -fag-
baim 'ich finde' von fo-gaib-; auch ni fagaib 'er findet nicht'
vor erhaltenem a, vgl. air. targabäal Wb. 9c 19, Inf. von do-
rogaib gl. committit 'sündigt'; air. ro-scarsam 'wir haben uns
getrennt': arna-rascra 'damit er sich nicht trenne'; tasgid Wb.
29a 13, Inf. von to-saig- 'unterhalten, ernähren'. Das etymo-
logische 0 findet sich in diesen Fällen nicht selten restituiert; Be-
lege im Verbalverz. Umgekehrt findet sich bisweilen a für o in
Fällen, wo es nur als Analogiebildung erklärt werden kann: ni-
s-rabse 'sie haben nicht gehabt' Wb. 33b 3 (ro-böi 'ist gewesen').
Diese Analogiebildung ist jedoch so selten, daß eine Verbalanalyse,
die damit rechnet, immer sehr sorgfältig geprüft werden muß.
Infektion im Britannischen.
§ 254. (Mouillierung und darauf beruhende Konsonanten-
übergänge im Brit.) 1) Im C. können {nach der norde. Aus-
sprache, wie sie mir aus Carnarvon bekannt ist) die Hinterlinguale
mit Ausnahme von x mouilliert sein: k'efyl ceffyl 'Pferd', talk'an
talcen 'Stirn', k'l ci 'Hund', Teig cig 'Fleisch', k'iäjo cuddio 'ver-
bergen', genap geneth 'Mädchen', i gld i gyd 'zusammen', v»
iodwyn fy ngewyn 'meine Sehne', vd whefyl fy ngheffyl 'mein
Pferd'. Vor eu tritt diese Mouillierung nicht ein. Auf Einzel-
heiten des Gesetzes (vgl. § 255 Anm. 6) und der Analogiebildungen
kann hier nicht eingegangen werden, h ist mouilliert vor i z. B.
in hir 'lang', hin 'Wetter', sj ist zu einem (wie mir scheint, noch
mouillierten) s geworden (z. B. in dewisiad 'Wahl').
2) Im Corn. ist t- und d- über t' und d' zu c und | geworden
in den beiden Wörtern mcorn. chy 'Haus', bei Lhuyd cdi (lenieii;
mcorn. the gy 'dein Haus', aber spirantisiert ow thy 'mein Haus'),
acorn. ti, vgl. S. 99, und mcorn. geyth 'Tag', acorn. det S. 42
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 24
370 Mouillierung im Brit. [§ 254, 2. 3
(daneben mcorn. auch deyth, deth, dyth, bei Lhuyd dyä, deä;
die lenierte Form hat ä-: mcorn. yn y thythow ^in his days').
Da t und d sonst im Wortanlaut vor i keiner Änderung unter-
liegen, wird man bei chy und geyth an besondere syntaktische
Verbindungen zu denken haben. Lhuyd S. 230 schreibt ded 'a day',
en ged 'in the day', und in allen Beispielen für geyth bei Williams
geht die Präposition yn oder der bestimmte oder unbestimmte
Artikel voraus. Möglicherweise war das Substantiv in einigen
von diesen Fällen enklitisch, vgl. Nachtrag zu S. 256, 278, 294.
Vielleicht ist auch daran zu erinnern, daß chy und deyth wohl
oft proklitisch vorkamen: mcorn. deth brus, dyth brues 'der
jüngste Tag' "der Tag des Gerichtes"; chy wird in Ortsnamen
proklitisch gewesen sein. Corn. ievan 'Teufel' § 139, 1 und
dyowl, dyaul, jawl ds., bei Lhuyd dzhiaul § 216 gehören viel-
leicht zu den aus religiöser Scheu entstellten Formen (vgl. mc.
cythreul § 126 Anm. 1 S. 203; ähnliche Erscheinungen auch im
Nir.: Donegal d'ön 'Teufel' Quiggin § 40, Arran jün neben dem
regelmäßigen d'awn aus air. demun. Donegal d'ül 'Teufel' Quig-
gin § 48 neben lautgesetzlichen Formen aus air. diabul); außer-
dem kann ievan von dyowl beeinflußt sein. — Im Wortinnern
wird dj zu ^: ncorn. udzheon, odgan 'Ochs' acorn. odion c.
eidion br. ijenn; mcorn. nyge 'fliegen, schwimmen' c. neidio
'springen' br. nijal 'fliegen'. Vgl. über sonstiges dy§% 344.
3) Für das Bretonische gibt Legonidec, Dict. br.-fr. S. 3 an,
daß der staramauslautende Konsonant in der 3. Sing, und 2. Plur.
des Präs. Ind. der Verba, deren Infinitiv auf -ia ausgeht, mouilliert
ist: glebia 'feuchten', 3. Sing, gleb, 2. Plur. glebit; so in
bec'hia 'beladen', heulia 'folgen', leunia 'füllen', beria 'spießen',
besia 'begraben', roenvia 'rudern'. Diese Mouillierung ist vor 7'
entstanden und auf /-lose Formen übertragen. Nicht selten ist die
Mouillierung eines l, n, d, t nach einem vorhergehenden i; so in
dillad 'Kleid', din 'zu mir', int 'sind' (mit mouilliertem nt')y treid
'Füße'. In Treguier und Vannes sind die Hinterlinguale mouilliert
vor vorderen Vokalen und nach i {k'ik' = kik 'Fleisch' in Tre-
guier, Ernault, Gramm. S. 4; „digor, prononcez digior, 'ouvrir';
merhed, prononcez merhied, 'filles'" ßayon S. 2, vgl. S. 6).
Weiterverschiebung der mouillierten Laute ist im Br. häufig.
Auf Mouillierung beruht wohl das 5, das vor e und i häufig für
s auftritt: chetu = setu 'voici', V. cheleu Leon selaou 'horchen'
rabr. sezlou corn. go-lsowas; chigota = sigota 'faire des
§ 254, 3] Mouillierung im Brit. 371
espiegleries'. s vor z gibt frz. *• wieder: siminal •'cheininee', siferri
(und chifern 'Schnupfen'), vgl. frz. enchifrener 'Stockschnupfen
verursachen', sä; vor vorderen Vokalen wird in V. zu s: dichenn
'herabsteigen', Leon diskenn; chignan 'eparpiller', Leon skigna;
chueh = skueh, Leon skuiz 'müde'; auch im Sandhi: n'en des
chet e bar ar en doar 'er hat seinesgleichen auf der Erde nicht'
(Leon n'en deuz ket). Das mouillierte t und d (wie in int,
treid) hat eine Tendenz, zu A;', g' zu werden (vgl. Loth, Rc. XVIII
409: bas-vannetais kec = tiek 'chef de maison'). Am wichtigsten
sind die alten Verschiebungen von Geräuschlaut + j: zj, sj wird
s: br. awechou 'bisweilen' : c. gweithiau, Plur. von gwaith 'Mal'
Hurn, tirae' S. 124; br. foz 'Graben', Plur. fochou aus lat. fossa;
kj wird j (das h muß zunächst nach der Regel S. 120, 122 zu g
geworden sein): br. marc'hek, Plur. marc'heien 'Reiter, Ritter',
vgl. mc. marchawc, Plur. marchogyon; xj wdrd j: kloc'h
^Glocke', Plur. kleier (jedoch nicht nach einem Konsonanten:
ialc'h 'Beutel', Plur. ilc'hier; dagegen beruht xj in Fällen wie
bec'hia 'beladen' auf Neuerung); tj wird 6'.- hent 'Weg', Plur.
heilchou vgl. c. hynt, Plur. hyntiau; br. melchen-enn 'Klee'
§88,2 S. 137; dj wird i.- oad 'Alter', Plur. oajou; ijenn 'Ochs',
nijal 'fliegen', s. oben unter 2; mbr. pinigenn nbr. pinijenn
^Buße' S. 213 f. Über d^ > dj y z s. Loth Rc, XVIII 407 1.
Die Mouillierung hat in der br. Orthographie keinen regel-
mäßigen Ausdruck. Die ererbte Schreibung fügt sich am aller-
besten der dialektisch variierenden Aussprache; wo die Mouillierung
auf einem j beruht, kann das -i- der ererbten Schreibung als Be-
zeichnung der Mouillierung gelten: leunia 'füllen', kelienenn
^Fliege' c. cylionen, skoliou, Plur. von skol 'Schule'. Nach
einem i ist unter frz. Einfluß (unterstützt durch die historische
Schreibung in dillad c. dillad) die Schreibung 11 aufgekommen:
killek 'Hahn' (Legonidec kilek, andere kilhek). Auch gn für
n kann vorkommen.
Anm. Die Mouillierung kann in allen oben besprochenen Fällen jung
sein (noch genau nachzuprüfen ist Loth, Kc. XXVIlff., der das Fehlen der
Mouillierung in V. kör = Leon kerc'h daraus erklärt, daß das e hier
durch Umlaut entstanden ist, vgl. ir. coirce). Eine ältere und anders
geregelte Mouillierung wäre für das Abr. anzunehmen, wenn Loth mit
Eecht das -i- von abr. comairde gl. collegani (vgl. comarde gl. collegium)
und aimseudeticad gl. eo quod turpitudiuem suam rautuo reuelauerint
als Zeichen der Mouillierung auffaßt; dann wäre wohl auch ac. let-einepp
gl. pagina § 28, 5 S. 38 ähnlich zu beurteilen. Daß die Mouillierung in
24*
372 Umlaut und Epenthese im C. [§ 255, 1
einer vorhistorischen Periode eine bedeutende Kolle gespielt haben muß,
ist schon in § 235 hervorgehoben worden. Das Zeugnis der britannischen
Lehnwörter im Irischen mit Bezug auf diese Frage (vgl. u. a. ir. trindoit
'Dreieinigkeit' aus c. trindawt, ir. oröit 'Gebet', ir. altöir 'Altar'
S. 202 f. U.S. w.; ir. bainne 'Milch' und banna 'Tropfen' S. 23; ir. cäin
'schön' S. 23, scäilim 'lasse los' § 250 mit Mouillierung, aber cair
'Beere' S. 23 ohne Mouillierung) verdient genauer untersucht zu werden.
§ 255. (^-Umlaut und Epenthese im C.) Epenthese (zu mc.
ei nc. ai : ei) findet sich im C. bei a vor geschwundenem -l und
bei a, o, e vor / der folgenden Silbe; umgelautet wird a vor einem
erhaltenen l u. s. w. (Genaueres über die Umlaut bewirkenden
Vokale unten unter 1) und 3)), o und e außerdem auch vor ge-
schwundenem -^; u unterliegt dem Umlaut sowohl vor -^ wie vor/.
Die Epenthese ist also um so seltener, je geschlossener der passive
Vokal ist. Vgl. Zupitza, KZ XXXV 255.
1) (a ohne folgendes ^ oder xt.) a vor erhaltenem oder ge-
schwundenem j der folgenden Silbe: c. ceiliog 'Hahn' Ogam
Caliaci S. 69; ac. ennian 'Amboß' nc. einion (ncorn. anivan
mbr. anneffn) S. 114 (aus ac. ennian und aus centhliat gl.
canorum S. 139 ist vielleicht zu folgern, daß die Epenthese vor
erhaltenem j später als vor geschwundenem / vollständig durch-
geführt worden ist); mc. eiryoet 'je' "in seinem Leben" (statt *ar
y oet; danach analogisch eirmoet 'je' "in meinem Leben"; das
Nc. hat durch Neuerung erioed, wohl im Anschluß an die Präp.
er); c. eisen 'Rippe' ir. asna S.85 und § 231 (über c. äsen vgl.
Anm. 2); c. gwraidd 'Wurzeln' : lat. radius S. 69; ac. reid
gl. spicum nc. rhaidd 'Speer' : aus lat. radius; c. cnaif 'Fließ'
S. 23; c. rhaid 'notwendig' : lat. ratio S. 69; c. baich 'Bürde' :
lat. fascia; c. eira 'Schnee' S. 104; c. cair 'Beere', Plur. ceirion
S. 23; c. ail : lat. alius S. 69; c. cain 'schön' S. 23. — a vor
geschwundenem -l: c. neidr 'Schlange' (Plur. nadroedd) *natri
§ 86 S. 134; c. meirch, geifr, Plur. von march 'Pferd', gafr
'Ziege' [-1 aus -oi); mc. 1. Sing, ceint 'sang' (Endung -ö; 3. Sing,
cant); ac. gurehic nc. gwraig 'Frau' (Plur. gwragedd) S. 161
(-j aus -ö); deigr 'Träne' (Plur. dagrau) *dak'rü S. 124; c. cainc
'Zweig' (fem.) ir. gec ^k'moqä, : zu asl. scikü 'Zweig' skr. saBkü-
'Pfahl, Pflock' S. 126, Strachan Rc. XXVIII 202. Über die Be-
handlung des ausl. -aw vor geschwundenem -l vgl. Strachan, An
Introduction to Early Welsh S. 6. In unbetonter Silbe findet sich
ein Schwanken zwischen ei und y nach mir unbekannten Gesetzen:
ceraint und cerynt, Plur. von car 'Freund'; ereidr und erydr,
§ 255, 1] Umlaut des a im C. 373
Plur. von aradr 'Pflug'; bustych, Plur. von bustach 'Stier'; mc.
dremeint, dremynt 'look, view' (Endung -anti); c. blwyddyn
'Jahr' S. 113; c. celain 'Leiche', s. unten 3). — a vor erhaltenem
i, ifj vor einem durch Epenthese oder Umlaut entstandenen ei (ai)
oder e und vor altem e, wenn darauf noch ein infizierender Vokal
folgt: ac. erchim nc. erchi 'bitten' : archaf 'ich bitte' S. 44; c.
llenwi 'füllen' : Präs. llanwaf; geni 'geboren werden' : ganwyd
'er wurde geboren'; c. cerddin 'quicken-trees' S. 23; c. gwen-did
Veakness' : gwän 'weak'; ac. selsic gl. lucania nc. selsig 'pud-
ding' : aus lat. salsTcius 'gesalzen'; c. cewri, Plur. von cawr
'Riese' §42 Anm. 1 S. 62; rhedyn 'Farnkraut' : gall. ratis S. 91;
ac. elinn nc. ellyn 'Schermesser' : ir. altain S. 137; c. chw^en-
nych, chwennychu 'wünschen' : chwant 'Wunsch' (in peswch
'Husten' S. 79, gwledwch 'Herrschaft' : gwlad 'Land' ist -ux an
die Stelle eines -yx getreten); cyffelyb 'ähnHch' : hafal § 99
Anm. 4 S. 165; c. sefyll 'stehen' S. 148 : Präs. safaf; c. cel-
fydd 'geschickt' : ir. calma S. 168; c. defnydd 'Material' : ir.
damnae S. 167; c. egwyddor 'Alphabet' : ir. apgitir S. 226;
c. cerbyd 'Wagen' aus ir. carpat (a aus einem geschlossenen
halblangen e), Dat. Plur. cairptib; c. esgyrn, Plur. von asgwrn
'Knochen'; c. Selyf MN : lat. Salomon (im Kelt. nach dem
Muster der einheimischen n-Stämme behandelt); c. cerryg, Plur.
von carreg 'Felsen' S. 23; menyg, Plur. von maneg 'Handschuh';
ceraint 'Freunde', Plur. von car; mc. deveit nc. defaid, Plur.
von dafad 'Schaf; ac. enuein, Plur. von anu 'j^ame' (mc. nc.
analogisch Sing, enw); c. cesail 'Armhöhle' §50,10; c. ystefaig
^Gaumen' S. 78; mc. cerennyd 'Freundschaft' nc. (mit analogisch
restituiertem a) carennydd : air. cairde (neutr.) "^qaranttjo-m;
ac. eterin 'Vogel' mc. ederyn nc. (analogisch) aderyn : Plur. ac.
atar nc. adar S. 40, S. 90; mc. cedernyt nc. (analogisch) ca-
dernyd 'Kraft' : cadarn 'stark'; c. mechdeyrn 'König' S. 127;
ac. leguenid mc. llewenyd 'Freude' nc. (analogisch) llawenydd :
llawen 'froh'; ac. enderic gl. uitulus nc. enderig : anner S. 21.
Weitere Beispiele für Umlaut und Epentliese s. 191 f. — Vor
dem unbeeinflußten alten e findet der Umlaut nicht statt: llawen,
anner; ebenso wenig vor einem durch Senkung (§ 258) zu e ge-
wordenen idg. (lat.) i: maneg 'Handschuh' aus lat. manica; c.
pedwerydd 'der vierte', aber pedwaredd 'die vierte'; gwragedd
'Frauen'. Dagegen sprechen scheinbar c. elestr-en fem. 'flag'
S. 192 und echel fem. 'Achse' S. 78 (br. ael mask.); wie sie zu
374 Umlaut und Epenthese bei a im C. [§ 255, 1. 2
erklären sind, ist unklar. Geschwundenes i im Inlaut bewirkt
keinen Umlaut: c. arial § 59, 9 S. 101.
Anm. 1. Aus den soeben besprochenen Tatsachen geht hervor, daß
das Umlauts-e (wie im Deutschen) ursprünglich ein geschlossenerer Laut
als das alte e und das durch Senkung aus i entstandene e gewesen ist.
Vielleicht ist diese geschlossene Aussprache daran Schuld, daß einigeraale
für das Umlauts-e ein 9 (vgl. § 184) auftritt: c. ysgyfaint 'Lunge' S. 76,
ymenyn 'Butter' S. 46, myrierid 'Perlen" S. 192,
Anm. 2. Analogiebildungen verschiedener Art sind schon angeführt.
Die Eestituierung des ersten Vokals in carennydd, cadern yd, aderyn
u. s. w. kommt bei den umgelauteten Pluralformen (bei denen der Umlaut
einen morphologischen Wert hat) nicht vor; es findet sich aber hier der
umgekehrte Vorgang: haiarn 'Eisen' (S. 73) und rhaiadr 'Wasserfall'
(S. 66f.) bilden den nur analogisch zu erklärenden Plural heieirn, heiyrn,
rheiedr. Auch kommt es vor, daß eine umgelautete ursprünglich singu-
larische Form als Plur. verwendet und dazu eine Singularform mit beseitig-
tem Umlaut neugebildet worden ist: c. emj^s 'Hengste' aus lat. admissus.
Sing. c. am WS; mc. essyn Plur. aus lat. asinus, Sing. nc. asyn 'Esel';
c. pebyll Plur. aus lat. papiliö (S. 204), Sing, pabell fem. 'Zelt' (pebyll
kann jedoch auch noch als Sing. 'Gartenlaube' vorkommen). S. Loth, Les mots
latins dans les langues brittoniques im Wortverzeichnis. Wenn ich mit
Kecht c. eisen 'Kippe' dem ir. asna gleichgesetzt habe, so ist die Plural-
form ais analogisch (-en als Singulativendung aufgefaßt), und äsen ist
eine dazu neugebildete Singularform (nach dem Muster Collen 'Hasel',
onnen 'Esche', Plur. cyll, yn); lautlich könnte jedoch ais auch * asto
(Nom. eines ?^-Stammes) sein und äsen aus den obliquen Casus des n-
Stammes hervorgegangen sein. Über c, ceffyl 'Pferd' S. 226. — Unklar
ist mir das Fehlen des Umlauts bei c. haliw 'Speichel' (§ 130, 3).
2) {a mit folgendem ^, xs, xt, d)-). Mc. drein nc. drain,
Plur. von draen ^Dorn' S. 97; mc. mein nc. main, Plur. von
maen 'Stein' S. 96; c. Ilain 'Klinge', Plur. lleiniau S. 97; c.
gwain 'Scheide', Plur. gweiniau, c. meistr 'Meister' S. 222;
nicht lautgesetzlich porfeydd, Plur. von por-fa 'Weide' (-fa : ir.
mag). Über -agj- (c. Hai 'kleiner') S. 97 {-ägj- S. 101). — C.
eirin-en 'Pflaume' : aeron 'Baumfrüchte' S. 103; c. Sais 'Eng-
länder' aus lat. Saxö S. 217; c. ceithiwed 'Gefangenschaft' aus
lat. captiuitäs S. 236. Auch saer 'Zimmermann' bildet den
Plur. seiri, was bei der S. 92 vorgetragenen Etymologie eine
Analogiebildung sein muß. caer 'Stadt', maes 'Feld' (S. 96) und
gwaen 'Wiese' (vgl. Stokes, Urkelt. Sprsch. S. 260) bilden Plur.
mc. keyryd nc. ceurydd, meusydd, gweunydd (eu regelmäßig
vor t/?). In mc. euth-um 'ich ging' (: 3. Sing, aeth) ist der Um-
laut nicht von der analogisch angefügten Endung -um, sondern
§ 255, 3] Umlaut und Epenthese bei o im C. 375
von der ursprünglichen Endung der 1. Sing, -ö bewirkt. C. eirif
^Zahl' : ir. äram S. 113.
3) (o ohne folgendes ff, xt u. s. w.) o vor erhaltenem oder
geschwundenem /; c. seinio 'to sound' S. 195; c. ceirch 'Hafer' :
ir. coirce. In urspr. unbetonter Silbe erscheint y: c. myfyr
'study', ystyr 'Sinn' aus lat. memoria, historia S. 194. — o vor
geschwundenem -l: c. ffyn, Plur. von ffön 'Stab'; myllt, Plur.
von mollt 'Widder'; cyrn, Plur. von corn 'Hörn'; clych, Plur.
von doch 'Glocke'; esgyb Plur. von esgob 'Bischof; bywyd
'Leben' : ir. bethu '^gmwo-tüt-s; mc. tyrr 'bricht' (Endung -U) : Inf.
torri. — 0 vor erhaltenem i, y oder einem umgelauteten Vokal er-
gibt e: c. gweli 'Wunde' S.139; ac. guerin gl. factio nc. gwerin
'Menge' : air. foirenn gl. factio mir. foirenn 'Abteilung, Schar';
ac. guetig (cod. Lichf.) nc. gwedy 'nach' : ac. guotig Ox. 1 (mit
noch nicht um geläutetem oder wenigstens noch nicht zu e geworde-
nem Vokal; -o- = ö?), Kompositum der Präp. guo- ir. fo- mit
einem Worte -tig, vgl. air. tig-bae gl. superstite (eig. w^ohl "nach-
lebend", zu beo 'lebendig'; zur Form der letzten Silbe vgl. made,
tan« § 159, 6 S. 253) und Wi. tiug 'Ende'; c. gwregys 'Gürtel'
S. 42; c. efydd 'Kupfer' S. 166; c. teb-yg 'wahrscheinlich' : ir.
toich S. 129; c. rhewydd 'wantonness, lust' S. 98; c. newydd
'neu', newyn 'Hunger', ewyn 'Schaum' S. 61; c. celyn 'Hülst' :
ir. cuilenn {^kolinno-, vgl. Stokes, Urkelt. Sprsch. S. 91); c.
celain 'Leiche' : ir. colinn 'Fleisch' (Gen. colno, i-Stamm; das
c. Wort ist ein ^-Stamm; c. Plur. celanedd hat analogischen Um-
laut). Vgl. noch die Beispiele in § 122, 2 S. 194. — Ursprüng-
liches ig vor einem Sonorlaut bewirkt keinen Umlaut: c. colwyn :
ir. cuilen S. 104.
Anm. 3. Ac. gilb in nc. gylfin 'Schnabel' = air. gulban 'Stachel'
(S. 118) kann mit Bezug auf y (statt e) von ac. gilb nc. gylf abhängig
sein, und gylf kann eventuell ein alter w-Stamra mit Nom. -ö sein. Eegel-
mäßig ist celffaint 'stock, stump'; danach hat celff 'stock, stump, pil-
lar' sich gerichtet, das wohl ein alter ^o-Stamm (= br. keif 'souche') und
die Quelle des alten Lehnwortes mir. colba nir. colbha 'a post, pillar'
u. s. w. ist.
Antn. 4. C. dail 'Blätter' acorn. delen gl. folium mcorn. Plur.
delyow, dylyow, deyl br. delienn, Plur. deliou wird trotz der Diffe-
renz im /-Laut von ir. duillen, duille 'a leaf nicht zu trennen sein,
vgl. gall. 7ii^ni3ovXa "nevrdfftvXXov'". Die Singularform dalen (neben
d eilen) ist aus dem Plur. ebenso gebildet wie äsen aus ais (Anm. 2);
dabei konnte selbstverständlich nur eine Form mit dem etymologisch
falschen Vokal a entstehen. — Analogisch beseitigt ist der Umlaut in den
376 Umlaut von o, u im C. [§ 255, 4. 5
Infinitiven auf -i: c. torri 'brechen', colli 'verlieren', hollti 'spalten',
holi 'fragen', porthi 'ernähren', sorri 'zornig werden' (nur Umlaut in
3. Sing. Präs.: tyrr 'bricht' u. s. w.).
4) (o mit folgendem ^, xt) Der unter 3) zu beachtende Unter-
schied zwischen y und e kehrt bei ^ vor Sonorlaut und bei xt in
der Form wieder, daß vor geschwundenem -l als Umlautsprodukt
uy, sonst aber ei erscheint. Vor j: c. neithiwyr, neithwyr 'last
night' S. 123. — Vor geschwundenem -i: c. wyn, Plur. von oen
'Lamm' S. 109; c. er wyn, Plur. von croen 'Haut' S. 160. C.
hwyn-yn neben hoen-yn 'Haar, Sprenkel' S. 103 setzt eine ur-
sprüngKche Flexion Sing. *hoen, Plur. *hwyn voraus. Schwieriger
ist die Feststellung der ursprünglichen Morphologie bei trwyn :
ffroen 'Nase' S. 82 und bei cwyn 'Klage' S. 125 (wovon cwyno
'klagen' abhängig ist; alter w-Stamm, ^-Stamm, ein w-Stamm mit
Nom. -ö, oder ein ^Stamm mit Nom. -öt-s wie ir. cuma §252, 1?).
C. wyth 'acht' aus "^ok'tö S. 123. — Vor erhaltenem i: c. gweini
'dienen' S. 104. Bei o^ vor der Infinitivendung -i ist der Umlaut
analogisch beseitigt: c. troi 'drehen' (3. Sing. mc. try), toi 'decken',
goloi 'schützen'.
5) (Umlaut von u.) Der Umlaut von u ist im C. y. Da
aber u und y in nicht-letzter Silbe in a zusammenfallen, so kann
der Umlaut nur vor geschwandenem Infektor erkannt werden. Das
umgelautete u ist teils altes u^ teils aus o entstanden. Daß es sich
aber auch in dem letzteren Fall um einen Umlaut von u, nicht
um einen Umlaut von o handelt, ergibt sich u. a. aus chronologi-
schen Gründen; denn das aus o entstandene u ist im C. älter als
die Senkung (§ 258; vgl. llong 'Schiff' neben llynges S. 33):
die Senkung ist aber wiederum älter als der Umlaut, s. 1) Schluß.
— u vor J; c. dyn 'Mensch' S. 89; mc. brynn nc. bryn 'Hügel' :
ir. bruinne 'Brust, Brink' S. 86, vgl. mc. brenn nc. brön fem.
'Brust'. — u vor geschwundenem -l: c. ych 'Ochs' S. 36 (Endung
-ö); c. Uyg 'Maus' "^luhöt-s (dem ö des Nominativs entsprach in
den übrigen Kasus ein O; vgl. Plur. llygod; im Ir. wurde das o
in den Nominativ übertragen, aber erst nach stattgefundener Heb-
ung: ir. luch, Gen. loch ad; zur Etymologie vgl. Stokes, Urkelt.
Sprsch. S. 243f.). Über c. llys 'Kraut', jetzt nur im Plur. llysiau
(mit neugebildetem Singular llysieuyn) vgl. §256. esgyrn, Plui\
von asgwrn 'Knochen'.
Anm. 5. C. meichiad neben mychiad 'Schweinehirt" von c. moch
br. moc'h 'Schweine' ir. muoc 'Schwein', das doch wohl altes u hat
§255,6. 256,1] Umlaut von e [y) im C. Umlaut im Com. 377
(Stokes, Urkelt. Sprsch. 219, \^\. Zupitza, IF Anz. XIII 52) ist mir un-
klar.
6) (Umlaut und Epenthese bei e.) e vor j: c. heibio 'außer-
dem' : heb 'ohne'; c. teirthion, cyfaint, ceirios § 124, 3
S. 197 f.; c. pair 'Kessel' § 28, 6 S. 38. In unbetonter Silbe
steht y: teyrn 'König' "^tegernjo-s S. 99. — e vor geschwunde-
nem t: cerryg, Plur. von carreg 'Felsen'; ebyr, Plur. von aber
'Mündung',^'^ cestyll, Plur. von castell 'Festung'; mc. erbynn
'gegen' : ir. archiunn 'bevor' (Dat. von mc. penn ir. cenn 'Ende,
Kopf); mc. nys gw^yl 'sieht nicht' (Endung -U) von gwelet 'sehen'.
— e vor erhaltenem i, y u. s. w. ist scheinbar unverändert geblie-
ben; es war aber ursprünglich ein geschlossenes e^ denn es bewirkt
Umlaut, vgl. S. 373 Z. 5 (ein unbeeinflußtes e bewirkt keinen Um-
laut).
e + xt vor schwindendem -i: c. nith 'Nichte' S. 93.
Der Komparativ c. hyn 'älter' geht auf eine Nominativform
auf -jös zurück; vor dem zu ^ werdenden ö ist das j geschwunden.
C. llith aus lat. lectiö § 129, 2 S. 209, § 141, 3 S. 229 wäre
also regelmäßig, wenn man eine lat. Aussprache lectiö (mit kurzem
e) voraussetzte.
Anm. 6. Einen alten Umlaut von y gibt es im C. nicht. Zur Zeit
der unter 1 — 5 beschriebenen Umlaute war das heutige y, wie aus seiner
umlautenden Kraft hervorgeht, überhaupt noch kein mittlerer, sondern ein
vorderer Vokal, vermutlich ein kurzes offenes i. Erst nach der Verschiebung
zu y und nach dem Zusammenfall des alten ü (geschrieben u) mit diesem
y sind auch hier (vielleicht in ganz junger Zeit) umlautsartige Erscheinungen
aufgekommen. .Jones, Welsh Orthography S. 38 gibt an, daß der Laut y
(geschrieben u oder y) vor oder nach einem g und vor oder nach einer
Silbe mit i zu i wird; so in unig 'einzig', llinyn 'Seil', megys 'wie',
cerryg 'Felsen' (Plur.), menyg 'Ärmel' (Plur.). Vgl. § 254, 1 und § 184
Über 9 > w s. § Iß^.
§ 256. (Umlaut im Corn.) Umlaut (Epenthese) tritt im
Cornischen in allen denjenigen Fällen ein, wo im C. Umlaut oder
Epenthese erforderlich ist. 1) (Umlaut von a ohne einen folgen-
den vokalisierten Hinterlingual.) Vor j: acorn. chelioc 'Hahn'
(mcorn. colyek, kullyek); acorn. greiten gl. radix; nconi. kneu
^Fließ'; corn. reys, res ^notwendig'; acorn. irch ncorn. er ^Schnee';
corn. yll, eyll ^eip anderer'. — Vor geschwundenem -l: mergh
'Pferde' (Sing, margh); Gen. Sing, ren verh 'horse mane', buzl
verh 'horse düng' Lhuyd 242; mcorn. gurek 'Frau'. — Vor er-
haltenem Vokal: ncorn. kerden 'ornus'; acorn. reden 'Farnkraut';
378 Umlaut im Corn. [§ 256, 1—6
mcorn. seuel ^sich erheben'; escarn, yscarn, Plur. von ascorn
^Knochen'; ncorn. keranz 'consanguinei'; mcorn. deues, Plur. von
dauas, daves ^Schaf; hynwyn, Plur. von hanow'Name'; acorn.
stefenic ^Gaumen'; mcorn. kerense ^Freundschaft'; peswere 'der
vierte'; acorn. sceuens 'Lunge'. Vgl. S. 191 f. Auch im nega-
tiven Teil stimmt das Cornische mit dem C: corn. maneg 'Hand-
schuh', gvraget 'Frauen' (d. h. gwraged).
2) {a mit einem folgenden vokalisierten Hinterlingual.)
Acorn. drein mcorn. dreyn ncorn. dren, Plur. von acorn. drain
gl. Spina; mcorn. meyn, myn, Plur. von men 'Stein'; acorn. guein
'Scheide'; mcorn. mester 'Lehrer' (acorn. maister unter gelehrtem
Einfluß); mcorn. yth 'ich ging', 3. Sing. eth.
3) [o ohne einen folgenden vokalisierten Hinterlingual.)
Acorn. keirch 'Hafer' ncorn. kerh; mcorn. deyl § 255 Anm. 4.
— ter 'wird brechen' : torraf 'werde brechen'; keus 'spricht' :
CO US 'sprechen'; — acorn. kelin 'holly'; acorn. geluin gl. rostrum;
mcorn. terry, tyrry 'brechen'; kelly 'verlieren^; ncorn. fel^a 'An-
dere'; mcorn. perthy 'tragen'; serry 'zornig machen'. Vgl. § 122, 2
S. 194.
4) (o mit einem folgenden vokalisierten Hinterlingual.)
Ncorn. nehuer 'gestern Abend'; ean 'Lämmer' (zur Diphthongier-
ung s. § 219, 2b); acorn. trein gl. nasus; acorn. chen gl. causa
mcorn. ken 'complaint'; ncorn. eath 'acht'.
5) (Umlaut von u.) Da nicht bewiesen werden kann, daß in
Fällen wie corn. den 'Mensch' das zugrundeliegende o vor dem
Umlaut zu u geworden war, führe ich hier nur solche Beispiele
an, in denen es sich um altes u handelt. Acorn. bredion gl.
coctio ncorn. hri^an 'coquere' S. 115; acorn. kelionen 'FHege' c.
cy Honen 'Fliege, Mücke' br. kelienenn ir. cuil : lat. culex
'Mücke'; mcorn. teil, tel, Plur. von toll, tol^'L/och' c. twll br.
toull (Stokes, Urkelt. Sprsch. 134); bei acorn. les gl. herba mcorn.
leys : Plur. losow c. llysiau br. louzou ir. Sing, luss ist die
Morphologie unbekannt.
G) Der Umlaut von e läßt sich aus der schwankenden mcorn.
Schreibung nicht mit Sicherheit erkennen. Acorn. per 'Kessel';
mcorn. erbyn 'gegen', er ow fyn 'gegen mich' (immer mit -y- ge-
schrieben): pen 'Kopf (immer mit -e- geschrieoen).
Lhuyd S. 242 gibt an, daß von merh 'Tochter' der Genitiv an vyrh
lautet (wäre Analogiebildung nach dem Gen. der o-Stämme); im Mcorn.
wird aber auch im Nom. myrgh, Plur. myrhes geschrieben. Lhuyd gibt
§ 256. 257J Umlaut im Corn. und Br. 379
ferner huel 'work', Gen. mein liiieyl 'work stones, or stones for building",
racorn. Nodq. und Gen. wheyl; dies Wort hatte aber vermutlich den alten
Vokal t, vgl. c. chwyl (und chwel) 'a turn, a course' br. V. a-hoel 'du
moins' ir. sei 'Mal' (cach-la sei . . . in sei aile 'das eine Mal . . . das
andere Mal') des-sel 'nach rechts gewendet', tuath-bil 'nach links ge-
wendet' (semasiologisch ist corn. wheyl 'Arbeit' : ir. sei 'Mal' mit c.
gwaith 'Arbeit' : ir. fecht 'Mal' zu vergleichen); demnach müßte die von
Lhuyd angegebene Flexion analogisch sein, da es kaum einen Umlaut des t
gibt (Stokes, Urkelt. Sprsch. 324, und Sommer, Gr. Lautst. S. 112 nehmen
für die Wortsippe ein e an). Analogisch wäre auch der dritte von Lhuyd
erwähnte Fall: kros 'the raidst' : in kreys an dre 'in the midst of the
town' (mcorn. unterschiedslos eres und creys); denn in diesem 7/0-Stamm
liegt Umlaut eines a vor (§108,2 S. 179; S. 69). Sollten schließlich Lhuyd's
Angaben über merh, huel, kr es auf einer vorschnellen Folgerung aus
ihm schriftlich vorgekommenen Formen beruhen ?
Anm. 1. Die mcorn. Schreibung ey kann mit -y- gleichwertig sein
(vgl. leys 'Kraut' und §29,1,2; acorn. neid 'Nest'); es dürfte aber trotz-
dem unzweifelhaft sein, daß mcorn. ey, acorn. ei ursprünglich wesentlich
in denselben Fällen wie das c. ei (und uy) vorhanden gewesen ist, Xcorn.
seinz, deinz als Plur. von sanz 'a saint', danz 'a tooth" (Lhuyd S. 243)
ist mir wegen zu großer Ähnlichkeit mit dem C. verdächtig. — Durch die
Schwächung der nachtonigen Vokale im Corn. (§ 193), ist der Umlaut in
den unbetonten Silben unkenntlich oder schwer zu erkennen geworden:
ncorn. keranz c. ceraint.
Anm. 2. Die im Einzelnen vorkommenden Abweichungen zwischen
dem C. und dem Corn. beruhen nicht auf verschiedenen Lautgesetzen,
sondern auf Analogiebildungen oder auf verschiedener Morphologie. In
ncorn. an-ioan neben c. einion 'Amboß', corn. wo-se 'nach' : c. gwedy,
corn. go-nys 'to work' : c. gweini 'dienen' ist die ursprüngliche Form
des ersten Kompositionsgliedes restituiert; acorn. amen-en 'Butter' ist
von einer kürzeren Form (ohne das Suffix -en) beeinflußt, vgl. br. amann
(und aman-enn); corn. äsen 'Esel' ist ebenso wie c. asyn § 255 Anm. 2
zu erklären; corn, nader 'Schlange' hat die Vokalstufe des c. Plur. nadr-
oedd; ncorn. kazal 'Armhöhle' mag ähnlich zu erklären sein. Unklar ist
mir acorn. odion 'Ochs' § 254, 2. Corn. whath 'noch' ist = br. c'hoaz
'noch', corn, wheth 'noch' ist = c. chwaith 'neither; much less' (^ver-
mutlich Positiv und Komparativ eines Adjektivs; hat mit c. gwaith ir.
fecht u. s. w. 'Mal' nichts zu tun, ist aber volksetymologisch damit ver-
mischt worden: br. bis-koaz 'je' nach dem Muster von c'hoaz statt des
älteren corn. byth-queth 'je' "in der Welt einmal").
§257. (Umlaut im Br.) Umlaut tritt im Br. in allen den-
jenigen Fällen ein,, wo im C. Epenthese oder Umlaut erforderlich
ist. Das Ergebnis des Umlauts ist in allen Fällen e; wenn aber
in der folgenden Silbe ein i (nbr. i) oder j (und s, z S. 371) steht?
schreitet das e meist zu i weiter. Über das seltene ei s. Anm. 1.
380 Umlaut im Er. [§ 257, 1—3
1) {a ohne einen folgenden vokalisierten Hinterlingual.)
Vor J; br. kiTek 'Hahn' (geschrieben killek, kilhek u. s. w.; die
historische Schreibung wäre *kiliek, s. § 254, 3 Schluß); gri-
sienn 'Wurzel' (Plur. grisiou, grichou); kreon 'Fließ'; red
'notwendig'; beac'h 'Last, Bürde' (ea nach § 219, 2b); erc'h
'Schnee'; ger 'Wort' : c. gair corn. ger ds. ir. forn-gaire 'Be-
fehl'; br. eil 'ein anderer'; teil 'Dünger' : c. tail ncorn. teil
'fimus', vgl. asl. tilja 'corruptio' '^tljo-, ^Hj^- (vielleicht weiterhin
zu asl. ülo 'Boden' u. s. w.); mbr. quen 'schön'; nbr. kemm
'echange' (wovon kemma 'echanger') : gall.-lat. cambium (fi\
change). — Vor geschwundenem -^.• gevr, Plur. von gavr 'Ziege';
grek 'Frau'; erer, eler, Plur. von arar, alar 'Pflug'; blizenn
'Jahr', -iz in 1. Sing. Prät. (liviriz, 3. Sing, lavaraz), s. §351.
— Vor erhaltenen Vokalen: brini, tirvi, Plur. von bran 'Rabe',
taro 'Stier'; kerzin 'alise, aigret'; silzig-enn 'saucisse'; heve-
lep 'ähnlich'; sevel 'errichten, bauen'; abr. celmed gl. efficax;
nbr. eskern, Plur. von askourn 'Knochen'; kerrek, Plur. von
karrek 'Felsen'; kerent, Plur. von kar 'Verwandter'; denved,
Plur. von danvad 'Schaf; kerentez 'Verwandtschaft' (in der
Regel neugebildet kerentiez, auch kirintiez u. s. w., s. Ernault,
Glossaire S. 550); skevent 'Lunge'; kere 'Schuhmacher' acorn.
chere-or c. crydd S. 94; abr. edemnetic gl. desideratrix : ir.
adamna 'Hunger' S. 169; nbr. ebestel, Plur. von abostol
'Apostel'. Vgl. S. 191 ff. Auch im negativen Teil stimmt die br.
Regel mit dem C: br. maneg 'Handschuh', gragez 'Frauen'. —
ao > ö in teurel 'werfen', Part, taolet (c. taflu corn. tevlel);
leuskel 'loslassen', Part, laosket S. 218.
2) (a mit einem folgenden vokalisierten Hinterlingual oder
<f). Br. drein, Plur. von drean 'Dorn'; mein, Plur. von mean
'Stein'; mestr 'Meister' (Plur. mistri); abr. nähu-lei gl. nihilo
minus; nbr. hirin 'Schlehe'. Nbr. iz 'ich ging' neben 3. Sing, eaz
wird analogisch nach dem s-Prät. gebildet sein. Br. ere 'Band,
Fessel' : ir. ärach S. 113; abr. esceilenn gl. cortina S. 76.
3) (o ohne einen folgenden vokalisierten Hinterlingual.)
Br. kerc'h 'Hafer'; mbr. ster 'valeur, signification' : aus lat. hi-
storia; br. ijenn (z aus dj) S. 370. — Br. meot, Plur. von maout
'Widder'; kern, Plur. von körn 'Hörn'. — kigi, Plur. von kok
'Hahn'; mbr. gueryn 'peuple'; nbr. nevez 'neu'; eon 'Schaum';
kelenn-enn 'houx'; ezec'h, Plur. von ozac'h 'Ehemann'; levenez
'Freude' : laouen 'froh'; terri 'brechen'; gwelc'hi (und gwalc'hi)
§ 257, 4—6] Umlaut im Br. 381
^waschen' : c. golchi S. 34. Vgl. § 122, 2 S. 194. o scheint im
Abr. noch bisweilen erhalten zu sein: abr. rogedou gl. orgiis
S. 98; nouuid 'neu' S. 55 (daraus neuued); istomid gl. trifo-
calium S. 78. Vgl. ac. guotig in § 255, 3.
4) (o mit einem folgenden vokalisierten Hinterlingual.) Br.
neizeur ^gestern Abend'; ein, Plur. von oan ^Lamm'; keini mbr.
queinyff 'gemir'; eiz 'acht'; treid, Plur. von troad 'Fuß'. Inf.
trei 'drehen', tei 'bedecken', golei 'bedecken'.
5) (u.) Br. le 'Eid' : ir. luge S. 98 (c. 11 w ist schwierig).
6) (e.) Vor erhaltenem i (d. h. nbr. i) und j ist sowohl das
alte e wie das aus idg. i entstandene br. e zu i geworden: br. ivin
'Nagel' : c. ewin S. 107; br. hirio 'heute' c. heddyw S. 67; br.
pinvidik 'reich' c. pendefig i^kuenno-tmm-ikjo-, Weiterbildung
eines Superlativs von br. penn 'Kopf'); inizi^ Plur. von enez-enn
'Insel' c. ynys. — Umlaut von e + xt: br. niz 'Neife' S. 93.
In den meisten Fällen ist der Umlaut von e im Br. nicht zu
erkennen: br. kerrek, Plur. von karrek 'Felsen'; kestel, Plur.
von kastei 'Schloß' u. s. w. Auffälligerweise haben jedoch einige
zweisilbige Plurale i statt des singularischen e der ersten Silbe:
krec'hin, kregin, kerdin (und kelin), Plur. von kroc'hen
'Haut', krogen 'Muschelschale' (corn. crogen c. crogen, cra-
gen), korden 'Seil' (und kolen 'Tieijunges'). Der Ausgangs-
punkt dieser Bildung war vermutHch krec'hin, eine Kontamination
von *krein (= c. crwyn) und krec'hen (das noch in Treguier
gesprochen wird), vgl. S. 160. Die so entstandene Form wurde
zunächst bei dem laut- und sinnähnlichen krogen, dann bei kor-
den und schließlich bei kolen (c. colwyn) nachgeahmt.
Anm. 1. In eil 'ein anderer', teil 'Dünger' liegt eine unzweifelhafte
Epenthese vor, die aber von sehr speziellen Bedingungen abhängig gewesen
sein muß (etwa bei a vor l -h schwindendem ./; sie findet sich nicht in
kell 'Hode' S. 69, also nicht vor llj). Ferner wird «las Umlauts-e vor aus-
lautendem br. = aus d, p, s ebenso wie das idg. i (§ 29, 2 S. 41f. ; kl eiz
'link' S. 68; vgl. über br. seiz 'Seide' S. 209) zu et: br. preiz 'Beute' :
c. praidd aus lat. praedium S. 213; br. bleiz 'Wolf : c. blaidd (dazu
ir. bled gl. pistrix); br. heiz 'Gerste' : c. hai d d S. 69; br. kleiz 'mouron' :
c. clais 'field scabious'; br. dreist 'über' : vgl. c. dros §305, 1; bei dem
unbeeinflußten idg. e kommt diese Entwickelung nicht vor (br. bez c.
bedd 'Grab' S. 111, br. mez c. medd 'Met' S. 37 ; br. pez c. peth 'Ding'
S. 160; br. lez 'Hüfte' ir. less ds., vgl. ir. leth 'Seite' u. s. w.). In br.
teir 'drei' (fem.) hat eine Kontraktion stattgefunden, vgl. S. 73. — In den
unter 2) und 4j besprochenen Fällen ist ei regelmäßig, wenigstens in ein-
382 Umlaut im Br. Senkung im Brit. [§ 257. 258
silbigen Formen (diese Beschränkung wegen ere und hirin); für mestr
wird eine Sondererklärung zu suchen sein.
Anm. 2. Der weiterschreitende Umlaut zu i vor einem erhaltenen i
oder J fehlt nicht selten. Es handelt sich dabei in manchen Fällen nur
um Analogiebildungen (so bei enezi 'Inseln' neben inizi; kegi und
keger neben kigi 'Hähne'; leski 'brennen' c. llosgi, vgl. mbr. lisqui-
dic 'brennend'; gwelc'hi 'waschen', vgl. zum Lautlichen ilc'hier, Plur.
von ialc'h 'Geldbörse'; terri 'brechen", vgl. kirri, Plur. von karr
'charrette'). Man kommt jedoch nicht um die Annahme herum, daß es
auch lautgesetzliche Ausnahmen gibt: kerzin 'alise', gwerzid 'Spindel'
S. 137; die Gesetze sind aber noch zu ermitteln (wobei man auch mit der
Möglichkeit rechnen muß, daß i bisweilen analogisch an die Stelle eines e
getreten ist; so vielleicht in girzi, Plur. von garz 'Gänserich'; bis tr-
enn 'Auster'?). Wo j unmittelbar auf den Vokal folgt, findet der Umlaut
nicht statt: kl ei er, Plur. von kloc'h 'Glocke'. — Nicht in Betracht
kommen die Fälle in denen das t sekundär ist (krec'hin 'Häute' u. s. w.).
Anm. 3. In zahlreichen Einzelfällen weicht das Br. vom C. ab, jedoch
nicht wegen verschiedener Lautgesetze, sondern infolge analogischer Um-
bildungen, wie sie schon in § 255 (bes. Anm. 2, Anm. 4) und § 256 (bes.
Anm. 2) besprochen worden sind. Beispiele der Analogiebilduugen: Ke-
stitution einer Präposition: br. gouriz 'Gürtel' S. 42 f.; Kestitution einer
vermeintlichen Präposition: gouhin 'Scheide' S. 204. Analogischer Um-
laut in der ersten Silbe einer zweisilbigen Pluralform: leern, lern, Plur.
von louarn 'Fuchs' S. 92, hern, Plur. von houarn 'Eisen' S. 73 (da-
gegen lautgesetzlich mouilc'Iii, houidi, Plur. von moualc'h 'Amsel',
houad 'Ente' S. 73, S. 55; wiederum analogisch ist die von Vallee S. 54
gegebene Form lo uiri, Plur. von louar 'Trog', gewöhnlich laouer S. 60f.).
Pluralische Umdeutung einer uragelauteten zweisilbigen Singularform unter
Neubildung eines umlautlosen Singulars: Plur. ezen. Sing, azen 'Esel';
Plur. cebestr (= c. Sing, cebystr S. 192), Sing, cabestr 'Zügel'; abr.
Plur. cerpit gl. uehiculis : c. Sing, cerbyd S. 24; derselbe Vorgang
kann auch in anderen Fällen stattgefunden haben, wo jetzt die umgelautete
Form gänzlich abhanden gekommen ist. Umgekehrt fungiert bisweilen
eine ursprüngliche Pluralform als Sing.: br. de mm 'Dan^mhirsch' S. 164;
kentel 'le^on, chapitre' S. 139; lerc'h 'Spur' (corn. lergh, lyrgh) S. 105.
Eine nicht nominativische Stammform ist verallgemeinert bei mbr. azr
'Schlange', kazel 'Armhöhle', laer 'Dieb' (c. neidr; cesail, urspr. wohl
ein i-Stamm; lleidr). Br. aotenn 'Schermesser', badez 'Taufe' sind
fem., c. ellyn, bedydd sind mask. Br. Marc'harit FN ist eine jüngere
Entlehnung als c. myrierid-en 'Perle' S. 192. Selbstverständlich ist es
nicht immer leicht, in jedem Einzelfall die Art der stattgefundenen Vor-
gänge genau zu bestimmen. Eine lautgesetzliche Verschiedenheit liegt
vielleicht bei br. malloz 'Fluch' : c. melldith vor, vgl. S. 229.
§ 258. (Senkung von i und u.) Kurzes u und ? unterliegt
im C. und unterlag ursprünglich auch im Corn. und Br. vor einem
auslautenden -ä einem Übergang in o und e, der ganz sicher kein
§ 258] Senkung von u und i im Brit. 383
Umlaut, sondern eine sich auf den Grad der Mundöffnung be-
ziehende Vokalharmonie war, den ich aber trotzdem aus praktischen
Gründen in diesem Kapitel behandle.
Die zahlreichsten Beispiele liefern die substantivischen und
adjektivischen ä-Stämme. C. clod fem. 'Ruhm' : ffrwd mask.
'Strom' S. 35; gwedd fem. 'Form' : gwydd fem. 'Bäume' S. 41.
C. dofn, Fem. von dwfn 'tief; gwenn, Fem. von gwynn 'weiß';
äsen 'Esehn' : asyn 'Esel'; bogen 'Mädchen' : hogyn 'Bursche'.
C blyiiedd 'Jahre', y llynedd 'voriges Jahr' : Formen eines ^-
Stammes, ^ om. Flur. -ijäs, Dat. Sing. -i/äi S. 113. C. pedwaredd
fem. von pedwerydd 'der \ierte' [^k^etworijä, ^ kuetworijo-s).
Auch das aus o nach § 26, 2 entstandene c. u unterliegt dem
Gesetz: c. llong 'Schiff', llynges 'Flotte' S. 33; ebenso jedenfalls
das aus e entstandene i § 28, 3. -ixt- : -ext- in c. brith 'bunt',
fem. mc. breith nc. braith.
Nur urbrit. betontes u und i unterlag diesem Wandel ; deshalb
kommt er vor inläutendem -ä- nicht vor: mc. fynhawn 'Quelle'
S. 195; mc. pyscawt 'Fische' (pysc 'Fisch'). Aus diesem Grunde
bietet die Verbalflexion wenig Material für das Gesetz ; das -ö- der
verbalen «-Stämme stand nur in wenigen Formen (in den dritten
Personen des Präsens) in der auslautenden Silbe, und die in diesen
Formen entstandene Vokalgebung konnte außerordentlich leicht
analogisch beseitigt werden; sie hat jedoch gesiegt und ist im ganzen
Paradigma verallgemeinert worden bei c. llosgi 'brennen' S. 76.
— Das erste o von c. porffor aus lat. purpura hat mit der
Senkung nichts zu tun; vgl. dagegen § 123 Anfang.
Der Umstand, daß der ungesenkte Vokal zum Teil als morpho-
logisches Merkmal des Maskulinums und umgekehrt das o und e
zum Teil als morphologisches Merkmal des Fem. gelten konnte,
hat einige Analogiebildungen veranlaßt. Das Genus hat sich nach
der Endung gerichtet in c. canghell, cyllell, cyrchell u. s. w.
(fem.) aus lat. cancellus, cultellus, circellus (Loth, Les mots
latins, Annales de Bretagne VII 470); bord 'Tisch' (aus dem
Engl.) ist fem., die ältere Entlehnung bwrdd ist mask. Das Genus
hat eine Neubildung veranlaßt bei c. camyll (mask.) 'Kameel'
(fem. camell). Die Singulativendung -yn geht auf -injo- zuiück:
c. gronyn 'Korn' ir. gränne; c. gwaltyn 'einzelnes Haar' : ir.
foiltne; c. rhawnyn 'einzelnes Pferdehaar' : ir. ruainne S. 49
u. s. w.; im Fem. mußte das i zwar zunächst durch die Senkung
zu e werden, dies e mußte aber nachher ^-Umlaut erleiden und so
384 Senkung v. u u. i i. Brit. Rundung v. Vok. i. Brit. [§ 258. 259, 1
im C. als y erscheinen ; tatsächlich erscheint aber in allen lebendigen
Bildungen -en: c. derwen 'Eiche', pluen 'Feder' u. s. w. Ana-
logisch ist auch die Flexion c. bychan 'klein', fem. bechan. —
Über das Aufgeben der Genusflexion bei einigen Adjektiven im
Nc. vgl. Rowland § 160 b, Spurrell, Gramm. § 141, la.
Daß die Senkung auch im Com. und Br. vorhanden gewesen
ist, geht mit voller Sicherheit daraus hervor, daß ganz wie im C.
auch im Corn. und Br. ein altes i, worauf ein -ä folgte, keinen
Umlaut bewirkt, s. § 256, 1 und § 257, 1. Sie ist außerdem für
das Ncorn. von Lhuyd 243 bezeugt (guyn 'weiß', fem. guen;
melyn 'gelb', fem. melen; der Wechsel jedoch nur „in some
examples") und für das Abr. direkt belegt: abr. üuin-mael MN,
Uuenbrit FN S. 41, s. Loth, Rc. VIII 168f. Man darf also das
femininische Genus von br. kountell 'Messer' aus lat. cultellus
durch den Einfluß der Endung erklären, und man darf die nicht
umlautende Endung in br. raden (Plur.) 'Farnkraut' (c. rhedyn,
Sing, rhedynen) auf eine vom femininischen Genus veranlaßte
Umbildung zurückführen. Der spätere spontane Übergang des
kurzen i in e (S. 41) mußte im Corn. in den meisten Fällen, im
Mbr., Nbr. immer die durch die Senkung entstandenen Alterna-
tionen vernichten. Ebenso mußte die Alternation u : o nach § 27
im Corn. lautgesetzlich verschwinden; im Br. wird sie analogisch
beseitigt sein.
§ 259. 1) (Rundung von Vokalen im Brit.) Über den
Übergang wi y wu y u s. % 29, 3, § 142. — Im C. ist bisweilen
vor oder nach einem Labial ein y zu ü geworden (durch den
späteren Übergang jedes ü in y sind die Wirkungen dieses Über-
gangs in der Aussprache wieder aufgehoben worden): c. bustl
'Galle' br. bestl S. 84; c. bül 'Samenhülse' S. 105 (urspr. eine
umgelautete Pluralform); c. bün 'Frau' : *guem, vgl. skr. ganl ds.;
c. pump 'fünf ac. pimp S. 130; mün 'Hand' : "^menü (Dual),
vgl. lat. manus; ffün 'Atem' : vgl. ir. tin-fet 'er inspiriert' (s.
Verbalverz. to- ind- seth-; Wurzel *spi- mit einer ^-Erweiterung
im Ir., einer Ti-Erweiterung im C; dazu als Ableitung von einem
nominalen s-Stamm lat. spiräre 'atmen'); nc. uwd ac. iot gl.
pulsum § 44 Anm. 2, § 221; c. duw 'Gott' § 40 S. 59, § 222, 1;
c. trum 'ridge, back' S. 170. Auch c. pubyr 'Pfeifer' S. 201
wird hierher gehören und eine ursprünglich einsilbige Form sein.
In nicht-letzter Silbe kommt der Wandel nicht vor, weil // hier
schon früher zu 9 geworden war: c. ffyned 'Atem' neben ffun,
§259, 1. 2] Rundung und Entrundung von Vokalen im Brit. 385
pymtheg 'fünfzehn' neben pump; pummed 'der fünfte' ist ana-
logisch, und ebenso muß gofuno 'to make a vow, to wish' abr.
guo-monim gl. polliceri analogisch etwa nach der 3. Sing. Präs.
gebildet sein (verwandt sind c. gofynaig 'a request' com. gove-
nek 'Verlangen' br. goanak 'esperance'). C. drudw-en 'Star',
Plur. drudwen-od (auch drudwy und Plur. drudws, drudwys)
br. dred (und tred) wird aus einer verlorenen (zu drudwy um-
gebildeten?) einsilbigen Form *drudw erweitert sein (ncorn. tro,^an
'sturnus' beweist, daß im C. und Br. Umlaut vorliegt; nir. truid,
truideög 'Star' weist wohl auf inneres -ddh-, s. § 69 Anfang).
— In nachtoniger Silbe ist y zw u geworden in mc. 2. Plur. cerwch
'ihr liebt' (1. Sing, caraf). Vgl. peswch 'Husten' (neben pas ds.),
gwledwch 'Herrschaft' (gwlad 'Land'), s. S. 373; mc. mynwgyl
'Hals' nc. mwnwgl ir. muinel; jedoch kann bei diesen Nominal-
bildungen auch an analogische Suffixvertauschung gedacht werden;
vgl. amws 'Hengst' § 255 Anm. 2. Über c. offrwm 'Opfer'
u. s. w. vgl. § 335. — Über uy (wy) aus ij nach einem Labial (c.
mwyar, bwyall) s. S. 67. — C. uch aus merch S. 287 setzt eine
umgelautete Form *myrch voraus. Über c. esgud S. 76.
Auch im Corn. ist ein Vokal bisw^eilen unter dem Einfluß eines
unsilbischen Lautes gerundet worden. Mcorn. clewas 'hören' ncorn.
clowas. Acorn. iouenc und youonc 'jung', vgl. S. 61. Aconi.
guein mcorn. goyn 'Scheide', (leniert) won S. 222; vgl. acorn.
guyraf : mc. gweir S. 103. Acorn. bogh an 'klein' neben mcorn.
byhan, beghan ir. beccän ac. bichan mc. nc. bychan br.
bihan (vgl. mcorn. boghes 'wenig' : c. bychod; acorn. bochodoc
'arm' mcorn. Plur. bohosogyonic. bychodog; alles Ableitungen
von einem urkelt. "higno- = ir. becc nir. beag 'klein'; das ganz
abweichende c. bach 'klein' kann auf *bagno- zurückgehen; das
von Williams angeführte c. dial. b weh an ist ähnhch wie acorn.
boghan entstanden). — Corn. ethom br. ezomm S. 169.
2) (Entrundung von Vok. im Brit.) jil > i im C. : c. iddew
(restituiert iuddew) 'Jude' corn. ethow S. 196; mc. Idas 'Judas';
mc. Ithel MN abr. luthael mbr. luzel. Vgl. Loth, Ec. XXI 329.
Entrundung eines o nach w hat in allen brit. Sprachen statt-
gefunden: c. gwasgod br. gwasked neben ir. f ose ad 'Schatten'
u. s. w. S. 34; ncorn. gwaneth 'Weizen' (c. gwenith br. gwiniz
S. 124). Speziell c. ist die Entrundung des Diphthongs oe zu ae
nach w: c. gwaew 'Speer' S. 96, S. 252; c. chwaer 'Schwester'
S. 73; c. gwaed 'Blut' acorn. guit mcorn. goys br. goad (auch
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 25
386 Nasaliening im Ir. [§ 260, 1
gwad geschrieben); c. gwaeth ^schlechter' br. gwaz (corn. gueth,
gweth, vgl. §222, 1); c. gwaelod 'Boden' br. goeled (vgl. Stokes,
Urkelt. Sprsch. S. 259).
YIII. Nasalierung.
§ 260. Im Nir. und Br. kommt es häufig vor, daß ein Vo-
kal unter dem Einfluß eines benachbarten Nasals selbst nasale
Aussprache annimmt. An dieser Nasalierung ist bisweilen ein fester
Nasal Schuld; viel häufiger wird sie jedoch von einem lockeren
Nasal bewirkt (von n > r § 95, 3 und von m > t; § 98, welche
Laute selbst eine Tendenz haben, die nasale Aussprache aufzugeben).
Die nasale Infektion kann auch Konsonanten angreifen, und unter
günstigen Umständen kann aus dem nasalierten Vokal ein konso-
nantischer Nasal entwickelt werden.
1) Im Arrandialekt ist die Nasalierung wohl im Begriff auf-
gegeben zu werden; Finck erwähnt ihrer überhaupt nicht. In der
Aussprache meines Hauptgewährsmannes war sie jedoch noch sehr
deutlich, bes. bei ä und ü; das unmouillierte lenierte m war noch
ein w (im Inlaut jedoch wohl nur, wenn es auf einen nasalierten
Vokal folgte: dc^wdl' ^schön' dathamhail, aber lewdV 'tägHch'
laetheamhail). Ein bessares Bild der alten Verhältnisse bietet
der von Quiggin beschriebene Donegaldialekt (wo das nasalierte m
noch häufig die Aussprache v und v hat): n'^ 'nicht' ni, mwp
'pliable' maoith, quwrds 'Zweifel' amhras, k'üs 'edge' ciumhas,
kvQ 'Nuß' cnü, cnö. Vgl. die Beispiele S. 153 f, S. 163 f. und
aus dem Arrandialekt klüx 'Feder' clumhach, tüs 'Bätsel' tom-
has (Donegal t^s)^ küxdd ^M-d^ohi^ cumhachta, kil 'Kummer' cumha
(Donegal kül). Über die Nasalierung im Manks vgl. Bhys, Manx
Phonology S. 31ff. (Beispiel: quaagh 'fremd' nsch. coimheach nir.
coimhtheach, coimhightheach ds. mir. comaithech 'Nach-
bar', vgl. Zimmer, D. Litztg. 1900, 1253 f.). Über die Nasalierung
in Schottland s. Staples, und vgl. Henderson, ZfcPh. IV 493 ft'.
In Schottland ist das lenierte m und das aus n entstandene r noch
nasaliert. — Aus der Verbindung mit dem vorhergehenden be-
stimmten Artikel erklärt sich die Nasalierung in einigen vokahsch
anlautenden Wörtern: Donegal Jx'd 'Nacht' oidche (dieselbe
Nasalierung bei diesem Worte auch in Schottland nach Staples).
Auffälliger ist Donegal n^ ä^ ni he 'nicht er'.
Für die Weiterverpflanzung der Nasalierung an einen Kon-
§ 260, 1] Nasalierung im Ir. 387
sonanten gibt Henebr}^ S. 73 Beispiele aus dem Desi-Dialekt: ein
nasalierter Z-Laut in lämh 'Hand', nasaliertes k in cumhachta
*Macht' (die letztere Angabe ist auffällig, aber phonetisch möglich
und also nicht zu bezweifeln). Nach Staples sind in Schottland
die /-Laute nasaliert in amhluadh 'confusion, dismay', Donihnull
MN; nasaliertes § in dhomh 'zu mir', nasaliertes j in oidhche
'Nacht'; auch ein nasaliertes x kommt vor. In dieser Weise ist
ein leniertes h (bh) zu mh geworden in air. nöib 'heihg' mir.
nöeb, noem nir. naomh (= apers. naiba- 'schön, gut, tüchtig')
und in der negativen Vorsilbe air. neb- mir. nem- nir. neamh-;
vgl. mir. önmit 'Tor, Narr' aus mc. ynfyt aengl. un-witti S. 21.
Dieselbe Erscheinung ist schon air. in nem 'Himmel' S. 255; nad
'ocmanatar : ocu bendar 'who are not (are) touched' Ml. 54a 12;
air. öiph 'schönes Aussehen' : äimin 'schön' (mir. öebind). Ferner
kann so ein r zu n werden: cnuimh 'Wurm' u. s. w. S. 154.
Anm. 1. Der Wandel r > w und bh > mh kommt in einigen Fällen
vor, wo er schwerlich anders als durch Analogiebildung erklärt werden
kann: Arran dnüs 'Wollust' S. 154; air. fei s üb 'Philosoph' nir. feall-
samh; air. claideb 'Schwert' (c. cleddyf corn. clethe mbr. clezeff
nbr. kleze) nir. claidheamh Arran klqv'a Donegal klejav, klfj'dv; mir.
cruimther 'Priester' aus lat. pre(s)byter; air. carmocol 'Karfunkel'
S. 227; air. promad 'beweisen' S. 226.
Entwickelung eines Nasals aus einem nasaHerten Vokal kommt
vor einem Verschlußlaut vor: a. Manks knock n. Manks cronk
'Hügel'; n. Manks cront 'a knot' (engl. Lehnwort); a. Manks knapp
n. Manks kramp 'a plague' aus mengl. knappe 'Schlag' (Rhys,
Manx Phonology S. 33). Arran äis't' (bei einigen Sprechern; die
NasaUerung stammt aus der Verbindung mit dem Artikel; bei
anderen Sprechern ät'); Arran kramrd (Finck) 'ein Landmaß' cna-
gaire {lo aus tog; daneben bei Finck hnacjdrd, bei meinem Haupt-
gewährsmann kragdre); Arran kuwgdr 'kurzer Weg', kuiogsrax 'nahe'
Donegal k^grax 'nahe' comhgar, comhgarach (Dinneen gibt die
Aussprache comb n gar). Dieselbe Entwickelung vor einem 6' in
a. Manks meister n. Manks mainshter 'a master' nir. maighistir
und a. Manks ishill n. Manks injil 'niedrig' (worin die Nasaherung
Ton einem vorhergehenden Wort veranlaßt sein muß) nir. i'seal.
Vor r: Arran konrd 'Sarg' comhra (in Connaught nach Dinneen
contra mit Entwickelung eines t zwischen n und r; Donegal k^niv
ist nach Quiggin §442 umgestellt aus Dat. comhrainn) : air. com-
rar gl. capsa lat. cumera 'Getreidebehälter'.
Anm. 2. Eine lautpsychologische Parallele bietet das Polnische, in
25*
388 Nasalierung im Br. [§ 260, 2
welcher Sprache die Nasalvokale vor Verschlußlauten zu Vokal + Nasal
geworden sind, vgl. Kozwadowski, Materyaiy i prace I 104, Benni, ebenda
I 285 f.
2) Ein fester Nasal kann im Br. einen Vokal nasalieren. In
glan 'Wolle', tan 'Feuer', noz 'Nacht', kein 'Rücken' habe ich
q, ^, ^ gehört. Nach Legonidec wären die Vokale nasaliert vor
Nasal + Verschlußlaut, also in Wörtern wie enk 'enge', hent
'Weg'; nach Bourgeois bei Vallee, Legons elementaires S. 8 ff. sind
in diesem Falle nur a und o schwach nasaliert (sant 'der HeiHge',
mont 'gehen'), e (und i) ist dagegen nicht nasaliert. — Viel wich-
tiger ist (wie im Ir.) die von einem lockeren Nasal bewirkte Nasa-
lierung, die man im Nbr. im Auslaut und vor einem v durch ein auf
den Vokal folgendes -n, -n- (oft jedoch einfach -n, -n-) bezeichnet. Vor
leniertem m: haiiv, han 'Sommer' [hqv odiQV hqg, hq) S. 71, prefv
'Wurm' (prqv) S. 43, bleun 'Blumen' ipl^) S. 135f., intanv, in-
taon 'Witwer' S. 163. Nach n > r: kraoun 'Nüsse', kreon
'Fließ' S. 155. Die von einem lockeren Nasal bewirkte Nasalierung
ist auch in Fällen vorhanden, wo sie durch die ungeschickte (von
Maunoir nach französischem Muster eingeführte) Orthographie nicht
ausgedrückt werden kann. So wird koabr 'die Wolken' in Saint-
Pol-de-Leon mit sehr deutlichem o^ gesprochen, vgl. mbr. couffa-
brenn, Kompos. von "^k'om- und einem dem c. wybren S. 38
entsprechenden Worte. Vermutlich ist auch der Gegensatz zwischen
kraouenn 'Nuß' und kraoun 'Nüsse' nur orthographisch. Vgl.
louan S. 164. — In nachtoniger Silbe schwindet die Nasalierung,
vgl. § 99 Anm. 2 S. 165 (Superlativendung mbr. -haf, -äff nbr.
-a, vgl. S. 74 und § 466). Von der unbetonten Silbe auf die be-
tonte Silbe übertragen ist die Nasalierung in br. aiTsav 'gestehen' :
c. addef ds. ir. ataimet 'sie gestehen' (ad-dam- vgl. Verbal verz.).
Worauf die Nasalierung in den frz. Lehnwörtern puns 'puits',
buns 'muid' beruht, ist unklar.
Anm. 3. Maunoir schrieb han 'Sommer' u. s. w., bezeichnete also
die Nasalierung doppelt, einmal durch ein diakritisches Zeichen, wie es in
verschiedenen anderen Orthographien üblich ist, andererseits aber noch
durch das aus der frz. Orthographie herübergenomraene -n. Man darf dieses
überflüssige Zeichen nicht mit dem wirklichen Lautzeichen -n, -n- verwechseln
(vgl. daiTvad 'Schaf : danvez 'Material, Stoff"; haiTv 'Sommer' : hanv
'Name'). Man kann nicht sagen, daß Legonidec die Maunoir'sche Ortho-
graphie in diesem Punkte verbessert hat; ganz unglücklich und irreleitend
sind seine Schreibungen enk, hent, sant, mont, wodurch z.B. der ganz
ohrenfällige Unterschied zwischen hent 'Weg' und Plur. henchou [henty
h(^su) verschleiert wird.
§260,2.261] Nasalierung im ßr. (C). Die Eklipse. 389
Nasale Infektion eines unsilbischen Lautes ist im Br. (von den
Diphthongen abgesehen) nicht häufig, r > n in Plonivel ON
aus Ploe-rimael (1368), s. Loth, Chrestomathie 225, Rc. XXVI
381. h > len. m in br. eiiv 'Himmel' S. 255. Eine dialektische
Form münax = muioch 'mehr' ist mir aus dem Munde eines
Cornouaille-Mannes bekannt; vgl. mun (d. h. mün) 'davantage'
Greg, de Rostrenen. — Entwicklung eines Nasals aus einem nasa-
lierten Vokal: br. mintin 'Morgen' S. 204; V. mangoer 'Mauer'
abr. macoer § 124, 7 S. 199; V. nandeleg 'Weihnachten' : lat.
nätällcia S. 204; V. hemb 'ohne' (hier ist die Ursache der Nasa-
lierung unbekannt).
Anm. 4. Die Sippe mir. fidhba gl. falcastrum ac. uiidiram gl.
lignismus nc. gwyddif 'hedging-bill' (§ 99 Anra. 2 S. 165) abr. guedom
gl. bidubio mbr. gousifyat 'epieu" nbr. Treg. gwif 'fourche" gall.-lat.
uidubium, bidubium 'falcastrum' (woraus frz. vouge 'Hippe' u. s. w.)
beweist, daß die nasale Infektion (deren Ursache in diesem Falle übrigens
unklar ist) auch im C. vorhanden gewesen ist.
IX. Das Saiidhi-^ (die Eklipse) ^
Die Eklipse im ir.
§261. Ein ursprünglich auslautendes n (aus idg. n oder m)j
das im Ir. und Brit. im absoluten Auslaut verloren geht, bleibt im
Ir. in gewissen Wortverbindungen entweder erhalten oder ist an
seinen Wirkungen auf den folgenden Anlaut zu erkennen. Die
hierauf bezüglichen Lautgesetze sind die folgenden. Vor einem
Vokal erscheint der Nasal als i\ (S. 158). Vor g, d, h erscheint
er als w, n, in (und im Laufe der Zeit entsteht aus ?9^; ^d^ mb
ein ursprünglich jedenfalls gedehntes 79^ av, m, vgl. § 61, 4, § 65,
69, 73). Mit einem Je, f verschmolz der Nasal in der Weise, daß
eine reine Tennis k, t übrig blieb, die früh zur Media g, d w^urde
(vgl. § 78, § 88, 3; § 94). Entsprechend ist die Behandlung bei
dem anlautenden p, das also mit dem Nasal zw p y h verschmilzt;
dies kann jedoch nur auf einer Analogiebildung beruhen, da p
nur in Lehnwörtern vorkommt, die nach der Vollendung der in
§ 94 geschilderten Lautübergänge aufgenommen sind. Ein anlau-
tendes w- blieb nach dem Nasal stimmhaft (> v; wurde also nicht
wie sonst zu f); der Nasal selbst ging verloren. Mit einem folgen-
1. Vgl. Zimmer, Eclipsis destituens im Altirischen, KZ XXVII 449
—468; Verf., KZ XXXV 385 ff.; Thurneysen, ZfcPh. V 1—19.
390 Die Lautgesetze der Eklipse im Ir. [§ 261
den S; r, l, n, m assimilierte sich der Nasal; das Ergebnis läßt
sich aber von dem unbeeinflußten Anlaut nicht unterscheiden
(Doppelschreibung kann im Air. in den beiden Fällen stattfinden
oder unterbleiben ; die nir. Aussprache ist in den beiden Fällen die
gleiche).
Was die Schreibung betrifft, so wird der Nasal im Air., so-
weit er erhalten ist, meist mit dem folgenden Wort zusammen-
geschrieben, jedoch auch bisweilen sowohl von diesem me vom vor-
hergehenden Worte getrennt; zu dem vorhergehenden Worte wird
er gezogen, wenn dies proklitisch ist und vor dem Nasal vokalisch
auslautet; jedoch werden die proklitischen Wörter am häufigsten
mit dem folgenden Wort zusammengeschrieben. Die Änderung des
anlautenden Konsonanten (die „Eklipse") kommt in der regelmäßigen
air. Orthographie nicht zum Ausdruck; nur gelegentliche unortho-
graphische Schreibungen verraten ihr Vorhandensein. Im Nir. wird
der Nasal regelmäßig (mit Bindestrich oder ohne Bindestrich) zum
folgenden Worte gezogen; der Anlaut g, d, b, v statt des unbeein-
flußten k^ t, p, f wird gc, dt, bp, bhf (oder g-c u. s. w.) ge-
schrieben. Air. imbelre naill ^in eine andere Sprache', rad nde
*die Gnade Gottes', cofer n aile ^zu einem anderen Manne' Wb.
9d 31 Stokes (der Nasal ist hier und sonst oft mit einem punctum
delens versehen, wodurch er als ein der normalen Wortform frem-
des Element bezeichnet wird), in hett gl. in aemulationem, icorp
im Körper', hifetarlici im alten Testament', ilänamnas und
illänamnas in Keuschheit'; Inem und innem in den Himmel'.
Gelegentliche unorthographische Schreibungen: nachgein irgend-
welche Zeit' (Akk. von cian) Wb. 7a 11, 24d 11; duüs inducca-
tar ^ob sie geführt werden können' (t-ucc-) Wb. 9b 19, intain
diagmani Venu wir gehen' (tiag-) Wb. 3a 15; fest ist die
Schreibung oldö, oldäi, oldaas ^als ich bin, als du bist, als er
ist' (nach einem Komparativ; -tau ^bin'). Über commad ^daß es
wäre' u. s. w. s. S. 118. Nir. i n-aimsir in time', cur i gceill
'to remind' "in den Sinn (ciall) bringen", i bhfiadhnaise in
Gegenwart', dul i ngiorracht ^kürzer werden' (ng = ?;; giorracht
'Kürze'), na ndeör Gen. Plur. 'der Tropfen' (nd = n'), i mbainne
in Milch' (m b = m).
Anm. 1. Der eklipsierende Nasal kann im Air. zwischen zwei Kon-
sonanten ausfallen: rad d-k = rad nde 'die Gnade Gottes'; co no-s-
berinn 'daß ich sie brächte' (infig. Pron. -sn-); vgl. KZ XXXV 402,
Thurneysen, ZfcPh. V If. — Neben dem regelmäßigen dochum nirisse
§262.263] Lautgesetze (1. Eklipse. Aufzählung d. eklips. Foraien. 391
*zum Glauben' Wb. IIb 22 erscheint dochura hirisse, jedenfalls gegen
die wirkliche Aussprache; man hat das in dieser Verbindung stumme n-
beim Buchstabieren ausgesprochen, wobei das n ausgefallen ist (\g\. die
Schreibungen donfiur 'dem Manne' statt dondfiur, als ob das in dieser
Verbindung stumme f- ein wirkliches Lautzeichen wäre, insamil 'Nach-
ahmung' neben int-amil u. s. w., s. Asp. i Irsk S. 78).
Anm. 2. Selten gibt der Sandhi-Wechsel Anlaß zu Entgleisungen
mit Bezug auf den Wortanlaut, vgl. § 338; nir. beach : meach S. 88;
falla 'wall' § 133 Anm. 1.
§ 262. Das Sandhi-n fehlt vor unbetonten Wörtern. Air.
forcital a laili 'den anderen zu lehren' (forcital ist neutr.); ni
torbe de neuch 'es ist für niemanden nützlich' (torbe neutr.);
log apecthe 'Lohn für seine Sünden' (log neutr.); is fir ön 'dies
ist wahr'; a forcital ade 'seine Belehrung' Ml. 114 d 14; cechae
'jedes von ihnen' Ml. 146a 2 (hier schwankte aber die Betonung:
for cech nae Ml. 77a 7). Ausnahmen finden sich in Wb. nicht,
wohl aber in Ml. und Sg. (vgl. Thurnevsen, ZfcPh. V 3): cid
becn di ulc 'even a little of evil' Ml. 46a 1; tri-sinn-oipred
iidogniat 'through the work that they do' Ml. 42c 2.
Anm. inn-a chorp 'in seinem Körper', con-a muntir 'mit seiner
Familie', co-m-bad adramail in macc 'so daß der Sohn dem Vater
ähnlich wäre', is follus na-n-d-at toirbthi uili 'es ist klar, daß nicht
alle vollkommen sind', amal ro-n-d-prom som 'wie er es bewiesen hat'
sind Belege für die Eklipse zwischen zwei proklitischen Wörtern, die fast
als eine Worteinheit gelten.
§ 263. (Die eklipsierenden Wörter und Formen im Ir.)
Das Sandhi-n erscheint im Ir.: 1) Nach der Fragepartikel i (i n-
ist vermutlich wie lat. an eine Zusammenrückung von zwei Wörtern,
von denen das letzte die Negation *ne ist; zum frühen Schwund
des auslautenden -e vgl. § 150; in dem ersten Element die c.
Fragepartikel a zu sehen — das Wort wäre dann wohl ganz =
lat. an — ist verlockend, aber mit lautlichen Schwierigkeiten ver-
bunden). Es gibt jedoch nur wenig regelmäßige Fälle im Air.:
hi pridchabat 'werden sie predigen?' Wb. 13a 13; im-ba im-
malei 'wird es gleichzeitig sein?' Wb. 4b 16; im-ba bäs ba
bethu 'sei es Tod, sei es Leben' Wb. 23b 32; im-b i-cein fa
in -accus ^sei es ferne, sei es nahe'. Gewöhnlich wird das n als
zur Normalform der Partikel gehörig aufgefaßt und daher vor allen
Konsonanten restituiert: in biam Sverden wir sein?'; in coscram
ni 'zerstören wir?'; in ro-imdibed *war er beschnitten worden?'.
Die Änderung des folgenden Anlauts Wieb aber bestehen: duüs
392 Die eklipsierenden Formen im Ir. [§ 263
in duccatar ^ob sie gebracht werden können' (in biam für *in
mbiam nach § 261 Anm. 1). Nir. a, an mit regelmäßiger Eklipse.
2) Nach gewissen Präpositionen: co ^mit' (lat. cum asl. sü^ sün-
S. 138); i ^in' (lat. in gr. iv got. in lit. \ arm. i, n-; ac. und abr.
en, in mc. nc. yn corn. yn br. en, vgl. gall. e-ssedum S. 86);
iar ^nach' (Neutrum eines Komparativs, s. S. 93); re 'vor' (gr.
TtQLv 'bevor', kret. Ttgeiv; vielleicht auch in lat. prin-ceps 'der
erste'). 3) Nach den infigierten persönlichen Pronominen der 3.
Sing. Mask., Fem. und nach dem pluralischen -s-. 4) In den pro-
nominalen Verbindungen cechtar n-äi 'jeder von den beiden',
nechtar n-äi 'jemand von den beiden', cechtar n-athar 'jeder
von uns beiden' (es handelt sich eigentlich um Neutralformen:
"jedes von den beiden" u. s. w.; dagegen cechtar de, nechtar
de 'jeder, jemand von ihnen' ohne Eklipse, vgl. § 261 Anm. 1 oder
§ 262); ind-ala-n-äi 'der eine von ihnen'. 5) Nach a 'eorum',
ar 'unser', for, f ar, bar 'euer'. 6) Nach den Zahlwörtern 7 — 10:
secht, ocht, nöi, deich (bei ocht, das ursprünglich vokalisch
auslautete, ist das Sandhi-w analogisch). 7) Nach allen neutralen
Kasus des Zahlwortes 'zwei', und nach dem Dativ dieses Zahl-
wortes in allen Geschlechtern. Nach dem Nom. Akk. Dual. Neutr.
der Nomina hat das Mir. Eklipse (aus dem Air. keine Belege);
nach dem Dat. Dual, der Nomina keine Eklipse. Air. da n-orpe
'zwei Erbschaften'; mir. da n-all n-sebda 'zwei schöne Zügel'
LU 105b 39; air. in dib ii-uarib deac 'by twelve hom's' Thes.
1110,4; for dib milib ech 'auf zweitausend Pferden' Ml. 43d 1;
in dan -s* 'der beiden s' Sg. 16b 6. 8) Nach den deklinierten
Wörtern im Gen. Plur., im Akk. Sing, und im Nom. Akk. Sing.
Neutr. (also u. a. auch nach dem Zahlwort cet 'hundert' im Nom.
Akk. und nach dem Gen. von tri 'drei', cethir 'vier', wonach
auch der Gen. von cöic 'fünf und se 'sechs' sich gerichtet hat;
vgl. KZ XXXV 429, 430; ferner nach dochum 'zu, nach, in',
das eigentlich ein Substantiv ist, wie die Konstruktion an dochum
'zu ihnen' beweist). Keine Eklipse nach anderen Kasus, z. B. nicht
nach dem Dative der -jenSilxmme auf -e, obgleich diese Form ui'-
sprünglich auf ein -n auslautete ; andererseits findet sich die Eklipse
auch nach dem Nom. Akk. Neutr. der u-, i- und s-Stämme: mind
n-abstalacte 'das Zeichen des Aposteltums' Wb. 20d6 fmndu:
c. man 'Abzeichen, Muttermal'); ategn-oiged sin 'dies Gast-
Haus' Wb. 4 a 7. Jedoch findet sich keine Ekhpse nach den
Neutralformen alaill 'anderes', ed 'es, das', na 'etwas' (verbunden).
§ 263. 264] Die Eklipseverbindungen im Ir. 393
ni ^etwas' (unverbunden), in so 'dies' (über Abweichungen im Mir.
s. ZfcPh. V 2). Die Eklipse nach dem Akk. Sing. Mask. Fem.
des Artikels ist u. a. durch sechtar in degdais 'außerhalb des
Hauses' Ml. 61b 22 gesichert (tegdais 'Haus'); vor einem g, d, h
mußte die Eklipse jedoch nach § 261 Anm. 1 beseitigt werden: in
bestatid n-isin 'diese Moral' {Akk.) Wb. 12d 39. 9) Als „rela-
tive Eklipse". 10) Nach den relativen Präverbien.
Die etymologische Erörterung der unter 3 — 8 aufgezählten
iPormen ist in der Bedeutungslehre zu suchen. Die Angabe der
Verbindungen, in denen nach den unter 5 — 8 aufgezählten Formen
Eklipse eintritt, folgt in § 264; über die Fälle 9—10 s. § 266
- -268.
§ 264. Die Verbindungen, in denen die Eklipse (nach
§ 263, 5—8) im Ir. eintritt. 1) Verbindung des Attributs mit
einem folgenden Beziehungswort: air. da n-orpe 'zwei Erbschaften';
innan ule n doine 'aller Menschen'. 2) Verbindung des Attri-
buts mit einem vorhergehenden Worte: in gniim n-olc (Akk.)
*die böse Tat'; in deseircc m-bräthardi (Akk.) 'die brüderliche
Liebe'. Zwischen zwei Konsonanten fehlt der Nasal meist in Wb.
(inna toi domunde 'der weltlichen Wünsche' Wb. 21a 8), in Ml.
aber nicht. 3) Apposition u. dgl. : air. fri dia n-athir 'zu Gott
dem Vater' Ml. 127 d 8, 13, Tur. 26; mir. is cendtromm n-
imthursech n-anfälid n-osnadach dotha^t mo phopa L^g
'kopf-schwer, betrübt, unfroh, seufzend kommt mein Meister L.'
LL 74b 25. 4) Verbindung eines Genitivs mit einem vorher-
gehenden Beziehungswort: air. laa rii brätha 'der Tag des Ge-
liebtes' 'der jüngste Tag' Wb. 26a 1 (aber laa brätha 29a 28);
doch um n dee 'zu Gott'; rad nde 'die Gnade Gottes' Wb. 7d 3
(aber viermal rad dse; überhaupt fehlt der Nasal namentUch in
Wb. sehr häufig zwischen zwei Konsonanten). 5) Verbindung eines
(mit dem Artikel versehenen) Nomens mit den demonstrativen
Augentien i-sin, i-siu, ucut : an uathath n-isiu 'diese Ein-
zahl' (d. h. 'dieser Eine') Wb. 5a 26; in tegdais n-ucut (Akk.)
'jenes Haus' Wb. 33 a 4. 6) Selten zwischen einem Nomen und
einer „konjugierten Präposition": no-n-guidim-se dia n-erut-su
'daß ich für dich zu Gott bete' Wb. 27d 19 (aber guidid dia
eruib-si 'er betet zu Gott für euch' Wb. 27d 7); amal nach
annse n duib 'wie es für euch nicht schwierig ist' Wb. 6d9 (aber
amal nät anse düib ds. Wb. 17c 11); doberr ainm ii-doib
'es wird ihnen ein Name gegeben' Sg. 156 b 6 (zwischen zwei Kon-
394 Psycholog. Wert d.Sandhi-Ti.Entstehg.d.rel. Eklipse. [§265.266
sonanten niemals in Wb.); is gnäth gao et fir n-and 'gewöhn-
lich ist Lüge und Wahrheit darin' Wb. 14c 22. Danach in den
jüngeren air. Denkmälern: bec n di dechur Venig von Unter-
schied' Ml. 72c 9 u. s. w. 7) cia inn erbirt lii-biuth (Akk.)
Welche Verwendung' Ml. 46b 28 (Inf. von arbeir biuth 'genießt',
Verbum mit ständigem begleitendem Dativ). 8) Verbindung eines
Nomens mit einem sich darauf beziehenden relativen Verbum: a
cobäs m-bis etar n (Artikel) di rainn 'die Verbindung, die
zwischen den beiden Teilen ist' Sg. 2b 2; tri-sinn-oipred
n-dogniat 'durch die Handlung, die sie ausführen' Ml. 42c 2.
§ 265. (Der psychologische Wert des Sandhi-n im Ir.)
Die Verwendung des Sandhi-?? im Ir. scheint weniger fest geregelt
zu sein als die Lenition. Wahrscheinlich wurde der Nasal bis in
verhältnismäßig späte Zeit als Auslaut empfunden (während dagegen
die Lenition als eine Art Anlautsflexion aufgefaßt wurde).
Anm. Asp. i Irsk S. 111 und 112 habe ich die Vermutung ausge-
sprochen, daß das auslautende -n bei Wörtern, deren Stamm im Ir. auf
-nd oder -n ausgeht, noch in Wb. ganz unabhängig von dem folgenden
Anlaut bewahrt sein kann. Das dafür beizubringende Material ist jedoch
sehr spröde.
Es gibt jedoch im Air. und noch mehr im Mir. auch An-
zeichen dafür, daß das Sandhi-n schon als ein halbwegs selbständiges
morphologisches Element, als Exponent für eine bestimmte gram-
matische Beziehung aufgefaßt und daher ohne Rücksicht auf ein
zwischen die verbundenen Wörter eingeschobenes nicht eklipsieren-
des Wort verwendet werden konnte: mir. a bu nsaig m-bäisi
(Gen. Sing.) rii-bunloscthi 'seinen Spiel-ger mit dem im Feuer
gehärteten unteren Ende' ("seinen Ger des Spieles den unten ge-
härteten") LL 62a 48; is lör n-argigi ocus n-oebiniusa ocus
n-äniusa amthiagat a eich 'voller Geschicklichkeit und Schön-
heit und Herrlichkeit laufen seine Pferde einher' LL 71b 12;
delg n-argit (Gen. Sing.) n-and 'eine silberne Nadel drin' LU
63a 39, 40; de de didiu n-and 'two things, then, are therein'
Wb. la 5 (didiu 'also' aus di sudiu). Auffällig: fis forcell 7
dliged rechte ndse 'knowledge of the testimonies and rules of
the law of God' Ml. 46c 8.
§ 266. (Die Entstehung und die Stelle der relativen
Eklipse.) Die Tendenz des Sandhi-w^ zu einem selbständigen
morphologischen Element zu werden, ist nur in einem Falle über
den bloßen Keim hinaus gediehen, und zwar in dem § 264, 8 be-
§ 266] Die Entstehung der relativen Eklipse. 395
schriebenen Fall, wo das -n als Exponent für die relative Be-
ziehung des Verbums aufgefaßt werden konnte. Zu den schon
angeführten lautgesetzlichen Beispielen füge ich noch die folgenden:
air. tre-san ainm n-engracigedar 'durch das Nomen, das es
vertritt' Sg. 197b 2; as menic mbis confitebor du atlugud
bude 'daß confitebor häufig in der Bedeutung von Dank steht'
("daß es häufig ist, daß . . .") Ml. 26c 4; arndip maith n-air-
lethar 'damit er gut Sorge trage' ("damit es gut sei, wie er Sorge
trägt") Wb. 28b32; cia eret m-bete 'wie lange werden sie sein?'
Ml. 33 a 9. Die lautgesetzliche Verwendung der relativen Eklipse
ist nun durch zwei von dem neuen psychologischen AVert der Er-
scheinung veranlaßten Entgleisungen erweitert worden. Erstens
tritt die Ekhpse auch nach solchen Formen ein, die lautgesetzlich
nicht eklipsieren konnten: is hed dathar dun 'deshalb ist man
uns böse' Wb. 28 d 4 (zur Redensart s. bei -tau 'ich bin' § 641).
Viele Fälle sind übrigens zweifelhaft, weil der Dat. und der Akk.
sich in gewissen Verwendungen berühren ; so cein riibiis 'so lange
er ist' Wb. 8b 1, in-tain liibis 'wenn er ist' Wb. 17b 3; für den
Akk. kann man sich auf die Redensart cach-la cein . . in cein
n-aili 'das eine Mal . . das andere Mal', für den Dativ auf nach
thain gl. quando Ml. 32b 7 berufen; amal mbls 'wie . . ist'
Wb. 10b 4 wäre lautgesetzlich, wenn amal (amail § 175) ein
Akk. wäre, was jedoch deshalb unsicher ist, weil amal vor einem
Substantiv leniert; ar a gairti mbis 'because of the short time
that it abides' "wegen seiner Kürze . ." d. h. "wegen der Kürze
der Zeit, die es dauert" Wb. 8d 22 (ar kann bei der Bezeichnung des
Grundes sowohl den Dat. wie den Akk. regieren). Die zweite Ent-
gleisung besteht darin, daß die Eklipse auch dann eintritt, wenn
zwischen das Beziehungswort und das relative Verbum ein anderes
AVort, vor allem ein Präverbium, getreten ist: in-tain ro-mböi
'als er war' Wb. 2 c 5. Mit den drei ersten Beispielen in § 265
vergleichbar ist die Doppelsetzung des -n m amal n-oinect ro-
mbebe 'wie er nur einmal gestorben ist' Wb. 3 b 3. Nur in den
jüngeren air. Denkmälern kommt das -n sowohl vor dem Präverb
wie vor dem Verbum vor: amal ii do-n-d-foirde ainmni ndiles
'wie der Eigenname es bezeichnet' Sg. 26 b 12.
Durch die Stellung nach dem Präverb wurde das Sandhi-?i
mit den infigierten pronominalen Elementen assoziiert, wozu noch
der Umstand beigetragen haben wird, daß bisweilen in relativen
Sätzen ein mit dem Sandhi-w lautlich ganz zusammenfallendes
396 Stelle d. relat. Eklipse. Verwendung, d. relat. Eklipse. [§ 266. 267
anaphorisches Pronomen stand (s. § 267, 1). Deshalb tritt bei
einem unkomponierten Verbum vor das Sandhi-n (wie vor ein Pro-
nomen) das Präverb no: is lerithir inso no-nguidim se dia
^so dringend bete ich zu Gott' Wb. 27 d 19. Deshalb tritt ferner
das relative Sandhi-w nach dem Muster der persönlichen Pronomina
zwischen die Kopula und das Prädikatsnomen: doadbadar sunt
ata-nili däna in spirto 'es wird hier gezeigt, daß die Gaben
des Geistes viele sind' Wb. 12a 11 (jedoch nicht bei präverbierter
Kopula: in-tain ro-mbo mithig 'als es passend war' Wb. 31a9;
arna tomontis dano na-mbad rath spirito labrad ilbeelre
'damit sie auch nicht glaubten, daß das Sprechen in vielen Zungen
keine Gabe des Geistes sei' Wb. 12d21. In mehreren Beziehungen
unregelmäßig ist is ar-chuit foguir ni ruba n-and 'es ist mit
Bezug auf die Aussprache, daß es nicht da sein kann' Sg. 3 b 28).
— Enthält das präverbierte Verbum ein infigiertes persönliches
Pronomen, so steht das relative -n vor diesem; es kann jedoch nur
vor den Pronominen der d-'Reihe (§ 486) stehen (in-tain do-n-
d-iccfa 'when it will so come' Wb. 5c 5); vor den ^-losen Pro-
nominen wird es weggelassen (electionem .i. do-b-rograd 'where-
with ye have been called' Wb. 24c 4). Unregelmäßig ist an
atamm-re sa gl. exsurgente me Ml. 31c 14 (das -n fehlt zwischen
den beiden zu -t- verschmolzenen ^-Lauten) und ci-o-fut fritat-
n-iarr su 'how long shall he offend thee' Ml. 93a 15 (das -7i steht
wegen der Verschmelzung des p und d hinter dem Pronomen).
Über nad-n- und nand- s. § 537.
§ 267. (Die Verwendungen der relativen Eklipse.) Die
relative Eklipse steht: 1) fakultativ im Sinne des Objekts des
Relativsatzes: chech irnigde do-ngneid 'every prayer that ye
make' Wb. 5c 20. Als Subjekt nur in den lautgesetzlichen Fällen
(a cobäs mbis § 264, 8), Die relative Eklipse als Objekt des
Relativsatzes ist vermutlich durch das Vorkommen eines zum
eklipsierenden -n reduzierten anaphorischen Objektspronomens in
relativen Sätzen unterstützt worden; neben der Ekhpse kann jedoch
auch Lenition vorkommen: an imdibe adchi cäch 'die Be-
schneidung, die jeder sieht' Wb. 2a 2; vgl. die Bedeutungslehre,
bes. § 545. 2) Nach Adjektiven, welche die Art und Weise einer
Handlung beschreiben: is dinnimu do-ngni alaill 'weniger sorg-
fältig bildet er das andere' Wb. 4c 33 (die Adjektivform war neu-
tral, endigte also in der Mehrzahl der Fälle auf -n). 3) Nach
Substantiven im Sinne eines adverbiellen Kasus (Insti'umentalis,
§ 267] Verwendungen der relativen Eklipse. 397
Lokativ) des Relativums: meit do-nindnagar fornni fochith
'in Proportion as suffering is bestowed upon us' Wb. 14 b 15; mrjr
ni bes n-adblamu 'es ist ein Großes um welches . . bereiter sein
wird' 'wird viel bereiter sein' Wb. 2d 14; is hed dathar dun
'deshalb ist man uns böse' Wb. 28d 4 (aber cid natat släin ind
huli 'weshalb sind nicht alle heil' Wb. 28b 1). Hierher auch die
Fälle der figura etymologica: ni legend ro-llegusa la petor
act is cürsagad ro-n-d-cürsagusa 'ich habe nicht bei Petrus
Unterricht genommen ("ein Studium studiert"), sondern ich habe
ihm Vorwürfe gemacht ("Tadel habe ich ihn getadelt")' Wb. 19 a 6.
4) Nach gewissen als Konjunktionen verwendeten nominalen For-
men. Nach amal 'wie': amal as-n-don -berat 'wie sie von uns
sagen' Wb. 2a 12; amal for-cantar cathchomnidi ho sacardd
hi tosuch 7 mbaithsetar 'wie die Katechumenen zuerst vom
Priester unterrichtet werden und getauft werden' Tur. 49. In der
Regel keine Eklipse nach amal 'als ob': amal ni cuimsimmis
'als ob wir nicht könnten' Wb. 17 c 18. Vgl. KZ XXXV 387.
— Nach cein 'so lange', in-tain 'wenn', la-sse 'indem', an 'in-
dem' (Neutr. des Artikels): lasse do-ngni 'indem du tust' Wb.
Ic 10; an no-nderbid gl. probantes Wb. 22b 24. — Nach höre
'weil': öre do-necomnacht 'weil er zuerteilt hat' Wb. lal (aber
in der Regel nicht vor proklitischen Wörtern: huare as in deacht
'weil es die Gottheit ist' Ml. 25c 5; fehlt auch oft nach Formen
der Kopula: höre am essamin se 'weil ich furchtlos bin' Wb.
23b 7; und auch sonst, vgl. KZ XXXV 388). Nach fo-bith
'weil', deg 'weil': deg ro-mbu ecndairc 'weil er abwesend war'
Sg. 148a 6. Auch sogar nach dem nicht nominalen ol 'weil': ol
do-necmaing gl. quod accidit Sg. 40a 16 (aber ol is amein
'denn es ist so' 'weil es so ist'; ol ata lee dano an ingnad so
'da bei ihr auch diese Sonderbarkeit vorkommt' Sg. 167 a 4). —
Dagegen keine Eklipse nach reslu 'bevor', acht 'wenn nur', na
'damit nicht', ö 'seit'. 5) Im Sinne des relativen Prädikatsnomens:
cia he nu-ndixnaigther siu gl. qui sis Ml. 75c 9; cid druail-
nide mbes chechtar in da rann 'wenn auch jeder von den
beiden Teilen verdorben ist' Sg. 202b 3; co-mbi öin-chorp
pectho as-iiiberar 'so daß es ein Sündenkörper genannt wird'
Wb. 9d 5; plebs dei as-n-dan-berthe ni 'wir pflegten plebs
dei genannt zu werden' ML 114a 7. 6) Im Sinne eines Dativs
oder Genitivs in Fällen wie in talamgeindi .i. as ndi thalam
do 'des Erdgeborenen, d. h. der von der Erde stammt' Ml. 68 c 4
398 Verwendung, d. relat. Eklipse. Die relat. Präverbia. [§ 267. 268
("dem Herkunft von der Erde ist", vgl. di iudeib doib ^sie ge-
hören zu den Juden' Wb. 27 d 4; das Relativum wird durch das
anaphorische do *ihm' mit Bezug auf den Kasus genauer bestimmt);
im cech ret ru-necat les 'in respect of everything that they
need' Ml. 57 b 4 (in Wb. ohne ßelativeklipse, und mit kasusbe-
stimmendem anaphorischem Pronomen: i cach reit ro-hi a less
^in every thing that he may need' "in dessen Bedürfnis er kommen
mag" Wb. 20c 11). 7) In der Bedeutung ^daß': epert friss
ro-mbad pater multarum gentium ^zu ihm zu sagen, daß er
pater multarum gentium sein würde' Wb. 2c 24; ninädmbed
ar-se di chorp ^nicht, daß er deshalb nicht zum Körper gehörte'
Wb.l2a22 (= ^es ist nicht der Fall, daß . .'); do-n-dn-indinsin
se gl. iudicaui tradere Wb. 9b 7; cunic cid a cumachtae ii
doindae n du-nema in duine ^auch die menschliche Macht kann
den Menschen schützen' Ml. 74b 14 (die EkHpse vor dem Präverb
in n-du-n-ema ist nicht von cunic abhängig, sondern lautgesetz-
lich vom Neutr. doindae bewirkt). Ein überflüssiges ^daß ist, daß
sind' steht nach oldaas 'quam est' : oldaas atan diglaidi gl.
potius quam ultoria Ml. 111c 8; oldaas n-ermitnigthi feid
(verschrieben für oldaas as . .) gl. non minus quam reuerendum
Ml. 137 d 1. 8) In der Formel cit-n-e im fragenden Nebensatz:
assindet sunt tra citne cumacte diandid cöir in fognam
'he declares here, then, what are the powers unto which the Service
is proper' Wb. 6a 9; interrogatio .i. citne foruar gl. quae
praeparauit deus Wb. 8b 5 (relativer Satz, der vom Glossator als
fragender Nebensatz aufgefaßt wurde). In Ml. und im Mir. er-
scheint citne auch in Hauptsätzen, s. Strachan, Eriu I 9 und
§ 522. 9) Über das in relativer Konstruktion entstandene, aber
von den Entstehungsbedingungen losgerissene ro-n-d-gab 'er ist'
s. KZ XXXV 406.
§ 268. (Die relativen Präverbia.) Wo dem Sinne nach
das Relativum von einer Präposition abhängig war, trat die be-
treifende Präposition im Ir. ursprünglich ohne irgend welche Be-
zeichnung des Relativums als Präverb in unechter Komposition vor
das Verbum (vgl. dän. den Tid, jeg lever i, engl, the age I
live in). In diese Zusammensetzungen ist aber nachher in sehr
großer Ausdehnung die relative Ekhpse eingedrungen (Analogie-
bildung nach den Fällen g 267,3). Diese Neuerung fehlt: 1) immer
bei dem (an und für sich eklipsierenden) Präverb i-n: inti im-bii
in spirut ^derjenige, in dem der Geist ist' Wb. 8b 10; 2) bis-
[§ 268 Die relativen Präverbia. 399
weilen bei den Präverbien air- und inib-: is hed ar-id-labra-
thar 'this is why he saith it' Wb. 7d 2; mir. cid im-luid siu
'weshalb gingst du' LL 71a 39 (vgl. c. pa-ham 'weshalb'; oder zu
im-thecht 'gehen'?); 3) sehr häufig vor der Negation: ni fil
ceneel . . di-nad-ricthe nech 'es gibt keine Nation, von der
nicht jemand erlöst würde' Wb. 28b 1; ni digenam-ni nach
ngnim for-na-mestar som 'we shall do no work on which He
will not pass judgment' Ml. 30c 9; di-nacon-bi moin 'from
which no treasure is wont to be' Ml. 85b 7; do-na-robu gnath
techt for culu 'that have not been accustomed to go backwards'
Ml. 129 d 3. Vgl. KZ XXXV 395; Sarauw, Irske Studier S. 138;
Thes. I 285 Fußnote b und 442 Fußnote f.
Beispiele für die eingedrungene relative Eklipse: cid ar-mbad
Spiritual is ind ail 'why should the rock be spiritualis?' "VVb.
IIa 19; cid arind-epur frit 'weshalb sage ich es zu dir?' Wb.
5a31; in sians ondid accobor 'der Sinn, durch welchen Wunsch
ist' Wb. 12 d 23. An die in relativen Subjekts- und Objektssätzen
berechtigte Präverb-Form ara- trat die relative Eklipse in is hed
torbe . . aratobarr labrad ilbelre 'dies ist der Nutzen, wes-
wegen das Sprechen in fielen Zungen geschenkt wird' Wb. 12 d 29.
Indem das Konglomerat aran- fälschlich als ar -f an (Neutr.
des u. a. als Artikel fungierenden demonstrativen Pronomens) auf-
gefaßt wurde, nahmen die meisten relativen Präverbia durch Asso-
ziation mit diesem Pronomen Formen an, die der Verbindung von
Präposition mit Artikel mehr oder weniger ähnlich sahen: in rinnd
dia-ruba 'der Stachel, womit du geschlagen hast' Wb. 13d 25;
foran-idparar 'worauf geopfert wird' 5b 6; forsam-mitter
'über den du urteilst' 6b 22; indhi lasm-bi accobur 'diejenigen,
bei denen Wunsch ist' 30c 23; tresin-dip-piat fochricci 'wo-
durch euch Belohnungen werden werden' 25 d 8; olam-bieid-si
'als Ihr sein werdet' 26 d 26 (nach einem Komparativ; daneben
ol-daas 'als er ist', ol-iiiböi 'als es war' 9c 10). Vgl. das
alphabetische Verzeichnis der Präverbia (§ 585).
Von den Präverbien zu unterscheiden sind die als Konjunk-
tionen verwendeten Präpositionen, die mit dem Verbum keine Kom-
position bilden: ö 'seit, nachdem', ol 'weil' (§ 267, 4), co 'bis' 'so
daß' (co ni be eter in peccato, act co beid in psenitentia
'so daß er gar nicht in peccato sein mag, sondern so daß er in
paenitentia sein mag' Wb. 9b 2). co ist aber unter den Eintluß
der relativen Präverbia geraten: co-mbi öin-chorp 'so daß es
400 Die relativen Präverbia. Die Eklipse im Nir., im C. [§ 268—270
ein Körper ist' Wb. 9d 5; co-n-da-riccad dia 'that God might
save them' Wb. 4d 19. Kontaminationen der beiden Ausdrucks-
weisen: co-don-roib ^so daß uns sein mag' Wb. 20c 14 (statt
con-); co-n-ro-m-iccad 'sc daß ich erlöst worden bin' Wb.
28a 10 (statt *co ro-m-iccad). Auch bleibt das -n bisweilen vor
s, f, h, t, r: co-n-fesatar imbed ind raith 'so daß sie die
Größe der Gnade erkeimen mögen' Wb. 26d23; co-n-dartar
'so daß gegeben wird' Wb. 20c 24; 4a 18; co-n-ducaid 'so daß
Ihr verstehen möget' Wb. 21a 8; co-n-rochra cäch alaile 'so
daß jeder den anderen lieben mag' 6dl. (Wirkliche relative Prä-
verbia, die zu Konjunktionen geworden sind: ara-n 'damit', ar-na
'damit nicht', di-an 'wenn').
§ 269. (Das spätere Schicksal der Eklipse im Ir.) Die
relative Eklipse ist im Nir. ganz verschwunden (wo sie 'daß' be-
deutete, wurde sie durch co-n nir. go ersetzt), KZ XXXV 394.
Über gewisse Spuren der relativen Präverbia im Nir. s. § 541.
Die sonstige Eklipse ist sehr zurückgedrängt worden; sie erscheint
u. a. nicht mehr nach Substantiven (über die nir. Eklipse nach
dem Artikel s. § 309). In Schottland sind überhaupt nur Reste
der Erscheinung vorhanden (gu 'daß', gun d'thainig mise 'daß
ich gekommen bin'; aber gum faca tu 'daß du sahst' u. s. w.);
bei dem Aufgeben der Eklipse ist in gewissen lautarmen Wörtern
der ursprünglich auslautende Nasal fest geworden: am bruadar
'im Traum', an tir luda 'in Juda-Land', c' äit am bheil 'wo
ist?' ("welcher Ort in dem ist"); am peacanna 'ihre Sünden'.
Die Eklipse im Brit.
§ 270. (Die Eklipse im C.) Auf dem Gebiete des Brit. ist
die Eklipse am besten im C. erhalten; aber schon das Mc. steht
trotzdem in dieser Beziehung hinter dem Nir. zurück. Vor Vokalen
erscheint das Sandhi-w meist nicht mehr ; die Eklipse besteht daher
in der Regel nur in der Änderung eines anlautenden g, gw, d, b,
k, t, p in 79, Tüw, n, m, wh, nh, mh (vgl. S. 106, S. 64, S. 114,
S. 118, § 94, 2 S. 149). Die Ekhpse (im Mc. in schwankender
Weise oder gar nicht bezeichnet) tritt ein: 1) (vgl. § 263, 2).
Nach der Präposition yn 'in': nc. yng ngwlad barddoniaeth
'im Lande der Dichtung', ym mharadwys 'im Paradies'; mc.
yngkernyw 'in Cornwall' (zu sprechen dnhernyw), ynihoen 'in
Strafe', yn mhenn 'am Ende'. Regelmäßig ist auch mc. ym mor
'ins Meer'; dagegen nc. yn Morganwg 'in Glamorgan' (aber nc.
§ 270] Eklipse im C. 401
i mewn 'hinein', i maes 'hinaus', mc. y mywn, y maes; das n^.
Sprachgefühl empfindet aber hier die Präp. i 'zu', ir. do, weshalb
nach Rowland auch Lenition eintreten kann; das Schwanken des
Anlauts wurde auf o fewn, o mewn 'drinnen' mc. o vywn über-
tragen). Vor den übrigen Sonorlauten, vor Vokalen und Spiranten
lautet die Präp. schon im Mc. yn (vgl. nsch. ann, an, am §269):
mc. yn lle arall 'an einer anderen Stelle'. Im Ac. kann neben
in auch i geschrieben werden, und diese Form kann auch da
erscheinen, wo sie nicht lautgesetzlich ist: hi hestaur gl. in sex-
tario Ox. 22b; i cecin ir alt 'in dorso saltus', i ois oisou 'in
aetatem aetatum'. Cod. Lichf., L. Land., ZE 671, 292. Vor einem
Infinitiv hat die Präp. schon im Mc. immer die Form yn (ac. in)
und eklipsiert nicht: mc. yn kerdet nc. yn cerdded 'gehend', mc.
yn pyscotta nc. yn pysgota 'fischend'; mc. yn mynet nc. yn
myned 'gehend'. 2) (vgl. § 263, 5). Nach mc. my, vy nc. fy
'mein' (und dies ist der regelmäßigste Fall der Eklipse im C).
Mc. vyggwreic 'meine Frau' nc. fy ngwraig; mc. vy nyfot
'mein Kommen' nc. fy nyfod (in dyfod ist d übrigens nach § 188
aus t entstanden; oft ist die Eklipse im Mc. nicht bezeichnet: vyn
dwyn 'mein Bringen'); mc. vy mot 'mein Sein' nc. vy mod; mc.
inyghyghor 'mein Rat' nc. fy nghynghor; mc. vygcret 'mein
Glaube' {-wh-) nc. fy nghred; mc. vyn tat. vynn tat 'mein
Vater' (-nh-) nc. fy nhad; mc. vymporthawr 'mein Türhüter' {-7nh-)
nc. fy mhorthor. In der nc. Poesie kann fy vor dem eklipsierten
Anlaut im Anschluß an die täghche Aussprache ganz geschwunden
sein: 'nghalon 'mein Herz'. Vor m-: mc. vym merch 'meine
Tochter' nc. fy merch. Vor den übrigen Sonorlauten, vor den
Vokalen und Spiranten fehlt das Sandhi-w schon im Mc: vy llys
'meine Burg' nc. fy llys; mc. vy arveu 'meine Waffen' nc. fy
arfau. 3) (vgl. § 263, 6). Eeste der Eklipse nach seith > saith
'sieben', naw 'neun', dec > deg 'zehn', cant, can 'hundert' haben
sich im Mc. und Nc. erhalten, und danach haben sich einige andere
ursprünglich nicht auf -n auslautende Zahlwörter (mc. pump 'fünf,
wyth 'acht', ugein 'zwanzig', selten tri 'drei', chwech 'sechs')
gerichtet. Die Eklipse erscheint meist nur vor gewissen Bezeich-
nungen häufig gezählter Begrifi'e ('Jahr', 'Tag', 'Kuh', 'Mann');
jedoch ist sie bei deg auch außerhalb dieser Formeln belegt. Mc.
chwech mlyned 'sechs Jahre'; seith mlyned 'sieben Jahre';
pedwar ugeint mlyned 'achtzig Jahre'; deugein nieu 'vierzig
Tage'; dec niwarnawt ar hugeint 'dreißig Tage'; tri niwar-
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 26
402 Eklipse im C, Com., Br. [§ 270. 271
nawd ^drei Tage' (Silvan Evans S. 1629); nau myu ^neun Kühe';
can myhu 'hundert Kühe'; seithnyn 'septem homines' ZE 205;
sogar un muw Myv. Arch. 847 Z. 2 v. u. Im Nc. ist die Ekhpse
(von deg abgesehen) nur vor dem Worte 'Jahre' obhgatorisch
(fakultativ bei diwrnod 'Tag'), s. Eowland § 497. Das Zahlwort
deg ist im Nc. vor einem Nasal zu deng geworden; Eklipsefälle
sind: nc. deng air (statt *deng ngair) 'die zehn Gebote', deng
wr 'zehn Männer', deng nafad 'zehn Schafe'; deng wythnos
'zehn "Wochen', deng enaid 'zehn Seelen' (also Eklipse auch vor
Vokal); deuddeng mrodyr 'zwölf Brüder'; deuddeng awr 'zwölf
Stunden' (Eklipse vor Vokal). 4) (vgl. § 263, 8). Best einer
Flexionsendung ist die Eklipse (von den schon besprochenen
Formeln mit cant 'hundert' abgesehen) nur in mc. beunyd nc.
beunydd 'jeden Tag', s. § 80 Anm. 2. — Vgl. noch § 275.
§ 271. (Eklipse im Corn. nnd Br.) 1) Nach der Präp.
corn. yn, y br. en, e keine Eklipse. 2) (vgl. § 263, 3 und 5).
Nach gewissen urspr. auf einen Nasal auslautenden Pronominal-
formen werden die Tenues im Corn. und Br. spirantisiert (vgl.
S. 1491): corn. ow holen 'mein Herz', ow thermyn 'meine Zeit',
ow faynys 'meine Schmerzen' (vor anderen Lauten: ov def, ov
duf 'mein Schwiegersohn', ov vsadow 'meine Sitte' Beun. Mer.
133): br. V. me halon 'mein Herz', me zad 'mein Vater', me
fen 'mein Kopf (vor anderen Lauten: men dorn 'meine Hand',
mem bis 'mein Finger', me Salver 'mein Erlöser', me inean
'meine Seele'); br. Leon va c'haloun, va zad, va fenn (va
dourn, va biz, va Salver, va ene); — corn. aga han 'ihr
Gesang' 'cantus eorum', aga threys 'ihre Füße', aga fryns 'ihr
Fürst' (aga dev 'ihr Gott', age enevow 'ihre Seelen' Beun. Mer.
1337); br. ho c'hear 'ihre Wohnung', ho zad 'ihr Vater', ho
fennou 'ihre Köpfe' (ho breudeur 'ihre Brüder', ho eneou 'ihre
Seelen'); — br. Leon hör c'hi 'unser Hund'; Treguier hon c'hi
'unser Hund', hon zat 'unser Vater', hon feden, hon veden
'unser Gebet' Ernault, Gramm. S. 12 (Leon hon tad, hör pedenn).
Lautgesetzlich ist nach § 290 Leon hon tad und Treguier hon
feden; Treguier hon zat ist eine leicht verständliche Analogie-
bildung; schwieriger ist die Analogiebildung in Leon hör pedenn.
Corn. agan 'unser' hat die eklipsierende Wirkung ganz verloren
(was leicht verständlich ist; ebenso aber auch mc. an, nc. ein, was
eine von § 270, 2 verschiedene Entwickelung vorauszusetzen scheint);
— br. Leon me her c'hlasko 'ich werde ihn suchen'; es wäre
§271—273] Eklipse im Corn. und Br. Jüngerer w-Sandhi. 403
eigentlich eine den ir. eklipsierenden Pronominen -a-n-, -n-, -s-n-
entsprechende Form zu erwarten, dessen vor Vokal erhaltenes
Sandhi-n nach der Analogie von hon, hör 'unser' und von dem
bestimmten und unbestimmten Artikel als stammhaftes 7i behandelt
worden ist (in Treguier hen ohne Wirkung auf einen folgenden
Verschlußlaut). 3) Nach br. nao 'neun' werden die Tenues spi-
rantisiert: nao c'hant '900'. S. Legonidec, Dict. br.-fr. S. 12.
Daß die entsprechende Erscheinung nach seiz 'sieben' und dek
^zehn' aufgegeben worden ist, beruht wohl darauf, daß die Regel
hier durch die Wirkungen des Homorganitätsgesetzes zu kompliziert
geworden war. Eine eigentümliche Eklipse tritt im Corn. und Br.
ein bei der Bildung von Zahlwörtern durch Addition an 20: corn.
dek-war-nugans 'dreißig', br. unan war nugent '21' u. s. w\
Ursprünglich stand in dieser Verbindung keine Präposition: air.
ocht . . fichet '28' u. s. w.; das Sandhi-n ist also der ursprüng-
liche Auslaut der Zahlwörter 7, 9, 10; es hat sich noch nach der
Erweiterung der Redensart durch die Präposition erhalten und ist
auch nach den Zahlwörtern 1 — 6 und 8 eingedrungen. Über das
C. vgl. § 275. — Br. daou c'hant '200' : zu ir. da n- § 263, 7?
Jüngere Verschmelzungen eines auslautenden -n mit dem folgenden
Anlaut.
g 272. -n d- y n im Br.: mbr. an nou 'die beiden', en noar
^in der Erde' (corn. yn nor R. D. 1747), an or (an nor) 'die
Türe'; crochen an niuquell 'die Haut der beiden Hoden'; en
ha parres 'in deiner Pfarrei'; en a holl deuotion 'in all deiner
Ehrfurcht'. Nbr. V. en eu, en iü 'die beiden' (mask., fem.), en
erüen 'die Eiche' (Bayon S. 3). Daß einige von diesen Fällen zur
alten Eklipse gehören könnten, ist übrigens zuzugeben.
Nsch. dial. a idöf an gabhar, d Nords an dorus, a märd am
bärd, d whaht an cat, d nJiaran an t-aran, 9 mhehpdr am
paipear 'die Ziege, die Türe, der Dichter, die Katze, das Brod,
das Papier'. S. Quiggin, Proceedings of the Cambridge Philological
Society LXXVI— LXXVIII S. 16. Interessant ist dabei der
Parallehsmus mit dem C.
X. Schicksal des h\
g 273. Diejenigen Schicksale des (gleichviel wie entstandenen)
1. Vgl. Asp. i Irsk S. 124—146; Thurneysen, IF Anz. IX 43-46,
KZ. XXXVII 113 f.
26
404 Schicksal des h u. Schreibung desselben. Sandhi-Äi.Ir. [§273.274
h im Keltischen, die sich unter allgemeine Gesichtspunkte bringen
lassen, beziehen sich teils auf den Sandhi, teils auf den Wortanlaut
und Wortinlaut. Ein idg. auslautendes -s ist in einigen Fällen im
Ir. und Brit. vor einem anlautenden Vokal als h erhalten (§ 274
— 276). Die Verschmelzung eines h mit einem vorhergehenden
Konsonanten hat im Ir. zu Sandhierscheinungen Anlaß gegeben
(§ 277) und spielt daneben im Inlaut eine bedeutende Eolle (§ 278
—279). Das Schicksal des anlautenden h (§ 280—282) steht viel-
fach mit Sandhierscheinungen in Wechselwirkung. Am wenigsten
einer Sonderbesprechung bedürftig ist das inlautende nicht mit
Konsonanten verschmolzene h (§ 283).
Schon die ac. abr. Orthographie ist mit Bezug auf das h un-
regelmäßig. Viele Schwankungen können allerdings in der Aus-
sprache begründet sein; ac. hint ^sind' neben int ist eine ältere
Form (idg. "^sent); ac. hirunn = nc. yr hwnn und ac. heitham
^der äußerste' (statt eipham) beruhen auf Metathese ; abr. ep ^ohne'
und ac. anter-metetic gl. semiputata können auf wirkKchem
Schwund des h in der Proklise beruhen. Es kommen aber Fälle
vor, in denen das h- offenbar nichts bedeutet; bei ac. ho 'von', hi
'in' dient das h- vielleicht nur dazu, den allzu kurzen Wörtchen für
das Auge einigen Körper zu verleihen; vgl. ac. hair gl. clades
(nc. aer S. 103). Noch sicherer ist es, daß -h- im Woiiinnern ein
überflüssiges Zeichen sein kann: ac. gurehic 'Frau' = nc. gwraig
§ 97, 6 (ehi bezeichnet also ein durch Epenthese entstandenes ei,
das niemals zweisilbig gewesen ist). Über die acorn. Schreibung
vgl. S. 16. Die Unregelmäßigkeit der ac. abr. Orthographie wurde
von den Iren mit übernommen und nahm im Air., wo die Aus-
sprache im Übergang war, größere Dimensionen an. — Auch in
dem älteren Mc. ist die Schreibung noch unregelmäßig. In den
c. Gesetzen erscheint oft h- für leniertes g.
§ 274. (Das Sandhi-/i im Ir.) Im Nir. tritt in einer Reihe
von Verbindungen vor einem anlautenden V^okal ein h ein, wenn
das vorhergehende Wort vokalisch auslautet und nicht Lenierung
bewirkt. Die Hauptfälle sind: 1) Nach a 'ihr' (Gen. Sing. Fem.):
a h-ainm 'ihr Name'. 2) Nach dem Artikel: na h-aoise 'des
Alters', na h-ein 'die Vögel'. 3) Nach dia 'Tag' (vgl. lat. dies):
dia h-aoine 'Freitag'. 4) Nach o 'nepos' *aujo-s (S. 55): O
h-Airt MN. 5) Nach dem Worte a vor unverbundenen Zahl-
wörtern: a haon 'eins', a hocht 'acht'. 6) Nach tri 'drei',
ceithre 'vier'. 7) Nach se 'sechs' ^sivek's und a 'aus' *eks: a
§ 274] Das Sandhi-Ä im Ir. 405
hanbhroid an aidhbheirseöra 'aus der Haft des Teufels'.
8) Nach le 'mit' (air. la; § 179, 1) und go 'zu': 6 äit go h-äit
'von Ort zu Ort', go häirithe 'besonders' (Adv.). 9) Nach der
Negation nä: nä hadhair dee breige 'bete nicht die Götzen
an'. 10) Nach ni, soweit es nicht leniert: ni haill liom 'ich
wünsche nicht'. 11) Nach dem Präverbium do (statt air. ro) vor
dem Prät. Pass. : do horduigheadh 'es ist verordnet worden';
ebenso nior höladh e 'es wurde nicht getrunken', mä h(3ltar
'wenn getrunken wird' (Molloy). 12) Nach cia 'wer': cia he 'wer
ist er'; cä haois 'welches Alter'. 13) Nach fä 'war': an mac fä
böige 'der jüngste Sohn' "der Sohn, der der jüngste war". 14)
Nach an dara 'der zweite' (aus air. indala 'alter'): an dara häit
'die zweite Stelle'. 15) Nach den Ordnungszahlen auf -mhadh
und nach chomh 'ebenso': an seachtmhadh halt 'das siebente
Kapitel'; chomh hög 'ebenso jung' (Molloy), Arran xo hög (jedoch
wohl gewöhnlicher chomh ög).
In den Fällen 1 — 4, 6, eventuell auch 14 (wenn man vom
Nom. Mask. ausgeht) handelt es sich um Wörter, die auf idg. -s
nach Vokal ausgingen, woraus im Ir. vor Vokal lautgesetzlich h
entstehen mußte. Dagegen läßt es sich nicht annehmen, daß ks
(Fall 7) lautgesetzlich zu h führen konnte; in den Fällen 10 — 13
handelt es sich um urspr. vokalisch auslautende Wörter, die nach
einer grammatischen Hegel nicht lenieren; diese Fälle lassen sich
also nur analogisch erklären. Der Fall 15, wo nur nach der moder-
nen Aussprache vokalischer Auslaut vorhanden ist, ist jedenfalls
jung, da alles darauf deutet, daß das Sandhi-Ä urspr. nur nach
einem Vokal eintrat. Vgl. § 280 Schluß.
Wenn das Sandhi-A aus idg. -s entstanden ist, muß es auch
im Air. vorhanden gewesen sein. Es bleibt aber regelmäßig ohne
Bezeichnung, weil die air. Orthographie prinzipiell wo möglich den
Anlaut der Wörter in seiner Normalgestalt erscheinen läßt (weshalb
z. ß. auch die Lenition eines f und s ohne Ausdruck bleibt, ob-
gleich sie mit den Mitteln des air. Alphabetes leicht ausgedrückt
werden könnte): air. a ainm 'ihr Name' Wb. 29 d 12, vgl. 9d 6;
27b 25; 28b 15, d 19, 31; Ml. 32a 22; inna anme 'der Seele'
Wb. 25c 26 u. s. w.; a öen 'eins', a ocht 'acht' B. Cr. 31c 5;
32d 2; la adam 'bei Adam' Wb. 3a 5; co adam 'zu Adam'
Wb. 17b 29; na epred 'er sage nicht' 10a 16; ni äil dun 'wir
wünschen nicht' 17 b 9 u. s. w. u. s. w. Jedoch wird das Sandhi-Ä
bisweilen durch eine orthographische Unregelmäßigkeit zum Aus-
406 Das Sandhi-/i im L\, im C. [§ 274. 275
druck gebracht (und es ergibt sich aus diesen gelegentlichen
Schreibungen, daß schon im Air. zahlreiche Analogiebildungen
stattgefunden hatten) : air. ni hed 'nicht das', ni he 'nicht er' (das
h' wird hier von den Schreibern als Normalanlaut aufgefaßt, weshalb
sie auch is hed, is he 'der, das ist es' schreiben); la-sna-hi 'bei
denjenigen', inna-hi 'dasjenige' (Neutr. Plur.; danach analogisch
donaib hi 'für diejenigen', woraus mir. dona fib mit doppel-
gesetzter Dativendung; daß donaib hi lautgesetzlich wäre, ist mir
nicht wahrscheinlich, obgleich es sich um eine Kasusendung idg.
-hhis handelt); ro-hl Wb. 20c 11 (3. Sing. Konj. von ro-icc- in
einer Verbindung, wo die Lenition ausgeschlossen war); in-da-hierr
'wirst du sie töten' Ml. 77a 16; ro-hucad 'ist gebracht worden'
Sg. 174a 1, vgl. do-hucthar 210a 4; fri hunäir 'gegen die Ein-
heit' 41b 9; amal na heliu 'wie die andern' 9b 2; a hairitiu
'its assumption' 19a 3 (bezieht sich auf diphthongus fem.); a
helned 'sie zu beschmutzen' Wb. IIb 9 (bezieht sich auf immo-
latum = ir. idbart fem.); na haill 'etwas anderes' Sg. 217a — b
(Thes. II XXII).
Die Schreibung des Sandhi-Ä ist in Sg. bedeutend häufiger als
in Wb. und Ml. In dieser wie in anderen Beziehungen bildet Sg.
den Übergang zum Mir., wo die Bezeichnung des Sandhi-A außer-
ordentlich häufig, wenn auch nicht regelmäßig ist. Belege Asp.
i Irsk S. 142 f. Den nir. Fall 15 kann ich aus dem Mir. nicht
belegen.
Anm. 1. Thurneysen KZ XXXVII 114i nimmt an, daß ir. -h aus idg.
-s noch als Auslaut empfunden in der Inschrift lie luguaedon macci
menueh 'the stone of Lugu-aed son of Menb' Thes. II 288 vorliegt.
Anm. 2. In der heutigen Manks-Orthographie wird das in der Aus-
sprache vorhandene Sandhi-Ä vernachlässigt: a. Manks gy holk, n. Manks
dy olk (gesprochen dy holk) 'schlecht' (Adv. ; ir. go hole); s. Khys,
Phonol. 72.
§ 275. (Das Sandhi-/i im C.) Das Sandhi-Ä erscheint im
C. als lautgesetzliche Fortsetzung des idg. -s nach mc. y nc. ei
'ihr' (Gen. Sing. Fem.): mc. y henw *ihr Name'. In allen übrigen
Fällen beruht das c. Sandhi-/? auf einer Analogiebildung und er-
scheint sonderbarer Weise gerade in den Fällen, wo eigentlich ein
Sandhi-w zu erwarten wäre; so 1) nach dem infigierten Pronomen
mc. e 'ihn, sie' (nc. ei): mc. mi ae harhoaf 'ich werde ihn er-
warten'; 2) nach dem possessiven Pronomen -m 'mein': mc. om
hanuod 'wider meinen Willen'; auch nach dem infigierten Pro-
nomen -m 'mich': mc. am hymlityassant 'welche mich verfolgten '
§ 275. 276] Das Sandhi-Ä im C, Com. 407
(weil die infigierteii Pronomina überhaupt mit den possessiven Pro-
nominen vermischt worden sind); 3) nach mc. an nc. ein 'unser' :
mc. yn an hol 'hinter uns' 'in uestigio nostro'; 4) nach eu 'eorum' :
mc. eu hesmwythter 'ihre Gemächlichkeit'; 5) nach einer ad-
dierten Zahl vor u geint 'zwanzig' : mc. un ar hugeint 'ein und
zwanzig' (vgl. § 271, 3); 6) mc. nc. pa-ham 'weshalb', vgl. mir.
cid im-luid siu 'weshalb gingst du?' (das ir. Neutrum ist im C.
durch das Mask., also eine urspr. auf -n auslautende Form, ersetzt
worden); ebenso mc. pa-har emae mach talu 'ad quid est uas'.
Der Ausgangspunkt dieser Analogiebildung war das Pron. der
3. Sing. Fem.; vor dem Infinitiv stand urspr. ein possessives Pron.
mit Sandhi-/?.; vor dem finit^n Verbum ein Objektspronomen mit
Sandhi-?2. Als das Gefühl dafür, daß der Inf. eine Nominalform
war, verloren ging, wurden die beiden Formen promiscue verwendet,
und nach diesem Muster wurde auch sonst ein Sandhi-?z vor einem
Vokal durch ein Sandhi-/^ ersetzt.
Das Sandhi-Ä erscheint im Mc. vor einem silbischen Vokal
oder einem unsilbischen i: mc. eu hieith 'ihre Sprache' nc. eu
hiaith (Spurrell, Gramm. S. 13; jedoch auch ein lachawdwr
'unser Heiland', Rowland § 542). Dialektisch steht das Sandhi-/i
jedoch heute (analogisch) auch vor n, m und (in engl. Lehnwörtern)
w: ei nhain 'ihre Großmutter', ei mham 'ihre Mutter', i ivhats
'ihre Uhr' [i wats 'seine Uhr'). S. ßowland S. 9 3, Spurrell, Gramm.
S. 192, Sweet, Spoken North Welsh S. 432.
§276. (Das Sandhi-/^ im Corn. und Br.) Im Mcorn. wird
nach y 'ihr' (Gen. Sing. Fem.) regelmäßig kein Sandhi-/^ geschrieben:
brewy hy esely 'ihre (der Maximilla) Glieder zu brechen' 0. M.
2735; a-ttebres ty ha-th worty an wethen hay avalow 'wenn
du und dein Ehemann von dem Baume (fem.) und seinen Äpfeln
äßet' 0. M. 176; the orth y y am ach 'von ihrem (der heiHgen
Jungfrau) Bild' Beun. Mer. 3785 (sonst wird ymach 'Bild' ge-
schrieben; hier ein / als Hiatuseinschub?). Das h in pahan
cheyson as bues why 'what accusation have ye?' "was (ist) die
Anklage, welche ihr habt", pahan pleyt 'what (is) the pHght' ist
vielleicht nicht mit c. pa-ham, pa-har zu vergleichen, sondern
ein Hiatustrenner für das Auge in der als ein einheitliches Wort
empfundenen Verbindung.
Über ein Sandhi-Ä im Ncorn. handelt Lhuyd S. 231 (mar
h-euhal 'so loftily', da h-emlod 'to fight', me a h-tjrx 'I will com-
mand', ään h-yäewon 'to the Jews'); diese mir unklare Ei-scheinung
408 Das Sandhi-Ä im Br. Konsoii. + him Air. [§ 276. 277
hat mit dem alten ir. c. br. Sandhi-A offenbar nichts zu tun. —
Über mcorn. ow hon an 'ich selbst', yn the herwyth s. § 282.
Im Br. existiert kein regelmäßiges Sandhi-/?; jedoch hat das
possessive Pron. der 3. Sing. Fem. h e und das infigierte Pronomen
he 'sie' (Akk. Sing. Fem.) in Treguier vor einem Vokal die Form
hec'h (Vallee S. 106, Emault, Gramm. § 46). ÄhnUch in V. und
in Cournouaille (Faouet, wo das h auf die Stellung vor Verschluß-
lauten [hier vielleicht unterstützt durch das anders entstandene ho,
hoc'h 'euer' § 294] und [wie im C] vor m übertragen ist, s. Loth,
Ec. XVII 421f., IX 273: hi car 'ihr Bein', hi torn 'ihre Hand',
hi prec'h 'ihr Arm' : gar, dorn, brec'h). Über das anlautende
h in he s. § 282.
§ 277. (Verschmelzung des h mit einem Konsonanten im
All*, und die darauf begründeten Sandhierscheinungen.) d -{- h
> t: air. inte 'in sie' (3. Sing. Fem.), intiu 'in sie' (3. Plur.), s.
in der Bedeutungslehre bei den persönUchen Pronominen; air.
etrunn 'zwischen uns' hatte d (nir. eadrainn), air. etarru
'zwischen ihnen' hatte t (nir. eatorra); air. do-intarräi 'kehrte
zurück' {-ndrh-), s. Verbalverz. to-ind-so-; diltud 'leugnen'
"^dihlnduä § 168 S. 262; b -{• h yp: impe 'um sie' (3. Sing. Fem.),
impu 'um sie' (3. Plur.). d -\- h ^ ß: air. miathamli (Dat.)
'Herrhchkeit', Abstraktum zti *miathamail von miad 'Ehre' und
samail (§ 99 Anm. 4 S. 165). Vgl. Thurneysen, KZ XXXVII
96. X -\- h: seccu 'über sie hinaus' (sech + Pron. 3. Plur.).
Im Sandhi wird d + Sandhi-/? (urspr. auslaut. -s) zu t im
Nom. Sing. Mask. des Artikels vor einem Vokal (int öin ball
'das eine GHed'; int öis 'das Alter, die Leute'; int athir 'der
Vater' nir. an t-athair). Ebenso wird das d des Artikels mit
einem lenierten s des folgenden Anlauts zu t; das s wird aber in
der Orthographie beibehalten: air. int serc 'die Liebe' nir. an
t-searc {^^ t'ark). Zum Schicksal dieses ^ in Konsonanten gruppen
vgl. nir. Arran sy'axdd 'Schnee', Gen. d t'raxdd 'des Schnees'
S. 153; a. Manks y tlyei, y klyei 'der Schar' (Nom. slyaei air.
slög), Bhys, Phonol. S. 65 f.
Anm. Es beruht nur auf einer Analogiebildung (auf dem Einfluß der
Sandhiregeln beim alten p y mir. Ä), wenn im Mir. und Nir. auch w + Ä
zu Nt, / 4- A zu Lt und s + h zu. st wird. Nir. bean tsalathair 'bawd"
MC, iän-tsasadh 'satiety' M'C (an-tsaor 'sehr billig' Arran ay-tyr
kann lautgesetzlich sein; vgl. über an- § 70 S. 115), gabhäl tslat
'bündle' M'C, cois-tslighe *way' M'C. Noch weiter verschleppt ist der
Sandhi in gorm-tsrothaigh 'blue-streamed' (Gen.) Diarm. agus Gr. II
§277-279] Konson. -f h im Air., Nir., Brit. 409
29, caomh-tsuairc (Komp. von caomh *<(entle' und auairc 'pleasantj
Henebry S. 55. Mir. Beispiele (LBr.): assil twalli 'ein Stüek Speck' (Wi.
41); eter 6c 7 täen 'sowohlJunge wie Alte' (Atk., Pass. and Honi., Z. 187j.
Vgl Asp. i Irsk S. 155. In Schottland Ersatz des lenierten * nach n durch
unleniertes s: scann sluagh "alte Leute', vgl. § 318.
Zahlreiche Analogiebildungen bei den konjugierten Präpositionen. Über-
tragung des h aus dem Akk. auf den Dat.: nir. aige 'mit ihm', aici 'mit
ihr', aca 'mit ihnen'. Nir. roimpe 'before her', rompa 'before them'
nach air. impe, impu. Mir. esti 'aus ihr', estib 'aus ihnen' nach
Analogie der häufigen Alternation h : t in den Fällen, wo die beiden Laute
aus p entstanden waren (vgl. die mir. Schreibung airthiu S. 131;.
§ 278. (Konson. + h im Nir.) Ein jüngeres aus ß, unter
Umständen aus x oder f entstandenes h verschmilzt im Nir. mit
einem vorhergehenden Konsonanten: Arran t'ig' 'er kommt', Fut.
t'uk9 (tig, tiocfaidh); Donegal kdtid 'weshalb' (cad chuige); Ar-
ran Nom. Lübd 'Bett', Gen. Lap9, Donegal Nom. Labwi, Gen.
Lap9 (leabaidh, Gen. leabtha). Vgl. über mir. colptha, colb-
thach in § 228. Ob in Arran t'ankdxy teangthacha, Plur. von
t'awd teanga und Arran Lonkdd'dv 'ein Seil zum Verbinden eines
Yorderfoßes mit dem entsprechenden Hinterfuß, für Ziegen ge-
braucht, um deren Fortlaufen zu verhindern' (Finck) mir. lang-
fiter (Corm.) 'a long fetter which is between the fore-legs and the
hind-legs' (nsch. langaid) das -nk- aus -Togh- oder aus -wA- ent-
standen ist, bleibe dahingestellt; sicher ist es, daß -mh- zu -mp-
f Uhren kann: Arran ompar 'tragen', Donegal ömpdr iomchar; nir.
timpireacht (Akk. Keat.) aus air. timthirecht 'Bedienung';
Arran dd'erin p'eii adeirim fein 'sage ich', Vom ip'en liom fein
'bei mir selbst' (halbetymologische Schreibungen: timpchioll 'um'
M'C 4b 38, leam pfein JÜameron, Reliquiae Gelt. II 409; resti-
tuierte iTormen: Donegal ömxdr = ömpdr 'tragen', Arran vnaxt
'gehen' imtheacht u. s. w.). v, w^ w + h oder h + v, w, iv gibt
in der Regel f: Arran tofd 'faul' lobhtha, Lüfdr 'scharf' lüth-
mhar, d'efif 'Eile' deithbhir, deifir (air. deidbir, deithbir
'notwendig'). Im Sandhi scheint jedoch v, ic + h zu p geführt zu
haben: Donegal tlpuds 'oben' taobh-shuas (mit unhistorischer
Orthographie; richtig wäre th, vgl. air. tuas), tlp'isr 'westlich von'
taobh-shiar (sh für th); nach M'Alpine (vgl. ZfcPh. II 209)
wird nsch. sibh fhein (fh falsche Schreibung für nicht leniertes,
zu h gewordenes f) als sibh pein gesprochen. Vgl. Quiggin
§ 311, 362, 384, 391, 414, 422, Asp. i Irsk S. 161.
§ 279. (Konson. + h im Brit.; vgl. S. 74.) C. teg 'schön',
410 Konson. -f h im Brit. Anlautendes h- im Air. [§ 279. 280
Superl. tecaf (mc. tec, teckaf); c. caled %art', Superl. caletaf
(mc. calet, calettaf); c. gwlyb ^feucht', Superl. gwlypaf. Mc.
dryckin 'schlechtes Wetter' (drwg + hin); atteb nc. ateb 'Ant-
wort' : *ati- + W. *seh(', vgl. ir. aithesc 'Bericht, Bat', ac. hepp
'inquit' u. s. w. §80; c. epil 'offspring' (*eb 'Pferd', hil 'offspring').
Mc. dygaf 'ich trage, bringe', 3. Sing. Konj. dyco, dycko; dy-
wedaf 'ich sage', 3. Sing. Konj. dywetto; adnabot 'erkennen',
3. Sing. Konj. atnappo. C. eoca 'Lachse fangen', pysgota
'fischen' (eog 'Lachs', pysgod 'Fische'). Das h wirkt durch ein
w oder r^ l hindurch: mc. 3. Sing. Konj. Lnpf. catwei von cadw
'halten'; mc. cyn-hackret 'ebenso häßlich'; digaplo, Konj. von
digablu 'to cease from calumniating'. Beispiele für dh >/.' mc.
diwethaf 'der letzte' (diwedd 'Ende'); Konjunktivformen wie mc.
3. Sing. Konj. eistetho von eistedd 'sitzen'; v + h: c. cyffelyb
'ähnhch' (cyf- + einer Ableitung von hafal § 99 Anm. 4 S. 165);
vr 4- h: c. dyffryn 'Tal', mc. auch dyffrynn, dyffrynt, Kompos.
von dwfr 'Wasser' und hynt 'Weg'. — Der lautgesetzliche Stand
ist vielfach nicht erhalten. Der Konjunktiv hat oft dh (d. h. äh),
fh (d. h. vh): mc. lladho 3. Sing. Konj. von llad nc. lladd
'töten' (daraus weiterhin mc. llado); mc. pei safhei 'wenn er
stünde', Inf. sefyll. Das Nc. hat die Wirkungen des h im Konj.
beseitigt; im Superl. ist h, t, p aus ghy dh^ bh dagegen erhalten
und von da aus auf den Kompar. übertragen.
Die Lautgesetze sind im Corn. und Br. dieselben wie im C,
das Belegmaterial ist aber weniger reichlich. Corn. Konj. re-thokko
'erbringe' (neben dogo); tekca 'der schönste' (analogisch Kompar.
tecke, tekke). Br. pesketa 'fischen' (pesked 'Fische'); g^ d, h
wird im Superl. zu k, t, p; so analogisch auch im Kompar.: pin-
vidig oder pinvidik 'reich', Kompar. pinvidikoc'h, Superl.
pinvidika; deread 'convenable', Kompar. dereatoc'h, Superl.
dereata (Vallee S. 89, 85; Ernault, Gramm. S. 24; vgl. für Yan-
nes Bayon S. 4: lard 'fett', Superl. lartan, lartet 'wie fett';
analogisch lartoh 'fetter', lartik 'ein wenig fett'). Über das nbr.
f (vermutlich aus v -]- h) statt des mbr. h der Konjunktivformen
s. § 608.
§ 280. (Das anlautende h im Air.) In einer Keihe von
Wörtern hat das Air. (Mir.) mehr oder weniger regelmäßig ein h-
(Asp. i Irsk S. 127—134, 140—142). Es handelt sich dabei zum
größten Teil um Wörter, die mit idg. p oder / anlauteten (Beispiele
oben S. 90 f., S. 64 f.), oder um lat. Lehnwörter, in denen das lat.
§ 280] Anlautendes h- im Air. 411
h durch gelehrten Einfluß restituiert worden ist (§ 135). In einigen
Fällen mag Assimilation des vokalischen Anlauts an ein inlauten-
des h (aus s) vorhegen: hiairn (Gen.) 'Eisen', chechtar n hai
'jedes von ihnen (beiden)' Sg. 215a 2 (auch bei ind huinnius gl.
fraxinus Sg. 67a 11 mit innerem -sw-? vgl. S. 85); mir. corici a
hou 'bis zu seinen Ohren'. Schließlich handelt es sich in einigen
Fällen wohl um ein idg. anlautendes s-^ das nach § 178 in der
Proklise seine lenierte Form verallgemeinert hat, dann aber durch
Übertragung auf stärker betonte Formen gegen den in der Proklise
eintretenden vollständigen Schwund geschützt worden ist (hin -diu
'heute' Sg. 178 a 3, eig. Artikel + Substantiv, vgl. über die Be-
tonung § 199; so wohl auch in huile 'all' c. ho 11, oll). Auch
in Fällen, wo absolut kein etymologischer Grund für das h vor-
handen war, wurde dasselbe zweifellos gesprochen; so z. B. in
homaib gl. crudis Ml. 98b 4, humae gl. aes Wb. 12b 27, vgl.
Ml. 2b 16; 116c 8, Sg. 114a 2; 15b 2, Tur. 129. Allzu sehr
darf man allerdings die air. Schreibung nicht pressen (vgl. § 273);
es ist sehr gut denkbar, daß z. B. in den Präpositionen ho 'von',
hi 'in' das h- müßig war; über he, hed vgl. § 274.
Das h war im Air. (wie heute im Nbr.) im Schwinden. Daran
war sicher (vgl. das Nbr.) kein spontanes allmähliches Schwächer-
werden der Artikulation Schuld, sondern das h verschmolz im
Sandhi mit vorhergehenden Konsonanten (hiress 'Glaube', for
n-ires 'euer Glaube'); dadurch entstand eine gewisse Unsicherheit
im Sprachgefühl mit Bezug auf den Anlaut; das h drang in Wörter,
wo es etymologisch unberechtigt war (hom 'roh', humae 'Kupfer*),
oder wurde in Wörtern, wo es ererbt war, aufgegeben (athir
'Vater').
In der Proklise war das h lautgesetzlich geschwunden. Neben
dem betonten hir- in hirchre 'Untergang', hirnaigde 'Gebet'
steht unbetontes ar- in arachrinim gl. defetiscor, arneigdet 'sie
beten'. Es ist außerdem wahrscheinlich (vgl. dind hiris Wb.
11 d 2 mit -d^ nicht 4), daß h (aus idg. ^ und/) nach lenierenden
Wörtern stumm war (das Zusammentreffen von a hires 'ihr Glaube' :
a ires 'sein Glaube' mit a h-ainm 'ihr Name' : a ainm 'sein
Name' hätte dann zur Einführung des Sandhi-A in allen Fällen,
wo das Anlauts-/? nicht verstummte, d. h. überall nach Vokalen
außerhalb der Lenition, beitragen können).
Anm. Schon der Umstand, daß das ererbte air. h- im Schwinden war,
genügt zur Erklärung der Tatsache, daß bei air. sebocc 'Falke' S. 72
412 Das anlautende h im Mir., Nir., im Brit. [§ 281. 282
fremdsprachliches h- als lenierte Form von s- behandelt worden ist; anders
hais .i. broga O'Dav. : aus aengl. hosu. — Die Annahme, daß das air.
h- „völlig bedeutungslos wie im Spätlatein" sei und ,,nur zum beliebigen
Schmuck vokalischen Anlauts diente" (Thurneysen, ZfcPh. I 1), ist un-
haltbar, h- steht für x in menmnihi [Wb.] 18a 21 und ni po hetöir
Wb. 4c 35 (vgl. S. 271).
g 281. (Das anlautende h im Mir., Nir.) Noch im Mir.
wird das anlautende h- häufig geschrieben (Asp. i Irsk S. 143).
Der schon vor der Zeit der literarischen Überlieferung angefangene
Vorgang des Schwindens des h- ist dagegen im Nir. vollständig
durchgeführt; alle im Air. oder Mir. mit h- anlautenden Wörter
lauten im Nir. vokalisch an: air. hiress 'Glaube' nir. iris u. s. w.
— Fremdsprachliches h- ist als Lenition eines t- behandelt worden
in nsch. talla 'Halle' aus engl. hall. Jedoch existiert seit wenig-
stens 200 Jahren im Nir. wieder ein wortanlautendes selbständiges
h-, z. B. in halla 'Halle', hata 'Hut' (aus engl. hat).
g 282. (Das anlautende h im Brit.) Mit Bezug auf das
aus idg. p' entstandene h- steht das Brit. schon seit Anfang unserer
Überlieferung und ebenso wohl auch das Gall. auf demselben Stand-
punkte wie das Nir. Auch der Weg der Entwickelung ist wohl
ein ähnlicher wie im Ir. gewesen, und man darf daher an einer
gelegentlichen Schreibung des h im Gall. (Hercynia silua S. 91)
keinen Anstoß nehmen; viel zweifelhafter ist es, ob im Brit. noch
Belege für h aus p zu finden sind (vgl. Stokes, BB XXIII 44
und oben S. 90 f.).
Das spätere durch Verallgemeinerung der lenierten Form von
s entstandene wortanlautende /?- unterliegt schon früh gewissen
kleinen Störungen, bleibt aber trotzdem im Ganzen gut erhalten;
nur im heutigen Br. neigt es sich zum Schwunde (nicht spon-
tan, sondern durch Verschmelzung mit den im Sandhi voraus-
gehenden Konsonanten). Unetymologisches h in c. hwyad 'Ente'
acorn. hoet br. houad S. 55; ac. ocoluin nc. hogalen 'Wetz-
stein' mbr. hygoulen nbr. higolenn : mit der Alternationsstufe
äk'- (vgl. lat. äcer 'scharf') zu gr. dy,6vri 'Wetzstein' u. s. w. (im
Brit. wäre dann ö oder höchstens e zu erwarten; der Grund der
Umgestaltung unklar); br. hogos, hegos 'beinahe' § 97 Anm.
S. 161; com. hanow br. hano 'Name' S. 46; c. arthal 'bellen'
abr. arton gl. latrare nbr. harzal; br. halan 'Atem' S. 31; corn.
br. ha, hag 'und' S. 243; nbr. hirin 'Schlehe' S. 103; heor, eor
'Anker' (und daraus c. heor) S. 224; nbr. horz 'Hammer' S. 114.
§282—284,1] BritanLÄ. Äi.Wortinnern. BritSpirantisierung. 413
Umgekehrt br. akr statt hakr ^häßlich' S. 125. — Ein verallge-
meinertes Sandhi-Ä steckt in mc. my hun, dy hun (my hunan,
dy hun an) 'ich selbst, du selbst' u. s. w., corn. ow hon an, the
honan, mbr. ma hunan, da hun an (zu c. un 'ein') und in mc.
herwyd, yn herwyd nc. herwydd 'gemäß', corn. yn the her-
wyth 'bei dir', in aga herwyth 'bei uns', mbr. hervez 'gemäß'
(enthält die Präposition er-). — Versetzung des h aus dem Inlaut
in den Anlaut (oder besser: Assimilation des vokalischen Anlautes
an ein inlautendes /?): c. haiarn acorn. hoern br. houarn 'Eisen'
S. 73; br. hemolch, emolch 'Jagd' § 61, 3 S. 106; huanad
'Seufzer' : c. uchenaid; br. huel, uc'hel 'hoch' § 49 S. 75; ho,
hoc'h 'euer' mc. awch, ych; br. he, hec'h 'ihr' ('eins' § 276).
— In der Proklise schwand das h (§ 189). Schwund eines h in
schwach betonter Stellung (EnkHse?) ist auch für c. corn. br. oll
'all' anzunehmen, vgl. die c. und br. Nebenform holl; eine pro-
klitische Pluralform steckt in mc. yll-deu 'alle beide', ell-pump
'alle fünf u. s. w. Vgl. ZE 403f. Gehört mit ir. huile zu lat.
so 11 US 'ganz', saluus 'heil' gr. olog 'ganz' skr. sdrva-s ds.
Im Br. schwindet das h- häufig in der Aussprache durch Ver-
schmelzung mit einem vorhergehenden Konsonanten; die stimm-
haften auslautenden Geräuschlaute werden durch diese Verschmelz-
ung stimmlos (Ernault, Gr. S. 13).
§ 283. h aus s im Wortinnern ist im Ir. immer geschw^unden;
wo -h- im Innern des einheitlichen Wortes geschrieben wird, ist es
ein stummes Zeichen. Als Hiatusbezeichnung steht -h- in air. cinn
rehe, mir. ahel § 208 Anm. 2. indhe 'gestern' Sg. 148a 13
beruht auf falscher Analyse von in -de (S. 89) als ind-e und ana-
logischer Schreibung des letzten Elementes.
Über das Brit. s. S. 73 oben und S. 74. Im Nc. ist das teils
aus Sj teils aus k, t, p nach w, n, m entstandene h nach einer
Akzentregel teils erhalten, teils geschwunden; s. § 195.
XI. Die britannische Spirantisierung.
§ 284. (Spirantisierung im Inlaut.) 1) In der ererbten
Stellung nach einem Konsonanten sind im Brit. die Verschlußlaute
und m vor einem Vokal wohl überall, soweit nicht die in Kap. XII
besprochenen Gesetze hinderlich sind, spirantisch geworden. Die
Einzelfälle sind: </, h nach dem aus idg. z entstandenen ä: nir.
meadhg c. maidd S. 88; ir. odb c. oddf S. 32. — t nach x:
414 Die brit. Spirantisierung im Inlaut. [§284, 1 — 5
c. caeth 'Sklave' S. 93; c. wyth 'acht' S. 123; c. noeth 'nackt'
S. 129. — Die Verschlußlaute und m nach r, l: ir. airget c.
ariant corn. arghans br. arc'hant; ir. bolg c. boly br. bolc'h
S. 104f.; c. cerdd S. 114; c. barf § 140, 4 S. 226; ir. gulban
c. gylf u. s. w. S. 118; c. march, golchi S. 126; c. nerth
S. 136; ir. forcenn c. gorphen S. 130; ir. corp c. corff S. 237;
ir. format c. gorfynt, ir. calma c. celfydd S. 168. — m nach
n: ir. ainm c. enw S. 168 f. Dagegen findet die Spirantisierung
sich nicht: a) nach dem stimmlosen s; b) bei t (und d) nach l;
c) bei Verschlußlauten nach homorganen Nasalen. Daß die Spi-
rantisierung aber in dem Falle c) einst vorhanden gewesen ist und
sich sogar auch auf das Irische erstreckt hat, ist in § 94, 2 aus-
einandergesetzt. Die Behandlung der Gruppe It ist im C. mit nt
ganz parallel (§ 88, 2 S. 137), so daß auch hier ursprünghche
Spirantisierung anzunehmen sein wird. — Über gall. ßormo,
Boruo s. § 99 Anm. 7 S. 168.
2) Vor einem Geräuschlaut kennt das Brit. teils die alte
Spirantisierung des k vor s und t, vgl. S. 120 und 123 {kt > xt
ist sicher gemeinkeltisch), teils eine jüngere, aber wesensgleiche
Spirantisierung in lat. Lehnwörtern, s. S. 217 f. und § 144, 3
S. 236.
3) Nach Zupitza, KZ XXXV 256 f. wird k im Brit. zu x
nach idg. r, l: c. drych, rhych S. 122. Für die Stellung nach
l gibt es jedoch keinen wirklich beweiskräftigen Beleg. Idg. t
(und Ä;w?) wird nach r, l nicht spirantisch: c. rhyd 'Furt' S. 91;
c. llydan 'breit' S. 43. Eine Ausnahme bildet mc. gwrth 'gegen'
u. s. w. S. 134.
4) Nach Zupitza, KZ XXXV 258 wird k und t im Brit.
spirantisch bei sekundärem Zusammentreffen mit einem folgenden
r: c. gwychr 'tapfer'. Vgl. S. 122, 134, 232.
5) Ein älteres intervokalisches kk, tt, pp wird zu x^ ß, f: c.
gwrach 'alte Frau', brych 'fleckig', peth'Ding', brethyn 'wolle-
nes Tuch' (urspr. Verschlußlaut + n, S. 159f.); c. nyth 'Nest'
(urspr. zd, S. 88); mc. pechawt 'Sünde', c. llythyr 'Brief, cyff
'stock, stem' (lat. Lehnwörter, S. 230, 234, 238); achul 'mager',
athrugar 'mitleidig', athref 'Wohnung' ir. atrab (Komposita von
*ad und cul, trugar, tref). Ein seit alter Zeit im Auslaut
stehendes kk wird nicht spirantisiert : mc. ac 'und' : lat. atque
S. 243. Ebensowenig ein durch den Schwund eines inlautenden
Vokals zusammengekommenes kk, tt, pp: c. llet-ty 'Logis' (lled-
§ 284. 285] Die brit. Spirantisierung im Inlaut, im Sandhi. 415
'halb', ty 'Haus'); br. klopenn = c. pen-glog 'Hirnschale' (c.
p^n 'Kopf, clog 'Stein'). Vgl. noch § 325, § 327.
Anm. Khys, Lectures S. 61 folgert aus der Inschrift Lunar(c)hi
Cocci, daß der Übergang von rk in rx älter ist als kk ^ x. Diese
Chronologie scheint durch allerlei andere Erwägungen bestätigt zu werden.
Die unter 1 — 3) erwähnten Fälle lassen sich kaum chronologisch oder laut-
psychologisch von den Vorgängen der Lenition trennen, und sie sind viel-
leicht nur deshalb zum größten Teil im Ir. nicht vorhanden, weil das Ir.
in den betreffenden Fällen gedehnte Konsonanten gehabt hat (air. sercc
'Liebe', cumactte 'Macht'). Die Fälle unter 5), die sich allein im Sandhi
spiegeln, scheinen, wie vor allem die Sandhiregeln beweisen, unbedingt
jünger als die Lenition sein zu müssen. Mit den Fällen unter 5) sind die
Fälle unter 4) zusammenzustellen (es muß hier zunächst Dehnung des
Verschlußlautes eingetreten sein).
§ 285. (Die Spirantisierung im Sandhi.) Die Tenues werden
im Brit. im Sandhi spirantisiert a) nach einsilbigen vokalisch aus-
lautenden Wörtern, die urspr. konsonantisch auslauteten und daher
keine Lenition bewirkten; b) nach einsilbigen von jeher vokalisch
auslautenden Wörtern, die nach den syntaktischen Regeln keine
Lenition bewirkten; c) im Br. zugleich nach einigen heute konso-
nantisch auslautenden Wörtern, die ursprünglich auf Vokal + s,
später auf einen jetzt abgefallenen Vokal auslauteten. 1) Nach
mc. y nc. ei corn. y br. he 'ihr' (Gen. Sing. Fem.; * asjäs). Mc.
y challon nc. ei chalon corn. y holon br. he c'haloun 'ihr
Herz'; mc. y thraet corn. y threys (nicht belegt) br. he zreid
4hre Füße'; mc. y phenn br. he fenn 'ihr Kopf, corn. i feynys
'ihre Schmerzen'. 2) Nach c. tri corn. try br. tri 'drei' (mask.).
Corn. tryhans '300' u. s. w. 3) Nach c. tra 'über' (: lat. trans) :
mc. trachefyn 'zurück', nc. tra-thyn 'sehr straff'. Bemerkens-
wert ist die Dehnung des n in mc. trannoeth 'über Nacht, am
folgenden Tage'. Als Konjunktion ('während') bewirkt tra Leni-
tion (§ 321), was auf einer Neuerung beruhen muß. 4) Nur im
C. belegt ist die Spirantisierung nach chwe 'sechs', nach a 'und,
mit' (in den beiden Bedeutungen etymologisch identisch, s. S. 243),
na 'neque', 'ne' (S. 243 und § 558, § 559), no 'als' (nach einem
Komparativ; vielleicht = air. noch 'aber, jedoch, obgleich' ZE700f.,
in Wb. nur vor einer proklitischen Form des Verb, subst. oder
durch ni 'nicht', sem 'gewiß' von einer solchen Form geti'ennt;
etwa *nu-ki, vgl. lat. nun-c 'jetzt'). Die drei letzten Wörter lauten
vor Vokal ac, nac, noc. Mc. a chledyf 'mit einem Schwert';
a phryderu a oruc 'und sie bekümmerte sich'; na gwaew na
416
Die brit. Spirantisierung im Sandhi.
[§285
chledyf ^veder Speer noch Schwert'; na cheryd ^tadele nicht';
gwell gwr a phenedigach yth wna o hynny no chynt ^du
wirst dadurch zu einem besseren und vornehmeren Mann als
früher werden' ("es wird dich machen"). Hierher gehört das nc.
efo 'with, along with': aeth i ffordd efo chyfaill 'he went
away with a friend'; das spirantisierende a 'und' ist nach dem
Pronomen efo 'er' geschwunden; vgl. mc. a dathoed vlwydyn
kyn no hynny y lys Arthur ef a chorres 'welcher vor einem
Jahre mit einer Zwergin in die Burg Arthurs gekommen war'
Mabinogion S. 197; ac ynteu a deuth ef ar melinyd 'und
er kam zugleich mit dem Müller' Mabinogion S. 230. — Das
Fehlen der Spirantisierung im Corn. und Br. erklärt sich wohl
aus der lockeren Art der Verbindungen (besonders bei a 'und').
Über die Lenition nach na 'ne' vgl. § 320. 5) Nach mc. nc. ny
'nicht', na 'nicht, daß nicht', in der ältesten Sprache auch nach
dem Tempuspräverb ry. Genaueres hierüber und über die Lenition
nach denselben Präverbien in § 320. 6) Nach c. o 'wenn' (iden-
tisch mit der lenierenden Präposition o 'von'; nach der Konjunktion
muß die Lenition nach einer syntaktischen Regel gefehlt haben).
7) Nach mc. cw 'wo' S. 127, s. Strachan, Litroduction S. 120.
8) Das U des possessiven Pronomens der 2. Sing, wird spirantisiert
nach einer vokalisch auslautenden Präposition: mc. oth lu 'von
deinem Heere', yth elynnyon 'zu deinen Feinden'; com. ath trok
'von deinem Übel', theth whul "zu deinem Machen" 'dich gemacht
zu haben'; mbr. az disquiblyen 'von deinen Diszipeln', daz deren
'zu deiner Hand' (ir. hua-t, do-t ohne Lenition). 9) Im Br. wird
k- spirantisch nach dem bestimmten und unbestimmten Artikel im
Nom. Sing. Mask. und Nom. Plur. Fem.: ar c'here 'der Schuster',
eur c'here 'ein Schuster', ar c'heginou 'die Küchen'. Im Plur.
ist die Spirantisierung auch ins Mask. eingedrungen, wenn es sich
nicht um Personenbezeichnungen handelt: arc'hestel 'die Schlösser'.
Das Fehlen der Spirantisierung bei t und p sowie im Corn. ist
nach dem in § 271, 2 über br. hör, hon 'unser' Bemerkten zu
beurteilen; im C. lag die Sache in diesem Falle lautgesetzlich wie
im Corn. 10) Im Br. wird k^ t, p spirantisch nach teir (fem.)
'drei', pevar (mask.), peder (fem.) 'vier'. Die Spirantisierung fehlt
im C. aus nicht lautgesetzlichen Gründen; vielleicht wurde sie zu-
nächst bei pedwar, pedair beseitigt; tair hat sich dann nach
pedair gerichtet. 11) Nach Substantiven fehlt die Spirantisierung
in allen Sprachen regelmäßig; Reste im Br.: dour zomm 'warmes
§ 285—287] Br. Spirantisier. i. Sandhi. Entspirantisier. i. ir. Inl. 417
Wasser', sul Fask ^Ostersonntag' (auch in der Komposition, wc
eigentlich Lenition zu erwarten wäre: kar-zi 'AVagenschuppen',
leur-zi 'Fußboden'; vgl. die ir. lenitionslosen Komposita nir. car-
ball 'Gaumen': carr 'Wagen' § 50, 4 S. 82 und nir. earball
'Schwanz'). S. Ernault, Gramm. S. 13; Troude unter päques.
Durch Analogiebildung auch nach einem Fem.: V. taul Vask
sainte table', Bayon S. 11 (Analogiebildung nach sul Fask). Vgl.
abr. Poucher, Poher = Pou-caer ON (über pou S. 222), abr.
Pen -ho et ON "Ende des Waldes" u. s. w. Loth, Chrestomathie
S. 77. V. hanter-hant 'fünfzig' ist wohl Analogiebildung nach
den eklipsierenden Zahlwörtern.
Anm. Die Spirantisierung muß älter als der Schwund der Vokale in
der Auslautssilbe sein. Khys, Lectures S. 61 (vgl. 171) datiert sie ums
Jahr 600 (wohl jedenfalls etwas zu spät).
XII. Aiisiiahmeii von der Lenition nnd der Spirantisierung
(das Homorganitätsgesetz^ die Entspirantisierung).
Die Provektion.i
§ 286. Nach einem homorganen Sonorlaut werden im Ir.
und Brit. die Spiranten zu Verschlußlauten. Ebenso werden, bes.
im Ir., die Spiranten zu Verschlußlauten beim Zusammentreffen
mit homorganen Spiranten oder Verschlußlauten, zum Teil auch
beim Zusammentreffen mit nicht homorganen Spiranten {s, x, h).
Aus zwei homorganen stimmhaften Spiranten (oder einem urspr.
stimmlosen und einem stimmhaften Reibelaut) entsteht im Corn.
und Br. ein stimmloser Verschlußlaut. Ein stimmhafter Reibelaut
kann nach einem nicht homorganen Reibelaut stimmlos werden,
und ebenso kann ein stimmhafter Verschlußlaut nach einem (stimm-
losen oder stimmhaften) Geräuschlaut stimmlos werden. Ein der-
artiges Stimmloswerden (bes. im Sandhi) nennt man Provektion.
§ 287. {d, p y d, i nach Z, n im ir. Inlaut.) Air. däl-dde
gl. forensis Sg. 57a 13; reltar 'wird geoffenbart'; relto. Gen.
von relad 'offenbaren'; — döin-de 'menschlich' nir. daonna,
daonda; — air. den-ti 'faciendus', Verbalverz. di-gni-; ir. in-
gantach 'wunderbar' : ingnäth § 165 Schluß; nir. neantög
'Nessel' : ir. nenaid S. 134; huare nadn-emantar .1. 'weil l
nicht verdoppelt wird' Sg. 48a 8. Etymologische Schreibung:
thörnther 'was bezeichnet wird' Sg. 59b 18 (nir. gonthar,
1. Vgl. Asp. i Irsk, S. 146—164.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 27
418 Entspirantisierung im ir. Inlaut und Auslaut. [§ 288, 1. 2
buailthear bei dem älteren Molloy S. 67, mit der Angabe, daß
-h- 'supprimitur') ; falsche „umgekehrte Schreibung": tinthuda 'der
Übersetzung' Ml. 57 a 9 (t nicht aus p, sondern aus d + h). Über
air. ingchis gl. incensum vgl. § 141, 5 S. 230.
§ 288. (Verschlußlaut aus Reibelaut + Reibelaut im ir. In-
laut und Auslaut.) 1) ^ + ^: aii'. tecnate gl. domesticus, mir. en
n-etegnaith 'wilder Vögel' Wi. 276, von tech 'Haus' und gnäth
^bekannt'; air. anacol, nir. anacal, Inf. zu air. aingid 'schützt'
mit demselben Suffix wie in bäi-gul 'Gefahr' S. 56 (entsprechend
tindnacul 'Zuerteilung', adnacul 'Begräbnis'). § + x: air. trö-
caire nir. tröcaire 'Mitleid' (trog 'unglücklich', carim 'ich Hebe');
inna ru-bricu gl. praecipuos (Akk. Plur. von -brigach 'mächtig')
Ml. 37b 11, vgl. 16, 19. X -f x: ir. clocan nir. cloigeann 'Schä-
del' (doch 'Stein', cenn 'Kopf'), vgl. c. clopen br. klopenn
(und c. pen-glog). Mir. ciccar 'gefräßig, hungrig' nir. ciocardha
wäre hierher zu stellen, wenn es aus *cich-char "fleischUebend"
entstanden wäre; aber eich (§ 34 Schluß) bedeutet im Ir. nicht
'Fleisch'; vielleicht ist das Wort daher aus dem C. entlehnt. Etymo-
logische oder falsche umgekehrte Schreibungen sind namentlich in
Ml. häufig (Asp. i Irsk S. 147). Der durch die Entspirantisierung
entstandene Laut war eine reine Tenuis, woraus später g; nir. trö-
caire ist von dem etymologischen Bewußtsein beeinflußt, nir. ana-
cal wie nir. minie S. 159 zu beurteilen. — {k, reine Tenuis >)
g + x: ir. cöica nir. caoga '50', § 224. x + k: secachiiguidi
'über jedes Gebet hinaus' Wb. 25a 28 (statt sech cach nguidi).
2) p -{- ä: air. tüati gl. qui foris sunt nir. tuata 'rustic'
(tuath 'Volk', Suffix -de); air. date 'agreeable' (dath 'Farbe',
vgl. nir. dathamhuil 'seemly, handsom, fine'); air. tecnate gl.
domesticus, s. unter 1). ä ■\- p: air. fleteg 'a banqueting-house'
(fled 'Fest', tech 'Haus'); föitir 'wird geschickt' (föid- 'senden');
Inf. föit U.S.W. §224. p +/•* in tairmchrutto 'der Verklärung
Christi' (Nom. *-thad, zu cruth 'Gestalt'); itige (etymologische
Schreibung ithtige) gl. horrea Ml. 98a 4, 5 (ith 'Getreide', tech
'Haus'). Die unbeeinflußte nir. Entwickelung hegt wohl in Fällen
wie dänadas 'Kühnheit', dorchadas 'Dunkelheit' u. s. w. vor:
Kontamination der air. Suffixe -tu (mii. dorchatu 'Dunkelheit')
und -as; -tu beruht auf d -\- pu, s. §386; nir. tuata erklärt sich
aus den beim Suffix -de vorkommenden analogischen Vorgängen.
— t +p: air. nerta. Gen. von nertad 'Aufmunterung' Wb.31b 11.
d 4- ß: näd crette 'daß nicht geglaubt wui'de' Wb. 15a 31.
§ 288, 3. 289J Entspirantisierung im ir. Inlaut und Auslaut. 419
d -{- (t >) d: docotar 'sie sind gegangen', s. Yerbalverz. tiag-.
Vgl. ir. net 'Nest' S. 88.
3) 5 + Ö; air. nepuid 'Nicht-Sein' Ml. 122a 11 (neb + buith).
Unter dem Einfluß des etymologischen Bewußtseins stellen Formen
wie air. atrefea 'wird wohnen' u. s. w. — b + b, jj: ropia, ro-
bia-si 'wird euch sein' Wb. 16a 13; 21c 17; nepproinde 'des
Nicht-Essens' Wb. 19 a 10 (oder liegt hier t) -\- f — mit Lenition
des p — vor?).
Anm. Nicht-ho m Organe Eeibelaute bleiben unassimiliert nebeneinander
stehen: air. pridchim 'predige'; dia-tuidched 'wozu ich gekommen bin'
Wb. 10a 28 (ungenau ro-pricad 'das gepredigt worden ist' Wb. 7b 12,
fris-tuichetar 'sie haben widerstanden' ML 21c 2). Man hat früher
eine Keihe von Wortanalysen angenommen, wonach das auslautende p eines
Präverbs mit einer folgenden Spirans zu einem Verschlußlaut assimiliert
worden wäre; sie sind jedoch sämtlich entweder falsch oder zweifelhaft:
man hat das Präverb aith- da gesucht, wo mit Sicherheit oder Wahr-
scheinlichkeit ein anderes Präverb anzusetzen ist. Air. epert 'sagen' neben
at-beir 'er sagt es', as-biur 'ich sage' enthält * eks-, vgl. lat. efferö;
con eicdid 'so daß Ihr erzählt habt' neben ad-cuaid undin-cuaid 'hat
erzählt' enthält *en-. Air. ecne 'weis, Weisheit' nir. eagna ist von aith-
gne, aidgne 'erkennen' (ad-gen sa 'ich erkenne' mc. atwaen) verschieden
und enthält *eks- (ein drittes Kompos. ist engne 'Verstand' 'ingenium').
Ohne Wert für die Etymologie sind die volksetymologischen Formen etbert
Ml. 83a 5 und «tgnithi gl. intellecta Wb. Ib 14. Eine Vermischung von
*eA;s- und *en- {*ek{s) -\- k- y ek-, * en -\- k- y eg ; durch Kontamination eg-)
nehme ich an bei air. teccomnocuir 'hat sich ereignet', Inf. tecmang
nir, teagmhäil, das schließlich doch wohl mit air. doecomnacht 'ist
zuerteilt worden',. Inf. tindnacul verwandt ist (auf die mir. Schreibung
do-r-ecaim 'ereignete sich' LL 54b 36 ist allerdings kein großes Gewicht
zu legen) und bei mir. tecosc 'Belehrung' nir. teagasg, das doch wohl
zu air. inchosc 'Bezeichnung', ecoscc 'Aussehen' nsch. aogasg, aogas,
eugas, air. tinchosc 'Belehrung' gehört. — Ob J5 je an ein folgendes
g, k lautgesetzlich assimiliert wird, ist ebenso zweifelhaft; air. frecre
'Antwort' nir. freagra (s. Verbalverz. frith-gair-) und air. freccor
cell, fr e cur ceill 'Verehrung' (s. Verbalverz. cuir-) können im Präverb
von der etymologisch identischen Präposition f ri (§ 179, 1} beeinflußt sein.
Lautgesetzlich: frith-gnom 'Übung' Sg. 106b 12, frith-gnam gl. operam
Thes. II 2, 29.
§ 289. (Entspirantisierung unter dem Einfluß einer heteror-
ganen Spirans im ii*. Inlaut und Auslaut.) 1) s -^ ^, x ist im
Air. (Wb.) noch erhalten, wird aber später zu sk: air. toschid
'Unterhalt' (to- saig-) mir. taiscid nir. taisgidh 'keeping' (air.
tasgid Wb. 29a 13, etymologische Schreibung?); air. ros-chaill
gl. rosetum; todiuschud 'erwecken' (to-di-od-sech-; auch to-
27*
420 Entspirantisiemng im ir. Inlaut und Auslaut. [§ 289
diusgud) mir. todiuscud; nir. cois-ceim ^Schritt', sx > sk
schon in ML, wie aus der umgekehrten Schreibung suuischelai-
chthi ^die Evangelisten' 45 a 3 hervorgeht. — 2) ^ + s: über
air. tuicse ^auserwählt' zu do-röigu 'hat gewählt' s. Verbalverz.
X -|- s: fo-ro-chsalsat gl. subduxisse Ml. 18d 11, Inf. fochsul
Ml. 93d 5; air. mir. ochsal 'Achselgrube' nir. asgall S. 218.
Die Entwickelung war entweder xs ^ ks y sk (nir. sg) oder
(eher) xs y sx '^ sk (sg). — ^) s + d, ß ist schon vor dem
Anfang unserer Überlieferung zu st geworden: ni asstai gl. nee
moratur Ml. 114a 19, mani astat Venu sie nicht festhalten' Wb.
29a 16 (zu ad-sudi siu gl. moraris Ml. 114c 6; Inf. asdud Wb.
29a 15, etymologische Schreibung?); air. bes-te 'moralisch' (bes
'Sitte', Suffix -de); air. cesto, Gen. von cesad 'das Leiden' (idg.
Suffix -tu-). Bei etir na loisthiu gl. inter adustiones Ml. 39a 7
handelt es sich um eine ursprünghche Gruppe -sk^-; Entspiranti-
siemng in mir. cich-loiste 'Amazone' (''mit verbrannten Brüsten")
LL 69a 7 = cich-loscthe LL 130b 50. — 4) ä, ß + s ist vor
dem Anfang unserer Überlieferung zu ts geworden (woraus später
st, nir. sd): air. ro-n-moitsem 'wir haben uns gerühmt' Wb.
17a 13 (Inf. möidem, vgl. S. 184); air. baitsim 'ich taufe' nir.
baisdim (air. baithis 'Taufe'); air. fäitsine 'Prophezeiung' Wb.
(zu fäith 'Prophet'; in Ml. bisweilen mit etymologischer Schreibung
faithsine). Häufig vor einem prokli tischen Wort: in chrut sin,
in chrut sa 'in dieser, in jener Weise' Sg.; mir. i-trasta 'jetzt'
(statt in träth sa); air. a buit sem 'sein Sein' Sg. 216b 2; ar-
neut sa 'ich erwarte' Wb. 14a 18; do-adbat som 'er zeigt' (vgl.
Pass. do-adbadar). Das vor einem Augens entstandene t einer
Reihe von Präsensformen ist oft verschleppt worden: do-adbit
'du zeigst' Sg. 159a 2; do-diut gl. sisto Sg. 152b 1 (Inf. tui-
did-en); höre do-n-infet 'weil er inspiriert' Wb. 4b 3 (Inf.
tinfed); do-fuarat 'bleibt übrig' Sg. 12a 3 (vgl. mir. diurad
'Rest', s. Verbalverz. reth-); über das Timbre des auslautenden
Konsonanten in den Formen der 3. Sing. vgl. § 242 Anm. 1. In
den seltenen Fällen, wo die Lautgruppe ts in den Auslaut rückte,
wurde sie zu s reduziert: air. ro-fitis 'Ihr wisset' aus ro-fitid-si
S. 254. Noch im Nir. hat man in der 3. Sing, des Ipf. und Kon-
ditionalis vor einem mit s anlautenden Pronomen eine Form mit
entspirantisierter Endung: Arran hagdx (theagadh) 'er pfiegte zu
kommen', aber hagad se 'er pflegte zu kommen' (Asp. i Irsk S. 161).
— ^) s -\- b, f ist in Wb. erhalten, daneben zeigt sich aber schon
§ 289. 290, 1] Entspirantisierung im ir., im brit. In- u. Auslaut. 421
sp; sonderbarerweise geht noch im Nir. die spirantische und die
entspirantisierte Form nebeneinander. Air. esbe-tu gl. nequitiae
Wb. 9b 15 (-b- = fj), aber espe 'unnütz' 19d 17, espach ds. Ml.
35c 25, 26, nir. easbaidh 'Mangel', easbadhach 'mangelhaft',
aber auch easbha, easmhach (nsch. easbhuidh 'Mangel'; Arran
ashdy aber Donegal aswl; vgl. Henebry S. 46 und S. 9). Air.
as-fenimm gl. testificor Wb. 22a 20, aber fu aispenud gl. sub
denuntiatione Ml. 54d 2 (und läse ad-ru-spen gl. iurando Ml.
78a 5, als ob die Wurzel mit sp anlautete); mir. tais-fenim und
taispenim 'zeige' (Inf. taisfenad, taisbenad, taispenad) nir.
taisbeänaim (Arran sbänim, aber Donegal t'isis'f, Fut. t'esand
nid 'ich werde zeigen'; Henebry S. 51 gibt Formen mit anlauten-
dem sp- und S-). Die Erhaltung der Spirans beruht wohl auf dem
etymologischen Bewußtsein. — 6) -b- + -s- scheint geblieben zu
sein: air. taidbsiu 'zeigen' (Inf. von do-adbadar 'wird gezeigt')
nir. taidhbhse 'Gespenst' Arran tejvsd Donegal tavsd; es handelt
sich jedoch hier um ein idg. w. Daß ein auslautendes h vor dem
s eines Augens entspirantisiert worden ist, folgt aus Arran sih'-sd
und sih' 'Ihr' (sibh-se, sibh), döh' 'zu ihnen' (döibh) u. s. w.
Asp. i Irsk S. 162.
1) X -\- d;, p. Air. onach-digtith 'so daß Ihr (es) nicht
gegangen seid' Wb. 9b 19, mir. ni dichtim 'ich kann nicht gehen'
LU 63a 10: air. docoid 'ist gegangen' (di-con- + *wadh-, vgl.
lat. uädö 'gehe' ahd. watan 'waten'); air. inna fochtaide gl.
tribulatorum : Ableitung von fochid 'Leid'; air. cechtar 'jeder von
beiden', nechtar 'alteruter' (nach dem x ist ein Vokal geschwun-
den). Jedoch ist / sehr häufig an alogisch restituiert: air. crochthe
'gekreuzigt' (aber nir. crochta). Air. ad-machdur sa gl. miror,
machdad, machthad, magthad 'Wunder' (verschrieben mac-
dath gl. magnum [Wb.] 17c 9) muß noch kurz vor dem Anfang
der literarischen Zeit etymologisch durchsichtig gewesen sein; das
Subst. ist Inf. des Verbums, dem ein mit gr. f-ieyed^og 'Größe' ir.
to-for-mag- 'vermehren' verwandtes Wort zu Grunde liegt; mir.
machtad (umgebildet nir. machtnadh). — 8) x -\- h: air. seccu
§ 277. h + h (aus p oder /") § 278.
§ 290. (Entspirantisierung und Provektion im Inlaut und
Auslaut im Brit.) 1) Die Gruppe -It- ist zunächst im Brit. zu Ip
geworden (§ 284, 1), das im C. teilweise zu Ihy l weitei'schritt, in
den übrigen Fällen aber in It rückverwandelt wm-de, s. S. 137.
Über tdx, np, mf > 'i^k, nt, mp s. S. 149. Sonst sind Belege für
422 Entspirantisierung im brit. Inlaut und Auslaut. [§ 290, 1 — 3
die Behandlung der Spiranten nach homorganen Sonorlauten im
Brit. selten; es handelt sich meist um Komposita oder Ableitungen,
bei denen die lautgesetzliche Entwickelung vom etymologischen
Bewußtsein gestört werden konnte: c. tan-dde ^nflammation',
haiarn-dde 'impregnated with iron', graian-dde 'gravelly'; c.
cyn-ddar ^wütend', cyn-ddaredd 'Wut' 'Hundswut' (: ci, Plur.
cwn 'Hund'); die lautgesetzliche Entwickelung liegt vor in abr.
cunnaret gl. rabies nbr. kounnar ds. {nd y nd y nn). Vgl.
mc. yn-daw nc. ynddo 'in ihm' corn. ynno mbr. ennaff. Zahl-
reichere Belege für die Entspirantisierung im Sandhi.
2) Belege für das Zusammentreffen von homorganen Spiranten
oder von homorganen Spiranten und Verschlußlauten sind im Brit.
im Wortinnern naturgemäß selten, a) Dentale (über c. nyth 'Nest'
§ 284, 5; über c. addef 'gestehen' s. § 322). Corn. worto 'gegen
ihn' mbr. out äff: corn. worth mbr. ouz mit der Endung des ac.
rac-dam mc. racdaw 'vor ihm' nc. rhagddo corn. ragtho mbr.
raczaff; das Mc. hat (nicht lautgesetzlich) wrthaw; vgl. nc. gwrth-
ddrychiad 'Erbe' u.s. w. Mc. attaw 'zu ihm' (att), gantaw 'mit
ihm' (ac. cant S. 138; analogisch ganthaw nc. ganddo) corn.
ganso (§ 344) mbr. gantaff. C. adyn 'Bösewicht' "^ad-dyn vgl.
z. B. ad-waed 'inferior blood' {ad- aus idg. *ati-); mit dem laut-
gesetzlichen Umlaut c. edrych 'Aussehen' *ati-drk'o- (was in an-
deren Fällen in dem c. „Präfix" e- steckt, braucht in diesem Zu-
sammenhang nicht untersucht zu werden). Restituiert c. cyd-ddwyn
'ertragen' u. s. w. b) Hinterlinguale: acorn. guic-gur gl. merca-
tor, negotiator mcorn. Plur. guycoryon, guykcoryon c. gwicor
(mit analogisch umgestalteter Endung) 'Hausierer' (c. gwig u. s. w.
§ 130 S. 210, c. gwr 'Mann'), s. Loth, Les mots latins gwig; ist
k aus g + ff anzunehmen? c) Leniertes m + f in c. cyffred
§ 325. — (1) Spirans + Verschlußlaut: c. diwedydd 'Ende des
Tages' (diwedd, dydd). Nbr. sei-tek 'siebzehn' mbr. seiz-dec.
Mcorn. byteweth 'ever' (byth 'je', deweth 'Ende'). Mbr. vetez
'jamais' (c. corn. byth + br. deiz 'Tag'), s. Ernault, Glossaire
S. 62. Restituiert: br. kres-teiz 'Mittag' § 180; baz-dillad V.
bah-tillat 'Waschbläuel'. Auffälhg: mc. pathawr 'what does it
matter to thee' (statt pa-th-dawr; / statt p 4- d), Strachan, Intro-
duction S. 48.
3) s + d: mc. tros-taw 'über ihn' corn. dres-to. x + d:
acorn. mah-theid gl. uirgo mcorn. maghteth, maghtyth ds.
(ncorn. maithes 'Dienstmädchen'?) br. matez 'Dienstmädchen' ir.
§290,4.5.291] Provektion im brit. Wortinnern. 423
in gen macc- dacht ^junges erwachsenes Mädchen' 8. 127 ("ein
Mädchen, das Kinder gebären kann"; -dacht zu gr. ör/ouai
^nehme an', vgl. zur Bedeutungsentwickelung d. empfangen).
4) Provektion von Spiranten: ä + v y f: mbr. gouffen, 1. Sing.
Kondit. von gouzout 'wissen' (ohne Assimilation Imperativ 2. Plur.
gouzvezet; vgl. das Verbalverzeichnis); c. uffarn br. ufern
'Knöchel' S. 32. Jedoch nicht im Auslaut: c. oddf 'Knoten', deddf
'Sitte' (mc. dedyf) § 231, 3. v + ff > f: mc. kaffel 'nehmen'
(Prät. cafas 'er nahm'; Infinitivendung wie in ir. imscrip-gail
'raufen'; mit anderer Endung Inf. kafael; das f wird jedoch ver-
schleppt: kaffael; Präs. 1. Sing, caffaf u. s. w., zugleich unter
dem Einfluß des Konjunktivs caffwyf mit f aus v + h). Andere
Fälle: mc. pym-thec nc. pym-theg 'fünfzehn'.
5) Provektion von Verschlußlauten: c. cyt-tir 'land held in
common' (vgl. z. B. cyd-fod 'coexistence'); c. llet-ty 'Logis'. Viel-
leicht liegt neben dem t in früher un analysierbar gewordenen For-
men ein c?; mc. Edeyrn MN "^ ati-tegernjo-s (teyrn 'König'). Über
Gruppen von nicht homorganen Verschlußlauten im C. lehrt Jones,
Welsh Orthography S. 20, daß der letzte Laut der Gruppe weder
ganz stimmlos, noch so stimmhaft wie die gewöhnlichen stimmhaften
Verschlußlaute ist; ein Dental stehe den Tenues, ein Labial oder
Hinterzungenlaut den Mediae näher; er schreibt atgas 'odious',
hepgor 'to put aside', atbawr 'Wiederkauen', crocbren 'Galgen'
(Spurrell adgas, hebgor, adbawr, crogbren). Vgl. mc. aeth-
pwyt, Prät. Pass. von mynet 'gehen' u. s. w. Der erste Ver-
schlußlaut ist geschwunden in c. clopen 'pate, noddle', br. klo-
penn 'Schädel' § 288, 1.
Entspirantisierung und Provektion des Anlauts im Sandhi.
§ 291. Im Ir. wird anlautendes d-, t- im Sandhi nach einem
auslautenden l, n nicht leniert. Air. amal tuthle gl. ut Cancer
Wb. 30b 13; cen torbatid 'ohne Nutzen' Wb. 12d 33. Nü\
colann daonna 'der menschliche Körper' O'Don. S. 351; nsch.
nighean donn 'a brown maid' Stewart S. 145 f. Ebenso wenig
findet sich Lenition eines d- oder t- nach dem Artikel: i-sin
tegdais 'im Hause' Wb. 33 a 5 (daran kann aber das geschwun-
dene d des Artikels Schuld sein).
Anm. R, L, iV werden im Nir. nach einem auslautenden «-Laut nicht
leniert: Arran en ly 'ein Kalb' aon laogh. Dies folgt aus den in § 90,
92, 95 mitgeteilten Kegeln.
424 Entspirantisierung im Anlaut im Ir., C, Corn. [§291 — 293,2
Ferner unterbleibt die Lenition nach einem homorganen Ver-
schlußlaut oder Reibelaut (nach den Regeln in § 288): caich
ceniüil (Gen.) ^jeder Nation' Wb. 5c 3 (vgl. Zimmer, GGA 1896
S. 388f.); bad treüin ^seid tapfer' Wb. 27a 6 (vgl. KZ XXXV
319, 323); hituil-siu ^in deinem Willen' ML 59a 21 (statt hit
tuil siu).
Die Lenition eines d, t unterbleibt nach s: anastech 'was
das beste (dech) ist' Ml. 37 d 3; an as toisc 'was Wunsch ist'
Wb. 12b 6 (KZ XXXV 317). Die übrigen Verschlußlaute sind
dagegen nach einem s lenierbar (as chöir 'was passend ist' [Wb.]
33 c 15).
§ 292. Das C, das im Inlaut in den meisten etymologisch
durchsichtigen Fällen, die Entspirantisierung aufgehoben hat, hat
sie auch im Anlaut im Sandhi beseitigt; so zunächst nach l und
n: nc. Hywel dda 'H. der Gute'; yn dda 'gut' (Adv.); tarian
ddur 'ein Schild von Stahl'. Über y ddau ddyn s, S. 443 f.
Anm. Dagegen bleiben rb und 11 nacb gewissen auf n und r aus-
lautenden Wörtern unleniert: c. ynrbeolaidd 'regelmäßig', jn llawn
'vollständig' (Adv.), mc. yn llei 'kleiner' (Prädikatsnomen), un rbaw, un
llwy 'ein Spaten, ein Löffel'. So nacb mor 'ebenso' und pur 'sebr', und
nacb dem Artikel y (älter yr) im Fem.: y rbodd 'die Gabe', y llong 'das
Scbiff'.
Ferner: mc. a-th diff ero 'der dich verteidigen mag' (d- = ä;
Beleg bei Silvan Evans 1527; auch mit jüngerer Verschmelzung
der beiden Spiranten athiffero, Strachan, Introduction S. 9); nc.
yr Arglwydd Dduw 'der Herr Gott'; nodwydd ddur 'Nadel
von Stahl'; y fath ddyn 'ein solcher Mensch'; hyd ddydd barn
'bis zum jüngsten Tage'; pais ddur 'stählerner Rock, Panzer'.
§ 293. (Corn.) 1) Entspirantisierung von d nach n und l:
vn venyn da 'eine gute Frau'; pan deth 'als er kam'; del dys-
kas 'wie er lehrte'; fatel dons 'wie sie kommen sollen'; yn tre
myll darn 'in tausend Stücke' ZE 191. Jedoch kettel thueth
'als er kam' K D. 1329.
2) Verschlußlaut aus Reibelaut + Reibelaut, ä wird t nach
der ursprünglich auf ä auslautenden Verbalpartikel y (und ma-y):
y tons 'sie kommen', may teth oder ma-teth 'so daß kam'.
Auch maga 'so, ebenso' (zu c. meg-ys 'wie'?) wird ein ^ verloren
haben; daher maga ta 'ebenso gut', maga tek 'ebenso schön',
maga town 'so tief. ]^ -\- ä: reth tenyrghys 'hat dich gegrüßt'
M. C. 115 (aber ath dynyrghys 'der dich gegrüßt hat' P. C. 565).
§293,3.4.294,1] Provektion im Anlaut im Com. 425
t aus d nach einem homorganen Verschlußlaut liegt vor in yn
ta 'bene', ken teffo 'wenn er auch kommt' (yn ist der Instrumen-
tahs des Artikels und hat also urspr. -nd; vgl. übrigens die mbr.
Schreibung ent; kyn, ken ist wohl = c. can 'weil, obgleich' aus
ac. cant 'mit', S. 138). Vgl. unter 3).
3) Provektion eines Reibelautes (das lenierte g, das im Mcora.
als Null auftritt, war zur Zeit der Provektion noch ein ^): y
hyller 'man kann' (gall- 'können'); y whelas 'er sah' (gueles
'sehen'); y fyth 'wird sein' (6-); y fyn (m-) 'will'; — may halle
'that he might'; may whane 'daß er durchbohrte'; may fynnas
'daß er wollte'; maga whyn 'ebenso weiß'; — reth fo 'sei dir',
ty a fyth 'tibi erit'. Die Provektion tritt auch nach dem Adverbial-
zeichen yn und kyn 'obgleich' ein: yn harow 'grausam', yn whar
'mild', yn fräs 'greatly' (b-), yn fas 'gut' (m-); kyn fy 'quamuis
sis'. Das nach kyn vor Vokal erscheinende d (kyn do 'obgleich
er war' M. C. 163, ken thew pell 'obgleich es fern ist' C. W.
1942) kann auf einer Analogiebildung nach y, may beruhen und
braucht nicht als ein Beweis dafür betrachtet zu w^erden, daß nach
dieser Konjunktion immer eine Partikel yth geschwunden wäre.
4) Provektion eines Verschlußlautes. Nach der (im Corn. nicht
lenierenden) Partikel ow (br. o c. wrth) wird g, d, h zu k, t, p:
ow crowethe 'liegend', ow tybbry 'essend', ow pewe 'lebend'.
Vgl. tovth ta, totta 'gute Eile, sofort' O. M. 1001, 1036. Ein
geschwundenes t hat die Provektion bewirkt in dek can quyth
'zehn hundert mal' (cans 'hundert'); mar calle, mar a calle
'wenn er könnte', mar qureugh 'wenn Ihr tut', mara qureth
'wenn du tust', mar teffa 'wenn er käme', mar pyth sawys 'ob
er gerettet werden soll' (vgl. dazu die vor Vokalen stehende Form :
mar s-ew, mara s-ew 'wenn ist'); a calla 'wenn er könnte', a
pe 'wenn es wäre' (vgl. c. o-d 'wenn' neben o, o-s). Seltener ist
die Provektion von einem erhaltenen (meist wohl homorganen) Kon-
sonanten bewirkt: map pron 'son of the breast'; pub ted oll
'jeden Tag'. Mir unklar ist na-n quelse 'daß er ihn nicht ge-
sehen hatte' M. C. 85. Auch die durch Lenition aus k^ t, p ent-
standenen Mediae g^ d, b unterHegen der Provektion (z. ß. nach
dem infigierten Pronomen -th- 'dich': me ath pys 'ich bitte dich';
vgl. auch hep ken yly 'ohne ein anderes Heilmittel' u. s. w.).
§ 294. (Br.) 1) Entspirantisierung eines d nach n: ann
douar 'die Erde', milin dour 'Wassermühle'. Der Einfluß eines
homorganen Nasals hat die Wirkungen der Eklipse und der brit.
426 Entspirantisierung u. Provektion i. Anlaut i. Br. [§ 294, 2 — 4
Spirantisierung in einigen in § 271 und § 285, 9 beschriebenen
Fällen aufgehoben. Dagegen eil-zimezi *zum zweiten Mal heiraten'
u. s. w.
2) Verschlußlaut aus Reibelaut + Reibelaut. Die Verbal-
partikel e (mbr. ez), die Konjunktion ma 'daß' (mbr. niaz aus
ma 4- ez) und die zur Bildung des Part. Präs. dienende Präposi-
tion 0 (mbr. oz c. wrth), die ein g-, gw-, b-, m- lenieren, ändern
ein anlautendes d (woraus zunächst durch Lenition ä entstanden
sein muß) in t: e tigouezaz 'es geschah'; gant ma teuot -pourvu
que vous veniez'; o tont 'kommend'.
Nach einem femininischen Substantiv auf -d, -t, -z, -s wird
ein mit d anlautendes Adjektiv nicht leniert (Ernault, Gramm. S. 9).
Es handelt sich dabei zum Teil um ein restituiertes z^ s aus einem
alten ä^ ß das mit dem folgenden d zu t hätte verschmelzen sollen
(vgl. kres-teiz 'Mittag' § 290, 2d). So auch in Treguier bennes
Toue d' ac'h 'benediction de Dieu ä vous' (Ernault S. 10).
3) Provektion eines Reibelautes liegt vor in einigen mbr. For-
men des Verbums bezaff 'sein' mit der vorhergehenden Partikel
ez: effezo 'wird sein', effoe 'war'; und derartige Formen sind
noch in V. und Cornouaille übHch, s. Loth, Rc. IX 354 ff.
4) Provektion eines Verschlußlautes. Ob Treguier paour kes
Toue 'pauvre eher de Dieu' (Ernault, Gramm. S. 10) hierher oder
zu 2) gehört, bleibe dahingestellt. Vgl. V. kasset choüj t'eign
'faites moi souvenir', Bayon S. 5. g, d, b wird k, t, 2^ nach ho
'euer, euch' (vor Vokalen hoc'h; mbr. hoz) und nach dem infigier-
ten -z 'dich, dein' : me ho kalv 'ich rufe euch'; me ho kwel 'ich
sehe euch', me ho talc'h 'ich halte euch', me ho pev 'ich ernähre
euch'; ho kenou 'euer Mund', ho kwiriou 'eure Rechte', ho
tourn 'eure Hand', ho preur 'euer Bruder'; me az kalv (kwel,
talc'h, pev) 'ich rufe (sehe, halte, ernähre) dich' (Legonidec, Dict.
br.-fr. S. 10 — 11), Treguier bez eun den des kir 'sois un homme
de parole' "zu deinem Worte". Über die Provektion nach hi 'ihr'
(Gen. Sing. Fem.) in Faouet s. § 276. Vgl. noch er hopian =
er c'hoeff bihan (Loth, Chrestomathie S. 4362). Seltener ist die
Provektion von einem erhaltenen (meist homorganen) Verschlußlaut
bewirkt: dek kad 'zehn Hasen', dek kwennek 'zehn Sous", pemp
pioc'h 'fünf Kühe' (Legonidec S. 12; Ernault S. 11 erkennt nur
dek kwennek an); lavaret din 'dites-moi' wird lavaretin ge-
sprochen (Loth, Chrestomathie S. 436^). Auch pemp kad 'fünf
Hasen', pemp kwele 'fünf Betten' kommt vor (Legonidec S. 12).
§ 295] Die Lenition. Allgemeines. 427
Nach Bayon S. 5 wird ein anlautender stimmhafter Verschlußlaut
stimmlos nach einem auslautenden stimmlosen Verschlußlaut.
Auch die durch Lenition aus k, t, p entstandenen Mediae y,
d, h unterliegen der Provektion. Deshalb bleibt k^ t, p nach e,
ma, 0. Nach Ernault S. 9 — 10 werden k, t, p nach Geräusch-
lauten nicht leniert: eur votes koad 'une chaussure de bois' (aber
Legonidec S. 13 gibt eur vaz deo 'un gros baton').
XIII. Die Lenition. 1
§ 295. In der Stellung zwischen zwei Vokalen und in einigen
anderen Stellungen im Inlaut und im Satzzusammenhang haben
im Keltischen fast alle unsilbischen Laute, wenn sie nicht gedehnt
sind, eine andere Aussprache als sonst (sie werden leniert). Die
Aussprache der verschiedenen lenierten Laute lassen sich nament-
lich vom irischen Standpunkt leicht unter eine Formel bringen:
es handelt sich überall um eine offenere Mundstellung, um einen
lockereren Verschluß. Vom brit. Standpunkt paßt diese Formel
allerdings nicht ganz; es ist aber in einigen Fällen sicher, in anderen
Fällen nicht unwahrscheinlich, daß die Abweichungen sekundär
sind.
Für den Anlaut gilt (von den in § 291 — 294 angegebenen Aus-
nahmen abgesehen) eine einheitliche Regel für die Lenition sämt-
licher unsilbischer Laute: sie werden leniert in der Stellung vor
einem silbischen oder unsilbischen Vokal, vor dem idg. p (§ 49, 1)
oder vor einem Sonorlaut (über sm- vgl. S. 86), w^enn das vorher-
gehende Wort ursprünglich vokalisch auslautete und mit dem fol-
genden Wort eine enge grammatische Verbindung bildete. Im
Wortinnern ist das Schicksal der verschiedenen unsilbischen Laute
viel bunter.
Anm. Die Bezeichnung der Lenition ist in den älteren literarischen
Perioden sehr imvollkommen, teils deshalb, weil verschiedene Laute mit
dem gleichen Zeichen bezeichnet werden {g und ^ u. s. w.), teils deshalb,
weil man bestrebt ist, die Normalgestalt des Anlautes in allen Verbindungen
festzuhalten. Aus der Nicht-Bezeichnung darf man aber keineswegs auf
das Nicht-Vorhandensein der Lenition schließen. Die Anlautslenition war
von Bedingungen abhängig, die schon vor dem Anfang der literarischen
Überlieferung längst verschollen waren, kann also nicht in später Zeit ent-
standen sein; außerdem läßt ihr Vorhandensein sich für die alte Zeit auch
vielfach direkt beweisen. Im Air. wird die Anlautslenition ursprünglich
1. Vgl. Verf., Asp. i Irsk.
428 Die Lenition von idg. w, j, s. [§ 296 — 298
nur bei den Tenues regelmäßig bezeichnet (cb = x, tb = p); später (bes.
in Sg.) kommt die Lenition von / und s durch die Verwendung des punc-
tum delens zum Ausdruck (f, s), und die Lenition des r, /, n, s, f (zum
Teil auch b und m) wird u. a. dadurch bewiesen, daß der Artikel vor den
nicht lenierten Lauten als in, vor den lenierten Lauten als ind erscheint
(Asp. i Irsk S. 75ff.): in sen-duine 'der alte Mensch', in fer 'der Mann',
in recht 'das Gesetz', in lie 'der Stein' : Gen. ind sen-duini, ind
fir, ind recto, ind liacc.
Die Doppelaussprache der einzelnen Laute und ihre Bedingungen.
§ 296. Die Zeugnisse für eine altererbte doppelte Aussprache
des idg. w im Wortinneni sind spärlich. Beachtenswert ist der
frühe Schwund des w nach einem anlautenden Verschlußlaut (ir.
dorus 'Türe' ac. nc. br. dor) neben der besseren Erhaltung nach
einem s (S. 74); vgl. das verschiedene Schicksal der Sonorlaute
nach Verschlußlauten und nach s. Auch die Eegeln für den
Schwund oder die Erhaltung des w im Ir. (§ 42 — 43) bieten eine
gewisse Ähnlichkeit mit den Lenitionsregeln (ir. oac 'jung' : tarb
'Stier' = fiche 'zwanzig' : marc 'Pferd'). Dagegen hat der Ein-
tritt oder das Ausbleiben der auf einem Vorgreifen der Zungen-
artikulation beruhenden Spaltung des w zu abr. gu d. h. ^w (s.
S. 13 f.) mit der Lenition nichts zu tun.
Falls die brit. Anlautsalternation giv- : w- (§ 41 S. 59), deren
älteste Gestalt giv : ^w gewesen ist (vgl. § 293, 3), nicht etwa
nach der sonstigen Alternation g : ^ analogisch ausgebildet ist, so
ist daraus mit Sicherheit auf eine alte Doppelaussprache zu schließen ;
im unbeeinflußten Anlaut wäre w mit übernormaler Verengung des
Mundkanals gesprochen worden. Der über-enge Laut wäre im Ir.
erhalten geblieben (später f-), während der normale ^^•-Laut schwand.
§ 297. Eine alte Doppelaussprache des idg./ im Wortinneni
läßt sich nicht beweisen. Allerdings ist ./ im Ir. zwischen Vokalen
geschwunden, nach Konsonanten dagegen zu ij > i geworden und
also gewissermaßen erhalten geblieben (§ 45 — 46). Und im Brit.
hat i nach r und i eine engere Mundstellung gehabt, die zur Aus-
sprache d führte. Die Verteilung der offeneren und der geschlosse-
neren Aussprache stimmt aber mit den Lenitionsregeln nicht.
Es ist wahrscheinlich, daß das Ir. beim anlautenden idg. ;'
eine Alternation (h: Null, mit f: Null parallel) gekannt hat, vgl.
§ 280 Schluß. Das Brit. zeigt keine Anlautsalternation.
g 298. Das intervokalische s tritt uns noch im Abrit. als s
entgegen: TgLoavicov Fluß-N. bei Ptolemäus = Treanta bei Beda,
§ 298 — 300] Lenition von idg. s,p. Lenition der Verschlußlaute. 429
engl. Trent. Dies s kann aber schon von dem s des unbeein-
flußten Anlauts verschieden gewesen sein (es kann ein locker arti-
kuliertes s gewesen sein) ; später entsteht daraus h, s. § 48, 3. Die
Gruppen sr, sl, sn, sm, rs, Is sind in sehr alter Zeit assimiliert
worden und bleiben bei der Untersuchung der Lenitionsregeln am
besten außer Betracht (sr > rr in air. dirruidigthe 'abgeleitet'
S. 82; r + nicht leniertem s vielleicht in air. forrae 'auf sie'
[Sing. Fem.], forru 'auf sie' [Plur.]; jedoch hat das lenierte s bei
den konjugierten Präpositionen um sich gegriffen). Nicht leniertes
s liegt vor Verschlußlauten sowie nach Nasalen oder t vor. Ir.
oss 'Hirsch' : c. ych 'Ochs' u. s. w. könnte eventuell mit ir. ocht
'acht' : c. wyth u. s. w. zu vergleichen sein.
Im Brit. gibt es bei idg. s keine Anlautsalternation; in der
Regel erscheint h (oder was auf einem h beruht), in seltenen Fällen
s. Offenbar hat die lautgesetzliche Entwickelung ebenso wie im
Ir. zu einer Alternation s : h geführt, die aber analogisch aufge-
hoben worden ist, s. § 48, 1, § 136, 1.
§ 299. Die verschiedenen Schicksale des idg. p im Wort-
innern geben uns keinen Anlaß, mit einer offeneren und einer ge-
schlosseneren Aussprache zu rechnen. Es wird im Ir. eine Anlauts-
alternation h : Null gegeben haben (§ 280) ; sie kann aber auf Analogie-
bildung nach der Alternation h: Null aus idg. j (§ 297) beruhen.
§ 300. Die idg. Mediae und Mediae aspiratae sind in inter-
vokalischer Stellung im Ir. und im Brit. zunächst zu §^ d, b ge-
worden, vgl. § 58, 1, § 66, § 70. Dagegen gehen die beiden
Sprachzweige mit Bezug auf die Behandlung der Tenues ausein-
ander, vgl. §74, 79, 84. Im Ir. werden die Tenues zu x^ p leniert;
im nbrit. Anlaut werden sie zu g, b, d leniert. Die sich auf das
Wortinnere beziehenden sprachlichen und orthographischen Tat-
sachen (§ 75, 2, § 80 Anm. 2; ac. abr. c, t, p; mc. (und acorn.)
inlautend -g-, -d-, -b-, auslautend meist -c, -t, -p, jedoch oft -b [-d
in den c. Quellen, die t = ^ verwenden] ; mcorn. inlautend -g-, -d-,
-b-, auslautend -k häufiger als -g, -b häufiger als -p [acorn. -t >
mcorn. -s § 344]; das Mbr. verhält sich ähnlich wie das Mc. und
Corn.; das Nc. hat inlautend und auslautend immer g, d, b^ das
Nbr. im Auslaut oft k, t, p; auch ä: vor -r; hakr) lassen sich aber
am natürlichsten so deuten, daß man für das Ac, Abr. (oder eine
nur wenig ältere Periode) gesprochene Tenues ansetzt. Diese
Tenues waren jedoch als reine Tenues von den unbeeinflußten
Tenues, die als Tenues aspiratae zu gelten haben, verschieden.
430 Lenition der Verschlußlaute und Sonorlaute. [§ 300. 301
Es ist nun weiterhin nicht unwahrscheinlich, daß die reinen Tenues
aus älteren Spiranten entstanden sind (zum Lautübergang vgl. § 288;
über eine Parallele aus dem Armenischen s. KZ XXXYIII 204,
XXXIX 389); dann wäre also der Anfang der Entwickelung im
Brit. und Ir. ganz identisch.
Die Lenition der Verschlußlaute findet im Wortinnern statt:
1) zwischen zwei Vokalen; 2) zwischen Vokal und Sonorlaut (in
dieser Stellung ist jedoch die zunächst entstandene Spirans zum
Teil vokalisch geworden und hat im Ir. zur Ersatzdehnung, im
Brit. zur Diphthongbildung geführt: ir. är 'Blutbad' c. aer u. s.w.
S. 103; § 64, 1; § 68; § 72; ir. bren c. braen 'faul' § 77; § 82;
§ 86; bei den Tenues findet sich diese Entwickelung im Brit. nur
bei der Gruppe kn, sonst hat man dieselbe Entwickelung wie in
intervokalischer Stellung: mc. deigr 'Träne', nc. chwedl 'Erzähl-
ung'; auf einer jüngeren Änderung beruht mbr. dazrou nbr. dae-
rou, südc. chweddl, mcorn. ethen 'Vogel' nbr. evn, ein u. s. w.
S. 124, S. 135); — eine Ausnahme bildet im Ir. die Gruppe -dr-:
ir. -fitir 'er weiß' c. gwyr S. 1121; 3) zwischen Vokal und Ver-
schlußlaut werden g und k leniert (und zum Teil weiterhin vokali-
siert): ir. ged 'Gans' c. gwydd S. 102f., ir. bruadar 'Traum' c.
breuddwyd S. 109; ir. ocht c. wyth 'acht' S. 123; d ist leniert
nach g: ir. ged 'Gans'; dagegen wird ein Dental an einen Hinter-
zungenlaut assimihert: ir. rucce 'Schande' §102,1 S. 174; 4) nach
einem Vokal im Auslaut: air. hed nir. eadh 'dies' : lat. id. —
Vgl. hierzu noch § 284.
§ 301. Über die doppelte Aussprache von r, l, n, m vgl.
§ 89, § 90, § 92, § 95, § 98. Die irische Aussprache hat als die
ursprüngliche zu gelten; der energischere Mundvei^chluß, der bei
R und L stattfand, hat im C. zu einer energischeren Exspiration
und dadurch zur stimmlosen Aussprache r und l geführt.
Die lenierte Aussprache findet statt: 1) Zwischen Vokalen;
auch in den Fällen, wo nach dem Sonorlaut ein p geschwunden
ist ohne Doppelung hervorzurufen, s. § 57: ir. cilornn, cilurnn
gl. urceus, urna; air. amires 'Unglaube' nir. aimhreas, amhras
'Zweifel'; 2) zwischen Vokalen und nicht-homorganen Verschluß-
lauten oder Sonorlauten {r, l, n, t, d sind dabei als homorgan zu
betrachten); also leniertes r, l vor g^ h, k, h', leniertes r, l, n vor
m, leniertes m vor r, l, n; 3) zwischen Verschlußlauten oder w
und einem folgenden Vokal; 4) r ist im alten Auslaut leniert
(athir 'Vater'), n dagegen nicht (S. 158). — Vgl. dazu noch § 284.
§ 302, 1.2] Wesen d. Lenit. Gegensatz zwischen In- u. Anlaut. 431
Wesen der Lenition. Gegensatz zwischen Inlaut und Anlaut.
Analogiebildungen mit Bezug auf die Anlautslenition.
§ 302. 1) Ein Versuch, die in § 296—301 vorgeführten
Tatsachen zusammenzufassen, scheint nur darm gehiigen zu können,
wenn man die lenierte Aussprache als die normale Aussprache der
keltischen Laute auffaßt. Die Abweichungen von dieser normalen
Aussprache (soweit sie nicht durch das Homorganitätsgesetz bewirkt
sind) finden statt: a) Im absoluten Anlaut, b) Bei gedehnter Aus-
sprache (in der Doppelung). Hieraus erklärt sich vielleicht die
Nicht-Lenition der Verschlußlaute und m im Ir. nach gewissen
Konsonanten; denn diese nicht lenierten Verschlußlaute und m
waren wohl sämtlich im Air. gedehnt, vgl. Asp. i Irsk S. 88 — 107;
die spirantische Aussprache im ßrit. (vgl. § 284) kann in diesen
Fällen mit der Lenition gleichaltrig sein, wenn man nur annimmt,
daß das Brit. die gedehnte Aussprache des Irischen nicht gekannt
hat. c) Nach einem nicht lenierten s. d) s ist unleniert vor einem
Verschlußlaut und nach einem Nasal, im Ir. zugleich nach einem
Verschlußlaut (im Brit. vielleicht nur nach dem annähernd homor-
ganen t).
2) Die Behandlung der unsilbischen Gruppen im Sandhi
stimmt in der Hauptsache (Lenition oder Nicht-Lenition) mit dem
Inlaut. Die weitere Entwickelung der lenierten Laute, die im
Wortinnern vorkommt, fehlt jedoch im Anlaut; die Normalgestalt
des lenierten Lautes wird auch vor Konsonanten durchgeführt: air.
der 'Träne' {-kr-), aber ara-chrinim gl. defetiscor; leniertes si--,
sl-f sn- ist ir. hr-, hl-, hn-\ vgl. das inlautende rh, ll, \.v (-s r-
u. s. w. wird dagegen ähnlich wie -sr- behandelt; das Resultat ist
ein bisweilen doppelt geschriebenes r, l, n); die Lenitionsform von
wr-, wl- ist im Ir. r-, U, brit. wr-, wl- (das w ist also nicht wie im
Inlaut mit dem vorhergehenden Vokal zu einem monophthongisch
werdenden Diphthong verschmolzen); das lenierte S'p- (§ 49 S. 75)
hat nicht wie im Inlaut Metathese erlitten; das lenierte sw- und
1. Auch sm- wird, wie ich S. 86 angenommen habe, lenierbar gewesen
sein. Es kann jedoch zweifelhaft sein, ob das brit. m, das auf hm zurück-
geführt werden kann, rein lautgesetzlich ist; man erwartet eigentlich ein
leniertes m nach dem h.
In den echt zusammengesetzten Formen von air. di-sruthaig- 'ab-
leiten' geht die Inlautsbehandlung (huan-dirrudigeddar 'wovon sie ab-
geleitet sind') neben der Anlautsbehandlung (Inf. dirsuidigud, dirui-
digud mit rh und r aus hr).
432 Die Anlautslenition und die unsilbischen Gruppen. [§ 302, 2. 3
-s w- erscheint im Ir. als f (inlautend v^ geschrieben b). -s w- er-
gibt im Brit. gw, vielleicht durch Analogiebildung nach g- aus -s g-
(vgl. sw- > brit. XW-).
Es ergibt sich schon aus dieser Übersicht, daß die Lenition
im Sandhi nach einem auslautenden s immer fehlen muß, wenn
auch der Gang der Entwickelung bei den Sonorlauten ein anderer
als bei den Verschlußlauten gewesen ist. In Übereinstimmung mit
der Entwickelung im Inlaut fehlt ferner die Lenition im Ir. immer
nach einem auslautenden Nasal; die Spiranten, die sich in dieser
Stellung aus den Tenues entwickelt haben, haben sich weder im
Ir. noch im Brit. so wie die durch die intervokahsche Lenition ent-
standenen Laute entwickelt (s. das Kapitel "Eklipse"); daß -n m-
im Brit. wie im Ir. m- ergibt, ist wohl nicht lautgesetzlich. In
Übereinstimmung mit dem Inlaut fehlt auch im ir. Anlaut die
Lenition nach einem r (z. B. nach den Präpositionen for 'über',
eter 'zwischen'); nach dem sichersten Beispiel für diesen Auslaut
(c. ar corn. br. war 'auf') zeigt das Brit. Lenition, jedoch schwer-
lich durch eine rein lautgesetzliche Entwickelung; jedenfalls er-
wartet man bei den Tenues in Übereinstimmung mit dem Inlaut
eine andere Entwickelung nach -r als bei der intervokalischen
Lenition (wortpsychologischer Einfluß auf das Lautgesetz liegt wohl
ferner als die Annahme einer Analogiebildung). — Ein auslautendes
-d oder 4 ist im Kelt. sehr früh geschwunden (§ 152), und man
hat kaum ein Hecht, die in diesem Fall im Ir. vorkommende
Lenition (alaill sain 'eine andere Eigentümlichkeit' "ein anderes
besonderes" Sg. 6 b 24) als nicht lautgesetzlich zu bezeichnen.
Allerdings würde dieser Fall in eine andere Beleuchtung rücken,
wenn man anzunehmen hätte, daß auch nach einem erhaltenen
urspr. auslautenden -d Lenition eintritt (was mit der Behandlung
von d + Verschlußlaut oder s im Wortinnern sehr schlecht stimmen
würde). Dafür könnte man sich auf das folgende Material berufen:
air. is hed ön as fir 'it is this that is true' (vgl. jedoch S. 274);
cid chenel nö cesi aram gl. quod genus uel numeiiim Sg.
197b 3; cid folad sluindes 'what substance it signities' Sg.
25b 17. Sollte nach dem d von hed, ced, cid ein Vokal ge-
schwunden sein, oder liegt eine Analogiebildung vor?
3) Gegen den im Inlaut bisweilen eintretenden vollständigen
Schwund eines lenierten Lautes sträubt sich in einigen Fällen der
Anlaut. Das lenierte s schwindet im ir. Inlaut, bleibt aber im An-
laut als h erhalten. Das lenierte g, das im Inlaut in intervokalischer
§ 302, 3] Reaktion gegen die Tendenz zum Schwund im Anlaut. 433
Stellung in allen brit. Sprachen entweder schwindet oder zu "/;
wird, schwindet im C. und Corn. auch im Anlaut. Im ßr. schwindet
es gleichfalls vor einem w aus idg. w: gwele ^Bett' : da wele
^dein Bett'; auch in Fällen, in denen das idg. w mit einem auf
keltischer Diphthongbildung berulienden w zusammentrifft: he oad
(wad) Wn Blut' (c. gwaed); me a oar 'ich weiß' (c. gwyr). Da-
neben finden sich Formen mit einem (vermutlich im Hiatus ent-
standenen Vorschlag von) v: he voad 'sein Blut'; en em voada
'sich zur Ader lassen lassen' (auch ar voalenned 'die Elle'; zu
gwalenn 'Stab, Rute', das wohl aus dem gleichbedeutenden
gwialenn = c. gwialen acorn. guaylen mcorn. guelan ent-
standen ist; vgl. lat. uT-men 'Rute, Weide', uieö 'binde, flechte'
u. s. w., wozu man auch das sich lautlich mit c. gwial-en ganz
deckende lat. uiola 'Veilchen' gestellt hat). Mit diesen Fällen
gleich behandelt wird auch goelo 'weinen' (mit unursprünglichem
g; c. wylo) : a ouelo 'der weinen wird', aoualc'h a voad ak a
voelvan 'genug des Blutes und der Klage'; ferner einige Wörter,
in denen das w ledigHch auf keltischer Diphthongbildung beruht:
ar waz 'die Gans' (Troude unter oie; Etymologie § 60 S. 102f.).
Auch finden sich Beispiele für den vollständigen Schwund des
lenierten g bei Wörtern, in denen gw aus idg. w vor einem silbi-
schen 0 oder u oder einem Sonorlaut zu g geworden ist: nbr.
n'ounn 'ich weiß nicht'; pet tra oulennom ni 'um wie viel
Sachen bitten wir' (Loth, Chrestomathie S. 322); petra a rann
Vas ich tue' (so in allen Formen dieses Verbums; vgl. c. gwnaf
S. 60). Selten ist dagegen der vollständige Schwund des lenierten
g, wo kein w folgt oder folgte (kommt vor in dem Verbum gal-
lout 'können': n'ellann ket 'ich kann nicht', vgl. die Belege bei
Loth, Chrestomathie S. 481); das ^ ist in der Regel durch die
Wortpsychologie geschützt worden und erscheint als nbr. c'h : he
c'har 'sein Bein' (gar). Das c'h ist auch oft da eingedrungen,
wo der Anlaut ein zu g gewordenes gw (idg. w) ist; man findet
(neben den oben angeführten Formen) he c'hoad 'sein Blut'; ne
c'houlennomp 'wir bitten nicht'; eur c'hrek 'eine Frau' u. s. w.,
u. s. w. (In V. [vgl. § 352, 5] bleibt g- oft unleniert; s. Bayon S. 10 3).
Anm. 1. Neben der in allen brit. Sprachen gleichmäßig durchge-
führten Anlautsalternation gw- : tc- steht in einem Falle gw- : xw-: mc.
Owein, heb Arthur, a chwaryy di wydbwll? Gwarvaf, arglwyd,
heb Owein '0., sagte A., wirst du Brettspiel spielen? Ich werde spielen
Herr, sagte 0.' Mab. 153; gware dy chware 'spiele dein Spiel' 154 (vgl.
die Belege bei K. Meyer, Peredur ab Efrawe). Jedoch kann schon in Mab.
Pedereen: Vgl. kelt. Gramm. 28
434
Analogische Lenition.
[§ 302, 4
chw- als Normalanlaut behandelt werden: yd oedem yn chware Vir
spielten' 260 (so Nc); — com. guary 'Spiel', leniert d% wary 'in die
Freiheit (gehen, lassen)'; Lhuyd S. 82 und 245 gibt unlenierte Formen mit
xw- an (choariou 'ludi', huari 'to play'); — im Br. ist xw- Normal-
anlaut: mbr. hoary nbr. c'hoari 'Spiel'. Die Grundform scheint *worigo-
zu sein (mc. gwaryaf aus *worigami nach § 59, 9 S. 101); mo. gware
hat das e analogisch nach den Zusammensetzungen der "Wurzel reg- wie
dwy-re 'aufgehen (von der Sonne)' u. s. w. angenommen. Nicht recht klar
ist ac. guarai gl. scena, guaroiou gl. theatra, guaroi-maou gl. thea-
tris, Gurguarui, Guruarui MN (ZE 96). Wohl zu ir. fuirech 'Ver-
weilen', s. Verbal verz. fo-rig-. Von c. chwarddu § 345 beeinflußt?
4) Während die Lautverbindungen des eigenthchen Wort-
innern von dem Sprechenden in den allermeisten Fällen nach dem
früher Gehörten reproduziert, verhältnismäßig selten (durch Wort-
bildung) neugeschöpft werden, so liegt die Sache bei den Sandhi-
verbindungen ganz anders. Hier spielt neben der direkten Repro-
duktion des Gehörten die Neuschöpfung nach vorhandenen Mustern
eine übergroße Rolle. Daraus erklärt sich die Häufigkeit der Ana-
logiebildungen. So ist im Ir. das aus st entstandene s, das ur-;
sprünglich unlenierbar war und daher im Brit. als s erhalten ist,
analogisch lenierbar geworden: air. int serc ^die Liebe', vgl. S. 78.
Noch auffälliger ist es, daß im L*. der Laut p-, der nur in Lehn-
wörtern vorkommt, die nach der Zeit der Lenitionsgesetze aufge-
nommen sind, analogisch (nach dem Muster von k- : x-, t- : p-) zu
f (geschrieben ph) lenierbar geworden ist; diese Lenition ist schon
in Wb. vorhanden (fo pheccad 'unter der Sünde'), aber noch nicht
ganz durchgedrungen (die Fälle, wo p- als unlenierbar behandelt
wird, sind doppelt so häufig wie die Fälle, wo es leniert wird);
später wird die Lenition ganz durchgeführt. Im C. ist nach dem
Muster von k, t, p, l, r : g, d, b, l, r das c in engHschen Lehn-
wörtern zu § lenierbar: cain 'Kette' : a ^ain 'die Kette' (Sweet,
Spoken North Welsh S. 433). Im Ncorn. ist f analogisch zu v
lenierbar: forä 'Weg' : an vord 'der Weg' (Lhuyd S. 241). Im
Br. ist s analogisch zu z lenierbar: sae 'Rock' : he zae 'sein
Rock' (s : z also parallel mit t : d; aber auch parallel mit t : z
aus t : p soll die Alternation s : z vorkommen ; der Sprachgebrauch
steht nicht fest). — Eine durch Lenitiop entstandene, aber fest
gewordene Media wird als eine alte Media behandelt in br. bete
vre man 'bis heute' (breman 'jetzt' aus pred 'Zeit' mit einem
demonstrativen Augens). Es ist ferner nicht lautgesetzlich, wenn
eine in der Proklise entstandene Media mit einer stimmhaften
§ 302, 5] Lenitionsentgleisungen. 435
Spirans als Lenitionsform wechselt: nir. dam und dham ^zu mir';
c. dyfod ^kommen' (S. 284): yr amser i ddyfod 'die Zukunft';
com. de, 'zu'; br. digas 'bringen' (S. 284): ar frouez a zigas
kest 'das Obst erzeugt Eingeweidewürmer'.
5) Entgleisungen aus dem regelmäßigen Lenitionsschema
kommen bei den Einzelwörtem nicht selten vor. Vgl. Sarauw,
Irske Studier S. 14 — 20. Idg. sw-, sp- ergab lautgesetzlich die ir.
Alternation s :f: ir. siur 'Schwester' : mo fiur 'meine Schwester'
§ 48, 4; § 49, 1. Im Nir. ist dafür s : h eingetreten. Bisweilen
ist jedoch zu dem f- ein p- als unlenierte Form geschaffen worden:
nsch. piuthar 'Schwester'; mir. ar-do-petet 'spielen für sie, unter-
halten sie' :Inf. air-fitiud (Kompos. von set- 'blasen' c. chwythu).
— Im Brit. wird bisweilen zu der Lenitionsform v- unetymologisch
ein h- statt m- oder ein m- statt h- als nicht lenierte Form ge-
bildet: c. men = ben 'Wagen' gall. benna S. 157; c. moes
'gutes Betragen' neben br. boaz 'Gewohnheit' S. 56; früh-mc.
buyeid nc. mwyaid 'Hostie'; nc. bawd 'Daumen' neben ac. maut
S. 134f.; br. begin und megin 'Blasebalg' c. megin corn. Plur.
mygenow. Vgl. § 148, 1 S. 239 f. (Im Br. kann wegen der
unter 3) geschilderten Verhältnisse in gewissen Fällen auch g-
neben der Lenitionsform v- eintreten; statt boestl 'boite' habe ich
eur oest, Plur. goestou gehört). — Da s- und t- im Nir. die
gleiche Lenitionsform {h-) haben, können sie verwechselt werden:
mir. so cht 'Schweigen' nir. tocht (wohl von mir. tö 'schweigend'
beeinflußt). Da h nicht mouilhert sein kann, werden 6-- und s-, t'
und t bisweilen verwechselt: nir. seileastar, soileastar S. 192;
silim, saoilim 'denke'; Arran tördN 'Grenze' teora. — Im Corn.
ist w- die Lenitionsform des zu g- gewordenen gw-: me a wolgh
'ich werde waschen' (golhy 'waschen'); wev, lenierte Form von
gew S. 96; danach analogisch hep wow 'ohne Lüge' zu gow
'Lüge' ir. gäo S. 55. — Zu vokalischem Anlaut wird im Ir. oft
ein /"- als unlenierte Form geschaffen : mir. uar 'kalt', uacht 'Kälte'
nir. fuar, fuacht S. 103; ir. odb 'Knoten' nsch. faob § 26, 1
S. 32. Seltener wird ein f- analogisch beseitigt: ir. er räch 'Früh-
ling' S. 82, espartain 'Abenddämmerung' S. 198, 214. In der-
selben Weise erscheint im C. nicht selten ein unetymologisches g-:
ac. ord nc. gordd 'Hammer' S. 114; c. allt und gallt S. 137;
c. wyneb und gwyneb 'Antlitz', wybren und gwybren 'Himmel'
S. 38. Im Br. ist diese Erscheinung naturgemäß seltener: goelo
^weinen' : c. wylo und gwylo; gober neben ober 'machen' (nach
28*
436 Lenitionsentgleisungen. Alter der Lenition. [§ 302, 5. 303
great 'getan' u. s. w., s. Verbalverz. gni-). Umgekehrt ist ein g-
beseitigt in c. naws = gnaws, br. neuz S. 49.
Seltener und zum Teil nicht ganz leicht zu erklären ist die
Verwechselung der lenierten und der nicht lenierten Form, f statt
p in nir. fairche, mir. fromud § 144 Anm. 2 S. 235; nir. failm
= pailm 'Palme'. Umgekehrt 2? statt f in nir. preamh = freamh
'Wurzel'; mir. peterlaicc 'das alte Testament' air. Gen. fetarlicce
S. 223; nsch. pill- 'drehen, zurückkehren' ir. fillim 'ich drehe'
(auch nsch. tili- 'zurückkehren' mit der lenierten Form thill-,
deren h in Wirklichkeit auf dem unlenierten f beruht). Im Brit.
mag eine derartige Entgleisung bei den Substantiven bisweilen mit
einer Änderung des Genus zusammenhängen: br. bok und pok
'Kuß' mask., vgl. ir. pöc fem.; sie kommt aber auch ohne Genus-
wechsel vor: br. golc'hed fem. § 123, 4.
In Verbindung mit diesen Entgleisungen sei noch auf die
häufige Erscheinung verwiesen, daß bei Lehnwörtern der fremd-
sprachliche Anlaut als lenierte Form verwendet wird. S. § 133
Anm. 1 S. 214. Nsch. cuip 'a whip', sainnseal 'a handsel', nir.
taisteal 'Hechel' aus engl, hatchel, nir. giosta 'yeast'; air. sebocc
§ 280 Anm.. Vgl. über die Wiedergabe des lat. f § 137 S. 220.
— Über nir. mar mc. mal 'wie', die analogisch unleniertes m statt
des lenierten m angenommen haben, s. § 99 Anm. 4 S. 165.
Anm. 2. Über die Beseitigung des Lenitionswechsels in proklitischen
Wörtern s. § 178.
Das Alter der Lenition.
§ 303. Daß absolut keine Nötigung besteht, die Lenition in
die nachrömische Zeit zu verlegen, habe ich oben S. 242 ausge-
sprochen. Wenn man die Chronologie der brit. Spirantisierung
(§ 285 Anm.) und den wahrscheinlichen Zeitzwischenraum zwischen
•der Lenition der Verschlußlaute und der Spirantisierung erwägt, so
wird man die Lenition keineswegs später als ums Jahr 400 n. Chr.
datieren können. Die Betrachtung des s-Lautes führt uns auf eine
noch ältere Zeit. Der Sandhiwechsel s : h hat nur während des
ersten Teils der römischen Periode im Brit. bestanden (S. 217);
der Lautübergang, auf dem das h beruht, wd daher kaum später
als ums Jahr 300 n. Chr. stattgefunden haben können; und das
lockere s, woraus das h entstanden ist, kann noch \'iel früher be-
standen haben. Nach den Erörterungen in § 302, 1 wäre man ge-
neigt, gall. -xt- aus -kt-, gall. Boruo = Bormo (§ 99 Anm. 7
§303 — 305, 1] Leiiit. des Vokativs. Lenit. nach Präpositionen. 437
S. 168) als Zeugnis für das Vorhandensein der Lenition inri Ga'h-
schen aufzufassen (war sie vorhanden, so hatte sie bei den Tenues
wohl eine ähnhche Form wie im Brii; also U : k, t' : t, p : p;
nach r und l waren die Verschlußlaute im Gallischen unleniert,
s. § 353). Es liegt sogar nahe, den Übergang des idg. jj in f, der
zu den allerältesten keltischen Lautgesetzen gehört, als ein Teil
der Lenition aufzufassen und demnach die Lenition etwa auf das
Jahr 800 v. Chr. zurückzuverlegen. Folgt man diesen Andeutungen,
wird man sich fragen müssen, ob die Ähnlichkeit der Lenition der
kelt. Tenues mit der Verschiebung der germ. Tenues und die Über-
einstimmung des Keltischen mit dem Skandinavischen (und Lateini-
schen) mit Bezug auf die Doppelaussprache der Sonorlaute (S. 1 40)
nicht schließlich mehr als ein Zufall sein könnte.
Die Erwägungen, die uns in ein graues Altertum zurückführen,
sind aber deshalb unsicher, weil es durchaus möglich ist, daß das-
jenige, das sich uns als ein einheitlicher Vorgang darstellt, in
Wirklichkeit auf einer ganzen Reihe von psychologisch gleichartigen,
aber chronologisch weit getrennten Vorgängen beruhen kann.
•
XIV. Syntax der Lenition.^
Lenition der Nomina und Adverbia (Präpositionen) in syntaktischer
Verbindung.
§ 304. Nach der Vokativpartikel: ir. a phopuil '[o] Volk!';
mc. a vorwyn 'Mädchen!' (morwyn); corn. a das 'Vater!', a
vroder 'Bruder!'. Lenition des Vokativs nach anderen Partikeln
oder ohne Partikel: mc. ie vorwyn 'fürwahr, Mädchen!' Mab. 198;
oia, uorwyn dec 'schönes Mädchen!' Mab. 217; Peredur, dec
uab Efrawc 'R, schöner Sohn von E.!' Mab. 198; kyfodwch,
weisson 'steht auf, Burschen' Mab. 201. Vgl. Bowland § 751 f.
(wo auch och fi 'ach mir!' angeführt wird) und unten § 308, 2.
Strachan S. 17 (§ 16m, § 17c).
§ 305. 1) Nach den urspr. vokalisch anslantenden Prä-
positionen: a) Ir. ar 'für' u. s. w. (= gall. are- § 29, 1); vgl. air.
ar-chiunn 'vor' c. er-byn ^gegen' (: pen 'Kopf') corn. er-byn,
s. § 255, 6. Das c. lenierende ar 'auf entspricht formell vermuthch
dem ir. for; das alte are- kann sich aber damit gemischt haben.
1. Vgl. Verf., KZ XXXV 315-444; Strachan, Au Introductiou to
Early Welsh, S. 11—18.
438 Lenition nach Präpositionen. [§305, 1
Dem are- entspricht dem Sinne nach c. com. er ^für, wegen'; diese
Präp. bewirkt aber keine Lenition (vgl. für das C. Strachan, In-
troduction S. 118, Kowland im alphabetischen Verzeichnis S. 281,
der allerdings fakultative Lenition des Inf. bod ^sein' nach er an-
gibt). Das erklärt sich zweifellos daraus, daß noch eine dritte
Präposition, die Entsprechung des ir. ekhpsierenden iar 'nach', mit
hineinspielt; in proklitischer Stellung konnte diese Präp. zu yr
werden; er und yr werden im C. unterschiedslos verwendet; die
Bedeutung 'seit' (nc. er doe 'seit gestern') weist aber auf ir. iar.
— b) Mc. att nc. at 'zu', vermutlich Kombination von zwei Prä-
positionen *ad4o. — c) Ir. cen 'ohne', vgl. Rozwadowski, Quae-
stiones I 10 und unten § 518. — d) Ir. di 'von', c. o-ddi (oddi
fry 'von oben'). Allein kommt diese Präposition als ac. di mc. y
vor; häutig mit einer folgenden Präposition verbunden : mc. y wrth
nc. oddi wrth corn. a-thy-worth br. di-ouz, di-gant 'von' (die
lenierte Form der letzten Präposition ist aber von y, -ddi, -thy-,
di- unabhängig; vgl. c. oddi tan 'von unter'). Zu lat. de. —
e) Ir. do 'zu' ac. di mc. y nc. i corn. the abr. do mbr. da, de
nbr. da (S. 283 f.); *^o. — f) Ir. fo 'unter' aus *upo, vgl. gr. vtzo
skr. upa (im Brit. nur als Präverb und in der Komposition übüch:
ac. guo- mc. nc. go-, gwa- corn. go-, gwa- br. gou-, gwa-
gall. ue-, vgl. S. 34 f.). — g) C. gan 'mit' : gr. y.aTcc S. 138.
Keine Lenition nach corn. gans br. gant. — h) Ir. im, imm-
'um' c. am S. 45. — i) C. is in der Verbindung is law 'below'.
Ob ir. is leniert hat, läßt sich nicht ermitteln. Etymologie S. 50.
— k) Ir. 6 'von' c. o corn. a br. a. Etymologie unsicher; die
brit. Formen ließen sich am besten zu skr. ä (mit dem Abi.) 'bis,
von . . her' lat. ä 'von' stellen; zum Lautlichen vgl. § 187, 1; ob
man es aber wagen darf, auch ir. ö aus *« zu erklären, ist zweifel-
haft (ein direktes Hindernis besteht allerdings kaum). Dazu nc.
mo aus ddim o: nis medrant ganfod mo ddichellion y dyn
'they cannot perceive the man's tricks'. — 1) Ir. ol 'wegen; über
— hinaus' : ol sodin 'deshalb', ol-chene 'außerdem'. Zur Ety-
mologie vgl. § 517. — m) Ir. tre 'durch' c. trwy com. dre br.
dre; *trei. — n) Ir. uas 'über' mc. uch nc. uwch (in den Redens-
arten uwch law 'above', uwch ben 'overhead'); *oupsu, vgl.
S. 75.
Über die Lenition nach c. ar 'auf corn. br. war s. § 302, 2.
— Bei den in junger Zeit aus einem Nomen entstandenen Prä-
positionen ist die Lenition nicht als ein sicheres Zeugnis für urspr.
§ 305, 1] Lenition nach Präpositionen. 439
vokalischen Auslaut aufzufassen. Solche lenierende Präpositionen
sind ir. amal 'wie' § 99 Anm. 4 S. 165 (eklipsiert eine Verbal-
form, s. § 266; die brit. Entsprechungen lenieren nicht); ir. fiad
'coram' § 40 S. 58; — c. hyd 'bis' (hyd ddydd barn 'bis zum
jüngsten Tage'; hyd ist eigentlich ein Substantiv 'Länge'); nach
serch 'trotz' kann der Inf. bod leniert werden; — br. bete 'bis'
leniert in der Verbindung bete vreman 'bis heute'; br. Treg. ti
bi 'chez qui' (Leon e ti piou, Ernault, Gramm. S. 11; da di
Vari 'chez Marie' neben ti Mari 'la maison de Marie' Rc. XV
387). Vgl. noch § 313.
Präpositionen, die nur in einigen Dialekten oder Sprach-
perioden (analogisch) lenierende Kraft angenommen haben, wahr-
scheinlich aber nicht urspr. vokalisch auslauteten: Air. et er
'z\vischen' (S. 139) leniert nicht; dagegen mir. eter chorcair 7
gorm 'sowohl purpurn als blau' LL 54a 36; nir. Arran ecl'ir vög
agds wör 'sowohl Klein wie Groß, alle' idir bheag agus mhör;
vgl. Stewart* 161. Die Lenition beruht auf einer Angleichung an
die Lenition nach dem folgenden acus 'und'. — Air. mir. tar
'über . . hinaus' leniert nicht; im Nir. und Nsch. Lenition: nir.
Arran .\'^ fed'ir d ^ol har oxd 'über das Kochen hinaus kann
man nicht weitergehen' ni feidir do dhul thar fiuchadh; ist
dies etwa Analogiebildung nach ol (vgl. air. ol- ebene mir. ar-
chena S. 273)? Die Präp. geht wohl auf *trros (vgl. skr. tiräs)
zurück und verhält sich zu c. trwy 'durch' wie gr. rtagog 'vor' zu
abulg. pri 'bei' aus *pm. — C dros 'über' leniert, corn. dres,
dreys br. dreist lenieren nicht (c. o in proklitischer Stellung aus
ä; corn. br. e, ei Umlaut eines a; zu ä : a vgl. § 187, 1; mit
einem -tjoSufüx zu lat. trans, vgl. Bildungen wie gr. vTtvLog
'zurückgebeugt', abulg. ohi-sü 'gemeinsam' f-tjo-sj und die von
Schulze, KZ XL 411 ff. beigebrachten Beispiele; als Nomen liegt
das Wort vor in c. traws 'quer', ar draws 'across' corn. tres
'froward', trus 'thwart' br. treuz 'de travers'). — Ir. fri 'gegen'
corn. worth, orth, ow (S. 287) lenieren nicht; c. wrth mbr. oz,
ouz nbr. o lenieren (vgl. noch § 293, 4, § 294, 2). Grundform
etwa *wrtos. — Die Sandhiregel für ir. sech 'über . . hinaus' kann
ich nicht sicher angeben (sech thech 'am Hause vorbei' LL 117a
46; aber nsch. fear seach fear 'one man more than another'; air.
seccu § 277 und sech na huili gl. super omnia Wb. 27b 20
beweisen nichts); c. und com. heb 'ohne' leniert; br. hep ds.
leniert nicht. Vgl. lat. secus (§ 80 S. 129). — C. tan 'unter' com.
440 Lenition nach Adverbien, Konjunktionen. [§ 305, 2. 306
yn dan lenieren; br. din-dan leniert in der Redensart dindan
boan 'unter Strafe' (Ernault, Gramm. S. 11), sonst nicht. Aus
^trinos, vgl. lat. tenus ^bis'. Die Lenition war zweifellos durch
Nachahmung derjenigen Präposition entstanden, die von tan ver-
drängt worden ist (ir. fo u. s. w.). — C. cyn 'vor' br. kent lenieren
nicht; im Corn. findet sich kyns vyttyn 'vor Morgen' 0. M. 1644
(kyns ys vyttyn 'früher als Morgen' 0. M. 1533), in anderen
Verbindungen leniert kyns (oder kyns ys) nicht. Etymologie
S. 37.
Anm. 1. Die lenierenden Präpositionen lassen in der Eegel ein
enklitisches Pronomen unleniert: air. dui-t 'zu dir'. Vgl. darüber die
Bedeutungslehre.
Anm. 2. Im Br. kann die Lenition nach einer Präposition unter-
bleiben, wenn das Nomen einen Genitiv regiert: dre toul (doul) an
alc'houez 'durch das Schlüsselloch' (Ernault, Gramm. S. 8).
2) Nach gewissen Adverbien. Nach c. mor corn. mar 'so' :
mc. mor drahaus 'so übermütig'; nc. mor ddu ar fran 'so
schwarz wie die Krähe'; corn. mar vras 'so groß'. Da o : a nach
§ 187, 1 auf ä zurückgehen kann, so handelt es sich wohl ur-
sprünglich um Komposita, deren erstes Glied mit c. mawr u. s. w.
(§ 32, 3 S. 49) identisch ist, vgl. mir. mör-dolig 'sehr schwer',
nir. mör-uallach 'sehr übermütig'. Sicher urspr. erstes Glied
eines Kompos. war das lenierende Adverbium c. corn. pur 'sehr'
(c. pur garedig 'sehr freundlich'; corn. pur wyr 'sehr wahr').
Vgl. § 324. — Nach corn. maga 'ebenso', s. § 293, 2. — Nach
br. peuz 'beinahe, fast' : peuz varo eo 'er ist beinahe tot' (auch
peuz-varo geschrieben, was wohl etymologisch korrekt ist). —
Nach br. seul 'um so' : seul vrasoc'h 'um so größer' (V. sei
leniert nicht).
§ 306. Nach den Konjunktionen ir. no 'oder' c. neu ds.
und ir. acus 'und' : air. lia diis no thriur 'mehr als zwei oder
drei Personen' Wb. 13a4; mc. angerd neu letrith 'Gewalt oder
Zauber' Mab. 197; air. labrad huallach 7 chaintoimtenach
'hochmütige und selbstgefällige Rede' Ml. 31b 10; 7 chon imbiud
'und mit Reichtum' Ml. 94b 11; vgl. airde cäinchumricc et
chöre 'ein Zeichen guter Beziehungen ui^d Friedens' Wb. 7b 4,
wo das lat. et eine Art Compendium für das ir. acus ist. Im
Air. (Ml.) findet sich auch Lenition einer Verbalform nach no:
nö chonutangar gl. aut comitur Ml. 14c 5; im C. bleibt eine
Verbalform nach neu unleniert (Rowland S. 284). Im Nir. ist
§306.307] Lenition nach Konjunktionen, Zahlwörtern. 441
die Lenition nach nö 'oder' aufgegeben, nach agus 'und' finde!
sie sich nur, wenn auch das vorhergehende Wort leniert ist: idir
bheag agus mhör ^sowohl klein wie groß'. — Über ir. ro-d-bo,
fa 'oder', br. pe s. § 315 S. 454f., S. 459.
Ir. no c. neu aus *newe ist ein erstarrter Imperativ zu mir.
at-noi 'er vertraut ihn an' c. ad-neu 'deposit, pledge' (= ir. anae
'Reichtum', Dat. Plur. änib), timne 'Vermächtnis, Verfügung'
(to-imb-ad-nö-), vgl. lat. nü-men 'Wille', ad-nuö 'verspreche'.
Ir. acus (ocuis § 175) ist mit Bezug auf den Auslaut unklar, vgl.
übrigens § 97 Anm. S. 161; urspr. wohl ein Adverbium '(nahe)
dabei', vgl. etwa lat. anguste 'eng'.
§ 307. Nach den urspr. vokalisch auslautenden Zahlwörtern:
Nach ir. Nom. Akk. Gen. des Masc. und Gen. Fem. da, da 'zwei',
mc. deu 'zwei' (masc.) nc. dau com. dow, dew br. daou und nach
ir. Nom. Akk. Fem. di, di 'zwei' c. dwy corn. dyw, dew br. diou.
Vgl. die Bedeutungslehre. Über die eklipsierenden Formen dieses
Zahlworts vgl. § 263, 7, § 271 Schlui^. Ir. tri 'drei' und cethir
'vier' lenieren, wo sie Neutralformen sind. Nach 'fünf idg. *pewkue
war Lenition zu erwarten; belegt ist sie durch mc. pymthec nc.
pymtheg corn. pymthek br. pemzek 'fünfzehn'. Von der zu
erwartenden Lenition nach 'acht' gibt es im Nc. Reste: wyth ben
'eight heads' (aber nur die Tenues werden leniert). — Es gibt
zahlreiche Analogiebildungen; 'acht' wird von den eklipsierenden
Zahlwörtern 'sieben', 'neun', 'zehn' attrahiert (§ 263, § 270); im
C. hat 'fünf dasselbe Schicksal, vermutlich bes. unter dem Einfluß
von 'zehn' (§ 270); umgekehrt können im C. die Tenues nach
saith 'sieben' (wie nach wyth) leniert werden; schon mc. kommt
Lenition der Tenues und Mediae nach chwech 'sechs', seith
'sieben', naw 'neun' vor (Strachan, Introduction S. 13 f.). Mc. nc.
cannwr 'a hundred men' ist ein Kompositum (aber nc. auch can
waith 'hundertmal' Silvan Evans I S. 661). Im Ir. werden 'fünf
und 'sechs' von den vorhergehenden deklinabeln Zahlwörtern beein-
flußt (sie eklipsieren daher im Gen.). Im Nir. werden 'drei', 'vier',
'fünf, 'sechs' entweder mit einer unlenierten Pluralform oder (nach
dem Muster von 'zwei') mit einer lenieiien Dual-(„Singular"-)Form
verbunden: Arran t'rl k'iN 'drei Stück', t'i-i wuk 'drei Schweine'.
Sonderbar ist die Lenition in br. dek vloaz 'zehn Jahre' (Analogie-
bildung nach 'fünf'?). In V. steht vlai 'Jahre' nach allen Zahl-
wörtern außer 1, 3, 4, 5; auch nach pet 'wieviel?' (Bayon S. 11);
daß 'fünf, wovon die Lenition vermutlich ausgegangen ist, von der
442 Lenitioii nach Zahlwörtern, indekhn. Pron., Artikel. [§ 307 — 309
ßegel ausgenommen ist, kann auf einem jüngeren Vorgang beim
Zusammentreffen von -p v- beruhen.
Mir. trieb a chet 'dreißig Hundert, eine Einteilung des Landes'
LU 58 a 26, 27, vgl. 57 a 5, LL 59, 23 ist wohl Analogiebildung
nach tri chet. Auch ocht trichait chet LL 59, 22.
Die lautgesetzHche Lenition nach 'tausend' ist im Mc. und
Com. belegt: mc. mil verthyr 'tausend Märtyrer', corn. myl woly
'tausend Wunden'.
Über 'eins' und die Ordnungszahlen s. § 310, 2, § 311.
§ 308. Nach einigen indeklinabeln (oder mit der gewöhn-
lichen Nominalflexion inkomm ensurabeln) Pronominalformen. 1)
Nach ir. do, -t 'dein' c. dy, -th corn. the br. da; im Ir. zugleich
nach mo -m 'mein' (über das Brit. vgl. § 270, 271 und § 501).
Nach ir. a 'sein' mc. y, -e nc. ei corn. y br. e, vgl. § 502.
2) Nach 'du': ir. tussu th-oenur 'du allein' Wb. 5a 28;
duit-so th-öinur 'für dich allein' Sg. 208b 5; tussu choimdid
'du, Herr!' Ml. 36c 2; huait chotarsnu gl. te aduerso ML 108a 4.
Corn. ty venen 'du Frau!', ty vaow 'du Knabe!' (Vgl. § 304).
3) Nach dem Augens ir. -i, hi und nach c. ynteu 'er, dieser':
äni thüas 'das oben, die obigen Worte' Wb. 10al5; ni-n chruth
hi thall 'nicht in jener Weise' Wb. 26b 13. Mc. ynteu Bere-
dur 'er, Peredur'; ynteu Gei 'er, Kei; der Kei'. C. -eu steht
für -yw (vgl. pieu 'cuius est') und geht mit ir. -i, ii auf *iwe
zurück, vgl. skr. iva (hervorhebende Partikel). Lautgesetzhch ist
wohl auch mc. hitheu w^reic Teirnon 'she the wife of Teirnon';
analogisch ef Vanawydan 'er, M.', ni bechaduryeit 'w Sünder'
(Strachan, Introduction S. 14); air. duun chanisin 'für uns selbst'
Thes. II 246, 4.
Anin. Im jüngeren Air. fängt die Lenition der Wörter tuas und tall
an, von dem vorhergehenden Worte unabhängig zu sein: for a fensus fui
thüas 'zum fensus fui oben' [Wb.] 33a 21. Im Mir. ist die Lenition
dieser Wörter konstant (nur nach einem d oder t tritt sie nicht ein: sund
tall 'hier drüben', ucut tis 'dort unten', üt tuas 'dort oben'). Im Nir.
konstante Lenition; man schreibt aber meist shuas, shis, shoir 'im
Osten', shiar 'im Westen' (im Anschluß an suas 'nach oben' u. s. w.)
(dagegen thall).
§ 309. Nach den urspr. vokalisch auslautenden Formen
des Artikels. Im Ir. nach dem Nom. Sing. Fem. und Nom. Plui*.
Mask., nach dem Dat. Sing, aller Genera und nach dem Gen. Sing.
Mask. und Neutr.
Anm. 1. Nach dem N. Akk. Plur. Neutr. tritt keine Lenition ein;
§ 309] Lenition nach dem Artikel. 443
der Artikel hat hier die Form und die Sandhirej^el des Fem. anj^enoramen :
innam muisea .i, documenta gl. raea Wb. 18 d 13. Zahlreiche Belege für
die Nicht-Lenierung in Ml., wo jedoch dreimal inna chenel, inna che-
nela 'die Stämme, die Völker' vorkommt (Ml. 37b 21; 67b 24; 103 d 14;
gewiß keine Schreibfehler, sondern Überbleibsel einer älteren Sandhiregel).
Im Mir. und Nir. dringt im Nom. Plur. die Form des Fem. (und Neutr.)
auch ins Mask. (wozu das allmähliche Aufgeben des Neutr. und der Über-
gang vieler Neutra ins Mask. beigetragen haben mag): nir. na fir 'die
Männer'. — Nach dem Dat. Plur. trat keine Lenition ein, wie zahlreiche
Belege aus Ml. beweisen ; die Ausnahme Ml. 61 d 5 könnte Schreibfehler
sein; dagegen könnte man bei donaib che(ne>laib Ml. 37a 16 und
donaib chenelaib 119d 3 Einfluß des N. Akk. inna chenel annehmen.
Die Sandhiregeln haben sich im Nir. im Wesentlichen nicht ver-
schoben, wohl aber die Verwendung der Kasus. Schon im ältesten Mir.
begegnet auf Schritt und Tritt die Erscheinung, daß urspr, akkusativ-
regierende Präpositionen mit dem Dativ verbunden werden ; so erklärt sich
imm-on chorthi 'um die Säule' LL 73a 28. Im Nir. (wo der Akk. als
Objektskasus gänzlich aufgegeben und durch den Nom. ersetzt ist) bewirkt
der Artikel nach Präpositionen in gewissen Fällen Lenition (Sandhiregel
des alten Dativs; so nach do = air. do 'zu', di 'von'), in anderen Fällen
Eklipse (so nach den übrigen Präpositionen: 6n bh-fear 'vom Manne',
air an bh-fairrge 'auf dem Meere', air an saoghal 'in der Welt';
jedoch nicht bei den mit d oder t anlautenden Mask. oder Fem. und nicht
bei den mit s anlautenden Femininen: 6n doras 'von der Türe', anns
an teach 'im Hause', air an t-sraid 'auf der Straße'). Die Präpositionen
gan 'ohne' und idir 'zwischen' verlangen die Sandhiregel des Nom.: gan
an t-aran 'ohne das Brot', idir an t-aer agus an t-uisge 'zwischen
der Luft und dem Wasser'. — Die Verteilung der Lenition und der Eklipse
variiert jedoch dialektisch (KZ XXXV 432; Dottin, Melanges linguistiques
offerts ä Meillet, Paris 1902, S. 34). In Schottland herrscht die Lenition :
leis an fhäidh 'durch den Propheten', san fhairge 'ins Meer'.
Nir. an chead fhear 'der erste Mann' (der Anlaut dieser Ordnungs-
zahl ist im Nir. immer leniert; dagegen nsch. an ceud fear, aber Fem.
a'cheud chlach 'der erste Stein').
Im Brit. ist die Kasusflexion aufgegeben und die Sandhiregel
des Nom. durchgeführt. Im C. leniert der Artikel im Fem.
Sing, und im Dual: y frenhines ^die Königin'; y ddau ddyn
^die beiden Männer'; y ddwy eneth 'die beiden Mädchen'. Falls
die Lenition des Duals alt ist, würde sie ein sehr hohes Alter für
das r statt n im Auslaut des Artikels (S. 287) beweisen; nach
einem n hätte die Lenition wegen des flomorganitätsgesetzes nicht
bestehen bleiben können. Die Lenition kann aber jung sein und
auf einer Tendenz zur Kongruenz mit dem folgenden lenierten
Substantiv beruhen, eventuell auch vom Plur. Mask. beeinflußt
444 Lenition nach dem Artikel. [§ 309
sein, wo urspr. Lenition vorhanden gewesen sein muß (sie war aber
schon im Mc. nicht mehr vorhanden: mc. y gwyr 'die Männer';
eine andere Kardinalzahl als 'zwei' wird daher nach dem Artikel
nicht leniert). — Im Corn. leniert der Artikel im Fem. Sing, und
(jedoch mit großem Schwanken) im Mask. Plur.: an venyn 'die
Frau'; an veyn 'die Steine'; en varogyon 'die Krieger', aber den
meny^yow 'den Bergen' u. s. w. (ZE 196, 186). — Im ßr. leniert
der Artikel im Fem. Sing, und bei Personenbezeichnungen im Mask.
Plur.: ar vaz 'der Stock', Plur. arbizier; arverc'h 'das Mäd-
chen', Plu^. ar merc'hed; ar veleien 'die Priester' (belek).
Einige raaskulinischen Personenbezeichnungen bleiben jedoch im Plur.
unleniert (tadou 'Väter', testou 'Zeugen', priedou 'Eheleute',
Turked 'Türken'; zum Teil auch breudeur 'Brüder', mipien
'Söhne'). S. Ernault, Gramm. S. 8 (Legonidec, Dict. br.-fr. S. 12
gibt einfach Lenition des Mask. Plur. an). In V. findet sich teil-
weise Lenition auch beim Fem. Plur. der Personenbezeichnungen:
er holherezed 'die Wäscherinnen' (golheres); s. Bayon S. 7,
Guillevic & Le Goff S. 9. — Eigentümlich ist die Regel, daß die
Ordnungszahlen (einige Ordnungszahlen) auch nach dem Artikel im
Mask. Sing, leniert werden können: an drede deiz 'der dritte
Tag', Ernault, Gramm. S. 9; Bayon S. 11 (er drived, er buar-
ved, er bembved 'der dritte, vierte, fünfte'); Guillevic & Le Goff
S. 9.
Anm. 2. Bisweilen ist die Bezeichnung eines weiblichen oder weib-
lich gedachten Begriffes grammatisch maskulinisch: nir. an cailin br.
ar plac'h 'das Mädchen'; nir. an bäd 'das Boot' (ein sich darauf be-
ziehendes anaphorisches Pronomen steht im Fem.); c. y Bala ON (eig.
'outlet or efflux') und die Flußnamen wie y Tafwys 'die Themse' (Kow-
land § 401).
Die Maskulina c. math 'Art' und pobl 'Leute' werden nach dem
Artikel leniert: y fath leidr 'ein solcher Dieb", y bobl hyn 'diese Leute'.
Es handelt sich hier um ein Schwanken des Genus; math war urspr. fem.,
und pobl ist teilweise fem. geworden (y bobl d da hyn 'diese guten
Leute'). Wie pobl wird auch pobl oedd ds. (Pluralform) behandelt. (Oder
steckt in y bobl, y bobloedd ein Eest der Lenition des Plur.?)
Ein besonderer Fall der Lenition nach dem Artikel ist die
Lenition nach dem als Adverbialzeichen oder Bezeichnung des
Prädikatsnomens verwendeten Instrumentalis desselben: air. in
chorpdid gl. corporaliter Wb. 27a 12; ind flr 'truly' Wb. 14c 32;
c. Dafydd sydd yn frenin 'David ist König'; mc. gororeu y
dyffryn oed yn goet 'die Seiten des Tales waren Wald' Mab.
§310,1.2] Lenit. n. deklin, Pronominen u. Ordnungszahlen. 445
225; y neill ohonunt yn was gwineu, ar Hall yn was melyn
^der eine von ihnen (war) ein dunkler Bursche, der andere ein
blonder Bursche' Mab. 216; yn uawr 'sehr' (mawr 'groß'); com.
yn harow 'crudeliter' (§ 293, 3), yn lan 'cleanly'; nibr. en fat,
ervat nbr. erväd 'bien'.
8 310. Nach deklinabeln Pronominen. 1) Bei dem fra-
genden Pronomen sind die ursprünglichen Verhältnisse sehr ver-
dunkelt. Der Nom. Sing, war ohne -s gebildet (vgl. lat. qui) und
mußte daher lenieren. Mc. pa le Svo' (lle 'Ort'), pa beth 'was';
pwy oreu or gweisson dybygy di a chware 'welchen von den
Jünglingen hältst du für den tüchtigsten im Spiele' Mab. 201 ;
corn. py gymmys 'wie viel'; mbr, pedu 'quorsus' (tu 'Seite'; aber
pe-tra 'was'); nbr. regelmäßig Lenierung nach pe. Danach würde
man im Ir. Lenition nach dem Nom. Mask. und Fem. und nach dem
Dativ erwarten; diese Lenition findet sich aber nur in gewissen festen
Redensarten: air. cia chruth 'in welcher Weise'; se-chi chruth
'quocunque modo'; cia chuin gl. quando Ml. 18a 2; 61b 9. Da-
gegen ciammor erchru (Dat.) gl. in quantum defectum Ml.
58b 10 und ciammeit 'welche Größe, wie groß'. Auch cia cruth
kann im jüngeren Air. vorkommen. Für das Mir. steht fest, daß
cia keine Lenition bewirkt (cia fot 'wie lange' LL 76b 24 ist
wohl air. ci-o-fut ZE 357, Ml. 93a 15). Vielleicht hat sich
trotzdem ein Beleg der Lenition ins Neuirische hinübergerettet:
nir. cä mhead 'wie viel', nsch. co mheud und co meud, cia
meud (Strachan, ZfcPh. IV 57 sucht in cä mhead ein possessives
Pronomen: "welche seine Größe"). — Über das Neutrum air. ced,
cid 'was' (und hed 'es') s. § 302, 2.
2) Die Pronomina air. cach 'jeder', nach 'irgend ein', alaile
'ein anderer', ind-ala 'alter', huile 'all', cetne 'der erste', inonn
'derselbe' lenieren in denselben Fällen wie der Artikel: air. cach
thüare 'jede Speise' (Nom. Fem.); i cach thir 'in jedem Lande';
mir. cach thire 'jedes Landes' Wi. 254; air. in nach thallond
'in irgend einem Talent'; hu-alailiu chlausul 'durch eine andere
Klausel' Ml. 40d 17; indala ch<i)all 'der eine Sinn' Ml. 56b 31;
in huli choibgi int sailm so 'im ganzen Text' Ml. 65b 14; ön
chetni phersin 'von der ersten Person' Sg. 191a 1; is hinunn
chiall indib 'derselbe Sinn ist in ihnen Sg. 144b 1. Bei dem
Neutr. Plur.: a huili chenela 'o, alle Nationen!' Ml. 67b 17.
Über alaill sain 'eine andere Eigentümlichkeit' s. § 302, 2.
Es kommen jedoch früh Abweichungen von diesen Eegeln
446 Lenit. n. deklin. Pronominen u. Ordnungszahlen. [§ 310, 2
vor: ind-uile tegdais 'das ganze Haus' [Wb.] 33a 3; inonn
cretem 'derselbe Glaube' Wb. 7dl0; i-sin chetne tuiste 'in der
ersten Schöpfung' la 1. ImNir. hat uile überall lenierende Kraft:
nir. gach uile dhuine 'jeder Mensch' (schon in LBr. tinoil in
uli phopul 'versammle das ganze Volk' u. s. w.). Spät nir. ver-
liert gach 'jeder' seine lenierende Kraft. Schon früher hatte nir.
an dara 'der zweite' seinen Einfluß auf den folgenden Anlaut
verloren; und danach haben sich dann die folgenden zwei- oder
mehrsilbigen Ordnungszahlen gerichtet: nir. an t-ochtmhadh
bean 'die achte Frau' (O'Don. S. 345, S. 123). Air. mir. cet
'der erste' nir. chead folgt der Kegel von § 311 (leniert immer);
dasselbe wird auch von nir. treas 'der dritte' angegeben (O'Don.
347); oft fehlt jedoch nach diesem Worte die Lenition ohne Rück-
sicht auf Kasus oder Genus, und so schon im Mir.: in tres persu
'die dritte Person' Atk. LBr. (daneben in tres chorr 'die dritte
Zwergin' LL. 117 a 47).
Im Brit. bekundet sich dieselbe Tendenz wie im Nir., die
Lenition entweder ganz aufzugeben oder überall durchzuführen.
C. neb corn. br. nep, neb 'irgend ein' und c. pob com. pup,
pop, pep br. pep, peb 'jeder' lenieren nicht. — Lenition findet
sich nach mc. nc. holl 'all' br. holl : mc. yr holl gwn 'alle
Hunde'; br. holl vadou an douar 'alle Güter der Erde' (aber
keine Lenition nach c. ill vor Zahlwörtern : nc. ill dau 'alle
beide', ill tri 'alle drei'); — nach nc. ail, naill br. eil : nc. yr
ail oreu 'the second best'; yr ail ddydd 'der zweite Tag'; ar y
naill du 'auf der einen Seite'; br. va eil vap 'mein zweiter Sohn';
Sil van Evans gibt im Wtb. als die klassische Regel, daß c. ail nur
im Fem. leniert; diese Regel gilt für das Mc. (für eil und neill),
vielleicht auch für das Corn. (sicher ist es jedenfalls, daß com.
yll, eyll, nyl, neyl vor einem Mask. nicht leniert; Belege für das
Fem. fehlen mir). Die folgenden Ordnungszahlen lenieren im C.
im Fem., aber nicht im Mask.; im Corn. und Br. lenieren sie nicht:
mc. y bedwared geinc 'der vierte Zweig'; nc. y pummed mab
'der fünfte Sohn', y pummed ferch 'die fünfte Tochter'; com.
tresse gwyth 'das dritte Mal' (gwyth ist fem.); br. evit ar be-
derved gweach 'zum vierten Mal'. -- Andere Pronomina und
pronomenähnlichen Wörter, nach denen Lenition eintritt, sind: nc.
yr hwn (Fem. yr hon, Plur. yr hyn) 'welcher' : yr hwn ddyn
'welcher Mann' (relativ; diese Verwendung des Wortes ist nicht
alt; gleichfalls nicht alt ist die br. Konstruktion ann hini koz
§ 310, 2. 311] Lenit. n. dekl. Pron., Ordnungszahlen, Adjektiv. 447
*der Alte', ann hini goz 'die Alte'); — rhyw : rhyw ddyn
'some man'; unrhyw beth 'any thing'; y cyfryw bethau 'such
things'; mc. pa gyfryw wr 'was für ein Mann' Mab. 221; nc.
amryw bennau, amryw dybiau 'several men, several minds';
auch amrai statt amryw vor einem Plur. leniert; rhai 'einige'
leniert dagegen nicht; im Br. leniert ar re : ar re goz 'die Alten'
(mask. und fem.); — c. y sawl : y sawl bethau 'such things';
mc. y sawl uorynyon 'alle die Mädchen', y sawl velineu 'so
viel Mühlen' Mab. 223, 229 (dagegen keine Lenition nach nc. sawl
'wie viel' : sawl gwaith 'wie viel Male'; über br. seul s. § 305
Schluß). — Das C. hat schließlich Lenition nach ambell und
ychydig 'wenig' (dagegen z. B. nicht nach IIa wer 'viel'). — Die
Lenition nach c. nemmawr 'few in number; scarcely' (nid oes
nemmawr air 'there is scarcely a word', Bowland S. 283) gehört
nicht hierher; denn nemmawr ist ein Adverbium (vgl. air. nach
mör 'beinahe' Ml. 65d 16, Wb. lld 5; wohl eigentlich Dativ von
na mör 'etwas großes', das im C. unflektiert und mit dem alten
e-Yokal des Pronomens vorliegt), und die Lenition ist nach § 315, 2 a
mit Anm. 6 zu erklären.
§ 311. Nach vorangestellten Adjektiven. Die wenigen
Adjektive, bei denen Stellung vor dem Substantiv im Kelt. er-
laubt blieb (§ 457), sind als erstes Kompositionsglied aufgefaßt
worden und lenieren daher immer ohne Rücksicht auf Kasus oder
Genus: air. inna sen-chomrorcan 'der alten L:rtüm er' Ml. 2a 6;
mc. amrauaelon vwydeu 'verschiedene Speisen'; yr hen-wr 'der
alte Mann'; com. guyr vres 'ein richtiges Urteil'; br. e berr
gomzou 'en peu de mots'.
Abweichungen von dieser Regel finden sich nur bei Wörtern,
die von der allgemeinen adjektivischen Bedeutung irgendwie ab-
weichen. Das Zahlwort c. un 'ein' und der br. unbest. Artikel
eun, eur lenieren im Fem., aber nicht im Mask. (im Mc. leniert
un jedoch bisweilen auch im Mask., s. Strachan, Introd. 13); immer
Lenition nach br. enn eur vor einem Lif. : enn eur gana 'en
chantant' "in einem Singen". Nach ir. öin corn. un wird jedoch
immer leniert: air. Nom. öin-chorp 'ein Körper'; com. the un
vap ker 'dein einziger lieber Sohn' P. C. 160. — Eine weitere
Ausnahme bilden im Brit. die Komparativformen. Keine Lenition
im C. nach dem unbestimmten Komparativ, ÄquaKs, Superlativ
(Rowland § 473): c. gwrolach milwr oder mwy gwrol milwr
'ein tapferer Soldat'; (im Mc. ist jedoch Lenition möglich nach
448 Lenit. nach Adjektiven. Lenit. der Adjektive. [§ 311. 312
mwy 'mehr' und llei 'weniger', Strachan Introd.l2); nc. cyn fwyned
gwraig 'eine so freundhche Frau'; mc. ny buost gyn hegaret
gwas ditheu 'du bist nicht ein so freundhcher Mann gewesen'
Mab. 7; nc. mor hardd bachgen 'ein so schöner Knabe'; a
thecaf merch dan haul ydoedd 'und sie war das schönste
Mädchen unter der Sonne'; mc. mwyhaf gwraged or a welsei
eiryoet oedynt 'sie waren die größten Frauen, die er je ge-
gesehen hatte' Mab. 216; teckaf morwyn oed yn y hoes 'sie
war das schönste Mädchen ihrer Zeit' Mab. 59; (mi a allwn
arnaf dy garu yn vwyhaf gwreic 'ich könnte dich am meisten
von allen Frauen lieben' Mab. 215 Z. 14, vgl. Z. 19; 216, 28).
Dagegen im Nc. Lenition nach dem best. Superlativ (y mwynaf
gyfaill 'der liebste Freund'; aber auch y cyntaf peth a welais
'das erste Ding, das ich sah') und Komparativ (hier nur fakulta-
tiv). Vgl. corn. an gokye den 'der törichtste Mann', han brasa
gallos 'und die größte Macht', lacka mester 'a worse master',
guel guyn 'ein besserer Wein' (Norris II 238 f.). Br. V. ged
braset plijadur 'avec quel grand plaisir' (Ernault, Glossaire
S. 270); br. ar gwella den 'der beste Mann' (Ernault, Gramm.
S. 25). — Man hat keine Lenition nach c. sant : Sant Marc
'der heilige Markus'; br. Sant Mark, aber SantVaze 'Matthäus'.
§ 312. Lenition des nachgestellten Adjektivs (Adverbiums).
1) Im Ir. Lenition der Adjektive nach dem Nom. Sing. Fem.,
Nom. Plur. Mask., Dat. Sing, aller Genera, Genitiv Sing. Mask.
und Neutr., nach dem Vok. Sing. Mask. und Fem. und nach dem
Nom. Akk. Dual. Mask. und Fem. der substantivischen o- und ä-
Stämme: air. i-rrse choir 'zur rechten Zeit' Wb. 23d 30; di
guttai fodlaidi 'zwei getrennte Vokale' Sg. 54a 14. Vgl. die
Regeln in § 309.
Anm. 1. Nach einem Nom. Plur. Neutr.: inna gell choima 'die
lieben Unterpfänder' Ml. 123 c 9. — Über die heutige Sprache vgl. O'Don.
S. 113, Stewart S. 144.
Die übrigen Stämme haben sich in einer Reihe von Fällen
nach den o- und ä-Stämmen gerichtet: mir. gnüis chorcra 'ein
purpurnes Gesicht' LL 55b 36 (Nom. eines ^-Stammes); in chon
chetna 'desselben Hundes' Wi. 96, 5 (Gen. eines n-Stammes).
Auch sogar catha chomramaig 'der kampfreichen Schlacht'
Wi. 291, 7 (Gen. eines i/-Stammes). Spuren der lautgesetzlichen
Wirkungen der ursprünglichen Endungen finden sich jedoch: der
Nom. Mask. cü 'Hund' *k'wö leniert (mo chü chsem chain 'mein
§ 312, 1. 2] Lenit. des nachgestellten Adjektivs (Adverbiums). 449
lieber schöner Hund' LL 58a 11); und nach dem Nora. Flui
Mask. der i- und w-Stämme findet sich keine Lenition. Vgl. § 313
Anm. 1.
Anm. 2. Die zu erwartende Lenition eines Adjektivs fehlt im Air. so
häufig (KZ XXXV 432), daß die Vermutung nahe liegt, daß sie nur im
Falle einer besonders engen Zusammengehörigkeit des Substantivs und des
Adjektivs notwendig war. Im Nir. ist jedoch die Lenition von keinen
spezielleren Bedingungen abhängig (nur gibt Stewart S. 144 für das Nsch.
an, daß man im Dat. Sing. Mask. fear mor, aber an fhear mhor sagt).
Das Adjektiv wird im C, Corn., ßr. nach einem Fem. Sing.
leniert, im Br. zugleich nach dem Nom. Plur. Mask. der Personen-
bezeichnungen: mc. morwyn wineu delediw 'ein dunkles schönes
Mädchen' Mab. 196; com. y luef gleth 'seine linke Hand';
cusyl tha 'ein guter Rat' Norris II 238; br. eur galoun vad
'ein gutes Herz'; ar veleien vad 'die guten Priester'. Auch im
Corn. kann Lenition nach dem Plur. Mask. vorkommen: en e^e-
won woky 'die törichten Juden' M, C. 69. Im Mc. Lenition
nach dem Dual.: deu vilgi vronwynnyon vrychyon 'zwei
weißbrüstige bunte Jagdhunde' Mab. 225.
Anm. 3. Ein Adverbium ist leniert in nc. gwraig bur daclus 'eine
sehr hübsche Frau', mc. gwreic oben 'eine ziemlich alte Frau' Mab. 216.
Jedoch bleiben im Nc. go 'etwas', mör, cyn 'so', rhy 'zu' unleniert :
gwraig go daclus 'eine ziemlich schöne Frau'; gwraig rhy annhac-
lus 'eine allzu häßliche Frau' (Kowland § 474).
Sonderbarerweise bleibt bach 'klein' in Nordwales häufig unleniert:
yr eneth bach 'das kleine Mädchen' (geneth); Olwen bach 'die kleine
0.' Eoberts & Grufifydd, Telynegion, Bangor 1900, S. 60.
Ohne Rücksicht auf das Geschlecht wird im C. und Br. ein
nachgestelltes Adjektiv leniert, wenn es ein Beiname ist: mc. Pe-
redur baladyr-hir 'P. mit dem langen Speer'; nc. Hywel dda
'H. der Gute', Alecsander fawr 'A. der Große'; br. lann-Vraz
'Jean le Grand', Pipi Goz 'Peter der Alte'; vgl. noch vikel vraz
'grand vicaire' (Ernault, Gramm. S. 10).
Anm. 4. Ob in den br. Redensarten a du vad 'dispose ä' (ema a
du vad da ober kement-se 'il est bien dispose ä faire cela'; ken na
vezo enn he du vad da ober kement-se 'jusqu' ä qu'il soit dispose
ä le faire') und dour doram 'warmes Wasser' etwas Altes (Lenition nach
dem Neutr. Plur. ?) steckt, ist sehr zweifelhaft. In dem ersten Fall kann
Einfluß synonymer Redensarten (e tro vad, e doare vad, s. Troude unter
dispose), in dem zweiten Fall eine Art Verbesserung des älteren dour
zomm §285,11 vorliegen; man sagt jedoch auch dour buill *pluie abon-
dante' Rc. XV 387 (vgl. dour vor § 313 S. 453).
2) Im C. wird das Adverbium digon nach einem Adjektiv
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 29
450
Lenition des Genitivs u. s. w. im Ir.
[§ 313, 1
leniert: gwir ddigon 'vollkommen wahr' (aber digon gwir), da
ddigon 'gut genug, sehr gut'. Wird nach den in § 316 ange-
gebenen Gesichtspunkten zu beurteilen sein. Hier sei noch mc.
mwy vwy 'größer und größer, immer größer' (Strachan, Introd.
S. 13) angereiht.
§ 313. Lenition des Genitivs (und anderer auf ein Nomen
folgenden abhängigen Kasusformen). 1) Dieselben Nominal-
formen, die ein Adjektiv lenieren können, lenieren im Ir. auch
einen folgenden Genitiv, aber nur im Falle einer besonders engen
Zusammengehörigkeit. a) Wo die Verbindung annähernd den
Wert eines Kompositums hat, oder wo der Genitiv mit einem Ad-
jektiv gleichwertig ist, findet sich die Lenition schon in Wb.: air.
do immarchor chöre 'zu Friedensunterhandlung' Wb. 5a 5;
trebaire chollno 'fleischliche Weisheit' Wb.3d30; ciall chesta
'passivische Bedeutung' Sg. 142 b 1. b) Im jüngeren Air. und im
Mir. findet sich ferner Lenition in Fällen, wo das regierende Nomen
in besonderer Weise (präpositioneil, als Infinitiv, als Maßbezeich-
nung) fungiert: air. hua chiunn chomair gl. e regione Ml. 119a 9;
mir. i cind chöic mbl(iadne) 'nach fünf Jahren' 'am Ende von
fünf Jahren' LL 63a 14; air. do tabairt chomairle 'um einen
Eat zu geben' Ml. 23b 12; du denum chlainde 'Kinder zu
zeugen' Ml. 107a 10; 135b 6; oc imradud chloine 'Schlechtig-
keit überlegend' Ml. 55c 19; mir. a triur churad 'die drei
Helden' "in ihrer Dreiheit von Helden" Wi. 293, 1; 294, 11, 16.
Dagegen in Wb. iar cüul caich 'behind every one' Wb. 31c 15;
do irgairiu cotulta 'to prohibit sleep' 25c 12; tuistiu claindde
'Kinder zu zeugen' 28 b 17. c) Im jüngeren Air. und im Mir.
findet sich schließlich Lenition bei dem Genitiv von cäch oder
einem Eigennamen: air. iar n-grad chäich 'nach dem Eange
eines Jeden' Ml. 116b 5; vgl. 14c 12; 61a 9; essergi christ 'der
Auferstehung (Gen.) Christi' Ml. 81 d 1; mir. do gnim Chon
'infolge der Tat des Cü(chulainn)' LL 60, 17; a Findabair
Chualngi 'aus dem Orte F. in der Dreißighundertschaft Cualnge'
LU 56a 40. Vgl. noch ho anmim chailich 'by the name of
'cup" Ml. 30c 17. Der Gen. von cäch bleibt in Wb. unleniert:
cuit cäich 'der Anteil eines Jeden' Wb. 5d 6, vgl. 5d 24; 15a 14;
31c 15. Vgl. KZ XXXV 433, 435 f.
Die spät-altirischen und mittehrischen Regeln gelten im We-
sentlichen noch im Nir. (daher u. a. nir. a measg mhadradh
ällta 'unter Wölfen', 6s cionn mhöräin 'über viel'; nsch. r^
§ 313, 1] Lenition des Genitivs u. s. w. im Ir. 451
thri laithean ^drei Tage lang', aber nir. re tri la). Die Le-
nition nach einem dativischen Infinitiv ist jedoch heute in Irland
aufgegeben. Umgekehrt ist die Lenition eines Eigennamen, die
schon im Mir. bisweilen nach einem nicht lenierenden Kasus vor-
kommt (dolleic i m-budin Chonaill Chernaig 'er begab sich
in das Heer des C. C Wi. 257, 7), heute ohne Rücksicht auf
die grammatische Form des regierenden Wortes verallgemeinert
worden: mac Thaidhg 'der Sohn Tadhg's' (nur in den Zunamen
hat sich die alte Regel erhalten: O'Domhnaill, Mac Domh-
naill, Gen. Ui Dhomhnaill, Mic Dhomhnaill). Eine ähn-
liche Verallgemeinerung der Lenition findet sich bei gewissen mit
den Eigennamen semasiologisch verwandten Wörtern (do shearbh-
foghantaoibh fhir an tighe 'den Dienern des Hausherrn');
ferner in Schottland nach Maßbezeichnungen: ceathrar mhae
'vier Söhne', treud mör mhuc 'eine große Herde von Schv/einen'.
Vgl. KZ. XXXV 436—439.
Anm, 1. Die in § 309 Anm. 1 und § 312 Anm. 1 erwähnte spora-
disch vorkommende Lenition nach dem Nom. Akk. Plur. Neutr. ist auch
hier belegt: arma cholno 'fleischliche Waffen' Wb. 22 d 13. Ebenso die
unursprüngliche Lenition nach dem Dat. Plur. : mir. fri a chlessaib
chluchi 'bei seinen Spielkunststücken' LL 64b 18; nsch. do lamhaibh
pheacach *in die Hände von Sündern' Mt. XXVI 45.
Für die i- und w-Stämme und die konsonantischen Stämme gelten die
in § 312 angegebenen Kegeln: mir. ain phuill Nom. 'das Lochspiel' LU
60b 6 (^-Stamm); ocht trichait chet 'acht Dreißighundertschaften' LL
59, 22, vgl. LU 56b 34 (Nom. Plur. eines -nü-Stammes; vgl. S. 442); do
thaidbse cheille 'den Sinn zu zeigen' Sg. 149b 4, vgl. 40b 15 (Dat. eines
M-Stamms, urspr. suffixloser Lokativ); — Cüchulaind MN "der Hund des
Culand"; ni cii ches 'nicht ein Cess-Hund' Wi. 263, 11 (vgl. cü gan
che 8 8 LL 61a 35; Cüchulaind war nicht dem periodischen, cess genannten
Schwächezustand der übrigen Ulsterleute unterworfen).
Anm. 2. Die Wörter nir. deag (zur Bildung der Zahlen 11 — 19 die-
nend) und fichead (bei den Zahlen, die durch Addition an zwanzig ge-
bildet werden) sind wenigstens dialektisch lenierbar : Arran däreg = da
fhear dheag '12 Männer' S. 143; t'rt Laxd jeg '13 Enten'; d'e muk jd
'dreißig Schweine' deich muca fhichead. Vgl. Stewart S. 60, MoUoy
S. 145. — Die Kasusform ceill (von ciall 'Verstand, Sinn'; vermutlich
Dativ) ist im jüngeren Air. lenierbar in der Eedensart freccor ceill
'cultus' : recht frecoir cheill cruithnechtae 'the law of cultivating
wheat' Sg. 35a 11 (sogar nach den nicht lenierenden Kasus: ba madae dam
du frecur cheill siu 'it was vain for me to worship Thee' Ml. 106d 3;
fri frecur cheill de 'to the worship of God' Ml. 43a 2). Dagegen oc
frecur ceill dse 'in worshipping God' Wb. 29 d 6.
29*
452 Lenition des Genitivs u. s. w. im Brit. [§ 313, 2
2) Im Brit. ist die Lenition eines Genitivs wohl noch seltener
als im Ir., sodaß man gewissermaßen die Nicht-Lenition als Regel
betrachten kann (daher denn auch keine Lenition nach solchen Prä-
positionen wie c. er-by n ^gegen', er mwyn ^um . . willen', ymhlith
'amongst', ymysg 'amidst', ynghylch ^um', heb law 'außer', mewn
'in', corn. yn mesk 'unter', yn kerghen 'um', br. lez 'bei, nahe'
u. s. w.). Beispiele für die Lenition: Mc. kist uaen 'ein steinerner
Kofter' Mab. 97 ; 11 ech varmor 'ein Marmorstein' Mab. 167; chwaer
uaeth 'Pflegeschwester' Mab. 204; deu vaen vreuan 'zwei Mühl-
steine' Mab. 141; nc. nodwydd ddur 'Nadel von Stahl', pais
ddur 'stählerner Rock, Panzer', gwaew ddur 'Stahlspeer', cadair
gwsg 'a dormant chair', y seren foreu 'der Morgenstern', y
fath leidr 'ein solcher Dieb' § 309 Anm. 2. Häufig ist ein
Eigenname leniert (vgl. Strachan, Introd. S. 12): mam Gadwa-
ladyr 'die Mutter C.'s', Branwen verch Lyr 'B. L.'s Tochter',
gwreic Vrutus 'B.'s Frau', deu vab Varedud 'zwei Söhne M.'s',
Caer Vyrdyn 'Carmarthen', Llan Badarn 'P.'s Kirche', Eglwys
Veir 'Mariae Kirche', Gwlat Vorgan 'M.'s Land', Ynys Von
'die Insel Man'; bisweilen auch nach Formen, die an und für sich
nicht lenieren: pobyl Vrytaen 'das Volk von Britannien', ty
Gustenin 'C.'s Haus', yn lluest Walchmei 'in Gw.'s Zelt'
Mab. 214. Im Nc. werden die Eigennamen Dewi, Dafydd und
das Wort Duw 'Gott' leniert nicht nur nach den Femininen
teyrnas 'Königreich', teml 'Tempel', eglwys 'Kirche', sondern
auch nach ty'Haus'. Nach einer Maßangabe : mc. y veint lewenyd
'so viel Freude'; auch nach einem Mask. : oet vlwydyn 'eine Frist
von einem Jahre' Mab. 235; y ffrwt waet 'der Strom von Blut'
Mab. 242 (aber tri ffrwt o waet 'drei Ströme von Blut' Mab.
203). Das Objekt eines Infinitivs bleibt meist unleniert; nui' wenn
das Objekt durch dazwischenstehende Wörter von dem Inf. ge-
trennt ist, tritt Lenition ein (Rowiand § 590,592—594): nc. bwrw
allan gythreuliaid 'Teufel austreiben'; ceisio y maent ddu-
wiau ereill 'sie suchen (''sind im Suchen von") andere Götter';
vgl. mc. rac adolwyn y un vynet y dial sarhaet Gwen-
hwyfar 'damit man nicht jemanden auffordern sollte, zu gehen um
die Beleidigung der Gw. zu rächen' Mab. 197; ony bei uot arnaw^
vilwryaeth 'wenn nicht wäre Besitz ("das Sein auf ihm") von
Stärke' Mab. 197; a menegi uot y crydyon wedy duunaw
ar y lad 'und Mitteilung, daß die Schuhmacher sich vereinigt
hatten um ihn zu tödten' Mab. 52. — Corn. (Stokes, Beun. Mer.
§ 313, 2. 314] Lenition des Genitivs, einer Apposition. 453
Nachträge S. 6): nconi. golvan ge^a hedge sparrow', mcorn. fynten
woys 'a fountain of blood', benneth Varya 'Mariae Segen',
carek Veryasek 'M.'s Felsen'. Durch Entgleisung nach einem
Mask. : ncorn. cletha dan 'ein Feuerschwert'. — Br. avel dro
'Wirbelwind', poan vugale 'mal d'enfant', poan galoun 'mal de
coeur', poan benn 'mal de tete', milin vreac'h 'Handmühle',
pal-dan 'pelle ä feu', dor-dal 'porte principale d'une eghse' (tal
'Vorderseite'), dor-borz 'porte cochere', mamm-diegez 'Hebamme'
(mamm 'Mutter', tiegez 'Haushalt'), c'hoanenn-vor 'puceron de
mer' (aber c'hoanenn-gwez 'puceron des plantes' ohne Lenition),
ar wem vizan 'le mät de misaine', ann oferenn vintin 'la
messe matinale', oferenn-bred 'la grand'messe' (pred 'Mahl-
zeit'); V. dam bod 'Scherbe' 'tet de pot' (Leon darn pod
Troude), darn vah 'trongon' (bah 'Stock'), ker varhad 'ville
marchande'. Entgleisung: br. laer vor 'Seeräuber', dour vor
'Meer Wasser' (vor steht nicht für a vor, Rc. XY 387). Über
ober vad 'faire le bien', ober van 'faire mine' s. S. 461.
§ 314. Lenition einer Apposition findet sich nur, wo die
beiden Nomina besonders eng verbunden sind, also besonders, wo
es sich um einen Beinamen handelt. Nir. Maighdean Mhuire
'die Jungfrau Maria', Muire Mhäthair 'Maria Mutter (Gottes)';
mir. a popa Choncobair 'Vater Conchobar!' Wi. 209, 14.
Im C. ist die Lenition der Beinamen verallgemeinert worden:
mc. Llud vrenhin 'König LI.'; Pryderi uab Pwyll 'F., P.'s
Sohn'; Aranrot verch Don 'A., D.'s Tochter'; Ygharat Law
Eurawc 'Yngharat Goldhand'; nc. loan Fedyddiwr 'Johannes
der Täufer', Mair Forwyn 'die Jungfrau Maria'. Wenn der Bei-
name vor dem Namen steht, tritt im Nc. nur beim Fem. (und hier
nicht immer) Lenition ein: y forwyn Fair 'die Jungfrau Maiia',
y frenhines Fuddug 'die Königin B.', aber y brenin Dafydd
(neben Dafydd frenin). Jedoch sagt man yr Arglwydd Dduw
'der Herr Gott', yr Arglwydd Farnwr 'the Lord the Judge',
arglwydd frenin 'lord the king', arglwydd ganghellydd 'lord
chancellor'.
Anm. Wenn ein Verwandtschaftsname ('Onkel', 'Neffe', 'Nichte') durch
eine umschreibende Apposition erklärt wird, tritt im Mc. Lenition ein:
ath ewythyr ditheu, vrawt dy fam, wyf ynneu 'und ich bin dein
Onkel, Bruder deiner Mutter' Mab. 201, vgl. 203, 4—5; ewythred Ar-
thur oedynt, vrodyr y uam 'sie waren Arthur's Onkel, Brüder seiner
Mutter' Mab. 109, vgl. 110, 11; 140, 11; nei y Arthur, uab y chwaer
'Arthur's Nefife, der Sohn seiner Schwester' Mab. 114; dy nyeint, ueibon
454 Lenition nach dem Verbum ^sein' im Ir. [§ 315, 1
dy chwaer 'deine Neffen, die Söhne deiner Schwester' Mab. 65, vgl. 59, 14;
dy nith, iierch dy chwaer 'deine Nichte, die Tochter deiner Schwester'
Mab. 68.
Br. sant lannVadezour 'der heilige Johannes der Täufer';
ann Itroun Varia 'unsere Frau Maria' (dagegen nach Troude
ar werc'hez Mari; V. guerhies Vari, er huerhies glorius
Vari Bayon S. 11). Hierher auch ann iliz-vamm 'l'eghse-mere'
(Troude), das den Übergang zu den in § 313 besprochenen Fällen
bildet.
§ 315. Lenition nach Verbalformen. 1) Im Ir. a) Lenition
des Prädikatsnomens und des Subjekts nach dem Verbum 'sein'.
a) Das Prädikatsnomen wird nach den relativen Formen der Ko-
pula leniert, wenn das Relativum als Subjekt fungiert: is hed as
chomairlle lim 'das ist (es, was) mein Rat (ist)' Wb. 16c 12;
in mairb ata thestis 'die Todten sind Zeugen' 30a 11; nii bes
chotarsne 'etwas, das entgegengesetzt ist' IIa 24; indi'i beta
thuicsi 'diejenigen, die erwählt sein werden' 4c 40; noch ba
hed ön ba chöir 'but that were proper' 10b 9; betis chum-
tachtaib gl. figendis ML 102d 10; nad choir 'das nicht passend
ist' Ml. 37a 8, 10.
Anm. 1. Nach einem vorangestellten Adverbiura tritt die relative
Lenition nicht ein: is do is coir indocbäal 'ihm gebührt Kuhm' Wb.
7c 15; erst im Mir. wird auch in diesem Fall leniert: is dait as choir
a thabairt 'dir gebührt es ihn zu geben' Wi. 257. Statt der relativen
Eklipse: doadbadar as cho m s(uidigthe) 'es wird gezeigt, daß es ein
Kompositum ist' Sg. 207 b 9.
Die Lenition findet sich noch im älteren Nir. : nidh-sa-mho 'mehr"
("etwas, das mehr ist"), nidh-sa-mheasa 'schlimmer' Atk. Keat. Append.
S. IV. Heute nios mo, nios measa O'Don. 122.
Das Subjekt wird in Wb. nach den relativen Formen des
Verbums 'sein' nicht leniert: oillu oldate cöic cet fer 'mehr als
500 Personen' Wb. 13b 2; f err . . oldaas cäch 'besser als Jeder'
Wb. 16c 9. Dagegen im jüngeren Air.: is laigiu son indaas
chumachtai doinachtae crist 'is less than (the measui'e) of the
power of the Manhood of Christ' Ml. 26b 6; indatae chlaidib
'als Schwerter' 77 a 1.
ß) Nach den Kopulaformen, welche 'oder' bedeuten: rodbo
chosmilius 'oder ein Gleichnis' Wb. 14c 24; robu cho ader-
setar gl. uel emendentur Ml. 30d 11 (vgl. KZ XXXV 4041);
im fochröib ba chi'an 'nahe oder fern' Sg. 151b 2; im tri
digbail fa t bor mach 'whether through diminution or increase'
§ 315, 1] Lenition nach dem Verburn 'sein' im Ir. 455
188a 8; mir. besu ocus besu chian 'sei es nahe, sei es fern'
Kuno Meyer, Contrib. S. 209.
y) Das Prädikatsnomen -wird leniert nach den Kopulaformen
da 1. Sing.; dan, ban 1. Plur.; da, ba 2. Sing.; bad 2. Plur. ;
bo, bu 3. Sing, (fo- in fochetöir S. 271); bad, bed 3. Sing.
Imperativ und Impf.; bat 3. Plur.; masu 'wenn ist'; cesu, cetu
'obgleich ist, sind'; issi 'sie ist': ni-ta-chumme se friu som
'ich bin ihnen nicht ähnlich' Wb. 20c 25; na ba thoirsech 'sei
nicht betrübt' 29d 19; bad chensi 'seid mild' 24b 1; ro-po
thol dond athir 'es war des Vaters Wille' 14b 3; nä bad cho-
tarsne 'es sei nicht entgegengesetzt' 24b 3; com-bad chomaic-
siu 'daß er näher wäre' Ml. 21d 1; bes ni bat chutrummi
'vielleicht sind sie nicht gleich' 'Wb. 9d27; massu thol atom-aig
'if it is desire that drives me' lOd 26; is si thol dee didiu
ani-siu 'dies ist also Gottes Wille' 5c 22.
Anm. 2. Nicht lenierend sind die Formen am, arami, adib, is, it,
-ta 3. Sing., -tat, ba 3. Sing., -b, bid, bin, bimmis, betis, -bommar,
-btar und die Formen mit dem Augens sa oder mit he 'is, ii'; s. KZ
XXXV 327. Ferner ni 'ist nicht' : ni coir 'es ist nicht passend" Wb.
9b 13; 16c 20 (vgl. § 319 Anm. 3 Schluß und § 318 Anm. 3), raad
'wenn ist', cid 'obgleich ist' u. s. w. Kein Material für at 'du bist' und
für 1. Sing., 2. Sing,, 2. PL des Perfekts, Ein sicheres Urteil über den
ursprünglichen Auslaut erlauben die Lenitionsregeln nicht.
Das Gebiet der Lenition wird allmählich erweitert: ni-dat chummai
'sie sind nicht gleich' Ml, 115b 3; it chethir chet 'sind vier hundert'
BCr. 42c 1; is chiall chesto 'es ist passive Bedeutung' Sg. 140a 5; am
cheli se 'ich bin der Genosse' LL 70b 28; cor fhir 'daß wahr war', nar
choir 'daß nicht passend war' Atk. LBr. Z. 107, 2458. — Im Nir. wird
die Sachlage wieder bedeutend simplifiziert ; von der Kopula bleiben nur
die Formen der 3. Sing, in Gebrauch. Lenition nach gur, nior : gur
bheag 'daß zu wenig war', nior chneasta 'es war nicht passend'. Die
einsilbigen mit b- anlautenden Formen (air. bo, bu, bad) sind mehr oder
weniger durcheinander geworfen worden. Die Eegel bei Stewart * S. 160,
daß bu 'war' zwar in der Eegel leniert, jedoch ein folgendes d- oder t- un-
leniert läßt, ist die Lenitionsregel von air. bad. Vgl. MoUoy 125, O'Don.
386 f., KZ XXXV 325.
Anm, 3. Das Prädikatsnomen wird nicht leniert, wenn es i^im Xir.)
auf ein substantivisches Subjekt folgt: nir, ta an ghaoth fuar 'der
wind ist kalt' O'Don. 349.
ö) Als Subjekt wird cäch in Wb. nach biad leniert: is-samlid
inso no-biad chäch 'it is thus that every one would be' Wb.
9d25. Sonst keine Lenition des Subjekts in Wb.; dagegen später:
ro-böi chocad 'es war ein Krieg gewesen' Ml. 137c 8; co bed
456 Lenition nach Verben im Ir. [§ 315, 1
chiall ains(edo) il(dai) and 'daß der Sinn eines Akk. PL darin
wäre' Ml. 67d 24 (Gegenbeispiele Wb. 5d 6; 18d 7); biid chiall
intamlae i-sindi as zelaueris 'der Sinn der Nachahmung ist
in dem Worte zelaueris' Ml. 56b 33; ataat chetnaidi 'there
are primitives' Sg. 28 a 4. Im Nir. ist diese Lenition wieder auf-
gegeben.
Anm. 4. Nach dem Prädikatsnomen ist das Subjekt nicht leniert:
is tacair censas 'passend ist Milde' Wb. 20c 3; tacair cense 31c 24;
is denti toi dse 'der Wille Gottes muß getan werden' 29b 12. Jedoch
in Sg.: ni gnäth choras(uidigud) 'Zusammensetzung ist nicht gewöhn-
lich' Sg. 201a 5; gnim dom-sa thindnacol inna hirise 'das Geben
des Versprechens ist eine Handlung für mich' 209 b 24.
b) Lenition des Objekts und Subjekts nach den übrigen
Verben. Nach den übrigen Verben bleibt in Wb. sowohl das
Subjekt wie das Objekt unleniert: neich asberad cenn ^what
the head might utter' Wb. 13a 19; carad cäch uäib a cheile
'jeder von euch soll seinen Nächsten lieben' 25a 35; arröit co-
linn 'er hat Körper angenommen' 32 d 10. Nur cäch wird 'als
Objekt nach denjenigen Verbalformen leniert, die in der Endung
den lenierenden Formen des Verbums 'sein' entsprechen: nertad
chäch 'er soll jeden aufmuntern' 5d 11; dioiprid chäch 'Ihr
betrüget jeden' 9c 23 (aber con soibat cäch 'so daß sie jeden
betrügen' 30 c 13). Im jüngeren Air. und im Mir. finden sich
zahlreiche Belege für die Lenition des Objekts: foilsigdde pher-
sin frecndairc 'welche eine anwesende Person bezeichnen' Sg.
200b 6; toglüaset chombairt gl. abiiciunt partum Thes. 11 235, 5;
is lestar fäs, is crann crin, nad deni thoil ind rig thüas
'ein leeres Gefäß, ein welker Baum ist derjenige, der nicht den
Willen des Himmelskönigs tut' Thes. II 294, 28; nifilchum-
tubairt 'es gibt keinen Zweifel' Sg. 154b 2; isi dobeir phöic
dö 'sie ist es, die ihm einen Kuß gibt' LL 74b 20, 33; cumma
nogabad chloich 7 crand 7 cnäim 'gleich gut schnitt es Stein
und Baum und Knochen' LL109a 10; atchiu churach 'ich sehe
ein Boot' LL. 108a 37. Viel seltener ist die Lenition des Subjekts:
ni taet chomsuidigud friu 'Komposition findet bei ihnen nicht
statt' "kommt nicht zu ihnen" Sg. 197a 4; amal do-n-ad(bat)
chumach(tae) 'quomodo ostendit potestas' Sg. 6b 25; arberr
chial chesto asindi as difficio 'ein passiver Sinn wird durch
das Wort difficio ausgedrückt' Sg. 146a 1; citabiat chluasa
gl. sensibilem aurium Sg. 3a 1. Vgl. KZ XXXV 328-332. Im
§315,1.2] Postverbale Lenition der Adverbia im Ir. 457
Nir. ist die Lenition des Objekts wieder aufgegeben; über die
Unterscheidung zwischen Nom. und Akk. bei den persönUchen
Pronominen (se, si, siad, sinn, sibh, tu : e, i, iad, inn, ibh,
thü) s. die Bedeutungslehre.
c) Postverbale Lenition der Adverbia kommt in Wb. nicht
vor. Dagegen im jüngeren Air.: ic neich fritcurethar cheill
(adverbieller Dativ) 'to save anyone who worships him' Ml. 41 d 16;
contoat chucai 'die sich zu ihm wenden' Ml. 46c 1; asiiibiur
frit Svhich I mention to thee' Sg. 151a 3. Von dem Verbum
getrennt: docuirethar cetna persan sin persana aili chucae
'diese erste Person gesellt andere Personen zu sich' Sg. 191a 2;
ni-r-bu cognomen challeic 'es war trotzdem nicht ein cog-
nomen' Sg. 31b 22; ni reid ebene 'it is not easy besides' Sg.
238 b 1. Die Lenition einiger Adverbia wird allmählich konstant
(von dem vorhergehenden Worte unabhängig): cach pronomen
dano ebene "auch jedes Pronomen außerdem" 'auch jedes an-
dere Pronomen' Sg. 203b 1, vgl. 212a 11. Im Mir. ist diese
konstante Lenition häufig bei den konjugierten Präpositionen
(chucund 'zu uns', forru 'über sie', tharis 'über ihn', thrit
'durch ihn'), bei chaidche 'je', chetus, chetumus 'zuerst', thra
'also'. Dieser Zustand setzt sich im Nir. fort: chugam 'zu mir',
orm 'auf mir', nsch. rium, riut = air. frim, frit; nir. damh
und dhamh (dam und dham) 'zu mir'; fös 'noch' = air. beos.
Die nir. Schreibungen a chaidche 'je', a cheana 'früher' be-
ruhen auf Vermischung mit den Fällen, wo die Lenition von der
reduzierten oder geschwundenen Präposition do bewirkt ist (a
chodladh S. 265 u. s. w.). Wo ältere Belege nicht beigebracht
sind, kann man mit Hülfe des Nir. nicht entscheiden, ob eine Präp.
vorhanden gewesen ist oder nicht (bei chois na fairrge 'am
Rande des Meeres' habe ich wohl mit Unrecht oben S. 265 eine
geschwundene Präposition vorausgesetzt).
2) Im Brit. ist die postverbale Lenition nur im C. reichlich
vertreten, a) Lenition des Prädikatsnomens und des Subjekts
nach dem Verbum 'sein'. Lenition des Prädikatsnomens kommt
im Mc. nach den meisten Formen des Verbums 'sein' vor. Bei-
spiele bei Strachan, Introduction S. 15 für wyt 'du bist*, ym
'wir sind', yssyd 'welcher ist', oed 'war', oedynt 'waren'; Präs.
(Fut.) Ind. 1. Sing, bydaf, 1. PI. bydwn; Impf. 3. Sing, bydei,
3. Plur. bydynt; Impv. byd 'sei', bit 'er soll sein', bydwch
'seid'; Konj. Präs. 1, 2. Sing, bwyf, bych, 1., 3. Plur. bom,
458 Lenition nach dem Verbum 'sein' im Brit. [§ 315, 2
bont; Konj. Impf. 1., 3. Sing, bewn, bei, 1. Plur. beym; Prät.
2., 3. Sing, buost, bu, 3. Plur. buant, Plusqpf. 3. Sing, buassei.
Weitere Belege: ar fford, yssyd lei nor rei ereill, a a parth
a gogof yr adanc ^und der Weg, der kleiner (schmaler) als die
anderen ist, geht in der Richtmig gegen die Höhle des Ungeheuers'
Mab. 226; a oedynt vreisc 'welche dick waren' 232; buassei
well itti 'es wäre gut für dich gewesen' 217; a vydy di gyuar-
wyd y mi yno 'wirst du mein Führer dahin sein' 240. Dazu na
wir, na well 'es ist nicht wahr', 'es ist nicht besser' (Antwort).
Lenition des Subjekts ist bei Strachan belegt nach yssit 'es gibt,
es ist', nyt oes 'ist nicht', bu 'war'. Weitere Belege: or bu wr
itti eiryoet, y mackwy hwnn a uu 'wenn dir je ein Geliebter
gewesen ist, ist dieser Bursche es gewesen' Mab. 237; a die vu
wreic y melinyd wrth Peredur 'und zornig auf P. war die
Frau des Müllers' 229; sef yd oedd Gei yn seuyll ym perued
y neuad 'Kei stand ("war stehend") in der Mitte der Halle' 197;
ac a oed wed y gallwn i kaffel dy gerennyd di 'gäbe es
eine Weise, in der ich deine Freundschaft gewinnen könnte ?' 241 ;
ony bei lad gormes yssyd yn y fforest racko 'wenn nicht
wäre Töten des Ungeheuers (wenn du nicht das Ungeheuer
tötetest), das in jenem Walde ist' 241; ony bei uot arnaw
vilwryaeth 197 (s. S. 452, Z. 4 v. u.). — Keine Lenition des Prädi-
katsnomens oder des Subjekts ist belegt nach ys 'ist', os 'wenn ist';
nach yw 'ist', ytt-iw, y ma-e ds., a-e 'est-ne'; nach y ma-ent
'sind'; nach ny-t, na-t 'ist nicht', neu-t 'ist schon'; nach byd
'wird sein', boet 'soll sein', 3. Sing. Konj. bo. Wenn aber das
Subjekt von dem Verbum getrennt ist, kann nach allen Yerbal-
formen Lenition eintreten: da oed yti, vnbenn, vynet y gyscu
'es wäre gut für dich, Herr, schlafen zu gehen' Mab. 210; clot
bychan hagen ac etmyc yw ytt oruot y marchawc lludedic
^wenig Ehre jedoch und Ruhm ist es für dich, den müden Ritter
zu überwinden' 212; y mae yno wr du 'dort ist ein schwarzer
Mann' 240 (vgl. 241, 18); a phan uo amser ynn vynet yn
bwyt 'wenn es Zeit für uns ist, essen zu gehen' 225. Ebenso, wo
das Verbum 'sein' gar nicht ausgedrückt ist: mynychach it
wneuthur drwc no da 'häufiger ist es für dich. Böses als Gutes
zu tun (du hast häufiger Böses als Gutes getan)' 240.
Anm. 5. Lenition nach den Ausdrücken 'voici, voilä' im Mc. : nachaf
was melyn yn dygwydaw ar penn y lin geyr bron Peredur 'sieh,
ein blonder Bursche kniete vor P.' Mab. 242; Uyma was gwineu tele-
§ 315, 2] Lenition nach Verben im Brit. 459
diw yn agori y porth 'sieh, ein schöner dunkler Barsche öffnete das
Tor' 210; Uyma, eneit, heb ef, uarch ac arueu gwell nor rei
er ei 11 'hier, mein Lieber, sagte er, ist ein Pferd und "Waffen, besser als
die anderen' 199; llyna vedru yn drwc 'das ist ein schlechtes Betragen'
198; hwde vodrwy 'da hast du einen Eing' 234.
Anm. 6. Zum Nc. vgl. Kowland § 618, 655 (Arthur sydd frenin
u. s. w.), §589b (Lenition des Subjekts nach dem negierten oes, byddai),
§ 594 (Lenition des Subjekts, wenn es vom Verbum getrennt ist; jedoch
bleibt ein Inf. als Subjekt in diesem Fall unleniert, § 595), S. 280 ff. (Leni-
tion nach dyma, dyna, dacw 'here, there, yonder is', nach llyraa,
llyna und nach wele: wele ddyn glwth 'behold a gluttonous man').
Corn. (ZE 199): vs vas ^was gut ist'; cusyll na-go vas 'ein
Entschluß, der nicht gut war'; bos vas 'gut sein'. Keine Lenition
nach bo, po, py 'oder' (ZE 725); keine Lenition nach ota, ot
omma 'sieh hier'. Im Br. leniert pe 'oder': daou pe dri 'zwei
oder drei', nao pe zek 'neun oder zehn', koulz pe well 'ebenso
gut oder besser'; gwiskadou tevoc'h pe danooch 'des couches
plus ou moins epaisses' (Vallee S. 86); jedoch c'houi pe me 'Ihr
oder ich'. Sonst keine Lenition nach dem Verbum 'sein', auch
nicht nach setu 'voici'.
b) Lenition des Objekts und Subjekts nach den übrigen
Verben. Lenition des Objekts ist im Mc. häufig, aber nicht nach
allen Verbalformen gleich häufig (nach der 3. Sing, und 3. Plur.
des Präs. Ind. und der 3. Sing, des Präs. Konj. kommt sie nicht
vor, s. Strachan, Introd. S. 15). Mc. a gaffaf i letty gennyt
ti 'kann ich bei dir ein Unterkommen erhalten?' Mab. 228 (vgl.
238,24); or gallaf i les, mi ae gwnaf 'wenn ich helfen ("Hülfe")
kann, werde ich es tun' 210; mi a wnu gyghor da itt 'ich weiß
einen guten Rat für dich' 234; ti a wely Iwyn 'du wii-st einen
Wald sehen' 242 (vgl. 240, 2; 225, 3 v. u.); y gwelwn wr penn-
grych melyn 'ich sah einen kraushaarigen blonden Mann' 164;
y gwelei gaer vawr 'er sah eine große Stadt' 202; y gallei y
gwas melyn wneuthur gwaet ar y Hall 'der blonde Bursche
würde den anderen verwunden können' 201; ac yno y clywei
uot sarff yn gorwed ar uodrwy eur 'und er hörte, daß dort
eine Schlange auf einem goldenen Ring lag' (Inf. als Objekt) 218;
y gwelynt vackwy 'sie sahen einen Burschen' 154; gwna waet
'verwunde' "mach Blut" 201; par vot y clawr yn y lle yd oedd
'bewirke, daß der Tisch da ist, wo er war' (Inf. als Objekt) 240;
kyt gwelych beth a vo ryued gennyt 'wenn du auch eine
Sache siehst, die dir wunderbar erscheint' 201; pei gwypwn vot
460 Lenition nach Verben im Brit. [§ 315, 2
yn da gennyt ti ^wenn ich wüßte, daß es dir angenehm wäre'
(Inf. als Objekt) 213; ti a gaffut orderchat ar yr un a vynnvt
onadunt 'du könntest die Liebe deijenigen von ihnen, die du
wolltest, gewinnen' 223; or kaffei vedic da 'wenn er einen guten
Arzt erhielte' 212; mi ny weleis gristawn 'ich habe einen
Christen nicht gesehen' 218; sef lle y kauas uendigeit 'das ist
der Ort, wo er B. fand' 34; y wassanaethu Owein mal y
gwassaethassynt Gynon 'um 0. zu bedienen, wie sie C. bedient
hatten' 171. Auch wo das Objekt von dem Verbum getrennt ist und
in diesem Fall nach allen Verbalformen: y 11 ad ef bawp 'er tötet
Jeden' 224; na dywedaf ynneu eir 'daß ich nicht ein Wort
sagen werde' 215; mi a rodwn itt uaen 'ich würde dir einen
Stein geben' 224; ny chaffwnn i o glot vwy noc un ohon-
awch 'ich würde nicht mehr (von) Ruhm als Einer von euch ge-
winnen' 228; ac yna gwnaet pob un onadunt a allo waethaf
y gilyd 'und dann soll Jeder von ihnen das schlimmste, was er
kann, dem andern tun' 205; eturyt idi draean y chyuoeth
'gib ihr den Drittel ihres Besitzes zurück' 208; ny lyuasswys
dyn uynet yr fforest 'kein Mensch wagte in den Wald zugehen'
241; Peredur a erchis idaw vynet dracheuyn attunt 'P. bat
ihn, zu ihnen zurück zu gehen' 227.
Seltener ist die Lenition des Subjekts: ny mynnei Gass-
wallawn y lad 'C. wollte ihn nicht töten' 41; yn y lle y gwel-
sei Gynon 'an dem Orte, wo C. (es) gesehen hatte' 171; mwy o
lawer, noc y dywedassei Gynon, oedynt 'sie waren viel
größer als C. gesagt hatte' 172; a phan gigleu Gei eu bot yn
dyuot 'und als Cei hörte, daß sie kamen' 214; ymgeffylybet
bawp ohonawch ae gilyd 'es soll jede von euch sich mit ihrem
Genossen vereinigen' 223; ny chwaryei weissen vy mam a
mivi velly 'nicht spielten die Burschen meiner Mutter so mit mir'
199; tra barhaei vwyt a llynn 'so lange Speise und Trank noch
ausreichte' 207. Von dem Verbum getrennt: y peidynt ac ymlad
yny darffei y bawp vwytta 'sie hörten mit dem Kampfe auf,
bis für Jeden das Essen zu Ende war' 90.
Anm. 7. Über mc. kyfodwch, weissou 'steht auf, Burschen!', s.
§ 304. Über das Objekt eines Inf. s. § 313, 2.
Anm. 8. Im Nc. wird das Objekt immer leniert, Kowland § 590, 594
(der Inf. als Objekt ist uuleniert, wenn ddim vorangeht: nis gallaf
ddim taflu 'r gareg 'I cannot throw the stone', Rowland § 689). Das
Subjekt wird leniert, wenn es vom vorhergehenden Verbum getrennt ist,
§ 315, 2] Postverbale Lenition der Adverbia im Brit. 461
ein Infinitiv als Subjekt außerdem in einigen anderen Fällen, Rowland
§ 592—594.
Anm. 9. Das zum Objekt gehörige attributive Adjektiv bleibt un-
leniert; Lenition kann dagegen eintreten, wenn das Adjektiv als Apposition
empfunden wird: ny chyscaf hun lonyd 'ich werde keinen Schlaf ruhig
schlafen' Mab. 233; ny welsei dyn eiryoet Hu degach noc oed
hwnnw 'niemand hatte je ein Heer, schöner als dies, gesehen' Mab. 90;
na welsynt llongeu gyweiryach y hansawd noc wynt 'daß sie
nicht Schiffe, besser ihre Ausstattung (besser ausgestattete) als diese, ge-
sehen hatten' Mab. 27.
Corn.: a henna my ny wraf vry 'darum werde ich mich
nicht kümmern' P. C. 2244, vgl. M. C. 26 (danach auch Inf. gul
vry 'sich kümmern' 0. M. 519). — Br. grit vad d'ann dud
holl 'faites du bien h tous les hommes'; ne ra van e-bed evit
ho klevet 'il fait semblant de ne pas vous entendre' (Troude).
Danach auch Inf. ober vad, ober van. Vgl. noch Ernault,
Gramm. S. 11, Bayon S. 11 (ober vad, V. gober vad 'faire le
bien, faire du bien'; das Adverbium mad dagegen unleniert: ober
mad, gober mad 'bien faire, bien agir'). Das Subjekt ist im Br.
leniert nach eme 'inquit': nann, eme Vac'harit 'nein, sagte M.';
ia avad, eme Ber 'gewiß, sagte Peter'.
c) Postverbale Lenition der Adverbia. Das Wort dim als
Verstärkung der Negation bei einem transitiven oder intransitiven
Verbum ist im Nc. leniert (ni ddaw Dafydd ddim yma 'David
will not come here', Rowland § 689). Mc. ar mackwy a gyu-
archawd well y Peredur 'und der Bursche begrüßte P.' Mab.
225 (aber Peredur a gyuarchawd gwell 226; vielleicht ist
gwell eigentlich Objekt: "Besseres wünschen"). Häufig ist nament-
lich die Lenition von gewissen Zeitangaben, die jedoch schon im
Mc. weit über die ursprünglichen Grenzen hinaus verallgemeinert
worden ist und auch nach dem Inf. und nach Substantiven er-
scheint: ac yno erchi gwr y ymwan deir gweith 'und dort
(sollst du) dreimal einen Mann zum Kampf verlangen' 242; y
buwyt deir blyned yn y darparu 'man war drei Jahre es vor-
bereitend gewesen' 'man hatte drei Jahre damit verbracht, es (das
Fest) vorzubereiten' 182; a dathoed vlwydyn kyn no hynny
y lys Arthur 'welcher vor einem Jahre in die Burg Arthur 's
gekommen war' 197; bot vlwydyn yn llys Arthur 'ehi Jahr in
der Burg Arthur's zu sein' 198; vgl. Strachan, Introd. 16 (vis
whefrawr 'im Monat Februar', lawer o dydyeu 'mehrere Tage
lang'); ac ymadaw weithon a ieith dy vam 'gib jetzt die Aus-
462 Postverbale Lenition der Adverbia im Brit. [§ 315, 2. 316
drucksweise deiner Mutter auf 201; nys gwney bellach 'du
wirst sie fernerhin nicht tun' 99; na deuaf y lys vyth 'daß ich
niemals in die Burg komme' 199; y nos gynt, y dyd gynt 'die
Nacht im voraus, der Tag im voraus' 211, 229; ar un dywygyat
a wnaeth y uorwyn yr deu hynny ac yr vn gynt 'dieselbe
Pflege gewährte das Mädchen diesen beiden wie dem früheren
(dem von früher)' 224; y geir a dywedeist gynneu 'das Wort,
das du vorhin gesprochen hast' 222; pan deuth y paganyeit
gyntaf y Iwerdon 'als die Heiden zum ersten Mal nach Irland
kamen' K B. II 258. Ähnlich werden auch die konjugierten Prä-
positionen leniert: drwydi 'durch sie', drossof 'über mich', gennyf
'mit mir'; vgl. § 317. Schließlich finden sich Beispiele für post-
verbale Lenition einer Verbindung von Subst. + Präp. + Subst.:
mynet a wnaethant law yn llaw hyt y lle yd oed Arthur
'sie gingen Hand in Hand zu der Stelle, wo A. war' Mab. 214.
So auch im Nc; auch nc. fraich ym mraich 'Arm in Arm'; vgl.
fin y nos 'am Abend' (min nos), ganolnos 'um Mitternacht',
fei rhosyn foreuddydd ei oes 'wie eine Böse im Morgen ihres
Lebens' (Boberts & Gruffydd, Telynegion, Bangor 1900, S. 3, 4,
7, 61), benyw ganol oed 'eine Frau in der Mitte ihres Alters'
(Silvan Evans canol). Mc, nc. fry 'oben'.
Corn.: cleves vyth nyth kemerse "eine Krankheit hatte
dich nie ergriffen" 'absolut keine Krankheit hatte dich ergriffen'
ü. s. w. ZE 202b; ncorn. na anothans y bys voye me ny
settyaf gwaile gala 'nor of them ever more will I set the stalks
of straw' C. W. 1355. Mcorn. vyttyn S. 440 Z. 6, 7. Br.:
brema 'jetzt' § 302, 4 (oder ist der Artikel geschwunden? § 190
S. 288); V. deh vitin 'gestern früh', arhoah vitin 'morgen früh',
Bayon S. 11.
Dynamische und konstante Lenition.
g 316. Die als mechanischer Sandhi entstandene Lenition
nimmt bisweilen einen dynamischen Charakter an, d. h. sie T\ird
als Zeichen einer bestimmten grammatischen Funktion empfunden.
Symptome des dynamischen Charakters sind: die Wiederholung
der Lenition bei mehreren gleich fungierenden Wörtern, die Trenn-
ung des Lenitum vom Leniens durch daz wischenstehende Wörter,
die Unabhängigkeit der Lenition von der Form des Leniens.
Wiederholung der Lenition findet sich, wo mehrere attributiven
Adjektive zu einem lenierenden Substantiv gehören: mir. gnüis
§316. 317J Dynamische und konstante Lenition. 463
chorcra chrumainech ^ein purpurnes krumm geformtes Gesicht'
LL 55h 36; beöil derga thanaide 'rote, schmale Lippen' LL
55b 38 (hei derga ist die Lenition vermuthch nach § 291 aufge-
hoben); mo chü chaL'm chain ^mein Heber schöner Hund' §312,1;
mc. deu uann gochyon vychein 'zwei rote kleine Flecken' Mab.
205. Es kann sich offenbar nur in einem Teil der Fälle um eine
rein lautliche Entwickelung handeln; in anderen Fällen hat das
zweite Bestimmungswort sich nach dem ersten gerichtet. — Über
die Lenition bei eter . . acus s. § 305, 1 S. 439 und § 306.
Einschub zwischen Lernens und Lenitum: mir. cach buiden
imorro chroda cholach 'aber jede grausame sündige Schar' Atk.
LBr. Zeile 540; mc. kaer uawr a welynt, vwyhaf or byt 'sie
sahen eine große Stadt, die größte in der Welt' Strachan, Introd.
S. 11; air. issi in so chial fil and 'das ist der Sinn, der darin
ist' Ml. 88b 11, vgl. 90c 24; gnim dom-sa thindnacol § 315
Anm. 4S.456; nsch. a ta se a' tilgeadh a mach dheamhan 'er
wirft Teufel aus' "ist im Auswerfen" Mt. IX 34; nc. y mae efe
yn bwrw allan gythreuliaid ds., vgl. §313,2. Sehr häufig ist
die Erscheinung bei der Lenition des Subjekts und Objekts im C,
s. § 315, 2. Das C hat offenbar eine Tendenz, gerade das von
seinem normalen Platz entfernte Wort zu lenieren, so daß man
nicht ohne Berechtigung von einer Art „Inversionslenition" reden
könnte; vgl. gwir ddigon § 312, 2.
Nur von der Funktion und der grammatischen Verbindung,
nicht aber von der Form des Lernens abhängig ist die Lenition des
Genitivs der Eigennamen und einiger anderen Wörter im Mir.,
Nir. (§ 313, 1), zum Teil auch im Brit. (§ 313, 2) und die Lenition
der Beinamen im C. und Br. (§ 314).
§ 317. Die weitere Entwickelung des vom Leniens getrennten
Lenitum war davon abhängig, ob der psychologische Wert der
Lenition einigermaßen greifbar war. Wo dies nicht der Fall war,
konnte die Lenition konstant und völlig bedeutungslos werden: die
lenierte Form wurde zur Grundform. So war die Entwickelung
oft bei der postverbalen Lenition der Adverbia im Ir. und im Brit.
(§ 315, Ic, 2 c).
Anm. 1. Die konstante Lenition der konjugierten Präpositionen ist
im Ir. zum Teil analogisch auf die Präpositionen ohne Personalsul'fix über-
tragen worden: nir. thar 'an . . vorbei' nach thairis u. s. w. So wurde
fri zu ri um schließlich mit la zusammenzufallen (§176); so sind im Nir.
for und ar zusammengefallen. Die Präposition und das Präverb do ist
im Nir. und Nsch. besonders im Falle der Elision vor einem folgenden
464 Konstante Lenition. [§ 317
Vokal leniert: nsch. dh'orduicli 'befahl', mar a dh'iarr 'wie er bat';
südir. bei MoUoy S. 172 do dhinsig se sgial 'er erzählte eine Geschichte'
(das nsch. a und das nir. do beruht auf einer graphischen oder sprach-
lichen Kontamination von dh mit den in anderen Fällen berechtigten For-
men der Präp.); nsch. cupan a dh'uisge 'ein Becher Wasser'; vgl. Hene-
bry S. 61.
Auch im Brit. greift die konstante Lenition bei einigen Präpositionen
um sich: mc. wedy corn. wose, woge 'nach' (aber br. goude); mc.
wrth 'zu, gegen' corn. worth, ow mbr. ouz, oz S. 287; c. ar corn. war
br. war 'auf; mc. y 'zu' corn. the, de (aber br. da).
Auch bei gewissen Pronominalformen zeigt sich die Tendenz
der Lenition, konstant zu werden. Im Ir. bei t- 'dein' (vor einem
Vokal, vgl. S. 274). Dem Ursprünge nach war die Lenition bei
diesem Worte teils postverbal (ni-p-si th-opair comadas 'es war
keine passende Arbeit für dich' LU 64a 10), teils anderer Art
(tussu th-oenur § 308, 2; for fir th-ainich 7 t-anma 'bei
der Treue deiner Ehre und deines Namens' LL 251b 1; ar
th-airscelaib ocus ar th-äinius 'wegen der Erzählungen von
dir und wegen deines E-uhmes' Wi. 120, 24; dagegen do-t ed-
bartaib u. s. w. S. 274); sie wird allmählich sehr häufig (in
LBr. unterbleibt sie nach den Entspirantisierungsregeln nach s,
th, n, s. Atk. S. 649), jedoch nie alleinherrschend; im Nir. ist sie
wieder fast ganz aufgegeben, vgl. KZ XXXV 336. Die c. Form
dy und die br. Form da beruhen nicht auf Lenition (vgl. § 188
Anm. 2 S. 286), wohl aber die corn. Form the, <fe. Vgl. c. fy
br. va 'mein'. — Die konstante Lenition spielt im C. und Corn.
auch bei den persönlichen Pronominen eine Eolle: mc. elwyf ui
(Konj.) 'ich gehe', gallaf i 'ich kann', y rodaf innen 'ich werde
geben', nyt atwaenwn i didi 'ich erkannte dich nicht', na chabla
di uiui 'tadle mich nicht', ni a awn ui a thi 'wir werden gehen,
ich und du' (Strachan, Introd. S. 17); corn. ny welaf vy 'ich
sehe nicht', may fythe gy 'daß du wirst'. Jedoch keine Lenition
vor dem Verbum: mc. mi ae gwnaf 'ich werde es tun'; corn. my
a vyn 'ich will'; auch bleibt im C. t- erhalten nach einem aus-
lautenden 4: mc. y rodeist ti 'du hast gegeben'; vgl. mc. ymi
= ym 'zu mir', ytti = ytt 'zu dir' (ym, ytt + mi, ti).
Das Nir. hat konstante Lenition bei den Zahlwörtern dhä
'zwei' (schon Wi. 120, 2 und 6), cheithre 'vier', chüig 'fünf in
adjektivischer Verwendung; jedoch nir. da nach n (nach dem Ar-
tikel) und s (nach agus 'und'). Sonderbar ist an che ad 'der erste';
könnte als Analogiebildung nach chet-umus § 315, Ic und anderen
§ 317. 318] Konstante Lenit. Lenit. nach infig. Pronominen. 465
artikellosen Formen erklärt werden, wenn nicht auch br. an drede
deiz u. s. w. zu erklären wäre (s. S. 443, S. 444).
Anm. 2. Nc. chomh 'ebenso' (chomh olc sin 'so schlecht') beruht
auf dem Schwunde eines possessiven Pronomens, v«^!. mir. a chommeit
n-aill 'ebenso viel noch einmal' LL 53b 29, a comolcc sin 'so schlecht'
"dessen gleich Schlechtes" LL 53 unterer Band (zu lesen a chom-).
Anm. 3. Die in diesem § besprochene konstante Lenition ist dem
Ursprünge nach im Wesentlichen postverbal. Einen anderen Ursprung muß
die in gewissen Formen des Verbums 'sein' im Ir. auftietende konstante
Lenition haben (Beispiele in § 174, vgl. fa 'war' im älteren Nir.j. Im Br.
kann allout für gallo ut 'können' vorkommen (G. de Eostrenen). Vgl.
c. wele § 315 Anm. 6.
Anm. 4. Über konstante Lenition eines s- in proklitischen Wörtern
im Ir. s. § 178.
Die Lenition der Verba.^
§ 318. Lenition nach den infigierten (nicht relativen)
Pronominen. Im Ir. nach 1. Sing. -m-, -dorn-, 2. Sing, -t-, -dot-,
3. Sing. Neutr. -a-, -e-, Null, -d- und nach dem unbestimmten Pro-
nomen (Adverbium?) -con-: air. mani-m-chobrad rad dse 'wenn
nicht die Gnade Gottes mir hülfe' Wb. 3d 16; ein das persine
at-tot-chomnicc 'was für eine Person bist du?' "ereignet sich
für dich" 6b 13; r-a-chualatar 'sie haben es gehört' 5a 8; ni
cheil 'er verhehlt es nicht' 5b 5; nach thoimled 'er soll es nicht
essen' IIb 18; in linn no-d-chreitfea 'diejenigen, die es glauben
werden' 4d 7; ni-o-chechrat act ni bas toi doib 'they will
love nothing but what is their will' 30 c 4.
Anm. 1. In dem Satze de brath no-m-choimmdiu-cöima 'der
Herr schütze mich gegen das Gericht' Thes. II 290, 11 hat das Pronomen
-m- das infigierte Substantiv coimmdiu leniert.
Anm. 2. Das -d- in no-d-chreitfea ist kein Pronomen, sondern,
wie in der Bedeutungslehre nachgewiesen werden wird, ein Adverbium,
hinter dem ein neutrales Pronomen geschwunden ist; in anderen Fällen ist
hinter dem -d- ein *est 'ist' geschwunden (ma-d, ci-d u. s. w. § 315
Anm. 2). Allein scheint das -d- zu stehen in ma ru-d-choiscset
a-mmuintir 'wenn sie ihren Hausstand gezüchtigt haben' Wb. 28c 7;
also lenierend.
Anm. 3. Das pronominale Element -con- 'irgend etwas' wird früh-
zeitig mit dem Präverb con- vermischt (s. die Bedeutungslehre) ; daher die
Eklipse in ni-con-dct do nach ailiu 'that applies to none other' Ml.
53a 17. Nsch. cha 'nicht' (vor Vokal cha'n) leniert, wenn nicht ein d, t
oder s folgt [d und t müsseü nach den Entspirantisierungsregeln unleniert
1. Vgl. § 306, § 317 Anm. 3.
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 30
466 Lenit. n. infig. Pronominen. Relative Lenit. i. Air. [§ 318. 319, 1
bleiben; bei s ist die Lenition in Übereinstimmung mit den in §277 S. 409
besprochenen Fällen analogiscb beseitigt worden); nicht nur das Yerbum,
sondern auch das Prädikatsnomen nach cha wird leniert: cha mho 'nicht
ist es mehr, ebenso wenig', cha choir *es ist nicht passend', cha mhac
mar an t-athair thu 'you are not a son worthy of your father' (Mt.
VI 15, IX 17; XV 26, M' Alpine). Manks cha 'nicht' eklipsiert.
Im Brit. findet sich keine Lenition nach dem Fron, der 1. Sing.,
das mit dem entsprechenden PossessivjDronomen vermischt worden
ist; auch nicht nach dem Fron, der 3. Smg., da das Neutrum auf-
gegeben ist. Dagegen findet sich Lenition nach dem Fronomen
der 2. Sing.; im Corn. und Br. ist diese Lenition von den Ent-
spirantisierungs- und Frovektionsregeln beschränkt (kann nur bei
gw, g, h, m vorkommen), was im Nbr. zum Aussterben der Lenition
führt. Mc. nyth gredaf ^ich glaube dir nicht'; min neu ath
garaf di ^ich werde dich lieben'; corn. mar nyth wolhaff Venn
ich dich nicht wasche'; reth fo 'es sei dir'; mbr. tregont digner
. . az vezo antier 'dreißig Denare werden dir sein (wirst du er-
halten) vollständig' ZE 375 (nbr. az pezo).
§ 319. Die relative Lenition und die Lenition nach den
Präverbien in der unechten Komposition im Ir. 1) Die Frä-
verbia, auch die urspr. vokalisch auslautenden, lassen in der un-
echten Komposition im Air. den Anlaut des Verbums unleniert.
Sie bildeten also in der Zeit, aus der die Lenition stammt, keine
psychologisch feste Verbindung mit dem Verbum (ebenso wenig wie
etwa die Wörter 'und' und 'oder' § 306), vgl. die Bedeutungslehre.
Die von Thurneysen, Eriu III 18 f. aufgestellte lautliche Erklärung
der Nicht- Lenition (Schwund eines "^est 'ist' nach dem Fräverb) ist
überflüssig und gänzlich unbeweisbar. Belege: air. ni ceil som
as-n-e crist in lie 'er verhehlt nicht, das Christus der Stein ist'
Wb. 4d 16; is cumme ad-ciam-ni na runa diadi et ad-cii
nech ni tri scäath 'in derselben Weise sehen wir die göttlichen
Geheimnisse, in der jemand etwas in einem Spiegel sieht' 12c 11;
for-cain 'er lehrt' 27c 8; ar-cessi 'er schont' 4c 19; do-coith
digal forru 'Bache kam ("ging") über sie' IIa 22; is fri-de
im-tiagam 'it is by day that we travel' 6a 30; ni ar oen-fer
no diis ro-cess 'nicht für Einen oder für zwei Leute hat er ge-
litten' 4b 13; com-bad fri-sna gruade cita-coiiimairsed 'that
. . might meet first with the cheeks' Ml. 39 c 15.
Wenn dagegen das unecht komponierte Verbum relativ fun-
giert, so daß das Relativum Subjekt oder Objekt ist, tritc nach
dem unbetonten Präverb Lenition ein (wenn das Relativum Objekt
§ 319, 1. 2] Relat. Lenit. im Air. Leiiit. nach Präverb, im Ir. 467
ist, kann jedoch auch relative EkHpse eintreten, s. § 267). Die
Lenition rührt von einem infigierten Element her, das in einigen
Fällen (nach ar- und imm-) sichtbar hervortritt. Air. ni torbe
do an imdibe ad-chi cäch ^nicht nützt ihm die Beschneidung,
die Jeder sieht' Wb. 2a 2; an ad-chither tri themel 'das, was
durch Dunkel gesehen wird' 12c 12; inti for-chain 'derjenige,
welcher lehrt' 5d 10; is hed ar-thä in so 'das ist es, was bevor-
steht' 30d 13; is hed inso ara-thä 10b 3; in digal do-choid
for diabul 'die Rache, die über den Teufel kam' 28b 30; innani
prechite et imme-churetar cori 'derjenigen (Gen. PI.), welche
predigen und um Fiieden unterhandeln' 5a 5; indi ro-chomal-
nisset reche 'diejenigen, die das Gesetz erfüllt haben' 2c 14; is
hed ro-chlos et ad-chess 'das ist es, was gehört und gesehen
wurde' 23c 11; ni ed iarma-foich som 'es ist nicht das, wonach
er fragt' Sg. 198b 3; apstil didiu ceta-thuidchetar 'the apost-
les, then, first have come' Wb. 21c 5; dund öis nad chaithi
cach tuari 'für die Leute, die nicht jede Speise essen' 6c 11;
tabair ic dam näd chum nech du-n-da-bera di-alailiu (mit
anaphorischem Pronomen) 'gib mir die Rettung, die kein Mensch
("niemand") einem anderen geben kann' Ml. 87 d 12, 13. — Die
Formen der Kopula werden, auch wenn sie relativ fungieren, nicht
leniert: intiro-po magister 'derjenige, der Lehrer gewesen ist'
Wb. 13a 12 (das relative Element war hier vermuthch suffigiert;
vgl. die Suffigierung des persönlichen Pronomens in ni pa-dn-
aidrech 'es wird ihn nicht reuen' 5c 9). — Die Lenition ist
natürlich von den Entspirantisierungsregeln beschränkt: dundi
con-tuarcar 'demjenigen, das zerrieben wird' Ml. 34a 27.
Anm. 1. Die oben geschilderte Eegel (Asp. i Irsk S. 138, S. 140, KZ
XXXV 340 — 362) wird schon im jüngeren Air. in der Weise überschritten
daß die Lenition auch in Fällen eintritt, in denen das Eelativum nicht
Subjekt oder Objekt ist. Auf der Grenze steht ein Fall wie cid dian 7
cian no-theisinn 'auch wenn ich schnell und weit ginge' M1.41d 9 (der
Begriff cian 'eine weite Strecke' kann als Objekt des Verbums gedacht
werden; dian erfordert aber relative Eklipse, s. § 267). Die alte Eeo-el
ist deutlich überschritten in ni fris ru-chet 'nicht dazu ist es gesuno-en
worden' Ml. 64a 13; risiu ad-cheth 'bevor er sehen konnte' 38c 9;
cia chon-chelae gl. si dissimulas 106c 14; amal imme-ehomairsed
nech do-som 'als ob jemand ihn gefragt hätte' 63c 9.
2) Die in § 319, 1 und § 318 angegebenen Regeln sind im
Mir. so verschoben worden, daß nach allen vortonigen Präverbien
auch in nicht relativen Sätzen und nach ni auch ohne folgendes
30*
468 Lenition nach Präverbien im Ir. [§ 319, 2
Objekt Lenition des aktiven Verbums eintritt. Mir. ni thiber sa
mo tharb ^ich werde meinen Stier nicht geben' LL 55 a 25; at-
chiu-sa cairptech ^ich sehe einen Wagenfahrer' Wi. 275, 22
(nir. do-chim, chidhim 'ich sehe', vgl. § 170 S. 265); do-
chuadusa sair fecht and 'ich ging einmal nach Osten' Wi.
101, 14 (nir. do-chuaidh, chuaidh 'er ging'); for-chanaid 'er
lehrt' Atk. LBr. Zeile 7876 (nir. for-ghonaim 'ich verwunde
schwer' u. s. w.). Diejenigen Tempora, die nach altirischer oder
nach mittelirischer Eegel gewöhnlich von einem Tempuspräverb
begleitet waren (das Impf., der Konditionalis, das Prät.) zeigen
daher im Nir. immer Lenition, so weit nicht Eklipse erforderlich
ist (ghlanainn 'I used to cleanse', ghlanfainn 'I would cleanse',
ghlanas 'I did cleanse', O'Don. S. 177, 181, 175).
Anm. 2. Die so zu einem Terapusmerkmal gewordene Lenition hat
sich analogisch verbreitet: nir. thainig 'kam', thug 'gab' (nahmen im
Air. kein perfektisches Präverb an). Nur fuair 'er fand", dubhairt 'er
sagte' (air. asrubart mir. atrubairt) sind ohne Lenition geblieben; je-
doch nsch. thubhairt, Präs. their (nir. deir, adeir aus air. atbeir
'er sagt es'). Das Nsch. hat auch sonst die Lenition weiter geführt als
das Nir.: nsch. tha 'ist' nir. tä (in Munster A«, Atk. Keat. S. 362) air.
attä; nsch. thig 'wird kommen', theid 'wird gehen' (ursprünglich ticc
'kommt', do-teit 'kommt', teit 'geht').
Anm. 3. Mit der für ni geltenden Kegel stimmt mir. atmaid nad
chualaid 'gesteht, daß Ihr nicht gehört habt' LU 57a 16. Über nir.
muna 'wenn nicht' (aus air. mani) s. KZ XXXV 365 f. Dagegen bewirkt
nir. na vor einem Imperativ oder wünschenden Konjunktiv keine Lenition
(nä deuna gaid 'du sollst nicht stehlen'; ein Beispiel S. 143, Z. 7), was
sich daraus erklärt, daß nach dieser Form der Negation im Air. weder ein
relatives Pronomen (da der Befehl oder der Wunsch einen Hauptsatz
bildete) noch ein persönliches Pronomen folgen konnte (vor einem persön-
lichen Pronomen lautete die Negation im Air. nach-). Auffällig ist es
dagegen, daß nir. nach 'daß nicht' im älteren Nir. ohne Wirkung auf den
Anlaut des folgenden Verbums ist (heute bewirkt nach Eklipse des Ver-
bums). Das Prädikatsnomen bleibt im Nir. (wie im Air.) nach einer Nega-
tion (ni, nach) unleniert: ni maith e 'es ist nicht gut'.
Anm. 4. Die post-präverbiale Lenition findet im Nir. bei einem passi-
ven Verbum nach einem (geschwundenen) Tempuspräverb, nicht statt. Nir.
glantaoi e 'he used to be cleansed', glanadh e 'he was cleansed", ODon.
S. 185, 184. Auch nach ni wird das Passiv nicht leniert (Molloy S. 99).
Und schon im Mir. fehlt die Lenition des Passivs in der Kegel nach no,
ro, n i. Die Kegel unterliegt im Nir. dialektischen Schwankungen, auf
die hier nicht eingegangen iverden kann; nur sei hervorgehoben, daß in
Schottland das Passiv ebenso gut wie das Aktiv lenierbar ist: do bhiiai-
leadh mi '1 was Struck' Stewart"» 72 f. S. KZ XXXV 370 fi".
§ 319, 3] Relative Lenition im Mir. und Nir. 469
Diese Sonderstellung^ des Passivs ist (vgl. KZ XXXV 373) daraus 7U
erklären, daß im Air. ein lenierendes Objektspronomen der 3. Sing. Neutr.
nur beim Aktivum, nicht aber beim Passivum infiziert werden konnte. Die
Kegel ist also in erster Linie von ni ausgegangen (air. ni ceil 'er ver-
hehlt nicht' : ni cheil 'er verhehlt es nicht'; Passiv ni tuccfither
'wird nicht verstanden werden' Wb. 8 a 5); aber auch bei anderen Prä-
verbien hat das infigierte neutrale Objekt Einfluß auf die mir. und nir.
Lenitionsregeln ausüben können; ro- und ra- (air. rocualatar 'sie haben
gehört', rachualatar 'sie haben es gehört') fielen in der mir. Aussprache
zusammen, das Präverb ad- wurde durch at-, das eigentlich Präverb +
Objekt ist, verdrängt (nir. adeir 'er sagt' = air. atbeir 'er sagt es').
Daß das Passiv zwar im Nir., nicht aber im Nsch. eine Sonderstellung
einnimmt, dürfte damit zusammenhängen, daß in Irland ni, in Schottland
aber cha (air. ni-con-) die herrschende Negation ist.
3) Die nicht komponierten Verba bleiben im Air. in relativer
Funktion unleniert: dondi creites 'demjenigen, welcher glaubt'
Wb. 2b 27. Im jüngeren Air. wird jedoch die nach inti (§308,3)
und amal (§ 305, 1 S. 439) vorkommende Lenition der Nicht-
Verba auf die Verba übertragen (Lenition des unkomponierten
Verbums und einer Präverb- Verb-Gruppe) : anl chanas 'what it
says' Ml. 24d 14; amal chondegam ni 'wie wir bitten' 107c 8;
amal fid . . 'as it were' Ml. 37b 22. Die so entstandene Leni-
tion wird mit der unter 1) beschriebenen relativen Lenition asso-
ziiert und tritt auch da ein, wo kein inti oder amal vorausgeht:
chontarchomraic in pecthach 'welche der Sünder gesammelt
hat' gl. congregata substantia Ml. 57a 14; cid f olad sluindes
'was für eine Substanz es bezeichnet' Sg. 25 b 17, vgl. 26 a 6.
Diese neue relative Lenition wird ferner durch die unter 2) ange-
deutete Entwickelung auf Fälle übertragen, in denen das Relati-
vum nicht Subjekt oder Objekt ist: for dexteram tuam thra-
chith inso 'this comments on dexteram tuam' Ml. 93a 21; is
do thucad 'dazu ist es gesetzt worden' Sg. 45b 19. Der so ent-
wickelte Zustand bleibt im Mir. und Nir.: mir. mairgg theit
,wehe dem, welcher geht' LL 58a 34; is do thänac sa 'dazu bin
ich gekommen' LL 71b 26; nir. an fear, mholas 'der Mann,
welcher lobt'; an fear, mholas se 'der Mann, den er lobt'; an
tan bhios ag gleic 'wenn er im Kampfe ist' Atk. Keat. 6, 13;
gur ris an ti-se nö ris an ti eile bheanaid siad 'daß sie
diesen oder jenen angehen' Atk. Keat. 22, 23. Oft wird vor dem
lenierten Verbum ein a geschrieben: an fear a mholas; dies ist
eine Analogiebildung nach den Fällen, in denen ein do verstummt
ist (S. 265), vgl. die ähnlichen Analogiebildungen, die § 315, Ic
470 Relat. Lenit. und Lenit. nach Präverbien im ßrit. [§320,1.2
Schluß und § 317 Anm. 1 besprochen sind. Wider die Aussprache
ist die Schreibung do, da niemals (auch nicht vor vokalischem An-
laut) ein d oder dh gesprochen wird. Vgl. Atkinson, Proceedings
of the Eoyal Irish Academy, 3. Ser. Vol. I 426—439.
Anm. 5. Auch diese Lenition findet im Nir. (durch eine Analogie-
bildung) beim Passivum nicht statt, s. KZ XXXV 369.
§ 320. Die relative Lenition und die Lenition nach den
Präverbien in der unechten Komposition im Brit. 1) Die air.
Kegel, daß die Präverbia an und für sich nicht lenieren, daß aber
nach den Präverbien Lenition eintritt, wenn das Verbum relativ
fungiert, so daß das Relativum Subjekt oder Objekt ist, gilt auch
für die älteste c. Literatur, s. Strachan, Eriu III 20 £f. Die Regel
gilt für das Tempuspräverb ry und auch für die Negation ny, und
sie tritt gerade bei der Negation am ungestörtesten an den Tag:
ny chenir buyeid ar ffo 'mass will not be sung on a retreat'
B. B. 4b 10 (buyeid = nc. mwyaid); ac ni threghis ev hoes
*and their life has not passed away' IIa 13; ny phercheiste
guener 'thou respectedst not Friday' IIa 6; dagegen bei relativer
Funktion: a guir ny gilint rac gvaev 'and men who turned not
back (cilio) before spears' 36b 6; a dyrr ongyr . . ac ny dyrr
y deyrneir 'who breaks spears and does not break (torri) his
royal word' Myv. Arch. 176b 1 v. u. Bei dem Präverb rhy sind
die Entgleisungen häufiger. Über die wortbildenden Präverbia vgl.
§ 322.
2) Im jüngeren Mc. und im Nc. sind diese Regeln gänzlich
verschoben. Nach mc. ry (neu-r u. s. w.) tritt immer Lenition
sämtlicher Konsonanten, nach mc. ny (o-ny, po-ny), nc. ni (o-ni)
tritt immer Lenition der Mediae und Sonorlaute, aber Spirantisierung
(= Nicht-Lenition) der Tenues ein. Dieselbe Regel wie für ny
gilt auch für die Negation na 'nicht, daß nicht' (auch vor dem
Imperativ). Das Verbum 'sein' wird jedoch noch im Nc. nach den
Negationen nicht immer leniert: ni fu oder ni bu yma 'er ist
nicht hier gewesen'; dywedodd na fydd (oder na bydd) yno
'er sagte, daß er dort nicht sein wird'. Das Prädikatsnomen ist
leniert in mc. na wir 'es ist nicht wahr', na well 'es ist nicht
besser' (in der Antwort), Strachan, Introd. S. 17.
Im Corn. und Br. gibt es keine Spuren der irisch-altcymrischen
Unterscheidung zwischen relativen und nicht-relativen Formen.
Lenition nach corn. re br. ra, corn. ny br. ne 'nicht', corn, na
'nicht, daß nicht' (auch vor dem Imperativ) mbr. na; jedoch sind
§ 320, 2. 3] Lenit. des Verb, nach dem Prädikatsnomen im Brit. 471
nicht alle Spuren der älteren Nicht-Lenierung verschwunden : corn.
praga dampnys re-bee Sveshalb er verurteilt war' M. C. 187;
re bo gynen 'er sei bei uns' R. D. 2417 (und andere Beispiele
für Nicht-Lenierung des Verbums 'sein': M. C. 192, 4; 217, 2;
246, 2; 0. M. 107, 462, 674, P. C 3031; R. D. 2523; es ist je-
doch keine feste Regel: re ves guarnys 'warst du gewarnt worden'
M. C. 101).
Anin. 1. na 'neque' leniert weder im C. noch im Corn. und Br. (im
C. bewirkt es Spirantisierung, § 285, 4).
3) a) Wenn das nicht von einer Negation oder einem Tempus-
präverbium begleitete (unzusammengesetzte oder zusammengesetzte)
Verbum relativ fungiert, so daß das Relativum als Subjekt oder
Objekt fungiert, tritt vor das Verbum die lenierende Partikel a,
über deren Ursprung in der Bedeutungslehre zu handeln sein wird
(die Ähnhchkeit mit der nir. Konstruktion § 319, 3 ist leerer Zu-
fall). Mc. minneu a vynnaf 'ich will'; y peth a ovynnaf ytti
'das, wonach ich dich fragen werde'; corn. ef a worthebys 'er
antwortete'; mur a beyn a wo^ewy 'viel Pein erduldete er';
pan-dra wylly 'was du siehst' (die Partikel geschwunden); br.
me a gar 'ich liebe' (und mit geschwundener Partikel me gar);
Doue a garann 'ich liebe Gott'. — Vielleicht ist auch in mc.
pa wnaei 'was sie tun sollte' u. s. w. (Strachan, Introd. S. 18) die
Partikel a geschwunden.
b) Ohne begleitende Partikel ist das Verbum nach dem vorher-
gehenden Prädikatsnomen im C. und Corn. leniert. Mc. ediuar
vyd yr neb ae gwnaeth 'bereuend wird derjenige sein, der es
getan hat' Mab. 209; a goreu dyn a lad a chledyf yn yr
ynys honn vydy di 'der tüchtigste Mann in dieser Insel zum
Schlagen mit dem Schwerte wirst du werden' 201; gwr idaw
vydaf 'ich werde sein Mann sein' 199; kyuoethawc vydut 'du
würdest reich sein' 223; drwc uu gan Arthur 'übel gefiel es A.'
212; IIa wen vuwyt wrthunt yn y llys 'froh war man ihrer in
der Burg' ('man bewillkommte sie') 226; yr meint uo y gwrthret
arnaf yn arhos 'wie groß auch der Nachteil für mich beim Warten
sein mag' 221; cynn caffel o neb wybot pwy vei 'ehe jemand
erfuhr, wer er sei' 239; pyeufo 'cuius sit', byeufey 'cuius esset',
bieiuu 'cuius erat' ZE 574. Hierher auch pwy oreu or gweis-
son dybygy di a chware 'welchen von den Burschen betrachtest
du als den Tüchtigsten zum Spiel' Mab. 201. — Corn. lad er vye
'er war ein Dieb', gwel vya 'es wäre besser', pe penag vo 'welcher
472 Lenition nach Verbalpartikeln im Brit. [§320,3.321,1
er auch sein mag' ZE 197. — Mbr. guell ue gueneff ^ich würde
vorziehen' ZE 197.
c) In den nicht unter a) oder b) oder § 321, 2 fallenden Fällen
steht vor dem Verbum die Partikel mc. y, vor Vokal yd [dä\ nc. y,
vor Vokal yr (die r-Form beruht auf Analogiebildung nach dem
Artikel), corn. y, vor Vokal yth, br. e, ez. In der Bedeutungs-
lehre wird gezeigt werden, daß diese Partikel mit dem ir. infigierten
-d- (§ 318 Anm. 2) identisch ist. Die Partikel bewirkt im Corn.
und Br. Lenition, modifiziert durch die Entspirantisierungs- und
Provektionsregeln, s. § 293, 2, 3, § 294, 2, 3. Die Beschränkung
der Lenition hat im C. zur Aufhebung derselben geführt: mc.
kanys mawr y karei ^denn er liebte ihn sehr' Mab. 212. Neben
y, yd {d, da) gibt es aber eine Nebenform yt (dd; in B. B. wird
da yt, dd ydi geschrieben), die vermutlich durch Doppelsetzung
von dd (also aus dd-d) entstanden ist; diese Form bewirkt Lenition.
S. Strachan, Introduction S. 54.
Anm. 2. Das Nc. liat noch ein Paar andere Verbalpartikeln geschaffen,
fe, fo, e (fe weryd ef y cyfion 'he will deliver the righteous' u. s. w.,
Eowland § 519) ist das Pronomen der 3. Sing. Mask. mit dahinter ge-
schwundenem a, vgl. zur pleonastischen Verwendung des Pronomens mc.
ef a gyfaruu ac ef vn marchawc ar bymthec 'es begegneten ihm
16 Kitter' Mab. 200, vgl. 194, 4; 197, 1—2; 209, 1. Weniger klar ist mir
das gleichfalls lenierende mi: mi feddyliais i, mi feddyliaist ti,
mi feddyliodd y dynion 'ich dachte, du dachtest, die Leute dachten".
§ 321. Lenition der Verba nach Konjunktionen und Ad-
verbien. 1) Im Ir. nach ö 'seit', co 'bis', cia 'obgleich', ma
'wenn'. Nach co wird die Kopula nicht leniert: corrop foirbthe
'so daß er vollkommen sein mag' Wb. 22 a 10; außerdem ist daran
zu erinnern, daß neben co das eklipsierende co-n- steht (S. 399 f.).
Etymologisch sind ö und co ursprünglich Präpositionen; aber als
Präposition bewirkt co (c. bw- in bwy gilydd § 188 S. 286; aus
*kuos zu asl. kü 'zu'?) keine Lenition. cia ist eine Pronominal-
form (§ 525), die ursprünglich vokalisch ausgelautet haben mag
(über das lenierende cia 'wohin' s. Kuno Meyer, Contributions) ;
dagegen scheint ma ursprünglich ein Substantiv gewesen zu sein
(vgl. § 537), vielleicht ein neben mag 'Ebene' stehender konso-
nantischer Stamm; die Lenition ist also nicht lautgesetzlich (sondern
etwa nach dem Muster von cia aufgekommen). Die Konjunktion
ma steckt auch in cenmitha, cenmathä 'außer' (als Präp. mit
dem Akk. verwendet, s. besonders Sg. 202a 1), cenmä 'außer' Sg.
201b 18, cenmänom, cenmanum 'geschweige' Wb. 16b 6, Ml.
§321,1.2.322] Leiütioii der Verba nach Konjunktionen. 473
88(1 13 (auch Wb. 8d 28 zu lesen) und wohl auch in iarmitha
(cid iarmitha deud gl. etiam in posterum Ml. 58c 16); die For-
men mit -mi- beruhen auf dem Einfluß der Präverbia iarmi-,
remi- (§ 171 Anm. 2 S. 267).
Nach ar 'denn' {= der Präp. 'für') erscheint in Wb. keine
Lenition; die in Ml. und Sg. gelegenthch erscheinende Lenition ist
wohl ebenso wie die Lenition nach amal 'wie' (§ 319, 3) Nach-
ahmung der Nominallenition. Die Lenition nach camaiph 'jedoch'
Sg. 209 b 3 erinnert an die nominale Lenition nach dem Dat. Plur.
(§ 309 Anm. 1, § 313 Anm. 1).
2) Im Brit. : nach mc. corn. pan 'wenn' (c. er pan 'seit' corn.
aban 'seit, weil'), br. pa 'wenn' (aba 'seit'); nach mc. tra, hyt
tra 'während, so lange', corn. hedre, br. endra ds. (mbr. dre-z
vizimp beo 'quamdiu erimus uiui' ZE 202 enthält die Verbal-
partikel ez); nach mc. yny 'bis' (nc. oni), corn. erna ds. (ent-
halten wohl die Negation); nach nc. tan 'bis'; nach corn. kyn,
ken 'obgleich' (§ 293, 3).
Ferner nach der c. Fragepartikel a 'num'; nach corn. del '^^^e',
fattel, fettel ds., kettel 'als' (temporal; R D. 1329); del ist
eigentlich ein Substantiv, vgl. ir. delb c. delw S. 64, s. ZE 201,
7341; nach mc. cwd (nc. cwdd) 'wo', corn. pe, p-le 'wo' (pe
feste 'wo bist du gewesen' O.M. 467, ple fugh why KD. 2243;
die Lenition und Provektion beruht auf der geschwundenen Verbal-
partikel y, yth), mc. py 'weshalb' (Strachan, Introd. S. 18, vgl.
oben § 320, 3 a Schluß).
§ 322. Lenition nach Präverbien in der echten Verbal-
komposition. In den echt zusammengesetzten Verbalformen tritt
im Ir. nach den ursprünglich vokalisch auslautenden Präverbien
(aith-, air-, di-, fo-, imb-, ind-, ro-, to-) Lenition ein, nach
den ursprünglich konsonantisch auslautenden Präverbien dagegen
nicht. Nach rem-, iarm-, tarm- (aber nicht nach iar-) tritt
Lenition ein (diand-remthiasat gnima 'if works go before it'
Wb. 5a 32); die ganze Bildungsweise ist aber jung (rem- aus
remi-, worin ein Pronomen steckt). Auf Analogiebildung (wohl
besonders nach aith-) beruht nad frithchomart 'welcher nicht
beleidigte' Ml. 47a 2, frithchathaigthiu gl. rebelK (animo) 25b 4.
Vermischungen von for- (nicht lenierend) und fo-r- (aus fo-ro-,
lenierend) kommen vor.
Im Brit. ist die Unterscheidung zwischen echter und unechter
Komposition bei den wortbildenden Präverbien verwischt (nur in
474 Lenit. i. d. echt. Verbal-, i. d. Nominalkomposition. [§ 322. 323
der ältesten c. Literatur finden sich infigierte Pronomina nach diesen
Präverbien). Man findet in der Regel Lenition nach den urspr.
vokalisch auslautenden Präverbien: mc. dy-gwydaw (nc. dygwyddo)
^fallen', dy-gwydawd 'fiel' (c. cwydd 'Fall'), br. digouezout
'sich ereignen', e tigouezaz 'es geschah'; mc. ym-olchi 'sich
waschen', a ym-wanawd a thi 'der sich mit dir schlug', corn.
myghtern nep a ym-wra 'wer sich selbst zum Herrn macht'
P. C. 2222, br. en em wiskann 'ich kleide mich an', V. ni hum
gar 'wir heben uns'. Dagegen keine Lenition nach den urspr.
konsonantisch auclautenden Präverbien: c. gorphen 'enden' (aber
die Mediae und m erscheinen nach gor- in spirantischer Gestalt:
c. gorwedd u. s. w. § 232; neben c. gor-foli 'schmeicheln' steht
jedoch mcorn. gormel 'loben' Beun. Mer.1420, 2241 ncorn. gormola
'Lob'; die Entscheidung, welche Form als analogisch zu betrachten
ist, hängt davon ab, ob man die Änderung der Mediae und m nach
r zur Lenition — die in unechter Verbalkomposition nicht wirken
sollte — oder zur speziell brit. Spirantisierung. rechnet). Analogische
Lenition in c. addef 'gestehen' br. afisav § 260, 2.
Es gibt jedoch im C. noch Spuren der alten Nicht-Lenierung
in der unechten Komposition : c. dy-clianu 'satirisieren, schmälern;
loben' neben dyganu 'singen'; dychludo und dygludo 'bringen,
forttragen'; go-chel und go-gelu 'to eschew'. S. Strachan, EriuIII
26 f. So zu erklären ist auch c. rhy-buddio 'warnen', vgl. russ.
pro-hudüi 'aufwecken'; danach c. rhy-budd 'Warnung' (im Ir. mit
Lenition mir. robud nir. rabhadh).
Antn. Mit einem Nominalstamm kann das Verbum finitum im Ir. in
der Eegel nicht komponiert werden; neben nuie-tbicid j^l. neophytum
Wb. 28b 29 steht nuie tanicc *cuccum-sa 'er ist vor kurzem zu mir
gekommen' 7c 7, wo nuie wohl ein selbständiges Adverbium ist. In den
seltenen Fällen, wo im Air. Komposition vorlag (dia n-uile-marbae siu
a naimtea 'wenn du ihre Feinde gänzlich tötest' Ml. 77a 12), mag Leni-
tion vorhanden gewesen sein. Auch im Brit. kommt diese Art von Kom-
position am häufigsten bei den Nominaiformen des Verbums vor (c. mae
newydd fyned 'er ist soeben gegangen', br. eil-zimezi 'zum zweiten
Mal heiraten', peur-zibri 'ganz essen'). Über die Komposition des Yer-
bums mit einem Verbalstamm, wobei meist Lenition eintritt (corn. ef a
dal-vyth 'er wird zahlen'), s. die Bedeutungslehre.
Die Lenition in der Nominalkomposition.
§ 323. Für die mit Präverbien oder anderen Voi-silben zu-
sammengesetzten Nomina gilt dieselbe Regel wie für die echte
§323.324] Lenition in der Nominalkomposition. 475
Verbalkomposition: Lenition nach den ursprünglich vokalisch au'-
lautenden Elementen, nach den urspr. konsonantisch auslautenden
dagegen nicht. Wenn das erste Element ein Nominalstamm war,
lautete es immer vokalisch aus und bewirkte immer Lenition. Bei-
spiele in dem Kapitel „Komposition".
Durch Analogiebildung drang die Lenition nicht selten auch
in solche Komposita, in denen sie lautgesetzlich nicht vorhanden
sein konnte: air. com-chetbuid ^Eintracht, consensus', com-thinol
'Versammlung'; neben dem alten Kompositum von k'om- und
tromm /schwer' air. cutrumme 'gleich' (Plur. cutrummi Wb. 9d
27) gibt es ein neugebildetes mir. comthrom 'gleich schwer', nir.
comhthrom; vgl. c. cyf-dduU 'conformity'; air. frith-cheist
'Gegenfrage, Einwand' Sg. 163b 10; c. gwrth-fach 'the beard of
a dart' (= ad-fach); air. Wb. forcenn 'Ende', aber forchenn
Ml. 118d 6, vgl. 56d 8; c. gor-goch 'sehr rot', br. gour-gamm
'sehr hinkend'; air. etar-thotaim gl. interitum Ml. 40d 6. Im
Mir. und Nir. findet sich Lenition nach dem negativen an- (das
die lautgesetzlichen Varianten in-, e- verdrängt): mir. an-chretem
'Unglaube'; das Lehnwort anchrist g' Antichrist' hat diese Ent-
wickelung befördert (vgl. Zimmer, KZ XXIV 523 — 539); ähnlich
im Erit. : c. an-fodd 'Mißhagen' corn. an-voth ds., br. an-vad
'schlecht'; anders in Schottland, s. die Beispiele § 230. Schon im
Air. ist die Lenition nach do- (gr. ovo-, skr. dus-) und eine ein-
heitliche Form der Vorsilbe vor jedem Anlaut dui'chgeführt (nach
der Analogie des gegensätzlichen so- skr. su-): do-chruth 'un-
schön, unpassend' (so-chruth 'passend'). — Viel seltener wird die
lautgesetzliche Lenition analogisch aufgehoben; air. dermet, Inf,
von di-ro-moiniur 'vergesse', mußte ursprünglich leniertes m
haben (Manks j arrood, Kerry d'arüd, Sarauw S. 78); die Lenition
ist jedoch meist unter dem Einfluß des parallelen air. format
'Neid' nir. form ad aufgegeben worden: nir. nsch. de arm ad.
Anm. Über nir. car-ball, ear-ball br. kar-zi, leur-zi s.
§ 285, 11.
§ 324. Es muß noch daran erinnert werden, daß die Leni-
tion auch in manchen Fällen, wo das heutige Sprachbewußtsein
eine Wortfügung empfindet, in Wirklichkeit auf Komposition be-
ruht. So nach c. go 'etwas, ziemHch' (S. 278), c. rhy corn. re
br. re 'allzu' (c. rhy ddrwg 'zu schlecht', corn. re got 'zu kurz',
br. re vraz 'zu groß', vgl. nir. rö-mhoch 'sehr früh, zu früh'). In
Schottland Lenition nach co 'ebenso' (Stewart 162), in Irland je-
476 Konsonantendauer. Ursprung der Doppelkonsonanten. [§ 325
doch keine Lenition nach chomh (§ 317 Anm. 2), außer wenn
das Kompositum noch als solches empfunden wird (comh-mhör
'equally great' Dinneen); mc. kyn decket ^ebenso schön' (tec
'schön'), kyn wynnet 'ebenso weiß'; br. ken, ker ohne Lenition:
ker braz 'ebenso groß' (die Lenition nach "^k'om- ist analogisch,
vgl. §323). C. mae efe yn lled gyssurus 'he is tolerably com-
fortable'; br. hanter zall 'halb blind'. Vgl. § 305, 2 und § 311.
Wo in der c. Poesie ein Gen. scheinbar vor dem regierenden
Worte steht (Strachan, Litrod. S. 13), ist in Wirklichkeit Kom-
position vorhanden und daher auch Lenition.
XY. Konsonaiitendauer.i
§ 325. In der idg. Ursprache spielte allem Anschein nach
die gedehnte (doppelte) Aussprache der Konsonanten keine wesent-
liche Rolle. Doppelkonsonanten kamen wohl nur beim Zusammen-
treffen von zwei morphologischen Elementen vor, und auch solche
Doppelkonsonanz war vielfach geändert oder verkürzt worden ; t +
t war zu tH geworden (§87); s + s war wenigstens zum Teil zu s
geworden (*m 'du bist' aus *es-si: skr. äsi aw. ahi gr. ei ir. a-t
c. wy-t com. o-s br. ou-t); m -\- m ist wenigstens im Keltischen
zu m vereinfacht worden (§ 99, letztes Stück S. 171).
Neue Doppelkonsonanten sind jedoch in verschiedener Weise
wieder entstanden. Über die Assimilation von Gruppen, deren
letztes Element ein s war, s. § 49 und § 50, 10; § 87. Doppelte
Verschlußlaute sind teils durch Assimilation mit einem folgenden
n (§ 97), teils durch Assimilation mit einem vorhergehenden Ver-
schlußlaut entstanden: gg in air. accaldam 'Gespräch' nir. agal-
laimh : air. ad-glädur 'rede an' (keine Assimilation in der un-
echten Verbalkomposition); c. achlan 'vollständig' (ad + gl an
'rein'); kk in air. rucce 'Schande' § 102, 1 S. 174; air. accobor
'Wunsch, Verlangen' nir. (Keat.) accobhar : air. ad-cobra
'wünscht'; ir. accais 'Gift, Haß' c. achas 'gehässig' (Komp. von
ad- und ir. cais 'Haß' c. cas mbr. cas, vgl. corn. casadow 'ge-
hässig', zvigot hatis 'Haß' gr. x^öog 'Trauer'); nir. ocras 'Hunger'
aus od- + car- 'lieben'; bh in air. opad, obbad 'Weigerung'
nir. obadh (od + ir. be-n- 'schlagen'); ir. compert 'Empfängnis'
(von der Frau): com- od- + her-, vgl. c. cyffred 'to comprehend,
1. Verf., Aspirationen i Irsk S. 79—124; Zupitza, Über Doppelkon-
sonanz im Irischen, KZ XXXVI 202—245.
§ 325] Ursprung der Doppelkonsonanten. 477
to comprise, to embrace' (aus *hdvfred, f aus jjp <^ bb <^ db) con:.
kefrys 'ebenso' "mit begriffen" br. kefret, kevred 'zusammen, zu-
gleich'; ir. diupart 'betrügen' c. diffryd 'verteidigen' corn. dyffres.
kd > dd in mir. etla 'Pönitenz', Komp. von *eA:(s) und einer Ab-
leitung von dal- 'teilen' (Thurneysen, Handb. I 88); kb > bb in air.
epert 'sagen' nir. abair 'sage!' : air. as-beir 'er sagt', Komp.
von *ek{s) + ber- vgl, lat. efferö 'ich äußere' {k wird wohl nur
in der Kompos. assimiliert, vgl. -gd- § 60). Die gleichen (oder
wenigstens zwei homorgane) Verschlußlaute kamen nicht selten
durch Komposition neben einander zu stehen: ir. ecal 'furchtsam'
nir. eagal, Komp. von '^'ek[s) + gal 'Tapferkeit'; ir. atrab c.
athref §284, 5. Über idg. zd > kelt. dd > dd S. 88, vgl. § 69 An-
fang. Jüngeres Zusammentreffen von homorganen Geräuschlauten
oder von Geräuschlauten und h ist in Kap. X S. 403 ff. und Kap.
XII S. 417 ff. besprochen. Über die Quellen des air. rr, 11^ nn,
mm vgl. § 57, § 91, § 93, § 96 S. 156 ff. mit Nachtrag, § 99, 6,
§ 68 Schluß. Beispiele für jüngeres Zusammentreffen von zwei
gleichen Sonorlauten (nach dem Ausfall eines Vokals): air. do-
arrchet 'ist prophezeit worden' (to- air- ro- + can-, vgl. c.
aroganu, daroganu 'prophezeien'); con do-m-ar-r-gabad sa
gl. ut me comprehenderet Wb. 17 d 14; ir. gränne 'Körnchen' c.
gronyn, vgl. S. 52; ir. ruainne 'einzelnes Haar' c. rhawnyn,
vgl. § 32, 3; ir. firin-ne 'Gerechtigkeit', von firian (S. 311) mit
einem ähnhchen SufEx wie in cairddine 'Freundschaft'. In den
beiden Sprachzweigen fand ferner die Assimilation von log^ Id, nd,
mh zu mt)^ U, nn, mm statt (§ 61, 4, § 69, § 73); dazu kommt im
Nir. Ü > LL, tn > NN (§ 92, 3 S. 146, § 95, 2c), im y a a' § 332,
im C. in gewissen Fällen wth, nn, mm aus 19k, nt, mp, vgl. auch
c. cälyn 'folgen' S. 147. Viele Doppelkonsonanten kommen schließ-
lich in dem aus dem Lat. entlehnten Wortschatz vor.
Zu den Fällen, in denen der Doppelkonsonant etymologisch
zwei Konsonanten vertritt, gesellen sich andere in denen dies nicht
der Fall ist. In den Kosenamen (§ 405) kam unetymologische Kon-
sonantendoppelung schon seit uridg. Zeit vor (s. Brugmann, Grdr.
11^44). Gall.-lat. Eppius, Eppo MN sind Koseformen zu einem
mit epo- 'Pferd' (§ 28, 1) zusammengesetzten Namen. Auch die
Doppelung in air. macc 'Sohn' (S. 127) dürfte so zu erklären sein,
vgl. abrit. Maccus MN; ferner mir. lelap 'Kind' nir. leanabän
'Kindlein' neben mir. lenab 'Kind' nir. leanbh. Ein altes Kinder-
wort ist ir. cacc 'Excrement' c. cach br. kac'h gr. xa/.x?;.
478 Doppelung im Irischen. [§ 326, 1
^ 326. (Doppelung im Ir.) 1) Was die Doppelschreibnng
der Konsonanten in den Ogaminschriften (S. 5) bedeutet, ist un-
sicher; Konsonantendauer scheint sie nicht zu bezeichnen. In den
Uterarischen ir. Denkmälern bezeichnet die Doppelscb>:'eibung prin-
zipiell Länge der Konsonanten, und sie hat in unseren ältesten
Denkmälern (vor allem in Wb.) kaum je eine andere Bedeutung.
Aber schon in Wb. ist das von der Oichographie gebotene Bild
der Konsonantendauer sehr schwankend. Die urspr. langen Kon-
sonanten werden oft besonders in unbetonten Silben, nach langen
Vokalen, in Konsonantengruppen einfach geschrieben (oft do-ar-
chet für do-arr-chet 'ist prophezeit worden'; — die 1. Sing. Präs.
wird häufiger -im als -imm geschrieben; beim 'Schlag', leim
'Sprung' (vgl. S. 87); cuimse 'passend, bequem' (Ableitung von
mir. commus 'Macht'); guidmi 'wir bitten' neben pridchirami
'wir predigen'; trotz der Verkürzung bleibt das m unleniert; —
fast immer peccad 'Sünde', nur ganz vereinzelt pecad, aber in
der ßegel Gen. pectho, einige Male jedoch pecctho; — s ist
nach einem kurzen betonten Vokal mit ziemlicher Begelmäßigkeit
verdoppelt; nach einem unbetonten oder langen Vokal ist s im
Auslaut in der Regel nicht doppelt geschrieben, während im Inlaut
in diesem Fall großes Schwanken herrscht). Die verschiedenen
Verschlußlaute werden nicht gleich häufig verdoppelt; intervokali-
sches -cc- ist sehr häufig, -tt- verhältnismäßig selten, -pp- zwischen
Vokalen kommt nicht vor. -ff- kommt nicht vor.
In gewissen Konsonantengruppen ist die Doppelschreibung
häufig: tesst 'Zeugnis', cosscc 'Zurechtweisung', sercc 'Liebe',
olcc 'böse', ciain dde, Gen. von cland 'Kinder' Wb. 28b 17,
cumactte 'Macht', do-b-im-chom-artt 'hat euch gezwungen',
corpp 'Körper', appriscc 'gebrechlich', fellsube 'Pliilosophie',
accomallte gl. socius, collno 'des Fleisches', builnni 'Schläge',
in ifurnn 'in der Hölle'; annse 'schwierig'; armma 'Waffen'.
Vgl. dazu aus Sg. (66b 15, 16, 18) deirbbse, indeirbbse, in-
derbbjB, Gen. Sing. Fem. von derb 'bestimmt' (§ 103 S. 175)
und in derb 'unbestimmt' (worin -b nicht ein leniertes b, sondern
ein idg. w ist). Die sich hierin spiegelnde Aussprache kann zum
Teil uralt sein; viel jünger ist die Dehnung eines lenierten Lautes
vor r in fogchricce (Gen.) 'Belohnung' Wb. 10c 21, in dith-
thrub 'in der Wüste' IIa 19, adthramli (Nom. Flur.) 'dem Vater
ähnlich' 9a 14; 23 c 27.
Im Sandhi kann jeder unlenierte Laut doppelt geschrieben
§326, 1. 2| Konsonantendoppelung im Ir. 479
werden, und zwar nicht nur, wo Assimilation mit einem auslautei.-
den Nasal oder -s angenommen werden kann (i-ssuidiu ^in diesem*,
i-ccach lucc 4n jeder Stelle', a-ccürsagad 'ihre (eorum) Zu-
rechtweisung', i-ttä 'worin es ist'), sondern auch (wenigstens bei
s, r, l, n, m) in Füllen, wo absolut keine Assimilation vorliegt:
di-ssi 'zu ihr', do-ssom 'zu ihm', tiagu-ssa 'ich gehe', do-
rrigeni 'er hat getan' Wb. 30d22, do-lleicet 'sie lassen' 13b 13,
do-mmeicither gl. inhonoras Id 13; adi-mmaicc 'Ihr seid
Söhne' AVb. 9a 13 (vgl. adi 21c 17). Lehrreich ist auch die
falsche Schreibung de-sseirc (Akk.) 'Liebe' 23b 1 (das s war
leniert, vgl. deircc 25a 36; beim Buchstabieren oder Abschreiben
hat man es der historischen Orthographie zu liebe unleniert ge-
sprochen, was zur Doppelschreibung geführt hat). Vgl. über frec-
cor § 288 Anm.
Über occ-a chomalnad : oc irnigdi, inn-a chorp : in
oen chorp, imm-a chomalnad : im anad s. § 165 S. 260.
2) Schon Ml. weicht in der Schreibung der Doppelkonsonanten
im Einzelnen erheblich von Wb. ab (inn aimsir inna fetarlaice
'zur Zeit des alten Testaments' Ml. 26b 7 u. s. w., vgl. S. 158;
-ff- kommt vor u. s. w.). Die interessanteste Neuerung ist die
Verwendung der Doppelschreibung zur Bezeichnung der Laut-
qualität: accubur 'Verlangen', macc 'Sohn' (-kk-), aber acaldam
'Gespräch', bec 'klein' {-cjg-\ s. Zupitza, KZ XXXVI 212 (die
Neuerung war dadurch nahe gelegt, daß -gg- besonders häufig nach
einem langen Vokal vorkam, in welchem Fall schon nach den
älteren Schreibregeln Vereinfachung eintreten mußte). In Sg. und
im Mir. dient die Schreibung -gg-, -dd-, -bb-, -mm- oft nur
dazu, die nicht lenierte Aussprache zu bezeichnen: bindigeddar
gl. modulantibus Sg. 10a 9, as-mme 'daß ich es bin' 202 a 7.
Auch diese Neuerung lag außerordentlich nahe; zwar hat es in air.
Zeit sowohl kurze unlenierte wie auch lange lenierte Laute gegeben ;
das waren aber Ausnahmefälle (wenigstens im Inlaut), in der Regel
waren die lenierten Laute kurz, die unlenierten Laute lang. Da
die Ausnahmefälle noch dazu von kombinatorischen Bedingungen
abhängig waren, war nach Einführung der nir. genaueren Bezeich-
nung der Lenition jede Doppelschreibung überflüssig. Sie ist denn
auch im Nir. aufgehört, außer bei r, l, n, wo eine Bezeichnung der
Lenition niemals eingeführt worden ist. Was die Aussprache be-
trifft, bietet das Nir. kein einheitliches Bild; in einigen Dialekten
(z. B. Arran) spielt die Konsonantenlänge keine Rolle (sie hat aber
480 Konsonantendoppelung im Brit. [§ 327, 1
Nachwirkungen hinterlassen, s. § 202, 1), in anderen Dialekten liegt
die Sache wesentlich anders (über die langen Sonorlaute in Done-
gal vgl. Quiggin § 203, Sarauw, KZ XLII 54; in Schottland ist
kk, U, pp zu xk^ ht, hp geworden, z. B. in den Wörtern mac
^Sohn', tearc ^spärlich', olc 'schlecht', s. Staples § 17, § 24, Ste-
wart^ S. 14 Fußnote, Henderson, ZfcPh. IV 496).
§ 327. (Doppelung im Brit.) 1) Die bei sekundärem Zu-
sammenstoß von Geräuschlaut + Geräuschlaut oder h entstandenen
gedehnten Verschlußlaute sind im Mc. vor Vokalen und vor Kon-
sonanten noch lang: mc. teckaf 'der schönste', cyn-hackret 'so
häßlich', lletty 'Wohnung', ym-attiala 'sich rächen' ("^ati -f- dial
'Bache'), att 'zu' (§ 305, Ib), pyscotta 'fischen', nat atteppych
'daß du nicht antwortest' (A-Konjunktiv von atteb § 279) Mab.
176, 20. Die Schreibung ist jedoch nicht ganz fest: gwreika
neben gwreicka 'eine Frau nehmen', bwyta 'essen' neben bwytta,
kyn-wlypet 'so naß' (bei -p- ist die Mcht-Doppelschreibung Begel).
Da die verdoppelten Verschlußlaute Tenues (aspiratae) waren,
während das einfach geschriebene -c, -t, -p im Mc. als g, d, h zu
lesen ist, so dient die Doppelschreibung gewissermaßen auch zur
Bezeichnung der Qualität (und die Seltenheit der Schreibung -pp-
mag in der Tat damit zusammenhängen, daß -p als Bezeichnung
einer Media seltener ist als -c und -t). Trotzdem unterliegt es
keinem Zweifel, daß die Doppel Schreibung in erster Linie die Dauer
bezeichnet. Die lange Quantität war gemeinbritannisch, vgl. corn.
hakcre 'häßlicher', tecke 'schöner' (vgl. § 279). — Die Spiranten
X, p, f (aus kk, tty jpp oder gg, dd, hh § 284; x außerdem aus pSj
ks § 49, 1, 2, 4; ^ aus ^ + h, f ?i\is v -{- h § 279), bei denen im
Mc. die Doppelschreibung schon wegen der Bezeichnungsweise (ch,
th, ff) ausgeschlossen war, waren nach Ausweis der nc. Vokal-
quantität (§ 203, 1, § 204) kurz. So auch im Corn. und Br.
Anm. 1. In einigen Fällen hat eine Konsonantengruppe im Brit. das-
selbe Ergebnis wie eine intervokalische ^kurze) Tennis gegeben: ac. aper
nc, aber 'Mündung' acorn. aber (gl. gurges) br. aber: wohl aus * ati-ud-
hhero-, vgl. ir. in-ber nir. in-bhear ds.; ac. aperth mc. nc. aberth
'Opfer': identisch mit ir. edbart * ati-ud-bhertä S. 339, Ist nach dem
Schwunde des -i- die Gruppe -t-jjp- zu -t-p- N p geworden, so war der
Vokalschwund älter als die Spirantisierung von -pp-.
Kürzung im Auslaut ist regelmäßig bei ss im Mc: nes 'näher',
nessaf 'der nächste'; corn. nes, nessa; mbr. nes, nessaff. Nur
aus dem Nc. zu erschließen ist die entsprechende Kürzung des II
(§ 203, 1, § 204). Die stimmhaften Sonorlaute (rr, nn) werden im
§ 327, 2] Konsonantendoppelung im Brit. 481
Mc. im Auslaut nicht gekürzt, (und es beruht wohl nur auf eiuv^r
nicht lautgetreuen Schreibregel, daß mm (vgl. ac. trumm gl. ae-
grum) im Mc. im Inlaut und Auslaut einfach geschrieben wird
(die Doppelschreibung war deshalb überflüssig, weil ein unleniertes
kurzes -m-^ -m nicht vorkam). Im Corn. werden die Sonorlaute
im Auslaut und vor einem Konsonanten gekürzt: ter 'bricht',
torsans 'sie brachen' von terry 'brechen'; gyl 'kann' (3. Sing.)
M. C. 80, galsen 'ich könnte' von gallaf 'ich kann'; myn 'er
will', mynsans 'sie wollten' von mynnes 'wollen'; cam 'krumm',
camma 'krümmen'; jedoch ist doppelgeschriebenes 11 im Auslaut
häufig: gyll 'kann' M. C. 37; toll 'Loch', teil 'Löcher' M. C 178,
134 (11 kommt auch für etymologisches l vor: na rellough 'machet
nicht!' M. C. 63). Über nn, mm > ncorn. dn, hm s. S. 158, 170.
Auch im Mbr. können Schreibungen wie her 'kurz', pel 'fern',
pen 'Kopf vorkommen; regelmäßig ist mam 'Mutter', Plur.
mammou.
Anm. 2. Die Doppelschreibiing dient im Brit. (bes. im C.) auch als
Qualitätsbezeichnung: mc. 11 = ^ (S. 145), ff = / (im Corn. und Mbr.
wechselt -ff-, -ff ziemlich regellos mit -f-, -f); etwas jünger ist c. dd =
d (S. 110).
2) Im Nc. ist die Doppelschreibung als Bezeichnung der Kon-
sonantenlänge fast ganz aufgegeben. Sie kommt vor bei dem inter-
vokalischen rr, nn nach betontem Vokal (pen 'Kopf, pennod
'Kapitel'; cär 'Karren', carreg 'Felsen'), übei'flüssigerweise oft auch
bei mm; dagegen ist die im Mc. vorkommende Doppelschreibung
des stimmhaften gedehnten l (callonn 'Herz') aufgegeben. Die
Orthographie schwankt indessen; Dr. Pughe wollte die Doppel-
schreibung prinzipiell beseitigen und behielt sie nur in gewissen
Fällen aus „etymologischen" Gründen bei (annoeth 'unklug' neben
doeth 'weise'). In der Aussprache ist die Konsonantenlänge nui'
in intervokalischer Stellung nach betontem Vokal beibehalten, vgl.
§ 204 mit Anm.
Im Nbr. ist die Doppelschreibung nur bei rr, 11, nn, mm
(inlautend und auslautend) üblich. In der Aussprache spielt die
Konsonantendauer nur eine geringe Rolle; im Auslaut sind die
Konsonanten kurz (z.B. in pell 'fern', penn 'Kopf, lemm 'scharf),
vgl. Ernault, Gramm. S. 3, Bayon S. 4, Guillevic & Le GofF S. 5.
In Treguier werden die anlautenden Sonorlaute 1% l, n, m nach
he, hi 'ihr' (Gen. Sing. Fem.) in der Aussprache gedehnt (Ernault,
Gramm. S. 12).
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 31
482 Unsilbische Gruppen. [§ 328. 329
XYI. Unsilbische Gruppen.
§ 328. (Ursprung der unsilbischen Gruppen.) Die un-
silbischen Gruppen des Keltischen sind teils aus dem Uridg. ererbt
(s. die Beispiele in der genealogischen Lautlehre), teils auf keltischem
Boden neuentwickelt. Neue Gruppen konnten teils durch morpho-
logische Vorgänge (vor allem durch die reichere Ausbildung der
Komposition mit Präpositionen) geschaffen, teils durch Entlehnung
eingeführt, teils lautgeschichtlich entwickelt werden. Die mchtigste
lautgeschichtHche Quelle neuer Gruppen war der vom Akzent be-
dingte Vokalschwund, der namenthch im Irischen eine große Rolle
spielt. Dazu gesellen sich die svarabhakti-ähnhchen Vorgänge (die
Spaltung eines silbischen Sonorlauts in Kons. + Vok. oder Vok. +
Kons. § 225, die scheinbaren Metathesen § 229, § 232; in dieser
Weise ist im Ir. nach der Assimilation des ererbten rs, Is^ rks, Iks
u. s. w. zu rr, II ein neues rs, Is entstanden: du-fu-tharset ^sie
werden wünschen' Ml. 54a 28, s. Verbalverz. di-fo-tracc-; fochith
nad fo-chom-alsid ^ein Leid, das Ihr nicht ertragen könnet'
Wb. IIb 2, s. Verbalverz. fo-long-) und einige selteneren Er-
scheinungen (Entwicklung eines -m zu -mp im Br. S. 170, vgl.
10 > log, %k S. 106; nach -s^ -ly -n entwickelt sich im Mr. bis-
weilen ein i: Arran drisi ^wieder' aris, högäit' ^heben' tögäil,
tögbhäil, dk'lis't' ^ein gewisser' eigin).
Die unsilbischen Gruppen sind durch verschiedene Vorgänge
erleichtert worden, die in den folgenden Paragraphen besprochen
werden sollen.
§ 329. In einer unsilbischen Gruppe wird nicht selten ein
dazu geeigneter Laut silbisch, oder er wird durch Svarabhakti von
den benachbarten Konsonanten getrennt, s. § 168, § 220, § 226
—233.
In anderen Fällen ist ein Geräuschlaut an den vorhergehenden
Vokal partiell oder vollständig assimiliert worden. Im Ir. handelt
es sich meist um vollständige Assimilation (Ersatzdehnung) ; partielle
Assimilation bei dem Diphthong eo, iu, s. § 201. Im Brit. ent-
steht dui^ch partielle Assimilation eine Reihe von Diphthongen:
1) ac. acorn. abr. ai (mc. ae mcorn. e nbr. e^ ea § 223, 2) aus
a + p oder k yoy t % 55, § 76, g vor Kons. § 60; 2) mbr. az
nbr. ae aus a ■\- k vor r oder a -{- t vor r, l (br. daerou 'Tränen'
§ 77, aer 'Schlange', dael 'dispute' § 86; dagegen stimmt das
§ 329| Vokalisierung von (ieriluschlauten. 483
Ergebnis von akl zu 1): mbr. baelec nbr. belek Priester' § 141, 4);
3) mc. ae corn. e [y] br. ei aus a -{- k vor n: c. braen, blaen
br. brein, blein S.' 125 (anders Loth, Rc. XXVIII 61, 63); 4)
mc. oe corn. oy br. oa aus o + einem gemeinbritannisch vokali-
sierten Verschlußlaut, aus idg. ou -\- g (c. oer 'kalt' § 60); andei*s
dagegen ou -\- p % 55 Schluß; über -äkt-, -okt- (c. oe corn. br. ö?)
S. 124, S. 229; 5) mbr. oz nbr. oe aus o -\- t vor r, n: br. moereb
§ 86; 6) mbr. malloez, bennoez, cadoer S. 229 sind unklar;
das Corn. hat offenbar mit dem Br. gestimmt, wie das o von corn.
molleth (vgl. acorn. poruit § 222 Anm, 3) beweist; 7) c. wy
corn. oy br. oe, oue (und oa S. 526) aus idg. u + einem gemein-
britannisch vokalisierten Verschlußlaut (c. d wyn corn. doyn br. doen
'tragen' S. 125), aus lat. ük vor t (c.ffrwyth acorn. fruit br. frouez
'Frucht' S. 229); aus ig vor Kons. (c. gwydd acorn. guit mcorn.
goyth br. goaz 'Gans'; c. hwyl 'Segel'; c. colwyn 'junger Hund'
ir. cuilen — dessen u den Beweis dafür liefert, daß der Vokal
der folgenden Silbe ein i gewesen ist — ; c. morwyn 'Mädchen'
§ 60); aus id vor r (c. gwyr corn. gor br. goar 'er weiß' § 68);
8) c. wy corn. e (> ea) br. ei Umlaut vom Fall 4): c. wyn 'Läm-
mer' ncorn. ean br. ein (Sing. c. oen corn. on br. oan), s. §255, 4;
256, 4; 257, 4; 9) c. ei (od. eu) corn. e br. ei Umlaut vom Fall 1), s.
§ 255, 2; 256, 2; 257, 2; aus e + einem gemeinbritannisch vokali-
sierten Verschlußlaut (mc. seith corn. seyth br. seiz 'sieben');
aus i + p, k vor t im Falle der Senkung (§ 258; mc. breith nc.
braith 'bunt' fem.; nc. taith 'Reise'). — Von den sonstigen Regeln
für die gemeinbrit. vokalisierten Verschlußlaute weichen ab 1 0) lat.
k vor s § 136, 2, c. beunydd § 82, und 11) idg. p vor n § 56.
— Statt der Diphthonge erscheinen in einigen Fällen einfache
Vokale und zwar (von jüngeren Monophthongierungen abgesehen)
in den folgenden Fällen: 12) unter dem Einfluß des urbrit. Ak-
zentes in c. aren, garawys, morynyon (mc), blynedd § 182,
vgl. § 190; 13) bei i -\- p, k vor t (c. rhith § 55; c. brith br.
briz § 76 S. 124); bei e ■\- p, k vor t im Falle des Umlautes (c.
nith abr. nith 'Nichte' § 55); bei idg. ü, e, i -\- k vor 7i (c. tin
corn. tyn 'podex', c. min 'Lippe' corn. myn br. min S. 125); im
Br. bisweilen bei e -[- k vor t (br. gwez 'Mal', iez 'Sprache' S. 123);
14) bei den Vokalen u, ü, e, i im Falle der speziell br. Vokali-
sierung: br. gouriz 'Gürtel' S. 43; c. sugno 'saugen' mbr. sunaff
nbr. suna; mbr. clezr-en nbr. klerenn 'piece principale de la
claie' S. 121; mbr. que-hezl nbr. kel S. 135; mbr. dezrou 'an-
31*
484 Schwund eines Lautes in einer unsilbischen Gruppe. [§ 330
fangen' nbr. derou, sei es, daß das Wort sich mit mc. de-chreu
(wohl ein Kompos. ohne Lenition, vgl. § 322) vollkommen deckt,
sei es, daß von einer Form mit leniertem k auszugehen ist (Ety-
mologie unbekannt; vielleicht urspr. sehr konkret, etwa "das Blut
zapfen'' als Anfang des Schlachtens, zu lat. cruor 'Blut'); br. iliz
'Kirche' § 141, 4; ebenso nach dem Diphthong oue, oa (br. krouer
'Sieb', hoal 'Alter' S. 134 f.); vgl. auch br. bered mc. bedrawt
nc. beddrod 'Kirchhof; mbr. sezlou 'horchen' nbr. selaoui;
15) über br. hirin vgl. § 257 Anm. 1 S. 382.
Eine Assimilation eines unsilbischen Lautes an den vorher-
gehenden Yokal liegt auch in den Fällen vor, wo (bes. im Ir.) ein
Nasaldiphthong zum Nasalvokal und weiterhin zu einem nicht
nasalen Vokal geworden ist, s. S. 150 ff.
§ 330. Häufig werden unsilbische Gruppen durch Schwund
eines Lautes erleichtert. Anlaut. Schwund des ersten Lautes: hy
gh vor „idg./" (ir. tinaim, du S. 89), t vor s (S. 78); mc. mae 'wo
ist' aus *p ma-e (*p ma 'welcher Ort, wo', -e 'ist'); br. Treguier
daou la 'zwei Jahre', Leon daou vloaz (Ernault, Gramm. S. 5).
— Schwund des mittleren Lautes: gwr-, gwl-, gwn- imBrit. S. 59f.;
idg. spr-y str-, spl-, skn- S. 81, 83, 85; nir. ar a chrannaibh
'auf allen vieren, auf Händen und Füßen' idg. *h(twr- (Endung
unsicher) zum Zahlwort 'vier' (aber dieser Schwund kann vorkeltisch
sein, vgl. mhd. rüte 'Fensterscheibe' *kutrü-). — Schwund des
letzten Lautes: dw- > d- u. s. w. S. 60. — Inlaut. Schwund des
ersten von zwei Lauten: c. gwybod 'wissen', s. Verbalverz. ro-
finnadar; c. rhys-yn, PL rhys-od 'Ammern', vgl. ir. riches
'Kohle' br. regez 'Kohlenglut', mit anderem Suffix acorn. regihten
gl. pruna (der Vokalschwund und die Konsonantengruppe gehörte
in die mit Singulativ- oder Kollektivsuffix versehenen Formen); c.
clopen br. klopenn (kp) § 290 Schluß; c. aber, aberth {tp)
§ 327 Anm. 1; c. pedwar br. pevar 'vier' S. 36; mw > w (urkelt):
ir. coir 'passend' S. 64; air. er-cho-at 'Schaden' c. ar-gy-wedd
ds. S. 339; air. ad-cu-aid 'hat erzählt', perfektisches Präteritum zu
ad-fet-som 'er erzählt'. — Schwund des letzten von zwei Lauten:
air. atbeir 'er sagt es' {-db-) nir. adeir 'er sagt' (schon in LL
1. Sing, atiur); mir. töcbäil 'heben' (-gb-), vgl. Verbal Verzeichnis
gaib-, nir. tögäil; mc. ymeith 'fort' aus ymdeith 'Reise' ir. im-
thecht 'gehen', vgl. nir. bi ag imtheacht 'be off (der Anklang
an y maes 'hinaus' hat den Schwund begünstigt). Über idg. mti
im Br. s. S. 167. — Schwund des ersten von drei Lauten: unsilbi-
§ 330] Schwund eines Lautes in einer unsilbischen Gruppe. 485
scher Vokal vor mm im Corn. und Br. (corn., br. bom 8. 59, br.
tonim 'heiß' S. 87; vgl. corn. tulle, tolle 'betrügen' c. twyllo
br. touella); idg. Verschlußlaut vor einer s-Gruppe 8. 76 (c.
gwrysgen 'Ast' u. s. w.), 8. 80 (c. nos, Hys-), 8. 81 (vor s +
Sonorlaut; Beispiele 8. 87). Air. epscop mir. escop nir. easbog
'Bischof S. 202. Air. in fecht so 'diesmal' (vgl. 8. 276) nir.
feasta 'jetzt'. Air. du-air-cher 'ich habe gekauft' {-prx-; to-
aith- + cren- mit perfektischem ro); su-aichnid 'wohlbekannt'
{-pxn-). C. athraw u. s. w. 8. 137; c. ewythr u. s. w. 8. 139;
c. cathl ir. ceol 8. 139 (-Itr-, -ntr-, -ntl-). Ir. cobir, mebul
{-mbr-, -mbl-) 8. 119. Tugw > {g)w im Brit. 8. 107. — Schwund
eines mittleren Lautes: idg. s zwischen Sonorlaut und Verschluß-
laut § 50, 1 8. 80 f.; idg. Verschlußlaut zwischen s und Sonorlaut,
zwischen Sonorlaut und s 8. 81 ff. t zwischen s und einem Ver-
schlußlaut: ir. odb 8. 32 und 88 [-zhh- aus -sthbh-; der Schwund
vorkeltisch). Jüngere Gruppe: c. llosgwrn 'Schwanz' : Host
'Speer' 8. 80; ir. loisthiu (skß) 8. 420; c. corsen 'Binse' acorn.
koisen (zu lesen korsen) gl. calamus br. korsenn, vgl. air. mir.
curchas 'arundo' (also ein Vokal zwischen r und k geschwunden?
vgl. etwa lat. cärex 'Riedgras'; nir. [unursprünglich?] curcais
'bulrushes, flags'); der Vokal zwischen dem k und dem s sollte niu*
vor einem weiteren Suffix schwinden; der Schwund wurde aber in
den Plural übertragen: c. cyrs br. kors (womit c. cors 'bog, fen'
identisch ist). Ixw > Iw im C: allwedd 'Schlüssel' 8. 77. Air.
imm-an-ärladmar 'wir haben mit einander gesprochen', s. Ver-
balverz. ad-glädur; ir. ret-glu 'Stern' (Kompos. von ret 'Stern'),
später retlu. Ac. Urb-gen abr. ürbien, Urien 8. 101. Nir.
Arran dN f-anrd anbhruith 8. 115. Air. ro ort 'hat getötet' von
org-, 8. 124 (idg. -rkt-). Air. du-r-airngert 'hat versprochen' (to-
air-com- + gair-); air. foriigaire 'Befehl', vgl. a for-chon-gair
'was er befiehlt'. Idg. Verschlußlaut zwischen zwei Nasalen 8. 157 f.
Über Schwund eines d in sekundärer Stellung zwischen zwei Kon-
sonanten s. 8. 114 (die Artikelform ind und in, das Präverb
in(d)-); das Präverb imb- in echter Komposition verlieii sein b
vor einem Konsonanten (nur nicht vor h). Häufig ist im Ir. der
Schwund eines Nasals zwischen zwei Konsonanten: air. forgare,
tairgire neben foriigaire 'Befehl', tairngire 'Versprechen, Ver-
heißung'; air. f ulget gl. portate [Wb.] 20c 5, amal nad f ulgam
'wie wir nicht ertragen' Ml. 77d 7: ind fochith follongam 'das
Leid, das wir ertragen' Wb. 14b 15; ni chumcam ni 'wir können
486 Konsonanten-Schwund und -Einschub. [§ 330. 331
es nicht' : ni cumaing 'er kann nicht'; ir. cumce 'Enge' : cu-
mung 'eng'; aisdisen Sg. 198a 10, Gen. von aisndis 'Erzählung'
(s. Verbalverz. ess-ind-fiad-); frecdairc 'gegenwärtig' Thes. II
229, 32 neben frecndircc (frith-com- + "^dork'i-); salm-
scribdid 'Verfasser eines Psalmes' Ml. 14a 6, vgl. com-scribn-
daith gl. syngraphum Sg. 24a 13 (Ableitung von scribend
'schreiben'); do-foirde = dofoirnde 'bezeichnet' (relativ) Sg.203b 4;
äildiu 'schöner' : älind, diltud 'leugnen' : di- + slondud § 168.
Nasalschwund kommt auch im Sandhi häufig vor, s. § 261 Anm. 1.
— Schwund des letzten Lautes einer dreilautigen Gruppe: air.
apstal 'Apostel' nir. easbal S. 219. Das im Air. schwankende
n zwischen zwei Konsonanten hat sich in einigen Fällen (wohl
durch wortpsychologischen Einfluß) behauptet und ein folgendes d
verdrängt: air. aisndis 'Erzählung, Beschreibung' mir. aisneis
nir. f aisneis (neben faisneidhim 'ich erzähle'); mir. scribnid
'Schreiber'. Für die Erklärung von air. irnigde 'Gebet' S. 340
aus air-com-di- -f guide (Zimmer, ZfcPh. VII 274 ff.) fehlt aber
eine genügende Stütze, und die Erklärung von ar-neigdet 'sie
beten' als eine analogische Bildung ist bedenklich. — Auslaut
Treguier der 'Eiche' == Leon dero V. derü 'Eiche' (Ernault,
Gramm. S. 5); corn. del 'wie' § 321, 2. Schwund von -r und -l
im Br. und C. S. 332. Die sekundäre Gruppe -ts ist im ir. Aus-
laut (aber nicht im Inlaut) zu -s geworden: air. ro-fitis 'Ihr
wisset' S. 254; beres 'welcher trägt' : berid 'er trägt' + einem
suffigierten Pronomen, s. die Bedeutungslehre.
§ 331. In einer unsilbischen Gruppe entwickelt sich oft
ein Gleitlaut, der zum Vollaut werden, kann (scheinbarer Einschub
eines Lautes), t zwischen s und r, l: abr. strum gl. copia S. 82;
ob c. ystlwn u. s. w. (S. 83 f., idg. spl-) so zu erklären ist, ist
wegen c. yslath (S. 84, idg. 6^) unsicher; in einer sekundären
Gruppe: br. stlaoii 'junge Aale' aus *sil hanv. d zwischen n
und r: c. andras 'Teufel' aus an -ras 'Ungnade, Unglück' (gras
'Gnade'), vgl. Silvan Evans, Wtb. S. 213; nir. comhra 'Sarg',
Arran konra Connaught contra gesprochen, s. S. 387; /; zwischen
m- und r^ l im Ir. S. 163; im ir. Inlaut entwickelt sich ein -p-
zwischen unleniertem m und n: air. timpne 'Auftrag' neben
timne, s. Verbalverz. to-imb-ad- -f- no- (das b von imb- war
nach § 330 geschwunden); vgl. dazu ni-mp-tha firion 'ich bin
nicht gerecht' "mir ist nicht Gerechtes" Wb. 8d 24 und br. ms >
mps u. s. w. S. 170 (vgl. KZ XXXVI 109, 267; ac. kampna
§ 332. 333] Konsonanten- Assimilation und -Dissimilation. 487
für kam na, Gebauer, Historicka mluvnice jazyka ceskelio I 420).
§ i532. Partielle oder vollständige Assimilation der Laute
einer unsilbischen Gruppe ist häufig. Die partielle Assimilation
bezieht sich z. B. auf das Timbre (§ 242, 1), auf die Artikulations-
stelle (vgl. S. 149 über die Nasaldiphthonge; md > nd [y nd >
nn] in V. inevat, enevat Leon emzivad c. amddifad ^Waise',
eig. wohl "auf beiden Seiten beraubt" * mhhi-de-mati- , zu ir. maith
'gut' c. mad corn. mas br. mad; V. konz = komz S. 170,
aber keine Assimilation in V. amzer 'Zeit', vielleicht wegen der
Stellung im Inlaut; dagegen acorn. anser), — auf den Grad der
Mundöffnung (Spirans wird Verschlußlaut nach horaorganem Nasal,
Id, ip > Id, It, s. § 287, § 290), — auf die Nasalität (//i > nn
[> sn']\ air. ni dignem 'wir werden nicht tun' mir. nocho
dingniam ni 'wir werden keineswegs tun'; air. dorigeni, dorigni
'hat getan' mir. doringni nir. do rinne, vgl. Zimmer, KZ XXX
62, Atkinson, Keat., Appendix XXVII; für eine entsprechende
Entwickelung des unmouillierten §n habe ich keine Belege; vgl.
über ir. fognam S. 104; gw > mv : tecmang 'sich ereignen',
nir. teagmh-äil, teangamhäil (Dinneen; Arran t'awaxdtd' 'be-
rühren'); gn > 79W: c. deng nafad 'zehn Schafe' § 270 S. 402;
idg. 'hn- hat im Ir. zu -mhn- geführt, S. 117; gall. Dubno-reix,
latinisiert Dumnorix MN; -nv- > ir. -nmh-: ir. önmit 'Tor'
S. 21), — auf den Stimmton (gnimu macthi 'kindliche Taten'
Akk. Wb. 12c 9; mir. c6ic-thig-es 'vierzehn Tage' nir. coic-
thigheas Arran kek'is Donegal hykijs, Ableitung von air. cöic
'fünf + deich 'zehn'; mir. accmaing und acfamg 'Instru-
ment, means', s. Stokes, The Birth and Life of St. Molin g,
London 1907; über ir. -b- und -f- im Fut. s. § 71 Anm.; aithche
neben aldche, Gen. Sing, von adaig 'Nacht'; sogar prechite
'welche predigen' zu pridchim 'ich predige').
Durch vollständige Assimilation entstehen Doppelkonsonanten,
die eventuell weiterhin vereinfacht werden können ; s. darüber § 325.
§ 333. Eine nicht geringe Bolle in der Behandlung der
unsilbischen Gruppen spielt die Dissimilation. Mit Bezug auf die
Artikulationsstelle: tl > kl in nir. tligim, cligim aus teilgim
'werfe' S. 329, ceircle = ceirtle 'Knäuel' Dinneen (Arran
k'eRt'l'ln\ dagegen wird -Ü- nach einem Vokal zu -ll- > l assimi-
Hert); c. klaivd 'arm' (in Nord- Wales) = tlawd, s. Sweet, S. 439
(in der nc. Schriftsprache kommt clws neben tlws 'schön' vor);
br. gwentl 'heftiger Schmerz', Treguier war oenklo 'in Gebiu'ts-
488 Konsonanten-Dissimilation und -Metathese. [§ 333. 334
wehen' S. 139; br. a glefe Wlte' (ohne Lenition) statt dlefe,
provehirt e klefe (Troude unter devoir, Belege z. B. in der
Zeitschrift Spered ar vro 1903, S. 7). Mit Bezug auf den Grad
der Mundöffnung: nir. ceirsle = ceirtle 'Knäuel' Dinueen;
Spirans > Verschlußlaut neben s, x, h § 289, § 290. Ob dr >
dr § 68, § 67 Anm. 4 als Dissimilation oder als Assimilation zu
betrachten ist, kann zweifelhaft sein. Dissimilation mit Bezug auf
die Nasalität ist mir nicht bekannt; über air. tindnacul nir. tionn-
lacain und (durch Suffixvertauschung) tionnlacadh s. § 337; air.
mir. indmat 'Bad (der Füße, der Hände)' mir. indlat, nir. ionnlat,
ionnladh, ionnlamh wird von läm 'Hand' beeinflußt sein (obgleich
das Wort zum Teil auf das Waschen der Füße beschränkt ist,
vgl. Atk. LBr. S. 711 und 767). Mit Bezug auf den Stimmton:
die Vokalisierung des lat. k vor s, des idg. k vor ^ > / im Brit.
(S. 217, S. 123) setzt als Zwischenstufen xs > ^s, xf > ^p voraus
(vgl. KZ. XXXVI 108); auf einem ähnlichen Vorgang scheint mc.
cawssant, Prät. 3. Plur. von caffel 'finden', zu beruhen; vgl.
mc. awsen(n) 'Abwesenheit' S. 219.
Von zwei gleichen Konsonanten, die durch einen dritten un-
silbischen Laut getrennt waren, ist der erste geschwunden in c.
cedowrach 'Klette', aus *cedor wrach "Altweiber-Schamhaare".
Vgl. § 118 Schluß. Nc. sugno 'saugen', sugnedydd 'PumjDc' :
ac. dissuncgnetic gl. exanclata (ein morphologisch schwer zu
beurteilendes Wort; vielleicht durch jungen Antritt eines suffixalen
-n- an eine Form mit -w-Infix zu erklären). Diese Erscheinung
ist schon mit der Ferndissimilation (§ 336) verwandt.
§ 334. Metathese der Laute einer unsilbischen Gruppe.
Mc. awch 'euer' : chwi 'Ihr'; vgl. über ^w;r-, ^u^Z- im Brit, S. 59f.
(und Grammont, La metatese en breton armoricain, Melanges H.
d'Arbois de Jubainville, S. 83 — 96). Idg. st > kelt. ts^ idg. sp,
sk > pS; ks (im Brit.) S. 75, 77, 78 ff. Später herrscht umgekehrt
im Ir., zum Teil auch im Brit. die Tendenz, Geräuschlaut -j- s^
zu s + Geräuschlaut umzustellen: air. ascnam 'verlangen nach,
auf ein Ziel lossteuern', Inf. zu Präs. Ind. 3. Plur. ad-co-snat
(Sarauw, Irske Studier S. 74); zwischen Vokalen ist die Metathese
erst mir. und nir.: mir. aicsiu 'sehen', Inf. von ad-cii 'sieht'.
Dat. ascin (schon in LU); air. ochsal 'Achselgrube' nir. asgall;
air. lax gl. remissus mir. lascc; nir. bosga 'box' S. 218; air.
baitsim 'ich taufe' mir. nir. baistim; air. fäitsine 'Prophezeiung'
(S. 420) mir. fäistine nir. fäistine; mir. baitsech 'Regen' (mit
§ 334] Konsonantenmetathese. 489
langem ä zu lesen; zu baidim ^ertränke' mit demselben Suffix
wie in mir. Dat. Plur. radsechaib, räithsechaib 'verworrenes
Reden' : rad 'Rede') nir. bäisteach; air. eitsecht 'hören' fs.
Verbalverz. en-tois-) mir. estecht (da im Mir. -ts- und -st-
nebeneinander gehen, so kam neben es-techt 'Tod' "exitus" auch
die Schreibung etsecht, eitsecht auf); nir.päiste 'Knabe' aus engl,
page; nir. easboloid 'Absolution' S. 219; -pst- > -spt- > -sp- in
air. apstal nir. easbal 'Apostel' S. 218 f. Im Brit. : c. asgell
corn. ascall br. askell S. 218; acorn. pellist ker gl. mas-
truga 'teurer Pelz', pellist gur gl. pellicia 'Pelz eines Mannes',
(aus dem Mlat; vgl. engl, pilch ahd. pelliz; jünger ist c. pilys).
— Ir. lub-gort > lugbort 'Garten' § 71; air. bibdu 'schuldig'
(Plur. bibdid) mir. bidba 'Feind' (Zimmer, KZ XXX 43fr.)
nir. biodhbha 'Feind, Räuber' : ac. bibid gl. rei mbr. beuez
'coulpable' nbr. bevez 'wohlverdient' (bes. von einer Strafe, jedoch
auch von einem Genuß, s. Ernault, Glossaire S. 65), urspr ein
Partiz. Perf. * bhibhidwöt- (w schwand im Nom. vor ö) 'der ge-
schädigt hat', zu lat. findö u. s. w. Abr. decmint 'sie werden
zehnten' nbr. deog 'Zehente'. — Air. belre 'Sprache' (zu bei
'Lippe'; einmal in Wb. Gen.berli) nir. bearla 'Englisch'. V. berpet
'immer' Leon bepred (bep pred 'jede Zeit'). Über mbr. courz
'uulua' s. § 85, 5 S. 134. Ir. retglu > retla 'Stern', Plur. ret-
glanna, retlanna nir. realt, Plur. realtanna (von mir. reil 'klar'
beeinflußt). Nir. dilse, disle, Kompar. von dileas 'eigen' Atk.
Keat. (unmöglich ist dagegen die Deutung des mir. Xora. cuslend
'Ader', nir. cuisle aus lat. pulsus). Corn. go-slow 'horche!',
Inf. golsowas mbr. sezlou 'horchen' nbr. selaoui (Etymologie
unbekannt; ursprüngliche Lautfolge am ehesten -Is- mit dazwischen
geschwundenem Vokal; corn. go- und br. se- vielleicht Um-
bildungen einer Silbe e-, worin etwa das Präverb en- steckt).
Nir. fo-loscain 'Kaulfrosch' (zu mir. lo scann 'Frosch') acorn.
guilschin (ch = k; der Umlaut kann wie in hynwyn, Plur. von
hanow § 256, 1 S. 378 zu erklären sein; dann ist eine Grund-
form ^ upo-luskijbm möglich, vgl. Marstrander, Afhandlinger viede
Sophus Eugges minde, Christiania 1908 S. 240 — 246, der skr.
plavä- 'Frosch' vergleicht): br. gweskle (mit umgebildeter En-
dung). Abr. enmetiam gl. innuo nc. amneidio 'winken*. Nir.
damhna 'Material' br. danvez S. 167 (auch c. denfydd, Yen-
dryes, Rc. XXX 210). Ir. dergnat 'Floh' (§ 65): nir. dreancuid
(der- : drea- nach § 229 zu beurteilen).
490 Fernassimilation, Ferndissimilation d. unsilb. Laute. [§ 335. 336
XYII. Fernassimilation, Ferndissimilation und Fernmeta-
thesen der unsilbischen Laute.
§ 335. Fernassimilation. Eine partielle Fernassimilation
wäre in den Fällen anzunehmen, wo im Auslaut statt -n ein -m
erscheint, wenn diese Erscheinung von einem vorhergehenden Labial
bewirkt ist: c. offrwm 'Opfer' corn. offryn, vgl. S. 221; c. saff-
rwm 'saffron' (in dem ersten, vielleicht auch in dem zweiten Bei-
spiel ist der Vokal u von dem m abhängig; umgekehrt scheint das
m von dem ii abhängig zu sein in c. llatwm 'Messing' aus mengl.
latoun und in c. rheswm Teason'). Br. patroum, patrom
'Porträt; Patron' aus frz. patron. Nir. meamram c. memrwn
'Pergament' S. 227. Aus der fremden Sprache übernommen ist
das m in br. bin im V. velim 'Gift', vgl. frz. venim-eux 'giftig'.
— Keine Fern Wirkung liegt vor in Fällen wie air. nöib > mir.
nöem (§ 260).
Über corn. huhel 'hoch' (c. uchel) und ähnliche Fälle, vgl.
§ 280, § 282. Assimilation eines s-Lautes an einen 6'- Laut : br. V.
chonjal 'denken' aus fr. songer, V. chujet 'sujet', Jojeb 'Jo-
seph'. Über mbr. s-ezlou statt *ezlou s. S. 489 (vielleicht hat
mbr. syoul nbr. sioul 'ruhig' Einfluß ausgeübt) — In gemein-
keltischer Zeit ist das anlautende idg. p- zu hi geworden, wenn
die folgende Silbe mit h^ anlautete: ir. cöic ac. pimp u. s. w.
'fünf § 83; c. pobi 'backen' corn. pobas br. pibi § 80 (dazu
wohl auch ir. cuchtar gl. caupona Sg. 63a 3, 'Küche' Kuno
Meyer, Contributions S. 547, "^pekHurä oder *pek''trirä). AVenn
gall. Hercynia silua S. 91 zu lat. quercus 'Eiche' ahd. forha
'Kiefer' gehört (wie man nach Hirt IF. I 479 häufig annimmt),
so ist diese Assimilation jünger als der Übergang k»u- > ku- im
Kelt. — Mir. tascrais 'er ließ los' (s. Verbalverz. to-scar-), da-
neben ro trascair ds., Fut. Pass. trascerthar, falsch aufgelöst
Impf. Ind. dorascrad som LU 60b 10, nir. Inf. trascairt. Air.
diuchtrad 'erwachen' : mir. driuctrais gl. lingis 'sprang empor'
Wi. Täin. — Mir. coemchlöd 'Wechsel' (§ 224 S. 324), auch
cloechlöd nir. claochlodh.
§ 336. Ferndissimilation. Eine Ferndissimilation mit Be-
zug auf den Stimmton homorganer Geräuschlaute nimmt Kuno
Meyer, Contrib. 534 für das Ir. an (mir. crüad-gress, clün-gat
statt gruad-, glün-); die Vermutung ist jedoch unsicher. Beson-
ders häufig ist die Dissimilation bei den Sonorlauten. Ein r ist
§ 336| Ferndissimilation der unsilb. Laute. 491
durch Dissimilation geschwunden in c. brawd 'Bruder' (S. 48, 246y,
c. trawst br. treust aus lat. transtrum (S. 20r5), c. rhef 'dick" :
ir. remor (S. 167). Ebenso nach einem Vokal in c. berw =
berwr 'Wasserkresse'; air. com rar gl. capsa (mit einem -rä-Suffix,
§ 395, zu lat. cumera 'Getreidebehälter') mir. comra 'Schrein'
nir. comhra 'Sarg'; nir. feabhra 'Februar' mc. chwefrawr
(S. 220f.; man kann allerdings nir. feabhra aus lat. Februärius
ebenso wie ir. sesra aus lat. sextärius S. 201 erklären: Erhal-
tung der Endung, Schwund des Vokals zwischen den beiden r;
dann müßte das Wort zu den ältesten Entlehnungen gehören, in
denen man als Vertreter des lat. f- ein ir. s- erwartet, und man
hätte anzunehmen, daß das ir. f- auf gelehrtem Einfluß beruhe);
vgl. noch Arran dn WEJd'dn fflörä an mhaighdean ghlormhar
'die heilige Jungfrau' S. 327. — r ist durch Dissimilation zu /
geworden in ir. ilar nir. iolar 'Adler' c. eryr acorn. er (nach
§ 224 zu erklären) mbr. er er nbr. er : ^eriro- zu gr. oqvIq 'Vogel'
got. ara 'Adler' lit. erelis asl. orilü ds. arm. oror, urur 'Möwe,
Weihe'; ir. biror, bilor 'Wasserkresse' nir. biolar c. berwr (und
berw) acorn. beler br. beler gall. berula : mit Sufiix -ro-, -rä-
zu *gueru- (ir. bir u. s. w. S. 144), eventuell (Falk & Torp, Et.
ordb. II 506) entfernt verwandt mit ahd. kresso 'Kresse'; br. arar,
alar 'Pflug' S. 31, tarar, talar 'Bohrer' § 86 S. 134; br. im-
palaer 'Kaiser' S. 237; mbr. melezour 'Spiegel' aus spät-lat.
*miradorium; c. fflureg acorn. flurrag aus lat. pröra S. 235.
Das letzte r ist zu l geworden in nir. conträl-ta c. cythrawl
mbr. contrell aus lat. contrarius S. 234, c. chw^efrol ncorn.
hwevral aus lat. Februärius S. 220; c. cornel 'corner'; nir. gair-
neal, gairteal aus engl, garner 'Getreideboden', garter 'Strumpf-
band'.
l kann durch Dissimilation zu r werden: air. alaile, arele
'ein anderer' (S. 273) mc. arall com. arall br. arall; ir. sroigell
c. ffrewyll aus lat. flagellum S. 222; br. derc'hel 'halten' S. 106,
teurel 'werfen', Part, taolet c. taflu corn. tevlel; br. gervel
'rufen', Part, galvet c. galw corn. gelwel (auch br. Inf. delc'her,
teuler, gelver); c. llefrith 'sweet milk' acorn. leverid gl. lac
dulce br. livriz 'Biestmilch' : ir. le ml acht 'sweet milk' (von Cor-
mac als "warme Milch" gedeutet; nir. leamh ist 'ungesalzen, roh'
u. s. w.). — l kann ferner zu n werden: ir. lemnacht (nir. leamh-
nacht) = lemlacht; mir. lelap und lenab 'Kind' S. 477 (viel-
leicht reduplizierte Bildung zu lat. labäre 'wanken' asl. slabü
492 Ferndissimilation, Fernmetathese d. unsilb. Laute. [§ 336. 337
^schwach' u. s. w.). Br. kountell aus lat. cultellus S. 233.
Über nir. cuigeal c. cogail u. s. w. s. S. 239. Über Arran
SLüNdds slän-lus vgl. S. 146.
n kann durch Dissimilation (gegen n oder m) zu l werden:
V. velim 'Gift' § 335; corn. lemmyn 'sondern' : c. namyn
'außer' br. nemet S. 138; acorn. linhaden gl. urtica br. linad
'Nessel' (mit lin 'Flachs', had 'Same' assoziiert): ir. nenaid. Auch
kann n zu d, leniertes m zu h werden: nsch. deanntag mc. dy-
nad, Sing, dynhaden nc. danadl 'Nessel' (die Grundform des
Wortes ist S. 186 falsch konstruiert; die erste Silbe muß i gehabt
haben; also "^ninasati-, "^ninosati, oder wenn das c. und corn. h
nur volksetymologisch ist, *ninuti-); ir. mebuir aus lat. memoria
§ 122, 2. Ein Nasal kann durch Dissimilation schwenden: br,
envor aus lat. memoria; air, snisni, snini und sisni, sinni
'uns', nir. sinn. Vgl. corn. hem-bronk 'wird führen' br. am-
brouk 'führen' S. 119. — m kann n werden: mbr. em em nbr.
en em, Präverb zur Bildung reflexiver Verba (ZE 899).
g 337. Fernmetathese. (Vgl. Ernault, Glossaire S. 457).
Antizipierung (oder Verspätung) eines w, s. § 222 Anm. 3, eines
h, s. § 280, 282. Antizipierung eines s: mir. fertas nir. fear-
said § 88, 1 S. 137. C. llyswen > sluan S. 84 ist dagegen
wohl keine Fernmetathese (der Vokal zwischen l und s wird vor
der Metathese geschwunden sein). Verspätung eines s : c. sail-
wyr > llaswyr S. 219. — v . . ä y d . . v : c. ufudd und uddyf
'demütig' § 122 Anm. 2 S. 195; c. crefydd und creddyf 'Re-
ligion', vgl. ir. crabud (kann auf idg. "^k'rahhltu- zurückgehen
und zu skr. vi-sramhhate 'vertraut', Part, vi-srahdha-s gehören,
falls die ind. Wurzel wirklich s, nicht s enthält); c. tangnefedd
und tangneddyf (Sil van Evans unter creddyf, Richards) 'tran-
quility, peace' (zu tanc, tangnef 'peace', di-danc 'peace-less').
Unter anderen Bedingungen ist umgekehrt ä . . v zu. v . . d ge-
worden: c. cleddyfawd 'Schlag mit einem Schwert', mc. auch
cleuydawt. d . . v y v . . d : c. pendefig 'Häuptling' [^k^ennO'
tmm-tkjo-, zu mc. penn 'Kopf mit superlativischer Endung in
Weiterbildung) acorn. pendeuig gl. princeps mcorn. peusevyk
ncorn. pensevicke (-e stumm) 'Fürst' br. pinvidik 'reich" (von
mbr. guin vidic 'glückhch', vgl. S.503, beeinflußt). Über air. esbicuil
'scyphuli', mir. escop > nir. easbög 'Bischof s. § 136, 2, § 125, 5
S. 202. — Antizipierung eines r : ir. cosecraim nir. coisreacaim
'ich weihe' § 141, 4 S. 229; ir. fochrus c. gwregys acorn. grugis
§337.338] Fernmetathese. Tenuis u. Media im Anlaut. 493
'Güilel' S. 43 (ohne Fernmetathese br. p^ouriz; daraus V. grouiz :
gur- > gwr- > grw- , vgl. Leon gou-laz 'lattes' V. glouah, s.
Grammont, Melanges d'Arbois de Jubainville S. 92); br. dibri und
dribi 'essen' § 66 S. 111; mbr. penestr nbr. prenest S. 221
(mbr. prenestr wird gesprochenes prenest vertreten); c. cancr
'canker', cranc 'canker, crab' br. kankr und krank 'Krabbe' aus
lat. Cancer oder frz. cancre. Verspätung eines r: nir. searmrjin
und seanmoir 'Predigt' (vgl. S. 328) aus engl, sermon (von nir.
seanchas 'Erzählung' beeinflußt); br. mudurun 'Türangel' acorn.
medinor gl. cardo; br. Treg. und Cornouaille gregon-enn 'wilde
Pflaume' (aus gwr-) mbr. goagronenn (nach Ernault zu nir.
fraochän 'Heidelbeere', fraoch 'Heidekraut' S. 60, wobei jedoch
der Vokalismus Schwierigkeit macht). — Antizipierung eines l:
br. goestl 'Gelübde' V. gloestr; br. gweskle 'Frosch' (S. 489)
Treg. glesker (aus ^gwlesker, im Cath. gluesquer geschrieben).
r..l > l..r : mir. criol (zweisilbig) und clior; ir. crothla
ac. cleteirou aus lat. crotalia § 122, 2. n . .1 y l . . n \ air.
tindnacul 'übergeben' nir. tionnlacain 'Begleitung, Begräbnis'
(anders Sarauw, Irske Studier S. 80); ir. muinchille 'Ärmel'
nsch. muilicheann S. 329 (hier ist n . . l zu l . . iv geworden);
c. anadl br. halan 'Atem', br. banal und bal an 'Ginster' S. 135;
ncorn. manal 'Garbe' mbr. malazn nbr. malan V. menal :
*manatlo-, vgl. das anders gebildete lat. manipulus 'Bündel';
br. koulin 'Kaninchen' S. 230. Verspätung eines l: mbr, mele-
zour, mezelour 'miroir' aus spät-lat. *miradorium; br. burtul
'vautour' (gelehrtes Wort aus lat. uultur). — Antizipierung eines
Nasals: Donegal kpniy- : comhrainn S. 387; nir. coismeig aus
coisceim § 47 S. 70. n . . 79 y w . . s : mir. pinginn 'penny'
aus aengl. penning oder an. penningr.
Ein Fernumtausch der Artikulationsstelle könnte man geneigt
sein, bei br. dastum 'sammeln' V. daspugn anzunehmen. Viel-
leicht handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Wörter.
XTIII. Artikulatioiis- Arten der Greräusclilaute.
§ 338. Wechsel zwischen Tenuis und Media im kelt.
Anlaut kommt ziemlich häufig vor, beruht aber wenigstens in der
Mehrzahl der Fälle nicht auf einem Lautgesetz. Gar nicht in
Betracht kommen hier die Fälle, in denen es sich um eine idg.
Alternation handelt (§ 116 S. 187); es ist aber nicht immer leicht
494 Wechsel zwischen Tenuis und Media im Anlaut. [§ 338
zu entscheiden, ob eine idg. oder eine auf keltischem Boden ent-
standene Alternation vorliegt. Für ir. tenge : lat. dingua ist
oben S. 88 (nach Johansson IF II 4) eine Sondererklärung ge-
geben. In den allermeisten Fällen handelt es sich aber wohl teils
um Sandhi-Entgleisungen (wobei im Brit. mit der Lenition, im Ir.
mit der Eklipse zu rechnen ist), teils um volksetymologische Ein-
flüsse, die durch den S an dhi- Wechsel unterstützt wurden. Im Ir.
wird die Verbindung mit dem bestimmten Artikel im Akk. Mask.
und Fem. eine wesentliche Rolle gespielt haben; denn die eklip-
sierte Tenuis (> Media) und die eklipsierte Media (> Tog, nd , mb)
sind nach dem stammhaften Nasal des Artikels lautgesetzlich gewiß
zusammengefallen. Beispiele für k und g: air. caile 'Flecken'
mir. gaile (Stokes, KZ XXXVIII 461)'; ir. garmain 'Weber-
baum' nir. garma c. carfan ds. (Thurneysen, IF. Anz. IX 48)
br. karvan ds. und 'mächoire' (die ir. Form ist wohl die ursprüng-
liche, während die brit. Form von mc. carr 'Wagen, Kinnlade'
S. 82 f. und von der alten Entsprechung des ir. carbat 'Wagen,
Kinnlade' S. 118 beeinflußt ist; garmain zu an. karmr 'Brust-
wehr', dän. und schwed. karm 'Rahmen, Kutsche'); mir. ro-gaet
'ist verwundet worden' aus *gaeded zu lat. caedö 'haue, schlage'
(es gehört zum Paradigma guin 'verwunden' und hat daher sein
g- bezogen); ir. coli gl. luscum S. 157, mir. goll 'blind' (aber
coilleadh .i. caochadh O'Cl); ir. gec 'Zweig', gesca ds. : c.
cainc S. 126, 151 (der Gedanke an eine Ferndissimilation liegt hier
nahe, läßt sich aber nur unsicher stützen). Dagegen ist mir. croth
'Rahm, Sahne' wohl von gruth 'Molken' ganz verschieden (engl,
curds 'Molken' verwandt oder entlehnt?), t und d : ir. dias
'Ähre' c. twys-en u. s. w. § 221 Anm.; ir. toich und doich
'wahrscheinlich' § 80 (die häufige und formelhafte Verbindung in
doich 'ist es wahrscheinlich?' 'perchance' Wb. 4b 14, c 16;
5b 29; lOd 1; 18a 9, 15; LU 65a 18, 31; LL 61b 6 u. s. w.
wird eine wesentliche Rolle gespielt haben, vgl. § 263, 1; nach
der Restitution des -n der Fragepartikel war der Unterschied
zwischen eklipsiertem t und eklipsiertem d aufgehoben, und das d
konnte sehr leicht zunächst in die antwortenden Formeln ni
doich u. s. w. Wb. 4b 14, LL 61b 7, 17 dringen); ir. dord
'Bass', fo-dord 'Brummen, Murren' : c. tordd 'murmur. din',
go-dyrddu 'to murmur'; br. tann 'Eiche' (Greg, de Rostrenen),
Tannouet, Dannouet ON : ahd. tanna 'Tanne, Eiche' ndl.
den 'Tanne' (Loth, Rc. XXIX, 71); mc. dremynt, dremeint
§ 338— 840J Die reinen Tenues des Kelt. 495
'Anblick' (Ableitung von c. drem S.42)nc. tremynt (vermutlich vOü
der Präp.tra- beeinflußt; hat neben drem eine Form trem ins Leben
gerufen); ir. treitell, dretill 'Liebling' (Lehnwort aus dem C,
S. 131, 160); ir. druini 'Rücken' c. trum S. 170; air. druailned
'Verderbnis', druailnithe 'verdorben' mir. ro truaillned 'ist ver-
dorben worden' nir. truailleadh 'Verderbnis' (nach Wi. von to-
for- + len-; das d- könnte dann aus der vortonigen Form des
Präverbs stammen; die Metathese wäre aber auffällig); nir. truid,
druid'Star, sturnus' c. drudw-en ncorn. tro^an br. dred, tred, s.
§ 259, 1; c. tarwden, taroden 'ringworm' 'Flechte' br. darvoe-
den Treguier Plur. tarwed § 104 (von der Präverbgruppe t-ar-
beeinflußt; vgl. Ernault, Glossaire S. 146; über ir. deir Stokes,
Bß XXV 254). ^ : ^^ in lat. Lehnwörtern § 144 Anm. 2 S. 235.
Vgl. noch über Sandhi-Entgleisung § 261 Anm. 2 und S. 436.
Die reinen Tenues im Kelt.
§ 339. Die vier Artikulationsarten der idg. Verschlußlaute
sind im Kelt. zunächst in zwei zusammengefallen: Mediae und
aspirierte Tenues. Man kommt aber um die Annahme nicht
herum, daß später im Kelt. wieder reine Tenues entwickelt
worden sind; eine Zeit lang hat also das Kelt. (ebenso wie
das Altgriechische, das Armenische; vgl. über das öechische
Verf., Nord. Tidsskrift f. Filologi, 3 Ea?kke, XI 125) drei Artiku-
lationsarten unterschieden; im weiteren Verlauf sind jedoch die
reinen Tenues zu Mediae geworden (die reinen Tenues sind eben
in den Fällen anzusetzen, in denen heutige Mediae ursprünglichen
Tenues entsprechen). Die heutigen kelt. Sprachen unterscheiden
also nur zwei Artikulationsarten: Mediae (z. T. stimmlos) und
(mehr oder weniger aspirierte) Tenues.
Anm. Eine gewisse Vermischung dieser beiden Artikulationsarten
hat im Nir. in nachtonigen Silben stattgefunden: nir. minie 'häufig'
§ 97, 1 S. 159; mir. imlecan 'Nabel' (von imbliu 'Nabel' S. US durch
eine Suffixhäufung abgeleitet; vielleicht * mhhllin-k-agno-) nir. imleacän.
Das Nsch. bevorzugt die Media: nsch. minig 'häufig', imleag 'Nabel',
und auch eirig 'Buße' nir. eiric, air. eric zu as-renim 'zahle, gebe
zurück' (mit kk aus kn, vgl. Zupitza, ZfcPh. I 466 f. und nsch. reic 'ver-
kaufen' air. Dat. reicc, Inf. von renim 'verkaufe'). Vgl. Thurneysen,
Handb. I 89. Mir. fertas : nir. fearsaid § 337 S. 492.
Im Brit. ist altes gg, dd, bb zu kk, tt, pp (> x, p, f) geworden , s.
§ 97, § 284, 5, § 325 (vereinfacht: § 97, 6, § 327 Anm. 1).
§ 340. (Stimmlose) Mediae (älter: reine Tenues) sind im Ir.
in den folgenden Fällen aus urkeltischen aspirierten Tenues ent-
496 Aussprache u. Schreibung d. Verschlußlaute im Ir. [§ 340. 341
standen: 1) bei der Verbindung mit einem vorhergehenden Nasal
(Eklipse), s. S. 150 f. (und § 261); hier lag zwischen der aspirierten
Tennis und der reinen Tenuis die Zwischenstufe einer Spirans;
2) beim sekundären Zusammentreffen von zwei durch Lenition ent-
standenen homorganen Spiranten, s. § 288; 3) in der ProkHse
§ 173; hier sind die reinen Tenues direkt aus den aspirierten
Tenues hervorgegangen; 4) in der Stellung nach s : nir. sgaradh
'sich trennen', iasg 'Fisch', Criosd 'Christus', sbiorad 'Geist' (die
Schreibung steht nicht ganz fest; namentlich ist st, sp häufiger
als sd, sb); in der Stellung nach x : trächdaim 'ich diskutiere,
bespreche' (häufiger -cht- geschrieben). Ferner sind zahlreiche
reine Tenues (> Mediae) in den aus dem ßrit. aufgenommenen
(lateinischen und keltischen) Lehnwörtern vorhanden: Suffix air.
-öc nir. -ög S. 23; mir. secul nir. seagal 'Roggen' S. 228; mir.
maten nir. maidin 'Morgen' S. 232; air. opair nir. obair 'Werk'
S. 236. In den ältesten Lehnwörtern werden jedoch die brit. reinen
Tenues durch ir. stimmlose Spiranten vertreten: ir. bachall 'Krumm-
stab' § 140 S. 225; möith 'weich' § 112 Anm. S. 184; ir. drüth
'Narr' (wohl identisch mit drüth 'unkeusch') : c. drud 'wütend;
tapfer; lieb' (vgl. Thurneysen, Keltoromanisches S. 56 ff.); die la-
biale reine Tenuis scheint in der ältesten Zeit durch b wiederge-
geben zu werden: ir. talchube S. 236.
§ 341. Der Übergang der reinen Tenues in stimmlose Me-
diae ist nicht erst neuirisch, sondern war schon im Air. vollzogen,
oder vollzog sich wenigstens im Laufe der air. Periode; die regel-
mäßige Verwendung der Zeichen der Tenues wurde jedoch als
historische Schreibung im Air. und Mir. beibehalten. Die wirk-
liche Aussprache ergibt sich am deutlichsten aus den gelegenthch
vorkommenden orthographischen Entgleisungen: Wb. nach gein
'lange', intain diagma-ni 'wenn wir gehen', ol-daas 'als ist'
(nach einem Komparativ), s. § 261; höre dete 'weil er geht' Wb.
lld 7; scarde -welche sich trennen' Thes. II 247, 18; cairde
gl. pacta Ml. 91b 13, c 1, 7, 9, Thes. I 5, 18 (Etymologie S. 373;
dazu die Weiterbildung cairdine Ml. 91b 12); ro-leldar dib
'klebten daran' Ml. 96c 13 (gewöhnüche Endung der 3. Plur. -tar);
gen de gl. qui acturi sunt Thes. I 714, 10; ocu-bendar 'who are
touched' Ml. 54a 12. Hiermit stimmt auch ein Zug der regelmäßigen
Orthographie: altes t- wird in der Proklise d- geschrieben: de
'dein', do 'zu' § 173. Am zweifelhaftesten ist es, ob auch in der
Stellung nach s schon eine Media gesprochen wurde. Die Schrei-
§ 842] Aussprache u. Schreibung der Verschlußlaute im Ir. 497
bungen air. tasgid, todiusgud, asdud § 289 können anders ge-
deutet werden, und in esbetu § 289 ist -b- wohl als fc zu lesen;
auch esbicuil Wb. 32 d 4 (S. 217) und fresdel Svaiting on'
[Wb.] 24c 11 (mir. frestal) sind nicht ganz eindeutig; am schwersten
wiegt asgnam 'Streben nach' Wb. Ic 18 (vgl. § 334 S. 488).
§ 342. Die regelmäßige air. Orthographie weist dagegen
deutlich auf eine ältere Aussprache hin, die noch die reinen Tenues
als solche besaß. Die für unsere Frage in Betracht kommenden
Züge der Orthographie sind die folgenden: 1) Die aspirierten
Tenues werden immer als Tenues geschrieben: air. cenn 'Kopf,
accobor 'Verlangen'. 2) Die air. mir. nir. Mediae, die aus Tenues
entstanden sind (die alten reinen Tenues) werden als Tenues ge-
schrieben: air. cen 'ohne' nir. gan; ecen 'Notwendigkeit' nir.
eigean; cet 'hundert' nir. cead; öis anamchairtessa 'Lehrer'
Wb. 12b 14; ni bentar gl. nee oferiuntur Ml. 91b 3; for tec-
tiri 'eure Boten' nir. bhar d-teachtairidhe. Jedoch d- in der
Prokhse (do, s. §341); im archaischen Air. noch t-, s. S. 6. 3) Die
air. mir. nir. Mediae, die auf älteren Medien beruhen, werden ge-
schrieben a) im Anlaut als Mediae: air. gränne 'Körnchen', dia
'Gott', bräthir 'Bruder'; b) nach Vokalen als Tenues: air. becc
'klein' nir. beag; air. gait 'stehlen' nir. goid; c) nach Konso-
nanten variiert die Schreibung; rc, Ic ist in Wb. regelmäßig: air.
moircc 'wehe!' nir. mairg, air. penbolcc gl. paenulam nir. bolg
'Sack' (-g- nur in Zusammensetzungen: etar-gne und etar-cne
'Wissen', for- gell und for- cell 'Zeugnis'); hiermit stimmt im
Wesentlichen die Schreibung in Ml., wo zugleich Beispiele für de
(dorrubidc gl. iaculatum esse S. 88) vorkommen; in Sg. und im
Mir. wird die Schreibung dg, rg, lg immer häufiger (rg in Cam.
in frithorgon 'Anstoß' Thes. II 246, 19; aber derc 'rot', diorcne
Gen. 'Vernichtung' Thes. II 246, 31; 247, 11); — Wb. schreibt
teils rt, teils rd : ro-d-ordigestar 'der es verordnet hat', höre
ro-n-ortigestar 'weil er verordnet hat' Wb. 6a 3, 4; ort 'Ord-
nung' ist häufiger als ord; Id ist Regel, It Ausnahme (meldach
'angenehm' 4c 19, melltach 9d 17); — rp ist in Wb. Hegel, rb
kommt einige Male vor: burpe und burbe 'Dummheit'; — nach
homorganen Nasalen werden Mediae geschrieben: tenge 'Sprache',
cland 'Kinder', cimbid 'Gefangener'; im Auslaut jedoch bisweilen
Tenues: conutuinc gl. aedificat Wb. 10b 28, sunt 'hier' 6a 9,
imp öge fa länamnas 'sei es Keuschheit, sei es Ehe' 10a 18.
Diese Schreibungen erklären sich nur sehr gezwungen, wenn
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 32
498 Aussprache und Schreibung der Verschlußlaute im Ir. [§ 342
man für die Zeit der Fixierung der Orthographie mit nur zwei
Artikulationsarten (Tenues und Mediae) rechnet. Die Annahme,
man hätte die Mediae als Tenues geschrieben um die Verwechs-
lung mit den Eeibelauten §y ä, t (geschrieben g, d, b) zu vermeiden,
ist sehr bedenklich, da die Möglichkeit einer solchen Verwechslung
viel ferner lag als die Verwechslung mit den Tenues (gedehnte
Reibelaute gab es nicht; d^^ r§, l§, rä waren ziemlich seltene
Gruppen und konnten im Auslaut gar nicht vorkommen). Auch
hat man sich nach Nasalen gar nicht um die Möglichkeit einer
Verwechslung mit den Reibelauten gekümmert (in gen 'Nagel'
wgen; in gen 'Mädchen' in^'en). Man hat sich im Air. überhaupt
sehr wenig um Verwechslungsmöglichkeiten gekümmert (Wb. schreibt
konstant rc, Ic, und zwar auch im Auslaut, wo ein r^, l^ niemals
vorkam; dagegen kennt Wb. die Schreibung rb für rh, obgleich
rb = rv im Inlaut und Auslaut häufig war). Dagegen ist eine
gewisse phonetische Feinheit der air. Schreibung nicht fremd; die
Schreibung g, d, b nach homorganen Nasalen entspricht gewdß der
phonetischen Tatsache, daß der Verschlußlaut in dieser Stellung
stimmhaft geworden war (nur im Auslaut war dies nicht immer
der Fall). Auch die ziemlich konstante Schreibung Id deutet wohl
auf ein stimmhaftes d (Vorstufe für die Assimilation zu II). Vor
allem wäre es aber unverständlich, weshalb man die Media g in
der Proklise durch c- bezeichnet haben sollte (cen, co, cach
§ 173).
Anm. 1. Die Ansicht Thurneysen's, Handb. S. 108, daß die Änderung
des Anlauts in den Fällen cen, co, cach u. s. w. erst mittelirisch wäre,
ist abzulehnen; eine Änderung hatte vielmehr schon gemeininselkeltisch
stattgefunden, vgl. § 188. Für die Thurneysen'sche Chronologie kann man
sich auf die air. Orthographie nicht berufen ; sonst müßte man ent-
sprechende Folgerungen auch für den Inlaut und Auslaut ziehen, wo ein
orthographischer Gegensatz zwischen Hinterlingualen und (Labialen oder)
Dentalen gleichfalls hervortritt.
Es bleibt also nur die Möglichkeit, daß die air. Orthographie
in ihren wesentlichen Zügen aus einer Zeit ererbt ist, wo die
reinen Tenues noch als solche bestanden. Es drängt sich aber
dann eine weitere Folgerung auf; auch die Tenuis-Schreibung in
-bolcc, ort, becc u. s. w. (die für die Unterscheidung der Media
von der entsprechenden Spirans gänzlich wertlos ist) muß historisch
sein; man muß auch hier einst reine Tenues gehabt haben: die
nicht lenierten Mediae müssen im Wortinnern zu reinen Tenues
geworden sein. Es hat also eine wirkliche Provektion stattgefunden,
§342—344] Die reinen Tenues im Ir., im Brit. Corn. t > s. 499
wie schon von ZE S. 59 angenommen worden ist. Mit Bezug auf
die Entwickelung des Inlauts (und Auslauts) sind also drei Perioden
zu unterscheiden: T. Periode mit aspirierten Tenues, reinen Tenues
und Mediae; IL Periode mit aspirierten Tenues und reinen Tenues
(die Mediae sind provehiert worden); III. Periode mit aspirierten
Tenues und Mediae (stimmlos, nur nach homorganen Nasalen [und
l] stimmhaft). Die letzte Stufe hatte das Air. schon zur Zeit der
allerältesten erhaltenen literarischen Denkmäler erreicht.
Anm. 2. Im Anlaut sind die Mediae nicht provehiert worden (höchstens
im Sandhi: ML for-celtbaidi S. 96, an-as-tech S. 424, a-toiri 'aus
der Gefangenschaft' 46 a 17). Es ist außerdem möglich, daß die reinen
Tenues hier etwas länger geblieben sind; vielleicht bestanden sie sogar
noch zur Zeit des archaischen Air. (S. 6). Es ist ferner denkbar, daß der
Übergang der reinen Tenuis k- in g- etwas jünger als t- y d- ist. Dafür
ist die Orthographie freilich ein unsicheres Zeugnis; es ist aber bemerkens-
wert, daß das d- von do 'zu' ein analogisches d- in dorn 'zu mir' hervor-
gerufen hat, während neben dem g- von co 'zu' das k von cuccum 'zu
mir' ungestört geblieben ist (§ 173). Auch scheinen die Sandhientgleis-
ungen (§ 338) beim Dental älter zu sein als beim Hinterlingual (jedoch
gesci 'Zweige' schon Wb. 5b 29). Zur Zeit des Wb. bestand sicher auch
im Anlaut kein Unterschied zwischen reinen Tenues und Mediae.
§ 343. Im Brit. sind Mediae aus Tenues entstanden 1) im
Falle der Lenition, s. bes. § 300; 2) in der ProkHse, s. § 188;
3) im C. (aber durchaus nicht im Br.) zugleich nach s (man schreibt
im Nc. sg, sp oder sb, st; über andere Gruppen von Spiranten
-f Verschlußlauten u. s. w. vgl. Jones, Welsh Orthography S. 21).
In allen drei Fällen ist anzunehmen, daß die Mediae zunächst auf
reine Tenues zurückgehen; im Falle der Lenition waren diese reinen
Tenues zweifellos nicht direkt aus den aspirierten Tenues entstanden,
sondern man hat als Zwischenstufe stimmlose Spiranten anzusetzen.
— Die Aussprache als Mediae war schon im Mc. erreicht.
Corn. t > s.i
§ 344. Ein ursprüngliches t erscheint im Corn. im Inlaut
und Auslaut in der Mehrzahl der Fälle als -s-, -s, was nach den
Schreibungen bei Lhuyd teils als z, teils als ^ (selten c) zu lesen
ist. Es handelt sich um zwei Heihen von Lautgesetzen, deren
Wirkungen sich vielfach gekreuzt und gemischt haben: 1) aus-
lautendes t \si zvi s y z geworden; das ZwischengHed zwischen t
und s war vermuthch Cj und das Lautgesetz ist also mit der hoch-
1. Vgl. Loth, Rc. XVIII 402—422.
32
500 Corn. t > s. [§ 344, 1
deutschen Verschiebung eines ^ in c (geschrieben z) gleichartig;
hierher gehört auch der Übergang -tw- > -sw-; — 2) 4-^ -d- vor
j oder einem vorderen Vokal ist zu c, | geworden (das Zwischen-
gHed war ein mouilHertes t', d'). Das nach 1) entstandene z drang
vielfach in den Inlaut (z. B. aus dem Singular eines Substantivs
in den Plural auf -ow), und umgekehrt konnte das nach 2) ent-
standene c, g analogisch in den Auslaut dringen oder vor vorderen
Vokalen erscheinen.
Corn. c, c aus t ist jünger als c y st in pellist S. 489.
1) a) Der Übergang -t > -s ist in zwei verschiedenen Perioden
eingetreten. Nach l und n erscheint er schon im Acorn.: sols gl.
pecunia § 139, 4, gols gl. caesaries § 26, 4, als gl. litus, mols
'Widder' § 88, 2 (mcorn. mols ncorn. molz), dans 'Zahn' S. 46
(ncorn. danz), cans 'mit' S. 138, guins gl. uentus S. 37 (mcorn.
gwyns ncorn. guenz), sceuens gl. pulmo S.76, abrans gl. super-
cilium S. 119, argans 'Silber' S. 104, nans gl. uallis S. 149, pons
gl. pons (mcorn. pons c. pont br. pont, pount aus lat. pont-em).
Das s ist schon in den Inlaut gedrungen: neben eis gl. priuignus
{^altjo-Sj vgl. mir. com-alta 'Zögling') steht das Fem. elses 'Stief-
tochter'; cam-hinsic gl. iniuriosus, iniustus, eun-hinsic gl. iustus
S. 138; denshoc dour gl. luceus, "dentatus aquae" (vom Plur.
des Wortes dans abgeleitet); brians-en gl. guttur S. 138 (vgl.
unten Anm. 3). Im unbeeinflußten Inlaut hat das Acorn. -It-,
-nt-: altor gl. altare, altrou gl. uitricus, caltor 'Kessel', colter
gl. culter, folter guske gl. freneticus, guilter gl. molossus,
guaintoin gl. uer, cantuil gl. candela, mantel gl. mantellum.
Ein Paar Mal steht auch im Auslaut nt: skient (mcorn. skyens)
'Verstand', sant gl. daps; wohl Überbleibsel einer älteren Ortho-
graphie (Norris druckt oliphant gl. elephans, ZE oliphans).
Anm. 1. Lehnwörter aus dem C. sind acorn. collel gl. cultellus
und acorn. dannet gl. dentes.
b) Nach einem Vokal bleibt -t im Acorn. erhalten: hoet
'Ente', tauot 'Zunge', tat 'Vater'. Wie die Ausnahme bros gl.
aculeus § 69 S. 113 zu beurteilen ist, ist unsicher. Sicher ist es
aber, daß der Grund, weshalb 4 nach Vokal zunächst erhalten
blieb, darin zu suchen ist, daß es sich hier um eine reine Tenuis
handelte. Später muß jedoch diese reine Tenuis 4 zu 4' geworden
sein, und nun trat die weitere Entwickelung > c > s > < auch
hier ein (-s ist seit dem Jahre 1300 belegt): mcorn. hos 'Ente'
ncorn. häz; mcorn. taves, tavas 'Zunge' ncorn. tavaz; mcorn.
§ 344, 1. 2] Corn. t > s. 501
tas 'Vater' ncorii. täz. Übertragung in den Inlaut: acorn. la^-at
'Auge' mcorn. lagas, PI. lagasow. Lehnwörter mit -t § 350, 3.
c) Unabhängig von der Stellung im Auslaut ist tw zu cw ge-
worden (vgl. die Entwickelung in d. Zwerg, zwingen und tw >
SS in gr. xeoGaoeg 'vier' u. s. w.); cw schritt lautgesetzlich vermut-
lich nur zu ^m; weiter, wurde aber dann analogisch mit ,| vermischt:
mcorn. p es war 'vier' (ncorn. pa^ar); mcorn. lusow 'Asche' : c.
lludw S. 63 (ncorn. lidzhiu ligu); mcorn. nasweth 'Nadel' S. 85
(ncorn. na^ed). Wenn meine Vermutung, daß die Affrikata in
diesem Falle nicht zu einem einfachen s-Laut weiterentwickelt
wurde, richtig ist, so ist der Übergang tw > cw jünger als das
unter b) behandelte Gesetz.
2) Der Übergang t y t' y ö, d y d' y § tritt, wie S. 370
angegeben, vor einem j ein (das so entstandene ^ kann in ^-lose
Formen dringen: mcorn. y a nyg 'sie fliegen'); er tritt aber ferner
auch vor jedem unbetonten vorderen Vokal ein: mcorn. pysy,
pygy 'bitten' : br. pedi, pidi; mcorn. cresy, crygy 'glauben'
S. 113 (Präs. 3. Sing, pys, peys, crys, creys ist nach 1) zu er-
klären und muß ursprünglich z gehabt haben; im Ncorn. hatten
diese Formen jedoch ^, Loth, a. a. 0. S. 405; schon im Mconi.
war tf d an alogisch aus denjenigen Formen des Paradigmas ver-
drängt, wo es lautgesetzlich hätte bleiben müssen: mcorn. pysaf
'ich bitte', pysough 'bittet!', may pysso 'daß er bitte', nyn cre-
sons 'sie werden es nicht glauben', cresough 'glaubet", Konj.
3. Sing, cresso; man hat vermutlich in diesen analogischen For-
men J^; Konj. G zu lesen); — wose, woge 'nach': c. gwedy br.
goude S. 375; mcorn. resek 'laufen' : c. rhedeg br. redek; —
vor ö aus idg. ä, ö^ lat. ä: mcorn. dewsys 'Gottheit' c. duw-dod;
trenses, trengys 'Dreieinigkeit' aus lat. trlnität-em.
Vor -er, -el, -en scheint die Mouillierung nicht einzutreten
(vermutlich hat man -r^ -/; -n gesprochen): mcorn. broder 'Bruder',
lader 'Räuber', nader 'Schlange', peder, pedyr fem. 'vier',
tomder 'Hitze', hanter 'Hälfte' (vielleicht sind auch Fälle w^ie
pehadur 'Sünder' hier anzureihen); ncorn. padal : acorn. padel
aus lat. patella; mcorn. kuntel 'sammelt'; brentyn 'vornehm,
edel' § 59, 5, fynten 'Quelle' § 122, 3. Ncorn. miiar 'a reaper'
ist von migi 'ernten' abhängig. Natürlich fehlt die Mouillierung
auch vor hinteren Vokalen : mcorn. caradow 'liebenswürdig', ledan
'breit' S. 43, ncorn. zadarn 'Sonnabend' S. 197 u. s. w. — Bd
dem enklitischen Pronomen der 2. Sing, findet sich ein gewisses
502 Corn. t > s. Stimmton der Reibelaute im Ir. [§ 344, 2. 345, 1
Schwanken; neben -gy, -ge findet sich -ta (das selbständige Pron.
cei ^du' Lhuyd S. 231 ist von den enklitischen Formen beeinflußt).
— Ncorn. nadelik ^Weihnachten' ist wohl so zu deuten, daß die
Mouillierung vor jedem betonten Vokal lautgesetzlich fehlt (mcorn.
pensevyk 'Fürst' : c. pendefig ist dann eine Analogiebildung,
etwa nach dem Plur.). — In jungen engl. Lehnwörtern kommt die
Mouillierung nicht vor: mcorn. redye 'lesen' M. C. 187, settyas
^setzte' M. C. 71.
Anm. 2. Analogiebildungen: mcorn. ganso 'mit ihm' nach gynsy 'mit
ihr', ganse 'mit ihnen'; das nach 1) zu erklärende gans 'mit' wird dabei
auch eine Rolle gespielt haben (vgl, Lhuyd 244); legessa 'Mäuse fangen'
(c. llygota br. logota) nach ncorn. hgogan 'Maus' (ss als c zu lesen).
Anm. 3. J" erscheint nicht selten, wo man nach den obigen Regeln
zunächst z erwarten würde. Wo in einem Paradigma z und g wechselten,
ist z oft von J" verdrängt worden (vgl. was oben über das Paradigma von
pysy, cregy bemerkt wurde). In anderen Fällen scheint S ein mouilliert
gewordenes z zu vertreten: acorn. brians-en ^> mcorn. bryangen ncorn.
bei Lhuyd brandzhian hrav^an (vgl. die Behandlung des alten s in mcorn.
martegen statt martesen 'vielleicht', ncorn. vendzhia 'voudrait', Loth,
a. a. 0. S. 416, Lhuyd S. 253). Nach Loth S. 405f. wäre die Mouillierung
in ncorn. lü^ 'grau' mcorn. loys c. llwyd br. loued, ncorn. güg 'Blut'
mcorn. goys (S. 385 unten) von dem vorhergehenden Vokal bewirkt; da
Lhuyd aber küz 'sylua' (= acorn. cuit mcorn. coys c. coed br. koad)
gibt, so ist es wohl wahrscheinlicher, daß J" analogisch aus irgend einer
nicht belegten Ableitung eingeführt ist. In Formen wie otteng-y 'hier
sind sie' P. C. 2689 ist die Mouillierung von dem Pron. bewirkt (aus solchen
Verbindungen ist ein ncorn. Pronomen gy entstanden, Loth S. 421, Lhuyd
S. 244). — Es kann in einigen Fällen schwer zu entscheiden sein, ob ein
Einzelfall nach la, b) oder nach 2) zu erklären ist; mcorn. esof 'ich bin'
(c. yttwyf), mar-s-of 'wenn ich bin', nyng-of 'ich bin nicht' kann
nach der 3. Sing, vsy, vgy, mar-s-ew, nyng-yw u. s. w. gebildet sein,
in welchen Formen die Affrikata durch Mouillierung entstanden sein kann;
die Schreibung assav 'ich bin' bei Lhuyd 245 (vgl. Loth S. 419) würde aber
auf eine Erklärung nach la, b (Auslauts-Affrikata) führen.
Anm. 4. Da die durch Mouillierung entstandene Affrikata nicht zu
einem einfachen Zischlaut geworden ist, so muß sie jünger sein als die
unter Ib) besprochene Affrikata. Die Mouillierung als solche kann dagegen
bedeutend älter sein. — Unter ganz besonderen Umständen scheint jedoch
^ zu z und weiterhin zu r geworden zu sein: erouh hui 'are you" Lhuyd
253 Note 3, gara 'verlassen' (mcorn. gase c. gadu) Lhuyd 251 (im corn.
Märchen, Absatz 6). S. Loth, a. a. 0. S. 416.
Die keltischen Reibelaute.
§ 345. (Stimniton der Reibelaute.) 1) Im Ir. unterliegen
die aus Verschlußlauten entstandenen Spiranten einem gewissen
§ 345, 1] Stimm ton der Reibelaute im Ir. 503
Schwanken mit Bezug auf den Stimmton. Die Hauptregeln sii d
schon oben mitgeteilt. Eine Tendenz zum Stimmloswerden im Au.s-
laut bekundet sich nur bei dem nicht mouillierten und nicht ge-
rundeten Hinterlingual (-ff > -a: § 59 Anm. 1 S. 102); ^u^ ff\ d
und 5 bleiben im Auslaut stimmhaft (für ^^ s. Thurneysen, Handb.
78; Beispiele: ir. tiug ^dick', air. deug 'Trank', mir. und nir. frei-
lich deoch; über & vgl. § 71 mit Anm.; über ä vgl. § 67 Anm. 2
S. 112). — Die ursprünglich stimmlosen Laute haben eine Ten-
denz, in unbetonter Silbe stimmhaft zu werden; nur dem unmouil-
lierten nicht gerundeten Hinterlingual ist diese Tendenz fremd;
a?w, X wird nach unbetontem Vokal sowohl inlautend wie auslautend
zu ffu^ ff (air. sechtmogo 'siebzig', attlugud 'Dank', Inf. von
atluchur 'ich danke', tossug und tossuch. Dat. von tossach
'xinfang', Thurneysen, Handb. S. 771; hiressach, Plur. hiressig
oben § 75, 2; atligid 'danket!' : atluchur 'ich danke'; jedoch
kann im Inlaut x erhalten bleiben: soinmiche 'Glück'); / wird
im Auslaut unbetonter Silben in der Regel zu d (§ 85, 3; auch
im Inlaut in den schwächsten Silben, d. h. in der vierten Silbe:
sonartaidir 'ebenso stark' neben lerithir 'ebenso fleißig' [leir],
Thurneysen, Handb. S. 77); ebenso wird -/' zu -& nach einem un-
betonten Vokal: air. felsub 'Philosoph' (nur die Lehnwörter bieten
Material; idg. -8W- hat im ir. Inlaut und Auslaut überhaupt nicht
f, sondern nur 5 ergeben ; nur Komposita und reduplizierte Formen
können das im Anlaut regelmäßige /' zeigen, s. § 48, 4; über for
'euer' : fri-bar pecthu 'gegen eure Sünden' u. s. w. s. S. 271).
— Im Anlaut haben die stimmhaften Reibelaute in dem seltenen
Fall, wo sie nicht durch Assoziationen geschützt sind, eine Tendenz,
stimmlos zu werden; Belege nur für fe- > f-j § 174 mit Anm. 2;
derselbe Vorgang findet sich offenbar auch im zweiten Kompositions-
glied: air. find-fadach 'selig' (zu is find am-bethu gl. beati,
"weiß ist ihr Leben" c. gwyn ei fyd 'er ist glücklich' corn. gvyn
agan beys 'wir sind glücklich' mbr. ez vezo guenn hoz bet
'votre sort sera heureux'). — In Konsonanten gruppen waren die
Reibelaute Assimilationen unterworfen, die jedoch häufig durch das
etymologische Bewußtsein wieder aufgehoben werden, s. § 332. —
Eine Fernassimilation nehme ich an in air. do-r-imthirthetar
'welche bedient haben', s. Verbalverz. to-imb-di-reth-; danach
Inf. timthi recht neben timdi recht u. s. w. Ferndissimilation
in dithnad neben didnad 'Trost', vgl. co dodonat gl. ut con-
solentur.
504 Stimmton der Reibelaute im Brit. [§ 345, 2
Analogiebildungen und etymologische Schreibungen sind häufig.
Manche Einzelfälle sind schwierig, so air. Wb. deidbir 'notwendig',
Ml. deithbir ds., nir. deifir (auch deithbhir geschrieben) ^Eile';
sehr nahe hegt die Etymologie "Ende (ir. deod c. diwedd) brin-
gend"; weshalb aber dann -th-?
2) a) Im C. sind die beiden Artikulations- Arten der Reibe-
laute bis auf den heutigen Tag gut erhalten. Über c. gware :
chware s. S. 433 f. Ein Wechsel ä : ^^ v : f im c. Inlaut ist
in der Regel von dem Zusammentreffen mit einem h bewirkt
(§ 279); vermutlich ähnlich zu erklären ist c. chwarddaf 'ich
lache', Inf. chwerthin, vgl. corn. wharth 'wird lachen', acorn.
hwerihiw gl. risus, br. c'hoarz 'Lachen' (wohl nicht zu gr. oaq-
ddvLog yelwg 'Hohngelächter', Zupitza, Bß XXV 96; besser stimmt
in lautlicher Beziehung mhd. scherz 'Vergnügen, Spiel'). Das f
von c. affwys und ceffyl § 140, 2 ist unklar.
b) Im Corn. haben die stimmhaften Reibelaute wohl eine Ten-
denz gehabt, im Auslaut stimmlos zu werden, s. § 67 Anm. 5,
§ 71 Anm., § 99 Anm. 3 S. 165. s > 2; im Ncorn.: acorn. seit
gl. olla (-t = ß) ncorn. zeäth; ncorn. zowz 'Engländer' S. 217;
ncorn. kazak 'equa' acorn. cassec c. caseg br. kazek; ncorn.
kowz 'sprechen' mcorn. cous. Vgl. die Schreibung ny zensen
'we do not consider' O. M. 2358, martegen § 344 Anm. 3.
c) Im Br. neigen die hinterlingualen Reibelaute (und 6) zur
stimmlosen Aussprache, die übrigen Reibelaute zur stimmhaften
Aussprache (eine Regel die mit dem Ir. in wesenthchen Punkten
merkwürdig stimmt).
Das alte x und das aus altem p im Dialekt von V. entstan-
dene X oder h bleibt stimmlos: br. sac'h 'Sack'; V. eih 'acht'. —
Über X aus ^ im Anlaut s. § 302, 3. — In gewissen br. Dialekten
ist aus z (< 5; p, d) ein h entstanden (Loth, Rc. XVII 287); da
nicht angegeben wird, daß dies h stimmhaft wäre, wird es wohl
stimmlos geworden sein.
Über s i z im Sandhi vgl. § 302, 4. Im Inlaut und Aus-
laut nach Vokalen herrscht z: br. kazek 'Stute', miz 'Monat',
braz 'groß', foz 'Graben'. In den Komparativen und Superlativen
wie brasoc'h 'größer', brasa 'der größte' beruht das s auf s -\- h,
das nach der Vereinfachung des alten ss zu einem neuen ss ge-
führt haben wird (vgl. Bayon S. 4); kas 'bringen, schicken' erkläit
sich vielleicht aus dem ss des französischen Originals (normand.
casser = frz. chasser); dann ist es aber sehr auffällig, daß
§345,2. 346] Wechsel von Reibelauten mit Verschlußlauten. 505
Legonidec langes ä in käs 'agitation, rapidite' angibt. Und in
manchen Fällen vermag ich für das Schwanken der Schreibung
keinen Grund anzugeben. — Mit dem gemeinbrit. s hat sich im
Br. das alte l> und d gemischt (jedoch nicht in allen Dialekten);
der Übergang dieser Laute zu z kommt vom Jahre 1300 an regel-
mäßig in der Schreibung zum Ausdruck (Loth, Chrestomathie
S. 184). Auch dies z wird vor der Superlativ- und Komparativ-
endung zu s: gwaz § 259 S. 386, Superlativ gwasa. — Ein
stimmloses s entsteht aus s -{- j, p -i- j: misiou, fochou, Plur.
von miz, foz; a-wechou 'bisweilen' S. 371; auch aus d -j- j:
grisienn 'Wurzel', Plur. grisiou, grichou S. 69; besia -be-
graben', vgl. §67 S. 111; ferner aus t + J nach/ und n: henchou,
melchen-enn S. 371. Dagegen z aus d -j- j 8. 371; den stimm-
haften Charakter des Lautes in diesem einen Fall möchte ich
daraus erklären, daß hier zur Zeit der Regelung des Stimmtons
der übrigen Reibelaute noch eine Affrikata ^ bestanden hat.
Ein Übergang f y o findet sich in V. und Treg. : V. sul
vask 'Ostersonntag', taul vask 'sainte table' (Bayon S. 11), korv
'Körper', overenn 'Messe'; Treg. hon veden 'unser Gebet', vur
^weise' (Ernault, Gramm. S. 5 ; nach seinen Angaben handelt es sich
offenbar um einen nur halb stimmhaften Laut). Auch die br. Schrift-
sprache (Leon) dürfte mit Bezug auf f und v nicht immer beim
alten geblieben sein; vgl. br. hevelep, umgebildete Entsprechung
des c. cyffelyb 'ähnlich'; br. benvek 'Werkzeug' S. 221 unten.
kevred (zu c. cyffred § 325) wird von Troude als den Dialekten
von V. und Treg. gehörig bezeichnet.
§ 346. (Wechsel der Reibelaute mit Verschlußlauten.)
Ein regelmäßiger Übergang von Reibelauten in Verschlußlaute
findet sich im Südirischen (Munster), wo^-artige Laute verschiedener
Herkunft zu g geworden sind, s. § 59 Anm. 2 S. 102 und § 67
Anm. 1 S. 112.
In einer Gegend von Cornouaille ist altes p im Auslaut zu d
geworden: eid 'acht', meurd 'Dienstag', s. Loth, Rc. XVII 59 — 63.
Anm. Der kombinatorisclie Übergang einer Spirans in einen Ver-
schlußlaut gehört nicht in dies Kapitel (die wichtigsten Fälle sind in
Kap. XII, § 286—294 besprochen; vgl. auch dr > dr im Ir. § 68, im C.
§ 67 Anm. 4). Ebenso wenig gehe ich hier auf vereinzeltes unerklärtes
Schwanken zwischen Spirans und Verschlußlaut ein (vgl. Asp. i Irsk 166,
Zupitza, KZ XXXVI 239, Vendryes, Ec. XXX 210, Ernault, Kc. V 125f.).
506 [§ 347, 1-
C. Aufsteigende genealogische Abteilung der
Lautlehre. '
(Lautbestand der Einzelspracheii.)
§ 347. Altirisch (Mittelirisch). 1) Ir. a entspricht einem
idg. a § 25, einem idg. o vor einem (geschwundenen) a der folgen-
den Silbe § 253, 2 (selten vor idg. w § 42, S. 61); mir. a ent-
spricht einem idg. o (nach unbekannten Regeln) § 26, 3; ir. a ent-
spricht einem idg. e (nach unbekannten Regeln, bes. vor oder nach
einem g) § 28, 7 — 8 ; ir. a mit einem folgenden (seltener mit einem
vorhergehenden) r^ l, n oder m entspricht einem idg. kurzen silbi-
schen Sonorlaut in bestimmten Stellungen (bes. vor Vokalen und
Spiranten) oder einem idg. langen silbischen Sonorlaut § 30, 2,
§ 31, 2, § 35, 1, § 36; air. a in unbetonter Silbe entspricht allen
möglichen Vokalen und Diphthongen oder ist durch Svarabhakti
entwickelt § 171, 1 — 2; air. a im Auslaut entspricht einem idg.
-äSj -ns § 156 (mir. -a entspricht einem air. -e nach unmouillierten
Konsonanten S. 346, S. 349fr.).
2) Ir. 0 entspricht einem idg. o oder u § 26, 1, § 27, § 252, 2;
ir. ro, lo aus idg. ru^ lu (mruig, bruig, Gen. broga) § 30, 1
S. 43; ir. o ist durch Rundung aus einem e entstanden § 253, 1
(das aus e vor w entstandene o § 42 unterliegt meist bei dem
Schwunde des w einer Dehnung oder einer Kontraktion § 201, 3,
§ 210); ir. o ist durch Hebung aus einem a entstanden § 252, 1;
über ir. o aus a in lat. Lehnwörtern s. § 121, 3 (ir. o kaum aus
idg. a § 25 Schluß). Ir. o aus c. 9: önmit 'Narr', combrec 'Cym-
risch' S. 21, 23. Ir. o als Svarabhaktivokal § 171, 2; ir. o in der
Proklise aus Vokal -\- w -^ Vokal § 159, 6; im Auslaut aus -ous,
-ois, onts S. 249 mit Nachtrag.
3) Ir. u entspricht einem idg. o oder ii im Falle der Hebung
1. Berücksichtigt sind in erster Linie die Erbwörter; die Lehnwörter
nur, wo sie Besonderes bieten.
§ 347, 3—9] Lautbestand des Air. 507
§ 252, 2 (in diesem Falle auch ru^ lu aus idg. i-u^ J/i § 30, 1
S. 43); ist durch Rundung und Hebung aus einem vorderen Vokal
entstanden § 253, 1; kann durch Hebung aus einem a entstanden
sein § 252, 1 ; kann in unbetonter Silbe durch t<-Umlaut aus allen
möglichen Vokalen entstanden sein § 248, 1 (aus der unbetonten
in eine betonte Silbe übertragen: air. for chun 'was ich lehre'
Wb. 10a 13). In der Proklise kann o oder ii aus Vokal -\- w -\-
Vokal entstehen § 159, 6; ein solches u ist in die betonte Silbe
übertragen in du-thracht (auch düthracht) s. Verbalverz. di-fo-
tracc-. Im Auslaut eines zwei- oder mehrsilbigen Wortes ent-
spricht ir. u (in ursprünglich postvokalischer Stellung) einem idg.
-ö, s. § 158; einem idg. -ös, -üts, -öns, -uns § 156.
4) Ir. ö; geschrieben au, ai, e, i, ist durch kombinierten i-
und ^«-Umlaut aus a entstanden § 238.
5) Ir. e entspricht einem idg. p oder i oder einem lat. ae
§ 28, 1, § 29, 1, § 132, 1; mit vorhergehendem r oder l oder mit
einem folgenden Nasal + stimmhaftem Verschlußlaut entspricht es
einem idg. kurzen silbischen Sonorlaut § 30, 1, § 31, 1. In allen
diesen Fällen ist das Gebiet des ir. e durch die Hebungsregeln
§ 252, 3 beschränkt. Ir. e entsteht ferner aus i + Vokal vor einer
weiteren Silbe § 213 S. 311. Ir. e aus c. d : ir. dretill 'Liebling'
S. 131, § 338. Air. e durch i-Umlaut in unbetonter Silbe § 248, 2,
S. 3561. Air. e im Auslaut s. § 156; 158; 159, 2, 6.
6) Ir. i entspricht einem idg. e oder i im Hiatus § 28, 4;
entspricht im Falle der Hebung einem idg. e, i oder einem lat. ae,
mit vorhergehender Liquida oder folgendem Nasal einem idg. silbi-
schen Sonorlaut § 252, 3. Air. i durch /-Umlaut in unbetonter,
selten in betonter Silbe § 248, 2, § 249. Air. i im Auslaut aus
-ije, -ijäi u. s. w. § 158; aus -oujo- (bethi, srethi) S. 56; aus -ms
(fäthi) S. 249.
7) Ir. ä entspricht einem idg. ä oder ö oder einem lat. ä
§ 32, 1, § 126. Mit vorhergehendem Sonorlaut entspricht es nach
der bisherigen, aber schwerlich richtigen Annahme einem idg. langen
silbischen Sonorlaut § 35, 2, § 36. Ir. a durch Ersatzdehnung aus
a § 201, la. Ir. ä aus c. mv § 131, 2.
8) Ir. ö war teils offen (und entwickelte sich weiter zu ita),
teils geschlossen (und bheb monophthongisch), s. § 219, Ib.
9) Ir. ü entspricht einem idg. oder lat. ü § 33, § 128; durch
Auslautsdehnung aus u (tu 'du' § 199); ir. ü kann im Falle der
Hebung aus einem idg. o, ti, e, hinter dem ein w schwindet, ent-
508 Lautbestand des Air. [§ 347, 10—21
stehen, vgl. § 42 (analogisch cöre ^Friede' § 252 Anm. 4 S. 364);
vgl. ir. nuie ^neu' § 37, 4 (aus '^nowijo-, aber naue aus *noujo-).
Ir. ü aus brit. ü: suithe gl. fuligo S. 71; ir, drüth 'unkeusch;
toir aus c. drud 4ieb; tapfer', vgl. Thurneysen, Keltoromanisches
S. 56 — 58 (jedoch sind diese Entlehnungen so alt, daß sie wohl
aus einer Zeit stammen, wo man im Brit. noch U sprach). Ir. ü
im betonten Auslaut aus idg. ö § 157.
10) Ir. e : ia § 219, la. Ir. e durch Ersatzdehnung aus a,
e, i § 200, § 201 S. 296—300. Ir. e hinter dem ein hiatusbilden-
der Vokal geschwunden ist § 213 S 311, vgl. smer S. 67. Ir. e
entspricht c. oe in ir. bes, cel S. 56 f., air. pen 'Pein' c. poen,
S. 213 Nachtrag. Ir. e im betonten Auslaut aus ^; * § 199.
11) Ir. l entspricht einem idg. e^ l % 34, selten einem lat. e
§ 129, 2. Über ir. hicc, hith § 44 Anm. 2 S. 65.
12 — 17) Ir. au S. 55 mit Nachtrag; Kontraktionsprodukt §209.
— Ir. ai aus idg. ai § 38; aus c. ei (cäin 'schön', cair 'Beere') S. 23;
Kontraktionsprodukt § 209. Fällt im Laufe der Zeit mit ir. oi zu-
sammen (Anfang schon im Air.). — Ir. oi aus idg. oi § 39; aus
c. uy (foilenn, bröinech) S. 23 (vgl. nir. faoch S. 24). Kon-
traktionsprodukt § 210. — Ir. ua § 219, Ib. — Ir. eo, iu § 201, 2.
Kontraktionsprodukt § 212, § 213. Kaum aus lat. eu § 131, 5
(Euseph 'Joseph' Ml. 84c 9). ~ Ir. ia § 219, la. Ist bisweilen
analogisch an die Stelle eines e getreten, s. § 200; so erklärt sich
auch ir. pian 'Pein' S. 213, denn die alte Form ist pen Wb.
15a 16, Ml. 16a 6.
Anm. 1. Gruppen von Vokalzeichen bezeichnen im Air. keineswegs
immer Diphthonge. Über hiatusbildende Vokale s. § 209 — 213. Über -i-
als Hiatustrenner s. § 208 Anm. 2. Über -u- (mir. auch -o-) und -i-, -e-
als Timbrezeichen s. §236 — 240. Über ei, ei für e, e s. §239 Anm. Über
-i im Auslaut eines einsilbigen Wortes nach kurzem Vokal s. § 199, 1.
Über -a- (-u-) als Timbrezeichen (-ai-, -ui-, -ai = 4; -ae = e) s. § 239, 2,
S. 346, S. 349 ff. Über as, k = e, e s. S. 346'.
18) Air. h § 274, 280; -h- als stummes Zeichen § 283. Vgl.
noch § 199, 1 S. 295.
19 — 22) Ir. ff (geschrieben g) ist Lenition von ir. g § 59,
§ 63, 1, zum Teil von ir. k, vgl. § 345, 1. Außerdem ist ir. -ff-
im Inlaut die lenierte Form der idg. labiovelaren Media § 63, 2.
— Ir. X (geschrieben ch; oft et für cht) ist Lenition von ir. k
§ 75, 76, 80, 81, zum Teil von ir. g, vgl. § 345, 1. Außerdem ist
ir. -X- aus idg. p vor t entstanden § 55. — Ir. g entspricht einer
idg. Uvularen oder palatalen Media oder Media aspirata oder einer
§347,21—27] Lautbestand des Air. 509
idg. labiovelaren Media aspirata im Anlaut § 58, § 62, nach d, r,
l, 79 § 61, § 65 und in der Doppelung § 97, 1, § 825. Ferner ist
air. g Vertreter einer älteren ir. reinen Tenuis, vgl. § 340. Im
Inlaut und Auslaut wird der Laut g zum Teil -c-, -c geschrieben,
s. § 341, § 342. — Ir. A- (c geschrieben; Tenuis aspirata) entspricht
einer idg. uvularen, palatalen oder labiovelaren Tenuis oder Tenuis
aspirata im Anlaut § 74, § 79, nach r, / § 78, § 83 und in der
Doppelung § 97, 2, § 325 (dagegen wird nach s § 49, 2, 3 eine
reine Tenuis gesprochen worden sein; und auch der aus einer
hinterlingualen Spirans neben s entstandene Verschlußlaut § 289
wird eine reine Tenuis gewesen sein). Ferner ist ir. k- durch Fera-
assimilation aus idg. p- entstanden § 53 Anm., § 335. In der
älteren Schicht von Lehnwörtern entspricht ir. k- dem lat. p § 144, 1.
Ir. k aus g + h (nir. aici 'bei ihr') § 277. — Das Zeichen x be-
deutet in der älteren Zeit xs, nicht ks (Thurneysen, Handb. 17).
23 — 26) Ir. d (d geschrieben; ist sehr früh mit ff zusammen-
gefallen) ist Lenition von ir. d § 67, zum Teil von ir. t, vgl. § 345,
1. Außerdem entspricht ir. d dem idg. z vor g und b § 51. —
Ir. p (th geschrieben; ist sehr früh zu h geworden) ist Lenition des
ir. t § 85, 86 (nur ganz selten Lenition des ir. d^ vgl. § 345, 1);
entsteht aus ä -\- h § 277. — Ir. d entspricht ehier idg. dentalen
Media oder Media aspirata im Anlaut § 66, nach r^ ^; ^ § 69,
in der Doppelung § 97, 3, § 325 (hierher idg. 2d § 51) und vor r
(-fitir) §68; es entspricht einem „idg. ^" in den Fällen, wo dieser
Laut stimmhaft werden mußte § 52. Ir. d aus älterem d nach
l^ n in sekundären Gruppen § 287. Ferner ist air. d Vertreter
einer älteren ir. reinen Tenuis, vgl. § 340. Im Inlaut und Aus-
laut wird der Laut d zum Teil -t-, -t geschrieben. — Ir. t (Tenuis
aspirata) entspricht einer idg. dentalen Tenuis oder Tenuis aspirata
im Anlaut § 84, nach r und Z § 88 und in der Doppelung § 97, 4,
§ 325 (nach s und x mag man eine reine Tenuis gesprochen haben,
s. § 49, 5, § 55, § 76, § 81, § 340). Im Anlaut ist t oft aus st
entstanden § 49, 5; t- aus idg. zd- § 51. Ir. t aus „idg. /" § 52.
Ir. t aus d + h % 211. Ir. t aus älterem / nach l, n in sekun-
dären Gruppen § 287 (dagegen wird der aus d, ß nach s, später
auch vor s entstandene Verschlußlaut § 289 eine reine Tenuis ge-
wesen sein). Ir. t in späten Lehnwörtern aus brit. /.* mir. patu
'Hase' nir. pata ds. aus c. pathew 'Rellmaus'.
27) Ir. s entspricht idg. s im Anlaut § 48, 1 — 2, vor stimm-
losen Verschlußlauten S. 76 f, S. 81, § 50, 8 und nach n § 50. 10.
510 Lautbestand des Air. [§ 347, 28—31
Ir. SS entspricht einem idg. ps, qs, h^s, k's, ts und st § 49, 1, 4—6.
Ir. s- entspricht in den älteren Lehnwörtern einem lat. f- § 137.
28 — 31) Ir. v^ h (b geschrieben) ist Lenition der idg. labialen
Media oder Media aspirata § 71, § 72 (im Anlaut zugleich Leni-
tion der idg. labiovelaren Media § 62). Es entspricht in alten
Lehnwörtern einem lat. -p- § 144, 2 S. 236 und einem brit. f (ir.
colba § 255 Anm. 3 S. 375). Es entspricht nach d, r, l, n einem
idg. i^ § 43; im Falle der Eklipse einem idg. anlautenden w (in
diesem Falle wird f- geschrieben § 261); im Inlaut und im Anlaut
eines zweiten proklitischen Wortes entspricht es idg. sw § 48, 4,
§ 174. Es entsteht durch Ferndissimilation aus einem lenierten m
§ 336 S. 492. — Ir. f entspricht einem idg. anlautenden w § 41,
einem lat. anlautenden iv § 133, 1, einem idg. up- vor Vokal in ir.
fo, f or § 54. In jüngeren Lehnwörtern entspricht ir. f dem lat. f
§137. Ir. /"ist an alogische Lenition des anlautenden iv.io §302,4;
Lenition des anlautenden idg. sw- und sp- (auch Lenition des in-
lautenden sw im Falle der Reduplikation und des inlautenden idg.
sp im Falle der Komposition) § 48, 4, § 49, 1 ; entsteht unter Um-
ständen aus einem inlautenden & (air. öiph 'schönes Aussehen', vgl.
§ 71 Anm.) oder aus einem anlautenden t § 174, § 345. Aus b + h
(mir. donafib) § 274 S. 406. Statt f wird in den Fällen, wo der
Laut aus sw, sp, h entstanden ist, oft ph geschrieben: mir. se-
phainn 'spielte', di pherid 'Fersen', bö tri-phne S. 75, tinphed
gl. Spiritus Sg. 6a 12, 15, öiph 'Schönheit' Wb., camaiph § 71
Anm.; immer ph- als Lenition von p-: fo pheccad 'unter der
Sünde'. Eine verschiedene Aussprache (etwa ph bilabial, f labio-
dental) kann man nur dann annehmen, wenn man voraussetzt, daß
der Laut, dessen Sonderbezeichnung ph war, in der Mehrzahl der
Fälle von dem anderen Laut orthographisch nicht unterschieden
wurde; die Glosse Sg. 10a 4 (is cummae limm etir ph 7 f 'ich
betrachte ph und f als dasselbe') und die nir. Aussprache, die
keinen Unterschied kennt, sind allerdings keine entscheidenden
Argumente gegen die air. Doppelaussprache. — Ir. h entspricht
einer idg. labialen Media oder Media aspirata oder einer idg. labio-
velaren Media im Anlaut § 70, § 62, nach r, l, m % 73, § 65 und
in der Doppelung § 97, 5, § 325 [hh aus idg. g^n ist jedoch nicht
belegt; hh aus pn? § 97, 5). Ferner ist h Vertreter einer älteren
ir. reinen Tennis p, vgl. § 340. Im Inlaut und Auslaut wird der
Laut h zum Teil -p-, -p geschrieben. — Ir. ^ (Tennis aspirata)
e]\tspricht in Lehnwörtern einem lat. p im Anlaut, nach Sonor-
§347,32—40. 348,1] Lautbestand des Air., Nir. 511
lauten und in der Doppelung § 144, 1, 5, 6 (neben s wird niai
dagegen eine reine Tennis gesprochen haben, und auch der aus
einer Spirans nach s entstandene Verschlußlaut § 289 wird eine
reine Tenuis gewesen sein); es entspricht einem brit. 25-.* mir. patu
'Hase' nir. pata ds. aus c. pathew 'Rellmaus'; durch Sandhi-
entgleisung entstanden § 140, 1, § 302, 5. Ir. p aus 6 + A § 277.
Ir. p aus brit. f (mir. nir. capall § 140, 2).
32-40) Ir. r und r s. § 90-91. — Ir. l und l § 92—93.
Ir. 99 aus einem idg. Nasal vor g S. 149. — Ir. n und n § 95
— 96; n und n aus idg. m S. 166 und S. 149. — Ir. m (ein nasa-
liertes b) und M (ein gewöhnHcher labialer Nasal) §98 — 99. Lenier-
tes tn durch Nasalierung aus b S. 387. — über FerDassimilationen
und Ferndissimilationen der Sonorlaute s. § 335, 336.
Anm. 2. Auf das verschiedene Timbre der air. Konsonanten (§ 235 ff.)
ist in der vorhergehenden Übersicht keine Kücksicht genommen.
§ 348. Neuirisch. Der in § 347 geschilderte Lautbestand
hat sich im Nir. sehr wesentlich geändert; die nir. Orthographie
baut aber mit partiellen Änderungen auf der air. Grundlage weiter.
Ein großer Teil der neuirischen lautlichen Entwickelungen wurzeln
im ältesten Mir. oder noch früher; die Lautwerte, woran die nir.
Schreibungen noch erinnern, waren in manchen Fällen seit langen
Jahrhunderten, bisweilen seit nicht viel weniger als einem Jahr-
tausend verschollen. Da eine systematische aufsteigende Behand-
lung wegen des Schillerns der Dialekte im Rahmen dieses Buches
unmöglich ist, folgt hier nur eine kurze zusammenfassende Skizze
der Entwickelung.
1) Die air. kurzen Vokale haben sich in einigen Fällen im
Nir. verhältnismäßig gut erhalten; so etwa in cat 'Katze', cosa
'Füße', muc 'Schwein', deireadh 'Ende', crios 'Gürtel' Arran
kat, kosd^ muk, d'erd, k'ris. Über die Aussprache von a (dialektisch
«-ähnlich, O'Don. S. 8c) und o (geschlossen) war schon oben S. 34
die Rede. Über die Vertretung von air. ö s. § 238 (Arran urs9s'
'Türpfosten').
Sehr häufig unterliegen jedoch die kurzen Vokale einem Um-
laut, s. § 251. Daraus folgt die orthographische Änderung des
alten ai (a vor einem mouillierten Konsonanten) in -oi-, ei-.
Ferner kommen zahlreiche Dehnungen vor (die sich bisweilen als
Diphthongierungen gestalten); in der Schreibung werden diese
Dehnungen oft durch das Längezeichen bezeichnet, s. § 202 (ge-
legentlich kommt eine stärkere Änderung der Orthographie vor:
512 Lautbestand des Nir. [§ 348, 2—4
aoirde S. 354). In unbetonter Silbe sind alle kurzen Vokale zu
d geworden (§ 172). Über Svarabhakti vokale s. § 227—230.
2) Die air. langen Vokale haben sich im Nir. gut erhalten
(das alte ä ist im Arrandialekt sehr ^-ähnlich; anderswo wohl
weniger, vgl. Quiggin § 15). Über Umlaut eines unbetonten e s.
§ 251. Über Kürzungen im Nsch. s. § 167 Anm. Die fallenden
Diphthonge sind monophthongiert {au wurde schon früh zu ö S. 55;
ai und oi < ?/ oder d S. 56; eu, iu > 'ö^ 'ü S. 297). Erhalten
sind die Diphthonge ua, ia, s. § 219 Anm. 1 S. 318. Die alten
hiatusbildenden Gruppen sind zu langen Monophthongen oder zu
den Diphthongen ua, ia kontrahiert. Abgesehen von ua, ia be-
zeichnen daher alle sonstigen Gruppen von Vokalzeichen im Nir.
nur einfache Vokale; über derartige Gruppen von Vokalzeichen s.
§ 240 (man verwechsle ja nicht nir. ao, ea, eu y^ 'a, 'e mit air.
ao, ea, eu = a-o, e-a, ew).
3) Über die Aussprache des air. s (als s und s) im Nir. s.
§ 47 S. 70. Bei den übrigen Spiranten sind größere Änderungen
zu verzeichnen. / und d sind sehr früh zu h und ^ geworden;
und das zusammengefallene gh und dh (anlautend ^, mouilliert /)
unterliegt im Inlaut komplizierten Änderungen, s. die Beispiele in
§ 59 mit Anm. 2, § 67 mit Anm. 1, § 51 S. 88 (die geänderte
Aussprache gibt sich ausnahmsweise in der Orthographie Ausdruck:
coidhean statt cadhan ^wilde Gans' §67 S. 111; nsch. aobhar
'Ursache' : mir. adbar; nsch. aobrunn, faob : air. odbrann,
mir. odb S. 32). Weniger kompliziert ist die Behandlung von bh
und mh; jedoch können auch diese Laute unter Umständen schwin-
den (über mh vgl. § 98, § 99, 2, § 260, 1). ch und f können
unter Umständen zu h werden und weiterhin schwinden oder mit
anderen Konsonanten verschmelzen, vgl. § 278.
Anm. Über die Schreibungen gh, dh, bh, mh (und fh = Null\ die
sich neben air. ch, th, ph gestellt haben, s. Asp. i Irsk S. 73 f. Über
die etymologisch falschen und phonetisch irreleitenden Schreibungen thl,
dhl, thn für assimiliertes tl, dl, tn s. S. 146, S. 153 (auch Padhraic
statt Padraic, Arran pär9k' mit Dehnung vor i'r aus dr nach § 2021: h
aus / wird phonetisch und etymologisch irreleitend fh geschrieben in
nsch. fhuair 'fand', fhein 'selbst' (vgl. mir. morfeser S. 74). Vgl. Asp.
i Irsk S. 19 f.
4) Die Verschlußlaute und die Sonorlaute sind im Nir. gut
erhalten (gewisse Störungen bei k § 90). Mit Bezug auf die Ortho-
graphie ist zu bemerken, daß g, d, h auch im Inlaut und x\.uslaut
g. d, b geschrieben werden.
§ 349, 1—6] Lautbestand des C. 513
§ 349. Cymrisch. 1) C. a entspricht einem idg. a § 2o;
einem entrundeten idg. o §26, 4, §259, 2 (vgl. § 42 S. 61); einem
idg. e (nach unbekannten Regeln) § 28, 7—9, § 44 Anm. 1; mit
einem folgenden (seltener mit einem vorhergehenden) r, l, n, m
entspricht c. a einer idg. kurzen silbischen Liquida in der Stellung
vor Vokalen und Spiranten, einem idg. kurzen silbischen Kasal in
beliebiger Stellung oder einem idg. langen silbischen Sonorlaut
§ 30, 2, § 31, 1-2, § 35, 1, § 36; a aus a in der Proklise § 187, 1.
Diese Entsprechungen sind gemeinbritannisch. Speziell c. ist a
aus einem silbisch gewordenen jf § 61, 2—3. Nc. und nicht schrift-
sprachhch ist a aus e in nachtoniger Silbe und a als Svarabhakti-
vokal § 191, 2, § 23L Über c. aw und ay s. bei den Diphthongen
(unten 9—25).
2) C. 0 entspricht einem idg. o § 26, 1 ; c. ro entspricht einem
idg. rii § 30, 1 S. 43; c. 0 entspricht einem idg. u vor ä der fol-
genden auslautenden Silbe § 258; einem idg. ä, ö vor dem urbrit.
Akzent (in heutiger nicht-letzter Silbe) § 32, 1, § 182, 2 (im Nc.
auch in heutiger nachtoniger Silbe § 32, 2, § 191, 1).
3) C. u (w oder 6 geschrieben) entspricht einem idg. u in
letzter Silbe (wenn nicht ein ä in der Auslautssilbe geschwunden
ist) § 27; einem idg. o vor gewissen unsilbischen Gruppen § 26, 2;
ist aus wi entstanden § 29, 3, § 142; ist verhältnismäßig spät aus
einem w nach einem unsilbischen Laut entstanden § 233; aus ^
§ 61, 2; im Nc. aus 9 vor einem u der folgenden Silbe § 184;
aus ij vor -x (peswch) S. 385.
4) C. 9 (ein weiter ungerundeter Vokal der Mittelzunge; j
geschrieben) steht für c. u (w) und y in nichtletzter Silbe § 184;
vertritt in der Proklise verschiedene Vokale § 187, 2.
5) C. y (ein enger ungerundeter Vokal der Mittelzunge) ent-
spricht einem idg. i in letzter Silbe (wenn nicht in der Auslauts-
silbe ein ä geschwunden ist) § 29, 1; mit vorhergehendem r oder /
entspricht es unter den gleichen Umständen einem idg. r^ / § 30, 1 ;
einem idg. e vor Nasal + Verschlußlaut § 28, 3; ist Umlaut eines
0 vor geschwundenem -l § 255, 3, Umlaut eines u vor j -f- aus-
lautendem Vokal oder vor -l § 255, 5, eines e vor -l § 255, 6;
entsteht aus idg. u vor w § 42 S. 61 f. Es entsteht aus einem
silbisch gewordenem ^ § 61, 2, 3; im Nc. aus d vor Vokal § 184.
6) Mc. ü (ein enger gerundeter Vokal der Mittelzunge; u ge-
schrieben; ist im Nc. zu y geworden; zur älteren Aussprache vgl.
mc. cussan 'Kuß' aus aengl. cyssan, dessen -y- den vorderen
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 33
514 Lautbestand des C. [§349,7—16
gerundeten Vokal ü bezeichnet) entspricht einem idg. «^^-Diphthong
§37, 1, einem lat. ö §127, einem idg. o^ §39, einem lat. ^^ §128,2;
beruht auf Anlautsdehnung § 162. In diesen Fällen ist das ü
gemeinbritannisch. C. ü entsteht ferner aus y in der Nähe eines
Labials § 259, 1 (etwas abweichend ist c. esgud S. 76).
7) G.e entspricht einem idg. e §28, 1, einem lat. ae §132, 1;
im Falle der Senkung einem idg. i (mit vorhergehendem r oder l
einem idg. r oder l) § 258. C. e ist Umlaut eines a oder o vor
erhaltenem Infektor § 255, 1, 3.
8) C. i entspricht einem idg. ü, e^ i ^ 33, § 34; selten einem
lat. e § 129, 2; ist möglicherweise unter besonderen Umständen
aus gemeinkeit, e (sonst > c. uy §40) entstanden (c. ciniaw 'Früh-
stück' § 129, 2; c. cilydd, wenn man dies Wort anders als § 34
Anm. deutet und auf idg. -ei- zurückführt; Bedingungen: Stellung
im urbrit. Vorton nach Ä:?). Soweit gemeinbritannisch. C. i aus
jü § 259, 2. Nc. i unter Umständen aus y mit Beibehaltung der
älteren Orthographie § 255 Anm. 6 S. 377; aus d § 184, § 187, 2
S. 283f.
9 — 25) Die c, i^-Diphthonge aw, ow, dw (geschrieben yw),
yw, üw (geschrieben uw), ew, iw sind zum größten Teil aus idg.
Vokal + w (vor Vokal) entstanden. Die Entwickelung des ersten
Elements bietet jedoch einige Besonderheiten: ow kann nach § 42
S. 60 nicht auf idg. ow zurückgehen (mc. Owein § 131, 5); — ew
kann nicht (direkt) auf idg. ew zurückgehen, es kann durch Um-
laut aus a^^; (c. ewythr S. 60), ow (newydd, newyn, ewyn S. 61),
o§ (rhewydd S. 98, ffrewyll S. 222) entstehen; vermutlich kann
es auch durch Senkung aus yw entstehen (ystrew, trew § 50, 2
S. 81); aus egw S. 99 (tew); aus emgw S. 107; — yw kann teils
das gewöhnliche c. y, teils ein aus idg. u entstandenes y enthalten
§ 42 S. 61 f.; über yw und dw s. § 184; über üw aus yw § 259, 1
(über uwd s. außerdem § 221 S. 322). — C. aw kann aus lat. au
(Diphthong) entstanden sein, § 131, 2; ferner ist es Diphthongierung
eines idg. ä^ ö oder eines lat. ä (ö) in der heutigen letzten Silbe
§ 32, § 35, 2, § 126, § 127, 1 S. 206. Mc. cawssant S. 488. —
Vgl. noch unter w.
Nc. au {ay gesprochen) entsteht in letzter Silbe aus mc. eu
§ 185. Auf Kontraktion nach dem Schwunde eines s beruht wohl
der Diphthong in c. gwaudd 'Schwiegertochter' (Flur, gweuddau)
acorn. guhit (guhid bei Lhuyd ist keine ncorn., sondern eine trans-
skribierte acorn. Form) br. gouhez V. gouhe; etwa ^upo-siju-.
§ 349, 17—21] Lautbestand des C. 515
— Mc. eu (heute dy, im Mc. aber vermutlich etwa öii als ein ge-
rundeter Diphthong der Mittelzunge gesprochen) aus ac. ou ent-
spricht einem idg. ow, ew vor Vokal § 42 S. 60 f. (einem lat. ow
§ 133, 2), einem idg. äw vor Vokal S. 62, einer sekundären Gruppe
tiw §207 S. 305; ferner einem lat. Diphthong au § 131, 1, einem
idg. i<;-Diphthong vor s oder im Auslaut § 37, 2, 3; ist euphemisti-
sche Entstellung eines aw in c. cythreul 'Teufel' S. 370. Es
entsteht unter bestimmten Bedingungen aus einem idg. antevokali-
schen og(h), ag[h\ ög(h), ug{h), eg[h) §59,2 S.97f., §59,6, §59,3,
§ 59, 4 S. 99, aus lat. og^ äg, ug § 138, 2; c. eudd aus -ogd-
(breuddwyd) §64, 1; aus idg. äku (beunydd, beunoeth S. 129;
beuparth, beutu 'auf allen Seiten' ist analogisch). Über c. ynteu
§ 308 S. 442. Umlaut von -aiv Strachan, Introd. S. 6. C. eu
statt ei als Umlaut eines a + vokalisiertem Hinterlingual vor einem
y, ü der folgenden Silbe § 255, 2; vgl. teulu S. 99 mit Nachtrag.
Nc. eu in letzter Silbe beruht auf Kontraktion nach dem Schwunde
eines g (oder auf falscher Orthographie) § 185.
Mc. ay (nc. ai, ae, au geschrieben) aus ante vokalischem ij
§ 45, 2 (damit ist das antevokalische es, is zusammengefallen S. 73).
— C. wy {iiy, üy^ vgl. § 203 S. 303) ist Diphthongierung des urkelt.
e und einiger damit zusammengefallenen Lautgruppen § 219, 2a
S. 318f. Entspricht einem idg. w;-Diphthong + ; S.55f., § 197, 2;
einem idg. äj] öj § 45, 1, § 197, 2; einem ij nach Labial § 45, 2
S. 67 (damit ist antevokahsches es, is nach einem Labial zusammen-
gefallen S. 73). C. uy entsteht aus idg. ig{h) vor einem Konso-
nanten (c. gwydd 'Gans', hwyl, colwyn, morwyn § 60; vgl.
gwyrain S. 101 f., worin ig erst durch den Schwund eines Vokals
mit dem r in Berührung gekommen ist; ursprünglich antevokahsches
ig steckt vielleicht in c. modrwy 'Ring', ac. guaroi-ou gl. theati'a
§ 302 Anm. 1 S. 4331); aus id vor r § 68; c. uy ist Umlaut eines o
in Verbindung mit einem vokalisierten Hinterlingual vor -^ § 255, 4.
C. uy aus u -f vokalisiertem Hinterlingual (c. brwyn, llwyth u. s. w.)
S. 103, S. 123, § 329; Wiedergabe des ir. oi § 39 Anm. — C.
ey ist Kontraktionsprodukt (teyrn § 255, 6; vgl. über porfeydd
§ 255, 2).
C. ae (im Mc. vermutlich ae, jetzt ay, äy gesprochen, vgl.
§ 203 S. 303) entsteht durch Entrundung aus oe § 38 Schluß,
§ 259, 2; durch Kontraktion nach dem Schwund eines idg. p oder
g: caer-iwrch, saer S. 92, maen, draen S. 96f.; durch Voka-
lisierung eines g vor Sonorlaut: c. aer, ael, graen S. 103; durch
33*
516 Lautbestand des C. [§ 349, 22—27
Vokalisierung eines x vor ^ § 55 (idg. -pt-), § 76. Aus lat. aj
§ 134. — C. oe (im Mc. vermutlich oe, jetzt oy, öy gesprochen,
vgl. § 203 S. 303) entspricht einem idg. ai § 38; einem -ij- in der
letzten erhaltenen Silbe § 45, 3 (damit ist antevokalisches es, is zu-
sammengefallen: c. oedd 'war' S. 73). C. oe entsteht durch Kon-
traktion nach dem Schwunde eines ^: c. troed 'Fuß' S. 98; aus o^
vor Sonorlaut: c. hoenyn S. 103, oen §64, 2; aus ou§ vor Sonor-
laut: c. oer 'kalt' S. 103; aus ox (öx, äx) vor t S. 123 f. (§ 329, 4),
§ 81 (vgl. c. coes, croes aus lat. coxa, crux § 136, 2 S. 217).
Nc. ai entsteht in letzter Silbe aus mc. ei § 185. — C. oi
entsteht durch Kontraktion (ffoi 'flüchten' S. 303, vgl. übrigens
§ 255, 4 Schluß). — C. ei entsteht durch Epenthese aus a^ o, e
§ 255, 1, 3, 6 (über c. meichiad 'Schweinehirt' § 255 Anra. 5
S. 376); aus e -{- ei (bei geschwundenem s; mc. teir) S. 73; durch
Kontraktion (eines alten e oder) eines durch Umlaut entstandenen
e mit einem folgenden i, y nach dem Schwund eines ^ § 255, 2
(tei 'Häuser' S. 99); aus e^ vor Sonorlaut S. 103; aus ed vor r
S. 113; aus ex vor t § 55 (idg. -pt-), § 76 (vgl. c. pais, Plur.
peisiau aus lat. pexa S. 217 f.); durch Umlaut aus a + vokali-
siertem Hinterlingual § 255, 2, aus o + vokalisiertem Hinterhngual
vor y und vor erhaltenem Iriektor § 255, 4 (c. neithawr S. 236
ist volksetymologisch beeinflußt). Kontraktion im Auslaut: mc.
rei, nei § 159, 2, 4.
26) C. w (w oder 6 geschrieben) entspricht einem idg. w oder
einem lat. w § 41 — 43, § 133. Aus Togw S. 107. Ist aus einem
silbischen Yokal entstanden, anlautend (schon urkeltisch) in gwa-,
gwar- aus *upo, *upor S. 92, auslautend § 159, 2 — 5; auch in-
lautend: dewr 'Held' S. 312. Zwischen ü und -x hat sich (laut-
gesetzlich?) ein iv entwickelt in uwch = uch (S. 75) 'über' und
in buwch = buch 'Ochs' (hier ist vielleicht Vermischung mit
einer anderen Wortsippe anzunehmen; mc. byw, buw nc. buw
'Ochs' ist vielleicht eigenthch 'lebendig', vgl. mnd. quek 'Vieh' zu
quek 'lebendig'), xiv- entspricht einem idg. sir- § 48, 4, einem
idg. sq-, sk'- S. 77 (ks- S. 78), selten einem lat. f % 137; xtv- aus
gw- S. 433 f. (chware). gw- statt g- § 58, 3. iv (heute u) für v
(enw 'Name') § 99, 5 S. 168. Vgl. noch unter den Diphthongen.
27) C. j (geschrieben i, im Mc. häufig -y-) entspricht einem
idg. / § 44, § 46; entsteht aus einem silbischen Vokal S. 312 (ein
weiteres Beispiel ist neithiwyr, neithwyr 'gestern abend', Kom-
positum oder Zusammenrückung des Wortes 'Nacht' S. 123 mit
§ 349, 28—35] Lautbestand des C. 517
hwyr ^Abend' §136,1; br. neizeur hat wohl Suffixvertauschuiig).
Ferner entsteht c. ; aus \dg. g{h) nach z (beiddio) S. 88 und nach
r, l (ariant 'Silber', heliad 'Jagd') § 61, 2, 3; aus lat. g nach r
(myrierid-en § 138, 4); c. arial § 59, 9 S. 101 mit Nachtrag.
28) C. h entspricht einem idg. s § 48, 1, 3, einem lat. s
§ 136, 1 (kaum einem idg. p §282); erscheint statt x aus ks: mc.
eh-ofyn 'furchtlos' gall. Exobnus § 32, 3. Über nh, nh, mh aus
Tsk, nt, mp (idg. T^ht) s. § 94, 2. Vgl. § 273 ff.
29 — 31) C. X (ch) erscheint als Normalanlaut nur in der
Verbindung xw, s. oben 26); xw aus lat. qu S. 231. x ist Spiran-
tisierung eines k, kk, gg § 284 (eines hfku S. 127). -x- aus -sw-
§ 48, 4; aus -]ps-, -qs-, -k's-, -k^s- § 49, 1, 4, aus -sp-, -sq-, -sk'-
§ 49, 1, § 49, 2 S. 77. — C. g entspricht einem idg. q{h), g{h),
guh im Anlaut § 58, § 62. gw- aus w- § 41; über q- aus gw-
S. 59. C. g vertritt im Inlaut und Sandhi eine ältere reine Tenuis
§ 343 (in diesem Falle wird im Mc. im Auslaut noch -c geschrieben).
C. k (Tenuis aspirata; c geschrieben) entspricht einem idg. q[k)y
k'(h) im Anlaut und zum Teil nach 79 § 74, § 78; entspricht unter
den gleichen Umständen einem idg. kM(h) vor u S. 127; entsteht
aus ^ 4- Ä § 279, durch Provektion § 290.
32 — 35) C. d (gewöhnhchste mc. Schreibung d, nc. dd) ist
Lenition eines d § 66, 67, 69; entspricht einem idg. z vor g und
b S. 88; entsteht aus j nach i und r §45, 5, S. 70 (unregelmäßige
Fälle §45Anm.). C. <^ wechselt mit v.- pendefig und pendeddig
'Fürst', phvyf und plwydd 'Gemeinde' (Silvan Evans unter cre-
ddyf); vgl. c. cuddigl 'Schlafzimmer' §123, 5; s. Vendryös, Me-
langes Saussure S. 312f. Schwindet § 67 Anm. 3 (vgl. i fyny
'hinauf zu mynydd 'Berg', Dewi MN aus lat. Dauid). — C. p
(th geschrieben) ist Spirantisierung eines t, tt, dd § 284; entsteht
aus It vor r S. 137, aus nt vor r oder / S. 139; aus idg. zd S. 88;
aus d -\- h % 279. — C. d entspricht einem idg. d, dh im Anlaut
§ 66; einem anlautenden „idg. />", wo der Laut stimmhaft werden
mußte § 52; entsteht aus d bei sekundärem Zusammen trefifen mit
r, l % 61 Anm. 4. C. d vertritt im Inlaut und Sandhi eine ältere
reine Tenuis § 343 (in diesem Falle wird im Mc. im Auslaut noch
-t geschrieben; ein Sonderfall ist § 69 Anfang besprochen). — C.
t (Tenuis aspirata) entspricht einem idg. t{h) im Anlaut luid zum
Teil nach n, / § 84, § 88, 2, 3; im Anlaut oft aus st- entstanden
§ 49, 5; aus zd- § 51; aus „idg. ^" § 52. Aus d + h % 279;
durch Provektion entstanden § 290.
518 Lautbestand des C. u. Corn. [§ 349, 36—50. 350, 1. 2
36) C. s entspricht einem idg. s vor k, t, jp (idg. hi) und nach
n § 49, 2, 3, 5, § 50, 10; ferner einem idg. ts oder einem umge-
stellten st § 49, 5, 6; einem lat. s § 136; selten einem idg. s- vor
Vokal oder Sonorlaut § 48, 2, § 50, 3, 6, 9.
37 — 40) C. V (f, im Mc. f, u geschrieben) ist Lenition eines
h § 70 — 73, § 62; scheint auch einem intervokalischen idg. guh zu
entsprechen § 63, 1, § 215; ist Lenition eines m § 98, § 99; steht
für w § 42 Anm. 4, § 43 Anm. 2, vgl. mc. tafawt S. 107; ist
Hiatuseinschub § 215. Über v statt ä s. Vendryes, Melanges Saus-
sure S. 312. Schwund eines v % 11 Anm., § 99 Anm. 2 S. 165,
lago MN aus lat. Jacob; wohl auch in c. cael ^bekommen, finden'
(danach § 55 S. 93 zu korrigieren). — Q. f (ff geschrieben) ent-
spricht einem idg. s- vor r § 50, 3, einem idg. anlautenden sp-
§ 49, 1, einem lat. f § 137. Ist Spirantisierung eines jp (idg. ä;-«
oder lat. p), pp (lat.), bb § 284 (wo f auf c. Boden neben p steht,
wird ph geschrieben: gor-phen 'Ende'). C. f entsteht aus v + h
§ 279, aus d -\- V, V ■}- ^ § 290, 4; aus v in c. ceffyl, äff wys
§ 140, 2 S. 226. — C. 6 entspricht einem idg. b oder bh oder
einem idg. ga im Anlaut § 70, § 62 (über b in aber, aberth s.
§ 327 Anm. 1). Vertritt im Inlaut und Sandhi eine ältere reine
Tennis § 343 (in diesem Falle kann im Mc. noch -p geschrieben
werden). — C. p (Tennis aspirata) entspricht einem idg. ku oder
einem lat. p im Anlaut und zum Teil nach m § 79, § 83, § 144,
1, 5. C. p aus 6 + Ä § 279; durch Provektion entstanden § 290.
41 — 50) Cr (stimmhaft) und r (stimmlos; mc. r-, nc. rh-
geschrieben) s. § 90—91. r aus n § 95, 4 Schluß. — C l (stimm-
haft) und l (stimmlos) § 92 — 93. — C. w aus einem idg. Nasal
vor g, k S. 149 {wg früh zu w assimiliert § 61, 4). C tdh aus wk
S. 120, 126. - C. n § 95—96 (aus idg. m S. 166, S. 149). C.
nh aus nt S. 131, S. 137 f. (wird im Mc. anders als n + h, z. B.
in bonheddig 'vornehm' § 195, gesprochen worden sein). — Cm
§ 98 — 99 {-m aus -n § 335). C. mh aus mp (idg. idhi oder lat.
mp) § 83, § 144, 5.
§ 350. Cornisch. Vgl. Ebel, Beiträge zur vgl. Spracht. V
145 — 162. 1) Corn. a entspricht dem gemeinbrit. a (vgl. § 349, 1).
Außerdem erscheint corn. (bes. ncorn.) a als Schw^ächungsprodukt
in nachtoniger Silbe § 193.
2) Corn. o entspricht einem idg. o oder t^ § 26, § 27, einem
idg. e vor w? § 42; corn. ro aus idg. i'u S. 43. Über o aus idg.
ä, c in nicht-letzter Silbe (mcorn. avorow 'morgen' u. s. w.) s.
I
§ 350, 3 — 5] Lautbestand des Com. 519
§ 182 Anm. 1 S. 279. Über o in corn. onan s. § 187, 3 S. 2^5;
acorn. poruit gl. paries S. 323 (vgl. mcorn. molleth 'Fluch'
§ 139, 2). Corn. o entsteht aus ij {es, is) vor Vokal § 45, 2, § 48, 3
S. 73 (doar, doer, dor 'Erde', hörn 'Eisen'); über ö (ü) aus oy
vgl. unten. — Es gab mehrere Nuancen des o; Lhuyd unterscheidet
ä (er schreibt ts) und o; für das auf Kontraktion beruhende ö
schreibt er teils ö, teils ü (dör 'Erde', bül 'Axt', vgl. boell C. W.
2282).
3) Corn. u aus wi: acorn. gur 'Mann' mcorn. gour S. 42
(leniert wour); corn. cuske 'schlafen' S. 231 (Lhuyd 245 schreibt
kusga); im Mcorn. kann auch coske geschrieben werden, wohl
nur deshalb, weil man mit der Bezeichnung des seltenen Lautes u
in Verlegenheit war; vgl. mcorn. gon 'ich weiß', orth 'gegen' S. 44.
Corn. u erscheint ferner in Lehnwörtern: acorn. tur mcorn. tour
'Turm' (aus dem Frz.); mcorn. fr ut 'Frucht', mcorn. cot ncorn. cutt
'kurz' c. cwt (aus dem Engl.); auch acorn. emperur mcorn. em-
perour 'Kaiser', mcorn. vr 'Stunde' ncorn. ür S. 206 haben eng-
lische Lautgestalt. Mcorn. plu 'Gemeinde, Pfarrei' acorn. plui
§ 129, 1 hat die unten zu besprechende Monophthongierung eines
Diphthonges oy; bei diesem Worte ist die Monophthongierung
vielleicht wegen der häufigen proklitischen Verwendung (plu Vu-
thek 'the parish of Vuthek') besonders früh eingetreten. Über
tulle, tolle S. 485.
4) Corn. 9 scheint als Reduktionsvokal angesetzt werden zu
müssen: mcorn. the 'dein', bei Lhuyd da; mcorn. ky mm er es,
kern eres, bei Lhuyd ksmeraz.
5) Corn. 1/ entspricht einem idg. kurzen i vor nn und vor
Nasal + Verschlußlaut: mcorn. guyn 'weiß' S. 41, bei Lhuyd
gwydn; einem e vor Nasal + Verschlußlaut: mcorn. gwyns 'Wind'
S. 37, bei Lhuyd gwenz; ist Umlaut eines e § 256, 6 (erbyn
'gegen'); vertritt vor s-artigen Lauten und vor ä, p ein idg. oder
lat. i (und wird, wenn lang, auch ey geschrieben, was jedenfalls
nur eine halb-diphthongische Aussprache, etwa »//^ bezeichnet):
mcorn. pysk 'Fisch' (Plur. puskes mit einem Übergang i/ > ä
oder y y ö nach § 234; Lhuyd schreibt pysg, Plur. pdsgaz); mcorn.
bys, beys 'Welt' Lhuyd hqz, mcorn. ys, eys 'Getreide' Lhuyd iz,
mcorn. prys 'Zeit' Lhuyd prez, mcorn. gueyth 'Bäume', mcorn.
deyth, deth, dyth 'Tag' Lhuyd difä, ded, acorn. neid 'Nest'
ncorn. (Pryce) nyth. Corn. y erscheint ferner im Auslaut: mcorn.
chy 'Haus', bei Lhuyd cgi (S. 55; cey S. 231); vor x in mcorn.
520 Lautbestand des Corn. [§ 350, 6—9
dyghow, dyow *dexter' Lhuyd dehow, dyhow. Der Umlauts vokal
wird -y-, -ey- geschrieben in mcorn. hynwyn 'Namen', tyrry
'brechen', leys 'Kraut' S. 378 (häufiger jedoch -e-). Die An-
nahme, daß es sich nicht um einen Vokal der Mittelzunge, sondern
etwa um ein offenes i (oder ein geschlossenes e) handele, oder gar,
daß überhaupt kein Unterschied der Aussprache zwischen den hier
und den unter 9) behandelten Fällen vorhanden sei, ist mit Rück-
sicht auf die Schreibungen bei Lhuyd unwahrscheinUch. — Die
hier besprochenen Fälle lassen sich von einer anderen Reihe von
Fällen, wo gbichfalls ey, y, e geschrieben wird, wo aber ursprüng-
hch ein Diphthong vorhanden war, schwer unterscheiden, vgl. unten.
6) Corn. ö (> ncorn. e\ ein weiter gerundeter Vokal der
Vorderzunge, eu, ue, u, e, o geschrieben, entspricht einem idg. ä,
ö oder einem lat. ä S. 48, § 35, 2 S. 52, § 126. Ist durch Vokal-
harmonie entstanden §234 (auch wohl in colyek, kullyek 'Hahn'
S. 377). Über corn. vs, evs, -ues, -us, es 'ist' c. oes s. § 639.
7) Corn. ü (> ncorn. i)^ ein enger gerundeter Vokal der
Vorderzunge, u geschrieben, entspricht gemeinbrit. ü (§ 349, 6):
mcorn. tus 'Leute' Lhuyd tlz 'homines'. In einigen Fällen kommen
für etymologisches ü Schreibungen vor, die auf die Aussprache ö
deuten: mcorn. tregereth 'Mitleid' c. trugaredd; mcorn. mar-
thegyon, marthogyon, Plur. von marthus 'Wunder' aus lat.
uirtüs; neben mcorn. cuntullys 'versammelt' acorn. cun teilet
gl. congregatio (mit Vokalharmonie nach § 234 zu c. cynnuU
'sammeln' br. kutuZ') führt Williams ncorn. Formen mit -o- in
der ersten Silbe an; neben curune 'krönen' steht kerune 0. M.
2398 und curene R C. 2064.
8) Corn. e entspricht einem idg. e oder ^ § 28, § 29 (mit
vorhergehendem r, l einem idg. r oder / § 30, 1) und einem lat.
ae § 132, 1, soweit nicht nach 5) y eintreten mußte (über Senkung
von ^ s. § 258). Das durch Umlaut entstandene e § 256, das ur-
sprünglich ein geschlossenerer Laut war, mag noch im Mcorn. diese
geschlossene Aussprache besessen haben, vgl. unter 5). Mcorn. e
aus acorn. ai, s. unten. Über corn. gew 'Speer', gueth 'schlimmer'
s. S. 322. Unerklärt acorn. beler : c. berwr S. 491.
9) Corn. i entspricht dem gemeinbrit. i (§ 349, 8); wird regel-
mäßig y geschrieben: mcorn. kyl 'Nacken', guyr 'wahr', yssel,
ysel 'niedrig' S. 50; kyk 'Fleisch' S.51; corn. myn, meyn 'Mund'
S. 125; corn. tyn 'der Hintere' c. tin (vgl. S. 125); corn. glyn
'Knie' S. 156; andere Beispiele in § 130. Lhuyd schreibt l.
§ 350, 10—19] Lautbestand des Com. 521
10 — 20) Über die iicorn. a-Dipbthonge {ea, oa) s. S. 3U. f.
— Man hat für das Com. etwa sechs verschiedene W7-Diphthonge
(mit w, V, u geschrieben) anzunehmen, aw: awel ^Wetter', naw
'neun' S. 601; — ow: crow 'Blut', nown 'Hunger' S. 61; ent-
spricht wie c. eu auch verschiedenen ^^-Verbindungen und dem lat.
Diphthong au; über ncorn. zowz 'Engländer' und mcorn. pows
'coat' s. S. 217f.; com. ow kann auf Diphthongiemng beruhen:
ow aus worth, orth S. 287; namentlich häufig oy y ö y ow:
caradow S. 322; acorn. crois mcorn. crous S. 217; mcorn. loer,
lour 'genug' c. llwyr 'ganz' (möghcherweise mit corn. lower 'viel'
assoziiert); mcorn. toyth, toth, touth, tovth 'Eile' *steiqh-ti-
vgl. c. taith br. tiz S. 124; — öw: heul, houl 'Sonne' S. 62,
brew 'gebrochen', dow, dew 'zwei' (mask.) S. 541; — ew [= c.
ew): newyth 'neu', auch nowyth; — yw (= c. yw): byw, byv
und bew, bev 'lebendig', clewas 'hören' (ncorn. clowas); kann
auch durch Metathese entstanden sein: dyw, dew 'zwei' fem.
§ 222, 2; — iiv: lyw 'Farbe' S. 51. Aber öw, ew und yw sind
jedenfalls schon mcorn. im Begriff zusammenzufallen (über acorn.
ieu S. 98, acorn. loz^^-en, lewen- S. 305). Vgl. noch unter w.
Die corn. J-Diphthonge (im Acorn. meist mit i, im Mcorn.
meist mit y geschrieben) unterliegen im Laufe der Zeit der Monoph-
thongierung. Acorn. ai (dem c. ae, soweit dies nicht auf Ent-
rundung beruht, entsprechend) ist im Mcorn. zu e geworden: acorn.
drain S. 97, vgl. mcorn. men S. 96; acorn. lait mcorn. leyth,
leth 'Milch' S.228; mcorn. eth 'ging' S. 123. Acorn. guaintoin,
guaylen S. 74, 433 (durch Metathese aus ia). — Acorn. ui, oi
mcorn. oy > ö ncorn. ö, ü entspricht erstens dem c. oe und dem
durch Entrundung entstandenen c. ae: acorn. huis mcorn. oys
'Alter', acorn. cuit mcorn. coys, cos 'Wald', acorn. oilet 'Herd'
S. 56 — 57; acorn. guit mcorn. goys 'Blut' S. 385; acorn. doy
'gestern' S. 67, acorn. huir ncorn. hör 'Schwester' S. 73; acorn.
truit mcorn. troys, trois, tros 'Fuß' ncorn. trüz S. 39; mcorn.
noyth 'nackt' § 81. Unklar sind acorn. noi gl. nepos, noit gl.
neptis. Es entsteht ferner aus ei, ey durch den Einfluß eines w:
mcorn. goyn, acorn. guyraf S. 385. Es entspricht schließlich
dem c. wy, soweit dies nicht Umlautsprodukt ist: acorn. buit
mcorn. boys, bos ncorn. büz 'Essen' S. 58; acorn. coir 'Wachs',
guil mcorn. goyl 'Segel', mcorn. coyn 'Abendessen' S. 208; com.
OS 'du bist' c. wyt S. 73, vgl. S. 318; acorn. guit mcorn. goyth,
goth ncorn. güd 'Gans' S. 102; acorn. coloin, moroin S. 104;
522 Lautbestand des Corn. [§ 350, 19—21
mcorn. moy 'mehr', acorn. uy ncorn. oy 'Ei' S. 66; hierher auch die
Fälle wie acorn. hoet mcorn. hos 'Ente' S. 55, acorn. moyr-bren
S. 67 und auch doar, dor, hörn 'Eisen' oben unter 2); das j ist
hier vor Vokal geschwunden und Kontraktion eingetreten. —
Acorn. ei mcorn. ey entspricht erstens dem c. ei^ wo es aus einer
^- oder ^-Gruppe entstanden ist und dem auf Umlaut beruhenden
c.uy: acorn. drein mcorn. dreyn §256,2; mcorn. treys, tryys,
trys 'Füße' vgl. br. treid § 257, 4; acorn. teilu gl. familia (worin
der Vokal zwischen § und l so früh geschwunden ist, daß die
Gruppe ^l dieselbe Behandlung wie idg. -gl- erfahren hat vgl.
S. 102); acorn. gueid gl. opus mcorn. gweth, gwyth S. 123;
mcorn, seyth 'sieben' § 55; acorn. trein gl. nasus (c. trwyn)
§ 256, 4 (in manchen Fällen ist die diphthongische Schreibung
nicht belegt, so u. a. bei acorn. eben c. cwyn § 256, 4, § 255, 4).
Durch Epenthese entsteht der Diphthong nicht nur in dem Um-
fang, wie nach der br. Eegel § 257 Anm. 1 S. 381 (mcorn. yll,
eyli 'ein anderer', deyl 'Blätter' § 255 Anm. 4 S. 375; acorn.
bleit gl. lupus; acorn. grueiten gl. radix, mcorn. Plur. gurythyow;
reys, res 'notwendig'; teyr, tyyr, tyr fem. 'drei'), sondern auch
in acorn. keirch 'Hafer'; ich habe daher § 256 Anm. 1 S. 379
vermutet, daß die Epenthese im Corn, urspr. einen ähnlichen Um-
fang wie im C. gehabt hat; diese Ansicht wird durch acorn. che-
lioc 'Hahn', per 'Kessel' nicht widerlegt (man könnte sich ihr
aber dadurch entziehen, daß man acorn. keirch als cymrisch be-
zeichnete). Diphthongischen Ursprungs ist ferner ey in mcorn.
keyn 'Rücken' S. 117 und in einigen Lehnwörtern: pleyt 'plight'
R. D. 2053, 2058 (die enghsche Aussprache der damaligen Zeit
kann wohl etwa ij mit offenem i gewesen sein), payn, peyn, pyn
'pain' (enghsche Aussprache etwa äi). Die Schreibung (acorn. «i)
mcorn. ey kann aber auch einen etymologisch monophthongischen
Laut bezeichnen, s. unter 5) und vgl. die Schreibungen leyth, leth
'Milch' (für monophthongiertes acorn. ai); es kann in diesen Fällen
eine halbdiphthongische Aussprache stattgefunden haben ; Lhuyd
schreibt cdi, cey 'Haus', eei 'du' (S. 231; vgl. c. ti), kei 'Hund'
(vgl. c. ci).
21) Com. w (im Anlaut w-, nach g- und q- meist -u-, nach
einem Vokal w, v, u geschrieben) entspricht wie das c. w einem
idg. oder lat. w oder einem wgw oder ist aus einem silbischen
Vokal entstanden (evn, ewen 'gerecht' S. 313). xw > hw (wh
geschrieben) entspricht dem c. xiv; gw- für g- wie im C; w- durch
§ 350, 22—34] Lautbestand des Corn. .523
Lenitionsentgleisung § 302, 5 S. 435. Nicht selten ist w nach einem
Vokal aus v vor einem Konsonanten oder im Auslaut entstanden:
dour 'Wasser', down 'tief 8.35, hanow'Name' 8.334. Hiatus-
einschub: dewes 'Trank' S. 313; vorgeschlagen: ole, wole 'weinen'
S. 321. Vgl. noch unter den Diphthongen.
22) Corn.y (acorn. meist i, mcorn. y geschrieben) entspricht einem
idg.y oder ist aus einem silbischen Vokal entstanden, vgl. §349, 27.
23) Corn. h entspricht dem c. h, soweit dies nicht aus Ver-
schlußlaut nach einem homorganen Nasal entstanden ist. hiv- aus
xw-, s. unter 21).
24 — 26) Corn.o; (gh oder h geschrieben) entspricht dem c. x;
entsteht außerdem aus idg. gili) nach r, l § 61, 2, 3 (vgl. § 138, 4).
Kann zu h werden oder schwinden: xw- > hw- (geschrieben wh-);
mcorn. dyghow, dyow 'dexter' (Lhuyd dehow, dtjhoiv); mcorn.
marrek 'Reiter', Plur. marrouggyon S. 126; helhys, hellys
'gejagt' S. 106; saw 'Last' : c. sawch. Der Schwund findet bes.
im Ncorn. statt: ncorn. er 'Schnee' 8. 104, kal 'penis' 8. 105. —
Corn. g und k = c. g und k (über die Provektion vgl. 8. 425).
k wird vor e, y und im Auslaut k geschrieben, kw- wird qu- ge-
schrieben; sonst schreibt man c.
27—30) Corn. d (th geschrieben; in M. C. und C. W. auch
durch ein besonderes ^-ähnliches Zeichen bezeichnet) entspricht dem
c. d; corn. / (th geschrieben) entspricht dem c. p, soweit dies nicht
aus ntf It vor r, l entstanden ist. Über Schwund des auslautenden
-d und -p im Ncorn. vgl. Stokes, Gwreans an bys 8. 3. — Corn.
d, und t haben denselben Ursprung wie c. d und t (nur dr, dl aus
dr, dl ist im Corn. nicht belegt); im Inlaut und Auslaut ist jedoch
der Bereich dieser Laute durch den Übergang zu z, g sehr wesent-
lich beschränkt worden. Über die Provektion vgl. 8. 425. Speziell
ncorn. ist dn aus nn 8. 158.
31 — 34) Corn. z und s entsprechen erstens dem c. s^ zweitens
einem auslautenden t § 344. Für das Ncorn. ist stimmhafte Aus-
sprache für den Anlaut, Inlaut und Auslaut bezeugt: zowz 'Eng-
länder', kazak 'equa', täz 'Vater'; in welchem Umfang sie für das
Mcorn. anzunehmen ist, läßt sich nicht ermitteln, vgl. jedoch § 345,
2 b 8. 504; stimmlose Aussprache im Ncorn. in der Doppelung
{ässav 'ich bin') und vor k, t, p. Verwechselung von s und th
kann im Mcorn. vorkommen : breuth statt breus 'UrteiF. — Über
corn. g (s, g, i geschrieben) und c (ch-, -ss- geschrieben) s. §254,
2 und § 344.
524 Lautbestand des Corn., Er. [§ 350, 35—43. 351, 1—6
35 — 38) Com. v (v, u geschrieben) entspricht im Wesentlichen
dem c. V] nur erscheint in gewissen Fällen im Inlaut und Auslaut
statt V ein w, s. unter 21). Bisweilen wird für v ein f geschrieben;
dies kann im Auslaut (haf ^Sommer', nef 'Himmel', gallaf 'ich
kann' u. s. w.) auf einer Aussprachetendenz beruhen (Lhuyd schreibt
aber v; vgl. § 71 Anm., § 99 Anm. 3 S. 165); ein Beispiel wie
ny fynnaf 'ich will nicht' P. C. 2496 ist wohl Sandhientgleisung.
— Corn. f entspricht im Wesenthchen dem c. f; es kann für xw
erscheinen (ov fysky 'schlagend' O. M. 1685, vgl. guyskel 0. M.
1665); über ncom. felga S. 77; es steht für fremdsprachliches h in
acorn. fosaneu gl. calcias, vgl. c. hosan 'hose, stocking'. — Corn.
b, p entsprechen dem c. b, p; über die Provektion vgl. S. 425.
Ncorn. bm aus mm S. 170.
39 — 43) Corn. r § 90-91. Corn. r aus n wie im Abr.
(gura 'tut', gvry 'Naht'), vgl. S. 60, S. 155. — Corn. l § 92—93.
— Corn. w^ n^ m entspricht dem c. ?3; n^ m.
§ 351. Bretonisch. 1) Br. a entspricht dem gemeinbrit. a
(vgl. § 349, 1). a aus az im Nachton S. 290. Scheinbares a aus
oa nach w wird richtiger als Schwund des w vor oa aufgefaßt, s.
§ 41 S. 59 und § 302, 3. Schwächungsprodukt in der ProkKse
§ 187, 2.
2) Br. 0 entspricht einem idg. o § 26 (dialektisch einem u
§ 27), einem idg. e vor ^^; § 42; br. ro aus idg. r" S. 43. Br. o
neben oa § 142, § 222 Anm. 3; aus oe im Nachton S. 290; aus
silbisch gewordenem w § 233. Aus oe vor mm (bom u. s. w. S. 59).
3) Br. u (ou geschrieben) entspricht einem idg. w § 27 (einem
u -{- v: dour 'Wasser'); in gewissen Fällen einem idg. o § 26, 2
S. 33 und § 26, 4 S. 34f.; ist aus wi entstanden S. 42, S. 231;
aus ij (es, is) vor Vokal § 45, 2, § 48, 3 S. 73 (douar 'Erde',
houarn 'Eisen'); aus ow im Nachton S. 289.
4) Br. ö (eu geschrieben; ein weiter gerundeter Vokal der
Vorderzunge) entspricht einem idg. «, ö oder lat. ä (ö) § 32, § 35, 2,
§ 126, § 127, 1 S. 206; ist durch Vokalharmonie entstanden § 234;
durch Umlaut aus ao § 257, 1 Schluß; in der Proklise aus ü
§ 187, 3. Über br. euz 'ist' c. oes s. § 639.
5) Br. ü (u geschrieben; ein enger gerundeter Vokal der Vorder-
zunge) entspricht dem gemeinbrit. ü (§ 349, 6); ist dm*ch Vokal-
harmonie entstanden § 234.
6) Br. e entspricht einem idg. e, i (mit vorhergehendem r, l
einem idg. r^ /) oder einem lat. ae § 28, § 29, § 30, 1, § 132, 1.
§ 351, 7—14] Lautbestand des Br. 525
Entsteht durch Umlaut aus a, o, u ^ 257, 1, 3, 5; durch Monoph-
thongierung aus ae (oe) § 223, 2, 3. Über br. ar re § 45, 4 8. 67.
Br. e ist durch Schwächung in der Prokhse entstanden § 187, 2;
im Nachton aus ae S. 290; im Nachton (Vorton) aus ö S. 290,
§ 187 Schluß S. 285; -jen aus -jon im Nachton S. 290; e durch
Dissimilation aus oe § 222 Anm.3. Unklar beler : c. berwr S. 491.
7) Br. i entspricht dem gemeinbrit. i (§ 349, 8). Entsteht
durch Umlaut vor nbr. i oder j (und vor s aus zj, z aus dj) § 257
mit Anm. 2 (nijal 'fliegen' S. 370). Steht in nachtoniger Silbe
neben z für zu erwartendes e: liviriz 'ich sprach' S. 380, gouriz
'Gürtel' S. 43, gwerzid 'Spindel' S. 137. Unklar ist histrenn
'Auster'. Analogisch krec'hin, kregin, kerdin, kelin § 257, 6.
8—19) (Vgl. § 219 Anm. 3). Über br. ea s. § 219, 2 b S. 319.
Über br. oa s. bei den e- Diphthongen.
Die br. i^;- Diphthonge ao, aou (über die Aussprache § 42
S. 60), eo, eeu {e'q), iou {iw) stimmen im Wesentlichen mit den c.
und corn. «^-Diphthongen : ao aus idg. a + w; über penaoz,
araok S. 49; Saoz 'Engländer' S. 217; auch aus a + v: gaor
'Ziege' S. 117; intaon 'Witwer' S. 163; aus a + / vor t S. 137;
— aou entspricht dem c. eu, au aus o + Wj einer sekundären
Gruppe uw^ dem lat. Diphthong au, einem idg. i<;-Diphthong vor
s oder im Auslaut und aus gewissen ^-Verbindungen; entsteht
außerdem aus o + l vor t S. 137; — br. eo entspricht dem c. ew
und yw; aus idg. ä + w (breo, heol) S. 62; kann außerdem auf
e ^ V (reor 'After' S. 117), e + ^ vor ^ (geot 'Gras' S. 137) oder
auf e + einem ursprünglich silbischen Vokal (eor, heor 'Anker'
S. 224) beruhen; — eeu aus e + silbischem ö in eeun § 217; —
iou entspricht dem c. iw (liou 'Farbe'); beruht auf Metathese
(diou, piou) § 222, 2. — Von den br. i^'-Diphthongen kann nur
aou vor einem silbischen Vokal stehen; sonst wird das w vor einem
silbischen Vokal zu v: glao 'Regen', gl avek 'regnerisch'; teo 'dick',
tevaat 'dick werden'; liou 'Farbe', liva 'färben" (durch Assozia-
tionen ist ein gewisses Schwanken zwischen -w und -v entstanden);
es muß aber daran erinnert werden, daß ein w bisweilen den fol-
genden silbischen Vokal verschlungen hat, § 42 Anm. 1 S. 62.
Br. aa, entsprach ursprünglich dem c. ae, soweit dies nicht
durch Entrundung aus oe entstanden ist; es ist aber meist zu e
monophthongiert worden (woraus zum Teil weiterhin ea) § 223,
§219, 2b. Dasselbe Schicksal hat das speziell br. auf dem Schwunde
eines v)g beruhende ae gehabt: mbr. ael nbr. eal 'Engel' S. 224
526 Lautbestand des ßr. [§ 351, 15—19
(aber kael 'balustrade' aus lat. cancellus, an kae 'haie' ange-
schlossen). Das durch jüngere VokaKsierung eines Geräuschlautes
über mbr. az entstandene ae bleibt im Nbr. erhalten § 223. — Br.
oa, oßf oue entsprechen dem c. oe (und c. ae aus oe) und wy (soweit
wy nicht Umlautsprodukt ist). Der offenste Diphthong oa entspricht
dem offeneren c. Diphthong oe; ausnahmsweise entspricht er jedoch
auch dem geschlosseneren c. Diphthong wy, und zwar vor r (goar
'er weiß', goar 'schief S. 59, koar 'Wachs', kloarek 'Kleriker'
S. 208, doare 'Aussehen' c. dwyre 'Anbruch des Tages'; doarenn,
douarenn 'Enkel' S. 56 ist nicht beweiskräftig, da es nur in V.
vorkommt; anders vor zr: krouer S. 134) und möglicherweise vor
auslautendem -ä (koan 'Abendessen' S. 208; goaz 'Gans' S. 103,
skoaz 'Schulter' fem. S. 76; auch bloaz 'Jahr" S. 113); — br. oe
ist die normale Entsprechung des c. wy (unklar ist mir br. oe als
Entsprechung eines alten oe in goeled § 259 S. 386); ferner ent-
steht oe durch jüngere Vokalisierung eines Geräuschlautes (loen
'Tier' u. s. w.) § 329, 5; — br. oue erscheint vor z (vgl. die unter 7)
beschriebene Wirkung des z): rouez c. rhwydd S. 58, frouez
c. ffrwyth S. 229, pouez c. pwys S. 209; im Auslaut: doue
'Gott' S. 59, ploue 'Dorf S. 208 (dieselbe Entwickelung vor einem
Vokal; hier ist aber das letzte Element des Diphthonges geschwun-
den: houad 'Ente' S. 55, douar 'Erde' S. 66, houarn 'Eisen'
S. 73; eine Ausnahme scheint goanv 'Winter' zu sein); über das
auf dem Schwunde eines 'tag beruhende oue s. S. 106 und 224
(moue 'Mähne', spoue 'Schwamm'; vor Vokal u: toui 'schwören',
stoui 'baisser la tete', nouenn 'extreme-onction') ; oue aus frz.
oi in mouez 'Stimme' frz. voix. — Diphthonge mit w als erstem
Element, die durch Kontraktion entstanden sind (koabr 'Wolken' S. 388,
einsilbiges douar 'Erde' S. 314*) oder auf gemeinbrit. w -{- Vokal beruhen
(c'hoant 'Lust' c. chwant S. 139 f.), werden hier nicht besonders be-
sprochen.
Br. üi (ui geschrieben) aus idg. äj: mui 'mehr' (V. ui 'Ei')
S. 66. — Br. ei s. § 257, 2, 4 und Anm. 1 S. 380—382. Br.
drein ek 'dornig', meinek 'steinicht', meinaat 'couvrir de pierres
un chemin' beruhen nicht auf einem besonderen Lautgesetz (Loth,
Rc. XXVIII 63), sondern sind Ableitungen von den Pluraleu
drein, mein. Mit dem Corn. stimmt br. kein 'Rücken' S. 117;
auf e + vokalisiertem t beruht der Diphthong in ein 'Vogel'
S. 135. Über brein, blein S. 125 und § 329, 3.
Anm. Über die br. Nasalvokale s. § 2G0, 2.
§351,20—29] Lautbestand des Br. 527
20) ßr. w (nach^- als -w-, nach c'h als -o-, -ou- geschrieben:
c'hoant ^Lust', c'houek 'süß', c'houi 'Ihr'; vgl. oben über die
Diphthonge) geht wie c. und corn. w auf idg. oder lat. w oder auf
wgw zurück oder ist aus einem silbischen Vokal entstanden; xw-
und gw- entsprechen dem c. und corn. xw-, gw-. Andere Quellen
des w sind oben bei den i<;-Diphthongen angegeben, wo auch über
den Übergang des intervokalischen w in v gehandelt ist. Das idg.
w- vor einem vorderen Vokal wird in Leon gV gesprochen (z. B. in
gwir 'wahr'), in Treguier spricht man aber gu; damit stimmt Leon
skuiz, Treguier skouis 'müde' S. 76; dagegen bleibt in Leon xw-
vor einem vorderen Vokal unbeeinflußt (Troude gibt Formen wie
c'huek 'süß' für V., Treg. und Cornouaille an). Die lenierte Form
des gw- wird w- geschrieben, in Leon aber als v (Treguier iv) ge-
sprochen.
21) Br. / (i geschrieben) entspricht einem idg. / oder ist aus
einem silbischen Vokal entstanden, vgl. § 349, 27. Aus ^ nach
Kons, in sekundären Gruppen (Urien) S. 101. Nach einem Vokal
ist j aus gjf xj entstanden (marc'heien, kleier) S. 371; Hiatus-
einschub § 218.
22) Br. h entspricht dem c.-corn. h. Vgl. § 276, § 282.
Vgl. unter x,
23 — 25) Br. x (c'h geschrieben) entspricht dem c. x; entsteht
außerdem aus idg. g{h) nach r, Z § 61, 2, 3 (vgl. § 138, 4) und im
lenierten Anlaut § 302, 3. Antevokahsches und intervokaUsches x
ist meist zu h geworden, was zu umgekehrten Schreibungen Anlaß
gibt: ac'hanoun 'von mir' c. ohonof; bouc'hal S. 67; hec'h
§ 276 S. 408. Ist bisweilen intervokalisch ganz geschwunden: ael
'Achse' S. 78; bri ad 'Armvoll', bi an 'klein' S.319; huel, huanad
§ 282 S. 413. — Br. g und h entsprechen dem c. g und Ä;, vgl.
jedoch §300; über w/j aus log S. 106f.; über die Provektion S. 426.
g aus gw im Br. auch vor r, l S. 60.
26 — 27) Br. d und t entsprechen dem c.-corn. d und t, vgl.
jedoch § 300; über die Provektion S. 426.
28 — 31) Br. z und s entsprechen dem c. s. Die stimmhafte
Aussprache gilt für die meisten Fälle des Inlauts und Auslauts
(im Anlaut als Sandhierscheinung ; in Treg. auch im unbeeinflußten
Anlaut, Ernault, Gramm. S. 5). Ferner entspricht z, woraus nach
§ 345 S. 505 s entstehen kann, einem c.-corn. d (schwindet in V., Treg..
Cornouaille) oder einem c.-corn. ^ (in V. x^ h). Im Mbr. entsteht
in gewissen Verbindungen aus einem Geräuschlaut ein z, das im
528 Lautbestand des Br. Der Dialekt v.Vannes. [§351,29—40.352
Nbr. schwindet oder zu einem unsilbischen Vokal wird § 329 (mbr.
azr nbr. aer; mbr. ezn nbr. ein, evn S. 134f.). In einer Reihe
von Wörtern findet sich ein Schwanken zwischen z und d, wofür
vermutlich in jedem Einzelfall eine besondere Erklärung zu suchen
sein wird: skuiz neben eskuit S. 76; die häufige Präverbgruppe
daz- aus "^to-ati- (das-prena 'zurückkaufen', das-kori 'zurück-
geben', dasorc'h 'auf erwecken' S. 223) ist möghcherw^eise nach
§ 85, 5 vor r entstanden, vgl. mbr. daz-re 'Ebbe' S. 323, dez-
reuell, ezreuell 'erzählen', Ernault, Gloss. S. 154; in gou-ni-d
'gagner', Paru guu-nez-et ist das d aus einem suffixalen t, das
z aus j entstanden (danach analogisch dellezet 'verdient' neben
dellid 'Verdienst' zu ir. dliged u. s. w. S. 100); neben br. pin-
vidik 'reich' steht mbr. pinuizik und nbr. pinvik und dem c.
hefyd 'auch, ebenso' (etwa *S7amitom) entspricht br. ivez, ive
{d y ä durch Fernassimilation an t/*?). — Br. z (j geschrieben)
aus dj; br. « (ch geschrieben) aus tj nach l, n und aus z -{- j
S. 371, § 345, 2 c.
32 — 35) Br. v entspricht im Wesentlichen dem c. v (Hiatus-
einschub? §218, S. 433, S. 59 Nachtrag); entsteht zwischen Vokalen
oder zwischen Sonorlauten und Vokalen aus w, s. unter den Diph-
thongen und vgl. birvi 'sieden' u. s. w. § 43 (banved, Plur. von
bano 'Sau mit Ferkeln'); über v aus i^ im lenierten Anlaut s. unter
20), vgl. vi 'Ei' §45, 1 S. 66; andererseits wird v zu w im Silben-
auslaut (pa zao al loar 'wenn der Mond aufgeht', von sevel 'auf-
gehen'; oft jedoch im Auslaut v: sav 'geht auf, liv = liou
'Farbe'). Über Schwund des v vgl. § 71 Anm., § 99 Anm. 2 S. 165
(nach einem gerundeten Vokal: skouarn 'Ohr' c. ysgyfarn acorn.
scouarn mcorn. scoforn, scovern; im Auslaut: sa 'geht auf
= sav, sao). — Br. /" entspricht im Wesentlichen dem c. f; statt
XW' vor 0 (faouta) S. 77. — Br. b, p entspricht dem c. b, p^ vgl.
jedoch § 300; über die Provektion S. 426. UnursprüngHches p
nach m S. 170f.
36-40) Br. r §90—91; r aus n S. 155. — Br. l § 92—93;
t S. 370 f.; — Br. w hat denselben Ursprung wie c. w; über die
Änderungen der Gruppe 79g s. S. 106 f. (wegen dieser Änderungen
kommt 79 alleinstehend nicht vor, sondern nur vor k und vor ge-
sprochenem g: min gl 'lau'). — Br. n und m entsprechen dem c.
n und m; über n S. 370 f.
g 352. Der Dialekt von Vannes. Die Orthographie dieses
Dialekts ist weniger geregelt als die Orthographie der übrigen
§ 352, 1—3] Der Dialekt von Vannes. 529
Dialekte; man kann noch in modernen Büchern Schreibungen wie
c, qu für k, gu für y, ai für e, se für e (s£ent, Plur. von sant
'der HeiHge'), stummes auslautendes -e (voere statt voer 'fade')
u. s. w. finden. In einigen Büchern ist jedoch die Orthographie
regelmäßig (so z. B. in Histoer santel de ziskein er burhudeu en
des groeit en Eutru Doue ar en doar, Vannes 1900, von J. Bulfbn).
Über den Akzent und seine Wirkungen s. S. 276, § 186, § 187, 3,
§ 190 Schluß. Die folgenden Bemerkungen über das Lautsystem
sollen nur orientieren (eine systematische Heranziehung des Dialektes
von V. ist in diesem Buche nicht beabsichtigt). Vgl. Ernault, Le
dialecte vannetais de Sarzeau, Rc. III 47 — 59; 232 — 239; Ernault,
Etüde sur le dialecte breton de la presqu'ile de Batz, Saint-Brieuc
1883; Loth, Remarques sur le bas-vannetais, Rc. VII 171 — 199;
d'Arbois de Jubainville, Etüde phonetique sur le dialecte breton
de Vannes, Rc. I 85—105, 211—221.
1) V. e statt Leon ö S. 48. Jedoch ö in meurbet 'viel,
sehr', Bayon S. 2, Guillevic & Le Goff S. 2. Über ö im Bas-
vannetais s. Loth, Rc. VII 176. ü bleibt in V. un verschoben (Aus-
nahme: ihuel 'hoch', auch inhuel).
2) V. hat zum Teil u und i für Leon o und e: e zou 'ist'
(Leon azo), tevou 'du wirst sein', kouh 'alt' (Leon koz); gir
'Wort', stiren 'Stern', ridek 'laufen'; mit i y ü neben einem
Labial: gl üb 'feucht', h um reflexives Präverb S. 285. — Der Über-
gang ü y ö in der Proklise findet sich in V. nicht: ur, un,
unbest. Artikel (Leon eur^ eun). — Umgekehrt o für Leon u:
brehonek 'Bretonisch', goleu 'Kerzen', lonkein 'verschhngen'.
Anm. Abweichungen von Leon mit Bezug auf die Verteilung der
weiten und engen Vokale finden sich auch in anderen Dialekten: Treg.
brezonek 'Bretonisch', golo 'Kerzen', lonkan 'verschlingen' (Leon bre-
zounek, goulou, lounka), gir 'Wort', it 'Getreide'.
3) Über den Diphthong ea S. 319. — Für Leon ao wird au
geschrieben; der Unterschied ist jedoch nur orthographisch: e rauk
'bevor, ehe', faulet 'geworfen', lausket 'gelassen', pautr 'Bursche',
auter 'Altar', paud-mat 'viel' (Leon paot corn. pals nir. nsch.
entlehnt pailt); diaul 'Teufel' (Leon diaoul für zu erwartendes
-ao-). Unklar ist nann 'Hunger'. — Der Diphthong ou (Leon
aou, nachtonig ou) erscheint in V. als eu d. h. öij, (§ 42 S. 60):
cheleu 'horchen' (Leon selaou), lezeu 'Kräuter', deheu 'rechts',
dirieu 'Donnerstag' (ohne dir-: er ieu hamblid 'der grüne
D.', auch rieu . .), deu 'zwei', geu 'Lüge'; en treu 'die Dinge'
Pedersen: Vgl. kelt. Gramm. 34
530 Der Dialekt von Vannes. [§ 352, 3
(Leon trao.Uj Plur. von tra), deusto, deustou 'obgleich' (Leon
daoust § 87 S. 136); eun 'Furcht' (hier w aus v, s. § 32, 3 S.49;
auch V. deur 'Wasser' mit urspr. -uv- aus -üb- §27 S. 35; denn
oder don 'tief; seul 'Stoppeln' S. 219; man könnte mit der
Senkung des ii vor auslautendem -ä rechnen, die im Fem. des
Adjektivs 'tief und im Plur. des alten Neutr. 'Wasser' berechtigt
wäre), meut 'mouton' {w aus l S. 137). Unklar ist V. eutru
'Herr' für Leon aotrou S. 137. (Über -ow im Bas-vannetais, s.
Loth, Rc. VII 175). — Leon eo: heaul 'Sonne', eauk 'Lachs',
teat 'Zunge'. Hiatus: ehour, ivor 'Anker'. Vgl. noch unter 4).
Dem Diphthong oa von Leon entspricht oe: goet 'Blut',
troet 'Fuß', koet 'Holz', oet 'Alter', oen 'Lamm', loer 'Mond',
hoer 'Schwester', skoe 'Schulter'; w > ü: uelet 'Herd', nueh
'nackt' Hist. Sant. S. 11; w y Null: ble 'Jahr'; e > a: nuah
'nackt', goai 'Gans'. Die regelmäßige Entsprechung von Leon oe,
oue ist wohl oue, oui : skouet 'ecu', rouet 'Netz', bouit 'nour-
riture', gouil 'Schleier', ouilein 'weinen', pouis 'Gewicht', Doue
'Gott', moue, moui 'Mähne'; abweichend rued 'Netz' Hist. Sant.
115, freh 'Früchte', e goahas 'fiel' (relativ; Hist. Sant. 10; ge-
wöhnlich in Hist. Sant. e goehas, anderswo e gouehas). — oe
uud oue vermischt: Hist. Sant. schreibt gouer 'er weiß', koehas
'fiel'. — Von diesen alten Diphthongen genau zu unterscheiden
sind die urspr, Gruppen von w oder u + Vokal: ho ah 'noch'
§ 256 Anm. 2 S. 379, doar 'Erde'; ferner die Fälle, die auf
speziell bretonischer Vokalisierung eines Geräuschlautes beruhen:
Ion 'Tier' Leon loen; V. goerein 'melken'; V. moereb 'Tante';
V. loer, lor Plur. lereu, loreu 'bas, chaussure'.
Der Diphthong ae ist (auch, wo er auf speziell br. Vokali-
sierung eines Geräuschlautes beruht) monophthongiert worden: se
'Kleid', er 'Schlange', leret 'gestohlen', arer 'Pflug'. Anders
dareu 'Tränen', Sing, dar; henal 'Atem', benal 'Ginster'. Vgl.
§ 223, 2.
Der Diphthong ei in neijal 'fliegen' (Leon nijal S. 370)
scheint auf einem besonderen Lautgesetz zu beruhen. Die Infinitive
auf -ein mögen das -ei- von Formen wie golein 'decken' (Leon
golei), troein 'wenden', skoein 'schlagen' (Leon trei, skei) be-
zogen haben, aveit 'für' Leon evit ist vielleicht eine Kontamina-
tion einer Form mit geschwundenem v (eit kommt neben aveit
vor) und einer Form mit erhaltenem v; mbr. eguit (d. h. doch
wohl egit) ist Kontamination von evit mit eget 'als' (nach einem
§ 352, 4—6] Der Dialekt von Vannes. 531
Komparativ, corn. ages; umgekehrt iibr. evit 'als' statt ege*");
com. awos 'wegen' ist, wenn hierhergehörig, mit Bezug auf das
w und das o unursprünglich (wohl mit einem anderen Worte c.
achos Svegen' mc. achaws 'Ursache' kontaminiert; kann jedoch
auch von br. evit ganz zu trennen und nur zu c. achos zu stellen
sein), ßr. e-vit ist im letzten Bestandteil mit air. fo-bith, fo-
biith identisch; zu gr. (plxv 'Erzeugnis, Sproß', (plxvv) 'erzeuge'.
4) w ist in V. in mehreren Fällen zu ü geworden. So nach
X und g vor einem vorderen Vokal: huek 'süß', hui 'Ihr', gue
'Bäume', guir 'wahr', skueh 'müde' (dagegen hoant 'Lust', goas
'Mann', koareis 'Fasten'). Ferner nach einem Vokal oder einem
Sonorlaut im Auslaut und antevokalisch (in diesem Falle schwankt
die Orthographie: in älterer Zeit -hue, -hu-, jetzt w% ü, ü, s.
§ 233 S. 334): glaü 'Hegen', teü, tiü 'dick' (tehue, tihue), biü
'lebendig' (bihue), piü 'wer' (pihue), liü 'Farbe' (lihue), marü
'Tod' (marhue), hanü 'Name' (hanhue); kl eii et 'hören', merüel
'sterben', galüein 'rufen' (galhuein), hanüet 'genannt'; nach
einem geschwundenen d: e veüas 'wurde berauscht' (mit alter
Orthographie maihue 'berauscht'). Auch altes v hat an diesem
Übergang teilgenommen: sau 'Aufgang', seüel (sehuel) 'heben,
aufgehen', kriüat 'se fortifier' neben krean 'fort', pinüik 'reich'.
Daneben kommt aber auch v vor: gavr 'Ziege', gevel 'ZwilHng',
ivet 'trinken', aveit 'für' (häufig schwindet v: laret 'sagen' Leon
lavaret, el 'wie', al-kent 'trotzdem' "wie früher", eit 'für').
5) Der Laut a; wird h geschrieben; er entspricht dem c'h von
Leon; ist außerdem Lenition eines g auch vor w: ni hum huel
Svir sehen uns'. Jedoch lehren Guillevic & Le Goff S. 7, daß das
lenierte g- kein x ist (^?); geschwunden: ur oai 'eine Gans', x
hat ein w hinter sich entwickelt in ihuel 'hoch'; hu aus f in
ihuern 'Hölle', dihuennet 'verboten'. Über h als Vertreter von
p (und d) s. unter 6).
6) Die in Leon in z zusammengefallenen Laute w^erden im
Wortinnern noch teilweise auseinander gehalten : d ist (wie in Tre'g.
und Cornouaille) geschwunden: de 'Tag', be 'Grab', goai 'Gans',
blei 'Wolf, sei 'Seide', er maneieu 'die Gebirge', gout 'wissen',
gouk 'Hals'; nach dem Schwunde des d ist zum Teil (zwischen
ungleichen silbischen Vokalen?) ein -h- eingeschoben (vgl. Loth,
Rc. VII 173): kuhet 'verborgen', lahas 'tötete', e goehas 'fiel',
ehomm 'besoin' (S. 169), deuhorn, dehorn = deuzorn 'Hände'.
/ ist zu X geworden: peh 'Ding', ur hueh 'einmal'. Im Anlaut
34*
532 Der Dialekt von Vannes. Gallisch. [§ 352, 7. 8. 353
erscheint jedoch für ät und / nur z: ar e ziskoe ^auf seinen
Schultern', ou zreit ^ihre Füße' ^pedes eorum' (in einigen Gegenden
kann das 2; zu r werden: me rok 'mon chapeau', zu tok 'Hut'
Bayon S. 10). -- Über s in V. s. S. 370f. Ohne ersichtUchen
Grund erscheint s in den Lehnwörtern choufr 'Schwefel', stur
{stür) 'Steuerruder', Bayon S. 3.
7) Über stimmhafte Aussprache des /" s. § 345 S. 505.
8) n ist erhalten in keneu 'Nüsse' u. s. w. S. 155. mz > nz
in konz 'Wort', Plur. konzeu (aber amzer 'Zeit, Luft'), vgl.
§ 332.
§ B53. Gallisch. Es ist unmöglich, eine genaue Darstellung
der gallischen Aussprache zu geben. Gewisse Hauptzüge sind je-
doch klar. Das Gallische besaß jedenfalls die kurzen Vokale a,
Oj u, e, i, die im Wesentlichen dem idg. a, 0, u, e^ i entsprachen
(u und i hatten eine offene Aussprache, wie aus dem gelegentlichen
Übergang in 0 und e S. 35, S. 40 f. zu folgern ist); idg. r^ Z, ^,
m hatten dasselbe Schicksal wie im Brit. gehabt (ri, li und ar, al;
an, am). Das Gallische besaß ferner die langen Vokale: ä aus
idg. ä und ö (anders Thurneysen, Handb. S. 33); — U aus idg. ü,
im Auslaut aus idg. ö; — e (aus idg. ei; vgl. dazu noch § 34
Anm.); — l aus idg. e, l. Diphthonge: au, ou, eu (genauer in
§ 37); wohl auch ai und oL Unsilbische Vokale: w, j.
s war gut erhalten (vermuthch in zwei Nuancen : unleniert und
leniert; das lenierte s war aber nicht zu h geworden oder ge-
schwunden: esox, Esugenus, Isarnus, Uisurix, gaesum S. 73f.;
diese Entwickelung müßte jedoch im Laufe der Zeit eingetreten
sein, wenn Bhys, Celtic Inscr. S. 53 mit Hecht suiorebe als eine
Kasusform des Wortes 'Schwester' auffaßt). Der Übergang st > ts
(c) ist schon für das Gall. belegt; die Affrikata c, die natürlich
auch für urkelt. st aus idg. t^t § 87 und für urkelt. ts stehen kann,
wird in schwankender Weise bezeichnet: s (Sirona S. 78), ts
(Epotsoro-uidus S. 80), ds (Uradsarius MN), ss (Urassia
EN), -^ oder ^^ (vermuthch ging man dabei von einer griechischen
Aussprache p aus; Ura^arus MN), D (Dirona; Meddillus,
Me^^iUog, Medsillus MN, Messilla FN), durchstrichenes s
(Urissulius MN). Das Zeichen D ist vermutlich eine Nach-
ahmung des gr. 0 (eine lautgeschichtliche Erklärung des Zeichens,
die mit dem Übergang eines alten d in eine stimmhafte, später
stimmlose Affrikata [unter unbekannten Bedingungen], rechnen
müßte, ist wohl weniger wahrscheinlich). — rs war zu 7'r, ns zu ss
I
§ 353] Gallisch. 533
geworden (carrus S. 44, essedum 8.86; die übrigen Verbindungiin
des s mit Sonorlauten sind schwer zu belegen; ich nehme sn > nn
an (S. 86), Holder unter Cosla nimmt erhaltenes sl an.
Das idg. p hatte im Wesentlichen dasselbe Schicksal ma im
Brit. gehabt; über Hereynia silua S. 412; gall. Crixus S. 75;
pt S. 93. Sollte lat. spionia S. 68 schließHch keltisches Lehn-
wort sein, so wäre für die gallische Grundform wohl sf- anzusetzen.
Die Laute g, d, h besaß das Gallische vermutlich sowohl in
unlenierter wie in lenierter Form (intervokalisches g ist geschwunden
z. B. in treide ^Fuß' in Endlicher's Glossar, vgl. Holder I 1503f.
und gall.-lat. uerträha neben uertragus ^Windhund'; für b vgl.
die Schreibung Dea Ardbinna neben Arduinna, mons Ce-
uenna und Cebenna).
Auch k, t, p (p aus idg. ht wie im Brit.) kann das Gall. in
unlenierter und lenierter Gestalt besessen haben, d. h. als Je
und k, f und t, p und p, vgl. S. 437 (ein Zeugnis in dieser
Richtung könnte das Schwanken zwischen -c- und -g-, -p- und -b-
sein: arcanto-dan., uerco-breto. S. 1041, carpentum S. 118).
Es hat auch eine stimmlose Spirans x (vor t) gegeben (geschrieben
-X- und -X-, aber auch -c-): Rextugenos S. 123; auch wohl vor
5; wo jedoch eine deutliche Bezeichnung orthographisch schwieriger
war. In Spanien ist x vor t geschwunden: Ambatus MN, Am-
bata, Ambada FN, sonst Ambactus.
Schließlich besaß das Gall. die Sonorlaute r, l, n, m. Bei m
scheinen Spuren einer doppelten Aussprache vorhanden zu sein:
Bormo, Boruo § 99 Anm. 7 S. 168 (die lenierte Aussprache des
m würde jedoch nicht gut zu der unlenierten Aussprache der
Mediae nach r in arcanto-, uerco-, carpentum stimmen), m
war vor w geschwunden: Couirus S. 166, S. 64.
534
Berichtigungen und Zusätze.
S. 2 Z. 14 V. u. Anm., 1. Anm. 3.
S. 3 § 2 Schlui^. Die keltischen Literaturen sind behandelt (von Heinrich
Zimmer, Kuno Meyer und Ludwig Christian Stern) in dem
Werke Die romanischen Literaturen und Sprachen mit Ein-
schluß des Keltischen (= Die Kultur der Gegenwart, heraus-
gegeben von Paul Hinneberg, Teil I, Abteilung XI, 1),
Berlin und Leipzig 1909.
S. 4 Z. 10. Füge vor der Parenthese hinzu: Vgl. Loth, Ec. XY 98 und jetzt
bes. Comptes rendus de l'Academie des inscriptions et^elles-
lettres 1909, 16 ff.
S. 6 Z. 3. Spiranten, 1. Spiranten und g.
Z. 8. Füge hinzu: Thurneysen, Handb. des Alt-Irischen, I, Heidel-
berg 1909.
Fußnote Z. 3. 530, 1. 530, VII 271—273.
S. 7 Z. 5. Lies § 239 S. 343, § 241, 3, § 242, 2.
Z. 6 und 7. ar, ol, L ar, ol.
Füge vor dem ) hinzu: ; fortgesetzt in Vol. VIII — IX.
Lies . . 493 ff., V 88 ff., 455 ff.
Füge hinzu: Stokes, BB XVIII 84 ff.
Für ^ kann auch ch, gh geschrieben werden: ac. in-
helcha, helghati S. 106.
S. 14 Z. 12. Vgl. noch ac. anu § 99, 5 S. 169.
§ 13 letzte Zeile. Lies . . § 94 S. 149 ff. mit Nachtrag (tilge den
Verweis auf § 340).
S. 16 Z. 3. Füge hinzu: Strachan, An Introduction to Early Welsh,
Manchester 1909.
S. 19 Z. 16. Füge hinzu : Eudolph Trebitsch, Phonographische Aufnahmen
der br. Sprache, Anz. d. phil.-hist. Kl. d. Kais. Ak. d.
Wiss. in Wien 1908 Nr. XXVI.
S. 20 Z. 6. Füge hinzu : Victor Henry, Lexique etymologique des termes
les plus usuels du breton moderne, Kennes 1900.
S. 22 § 20 Schluß. Füge hinzu: Stokes, BB XVIII 115-132; Magnus
Olsen, Om sproget i de manske runeindskrifter, Christiania,
Videnskabsselskabets Forh. 1909 Nr. 1; K. Meyer, Kc. XI
493—495, XII 459—463, Eriu IV 1-16.
S. 23 f. Zu den hier und im Verlauf meiner Darstellung angeführten brit.
Lehnwcrterti im Ir. füge hinzu: ir. dain 'fein' : c. dain;
ir. faut : c. pant 'Höhlung', s. Vendryes, Rc. XXX 208.
s.
9 Z. 17 V. u.
s.
11 Z. 7 V. u.
s.
12 § 11 Z. 7.
s.
13 Z. 3 V. u.
Berichtigungen und Zusätze. 535
S. 30 Z. 8 V. u. § 44, 1. § 44 Anm. 3.
S. 31 § 25 Z. 4. Anm., 1. Anm. 3.
S. 32 Z. 18 und 19. fota^ uastus, 1. fota, uastus,
S. 33 Z. 8. Lies ei, y, e.
S. 34 Z. 6 V. u. Nach c. ff wallt füge hinzu: acorn. gols.
S. 35 Z. 1 in der Parenthese. Füge hinzu: ac. abr. guo-.
§ 27 Z. 11. Lies ir. cloth *Kuhm' (s. Kuno Meyer, Contributions;.
S. 37 § 28, 3 Z. 3. vorderen Vokalen, 1. i (vgl. S. 368j.
S. 39 Z. 16 V. u. Anders über ir. aig, Gen. ega Thurneysen, Handb. des
Altirischen I 118 f.
S. 43 Z. 1. V. grouiz erklärt sich durch einen in diesen Dialekt vor-
kommenden Übergang von gur-, gul- vor dem Akzent in
grio-, glw-\ vgl. V. glouahenn 'latte' Leon gou-laz-enn
(zu br. laz ir. slat S. 84), vgl. Grammont, Melanges H.
d'Arbois de Jubainville S. 92. S. S. 493.
S. 45 Z. 13 — 12 V. u. Lies c. am corn. br am-.
S. 46 § 31, Ic. Vgl. über ir. fiche § 156 Anm. L
S. 47 Z. 21. Zu br. e-ben 'die andere' vgl. ir. a setig ds. LU 79b 39.
S. 48 Z. 1. Vgl. § 182 Anm. 1 S. 279.
Z. 11. Füge hinzu: mcorn. def, duf P. C. 977, 989.
Z. 12. Lies de an.
Z. 17. Füge hinzu: nc. modryb,
S. 49 Z. 1—2. Hierher lat. ex-plörö, Cuny, Melanges Havet S. 85—106.
Z. 7. Br. laosk, leuskel ist hier und S. 218 falsch beurteilt; ö ist
Umlaut von an, s. § 257, 1 Schluß S. 380.
§ 32, 3. ö aus ä vielleicht auch in der ir. Präposition 6 'von' S. 438.
S. 50 Z. 12. skr. «, 1. skr. ü mit Palatalisierung eines vorhergehenden
Hinterlinguals.
Z. 24. (ir., 1. ; ir.
S. 51 Z. 11. § 155, 1. § 156.
Schluß der Anm. Füge hinzu: Vgl. § 349, 8. Unmöglich, auch vom
Gesichtspunkt der brit. Lautgesetze, ist die Zurückführung
von ir. ceile c. cilydd auf *kegUjo-, Thurneysen, Handb.
S. 97.
S. 53 Z. 7. Füge hinzu: mcorn. lef, luef.
S. 54 Z. 5. Über ü > ncorn. i s. § 350, 7.
S. 55 § 37, 3. Air. au-gaire 'Hirt' (neben u-gaire), worin der Diphthong
nicht recht verständlich ist (es sei denn, daß die Formen-
bildung bei 'Schaf sich nach 'Kuh' gerichtet hätte), erklärt
Thurneysen, Handb. S. 122 als umgekehrte Schreibung.
S. 56 Z. 11 V. u. galL, 1. abrit.
S. 58 Z. 7. Lies nbr. kuiT.
S. 59 Z. 5 V. u. Vgl. mc. priawt u. s. w. S. 214 unten (anders behandelt
ist mc. tafawt u. s. w. S. 107). Das Ac. und Abr. hat
noch guo-; über com. me a wolgh 'ich werde waschen',
wour 8. S. 435, § 350, 3; vielleicht ist das v von br. he
536 Berichtigungen und Zusätze.
voad 'sein Blut", en em roada u. s. w. S. 433 und § 218
S. 314 als erhaltenes tr aufzufassen.
S. 60 Z. 1—2. G-enauer bei Grammont, Melanges H. dArbois de Jubain-
rille. S. SS— 96 (über Leon gloan ^Wolle" S. 86—90). Tgl.
Nachtrag zu S. 152 Z. 15—20.
Z. 5. Lies mcom. gurek.
Z. 2 T. u. eu. 1. eu (gesprochen 'öu\.
S. 61 Z. 16. Füge hinzu: com. nown.
Z. 30. Füge hinzu: com. lower.
Z. 9 — 7 T. u. Über c. gognaw und br. tanao, in denen a ur-
sprünglich ist s. § 106. § 109, 1.
Z. 3 V. u. Tgl. über br. dreo 'a demi-ivre" Loth, Ptc. XX 342 Zu
diesem Absatz vgl. noch § 123, 2.
S. 63 § 43 Z. 5. Über ein ir. Adj. medb s. Eriu H 12.
S. 64 § 44 Z. 6. j schwindet vor c. //, br. i : mc. yxch, PIut. von iwrch
'Rehbock"; br. 11 c' hier, PIut. von ialch 'Börse": vgl. über
c. iddew u. s. w. S. 385: eine ähnliche Erscheinung im
Inlaut (c. hyn) § 255. 6.
S. 6^ Z. 2 V. u. Füge hinzu: ac. trean.
Z. 1 V. u. Füge hinzu: aber nc. trianu *to tertiate'. vgl. Thurneysen
Ec. XI 203 f.
S. 67 Z. 9. Lies § 214 Anm. 3
Z. 13. Füge hinzu: ncorn. boell. bül.
Z. 15. Ein weiteres Beispiel ist c. mwyaid (bwyaid) 'consecrated
wafers': miod 'fritters, mancliets". Tgl. noch br. kroua-
duT § 124. 2.
S. 68 Z. 6—10. Ähnlich auch TTilh. Lehmann. EZ XLI 394.
S. 69 Z. 18. Com. £res, creys "Mitte" br. kreiz T. kreis scheinen auf
einen alten Lokativ *k'rd-su zurückzugehen.
S. 73 Z. 25. Anders über an. iain, eärn Torp. AfnPil. XXIT 91—92.
S. 74 Z. 2 — 5. Die gegebene Erklärung von chwioxydd, guiannnin ist
zweifelhaft, der Parallelismus mit c. trianu neben traian
ist dagegen evident.
Z. 5. Lies § 214 Anm. 3.
S. 76 Z, 3 V. u. Zur brit. Tokalgebung vgl. S. 383.
S, 78 Z. 4 V. u. Ir. de-sercc enthält wohl nicht das Wort *Gott', sondern
das Präverb de-, di-, vgl. c. gor-dderchu 'lieben, dessen
letzter Teil aus einem spät kontrahierten *de~heTchu eT-
klärt werden kann.
S. 79 Z. 1. Zimmer. Sitzungsber. d. königl. preuß. Akad. 1909 IQ 72ff.
erklärt den kurzen Tokal von c. earhaet (sar) als
Kürzung eines alten S vor dem urbrit. Akzent (aber eine
derartige Eürzung erkenne ich nicht an. s. § 126 S. 204,.
deutet ir. tär mit Windisch als *to-^är (aber mit Elision
des '0~ kann in einem solchen Fall — vor f — schwerlich
gerechnet werden, s. § 207 S. 305 und will schließlich c
sar ir. sar als das entlehnte aengl. sar *Schinerz' be-
Bericlitigungen und Zusätze. 537
trachten. Dagegen sprechen aber einerseits die Lau*e
(vgl. c. rhawd ir. rot aus aengl. rad § 20 S. 21), anderer-
seits reale Erwägungen; daß man die ererbte Bezeichnung
eines uralten juridischen Begriffes aufgegeben hätte um sie
durch ein Fremdwort ohne jede juridi.sch-technische Be-
deutung zu ersetzen, halte ich für ganz unwahrscheinlich.
Auch spricht gegen den altkeltischen Charakter von c.
sar ir. sär absolut nichts; die Beschränkung der Sippe
auf das Ir. und C. ist kein "Verdächtigungsgrund (vgl. z. B.
c. efydd air. humae 'Kupfer" u. s. w. u. s. w.). Der
Zweifel an ir. <?- aus st- bei Thurneysen, Handb. S. 130
läßt sich nur unter Verwerfung unbedenklicher Etymolo-
gien aufrechterhalten. Auch die Annahme einer idg. Alter-
nation a : ä in c. sar : ir. sar ist unanstößig (will man die
Alternation a : ä durch Entlehnung erklären, so besteht
nur die Möglichkeit, das ir. Wort als aus dem C. entlehnt
zu betrachten, vgl, etwa ir. aros 'Wohnung' aus mc.
arhos 'to stay, abide'; man müßte aber in diesem Falle
trotzdem eine idg. Alternation a : ä in c. sar : ir. tär an-
nehmen ; und gegen die Entlehnung sprechen schwerwiegen-
de — meiner Ansicht nach : entscheidende — semasiolo-
gische Bedenken).
S. 79 Z. 5 V. u. f/w- in rahd. qua st wäre auch nach der Zusammen-
stellung mit russ. gvocdi 'Nagel" abulg. gvozdl 'Wald" (Tor-
biörnsson, Nordiska studier tillegnade Adolf Xoreen, üpsala
1904 S. 255) anzunehmen.
S. 81 § 50, 2. Über -str- vgl. § 136, 3 S. 220. Neben maistre existiert
im Nir. auch der Nom. maistir (vermutlich älter;; neben
riastraim 'verzerre' (c. rhwystro 'to hmder, to obstruct*)
steht das Part, riastartha,
S. 82 Z. 9. Vgl. noch etwa gall. ^oovdig Fluß-N., Frutonius MN.
S. 83 Z. 18 V. u. Zu ir. orr vgl. S. 245.
S. 84 Z. 25. Über gr. a/t/; vgl. Solmsen, Untersuchungen zur gr. Laut- und
Verslehre, S. 73 Fußnote.
S. 85 § 50, 7. Gall. bei sa ist wohl aus *beli5a entstanden, vgl. Belsa,
Belisia ON.
Z. 13 V. u. Füge hinzu: com. nasweth.
S. 86 Z. 12 V. u. Lies ir. gress.
S. 88 Z. 14 — 5 V. u. Daß ir. bech nicht ein altes *', sondern ein altes e
hat, geht aus § 252 Anm. 9 a S. 367 hervor. Zu beachten
ist dor. acpä^ Theokr. V 29 (worauf mich Boisacq aufmerk-
sam macht).
S. 93 Z. 10 V. u. Über c. cael s. § 349, 37.
S. 94 Z. 7 V. u. ac, 1. air. (Juvencus-Glossen).
S. 96 Z. 8. Lies wev.
Z. 4 V. u. Isalmaen ist Is-Almaen, Vendryes. Kc. XXX 205.
S. 99 Z. 6. -ege-, 1. -ege- vor j der folgenden Silbe, § 255, 6.
538 Berichtigungen und Zusätze.
S. 99 Z. 12. Über acorn. teilu s. § 350, 20.
S. 100 Z. 3. Vor dem geschwundenen Auslaut (wenn er nicht ein ä ent-
hielt) scheint -ig- als c. -wy auftreten zu können s. S, 515.
S. 101 § 59, 9. "Weitere Beispiele : c. anian 'Natur' {*ndhi + *g'en-,
*g'nn- 'gebären'); mc. gwaryaf § 302, 3 Anm. S. 434,
Z. 4 V. u. Lies giugran.
S. 103 Z. 19 V. u. gränna liegt air. als g ran de vor (Ml. 40c 17, 18,
Vendryes, Rc. XXX 210).
S. 104 Z. 4. Das ir. -?/- in cuilen liefert den Beweis für das i der fol-
genden Silbe, s. S. 363, S. 483.
Z. 15. a, 1. o.
S. 106 § 61, 4. Vgl. noch c. ystwng 'to put down, to depress' : br. stoui
'baisser la tete'.
S. 108 § 63, 1. Vgl. § 215 Anm.
S. 109 Z. 8. Anders über ir. när Loth, Melanges Havet S. 240.
S. 110 Z. 7. Zum Alter der Schreibung dd vgl. Vendryes, Ec. XXX 210.
Z. 32. Vgl. noch abr. in madau gl, pessum, Thurneysen, IF XIV 132,
S. 112 Z. 14, Lies br. ozac'h 'maitre de maison, mari'.
§ 67 Anm. 3 Schluß. Füge hinzu: br. diriou 'Donnerstag'; vgl, noch
br. ilio 'Epheu' : c. eiddew ncorn. idhio ir. edenn.
S, 113 Z. 28. Das fem. Genus der kürzeren Form ist wohl alt, das mask.
Genus eine Neuerung, vgl, S. 526.
Z. 31, -dm- auch in c. deddf 'Sitte' gr. xs^fAog.
S. 114 Z, 13—17, Mehr über Id > // bei Thurneysen, Handb. S, 91.
Z. 22. Die archaische Artikelform in da liegt vor in indä errend
gl, Stigmata [Wb,] 20 d 5 und in da fodb gl, exuuias Thes,
II 47, 24; s. Thurneysen, ZfcPh, III 53.
S. 115 Z. 3. Über erhaltenes nd im Brit. vgl. Ernault, ZfcPh. I 40. Vgl.
ncorn. trenzha (d. h. trenSa?) 'the day after to-morrow'
Lhuyd S. 249 : c, trennydd S. 23.
S. 117 Z. 17, Das Brit. setzt eine Grundform *nebhl()- (genügt auch für
das Ir.) oder *nebhlä voraus, vgl. V. ivlenn § 162 S. 255.
S. 119 Z. 6 v. u. In ir. imbliu 'Nabel' : lat. umbilicus gr. 6/j,(pak6g ahd.
nabalo ds. skr. näb/nla- 'Nabelvertiefung' kann zwischen
b und l ein Vokal geschwunden sein,
S. 121 Z. 3. crem, besser er im s. S. 365,
S. 122 Z, 1 V. u. Lies *we-k'örd-.
S. 124 Z. 6, Füge hinzu: ncorn gwaneth.
S. 125 Z. 9 V. u. Füge hinzu: corn, tyn.
S. 132 Z. 10. Die Erklärung von c. tal-cen ist zweifelhaft; vgl. br.
talgenn 'Stirnbrott der Kühe', dourgenn 'Handhabe,
Henkel' (zu dourn 'Hand'),
Z. 20—22. Anders Wackernagel, Nachrichten d. königl. Ges. d.
Wiss. zu Göttingen 1909 S. 61.
S. 133 Z. 5. Über br. bezo vgl. § 143 Anm. 2.
Z, 8, Die Zusammenstellung von ir. laithe und asl. l^fo findet sich
auch bei Mikkola in der Jagid-Festschrift, Berlin 1908
Berichtigungen und Zusätze. 539
S. 360, wo auch skandinavische Formen verglichen werde.'.
S. 133 Z. 2. V. u. Über das lenierte t im Brit. vgl. § 3(K).
S. 134 § 85, 5. Die hier besprochene Hypothese wird, wenn sie überhaupt
richtig ist, nicht für das mit einem urspr. auslautenden -r
zusammengeratene t gelten, vgl. § 143, 2 Schluß (c. creawdrj
und § 153 S. 246 (rabr. breuzr).
Z. 3 v. u. Füge hinzu: c. Ilawdr 'Hosen' acorn. loder gl. caliga
br. loer 'bas, chaussure'.
S. 135 Z. 8 v. u. Mbr. loezn (und andere derartige Formen) betrachte
ich als eine orthographische Kontamination der älteren
Form (mit zn) und der jüngeren Form (mit en). Anders
Loth, Kc. XXVIII 65, der sich auf die Entwicklung in
Ouessant beruft (paedroun 'parrain' u. s. w.).
S. 136 Z. 16. Füge hinzu: V. deusto, deustou § 352, 3.
S. 138 Z. 4 v. u. Auch im Corn. kann ein auslautendes -t unter ähnlichen
Bedingungen wie im C. verloren gehen: corn. gan = gans
'mit' (analogisch genef 'mit mir'); dek can quyth 'zehn
hundert mal'; lemmyn 'sondern' S. 492. Aber kymmys
'so viel', bewnas 'Leben' M. C. 12.
S. 140 Z. 25. In Konsonantengruppen kann im Air. und Mir. die Doppe-
lung als Zeichen der unlenierten Aussprache gelten. Belege
Asp. i Irsk S. 112 f. Die unlenierte Aussprache kann ver-
schleppt werden: ir. follus § 242 Anm. 4 S. 351 [l vor s
entstanden), as-lennim 'beschmutze' [s in -eilnim ent-
standen) Thurneysen, Handb. § 137 S. 84.
S 142 Z. 1 V. u. Lies Donegal rauwdr.
S. 144 Z. 10—11. be-artha, 1. bear-tha.
S. 149 Z. 7 und 16. Lies simtas.
Z. 16. Füge hinzu: acorn. nans.
Z. 31. Lies § 228, § 229.
Z. 4 V. u. Die Bedeutung der ac. Schreibungen hanther 'Hälfte',
pimphet 'der fünfte' ist nicht ganz klar; wahrscheinlich
ist wA, mh oder nh, nih zu sprechen.
S. 151 Z. 19 V. u. Daß der kurze Vokal in unbetonter Silbe auf Verkürzung
beruht, ursprünglich aber (wenigstens) halblang gewesen ist,
geht aus seiner Färbung hervor; vgl. über c aus a § 200.
Z. 5 V. u. Nir. coic-thigheas 'vierzehn Tage' (S. 487) hat einen
kurzen Vokal in der ersten Silbe.
S. 152 Z. 2. Der Gedanke an eine Sonderbehandlung vor xt könnte durch
ir. rieh tu 'Erreichen', Inf. von ro-icc- gestützt werden.
Z. 4 — 13. Die Schwierigkeiten werden durch die von Thurneysen,
Handb. S. 124 f. gegebene Fassung (Dehnung von a und e,
keine Dehnung von i) nicht überwunden; denn ro-icc-,
t-icc- hat idg. w, das im Ir. nicht zu in, sondern zu en
geworden ist.
Z. 15—20. Ich habe den Satz, daß die kurzen Vokale vor ge-
schwundenem n im Brit. dasselbe Schicksal wie sonst haben.
540 Berichtigungen und Zusätze.
deshalb ohne Polemik gegen die abweichende Ansicht von
Foy, IF VI 331 ausgesprochen, weil ich die Unrichtigkeit
der Foy'schen Darstellung als unmittelbar einleuchtend be-
trachtete. Die Lehnwörter, auf die Foy sich beruft, ge-
hören natürlich gar nicht in diesen Zusammenhang; lat.
pensum war gesprochenes ^pesum, vgl. § 129, 1 S. 209.
Ich sehe aber jetzt zu meiner Überraschung, daß die
Zurückführung von ir. bes br. boaz c. moes (worüber ich
S. 56 gehandelt habe) auf *bhendh-tu- von Thurneysen,
Handb. S. 126 gebilligt wird, und daß Thurneysen S. 128
das br. groez, grouez 'Sonnenhitze' (vgl. in meinem
Buche § 62 Anm. S. 108) mit boaz parallelisiert. Diese"
beiden Belege stützen sich jedoch gegenseitig nicht; wenn
br. grouez wirklich einen alten Diphthong, nicht * giere-,
enthielte, so würde oue nicht zu dem oa von boaz c,
moes stimmen. An der Zusammengehörigkeit von br.
grouez mit c. gwres ist aber nicht zu rütteln. Die
Form von grouez ist allerdings im Dialekt von Leon auf-
fällig (vgl. grek 'Frau' c. gwraig u, s. w,); auf gloan
'Wolle' würde man sich nach den Erörterungen von Gram-
mont in dem S. 60 Nachtrag zitierten Aufsatz (wonach
andere Gesetze für gtvra-, gwla- als für giere-, gwle- gelten)
nicht berufen können. Indessen kann und wird seine For-
mulierung und Deutung der Gesetze noch zu modifizieren
sein; es könnte eventuell eine Rolle spielen, daß grouez
ein gemeinbrit. offenes e hat, während grek 'Frau', gleb
'feucht', g r e c ' h 'ciron' (*t^r^Ä-no- ; vgl. c. gwraint 'worms
in the skin', gwrein-yn 'a ringworm', nir. frighid 'a
fleshworm' aus *icrghnU\ daneben nir. frigh, etwa
^wrghi-; zu aengl. wringan 'drehen' lit. reng-ti-s 'sich
krümmen') alle ein ursprünglich geschlossenes e hatten. So
bleibt also für das Foy'sche Gesetz nur höchstens der
eine Beleg ir. bes c. moes br. boaz; und dieser Beleg
ist unbedingt zu verwerfen ; c, oe als Diphthongierung eines
durch Ersatzdehnung entstandenen e wäre äußerst auffällig,
und c. gwres, br. kazel beweisen klar, daß e und a vor
ns im Brit. nicht gedehnt worden sind.
S. 152 § 94 Anm. Füge hinzu: c. llyffethar 'fetter' = ir. langfiter
S. 409.
S. 153 Z. 30 — 31. Der Übergang findet sich auch in sekundären Gruppen:
Arran kroxür Conchobhar, Nord-Connaught bruichille
'Ärmel' § 229.
S. 155 Z. 9 ff. Über n > r im Corn. s. § 350, 39.
S. 157 Z. 34. Vgl. com. yn de IIa 'so' aus *yn del na "diese Weise".
Auch nl hat // ergeben, vgl. Thurneysen, Handb. 3. 90.
Auch eine sekundäre Gruppe nl wird im Ir. assimiliert: ir.
tenlach und teil ach 'Herd', fi anlach und fi all ach
f
Berichtigungen und Zusätze. 541
'Schar', brollach 'Busen'. Von einem gewissen Zeitpunkt
an wird jedoch die Gruppe nl wieder [geduldet: annlann
S. 115 (Kuno Meyer, Contrib. andlondj. Im Nir. hat man
münla 'a mould' (aus dem Engl.; -n- ist aus der Nasa-
lierung des Vokals entwickelt], mänla 'quiet'.
S. 159 Z. 35. Air. brec (Ml. 143c 1; vgl. gall. Briccius MNj gehört
nach Thurneysen, Handb. S. 132 zu gr. nqaxvög (idg. Alter-
nation p : bh).
S. 164 Z. 20. Lies er im.
S. 184 § 112, 3. Weitere Beispiele für e : o: lat. pectus: ir. ucht
'Busen'; ir. clechtaim 'ich übe aus': cluiche 'Spiel';
ir. er im "Knoblauch': xQOfxvov; gr. jisqvoi: air. hurid
S. 90. Auch c. nith 'Nichte' : acorn. noit?
S. 186 Z. 2ff. Besser S. 492.
S. 192 Z. 2. Füge hinzu: corn. spys 0. M. 1540 (nicht aus engl, space).
S. 195 Z. 13. des Br., 1. des Corn. und Br.
Z. 14 f. Tilge die Worte: unklar . . Formen.
Z. 29. Beachte jedoch ncorn. preva 'beweisen' [e aus mcorn. ö?
oder verschleppter I'mlaut eines o, vgl. mcorn. 3. Sing.
Präs. pref?).
Z. 33. Tilge die Worte: § 259 oder.
S. 199 Z. 8 V. u. Lies § 222 Anm. 3.
S. 203 Z. 24 ff. Vgl. S. 370.
Z. 26. Lies Akk. i-ssinn-aiar.
S. 204 Z. 32. Füge nach dem; hinzu: vgl. ceiniag-werth 'a pennyworth'
Nettlau, Beiträge S. 55.
S. 205 Z. 7. Lies corn. peghas vgl. § 193.
§ 127, 1. Für die Chronologie der Aussprache beachtenswert sind
die Schreibungen Lindocolina 'Lincoln' (aus lat. co lönia)
und Dinoot MN (aus lat. Du natu s) bei Beda.
S. 207 § 128, 1. Hier die Bemerkung über c. cegid u. s. w., die durch
Versehen S. 209 Z. 27—29 steht.
S. 209 Z. 14. Über c. ciniaw vgL § 349, 8.
S. 210 Z. 1. Über br. muzur vgL § 234.
S. 212 Z. 13 — 16. Das zweisilbige br. eur stammt aus dem Afrz.
S. 213 Z. 7 V. u. Älter als pian ist pen s. § 347, 17.
S. 217 Z. 22. Mehr über ir. epscop u. s. w. Zimmer, Sitzungsberichte
d. königl. preuß. Akad. 1909, S. 441-457.
Z. 38 — 39. Zu acorn. er eis mcorn. crous vgl. S. 521.
S. 218 Z. 17—20. Vgl. den Nachtrag zu S. 49, Z. 7.
S. 219 Z. 20. Zu V. seul vgl. i; 352, 3 S. 530.
S. 229 Z. 12. Zu c. llith vgJ. S. 377.
S. 230 Z. 21. ?9(/ setzt auch br. kael 'balustrade' : lat. cancellus (Loth,
Rc. XXVIII 60) voraus; das Wort wurde mit br. kae 'haie'
assoziiert und hielt daher den Diphthong ae fest (der sonst
zu ea hätte werden müssen). S. S. 525 f.
S. 246 Z. 5. Über ir. hed vgl. S. 432.
542 Berichtigungen und Zusätze.
S. 249 Z. 14. Ein besseres Beispiel für -ow^s ist air. sechtmogo 'siebzig'.
Z. 8 V. u. Ir. tene kann nicht auf *fepnesa zurückgehen, s. §252, 3i
S. 365.
S. 252 Z. 2 V. u. Vgl. § 156 Anm. 1 S. 249.
S. 256 Z. 23. Mit Bezug auf die Satzbetonung dürfte eine wesentliche
Übereinstimmung der verschiedenen keltischen Sprachen
vorhanden sein. Die Vorarbeiten für die Behandlung dieser
Frage fehlen jedoch. Vgl. die Nachträge zu S. 278 und
S. 294.
S. 262 Z. 22. Beispiele für Vokalschwund vor einem enklitischen Worte:
air berth-i 'trägt es', itiu-s 'ißt sie' (berid 'trägt',
ithid 'ißt').
S. 264 Z. 8. tr-a-chenn 'für ihn' Ml. 101a 3, vgl. 27 c 4 hat den Vokal
der zweiten Silbe wegen seines selbstständigen psycholo-
gischen Wertes erhalten, was zum Schwunde des Vokals
der ersten Silbe geführt hat.
. Vgl. § 315, Ic Schluß S. 457.
. Ein auslautender Vokal vor einem enklitischen Wort ist als
nicht auslautend behandelt in intain diagma-ni 'wenn
wir gehen' Wb. 3 a 15.
Tilge die Worte : Gen. . . dem.
Tilge die ganze Zeile; s. S. 347.
v. u. Lies § 239, 2, § 241, 3, § 242, 2.
v. u. Ir. fil 'ist. es gibt' ist von Sarauw, Ec. XVII 276 mit
Recht als Ipv. eines dem c. gweled 'sehen' entsprechenden
Verbura gedeutet worden (vgl. c. wele § 315 Anm. 6
S. 459). Die regelmäßige proklitische Form mit unmouil-
liertem / und / steht Wb. 4c 1 (fei iand 'welche dort
sind'); die gewöhnliche Form fil mit unmouilliertem /und
mouilliertem / (S. 358) ist eine Kontamination der pro-
klitischen und der betonten Form.
S. 273 Z. 8 V. u. Zu nir. gach le la vgl. c. bob ail dydd br. peb eil
deiz ds.
S. 274 Z. 6 V. u. Weitere Beispiele für die Nicht-Lenition: no-nno-
diummusaigtis gl. aut superbientes Ml. 136b 5; ma-
rru-feste 'wenn Ihr gewußt hättet' Wb. 9 c 8 (n o 'oder',
ma 'wenn' bewirken sonst Lenition).
S. 278 § 180 Schluß. Auf dem Satzakzent beruht die für Tröguier bezeugte
Erscheinung, daß die Verba vor ket (Supplement zur Ne-
gation, = frz. pas), die Zahlwörter und hanter 'halb'
vor bla 'Jahr', skoued '3 Francs', eur 'Stunde' die letzte
Silbe betonen, s. Quiggin, ZfcPh. VII 354— 356. ket, bla,
skoued, eur waren also ursprünglich enklitisch. Zu dieser
Satzbetonung vgl. br. Treg. eun tok 'ein Hut' Loth, Ec.
XVIII 405 und Legonidec, Dict. br.-fr. S. 3, der angibt, daß
das zweisilbige aer 'couleuvre' nach einer einsilbigen Grund-
zahl einsilbig ist (z. B. in eunn aer), was natürlich auf
s.
265 Z.
22
s.
266 Z.
13
s.
267 Z.
2.
Z.
3.
s.
268 Z.
4
s.
272 Z.
9
Berichtigungen und Zusätze. 543
Enklise beruht. Im Com. scheint man en ged 'in the day'
betont zu haben (S. 370). Spuren einer ent-sprechenden
Satzbetonung im Ir. s. S. 294 Nachtrag.
S. 280 Z. 6 V. u. Füp^e hinzu: mc. gwrandaw 'horchen' neben gwar-an-
daw (zu ir. cits- aus in-tois- 'horchen'). Vgl. § 232.
S. 287 Z. 12. Lies yr vor silbischen Vokalen, ./ und h.
S. 290 Z. 6. Beachte br. impalaer S. 237.
Z. 13. Lies § 222 Anm. 3.
S. 292 Z. 6. Mehr über die air. Schreibung bei Thurneysen, Handb. S. 18 f.
(§ 25) und S. 35 (§ 52).
S. 293 Z. 11—14. Ein anderes Beispiel ist c. traws S. 439.
Z. 8 V. u. Füge nach dem . hinzu: Vj^l. c. beio u. s. w. S. 101;
über äkt, ökt § 329, 4.
S. 294 Z. 19. Über die Quantität eines Vokals im Hiatus s. Thurneysen,
Handb. S. 31 (§ 45).
Z. 6 V. u. — S. 295 Z 1. Eine derartige Satzbetonung ist mir
jetzt mit Eücksicht auf S. 278 Nachtrag unbedenklich.
Vgl. noch ind-or-sa S. 316.
S. 305 Z. 28. Füge vor dem ) hinzu: , c. pedr-ongl 'Viereck' neben
pedry-fan 'Weltgegend'.
S. 309 § 210 Schluß. Füge hinzu: cloithi = cloi, Plur. von clo
K. Meyer, Contrib. 389, nothe für nöe Togail Troi, s.
Vendryes, Kc. XXX 207.
S. 311 Z. 10. Füge (nach dem :) hinzu: crela, Plur. von criol.
S. 312 Z. 9. Zur (zum Teil späten) Chronologie der c. Kontraktionen vgl.
Loth, Kc. XXVIII 59, Metrique galloise II 2 S. 106 ff.
S. 314 § 217. Vgl. Loth, Ec. XXVIII 60 f.
Z. 6—3 V. u. Vgl. den Nachtrag zu S. 59 Z. 5 v. u.
S. 320 Z. 4. Über corn. ö > ow; s. S. 521.
Z. 21. Loth, Ec. XXVIII 64 lehrt, daß im einsilbigen koad 'Holz"
das o, in koad- in der Komposition dagegen das a den
Silbengipfel bildet.
Z. 40. Vgl. Loth, Ec. XXVIII 61 (dreisilbiges meanad 'jet de
pierre' in Ouessant).
S. 321 Z. 18. Vgl. Gwyddel gwyctal Sweet S. 423 (§ 39 Anm. S. 58).
S. 323 Z. 16. Lies S. 201, mcorn. molleth § 139, 2 S. 224.
Z. 18. Im C. hat der Diphthong keine assimilierende, sondern eine
dissimilierende Wirkung auf die vorhergehende Silbe aus-
geübt : aelwyd S. 57; ist ac. ocoluin : nc. hogalen
S. 412 ähnlich zu beurteilen? Die Anfangssilbe bleibt uu-
dissimiliert in c. colwyn.
S. 325 Z. 7 V. u. Füge hinzu: acorn. er nbr. er S. 491.
S. 327 Z. 32. Lies: ^lönl.
S. 329 Z. 30. Ir. dergnat nir. dreancuid s. S. 489 unten.
S. 333 Z. 6—7. Füge hinzu: acorn. leverid 'lac dulce' S. 491.
S. 335 Z. 4. Die aus f entstandenen Vokale y, a sind noch in den alten c.
Gedichten unsilbisch, s. Loth, Metrique galloise II 2 S. 114f.
544 Berichtigungen und Zusätze.
S. 335 Z. 11 V. u. Vgl. mcorn. colyek, kullyek, s. § 350, 5, 6, 7.
S. 338 § 236 Anm. 2 Z. 8. Daß die Erscheinung nicht orthographisch ist,
beweist fognam § 248 Anm. S. 357, das von Thurneysen,
Handb. S. 104 einleuchtend als Analogiebildung nach gnim
erklärt wird.
Anm. 2 Z. 13. Mouillierung, 1. Eundung. — Zur Sache vgl.
Thurneysen, Handb. § 169 S. 103 f.
S. 352 Z. 24 — 26. Mehr derartige Analogiebildungen bei Thurneysen,
Handb. S. 94 (§ 155 Schluß).
S. 360 Z. 21—23. Zu beachten ist jedoch, daß die Hebung älter als das
'e von cuilen (S. 363 Z. 4), die Mouillierung jünger als
das e von der ist. Aber das e von der ist älter als das
e von cuilen (S. 296). Die Hebung in ir. Brigit S. 100,
nir. frighid S. 540 ist unklar.
S. 364 Z. 5. Tilge das Wort immer.
Z. 21—25. Vgl. ir. foirenn S. 375.
S. 372 Z. 15. Das aus g nach r, / oder einem geschwundenen Vokal ent-
standene J bewirkt keine Epenthese (c. ariant 'Silber', c.
anian 'Natur' S. 101 Nachtrag). Über die Entwickelung
von dg (c. maidd ncorn. meith abr. meid, vgl. abr.
cos-mid gl. seram mbr. queusuez) s. S. 88 und 104.
S. 375 Z. 9 V. u. Füge hinzu: air. collbe.
S. 377 Z. 6 V. u. Lies grueiten.
S. 378 § 256, 4. Füge hinzu: mcorn. treys, trys *Füße'.
S. 380 Z. 13. Lies § 351, 7.
S. 381 Z. 8 V. u. Füge nach blaidd hinzu: acorn. bleit.
S. 384 § 258 Schluß. Über Spuren der Senkung im Br. s. S. 526 (koan
u. s. w.), § 352. 3 S. 530 (V. deur, denn, seul).
S. 386 Z. 3. Über die Entrundung von idg. u vor w im Brit. s. S. 61.
S. 398 § 267, 8. Mehr bei Thurneysen, Handb. § 239 S. 148 f.
S. 403 § 272 Z. 2. Füge in der Parenthese hinzu: than noer 'zur Erde'
C. W. 1043 u. s. w.
S. 408 Z. 14. Im eigentlichen Wortinnern schwindet h spurlos, s. S. 72f.
S, 410 Z. 27. Vgl. noch corn. pysso, cresso S. 501, legessa S. 502.
S. 414 § 284, 5 Z. 1. Lies: 'pp und gg, cid, hh (s. § 339 Anm.).
S. 415 Z. 7 V. u. und S. 416 Z. 14. Die Bemerkungen über na 'ne' ge-
hören unter 5) S. 416.
S. 421 § 289, 7. Vgl. Thurneysen, Handb. § 138 S. 85.
S. 433 Z. 8. Vgl. den Nachtrag zu S. 59 Z. 5 v. u.
S. 442 Z. 15 V. u. In duun ch anisin kann ch graphisch für k sein, 8.
Thurneysen, Handb. S. 142.
S. 500 Z. 8—7 V. u. Man kann vermuten, daß -t in acorn. tat u. s. w.
schon als c (aber noch nicht als s) gesprochen wurde; durch
orthographische Entgleisung ist dieser Laut in bros als
-8 geschrieben worden.
Göttinger Samtiilutig indogernianisctier Oramniatiken.
Hltindiscbc Grammatik von jac. wackemagei.
1. Hand: Laullehr«. 1896. Geh. 8,00 Ji, geh 10 M
II. Band. 1. Teil: Einleitang zur Wortlehr»», Nominaikomposition.
1905. Geh. 8 Ji, in Halhlederband 9,40 M
Über die Bedeutung dieser altindischen Grammatik für jeden Sprach-
gelehrten vergleiche man den Artikel von B. Delbrück in der „Philologischen
Wochenschrift" 1907, 1.
Vergleicbctidc slaviscbe Grammatik
von
Dr. Wenzel Vondräk,
Professor an der Univ. Wien.
I. Band: Lautlehre und Stammbildungslehre. 1906. 12 Ji, geb. 13,20 Ji
IL Band: Formenlehre und Syntax. 1908. 14 Ji, geb. 15,20 Ji
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Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indog. Sprachen
4. Auflage. III. Teil:
QIortschat|
der Germanisd^en Sprad^cinbeit
unter Mitwirkung von Hjalmap Falk
gänzlich umgearbeitet
TOU
Alf Torp.
IV, 573 S. gr. 8. Geh. 14 dft, Hldr. 16 c4i.
2)te[er III. ^eil rairb, \>(x er ein in fic^ abgefc^loffeneä ©anjeä bilbet, auc^ Stielen
roilÜommen fein^ bie bie übrigen ^eite be§ SBörterbuc^ä nic^t befi^en.
f$^rüf)er finb erjd^ienen:
I. Teil : Wortschatz der Grundsprache, der arischen und westeuropäischen Sprach-
einheit. Von Aug. Fick. 1891. 14 ^, Hldr. 15,80 Ji.
II. Teil: Wortschatz der keltischen Spracheinheit. Von Whitley Stokes und Ad.
Bezzenberger. 1894. 8,60 M, Hldr. 10 Ji,.
25ie 2)ruc!tegung beä IV. Xeilä, Slavisch oon Adalbert Bezzenberger, fte^t beoor.
Ende 1905 ist erschienen:
Vorgrie*isd5e Ortsnamen
als Quelle der Vorgeschichte Griechenlands
verwertet von
Prof. Dr. Aug-. Fick.
IIV4 Bog. gr. 8. Geh. 5 Ji
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{'^y .
14
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