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WIENER STUDIEN.
Zeitschrift für classische Philologie.
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Supplement der Zeitschrift für österr. Gymnasien.
Verantvvortliclie Redacteure :
"W. V. Hartel, K. Schenk!.
Achter Jahrgang 1886.
Erstes Heft.
WIEN.
Druck nnd Verlag von Carl Gerold's Sohn.
1886.
Seit«
De perfect! tertiae personae plnralis formis in {e)runt et ere exenntibus,
quae in panegyricis Latinis inveniuntur. Von C. Burkhard . . 170 — 172
Zur Anthologia latina c. 683 R. (Bährens Poet. lat. min. III 245). Von
K. Schenkl 166
Handschriftliches zu lateinischen Dichtern. Von H. Schenkl . . . 166—168
Der Codex jiBudensis« des Juvenal. Von B. Beer 342 — 344
Ein pompejanisches Räthsel. Von E. Schenkl 172—173
Ein Bücherkatalog aus dem XII. Jahrhunderte. Von H. Schenkl. . 173—174
Anleihen griechischer Staaten.
IL Vom Gläubiger.
Unter den Gläubigern griechischer Staatsanleihen finden wir
solche y welche sich aus politischen Gründen bewogen fanden , in
financiellen Nothlagen Hilfe zu leisten, ebensogut wie solche, denen
es darauf ankam, für ihre Capitalien eine passende Verwertung
zu finden, oder eine bessere Verzinsung zu erreichen , als ihnen
sonst möglich gewesen wäre , und auch bei dem durchaus nicht
überreichen Material, das uns für diese Frage vorliegt, kann be-
hauptet werden, dass sich Gläubiger, welche aus geschäftlichen
Gründen dem Staate Vorschüsse gewährten, häufiger von der Dia-
dochenzeit an finden, bis sie in römischer Zeit zur Regel werden.
Daneben gibt es noch immer Bürger, die dem Staate aus bloßem
Patriotismus oder in Erwartung ihnen zu gewährender Ehren von
ihren Capitalien borgten. Politische Gründe für die Gewährung
eines Darlehens an Staaten finden wir natürlich nur bei solchen
fremden Gläubigern, die einem befreundeten oder verbündeten
Staate angehören, geschäftliche überall und am häufigsten während
des gewerbsmäßigen Wucherbetriebes römischer Negotiatoren in
den griechischen Landen. Die financielle Nothlage der griechischen
Staaten war etwa vom Beginn der Diadochenzeit an so groß, dass
wir unzweifelhaft Kunde von noch viel mehr Anleihen besitzen
müssten, wenn nicht der immer wieder emporflackernde Patriotismus
der eigenen Bürger oder der Wunsch der Metöken, sich dem Staate,
in dem sie Aufnahme gefunden hatten, nützlich zu erweisen, sehr
oft freiwillige Spenden (Epidosen) veranlasst hätte, welche nicht
nur über augenblickliche Verlegenheiten rasch hinweghalfen, sondern
auch gewisse jährlich wiederkehrende Ausgaben des Staates durch
Capitalisierung des auf dieselben entfallenden Betrages möglich
machten.
Fragt man, wer die Gläubiger gewesen sind, welche Staaten
Vorschüsse gegeben haben, so kann man antworten, dass es zumeist
Private waren — und zwar namentlich in der späteren Diadochenzeit
wie in der römischen Zeit — welche entweder aus GroßrawScL ^
Wi§n. Stud. VIII. 1886. Y
2 SZANTO.
aus geschäftlicher Speculation borgten. Aber und zwar haupt-
sächlich in der früheren Zeit gibt es auch Fälle, in denen sogar
Staaten die Gläubiger anderer Staaten wurden, ferner, wie bekannt^
Tempelschätze, welche ihre Capitalien verborgten. Staaten konnten
ja gewiss am leicht^i^ten in die Lage kommen, aus politischen Grtlnden
einem befreundeten oder verbündeten Staate etwa im Kriegsfalle
beizuspringen und, ohne hiei^i^ di^rch Bestimmungen eines Bundes-
vertrages genöthigt zu sein, eine Summe zur Vertheidigung des
Landes zu borgen. Dies geschah gewiss nicht immer in der Form
einer Anleihe und charakterisierte sich oft als ein Geschenk oder
als ein im Hinblicke auf zu gewärtigende ähnliche Gegenleistungen
erwiesener Dienst oder als eine im eigenen Interesse gewährte
Unterstützung eines befreundeten Staates. Viele solcher nicht in
der Form von Anleihen gewährter Beiträge mögen gewiss auch als
nichts weiter, denn als ein beneficium angesehen worden sein und
wir können daher alle Erwähnungen von Geldsendungen des einen
Staates an den anderen, wenn nichts dafür spricht, dass darunter
eine Anleihe zu verstehen sei, von der Betrachtung ausschließen.
Dagegen gibt es einige Fälle, welche unzweifelhaft Anleihen betreflFen,
die von dem einen Staate bei dem andern gemacht wurden.
Den merkwürdigsten derartigen Fall bietet die bereits berührte
Inschrift bei Ross inscr. ined. II no. 146 = Rangabe II no. 902 p.
603, merkwürdig deshalb, weil hier keinerlei politisches Interesse
mitzuspielen scheint und der Darlehens vertrag offenbar in den auch
sonst üblichen Formen errichtet war. Die Inschrift betrifft nämlich
ein Darlehen, welches die Chier gewährten und zwar einem Staate
gewährten (eödveicav xr) rröXei) und da die Inschrift auf Faros ge-
funden ist, so besteht wohl keio Zweifel, dass das Darlehen den
Pariern geleistet worden ist *^). Die Höhe der Schuld (30 Talente),
sowie die lange Dauer derselben (11 Jahre und 30 Tage) nöthigen
uns anzunehmen, dass die Chier keinen anderen Grund zur Gewäh-
rung dieses Darlehens hatten, als die geschäftliche Speculation, zu
welcher sie ihre immer günstige finanzielle Lage verleitet haben
") Die Inschrift lautet nach Rangab^: dvouc TOic Xioic [XoYicajuj^voic
ToO d[pxai]ou ö ^bdveicav rrj iröXei Yiverai tökoc [Ka]l dirö tökou tökoc ^c tot
Xpövov ^v CD 1^ öiuoXoYia ijiveTo irepl xfjc dTToböceiüc [T](uf xP^^^^tiüv, ^tuiv
?vb€Ka Kttl Tpid[K]ovTa i]ixepOjv, elc 'Avbpocedvriv dpxovxa Kai lafiva dvGecxnpiwva
Tic[ic] ^^f. luv Ttu dpxaiw [|3j TTXXXF AA[A, dirö tjoutou ^KOjuicavxo
TT [KaTdXoiirov öqpXriMaToc jS^XXXPAAA.
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 3
mochte ***). Leider läset sich tibep die Zeit der Inschrift nichts
Sicheres sagen, und ist dieselbe nur mit Wahrscheinlichkeit in die
makedonische Zeit zu setzen, wie Ross und nach ihm Rangab^ thun.
Ist diese Zeitangabe richtig, so haben wir fiir das vierte Jahrhundert
einen eclatanten Fall der Bewucherung eines Staates durch den
andern zu verzeichnen, bei welchem sogar Zins vom Zins genommen
wurde.
Häufiger kam es natürlich vor, dass, wenn Staaten Staaten
borgten, ein politischer Grund vorlag. Ein Beispiel daftlr bietet
die attische Inschrift Athenaion V p. 516. Es ist dies ein Volks-
beschluss aus dem Jahre 363 v. Chr., in welchem die Julieten auf
Eeos verhalten werden, bis zum Jahresschluss drei Talente den
Athenern zurückzugeben, welche diejenigen Julieten, die von den
Athenern, nachdem sie infolge von Parteiungen ihre Heimat hatten
verlassen müssen, restituiert worden waren, als eine Staatsschuld
der Julieten an die Athener anerkannt hatten. Neben dieser Athen
befreundeten und durch Dankbarkeit verpflichteten Partei gab es
aber auf Keos noch eine andere, welche den Athenern feindlich
gesinnt war, den Vertrag mit Athen übertreten, die Athenerfreunde
getödtet oder zum Tode verurtheilt , deren Güter eingezogen
und den athenischen Proxenos getödtet hatte. In Betreff dieser
bestimmte der Volksbeschluss , dass sie aus Eeos und Attika
verbannt sein und ihre Güter zu Gunsten der Julieten eingezogen
werden sollten. Durch das Eingreifen der Athener war somit
eine bestimmte Partei der Bürger von Julis zur Herrschaft in ihrem
Staate gelangt und diese Partei von Athen als Staat anerkannt
worden. Es ist wahrscheinlich, dass die drei Talente, welche nun-
mehr als Staatsschuld figurierten, der athenfreundlichen Partei von
Julis seitens der Athener zur Erreichung ihres Zweckes geborgt
wurden, und nunmehr vom Staate der Julieten anerkannt wurden.
Es prägt sich dies auch deutlich in der Stilisierung des Decretes
aus, welches einen Unterschied zwischen MouXifiTai, o{)c *A0rivaToi
KOTTiYaYov und dem simpeln louXifiTai oder r\ ttöXic tujv 'IouXititujv
macht. Das Bekenntnis der Schuldverpflichtung wird nämlich unter
der erstgenannten Bezeichnung gemacht, weil eben nur die resti-
tuierten Julieten das Geld empfangen hatten, die Verpflichtung zur
**) Raogabe bemerkt zur Inschrift: ^»Les Ohiotes, avec cette tendence aux
operations lucratives qai en faisant un des penples tes plus commer^ans de ki
Gr^ee et qui est restöe leur charact^re distinctif jusqu' aujourd'hni, exercent env<
leurs voisins rusure«'. - ^ -
4 sZANTO
Rüc£zuj.ui«i; •v^ir'i den Julieien schlechthin auferle^ '^). Zu bemerken
ist lAOf::. laüä irieichzeitig ein Bündnis zwischen Athen und s&mmt-
Üchen -Städten aut Keos geschlossen wurde, welches eine Wieder-
herateiluntf -ier durch den zweiten attischen »Seebund geschlossenen
Verträge biid»it^*i. In der Besprechung, welche Ulrich Köhler dieser
Inschnn wiamet Miith. d. d. a. Inst. II p. 142 ff.), hebt er henror,
dass die .'^cnuid der Julieten an Athc^n durch rückständige Bundei-
beisceuem gegründet erscheine, dass aid» nicht eine Anleihe, sondern
eine aus dem Bundes Verhältnisse sich ergebende Schuld vorliege.
Eis ist schw^^r zu «entscheiden, welche von beiden Auffassungen die
richtige isr. mit Rücksicht auf die Thatsache aber, dass sich die
Julieten zur »Schuld bekannten (eTreibf] 'louXiflTai. . . . d7roq)aivouciv
dq)€iXoucav ttiv ttöXiv Tr\\f MouXiriTiuv kt\ liii. 5 f.) scheint es Ewar im
Hinblicke auf die Verfassung des zweiten attischen Seehundes nicht
geboten, aber doch gerathen, eine zum Zwecke der Restitution
gewährte Anleihe anzunehmen. Die missliche finanzielle Lage der
Keier ist Rir eine der fraglichen Zeit um etwa ein Decenniom
vorausliegende Epoche durch das marmor Sandvicense bezeugt, in
welchem die Keier als Schuldner der deiischen Amphiktyonen auf-
geführt sind.
Minder schwierig steht die Sache in dem durch die Inschrift
CIA II 117 überlieferten Falle. Hier ist «.in attischer Volksbeschlusfl,
durch welchen verfügt wird, dass die Tenedier ein an Athen geleistetes
Darlehen zurückerhalten sollen. Die Schuld betrifft ein Darlehen
der Tenedier an Athen zur Zeit als es galt, eine Expedition nach
dem von Philipp belagerten Byzanz auszurüsten (340 v. Ch.) und
es wird bestimmt, dass die Teuedier solange aller Bundesbeitrflge
enthoben sein sollten, bis die Schuld getilgt erscheine. Es ist klsTi
dass dies eine wirkliche Schuld ist, trotzdem bei der formelhaften
Art, in der attische Volksbeschlüss«; aufgesetzt zu werden pflegen,
es den Anschein gewinnen könnt«*, als ob eine von den Athenern
erwiesene Wohlthat in der Befieiung vim den Beiträgen liege")
*'•) lin. 5 ff.: iiif\^>r) 'louAir|T«i oi»c Kar n*f u yo v 'A 0Ti va lOl dno^oi-
vüuciv öq)fiXo»jfav tuv no Xiv tr|v 'IooXuitüjv Tr|i iröXci Trji *A8r|vaiulif
Tpia TdXavT« Kdin to nirVpiMJo tou ^r'inon ton 'AOr|vaiu)v 6 Mcv^Ecvoc €lirCTf
h€böxÖ«i TUM ^rl|iliH, 6^o^o^»vol 'loi)Xirnf/( "AOrivaioic Taöxa rä XPl^l^eTQ
iv TÜJl iKlpO'JiOfilÖlVI urjVI TOM /tti X'/plKAfihon (if>X»VTOC ktX.
"■/ V«!. K0lil*r Mitrh. i\. ,\. Hi'U In l. II p. U'J.
'^ lin. )H ff. o.'noj ' // / koi «if tov Aoiti«iv (xpnvov (ii&üJCiv] oV T£ CÜMfiaxoi
Kai fiXXüC oCTl'tr //i^ «li/O'j' r^ toi; Kr\iifn im AO'n)V(xi«uv ÖTi ö ör)[^oc 6 'A©i|-
vaCuiv ^.in!ii*/*'jl7oi f.\vn\'ii* xhi* rp/hToudv tiiiv cumidjxujv? xd cu^qi^povT«
Tvi) ^^lM*-P TOi ^ihr]/oi'.. ^ /'/i rt,}f ' ^imin/^iiU .
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. Ö
und man braucht zur Entscheidung dieser Frage gar nicht über
die Ergänzung Z. 17 ins Reine zu kommen, wo Köhler liest ?uic
äv KO|ai]cujVTai Tevebioi rd xp^MCt^a S [Trpocb€bav€iKa]civ ktX, während
Dittenberger zweifelnd KCXpriKCtci ergänzt und auch die Möglichkeit
dvnXujKaci offen lässt. Die Rückzahlung der Schuld wurde übrigens
von den Tenediern verlangt (Z. 6 [rrepi 0&]v oi Tev^bioi X^touciv).
Es scheint weiters auch im Jahre 307 von den Athenern eine
Anleihe bei den Thebanern gemacht worden zu sein, bei welcher
seitens des Gläubigers natürlich nur politische Gründe maßgebend
gewesen sein können. Leider ist die Inschrift, aus der ich dies
schließen zu können meine, in so arger Weise verstümmelt, dass
an eine sichere Herstellung nicht zu denken ist. Sie wurde zuerst
von Kumanudis 'AGt^jv. III S. 482 publiciert und von dem genannten
Gelehrten auf die Zeit des Kassander und Demetrios Poliorketes
bezogen und ihr Bezug auf die Belagerung Munychias durch De-
metrios erkannt.
Auf Grund einer neuen Vergleichung des Steines wurde sie
abermals von Latischew in den Mitth. d. d. a. J. VII p. 351 £
publiciert. Sie enthält in ihren drei ersten Zeilen — der Anfang ist
weggebrochen — Theile eines attischen Psephismas, worauf die
vollständiger erhaltene boeotische Übersetzung desselben folgt. Es
ist vergebliche Mühe, den Zusammenhang der arg zerstörten In-
schrift herstellen zu wollen, doch ist so viel klar, dass es sich um
Gelder handelt, welche von den Thebanern athenischen Soldaten
vorgestreckt wurden, wie das 'A0]avr|oic crpoTidiTTic in Z. 8. und
[cTjpoTidjTiic Z. 15 andeutet. Aus Z. 11 [bJ^EacGr] tujv xp€i|Li(iTU)V tuiv
geht klar hervor, dass eine Übernahme von Geldern erfolgt ist,
freilich nicht von welcher Seite. Der in Z. 12 mit ÖTTUiC beginnende
Nebensatz, welchem Z. 15 der Hauptsatz beööxOai toi bdjao[i] folgt,
beweist aber^ dass es sich um die Rückzahlung eines Darlehens
handelt; denn er lautet: öttujc xa KOjuiTTcijLievoi (der technische Aus-
druck für Wiedererlangung verborgter Gelder wie CIA II 117 und
sonst) t[... K]f| Xijaeva. biaxeXiujvOi qpiXoi .... juev rf^i TröXei 0€i-
ßrjujv Täc dTTob[öcioc. . .cxJpoTiuiTric, beböxOai ktX. Der Sinn des Satzes
kann nur sein: damit die Thebaner, ihr Geld zurückerhaltend, in
Freundschaft mit den Athenern verbleiben, beschließt das Volk etc.
Auch der Inhalt dessen, was das Volk beschließt, stimmt zu dieser
Voraussetzung. Z. 17: [..dv to]T TTpocTareipioi |a€ivi, was eine Termin-
bestimmung ist, Z. 18 Toi 'ApeoTraTiTri, wenn man die jetzt wohl
unbezweifelte Competenz des Areopags in Finanzangelegenheiten
während dieser kritischen Zeit in Betracht zieht, und endlich Z. 18 ff.
. . Ta]X<ivTU)v kfj bi/o Kfj t:rpa[x)ui]&V '. . . oiv k^ ij^\Ci^ö^\vyi -x^ \.u\^^£t^<^^*
6 ßZANTO.
All dies würde vielleicht nicht ausreichen, um ein Anlehen zu
erweisen, wenn wir nicht aus einer gleichfalls arg zerrütteten In-
schrift derselben Zeit, welche sich auf dasselbe historische Ereig-
nis bezieht, ersehen könnten, dass Athen damals wirklich Anleihen
gemacht habe. Es ist die Inschrift CIA II 252, welche theilweise
durch das Fragment eines zweiten Exemplars desselben Beschlusses,
welches sich gefunden hat und Mitth. d. d. a. L V p. 323 publi-
ciert ist, ergänzt wird. Z. 14 des erwähnten Fragmentes stand
nämlich sicher: [xprmaT]a Trpoebdveice *^). Die Inschrift stammt nach
Köhlers Meinung aus dem Jahre 305/4 oder einem bald darauf-
folgenden. Aus dem Jahre 307/6 haben wir aber noch eine Inschrift
CIA II 253, in welcher der Demos der Kolophonier wegen ver-
schiedener Verdienste um den Staat der Athener belobt wird und
speciell der Hilfeleistung im Krieg gegen Kassander gedacht wird
und da finden wir die Worte: dvpriqppcavTO ßoriOeiv iqj br|]jLiip
Ka[i] d[7rl&T[eiXav — — ] lav ^Karöv }i — [tuj bri]|aiu dTTob€iK[vujLievoi
Tf|v 9iXoTi|uia]v. Es ist schwer sich ein anderes griechisches Wort,
das mit ja beginnt, an der Stelle nach ^Karöv zu denken : als jiiväc.
1st das richtig, so haben auch die Kolophonier den Athenern hundert
Minen zur Hilfe geschickt, wobei es fraglich bleibt, ob in der Form
einer Anleihe.
Den Staat als Gläubiger finden wir ferner in der Inschrift
Bull. d. c. hell. IV p. 327, welche von HomoUe herausgegeben ist
und etwa in die Mitte des dritten Jahrhunderts zu setzen ist. Dort
wird Philokles, der König der Sidonier geehrt, weil er infolge
einer an ihn von den Deliern geschickten Gesandtschaft Sorge ge-
tragen hatte, dass die Schuld der Nesioten, also offenbar des koi-
vöv Tiüv VTiciujTUJV an die Delier abgetragen werde gemäß den Ver-
fügungen des Königs Ptolemäus Philadelphus *^). Ein Zweifel, dass
^^) Die Inschrift lautet, wenn man die Fragmente beider Exemplare combiniert:
. . .örijiiiou ToO 'Aö[iiva(ujv T]f\i Mouvix([ai. .x]pi^ci|Liov ^au[TÖv irap^cxexo. . .]€
^öwKev P : €l[c. . . Mouv]ix(ac [K]al E{)[p(irou <cf. CIA, II 266). . .] puivaic irepl. . .
poc Tf|v Mouv[ixicxv. . .] Kttl ä['rr]o[6]o|Liev . . . € : XXX» • öpax[|üidc..] toO Kai elc
c[uJTyip(av ToO bi^iiou .]u)v imeTÄ toO ß[aciXdu)c AiumyiTplou . . xp^M«'^]<* irpoebd-
v€i[c€... Tai]v CTpaTiTftwv [...K]al tuiv vdujv[.. ß]aciX^ujc A[ii|üiiiTp(ou ...cu]-
veTp[iiipdpxilC£ xtX. Aus dem weiteren Gontexte ergibt sich, dass es sich um die
Belobung eines Herakleoten handelt.
*^) ^irei6i?i ßaciXeOc Zibujviujv <t)iXoKXf^c ^v t€ toic [l]|Li['rrpoc]Ö€v xpövoic iräcav
eövoiav Kttl (piXoTi|a(av ^vb€be[iT]|üi[^]voc biexdXei irepi xö Upöv Kai AiiXiouc Kai
vOv irpec߀[(ac äJirocToXelciic irpöc aöxöv irepl tOöv xp^^^^tujv iLv [dicpeiJXov oi
viictOOTai AiiXtotc iräcav ^min^Xeiav ^iroVicaTO öirwc Ai^Xioi KO|ii(cu)VTai rä bdveia
[xaOdncp ö ßaciXeOc TTJToXeinatoc cuv^xaEev xal [ii\ T[^vuivT]a[t btarptßal Kai
|i€XXf)c]€tc Tf)c diroböceuic Ai^Xiotc... Die leisten beiden Ergftnsungen sind nach
Dittenberger Syll. inftcr. Gr., weleber unter nti. 1^ die loMlurif^ behandelt, gegeben«
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 7
hier ein wirkliches Anlehen gemeint sei, kann nicht bestehen, denn
wenn auch die xpf\ixaTa S ulcpeiXov auf ein anderes Schuldverhältnis
bezogen werden könnten, so lassen doch die Worte rfic diTroböceiüC
(Z. 9) keine andere Deutung zu. Interessant ist dabei die Stellung
von Dolos zum koivöv der Nesioten. Soweit nämlich unsere Kenntnis
der Einrichtungen des Inselbundes reicht, gehörte Delos nicht nur
zu demselben, sondern nahm auch einen hervorragenden Platz in
ihm ein. Es hatte also einer der Bundesstaaten dem Bunde geborgt
und sein Darlehen zurückerhalten. Ich kann dabei freilich einen
Zweifel nicht unterdrücken. Es ist mir nämlich fraglich, ob hier
wirklich der Staat Delos und nicht vielmehr der Tempelschatz
Gläubiger war, dessen weitausgedehnte Leihgeschäfte seit Homolies
Publicationen im VI. Bande des Bull, de corr. hellenique bekannt
sind. Philokles wird überdies wegen seines Wohlwollens Trepi tö
kpöv Kai AriXiouc belobt (Z. 4) und überdies heißt es Z. 15 [eüce-
߀iac Tfic TTcpi TÖ lepöv] Ktti dpeTf]c irjc [ttpöc töv bfljuov töv AriXiiüV. .]
nach einer Ergänzung Homolies, die wohl kaum bezweifelt werden
kann. Aber man ist auch nicht berechtigt, mehr als einen Zweifel
auszusprechen und kann für die Annahme der Gläubigerschaft des
Staates die beiden in der Anmerkung ausgeschriebenen Stellen
anführen, denen zufolge die Rückzahlung einfach an die Delier
geleistet werden soll.
Schließlich haben wir ein Anlehen der phokischen Gemeinde
der Drymier bei dem Bunde der Oetaeer zu verzeichnen, was sich
aus der von Beaudouin im Bull. d. corr. hell. V p. 137 publicierteii
Inschrift ergibt. Es kann kaum einen Zweifel leiden, dass aucll
bei diesem Anlehen wie bei dem den Orchomeniern von Nika-
reta gewährten infolge eines Vertrages eine Novation eintrat, der
gemäß die Schuld auf 90 Minen festgesetzt wurde, und es scheint,
dass gestattet wurde, diese Schuld in drei Raten abzuzahlen. Als
Document der ursprünglichen Schuld galt eine cuTTPöcpr), welche,
wenn die 90 Minen nach Maßgabe eines später errichteten Vertrages
gezahlt sein würden, für ungiltig erklärt wird. Die Zahlung nach
den Bestimmungen dieses Vertrages hat die ausdrücklich hervor-
gehobene Folge, dass ein Schuldverhältnis nicht mehr besteht''^.
Der mögliche und vom Herausgeber der Inschrift auch ausgesprochene
Zweifel, ob mit Rücksicht auf das wiederholte toi 0€i5j Kai toTc
'") el bi Ka öioiKrici] ä irö[Xic] toiv Apu|uiu)v tcic ^v^Kovra (so) )liv&c )^d[6]iiic
iv Töi öjuoXoyiai Y^ypairTai tOüi eetüi Kai frJoTc OiTaioic, diroXeXuju^va Ictuj [to]0
bav€iou iretvxdc xai ä cuvypctcpd dT€[X]i?jc K«i dpin^va ^tuj.
8 SZANTO.
OiTttioic nicht anzunehmen sei , dass ein Gott der Gläubiger ge-
wesen sei , bleibt in demselben Grade wie bei der oben behan-
delten Inschrift von Delos bestehen; doch spricht ftlr die Gläubiger-
schaft des Staates die Thatsache, dass unter den bei der Bückzahlung
der Raten beigezogenen Zeugen keiner mit einem Titel figuriert,
welcher auf ein Schatzmeisteramt bei einem Heiligthum schließen
lässt^ gogen dieselbe^ dass die Datierung der Protokolle in Betreff
der Zahlung nach den eponymen Rathsvorständen und nach einem
Magistrate der lepoGuiai erfolgt, welcher doch sicherlich religiöse
Functionen hatte. Ob man indessen auch hier eine scharfe Scheidung
zwischen Staats- und heiligem Schatz anzunehmen berechtigt ist,
bleibt mir sehr fraglich.
In weit größerem Maße waren es ja die Tempel schätze, welche
Gelder an Private wie an Staaten verborgten. Ihr großer Reichthum
machte es ihnen nicht nur möglich, sondern ließ es sogar ge-
boten erscheinen, die Gelder zinsbringend zu verleihen. Seit den
Untersuchungen Kirchhoffs über den attischen Staatsschatz in den
Abb. d. Berl. Akademie vom Jahre 1876 ist dies für den heiligen
Schatz der Athener evident nachgewiesen und ein Zweifel, dass
der Staat bei der Göttin geborgt hatte, kann nicht mehr bestehen.
Wir wissen ja auch, dass die geborgten Gelder verzinst wurden
und haben Theile der hierauf bezüglichen Rechnungslisten erhalten,
vgl. CIA I no. 273. Wir wissen aber auch, wie durch .Rangab^
nachgewiesen ist, dass die Verzinsung dieser Schulden eine ganz
außerordentlich mäßige war und von 1*2^ später noch herabsank.
Es entspricht dies der Stellung des Staates zum heiligen Schatze,
der zwar unbestritten Eigenthum der Göttin war, über den aber
doch factisch dem Staate ein gewisses Verfügungsrecht zustand.
Denn wenn dem Antragsteller nur zuvor die fibeia bewilligt war,
konnte jeder in der Ekklesie den Antrag stellen, vom heiligen Schatze
zu borgen, und es ist keine Frage, dass die Schatzmeister der Göttin
verpflichtet waren, einen in diesem Sinne gefassten Volksbeschluss
zu respectieren. Überdies wurden diese Anleihen des attischen Staates
nicht immer zurückgezahlt'*) und dem heiligen Schatze stand gewiss
kein Elagerecht zu. In diesem Sinne sind also die attischen Anlehen
nicht viel mehr als Scheinanlehen und der Thatbestand ist kein
wesentlich anderer, als wenn die überreichen Einnahmen des einen
Budgetpostens für die zu großen Ausgaben des anderen verwendet
worden wären.
*') Vgl. Kirchhoff Abh. d. Berl. Ak. d. W 1876. p. 48 und 47 &
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 9
Für die Stellung der Tempelschätze znm Staate dürfte eine
freilich späte Inschrift (aus dem 2. Jahrhundert) instructiv sein,
welche von Haussoullier im Bull. d. corr. hell. V. p. 157 ff. ver-
öffentlicht worden ist. Sie enthält einen Beschluss der Gemeinde
von Delphi in Betreff einer der Stadt zur Bestreitung der Ehren
und Opfer von Attains II. unter der Bedingung gemachten Spende,
däss von den Zinsen des geschenkten Geldes der betreffende Aufwand
bestritten werde. Die Summe der Spende beträgt 18.000 Drachmen
eic Tdv Tiöv Traibwv bibacxaXiav und 3000 Drachmen €ic rdc Tijuac
Kai Gudac. Um nun diese Bestimmung zu erftlllen und die Ver-
V Wendung der Zinsen zu diesem Zwecke „für ewige Zeiten** zu
garantieren, beschließt die Stadt, dass das Geld dem Gotte gegeben
werden (€1)li€V tö dppipiov 7ro6i€pov toO öeoö) und eine Commis-
sion mit der Verborgung desselben betraut werden solle. Wenn
also unzweifelhaft dem Staate gehörige Gelder behufs Sicfaerstellung
im heiligen Schatze deponiert und unter den Schutz des Gottes
gestellt werden konnten, so spricht das dafür, dass eine enge Ver-
bindung zwischen Staats- und heiligem Schatze bei aller Wahrung
der beiderseitigen Eigenthumsrechte angenommen werden darf.
Factisch wurde gewiss auch der heilige Schatz in Athen als ein
staatlicher Reservefond angesehen, dem jederzeit entliehen werden
konnte und die getrennte Verwaltung, sowie die, wenn auch mini-
male Verzinsung uud die Anlehensform, unter welcher entliehen
wurde, beweist nichts als die Anerkennung des Eigenthumsverhält-
nisses. Wenn, wie CIA I no. 32, eine Rückzahlung beschlossen
wird, so war dafür gewiss nicht nur die streuge Auffassung des
Eigenthumsrechtes maßgebend, sondern auch die Rücksicht, bei
vorhandenen Mitteln den heiligen Schatz für künftige Zeiten zu
stärken.
In einem ähnlichen Verhältnisse wie der attische Staatsschatz
zu seinem heiligen Schatze dürfte der Stadtschatz von Earthea auf
Keos zu seinem Tempelschatze gestanden haben, wie aus der kürzlich
gefundenen von Halbherr publicierten Inschrift (Museo italiano di
antichitk classica Vol. I. Punt. II. p. 208 ff.) hervorgeht Auch
dort lieh der heilige Schatz dem Staate ^^), und zwar in verschiedenen
") ib. lin. 14 ff.:
TdÖ€ ^öaveicaxo i^ ttöXic
kttX ÄpxovToc TTovTOfciOou
ktti ÄpxovTOC Ktiici|üi^vouc
kid ÄpxovTOC 6€iia)6ouc HH
4irl dpxovTOc 0iXu)voc XX pH
10
8ZANT0.
Jahren rerschiedene Summen^ also, wie es scheint, mit unbegrenztem
Credit. Den ersten Platz unter allen Tempelschätzen, welche Gelder
verborgten, mtLssen wir aber jedenfalls, wenigstens unserer trümmer-
haften Überlieferung folgend, dem delischen Schatze anweisen, von
welchem wir Rechnungslisten aus dem 3. Jahrhundert erhalten
haben, die leider noch nicht vollständig publiciert sind, von denen
aber große Theile durch den um die Epigraphik von Dolos unver-
gleichlich verdienten HomoUe im Bull. d. corr. hell. VII p. 1 ff. bekannt
gemacht worden sind. Die Leihgeschäfte des Tempelschatzes er-
streckten sich naturgemäß häufiger auf Private, aber auch der Staat
ließ sich diese Quelle der Subsidien nicht entgehen und wir haben
früher zwei von HomoUe bloß citierte Stellen von noch nicht
veröffentlichten Theilen der Listen ausgeschrieben, welche beweisen,
dass hier von derartigen Scheinanleihen, die in Wahrheit Geschenke
waren, wie wir sie beim attischen Schatze annehmen zu müssen
glaubten, keine Rede sein kann. Das lehrt die Form, in der sie gewährt
wurden, die Schuldverschreibung und die erforderte hypothekarische
Sicherheit. Nach den Angaben HomoUes zu schließen, war der
leihende Staat in diesen FäUen Dolos selbst und es gibt in unserer
Überlieferung kaum ein Analogen dafür, dass ein Tempelschatz
dem eigenen Staate nicht bessere Bedingungen für seine Anlehen
gestellt hat. Es bleibt abzuwarten, dass man eine Entscheidung
darüber fällt, ob der delische Tempelschatz auch auswärtigen Staaten
Darlehen gewährte und damit die Frage erledigt, ob sich überhaupt
ein Tempelschatz dazu verstehen konnte, einem anderen, als dem
eigenen Staate zu borgen. Das einzige bekannte Beispiel hiefür ist
die Verwaltung des Schatzes der delischen Amphiktyonen, welcher
aber wohl eine selbständige Stellung eingenommen hat; hier führt
uns das marmor Sandwicense allerdings eine ganze Reihe schul-
dender Staaten an. Es genügt, hiefür auf Böckh. Sth. II p. 78 und
CIA II, 2, 814 zu verweisen.
Bei Anlehen von Tempeischätzen erscheinen immer die be-
treffenden Schatzmeister als die eigentlich borgenden, bei Anlehen,
welche Staaten ^gewähren, der Demos selbst, wie aus den Belobungen
des borgenden Staates, die demselben von Seite des schuldenden
itd äpxovTOC KaWijLidvouc X
^irl dpxovToc KaWiinrou XX
^irl ÄpxovToc KaXXdnrou Ah h
^ttI äpxovToc lujKplTou XXHHH
Kai ^Tepov HAAA
ital gTcpov XnHhHH[A*rHHHKHy? ^
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 11
zutheil wird, hervorgeht ^^)i ebenso wie aus der an den Demos
geleisteten Rückzahlung^). Für ein vom Staate zu gewährendes
Darlehen musste offenbar ein Volksbeschluss eingeholt werden, wie
es wohl in den durch die Inschriften Rang. Ant. hell. 902 und
BulL d. corr. hell. V, 137 überlieferten Fällen geschehen ist, wenn
nicht ein Beamter auf Grund eines Volksbeschlusses berechtigt und
sogar verpflichtet war^ Staatsgelder gegen angemessene Sicherheit
zinsbringend zu verleihen, was unzähligemale dergestalt vorkam^
dass das Geld an Private verliehen wurde, während es für Ver-
leihungen an Staaten nicht nachgewiesen werden kann. Der Voll-
ständigkeit halber sei noch auf Bödkh Sth. I p. 766 verwiesen, wo
auch aus der Literatur Fälle nachgewiesen werden, in denen Staaten
als Gläubiger von Staaten erscheinen.
Am häufigsten kam es natürlich vor, dass Privatleute dem
bediLrftigen Staate borgten und hier haben wir die Bürger des
eigenen Staates und solche eines fremden auseinanderzuhalten. Wenn
Bürger des eigenen Staates borgten, so kam es gewiss, namentlich
in späterer Zeit, häufig vor, dass sie unverzinsliche Darlehen machten,
auf deren prompter Rückzahlung sie nicht bestanden, indem sie
sich dadurch mit jenen in der früheren Zeit häufiger begegnenden
Patrioten fast auf gleiche Stufe stellten, welche dem Staate freiwillige
Schenkungen machten. Solche Epidosen, theils von einzelnen, theils
von mehreren opferwilligen Bürgern oder auch Metöken ausgehend,
sind zu allen Zeiten inschriftlich nachweisbar.
Seltener kommt es vor, dass geliehen wird, und bei der Un-
sicherheit der Rückzahlung stand es ja den Capitalisten besser an,
gleich eine Schenkung zu machen. Ein derartiges unverzinsliches
Darlehen aus patriotischer Opferwilligkeit haben wir bereits früher
besprochen. Es ist dies das Darlehen des Malusios von Gargara an
den ilischen Bund (Arch. Ztg, XXXII p. 153), welches in die Zeit
des Ausgangs des 4. Jahrhunderts fällt. In dieselbe Kategorie
gehört das Darlehen des Pfaares von Erythrae an seine Heimat-
gemeinde, von welchem uns das Belobungsdecret Mouceiov Kai
ßißXioGrjKT] Trie dv ZijLiüpvij euamri^iKfic cxoXfjc, Tiep. ß, fioc ß, Kai t>
p. 58 no. 139 =: Dittenberger syll. inscr. Gr. no. 160 Kunde gibt.
Leider lässt sich die Zeit desselben nicht mit Sicherheit bestimmen.
Auch ist hieher CIG 2058 die Inschrift aus Olbia zu beziehen,
welche dem 3. oder 2. Jahrhundert**) angehört. Ein zu mäßigen
") Vgl. CIA. n 117 und 262, Mittb. d. d. arch. Inst. VH p. 351.
") Bull. d. corr. hell. IV. p. 327.
^^) Vgl. darüber Dittenberger sylloge ingcript. Graec. eu no. 248^
12 PZA3iTO.
Zinsen, wahrscheinlich auch Ton einem Einheimischen gewährtes
Darlehen überliefert die Inschrift ans Pordoselena bei Earinos
Moucciov K. ßißX. iv Ifiiipvri 1875/6 p. 128 ff. = CoUits. Dialect-
inschr p. 110 f., welche auf die Zeit von 319 — 317 bestimmbar ist.
Dort heißt es von Thersippos, dem die Ehreninschrift gilt: €buiK€
bk KCl Toi iröX[i xPnM«T]o ^ic cuinipiav Kai tokoic dXäc[cuic airjnce xurf
KOTCCraKOTUIV.
Eine aaffldlige Ausnahme unter den sonst von heimischen
61&ubigem dem Staate zu günstigen Bedingungen gewährten Anlehen
würde, wenn man Curt Wachsmuths Ausftihrungen Rh. M. 1885
p. 295 folgt, die amorgische Inschrift im *AOrivaiov X p. 536 no. 10
bieten, welche sich auf ein der Stadt Arkesine auf Amoi^os von
einem Alexandros zu den härtesten Bedingungen gewährtes Darlehen
bezieht. Die Inschrift gehört demselben Complexe an, welchem die
andere, das Darlehen des Praxikles aus Naxos behandelnde Inschrift
BulL d. c. h. Vill p. 23 ff. A angehört, welche wir des Ausftlhr-
liehen besproclien haben. Dass Praxikles ein Naxier war, geht aus
der Datierung des Darlehensvertrages nach den Magistraten von
Naxos und Arkesine hervor: dass aber Alexandres, der Gläubiger
des anderen Darlehens Vertrages, ein Bürger von Arkesine war,
glaubt Wachsmath aus der Vergleichung zweier Stellen annehmen
zu sollen. Im Vertrage mit Praxikles wird nemlich ftir den Fall,
als die Verpflichtung zur Zahlung einer Conventional strafe ftlr den
Staat von Arkesine eintritt, die Exequierbarkeit derselben unter
Beifügung der Formel (Z. 27 KaOäirep biKiiv ibqpXriKÖTUJV bf xfji
dKicXiiTuji KQTd TÖ cujußoXov TÖ Na£[iu)]v Kai *ApK€av^u)v reXoc ^xoua|i*)
garantiert; ebenso Z. 12 KuOdTTcp u)q)XT]Kibc biiom TTpa£iKX€i dv xq
JkkXt^tui KQTd TÖ ojjLißoXov TcXoc ^XO^^Tj. Gegen diese Forme! stellt
Wachsmuth die analoge des anderen Decr^tes, in welchem dem
Alexandros die Exequierbarkeit ohne Intervention eines Gerichtes
und mit den Folgen, als wenn ein Gericht darauf erkannt hätte,
garantiert wird. Dieselbe lautet: (Z. 5) Ka6d7T€p bixriv iJjq>XiiicÖTU)V
^V T^ ^KkXtJTUI Km fivTUJV ÖTTCpTm^piüV Und (Z. 14) U)C U)q)XT]KUK biKr\v
*AX€^dvbpiü ÖouXtic i\ rf) ^kkXtjtui koi tuv uTT€pri|Liepoc. Aus der
üiscrepanz der beiden Formeln, die, wie man sieht, wesentlich in
dem Beisatze Kara to cu|LißoXov to Na£iujv kui *ApKeav^u)v des Ver-
trages mit Praxikles liegt, folgert Wachsmuth nicht nur, dass
Praxikles ein Naxier war, mit welchem Staate Arkesine ein cu^ßoXov
in Betreff der zwischen beider. Staaten schwebenden Processe hatte,
^ So liest Wachsmuth wohl mit Recht sUtt ^xot)cT)c, welches Kamanudis hat«
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 13
sondern auch, dass Alexandres^ in dessen Vertrag dieser Zusatz
vermisst wird^ ein Arkesinäer war. Die Entscheidung darüber ruht
auf der Auffassung, die man von der Bedeutung des in beiden Ver-
trägen vorkommenden Ausdruckes ev irj dKKXrJTU) hat. Wachsmuth
versteht darunter (p. 290 Anmerkg. 14) eine IkkXtitoc öikt], so dass
der Sinn der Stelle wäre, ^dass die Exequierung eintreten solle
gleich als ob der Betreffende oder die Betreffenden rechtskräftig in
letzter Instanz verurtheilt wäre oder wären'' (p. 295). Jedenfalls
wäre in diesem Falle der Zusatz t^Xoc ^xo^cti auf dv tx] dKKXr|T(}j
bezogen, recht schief. Man kann aber den Ausdruck ^v xf) ^KKXrJTUi
auch so verstehen, dass man dazu TioXei suppliert und darunter den
vertragsmäßig von zwei Staaten zur Austragung ihrer Processe
gewählten dritten Staat begreift. Inschriftlich ist dieser ja längst be-
kannte Ausdruck im Decrete AGrjvaiov V p. 516 = Mitth. d. d. a. J. II
p. 143 f. Z. 49f., ferner Z. 75 und der gekürzte Ausdruck f) IkkXiitoc
für f] IkkXiitoc ttöXic Le Bas III no. 86 Z. 29 f. belegt. Auch be-
zweifle ich, dass es griechisch ist zu sagen^ biKr)v öqpeiXeiv iv rq
dKKXr|Tifi, wenn man damit meint: in zweiter Instanz sachfällig werden,
wofür IkkXtitov gesagt werden müsste, während sich diese Gebrauchs-
weise im Sinne von ev xq eKKXrJTUJ iröXei in der angezogenen Stelle
der tcischen Inschrift Le Bas III, 86 findet*'). Gibt man aber
diese Erklärung des Ausdruckes ev xq eKKXrjXiu in den beiden
amorgischen Inschriften zu, so entfällt die Möglichkeit^ Alexandres
für einen Ausländer zu halten, da ja auch ihm die Exequierbarkeit
garantiert wurde, wie wenn er in der eKKXnxoc den Process gewonnen
hätte. Zur Erklärung des Zusatzes Kaxd xö cujLißoXov xö NaHiujv Kai
'ApKCCweujv im Vertrage des Praxikles haben wir dann nur anzu-
nehmen, dass die Verträge zwischen Naxos und Arkesine gewisse
specielle Normen für die Execution von Urtheilen, die zwischen
diesen beiden Staaten von einer gemeinsam gewählten Entscheidungs-
instanz gefällt wurden^ festsetzten, gemäß denen dem Praxikles die
Execution zugestanden wird. Ich vermag daher das Darlehen des
Alexandres nicht in die Reihe derjenigen zu stellen, die von heimischen
Bürgern ihrem Staate gewährt wurden und sehe in den so ungemein
harten Bedingungen desselben nur eine Bestätigung der Annahme,
dass Alexandres kein Arkesinäer war.
Dem modernen Begriffe einer Staatsanleihe kommen diejenigen
Anlehen griechischer Staaten am nächsten, welche von den eigenen
Bürgern auf dem Wege der Subscription dem Staate gewährt wurden.
»7
) ^TTiKpiöf^vai ^v T^ ^KKXrixtp.
14 S^ANTO.
Den instruct! vsten Fall dafür bietet uns die von Newton, discoveries
at Halicamassus, Cnidus and Branchidae p. 689 und hierauf von
Dareste publicierte Inschrift Bull, de corr. hell. IV p. 341. Sie
stammt aus Enidos und ihre Zeit wird dadurch bestimmt, dass das
aufzunehmende Anlehen, von dem sie handelt, ftlr den Bau einer
dem Apollo und dem König Ptolomäus geweihten Halle bestimmt
ist. Newton hat daraufhingewiesen, dass nur zwischen Ptolomäus
Philadelphus und Euergetes ein Zweifel bestehen könne und die Zeit
der Inschrift schwankt demnach zwischen 285 und 222 v. Chr. In dem
Volksbeschlusse, welcher auf dieser Inschrift eingegraben ist, wird
bestimmt, dass diejenigen Theilgläu biger, welche unverzinslich min-
destens 500 Drachmen borgen würden, die Auszeichnung genießen
sollten, dass ihre Namen mit dem Beisatze, dass sie unverzinslich
geborgt hätten, eingegraben werden sollten. Zur Sicherstellung ihrer
Ansprüche wird ihnen eine zweite Hypothek auf diejenigen Steuern
gegeben, welche in erster Hypothek den Grläubigern, die zum Baue
eines ßouXeuxTjpiov beigetragen haben, verpfändet sind, ferner eine
zweite Hypothek auf Statuen, endlich eine Hypothek auf die Zölle und
auf die Gebüren von Kaufverträgen und auf jährlich ein Talent
aus den Überschüssen der Verwaltung, auf welchen jedoch zuvor
eine unverzinsliche Hypothekar schuld von sechs Talenten schwebt.
Von einer alten Halle wird überdies das Material verkauft und
gegen den Erlös desselben steht den Gläubigern ebenfalls ein
Pfandrecht zu. Man sieht, dass alle diese Bedingungen nur den
Zweck haben , die dem Staate durch das Anleihen erwachsende
Schuld als gedeckt zu erweisen und den Gläubigern die Capitals-
rückzahlung zu sichern, dass aber im übrigen das Pietätsverhfthnis
der Gläubiger zum Schuldner in der Unverzinslichkeit des Darlehens
und in dem Mangel aller für den Schuldner erschwerenden Bedin-
gungen, wie wir sie sonst kennen lernen, deutlich hervortritt.
Interessant ist diese Anleihe dadurch, dass eine Aufforderung des
Staates an die Bürger vorangeht, dass diese freiwillig ihre Beiträge
leisten und die Gesammtsumme durch eine Massenbetheiligung der
Bürger zusammenkommt.'^ In dieser letzteren Beziehung stehen
^") Wilh. Klein macht mich darauf aufmerksam, dass diese Nachricht von
knidischen Staatsschulden mit der Erzählung des Plinius, dass der König Nikomedes
von Bithjnien die sogenannte knidische Venus gegen Übernahme aller Staats-
schulden abkaufen wollte, den Knidiern aber selbst um diesen hohen Preis das
Werk des Praxiteles nicht feil gewesen sei, combiniert werden könne« Die Stelle
des Plinius N. H. XXXVI, 21 spricht ausdrücklich von der sehr großen Höhe der
knidischen Staatsschuld : .voluit eam a Cnidiis postea mercari rex Nicomedes, totom aes
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 15
solchen Anleihen diejenigen zu bestimmten Gelegenheiten geleisteten
freiwilligen Geschenke der Staatsangehörigen nahe, deren Beträge
auf Stein eingegraben wurden, indem die namentliche Aufzählung
ähnlich wie in unserem Decrete ^*) angeordnet wurde. Ich verweise
nur auf die zwei rhodisehen Inschriften Newton Anc. greek, inscript.
II no. 343 und E. Loewy, Arch. ep. Mitth. aus Österr. VII p. 137 =-.
ß. d. c. h. 1885 p. 85.
Vollständig das Verhältnis des Gläubigers zum Schuldner wie
in modernen Staaten stellt endlich das bekannte Anlehen der KJazo-
menier dar, welche, um den Söldnerführern eine Schuld von 20
Talenten abzutragen, ebensoviel eisernes Geld prägten, das sie
gegen Empfangnahme der betreffenden Summe in Silber den Reichsten
der Stadt übergaben, indem sie ihm Zwangscurs beilegten und es
nach und nach gegen Silber umtauschten. ^) Damit verwandt, aber
nach antiken Begriffen weniger gewaltsam ist es, dass die Chier
zur Bezahlung einer Staatsschuld von ihren eigenen Schuldnern
das Geld forderten und die Zinsen aus ihren Einkünften beglichen. **)
alienum, quod erat ingens civitatis dissoluturum se promittens: omnia perpeti ma-
luere, nee immerito; illo enim signo Praxiteles nobilitavit Cnidum' und ibid. VII,
127 'Praxiteles marmore nobilitatns est Cnidiaque Venere praecipue vesano amore
cuiusdam iuvenis insigni, sed et Nicomedis aestamatione regis grandi Cnidioram
aere alieno permutare eam conati.* Aus unserer Inschrift sehen wir in der That,
dass Knidos um jene Zeit von einer schweren^ Schuldenlast bedrückt war und alle
nur denkbaren Staatsgüter und Staatseinnahmen verpfändet hatte. Dagegen ist uns
nicht bekannt, welcher Nikomedes den Knidiern das von Kunstsinn zeugende An-
erbieten gemacht habe, welches Plinius erwähnt. Wäre es der erste Nikomedes
gewesen, so würde die Zeit, in welcher dieser Antrag den Knidiern gestellt worden
sein konnte, mit der Zeit unserer Inschrift stimmen und die Gründung von Niko-
medeia (264) könnte uns einen Anlass für dieses Anerbieten denken lassen. Da
wir indessen die weitere Entwicklung der financiellen Verhältnisse von Knidos
nicht kennen, so wissen wir auch nicht, ob unter einem späteren Nikomedes die
Verhältnisse nicht so lagen, dass man dieses Anerbieten besser als Ton ihm aus-
gehend setzen muss. Indessen verdient noch hervorgehoben zu werden, dass auch
in unserer Inschrift ein Theil den Besitzes an Kunstwerken -— allerdings nur
heimischen Gläubigern — verpfändet wird, indem man auf die clKÖvec ei^e
Hypothek gewährt. Götterbilder scheinen diese allerdings nicht gewesen zu sein.
") dvaYpdvpai aÖTuiv toi övöimaTa ^v Tr| irapacrdbi xfjc CToäc TraxpiCTl,
TTpocfpdvpavTec öti oibe ^bujKav tu) bnimiij droKa xpAl^^'^^ ^Ic Tf|v
KaTacK€Ui?|v Tfjc cToöc, dvaTpcKpövTUJv bi itpuiTov t6v itXcIctov bövra.
3«) Arist. Oek. II. p. 1348 b.
**) Arist. Oek. II p. 1347 b. XToi bk vö|uiou ÖvToc auTolc diroTpdqpecOai t^
Xp^a elc TÖ ÖT])Lidciov ber^O^vTec xp^Mötujv ^njr](picavTo touc ^kv öqpciXovTac
diroooOvai xi) iröXei xa bdveia, xi^v bk. iröXiv iK tujv irpocöbuiv roOc tökouc
Tolc 6€bav€iKÖci Kaxacpdpeiv, äwc dv Kard t6 dpxalov cOTrop/)Ctuciv. Die letzten
Worte bestätigen, beiläufig bemerkt, die oben gemachte Soppontion ron d«r
günstigen financiellen Lage yon Chios.
16 SZANTO.
Ungünstigere Bedingungen erlangten die Staaten , welche
genöthigt ware^, bei fremden Gläubigern Darleben aufzunehmen,
wenn nicht besondere Verhältnisse eintraten , die es dem fremden
Gläubiger wünschenswert machten, dem Staate zu Hilfe zu kommen.
Die Härte dieser Bedingungen haben wir in den drei Darlehens-
verträgen von Amorgos und in dem von Orchomenos mit Nikareta
abgeschlossenen erkannt. In den amorgischen Verträgen wird neben
allem anderen die Position des Gläubigers noch durch die Bestimmung
verstärkt, dass derselbe für die Ablieferung des Geldes kein Bisico
übernimmt und zweitens bei der Rückzahlung auch Stellvertretung
stattfinden kann, indem der Gläubiger sowohl für die Empfangnahme
als auch für die Pfändung einen Dritten abordnen kann. Es begegnet
sowohl in Orchomenos als auch in Amorgos, dass nahezu gleich-
zeitig verschiedene Anleihen aufgenommen werden, in Arkesine mit
Alexandres, Praxikles und ein drittes Anlehen mit mehreren Bürgern
von Astypalaea. Dieses letztere genauer in seinen Bedingungen zu
kennen, wäre für uns sehr interessant, weil wir daraus eine
Entscheidung treflfen könnten, ob hier eine Solidargläubigerschaft
statuiert wurde, oder jeder Theilgläubiger nur seinen Antheil ein-
zufordern berechtigt war. Fast scheint es, dass eine Solidarität der
Gläubiger statuiert wurde, wenn wir die spärlichen Reste B. d. c.
h. Vni p. 27 Z. 13 ff. ai bi Ka jLif] (XTTobujVTi touc tökouc Kax^
dviauTÖv Ktti... TTpdSei ttcxvtujv tujv baveicdvxujv und Z. 12 f|
auToi f| ctXXov ne}x\pa\ in Betracht ziehen.
Eine Mehrheit von Gläubigern, bei der jedoch jeder Theil-
gläubiger seine Rechte verfolgt, finden wir in der aus Kalymna
stammenden Inschrift des Brit. Museum, Newton, Anc. gr. inscr.
n no. 299 p. 85 ff. Im Abschnitt B. dieser Inschrift ist uns das
Protokoll des Urtheils erhalten, welches die Stadt Knidos als ?k-
kXtitoc TTÖXic in Sachen der Söhne des Diagoras, koischer Bürger,
gegen den Staat von Kalymna wegen einer Forderung von 30 Ta-
lenten aus einem gewährten Anlehen gefällt hat. Das Protokoll
enthält die Klagschrift der Söhne des Diagoras und das Urtheil,
welches zu Gunsten von Kalymna lautete.®*) Über die Begründung
der Forderung erfahren wir aus der Klagschrift Folgendes: Es
bestand eine größere Staatsschuld der Kalymnier, deren Gläubiger
Pausimachos und Hippokrates waren. Von dieser Schuld haben
Pausimachos und Kleomedes, der letztere offenbar als Erbe des
Hippokrates, ein Talent nachgelassen. Infolge eines Vertrages, den
'') 'AucöiKdcÖr] irapövTUJv täv t|idq)U)v xal KaxaöiKdZoucai ^ßöo|uir|KovTa
6KTib, Tai bä ä'nob\K6Zo\)ca\ ^kqtöv ikoti SS.
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 17
darauf die Kalymnier mit ihren Gläubigern machten , wurde nach
der von den Erben des BLleomedes bestrittenen Behauptung der
Kalymnier abermals ein Theil der Schuld abgetragen. ^^) Von der
übrig gebliebenen Schuld ziehen nun die Kläger noch den auf
Hippokrates entfallenden Theil der Schuld ab und außerdem einen
Betrag, welchen die Kalymnier dem Kleomedes, Sohne des Hippo-
krates, zurückgegeben zu haben behaupten, ferner eine den Erben
des Kleomedes auf Grund einer zweiten Sonderschuld an Hippo-
krates geleistete Rückzahlung und verlangen den Rest der Gesammt-
Bchuld, welchen sie offenbar , da sie ja den auf Hippokrates und
' dessen Erben entfallenden Theil der Schuld von der Schätzungs-
summe abgezogen haben, nur aus dem Titel des an Pausimachos
geschuldeten Theiles in Anspruch nehmen können. Die Söhne des
• Diagoras sind also die Rechtsnachfolger des Pausimachos^ welcher
in Gemeinschaft mit Hippokrates^ dessen Sohn Kleomedes und
dessen Enkel Kleophantos Rückzahlungen des Darlehens empfangen
'hatten, den Kalymniern ursprünglich geborgt hatte. Die Kalymnier
-'bestreiten nun die Forderung der Söhne des Diagoras, indem sie
erklären^ dass sie auch den auf diese entfallenden Theil der Schuld
sammt Zinsen schon an Kleomedes und Kleophantos, die Erben
des Hippokrates, gezahlt hätten. Wir können uns heute nicht zu
■Richtern in diesem Processe aufwerfen wollen, um zu constatieren,
-• ob irgend einen der streitenden Theile der Vorwurf eines fraudu-
«rlenten Vorganges treffe, aber wenn wir die Gründe, welche beider-
'seits vorgebracht wurden, abwägen, so bleibt uns fast kein anderer
Ausweg als der, anzunehmen, dass die Kalymnier behaupteten, es
hätte zwischen Pausimachos und Hippokrates, den ursprünglichen
Gläubigern y eine active Solidarität bestanden, so dass, wenn sie
:*die Gesammtschuld an Hippokrates oder dessen Erben bezahlt
hätten, den Rechtsnachfolgern des Pausimachos eine Forderung an
nie nicht mehr zustehe, sondern höchstens eine solche an die Erben
des Hippokrates, dass die Söhne des Diagoras hingegen entweder
^behaupteten, die Kalymnier hätten nur die Theilschuld an Hippo-
-krates abgetragen, und daher den anderen an Pausimachos ge-
^Bchuldeten Theil einforderten, oder dass sie die Solidargläubigerschaft
■^zwischen den ursprünglichen Gläubigern bestritten und daher un-
geachtet der Leistung des vollen Betrages der Gesammtschuld an
^den einen Theilgläubiger vom Schuldner den andern Theil forderten.
-~ '*) . . Kai TÄv irdiuLTTTav dcpaipcöeicÄv toiv diroöociujv äc qpovxi dirobcöiö-
l^civ KaXujLAvioi TTouci|üidx4i Kai KXeu|Lir|Ö€i KaG' ö|LioXoYiav d|üt qpavn irot/|cac0at
KaXufivioi TTOxl TTaudjüiaxov Kai KXeujun^*! • • •
Wi«a. stud. Vm. 1886. *!
18 SZANTO.
Wie dem immer sein mag, die Behauptung der Kalymnier^ sie
hätten die Forderung der Söhne des Diagoras an die Erben des
Hippokrates bezahlt^), ungeachtet jene die Rechtsnachfolger des
Pausimachos waren, beweist, dass die volle Leistung an einen
Theilgläubiger wenigstens nach der Meinung der Schuldner die
Obligation aufheben sollte.
Finden wir bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts, sei es
bürgerliche, sei es fremde, immer aber griechische Gläubiger der
Anleihen, so ändert sich das Verhältnis mit dem Auftreten der
römischen Negotiatoren, welche die Leihgeschäfte fast ausschließlich
übernahmen. ^^) Die für den Gläubiger glänzenden Bedingungen,
welche bei Staatsanleihen in Aussicht standen, ließen sich die
Römer nicht entgehen und unsere Überlieferung berichtet von zahl-
reichen Fällen, in denen römische Gläubiger griechischen Staaten
gegenüberstehen. Das erste Jahrhundert vor Christi war in diesem
Sinne ein für die griechischen Staaten recht verhängnisvolles und
brachte viele derselben zu einem finanziellen Ruin, von welchem
sie in der vorausgehenden Zeit weit entfernt waren. Denn wie
schwer immer die Bedingungen gewesen sein mochten, welche
griechische Geldverleiher den Staaten, denen sie creditierten, auf-
erlegten, dieselben hatten niemals einen anderen Zweck, als dem
Gläubiger sein gutes Recht auf Rückzahlung des Darlehens zu
wahren und die Härte der Bedingungen beginnt immer erst dann,
wenn die Rückzahlung nicht rechtzeitig erfolgt. Für Staatsanleihen,
deren Schuldner der eingegangenen Verpflichtung nachkamen, hatten
die strengsten der uns bekannten Darlehensverträge mit griechischen
Gläubigern nichts sonderlich Drückendes, da auch der Zinsfuß von
10^, welcher sich in den meisten Fällen findet, für antike Ver-
hältnisse nichts Unerschwingliches ist. Die Aussaugung der grie-
chischen Staaten beginnt erst mit den erschrecklich hohen Percent-
sätzen römischer Gläubiger, welche es den Staaten unmöglich
machten, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Es liegt in der Natur der meisten uns erhaltenen griechischen
Inschriften, welche der großen Mehrzahl nach Ehrendecrete sind,
dass wir eine verhältnismäßig geringere inschriftliche Überlieferung
über römische Gläubiger von Staatsanleihen haben. Wir besitzen
'*) . .diroiTeuvTUJv bi d|uiu)v xd oiroXoiTra tüüv xp^lMtiTUJV toutujv ä fiveiai
cOv t[ö]kip, toi liipx] Td d|ad oOk dirobibovTi Ka\u|uiviei (pdiaevoi dTroöeöiÜKeiv
aörd xal toOc tökouc toöc Yivo)üidvouc KXei>|Li/|bci xi^r 'iTnroKpdTcuc Kdi KXeu-
<pldvTqi T»}» KX€U|ütr|bouc.
^^) Cf. Homolle, ies Romaine- a Delos ss B. d^ c. 1](. .VIII pi Ib L.
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN 19
im ganzen zwöi Inschriften — beide Ehrendecrete — , in welchen
solche römische Geldverleiher wegen einiger gewährten Erleich-
terungen belobt werden. Das eine ist, CIG II 2335, wo L. Aufidius
Bassus wegen der mäßigen Zinsen, die er verlangte ^) belobt wird,
sowie weil er dem Staate von Tenos — dorther stammt die Inschrift —
mannigfache Erleichterungen gewährte, hauptsächlich indem er für
von seinem Vater ererbte Schuldscheine gegen den Staat mäßigere
Bedingungen gewährte. Ein zweites derartiges Decret ist Le Bas II
no. 242* aus Gytheion, in welchem die Brüder Num. und M. Cloatius
unter Anderem belobt Werden, weil sie zu einer Zeit, als dem
Staate niemand borgen wollte, ihre reichen Mittel zur Verfügung
stellten und dann die vereinbarten 48^ igen Interessen auf 24^ ige
ermäßigten.^') Diese Inschrift allein gibt uns schon ein Bild der
Thätigkeit der römischen Geldverleiher in Griechenland, das seine
Illustration durch die Berichte Ciceros erfährt, welcher uns das
Treiben derselben an mehreren Stellen schildert. Eine Zusammen-
stellung derartiger Darlehen aus Cicero findet sich bei Voigt, das
ius naturale IV p. 329, wozu Gneist, formelle Verträge p. 485 ff.
zu vergleichen ist und neuerdings Dareste, Bull, de corr. hell. VIII
p. 362 »sur la cuYTpc^9il en droit grec et en droit Romain«. Das
älteste der dort aufgezählten Leihgeschäfte ist die Bewucherung
der Stadt Salamis auf Cypern durch Scaptius und Matinius, welche
im Namen des M. Brutus handelten. Cicero gibt darüber Aufschluss
ad Att. V, 21, 10, VI, 1, 5 und VI, 2, 7^^), Dass Salamis auf Cypern
seit lange das Object der Speculationen römischer Negotiatoren
gewesen ist, wenn auch nicht gerade der Staat selbst, sondern
einzelne Private hinreichende Gelegenheit zu Geldgeschäften gegeben
haben, lehrt der Umstand, dass dort eine Niederlassung der Nego-
tiatoren bestand. ^') Von den anderen bei Cicero erwähnten Darlehen
beziehen sich noch auf griechische Staaten de domo 50, 129:
si tuus scriptor in illo incendio civitatis non syngrapbas cumByzantiis
exulibus et legatis faceret. Ferner ad fam. XIII; 56, die Schuld
^^) TTpo0u|LidTaTa ^6ujk€V il 4toi)liou tökiüv iroXu KOuqpoT^pwv itapä toOc
ötrdpxovTac röxe.. Z. 12 ff. cf. Z. 24 f.
") Xpcioiv dxoOcac töc iröXetuc öiaqpdpujv Kai lariGevöc äXXou O^Xovtoc
cuvoXXdHai, dbdveicav 6|uiiv bpaxMcic xeTpaKicxiXiac öiaKociac cuvaXXdyinaToc
tÖKOu T€Tpa6pax|biaiou, ött^p oö koI TrapaKXr^ö^vTec uttö toO bd|uou ^v tOji M
NiKap€T(6a ^viaurCüi cOGuroKiav 6(&paxMov t[ö]kov cuvex'J^pilcav xal ^x^ip^cavTO
TAI iröXei dir6 toO ö<p€iXo|Lidvou xpHI^oitoc öir^p xiXiac Kai irevTaKociac bpax^dc.
") Vgl. darüber Savignys verm. Schriften I 386 und Gneist form. Vertr. p. 488.
'") CIL ni 6051 . . et deo [. • . . cives romjani qui in Salampne negot]iantur
sac[rayenmt . . . .]ino et L. Caeli . . .
20 SZANTO.
von Mylasa und Alabanda an Cluvius*®) und in Verr. Act. II lib.
I §. 36.*^)
Endlich dürfen wir aus Plutarch, Lucullus cap. XX, schließen,
dass die kleinasiatischen Städte nicht nur unter dem Drucke der
Pächter, sondern auch der Wucherer zu leiden hatten und daas
Lucullus ihnen Erleichterungen gewährte. Die Strafe von 20.000
Talenten, welche Sulla den Städten auferlegt hatte und die natür-
lich bezahlt war, wurde im Wege von Anleihen aufgebracht und
die geschuldete Summe stieg in kurzer Zeit von 20.000 auf 120.000
Talente***). Die Gläubiger dieser Anleihen waren aber Römer, wie
aus den der in der Anmerkung eben citierten Stelle unmittelbar
folgenden Worten hervorgeht. '*^)
So hatten allmählich die römischen Capitalisten die Schulden
griechischer Staaten in ihre wenig erbarmungsreiche Hand bekommen
und den vollständigen Ruin der bedrängten Gemeinschaften ver-
mochten nur die politisch weitersehenden Magistrate des römischen
Volkes abzuwenden. Aus dem Gläubiger einer griechischen Staats-
^^) MuXacetc et 'AXaßavöeic pecuniam Cluvio debent. dixerat mihi Euthydemus,
quum Ephesi essem, se curaturam ut ecdici Mylasii Romam mitter entur; id factum
non est: legatos audio missos esse, sed malo ecdicos ut aliquid confici possit,
quare peto ante ut et eos et 'AXaßavÖElc iubeas ecdicos Romam mittero. Prae-
terea Philocles Alabandensis OTToOriKac Cluvio dedit: eae commissae sunt; velim
eures ut aut de hypothecis decedat easque procuratoribus Cluvü tradat aut
pecuniam solvat. Praeterea Heracleotae et Bargylietae qui item debent aut pecuniam
solvant aut fructibus suis satis faciaiit. Caunii praeterea debent, sed aiant se
depositam pecuniam habuisse. id velim cognoscas et si intellexeris eos neque ex
edicto neque ex decreto depositam habuisse, des operam, ut usurae Cluvio institute
tuo conserventur. His de rebus eo magis laboro, quod agitur res Cn. Pompeii
etiam nostri necessarii, et quod is magis etiam mihi laborare videtur quam ipse
Ciuvius cui satisfactum esse a nobis vaide volo.
*^) nam Malleolus in provinciam sic profectus erat ut domi prorsus nihil
relinqueret; praeterea pecunias occuparat apud populos et syngraphas fecerat;
argenti optimi caelati grande pondus secum tulerat; nam ille quoque sodalis istius
erat in hoc morbo et cupiditate; grande pondus argenti, familiam magnam, multos
artifices, multos formosos homines reliquit. isle quod argenti placuit invehit; quae
mancipia voluit abdixit . . . reliqua vendidit, pecuniam exegit : cum ad HS viciens
quinquiens redegisse constaret, ut Romam rediit, nullam litteram pupillo, nuUam
matri eins, nullam tutoribus reddidit.
^') Plut. Luc. XX T^v bi toOto kgivöv bdveiov ^k tiIiv öic|Liup(ujv xaXdvTUJV
oic Tf]v 'Aciav ^^Tnniuice ö lOWac Kai biTrXoöv direböbri toic baveicaciv, (jtt»
^Kcivwv dvTiYiiA^vov ri^n ^oic tökoic elc buböeKa luupidöac xaXdvxujv.
^^) ^K€ivoi liiv CUV üjc Ö€ivd TreirovöÖTec ^v TUiinij toö AoukouXXou
KttTcßöujv Kttl xpil^aciv dvicxacav in aiir^v ^viouc tCuv 6ii|LiaTUJTiAiv, yiifa
öuvd|Lievov Kai ttoXXouc uiröxpeujc ir€Troir]|ütdvoi tüjv iroXiTeuoindvuJv.
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 21
schuld lässt sich fast auf den finanziellen Zustand des betreffenden
Staates schließen, den man als den relativ günstigsten bezeichnen
kann, wenn er bloß genöthigt war, von seinem Tempelschatze zu
borgen und der desto schlechter wurde, je nachdem die Geldkraft
der eigenen oder fremder Bürger oder gar römischer Wucherer in
Anspruch genommen werden musste. Von der Bedrückung, welche
die letzteren auf die griechischen Staaten ausübten, gewinnt man
erst ein Bild, wenn man erwägt, dass sich ihre verderbliche Thätig-
keit nicht bloß auf Staaten, sondern auch auf Private erstreckte,
und dass sie wirklich die gesammte griechische Bevölkerung finanziell
beherrschten. Es ist zu hoffen, dass ein reicheres epigraphisches
Material, welches der Boden Griechenlands verheißt, die Ausbreitung
dfer römischen Negotiatoren in Griechenland klarstellen wird. Die
Inschriften, welche uns jetzt schon über Niederlassungen derselben
belehren, hat Foucart zu Le Bas II no. 124 (explications) zu-
sammengestellt.
III. Von der Form und vom Inhalte der Darlehensverträge.
Darlehensverträge konnten im griechischen Rechte unter den
mannigfachsten Formen zustande kommen. £ine freilich sehr
unjuristische Zusammenstellung solcher Verträge, unjuristisch, weil
dieselben theils nach der Verschiedenheit der auszustellenden Ur-
kunden, theils nach der Art, in welcher dem Gläubiger das geschuldete
Capital sichergestellt wird, benannt erscheinen, bietet uns die
ephesische Inschrift bei Le Bas (III no. 36*), in welcher ein Beschluss
vorliegt, dem Mithridates seitens der Stadt den Krieg zu erklären
und mit den Römern Bundesgenossenschaft einzugehen. In der
augenblicklichen finanziellen Nothlage, in welcher sich um jene
Zeit (86 V. Chr.) die Stadt befand, ließen sich die Kapitalisten,
welche ihre Gelder zinsbringend angelegt hatten, dazu herbei, einen
Schuldennachlass, beziehungsweise Zahlungsaufschub zu gewähren
und bei dieser Gelegenheit wurden die Gläubiger aufgezählt als
o\ öebaveiKÖxec xd cujiißöXaia t& t€ vauxiKd Kai x^ipÖTpctcpa Kai Kaxa
7rapa6r|Kac Kai uTroGiiKac Kai dmOriKac Kai Kaxd ujvdc Kai 6juo\oTicic
Ka\ bmTpaqpdc Kai dKXprjceic. Die cujuß<5Xaia vauxiKd sind Bodmerei-
verträge, die Darlehen Kaxd 7Tapa0r|Kac solche, für die ein beweg-
liches, die Kaxd örroOt^Kac solche, für die ein unbewegliches Pfand
gewährt wird. Was dmOriKn bedeutet, ist nicht klar* Soll das Wort,
wie es scheint, im Gegensatze zu 7rapa6r)Kri und uttoOtikt] gefasst
22 SZANTO.
werden, so mtisste es ein nach geleistetem Darlehen nachträglich
gewährtes Pfand bedeuten. Schwerlich hat der Ausdruck mit im-
TOKiCeiv bei Wood, discoveries at Ephesus App. 8 p. 2 no. 1 etwas
zu thun, was soviel als Einrechnen der Zinsen ins Capital bedeutet.
Darlehensverträge Kard wvdc sind solche, die auf Grund eines
Kaufes auf Widerruf erfolgt sind, wofür die zahlreichen attischen
öpoi ibvfic dm Xucei beweisend sind, öjuoXoTiai sind beiderseitig aus-
gestellte Verträge, in welchen über die gegenseitigen Verpflichtungen
tlbereingekommen wird, biaTpacpai einfache Schuldverzeichnisse oder
Anweisungen zur Zahlung an einen Dritten, wie die Urkunde C
in der orchomenischen Inschrift, die das Anlehen der Nikareta
regelt, dKXPt^ceic endlich, ein allgemeiner Ausdruck für Darlehen.
Die xeipoTPCicpot scheinen ursprünglich nichts anderes gewesen zu
sein, als was der Name besagt, einseitig vom Schuldner hand-
schriftlich ausgestellte Schuldscheine. Das römische Recht kennt
sie ebenfalls als besondere Urkunde. Hiefür ist Ascoifi. ad Cic. in
Verr. II, 1, 36 maßgebend: inter syngraphas et cetera chirographa
hoc interest quod in ceteris tantum quae gesta sunt scribi solent,
in syngraphis etiam contra fidem veritatis pactio venit et non
numerata quo que pecuria aut non integre numerata pro temporaria
voluntatehominum scribi solet, more institutoque Graecorum, etceterae
tabulae ab una parte servari solent, syngraphae signatae utriusque
manu, utrique parti servandae traduntur. Dazu kommt die Zusammen-
stellung von syngrapha und chirographum bei Gaius Inst. III 134:
Praetera litterarum obligatio fieri videtur chirografis et syngrafis,
id est si quis debere se aut daturum se scribat; ita scilicet si eo
nomine stipulatio non fiat: quod genus obligationis proprium pere-
grinorum est. Gaius stellt also die beiden Obligationen als bei
Peregrinen übliche zusammen, Asconius scheidet sie nach dem
Gesichtspunkte, ob sie einseitig oder beiderseitig ausgestellt sind
und ob über eine factische oder fictive Leistung Verpflichtungen
auferlegt werden. Die Unterscheidung des Asconius reicht nicht
aus und es ist höchstens das an ihr richtig, dass chirographa als
einfache Schuldscheine und daher gewöhnlichste Documente des
täglichen Lebens schwerlich jemals anders ausgestellt wurden, als
auf Grund eines wirklich empfangenen Darlehens, während compli-
ciertere Darlehensverträge, welche contra fidem veritatis erfolgten,
schon weil vielfache Vertragsbedingungen dabei nöthig wurden,
durch die umständlichere Form der syngrapha festgesetzt wurden.
Eine solche cufTPCwpn und zwar ebenfalls eine contra fidem veritatis
ist die Urkunde A im orchomenischen Decrete der Nikareta« Fttr das
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 23
griechische Recht wird man unter x^ipÖTpacpov, welches man nunmehr
als inschriftlich bezeugte Form eines Darlehensvertrages nicht mehr
aus der Reihe derselben streichen kann, gewiss nichts anderes als
die einfachste Form einer cufTPCtcpri, als einen Schuldschein ver-
stehen können.
Es kann aber auffallen, dass die ephesische Inschrift, welche
wir besprechen, die cufTPCicpil nicht unter den Arten des Darlehens-
vertrages aufzählt, obgleich sie doch sicherlich eine der häufigsten
Formen war, unter denen solche Verträge errichtet wurden. Dies
findet seine Erklärung darin, dass die cuYTpacpil ein allgemeiner
Begriff ist, unter den mehrere der hier aufgezählten Verträge fallen.
In einer cuYTPctcprj kann ein Pfand bestellt werden, so dass auch
unter den hier genannten Darlehensverträgen die Kaid TrapaGriKac
und uttoGt^kqc genannten cuTTP«9«i sein können» Die öjlioXotioi ver-
trägt sich fi'eilich nicht schlechthin mit der CUTTPO^H» sondern
vertritt vielmehr ihre Stelle, doch lehrt die oft besprochene orcho-
menische Inschriftengruppe, dass der Gläubiger im allgemeinen die
cufTpci^^ vorzog.
Neben dieser epigraphischen Aufzählung von Darlehensverträgen
besitzen wir auch eine literarische bei Pollux VIII, 140 cuttP«9^/
cuvdWaTjua, cujiißöXaiov, TP^MMCiTeiov , cuvGiikti IxTPCicpoc, öjuoXoTict
fffpacpoc. Neben dieser Aufzählung der Darlehensverträge steht
noch eine Zusammenstellung der Benennungen für die Darlehen
selbst: ib. 141: bdveicjua, xP^wcpeiXiijua, Itt^jov vauTiKÖv, Kai ^KÖdceic,
diepÖTrXouv, djLKporepÖTrXouv, diriKivbuvov, diriTOKOV, diOKOV**).
Staatsanleihen werden nun unter denselben Formen wie jeder
andere Darlehensvertrag errichtet und Regel ist es daher, dass eine
cuffpctcpii die bezüglichen Bedingungen regelt. Da in derselben
auch Pfandsicherheit gewährt werden kann, so finden wir Hypothek
als etwas ganz Gewöhnliches, Parathek wenigstens einmal in der
Urkunde bei Le Bas II 353. Allerdings kommen auch ojuoXoTicii
vor, jedoch wahrscheinlich nur, um bereits bestehende Schuld-
verhältnisse zu novieren, , so in den besprochenen Inschriften
von Orchomenos und wahrsqheinlich auch von Chios. Eine
besondere Stelle unter den Urkunden, durch welche Staatsanleihen
begründet werden, nehmen die oÖTrepajuepiai der orchomenischen
Inschrift in Betreff des Darlehens mit Nikareta ein (H. in der
Publication Foucart). Dieselben sind von den leGjuocpuXaKec auf-
genommene Verzeichnisse über fällige Schuldon, welche natürlich
^*) Vgl. über die ganze Frage Gneist fojOKieHe. Verträge p. 413 fiT.
24 SZANTO.
vor ihrer Fälligkeit durch die sonst üblichen Verträge dargestellt
sein konnten.
Ferner scheint für die Darlehen des attischen Staates beim
heiligen Schatze eine cuTTPCicpil nicht bestanden zu haben; denn für
die Evidenzhaltung der Schuld und die Constatierung ihrer jeweiligen
Höhe war ja die Behörde der Logisten competent und sowohl das
Borgen als auch das Rückzahlen wurde in der Volksversammlung
beschlossen. Ebensowenig wird man bei den Knidischen Anleihen
irgend einen Vertrag anzunehmen haben; vielmehr gaben dort den
Gläubigern die Verzeichnisse, in denen sie als zur Anleihe Bei-
steuernde nominiert waren, hinreichende Sicherheit, da sie ein-
heimische waren. Dagegen finden wir in allen Fällen, in denen
fremde Gläubiger den Staaten borgten, Verträge u. zw. gewöhnlich
cuTTPCicpcii/ so in Orchomenos, Amorgos, Dryma, bei den Anleihen
vom delischen Tempelschatze und anderen, ferner ausnahmslos in
den Fällen, in welchen römische Gläubiger vorhanden sind. Die
wesentlichen Bestandtheile einer solchen cuTTPOicpri sind die Formel :
Ibdveice 6 beiva tiD beivi, die Bezeichnung der Summe und der Ver-
zinsung, die Bestimmungen über das Pfandrecht und endlich das-
jenige, worüber sonst noch vertragsmäßig äbereingekommen wird.
Die cuTTPCicpcxf pflegen auch bei Dritten hinterlegt zu werden und
auch mit Staaten abgeschlossene machen von dieser Regel keine
Ausnahme. Im allgemeinen kann man sagen, dass Anleihen
griechischer Staaten entweder durch cuTTPCtcpcti oder durch Volks-
beschlüsse zustande kommen, das letztere aber nur bei heimischen
Gläubigem, sei es Tempelschätzen oder Privaten. Sollten die Be-
stimmungen der ciJTfPCicpri^ßi^^ö Veränderung erfahren, so konnte dies
nur auf dem Wege der öjiioXoTict, der beiderseitigen gütlichen Über-
einkunft erfolgen, wie in den beiden orchomenischen Inschriften
B. d. c" h. m p. 160 flf. und CIG. II 1569. Die Unabänderlichkeit der
Bestimmungen der cuTTPCt^^l konnte noch überdies durch eine
besondere Formel garantiert werden, in welcher erklärt wurde, dass
weder ein Psephisma, noch ein Magistrat competent sei^ sie auf-
zuheben.**)
Jedenfalls gelten gegen Staaten, wenn ihre Gläubiger Fremde
sind, keine anderen Bestimmungen, als gegen schuldende Private
und die Formen der Darlehensverträge sind dieselben.
**) In den amorgischen Verträgen A8if|vaiov X. Bd. p. 637 und Bull. d. c. h«
ym p. 23, dam Demostli. g« Lakr«
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 25
Die OJYTpctcpii, wie jede Schuldverschreibung, erhält erst ihre
Bedeutung, wenn auf Grund derselben dem Gläubiger ein Klag-
recht zusteht und ein solches wurde auch den Gläubigern griechi-
scher Staaten im vollsten Umfang gewährt. Wir können uns zwar
kaum vorstellen, wie es nach griechischem Rechte einem Bürger
möglich gewesen sein soll, den eigenen Staat zu klagen und müssen
auch annehmen, dass dies nicht möglich gewesen ; denn ein Beispiel
dafür ist nicht nachzuweisen. Dem fremden Gläubiger aber war
es möglich, bei der ?kk\titöc ttöXic zu klagen, und dass dies auch
wirklich unter Umständen geschehen ist, dafür besitzen wir die
interessante Inschrift bei Newton, Anc. greek inscript. of the Br.
Mus. II p. 84 ff. no. 299, deren Theil B wir oben besprochen haben.
Der Rechtsstreit zwischen einzelnen Bürgern von Kos und der
Stadtgemeinde von Kalymna wird von der ttöXic JkkXtitoc Knidos
ausgetragen und in dem mit A bezeichneten Theile der Inschrift
wird das Verfahren des Processes eingehend geschildert. Die oben
etwas abgebrochene Inschrift beginnt mit einem Eide der Richter,
nach Gerechtigkeit zu urtheilen und ihrer eidlichen Versicherung,
dass sie keine Bestechung angenommen haben. Hierauf wird
bestimmt, dass die streitenden Parteien die Psephismen und Zengen-
ladungen, sowie alle sonstigen Documente, mit dem Staatssiegel
versehen, dem Gerichte vorzulegen haben, welche die die f)Te)Liovia
biKacTTipiou innehabenden Strategen von Knidos übernehmen und
nachdem sie sie geöffnet, den streitenden Parteien zurückstellen.
Für das erste Plaidoyer jedes Processtheiles wird die Zeit von 18
Abläufen der Wasseruhr bestimmt, für das zweite die Zeit von
10 Abläufen. Synegoren werden jeder Partei in der Zahl von vieren
verstattet. Diejenigen Zeugen, denen es möglich ist, vor Gericht zu
erscheinen, sind persönlich vor dem Gerichte einzuvernehmen, die-
jenigen, welche nicht erscheinen können, sollen vor Ablauf eines
bestimmten Termines vor den Magistraten einer der Gemeinden von
Kos oder Kalymna, aus welchen die streitenden Parteien sind, in
Gegenwart der processführenden Parteien, sofern sie dies verlangen,
unter Eid verhört werden und ihre Aussagen sind von den ver-
hörenden Magistraten zu protokollieren, mit dem Staatssiegel zu
versehen und von dem dies verlangenden Theil der Processparteien
gegenzuzeichnen. Von diesen Protokollen sind Copien zu nehmen
und dieselben, wenn die Zeugen in Kos verhört wurden, binnen
zwanzig Tagen von den koischen Magistraten an die von Kalymna,
wenn in Kalymna, von den kalymnischen Magistraten an die von
Kos zu seüden. Außerdem sind Copien den streitenden Parteien
26 8ZANT0.
zu übergeben. Die nicht vor dem Gerichtshofe sondern in den
Gemeinden der Processtheile aufgenommenen Zeugenaussagen müssen
dann selbstverständlich — obgleich dies nicht ausdrüoklioh be-
stimmt ist — von den Processierenden mit dem anderen Beweis-
material dem Gerichtshof vorgelegt werden. Die Entscheidung
erfolgt unter dem Vorsitze der knidischen Strategen durch die
Abstimmung von 204 Richtern. Interessant ist die Bestimmang,
dass das Zeugenverhör vor Gericht nach dem ersten Plaidoyer
beider Streittheile stattfindet, so dass sich dieselben im zweiten auf
die Aussagen beziehen können.
Es ist dies die einzige Schilderung eines Verfahrens in einem
Processe vor einer ttoXic JkkXtitoc, die wir aus dem Alterthuma
erhalten haben und wir dürfen darin wegen der allgemeinen Ähn-
lichkeit mit der sonst bekannten attischen Processordnung ein
typisches Beispiel sehen. Die Thatsache, dass wir die Bestimmungen
über dieses Verfahren auf derselben Inschrift mit der Darstellung
des speciellen Processes erhalten haben, sowie der Umstand, dass
in diesen Bestimmungen auf die streitenden Theile namentlich
Bezug genommen wird, beweist, dass der Process nicht auf Grund
eines zwischen Eos und Kalymna bestehenden Vertrages, welcher
etwa bestimmt hätte , dass die zwischen diesen Staaten obschwe-
benden Streitigkeiten von Enidos zu entscheiden wären ^ erfolgtei
sondern dass speciell für diesen Fall die Verhandlung vor der
^kkXtitoc angeordnet wurde. Eine Nachricht über eine ähnliche Ver-
handlung in Sachen einer Anleihe, bei welcher es sich jedoch nicht
um einen eigentlichen Rechtsstreit, sondern um gütliche Beilegung
durch einen unparteiischen dritten Staat handelte, haben wir bei
Le Bas II 242* , wo die Brüder Num. und M. Cloatius belobt werden
und es in der Begründung dieser Belobung heißt: xai dv ti{!i inX
c|)XTitvou bk ^viauTUJ ore Trepi tou aXXou baveiou toO tSv TptcxtXiav
Ktti dvaKociav ^HrJKOVxa tt^vtc bpaxMäv äv ebaveicaio d ttöXic ^v tüui
im AttfiapiLievou eviaurOüi, Xaßövxec eirl MapxiXiou Kpiidv *A0Tivaiujv
bäjiov, TrapaKXT]0evTec uttö tujv iroXiTäv cuv€XU)pTicav Äcie KOjiicacOon
öcov ^Tieicav aiiroüc oi ttoXitui ktX. Mit diesen beiden Inschriften
ist die Klagbarkeit der Forderungen gegen griechische Staaten
erwiesen und die Competenz der ttöXic ^kkXtitoc bei fremden
Gläubigern, sei es auf Grund eines besonderen Vertrages oder in
Gemäßheit von früher her bestehender Verträge dargethan. Be-
denken könnte vielleicht nur die orchomenische Inschrift in Betreff
des Darlehens der Nikareta erregen, insoferne als der Nikareta in
der oft besprochenen cuYTpGt<PY\ (A) ein Pfändungsrecht Kard Tdv
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 27
vöjiov eingeräumt wurde ^ wenn die Zahlung nicht erfolgen sollte^
was nach Wachsmuths Meinung ^^) bedeutet, dass die Gläubigerin
die gewöhnlichen gerichtlichen Schritte einzuhalten genöthigt worden
sei. Oleichwohl findet sich nicht nur nicht die Erwähnung einer
^kkXtitgc TTÖXic, sondern als nach Ausweis der Urkunde F Nikareta
die Pfändung vornahm, kam sie nach Orchomenos, um die Forderung
dort einzutreiben. Aber hier ist zu bedenken, dass Thespiae^ die
Heimatsgemeinde der Qläubigerin, und Orchomenos, die geklagte
Gemeinde, im Bundesverhältnisse mit einander standen, dass die
Urkunden nach dem Boeotarchen datiert sind und wir die Verhält-
nisse des boeotischen Bundes so genau nicht kennen, dass wir sagen
könnten , es hätte in diesem Falle eine Gerichtsbarkeit qur einer
^kkXtitoc zugestanden.
Anders steht es in dem Falle, wenn in der Schuldurkunde
dem Gläubiger von vorneherein ein Pfandobject bestellt wird. In
diesem Falle steht nach griechischem Recht dem Gläubiger eine
Besitzergreifung des Pfandobjectes auch ohne Process zu*') und im
Falle, als der Schuldner diese Besitzergreifung verhindern soUtCi
die biKT] dHouXric, welche freilich von einem fremden Gläubiger
wieder vor die IkkXtitoc ttöXic gebracht werden mtisste.
Eine besondere Stärkung der Position des Gläubigers hin-
sichtlich der Klagbarkeit der Forderungen finden wir in den mehr-
erwähnten amorgischen Inschriften. So wird in der Urkunde des
Praxikles dem Gläubiger das PfUndungsrecht eingeräumt, als ob
er in der ^KxXriTOC den Process gewonnen hätte, ihm also bei
Terminversäumnis des Schuldners der langwierige Processweg
erspart. Hier beweist die Formel KaGdirep biKTiv lucpXTiKÖTUJV iv Tfji
€KKXr|TUJi^ dass ohne diese Begünstigung der ^kkXtitoc die Conipetenz
zur Aburtheilung zugestanden wäre. Dieselbe Begünstigung wird
dem Praxikles für die Pönalzahlung derjenigen Schuldner, welche
sich der pfandrechtlichen Eintreibung widersetzen, eingeräumt.
Auch in dem anderen amorgischen Darlehens vertrage mit Alexandres
(Athenaion X p. 536) wird diese Begünstigung gewährt und die
betrefiende Formel bei der Gewährung des Pfandrechtes auf die
Pönalzahlung renitenter auf die Schuld zu pfändender Schuldner
genauer ausgedrückt: ibc ujcpXriKUJC biKiiv *AXeHdvbpuji ^HouXtic iv
Tr| ^KKXrJTWi.
Der Process oder die Executionsführung gegen einen Staat
waren jedenfalls umständlich und schwierig. Es kann daher nicht
*^ Rh. Mos. 1886 p. 295 Anm. 2.
*^ Tbalheim Gn BechtealterthüiD. p. 90 und dts. Acm. 1. A
28 SZANTO.
wundernehmen, dass> um einen solchen Process zu umgehen,
vielfach die Beamten des Staates, gegen welche eine Klage leichter
angestellt werden konnte, ftir die Schuld haftbar gemacht wurden.
Dies war der Grund, aus welchem im orchomenischen Darlehens-
vertrage mit Nikareta bei der Novation des Vertrages die Pole-
marchen und der Schatzmeister als Fictionsschuldner aufgestellt
wurden, und der Gläubigerin die cuTfpacpri ausstellen mussten.
Ebenso wird in den Verträgen von Amorgos bestimmt, dass
fdr die regelmäßige Zinszahlung die Schatzmeister haften und aus
ihrem Privatvermögen gepfändet werden können. Die Klage gegen
die Beamten, denen die Rückzahlung der Schuld obliegt, scheint
auch neben der Besitzergreifung etwa bestellter Pfandobjecte das
einzige Mittel gewesen zu sein, das heimischen Gläubigern gegen
den eigenen Staat zu Gebote stand.
In römischer Zeit wurden die Schuldverschreibungen von
römischen Bürgern vor dem Provincialstatthalj;er eingeklagt und
soweit nicht Gesetze oder Verfügungen des Statthalters entgegen-
standen, aus den Vertragsbestimmungen entschieden. In der Sache
des M. Brutus gegen die Salaminier auf Cypern hatte Cicero als
Statthalter die Entscheidung. Scaptius, der nominelle Gläubiger,
forderte die Intervention Ciceros, um zu seinem Gelde zu kommen.
Die Salaminier weigerten sich nicht, zu zahlen, doch kam es zu
einem Streite in Betreff des Zinsftißes« Scaptius bestand nämlich
auf der Bezahlung von 48% mit Zinseszins, wie es der abgeschlossene
Vertrag, welcher eine cuTTPcicp^ war, anordnete, während die Sala-
minier und mit ihnen Cicero das edictum translaticium des letzteren
urgierten, dass der Zinsfuß für Darlehen 12% nicht übersteigen
dürfe. Scaptius berief sich dem gegenüber auf ein Senatusconsult,
welches bestimmte, ut qui Ciliciam obtineret, ius ex illa syngrapha
diceret. Diese ausdrückliche Bestimmung durch ein Senatus-
consult zu erwirken, war für den Gläubiger deshalb wichtig, weil
eine lex Gabinia des Jahres 67, um dem schändlichen Wucher-
treiben römischer Capitalisten zu begegnen, bestimmt hatte, dass
Provincialen in Rom keine Darlehen aufnehmen dürfen und dass,
wenn dies geschehen sei, aus einer auf diese Weise zustande ge-
kommenen cuTTPOicpT^ nicht Recht gesprochen werden dürfe.*®)
Brutus erwirkte sich aber ein Senatusconsult, demzufolge er den
**) So ist die Auffassung der Sache seit SavigDjs in den Abh. d. B. Ak. 1818/19
veröffentlichtem Aufsatz über den Zinswucher des M. Brutus. Darnach die
Handbücher.
ANLEIHEN QBlECHiaCHER STAATEN. 29
Salaminiern leihen durfte (ut neve Salamioiis neve qui eis dedisset
fraudi esset seil, lex Qabinia) und als er einsah, dass dieser
Senatsbeschluss ihm nichts nütze, weil er ihm die Klagbarkeit aus
den Vertragsbestimmungen nicht einräumte, erwirkte er ein zweites
Senatusconsultum , welches auch diese zugestand.^') Wir haben
weiter keine Spuren der Wirksamkeit dieser lex Gabinia und
Qneist^^ weist sogar darauf hin, dass bei Cicero syngraphae vor-
kommen, welche unzweifelhaft nach der Zeit der lex Gabina ab-
geschlossen wurden, ohne dass von ihr die Rede wäre. Was daraus
immer zu folgern sein mag, jedenfalls war die Rechtsprechung
über solche cuTfpcxcpat, welche zwischen römischen Bürgern und
Provincialen, also auch griechischen Staaten, zu Rom geschlossen
wurden, Sache des Statthalters, wie ja auch schon der Umstan.d
erweist, dass er Edicte über die Höhe des Zinsfußes ausgab. Ob
aber dem Statthalter auch die Jurisdiction über in der Provinz
abgeschlossene Darlehensverträge zustand, mag unter Hinweis auf
die schon erwähnte Inschrift bei Le Bas H 242 * bezweifelt werden,
wo römische Gläubiger die Entscheidung Athens in einem Rechts-
streite mit Gytheion anrufen.
Im allgemeinen scheinen es die Staaten nicht erst auf eine
Klage haben ankommen lassen, um ihre Schuld zurückzuzahlen.
Doch stand der Rückzahlung das Budgetrecht der Völksversammlung
entgegen, welches unter allen Umständen gewahrt werden musste.
Es bedurfte daher eines Volksbeschlusses, welcher die Magistrate
anwies, die Forderung zu begleichen. Einen solchen Volksbeschluss
haben wir CIA I 32, wo verfügt wird, dass die geschuldete Summe
dem heiligen Schatze zurückzustellen sei. In gleicher Weise wird
durch das Decret CIA II 117 verfügt, dass den Tenediern die ge-
schuldete Summe zurückgestellt werden müsse. ^') Im Decrete F
der Urkunden mit Nikareta lesen wir ebenfalls einen Volksbeschluss
auf Rückzahlung der Schuld, in welchem der Schatzmeister ange-
wiesen wird, die Summe auszufolgen. Der Usus gestattete es freilich
auch, in einem Volksbeschlusse den Beamten eines späteren Jahres
zur Rückzahlung anzuweisen und im voraus eine derartige Be-
stimmung für eine spätere Zeit, als das Budgetjahr, zu treffen.^')
*^) Der Bericht über die Angelegenheit findet sich Cic. ad Att. V, 21, 10,
VI, 1, 6 ib 2, 7.
5®) FormeUe Verträge p. 491.
^*) . . . K]o|uii2€c9ai aÖTOuc elc t.... xaOxa äwc Äv KO|uiicu)VT[ai rd XPH"
^ttTa irdvra.
*') So in der knidischen Inschrift B. d. c. h. IV j>. 341.
30 SZANTO.
Die Rückzahlung erfolgte, wenn sie vollständig geschah, unter
Annullierung der betreffenden Schuldurkunden *^). Sehr häufig aber
gestaltete sich die Rückzahlung wesentlich anders, als zur Zeit der
Darlehensgewährung angenommen wurde. Durch Novationen oder
theilweise Schuldnachlässe konnte nicht nur die Summe, sondern
auch der Termin der Rückzahlung verändert werden. Novationen
mit Terminverschiebung haben wir in den beiden orchomenischen
Inschriften B. d. c. h. III 160 ff. und CIÖ 1569 kennen gelernt,
ebenso wie in den Urkunden Bull. d. c. h. V, 137 und wahrscheinlich
Rang. 902. Hie von bestimmen die Urkunden ClOt 1569 und Bull,
d. c. h. V, 137 Ratenzahlungen, und zwar die erste zwei, die
letzte drei Raten. Die Ratenzahlungen in CIG 1569 erfolgten KatTo
ijidcpiCjLia TÄ b<4)Liuj, also auf Volksbeschluss, obgleich die Schuld-
verträge dieselbe anordneten. In der Urkunde B. d. c. h. IV, 327
erfolgt die Rückzahlung der Schuld der Nesioten an die Delier durch
gütliche Intervention des Königs Piolomäus, gewiss aber auch
infolge Volksbeschlusses. In der Urkunde bei Rangab^ Ant. hell.
902 erhalten die Chier als Gläubiger einen Theil der Summe früher
als den größeren Rest. Häufig scheinen namentlich in späterer
Zeit Schuldnachlässe vorgekommen zu sein, namentlich, wenn dem
Gläubiger klar ward, dass der schuldende Staat die Summe nicht
erschwingen könne. Einen solchen Nachlass finden wir bei der
Schuld der Ealymnier Anc. greek inscr. II no. 299^), in der Inschrift
aus Olbia CIG 2058, wo der Gläubiger, welcher durch drei Jahre
die öffentlichen Einkünfte verwaltete, den für die Rückzahlung der
Schuld an ihn bestimmten Theil der Staatseinkünfte als empfangen
verrechnete, obgleich er infolge der allgemeinen Nothlage nicht
eingegangen war, in der Inschrift von Tenos CIG 2335, wo der
Gläubiger aus freien Stücken einen Theil der Schuld schenkte und
in der Inschrift von Gytheion Le Bas II 242*, wo ein bedeutender
Zinsennachlass gewährt wurde.
Die Zahlungstermine konnten entweder vertragsmäßig bestimmt
sein oder es konnte dem Gläubiger eine Kündigungsfrist zustehen.
Scheinanlehen, wie die des attischen Staates beim heiligen Schatze,
scheinen überhaupt keine bestimmte Frist gehabt zu haben, da ja
die Rückzahlung auch nicht immer nothwendig erfolgen musste.
Befristete Darlehen finden wir in der Regel beim delischen Tempel-
schatze und zwar sind dort 5 Jahre die N9rm^lzeit, für welche
") In Orchomenos B. d. c. h. Ill 160 ff, OIG 1669, B. d. c. h. V. 137.
^*) TÖc T€ dtpdcioc ToO xaXdvTOU ö (pav[Ti] d(p€lc9ai KaXOjuvioi önd TTau-
cifidxou Kai KXeufii^öcuc KtX.
ANLEIHEN GRIECÖISCHER STAATEN. 31
Darlehen gewährt wurden **). Bei der Schuld der Orchomenier an
Nikareta wii;d das Pamboiotienfest des laufenden Jahres als Zahlungs-
termin vereinbart. Im Decret der Knidier B. d. c. h. IV 341 wird
jährlich ein Talent aus den Staatseinnahmen zur Rttckzahlung der
Schuld bestimmt. Etwas ähnliches war bei der Schuld von Olbia
CIGr 2058 bestimmt worden. Wenn kein bestimmter Termin aur
Bückzahlung ausgemacht war, scheint dem Gläubiger dasEündigungs-
recht eingeräumt worden zu seid. Wenigstens ist im Vertrage der
Stadt Arkesine auf Amorgos dem Gläubiger einseitiges Eündigungs-
reeht vorbehalten und der Eündetermin auf sechs Monate anberaumt.
Wenn wir daneben sehen, dass, wie die Inschrift GIG 2335 lehrt,
die Bewohner von Tenos ihrem Gläubiger Aufidiüs Bassus dankbar
sind, weil er ihnen eine einährige Frist über die Zeit hinaud gewährte,
in welcher sie verpflichtet gewesen wären, das Darlehen zurück-
zustellen^), welches ihnen auf die Dauer von fünf Jahren gewährt
worden war, so erkennen wir die große Bedeutung, welche die
Terminbestimmung für schuldende Staaten hatte. Die Hinausschiebung
eines solchen Termines, wenn sie nicht, wie in dem Falle der Anleihe
der Tenier, mit einem Zinseunachlass verbunden war, bedingte ja
sehr häufig den vollen Ruin des Staatswesens. So lesen wir in der
Inschrift Rang. Ant. hell. no. 902, dass von der Gewährung des
dort erwähnten Darlehens der Chier an die Parier bis zu dem
Zeitpunkte, in welchem ein Vertrag in Betreff der Rückzahlung
zustande gekommen war, der Zeitraum von 11 Jahren und 30 Tagen
verflossfen war. Nicht bloß die Zinsenzahlung während dieser Zeit,
sondern auch die Zinseszinsenzahlung war eine harte Belastung für
den schuldenden Staat, Der Termin für die Zinsenzahlung wurde
ebenfalls genau geregelt und trotz der üblichen Bezeichnung nach
monatlichen Raten häufig auch jährlich gezahlt*'^). Die Berechnung
wurde jedoch immer nach Monaten, und sogar, wie beim heiligen
Schatze zu Athen, nach Tagen augestellt. Die Termin Versäumnis
der Zinsenzahlung hat mehrfach die Folge, dass der IVs fache
Betrag der Zinsen in Anrechnung gebracht wird, einmal auch, dass
eine Erhöhung des Zinsfußes eintritt*®).
^^) Homolle Bull. d. c. h. VI p. 68.
^^ od iLAÖvov dirö tüjv ö(p€iXo|U€vujv auTiD |LieYdX[a d(p]€Xib[v] KeqpdXaia, dXXd
Kai xp^^vov elc Tf|v dirööociv iLv ^TreicOr] öoOc ^vbeKaexfi ktX.
*') B. d. c. h. VIII p. 23 flf. A, dagegen monatlich ibid. B., ferner wahr-
scheinlich auch bei Schulden an die delischen Amphiktyonen.
") B. d. c. h. Vm S. J6. B.
32 ÖZANTO.
Die Höhe der Verzinsung ist sehr verschieden. Die niedrigste
uns bekannte ist die des heiligen Schatzes von i^then, welche
so recht den Charakter dieser Anleihen als Scheinanleihen
erweist, da 1'2 ^ für antike Verhältnisse kaum ins Oewicht
fallen. Der heilige Schatz von Karthea auf Eeos (Mus. it. d. ant.
class. Vol. I Punt. II p. 209) dürfte seinem Staate zu ebenso
billigen Bedingungen geborgt haben. Wenigstens findet sich in der
citierten Inschrift ein Darlehen von 1959 Drachmen und 2 Obolen
vermerkt, wobei die Erhaltung der Inschrift die Möglichkeit zulässt,
auch 3 oder 4 Obolen anzusetzen. Es ist klar, dass ein Darlehen
in einer runden Summe, oder doch wenigstens nicht bis auf Obolen
genau gewährt wird; es müssen also Zinsen mit eingerechnet sein.
Rechnet man 1950 Drachmen als Capital und 9 Drachmen 4 Obolen
als Zinsen, so hat man nahezu Ya %- Dass aber diese Rechnung
richtig sei, macht der Umstand wahrscheinlich, dass unter demselben
Archonten zwei Darlehen, eines zu 2000, und eines zu 12 Drachmen
aufgeführt erscheinen. Nimmt man das zweite als Zins des ersten,
so erhält man ungefähr dieselbe Verzinsung, auf ein Jahr gerechnet.
Der gewöhnliche Zinsfuß bei pfandrechtlicher Sicherheit in
der Diadochenzeit ist 10%. Wir finden denselben in den Schatz-
rechnungen delischer Hieropen, wie schon im 4. Jahrhundert auf
dem marmor Sandvicense ^®) und wie im amorgischen Vertrag mit
Fraxikles. Dasselbe Verhältnis ungefähr scheint in der Nikareta-
Inschrift obzuwalten. Die Summe der Forderungen der Nikareta
nämlich an den Staat, welche durch die Hyperemerien (vgl.
unter I.) begründet erschien, betrug 17.585 Drachmen 2 Obolen;
die Hyperemerien sind aber^aus dem Monat Alalkomenios — dem
letzten — unter dem Archonten Xenokritos datiert; die Novation
des Vertrages, der zufolge die Schuld auf 18.883 Drachmen erhöht
wurde, fand im neunten Monate Panamos des darauffolgenden Jahres
statt und Foucart hat schon darauf hingewiesen, dass die Differenz
der beiden Schuldbeträge durch die Einrechnung der Zinsen erklärt
werden könne (B. d. c. h. IV p. 539 f.). Rechnet man nun diesen
Termin zu acht Monaten (vom Beginn des Jahres bis zu seinem
neunten Monate), so erhält man etwa 10^/^% und der Bruchtheil
darf auf die noch einzubeziehenden letzten Tage des vorhergehenden
Jahres und die abgelaufenen des neunten Monates des laufenden
gerechnet werden, so dass wir auch hier eine 10^ ige Verzinsung
anzunehmen berechtigt sind. Das Darlehen der Astypalaeer an die
^^) Vg^' auch Homolle^ L^amphictyonie Attico-delienne im B. d. c. h. VUU
p. 821 : TÖKo]i dirib^Kaxoi.
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 33
Arkesineer fixiert zwar einen Zinsfuß von 87^^, doch tritt sofort
eine Erhöhung auf 10^ ein, wenn in einem bestimmten Monat
desselben Jahres das Capital nicht zurückgezahlt wird.
In vorrömischer Zeit gibt es nur einen einzigen Fall einer
Staatsanleihe, welche seitens des Gläubigers aus Grrllnden der
Geldspeculation gewährt worden ist, die Schuld der Parier an die
Chier. Alle anderen Fälle lassen sich theils aus dem Gesichtspunkte
erklären, dass der Gläubiger seine Capitalien nach üblicher Ver-
zinsung verwerten wollte, theils, selbst wo wir die scheinbar
härtesten Bedingungen sehen, aus der im griechischen Alterthum,
wie Gneist bemerkt hat, feststehenden Ansicht, dass der Schuldner,
der die Valuta empfangen hat, gegenüber dem Gläubiger, der nur ein
Recht auf die Rückzahlung hat, im Vortheile sei. Leider lässt jedoch
der Zustand der auf die Schuld der Parier bezüglichen Inschrift
(Rang. A. H. no. 902) ein sicheres Urtheil über den Modus der Ver-
zinsung nicht zu. So viel steht fest, dass während der 11 Jahre
und 30 Tage des Bestandes der Schuldforderung Zinsen nicht
bezahlt wurden und daher Zinseszinsen für diese Zeit berechnet
wurden. Nach Rangabös eingehender Untersuchung wäre anzu-
nehmen ^ dass das Capital, welches ursprünglich geliehen wurde,
22 Talente 3530 Drachmen, die Zinsen mit den Zinseszinsen aber
30 Talente, die gesammte Schuldforderung also 52 Talente 3530
Drachmen betragen habe, was einen Zinsfuß von 8% ergeben
würde. Aber diese Berechnung beruht auf der Annahme, dass die
Ergänzungen, welche Rangab6 im Texte gegeben hat, richtig sind.
Dieselben haben zwar an sich einen hohen Grad von Wahrschein-
lichkeit, können aber deshalb nicht für die Feststellung des That-
bestandes verwertet werden, weil an zwei Stellen Zahlen ergänzt
werden müssen und die Buchstabenreste Z. 10. TTaHI mit der
Supposition Rhangab^s TT [KaraXomov dqpXrjjiiaTOc] nicht stimmen
und die Annahme, dass Zins und Zinseszins durch eine runde Zahl
(30 Talente) dargestellt werden, neben einem Capital von 22 Ta-
lenten 3530 Drachmen etwas auffälliges hat.
Id römischer Zeit wird der hohe Zinsfuß neben Zinseszins das
gewöhnliche und es kann wohl behauptet werden , dass die Höhe
der Procente den Zinseszins bedingte. Denn, wenn ein Staat ge-
nöthigt war, irgend eine Summe zu dem, wie es scheint, üblichen
Procentsatze von 48 vom Hundert zu borgen, so ist es klar, dass
er gemeiniglich am Schlüsse des Jahres noch nicht in der Lage
sein konnte, die Hälfte der Schuld (soviel beträgt ja ungefähr 48%)
Wies. stud. TIU. 1886. 3
34 SZANTO.
als Zins zurttckzuzahlen ; hätte er dies vermocht, so wäre er in den
meisten Fällen eben nicht genöthigt gewesen, eine Anleihe aufzu-
nehmen. Das aber war eben die Speculation der römischen Gläubiger,
auf eine längere Zeit ihre Geldbeträge zu so hohen Zinsen zu
borgen, dass der schuldende Staat genöthigt war, nach Jahresfrist
die aufgelaufenen Zinsen zum Capital zu schlagen und neuerdings
zu verzinsen, so dass das dargeliehene Capital schon nach zwei
Jahren sich mehr als verdoppelt hatte.
Diese Zustände können selbst aus der mäßigen Forderung
des Aufidius Bassus an die Tenier (CIG 2335) erschlossen werden.
Der Gläubiger hatte aus Wohlwollen gegen den Staat einen Nach-
lass in der Weise gewährt, dass er für einige Schuldverschreibungen
einen bloß 12^ igen Zinsfuß ohne Zinseszins in Anrechnung brachte
und diese mäßigen Bedingungen nicht etwa erst von dem Tage an
gewährte, an welchem er sie zugestand, sondern auch für die seit
Bestand der Forderung abgelaufene Zeit zurückberechnete und
weiter für eine Reihe von Jahren gewährte. Ursprünglich war also
ein höherer Procentsatz als 12 vom Hundert verlangt und Zinses-
zins bestimmt worden. Ein zweites Darlehen gewährte er allerdings
zu 8^ auf fünf Jahre. Der überschwängliche Dank, den die Tenier
in dieser Inschrift ihrem Gläubiger für diese Großherzigkeit aus-
sprachen, beweist, dass diese Ermäßigungen ganz außerordentliche
gewesen sind. In der Inschrift bei Lö Bas II 242 * werden die
römischen Gläubiger von der Stadt Gytheion belobt, weil sie zu
einer Zeit, als der Stadt niemand borgen wollte, ihr ein Darlehen
von 4200 Drachmen zu 4:8% gewährten und in einem — wir wissen
nicht ob unmittelbar — darauflfolgenden Jahre auf Bitten des
Volkes den Zinsfuß auf 24^ herabsetzten und einfache Verzinsung
(euGuTOKia) zugestanden. Wenn es in der Inschrift hierauf heißt:
Ktti ^xctpicavTo Tcti TTÖXei dtrö toö ö(peiXo)Lievou xphm^toc uirep xiXictc Kai
TrevTaKOCiac bpaXMOtc, also ein Gesammtnachlass von über 1500 Drachmen
constatiert wird, so folgt daraus, dass, da 24 % der Schuld von
4200 Drachmen 1008 also über 1000 Drachmen betragen, mit jenem
Nachlass nur der infolge der Ermäßigung des Zinsfußes resultierende
ersparte Theil der Zinsen für V/^^ Jahre gemeint ist. Zinseszins
und 4t8% scheinen die Bedingungen, welche römische Negotiatoren
zu machen pflegten, gewesen zu sein, wie auch der bereits mehrfach
erwähnte Fall des Zinswuchers des M. Brutus bei Cic. ad. Att. V
21, 10 erweist. Cicero ermäßigte auf Grund seines Edictes den Zins-
fuß auf 12^ mit Zinseszins und als der Gläubiger sich endlich
damit scheinbar zufrieden gab, zeigte sich, dass die Salaminier
ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN. 35
behaupteten, ihre Schuld betrage 106 Talente , während der Gläu-
biger 200 in Anspruch nahm.
Was die Höhe der geschuldeten Summen betrifft, so sind die-
selben naturgemäß sehr verschieden, erreichen aber eigentlich nur
dann eine besondere Höhe, wenn Tempelschätze die Gläubiger sind.
Ich verweise für die attischen Anleihen auf Kirchhoffs grundlegende
Untersuchungen, in denen man auch die genauen Zahlenangaben
findet, ebenso fttr die delischen Amphictyonen auf Böckh Sth. II
p. 85^ = CIA n, 2, 813 ff., wozu jetzt noch Homo lie, L'Amphic-
tyonie Attico-delienne (Bull. d. c. h. VIII p. 317 und p. 321) zu
vergleichen ist. Bei privaten Gläubigern finden wir niemals hohe
Beträge. Die höchste Schuld ist die der Stadt Kalymna, welche
von den Klägern auf 30 Talente, freilich mit Einschluss der Zinsen,
geschätzt wird. Die Schuld der Stadt Arkesine an Praxikles betrug
3 Talente, die der Stadt Orchomenos an Nikareta 18.883 Drachmen,
die derselben Stadt an Eubulos 21.986 Drachmen IV2 Obolen
einschließlich der Zinsen. Noch geringer waren die Beträge,
welche die römischen Negotiatoren borgten , obgleich sie auch mit
diesen die Städte hart bedrückten. In der Inschrift von Gytheion
beläuft sich das eine Darlehen auf 3965, das andere auf 4200 Drachmen.
Doch ist zu bemerken, dass die Schuldenlast eines Staates nicht
durch ein solches Darlehen dargestellt wird, sondern dass gleich-
zeitig mehrere Gläubiger, wie z. B. in Arkesine, borgten. In der
Inschrift von Knidos wird bestimmt, dass bloß diejenigen Bürger,
welche mindestens 500 Drachmen zur Aufnahme der Anleihe zeichnen
würden, der Ehre theilhaftig werden sollen, dass ihre Namen ein^.
gegraben werden. Daraus lässt sich schließen, dass eine Anleihe von
mehreren Talenten aufgenommen werden sollte.
Wenn man sieht, dass selbst so geringe Summen, wie 90 Minen
von den Drymiern, geborgt wurden, so kann man sich die Aufnahme
solcher Anleihen nur aus der Scheu der Hellenen vor außerordent-
lichen Steuern erklären, welcfie vielleicht am meisten zum finanziellen
Ruin der griechischen Staaten beigetragen hat. Die einzigen
Anleihen, welche eine vernünftige Finanzpolitik hätte intendieren
dürfen, waren die consolidierten Schulden bei heimischen Tempel-
schätzen, wie in Athen, die nicht nur mäßig verzinst wurden, sondern
deren Rückzahlungstermin auch fast ganz in den Händen des
Schuldners lag. Nicht jeder Staat besaß freilich einen reichen
Tempelschatz und als auch die ergiebige Quelle des delischen
Schatzes versiegte, waren die kleineren griechischen Staaten aus-
schließlich auf zumeist fremde Capitalisten angewiesen, welche in
36 SZANTO. ANLEIHEN GRIECHISCHER STAATEN.
vorrömischer Zeit nicht so sehr durch die Höhe der Verzinsung,
als durch das unerbittliche Verlangen nach dem Einhalten der
Zahlungstermine, welches durch die härtesten Bedingungen beim
Zahlungsverzug erreicht werden sollte, für die Staaten gefahrbringend
waren. Der vollständige Ruin wurde dann durch die Schamlosigkeit
der römischen Gläubiger herbeigeführt, welche durch regelmäßige
Einführung des dvatOKiCfidc bei sehr hohem Zinsfuße die Mittel der
Staaten vollständig erschöpften, die ohnehin unter den Brand-
schatzungen römischer Feldherren arg gelitten hatten. Das Kaiser-
reich brachte nicht nur den Frieden, sondern gewährte den be-
drängten Städten auch Schutz vor finanzieller Aussaugung. Bis zu
welch hohem Grade die griechischen Städte in den letzten Zeiten
der römischen Republik verarmt waren, beweist nichts so sehr als
der Umstand, dass sie ihre Schulden niemals zu bezahlen in der
Lage waren und Vergleiche mit ihren Gläubigern eingehen mussten.
Die mitunter ganz enormen Schuldnachlässe, welche aber diese
gewährten, beweisen, dass sie auch trotz dem Herabgehen von
ihren Forderungen noch immer ihre Rechnung fanden, wenn sie
griechischen Staaten borgten.
Wien. EMIL SZANTO.
Kritisch-exegetische Studien zu Antiphon.
II ß 2 ÖTToGaviwv Te, kSv aTrocpuTw, ixavoic Xuirac Kai <ppovTibac
7rpocß^ßXTiK€V. ^
Ich halte kocv dTToqpuTUJ für ein sinnstörendes Einschiebsel.
Denn von Xötrai und (ppovifbec, welche dem Angeklagten aus dem
Tode des Ermordeten im Falle eines freisprechenden Urtheiles
erwachsen könnten, ist nirgends die Rede. Unter ihnen ist die
missliche Lage zu verstehen, in der sich der Redner trotss des
Todes seines Feindes befindet. Denn er soll, wenn er nicht auf
den blossen Schein hin als Mörder verOrtheilt werden will, nicht
nur den Beweis erbringen, dass nicht er der fragliche Mörder
sei, sondern auch den selbst für die Kläger schwierigen Nachweis
liefern, wer es in Wirklichkeit sei. Vgl. II a 1 — 2, 10; t8 — 9;
b 2, 10. Nachdem er dies mit €ic toOto t^P ßapubaijiioviac t^kiü...
dXiwcojLiai (ß 2) begründet und ß 3 einen Widerspruch in der Aus-
sage der Kläger (vgl. II a 1 — 2 mit a 5 — 6) aufgedeckt hat,
kottimt er ß 4 gemäß der gegen ihn erhobenen Klage (II a 5 — 6)
nochmals mit den Worten fiOXia jiidv oöv ttoicxuj, ixi] dTToXoTcTcGai
Movov ßiaZö)Li€Voc, dXXd Kai touc ÄTTOKTeivavTac cpavepouc xaracTficai
auf obige Behauptung zurück, um sodann zur eigentlichen Bevireis-
führung überzugehen. Die Interpolation scheint im Hinblicke auf
II a 6 ?Ti bi jLieiZoiiC Kai TiXeiouc biujxOcic oubcTTuiTroT (XTTOcpuTwv
iKavöv jicpoc Toiv övTUJV dTTOß^ßXriKe geschehen zu sein. Ein
gewisser Zusammenhang zwischen diesem Satze und unserer Stelle
lässt sich sprachlich und inhaltlich nicht leugnen. Im unmittelbaren
Anschlüsse an die ß 1 gezeichnete Lebenserfahrung, welche in den
Worten edv re Tic aXXri cujicpopd KaTaXafißdvr] aiJTOiic, xd evaviia
dTriTiTVOfieva övivriciv ihren allgemeinen Ausdruck findet, bemerkt der
Angeklagte treffend: „Als jener lebte^ hat er mein Haus zugrunde-
gerichtet" (dvatpoTieuc xoO oTkou dT€V€To) ; und hiemit wird, wenn
auch in übertriebener Form die Aussage der Gegner in a 6 (kavöv
)Lidpoc TUJV ÖVTUJV dTTOßcßXrjKe) bestätigt. „Jetzt" fügt er weiter hinzu,
„nachdem er todt ist, hat er mir viel Kummer bereitet"; nach der
allgemeinen Erfahrung hätte man das Gegentheil erwarten sollen.
38 KOHM.
Der Interpolator hat wohl die Beziehung zu II a 6 erkannt, dagegen
ist ihm der Zusammenhang mit dem vorangehenden Gedanken ent-
gangen. Denn nur in dem Zwange, sich gegen den ungerechten
Vorwurf des Mordes, der ihm aus dem Tode seines Feindes erwuchs,
in der angegebenen Weise vertheidigen zu müssen, liegen die
kavai XuTTai Kai cppoviibec. Der Gedanke erfordert des weiteren die
von Sauppe auf Grund des c. N. (Ttpoßdß\r]Kev) vorgeschlagene Schrei-
bung TTpocßeßXriKev. Denn TrpocßeßXriKev steht nicht nur im Gegensatze
zu dtTTpßeßXTiKe (II a 6), welchem Ausdrucke ß 2 avaTpoTreuc toö oikou
l^evexo entspricht, sondern hat auch gleich den andern Stellen, an
denen dieses Verbum gebraucht ist, die Nebenbedeutung, dass das
dem Angeklagten zur Last gelegte crimen ungerecht sei. Vgl. III
ß 4 xfiv aiTiav oiix fmei^pav oöcav TTpoc^ßaXev fmTv; IV ß 4 ijjioi dvöciov
?TKXT]|Lia TTpoc^ßaXev. Diese Nebenbedeutupg geht dem Verb. ejußdXXeiv
(^jLiß^ßXriKev A) ab. Die Conjectur des Ignatius (De Anthiph. Rhamn.
eloc. comm. Ber. 1882, c. 20, p. 14) Trpoceiaß^ßXriKev entspricht nicht
dem Sinne der Stelle; auch ist dieses an sich schon seltene Com-
positum bei Antiphon nicht nachweisbar. Schließlich mache ich auf
den Umstand aufmerksam, dass II ß 3 mit ß 2 in loser Verbindung
steht und den Zusammenhang zwischen ß 2 un(i ß 4 zu stören scheint.
Ja man ist für den ersten Augenblick versucht zu glauben, dass jener
Paragraph vermöge seines polemischen Charakters und des Con-
nexes, in dem er zu ß 6 steht, mitten in der Beweisführung hinter
ß 6 seine ßtelle haben sollte. Man darf jedoch nicht übersehen, dass
ß 3 in erster Linie als Antwort auf die a 1 und 2 d. i. in der
Einleitung der Rede des Gegners gemachte Bemerkung betrachtet
w0rden will. Auf diese Weise lässt sich diese unvermuthete Pole-
mik mitten in der Einleitung des Redners wohl erklären, wenn auch
nicht rechtfertigen. Man würde aber zu weit gehen, wenn man des-
halb schon zu einer Umstellung seine Zuflucht nehmen wollte.
II Y 7 dHiuJV be bid to cpavepdv Eivai Tfjv UTtoipiav auTijj Kaia-
boKcTcGai ucp"* öjliujv ouk öpöilic dHioT.
Jernstedt (Observ. Antiph. Petrop. 1878, 10) nimmt an aunji
Anstoß und streicht es. Ich verweise demgegenüber auf II y 8
cpavepöv fijuiv, III ß 1 cpavepov jnoi und t 7 cpavepöc ^juoiye. Vor
allem kommen aber die Stellen II ß 6 ^xeivoic juev yäp cpavepd fjv
f} UTTOipia eic d)ae loöca und ß 3^ TTpoeiböia Tf)v vöv UTToipiav de
djLieioOcav — cacpoic ^bn irivbe TfjV uTioipiav eic ejiie loöeav in
Betracht^ welche der Kläger f 7 vor Augen hatte, deren Zu-
sammenhiuig jedoch Jernstedt entgangen zu sein scheint. Ein Blick
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 39
auf diese Stellen zeigt, dass jene Worte muthmaßlicher Weise auch
lückenhaft überliefert sind. Denn es handelt sich hier nicht um
ein Offenbarwerden des Verdachtes im allgemeinen (was ein
Unding ist), sondern einzig und allein nur darum, dass sich der
Angeklagte bewusst war, es werde aller Voraussicht nach der Ver-
dacht auf ihn fallen. Vgl. II ß 2—4, 6, 10 mit II a 2, 5 ; b 2. Sollte
die Stelle nicht dHiiöv be biet tö auTUj cpavepctv etvai Tfjv 67TOi|>iav
<eic aÜTÖv ioöcav) |Lifi Kar... gelautet haben?
Im übrigen gibt der ganze Paragraph f 7 trotz der vortreffli-
chen Emendationen einzelner Corruptelen durch Reiske und
Maetzner noch Anlass zu andern Bedenken.
II T 3 wird unter Bezugnahme auf ß 6 gezeigt, dass die weniger
Gefährdeten (oi fjccov KivbuveiiovTec) weniger Grund hatten, dem
Leben ihrer Feinde nachzustellen, weil für sie momentan weniger
auf dem Spiele stand, als der Fall gewesen wäre, wenn sie jenes
gethan hätten. II t 7 wird dasselbe Argument, nur in anderer
Form und mit dem Unterschiede geltend gemacht, dass hier zugleich
das Gegenthßil von dem gefolgert wird, was der Geklagte ß3 und 6
zur Begründung seiner Behauptung touc be jLifj ttoXu fjccov djaoO
jiicoOvTac auTÖv ttujc oük eköc fjv äv djLioö jli&XXov bia(p9eipai
auTÖv; (ß 6) vorgebracht hatte. Erwägt man überdies, dass in den
einzelnen Gegenreden der Tetralogie die Argumente im allgemeinen
parallel zu einander laufen, und dass mit dem Paragraphen y6,
parallel mit ß 9, die eigentliche Beweisführung in y geschlossen ist,
so kann man sich nicht des Gedankens entschlagen^ dass der Para-
graph T 7, der ohnehin hinsichtlich des Textes durch die Abschreiber
viel gelitten hat, aller Wahrscheinlichkeit nach an einen unrechten
Platz gerathen ist und in Wahrheit hinter II y 3 stehen sollte.
III a 1 Td jLiev ÖJuoXoTOÜ^eva tuüv TTpaTMÖtTiuv üttö xe tou vöjliou
KoraK^Kpixai uttö xe xOüv l|Jr|cplca^evaJV, o1 Kiipioi 7rdcr|c xfjc TioXixeiac eidv.
Maetzner (Antiph. or. Berol. 1838, 172) und Ignatius (a. a. O.
c. 53, p. 28) verstehen unter üttö xe xOüv ipricpicajuevujv das Volk,
von dem Gesetze und Beschlüsse herrühren. Vom Volke kann diese
Bezeichnung als nähere Bestimmung jenes Participiums schwerlich
gelten und noch weniger von den Richtern (vgl. II ß 13 xiliv jLieTicxuiV
Kpixai Kai Kiipioi), selbst wenn wir uttö xe xiüv i|ir|cpica|Li^vu)v in dem
Sinne deuten wollten, in dem dieses Verbum in den wirklichen
Reden von richterlichen Entscheidungen gebraucht wird. Vgl. V 81,
88, 94; VI 6, 18; — V 47; VI 13, Die Antithese zu xoöxo iijuiv
iL civbpec. . . biaTVuivai verbietet diese Annahme, Jernstedt (a. a.;0.
40 KQHM.
13) scheint mir das Richtige erkannt zu haben. Ihm sind o^i KÖpioi. . .
die Gesetze, welche das Volk gegeben und nach welchen in strittigen
Fällen die Richter nach vorausgegangener Untersuchung zu ent-
scheiden haben. Er conjiciert daher tOuv ipriqpicaiu^vujv (sc. Taura), ä
K\5pia . . . dcTiv. Vgl. Demosth. XIX 259 xd Kupi* ärra ttot*
kxiv iv IkdcTr] tiöv TröXeujv. Soph. O.K. 915 tot ificbe xfic ffic Kupi*,
(Lb dtreictreciöv. Doch wozu diese Änderung, wenn der Relativsatz
nicht nur denselben Begriflf in Form einer Umschreibung, sondern
auch eine Hinweisung auf uird T€ toO vöjuou enthält? Ich conjiciere
und xe TiÄv vöjliijüv . . . uttö t€ tujv ifjriqpicajuevuüv <auTouc), o u . .
eiciv. „Klare zweifellose Fälle werden einfach durch die vom Volke
gegebenen und im ganzen Staate herrschenden Gesetze entschieden,
ohne eines längeren Processverfahrens zu bedürfen;, zweifellose hin-
gegen werden vorerst der richterlichen Untersuchung, ehe eine Ent-
scheidung nach den bestehenden Gesetzen getroffen werden kann,
anheimgestellt. ^
in ß 6 ÄKOUciou bk ToO qpdvou ii djLiqpoTv ujiiiv Ö|lioXotou)li^vou
tev^cGal .... Jernstedt setzt öjiiiv in Klammer und bemerkt
mit vollem Rechte zu ii djucpoTv ^rectius abessent". ujiiiv ist jedenfalls
„absurd". Es kann weder von den Klägern gelten, da diesen vom
Redner bisher nichts zugestanden worden war, vielmehr jede Berech-
tigung zur Klage in Abrede gestellt wird (III ß 6 — 9), noch mit
Ignatius (a. a. 0. c. 499, p. 132) auf die Richter bezogen werden, da
wohl zwischen Kläger und Geklagten gegenseitige Zugeständnisse
gemacht werden können, nicht aber gegenüber den Richtern, ujuiv
muss daher entweder gestrichen oder mit Stephanus in f||uiv geändert
werden. Für die letztere Annahme spricht der Itacismus, der nach-
weisbar eine Menge solcher Verwechslungen zwischen der ersten
und zwischen der zweiten Person Plur. des Personalpronomens zur
Folge hatte. Folgende falsche Lesarten dieser Art, die ich der
Jernstedt'schen Ausgabe entnehme, mögen als Beleg hiefür dienen:
I 20 üjLA^Tepoc A pr.; 26 ujuiöv A pr.; II a 9 ujiiöv N; III ß 11 ujudc
A; T 11 eödßeia fijaiv A pr. (corr.^); IV ß 7 f]|uäc A pr.; t 5 vijliOüv
A pr.; b 1 ujLiTv A pr. ; V 14 f]|uäc N; 94 f]|uTv A. Außerdem verweise
ich auf mehrere Stellen, an denen jenes Wort von dem Redner in
ähnlicher Weise zur Anwendung kommt. III ß 8 fjjLiäc |uev diroXOei;
9 dTToXüei bk Kai ö vö|uoc f]|uiäc; 11 f]|uäc KaxacTrjCTiTe, fijueic t€ ou
biKttioi; 12 dTToXueie f]|Liäc; b 9 d7roXucr|T€ fi|uäc; 10 oux HM^ic u. s. w.
Diese Gebrauchsweise erklärt sich daraus, dass sich der Redner mit
dem angeklagten Sohne identificiert.
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 41
Hat auf diese Weise die Umwandlung der Lesart ujiaTv in f)|iATv
vieles fUr sieb, so tragen anderseits die Worte Ü d|iq>oiv deutlich
das Zeichen der Interpolation an sich. Diese Worte können,
wenn überhaupt mit etwas, nur mit t^WcOoi in Beziehung gebracht
werden. Vgl. III y 10 ii djnqwiv bi toö cpövou T6VO)üi^ou. Der Sinn
wäre dementsprechend folgender: „Zugestandenermaßen ist die
Tödtung unvorsätzlich und sind beide, der Knabe und Jüngling,
gleich schuldigt. Ignatius (a. a. O* c. 499, p. 182)<, welcher die
Überlieferung in dieser Weise aufrechtzuerhalten sucht, vergisst, dass
der Redner mit III ß 6 im Begriffe ist, die Klage des Gegners,
welche auf unvorsätzliche Tödtung lautet (III a 1 -^2), zu ent*
kräften und jede äjiiapTia des Jünglings in Abrede zu stellen. Vgl.
III ß 6—9; T 6, 10; e> 6 ff. Er konnte daher nicht auf ein Zu-
geständnis als Grundlage seiner Beweisführung eingehen, das (gemäß
der Überlieferung) nicht nur eine Schuld des Jünglings involviert,
sondern auch jede Vertheidigung in der angegebenen Richtung
illusorisch gemacht hätte.
In der vorausgegangenen Rede des Klägers ist überdies nir-
gends etwas von einem derartigen Zugeständnis zu finden, wohl
aber hören wir, dass dieser seine Klage nicht auf vorsätzliche,
sondern nur auf unvorsätzliche Tödtung beschränkt wissen
wollte (III a 1 — 2). Auf dieses Zugeständnis in seiner Allgemein-»
heit, dass die Tödtung nicht vorsätzlich, sondern unvor^
8 ätz lieh geschehen sei, ohne zu sagen von wem, konnte nun
der Redner III ß 6 eingehen, nicht um eine Schuld seines Sohnes
zuzugeben, sondern um auf Grund dieses Zugeständnisses den
Nachweis zu liefern, dass die äjuapria allein auf den Knaben falle
und dieser der Mörder sei. Vgl. HIß 6 ^k ttic djuapriac, ötto-
T^pou auTUJV kxiv, Jti tc cacpdcrepov <äv) 6 cpoveuc dXeTXÖeiii. Der
Interpolator scheint den Sinn unserer Stelle und ihre Beziehung zu
den folgenden Paragraphen und III a 1 — 2 nicht erkannt zu haben.
Ihm schwebte offenbar III y 10 vor Augen. Hier wird allerdings
eine djuapria des Knaben, insofern dieser seinen Platz verließ und
unter den Wurf seines Geschosses kam, vorübergehend zugestanden,
jedoch nur um mit um so größerem Nachdrucke daran die For-
derung zu knüpfen, dass, nachdem der Knabe sein Vergehen mit
dem Tode büßen musste, auch der Jüngling fttr sein Verschulden
nicht leer ausgehen dürfe. Vgl. III t 10 KOivd d)üi(pÖT€pa Toöia
<i)iicpo[iv auToiv ^cri; — Ü djucpoiv be toö cpövou f^voiufvou. Aus
diesem Paragraphen hat der Interpolator die Worte Ü d|iiq>oTv ent^
lehnt und an unserer Stelle eingeschoben.
42 KOHM.
Ill T 11 ou9' oi 6avaTU)cavT€c ^jiiäc juf) eipTOjiievoi tuiv ttpoctikov-
Tujv euceßoiVT Sv utto tujv a7roXucdvTU)v touc avociouc.
Diese schwierige Steile ist weder durch Reiskes dTToXecdvTUüV,
i^eh durch Ji^Daetziiers opBiucv. biKOciuic euccßoivr' dv (ygL Franke
Neue Jahrb. XXVHT, 77) verständicher und besser geworden. Die
Überlieferung ist fehlerlos. Der Gedanke, der in dieser ungewöhn-
lichen Form das Pathos^ den Schmerz des Vaters, charakterisieren
soll, muss, wenn er richtig erfasst sein will, mit dem Vorangehenden
und Folgenden in Verbindung gebracht werden. ^Wir würden** will
der Redner sagen, ^im Falle eines freisprechenden Urtheiles Un-
billiges Erdulden, ihr (Richter) dagegen gegenüber den Mördern
nicht die cuceßeia üben, wenn diese statt der vom Gesetze gefor-
derten Ausschließung freigesprochen würden. Dqnn," so muss im
Gedanken weiter ergänzt werden, „der Mörder ist unrein (vgl. 11 a
10 ; IV b 10) und befleckt durch seine Gegenwart die Stadt (U a 3,
11; T 11; in a 2; IV a 6), ihre Bewohner (III t H; IV ß 9) und
die Heiligthümer der Götter (II a 9, 10 ; ß 4). Es ist daher eure Pflicht,
durch seine Verurtheilung diese Orte von der auf ihnen lastenden
Blutschuld zu reinigen (II a 3, 11 ; t H; III a 2, t H; IV a 5; t 7).
Thut ihr dies nicht, so seid ihr," fährt der Redner an unserer Stelle
fort, „nicht euceßeic, sondern theilhaftig der juiiapia (t 12), im
andern Fallä aber frei von jeder Schuld. Euere euceßeia verlangt,
und die Gesetze gebieten die Verurtheilung des Angeklagten (t 12).
Mit diesem Appell an die Richter schließt der Kläger seine
Rede, indem er nochmals den y H ausgesponnenen Gedanken mit
wenigen Worten zusammenfassend markiert. Wenn nicht der von
mir bloßgelegte Gedankenzusammenhang die Richtigkeit meiner
Aufi'assung über jene Stelle verbürgt, so sind diese letzten Worte,
diese Conclusio aus den vorangehenden Paragraphen der beste Beleg
hiefür. Denn die Beziehung von xfic oijv u|U€T^pac cuceßeiac
2v€Ka Kttl TÄV VOjLlUiV d7TdY0VT€C Tl|UUJp€lC0€ ttUTOV (t 12) ZU OU0'
oi GavaTuucaviec f)|aäc ... euceßoTvx Sv iittö tojv diroXucavTu^v
Touc dvociouc (t 11) lässt sich ebensowenig leugnen, wie die von
Kttl TÄv vojLiiüv (sc. ?V€Ka T 12) zu jLifj eipTÖjievoi tuiv irpocriKÖvruiv
(y11). Es erübrigt nur noch, die Bedeutung des Verb. euceßoTvT' äv
im Zusammenhange mit den andern Worten näher in Augenschein
zu nehmen. Mir scheint die ganze Ausdrucksweise das Gepräge
eines Euphemismus zu haben, der sich insbesondere in der Wahl
jenes Verbums offenbart. Die Bedeutung desselben wird sofort klar,
wenn wir die Gebrauchsweise aller dieser Gruppe angehörigeu
Wörter in Betracht ziehen. Die eudßem ist nicht nur die religiöse
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON, 43
Scheuj sondern auch die daraus erwaofasende Pflicht^ das Recht
des andern zu respectieren. Sie bedeutet die Pflicht geg<en Odtter und
Mitmenschen (II t H xf^v cödßeiav . .)> die Pflicht des Sohnes, die
Ermordung des Vaters (15 euc^ßeiav ..) und die des Bruders, den
getiwiteten Bruder zu rächen (VI 7 €ÖC€ß€iac); sie bedeutet die Pflicht
des Freundes, dem Freunde beizustehen (IV b l €Öc€ß^CT€pov) und
die des Richters, nach Recht und Gesetz zu urtheilen, den Schul-
digen zu bestrafen (III t 12 €uc€ßeiac) und den Unschuldigen freizu-
sprechen (IV ß 7 €uc€ß€iac; V 96 eöceß^c; VI 3 eöceßoOc, 51 euce-
ßecrdTouc; II b 11 euceßeiv; III ß 11 eudßeTre; 115 12 ceßöjLievoi).
Der widerrechtlich Angeklagte hat das Recht, von den Richtern eöc^-
ßeia zu fordern (II ö 11 euceßeiav; III ß 12 €uc^ßeiav). Wer seine
Pflicht vernachlässigt, ist dc€ßr|c (II ß 11 dceßeic, VI 33 dceßecrd-
Touc), handelt pflichtwidrig (III T 8 dceßoövri; IV a 2 dceßeiv, 3 cu-
vac€ßoOvT€c, 5 dc€ßr|cavTa; ß 7 dceßoOciv; V 93 TiceßriKÖTi) und begeht
ein dc^ßTiM« (U a 1, 11; IV ß 9; V 91, 93) oder eine dc^ßeia (IV
V 6, V 16, 80). Diese Ausdrücke sind ohne Unterschied in den
Tetralogien und wirklichen Reden zu finden, eöceßeiV, das wir in
V und VI vermissen, ausgenommen. Die Bedeutung dieses Verb, ist
somit aus dem Gesagten ersichtlich: „seine Pflicht erfüllen**. Vgl, III
ß 11 dTToXüovTec euc€ß€iT€ d. h. „erfüllet durch die Freisprechung
des Angeklagten euere Pflicht als Richter**. In dem von Maetzner
Ca. a. 0. 181) herbeigezogenen Beispiele Soph, Antig. 731 (oub' Sv
KeXeucaijLA* eüccßeiv eic touc KttKOuc) hat euceßeiv die durch den Gedanken
gegebene Bedeutung von ,,etwas thuu, wozu man nicht verpflichtet
ist, was sogar der Pflicht widerstreitet"; denn den Schlechten
gegenüber gibt es keine eucdßeia. Vgl. Linder De rerum disp, apud
Ant. et Andoc. or. Att. comm. Upsal. 1859, 42 n. 7, Bezüglich der
passiven Form vgl. Plat. Axioch. 364 C iva Kai touto euceßiiGfi ;
Etym. M. 408.40 ZeXeia . • . bid to töv fiXiov dv auxq Xiav eüce-
ßeicGai. Häufiger ist die Verbindung des Activ. mit dem Accus.
Vgl. Aischyh Ag. 338; Eurip. Troi. 85; Phoin. 1321; Plut. mor.
20 D; C. J. A. I. 334 n. 198 (Boeckh).
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, gegen die von
Franke und Sauppe vorgeschlagene Schreibung tu)V ^oü) rrpocriKÖv-
Twv, welche auch in Blass ihren Vertheidiger gefunden hat (Ant. or.
ed. n. praef. XVII), meine Bedenken geltend zu machen. Mir ist
nicht unbekannt, dass das Particip, des Verb. TTpocfjKCi (vgl. I 27;
II b 3; III b 1), mag es in adjectivischer (III ß 10, b 10; IV a 3;
V 2) oder substantivischer Form (II ß 12; III t 10; V 1) auftreten,
fa&t i durchwegs in der Bedeutung ^geziemend, schicklich t< mit d«r
44 KOHM.
Negation ou(|iif|) verbuDden erscheint. Nur V 1 (TreTieipajLiai ir^pa toO
TTpocrJKOVTOc) macht hieyon eine Ausnahme. An allen diesen Stellen
ist jedoch die Negation durch den Gedanken bedingt; nicht so an
unserer Stelle. Wir gelangen vielmehr, wenn wir das Particip. durch
einen Relativsatz auflösen, wie dies an allen den genannten Orten
durch die Ergänzung ^es entsprechenden Verb, im Infinitiv möglich
ist, unter Beibehaltung der Negation zu etwas Widersinnigem.
)Lif] elpTÖjLievoi Tiwv oü TTpocr|KÖvTU)v = jLif) elpföjaevoi toutujv, u»v
auTOÜc eipTCCÖai ou TrpocrjKei heißt soviel als wdie Mörder sollen von
dem ausgeschlossen werden, wovon sie schicklicher Weise nicht
ausgeschlossen werden sollen«. Die Überlieferung ist vollkommen
correct. Sie besagt nicht mehr und nicht weniger als das um einige
Zeilen tiefer stehende iwv ö vöjuoc eipTCi. Vgl. III a 2 ; VI 4 vöjaip
eipfecGai rröXeujc Upoiv Guciuiv dtTwvuiV.
III b 4 Tf^c bk biabpo)Lific aiTiac rauiTic t€V0|li^vt]c . . . Jern-
stedts Conjectur aiTiwTäTTic (statt airiac Tautric) erregt Bedenken,
da man sich doch fragen müsste, ob nicht noch eine oder die andere
Ursache außer der genannten den Tod des Jünglings zur Folge
gehabt habe. Vgl. Thukyd. I 74 8c aiTUJüTaroc . . . tfivero; Lys.
XII 65 8c . . . aiTiurraTOC It^vcto. Davon ist nun nirgends die Rede.
Maetzner (a, a. 0. 129, 182) glaubt ein Hyperbaton des Pro-
nomens vor sich zu haben. Damit ist jedoch die Stellung des rauTTic
zwischen dem Prädicatsnomen aiTiac und der Copula t€V0)li€VT1C
noch nicht erklärt; auch erwartet man eine nähere Bestimmung zu
alxiac. Wovon ist f| biabpOjLiri die Ursache gewesen? Sollte nicht
entsprechend dem unmittelbar vorausgehenden Gedanken oö jap
dipeiaiZuiV ÄTi^Oave die Änderung toutou jener Forderung Rech-
nung tragen, wenn es nicht gestattet ist, eine Assimilation des Pro-
nomens nach Analogie des Lateinischen hac fiducia rerum (Liv.
I 33.4) anzunehmen?
III b 7 6 b' ibujv Touc dKOVTi2ovTac euTTCxiIic av ecpuXdHato jar|b^va
jaf) ßaXeiv codd.
Die Stelle wird in der neuesten Zeit fast durchwegs für ver-
derbt gebalten, indem man in juribeva juf) ßaXeiv eine durch ein
Versehen des Abschreibers hervorgerufene Wiederholung des voran-
gebenden jiATibi^va ßaXeiv erblickt. Nur Ignatius hält an der Über-
lieferung fest (a. a. O. c. 17 p. 13 — 14). Es conjicieren Jernstedt
(a. a. O. 17) fjinbevi uttö tö dicövTiov (s. tö ß^Xoc) uireXBelv und fuhr
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 45
(Animadv. in or; Att. Bonn. 1877, 26) ^r]bev\ ÜTTobpojueiv. Vgl. Weidner
Phil. Anz. IX, 101. Jernstedt verstößt gegen den Charakter der
Periode, deren beide Theile nicht bloß von gleicher Größe (ico-
KUiXa) sind, sondern auch in dem Verhältnisse, in welchem die ein-
zelnen Glieder zu einander stehen, einen deutlichen Parallelismus
bekunden, ö jiev Tap oub^va öpoiv biaip^xovxa entspricht den Worten
ö b* Ibujv Toüc ÄKOVT^JovTac Und TTiüc Sv ^(puXctHaTO dem gleichartigen
Ausdruck euirexiBc äv dqjuXaHaxo. Durch jene Conjectur wird nicht
nur die napicujcic zerstört, sondern auch in gleicher Weise, wie
durch den Vorschlag Fuhrs die Antithese zu jiirib^va ßaXeiv verwischt.
Denn der Bau der Periode verlangt auch zu jiirib^va ßoXeiv ein
entsprechendes Glied in Form eines Gegensatzes, d. i. ein Verb,
des Treffens. Die Nothwendigkeit eines solchen Wortes
ergibt sich überdies aus dem Context e. Zu diesem Behufe sei es
mir gestattet, die Beweisführung des Redners mit wenigen Worten
zu skizzieren. Der Vertheidiger stellt sich gegenüber der Argumen-
tation des Klägers auf den Standpunkt, dass man im vorliegenden
Processe nicht darnach fragen darf, wer der f actis che Mörder sei,
sondern wer den Mord durch sein Verhalten verschuldet habe.
Vgl. b 3 oÖK iav TIC cpdcKr) dTTOKTeivai, tout* Ictiv dXX* ^dv Tic
eXeTXÖq. Die Schuld (djuapTia) trifft entweder den TiaiboTpißric, wenn
der Knabe in seinem Auftrage gehandelt hat (b 4 ; vgl. y 6)» oder den
Knaben selbst, wenn dieses nicht der Fall war (b 4); keinesfalls
aber den Jüngling. Denn dieser hat 1. sein Ziel nicht verfehlt
(b 5; vgl. ß 4, fS) und 2. nichts gethan, was nicht auch seine
Genossen gethan haben (b 6; vgl. ß 7, y 6). Der Knabe trägt allein
die Schuld, weil er sich während der Übung in die Wurflinie
begab (b 4, 5, 6; vgl. ß 4, 5). „Wenn er** — diese Voraussetzung
müssen wir §. 7 dem Gedanken nach zu unserer Periode ergänzen —
^die Bahn durchlaufen wollte, so konnte er sich, da er die Werfenden
sah, leicht inacht nehmen, dass niemand traf (sc« ihn), während
sich der Jüngling, da er niemanden durchlaufen sah , nicht davor
inacht nehmen konnte, dass er niemanden traf^. Vgl. y 6 bid
Tfjv ToO ßaXövTOC dKoXaciav..., obe Trepi TÖVTfic dvaip^ceujc Kaipöv
TrXimjueXricac. Hieraus erhellt, dass an unserer Stelle nicht der
Nachdruck auf dem Hindurchlaufen , sondern auf dem Treffen
liegt, da beiderseits nicht nach dem Grunde des Hindurchlaufens,
sondern nach dem des Treffens, beziehungsweise des Getroffen-
werdens gefragt werden kann, und dieses war die dcpuXa^ia des
Knaben. Die Möglichkeit, welche Fuhr betont, es hätte der Knabe
auch unter den Zuschauern stehend getroffen werden können (HI
46 KOHM.
ß 4)^ kommt hier nicht in Betracht, weil dann das Zuschauen über-
haupt hätte verboten werden müssen^ was nicht der Fall war (vgl.
5 4, 5, 6, 7; f 10; ß 4, 5, 7, 8). Die Überlieferung wird allen
Anforderungen gerecht.
Eayser (Rhein. M. XII, 232) nimmt an dem doppelten jurib^va
Anstoß; das einmal als Object und ein anderesmal als Subject er-
scheine. Er schreibt demnach jiif) ßXr|6f]vai. Blass hat diese Ände^
rung in den Text aufgenommen. Beide tibersehen, dass jene Worte
mit besonderem Nachdrucke einander gegenüberstehen. ,,Dort hätte
der Jünglingniemanden, hierdenKnaben niemand getroffen^,
d. h. 6» wäre in keinem Falle bei entsprechender Vorsicht von Seite
des Knaben etwas geschehen. Überdies lässt der Schriftsteller in
der Wahl des zweiten jiiib^va und des activen ßaXeiv nochmals den
Gedanken hindurchschimmern, den er bereits b 6 verfochten hatte,
dass jeder Spielgenosse des Jünglings den Knaben eben so gut hätte
tödten können, als es dieser gethan hat.
)Lin braucht nicht mit Franke (Neue Jahrb. XXVIII, 62) ge-
strichen zu werden. Die Negation findet sich auch noch anderwärts
nach dem Verb. cpuXdcceiv. Vgl. Xenoph Anab. VII, 3, 35; 6, 22.
Hier hat sie überdies den Zweck, den negativen Begriflf zu verstärken.
Belling (De period. Ant. symm. diss. Vrat. 1868, 34) schrieb,
ich weiß nicht, ob aus Versehen oder mit Absicht, ^cp. tö juribev
\xr\ ßaXeiv. Jedenfalls ist kein Grund vorhanden, den Artikel zu setzen.
Alles in allem genommen, haben wir eine Periode vor uns, die
nach allen Regeln der Bhetorik gebaut und mit allen rhetorischen
Kunstmitteln ausgerüstet ist: gleiche Größe der Glieder (KÜuXa),
Parallelismus zwischen den einzelnen Theilen dieser Glieder und
Anaphora mit Antistrophe.
III b 9 IxovTÖc ye bf| rrjv öiktiv toö qpov^wc. Es genügt nicht,
dem Sinne gemäß diese Worte nach Jernstedt mit dem folgenden
OUK iäv, . . zu verbinden, wir müssen auch die Partikeln fe br\ (N),
welche in auffallender Weise den Epilog einleiten, in das zusammen-
fassetfde, folgernde bk corrigieren. Vgl. II a 3 ÖTtavTcc b^..;
9 ^XeTXOjLievoc b* öttö t .; ß 11 €k bi Travxöc TpÖTtou. ; 12 toioutou
bk övToc; t9 oötu) bfe,.; b 10 Trdvrwv bk KaxTiTOpriOevTUJv; 11 oütuj
bfe,; III ß 5 biet bi Tf|v uTrobpo)Lif|v . ; 8 ific bk d|uapTiac. ; 10 dTto-
XuöjLievoc bfe.; T 11 ^K bfe rfic. , dTroXoTiac; IV a 7 u|uäc be. ; ß 6
dTToXuöiiievoc bfe,; y 6 oötujc bk,; b 3 koivoö be.; 10 outujci
bt.. Vgl. Wetzel, Beiträge zum Gebrauch einiger Part. b. Ant.
Progr. Laubach 1879, 36; E. Schepe, De transitionis form, quibus
KRITISCHEXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 47
or. Att. praeter Isoer., Aesch. Demostb. utuntur. Bäckeburg 1878,
14; Linder a. a. O. 86 — 87; Schäfer, De nonn. part ap. Ant. usn.
diss. Gott. 1875, 24. Die Part, je ist unverständlich und mit br)
würde an das Vorangehende nichts Neues angereiht werden, wie
dies V 57 tivoc re br\ gvexa der Fall ist. Vgl. U 6 2; lU ß 1; IV t 2.
III b 9 Toic KaToXaiußdvouci fueKov tö evOujiiov Tcvrjcexai ist der
Comparativ und die Verbindung ^e\lo\ tö €v9u)liiov T^vrjceTai auf-
fallend. Blass vermuthet äeilijjv tö und verweist auf Aifteh.
Hiket. 988 dx^oc d€i2^ujv. Es handelt sieh jedoch nicht darum, dass
die Gewissensbisse der Richter groß oder in irgend welchem Ver-
hältnisse (weichem?) größer sind, sondern darum, dass sie diese
überhaupt haben. Die Worte wollen nichts anderes besagen als
das Vorausgehende iäv KttTaXdßriTe, ivOujuiov U7ToX€ii|iec9e., Wenn wir
daher ^eilüov streichen und für tö dvGujiiov einfach dvGujuiioc schreäieD,
so erhalten wir nicht nur einen passenden Sinn, sondern es treten
auch die einzelnen Glieder der Antithese 6 jüi^v fäp « . . KaTaX€ii|iei
und 6 bi KttGapöc . . . T€vr|C€Tai in entsprechender Reihenfolge
einander gegenüber. Vgl. II t 10 Ujaiv bk €v6u|aioc fevric^Tai.
IV ß 1 ou ö dTToGavibv aiTioc Kai jiidXXov f| ifvj ex^veTO A. pr. Von
erster Hand ist nach drroGavibv das Wörtchen auTqj eingeschoben,
das auch in der von A. corr. * corrigierten Form auTUj von den
Herausgebern in dem Texte beibehalten wurde. Pahle begnügt sich
nicht damit. (Vgl. Ant. et quae vulgo eius fer. or. crit. rat. per-
lustr. Jever 1874, 5) und verlangt die Einschiebung eines auTÖc
vor aiiTuj. Ich weiß fürwahr nicht, was die erklärende Beifügung xai
jiäXXov f| ijOj noch für einen Zweck haben soll, wenn der Todte schon
durch aÖTifi oder auTÖc auTiu als alleiniger Urheber der That gefasst
wird. „Dem Todten", heißt es daselbst, „fällt die That weit mehr als
mir zur Last", d. h. „er ist", wie wir aus dei^ folgenden Begründung
hören, „selbst der alleinige Urheber seines Unglückes". Vgl. oux
auTtu jLiövov THC cu^(popdc . . . aiTioc €T€V€T0 ß 1 ; t 4. Sollte auTiij
nicht eine Glosse oder besser eine Conjectur des Correctors sein,
dem wir nach meiner Überzeugung einen großen, wenn nicht den
größten Theil der doppelten Lesarten in der Vorlage des c. A.
verdanken? oux auTijj jiiövov ... aiTioc eY^veTo mag zu diesem Ein-
schiebsel den äußeren Anstoß gegeben haben.
IV ß 2. A. Bohlmann (Antiphontea. diss. Vratisl. 1882, 20)
interpunctiert : Taic be xtpci, — TUTTTÖjLievoc Ott' auTOU Taic x^^cw, —
4ß KOHM.
ÖTTcp ?7racxov dvribpujv Troiepa äv nbiKOuv; Wozu dies? frage ich.
Etwa eines vermeintlichen Gegensatzes zwischen Taic bk X^P^'^ ^^^
dem vorangehenden cibrjpuu f\ XiÖui f\ HiiXiu Tl|uuvd^T^v auxöv halber?
Nach meiner Ansicht geht der bei der gewöhnlichen Interpunction
xaTc bk xepd TUTrTÖjbievoc utt* auroO, xaTc x^pciv ÖTrep iti. dvTibpujv
durch die anaphorische Wiederholung des xaTc xepd erzielte Nachdruck
infolge jener Interpunction gänzlich verloren, wie auch von einem
Gegensatze zwischen xuTTXÖjLievoc und dvxiöpüüv nicht mehr viel zu ver-
spüren ist. Und dass gerade der Nachdruck auf jenen beiden Wörtern
liegt, beweist, wie aus der Parenthese ou fdp xauxd dXXd jicijova. . .
dvxmdcxciv eici hervorgeht, das Bestreben des Redners zu zeigen,
dass er sich nicht mit andern Waffen, sondern mit denselben, mit
denen er angegriffen wurde, zur Wehre setzte. Außerdem spricht
IV T 3 die bfe ovbk xoic auxoic dXXd €vavxiu)xdxoic riiuuvaxo auxöv,
auxö x6 £pT0V ciiiaaiv€i für unsere Auffassung. Mit demselben Rechte,
mit dem die hergebrachte Interpunction beizubehalten ist, muss
die Lesart TTÖxepa a V TibiKOuv (N Apr.) gegen die Schreibung Tiöxepa
i^biKOUV, welcher wir in allen Ausgaben begegnen, in Schutz genommen
werden. r^biKOuv hat gleich dem um einige Zeilen höher stehenden
TibiKOuv, welchem der Aorist rijLiuvd|Lir]v entspricht, und gleich der
sonstigen Gebrauchsweise dieses Verb, in den Tetralogien (II ß 10,
13; yII ; b II; IHt; IV b9) Aoristbedeutung. Vgl Ignatius a. a. O. c. 34,
p. 19. Wir haben sonach einen Potential der Vergangenheit vor uns,
der mehr besagt als rröxepa iibiKOuv. „Nach welcher von den beiden
Richtungen konnte ich (damals) Unrecht gethan haben, wenn ich
weder die Schlägerei begonnen, noch mich in anderer Weise ver-
theidigt habe, als ich angegriffen würde? Ich kann auf keine
Weise im unrechte sein.« Die Änderung der Partikel dv in auxöv ist
nicht zu billigen. Vgl. Ignatius a. a. O.e. 510, p. 146; c. 534, p. 176. Ab-
gesehen da von,dass durch dieselbe derOedanke an Kraft verlieren würde,
ist der Accusativ, den Ignatius zu vermissen scheint, nicht nothwendig.
äbiK€iv wird nicht selten im Activum mit dem bloßen Accusativ
des inneren Objectes verbunden. Vgl. II b 11 xu)v jar|b^v äbiKoOvxwv;
I 24 (Lv i^biKTiKc; VI 7 ei xi dbiKUj, juribdv dbiKiu; 19 ei xic xi rfii-
KTiKe; 34 dbiKcT. . .oöbdv; 36 iLv r^biKiicav: 50 Oüv TibiKr|Kaciv. Es sind
zumeist Neutra von Pronomina; hie und da begegnen wir auch
Zahladjectiven. Vgl. II ß 10 )Li€TdXa dblKOu^€Voc; VI 9 oiixe jaeya
dbiKoövxa; Frgt. 68 TiXeiu) . . . r^biKiija^voc. Linder (a. a. O. 46, n. 11)
scheint dies nicht bedacht zu haben, als er die Conjectur Tiöxepov
TibiKOUV f\ }xr\ vorschlug, die außer dem genannten Umstände gegen
den von mir oben angedeuteten Gedanken der Periode verstößt.
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 49
Mit TTÖTepa 'Sv ^bkouv nimmt der Redner nochmals den in dem
ersten Theile der Periode (töv t^P fipHavTa. . . ribiKOUV jiifev oöb*
oÖTiüc) ausgesprochenen Gedanken auf, um ihn mit dem Gedanken,
der in dem zweiten Theile dieser Periode (raic 5? x^pcl . . .) zum
Ausdrucke kam, in eins zusammen zu fassen. Erwähnt sei noch, dass
Blass nach dem zweiten oben genannten i^biKOUV ein &v einschaltet.
Er liest an jener Stelle ^biKouv ja^v <av) oub' oötujc. Die Partikel
ist hier in jedem Falle, mag sie auch mit Jernstedt der Negation oöb*
nachgesetzt werden, tiberflüssig. Mit einer ähnlichen Entschiedenheit,
wie weiter unten durch den Potential der Vergangenheit, wird an
dieser Stelle die Anklage des Gegners mit dem Hinweise, dass der
Redner, als im Zustande der Nothwehr in keinem Falle im Un-
rechte gewesen ist, in Form des bloßen Indicativs zurückge-
wiesen und die Folge hiedurch als eine unausbleibliche und un-
zweifelhafte hingestellt.
IV ß 8 Jernstedt (a. a. 0. 18) streicht in toO ^f| b'ibdSavTOC
die Negation in der Meinung, dass toO <)Lif|)öiödSavTOC weder auf
den Kläger, noch auf die Angeklagten bezogen werden könne,
sondern dem Usus in den Tetralogien entsprechend allgemeine
Bedeutung besitze. Vgl. Blass. Att. Ber. I. 157; Reiske or. Att,
VII, 691.
Ich weiß nicht, welchen Usus Jernstedt vor Augen hat»
Tetra!. IV wird durchwegs in allen vier Reden vom Kläger ab-
wechselnd bald in der Einzahl, bald in der Mehrzahl gesprochen.
Vgl. IV ß 3 ^peT; b 2 ö |uiev oijv öiiükujv; 10 töv t€ fäp biuiKOvra.
Dass hier nur an den Kläger, den Gegner des Redners, gedacht
werden kann, beweist unumstößlich die Thatsache, dass in der
Antithese dieser Periode dem Pronomen u|aiv die Worte oux vpti-
T€pov, dagegen dem Ausdrucke ou toutuj unsere Stelle in chia-
stischer Form entspricht. Zum Überflüsse werden in der aus
§. ß 8 gezogenen Schlussfolgerung (raÖT' ouv eiböxec . . dTToXuete ß 9)
den Richtern (auxoi xe KaGapol ific aiTiac T^vecGe) die Kläger mit den
Worten toutoicI tö ddßriiua toOto övaOevrec entgegengestellt, d. i.
zur Bezeichnung des Klägers statt des Singulars der Plural gebraucht.
Indes lässt sich, wenn wir auch Jernstedts Erklärung abweisen
müssen, nicht leugnen, dass jene Worte^ sowie sie uns überliefert sind.
Bedenken erregen. Denn der Kläger hat im Falle einer ungerechten
Freisprechung des Geklagten (dbiKiuc )u?v t«P dTroXuOeic) nicht deshalb
die Bache des Ermordeten zu fürchten, weil er die Richter nicht
aufgeklärt hat (toO ixr\ bibdHavxoc), sondern weil er sie nicht richtig
Wien. Stud. Vm. 1886. ^.
50 KOHM.
aufgeklärt hat, (bid TO )Lifj öpGujc vijuäc bibaxOf^vai), d.h. weil es sich
ihm nicht so sehr um eine rechtlich wohl verdiente Bestrafung
des Mörders, als in erster Linie darum handelt, den Angeklagten
aus dem Wege zu räumen. Vgl. u)c jli€v ou biKaiujc KarriYOpoöjLiai,
dmbebeiKTai jiioi ß 7 ; IV a 4—5. Der Zusammenhang verlangt daher
gebieterisch die Schreibung toö ^rJ <(6p0iJüc) bibdHavToc, welche
bereits Ignatius (a. a. 0. c. 401, p. 109) gelegentlich ohne weitere
Begründung in Vorschlag gebracht hat.
Stellen wie IV b 9 (töv be fäp biiUKOVia ou biKaiov KajaXajLi-
ßotveiv, .m cacpuüc bibotHavia), V 14 (ei opGOöc Kai biKaiujc ujLiäc
bibdcKOuci TÖ TrpäTjua fj oü; vgl. VI 2), V 89 (ouk icov icii töv T€
b^iÄKOvTa |uf| öpGujc aiTidcacGai; vgl. VI 6), I 10 (öti öpGuic Kai
biKatuj.c |ueT€pxo)Liai TÖV cpovea TiaTpöc), VI 12 (öpGOac Kai biKoiujc
arrobeiHai Ti^ ßo^^fl) dürften nur noch die Wahrscheinlichkeit
jener Conjectur erhöhen. Vgl. VI 28, 30.
Wie aus ihnen ersichtlich ist, könnte außer öpGujc auch biKaiwc
eingeschaltet werden. Für den Ausfall des ersten Wortes spricht
der Umstand, dass es sehr leicht von einem Abschreiber zufolge
der dreimaligen Aufeinanderfolge desselben Wörtchens in jener
Periode übersehen werden konnte.
IV T 2 hält Kayser (Rhein. M. XII, 235) die Worte r\ re
|LieTCxXoq)pociivr| toö Y€VOuc für verdächtig, weil sich hiezu kein passender
Gregensatz finde. Unter dieser Voraussetzung müsste auch der ent-
sprechende Ausdruck der Antithese r\ T€ buvajuiic tuiv v^ujv wegfallen.
Jernstedt streicht daher beides. Es ist wohl wahr, dass diese
beiden Ausdrücke nicht unter einander in demselben Gegensatze
stehen^ der zwischen den andern in chiastiscber Form einander
gegenüber stehenden Begriflfen der beiden Glieder jener Periode
obwaltet. Allein müssen sie deshalb schon ausgemerzt werden?
Ist es nicht gerade der jugendliche Übermuth, die jLieYa\oq)pocuvTi
jenes Alters, welcher den kräftigen (aK^f) Tfic piJü)Lir|c), mit der Wirkung
des Weines wenig oder gar nicht vertrauten jungen Mann (fi Te
dTTCipia Tflc MeGric) zu jener Schlägerei verleiten konnte (V a 6; b 2)?
Die |Li€TaXo<ppocuvr| desselben beruht aber vor allem auf einem
zu stark entwickelten Bewusstsein seiner buva^lc. Während diese den
Jüngeren zur jiieTCxX. verleiten musste, war sie für den Alteren
neben der ^juiTreipia tujv Trapoivoujaevujv (Reiske) und der dcGcveia
Tpö Y^pwc ein Grund, sich jeder Sxjblägerei zu enthalten und cw
cppoviCeiv. Es liegt somit nicht der Gegensatz in den Ausdrücken,
sondern in den BesiehuDgen dieser Worte zu den betreffenden Personen.
KmTISCH-EXEGETISCHB STUDIEN ZU ANTIPHON. 51
Was den einen zum cipHai Tf\c TiXriTflc anspornte, musste den
anderen zurückhalten (fixe buvajuic cpoßoöca cuicppoviZiei). Will man
diese Erklärung nicht gelten lassen, so würde ich für byVajuic
das Wörtchen ußpic einsetzen. Vgl. IV a 6 ößpei Kai dKöXaciqt
TtapoiviJüv; b 2 Kaxct cpuciv ^v ußpi^^eiv |udv touc veouc; 6 6 ixiv ußpi-
lijjv Ktti TTapoivüJV TrdvT* 2bpa. Jernstedt glaubt aus A. pr. uj..c auf
die Lesart üjpac schließen zu dürfen. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass wir das Beispiel einer doppelten Lesart des Archetypus vor
uns haben. Wir haben aber keinen Grund, an der Richtigkeit der
gewöhnlichen Lesart zu zweifeln. puj)Lir|c verlangt die Antithese zu
dtcG^veia toö T^pujc, in welcher der Nachdruck auf dcöi^veia und nicht
auf ToO THPWC liegt. Sodann spricht für diese Lesart die Verbin-
dung dKjiiaJoucr) t^ pu^Mq (t 3). Vgl. Plat. Politik. 310 D biöie nä-
qpUKev dvbpeia ... Kaid jiiev dpxcic dKjLidZieiv pObjLiij ; Plut. praecept.
ger. reip. 881 B buvajiiic . . . juribe etüXoc, dXX* dKjLifiv fxo^ca.
IV b 3 €1 T€ Tcip 6 TTaxd^ac bid xfiv tiXtit^v ßiacdjuevoc üjnäc
^TTiTpecpGfjvai larpui judXXov toö dTTOKTeivavToc qpoveuc dcTiv, 6 dpSac
xfic TrXriT^c qpoveuc TiTvexai. Diese Periode hat seit Reiske eine
Menge von Conjeeturen, Umstellungen und Deutungen erfahren.
Reiske conjiciert emxpeijjai für emxpecpGfivai (a. a. O. VII, 908),
Kayeer XPncÖai (Rhein. M. XVI, 74); vgl. IV t 5. Der letztere
glaubt überdies nach ßiacdjLievoc das Verb. cu|uißouXeöccxi (vgl. IV y 5;
ß 4) ergänzen zu dürfen. (Rhein. M. |XII, 2S3; XVI, 74).
Spengel (Rhein. M. XVII, 176) bestreitet diese Einschiebung,
da der Zusammenbang ein Missverständnis unmöglich mache. Linder
(a. a. O. 46 n. 12) empfiehlt, durch die handschriftliche Lesart ei
T€ ydp verleitet, die Schreibung ei xe fäp 6 TraxdSac bid xf|v irXiiTriV/ ei x€
Ktti 6 ßiacd)U€VOC. Kayser kämpft unter Berufung auf IV t 4,5 mitRecht
gegen die Meinung an, als ob unter ö Traxdgac (der Jüngling) undßiacd|iA€-
Voc (der Alte) an zwei verschiedene Personen gedacht werden könne.
Ich fdge hinzu, dass jene Änderung weder in IV y 5 begründet ist,
noch durch die Zweitheilung der Praemisse ei X€ ... ei X€ der daraus
gezogene Schluss 6 dpHac . . . q)ov€\JG Y^TVexai an Verständlichkeit
gewinnt. Ebenso hat Pahle (Ant. or. 6 — 7), dessen Erklärung und
Emendation der Wahrheit am nächsten kommt, bei seinem Vorschlage
61 xe tdp 6 TraxdHac bid xr^v TrXTiYnv (auxf|v) ei xe ßiacd|uevoc ujadc ...
cpoveiic icTW, (?xi lutdXXov) 6 dpHac ... yiYvexai ganz übersehen, dass
eine solche Theilung der Praemisse nach IV y 5 weder zulässig ist,
noch nöthig erscheint, nachdem wir in ei xe Ydp ö iraxdHac bid xf|Y
TTXriY^v ßiiötcdjLievoc ujudc emxpecp9fivai iaxpijj... wohl kaum etwas
52 KOHM.
anderes als eine knappere, gleichwohl aber klare Ausdrucks weise
für das vollere biet bi xdc toutou TiXriTac eTTiTpeipdvTujv fmoiv
oüXfSb, TToic Sv äXXoc Tic f\ 6 ßiacctjuevoc fijiiac xPTJcOai auTip
(poveuc eiT] fiv erblicken dürfen. Vgl. VI t &• Denn wodurch wurden
die Kläger genöthigt, vom Arzte Gebrauch zu machen? Doch nur
durch jene Schläge. Alle diese Verbesserungs versuche entsprechen
einer falschen Deutung der Worte 6 TraxdHac und xoö diroKTeivavToc
Vgl. außer den oben genannten Stellen noch Blass Att« B. I, 159
und Ant. orat. ed. II z. IV b 3 „sed ujudc etiam mortuum complectitur*'.
Gegenüber dieser Auflfassung verweise ich auf IV t 5 ^iriTpe-
ipdvTUJV fiiaiÄv auTiö und ßiacd|ui€voc fijiiäc... Desgleichen ist die
Beziehung, in welcher b 3 zu y 5 steht, nicht richtig erkannt worden.
Denn sonst würde nicht Kayser neben seiner Conjectur noch der
Umstellung eixe fäQ 6 TraxdHac cpoveüc kxiv (Rhein. M. XII, 233)
oder laxpip cpoveuc icxw (Rhein. M. XVI, 74) und der Verbindung
jLidXXov xoO dTTOKxeivavxoc 6 dpgac . . , Y^Tvexai das Wort reden.
Der Vertheitiger , welcher daran geht, nach seinem Beweise
über den Beginn der Schlägerei die übrigen Klagen der Gegner
Punkt für Punkt zu widerlegen, greift vor allem ihr letztes und
schwerwiegendstes Argument (IV t 5) an, es trage selbst für den
Fall; als der Alte durch die schlechte Behandlung des Arztes ge-
storben sei, nicht dieser, sondern derjenige an dessen Tode die
Schuld, welcher sie zwang, sich an den Arzt zu wenden. Der Ver-
theidiger geht auf die IV f 5 gemachte Behauptung der Kläger ein,
gibt ihr aber als Praemisse, aus der die ihm entsprechende Fol-
gerung 6 dpHac TiTvexai gezogen werden soll, eine allgemeine
Färbung und Geltung. 6 7raxd£ac ist kurzweg derjenige, welcher
geschlagen hat. Diese Bezeichnung kann eben so gut von dem Alten
als dem Jüngling gelten. Vgl. ö jiidv traxdHac Kai jnf] dTiOKxeivac y 4.
Der Kläger würde allerdings unter 6 TraxdSac gemäß seiner t5
gemachten Äußerung nur den JüngÜDg verstehen wollen, während
der Vertheidiger im Hinblicke auf seine Folgerung ö dpgac . . .
YiTvexai den Alten vor Augen haben musste, wie dies auch die
grammatische Verbindung von ßiacd)Li€V0C ujudc emxpecpGfivai be-
zeugt. Ebenso ist, wie ein Blick auf IV t 5 lehrt, mit xoö dTiOKXei-
vavxoc nicht der Jünglinge sondern der Arzt gemeint, der als that-
sächlicher Mörder dem verschuldeten Urheber (cpoveüc) gegen-
übergestellt wird. Vgl. b 3 dvocia . . . trdOoi, el |Lir|X€ dTioKxeivac UTifep
xoö dnoKxeivavxoc ... cpoveuc fcxai; t 5; b4, 8; ß 3, 4. In den
Augen des Klägers (y 5) ist der Jüngling cpoveuc, in denen des
Vertheidigers ist dies 6 apHac xfic irXnimc (b3), d. i. der Alte.
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 53
Der Gedanke dieser viel umstrittenen Stelle scheint demnach
folgender zu sein: „Wenn ihr zufolge der Schlägerei genöthigt
wurdet, den Alten dem Arzte zu übergeben, und wenn nicht dieser,
obwohl er der factische Mörder ist, sondern derjenige als cpoveuc
bezeichnet werden soll, welcher euch zu dieser Maßregel zwang,
soitrijflft die Schuld denjenigen, welcher die Schlägerei begonnen
hat* Denn dieser war es, welcher, weil er angefangen hatte, eben
dadurch den Geschlagenen nöthigte, zum Arzte zu gehen." Vgl.
5 3 oiSioc Tap iivatKace . . . töv tc TiXrif ^vta ini rdv laxpöv dXÖeiv.
So erweist sich jede Umstellung und Conjectur als unnöthig,
obgleich sich nicht verkennen lässt, dass die Beweisführung durch
die allgemeine Deutung der als Praemisse aufgenommenen Behaup-
tung des Gegners nothgedrungen einen sophistischen Anstrich erhält,
da ö TrardSac, welcher die Kläger zwang, den Geschlagenen dem
Arzte zu tibergeben, mit dem Geschlagenen ein und dieselbe Person
ist. Die zweite Praemisse outoc (sc. ö dpHac xfic tiXtittjc) t^P vy&f-
K<xc€..,. Tov 76 TrXrjT^VTa ^TTi TÖV iarpöv dXGeiv (b 3) bestätigt
diese meine Anschauung.
Selbstverständlich lässt sich mit dieser Erklärung die Über-
lieferung €iT€ nicht vereinigen. T6 mu3S nach Reiske und Spengel
gestrichen werden. Für eixe — emep zu lesen, wie Ignatius (a. a. 0. c.
520, p. 154; c. 531, p. 175) gelegentlich vorgeschlagen hat, ist kein
zwingender Grund vorhanden. Über den neuesten Versuch, welchen
Ghraffunder zur Lesung dieser Stelle (vergl. De Cripsiano et Oxon.
Ant. Dinarchi Lyc. cod. diss. Berol. 1882) in den sentent. controv.
(Nr. 2) gemacht hat, indem hinter iarpifj die Worte eite bia Tr\v
|i0x6Tip(av aÖTÖc 6 laxpoc eingeschaltet werden, brauche ich nach
dem Gesagten wohl weiter kein Wort zu verlieren.
Der Bedner schließt IV b 3 seine Beweisführung mit den
Worten dvocia t^P 8 T€ biWKOjLievoc Trd9oi, ei infixe dTiOKTeivac . . .
90veuc &Tau
Baiter und Sauppe haben nach ydp ein av eingeschoben und
dadurch zum Theile die Mängel der Überlieferung beseitigt. Jern-
stedt (a. a. 0. 19) hat außerdem das causale fdp durch das con-
secutive b* ersetzt, nachdem es sich hier um keine Begründung,
sondern um eine weitere Folgerung des aus dem vorangehenden
Beweise gezogenen Schlusses 6 oipSac ttic 7TXr]Tnc (poveöc TiTvexm
handelt.
Im Folgenden geht die Überlieferung auseinander. A. corr.
schreibt 8 ye, A. pr^ 6 re, N 6, re, vulg. Sbe. Der Autor dürfte
einfach 6 biuüKÖjLievoc geschrieben haben, da weder nach dem
54 KOHM.
Torausgehenden b* eine weitere Verknüpfung mit t6 möglich, noch
eine Hervorhebung oder Einschränkung des 6 biajKÖjLievoc durch je
begründet erscheint. Vgl. Schäfer a. a. O. 43.
IV b 6 u)c bfe oub^ Kpeiccövuüc a\Xa ttoXii u7Tobe€CT^pu)C iLv ^TTCtcxcv
i^)Liüv€To, bibdSu). So schreiben Blass, Jernstedt und Bekker auf Grund
der von Reiske empfohlenen Conjectur. Die codd. überliefern Kpdc-
cuiv u)V A. corr. 2, KpeTccov tüv Apr. N und iJTtobeecT^poc.
Ich halte ah der Überlieferung fest. KpeictuiV u)v ist durch die
Rede des Gegners in IV y 3 mit Nothwendigkeit geböten. " Dort
hatte der Kläger geltend gemacht, dass in dem auf beiden Seiten
mit ungleichen Mitteln geführten Kampfe der Jüngling Kpeiccuuv
gewesen sei, weil er sich kräftiger Hände (dKjLiaJoucij xfl pdjjLiri Tilh/
XeipÄv xpu)|üievoc) bedient, der Alte hingegen dbuvdTWc vertheidigt babe.
Diesen Vorwurf konnte der Vertheidiger nur parieren , indem
er darauf hinwies, dass der Jüngling in seiner Stellung nicht Kpciccoüv,
sonaern dein -Alien gegenüljer, welcher ößpijujv xai TrapoivuJv-TrdvT*
?bpa. Kai oubdv ^juiuvexo, als der Angegriffene im Nachtheile d. i.
U7Tobe^CT€poc war, weil er vor allem auf die Vertheidigüng seiner
Person bedacht sein musste. Daher konnte auch der Vertheidiger in
demselben Paragraphen (IV b 6) von seinem dienten sagen, dass er
dXaccdvujc f{ kax^ dHiav TÖv fipHavra Ti)Li\5veTo. WäWend der Kläger
das Kpeiccujv ffiv des Jünglings (IV t 8) aus der beiderseitigen körper-
lichen Beschaffenheit deduciert, folgert jener aus der Situation, in
der sich die Schlagenden zu einander befanden, dass der Angeklagte
in Wahrheit nicht Kpeiccuüv war. Damit wollte er jedoeh nicht, wie
aus dem folgenden Paragraphen (IV b 7) ersichtlich ist , in Ab-
rede stellen, dass dieser, weil er sich dKjuaCoiJcri rrj piujur) tujv x^ipuiv
bediente(T 3), Kpeiccuüv Tdcx^Tpac gewesen sei (b 7). Wenn wir diese
Fassung gelten lassen, dürfte auch der- zU unserer Stelle im ge-
raden Gegensatze stehende Gedanke el be Kpeiccuuv w'v rdc xeTpac
Kpetccöviüt T^ILiuveTO fj ?TTacX€V... seine Erklärung finden.
* TT Wenn er sich aber deshalb«, meint der Redner, «weil ör
hinsichtlich seiner Hände xpeiccujv war, auch kpeiccdvuic zur Wehre
setzte, als er erduldete, d. h. wenn seinö'Abwehr in ihren Folgen
kräftigerwaralsderAtigHff, SO darf er auch ^t> nicht von euch verurtheilt
Werfen". t)er Redner argumentiert demnach im Anschlüsse an unsere
'SMle in folgender Weise: TjDer Jüngling war als der Angegriffene
dem]^Angreifer gegeüübör nicht Kpeiccu)v, weil er der Angegriffene
war; wenn ei* sich a1>er als i^peiccujv xdc X^tpac^ wie ihöi der Kläger
T ^ tbi^gfeWOfföfi hatte; kpeiccövtuc zturWehi-e setzte, als ^r ange^
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 55
griffen wurde, so kann ihm daraus kein Vorwurf gemacht werden;
TtJ» ixiv Y«P cipHavTi TravxaxoO jueToXa eiriTiiüiia etriKeiTai^ tiij
be djLiuvojLidvuj oubajLioö oubev emTijüiiov TeTPCtTriau Vgl. ß 3.
Nach Reiskes Conjectur geht dieser Gedankenzusammenhang
nicht nur verloren, sondern wird IV b 7 mit ei be... Kpeiccövuüc
i^juOveTO i^ liracxev etwas behauptet, was vor kurzem geleugnet
worden war (ibc bfe ovbi. Kpeiccövuüc dXXd ttoXu UTtobeecT^pwc u)V
firacxev i^jniiveTO nach Reiske).
I V b 8 Jernstedt (a. a. O. 19 — 20) sieht sich aus mancherlei
Gründen veranlasst, die Worte irpöc be tö jüiriTe biKaiujc juriTe dbiKCuc
diroKTeiveiv dTtOK^KpiTai' oi) ydp ijttö tOüv ttXtitujv dXX* uttö toO iaipoO
6 dvTip diT^Öavev, d)c oi judprupec juapiupoöciv dem Verfasser der
Tetralogien abzusprechen. Jernstedt nimmt zunächst daran Anstoß,
dass diese Worte auf keinen Theil der vorangehenden Bede Bezug
nehmen. Ich finde hierin nichts Auffallendes. Nachdem der Kläger
in T gezeigt hatte, dass der Jüngling aller Wahrscheinlichkeit nach
der A nfänger sei, dass dieser dem Alten nach dem Leben getrachtet
(f 4) und deshalb in jedem Falle die Schuld an dem Tode dieses
Mannes zu tragen habe (y 5), wäre, wie überhaupt in jeder Klage
auf diTißouXeucic^ die ausdrückliche Betonung des Gesetzes, das
jeden Mord ausnahmslos verpönt, gegenstandslos und zwecklos
gewesen. Sie hätte nur einen.Sinn,Venn die Klage, wie in III (IIFa 1 —
2; ß 9; Y 7j ö 10) auf unvorsätzlichen Mord gelautet und die Kläger
auch in diesem Falle eine Bestrafung der mehr oder weniger zu
entschuldigenden That verlangt hätten. Anders verhält es sich mit
der Vertheidigung des Angeklagten. Derselbe bestreitet in I
V ß nicht nur die von seinen Gegnern angestrengte Klage auf im-
ßoOXeucic mit dem Hinweise, dass er der Angegriffene war (ß 2, 3,
5 ff.), sondern bricht auch dem möglichen Einwände, dass nach dem
Gesetze jeder Mord, auch der unvorsätzliche, unzulässig sei (b 4,
5, 6, 8), mit .der Erklärung die Spitze ab, dass 1.) die schlechte
Behandlung des -^rztes den Tod zur Folge hatte (ß 5) und 2.) er
als. djLiOvöjLievoc völlig straflos ist (ß 3, 6). Dieser fingierte, in Wirk-
lichkeit nicht gemachte Einwand des Gegners . hat. de^n Zweck, die
Schuldlosigkeit des Geklagten nach, jeder Richtung sicher zu
stellen. Er ist weder moralisch verschuldeter Urheber (qpoveuc),
noch wirklicher Mörder (ö diroKTeivac). Auf dieses Argument
kom^lt der Vertheidiger in b in einer in Entwicklung und Anein-
anderreihung der. Argumente gelungenen Rede noch einmal zurück j
uiäi am ochlusse seiner Vertheidigung, nachdem er in umgekehrter
. H> KOHM.
\^'o^ dio iu Y vor^brtMchten Klagen unter Zugrundelegung des
oiucu Uaui>caixum^ac^K Wk&mpft hatte^ jede Schuld seines Clienten
Kst isi OAU '<2iuHlck^:reifen und Wiederholen von Bekanntem —
viäIuu vtnv>K^M.>avti - ^ ttur geschieht es mit einer größeren Schärfe
uuvl Hcö.J.iuuuUwiU :il^ iM ß der Fall war. Was dort behauptet
^w lacu vv^u ^i^v V. >*tJtvl hiter durch Zeugenaussagen bekräftigt.
Wh Vu^virf, vku* ^is^Jrt äU ein Ausfluss der diuxict des Alten
Iv-cicUuot ^%v>jiNHi«tt w*r v^ Ö), wird hier als ein beabsichtigtes
riiua i^vNU>a.tvH v«{Kv*i.'uv<H: iravia bpdcac b 8). Die Worte Tipöc b^ tö
^ii|K . v\uvHv%K4.Hivu W<^;i^it^ii somit nichts anderes als: ^Was aber das
Uottvi* tK^utft» sl^'** ttlÄU weder in gerechter noch ungerechter
Woicjix* iWivii vlmC - vUs man uns allenfalls noch entgegenhalten
Ivvuiuvv^ ^ »\^ i*« vUt^uf *ohon geantwortet worden". Es ist der-
• o!U\> <u»4^4>H4\* Kiuw^ml , der die Absicht des Redners zeigt,
•»oi^ Uxwl^ ivslvH' Kw'^Mmig lu decken. Von einer dunklen An-
Unüuu^, %5^ ^^^ vlvH' KlÄgor über diesen Punkt schon irgendwo
♦\i«UUulK\\ ^\Vi4>*\vK\Ht hättü, ist nach meinem Dafürhalten
'u ilvHk WvnW« uiv"Ul5k «w finden. Dies müsste überdies nicht in y,
xMuiv^iu WK» vVu^\SyHi\x\ ÄOiRt, in a zu suchen sein. Und dass hier
\oMio \ \k\>v ^u^um*luuou ist, verbieten die Worte ß 3 eiev epei
\ -xnW' v^ V\H<vN ^i^MVV^V jLl^^Tt blKQlUJC ^r\Te dblKUÜC dTTOKieiveiv ?voxov
ixn» ^V^^vv^^' »N^K v»HHWKnc drtoqpaivei ce övia- ö Tdp TeGvTiKev".
KuuAVvvU ^VvMJt *ioh ferner an der Zeugenaussage (b 8), da
Sv»Jvnv^ s\ 'i vUi^ U\v vUt> Wrtheidigung wichtigste und hinlänglich
.•.v^ua^yvvulv '«v^^^i^v** 'iM^xtÄhnt worden sei. Diese Zeugen könnten
i\w\\ u»vlu*< .^uvlv^yv^ Ausgesagt haben, als dass der Greis nicht
•vIsmc, *vuuUmm ^^I wäcU einiger Zeit unter der Pflege des Arztes
HvaU^ ivuft ^uoht «u. Denn rücksichtlich der ersten Be-
U.'^MptuM^ vUs^tv^ i^w^K dio Vortheidigung in ß und b, wie schon die
Mv^vmUo.xjj^ ^k\ ^ \\\\\\ T beweist, um die zwei Punkte: Der Ange-
KUi;Uv U.^t vwvU^^ d^u Tod des Alten verschuldet (ß 5—6;
t i ^ > -^ IK ^\ uoch diesen ermordet (ß 3—4; t 5; b 8).
Wi ^v4«iV ^Vukl i^iütKt sich auf die ß 1—2 gemachte Be-
t^m^tuu^» vIh**i \W AUo die Schlägerei begonnen habe; sie wird
x\ H vluis^h \hs> AUMÄgon dor Zeugen bekräftigt. Der zweite fußt
w( vivv |t 1 ^vmHoUton Behauptung, dass der Alte zufolge der
r4ohWv^ht\Uk Uv^Hudlung des Arztes gestorben sei; sie erhält b 8
duvvh vuu\^ ÄW^^iio Zeugenaussage ihre Bestätigung. So ist in b die
lWMV\vii^\lhmi\y UÄch diesen bei den Richtungen auf solider Grundlage
KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 57
aufgebaut» und kö^onen von dieser aus alle Vorwürfe der Gegnier
entschieden zilrückgewiasen werden.
Gegenüber der zweiten Behauptung Jemstedts kann Folgendes
geltend gemacht werden. Die Zeugen erklären nicht (b 8), dass der
Alte nach einiger Zeit unter der Pflege des Arztes (euratuma medioo),
sondern dass er nicht zufolge der Schläge (u7t6 x&v ttXtjyiöv),
vielmehr durch das Verschulden des Arztes (und toO latpoö) ge-
storben sei. IV T^ wurde dies von den Klägern bestritten^ Vgl. daselbst
€1 be TOI Kai imö töO iarpoO dTreOavev, die ouk dTr^Gavcv.. Aus
de^i Gesagten ergibt sich, dass wir keine Palillogie Vor uns haben,
sondeiln ein neuer Beweis an die übrigen angereiht wird. Ebenso-
wenig kann von einer Störung der Gedankenreihe gesprochen
werden, da di« Beweisführung gerade mit diesem Argumente , das
nach einer zweifachen Richtung hin seine Ausführung finde t^
vollständig in sich abgeschlossen erscheint. Vgl. ou ^äp 6tr6 Tißv
ttXtitäv . . . ^apTüpoOciv und &ti bi Kai f| vüxx] toO fipSavToc.
Der Gedanke, der in b 8 zum Ausdrucke kommt, ist folgender:
,,Der Jüngling ist in keinem Falle der Mörder. Er ist nicht der
wirkliche Mörder (6 otTroKTCivac) ; denn der Alte starb nach der
Zeugenaussage zufolge der schlechten Behandlung des Arztes, nioht
zufolge der Schläge. Er ist aber auch nicht der verdchuldete
Urheber seines Todes; denn die Tux^l (d. L der Tod) kommt nicht
auf Rechnung des d|üiuv6)Lievoc, sondern des ctpHac zu stehen^. Die
Worte &Ti hk Kai r\ Tuxn . . . fijiiapTev bieten wesentlich nicht mehr
als die b 3—6 geführten Beweise. Daraus folgt jedoch Aoch nicht,
dass sie über^üssig oder gar als ein Einschiebsel zu betrachten sind^
Ihre Berechtigung erklärt sich aus dem eben angegebenen Verhält-
nisse zu dem unmittelbar vorangehenden Gedanken; außerdem
haben sie die Beweise b 3 — 6 zur Voraussetzung. Die ganze Beweis-
führung des Redners erhält durch jene Zeugenaussage einerseits,
anderseits durch die nochmalige Betonung, dass die moralische
Schuld einzig und allein dem Angreifer zur Last fällt, einen passenden
Schluss, indem durch die Nebeneinanderstellung der wichtigsten
Argumente, auf welche sich die Vertheidigung stützt, die volle
Schuldlosigkeit des Geklagten in «jeder Beziehung außer Frage
gestellt wird.
im Folgenden verhält sich dWoTpicji xux^l Kexpriial zu 4k tO&v
aÖToO ?pYü)v TfjV Tuxnv TrpocaYaYojuevoc, wie 6 judv Tap dKOuciujc xravra
bpctcoc Ktti TtaGibv zu 6 bd dKOuciujc irdvia bpdcac. Rücksichtlich der
Bedeutung von Tuxn mögen die ähnlichen Stellen III ß 8 oiKtiaic
cujüi^paic K^xpilTai und III b 10 jifi TipocnKovcc^c cujüicpopdc ^ur Ver.-
58 . KOHM.
gleichuDg dien^ta. Am Schlüsse des Paragraphen 6 8 sind die Wotte
Tf) auToö otTuxicji fJjLiapTev verderbe Denn von einer diuxia kann an
dieser Stelle /nicht mehr in derselben Weise wie ß 6 die Rede sein,
nachdem der Alte der ößpic, dKoXacia (b 5—6) und der böswilligen
Absicht (b 8) beschuldigt worden war. Aus demselben Grunde ist
fiiLiöpTev verdächtig. Der^^ Vertheidiger in b kennt keine djüiapTia
des Alten. Die V 92 gemachte Unterscheidung zwischen einem
dKOwciQV und iKOiiciov djüwipTniiia hat auf die Tetralogien keine
Anwendung, d^, in diesen durchwegs die djLiapTia (d)Li6pTri)Liöt) in der
Bedeutung eines unfreiwilligen Vergehens gefasst wird (IV b 5,
III T..8). Vgl II a 3; b 12; III ß 5, 6, 8, 10; t 10, U ; b 5, 7,
8, ,9* Desgleichen widersprechen sich ndvia bpdcac und ^)LiapT€V in
Anbetracht des Zeitverhältnisses, das in ihnen zum Ausdrucke
kommt. Jernstedt (a. a. O. 20) hat bi^cpGapTOi in Vorschlag gebracht.
Ich möchte entweder rq auToö dßouXici dtreGavev (t 3, 5, 7;
b 8) oder tdövriKev /ß 6; y 4) geschrieben haben. Vgl. ß 6 ei 5*
aßouXia Tiv( (sc. TeBvrjKev) , xrj eauxoO dßouXia bi^cpOapxai.
; ly b 10 hat die Überlieferung ö T€ Top drroKTeivac toO arroOa-
VÖVtoc ovb^ fJccQV idic aiTioic irpocTpÖTraiöc ^ctiv keinen Sinn.
Wie kann der Mörder toTc amoic irpocTpoiraioc sein, wenn er
selbst der Schuldige ist? Es ist daher auch unmöglich, mit Pahl«
(Antiph. or. 7) in 6 dnoKreivac an den Arzt denken zu wollen. Im
tlbrigen wird diese Bezeichnung nirgends von dem Arzte gebraucht.
VgL "ß 4 ' btd Tf|v ToO taxpoO iiioxGnpiav . . . dir^Oave ; f 5 uttö bfe xoO
latpoö <pdcK(ov aötöv diroOaveTv. . . ; uttö xou laxpoö dTreOavev; b 8
tättö To6 liorrpöÖ i dvfjp diteSavev. Auf der andern Seite halte ich es
für TßrimögHch, mit Briegleb (Zur Kritik des Ant. Anclam. 1861, 11),
in TOlc^atriöit einen, wenn auch versteckten^' Hinweis auf die durch-
wegs in der zWeitön Person angesprochenen Richter suchen zu
können. • Durch • die Cönjectur Sauppes xouxou dTToGavovxoc wird
der öedninke nicht um Vieles klarer. Vgl. Briegleb a. a. 0. 11.
Die Erkl«f uüg, mit (i'er Ignatius (a. a. O. c. 83, p. 42) die Über-
lieferung zu halten sucht, ist äußerst gekünstelt und unverständlich.
Denn es läsist'Äich schwer begreifen, wie der dTioGaviöv, wenn er
mit dem diroKxeivac ein imd dieselbe Person ist, noch TTpocxpöiraioc
und die Kläger in einetn so oflfenkundigen Falle aixioi genannt
weriötenkötm^^ angeblich weil sie ihre Pflicht nicht erfüllt haberi
und der Mordet* bis jetzt noch unbekannt sei. Ich bin im Anschluss
an^iEiffpiriüs ^{tJeuö Jahrb. 1842, 283) unter Berücksichtigung der
mi/ Ettyi^. (Khöin. M. XII, 234; vgl. II t lÖ; III b 9) Vö*gö-
l:HW?l8Cfl-EXEGETI8CHE STUDIEN ZU ANTIPHON. 59
schlagenen Änderung fcrai (statt ktiv) zu der Ansicht gekommen,
dass folgende Schreibung ö T€ Totp airoGavibv toutou diroXueev-
Toc ouötv fjccov Toic aiTioic TTpocTpöiTaioc Ictai den gewünschten Sinn
gibt. „Der Todte wird um nichts weniger, wenn ihr den Angeklagten
freisprecht, die Rache der Schuldigen verlangen, d. h. die Schul-
digen wird dessenungeachtet die Strafe ereilen«. Das zweite Kolon
der Periode oijtöc t€ dvociu^c t)ia(p9ap€k brnXctciov xaOiCTTici to )Lirivi)aa
(Briegl., juidtjuaTa vulg.) täv dXiTtipiujv toic dtroKTcivaci auTÖv stimmt
mit diesem Gedanken, den wir durch jene Änderung erhalten, voll-
kommen tiberein. „Im Falle einer ungerechten Verurtheilung",
heißt es, „wird der Zorn gegenüber seinen Mördern (Klägern
und Richtern, vgl. ß 7, 8) verdoppelt, weil sich zu dem noch
ütige sühnten Morde ein neuer hinzugesellt hat**. Die Stello
half' viel Ähnlichkeit mit IV ß 8, III 5 9 und II t 10- B?
scheinen dies Gemeinplätze zu sein. Daher mag es auch
kommen, dass der Schluss dieser Rede (b 10, 11) nicht durchgängig
mit den vorangegangenen Auseinandersetzungen übereinstimmt
Statt dete vorn Jernstedt empfohlenen toutou diroXiiqpOdvTOC habe
ich dem Gedanken gemäß toutou dtroXuBivToc eingeschoben.
Das in demselben Paragraphen drei Zeilen höher stehende dnoXiiO-
juevöu Toö Ävbpöc; ferner IV ß Ö dbfxujc yikv t«P dTioXuGetc und IIt 10
äbikuic'b' dTroXuOjLilvöu scheinen die Richtigkeit dieser« Änderung zu
bestätigen. >
»■•-• " •
.'MV^i IL 'Dieser Paragraph kann als eitie wahre cruK'philo-
logorum bezeichnet werden.
Reiske (a. a. O. VII, 860) sieht in dem Hinweise auf die
Zeit (töv bfe iLiiapöv tiu xpoviu dTrobövrec) entweder die Hand
eines Interpolators oder ein Sophisma, Blass hält den ganzen Epilog
(Att. Ber. I, 160) für unpassend, und nach Spengel (Rhein. M.
XVII, 170—171) ist er unserer Rede ganz fremd. Briegleb (a. a.
O. 11) glaubt, dass die beiden Schlussparagraphen (b 10, 11) un-
möglich in diese Tetralogie gehören können. Demgegenüber ist
mit Maetzner (a. a. O. 192) daran zu erinnern, dass, nachdem der
Vertheidiger die volle Schuldlosigkeit des Geklagten mit dem Be-
deuten, es könne zum wenigsten die Beweisführung des Klägers
nicht zwingend und überzeugend genannt werden (ß 8, b 10),
erwiesen hatte, der Verdacht des Mordes dem Arzte (b 8, ß.4)
und, ich möchte sagen, auch den Klägern anhaftete. Vgl. ß 4
mit Y 5, 6. In jedem Falle war der Geklagte nicht der Mörder.
Wenn dieser Hinweis mit einem Punkte im Vorangehenden
60 KOHW, KRITISCH-EXEGETISCHE STUDIEN ZU ANTIPHON.
in Collision gerätb, so ist dies die Aussage der Zeugen , dass der
Alte (mo ToO iarpoO gestorben sei. Demnach würde der wirkliche
Mörder bekannt gewesen sein. Liegt jedoch nicht die Vermuthung
nahe, dass der Arzt ein Werkzeug in den Händen anderer^ der
Kläger, war, denen die Schlägerei eine willkommene Gelegenheit
bot, 2wei unliebsame Personen auf einmal zu beseitigen? Vgl. ovbiv
ficcoy TO IC alTioic TTpocrpÖTräioc fctai b 10; vgl. IV ß 4 mit t 5;
ß 7 mit T 6. Ferner konnte es sich allerdings nicht mehr um die
Tödtung des Qeklagten handeln; er befand sich ja bereits in der
Verbannung. Allein blieb es trotzdem nicht den Richtern freigestellt,
ihr Urtheil zu fällen, wenn sie auch nicht im Stande waren,
dasselbe zu voUsIx'edken? Und blieb dasselbe nicht immer rechts-
kräftig? War nicht der junge Mann für den Staat, für s^ine
Angehörigen und Freunde in Wahrheit verloren, todt? VgL ö 1.
In diesem Sinne, glaube ich, sind die Worte zu nehmen;
möglich, dass auch der Redner ein wenig tibertreibt. Wird doch in
III in ähnlicher Weise von einer biaqpGopd des Jünglings gesprochen
(IQ ß 10] b 9)i, während es sich um eine Verbannung desselben
handelt Endlich darf nicht übersehen werden, dass die beiden
Paragraphen b 10 und 11 in der peroratio unserer Rede anscheinend
Gemeinplätze (vgl. V 71—74, §6) sind, welche jene Bemerkungen,
die gegen den eigentlichen Inhalt der Rede zu verstoßen scheinen,
selbst wenn sie sich nicht in der angegebenen Weise erklären
ließen, entschuldigen.
Arnau, Jänner 1885. Dr. JOSEF KOHM.
i.
Beobachtungen über Lucians Sprachgebrauch.
I. Zur figura etymölogica.
Indem i#h die sog. figura etymölogica hier in engerem Sinne
nehme^ als sie z. B. Lobeck in den Paralipom. S. 501 ff. behandelt
hat, und Fälle wie xfipuH Krjpuccei, GejiieXiujv Gecic, fivÖTi ävOripÖTcpa^
ferner Wortspiele wie dTT^pavia Trepaiveiv, GaujidiCeiv toi du Oau-
juacrd u. ä* ausschließe, beschränke ich mich darauf, die Stellen
anzufiibren, wo ein Verb mit einem stammverwandten^ nicht bloß
sinnverwandten*), Substantiv im Accusativ oder Dativ verbunden
erscheint. Die Vertheilung des Stoffes ergibt sich aus einer näheren
Betrachtung der hieher gehörigen Fälle von selbst. Wenn man
nämlich Ausdrücke wie xapilecBax Ttäcav xdpiv mit Ausdrücken wie
OTCiv a^iKr\v, Tpd^eiv Tpamuaia vergleicht, so ist klar, dass im ersteren
Falle sich die im Verb liegende Substanz davon losgetrennt hat
(inneres Object), im zweiten dagegen die Handlung auf ein von ihr
verschiedenes, materiales Object übergeht, bez. ein solches hervor-
bringt (äußeres Object). Was den Dativ betrifft, so steht ein Aus-
druck wie dKjidZieiv dKjUT] Tocauir] dem Accus, des inneren Objects
sehr nahe, nur dass im Dativ das dynamische Moment hervortritt,
wogegen wir in beiKVucGai tuj baxTuXiu einen ganz gewöhnlichen
instrumentalen Dativ haben. Nach diesem Princip theile ich den
Stoff nach dem inneren und äußeren Objecte und schließe beiden
die analogen Fälle mit dem Dativ an.
A. Inneres Object.
dYWviZecOai: KdXXicTov dTÄva Kai cejuvÖTaTOV Tox. 10. dTrpoc-
bÖKriTov TÖv dTÄva toötov Bis acc. 34. vuKiepivouc dToivac Asin. 11. —
dbeiv: djbdc xivac epujiiKdc Bis acc. 31. irjv TtpujTTiv tbbriv Icar. 27.
QU Trdvü aiciöv iiva tbbr|v Char. 7. (tübiKUiiepov Saturn. 4). 8 dc)Lia
De Salt. 11. Scjua ou jueTOt Nero 3. ^vGea Kai ipd ^cjuaia De Syr.
dea 50. biio ^Cjütata De Salt. 11. (dTiijibeiv: Tf|V cu|i)LiiTn . . Obbrjv
^) Eine Ansnahme habe ich nur bei Zf\y ßiov gemacht, da ich die betreffenden
Stellen gerade gesammelt hatte. Ich habe sie unter die Verbindung ßioOv ßiov
als Anmerkung gesetzt.
62 BAAR.
Icar. 17. Doch s. Fritzsche z. d. St.) — aiieiv: dWoKOia aliriiLiaTa
Herrn. 74. — dTTobrnLieeiv: xf^v (= fiv) eiirov diTobTijLiiriv De Syr.
dea 36. — dTiOKpivecBai: pabiav dTiOKpiciv Disp. c. Hes. 4. oiav
dirOKpiciv Herrn. 82 (feierlich komisch). — dTioXoTtTcGai: Tf)v
öpOoTdiriv diroXoTictv Disp. c. Hes. 6. — dpx€c9ai Tf]V dpxnv Quom.
hist. 15. 'TOidvbe dpxiiv Quom. hist. 18. oiav dpxnv Quom. hißt. 6. —
dcK€iv: Tf|V dcKriciv TTjv KuviKTiv Tox. 27. (biacKeiv: Tr|v 9au|LiacTf]v
acKTiciv Peregr. 17).
ßdXXeiv: irapejLißoXriv Ocyp. 60. 62. — ßioöv: toutov tov ßiov
Navig. 25. TOV TiapovTa toutov ßxov De mere. cond. 30. ßiov koivöv
ÖTTaci Herm. 84. dvbpöc ßiov D. Mort. XXIV. 3. Tiva fiXXov ßiöv
De mere. cond. 30. oiov töv ßiov Gall. 30. dSXidüTepov töv ßiov Gall.
15. TciXrivöv Tiva ßiov Herm. 22. 2t]Xu)t6v Tiva töv ßiov De mere,
cond. 16. fjbuv Tiva töv ßiov Saturn. 26. dmiTOVÖv Tiva töv ßiov Jup.
conf. 19. Bäujidcidv Tiva ßiov töv Xoittöv Herm. 5. (eitißioövr ofov
u)c eübaijüiova ßiov Navig. 13. irpoßioOv: dveiriXtiTtTov ßiov xai öciov
Alex. 56. Über ßiOTCueiv s. unten sub B.*)
X^MCiv: TocouTOuc y^M^uc D. Mort. XIV. 4. — YpdcpecOai:
Tpacp^v dceßeiac Menipp. 2.
bciTTveiv^): TÖ TipüJTOv bciTivov De merc. cond. 14. iroXiioipov
Ti Kai TTOiKiXöv beiTTVOv Gall. 11. TroXuTcXec beiTrvov Symp. 22. ttoXu-
TcXfi beiTTva D. Mort. X. 11. beiirva TioXuTeXfi Kai dcüjußoXa De mere,
cond. 3. beiTTva TroXudvOpujTra Pisc. 34. beiirva Bopußubbri Kai TroXudv-
0pu)7Ta De mere. cond. 24. — beicBai: euYVWjLiovecTdTriv Tf]V berjciv
De Salt. 63. — biaiTctcGai: Tf]V auTf]v biaiTav De Syr. dea 26.
(jueTabiaiTctv: biaiTav ttjv MiibiKfiv eauTOV D. Mort. XII. 3. Die
Meisten schreiben mit Steph.k Tf]v).— biKdZieiv: biKTiv DeCalumn. 8
(Citat aus Phokylides, wie der Schol. sagt). biK^v bdbpoic Paras. 52.
KaXoic Tf]v biKTiv Somn. 15. )Liiav biKriv Pisc. 16. julav Tivd biKr|v Menipp.
13. biK^v Tivd öpGiuc Pro laps. 18. tiv biKTiv Bis acc. 20. oiav biKrjV
Eun. 1. TpiTriv sc. biKriv Ver. hist. IL 9. TauTac Tdc biKac Bis acc. 14.
Tdc UTiepopiouc biKac Bis acc. 14. Tdc cpoviKdc biKac Anach. 19. Tdc
Xomdc sc. biKac Bis acc. 35. Td bmaia D. D. XVI: 2. Jup. conf.
18. (dKbiKdZieiv: Tf]v biKTiv Pisc. 16. öXiVac sc. biKac Bis acc. 7.
abiKa Bis acc. 12).
*) lr]v: \biiiiTr\v Tivd ßiov Herm. 67. dvbpoc ßiov Tim. 33. Qr]pio\j ßiov
Gyn. 12. XaYW ßiov Somn. 9. ßiov i^juiöviüv Epigr. XLIV. 2, toutovI töv ßiov
Ver. hist. I. 34. irdvTa töv ßiov Amor. 43. (Citat aus Menander). cuZnv: ßiip
aOxMHPMJ t)e Salt. 1.
■) Diesen Ansdruck zum inneren Object zu ziehen wird dadurch gerecht-
fertigt, dass öcttrvov zugleich das nicht vorkommende beitrvricic, also die Handlung^
vertritt. Anders iriveiv ttotöv.
BEOBACHTUNGKN ÜB. LUCUN8 SPRACHGEBRAUCH. 63
eiTTcTv: beivöv €7toc Jup. trag, 1 (Citat aus Eui\ Orest. 1). Aber
Char. 7 eiTieiv la eirri == Verse, (epeiv: pfjciv iiva Nigr. 11. eipf^c-
Oioti: dTTÖppTiTa pruLiaia xai CTravidiKic eipTnaevö ßhet. praec. 17). —
eXiTiZieiv: dXmbac dveqpiKTouc Herrn. 72. — evvoeiv: ^vvoiac
utrepcpueic Herrn'. 72. — e tt a i v e i c a i : öaujuaToiTOioö tivoc f traivov
Zeux. 2. — e7Txßou\€U€iv: eTnßouXrjv Tiva Fugit. 4. — dnibeik-
vucOai: fiviiva dmöei^iv Tox. 20. — dpäv: öpijiiuv Tiva Ipujta
Peregr. 20. löiov Tiva ^'pujia D. D. XIX. 2. dTritröKaiöv Tlva Jpwta
D. Meretr. VHI. 2. toOtov töv ^ptura D. Mort. XXHI, 1. tocoOtov
^pujia Char. 11. öv ^puixa Scyth. 4. 11. lpu>Tac dv9puj7rivöuc Asin. 33^
— epTdZecOai: lu^T« Kai XajUTrpov ?pTOV D. Meretr. XU. 2. TrjXiKoO-
Tov. ?ptöv Tox. 17. ^pT« Toiaöia Kai rriXiKaöTa Pseudol. 24. (iEep-
TdZecOäi: tq IpTOV Char. 5). — epecGai: Tf|V aÖTfjv dpdbtticiv
Aleic. 53. -^ epujTäv: juiav epujTTiciv Alex. 54. (Die L. A. Itt epCu-
Trjcac scheint durch das folgende ^tt CTpaipa veranlasst). —^ Icxidv:
(xiva) fjbicTTiv lauTTiv kiiaciv Symp. 2.*— ^ 6ubai)Liov€iv: 9au|LiacTf]v
eubai^oviav Gall. 1. — euxecGai: euxdc Tivac Pseudol. 8.
ödTTieiv: öjLioiTiv laqpriv De Syr. dea 52. ÖKOinv Taqprjv De Syr.
dea 27. — [GepaTreueiv: dWov GepaTreiac tpÖTrov Do mere. cond. 38,
wie 9. dXXiiv Gepaireiav vgl. diTO0vr|CK€iv rrapaboHöv riva töö Gavdiou
ipÖTTOV Fugit. 6 s. meine Abhandl. Ztschrft. f. d. öst. Gymn. 1885.
S. 408.
KairiTopciv: beivr|v iiva Taüinv KairiTopiav De Salt. 1. —
Kepavvüvai: Kpdciv Tiva Trapdbo^ov Bis acc. 33. — Kepbaiveiv:
TOCOOTOV, Kcpboc Charid. 27. — ktiputtciv: tö KtipuT^a tö Ik toO
v6)Liou Jup. trag. 18. Deor. Conc. 1. — Kivbuveueiv: oöc Kivbuvouc
Peregr. 32. — Kiveiv: irdcac Tdc Xeiac Kivr|C€ic Paras. 10. KiV€Tc9ai
dXoTOV KiVTiciv De Salt. 63. (Ebenda 80: aXoya). — KUJjLiujbeTv:
dXXoKOTOuc Tivdc KUJjLitubiac PI sc. 25.
XaYX^veiv: ti^v ÜTpdv XfiHivAmor. 22. — XeT€iv: Xotov Fugit. 2.
TÖV XÖTOV Anach. 18. Pro imag. 16 (2 Mal). Xotouc Hero d. 3. Paras.
43. Xotouc dTiiTTibeiouc Paras. 5. euTpaiTeXouc Xotouc Tragod. 182.
TToXXouc Xotouc De Syr. d. 11. Xotouc lepouc Peregr. 12. Xotouc ipouc
De Syr. d. 2. 4. 12. 13. 23.
jLiaivec9ai: /laviav eppujjLievTiv Adv. ind. 22. Koivrjv Tiva juaviay
TauTTiv T^vaiKeiav Abdic. 31. -^ |Lir|xavdc9ai: jUTixavr|v Tiva dbiKu>-
Tepav Charid. 19.
ve)Liec9ai: biavojudc in icric Deor. Conc. 3. ou EuvcTf^v Tf|V
vojiriv D. D. XXVI. 2 (Apposition, s. Lobeck a. a. O. S. 519). —
viKÖv: THV 9au|LiacTf)v eKeiv^v viKrjv Pro laps. 9. — voceiv: vöcov
XaXcTinv Kai napdXoTov Abd. 6. vöcov ttjv jucticttiv Lexiph. 16. ?iv
64 BAAB.
vocov De damo 1. xauiriv sc. vöcov Lexiph. 19 (Bekker ohne
Grund töwjtij).
öpxeicöai: öpxnciv ceiavoTdriiv De Salt. 20 (Ebda. 76: töv
"EKTOpa).
TtaiZieiv: iraibidv iiva Prom. Caac. 8. — irdcxelv: xd tujv
OaidKüDv TidGoc Nigr. 35. TrctGoc toioOtov Herrn. 8. ttoiov ttölBoc Dem.
Enc. 24.*) — Tr^|üi7T€iv: xctc noixnac Jup. trag. 22. — ircvBeTv:
K^vöoc dXiYOXPÖviov Tyrannic. 18. — nXeiv: tocoötov ttXoOv D. Mort
XXII. 1. TiXibeiv TÖV |i€TaHu ttXoov D. Syr. d. 7. — ttXoutciv:
ttXoOtov Tiva Prom. Cauc. 15. umiv^juiiöv Tiva ttXoOtov Navig. 46.
ÖTrepjLiex^ör] tivd ttXoOtov Tim. 48. ök tocoOtov ttXoötov Navig. 27.
— 7TV€iV: biccd TTveüjuata Amor. 37 (Citat aus einem Tragiker). —
TTOietvj: Kaivfjv Troiriciv Dem. Enc. 27. — Ttoveiv: Trdvia töv ttovov
Nigr. 33. TÖV ttovov töv ttoXöv Herm. 1. (npoTTOveiv: jüiupiouc Tivdc
ToOc TTOVouc Rhet. praec. 3). — Trpdcceiv: TrpdHiv Tifjvbe Trag. 241.
Td TrpdTMCiTa Charid. 23. TrpdTjuotTa bi' fiv Paras. 5. — TrpoaipcTcGai:
Tr)v d)Li€ivüi Tipoaipeciv Herm. 19. ciroubaiOTepav Tf]v Trpoaipeccv De
mere. cond. 4. — TTuv9dvec0ai: oiac Tdc irucTeic Alex. 32. (vgl.
oben dp^cOai und ^pu)Tav).
ciTaT^T€iv: ciTOYDüTictc 7T€VTdKic KttT* fxoc Navig. 14. —
CTr€Vb€c8ai: CTrovbdc Tim. 43. — CTToubdJeiv: Tr|V CTioubfiv Tau-
TTiv Adv. ind. 19.
Tdcceiv: nv Td^iv Abdic. 32. Dem. Enc. 44. (^TiiTdcceiv: eiri-
TttTMCtTa aicxicia Pseudol. 25. TeXoTa diriTdTjLiaTa Saturn. 4. x^Xetröv
TOUTTiTaTMCx Menipp. 2. (Anders Alex. 1 : tö irpöcTaTiaa, TrpocxdTTeiv,
wo der Infinitiv Apposition ist). — xeXeTv: TeXeTi^v Alex. 38. —
ToXjLidv: ji^TCi TÖXjLiTiiLia Tox. 3. T6X|üiri)Lia Tevvaiov Kai oiBov Asin. 23.
— TperrecOai: )Liupiac Tpotrdc Peregr. 1. — TiTpObcxecGai: ö
TpaöjLia Tox. 1. (Über d. Dat. s. unten).
ußpijeiv: f^v ußpiv Tivd Soloec. 10. — \jTTicxv€xcOai: uttoc-
X^ceic Tivdc D. Meretr. X. 4 (leere Versprechungen). — öttoti-
GecGai: (Trapaiveciv Kai) ÖTroGrjKac Tivdc öXitac Quem. bist. 4,
qp^pecGai: Trjv Öu) (popr|v De Astrol. 21. (über den ähnlich
gebrauchten Dativ s. unten). — cpiXocoqpeTv: fiVTiva qpiXococpiav
Herm. 45. — q)iXoTi)LieicGai: f^v cpiXoTijLiiav Anach. 14. — cpiXo-
qppoveicGai: (beHiuJceic Kai) qpiXocppocuvac tocoutiü f\b\ovc Imag. 21.
XapiJecGai: Ttdcav xapiv Epigr. II. 9. — XP«v: 8v XP^CMÖV
Jup. trag. 43.
*) Vgl. dagegen Ocyp. 71: trdcxovra 6€ivä toOtov dcrdriii 7rd0€i und ganai
sonderbar Philopatr. 18: iraOeiv dvTiCTpöcpwc st. dvTiCTpoqpa.
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIAN8 SPRACHGEBRAUCH. 65
Hier schließe ich die wenigen Fälle an, wo der Dativ in einer
dem Accus, nahestehenden Weise gebraucht erscheint: dKjLidCeiv:
dKjLir] Tocauir] Scyth. 9. — djLieißecGai: d|iOißT|) TT|i biKttiqt Asin. 27.
dTToGvncKeiv: Gavdiuu tuj oIktictuj Asin. 33.
• III
ödKveiv: f]öicTiu öriTMaii De dips. 9. — KaTaciraTaXäv: tt]
CTTaidXr] Epigr. L. 1. („Verschwendung"). — KOCjuieiv: toic bucai-
oic KOCjLiTiiuaci Imag. 11. (KaiaKOciiieiv: ttoWoic kqi dfaGoTc KOCjarj-
jLiaci Somn. 10). — Kp are iv : €uc9evu)TdT4J Kpdiei Philopatr. 28. (Citat).
TTUpeTieiv: XmapeT t^j TrupeTOi Quom. hist. 1.
peTv: devdiu Kai GoXepiu ßeujLiaTi Nigr. 16.
TiTpubcKecGai: ttoWoTc Tpaujaaci Tyrranic. 20.
(p€p€c9ai: dXÖTUJ Tf] qpopa Jup. trag. 36. — (p€UT€iv: cpuTr]
Adv. ind. 16 (Über die Bedeutung s. Lobeck a. a. O. S. 524),
B, Äußeres Object.
äT€iv: Tf]V dxeXriv Asin. 27. — dvaKOjuäv: TocauTT]V köjlitiv
D. Meretr. XII. 5. — dva/rrX^Keiv: oöXouc xivdc TTXoKd]HOuc Pro
imag. 5. — dvaiiGevai: dva9r||üiaTa Asin. 56. — dvictdvai: CTtiXriv
Ver. hist. II. 28. (eqpicxdvai: ciriXriv Deor. Conc. 18).
Tpdcpeiv: TPdjujiiaTa Herm. 44. Anacb. 21. Rhet. praec. 23. td
TpdjujLiaTa Rhet. praec. 14. Tidvia TpdjajLiaia Herm. 43. rd aXXa sc.
YpdjujLiaTa Herrn. 43. tö dmYpcxjujLia Demon. 44. TOUTriTpa|Li|aa De dips.
6. emTPctjuiLia xoiövbe De Syr. d. 16. dTriTpa|Li|Lia jüiovöctixov Demon.
44. (dYTP«9€iv: YPCtMMCt Ti Herm: 40. d-rriYpdcpeiv: TfjV imYpacpfiv
jLiaKpOTepav Quom. hist. 30. cuYYptt^^iv: KdXXicia cuYYpd|Li)LiaTa
Alex. 21).
bibovai: btupa Ver. bist. I. 27. id büjpa De Syr. d. 25. rrjv
bwpedv Tyrannic. 11. Tf]v öqpeiXojLievriv bujpedv Tyrannic. 9; rroXXdc
bujpedc Tyrannic. 13. (dirobibövai: trjv bujpedv Tyrannic. 13.
juerabibdvai: idc bujpedc Disp. c. Hes. 4).
eicacGai: xöbe tö Iboc = simulacrum De Syr. d. 14. (Passiv
ebd. 31: eiaiai id ?b€a). — eiriKpoTeiv: KpötaXa De Syr. d. 44.
KttTaXeiTTeiv: touc eXXei-rracjuouc Philopatr. 20 (Bekker dira-
Xeiipei). — Kepavvuvai: tov Kpaiflpa D. Meretr. IV. 4.
vojLiUeiv: vdjuouc touc ^juoüc Vit. auct. 17. otioiov tö vöjLiicjLia
De luctu 10.
öbeüeiv: Tfjv ^Tepav 6b6v Rhet. praec. 8. — oiKeTv: KaOapdv
Tf]v oiKiav Philops. 31. — oiKiZecGai: oikouc Amor. 34*). —
^) Verschieden hievon sind Fälle wie olKo6o|üi€lc9ai oiKiav Navig. 13. 15.
Char. 7. vgl. ö6oiiTopetv |üi(av öböv raörriv Herm. 30. UpoupYetv xci iepd Pseudol.
12. Patr. Enc. 5. Hier sind die Verba schon mit dem Nomen zusammengesetzt.
Wien. Stud. VIII. 1886. Vi
ß6 BAAR.
ovojadCeiv: tivöc Toovojua Ocyp. 13. övojudZiecGai Touvo)Lia tOuv epYiAJV
auTiüv Pseudol. 17.
iraibeueiv: töv Kpoicou Ttaiba Vit. auct. 3. — rriveiv: icxupöv
TTOTov Nigr. 5.
ciräcGai: cirdOriv D. Meretr. XIII. 1. — CTpeqpeiv: CTpöjußov
A sin. 42.
TieecGai: biaGriKac Gall. 12. D. Mort. VIII. IX. 1. — tiktciv:
KaXot Tot T€Kva D. D. XVI. 1.
cpepeiv: cpopiiov övou Asin. 34. Gyn. 17. Tf]V cujuqpopdv Tox.
31. qpepecGai juicGoqpopiav Apol. 16. und öfter. (eK cpepeiv: id qpibpia
Tox. 28.) — cpueiv: qpuid Jup. trag. 38. — qpuieueiv: x^P^'i qpuiöv
Paras. 24. (Citat aus Odyss. IX. 108).
Hier folgen schließlich die Stellen mit instrumentalem Dativ
und einiges Verwandte:
[dTToXoueiv: Iv XouTpiiu Lexiph. 4J.
ßdXXeiv: raic ßObXoic Tim. 34 .[vgl. emßdXXeiv tuiv ßübXuuv
Pisc. 1]. — [ßioieueiv: ^v oioic ßioic Gall. 5.]
Tpdcpeiv: xP^coic TpaMMaci Alex. 43. (dvaTpdqpeiv: jueTdXoic
YpdjujLiaa Anach. 22. lepoTXucpiKoTc TpainMaci Philopatr. 21. Kaia-
Tpdcpeiv: 'EXXr|viKoTc TPOMMCici Ver. hist. I. 7).
beiKVucGai tuj baKTuXiu Harm. 1. Anach. 36. Rhet. praec. 25.
(evbeiKVUvai: itu baKTuXtu D. Meretr. VI. 4. Dagegen Tfj x^ipi
emöei^ac Dem. Enc. 2). — öeiv. hecixG) Catapl. 14. (irpocbeiv:
becjLiqj dpTCiXetu Asin. 31. biabeiv: biabr|)LiaTi D. Mort. XII. 3).
KaracpapjLiaKeueiv: ttoIkiXoic cpapjadKOic Amor. 39. — [Kaia-
KXeieiv: (uttö jioxXoic Kai) xXeici Tim. 13].
EuecGai: Tf)V KecpaXf]V tQ Hucxpa Lexiph. 5.
Trapa)LieTpeiv: tiIj oiKeiifj jüt^xpiu Pro imag. 21. — Tiepiiubeiv:
eiraoibiaic Philopatr. 9. — iriepuHacGai: Gai^pa sc. ttt^puti Icar, 14.
cxecpavoöv: xP^coic ciecpdvoic Tim. 51. GaXXoö cieqpdviu Pisc.
46. Tiu iepocpavTiKui CT^jijuaTi Alex. 60.
Die vorstehende Zusammenstellung zeigt, dass die figura ety-
mologica bei Lucian in ziemlich bedeutendem Umfange vorkommt
und dass namentlich die Hinzufügung des inneren Objects häufig
ist. Und diese Construction ist es auch allein, die uns hier interessiert.
Denn während die Hinzufügung des äußeren Objects meist unver-
meidlich ist^ quia aliud non suppetit, wie Lobeck S. 503 sagt, ist
die Hinzafügung des inneren Objects thatsächlich eme rednerische
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIANS SPRACHGEBRAUCH. 67
Figur, durch welche, mag man nun in ihr eine Art Pleonasmus*)
oder lieber Parechese sehen wollen, jedenfalls sei es Redefülle, sei
es Concinnität, sei es Affect, also überhaupt eine rednerische Wir-
kung zum Ausdruck gebracht werden soll. Folglich können auch
nur Fälle dieser Art ein Kriterium dafür abgeben, ob bei dem
Schriftsteller eine Vorliebe für die bezügliche Construction anzu-
nehmen sei oder nicht. Wenn ich gleichwohl auch die Fälle der
zweiten Art anführte, so geschah es theils einer gewissen Voll-
ständigkeit wegen, theils um lexikalisches Material zu liefern. Ich
will nun im folgenden eine Übersicht zu geben versuchen, wie sieh
jener Gebrauch des inneren Objects, wobei ich die wenigen analogen
Fälle mit dem Dativ mitrechne, auf die einzelnen Schriften Lucians
vertheilt. Das, was bei Lucian als bloßes Citat erscheint, ist hiebei
natürlich ausgeschlossen.
Da wir jene Ausdrucksweise im ganzen an etwa 187 Stellen,
die sich auf 58 Schriften vertheilen, finden, so sind wir berechtigt,
sie den Eigenthümlichkeiten des Lucianischen Stils beizuzählen.
Am häufigsten erscheint die Redeweise im Herrn. (lOmal) und De
mere. cond. (8mal). Denn wenn auch die Zahl der Stellen selbst
in De Syr. d. (12mal) und Bis acc. (9mal) noch höher ist, so ist
zu berücksichtigen, dass dort ein großer Theil der Stellen auf die
Phrase Xötouc X^t^iv, hier auf die Phrase bixriv öiKdZieiv entfällt. Es
folgen demnächst Tox., De Salt., D. Mort. (je 6mal), ferner Asin.,
Quom. hist., Peregr., Navig, Alex., Paras. (je 5mal), dann Char.,
Gall., Pise, Nigr., Jup. trag, (je 4mal), dann Saturn., Menipp.
Anach., D. D., D. meretr., Scyth., Pseudol., Charid., Adv. ind.,
Abdic, Dem. Enc. (je 3mal), dann Icar., Disp. c. Hes., Ocyp., Jup.
conf., Symp., Somn., Pro laps., Rhet. praec, Fugit., Deor. Conc,
Imag., Pro imag., Tragod., Lexiph., Prom. Cauc, Tyrannic, Tim.,
Epigr. (je 2mal), endlich Eun., Ver. hist., Zeux., Amor., Herod.,
De domo, Harm., Nero, Soloec, De Astrol., De dips, (je Imal).
Gar keine Beispiele der fraglichen Redeweise habe ich in den
übrigen 23 Schriften gefunden.
IL Einiges über den Accusativ der Beziehung.
Von noch viel größerem Umfange als die etymol. Figur ist
bei Lucian der Gebrauch des sog. Accusativs der Beziehung sowohl
^) Dass in den so häufigen Ausdrücken 6iKdZ€iv biKi^v, X^f eiv Xoyouc u. a.,
wo das Nomen meist eine engere Sphäre als das Verb angenommen hat, au einen
Pleonasmus nicht zu denken ist, ist selbstverständlich.
68 BAAR.
bei Verben als auch namentlich bei Adjectiven. Die Fälle dieser
Art sind so mannigfaltig und so zahlreich, dass man nicht umhin
kann auch für diese Ausdrucksweise eine besondere Vorliebe des
Schriftstellers anzunehmen.
Bei der Häufigkeit dieser Construction nun ist es interresant
zu sehen, wie dieselbe trotzdem öfter zu Missverständnissen und in-
folge dessen auch zu Interpolationen Anlass gegeben hat, z. B.
D. Marin. XV. 2: XeuKÖc T€ t^P flv dtKpißujc Kai id Kcpara euKOjLi-
Trf)C Kai TÖ ßXejUjLia %epoc. Hier haben einige Hds. euKajaTrf] und
%€pov, und Vat. 87 setzt geradezu Ix^jjv dazu. — Ahnlich D. D.
XV. 1 : xotXK^a Tf|v xexvriv, wo sich die offenbare Interpolation t^xviiv
ßdvaucov ^xovra findet, bei der vermuthlich De Sacrif. 6 benutzt ist.
— Apol. 1 heißt es : ei ixi\ kuköc ifw jLiavTiKrjV sc. eijui, wo einige alte Aus-
gaben für KaKÖc^Tib — KaKwcfx^ haben. — Auch Tim. 56 beruht die
Variante ovhk dvatKaiov vielleicht auf einem Missverständnis des
echten oubev dvaincaiov. — Catapl. 5 : iboii coi, d) TropGjLieö, töv dpiB-
}i6v oijTOi TpiaKÖcioi hängt töv dpiGjudv (= au Zahl) von TpiOKÖcioi
ab. Falsch interpungiert Bekker hinter töv äpiGjiöv, falsch und einem
Verkennen der Construction entsprungen ist die Einschiebung des
Artikels hinter outoi, wie einige Hds. haben. — Ein besonders
markantes Missverständnis aber liegt vor in der Reitz*schen Aus-
gabe Jup. trag. 41. Dort heißt es nämlich: öirÖTav. .touc Gcouc. .
b€iKVur| cibZovrac ixlv touc xPI^touc .., touc bi novTipouc Kai t^jv
dceßeiav Kaxd c^ IniTpißovToc mit der Übersetzung: ut servant bo-
nos . ., males vero et impietatem, qualis tua esty obterunt. Aber es muss
heißen, wie längst gelesen wird touc bk Trovnpouc Kai KaTdc^TfjV
dcdßeiav. Der Herausgeber sah also nicht, dass KaTd c^ Tf|v dcd-
ßeiav im Sinne von toioutouc oloc cü €? tt^v dc^ßeiav gesetzt ist, vgl.
Pisc. 6: 6t ^f) KaTd Odjuupiv cTt^v Tfjv cpiiciv.
Indem ich auf eine vollständige Darstellung des Gebrauches
dieses Accusativs verzichte, will ich nur einige wenige hieher ge-
hörige Erscheinungen anfuhren, nämlich: 1. den Gebrauch von
TOuvojLia. 2. von tö t^voc und 3. die Verbindung des intransitiv
gebrauchten ^x^iv mit dem Accusativ und dem ähnlich gesetzten
Genitiv.
Endlich will ich eine Anzahl von Stellen besprechen^ die ent-
weder in kritischer oder exegetischer Hinsicht interessant sind,
besonders solche Stellen, an denen neben dem Accusativ eine andere
Construction, freilich meist in verschiedenem Sinne, erscheint«
1. TOÖvojLia erscheint an folgenden Stellen: Quem. hist. S&.
Gall. 14. Navig. 6. D. D. III. Scyth. 4. Asin. 1. Adv. ini Ä./
BEOBACBTUNOEN ÜBER LÜCtANfi 8PHACH0EBBAUCH.
CaluTB. 2. D. Meretr. V. 4. H. Mar. VI. 1. Tox. 57 und 28: lOpoc
TOÖvoMa Kai Tf|v Tratpifta.
An sämmtlicben angefahrten Stellen steht <ler Etgenname voran' |
und erficheint die Form xoüvofja. Denn wenn D. D. Ill drei Hds.'
bloß Övoya haben, so ist dies unzweifelhaft irrig und auf Fagit. 27:
ävbpänobov övojia toioötov wird man sich natürlich nicht berufen
kSonen. da hier die Setzung dee Artikels gar nicht statthaft war.
Dagegen ohne Artikel: 0iX(ibeXipoc ^irirtriciv Macrob. 12 i vgl. ebda,
ö dTtncXriÖtic OiXabEXtpoc) und 6 AaßüpivOoc tmKXriv Symp. 2.
Dem Eigennamen vorangeEtellt ündet sich toüvo^q in den
anerkannt echten Schriften nur Ver. hist. I. 11: dvÖpujTTOc oiv toü-
vopa 'EvbuMiojv, dagegen zweimal in dem unechten PhilopatriB 20:
Toüvona XupfKevoc nnd 21: Toövo|ua XXeuöxapMOC. Denn ebda. 23:
KpiTiac Toijvo|ia ist gane verschieden: toövomo ist Nominativ undzU' ,
ergänzen Jen fiai.
2. T^voc mit dem Artikel dem Kigennamen nachgestellt steht:
Aein. 36. Pseudol. 1. D. Meretr. IV. 4. lud. Voc. 7. Piac. 19;
ßapßdpouc TÖ T*voc. (Einmal TTepceibtjc Ttvtiiv in einem Orakel
Alex. 11).
TO TEVOc vorangestellt: Alex, 5. Demon. 3. Ver. hist. I. 34.')
[Der Dativ Tili Ttvei steht: 1'ragod. 265: £Opoi. . Tifj T^vei. Abdio.
27: ö aÖTÖc Tüj fEVE'- Paras. 3: Öctic tiu y^^ci- Asin. 55: Trpocr|«iv
Ttjj ff'vti. Ohne Artikel Somn, 11 Scyth. 10: Tipo^xtiv -fjvtt. ÄuÜer-
dem findet eich öuonjjoc tci ^CT^vocJup. trag, 12 und öjjeivujv €c t^-
voc Tox, 12.]
3. Über ^x^iv mit einem Beschaffe uheitsad verb c. acc. und gen.
B. Krüger I, 47. 10, Anm. 5 und 7. Kühner il S. 33^ f.
Der Accus, steht; fx^'v tfpeivov rfiv 6i|)iv. Quom, hiat. 13.
VEKpiKÜJc TTiv xpoiciv PeregT. 33, Tiiü iröbe kökiov Gyn. 4. ta *c öpfriv
äfieivov Herrn. 81. rä npöc Toiie öeoiic btlClt)al^6vuJC xai »(lofpobtütc
Pro imag. 7. (Dagegen ÄiJtXiIjc i%i\M npöc ti Paras. 52. oütujc Ixtiw
Tipöc öpfiipiov Paras. 52.)
Ahnlich findet sich biaKEicÖai: oO ydXa öciiuc tä npöc toüc
öeonc Pro imag. 8. (dagegen KaKobai^övmc bioKficeai itpöc ri Paras.
52. Vo<i)ob€(Jüc biaKeicöai npöc töv Jnaivov Pro imag. 28).
Zweifelhaft ist Gyn. 4: toüc )iiv iii\ Tiöbuc oub^v tpaivoM«! x^'"
pov biaxetnevoc Tiliv TtoXXiIiv i\i\\, wo ?)£eiv vielleicht mit Bukker zu
streichen ist, falls mau es nicht vorzieht biuKEt^^vouc zu schreiben.
'■) Untapl. IT liaJic icb Lnciane« 8. 'IS veraiuthet: äyx'CT'^ 'iv alrxä^ tö
T^vor atklt Y^voiic, welche Vcrinutliuat; ZiSfoUr In il«r Philo). KtinilHclmu 1H84
», ItSU büligt.
68 BAAR.
bei Verben als auch namentlich bei Adjectiven. Die Fälle dieser
Art sind so mannigfaltig und so zahlreich, dass man nicht umhin
kann auch für diese Ausdrucksweise eine besondere Vorliebe des
Schriftstellers anzunehmen.
Bei der Häufigkeit dieser Construction nun ist es interresant
zu sehen, wie dieselbe trotzdem öfter zu Missverständnissen und in-
folge dessen auch zu Interpolationen Anlass gegeben hat, z. B.
D. Marin. XV. 2: XeuKÖc le foip nv dKpißuJc Kai tci Kcpaia eiiKaju-
TTrjC Kai TO ßXejUMa %€poc. Hier haben einige Hds. euKajumfi und
%ep0V; und Vat. 87 setzt geradezu l^ujv dazu. — Ahnlich D. D.
XV. 1 : xö^Kea xrjv lexvriv, wo sich die offenbare Interpolation t^xv^v
ßdvaucov ^xovra findet, bei der vermuthlich De Sacrif. 6 benutzt ist.
— Apol. 1 heißtesiei jufiKaKÖcdYtUMCiVTiKrivsc. eijai, wo einige alte Aus-
gaben ftlr KttKÖc dytu — KaKUJC ?X^ haben. — Auch Tim. 56 beruht die
Variante oubfe dva^KaTov vielleicht auf einem Missverständnis des
echten oub^v dvaTKaiov. — Catapl. 5 : ibou coi, u5 iropojueO, töv dpiG-
fiöv oÖTOi TpiaKÖcioi hängt töv dpi6jn6v (= an Zahl) von TpiaKÖcioi
ab. Falsch interpungiert Bekker hinter töv dpiöjiöv, falsch und einem
Verkennen der Construction entsprungen ist die Einschiebung des
Artikels hinter outoi, wie einige Hds. haben. — Ein besonders
markantes Missverständnis aber liegt vor in der Reitz'schen Aus-
gabe Jup. trag. 41. Dort heißt es nämlich: öirÖTav. .touc Geouc. .
beiKVÜij cübZovTac infev touc xP^ctouc.., touc be irovripouc Kai Tf|v
dc^ßciav KUTd c d ^TTiTpißovTac mit der Übersetzung : ut servant bo-
uow ,,, raalo» vero et impietatem, qualistua est, obterunt. Aber es muss
hmßen, wie längst gelesen wird touc bfe Trovripouc KaiKaTdc^Tfjv
dc^ßeiav. Der Herausgeber sah also nicht, dass KaTd ci Tfjv dce-
ßeiav im Sinne von toioutouc oIoc cu et ttjv dceßeiav gesetzt ist, vgl.
Pisü, (J: el ^]f) KttTÄ ©dfiupiv etrjv Tf|v q)uciv.
Indem ioh auf eine vollständige Darstellung des Gebrauches
iliesf^s Aoouaativa verzichte, will ich nur einige wenige hieher ge-
hörig« Krsüheinungen anführen, nämlich: 1. den Gebrauch von
Toövo^u. ä. von TÖ Y^voc und 3. die Verbindung des intransitiv
gtibraiichtou fx^iv mit dem Accusativ und dem ähnlich gesetzten
Genitiv.
Endlich will ich eine Anzahl von Stellen besprechen, die ent-
weder in kritischer oder exegetischer Hinsicht interessant sind,
besonders «olcho Stellen, an denen neben dem Accusativ eine andere
Construction, freilich meist in verschiedenem Sinne, erscheint.
1. TOuvojLia erscheint an folgenden Stellen: Quom. hist. 28.
Gall. 14. Navig. 6. D. D. UI. Scyth. 4. Asin. 1. Adv. ind. 8. De
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIANS SPRACHGEBRAUCH. 69
Calum. 2. D. Meretr. V. 4. D. Mar. VI. 1. Tox. 57 und 28: Iiipoc
TOÖVOjLia Kttl xfjv TTaTpiba.
An sämmtlichen angeführten Stellen steht der Eigenname voran
und erscheint die Form Toövojia. Denn wenn D. D. III drei Hds.
bloß dvo|ua haben, so ist dies unzweifelhaft irrig und auf Fugit. 27 :
dvbpdTTObov övojLia toioOtov wird man sich natürlich nicht berufen
können, da hier die Setzung des Artikels gar nicht statthaft war.
Dagegen ohne Artikel: <t)iXdbeX90C dmKXrjciv Macrob. 12 (vgl. ebda.
6 ^TTiKXr|6€ic 4)iXdb€X(poc) und 6 AaßüpivGoc 'eiriKXriv Symp. 2.
Dem Eigennamen vorangestellt findet sich Toövojna in den
anerkannt echten Schriften nur Ver. hist. I. 11: av0pu)TTOc luv toö-
vojua *EvbujLi(u)V, dagegen zweimal in dem unechten Philopatris 20:
Touvojia Xapkevoc und 21: Toövo|ua XXeuöxapjuoc. Denn ebda. 23:
KpiTiac Toövojna ist ganz verschieden : Touvojuia ist Nominativ und zu
ergänzen ?cTi jioi.
2. Y^voc mit dem Artikel dem Eigennamen nachgestellt steht:
Asin. 36. Pseudol. 1. D. Meretr. IV. 4. lud. Voc. 7. Pisc. 19:
ßapßdpouc TÖ T^voc. (Einmal TTepceibr|c T^veriv in einem Orakel
Alex. 11).
TÖ T€Voc vorangestellt: Alex. 5. Demon. 3. Ver. hist. I. 34. '^)
[Der Dativ tuj Y^vei steht: Tragod. 265: Zupoi.. tuj Y^vei. Abdic.
27: 6 auTÖc Tijj Y^vei. Paras. 3: öctic tiö y^vci. Asin. 55: irpocriKeiv
TiD Y^veu Ohne Artikel Somn. 11 Scyth. 10: irpoexeiv T€V€i. Außer-
dem findet sich öjlaötijlaoc xd ec Y€Voc Jup. trag. 12 und djaeivujv ec ye-
voc Tox. 12.]
3. Über ^X^iv mit einem Beschaflfenheitsadverb c. acc. und gen.
s. Krüger I. 47. 10. Anm. 5 und 7. Kühner II S. 333 f.
Der Accus, steht: Ix^iv d|U€ivov TfjV öipiv. Quom. hist. 13.
V€KpiKUJC TfjV xpoioiv PcregT. 33. tüü iröbe KdKiov Gyn. 4. xd ec opYfjv
djueivov Herm. 81. xd rrpöc xouc öeouc beiciödijuövujc Kai i|iO(pobeiJüc
Pro imag. 7. (Dagegen djueXujc ^xexv irpöc xi Paras. 52. oöxu)c ^x^iv
TTpöc dpTwpiov Paras. 52.)
Ahnlich findet sich biaKcTcGai: oii judXa 6ciu)c xd irpöc xoüc
Geouc Pro imag. 8. (dagegen KttKobaijaovujc öiaKCicGai Tipöc xi Paras.
52. Vo9ob€üüc biaKeTc6ai TTpöc xov ^iraivov Pro imag. 28).
Zweifelhaft ist Gyn. 4: xouc juev öf] TTobac ouö^v cpaivojuai x^i-
pov bittKeijuevot xijjv ttoXXoiv ^x^iv, wo ^x^iv vielleicht mit Bekker zu
streichen ist, falls man es nicht vorzieht biaKCijuevouc zu schreiben.
') Catapl. 17 habe ich Lucianea S. 28 vermuthet: ^YX^Cxa f^v aÖTiü tö
Y^voc statt Y^vouc, welche Vermuthung Ziegeler in der Philol. Rundschau 1884
S. 1256 billigt.
70 BAAR.
Häufiger steht in ähnlichem Sinne der Genitiv bei ^X^iv; jiiop-
(pfjc €U9uüjc D. Meretr. VI. 4®) ck^tttic evbeujc Gyn. 4. cTpuijudTUJV
dTTÖpiüC Gyn. 13. apicia (piüvfic Nero 9. Gaujuaciiuc toO (pOeTMCiToc
Nero 6. öttujc Sv rf\c YpajUjufjc e'xi] Imag. 3. (Nur an den beiden
letztgenannten Stellen mit dem Artikel beim Genit. s. Krüger I,
47. 10 Anm. 5). öttujc ^x^i mcTeuic Ka\ CTTOubfjc Kai eiivoiac Apol. 14.
OTTUJC elxev f)XiKiac Dem. Enc. 9. ibc ckoctoc tvuüjutic Kai djuiieipiac
eix€ Somn. 2. ibc eixov idxouc Menipp. 6. Gatapl. 4. ibc eKacxoc dHiac
eix€ Symp. 8. &c Tic ti yevouc r\ ttXoutou fj buvdjueujc exei Tox. 44.
ibc dv öXtic f\ lexvric exoi Jup. trag. 7.
Es erscheint somit der Genitiv an 14, der Accusativ nur an
fünf Stellen bei Ix^w. Zugleich ergibt sich aus den angeführten
Stellen, dass bei relativen Beschaffenheitsadverbien, wenigstens bei
Lucian, der Genitiv ausschließlich im Gebrauche ist.
Dass dieser Accusativ auf demselben Sprachgesetze beruht
wie die fig. etymol., zeigen Stellen wie Thuc. V. 9. 7 : boOXoc bou-
Xeiav (nach bouXeüeiv bouXeiav), V. 34. 3: dxijioc diijuiav, Plat. Rep.
p. 490: KaKÖc rrdcav KaKiav. Stellen dieser Art sind bei Lucian:
dpiCTOC id ZkuGüüv dyaGd Tox. 7 KaXöc dppevuuTrriv iiva Tf]v €U|Liopq)iav
Scytb. 11; ciucppu)v Tf]V dTKpdreiav (syn. cu)9pocuvr|v). Dem. Enc. 14
Tpdipai Toic dYpajujudioic YPöMMaTiKÖv Tpöirov Haie. 7 (der Accusativ
gehört nämlich zu dtpaja^dTOic, nicht zu Ypdipai, wie Hemsterhuys
wollte). Dasß diTaibeuTOC id fm^iepa Here. 4 auf die etym. Figur
zurtlckgoht, zeigt dTraibeuToc rraibeiac rflc ^EXXtiviktic D. Mort. XII.
3») ß. Kühner ü, S. 314.
Ähnlich D. Gone. 4: Kepdciai ola toic epi90ic xd KCpara iitto-
cpüeiai s= Kepdciai Toiaöia K^paia ola t. L uTTOcpuexai. De dips. 3:
T^voc ujuevÖTTTepov ola dKpici id TTiepd, womit zu vgl. Here. 1: tto-
Xiöc^°) öcai XoiTTal ti&v rpixÄv.
[Etwas verschieden hievon ist Rhet, praec. 26 : dciijußoXoc irpöc
auifjv rd uja^Tepa, indem hier dcujLißoXoc die Rection des Verbs cu|u-
ßdXXeiv beibehalten hat (s. Krüger I 46. 4. 5) = „weil ich ja doch
nicht eure Eigenschaften zur Rhetorik mitbringen kann^. Über die
falsche L. A. dcu^ßouXoc s. Reitz z. d. St.]
*) Einmal findet sich der Herodoteisohe Ausdruck |biopq|)f^c eC fJK€iv Imag.
11. s. Kühner II S. 333.
•) Vgl. q)iXo^a0f|c xiliv 'EXXriviKuiv inaOrnndxuJv De mere. cond. 25.
*^) Dieses Wort erinnert mich an Lexiph. 12 : TroXtdc Ti^v KCcpaXi^v, wo iroXidc
eine lächerliche, affectirte Nominativform ist statt TroXid s. den Schol. z. d. St.
Sonst findet sich noch iroXiöc t6 y^veiov De mere. cond. 33 ti?]v k6|lA»^v Menipp. 6.
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIANS SPRACHGEBBAUCH. 71
Aus Stellen der oben angeführten Art gieng der weitere Ge-
brauch hervor. Wie viköv vikkiv auf viKäv judxriv, 'OXujuTria, bpö|aov,
Yvoijiriv führte, so gieng aus eujuopqpoc euji0p9iav Tivct hervor eujaop-
cpoc t6 cdijia, indem das gesetzt wurde, worin sich die €U|Liopq)ia
äußert.
Während sich dYaööc nur mit dem Accusativ verbunden
findet (Alex. 30. Symp. 12: ßoriv, homerische Reminiscenz, Anach. 20)
kommt dju€ivu)v an einer Stelle mit dem Dativ vor: Ti|> }ie(iQei
Iraag. 17, wohl durch den Gegens. öjlioiöttiti r\ auTti veranlasst, ein-
mal mit KttTci D. D. XIII. 1 und zweimal mit ec Herm. 20, Tox 12:
xaXXa djueivujv oöie ec yevoc etc. (zuerst der bloße Accusativ und
dann mit der Präposition, wie Bis. acc. 11 : xd dXXa djueivouc irpöc
dpeiriv), sonst mit bloßem Accusativ: tö fjGoc De Salt. 72. id tto-
XejLiiKd Tox. 8. xd irdvxa Tox. 50. Ttdvxa Asin. 39. xd ec iraibeiav
Adv. ind. 4. S D. Mort. XII. 3, wo Desrousseaux in seiner Aus-
gabe Paris Hachette 1884 seine falsche Conjectur b\ S einsetzt. —
dpicxoc mit Accusativ an der oben citierten Stelle: xd Zku6ujv dfaöd
Tox. 7. xd Trdvxa Gall. 17. Philops. 2. xd irpöc dvGptüTTOuc. Pro
imag. 17. Aber De Calumn. 8: ev xoic dXXoic, Tox. 12: Tipoc qpiXiav.
aicxpöc. Quom. hist. 9 lautet in den Hds.: aicxicxoc ocpGfjvai
eir] xfjv öqiiv. Fritzsche hat öcpGfivai mit Recht beanständet, vgl.
Charid. 10: aicxpoxepa xfjc exepac eiri xf]v öipiv.
dKjiaToc xf|V öpTTiv Tim. 3, dKjudZeiv xfjv uipav D. Meretr. VI. 2,
doch dKjLidZeiv dKjir] xocauxri Scyth. 9.
dKpißrjc. Dass Quom. hist. 51 die L. A. einiger Hds. dxpißei
xiu Kevxpuj statt xö Kevxpov keine Beachtung verdient, zeigen Qiiom.
hist. 10: dKpißfjc xöv xuttov, De mere. cond. 42: xf]V xe'xvriv, Jup-
trag. 7: xfiv dpYaciav und diTTiKpißujjLievoc xf|V 9ujvtiv Rhet. praec. 17.
Lexiph. 25.
dvbpiZecGai xtu cüjjnaxi Anach. 15, während die entsprechen-
den Adjective nur mit Accusativ: dvbpeioc xd xoiaöxa Adv. ind. 3.
dvbpiKÖc xfjv (puciv Dem. Enc. 1. dvbpü&öric xrjv TVüJjLiriv Quom. hist.
12. xö ßX^jujia Icar. 21. xö ßdbicjaa Rhet. praec. 9. dppevojiroc xö
ßX^jLijia Rhet. praec. 9.
d^uvexoc xij fvOücei Adv. ind. 4 neben cuvexöc xd dXXa De
Salt. 83. Philops. 2. vgl. qppevripric xd dXXa De Calumn. 3.
diiaGfic xö Trpöcu)TT0V D. D. XXVI. I. Ganz anders^') natürlich
d7Ta6f|c xuj TTupi Navig. 44, wo man den Genitiv erwartet s. Kühner
**) Ebenso verhält es sich mit ^vbefjC Ti\v öi|iiv D. Marin. I. 2, wo der
Genitiv ^anz andern Sinn hätte.
72 BAAR.
II. p. 315. Doch ähnlich T^juvacTiKÖc tijj cuijuaTi (st. too cÜJ)LiaToc)
Amor. 9. vgl. TeTv^Mvacjuevoc Kai ipuxti Kai cuujLiaTi Macrob. 3.
äpTioc TUJ TTÖbe De Sacrif. 6, aber apxioc dv xaic cuvouciaic Kai
Träci Toic aic6TiTT|pioic Macrob. 22. Vgl. unter eppiüjuevoc.
dcGevfjc TUJ ciujuaTi Asin. 43 neben icxupoi xd cCüjuiaTa Anach.
20. Kapxepöc xö cOüjna Symp. 16. xouc ujjuouc Vit. auct. 25.
dxpeTTXOC. Symp. 16 findet sich neben äxpeirxoc oXkiiv die
Variante fixpecxoc. Für jenes spricht Ver. hist. II. 23 xö TrpöcuüTrov
äxp€7TX0C. Vgl. überdies dvuiröcxaxoc dXKtiv Jup. trag. 40.
ßXaKiKÖc xöv xpÖTTOV Peregr. 40 neben ßXaKeueiv ?vxivi Bis.
acc. 2. (vgl. ^(jibioc xöv xpÖTiov De mere, coiid. 40 „leichtfertig",
dagegen ec dmßouXriv Anach. 34 „zugänglich".)
YevvaToc. Ocyp. 24 ist überliefert 6 ydp AöXu)v TtvvaToc, was
Guyet besserte in ö Y&p boXov Y^waToc. So YevvaToc xö cüujLia Paras.
44 vgl. dYCVvfjC xö eiboc Vit. auct. 2.
dpujxiKÖc; xSXXa D. D. XX. 3 neben irepi xd eu)Liop96xaxa De
domo 2.
dppiüji^vocecxd dXXa^*) Philops. 11, aber eppuJcGai xr)v yvu»-
jar|v Tim. 33. xö cüjjiia Gall. 23. Vgl. uYieivöc xö caijua Tim. 33. uyi-
aiveiv xö caijia Navig. 42. xöv voöv Macrob. 24, aber ebendaselbst
23: uYicivöc ev irdci xaic aicGnceci.
eubaiVtuv xdXXa Tim. 35. xdY€ xoiaöxa D. Mort. XX. 5. Kaxo-
baijuuuv xf|V q)ijüvf|v Lexiph. 25 xfjv 6i|iiv Tox. 24. Danach wird Gall.
24 denn doch wohl Jacobitz' Conjectur xd juev eEuj iraci . . iraveu-
öaijiu)v eivai öokojv st. des hds. xöTc ji^v aufzunehmen sein.
eöcxoxoc xf]V xoSiKriv Navig. 33, aber irpöc xöv Kaipöv Symp. 12
fiXiKiTiv „an Größe" steht nicht bloß De Syr. d. 28, sondern
auch Vera hist. I. 40: dvbpac jueYdXouc öcov fijuicxabiaiouc xdc
fiXiKiac.
ibitüxric xujv xoiouxu)v Kai dxexvoc De mere. cond. 30. ibiiuxric
Kai dxexvoc xujv xoiouxujv Bis acc. 33. Mit Accus.: xf|V 9ujvr|v Jup.
trag. 27. Danach kann Fritzsches Transposition Philops. 9 : ibiuixtic
eT xd xoiaOxa Kai ansprechend scheinen.
K€Kap)Li^voc xf)v Yvu)juriv Kai xf)V bidvoiav Philopatr. 26
(= „dumm", nach KCKapjuievoc xfjV KOjuriv ebendaselbst 21) fast eben-
so affectiert wie ilo^>w^4.\OQ xr|V öipiv ebendaselbst 4 st. CKuGpujiTÖc.
XajiTTpdc xfjv ÜLipav Gall. 19. xd irpoYOViKd. Bis acc. 27, aber
xoTc dXXoic Adv. ind. 8. xqj jucY^Oei Dem. Enc. 14.
^') Ebenso dppuiCTcTv ic oO&^v ^(lupav^c De Syr. d. 17 (nuUo manifesto morbo
laborare), dagegen ebendaselbst 18: dppiüCTetv voOcov.
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIANS SPRACHGEBRAUCH. 73
XeiTTÖc Toiv CKeXoiv'^) Navig. 2 (neben uttöXctttoc id ck^Xti
Philops. 34) haben sämmtliche Bücher. Fritzsche schreibt ^k t. c.
unter Vergleichung von Tim. 26: ßapüc eK toiv ckcXoTv. Es konnte
noch verglichen werden Xdcioc ^k toiv CKeXoiv Bis. acc. 9, während
sonst Xdcioc Td ck^Xti D. D. IV. 1 tö T^veiov Alex. 3 Td TioXXd
Zeax. 5^*) .Vgl. bacuc Td ckcXti De Salt. 5. KOjuriTric Td ck^Xti Bacch. 2.
jiubdv Tr]v em9dveiav Philops. 11 wird von Gesner falsch
übersetzt: putrescentem iam quod oculis cemeres. Vielmehr: „in
seinem Aussehen abgestorben^.
öjioioc ouTe T^ Kpdcei ouTe Trj cucTdcei Abdic. 27, die einzige
Stelle mit dem Dativ (vgl. 6 auiöc Trj ojuoiöttiti Imag. 17), sonst
der Accusativ: Quom. hist. 8. Gall. 30. Bis acc. 11. Pisc. 23. Fugit.
4. Herm. 25. D. Mort. IV. 2. XVIII. 1. Ver. hist. II. 3. (Zweimal
mit KttTd: Nigr. 11. Herm. 59). Ebenso dvojioioc Tdc juopcpdc Kai Td
e7riTT]5eu|uiaTa D. D. XXIII. 1. Td cxil)iaTa Icar. 17. öjuoioöcöai ßa-
ciXeT Tf]V öipiv Adv. ind. 20. (Ein sehr sonderbarer Ausdruck für
„ähnlich sein" ist De Syr. d. 31: öpeeiv de Aia irdvTa, Kai KecpaXfjv
Kai ei^aTct Kai €bpr]v).
OTTO IOC. Während oiöc(tic), Ö7toTöc(tic), 7roT6c(Tic), Toiöcbe, toi-
OÖTOC stets mit dem Accusativ der Beziehung erscheinen, steht De
Salt. 74 : öttoTov xph ^ivai töv ctpicTov öpxncTriv ev t€ ipuxr) Kai ciijuaTi,
aber vielleicht durch die Accusative veranlasst. Anders ist natürlich
Paras. 44 : öttoiöc tic ecTiv ev iroXejuqj (= zur Zeit des Krieges) und
Pisc. 5: OTToToc €Yuj Tiepi ujudc eYevöjUTiv.
SeviCeiv. Quom. hist. 25 heißt es: GdvaTov .. Tfl ToXjar) Eevi-
lovTa. Marc. 434 hat hier die an sich zulässige L. A. Tf|v T6X)Lir]v,
die aber doch nicht aufzunehmen ist wegen Anach. 16: HVxloijJii
TUj cxrijuaTi.
irriXivöc Td evboGev st. tö ^vboGev wird Lexiph. 22 zu lesen
sein. Denn in den überaus häufigen Ausdrücken Td evbov, Td eSuj, Td
dvuj u. ä. steht nach meinen Beobachtungen bei Lucian stets der Plur.
TTiCTÖc ev dXXoTpioic Epigr. IL 16, eir* djucpÖTepa Harm. 2,
während dincToc Td ToiauTa Philops. 13, dHiöiriCTOC tö ttpocujttov
Peregr. 40. Td dXXa Herm. 68, aber irepi tOüv toioutujv Philops. 32.
irXduJC. Somiv 4 haben st, baKpiiujv touc 6(p9aXjaouc inTÖirXeujc
zwei Hds. bloßbaKpiiujv U7TÖTTXeu)c. Aber vgl. dvdirXeuüc tuj x^ipe tuXujv
Somn. 6. KapuKr]c tö T^veiov Tim. 54. (ppovTiöoc tö jli^tujitov Catapl.
*^ Ob dies mit Fritzsche geradezu für falsch zu halten sei, ist zweifelhaft
angesichts der Stelle Ocyp. 149: cujiTTOÖicOnvai djicpoiv iroöoTv. Sonst freilich cuju-
ircirobiciüi^ov tu) it6&€ Fugit. 88. bebepiivov tuj x^ipe Nigr. 19.
*■•) Anders der Dativ: Xdcioc Tf) XdyvT} Philops. 24. öXaic Prom. Cauc. 12,
74 BAAR.
17. TiXeuJc 6opußou Tf]V ipuxnv De mere. cond. 16. (inTo)TrijLnT\ac9ai
dqppoO TO CTOjua Alex. 12. Philops* 16. (Ebenso das synon. juecTOc:
KOpuZiric Tfjv pTva Alex. 20. Philops. 8. KopuZric jaev Tf)v piva, \r\mc
bi Touc oqpGaXjuouc D. D. VI. 2. xdc qpaperpac Xöyu)v Nigr. 36. ioO
TaXXa Adv. ind. 29.
TTOiKiXoc Kara vu)tou Lexiph. 9. dvaXXaYaic Dem. Enc. 14, sonst
xfiv xpoictv Pise. 50. id dXXa De mere. cond. 16.
TToXuc. Die Stelle Dem. Enc. 4: irXeiuuv eijui rfjv Tviijuriv irpoc
^Ojarjpou Teidxöcxi erklären Manche so, dass sie Tf)V YvOujiniv mit leidx-
9ai verbinden. Es gehört vielmehr zu irXeiiuv = sententia magis eo
incline ut. Für diese Verbindung kann man anführen Paras. 41 tö
cujjLia TToXiic.
TTpOüToc id TToXiTiKtt Tox. 13. Kttid qpuciv Vit. auct. 23. Kard
idc jLidxac D. D. XX. 4. ev toTc xpwcici Pisc. 43.
C09ÖC xd epujTiKd Vit. auct. 15. D. D. X. 1 und 7. id GaXdi-
Tia Navig. 6. rd Oeia De Sacrif. 3. id loiaOia Philops. 7. idXXa
De Astrol. 3. (Ebenso qpiXöcoqpoc Tr|V tvüjjlaiiv Catapl. 23. xd dmxüüpia
Here. 4. qpiXocoqpeTv xd^e npöc öpxeujv, quantum quidem ad testiculos).
Aber coqpöc em xoic ojiioioic Pseudol. 3. Danach wird Philops. 16
xöv em xouxuj cocpicxriv zu lesen sein und nicht eiri xoutujv.
cuvexnc xf|v qpdpufTct Lexiph. 11, aber xaic Trepiöboic Quora.
hist. 43. Vgl. ebendaselbst: d^KuXec xaic ^mxeiprjceci.
cqpobpöc xtu Tiveujiaxi Dem. Enc. 14 ist wohl auch auflfallend
für xö TTveöjua.
xaxOc xöv iöv De Dips. 4, dagegen eic xö (pa^öv Epigr. XVIII.
1. vgl. xaxubOKpuc ec xd ^pUixiKd Navig. 2.
u7Tep9ufic xö KdXXoc Herm. 73. ^c KdXXoc Adv. ind. 8.
XUjXeuoic bid Gdxepov xfic oupdc juepoc Gall. 28 ist falsche
L. A. sämmtlicher Bücher. Die Präposition ist zu streichen. Sonst
findet sich x^^oc xiD beHiu» Pseudol. 17. Zu dieser Stelle bemerkt
Solanus „Sic libri omnes nostri, haud sane commode**. Wollte er
etwa xöv beSiöv? Aber vgl. Tim. 20: x^^oc djicpoxepoic.
in. a) biKiiv „nach Art", b) Eine eigenthümliche Metathesis
von TTpÖ.
a) xoipiwv biKr|V Bis. acc. 20. iTTiTOKevxaupou biKiiv Bis. acc. 33
KaxÖTTXpou biKTiv Icar. 20 dX€Kxpuövu)V biKr|v Anach. 2. ßaxpdxuiv
biKTiv Adv. ind. 20. x^pcaiou ßaxpdxou biKriv De mere. cond. 28.
iaxpoO biKr|V Dem. Enc. 22.
An diesen Stellen ist biKriv dem Genitiv nachgestellt, welches
auch sonst die regelmäßige Stellung ist. Dagegen b\Kr\\ AipKric
BEOBACHTUNGEN ÜBER LUCIANS SPRACHGEBRAUCH. 75
Asin. 23 und biKiiv tuüv beiXivuüv irveujLidTUüV Dem. Enc. 31, die ein-
zige Stelle mit hinzugefügtem Artikel.
b) Wie im römischen Kalender ante diem III. Kai. Nov. gesagt
wird statt die tertio ante Kai. Nov., so sagen spätere griechische
Schriftsteller irpö jniäc f]|uepac vuüvujv lavouapiujv statt jund f]|uiepa irpö
V. I. Von diesem Sprachgebrauche finden sich bei Lucian vier Bei-
spiele: TTpö buoTv €ToTv Tfjc TeXcuTTic Macrob. 12 (= duobus ante
mortem annis) , ou irpö ttoXXOüv f]jiepiuv toö ToXjarijuaToc Peregr. 1.
Tipö jiiäc TOÖ 0ecTri2Ieiv Alex. 46 (= pridie quam responsa daret),
TTpö TioXXoO TTic ^opirjc Saturn. 14.
Was die Erklärung dieser Sprechweise betrifft, so findet sich
|Li€Td ähnlich gebraucht Xen. Hell. I. 1, 2: juei' oXiTOV to\jtu)V, wo
man erwartet öXi^ov jueTCt laöia. Man erklärt hier den Genitiv so,
dass man juex^ oXiyov im Sinne des Comparativs ucxepov nimmt.
Dem entsprechend wäre denn auch z. B. Macrob. 12 so zu erklären,
dass man ,den Genitiv ific TeXeuTfjc als durch den in TTpö buoTv dioiv
liegenden comparativen Begriff TTpöiepov veranlasst ansieht.
Görz. Dr. A. BAAR.
Zur Kritik der Smyrna -Beden und der Bede
'AtsXXu ysvsäXioLKOQ des Aelius Aristides.
Bei den foIgendeD BemerkuDgen dienten mir als maßgebender
Behelf die zwei bisher unverglichenen Wiener Handschriften
Nr. CXIII (a) und CCCXXVI (ß). Es wird daher angemessen sein,
eine kurze Charakteristik derselben vorauszuschicken, wobei es
behufs Kennzeichnung ihres Verhältnisses zu anderen Handschriften
genügen dürfte, die Beweise aus zwei Reden, ZjiAUpvaiKÖc ttoXitiköc
(XV. Dindorf) und 'ETriCToXf) nepi Zjiupviic (XLL), anzuführen.
a, auf Papier in Folioformat geschrieben, besteht aus 113
Blättern und enthält von Aristides 34 Reden , die rhetorischen
Schriften und Prolegomena. Er steht, wie schon in der „Zeitschr.
f. d. ö. G." 1885 S. 325 bemerkt wurde, in einer auflfallenden Ver-
bindung mit dem Laurentianus LX, 3 (f), ist aber in seiner Urschrift
theilweise vom Schreiber selbst, theilweise von späterer Hand viel-
fach corrigiert. Während sich nun bei den ^Götterreden" eine
bestimmte Vorlage, welche den Änderungen der Urschrift zugrunde
lag, schwerlich angeben lässt, da die Correcturen theils mit Laur.
LX, 7 (A), theils mit Laur. LX, 8 (0) übereinstimmen, ist es bei
den „Smyrnareden" unzweifelhaft , dass die Änderungen einem dem
A ähnlichen Codex entnommen sind.
Auschließlich mit f, und zwar in richtigen Lesarten, stimmt
a überein S. 371, Z. 10 D. irpocfiTveTai; S. 763, Z. 25 b\ (XTrdvTujv;
S. 767, Z. 18 juev ouv, in nicht annehmbaren Lesarten S. 375, Z. 17
Xi)Lidciv; S. 766, Z. 9 TrdvTa xpövov; Z. 26 ou bf] tic ouv. Auch aiei
schreibt er regelmäßig mit f. An vielen Stellen, wo a allein steht,
wie S. 764, Z. 7 cpiXei statt qpTXai, oder wo er, wie S. 374, Z. 3
qpaci Tfjc 'Apidbvric, S. 376, Z. 3 oiKiac, nur mit A schon von erster
Hand übereinstimmt, hat Dindorf die Lesarten f anzugeben unterlassen.
Zum Beweise, dass bei den Correcturen eine dem A nahe
verwandte oder mit demselben identische Handschrift vorlag, diene
Folgendes: S. 371, Z. 18 ist hx] in f) corrigiert; S. 372, Z. 2 ist
hinter touc von zweiter Hand tujv eingefügt; S. 375, Z. 1 ist das
ursprüngliche cü&jna in ctüjiaTi geändert; Z. 5 ist le Kai eic in le eic
geändert; S. 380, Z. 13 ist lauTa juev Kai zwischen den Zeilen ein-
geschoben; S. 381, Z. 2 ist biaiiric cuvexoöc Kai nach A in biaiinc
SCHWARZ. ZUR KRITIK DER SMYRNA-REDEN ETC. 77
Kai cuvexoöc geändert; Z. 20 ist toic zwischen den Zeilen nach-
getragen; S. 764, Z. 24 ist eupov xaTc aus eöpovio corrigiert. Da
nun auch ß zu A in enger Verwandtschaft steht und a wie ß von
Augurius Busbecke in Constantinopel angekauft worden ist, so
könnte man vermuthen, dass beide Codices sich früher in einer und
derselben Hand befanden und a so seine Änderungen direct aus
ß erhalten hat. Dagegen spricht jedoch, dass mehrere mit A
übereinstimmende Correcturen schon von der ersten Hand gemacht
wurden, und er manche nachträgliche Änderung aufweist, wofür in
ß alle Anhaltspunkte fehlen. So hat er z. B. S. 372, Z. 7 ^v hinter
raÖTa eingefügt, was ß nicht kennt; S. 372, Z. 17 hat er nach-
träglich zwischen den Zeilen das Scholion: töv ireXoTra Xeyei auf-
genommen^ das in ß gänzlich fehlt.
ß ist ein Octavband, der auf 104 Pergamentblättern 15 Reden
des Aristides enthält. Er ist etwas schwer leserlich und besonders
am Anfange und Ende arg verstümmelt. Der Schrift nach ist er
jünger als a, hatte aber zweifellos eine sehr gute Vorlage. Charak-
teristisch für ihn ist die augenscheinliche Übereinstimmung mit A.
So schreibt er durchgehends wie dieser dei und bietet S. 371, Z. 18
Terovev n; S. 372, Z. 1 tcic tüüv; Z. 2 tOüv KouprJTUJv; S. 375, Z. 10
oube Tap ^ctiv; Z. 18 f\ fiir oube; S. 376, Z. 3 okiac; S. 380, Z. 13
Taöxa jifev Ktti; S. 381, Z. 6 luiKpuj tivi; Z. 20 toTc ttoXXoic; S. 764,
Z. 24 eupov TttTc ^auiuiv u. s. w. Wo er von A abweicht, gibt er
regelmäßig entweder von erster Hand das Bessere, wie S. 373, Z. 17
u|au)V — ujiTv, S. 380, Z. 6 |uev fäp, oder ist corrigiert, so S. 376,
Z. 12 ibiaic aus Ibeaic des A, S. 425, Z. 5 töv aus tö und S. 764,
Z. 3 ^KTr|6Ti aus ^KTr|c6ri des A. Abweichungen zum Schlechteren
sind selten und nicht von großem Belang, so z. B. S. 372, Z. 16
boöca Kai. An vielen Stellen, wo ß entweder mit anderen Codd.
übereinstimmt oder von denselben abweicht, lässt Dindorf die Les-
arten des A vermissen. So gibt ß z. B. S. 373, Z. 16 Kai öf) Kai;
S. 374, Z. 15 Kaiä jaiKpöv; S. 379, Z. 14 bei tuj m; S. 763, Z. 25
mit r bi' äTTotvTUJv.
Es bieten uns also beide Handschriften im allgemeinen eine
Wiederholung und Bestätigung des Cod. A, indem ß vom Anfang
an mit demselben in enger Verwandtschaft steht und a zwar auf f
fußt, aber viele Correcturen aus der Familie A herübergenommen
hat. Wir haben somit in aß Verwandte jener zwei Handschriften
(PA), welche bisher als die besten gelten. Und unter diesen zweien
gebe ich für die Smyrnareden dem A ohne Bedenken den Vorzug,
wie denn auch Dindorf aus demselben mehr Verbesserungen geholt
78 SCHWARZ.
hat als aus f. Allein an vielen Stellen lassen uns auch die besten
Handschriften im Stiche, weshalb wir zu Conjecturen greifen müssen.
Indem ich es unternehme^ an der Hand der Wiener Handschriften
und des Dindorf sehen Apparates einige Vorschläge der Prüfung
der Fachgenossen zu unterbreiten, folge ich den fünf Reden in der
Reihenfolge ihrer Entstehung. Nach der bisherigen Zählung finden
sie sich unter Nr. XV, XLI, XX, XXI und XXII.
Vorerst möchte ich eine Anzahl falscher Interpunctionen im
DindorPschen Texte beseitigen, welche das richtige Verständnis
behindern könnten. S. 371, Z. 19 entweder wie S. 436, Z. 23 Kai-
voTarri, r\ auirj ^auifiv oder KaivoTdiri f| aurf) ^auirjv; S. 375, Z. 14
TTÖXiv Kai id im toutoic, ?pyov. So interpungiert auch ß; vgl. den
ähnlichen Satzbau S. 373, Z. 17 f. Aristides liebt es, besonders
^PYOV und 6eajna in solcher Weise anzufügen, vgl. S. 376, Z. 13;
S. 37, Z. 1; S. 155, Z. 15; außerdem S. 381, Z. 15. — S. 379,
Z. 9 f. in Consequenz mit S. 374, Z. 17 und S. 375, Z. 4: auxfiv,
ujcirep . . . ciÖTipia, Kai; S. 380, Z. 2 KOivoöcGai f\; S. 763, Z. 25
TTÖXic* €iT€; S. 764, Z. 13 ^HeqpuTOV, tto0€it€; Z. 25 ^eTtu b\ ei ti;
S. 765, Z. 9 TTuXiuv, ou; S. 766, Z. 26 ttöXic, oub'; ferner ßonOncar
f) bfe; S. 425, Z. 10 dpiGjuoi Kai; denn jaeYcOiuv ist hier concret
(große Gebäude), wie auch KdXXr) häufig gebraucht wird, und zu-
gleich mit pexpa Kai cidceic (Ausdehnung und Standorte) zu ver-
binden (vgl. S. 379, Z. 5 f); Z. 19 ravoc, ou und Z. 21 euGupia,
uaKivGivüj; S. 426, Z. 9 ÖTiaiGpoi, iL; Z. 16 xopOuv irdviojv; S. 427,
Z. 11 dirnvcTKac, oiov; Z. 20 dqpGovov, irdcav; S. 428, Z. 8 6pic6r|C€Tai;
?|; Z. 9 'EXXdboc, Tic und Z. 11 dvidceiai; 'HXidbac; S. 431, Z. 7
eveKa'vOvb'; Z. 8 TTpoceXapßdvojueV; oic; Z. 9 uTrrjKOOc ^k; Z. 10
TTpoccKTricavTo, coqpiac; Z. 18 ^beiai Trpooijuiov; S. 432, Z. 6 Tipoc-
TCVOja^VTi, xopHTiav; S. 433, Z. 19 Kai^cTTicav, d; S. 434, Z. 19 euep-
Teciujv, oub'; S. 437, Z. 17 elcaqpiKVoujuevoic, ibc; S. 440, Z. 12
eicoboc . Kai; Z. 15 fJKOucac . Kai; Z. 19 eEriYeiTo, Kai; S. 444, Z. 3
XoYov Kai, Z. 13 TrpoG^pevoc* ?b€i.
Dem sollen sich einige naheliegende Verbesserungen und
beachtenswerte Varianten aus aß anschließen: S. 372, Z. 2 geben
a (m^) ß in Übereinstimmung mit A touc tujv KouprjTUJV, was
sich durch den Vergleich von S. 425, Z. 2 und S. 440, Z. 4, wo
der Artikel durchgehends fehlt, mit dem folgenden Tr]V toö Aioc
jLiTiT€pa als richtig herausstellen dürfte. — Z. 12 möchte ich mit
L ?v trotz anderweitiger Bestätigungen als völlig überflüssig streichen.
S. 373, Z, 5. Vor Tpi/jpric ist olc einzusetzen, wie es durch den
verbindungslosen Satz Tpiriprjc... dYopac verlangt wird; vgl. S. 440,
ZUR KRITIK DER SMYRNA-REDEN ETC. 79
Z. 16. — Z. 15 erscheint cipa neben biQ bedenklich. In Erinnerung
an Plat. Phaed. 65, B: ol rroiriTai fijutv del GpuXoöciv möchte ich
dafür del lesen. — S. 374, Z. 3 lesen aß wie A 9aci ific 'A. Leider
fehlen bei Dind. die Lesarten FGEA. — S. 376, Z. 17 gibt ß mit
A Gedipiuv bk, was mir annehmbar scheint. — S. 377, Z. 3 wollte
Dindorf biuupuxri schreiben, doch wurde aus Jebb biojpuxrjv ab-
gedruckt, aß lesen biu)puxfi. Übrigens ist e7rd)VU)Lioc, öiojpuxn zu inter-
pungieren. — Z, 8 gibt a kukXoc ^ctI, was mir richtig scheint. —
Z. 9. Da wir keinen Anhaltspunkt haben, dass Aristides hier an
eine bestimmte Meerenge gedacht hat, so ist wohl eupiTitu zu schreiben.
— S. 378, Z. 16 geben aß mit A UTreXeiireTo, was ich nicht für
unmöglich halte, da die Haupthandlung in eTravrjTCiTt liegt. Hier
wäre die Angabe der Lesarten FGEA wünschenswert. — S. 379,
Z. 2 ist ev uipaic sinnlos; S. 376, Z. 3 ist TtriYal mit Kpfivai ver-
bunden. — Z.14 liest ß bei tuj jar] und a hat tuj über tö geschrieben. —
S. 424, Z. 7. Das von den meisten und besten Handschriften (auch
von aß) überlieferte XeTU) in XÖYiu zu ändern, besteht kein Grund.
Der Redner fasst die vier Kategorien der cpujvai mit diracai Xi^w
zusammen, ähnlich wie Demosth. IX, 71 nach dem allgemeinen
iravTaxoi durch Xeyu) die verschiedenen einzelnen Richtungen hervor-
hebt. — S. 425, Z. 4 ist TTeXoTTÖvvTicoc bedenklich, ß hat über
der Endsilbe ein ou. S. 440, Z. 6 weist auf eic TTeXoTTÖvvricov dTTOiKia
und S. 372, Z. 17 auf TTeXoiTÖvvTicoc ovojua. — Z. 7 ist xal biet in
den Handschriften schwankend ; in ß fehlt bia, in a Kai. Canter
lässt den ganzen Ausdruck Kai b\ä TrdvTU)v e9vuiv aus. Ich zweifle
nicht, dass bia TrdvTU)v eGvujv mit irepiriYfjceic zu verbinden ist, und
schreibe mit Reiske: Kai bid tt. e. ai, wiewohl hier der Artikel
befremdet, da alle anderen Substantiva desselben entbehren. —
S. 428, Z. 3 bietet ß evöprivojv, was mir sowohl an sich, als besonders
in Hinsicht auf den vorausgehenden Satz richtig scheint. — Z. 6.
Aus den verschiedenen geographischen Bezeichnungen: Bosporus,
Tartessos, Massalia u. s. w. ergibt sich mit großer Wahrscheinlich-
keit, dass hier die Nil-Katarrakten gemeint sind, daher KaiappdKiac
zu schreiben ist. — S. 430, Z. 2 lesen aß cuvGelc, was auch ander-
weitig diplomatisch gesicherter ist als cuiGelc und nach Sinn und
Sprachgesetz keine Störung bietet. — S. 431, Z. 2. Die Handschriften
geben zumeist, wie auch ß, toö bid, andere, darunter a, tö bid, was
Jebb und Dindorf billigten. Ich vermuthe tuj bid; denn cuZiuTiav 6
baijiUJV dcK^ipaTO ist wie ein zu beweisender Satz vorangestellt. Im
ersten Theile des Beweises ist 6 bai|LiiJüv Subject, durch tiD bleibt
es dies auch im zweiten Theile; vgl. S. 433, Z. 1 ireTTOiriKe {r\ cuve-
88 SCHWARZ.
die ohne einschneidende Änderungen nicht zu lösen sind. Der
Redner will nicht von dem Urahnen Quadratus an in ununter-
brochener Linie den Ruhm des Geschlechtes entwickeln, sondern
mit Ubergehung der Zwischenglieder (toiic biä juecou irpoTÖvouc dcpeic)
auf die letzten und nächsten Träger der Familie (tujv y' ^v Ö90aX-
jLioic TpÖTTOV Tivd övTUJv) sich beschränken und hält diesen Vorsatz,
da er im folgenden nicht über den Großvater hinaufsteigt, ja ihn
als Ausgangspunkt seiner Rede bezeichnet (dpxriv Taiirriv jLUKptu
irpdcGev 6 Xöyoc dvebiöou. Z. 20 f.). Aber wo ist dieser Ausgangs-
punkt? Bisher war von einem Traipöc Ttairip keine Rede, im Gegen-
theil beginnt die dreigliederige Genealogie Z. 8 mit dem Enkel
(Toövojua Toö iraiööc) und bezeichnet diesen — allerdings gegen
den gewöhnlichen Lauf der Natur — als den Ausgangspunkt der
Familie und der Rede (t^vouc le 6jaoia)C Kai Xötou Tf]V dpxnv bibiüci).
Der mit f^waioc beginnende Satz ist bis 6 OpövTiuv in seinem
Baue ganz abnorm und überrascht bei seinem unvermittelten Über-
gänge vom Sohne zum Vater mit dem Zwange, die Adjectiva
Tewaioc Kai KaXöc KaxoGöc nicht auf iraic, sondern auf 0p6vTU)V zu
beziehen. Dass diese Adjectiva aber vom Redner dem Phronton
nicht zugedacht waren, bezeugt die folgende Erklärung, wonach er
von jeder Schilderung dieses Mannes absieht. — Aus den Hand-
schriften constatiere ich erstens, dass ß (ich vermuthe auch A) Kai
vor KaXöc nicht kennt, wodurch Y^waioc von KaXöc KCXTaGöc losge-
löst und zweifelhaft wird. Ferner geben nach Dindorf außer A
alle codd. 6cr]c nicht öcriv (wie es mit dvöpiiüTrujv steht, hat Dindorf
anzuführen unterlassen), aß bestätigen Reiskes Vermuth ung öct]c
av9pa)7rov. Drittens steht dem eiia die Lesart von A0ß (ei) und
L (6) gegenüber. Endlich theile ich Reiskes Anschauung, dass vor
TUJV övojbictTUJV etwas ausgefallen ist, ich meine ein Wort, das mit
i^Hiiüce äußere Ähnlichkeit hat. Demnach denke ich mir die ganze
Stelleso gestaltet: UTroßdXXei b' auiö Toövojiia toö irdirTTOu, ujct*. ...
bibujciv. iKeivocjLiev bf) KaXöc KaTaGöc Kai Tidcav lueTeXGüuv dpeT^iv,
ÖCT]C fiv0pu)Trovf] 91JCIC TiHiuicev, (rjpSe) tüüv 6vojLidTU)v toutiuv ö
be fiTVÖiLievoc iraTfjp Toube toö iraiböc 6 0p6vTUüV, irepi ou — ti Sv
X^TOiMCV. Ich habe nur noch YiYVOjLievoc zu rechtfertigen. Dieses
Particip hat bei Aristides oft die Bedeutung j?proprius, verus".
Vgl. I. S. 163, Z. 13 und S. 170, Z. 18 (f) TifvoM^vn dpeTn),
S. 288, Z. 22 und S. 315, Z. 10, S. 151, Z. 1, S. 161, Z. 8, S. 205,
Z. 17. So heißt auch hier ö fiTVÖiLievoc iraTfjp im Gegensatze zu
dem vorerwähnten ttättttoc „der eigentliche Vater".
S. 119. Z. 19 f. Der Satz Tiva h" ouk Sv dvapirdceiev (Z. 21 f.)
hat den Zweck zu zeigen, dass der sprichwörtliche Ausdruck Ik
ZUR KRITIK DER SMYRNA-REDEN ETC. 89
M^cöu TTupöc cibZeiv hier buchstäblich genommen werden kann;
daher muss das Subject zu ^Troiei. . .cibCeiv dasselbe sein, das unten
in ouTOC liegt, nämlich der oben angesprochene Asklepios. ß führt
uns in der That diesen Weg, indem er schreibt: dW fm^ia xe Kai
vuHiv diroieic xauxo, wobei ich bemerke, dass das bei ihm sonst
regelmäßig fehlende Jota subscr. bei f])Li^pa ausdrücklich gesetzt
und bei vuHiv das zweite v nachträglich hinzugefiigt ist. Nehmen
wir dazu, dass A vukxi für vuH (vuHiv) bietet, so dürfte mit f]]Uepa
x€ Kai vuKXi diTOieic xauxö der ursprüngliche Text hergestellt seio.
Nur dem präpositionslosen Dativ f])Li^pa-vuKXi muss noch durch das
bei Aristides häufig gebrauchte Im (vgl. besonders S. 95, Z. 12,
außerdem S. 63, Z. 10, S. 79, Z. 12, S. 239, Z. 7 und 17) nach-
geholfen werden. Somit würde die Stelle lauten: dXX' dqp' f]|Liepa xe
Kai vuKXi eTTOieic xauxö. Endlich wäre bei unserer Lesart xpÖTiov, ^k
zu interpungieren.
S. 120, Z. 22. r gibt dveipei, Aaß (ich vermuthe auch A) lesen
^peiöei. Wenn dpeibei auch keine diplomatische Gewähr besäße,
so würde der Sinn des Satzes es als Conjectur nahe legen. Er
verlangt nämlich einen vollständigen Gegensatz zu Ka6r]pTi)Li^voic uttö
xa7T€iv6xTixoc. Der xaTieivdxTic entspricht die ce)Livöxric fiiuepoc, und
KaOr]pfic9ai hat seinen Gegensatz in ^peibei').
S. 122, Z. 1. Die Wörter f\ Kaxd xaOxa halte ich mit Reiske
für unrichtig. Eeiske schlägt dafür dcKeixai hk xaöxa vor. Ich bean-
trage mit Rücksicht auf Sinn und Form des vorausgehenden d9eiv-
xai das Perfect rjcKTixai und interpungiere nach Reiske : dcpeivxai —
xocouxou bei XI xujv x^ipdvujv voceiv— rjcKtixai <bfe) xaöxa.
S. 122, Z. 2. r und a schreiben dvricecöai und Dindorf macht
den Zusatz: ut dvdcecOai coniicere liceat. Das vorangehende iv oic
kxiv lässt an der Richtigkeit des dv^cecGai kaum zweifeln; denn
dieses ist der natürliche Nachklang von fvecxiv. Es dürfte also mit
Rücksicht auf den Nachdruck, welchen jiidXXei durch das voran-
gehende 6 vöv ßioc erhält, jiiAXei t' evdcecGai zu schreiben sein
S. 123, Z. 7 S. Meine Erklärung der Stelle Z. 7—12 unter-
scheidet sich wesentlich von der bisherigen Aufikssung. Zunächst
kann fevicewc nicht von dpxf] abhängig sein; denn xf|c T^v^ceujc
dpxri ist nicht identisch mit xoö ßiou dpxri; und was soll hier „der
Anfang des Werdens** ("ortus tui initium' Ganter) ? Ferner erkenne
ich nicht, inwiefern das Jahr das größte Gut ist. Endlich halte
ich Z. 10 övxoc (ß kennt es nicht) für überflüssig; denn ^vöc ?xouc
*) 'Vielleicht ivepeibei' Schenkl.
90 SCHWARZ.
Ktti TauTOÖ ist ein einfacher gen. temporis, wie oben Z. 7, wo Caater
(*duobu8 anni unius initiis*) es irrthümlich attributiv fasste. Bis
hieher möchte ich den Satz demnach also erklären : fi T€ fap
irapoöcd coi ific Yev^ceiuc (sc. f]|Liepa) dpxn (sc. KaOecrriKe) )Li€TicTUJV
dT ex 0uüv(a liest dTa0uuv),d7TdTouca. . .fi xe auiiKa biabeEojLievri (sc. f|jLi^pa)
TttuTTiv (sc. Trjv f]|Liepav ific Tcveceujc) ^Tepa...^vöc Jtouc. ?) Dein heu-
tiger Geburtstag ist der Beginn von so vielem Guten... der dem-
nächst diesem folgende Tag ist wieder ein Beginn, und zwar in einem
und demselben Jahre«. — Vollends räthselhaft ist das Wort rpocpeiov.
Der Sinn der Stelle ist, dasB Apellas nach der Feier der
Ephebie bald auch das Priesteramt des Asklepios übernehmen
werde, das seine Vorfahren inne hatten. Nun wird aber ipocpeiov
mit *nutrimenti praemia^ (Canter) und mit 'merces nutritionis, quam
(nutritionem) Aesculapius cum templo suisque domesticis a patre
avisque tuis accepit' (Reiske) übersetzt und erklärt. Soll der Redner
wirklich sagen wollen : An dem Tage , wo du das Priesteramt an-
trittst, erhältst du den Pflegelohn zurück, den Asklepios deinem
Vater und deinen Ahnen schuldet? Dies wäre nicht bloß sehr ab-
geschmackt, sondern auch widersinnig; denn, wenn das Amt den
Vorfahren nichts eintrug, so dürfte wohl auch Apellas den Asklepios
auf Conto nehmen müssen, geschweige denn, dass er das ererbte
Guthaben hereinbringen kann. Soll das einfache xpocpeTov, wie bei
Soph. Oed. Col. V. 341 ßiou xpoqpeia, „Lebensunterhalt" bedeuten?
Wenn der Redner sagen wollte: „Einer der nächsten Tage wird
dir das Priesteramt deiner Vorfahren zuerkennen«, so ist Priester-
amt durch Tpoq)€Tov wenigstens unedel ausgedrückt. Was konnte
aber dem Redner näher liegen, als die Priesterwürde durch ein
Attribut des Priesters auszudrücken, wie man statt Königswürde
Krone sagt? Ich nehme daher keinen Anstand, CTpdcpiov „die
Priesterbinde** statt Tpoqpeiov zu lesen. — Nun noch eine Bemerkung
zu seinem Attribut Traipi^ov TrpOTOViKÖv. Reiskes Vorschlag, vor
TTpOTOViKÖv ein Kai einzusetzen, ist nicht abzuweisen, denn iraxpilpov
Kai TipoTOViKÖv kehrt S. 124, Z. 1 f. , wie man dort immer lesen
mag, dem Sinne nach wieder.
S. 124, Z. 2 f. Der Satz Kai tiöv . . . KaGriKOuciüV ist vollends
unverständlich. Das Particip tiüv KaöriKOUCUJV hat kein Substantiv.
Ferner ist TraipöOev Kai dviüGev Tipöc toO Traipöc unsinnig. Endlich
fordern die Infinitive TreiiXTipiüK^vai Ka\ dTTobeböcGai dringend einen
Subjectsaccusativ. Für rrpöc toö iraipöc finden wir in den Hand-
schriften die richtige Lösung ; denn A aß schreiben irpö toö
ZUR KRITIK DER SMYRNA- REDEN ETC. 91
TTaxpöc.*) Das Particip KaöriKOucuJV kann eich nur auf TijLifjV beziehen
und ist daher rait Reiske in KaÖrJKOUcav zu ändern. Das Subject zu
7T€7TXTipuJK^vai hat in a eine spätere Hand durch Einschiebung von
C€ hinter dTiobeööcGai angedeutet. Dieses ce gehört aber vor ire-
TrXripujK^vai hinauf, wo es entweder durch T€ verdrängt worden oder,
noch wahrscheinlicher, nach demselben ausgefallen ist. Demnach
lese ich: koi*) ävujöev irpö toO Traipöc €ic ck KaOrJKOucav, ujc9' &\xa
t4. ce ireTrXTipujK^vai.
S. 124, Z. 7 f. Diese Stelle hat bis heute viel zu denken ge-
geben. Dindorf schließt sich im wesentlichen der Conjectur Reiske's
an, der 'AttoXXujv, 8cuj xP^ciai schreibt und 'AttöXXujv durch f]|Li€T^pa
ÖTXivoia erklärt. Doch ist Reiskes Silbentrennung und Deutung
eine allzu künstliche Umgestaltung der allerdings sinnlosen Über-
lieferung. Die Handschriften geben einstimmig diröXXuJvoc und gehen
nur in den dem xp^ctai vorangehenden Zeichen — Worte sind es
nicht — auseinander. So schreibt öv. lu r, öv, (b Q, uiv. ui L, öv
u) a, ubv. u) ß und (b die früheren Ausgaben. Die Stelle scheint
den Sinn zu haben: ??Überbaupt ist da leicht zu prophezeien, wo".
Demnach dürfte sich folgende Fassung empfehlen: TrdvTUiC ou TTOppuj
juavTiKflc fjjLiiv dcTiv 'AttöXXujvoc, öttou xP^ctai.
Am Schlüsse der Rede steht in a: xeXoc toö T€ve6XiaKoO : uTie-
ßXrjGTi TTpö iLiiäc TOÖ ävaTVUJÖfjvai iv rrj KaÖ^bpqt Tr) iv irepTciMtu auioö
oÖTOC (offenbar für övtoc) drujv k9', in ß: direXXqi T^veGXiaKÖc: UTieß-
XrjGTi Trpö iLiiäc toO dvaYVwOflvai dv tQ iiepf&^ib, (f\v h*} auTÖc ^tujv
elKOCiw^a.
Horn. ANTON SCHWARZ.
*) TTp6 und irp6c sind in den Handschriften oft schwer zn unterscheiden,
daher die Varianten; vgl. z. 6. S. 113, Z. 18 und für diese Stelle besonders S. 150
Z. 11. Auch S. 114, Z. 5 liest vind. ß irpö.
^) Ka( Yor einem Vocal oder Diphthong ist auch bei Aristides nicht selten
vgl. z. B. S. 111, Z. 11 u. 23, S. 60, Z. 5, S. 61, Z. 1 u. 10, S. 62, Z. 3, 4 u. 7.
Griechische Papyri im ägyptischen Museum
in Berlin.
V
Die vorliegenden Papyri theile ich in zwei Hauptgruppen, von
denen die erste diejenigen Stücke enthalten soll, welche rein private
Urkunden sind und auf einem im ganzen einheitlichen Schema
beruhen.
Im Datum, wo dasselbe überhaupt eine Ortsbestimmung ent-
hält, findet sich stets der Ausdruck eir ap (apcivoric) (M. 1. 2. 5
(apci) 55 etc.). Desgleichen wird die Herkunft der vertragschließenden
Personen ausschließlich bezeichnet durch nano Tr]c apcivoiTUJV 7to\€U)C".
In sieben Fällen ist außerdem ein äjuqpoöov genannt, immer als
ünterabtheilung der Stadt Arsinoe. Die Namen, immer im Genetiv
erscheinend, sind folgende : M. 28. airo ajixqpoöou nXeoiraxpiou, welches
lediglich das bekannte fijLi90Öov bestätigt. M. 5. airo ajLi9obou Tttjuiujv,
welches dem bekannten xajLieiujv entspricht. M. 14. zweimal ganz
deutlich airo ajucpöu viiaTmaXiou bez. viiaTiTraXXiou, welches das vpav. .Xiou
ergänzt und verbessert. Als neu kommen hinzu: M. 1. airo ajucpobou
Oeparreiric. M. 50. ano ajixqpobou vuiacpeou. M. 61. airo ajucpobou
jLiaKebovuiV. M. 40. eir ajucpobou TeipaTruXou. Endlich als Bruchstück
M. 72. ttTTO a)Li9obou ekkXti . .
Bezüglich der Zeit enthält das Datum meist nur Tag, Monat
und Indiction. Die Widersprüche der veröffentlichten Papyri hin-
sichtlich der Indictionsrechnung lassen sich auch durch die vor-
liegenden Daten nicht lösen. Mehrfach findet sich der Ausdruck
»apx der und der Indiction", welchem in M. 2. ein ??TeXei b \vh^
entspricht. Es ist also zweifellos zu lesen ??dpxQ", die eigentliche
Bedeutung dieses Ausdruckes aber liegt noch im Dunkeln. Zu
vergleichen ist M. 65. »jlitivi irauvi le ev xpovoic apx^c . . " .
Ein Jahres- bez. Begierungsdatum findet sich in 11 Stücken.
M. 59. Tiberius. M. 70. Tiberius. M. 2. Mauricius. M. 5. Mauricius.
M. 55. Mauricius. M. 7. Mauricius, wobei seine Söhne als Mit-
regenten genannt sind. M. 8. Tiberius ; davor ist aber eine Lücke,
so dass auch Mauricius gemeint sein kann, der immer Mauricius
Tiberius heißt. M. 9. Heraclius. M. 44. Heraclius. M. 4. ist der
MAGIRUS. GRIECH. PAPYRI IM ÄGYPT. MUSEUM IN BERLIN. 93
Name des Kaisers verwischt; da aber auch die Söhne mitgenannt
sind, so dürfte der ausgefallene Kaiser wie M. 7. Mauricius sein.
Die Papyri stammen also aus der Zeit der vier letzten grie-
chischen Kaiser, die über Ägypten geherrscht haben und es ergibt
sieh auch zeitlich die Verwandtschaft dieser Stücke mit einem
Theil der Wiener Papyri. Es ist nur ein Zufall, dass sich der Name
des Phocas, der bei Wessely ProL z. B. S. 37 vorkommt, nicht ge-
funden hat. M. 14. ist vielleicht der Gegenkaiser Basiliscus gemeint.
Die Worttrennung habe ich ganz durchgeführt, dagegen Inter-
punctionen und Absetzungszeichen nur ausnahmsweise der Deutlich-
keit wegen gesetzt. Bei kleineren Abweichungen in der Schreibart
habe ich mich begnügt, statt einer Bemerkung die betreffende Stelle
durch gesperrten Druck hervorzuheben. Ich bezeichne die von mir
entzifferten Stücke sämmtlich mit M. und numeriere sie.
M. 1. l. t ev ovojLiaTi tou Kupiou Kai öcctt?
2. ITICOU XPICTOU TOU ÖCOU Kttl CUUTllpOC
3. TiiLiuuv. iLiecopri if apx< iT iv, ctt ap/.
4u aupriXioc jurivac ZiiuTpctcpoc
5. uioc Tou jLiaKapiou 90ißa)LijaiüVoc
6. airo Trie apcivoiiuiv iroXeuuc airo
7. ajLicpobou öepaTreiric e£r]c utto
8. YP09UJV ibia xexQx aupriXiuj ajuaiiu
9. KoXXeKTapiiü uiiu KupiKOu airo Tr]c
10. avTY\Q TToXeuuc xA^) ojLioXoTU) ecxilKevai
11. Km beöexOai Kai ireTrXTipuucOai
12. Trapa cou bia x^ipoc evreuGev ribri
13. TTIV TljLir]V TOU TTpOj ^) TOUTOU bltt-
14. TrpaOevToc coi irap ejiiou oikou
15. biaKeijLievou em toutou tou ajuqp^^)
16. KttTa TTiv buvajaiv Trie t^tcvti
17. jLievric coi irap e|Liou irpaceiüc
18. TTic Kai Kupiac oucr]c Kai ßeß^*)
19. Kai exoucric ttiv ibiav iricTeiv
20. Kai icxuv eic irXripric Kai eic o-
21. XoKXripov Kai tou Xoittou juribeva
22. XoTov exeiv jut] ejiie |liti
23. KXripovojuouc €)liouc |liti aXXov
24. Tiva eK irpocuiTTOu |liou irpoc ce
25. r\ Tipoc KXripovojLiouc couc
*; X^^P^iv- ') "nrpOKeiiuevou. ^) a|nq)o6ou. *) ßeßaiac.
94 MAGIRÜÄ.
26. Trepi tou eipimevou xai irpaGj*)
27. coi Trap ejiiou oikou Kara ttiv öuvajLij
28. Trie auTr]c Trpaceuic jliti irepi
29. eiepac T\ixr\c auTou tou cuvoXou
30. bia TO evT€u0ev r\br] TiXtipiüGrivai
31. jLie irapa cou ujc TipoeipriTai. Kupia
32. Ti ttjuepiiLivia ®) xm eTrepiüja, f
33. t^) AYPHAIOC MHNA YIOC TOY
34. MAKAPIOY OOIBAMMOÜNOC
35. npa)riM6Noc CTixei m6 th am
36. 6PHMNIA OC nPOriTE KAI YHO)
37. KPAVAC X6IP6I 6MH AHGAY
38. CA t
Aufschrift auf der Rdckseite des Papyrus :
f TrXripiuTiKj a|LiepijLiv< t^vojh, uiro aupX^ juriva CiüYpacp, uiou cpoißaiiijLiujvoc
eic aupX^ ttjLiaiov KoXXcKTap/ f
M. 2.
1. (ßa)ci\eiac tou euceßecTttTou tijliijüv öeciroTou cpX^
2. jLiaupiKiou Tißepiou tou aiujV} auYoucTou
3. Kai auTOKp/ eTouc b Trauvi Kß TcXei b ivs ctt ap/.
4. cpXX^') cTecpaviü tuj jbieYaXoirpeTTecTaTUJ Tpißouvu) Kai
5. avTiYCOuxtü Kai veiXui tuu TrepißXeTmu kojucti ojliotvtici
6. oic abeXqpoic airo ttic apcivoiTuuv TroXeiuc aupriXioc
7. aavvioc uioc icaK Y^ujpYOc airo tt]c auTTic ttoXcujc
8. ttTTO aiucpoöou TajLUUJV x/» ojlioXoyuj jLi€jLiic9ujc6ai irapa ttic
9. ujLi€Tepac jacTaXoTTpeireiac airo tou biKaiou Tr\c biaqpe-
10. poucr](c^) a)uTTi^) ouciac €V irebiui KoXujußou irpoc toic Trpo-
11. acTioic Triebe ttic iroXeiuc ev tottu) KXripou KaXoujuevou
12. TTiaaKecci apoupac ocac ....*) koi €k Tipiüriv eixov
13. jLieTa iravToc auTuuv tou biKaiou em TeTpacTT] xpovov
14. api0jLiou|Li€vov OTTO KapTTuuv Trie CUV 0eiü eicioucric
15. CKTric iVe*) Kai auTric*) Kai Tiapexeiv jue tov jiiicGiücajaevov
16. aavviov Tri ujucTcpa jLieYOtXoTrpeTieia uirep airoTaKTOu cpopou
^) irpaGevroc ®) Quittung. ') aupriXioc iiirivac uioc tou iiiaKapiou 9oißa|ui-
juiwvoc TrpoKei|LA€voc. CTOixei iiioi t^ a|ui€pi|Livia luc TtpOKeixai Kai UTTOTpaijiac
X€ipi €|Liii aiTcXuca. Die Constmctionen cxoixei |lioi ti und ctoixuj tivi sind hier
verquickt. — ^) Das doppelte X scheint das Zeichen der Mehrzahl zu sein; der
Datiy steht hier ausnahmsweise voraus, weil die Angeredeten Respectspersouen sind.
') 6ia9^p€iv »gehören« auch M. 12. Z. 6. ') aöxfl (xfl ö|neT^p(ji yL^^aXotipetidcf.)»
*) Vgl. das Facsimile; Sinn und Construction lassen nichts vermissen. ^) iv6iK-
Tiujvoc. ®) Einschließlich.
GRIECHISCHE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN. 95
17. auTiüV eviauciuic xp^ciou vojuicjuaiia e£ Tiapa Kepaiia
18. TeccapttKOVTa ei imicu, XP v sr tt K€p jusr/S'), KaiaßaXXojLieva
19. irap €|Liou eviauciuuc ev öucet KaiaßoXaic, tuj jiiev irauvi jurivi
20. vojLiicjLiaTia Tpia Kai tuj em(p }xr]v\ xa aXXa xpia vojuiciuaTa
21. aKoXouOiüc. ^) 11 jLiicGiücic Kupia kqi eTrepiüja^ f aupriXioc
22. aavvioc uioc icaK T^uipTOC o irpOKeijuevoc jLi€jaic6ojLi< xac
23. 7rpoT€Tpcxja|ievac apoupac irapacxtü eviauciiuc xov 90pov auxuiv
24. €Viauciu)c ujc irpOKi. aupr]Xioc riXiac TrauXou CTpcxviia auxa.
Aufschrift:
jLiicGi ßeß, UTTO aup/ avviou xou yeuupY
uiou icaK €ic cpXX^ cxecpavov xov jiieYaXoTrp/ xpißouvov kqi avxiyeoux/
M. 5.
1. ... xou iTicou (xpicxou) xou 6eou s cxc *) tijuiuv .• . .
2 jLiaupiKiou xißepiou ....
3 x€xapxr]C iVi eu apa
M. 4.
1. . . cujxTipo)c Ti)Liiüv. ßaaX(eiac
2. . . exouc . .
3. . . |Li€)xa xTiv auxou uiraxeiav exouc . .
4. (8€o)(puXaKXiJüV auxou xckvojv xujv aiiuviujv . .
5. . . xotpTOuXapiou eK jiirixpoc . .
6. UTTOTpctcpwv ibia x^ipi aupriXiiu . .
7. 7rpoK€ijLi)evoc (p(i)Xa|LijLiiüv eKOucia tvujjliti . .
8. Kaxa x(Tiv)be xtiv errpa^ov irpaciv . .
• • •
11. . . . ebacpouc ajiijLiaxa b€Ka7r(evxe) . .
M. 6.
1. (ev ovojLiaxi xou Kupiou xai becTioxou iricouxpicxouxouöeou Kai cujxripoc
2. (Kai xric b€C7T0iv)ric nM^^v xnc ayiac GeoxoKOU Kai aei rrapGevou
3. 9«^ iß a IV, t
M. 7.
1. t ev ovojLiaxi xou Kupiou Kai
2. becir, iTicou xpi^^ou xou Geou
3. Kai cxc Tijaujv. (ßaciXei)ac xou
4. becir, TiiLiiJüV (ph jiiaupiKiou
5. xi(ßepiou Kai xuüv) uiujv auxou . .
•) Zahlenangaben stehen in der Regel zuerst in Worten, dann in Zahlen und
Abkürzungen. «) Was stimmt. — ^) Kai curnpoc.
Griechische Papyri im ägyptischen Museum
in Berlin.
Die vorliegenden Papyri theile ich in zwei Hauptgruppen, von
denen die erste diejenigen Stttcke enthalten soll, welche rein private
Urkunden sind und auf einem im ganzen einheitlichen Schema
beruhen.
Im Datum, wo dasselbe überhaupt eine Ortsbestimmung ent-
hält, findet sich stets der Ausdruck eir ap (apavoiic) (M. 1. 2. 6
(apci) 55 etc.). Desgleichen wird die Herkunft der vertragschließenden
Personen ausschließlich bezeichnet durch nairo nie apcivoiTUJV ttoXcuic«.
In sieben Fällen ist außerdem ein djucpobov genannt, immer als
Unterabtheilung der Stadt Arsinoe. Die Namen, immer im Genetiv
erscheinend, sind folgende : M. 28. aTio ajucpobou KXeoTrarpiou, welches
lediglich das bekannte fijLicpobov bestätigt. M. 5. ano a|üi9obou TO^iiuiv,
welches dem bekannten TOjiCiiüV entspricht. M. 14. zweimal ganz
deutlich onro a^q>öu vpamroXiou bez. qjaTnroXXiou, welches das ^lav. .Xiou
ergänzt und verbessert. Als neu kommen hinzu: M. 1. ano afi9o5ou
OepaTreir)c. M. 50. ano a|uq>obou vujiKpeou. M. 61. airo a|uq>obou
|üiaKebovu)V. M. 40. err ajiicpobou T€Tpa7Tu\ou. Endlich als Bruchstück
M. 72. aTTO ajLxqpobou €kkXti..
Bezüglich der Zeit enthält das Datum meist nur Tag, Monat
und Indiction. Die Widersprüche der veröfientlichten Papyri hin-
sichtlich der Indictionsrechnung lassen sich auch durch die vor-
liegenden Daten nicht lösen. Mehrfach findet sich der Ausdruck
T^apx der und der Indictiont', welchem in M. 2. ein 7)T6X€i b ivbtf
entspricht. Es ist also zweifellos zu lesen ndpxt)(<, die eigentliche
Bedeutung dieses Ausdruckes aber liegt noch im Dunkeln. Zu
vergleichen ist M. 65. njiiTivi irauvi le 6V xpovoic apxiic«.
Ein Jahres- bez. Regierungsdatum findet sich in 11 Stücken.
M. 59. Tiberius. M. 70. Tiberius. M. 2. Mauricius. M. 5. Mauricius.
M. 55. Mauricius. M. 7. Mauricius, wobei seine Söhne als Mit-
regenten genannt sind. M. 8. Tiberius ; davor ist aber eine Lücke,
80 dass auch Mauricius gemeint sein kann, der immer Maurioiua
Tiberius beißt. M. 9. Heraclius« M. 44. Heraclius. M. 4. ist der
GRIECHISCRE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN 97
M. 8.
1. t ev ovojLiaTi Tou Kupiou KaibecTr, . .
2. ßaciXeiac tou GeioTarou . . (ti-)
3. ßepiou TOU aiujv« auTo(ucTou) . .
4. aupnXioc avou . .
M. ^.
1. . . . (ö)€CTrOTOU (in)cOU XPICTOU TOU GCOU Km ClUT . . .
2. . . TOU aiuiviou auTOucTou Km ouTOKpaTopoc . .
3. . . (r]p)aK\€iou veou KiuvcTavTivou . .
M. 10.
1. . . becTTOTou incou. .
2. . . TijLiiuv. juecopri . .
M. 11.
3. TTIC aUTTlC eVOTTlC IVblKTlUiVOC
4. xpwciou vojuicjuaTiov ev
5. Trapa KcpaTia errTa tijuicu
6. TCTopTov, V a (Try) I S S, eK irXripouc.
7. Kupia Ti a7Tobei2ic Km €Tr€pi)Ujbi<
8. TX] ibia jLiou xcip(0 . .
3.
4.
5.
6.
7.
M. 12.
. aibecijuuj jUTiva xapTOVTipaTTi uiiu ttouci
. Ktti avttTKiic 7re7TpaK€vai coi . .
. JLIOU jUepOUC TUJV 9UT€0eVTUüV . . .
. ajLijLiaTUiv 0KTUÜ bia9epov(TUJv) coi . .
. TIC KUJjblTlC €V TOTTUÜ KaXoUjLieVlU . .
Mr. 13. von einer Frau ausgestellt.
1. T€V0jLl€V0U jLlOU TTpOTCpOU CUjblßlo(u) . .
2. Km juapTupouvToc Tr]be vr\ irpacei ejuou tou . .
3. aXeHavbpou vricou tou apcivoiTou vojli(ou) . . . . (ojuoXo-)
4. YUÜ eKOucia tvujjliti bix« bXou^) Km ßia(c) . .
5. em Tov eHric arravTa xpovov to ajLi7T€X(iKov) .
6. (t)ou TipoTepou cujLißiou ciXßavou . .
7. ijüv ajuTreXiKUüv x^a^P^JV ev Trebiuü , .
8. TOU biKmou TrXTipuuGeica irapa cou Tr]v (tijlitiv ttiv cuvTieqpujVTijLiev)
') 6oXou.
Wien. Stud. VIII. 1830.
98 MAGIRUS.
9. Tiv juetaHu tijuuuv eic irXnpilc Km . . .
10. (t)ov auTov |Liou uiov juTi kXtipovojli(ouc) . .
11. (Trp)oC C€ |LIT1 KXllpOVOjUOUC . . .
M. 14.
1. t luera ttiv UTrariav 9X, ßaci\,ou^)
2. Tou XaiuTip/. Trau VI i0 xeXei b iv<.
3. 9X, ajreiuuvi tuj evboHoTaiuj cTpaTTi(YUJ s)
4. (Tr)aTapxuj ttic apcivoiTUJV Kai 9€oci-
5. ouTToXiTiüv') aupriXioc veqpep uioc icaK
6. (Beruf) arro ttic aurnc Tr(oX€iJüc airo)
7. ajLi90u*) ipaTTTraXiou xA (o|i/oXotuj lue)
8. jLiic0uüc6ai Trapa ttic u|Li€T€pac (evboHoTT]) .
9. Toc arro tuüv ujrapxovTUJV auTTi bia 9(01)
10. ßajLijbiiJüvoc TOU euXaßecTOTOu biaKovou
11. em TTicbe ttic ttoXcujc Kai tou auTou ajuqpo-
12. bou iiittTTTraXXiou ev oiKia aveuuTinevTi eic
13. Xißa €V TUJ ciGpiiu*) kciXXiov*) ev**) aveuüT
14. juevov €ic ßoppa Kai ev tuj bujjuaTi kuj-
15. Xußnv') aveujTinevTiv eic Xißa jueTa rrav
16. TOC aUTUJV TOU biKaiou cuv xpilCTTipiujv Tiav .
Aufschrift :
t JLllCG, KClXlOU*) Ki KUjXußT]C*) CTT ajbl9 .
M. 15.
4. bCKaTTlC IV, eCTlV V0|LIICJU . .
5. puTrap/, v . .
M. 23.
2. TOV JLUC0OV TOU CViaUTOU . .
3. r| ojLioXoTia Kai €Tr€puj|Li<
4. TravTa ujc TipoKCiTai.
M. 28.
1. . . c aupTiXioc KttXo-
2. jLiTiva (Stand) uioc «vacTaciou arro tt^c
3. apcivoiTUJV TToXeujc aTto ajLiq)obou KXeoTtaTpiou.
4. ojLioXoTUJ CKOucia tvujjliti cuvTcGeicGai Trpoc
5. Tr|v ujiicTcpav evboHujTTiTl . .
■) Wohl ßaciXiCKOU. ') [Doch wohl Beobociou ttoXitujv. Anm. d. R.] ') Vgl.
Z. 12. *) s) «) Bedeutung? ') ?v.
GKIECHISCHE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN. 99
13. eTr€pa)|Li|Li< f ... uioc
14. ßlKTUjpOC Trp/ lUapTUpUÜ TT1Ö€ TT] ojuoXoTia
15. - f 6 €)Liou Tou auTou KaXojLinva.
M. 30.
1. t €V OVOjLiaTl TOU KUplOU KOI Ö€C7T0T0U
2. T])LllUV Km TTIC ö(€CTrOl)VTlC TlJLl(lUV KOI TTaVTUüV)
3. Tujv ttYiujv. a0up . .
4. 9X4 lUjavvTi TUi evbo(HoTaTiJü) . .
M. 35.
1. , . . jLiTiva OTTO TTIC apoivoiT(iJüv) . .
2. . . KIU)LIT1C K€pK€CO . .
3. . . JLIICÖOU . .
4. . , xpv^ciou vojLiicjuaTiJüv . .
5. 6JU0U lUTiva cu|LißoXoTP«90u. .
M. 40.
1. . . €TUJ lUJCiiq).. .
2. TTOUCl jLiapTUpO) TTlb€ TTl ttTTObeiHei lUC TrpoKi t
M. 44.
1. . . beCTTOTOU TIILIUJV (p\i TlpttKXeiOU TOU . .
2 TOU €TOUC €KTOU JU€COpT] KO . .
M. 48.
1 . . . Tißepiou . .
2, . . TUiv aiTO . .
3. q)a|Li€VUj6 5 . .
M. 54.
2. . . . TOV juicGov €ViaUTOU
3. . . T] 0|L10X0TICX KUp/ €TTepiüjLl<
4. . . pUVOUTTlC UIOC V€9ep
5. . . TTttVTa luc TrpoKCiTai.
M. 58. unbeholfene Schrift.
aTTOTpaipa x^pi e^xr] arreXTica
= UTTOTpavpac x^ipi ejiir] aireXuca.
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102
MAGIRUS.
M. 55.
1. (6)€CTrT TllbllUV . .
2. q>h juaupiKiou rißepiou . .
3. Tou aiujVi auYoucTou eT(ouc) . .
4. q)a)Li€VUj0 Ka e iv, err ap . .
5. TObe KO|LlTrpO|LllCCOV . .
6. Trpoc aWriXouc CKOucioi . .
M. 59.
1. . . TIILIIJÜV 9Xi TlßepiOU V€OU KUJVCTaVTlVOU TOU aiujviou auTOucT(ou).
2. . . K0 TeccapaKaib€KaTTic iv en ap/.
M. 61.
1. arro a|aq)obou juaKcbovujv
M. 62.
1. . . ÖUTClTTlp TTOUCl 01 TTpOK€ljbl€VOl . .
2. . . OC 7TpOK€lTai . .
M. 65.
1. . , )Liou THC eTTpaq)ou acqpaXeiac . .
2. . . vojLiicjLiaTia boKijua eirra . .
3. . . jLir]vi Trauvi le ev xpovoic apxnc . .
Dass diese Urkunden, wenigstens die größeren Stücke, gerollt
waren, ist aus der Form der Aufschrift zu vermuthen. Dieselbe
zieht sich in mäßiger Höhe auf der Rückseite des Blattes fast über
die ganze Länge des Papyrus hin, so dass sie bei gerolltem Papyrus
noch vollständig sichtbar ist. Ein einzelnes kleines Siegel mit Faden
habe ich in den Berliner Mappen noch gefunden.
Im zweiten Theile habe ich zunächst 17 von einer Person,
an einem Tage, nach einem Schema ausgestellte Empfangsbe-
scheinigungen für Getreide zusammengestellt.
M. 101.1)
f €XUJ eTUJ iiXiac biQK* aproTii
Tuu uiciuJTaTUj aßa Treip/
emcK, buüGicac tov
• OTT TTcrrpTic o € Ä 5
GRIECHISCHE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN- X03
af TT€VT€ TljaiCU
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t ^X^ €TUJ, TiXiac bittKOVoc aptoitoioc,
TU) ocnjüTttTiü aßa Trexpuj
emcKOTTiü boGeicat (tujv
arro iraipTic) € iS 6,
apTttßac Tr€VT€ r\^icv
T€TapTOV. q)a|Ul€Vlü0 XX]
g IVblKTllüVOC. t
M. 102.
t €xui efix) TiXiac öittK, aptoiTi
Tiü iwcnjüiaTiü aßa nerp/
emcKiüTruj biwGicac
Tov an ajuTreXiou zi Sf/ jiß/^)
ap/ TT€VT€ TliaiCU TpiTOV
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ba)T€KaTOV q)a|Li xr\
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M. 103.
t €xu> €TU> TiXiac biaK, apToir^
TU) ujciujTaTUj aßa ircTp/
emcKUJTTUJ bujGicac
TOV arr XiTac o r\ 8 f/ tx^/ k?
ap/ U)KTUJ TllLllCU TpiTOV
bU)T€KaTOV eiKOCTOV
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M. 104.
t €XUJ €TU) TiXiac biaK, apTo(7T0
Tuj u)ciu)TaTU) aßa Tr€T(p/)
€TTICKU)TTUJ ÖUjGlCaC
TOV arr biKCOu t
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GRIECHISCHE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN. 105
T
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blJüT€Ka eiKOCTOV
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M. 110.
t €XUJ €TUJ TlXiaC blttKi apTOTTi
TU) lüciujTaTUJ aßa Trerp/
eTTiCKUJTTUü öiüGicac
Tov an |Liov o g
ap/ ei <pa)S in g iv,
M. 111.
€xw €TU) nXiac öiaK, apioTr,
Tiü lüciujTaTiü aßa 7r(eTp/)
emcKOTTUü biüGicac
TOV air CTpaxovoc ö ß /S y/
ap/ öuo ni^icu TpiT(ov)
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M. 112.
t €xu> €YUJ n^ictc biaK, apTOTr<
TUJ lüciujTaTUj aßa Trexp/
emcKUiTTiü öujGicac tov an
Kcpac ö T ap/ Tpic 9ajLi in ST iv^
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M. 113.
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TU) ujciuiTaTU) aßa rreTp/
emcKUJTTU) öujGicac
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ap/ Tpic cpajLi in g IV?
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M. 114.
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GRIECHISCHE PAPYRI IM ÄGYPTISCHEN MUSEUM IN BERLIN. 107
Alphabetische ZusammenstelluDg aus den Nummern 101 — 117.
air ttjuTieXiou
an a9piJüTiTUJ
an ßoucKpri
an ßuXou
an ba)Liiavou
aiT blK€OU
o
aiT Ktticevou
o
aiT Kcpac
ttTT XlTttC
o
ttTT jLieXaTovoc
an jLiov
ttTT OUUJ
ttTT TraipTic
ttTT ce\K
an CTpatovoc
an TttcaT
an xaiöic.
M. 90. Zu beachten die alphabetische Anordnung
aXeHav .
* •
juaKpuJV
jLlOVb^
T
N
• • • •
ß(e)pviKib
• • •
• •
eiKOCi . .
•
OUUJV
• .
TipaK\eovo(
: N {--
= vojbiic)LiaTa)
oEupuTX
N e
Geayevib
N s
(vgl.
M.
3., Z. 4)
TTiaßaA*
Ne
ißlUüVOC
e
KepK
N n
N s
TTttTpTlC
c(ij)pou
TUIC
N..
KttpTTe
N e
TETTTUVOC
Ke9a\Ti
N M
Tttcar
TIV
KUVUJVO
N..
90upTiv
\ujp/
N
M. 91.
ttTTO ripttKXeuJc
ttTTO KUVUJV
airo |Li€|Liq)€UJC
ano Xtitouc
ttTTO veiXou TToXeujc g aq>
ano apKttb/
ö "^
aTT T apciv.
108 MAGIRÜS. GRIECH. PAPYRI IM ÄGYPT. MUSEUM IN BERLIN.
M. 92.
ajUTTcXiou
TTOTpilC
9oup0iv
TTiea
cupou
KOUXOUTTO
Taca(T) qpiXoHevou
irpu
TTCßlXUJV
KUV
0€aH€)Ll
acppiüTUTUü
TajLi0€O
veißiXX
Koueio
cpiv
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apjLi.T
blKttlOU
ceßewiT
laetp
M. 93.
' X^P cxvbpeou
XUjp ßeßpuxwv
n s
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XU)p ßepviK juaKpaKap
XUjp CTparujv g a
1 X^P vaXiiou
K S
XUjp ceßevuT
Xtüp GeHouci
Kn
XUjp ccXk
X^P MCXTaiboc
XUjp KapTte
X g
X^P «vioc
X €
XUjp TTttTpriC
^ € AT/
X^P T€ß€T)Ll
Xwp Kttivßopp
i e S b
X^P ߀p(vi)K^
X T
j M. 94. Zu
beachten die
alphabetische Anordnung.
' Xujpou
cupou
jiOVbOU
TUIC
ILiaKpiüVOC
TIV
T
1 OUUÜV
i
o^upuYX
1 TTiaßaXiou
XeTTTUOVOC
T(acaT)
90upTi
Tr(a)T(pTi)c
1
Als Schriftproben liegen zwei größere und drei kleinere
ständige Stücke (1. 2. 107. 106. 109) in phototypischer, unbe<
treuer Wiedergabe bei.
Ulm. Dr. KARL MAGIRl
WE88ELT. BBM. ZU D. OR. PAPYRI IM ÄGYPT. MUS. IN BERLIN. 109
nerkungen zu den Texten der vorangehenden Abhandlung.
Die vorstehende Abhandlang verfolgt die dankenswerte Auf-
, nach dem Vorgange meiner Prolegomena Contracte und
mgen byzantinischer Zeit aus dem Berliner k. Museum der
itlichkeit zu bieten. Ich hatte in jenem Buche Beobachtungen
den mir damals bekannten Wiener Antheil an dem Fajjumer
te niedergelegt; in den vier Jahren^ die seit dem Niederschreiben
^ssen, habe ich durch weiteres Studium des Wiener, Pariser
Londoner Theiles neues Material gesammelt, theil weise auch
Fentlicht, so dass ich der Aufforderung der Redaction gerne
»reche, zu vorstehender Abhandlung einige erklftrende Bemer-
)n anzuschließen, wobei ich zugleich einige Lesungen richtig
illen nicht unterlassen will.
M. 1 Z. 4. Der eine der Contrahenten ist ein Maler. Nun
m wir uns hier erinnern, dass Idjfpaqiox auch bei der Anfer-
von Stickereien Verwendung fanden und die erhaltenen
Sien und sonstigen Zeichnungen aus Arsinoö zeugen vielfach
künstlerischem Sinne und hochentwickelter Technik. Maler
aber auch sonst Beschäftigung ; so liegt mir ein Actenstück
li in dem es sich um eine Zahlung von Amtswegen an Maler
lelt, welche des Kaisers Bild beendet, und auch im lU. Jahr-
lerte finden sich Posten in amtlichen Rechnungen für Maler
»stellt. — Unser Maler kann, allerdings unorthographisch, schreiben,
\biqi X€ipi Z. 8; er wohnt in der Gasse Oepaireitic, die sich
z. B. im Papyr. du Louvre 7400 Z. 8 er\vfthnt findet. Es
»t wohl kein Zweifel ob, dass Z. 7 £Sfic U7T0Tpdq)U)v zu schreiben
(Wiener Studien VII, 126); l hat hier, wie so oft, eine dem l
liehe Form. — Z. 8 I. Töia, Z. 10 ){•
Z. 9. Der Name KupiKOU ist eine Verkürzung von KupiaKÖc;
llkOnnen bei dem halben Hundert Quittungen, die an einen Öl-
Riten dieses Namens gerichtet sind, beobachten, wie neben der
Reren Form die gekürzte überwiegend im Gebrauche war.
. Mit Z. 10 öfioXoTuj beginnt die Urkunde, welcher der Name
qii^via = lat. securitas im Papyrus selbst beigelegt wird. Was
I; formelle Seite betrifft, so theilen sich die zahlreichen uns jetzt
biegenden Quittungen in zwei große, äußerlich leicht erkennbare
ttppen ab ; die einen haben ganz das Äußere eines Contractes in
jirtlaut und Format, so die unsere. Der Papyrus wird der Breite
t beschrieben , er enthält dann viele, kurze Zeilen. Der Text
Qt mit der bei den Contracten vorgeschrieben«^ IsaxvWV^'^n
110 WESSELY.
dann folgt die Angabe der beiden contrahierexiden Parteien , die
einleitenden Worte der Quittung fcxov und drrXTipibGiiv sind dem
öiuoXo-fUJ untergeordnet. — Die andere Gattung von Qmttungen
wird nach der Länge des Papyrus geschrieben, mit wenigen aber
langen Zeilen; denn in der Regel ist diejenige Dimension die größere,
nach der hin die Schrift sich erstreckt. Der Text beginnt in letzteren!
Falle mit den Worten ^x^ ^Ytü (kqi vOv ?x^ ^f^), tcxov Kai eTrXri-
ptuGriv, €7rXTipiü0nv, irapecxov etc. Im übrigen finden sich in beiden
Arten dieselben bekannten Phrasen wieder; so hier biet X^ipoc evT€Ö-
6ev fjöTi ti. 8. w. — Z. 13 lies irpo»« Z. 15 1. toO auToO d)Li9(6bou).
Z. 17. Im Folgenden dürfte rrpäcic in der Bedeutung „Ver-
kaufsurkunde" stehen; daher Kupiac ouctic Kai ßeßaiac vgl. M. 4. Z. 8.
fTTpa90v Tipaciv. — Z. 20 icxuv — jur] |1 22 öeva — 29 tö cuvoXov
— Z. 36 üttuü; in der Unterschrift ist eine oftmalige Verwechslung
von Media und Tenuis auch in der Gutturalreihe zu bemerken.
Proleg. p. 63.
Die zweite Nummer ist eine Pachturkunde; es sind uns gegen-
wärtig aus Arsinoe, von dem IL Jahrhunderte angefangen, eine
Menge solcher Fälle bekannt, in denen ein Grundbesitzer einem
Bauer oder Winzer sein Grundstück zur Bearbeitung überlässt
gegen Entrichtung der stipulierten Anzahl Artaben oder Krüge
Weines, oder einer entsprechenden Geldsumme, letzteres besonders
in später Zeit. Wenn der Grundzins in Naturalien gezahlt wird, so
rechnet der Herr ^/^ der Weinernte z. B. für sich, stellt aber dafür
die Werkzeuge, Zugthiere und Gefäße herbei. Bei dem Pachten
von Ackern gehört die Hälfte dem Herrn, die andere Hälfte, mit
allen Lasten, die auf dem Gute haften, fällt dem Pächter zu. Man
vergegenwärtige sich ferner das Risico, falls der Pächter eine Geld-
zahlung zu leisten hatte; seine materielle Stellung hing dann nur
von der Höhe der Nilflut ab. Gleichwohl wussten Pächter und
Grundherr oft gut mit einander auszukommen, so dass nach Ablauf
der Pachtzeit der Contract erneuert wurde, so in unserem Falle
(Kai ^K TrpüJTiv €?xov). Ja es bildete sich ein auch contractlich fest-
gesetztes Syfetem von Gratificationen heraus ; bei größeren Festen
beschenkten sich Herr und Diener wechselseitig.
Wir wollen vorerst einiges corrigieren. Z. 3 s (== Kai). Z. 6
apcivoiTUJV. Z. 7 (16, 22) Unser Landmann heißt i]iuavvTic uioc icaK ;
über v'v steht das Zeichen ', das sich in dem großen Papyr. vom
J. 487 über \\ z. B. schon vorgefunden. Z. 8 ^s 5. Z. 12 apoupac
ocac eav ujciv. Z. 18 tt/ Kep/. Z. 21 aKOiXavruic. Z. 24 ff. sind so zu
lesen :
BEMERK. ZU DEN Gfe. PAPYRI IM ÄG. MUSEUM IN BERLIN. 111
24. €Ypai|ia il) auTO~~
25. TiapovTOC aYpajLijbiaTou ovtoc
26. f di emu sansneu esemiotb
Der Landmann loannes wendet sich Z. 4 ff. an den tribunus
und proprietarius Flavius Stephanus und dessen leiblichen Bruder
Flavius Nilus (<t>\aouioic Zreqxxvijj Km NeiXijJ vgl. AupnXiiuv Ar]^r\Tp\(xc
Kai Züpac PER. v. J. 314 u. s. w.) ; wenn er also Z. 9 sagt, er
miete irapd rfic ujueiepac jneTCiXoTrpeTTeiac (Z. 10 öiaqpepoiicTic aurri
Z. 16 Tf) ujueiepqi laeTaXoTTpeTteiqi), so ist |Li€T0t\o7TpeTr€ia auf beide
Herren zu beziehen, die Herrschaft, welche auf den Ertrag des
Grundstückes Anspruch hat, das sie als Ganzes vermietet. Im
Papyrus du Louvre 7073 mietet der 7TUJ|LiapiTTic Aurelius Georgios
von den euXoTobiojLioTvncioic dbeXcpoTc tckvoic Kai KXiipovdjuoic eines
verstorbenen Neilammon (Z. 4), die er Z. 5 mit dem Ausdrucke
bezeichnet Tr\Q öjadiv GaujuaciuiTTiTOC ; bei diesem KXflpoc sind also
Theilungen unter die db€Xq)Oi vorgekommen und dann noch unter
die T^Kva nach dem Tode des einen der Brüder.
Die Gasse des loannes hieß ajLiq)obov Tajbiiujv fitoi Kariwrepov,
kürzer ajbiq)obov Kardjiepov oder wie hier äjnqpobov xajLiiujv (auch
bainiujv geschrieben) Papyr. d. Louv. 6889, 5846 B 5, 7084, 7113 etc.
Z. 10, 11 Parallelen , zu dieser genauen Ortsbestimmung der
Grundstücke sind Papyr. d. Louvre 7073 iv rrebitu TavrdXou rrpoac-
Tiu)v TTic TTÖXeujc, Papyr. Erzh. Rainer iv irebiiu toO üjuer^pou erroiKfou
€V TOTTUJ KaXoujLievqj TTaXXaXmjuaToß, desgl. iv tüj ujueT^piu KTiijbiaTi Ka-
Xoujuevip pmatipehre irebiujv KU)|aTic Siiveiuc Kai vnö Tfjv raunic irapa-
cpuXaKrjv.
Einer Erklärung bedürftig ist der Ausdruck Z. 12 apoupac
ocac eav ujciv, wie ich lese; ähnliche Constructionen sind Papyr.
Erzh. Rainer apoupujv ocov b av €Cti, desgl. apoupac ocac eav ojciv,
Papyr. du Louvre 7073 apoupuiv ocov eav ojciv: hier steht überall
^dv für äv (z. B. b' fiv), wie in der Formel f\ o'i ddv uici Y^iTOvec.
Von Rechtswegen hätte es sich nämlich gehört die Anzahl der
Aruren des Feldes oder des Weingartens anzugeben; hatte man die
Zahl nicht bei der Hand^ so half man sich zumal bei einem auch
sonst bekannten Grundstücke mit der allgemeinen Angabe nAruren,
so viele es deren sind'' apoupai öcai äv iLci oder dpoupujv 6cujv av
?CTi (tö Trebiov), von so viel Aruren, als es deren hat.
Der vierjährige Pachtvertrag wird gezählt drrö Kaprruuv Tfjc cuv
Geqj €icioücT]C ^kttjc (aber Z. 3. b' Ivb. !) ivbiKTiujvoc, ein Termin, der
sich ungemein häufig in derartigen Contracten findet, Pap. d.
Louvre 707^ änö KapTiujv Tfjc cuv Geijj eicioucTic beKdiric IvbiKTiujvoc
1 12 WE8SELY.
bei Weingärten diTTÖ Kaivwv rf^c Y€VOjLi^vr|c i£ auTiIiv ^uceiwc toö oIvou,
von der Weinlese. Über die Bedeutung des Ausdruckes vgl. J.
Krall Reeueil VI, 2.
Z. 18. xpvciou vojuicjadTia £S trapa KCpäria reccopdKOvra ti %icu
(d. i. sechsmal ein vojaicfüidTiov trapä Kcpdria ^irrd f^iuicu T^TopTOv)
werden, wie so oft bei Goldleistungen, in zwei Raten gezahlt, dio
eine Hälfte in Payni, die andere im Epiphi, Monate, in welche die
Indiction fällt, vgl. Papyr. d. Louvre 7073 Ttu jiiiv eictövTi iniivi
iireicp dpx^ ttic auTf]C beKdiric IvbiKnwvoc. — In Zeile 24 finden wir
vor auToO das Zeichen für ötr^p angewendet, das aus u/ entstanden;
der Ausdruck findet sich, ebenfalls mit Abkürzungen geschrieben
ganz so im Papyr. XXXVII meiner Lettre ä. M. E. Revillont
(contrats grecs du Louvre provenant de Faioum, Revue ägypto*
logique 1884, S. 161 ff.
€Tpavpa ^ au*^ trap/ orrpa|u|Lia ovTUi"
Das ist ^TP^M^o ^^r^p outuiv trapövTwv dTpajUjiidTuiv 6vtuiv
Die Unterschrift ist in lateinischen Buchstaben, griechisch
abgefasst (vgl. österr. Monatsschrift f. d. Orient 1885 S. 3. A. 3).
Dieselbe lautet im Papyrus:
M. 1. t di emu mh[na. . .
M. 2. t di emu sansneu esemioths (^ iaijueuIiOTi)
Prolieg. P. 1. t di emu cosma es.
ProUeg. P. 2. f di emu strategiu es. b\ iyioQ ljpavi\f\ov
Pap. v. J. 487. t di emu christodoru . . .
Lettres Papyr. IX f d* «mu iustu es bi ifioO *Iouctou ijp&fpf]
Lettres Papyr. XII f di eniu helia esemioth bi i^ov 'HX.
Lettres Papyr. XIV f di emu mhna ... b\ i|Lioö Mnvd.
Der Name Sansenos, Sansnos, Sansneos war lange verkannt,
bis Puchstein Epigr, graeca (Straßburg 1880) S. 74, Nr. XXXV
ihn in der Inschrift 0. I. G. 6041 herstellte.
M. 12. Z. 3. ist die Rede von einem x^pTOVtrpomi; einen
solchen haben wir noch nicht erwähnt gefunden , wohl aber einen
XopTOTip^ Lettres Papyr. LXXXII. Z. 5. (puTeBevruiv für 9UT€uWvtuiv
verräth die consonantische Aussprache des u«
M. 13. Z. 3. Die hier erwähnte Kdi|Lir| *AXeSdvöpou vficoc findet
sich wieder in M. 90. Z. 1. Lettres Papyr. VI. VII. Die Ortschaft
selbst ist sehr alt und wird schon im IL Jahrhundert erwähnt
(vgl. auch Wilcken, Arsin. Tempelrechnungen, Hermes XX, 432 fil).
M. 14. Z. 1. Flavius Basilius war im J. 541 Consul gewesen,
das Jahr nach ihm war dvuirarov, daher hier Merd Tf|v örraTiov
<t>Xaouiou BociXciou toC XoMirpordrou (642). — Z. 3. Flavius Apion
BEMERK. ZU DEN GR. PAPYRI IM ÄG. MUSEUM IN BERLIN. llS
ist Stratege und Pagarch von Arsiuoe und Theodosiupolis , vgl.
Proleg. p. 31, 70. — Bei VaTTiraXiou, ursprünglicher VaviraXXioiJ,
können wir die bekannte Assimilierung des Nasals beobachten,
welche Formen wie vvq>r], av€V€K€iv ; £ußßdXXec0ai etc. hervorgebracht.
Hierher gehört auch das Wort KUjXußr|v, Z. 14/5 und verso, für
KoXijjLißTiv, vgl. dazu M. 2. Z. 10 KoXujußou. — Z. 13 ist zu lesen:
dvTifi aiGpiiu KCiXXiov fe'v; kciXXiov, kciXiov, kcXXiov sind Weiterbildungen
des lat. cella, gleichbedeutend mit oiKTiiripiov, töttoc, das in anderen
Contracten vorkommt.
M. 101 ff. Sämmtliche 17 Quittungen sind an einem Tage
ausgestellt; sie tragen die uns bekannte Anfangsform ?x^ ^T^ ^
öeTva; diese Quittungen werden von Helias ausgegeben, dessen Amt
angegeben wird mit apTOir^, was wir mit dproiroiöc oder, was häu-
figer vorkommt dpioirÖKOC auflösen können (dpioirÖKOC = dpiOKÖTTOc;
darnach dürfte jenes dpTOTTÖTTOC der Lexica zu corrigieren sein).
Er nimmt das Mehl in Empfang, das für Abba Petros einlangt ;
durch diese Empfangscheine wird eine Controle über Helias ermög-
licht. Man denkt nun bei öoOeicac dpTdßac wohl zunächst an fromme
Schenkungen; allein bibövai findet sich auch bei Steuerzahlungen,
die demgemäß mit bo0€VTa bid toO beivoc einregistriert werden; es
scheint sich hier um fixe Bezüge in Naturalien zu handeln, die wir
auch voraussetzen müssen; alle 17 Quoten langen an demselben
Tage ein, wie infolge einer Terminansagung; anderseits liegen
uns Quittungen vor, aus denen erhellt, dass andere fixe Bezüge
u. z. in Geld aus dem ^voiKiov vermieteter Häuser eingiengen. Wir
übersetzen: nich Diacon-Küchenmeister Helias habe in Händen die
eingezahlten {Sy^) Artaben der Bewohner von (Patre) für Sc. Ehr-
würden den Bischof Abba Petrus«. Oi dirö TTdxpTic (Genetiv tuüv
dirö TT. dafür wie so oft tov airo TT) ist gesagt wie xoic dirö xiwplou
Boucipeujc P. d. Louvre 6531 oder toTc dirö x^Jpiou KepKCCCouxou
öpouc Quittung im Louvre und Papyr. Erzh. Rainer. Diese unsere*
Auffassung von Ix^ ^T^ '^^^ ^^Tvi etc. wird bestätigt durch andere
Quittungen, die bei ähnlicher Construction durch die Varianten in
verschiedenen Exemplaren eine genauere Auffassung ermöglichen.
Papyn du' Louvre 6846, 18 Lettres LXVI.
1. f €XUJ €TU) TTttTTVOUGlOC CmCTaTTlC CaTjLXaTOTTOlUJV TttUTTlC
2. TTic apcivoiTUJV TToXeuJC bujpiuüvi mcTiKU) uiui aiToXXuj
3. aiTO eiroiKiou cpavajiieT uTtep biavojLxric xric irapoucric
4. TeccapecKaibeKttTTic ivbiKiiiuvoc caYjLxaTa kqjutiXujv evvea
5. cttTM" KttjUTi^ 9 Ktti eioijuuuc exui rauta KaxaßaXeiv
6. uTTcp TTic ujLxu)v bittvojuTic €YpctcpTi larf TTQuvi Ktt T^ av'^
Wien, stud. VIII. 1886. 8
114 WESSELY.
7. lb iv6' f öl ejuou cepTiou cujußoXaiOTP eTpacp(Ti)
Papyr. du Louvre 6531 Lettres LXVI bis
J. €XO|LX€V Tijueic Y6WJPY0C uioc (poißa|i|iUJVOc Km aira Kupoc
2. UIOC C€VOU01OU ajLACpOTCpOl CaKKOTTOlOl aiTO TTIC apcivoiTuiv
3. TToXeiuc Toic aiTO x^pio^ ßoucipeuüc bia riXia ttictikou
4. XoTUJ ömvojLXTic TpicKaiöeKanic ivbiKTiujvoc cxoivia Tpixiva
5. Km €TOl|iU)C €XOjLl€V TttUTtt KttTaßttXeiV U7T€p Ctc.
Papyr. du Louvre 7087 Lettres LXVI ter.
1. ...... Km TouTo eToijau)c[ exuj Kaia
2. ßaXeiv uirep u|iu)v €ic ttiv auxriv biavojiTiv. . .
Papyr. du Louvre 7384 Lettres LXVI quattuor
1. |Li]Tiva airo ttic apc[ivoiTUJV iroXeuJC
2. a]7T0 ajLAcpobou bajLxiujv oito[i KaitüTepou
3. Tiapa cou juriva emcxaTou tu)v
4. Xivou(pu)v uiou KaXou aire ttic auTTic[7ToX€U)c
5. lJ7T€p TI|LXT1C KajilClUJV TpiOV "^ X[OYUJ
6. biavojUTic TTIC irapoucTic OTboTic i[vb
LXVI quattuor ist natürlich die Quittung über die Effectuierung des
iioi^ijjc fxoM^v TauTtt KttTttßaXeiv.
Fragen wir uns noch, was mit der Masse Mehl geschah, so
müssen wir an die vielen Personen denken, die alle einen Natural-
Gehalt beziehen oder betheilt werden; wir wollen nur an die
massenhaften Ausgaben denken, die durch die Hände des Kyrikos
nach Anweisung des Petterios gehen, wobei die verschiedensten
Personen durch Olanweisung befriedigt werden; staunen wir in
letzterem Falle über die Masse der Zahlungen, ^ staunen wir
wieder nicht minder hier über die Masse der Einnahmen.
Wir schließen eine Liste Arsinotischer Ortschaften an, deren
Namen uns aus anderen Papyri bekannt und mit den von M. ge-
botenen identisch sind, so^ dass wenigstens die Namen als festge-
stellt zu betrachten sind, wenn auch über die Lage kaum etwas
für jetzt zu vermuthen angeht.
dXeHdvbpou vficoc M. 90 s. oben
dvbp^ou M. 93 Lettres XC
apjiaTou L. XC M. 93,
aq)piJUTUTU) M. 93, P. E. ß. == 'Aq)pobiTU),
ßepviKiboc M. 90. 93. P. E. R.
eiKOCi M. 90 genauer eiKOci irevTC P. v. J. 487, etc.,
npaKXeovoc M. 90 PER.,
0€aY€Viboc M. 90 L. PER. passim.
(GeaHeia zu lesen) GeaHevic L. LXXXVIII M. 92,
WESSELY. BEM. ZU D. GR. PAPYRI IM ÄGYPT. MUS. IN BERL. 115
ißicüvoc M. 90 PER.,
Kttivou d. h. Neudorf L. XC; M. 93 lies kqivoö ßoppivou
KapTie M. 90, 93 PER.,
K€pK^ M. 90 = KepK€6or|üpeu)c PER. dieser Name reiht sich an K€p-
K€cr|(p€U)C, K€pK€CCOuxou, Wücken Ag. Zs. 1883, p. 162,
KOuXouTTO M. 92 = KOuXanriJüvs L. XC
Kuviü voTiVTi M. 90, 92 (also zu lesen kuv),
Xijüpou PER. M. 90, 94,
juaKpiuvoc PER. M. 90, 94,
juataiboc M. 93, L. LXXIII: juaYaiöoc (irpöcoboi daraus 8 vojiiCjaaTia),
|i€Tpobujpujv L. PER. passim., M, 92,
vaXnou M. 93 PER.,
v€ißiXX M. 92 vißiXXa PER.,
ouu) VOTIVTI PER. daneben auch eine ouuj ßoppiVT] (darnach bei M.
zu corrigieren),
oHupuTX M. 90, 94. L. PER. passim.,
maßaXiou maßaXs M. 90. 94. PER iriaßaXiou auch majußaXiou
Traxpnc M. 90. 92. 93. 94. PER ,
ceßevvuTUJV ceßevviiujv M. 92, 93. L. PER. passim.,
ccXt] PER., L. XCIII also ist in ccXk k für r] verlesen M. 93 ebenso
wie in ßoucKpT] für ßoucripTi, unorthographisch für Busiris,
cTpaiujvoc L. XC. PER. M. 93 cxpaiuiv,
cupou PER. M. 90. 92. 94. Daneben gab es auch eine KubjiiTi ZupuüV;
TttCttT auch Tttccar, racaG L. PER. passim. M. 90. 92. 94,
T€ß€Tvu P. E. R. L. passim, darnach corrig. Teßeiju M. 93,
TETTTUOVOC M. 90 (tCTTTUVOC). 94. TCTTTUW" PER.,
TiK€ou, biK€Ou, biKttiou (auch ipavTiK€ou) PER. L. XCIII M. 92.
Tiv M. 90. 94. PER. L.,
Tuic M. 90. 94. Genet. luieuic PER.,
cpoupTi, cpoupTiv, cpoupGiv M. 90. 92. 94. PER.
Viele der Namen, die wir hier bei Dörfern und Flecken finden,
kehren auch sonst in Ägypten wieder, so um bekanntere zu nennen
Oxyrhynchos, Busiris, Sebennyton-Samanüda, (Ptolemais), Tiv in
der gräzisierten Form Oic, KuvOüv u. a. Das Interessante ist nun,
dass viele der hier erwähnten Namen sich wiederfinden in den
Dorflisten des memphitischen Nomos (publiciert in meinen Lettres),
so 'AcppobiTU), Tiv, TTToXojuaic u. a.
Wien, 12. December 1885. KARL WESSELY.
8»
Neue griechische Ostraka.
Im Laufe des vorigen Winters wurden in Ägypten zahlreiche
Ostraka und beschriebene Steine auf den Markt gebracht, demoti-
sche, hieratische, hieroglyphische, koptische und griechische; so
gelangten denn an die k. k. Sammlung ägyptischer AlterthCLmer
einige griechische Stücke ^) , durchwegs auf Scherben von Wein-
krtigen*) geschrieben, zu deren Prüfung mich Herr Gustos Dr. E.
Ritter von Bergmann einlud, der mit unvergleichlicher Liberalität
mir das gesammte Material zur Verfügung stellte; ich halte es für
angezeigt, von einigen Ergebnissen Nachricht zu geben und auf
diesen neuen Fund aufmerksam zu machen.
Ich beginne mit einer Scherbe, welche die Reste mehrerer
Verse der Ilias enthält; sie hatte von allem Anfange an trotz ihrer
Kleinheit meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, da sie sich durch
ihre Uncialschrift, die nur die Ligaturen Gl und AI aufweist, vor-
theilhaft von den anderen unterscheidet. Ihre Höhe beträgt 5 Cen-
timeter, die Breite 1 — 3*7 Centimeter, die Schrift beginnt erst nach
einem freien Räume von 2*1 Centimeter vom oberen Rande. Buch-
stabenhöhe 0'3— 0*4 Centimeter; zwischen den Zeilen ist ein Raum
von 0*5 Centimeter; folgende Buchstaben konnte ich nach wieder-
holten Nachvergleichen erkennen:
1. (JNOIAOXA
2. /OeieycAN
3. eecoiMe
4. 'AIN
//
Augenscheinlich sind dies die Reste folgender Verse der Ilias
M 442 f.
ujc cpdi' diroTpüviuv, ol b* ouaci iraviec äKouov
iGucav b* im reixoc doXX^ec • o'i fifev fneiTa
Kpoccdu)v dir^ßaiVQV dkaxM^va boupai' fx^vrec.
') Sie wurden von Heim Dr. J. Krall gelegentlich seiner ägyptischen Beiae
1884/5 in Ober-Agjpten erworben. Bei einigen wird als Fundstelle ßyene angegeben.
*) Fröhner, Ostraca in^ditn p. 1 N.
WESSELY. NEUE GRIECHISCHE OSTKAKA. 117
Verblasst sind A in der ersten, AN in der zweiten Zeile;
unvollständig erhalten ist B in der vierten Zeile. €I0YCAN fiir
iiGucav ist eine der vielen Varianten, wie Bie sich, durch den Jota-
cismus hervorgerufen, auch auf den aus Ägypten stammenden
Papy rusresten von Ilias-Rollen häufig vorfinden. Schwieriger sind
die Verhältnisse in der zweiten Zeile; zwischen und € steht ein
schräger Strich, wie er als Acutzeichen verwendet wird; vor steht
aber der Rest eines Y also (aKo)uo; ich glaube annehmen zu dürfen,
dass in der Vorlage, aus welcher der Vers abgeschrieben worden
war, AKOYO, am Ende des Verses und der Zeile gestanden: ein
Missverständnis machte dann aus dem Zeichen für N einen Accent.
Als Fundort unseres Ostrakons wird Elephantine angegeben,
wo es etwa im II. Jh. nach Chr. geschrieben worden sein mag.
Man wird nun die Frage aufwerfen, wie kommen homerische, und
zwar gerade diese Verse auf ein Ostrakon? Zuerst denkt man daran,
dass es sich hier um eine Schreibübung oder dergleichen handelt,
wie sich denn ganze grammatische Paradigmen auf einer Scherbe
geschrieben erhalten haben. Ich halte noch eine andere Erklärung
für wahrscheinlich. So wie Virgil, wurde natürlich auch Homer
zu den Diensten der Zauberei und Wahrsagerei herangezogen*),
unter anderem auch in der Wei&e, dass man einen oder mehrere
Verse ausschrieb und dann zu abergläubischen Zwecken verwendete.
So finde ich in einem Zauberpapyrus homerische Verse uud deren
Verwendung angegeben:
GujiOKaToxov
ToXfATiceic bioc avTtt TreXujpiov ctxoc aetpai (0 424)
TTpoc cpiXouc
mpeiTui jiTi xcipM« T€vu)|Li€0a bucjLxeveecciv (K 193)
ujc eiTTUJV Tacppoio biriXace juuüvuxac ittttouc (K 564)
avbpac T acTTttipoviac €V apTaXeriici cpovriici (K 521)
auToi b ibpuj TToXXov aireviZovTu 0aXXacTi(i) (K 572)
tXti jLxev apric oie \i\v ujtoc kpaxepoc t emaXiTic "^ (E 385 cf.
Clem. Alex. Protr. p. 25).
Zu solch abergläubischem Thun verwendete man die ver-
schiedensten Schreibmateriale, Gold- oder Silberblättchen, Zinn-
und Bleitafeln, Papyrus, Schafmembrane, Scherben und Steine; so
heißt es in dem Papyrus: eic tö öcTpaKOV. . . .TpAq)€ iUJßoXxocTi0 etc.
^) So empfiehlt z. B. Alezander von Tralles p. 656 als Zaaberbeilmittel, au
ein Goldblatt zur Zeit, da der Mond im Zeicben der Wage steht, den Vers B 95
zu schreiben:
1 1 8 WESSELY.
Es dürfte also nicht auffallend sein, dass unser Ostrakon selbst
homerische Verse trägt; bei dem Übertragen aus der Vorlage,
vielleicht dem Zauberbuche, wo für den Vers auch immer eine
ganze Zeile bestimmt war, mag der Fehler AKO]YO /GIOYCAN ent-
standen sein; es ist ja bekannt, dass vielfach zu Ende der Zeilen,
auch schon im II. Jh. nach Chr. ein horizontaler Strich für N ver-
wendet wurde (AKOYO).
2.
Ich reihe einige datierte Stücke an, deren Texte eine gewisse
Ähnlichkeit mit bereits bekannten aufweisen. Breite 8*2, Höhe
6*8 Centimeter.
1. c€v]a|i[ou]vioc ceprivoc k, TTToXejaaioc
2. N. pr. 7Tp]a- apy eXecpav'^ b\a juapK- ßouö
3. ^O^TP^ axpaTivoc o k, Keq>a^
4. TTcpcou jLXTi'^ TavairiuTic
5. u' >epic^^ ßL H=- L ß
6. aVT]u)[viV0lj] Kj OUTlpOU
7. Kaicapujv t]ujv Kupicüv
d. i. CevafAOÜvioc Cepfivoc Kai TTioXeiiaioc . . . TTpdKTopec dpYupiKfic
'eXecpavTiVTic biet MdpKOu ßoriGoO bi^Tpaipev 'ArpaTivoc 6 Kai Keq)aXac
TT^pcou jUTixpöc TavairiJÜTic vuep jaepicjuiüv beui^pou fiouc bpaxjudc r]
T'ößoXouc • fiouc b€UT€pou 'Avtwvivou Kai Ourjpoij Kaicdpuiv tujv Kupiujv.
S. S. und P., Einnehmer der Steuern in Geld von Elephantine
(vertreten) durch ihren Hilfsbeamten Markus (bestätigen) es hat
gezahlt Atratinos alias Kephalas Sohn des Perses von der Mutter
Tanapoti als Rate für die Steuerleistung des 2. Jahres 8 Drachmen
3 Obolen; im 2. Jahre unserer Kaiser und Herrn M. Aurelius
Antoninus und L. Verus (a. 162) vgl. Pröhner Nr. 13, 14, 17, 19,
20, 21, 23, 25, 28, 30, 33 und die brittischen Ostraka.
3.
Breite 4*7, Höhe 6*5 Centimeter.
1. KupiJXXoc bioT[€Vouc 7Tpa~ apT. . .
2. bia ] iLiocxou ßoTi0ou aT[aöni
3. Tuxni bi€Tpaip€v[ N. pr.
4. apJfiouTioc ixr\^ tiv[ ....
5. lJ7T€p |Ll€plCjao[u l L
6. c€OüTipo]u aXeHavbpou [Kaicapoc
7. } ] i0c~ L Z [auTOK Kaie juap*^
8. aupT]^ c]€ouripou[ aXeSavbpou
9. euceßouc €]utux[ouc ceßacTou
NEUE GRIECHISCHE OSTRAKA. 119
d. i. KupiXXoc AiOT€VOuc, TTpdKTUüp dpTupiKfic biet Mdcxou ßoriGoö .
dTa0Q TÜxij • bieTpavpev 6 beiva 'ApjuouTioc jUTixpöc Tiv... uirfep jLxepic-
^oö ^ßbdjLiou ?Touc Ceour^pou ^AXeHdvbpou Kaicapoc bpaxjudc i9' e' ößo-
Xouc* "exouc dßbdjiou auTOKpdiopoc Kaicapoc MdpKou AupriXiou Ceourj-
pou 'AXeHdvbpou euceßoöc euiuxoöc ceßacioö K. D. Einnehmer der
Steuern^in Geld (vertreten) durch den Hilfsbeamten Moschos. Gut
Heil! es hat gezahlt N. N. Sohn des Harmutis von der Mutter
Tin als Rate für die Steuern des 7. Jahres des Kaisers Severus
Alexander 19 Drachmen 5 Obolen. Im 7. Jahre des M. Aurelius
Severus Alexander p. f. a. (227/8).
Die Wendung dyaGq Tuxfl bi^TPOM^^v fand sich noch in keinem
ähnlichen Texte ; es lassen sich aber diese und ähnliche Ausdrücke
aus Papyri vielfach für die Zeit des Severus Alexander belegen;
so heißt es in einer Lieferstipulation elc iriv eir' dYaOifi Ytvof^evriv
CTTOpdv^a. 232/3.
4.
Fragment von 5'5 Centimeter Höhe, 5*9 Centimeter Breite,
n.-m. Jh. n. Chr.
1. ßijrivxioc [eJiTiiripTiTou
2. Tpriß]ouTU)pou UT~
3. bieTpa]i|iev tuliicu TpiTov
4 cic TTavajueujc bia
5. ... ?Xi]Tpa Kai eiKOCTov
6 TpTlßOUTUUpOU e TijLii[cu
7. . . .itL- ipimL (?)
Aus der Abgerissenheit des Textes wird klar, dass der Umfang
des verlorenen Theiles der Scherbe wohl ebenso groß war als der
des erhaltenen. Zu Ende sind 78173 Drachmen verzeichnet, die
durch den vorausgehenden Text detailliert wurden.
5.
Die Scherbe zeigt am rechten und am unteren Rande neue
Bruchflächen. Breite 9 3, Höhe 5-6 Centimeter. H.—ni. Jh.
1. LH// emcp ice bi€[Tpai|iev
2. bou^ Givcpave" Traxojau)'^
3. ein 'Xo^ bpa^ oktuj [ bia N. N.
4. ßoTiGou
Wie wir sehen, wusste der Fiscus auch vom Sclaven etwas
herauszuschlagen; wovon uns wiederholt die Papyri Zeugnis geben;
in den Leipziger Fragmenten 10 und 25 (IH. Jh. n. Chr.) und in
120 WESSELY.
mehreren Papyri Erzherzog Rainer ist von Sclaven als Object des
Fiscus die Eede; so wird in einem Papyrus v. J. 237 der Tod
eines Sclaven angezeigt mit der Bitte d^iu) ouv C€ 7T€piaip€9f]vai
toOto tö övojLxa: warum dies geschah, zeigt unsere Scherbe und das
Leipziger Fragment 11 wo auf das övojLxa des'AiroXXibc 'AxiXXeujc dXieuc
Xi|LiVTic Tlam boöXoc ^AviicGevouc bibacKdXou^) derselbe Betrag von
8 Drachmen, der auf unserer Scherbe wiederkehrt, gezahlt wird.
bou^ werden wir hier wegen des darauflfolgenden weiblichen
Namens in boi\r\ aufzulösen haben.
€7Ti Xo''' bpa^ OKTUJ = im Xötou; vgl. Fröhner Ostr. 2 (Z. 7.)
öpaxjLxac OKTU) sx] em Xotou Brit. Ostr. Nr. 5790 e, 5790 y, 5788 f.,
5791 s, 5790 n, 5790 o etc.
6.
Bruchstück von 7*8 Centimeter Breite, 6*5 Centimeter Höhe.
II.— III. Jh.
1. XoT~ apYupiou
2. ?aupTi]^ Mn'^ X
3. ... oujuic ^
4. iraxoujLi* f
5. ßi^TXic
6. ipejLxivic
Fragment einer Rechnung, in der Beträge von 600 und 3000
Drachmen eingestellt sind.
7.
Höhe 8, Breite 6*5 Centimeter; links und unten neue Bruch
flächen, Tl.— III. Jh.
•
1.
a
2.
. . .ljLX0lT° 0€ObUJp°
3.
. . . UC ip€V€V° q)jU0lT0C
4.
„.0]€ObUJp° q)jU0lT0C
5.
. . ipevecivoc ttXouxioc
6.
. . TTttCTi^* veiXiuv
7.
. . .Ti apßnxi^ «M^
8.
. . l€|LX0C 7T€|Ll"'
9.
. .Tiavajueujc Trexeve
10.
Ttavou^
*) pag. 204 meiner Ausgabe.
NEUE GRIECHISCHE OSTHÄKA. 121
Es ist interessant als Abkürzung der Endungen auf -oc -ou etc.
also solcher, die einen 0-Laut enthalten, ein kleines o oder einen
Punkt (d. h. in seiner kleinsten Gestalt) in der Höhe des Buch-
staben, mit dem der abgekürzte Stamm schließt, aucTi auf einem
Ostrakon zu finden, das um die Wende des IL — III. Jahrh. n. Chri
geschrieben sein dürfte» In diese Zeit, IL — III. Jahrh. n. Chr. fallen
die mir sonst aus Papyri bekannten Belege für diesen Gebrauch,
von denen ich z. B. citiere: Papyrus Erzherzog Rainer v. 27. De-
cember ^222 pojjLiar = Puj)aaiou OjaoTVTici° = öjuofvriciou etc. etc.,
Papyrus du Louvre Nr. 19 lin. 4 apxai^ = dpxcciouc 1. 6, 8, 10,
12 XeiTT = XeTTTiüV, Parthey Nuove Memor. Fragment 22 (in Berlin)
abeXcp^, Leipziger Papyrus Nr. 3 Xouki^ = Xoukioc, ceirTijui® = Ceir-
TijLiioc, 7TToXe|Lxai° = TTToXejiaiou, ripaKXeib^ = 'HpaKXeibou, t° = tou
Nr. 12 CTTop^ = CTTÖpov Nr. 29 R. tou aui^ Nr. 13 V veiaeci^ =
N€|i€Ciu)voc Nr. 10 R aviicGev^ == *AvTic0evouc. Von den 35 Leipziger
Fragmenten allein kommen noch außer den genannten in Betracht
Nr. 10 V, 13 V, 17, 28 V.^) All diese Citate sind aus Papyri des
II. oder in. nachchristlichen Jahrhundertes genommen. Wir finden
nun diese Abkürzung auch angewendet bei der bekannten Datierung
L K f KAI E 0AM Ä
Letronne Rec. II. 125 CIG 4931. 2. Ich will nicht verschweigen,
dass, während die Inschrift von Letronne in da« Jahr 25 von J.
Krall (Wien. Stud. V 313 ff) in das Jahr 32 vor Chr. gesetzt wird,
Mommsen auch an das IL Jahrh. nach Chr. gedacht.
8.
Höhe 10, Breite 12 Centimeter.
1 Tl* TOU ßc TOU KUpiOU T^^^ aUTOKpOTOpOC
2. Kaicapoc juap*^ avTwviou Yop^ictvou euceßouc
3. euTuxouc Tußi X ovoji r]\v cjuupou
4. i|j€vajuouvi u* cuXXot" aj irupou a... ou
5. h i^ aupTi^ cpiXoS .c"
Der Text unserer Scherbe, die vom 24. Juli 239 n. Chr. datiert,
wird hoffentlich verwandte Exemplare finden; unklar sind mir bis
jetzt geblieben die Zeichen in der ersten Zeile vor tou BL, die ein
Verbum geben mögen, vielleicht |i€T€iXTi((p9Ticav). Zeile 4. a"^
dürfte die Abkürzung von uttö oder ÄiraiT- ((XTnjTTijuevou od. dergl.)
') U. Wilcken Observ. p. 46 «semel littera o litterae i eminenti supra
versam adpingitur |Lir^viai® = |Liiiviaio(u)«. Vgl. meine Ausgabe der griechischen
Papyri der Leipziger Univeräitätsbibliothek in den Berichten der königl. sächs.
Gesellschaft der Wissenschaften 1886, pag. 193.
122
WES8ELY.
sein, nach TTupoO kommt ein Attribut zu diesem Worte, etwa der
Name der steuernden Ortschaft oder dpraßiou? Fraglich bleibt auch
ob wir hiA (Drachmen 14) oder TIA (Drachmen) 3014 zu lesen
haben; so viel wissen wir, dass die Einhebung des Steuerkornes
in byzantinischer Zeit große Summen verschlang®). Wir transcri-
bieren also den Text so: |U€T€iXti. .toö ß' ?touc toö Kupiou f]jLxa»v
auTOKpdiopoc Ktticapoc MdpKOu 'Avtujviou fopöiavoO euceßoOc euTuxoöc
^ceßacToö^ Tußi X' övöjuaTi 'HXiou Zjuupou lijevajLxouvioc uirep cuXXottic
dTTijTTiju^vou (?) TTupoO 'AvujTiou (?) bpaxjLxdc ib' (?) AupT^Xioc 0iX65evoc
cecTijueiiujLiai.
9.
Höhe 7, Breite 7 Centimeter.
1. cevajuuivio naiaja
2. (pjLiivic x«ip€iv ecxov
3. irapa cou u^ Tpu)q)iov
4. V TraUVl Kttl €7T€l(p[...L
5. Kupiou avTU)vivou . . .
6. jLxribiKOu . . .
Die Scherbe ist im IL oder IIL Jahrh. n. Chr. (Z. 5.) ge-
schrieben. Für UTTcp Tpocpiuiv wird gewöhnlich Tpocpijua gesagt.
10.
Höhe 3*7, Breite 4*5 Centimeter. Fragment einer Namenliste
H.-III. Jh. n. Chr.
1. ...epTo^..
2. vpeva^ (p0ei7
3. Trexex^ vpauGou
4. 7Ta7T€ipiou bioyev^
5. TipaHiac ipevGu)^
11.
Höhe 7, Breite 2*5 — 5*5 Centimeter, Fragment einer Namen-
liste des III./IV. Jh. n. Chr.
l|ieK[TlClOU
lii€Kr|Cl[0U
7T€KUC10[U
l|i€Kr|C
Tiavo
^) Anweisungen auf Gehaltszahlungen für Beamte, die bei der Einhebang
beschäftigt gewesen waren, gebe ich in meinen Lettres k M. Revillont II.
NEUE GRIECHISCHE OSTRAKA.
123
12.
Höhe 11-7, Breite 9 Centimeter.
epioc ijLiuüic Tipa*^ apy"
€pi€U)c irajiou Travouju
eujc Tußei K€" X i€ =
Lie abpiavou Kaicapoc
|Lxex€ip a
TjErios Imois Einnehmer der Steuern in Geld: von Erieus
Pamun Sohn des Panum wurden bis 25. Tybi gezahlt 12 Dr. 2 Obol.
Gewerbesteuer (xeipujvdHiov) und 12... Brot. Am 1. Meehir des
XV. Jahres des Kaisers Hadrian." Von dieser Steuer scheint auch
die Rede zu sein in einem kleinen Fragmente.
13.
Höhe 7-5, Breite 2—6 Centimeter. H.— III. Jh.
?€UJC TTttUVl k"
emcp KC^
14.
Höhe 19-7, Breite 12 Centimeter. V. Jh. n. Ch.
1.
2. XoTOC .
3. cicivioc
4. aupriJXioc K€p/
5. 7Tau]Xoc ipevix
6. bujpo0eoc
7. TTaiexvoiLxic
8. avoußac
9. KOpVTlXlC
10. jioucTic f^apK
11. ajLiaioc
12* kcXtic
13. lUüavvTic
14. ttXtiiv
15. ipeviüv
16. TTITIOU
17. jUttKapic juoucTi
18. cavc[vu)c
.u
.]€Vi/ atra jlxouv
.\)
OlKOVOjUOU
ireXevTic
ttXtiiv jLxapK
. . .upeio^
oXujiTTlC
KOpVTlXlC
ireKucic
TTlKOlXlC
TTupric
124 WESSELY. NEUE GRIECHISCHE OSTRAKA.
Es liegt uns eine Personenliste vor, die sich der Verwalter
Apa Amun (oder Pamoun) angefertigt, vielleicht behufs Einhebung
des Wohnungszinses (dvoiKiov). Die Namen sind griechische, ägyp-
tische und biblische, wie auf der in diesen Studien Bd. IV. heraus-
gegebenen anderen Liste der ägyptischen Sammlung. Bemerkens-
wert sind die Namen Sansnos und Pikoilis (vgl. Wien. Stud. VII. 76).
Die Abkürzung Z. 1 ist mit oötujc aufzulösen; denn so beginnen
vielfach die Rechnungen in dieser Zeit vgl. Lettre Papyr. LXXXVI.
— Z. 4 K€p(ajLi€uc). Z. 10 |uapK(og).
Wien, Pfingsten 1885.
KARL WESSELY.
Die Persiushandschrift der Peterskirche
in Eom.
Durch die thatkräftige Verwendung des damaligen Leiters
des Istituto austriaco di studj storici in Rom, des Herrn Prof. Ferd.
Kaltenbrunner, erhielt ich die Erlaubnis, die für die Kritik des
Persius wichtige Hs. der Peterskirche in Rom (cod. archiv. basil.
Vatic. Nr. 36 H), die nach C. F. Heinrich (in seiner Ausg., Leipz.
1844, vgl. Jahns Ausg. 1843, proll. S. 175; 1868, S. 4) nicht
wieder eingesehen werden konnte *) , im Laufe des Februar und
März 1884 zu vergleichen. Die Hs., ein Pergamentcodex des 11. Jh.
wie man annimmt^) ist ungefähr 28*5 cm. hoch, 23 cm. breit und
besteht (72 Bl.) aus drei Theilen: 1. f. ^-57'^ enthält die Arithmetica
des Boethius ; 2. f. ÖS"^— 63'^ Persius, f. öS"" uersus Frisciani elequen-
tissimi de est et non; 3. f. Gb"" praecepta artis rhetoricae summatim
collecta de multis A CYNTOMATA Julio Seueriano (nicht ac synto-
mata a Julio) , f. 65' — 72 expleta praccepia artis rhetoricae hreiiiter
incipit de dialecticis. Diese drei Theile sind von drei verschiedenen,
aber wohl ziemlich gleichaltrigen Händen geschrieben. Die Zwischen-
räume f. 57", f. 63', f. 63"- f. 64 sind später mit einem mittel-
alterlichen theologischen Tractat ausgefüllt worden. Ich hätte mit
Rücksicht auf das Alter aller Theile die Hs. gerne ganz geprüft;
mir wurde indes nur Donnerstags je vier Stunden zu arbeiten
gestattet und dies unter solchen Verhältnissen, dass ich mich darauf
beschränken musste, den mittleren Theil der Hs., der den Persius
und den angeblichen Priscian enthält, genau zu vergleichen. Ich
benützte bei der Collation, da Heinrichs Ausg. mir anfänglich
nicht zugebote stand, C. F. Hermanns Text (Teubner Lpz. 1865) ;
diese Collation überprüfte ich im ganzen Umfange noch einmal,
stellenweise aber wiederholt, übertrug dann sorgfältig die Varianten
auf die mir unterdessen zur Verfügung gestellte Heinrichsche Ausg.
und collationierte wiederholt die Varianten zwischen meiner und
Heinrichs Lesung in der Hs. selbst, so dass ich allen billigen
Anforderungen Rechnung getragen zu haben wohl glauben darf.
*) Aach früher war sie, soviel ich sehe, nicht coUationiert worden. Arevalo
(Ausg^. des Sedalius, 1794, p. 88) hat sie ührigens nicht einmal g^esehen, was ich
gegen Jahns Bemerkungen anführe.
') Ich möchte sie eher an die Scheide zwischen dem 10. und 11. Jb. weisen.
126 KUBITSCHEK.
Jede Seite der Persiushs. trägt zwei Columnen mit je 32 Zeilen.
Die Schrift ist im ganzen auf vier Hände zurückzuführen : A^, des
Schreibers selbst, zeigt eine gleichförmige; schöne, doch nicht durch-
aus leicht lesbare Schrift. Jeder Vers nimmt eine Zeile in Anspruch,
das erste Wort ist durch einen großen Anfangsbuchstaben ausge-
zeichnet, am Schlüsse des Verses steht regelmäßig ein Punkt;
a erscheint sowohl offen als auch geschlossen; im erstem Falle
lässt es sich mitunter mit u verwechseln, im letztern mit ti (so
Heinrich z. B. 4, 40 u. s.) und ci (so Heinrich z. B. 3, 50 u. s.);
r ist mehrfach mit i sehr ähnlich, rt und st nicht zu trennen. Die
VoCale tragen hie und da bedeutungslose Apices (z. B. 1, 17 eZe-
gens, 6, 21 secretin 1, HO ahhd), die Heinrich gelegentlich einem
i gleichsetzte'*). Abkürzungen sind im ganzen nicht stark vertreten,
am häufigsten ist m durch einen Apex vertreten {cd, tu) ^ dann
findet sich hie und da t(ur), g(we), d^, p, pce (= prece), qd, ajpte,
mat(er)tera, v {est), n (non), nra, oms^ incip, desidi {Desidium) u. a.
Die Worttrennung ist vielfach unglücklich vorgenommen, öfters ist
sie von A' verbessert worden. Die Tinte ist vergilbt. — A* über-
fährt unleserlich gewordene Buchstaben von A^ mit schwarzer Tinte
oder corrigiert und radiert; da diese Nachhilfen sehr discret ange-
bracht sind, erfordern sie sorgfältiges Aufmerken. Es ist nicht ganz
undenkbar, dass A' und A* von demselben Schreiber, nur aus ver-
schiedener Zeit und von verschiedener Tinte herrühren, denn die
Züge sind sehr verwandt; doch bin ich geneigt, mit Heinrich, der
die sicher von A' herrührende Subscriptio einem anderen Schreiber
als dem, der die Hs. selbst angefertigt hat, zuschreibt, zwei ver-
schiedene Hände anzunehmen. Indes wird eine genaue Erwägung
der von A' herrührenden Änderungen wohl zu der Überzeugung
führen, dass A' nicht eine neue Textesrecension vorstellt, sondern
lediglich (nach der ursprünglichen Vorlage?) Versehen von A^ zu
tilgen sucht.
Nicht sonderlich später wurde von A^ 2, 27 tiste in triste
gebessert und der ausgefallene Vers 3, 75 nachgetragen. Erst dem
16,-17. Jh. gehört A* an, das 4, 12 pede, 5, 7 helicone, 5, 150
nutriems^ 6, 2 chordq und zum Beginn der fünften Satire, deren
Überschrift fohlt, sat, V nachgetragen hat.
Das Bild, das wir durch die Heinrichsche Collation von dem
röm, Persiusoodex gewonnen haben, wurde durch meine Vergleichung
in allem wesentlichen bestätigt. Doch ließen sich ziemlich viele
^*) Hu Ut aUerdingfs i. B. 1, 96 pingü ea verstehen.
DIE PER8IUSHANDSCHRIPT DER PETERSKIRCHE IN ROM. 127
kleinere Versehen richtig stellen. Ich brauche nach Jahns Aus-
führungen nicht erst den Wert einer genauen Kenntnis der Les-
arten der beiden Hs. von Rom und Montpellier als der Grundlage
auch für die Orthographie des Textes zu betonen. Aus diesem
Grunde gestatte ich mir, die Heinrichsche Collation *) im folgenden
zu ergänzen; an allen hier nicht berührten Stellen erkenne ich sie
als mit meiner übereinstimmend an*).
Prol. 3 fronte A* fönte A^ \ 6 aeliconiadas \ 8 heder e \ 11 artis
fex I 12 refulgeat \
Sat. 1, 1 curaSf r von A'* | 3 turbe A* turpe A* | 5 nuge \ 5
turbida oder tarbida? \ 10 quecumque \ 12 cacinno^ i auf Rasur von
0, doch mit gelblicher Tinte, also von A' herrührend | 14 anime
p^elargus \ 16 natalicia \ 16 sardonichae, d auf Rasur von n oder r
durch A^ | 21 scalpunj , l auf Rasur von p durch A ^ | 22 aescas \
23 cuto (A *, cute A^) perdito soae \ 27 te scire , das i ist nachge-
bessert (vielleicht aus einem i) \ 31 Bomulide \ 32 lena \ 33 ranchi-
dulum I 34 phillidas hipsipilas | 36 po&e \ 39 non e tum.] n & tum. \
40 uiole I 47 cornua A* cornea A^ | 50 qui \ 50 incus A* intus A* |
51 legedia j 56 nugalris A* nugaris A* | 58 a] ti{?) A^ a A' |
60 lingue A ^ — gue A * | 60 apula \ 68 grandes \ 68 poa<S^e \
69 adferre \ 70 ^frec^ | 74 cwm] gwem | 78 erumnis \ 80 queris \ 82
exultat j 84 quintipedum \ 87 ^ewes, ^ von A^ nachgebessert, viel-
leicht stand früher eeues \ 90 portes \ 91 querela \ 92 decor est]decore
93 cludere \ 93 berecintius \ 94 ceruleum \ 96 e. c. jp.] ewer ticepingü
97 pregrandi \ 99 toruam \ 99 bomuis] bouis \ 101 menas | 102 euhion
102 adsonat | 105 e^ m w.] .i. tw wcio (.t. mudo?) \ 106 pluteü
106 ccdi^ I 110 equidem \ 111 marore \ 112 we^o | 123 gmcwmgwe
128 sordidus (oder soididus?), das r ist von A'', aber nicht auf
Rasur | 129 supunus A^ sup(t)nus A^.
Sat. 2, 4 nequeas \ 6 promptum \ 12 Ä6res | 13 m |?eKö | 15
scawc^ I 21 in pellere | 27 h*5^e A^ tHste A^ | 31 matter a A^ matt er a
A* I 36 erassi \ 37 pnelle \ 42 patine \ 46 /(|;i«m | 47 omta | 48 /er^o]
H. liest festo in der Hs., doch sind die Ligaturen von rt und st
') Sie ist Ton Jahn mitgetheilt S. 38 — 44.
*) Mit / bezeichne ich radierte, mit (. .) auf die SteUe einer Rasur gesetzte
Bachstaben. Auch bemerke ich, dass ich auch die abgescheuerten Stellen der Hs.
zu lesen vermochte; nur 1, 86 war mir in antithetis das letzte t nicht sicher
(viel!. Z?); 1, 94 ist n in delphin, 1, 126 inde uap,^ 3,40 auratis, 4, 49 puteal
midta c(aute8), 5, I2ßlpuer et stri{gües)y 6, 30 dbuia mergiSy 6, 31 uiuo^ 6, 62 {syum
Mercuriu(8) stark abgescheuert.
128 KUBIT8CHEK.
sich völlig gleich | 50 deceptus steht ia dor Hs. | 51 neqüquam
54 p cepidum A*, c von A^ ia t corrigiort | 5S aur(eay A} \ 60 fic-
tile] facile I 61 celestiü | 64 issoluit A^ diss, A^ das d aber nicht
auf Rasur, vielleicht über einem früheren Buchstaben | 70 donate \
72 messala \ 75 admoneam.
Sat. 3. Überschrift: satyrarvm .iii- loquitur ad desidi. | 1 as-
sidug I 1 fenesias \ 2 limine A^ | 7 id anocius^ s wohl in Corr. | 11
h
carte \ 12 umor \ 21 maligne \ 22 fe'delia \ 29 salutaSj -as aus -65,
A^ I 31 natte | 36 Äud AS HAud A^ | 40 (laquearib.y \ 48 swmmo |
50 orcae | 51 torquer & j 53 hracatis A\ hra'c. A^ | 53 inlita \ 56 eti
(oder ßn?) | 56 ramos \ 58 ser^is A^ s'ertis A* | 62 p\ ferat, (es A'),
ursprünglich wohl pferat, der Querstrich ist jetzt ausradiert | 65 era-
ter(o) A^ I 68 dar | 70 mummus \ Ib monimta A^ | 80 opsip \ 80 fin-
gentes A\ fig, A^ \ 83 meditantis \ 89 aJi^ws | 92 lago aena \ 93 locuro
AS locupo A^ I 95 quidquid \ 100 sw6n^ | 103 candele \ 105 portas
igidas \ 105 caleis, scheint calas gewesen und undeutlich corrigiert
worden zu sein | 106 induto / {s ausr.) | 112 crihro A', cribo A* |
114 ahaud A' | 116 suposita | 118 esse] est \
Sat. 4, 2 Dtirere A^ i)<i>c. A» | 2 dwra A^ d<i>m A« | 2 tolli
3 quo/ (s) I 3pupy/le, p'^ von A' geschrieben, // = ß \ Spericli/ (s)
5 caler \ 7 c. def,] die Stelle ist abgescheuert, eig. steht tali defe-
cisse da; doch scheint der linke Querstrich des t später getilgt und
so das r in c corrigiert worden zu sein I 12 pede fehlt A* , über
t
der Linie von (?A*^oder) A* nachgetragen | 14 nequiquam \ 17 uncto
18 adsiduo \ 19 expecta''aud^ h von A^ | 20 Dinomaces \ 22 distincto
23 temtat | 29 seriole | 31 faro{?)ratam \ 31 ollaniy auf Rasur befind-
lich? I 37 tu"] tunc I 3Q palestra | 40 adunca, nicht tid. \ 42 pWeplem \
43 il(i)a , corr. aus illa \ 44 altar eus \ 45 pr&egit \ 48 quidquid
49 w*6ice,^ übergeschrieben von A^ | 50 nequiquam \ 52 su/pellex {/ =p
Sat. 5, Titel fehlt, doch ist Sat. 5 von Sat. 4 durch einen
Strich (A'?) gesondert | 3 mesto \ 5 carminür \ 7 helicone fehlt A^
nachgetragen A* | 8 ;pcnes J 9 cenanda | 13 sdoppo | 17 mycenis ist
von A^ über einer Rasur geschrieben , in der ich am Anfange ein
p zu erkennen glaube, am Schlüsse deutlich oris sehe, somit waren
vom folgenden Verse, den A^ übersprungen und A* nachgetragen
hat, die Worte p\randia n^oris hinaufgezogen worden | 2 secrete^
nicht secrete \ 23 cornute \ 25 (jcrepd; . &pi)ct^ \ 26 hie \ 30 cum] cui |
32 inpurce, es ist nicht unmöglich, anzunehmen, dass in ~rce ein
aus -ra corrigiertes -we zu erkennen sei | 38 adposita \ 47 equalis j
DIE PERSIÜSHANDSCHRIFT DER PETERSKIRCHE IN ROM. 129
48 h(orya \ 48 tena(x), x auf Rasur von s \ 50 unam] imam
56 inriguo \ 62 inpallescere \ 64 de. oder de, \ 68 consumpsimus
70 temono A^, -ne A' | 71 cantum | 81 adsigna \ S2 pillea \ 92 rebello,
nicht rebellö \ 100 elleborü \ 100 oer^o | 102 peroan^ws, der Querstrich
des r von A^; es stand von A* entweder gleichfalls r oder c da |
104 wÄere | 104 ^a/?o (/ = l?) \ 106 neg// (t*a von A« ausrad.) |
106 siÄoßm^, von dem letzten a ist der erste Strich mit r ligiert,
der zweite von A^ vielleicht aber bloß als Wiederholung eines
älteren Striches, ausgeführt | 112 mercurial(e)m \ 114 pr&orib;
118 finemq; \ 120 iure, t nachgebessert von A' aus c oder t
120 litat I 121 hereat \ 123 hachülo A.\ bath. A« | 124 s<enytis |
130 inpunitior | 131 sentit \ 134 s&pda$ A\ sa^das A* | 135 stupas \
135 riibr(iyea \ 138 habe ich zu dem Baro der Hermann'schen
Ausg. leider nichts aus der Hs. notiert | 141 6bst& \ 142 aegeum
145 exstinxerit \ 146 fulco | 147 caena \ 148 eajaJcß* | 148 lesum
149 quincimte \ 150 pergant \ 150 nutrieras fehlt A\ von A* nach-
getragen 1 153 Je^i A*, Ifti A^ | 154 dmnisum A\ diümsum (= di-
werswi») A* ] 159 tarn \ 162 pr&eritos \ 162 eherestrat ungern \ 165 cÄri-
siflfis I 167 dis pellentibus \ 172 accessor \ 174 gi^em quaer.] qdquerim \
176 gt*em] gwe | 181 disposlte \ 186 grades \ 191 ^frecos |
Sat. 6, 2 chorde fehlt A^ nachgetragen am Rande von A* |
4 strepitum, corr. aus steep, \ 6 mssise | 6 yora \ 7 qualatuSy nicht
quidatus \ 9 (y>ere | 11 pytägoreo | 16 cenare | 20 ejp^a | 21 iwroraws |
24 turdorum \ 25 messe ^wtes] mes(£:enus \ 27 officum \ 29 wna] wwci |
31 lacerey das letzte e von A* nachgebessert | 33 cerulea \ SScmam// \
35 hossa \ 35 inhonora | 36 nescirCy über c (resp. statt c) ein s von
A^, 6] viell. indes aber ohne Bedeutung, vgl. noch so 6, 73 Pat-
rccie von A* | 41 ha£c cinere] hie meride \ 44 germane \ 46 clamides |
48 patria \ 50 ^e | 50 /oleu marco creasq; {/ = s) \ 51 ^hiles \
56 presto \ 57 gi^aere] gwe | 58 ''awd, Ä von A' | 60 mannius \
61 poscis I 63 pinguitur | 65 quidquid \ 66 iegfa racadius^ rnachgeb.,
r von A^ I 67 foenoris \ 67 sumpx \ 68 inperisuis \ 73 inmeia< t*i^?ne |
Unter der sechsten Satire persi (nicht persii) Flacci satyraruM,
darauf eine Zeile frei, dann explicit-feliciterUita eiusde, in der
nächsten Zeile Nee fronte u. s. w. Die auf den Prolog unmittelbar
folgende Subscription lautet (vgl. Heinrich S. 6 genau so^):
') Ich setze zu den Lesarten, die sich ebenso im Reginensis (R), Durlacensis
(D) oder einzelnen anderen Hs. (al.) oder in allen oder fast allen Hs. (lu) wieder-
finden, die hier eingeklammerten Siglen hinzu.
Wien. Stud. VIIL 1886. <^
130 KUBIT3CHEK. DIE PERSIÜSHANDSCHR. D. PETEKSK. IN ROM.
FL*
FL* -lUL- TRENN SABINI VT PROTECTOR DOMES
TICUS TEPTAUI EMDARE SINE ANTIGRAPHO ME
U ET ADNOTAUI BARCELLONE CS'S-d'd-N'NAR
CHADIO ET HONORIO Q^
F. 63^ col. A finden sich die uesus piiisciani eleqventissimi ] de
EST ET non, die vielfach (Burm. anth. Lat. 5 ep. 139, Meyer 1
p. 115 n. 285, RibbeckVerg. 4, 185 ff, Riese anth. Lat. I 2 S. 96 AT.,
n®. 645), zuletzt in K. Schenkls Ausoniusausgabe, S. 150 ff., ver-
öffentlicht worden sind. Die Überschrift, welche unsere Hs. mit
dem Reginensis Heinsii (Vossianus Q 33 saec. X f. 132", wo dieses
Gedicht zwischen verschiedenen Versen von Priscian , Dicuil,
Ausonius u. a. steht) gemeinschaftlich hat, sowie die sonstigen
Eigenthümlichkeiten beweisen die engste Verwandtschaft desselben
mit dem Reginensis und dem Durlacensis 36 (s. IX/X, f. 18' in
welchem es auf Priscians Periegesis folgt). Aus eben diesem
Grunde lassen sich mit der Collation dieser bisher unbekannt ge-
bliebenen Quelle neue Momente für die Verbesserung des Textes
nicht gewinnen. Die Abweichungen von Schenkls Texte sind fol-
gende ®) : 1 monosillaba D, al. | nihil w \ 3 et fehlt, D R | 3 sitie \
3 negotii R, al. | 4 otii D R, al. | 4 ((luicqiid-quiiScis) | 4 qui&is u) |
5 seorsum DR, al. [ 6 studier es D R | 7 w^j et yyy \ 1 facilis uj |
7 difficilis uj | 7 conuentio \ 7 nata DR, al. | 8 int. est est] inter-
ueniens e- DR | 9 in DR, al. | 10 foras D \ 11 Id^a (laeta uj) |
11 theatr{o) R {tcatro D | 12 sedicio \ 12 quoqtce fehlt | 12 in curia ist
r corrigiert aus? | 14 loquentis DR, al. | 15 scola uj | 15 discip(i)liniSy
über p ist mit anderer Tinte u (Rasur) gesetzt | 16 docmaticas D
{docnaticas R) | 16 agitat placido D {ag. placid R) | 18 estne dies
est UJ I istic DR, al. I 19 fulgorib; uj | 22 sed uj | 24 conmeditantes]
cömemoräntur DR, worin das zweite o (vielleicht aus e) corrigiert
worden ist.
Wien, 1885. Wilh. KÜBITSCHEK.
fi) Ich fand statt TREN^N T^REN^N, statt VI VT, statt TEPTAVI TEPTAUL,
statt IlONORIO HONORIO.
über alte Formen bei Vergil.
Indem ich meine Untersuchungen über die Formenlehre Vergils
veröffentliche, werde ich wohl der Mühe enthöben sein, die Nütz-
lichkeit der folgenden Zusammenstellungen vertheidigen zu müssen.
Die Nothwendigkeit einer solchen Arbeit wurde allgemein gefühlt,
wie es ja A. Rzach in der jjZ. f. ö. G.w 1875 p. 863 und Th. Fritzsche
in 7?Bursians Jahresbericht" 1877 p. 82 ausdrücklich erklärten.
Eine directe Vorarbeit stand mir nicht zur Verfügung, denn das
Programm von Mitterburg 1884 mit der Abhandlung von Stephan
Steffani n Archaismen und Vulgarismen in den vergilianischen Eclogenu
kann wohl nicht dafür gelten, indem dasselbe darauf ausgeht, die
einzelnen Schreibfehler in den Handschriften vom Verfasser dazu
zu benützen, um den Schülern der höheren Gymnasialclassen alle
möglichen Lautgesetze der lateinischen Sprache zu erklären. Da aber
eine derartige Untersuchung gar keinen Wert hat, wenn nicht bei
jedem einzelnen Beispiele gezeigt wird, ob es auf eine Nachahmung
älterer Schriftsteller oder auf den Autor selbst zurückgeht , so
habe ich die ältere Sprachperiode besonders der epischen Poesie
und die Literatur über dieselbe fleißig zurathe gezogen, wie immer
am entsprechenden Orte gezeigt werden soll. Bei dieser Gelegenheit
will ich nur bemerken, dass ich der warnenden Stimme Stowassers
in Wölfflins Archiv I, p. 195 folgend, Lucilius von der Vergleichung
ausgeschlossen habe, obgleich sich manche Analogien zwischen den
beiden Dichtern aufweisen lassen, wie z. B. in der spärlichen An-
wendung der Genetivendung a*, über die Stowasser a. a. O. aus-
führlich gehandelt. Hier soll auch das Buch von Koene über die
epische Sprache eine ehrende Erwähnung finden, da ich demselben,
das heute ganz vergessen zu sein scheint, viele Anregung verdanke.
Koene war nämlich der erste unter den Philologen, der auf den
bedeutenden Einfluss hingewiesen hat, den das Metrum auf die
Sprache der Epiker ausgeübt hat. Und wir werden in der That
öfter während unserer Untersuchung auf den Zwang des Metrums
hinweisen müssen, dem allein so manche seltene und ungewöhnliche
Form bei Vergil ihre Wiederweckung oder Erhaltung verdankt.
Doch werden wir bei jedem Beispiele zweierlei in Betracht
ziehen müssen , damit wir nicht unbedacht- und vorschnell
9*
ldU>rf
132 WOTKE.
den Spuren Koenes folgen. Finden wir gewisse Formen in den
hexametrischen Dichtungen jeder Zeit und aller Art vertreten, so
werden wir wohl dem äußeren Zwange des Metrums sein Recht
einräumen mtlssen. Bei unserem Dichter aber wird unsere Aufgabe
noch durch die Verschiedenheit der einzelnen Dichtungen erleichtert.
Wenn wir die Ecl. und Georg, mit der Aen. vergleichen, so
werden wir bemerken, dass seltene und ältere Formen in den
beiden ersten Gedichten sich fast gar nicht finden, was uns auch,
wenn wir den verschiedenen Inhalt der einzelnen Gedichte ins
Auge fassen, gar nicht wundern kann. Finden wir nun auffällige
Formen in der Aen. vertreten, so werden wir annehmen dürfen,
dass der Dichter mit der Anwendung derselben eine bestimmte
Wirkung erzielen wollte. Aber diese beabsichtigte Wirkung lässt
sich oft nur fühlen und kann nicbt überall leicht durch Worte
begreiflich gemacht werden. Hier gilt nämlich die feine Bemerkung,
welche wir bei Quintil. instit. erat. VIII 3, 25 lesen: n Olli enim et
quianam et mis et pone pellucent et adspergunt illam, quae etiam
in picturis est gratissima, vetustatis inimitabilem arti auctoritatem.«
Mit diesen Worten sind die beiden Punkte bezeichnet, die mich
bei der Arbeit geleitet haben. Jetzt möchte ich nur noch bemerken,
dass ich jene Gedichte, deren vergilisgher Ursprung bezweifelt wird,
später für sich einer eingehenden Betrachtung unterziehen will.
Substantivum.
a) Altere Worte.
Öfter finden sich für die Worte deus und dea die selteneren
Formen divus und diva , um die Erhabenheit der QOtter auszu-
drücken. Da wir aber nicht allen Formen jener Worte begegnen,
so will ich das Verzeichnis der bei Vergil Üblichen vorfHhren.
diva nom. A I 482, VIII 387, XU 139. adiectiv A III 552, IV 365,
VI 367, VIII 534, X 76 XII 769. - divae gen. A I 447, 505, II
168, 232, 425, VI 637, VIII 437, adiectiv A II 787 VIII 531
nom. A VII 645 IX 529. — divis E IV 15, A II 402, 647, III 19,
VIII 103, 301, XII 296, 817. — divo adiectiv A XII 769. — divotn
accus. A XII 797 gen. E III 73, G I 238, IV 347, 358, A I 46,
65, 79, 632, II 123, 241, 269, 336, 517, 602, 648, 777, III 5, 114,
148, 359, 370, 717, IV 95, 201, 204, 356, 378, 396, V 45, 56, VI
125, 368, 533, 589, 799, VII 50), 192, 443, 648, VIII 131, 504,
572, IX 6, 495, X 2, 65, 155, 175, 743, 880. — divos E I 41, VIII
19, A III 222, 526, V 234, VI 172, 620, XI 301, XII 286. — divi
gen. A VI 792 nom. A III 363 XII 28.
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 133
Aus dieser Tabelle und dem was sie nicht enthält , ersehen
wir^ dass unser Dichter nur folgende Formen allein gebraucht
habe: deam^ dearum, deas, deus^ deo. Ferner muss hier
noch auf Unterschiede aufinerksam gemacht werden^ die zwischen
dem Gebrauche der einzelnen Formen obwalten. So finden wir an
43 Stellen divom, während wir den Formen deortim und deum 68mal
begegnen. Hier möchte ich auch darauf hinweisen^ dass wir in G
6mal deüm, 3mal divom und nur 2mal deorum lesen. Während dis
an 14 Stellen bei Vergil steht und die einzige Form ist, welche
die G kennen; finden wir divis 8mal. Endlich gebrauchte der Dichter
9mal divos und 26mal deos^ eine Form, die in den G allein zu
treffen ist. Da Untersuchungen ftlr andere Autoren noch nicht
vorhanden sind, so kann eine Vergleichung mit der Sprache der*
selben tlber diesen Punkt nicht gegeben werden.
Von anderen älteren Worten finden wir: clipeum (nom.) A IX
709^), Sfna^ws All 663, III 12, VI 616, 868, X 470, XI 167. —
Dieses Wort, welches wir auch in Ennius annal. 28 finden, steht
bei Vergil fast immer im 1. Fuß. — Mavors A VIII 700, X 755, XI
389, XII 179, 332. Das Wort schließt mit Ausnahme der letzten
Stelle immer den Vers. In G und E finden wir nur die Form Mars.
Mavortis, das auch Ennius annal. 122 bietet, steht A VI 872 VIII
630. Dann ist zu erwähnen die Verbindung agger moerorum, die von
allen Herausgebern A X 144 XI 382 in den Text gesetzt wurde,
während A X 24 Haupt und Ladewig gegen Ribbeck und andere
mit cod. Med. Rom. frag. Ver. murorum schreiben. navilla'G I 137,
372, A VI 315, pistrix A III 427 (Vgl. Forbigers Anmerkung).
valles A VII 565 XI 522, virago A XII 468. Das Wort, welches
wie bei Ennius annal. 597 den Vers schließt, ist hier von der gött-
lichen luturna gesagt, vomis G I 162.
b) Abweichungen von der gewöhnlichen Declination.
Gen. sing. An vier Stellen begegnen wir die alte Genetivendung.
aiiaulai A IH 354 bei der Beschreibung eines Opfers, aurai A VI
747 in den Worten, mit denen Anchises die Unterwelt beschreibt,
aguai A VII 464 in der aufgeregten Rede der Allecto, pidai A IX
26 in dem klangvollen Verse dives equum, dives pidai vestis et auri.
Über den Gebrauch dieser Formen bei Ennius handelt L. Müller
in dem Buche: »Quintus Ennius. Eine Einleitung in das Studium
der römischen Poesie« p. 192. Das gleiche Thema bei Lucres be*
») Vgl. Forbiger a. d. St, u. Neue I 596.
134 WOTKE.
handeln Proll nDe formis antiquis Lucretianisa Vratislaviae 1859.
p. 28 ffg. und Stadler in seiner Dissertation vDe sermone Lucre-
tianofJ'y Jena 1869 p. 6. Nach der Beobachtung dieses Gelehrten
stehen bei Lucrez diese Formen immer am Ende des Verses, was
von Vergil nicht gilt.
Von der zweiten Declination finden wir an zwei Stellen Ge-
netive auf ii, nämlich fluvii^) A III 702, Palladii^) A IX 151.
Schließlich muss noch des Wortes dies Erwähnung geschehen.
Wir finden nämlich die G I 208 und dii A I 636, welche Form
auch Gellius IX 14 bezeugt. Erstere Form findet sich noch Plaut.
Pseud. 4, 7, 58 und Sallust. lug. an drei Stellen.
Dat. sing, der 4. Decl. Müller p. 194 u. 196 und Stadler p. 8
erbrachten den Beweis, dass bei Ennius und Lucrez der Dat. immer
aufü ausgehe. Für Vergil gilt nun dieselbe Regel, wie bereits Forbiger
zu E V 29 bemerkte. Doch sind zu den dort angeführten Stellen
noch folgende hinzuzufügen A V 290, 819, VI 698, VII 724, IX
605, XII 511. Dass diese Erscheinung durch die Natur des Hexa-
meters bedingt ist, hat Koene p. 95 u. 96 richtig erkannt.
Voc. Gewöhnlich werden von allen Commentatoren als Reste
alter Vocativformen im Anschluss an die Bemerkung von Servius
zu A VIII 77 angeführt jiuvius A VIII 77 und Messapus A XI 464.
Doch gehört nach meinem Dafürhalten diese Erscheinung in die
Syntax und nicht in die Formenlehre. Wenn aber Koffmanne in
dem Buche 7?Lexikon lateinischer Wortformen" Göttingen 1874j
p. 117 auch metis A VI 835 hieher ziehen zu können glaubt^ so
habe ich alle Erklärer Vergils auf meiner Seite.
Loc. sing. Forbiger, Ladewig und andere Gelehrte fassen
telluri A XII 130, das im c, Rom und Bernens. II. steht, als Locativ,
während Ribbeck und Connington mit dem c. Med. und Arus. den
Ablativ in den Text gesetzt haben. Auch ich halte an der Form
telluri^) fest, die ich aber für den Dativ erkläre. Vergil nämlich
gebrauchte viel häufiger und freier diesen Casus als die früheren
Schriftsteller, besonders wenn die Richtung einer Thätigkeit aus-
gedrückt werden soll. Keine Belehrung darüber bieten die Abhand-
lungen, welche dieses Thema behandeln. Ich meine hier das Programm
') Ich halte diesen Vers mit Wagner, Perlkamp, Gossrau u. Kviöala nNeue
Beiträge u p. 74 für nnecht.
') Auch diesen Vers erklären alle Heraasgeber mit Rücksicht anf A -11 166
für unecht. .
*) Die Elision des i kann wohl nach Müller de re met. p. 282 nicht Anstoß
erregen.
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 135
von Dittel »Der Dativ bei Vergil« Innsbruck 1873, der bloß
Beispiele zu den betreffenden Paragraphen von Madvigs Grammatik
sammelte, und Antoines Dissertation »De casuum syntaxi Ver-
gilianac^, Paris 1882, der nur einen Auszug aus Dittel bietet. Auch
enthalten diese Bücher keinen Aufschluss über das Verhältnis der
Sprache Vergils zur früheren poetischen Diction und über desisen
Neuerungen. Doch spendete Herr Gebhardi in der »Berliner philo-
logischen Wochenschrift« 1884, p. 1059 der Schrift Antoines
uneingeschränktes Lob. Ich kann wohl hier dieses Capitel nicht
abschließend behandeln und raüss mich nur mit einigen kurzen
Bemerkungen begnügen. Nur ein Blick in Draegers hist. Syntax
I* p. 406 — 425 und in Schroeters Abhandlung »Der Dativ zur
Bezeichnung der Richtung in der Lat. Dichtersprache« Sagan 1873
wird meine oben aufgestellte Behauptung von dem freieren Gebrauch
des Dativ bei Vergil bestätigen. Betrachten wir nur näher den
Gebrauch des Verbums defigere, das wir A 1 226 lesen deßxit lumma
regnis und besonders G II 290 defigitur terrae arboSy so werden wir
wohl kein Bedenken tragen, auch in den Worten defigunt telluri
hastas in telluri den Dativ und nicht den Locativ zu sehen. Wenn
aber Ladewig zur Bekräftigung seiner Ansicht auf G III 343 tantum
cämpi iacet verwies, wo campi, wie auch neuerlich Bentfeld in der
Zeitschrift für das Gymnasialwesen XXIX p. 205 behauptete, der
Locativ sein soll, so verurtheilte schon Schaper im Anhang der
7. Auflage p. 207 mit Recht diese Behauptung.
Abi at. sing. Bei drei Worten ist das i im Ablativ sing, auf-
fällig, nämlich bei classi A^) VIII 11, imhri Gl 393 A IV 249, das
nach Koffmanne p. 89 bei Lucrez sehr häufig ist, und sorti G IV
165, das von Ladewig und Connington mit Recht unter Hinweis auf
die Formen morti\ partim lud und auf Plautus Casina II, 7, 6
sor^i victuSy Silius VII 367 quis tunc cecidit custodia sort% Livius
XXIX 20 sorti evenisset gegen Forbiger, der in jener Form den
Dativ sieht, als Ablativ gefasst wird. Dann ist noch.die Form femint
A X 788 zu nennen.
Gen. pl. Bekanntlich finden wir bei Dichtern neben der
gewöhnlichen Endung im Gen. pl. arum und orum von Substantiven
der 1. und 2, Decl. häufig die seltenere um. Von Vergil wurden
folgende Formen angewendet: cadicolum A III 21, deum'^) 47mal,
^) Vgl. Bücheier nLat. Declination << p. 99, wo diese Form für Vergil als ver-
altet erwiesen wird.
•) Vgl. Bücheier. a. a. O. p. 98 §. 260.
^) t^her divom wurde schon früher gehandelt
136 WOTKE.
während deorum an 21 Stellen steht und immer den Vers achlieiSt,
equom 8mal, während equorum uns lömal begegnet und immer mit
Ausnahme von A II 476 den letzten Fuß bildet, famulum A XI 34,
invenum A IX 609, magmnimum G IV 476, A III 704, VI 307,
omnigenum A VIII 698, socium A V 174 IX 558 X 410, während
sich die vollere Form A III 638 VIII 174 in Mitte des Verse» vor
einem Vocale findet, superum A 1 4 VI 780, virum, 37m&l, während
virorum nur A III 102 VIII 356 steht und zwar im 6. Fuß. Am
häufigsten ist bekanntlich diese Form von Völkernamen. Vergil aber
unterscheidet sich in zwei Punkten von seinen Vorgängern Ennios
und Lucrez :
1. Hat er auch die volleren Formen, nämlich a) vor Vocalen
Butulorum A VIII 492, Teucrorum A I 38, 89, 248, 626 XI 321
b) vor Consonanten A I 511 II 157, 326 V 7 VIII 381, 470 iX 805
XI 385 aber stets in der Mitte des Verses , während Ennius und
Lucrez nach den Indices und Staedler p. 8 nur die kürzeren Formen
kennen.
2. Bei Ennius und Lucrez folgt nach den obigen Quellen auf
diese Formen nur immer ein consonantisch beginnendes Wort, bei
Vergil aber steht an 30 Stellen ein Vocal am Anfang des nächsten
Wortes.
Bei der dritten Declination ist zunächst die Form A VIII 27
dlüuum zu erwähnen, die in Verbindung mit demselben Substantiv
genus sich bereits bei Lucrez V 798, 1037 1076 VE 1214 findet
Schon Koene bemerkte p. 133 dass die epischen Dichter den
Gen. der Particip. prs. aus Verszwang immer nur auf um ausgehen
lassen®). Dasselbe bestätigt Polle in seinem Ovidlexikon p. 4 f.
Eine Folge der Analogie ist es nur, wenn auch Adjectiva der 3.
Decl. sich diesem Gesetze fügen müssen. Doch lassen sieh bei
Vergil gewisse Normen im Gebrauch dieser Genetive nachweisen.
Worte, welche die Messung ^ ^ aufweisen, schließen stets den
Vers, cädentum A X 674 XU 410 cärentum G IV 255, 472 fävinium
A V 148 furentum A XI 838 nätdntum G III 541 jpo^ewfMÄi AXII
519 rüdentum A I 87 VII 16 rüentum A XI 886 s^quentum G III 111
A VI 200 IX 394 sUentum AVI 432 völdntum A VI 728: - Worte
aber, welche einen Molossus bilden, stehen entweder im 1.. 2. oder
4. Fuß. In dieser Eeihenfolge will ich auch die Beispiele bieten.
*) Derselbe führt a. a. O. als einzige Ausnahme die Form [tuditantium
aus Lucilius an, die er in der Pipontina des Persius^fand. Doch )rtthrt dlese^Forla
nicht vom Dichter selbst her, wie ein Blick auf y. 117 p. 1 49. jifir Aufgabe von
Lucian Müller lehrt, sondern .ist blofi der ungeschickte Einfall eine» £lelekrten#
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 137
balmtäm Gt I 272 bdlantum Ot III 183 A XII 410 caelestum A
VII 432 infantum A VI 427 nascentum G III 390 serpetitum A XII
848 — agrestum G I 10 maerentum A XI 216 tentantum G II 247
— ^ bälantum G III 457 A VII 538 serpentiim A VIII 436 venanttim
A IX 551 XII 5. Formen von der Messung ^ — bildeu den
zweiten Fuß nämlich vincla recusantum A VII 16 mßne salutantum
G II 462. Seiiließlich füllt daa Wort venientum G IV 167 A I 434
VI 755, das einen Jonicus a minore bildet, die Thesis des dritten
and den ganzen vierten Fuß aus. Was Lucian Müller im Ennius
p. 193 und Staedler p. 8 über diese Formen sagen, ist keineswegs
ausreichend.
Von Substantiven der 4. Decl. hat Vergil an zwei Stellen
zuerst unter den Epikern den Genetiv auf um gebildet, nämlich
eurrum A VI 653 und manum A VII 490. Heute halten alle
Commentätoren mit Servius und Priscian die letzt^e Form für den
Gen. pl., iii^ährend früher Neue I p. 371 und Forbiger in derselben
den Accus, sing, erblickten. Doch schon der Umstand allein, dass
patiens stets G II 223, 472 A VI 77 X 610 mit dem Gen. ver-
bunden wird, bestätigt unsere Ansicht.
Dat. pl. Dass its im Dat. pl. oft in is contrahiert werde,
lehrt' Lachmann im Lucrezcommentar p. 279 ff. Dort zeigte er auch,
dass im epischen Versmaß solche Formen sehr selten sind. Bei
Vergil finden wir diese Contraction bei folgenden drei Worten :
taenis A V 269 Faeonis VII 769 conuiis^) A III 136 IV 168 VII 96,
333, XII 821 '«).
' Nach den Ausnahmen von den regelmäßigen Declinationen
soll ein Verzeichnis der syncopierten Formen folgen: aspris A II
379 gübernaclum AVI 349 gubernado A V 176, 859 manipli A
XI 870 maniplis A XI 463 maniplos G I 400 — dieses Wort steht
immer am Versende. — oraclum A III 143 — die vollere Form
oracula findet sich 6mäl und bildet stets den 5. Fuß. — periclum
A II 709 IX 174 pericli A V 716 VIII 251 IX 287, 479 X 610
periclis A II 751 III 711 VI 83, 693 VII 425 VIII 73, 188 periclo
') Der Ansicht Lue. Müller nde re metrica . . . libri VII« p. 258, es sei
conuhiis zn schreiben und das erste i sei als Consonant auszusprechen , stimmte
mit Becbt Niemand bei.
^') Die Form dis ist ebenso wie di allein bei den augusteischen Dichtern
üblich. Vgl. Waltz, „Des variations de la langue et de la metrique d'Horac dans
ses diff^rents ouvrages**. Paris 1881 p. 50. — Die Accusatiyformea frenoe G ZII 184
und pinOB G II 443 A XI 136 sind, wie man sich aus Koffmanne überzeagea kann,
keineswegs erwähnenswert»
138 WOTKE.
A VIII 556 — während diese Form immer den Vers schließt, steht
die volle Pluralform pericula^ der wir 9mal begegnen, stets im 5. Paß
— saeclis A VIII 508 saeclorum E IV 5 saeclo E IV 52 G 1 500 —
saecula bildet 4mal den 5. und 2mal den 1. Fuß — vincla Q IV
412 A n 147 IV 59 VI 395 VII 16 XII 30 — vincula steht 9mal
im 5. und 3mal im 4. Fuß — vinclis Q IV 396, 405 A I 54, II
153 IV 518 VIII 651 XI 492 vinclo A IV 16 VII 203 vinclorum
A V 408. Dass der Dichter aus metrischen Gründen zu diesen
weniger üblichen Formen gegriffen hat, beweist Polle a. a. 0, p. 3
II b, dessen Bemerkungen zu den Wörtern oraculum, periculum,
saeculuMj vinculum betreffs der Versstelle mit unseren Beobach-
tungen zu vergleichen sind.
Im Anhange will ich über die Ausnahmen vom regelmäßigen
Genus handeln. So sind als männlich zu verzeichnen dies A XII
247 '1) callis «) A IV 405 VI 443 IX 383 damma ^«) E VIII 28 G
III 539 stirps G II 379 A XII 208, 770, 781 — das Wort ist
auch bei Ennius annal. v» 180 mascul. — talpa^*) G I 183 vol-
gus'^) A II 99. Folgende sind aber weiblich: btJibo^^) A IV 462
cortex ^'^) E V 13 VI 63, wo Forbigers Anmerkung zu vergleichen
ist, der auch E I 15 über diese Erscheinung spricht, finis^^) A II
554 III 145 V 328, 384 XII 793 palumUs ^») E I 57 III 69
saeaj«») E I 15 A VI 471, 602 VIII 233. Als sächlich ist anzu-
führen specus A VII 568.
Adiectivum.
Von veralteten Wörtern finden wir: Mavortius, potis^ alacris.
Mavortius steht A VI 777 (Romulus) IX 685 {Haemon) ; Mavortia
G IV 462 {Bhesi tellus\ A III 13 {terra Thracum), A I 276 {moenia
Homae), Die in der Klammer beigeschriebenen Substantiva lassen
deutlich erkennen, dass diese Formen mit einem gewissen Nach-
druck angewendet worden sind, was um so deutlicher wird, wenn
wir diejenigen Stellen (E IX 12 A VII 182 XI 661) betrachten,
") Fem. A. I 394 V Ö06 XII 862.
") Vgl. Neue I p. 701.
**) Vgl. Forbigers Antnerkung zu E VIII 28.
*M Vgl. Quintil. 9, 3, 6.
") Vgl. Koffmanne s. v.
") Masc. Ov. met. V 660.
»') Vgl. Neue I p. 689.
^ Vgl. Gellius Xra, ^0 und ProU pag* 14.
*'} Vgl. Kofimanne b. y.
**) Vgl. Qnintil. I, 6, 2 mit Bnimamit Anmerlmoi^.
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 139
WO sieh die gewöhnliche Form findet, potis A III 671 IX 796 XI
148; dad Wott wird nur in negativen Sätzen gebraucht. Während
aber bei Ennius annal. v. 480 und Lucrez*^) das folgende Wort
consonantisch beginnt, folgt bei Vergil wie bei Terenz''^) und
CatuU 65, 3; 72, 7; 76, 24 auf diese Form ein vocalisch anlau-
tendes Wort. Aldcris^^) treffen wir nach Ennius' Vorgang /oft. 334 M
an zwei Stellen A V 380 VI 685 als männlich gebraucht. Während
Engelbrecht a. a. O. p. 25 nachwies, dass zur Zeit des Terenz dea?fera
die ältere Form war, lässt sich über Verg. nur sagen, dass er die
vollere Form 17mal und zwar nur in A anwendete, während wir
die kürzere Form in allen Gedichten mehr als 40mal finden. Ferner
hat Maro, wie Koch in seinem Vergillexikon richtig bemerkt, nur
die älteren Formen aentcSj eburnus und' qüernus. Das letzte Wort
lässt sich vor Vergil nicht belegen **).
Ädiectiva abundantia. Als solche sind zu verzeichnen:
hiiugis Q III 91 A XII 355 quadriiugis, X, 571 inermus'^) A X 425
XII 131, infrenus A IV 41, sequestra A XI 133, während die gewöhn-
lichen Formen mit Ausnahme der letzten sich ziemlich häufig bei
unserem Dichter finden. Bemerkenswert ist noch, dass wir, wenn von
inermus abgesehen wird, diese Formen vor Vergil nicht finden,
dass sie aber nach Koffmanne bei späteren, besonders vulgären Schrift-
stellern auftreten, also wohl der Volkssprache entnommen sind.
Hier sei auch das Adiectivum exanimis A'^) V 481, 517, X, 841
erwähnt, von dem beide Formen in der ganzen Latinität gleich-
mäßig vertreten sind. Zu willig folgte Ribbeck der Meinung Ritschis,
der im Rhein. Mus. VII p. 566 die neutrale Form sublimen, wenn
auch zögernd, Vergil zusprach, indem er sie G I 242, 404 A I
259 X 144 XI 67, 722 in den Text setzte. Mit Recht verwarfen
alle neueren Herausgeber diese Ansicht^').
Superlativ. Zu entscheiden, ob u oder i zu schreiben sei,
ist bei der Unzuverlässigkeit unserer Überlieferung, in welcher sich
die bekannte Aussprache der Römer, über die QuintiL 14, 8. 7, 21
'^) Vgl. Lachmanns Commentar p. 316.
") Vgl. Engelbrecht, Studia Terentiana p. 28.
^^ Vergl. Serv. ad A VI, 685 und Engelbrecht a. 'a. O. p. 26.
^^) Bekanntlich kommt in der ganzen Latinität als poetisch die Form caerula
▼or, die 7mal bei Vergil und zwar stets in A steht, während die andere Form
doppelt so oft vorkommt.
'*) Die Form steht schon bei Plaut, und Lucrez V 1290.
• ") Vgl. Ko^anne s. v.
«'> Vgl Klotz-Terenz Atodria p. 197,
140 WOTKE.
berichtet^ wiederspiegelt, unendlich schwer. Während Bibbeck u
schreibt, wo es sich nur in irgend einem Codex findet — die Fälle
sind proleg. p. 450 aufgezählt — setzt es Haupt nur, wo es durch
M überliefert ist, mit Ausnahme von G I 26 und folgt nur an einer
Stelle, nämlich £ II Ö4 auch P, was er sonst nicht tiiut. Ladewig
aber stimmt im ganzen mit Haupt überein, nur schreibt er G III 51
optumus mit P und Nonius, während er G I 284 gegen Haupt und
M. septima in den Text gesetzt hat. Zunächst wird man wohl
Ribbeck nicht folgen dürfen, da ja Vergil entschieden die Absicht
ferne lag, seiner Sprache jenen alterthümlichen color zu geben, den
wir bei Sallust finden. Ich halte es also im allgemeinen mit Haupt
und Ladewig. An den zwei Stellen aber, wo beide von einander
abweichen, möchte ich i schreiben, da ich mich nicht überzeugen
kann, dass diese jenen lieblichen Reiz des Alterthümlichen, von dem
Quintilian spricht'^), irgendwie vertragen können. Jedoch ein end-
giltiges Urtheil wage ich über diese Fälle nicht auszusprechen.
Pronomen.
Zweimal begegnet ims die contrahierte Dativform mi, A VI
104, 123, die dadurch^ dass sie beidemale in die Arsis gesetzt ist,
nachdrücklich hervorgehoben wird, wie Ladewig richtig bemerkt.
Ribbeck dagegen, der A II 738 durch Conjectur diese Form dem
Dichter aufdrängen wollte, übersah dabei^ dass sie hier in der
Thesis stehen und noch dazu durch das folgende vocalisch anlau-
tende Wort elidiert würde. Noch andere treffliche Gründe bringt
gegen jene Conjectur Forbiger in der Anmerkung zu dieser Stelle
vor. Wenn wir Ennius annal. v. 91 und CatuU 26, 76 näher
ansehen und lesen, was A. Waltz in seinem Buche über Horaz
p. 53 sagt^ so werden wir sehen, dass diese Dichter sich nicht an
solch strenge Regeln hielten.
Über den Nom. pl. gen. fem. Äaec, der G III 305 in den Text
zu setzen ist, handelte sehr genau Studemund in Fleckeisens Jahr-
büchern 1876 p. 62 Anm. 20, indem er den Gebrauch dieser Form
durch alle Schriftsteller verfolgte.
Vergil setzt die Form olli, die dat. s. und nom. pl. sein kann,
wie Ennius annal. v. 66, 125, 467, 497 fast immer an den Anfang
des Verses an folgenden Stellen: A I 254'») IV 105 V 10,
284, 580 VI 321 VII 458, 505 VIII 94, 594 IX 740 X 745 XI
»•) Vgl. oben p. 182.
*') Harder behauptet, wie ich glaube mit Recht, in Wölffüna Arehiy für
die lat. Lexikographie 1885 p« 317, das» olli ao dieser Stelle temporal sn fawen sei«
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 141
236 Xn 18, 309, 537, 788, 829. An zwei SteUen A V 197 XII 300
finden wir diese Form nach starker Interpunction mitten im Verse.
A V 358 schließt das Pronomen den Vers, was nach ProU a. a.
O. p. 52 die Form olliSy welche sich bei Lucrez an 11 Stellen
findet, bei diesem 8mal thut, während unser Dichter wie Ennius
annal. v. 351 die Pluralform A VI 730 VIII 659 in die Mitte des
Verses setzt. Dass diese Form mit Nachdruck angewendet worden,
kann man auch daraus erkennen, dass sie nur von Göttern und
Göttinnen, von Aeneas und seinen Genossen, und von tapferen
Helden angewendet worden ist.
Über den Gebrauch der Dativform quis von CatuU an durch
die ganze Latinität handelt sehr genau Leo im ersten Bande seiner
Senecaausgabe p. 213 u. 214, wo er nachweist, dass sie nur aus
Verszwang angewendet worden ist. Bei unserem Dichter steht diese
Form lOmal in A, Imal in G, aber niemals in E. Doch lassen sich
immerhin noch einige Beobachtungen über Leo hinaus machen.
Das Wort steht nur 3mal in der Thesis, 8mal in der Arsis, wovon
drei Stellen den Versanfang bilden. Bei Ennius begegnet uns
diese Form nicht ^), wohl aber öfter bei Lucrez, z. B. II 1072 V
868, 878 u. s. f. Bei dieser Gelegenheit sei auch der Ablativform
n. 8. gen. f. quicum Erwähnung gethan, die XI 822 am Anfange
des Verses steht und durch die Handschriften und Grammatiker-
citate hinlänglich beglaubigt ist. Dass Forbiger, der in der An-
merkung hier eine Nachahmung des Ennius erkennen will, irrt,
lehrt ein Blick auf annal V 239 V = 294 M. Wohl aber steht
die Form bei Catull 66, 77 u. 69, 8, wozu Rieses Anmerkung zu
vergleichen ist.
Das bekannte cuium pecus E III 1 V 87 nur zu notieren,
dürfte genügen.^')
Dass die Form gwoi, welche Ribbeck dem Vergil aufdrängen
wollte, sich nicht vertheidigen lässt, hat Wagner in dem Buche über
die Orthographie Vergils p. 452 dargethan.
Hier ist auch der passende Ort über das aus rein metrischen
Gründen kurz erhaltene i im gen. s, einiger Pronomina zu sprechen.
Es sind folgende: Ulms E I 7 G I 49 A I 16 VI 670 VIII 198
untus A I 41 II 131 ipsius G I 452 A I 114 V 535 VI 396. Die
Worte, welche auf diese Formen folgen, von denen die erste den
5., die zwei anderen den 1. Fuß bilden, beginnen stets vocalisch,
*•) Offenbar war der Verbreitung dieser Form der Umstand sehr günstig,
dass das 8 in quibm später Position bildete.
'^) Diese Form findet sich bei Plautus.
142 WOTKE.
Dann gehört noch hieher alterius All 667 11133, dasdeo. 2. Fuß
bildet tiüd vor einem consönantisch beginnendem Worte : steht. .
Zum Schluss will ich noch bemerken, dass nihil in E llnal;
iü G 4mal, in A 11 mal steht, während wir nil in E Smal,. in G
linal, in A 8mal finden. Natürlich war beim Gebrauch dieser Formen
nur das Metrum ausschlaggebend.
Numeralia.
Hier, sind nur zwei Formen erwähnenswert, nämlich dtw als
accus, g. m. A. XI 285, die uns an dieser Stelle zuerst^*) in der
epischen Poesie begegnet und tris^ welche Form immer den accus,
bildet. (Vgl. Zumpt §. 68 und Georges s. v.)
Adverb ia.
Zunächst kommen hier folgende vier Worte in Betracht, die
immer ausser forsan die erste Stelle im Verse einnehmeti: exin A
VI 890 VII 341 VIII 306 XII 92 forsan A I 203 IV 19 ppne A
II 208, 725 X 226 rursum A III 229, 232. Dann ist noch mage A X 481
zu erwähnen, das bei Vergil wie bei Lucrez (Lachmanns Commentar
p. 424) nur vor einem Consonanten steht. ViTährend sich die Worte
exin^ pone, rursum aus Ennius und Lucrez belegen lassen^), gilt
nicht dasselbe von dem letzten, das sich nicht, wie Forbiger an-
gibt, bei Ennius annal. 188 V = 206 M. findet. 3*)
Partikeln.
Zunächst ist der häufige Gebrauch des Wortes ä$t auffällig,
das sich wohl bei Ennius nicht aber bei Lucrez ^^) findet. Es steht
aber diese Partikel entweder wie bei Ennius an der Spitze des
Verses, so A I 46 III 330, 410 V 468, 509, 676, VI 316 VH 308,
395 IX 727 oder, nach starker Interpunction, wie AI 116 II 467
IV 488 IX 162 X 173, 743 XI 293 XII 951. Leo hat a. a. O. p.
214 ff. den Gebrauch dieses Wortes durch die ganze Latinität ver^
folgt und folgende Regeln aufgestellt:
1. ast steht nur vor vocalisch anlautenden Worten, die ent-
gegengesetzten Fälle sind verderbt.
2. ast steht sehr selten vor Substantiven und Adjectiven, bei
unserem Dichter nur an zwei Stellen.
»') Vgl. Neue II, p. 146 ff.
^^) Forsan findet sich nach Georges bei Terenz.
^^) Bibbbcks Vermuthung zu G II 187 hoc für hue fand mit Becht bei
keiocm der späteren Herausgeber Billigung»
'^) Vgl, Lacbmaiuis Commentar p. 295.
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 143
3. ast steht regelmäßig vor den Fürwörtern ego (2mal bei
Verg.) hiCj ille (6inal bei Verg.) ipse (Imal bei Verg.) alius (5mal
bei Verg.) und den Wörtern ubi (Imal bei Verg.) und ibi.
Obgleich ich sehr gerne zugestehe, dass diese Beobachtungen
sehr wertvoll sind, so sehe ich mich doch genöthigt, gegen die
Schlussfolgerung, die Leo aus der ersten Begel zieht, Verwahrung
einzulegen. Schon die zahlreichen Stellen, die H. Leo p. 214 A 6
verbessern will, sprechen gegen dieselbe. Und dann möchte ich doch
auch daran erinnern, dass ja eine innere Berechtigung dieser Be-
hauptung fehlt.
Ein ziemlicher Unterschied zwischen den einzelnen Gedichten
tritt uns in der Anwendung der Formen ni und nisi entgegen.
Während nämlich der Dichter in A mit Ausnahme von V 49, Wo
sich die feststehende Phrase nisi fallor findet, u. XI 112, immer nur
die kürzere Form anwendet, in Q aber jede zweimal, lesen wir in
E nur die volle Form nisi ^*)
Das Wörtchen wi-we, über das Lachmann im Lucrezcommentar
p. 117 und Ritschi im Rh. Mus. 1853 p. 479—87 sehr ausführlich
handelten, wird jetzt mit Recht von allen Herausgebern A III 686^^)
geschrieben, während meines Wissens A VI 353 Niemand Ribbeck
gefolgt ist. Es ist beachtenswert, dass bei Lucrez, CatuU*®) und
Vergil der Vers mit diesem Worte beginnt.
Die Apocope des e bei der Fragepartikel we, die sich schon
bei Ennius^*) und dann im höheren Stil auch bei Catull und TibuU
findet^ hat Vergil an folgenden Stellen angewendet: viden^^ A VI
779 mortalin A XII 797 PyrrUn A III 319 talin k^Lll 874 tanton
A X 668 XII 503. Bei unserem Dichter — das ist erwähnenswert
— folgt auf diese Formen mit Ausnahme der ersten Stelle stets
ein consonantisch beginnendes Wort.
Endlich gehört noch hieher das Wort quianam A V 13 X 6,
worüber Forbigers Anmerkung zu A V 13 und Festus s. v. p. 257
der Ausgabe von Müller zu vergleichen ist.
*^ In A XII 801 halte ich mit Haupt und Forbiger die leiche Änderung
Ladewigs von ne te in nee te für besser als die kühne Conjectur Ribbecks.
^^ Mit sehr schwachen Argumenten kämpft gegen diese Annahme P. Deuticke
Z. f. G. W. 1885 Jahresbericht p. 293.
*') Allerdings will Riese 61, 153 diese Form, die von allen Handschriften
überliefert ist, aus dem Texte verbannen, weil sie nur an dieser Stelle bei Catull
erhalten ist. Doch enthält gerade das 61. Gedicht allein einige ältere Formen, wie
Biese selbst in der Einleitung angibt.
"») Vgl. Müller a. a. O. p. 203.
<•) Vgl. Dahl «Die lateinische Partikel ut" Kristiania 1882 p. 21—24 und
Harteis Analecta in den Wiener Studien 1885 p. 157. viden ist also aus der Vul-
gärsprache genommen.
144 WOTKE.
Verbum.
Schon öfter mussten wir auf die Bedeutung des Metrums hin-
weisen, die besonders bei den Formen des Verbttip^ jbervortritt,
denn es ist nicht nur der häufige Gebrauch der SimpUcia ftir
composita*^) und der Frequentativa**), sondern auch der contra-
hierten Perfectformen von Verben der 1. und 4. Conjugation^ auf
jenen Zwang des Versmaßes zurückzuführen, der den . Dichter
nöthigt, zu minder gebräuchlichen Formen zu greifen. Will mau
diese Fälle richtig beurtheilen^ so müssen sie durch die ganse
epische Poesie verfolgt werden, was ich auch später zu.thnii beab-
sichtige. Inzwischen soll nur auf jene Sammlungen hingewiesen
werden, die aus Lucrez von Staedler p. 25 und aus Properz von
Paul Heymann in seinen nQuaestiones grammaticae et orthographicae
in Propertiumt' Halle 1883 p. 35—37 angestellt wurden.
Ebenso ist die öftere Anwendung jener Verb^lformen zi{
erklären, die wir nach falscher Analogie, wie der landläufige Aus-
druck lautet, conjugiert finden. Es sind das die Infinitive fulgBre
A VI 826 effulgere A VIII 677 fervere G I 456 A JV 409, 567
VIII 677 IX 693 effervere G I 471 IV 556, dann die Präsentia
lavit G III 221, 359 A III 663 X 727 potUur A HI 56 IV 217
stridit*^) G IV 262 A IV 689 stridunt A II 418 VUI 420 Stridore
G IV 556. Hieher gehören auch das von Vergil zuerst gebrauchte
Perfect explicui^^) G II 280 und die Participia concUa A XI 889
XII 921 concUus A IX 694 XI 744 XII 331, 379, 902 excttus A
IV 301 VII 376 XII 445, die immer den 5. Fuß bilden, während
excttus A III 676 an der Spitze des Verses steht.
Bevor wir die Abweichungen von der regelmäßigen Conjugation
besprechen, soll hier erwähnt werden, dass die Form densere, die,
wie Koffmanne p. 50 zeigt, vorwiegend in der älteren Sprache und
in Gedichten höheren Stiles sich findet, bei Vergil nur in A VII 794
XI 650 XII 264 steht, während die später übliche Form densare
G 1 248 sicher überliefert ist und auch G I 419 mit W,agner im
I. Supplb. zu Fleck eisens Jahrbüchern p. 372 einzusetzen ist Zu
Wagners Beweisgründen kommt noch hinzu, dass in G wie wir schon
gesehen, ältere Formen äußerst selten sind.
<*) Vgl. Koene p. 157, 185.
^) Vgl. Koene p. 158, 168, 181.
**) Vergil conjuDgiert das Verbum, wie Forbiger zu G IV 26^ riebtig be-
merkt, nur nach der dritten Conjugation.
**) Vgl" Koflfmanne p. 69.
a-t
ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGIL. 145
Doch betrachten wir jetzt näher die Abweichungen von der
regelmäßigen Conjugation. Bekannt ist die ältere Bildung der
Infinitive prs. passiv auf ier. Auch Vergil hat diese Endung in
folgenden Wörtern angewendet: accingier A IV 493 admittier A IX
231 defendier A VIII 493 dominarier A VII 70 farier A XI 242
ifi/miscerier Q I 454. Beachtenswert ist, dass diese Formen immer im
5. Fuße und zwar vor einem vocalisch anlautenden Worte stehen,
welch' letztere Beobachtung bereits Lange in der Abhandlung Ȇber
die Bildung des lateinischen Infinitives Präsentis passivi^t in den Denk-
schriften der Wiener Akademie, phil.-hist. Classe 1860 p. 1 — 50 machte.
Bei Ennius begegnet uns v. 584 annal. ein solcher Infinitiv laudarier
bei Catull c 61 drei citariery comparieTy nitier und 68 componier.
Ziemlich groß ist ihre Zahl bei Lucrez, nämlich 49, wie Staedler
p. 9 nachweist Zugleich ist die Beobachtung desselben Gelehrten
erwähnenswert, dass bei Lucrez meistens Verba der 3. Conjugation
ihn bilden, was von Vergil nicht gesagt werden kann.
Nicht selten gehen die Imperfecta der 4. Conjugation auf ibam
statt iebam aus. Wir treffen folgende Beispiele bei Vergil : insignibat
A VII 790 lenibat A VI 468 nutribat A XI 572 nutribant A VII
485 polibant A VIII 436 redimibat A X 538 vestibat A VIII 160.
Sowohl bei Ennius annal. 36 als auch bei Lucrez (Staedler p. 10)
und Catull (Riese, Vorrede p. 30) finden wir solche Formen. Der
Umstand aber, dass Vergil diese Imperfecta nur in A anwendet,
hindert uns, mit Koene p. 171 und Staedler deren Gebrauch aus
rein metrischen Gründen zu erklären.
Von unregelmäßigen Formen finden wir weiter folgende: ausim
E III 32 fuat A X 108 licitum est A X 344. Über die Perfect-
bildung von sidere ist Forbigers Anmerkung zu A III 565 zu ver-
gleichen. Wohl mit Recht folgte keiner der neueren Herausgeber
Ribbeck, der A XI 418 mit P. m. p. memordit schrieb.
Was das verkürzte Suffix re für runt in der 3. pers. pl. betrifft,
80 [sind, während bei Lucrez nach Staedler p. 13 beide Formen
80 ziemlich in gleicher Zahl vorkommen, bei unserem Dichter die
voUeren Formen in ganz geringer Zahl vorhanden, nämlich : habita-
runt E II 60 biberunt E UI 111 tulerunt^^) E IV 61, V 34, implerunt
E VI 48 requierunt E VIII 4 *ceciderunt E IX 58 *fleverunt E X 15
ruperunt G I 49 timu^runtG I 468 tremuerunt G I 475 *ceciderunt
G I 487 haeserunt G II 422, * tulerunt G II 422, 454 miscuerunt **^)
**) Die mit * bezeichDeten Verba wiederholen sich.
*«) Vgl. Kühner I p. 439 und Stadler p. 22.
Wien. stud. VIII. 1886. \<Ci
u^.
146 WOTKE.
G II 129, III 283 secuerunt G III 444 ceperunt G IV 332 nrnple-
runt G IV 461 *flerunt G IV, 461.
^sonuerunt A II 113 ^steterUnt A II 774, post^erunt A III 399
constiterunt A III 681 tdularunt A IV 168 admorunt A IV 367
cinxerunt A V 13 *sonuerunt A V 506 cecinerunt A V 524 straverunt
A V 763 *quierunt A VI 328 VII 6 strepuerunt A VIII 2 viderunt
A IX 144 XI 147 ^steterunt A X 334 sacrarunt A X 419 i^e^iertm^ A
XI 272 fulserunt A XII 942.
Aus dieser Tabelle ersehen wir, dass zwischen den einzelnen
Dichtungen ein bedeiitender Unterschied obwaltet. In E bilden
die volleren Formen mit Rücksicht auf die Verszahl 0'965l^, iu G
0-57%, in A gar nur 0-18?^*^).
Von syncopierten Formen finden wir bei Vergil folgende
Beispiele: accestis A 1 201 direxti A VI 57 exstinxem A IV 606,
exstinxti A IV4682 faxo A IX 154, XII 316 iusso A XI 467 traxe
A V 786 vixdA XI 118 porgite*^) A VIII 274.
Es ist wohl nur dem Geschicke zuzuschreiben, das uns so
geringe Reste des Ennius erhalten, dass wir bei ihm nur die einzige
Form scripsis fab. v. 198 M finden. Die Beispiele aus Lucrez und
CatuU, deren Zahl sehr gering ist, sind von ProU p. 39 und Riese
p. 30 gesammelt worden. Selbst Koene gesteht p. 160 zu, dass
diese Formen, die nur in A stehen, mit Absicht vom Dichter
gesetzt sind. Engelbrechis Beobachtung für Terenz, die schon
größtentheils Ritschi gemacht, p. 61, dass vor dem volleren Suffixe
der syncopierten Formen s. v. x. stehen würde, gilt mit Ausnahme
\oxi porgiie, das hier natürlich nicht in Betracht kommt, auch für
Vergil.
Die Verba prendere, comprendere, deprendere, indeprendere,
sind aus metrischen Gründen von allen hexametrischen Dichtern
für die volleren gewählt worden. Hieher gehört auch das Parti-
cipium postiiSf welches, wie aus Neue IP p. 556 — 557 erhellt, sich
nur bei dactylischen Dichtern findet. Folgende Formen lesen wir
bei Vergil: composdis A I 249 exposta A X 694 imposta A IX 716
re2)ostae G III 527 A III 364 VI 59 reposto A VI 655 repostum A I 26
siipposta A VI 24.
Anhangsweise soll hier noch der Deponentia gedacht werden
Es ist bekannt, dass Ennius und Lucrez oft Verba noch in activer
^') Mit Recht behauptet Stadler p. 24, dass bei den Epikern der Gebrauch
des Suffixes re-ris sehr selten und an keine bestimmten Gesetze gebunden sei, da
bei dieser Form der Dichter zu leicht zweideutig werden könnte.
^*) Vgl. Festus, s. V. p. 218 und Serv. zu A I 26.
ÜBER ALTE FOBMEK BEI VERGIL. 147
Bedeutung" gebrauchen, die später tiur als Deponentia vorkommen,
wie Mueller p. 199, Proll p. 44—49, Staedler p. 19 ausführlich nach-
weisen. Unser Dichter gebraucht so das Verbum fahricare A II 46
IX 145, das nach Koffmanne p. 71, Gicero ebenso anwendet, und
dann einige Participia perf,, nämlich exorsa^^) A X 111 G II 46,
mentita^"^) A II 422, remenso^') A II 181 III 143 venerata^^) A III
460 bacchata^^) G II 487 A III 125 emenso G I 450 oUita E IX 53.
Dann sind hier zwei Verba anzuführen, die von Vergil gegen den
gewöhnlichen Sprachgebrauch als Deponentia angewendet worden
Bindy nämlich bellantur A XI 660 und nutritor^) G II 425. In A
III 60 und 61 aber Omnibus idem animus scelerata ex cedere terra
Lmqui pollutum hospitum et dare classibus austros ist linqui nach
Wagners richtiger Bemerkung in passiver Bedeutung zu nehmen.
Die Stelle selbst aber, besonders was den Infinitiv betriflft, erklärt
Forbiger viel einfacher und besser als Wagner.
Aus der vorangehenden Untersuchung dürfte zur Gentige her-
vorgehen, dass * Vergil in der Anwendung seltener Formen sehr
spairsam vorgegangen ist und dass Ribbeck oft des Guten zu viel
gethan hat. Zugleich wird man sofort bemerken, dass der eigentliche
Fundort dieser Formen die Aen. sei, ein Moment, das für die Text-
kritik von nicht zu unterschätzendem Werte ist. Um aber das
seltene Vorkommen älterer Formen noch besonders anschaulich zu
machen, soll hier noch kurz über das Verhältnis Vergils zu seinen
Vorgängern wenigstens in den wichtigsten Punkten gehandelt werden.
I. Während Vergil nur an vier Stellen und zwar in A die
alte Genetivendung ai angewendet hat, finden wir in den wenigen
Versen des Ennius viel mehr Beispiele, deren Zahl im ersten Buche
des Lucrez 24 beträgt ^^).
II. Vergil kennt weder einen Locativ singularis, noch den
abweichenden Gen. s. der 4. Decl. auf i, während bei jenen Dichtern
für beide Formen reichliche Belege gefunden werden^®).
*^ Schon bei Plautus hat diese Form nach Koffmanne p* 68 passive Be-
deutung.
^^) Mit Forbiger halte ich gegen Servius hier an der passiven Bedeutung
dieser Form fest, die sich schon nach Koffmanne p. 118 bei Plautus findet.
^^) Dieses Wort gebraucht nach Koffmanne p. 164, ebenso Lucrez II 516.
^^) Auch Plautus kennt nach Koffmanne p. 122 dieses Wort in activer Be-
deutung. Übrigens ist auch Forbigers Anmerkung zu vergleichen.
^*) Die letzten drei Worte sind, soweit meine Kenntnisse reichen, obno Ana-
logien in der früheren Literatur. Über oblita vgl. Forbiger an jener Stelle.
**) Vgl. Ribbecks proleg. p. 145 u. 196.
«) Vgl. ProU p. 26 u. 29.
*^ Vgl. Müller p. 193 u. Proll p. 16 u. 17.
10*
148 WOTKE. ÜBER ALTE FORMEN BEI VERGHi.
III. Während unser Dichter tni nur zweimal in A und zwar
immer in der Arsis angewendet hat, finden wir bei Ennius und
Catull nicht dieselbe Strenge beim Gebrauche dieser Form.
IV. Bei Vergil finden wir keine Unregelmäßigkeit bei der
Declination der Demonstrativpronomina, was von Ennius und Lncrez
nicht gilt»^).
V. Bei unserem Dichter lesen wir mäge einmal, das bei Lucrez
fünfmal steht.
VI. Adverbia von Adjectiven der 0-Stämme auf iter und die
alten Formen endo und indu fehlen bei Maro, die sich bei Ennius
und Lucrez finden*®).
VII. rursum steht zweimal bei Vergil, aber oft bei Lncrez.
VIII. In der ganzen Aeneide finden wir qwianam ebenso oft
angewendet als in den wenigen Versen, die uns von den Annalen
des Ennius erhalten sind, nämlich zweimal.
IX. Während Vergil nur sechs Infinitive auf ier hat, finden
wir bei Lucrez nach ProU p. 34 eine achtmal so große Anzahl.
X. Unser Dichter hat nur eine einzige unregelmäßige Form
des Verbum substantivum, während Ennius nach Müller p. 200 und
Lucrez nach ProU p. 41 deren mehrere kennen.
XI. Beispiele älterer Perfectredupplication fehlen bei Maro,
finden sich aber bei Ennius*^).
XII. Viel seltener wurden von unserem Dichter Verbalformen
nach sogenannter falscher Analogie gebildet als von Lucrez. *")
XIII. Ebenso wich Vergil viel weniger als Ennius und Lucrez**)
vom gewöhnlichen Genus der Verba ab»
Wien. Dr. KARL WOTKE.
*') Vgl. Müller p. 198 u. Proll p. öl.
■^«j Vgl. Müller p. 201 u. Proll p. 66.
'^») Vgl. Müller p. 200.
«») Vgl. Proll p. 30—34.
") Vgl. Proll p. 44-51.
Gibt es wii'klicli gar keine Spuren einer älteren Betonung
des Lateinischen?
Diese wiederholt behandelte Frage neuerdings aufzunehmen
scheint mir im Interesse der Wissenschaft dringend geboten. Während
nämlich von manchen Seiten eine freiere Betonung des älteren Latein
geradezu als selbstverständlich angenommen und die dafür vor-
gebrachten Beweise ohne Wahl reproduciert werden, wird von
anderen Gelehrten dieselbe rundweg verworfen. Besonders hat mich
eine Äußerung des verdienten Sprachforschers G. Meyer (Zeitschrift
f. d. österr. Gymn, Jg. 36 (1885) S. 282) in dem Entschlüsse be-
stärkt, den in Frage stehenden Gegenstand neuerdings aufzunehmen,
zumal mir dadurch auch Gelegenheit geboten wird, meine in dem
Handbuche der classischen Alterthumswissenschaft, Nördlingen 1885
Bd. II, S. 194 f. gegebene Darstellung ausführlicher zu begründen.
Zunächst steht es wohl außer Frage, dass für das Uritalisohe
prinoipiell vorausgesetzt werden darf, dass seine Betonung der freien
der indogermanischen Grundsprache noch näher gestanden ist, alä in
den daraus hervorgegangenen Töchtersprachen. Dafür aber, dass
das ürlateinische die Oxytonierung der Wörter in Übereinstimmung
mit der griechischen und altindischen Sprache noch gekannt hat,
haben wir an der Bewahrung von intervocalischem v (u) einen
sicheren Beweis, wie ich S. 148 des angeführten Handbuches uachr
gewiesen habe. Während nämlich u nach betonten Vocalen aus-
gestoßen wird, z. B. Gaius für ^Gäuius vgl. osk. Gaaviis, sol für
*säuel '^sävol vgl. got. sauil, deus für *deiuos vgl. deivos (Dvenos"
inschrift) und devas (CIL 1, 814) erklärt sich in navis bovis Jovis
gravis aevum und anderen die Erhaltung des intervocalischen u (Vj)
nur aus der durch den Vergleich mit dem Griechischen erhellenden^
ursprünglichen Oxytonierung, also aus den urlateinischen Grund-
formen* näuös *iouös ^dieuos *grauis, *aiu6m^ vgl. gr. dor. vaöc,
ßoöc, Aiöc, ßapuc, aidjv. Lautphysiologisch erkläre ich mir die
Erhaltung . des y^ {v) in dem angezogenen Falle dadurch, dass
infolge der durch den Accent eingetretenen Tonverstärkung, die
neben der Tonerhöhnng das Wesen des lateinischen Accentes aus-
150 STOLZ.
macht, eine stärkere Articulation des u, beziehungsweise seine
Verschärfung zu v hervorgerufen wurde. Inwieferne etwa E. R. Warton
A law of latin accentuation mit meinen Ausführungen sich berührt,
da auch er die Oxytonierung für das ürlateinische statuiert, weiß
ich nicht anzugeben, da ich diese Arbeit nur aus einer Notiz in der
Berliner philologischen Wochenschrift 1885 Nr. 5 kenne. Jedesfalls
glaube ich, durch das oben aufgedeckte Lautgesetz Oxytonierung
für das Urlateinische erwiesen zu haben. Man wird demnach berechtigt
sein, in allen Fällen, für welche die comparative Grammatik
Oxytonierung nachweist, dieselbe auch für das Urlateinische anzu-
nehmen.
Durch den eben vorgebrachten Nachweis, dessen Richtigkeit
schwerlich angezweifelt werden kann, wird, wie ich glaube, ein
günstiges Vorurtheil für die Annahme einer freieren Betonung des
Urlateinischen überhaupt erweckt, da nicht wohl abzusehen ist,
warum das Urlateinische gerade nur diese eine Eigenthümlichkeit
der Accentuierung aus der indogermanischen Grundsprache be-
hauptet haben sollte. Da nun G. Meyer a. a. 0. in Abrede stellt,
dass für die Ansicht, 7)dass der altlateinische Accent noch nicht
an das Dreisilbengesetz gebunden war", ein stichhaltiges Beweis-
material vorgebracht worden sei^ so will ich, was an wirklichen
oder angeblichen Beweisen für die eben ausgesprochene Ansicht
ins Feld geführt worden ist, einer eingehenden Prüfung unterziehen
und neues noch nicht verwertetes Material heranziehen, welches
mir zur Entscheidung der Frage geeignet erscheint. Ich halte es
dabei für das passendste, zunächst an Corssens Darstellung AuBspr.
und Voc. ^ 2, 897 f anzuknüpfen, die auch schon Scholl de accentu
linguae latinae cap. VI (Acta soc. philol. Lipsiensis 6, 51 f.) einer
freilich nicht vollständig umfassenden Kritik unterworfen hat
Corssen sucht a. a. O. zuerst den Nachweis zu erbringen,
dass die drittletzte Silbe den Hochton tragen konnte , auch wenn
die vorletzte lang war. Von den von ihm beigebracliten angeblich
beweiskräftigen Beispielen sind die meisten hinfällig, frutectum neben
fruticetum und Consorten sind zwei verschiedene Bildungen, ersteres
unmittelbar mit Suffix -to gebildet, vgl. arbus-tum virgul-ium letz-
teres, wie aescul-etum und zahlreiche andere bei L. Meyer vergl.
Gramm. 2, 520 aufgeführte, welche in der Bildung an quer-cetum
für * quercu-cetum tu-cetum sich angeschlossen haben, yrorin -cetm/n^
air. coid got. hail^i repräsentiert (Fick, Kuhns Zeitschr. 21, 368}«
Von qit^rc^etum, frutic-etum ^ ilic^etumr i/unc^eium u. s. w. wurde
'fitum als Suffixform losgelöst und zur Bil^^ngider übrigen Collecr
GIBT ES WIRKLICH GAR KEINE SPUREN ETC. 151
tiva dieser Art verwendet, flüstrum ist von Corssen fälschlich aus
*flüestrO' erklärt; es steht vielmehr für *fleu^S'tro^ ^flou-s-trö vgU
numen (iXr * neunten *noumen. Desgleichen entfallen die übrigen
von Corssen angeführten Substantiva auf -tro, zu deren Bildung
der starke Stamm verwendet wurde, illustris steht für * in-luc-stri-y
iuxta und 6a;fa sind unmittelbar von iug- und ec- abgeleitet*), por-,
cet ist weder mit Corssen aus ^pör-ercet herzuleiten, noch mit Scholl
de acc. ^iporcet zu accentuieren (überhaupt gleich fenStra u. a. eine
unglückliche Idee), sondern steht für *po-arcet, worin po- = *apOy
aby wie in po-lio, po-situs (Osthoff Zur Geschichte des Perfects usw.
531 Anm.). Wenn Corssen ein besonderes Gewicht auf die Perfect-
formen auf -erunt neben -erunt legte, so ist dazu zu beinerkea, dass
unzweifelhaft die kurzen die ursprüoglicheren sind (vgl. Handbuch
der class. Alterthumswissenschaft 2, §. 109). ßezüglich der soge-
nannten synkopierten Perfectformeu dixti^ dixtis u. s. w. hält auch
G. Meyer an der Herleitung aus dixisti und dixistis fest, indem er
die Betonung von dixisti durch Anlehnung an dixi dixit erklärt.
Nach meiner neuerdings in der Besprechung von Osthoff zur Ge-
schichte des Perfects usw. in der Philologischen Rundschau 1885,
S. 436 f. dargelegten Ansicht ist mir die selbständige Herleitung
von dixti viel wahrscheinlicher ; unter allen Umständen entfallen die
angeführten Perfectformeu als Beweismaterial in unserer Frage.
Wortformen, wie herhidus stelliger enthalten den schwachen Stamm,
wie er im Vocativ zutage tritt und stehen nicht für *herhädO'
* stellägero-. Bei den verbalen Bildungen, wie meritum debitor ma-
didus medicus u. s. w. denke ich an eine Vermischung der abge-
leiteten Verba auf -ere und der thematischen auf -ere, z. B. fervere
und fervere. Bei den abgeleiteten Verben auf -eo -io, z, B. doceo
audio aus *doce-i^-o *aiidl-i^-o, ebenso bei den griechischen Lehn-
wörtern pldtea £peus u. s. w. aus TiXaieia 'Etreiöc kann die Kürzung
des langen Vocales nach dem bekannten, allerdings nicht allseitig
durchgeführten Gesetz der Vocalverkürzung vor folgendem Vocale
und die Zurückziehung des Accentes nach dem Gesetze der Bary-
tonesis erfolgt sein, wie dies auch geschehen ist beim Genitiv des
Singulars der a-Stämme, dnimae aus *animäi (ScböU. de acc. 53
Anm.). Allerdings würde eine Betonung ^pldtea *ilpeus die Kürzung
der vorletzten Silbe um so leichter erklären. Gänzlich verfehlt ist
Corssens Voraussetzung ursprünglicher yocalischer.\St$.ipme für die
' - ') Doch siehe den Nachtrag zu diesem' Aufsätze, ebenso wegen des unten
folgenden Maurte und selibra.
152 STOLZ.
Adjectiva auf -ix 'OX -ax, Concors suhtel u. s. w. Von demselbea
Gesichtspunkte aus, wie oben platea Epeus können auch üUfAS istius
u. 8. w. betrachtet werden, für die übrigens G. Meyer noch eine
andere Möglichkeit andeutet. Von griechischen Lehnwörtern ist nur
dnchöra neben dyKupa nicht anders als durch Betonung auf der
drittletzten Silbe zu erklären, während Apollinis vom Nominativ
Apollo aus latinisiert ist. Allerdings gewinnt mit Rücksicht auf dn^
chora auch die Betonung platea £peus üUus an Wahrscheinlichkeit
Nehmen wir dazu noch festra, für dessen Entstehung die Annahme
einer Betonung fen(e)stra nicht wohl umgangen werden kann, sortus
für * su^r(e)C't0' und prugnus = privignm für ^priu-gn-o-, *) Maurte
CIL 1, 63 fiir * Mduorte, um anderes ganz Unsichere, vfie^dextäns
dodrans bei Seite zu lassen, so haben wir so ziemlich Alles, was,
abgesehen von der Vocalschwächung in der Zusammensetzung von
dem von Corssen beigebrachten Beweismaterial für Betonung der
drittletzten Silbe bei langer Pänultima übrig bleibt.
Doch stehen uns noch ein paar Fälle zur Verfügung, in denen
wir von der Vocalisation der langen Pänultima auf Betonung der
drittletzten Silbe schließen müssen. Die Perfecta peperci fefelU sind
nur unter der Annahme einer ursprünglichen Betonung *peparci
^fefalli zu erklären, da nur die Vocale Bachtoniger Silben den in
Rede stehenden Wandel erleiden; vgl. darüber W. Meyer Zeitschrift
für romanische Philologie 8, 205 f. und Verf. Handbuch f. class.
AI terthums Wissenschaft 2, S. 155 f. Aus demselben Grunde weist
lat. Tarentum neben gr. Tdpavroc auf eine ursprüngliche Betonung
* Tdrantum. Die Behandlung des Lehnwortes Hercules findet ihre Er-
klärung nur unter Annahme einer Betonung *Heräcles *Heräcles (bez.
*Hericles) Herdes^ woraus dann weiter Hercoles Hercules sich ent-
wickelt haben. Einige andere Spuren der Neigung des alten Latein,
in Lehnwörtern den Ton möglichst weit zurückzuziehen, werden
wir noch später zu erwähnen haben.
Betrachten wir nun weiter, wie es mit jenen Fällen steht, in
denen Corssen Betonung der viertletzten Silbe nachweisen zu können
glaubte. Hier entfallen aesculnieis gebildet wie ßculneus, also nicht
aus *a^cülinieis hervorgegangen, dbiegineus (neben abiegnus) mit
Kvarabhaktischem i, menstruuSy das Stamm mens- enthält, ancipes
princeps für ^amb^-cipes (schon aus dem i der Silbe -cip- folgt, dass
diese Silbe die der Tonsilbe unmittelbar nachfolgende war) ^prim-
') Zwischen p und r iat STarabbaktiscber Vocal, i consonADtuch ; Tgl. äoU
H^xeppoc Ä jidxpioc (Mittelstufe * M^T(€)pj,oc), ^
GIBT ES WIRKLICH GAR KEINE SPUREN ETC. 153
ö^^ ^manubicie manubrium sind binsichtlich der Deutung des Suffixes
zu Araglich, um ins Feld geführt werden zu können^ decuria und
Anhang überhaupt anders zu erklären (vgl. J. Schmidt K. Z. 25,
l&Q)^ iurgium ist jedenfalls, selbst die Richtigkeit der sehr fraglichen
Etymologie von iurgo iurigo = *iusigo vorausgesetzt, (ich halte sie
für verfehlt, ohne gerade etwas anderes an die Stelle setzen zu
können) erst von diesem abgeleitet, also ebenfalls ohne Beweis-
kraft. Für die Ordinalzahlen sind nicht die von Gorssen ange-
nommenen Grundformen anzusetzen, also z. B. nicht "^dvicentitumus,
sondern ^viknUtimo^y woraus lautgesetzlich -ensimo -esimo sich ent-
wickelte. Desgleichen ist es verfehlt, die Zahladverbien auf -iens
alle auf lautgesetzlichem Wege erklären zu wollen, z. B. vieles aus
"^ dvicentieSj wie Gorssen thut, vielmehr haben wenige Muster, näm-
lich quinquies sexies, die übrigen mit sieh gezogen, gerade so wie
seni für die Bildung der Distributivzahlwörter typisch geworden ist.
septussis ist nicht gleich *septemassis sondern "^ septu-assis^ worin das-
selbe septU" steckt, wie in septu-ennium septu-a-ginta; nach seinem
Muster ist decussis gebildet.
Von den S. 903 f. von Gorssen aufgeführten Eigennamen
repräsentiert die große Mehrzahl selb&tändig nebeneinander her-
gehende Bildungen, so z. B. Au^tius neben Ausidiu^j Nellius Negilius
u. a., bei andern ist die kürzere Form die ursprünglichere, nämlich
bei Numsius Numisius^ Aetrius Aeterius, Bahrius Baberius^ Sestlia-
Sextilius vgl. päl. fertlid; Orcvius Licnia Ofdius Obdius neben
Orcevius Licinius Aufidius Obidius erinnern an inschriftliche Schreib-^
weisen, wie Dcumius Decmbres, und mögen den Vocal nur in der
Schrift unterdrückt haben ; bei einigen wenigen scheint mir allerdings
der von Gorssen angenommene Schwund des Vocals der nachherigen
Tonsilbe, mithin ursprüngliche Betonung der viertletzten Silbe wahr-
scheinlich zu sein, nämJich bei Cloulius CluiliuSj Cauiius Cavilius.
Ob Manlius und Manilius zusammengehören, ist sehr fraglich^
gewiss ist nur, dass man für - nl - in Manlius svarabhaktischen
Vocal anzunehmen hat, da lautgesetzlich - nl - = - H - wird.
Die Seite 904 von frugifer bis faxitur beigebrachten Fälle sind
sämmtlich hinfällig, ohne dass es nothwendig wäre, ausführlich die
(gründe aufzuzählen; nur soviel sei angedeutet, dass Gorssen hier
überall ungerechtfertigter Weise Abfall einer Silbe annimmt, sinciput
und selibra können nicht wohl^von semi- getrennt werden^ doch steckt'
in sin- und se- vielleicht die antevocalische Form sem-^ Am meisten
W^ahrscheinlichkeit hat die ursprüngliche Betonung der viertletzten
&i]be hpi mglias CIL 1, ]239, das doch wohl nur aus ^mgüiaA
2.^
154 STOLZ.
erklärt werden kann, opüer für *dui^pater ^aur-piter^ optumus neben
intohr, opitumus^ in welchem Worte G. Meyer i, wie ich glaube,
unrichtig fUr svarabhaktisch erklärt, da doch Svarabhakti gewöhnlich
aua ^aonoren^ Consonanten hervorgeht (Sievers Phonetik 213).^)
Daaa übrigens optimtis und optare nicht getrennt werden dürfen,
i»t auch meine Ansicht; aber daraus folgt durchaus nicht; dass
opitMmm die jüngere Bildung sein muss als optimiis. Vielmehr ist
opitumtis gerade so gebildet, wie legitimm, und gehört zu ops^ wie
dieses au lea^* Bezüglich der Bedeutungsentwickelung ist wohl die
alte Formel ^^Juppiter optime maxime^ am lehrreichsten ; es bedeutete
ursprünglich ,,machtvolP und konnte in der Verbindung mit dem
Superlativ maximtis leicht auch zur Superlativbedeutung kommen.
Ähnlich steht Ennius v. 45 (Ribbeck trag, fragm.^ S. 21) optumi
viri in der Bedeutung von amplissimi. Zur Verallgemeinerung der
Bedeutung mag, wie Festus 186, 19 Müll, zeigt, optatus beigetragen
haben. ^) Übrigens vgl. man gr, xqcctlotos. Unsere Erklärung ver-
trägt sieh mit der Überlieferung jedesfalls besser als die L. Meyers
in Bezz. Beitr. 6, 289 f.^)
Ursprüngliche Betonung der viertletzten Silbe ist endlich bei
dem Lehnworte balneum wahrscheinlich, das, da Vocalsynkope
gewöhnlich nach der Tonsilbe auftritt, doch wohl aus *bdl{i)neum
hervorgegangen ist, nicht wie d'Ovidio Zeitschr. f. rom. Phil. 8, 99
meint aus ^balneuMy vgl. ulna für *ul(e)na gr. äksvri. Etwas anderer
Art sind undecim quindecim, insoferne es sich hier um enklitischen
Tonanschluss handelt, obwohl nicht geleugnet werden kann, dass
sie auf *ün[om]decim *quinqu[e]decim zurückgehen. Das alte denomi-
native Verbum nuncupo muss von einem nominalen Compositum
^ntimi'CapO' ^nüm-capo = ^nün-cupo- abgeleitet sein, da es
keine andere Möglichkeit gibt, dasselbe in einer den Lautgesetzen
Rechnung tragenden Weise zu erklären. Zur Stammform numi-
vgl numi'Clatori fllr gewöhnliches nomenciu)latori Orelli-Henzen 6547
und Hi'Ugmann Morph. Unters. 2, 252. Für gleiche ursprüngliche
Uetcxuung spricht auch das alterthümliche Compositum Troiugena,
in welchem u infolge von Dissimilation für i zu stehen scheint,
^) AUerdiugt fUhrt Seelmann die Aassprache des Latein S. 251 an IN 'VI*
UlTAVJ (iuYii^U^) CIL VI, 80, OCETAVI ib. 8, 6i89 und SEPETVMIENVS Steiner
^d. iunwi^t. Hom. Danubii et Rheni.
*) OpUAtam ho^tiam^ älii optimam^ appellant earn, quam aedilis tribus con-
stitutin ho^üa optatt quam immolari velit
^) Ui^ liltyiuulQgie Büohelers Lex. Ital. XIX ^opi- boKt)Lid2:€iv ah öqfM)culi8
U^ wǤdii p uaballbar; desgleichen die Fierlingers Kuhns Zeit^obr. 27, 478.
GIBT ES WIRKLICH GAR KEINE SPÜREN ETC. 155
neben Asiagenus (vgl, Verf. Zeitschrift f. d. Ost Gymn. 1885, S, 213).
Dazu rechne man noch volksthümliches Naepori CIL 1, 1593 e von
Naevipor für * Ndevipover. Nach dem Gesagten Jst auch für
Benventod Clh 1^ 19, oinvorsei ib. 196, 19, vindemia xxud einige
andere Composita (vgl. Verf. Die lateinische Nominal composition
S. 23) Betonung auf der viertletzten Silbe völlig außer Zweifel.
Haben wir nach dem Gesagten einige der von Cörssen ins Feld
geführten Belege für ursprüngliche Betonung der viertletzten Silbe
stichhaltig gefunden^ so können wir außerdem wieder aus der
Gestaltung der nachtonigen Silbe einige Anhaltspunkte hiefiir ge-
winnen. Die griechischen Lehnwörter altlat. Älixentrom, gemein
l&t Agrigentum weisen mit Sicherheit auf ursprüngliche Betonung
Älixenter Agrigentum wegen des t = gr. € a der nachtonigen Silbe.
Die von Ritschi op. 2, 556 f., bes. 561 als älter erwiesenen und
noch lange mit auffallender Consequenz festgehaltenen Formen
henivolus malivolus^) führen mit zwingender Nothwendigkeit auf
die Betonung *henivolus ^mälivolus zurück. So lässt ferner inqui-
linus fiXr * in-quel-ino- {quel- = col-) mit Sicherheit daraufschließen,
dass das Präfix den Ton getragen hat, mithin das Wort auf der
viertletzten Silbe betönt war. Nachgeborene Bildung ist incola.
Von ^ntidpo anticessor antigerio sehe ich ab, weil hier auch aus den
Compositis wie antistes die Form anti- übertragen sein könnte,
obwohl auch hier ursprüngliche Betonung *dnticipo u. s. w. mehr als
wahrscheinlich ist. Endlich seien noch die Lehnwörter Pollux und
eupressus eryrUhnt, welche aus ihren griechischen Vorbildern TToXu-
&6U1C11C und KUTTOipiccoc nur unter Annahme einer Betonung *Po7(w)-
deuces (vgl. altlat. Polouces, plaut. Pollüces und im allgemeinen
Jordan Krit. Beitr. 29 f.) und * cüp{e)ressus zu erklären sind. Dazu
noch Acmemeno für * Ac{e)mem(e)no.
Zu den eben angeführten Spuren einer älteren Betonung des
Latein treten ferner die Perfectformen reccidi repperi rettuli, die
nur aus der Betonung der Präfixsilbe zu erklären sind, also fär
*rec{e)cidi *rep(e)puli *ret{e)tuU stehen. In ihnen den doppelten
Änlautsconsonanten des Stammes etwa aus dem ursprünglichen
auslautenden ä des Präfixes red- erklären zu wollen, geht wegen der
Präsentia recidere repellere nicht an.
^) Tgl. A. Zingerle Studien zu Hilarius von Poitiers S. 17. (S. A. ans den
SitsQngttbericbten der k. Akad. d. Wiss.) Vgl. über die Frnge aucb Corsseii A, b*
▼.'2^ 8SÖ ti; Brsäibarb- KeugeBtalitung d, lat. Ortbograpbie 179. .
1^6
STOLZ.
Auf ursprüngliche Betonung der viertletzten Silbe deutet auch
der Accent im Vocativ der io- (ursprünglich ie-) Stämme. VdUriy
wie nach der Vorschrift des P. Nigidius zu betonen ist (vgl. Gellius
XIII 26 H., Corssen 2, 811, Benfey Abh. d. Gott. Ges. d. Wiss.
17, 51, dagegen Scholl de acc. 58 f), geht, wie umbr. Fisovie
Sansie (Bücheier Umbrica 188) beweisen, auf * Valerie zurück,
vgl. noch filie bei Livius Andronicus.
Zu den hier vorgeführten Spuren einer älteren Betonungs-
weise des Lateinischen kommt nun noch als entschiedener Bundes-
genosse der umstand, dass die Schwächung der Vocale in der Zu-
sammensetzung sich schlechterdings nur aus ursprünglicher Tief-
tonigkeit der Stammvocale erklären lässt, die durch die Verbalen-
klise bedingt war, wie ich an einem anderen Orte (Handbuch
der class. Alterthumswissenschaft 2, §. 74) ausgeführt habe. Eine
Betonung * Incaedo *c6nscando u. s. w., woraus *fncido, *c6ns-
cendo und nach dem Durchdringen des - Dreisilbengesetzes mit
Beibehaltung der Vocalschwächung incido, conscöndo wurden, er-
klärt sich aber doch nur dann, wenn die Sprache überhaupt diese
Betonungsweise kannte, da nicht anzunehmen ist, dass nur für
die Formen der zusammengesetzten Verba eine derartige von den
übrigen Gesetzen abweichende Betonung zugelassen worden sei*
Nach den vorstehenden Ausführungen unterliegt, wie ich zu-
versichtlich glaube, die Ansicht, dass das alte Latein ein anderes
Betonungsgesetz hatte, wohl keinem Zweifel mehr. Dieses Betonungs»
gesetz war, wie die angeführten Reste zeigen, das der. Barytonierung :
der Accent trat möglichst weit vom Ende des Wortes zurück, daher
die Betonung der Präfixsilbe, der Stammsilbe des ersten Theiles der
Composita, der Stammsilbe des Wortes bei mehr als dreisilbigen
Ableitungen. Ganz besonders charakteristisch ist die Behandlung
der Lehnwörter im alten Latein, die ein sicher unverfälschtes Bild
der Betonungsverhältnisse jener Zeit darbieten, zu welcher sie in
den lateinischen Wortschatz aufgenommen wurden. Gerade bei ihnen
kommt aber das Princip der Zurückziehung des Accentes auf die
von der Endsilbe am weitesten entfernte zum schönsten Ausdruck.
Zugleich gewähren sie auch einen beiläufigen Anhaltspunkt für die
zeitliche Bestimmung der Wirksamkeit des älteren Betonungs-
geset'zes. Die pränestischen Bronzen, auf denen sich Alixentrom
Polouces Hercele Acmemeno finden, stammen ungefähr aus dem
5. Jahrhundert d. St», damals also war in der lateinischen Sprache
das von uns erwiesene ältere Betonungsgesats noch lebendig. Den
terminus ad quam genau «u bcttimmen^ sind wir fr<iilto>» nicht in der
GIBT ES WIRKLICH GAB KEINE SPUREN ETC. 157
Lage, jedoch war es bereits vor Beginn der literarischen Pro-
duction außer Kraft getreten '').
Zu dem vorstehenden Aufsatze füge ich noch folgende Bemer-
kungen hinzu. Zu den unverdächtigen Zeugen einer älteren Betonung
gehören unstreitig auch die Superlative maximus oxime (Paul.
Fest. 195) wniproximus^ die für *mdg{i)sumO' *6c{i)sume *pr6q{i)simo-
stehen, vgl. magis. Die spätere Sprache hat die gewöhnliche Weise
der Superlativbildung auch auf * ocu- ausgedehnt und also ocis-sime
gebildet. Die früher aufgeführte Form pr oxime zeigt uns auch den
regelrecht erhaltenen Guttural, während er in prope und propius
dem Assimilationsgesetz zum Opfer gefallen ist. Nach dem Gesagten
ist es allerdings auch sehr wahrscheinlich, dass — entgegen den
oben gegebenen Ausführungen — Corssen iuxta richtig aus * iug{i)S''ta
gedeutet hat, dessen -ta dasselbe Suffix repräsentiert, wie gr. -to
in TTpuj-TOC u. s. w. Ein weiterer Zeuge der älteren Betonung iöt
selibra, das doch nur aus *sem(i)libra entstanden sein kann. Bezüglich
der Behandlung der Lautgruppe -ml- in älterer Zeit vgl. prelum
aus *prem'lO' und Handbuch d. class. Alterthums Wissenschaft 2 §. 47.
Das inschriftliche Maurte kann nicht unbedingt als Zeuge für- die
Betonung * Mdvorte *Mdt4^{o)rte aufgerufen werden, da diese Form
auch vom Nominativ Mavors * Maii{o)rs ausgegangen sein kann.
Hingegen bietet die Vocalisation von indigeo indigito von den Simplicia
egeo *agito (Frequentativum von ^ago = aio, vgl. Corssen de
Volscorum lingua 18) wieder einen sicheren Anhaltspunkt für einst-
malige Betonung "^indigeo * indigito. Wenigstens ist das letztere
Beispiel sicher, da bei dem ersteren auch an eine Ausgleichung der
Vocalisation *indegeo -indiges gedacht werden könnte. Unsicher
ist Malies[sa] = MaXoecca Mommsen Unterit. Dial. 102 Anm.
tibrigenö, wenn die Form lateinisch ist, dann erweist sie die Betonung
* Mdliessa.
Auch die mittelitalischen Dialecte sind nicht ohne Spuren
älterer Betonung, die ich im nachfolgenden nach J. ZvetajeflF In-
scriptiones Italiae mediae dialecticae Lipsiae 1884 beibringen will.
Es sind aufzuführen Hereto (9) aus dem Gebiete der Vestiner, Popdis
(31) für * Popedies (vgl. auch osk. Pupdiis Popidiis) aus dem der
Päligner, während Cumnius (41) in seiner Deutung nicht sicher ist
') Hinsichtlich der Formen viginti triginta u. s. w., deren romanische Re-
flexe für unsere Frage nicht beweisend sind, vgl. d'Ovidio Zeitschr. f. rom. Phil.
8, 82 f. Einige noch in Betracht kommende Punkte sind in einem Nachtrage zu
diesem Aufsätze bebaDdelt.
158 STOivZ. ;
(vielleicht EigenQainie = Cominius) und Novnis (29) alö Ableitang
von *novno- nicht in Betracht gezogen werderi kann. Herclit (15)
mag eine Abkürzung sein, sowie der Vocal auch in Ptruna (28)
nicht geschrieben ist. Deutlich weist endlich das faliskische Visni
(51) auf ein ursprüngliches * Visin{n)ii, Non. Visin{n)ius.
An dieser Stelle muss auch hervorgehoben werden, dass
R. Thurneysen in seiner Schrift „der Saturnier und sein Verhältnis
zum späteren römischen Volksverse, Halle 1885" S. 31 zur Er-
klärung des Umstandes, dass die ersten Halbverse von 16 Saturnier
nur zwei Hauptaccente zu enthalten scheinen, sich auf die ^wahr-
scheinliche Annahme'^ beruft, dass „einst alle lateinischen Wörter
den Ton auf der ersten Silbe trugen". Versanfänge, wie bicorpores
Gigantes lassen noch eine RemiuisccDz an die alte Betonung
*hicorpores erkennen, und mit Thurneysen ist zu lesen btcörpores;
dieser „Nebenton kann als ein Residuum des alten Accents
betrachtet werden" (prosodia media).
Zum Schlüsse noch folgende Bemerkung. Ob wohl das Verwandt-
schaftsverhältuis der etruskischen Sprache zu den italischen Dialecten
auch jetzt noch durchaus nicht sicher steht, mag doch an dieser
Stelle darauf hingewiesen werden, dass vornehmlich die Behandlung
der griechischen Lehnwörter auch für das Etruskische dasselbe
Princip der möglichst weiten Zurückziehung des Accentes nach
dem Anfange [des Wortes, beziehungsweise Betonung der ersten
Silbe erweist; vgl. Müller- Deecke die Etrusker I* 52, Deecke
in Bezzenbergers Beitr. 2, 176, Pauli Altitalische Studien 3, 128.
Innsbruck.
FR. STOLZ.
Zu den lakonischen Inschriften.
1. Die zuerst von Röhl S* 184 Nr. 61 A (Imag. inscr. Graec.
ant. S. 21) nach einer Abschrift- Purgolds und danach auch von
Cauer, Delectus* Nr. 5 und Loewy, Inschriften griechischer
Bildhauer Leipzig 1885 Nr. 34 (S. 29) veröffentlichte Inschrift
bietet auf einem Marmorsockel die Worte: Eöjliu6i[c] ÄirövaPe.
Röhl und ihm folgend auch Cauer und Loewy erklären ,d7rövap€'
durch ffecit^ und sehen also darin die Unterschrift des Künstlers,
wie in zahlreichen anderen Fällen.
Zunächst ist im allgemeinen bemerkenswert, dass nach den
genauen Zusammenstellungen Löwys S. XIIT f. das Wort dirövape
sonst auf keiner Kttnstlerinschrift erscheint, die überhaupt in der
weit tiberwiegenden Mehrzahl der Fälle als verbum proprium flir
die Thätigkeit des Künstlers TroieTv aufweisen, und zwar ist das
Verhältnis im sechsten Jahrhundert 15 ttoi^uj zu 4 anderen Aus-
drücken, im 5. Jahrhundert^ welchem unsere Inschrift angehören
wird, 28 : 5. Die folgenden Jahrhunderte sind in der Verwendung
des Verbums iroieiv noch oonservativer. iroveGe erscheint in ganz
anderem Sinne. (Cauer ^83).
Und mit welchen unüberwindlichen Schwierigkeiten hat man
bei der Erklärung des dTTÖvape im Sinne von fecit nicht zu
kämpfen! Da ist zunächst das Augment d-, das nach dem heutigen
Stande des Wissens höchstens als dialectisch, dann aber nicht als
lakonisch, sondern nur als elisch betrachtet werden könnte, vgl.
papTOV cpdp€iv, obgleich die eben angeführten Beispiele wegen des
folgenden p nicht vollständig stimmen. Übrigens genügt ein Ver-
weis auf G. Meyer Griech. Gramm. §. 472, wo auch hinsichtlich des
von Röhl angeführten }x diroecev oder jid irdecev IGA 557 die
richtige Aufklärung gegeben ist, von der allerdings weder Röhl
noch Cauer unbegreiflicher Weise Notiz genommen haben.
Noch größer aber ist die zweite Schwierigkeit in dem Worte
dirdvape, die Erklärung des p, worüber sich Röhl mit den Worten
hinweghilft: de littera p {cave conicias 0) viderint alii^. MüUensiefens
Arbeit [Dissertationes Argentoratenses selectae VII, 1 f.] ist mir
im Augenblicke nicht zur Hand, jedoch hat er, wenn unsere Inschrift
in den Addenda noch angeführt ist, wie ich glaube, auch keine
160 siy>LZ.
weiteren Versuche der Erklärung des dirövapc gemacht. Man
könnte p durch Hinweis auf kork. TXaciapo, kjpr. Tipoxccpipoc,
argivisch iiioifr]l' stützen wollen, in welchen p nichts anderes zu
bezeichnen haben wird , als das spontan zwischen den beiden Vo-
calen entwickelte Reibungsgeräusch. Indes ist auch in diesen Fftllen
wenigstens zum Theil eine andere Erklärung nicht unwahrscheinlich
(Spitzer, Lautlehre des arkad. Dial. S. 51). Selbst in diesem Falle
dürfte man jedoch wegen des anlautenden d dirovapc nicht von
TTOvdüi herleiten, dessen sich die Dorier statt iro veui bedient zu haben
scheinen f wie Ahrens de diaL dor. S. 148 wahrscheinlich macht
Vielmehr müsste man das anlautende ä- fur lang nehm^i und
äirövope als Imperfectnm von ^diroväui, abgeleitet von ^äirovoc
in dem Sinne von »voller Mühetf, erklären. dTrovoc mit d copula-
tiKum neben dTrovoc mit d privcUivum könnte ebensogut bestanden
haben, wie dßioc nach Harpokration und Hesjchios in dem Sinne
von ttXoucioc neben dßioc in der gewöhnlich üblichen Bedeutung
wie djovov iriiTCtvov f\ ttoXutovov Hes., das Clemm, dessen
Abhandlung in Curtius Studien 8, 90 f. hierüber zu vergleichen ist,
mit jCum seminünts^ erklärt. Auch mag auf die doppelte Bedeutung,
von dtovoc, Dungeboreni^ f 40 (mit der Mehrzahl der alten und
neuen Erklärer) und »ohne Nachkommen^ hingewiesen werden.
Hinsichtlich der Art der Zusammensetzung könnte man unser
vorauszusetzendes ^dTrovoc außer mit dem schon angeführten
dßioc noch mit dßpo^oc und auiaxoc vergleichen, in denen
sicher d- als copulativ aufzufassen ist.
Wenn so auch eine Möglichkeit angedeutet wäre, vielleicht
die von früheren Erklärern gegebene Deutung zu halten, eine Mög-
lichkeit, auf die ich übrigens nicht viel gebe und die anzuführen
ich nur der VoUätändigkeit halber nicht unterließ, glaube ich auch
eine positive Aufstellung machen zu können, die unsere Aufschrift
erklärt. Hiebei ist es nur nöthig, von dem Glauben abzugehen, dass
Euuu8i[c] der Name des Künstlers sein müsse. Dass nicht
der geringste zwingende Grund für diese Annahme vorliegt, wird
jedermann gerne zugeben, der erwägt, dass eben die Ansetzung des
Eumythis als Künstler nur auf der von uns behandelten Inschrift
beruht, während ein literarisches Zeugnis nicht vorliegt. Man wende
nicht ein, dass auch eine stattliche Keihc anderer Künstlernamen
uns nur durch Inschriften allein bekannt ist: ja freüich, wenn
das bekannte etroiiice oder tiroiei u. s* w. gebraucht oder auf
andere unzweideutige Weise der Eigenname als Name des Künstlers
gekennzeichnet ist, dann werden wir keinen Augenblick Bedenken
zu DEN LAKONISCHEN INSCHRIFTEN. 161
tragen, einen inschriftlich überlieferten Namen in unser griechisches
Künstlerlexikon aufzunehmen. Von all dem liegt aber in unserem
Falle nichts vor. Der Marmorsockel sagt uns nicht, was er einst-
mals getragen habC; aber er nennt uns den Namen des Mannes
(oder der Frau?) der (bez. die) einstmals das auf ihm ruhende
Weihgeschenk aufgestellt hat, also den Namen des Dedicanten
(bez. der Dedicantin).
Diese Auflassung unserer Inschrift ist dadurch geboten, dass
wir dabei für dirövape eine Erklärung aufzubringen vermögen,
welche nicht gegen Sprach- und Lautgesetze verstößt. Ich sehe
nämlich nicht ein, was uns hindert anzunehmen, dass in -vape das
von Hesychios überlieferte vaueiv* iKeieueiv stecke (Schmidt 3,
S. 141, 115 und 2, 84, 2612). Die Erklärung des alten Lexiko-
graphen wirapä TÖ ^7Ti Tf]v ^ciiav KaiaqpeuYCiv touc iK^ract*
mag im ganzen das Richtige treflfen, da ja die Grundform von
vaöc veibc *vap6c ist, das deutlich genug in dem äolischen
vaOoc vorliegt (Meister Griech. Dial. 1, 111).
Für unser *(iTrovapüj gewinnen wir die Bedeutung ?? weg-
beten«, wsühnenw, nzur Sühne aufstellen oder weihen«. Ganz ähn-
lich bedeutet aqpiepouj «sühnen«, «durch Sühne entfernen«, «weihen
widmen«. Somit stand ursprünglich auf dem Marmorpostament ein
Sühü- oder Weihebild, das Eumythis aufgestellt hatte.
Ein Punkt allerdings macht auch so noch Schwierigkeiten,
das Fehlen des Augments. Indes wird man hievon absehen dürfen,
wenn man bedenkt, wie ungemein lückenhaft die Überlieferung des
lakonischen Dialect es ist, so dass wir ganz und gar nicht in der
Lage sind, über die ursprüngliche Gepflogenheit desselben hinsicht-
lich des Augmentes zu entscheiden. Jedesfalls konnte eine Weih-
inschrift leicht von dem epischen Dialekte beeinflusst werden, der
häufig genug aus den metrisch abgefassten Dedicationen hervorguckt.
Nach den eben gegebenen Auseinandersetzungen zweifle ich
nicht, dass der Name Eumythis, falls nicht triftigere Beweise bei-
gebracht werden, in Zukunft nicht mehr unter den Namen der
griechischen Künstler aufgeführt werden wird.
2. Desgleichen will ich auf einen anderen merkwürdigen Fall
inschriftlicher Überlieferung aufmerksam machen, um dadurch das
Interesse weiterer Kreise anzuregen. Höhl IGA Addenda nova 49 a
(S. 184) = Imag. 20, 2 = Cauer del. ^ 1 ist eine linksläufige, wie
es scheint, vollständige Inschrift mit dem Wortlaute: AIOHIKETA ||
AIOLEY0ER I , welche beiden Worte Röhl und nach ihm Müllensiefen,
dessen chronologische Gruppierung der lakonischen Inschriften eben
Wien. Stud. VIII. 1886. 11
162 STOLZ, zu DEN LAKONISCHEN INSCHRIFTEN.
durch diese erst in den Addenda mitgetheilte Inschrift einen be-
denklichen Stoß erleidet; in dem Sinne von Aioc iK^ra Aiöc
dX€u8€pi(ü)) fasste. Es müsste hier also sogar schließendes c nach
einem Vocal und vor vocalischem Anlaut des folgenden Wortes,
wie intervocalisches c, in Spiritus asper verflüchtigt und im zweiten
Falle sogar nach weiterer Verflüchtigung des letzteren Krasis ein-
getreten sein. Ich muss die Zulässigkeit dieses Vorganges bestreiten
und bringe zu diesem Zwecke folgende inschriftliche Beispiele als
Belege dafür bei, dass schließendes c, auch wenn das folgende Wort
mit vocalischem Anlaute beginnt, im Lakonischen erhalten bleibt.
Ich stelle voran Röhl IG A 61, Cauer^ 6: 'OTiopic dveOeKC Aijuvdii.
Besonders aufiällig ist das viermal vorkommende auTÖc dvioxiov
(nicht dvioxiov, wie Cauer hat, vgl. das Apographon bei Röhl und
G. Meyer Gr. Gr. §. 178) auf der Siegesstele des Damonon (Röhl
IGA 79, Cauer» 17) Z. 8, 14, 20, 32 neben viKddc üooibaia
^vdßdaic u. s. w. Wäre Röhls Erklärung der erstangeführten
Inschrift richtig, so müsste unbedingt *auTÖ dvioxiov oder *au-
Tovioxiov erwartet werden. Man vergleiche ferner noch Röhl IGA
87, Cauer» 20, 2: Aivriiac iv ttoX^jliuj. Ich begnüge mich, durch
die angeführten Beispiele nachgewiesen zu haben, dass die von Röhl
versuchte Deutung jener alten Inschrift nicht angeht.
Wie aber ist dieselbe nun zu erklären? Ich gestehe offen,
dass ich keine rechte Möglichkeit sehe. Oder sollte etwa * Alui ein
nach Analogie der o-Stämme gebildeter Genetiv sein, wofür aller-
dings kein Beweis vorliegt? Darf man an lat. lovos Eph. ep. 1,
14 no. 21, lovo Hermes 19, 453 erinnern? Vielleicht gelingt es dem
Scharfsinne anderer Kenner des Griechischen dieses Räthsel zu lösen.
Innsbruck, Ende November 1885. FR. STOLZ.
Miscellen.
Zu Apollonios Rhodios.
Dass in der homerischen Odyssee u 77 die überlieferte
Schreibung
Toqppa he idc Koupac apTiuiai dvripeiipavTO
nicht möglich ist, hat Fick in seinem sensationellen Buche *die
homer, Odyssee in der ursprünglichen Sprachform' p. 2 sattsam nach-
gewiesen. Es ist dies eines der Ergebnisse dieser sonst so vielfach
zum Widerspruch reizenden Publication, denen sich Jedermann aus
voller Überzeugung wird anschließen können. Fick hat die bisher
unangetastet gebliebene falsche Vorstellung von einem Zusammen-
hang der Form dvr|peiipavTo mit dpeiTru) 'zertrümmern' gründlich
widerlegt — denn bei Lobecks Bemerkung Rhemat. 43 'epeiipai est
deicere, dvepeiipai sustollere et in altum levare* wird sich jetzt wohl
niemand beruhigen — und gezeigt, dass nur ein vollvocalischer
Stamm dpeira- oder epeira-, der auch in dpiraX^oc und dpirdCuj steckt,
hier angenommen werden könne. Die durch die Confusion mit
epeiTTUJ entstandene Unform dvTipeiipavio verändert er daher mit
vollem Rechte in dvr|p^vj;avTO, zumal sich bei Bekker Anekd.
Gr. I 401 die Glosse dvepeipdjuevoi * dvapTrdcavrec vorfindet. Dem-
gemäß sind auch die übrigen einschlägigen Stellen bei Homer zu
emendieren und es ist Y 234 a 241 h 727 H 371 dvTip^vjiavTO statt
dvTipeivjiavTO zu schreiben. Ich bemerke noch, dass das Verbum in
dem auf Herodian basierenden Scholion zu Y 234 erklärt wird mit
TOUT^CTi TÖ dvf^pTracav. Die Ficksche Entdeckung muss nun an
Probabilität wo möglich noch gewinnen, wenn sich auch handschrift-
lich Spuren nachweisen lassen, die uns auf die richtige Form des
Verbums hinweisen. Für Homer ist dies leider nicht der Fall.
Im Texte des Hesiod jedoch hat sich, worauf Fick selbst schon
hinwies, Theog. 990, wo das in Frage stehende Wort einzig vor-
kommt, in der der besseren Classe angehörig en Handschrift V (=:
Venet. IX 6) die ursprüngliche Form dvapeipajLi^VTi erhalten;
eine willkommene Bestätigung dieser Bildung ergab die von mir
jüngst vorgenommene Neuvergleichung des gleichfalls die bessere
Überlieferung repräsentierenden Cod. (= Vatic, gr. 915), wo
wiederum das postulierte dvapeipaju^VTi vorliegt, während die
älteste Handschrift M (= Laur. XXXII 16) allerdings die Cor-
ruptel dvepeiipajLievTi bietet. Mit dieser Stelle ist ein Fragment
aus dem Katalogos (Fr. 127 meiner Ausgabe) zu vergleichen, welches
11*
164 MISCELLEN.
Wilamowitz überhaupt auf die Theogoniestelle bezog (bei Pausan.
I 3, 1 erhalten): K^qpaXov ov koiXXictov Tevöjiievöv cpaciv utto 'Hjuepac
dpTTQcGfivai. Noch erfreulicher aber ist es, dass sich auch bei
einem Epiker der alexandrinischen Epoche, ApoUonios Rhodios,
deutliche Spuren der richtigen Fassung in der Überlieferung vor-
finden. Denn hiedurch gewinnen jene Correcturen nicht nur neuer-
lich noch größere Berechtigung, sondern wir haben damit auch eine
gewisse Gewähr, dass noch zur Zeit der Alexandriner die ursprüng-
lichen Formen gekannt und vielleicht im richtigen Zusammenhange
mit dem ihnen zugrunde liegenden Wortstamme gefühlt wurden.
Freilich hat Aristarch dvTipeivjiavTO geschrieben nach dem Schol. des
Herodian zu Horn. Y 234 ('ApiCTapxoc jiiev ev Tioiei tö dvTipei-
vpavTo) und nach dem Schol. des Didymos zu b 727 ('6Lvr]Qe\\\favio
GüeXXai' f] xapiecrepa toiv 'Apicrdpxou), aber ApoUonios Rhodios war
ja auch Homerkritiker und er wenigstens scheint im homerischen
Texte das Richtige gelesen zu haben. Die für die be regte Frage
in Betracht kommenden Stellen aus seinen Argonautika sind
folgende :
A 213 sq. heißt es von der Oreithyia im Merkeischen Texte:
fv0' apa Trjv fe
OpTiiKioc Boper|c dvepeiiparo KeKpoTriTi0ev
^IXiccoö TTpoTüdpoiGe XOPMJ ^vi biveiioucav.
So bietet nun allerdings die wichtigste Handschrift L (Laur.);
aber im Laur. XXXU 16 (saec. XIII) steht dvepevpaTO und die
Corruptel des neben L maßgebendsten Codex Guelferbytanus ^dveGp^-
ipaio' zeigt deutlich, dass sie aus der Leseart dvep^vpaTO hervor-
gegangen ist.
Noch viel günstiger steht es mit einer zweiten Stelle A 917 sq.,
wo von Butes, einem der Argonauten, welcher, von dem Gesänge
der Seirenen bezaubert, zu ihnen hinüberschwimmt, folgendes erzählt
wird :
dXXd jLiiv oiKieipaca 0€d "EpuKOC jiiebeouca
KuTipic fr* ^v bivaic dvepeiipaio Kai y kdujcev
TTpöqppuiv dvTOjLi^VTi AiXußTiiött vaie'jLiev uKpriv.
So die Herausgeber. Aber hier ist jenes dv€peii|;aTO in keiner
der beiden besten Handschriften wirklich überliefert, sie bieten
vielmehr übereinstimmend diesmal dvep^i|;aTo. Wir haben hier dem-
nach die richtige Fassung (und zwar vom Stamme epcTr-) erhalten.
Ebenso weist auf diese Leseart als Vorlage eine Corruptel, die sich
in einigen schlechteren Codices vorfindet ^dveTpeipaio*, die ebenso
durch den Unverstand der Abschreiber entstand wie dv€0p^ijiaTO
an der früher erwähnten Stelle im Cod. Guelf. Die Unkenntnis
jener Form veranlasste in anderen Handschriften der schlechteren
Classe sogar die Interpolation dvepiicaro. Sämmtliche Herausgeber
hielten Piersons Änderung dvcpeiipaTO für die vera lectio.
Diesen zwei Stellen der Argonautika gemäß, wo demnach
dvep^ipaTO in den Text zu setzen ist (wofern man nicht wegen
der Gleichmäßigkeit mit den erwähnten homerischen und hesiodi-
MISCELLKN. 165
sehen Formen die Bildung vom Stamme dp €Tr — dvapeipaio, ohne
Augment — vorziehen will), rauss nun auch noch eine dritte
emendiert werden, wo die landläufige Confusion mit ^peiTiU) sich
durchwegs, wie es seheint, eingeschlichen hat. B 502 ff. heißt
es von der durch Apollon entführten Nymphe Kyrene:
auTotp 'AttöXXujv
Tr|v Y* dv€p€ii|;ajLi€voc TiOTajuuj ^m TioijLiaivoucav
TTiXdGev Aijuovir|c xöoviaic TrapaKdiGeTo vüjLicpaic,
ai AißuTiv dv^juovTo Tiapai Muptiuciov amoc.
Auch hier ist nunmehr dvep€i|;djLievoc (oder dvapei|;djLi€VOc) zu
schreiben.
Prag. ALOIS RZACH.
Zu Aristoteles Rhetorik I 14, 1375 a, 15.
Mit Rücksicht auf 1374 b 27 (dm oikqiocuvtic be TouvavTiov)
und mit Anwendung des gesunden Menschenverstandes kann es an
unserer Stelle nur so lauten, wie QZ^ et pr. Y^ bieten. Denn
unter der Voraussetzung, dass derjenige, welcher nicht aus Zwang
gerecht ist, besser ist, als derjenige, welcher es aus Zwang ist, muss
natürlich wieder derjenige ein größeres Verdienst haben, welcher
die ungeschriebenen Gesetze befolgt; der andere, welcher bloß die
geschriebenen (Zwangs-) Gesetze einhält, wird dem ersteren nach-
stehen, soweit es auf die moralische Beurtheilung beider ankommt.
Wenn nun aber beide etwas sich zuschulden kommen lassen, so
fallt natürlich wieder auf denjenigen die größere Schuld, welcher
das verbricht, was unter allen Umständen strafbar ist (1375 a 16 f.),
d. h. auf den, der sich gegen die geschriebenen Gesetze vergeht.
Man wird also Tpa^P^^eva schreiben müssen. Man wende nicht ein,
dass auf anderem Wege, nämlich dadurch, dass statt Trapd mit QA*^
7T€pi geschrieben werden solle, abgeholfen werde. Denn erstlich wäre
7T€pi nicht mit 17 f. im Einklang, und dann muss bemerkt werden,
dass auch andere Interpreten, z. B. Daniel Barbarus (Lugduni 1544)
unsere Lesart vor Augen hatten. Letzterer übersetzt: Ac-
eusatur interim quispiam, quod scriptis modo legibus pareat. Für
unsere Annahme ist aber auch die Lesart von QA° ein Beweis, da
der betreffende Abschreiber offenbar nur deshalb Tiepi aufgenommen,
hat, weil er ebenso wie wir mit der Lesart irapd id ÖTpatpa
nicht auskommen konnte. In gleicher Weise hat Spengels lat.
Übersetzer: et quod circa non scripta iusta sive maius est, wo
übrigens wieder eine Handschrift (M) quod essent scripta bietet,
Ried. J. ZAHLFLEISCH.
166 MISCELLEN.
Zur Anthoiogia iatina c. 683 R. (Bährens Poet iat. min. ill 245).
Dieses Gedicht steht auch in dem Petropolitanus F XIV 1,
den Leo in seiner Ausgabe des Venantius Fortun atus p. VIII be-
schrieben haty und zwar f. 132^ und 133^ unter anderen Epitaphien
ohne Aufschrift. Die Varianten sind (mit Rücksicht auf den Text
bei Riese) folgende : 3 ergo (r eras,) — urbi 8 Ridebam 10 mobiii-
tate tibi 13 tragia quoque uoce 15 habitu — loquentis 17 Speciem-
que nostra — imagos 18 esse 20 compta 21 nostra videbantur 22
raptus 23 tristi tristatus 25 und 26 uitales. Der Codex bestätigt
also die Conjecturen 'uoce' (13) und Vaptas* (22) des Pithoeus.*)
Wien. KARL SCHENKL.
Handschriftliches zu lateinischen Dichtern.
I. Ein Fragment von Statins' Thebais aus dem IX. Jahrhun-
dert enthält der Codex Q.^ 8 der Cathedralbibliothek von Worcester.
Es ist ein Quaternio in Großoctav, der mit der Aversseite des letzten
Blattes an den rückwärtigen Deckel geklebt ist und weder dem
Inhalte noch dem Alter nach zu der viel jüngeren Haupthandschrift
in irgend einer Beziehung steht. Die einzelnen Seiten unseres Frag-
*) Ich gebe hier nach Einsicht des Codex einige Nachträge und Berichti-
gungen für die Bd. Ill S. 143 mitgetheilte Collation der aenigmata des Sjmphoaius :
V. 13 nee (c eras.) 14 attullerim 17 quod (non in ras.) 18 in mg. dextro stilü w'
— 6go (g add. w' in ras. ut videtur) 19 utraque (rn^, utrique m*) — diuersa et
munera 27 magnas (a alt. ex u) 28 domos (o alt. ex u) — seclndo (s ex r) 39
faciae (a eras.) 41 dant {s. v. w*) — lumen {ex lunem w*) 47 pati (s. v, in*) possum
(s prior s. v. m^) 48 Flumen piscis — domus *** (aui ut videtur eras.) nat, 58
eram {om. iam) matris 73 quasi (i eras.) se laudet et ipsa 84 Inproba {ut apud
Biesium) 86 submoueor (mo s. v. w*) 87 n (m*, sed post add.) 97 Utraque — con-
plexa (plexa m* in ras., pulsa m*) 102 hospes (e ex i m^) 103 conpleto (n mut
in m et Vi scr. super alt. o m^) saculis (t supra 1 m^) 104 armatas (s post add.)
110 maBes (R m^) 112 mons sum (sed non sum s. v. m^) nomine 121 super {s. v.
OT*) 128 ec (ex m^) 130 uento uentoqae sum (sum in ras. m*) 134 feror (uehor w*)
a
— quo (a w*) 160 terr§ (rre in ras.) 153 fiola (u supra f m*, a m* ex corr.) 156
nemoris (i ex u) 161 frondis (s post add.) 162 cognatus (a ex i tn^) eois (m^, ex-
his vel exis? w*) 176 sepulchra 177 mucronis (er in ras. unius litterae)^ 182 fa-
ciem (e ex a w*) 183 quondam dum (m*, qua dudum m^) 186 Claus 190 uersicolor
(o alt. ex u wi*) 194 in auras add. m^ 196 sobolem (o alt. ex um') morsu {npost
add.) 197 quia (i S. v.) — dentis (i ex e w') 202 in om. ante mediis 209 aequora
(a prior eras.) 210 pennis (e ex i ut videtur) 219 Prospicior (o alt. ex a) 228 Mensa (r
supra n m*) 230 Etlabor (t eras.) 237 crudelis ospis (hospes m^) 238 Adfines (e ex
i ut videtur) 262 micentnr 269 prima legitur {add. w^ prima in ras.) 286 uarica
294 metuendus (t eras.) 299 ante 298 299 Que id quod habet uendit (lac. 3 uel
4 litt.) habet nnde parabit, 303 De VIII. toUas VIL et \I. remanent 304 tenens
305 Sublatis (1 ex c m^) 307 nobis nobis (a/^ eras.) 317morti post tempera mortis.
Dann schreibe man noch S. 144, letzte Z. v. u. thoro, maritam und S. 145 Z. 3
ti
V. o. mulum. Die erste und zweite Iland in den Correcturen lässt sich nicht immer mit
Sicherheit unterscheiden. Bemerkenswert ist v. 237, wo der Codex das, was Hen-
mann hergestellt hat, 'cnidcli sospes', wirklich überliefert.
MISCELLEN. 167
mentes enthalten je 25 Zeilen; da der Text mit II, 70 anfängt, so
ergibt sich leicht, dass vorher zwei Qiiaternionen verloren gegangen
sind, welche die 720 Verse des ersten Buches und die ersten 69 Verse
des zweiten enthielten, wozu noch 11 Verse für die Titel zu rechnen
sind (720 + 69 + 11 = 800 = 32 X 25). Um das Pergament dem
Format der Handschrift anzupassen, ist es stark beschnitten worden,
daher die auf den geraden Seiten stehenden Verse, wie 95 — 119,
145 — 169 u. s. w. am Anfange um 6 — 8 Buchstaben »verstümmelt
sind. Die letzte lesbare (15.) Seite schließt mit v. 444.
Da mir nur beschränkte Zeit zugebote stand, konnte] ich
bloß die Verse 70 — 285 vergleichen. Für die Collation musste ich
eine italienische Ausgabe der gesammten Poetae Latini benützen, die
mir jetzt nicht zur Verfügung steht; ich führe daher im folgenden
nur diejenigen Lesarten an, welche ich mir ausdrücklich notiert
habe, unter Hinzufügung einiger aus Müllers und Kohlmanns
Apparat geschöpften Verweisungen, welche die Einreihung unserer
Handschrift unter die schon bekannten Codices erleichtern sollen.
Zugrunde gelegt ist Kohlmanns Text.
V. 70. Archadiae — 72 euchie — 73 transmts*ere — tiriis —
77 tum (= codd. dett.) — 80 Inpulerat (durch Rasur in innmerat [?]
corr.) — hacho — citheron — 81 rodopen (d in Rasur) — 85 iacki —
88 Instaurarae — 92 nihil] mihi — 93 Corda capit tunc ille {=
cod. Roff. [r]) — 94 a*t m\ aH m^ — ne* — 99 gaucaeque (corr. m*)
— 101 exprimere (== r) — 105 s* iam m\ sui iam m^ — 111 sacer
— 113 tideus — 118 fide** receptis (fede m*) — 122 Deripuit m^
{Dir. m^) — diriqiie {i^ in Rasur) — 124 perfudit (== r) — 126
monstris plenus uaciiumque (= r) — 127 Excuciens — 133 consummit
(= r) — 134 migloniis {d über l m^) — 135 Inpulerat (= r) —
140 uetet (m^ aus H(^) — 141 talaictudes — 150 archanas — 153
atra — 155 domus (= P) — 156 plebisque (plebisque P) — 161
agnoscere (= r) — 162 artiis — 164 opida (corr. m^) — 166
2n*seisque — 170 Dii — 176 praecordia (= r) — 178 cedit — 183
Histmos (= r) — 187 tebane — 189 Sübicit — saceros (corr. rn^) —
190 quanquam — 192 adf. — cesere (corr. m^) — 194 notf'o — 219
phoroneos (n aus s m*) — 221 chorebus {= r) — 221 \matrum —
228 Argodes (corr. m^) — 237 phobi (corr. m') — 239 arachinto —
242 Transsumere ctilttis — 243 f*aretras (= r) — 252 monychiis
— 253 fehlt — 254 adhol. — 262 euchippi — 261 iuba aus tibi m^
— 265 tum — donata m*; donantem m^ — 267 Harmonae {Har-
m*on*ae B) — 270 capto (o m^ aus a) — 272 Herminq — 274
felchines {telech. m^) — 276 archano — 276 zmaragdos (smar. m^)
— 281 frixei — 283 Tisiphone* — 284 Ungunt (= r) — perfudit
Zwei Resultate sind es, die sich aus den Lesarten unseres
Fragmentes für die handschriftliche Überlieferung der Thebais er-
geben. Einerseits iässt sich nicht verkennen, dass die Handschrift,
welcher das Fragment von Worcester einst angehörte, mit dem
Codex Rofiensis des brittischen Museum (15 CX) aus dem X. Jahr-
168 MISCELLEN.
hunderte auf das engste zusammenhängt, wenn auch an directe
Descendenz nicht gedacht werden kann (vgl. namentlich v. 253,
der in unserer Handschrift fehlt, im RofFensis aber erhalten ist).
Indes' gewinnen wir wenigstens für das Alter der Textesrecension
des Roffensis ein weiteres Jahrhundert, ein Umstand, der nicht ganz
bedeutungslos ist. Anderseits fehlt es nicht an Anhaltspunkten
dafür, dass der ältere Zeuge sich der besseren Recension in einigen,
wenn auch wenig gewichtigen, Punkten nähert. Das fortwährende
Umsichgreifen der Interpolation im Mittelalter, wie wir es gerade
an den Statiushandschriften beobachten können , erhält auf diese
Weise einen neuen Beleg.
IL Der Codex Are. 2. 2 des Sion College in London saec.
XII exeuntis (oder XIII?) enthält unter anderen Stücken auch das
Epitaph Kaiser Heinrichs III. Vgl. darüber Dümmler im Neuen
Archiv I, 179. Ich gebe im folgenden die Varianten zu Burmanns
Text in der Antholog. Lat. II, 153.
V. 2 in modico clauderis antro — 4 tollit •— Nach v. 4 folgt
V. 9flf. — 13 Leges a senibus patribm auctas — 14 lassata diu —
15 reformant — 16 causis — 19 Romanis — arcus — 20 Ac —
Nach V. 20 folgt 5 — 8 — 6 fehlt ~ 7 Desolata prius — 8 lan-
guens — nach v. 8 folgt Sino (?) se uidu» (der lelzte Buchstabe un-
deutlich) lumine plangit — 22 Vel — 23 y 24c fehlt — 25 lenis —
27, 28 üt qui non timuit, iure doleret^ et qui non doluit, iure timeret
— 30 Et defecta duo numina luge — 31, 32 fehlt.
Wien. HEINRICH SCHENKL.
Zu Cicero de divinatione II 59, 121.
lam ex insanorum aut ehriorum visis innumeräbilia coniectura
trahi possunt, quae futura videantur. quis est enim, qui totum diem
iaculans non aliquando conlineet? Die älteren Kritiker nahmen
an dieser Überlieferung keinen Anstoß ; erst seit dem Vorgange
Christs statuieren Baiter und Müller nach dem Worte videantur
eine Lücke, die sich Christ also ausgefüllt denkt: quid igitur mirum
est, si qu,ae somniantibus vera videantur? Doch ist diese Ergänzung
logisch unmöglich, weil der Sinn des vorausgehenden Gedankens
oflFenbar nur der ist, dass sich die Visionen irrsinniger oder trunkener
Menschen tausendfach auf zukünftige Ereignisse deuten lassen,
keineswegs aber, dass sich dieselben manchmal erfüllen, woraus
offenbar Christ den Schluss zog: Was Wunder, wenn auch den
Träumenden sich manchmal die Träume erfüllen? Deshalb kann
ich auch nicht der gegen Christ gerichteten Argumentation Zöchbauers
(VI. Jahresb. d. k. k. Qymn. in Hernais 1878) beipflichten, welcher
das Causalverhältnis zwischen den beiden Gedanken deshalb im-
denkbar findet, weil ihr Inhalt den eigenen Worten des Sprechers
Bohnurstraks entgegenlaufe, und zwar §. 120: quid dicam insanis.
MISCELLEN.
169
quid ehriis quam muUa falsa videantur und §. 122: quodsi insanorum
visis fides non est hahenda, quia falsa sunt, cur credatur somniantium
visis, quae multo etiam perturbatiora sunt, non intellego. Denn es
bedarf keiner weiteren Bemerkung, dass die beiden Gedanken nicht
das Gegentheil von §. 120, 122 enthalten. Zöchbauer selbst meint,
der ganze §. 121 enthalte nichts als ein buntes Gewirre un-
vermittelter Gedanken und es scheine ausgemacht, dass wir den
Text hier nicht in seiner ursprünglichen, sondern in einer, sei es
durch Umstellung, sei es durch Einschiebung zerrütteten Gestalt
vor uns haben. Doch behauptet er die Stelle dadurch wenigstens
lesbar zu machen, dass er den Schlusssatz des §. 121: quodsi ceteris
temporibus falsis visis credendum non est, non video, quid praecipui
somnus hdbeat, in quo valeant falsa pro veris, an die Spitze stellt
und den Satz iam ex insanorum. .. videantur in den §. 122 hinter
maiores enim versetzt. Ich will nicht auf diese Hypothese des
näheren eingehen, sondern eben nur, worum es sich hier handelt,
hervorheben, dass nach wie vor das Causal Verhältnis der beiden
ersten Sätze des §. 121 für uns ein non liquet bleibt. Zur vollen
Geltung jedoch gelangt, wie ich meine, das enim dann, wenn wir
den Satz quis est enim. . . conlineet nach totas nodes evadere
versetzen, Cicero exemplificiert ja seine über die Traumseherei
aufgestellte Behauptung an analogen Beispielen des Lebens und
meint, dass, wenn bei der Unzahl von Träumen, die wir fast jede
Nacht haben, hie und da mancher sich erfülle, dies ebenso ein Spiel
des Zufalles sei, wie etwa ein Schuss ins Schwarze oder der Venus-
wurf im Würfelspiele, wobei temeritas et casus^ nicht ratio et con-
silium (II 41, 85) walten. So reihen sich die Beispiele passend
an einander, und auch das totum diem iaculans steht dann ganz parallel
dem totas noctes dormimus und weist unzweifelhaft auf die gegen-
seitige Beziehung beider Gedanken hin. Nothwendige Satztrans-
positionen aber sind in der Textkritik der Bücher über die Divination
keine Singularität. Was endlich den Satz iam ex insanorum . . .
betrifft, so schließt sich derselbe gleichfalls an das Vorausgehende
passend an. Der Gedankengang ist dann folgender: Mit dem-
selben Rechte, erörtert Cicero in §. 120, wie aus Träumen lassen
sich auch aus Sinnestäuschungen Schlüsse auf die Zukunft ziehen,
wie die scheinbare Bewegung solcher Gegenstände, welche stille
stehen, eine Erderschütterung oder plötzliche Furcht, oder ein Licht,
das wir bei einem gewissen Blick des Auges gedoppelt sehen, bürger-
liche Trennung und Aufruhr bedeuten kann. Ferner können die
Erscheinungen, welche Wahnsinnige oder Trunkene haben, tausend-
fältig auf die Zukunft gedeutet werden.
Olmütz. F. DRECHSLER.
Zu Cornelius Nepos Milt. 5, 3.
Dein postero die sub montis radicibiis acie regione instruda non
apertissima proelium commiserunt — namque arbores multis locis erant
170 MISCELLEN.
rarae — , hoc consilio, ut et montium altitudine tegerentur et arborum
tractu equitatus hostium impediretur, ne multitudine clauderentur.
Diese Stelle ließea bis jetzt alle Kritiker unbeanstandet, trotz der
vielen Ungereimtheiten, die sich bei näherer Betrachtung derselben
ergeben und die die Herausgeber emendierter Neposausgaben, wie
Weidner und besonders Ortmann, zu gewaltsamen Änderungen ver-
anlassten. Denn erstens ist die Wortstellung acie reglone instrucU^
non apertissima wegen der Häufung der verschiedenartigen Ablativi
anstößig, weshalb Ortmann acie e regione instrueta schreibt und
Weidner einfach umstellt. Weiters erwartet man die Parenthese
namqiie arbores . . . crant rarae doch offenbar hinter non apertissima
und nicht hinter proelium commiserunt (so bei Weidner und selbst
— gegen die Handschr. — bei Andresen) ; proelium commiserunt
steht ferner an dieser Stelle in offenbarem Widerspruch mit §. 4,
wo es heißt Daiis, . . proelium commisit. Die ganze Fassung der
Stelle lehrt, dass nach der Ansicht des Nepos Datis angegriffen habe,
was freilich, wie bekannt, unrichtig ist. Endlich ist auch hoc con-
silio bei dieser Lesung der Stelle nicht am Platze, weil es ein abl.
modi zu regione instrueta ist und doch erst hinter proelium coin-
miserunt steht. Alle diese Fehler der Stelle lassen sich mit einem
Schlage beseitigen, wenn man annimmt, dass proelium commiserunt
ein ungehöriger Zusatz ist, welchen ein Leser den Worten cap. 6
§. 3 namque htiic Miltiadi..., isque hortaretur milites proelium-
que committerct zulieb in den Text gesetzt hat. Selbst die Reihen-
folge der Wörter acie regione instrueta ist nämlich möglich, wenn
wir so schreiben: Dein poster o die aciem regione instruxerunt
non apertissima — namque arbores midtis locis erant rarae — , hoc
Gonsilio, ut et montium altitudine tegerentur et arborum tractu equi-
tatus hostium impediretur, ne multitudine clauderentur.
Wiener-Neustadt. H. JÜRENKA.
De perfect! tertiae personae pluralis formis in {9)runt et sra ex-
euntibus, quae in panegyricis Latinis Inveniuntur.
Quoniam in dissertatione quae inscribitur Observationes criticae
ad panegyricos Latinos (Act. sem. philol. Erlang, vol. III, pag.
174 sq.) de illarum perfecti terminationum apud Plinium usu dis-
putavi, non alienum videtur — id quod ibidem poUicitus sum —
similiter consuetudinem ceterorum XI panegyristarum tractare.
In (II) Mamertini panegyrico plena perfecti forma septies
nobis occurrit eaque singuhs locis in initio enuntiati (c. 13, p. 100,
1. 2 certaverunt) et in medio enuntiato (c. 12, p. 99, 24 fecerunt),
quinquies in fine enuntiati posita, velut c. 4, pag. 92, 27 appeti-
verunt; contracta bis: c. 12, p. 99, 9 laborarunt, c. 9, p. 96, 20
revocarunt; forma in ere cadens semel (c. 11^ p. 98, 28 pervenere),
illa in fine enuntiati, baec in medio enuntiato. In (III) Mamertini
pan. genethliaco plena forma qtuUtuordecies eaque bis in initio,
MISCELLEN. 171
velut c. 18, p. 115, 20 vicerunt, novies in fine, velut c. 10, p. 110, 4
abiecerunt, ter aliis locis enuntiati velut c. 7, p. 107, 12 fecerunt;
contraeta semel eaque in fine enuntiati c. 18, p. 115, 15 audie-
runt; terminatio 'ere' novies invenitur eaque quater in medio enun-
tiato, velut c. 7, p. 107, 23 fecere, quinquies in fine enuntiati, velut
0. 17, p. 115, 3 amisere. In (IV) Eumenii pro restaurandis scolis
oratione p I e n a forma wwdecies exstat, ubique in fine enuntiati, velut
c. 19, p. 130, 10 coluerunt; contraeta nunquani, terminatio
'ere* bis eaque in medio enuntiato: c. 5, p. 120, 17 habuere, c. 14,
p. 125, 24 suscepere. In (V) incerti pan. plena forma octieSy ubique in,
fine enuntiati, velut c. 18, p. 145,30 caruerunt; contraeta num-
quam; terminatio ^^ere' semel eaque in medio enuntiato (c. 5, p.
135, 19 gessere) nobis occurrit. In (VI) incerti pan. plena forma
septies eaque sexies in fine enuntiati, cf. c. 12, p. 158, 2 crediderunt,
semel in medio enuntiato: c. 7, p. 153, 28 congesserunt ; terminatio
contraeta ^er, ubique in fine enuntiati, cf. c. 7, p. 153, 24 dona-
runt; forma in ere exiens his legitur eaque in initio enuntiati:
c. 12, p. 158, 9 fugere, ib. posuere. In (VII) incerti pan. plena
forma sedecies invenitur eaque tredecies in fine enuntiati, velut c. 21,
p. 177, 16 cecinerunt, ter in medio enuntiato, velut c. 14, p. 170, 27
averterunt; contraeta quater , ubique in fine enuntiati, cf. c. 16,
p. 173, 7 certarunt; terminatio ere' sexies, ubique in medio enun-
tiato, velut c. 10, p. 168, 9 dedere. In (VIII) incerti gratiarum
actione plena forma nobis occurrit undecies, ubique in fine enun-
tiati, cf. c. 8, p. 186, 20 convolaverunt; contraeta deest;
terminatio 'ere' ter legitur eaque semel in initio enuntiati (c. 3,
p. 181, 30 imputavere), bis in medio enuntiato: ib. 182, 22 eri-
puere, iunxere. In (IX) incerti pan. plena forma septies eaque
singulis locis in initio enuntiati (c. 5, p. 196, 28 luerunt) et in
medio enuntiato (ib. 22 ausi fuerunt), quinquies in fine enuntiati,
velut c. 6, p. 197, 28 clauserunt; contraeta ter, ubique in fine
enuntiati, velut c. 10, p. 200, 27 clamarunt; terminatio 'ere sexies
invenitur eaque quinquies in medio enuntiato, cf. c. 17, p. 206, 3
abiere, semel in fine enuntiati: c. 25, p. 211, 24 dedidere. In (X)
Nazarii pan. plena terminatio quadragies quater adhibetur eaque
bis in initio, velut c. 27, p. 233, 32 senserunt, undequadragies in
fine, velut c. 5, p. 217, 9 caruerunt, ter aliis locis enuntiati, cf. c. 32,
p. 238, 10 afl'uerunt; contraeta forma sexies, ubique in fine
enuntiati, cf. c. 5, p. 217, 7 adierunt; terminatio "^ere* n um quam
usurpatur. In (XI) Claudii Mamertini gratiarum actione de consu-
latu suo plena forma sedecies eaque bis in initio, vel. c. 25, p. 264,
25 habuerunt, tredecies in fine, velut c. 30, p. 269, 4 acceperunt,
semel alio loco enuntiati: e. 5, p. 248, 5 fuerunt; con tr a eta seme?
eaque in fine enuntiati: c. 19, p. 259, 20 probarunt; terminatio 'ere*
quater legitur, ubique in medio enuntiato, velut c. 6, p. 249, 18 ex-
cepere. In (XII) Latini Pacati Drepanii pan. plena forma octies
decies invenitur eaque bis in initio, cf. c. 30, p. 298, 26 obtulerunt,
tredecies in fine, velut c. 43, p. 310, 8 ceciderunt, tor aliis locis
enuntiati, velut c. 28, p, 292,9 cesserunt; contraeta semel eaque
172
MISCELLEN
in fine enuntiati: c. 7, p. 277, 18 quadrarunt; terminatio 'ere*
octies, ubique in medio enuntiato, velut c. 39, p. 306, 32 credidere.
In eadem periodo formae et plenae (vel contractae) et in ere
exeuntes reperiuntur apud panegyristas eaeque: II Mam. pan. c.
11, p. 98, 28 et 30 pervenere — sorbuerunt, IV Eum. or. pro r,
sc. c. 5, p. 120, 15, 17, 20 tribuerunt — habuere — duxerunt, VI
inc. pan. c. 12, p. 158, 9 et 10 posuere — fiigere — resedemnt,
VII inc. pan. c. 18, p. 174, 26 — 28 incubuere — vicerunt — fuere,
XI Mam. gr. act. c. 9, p. 251, 11 et 12 exuerunt — revexere
(reduxere Baehr.), XII Pac. pan. c. 7, p, 277, 18 sq. quadrarunt
— iunxere, ib. c. 12, p. 281, 28 et 30 imposuere — creaverunt,
ib.c. 41, p. 309, 3 — 5 occupaverunt — vitavere — fugerunt. £xceptis>
formis posuere et fugere, quas incertus VI. panegyrici auctor in initio
enuntiati conlocavit, plenae formae in exeunte, terminationes ere ii
medio enuntiato leguntur.
Quibus explicatis summa eorum quae repperi haec est: E^
numero omnium XI panegyristarum, apud quos plena forma centie^
undesexagies eaque decies in initio, centies tricies ter in fine, s^
decies aliis locis, contracta semel et vicies, ubique in fine, terminatio
ere quadragies bis eaque ter in initio, sexies in fine, ter et tricii
aliis locis enuntiati inveniuntur, solus Nazarius terminationeE=::=^
ere vitavit, quae in II, IV, V, VII, XI, XII panegyrico tantummod — -
in medio enuntiato, aliis quoque locis in reliquis panegyricis conrrr:
locata est. Formam contractam non adliibuerunt Eumenius et auctc^^
res quinti et octavi panegyrici. Addi potest terminatione ere, ^^
excipias (IX) inc. pan. c. 25, p. 211, 24 dedidere ille, ubi tamessssö
cum novum incipiat enuntiatum gravior interpunctio intercedi -
nusquam ante voces a vocalibus incipientes panegyrisi
uses esse.
Vindobonae. CAR. BURKHARD.
Ein pompejanisches Räthsel.
Die Mauerinschrift in der Basilica zu Pompeji CJL IV 187
Zetema, Mulier ferebat ftlium similem siii: — vie? *— nee meus
nee mi similat, sed vellem esset meus. et — ego — voleham, ut met^
esset hat noch keine befriedigende Deutung erfahren. Was Word»^
worth und Bücheier Rhein. Mus. XII 258 flf. hierüber bemerkt haben^
reicht nicht aus und der bei Overbeck Pompeji* S. 481 f. mitge-
theilte Lösungsversuch von Rogowicz, wornach in sui ein Wortspiel
(gen. des pron. und dat. von sus) liegen soll, macht aus der Sache
doch einen gar zu plumpen Spass. Vergleicht man das hübsche
Räthsel vom Brief bei Ath. X 450 f, so dürfte man sich geneigt
fühlen auch hier an ein solches Räthsel zu denken. Darnach läge
in mulier und filius eine solche Allegorie, wie in jenem Räthsel in
qpucic OrjXeia und ßpeqpr]. Das Räthsel umfasst zwei Senare, von
denen der zweite durch den Schreiber entstellt ist. Wie er herzu-
MISCELLEN. 173
stellen wäre, darüber lässt sich kaum etwas sagen. Zangemeister
bemerkt bloß, dass die Worte einen Senar bilden, wenn man sed
auslässt, L. Lange bei Overbeck vermuthet mi similis, ast esset
meus. Unerklärt bleibt jenes vic oder vig, dessen Stelle man nicht
eiDmal mit Sicherheit bestimmen kann. Zangemeister meint, dass
es hinter sui gehöre ; mir scheint, dass es nach sed zu stehen habe ;
denn es ist dort gerade so über der Zeile geschrieben, wie gleich
darauf ego. Nichts ist nun natürlicher anzunehmen als dass unser
Räthsel auf eine griechische Quelle zurückgeht, derselben treu nach-
gebildet ist. Ferner wird für einen Pompejaner die griechische
Lösung eines lateinisch abgefassten Räthsels nicht auflfällig gewesen
sein. So vermuthe ich denn, dass mulier oucia, der filius den tokoc
bedeutet. Vor allem wird so similem sui klar; tökov qpepeiv (iisuram
ferre) und ^v if) Ydcipi cpepeiv {in ventre oder utero ferre) sind üb-
liche Ausdrücke; dazu kommt noch, dass tökoc auch filius bedeuten
kann und tiktciv neben seiner eigentlichen Bedeutung auch im über-
tragenen Sinne vom Capitale, das Zinsen trägt, gebraucht werden
kann. Wie nahe dies alles liegt, ersieht man aus Aristoteles Pol.
I 10, 1258 b, 5 S. ö0ev Kai Toövojua tout eiXtiqpev (6 tökoc)' 8|aoia fäp
TOL TiKTÖjueva ToTc T^vvoiciv aiiTd ^ctiv, 6 bk tökoc yivejai vöjuic|ua €k
vojLiicjaaToc. Aber auch eine lateinische Lösung ist recht gut denk-
bar, wenn man mulier gleich pecunia, filius gleich fructus setzt,
worüber man Cic. de oflF. I 8, 25, Parad. 6, 1 vergleichen möge;
fructum ferre ist auch ein gewöhnlicher Ausdruck, z. B. Cic. de
leg. agr. II 30, 83. Nun begreift man auch den zweiten Vers nee
meus est nee mi similat, sed vellem esset meus^ während man doch
ein Kind, das einem nicht gehörte und nicht das aÜT^KjattYM« des
Vaters war, gewiss nicht als das seine anerkennen wollte, und wie
der Schreiber dazu kam, sein sehnsüchtiges Verlangen mit den
Worten et ego voleham ut meus esset auszusprechen.
Wien, KARL SCHENKL.
Ein Bücherkatalog aus dem XII. Jahrhundert.
Der Codex von Trinity College in Cambridge O. 1. 59 saec.
XII exeuntis (ohne Provenienzangabe) enthält auf fol. 90^ einen
Handschriftenkatalog, den ich im folgenden mit Angabe der Zeilen-
abtheilung und unter Beibehaltung der Abkürzungen und der
Orthographie wiedergebe. Dass wir es mit der Büchersammlung
eines englischen Klosters zu thun haben, lässt sich leicht erkennen.
hy Sunt libri Glosati quos habet Biblioteca Nostra
1. Columne: Geneseos II uolumina | Mathei III uolumina |
•m-
Luce *I uolum**** j lohanne & Marcum j eplarum pauli •III- uol ]
174
MISCELLEN.
•1- niluo- •!!
Act' aplorum epla ® cano | Ysaia lob & leremia | parabol Sal &
a or ^
Ecclist I Cant. Cant. IIII uolu. | Psalt duo uolumina | Deuteronomiü |
Apocalipsin | Glosarü sup ß uo. Ill* | Glosas sup titulo« ^S | (Neue
Abtheilung.) Opuscula patrum (roth) | Moraliü ll uoluih | Omel ö ä
II ^ ^ _
quadrag | Dialog****** Ezechi | Rabbanü. Aug de cö | Aug de serm
de in mo | Aug do doctna xana | Ultiih uol Aug sup ß \ librii odoni
Cfrem (?) ysidoru sup uet"* test' | Sinonima ysidori } (eine Zeile ra-
diert) I Cassiodorü de scptis | Diadema monachorum | Passionale . .
II* I Vita** patrü | Beda sup cant*' c^* |
2. Columne: Ambrosiü de oflfi | Exameron amb" | Beda sup
tabna | Sacmtoz; luo. u | Sacmto;^ hug u | Excerpt de lib° Cant | Ex-
ceft de lib° mag Ho | Ibo m & ü libelli de fid' | Expo abßis dar sup
c c Ite Hb ipsi de' XII. g hu. j Excerpt'^ herding | Regule sei Ben.
•II- Eple luonis | libeir ad cenobit^ | Sermone^ Ma^ RoB de | epipli
& de nupcie f^ | Parte de gestis angl^ | Alchuinü | panormia luo :
(Neue Abtheilung ) philosopho;^ li. (roth) | Seneca lucilio | Seneca
Paulo I pscian® Boef* | Exceptio * de | epla ad dinei (?) | Catha} ysitt
de I pat archis cü (T (T pastorales -lH- |
3. Columne: libri quibus utimur | in diuinis oflFiciis | Missales
•III- eplariü -I- | Manuales -III- | Graduates «VII« | Antiphon -VI
Spsalt VI ymnar 11- | tropicos octo | Breuiarios IIII | Lectiona-
rios II- I Martyrolog. -Il- 1 (Andere Hand) bester tobia | ludith losuej
ludicü Ruth I Daniel hesdra^ | lib que Saphar | dedit cü psalrio
Expositio parabla^ | Amb^siü de üginit^ ] XII- pphas glosatos
aug de uerbis diöi | Ysido^ de sümo bono | Notas Jea; in pentateu
con I (erste Hand) leron' sup marcü | Eple epi cenomänis | pfpu de
uita conteplatiua | aug" de Iit>o arbito | aug de scä liglnitate | Aug
de uera Religione.
Darunter liat eine Hand des frühen XIV Jahrb. in 2 Columnen
glo glo contiif contin'
geschrieben exod **** le | uiticü glose sup ß | glose sup epla" pauli|
ipsa^q eplas glos^ | psalt glosat^ Deut^ | onomü parab salo & ecdas-
te" lob C I epistola^ cano | Rog (dies außerhalb der Zeile) Genesi^
ö ü ^
act' aplo^ I lamenT lerem | psalt glosat*.
Wien. H. SCHENKL.
WIENER STUDIEN.
eitschrift für classische Philologie.
Supplement der Zeitsclirift für österr. Gymnasien.
Verantwortliche Redacteure :
W. V. Hartel, K. Schenkl.
Achter Jahrgang 1886.
Zweites Heft.
WIEN.
Druck und Verlag von Carl Gerold's Sohn.
1886.
Bericht über griechische Papyri in Paris und
London.
7)Mit dem Untergänge der Römerherrschaft verlor Vindobona
seine Bestimmung als befestigter Grenzort. Wie es den Bewohnern
sodann ergieng, darüber haben wir keine Kunde. Wahrscheinlich
lebten hier Römer und Germanen durch geraume Zeit vermischt
in Furcht und Sorge vor den Hunnen und Ostgothen, bis diese
heranrückten, die Bewohner Vindominas, wie damals unsere Stadt
hieß; brandschatzten und sie nöthigten, sich tief in die Berge zurück-
zuziehen, wo die Einen in geschlossenen Räumen das Siegeszeichen
des Christenthums aufgeflanzt und die Anderen auf freien Berges-
höhen den Dienst Wodans und Thors, Huldas und Freyas geübt
haben mögen. Ein steinerner Sarg, aus dem Erdreich der Grund-
fläche eines Theiles der Hofburg (1662) bloßgelegt, ist alles, was
von der Anwesenheit der Ostgothen Zeugnis gibt.«
Mit diesen Worten gibt Herr Archivdirector Regierungsrath
K. W e i s s ^) einen Abriss der Geschichte Wiens von der Mitte des
V. Jahrhunderts bis zur Avarenzeit. Die Darstellung, welche auch
die neueren Forschungen berücksichtigt, ist hier eben auf den
erwähnten Fund von 1662 als Quelle basiert. Dieser gehörte jeden-
falls zu den wunderbarsten, die je bei uns gemacht worden sind
and erregte mit Recht seiner Zeit das höchste Aufseben. Bei dem
Ausbaue des südwestlichen Tractes des Gebäudecomplexes , der
den Burgplatz in Wien umschließt, stießen am 28. Jänner 1662 die
Arbeiter auf einen roh gearbeiteten Steinsarg, der außer den Todten-
gebeinen noch enthielt: einen kleinen Helm, zwei Kettchen, den
Kopf eines Satyr, einen kleinen Krug, alles aus Bronze, ein eisernes
Messer, eine Münze aus dem III. Jahrb. n. Chr. und^ außer anderem,
eine längliche Hülse aus Gold, in der eine andere aus Bronze ein-
geschlossen war, in dieser eine dritte aus Silber und endlich in
dieser wieder ein zartes Goldblättchen, das eng zusammengerollt
^) Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild, Wien, I. pag. 5.
Wien. Sind. Vm. 1886. VL
176 WE88ELY.
war. Es war mit feinen Schriftzügen bedeckt, die aber verkratzt
waren. Leider ist das Blätteben selbst verschollen, nur eine Nach-
bildung der Schriftzüge liegt noch vor,*)
Es ist klar, dass man sich mit größtem Interesse auf das
einzige schriftliche Denkmal, das Goldblättchen^ warf, um einen
Aufschluss auf eine der vielen Fragen wenigstens zu erhalten, die
sich unwillkürlich bei dem Funde aufdrängten. So haben sich denn
viele mit der Deutung der Schriftzüge beschäftigt , und im Jahre
1854 noch überreichte der berühmte Germanist Th. v. Karajan der
kaiserlichen Akademie einen neuen Entzifferungsversuch (Sitzungs-
berichte Band XIII). Die Deutung, welche er von dem Goldblättchen
gab, ist dafür entscheidend gewesen, dass der ganze Fund in die
Ostgothenzeit Pannoniens gerückt wurde. Denn in der Sprache
dieses Volkes ist nach Karajan die Aufschrift des Blättchens abge-
fasst. Sie lautet folgendermaßen:
NASEIOKVTSALI DU>
ISTJAINDREDASVINA
MENIDAABSATANA
VBLACRANISMANVA
BIHVAM DIVDOS GNOBA
KABAV60NA.
Das ist, in gewöhnliche Schrift übertragen, in Verse abgetheilt:^)
N4sei o kht sälidä
ist jäindre Däsvinä
mänida ab SätanÄ
libl akrdnis mänvä
bi hväm diudos gnöbä
käbäugönä.
^Rette o Gott, hingeopfert ist Daswina, die der üble Satan bedrohte,
als sie zur Frucht bereit war, du, vor dem des Volkes Knie ge-
bogen sind.«
Die auffälligen Formen des Gothischen würden sich leicht
erklären lassen durch den Hinweis, dass wir es mit einem — - iok
möchte sagen — Wiener Go this ch zu thun haben, geschrieben von
einer minder geübten Hand. Die Lesung beruht auf gesohiekter
Combination der Schriftzüge, die eben an einer Oopie vorgenommen
') Beschreibungen des Fundes : Lambeoius, Comment, de august. Bibl. Vin-
dob. 1666 I p. 78; ed. KoUar, 1766, I Sp. 173 ff. Karajan SÜEungsber. d. Wienor
Akademie XIII p. 218.
') 1. o. p. 228.
BERICHT ÜBER GRIECH, PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 177
werden musste. Karajan selbst gibt auch eine nVerdeutlichuDg^
seiner Lesung, die er neben die recht hübsch verfertigte Abbildung
der erhaltenen Copie stellt.*)
Das eine steht fest: die Schriftzüge selbst sind lateinisch, die
deutlicheren Lautgruppen geben aber keine lateinischen Wörter.
Karajan griff nun zum Gothischen ; vor ihm aber hatte schon ein
anderer eine fremde Sprache zur Erklärung herangezogen und zwar
die altslavische. Dies war Katancsich in seinem specimen philolog.
et geogr. Pannoniae Agram 1792 S. 89 ff.
nA^ALQHCTNAIAB
IZ lANTVRRE DA)VCVA
MENEV A BRATAIVA
ZBA A CRAN^IHANIA
RIZVAMPIAIAZTHOBA
KLABAVEGNA.
Die Übersetzung und Erklärung ist: ^Scriptum hoc est index pac«-
torum limites esse uetustos a poita Augusta ad confines Pannoniofi
concordia uobiscum pax et gloria sempiternau.
So verschieden lautet die Erklärung und Auffassung ein und
desselben Schriftdenkmales! Aber noch ganz anders lautet die
Erklärung, welche bald nach dem Auffinden Athanasius Kirchet
gegeben :
ILIADOHSTLAZIAD
IS lANTVRE DAMAL
MENEN ABIATANA
BA ACRAMV IMAL
KI SVMARIAS THOLB
KAVBASON.
Imalci und Acramu umstellend übersetzt er: Hie stat Laziades uxor
Damalmenen Abjatanaba regia supremi Sumariae dominatoris Cau-
casL Kolchische, griechische, türkische etc. Wörter sind hier wun-
derlich gemischt; und, schon Lambecius wehrte sich gegen di^e
Lesung.
Trotz der großen Verschiedenheit sind doch einige Buchstaben
und Silben in den etwas deutlicheren Zeilen immer gleich gelesen
worden; so vergleiche man:
Zeile 2. Kircher DAMAL
Katancsich DA) VC VA
Karajan DASVINA
*) 1. c. p. 219.
12*
178 WESSELY.
Z. 3. MENENABIATANA
MENEV ABRATAI VA
MENIDA ABSATANA
Z. 4. BAACRAMVIMAL
ZBAACRAN^inANIA
VBLACRANISMANVA
Z. 5. KI
RI
BI
Also nochmals gesagt: die Sehriftzüge der deutlicheren Ghnip-
pen geben nichts lateinisches^ obwohl sie selbst die lateinischen sind.
Was soll aber auf dem Blättchen stehen? Den einen Ausweg,
nämlich fremde Sprachen zur Hilfe zu nehmen^ versuchten die eben
vorgeführten Lesungen: viel Gelehrsamkeit und Scharfsinn wurde
auf die Deutung verwendet; schlecht steht es aber um die Wahr-
scheinlichkeit der Lesung, schlecht um die Sicherheit in der Deu-
tungy die wir anzustreben haben.'*) Die Frage selbst erinnert mich
an eine andere, deren Beantwortung wir in diesen Studien 1881
S. 1 ff. gegeben haben. ^) Mit dem Aufgebote vieler Gelehrsamkeit
hatte man die damals fraglichen 9)tachygraphischen^ Unterschriften
zu lesen, zu deuten und zu verdeutlichen gesucht. Wir fragten
darnach^ was denn bei bestimmten Schriftstücken für Unterschriften
zu erwarten seien und fanden die Lösung. Auch hier fragen wir
zuerst: was hat man auf Goldblättchen geschrieben, welcher Art
sind die Texte, die man auf Goldblättchen mit Wahrscheinlichkeit
zu erwarten hat. Denn Gold ist ein seltenes Schreibmaterial. Es
haben sich nun aus dem Alterthume dennoch einige beschriebene
Goldblättchen erhalten, obwohl das Material selbst schon den Finder
reizte, seinen Besitz anderweitig zu verwerten.
Sehen wir nun von der, jetzt auch schon verlegten Goldinsehrift;
C. I. G. 4694 ab, so finden wir, dass die sonst erhaltenen Gold-
blättchen den Zweck hatten, als Amulet zu dienen, zu abergläubi-
schen Zwecken, für Lebende sowohl als auch für Verstorbene,
denen man zu Häupten solche Blättchen beizulegen pflegte (Kunst-
blatt 1836 n. 77).
Eine solche Todtenbeigabe ist augenscheinlich C. I. G. 5772,
vielleicht der schönste Text auf einem Goldblättchen, und ganz
verständlich in 12 Hexametern abgofaaat tfiin Amulet, eine Todten-
^) 8. Literarisohes Centralblütt 1864 Bp. 675.
^ Der Wiener PapyruR Nr. 26 und die Heute grieohiaeher Tachygraphie in
den Papyri von Wien, Paria und Leyden, (1881.)
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 1.T9
beigäbe mag aueh C. L Q. 5778 sein: Täc OeoO Tp(ic€jLivoO) Iraiböc
eijui. Ein Amulet ist C. L G* 9064, das bei Beyrut in einer Kapsel
eingeschlossen gefunden wurde ;
eEopKtZiiu
ce }Ji[ov] atraXac :■■.'.:■■
r]v [euJjueviCo
IVa jUT] TrOT€ Ktt
TdiXerfTTic tov to
TTOV COU €7ri tUJ ' ~i
VOjUaTl TOU KU
piou 0eou Cujv
TOC } OC
)Ll[€}VOV €Tn TU)
TOTTOJ 1\\IY\C
t[uj] T^CTT1K€ XP
vJlKtt
also ein Amulet gegen den Bösen.
Gleichfalls ein Amulet gegen diesen ist die Goldplatte, die
sich im Kirchenschatze von Monza befindet; sie ist zu beiden Seiten
in Glas eingeschlossen. Auf der Vorderseite ist Jesus am Kreuze
abgebildet; zu seiner Rechten der Apostel Johannes^ zur Linken
Maria; vorn stehen zwei Männer, von denen der eine eine Lanze^
der andere einen Schwamm auf einem Schilfrohre hält; zwei andere
Personen beugen die Knie; über Jeder Zeichnung steht die ent-
sprechende Beischrift; auf der Rückseite aber 8 Hexameter.
Eih ganz ähnliches Amulet ist dann C. I. G. 9066 und 9067.
Hierher gehört auch Peliccioni Uri filaterio eso.rcistico in Atti . e
Memorie delle deputazioni di storia per le provincie deir Emilia
Tomo V^ Parte H Modena 1880, eine Beschwörungsformel auf einem
Goldbleche, welches einst im Besitze eines Antiquars in Rom war,
seitdem aber verschollen ist ; die Inschrift ist in einer Copie Amatis
erhalten; das Amulet soll von der Trägerin allerlei TTveujaaTa ab-
wehren; die gesammte religiöse Anschauung, so die Bezugnahme
auf die bia0r|KTi f\v ?9€VT0 i^m jueirdXou CoXojLiuivoc Kai MixarjXou toö
dpxöTT^Xou lässt jüdischen Ursprung oder vielmehr den aus der Zeit
des Synkretismus der religiösen Anschauungen glaublich erscheinen.'^)
^) Barsians Jahresb. 1883 S. 150.
180 WES8BLY.
Ein Amulet, zum Tragen versehen, mit einem Öhr, ist auch
die sogenannte Goldmünze des Basilius (aus byzantinischer Zeit),
s. Kopp Pal. crit, §. 846 J. V. Francke Erläuterung der Goldmünze
des Basilius 1824 Morgenstern de numismate Basilii). Ihre Auf
Schrift ist: f YCCGPA MGAANI MeAANOMeNI OICIHAI
€Y€OC • P AH0N0Y0Ü8HC KGOCAPNIO
KÜMHIHTI.
Das ist: ucT^pa jueXdivTi laeXavwjLievri ibc ö<pic eiXuecai Kai ibc Xeujv
ßpuxäcai Kai ibc dpviov Koijudcai, ein Text, der sich häufig auf edlen
Steinen, Jaspis und Onyx findet; hierher gehört der Onyx aus der
Sammlung Albert Rubens, des Sohnes des Malers, der grüne Jaspis
in der Kathedrale von Maestricht (das sogen. Siegel des heiligen
Servatius), ein ^mail cloissonn^ im Besitze W. Fröhners, eine
Erzplatte, welche Kopp §. 846 beschreibt. Es ist dies, wie Fröhner
Philolog. Supplem. V. 1. vermuthet, ein Zauberspruch gegen die Kolik.
Ein noch unediertes Goldblättchen befindet sich im kaiser-
lichen Münz- und Antiken-Cabinet zu Wien, das mir von Herrn
Director Dr. F. Kenner schon seit längerer Zeit auf das bereit-
willigste und liebenswürdigste zur Verfügung gestellt worden ist,
wofür ich auf das ergebenste danke. Es stammt aus Saloniki. Seine
Breite beträgt 2'3 «", seine Länge 3*2 «"»; die Form ist ganz die
eines Rechtecks. Ursprünglich war es gerollt gewesen. Mit winzigen
Buchstaben geschrieben, stehen nicht weniger als zwölf Zeilen auf
demselben, die augenscheinlich mit Mühe eingeritzt worden sind.
Nach den Buchstabenformen zu schließen, mag das Blättchen im
II. (oder III.) Jahrhunderte nach Chr. geschrieben sein; die Schrift
neigt zu Ligaturen hin; Z. 3 ap, Z. 7 ca etr, Z. 9 av, Z. 10 oic fu.
Da der Schreibstift oft ausgeglitten und die Oberfläche des Blätt-
chens außerdem verkratzt ist, macht die Lesung, namentlich von
Z. 9 an abwärts^ Schwierigkeiten; indes ist es mir möglich ge-
worden, eine sichere Lesung zu geben:
ONnACXOIA<I)
PO>ITHCONONO
MAnAi6<i)eApa)
ZAHAKDODXe
5XA€IXAVX€PC
XBACOMiePH
nOIHGATAI€ni
XAP€IN6yOAIA
NnACINANG
10 pa)^olCK€^yN
€=IMAXICTAA€n
r ocoNeexiAVM
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 181
Die Interpretation dieses Goldblättchens bietet Schwierigkeiten;
verständlich sind Z. 7 ff. TTOiificaTai (= 7T0iificaT€) emxapeiv (= ini-
Xapiv) €uobiav Träciv dvGpuiTTOic k^ (= Kai) fuveSi (= fvvcnli) judXicxa
be Tipöc 8v GeXi (= GeXei) aörri. Zu euobiav vgl. euoböojaai, im N. T.
= guten Fortgang haben.
Wir haben es also mit einem Liebesamulete zu thun. In Z. 2
wird der Name genannt, bei welchem die Beschwörung geschieht.
Dann folgt der tiberschwängliche Beinamen XaeiXan^ (= XaiXai|i)
Xepcußa (d. i. wohl XaTXaip x^pcoißa) iS MiGpn. Die Form Mi9pr|c
findet sich Xenoph. Cyrup. 7. 5. 53 Oec. 4. 24 Strabo 15. p. 732
Lucian Jup. tragoed. c. 8 Hesych. Plutarch de Is. et Os. p. 369 D
Mionnet Descr. IV p. 119 n. 670. Zu x^pcoißa vergleiche man die
orientalischen Epitheta im Zendavesta (nach Wimdischmann
AdDMG, 1857) XXIIII 95 „der weitflurige"; ^Mithra, den wachsamen,
der erdebreit umschreitet nach Sonnenaufgang und berührt die
zwei Enden dieser bepfadeten runden weitgedehnten Erde (99 XXV)
vorfährt der Länderherr Mithra, der weitflurige, am rechten Ende
dieser Erde der bepfadeten runden weitgedehnten Erde." — Viel-
leicht liegt hier ein Nachhall noch vor, wie im Griechischen, wenn
in ägyptischen Zaubereien ein 'AttöXXujv Tlapvficaoc KacTdXioc KoXo-
(piivioc ... sich findet.
Zu solchen Beschwörungen bei dem wahren, heiligen Namen,
unter Anrufung dieses unverständlichen, barbarischen mit über-
schwänglichen Beinamen versehenen Zaubernamens vgl. man Rheini
Museum Villi, 370 (Z. 27) : .
x] TtavbuvdcTeipa ävacca
. . . acKcXXuj evouKevTttp . u) öpeoßdCa ^r]Hix6u)v
iTTTTOxOiwv Trupi7TT]YOt2^ouca TTOTvia ffl xöovia Meunpi
jLiopGap 6pKi2[u) c€ Kaxd cou övöjaaTOC Tioiricai
Tf|V TTpd^V TaUTTlV Ctc.
In der zweiten Zeile ergänze ich jLiacKeXXijLi]acKeXXuj(pvou k€V-
Taß[a]u) a I. G. III 5858 b.
eEopKiCuj u^ctc TÖ ctTiov 8voja[a
ePHKIC0APHAPAPAPAXAXAPAPAH<D0IC. ...
IAa)IAB€ZBYeAANABICA<DAAN
eKTinAJUJUOynO<DAHNTINA50
6 Tujv öXuüv ßaciXeuc eScTepGriTi u. s. w.
In der zweiten Zeile ist zu ergänzen H00ICIKHP6 und zu Anfang
derselben Zeile vermuthe ich 6PHKICI00H ; denn der Name ist nach
vom und nach hinten geschrieben worden, um das in der Mitte
stehende apapapaxaxapapapa ein Zauberwort, das wieder um das
182 WE88ELY.
Mittel-a so gruppiert ist, dass dieselben Laute nach rechts und nach
links es umgeben. In der dritten Zeile scheint lauiCABAu)6 zu ste-
hen , in der darauffolgenden vielleicht iT€Tp€VTiva£a.
Auch Lucian kennt die vielen barbarischen Worte bei den
•Mithräen (deor, concil. LXXIIII 9) i^ ö Miepnc keivoc ö Mflboc . . .
oi)bk i\\r]vil^v Txji cpoüvrl ujctc oub' f|v Trpomvri Tic Huvit]ci. Windisch-
mann AdDMG. 1857 p. 66 fasst diese Worte mit Recht auf als eine
Anspielung auf die barbarischen Namen, welche bei seinem Culte
vorkamen. Ein wunderlicher Synkretismus bildete sich eben bei
der Vermischung der orientalischen imd occidentalen Religionen
aus und unverstandene und unverständliche Worte zogen von Osten
nach Westen.
Diese barbarischen Namen sind aber weit verbreitet gewesen^
So fand man in Südfrankreich eine Bronzetafel auf freiem Felde
an einem Steine festgenagelt; sie enthält einen Wettersegen und
beginnt mit den barbarischen Worten
eCJÜCOYAePKYO)
AACJOH NOYMIECJÜN
€ I A H 0,
(Z. 2. wohl vöujaiXXov) und endet mit ABPACAZ lAHIAui (W. Fröhner
Philol. Suppl. V. 1. 45).
In Futeoli fand sich eine Bleitafel (Hülsen Archaeolog. Zeit
XXXIX S. 309 flF.), in welcher unter Anrufung des ZaßaiuO äxiov
dvo|üiä ladi HX MixanX NecpBui ein fdioc CtoXkioc Aißepdpioc ver-
wünscht wird.
Eine Bleiplatte, veröffentlicht im Bull. arch. 1882 S. 6 von
Rossi, enthält eine längere deuotio und am Rande die 7 Vocale
7mal (A€HIOYui) geschrieben und die Anrufung
oucipuj jaeui
oucipi ayx
oucipi vacipi
oucipi vejuopcpi
vgl. Bull. arch. 1866; 252 etc.
Wohl ist der Gebrauch von unverständlichen Namen bei
Amuleten^ Zaubereien und Beschwörungen bekannt genug gewesen
aus Schriftstellern und Monumenten (Zusammenstellungen der
Ephesia grammata bei Lobeck im Aglaophamus II 1163. J330), man
konnte aber noch immer nicht den unglaublichen Umfang ahnen^
den der Aberglaube^ auch dieser Art^ im Alterthume^ besonders in
der Kaiserzeit, hatte. -^ Nun kann man wohl aus dem Inhalte
eines Schriftstückes magischen Inhaltes auf Blei, Stein, Bronze,
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 183
Gold auf den abergläubischen Gebrauch schließen; allein die Fälle
sind in der Mehrzahl, wo uns die Bestimmung eines Amulets, z^ B.
seine richtige Deutung, ja selbst seine Lesung kaum möglich ist.
So wird die Wichtigkeit klar, welche die uns in großem Umfange
und bestem Zustande erhaltenen Zauberpapyri besitzen.
Es sind bisher nur die von Parthey herausgegebenen Stücke
des Berliner Museums publiciert, und zwar der erste Berliner
Papyrus mit 347, der zweite mit 183 Zeilen. In dieser guten
Publication (Abhandlungen der philos. - historischen Classe der
Berliner Akademie 1865 (p. 115) hat schon Parthey die Wichtigkeit
dieser Schriftstücke trotz ihres abstrusen Inhaltes sehr gut erkannt:
ves sind dies die Überreste jener weitverbreiteten alchemistischen
Zauberliteratur, über welche einst Diocletian ein sehr strenges Gericht
ergehenließ. Schon aus diesem Grunde wären sie näherer Beachtung
wert, sie enthalten aber außerdem noch manches in sachlicher und
sprachlicher Hinsicht bemerkenswerte, eine wenn auch geringe
Bereicherung des hellenischen Sprachschatzes und eine Erweiterung
des mythologischen Synkretismus«. Wir wollen uns mit letzterem
gleich jetzt kurz beschäftigen. Wenn Parthey aus seinen 530 Zeilen
schon citieren konnte: Moses, die Erzengel Michael und Gabriel,
den heiligen Georg, Adonai Elsaios Abrasax, den großen 2eus
Phoibos Apollo und die drei Parken, so bemerken wir nur, dass in
unserer 4270 Zeilen langen Zauberliteratur neben Jesus Christus,
der als Gott der Hebräer bei zwei Teufelsaustreibungen angerufen
wird (Evangelium Matthaei X, 8. Marc. XVI, 17. Apostelgeschichte
V. 16 und VIII. 7) auch Helios, Mithras, Sarapis, Isis, Osiris, Meli-
kertes, Aphrodite, Selene etc. und die griechischen Götter mit Bei-
namen ausgestattet erscheinen, die jeden Mythologen staunen machen
werden, wenn er sie unter einem Wüste von orientalisch-barbarischen
Namen begraben sieht. Von letzteren gibt es wieder solche, die
ausdrücklich als hebräisch oder syrisch oder ägyptisch namhaft
gemacht werden und die es auch wirklich sind ; andere wieder scheinen
keine besondere Bedeutung zu haben; denn, so wie die Bildungen
magischer Worte aus den sieben Vocalen a€r]iouuj und deren
Permutationen und Combinationen (vgl. darüber Joh. Math. Gesner
de laude dei per Septem uocales in den Commentatiönes Societ.
Reg. Scient. Getting I 1751 p. 245 ft, Boeckh zu C. I. G. 2895
Parthey 117), so sind auch aus den Consonanten allem Anscheine
nach bald hebräisierende, bald ägyptisierende, bald gräcisierende
Zauberworte ohne bestimmte Bedeutung gebildet worden. Vielfach
sind es auch Variationen von ^f^uberwortel^ der ersteren Art; sie sind
184 WE88ELY.
gewöhnlich von größerem Umfange; die anderen dagegen finden
sich ungemein oft wieder nicht nur in einem Papyms, sondern auch
auf Gemmen und sonstigen Amuleten; ja es wird in den Zauber-
papyri selbst bei der Anweisung zur Verfertigung der Amulete aus-
drücklich angegeben, dass gewisse Zauberworte mit einzusetzen sind.
um sich die Liebe eines Weibes zu verschaffen, das einen
verschmäht, soll man auf ein Goldblättchen schreiben:
eic OoupiTiX Mixan^ T^ßpiil^ oupir|X juicariX ippariX iCTpa^X dToOri
f^ja^pa Y€V0iT0 tuj övdjaäTi xai tuj eiböii atmö etc. (cf. Kopp §. 158).
Diese Aufschrift erinnert uns lebhaft an die des Wiener Gold-
blättchens des kaiserlichen Münz- und Antikencabinetes. Ähnlich
ist das bekannte €ic Zeuc Cdpamc etc. (böc x«piv 'AXeSctvbpip Kopp
1. c. §. 796).
Ein anderes Mittel, ebenfalls fär Liebeszauber, ist nach dem
Pariser Papyrus folgendes: man schnitze aus dem Holze eines Maulbeer-
baumes einen £ros mit Flügel und Mantel; den rechten Fuß halte
er vorgestreckt, der Rücken sei aber ausgehöhlt; in die Höhlung
werfe man ein Goldblättchen, auf das man mit einem kupfernen
Griffel, den man zuvörderst geschärft^ seinen Namen schreibe und
dazu die Worte:
^apcaßouTap0€ ' f €vo0 jaoi irdpebpoc kui TtapacrdTTic xai övcipottojüittöc
Ein dritter Liebeszauber geschieht mit einem Bleiblättchen,
auf welches das Bild der Geliebten gezeichnet wird und über dem
Kopfe stehe das Wort:
lC€TliaU)l0lOUV€ßplU)Xu)0lUJV€ßOUTOCOUaXT10
auf dem Herzen:
ßaXa|Liiv0u)Ou0
unter der linken Ferse:
eXwaioc
u. s. w. u, s. w.
Um sich vor Dämonen zu schützen schreibe man auf ein
silbernes Bleiblättchen besondere magische Zeichen^ welche an*
gegeben werden. Will man aus jemand einen Teufel austreiben,
so nehme man ein Zinnblättchen^ auf welchem die Worte stehen:
larju) aßpaui0iu)x 90« M^^^VTiviau) (p€U)X
lariu) xapcoK
und lege es dem Leidenden auf. Nachdem der Teufel gewichen,
erhält der Erlöste ein anderes Amulet, aus einem Zinnblättohen
bestehend, auf dem die Worte stehen:
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 186
ßujp (puip qpop ßa (pop qpopßa
ßec xapxv ßaußu) t€ cpuüßuxpop
ßa q)opßa ßopßa qpopßa qpaßpair)
q>u)pßa q)apßa (piup qpujp qpopßa
ß(juq)opq>op(popßa (pop(popq)opßa
ßu)(popßopßa 7Tajuq)opßa cpiup
q>U)pq)iüpßa q)uXaSov töv beiva.
Ich will gleich hier bemerken, dass die Variationen der Gruppe
q)Opßa in ähnlicher Art auch sonst noch vorkommen. Man hat
verkehrterweise die Worte ßouqpöpßr^ Travqpöpßt] aus solchen nichts
bedeutenden Zauberformeln durch allerlei Conjecturen heraus-
gebracht, ja in Verse zu bringen gesucht.
Ein flüchtiger Sclave werde nie gefunden werden, heißt es in
dem Pariser Papyrus, wenn er bei sich ein eisernes Blättchen trägt, auf
welchem drei homerische Verse aufgeschrieben stehen, welche
besonders angegeben werden; ttber diesen Aberglauben habe ich
des näheren gelegentlich der Herausgabe eines Ostracons mit homeri-
schen Versen geredet, das sich in der kaiserlichen Sammlung
ägyptischer Alterthümer befindet (Vgl.^oben S. 116).
Wenn ein ebensolches Blättchen einem Sterbenden aufgelegt
wird, so wird er alles verstehen, worum man ihn firagt, u. dgl.
Ein Amulet bei Todtenbeschwörungen enthalte die Worte:
aßpaa cu €l 6 xd TrdivTa TrpojUTivuujv juapiacppaH
Einen Dieb ausfindig zu machen, hilft ein anderes Metall-
Amulet. Man nehme ein Blei- oder Eisenblättchen und zeichne
zwei Kreise concentrisch ein; in den inneren schreibe man die
Worte : ju
apottjuaSpa
epecxiToX cpebavriTii
laßouvTi Kttv Tiiaui
bapuvKuj |Liavtr]X
etc.
In den Ereisring aber: ia€U}ßaq)p€V€iüiouvoOtXapiKpi(pia€U€ai(pipKt-
paXiOovuo|üi€V€pq)aßu)€ai. Man sieht auch hier, dass um ein Centrum,
V, zu beiden Seiten dieselben Buchstaben gestellt sind.
Was wir nun aus dem Papyrus kennen lernen, das sehen wir
anderseits wieder bestätigt bei den erhaltenen Gold-, Silber- und
Bleiblättchen und es verhält sich die Angabe des Papyrus zu den
Inschriften, wie Theorie zu Praxis, wie die Anweisung und Er-
klärung zur Anwendung. Kehren wir also zu der Frage zurück,
die wir uns schon einmal gestellt haben: was haben wir uns
186 WESSELY.
mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ssü gewärtigen,
wenn wir auf ein Goldblättchen stoßen, das uns unverständliche
Worte in klarer Schrift bietet? Wir erwarten nichts Gothisches,
nichts Slavisches u. dgl., wir erwarten 'Eqpdcia fpa^^aia. In dem
Hlättcheu des kaiserlichen Antikencabinets lesen wir in der That
da» barbarische ZATTAI<t>^Y0, eine Lautgruppe, die zwar selten
abor doch gelegentlich m den Zauberformeln wiederkehrt.
Werfen wir nun einen Blick auf die Abbildung des Gold-
blättchens > welches im J. 1662 in Wien gefunden, so sehen wir
doutlich in lateinischen Buchstaben zu unserem Erstaunen ge-
»ohrit^bou:
Z. 2 . . , DAMNA
n 3 MENEV ABLATANA
r» 4 LBAACRAMIHAMA
» 5 R I . • .
Uiono Worte sind ganz klar, vielleicht ist noch zu lesen Z. 5
lAJMU.LON Z. l. 2. DIS DEMIVRGE, doch genug, wir wollen
iiioht w^itora Vermuthungen und Combinartionen vorbringen, es
Koutigt Mohon das, was klar geschrieben ist; denn jedermann, der
uwv t^iuiga dar erhaltenen Amulete kennt, der die Zauberpapyri
Paiihayn uud meiner Ausgabe der Pariser und Londoner Papyri
liotit, dar dia Zauberpapyri und Zauberpergamente in der Sammlung
Sr. kainavliahau Hoheit des durchL Erzherzoges Rainer ansieht,
diulat dia 4Ki häufigen und tlberaus gewöhnlichen Zauberworte
AuMVUMtv^u A^uvadavoXßo AKpajLiixcxjiiapi hier wieder. Um nur einige
Uah^ga ^ii gaban« ho kommt aßXavaOavaXßa vor Z. 982, 3030 L 62
A 04 uiaiikor Sauuulung, als hebräisch wird es angegeben -A 490;
ab wild, wie hier, varbunden mit aKpoMixctMapi L 59 L 150; letzteres
kuuuut vor />, li. Zaila 1>8^, 3080 A 64. Damnameneu ^ ") findet sich
XU dau l*apyri häutig vor (so bei Parthey: Z. 163. 164. 167) auf
aiuar Oauaua bai Spon voyage k la Haye 1724 I 337 etc. Die
Nuahwaisa aus Auiulatau hat Kopp gesammelt Pal. crit. §. 504 ftlr
miuut4mauau §. 580 seq. für aßXavaBavotXßa §. 681 für axpajuixajuapi ;
ui itit K\a auaii gawesau, der zuerst auf die Bedeutung unseres
Amulatä wies, §. 897 i seine Ansicht, dass die häufig wiederkehrenden
Zuubarw^utar eine Hedeutung besitzen, die aus den orientalischen
SpiuahaUt dar hebräischen und ägyptischen zu erklären ist, gewinnt
") hin ist die« der Nnme eines der Idäischen Daktylen, welche ja ftlr die
k^jiüuvUu' dor Kphesia grammata gelten; auch in dem aas Htojchius bekannten
i^Huteriipvuoht) ucki KaTOCKiXil T€TpaS 60|LlV0|Liev€UC (Lobeck n 1S30) kehrt dieser
N^mo \yi«dor. :
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPTBI IN PARIS UND LONDON. 187
immer mehr an Wahrscheinlicbkeit. Zum Schlüsse citiere ich einen
Papyrus Erzherzog Rainer, gleichfalls zu Zauberzwecken bestimmt,
der das Wort aßXovaOavaXßa zu einer eigenthftmlichen Spielerei^
einem magischen Dreieck verwendet, das so aussieht:
aßXavoOavaXßa
ßXava6avaXßa
XavaGavoXßa
ava6avaXßa
vaGavaXßa
aGavaXßa
öavaXßa
avaXßa
vaXßa
aXßa
Xßa
ßa
a
Das Wort selbst ist wieder so gebildet, dass um ein Centrum,
nämlich 6, dieselben Buchstaben zu beiden Seiten gestellt sind.
So wird man, glaube ich, nicht anstehen zuzugeben, dass die
Zauberpapyri wenigstens in negativer Hinsicht nützlich sind, dass
man sie beaphten soll, wenn man die richtige Deutung einer An-
zahl von Denkmälern des Alterthums finden will. Denn es ist be-
kannt, dass in allen Schichten der Gesellschaft bei Hoch und
Nieder in der römischen Eaiserzeit der Aberglaube verbreitet war
und eine Bolle spielte. Die Schriftsteller erzählen z. B. ganz ernst-
haft, dass Verwünschungen auf Bleiplfitten hinterlegt, in dem Hause
des Verwünschten, dessen Tod Insrbeigezogen ; so sagt Cassius Dio
57. 18 vom Tode des Germanicus öcTci y^P (ivGpaJTTiuv ev t^ oiKict ^v
fj d[iK€i KaTopu)puY|ii^va Kai iXacjaoi (ioXiißbivoi dpdc rivac juerd toö
6vöjLiaToc aÖTOö fxovTcc Ziujvroc f9' eup^Gn Tacit. Annal. II 69. vgl.
QU änö CKr|VOuc Kax^x^ TÖÖe (öcrdov) in dem Zauberpapyrus, Bull,
arch. 1882 p. 6: . . .demando deuoueo desacrifiicio uti ... uos eum
interematis interfiiciatis ; Hermes IV p. 282 Rhodine . . . mortua sit
nee loqui nee sermonare possit CIL. I 818 (819, 820) auf Blei-
plättchen. Und, so wie sich Hoch und Nieder diesen Verirrungen
hingab, so waren auch die Zauberschriften derart eingerichtet^ dass
jedermann seinen Geschmack befriedigen konnte. Sie sind cultur-
geschichtlich von hohem Interesse; denn das bezwecken doch alle
diese Zaubereien, dass der Wunsch und Wille des Betreffenden
geschehe, und diesen erkennen, heißt den ganzen Zug dBr Zeit
188 WE88ELY.
erkennen. Aöc jioi dptupia xP^cöv ijuaticjudv ttXoOtov heißt es so
einmal Z. 2438; ein zweitesmal l{jjr\v uTieittv cuiTTipiav itXoOtov
eÖTCKveiav tvoiciv eöxpoiav eujaeviav eußouXiav cuöoHiav juvfJiiTiv X<ipiv
jLiop(pf|v KdXXoc 7r€iC|iOvf|v eic ^jiie. Und deswegen werden also grie-
chische, ägyptische, semitische Gottheiten beschworen.
Es fragt sich nun, in welche Zeit die Abfassung der uns er-
haltenen Zauberpapyri fällt. Es findet sich in ihnen kein Datum,
auch keine Anspielung, die auf die Zeit der Abfassung schließen
ließe. Im ganzen und grossen liegen sie alle zeitlich nicht allzu-
weit von einander ab und gehörten wohl einem und demselben
Funde an. Am leichtesten urtheile ich jetzt nach der Schrift und
kann mit aller Sicherheit behaupten, dass der von Parthey zu einer
Schriftprobe herangezogene Berliner Papyrus I in das IV. Jahr-
hundert nach Chr. fällt und zwar eher gegen 300 als 400 hin. In
diese Zeit fallen auch die anderen. Da der Text sehr verderbt ist
und solche Fehler enthält, die eine längere schriftliche Tradition
voraussetzen, so muss das Original immer weit früher abgefasst
worden sein. Letzteres war bei dem großen Papyrus von Paris
der Fall; es ist eine Art Sammelwerk, denn es finden sich in ihm
mehrmals doppelte Recensionen ein und desselben Textes neben
einander; ja es werden in diesen Papyri Varianten angefahrt,
eingeleitet mit den Worten fiXXuiC oder oi bi (Tpowpouciv) iv
äXXoic dvTiYpdqpoic, ^v äXXifj, äXXoi^ also wie in homerischen
Handschriften und Scholien (vergl. Hoffmann, das XXI. und XXÜ.
Buch der Uias S. 162 ff. u. a.). Beispiele:
dv äXXuj: 501 |Li€T€pTa(puj0 )Li€6ap6a(pT]piv i\ äXXiji icpeZaO.
iv öXXoic (ivTiYpdqpoic: A 52 ceXnvric jLif) trXiiOoijaic . . . iv
bk fiXXoic dvTiYpdcpoic i-^ifpauTO 6ti 7tXti6ouctic.
o\ b^ A 404 6dc TTpöc Toüc TTÖbac — Ol bk X^fouci aÖTiJfi dtriOec
591 q>ujTÖc KTicTa oi b^'cuvKTicTa
2734 dTpia cupiZovrec im cppeciv Gujidv fx^vTec o\ bfe*
dvejLiujv etbujXov fxovrec.
ÄXXoi 1276 bei der Anrufung der Göttin des Bärengestimes
^TTiKaXoöjLiai c€ Tf]v )LieTicTTiv buvajLiiv Tr]v iv T(p oöpavi]j:i dXXor rffv iv
Tfl dpKTljJ.
dXXujc 2665 lUiijLirßouX ov "*'• fiXXuiC* vujujuiiXXov, offenbar sind
hier Varianten zweier Exemplare gemeint, da voujluXXov die richtige
und mehr verbreitete Form ist.
463 ein Zaubernauie lautet: axcu (puiOujOu) (piaxa aui iiia
laiiiiia — dXXujc tö dvofia' axai qpujOüiGiu Qxr\ nia i<xi] r\\\)j GcuOujqpiaxa
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 189
oXXuüc* axai(puj6ui6ui air] riai iaiiaiiioiui9cu9uiqpiaxa. Derßelbe Name
findet sich auch in dena Berliner Papyrus , aber wiedier mit eiüer
Variante geschrieben: axcxiqpu)6iü GiuaaiTi iari iaa iria in iauj GuiGuj
q)iaxa. Betrachtet man den Namen genauer, so findet mai;^ wieder,
dass eine Gruppe von Lauten verkehrt und gerade stiebt und um
einen Mittelpunkt gestellt erscheint, etwa so:
axaiqpu)6u)6ui aniiarii a inaiTiia uj6uj6ui(pmxa.
Nachdem wir die ursprüngliche Form hergestellt, und wenn
wir bedenken, dass hier ein Verschreiben bei der verwirrenden
Abfolge der Buchstaben sehr leicht ist, so werdea wir anderseits
auch zur Erkenntnis gelangen, dass die mit äXXu>c eingeleiteten
Namensformen wirklicheVarianten, beim Abschreiben entstanden, sind.
Die Gewissenhaftigkeit, Varianten zu notieren, ist aber keine
geheuchelte ; denn der religiöse Hintergrund, den diese Beschwörungen
haben, führte ja darauf, dass man sich bemühte, ja nur die wahre
Überlieferung zu haben und namentlich das entscheidende dXriOivöv
äxiov övojuia auch wirklich in der echten, richtigen Form zu be-
halten.
All diese Umstände lassen darauf schließen, dass die Zeit der
Abfassung höher hinaufzurücken ist. Ich mache nun noch auf den
Umstand aufmerksam, dass an einer Stelle eine Episode aus
der Reise des Kaisers Hadrian in Ägypten erzählt wird.
Vor ihm habe sich ein Magier produciert und zwar so glücklich,
dass er das doppelte des bisherigen Gehaltes (övpuüviov) weiterhin
angewiesen erhielt. Dieser Umstand ist sehr wichtig; denn jener
Zug passt sehr gut zum Charakter des historischen Hadrian, von
dem uns Spartian in seiner Lebensbeschreibung berichtet in summa
familiaritate Epictetum et ... et ne nominatim de omnibus dicam
astrologos habuit (c. 16).
Als magische Autoren werden u. a. angeführt Dardanos, den
Plinius XXX. 9 Tertullian de anima C. 57, 645 Oehler kennen, dann
Ostanes den Minucius Felix, Arnobius, Tertullian, Cyprian, Eusebius,
Apuleius, Tatian u. a. eitleren (Dilthey Rhein. Museum XXV
S. 332/4) ; auch Typhon (bei Tertullian 1. c.) wird vielfach erwähnt.
Alles in allem dürften wir, wenn der Papyrus etwas nach 300
geschrieben ist, als die Abfassungszeit des Schriftstückes
noch die Zeit Tertullians ansetzen. Der Ort der Abfassung
ist Unterägypten; wiederholt wird von Herakleopolis gesprochen.
So wird es klar, dass unsere Zauberpapyri auch positiv von Be-
deutung sind, und in mehrfacher Hinsicht unser Interesse zu er-
regen im Stande sind. Nur nebenbei will ich erwiUmen, dass auch
190 WESSELT.
die Geschichte der Naturwissenschaften nicht vergebens nach Be-
reicherung hier suchen wird.
Das Interesse des Philologen concentriert sich aber auf die
Hymnen, die in Trimetern^ Tetrametem und Hexametern abgefasst
sind. In Trimetem geschrieben ist z. B. der Hymnus bei Parthey;
dort ist auch ein hexametrischer zu finden. Drei größere hat Miller
herausgegeben und an seine Bearbeitung haben sich die kritischen
Arbeiten Meinekes, Naucks, Diltheys und vor kurzer Zeit noch die
Abels und anderer geknüpft.
Unsere Arbeit hat sich insbesondere auf das Lesen des Papyrus
gerichtet und sich zur Aufgabe gestellt im folgenden eine verläss-
liche Copie zu bieten, welche auch auf die kritische Q-estaltung des
Textes Einfluss nimmt.
Wir stellen einen Hymnus an die Spitze ^ der in mehr als
einer Copie erhalten ist. Eine dieser Copien, oder vielmehr eine
besondere Redaction, ist in einem von Parthey herausgegebenen
Berliner Papyrus erhalten; zwei andere Copien enthält der Pariser
Papyrus auf zwei verschiedenen Blättern folio 7 Recto und 22 Verso ;
wir erwähnen dies ausdrücklich; ebenso wie Miller es schon gethan
(Melanges de litt^rature grecqüe p. 447), während seit Meineke,
der sich offenbar bei Miller versehen hat; von zwei nBüchern« ge^
redet wird, auch von Abel neuerdings wieder.
Fol. 7 Verso
Titel: eHaiTTicic ttic irpaHeujc Tipoc j( bucfiac €xu)v
ouciav Tou juvrijueiou Xeye ?. 435
aepo90iTr]TU)v avejiuüv €7TOxai|Lievov aupaic
riXie xp^coKOjLia öi€7TUJV cpXoTOc , aKajuaiov irup
aiGepiaici ipißaic jue^av ttoXov ajuqpieXicciuv . . .
Yevvujv auToc airavTa airep iraXiv eEavaXueic
€Eou Ycip cToiX€ia iravTa TeTaYineva coici vojlioici 440
KOCjLiov a-rravTa Tpeirujv TerpaTiov eic eviauTov .
Tctiiic Te x«oiP Kai aibao ev0a v€)LAOVTai
bctijLiovec av0puj7TUJV oi npiv qpaoc eicopotüvrec
kXuGi jLiaKap ce Tctp KXriZiaj tov oupavou TiYejiovria
Köi hx\ vuv XiTOjLiai c€ jLiaKap aqpöiie becTroTa kocjuou 445
Tiv YCtiric KeuGjLAUjya jlioXtic V€kuu)v €7ti x^P^v
Trejuipov baijLAOva tovjtov tti ^ juecaTaici uüpaic
ouTiep aTTO CKrivouc KaTexoxe Xivpavov ev x^pciv eiaaic
vuKToc eXeucojLievov irpocTaTiiiaci caic eir avafKaic
rivoca Ö6Xuj ev ippeciv ejuaic iravra fioi CKTcXeccn 450
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 191
irpaüv jLieiXixiov \xr\b' avria |iOi qppoveovra
jLiTibe cu jLirivicTic KpaTepaic €it €|Liaic €TTaoibaic
TavjTa Top auToc €Ta£ac €V av6puJ7TOici barivai
VTijLiaTa jLioipau)v Km caic UTroGruLiocuvaici
kXtiCuü b" ouvoina cov ujpujv jnoipiüv eicapiGjnov 455
axai(pu)6u)6uj(piaxa aiil viioL laiT ri'ia
Guöujcpiaxa : .iXaöi jiioi TrpOTraTujp koc|liou
GaXoc auTo\ox€UT€ : iropcpupe xpv^cocpan koc)liou ausgelöscht
GaXoc ausg. auToXox€UT€ ausg. qpaecijißpoTe beciroTa kocjliou
baijiov aKOiMiiTOu irupoc 0981x6 xp^ccokukXc 460
(pcTfoc aiT aKTiviüv KaGapov TrejUTTiüv em T«iav
Treyvpov Tov baijuiova ovirep e^TirricajLiTiv tti ^ koi
aXXujc TO ovojLAa axai qpujöujGu) dir]' riia
laiT Tiiuj 6uj6uj cpiaxa
aXXu)c axei cptüGiüGui airj iria riai laiT 465
arii Tiia uüGijuGuj qpiaxa
Wir werden weiter unten die Conjecturen aufzählen, die bei
diesem Stücke gemacht worden sind; hier kommen nur die Worte
von Z. 458 an in Betracht; man hat Z. 458 verbessert TTupcpdpe
und xpucoqpa^c. Z. 462 bringt die Prosa wieder : tt^|liv|jov töv baijuova
8v7T€p ibyTr\Q&^r\y t§ beiva * koivöv; „schicke über sie, die N. N.,
den Geist, welchen ich heraufbeschworen, und dergleichen". Indes
versuchte Miller einen Hexameter zu erhalten:
7r^jLiv|jov bf| TÖV bai|uiov\ öv d£^TT]ca TrpoGu|uiu)c
und Meineke gar einen Trimeter, der den Abschluss für die voran-
gehende Reihe der Hexameter zu bilden bestimmt sein soll:
TT^|UlV|i0V Te baijLlOV' ÖVTIV dHlJTT]C<ijLlTlV
T^Ö* .^
Mit T^b^ beginnt nach Meineke ein zweiter verstümmelter
Trimeter: allein sein T^b' ist nur fälschlich ersonnen für das im
Papyrus stehende t^ ^, das bis auf Dil they unerkannt geblieben
war; es ist dies aber die bekannte Abkürzung far t^ beiva, oder,
wie man auch geschrieben findet t^ biva.
An zweiter Stelle geben wir die Variante, die sich im Berliner
Papyrus I Columne 5 findet.
kXuGi iLiaKap kXtiZuj c€ tov oupävou riYeinoviia 315
KW Taiic Xtt€oc Te Kai aiboc evGa vejiiovTai
7T€)LAV|iov bai)Liova TovjTov ejLiaic iepaic eiraoibaic
vuKToc eXauvojLievov irpocTaTMaci cric utt avayKTic
0U7T€p CITTO CKllVOUC €CTl TObC Kttl qppaCCaTU) |i0l
occa GeXu) * tvujjuitiiciv aXriGeuiv KaTaXeHac 320
Wien. stud. YUL 1886. 1^
192 WE8SELY.
Tipiiüv fi€iXiKiov jLiiib avTia jütr] q)pov€OVTa
Milbe cu Miivicqc €it ejiiaic iepaic eiraoibaic
aXXa (puXa£ov xxirav bejiiac apiaov €c cpaoc eXOeiv
Taura Tap auToc ebaSac €v avGpuiTioici barivai
Kh]lvj b ouvojaa cov jiioipaic auxaic eicapiSjiiov 325
axcxicpu)6uj6u)a ain iari iaa iria it] mui
6u)6uü cpiaxa
Von Parthey rühren folgende Conjecturen her: 319 fexiv röbe,
Kai (ppacdTu) fioi 321 jueiXixiov, jurib' dvria fioi 324 für fbogac : Iroiac
oder ^beigac 325 IcdpiGjaov (diese Lesart enthält also der Papyrus
nicht).
Es folgt die dritte Copie, im Pariser Papyrus die asweite, mit
der adnotica critica«).
1 av€jLioqpoiTT]Tujv avejLiujv €7TOXOU)aevoc (corr. ex — xoi — ) cxupaic
2 r]kie xpucoKO)LAa bieirujv nupoc aKOjLiaTOV irup*
3 aiGepioici Tpißoici (iCTav iroXov ojLupic eXicciuv
4 T€WU)v auToc airavT*"*^ airep iraXiv eHavoXueic 1960
6 €H ou Yttp cToixeia TeTOYineva""*^ coici vojlioici
TOV
6 KOCMOV airavia Tpeqpouciv TeTpairov eic eviau
7 kXu9i jLAaKap kXtiZuj ce tov oupavou iiTCjuiovTia
8 Tainc T€ xaeoc re Kai aibeoc €v6a vcMOvrai
T£C
9 baijUGvec avGpuiirujv oi irpiv qpaoc eicopouiv
KOCjblOU
10 Kai vuv bn c€ XiZaZojLiai {l pr. corr. in t) juaKap a<p6iT€ beciroTa
1 a€po9oiTr)TU)v A €Ttoxai|ui€vov A aupaic A.
2 9X0 Yoc A.
3 aiOcpiaici Tpißaic A a|ui9i€Xiccu)v A alOcpioici Tpißotct Miller.
4 airavTa aitcp A airavxa äirep Müller ÄiravTaTditcp Meintke.
6 eEou] ^k coO, Ik c^o Miller
CToix€ia TtavTa T€TaT|üi€va A
cole T6 vöfjLOict Dithej (Rhein. Mus. XXVII).
6 TpCTTUV A Tp^90uctv Meineke
T€TpaTiov A (nicht TCTparov!) T6TpäTO|biov Miller Tcpdxopov Meineke.
7 C€ Top KXrjZu) A c^ T^p ^ca Miller.
8 xaoio Kai a'iöao A [töv] yair\c T6 x<iowc t€ Kai dtboc Miller toirjc t€
Xdeöc T€ Kai äiboc Meineke Kai fa\r\c xacoc te Kai a'iboc Papyrus Parthey koi
aiöeoc] Miller t* cöxXoioio oder eöxiXoio conj. Miller.
10 11 om. Pap. Parthey
Kai hr\ vuv XiTO|biai C€ A Kai h^ vOv Xiro^ai pdKap etc. Miller Kai b^ vOv
X(TO|uia( C€ |uiaKdpTaT€ 6. k. Meineke.
') Biiller p. 447 Le manuscrit dont je me sois servi contient deux copies
diff^rentes de cet hymne. Je d^si^nerai l*iuie par A (unser Fol. 7 Recto) et Tautre
par B (Fol. 22 Verso).
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDOM. 193
11 Tiv fau]c K€u6jLiujva jlioXtic V€kuu)v t'"® €Vi x^pw
cv atc
12 Trejuipov baijLiova tovjtov ottujc liecataici (i' additur)v ujpecciv
13 vvjKToc eXevjco|Lievov TrpoctaTiLiaci die du avayKTic
14 ouTiep arro KecpoXric cktivouc Kaiexuj Tobe 1970
Km cppacaiiü jlioi tuj ^ '^oca GeXuj YVUjjLiaiav
IV aXriGeiTi KaraXeHiT ^^irpauc |i€iXi
Xioc ixrfi' avTia )laoi cppoveoiTo
17 jLiTibe cu jurivicTic €7T €jLiaic lepaiciv
€Tru)baic: ^®aXXa cpuXaHov anav juou
bcjLiac apTiov eic cpaoc eXGeiv 1975
19 Kttl JLIOI ILlTlVUCaTUJ ^ TO Tl * T] TTOGeV
Tf] buvarai jnoi vuv eic utnipeciav
^" Kttl Tov xpovov ov TTapebpeuei
21 TttUTo Top ctuTOc cbujKac ava£ ev 1980
11 cm x^pwjv A ^iri x^pov Miller Meineke.
12 TT. b. T. xr) A lütccaraici uipatc A d. i. 7r^|ui|;ov öa(|üU)va toOtov tQ öetva
)LX€C<iTatci djpaic (nicht dei |U. u).) — öituüc jucraGetcv düpaici irrige Lesung Millers,
welcher bemerkt: cette (derniSre) le^on Perlte d^une mani^re trös obscure ....
en adoptant la le(^on de B on aurait: öitwc jucraOctev [kv] d)patc. — juecdTaiciv
iy üüpaic Miller Meineke toOtov ^jiiol juecdraiciv iv d}paic Dilthey.
13 Vor diesem steht 14 in A' Nach Dilthey war dies die ursprüngliche
Form: f^v yai^c etc. || irdiuipov etc. || vuktöc etc. || oOirep etc. öcca etc. || irpT^üv etc.
— ^Xauvö|U€VOv P. Parthey catc iit' dvdTKaic A cotc ^irava^K^c Meineke.
14 ouir€p aire CKr)voue ecTi To6e Kai q)paccaTU) juci Papyr. Parthey outrep
aito CKT]vouc KttTc^^ TOT£ \ii|iavov €v x^pcw €|Liaic A oöirep dirö CKf)vouc Kar^x^
Tdbe Xeiipava x^pciv Miller, Meineke ouircp aire ckt]vouc Kaxexu) toO öetva der
Papyrus auf fol. 22 Verso Z. 5. 6.
16 rjvocaGeXuj €v q>p€c\v €|lioic iravra jlioi €KTeX€cr) A occa OeXu) • Yvu)|Lir)iciv
aXr)0€ir)v KaraXcSac P. Parthey f^v & QiXiu yviOiiiaiciv d XT^eeir) KaxaX^Hij Miller
(si Ton voulait adopter la le^on de A oa pourrait lire f^v d Q4.\\u q)p€civ djbiatc
irdvTtt |Lioi ^KTCT^Xecxai; f^v öca Xili fvU)|uiaiciv dXriOeii;) KaraX^Sij Meineke; f^v
6ca \<b 9p€clv alciv Coder ijciv) diravrd fioi ^KreX^cijciv conj. Meineke öcca OdXuj
fvixJiLiijciv dXriOcii^ KaraX^Hai Dilthey.
16 irprjüv |Li€iXtKiov nr]b avria yir] q)pov€OVTa P. Parthey irpaöv fiiciXixtov
|bir)ö • (= |bir)b') avTia |uioi 9pov€OVTa A cppov^ij ti oder q)pov^u)v ti Meineke.
17 iif i\iaXc Upatc 4iraoiöatc P. Parthey Kparcpatc an' ä^iaXc ^iraoiöatc A
18 om. A aXXa q)uXaSov airav öepac apKiov cic 9aoc cXBciv Papyr. Parthey
q)i!)XaHov ^fioO bi^iac conj. Müller.
19 20 Der ursprüngliche Text war Tielleicht folgender: Kai juci |Lir]vucdTU^ 6
Ö€tva TÖ t( f^ TTÖOcv f^ Kai TÖv xpövov 6v TrapcöpeO«, denn die Worte sind wohl
eine Glosse zu trapebpeOci — Miller conj. xpövov [^fi] irapebpEOci — »in uersu 19
iTÖOi 6r)60v€i latere coni. Schenkl» Abel.
21 €bu)Kac] €Ta5ac A ebaHac Papyr. Partbey avag om. Papyr. Parthey
xaOTa xdp aOTÖc ^buiKac dvaE dvöpdcci öafjvai Meineke.
194 WES8ELY.
avOpujTTOici bonivai ' *'oti eiriKaXou
jLiai TCTpajLiepec cou TouvojiAa
XOeGujivi XaiXajLi' lau)* Couxcx*
TTiTTTori: **k\iiZu) b' ouvo|üia cov
uüpujv jLioipiuv €icapi6|Liov 1985
axai cpujGujGu) • airi • lari ' ai *
lari • aiTi . iaui * 6u)6u)(piaxa *
TP' kT 'ikaBx jLioi 7rpo7raTU)p (ira- corr. ex ire)
KOCjLiou iraTcp auT0Y€ve6\€.
22 om. Papyr. Parthey. An Stelle der Anrafmig gibt A den Vers viJliiaTa
Moipdujv Kal calc {iiroOrniiociuvijci, wo Meineke conj. Tate calc nnd Abel {iiro-
Or)|LiocOvaici.
23 |Lio{patc aöxatc eicdpiOinov Papyr. Parthey icdpi6|Liov conj. Parthey ic
dpiOjLiöv Miller Meineke n'QpiIiv doit dtre une erreor. On s^attendrait plutdt k one
6pithöte se rapportant k fioipdiv comme Updiv. Celle-ci n*irait pas k cause de cöv
qui proe^dC) k moins qu* on ne lise coO. On a le choiz entre öctvOCiv x^^C'^nXlv
90߀p<Iivtt Miller. Moiptitiv *QpCiy t* ic dpiOjiiöv conj. Meineke )bio{patc iepatc
Dilthey.
Bemerkenswert ist in Z. 6 die Lesart leipdfiov in A, — Aueh
Z. 19 war nur in mangelhafter Lesung bekannt ( Xixvei
TTipeciav), welche wieder eine Conjectur Diltheys hervorrief: Xiixvoc
dneip^cioc.
Zu Ende ist die Abkürzung tp' XZ aufzulösen in TP^MMOcra
TpidKOvra ^irrd. Um ja nur die richtige Form des Zauberwortes
zu behalten, wurde auch noch die Anzahl der Buchstaben notiert,
die das Wort enthielt. Dieser Umstand lehrt uns auch die ursprüng-
liche Form zu finden. Vorzuziehen ist auch hier die Variante des
Berliner Papyrus axcxi(pui6ui9ui aair] lar) laa itia irii a u) 6uj6ujq>iaxa,
denn sie enthält wirklich 37 Buchstaben, während B zwar die Zahl
37 notiert, aber nur 36 Buchstaben noch erhalten hat. Das Wort
war jedenfalls so gebaut^ dass dieselben Buchstaben in gleicher
Weite zu beiden Seiten eines Centrums gestellt waren^ etwa so:
axai(pui6u)6u) airiiariia Aauiairiia ui6ui6u)q)iaxot.
Wir geben nunmehr die Abschrift desjenigen Hymnus^ den
Miller auf S. 442 edierte.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 195
Fol. 30 Recto
-^ beup' CKarri Y^Ta^cca buivric {r\ pr. corr.) ri
jLiebeouca* ^Tiepcia ßaußoj cppou 2715
VTiioxeaipa' ^abiLurni \ubiT
abajLiaTUip euTraTopeia*
*baboux€ iiT€)LiovTi KaraijiuKauxe
va KOupiT *kXu6i bia2!€u£aca
TTuXac kXutou abainavToc ®apT€ 2720
^iTi* Kai Trpoc jiAe emcKOTTOc rica
jUeTlCTTl* 'TTOTVia pTl£lX0UIV CKU
XaKaYCia TravbajuaTeipa* ®€ivobia
TpiKttpave cpaeccpope irapGeve
c€)LivTT ®c€ KaXiü (X corr. fuitne €?; eXXeqpova 2725
Xojecca aubvaia troXujiiopqpe
b€up' ^"eKatri rpioTibi TrupiTTVoa.
q)acjLiaT' exouca. ^^KaieXaxec
beivac jLiev obouc xa^^Trac b' em
TrojLiTrac' ^'rav CKaiav ce KaXu) 2730
cuvaTToqpGijLievoiciv aiupöic.
^^Kei Tiv€c Tipojiuv eOavov ayvi
1 T€T«*öca 6i' €ÖvfJc conj. Miller alVivr^c 'f\ Meb^ouca coni. Manry AiiI)vr)C
1^ jLiebcöuca Meineke bcOp' 'Exdrr) Tpiqx&ccca 5ir)V€K^u)c jueb^ouca Nauek öeOp^
*EK<iTr) TiTttvic dir* alOövoc ineb^ouca Dilthey 9a^€cci Z€Xr)va(iic Lud wich.
2 TTepceir) Miller TTcpceia Dilthey 9pouvr) (t€ Kai) Miller 9puvtTi (Kai
Meineke ^pioOvio^ Nauck Baußil)] Bpivud Nauck (Bo|Lißdj conj. Dilthey).
8 d6|LiT]T' ElXeOui' cOjbidTUip cCitraT^peia Nauck Xuc(r) d6)yii^Tii travöjbidTUJp
cOTiardpcia Dilthey dbajudcTUip Miller TTav6|LidT€ip* Abel.
4 i^Y^l^övr) Kparepi?! öipav»X€V€ Koöpt] Miller i^. dyvd (i. k. Meineke.
5 kXcitoO oder KXujU^vou Miller.
6 "ApTCiLii <&i*|> Kai oder ''ApT€|uii<cu> Kai Miller Kai irdpoc dmiiiv kni-
CKOiroc flcOA Meineke "Apreiuic f\ Kai irpöcOc ^iticKOiroc flcOa incTicTT) Dilthey
(oCica iLieficTT] Nauck) irpoc |U€] irpöcOev Miller iJjcOa Miller.
7 cKuXdKaivd y€ (oder t€) iravoajiidTcipa Miller CKuXoKaf ^Tt Nauck.
8 elvoöir) TpiKdpr)V€ Miller.
9 kXi|j2[u) c' ^XXo9Öv* •f\ Xudcicc* adövair) TToXt))yiop9€ Maury und Miller
^XXo9Övr) Xubecc' a()bvaia Meineke KaXi^ ^XXoqxSva Kai 'Au6vair) 'TroX0|Liop9€
Dilthey ^XO^ dvacca Abel.
10 TpioölTi Miller 9dc|LiaT' ÄYOUca Meineke.
11 Kai T€ Xdxec Miller Kai t' ^Xaxcc Meineke fyr ^Xax€C Nauck ^m-
iro|LiTTdc Meineke.
12 cc] T€ Miller ti?|v 'EKdTT|v Abel.
13 dfvoiloi Kai dtraiftec Meineke (s. Diltheys Bemerkung) k' cl tivcc] oVtivcc
Miller.
196 WE88ELY.
vaioi T€ aTTttibec '*aTpia cupiZiovrec
T€C
€7n (pp€Ci eu|iOV €XovTec **oi be ave^wv eibuiXov exov
CTavTec"® UTiep KecpoXric ttic ^ acpeiXe 2735
C9€ aUTTlC TOV T^UKUV Ü7TV0V
^'jüiTibe TTOTC ßXecpapov ßXeqpapu) koX
XriTOV €716X001 • *®T€ip€C0UJ b' €716
|iCUC CpiXaTpUTTVOlCl jLACpijlAVaiC
**€i b€ Tiv' aXXov exoic €v koXttoic KaraKCiTai 2740
Fol. 30 Verso
'^Keivov a7rujcac6ui €jli€ b* €v cppeciv €v
KataGecGu)' "Km irpoXiTiouca Taxicra
€1T €|iOlC TTpoGupOlCl TTapCCTU) * ''bttjUVO
juevTi vpuxn 671 e^x] qpiXoiriTi xai euvri
'^aXXa cu u) CKaTT] 7toXuu)VU)li€ 7TapG€ 2745
ve Kovjpa **Xo€cca eXoiiiaia Xujoccpu
XttKa Ktti 'iu)7nT '*7T€pc€(pova xpiKa
pave 7njpiqpoiT€ ßou)7nT ^^ßouopqpopßir
14 post 16 Nauck.
16 16 Die Worteol bi zeigen, wie wir schon oben erklärt, an,
dass dv^|uiu)v £!6u)Xov ^x^vtcc nur eine Variante ist für ^irl 9p€cl
OujLiöv ^xovTEc; fehlerhaft sind daher alle ErgänsangsTersnche:
o\ ö' dv^iLiov €t&u)\ov (Lxoynec trdvTec öircpOcv
Tfjc K€(paXf)c dcpdXecO' ^inOu|LiT]TÖv yXukOv öitvov oder
irdvTcc (iTT^p K€<paXf\c dq)eX^cOat töv fXuicviv ÖTtvov Miller
trdvTCC ÖTT^p K€q)aXf^c (d€p6€(r)T€) dq)^X€c6€ bi töv y^wkOv öttvov Meineke
(^vi q)p€cl 9u|Lia(vovT€C Naack 8u|uöv ^öcvrec Dilthey — /|V€)yiÖ€v clbuiXov
Nauek — ) cxdvTCC Ö7r€pÖ€V
K^ßXrjC Tfjcb' dcp^XccO' ^udvTT|TOV yXukOv öttvov Nauck irdvxcc beruht
auf einer falschen Angabe Millers. — vi^bujuov Oirvov Schenkl.
17 KuXXiCTÖv (kuXXiytov falsche Angabe) Miller. koXXiitöv oder
ciitkXcictov Nauck kXiiictöv Dilthey.
18 TcpiT^cOuj Meineke TCtp^cOuj Nauck i^alcx Miller.
19 (6c) KardKCiTai oder köXttoiciv k. Miller dXXov ^XotT^ Meineke
^Xoit' ^v KÖXiTOiciv K. Nauck ei b^ tic dXXoc iolc iv KÖXiroictv k. Dilthey.
20 Ketvov Miller ^YKaraO^cOu) Miller.
21 öajLivaiu^vr) Miller.
22 KoOpr) Miller.
24 Xubecc* iX^ojbiat dXuidc 9uXaKd xal ^iruiiri Meineke Xöccca ^OMai BüUer
^X6^ Ocd KdXo|Liai Nauck ^Xdouc' OXaK^ xai IwQ Dilthey.
25 TTcpccqpövr] TpiKdpr]v€ (Oed) iTup(90iT€ ßotDm Miller TT€pc€q>6va xpiKd-
pavc Meineke.
26 ßoucpöpßr) ira|Lxq)öpßr) q)öpßapa Miller ^r)HiinjXr) re Dilthey.
BERICHT ÜBER GMECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 19T
iravqpopßa* cpopßapa* aKTiujqpt epecxi
fok veßouTocouaXnO • trapa Gupaic ttu 2750
TTuXtI b€b€Zu)pilHl7TUXl1 T€' '''öCUp CKtt
TT] nupißouXe KaXu) ce ctt €|iaic ena
oibaic* jLiacKeXXijüiacKeXXu) qpvou
KevTaßaiuG* opeoßaCaTpa pTi£ix6iü~~ 2755
iTTTTOxOuiV opeoTHiTavuH" (iopjao
povTOKOvjjLißai KO* *®|aaivo)Li€VT] (vo corr. ex bo) r]br\
KOI eiT Cjuaici Gupaici raxicxa' *® \r\
GojLievTi T€KVU)v cuvr]6€iTic be to
KX\vjv' ^°Kai CTUY€ouca to irav avbpuiv
T6V0C r]be T^vaiKUV *^eic Tobe ejnou 2760
Tou ^ jiovov e ausgelöscht ^e b' exouca iropecTUi
^'ev qppeci ba)Livo)Li€VT} KpaTepric
U7T epujToc avaYKTic^ Gevuüß*
TiGeXujß* Tivujp* TevGrivujp*
7ToXuujvu|ie KuZaXeouca rcalaoDc 2765
bio KaXXibTixjiia Kai caß/
cpXeHov aKOijLiTiTU) irupi tt]v ipuxiiv
TTic ^ Kai u>piijuv Kai o eiravui Ka
Gr^evoc lütiXctriX* **€7rra übaTUJv
KpaTeic Kai v)^ Kai ckoov ov Ka 2770
Xeouci bpaKovTa juexav aKpoKO
bripe jLiouiepuji xapx«pccö^vai
2!eu bT] bajuivaiaeveu Kuvoßi
ou eZaYpa" ko* iuj TraciKpaTeia
Kai iO) 7Taci)Li€b€ouca * iüü iravrpe 2775
cpeouca JriXaxva- Kai caab'
caßiüüGiT vouiLiiXXov vaGo ^
^leiva* öteiKeiVTiG* aXKijiioc
ericeuc ovuS 7repi9pu)v bajava
ILieveuc* afieivaiaeviT aXKUia 2780
27 iTcpißouXe Meineke iroXOßouXc Abel Kdkd} c' Müller.
28 |uaivo|ui^vr) ^bi^) Kai 4)biatci OOpaici Td%icza Miller )biaivo)bi4vr) IcTair'
in^ Meineke Dilthej.
29 Xr)9o|Li^vii t^kvujv (xe) cuvr]9€(r)c bi (t€) t^kvujv Miller XiiOoin^vr) tok^uv
T€ cuvriOcinc T€ T^Kviuv T€ Dilthey cuvriOciiic T€ tckövtuiv Meineke.
81 elc Töb* 4)bioO . . . fiövov |ui€ 6' ?xowca irap^CTW Miller clc TÖbe toO '|uoO
(bdi^a) füiövov b* Ijui' Meineke. Ich bemerke hier nur, d%aa baijbia^ ia diesem Sprach-
gebranche »Bacho bedeutet, ^c Abel.
33 Kubtdouca Meineke.
36 k(pQ' i)b&T\uy KpaT^cic Miller.
198 WE88ELY.
Sea vcKUia ircpcia
ccßopa ttKpa* '''crrcubc raxicra
Tib€ €iT €Matci Oupaici TrapecTui
cuxn TTpoc C€XrivT]v €m iracii 7rpa£/ 2786
UX6€ jioi uj beciroiva q)iXii Tprnpocai
ire ccXrivT]* 'cuiiicviri b* CTraxou
cov e^uiv Tepuiv €Traoibuiv*
'vuKTOc OToXiüia vea qpaeajuißpoTe
ripiT€V€ia" *Ti x'OipoTcoxc xaupoiciv 2790
€(p€ZO)Ll€VT] ßaClXcia* *Tl€XlOU'
bpo)Liov icov €v ap^aclv 'ithtcu
ouca" *r\ xopiTuiv rpiccuiv rpicoic
|aopq>aici xopeueic* 'acrpaciv Kiii
jLioZouca biKii xai vrmaTa ^olpulV 2795
'kXüjOUi KQi Xaxecic r\b* arpoiroc €i rpi"***
Kopovc
Fol. 31 Recto.
*iT€pc€q>ovTi T€ M^^cpa Km oXXllKTUI
TToXuMopcpe * '°rm€pac oirXtZouca
KcXaivaic XaMTraci beivaic ^^t] cpo 2800
ßepÜlV OipitüV XOITTIV C1€IC T€ ^€TUI
TToic* "ri Taupüiv jauioma Kara cto
Mariiiv avi€ica* '^n vribuv (vt) corr. ex vu) cpoXei
CIV TT€7TUKacM€VTi cpTTUCTTipuiv (ttu coit. ex m\)
^^loßoXoic Tapcoiciv Ka^aTulbtolCl 2805
bpaKovTuiv '*cq)iTTO|ii€VTi xaia
^ vujTa TToXaiLivaiTic otto b€C|Ül0lC-
'•vuKTißori TauptWTTTi (piXripcjac rau
87 i\br\ 5* Meineke.
Hymnos an die MondgOttiD (ptgf. 462 Miller).
3 v^a Miller.
7 dcTpdci Miller hitaji kqI yi\^ar\ Moipdiv Meineke.
8 Adx€c(c T€ kqI 'ArpoiTOC Dilthey rpiKdpiivc Miller.
9 Y€v^T€tpa Miller Ttci<p6vr) T€ M^T^ipa Meineke.
10 A X^P^^ (oder f) K^pac) Miller.
11 /| . . . . ccCouca ^cnimotc Meineke.
18 <poX(civ Miller.
14 toßöXotc Tapcolct ical dxaiidTOtct bpoKÖvruiv Miller Karui^abiotct Meineke«
16 iroXa^vaiotc oder — atric Miller 1raXa^vaiT)c öirö b^c^1)C Meineke.
16 raupdmi Miller Yavp<lHn Meineke (oder vmertßo^ mipdhh); vuKTtßdr)
qnX^pilMC qw^ctpopc TOupoKdpnvc Dilthej TOUpOKopovc Abel.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 199
poKapTive* ^■'omaa be coi rau ausgelöscht
xavjpujTTov €X€ic CKuXaKUübea^cpu) 2810
VTiv '^)Liopq)ac b' ev KvriiLiaiciv
uTTOCKeTTttouca XeovTUiV ^^)Liop(pai
XuKtüv ccpupov 6CTIV KUV€C qpiXoi
aTpio6u|Lioi • ^^TOvjveKa c€ kXtiZIouci
eKaiTiv 7roXuiüvu)Li€ jutivtiv — 2815
'*a€pa jLiev xeiiivoucav ar apre^iv
loxeaipav *^T€Tpa7rpocu)7r€ Gea
Teipatüvu^e Texpaobem' '^apre
jLii Tiepcecpovri eXacprißoXe vukto
(paveia* ^^tpiktuttc Tpi(p6oTT€ 2820
xpiKttpave xpiuivu^ie ceXr^vir
'*6pivaKia TpmpocujTre rpiauxe
v€ Ktti ipiobiir '®Ti rpiccoic xaXa
poiciv ex€ic qpXoTOC ajuaiov irup*
^■^Ktti xpiccüiv juebeeic xpiccwv b' 2825
€Kaxujv xe avacceic* ^®iXa6i jlioi Ka
XeOVXl Kttl €UJLI€V€UJC €lCaKOUCOV
^^r\ 7T0XUXU)PT]T0V KOCjLlOV VUKXOC
a^cpieTTovjca' ^"baijiiovec r]v q>p\c
couciv Kai aOavaxoi xpo|Li€ouciv 2830
**Kubtav€ipa Gea TToXuiüVu^e KaXXi
17 TOt oder to falsche Lesung.
19 .... clcC Miller XuKÖfiop90v cqpOpov 4ct( Meineke coi T€ XOkoi 9(Xoi
cid conj. Schenkl.
20 c€] f€ sohlechte Lesung TroXuubvuiii* ^pi^jbiiiv ddpa füi^v T^jbivoucav Meineke
(oder fj^pa etc.)-
21 AT* "ApTCiLiiv oder ^b\ W MÜler.
22 T6Tpao6lTi Miller.
23 vuKTt9dv€ta Miller.
24 TpiKdpr)V€ Miller Tpt(j[)vu|Li€ |uf|vii (oder KoOpr]) Miller Tpiiöm ccXrjvr]
Meineke, auf fol. 28 Recto ist eine Variante: Tp{90VT€ TpiKdpave ceXf)vr).
26 xpivaKia (corr. — ir\) fol. 28 Recto SpivaKir) Miller.
26 <p\6yac fol. 28 Recto.
27 Tpiööujv fol. 28 Recto Tpidbujv Dilthey Opiilfv Meineke lueO^ireic fol.
28 Recto. Man lese TpiccC&vö''EKaTiIiv!] bcKariuv fol. 26 Recto Ö€Kd6ijJv Miller
b€KftviI)v Meineke.
28 ^cdKOUCOv Miller ^trdKoucov Meineke.
29 vuxöc Miller.
30 (ppkcouci Miller.
31 Ku6idv€ip€' Meineke.
200 WES8ELY.
feveia* ^^Taupuim" K€po€cca Oeiuv
Tevereipa kqi avbpujv' ^4cai cpucei
TTQILiHTlTUJp OU T^P <pOlTa C€ €V0
XujüiTru)' '^eupeiav be t^ ctßuccov 2835
aireipiTOV ajLicpmoXeueic * ^^apxn
Kttl T€\0C €1 TraVTUDV b€ CU ^OUVT]
avaceic" ^eSeui y«P rravT^ ecri
Kttl €ic aiojva Tiavra TeXeuia' ^^aeva
ov biabr^a coic cpopeeic Kpota 2840
q)Oiciv ^b€C|üiouc appr]KTouc ctXu
Touc jüieYaXoio Kpovoio" ^®Kai xp^
C60V CKTiTTTpov ettic KÖTexaic Tta ,
Xainaiciv ^^-^QaiiixaTa cuj CKriTrrpuj
a"^ Toi Kpovoc ttjucpexapaSev • **buj 2845
K€ be coi qpopeeiv oqpp' ejurreba Tiav
Ttt ^levoiev "bajLivu) ba^ivoiiie
veia* baiLiacavbpa' bajuvobajuia*
CU be xaovQ jnebeeic apapaxapa
pa riqpGiciKiipe' **xttip€ öea Km 2850
Fol. 31 Verso
caiciv eTTUüvujLiiaic enaKOucov
**6uu) coi rob* apuj|Lia bioc tckoc
ioxeaipa* *^oupavia* Xi|üiviti*
opiTrXave eivobiaite* (a corr. ex x) *'vepTe
32 TttupCömc Dilthey.
33 q>()Ci Miller irajUiui^Teipa Meineke (oder ira|LX|ur)TU)p * cii T€ T<ip) ov] cC^
conj. Miller.
36 ^K c^o yap irdvT' ?cti kqI elc c' alOöva reXeur^ (oder e!c c\ oitiivtc,
trdvra tcXcut^) Miller Kal €k c€0 irdvTa t. Meineke.
37 ^olc Miller.
38 iraXdiUTiciv und kqI xp^ceov (j^'^y CKi^jirrpov Idtc Kori^x^ic iraXd^aictv
Meineke.
40 (iTrdKoucov conj. Meineke. 40 ä^yi) toi Biilfer äyxa Abel.
41 coi]cOi falsche Lesnng^ MillerS) der dann coni. cctpoqiopeW.
42 6a|LivoTevr)c und bafivo6d)yi€ia Meineke 5a)bivoTÖvr) Dilthej.
48 dyavd f cpoipd /{«pOeidiciipe Meineke. 40 Meineke = 44.
44 x^^pe öed Kai catc iv ^iruivu^iaic ^irdKOucov fol. 28 Verso.
45 dbiuvai too* dpujjua fol. 28 Verso.
46 oöpav{r) AijLivtTi öpeiirXave elvobiii t€ Miller ou. Xt|i€viTt optaiicXave
civobiai T€ TTOpTcpaßuOia aiuvta fol. 28 Verso.
47 v€pT€p(T] vuxin 6' dbiDvaia CKorir] re Miller, veprepia vuxio t d'töuivaia
CKOT{a T€ Meineke fiuxia conj. Meineke.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 201
pia vuxia re* aibujvaia CKOTia xe* 2855
*®Ticvjxe Ktti bac7rXr]Ti Ta<poic
evi baiia exouca* *®vuH epeßoc
Xaoc evjpu cu t^P bucaXuKTOc
avaTKTi* ^"jLioipa b' eq)uc cu t^ 2860
epivuc ßacavoc oXerici öikti cu
*^ Kcpßepoc ev bec^ioiciv exeic
qpoXiciv cu bpaKOVTUüV
*'Kuavea ocpeoTrXoKajiie Kai
^luvobpaKOVTi • *^ al)LiaTroTi
OavaTTife cpOopriTevec Kap 2865
biobaiTe **capKo<paY€ Kai
aiüpoßope K07r€TOKTU7r€
oicTpoirXaveia **€X6€ eir ejiiaic
Guciaic Kai |ioi Tob€ npwfiia
noiricov 2870.
50 luotpa ö' ?q)uc Epivuc ßdcavöc t' öXdxic T€ ökr) cO Möller juiotpa b*
ävpvc c\) t' 'Epivt3c, ßdcavoc, öX^tic c\5, hiKY] cb Meineke ^pic, jnotpd t' coni.
Meineke.
51 b^cjuoiciv Miller.
52 q)oX{b€CCi Meineke.
53 q)6opf)xov€ Miller <povi^YOV€ Meineke.
54 capKÖq)aY6 KoirerÖKTUir' duipößop' olcrpoirXdvcia Miller capKoq)dYOC
Dilthey.
65 1X9' kn' Miiler.
Die Verse werden, wie man sieht, unterbrochen, einmal durch
Prosa, dann wieder durch Zauberworte. Anderseits gibt es in dieser
Zauberliteratur Stellen^ wo eine prosaische Anrufung und Lobpreisung
der Gottheit gelegentlich sich zu Versen aufschwingt. So, um ein
Beispiel zu citieren, in dem größeren Hymnus von Kalabscheh, den
Abel in seiner Ausgabe nicht aufgenommen hat. (C. I. G. 5039
Kaibel n. 1023 Lepsius Denkm. VI. tab. 97 gr. 432 Puchstein
Epigr. gr. p. 69).
Xpucox^X(u) TTaiav MavbouXi, 'AGtiväc* dTdnTijLia €i Xiav '€Tric(ii)jLioc
AaToOc Tovri, xpr\c^{w)be, Xupokt(u)tt[€], f{[n]\e ''A7roXX(o)v,
6 Tfjv )LA€Xav6cToXov ß[a]ciXic(c)r] "Iceibi
(€)ica6pricac b' t(uj, fv9a c(u) ijic, kavujc TrpocKuvncac 0[€6v]
TÖv TrpOKaGrJTiIMO MavboOXi Kai TTpoop(iü)v[Ta ? . . .
TTiv cfjv iLiavTocuvTiv TIC b' av KOjLiicai ^mv€ucavT[oc ;
iXa6i iLioi, MavbouXi, Aiöc t^koc i^b* (d)7riveucov'
cui2^ ]Li€ Kai K(€)[bv]f|V fiXoxov Kai Traibac dpicxouc.
202 WES8ELY.
kXttjcZijü ce 7T<4vTOT€ Kai frac xai b|ui((ö)ac irarptb* k^cGoi
voccpiv firep [v]o[uJcou xai aT(e)p x«^€7Toi[o 7tö]voi(o).
AajLi7Tp6[TTiTa] cp^piüv Ktti beSioc "Icibi ßaiviuv
K]ai "Iceibi [dvjctcccji ciCT[p]o[(p]6p(i!j) ? )LiavToc(u)vac . . .
KaciTv[ri]Touc ''A)ui)licüvo[c
ai]cxuvac?
Es ist fehlerhaft, die Prosa in Verse umzuconjicieren. Ein
anderer Fehler ist es, wenn (bekannte) Zauberworte zu griechischen
umgeformt werden; denn das hat Meineke z. B. gethan bei jenem
apapaxapapatiqpGiciKTipe, das wir auch in der Inschrift CIG. 5858 b.
oben gefunden haben.
Wie schon in der adnotatio critica erwähnt, finden sich einige
der Verse unseres Hymnus auf die Mondgöttin, vermischt mit Prosa
auch noch an einer anderen Stelle des Papyrus, wo sie bemerkens-
werte Varianten enthalten. Ich glaube mit handschriftlicher Hilfe
den vielversuchten Vers 27 (2825) wieder herstellen zu können:
Kai Tpioboiv jLieG^ireic Tpiccujv b' 'EKaTÄv re dvdcceic. Das so nahe
liegende b* 'EKaroiv (im Papyrus Z. 2825 A'EKATuiN) hatte niemand
gefunden. Rühmend hervorzuheben ist, dass Nauck mehreje richtige
Lesarten durch Vermuthung wiederherstellte, welche Millers falsche
Lesung verdunkelt hatte, so ftlr irdvTec: crdviec Z. 2795, koXXtitov
für KuXAmov Z. 2797 f.
Wir sehen, eine völlige Verschmelzung der ägyptischen, helle-
nischen, semitischen und anderer orientalischer Religionsanschauungen
war vor sich gegangen, als diese Schriftstücke entstanden, eine
Verschmelzung, die sich am besten an dem Anrufe zeigt, der auch
in unserem Papyrus vorkömmt "HXie Mi9pa Zapam Zeö. Aber es
hatte auch anderseits früher eine Zeit gegeben, ganz verschieden
von derjenigen, in welche diese Papyrus Anastasi, Harris, Mimaut,
Parthey etc. fallen ; eine Zeit der Betonung des Nationalitätsprincipes.
Vielfach mochten in der ptolemäischen Zeit Griechen und
Ägypter in nationale Zänkereien verfallen sein, die allem Anscheine
nach einen bedeutenden Umfang angenommen hatten; zu einer Zeit,
da in Ober-Ägypten sogar eine nationale Dynastie (Horsat und
Anch-tu) gegen die Ptolemäer aufsteht, hat es auch in Unterägypten
an Reibungen nicht gefehlt. Bisher waren nur wenige Berichte
darüber vorhanden; ich füge zwei neue hinzu, die ich aus den
Papyri des britischen Museums gebe. Der eine erzählt von den
nationalen Streitigkeiten im Serapeum.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 203
Papyrus XLIV
aDg. September 1839, Anastasi 2. Höhe 33-7 <»", Breite 21-6«°^
blOVUCllül TCÜV (piXlüV KQl CTpaiTlYUJl
Trapa TrroXejLiaiou tou t^oukiou juaKebovoc
TlüV OVTIÜV €V KaTOXni €V Tlül €V jLiejiiq)« jLl€TaXuül
capameicüi etoc btübeKatov ribiKTijLievoc ou jiie
5 TpilüC Km TCÜl 2llV TTXeiOVttKlC K€KlVbUV€UKU)C UTTO
TlüV vnofefpa^iJLeviJJV ck tou lepou KaXXuvTiuv em ce
TTIV KttTttCpUTllV TTOlOUjLiai VOjLllClüV jLXaXlcG OUTIÜC Teu
H€c9ai TlüV biKttiiüV TOU Yctp Ktt L (paiüq)i x] irapa
TevojLievujv em to €V tuji lepiüi acTapTieiov €v uüi
10 TUTXCIVUJ eV TTll KOTOXIl TCVOVIÜC Ttt 7TpOK€l^eVa
eTTi Ktti Tivujv jLi€V 6X0VTUJV jueTtt x^pct XiGouc
eTepujv b€ KQi paßbouc Km emxeipouvTUuv eicßia
cacGm ottujc bia Tiapeupeceujc to t€ lepov ckuXujciv
€jLie T€ Tiapa to eXXriva eivm KaöaTiep oi el emßouXiic
15 €7nßaXXojLi€Voi tou lr\v aveXeiv Km ttiv jiiev
9upav TOU lepou TrpocpGacavToc jlxou kqi xXeicavToc
jLi€Ta KpaufTic Te biacTeXXojuevou jiieG ricuxiac ava
Xueiv oub ujc QTiexuipouv bicpiXov be Tiva tujv
7TapaKaT€X0jLi€Vujv UTTO TOU capaTTioc GepttTreuTiüv
20 a^avaKTouvTa eq) oic biCTcXouv to ev toioutiüi lepuüi
avujcai Te kqi ou jueTpiiüc CKuXm ußpiJovTac
KQl TUTTTOVTaC UJCT ttV TTIV TTapaVOjLlOV ßlttV
QTiaci eubnXov KQTacTaGiivai oi b auToi Km tou I9L
cpaiücpi Ttt ojLioa eic jiie biaTipaHajuevoi eveTuxqv coi
25 Trap auTov tov Kmpov uTiep ujv Trapa to jliti exeiv
Tov TTiv evTuxiav TTOnicojiievov cuvßiivai
aveTTiTiXiiKTOJV auTujv ovtiüv eic jiieiCova KaTa
q)povr]civ eX9eiv aHiuü ouv ce eav 9aiviiTai
cuvToSai KaTacTHcai auTouc em ce ottujc Trepi
30 aTTaVTUüV TOUTUÜV TUXUJCI TTIC TTpOCr]KOUC11C jliicotto
euTuxei
VTipiac )Liuc ijLiaTioTTiüXiic vpocvauc aciXXo90poc
ijLiou9Tic apTOKOTTOC apejLißacvic ciTOKaTniXoc
c
CTOTor]Tic caKK09opoc apxißcti kXucttic ttokjliojli TaTTibu90
Kai. oXXoi jieTa toutuüv ujv to ovo
35 jLiOTo OTVOiü
204 WESSELY.
An Dionysios, von der ßangclasse der Freunde und Strategen.
Von PtoIemaioS; dem Makedonier, Sohn des Glaukias, der das
zwölfte Jahr ELlausner in dem großen Serapeum von Memphis ist.
In nicht geringem Orade bin ich beschädigt und vielfach an meinem
Leben bedroht von den unten angefahrten Individuen des Bedienten-
personales des Serapeums ; daher nehme ich zu dir meine Zuflucht;
in der Meinung ^ so am ehesten, zu meinem Rechte zu kommen.
Denn^ am 28. Phaophi des Jahres 21 erschienen die Leute bei dem
im Serapeum befindlichen Astartetempel ^ in dem ich eben durch
diese Jahre Klausner bin. Einige hielten Steine in der Faust, andere
Stöcke und versuchten es, mit Gewalt einzudringen^ um unter einem
Verwände dann das Heiligthum zu plündern und mich meuchlings
zu erschlagen, aus dem Grunde, weil ich ein Hellene bin. Ich aber
erreichte früher das Thor des Tempels, riegelte es zu und hieß sie,
ihnen laut rufend, in Ruhe fortziehen. Sie giengen aber nicht. Ein
gewisser Diphilos aber, ein Dienerklausner des Serapeums, sprach
sich über ihr Beginnen aus, dass sie in einem solchen Heiligthame
einbrechen und arg rauben. Da misshandelten und prügelten
sie ihn, so dass jedermann ihr ungesetzliches Beginnen klar
wurde. Das sind eben dieselben Leute, welche mich im Jahre XIX
im Monate Phaophi in ähnlicher Weise behandelt. Damals, bei
diesem Anlasse, versuchte ich bei dir Schritte zu machen; da ich
aber niemand hatte, der für mich sie that (da die Klausner nicht
aus dem HeiUgthume gehen durften), so kam es, dass jene, unein-
geschüchtert, zu noch größerer Frechheit fortschritten. Ich bitte dich
daher gefälligst zu befehlen, sie vor dich rufen zu lassen, damit sie
ihre gebürende Strafe für alle ihre Vergehen erleiden. Lebe wohl.
(Schuldige:) Mys, Kleiderhändler; Psosnaus, Träger; Imuthes,
Bäcker ; Harembasnis, Greisler ; Stotoötis, Sackträger; Harbechis^;
Pockmom, Teppichweber und andere mehr, deren Namen ich nicht
kenne.
Die Affaire vom Jahre 19 schildert der uns noch erhaltene
Papyrus (Vaticanus B).
An diesen Text schließt sich würdig ein anderer an, der des
Papyrus GVL Er ist in der denkbar flüchtigsten Schrift geschrieben
und eines der schwierigsten Stücke zum Entziffern. Für die Mühe
der Entzifferung entschädigt einen wenigstens der kurzweilige Inhalt.
Lord Strangfords Papyrus — wie er auch heißt — ist 21®" hoch,
6-8<'"» breit.
•) Er heißt im Papyr. Vaticanus, larpöc, Arzt. In Z. 24 steht oi auTOt 6ia»
irpa£a|Li€vot für den Qen. absol.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON, 205
ßaciXei 7rT[QX£^aiUJi
Xoupeiv apeu
TToXejiUjyoc TpiTTToXejii
jLiicOocpopou eraipou abi
5 KOU)uiai U7T0 KCcpaXcüvoc
CTa9)UlObOTlJüV OVTOC
Tap )L10U U7T0 JLIOCXIUJVOC
K€q)aXiJüV oubevoc ttoi
TicaiLievou [juou] irpoc
10 auTov [ouToc eXGcüv?]
TOU K€ L TTttUVl l Kttl
eic Tov effiov t]o7to[v] ta T€
CK€UTi jLiou eHeppiipev eic
TT)V obov Kai auTov
15 jLie TUTTTiüv eHeßoX^evsic
ejLiou be ouK exxujpouv
TOC aXX €7T€VapTUV0
jLxevou Touc Trapovtac
Kai cuvbpaiLiovTiüv
20 TrXeiovuDV Kai cttiti
JLIUJVTIUV aUTUJl OUTUÜC
aTTTjXXaTil €Yuj be
Ta CKeur] rappicpev
Ta |Liou eic THV obov
25 eTTTivevKa beofiiai
ouv cou ßaciXeu 7TpocTa[Hai
€7TavaYKacai[ aTTOCTTjvai
THC ßiac Kai. .[ouTujc?
eCO|Liai?] T€T€[UXU)C . . . .
30 . , aTUJi €VCKeMi[a)ui€Vouc avevetKeiv]
Oruß dem Könige Ptölemaios. Ich Ar. . . Sohn des PolemO;
Gardesoldat unter Triptolemus. Ich bin beschädigt Ton Eephalo
dem Quartiermeister; als ich nämlich unter Moschion ^^ einem der
Hauptleute^ stand, kam jener, obwohl ich ihm nichts gethan, am
7. Papyri des Jahres 25, in mein Quartier, schleuderte die Geräth-
schaften darin auf die Straße und versuchte mich selbst unter Schlägen
hinauszudrängen ; ich aber wich nicht und allarmierte die An-
wesenden; es liefen auch mehrere Leute zusammen und machten
ihm Vorstellungen. So entfernte er sich endlich. Ich aber las meine
Geräthschaften auf^ die ai^f die Straße geworfen worden waren.
206 WE88ELY.
Ich bitte dich demnach^ o König, cu veranlassen, dass er genöthigt
werde, von seiner Gewaltthätigkeit abcustehen. — An • . . atos.
Das Schriftstück ist einzusehen und darüber anher zu berichten.
Von Wichtigkeit ist die Schreibung Tappiqpevra. Soll man da-
mit Schreibungen des Aristophanes von Byzanz, wie irap&pp6ov,
^TrlppriT^ivi in Zusammenhang bringen? G. Meyer Gr. Gr. §. 166
Hartel Hom. Studien I. La Roche Hom. Textkritik 389 ff.)-
Wir schließen hier noch den Bericht an über die übrigen
Papyri des British Museum aus ptolemäischer Zeit.
Papyrus XLV.
Höhe 33«", Breite 17.6« CoUesis 10«» vom linken 4*« vom rechten
Rande. Marge 4*2«».
ßaciXei TTToXe^aiuii Kai ßaciXiccni KXeoirarpai
Till ab€X9Tii deoic <piXo|iiiTopci x<^€iv
TTToXe^aioc t^auKiou juaKcbuiv tujv
ev KCtTOXTll OVTiUV eiOC TOUTO
5 Tp€lCKaib€K0tTOV €V TUil ItpOC ^€|i(p€l
M€TaXuji capameiuii uTTopxoucic ^oi
irarpiKTic oiKiac Trepi kuj^tiv qiixiv tou
TlpOKXeOTTOXlTOU Kai laUTTlC KaT€C7raQI€VTlC
Kai TOV OTT aUTTlC qpOpnUiV bl£VTlV€l>l€VU)V
10 ovTUiv a£iiuv xoXkou ^ k utto tujv
TCiTViujvTUiv jiou ecTTcpou Kai araiou tou
uiou auTou Kai tou abeXqpou auTou iroXe^uiVOC
Ol briXouMCVOi ouK apK€c8€VT6c €<p oic ncav
biaircTTpaTMevoi en Kai ttiv irpocoucav
15 auXriv Kai tov ttic oiKiac tottov qiiXov
7T€plOlKObO^TlCaVT6C XP^IVO U)C iblOlC
KaTa9povouvT€c €m tua mh buvacOai |i€
€£eX0ovTa €k tou lepou Kai Traparevojievov
€Tn Touc TOTTOuc TTOTicacdai irpoc auTouc
20 XoTov eTTCi ouv mctictc ßaciXcu Kai
ßaciXicca to"" jicv nepi tujv bicvnvefjLicvuiv
qwpTiujv ou buvojiai**® em tou napovToc Xotov
npoc auTouc TroricacOai ircpi b€ tou irepi
uiKobo^TiKev * auTouc Ta urro tou naTpoc jiou
25 KaTaXei9devTa Kai XPH^^ uii av irpoaipuiVTai
Tpoiruii beo^ai ujiuiv orrocTeiXat jiou tiiv
1 iicpii|lRD6ofanii<vai vgl Z. 16 xpttfvO >■ xP^I^vtaiZ. S6 XP^ceot.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 207
€VT€uHlV €7Tl KUblttV TOV TOU V0)L10U
CTpaTTiTOV OTTiüC avaKaX€ca)ui€Voc touc
TTpoeipTijLievouc biacTeiXr] toutoic fHiKeti
30 eicßiac€c9ai €ic touc TTpoKCijLievouc tottouc
TTttpabouvai be toic irap efiou Tiepi be t]c
TreTTOiTivTai ßiac biaXaßeiv jLiico7TOvr]piuc
IV uj'^ Ktti auToc )LieTeiXT]q)UJC tt]c irap ujliujv
eic TOV ßiov avTiXr]i|iea)c
euTuxeiTe
2 Umschriebene Form der Coni. Perfecti, wie schon im Attischen t. t.
Bamberg Zeitschr. f. d. Gymnasialw. 1877. S. ff. . ' . .
Gruß dem Könige Ptolemaios und der Königin Kleopatra seiner
Schwester, den göttlichen Philometores von Ptolemaios, dem Sohne
des Glaukias dem Makedonier, welcher jetzt das 13. Jahr Klausner
ist im Serapeum. Mir gehört ein von meinem Vater ererbtes Haus im
Burgfrieden von Psichin, einer Gemeinde im Herakleopolitischen
Gaue. Dies wurde demoliert, indem alles, was fortzuschleppen war,
im Werte von 20 Talenten Kupfervaluta, von meinem Nachbarn
verschleppt wurde, nämlich von Hesperos, seinem Sohne Adaios und
seinem Bruder Polemon. Diese Individuen blieben aber nicht dabei
stehen, was sie vollbracht hatten, sondern benutzten auch den zum
Hause gehörigen Hof und die Area des Hauses zur Aufführung von
Baulichkeiten und schalten wie mit Eigenem, dadurch kühn ge-
macht, dass ich ja aus dem Tempel nicht hinausgehen dtlrfe und
auch nicht, dorthin gelangt, von ihnen Rechenschaft fordern könne.
Da ich nun in der That, o allerhöchstes Königspaar, bezüglich der
verschleppten Fahrnis gegenwärtig von ihnen nicht Rechenschaft
fordern kann, so bitte ich, was das betrifft, dass sie mein väterliches
Erbgut überbaut haben und, wie sie wollen, benützen, meine Eingabe
an den Strategen des Gaues, namens Kydias^ gelangen zu lassen,
auf dass er die obgenannten Individuen vor sich rufen lasse und
ihnen befehle, sich nie mehr eine Vergewaltigung zu erlauben bei
den genannten Baustellen; diese selbst an meine Leute herauszu-
geben; und dass er sie Strafe leiden lasse fftr die Vergewaltigung,
die sie sich schon erlaubt haben ; damit auch ich so für mein Leben
theilhaft werde euerer Protection. Lebt wohl.
Aus ptolomäischer Zeit stammen auch die geringfügigen Frag-
mente LI A (Buttlers Papyrus). Wir geben voa ihnen die beiden
größten. (Höhe 19-5<^^ Breite 12-4^"^):
Wien. Stnd. YHI, 1886. \^
206 WE8SELT.
ßaciXet irroXcMOtiuii x<3tip[€tv. . .
Tou aiT€v[Tiveni]€vou .
K • • • fciVfc • • ■ •
KOt
obiKOUfLiat imo ii[paKX€ibou??
q)uXaiaTou[ ej^ou tfop .
TOU ^
. a]Tni[T € ] V eic q>u[Xaiciiv?
xa .... aviiT€V €k qpopi
€ . . . . aVTlTTOV
Höhe 8- 5«» Breite 3-5«»:
eujv T
deviji
CTiepia
vuvi 6€
TttC T€xvac
a]XXov TifLiac
€ jLir]VUJV
TpojiMa
lüV ttTTO
Desto wichtiger ist dagegen der Buttler Papyius (Nr. 53C
V. J. 1841 Salt. 967) British Museum Papyr. L. Hohe 29-7«
Breite 19*3^ am Räude zu rechts CoUesis von 2^°^. Die Schrifi
ist gegen Ende fltlchtig, was bei den ägyptischen Namen ziemlicli
hinderlich ist.
|Lir)TpobU)pUJl 6TTlJLi€Xr]T11l
Tiapa aTTUTXioc ivapuiiioc
€XXTivo)Li€jiiq)iTTic"*^ a7TOTpoiq)0|Liai
Kara ra eKieOev irpocTUTlLia (eingeschobene Zeile)
5 niv uTiapxoucav jioi oiKiav
Km auXriv (eingeschobene Zeile)
€V TUil €XXriVlU}l €V T07TU)l XCT^ (?)
T11C ^ev oiKtac
cöu)T0€iu)i TIC fuexpa ka cm ff to
10 TTic b€ auXT]c 2 €7n fp (eingesch. Zeile)
T€iT0V€C Trpoc votov oiKia xaiLwpujiToc
qpavuixoc irpoc ßoppav iracxtoc apiavioc
Kai oboc ava)Li€Cov irpoc Xtßa
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 20^
ClTOTTOeiOV jLiOU KOI ObOC OVO )Ll€COV
15 TTpoc arniXiiüTTiv aTroKXucjiioi utto tou veiXou
TttUTTlV OUV TlfHüjUai h A .
KQi dKKr]v oiKiav ev r]x citottoiouciv
KQi avXt] iJüv iLieTpa ttic jiiev oiKiac
ILierpa Mv €m ff Kai ttic auXric A
20 ein ff T€iTOvec ovvujq)pic ujpou oiKiac
TTpoc ßoppav iraciToc apiavioc Kai oboc
ava jLiecov TTpoc Xißa V€q)€pTilpioc
TTaXpaTOU TTpoc aTTTlXll^TTlV lüC TTpOT€TpaTTTai
oiKia Kai oboc ava jiiccov rauniv ouv
25 Ti^u)|uiai xäXkou |_ b
/ A a
7>An den Vorstand Metrodoros von Seiten des Apynchis^ Sohnes
des Inarotis, hellenistischen Bewohners von Memphis; ich bekenne
ein, der erlassenen Verordnung gemäß, das mir gehörige Haus und
den Hof, situiert im griechischen Quartiere, auf dem sogenannten
Sthotoäti sehen Grunde und zwar das Paus im Ausmaße von 21 : 13,
den Hof im Ausmaße von 4 : 13 Klaftern (?) (Die Nachbarn sind :
gegen Süden das Haus des Tamphois^ Sohnes des Phanos, gegen
Norden das des Pastis, Sohnes des Arianis und ein Weg dazwischen,
gegen Westen meine Mühle und ein Weg dazwischen^ gegen Osten
das Alluvium des Nils). Dieses Haus nun schätze ich auf 4(XX)
Drachmen.
Und zweitens bekenne ich ein das andere Haus, die Mühle,
und den Hof; das Ausmaß derselben ist und zwar des Hauses
21 : 13 Klafter und das des Hofes 4 : 13 Klafter. (Die Nachbarn
sind : gegen Süden Onnophris', Sohnes des Horos, Haus, gegen Norden
das des Pastis, Sohnes des Arianis, gegen Westen das des Nepher-
geris, Sohn des Pachrates, gegen Osten das oben beschriebene Haus
und der Weg in der Mitte). Dieses Haus schätze ich auf 20(X).
Drachmen.
Summa 1 Talent.
vv*
iio
I>k OriexLtienmg aee Hmamm mt folgende:
HsQF def Fmt. Ansm»
6 b c c
if<«<
Os<
Die Urkunde mag zu den interessantesten zählen, die ans aus
d^r Ptolomäerzait (IL Jahrb. v* Chr.) erhalten sind. Sie steht in
ihrer Art einzig da. Haben ans schon die arsinoitischen Steuer-
professionen eine vielfache Bereicherang unserer Kenntnis von dem
Privatleben und den öffentlichen Institutionen gewährt und die Frage
um die Bedeutung und den Ursprung der Indiction am einen be-
deutenden Kuek vorwärts gebracht, so lehrt unsere Urkande geradezai
das« wir die Wurzel dieser Institation schließlich in Ägypten zu
suchen haben, dass schon in ptolomäischer Zeit ein genau
durch Verordnungen geregeltes Professionssystem existierte. Wichtig
ist die Bemerkung Kari tö dKTeO^v TrpocTaxjixa. Wir sehen, die
praktischen Uömer beließen die Institutionen alle, welche geeignet
waren, Qeld einzubringen. Nebstdem ist die Urkunde interessant ob
des Einblickes, den sie für die Organisation von Memphis gewährt.
Das Haus lag im griechischen Quartier, auf dem sogenannten
Hthototitischen Grunde ^v TÖTTifj ZroOoeiqj, parallel mit dieser Angabe
geht eine andere in den Papyri der Zois (Programm des Franz-
Joseph Gymn. 1886 8. 16 ff.) dv t6tti}i 'AcKXrimeii}! ; wir sehen, die
Btadt zerfiel in Quartiere und 7)Gründe(<, um einen Wiener Ausdruck
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 211
zu gebrauchen, der dasselbe bezeichnet, wie t6itoc. Klar ist der
ZusaromenhaDg von Zto6o€IOV mit dem Eigennamen SthotoSs.
Wir nehmen diese Gelegenheit wahr, den Bericht über die
wichtigeren Varianten einzuschalten, die uns bei erneuerter Dttrch-
nahme der Originale gegenüber den Lesungen Forshalls (Description
of the greek papyri in the British museum by ordre of the trustees
London 1839) sich ergaben.
I 1 (|Lie0npjLinv€U)ui^VTic) Kara buvo[Tov
II 34 AeKCiou ist richtig, falsch dagegen Bernardino Peyrons
Aericiou
71 7Tpocav€V€TXÖTi
V 7 Ka[0 ov] xpovu)v ocpeiXer auraic = kqB' 8v xpövov Ö9€(X€Tai
auTttic
VI 23 KQi vuv bouvai vor boOvai ist ein Kai begonnen, aber
gelöscht worden.
X 19 YpctM^ctTac für fpa\\favTac, eine zu allen Jahrhunderten in
Ägypten nachweisbare Erscheinung.
XI 12 TTpoc a Uta irapeTTiTeTpaqpoToc cou
XII 25 Tou be Lie avaXuifiia
XIV 42 «Inverting the papyrus are found a few words which do
not appear to have any meaningt<. £s heißt:
^ (paKoc xai TTpoTov xctipeiv irpoc tov
Xaipeiv eieip
Offenbar wurde von jemand das Schreibrohr probiert
XV 16 eav be | kXittt] em toutuüi
XVIII Dieser so interessante Brief ist bis zur Unverständlich -
keit schlecht transcribiert worden. Ich gebe folgende sichere Ver-
besserungen nach dem Originale und unter Heranziehung des
Papyrus Vaticanus A, vgl. B. Peyron p. 92.
1. [xaipeiv]
8. biecaq)eic T^TOvevai ev Kaioxni
12 ff. em be tuji jliti TrapaxivecOai ce [7ravT]uJV
TCüv eKei aTreiXrijLijLievujv 7Tapa[T evojLieJviJü[v
aTibi2Io|Liai e[ve]Ka tou eK to[iou]tou
Kaipou ejLiauTiiv re kqi to iraibiov [cou
biaxeKußepVTiKuia kqi eic irav xi
eXriXuBuia bia tiiv tou citou tijlitiv
Kai boKouca vvv fe cou TrapatevoiLievou
reuEccöal tivoc avaipuxtic ce be
jLiTibev TeOujLiTicGai tou TrapcrfevecBai
)Liilbev ß6ßXoq)evai eic ttiv TijiieTepav Trepi
CTttciv (über der Zeile).
212 WE8SELY.
Der interessante PerfectinfiDitiv ߀ßXoq)€vai steht parallel mit
dem anderen, TeOujiiicdai. Diese wichtige Stelle, von der das Ver*
ständnis des Papyrus abhängt, lautet so: nda du nicht (zu uns aus
der Klause) kommst, während alle dort zurtLckgezogenen ausge-
gangen sind, bin ich sehr ungehalten ; denn, durch die Wogen eines
Sü großen Elendes hatte ich mich und dein Kind hindurchgebracht
[vgl. fiber die hier zugrunde liegende Metapher die Commen-
tatoren zu Sophocles Antigone 163 O. R. 23.] und bin wegen der
Brodtheuerung auf den äußersten Punkt gelangt; ich dachte, dass
wenigstens jetzt, wenn du bei uns erscheinest, ich ein wenig werde
aufathmen können; du aber hast dich weder darnach gesehnt zu
uns zu kommen, noch auch dein Augenmerk auf unseren Zustand
gerichtet^.
Z. 32. xctpie (= XctTpe) be Km tou | cujfLiaToc €tn[jLi€Xo]jLi€Voc iv
UTiaiviic.
XXXVI Z. 2. crfopacMU)!
XXXVIII Z. 3. €v]exO€VTU)v bi acKXriCtnabou
Aus byzantinischer Zeit ist das Recto des Papyrus XXXII
des British Museum, das Forshall unter Nr. XLIV mangelhaft
transcribiert bietet. Das Stfick ist von hoher Wichtigkeit, da es
augenscheinlich der Rest eines Erlasses der Regierung ist. Die
Schrift ähnelt der bekannten Kaisercursive in Nr. 14. 15. der spe-
ciminaWnttenbachs, in ihren großenZügen und feierlichen Charakter.
1 a]7T€XucajLie9a. .eX. . . .eico.ox
2 bebujKOTCc auToic irpoöeciniav fiTivuj[v Tpiuüv api0)Liou|Li€vu)v airo ttic
cTijLiepov]
3 [riMcpac r]Tic] ecri jlx ir € ivb/ buibeKairic [euic fuecopT] eiTaTo^evov e
TTlC]
4 auTTic boibeKaTTic [iv]b/ octic ouv UTraitricii autoic 6k tujv u7T0upTU)[v
eire]
5 [aXXriv bioiKTi]civ cvtuvovtujv €it€ avaroXriv kqi aiTuirrov inera ttiv
[bebojLievriv]
6 au[Toi]c Trap rijLiujv irpoOecjniav toutouc Kpairicii kqi aTTOCxeiXr] eic
[cppoupiov]
7 [Ktti] aTTaiTTicn CKacTov [a]uT[ujv vJojLiicjiiaTa rpia outu) y^P €9€[c]-
jn[o0eTricajLiev]
8 [T€vec0]ai kqi irpoc to biiXov €ivai[ tujJ irapovri citiXXiuj expilca)Li€9[a
9 ....s cXXriviKOic TpajLijuaciv e7Ti[Ti0ev]Tec cuv qutuj kqi ttiv cuvTi[0n
TijLiiJuv ßouXXav]
^0 CTpacpTi jLi tt]" e ivb/ bojbeKaxric
BERICHT ÜBER GRIECH. PAt>YRI IN PARIS UND LONDON. 313
Die Ergänzung von Z. 9 ist nieht sicher; ftlr aifUTmotc ist
der leere Baum lang zu groß; vielleicht ^XXtivikQ biaXoXciqi? Zu
der Ergänzung von Z* 2 bemerke ich, dass Fristen von
3 Monaten häufig gegeben werden; Nachweise gibt Adolf Schmidt
Jahrbb. f. Philologie 1885, Heft 10. Sehr gut stimmt dann zu irauvl
e' der letzte (fünfte) Mesore epagomenos ; ich glaube sicher ergänzt
zu haben. Merken wir noch an^ dass die hier gemeinte Indictioa
die indictio Constantinopolitana ist; man redet auch Z. 5 nicht von
Ägypten allein. Dass uns wenigstens dieses Fragment des Erlasses,
allerdings stark verstümmelt, wie die Ergänzungen zeigen, noch
erhalten worden ist, verdanken wir den Arabern; denn in deren
Zeit wurde die Bückseite zu Notizen nutzbar gemacht. Forshall hat
sie abzeichnen lassen, aber nicht gelesen, und der große Johann
Gustav Droysen war, gelegentlich seiner Recension des Forshallischen
Buches, in dem Irrthum befangen, dass hier nicht einmal etwas
Oriechisches vorliege ^®). Rechnungen aus arabischer Zeit sind es,
wie sie so zahlreich der Fajjumer Fund uns gebracht hat.
Papyrus LXXVII enthält das Testament Abrahams des Bischofs
vonHermonthis,tbeilwei8e abgebildet und transcribiert in der Palaeo-
graphical Society, übersetzt von C. W. Goodwin im Law Magazin
and Law Review (for February 1859 Nr. 122 of the L. Mag. Nr. 50
of the L. Review). Griechisch sind auch die Beischriften der kop-
tischen Papyri aus dem Kloster Djeme.
Papyrus XCVIII ist der berühmte Hyperid. Epitaphius. Das
Verso enthält ein Horoscop ediert von C. W. Goodwin in den
Melanges ^gyptolog. par F. Chabas 2* s^rie Chälons s. S. 1864 p. 294
(Zeitschr. f. äg. Spr. 1868 p. 18); theilweise abgebildet im Catalogue
of ancient MS. in the British Museum L, ebendort findet man auch
eine Probe der koptischen Partie, die sich an das Horoscop an-
schließt, eines der ältesten Denkmäler dieser Literatur.
Papyrus XCIX, in 5 Columnen geschrieben, stammt aus dem
IV. Jahrhunderte nach Chr. ; er gibt zahlreiche Personennamen mit
der Vormerkung über ihre Steuerleistung; dies ist auch der Fall
bei LXXV, Papyrus Mountnorris (Dez. 1852; abgebildet in der
Archeologia XIX PI. IX, 1. pag. 160) aus römischer Zeit, wie auch
bei P. CIX.
*^) „Aus bysantinischer Zeit ist TSr, 4i wenigstens die eine entsifferte Seite,
die andere höchst verwischte scheint in vier nebeneinanderstehenden Colnimien
ein Glossar zu irgend einer fremden Sprache (arabisch?) sn enthalten* (Liter.
Zeitung von Brandes YII, 1S40, Berlin, Dnncker und Hnmblot
214 WESSELY.
Bekannt sind die Ilias Harrisiana und Bankesiana. Ein großer
Papyrus muss der sein, welcher noch im Besitze von Miss Harris
in Alexandria sich befindet. Ich habe mich bemüht, Nachrichten
über ihn zu sammeln von Personen, die ihn gelegentlich des Ver-
kaufanbotes zu sehen erhielten. Er ist in Buchformat; die Schrift
der Ilias ist schrägeliegend und jünger (ich denke an saec. IV. p.
Chr.) als die des Tryphonianischen Werkes. Nachdem letzteres
geschrieben war, mochte der Papyrus umgedreht worden sein und
auf die letzten Blätter kamen ABFA der Ilias. Indes — relata
refero ").
Papyrus CXI enthält ein Horoscop in 4 Columnen. In ihm
findet Bich Y 1 ferners die Form Y und H für u. Bemerkenswert
ist ein schönes Ornament am Rande von Col. 4.
Unter Nr. CXIII sind die erworbenen Antheile aus dem Faj-
jumer Funde vereinigt. Contracte, Quittungen, Rechnungen, Briefe
wechseln unter den 43 Stücken. Extra gerechnet (Nr. CXVI, ein
Pergamen und ein Papyrus), sind zwei im Jahre 1883 erworbene
Quittungen.
Wir setzen nun unseren Bericht über die französischen
Papyri fort.
Der Fajjumer Antheil hat die größte Bereicherung gebracht.
Etwa rund 1050 große und kleine Papyrus und Pergamenstücke
sind es^ die ich am Louvre mit Nummern versehen habe. Es geht
nicht an, hier den Bericht im einzelnen zu geben. Wir bericht^i
über die einzelnen Classen. Zuerst kommen die Contracte u. zw.:
Winzer-, Mieths-, Kauf-, Bürgschaftleistungs-, Lieferungs-Contracte
aller Art, Versöhnungs- und Übereinkommensurkunden, alle wichtig
nach den von mir in den Prolegomena aufgeführten Gesichtspunkten.
^*) Conform sind die Angaben, welche der verstorbene H. C. Harris ia einem
Briefe an Churchill Babington gibt: Alexandria, April 1854. The Ms. of Trypbon
was found npon a mummy in middle Egypt and I suppose that mummy to have
been the body of Tryphon himself. The treatise is entitled TpOqpuJVOC t^vt) TP^M-
\iaTiKi\, It is written in a papyrus book made from a number of sheets of papyrus,
each IIY4 by lO'/s inches, folded and placed one within the other so as to form
a quire book IIV4 in length and 6^/4 in breadth. On one of each leaf there was
written of the Iliad of Homer from 48 to 57 verses; the whole must have originally
comprised books ABFA The scribe having finished copying from Homer turned
the book upside down and commenced copying the treatise of Trypbon on the
blank pages. Infortunately I have only about half the book." (Es folgt eine Aus-
einandersetzung über seine Hoffnung, den Rest su bekommen.) Gegenwärtig ist der
aus 14 Blättern bestehende Papyrus in der Bank von England deponiert.
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 215
Wohl kommen viele Neuigkeiten zum Vorschein; indes, der Charakter
dieser Gruppe ist im allgemeinen schon bekannt. Dies ist aber
noch nicht der Fall bei den drei folgenden. Die große Menge kleiner
Urkunden, die ich mit dem allgemeinen Namen Quittungen (die
in der Mehrzahl sind) benennen möchte, zeigen einen mehr privaten
Charakter, während die Contracte immer öflfentlich geschahen. Zuerst
zei^e ich die Verwandtschaft und die unterscheidenden Merkmale
der beiden Gruppen ; es folgen die in der Quittungsform gehaltenen
Verträge; dann eigentliche Quittungen und Recepisse, ausgestellt
auch für öffentliche Leistungen, in genau vorgezeichneter Form,
in eigenem Formate. Man wird leicht erkennen, dass ihre Form
auch auf andere Schriftstücke übertragen worden ist, die aber nicht
mehr das sind, was wir unter Quittung verstehen. So eine Anzahl
von sogenannten Ordres, theils von Privatleuten ausgehend, theils
von den staatlichen Functionären, die, wie wir jetzt sehen, so die
Gehaltsanweieungen erließen (zu vergleichen mit unseren Inti-
mationen). Es ist klar, dass unter diesen Umständen alle möglichen
Wechselfälle des öffentlichen und Privatlebens berührt werden und
dass diese bisher vernachlässigte Gruppe eine reiche Quelle für
die Kenntnis der damaligen Zeit in allen Verhältnissen und allen
Schichten ist. Ich bemerke nur beiläufig, dass sich in der Sammlung
des durchl. Erzherzoges Bainer, in diesem Formate abgefasst, Ur-
kunden von der größten historischen Wichtigkeit erhalten haben.
Besonders interessant wird die Sache aber dann, wenn sich eine
Reihe gleichartiger Stücke aus der Hand derselben Person vereinigen
lässt; ein Beispiel gab weiter oben Herr Magirus; ein anderes geben
wir hier. Es sind dies die zu der Olrechnung eines Klosters gehörigen
Anweisungen auf Öl, die sämmtlich an den Ölagenten Kyriakos
(vulgo Kyrikos) von dem Diacon- Notar Petterios gerichtet sind.
Die Olbeträge variieren von 1 bis 80 Maß oder Xestes Ol, die, wie
wir aus anderen Quellen wissen, zu je 4 Olpfunden, also 1'094 Lit.
ungefähr, zu rechnen sind. Wir bekommen da von allen möglichen
Anlässen zu hören, bei denen Ol angewiesen wurde, eingeleitet mit
dem Worte UTr^p. Die Mehrzahl befindet sich, auf Pergamen zumeist
geschrieben, in Paris, ein Stück in London, zwei in Wien. Das
eine Wiener Stück hilft uns die Zeit der Abfassung mit Wahr-
scheinlichkeit festzustellen, es sind dies die Jahre 647 (V. Indiction),
648 (VL Indiction), 649 (VH. Ind.) nach Chr. Jedenfalls stammen
sie aus dem VII. Jahrhunderte. Wo die Leute wohnten, ist nicht
zu ermitteln, wahrscheinlich aber nicht zu weit von Neilupolis. Es
folgt eine tabellarische Übersicht des Inhaltes dieser Anweisungen.
216
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BEMCHT ÜBER GHIECH. PAPYRI IN PAR(8 UND LONDON. 217
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M. N. 712
M, N. 651
M. N. 7105
M. N. 652
M. N. 652
M. N. 7105
M. N. 7105
M. N. 651
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M. N. 651
M. N. 650
M. N. 650
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14. Jänner VI,
14. Jänner VI.
15. Jänner VI.
16. JSnner VI.
27. Janner VI.
3. Feber VI.
10. Feber VI.
18. Feber VI.
2. März VI.
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s
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29. März VI,
17. April VI.
1. Mai VI.
19. Mai VI.
25. Mai VI.
2. Juli VII.
10. Juli VII.
27. August VII.
218 WESSELY.
Man sieht, das ganze Privatleben jener Zeiten spiegelt sieh
gleichsam in dieser Ölrechnung ab. Wir wollen insbesondere be-
merkeD, dass das rijiiijia im Jänner gezahlt wird; in demselben
und dem folgenden Monate kommen die meisten Löhne zur Aus-
zählung. Vom Mai angefangen sind Zahlungen für die Schiffe
eingestellt. Hirten erhalten in der Regel 24 Xestes Ol, Ochsen- und
Maulthiertreiber die Hälfte. Ebenso viel entfiel wohl auf den Haus-
administrator Pseseios und dessen Schreiber. 6 Xestes erhalten
Bau- und Schiffsarbeiter. Ol wird auch zur Beleuchtung der Kirche
(durch Fackeln) dem Beleuchtungsintendanten gegeben, ferners als
Almosen für arme Weiber und Pilgrime. — Von durchschlagender
Wichtigkeit sind die Stücke 6507 und 7105 G., ferner 6502 und
6505; sie zeigen, dass der Wechsel der Indiction zwischen 25. Juni
V und 7. Juli VI, resp 25. Mai VI und 2. Juli VII fällt.
Unter der großen Menge der Rechnungen^ Rechnungs- und
Personenlisten ist manches Interessante; so eine Liste von Geld-
ordres, eine Liste von Häftlingen, von Nahrungsmitteln und deren
Preisen etc. Die Briefe lassen uns den damaligen Briefstil erkennen;
Bemerkungen über den Ankauf von Papier, über Siegel etc. dürften
nicht unwillkommen sein.
Von literarischen Stücken sind umfangreiche patristische Frag-
mente und Reste aus dem neuen Testamente zu verzeichnen, auch
Gebete und religiöse Hymnen. Die Überreste juridischer Literatur
sind, ebenso wie das Aristophanesfragment, bekannt. Wir publicieren
das Fragment einer lateinisch-griechischen Grammatik (Mus. Nat.
7332).
Recto
Das Fragment enthält den Rest der Feminina dritter Declination
und geht zu den Neutra derselben Declination über. Über deren
Declination handeln Recto S. 2 und Verso 1. 2. Das Pergamen
ist 24«^"^ breit, 18 •5<^'" hoch. Unterer Rand 5^™ (der obere fehlt).
3*^™ beträgt die Entfernung der Schriftcolumnen vom Seitenrande
und unter einander.
1.
1 N*
has iu[8si]oN€s
o iussioNcs
aBhis iussioNiB*
In US haec p alus
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 219
hXimnh
buius paLubis
huic paLubi
haNc paLubem
XHC paLus
x€C- aBhas paLubes
p I 1
|-j_ha€ paLubes
Yo excexeRa
eXN in IX ha€C NUTRiX
HTP0<t)08
huius NUTRicis
ur linken sind geringe Schriftreste griechischer, grammati-
Auseinandersetzungen, davon ist Z. 14 zu 7r\[r]9uv]TiKai zu
en. — Z. 4 iussionib* = iussionibus Z. 12 pl = pluralis. —
orte in üs haec palus f| Xijiivr] und in ix haec nutrix f| xpo-
id roth geschrieben.
2.
€TC€T€Ra
TRIX
TRICIS 20
i *TRICI
€TCeT€Ra
N€UTRaLia Inor
hoc aequoR: TO TTGAaroC
huius aequoRis 25
huic aequoRi
hoc aequoR
aequoR
aBhoc aequoRc
^haec aequoRa 30
hoRum aequoRum
his ' aequoRlBV
haec aequoRa
o aequQRa
aBhis aequoRiB' 35
In [m~ä] h[pc] pocma
TOnOIHMa
huius poemaris
huic . poemaTi
220
WESSELY.
Das Declinationsexempel ist Z. 19 — 21 nicht zu erkennen.
Roth geschrieben ist Z. 19 trix; dann neutralia in ör und in inä
hoc poema tö TToiri|Lia. Z. 30 pl = pluralis Z. 32^ 35 aequorib. =
aequoribus.
3.
40
45
his
ha€[c
aB[hi8
In üs hoc[ siöus]
T0aCTP[0N]
50
55
huius
huic
hoc
o
aBhoc
-p^haec
hoRum
his
ha€c
o
aBhis
[sibcBisJ
[si ]beB[i
[ si ]bus
[ sibus]
[ s i ] b€B€
[sibeBa ]
[sibeRuJm
sibeBiB'
sibeBa
sibcBa
sibeBiBii s
hoc pecTus • toCthgoC
huius pecTOBis
huic p€CTo[B]i
60 hoc pecTus
o pecTus
aBhoc pecToBe
Roth geschrieben sind die Worte in üi hoc sidus tö äcTpov
und hoc pectus tö CTfi9oc. Durch einen Schaden des Pergamens
ist das erste Exempel verloren. Abkürzungen pl. : und siderib'.
4.
65
h[a€c]
hoB[u]m
his
haec
o
aBhis
u€CTi[GaLi]a
uecTfliGajLiir
U€CT[i]GaLiB'
uccTiGaLia
uccTiGaLia
ujecTiGaLiB*
SimiliT€B hocTRißuNaL
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 221
70 BHMa TOBhMa
huius TRiBuNaLis I
huic TRiBUNaLi a
hoc TRiBUNaL PRO
TRiBUNaL PR
75 €TC€T€Ra* ore
ia
/
Roth geschrieben ist similiter hoc tribunal tö ßhjiia; dagegen
schwarz^ mit liegender Schrift^ ßfljia. Die Sehreibung ßhjiia erinnert
uns an die analogen auf Münzen und im Papyrus XIV meiner
Lettres mhna = Miivä. Am unteren Rande steht die Zahl 11 (löt),
um die Anzahl der folia o. dgl. anzuzeigen; es folgt auch, dass
das Buch für Griechen geschrieben war. Am Rande stehen die
Reste lateinischer Worte.
Von der größten Wichtigkeit sind ferners die umfangreichen
Fragmente eines Theocritcodex, der in das V. Jh. n. Chr« zu setzen ist.
Die erhaltenen Bruchstücke sind auf feinstes Pergamen geschrieben,
in der bekannten Unciale jener Zeit. Bei dem Umfange dieses Restes
der ältesten uns überkommenen handschriftlichen Ueberlieferung,
bei ihrer Wichtigkeit für die Kritik bei dem bekannten Zustande
der Tradition, bei dem Umstände, dass uns ein glücklicher Zufall
gleichsam in die Lage versetzt e, Stichproben für alle wichtigeren
Fragen anzustellen, glauben wir die Ausgabe nicht länger vorent-
halten zu sollen. (Mus. Nat. 6678.)
1. 2.
Zuerst kommen zwei Fragmente ein und desselben Blattes,
zwischen beiden fehlen 8 Zeilen. Nur wenige Buchstaben Vom
Schlüsse resp. Anfange der Hexameter sind erhalten, dagegen wohl
der ganze Rand. Fragment 1. ist 7* 65°" (davon S'ö^*" margo) breit,
4 •2°"» hoch, Fragment 2. 4-9<^™ breit (margo 3-5*^") 4-2<'"» hoch.
1. Recto.
vojLi €YCa) 1 14
e 6MICAM" 15
aTT a rPAC. 16
mlcPÖC 17
KaGnT AI- 18
aeib €C 19
222 WESSELY.
Z. 15 ist die vulgata ajLijiiiv; dies bietet auch Stobaeus edd. Trine.
Gesn. — a|Li|Lii Brunck ajiiiv Ahrens, Sjuiuiv cum Tp. djiiiv a sec k.
(Ziegler). Unser AM ist eine Abkürzung. War in der Vorlage etwa
AMI = ajLiiv?
Bemerkenswert ist die Interpunction nach faypac; durch ihre
Setzung werden vier kurze Sätze nacheinander hervorgebracht.
Zu dem Folgenden zog dieses dTT Syp^^^ Calpurnius in seiner Nach-
ahmung (10. ^ cum Pan uenatu fessus recubare sub umbra coe-
perat.
Z. 19. Die Varianten der Endworte dieses Verses gehen auf
die beiden frühesten AAr€A€IA€ und AAr€A€IA€C zurück; die
letztere stand in unserem Pg. — Einer Versversetzung, wie sie
Meinecke (19, 24. 20) vermuthete, pflichtet unser Pg- nicht bei.
2. Recto.
K HPoül I 27
7T0T ÖCAö 28
Kicc 6c I 29
K ATAYto 30
Kpo k6€NTI 31
T€T YKTAf 32
Z. 27. Kapiu ist vulg. Kiiptu bietet e (Ziegler 5* Ahrens) und
die neueren Ausgaben.
Z. 28. TTOTÖcbov. Z. 80. Kar* auidv wie unser Pg. bieten die
Handschriften; an dieser Stelle ist aber vielfach conjiciert worden,
der einstimmigen Überlieferung gegenüber, so von Greverus k&tiu-
Gev, Ton Abrens kot' aÜTÖ, von Sauppe kot' aÜTUiv. (v. Meineke p. 180.)
Mit V. 32 scbloss das Blatt, und um 32 Verse stebt jeder Vers
des Verso von dem unter ibm geschriebenen Verse des Recto ab
1. Verso.
I 46 n EpKvatci
47 TAN OXiTOC
48 HMe voc
49 0OITT11
50 nANTa
51 <t>ATI TTpiv
52 AYTAp~
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 223
Überraschend war eh ftlr uns in Z. 46 die sicheren Reste eines
€ zu finden. Der untere Viertelkreis ist klar erhalten und könnte
höchstens noch zu C passen ; denn tt hat immer die Form TT, nicht
TZ, und müsste schon früher stehen. An Y kann gar nicht gedacht
werden. Die obere Hälfte von € fiel in die Lücke. Bekanntlich bieten
hier die Hs. Trupvaiaic.
2. Verso.
I 59 ou A eil
60 AXPA
61 AtKG^
62 KOY Ti
63 ^YTi
64 APXe xe
65 GYPcic
Z. 61 AIKG (oder AlKGv) bietet das Pg. an dieser Stelle, die in den
Handschriften variiert, nach Ahrens (der aiKdjaoi schreibt) so: aiKOi
P* Vind. T aiK€,k 5^ (nach Ziegler ake k) aiKev 16 Aid. lunt. Call.
aiK€V Comm. vulg. aiKCV Brunck (p. Ziegler) aX^ev Med.
Zwischen 63 und 64 steht die Paragraphos (Gardthau8enp.27ö).
Vers 65 ist der letzte dieser Seite. Wir wagen nicht zu ent-
scheiden, ob die Seite 33 Verse enthielt, oder 32 mit Unterdrückung
eines Verses unserer Texte.
Ein in der Wiener Sammlung befindliches Fragment enthält
Recto: ly 34 — 38 Verso V 3—8. Daraus erhellt, dass auch die
Seite, aus welcher dasselbe herausgerissen ist, 32 Verse fasste
(63 — 38+7), ferners, dass in der Handschrift V auf IV folgte und
nicht IV auf V oder gar irgend ein anderes Idyll neben IV oder
V stand.
Aus V gibt noch ein anderes Fragment eine Probe. Es stammt
ungefähr aus der Mitte der Seite. Höhe 3-75«°^, Breite 5"7'^"^.
3. Becto.
V 50 eip e/IAiiAenATHCHc (corr. m. 1.)
51 jiaXaK oüTePATAIAeiPAr eiai
52 KttK oüTePONHTYTTGPO cbeic
///
53 AGYKOTorAAAKTOC
Wien. Stud. VIII. 1886. \\j
224 WES8ELY.
54 AAeOCAAOANeAAl uj
/ /
55 airaX ANTTT6PINuiA€nAT r]cr\c
56 b6X€IMaipav (corr. m. 1.)
In Z. 50 ist nur die untere Hälfte der Buchstaben erhalten.
Zweifelhaft ist aber trotzdem nur IIAG, ob Tibe oder Tibe (resp. T^ibe)
Die adn. erit. ist reibe] if^be e p k läbe Antt. idbe viilg. (Ziegler).
Z. 50 TraiTiCTic bietet das Pg., wie k, •K(xv:\lf\Q a (e Ziegler>
TraiTiceTc edd. vulg.
Z. 55. Eine Variante hat hier a (e Ziegler) s und suprascr.
6: TTxepuv.
3. Verso.
IV 83 KpioNeroüBOCKuü TA
84 AYOTACAOinACA
85 MAnÄIC-nPO0€P6IC a (corr. m. 1.)
^ I
86 cDeYÄAKcjüNTOIT aXapiüc
87 Tup oüKAITÖNANABONe v
88 ßaXX 6IKAIMAA0ICI.TÖN
89 ai rACüAP eXavia
Z. 83. Die obere Hälfte der Buchstaben fällt in den Abriss;
indess ist alles sicher zu erkennen. Z. 84. Vor buo scheint der
Rest eines Buchstabens zu stehen, doch eher vielleicht eine Inter-
punction. Z. 85. p ist getilgt; die Variante kennt man bisher noch
nicht; TroOopeöca ist vulg. TTOXopCDca bietet 6, 8, D 5 Y. Z. 87. Über
avaßov, das schon im II. Jh. n. Chr. nachweisbar in den Theocrit-
texten stand, vgl. Fr.-Hiller p, 329.
Dieses Blatt umfasste 33 Zeilen. Die einzeilige Idyllenauf-
schrift fiel hier nicht zu.
Eines der wichtigsten Fragmente ist das nachstehende; Höhe
7-6<^^ Br. 2-75^"*.
4. Recto.
XIII 53 V u M ct> ai
54 b a KP ;vP€VT
55 A M O l
56 ^iX ALto (corr. m. 1.)
57 KAIRO
BEEttCHT ÜBER GRIECH. PAPYRI |N PARIS UND LONDON. 225
58 T P I C
59 TPIC ^
60 ejYAaToc
62 NGBPou
63 ejGYvac
64 n P A K \er\c
65 ^u
66 ex € tXioi
Z. 56. (JÜ hat nicht, wie gewöhnlich, die rechte Hälfte ge-
ndet; indem nämlich i adscr. angefügt wurde, geht der Strich
trade in die Höhe, ujxoito war für ujixeio geschrieben worden,
iirde aber corrigiert.
Die wichtigste Stelle ist 60. 62. 63. 64. 65. Ebenso wie in der
»sten Handschrift k (und bei deren Scholiasten) fehlt auch in
iseren Fg. der Vers 61 und ist so ein Kriterium der Qüte des-
Iben. G. Hermann hatte um diesen Vers zu halten, so vermuthet:
: b* ÖTTOT iiuYeveioc ev uipeciv üüjiOcpdToc XTc veßpuj (p9€THa|i^vac ött*
rÖTTpoBev de ecaKOucac eH euväc ^cireucev ^TOi^OTdiav em baiia
paKXdric, TTilioÖTOC ktX , ähnlich Fr. L. Lentz Jahrb. f. Philol. 125,
182, S. 94: ujc b' öttot* iiuTcveioc ev oupeci XTc ecaKoucac veßpoö
)€YHa)Lievac ött' dTTÖTrpoGi ktX. Die anderen sind dagegen einstimmig
>er dessen Ausstoßung (v. Fr.-Hiller p. 339) und zwar, wie man
iht, mit Recht. Schwer ist über die Schreibung des Pergamens
65 ein Urtheil zu fällen; mit harter Noth könnte man TiAj^ba
3en, wozu außerdem der Accut nicht stimmt. Das wahrscheinlichste
t ein u), vor welchem ein Buchstabe fehlt ^*).
Für veßpoö bietet e: vejißpoO,
Das Gedicht XHI hat nur 75 (74) Verse; wir können daher
warten, dass auf dem Verso die Bruchstücke eines anderen Ge-
ehtes erscheinen. Nun ist es bekannt, dass nach XIH in vielen
ändschriften nicht XIV kommt, sondern ein anderes Gedicht,
B. n. Wir waren auch hier sehr gespannt, was das Pergamen
f XHI folgen ließe, umsomehr, als keines der Gedichte, die in
deren Handschriften an dieser Stelle erscheinen, irgendwelche
orte enthielt, die zu den Schriftspuren passen wollten. Es stellte
jh nun heraus, dass in unserem Codex auf XIH das Gedicht
XVI folgte, das nur in c und D erhalten ist.
'') Kaum wage ich Torzoschlagen: 'HpaicX^c TÖv KoOpov ^v d. d. Tibc
B^urv &eö6vr)To.
16*
226 WESSELY.
4. Verso.
XXVI 10 eeeujp G i
11 €p NOC
12 lb 01 CAN (corr. m. 1.)
13 ßttK X CJÜ
14 ßeßnX I
15 AAAAI •
16 A6AlujK....
17 epuca CA I
18 Kexpncea ITYNAI....
19 €\ I C a
20 f (corr. m. 1.)
Z. 12. iboTca c D iboOca Call. eiboOca lunt. Z. 13. BdKXOu
bieten die Hs. BdKXiw vermuthete Winterton. Z. 16. b* dbiiüKOV D
bk biiüKOV e. Z» 18. KexpncÖai == KCXpncOe. Z. 20. Vielleicht liegt
a
hier die Lesart vor: Xeaiv H c; Xeaivac bietet c D Xeaivric lunt. Call.
Auch dieses Blatt umfasste 31 — 32 Verse.
5. Recto.
Höhe 6<^", Creite 5 •4*'".
XV 15 nPO av
/
16 ArOPA cbujv
17 KAIACKATT r]x^c
18 ap rYPIüüAYO KXeibac (corr. m. 1.)
19 T PAIANAnOTA
/
20 exGCCATTANPYTTOv eprov ctt epruji
21 KÄiTANnePON aipiba XaCeu
22 AONGCünToXe^aiu)
23 NIN-AKOYuj xPnM« ^aXov ti
24 ßaciXicca NCNOXßiuj oXßia iravia
25 TYIA oica
Z. 15. irpöav K a p s 16 23 pr. LMy lunt. etc. TrpObav D^ Med.
Aid. Call. (p. Ziegler). Z. 18. dpTupiou K a p 6, 23, D L M5 y
Antt.; dpTupiu) Winterton und Pergamen. Z. 18. AiOKXeibac, Auo-
KXeibac sind die beiden Lesarten ; ein Schreibfehler mag auch in Z. 19
BERICHT ÜBER GRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 227
Fliegen. Z. 22. ßaciXnoc dcpveioO p. (Ziegler) 22 23 fehlt in Med.
d. Z. 25. Schon die Uneinigkeit der handschriftlichen Über-
ferung kündet an, dass im Verse 25 ein Anstoß liegt (€Ttt€C Kai
Ol
TU p k iLv elTrac Kai e s a eTirac ohne Kai vulgo eiTrec Kai M
rec Kev Par. 2512...). Was unser Pg. betrifft, so scheint es fol-
ndes geboten zu haben: ei. TYIAOICAKE tuj ju. i; aus k€ konnte
cht Kai entstehen, vgl. XIII 56.
Umblättern heißt hier um 33 Verse vorrücken:
5. Verso.
:V 48 baAHiai
49 Ol AnPIN
50 aWAAOlCOM aXoi
51 abic TArA/PTO i (corr. m^)
52 iTTTTOi TcüBACIAHOc
53 opGoc aNeCTAdmrP poc
54 euvoa oucteYjeTAI
/
55 lüvaGTiv jLi erAAooCOT i
56 öapcei irpaHivoA* KAI AHF €T€vr]jLi€0
57 Toi be ßav ec x^ PANKAuxa
58 iTTTTOV Kai Tov qiuxPON
59 c7Teubu)|Lie C*
48. Die Handschriften schwanken zwischen baXeiiai und briXeiiai;
der zweiten Silbe bietet das Pg. deutlich AH. Z. 50. Eine Variante
in p. 6: aXXriXoic. Z. 53. o fehlt in p. Z. 54. qpeuEei gibt, so-
J ich sehe, unser Pg. allein, (peuEq ist vulg.
6. Recto.
Höhe 17*^°^, Breite 2-6*^°^, oberer Rand 2*9^°^; da der Fetzen
iräg nach links aus dem Buche gerissen wurde, erscheint auf dem
rso von Z. 56 ab ein kleiner Rand von 0*7^" .
Tl 22 liegende Schrift am oberen Rande: 6NAO0IXPY
ri 6 unOA€E€Tai
7 abuipiiTo YCAn Fl ejuipei
8 TrOCINOfKab
9 aXiOiaNOAON
228 WESSELT.
10 TiYeMeN I
11 MiMNONTi
f
\-
12 aepn KTOIIKiüVTai
13 enrONTAOIXncei
14 epTMAQNouC
•15 •A'YnOKGpöetüv
16 TToeeNAYCeiAi
17 imiAOIH
18 TQvYKNAMA
19 TijuiüCiNAOlAOYc
20 TiavTecCINOMHPoc
21 nachgetragen: OICC T6MhA6H (a in. 1 )
22 6NAO0IXPYCOC
23 cppoveo YCINON AC ic
24 AOIAoJI
25 KAIAAAOYC
26 p€3^6IN
27 TPAneZA^ (a m. 1)
28 meeceul ^^ '"• ^^
29 uTTocpHTAC
*IX
31 ax€POvToc
Z. 7. abujpTiTOuc bieten, wie unser Pg. ka89B5DLM^Y Antt.
abtupHTOJC p. Z. 9 öböv fehlt in a p Med. Aid. Z. 14. Neben
IpTjuaciv etpTlLiaciv ^pYjuaciv fpTaciv findet sich ?pYOiciv in a* p, epTOici
a*, epYoic Antt. vulg. Z. 16. auceiai hat auch a p s 9 16 Y (auHeiai
Med. Aid. Arsen.), dagegen okciai k B D L M lunt. Call. Z. 18.
Kvajna a pr. k V 1. in e. KvriiLia Junt. Call. Kvdjuac a sec. k (a p^ B D M
Ahrens) Kvrjjuac lemm. schol. k p Med. Aid. kvt^jhtic s 9 y Arsen.
Z. 20. 7TdvT€C "Ojuiripov p. Z. 21. Der Vers, in welchem Hiller einen
Anstoß gefunden, fehlte ursprünglich im Pg., scheint aber noch von
der ersten Hand nachgetragen wordeu zu seiD, wobei die Variante
BERICHT ÜBER QRIECH. PAPYRI IN PARIS UND LONDON. 229
C€]Te jiTibev (vulgo: oicexai oub^v) entstand. Z. 22 ist noch einmal
n oberen Rande geschrieben; dazu kommt, dass auch ip D die
erse 21 und 22 zweimal geschrieben stehen. Z. 23. övTicic p. 23 L.
. 24. doibujv heißt das Wort in den Handschriften, das, zu Ende
leses Verses Anlass zu zahlreichen Conjecturen gegeben; in unserem
g. steht doibiö. Z. 25. aWouc bietet das Pg. im Gegensatze zum
indschriftlichen aXXuuv. Z. 27. Auch die Handschriften schwanken
n Tpanelr], letzteres bietet k a p s 9 y Med. Aid. lunt. (jpanelx]
s D L M ^ Call. TpaTreCei'l 23) ipaTT^Ca vermuthete Wiuterton. Z. 28.
6XÖC dKOUcijc hat an dieser Stelle niemand angezweifelt j es ist
3sagt wie in XXIX 21 aTa6öc dKouceai el dcidiv. Von den beiden
Jorten ist in unserem Pg. keine Spur, sondern deutlich steht da:
IX unter HTAc des Verses 29. Viele Vermuthungen lassen sich
aran anknüpfen.
6. Verso.
VI 40 aXXou cOlNTffiN
/
41 eujiOveCeYPeiAv
42 ajuvacTOi ' TÄA6n oXXa
43 beiXoic eNNGKuecci
44 €1 \xr] eefOCAOlboc
45 ßapßi xONeCnO Xuxopbov
46 OTTXoxePOIC* TijLiac
47 Ol ccpi CINejI epujv
48 TIC baNAPICTnac
49 TTpia MIAAC- H
50 ei MHcDYAORibac
51 oub OAYCCGuc
52 TTctNTACen
53 roüOCKAICTTTiXurfa
54 bHNAiONKXeoc
55 eYMAlOC-
56 eproNexujv
57 eiMHC<t)€ac
58 EKMOlCav
230 WB8SELY. BERICHT ÜB. GR. PAPYRI IN PARIS ü. LONDON.
59 XPHMA Ta
60 AAA'ICOc
L I
61 OCCANcMOC (corr. m. 1)
62 HYAA^
63 KAlOiXoKCpöeiTii
64 XAJ^
Z. 42. bk id ist vulgata; id b4. wie unser Pg. bietet auch 23 L.
Z. 44. Ahrens gibt hier die ado. erit. : beivoc Can. Cant. Antt. Hermog.
Gregor kcTvoc kaps9 16BDy idque loann. Sicul. in libris suis
inuenit 6 Geioc 23 L M GeToc libri secundum Seh. Herrn. Z. 46
post öitXoT^poic nulla distinctio in Med. comma in Aid. lunt. Call,
colon Wins. Brub. vulg. Ahrens. Z. 47. cqpiv ist die Variante in
a p 9 Med. Aid. (cqpiv 23 tp). Z. 48. öv fehlt in 23 L., dafür steht
in p* äp (p^ dp'). Z. 61. ol' ist die durch Correctur der vulgata
öcc* gewonnene Variante unseres Pg. Z. 62 Varianten sind hier
Kai öbaxi Med. Aid. öbaii t€ 23 L.
Bemerken wir noch^ dass, nach Ausfall von v. 21 auch hier
die Seite 33 Zeilen enthielt.
7. Recto.
Höhe 6-5«", Breite 3-4*'", unterer Band 4-2<^"
XXII 33 ecTopvuvT OHYPiATG
34 aioXoTT COAOC • OTOINy^Troc
35 epnjuaZiec KONAnOn AAr xOeviec
7. Verso.
XXII 65 a 6|^Pov
66 KaTndcCI06vu)v
67 biaieivaji GNOC C0GT epTic
68 xeiPACKAl€MOuc
Z. 33. TTUpeia bieten die Hss. allgemein. Z. 35. uttottX. Aid. ^
Die Papyri Londons und Paris will ich in meinen bei E. Leroux
erscheinenden Lettres k Mr. Revillout vereinigen, um das Supplement
zu Forshalls Description (1839) und zu den Papyrus grecs du Louvre
et de la bibliothfeque nationale (1868) zu geben. Vorliegender
Bericht möge zugleich auch eine Probe der Schriftstttcke sein, die
zur Publication kommen.
Wien, Jahreswende 1885. KARL WESSELY.
Beiträge zu den Fragmenten des Aristophanes.
M i 8 c e 1 1 e n.
Den Dächsten Anlass zur Veröffentlichung dieser Blätter
hat mir die neue Bearbeitung der aristophanischen Fragmente von
Blaydes geboten, bei deren Recension in der Zeitschrift für die
österreichischen Gymnasien ich der Behandlung von Bruchstücken,
welche genauer erörtert werden müssen, absichtlich ausgewichen
bin, um nicht den Stoff allzusehr anschwellen zu lassen. Ich
beschränke mich aber auch jetzt bei nur gelegentlicher Handhabung
der Textkritik vornehmlich auf solche Fälle, wo die Echtheit oder
ünechtheit der Fragmente in Frage kommt, wo ferner neue Zeug-
nisse von mir hinzugefügt werden können und endlich stelle ich
die von den Herausgebern nicht beachteten Bruchstücke zusammen,
wobei natürlich die meisten auf Grund von Combinationen dem
Aristophanes zugewiesen werden. Über den Wert der letzteren zu
urtheilen, überlasse ich getrost den Kennern dieses Literaturzweiges :
xpeTv jLi' ouK iq. TTaXXdc 'AOrjvr].
Über das von Kock nicht berücksichtigte Fragment 578 lesen
wir bei Blaydes Folgendes p. 299: „Aneedota Bekkeri p. 372, 14:
'AKOUceTTiv XoqpoKXfic äcpx], dKoücec0ai (?) bfe 'ApiCToqxxvric. Quid scri-
pserint Sophocles et Aristophanes incertum est; illum dK0uc^Tr]V scri-
psisse aegre crediderim**. Dass der Herausgeber der Emendation einer
so obscuren Glosse nicht gewachsen war, kann schließlich nicht wun-
dem; aber bei genauerer Forschung hätte er wenigstens ersehen können,
dass für die sophokleische Stelle aus Bekkers Anecdott. p. 369, 13
ÄKOUceiuJV • ävTi Toö dKOuc6)Lievoc * XoqpoKXfic schon längst (vgl. Fr. 897
Nauck) die Verbesserung dKOuceieiv (statt dKOuc^TTiv) gefunden worden
ist. Die Form dK0uc€c9ai kommt zwar bei Aristophanes nirgends ^)
vor, dieselbe ist aber jedenfalls nicht von der Bedeutung, dass sie
speciell von Grammatikern hervorgehoben werde. Überdies verlangt
die Concinnität der Glieder: dKOuceiecGai bk 'ApiCTOcpdvric.
') Das zweimal Acharn. 322 stehende dKOi3c€c6* bedeutet dKoOcccOe.
232 STERNBACH.
Wir finden bei unserem Dichter noch zwei Desiderativa: bpacei
(Vesp. 168 Pax 62) und xeceiuj (Nubb. 295 Equitt. 888. 998), außer
dem kenne ich noch folgende Verba ^), welche zu dieser Kategori
gehören: dtTOpaceiiu, +dAuH€iuj^) (Georgias Pachymeres vol. I. p. 355^
11 Bekker), dvaTVtüceiu), dvacTnceiU), +dv€C€iu) (Gr. Pachymeres vol. LT
]). 489, 1— falsch steht bei Migne, Patrol. Gr. vol. CXLIII p. 950 A i
Oüc dvaceioviec tuiv KaKUJv evieuOev), dTiaWaHeiu), dirobuiceiiJü, dTTOCTa-
iriceiu), ßpiuceiuj, TajLirjceiui, TcXaceiu;, TpctM^^i^/ b€i7rvr)ceiu), biaßriceiuj^
öucxupieiiu, buiceiu), +eKbu)ceiuj (G. Pachymeres vol. I p. 238,
11), dXaceiiu, +dvbu)C€iu) (Agathias Hist. p. 33, 10 Niebuhr),
^TTavaciriceiuj (Agathias p. 145, 2), dpfaceiuj, +€upric€iui (s. Pierson
Addend, zu Moeris p. 14), icxupieiu;, KairiTOpnceiuj, KXauceiuj, Kvnceiuj,
XcEei'tu, +)Lia9ric€itu (G. Pachymeres I p. 143, 11), JLieiaXXaHeiuj, vau-
jLiaxnceiuü, HujLißriceiuj, oupriceiiu, ovpeiuj, Trapabiuceiuj, TtapaKivriceiuu, ireXa-
ceiuj, TTOiriceiiu, TroXejuriceiui, TipaHeiu), TipobuiceiUJ (vgl. darüber L. Din-
dorf zu Dio Casius I p. XVI), CTpaieuceiui, +cu)(ppovnceiuj (G. Pachy-
meres Declamat. XI p. 216 Boisson.), "^ leGvnHeiuj (G. Pachymeres
vol. I p. 127, 4 Bekker), + TijLiu)priC€iuJ (Agathias p. 176, 12), +toX|liti-
ceiiü (G. Pachymeres vol. II p. 558, 7), Tupawnceiuj, +Tuipeiuj*) (Schol.
zu Sophokl. Ai. 232 p. 337, 29 Dind.), ibvnceiuj. Die Möglichkeit,
dasH wir hier eine gleichsam mit dKOUCOjiai correspondierende Medial-
form vor uns haben, ist ausgeschlossen, da sonst auch dem Medium
die Activform des Desiderativums entspricht, vgl. dTraXXaHeiu) (s.
Poppe -Stahl zu Thukydides I 95, 7 vol. I 1^ p. 257), ujvriceiu) (s.
') Das Verzeichnis bei G. Curtius, das Verbum der griechischen Sprache,
Hcinem Baue nach dargestellt 'II (1880) p. 414 sq. urafasst 20 Beispiele. Bei
Cornutus c. 4 etö' öcov (Karl Lang liest olovel) +Tr€boc€(ujv (seil. 6 TToc€i6a»v)
ibvö^acTai kütA t^v Trapabeixönco^^vT^v aöxoO IbiörriTa ist aus der Lesart des
ttltestfti (Judex (N) öcov direÖTiceiiJUV keineswegs auf ein Desiderativum zu schließen;
der Ausdruck + ireöoccitüv ist ganz richtig, wenn man bedenkt, dass diese alberne
Etymologie des Namens TTocei6u)V uns öfter von den Grammatikern aufgetischt
wird; vgl. Alirens im Philologus vol. XXIII (1866) p. 1.
') Die mit einem Kreuz bezeichneten Wörter fehlen im Didot'schen Thesaurus
des H. Stephanus. Nach der freundlichen Anweisung PeppmtiUers in der Berliner
philologischen Wochenschrift (1886) Nr. 14 p. 422 würde man freilich den Satz
erwarten : die mit einem Kreuz bezeichneten Wörter will ich im Didot'schen Thesaurus
des II. Stephanus nicht gefunden haben; aber vorläufig betrachte ich eine solche
Ausdrucksweise als ein Selbstbekenntnis der Trägheit.
*) Mit Unrecht billigt M. Schmidt in der Hesychglosse vol. II p. 111 n. 3438
4vTUtjj(tü' ^VTivdHu) AlbertisConjectur +^vtuvij€(u), die schon wegen der vom Lexiko-
graphen beigefügten Erklärung hinfällig ist; wir haben es hier offenbar mit der kreti-
schen Form des Futurums zu thun vgl. Ahrens, de dial. Dor. p. 209 sq., G. Meyor,
Griech. Grammatik (1886) §. 537.
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 233
Dindorf zu Dio Cassius I p. XVI) und endlich öipeiu), das älteste
Beispiel dieser Wörtergattung, auf welches schon Galenus vol. XVIII
] p. 309 (Kühn) bei Erklärung der bippokrateischen Form icxupieiu)*)
(vol. III p. 136) hinweist: xaXöv be f]|Liäc dcTi Ttepi d|Li(poT^pu)V im-
CKCipacGai, tocoOtov ?ti irepi Tf]c X^Heujc auioO TTpoeiTTÖviac, ibc tö
icxupieiuj bnXoi TÖ icxupiCTiKÜjc Ix^, TrapairXriciuJc tu) 6\\f€xn), br|XoövTi
Kai auTuj TÖ ÖTTTiKuJc Ix^/ Tiap* 8 Kai "Ojuripoc eTToirice Tf]v övpeiovTec
(pujvr]v, dijLiaivujv KaKCivoc öi^ auTfic touc ötttikOüc ?xovTac, ?v9a cprici
(II. 14, 37)-
Tuj p* Ol t' öviieiovTec düTflc Kai ttoX^jlioio.
Aristophanes hat vielmehr ein Passivum gebildet, welches aber
im Griechischen ebenso zulässig ist, wie im Lateinischen die manch-
mal vorkommende Passivform der vollkommen analogen Verba auf
-surio und -turio. — In der griechischen Sprache habe ich bis jetzt
nur Einen Beleg gefunden, und zwar TrapaKivriceiOjaeviüV bei Georgius
Pachymeres (de Andr. Palaeol. VI 31 vol. II p. 548, 8 Bekker),
einem Schriftsteller, der überhaupt eine gewisse Vorliebe für die
Desiderativa zeigt, vgl. außer den in der obigen Sammlung ihm
ausdrücklich zugewiesenen Verben noch dTtocTaTTiceiu; (vol. II p.
217, 13), TrapaKivnceiuj (vol. II p. 33, 20), TtpaHeiuj (vol. II p. 188,
15; 496, 16; 599, 4). Dieser Gebrauch ist wohl auf die Nach-
ahmung der thukydideischen Diction zurückzuführen ; eine bewusste
Anlehnung muss man besonders bei Agathias Scholasticus con-
statieren, der neben den bereits angemerkten Beispielen noch
folgende bietet: dTraXXaSeiiü (p. 95, 14; 249, 15; 263, 9), biaßT]ceiu)
(p. 72, 18), KttTriTopriceiu) (p. 208, 7), TreXaceiiü (p. 186, 9), TroXcjLiri-
ceiui (p. 109, 13 und p. 203, 6). — Mit Rücksicht auf diesen Um-
stand möchte ich bei Thukydides II 12, 14 Kai ifViX) 6 *Apxiba|Lioc,
ÖTi Ol "^AÖrivaToi oub^v ttu) evöüjcouciv die schon von L. Dindorf
hervorgehobene (vgl. Thesaur. I 2 p. 1150 D s. v. dTraXXaHeiu) und
zu Dio Cassius vol. I p. XVI) und für die Herstellung einer Stelle
des Dio Cassius (XL VI 37, 1) verwertete Lesart des Codex Pala-
tinus dvbujceiouciv empfehlen, — Sonst finden wir bei Thukydides
dTTaXXaSeiuj (I 95, 7 III 84, 1 und nach einer Coniectur VIII 89, 2),
vaujuaxnceiuj (VIII 79, 3), Hujaßnceiuj (VIII 56, 3), Trapabujceiuj (IV
28, 2), TToXcjLiriceiuJ (I 33, 3). Vgl. noch die Anmerkung Nr. 37. —
^) Durch die Vermengnug dieser Stelle mit der vol. III p. 135 (Kühn)
stehenden, wo man 6ucxi^piciw liest, ist die umichtige Angabe im Thesaurus vol. II
p. 1469 entstanden, hierans aber, da Ein Übel das andere naqb sieh, zieht, G.
Dindorfs überflüssige Bemerkung vol. IV p. 710 C s. v. Icxupieiu) geflossen.
234 STERNBACH.
Von den im Anhang 953 — 983 seitens des neuen Herausgebers
zusammengestellten Fragmenten, welche unter dem Namen ö KUJjitKOC
oder 6 KUJjiiijboTroiöc citiert werden, haben manche unverkennbar
aristophanisches Gepräge, bei anderen lässt sich hingegen der aristo-
phanische Ursprung direct nachweisen, so z^ B. bei Fr. 970:
"'Atpoiköc e'ijLii Tf)V CKdcpriv CKdcpriv X^T'J^v
vgl. '^zetzes Chil. VUI 563 sqq.:
ujc TTpöc auTouc dvT^XeHev ö ßaciXeüc dcieiujc,
^K KUijLiijjbiac beSitüc eiTribv 'Apicioqpdvouc *
Ol MttKebdvec djuaOeicCKdcpriv cpaci Tfjv CKdcp^v
TouiecTiv, ujCTTCp ?xo^ci rd TrpdTJLiaia, KaXoöciv
*ApicTocpdvric be qpriciv ev Ktujutubict toOto*
''AxpoiKÖc eijLii* Tf|v CKd(pT]v CKdcpriv Xey^.
Daraus gewinnen wir auch die richtige Lesart \ifix) (statt
XeTUiV), für welche außerdem Plutarch. Apophthegm, p. 178 B:
cKaiouc ?(pri (seil. 6 OiXittttoc) qpucei Kai dTpoiKOuc eivai MaKebövac Kai
TfjV CKdcpriv CKdcprjV X^TOViac und Eustathius Opusc. p. 106, 30 (Tafel)
dTpoiKiKüJiepov biaKcijiievoi Kai Tf)v CKdcpr^v CKdcp^v, 6 qpaciv, X^TOvxec
sprechen. Endlich sehe ich, dass bei Lucian. lupp. trag. c. 32 —
welcher Stelle das Fragment den Ursprung verdankt — der Codex
Gorlicensis wirklich Xeyu) bietet, während die gewöhnliche Lesart auch
keineswegs durch die von A. Nauck, Bulletin de Tacad^mie imperiale
des sciences de St.-P^tersbourg XXVI (1880) p. 290 beigebrachten
Zeugnisse^) für den Gebrauch unseres Sprichwortes vertheidigt
werden kann.
Demselben Anhang hat Blaydes (als Fr. 959) folgende
Stelle des Eustathius (zu II. 8, 488 p. 725, 32) einverleibt:
(pdp€l hk Kai dlTÖ XP^C€U)C TOO KlüjLllKOO TÖ TTaXijLißoXoc TplTTpaiOC Kai
TToXXdKic dTnuiTToXrijLi^voc. Zieht man die Stelle Suetons in Millers
Melanges de litt^rature grecque p. 425 heran : ctituüv (Fr. 80. 658 Bl.)
Kai TT^buiv (Fr. 81. 659) Kai Trebirnc (1. Treb/JTTic = Fr. 648) Kai TraXijLi-
ßoXoc Kai CTiTMarCac (Lysistr. 331) Kai TpiTrparoc und erwägt dazu,
dass bei allen diesen Ausdrtlcken außer iraXijLißoXoc und ipiTTparoc
der aristophanische Ursprung durch andere Quellen bezeugt ist,
so kann kein Zweifel bestehen, dass wir auch hier echte Fragmente
•) loh vermisse daselbst noch Apostol. I 24* und XV 96*>. Die Worte des
ihm unbekannten Komikers möchte Fritzsche zu Lucian, Qaomodo hist, sit conscr-
c. 41 vol. I 1 p. 90 so reconstruieren: "ATpoiKÖc 6l|Lii rf\v CKä(pY\v CKdq)riv X^t^v, |
rä cOxa cOxa. —
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 235
unseres Komikers vor uns haben'). Bei Eustathius liegt eine Un-
genauigkeit der Ausdrucksweise vor (statt TraXijLißoXoc xai TpiirpaTOC,
TToXXotKic dTTTijUTroXrijLievoc), welche auch zu Odyss. 1, 155 p. 1405, 8
zurückkehrt: dXXd Kai 6 im bouXou dv xijj TraXijLißoXoc TpiirpaTOc Kai
TToXXdKic dTTTijLiTToXrijLidvoc • icujc hk 6 ToiouToc dK€i9ev fifovev, 80ev
Kai ö jLi€TaßoXeüc, W fj TraXijLißoXoc boOXoc, öv irdXiv Kai ndXiv oi tu)v
dvbpairöbwv f^XXaHav ola Tpmoparov. Für das letzte Wort ist offenbar
xpiTipaTOV zu lesen, was zur Vergleichung herangezogen wird, wie
z. B. bei Hesychius s. v. TraXijLißoXoc vol. III p. 260 n. 180; s. noch
Eustathius zu Odyss. 5, 306 p. 1542, 49: jlict* öXiTa X^t^i, ötx xpi-
TT^bujv 6 rpiöouXoc Kai i&c ttou TtpoeTpdcpri TpiTtpaioc, und Aristophanes
Byzantius im Anhang zu Herodians Partitiones ed. Boissonade (1819)
p. 289.
Unter den aus Kocks Ausgabe geschöpften Bruchstücken lesen
wir bei Blaydes (n. 938 = 967 K.) auch das folgende: Photius
p. 531, 14 (oder II p. 171 Naber): CTtoboOv tö cuvoucidCeiV Kai
TÜTTTCiv ujc Tiaicai Kai TtaidHai, tö auid • outujc 'ApiCToqpdvnc Bei
Beurtheilung dieser Stelle, welche theils nicht verstanden, theils
wieder missverstanden worden ist, müssen wir zuerst den Umstand
berücksichtigen, dass CTtoboGv als jüngere Form neben cttoöcTv vor-
kommt, aber nur die letzte bei Aristophanes und den übrigen
Komikern auftritt vgl. Nubb* 1376 Kdcirobei, Pax. 1306 CTiobeTv, Avv.
1016 CTTobeiv, Thesmophor. 560 KaiecTTÖbricev, Rann. 662 CTTobei,
Eccles. 908 CTiobeTcGai, 939 biacTTobfjcai, 942 cirobriceic, 1016 cirobeiv,
Pherekrates Fr. 55 K. CTtobeiv, Diphilus vol. IV p. 381 Mein. (I 12)
CTTÖbricov, daher auch Formen wie CTtobili Aristoph. lAcharn. 366,
CTToboujieG' Thesmophor. 492, CTtobouvrai Eccles. 113, CTTobcuv Kratin.
Fr. 187, 4 K. unbedingt auf ein Präsens cirob^u» zurückgehen. Die
zweite Schwierigkeit liegt in der Heranziehung der Wörter iraicai
Kai irardHai, sowie im Ausdruck t6 auid. Ich emendiere folgender-
maßen : CTToboOv TÖ cuvoucidjeiv Kai TUTTieiv, u)c Ttaicai Kai irardHai.
CTTobeTv TÖ auTÖ. oöruic *ApicT0(pdvric. Das Anhängsel u)c iraTcai Kai
TTatdHai dient zur Veranschaulichung der Metapher: wie iraieiv (s.
Meletemata Graeca I p. 61) und Trardcceiv (vgl. Schol. zu Aristoph.
Avv. 1258) neben dem Begriff des Schiagens auch den der Be-
gattung annehmen, ebenso verhält es sich auch mit cirobouv und mit
dem Verbum cirobeiv, welches dieselbe Bedeutung hat und bei
^ Mit Anwendung derselben Methode, aber auch durch ansdrüokliche Zeugnisse
unterstützt, babe ich in meiner Schrift: Meletemata Graeca (Vindob. 1886) p. 154
die Worte TrpU)TOcd\iivoi und TU|aßoY^povT€C dem Aristophanes vindiciert
236 STERNBACH.
Aristophanes vorkommt^. Auf diese Weise wird das Fragment
wegfallen müssen, aber auch die Naber'sche Coniectur, statt CTioboGv
sei CTTOboövTai aus Aristoph. Eccles. 113 herzustellen. — In den Scholien
zur letztgenannten Stelle wird das Verbum durch Kivouvtai erklärt;
wir gewinnen also ein neues Zeugnis für den Gebrauch des Wortes
Kiveiv in obscöner Bedeutung,^ welchen ich Meletemm. I p. 60 sq.
erörtert habe. Da jedoch A. Nauck, gegen dessen Erklärung in den
Melanges Greco - Romains IV p. 660 jene Auseinandersetzung
in erster Linie gerichtet war, sich mit meiner Ansicht auch jetzt
nicht ^) befreunden kann, will ich einen kleinen Nachtrag liefern,
zumal da im Fragment 380 KeicecOov ujcirep ttt^viu) ßivoujievuj Blaydes
ebenso wie Kock (Fr. 377) ßivoujievu) aus der secundären Quelle des
Suidas (vol. II 2 p. 265, 3) anstatt der bei Photius (vol. II p. 89
Nah.) überlieferten Lesart Kivoujuevuj aufgenommen hat. Zu den voik
mir Meletemm. p. 60 sq. gesammelten Beweisstellen (Nicander A. P-
XI 7, 2; incert. XI 202, 4; Aristoph. Rann. 148 Nubb. 1102 Pax=:
341 Lysistr. 1166 Equitt. 877^») 879 Acharn. 1052 Lysistr. 852::::
kommen also jetzt folgende hinzu: Aristoph. Nubb. 1371 ö b'euGüc^
^c' EupiTTibou pf]civ Tiv' ibc dKivei Eccles. 468 k iveTv ^auidc 470 bp^
laÖT^ iv' dpiCToic T€ Kai Kivrjc äjaa nach den meisten und besteir::^:
Handschriften, Eupolis Fr. 100, 2 edcai' cfpxiEiv jueipUKia Kivou|Li€va-
Kock gibt ßivoOjLieva, ohne irgend eine Bemerkung nöthig zu finden,^,
dass in der Quelle, d. i. beim Scholiasten zu Aristid. vol. III p. 672,^
10 pind. KivoujLieva ohne Variante steht; hingegen heißt er beÄ
Eupolis Fr. 233, 3 t^vuTk' ckivouv KoXXOßou Kai rraiba Kai Y^povr
ausdrücklich eßivouv mit Dindorf schreiben. Vielleicht ist ferner au
die doppelsinnige Bedeutung des Wortes angespielt bei Menande
vol. IV p. 89 (Mein.) n. Ill 1. — In den Scholien zu Aristoph. Flut—
1093 wird zwar U7T€7riTTouv durch die Worte f| dvrl tou i^ivow^
cuvf]X9ov erklärt, aber eßivouv ist Küsters Coniectur, welche schon
aus dem Grunde unstatthaft ist, weil das überlieferte dKivouv auch
bei Suidas vol. I 2 p. 477, 2 s v. dTtCxTOuv vorkommt, vgl, noch
*) Vgl. auch Schol. zu Lucian. vol. IV p. lOö Jacobitz: cirobelv tutttciv,
übe 'ApiCTOcpdvric iroXXdKic
®} Wie ich aus einem Schreiben vom 7. December 1885 erfahre. Der Guriosität
wegen will ich hier die im November 1885 von Blaydes vol. I praef. p. XXVII
(der Textausgabe vom J. 1886) über A. Nauck gegebene Notiz beifügen: „Tribun
fere abhinc annis, ut nnper certior factus sum, obiit vir Graecarum litteramm
studiosissimus in iisque colendis felicissime versatus."
*'') Über die Überlieferung der Stelle s. G. Bünger, de Aristophanis Equitum,
Lysistratae, Thesmophoriazusarum apud Suidam reliquiis [Dissertatt. philol. Argentor.
vol. I (1879) p. 149 sqq.] p. 21.
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 237
T?ib. Hemsterhuis ZU dieser Stelle (1744) p. 411. — Bei Suidas lesen
wir vol. II 1 p. 559, 17: \r]K[i)}JieQa' Kivijj|Lie0a' 'ApicToipdvnc Md-
XicG'oTttV UTTO Tou Xn^wjaeGa | xriv viJXO' öXriv, was gewöhnlieh auf
Aristoph. Thesmoph. 493 sq.:
ouö' ibc, öiav JLidXicG' uttö tou \T|KU)jU€0a
Tfjv vuxö^ ^u)Ö€v CKÖpoba biajLiaciü|Li€0a
bezogen wird; jedoch ist daseibat Kivu)|i€6a handschriftlich über-
liefert und XriKiüjLieGa nur aus Suidas hineingeschmuggelt worden.
Zwar liegt es nahe, trotz dem Schweigen der SchoÜen an eine
Interpolation im aristophanischen Text zu denken; betrachtet man
aber die Glosse des Photius I p. 384 Nab.: Xn^oujaecO* öXriv TfjV
vuKTa' TOUTecTi bittTraiZiöjLieGa* oötujc 0€p€KpdTT|c (vgl. noch ebendaselbst
XriKficar iraTcar xai ^m toO TrXrjcidcai TiGerar oötujc OepeKpdirjc) , so
dürfte meine Ansicht an Wahrscheinlichkeit gewinnen, dass die Stelle
des Pherekrates (Fr. 177 K.) bei Suidas mit der ähnlichen aus
Aristophanes' Thesmophoriazusen contaminiert worden ist. Es ist
demnach hier k ivibjaeG a im Text zu behalten ^^) und zugleich wird
der Änderung Velsens ÖXrjV (anstatt uttö tou) der Boden entzogen.
Zu Aristoph. Pax 902 Sp|LiaTab*d7T'dXXr|Xoiav dvaTCTpajLijLidva | qpucOüVTa
Kai TTveovTtt 7rpocKivf|ceTai bemerkt der Scholiast: 8pa tö dcTcTov
oiov bfiXov Tdp ecTiv ö bid ttic Tpoirfic Xeyei vgl. auch Lysistr. 227
= 228 KttKÜüC TrapeHu) kouxi TrpocKiviicojuai Eccl. 256 irpoc-
KivricojLiai I ctT*. ovK dTreipoc oöca ttoXXoiv KpoujudTiuv. Xenarchus
Fr. 4 K. (vol. II p. 469), 23 ac ttujc ttöt , iL becTioiva TiovTia Kunpi,
I ßiveiv buvavTai, tujv ApaKOVTeiujv vojliuuv | öiroTav dvajuvricGiüci
TTpocKivoujaevoi. Pherekrates Fr. 131, 3 u> qpiXiLv |Liev djudpaKov,
TTpocKivujv be ceXiva j y^Xujv b' iinToceXiva Kai KocjaocdvbaXa ßaiviuv,
wo Herwerden Mnem. XIV (1886) p. 162 falsch TipocßXeTTUJV ver-
muthet. Auf den Sinn weist schon ceXiva hin vgl. Hesychius vol. IV
p. 19 n. 384 ceXivov tö T^vaiKCiov Photius vol. II p. 150 ceXi-
vov tö T^vaiKcTov aiboiov vol. II p. 145 cdpaßov tö T^vaiKcTov ai-
boTov Ol KWJLiiKOi (s. vol. IV p. 660 n. C(?XXX Mein.) KaXoOci Kai
cdKTav Kai cdßuTTov Kai ceXivov Kai Taupov Kai ?Tepa iroXXd. Auf
dieselbe Bedeutung von ceXivov hat nieiner Meinung nach Kratinus
^^) Aus einem andern Grunde, nämlich um einen ephemeren lediglich aus
seiner Coniecturenmanie hervorgeganjrenen Einfall zur Geltung zu bringen, ändert
Blaydes in der Separatausgabe der Thesmophoriazusea die allgemein aufgenommene
Lesart \r]KU[)^€6a in *\auviJÜ|a€9a; — indem er sich aber Add. p. 264 an die hand-
schriftUche Überlieferung erinnert, seiner Maxime folgend KtvuüjLieOa in ßiviü|Lie0a
In der Textausgabe (1886) hat er jedoch XriKÜJjLicGa beibehalten, vgl. noch
A. Meineke, Vindiciae Aristophaneae p. 163.
238 STERNBACH.
angespielt Fr. 109, 3 (äiravTiDt b' elvd jioi boKcT) ßobtüVia|Kai
junXa Kai c^Xiva Kai cicO^ßpia ^*) und vollkommen richtig erklärt
auch Meineke vol. II p. 319 bei Pherekrates (Fr. 131, 4 K.) den
Ausdruck T^Xoiv b* ITT TTOceXiva vom lüsternen Lachen =Y€Xu^vi7nT0-
TropviKüüC. — Ein klares Zeugnis far den Gebrauch des Wortes Kiveiv
in obscöner Bedeutung tritt ferner hinzu aus Suidas voL II 1 p. 605, 1 :
XopboujadviüV KivoujLidvuuv ^TTCibfi olcuvoucid2ovT€C Kivouvrai.
Die Glosse bezieht sich auf Aristoph. Eccles. 10 Xopboujuevujv re cuj^d-
Tujv eTricTdiriv, wo der Scholiast zu seiner Lesart xopboujiidvwv bemerkt:
KivoujaevDüv toOto hk \lfe\, iixex oi cuvoucidCovrec KivoOvxau Hier kann
von einer durch die große Ähnlichkeit der Buchstaben ß und k in
den Handschriften herbeigeführten Verwechslung^^) absolut keine
Rede sein und diesen Standpunkt glaube ich auch durch meine
Bemerkung (Meletemm. I) p. 61 vollständig widerlegt zu haben:
sed optimum sincerae lectionis documentum, quod emendandi pruri-
tum conpescere debuit, nomen Kivriciac praestat manifesto cum re-
spectu ad obscoenam vocis Kiveiv significationem fictum in Aristo-
phanis Lysistr. 852: *Avf|p iKeivric TTaiovibric KiVT]ciac. — Ich hoffe jetzt
durch eine ganz sichere Coniectur eine neue Beweisstelle von dieser
Art beibringen zu können: Rann. 428 sqq. lesen wir:
Kai KaXXiav fi qpaci
TOOtOV TÖV iTTTTOßlVOU
KUCGOU XeOVTTlV VaUjLiaX€lV dVTlJijLl^VOV.
Aristophanes spottet tlber die Geilheit und Schlemmerei des
Kallias^*), indem er ihn, den Sohn des Hipponikos, einen Sprössling
des Hippobinos nennt. Die Erklärer sind über den Witz entztlckt;
ich finde ihn ganz matt und geschmacklos , kann hingegen nur in
**) Die Stelle wird zweimal (p. 72, 11 sq. 19 sq.) vom Ziegler'schen Scho-
liasten zu Theokrit XI 10 citiert.
") Unter die d|Liq)icßT)Ti^ci|ua Kai ^^evbeitiypafpa hat Kock aas Cramers
Anecdott. Pariss. IV p. 198 sein Fragment 932 aufgenommen: dirdKXicev i^ jlictq-
(popd diTÖ tOöv KT)piu)v f\ dirö tOöv t6 y&Xa diLieXfövTUiv ö bk 'ApiCToq)dvT)c dvxl
ToO tHdpacev (1. ^2/]paC€v). Dass die Vermuthung des Herausgebers, es handle
sich dort um Avv. 498 Kdyd) irtirruj, [xlWu) t€ ßodv ö 6* dir^ßXice GolfndTiov |uiou
richtig ist, zeigt das Scholion zur angezogenen Stelle p. 222, 20 sqq. (Dübner),
sowie auch Suidas vol. I 1 p. 637, 2 sqq. s. noch Hesychius vol. I p. 280 n. 6861
und 5863 mit Schmidts Anmerkung.
*^) Über ein vermeintliches Fragment des Aristophanes bei Libanios epist.
143 p. 73 Wolf:
diröXoio bf\T\ <b irö\€|Li€, iroWuiv oövcKa,
8c ToOc KaXXiac bUwc *'lpouc icoieXc
ist zu vergleichen R. Förster im Hermes XII (1877) p. 207 sqq.
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEl* DES ARISTOPHANES. 239
diesem Falle dem Wortspiel eine Pointe abgewinnen, wenn man
'Ittttokivou statt ^iTnroßivou ^*) corrigiert. Durch eine leichte Um-
stellung einzelner Buchstaben bringt Aristophanes eine höchst
komische Wirkung hervor; insbesondere wenn wir in Erwägung
ziehen, dass auch in der einfachen Schrift die Elemente viK und
Kiv leicht und oft verwechselt werden: so haben wir, um bei dem
oben erwähnten Namen Kinesias stehen zu bleiben, bei Apostolius
XIV 89 (Paroemiogr. vol. II p. 652): tA NiKnciou bpqi' ^ttitiüv jnaXa-
Kujv TOioÖTOC Tap 6 NiKTjciac ^v, wo natürlich Kivnciou — KivT|ciac zu
bessern ist. — So oft ich ferner die dichterischen Worte ^®) bei
Plutarch non posse suav. vivi c. 21, 7 p. 1101 F. lese: Kai iraxu-
CKeXfjC dXerpic TTpöc jLiOXriv (viell. jliOXt]) Kivoujiidvri, sehe ich immer
in KivoujLievri den obscönen Begriff. Der Gedanke erinnert lebhaft
an Theokrits Idyll. IV 61 xai ttoti toi judKTpa (so Ahrens statt jiidv-
bpqt) KaieXdjLißavov Sjlioc lvr|pT€i, wo xdv judvöpav (jLidKTpav) die Vul-
gate ist. Der Accusativ findet sich aber auch in einer ganz ähn-
lichen Stelle des Archilochus Fr. 34 Bergk: irpöc xoixov ^Kivr|0ricav
€V TraXivcKitu, wo ich jetzt die allgemein gebilligte Coniectur Toups
€KXiv0ricav entschieden verwerfe. Durch den Vers selbst sind wohl
die Töchter des Lykambes geschildert. — Endlich kann man sich,
um die Frage zu erschöpfen, auf den übertragenen Gebrauch von
agitare, subagitare und movere im Lateinischen berufen^''). Über
das letzte Wort, welches dem griechischen k i v e T v vollkommen
entspricht, schweigen die Wörterbücher gänzlich in Bezug auf diese
metaphorische Bedeutung von Forcellinis Lexikon abgesehen, welches
in der neuesten Auflage s. v. equito vol. II p. 886 luvenal VI 311
bietet; es lassen sich jedoch mehrere Beispiele nachweisen:
*^) Dieses Wort findet sich auch, zweifellos aus unserer Stelle entlehnt, beim
Scholiasten zu Sophokles' Ai. 232 p. 337, 29 Dind.
**) Vgl. über dieselben H. Jacobi bei Meineke vol. V p. CXXVIII, Meineke
daselbst p. 124, Eock nach Aristophanes* Fr. 63 p. 407, Bergk P. Ljr. Gr. UI
p. 693 n. 21.
^^) Man wird sich daher bei Beurtheilung einer betreffenden Stelle an die
Handschriften halten müssen, was ich auch durch die Bemerkung p. 61*: itaque
nollem Cobeto Varr. Lectt.* (1873) p. 218 excidisset nihili esse Kivr^Tiäv, yolgatam
in Piatonis Comici Fr. 174 K. lectionem apud Athenaeum X p. 442 A, quamquam
ßivr]Tiolv reponendum esse concedo, si modo ita cod. Marcianus offerat habe her-
vorheben wollen. Jüngst glaubte ich das Verbum kivt^tiOj bei Makrobius gefunden
zu haben, als ich die Anmerkung in Eichenfelds und Endlicliers Analecta Gram-
matica (Wien 1837) p. 171 las; aber in H. Keils Grammatt. Latt. vol. V p. 625|
31 — welche Stelle dort offenbar gemeint ist *— ist dieser Lesart des Codex Pari-
sinus 7186 vom Herausgeber die Variante der Excerpta Bobiensia ßwi^TiÜL» vorge-
zogen worden.
Wien. Stud. VIII. 1886. i 1$
240 STERN BACH.
Plautus Asinar. 786 Post si lucerna exstincta sit, nequid sui
membri conmoveat quicquam in tenebris.
788 Deme istuc : equidem illäm moveri göstio^
Ovidius Amor. II 10, 35 At mihi contingat veneris languescere motu.
Priap. XIX 6 Haec si non modo te, Priape, posset,
privignum quoque sed movere Phaedrae.
luvenalis VI 311 Inque vicem equitant ac luna teste moventur,
Martialis V 18, 5 Accessi quotiens ad opus mixtisque movemur
inguinibus, cunnus non tacet^ ipsa taces.
XI 104, 11 Nee motu dignaris opus, nee voce iuvare.
Petronius Satir, 131 Dicto citius nervi paruerunt imperio manusque
aniculae ingenti motu repleverunt 140 Ille lente parebat imperio
puellaeque artificium pari motu remunerabat. Vgl. noch Lucretius
IV 1268. 1274, Donatus zu Terentius' Eunuch. Ill 1, 34.
Man hüte sich jedoch mit Bezug auf das pseudotheo kritische
27. Idyll hieher Manilius II 39 sqq. zu ziehen:
Quin etiam ritus pastorum et Pana sonantem
in calamos Sicula memorat tellure creatus,
nee silvis silvestre canit, perque horrida motus
rura serit dulces Musamque inducit in antra.
Der Dichter ist offenbar der Meinung, dass Theokrit in seinen
Idyllen manchmal zarte Empfindungen und weiche Gefühle in die
wilden Triften verpflanzt habe; läppisch ist die Erklärung der
großen Londoner Ausgabe (1828) vol. I p. 220: Tjscilicet bucolico
licet carmine, grato quidem et dulci, pugnas tamen cecinit. Quale
est illud idyllion XXIII, in quo pugnam PoUucis cum Amyco Bebrici-
orum rege sylvestri quidem avena, sed dulci cantu modulatus est«.
In demselben Sinne habe ich bei Rufinus A. P. V 61, 5 €i8e C€
KOI vuKTUJp dpxojii^vriv ^KdXouv anstatt der unsinnigen Lesart ^xdXouv
Meletemm. p. 62 IcdXouv mit dem beschränkenden Zusatz vor-
geschlagen: equidem si largiora atque firmiora eis quae in promptu
sunt exempla vocis caXeuj (sive caXduj) pro caXeOuj positae excitare
poBtSem, nullus dubitarem, quin genuina scriptura ^cdXouv esset cf.
A. P. V 54, 4. 204, 6 ; nunc vero indicium cohibere malo. Jetzt
bedauere ich, der Coniectur keine größere Bedeutung beigelegt zu
haben, umsomehr, als PeppmtiUer in der Berliner phil. Wochenschrift
p. 424 dieselbe als nunmöglich^ bezeichnet, ohne sich um den Wert
der angedeuteten Belege zu kümmern. Es sind dies Hesychius
voL IV p. 6 n. 122 caXoöca • cppovTiCouca, Photius II p. 143 Nab.
caXoOca • cppovriZiouca • cdXa ydp (vgl. p. 142) f| cppovTic und end-
lich Archilochus Fr. 102 B. uqp^ f]öovfic caXeuju^vri KOpOüVT]. Aller-
BElTtiÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 241
^ings bietet an der letzten Stelle die Überlieferung (beim Scholiasten
zu Aratus 1009) caXeuojuevT], aber caXeujuevn ist eine evidente Ver-
besserung der aus metrischen Gründen unhaltbaren Lesart; da nun
eine derartige Synkope des Bindevocals, wie sie für caXeujaevri =
ca\euo|Li^VTi angenommen werden müsste (vgl. Meletemm. p. 181) in
der älteren Poesie sich nicht nachweisen lässt*®), die ionische Con-
traction hingegen bei Archilochus sehr häufig vorkommt (vgl. Fr.
32, 2 TToveujLi^vTi 44 TroieujLievoc 46 irujXeuja^vuj 66, 2 dvdbeu (?) —
dXeHeu 70, 3 cppoveöci 75, 2. xapiCeu 128 iHaXeujuevoc *^), so ist hiemit
ein klarer Beweis für die Existenz der Form coKiiX) gegeben. —
Peppmüllers rigoroser Ausspruch muss aber auch in dem Falle
wenn uns gar keine Beweisstelle für caXeuj zugebote stehen sollte,
**) Das einzige Beispiel, welches man anführen könnte, ist^Sophokles Trach.
645 ccOxai, aber obgleich gerade bei C€UU) die Synkope nachweisbar ist — ich
meine die sogar von A. Nanck Bulletin etc. XX p. 494 und Veitch [Greek verbs
irregular and defective 1879] übersehene Stelle aus der Galene des Andromachus
V. 52 ceO|Li€VOC, mit welcher O. Schneider Philol. XIII (1858) p. 40 unrichtig
\oi3^€VOC vergleicht — ist oflfenbar mit Elmsley schon wegen Ai. 1414 coOxai zu
lesen, worauf sich vielleicht die Glosse des Hesychius vol. IV p. 61 n. 1366 s. v.
coOxai bezieht. — Die Form |Liu0€Ocai bei Euripides Iphig. Aul. 789 bedeutet
HuGi^oucai (vgl. Med. 422 ö^veOcai Hippel. 167 dureuv Aeschyl. Prom. 122 elcoi-
XveOciv 645 irwXeOjLievoi) und es lag daher kein Grund vor, bei Derookrit Fr.
mor. 119 (aus Stob. Flor. 120, 20) vjjcOöea irepl toO )li€tA ti?iv t€\€UTi?|v |Liu0OTr\a-
CT^ovT€C xpövou die Variante ^u0€OVT€C (pößou (aus 98, 61) nur mit den Worten:
n|Jiu9^0VT€C Graecis est inusitatum" (Valckenaer zu Euripid. Hippol. 191) zu verwerfen
vgl. noch die Glosse |Liu0f|cac • cIttiüv bei Photius und Suidas. — Da ich nun
über Demokrit spreche, so möchte ich dem Herrn Peppmüller mit Bezug auf seine
Worte a. a. O. p. 421 sq. gelegentlich empfehlen 1) die Beschreibung des Codex
Laurentianus (L) bei Cobet Y. L. ^p. 11 sqq. nachzulesen, 2) E. Wachsmuths
kritische Anmerkung zu vol. II p. 211, 11 sq. und II p. 213, 2 sqq. der neuen
Stobaeusausgabe zu betrachten und wenn er an seiner Meinung festhält 3) den
Philosophen und Philologen — ich meine hiemit in erster Reihe O. Hense, von
dem eine neue Ausgabe des Florilegiums erwartet wird — recht bald eine Special-
untersuchung über Damokrates zu liefern, wobei auch für die l'aläographen, welche
vorläufig auf den mageren Bericht Y. Gardthausens (Griechische Paläographie
p. 255 angewiesen sind, das schöne Resultat sich ergeben würde, die Abkürzungen
ArijUopT (Stob. ed. Wachsmuth vol. I p. 473, 5 II p. 216, 23; 218, 4), Armop'T
(II p. 213, 1), Ar)|LXpt (H p. 214, 8) mit Sicherheit deuten zu können.
*^ Falsch ist Meinekes Ansicht zu O C 1098 p. 183, dass diese Form ein
synkopiertes ^EaXeuö^evoc bedeute und darum fällt auch seine Vermuthung, dass
bei Sophokles (O C 1098) TrpoCTrop€U|Li^vac statt TrpociroXoujLidvac zu lesen sei.
Übrigens kann ich das Yerbum +Tropdtü aus Hesychius vol. I p. 365 n. 346 s. v.
ßarctv nachweisen.
16*
242 STERNBACH.
als leichtfertig***) bezeichnet werden, da seit Homer, bei welchem
man sowohl deXdiü (II. 7, 453; 15, 30) als deXeOiu (IL 24, 734)
oder deeXeuiü (IL 4, 389; 23, 274. 737), ebenso bxviix) (IL 18, 494;
22, 165; 23, 840; Od. 9, 153. 384. 388; 16, 63; 17, 680; 22, 85)
wie biveuiü (IL 4, 541; 18, 543. 606; 24, 12; Od. 4, 19; 19, 67;
23, 875), ferner oivoxo^iü (IL 1, 598; 4, 3; Od. 4, 233; 15, 141.
323; 20, 255) und olvoxoeOiü (IL 2, 127; 20, 234; Od. 1, 143; 21,
142), TTOVTOTTop^ui (Od. 11, 11) und TTOVTOTTopeuiD (Od. 5, 277. 278;
7, 267), endlich TroXeuiü, djuqpiTToXeiiiü neben TiupTToXeui findet, ein
fortwährendes Schwanken zwischen den Verben auf -euj und -euiü
zum Vorschein kommt, worüber die reiche, wenn auch nicht voll-
ständige Sammlung Lobecks im Rhematicon p. 199 — 205 nähere
Aufschlüsse gibt.
Was aber den Sinn der Rufinusstelle anbelangt, so braucht
nicht erst bemerkt zu werden, dass nur der von mir nach dem
Vorgangevon Jacobs hineingebrachte Gedanke der Situation entspricht.
Bei PeppmüUers Vorschlag dKUpouv (statt eKdXouv) kann man zwar
die Construction durch Euripid. Rhes. 113 ei )uf| Kupr|ceic TToXejaiouc
diTÖ xöovöc I cpeuTOViac, dXXd cdv ßXeTTOViac ec bdpu rechtfertigen, aber
CKUpouv würde nur dann einen erträglichen Sinn geben, wenn Rufinus
ins Haus der Geliebten gehen sollte d. i. wenn epxo'jievoc statt
^pXOjLievriv stehen würde. Da jedoch die Überlieferung sowohl durch
das Metrum als auch durch den Zusammenhang mit den vorher-
gehenden Versen geschützt ist, bleibt PeppmüUers Vermuthung im
besten Falle ein unglückliches auTocxeöiacjua.
Es ist überhaupt eine missliche Sache nach ungenauer Be-
trachtung einiger Beispiele mit allgemeinen Regeln hervorzutreten,
*") Als Beweis, dass auch ich nicht von levitas frei geblieben bin, citiert.
Peppmüller Nr. 16 p. 461 meine Erörterung (Mel. p. 73 sq.) der Epigramme A. PI.
XVI 160. 161. 162 imd zwar die gegen Bergk gerichteten Worte p. 74: in fraudem
vero vir ingeniosissimus delapsus est, cum nullam rationem Ausoniani habuit car-
minis ep. 55, welche er nur dadurch zu erklären vermag, dass ich beim Nieder-
schreiben derselben die vierte Ausgabe der Poetae Lyrici, wo dasselbe Gedicht
von Bergk (vol. II p. 308) citiert wird, nicht zur Hand gehabt habe. Diese Meinung
ist jedoch, trotzdem sie mit vollkommener Sicherheit vorgetragen wird, ganz falsch:
Bergk hat das Epigramm des Ausonius angeführt, um Jacobs^ und Henndorfs An-
schauung zu widerlegen, dabei aber aus denselben Versen den von mir gemachten
Schluss im Bezug auf die Composition der griechischen Epigramme zu ziehen unter-
lassen; ich war daher vollkommen berechtigt, der obigen Worte mich zu bedienen.
Auf die aus dem ausonischen Gedicht sieh klar ergebende Schlussfolgeruug, keines-
wegs jedoch auf Bergks Urtheil, wie Peppmüller meint, bezieht sich auch der
Ausdruck: non opus est profecto Maeandriis dialecticae gjrris.
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 243
wie ich an einem Beispiele der PeppmüUerschen Kritik zeigen wilU
Bei Besprechung meiner Coniectur (A. P^ V 115, 3) Kai TidXi
NuciaKfic At||uoOc xpiiov glaubt der Recensent in NucmKfic eine
sprachwidrige Form aufgetischt zu sehen, denn er bezweifelt p. 424
„dass sich Adiective auf -laKÖc bei andern Stammwörtern der 1.
Declination finden als solchen, welche vor der Endung ein i haben,
wie AajLiiaKÖc, ^OXujUTaaKÖc, 'EpeipiaKÖc, ZupiaKÖc etc." — Zuerst hoffite
ich die Kegel durch die Arbeit von J. Budenz, das Suffix köc (iköc,
OKÖc, UKÖc) im Griechischen (Götting. 1858) widerlegen zu können,
doch scheint dieser Gelehrte, welcher vom comparativen Standpunkt die
Frage betrachtet, keine Ahnung von philologischer Akribie gehabt
zu haben. — Mir fällt es nicht schwer, die Regel tiber den Haufen zu
werfen: Athenaeus citiert bekanntlich öfter (IV p. 168 D VI 246 E
272 D VII p. 297 D IX p. 387 C XII p. 527 F 550 B XIV p. 650 F)
das über Europa handelnde Werk des Agatharchides von Knidus:
EupujiriaKOL, auch nennt er so (IV p. 158 C VII p. 296 B) den sonst
EöpüüTTTi betitelten (vgl. C. Müller F'ragmm. histor. Gr. voL III p. 149)
Abschnitt der Periegesis des Mnaseas aus Patrae, Suidas erwähnt vol.
II 1 p. 412, 1 TTaXXr)viaKd als Werk des Kriton aus Pieria, Par-
thenius Erot. c. 6 und Stephanus Byzantius s. v. MT]Ku߀pva und
TTaXXr|VTi eitleren eine gleichnamige Schrift des Hegesippus aus
Mekyberna , einen Spruch der Sibylla nennt Diodorus Siculus
XXXIV 10 ZißuXXiaKÖv Xdfiov, Suidas im literarischen Bericht über
Phokylides vol. II 2 p. 1533, 14 sq. rd ZißuXXiaKd vgl. noch Orac.
Sibyll. I 1 p. XL VI, Prolog, p. 2, 10 etc. ed. Alexandre; wahr-
scheinlich bezieht sich auch der Titel der von Agathias Scholasticus
veranstalteten Gedichtsammlung AaqpviaKd auf bdcpvn, nicht auf
Ad9Vic, wie Pape-Benseler meint. — Ohne sich um PeppmüUers Regel
zu kümmern sagt Tullius Geminus A. P. IX 707, 4 djUTTViaKuiv
XapiTUJV f]buTepov xpißoXov, bei Plutarchus begegnen wir dem Adiectiv
ceXTivittKÖc, öfter bei späteren Schriftstellern (vgl. TravceXriviaKÖc),
welche überhaupt häufig die in Rede stehende Endung auch an
solche Stammwörter der ersten Declination, welche vor der Endung
kein i haben, anhängen vgl. die von Hase im Thesaurus vol. VIII
p. 2041 A citierten, aber mit Unrecht bezweifelten Beispiele aus
Olympiodorus für ibviaKOc, ferner J. Lydus de magistrat. P. R.
ni 38 p. 230, 21 Bekker: ^dvviüViaKOÖ TrpoeciriKÖTec cppoviicjuaToc,
Theodorus Studites Orat. XIII 9 (Patr. Gr. vol. XCIX p. 896 A)
iv +x^PictK^ KaTaXujLiaTi Epist. II 63 (p. 1281 A) toö +KOpuqpiaKoO
Opdvou. Ebenso hängt TcveGXiaKÖc bei Leonidas Alexandrinus (A. P.
IX 355, 1) und Späteren durch die Mittelstufe T^veGXioc mit yeveGXr],
244 STERNBACH.
TTußßixmKdc durch Ttu^fiixioc mit irußßixil eng zusammen, wie über-
haupt Potts Ansicht [Etymol. Forschungen (2. Aufl. 1861) 11 1
p. 901 sq. vgl. Budenz p. 33 sqq.], dass bei der Bildung solcher
Adiective eine vermittelnde Form auf iöc oder ieüc zugrunde zu
legen sei, viel für sich hat, obwohl sie auf eine ganze Reihe von
Wörtern entschieden nicht anwendbar ist. Zu beachten sind noch
die Adiectiva 'AvvißiaKÖc bei Polybius und Dionysius von Halicar-
nassus und ^HpujbiaKÖc ('Hpiwbnc) in Stephanus' Leben des S. Ste-
phanus Junior (Analecta Graeca ed. Monachi Benedictini Paris. 1688)
p. 515. Endlich kann ich die verpönte Form NuciaKÖc noch ander-
wärts nachweisen, allerdings bei dem römischen Schriftsteller
Martianus Capella II 98 (p. 27, 14 ed. Eyssenhardt): hoc quoque
Nysiacis quod sparsüm floribus ardet. — Doch kehren wir zu den
aristophanischen Bruchstücken zurück!
Dass die Nichtbeachtung von Fr. 915 K. aus Hesychius vol.
II p. 92 n. 2850 s. v. 'Evbujuiwva Käpa. 'ApicToqpdvric töv *Evbu|Liiu)va
Käpd qprjci bia tö Ttepi töv AdT)Liov boKeiv auiöv leGdcpGai gerechtfertigt
sei, kann ich Blaydes nicht zugeben; Kock selbst hat das
Bruchstück in die djucpicßriTtjcijua Kai ipeubeTTiTpctcpa eingereiht und
bemerkt zu demselben p. 594: non sine dubitatione ad comicum
rettulerim. Ich glaube, dass Aristophanes wirklich die Worte 'Evöu-
JLiiuJva Käpa gebraucht hat, aber in der bei Hesychius folgenden
Auseinandersetzung, welche wohl die Veranlassung zu dem Zweifel
Kocks war, ist nach meiner Ansicht die Erklärung des Scholiasten
zu der betreffenden Stelle enthalten. Vgl. einen analogen Fall bei
Fr. 953 K. Die Glosse wird man also auf folgende Weise inter-
pungieren müssen: 'Evbujaiujva Käpa. 'ApicToqpdvrjc. Töv 'Evbujuiujva etc.
In derselben Gruppe finden wir bei Kock das Fragment 906
aus Bekkers Anecdott. p, 362, 9: aijaaTocTaTfj | KriXiba tctP] Eupi-
mbr\c Kai 'ApiCToqpdvric. Nauck zu Euripid. Fr. 863 vermuthet,
dass hiemit auf Aristoph. Rann. 471 : ^AxepdvTidc re cköttcXoc
aijLiaTOCTaTflc hingewiesen wird, Kock äußert sich vorsichtiger
p. 592: potest etiam alius comici versus excidisse. Mir scheint
Aristophanes die betreffende Stelle des Euripides wörtlich parodiert
zu haben, wie viele andere, worüber auf W, ßibbecks Anhang zu
Aristophanes Acharnern (1864) über die dramatischen Parodieen
bei den attischen Komikern p. 277 sqq. und besonders auf W. H.
van de Sande Bakhuyzen, de parodia in comoediis Aristophanis etc.
(Traj. ad Rhenum 1877) zu verweisen genügt. Zur Form des Citates
vgl. noch Scho). Piaton. p. 383 Bekk. IXeyov bk auTÖv (seil, töv
TpiTov Kparrjpa) Kai reXeiov, ibc Eupimbric 'Avbpoju^ba (Fr. 137 N.) Kai
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 245
'ApicTOcpdvric (Fr. 517 ßl.) TaTTivicraic, Cramers Anecdott. Pariss. IV
p. 114, 12 EupiTTibnc (Fr. 1089 N.) inpoUvex Kai 'ApicTocpdvnc (Fr.
589 BL), Suidas vol. II 2 p. 134, 2 sq. oiov ecu t6- ciHiov Toip
*EXXdbi Trap' EOpiTTibr) (Fr. 718 N.) Kai Trap' ApiCTocpdvei (Ach. 8)
eiprijLi^vov^^). So ist auch zu verstehen die Stelle des Phrynichus in
Bekkers Anecdott. p. 6, 1 sq. äkujuijüv GdXacca* Eupmibric im toO
MH Tevvdv T^0eiK€V, ibcavei df ovou. ibcauTUJC Kai *ApiCTOcpdvric (Fr. 734
ßl.), Die Kritiker machen sich einer großen Inconsequenz schuldig,
indem sie die Ausdrucksweise dKUjitüV ÖdXacca für Aristophanes
gläubig hinnehmend in Bezug auf Euripides an Androm. 158 vribuc
b'dtKujLiujv bia c^ juoi biöXXurai denken und die Worte des Gramma-
tikers durch eine Vermengung dieser Stelle mit Iphig. Taur. 1444
fibri TToceibujv xdpiv i}xf\M dKUJLiova | ttovtou riOrici vujia iropGjaeOiüV
TrXdnj erklären. Die Worte des Grammatikers besagen vielmehr
ganz klar, dass auch Euripides den Ausdruck dKUjawv ÖdXacca in
dem Sinne des homerischen dipiixeioc GdXacca vom unfruchtbaren
Meer gebraucht hat vgl. Eurip. Phoen. 210 irXeücaca TrepißpuTUiV |
UTiep dKapmcTUJV Trebituv | ZmeXiac, über welche Stelle Hermann
richtig bemerkt: hodie nemo dubitabit, quin dicatur maris aequor
quo circumdata est Sicilia, Nonnus Dionys. 12, 47 CTieipujv dcrropa
vujTa GuTaTpofövoio 0aXdccr|c und zu dKUjitüv Moschion bei Stobaeus
Ecl. I 8, 38 (Fr. 7, 13 p. 633 Nauck) : dXV fjv dKUjiUJV kou rpocpfiv
(p^pouca (so Tyrwhitt statt Kiücpeuouca peouca) yfi. Das euripideische
Wortspiel war vermuthlich durch die daneben stehenden Satzglieder
deutlich gemacht worden, während Aristophanes die etwas gesuchte
Redewendung parodiert hat. — Auch bin ich der festen Überzeugung,
dass in den Anecdott. Bekkeri I p. 339, 10 dTOpaioc voöc 6 irdvu
euieXfic Kai cupcperuubric oiibe Trecppoviicjaevoc* oi fdp dfopaioi dvGpwiroi
djLiaGeic Kai diraibeuTor outuüc Eupiiribnc (Fr. 1095 N.) falsch ge-
") Ebenso ist Fr. 919 K (= Eupolis Fr. 364 K.) zu verstehen, welcher Stelle
Blaydes keinen Platz in seiner Ausgabe gegönnt hat, vgl. über dieselbe auch
Fritzsche zu Aristoph. Thesmophor. p. 667. Wohl nur durch Zufall hat Blaydes
das Fragment 901 K., da er es doch unter den von ihm proscribierten Bruchstücken
nicht aufzählt, ausgelassen. Es lautet: ö XCpCTOC outoc Kai (piXoHevibxaTOC und ist
aus Cramers Anecdott. Oxonn. 11 p. 462, 16 geschöpft: K^pxvir öotikQ 'ApiCTO-
(pdyr]c "Opviciv (cod. *'Opvriav)* K^pxvr^c, irupiopxoc, f\j\\f, Kuinivbic, deröc (= Avv.
1181 Kcpxvijc, Tpiöpxnc, T^v, KO|Liivbic, dexöc), öXu)C tocoOtoc (so der Codex)
Köi q)iXo2€V^CTaTOC. Über den zweiten Vers bemerkt Eock: alter quo pertineat
nescio. Aber im Codex Barocc. steht nach 9i\oSev^CTaTOC (welche Lesart nicht
TT
anzufechten ist) das Wörtchen eupi, daher denn der Vers als euripideisch gelten
muss. Vgl. Sohneidewin, Conjectanea critica (1839) p. 109 und Fr. 871 Nauck.
246 ATERNBACH.
wohnlich 'ApicroqxivTic iT€pl Eupnrfbou statt EupiTTibiic auf Grand
des Fragmentes 484 Bl. (= 471 K.) corrigiert wird:
Xpa»|Liai Totp aÖToO too CTOjuaroc xiji crpOTpiXiu
ToOc VOÖC b'dTOpaiouc fJTTOv f| \eivoc ttoioi.
Vielmehr hat Aristophanes in geschickter Weise eine euripi-
deische Stelle, in welcher vom voCc ÖTOpaToc die Rede war, persi-
fliert. Zum Sinne der angeführten Worte vgl. besonders J. Peters,
Aristophanis indicium de summis suae aetatis tragicis (Münster
1858) p. 16 sqq. Wahrscheinlich werden dieselben Künste des Euri-
pides im Fragment 874 Bl. (638 K.) verspottet : (0) ") cTp6i|i(|iaXXoc
Tfjv T^xviiv Eupimbnc, wo Blaydes fälschlich dem Adiectivum die
Bedeutung intricatus und (s. Add. p. 445) contortus beilegt. Übri-
gens füge ich den für die Ausdrucksweise seitens der Herausgeber
notierten Zeugnissen noch folgende hinzu: Hesychius vol. IV p. 84
n. 1997 cTpeipijLiaXXoc* iLieracpopiKiüc X^to^civ diro tujv dpluiv. ZTp€i|rf-
jLioXXa fäp X^TOvrai id cuvecTpajLiJLi^vouc ^xovia touc jlioXXoüc. Photiua
II p. 180 Nah. cTpeipijLiaXXoc fivGpujiroc* 6 jiifi dTiXoOc, dirö tOüv £piu)v
TUJV cuv€CTpa|Li|Li^vouc TOUC jiaXXouc ^xovTUiv. Millers Melanges de lit-
t^rature grecque p. 420 cTpeipijLiaXoc- 6 TrepiXoXiuv Kai KttKOuxöXoc
(1. KttKOcxöXwc) (ppd2u)v. Eustathius zur Odyss. 6, 231 p. 1561, 36:
icT^ov hi 6ti ibc diTÖ tujv TOio\JTU)v Tpixujv CTpeipiKoXXoc (1. CT€ip(|LiaXXoc)
ävGpujTTOc KttTd TOUC TToXaioüc, 6 jLifj dirXouc, dXX' ibc elireiv CTp^qpic
(l.cTpöqpic) u)c diTÖ dpiuiv bfiXabfj ixövTuiv cuvecTpajLiju^vouc touc juaXXouc.
Fr. 921 K. (ebenfalls ein d|Liq)icßTiTr|ci|Liov oder ipeubeTTiTpciqpov)
lautet : djuqprjioic yvdOoc und dazu wird p. 595 bemerkt : ubi inveniri
dicit Lobeckius Soph. Ai. 286 (ed. 3 p. 174), in scholiis Ai. 286
non exstat. sed errasse tantum virum non est credibile, cum
praesertim addat in iragmentorum conlectionibus ea verba esse
omissa. Offenbar hat Blaydes von dem Gedächtnis und der
Umsicht Lobecks keine so hohe Meinung wie Eock gehabt,
denn sonst hätte er wohl das interessante Bruchstück nicht mit
Stillschweigen übergangen. Dasselbe findet sich in einem jetzt
ganz verschollenen Buch von Ludwig Purgold"), wo aus einer
Jenaer Handschrift, tLber welche Eichstädt im Auctarium p. 366 sqq.
") Dass 6 vor CTp€^(juaXXoc schon von Botbe ergfiost worden ist, konnte
Blaydes ans Fritsscbe (sn Rann. p. 280), don er selbst citiert, erseben. Ober die
ganxe Stelle vgl. noch W. Ribbeck im Aubaug zu den Acbarnem p. 278, 16.
") Obserrationes criticae in Sopbocleni, Enripidem, Anthologiam Graecam et
Ciceronem: adinncta est e Sopboclis codice Jenensi varietas lectionis et toholia
maximam partem incdita — aaetarium sobiecit Henr. Car. Abr. Eiehstaedt (Jena«
et Lipslae 1802).
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 247
nähere Mittheilungen macht, p. 61 — 116 unedierte Scholien zum
Aias und p* 147—203 solche zur Elektra des Sophokles stehen.
Nun heißt es zu Ai. 286 p. 76: ä|Li(priK€C- fJTOi d|Li90T^puj9ev r^KOvri-
li^vov djCTtep Kai 'ApicToqpdvric eTirev dinqpifiKTi rvdOov. Ahnlich sagt
unser Dichter Nubb. 1160 d^(pr|Kei T^üÜTTr] Xd|Li7TUJV vgl. auch 1109 sq.
und das Bruchstück eines unbekannten Tragikers bei Nauck n. 353
äboHov, ÖKpav irXujccav ^KOVTiiLievov.
Verhältnismäßig oft wird Aristophanes in den Purgold'schen
Scholien citiert. Die Stellen sind folgende: Ai. 810 p. 98 tö eTjui
Kai TÖ direiiLii ouk av pabiujc etipeGeiev jueid 7ttu)C€Ujc. irap' 'ApicTocpdvei
)U€V Tdp (Plut. 944 sq.) 'äneiixv tiviajckuü ifdp t^ttiüv (1. fJTTU)v a)v)
TToXii vixdjv. 1202 p. 110 sq. oötoc ixkv öiToßov 'ApicToqpdvric (vgl.
Pax 1244 Nubb. 1073) bk. KÖTiaßov''*). d|Licpui hk töv ek tujv lueXuJv
fjxöv qpaciv Electr. 73 p. 151 touto evripTilTiKÄc elirev 'ApicToqpdvric
(Plut. 208) |Lif| vOv lueXeTU) coi ilitiö^v. 920 p. 183 outuj koi 'ApicTO-
cpdvTic' Kai )Lif]v irdXai brjTtou X^t^. Diese Stelle findet sich bei Ari-
stophanes nicht, wahrscheinlich ist jedoch darin Plut. 260 oukouv
TrdXai brjTTOu Xeyu) enthalten, mit einer kleinen Variante, über welche
man Nubb. 4 xai )Lif|v TtdXai t' dXcKTpuövoc fJKOuc' ifd) und 1036 Kai
)Lif|v TtdXai T* ^Trviir6|Lir|v xd cirXdyxva KdireGuinouv vergleichen kann.
Die Möglichkeit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass hier ein Vers
einer verlorenen Komödie, also ein selbständiges Fragment vorliegt ;
ein solches'*) glaube ich im Scholion zur Elektra 902 p. 182 zu
finden: nam tö TÜTrruj, d9' oij eiCTraiu) tö eic^pxojuai, eK toutou tö
eiCTTeiraiKe Ttap' 'ApicT09dvei, wiewohl auch hier an Plut. 805 inexc-
TreTiaiKev oiibev ribiKtiKÖciv zu denken ziemlich nahe liegt, vgl. noch
Suidas vol. I 2 p. 379, 12 sqq.: eTreicir^TraiKev eiceTtribTicev, eicfiX9e.
Kupiujc be im CTpaTidc TToXeiniuiV 'ApicTocpdvric TTXoutiu (804 sq.).
f|)LiTv ydp dTa9ujv cujpöc eic Tf]v oiKiav
eTreiCTTeiTaiKev oubdv ribiKriKÖci.
Kai auOic* MuKoviujv biKriv
d7T€lC7T^7TaiKeV cic Td cu)LiTr6cia.
'^) Vielleicht bezieht sich auf unseren Dichter die Glosse des Hesychius vol.
IV p. 309 n. 146 ii;ii\aq)iiKÖTTa|Lioi , wo ijiiiXacpiiKÖTTaßoi mit Cobet Mnemos.
IX (1881) p. 379 zu corrigieren ist.
'') Ein, wenn ich nicht irre, neues Fragment des Euripides steckt im
Scholion zur Elektra 39 p. 150: öjüioiov tu) irap' EöpiirCöri' übe ^öpac &K\Jii\ KoKi],
f^TOi 6 Katpöc Tf[C KaO^&pac. Dem entgegengesetzten Gedanken begegnen wir in
Sophokles^ Ai. 811: xwpiL)|Liev, dpcovdifiev, oöx ^öpac dK|Lii?|, vgl. noch Euripid.
Orest. 1292. Falsch denkt Eichstaedt bei Purgold an Euripid. Hecub. 1042 ßoO-
Xec0' ^ir€icir^cu)|üi€v ; d)c diK\ii\ KaXel | 'EKdßr) irpoceivai Tpipdciv t€ cujiiidxouc.
248 STERNBACH.
Die Art des Citierens spricht ftlr die Autorschaft des Aristo-
phanes bei den letzten Versen. Nun lesen wir bei Athenaeus I 7 F
ÖTi TTcpi TTcpiKX^ouc (pnclv *ApxfXoxoc 6 TTdpioc TToiirrfic die dicXi^Tou
diT€iCTTaiovTOC etc Td cu^TTÖcia, MuKOviuüV biKTiv und dann folgt 8 A sq.
ein Bruchstück des Archilochus:
•TToXXöv bk TiivuüV Kai xciXi^^P^tov ^^0u
. . . düv oÖT€ TT^ov . . €lcriv€TKac
ouT€ ^f|v kXtiGcIc... f[kQec, da bi\ q[)iXoc [q[)iXoic],
dXXd c' f| TCtCTfjp vöov t€ Kai cpp^vac TTaprJTOTCV
elc dvaibeiriv.
So Meineke, der vol. IV p. 5 die verstümmelte Stelle folgender-
maßen ergänzt: düv oöt€ ti^ov ouWv* cloiv^ipcao
ouT€ ^f)V KXiiOeic dcf)X6€C, ola bi\ cpiKoc q[>iXoic
oder bf) c' q){XuüV q[)iXoc etc.
Anders lesen wir die Worte bei Bergk P. Lyr. Gr. II p. 40Ö con-
stituiert : . . . ttoXXöv fi^Gu
oÖT€ Ti^ov elceveTKUJV
oub^ ]Lif)V kXiiOcic (uq)' fmujv) fjXOec, ola bi\ (pikoc etc.,
und mit Hinblick auf die vorhergehenden Worte des Athenaeus
möchte der Herausgeber die letzte Partie so ordnen:
elc dvaiöiriv dKXiiri öeGpo MuKOvfuüV b\Kr\\
KUü^dcai.
Im Princip stimmt mit Bergk auch O. Ribbeck, Eolax. Eine etho-
logische Studie (L. 1883) p.8 überein, indem er Folgendes vorschlägt:
de dvaiÖ€(iiv direicTT^TraiKac Mukov(u)V ö{ktiv. — loh kann mich
keineswegs entschließen, in den erstgenannten Worten des Athenaeus
eine Umschreibung durch das allbekannte Sprichwort (vgl. Suidas
vol. II 1 p. 910, 5 sq., Schneidewin zu Zenobius V 21 (Paroemiogr.)
vol. I p. 124, Leutsch zu Apostolius XI 80 vol. II p. 537) zu er-
kennen, sondern bin der Ansicht, dass dasselbe seinen Ursprung
gerade dem Archilochus verdankt und irgendwo in der Nähe des
arg corrupten zweiten Bruchstückes gestanden haben mag, Aristo-
phanes aber in stricter Anlehnung an den Jambographen es gebraucht
hat. So kehrt das archilochischo Bruchstück n, 6 (B.):
*AcTTibi |Li€V latiuv TIC dTdXXctai, i^v napa Od^vqj
fvToc djnüjjLiTiTov KdXXiTTGV ouK eOcXujv
auTÖc b' iEicpxrxov Gavdiou t^Xoc dcmc ^Keivri
ki>(iiHi)' dSaUTlC KTf^COjLiai OU KUKltü
im ersten Distichon bei Aristoph. Pax 1298 sq. wörtlich surüek,
und aus V. 1301: Hiuxf|v b* dSccduica etc. ersehen wir mit Hilfe de«
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 249
Olynipiodorus und des Scholiasten zu Aristoteles, dass der dritte
Ters des Archilochus folgendermaßen gelautet haben muss:
ipuX^v b'ilecäujca' ti juoi ineXei dcmc dKeivri;
vgl. Bergk p. 385. — Zu Archiloch. Fr. 23 ipuxotc ?xovt€C KU|Lid-
Tiüv dv dTKciXaic vgl. Aristoph. Rann. 704 xai Taui' ^xoviec Ku^diuiv
iv dTKdXaic, Fr. 50 iB XmepvfiTec TroXTiai, rdjud hr\ Suvieie | prijuai
finden wir mit einer geringen Veränderung'®) wieder in Aristoph.
Pax 603 sq. (b cocpObtaToi Y^ujpToi, Td|Lid bf) Suvieie | pr||LiaT (vgl.
noch Kratin. Fr, 198 und Eupolis 357, 1 sq. K.j, Fr. 91 Toinvbe V,
iB TTiOTiKe, Tfjv 7TU'ff]V ?x^v in Aristoph. Acharn. 120 loiövbe b\ Jj
TTiOriKe, Tov TTiüTiüv' ?x^v, endlich erscheint Bakhuyzens Vermuthung
(de parodia etc. p. 65) sehr ansprechend, der aristophanische Vers
(Vesp. 1431) fpöoi TIC f^v ^koctoc elbeix] Tix^r]V sei aus einer Stelle
des Archilochus entlehnt, vgl. auch das Scholion zu Aristoph.
L,ysistr. 1257 = Archiloch. Fr. 139.
Nach Erwägung dieser Beispiele können wir wohl ein neues
Bruchstück unseres Komikers aus Etym. Magn. p. 184, 50 heraus-
schälen. Dort heißt es: ßdßaH* XdXoc • qpXuapoc • irapd tö ßdZuj"
ßdHw ßdH" Ktti KttTd dvaöiTrXaciac)LAÖv ßdßaH" ""Apicioqpdvric •
Kai"* oTkov dcTpuicpdTO )LAicr|TÖc (ßdßaS).
Das Wort ßdßaS am Schluss des Verses bieten Millers Melanges
de littörature grecque p. 60, wo ebenfalls Aristophanes als Autor
der Stelle bezeichnet wird und es würde mich nicht wundern, wenn
Jemand auch im Codex V des Etymologicums dasselbe finden sollte.
Es steht nämlich obendrein in einem unter dem Namen des Symeon
Grammaticus auf uns gekommenen Lexikon des Codex Vindob.
phil. n. CXXXI fol. 48' [Cod. Parmens. II IX 146 bei W. Stude-
mund, Anecdota varia Graeca musica metrica grammatica (1886)
p. 114 not.] ßdßaS* XdXoc cpXuapoc • Kai' oIkov kxpuucpdio juicriTÖc
ßdßaH* TTapd tö ßdCui ßdSuj ßdH Kai Kaxd dvabiTrXaciac|Liöv ßdßaS. Ich
habe mich aber nach Vergleichung der in dieser Handschrift vor-
kommenden Varianten mit den von Gaisford nach J. T. Bergmanns
Collation aus dem Vossianus notierten Lesarten überzeugt, dass
diese Codices fast als Zwillingsbrüder zu betrachten sind vgl. auch
M. Schmidt in den Sitzungsberichten d. philos. histor. Classe der
kais. Akademie d. Wissenschaften vol. XXI (1856) p. 287.
*•) Diese ist ebensowenig anzutasten, wie etwa im Fragment 613 Bl.: iriKpöv
yicf. YUvaiKl irpecßOriic dvi^ip die überlieferte Lesart alcxpöv, wofür Blaydes iriKpöv
aus Euripid. Fr. 804, Andere ^x^p6v aus dessen Fr. 819, 4 setzen vgl. auck Kock
zu Fr. 600 p. 544 und Bakhuyzen p. 117 sq.
250 STERNBACH.
Gaisford hat statt 'ApiCTOcpdvric aus Orion p. 37 , 4 ßdßaS " (>
XdXoc • 'ApxiXoxoc (Fr. 33 B.) -Kar oikov kTpa)9äTo buc^€vf|c ßdßa£
die Coniectur 'ApxiXoxoc aufgenommen, deren Riehtigkoit ich durcl^
die oben geliefeiten Belege erschüttert zu haben gluube. Zu be-
merken ist jedenfalls, dass die Verwechslung der Namen beide»-
Dichter von den Gelehrten häufig angenommen wird vgl. Gaisford
zu Zenobius I 52 (Fr. 903 K.), M. Schmidt zu Hesychius vol. J
p. 60 n. 1503 (= Archilochus Fr. 156 B.), Meineke zu Aristoph.
Fr. 934 K. (625 Bl.^^), Bergks Note zu Archilochus Fr. 153
(=Kock zu Kratinus Fr. 332), und endlich glaube auch ich, dass
die Hesychglosse vol. I p. 59 n. 1480 alvfa * aZeuKTov * 'ApxiXoxoc
(== Fr. 157 B.) auf Aristophanes' Thesmophor. 1139 sich bezieht.
Eine andere Verwechslung, welche sehr oft in den Hand-
schriften zum Vorschein kommt, betrifft die Namen 'Apicxocpdvric
und 'AvTicpdvTic. Eine solche ist nach meinem Dafürhalten in den
Wolfenbüttler Excerpten zu Thomas Magister p. 289, 14 (Ritschi)
zu statuieren, wo wir Folgendes lesen : irobaTröc Kai ö TiobaTröc em
le Ycvouc Kai im töttou, oiov ev iTrireöciv 'ApicToqpdvouc cu b' ek
TTOiou leXeic toö bairebou • em be TpÖTtou Kai fiBouc TTOiaTröc bei Xeteiv,
ou TTobaTTÖc • Kai ÖTToTöc coi TIC elvai boKei. Man sieht bei näherer
Betrachtung der Stelle, dass ebenso wie TTOiaTTÖc gebraucht im
TpÖTTOU Kai fjGouc durch ein Beispiel erklärt wird, auch das im le
Yevouc Kai em töttou gebrauchte TTobaiTÖc ein solches zur Erläuterung
der Bedeutung im Gefolge hat. Ritschi hält die Worte, welche sich
in Aristophanes' Rittern nicht finden, für eine erklärende Glosse zu
Pax 186; ich bin einer ganz anderen Ansicht, zumal da das Beispiel
die fünf letzten Füsse eines jambischen Trimeters aufweist, wobei
freilich manche faiTebou wegen der Länge des a in bairebou vor-
ziehen möchten, vgl. Bachmann zu Lykophr. 617 p. 143, Es ist
also ''AvTicpdvouc statt 'ApicToqpdvouc zu lesen ^®).
In den Sammlungen der aristophanischen Fragmente suche
ich vergebens das schon von Fritzsche zu den Thesmophoriazusen
p. 168 hervorgehobene, wiewohl nicht glücklich behandelte, auch
^') Über die dort vorkommende Form ßpöxaxoc, welche dem Aristophanes
wohl mit Unrecht abgesprochen wird, vgl. H. W. Röscher in Curtius' Studien IV
(1871) p. 190 und J. Siegismund daselbst V (1872) p. 216.
'*) Die im Index bei Ritschi p. 421 auf Aristophanes bezogenen Worte aus
p. 398, 7 irpOJTOc yäp Tf]\xdLC, (b KX^ujv, | x^^pciv irpoceiirac iroWä Xuiriöv tt^v ttöXiv
gehören dem Eupolis (Fr. 308 K.) und ist »u jenem Fragment, über welches H.
Wähdel, de Cleonis aqud Aristophanem persona (Dissert. Gotting. 1868) p. 28 ver-
glichen werden kann, dieses auch von Kock übersehene Zeugnis nachzutragen.
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 251
-iroD Dübner im Index der Scholienausgabe angemerkte Bruchstück
AUS Plutarchs Morall. p. 853 B. : ^TraiveiTm Tcip (seil. 6 'ApicToqpAvnc),
cpnciv, ÖT\ Toiic Tojaiac ^ßdirTicev, ouxi Taiuiac, dXXd Aam'ac öviac. —
Zu Fr. 638 BL (730 K.) Tpruuac ^x^i, wo Blaydes ohne Grund Tp\j|Liac
conjiciert, ist nachzutragen : bid rfjc Tpr||Lxric irapaKUTrrujv aus Millers
Melanges etc. p. 271. Die in diesem wertvollen Buch p. 65 vor-
kommenden Worte: ßXdS re KQi TiXiOioc (nicht ^XiGeoc) T€VU)|Lxai schreibt
Bergk P. Lyr. Gr. III p. 742 dem Aristophanes zu. — Wichtiger
ist das Fragment, welches unter dem Namen des Alexander Aetolus
(vgl. Meineke, Analecta Alexandrina p. 247 sq.) bei Gellius XV
20, 8 angeführt wird, aber von A. Nauck (vgl. Euripid. Studien
I (1859) p. 127, Bulletin de l'acadömie etc. XIII p. 354 n. 2 und
die Euripidesausgabe vol. I^ p. IX) nach dem Vorgange eines
anonymen Engländers in the Class. Journal vol. XXIII p. 403 (s.
Westermanns Anmerkung zu p. 137, 85 der Biographi) mit schlagenden
Gründen dem Aristophanes vindiciert worden ist. Dasselbe handelt
über Euripides und lautet folgendermaßen:
*0 b' 'AvaHaföpou rpoqpiiuoc xaioö ctpiqpvöc juev l\xo\^e TrpoceiTteTv ^®)
Ktti iLiicoYeXuJC Ktti TKjjQaleiv ovbk irap' oTvov )Li€|Lia9r|KUic,
dXX' ö Ti Ypdipai, toöt' äv )li^Xitoc Kai Zeiprivuiv dieTeiixei. —
Fr. 608 (aus Athenaeus XIV p. 652 F) lautet bei Blaydes: ovbkv
Tdp ÖVTUJC T^UK\jT€pov TÄv icxdbujv, bei Kock folgt noch der Vers:
dXX* oub^ TÖ iLi^Xi T^UKUTcpov TUJV icxdbujv und hiebei beruft sich der
Herausgeber auf Cobet, Varr.-Lectt.^ p. 400. Schlägt man das Buch
auf, um sich zu tiberzeugen, ob wirklich so grobe Missachtung der
Logik dort blühe, so ersieht man, dass Kocks Angabe, die Blaydes
in den Addendis p. 440 gläubig reproduciert, ganz fehlerhaft ist.
Cobet macht vielmehr aus Julian epist. 24 *ApiCT0(pdv€i |Lxdv oCv
boKei etvai TrXfjV indXiToc tOöv dXXujv T^uKuiepov rdc Icxdbac, Kai otibe
ToöT^ dv^X^Tai Toiv icxdbujv eivai T^UKiJTepov, ibc aiiTÖc diriKpCvac Xeyei
folgende zwei Trimeter:
TrXfjv iLi^XiToc oubfev TXuKUTcpov Tiöv IcxdbuiV*
dXX' oube TÖ |Li^Xi yXuKUTepov tOuv icxdbujv,
hingegen scheint er den aus Athenaeus construierten^") Vers als
Paraphrase zu verwerfen, vgl. auch Mnemos. X (1882) p. 55, wohl
'^ Die Worte cxpuqpvöc Ifioiye irpoceiiretv EöpiirCöilc citiert als aristo-
phanisch der Biograph des Euripides bei Westermann a. a. O.
^°) Bei Athenaeus liest man: övtujc fäp, Kaxöi t6v 'ApiCToq)dviiv, o^biv
TÄp ÖVTUJC (so Person, oötiuc bieten die Hss.) Y^^'^^'^^po^ '^^v Icxd&tüv. Nach
meiner Meinung hat Casaubon vollkommen richtig emendiert: övTiüC fäp Karöi TÖv
ApicToq)dvT)v oö5^v yXuKUTcpov xtöv Icx^öiüv.
252 STERNBACH.
mit Unrecht, da als Schluss eines Syllogismus, den wir hier offenbar
vor uns haben und auf den schon eiriKpivac in der Stelle des lulianus
hinweist^ sehr gut die Worte passen:
"OvTiüc fip' oub^v T^UKUTcpov Tujv icxabujv. — ^*)
An die Manier des Aristophanes erinnert lebhaft das aus Synesiu&
epist. 136 p. 722 a (Horcher) övaijuriv tujv 'A9rivwv ÖTtöca ßouXei^
UJCT€ jLioi boKUj TrXeTv f| TTaXaicTT) [Kai öaKiuXiii] Y^TOv^vm cocpiniepoc
von Cobet Mnemos. X (1882) p. 66 gewonnene^*) Fragment:
UJCT€ |L101 bOKUJ
TrXeTv f\ TraXacTf) YCTOvevai cocpoüiepoc.
vgl. Aristoph. Ran. 91 Nubb. 430 s. auch Kock zu Kratin. Fr. 133,
Alexis Fr. 19 K. —
Auch scheinen trotz Dindorfs Widerspruch in Fleckeisens
Jahrbüchern f. Philol. vol. XCVII (1868) p. 401 die Worte aus
Millers Melanges etc. p. 363:
KeiTtti b* 6 TXr||LxiJüv tö CTÖina TrapecrpaiLiju^voc,
8 TÖv bijLiopqpov ZiüKpairiv dTru)Xec€V
unserem Dichter zu gehören vgl. A. Nauck, Bulletin etc. XIII
p. 374, der ZuüKpdxTi bidjXecev vermuthetj ich würde ZiüKpdTTi 'HaTtu)-
Xecev vorziehen.
Bei Proklus zu Piatos Parmenides p. 656, 19 sqq. (ed. Cousin ^^)
lesen wir Folgendes: li äv eiTroiinev (der Codex Vindob. phil. n. VII
fol. 20"" hat: irpd(poi|Li€v) auiöv ju^v töv Zuükpcitti TTTUiXÖv dboXecxTlv
KaXouvTiüv Tiüv KUJ)LAUjboTroiiJüV, Kai Touc dXXouc bk dTra£dTravTac Kai
Touc UTTobuoiu^vouc cTvai biaXeKTiKOiJC ibcauTujc övo^aZdvTUJV
Micu» be Kai ZuüKpdiTiv töv tttujxöv dboX^cx^lv,
f| TTpöbiKOC, f| TUJV dboXecx^uv eic fi tic.
Der zweite Vers findet sich im Fragment 513 Bl. (=^^ 490 K.):
TOÖTOV TÖv dvbp' f| ßißXiov bi^qpGopev
f| TTpöbiKOC f| TUJV dboXecxwv elc y^ tic.
Aber ganz falsch ist die herkömmliche Meinung, dasser von Proklus ^*)
leichtfertigerweise mit einer fremden Stelle verschmolzen worden
^') Falsch ist die von Blaydes p. 440 aufgestellte Behauptung: övtiüc legitur
apud nostrum tantum in PI. 266. 289, welche auch im Index zur Textausgabe vol. 11
p. 565 mit demselben Fehler (256 anstatt 286) zurückkehrt s. außer diesen Stellen
noch Plut. 403. 836, Nubb. 86. 1271, Ran. 189, Vesp. 997, Eccl. 786.
^') Dass hier Worte eines Komikers stecken, haben schon Lobeek und
Fritzsche erkannt; dieser schreibt (zu »Ran. p. 45): irXetv f^ iraXacTrl Y^TOva vöv
coqpibTepoc.
^') Prodi Philosophi Platonici opera inedita etc. ed. V. Cousin (Paris. 1864).
^*) Im Index fontium bei Blaydes p. 448 sqq. suche ich diesen Schriftsteller
vergebens.
^BEITRÄGE ZU DEN FRA.GMENTEN DES ARISTOPHANES. 253
sei: es handelt sich hier um den Namen dboX^cxric, wofür zwei
Belege aus der Komödie angeführt* werden. Es entsteht nun die
Frage, wer der Autor des ersten Verses sei. Bei Asklepius zur
aristotelischen Metaphysik p. 603 a 4 sqq. heißt esi xai TtdXiv 8 cpriciv
6 'ApicToqpdvric biaßdXXwv touc cpiXococpouviac, 6ti CTteübouciv ixvri
vpuXXujv iLieipeTv (vgl. Nubb. 830), tujv be fiXXujv iLieracppovoOcr iliicuj
hk Ktti ZoiKpairiv, tov tttuüxöv dboXecx^iv, 8c tujv dXXujv juev irecppöv-
TiK€, TTÖGev be (pdfr), toutou KaTr|)Li^Xr|Kev, uic tujv iv tiu ßiuj övtujv
|U€i2Iövujv. Hingegen bietet Olyropiodor zu Piatos Pliädo p. 44,
5 sqq. (Finckh) 6 ycf.p EuttoXic cprici irepi toö ZuiKpdTouc* Ti bfjTa
^KeTvov TÖv dboXe'cxTiv Kai tttujxöv, oc TctXXa (der Codex Vind. phil.
n. XIII hat: 8ct' ctXXa) juev irecppovTiKev, ÖTröOev KOTacpaYeTv ^x^\, tou-
Tou KttTTiiLi^XriKe, woraus mit Dindorf geschlossen wird, daös Eupolis
Folgendes (Fr. 352 K.) geschrieben habe:
ILiiciij bk Ktti TÖV Za)KpdTTiv, TÖv TTTWXÖv dboXecx^v,
Sc TctXXa likv TteqppdvTiKev,
ÖTTÖOev bfe KOTacpaYeTv äxo\, toutou KaTTDu^XriKev,
während man Olympiodors Citat als Reminiscenz an Aristoph.
Nubb. 180 Ti bfjT eKeivov töv ©aXfjv Gau^dCojiiev auffasst. Mit Recht
verwirft diese Meinung Fritzsche, Quaestt. Aristophan. p. 224, ich
kann aber auch seiner Anschauung unmöglich beistimmen. Sowohl
aus Proklus' Worten auTÖv |Lifev töv ZuJKpdTri tttujxöv dboX^cxriv
KaXouvTUJV TUJV KUJ)Liujbo7TOiujv, denen die Stelle im Etym. Magn.
p. 18, 9 sq. (nach dem Codex Va = Etym. Vindob. cod, phil.
n. CXXXI foL 5') Kai ZuJKpdTTiv tttujxöv dboX^cx^v ä(pr\ xai EuttoXic
gegenübersteht, aber keineswegs widerspricht, als auch aus den
verschiedenen Angaben des Olympiodorus und Asklepius ergibt sich
die nach meiner Meinung sehr wahrscheinliche Schlussfolgerung,
dass neben Eupolis auch Aristophanes derartige Ausdrücke über
Sokrates gebraucht hat. Nun scheint die Verbindung des Verses
jLUCO) b' ifd) (so schreibt G. Hermann statt juiciö bfe) Km ZujKpdTTiv
TÖV TTTUJXÖV dboXecxnv mit Aristophanes' Fragment 513, 2 Bl. bei
Proklus dafür zu sprechen, dass auch er dieses Komikers Eigen -
thum ist und gerade diese Anschauung bestätigt Asklepius, wenn
auch dessen weitere Ausführung aus einer Vermengung der aristo-
phanischen Stelle mit dem Bruchstück des Eupolis entstanden
sein mag. Diesem Dichter wären also Olympiodors Worte
etwa folgendermaßen emendiert zuzuweisen: ^ — ti bfJT* eKeivov i töv
Trroixöv dboXdcxriv etc. — Die Frage kann aber auch umgekehrt
254 STERNBACH.
gelöst werden, in welchem Falle ich dem Aristophanes folgenden
Oetonar vindicieren würde:
. v^
- Ti bfiT exeivovi töv dboXecxriv
Kai TTTUüXÖV
vgl. außer Xenophons Oeconom. XI 3 noch Maximus Tyrius Dissert.
XXIV p. 98, 16 sqq. Dübner [I p. 470 R.]: dW oöbfe 'ApiCToqpdvnc
t4 ZujKpdTouc ev Aiovucioic KUj)Liujbiuv, 6 beivÖTaroc tOüv KaTirfdpujv,
eXoiboprjcaTo tuj ?puJTi toö Zu)KpdTouc Kairoi irevriTa eirrojv Kai dbo-
X^cxTlv Kai co(picTf|V KOI irdvia jiidXXov f| kokujc dpujvra. Ou ifdp ?iv,
u)c ?oiK€, TÖ TTpäTina oöre toic cuKOcpavraic oÖTe toic KUüinujboTc ^m-
Xr|ipi)Liov. — Welcher Komödie das von mir hergestellte Bruchstück
angehört haben mochte, ist freilich schwer mit Sicherheit zu bestimmen,
aber für die erste Bearbeitung der Wolken spricht ein hoher Grad
von Wahrscheinlichkeit. Demselben Stück möchte ich auch die von
mir Meletemm. I p. 150 dem Aristophanes vindicierten Ausdrücke (aus
Tzetzes epist. 4 p. 5) KO|LnToppr|)LiaTOXpimctTO|LieT€Ujpo(pevaH und +U7r€pai-
Oepioc zuweisen vgl. noch das Scholion zu Aristoph. Pax 92 Icpx] bfe Kai
ev Taic NecpeXaic )Li€T€ujpoX^cxac touc cpiXocöcpouc, öti id oupdvia irepi-
vooöciv. Aus dieser Stelle hat Blaydes sein Fragment 381 (= 386 K.)
construiert, doch nicht ohne Zweifel an dessen Echtheit. Zu dem
genannten Beleg, welcher bei Suidas s. v. |LX€T€UjpoK07T€Tc vol. II 1
p. 807, 8 wiederkehrt, kommt aber das ausdrückliche Zeugnis
hinzu, welches der Scholiast zu Lucians ^Prometheus es in verbis"
c. 6 bei Jacobitz vol. IV p. 38 bietet: ineTeuipoXecxcti] oi cpXuapoOvTCC
id |Li€Tdujpa iv TaTc NeqpeXaic 'ApiCToqpdvr|c s. noch die Scholien zu
Aristoph. Nubb. 223 (= Suidas s. v. iL '(pr|)uepe II 1 p. 1299, 11)
neben dem Scholiasten zu Nubb. 33 (= Suidas s. v. cocpicrfjc II 2
p* 836, 21). — Durch die Erklärung der Lucianscholien bin ich
obendrein zur Überzeugung gelangt, dass die Glossen des Photius
I p. 419 Naber (= Suidas II 1 p. 807, 14 Bachmanns Aneedott.
I p. 300, 4) jLi€T€UjpoXecxar Ttepi oupavoO qpXuapoOvrec und des Hesy-
chius vol. III p. 99 n. 1084 ineieuipoXecxar (pXuapoOvtec rd irepl
oupavöv juereuipa gerade auf die verloren gegangene Stelle des
Aristophanes zu beziehen sind ; einen Nachhall der Spöttereien des
Komikers über Sokrates und seine Anhänger glaube ich in Piatos
Republik VI 489 C zu finden vgl. noch VI 488 E.
Das Fragment 896 Bl. (657 K.) lautet: €i Tic KoXaKeuei TtepudiV
Kai Tttc KpoKubac dcpaipujv. Suidas und die Bekker'schen Anecdota
bieten irapujv, woraus Bergk trepuibv gemacht hat, während von
Person, dem Dindorf folgt, ei Tic ce KoXaKeuei irapibv etc. vermuthet
BEITRÄGE ZU DEN F«ÄGifENTEN DES ARISTOPHANES. 255
worden ist**). Ich habe früher KapqpoXoYWV coniiciert, gestützt auf
Theophrast Charact. c. 2: Kai a^ia Toiaöra Xc'tujv dtrö toO i|LxaTiou
dqpeXeiv xpoKuba • KCti iäv n irpöc tö TpixtüjLia xfic KeqpaXfjc öttö ttvcu-
luaioc TTpoc€V€xOri ax^pov, KapqpoXoTncai vgl. dte Epitome Monacensis
bei H. Diels, Theophrastea (Berlin 1883) p. 26: fpya be to dcpeXeiv
dtrö ToO ijuaiiou xpoKuba* Kai olov KapcpoXoTCiv tö dKcivou TpixujjLia.
Pbrynichus in Bekkers Anecdott. p. 4, 28 sqq.: iSjctc Kai TtapeTio-
M^vouc dcpaipeiv.KpOKUÖac^*) Tfic icQfycoc f\ (viell. Kai) Kdpcpoc ti ttJc
K€q>aXnc f\ Toö Teveiou. Da jedoeh im Codex Vossianus des Suidas
nicht itpaxpdjv, sondern dqpaipoi steht (vgl. vol. II 2 p. 1803), so
wird wohl folgende Änderung ansprechender sein:
ei Tic ce KoXaKeuei^"^), Ttap' öOüv Kai tqic KpoKÜbac dq[>aipoi.
Anlass zur Corruptel hat die vom Abschreiber nicht verstandene
seltene Form öd (statt i&a) gegeben; diese ist jedoch bei Aristo-
phanes nicht nur nicht auffallend, sondern wird dem Dichter direct von
Photius und Eusthatius (s. Fr. 220 Bl. = 228 K.) zugewiesen 3®). —
Wichtiger ist ein anderer von den Herausgebern übersehener Um-
stand: bei Suidas vol. I 1 p. 889, 11 folgt auf die .Worte 'ApiCTo-
q)dvT]c • e! Tic — dqpaipujv Folgendes : Kai dqpaipei lijTÖc f| ßivoc. Nach
meiner Ansicht steckt hier ein Fragment des Aristophanes und wenn
ich die von Blaydes nicht gewürdigte, von Rock als Quelle zum
Fragment 714 (d9aip€i Tpixac) verwendete Notiz in Bekkers Anecdott.
p. 4, 30 sqq. (d. i. Fortsetzung der oben mitgetheilten Stelle &ct€
— Ycveiou) erwäge: 6 bfe 'ApiCT0cpdvT]c d9aipei Tpixac q[)riciv im tivoc
KoXaKCueiv dtrixeipoOvTOC, so drängt sich mir unwillkürlich die Ver-
muthung auf, ursprünglich habe die Stelle folgendermaßen gelautet:
u — d9aip€iv wTÖc f\ ^ivöc Tpixac.
Natürlicherweise kann die Verbesserung im Verbum nicht als voll-
kommen sicher hingestellt werden : Bekkers Anecdota sprechen dafür,
^) Als Illustrationsprobe der Blaydes'scheu Kritik möge hier seine Bemerkung
über die Stelle (Add. p. 446) Platz finden: Parum satisfacit aut irapiiiv aut ircpi-
iiliv. Scripserat fortasse töv t* Äxopä — Aut irapaxpdxwv. Sed magis arridet €t
TIC KoXaK€!5€i TivA irttpdjv, et fortasse dq)aip€t pro dtpaiptöv. Quodsi vera lectio
est irpociibv, oonfer^s Xen. Cyr. VI 1, 87: ol bi q)(Xoi TrpociövTec cuiiißouXeöouciv etc.
'•) Zu diesem Ausdruck ist außer Schneidewin zu App. Proverbb. I 42 (Paroe-
miogr.) vol. I p. 385 zu Tergleichen Hippokrates I p. 151 Up. 74. 513 Kühn.
*') Mit mehr Zuversicht würde ich et Tic KoXaK€uc€(€i corrigieren, wenn wir
4*8 Verbum. belegen könnten.
■ ;*•). Zu den im Thesaurus für das Wort öa gegebenen Belegen }at naehau-
tragen C. J. Gr. II 656 n. 2860 Col. II 7, wo Boeckh auf Pollux VII 62 verweist.
Wien. Stud. VHI. 1886. VI
256 STEENBACH.
dem Schmeichlet ^^), welcher in der Scfamarotzerei seine p. t CoUegen
übertreffen möchte, die von mir restituierten Worte suzuweiaeo;
aber auch im Munde des zu einem Eoboldstreich auffordernden
ßaciXcuc sind dieselben nicht unpassend. Zur Construction ist zu
vergleichen Eurip. Orest. 223 sq. KauxM^^H kojuitiv | dcpeXc TTpocaiitou.
Über das aristophanische Fragment, welches ich aus dem Nachsatz
der Tzetzesstelle ep. 91 p. 81, 20: ibc TÖtp TTepceöciv iKeivt] (seil.
f| TTOiriTiKn auTovojLiia) Kai Bofipedbaic kuI BeXXcpocpövTuic iqnnnoxc,
^öXXov hk x] KUim|j5ia TpUTaioic xe kui Kav9dpoic, oörui xai auTÖc
ifKW^mliJjy TÖ TCtpixoc oupavöv uireciöpccac (vgl, noch ep. 77 p. 71,
16 und ep. 95 p. 85, 5) herausgeschält habe, vgl. Meletemm. p. 162
sq.; über eine andere, minder sichere Coniectur vgl. daselbst p. 121.
Die Stelle beim Scholiasten zu Theokrits Id. V 119 (p. 214
Ahr.) : fj dKäOiipe dvTi xoö ^Tuirxe xai iHbepc Kai *ApicToq)dvT]C' ctto-
bujv I rdc TrXeupdc dKdO^pev hat Dindorf absichtlich ausgelassen, wie
aus seiner Bemerkung im Thesaurus IV p. 759 sq. folgt. Mit Kecht
hebt jedoch Ahrens p. 509 die geringe Wahrscheinlichkeit der Be-
hauptung, in den genannten Worten sei nur eine Glosse zu Aristoph.
Nubb. 1376 KaTteix* ?q)Xa fie KdcTiöbei KÖTTViTe KdTiexpißev enthalten,
mit Rücksicht darauf hervor, dass es sich im Citat um dKd6T]p€
handle; auch muss hinzugefügt werden, dass schon die Worte xdc
TiXeupdc, welche in der betreffenden Stelle des Aristophanes nicht
stehen, jene Vermuthung ganz hinfällig machen. Das überlieferte
Tzibei hat Ahrens in CTtobüüV verwandelt; ich bin der Ansicht, dass
der Scholiast die Stelle aus dem Zusammenhang herausgerissen hat,
wobei es sich um eine ausführliche Beschreibung einer Züchtigung
handelte und schließe aus dem versprengten Best, dass vom Fesseln
die Rede war, bevor es zum Schlagen gekommen ist. Es ist daher
*7T€bei (oder ir^bij d. i. mit der Fessel) zu schreiben. —
Das Fragment 883 Bl. 6 ßdxoc (falsch bei Kock Fr. 754 f] ßdxoc)
muss aus der Reihe der aristophanischen Bruchstücke verschwinden
und an dessen Stelle ö vdpKiccoc treten. Schon Ahrens hat die beim
Scholiasten zu Theokrits Id. I 132 — woraus das Fragment ent-
nommen ist — gewöhnliche Lesart : i\ ßdxoc Gt]Xukujc X^Y^xai* ö/ioiuüc
dvxa06a Kai f) vdpKiccoc* irapd be xiu 'Apicxocpdvei dpceviKiüc X^y^xoi
theilweise nach dem Codex Genev.* so corrigiert: ßdxoc *** <Ndp-
'^ Mit gewohnter Meisterschaft zeichnet den KÖXaS O. Bibbeck in der
gleichnamigen Schrift (L. 1883), wo mit größter Genauigkeit die Stellen yer-
zeichnet sind; ich möchte noch die Schilderung bei Eustathins Opoao. p. 83» 93 sq^.
hinzufügen, aus welcher ich hier gelegentlich das bis jetzt unbekannte Wort 6pOYX0q)OC
{p. S3, &4) anmerke.
BEITRÄGE ZU DEN FBIQMENTEN DES ARISTOPHANES. 267
Kiccoc Kai) OriXuKdic X^t^^giI/ u)c dvTaCOa KaXf) vdpKiccoc, Kai äpccviKuic
iraß *ApiCToq)ävei (vol. II p. 83). Dass diese Änderung^ welche p. 478
mit triftigen Gründen yertheidigt wird; dem Sinne naeh einzig
richtig ist, lehrt das Scholion des Code^ Ambras. 222 bei Ziegler
p. 17 NdpKiccoc ÖT^UKiöc X^Y^Ttti dvxaOGa, irapd bk 'ApicToqpdvei dp-
ccviKUic. — Zieglers Buch (Codicis Ambrosiani 222 scholia in Theo-
critum. Tubingae 1867) scheint weder Kock noch Blaydes gekannt
zu haben^ sonst hätte es zu Fr. 203 erwähnt werden mttsväen, vgl» p« 78,
wo auch das Bruchstück 109 K. des Kratinus mit del* nach meiner
Meinung richtigen Lesart übe yoGv statt üjct^ oOy citiert wird. — Im
Index fontium hat sich bei Blaydes p. 451 unter ,,scholia»ta Theo*
criti'' falsch eingeschlichen Fr* 202, hingegen vermisse ich Fr* 106
==3: p. 10 Ziegler. Was in den ambrosianischen Schollen zu VII 139
p« 61, 12 dem Aristophanes zugewieden wird, gehört dem Aristo-
teles Tgl. Ahrens p. 525 sq. — Beim Fragment 239 Bl. (=«204K),
welches der Scholiast zu Theokrits Id< II 12 bietet:
Ti bai; Kuvibiov Xctttöv dirpiu) tiQ öeij)
de TQic rpiöbouc;
wird von den Herausgebern mit Unrecht Bergks Conieetur Xctttöv
gebilligt. Die Überlieferung Xeirpöv XeuKÖv scheint mir auf einen
Xeirpöv
Archetypus hinzuweisen, in welchem XeuKÖv gestanden d. i. Xeirpöv
als Qlossem dem Worte XeUKÖv zur Erklärung gedient hat: ein
räudiger Hund wurde für das Opfer der Göttin gekauft. — Ti bai ;
ist schön von Toup statt ti öe corrigiert worden. Die letzte Redens-
art bringt ganz falsch Rock ins Fragment 100, 2 (112, 2 Bl.)
hinein :
u|Lieic' direi öibujjLii xiXiac bpax^dc
edv |bi€ Tiijv dpxujv d(pf]Te,
indem er das sinnstörende ineX in ti h\x verwandelt; d^n Ton der
Stelle verfehlt auch Naber durch die Conieetur Mnem. VIII (1880)
p. 43 q)dp' ei öibujjLii. Es ist dTrevöiöujjLii zu schreiben, hingegen ver-
muthe ich Pax 102 ti 5'; dXXoc' f\ \ dbc töv Ai' ic töv oöpavöv an-
statt ti b dXXo T ^1 ^tc. Einschneidender ist die Änderung Her-
werdens Mnemos. XIV (1886) p. 64.
Ein anderes Buch, welches von Kock und selbstverständlich
auch von Blaydes nicht berücksichtigt wurde, ist das im Jahre 1867
von A. Nauck edierte Lexicon Vindobonense des Andreas Lopa-
diotes. Dass es dem Ersteren vollständig unbekannt geblieben ist,
ersieht man aus der Behandlung des Pherekrates im Bruchstücke
146| 7 vgl. Lexic. Vindob. p. 109. Zeugnisse kommen aus diesem
Werke hinzu für Aristoph. Fr. 71 (80 K.) p. 83, 20., wo d5€KoXt5Mßnc6v
258 STERNBACH.
^mßaTTic ohne Angabe des Stückes steht und Fr. 582 (621 K.); in welchem
Brackstück mit A.Nauck cb ö'ouk dveixec cauxov (gewöhnlich liest man
aÖTÖv, das Lexicon Vind., wo die Stelle anonym citiert wird, hat ceau-
TÖv) urcTtep eiKÖc fjv zu schreiben ist. Außerdem nenne ich die von
Kock in der Sammlung der Komikerfragmente übersehenen Zeugnisse
zu Plato Comic. Fr. 121 (p.28, 5), Eupolis Fr. 65 (p.58, 16) Theopomp.
Fr. 74 (p. 81, 10), Crates Fr. 16 (p. 143, 9). — S. 313— 320 h^t Nauck
Herodians Traktat de impropria dictione aus Boissonade's
Anecdott. III p. 262 — 269 abgedruckt, welchem auch in der pri-
mären Quelle Kock keine Beachtung geschenkt hat: dies beweist
die Angabe zu Eupolis Fr. 79, das Bruchstück finde sich in Boiss.
Anecdott. IV p. 265, welche mit dem ihr anhängenden Fehler ein-
fach aus Meinekes vol. II p. 447 abgeschrieben ist, denn die Stelle
findet sich thatsächlich bei Boissonade vol. III p. 265 (= p. 316,
ö N.). N^^chzutragen ist aber das Zeugnis zum Fragment 573**)
(652 K) des Aristophanes p. 136, 2 N. (== Boiss. ebendaselbst),
wo außerdem als Quellen das Etymologicüm Gudianum p. 541,
12 und Etym. Angelicanum in Ritschis Opusc. I p. 690 verzeichnet
werden können. — Das letzte stimmt zumeist mit dem Etym. Gud.
überein vgl. Aristoph. Fr. 358 Bl. (367 K.) p. 685 R. = Et. Gud.
p. 150, 49 sq., das Zeugnis über den Polyidüs des Aristophanes
p. 233 Bl. aus Etym. Gud. p. 474, 24 = p. 690 R., Pherekrates
Fr. 91 p. 685 = Et Gud. p. 131, 23^^), Eupolis Fr. 1, 2 p. 682
= Ed. Gud. p. 70, 29; Fr. 79 p. 690 = Et. Gud. p. 541, 12 sqq.;
Fr. 328 p. 685 = Et. Gud. p. 139 , 13 sq. ; Fr. 333 p. 67 = Et.
Gud. p. 294, 29 sq. conl. p. 296, 4 sg."); Plato Fr. 240 p. 685 =
*^) Blaydes merkt Thom. Mag. p. 368, 18 an, sagt jedoch ebensowenig als
I^obk, dass dort ö* fehlt und unterlässt es auch die Quelle im Index fontium p. 451
amsugeben, was auch bei Fr. 297 der Fall ist. Zu dem letzten Bruchstück ist über-
dies (wie auch bei Kock zu Fr. 304) nicht die Ritschl'sche (169, 9), sondern die
Bernard^sche (p. 424 sq.) Seitenzahl verzeichnet, welche noch bei Fr. 224 (p. 3, 3 R.)
und 432 (337, 9 sq.) steht, während das Bruchstück 685^ über welches Röscher
in Ourtius^ Stadien II (1869) p. 424 zu vergleichen ist, wiederum nach Ritschls
Ausgabe citiert wird, ebenso wie Fr. 906, nur mit dem Unterschied, dass bei der
letzten Stelle Blaydes falsch p. 85, 10 statt p. 65, 10 angegeben hat. Man ersieht
aus dieser Probe, dass der neueste Herausgeber der aristophanischen Fragmente
dem Spruch: varietas delectat in hohem Grade huldigt.
^^) Ich habe die Stellen, wo auch das Etymologicüm Gudianum von Kock
als Quelle nicht bezeichnet wird, durch den Druck kenntlich gemacht.
*') Die Ausdrucksweise K^pa|Lioc KaXXd'ivoc, welche das Etym. Gud. p. 296,
& (vgl. p. 294, 29), das Etym. Magn. p. 486, 62 und Cramers Anecdott. Ozonn. II
i». 455, 6 bieten, ist nach meiner Meinung .^^nfitlls auf Eupolis su beziehen.
BEITRÄGE ZU DEN FRAOMENTjßN DES ARISTOPHANES. 260'
Et. Gud. p. lB9y 14 sqq. Nur ein Bruchstück sucht man bi^i Eoek
vergebens: ich meine die Notiz p.689: Mivtxic eiipriTaDKai nepi (h irapä)
TTXdTUJVi Til) KUJjLUKÄ, die auch im Etym. Gud. p, 394, 25 vorkomnÄi
^ireibr] eöpriiai Kai trapd TTXdTUJVi t^) ku)^ikiju. Die letzte hat bereitSt
Meineke vol. II p. 691 n. 37 verwertet, jedoch mit HinwiBglassung*
des Wortes: tJj KUJpiK% was ihn Veranlasst haben mochte vol. V
p. 50 das Bruchstück zu verwerfen, indem er die Stelle auf ideii'
Philosophen beziehen zu müssen geglaubt hat. Es erscheint jedoch
schon auf den ersten Blick höchst sonderbar, d.ass der Grammatiker
in Bezug auf die Schreibweise Mivwc (statt Meivcuc) sich auf Plato
berufe, während er einerseits Q.ltere Quellen, in. erster Reihe Homer,
hätte citieren können, andererseits der Urheber jener Notiz gewusst
haben muss, dass eine derartige Frage durch die Heranziehung der
bei einem Schriftsteller gebotenen handschriftlichen Lesart sich nicht
erledigen lässt, wenn auch der Name Minos bei dem Philosophen
Flato mehr als dreißigmal vorkömmt. Ein Grammatiker könnte. nur
dann zum Schutz der Orthographie Mivo^c auf einen Schriftsteller
sich berufen, wenn dieser das i verkürzt hätte und daher nehme
ich als vollkommen sicher an, dass Plato Comicus in einem Verse
eine Systole sich erlaubt hat, die freilich ohne Beispiel dasteht. Die
Vermuthung wird durch das in dem gewöhnlichen Texte ganz
widersinnige Kai bestätigt und findet eine willkommene Stütze an
dem Etymologicum Sorbonicum, wo nach Gaisfords Angabe zum
Et. M. p. 588, 26 die Worte : f) öd Trapdbocic ?xci tö i • dTteibf) eöpriTai
xai TTttpa TTXdTUJVi tuj Ku)|liikuj mit einer Lücke zwischen
Ktti und Trapa stehen. Diese ist nach dem Sprachgebrauche der
Grammatiker durch den Zusatz cuvecTaXjueyov oder cucraX^' (vgl.
Eustath. zu Od. 2, 49 p. 1463, 64) tö Mivujc oder cucroXf) (vgl.
Etym. M. p. 56, 47; 625, 56; 662, 16; 735, 51), jueTd cucToXnc (p. 442,
42), KttTd cucToXfiv (p. 225, 9; 721, 41; 810, 23) toO T (über die:
Auslassung dieses Anhängsels s. Bernhardy zu Suidas I 1 p. 223,
7 8. V. aXiTTiiua) Mivujc zu ergänzen vgl. noch Etym. M. p. 612, 55;
801, 49; 822, 36. Vielleicht hat das missverstandene Compendium
Anlass zur Corruptel gegeben vgl. Schaefer zu Gregor. Corinth,
p. 456, Bast ebendaselbst p. 610* und (Comment. Palaeogr.) p. 796.
Ich will meine Untersuchungen mit der Emendation einer ver- .
dorbenen Stelle aus der aristophanischen Komödie AaiTaXfic schließen.
Das Fragment 210 (= 223 K.) lautet bei Blaydes:
^Aicov br| juoi CKÖXi' ÖTTa XaßObv 'AXKaiou KdvaKp^ovtot.
Da^bei ist cköXi' aiia eine, von Herwerden Mnemps. XIV. (1886)
p. 169 gebilligte Coniectur des Herausgebers statt ckOXiov ti, was in, ^
260 STERNBACH.
dieseiQ Zasammenhang piit Recht als unzulässig betrachtet wird: ^ncn
enim scolion aliquod unum Alcaei et ADacreontis poterat cantare.
Dicendum fuisset 'AXxmou f\ ^AvaKp^ovToc.'* Die Hauptschwierigkeit
liegt in dem Worte Xctßibv, das Blaydes falsch durch „seligens** erklärt
mit leichtfertiger Vergleichung von Fr. 269 (soll heißen 271=269 K.
— ein sonderbarer Irrthum) dXX" ic K&bov Xoßiüv nv'' oupei ttCttivov.
Daran reiht er, wie überhaupt die Fluctuation zwischen verschiedenen
Anschauungen bei ihm nicht selten zum Vorschein kommt, die Worte
an: nisi forte ti Xaßdjv signifioat potius, aliquid manu sumens, ut
jLiußßiVTiv. Die letzte Interpretation ist die allgemein recipierte, nur
mit dem Unterschied, dass ti richtiger auf cköXiov bezogen wird;
es bleibt jedoch immer eine wegen der großen Härte ganz unzu-
lässige Ellipse und andererseits wird der unbefangene Leser unwill-
kürlich XaßuüV zu CKÖXiöv ti ziehen müssen. Es liegt also in dem
nächsten Worte 'AXkuiou eine Corruptel vor: Blaydes' Vermuthung
Add. p. 417 Xaßibv dpxctiov TdvaKp^ovToc ist für sich läppisch und
außerdem bleibt bei ihrer Annahme die Ursache der Verschreibung
unerfindlich. Nach meiner Ansicht schrieb Aristophanes:
*AlC0V bx\ JLIOI CKÖXlÖV Tl, Xttßlbv ÖXKttlOV**), TdvaKp^OVTOC.
Vgl. Hesychius vol. IH p. 197 n. 580 öXKaTov**) XeKUVtr viTiTiip-
^^ Über die häufige Yerwechslung von a and o in den Hss. habe ich
Meletemm. I p. 98 sqq. 161 sq., über die von v und v daselbst p. 120 sq. gehandelt.
Das Fehlen des v (vgl. p. 53 sqq.) kann deshalb auch öfter bei Wörtern, die mit
einem u schließen, beobachtet werden und so corrigiere ich im Fragment 89 Bl.
(78 K.) djc oOv KaXi)|Li|LiaT(oic t6v oTkov fjpccpev an Stelle der überlieferten Lesart
die oO. Einen ähnlichen Zusammenhang erkenne ich im Fr. 961 (644** E.): örav
q>{Xoi irapOticiv lirl Tf)v tK(popdv. TTapiIictv hat Daremberg statt irapf^cav in deu
Text gesetzt; es ist wohl zu schreiben: öt'oOv (pCXoi irapf^cav etc. Auf den erst-
genannten Vers scheint sich die Glosse des Photius I p. 267 f)p€q>€v* iCT^xa2^£v
zu beziehen und ich benütze diese Gelegenheit, um die Stellen des Lexikographen
nachzuweisen, welche im Index fontium theils aus Leichtfertigkeit fehlen, theils
aber weil ihre Beziehung auf die Fragmente unseres Dichters Blaydes (sowie
auch zum großen Theil Eock) entgangen war: Fr. 22 [I p. 377 II p. 384],
83 [n p. 144], 111 p p. 307], 187 [II p. 244], 213 [H 169], 230 [II 169], 248 [II
p. 126 sq.], 262, 2 [ü. 31], 281 [I p. 330], 305 [I p. 395], 307 [I p. 313], 330, 1
[I p. 391]. 2 [II p. 41]. 3 [II p. 11]. 6 [II p. 79]. 10 [I p. 404], 381 [I p. 419],
413 [II p. 160 vgl. I p. 402. 403], 426 [I p. 370], 609 [I p. 218], 637 [I p. 211
n p. 224], 646 [I p. 442], 649. 660 [II p. 139] , 704 [I p. 432] , 766 [I p. 869],
798 [n p. 99], 799 [II p. 47], 811 [I p. 362 U p. 43], 826 [I p. 286]» 836 [I p.
396], 863 [II p. 87], 874 [U p. 180], 900 [I p. 226J, 986 [I p. 307].
**) In der Stelle des Callixenus bei Athenaeus V p. 199 F bietet Sohweig-
häuser vol. 11 270 ÖXKata, die geläufigere Form öXKcla die neueren Herausgeber
und C. Müller Fragm. EEistoricor. Graecor. yoI. Ill p. 61 vgl. Hesych. vol. IH
p. 197 n. 687 6XK€tov' jüt^yac KpaT/jp, \o\JTf\p, wo M. Schmidt die richtige Ortho-
BEITRÄGE ZU DEN FRAGMENTEN DES ARISTOPHANES. 261
Kpairip Pollux X 78 iva bk dTroTrXuveiai TÖt ^KTiüb^aTa (cf. VI 100
und Jacobi bei Meineke vol. V p. CCXVIII) öXkuTov (seil. Ka-
XoOci). Tdxct bk. Ktti XouTTipiov. — Zum Gedanken vgl. Pollux VI 108
Ktti TTapoivia be ^c^aia fiv xai CKoXid* Kai jaußpivriv fem b€£id trepi-
(p^povT€C Tivec Ktti ?K7TUj|Lia Ktti Xijpav ^beiv riSicuv und besonders
AthenaeuB XI 503 DE: tüböc* oötujc ^KaXeiio tö iroTi'ipiov, qpnci
Tpucpujv iv Totc 'OvojLiaTiKoic, tö ^tti tuj CKoXii}) öiöOjLievov, djc ^AvTiqpd-
VTic TiapicTriciv ^v AmXacioic (Fr. 85 K.) :
A. Ti ouv ^v^cTai ToTc GeoTciv; B. ovbk hf,
Sv |Lxf| Kcpacij TIC. A. Tcxe, töv liüböv Xdjußave.
fTteiTa jLlTlb^V TUJV dTTTlPXCtlUJjLldvUJV
TouTwv Trepdvrjc, töv TeXajiiujva, }ir]bi töv
TTaiiöva, jurib' 'Apjiiöbiov.
s. noch Aristoph. Nubb. 1357 sq.:
6 5* euG^iüc dpxaiov elv' fqpaCKe tö KiGapiCeiv
$b€iv T€ TTivovB', ibcTTcpei xdxpuc T^vaiK dXoOcav.
Plutarch. Quaestt. conviv. I 1, 5 §. 6 $b€iv ifdp icujc Td KoXoüjueva
CKOXld KpttTTlpOC iv \liCiJJ 7Tp0K€l|Ll^V0U Ktti CT€(pdvUJV biaV€jLlOjLieVU)V, OÖC
ö Oeöc dXeuGepuJv f]|Liäc inmQr\civ, ou koXöv cube cujuttgtikov und die
zweifellos auf Absingung von Skolien [vgl. A. Q. Engelbrecht, de
scoliorum poesi (Vindob. 1882) p. 82] zu beziehenden Worte des
Kritias (bei Athenaeus XIII p. 600 E = Fr. 7, 5 sqq. Bergk.) über
Anakreon: outtot^ cou q)iX6TTic KTlpdceTm o\)bk 0av€iTai,
(.et* Sv ubUJp otvU) CUjLljLUCTÖjLieVOV KuXiKecciv
Tiaic bla7T0^T^€urJ, irpoTTÖceic ^mbeHia vw^Oüv.
Wien. LEO STERNBACH.
graphic statt öXkiov hergestellt hat. Die letzte (öXkiov oder auch öXkCov), welche
in die Grficität lediglich durch die Unwissenheit der Abschreiber hineingebracht
worden ist, liest man noch heute bei Plutarch. Alex. M. c. 20, im alten Testament
(Judith XV 11) und sonderbarerweise in Meinekes Athenaeus V p. 195 G vgl. jedoch
X p. 439 B (= Polyb. XXXI 4, 1 Hultsch) und dazu die Note Bd. IV p. 199.
Pythagoreersprüche in einer Wiener
Handschrift.
Die Spruchsammlung, welche im folgen den nach einer Hand-
schrift der Wiener Hof bibliothek (Cod. philos. et philol. 225. chart.)
aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts bekannt gemacht wird, hat
ihren eigenthümlichen Wert nicht sowohlin den hier zum ersten-
male veröffentlichten Gnomen, als vielmehr in dem innigen Zusammen-
hange mit den von Gildemeister .unter Mitwirkung vpn ßernajB im
Hermes (IV, 81 ff.) mitgetheilten Tythagorassprüchen in syrischer
Überlieferung*, deren griechisches Original nunmehr in unserer
Sammlung zutage tritt. Indem ich eine ausführlichere Erörterung
über das Verhältnis derselben zu den übrigen Gnomologien einem
späteren Aufsatze, der im nächsten Jahrgange nachfolgen soll, vor-
behalte, veröffentliche ich zunächst den Text der Sammlung mit
Angabe sämmtlicher Parallelstellen (soweit sie mir bekannt geworden
sind) und unter Hinzufügung der abweichenden Lesarten. Es erübrigt
also nur, die von mir gebrauchten Abkürzungen zu erklären.
Stob. = Stobaei Florilegium (nach Gaisford - Meineke) ; die lat.
Ziffern beziehen sich auf die von Hense im Rh. Mus. 39, p. 390
zum erstenmale in ihrer Zusammengehörigkeit richtig erkannte
kleinere alphabetische Sammlung von Pythagorassprüchen. Ecl. =
Eclogae pbys. et eth. (nach Wachsmuth). Dem. = Demophilus'
YvOüjLiai TTuGaTopiKai bei Orelli Opusc. vet. Graec. sent. I, 36. Porph. =
Porphyrii Epistola ad Marcellam (nach A. Nauck *Pörph. opuscula
tria'). Sext. = *Sexti Sententiarum recensiones latinam (Ruf.),
graecam, syriacas (Syr. I und II) coni. exh. J. Gildemeister',
Bonnae 1873. Boiss. = Boissonade, Anecdota Graeca (vol. I, II, HI).
Coli. = *Gnomologium Byzantinum dK tujv Athliokpitou McoKpdiouc
'Ettiktiitou' in Wachsmuths '^Studien zu den griech. Florilegien'
Berl. 1882 p. 162 sqq. Den fünf Handschriften, welche Wachsmuth
benützte (Monacensis, Leidensis, Palatino-Heidelbergensis, Parisinus
1168, Baroccianus), konnte ich noch eine sechste, den Cod. Vind.
Med. 29 hinzufügen. Die häufig unrichtigen Angaben V^Tachsmuths
über den Cod. Barocc. habe ich aus Bywaters Publication still-
H. 8CHENKL. PYTHAGOREERSPR. IN EINER WR. HANDSCHR. 263
schweigend verbessert Par a 11. ==^ das byzantinische Florilegium
Tarallela' (vgl. Wachsmuths 'Studien p. 90 sqq.), das sich aus
folgenden Quellen wieder herstellen lässt: ^ Max. == die Sammlung
des Max., nach Combefis' Ausgabe, resp. nach Ribitts Übersetzung ;
unter Zuhilfenahme der von Wachsmuth a. a. O., Dressler (Jahrbb.
f. Phil. Suppl. V, 307 sqq.) u. a. gegebenen Ergänzungen und dreier
Wiener Handschriften (Theol. 197 s. XI, 128 s. XIII— XIV und
Phil. 267 s. XVI). »Ant. = Antonius Melissa ed. Gesner Tig. 1546.
*Mel. Aug. = Melissa Augustana (nach Wachsm.). *Flor. Laur.
(= Florilegium Laurentianum) u. Jo. Dam. (:=^ Johannes Dama-
seenus) nach Meineke, resp. Lequien. Georg. == Georgidas' Gnorao-
logium bei Boiss. Anecd. Gr. I, 1 sqq. Ars. = Arsenius (nach
Walz oder Schneidewin - Leutsch in den Paroeraiogr. Gr. vol. II
p. 433 sqq.). Nil. = NeiXou xecpdXaia r^ Trapaiv^ceic bei Orelli I,
320 sqq. Hierocl. = Hieroclis commentaritis in Pythagorae carmen
aureum (nach Gaisford im zweiten Bande seiner Ausgabe der Belogen
des Stobaeus). G n o m. B a s. = ^dvbpujv ImcriJLi^v tv^JM^i* in Frobens
*Scriptores aliquot gnomici* Bas. 1521 p. 142 sqq. Agap. == Aga-
petus ad Justinianum, ebenda p. 125 sqq. Exe. Vind. = die von
Ritschi herausgegebene Wiener Gnomensammlung im Cod. Theol.
128 (nach Meineke Stob. Flor. vol. IV p. 290 sqq.). Schließlich
die beiden noch ünedierten Gnömologien des Cod. Vind. Theol.
199 und Med. 29.
Die eingeklammerten Zahlen entsprechen den Nummörn der
von Gildemeister herausgegebenen syrischen Übersetzung; ebenda-
selbst sind auch die Zahlen der Demophilussammlung und der
kleinen, oben erwähnten Collection bei Stobaeus angegeben*
AI fvOüjLiai Tiüv TTuGaTOpeiiuv (-iijuv die Hds.).
1 (1; Stob. I). 'Avav€0ijc6uj coi 6 irepi toiv dTaGoiv Xötoc jiidXXov
fj id ciTia KttO' fijLiepav,
Coll.. 1; Max. Ö2 {Ik tOjv 'EirircrriTOu); Boiss. UI, 467.
'Apx^cGuj Cod. Mon. und Vat.-Pal. 23 der Coli. coi fehlt in der Coli,
(außer im Cod. Pal.), Max. TÜjy dtaGCuv] 6€o0 Coll., Max. fiidXXov
flehlt bei Boiss. TCt cixia] t6 cüjfüia toTc cixioic Boiss. KaO' i^fn^pav
fehlt im Cod. A des Stob.; nach Xö^oc haben es Stob., Coll., Max., Boiss.
J (2). ^ 'ATTaiÖ€ucia TrdvTUJV tujv iriaG&v juniTip" * näv T€ irdOoc
ipuxflc ek ccüiripiav TToXejLiiujTaTOV ^ tö hk ireTTaibeöcGai oOk ev
TToXujuaBeiac dvaXrjipci, ^v diraXXdHei hi toiv cpuciKÄv iraOiüv Geuj-
peTiai.
Porph. 9 (198, 18; a c; Torher geht 6); Stob. Ecl. II, 31, 96 Wachsm.;
Jo. PamasQ. II, 13, 96 Mein, (beide a c und TTuOaYÖpou). b kehrt als
selbständige Gnome unter 116 wieder; vgl. das dort beiq.
264 H. SCHENKL.
dir. {\itv) Tiliv irdvTtov re. Porph. iroX. (J\,6ymv} dvoX. Stob., Jo. Dam.
(pöcet Stob., Jo. Dam.; ^mxiKüOv Porph. ^OeujpetTP Porpb.
8 (3; Dem. 1). * "A KTTiC(i|U€VOC ou KaW5€ic (dieses Wort bis auf
c in Rasur), |uf| altoO irapd GcoO* * bujpov yap Ö€OÖ iräv 4v-
aqpaipCTov ^ ujcre ou bibcex, 8 |uf| KaG^Heic.
Porph. 12 (200, 19). Sext. 128 (a; vgl. 118); Boiss. I, 114, 128 (a).
Sext. 92, 406 (6). Vgl. Nil. 147: tAi] ti\T€i irapd toO SeoO xd i?i6da, |Li6va
64 rd cujLiqp^povTa* iKctva ydp alxiiGclc oö 6(?)U)civ el Kal Xdßijc, qpOei-
povxai.
*0 Boiss. an beiden Stellen; id, quod Sext. irdv fehlt be! Demoph.
im Texte Orellis wohl nur durch ein Versehen; vgl. die Anm. p. 461
8] d Demoph.; Porph. nach Nauck (8 die Hds.)*
4 (4). "AEioc ävGpuJTroc öeiöv Geöc av eiri ^v dvopuiTroic (vor Geöc
ein Buchstabe ausradiert).
Porph. 16 (202. 12); Coli. 6; Sext. 370 (vgl. 3).
Seuiv] SeoO Porph., Coll.; deo Sext, Iv dvOpibiroic fehlt bei Porph.
und Sext, 3 (außer Syr. I).
5 (5; Dem. 2.; Stob. II = 1, 19). "Atputtvoc fco (über c eine
Rasur ?) Kaid voöv ' cuTT^vfjC t«P toO dXriOivoO Gav&Tou 6 Trepl
TÖV voöv Ö7TV0C.
Max. 29 (TTu6. nach den drei Wiener Hdss.; Ar)|LiOKp{TOU nach Comb.).
Kard (töv) voOv Max. 6 irepl toOtov öitvoc Stob. (oOtoc ö ö. Ed.
Trine), Dem., Max.
6 (6; Stob. III = 1, 20). "A ixi\ bei Troieiv, firfik, öttovooO ttoiciv.
Parall. (Max. 69, nach den Hdss. TTu9aYÖpou ; in Combefis' Codex oder
vielleicht bloß in seiner Ausgabe haben die Lemmata TTuO. und 'EmKT/j-
TOU den Platz gewechselt); Ant. I, 64 (nach einem Isocrateum); Ars. II, 63
a (TTuG.); Sext. 178; Diog. Laert. I, 36 (Thaies).
(iirovöei Ars., Sext. Syr. I (nach Gildemeister zu Sext. auch der syr.
Pythagoras).
7 (7). A\p€TdjT6pÖv coi fcTUJ Xi0ov eiKq ßd^eiv f\ Xotov dpTOV.
So Stob. 34, 11; Parall. (Max. 16 [vgl. Wachsm. zu Coli. 141 und
Dresslers Tabelle]; Ant. I, 48; beide ßaXetv); Sext 162 (nach Cod. Ä
und Syr. IT); sämmtlich als pythagorisch.
Die Gnome fehlt in unserer Sammlung an dieser Stelle, kehrt jedech
zwischen 24 und 26 in folgender Fassung wieder:
"EcTUj CGI aip€Ti6T€pov X(6ov elKfl ßaXetv f\ Xöfov.
Ebenso bei Porph. 14 (201, 16; aip€TU)Tdpou coi övroc und statt XiGov
eine Lücke); Coli. 141 (aip€TU(iT€p6v ^CTiv) ; Boiss. I, 128 ("Ectuj coi fehlt);
Sext. 162 (nach allen Bufinushdss. ausser A); Cod. Vind. 199 f. 188 a
(aip. ?CTai).
Endlich findet sich bei lo. Dam. p. 241, 11 Mein, und Nil. 2 die
Fassung: B^Xtiov XiGov ßaXelv elKfl (elnfl IjüißdXXeiv X. Nil.) f\ Xöyov.
8 (8; Dem. 3). BXdTrrouci Beoi ov xoXuj0evT€C, 6pfi\ fäp öeoiv (Gedi
die Hds.) dXXörpiov iti dßouXriTiii t«P ^ öpti^, eeifi bk ovbkv
dßouXqrov.
PYTHAG0REER8PRÜCHE IN filNBR WIENER HANDSCHRIFT. 265
Porph. IS (20S, 20).
BXdiTT€i Öeöc 0Ö xoXwöetc Dem. (dXX' dYvori6^vt€C-> vor ÖpTi?| Porph. ;
(dXX' dTvonOeic) Dem. GeiUv] GeoO Dem. dXXorpCa <, ÖTi) Porph.
dßoüX/|TOic Porph., Dem. *fäp] |li4v Porph.
9 (9). BouXei YVWcGiivai Geoic* dTVorjOiiTi jnaXicia (X auf Rasur)
CtvGpUJTTOlC.
Coli. 7 ; Georg. Cod. Laur. (nach Wachsm.) ; Boiss. Ill, 469.
El e^Xeic TV. Georg. eeolc] QeCji Boiss. ; irapd 0€\?i CoU, (Cod. Par.,
Bar., Leid., Vind.); irapd OeoO Georg., Cod. Mon. und Pal. der Coli.
^dXiCTa fehlt bei Geo^g. irapd dvOpibiroic Coll., Georg.
10 (10). «BpaxuXoTov indXicra f| 0€oö tvu&cic iroiei- * ttoXXujv bk
XÖTWV Tuepi 0€oO f] Tupoc Geöv djuaöia (ober ce^ eine Rasur) aliia.
Georg, p. 18 (Z^kctou; ßpaxOv Xöyov nach Wachsm. zn Coli. 6; ßpaxO
XÖTOV die Hds.); Sext. 430 u. 432 (sämmtl. a, welches anch als selb-
stiuidige Gnome unter Nr. 16 unserer Sammlung wiederkehrt). Sext. 431 (6);
vgl. Georg, p. 79 crmetov d^aOciac oi iroXXol X6t<m (= Sexi 157); auch
Boiss. I, 129 fxaKpoXoYia cr))LL£to.v dfxaOlac.
11 (11; Dem. 4). * BouX€u6|i€voc irepi äXXou kukujc (pGdveic auiöc
Tudcxojv UTTO ceauToö KttKÜJC ' * Ktti aötöc bk |Lif| lr\Tex Trapa KttKOÖ
TraGeTv koXijüc* *^oIov t^p tö t^Goc iKdcTou, toToc koi 6 ßioc koi
ai böceic ^ipux^ xdp icTi lajLieiov, dTaÖoO }xbf äfaQwv, KttKoO
bh KaKOlV.
Nil. 15 (a; *0 (p6oviI)v ^auTÖv 2T)fiioV 6 ^äp kot' dXXov q)0€TT<^M€VOC
cpGdvei ktX.); Sext. 327 (a); Boiss. II, 467 (6 c; aus Cod. Par. 1310).
Sext. 326 (c). Coli. 24 ((2; was in unserer Sammlung als selbstfindige
Sentenz unter Nr. 117 wiederkehrt); Georg, p. 100 ((2; Z^kctou). Zu b
vgl. Ant. I, 29 (KpdTTiToc): OO irapd irdvTUJv xd öiWineva 6dx€c8ai xpi^*
oö Y^P OcjüiiTÖv dp€Ti?|v öirö Kanfac xp^qpecOai.
aOföc] cauTip Dem. (schon von Bernays-Gildem. richtig emendiert)
ö<p' ^auToO Nil. Kai aöxöc bk. fehlt bei Boiss. tiyrex] ßoOXou Dem.
irdcxeiv Dem. Boiss. xotöcöe Dem. (nal fehlt); xoioOxoc Boiss. ö
xpöiTOC Kai 6 ß(oc Boiss. ai 56c€ic] ai irpdScic Dem.; Vj 56ctc Kai i^
Xf||t|iic Boi^s. talis sit et vita tua Sext. (Ruf.) xajuiietov Dem. y<^P
Icxi fehlt in der Coli. xajiieTöv Icxi Georg., Nr. 117 unserer Sammlung.
dyaOcO \kkv dYaÖuiv, KaKoO hk KaKtI»v Cod. Pal. der Coli.
dxaOoO im^v dyaOdv, KaKoO hk KaKÖv Cod. Par., Bar., Vind. der Coli.
dyaOoO |üi^v d^aOfi, KaKoO hk kck/i Georg, nach Wachsm.
dyaOfi jLi^v dyaOoO, xaK^i bk KaKoO Dem., Gkorg. nach Boiss.
12 (12; Dem. 5). BouXeucd|uevoc ttoXXo f]K€ dirl tö Xi^t^iv fj TrpdTTeiv
ou (Ka\ die Hds.) ydp ?E€ic dSouciav dvaKaX^cac0oi rd irpaxö^vTo
^ Xexe^VTCu
Derselbe Spruch findet sich Coli. 143; Parall. (Max. 2, 'EmKXi^xou;
Ant. I, 10, unter die christl. Gnomen versprengt, Zfpax Xß' nach Gesner) ;
Georg, p. 18 (NeiXou) in folgender Fassung:
BouXedov iroXXd irpö toO X^fciv ti f\ irpdxreiv oö ydp Kcic db^iay
dvaKaXdcacOai xd XexÖ^vxa fj itpaxö^vxa.
266 H. SCHENKL.
X •. .*
iroXXd fehlt bei Georg. ti fehlt in der Coll. (aul^er im Cod. Par.)
und im Cod. Lips, des Max. f) irotclv Ant. oi) fäp iheia Cod. Mod.
der Coli.
Femer bei Boiss. I, 134: TToXXA ßouXeuöjuievpc 2ir€iTa irpÖTTC, tbc
IHouciav \xi] Ixiuv liravopGoOcGai rä irpaxödvTa. Vgl. auch Nil. 208:
X^T€w Ti im^XXuiv f\ irpdTT€iv, rf\c icicxd iniKpöv äitoko-fiac 9p6vTiZ€.
13 " BaciXea (ppövricic, ou bidbrijua ttoicT* *voOc t«P ^ctiv 6 fipxuiv.
^ ßaciXeüiüv f&p TIC av6puü7TU)v KaXujc, oötoc uttö öcöO ßaciXeiieiai.
Wahrscheinlich kqXiIic, oötuuc
Ant. II, 1 (KXcirdpxou, a h), Boiss. I, 131 (a und c als zwei getrennte
Gnomen; auch in unserer Sammlung bildete wohl c ursprünglich eine
unabhängige Sentenz). Seit. 182 (c; vgll 48).' Zu a vgl. Nil. 9: '\epka
qppövTicic Kul ßioc Kai cöy^vcia ttoicT. \
rö b\&br\na pö- Ant. ö ßaciXeOuiv dv6p. KaXd»c ßac. öirö toO öeoö
Boiss. xaX(Xic fehlt bei Sext.
14 (13; Dem. 6). ^ rXdiTia cocpoO oö 7rpOTiTOU|Li€VUiC tijuiov irapä
Gedj, dXXd rd ^pyo* ^co(pöc fäp Kai ciTUJV töv 0€Öv Tijuqi.
Porph. 16 (202, 26). Sext. 426 (a); 427 (b). Parall. (Max. 20; Aot. I;
73; Joi Damasc. Vat. ed. Le Quien 1 14 p. 424; sämmtlich h und I^kctou;
nur bei Combefis fehlt das Lemma).
O'LiX W T^- (toO) coqpoO Porph. irpor^T. fehlt bei Porph. und Sext.
c. T^P (^ivVjp) Porph., Parall. (wo y^P fehlt); vir Sext. clöJjc Kai bid
t{ cty^ fügen die Parall. am Schlüsse hinzu.
15 (14; Dem. 7). TXujTTaXTOc dvGpojTTOC xai djuaBfjC euxöjuevoc Kai
0uiiüv TÖV 0€öv jLiiaivei' *jliövoc oöv kpeöc 6 coqpöc, jliövoc Geo-
(piXif)c, jLidvoc eibujc eöHacBai.
Porph. 16 (202, 28). Zu a vgl. Sext. 429. HierocL in carm. aur. p. 25,
2 Qaisf. (b). Hinsichtlich der Fassung von b Tgl. die Philosentenz bei
Max. 2; Ant. I 8: Opöviqcic tu)v dXXuJV dpcTiüv dpxei (dieser Theil im
Flor. Lips, fälschlich dem h. Basilius zugeschrieben ; vgl. jedoch Tischen-
dorf Anal, sacra et prof. p. 172). jüiövoc ö co(pöc ^eOOepöc TC Kai dpxu)v,
KÄv ^upiouc ToO ctü|üiaToc ^x^ öecirÖTac (wozu wieder Nr. 71 und 109
unserer Sammlung zu vergleichen sind).
dv0pu)Troc bk. AjLiaOfic (Kai) eöx- Porpb. tö Oelov Dem., Porph. (der
letztere vor fiia(v€i) eöx^cOai Dem.
16 (15). rvujcic 6eo0 iroiei ßpaxuXÖTOV.
Porph. 29 (204, 21); Coli. 6; Cod. Vind. 199 f. 188 d; Cod. Vind. 29;
in Hinsicht der Sextusstellen vgl. Nr. 10 unserer BammluDg.
OcoO Ydp YvCöcic Porph. iroi€t (dv^pa) ColL ßpaxOv Xötov Porph.;
. ßpaxöXoYOv Cod. Vind. 29 (auch in der Coll.).
17.(16; Dem. 8). fujuvöc dTrocToXeic (-flc die Hds.) <:oq)öc y^MVti-
leuujv KaXecei tov TrejuvpavTa' juövou t^P toO jLif) toTc dXXoTpioic
TrecpopTicjLievou eTiriKOOc 6 6€C)C.
Porph. 33 (210, 15).
coqpöc fehlt bei Porph. toO fehlt bei Dem.
18 (17). TivOüCKeiv ce XP^Ii ibc TrovTeXuüc cirdviov xö qpiXocoqwövTi coi
ÖKpuuc öuvdjLievov fjöoc cuYKpaßnvau.
PYTHAGOREKRSPRÜCHE m ErNßR WIENER HANDSCHRIFT. ^67
Das Syrische lautet nach Gildemeister: Scire te decet, admodum diffi-
cile esse, ut homo comparetwr cum eo {ei aequälis fiat), qui magnopere
sapientemse exhibet. Iq\i ywmnihe, dass ÖOvacOai sa lesen ist. Der Sinn
ist wehl: nUnmäOiges Philosophieren ist harmonischer Charakterdurch-
bildung in den meisten Fällen hinderlich". Der Syrer irrte, indem er
9i\ocoq)oOvTi und coi auf zwei verschiedene Personen bezog.
9 (18; Dem. 9). Adipov aXXo jlicKov dpcTtic (d auf etwas größerer
Rasur) ouk ?cti irapd 0€oö XaßeTv.
Ant. I, 7 (ohne Lemma nach Prokopiusgaomen; vorher geht Cell. H6,
dann folgt Mia icxXv äpeTi\ t6 dTOirov qf>€ÖT€iv dci, was auch ohne ^{a
bei Boiss. Hl, 467 sich findet, schließlich Nr. 102 unserer Sammlung).
• (19; Dem. 10). "Adipa Kai 6uri7ToXiai (OuTiirdXiai die Hds.) Geöv
oö TijLiÄciv, dvaOrjiaaTa 6€Öv ,ou KOCjueT* *dXXd tö ?v0€OV (ppövriiuia
biapKiuc f]öpac|i^vov cüvamrei Oeui • x^P^iv ydp dvdYKTi tö öjlioiov
TTpöc TÖ (dieses Wort über der Zeile) Sjuoiov.
Porph. 19 (203, 32). Hierocl. in carm. aur. p. 24, 18 Gaisf. (b) als
Nachsatz zu 'H rOüv irpocqpepoiüidvujv ncXur^Xeia ti|liiP| elc Öeöv oö yiveTai,
el nf| ^erä toO ^vOdou (ppovirnLAaroc irpocdTOiTo. Auipa y^P Kai OuriiroXiai
dqppövujv- - -XopTiTiot (= Nr. 41 unserer . Sammlung). Tö 6^^vÖ€OV kjX.
oÖT€ OuriTTÖXia 0€Öv tijui. oÖT€ dvaOiULidTUJv irXfjGoc kocjiioOci töv Oeöv
Porph, 0UT11T.] Ouciai Dem. öiapKOjc] KaXOüc Porph. •^bp, fehlt
bei Dem. cuvdirrerai Cod.. Porph.
I (20; Dem. 11). AouXeuciv Trd0€ci x^XcTriiTcpov f| (oö die Hds.)
Tvpdwoic.
Porph. 34 (211, 7); Stob. 6, 47; Max. 3 (beide TTuO.).
XaX. 6oi>X. TT. Porph.
8 (21; Dem. 12). AiaX^T^cGai djueivov dauTtw -rrXeov fjirep toTc (töv
die Hds.) rxikac.
I (22). 'EXeöÖepov dbüvaTov eivai töv TrdGeci bouXeOovTa Kai uttö
7ra0d)v KpaTÖujLievov.
Porph. 34 (211, 8); Stob. 6, 48; 18, 23 (beid^maje TTue.); Coli. 121;
Boiss. I 131; Georg. Cod. Liaur. (nach Wachsm.); Parall. (Max. 3 TTuO.;
Ant. II, .81 ohne Lemma nach Nr. 77 unserer Sammlung; Mel. Aug. nach
Wachsm.); Ars. VII, 9 c (TTu0.); Cod. Vind. 199, f. 189 ö.
'AöövaTOv b' etvai IX. Porph.; Oök Ictiv d\. elvai Boiss. töv (Iv)
Cod. Vind. irdOeci — Kai fehlt bei Porph. ; töv— Kai bei Boiss. bebou-
Xu)|üidvov Flor. Laur. zu Stob. 6, 48 Kal~KpaTOÖ|üi€vov fehlt in der Ed.
Trine, des Stob. 18, 23 und bei Georg.
4 "Epimaiov öiavoiac dcTiv i] npxLOT^c,
Vgl. Plato Tim. 71, C: irpqiÖTriTÖc Tic iK öiavoiac lirivoia.
» (23). El TIC TÖV 0€Öv ^\}iä die TrpocbeöjLi^vöv, XdXT]0€V dauTÖv
boEdCuuv ToO 0eoö eivai KpeiTTova.
Porph. 18 (203; 18); Coli. 8 (Pal., Par., Bar., Vind.); Hierocl. in carm.
aur. p. ^4, 13 Gaisf.
*OCTiC Porph. Hier. Tin^ T. 0. Porph., Hier., Coli. (oÖTOc) X^Xt]-
0€v Porph., Hier., Coli. ^auT. 6.] olö^ievoc 4a\JT^N Bi^x. ^Sn^W.^^N.-^-
2S8 H. 8CHENKL.
TOV CocL Par. der Cell.; ctvat Kp€nT6T€pov Cod. Pa], der Coll.; ctvai
KpcixTiuv Waehs«.; Kpcirrova elvai Cod. Porph. (Kpckriuv k. Nauck).
II (!i4; D^ui. 13). *Eov del ^vt||liovۆijc, 6ti, Sttou b' Sv f] ipuxn cou
Kal t6 c^& cou ?ptov dmrcX^ (-ei die Hds.), G^dc Trap^crriKev
Pcpopoc, ^v Ttdcaic cou raic ßouXaic Kai rate TrpdHcciv aib€c0r|cr|
juiv ToO OciupoO TO dbidXricTov, Seic bk töv Geöv cüvoikov.
Porph. 20 (204, 12); vgl. 12 (200, 12); Coll. 9 (sämmtl. 6 Hds».) ; Parall.
[Max. 52, ^K Tiöv *EmiCTy)TOU (Cod. Vind. 267 fügt hinzu xal IcoKp.);
AnI. I, 54» •EmicT/itou]. Vgl. Nil. 26.
ÖTt-hnT€Xfl) ÖT1 $ ^PT<i2:i3 Kara v^X^^v f^ cO&iuia Coll., Parall. (ip Cod.
Pal, der Coll., Ant Max. ed. Combef.; 8 Max. nach Cod. Vind. 135 and
t^l u. die ttbr. Hdss. der Coll.) 6' fehlt bei Porph. und Dem. ^v
{^} XHm. Vj HI. cou {nepmaTiji) Porph. cou nach cüt»|uuz f&hlt bei
Porph. und Dem. £pYOv diroTeXct Dem.; ^vepTOV duoTcX^ Porph.
Ttap^CTii |n^v Cod. Porph. ; lq)^CTT]K€v Dem. ^v irdcaic cou xatc irpoc-
kux«tc (c^xotc Dem.) Kai rale (fehlt bei Dem.) irpdEcciv Coll., Dem.,
t^aialL (cou^Kai xatc fehlt im Mon. u. Leid., rate — Kai im Cod. Pal. der
Coli) al6. — d6idXT]CT0v] oö ni\ dindpTijc Coll., Parall. dXiqcTOv
Dwi^., Porph.
I? ^3^; Dem, 14). 'Eqp' öcov ceauTÖv dfVoeTc vojLiiJe jiiaivecGai.
«H (90; Uew, 15; Stob. IUI = 1, 21). ZtitcTv bei Kai ctvbpa Kai
TiKva id Kai M€Td xfjv dTToXXaTnv toO ßiou toOtou TrapojLievovTa.
Ari, VUI. 34 C (TTue.); Cod. Viod. 29 f. 127 a.
T^Kva Td |Li€Tä Dem., Cod. Vind. r^Kva (Kai qpiXouc) toOc Kaxd Ti\y
ÄT^. T. ß. itapaji^vovTac Stob., Ars.
%% {'il Stob. V = 5, 28). Znv KpeiTTov ^m ciißdöoc KaiaKeiiuevov
Kai ö^ppctv fi TapdiTccGai XP^cfjv fx^vra kXivtiv.
Porph. 8» (209, 3); Georg, p. 36 ('ApiCTiinrou) ; Parall. (Ja Dam. Vat.
«, 37 i Max. 21; beide EOarpCou; jedoch fehlt im Cod. Vind. 267 das
L^mma; Art, VllI, 84 d (TTue.); Cod. Vind. 29 (nach Nr. 28 unserer Samm-
\mg)\ Nil. e.
KP«tTT6v (IcTw) Stob., Ars., djiieivov Parall., Nil. Kpetccov bi coi
l^appiW liri CT. KaTOKCiji^vij f\ Porph. (der auch ^xo^cij hat) KaxaK.
f^UH b^ NU. f\ itXoOtov ^xovto cu|üiirv(T€c6ai rate cppovriciv Georg.
^ (a«; X>^m 16). «ZiSI übe dXriGoic <G€iji> (fehlt in der Hds.) öjiioiujc
^ auT^pK»>( K«\ dKTT^ujv Kai cpiXöcocpoc *Kai ttXoötov fiTeirai
M^X^CT^V T^ ^fj bdtcGai Tujv dTTdvTUüv Kai dvoTKaiuiV oö ydp
HWÜ^tl nOT^ ilT^GUMiaV f| ItSN KTT^jndTUiV iäTriKTTlClC* autapK€c bk
npiic tuiwJav xd Mnl^iv döiKciv.
.Su;vi. U («0; 304»». Ill, 470 (a).
Z^ l\}hU b^ l^i>m^ öfioioc Oetp Boiss., Sext. Kai (pi\6coqf>oc] qn-
\AtU(püc m>m. uiAd Sext. Syr. IL; dvOpwiroc Boiss. t6 yi^ ö. -dmÖu-
MiiwJ Mn^^v d\\(^Tp^pv K€KTf^c9ai Kai ni\ dvaTKatov ^mreivci T^p xi^v
tn\^^ nOT^ Dem. xPHM^^'^ujv Dem.
'ik\ \^i}U; l^m. l"^). 'H TÄv ÖVTUJC övtiüv Kificic 5id pcjicTujvric ou
PYTHAGOREERSPRÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIFT. 269
Porph. 6 (196, ö; mit verfind. WorUtellnog; oi) biä ^qtCT« t\ ktX.).
ÖVTU)C ÖVTUJv] ÖVTU)v (övTU)C Nauck) ÄYa9i3L>v Cod. Porph. irapaY.]
ir€prriv€Tai Dem.; ^Totc ÄvOpiüiroic^ iT€piYiv€Tai Porpb.
32 (30; Dem. 18). 'HtoO jadXicTa (\ in Rasur) dTaödv elvai, ö (in
Rasur von zwei Buchstaben) Kai ^T^pcfi ^CTabiböjiievov coi (-dv
cot die Hds.) jiiäXXov aöScrai.
Ein ähnlicher Spruch, jedoch in neg^atirer Faasung (wie Nr. 80 unserer
Sammlnng) bei Boiss. I, 133; Sext. 295.
33 (31; Dem. 19). 'HyoO jnaXicia qpiXouc elvai touc eic cocpiav ce
ibqpeXoövToc.
Coli, 161 (Pal., Bar., Vind.); Exe. Vind. 28.
0(Xouc i^TOÖ ToOc Coll., Exe. Vind. coqpiav] djcpdXeiav Exe. Vind.,
Cod. Pal. u. Bar. der Coli. ; M'uxi^v Cod. Vind. der Coli. C€ cuvr)6o0v-
Tac Cod. Pal. ; ce 6?)T)YoOvTac Cod. Bar. der Coli. toOc ÜKpeXcOvrac
Tf|v Miux^^v fj TÖ cOü^a Dem.
34 (32). ^H Tüjv TrepiCTdceujv dvaYWi touc juiv (piXouc boKi^dZei, touc
bi cuYT€V6ic dX^TX^i.
Georg, p. 42; Boiss. III, 470; Coli. 165; ParalL (Max. 6; Mel. Aug.;
beide Coli,; Ant. I, 24, 'EmiCTi^TOU nach Gegner, aber Coli nach Fabricius;
Tgl. Boiss. zu III, 470; Paroemiogr. Gr. ed. Leutsch-ScbDeidewin II,
p. 461); Ars. VIII, 71 a (MccKp., vgl. 1, 26) u. XII, 87 b (AimudvaKTOc) ;
Gnom. Basil, p. 178 (unter Epiktetgnomen). Vgl. auch HierocL in carm.
aur. p. 48, 11 Gaisf. - - - ircpicrdceuiv dvdYKiiv ; Boiss. I 132: TTepi-
crdcctc 5oKifxd2[ouci cpiXouc (nach Boiss. mit dem Lemma KXeirdpxou auch
im Cod. CoUl. 249).
TiXiv fehlt Boiss. HI AvdYicn] i^fA^pa Boiss. III cuYT^vetc] irpocY€V€tc
Boiss. III; ^x^poOc Georg., Coll., ParalL, Ars., Gnom. Bas.
35 (33; Dem. 20). * 'HyoO rrcevTOc dvoriTou Kai töv ipÖTOv Kai töv
firaivov KaTttY^acTov *Kal tOöv dfioöiüv öveiöoc clvai töv ßiov.
Coli. 231 (a). Sext 400 (b).
•HyoO nach xaxaY. Coli. Travrdc] dv6pöc Coli. Kai t. ?it. k. t.
tj/ÖYOv Dem., Coli. Kai (6Xa xd) vS>y Dem.; KaOöXou bä Bernays-
Gildemeister.
36 (34).
Fehlt. Der Syrer hat hier bloß die Reste eines Spruches: 'eorum qui
sine doctrina indices swnC. Also etwa dTvooi3vTUJV ; vielleicht gerade das
in Nr. 64 fehlende, bei Demophilus und Sextus erhaltene Wort.
37 (35). *H KOKfj Kpicic iravTOc aWa kokoö.
Stob. 46, 73 ('laiüißX(xou); Coli. 72 u. Ant II, 7 (AriMonp.); beide mit
iravTÖc KttKoO airfa und als Nachsatz an OOx odTU) t6v TtZiv YpoiM^dTUiv
XapaKTfjpa, il)c t6v tvöv irpaY^drurv öp66v bei rripetv mit Ydp ange-
knüpft
38 (36).
Fehlt Der Syrer hat : * Js homo sollers esty cuius cogitationes sapientiae
diie(tkie sunt, et is deum amat, qui prcms animi affectionibus suibiectu^
Hon est.' Vielleicht nur Umschreibung von Nr. 40^ uütAt t]L^\Vf(^>&<^\^
270 H. SCHENKL.
Heranziehung von ür. 23 (wo nach Gildemeister gerade der BelatiTsats
fehlt).
39 a öeöc beitai oiibevöc coqjöc bfe jliövou beTrai OeoO' b b\ö ouk
^mcTp^qpetai kSv üttö TrdvTiuv dvGpdiTruJV dTVofJTm.
Porph. 11 (200, 3); Coli. 11; Georg, p. 46 (MimOKpdTOUc); Boiss. I,
127; III, 470; Ant. II, 1 (OiXiwvoc); Agap. 63; Cod. Vind. 199 f. 190 &.
Sext. 49 (ygl. 51); sämmtlich a; Tgl. Nr. 70 c unserer Sammlung, b kehrt
in Nr. 92 b wieder.
^'0 ^^v)6e6c Boiss. I., Ant.^ Agap. ; Ocöc (fi^v T^p) Porph. ; Deus quidem
Sext. Ruf.; KOpioc Boiss. III. öderai \iäv odb. Georg; oöö. öclrai Ant.,
Agap., Boiss. I. 6 bk coqpöc Boiss. I.; ö ßaciXeOc 6^ Ant, Agap.
öetrai imövou Coll., Georg.^ Boiss. I., Cod. Vind.; jüiövou Porph., Ant,
Agap. ToO OcoO Boiss. I.
40 0€oO ciSioc clvGpujTTOC 6 GeoO äHia irpdTTUJV.
Sext. Ruf. 4.
Häufiger in etwas veränderter Fassung : 0€oO äHiöv C€ iroirjcet t6 fiT)b^v
dvdSiov aOxoO trpdttciv. So Porph. 16 (202, 10); ColL 12; Georg, p. 43
(Z^KCTOu); Parall. (Max. 1. u. Gnom. Bas. p. 163; an beiden Stellen als
demokritisch); Sei^t. 5 und Sext« 4 (Sjr. II); Ars. VUI, 89 b.
dHiav ce ir. OeoO Porph. ^auTOp irp. Cod. Mon. der Coli. ; Cod. Lips,
des Max.; OeoO Mf)T€ X^Y^iv fif)Te irp. Porph.
In der Mitte zwischen beiden Fassungen steht Agap. 3: ""AStoc bi fi-
verai OeoO ö ixr]biy dvdHiov irpdxTwv OeoO.
41 (Dem. 22). 0üriTroXiai d(ppövCüv irupöc xpocpri' rd &' dvaOrjjLiaTa
kpocüXoic xopilTici-
Stob. 4, 109 (TTuO.); Porph. 19 (204, 4); Hierocl. in carm. aur. p. 24,
17 Gaisf.
A(I)pa fäp Kai 0. Hierocl. (rgl. Nr. 20 unserer Sammlung) 6ur)TroX(a
Dem., Porph. (nach Orelli u. Nauck; OufiitpXta Mai's Text); die Leskrt
des Stob, steht nicht sicher (nach Gaisf. OuriiröXet' öid9poy uim', 0. i^
öid (pövwv Äm\ OuiTiröXei bi* dqppövujv Trine.) tci ö'] tci bk Dem.; kuI
Hierocl. ; Kai rä (irapd toutujv) Porph.
lepocuXujv Dem. x^P* (tOjv dKoXaciOüv) Porph.
42 (Dem. 21). 0eXe touc cuvöviac coi aibeic0ai C€ jiiäXXov f\ (po߀Tc0ai'
aiboT jLiev ydp irpöcecTi ceßac, (pößijj be jliTcoc.
Stob. 48, 20 (TTuO.); Coli. 78 (Pal., Bar., Mon., Vind.); Georg, p. 43
(nach Nr. 40); Ars. VIII, 89 g-, vgl. Boiss. I, 122 ult.
Alpoö Coli. indXXov vor touc Dem., Coll., Stob., Ars. coi fehlt
bei Dem. und im Cod. Pal. und Bar. der Coli. jüi^v fehlt bei Dem.
43 *0€OÖ ÖflOlOV ?X€l aVÖpUüTTOC TÖ €U TTOieiV, *ddv TÖ €U TTOieiV jLlfj
KainiXiEuri (KamXeuei oder kcitt. die Hds.).
Georg, p. 46; Coli. 10; Max. 8 (ArijLioKpkou ; ohbe Lemma, aber nach
einem Democriteum cod. Vind. 320); cod. Par. 1168, p. 94, 2 (nach Boiss.
I, 451 'inter Democritea') ; Ars. p. 193, 18 W. (nach einem Democriteom
mit ö aOröc); sämmtl. mit folgenden Varianten: OeCp ÖTav Kami-
XeOr^Tai. Statt des zweiten t6 eC iroietv hat Georg. aCird und Cod. Vindob.
320 Max. toOto. Am Schlüsse fügen Max*, Cod. Par. 1168 u. Ars. hinsu:
vre-
PYTHAGOREERSPRÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIFT. 271
^ Kai t6 €Ö€pT€T€tv Kttl TÖ dXnÖ€i>€iv. DerJ erste Heil a kehri in etWäs
abweichender Fassung häufig wieder ; Tgl. Glidern, zu Sezt. ' 176 und
Wachsm. zu Coli. 16 und 98.
44 (37).
Fehlt. 'Is incensum suavem offert deo verbis prohitate pUnis^ hat der
Syrer. Bernays-Gildemeister rergleichen Ouda rCj) Ge«^ tviit^Mn difaQiPl (Jo.
Dam. Vat. ir, 9; Georg, p. 47; beide Z^kctou).
45 (38; Stob. VI = 1, 22). 'Icxueiv Trj ipuxri aipoö laäXXov f\ Tip
CUÜjLiaTl.
Coli. 21 (sfimmtl. 6 Hdss.); Boiss. I, 132.
AipoO am Anfange, Icx^^^v am Schlüsse Boiss. f^irep Cod. Pal. und
Bar.; etirep Par. und Vind. der CoU.
Zu vergleichen ist die Eleitarchosgnome bei Max. 2, Ars. VIII, 42 u,
im Cod. Coisl. 249 und Par. 1168 (nach Boiss. I, 132, Aum. 6): 'H Icx^c
ToO ci(i|LiaToc ixi\ Y€v^c6uj rfjc \^\)xf\c äcQiyexa, Icx^v bä vuxfjc 9pövr|civ
vö^ite, umsomehr, als sie ja in ihrem zweiten Theile auch die folgende
Sentenz Nr. 46 unserer Sammlung enthält. Beide Sentenzen auch anonym,
aber in zwei selbständige Theile zerlegt und eben durch unsere Gnome
Nr. 45 getrennt, bei Boiss. I, 132 u. 133.
41 (39). 'Icxuc Kttl leTxoc Kai öttXov toö co(poO r\ (ppövricic.
Stob. 3, 24 (TTue.); Coli. 38 (Pal., Bar., Vind.); Cod. Viüdob. 199 f.
191 a (mit Nr. 79 unserer Sammlung durch fäp rerbunden). Vgl. das zu
Nr. 46 bemerkte.
ToO fohlt bei Stob, und im Cod. Pal. der Coli.
47 (40; Dem. 23). "IcOi dbc oöbe^ia TipocTToiricic TuoXXifi xpovtp Xav9dv€i
(Xav9dv€Toi die Hds.).
Boiss. I, 134; Sext. 325.
'IcOi die fehlt bei Boiss. u. Sext. trd iroXiiv xp^vov Boiss.
48 (41). "IcGi jLif) jLiövov TÖ dKÖXacrov elvai Tiva kuköv, dXXd koI tö
dKoXdcToic diri^iTVuceai.
Vgl. Ant. II, 6 (S. Athanas.) Act |uf| |liövov dirdxecOai xiöv KaK(X>v
dXXd Kai Toi)C tA ToiaOra irpdccovTac dTrocTp^<p€c9ai.
49 (42). KttKuiv TTpdSeajv kukoc baijuujv fiTCjuaJV.
Porph. 16 (202, 18); Ant. I, 47 (ohne Lemma zwischen der Gnome
0aO\r|v irpdHiv Xöyoc ^c0\6c oCik djuaupot ktX. und dem Chaeremonfragm.
bei Stob. Ecl. I, 8, 33); Sext. 305. Vgl. Nr. 59 unserer Sammlung.
50 (43). Kevöc dKcTvoc (piXoc6(pou X6toc, 6(p' oi5 ixr\biv dv6pu)Trou
TidGoc vpuxfic OepaTTeueiar (Scirep fäp laipiKfic jiiribfev öcpeXoc |Lif|
Tdc vöcouc eKßaXXoucTic drrö tujv cujjLidTUJV, oötuuc oi)bk qpiXococpiac,
€1 jLlf| TÖ TflC VpUXnC KttKÖV dKßdXoi.
Porph. 31 (209, 23); Stob. 82, 6 (Ecl. TL, 2, 13 Wachsm.; TTue).
^KEivou Porph., Stob. trdOoc dvOp. Porph. M^ux^lc fehlt bei Stob,
und Porph. jat^ö^v] o{)bkv Porph.; oök Stob. juV)— cwfidrujv] f\ \ii\
Tdc vöcouc T(£»v cw^dxuiv 0£paiT£i3€i Porph. (so Mai; die Hds. lässt f)
aus und hat OepaircOciv) kuköv ^KßdXXoi Stob. ; ^KßdXXct irdOoc Porph.
Wi0D, Stad. VIII. 1886. V^
212 ^. 8GHENKL.
51 (44). Kpr)iTlc 6ÖC€ß€iac (-iac die Hds.) fi qpiXavöpujTria coi vo|lii-
Porph. 36 (211, 26); Coll. 118 (Pal., Bar., Vind.); Sext 371.
/|Y€(c6u) cou cptXavGp. Coll. (cou (jhiy Bar.); coi voju. i\ q>\X, Porph.
Zar Vergleichung wird von Bernays-Qildem. die Kleitarchosgnome 'Ey-
KpdTCia Kpriirlc ۅCۧe(ac bei Max. 12; Ant. I, 31; Ars. VI, 48 i und
Xenopb. Mem. I, 5, 4 ^YKpdTCia dpcrf^c Kpr)inc (auch von Jarablichns
nach Stob. 5, 64 citiert) angeführt.
52 (Dem. 24). Koka \ieilvj Trdcxei bid to cuveiböc ö (8 die Hds.)
dbiKÄv ßacaviZ[6|uievoc f\ toi ciujuaTi raic TrXriTaTc jLiacTiTOUjuevoc.
Stob. 24, 8 (TTuG.).
bid ToO cuv€i6ÖT0C Stob. ßac (rfl hiux^) Dem. fjirep t6 cujfia
Dem. ; f^ (ö) xCfi cdj|LiaTi (Kai) Stob.
53 KaXöv dbeXcpu) Kai Cajfjc xal 0avdTou IcojLioipeTv.
54 KuviKoO jLifi TÖ cxniua dirob^xo^i ^^^a Tfjv jueTaXovpuxiav CrjXou.
Sext. Syr. I., app« 1 ß (8, 10) Gildem.; Nil. 22: xpiCTiavoO dvbpöc [xi]
TÖ cxrJILia dirobdxou, dXXd tö ttjc Hiuxf^c 9pövii|Lia. Hinsichtlich des
Schlusses vgl. Sext. 120; Boiss. I, 128: M€ifa\ot|iux(av dcKet.
55 (Dem. 25). " Aötov rrepi Geoö toic uttö boHric biecpGapiaevoic \ife\v
oÖK dc(paXec • ^ Kai ydp Td dXriOfi Xctciv im toütoic Kai Td vpeubfi
Kivbuvov 9ep€i.
Porph. 15 (201, 80). Sext. 361 (a; vgl. 360, 407, 451); ib. 352 (6).
Kai T^P (Kai) Porph. ht\ toi3tujv Dem., Porph. (der letztere fugt
ir€pi 9€o0 hinzu, wie Sext.) Kai Td t|ieu5f) fehlt bei Sext. \|iei)&n
Dem. k(v6uvov (Icov) Porph. ; peridUum et non pa/rvwn Sext.
51 AÖTOU ToO Trepl GeoO 7TpoTiT€ic0u) Td GeocpiXfi (tuj 0€O9iX€i Hds.)
fpTa.
Porph. 15 (202, 6); Coli. 13; Sext. 359.
irporiT- am Anfange Porph. toO ircpl 9. Xö^ou Porph., Coli. l^T€^
cOui die Hdss. der Coli.
57 (Dem. 26). AÖYqj fiTCjuovi ^v TuavTi xp^M^vqc oux djuapTTJceic.
Vgl. Isoer. 3, 9; Piaton, Georgr. 627 E.
58 (Dem. 27). AuTroövTa töv ttXticiov oö ^dbiov auTÖv öXuttov elvai.
59 AÖTOC KaKÖc kokoiv JpTiwv fiTe^OüV.
Boiss. I, 134; Ant. I, 48 (ohne Lemma nach zwei Moschiongnomen,
denen eine Kleitarchossentenz vorhergeht); Max. 16 (nach Dressler und
Wachsmuths 'Studien S. 139; ohne Lemma oder 'Eirixdpiüiou) ; alle als
Nachsatz zu Td diTd cou \x^ iröciv öirexc.
^PTtuv fehlt bei Boiss., wo am Ende ^ct(v hinzugefügt ist.
60 MdGe bdx€c6ai Td irapd (irepi die Hds.) t^c tuxiic boKoövTa dyaBd
dGopiißuJC, Kai TiecpdpxGai TTpöc Td Trap* auTfic KaKd* eq)rijLi€pov
Tdp Tidv TÖ TOiouTov, dyaGöv tc Kai KaKÖv, cocpict be oubajuüüc
KOivuJveT.
Porph. 80 (209, 16); Coli. 111 (Cod. Pal. und Bar.).
(^7ricq)aX^c hi - - •) b^x^cOai (m^v) Porph. dOopOßiuc vor tA irepi
PYTHAG0REER8PRÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIFT. 273
, Tijc TOxt|C Porph.„Coll. iT€pl],auch Cod. Pal. der Coll.
boKoOvra fehlt bei Porph. Kai ir€(ppdxöai Coll..; irapaTerdxeai (bä)
Porpb. KOKd] (boKoOvTa elvai) KOKd Porph. i(p, — xaxov] Kai die
iq>. la^v irdv to tujv ttoXXuiv dyaGov ^cti Porpb. re fehlt im Cod. Pal.
der Coll. cocpia bä oöö. <ti3xt3> koiv. Coll.; co<p(a hi (xal kmcT^^LY]}
o()b, (töxt|c) koiv. Porph.
61 MeTdXujc euepTeiei ttjv (tti die Hds., aber t durchstrichen) iraTpiöa
6 CTTOuöacac ctTaodc etvai ttoXittic.
62 tAr]bkv KTrjina Tbiov €ctiv toO dvbpoc, 8 ^f) kqI rflc f^vaiKÖc ecTiv.
Vgl, Plato's Staat, V, 466 D irdvTUJv |a^v imex^x^i T"vi?| liuTiqbcuiLidTUJv
Kaxd q)Ociv; ebenda B öti oöb^v ^CTiv 4iriTi^Ö€U|uia i&iov Y^vaiKi.
13 Mf) TuppaveiTiu, dXX^ ipxeruj ö (xvfjp rfic yuvaiKOc.
Sext. Syr. p. I., App. 1, p. 80, e (8, 26) Gildem.
•4 (45; Dem. 28). MctäXtiv Traibeiav vdjuiCe, bi' f\c buvrjcij (pepeiv
diraibeuciav.
Stob. 19, 8 (TTuG.); Ant. II, 89 (TTue.); Georg, p. 60 (nach einer Sextus-
gnome); Sext. 285.
b\ f^v Dem. VÖJ1. (p^p€iv ßrav diraibeOTip XaXiJc Georg. (d^vo-
oOvTiuv) diraiö. Dem., Sext.
0» (46). Mrjie tfiv TXÜJTtdv cou xpoivdioj tic dviepoc Kai ßXdcqpriiüioc
XoTOC* jLi^Tc €ic xd (öra eiciiuj 6 toioOtoc* jLiriTe al fiXXai ai-
cGrjceic toTc d6eoic Kai eiKfj Gedjuaci xai dKoucjuaci xp«iv^c8ujcav
uXiKoic oOci jLiiac|uioTc. biö dEopicr^a coi id TomOra GedjuaTa.
6( (47). "Neujc 6€o0 co(p6c voOc, *öv. oök eq)eiju^viJüc dXX^ dei XPH
7TapacK€udZ[eiv Km KaiaKOCjaeTv eic Tiapaboxfiv GeoO.
Porph. 19 (204, 6); vgl. 11 (200, 1); Boiss. Ill, 471; Sext. 46 (a); vgl.
Hierocles in carm. aur. p. 26, 6 Gaisf.; Nil. 63.
Naöc Boiss. ; Nciiic (^i^v ?ctu) toO) GcoO Porph. co(poO Boiss., Porph. ;
(mens) pii Sext. Ruf. voOc] (6 ^v col) voOc Porph. 6v oöx ^t^^^
Boiss. xpi\ KOC^€tv Boiss. irapacKcuacT^ov bä aÖTÖv Kai kocjüiiit^ov
clc KaTa6oxi?lv toO OeoO ^irin^öeiov Porph. Bei Hierocl. lautet die
Sentenz: Kai vaöv elc uiroftoxi^iv ToO Oeiou qpujTÖc tov 4auToO irapa-
QKevdliuv voOv.
67 (48). Nou cu)|LJia vpuxnv Xotiktiv öereov, fiv Tpe(pei 6 voöc iflc dperfic
bibdcKCtXoc, oÖTOc Ktti Tpo(petJC Ktti cojTfip Kai cpuXaS Yivö|uievoc,
jueid ciTnc (pGeTTOjuevoc Kai Tf)V dXrjGciav e|ui(paviZ[ujv amf}.
oÖTOc] wohl aÖTÖc
Porph. 26 (207, 14), wo erst Nauck NoO statt des oö der Handschrift
hergestellt hat. Statt xflc dpexf^c und des folgenden hat Porph.: xdc ^v
aöxfl ^vvoiac, hc IvcxOirujce Kai ivex&paley ^k xf)c xoO 0e(ou v6jiou
dXriOefac, elc dvayvtupiciv äfwv b\ä xoO irap' a(jxö> qxüxöc* Kai 6i6d-
CKaXoc aöxöc tivÖ|üi€voc Kai cujxV]p Kai xpoq)€Oc Kai cpOXaS Kai ÖLvafWföc,
Kaxci ciYnc |Li^v <p0€tT<^M€voc xVjv dXrjGeiav .
68 (49; Dem. 29). NÖ|liou 8eiouTÖ(paOXovdvi]KOOv* bid Kai Trapavojiiei.
Stob. 2, 23 (TTuG.). Vgl. auch Hierocl. in carm. aur. p. 42, 1 Gaisf.
- - öx€ xüLiv Geiujv v6|liujv dvf|Kodc ^cxiv - - .
18*
274 H. SCHENKL.
•9 (50; Dem. 30). E^voc dvf|p biKaioc oö jiövov iroXdou/ dXX* oihl
cuYT€VoOc Ti biaqjepei.
Stob. 9, 37; Ars. XII, 21 f (beide TTu6.).
dXXd Kai cuTTCVoOc 6109. Stob., Ars.
70 (51). ^Z^voic lueraöibou Kai cocpoTc dvbpdci KdYo9ofc* *ö ydp
jLifj jueTabibouc dTa6oTc beoju^voic ou Xrjv|ieTai beö^evoc irapd GeÄv.
^ iixex Ktti X^T€Tai öp0a)c beicOai ju^v oubajiifi oubafjidic to GeTov
^ Xaipeiv bi r\^ luerabibövii toic biKaioic Km bid 0€Öv ircvoju^voic.
ColL 117 (sKmmtl. 6 Handschr. a &); ebenso Parall. (Max. 7, CoU.]
Ant. I, 27, AT)|uiOKp.); Georg. God. Laur. (nach Wachsm.); Ars. XII, 21,5
(AillLiOKp.); Gnomic. Bas. p. 164 (ArnmOKpiTOC €tir€). Sext. 378 (5; vg\.
217 u. Syr. Ill, 31, 7, p. 86 Gildem.). Stob, 6, 34 (c; als Apophthegma
des Sokrates). Sext. 382 (c, d). Hinsichtlich c vgl. Nr. 39 unserer Samm-
lung (a).
Kai — KdT-] Kai rote Ö€0|üidvoic ^k tiöv ^vövtwv Coll., Parall. (Max.
und Cod. Vindob. der Coli. övtu)v ; Ant. ^ÖVTUIV ; weitere Varianten siehe
bei Wachsm.), Ars., Georg. (toTc fehlt), Gnom. Bas. käv fäp \ii\ btbCfic
Georg. iii\ ii^rahib. äf,] fiV) biboOc Coll., Parall., Ars., Gnom. Bas.
(wo ni\ fehlt, wie im Cod. Vind. der Coll.), Sext. beo^dvip Parall., Gnom.
Bas. (auch Sext 217 und Syr- n ebenda haben den Singular) oöb^
aÖTÖc Parall., Georg., Gnom. Bas. Xyjiiii) Georg. irapä OcoO fehlt
in Coll., Parall., Ars., Georg., Gnom. Bas. OcoO \iiy ctvai t6 ^1lÖ€v6c
b€tcOai(, TÖ b*ibc IXaxicTUiv ^YT^^dTUi GeoO) Stob. oööa|üiiX)c] vielleicht
oö6€v6c ?
71 (52; Dem. 31). *'Oca rc&Qr\ ipuxfic, tocoOtoi Kai ib^ol becirÖTal.
Porph. 34 (211, 9); Boiss. I, 131 ; Sext. 76. Vgl. das zu Nr. 16 bemerkte.
Kai Jijuol fehlt bei Boiss.; Kai (oi) JifLiol Dem. ibjuiol fehlt bei Sext.
Ruf.; steht bei Syr. II.
72 (53). OuK ^K Toiv bi* f)bovf|c ßeßiujKÖTiJuv ai de Geouc dvabpojiai,
dXX' iK Td jLi^YiCTa TueTrovriKÖTUJV (ttcttov in Rasur) ^txpaidic kqi
Td cujLißaivovTa ^vctkciv jU€|Lia0riK6TU)v.
Porph. 7 (197, 25).
Oök] 00 Y^P Porph. ߀ß. (dvepidiriuv) Porph. Geöv Porph. Ik
(t«1»v) rd |üi^Y' tOüv cuußaivövTUJV Ycvvaiwc bi€V€YK€tv |Ll€^. Porph.
73 '0 ßlOC COU TUJV TTOlbeUOJLieVUJV U7t60€CIC tujv Xöyujv fcTU).
Vgl. Sext. 37. 'Eevereattir vitam tiiam mundii8\
74 (54). *0 djc dXriOuic (-f|c die Hds.) dvepiuTTÖc kriv oöx ö dTrröc
Ktti TiJ aicGrjcei uttotttiutöc, 6 bfe im iiXeTcTov dq)€CTT]KÜlJC toO
cdj|aaToc, ö dxpu)|uiaToc Kai dcxiDüidiicToc Kai x^pci |Lifev oubojadic
dTTTÖc, biavoiqi bk KpaiTiTÖc.
Porph. 8 (198, 9).
*0 — tcnv] dp* oOx ÖTi in^v cd iy^h Porph. dirröc (oötoc) Porph.
oöbamöc iTiaq>r\T6Cf ^lavoicji bk. (11ÖV13) Kp. Porph.
75 (55) Ou TÖ |LiejLivfic0ai jiövov duv fJKOucac aörapKec eTvai vojiiiZciv bei
Trpöc €ilbai|uoviav, dXXd Kai tö dvaxp^x^iv cic f 6 fjc t bi' &v fJKOucac
jueAeTÜJV,
PYTHAG0REER8PRÜCHE IN MNEB WIENER HANDSCHRIFT.j 275
YieUeieht elc 6. C€ h€L
Porph. 32 (210, 13).
^6vov fehlt bei Porph. y^KOUcev Porph« beidemale vo|i(2[uiv« t6
hi dvarp. etc h M 6i* (by ktX. Porph.
7* (56). ''Ov Sv |Lif| boKijidcijc cpiXov eivai, dxöpöv iroiiicai irecpüXaHo.
Coll. 167 (Cod. Pal. n. Vindob. ; beide etvai qplXov).
77 (57; Dem. 32). Oubeic ^euOepoc ^auTou ^f| Kpariöv.
stob. 6, 61 (TTuO.); Flor. Laur. p. 240, 26 Mein.; Coll. 120 (Cod. Bar.,
Mon., Leid., Vindob.) ; Parall. (Max. 3, 'EtriKT. ; Ant. II, 81 ohne Lemma).
(Ö) ^auToO Cod. Mon. u. Leid, der Coll., Flor. Laur.j ^auTÖv Ant.
78 (58; Dem. 33). TTavTÖc KaXoö KTf||LiaToc irövoc irpoiiTeiTai ö Kai
^TKpctTeiav.
Porph. 7 (197, 19); Stob. 17, 8; Ars. XIII, 93 a (beide TTuO.).
TT. K. KT. irövouc bei irpoiiTeUOai Porph. (das andere fehlt) kvip-
Yeiav Ars.
79 (59). TTäc äv0pty7TOC tocoutou a£ioc, öcou fiEia tiviückci f\ qppovei.
Coli. 39 (Cod. Pal., Bar., Mon., Leid., Vind.); Cod. Vind. 199 (zweimal:
als Nachsatz zu Nr. 46 unserer Sammlung und selbständig unter TT)*
Töcou Coli, (töcov Cod. Pal. u. Vind.) öcov Cod. Pal. u. Vind. der
Coll.; öca Cod. Vind. 199 öH(av fiv. co(piav Cod. Mon., Leid., Vind.
der Coli.
80 (60; Dem. 34; Stob. VII = 1, 23). TTeTreico ^r\ eivai cöv KT%a,
5 }xf\ dvTÖc öiavoiac ?X€ic.
Vgl. Sext. 227 und Nr. 32 unserer Sammlung,
öirep Stob., Dem.
81 TTaiöeuTiKÖc ävBpujTTOc GeXujv €ivai äck€i irpaÖTriTa.
Sext. Syr. II, app. 1; dd (28, 29); p. 82 Gildem.
82 (61; Dem. 35). «TToiei S (TToia die Hds.) Kpiveic eivai KaXd, kSv
TTOiuiv jLi^XXijc dboHr|ceiv ^cpaöXoc t^P Kpiif^c koXoO irpaTMaToc
öxXoc.
Stob. 46, 42 (TTuO.). b kehrt unter Nr. 111 unserer Sammlung wieder.
äboMv u. (iravTÖc) KaXoO irp. Stob,
83 (62 ; Dem. 36). " TTeTpav dvBpuJTTOu Ik toiv ?pTiwv jLiäXXov Xdjußave
f\ iK Tujv XÖTUJV ' y oXXoi Tdp ßitu juev eici KaKoi, Xöt^^ bi TTiGavvü-
TttToi (ireiGavÖT. die Hds.).
Ant. II, 62 (nach Diognesgn.). Sext. 408 (a).
Xdiußave ^öXXov Ant. X^y^w Dem. in0avoi Ant Im Cod.
Vind. 199 f. 194* findet sich a in folgender Gestalt: cocpoO iravTÖC dv6pi(i-
irou irelpav ^k tiIiv diroöeiEeiuv bei Xajußdveiv f| dK tiöv Xöywv.
84 (63). TToXXiji fijLieivov lufj djiiapTdveiv (der Spir. von m* ergänzt),
djLiopTdvovTa be djiieivov yivu)ck€iv f\ dTVoeiv.
Sext. 283 ; vgl. die von Gildemeister zu den syr. Übersetzern citierten
Stellen.
8S (64). «TTapd tcüv döiKncdvTuuv ce ^r\ eicTrpdxTou bikac" ^xf fäp
tocoOtov öiivaiai fi /iioxOnpict toiv dvOpuiTiujv irpöc fuxäc, öcov
Trpöc Touc ?xovTac aÖTf[v;
Boiss. I, 124 (TTue.); Parall. [Max. 19 '(rtu0.); Aiii II, 6i (ohne Lemma
nach einem Theognideum)] ; sämmtlich a mit abweichendem Nachsatz.
T<)i)C dbiKfjcaVTac fif| irpÖTtc 6. Parall., Boiss. (der jedoch eicirpaTxe
hat). Vgl. Hierocl. in carm. aar. p. 96, ^1 Gaisf. - - tCjv ifijüiapTr))üidvu)V
biKaC €lCTrpdTtOVT€C - • .
86 (65; Dem. 37; Stob. VIII = 1, 24). üpaTTe ^eyaka, m utticxvoö
ILieTciXa.
Sezt. 198.
(rä) juteydXa Dem. }xi\ {)incxvoö|Li€voc Stob., Dem., Sext.
87 (66; Dem. 38). PiJuj6€vt€c ck Geujv Kai qpuviec ttic eauTiwv pilr]c
^XöjLieöa' Kttl yap ai täv ubdrujv TTpoxoai Kai rd äXXa cpmä
dTTOKOTT^VTa ific ^auTuiv TTTiYflc Kai pilr]c auaiveiai Kai criTreiai.
9€00 Dem. q)u^vT€C Dem. ^x^M^^^ Dem. Kai yctp «1 ööaTOC
irp. Dem. (pxJTdL—(iitY\c] q)UTä Tf\c yfjc tiiZr\c diroKOir. Dem.
88 (67 ; Dem. 39). 'PiüjLiri ipuxnc cuücppocijvri * aöxri ydp ipuxfjc diraGoöc
(pu)c eCTiv.
Stob: 6, 42; Max. 3 (beide TTuG.).
89 (68). 'PujjLiriv jueTiciriv Kai ttXoOtov irjv eYKpdieiav KTfjcai.
Stob. 17, 12 (TTuG.); Coli. 199 (bloß Cod. Pal.); Cod. Vind. 199, f. 194a.
Kai itXoOtov fehlt im Cod. Vind. 199 Kxf^cai] KpdTT)cai Cod. Pal.
der Coli.
'90 (69). 'Pujvvuci jLiev oivoc töv bec^öv ifjc ipuxnc, id 6cTä, to
oiKeiÖTaiov TOO ciijuaToc, ipuxfj be iroXejuiibTaToc " biö Kai c(paXepöv
TTIVOVTI TiaVTl, TUaiCl be TTUp ^TTl TTÖp Kai dKpaCiaC UTTeKKaUjLia.
Coli. 237 (Cod. Bar.); Cod. Vind. 29 (nach Nr. 89 unserer Sammlung).
(ö) iLi^v Cod. Vind. 29 öecfiöv— ciünaTOc] öecfiöv toO ci/jnaxoc kqI
xd ÖCTÖ Coli. , Cod. Vind. 28 Miuxf)c Cod. Bar. cq)aXepiIic Cod. Bar.
und Vind. 29; cq)aXepöc By water irdvrii Cod. Vind. 29 iraicl] fridcei
Cod. Vind. 29 (u. Bywater) ; Tt\lcr\ Cod. Bar. ; at0€i üsener bei Wachsm.
(eher kii&fei ; vgl. Leutsch - Schneidew. zu Zenob. V, 69 ; doch ist
nichts zu ändern) irOp ^irl irupi Coll., Cod. Vind. 29 dKpac{a Cod.
Bar. Kai äKpacicf. 6iT^KKau)Lia (IttI öiT€KKaO)üiaTi^ Wachsm.
Vgl. die Qnome 'Ptüvvuci fii^v oTvoc rö cd)fxa ktX. bei Max. 30 (Ei>a-
Yp(ou), Georg, p. 78, Nil. 1 7. Inhaltlich viel näher stehen die Worte Plato's
Legg. II, 66Ö Ä : dp* oi5v oö vo|Lio6€Tr|CO|üi€v irpÄTov \iiy toöc iratöac
ji^XPi ^Tiliv ÖKTiüKaibcKa TÖ irapdirav oivou ^i\ ye^ecGai, 6i6dcKovT€C
tue oO XP^ T^P ^T^^ "^P öX€T€i»€iv cTc T€ TÖ ciöjia Kai tVjv viiuxnv. Hin-
sichtlich des Ausdruckes öecfiiöc ist zu vergleichen Plato Tim. 73 D:
ßaXXö^ievoc ^k toi!jtu)v irdcric vuxflc 6€C|üio0c irepl toOto Hu|üi7Tav i\br\ tö
cCö|üia i^iiiuiv direipYdJeTO und Diog. Laert Vlll, 1, 31: Ö€C|üid t elvai
T^c.^ux^c Tdc 9Xdßac Kai xdc dpxr^piac Kai xd vcOpa. Zu iröp ^irl
irOp oder (irupl) vgl. Zenob. V, 69; Diog. VI, 71; Apost. XV, 16.
91 (70; Dem. 40). Pqibiiüc juf] luaKapicijc dvGpuuTrov caXeuovTa dm
q)iXoic f\ TeKVOic fj tivi tüjv e9r||Liepov ttjv cuuTripiav exövTUJV"
dTTtcqpoXfi Tap ttavto Td ToiauTa, tö bk €(p' ^auToö öxeic0ai Kai
tbO 0eoO jLiövov ß^ßaiov.
PYTHAG0BEEB3PBÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIFT. 277
Uwti 18 ('Pülfi^Xdv); Cod. Vind. 29 f. 128 a.
f\ Tici Max.; fj Tivoc cod. Vind* 29 und Cod. Vind. 267 des Max.
irdvTa fehlt bei Max. (bei Combef. auch rd) und im Cod. Vind. 29.
Kai fehlt bei Max,
n (71). ^Zocpöc avGpuüTTOC xai Geöv ceßdjuevoc TiviüCKexai uttö tou
GeoO • * biö ovbi. emcxpe^eTai kSv uttö ttoivtijuv dvGpdiTrujv dfvofiTai.
Coli. 17 (Pal., Mon., Leid., Vind.). Vgl. Porph. 18 (201, 7): cocpöc bä
dvGpuiiroc öXiYOic tivuücköjuIcvoc, el hi ßouXei Kai öirö iidvTuiv dxvooü-
fxevoc, Yivd)CK€Tai (iirö OcoO. Cod. Vind. 199 f. 190 b (a). h findet sich
auch Nr. 39 unserer Sammlung.
Gcöv cocpöc ceß. Cod. Vind. 199 Kai fehlt in der Coli. ToO fehlt
im Cod. Leid, der Coli, und Cod. Vind. 199 oöö^] oök Coli. u. Nr. 39
unserer Sammlung diroCTpdqpeTai Cod. Pal. der Coli. dyOpÜJiruiv
fehlt in Codd. Mon. u. Leid, der Coli.
93 ZeauToO jufj KpaTUJV ciXXujv jufj GdXe KpaxeTv.
Georg, p. 78 (IcauTÖv); Sext. Syr. I, app. 1; 16 (9, 19), p. 83 Gildem.
Vgl. Ant. II, 1 (KXeixdpxou) *'Apx€c9ai fifj fiaGÜJv dpxeiv juii?| ^mxcfpei
(auch Boiss. I, 130 und Cod. Par. 1168); Solon nach Demetr. Phal. bei
Stob. 3, 79 (Ant. II, 1) ; Nr. 100 unserer Sammlung.
94 Zocpiav dcKiIiv diTicTT^Tiv Tf|v irepi Geöv dcxei (6v aCKCi die Hds.).
Porph. 17 (202, 30); Coli. 40 (Pal., Bar.); Max. 17 (Coli)', vgl. Sext. 406.
(•Q) coqpiav Porph.; cocpiav (ö) Coll., Max. dcKel Tf^v iiepl Ö€oO
Porph.; Tf|v Trepl GecO dcKet Coli. «toO) GeoO Cod. Pal).
95 (73; Dem. 41). Zuveiöc dvGpujTTOc xai GeocpiX^c, öca oi dX>.oi
jLAOxGoOci TOU cujjLiaToc evexa, xocaÖTa ciroubdcei auxöc uirep Tfjc
Hiuxflc TTOvficai.
Porph. 32 (210, 10); Sext. 301.
(*0) CUV, Porph.; Zocpöc Dem. divi\p Porph. (6c) oca Dem.
öir^p Tfjc ipuxfjc cirouödZcTai irovi^cac Porph. (citoubdccTai iiov^cai
Nauck); cnovbdl^x aitröc öir^p ipuxfjc Trovctv Dem.
96 (74).
Fehlt. Der Syrer hat nur ein unTerständliches Pragm. * 'ostendit
certamen eius *.
•7 (75; Dem. 42). Zufrevei (-fi die Hds.) Kai fipxovii Kai cpiXuj irdvia
cTkc TrXfjv eXeuGepiac.
Stob. 18, 21 (TTue.); Sext. 17 (der Anfang fehlt).
Kai q){Xip fehlt bei Dem. u. Stob. irX. kX- m elKe Dem., Stob.
•8 (76). ZapKÖc cpuivfi I^H Treivflv, jLifj biipfjv, juf) piToöv.
Porph. 30 (209, 8); Stob. 101, 31 (TTuG.).
»9 (77; Dem. 43; Stob. Villi = 1, 25). TeKva |idGe tiktciv dtbia
(deibia die Hds.), ou rd piPoßocKricovTa tö cujjua, xd hi Tfjv ipuxnv
Gp^ipovra t^ dibiu) (deib. die Hds.) xpoqpq (xpucpf] die Hds.).
Ars. XVI, 27 a (TTuG.).
fxdvGave Dem. dtbia fehlt bei Stob. u. Ars. xf) fehlt bei Dem.
Iff TÖ fipxeiv lauxoO KdXXicxov dcpöbiov trpöc dpxt'iv.
Vgl. Porph. 33 (210, 19) und das zu Nr. 93 unserer Sammlung bemerkte.
278 n. 8CHENKL.
Ifl (78; Stob. X =x 1, 26). Td ^mnova t£^v f|b^uiVj|f|YoC MäXicra
cuvTcXeiv elc dperiiv.
Porph. 7 (197, 16); Ars. XV, 96 a {tl diroqpe^^aroc).
(fboEc Totc ciiiqjpoci) Porph, (^aUov) i\fO(i Stob., Are.; iidXXov
allein Porph.
Its (79). *Ti|Lir|C€ic tov Geov apicxa, ^dv xtji Geip Tf|v bidvoiav 6)iOttuq)c*
*f| bfe ojuoiuicic icTi bid iLiovnc dpeific* ^juiövn fäp dperfi Tf|v
t|iuxT|V fiviü ?Xk€i irpdc to cutt^v^c.
Porph. 16 (202, 13); Coll. 15 (alle 6 HcL».); Ant I, 7 (vgL daa su
Nr. 19 unserer Sammlung bem.). Sext. 381 (a); Hieroel. in carm. aor.
p. 24, 12 Gaisf. (a). Sext. 402 (c).
Tiji. (jLi^v) dp. T. 9. Porph. ÖTttv Porph., Coll., Ant Tf|v (cauroO)
Porph. JcTtti Porph. i\-^p€Tf\c] bx dp€T^c Coll., Ant \i6'>n\ fehlt
bei Sext. nnd im Cod. Mon. der Coll. ^Xicci t. i|i. Cod. Pal. der Coll. ;
dvui fehlt in der Coll. n. bei Ant. (kqI) irp6c Porph.
Its (80; Dem. 39*). TeOvdvai ttoXXijj Kpeirrov f{ bi* dxpadac ttjv
ipuxf)v d^aupujcai.
Porph. 86 (211, 22); Stob. 17, 27 (TTu0.) ; Coll. 22 (Pal., Bar., Mon.
Leid.); Ant I, 39 (nach Diogenesgnomen, jedoch vor einem Pythagoreum,
i e. Coli. 235); Parall. [Max. 36 (KXetrdpxou); Ant I, 58 (dsgl.); Mel. Ang.j;
Boiss. I, 133; Sext 345.
iroXX(p Y^p Kp. T. Porph.; xp. diroGavctv Parall.; ctv Boiss.
troXO'CoIl., Ant. I, 89 dKpaciav Porph., Stob., Cod. Leid, der Coll.;
dxpaciac (ci())jiaTOc) Dem.; (yacTpöc) dxpadftv Boiss., Sext Bnf., Sjr.
I, 7, 2. Tf|v fehlt bei Boiss.
104 (81). ToO eu€pT€Teiv jnfj ttot^ ce Traiiaj (-€i die Hda.) äxdpicroc
ävGpuüTroc.
Coli. 100 (Pal., Bar., Par., Vind.); Exe. Yind. 9; Sext 828.
fiil&diroT^ ColL, £xo. Vind. c€ dnocrriq) Coli. (dit. ce Bar.); diro —
crfiq) Exe. Yind. dvOp. dx. Cod. PaL der CoU. (dxPHCroc dvGp. Cod.
Par.).
Its (82). Töv eu€pT€ToOvTd ce elc ipux^v ibc unepdiTiv Geoö ^eTüic^ ^c
Oeöv Tiiuia.
Coli. 99; Parall. [Max. 8 unter Nilnsgnomen; im Cod. Yind. 185 yok. ^i^oj
dem Lemma TTXouTdpxou); Ant 1,29 (nach Greg. Nyss.)] ; Tgl. Sext 819 ^"Tftj
Cod. Yind. 199 f. 194 b.
Its (83). ***YTro\d|Lißave tö ciujua oötuüc coi cuvripTncGai, ib^Toic djLißpuoi^ -^ »c
KUOCpOpOUjLl^VOlC TÖ X^PIOV ^ KQl TIU CITUJ ßXaCrdvOVTl Tf|V KaXd)ÜiT|V' '^'^'
iXlCTTCp OUV TÖ XÖPIOV CUTTlVÖjLlCVOV ' OUK^Tl llboX) jÜi^pOC OUbfc T( d^ ^
dx^pov Ktti f] KaXdjLiri toö citou (TeXeitüG^VTUJV Tdp ^iirreTai iKdtepov)^
oÖTU) Kai TÖ cuvapTibjLievov ipuxrj CTiapeicT) cil^iua oö jui^poc dvGpdiTTOu ""
dXX' Iva jLiiv iv TCiCTpi ötrojLi^vrj tö ßp^cpoc, TrpocuqpdvGn tö xdpioi
*Ka\ TÖ atjLia Kai Td Xomd ttic iv tiu xopiip CT]7T€bdvoc, tö bk i\
ToÜTujv iixdv KCKaGapjLidvov • oub* aÜTÖc ouv Skoctoc frA (viell
uiv ?) ,u€Td ( uüjLiaToc dv KOCjLitu KOI ^TTi yfic Kuoq)opou)üi€vov • tö öl
PTTHAGOREBRSPRÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIPT. 279
Öidv Ka\ dvaxuipoOv dnö toO <cdi)iiaTOC ?> npdc töv ctreipavTa
Kai KaTaTTd)uii|iavTa Trat^pa ; *
'XOpiov aus xw'P^ov m'; xoptov durchaus 'cuttivuCi|li€vov 'Das
Fragezeichen habe ich mit Rücksicht auf oOb* gesetzt; am Schlüsse des
Satzes fehlt etwa (K€Ka8ap|ui^vov ^ct(v).
Porph. 32 (209, 29; a).
(el juiri) t6 caijuia oötuj coi c. qpuXdcceic (-ijc Cod.) Porph. Kuocpopou-
^dvu)v Porph., em. von Nauck. xaX., (ou yvuCioj ceaurriv) Porph.
CUTT€VÖ)ui€VOV Porph. ouk^ti — dxvJpov fehlt bei Porph. gOk ^cti
Bemajs TpiTwG^vra hk piitTerax kKdrepa Porph., em. von Bernays
T^ MJ^Xfl irapeicr) Torph., em. von Bernays- Gildem. (4vcir.) ()ito\x. —
ßp.Jfdvnxai Porph,; dann irpoc xö x-, ^'va bk itzl t^c T^vrjTai, cuve^uYr)
TÖ cui^ia.
117 (84). TTTOjLiijLivTiCKe cauiöv öti iravTec avepuiTroi iiieTiCTOv dTaOöv
Tf)v (ppövT]civ elvai X^touciv, öXitoi bi eiciv oi tö juctictov draGöv
ToöTo KTrjcacOai euTovrjcavxec.
Stob. 3, 60 (TTuG.).
1*8 (85). *Y7r€pdvu) rrjc capKÖc juf) T€v6jLievoc ifiv ipuxnv Odipeic ev capKi.
Coli. 23 (Pal., Bar., Mon., Leid., Vind.) ; Georg, p. 93 (ArmoKpixou).
Vgl. Porph. 25 (206, 30): öitö Tiöv Oircpdvw Yivo|Lidvujv toO cij[))uiaxoc.
Yivö)ui€voc Cod. Bar. der Coli. Gdirxeic Coli., Georg. ^v (x^)
capKi Cod. Mon. u. Leid, der Coli; ^v cuü|iaxi Georg.
109 OpÖVljLlOC TIC U)V dv TTttVIl dpXlKU)TaTOC eCTttl.
Vgl. das zu Nr. 15 (b) unserer Sammlung bemerkte.
HO (86; Dem. 44). ^ <|)iXr|bovov Kai (piXociüjLiaTov Kai cpiXöGeov töv
auTÖv dbuvaiov elvai" *6 fäp (piXr|bovoc Kai qpiXociüjLiaToc * ^ 6 be
cpiXocibjLiaToc Kai cpiXoxprjiLiaToc * ^6 be cpiXoxprmaioc eH dvdTKiic
Kai dbiKoc* *ö be dbiKOC eic juev Geöv dvdcioc, eic be dvGpuiTTOuc
TTapdvojLioc • -^ujcTe kSv ^KaTÖjiißac 0Orj 6 toioötoc, ttoXu jiidXXov
dvociiüTepöc Te ecu Kai dceßfjc Kai d6eoc Kai ir] irpoaipecei lepdcu-
\oc* biö Kai TrdvTa qpiXrjbovov u)c d6eov Kai juiapov eKipeirecGai xpn.
Porph. 14 (201, 20; mit veränderter Wortstellung); Max. 1; Ars. XVIL
86 f (beide TTuG. u. a — e). Zu / vgl. Hierocl. in carmen aur. p. 26, 6
Gaisf. : TTpöcY^P töv ^Kaxö|Lißac GOcavxa )un?| juiex' eöceßoOc Yvd))uiiic--.
Sext. 76 (c). Id. 138 (d).
(piKocibn, (Kai qpiXoxpi^MCiTOv) Dem., Max. (in Combefis' Ausgabe und
Cod. Vind. 135 ohne die verbindenden xal), Ars. ou buvarai Ars.
9iXyiö. (Trdvxujc) Kai Max., Ars.; dsgl. nach ö bi 9iXocu)|uaxoc (hier auch
Dem. u. Porph). Kai vor döiKOC fehlt bei Dem. u. Porph. xal elc
Ö€Öv Kai elc Ttax^pac, Kai eic xoOc dXXouc irapdv. Porph. dvOpojirov
Max. (nach Comb.) ö xoioOxoc fehlt bei Dem.; Porph. hat dafür Kai
^luploic dvaOr||iaci xouc veü)C dydXXij x^ fehlt bei Dem. iroXO —
dccß.] dc€ß/|C ^cxi Porph. q)iXr|b.] 9iXociJÜ)uiaxov Porph.
Ill (87). ^0auXoc Kpiifjc KaXoö irpaTjuaToc öx\oc ^biöirep (Lv toiv
dTiaiviuv KttiacppoveTc Kai töv ipÖTov Kaxatppövei.
280 H. SCHENKL.
Hinflichtlich a vgl. Nr. ^2 unserer dainmlang. Hext. 299 (5); Boiss. I
133 (6c Äv tOöv kn. KaTa9pov^, oötoc xal tOliv i)iöyujv KaTaq)pov€t).
112 (88). Xpf| Kai Xeyeiv Kat dKpoacGai tov trcpi Geujv Xotov die im
Geoiv (0a» = Getf» die Hds.).
Porph. 16 (202, 5); Coll. 14 (Pal., Bar., Par.); vgl. Sext. 22.
(irpocf)K€v) dKp. K. X. Porph. t6v ircpi 0€oO Xoyov Porph., Cod. Bar.
der Coll.; TÜöv ir. GeoO Xötojv Coll. \bc kn\ GeoO Porph., Coll.
113 (89). "Xaipe toTc IXeTXo^ci ce jiidWov fj toTc KoXaKCuouciv *uic
be exOpOüv x^ipovac (x^fpujv die Hds.) exTp^irou touc KoXaKCuovrac.
stob. 14, 18 (TTue.); Coll. 177 (bloß Cod. Bar.); Parall.* (Max. 11 ;
Ant. I, 52, beide TTu9.; Melissa Aug. und Gnomol. Palat. bei Wachsm.).
Georg, p. 95 (a; TTuÖ.); Parall.* (Max. 11; Ant. I, 52, beide TTXourdpxou
und bloß a; dsgl. Mel. Aug.); Ars. XVIII, 8 e (TTXoUT. a); Cod. Vind. 29,
f. 129 a; Cod. Vind. 199, f. 194 b.
Xaipeiv xp^ Georg., Parall. *, Ars.; x^iipoic Cod. Vind. 199 dX^fXOic
Georg. ce jiidXXov fehlt bei Georg., Parall. ^, Ars. f^] oO mehrere
Hdss. des Max. ' (nach Combef. u. Dressier), Ant. * KÖXaSlv Georg*
ToOc KÖXttKttC Coll. und Cod. Vind. 29 u. 199.
114 (90; Stob. XI = 1, 27). XaXeiröv iroXXac öbouc ä|Lia too ßiou
ßaöiCeiv.
Cod. Vind. 199, f. 194 h.
lis (91). Yuxnv beiv vojuiZe aipetdiTepov eivai TrpoecGai f| Xötov ßXdcq)!]-
|Liov 7T€pi Geoö (9v' = Geöv oder OeiDv die Hds.).
Porph. 15 (202, 8); Sext. 362 (Tgl. 361 u. 866).
Vuxi^iv belv fehlt bei Porph. irpo^cOai ktX.] ciydv fj Xö^ov eiKi\
Ttpo^cOai Tiepl GeoO Porph.
116 (Stob. XII = 1, 28). Yuxfic träv Trdeoc elc cuirripiav aöxfic
7roX€|LllU)TaTOV.
Porph. 9 (198, 17); Sext. 205. Vgl. Nr. 2 (6) unserer Sammlung.
Ttäv (t€) TtdOoc t|i. Nr. 2, ohne t€ Porph. aÖTotc Cod. Porph.; aO-
Tf)c fehlt in Nr. 2 ; rationi eius Sext. ; verbo Syr. II (woraus Gildemeiater
vermuth et, dass im griech. Original Xoyoc stand); virtuti Sjr. I.
117 (92). Yuxn xajLieTov kxi, dTaGoO juev dyaOoiv, KaKoö hi. KaKUJV.
Vgl. das zu Nr. 12 (d) unserer Sammlung bem.
118 (93). Vuxnc Tdjaoc 6 irpöc xöv voOv lepöc xe djua Kai dv cpuüxi
dXriGivuj jLiucxaYU)TOUjLievoc • ö bi. xujv ciüjLidxujv bi* dKaOapciac
Kttl CKÖXOUC.
119 (94; Dem. 45), Yuxnc KaGapdc xottov olKeiöxepov Gedc ^ttI t^c
OUK ?X€i.
Boiss. I, 124; Hierocl. in carm. anr. p. 25, 11 Gaisf.
KttG.] &xvfjc Dem., Boiss. titX ^f\c Tor TÖirov Boiss.; derselbe {6}
6e6c Ocöc nach xflc Hierocl.; am Schlüsse Dem.
120 (95; Stob. XIII = 5, 29). ^Qv r\ xuxn Kupia koi boOvai Ka\
dcpeXecGai ou berjci;! oubevoc.
Kttl vor boOvai fehlt bei Stob. Vgl. Porph. 12 (200, 26): oOkouv 6€if|ag
oöbcvöc, ttiv Kai t\ xöxn boOca iroXXdKic itdXiv d<paip€tTai.
PYTHAGOREERSPRÜCHE IN EINER WIENER HANDSCHRIFT. 281
121 (96; •Stob. XIIII). *Qv toO ci[)|LiaToc dtraWaTeic ou bericij, dKclviüV
Karacppövei Trdvxujv * xai düv d7ra\XaT€ic bericij, Tipöc TaOxd coi
dcKoujLieviD Touc 0€ouc TTapttKdXei T€V€c6ai cuXXrjTTTOpac.
Porph. 12 (200, 22); Max. 1 (TTuO.) Georg, p. 106 (a); vgl. Sext. 127 (a).
Ö€r|0if|ci3 Porph. ^K€(vujv fehlt bei Georg. irdvTUJv] toOtuüv Georg. ;
fehlt bei Forph. iBv (Äv) Porph. beiiGQc Porph. irpöc fehlt bei
Porph. t6v 8€Öv Porph.; Seöv Max. yivecGai Stob. (Cod. Vind. 267
des Max.) cuXXi^HTopa Porph,, Max.
122 (97). *Qv dXXoic Tipöc öXitov dTveuouci TrapriTfeXTai direxecGai eic
TÖ dvejLiTrdbicTov Tf\c irpöc Geouc ojLiiXiac, toutiüv bid TiavTÖc toö
ßiou dcpcKTeov Ti|) ToTc 0€oTc TrdvTtt TÖv dauTOÖ ßiov dvaiiGevri.
123 (98; Stob. XV). *Qv fe'veKa lr{v eöAeic toutiüv x^P^v Kai diro-
Gaveiv juf) KaTÖKveu
Porph. 34 (211, 5); Boiss. III, 473; Ant. I, 12 (BaciX(ou); Ars. XVin,
69 f (ohne Lemma); Cod. Vind. 29 f. 129 a; Cod. Vind. 199 f. 195 a;
Sext. Syr. I, App. 1, 6 (8, 18), p. 79 Gildem.
Oö ^v€Kev Ant.; 'Yir^p üDv Boiss. OdXcic tf\v Boiss. toOtiwv %dp\y
fehlt bei Porph. u. Ant.; Boiss. liest iJir^p toutujv Kai OvfjCKe Boiss.
Wien. H. SCHENKL.
Kann Theodoros Prodromos der Verfasser des
X^urrcQ Toicrxm sein?
Bekanntlich geben die Handschriften des Christus patiens den
Gregor von Nazianz als Autor an, und nicht minder bekannt ist es,
dass die Richtigkeit dieser Angabe von verschiedpnen Seiten mit
gewichtigen Gründen angefochten wurde. Im Zusammenhang damit
wurden mancherlei Vermuthungen über den wahren Verfasser dieses
Flickwerkes ausgesprochen, zu welchen sich unlängst eine neue
Hypothese hinzugesellt hat, die ap Stelle des Gregor von Nazianz
den Theodoros Prodromos setzt. J. G. Brambs ist es, welcher
diese Ansicht zuerst in seiner Inaugural-Dissertation 'De auctoritate
tragoediae Christianae, quae inscribi solet Xpicxöc trdcxuiV, Gregorio
Nazianzeno falso attributae* (Eichstätt 1883, wiederholt im Pro-
gramm des Eichstätter Gymnasiums 1884) aufstellte and nunmehr
abermals zu begründen versucht in der praefatio S. 17 ff. seiner
Ausgabe des Stückes: Christus patiens, tragoedia Christiana, quae
inscribi solet XpicTÖc 7Tdcxu)V, Gregorio Nazianzeno falso attributa.
Recensuit Dr. J. G. Brambs. Lipsiae, in aedibus B. G. Teubneri,
1885, 172 Seiten kl. 8^. Brambs findet Metrik und Sprache des
Christus patiens in aufi'älHger Übereinstimmung mit Theodoros
Prodromos. Die folgende Untersuchung wird zeigen, dass im Gegen-
theil kaum ein Punkt vorhanden ist, in welchem nicht Theodoros
Prodromos im schärfsten Gegensatz zum Verfasser des Christus
patiens sich befindet.
1. Horcher hat in den erotici scrip tores Graeci 2, p. XLIII sq.
die nicht paroxytonisch schließenden Trimeter verzeichnet, welchd
sich in des Theodoros Prodromes Liebesgeschichte der Rhodanthe
und des Dosikles finden. Dieses Verzeichnis ist allerdings sehr
lückenhaft. Den 30 Versen, welche Horcher anführt, müssen nicht
weniger als 14 hinzugefügt werden, nämlich: 1, 176, 240; 4, 87;
5, 496; 7, 131, 218, 227, 372, 382, 413; 8, 128, 203, 383, 394.
Dieses umfangreichste Werk des Theodoros Prodromos enthält nach
Abzug der neun Hexameter 9, 196 — 204 nicht weniger als 4605 Tri-
meter. Unter diesen 4605 Trimetern finden sich also 44 nicht
HILBERQ. KANN THEODOROS PRODR. DER VERF. ETC. 283
paroxytonisch schließende. (Unter den 384 Trimetern^der^Catomyo-
machia findet sich kein einziger von dieser Beschaflfenheit, während
die 294 Trimeter der Amicitia exulans vier solche enthalten, nämlich :
19, 245, 282, 293. Andere Gedichte des Theodores Prodromes als
die drei eben angeführten lasse ich hier und im Folgenden unbe-
rücksichtigt. Die Basis meiner Untersuchung ist auch so breit genug,
um meinen Resultaten die vollste Sicherheit zu gewähren.) Wie
verhält sich nun der Verfasser des Christus patiens zu dem Gesetz
des paroxytonischen Versausganges? Brambs sagt a. a. O. S. 19,
er habe es *aliquoties^ übertreten. Ich liebe die Genauigkeit und
erläutere daher dieses *aliquoties* durch die Constatierung der That-
sache, dass in den ersten 500 Versen des Christus patiens sich 116
finden*), welche gegen jenes Gesetz verstoßen. Vergleichen wir mit
diesem Zahlenverhältnis jenes, welches oben für den versificierten
Roman des Theodores Prodromes ermittelt wurde, so ergibt sich
durch eine einfache Rechnung das Resultat, dass der Verfasser des
Christus patiens jenes Gesetz 24mal häufiger übertreten hat als
Theodores Prodromes. Der naheliegende Einwand, dass jene massen-
haften Abweichungen von dem Accentgesetz lediglich durch den
cento-artigen Charakter des Werkes herbeigeführt sind, wird sofort
hinfällig, wenn man der Sache ein wenig auf den Grund sieht.
Gibt man selbst zu, was keineswegs selbstverständlich ist, dass
derselbe Theodores Prodromes, welcher in seinen originalen Ge-
dichten das Accentgesetz mit solcher Ängstlichkeit wahrte, bei der
Zusammenstellung eines Cento nicht die Verpflichtung fühlte, das
in den Augen seiner Zeitgenossen Anstößige und Fehlerhafte zu
beseitigen, so wird man doch mindestens erwarten dürfen, dass er,
wo er selbst Verse macht oder antike Verse ummodelt, dem Accent-
gesetz Rechnung trage. Aber wie sehr werden wir in dieser Er-
wartung getäuscht! Aus Eurip. Tro. 747 (ich eitlere die Verszahlen
nach Nauck) oö ccpdtTiov uiöv Aavatöaic t^Houc' djiiöv macht der
Verfasser des Christus patiens 77 oöxl cqpdTiov |LAT]Vuoucdv |la' dxre-
K€iv, aus Rhes. 63 kätuj jiifev f\ TrpoGujuoc idvai Ö6pu wird 88 und
gleichlautend 2334 k&t«!' M^v fjv TTpöGujuoc ?wuxoc öpajLieTv (wo doch
Tp^X^iv so nahe lag), an Eurip. Med. 1320 X^t'» €i ti ßoOXei, xeipX b*
oö ipaucetc ttot^ lehnt sich sehr frei an 115 Xif* , die TrpocrJKei, iir]b*
dii^dcTjc Geöv, aus der lyrischen Stelle Eurip. Med. 1256 f. GeoO
b' aT^axi TTiTveiv cpößoc utt' dv^pwv entsteht der Trimeter 117
Kttivöv bi TTiTveiv aI|Li* utt* dv^puiv OeoO. Diese wenigen Beispiele
') Chr. p. 356 (vgl. 750) ist mitgezählt.
286 HILBEBG.
sind. In der Liebesgeschichte der Rhodanthe und des Dosikles sind
folgende Stellen bereits in Herchers Text verbessert: 3, llOelcTOV
veibv {h^) 7rpößa\d)v 6 fiüßpuac (Hercher: TTpocßaXibv). 3, 136
oTÖ€ cuvdiTTeiv toOc caqpiüc dXXoxpiouc (Le Bas: HuvdTTxeiv). 3, 277
ai c€ cuvfjvpav tiI) jueTicTui caTpctTrij (Le Bas: Huvfiipav). 4, 477 aö-
Töc d7T€KpaTr|cac ibc ävaH öXuüv (LeBas: dTrexpaTiicac auxöc). 6,
115 Touc dvbpidvTttc TÜuv Geujv pitttöjli^vouc (Hercher: ßiirrou-
jLievouc). 6, 176 Kai tujv xuvaiKuiv exdpav TidXiv jniav (Hercher:
dtepav). 6, 457 cuytvu)ctöc äv ^c ö 6cxvd)v uirfep qpiXric (Hercher:
^KGavÖJv). 7, 245 cpuTdc KaTeTreirXeuKev axpic eic ^Pöbov (Hercher:
KQTaTT^TrXeuKev). 9, 20 fijuTv be tö cuvoTcov eHeupritdov (Hercher:
£uvoicov). 9, 162 ujviov dvieböro Tfjc cuiiripiac (Hercher: dvxe-
bovxo). Hiezu kommen noch folgende Stellen, welche auch in
Herchers Ausgabe noch in corrupter Gestalt vorliegen: 1, 38 X^ipi
HuvebdGricav iLjlioO ßapßdpou. Lies: Huvecxe'Gncctv und vgl. 4, 56
oöc jLitv cuvecxec tOüv cpuXdKUJv dGpöujc. 4, 321 XeXriGev öirvui cu-
cxeGeic irpiv dKirir). Catom. 313 ouk Sv ydp dKjLifjv xip irdGei cuve-
cx^Gtiv. Niketas Eugeneianos 3, 398 SpKOic cuvecxeGtijuev dXXiiXcT-
Tuoic. id. 5, 451 becjLioTc cuv€CX^GT]cav, dXXd bucXuxoic. id. 6, 118
cuvecx€v fjjLidc aixjLiaXwciac v6)iuj. 3, 493 Kai TXuJxxobec)LHiv vbcTrepei
b€be)Li^VTi. Lies: bebecjudvT]. 4, 77 xö be xoXu)Geic Kai Gumj) irepi-
lecac. Lies: b*^KXoXujGeic. 4,401 fi juev xic eb^bpaKXo xoO x^tuj-
viou. Ich vermuthe: oövbebpaKXo, was wohl meiner friiheren Con-
jectur au bebpaKXO vorzuziehen ist. Die Weglassung des Augments im
Plusquamperfectum ist bei den byzantinischen Jambographen legi-
tim, vgl. Hercher erot. script. Gr. 2, p. IL not. 6, 135 x^ipac cuve-
xdxjLiT]Vxo xoTc baKXuXioic. Lies: cuveKxdx|LiT]Vxo, vgl. 6, 204 2ujf|V
Sv auxoiv auxiKa HuveKX^juoic und die Bemerkung zur vorigen
Stelle. 6, 302 xoO juexoTTiupou irpocpGdcavxoc xöv xP^vov. Das
Wort |Liexo7TU)pou ist Erklärung des ursprünglichen cpGivoTTaipou.
Auch Niketas Eugeneianos kennt nur (pGivoTTUjpov (6, 635), nicht
das für den 1 28 ilbigen Trimeter unbrauchbare juexÖTTüipov. 6, 381 KaXf|V
cuveirrjEacGe Tdjaou Tiacxdba. Lies cuvetrX^EacGe, vgl. 9, 228
TdjLiou 7Tpocep7TX^Euj|Liev auxoTc iracxdba und 9, 459 koi ttoi ttoxc
TtXeHaiev auxf|v Tiacxdba. Der Gleichklang mit dem folgenden Vers
KaXöv cuveirX^tacGe xrj KOpt] cx^qpoc ist offenbar beabsichtigt. 7, 69
7T0Ö xiüv XöXaciuv xd XiGößoXri^axa; ich vermuthe: XiGujv ßoXi^-
^axa. Doch ist der Vers auch wegen des proparoxytonischen Aus-
ganges anstößig; violleicht Hegt also die Corruptel tiefer. 8, 185,
ov ^f|v eTTeXTJcaxo xoO AoqkX^oc Ich vermuthe: ^7TiXeXT]cxo, vgl.
die Bemerkung au 4, 401. 8, 468 euuivujLioic bi irpocecupiii^VTiv
KANN THEOD. PRODR. DER VBFJP. D. XpiCTÖc irdcxiwv SEIN? 286
3. Es ist bekannt^ dass auch in der byzantinischen Zeit halb-
wegs sorgfältige Dichter es vermieden, die Vocale e und o ohne
folgende Doppelconsonanz als Längen zu gebrauchen. Wie sich in
dieser Einsicht Theodoros Prodromes verhält, habe ich schon vor
Jahren in einer kleinen Gelegenheitsschrift (Epistula critica ad
loannem Vahlenum, Wien 1877, S. 13 flf.) erörtert. Ich benütze die
Gelegenheit, über diese Sache nochmals zu sprechen, um so lieber,
als ich damals ein paar Stellen übersehen habe. Ich behaupte, dass
Theodoros Prodromes e und o ohne folgende Doppelconsonanz aLs
Längen zu gebrauchen nur in Eigennamen und Kunstausdrücken,
und auch da nur ganz vereinzelt und fast durchweg unter beson-
deren entschuldigenden Umständen, sich gestattet hat. In einem
Eigennamen findet sich diese Licenz an folgenden Stellen : Khod. et
Dos. 4, 365 Aiövucoc und 377 Aiövücuj; ibid. 6, 169 PöbdvGriv;
Catom. 37 AapöOKÖTiov; ibid. 208 TTepcecpövriv; Amicitia exulans 219
'EreoKXfi. Hiebei ist zu bemerken, dass die Namen AapboKOiroc,
TT€pceq)dvTi und 'ET€OKXf\c ohne eine solche Licenz überhaupt nicht
im 128ilbigen Trimeter des Theodoros Prodromes unterzubringen
wären, ferner, dass die Messung Aiövucoc eine Stütze findet an der
epischen Nebenform Aiiüvucoc. Ob nicht diese Namensform bei
unserem Byzantiner in den Text zu setzen ist^ wage ich vorläufig
nicht zu entscheiden. Thatsache ist es, dass Theodoros Prodromes
in bescheidenem Maße dialectische Formen benützt hat, wenn sie
sich ihm aus prosodischen oder metrischen Gründen empfahlen.
Sehr auffallend ist dagegen das PobdvGiiv, weil dies der Name der
Titelheldin ist und somit außerordentlich häufig vorkommt ^ sonst
immer mit der zweiten Silbe in der Hebung, nur an jener einzigen
Stelle 6, 169 mit gehobener erster Silbe. Eine Änderung des Verses
ist unzulässig, aber eine Streichung ohne jede Störung des Zu-
sammenhanges möglich. Indes ist Ausscheidung von Interpolationen
bei diesen Spätlingen eine sehr heikle Sache, da hier über das
Maß des Zulässigen und Verzeihlichen ein sicheres Urtheil oft gar
nicht zu gewinnen ist. Unter die Rubrik der Kunstausdrücke (ter-
mini technici) gehört Rhod. et Dos, 2, 434 cpi\ocöq)ia, auf welches
Wort der Dichter ohne diese Licenz hätte verzichten müssen, ebenso
ibid. 9, 423 q)iXöco(pu)TdTTi, was ich früher unnöthigerweise in cpiXii^
coqpuiTdTTi ändern wollte. Damit sind aber auch die bei Theodoros
Prodromes vorkommenden Fälle von langem € und o, welche vom
Dichter selbst herrühren, erschöpft. Die Handschriften weisen aller-
dings noch eine ganz stattliche Reihe derartiger Stellen auf, welche
aber sämmtlich corrupt und fast durchweg leicht zu emendieren
286 HILBEBG.
sind. In der Liebesgeschichte der Rhodanthe und des Dosikles sind
folgende Stellen bereits in Herchers Text verbessert: 3, 110 elc töv
veibv (b^) TrpößaXdüv 6 fiüßpuac (Hercher: TipocßaXuiv). 3, 136
olbe cuvdtTTTeiv toOc caqpuic dWorpiouc (Le Bas: Huvdnrreiv). 3, 277
ai C€ cuvfivpav Tili jli€tictuj caTpdTnj (Le Bas: Huvfivpav). 4, 477 au-
Töc d7reKpdTT]cac ibc fivaH öXuüv (LeBas: direxpaTTicac auxöc). 6,
115 Touc dvbpidvxac toiv Geujv pitttöjli^vouc (Hercher: ßiirrou-
^evouc). 6, 176 xai tujv yuvaiKoiv exdpav TidXiv jniav (Hercher:
drepav). 6, 457 cuytvujctöc av fjc ö 6ävd)v uTitp q)iXric (Hercher:
eK0aviijv). 7, 245 cputdc KaTeTreTiXeuKev axpic eic ^Pdbov (Hercher:
KaTaTT^TiXeuKev). 9, 20 fijuTv be tö cuvoTcov dHeupriT^ov (Hercher:
£uvoicov). 9, 162 ujviov dviebÖTO Tflc cuürripiac (Hercher: dvx^
bovTo). Hiezu kommen noch folgende Stellen, welche auch in
Herchers Ausgabe noch in corrupter Gestalt vorliegen: 1, 38 X€ipi
HuvebeGricav ujjlioO ßapßdpou. Lies: Huvecxe0T]cav und vgl. 4, 56
oöc \Jikv cuv^cxec tujv cpuXdKUüv d0p6u)c. 4, 321 XeXiiGev öirvui cu-
cxcOeic TTpiv ^KTTiij. Catom. 313 ouk av ydp dKjLifjV tiu TidGei cuve-
cxeöiiv. Niketas Eugeneianos 3, 398 SpKOic cuvecx€6Ti)Li€V dXXiiXcT-
Tuoic. id. 5, 451 becjuoTc cuvecx^Oncav, dXXa bucXuToic. id. 6, 118
cuvecxev f]}iäc aixMaXuiciac vojliuj. 3, 493 xai TXiJUTTob€C)ir|v djcirepei
b€b€)LievT]. Lies: bebe cjh^vt]. 4, 77 t6 be xoXu)Geic xai Gujiiu irepi-
Ce'cac. Lies: b^eKXoXiüGeic. 4, 401 f| ixiv Tic eb^bpaKTo toO xxtw-
viou. Ich vermuthe: oövbebpaKTO, was wohl meiner friiheren Con-
jectur au bebpaKTO vorzuziehen ist. Die Weglassung des Augments im
Plusquamperfectum ist bei den byzantinischen Jambographen legi-
tim, vgl. Hercher erot. script. Gr. 2, p. IL not. 6, 135 x^ipac cuve-
TeT^T]VT0 ToTc baKTuXioic. Lies: cuveKT^TjuiiVTo, vgl. 6, 204 £ijuf|v
öv aÖTUJV auTiKa HuveKT^juoic und die Bemerkung zur vorigen
Stelle. 6, 302 toO jueTOTruipou TipocpGdcavToc töv xP^vov. Das
Wort ^eTOTTiupou ist Erklärung des ursprünglichen (pGivoTriupou.
Auch Niketas Eugeneianos kennt nur (pGivoTTuupov (6, 635), nicht
das für den 128ilbigen Trimeter unbrauchbare jueTOTTüJpov. 6, 381 KaXf|V
cuveirriHacGe yäixov TiacTdba. Lies cuvetrX^HacGe, vgl. 9, 228
f&ixox) 7Tpoce|Li7TX^Eui|Liev auToTc TracTdba und 9, 459 xai ttoT troTe
TtXdEaiev auTf|v TiacTdba. Der Gleichklang mit dem folgenden Vers
KaXöv cuveirX^HacGe Trj KOpij CT^qpoc ist offenbar beabsichtigt. 7, 69
TToO Tuiv xctXaZiüüV tci XiGö ßoXr||LiaTa; ich vermuthe: XiGu)v ßoXiQ-
jLiaTa. Doch ist der Vers auch wegen des proparoxytonischen Aus-
ganges anstößig; violleicht liegt also die Corruptel tiefer. 8, 185,
oi) |Lif|V dTTeXrjcaTo ToO AocikX^oc Ich vermuthe: ^ttiX^Xticto, vgl.
die Bemerkung zu 4, 401. 8, 468 euüJvujLioic bk irpocecupin^VTiv
KANN THEOD. PRO DR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxwv SEIN? 287
lüiövoic. Das Metrum fordert Trpocc€Cup)LA^VTiv, der Sinn hindert
68 nicht. 9, 11 Kai trdviec ecpuirviuTTOV dv ja^caic KXivmc. Lies:
dcpuirviuTTov, vgl. 4, 417 xai ^axpöv dcpuTTViDTTev ujc Gavibv
ÖTTVOV. In der Catomyomachia sind folgende hieher gehörige Stellen
bereits von Hercher verbessert: 36 oiKTpujc KaiejudXaipe cpeö juoi
7rpoö|i|LidTuiv (Hercher: KaTTHLidXavpe). 73 xai cujUjLidxuiV €ixö)i€V
KpdxiCTOv v^cpoc (auch jwegen des Spondeus im 4. Fuße fehlerhaft,
Hercher: KpdricTov etxoMCv). 145 dXX' ibc kvöv diTavTec, iB GeToi
)LiÜ€C (Hercher: cu)Li7ravT€c). Stehen blieben: 273 6 tOjv TrapövTiüv
ÖTT^Xöc dfTeXjLidTiüV. Lies: dyTeXoc jUTivu^dTUiV und vgl. Rhod.
et Dos. 9, 475 juucTTipiiJubuJV dTT^Xoc )iTivu)LidTiJUV und Nik. Eug.
8, 249 bmXujv ydp fjXGev öttcXoc jUTivujLidTiüv. 368 xai irpöc
äfiiXXov dTp6|Liu)c cuveirXdKTi. Lies: irpöc ttiv. In der Amicitia
exulans findet sich keine hieher gehörige Stelle. Soviel über langes
€ und bei Theodores Prodromes. Wie verhält es sich damit im
Christus patiens? Das KXeÖTia (2493) erregt kein Bedenken, da es
ein £igenname ist und überdies ein solcher, welcher nur mit einer
derartigen Licenz im 128ilbigen Trimeter verwendet werden kann.
Das eudtT^Xoc (72) dagegen ist anstößig, selbst wenn man es als
Kunstausdruck betrachtet, weil seine prosodisch richtige Verwen-
dung durch nichts gehindert wird. Die Versschlüsse dtT^Xiav (81)
und dTT^iotc (1037) schützen sich gegenseitig gegen jeden Emen-
dationsversuch ; dem Theodores Prodromes wären sie sicher nicht
in die Feder gekommen, ebensowenig das ßXecpdpoic (2000), welches
vor etwaigen Conjecturen durch Rhes. 556 bewahrt wird. Eines
Bolchen Schutzes entbehrt, kann aber auch ruhig entbehren der
famose Vers 2552 f Xee , Qii, vejue x^pe , qpepe jue, in welchem 5 lange
€ sich zusammengefunden haben. Während Brambs diesen versum
ludicrum (praef. p. 18) mit Recht unangetastet lässt, macht er
Emendations versuche zu dem bald folgenden Vers 2560: dip' ejiid-
9ö^€V, ÖT^ ^XP^v, ouK eibdiec. Jeder besonnene Kritiker wird wohl
der Ansicht sein, dass 2560 durch 2552 gegen jede Anfechtung ge-
sichert ist Ich kann mich übrigens des Gedankens nicht erwehren,
dass der Epilog, in welchem diese beiden Verse stehen, nicht vom
Verfasser des Christus patiens herrührt. Dies ist auch der Grund,
warum ich oben zu Vers 1437 die naheliegende Conjectur avojuov
statt Ttapdvo^ov zurückgewiesen habe. Das ecpuüpjUTijLi^vov (1861), das
irpöXaßibv (2029) und das Kdiömv (2204) lässt Brambs unbehelligt,
während er JfiXöv (84), T€pdTU)V (1203), tröpöv (1238) und to (217,
725) durch Conjectur beseitigt^). Wäre Theodores Prodromes der
*) 482 und 1916 ist -iLie9a (nicht -^lecöa) die einzige, 1969 die beste Über-
liefenmg, dagegen ist 2145 das 6* sprachlich gerechtfertigt.
Wien. Stnd. VIII. 1886. '^
288 HILBRRG.
Verfasser des Christus patiens^ so würde ich die Nothwendigkeit solcher
Verbesserungsversucbe anerkennen; dass aber jene Voraussetzung
und somit auch diese Folgerung unberechtigt sind, dürfte dem
Leser bereits klar geworden sein.
4. Sowohl Theodoros Prodromes als der Verfasser des Christus
patiens haben Diphthonge, x] und üj stets als Längen gebraucht
und starke Doppelconsonanz nie vernachlässigt. Die handschriftliche
Überlieferung hat freilich auch in dieser Hinsicht des Theodoros
Prodromes Gedichte nicht unversehrt gelassen^ doch sind die be-
tre£fenden Schäden in den neueren Texten meist schon geheilt. In
der Liebesgeschichte der Rhodanthe und des Dosikles sind folgende
Stellen bereits in Horchers Ausgabe verbessert: 1, 450 toötov bk
TÖv KXeavbpov töv pipctXeov (Hercher: KXaiovxa). 5, 127 Kai xAv
dX6vTU)v \)(p TiiLiüüV TToXixviuiv (Le Bas: ujliujv). 6, 49 irpiv äv irpo-
TT^jLiiijri Kai ßäXXij KaTacK67TU)c (LeBas: ßdXij). 7, 196 ?cpii TobdvGT]
trpocKXaiouca Tqj \6f^) (Hercher: TipocKXdouca). 8, 473 X^tMai-
cpu€ic ^x^ucav Kai ttoXXouc KXdöouc (Hercher hat dies ursprünglich
übersehen, nachträglich aber im kritischen Apparat verbessert:
fxovjci). 9, 123 CKOTrrjcoi^ev yoöv eic v^wia xöv Xdyov (Le Bas:
CKOirricojLiev). übersehen wurden: 5, 355 r]}Xf3jv yctp av t^vrixai
xd xoö MicxüXou. Lies: tcvoixo. 6, 384 xoiouxuiv dTruivacGe xäv
q)uXaT|i>idxujv. Lies: xoioOxov. 8, 504 u>c b* eijpev, ^Etjtcitcv Kai
TTCpixpicac. Lies: ig^YOTC. 9, 333 xouc Gfipac dirXrjOuvov xfj
biacxdc€i. Lies: in\, dv. In der Catomyomachia hat schon
Hercher folgende Stelleu verbessert: 71 ouk olc9a ttiüc irpiv cuvT-
cxujvxec xöv jLidOov (Hercher: xöv irpiv cuvicxujvxec jliöGov). 73
Kai cujUjudxiAiV €ixo|Liev Kpdxicxov vecpoc (auch wegen eTxö)ui€V fehler-
haft und daher schon im dritten Abschnitt angeführt sammt der Ver-
besserung von Hercher: Kpdxicxov efx^M^v). 125 ibou irdpcici
jKuapxoi HuvTiYjLi^voi (Hercher: ,jLiuaT^,). 287 fjxxrixaT Kai 7r€Trru)K€V,
oiKxpd xic 9ea (Hercher: fjxxrixo). Übersehen wurden: 55 iCTijiiai
TTOvxujc' dXXd beivöv xuTXdveu Lies: ?cTi)uii. 248 TreirrajKev f)jLif| xoö
Tnpüic ßaKXTipia. Lies: Trjpaoc. 268 xi ö^ cxevouca xouc Xoti-
Cjüiouc K0uq)i2[eic; lies: K0uq)ic6ic. In der Amicitia exulans sind
folgende Stellen bereits in Duebners Text emendiert: 110 TrXiv-
6oi Toöv ÖTTxai Kai XiOu)V £ecxuiv ßdpn (Duebner: ydp). 134 ouö^v
xoT 7rdvxu)c dXXo OiXiac öixa (Duebner: xi). 162 f]|Lidc xuttxüiv
d£dT€T. uj v6|Lioi, voMOi! (Duebner: fi^dc öfe xuirruiv dEoTci. vdjuoi,
vojLioi!) 270 Kai xoö tiöouc |Li€xdcx€ Kai xuiv dXdxujv (Duebner:
t' ?bouc). Unbeachtet blieben zwei Stellen: 54 dv9pujTroc ou tvouc,
u>c xö TtOp q)uc€i Kai€i. Lies: Kdei. Ferner 265 irpöc xoö xckövxoc
KANN THEOD. PÄODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxwv SEIN? 289
dTiaiTUiV/ Tipöc Tuiv xp^^vuiV, wo Duebner das metrisch unmögliche
dTTaiTUJV beibehält, dafür aber das ganz unverdächtige xpoviüv in
Spdvojv ändert. Ich schreibe: irpöc toö tckovtoc, dirXeTUJV Tipöc
tOüv xpovuiV. Im Christus patiens finden sich blos zwei Verse (unter
2610!), welche in dieser Hinsicht anstößig sind und einer Ver-
besserung bedürfen — ein höchst beachtenswertes Indicium, wie
.verlässlich die Überlieferung dieses Werkes überhaupt ist, wie
wenig die metrischen und sprachlichen Eigenheiten des Verfassers
verdunkelt sind! 251 fiKicxa loöb' ?(pu Xfijujua TupavviKOV, bereits
von Duebner emendiert: loöbe XfijLi'?q)u. 356 K^vTpoic dviac r\
7raVT\d|LAUJV öaKpiiu), wo Brambs die ursprüngliche Fassung aus
Vers 750 hätte herstellen sollen, welcher lautet: Kevrpoic dviac r\
iXäjLiuJV ööupojaai. Es ist klar, dass zuerst das gewähltere und
proparoxy tonische ööüpOjLiai durch das gewöhnliche und paroxy-
tonische baKpuiu verdrängt und dann die fehlende Silbe durch
Verwandlung des TXdjuuJV in iravTXdjLiuiv ersetzt wurde, welch letzteres
Wort im Christus patiens mehrfach vorkommt.
5. Ein qt kurz zu gebrauchen hat Theodores Prodromes in
zwei vereinzelten Fällen sich gestattet, einmal im 2. Fuße Rhod. et
Dos. 5, 186 KaTappa6u|Lir|C0iT€ ttjc qpiXric jadxnc, also in einem
Wort, welches ohne diese Licenz nicht verwendbar wäre, das andere-
mal im 4. Fuße Catom. 208 TTXoiJTUiva, AriTU), cijv "ATöij TTepcecpövriv,
wo der Eigenname Entschuldigung gewährt, niemals jedoch im
6. Fuße. Anders verfährt der Verfasser des Christus patiens, welcher
2494 TrdpecTi koi ydp, d)c öpu), Kai ttöXX* qibei diese Freiheit auf den
6. Fuß überträgt, von welcher er im 2. Fuße Gebrauch macht
1824 kSv cuvqiöuici toic irpoiiTOpeujaevoic. Weder hier noch dort
kann ein mildernder Umstand geltend gemacht werden, wie dies bei
Theodores Prodromes der Fall war.
I
6. Theodores Prodromes gebraucht die erste Silbe von Käfd) nur
im 2. Fuße kurz, vgl. Rhod. et Dos. 2, 334 oiov Ka^ib ir^TTOvGa tuj
TÖte XPÖvif)» ibid. 6, 446 laÜTÖv KafUi TreirovGa lauiaic xaTc irdGaic.
ibid. 9, 320 eiöov Kaju) iroXXdKic ev ttoXXoTc tt^ttXoic. Catom, 199
Ktti ^nv Kayd) öeöopKa ifiv XajLiTrriböva. Der Verfasser des Christus
patiens setzt das Wort unbedenklich in den 6. Fuß, vgl. 1160
fXOVTi jLi^cm ToÖTov oiKTeipuj KctTiiü. 2513 oötiüc ujaäc irpöc köcjliov
7. In des Theodores Prodromes Amicitia exulans ist Vers 225
so überliefert: djuoi KaieTrpdHavTO xoüc xöcouc aöXouc. Sicher ist zu
lesen: äGXouc töcouc. Denn Theodores Prodromes hat nicht ein-
ipal ÖKVüV (= deKUiv) in den 6. Fuß zu setzen gewagt. Der Ver-
19*
290 HILBERG.
fasser des Christus patiens thut es, vgl. 1667 Kai taura ^kv Trd7TOV0€V
ouTOc ouK aKiüV. 1669 Xinx] TiöXicjua, ßapßdpoic eiKUJV, aKüJv.
8. Die Mittelzeitigkeit kurzer Vocale vor muta cum liquida
unterliegt bei Theodores Prodromes gewissen Beschränkungen, welche
der Verfasser des Christus patiens nicht kennt. Der Letztere ge-
braucht Formen des Wortes ttötilaoc unbedenklich im 6. Fuße (nicht
weniger als sechsmal: 1372, 1529, 1661, 1709, 2099, 2540), wofittr
bei Theodores Prodromes kein Analogen vorliegt. Und was die
Verbindungen mit folgendem v betrifft, so hat zwar Theodores
Prodromes in den 6. Fuß seiner Trimeter Formen der Wörter
T^KVov (Rhod. et Dos. 1, 463; 3, 52; 7, 253; 8, 261; 9, 341. Catom.
108, 236, 247, 325, 332. Amic. ex. 253), x^xvn (Rhod. et Dos. 9,
325. Catom. 164. Amic. ex. 114), Xuxvoc (Catom. 190), öttvoc (Rhod.
et Dos. 2, 347; 4, 417) zugelassen, aber schwerlich ist es seine
Schuld, dass in der Amicitia exulans überliefert ist (Vers 280):
büvmo ö' av |Lioi tauia Tipocqp^peiv eöva. Ich vermuthe, dass es
ursprünglich hieß: buvaio b' fiv juoi TaÖT* äeb\a irpocqp^pciv. Die
dem Abschreiber ungewohnte homerische Form bot den Anlass zur
Umstellung. Dass Theodores Prodromes von Dialectformen in be-
scheidenem Maße Gebrauch macht, wurde bereits im dritten Abschnitte
bemerkt. Nie hat sich Theodores Prodromes erlaubt, wie der Ver-
fasser des Christus patiens es thut, fyviju (Chr. p. 1432), Travdfvou
(ibid. 2503), (piXdirvoic (ibid. 2590) an den Schluss des Verses zu
setzen.
9. Dass Theodores Prodromes bisweilen aus metrischem Be-
dürfnis die Accentuation und Orthographie änderte, auch hie und
da von Dialectformen Gebrauch machte, ist bekannt, aber nie ver-
stieg er sich so weit wie der Verfasser des Christus patiens, welcher
zweimal (1772 und 1777) övaidc als 6. Fuß gebraucht, um von
dem im 6. Fuße mehrfach wiederkehrenden TXajiiUiv ganz zu
schweigen.
10. Es gibt keinen Trimeter des Theodores Prodromos, der
nicht die caesura semiquinaria oder semiseptenaria hätte. Welch
reizende kleine Ungeheuer treffen wir dagegen im Christus patiens!
Ich gebe nur eine Auswahl: 1942 pivpaca Karöimc copoO Geiou
ILAoXeiv. 2232 öc* ou Katd TViwjariv ^peiv fmujv fx^ic. 2511 kqI ipriXa-
qprjcaviec ju' xbr\Q\ ibc irdvT* ixoj, 2518 ^cai djiivki* dvd iracav xQöva.
2520 dpeiTC, Aautbou ttöXic irdc' die tbij.
11. Ich bringe nunmehr einen Punkt zur Sprache, welcher bisher
vollständig unbeachtet geblieben ist, nämlich die verschiedene
Behandlung des a, i und u bei den byzantinischen Jambe-
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxiuv SEIN? 291
graph en. Die bis heute herrschende Anschauung geht dahin^ dass
a, t und u bei den byzantinischen Jambographen ausnahmslos
mittelzeitig sind^ und dass die besseren Jambographen sich von
den schlechteren nur durch die minder häufige Benützung dieser
Licenz unterscheiden. Dass nun diese Anschauung durchaus irrig
ist, habe ich bereits im Jahre 1877 entdeckt. Wer meine damals
erschienene Epistula critica ad loannem Vahlenum aufschlägt,
findet daselbst p. 13 einen deutlichen Hinweis auf die damals bereits
gefundenen Resultate und das Versprechen alio loco* sie mitzu-
theilen. Wollte ich hier alle Ursachen angeben, die mich bisher
hinderten mein Versprechen einzulösen, so müsste ich ein Stück
meines Lebens erzählen. Ich würde auch noch jetzt meinen Fund
nicht veröffentlichen, wenn nicht die Redaction der österreichischen
Gymnasialzeitschrift mir Brambs' Christus patiens zur Recension
zugeschickt hätte. Doch nun zur Sache!
Die Gesammtmasse der byzantinischen Jambographen lässt
sich hinsichtUch des Versbaues in drei Gruppen sondern:
A. Die Classiker. Diese zeichnen sich durch absolute
Correctheit der Versification aus, soweit Quantität und Cäsuren
in Frage kommen. Die Längungsfähigkeit vocalisch auslautender
kurzer Endsilben durch folgende Doppelconsonanz, welche im
Alterthum in enge Schranken gebannt war , beginnt jedoch bereits
allgemach diese Fesseln abzustreifen (vgl. darüber Princip der
Silben wägung S. 217 und 234). Die 12silbige Gestalt des Trimeters
ist bereits die vorherrschende; doch verwendet man daneben auch
Auflösungen von Längen in zwei Kürzen und Ersetzung des Jambus
durch den Anapäst in bescheidenem umfang. Bezüglich des Ac-
centes gilt blos das Verbot desselben für die Schlussiibe des
Verses (vgl. a. a. O. S. 271). Ein Vertreter dieser Gruppe ist
GeorgioB Pisides.
B. Die Epigonen. Ihr Trimeter ist auf 12 Silben beschränkt.
Die Correctheit bezüglich der Cäsuren theilen sie mit den Classikern.
Die Quantität jedoch wird nur in jenen Fällen rein bewahrt , wo
sie für das Auge kenntlich ist. Somit sind die Diphthonge, x] und uj
stets lang und die längende Wirkung der starken Doppelconsonanz
wird nie vernachlässigt. Auch das durch Contraction oder Krasis
entstandene, sowie das mit iota subscriptum versehene a bleiben
in der Regel lang und Verkürzung ist nur in streng fixierten Fällen
gestattet (vgl. das Nähere darüber bei Horcher, erot. script. Gr. 2,
p. LI sq.). Die Vocale € und o können nur in Eigennamen und
Eunstausdrücken lang gemessen werden, bei den letzteren nur, bei
292 HILBERG.
den ersteren fast nur^ wenn sonst die Verwendung im 12silbigen
Trimeter unmöglich wäre. Langes a (abgesehen von den oben her-
vorgehobenen Arten desselben), i und u können nach Belieben auch
als Kurzen verwendet werden , wobei verr&therische Circumflexe
über den betreflFenden Voealen dem Acutus weichen müssen.
Kurzes a, i und u werden im An- und Inlaut ohne jede
Beschränkung auch als Längen gebraucht, im Auslaut
jedoch nur in freien Wörtern (über den Begriff der freien
Wörter vgl. Princip der Silbenwägung S. 2). Die Längungsfähigkeit
vocalisch auslautender kurzer Endsilben durch folgende Doppel-
consonanz ist gänzlich unbeschränkt (vgl. a. a. O. S. 218 und 234 f.).
Paroxytonischer Schluss des Trimeters ist Gesetz, welches abge-
sehen von einzelnen gelegentlichen Versehen streng befolgt wird
(vgl. a. a. O. S. 272). Ein Vertreter dieser Gruppe ist Theodores
Prodromos.
C. Die Stümper. Die Versemacher, welche dieser Gruppe
angehören, sind nicht alle von einem Schlage. Ihr gemeinsames
Unterscheidungszeichen aber gegenüber der Epigonen-Gruppe ist
der unbeschränkte Gebrauch von auslautendem kurzem
a, i und u als Längen. Im übrigen zeigt sich zwar das Be-
streben, die Gesetze der Epigonen-Gruppe zu befolgen , aber die
Unbeholfenheit, bisweilen auch Eilfertigkeit dieser Dichterlinge ver-
ursacht zahlreiche Verstöße. Bei alledem aber haben nur die Un-
fähigsten in dieser Gruppe der Unfähigen sich gestattet, die Diph-
thonge, das r| und das vj zu verkürzen und die längende Wirkung
der starken Doppelconsonanz zu vernachlässigen. Einer der Stümper
leichteren Grades ist der Verfasser des Christus patiens.
Bezüglich der Chronologie ist zu bemerken , dass, soweit die
erhaltenen jambographischen Erzeugnisse einen Schluss gestatten,
auf die Periode der Classiker die Periode der Epigonen folgte,
während die Stümper zum Theile Zeitgekiossen der Epigonen waren,
zum Theile über die Zeit der Epigonen hinausreichten.
Da die eben gegebene Sonderung der drei Stufen der byzan-
tinischen Jambographie auf Kriterien beruht, deren Existenz bisher
unbekannt war, so erwächst mir die Verpflichtung, meine Charak-
teristik der drei Gruppen zu begründen.
A. Die Classiker.
Die tadellose Correctheit des GeorgiosPisides ins hellste
Licht zu setzen, genügt eine kritische Betrachtung seines Hexaö-
KANN TGEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxujv SEIN? 293
meron^ welehes als das umfangreichste Werk des Dichters (1894
Trimeter) für diesen Zweck ganz besonders geeignet ist
Unter den charakteristischen Eigenschaften der Olassiker
wurde oben der Gebrauch dreisilbiger Füße erwähnt. Überliefert
sind im Hexaömeron 41 Trimeter mit dreisilbigen Füßen. Diese
41 Trimeter sind insgesammt hinsichtlich der Proaodie fehlerfrei,
aber zu 10 derselben sind 12silbige Varianten über-
liefert, welche meist die Qüantitätsregeln verletzen. Im
Folgenden sondere ich jene 41 Trimeter nach metrischen Gesichts-
punkten und füge an den betreffenden Stellen jene fehlerhaften
12silbigen Varianten bei. Der Leser wird durch diese Zusammen-
stellung sofort die Überzeugung erlangen, dass jene 12silbigen
Varianten mit ihren Quantitätsfehlern keine zufälligen Verderbnisse,
sondern planmässige Fälschungen sind , welche einer Zeit ent-
stammen, in der vom jambischen Trimeter nur noch die 12silbige
Form üblich und verständlich war.
In ein und demselben Vers mehr als einen dreisilbigen
Fuß anzubringen hat sich Georgios Pisides im Hexaemeron nur
dreimal erlaubt, u. zw. gezwungen durch ungefüge grammatische
Kunstausdrücke in drei einander dicht benachbarten Versen.
1664 iLidXXtüv, ^vecTiüc, TrapaiaTiKÖc, irapaKeijuevoc
1666 döpicToc, uTiepcuvTcXiKÖc' dTKXiceic veintüv
1667 6picTiKr|v, dTiapejLiqpaTov, eiiKTiK^v ttX^ov.
Die erste Hebung findet sich sechsmal aufgelöst:
56 (= 290 = 730) ibc ^jueTaXiivGn tiSv co<puiv cou KTicjuaitüv.
868 öcov dxeviCei, idc Kopac djLißXuveiai.
Statt dessen bietet die editio princeps folgenden 12silbigen Vers:
öcov Getüpei, idc KÖpac djußXuveiai.
877 dv dKaiaXtiTTToic eHoxaic uTrecTaXn.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche iv
weg und schreibt 12silbig: dKäiaXT^TTToic dSoxaic UTrecxdXTi.
1893 djc ejLieTaXuv0Ti toO 0€oO twv KTicjudxujv.
Die zweite Hebung findet sich achtmal aufgelöst:
281 dXV elc xö juexÖTrtüpöv xe Kai KpSciv juecnv.
Der codex ß lässt das für den Sinn entbehrliche xö
weg und schreibt 12silbig: dXV eic )Liex 6 iriupdv xe Kai Kpdciv ju^cnv.
446 el Kai Trapavöjuouc, evvojuouc öpiCexai.
611 Kai xaic KaGoXiKaic ^KxpißQ Trpocipbiaic.
661 Kai xdc dmboceic xOüv jueXOüv epTaCexai.
727 Kai xdc dirixuceic TTpocTiXdci;! xaic öipeci.
766 eic xfjv Tiapd (puciv xuJv TTaGujv Kxrivtübiav.
294 HILBERG.
Die editio princeps Iftsst den zwar sprachlich nothwendigen,
aber für den Sinn entbehrlichen Artikel Tf|V weg and schreibt
128ilbig: eic'Träpd qpuciv tu^v Tradujv KTTivuibiav.
1030 ^K Tujv Ttapd q)uciv bnMioupT€i iflv qpuciv.
1770 Tfjc uloOeciac to TTpodpxiov n^pac.
Die dritte Hebung findet sich siebenmal aufgelöst, darunter
ein Fall (1654), welcher auch eine andere Auffassung Eulässt:
219 TÖ TTdvTpoqpov trOp, töv uttö tflv juiv ^CTT^pac.
449 ßaq)aTc ^pu9paic ßaciXiKUJC UTTOTpdq)€i.
876 öcov fäp iv col tö ju^t^Ooc if^c oudac.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche tö
aus und schreibt 12silbig: öcov fäp iv col juctcOoc ttJc oöciac.
1223 TÖ ckXhpöv ibc ff\y; diroTeoi yöp ^ qpiicic.
1396 f\ TTUJC qpuXaxöij '^^ XotikOüc elpHM^vov.
1654 iräcdv T€ irpäEiv T€XvoXot€?v i^CKriju^voc.
Hier kann man auch einen Anapäst im 4. Fuße annehmen.
1655 Kttl Ttäv jLifev elbtbc ovojiia xal ^rijua H^vov.
Die vierte Hebung findet sich zweimal aufgelöst:
1463 q>^p€iv T€ TTCicav Tf|V ^vairÖTpaqpov q)uciv.
1682 briXoövTec auToO Tf|v direpiXriTrrov (puav.
Ein Anapäst im 1. Fuße findet sich zweimal:
1658 7TpO0€C€l bk TtdCTJ jLi^Tpa bouc flP|L10C)LI^Va.
1670 UTTOTaKTlKnV COl bnMWVPT€lC Tf|V KTICIV.
Ein Anapäst im 2. Fuße findet sich sechsmal.
513 i6 Tdc dv€|Liil)b£ic ouciac Oricaupicac.
963 Kai Tüüv ^X€(pdvTU)v dKTrrooöci tö KpdToc.
1013 Toö TTopqpupiiüVoc f| q)ucic ßbcXurrcTai;
1086 TIC Tdiv TTeXcKdviüv dvTl Xötx^c tö ctojuo.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche tiXiv
aus und schreibt 12silbig: Tic TreXeKdvu) (sie) dvTi XötxHC tö crdjiia.
1142 dv TO IC XaßupivOoic övTa toiv dpUTjidTUiV.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche Toic
aus und schreibt 12silbig: dv XäßupivOoic övtq twv öpuTfudTUiV.
1657 dvTtüVUjLiiav bi irficav TiKpißtüjLi^voc.
Ein Anapäst im 4« Fuße findet sich siebenmal, darunter ein
Fall (1654), welcher auch eine andere Auffassung zulässt:
336 CTo\X€ia TdTTiwv, fivioxwv bk Toiic xP<ivouc.
697 cTcvdc bi TTOiei tt^c dKof^c Tdc elcöbouc.
Die editio prinoeps lässt das fur den Sinn entbehrliche
Tdc weg and vermeidet die fehlerhafte Quantität dK5f)c durch
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxujv SEIN? 295
Einführung der Dialectform äKOuf]C, schreibt also 128iibig: creväc
hk TioieT iflc ÄKoufic eicöbouc.
718 ^K TOIV fivUU bd Tf]C K€(paXflC dKpOCT^TUJV.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche Tfic
aus und schreibt 12silbig: Ik tuiv ävvj hk KecpaXflc ÖKpocTeTUJV.
724 ÖTTUüc TÖ TTveöiLia tüjv öx^toiv biaxpexov.
1102 f7T€iC€V öpviv ibpo\oY€iv xfiv €U(pp6vr|v,
1654 (siehe oben unter dritte Hebung),
1656 Ktti XcTTTÖv cipGpov Kai jueioxnv KeKpu|U)Li^vr]v.
Ein Anapäst im 5. Fuße findet sich nur einmal:
1306 Tiv ouK dKÖjaipCüc Kai x^Xiööviov X^y^iv.
Der codex B lässt das für den Sinn entbehrliche Kai
aus und schreibt 12silbig: riv ouk dKÖjLiiiiUJC x^XibuiViav (sie) X€T€iv.
Überblicken wir jene zehn zwölfsilbigen Varianten, so machen
wir die Beobachtung, dass nur zwei derselben (zu 697 und 868)
die Quantitätsregeln respectieren und dass nur in einem Fall (868)
die Zwölfsilbigkeit durch Vertauschung eines Wortes mit einem
Synonymum erreicht wurde, dagegen in neun Fällen durch Weg-
lassung eines für den Sinn entbehrlichen Wörtchens, u. zw, ist
dies siebenmal der Artikel (281, 697, 718, 766, 876, 1086, 1142),
einmal Kai (1306), einmal ev (877). Einmal (697) wurde nach
Streichung des Artikels, um einen dadurch entstandenen Quantitäts-
fehler zu beseitigen, eine Dialectform eingeführt. Im weiteren Ver-
laufe meiner Untersuchung wird sich zeigen, wie wertvoll die Con-
statierung dieser Thatsachen ist.
Im Princip der Silben wägung S. 271 f. wurde der Nachweis
geliefert, dass Georgios Pisides bezüglich der Accentuation des
Versausganges nur das Gesetz kennt: w Jeder jambische Trimeter
muss bary tonisch auslauten«. Im Hexa^meron finden sich, wie eben-
daselbst bemerkt wurde, nur zwei Verse, welche gegen dieses Gesetz
verstoßen, von welchen der eine (782) durch die richtige Lesart
des codex B TrecpXeTjuevac statt Kai q)\€TM0vdc geheilt wird, während
der andere (258) noch nicht verbessert ist. Dieser Vers 258 lautet :
dXX* djc dbeXcpdc oiKobecirdTTic Trairip. Der codex B bietet hiezu die
Variante: dXX' Oüc dbeXq)dc TräxTip oiKobecirÖTTic. Hier ist also durch
eine Umstellung ein zweifacher Quantitätsfehler erzeugt worden,
nur um den Accentfehler zu beseitigen. Als fehlerhaft galt aber
seit dem 10. Jahrhundert n. Chr. (vgl. Princip der Silben wägung
S. 272) auch der proparoxytonische Ausgang des Trimeters. Es
wäre also geradezu wunderbar, wenn bei Georgios Pisides nicht
mindestens einige unter seinen zahlreichen proparoxytonisch endenden
296 HILBERG.
Versen zu Termeiotliohen Emendationen AnlaM gegeben hfttten.
Thatsächlich finden sich im codex B zn 13 beallglich
der Quantität correcten, aber proparoxytonisch
schliettenden Trimeternparoxyton isch schließende Vari-
anten, welche sämmtlich durch Umstellung ersielt
wurden und ausnahmslos die Quantitätsregeln oder die
Cäsurgesetze verletzen. Diese 13 Verse mit ihren Varianten
sind folgende:
302 £k€ivoc oötoc ö q>XoTt()bY1c i^Xioc.
B: ^KcTvoc OÖTOC f^Xiöc 6 cpXÖTiwbnc.
305 rxrji b* aö j€, Xcukq beiKVuet rd cdijuara.
B: TTJ b* aö T€ XeuKd xa ciijuäTa b€tKVuei.
628 Kul im)c rd jiiiKpd toG ciröpou TTpoßX/)|LiaTa.
B: Kul TTüDc rd jniKpa irpoßXfifiära toO ciröpou.
661 Kttl Tdc dmböccic xdiv jueXuiv ipTdCcxai.
B: Kai Tujv jiicXdiv ipfäl^jai xdc ^mböceic.
Der Vers hat keine Cäsur und die Auflösung der (tlnften
Hebung ist dem Georgios Pisides fremd.
676 Kttl TTÄc TÖ ficucTÖv Tou CTTÖpou TTaxüvcxai.
B: Kai iriik xö [ieucxöv Traxuvexai xoO crröpou.
677 Kai cdpKa iroici Kai irdXiv CKXripövexai.
B: Kai cdpKa irotei CKXripuvcxai Kai irdXiv.
688 ^uic XaßoOca Katpöv dXXoiuiCCuic.
B: ^'u)c aXXouiiceuic Kaipöv Xäßouca.
Die Handschrift hat XaßoGca, gemeint war offenbar Xoßoüco.
698 Kai KoxXoeibcTc xdc eüpac ipfältrai.
B: Kai KOxXoeibeic dpTaCixai xdc eüpac.
836 Xdßoi Trap* auxoö xou Xoyou xöv dvOpuKa.
B: Xdßoi Trap* auxoö xov avBpäKa xoO Xdyou.
839 iTTTteuc bk bcixO^ rih ßii}! |i€xdpcioc.
B: Ittttcuc bk bcixöQ jiiexapcioc xi|> ßlqi.
846 TT€iC€i bk Xdjuireiv dv Zöcpui xöv i^Xiov.
B: Treicei bk Xd|LiTT€iv xöv nXiov iy Zöcpip.
1108 ZiBvxa TtpoßdXXei xoO xdq)ou xd Xciipava;
B: Zaivxa TtpoßdXXci xa Xciijiäva xoO xdcpou;
1307 Kpixal TtaXaiuiv boTMdxujv dG^CTticav.
B: Kpixal TtaXaidiv ce^CTtTcav boTfidxujv.
Qegenübor diesen 13 Umstellungen, welche die Ersetzung des
proparoxytonischen Versausganges durch den paroxytonischen be-
zwecken^ finden sich im codex B nur zwei Umstellungen^ welche dieser
Begründung entbishren, aber ebenfalls die Quantitättregeln yerletsen:
KANN THEOD. PRODR. DER VfiRF. D. XpiCTÖc irdcxuJv SEIN? 297
501 oÖK oTba TTOiav ^bpdcac fiXXiiv ßdciv.
B: OÖK olba TTOiav dXXfiv dbpd2u)V ßdciv.
Überliefert ist hier ^bpä2!ujv, das dbpdcac ist eine Emendation
von Morellius.
646 ÖTTiuc iäXecöri irpöc Tpocpfjv xct cma.
B: ÖTTOJC dXecGri rä diia irpöc TpO(pf\v.
Wir sind bisher zur Erkenntnis gelangt , dass der Text des
IHexa^meron nicht bloß durch zufällige Verderbnisse entstellt,
sondern auch planmäßig gefälscht wurde, in der Absicht, die
Silbenzahl und die Accentuation des Versausganges den für die
späteren byzantinischen Jambographen giltigen Gesetzen anzupassen.
Ich werde im Folgenden von der Erkenntnis dieser wichtigen
Thatsache den geeigneten Gebrauch machen.
Dass die Byzantiner selbst den Georgios Pisides als den
correctesten ihrer Jambographen anerkannten, steht durch aus-
drückliche Zeugnisse fest (vgl. Henrichsen, über die sogenannten
politischen Verse bei den Griechen, S. 33 der deutschen Über-
setzung). Wir können daher getrost die Überzeugung aussprechen^
dass nicht nur solche prosodische Schnitzer, welche sogar der Ver-
fasser des Christus patiens vermieden hat, sondern auch solche^
denen Theodores Prodromes aus dem Wege gegangen ist, wo sie
sich bei Georgios Pisides finden, nur auf einer Textverderbnis be-
ruhen können. Wir haben gesehen (Abschnitt 4), dass nicht nur
Theodores Prodromes, sondern sogar der Verfasser des Christus
patiens Diphthonge^ r\ und U) stets als Längen gebraucht und die
längende Wirkung der starken Doppelconsonanz nie vernach-
lässigt haben. Nun sind aber im Hexaömeron einige Verstöße gegen
diese Regel überliefert. Dass sie nicht von dem Dichter herrühren,
unterliegt; nach dem eben Bemerkten^ keinem Zweifel. Bereits in
Horchers Text sind folgende Stellen emendiert:
484 öXouc Ito{)liouc €ic Trpöc0rJKr]V CT€)Li)LidTUJV.
Quincius: TipoöiiKTiv.
501 ouK olba TToiav ^bpdCuJV dXXriv ßdciv.
Morellius: ^bpdcac.
577 Kai toOto rfic cfic, b^CTTOia, 7Tpo)Lir|6€iac.
Horcher aus dem Vaticanus 1126: TtpojLiriGiac.
1223 TÖ CKXripöv ibc T^v ; dTioTcxToT ydp n (p^cic.
Horcher aus codex B:d7T0T€öT.
1270 ?pTOic Tocaurric irpocßdXXeiv XcTiToupTiac ;
Horcher: TipocßaXeiv (B: TrpoßaXeTv).
1541 TToOek bi x^^dc tiliv KÖbßiiöv 7r€TpocT^Tü>v.
298 HILBERG.
Horcher streicht den Artikel tG)V mit codex B.
Folgendes steht auch noch in Herchers Ausgabe :
158 ibc TTpöc C€ cTiTjufi Tiveiai cT€vou|i^vii.
Lies mit codex B: vutmH-
1262 TTUüc ouxi jLici^^öv toO iravTepTATOu Xoyou.
Horcher hat mit Unrecht diese Lesart aus dem codex B auf-
genommen. Die editio princeps hat iravepToiTOu, was metrisch
tadellos, aber mit Rücksicht auf den Sprachgebrauch des Dichters
bedenklich ist. Ich lese: ttiüc ouxi ju^^^ov toO Xö^ou TravTepTOTOU
1572 Tf|V Hripoiv iiTpijJ CT0iX€la)C€ic ai0d\T]v.
Horcher begnügt sich mit der Vermuthung, es sei CTOixi—
ubccic zu schreiben. Ich kann diese Conjectur aus drei Gründen
nicht billigen: 1. wäre ein solches Mittelchen das für den jam-
bischen Trimeter gänzlich unbrauchbare dispondeische Wort
brauchbar zu machen wohl des Theodores Prodromes ^ aber nicht des
Georgios Pisides würdig; 2. passt das Wort auch seiner Bedeutung
nach nicht in den Zusammenhang; 3. leidet der Vers noch an
einem zweiten prosodischen Gebrechen, nämlich die Endsilbe von
Hripdv ist kurz gemessen, was, wie später gezeigt werden wird,
ebensowenig vom Dichter* verschuldet sein kann, wie das kurze ei
in CT0iX€iu)C€ic. Sicher scheint mir nur so viel, dass das Tf|V vom
Anfang des Verses weichen muss. Vielleicht schrieb der Dichter:
Eripav UTp«|» cu T€ixiC€iCTf|v ai9äXr]V (wobei reixiZeiv die allge-
meine Bedeutung „festmachen^ hat).
1668 dvöeic be TaOia t^ t€Xvij xri äppriTU).
Morellius bemerkt zu diesem Vers: *CTixoc voOeudjuevoc* Sollte
der Vers auch wirklich unecht sein, so würde damit doch noch —
nicht die Nothwendigkeit einer Verbesserung entfallen. Vielleicht-,
hieß es ursprünglich: dvOeic bk Tauia irdivTa rappriTui lexvq-y
vgl. z. B. 830 el Taura iravTa irpöc öidoceipiv Xdßoi.
1721 Kai jiaXXov dpOui, xai Triv aiOepa cxicac.
Selbstverständlich ist töv zu schreiben, vgl. z. B. 1733 ttoTov
aiOepa cxicuj;
Es wurde oben (Abschnitt 3) gezeigt, dass Theodores Pro-
dromes € und o nur in vereinzelten, streng fixierten Fällen als
Längen zu gebrauchen sich gestattet. Von Georgios Pisides müssen
wir erwarten, dass er € und o ausnahmslos als Kürzen ge-
brauche, und zwar aus zwei Gründen: 1. weil sein Trimeter nicht
auf 12 Silben beschränkt ist, somit Zwangslagen, wie für Theodores
Prodromes, für ihn nicht eintreten können; 2. weil er nach dem
Zeugnis der Byzantiner selbst, wie schon früher bemerkt wurde,
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxuiv SEIN? 299
als Versificator den Theodoros Prodromos überragte. Auch in dieser
Hinsicht weist die Überlieferung des Hexaömeron einige Flecken
auf, von welchen folgende bereits in Herchers Text beseitigt sind :
952 biKTiv K€pauvoO TrupcoßöXiöv dijuibo;
Heroher aus codex B: irupTToXibv Tf|v.
1130 ibc |LiriT€ bd£ij KaivoTöjueTcGai tökuj.
Horcher schiebt vor tökuj den Artikel T(5j ein. Wir kennen
bereits das Recept, wie ISsilbige Verse in 12silbige verwandelt
^vvurden.
1832 öXov Kpaxficai töv uqp* fiXiov töttov.
Horcher aus dem Vaticanus 1126: öXujv-tiöv-töttujv.
Bisher noch nicht emendiert sind folgende Verse:
1234 Tdc TTOXujLlÖpcpOUC CUV9^C€lC TUJV XPWMdTUJV.
Das TTOuXujLiöpcpouc, welches Horcher aus der editio prin-
ceps beibehalten hat, ist ein würdiger Zwillingsbruder des früher
besprochenen dKOufic (697). Georgios Pisides benützt solche Kunst-
stückchen nicht und benöthigt sie auch nicht. Lies: ^kqi) rdc
7roXu|nöp(pouc cuvG^ceic tOjv xP^MOTujv. Die Entstehung der Ver-
derbnis — nach bekanntem Recept.
1785 f] jLiucTiKfi KXeic ttic Oeöböxou iriiXric.
Herchers Vermuthung, es sei öeujööxou zu schreiben ist ein
ebenso unglücklicher Einfall wie sein CToixuuceic (1572). Wie weit
entfernt Horcher von einer richtigen Erkenntnis des Ranges war,
ivelchen Georgios Pisides unter den byzantinischen Jambographen
einnimmt^ ersieht man am besten daraus^ dass er für sein GeuJÖöxou
ähnliche orthographische Willkürlichkeiten aus Theodoros Prodromos
und Ephra^mios anführt. Lies: f| |LiucTiKf| kXcic t^c Geoböxou (xfic)
7niXr]c. Dieselbe Wiederholung und Stellung des Artikels findet sich
z. B. auch 1113 iflc juaKpOTTipou ific Kopiivric tö CTÖjLia. Die Ver-
derbnis — nach bekanntem Recept.
1848 8t € Ka9' fiiutüv ßapßapoöTai id Üq>r],
Diesen Vers hat erst Hercher verdorben, indem er aus dem
Vaticanus 1126 KaO' fiiuOüV aufnahm, während die editio princeps
das richtige TTpöc f)|Liolc bietet.
Es erübrigt jetzt noch der Beweis, dass Georgios Pisides a,
i und u nicht, wie man bis jetzt noch allgemein glaubt, mittelzeitig
gebrauchte. Bedenken wir, dass der Trimeter des Georgios Pisides
sich nicht auf 12 Silben beschränkte, so müssen wir zugeben, dass
itlr diesen Dichter keinerlei Nöthigung bestand , die Quantitäts-
regeln zu verletzen. That er dies aber ohne Nöthigung, dann steht
er ja tief unter Theodoros Prodromos und ähnlichen Dichtern, die
300 HILBERQ.
dasselbe unter dem schwer lastenden Druck und Zwang der Zwölf-
silbigkeit zu thun genöthigt waren. Woher dann die große Ver-
ehrung, welche Georgios Pisides wegen seiner Formvollendung bei
den Byzantinern genoß P Angenommen, es wären bei Georgios
Pisides eine Legion Stellen überliefert, wo a, i und u mittelzeitig
gebraucht wären» was hätte dies zu bedeuten, nachdem wir uns ja
bereits tiberzeugt haben, dass der Text des Dichters planmäßig
gefälscht wurde? Nun aber findet sich ungeachtet dieser ver-
fälschten Überlieferung in den 1894 Trimetern des Hezaemeron
nur eine ganz geringe Anzahl von Stellen, wo a, i und u mittel-
zeitig gebraucht erscheinen und eine Conjectur nothwendig wird.
Zunächst muss man von folgenden drei Versen absehen:
1356 Ttpöc Tf|v laxpeuoucav dpprjxiwc Kpiciv.
1370 el Touc laxpouc toö t^c&öouc capxtou.
1374 ipuxOüv faiptp irpöc q)iX<iv9pu)Trov riXoc.
Für diese Messung konnte sich Georgios Pisides auf antike
Muster berufen, vgl. Euripides Hipp. 597 (pi\u)C, koXuic b' oö Tfjvb'
lUiji^VT] vöcov.
Ferner wird eine erkleckliche Zahl von Stellen durch An-
fügung des paragogischen v außer Gefecht gebracht. Es sind folgende :
122 f CTi bk Tracdiv dKpoTrJTUiV dKpÖTr]c.
178 Ktti Tttic buci jLitv TOÖ TipocdüTrou T^v G^av.
179 CK^irei Trr^pufi, laic buci bk touc Tiöbac.
229 ICTX bk KOIVÖC dpT€Tr€iKTTlC TOIV KäxUJ.
325 GepjLin cuvavTi^caca imc buci jnia.
633 qpuouci, KQi CTTcipouci loic TTOci ßdciv.
794 icTi bi beivöv iy qppovrjcci Bripiov.
796 KCXpilM^voc jLitv die iroci iq KOiXiqi.
874 TTcici fäf> ubv fitvu)CT0C dfvüJcGnc öXoic.
977 Kpalei, Trrepooiai, loTc ttoci Trepiip^x^i-
1008 dXci T€ TOÖTOV i|LißaXOi;v iEiKjudcq.
1205 Toic ipYOjLiöxöoic dvTiTTVCucuici Trdvoic.
1462 eici jap dxpi »^«i xpixöc T^TpaMM^vai.
1508 dXXoi bk TTupcouc dyxavdirxouci XlGoi.
1531 icTx ydp dv b^ovxi kuI vdpioic xdpic.
1568 elci bk kqX jf\c kqi GoXdccnc KOxXiai.
1580 Kai Tuiv ävatKUiuiV tdp, &c qpaci, iröpuiv.
Ich erlaube mir hier daran zu erinnern, dass ich auch im
Princip der Silbenwigung fUr eine Menge Dichterstellen die metri*
ache NothwendigkfiiU des paragogischen v erwieaeii habe*
KANN THEOD. PRO DR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxwv SEIN? 301
^evQr wir i^naern Weg fortsetzen, muss das Einschiebsel
eines Interpolators, welches auch noch in Herchers Ausgabe uner-
kannt und unbehelligt seinen Platz einnimmt, beseitigt werden.
Wir lesen nämlich 1271—1277:
it6ö€V xauic Tipdeiciv ibpaToc TrdXiv,
öpvic 5iauTT)C Kai KaidcTepoc cpvcei,
Tf|V TTOpq)UpaV TTTepOilÖC ^JLl(pi€C|Ll^VOC,
d5 fjc d\a2u)V Kai TU(pujbr|c inv 0eav
judvoc 5i(jiTT€i Tujv dirdvTUJV öpviGuJv,
t^t' ^5 djLidxOuuv cujuirXaKeica TrXacjudTuiv
TToXXriv x^civ fjLiiHev auxiu xp^MdiuJv;
Es ist keineswegs der Umstand, dass hier dicht hinter ein-
ander drei Quantitätsfehler unser Gehör verletzen^ welcher mich
Veranlasst, diese Verse für das Erzeugnis eines Interpolators zu
halten. Denn von diesen drei Fehlern sind zwei leicht zu beseitigen.
iDas öpvt6ujv kann durch das tadellose öpv^ujv ersetzt werden,
vrelches auch 1503 den Ausgang des Verses bildet, das x^civ wird
von seinem Fehler befreit, wenn man statt IjiiHev z. B. cuv^jutSev
liest (allerdings bedenklich, da sieh son^t im Hexaenieron abge-
sehen von dem 14silbigen Vers 1667 kein Anapäst ina dritten B^uße
findet); das Tucptüöric endlich kann als Glossem äiifgefasst und
durch ein linderes Wort ersetzt werden. Ich gründe meine Behaup-
tung, dass jene sieben Verse mit ihren drei Qaantitätsfehlern nicht
von Georgias Pisides herrühren, vielmehr auf folgende Umstände:
1. Der Pfau mit der Farbenpracht seines Gefieders ist bereits
früher 1231 — 1235 in fünf des Georgios Pisides vollkommen wür-
digen Versen beschrieben worden:
\h TTÜLic Ibiiiv TIC TÖv Todiv juf| Baujidcoi
TÖv xpwcöv ii)c cdircpeipov ^jLiTreTrXcTiu^vov
Kai Tr|V 7TT€paJTi|v ^v cjLiapdYbtp nopcpupav
<Kal) idc TToXu|Li6pq)ouc cuvG^ceic tujv xpiA>MdTtüV
öXac &c\xix^'^o\K T€ Kai luejLUTM^vac ;
2. Die Stelle 1271 — 1277 zerreisst die Gedankenfolge des
Dichters. Mit Vors 1270 sind die aus der Natur entnommenen
Beweise für die Allmacht Gottes zu eignem d^rch di« Schluss-
reflexion 12ö3 — 1270 deutlich gekennzeichneten Abschluss gebracht.
Es folgen nun von Vers 1278 die aus der Natur entnommenen Be-
weise filr di^ I^^fare von der Aufer&tehung.
3. £s ist somit auch kein Zufall, dass eben jene störenden
Verse 1271—1277 im codex B fehlen.
S02 HILBERG.
Nunmehr wollen wir uns umsehen, welche mit Quantitäts-
fehlern behaftete Verse im Hexaömeron noch ansutreffen sind. Da
finden wir denn zunächst in Horchers Text 14 Trimeter mit je
12 Silben, welche offenbar ursprünglich 13 Silben hatten^
Wir wissen bereits, warum und wie man solche Zwölfsilbner machte'^
41 CTTcipeic Toip auTÖc Käid ttctpOliv TroXXdKic
Lies: cireipeic ydp aöröc Kaid Trerpdiv (cu) TtoXXdKic.
435 Toic acpccijLioic baipiXdjc UTT0Tpdq)€i.
Lies : ToTc dcpecijuoic <b i> baiuiXÄc uiroTpdq)«.
436 Tdc uTToOriKXXc Kaiirep oöcac ^vbiKOuc.
Lies: (kqi) xdc U7ro6r|Kac KaCtrcp oiicac dvbiKOuc.
445 Kttl biaXüceic toiv KaKtliv dipcXrijudTUiv.
Lies: Kttl (Tdc) btoXuceic toiv KOKttiv ^T^XriiLidTUiV.
476 Kai juapTapiTac euboKci irpoTlOdvai.
Lies: Kai juapTapixac eilboKei TrpoxeOeiK^voi.
487 elc ßäciXeiov toiv deiCiiuiv Bpdvojv.
Lies: elc (xfiv) ßactXeiav xuiv deiCiiiuiv Bpövuiv.
616 elc biaidEeic dcxoXnO^ xdc vdac.
Lies: elc (xdc) biaxdEeic dcxoXiiÖri xdc v^ac.
Dieselbe Wiederholung und Stellung des Artikels z. B. auch
1138, 1141, 115L
738 €1 xouc Xaßüpiveouc hk xüöv^ötwv qppdcoi.
Lies: el xouc Xaßup{vGouc xoücbe xäv XdyuiV <ppdcoi.
Wir haben früher zu 1142 die Variante des codex B kennen
gelernt, welche ein XäßupivOoic aufweist.
812 Kai x^ boKrjcei b* äcpavoOc djuapxiac.
Lies: Kai xrj boKrice* h\ dcpavoOc djuapxiac.
841 f| TiOp KaxdHei Kai Kpejiiacei xf)v bpöcov.
Lies: f| trCp KaxdHei KdvaKpejiidcei xf|v bpöcov.
932 TTOioc foXiivöc lepdKUiv xf|v vöcov.
Lies: ttoioc faXiivöc <xdiv) lepdKuiv xf|V vöcov.
1041 bpqi caXajidvbpa xdc Kajiivouc alOdXiiv;
Der codex B bietet die richtige Lesart:
TTOiei coXajLidvbpa xdc Kajiivouc aiOdXiiv;
1059 xuj TTopcpupiijj T^oicca juiv xeÖriTfi^vr].
Lies: xiD TTopqpupio) <Tdp) T^oicca jutv xeöiiTM^VT].
1676 oöbfev hk xoüxujv, dXX* iv ößdxoic Spoic.
Lies: oubiv 5fe xouxujv, dXX* k\ dßdxoic (xoTc) öpoic.
In zwei Fällen ist der Vers durch eine Umstellung ver-
dorben worden:
KANN THEOD. PRODR DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxwv SEIN? 303
154 c(piYT€i ö^ TTÄVTa co\ KpOToujucva juöviji.
So liest Hercher mit dem codex A. Die editio prineeps bietet
3 ursprüngliche Fassung:
cqpiYTCi hk Trdvxa coi judvi}) KpaTou|i€va.
Wir haben schon früher gesehen, wie oft man durch, Um-
llung paroxy tonischen Versausgang zu erzielen bestrebt war.
191 Tipö capKÖc ujuveiv Kai jueiä capKOc Xd^ov.
Lies: irpö capKÖc ujuveiv Kai Xöfov capKOC jn^ia:
Es war wohl ursprünglich mit Vernachlässigung der Anastrophe
ichrieben: XÖTOV capKÖc juerä. Der fehlerhafte Accent auf der
hlussilbe des Trimeters zog dann die Umstellung nach sich.
Von den auf einfachen Schreibfehlern beruhenden Verstößen
gen die Quantitätsregeln sind folgende sechs Fälle bereits in
irchers Ausgabe beseitigt:
226 dpKcT be Träci t^ poirrj rfic dKTivoc
So die editio prineeps. Hercher aus codex B: dijiiboc.
343 bTi|Lio(p0dpou T€ Xüciv i}ipä\vi jidxric.
So die editio prineeps. Hercher aus codex B: qpupciv.
1060 YVU)jLir|c be cpücic dciareiv eiGicjuevri.
So die editio prineeps. Hercher aus codex B: qpupcic.
1185 eic aöpav eXGeiv juouciKfjc eupuGjuiac;
Überliefert ist mit falschem Accent: aülpav. Hercher emendiert:
pov.
1256 ei TCtp Tic oikov ibpaicjuevov ßX^Tiojv.
So die editio prineeps. Hercher aus codex B: t^y^ciicjli^vov.
1655 Kai TTciv juev rbibv övojud le Kai pfi^a E^vov.
So die editio prineeps. Hercher nach dem Vaticanus 1126
elcher jedoch eiboc hat) :
Kai Tidv jufev eibibc övo^a Kai ^fj^a Hevov,
Vier Stellen stehen noch in Horchers Text:
828 fjjLißXuvav, äTT^cxpeipav, ujcirep dcTiibec.
Lies: dvTecxpeiiiav, vgl. 949 koltoj tö ßeO^a irjc irupdc dvxi
p^qpei.
950 AiTvaiäv ujcirep Kai KaidppuTov qpXÖTa.
Ich vermuthe: AiTvaiov. Ein Beleg für AiTvaToc als Fem.
mir zwar nicht zur Hand, aber wohl auch nicht unbedingt er-
•derlich.
1421 ei Kai xo^v Kai cpXeTM« ^ai TTveöjud Xdßoi.
Ich vermuthe Tivonv. Das TTveujua ist auch wegen des irveu-
roiv im unmittelbar vorhergehenden Vers verdächtig.
1572 rfiv Hripdv ötP"^ CToixeTuiceic al9dXT]v.
Wien. Stnd. VUI. 1886. 20
304 HILBERG.
Dieser Vers wurde schon früher wegen des monströsen CTOi-
X€iu)C€ic besprochen und die Vermuthung geäußert , dass zu
schreiben sei:
Sripdv UYptü c\} T€ixiC€ic Tf|v aiGaXriv.
So sind denn sämmtliche im Hexaemeron überlieferte Quan-
titätsfehler beseitigt, und zwar fast durchweg durch die gelindesten
Mittel. Hoffentlich wird es jetzt auch keinem Herausgeber des Ge
orgios Pisides mehr in den Sirin kommen, diesem so formvollendeten
Dichter durch Conjecturen Quantitätsfehler aufzubürden. Horcher
hat dies dreimal mit ein und derselben Conjectur gethan:
226 dpKei be iräci iq poirrj ttic dijuiboc.
Horcher in der Anmerkung: piTTf).
734 bcjiboöxov eivai Tfjv poTrfjV tOuv ojUjudTUJv.
Horcher in der Anmerkung: piTrfjV.
1044 eK Tfjc p OTITIC Tdp toO rrupöc irapriTM^voi.
Horcher im Text: pTirfic.
Der Beweis, dass Georgios Pisides ein absolut correcter Ver-
sificator war, ist somit erbracht. Ich wende mich nun zu der zweiten
Stufe der byzantinischen Jambographen und ihrem Vertreter Theo-
dores Prodromes.
B. Die Epigonen.
Ich habe oben in der Charakteristik der Epigonen -Gruppe
folgenden Satz niedergeschrieben: „Kurzes a, i und u werdeiv
im An- und Inlaut ohne jede Beschränkung auch al ^
Längen gebraucht, im Auslaut jedoch nur in freie^-^
Wörtern". Der erste Theil dieses Satzes ist nie geleugnet worden
der zweite ist neu und bedarf daher des Beweises. Was ,frei *
Wörter* sind, und welche fundamentale Bedeutung für die gesammt -•
griechische Metrik der Unterscheidung freier und unfreier Worte ^
innewohnt, das habe ich im Princip der Silbenwägung ausführlicl
dargethan. Ich schreibe das Folgende für Leser, die jenes Bucl
bereits kennen. Wer es noch nicht kennt, der lese erst jenes Bucl
und dann die folgenden Zeilen.
In folgenden Versen des Theodores Prodromos zeigt sich di(
erwähnte Licenz an freien Wörtern:
Nomina propria.
Rhod. et Dos. 8, 494 irdXiv t^Xujc coi kqi AocikX^i irdvo
Obgleich keine metrische Nöthigung zu einer Änderung vorlieg
halte ich es doch für höchst wahrscheinlich, dass der Dichter nicL-
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxiuv SEIN? 305
voc, sondern ctövoc geschrieben hat. Kopp im mittlerweile
chienenen 2. Heft des diesjährigen Hermes S. 319 schreibt:
voc AocikX^i'. (ibid. 4, 247 siehe unten.)
dXXd.
Rhod. et Dos. 2, 202 dXXct XoTicjuuiv djußoXaTc dviippdirojv.
ibid. 6, 163 dXXä 'PobdvGric if\c dptü^^vr|C KÖpr^c.
ibid. 6, 278 dXXä xavoOca Xixvov ii diiXTiCTiac.
ibid. 7, 391 €1 Tdp xaKUJC, dXXä Tic ^H^Xctx^ jiie.
(auTiKa Rhod. et Dos. 6, 204 siehe unten.)
elia.
Rhod. et Dos. 4, 476 eTia tö ^Pdjuvov jnupioic öcoic ttövoic.
diri.
Catom. 154 diri buvdjuei Kai qppeviöv Y^poucioi.
jid.
Rhod. et Dos. 2, 408 KaXfic* ^cpacav, Vci Oeouc, val 7TaTKdXr]c*.
ibid. 9, 83 ^ou jud tö x^iXoc toOto"* koi XifDJV djua.
M€Xpi.
Rhod. et Dos. 9, 402 kSv el Trepiririv Kai KÖpou inexpi (pd^oi.
Es ist doch wohl ju^xp^c zu lesen.
6.
Rhod. et Dos. 4, 41 ei CKfiTripa tö cd Tipöc Ka0aip€civ tt^coi.
ibid. 5, 355 fijuujv Tdp dv T^vr|Tai (lies t^voito) la toO Mi-
CTÖXOU.
ibid. 7, 69 ttoö tOüv xaXaZiiüv tö Xi0oßoXr||uaTa (vgl. 3. Abschnitt).
oioc.
Rhod. et Dos. 8, 235 old ttiujv kuttcXXov Ik tujv atjudiiüv.
Indes ist hier doch wohl oiov zu lesen, denn der vorher-
aende Vers lautet: oTov cpaTibv ipdireCav eK toO capKiou. Ebenso
ipp a. a. 0.
Trdvu.
Rhod. et Dos. 8, 151 oiov tö ttiOoc 2cxov, ibc irdvö jli^t«.
TTÖOl.
Catom. 325 d d ttöGi, TiaT, ttoO ttot' dn^ßTic, t^kvov;
(ibid. 327 beruht ttoGT auf einer Conjectur von Horcher,
deren Berechtigung ich nicht anerkenne).
cii.
Rhod. et Dos. 2, 396 Ipo) 5' Sjuwc Kai cu bi, KaXfj Tiape^ve.
ibid. 6, 377 vu^qpri b^ cü Kai beim/ov (uu rnKpoö Tdjuo^)'
ibid. 6, 481 Ivtöc irap' aiiiöv cü ju^veic töv iruGji^va.
ibid. 9, 87 dpr|co|uai ce, cö b' diroKpiGriTi jioi.
ibid. 9, 95 Kai cd bk cujußouXeue, cuiuTiepiCKÖTrei.
300 HIIiBERG.
dasselbe unter dem schwer lastenden Druck und Zwang der Zw'6\i-
silbigkeit zu thun genöthigt waren. Woher dann die große Ver-
ehrung, welche Georgios Pisides wegen seiner Formvollendung bei
den Byzantinern genoß? Angenommen, es wären bei Georgios
Pisides eine Legion Stellen überliefert, wo a, i und u mittelzeitig
gebraucht wären, was hätte dies zu bedeuten, nachdem wir uns ja
bereits überzeugt haben, dass der Text des Dichters planmäßig
gefälscht wurde? Nun aber findet sich ungeachtet dieser ver-
fälschten Überlieferung in den 1894 Trimetern des Hexaemeron
nur eine ganz geringe Anzahl von Stellen, wo a, i und u mittel-
zeitig gebraucht erscheinen und eine Conjectur nothwendig wird.
Zunächst muss man von folgenden drei Versen absehen:
1356 Tipöc Tf|v mipeuoucav dppr|TUJC Kpiciv.
1370 €1 Touc larpouc toO fciibouc capKiou.
1374 ipuxuüv larpuj irpöc cpiXdvGpiüTrov idXoc.
Für diese Messung konnte sich Georgios Pisides auf antike
Muster berufen, vgl. Euripides Hipp. 597 cpiXiuc, KaXiSjc b' öu Trjvb*
lUJ|Ll€Vri vöcov.
Ferner wird eine erkleckliche Zahl von Stellen durch An-
fügung des paragogischen v außer Gefecht gebracht. Es sind folgende:
122 JcTi be TTacujv iKpoiriTiüv aKpöxric.
178 Kai TttTc 5uci jufev toö TrpoctüTrou ifiv Geav.
179 CKCTrei m^puHi, laic buci bfe touc iröbac.
229 ?CTi bfe Koivöc ^pTtTreiKTTic tu)v Kaiuu.
325 Oep^ri cuvavx/jcaca laic 5uci jaia.
633 cpuouci, KoV CTreipouci ToTc ttoci ßdciv.
794 IcTi bi bcivöv dv qppovricei Gripiov.
796 K€Xpr|jLievoc jufev die ttoci tx} KpiXujt..
874 Träci Tcip u)V dtvuicxoc eTVtücGric ßXoic.
977 KpdCei, TTTepoöiai, toTc ttoci TTcpirp^x^i-
1008 dXci T€ ToöTov d^ßaXibv l^iKjuacij.
1205 TOIC ipTOjLlÖxOoiC dvilTTVCUCtüCl TTÖVOIC.
1462 61 ci Tdp dxpi K«'i Tpixöc Y^TPaiHM^vai.
1508 dXXoi bk TTupcoiJc dviavaTTTouci Xi9oi.
1531 JcTi tdp iy biovTi Kai vdpKrjc x«pic.
1568 eici bk Kai v\c Kai GaXdccric KöxXiai.
1580 Kai tOüv dvoTKaiuJV fäp, ujc qpaci, TTÖpujv.
Ich erlaube mir hier daran zu erinnern, dass ich auch im i
Princip der, Sill;>onwägung für eine Menge Dichterstellen die metri- -
sehe Nothweudigkelt des paragogischen v erwiesen habe.
KANN THEOI). PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc Trdcxu)v SEIN? 307
von Theodoros Prodromos oft angewendetes rhetorisches Mittel.
[Kopp a. a. 0. S. 319 schreibt unter Hinweis auf 6, 176 dx^pav
statt oXKOtba. Seine Conjectur verdient zweifellos den Vorzug vor
der obigen.] Hiezu kommt noch ein längst als corrupt anerkannter
Vers in einem andern Gedichte desselben Verfassers, nämlich Amicitia
exulans 80 d\\* ujaecT revoöca toutoic uTpörric, wo Duebner u|üi^civ
€V0Öca schreibt und daneben elbeciv oder öbeciv IvoOca ver-
muthet. Lies: a\K x] jaecireuouca toutoic UTpöxric. In der Cato-
myomachia findet sich kein hieher gehöriger Fall.
Das oben aufgestellte Gesetz ist somit bewiesen. Was war
der Grund desselben? Offenbar das Bewusstsein^ dass kurzes a, i
und u im Auslaut kürzer ist, als im An- und Inlaut. Dass dieses
Bewusstsein vollkommen begründet war, wird jeder zugeben, der
aus dem Princip der Silbenwägung den durch viele Jahrhunderte
dauernden Verwitterungsprocess der griechischen Endsilben und
seine gewaltigen Wirkungen auf die Verstechnik der griechischen
Dichter kennen gelernt hat. Die Entdeckung dieses Gesetzes dient
einerseits meinem 15. und 16. Gesetz zu erwünschter Ergänzung,
andererseits wird dadurch die bisher allgemein geltende Anschauung
von dem völligen Schwinden des Quantitätsbewusstseins bei den
Byzantinern auf das richtige Maß zurückgeführt.
C. Die Stümper.
Ich lasse einfach die Thatsachen sprechen, indem ich jene
Verse aus dem Christus patiens zusammenstelle, welche das «Ge-
setz der Epigone nt* übertreten und somit abermals beweisen, dass
der Verfasser des Christus patiens mit Theodoros Prodromes nichts
gemein hat:
87 Ktti TTUJC CTpoßei jaou CTrXctTXVct vuv bpi)Liü ßeXoc;
566 ?PTöi 6'/ äirep beöpaKev, ou 9vriToO f^vouc.
704 dYvä re X^^M ^^^ jn^Xoc iräv Kai CT6)Lia.
1479 TToO Keicerai TTaic, Keice Gptivoöcä juevili.
1709 ei jaf| Tc'povi' öviä jae iTpocpOacei ttötjlioc.
1889 bi^Vi ßeXoc bpijiiü ti Kaid Kapbiac.
2013 vuv ujciv Tixrjv t^pejuä öeöeTjuevai.
2484 Ktti KXeiOpa ttuXujv Tic(paXiC)Li^vä ja^vei.
2570 TTpecßiv bebeEo juriiepä cr|v, lu Aötc.
2594 TTicTei öiKaioöcä jie m\ xdpiTi cou.
Ich habe selbstverständlich nur wirklich beweiskräftige Stellen
angeführt, keine zweifelhaften, und habe daher 626 und 1101, wo
durch Anfügung eines paragogischen v der Quantitätsfehler beseitigt
308 HILBERG.
werden kann, gar nicht berücksichtigt. Da ich eben das para-
gogische V erwähnt habe, so sei bei dieser Gelegenheit auf einen
charakteristischen Unterschied in der Wahl der Län-
gungsmittel zwischen Georgios Pisides, Theodores
Prodromos und dem Verfasser des Christus patiens hin-
gewiesen: Als Längungsmittel verwendet Georgios Pisides sehr
häufig das paragogische v, niemals das attische H, Theodores Pro-
dromos niemals das paragogische v (vgl. Hercher, erot. scr. Gr. 2,
p. LXI), sehr häufig das attische 2, der Verfasser des Christus
patiens beides (das v: 1381, 1443, 1444, 1776, das H: 450, 451,
734, 867, 1096, 1398, 1792, 2069, 2150, 2338, 2464, 2509). Dass
Theodoros Prodromos und der Verfasser des Christus patiens in
metrischer Beziehung fast gar keine Bertthrungspunkte haben,
ist somit ausfuhrlich dargelegt. Jetzt noch ihre sprachlichen
Differenzpunkte zusammenzustellen (z. B. den engbegrenzten Ge-
brauch der Elisionen bei Theodoros Prodromos gegenüber der
größeren Freiheit im Christus patiens), wäre eine ebenso zeit-
raubende und unerquickliche, als nutzlose Arbeit. Wen die metri-
schen Argumente nicht überzeugt haben, den werden auch die
sprachlichen nicht überzeugen, wen aber die ersteren überzeugt
haben, der bedarf der letzteren nicht mehr.
Die Frage, welche den Titel dieser Untersuchung bildet, ist
also mit mein" zu beantworten — ein negatives Resultat zwar,
aber immerhin ein Resultat. Auch in diesem Falle hat sich, wie so
oft in der wissenschaftlichen Forschung, der Weg lohnender er-
wiesen als das Ziel.
Czernowitz, am Neujahrstag 1886.
Das Manuscript der vorstehenden Untersuchung war bereits
geraume Zeit in den Händen der Redaction, als das erste Heft
des diesjährigen Hermes erschien, welches S. 27 — 33 eine Abhand-
lung von A. Kopp enthält, betitelt: Die Quantität derAn-
cipites im jambischen Trimeter der Spätgriechen. Kopp
hat ganze 150 Verse des Theodoros Prodromos und ganze 150 Verse
des Niketas Eugeneianos gelesen. Diese Grundlage hält er (man
sollte es nicht glauben!) für genügend, um darauf ein metrisches
Gebäude zu errichten. Ich halte es für meine Pflicht, dieses Karten-
haus umzuwerfen, bevor die angeblichen Resultate in Lehrbücher
der griechischen Metrik übergehen. Ich beginne von rückwärts.
Kopp schließt seine Abhandlung mit dem Geständnis, es sei ihm
nicht gelungen, r?bei seinem flüchtigen Aufenthalte in diesem
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc irdcxujv SEIN? 309
traurigen Gebiete" ein gemeinsames Princip für die Verkürzung
von inlautendem ä, i und ö zu finden. Ich begreife dies; auch bei
längerem Aufenthalte hätte er nicht etwas finden können, was un-
zweifelhaft nicht vorhanden war. Man sehe doch nur, mit welcher
Willkür Theodoros Prodromos und Niketas Eugeneianos in solchen
Fällen den die Länge anzeigenden Circumflex durch den Acutus
ersetzen: bpa|Lia Theocl. Prodr. Rhod. et Dos. 1, 349, 393; 8, 379;
9, 36, 413; Texviia ibid. 4, 307; Tiidvec ibid. 6, 120; ciicpoc ibid.
6, 229; Amic. exul. 109; Nik. Eug. 2, 229; 4,21; biabpavai Theod.
Prodr. Rhod. et Dos. 6, 428; ^HaiTOöpuvai ibid. 9, 102; irpciTOC id.
Catom. 180, 309; flava ibid. 205; tracai id. Amic. exul. 124; Bap-
Inai Nik. Eug. 1, 108 und BapCiia id. 8, 303; T^vaiKUiviTic id. 1,
222; eXißov id. 1, 272; 9, 115; cuTKXivai id. 1, 279; Tpijxov id. 2,
254 und Kaiarpuxov id. 4, 214; cpuXov id. 2, 349; 4, 64; 9, 220;
TrpecßuTic id. 3, 185; 7, 250; 9, 172; fibijvov id. 3, 262; 8, 5; cu^-
(puXaKira id. 3, 331; 9, 44; qpuXaKiiai id. 4, 76; vpuxov id. 4, 365;
(xXtuvov id. 6, 359. Ja Niketas Eugeneianos 9, 66 verkürzt sogar
in dem Worte hq.bac trotz Circumflex und Jota subscriptum die
erste Silbe. Doch genug hievon. Während Kopp für die Verkürzung
des inlautenden a, i und ü kein Princip finden konnte , hat er für
die Längung des inlautenden a, i und u ein solches gefunden. Nur
in zwei Fällen, meint er, war diese Längung gestattet: 1. wenn
die betreffende Wortform ohne Verletzung der Quantitätsregeln sich
im 12silbigen Trimeter nicht unterbringen ließ ; 2. wenn eine Kürze
folgt, z. B. YVäGoc, föXa. In den 150 Versen des Theodoros Pro-
dromos, welche Kopp gelesen hat, findet sich kein Beispiel, welches
gegen dieses Princip verstößt, in den entsprechenden 150 Versen
des Niketas Eugeneianos ein einziges (1, 81), welches der Entdecker
des Princips durch eine »Emendationt* beseitigt. Kopp wird mir
gewiss dankbar sein, wenn ich ihm aus den Versen, welche er bei
seinem ^flüchtigen Aufenthalte in diesem traurigen Gebiete^ zu
lesen keine Zeit fand, ein zwar nicht vollständiges, aber immerhin
reichhaltiges Verzeichnis jener Stellen mittheile, welche gegen sein
Princip verstoßen und von seiner rettenden Hand Heilung ersehnen:
TTäTfjp Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 1, 206; 2, 175, 377; 8, 324;
Tuxeiv ibid. 1, 232; Tüxn Nik. Eugen. 9, 42; ßäßai Theod. Prodr.
Rhod. et Dos. 1, 286; 6, 154; cpÖTeiv ibid. 2, 56; Xäßeiv ibid. 2,
371; Xäßuiv Nik. Eug. 5, 238; ^tttiv Theod. Prodr. Rhod. et Dos.
2, 386; laöeeiv ibid. 2, 399; Catom. 350; iiäQujv Nik. Eug. 9, 70;
KXaireic Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 3, 194; f\)va\ ibid. 3, 273;
Tiijpdv ibid. 5, 345; eäv^c ibid. 5, 387; avnp (man berufe sich nicht
310 HILBERG.
auf Homer!) ibid. 6, 41, 132; 7, 378, 380: Nik. Eug. 5, 358; tomou
Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 6, 381 ; anai ibid. 6, 430; Kpäiouv
ibid. 7, 362; Kpaiuuv ibid. 7, 305; 8, 7, 2(iO; kökOüv ibid. 7, 319;
toGOüv ibid. 7, 462: acpelc ibid. 8, 27; cöqjiöjc ibid. 8, 309; Ainic.
exul. 215; airac id. Rhod. et Dos. 9, 152; Amic. exul. 123; Nik-
Eug. 5, 373; anav Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 8, 478; ßöcpaic
ibid. 9, 175; blbouc ibid. 9, 347; ayav (die zweite Silbe findet sich
allerdings bei Palladas und Agathias kurz gemessen) ibid. 9, 415; (äei
id. Catom. 28 lasse ich bei Seite, da hier antike Muster Einfluss
üben konnten); Xüpa id. Amic. exul. 154; ibeiv Nik. Eug. 4, 102;
ibuiv id. 2, 74; 3, 162; TaXac (die zweite Silbe findet sich bei
Theokrit als Kürze) id. 2, 317; cpiXei id. 7, 238; cpIXoöv id. 3, 259;
cpüTOÖ id. 4, 142; xi^v id. 4, 240; ßioOv id. 6, 105, 189; ava£ id. 6,
165; iXoüc id. 6, 274; biKaia Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 1, 259;
K ff
biKaiuic ibid. 7, 514; uireXOnc ibid. 1, 262; airavTa ibid. 1, 324; 5i
89; OövövTCC ibid. 6, 313; öKOÖcai ibid. 7, 21^0; övucac ibid. 7, 321;
cüv^2:il ibid. 7, 364; ßioövrac ibid. 9, 214; urraiGpov ibid. 9, 240;
^Aßubou ibid. 9, 453; äviav (die zweite Silbe kann allerdings auch
kurz gemessen werden) id. Catom. 261, 348; äviac Nik. Eug. 8,
22; äuXaic Theod. Prodr. Amic. exul. 39; iräOoOca ibid. 193; avi-
TXnc ibid. 263; XäpiKXfic Nik. Eug. 1, 274; 2, 157, 165, 224, 280;
4, 311, 325; 5, 449; 8, 8; XäpiicXei id. 1, 311; XäpiKXnv id. 6, 50;
XäpiicXeic id. 1, 289, 302; 2, 65, 200;^ 5, 34, 201; 6, 35; 8, 27;
TXuK€iav id. 2, 266; äq)€icav id. 5, 9; inreiav id. 6, 437; Tpiiafou id.
7, 69; KoXiäc (die zweite Silbe ist anceps) id. 8, 85; KäKiuJV Theod.
Prodr. Rhod. et Dos. 3, 210 und t^ÜKioiv Nik. Eug. 9, 44, 51 lassen
in der zweiten Silbe doppelte Messung zu; urrelfac Nik. Eug. 9, 191;
TTaipiKaic Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 1, 237; Kpivarui ibid. 1, 372;
vcKpiKuiv ibid. 6, 429; TTueia ibid. ü, 205; jüiupiav ibid. 9, 434;
Mupiac ibid. 9, 435; Kupta id. Catom. 235, 243; jüieipiac Nik. Eug.
*.>, 198; Ku^äTUJV id. 9, 267; xi^Oüviov Theod. Prodr. Rhod. et Dos.
6, 441; 8, 291: Küeeiibouciv ibid. 7, 135; aveciriKev ibid. 7, 176;
q>üXä£aio ibid. 7, 204; KüucTparrTO ibid. 7, 368; KÖT^CTTäce ibid. 7,
448; KäT€KXdcBri ibid. 7, 449; avucaijüii ibid. 8, 26; avücaijitv id
Catom. 225; TTapr|V€TKtv id. Rhod. et Dos. S, 96; ttüpi^tttovto ibid
8, 231; TTdpicT'cxTo ibid. 8, 299; uTTdinreuKa ibid. 8, 349; 9, 74; uttiA
7TT€UK€V ibid. 8, 310; airiüväTo ibi<l. S, 364; (iv^TVUJKac ibid. 9,426
aveTVU)K€V ibid. 9, 242; eüTOiTpiov ibid. 9, 289; TrXäTuvGeica ibid. 9
404; blödEaca ibid. 9, 410; C(iq)r)vi2[£ i<l. Catom. 60; a)üi€iXiKTOV ibid
377; q)iXdTpi^TTV€ Nik. Eug. 1, 176; KärdXXriXov id. 6,47; aTieiOoCcav
id. 6y 503; anfjXauca id. 8, 260; iröpdKXiictc id. 9, 89; acöfioOvTOC
KANN THEOD. PRO DR. DER VERF. D. XpiCTÖc TrdcxuJv SEIN? 311
Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 9, 422; TÜvaiKiwvmc Nik. Eug. 1, 222;
cu)LiTraTpriiTr]C id. 4, 293. Diese Stellen dürften genügen, um Kopps
7)Entdeckung(< in das rechte Licht zu setzen. Was die Endsilben
betrifft, so hat Kopp bei seinem j^äüchtigen Aufenthalte in diesem
traurigen Gebiete«* gefunden, dass Theodores Prodromes, Niketas
Eugeneianos und überhaupt die besseren byzantinischen Jambo-
graphen die Quantität strenge beobachtet haben. Ich beginne mit
der Kürzung der langen Endsilben; Theod. Prodr. Rhod. et
Dos. 3, 294 Toivuv, 335 toivuv, 512 jaaKpav; 4, 161 jurjipav, 193
\iY\Tfiav, 422 Xiav (so auch bei Gregor von Nazianz), 456 Toivuv,
485 Toivuv; 5, 71 MrJTpav, 185 Kav, 310 TiiKpäv, 313 Kav, 357 KOtv;
6, 269 ubapa, 482 vcKpav; 7, 55 rnKpctv, 99 ctfpav, 394 GpricKciav,
455 uipav; 8, 23 iroXia, 395 ^laKpav, 467 vcKpav, 470 iroiav; 9, 354
cqpobpäv, 415 ctfctv (so schon Palladas und Agathias); Catom. 63
Xd0pa, 243 Kupia; Amic. exul. 154 Xupa, 238 juixpäv (so schon ein-
mal bei Theokrit), 248 "ExOpa; Nik. Eug. 3, 111 ebpav, 233 Trexpav;
4, 320 KuGiipa, 386 Tiexpav; 5, 344 juaKpäv, 358 'ETrajuiiviivbac; 6,
457 ßXneeicac; 7, 82 loivuv; 8, 4 ÖTTibpav, 155 TTOtipav; 9, 20 Kav,
90 aupot, 103 öcq)uv, 152 iT^Tpäv. Beachtung verdient der Umstand,
dass unter diesen Beispielen ßXr|Ö€icac (Nik. Eug. 6, 457) der ein-
zige acc. plur. ist, gegenüber einer ziemlichen Anzahl von acc. sing.
auf -av; ferner, dass part. aor. act. auf -ac gänzlich fehlen. Ich
gehe über zur Längung consonantisch auslautender
kurzer Endsilben: Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 3, 169 )Liiäv (hat
antike Muster); 4, 12 jaeräv, 97 jueXäc 384 yevuv (cf. Eurip. El. 1214),
424jLi^Täc, 508 juötic (ef 11.22, 412); 5, 67veKDv (ist die ältere Messung),
122 jLidpTÜc; 6, 58 öiäv; 7, 229 ötöv; 8, 85 ttoXuv, 88 öiäv, 192
öpijaöc, 369 TiXaiüc; 9, 146 ötöv; Catom. 328 7TdXiv; Amic. exul. 80
vjLxeciv (ujaeciv evouca Duebner, u|Lieci revouca überliefert; es ist un-
zweifelhaft zu lesen: dXX' f| jaecireuouca toutoic ufpÖTric, wie ich
bereits in der vorangehenden Untersuchung emendiert habe). Nik.
Eug. 1, 36 CTdxüc (von Kopp durch tj Emendation« beseitigt); 2,90
eEejüiuCriccic, 299 dXriGeidv; 3, 60 t^vüv (s. oben), 95 jlukoic, 125 irdXiv;
4, 86 dcTriKÖTäc (erst von Hercher durch Conjectur bewirkt, indem er
das folgende yoöv in oöv verwandelte), 181 Gpacüc, 288 t^uküv, 304
cuTKiveicGiücäv ; 5, 19 eäp, 338 nämp, 385 dvbpäc, 390 cpüXaKCic; 6, 244
tXukuv, 250 fXuKuc, 368 dxpic, 370 Gpacuc, 439 Adcpvic, 441 Adcpvic,
661 euveiiv; 7, 62 iroXXdKic, 251 löpic. Die vorstehende Stellen-
sammlung lehrt, dass die Längung consonantisch auslautender
kurzer Endsilben bei Theodores Prodromos und Niketas Eugeneianos
zwar keineswegs, wie Kopp meint, verpönt, aber doch in enge
312 HILBERG.
Schranken gebannt ist, mehr noch bei dem Ersteren , als bei dem
Letzteren. Namentlich beachte man, dass acc. plur. auf -ac bei
Theodoros Prodromes gänzlich fehlen, bei Niketas Eugeneianos, da
4, 86 bloß durch Herchers Conjectur die Längung aufweist und 5,
390 statt cpiiXaKäc wohl qpuXaKac zu lesen sein dürfte, nur durch
ein sicheres Beispiel vertreten sind, nämlich 5, 385 civbpac. Ferner
bietet Theodoros Prodromes von den zahlreichen Verbalformen auf
-av und -iv kein einziges Beispiel, Niketas Eugeneianos ein einziges,
nämlich 4, 304 cuYKiveicGwcäv. Bei beiden Dichtern fehlen dat. plur.
auf -civ, denn Amic. exul. 80 entfällt nach dem oben Bemerkten.
Bezüglich der einsilbigen Wörter macht Kopp das Zugeständnis,
dass sie in vereinzelten Fällen gelängt wurden. Ein genaueres ür-
theil über diesen Punkt wird die folgende Stellensammlung ermög-
lichen: Theod. Prodr. Rhod. et Dos. 1, 52 av, 349 koiG', 434 TOp;
2, 182 av, 187 ot, 361 av, 438 Totp; 3, 215 tic; 4, 5 cuv, 27 av,
53 TOtp; 5, 20 kciG', 32 av, 54 köG', 127 ucp', 162 yap, 248 av, 256
Tap, 266 av, 274 Träp^ 280 cuv, 299 trap*, 323 yap, 446 yap, 515 xdx;
6, 334 av, 416 räx, 420 utt', 457 av, 469 Tap, 493 av; 7, 185 yap,
247 \)(p\ 326 Tap, 359 av, 373 rap, 422 Tap ; 8, 48 av, 77 av, 97 av,
229 av, 364 rax , 516 iräp*; 9, 41 T^p, 75 av, 130 av, 209 Tap, 237
Top; Catom. 81 költ, 208 cüv, 241 tiv* ; Amic. exul. 44 Trpiv (cf.
Hom.), 224 TCtp; Nik. Eugen. 1, 54 tic (bis), 93 tic, 150 ap', 168
Tap, 226 Tic; 2, 15 Tap, 24 KäQ\ 74 av, 104 Tap, 124 köG', 275 a^,
286 Tic; 3, 351 Kä0', 371 köG'; 4, 80 Tap, 101 Tap, 107 Tap; 5, 2
KäG', 139 TIC, 226 Tap, 285 Tap; 6, 2;) Tap; 7, 27 köt', 52 köG*, 61
Tap^ 112 Tap; 8, 30 köG', 317 TTpiv (cf Hom.); 9, 13 Tap. Es er-
übrigt noch von der Längung vocalisch auslautender
kurzer Endsilben zu sprechen. Wie sich in dieser Hinsicht^
Theodoros Prodromes verhält, habe ich in der vorangehender^
Untersuchung nachgewiesen. Er befolgt das Gesetz der Epi^'
gonen. Kopp ist weit davon entfernt, die Sonderstellung der freiei:^^
Wörter zu ahnen; für ihn bilden nur die einsilbigen Wörter wic^
z. B. Tä eine Ausnahme, weil er in den 150 Versen des Theodoren
Prodromes und des Niketas Eugeneianos, die er „durchforscht" hat^
zufällig nur einsilbige Wörter fand. Sollte trotzdem jemand geneigt
sein, mir die Priorität der Beobachtung zu Gunsten Kopps streitig"
zu machen, so berufe ich mich nicht auf das Datum der vorher-
gehenden Abhandlung, sondern auf jene bereits erwähnte Stelle
meiner 1877 erschienenen Epistula critica ad loannem Vahlenum
p. 13, welche wörtlich so lautet: r?Post Stnivii Henrichseuique
studia quid in iambographorum Byzantinorum legibus raetricis de-
KANN THEOD. PRODR. DER VERF. D. XpiCTÖc TidcxuJv SEIN? 313
tegendis adhuc praestari possit^ alio loco ostendam, ubi id quoque
demonstrabitur, apud Theodorum Prodromum de Rhodanthes et
Dosiclis amoribus v. 38 (nämlich des ersten Buches) pro eo, qiiod
traditum est, Huv€b€9r|cav Hercherum inconsultius scripsisse cuveö^-
Gricav«. Kopp kennt offenbar meine Epistula nicht, sonst wäre er,
wenn er schon in der Eile Herchers kritischen Apparat nicht ansah,
vor dem Irrthum bewahrt geblieben, cuvebeBricav für die überlieferte
Schreibung zu halten ; auch wäre er dann nicht an dem lang ge-
messenen € achtlos vorübergegangen. Wie steht es nun mit Niketas
Eugeneianos? Gehört er zu den Epigonen oder zu den Stümpern?
Eine sorgfältige Durchmusterung seines Gedichtes lehrt allerdings,
dass Niketas in einzelnen tiefer liegenden Details hinter der strengen
Technik seines Vorbildes Theodores Prodromes zurückbleibt. Es
ist schon hingewiesen worden auf das bq.bac 9, 66 mit kurzer erster
Silbe, auf das ßXriBeicac 6, 457 mit kurzer und auf das civbpac 5,
385 und cuTKiveicGujcav 4, 304 mit langer Ultima. Auch ?TVUiV 4,
200 und CTpeßXa 8, 96 im 6. Fuße sind dem Theodoros Prodromes
fremd. Aber in den elementaren Gesetzen ist Niketas seinem Muster
treu geblieben und gehört ebenso wie Theodoros Prodromes zur
Epigonen-Gruppe. Auch sein Gedicht freilich ist von Schäden der
Überlieferung nicht frei geblieben, welche jedoch weder zahlreich
noch schwer sind. Prosodische Schnitzer, welche sogar dem Ver-
fasser des Christus patiens fremd sind, dürfen wir dem Niketas
gewiss nicht zumuthen. Hiedurch wird unser Urtheil gegenüber
folgenden Versen bestimmt: 2, 308 Ijxox \of\c}iöc ^\Qe, }xr] cu TTav-
buJpa und 6, 632 Ar|bac, Aavdric, ravujuribouc, EuptUTtric. Die
Eigennamen können in diesen beiden Fällen um so weniger eine
Entschuldigung gewähren, als es sich hier um den 6. Fuß handelt,
dessen prosodische Gebrechen das Ohr ganz besonders verletzen.
Derselbe Dichter, welcher 3, 95 jaiKOtc statt }xr\Kac schreibt, um eine
unbequeme Länge zu beseitigen, und auch sonst seine Orthographie
nach dem prosodischen Bedürfnis modelt, worin er nur seinem
Vorbild folgt, wird sich schwerlich gescheut haben, statt TTavbiupa
und Eiipuj7Tr|c kurzwog TTavböpa und Eupöinic zu schreiben. 5,
367 feTTeuqprfjLiTice tou KpaioövTOC toic Xotoic. Ich lese: direuGuiLirice.
8, 220 ev dYpiu tou Xdpujvoc exOpiu baKiiiXuj. Ich lese: dTPÖTOu.
Das ev öaKiuXuj ist nach bekanntem Sprachgebrauch instrumental
zu fassen ; dTpdxric findet sich z. B. auch 9, 7, 146. Ferner 2, 167
u)v T^Tpttcpibc ^'iTeiLivpdc Tipöc Tf|V TiapGevov. Ich lese: ?7T€|Lii|iac ibc.
9, 22oicoubfev eiXiTILioiToc Kai TrXrjGouc jii^Tpov. Ich lese eiXiTMaroc
f|. 9, 199 (iXX' ußpeujv hk ladXXov Kai TU)9ac|LidTU)V. Ich lese: dXX'
ößp€U)V, jLiäXXov bk Kai lUiGacjudiuiv. 8, 294 Kai toüc dauiOüv Tiaibac
314 HILBERG. KANN THEOD. PRODR. DER VERF. ETC.
^Hepeuvfjcai. Dem Niketas darf man wohl ein iiepevvicax zu-
muthen; man könnte auch an eHeupeivcpdvai denken. Einige
andere unter diesen Gesichtspunkt fallende Corruptelen sind bereits
in Herchers Text beseitigt, vgl. seinen kritischen Apparat zu 1,
341; 2, 266; 6, 83, 330, 564, 585. Die Längung des e und des o
hält sich bei Niketas in denselben Grenzen wie bei Theodores
Prodromos. Dahin gehören Aiövucou 1, 113, 151, 254; 3, 61, 102,
343, 353; 7, 138; 8, 158; 9, 287; Aiövucu) 1, 107; 3, 366, 408; 7,
269; I€^€\rlc 7, 43, 138; Ie^€XTlc 7, 196; TTavöiövoc 5, 116. Außer
diesen Eigennamen finden sich in Herchers Text nur noch zwei
Stellen: 2, 83 Y^poviac €iXk€ irpöc ?pu)Ta tt) 0ea, lies €iXk€V eic.
3, 101 cuv^bpa)Liov ouv TrdvTec ?Su) ttic Oeiac, lies cuvebpa)Liov
Youv. Etliche andere hieher gehörige Schreibfehler sind schon bei
Hercher getilgt, vgl. seine kritischen Anmerkungen zu 1, 80, 284;
4, 314; 8, 100; 9, 212. Hinsichtlich der Längung des auslautenden
kurzen a, i und u folgt auch Niketas dem Gesetz der Epigonen.
Zunächst sammle ich die Belegstellen für die freien Wörter: dvä
3, 260; avTi 4, 283; 5, 157; Kara 3, 379; ^eTa 3, 383; 5, 281; 6,
38, 39, 40; xd 1, 145, 203; et 5, 254; oubevä 7, 74; cu 2, 75, 333;
3, 138; 5, 29; 6, 598; 7, 103; 8, 256; ti 5, 67, 211, 247; 6, 280;
tT 4, 276, 408. Während bei Theodoros Prodromos in seinem um-
fangreichen Liebesroman nur ein Vers sich fand, welcher durch
eine Conjectur mit dem Gesetz der Epigonen in Einklang gebracht
werden musste, finden sich bei Niketas acht Verse von dieser Be-
schaffenheit. Ein alltäglicher Schreibfehler (Itacismus) liegt vor 8,
124 im TTTuxi cu)v x^iXeuiV civGpaH XiGoc. Lies: tttux^. Der Numerus
ist zu ändern 4, 175 TiaTc kri, rrup be, TÖHa Kai Trrepä cpepei. Lies:
TTiepöv. Ahnlich verhält es sich mit 2, 54 Xetoic Tct cauTOÖ tXtt
7Ta0rijaaTä, XeToic. Ich lese: XeTOic tö cauioö tXriTrdOriiLia, vai
Xefoic. (Die Verwendung des vai in der Anaphora ist für Theodoros
Prodromes und Niketas charakteristisch). 6, 608 ujc iiTpiuJcai, kuv
fXuKÜ T^Xoic, "Epujc. Lies: yXukuc. 5, 276 ewc 7töt€ cx^c, dfpiai-
voucä Tux^l. Ich lese: ^TpiwjLievTi. 2, 90 jaXä Xeaivrjc ile\Jivlr]cac
dpa. Ich lese: fXdTOC. 2, 114 eiu)9acT jap uixpictv TTpocXajußdveiv.
Das paragogische v anzuhängen wäre ebenso einfach als unrichtig,
denn Niketas gebraucht dieses Längungsmittel ebensowenig wie
Theodoros Prodromos. Ich lese: qpiXoöci Kai jap übxpictv 7TpocXa)Li-
ßdveiv. 7, 191 TTapd ßpaxü XmövTec dXXaxou ipexeiv. Ich vermuthe:
Trapd jLiiKpöv. Mittlerweile hat Kopp selbst im zweiten Hefte des dies-
jährigen Hermes S. 318 f. die Entdeckung gemacht, dass sein Auf-
satz ^trotz seiner Kürze Falsches enthält".
Czernowitz, 24 März 1886. ISIDOR HILBERG.
Ein neues Palimpsestfragment zu Sallusts
Historien.
Gleich beim ersten Durchblättern des mir von der Bibliothfeque
publique zu Orleans mit Liberalität nach Paris zugesandten Miscellan-
codex 169 (Sign. M) fiel mir außer einem umfänglicheren Palirapseste
(fol. 15 — 18), über welchen ich demnächst in der ''Revue de phüologie
handeln werde, ein anderes der Größe nach weit weniger bedeutendes,
aber (wenigstens auf der einen Seite) weit leichter lesbares Bruchstück
in die Augen*). Es steht in dieser verschiedene alte Fragmente
zu Cyprian, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus u. a. Kirchenvätern
enthaltenden Handschrift an siebenter Stelle (fol. 20) und bietet
auf einem durchschnittlich 16 cm. hohen, 11*4 — 12*3 cm. breiten
Pergamentstücke, auf welches es durch Verstümmlung reduciert ist,
einen Theil aus Hieronymus' Comment, zum Propheten Isaias XIII,
c. 50 (fol. 20* von genimina viperarum et ad libidinoso[s] bis in-
crepatione mea desertum faeiam; fol. 20^ -orfur m.^] et tenebris utique
poiuerit bis appellantur caelestia; et adversariae^).
Von der älteren Schrift sind beiderseits zwei Spalten mit je
elf Zeilen vorhanden, von denen die der linken Columne auf der
Vorder- und die der rechten auf der Rückseite sich bald als bis
auf wenige Buchstaben vollständig erwiesen, während von den
beiden anderen Spalten nur 1 — 4 Zeichen im Anfange oder zu Ende
jeder Zeile erhalten sind.
Die unter dem Hieronymustexte theilweise deutlich hervor-
lugenden schönen Capitalzüge reizten mich zum Versuche, aus den
ohne Rücksicht auf Worttrennung in gleichmäßigem Abstände auf
einander folgenden Buchstaben Silben und Worte zu combinieren.
Ich glaubte anfangs in der vollständigeren Col. auf fol. 20* Moisitis
^) Id den beiden Fragmenten hatte, wie mir nachträglich Herr Prof. R. v.
Hartel mittheilte, bereits Herr Prof. Dr. S. Brandt in seinem Berichte über diesen Codex
(SitBUngiber. der kais. Acad. in Wien 1885, S. 167—174) Palimpseste erkannt; ihm, Wie
Herrn Dr. Gandermann, welcher aus derselben Handschrift Collationen vornahm,
fehlte es aber au hinreichender Zeit, diese zu lesen.
^) Die 4 Stellen stehen in Mignes Patrol. Lat. vol. XXIV, 475, Z. 4 v. u.,
476, Z. 20, 37 und 477, 1.
316 HAULER.
{Moysius), Domini und Deo zu ersehen und musste danach auf ein
kirchliches Fragment schließen. An eine Identificierung eines solchen
war aber kaum zu denken; denn in dem verhältnismäßig noch so
wenig durchforschten Meere der ecclesiastischen Literatur wäre das
Unternehmen^ auf derartige Indicien hin ein so kleines Eiland aus-
findig machen zu wollen, hoffnungslos gewesen; und selbst der
gelungene Fund hätte bei deren in neidenswerter Fülle und Güte
uns vorliegenden Überlieferung die aufgewandte Mühe voraussichtlich
kaum gelohnt. Diese Erwägungen und andere dringende Arbeiten
zogen mich von dem Bruchstücke längere Zeit ab. Weiter nöthige
Collationen aus demselben Codex brachten mir dieses aufs neue vor
Augen. Bei besserem Lichte kamen mir nunmehr meine früheren
Lesungen zweifelhaft vor: ich erkannte deutlich moes^M5, domi mi..,
deoru^y Quirites und glaubte außerdem luli. . und Liae(p) zu ent-
decken. Sollte unter dem frommen Kirchenvater ein loser Erotiker
schlummern? Aber genauere Scheidung mehrerer einander täuschend
ähnlicher Zeichen, deren an und für sich geringe Charakteristica
theils durch das Abschaben der ersten Schrift oder durch verschiedene
andere Einflüsse der vielen Jahrhunderte verwischt, theils durch die
Zeilen der zweiten Hand mehr minder verdeckt sind, machten auch
diese Conjectur sehr rasch hinfällig. Nachdem ich nämlich in der
ersten Zeile der Vorderseite sicher Cotta und in Z. 5 -tione populi^
auf der Kehrseite Octaviu>s gelesen hatte, ward es mir klar, dass
ein historisches Fragment vorliege; Quirites und die Form reppuli
wies aber auf eine Rede. Nichts lag nun näher, als an Cottas Rede
in Sallusts Historien zu denken. Zugleich entsann ich mich, in
Jordans Ausgabe ein ähnliches Bruchstück gesehen zu haben. Die
Vergleichung lehrte, dass die Übereinstimmung sich nicht bloß auf
die (Alumnen-, Zeilen- und Buchstabenzahl, sondern auch auf die
Überlieferung in einem Hieronymuspalimpseste zu Isaias (XUI, c. 49
isti ab Aquilone et mari bis ecce isti de lonfge]) erstrecke. Ja, das
erste Zusammenhalten beider Fragmente zeigte augenscheinlich,
dass die 1. und 4. Col. des neuen Bruchstückes die Spalten IV
und I bei Jordan (^p. 124) ergänzte. Bei dieser Sachlage gewannen
die Angaben des Vorlegblattes zu unserem Fragmente im Aurelia-
nensis, dass auch dieses Folio sich einst daselbst befunden hätte ^),
•) Tragmentum septimum (ans octavum nachträglich mit schwärzerer Tinte
corrigiert) du oh US tantum fölijs constat (von derselben Hand wie septimum) -
continet partem levissimam expositionis sti hieronimi presbiteri in isaiam. Incipit
ab ijs verb, ex capite XLIX. isaiae secundum LXX. isti ab aquüone et mari, alij
autem in pag. 353. nov. edit. Desinit ad haec verba pag. 864. qui sunt autem istiy
EIN NEUES PALTMPSESTFRAGMENT ZU 8ALLUSTS niSTORIEN. 317
dass aber, wie (iine jüngere Hand vermerkt: Le second feuillet
manque wesentliche Bedeutung. Wir wissen, was aus diesem Flüchtling
geworden. Eher durch Absicht als durch Zufall aus dem Aurelia-
nensis gekommen, wanderte das Blättchen über die Pyrenäen, wo
es Dn Fleine bei einem Buchhändler in Toledo sah und für Prof.
Pertz erwarb. Dadurch gelangte es 40 Jahre früher zur Kenntnis
der philologischen Welt als sein weniger abenteuerlustiger Gefährte,
Prof. Pertz behandelte dasselbe, wie er in seinem ausführlichen
Berichte (Berlin. Acad. 1817, 8. 221 ff. mit 2 lithogr. Tafeln) mit-
theilt, zum Zwecke besserer Lesung mit Giobertischer Tinctur,
welche zwar seine Absicht erfüllte, aber das Blatt für die Folge
schwärzte und nahezu unlesbar machte. Die späteren Vergleich ungen
haben daher trotz Prof. Studemunds und Jordans Ben^ühungen
nicht viel Neues zutage gefördert; es darf bei dieser Sachlage
auch gar nicht wundernehmen, dass durch den Text unseres Frag-
mentes einige frühere Lesungen Bestätigung finden. Dagegen wurde
durch sorgfältige Untersuchungen mehrerer Gelehrten Pertz' Bestim-
mung bezüglich des Autors, seine Anordnung der Columnen und
eine Reihe seiner Erklärungen als unzutreffend erwiesen. Das von
ihm dem 98. Buche des Livius zugeschriebene Fragment ist bereits
von Bergk (Zeitschr. f. Alterth.-W. 1848, S. 880) wegen der Sprache
und genauer von K. L. Roth (Rhein. Mus. VIII, 433 — 440), der
darin den Beginn der Rede Cottas erkannte, als zu Sallusts Historien
gehörig erklärt worden. Wäre noch irgend ein Zweifel daran
vorhanden gewesen, er müsste durch unser Bruchstück völlig be-
seitigt werden.
Das von Pertz als Paragraphenzeiclien gedeutete, die anderen
Buchstaben weit überragende P zu Beginn seiner zweiten und
vierton Columne hat bereits Kreyssig (comment, de Livi hist, reliq.
S. 17 f., vgl. Jordan Hermes V, 399 f.) richtig als den vergrößerten
Anfangsbuchstaben jeder Spalte erklärt*). Allerdings sind gerade
quibus prcteparetur uia ponit manifestius. Ecce isti de lange inclusive, haec pro
primo folio*. Nach ähnlicher Verzeichnung unseres Blattes heißt es: 'notandum
quod desunt aliqua intermedia. Folia enim a latere, et ab intima parte decurtata
sunt*. Wie Überbleibsel, welche das nun in der k. Bibliothek zu Berlin befindliche
Blatt im Aureiinnensis zurückgelassen hat (Theile von FU, CO und E), und
Risse im Umschlage dort, wo es angeklebt war, beweisen, war dasselbe an 2. Stelle
eingefügt gewesen und wohl gewaltsam von da entfeint worden. Vom Beschreib er
wurde es wahrscheinlich deshalb früher angeführt, weil es Theile aus dem Cap. 49
enthält, während das andere über das folgende Cap. handelt. '
*) Auch in dem einst derselben Handschrift angohörigen Palimpsesto auf
fol. 16 ff. (Nr. V.), welcher gleichfalls Fragmente aus Sallusts Historien birgt, hat
jede Spalte einen großen Anfangsbuchstaben.
318 HAULER.
die zwei entsprechenden Zeichen O und Q unserer Spalten ganz
geeignet, den Gedanken zu erwecken, dass diese Buchstaben viel-
leicht als eine Art fortlaufender Nummerierung der Columnen uns
eine Directive für die Aufeinanderfolge derselben darböten. Ftlr den
ersten oberflächlichen Anblick könnte man danach meinen, dass die
zwei Blättchen zusammen den oberen Theil eines Folioblattes dar-
stellten und dass Col. III bei Jord. sammt seiner (durch die erste
des fol. 20* ergänzten) IV. den Anfang bildeten, dann die zu O ge-
hörige Columne folgte, Spalte P und Anhängsel event, noch in
Cottas Rede falle und Q den Beschluss mache. Aber gegen diese
Anordnung sprechen die gewichtigsten Bedenken. In der mit Q
begiDuenden Col. wird der Amtsantritt der Consuln L. Octavius und
C. Cotta erwähnt; die in Col. III (Jord.) erzählte Erhebung der
Plebs wider sie und die infolge derselben gehaltene Rede des Con-
suls Cotta (der Beginn in der Col. IV bei Jord.) müssen nothwendig
zeitlich später fallen. Auch die Rücksicht auf die Aufeinanderfolge
der Spalten beiderseits in der Richtung von links nach rechts
widerspricht der obigen Annahme. Zugleich liegt ein äußerer Be-
weis dafür, dass die Worte paucos dies etc. nicht der mit Q ein-
geleiteten Col. vorhergiengen, sondern auf dieselbe folgten, darin,
dass gerade in der Mitte des Zwischenraumes zwischen den zwei
Spalten jeder Seite deutlieh ein Bug sichtbar ist: es befand sich
danach Col. O auf der ersten Seite eines von den zwei entstehenden
Blättern, paucos dies u. s. w. auf der Rückseite des andern. Zwar
lässt sich bei den so kargen Resten des einen Blattes aus dem In-
halte die Reihenfolge der Fol. nicht bestimmen, aber die Form des
zwischen beiden befindlichen Falzes scheint mir darauf zu weisen,
dass das vollständigere vorausgieng. Daraus aber, dass die Über-
bleibsel des anderen, soweit ich sehe, nicht in Cottas Rede fallen,
schließe ich, dass die beiden Folio nicht unmittelbar auf einander
folgten, sondern durch Zwischenblätter getrennt waren. Eine von mir
vorgenommene Berechnung der ursprünglichen Größe sowohl des
Hieronymus- ^) als auch des Sallustblattes ist unabhängig von der
'^) Nach Maßgabe des verlorenen Hieron jmustextes füllte eine Tollständige
Zeile desselben lö'ö — 16*5^" aus, von denen jetzt durchschnittlich nur II«'™ vor-
handen sind; mit Hinzurechnung je eines Centim. für den Rand rechts and links
hatte also das Blatt im ganzen eine Breite von 17* 5 — 18 'ö*"". Desgleichen belief
sich dessen Höhe ohne Rand auf circa 22*5'^'", von welchen 9*6 fehlen. Das Blatt
stimmte in der Größe mit denen des anderen Hieronymnspalimpsestes (fol. 15 — 18)
vollkommen überein; nur der auf unserem Blättchen gleichfalls durch einen Brach
getheilte Rand ist S^*" groß, während er dort oben auf V"^ zusammengesQhnitten,
unten durch Brand oder Feuchtigkeit fast ganz zerstört ist.
EIN NEÜE8 PALIMPSESTPRAGMENT ZU SALLUSTS HISTORIEN 319
KrejsBigB, der zu demselben Resultate gelangt. Danach hatte dieses
öicht, wie Pertz meinte, 3 Columuen zu 30 — 34 Zeilen, sondern
^ Columnen mit je 20 — 22 oder, wie mir sicher ist, 21 Zeilen®).
Jode dieser Spalten war etwa 9°"^ breit und 18°™ lang, so dass
die Schrift beiderseits eine Fläche von ca. 18°** in der Höhe und
reite auf dem (wie Fragm. V. bestätigt) gleichfalls quadratischen
latte (von ca. 27<^°^) bedeckte.
Bevor wir auf die nähere Besprechung des neuen Fragments
hergehen, lassen wir dasselbe sammt der Berliner Hälfte folgen,
^^Tvelche wir in kleinerer Majuskel nach dem Texte bei Jordan geben.
IDie sicheren Ergänzungen zwischen den beiden Theilen sind durch
einfache Minuskel, die unsicheren sowie die Conjecturen in dem
Bruchstücke Pertz' durch Cursive bezeichnet; die in Col. I, Z. 1
und IV, 1 fg. von den übrigen abgesonderten Zeichen sind die in
unserem Codex noch sichtbaren Überbleibsel des anderen Blattes.
Wir markieren ferner im Folgenden jeden zweifelhaften Buchstaben
durch einen Punkt unter demselben und durch eventuelle Über-
schreibung des nächst wahrscheinlichen Zeichens sowie jeden farb-
losen oder verstümmelten Buchstaben durch gebrochene Lettern.
Bezüglich Fol. 20* können wir auf die durch Herrn H. Omont uns
freundlichst überlassene Photographie verweisen; den Ausfall
directer Anschauung des fast farblos gewordenen Fol. 20^ werden
wir dadurch auszugleichen suchen, dass wir dort, wo die textliche
Überlieferung unsicher ist, auf die Beschreibung der Zeichenreste
genauer eingehen werden.
*) Aach das VaticanischQ Fragment der Historien hat z\vei Col. (Jordan Herrn,
y, 397)* dass es 20 Zeilen hatte, ist durch die zweifelhafte Ergänzung der II. Spalte
durchaus nicht erwiesen. Dagegen ist es höchst wesentlich, dass das Palimpsest-
fragm. V. unseres Codex durchgängig 21 Zeilen aufweist.
Wien. Stud. VTII. 1886. 21
320
HÄ.ULER.
Vorhergehendes Blatt.
Seite 1.
Col. I.
(Aurel. fol. 20^ u. Jord. Col. I).
Q
T T W C -
UEMEXERCITÜS F^t) jebae
LEGIONEMMISITDEJ/sPECTA
UANITATEIDQUAEI luin
SAPIENTIAMCESSE eatdei"
L ÖCTAUroSETC CC :taco~ (Perte)
ETASQ- (Jord.)
SÜLATUMINGRES« iguoEu' (Pert.)
QUOb' (Jord.)
OCTAUIUSLANGl. idaeet
INCÜRIOSEFUITC otTAEBO<~)
PTIUSSEDAMBITios etum
C TA
INGENIOLARGITf orrcupi
ENSQRATTACTNOul oeitu
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Col. n.
(Jord. Col. II),
1. P
QLENTÜLUS MASCELLinns
EODEM AI7CT0RE QUAESTor
IN NOUAM PKOüINCIam
CÜBENAS MISSUS EST Quod
EA MORTUI SEGIS APIOnis
TESTAMENTO NOBIS Data
PEUDENTIOEE QUAM illas
PER GENTIS ET MINUS Glo-
RIAE AUIDI IMPERIO COnti-
NENDA FUTT PRAETEREadi-
UERSORUM ORDINUm ....
Col. m.
(Jord. Col. III).
IS SAEUrriA QUA R£ FATI 1.
gaTA PLEBES FORTE CONSU 2.
les AMBO Q'METELLUM CUI 3.
Seite 2.
Col. IV.
(Jord. Col. IV und Aurel. fol. 20»).
Pauc
ULTERI
posTEA CRETICO COGNOME^ 4.
tuM PUIT CANDEDATU^") 5.
prAETORIUM SACRA UIA DE 6.
CTIS cod.
duCENTIS CUM MAGNO TU 7.
mULTu[M] INUADIT FUGIEN 8.
tisQ ■ SECUTA AD OCTAUI DO 9.
muM qpropior[e]erat I^ 10.
##***ULUM PERÜE 11.
L.0SDIESCOTTAMUTATA
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EIN NEUES PALIMP8E8TPRÄ.aMENT ZU SÄ.LLU8T8 HISTORIBN. 321
Folgendes Blatt.
Seite 1. Seite 2.
Col. I. Col. II. Col. IIL Col. IV.
(Aurel. fol. 20»). fehlt. fehlt. (Aurel. fol. 20*).
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11. M 11. TTXC
Über die Schrift hat bereits Pertz (a. O. S. 237 f.) eingehend
gehandelt. Ich hebe aus seiner Erörterung hervor oder ergänze,
dass die mäßig (durchschnittlich 0*5 cm.) großen Zeichen von einer
sicheren^ aber zierlichen Hand herrühren, die sich zwischen vor-
gezeichneten, wagrechten Linien bewegte, welche ebenso wie die senk-
rechten, welche den Beginn der Columnen anzeigten, noch sichtbar
sind. Das Verhältnis der Höhe der Buchstaben zu ihrer Breite ist
bei A B C D G H M N O Q U X fast quadratisch; EFILPRST
sind etwas schmaler. Über die Linie ragt F, von L ist dies in
unseren Spalten '') nicht bemerkbar; unter die Zeile reicht regelmäßig
die Schlinge des Q, bisweilen auch die rechte senkrechte Hasta
des U und N^ sowie der unterste Theil der runden Buchstaben.
Die Formen sind capital, allein U hat eine der regelmäßigen Unzial-
form ähnliche Gestalt, die aber bereits in den Herculanensischen Rollen
und auf Inschriften seit dem IV. Jahrhunderte erscheint. Bemerkens-
wert ist noch die Form des K (h), welche in unserem und dem
*) Wohl aber mehrfach im Fragmente V.
322 HAULER.
Berliner Bruchstücke etwas verdunkelt umso deutlicher im Palimpseste
V und in dem Vaticanischen Fragmente ersichtlich ist. Dieselbe auf
Inschriften selten (Hübner ExempL script, epigr. Lat. p. UX) er-
,scheint auch im Vaticanpalimpsest (5750) des luvenal, im Ambrosi-
anus des Plautus, Bembinus des Terenz und Parisinus des Prudentius.
Da die wagrechten Striche des ELT sehr kurz sind, ist die Verwechs-
lung dieser Zeichen untereinander und mit I oder (dim bloß durch
eine kl^ne, nicht geschlossene Schlinge unterschiedenen) P sehr nahe-
liegend. Nicht minder leicht ist dies der Fall bei ÄRX und der
ersten Hltlfte von M und N. — Wie schwer und unsicher eine genaue
Alteriäbestimmung von Handschriften in Capitalschrift ist, zeigt auch
dieses Fragment. Dasselbe wollte nämlich Pertz nach der Reinheit der
Schrift dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zuweisen, wogegen
Jordan es für älter als das 4. — 5. Jahrh. erklärte®). Da Prof. Stude-
mundr der gewiegte Palimpsestkenner , glaubt , dass die Hand
der des Plautinischen Palimpsestes höchst ähnlich , ja mit ihr
identisch sei (Herm. II, 83), so ist es wahrscheinlich, dass die
Schrift nicht unter das 4. Jahrhundert hinab-, noch über das 5.
hin aufzurücken ist, ein Ansatz, welcher durch Th. Birts Beob-
achtungen über das Alter der Pergamenthandschriften (das antike
Buchwesen S. 119), die Resultate der Untersuchung Fr. Vogels
(Acta Sern. Erlang. II, 426 ff.) über die Schicksale der Historien
und die orthographische* Beschaffenheit des Bruchstückes aufs
' beste bestätigt wird. Denn in dieser Beziehung weist es im all-
gemeinen dieselben Eigenthümlichkeiten auf, wie die Palimpseste
und besseren Inschriften des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. Wie
im Vaticanpalimpsest der Historien finden sich Verwechslungen von
a und e (massenhaft inschriftl. im 4. Jahrh.) in Icmguidae neben in-
curiose, in idqude gegenüber (Sp.III, 10) domum q. propiorerai (que =
quae), sowie von oe und ae (wie in Inschr. des 3. und 4. Jahrh«) in
permoestus (?vgl. Schuchardt Vocalism. des Vulgärlat. II, 293 ff.).
Die lautlich so nahestehenden Consonanten 6 und v sind vertauscht
(inschriftl. bereits seit dem 2. Jahrh«; vgl. auch des Adamantius
Tractat de B muta et Uvocali) in plevis (aber plebes) und tolerabi.
Der in allen italischen Dialecten fast unhörbare Nasal n ist in volu-
täte durch die Schrift nicht ausgedrückt. Endlich sind Beispiele zu
dem Ausfalle von s vor t (in dem Sp. IV, 2 wahrscheinlich zu
lesenden vete) in Hand- wie Inschriften derselben Periode durchaus
nicht selten (Schuchardt a. a. O. II, 354 ff.). Die Aspiration und
*) Herrn. V, 399 antiquiorem ewm esse quinto quartove saeculo probabüiier
statuere posse mihi videor.
EIN NEUES PALIMPSE8TFRAQMENT ZU SALLU8TS HISTORIEN. 323
Gemination ist aber fehlerlos. Ohne irgendwelchen Barbarismas
Wahrt das Fragment vielmehr die echtlateinische Orthographie in
cupita, contione, militiae, pro{m)ptius, despeda, provinciam^ Cur$nas^
C' (= Gaius) und die echt Sallustische Nominativform plebes (doch
nicht mehr advorsa^ sondern adversa). Altem Sprachgebrauch gemäß
zeigt es endlich Quirites (voc), gentis, de{du)c[en]tis (acc.) und Octavi
Cgen. sing.). — Die Silbentrennung bietet nichts Bemerkenswertes
dar {fugien-tis, pro{m)-ptius). — Abgekürzt finden sich gleichfalls
wie im Vaticanischen Fragment durchaus die Pränomina (L-C-Q-P-)
und q, = que^ sodann am Zeilenende n oder m (<iei", co", t" wohl
auch cognome'; deoru'^y ndu^, orvT , rw^), zweifelhaft um (in quor*
nach lord. Sp. I, 6; es dürfte Pertz richtig QUOR^" gelesen haben).
Die einzelnen Zeilen enthalten 16 (vgl. Sp. III, 5 und 7) bis 23
Buchstaben. Das kleinere O am Sohluss von IV, 2 und 4 (vgl. das
ähnliche Zeichen an vorletzter Stelle IV, 5 des anderen Blattes) weist
wohl darauf hin, dass der Schreiber genau die Zeilen der Vorlage
einzuhalten bestrebt war. Am Ende der Zeile findet sich auch
einmal (dass. Bl. Col. IV, 2) die Ligatur von N und T.
Ein Punkt erscheint regelrecht nach den Compendien; bei
einzeln stehenden Buchstaben auch vor denselben (Sp. I, 5). Des-
gleichen setzte wohl die manus correctrix, vielleicht um die Tilgung
eines Buchstaben zu bezeichnen, vor und nach demselben (Sp. IV,
4^) Punkte. Trennungen, wie IV, 6 QUI -RITES, sind möglicher-
weise ein Fehler des Correctors, oder sie rühren von der unter
unserem Palimpsest liegenden noch älteren Schrift her. Doch
ist keineswegs ausgeschlossen, dass diese Pünktchen, deren Zahl
bei näherem Zusehen sich sehr vergrößert, vom Schreiber selbst
gesetzt waren, welcher entweder den Kaum für die einzelnen Buch-
staben jeder Zeile mehr minder sanft vorpunktiert hatte oder nach
jedem Zeichen einen leichtern Punkt als nach den Compendien ge-
setzt hatte (inschriftliche Beispiele seit dem I. Jahr., Hübner a. 0.
S. LXXVII). Nur einem Zufalle werden die fünf Punkte (IV, 7) in
(pe)RICULi:* A ihre Entstehung verdanken ^").
^ In derselben Weise verfährt die Hand, welche den Palimpsest des Mero«
baudes (in tertium consutatum Aetii panegyr.) im Cod. Sangall. 908 verbessert.
^") Es sind meiner Ansicht nach bedentungslose Tintenfleckchen. An die
manchmal ähnlich geformten Bindestriche (Pertz Archiv V, 72) kann nicht gedacht
werden. Oder sollte diese Form der Punkte den einfachea vertreten, wie dies z. B.
in einer gallischen Inschrift (C I. L. XU, 1614) durch die Ctostalt des Quinoimx
geschieht? (Hübner a. O. LXXVI). ,f . ■ /
324 HAULER.
Was die Textesconstitution anbelangt, so würde ich,
selbst wenn die Reste des zweiten Folios größer wären , mich
des Versuches enthalten, dieselben zu ergänzen. Denn es zeigt der
bloße Vergleich des von Gelehrten, wie Dietsch, zu den unvoll-
ständigen Spalten des Berliner Fragmentes conjicierten Textes mit
dem nun wirklich vorliegenden, wie unsicher der Bau ist, welcher
auf so schwankem Grunde errichtet wird. Es bereiten zudem die
vollständigen Columnen, vor allem gleich die erste genug Schwierig-
keiten. Sie steht auf der Seite, welche durch Schürfungen weit
mehr gelitten hat und durch Flecken mancherlei Art entstellt ist;
dazu mengen sich auf derselben deutlichere Spuren der eben er-
wähnten noch älteren Zeichen mit den theilweise schwachen Resten
unserer Hand.
In der ersten Zeile dieser Spalte ist Q sicher; die zwei ff. verti-
kalen Hastä werden ein U gebildet haben, wie mir bei guter Be-
leuchtung höchst glaublich erscheint. Darauf fär mich deutlich
EM. Das nächste Zeichen könnte E, 1, L oder T sein, doch sind
E oder T probabler. Weiterhin X (N wäre nicht ganz unmöglich),
sodann E oder viell. I. Der nächste Buchstabe ist am ehesten R,
für N reicht der Raum nicht vollständig aus. Nach sicherem C
folgt 1 oder E, hierauf T und ein nicht ganz regelmäßiges U (scheinbar
ein T; das aber nicht ganz an die Zeile reicht und mit einer
vertikalen Hasta verbunden ist). Schließlich halte ich S und F
für feststehend. Die entsprechende Ergänzung bei Pertz und Jordan
gibt UERAE; ein Zwischenraum zwischen F und U war kaum
vorhanden, da die von ü auf dem Berliner Fragment fehlende
Hälfte und der Fuß von F auf dem kleinen Überbleibsel jenes in
unserem Codex noch sichtbar sind. Mit Rücksicht femer darauf,
dass das letzte E (nach Pertz' Tafel) unsicher ist (die längere
horizontale Hasta weist eher auf T), ergänzen sich diese Buchstaben
mit dem vorausgehenden F ungezwungen zu FÜERAT**). Die
ersten vier Zeichen der Zeile fügen sich von selbst zu QUEM
zusammen, so dass für die übrigen, soviel ich sehe, nur die Ver-
bindung EXERCITUS übrig bleibt. Da mit der nächsten Linie
ein neuer Satztheil anhebt, befand sich auf der uns verlorenen
vorhergehenden Spalte deren Ergänzung. So viel ist mir sicher,
dass das Relativum von einer Präposition (apud, peneSy super?)
abhängig war. — Die zweite Zeile ist klar bis auf das letzte Wort,
^') ISach einer wälireDd der Correctur einlaufenden gütigen Mittheilung
Herrn Profs. Th« Mo mm sen glanbt derselbe im Berliner Fragmente wirklich
UEBAT sn ersehen.
EIN NEUES PALIMPSESTFRAGMENT ZU SALLUSTS HISTORIEN. 325
welches aber höchst wahrscheinlich misit despecta lautete. Gegen ex-
perta beispielsweise sprechen nicht nur die Zeichen unserer Spalte
(DE oder DI), sondern auch der Umstand, dass die einander so
unähnlichen Zeichen B und C von Pertz doch kaum verwechselt
werden konnten. Und das zur Ergänzung von exspecta(tum) noth-
wendige (T' oder) TU" ist bei Pertz nicht verzeichnet; auch zu
Anfang der nächsten Zeile ist nichts davon zu bemerken. Diese
beginnt vielmehr, wie ich jetzt (nach gestatteter Anwendung eines
ungefährlichen Reagens auf die früher sehr schlecht lesbare Zeile)
bestimmt sagen kann, mit UANITATE. Ferner erkenne ich
IDQUAEl(lli) = idque ill% eine Lesung, die sich mir durch die
Buchstabenspuren, den Baum und den Sinn als die plausibelste
ergibt ; denn der ersten Schrift scheint das DE anzugehören, welches
sich in gewissen Lagen theilweise über U und A vordrängt. — Z. 4
ist sicher« Die unvollständigen und, weil aus dem Zusammenhang
gerissen, nicht ganz klaren Worte dieses Satzes lassen hinsichtlich
der Ergänzung und Deutung der Phantasie großen Spielraum.
Becht ansprechend erscheint mir aber die Ansicht Herrn Professors
Ed. Wölfflin, dem ich überhaupt für seine gütigen und gehalt-
reichen Mittbeilungen zu großem Danke verpflichtet bin, dass hier
Sallust möglicherweise von Sertorius spreche, welcher den ein-
gebildeten und weniger erfahrenen Pompeius verachte und sich
damit den Buhm des überlegenen Feldherrngenie sichere. — Das
Anfangszeichen der fünften Zeile ist durch eine Lücke unten
nicht vollkommen unzweideutig; doch weist das Sichtbare auf L.
Das Ende derselben Zeile bildet C und die Hälfte eines 0. Dazu
gibt Jordan ETASQ-, Pertz richtig TACO^ als Ergänzung, und
die in dessen Tafel verzeichneten Überbleibsel des Zeichen?
vor I weisen gleichsfalls auf T, nicht auf E: also auf das du^ch
den Zusammenhang geforderte COTTACO". — In Z. 7 wird
von der Charakteristik des L. Octavius auf C. Cotta überge-
gangen. Die an ta sich anschließenden Buchstaben des Berliner
Bruchstückes, welche Pertz und Jordan als EBO lesen, dürften
sich mit Bücksicht auf das folgende PTIUS als PBO mit ur-
sprünglich beigesetztem seitlichem Striche (= prom) entpuppen.
— In Z, 9 gehören zu dem wohl sicheren AMBITI die Buch-
staben ET UM bei Pertz. Der muthmaßliche Zwischenraum zwischen
den zwei Blättchen lässt zwischen AMBITIONETUM und AM-
BITIOSETUM die Wahl; doch gibt der Sinn letzterem den
Vorzug, — Z. 10 ist in der Mitte fast ganz abgeschabt, aber ich
schwanke nach wiederholter sorgfältiger Prüfung der Be^te nur
926 HAULER.
zwischen INGENIO und INGENITA* Da ich nun nach den
deutlichen Zeichen L ARG IT einen gekrUmmten Strich gewahre,
der nicht auf I, E oder A, sondern auf folgendes O deutet, so
glaube ich an nichts anderes als an INGENIO LARGITORE
(vgl. lug. 64, 1 contemptor animus \ 95, 3 pecuniae largitor^ zur Sache
8. Cottas Rede §. 4 qui pecunia voluere^ usi sunt) denken zu können.
Man hat dabei nur in dem von Pertz und Jordan gegebenen
TCUPI (das sich mit dem Folgenden zu CUPIENS ergänzt)
das Zeichen vor C als E zu erklären. Die letzte Zeile ist, obschon
theilweise nur die Hälften der Buchstaben vorhanden sind, bis auf
die letzten Zeichen zweifellos. Auf sicheres SI kommt meiner An-
sicht nach ein verstümmeltes N und der obere Theil eines C oder
G (kaum S). ORITU, Pertz' Lesung der entsprechenden halbiertem
Zeile des Berliner Fragmentes ist, was die drei letzten Zeichen
betrifft, sehr unsicher. Dieser Umstand, die Buchstaben unseres
Fragmentes, der Sinn und der muthmaßliche Zwischenraum em-
pfehlen Herrn Professors Th. Mommsen Conjectur SINGULO-
RUM aufs beste. ^«)
Der Anfang der Spalte IV (vervollständigt durch die gleich-
bezeichnete des Berliner Bruchstückes sowie ein Restchen desselben im
Aurelianensis) lautet paucos dies Cotta mutata. Post paucos dies —
so ist zweifellos zu ergänzen — ist bekanntlich gut Sallustisch (Cat.
30, 1 post paucos dies L, Saenius senator in senatu litter as recitavit ;
lug. 90, 2). Nach mutata liest man bei Pertz- Jordan ULTER, doch
ficheinen nach der Abbildung L und R bedenklich. Dazu kommt,
dass der ganze Buchstabencomplex , insbesondere das R mit (dem
auf dem Reste des anderen Blättchens sichtbaren) E und dem auf
unserem Fragm. sich anschließenden deutlichen R keine sinngemäße
Verbindung ergibt. Mir scheint in den Zügen doch kaum etwae?
anderes als ÜE(S)TE PERMOESTUS zu liegen. Auf ÜESTE
machte mich Herr Prof. Wölfflin aufmerksam, dessen Vorschlag
mir auch deshalb sehr annehmbar erscheint, weil, um von einem
einfachen Schreibfehler abzusehen, hand- wie inschriftlich der Ausfall
eines S vor Klapplauten häufig genug belegt ist. In Z. 3 ergänzt
sich die vertikale (bei Pertz verzeichnete) Hasta nach cupü mit dem
schrägen Striche zu Beginn unseres Fragmentes zu A; an
Stelle der Anfangsbuchstaben des folgenden UOLUTATE scheint
") Derselbe Gelehrte vermuthet, wie ich zu spät erfahre, tum ingenti a
largitione ctipiens gratia{m) singulorum (ohtinere) ; 'nicht durch eine bevorstehende
largüiOt sondern durch die, welche er für das Consulat aufgewandt hatte, und durch
die er Herr der Situation bu bleiben dachte'.
EIN NEUES PALIMPSESTFRAÖMENT ZU SALLUSTS HISTORIEN- 327
aber ein früheres UGI durchzuschimmern, das von der darunter-
liegenden ersten Schrift herrühren dürfte. Nach dem sicheren
PLEUIS kommt AÜALI sammt der Hälfte eines Noder M (wie
Pertz mittheilt), das aber, mit dem zunächst überlieferten FUNERA
zusammengehalten; keinen Sinn gibt. Es soll wohl die cupita
voluntas plebis (d. h. die von Cotta leidenschaftlich gewünschte
Sympathie des Volkes; vgl. Sp. I, 9 ff.) mit dem völligen Fehl-
schlagen dieser Pläne des Consuls in Gegensatz gebracht werden.
Dazu ist vor allem ein Verbum nöthig; dieses dürfte in dem hier uner-
klärbaren FÜNERA stecken. Hiebei erscheint mir wichtig, dass ich
vor und nach N einen Punkt und nach A über der Zeile ein
kleineres D (oder T) zu erblicken meine: es liegt somit, falls ich
mich nicht täusche, das richtige FUERAD (-T) bereits corrigiert
vor. Das Wort vorher muss dazu eine nähere Bestimmung enthalten:
am nächsten läge es, da der halbierte Buchstabe auch zu einem D
gehört haben kann und der geringe Zwischenraum US zu ergänzen
widerräth, an avalide zu denken. Aber dieses Adverb ist bisher
unbelegt und die Bildung ungewöhnlich**). Man muss sich daher
entschließen, hier eine bei unserem Schreiber allerdings nicht seltene
Irrung (er hielt -vis i" für visa) anzunehmen und mit Herrn Prof.
Wölfflin INUALIDE zu lesen, wobei das Adverb in der Bedeutung
•kraftlos, bettlägerig, krank' zu nehmen sein wird (vgl, Suet. Aug.
13 invalidus atque aeger\ Curt. IX 6, 23 a.; Plin. N. H. VII 37,
124; Gell. XX 1, 11). Denn bene, rede esse oder valere (ursprüng-
lich viell. mit figura etymol. valide valere) bezieht sich bekannlich
auf das Wohlbefinden ; da aber weder bene noch recte die Zusammen-
setzung mit in privativum dulden , sagt der Lateiner negativ male^
minus bene, minus recte oder invalide esse^ auch minus valere. Cotta
war danach durch den erbitterten Pöbel entweder verwundet worden,
worauf man aus einigen Wendungen seiner Rede (§. 2 ne mortem
quidem honestam sperare licet ^ §. 8 agite , ut monet ira, supplicium
^umite; vgl. §. 5, 9, 11) schließen könnte, oder der ohnehin körper-
lich schwächliche Mann (Cic. Brut. 55, 202 od inßrmitatem laterum
— - ad virium imbecillitatem) war infolge der ungewöhnlichen Auf-
regung krank geworden. Alles andere in dieser Spalte ist heil.
Außer den schon oben erörterten sprachlichen Erscheinungen
mache ich auf despecta vanitate*^ idque Uli in sapientiam cesserüt
aufmerksam. Vanitas steht hier zweifelsohne im Gegensatz« zu
") Composita von validus sind das bei Cic. Arat. 164 (398) und Plm. N. H.
XVIII, 104 erscheinende emlidus, ferner pracvalidt«« (Verg,,Liv., Tac), praevaltde
(Plin., Corrip. loann.) \mä perväHdfUa Axom, XXIX^ 1, % Vnlg., Eccl,'
328 . HAULER.
sapientia, also mit imperiUa, temeritas etwa gleichbedeutend (vgl.
lug. 38, J cognita vanitate atque imperitia legati). Der folgenden
Wendung klingt sehr ähnlich, fast wie eine BeminisceDz die Stelle
in Tacit. Germ. 36 Chattis victoribus foriuna in sapientiam cessü
(wurde der Erfolg zur oder als Einsicht, Klugheit angerechnet; hatte
sich der Erfolg zu einer klugen That verwandelt) und bei Curt.
III, 6 cum praesto esset ubique fortuna, temeritas in gloriam cesserat.
— Z. 6 consulatum ingressi wie lug. 43, 2 magistratum ingressus est;
also nicht erst bei Quintilian (VI 1, 35), wie Georges angibt. Bereits
vor diesem hatte Velleius (II 6, 2) Sallust nachgeahmt. — Im
folgenden Octavius languide et incuriose fuity Cotta promptius . . kommt
esse dem agere sehr nahe, wie lug. 87, 4 Romanos . . remote metu
laanus licentiusque futuros; Liv. XXIX 3, 7. 32, 2 und Tac. hist.
IV, 28 gebrauchen incuriose {-sius) agere. — Istpermaestus (Sp. IV, 2)
von mir richtig hergestellt, so hat es Dictys (I, 23), bei welchem
OB bisher allein belegt war, aus Sallust entlehnt. — Z. 3 cupita
voluntas plehis ist nicht bloß durch das Plautinische (Poen. 1260)
cupite aique exspectaie pater und das Livianische res cupita, sondern
auch durch den Gebrauch bei Sallust (Hist. IV, 32 (Dietsch) ut
mox cupitis ministram haberet-^ cupita = leidenschaftlich Ge-
wünschtes, leidenschaftliche Wünsche) gesichert; vgl. Plaut. Poen.
1271 und Tac. Ann. IV 3, 1 nepotes adulti moram cupitis adfere--
bant — Z. 4 hoc modo disseruit zeigt, dass Priscians Citat (XVIII,
201; Hertz H 305, 16) Sallustius ""in hunc modum disseruit^ pro
'hoc modo* von Kreyssig nicht mit Recht hieher bezogen wurde.
Auch die Annahme Heerwagens und der Herausgeber, dass in den
Zeichen INGO der Anfang von COTTA stecke, ist durch unser
Fragment nicht bestätigt worden; das Richtige vermuthete Roth
(Rhein. Mus. VIII, 439).
Sachlich ist jetzt die Ansicht, dass sich das Bruchstück auf
das Consulatsjahr des L. Octavius und C. Aurelius Cotta (75 v, Chr.,
679 d. St.) beziehe, außer allen Zweifel gesetzt. So kurz femer
auch die Charakteristik dieser beiden Consuln ist (Sp. I.), sie
könnte doch kaum bezeichnender und zutreffender sein. L. Octavius
war nicht aus der Art geschlagen: sein Vater Cn., mit L. Cinna 87
Consul, war zwar ein guter politischer Redner (Cic. Brut. 47, 176),
zeigte sich aber nach Cinnas Vertreibung als vir lenissimi animi
(Veil. II 22, 2), großsprecherisch, sorglos und der außerordentlichen
Lage nicht gewachsen (Plut. Mar. 42) ; Censoriuus durchbohrte ihn
auf dem curulischen Stuhle. Der Großvater, gleichfalls Cn., war
128 Consul und ist uns (aus Cic de erat. I 36, 166) nur als onge-
EIN NEUES PALIMP8ESTFRAGMENT ZU SALLUSTS BISTORIEN. 329
Bobiokter Gerichtsredner bekannt. L. Octavius starb schon im
folgenden Jahre (74) als Proconsul von üiiicien (Plut. Luc. 6)^ Weit
thatkräftiger und bedeutender war sein College C. Cotta: als Freund
des M. Livius Drusus wegen Unterstützung der Bundesgenossen
angeklagt, gieng er freiwillig in die Verbannung, aus welcher er
unter Sullas Dictatur (82) zurückkehrte. In seinem Consulatsjahre
wurde wohl auf seine Initiative (eodem auctore) P. Lentulus Mar-
cellinus als Quästor nach Cyrene gesandt. Aus seinen ehrsüchtigen
Plänen (vgl. auch seine Rede, §. 4) riss ihn empfindlich die gefährliche
Volksdemonstration (CoL III und Cottas Bede); welche außer durch
politische Gbünde (vgl. die Rede des Volkstrib. Licin. Macer) durch
die infolge des unglücklichen Standes der Kriege in Asien, Spanien
und Macedonien (Cottas Rede^ §. 7), hauptsächlich aber wegen des
Seeräuberunwesens (§. 7 und 14) in Rom herrschende Finanz- und
flnngersnoth **) hervorgerufen war. Die erbitterte Plebs, welche die
Schuld daran den Consuln beimaß, überfiel und verfolgte dieselben
bis in das (durch seine Pracht und gute Lage berühmte) Haus des
Octavius, ließ sich aber vielleicht durch Versprechungen des beredten
Ootta (welcher verwundet worden war ?) beschwichtigen **).
Unserem Fragmente gemäß war wenigstens bereits nach einigen
i^reoigen Tagen ein solcher Umschwung der Stimmung eingetreten^
dasB Cotta es wagen durfte, in öffentlicher Versammlung das Volk
er Undankbarkeit und illegalen Haltung (§. 4 und 8) zu zeihen
nd es zum Gehorsam zu mahnen. Die von Sallust uns gegebene!
robe seiner ruhigen, aber rührenden Beredsamkeit bestätigt die
erschiedenen lobenden Urtheile Ciceros über ihn als Redner. Erst
ach diesem Ereignisse dürfte er u. a. das volksfreundliche Gesetz
egeben haben^ dass die gewesenen Volkstribunen noch andere
^entliehe Ämter bekleiden dürften, was ihnen durch eine Sullanische
erordnung verwehrt war (Sali. or. Macri §. 8 nisi forte C. Cottay
^^^ f actione media consul^ aliter quam metu iura quaedam trihunis
^^his resUtuif). Nach seinem Proconsulate in Gallien starb er den
"ä*» vor seinem Triumphe infolge des Aufbrechens einer alten Wunde.
**) Roth ergänzt nicht unwahrscheinlich zu Beginn der Col. HI (annonae
^*oZera6»7i)« saevitia, Hieher könnte auch das Fragment (ine, 28 D.) bei Donat.
*^^** Per. Eon. 610 (IV 3, 8) Sallustius: Festinantibics in summa inopia patribus
^^^ogen "werden.
^') Das Sallustfragment bei Prise. IX, 51, p. 487, 5 (IV, 6 Dietscb) dein
^■»mtfa tarn irUf postero die liheralihus verbis perwulcti sunty das man hieher zu
^^lien geneigt sein könnte, ^ird bandscbriftlich dem IV. Buche der Bistorien eu'
330 HAULEB. BIN NEUES PALIMPSE8TFRAGMENT ETC.
Zum Schlüsse lasse ich den Text der beiden neuen vervoll-
ständigten Spalten folgen:
I. Col. qtiem eocerdtus fuerat^ \ legionem misit despecta vanitate ;
idque Uli in | sapientiam cesserat. Dei{n) \ L. Octavius et C Cotta
co{n)\sulatum ingress{i) ; quoru{m) \ Octavius languide et \ inctiriose
fuit, Cotta pro{m) \ptius, sed amhiti{ps)e\ tum \ ingenio largit{or)e
cupi\ens gratia sing{ul)orum | . . .
IV, Col. post paucos dies Cotta mutai>a | ve{s)te permaestus^
quod pro \ cupita volu(n)tate plebis in\valide fuerat [Woeffl.; av. funera
cod., man corr. fuerad?], hoc modo] \ in contione populi dis\seruit:
'QuiriteSy multa \ mihi {pe)ricula domi mili \tiaeq{uey m)ulta adversa
fu\ere, q{uo)rum alia tolera\viy pa{rti)m reppuli deoru(m) \ {au)x(ilii)s
et virtute mea : i(n) \ ...
Ich bin weit entfernt zu glauben, dass ich mit diesem in
kürzester Zeit abgefassten Berichte den Inhalt des Fragmentes er-
schöpft hätte. Ich wünschte nur von den wiederholt genau unter-
suchten Schriftzügen des Palimpsestes eine möglichst objective
Beschreibung und damit eine zu weiteren Untersuchungen genügende
Grundlage gegeben zu haben.
Das umfangreichere Fragment in demselben Codex , dessen
vollständige Übereinstimmung mit unserem Blättchen und dem
Vaticanischen Palimpseste der Historien wir oben gelegentlich
berührt haben, wird (wie zunächst die Veröffentlichung eines Theiles
in der 'Bevue de philologie zeigen wird) unsere Kenntnis von dem
Hauptwerke des ersten classischen Historikers der Römer beträcht-
licher bereichern. Jedenfalls beweist schon dieses, dass unseren
Jahrzehnten, denen die Erde so viele ungeahnte Schätze des Alter-
thums freigebig eröffnet, auch Funde classischer Reste aus Hand-
schriften, wenn auch weit bescheidenere, nicht mißgönnt sind.
Paris im Mai 1886. EDM. HAULER.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Hilarius
von Poitiers,
Obwohl ich bereits in meiner Abhandlung ,,Stadien zum
Psalmencommentar des Hilarius von Poitiers^ ^) neben dem Berichte
, über die Handschriften, ihre Verhältnisse und ihre Eintheilung eine
Reihe von Stellen aus den verschiedensten Partien des Werkes be-
sprach; gibt es selbstverständlich noch immer viele, die Air sich
eine kleine Erörterung wünschenswert machen, welche im Apparate
der Ausgabe nicht gegeben werden könnte. Namentlich ist dies der
Fall in solchen Partien, wo die Überlieferungsverhältnisse sehr
fragmentarisch aussehen und dabei zugleich Heilungsversuche als
nothwendig sich erweisen. Ich werde darum derartiges noch vor
dem Erscheinen der Ausgabe dtirch ein Paar Abhandlungen in
Zeitschriften klar legen, um mich im kritischen Apparate kurz
darauf berufen zu können. Das in der Abhandlung über die Hand-
schriften Bemerkte setze ich dabei als bekannt voraus. Prolog. 5
p. 235, 13 Mign. finden wir die da citierte Schriftstelle Esai. XXIX,
11 seit der Ed. BasiL überall in dieser Fassung: quod si quidem
Jiomini scienti liUeras dicetur: lege ista u. s. w. Die Schriftzeichen
des hier allerdings brüchigen Pergamentes von R aber weisen auf
quiderit statt quidem und im folgenden steht deutlich dicentes
für dicetur^ wie dies auch noch die Ed. princ« erhalten hat. Die
LXX, an die sich, wie ich schon anderswo bemerkt, Hilarius'
lateinische Übersetzung alttestamentlicher Stellen meist besonders
enge anschließt, haben die Worte: 8 ectv btliciv auTÖ dvGpuüiruj ^iri-
cTajLieviu YP^W^ctia XeToviec* dvdTVUjGi laOia (Tischendorf II, 291)
und alte lateinische Übersetzungen anderer Kirchenväter bieten
auch quod si dederint, quem si dederint oder qt4sm si dederis, quem
cum dederis und im folgenden ebenfalls mehrfach dicentes (vgl. die
Zusammenstellung bei Sabatier II, 654). Nach alledem wird auch
an der in Rede stehenden Stelle bei Hilar, im Anschlüsse an die
noch jetzt zu entziffernden Schriftzeichen des cod. R, welcher hier
allein die ältere Überlieferung vertritt, und im engsten Anschlüsse
') Sitzongsber. der kau. Akademie der Wissensch. in Wi^n 1884. S. 869 ff.
332 ZINGERLE.
an die LXX herzustellen sein: qiu)d si qui dederint homini scienti
litteras dicentes: lege ista u. s. w. Die Herstellung ist nach dem
anderswo über die hs. Überlieferung des Hilarius* eingehend Er-
örterten paläographisch leicht, das bisherige, erst seit cod. r (saec.
XIII) belegbare quod si quidem ohnehin auf den ersten Blick ver-
dächtig« quod erklärt sich bei unserer Herstellung auch durch strenge
Übersetzung des griechischen ö mit Bezug auf ßißXiov, obwohl im
lateinischen Texte liber vorangeht. Interessant für die Art des
Citierens und die nicht immer sich streng gleichbleibende Über-
setzung bei Hilarius ist nebenbei die Stelle Ps. 118 Phe 3 p.. 615,
46 Mign., wo die reichlicher zugebote stehende ältere Überlie-
ferung (VRCp) die Anspielung auf den obigen Schrifttext so bietet:
dabitur liber iste in manus hominis scientis litteras et dicetwr (didtur
R * C) ei: lege hoc u. s. w. Zugleich aber auch wieder eine Be-
stätigung des qui dederint statt des sinnlosen quidem.
Prolog. 6 p« 236, 29 liest man bisher in allen Ausgaben:
Denique id ipsum consequenter docuit dicens: et uidi u. s. w.
Bei den öfter so fragmentarischen Verhältnissen der Überlieferung,
die im Prolog ganz besonders hervortreten, ist hier gar nur r
unsere älteste Quelle, aber dieser bietet statt der erst durch die
Vaticani des 15. Jahrh. gestützten Vulgata consequenter richtig in
consequentibus. Ich würde die Sache hier gar nicht berühren, wenn
es sich bei diesen precären Verhältnissen nicht um glänzende
Rechtfertigung durch den hilar. Sprachgebrauch handeln würde.
Vgl. Ps. 64, 8 p. 417, 25 Mign. in consequentibus docet dicers:
praeparans u. s. w. Ibid. p. 418, 3 et in consequentibus est: misit
cet. Ps. 68, 17 p. 480, 29 consequentibus docet dicens : Tu enim cet.
Ps. 68, 25 p. 486, 8 quod ipsum consequentibus docet dicens: pauper
cet. Ibid. 27, p. 487, 3 et ipsum in consequentibus psalmus ostendit
u. s. w.
Prolog. 15 p. 241, 16 Mign., wo eine Aufzählung der Bücher
des alten Testamentes und ihrer Eintbeilung gegeben wird, stimmen
alle bisherigen Ausgaben in der Lesart überein : duodecim autem
prophetaein sextum decimum. Da aber die großen Propheten außer-
dem noch betont sind und auch noch jüngere Codices wie t duo-
decim autem omnes prophetae lesen, äußerten die Bened. in der
Anmerkung die Frage: „an omnes pro minores?"" Sie hätten diese
Vermuthung duodecim autem minores prophetae unbedenklich
in den Text setzen können. Denn durch die nähere Kenntnis unserer
Überlieferungsverhältnisse schwinden nun auch die palfto-
graphischen Bedenken gegen diese Herstellung, welche der
BEITB. ZUR KRITIK U. ERKLÄR. D. HILÄ.RIUS V. POITIERS. 333
Sinn so nahe legt. V, der hier infolge der Lücke in R Haupt-
vertreter, bietet nämlich nicht omnes^ welches Wort wir übrigens
auch in r finden, sondern nur die Buchstaben ones und dass dieses
ones auf Entstehung aus ores und auf Verstümmlung eines minores
weist, wird auch durch andere Fälle unserer Überlieferung, in der
das Überschreiben von Buchstaben, Silben und die damit zu-
sammenhängende Fehlerentwicklung von jeher eine so bedeutende
Rolle spielt, klar genug. So hat z. B. Ps. 1, 3 p. 251, 45Y^ teris
testamenti statt u et er is testamenti^ Prolog. 17 p. 243, 11 Vunim-
cuiusque ueri uirtutem statt des allein richtigen uniuscuiusque
numeri uirtutem u. s. w.
An der mit der letztgenannten Stelle eng zusammenhängenden^
resp. dieselbe vorbereitenden und die Lesart numeri evident be-
stätigenden Prolog. 9 p. 238, 30 druckt man seit den Bened.: et
tarnen uirtus ac sacramentum numeri perficit u. s. w, nach dem
im ganzen unverlässlichen und interpolierten Cod. t; da die ganze
übrige hier zugebote stehende Überlieferung (aus den älteren Hss.
Vr) mit Einschluss der alten Ausgaben statt et tamtn einfach
et BXL die Hand gibt, andererseits aber nach dem Vorhergehenden
eine starke Hervorhebung des Gegensatzes allerdings nöthig ist,
ferner Vr das zum Ganzen besser passende Perfect |) 6 r/'eci^ bieten,
so wird der Passus in dieser Form herzustellen sein: set (resp. sed)
uirtus ac sacramentum numeri per fecit u. s. w. Die noth wendige,
so aber nur kleine Änderung ist dadurch noch mehr begründet,
weil das dem sed vorangehende Wort (signißcat) auch mit s be-
ginnt und d t in unserer Überlieferung so häufig schwanken.
Wir reihen hier gleich eine der schwierigsten Stellen an, da
sie einerseits mit dem eben kurz Berührten im engen Zusammen-
hange steht, andererseits zur Heilung ein Mittel zu erfordern
scheint, das auch nur durch ganz genaue Beobachtung unserer
Überlieferungsverhältnisse gerechtfertigt wird. Prolog. 16 p. 242,
22 wird seit den Bened. so gelesen: nam et in templum per hunc
numerum graduum principes sacerdotum in sanctorum sancta con-
scendebant: ut quia neque hebdomada legis sine euangeliorum
ogdoade neque ogdoas euangeliorum sine legis hebdomade uirum posset
praestare perfectum quo usque illa perfecte credidisset-, in his
perfectis et beatis Sanctis sanctorum perfectus in hoc utroque, qui
in quindecim graduum cantico est, hebdomadis et ogdoadis numero
locaretur, Hilarius erörtert in dieser ganzen Partie vom Schluss
des §.8 an die tiefere Bedeutung der Zahlen bei Eintheilung
und Gruppierung der Psalmen und kommt nun auch auf das Be-
334 ZINGERLE.
treffende bei den sog. cantica quindecim graduum zu sprechen (Ps.
119 — 133). Er findet in der Zahl dieser Reihe auch eine mystische
Bedeutung (vgl. darüber im allgemeinen jetzt z. B., Thalhofer Er-
klärung der Psalmen S. 667, Amberger Pastoraltheologie S. 529)
und betont den in der Zusammensetzung der Zahl 15 aus der Zahl
7 {hebdomas legis) und aus der Zahl 8 {ogdoas euangeliorum) lie-
genden Hinweis, dass nur derjenige, welcher an die ganze im
alten und neuen Testamente erfolgte Offenbarung Gottes wahrhaft
glaubt, so gewissermaßen auf 15 Stufen, wie einst die Priester zum
Tempel, als vollkommener Mensch zum wahrhaft Himmlischen
emporsteigen kann. Der beste Commentar zu unserer in Rede
stehenden Stelle ist übrigens wohl der kürzer gefasste und aus-
drücklich auf den Prolog zurückweisende Wink des Autors selbst
im Prolog, zum 119. Ps., 6 p. 644, 35 Mign., den ich darum in
der nach den besten Quellen revidierten Fassung (es kommt dort
auch G zuhilfe) hier mittheilen muss : ac de quindecim quidem gra-
des et superscriptione cantici iam in exordio psalmorum tum, cum
sermo de numeris et de superscriptionibus incidit, aliqua tractauimus,
ex duohus scilicet numeris hebdomade et ogdoade^ quorum unus ob
sabbatum legis sit, alius ob accedentem ad sabbatum octauam, quae et
prima est^ sit euangeliorum, hunc numerum conuenire\ per quae eorum
canticorum quasi legis et euangeliorum gradibus ad caelestia nos et
aeterna conscendimus cognoscentes collocandos nos cum summo sacer-
dote in ca^ilestibuSf si tamen secundum Paulum conuersatio rostra in
caelis sit gradus quindecim fuisse scimus in templo: psalmos
quoque graduum quindecim legimus. numerosus est hie desideratae
illius sedis ascensus. forte enim, ut in templo paulatim et per gradus
singulos conscendebaturadsancta, ita per singulorum psalmorum profec-
tus docebimury his gradibus qui cantantur ascensis posse nos in excelsis
et Sanctis et aeternis collocari, Dass nun aber der anfangs ange-
führte Schlussabsatz der längeren Abhandlung im eigentlichen Prolog
in der obigen Form nicht entspreche, sieht man auf den ersten
Blick und die Übersetzungsversuche (vgl. z. B. die Kemplner X,
332) beweisen dies noch gründlicher, da sie zu einer freien Com-
binierung des in älteren und neueren Ausgaben stehenden Textes
greifen müssen. Vr, die uns hier aus der beachtenswerteren Über-
lieferung zugebote stehen, haben aber statt quo usque ilia viel-
mehr quisque ille und damit stimmt auch noch die Ed. princ. ; ferner
statt perfectus in hoc utroque die Worte perfectum hunc uerumque,
endlich V am Schlüsse numerum ßia,Xt num^ro. Würdigen wir nun
diese handschriftlichen Lesarten und erinnern uns gleichzeitig an
BEITR. ZUR KRITIK ü. EBJKiJÜR. D. HILARIüS V. POITIERS. 335
den für unsere Überlieferung so zahlreich nachgewiesenen und
sichtlich schon auf den Archetypus zurückweisenden Fall, dass bei
öfterer Wiederkehr des gleichen Wortes in einer Periode durch
aberratio ein Ausfall stattfand, das Ausgefallene dann aber am Rande
nachgetragen und so im Verlaufe mehrfach an eine falsche Stelle
im Texte gerieth, so dürften wir die Mittel zur Heilung und zu
einer methodischen Herstellung des Erwarteten an der Hand haben.
Die ganze Stelle wird, wenn wir auch die sonstigen Einzelheiten
nach der besseren Überlieferung regeln, so zu lesen sein: nam et
in templum per hunc numerum graduum prindpes sacerdotum in
sanctorum sanda scandebant: ut, ^uia neque hebdomas legis sine
euangeliorum ogdoade neque ogdoas euangeliorum sine legis hebdomade
uirum posset praestare perfectum^ quisque perfecte credidisset per-
fectum hunc uerumquCy qui in quindecim graduum cantico est^
hebdomadis et ogdoadis numerum, ille in his perfectis etbeatis
et Sanctis sanctorum locaretur. Man sieht, es handelt sich
bei Herstellung eines Sinnes und zwar des nach allem einzig er-
warteten, wobei nun auch die Schlussübereinstimmung mit dem
Schlussabsatz der oben citierten Parallelstelle aus Ps. 119 bestäti-
gend wirken dürfte, lediglich um richtige Stellung der überlieferten
Worte, die sichtlich infolge der wiederholten Formen von perfeotus
schon frühe in so arge Verwirrung gerathen waren, quisque, das
natürlich auch hier, wie sonst so oft bei Hilarius und auch bei
anderen Schriftstellern, im Sinne von quicumque steht, gab dann,
nach der Verwirrung ganz unverständlich geworden, Anlass zur
weiteren Corruptel quousqu£.
Obwohl ich über ähnliche Verwirrungen schon anderswo ge-
sprochen, will ich hier doch noch ein weiteres auffallendes Beispiel
anfügen, wo uns jetzt durch G R das Räthsel gelöst wird. Ps. 120,
8 p. 657, 4 treffen wir seit der Edit. Basil, überall folgendes: non
est autem intellegendum, quod ideo ista benedictio sit ^ne det in
commotionem pedem tuum^^ tamqu^m aliquos deus tradat in uiti^i,
in quae pedihus corruptae mentis inuehimur. non ille nos tradit: sed
cum ab eo abscedimus consequitur. nam cum pedibus corrupta^e mentis
inuehimur, non ille nos tradit, sed nos ab eo per peccata descissimus.
Et cum in peccatoribus ipse non habitet, discessionem nostram ab eo
consequitur et äbscessio eius a nobis. Es ist zu wundem, dass man
an solchem Texte nicht Anstoß nahm, bei naiver Beibehaltung
desselben aber weniger zu wundern, dass manche über den Stil
unseres Autors sich ein schiefes Urtheil bildeten. Die Stelle ist
vielmehr nach G und R (V ist hier überarbeitet und diese ganze
Wien. Sind. Vm. 1886.
336 ZINOERLE.
Partie fehlt) einfach und schön vom zweiten Satze ab so herzu-
stellen : non ille nos tradet : sed cum ah eo per peccata discessimus
et cum in peccatoribus ipse non hahitetj discessionem nostram ab eo
consequitur ahscessio eins a nobis. Die Fehler der Vulgata beruhen
in diesem Falle, wie man gleich sieht, auf hässlicher Dittographie ;
dass aber dieselbe mit ihrer ganzen Verwirrung ursprünglich auch
auf jenen oben besprochenen Grund zurückgeht, deutet die Gruppe
der französischen Hss. (PT) an, wo wir nur lesen: non ille nos
tradit: sed cum ab eo abscedimus^ consequitur et abscessio eius a nobis.
Es waren also auch hier infolge der beiden ab eo die Worte per
peccata discessimus — ab eo in einer Gruppe frühe ausgefallen,
worauf dann der Sinn theilweise einfach durch ein dafür einge-
schobenes abscedimus hergestellt wurde, wie in PT, theilweise aber
die ausgefallenen ursprünglichen Worte doch auch wieder an den
Rand kamen und so in jüngeren Handschriften und alten Drucken
jene ungeschickte und durch Dittographien entstellte Vermischung
beider Lesarten hervorriefen, die bis zum heutigen Tage sich er-
hielt«).
Verwandtes in kleinerem Maßstabe wird man auch sonst, wo
die Entscheidung schwierig wird, bedenken müssen. So lautet z. B.
Prolog. 22 p. 246, 17 Mign. seit den Bened. so: uel cum j^illius
Dauid^, uel j^illi Dauid^, uel ^Abessalon^^ uel „SauP^, uel „Doec^ in
titulo sub gestorum historia praenotatur, in eo uel per pronominum
qualitates aut per nominum uirtutes prophetiamj
quae in psalmo sit, consequamur. Die alten Ausgaben haben bloß :
in eo per pronominum qualitates ohne uel, cod. R bietet gar nur:
in eo pronominum qualitates. Da nun Vr andererseits, an sich ver-
ständlich, in eo pronominum qualitatibus lesen, so könnte es fiir
den besonnenen Kritiker nahe zu liegen scheinen, bei letzterer auf
handschriftlicher Grundlage beruhenden Lesart zu bleiben und
qualitates in R bloß als Verderbnis für qualitatibus anzusehen (vgl.
Ahnliches bei Reifferscheid Arnobius p. IX). Und dennoch musste
ich mich in diesem Falle nach wiederholter Überlegung aller Um-
stände zur Conjectur in eo aut per pronominum qualitates ent-
*) Ganz ähnlich ist Ps. 121, 7 p. 663, 34 Mign. nach GR klar und einfach
zu lesen: Trihus enim domini dixerunt: Venitey ascendamus in montem domini
u. 8. w. Die drei Zeilen, welche in den Ausgaben zwischen trihus enim domini
und dixerunt noch gelesen werden, sind auf ähnliche Weise aus der folgenden
Schriftstelle hinaufgedrungen. In PT ist nämlich die Schriftstelle um die betreffen-
den Worte verstümmelt, anderswo standen sie am Bande und führten so zu dop-
pelter Einfügung und zugleich zu einer kleinen Interpolation.
REITR. ZUR KRITIK U. ERKLÄR. P. HILARIÜS V. POITIERS. 3^7
schließen. Ich will weniger Wert darauf legen^ dass Verwechslung
zwichen es resp. is und ibus eher in Vr sich findet als in R, aber
bezeichnend ist es, dass beim folgenden aut per nominum uirtutes
ihrerseits wieder Vr schwanken, indem r aut wegließ, V per erst
über der Linie nachtrug, was darauf weist, dass hier offenbar wieder
zwei aut per ein Versehen veranlassten, indem bald das eine, bald
das andere ausfiel. Dazu gesellt sich als wohl Ausschlag gebend
der concinne Bau des ganzen Absatzes auch im Vorhergehenden
mit den streng gegliederten, durch keinen Wechsel der Construction
unterbrochenen aut . . aut^ uel . . uel. Man vergleiche nur die An-
fangsworte des Absatzes Z. 9, die unserem Schlüsse parallel sind:
aliae uero superscriptiones^ quae aut res gestas secundum historiam
significant^ aut tempora, aut dies, aut aliud aliquid conplexa^e sunt,
uel ex interpretatione nominum, uel ex conparatione gestorum, uel ex
consimilium specie, ex quihu^s rebus psalmus consistat, ostendunt. Aus
dem Ganzen ergibt sich nun auch von selbst, warum das uel per
an unserer Stelle unpassend ist.
Ps. 1, 9 p. 255, 9 Mign. quod autem esset hoc lignum uitae,
propheta Salomon docuit dicens de adoratione sapientiae; so schreibt
man constant seit der Ed. Basil, nach einer jungen Handschrift,
nachdem die Ed. princ. gar de odoratione sapiential geboten hatte.
Die Bened. fühlten wohl das Unpassende und fügten darum in der
Anmerkung bei: „Forte leg. de honoratione^ . Cod. R hat nun
aber de adortatione sapientiae und dies führt bei den nachge-
wiesenen Aspirationsschwankungen in dieser Handschrift auch
paläographisch sicher auf das passende de adhortatione sapientiae*
Es ist im folgenden Bezug genommen auf die Stelle Prov. III,
13 — 18 und obwohl dann nur §. 18 wörtlich angeführt wird,
schwebte bei dem Citat doch natürlich der ganze Zusammenhang
der Stelle vor, die §. 13 mit den Worten beginnt: Beatus homo,
qui inuenit sapientiam u. s. w. Schwankung und Verwirrung infolge
des eben angegebenen Grundes entstand hier sichtlich auch schon
frühe, da die Gruppe Vr in einer für sie öfter bezeichnenden Weise
über das fragliche Wort durch die Kürzung de sapientia sich hin-
wegsetzte.
Nicht so einfach ist die Herstellung eines argen Verderb-
nisses Ps. 1, 12 p. 257, 29 Mign. Die Bened. und ihre Nachfolger
geben den Text: Caeleste sacramentum ita per corporales species ex-
ponitur, ut rationem spiritalem corporalia ipsa quamquam inplere
non possint tamen ad corpora non mutilent, bemerken aber in
der Note, dass Erasmus unpassend für die letzten Worto
22*
388 ZINGEBLE.
coDJiciert habe tarnen ad comparationem non inutilia sint (so steht
auch in der Ed. Basil, im Texte), da der Sinn nach Hilarius
vielmehr der sein müsse: „spiritalia in scripturis ita corporalibus
adumbrari, ut haec ad corpora nonnisi inepte referri queant"^. Die
Eemptener übersetzten demnach sichtlich mehr nach diesem zu
erwartenden Sinne, als nach dem vorliegenden Texte (X, 354):
^Das himmlische Geheimnis wird auf eine solche Weise durch
körperliche Bilder erklärt, dass man, obgleich das Körperliche
selbst den geistigen Sinn nicht erschöpfend darstellen kann^ es
doch auf die Körperwelt nur mit Verstümmelung beziehen könnte^.
Sehen wir uns nun in diesem schwierigen Schlusstheile die ältere
Überlieferung an, die bisher auch hier nie genau mitgetheilt wurde,
so bietet R tarnen ad corporata non mutilent^ womit auch noch die
Ed. princ. stimmt, Vr tarnen ad corporata non mutilentur. Es wird
daraus, wie ich glaube, paläographisch und sinnentsprechend am
ehesten herzustellen sein : tarnen ad carporum rationem mtttila
sint. Vgl. an unserer Stelle im Vorhergehenden den Gegensatz ratio-
nem spiritalem und die theilweise verwandte Stelle Hilar, in Matth. 21,
13 p. 1040, 17 Mign.: sed sicut in ceteris admonuimus, hie quoque
meminisse nos oportet^ rationi rerum praesentium aliquid in-
terdum ea conditione de esse, ut futurorum species sine damno ali-
quo praefiguratae efficientiae expleatur. Für das Einzelne des paläo-
graphischen, wie in unserer Überlieferung frühe aus ad corporum
rationem ein ad corporata non entstehen konnte, genügt es auf die
betreffenden Abschnitte in meiner Abhandlung zu verweisen.
Zweifelhaft könnte es bleiben, ob nicht mutilentur nach Vr zu
halten sei; da aber mutila sint im ganzen viel besser entspricht
und dem mutilent des doch immer verlässlicheren R fast näher
liegt, möchte ich mich dafür entscheiden.
Weiter lege ich diesmal einen Versuch zu einer Stelle
vor, die deshalb um so schwieriger zu beurtheilen ist, weil die
Überlieferung nicht über das 13. Jahrhundert hinaufreicht und der
Text des hier an der Spitze stehenden, aber in seinen mehrfachen
Mängeln uns wohl bekannten cod. r vielleicht manchem auf den
ersten Blick noch annehmbar erscheinen könnte. Prolog. 6 p. 236
Mign. wird für den Hinweis, dass ganz besonders die Psalmen
stets als Weissagungen mit Rücksicht auf das im Evangelium zu
Erfüllende zu erklären und zu verstehen seien, widrigenfalls sie
ein verschlossenes Buch blieben, auch die Stelle der Apokalypse
in, 7 qui habet dauern Dauid verwertet. Christus hat den Schlüssel
Davids, er eröffnet dem Gläubigen durch seine Erfüllung die sieben
BEITR. ZUR KBITIR U. EBKLIB. D. HILIBIÜS V. POITIERS. 389
Siegel der alttestameDtlichen Prophezeiungen, verschließt aber
andererseits auch das Ganze den Ungläubigen , wie dies ebenfalls
in den Worten der citierten Stelle angedeutet Die Drucke bieten
in dem wichtigen Übergangspassus von der Johannesstelle zur Er-
klärung (Z. 19) hier einstimmig: Glatiem igitur Dauid hahety quia
ipse per haec Septem quaedam signacula, quae de corporäli-
täte eius et passione et marte et resurrectiane et gloria et regno et
iudicio Dauid de eo in psalmis prophetat, absoluitj aperiens quod
nemo claudet et claudens qu>od nemo aperiet. Es muss hier gleich
die Phrase auffallen per haec Septem quasdamsignacula .... ahsoluity
da äbsoluo bei näherer Betrachtung doch zunächst in diesem Zu-
sammenhange auf die ursprüngliche Bedeutung ^^losmachen, lösen^
zu weisen scheint; im Sinne von ^vollenden, erfüllen^ können wir
es wohl kaum fassen, weil dabei entweder das Object fehlen würde
(die Kemptener übersetzen allerdings ohne Object: „weil er durch
diese sieben Weissagungen, welche gleichsam sieben Siegel sind,
nämlich durch das, was David .... über ihn in den Psalmen weis-
sagt, auflöst^), oder, wenn wir den Relativsatz als Object nehmen
wollten, der gewiss nicht entsprechende Sinn sich ergeben würde:
„weil er selbst durch diese Art von sieben Siegeln das,
was David in den Psalmen von ihm weissagt, erfüllt^. Noch be*
grimdeter werden diese Zweifel durch den klaren Gebrauch des
absoluo und seiner Verbindungen im unmittelbar folgenden des
nämlichen Absatzes p. 237, 14: quia solus Septem illa, quae superius
docuimus signacula, quibus Über clausus est, per sacramentum cor-
porationis suae et diuinitatis absoluit und weiter Z. 22: cuncta
illay quae signata et clausa sunt^ et aperientur et absoluenr
tur (chiastisch gestellt; äbsölu>entur bezieht sich auf st^na^a, aperien-
i/a/r auf clausa^. Nach alledem liegt es nahe, das j?er«an der in
Rede stehenden Stelle zu tilgen^ zumal da es bei der nachgewiesenen
Schreibweise des Archetypus sich entweder aus den Schlussbuch-
staben des unmittellt^ar vorangehenden ipse durch Dittographie odei;
durch aberratio auf den Beginn des gleich folgenden Satzßs,
entwickeln konnte, und zu schreiben sei : quia ipse haec septev^ q^Oß-^
dam signacula absoluit. In dem eben erwähnten fplg^nd^^
Satze ist die Sache anders und per passend: quia per hßfbCj quaß>
in illo expleta est^ prophetiam aperiet, quod netno pra^duäet^ et contra^
expletae in eo prqphetiae fide abnegata claudßty qugd nemo po^s^t
aperire; es werden nämlich da diß oben den Worten ssptem qwjL^r
dam signacula absoluit bxx^ dem Scbrifttextie beigefügten; ui^d s^hein^
bar im Widerspruch eleh^d^n PArti^ipi^,:<i!gflftfn$ yKji^t dauden^.
340 ZINQERLE.
näher erklärt: eben durch die Erfüllung der Weissagung (worin
die Lösung der Siegel bestand) wird er den Gläubigen den Sinn
auf eine unwiderlegliche Weise eröflTnen, wenn man aber der Er-
füllung den Glauben versagt, denselben hoffnungslos verschließen.
Nach dieser näheren Auseinandersetzung wird nun auch die, wie
bemerkt, auf den ersten Blick vielleicht als möglieh sich darstellende
Fassung des Cod. r im ersten Absätze sich leicht beurtheilen lassen:
quia ipse per haec Septem quaedam signacula, quae .... Dauid de
eo in psdlmis prophetaty absoluet, quod nemo claudety et claudet,
quod nemo aperiet. Abgesehen von dem immerhin auch noch eigen-
thümlichen Ausdrucke „er wird durch diese Art von 7 Siegeln der
Weissagung lösen, was niemand verschließen wird^, würde dadurch
auch der ganze, so schön gedachte Zusammenhang zwischen
diesem und dem folgenden Passus mit wörtlicher Verwertung der
Participien des Schrifttextes und deren nachfolgender Erklärung
verwischt« Die Lesart ist sichtlich nur entstanden durch Ausfall
des Participium aperiens nach absoluit wegen des gleich folgenden
aperiet und dadurch veranlasste kurze Herstellung eines
Sinnes, wie sie bei solchen Fällen in r, theilweise aber auch schon
im alten und verwandten V, unleugbar sich hie und da bemerklich
macht (vgl. Mehreres in der Abhandlung und hier früher die Stelle
de adhortatione sapientiae in V r.). Ich musste gerade wegen dieser
Erscheinung in r die Stelle eingehender besprechen, als es sonst
die Änderung erfordert hätte, um mir nicht den Vorwurf der Ver-
nachlässigung einer etwa noch haltbaren Überlieferung zuzuziehen.
Ps. 118 Beth 9 p. 515, 4 Mign. bietet die erhaltene ältere
Überlieferung vom 6. bis zum 9. Jahrh. (VßC) einstimmig, aber
sinnlos: post iudicia a/utem oris dei publicam et constantem pra^
dicationem id sequitur: in uia cet. Erst seit dem 11. Jahrh. (p) und
dann in den Drucken begegnet man iudiciorum. Da die alte Über*
lieferung hier so übereinstimmend bezeichnend ist und Verwechslung
von a und u mit Vernachlässigung der M-Striqhe in ihr von jeher
auch sonst nachgewiesenermaßen so stark hervortritt, scheint zu*
nächst Alles auf die Herstellung des Genetives iudicium zu weisen.
Die Vermuthung wird noch dadurch bestärkt, dass die älteren Hand-
schriften überhaupt mehrfach auf hervortretende Neigung des Schrift-
stellers für Genetivformen obiger Art deuten und dass dies auch
zu manchem Anderen stimmt, was ich über gewisse ausgedehntere
Berührungen desselben mit dem Archaischen Latein hier und dort
mitgetheilt habe. Im Anschlüsse und zur eventuellen Ergänzung
der betreffenden Abschnitte bei Neue I 103, Corssen I 586, Bücheier*
BEITR. ZUR KRITIK ü. ERKLÄR. D. HILARnJS V. POITIERS. 341
Windekilde 84, Stolz 210 lasse ich hier noch ein Paar Beispiele
folgen, die mir in zweifacher Beziehung für eine vorläufige Mit-
theilung sich besonders zu empfehlen scheinen. Einerseits bilden
sie , wenn gesichert , eine interessante Erweiterung des in Rede
stehenden Materials, andererseits aber ist es mir in diesen Fällen
bei einer so heiklen Frage, wo bei einem Schwanken der Über-
lieferung und namentlich der hier in Betracht kommenden frag-
mentarischen noch am ehesten an einzelne Versehen gedacht werden
könnte, von vorneherein um möglichste Sicherheit im Interesse der
Ausgabe zu thun. Der treffliche cod. O kommt uns nämlich bei
den im folgenden notierten Beispielen nicht zu Hilfe und in der
übrigen Reihe vom 6. bis zum 11. Jahrh. zeigt sich bei diesen aller-
dings ein Schwanken, jedoch so, dass der nach G für den eigent-
lichen Hilariustext im ganzen entschieden beachtenswerteste cod.
B mit einer einzigen Ausnahme auch stets für die Form auf um
spricht, an jener einzigen Ausnahmsstelle aber ein Doppelzeugnis
aus dem 6. (V) und 9. Jahrh. (C) für um und den Umstand gegen
sich hat, dass es sich dabei um ein in R öfter schon formell nach
der Vulgata modificiertes Bibelcitat handelt. Die Stellen sind fol-
gende: Ps. 120, 1 p, 654, 18 Mign. Secundum hunc psalmum can-
ticum graduum aliqui referendum esse ad personam domini et sal-
uatoris nostri existimant (canticum RP canticorum T). Ibid. 11p. 658,
49 aduersantes nobis daemonium uirtutes {daemonium R daemonum
PT). Ps. 118 Gimel 10 p. 522, 15 archangelorum thronum domi-
nationum {thronum VR thronorum Cp). Ibid. 20 p. 526, 32 audite
uerhum domini principes Sodomum {Sodomum VC 8odomorum Rp)^).
Innsbruck. ANTON ZINGERLE.
*) Sodomum V auch Ps. 2, 19 p. 272, 16 Mign. (LXX dpxovT€C Io6ÖKiwv).
Miscellen.
Der codex „Budensis'' des Juvenal.
Herr Dr. R. Weise hat in einer dankenswerten Analyse
des von mir veröflFentlichten Spicilegium luvenalianum (Leipzig
1885) *) einige Punkte berührt, deren erneute Behandlung im Interesse
der Sache gelegen scheint^ darunter vor allen andern die Frage
nach der Provenienz jener vielbesprochenen Notiz auf fol. 1 des
codex Pithoeanus (Montepessulanus 125) — Mathias 1469 — die,
mit Rücksicht auf die eigenthümliche Bedeutung dieser Hds. für
die Juvenalkritik mehr als bloß bibliographisches Interesse für sich
haben dürfte. In meinem Schriftchen trat ich der allgemein ver-
breiteten Ansicht, der Codex stamme aus der berühmten Corvina,
mit dem Nachweise entgegen, dass in keinem der zahlreichen Hand-
schriftenverzeichnisse dieser Bibliothek ein Juvenalcodex sich nach-
weisen lässt, wie auch, was eine Autorität, wie Herr Prof. Eugen
Abel in Budapest, bestätigte, sich in keiner Corvinahds. „eine so
sonderbare Angabe ihres königlichen Besitzers findet" ^). Der Wunsch
desselben Gelehrten, dass es mir „gelingen möge, endlich die Fabel
von dem 'Budensis' des Juvenal aus der Welt zu schaffen'* scheint
jedoch nicht in Erfüllung gegangen zu sein. Mit Rücksicht auf
meine Erklärung des Namenvermerks, welche den regen Sammeleifer
und die Bestrebungen des Königs, zahlreiche Abschriften zu gewinnen,
mit einer Schreibernotiz in Verbindung brachte, behauptet Herr
Weise, ohne freilich einen neuen Erklärungsweg zu zeigen, dass
meine Vermuthung als „noch unwahrscheinlicher** anzusehen sei.
Nun soll allerdings zugestanden werden, dass die an erster
Stelle geführten Beweise thatsächlich eine Berichtigung erfahren
müssen. Es war mir entgangen — was jedoch von H. Weise nicht
bemerkt wird — dass möglicherweise doch ein Juvenalcodex
sich in der Corvina befunden habe; aber das betreffende Zeugnis:
y^Horatius^ Fersius et luvenalis nitidissime scripti in memhrana;
reperiuntur et in lioc exemplari variae lectiones complures atqueperti-
nuit olim ad bibliothecam Matthiae Gorvini regis Hunga-
riae^) zeigt schlagend, dass an unseru codex Pithoeanus (P), der
*) Wochenschrift für classische Philologie III., 1886, Nr. 7, col. 205—211.
') Briefl. Mittheil. v. 16. Jan. 1886, Spie. Juv. p. 24, Not. 1.
*) Cf. Serapeum XVIU 228.
MISCELLEN. 343
nur Persius und luvenalis enthält; nicht gedacht werden kann,
umsoweniger, als die variae lectiones hier so besonders hervorgehoben
werden, während doch bei P die fortlaufenden Scholien das be-
zeichnende Merkmal bilden. Ist nun dieses beredte Schweigen der
vielen sehr sorgfältig abgefassten Kataloge für unsere Ansicht geradezu
ausschlaggebend, so wird die oben erwähnte Erklärung niemand,
der an die zahllosen In- und Subscriptionen, probationes pennae,
u, s. w. auf Vorsetz-, Schutz- und Deckblättern der Hds., zumal
im 15. Jahrh. denkt, befremden, und es wäre ganz überflüssig, auf
die entsprechenden Abschnitte in Wattenbachs Schriftwesen zu ver-
weisen. Um aber meine Vermuthung nach dieser Seite fester zu
gründen, theile ich eine immerhin interessante Subscriptio aus einem
Pariser Codex mit, deren Kenntnis ich meinem verehrten Gönner,
Hofrath Dr. E. v. Birk, verdanke. Parisin. 444 (Hieron. en. sup.
ps.) enthält nämlich auf fol. 360 die Worte: A, Sinibaldus ex-
scripsit Florentiae a. 1488 pro Matthia rege Hungariae^).
Vielleicht gelingt es mir, durch diese Bemerkungen zur Klarlegung
der angeregten Frage beizutragen.
Noch möchte ich auf einen Passus im Referate des H. Weise
zurückkommen. Er sagt a. a. O. p. 208 sq. :B... schließt daraus,
dass die Lemmata in Gg und A ganz dieselben Fehler
zeigen, wie in P „verba male in versibus conscripta et
lemmatum lectiones ex eis desumptae ad communem
librorum P, Sg, A fontem (X) referenda sunt", daja nach
seiner Ansicht A nicht aus P geflossen sein kann . . .
Da diese Darstellung an dem selbständigen Wert der wichtigen,
leider noch nicht genug gewürdigten Aarauer Blätter (A) zweifeln
lässt, so möchte ich nachdrücklichst hervorheben, dass die Unab-
hängigkeit von A nicht im mindesten in Frage tjestollt, am aller-
wenigsten mit Weise angenommen werden kann (a. a. O. 208)
„A sei die Copie einer nach einer anderen (welcher?) Recension
emendierten Abschrift von P", da ja gerade A mit P und S allein
getreue Vertreter der guten (pithoeanischen) Recension bilden.
Dies Verhältnis tritt freilich aus den zerstreuten Mittheilungen bei
Wirz und meinen gelegentlichen Bemerkungen nicht völlig klar
zutage, wird sich aber durch Veröffentlichung der sorgfältig revi-
dierten Collationen von P und A in der Ausgabe der Satiren, die
ich eben vorbereite, als unbestreitbares Resultat ergeben.
Was endlich die von mir angedeutete mögliehe Abstammung
der erhaltenen Juvenalhand Schriften (mit Ausnahme der Aarauer,
Wiener und Vaticanischen Fragmente) aus P, und zwar auf indi-
rectem Wege, betrifft, so habe ich in meiner Abhandlung wiederholt
betont, dass ich diese Andeutung als bloße Hypothese betrachte,
es also verfehlt wäre, aus derselben in gleicher Weise, wie aus den
^) Cf. Bulletin du bibliophile, Paris 1877, 44 ann6e, p. 237. Die Handschrift
war also wohl eine von den vielen, die zwar bestellt, aber nicht bezahlt wurden
und deshalb an ihren Bestimmungsort nicht gelangten. Man vergleiche den für
die Corvinaliteratur überhaupt hochwichtigen Artikel im „ Central blatt für Biblio-
thekswesen**.
344 MISCELLEN.
anderen klargestellten Beziehungen der Hds. unter einander, etwas zu
folgern. Vielleicht werden weitere handschriftliche Untersuchungen,
zu denen ich bald Gelegenheit finden dürfte, auch hier noch sicherere
Ergebnisse abwerfen, die in den Prolegomena der Ausgabe Ver-
wertung finden sollen; freilich wird infolge einer Forschungsreise
nach Spanien im Interesse des corpus scriptorum ecclesiasticorum, die
ich in Bälde anzutreten gedenke, das Ercheinen der neuen, ursprüng-
lich schon für das laufende Jahr versprochenen Edition einen,
hofientlich nicht allzulangen, Aufschub erleiden müssen.
Wien, im April 1886. RUDOLF BEER.
Index.
(/S'. = Seite, A. = Anmerkung.)
Accent im Lateinischen: Spuren älterer
Betonung S. 149 ff. '^ barytonierender
Charakter S. 166 f.; Ozjtonierung
S. 149/.] Betonung der drittletzten
Silbe bei langer Paenultima S. 150 ff. \
der viertletzten S. 152 ff. \ Lehnwörter
S. 156 f. \ mittelital. Dialecte 8. 151 ff.
dvTip€(iiiavTO 8. 163 ff,
Anleihen griech. Staaten S> lff*\ Staaten
als Gläubiger 8, 2 ff.', Scheinanlehen
bei Tempelschätzen 8, 8 f.] wirkliche
8. 10 \ unverzinsliche Darlehen von
Bürgern 8. 11 ff, ; Fremde als Gläu-
biger 8, 12 /, ; Anleihen durch Sub-
scription 8. 13 ff. ; Zwangsanleihen
8. 15] Zahl der Gläubiger 8. 16 f. \
die röm. Negotiatoren 8. 18 ff. —
Form der Verträge 8. 21 ff.\ officielle
Bezeichnungen 8. 21 f. ; cuYTpdcpi^
S. 23 ff.] Klagrecht der Gläubiger
8. 25 ff. ; TTÖXic ^kkXiitoc 8. 13 f. u.
25 ff.] Pfändungsrecht 8. 27] in röm.
Zeit 8. 28 f. ] Rückzahlungsmodalitäten
8. 29 f.] Fristen 8. 30] Zinsfuß 8. 32
ff.] Höhe der geschuldeten Summen
8. 35 /.
Anthologia lat. R. 683: handschriftliche
Überlieferung 8. 166.
Antiphanes und Aristophanes 8. 250,
Antiphon II, fi, 2: 8. 31 /.; -f» 3
8. 39] 7: 8. 38 f. — III, a, 1
8. 39 f.] ß, 6: 8. 40 f.; t, H
8. 42 ff.] b, 4: 8, 44] 7: 8. 44 ff.
9: 8. 46 f. — IV, ß, 1: 8. 41] 2
8. 41 ff.] 8: 8. 49 f. ; y, 2: Ä. 50 f.
b,S:8.51ff.] 6: 8.54/.] S:8. 65 ff
10: 8. 58/.] 11:8. 59/. — €Öc4߀ia
und dc^߀ia bei A. 8. 42 /
Apollonios Rhod. A 213 f.: 8. 164]
B 602 ff.: 8. 165] A 917 f.: 8.164.
dirövaFe 8. 169 ff.
Archilochus und Aristophanes (P L G
Bergrk * II, p. 405) 8. 405.
Aristides, Smyrna -Reden: hdsl. Ober-
lieferung 8. 16 ff. ; Berichtigung fehler-
hafter Interpunction 8. 18] (Seite) 371,
(Zeile) 18: 8. 80] 372, 2 und 12;
373, 6: 8. 18] 373, 15: Ä 19] 373,
23 t: Ä 81] 874, 3: 8. 79] 376, 4:
8. 81] 376, 17: 8. 19] Sil, 1: 8. 81]
377, 3 und 8; 378, 16; 379, 2 u. 14;
424, 7; 425, 4 und 7: 8. 19] 426,
24: 8. 82] 428, 3 und 6; 430, 2:
8. 19] 431, 2: 8. 19 /.; 431, 17:
8. 80] 432, 11 f.: 8. 82/] 432, 16;
434, 12: 8. 80] 435, 26: 8. 83] 438,
2 und 3; 441, 22: S. 80] 442, 6 f.:
8. 83] 442, 14; 443, 1: 8. 80] 443,
17—20: 8. 84] 443, 20: S. 84] 763,
3: S. 81] 767: 8. 81 / — 'AircXXa
T€V€6XiaKÖc : hdsl. Überlieferung 8. 84
/. ] Interpunction verbessert 8. 85 /. ;
113, 20; 114, 7: 8. 86: 114, 16 f.:
8. 81] 116, 8: 8. 86] 116, 15: 8. 87]
117, 3, 6, 8 ff.: 8. 86] 118, 8—12:
8. 87 /.] 119, 19 f.: 8. 88/] 120,
4, 16: 8. 86] 120, 22: 8. 89] 120,
26: 8. 86] 121, 16 ff.: 8. 86 f.; 122,
12: 8. 89] 122, 3, 16; 123, 4, 6:
8. 81] 123, 7 ff.: 8.89/] 124, 2 f.;
8. 90/] 124, 7 f.: 8. 91] 124, 15:
126, 16: Ä 81.
Aristophanes (d. Rom.): Ranae 428 ff.:
8. 238/.] Pax 102 : 8. 261. — Fragm,
ed. Blaydes 71: 8. 261/] 112,2: 8.
251] 210: 8. 259] 239: 8. 251] 484:
8. 244/] 578: 8. 231 ff] 682: 8.
251 /] 608: 8. 261/; 638: 8. 251]
734: 8. 245 /] 874: 8. 246] 883: 8.
256 f.] 896: 8. 256 /] 938; 8. 236
/.] 959; 8. 234/] 970: 8. 234. —
ed. Kock 901: 8. 245, Ä. 21] 906: 8.
244/] 916: 8. 244] 919: 8. 246, A.
2i; 921: 8. 246/ — neue Fragmente:
GelliusXV, 20, 8: 8. 251] Pint. Moral.
853, B 8. 250 f.] Synesius ep. 136
(p. 722a Hercher): 8. 252] Thom.
Mag. p. 289, 14 (Ritschi): 8. 260 \
Miller, Melanges p. 363: 8. 252 \
Suidas I, 1 p. 889, 11: 8. 255 /;
Etym. Gud. p. 689: 8. 259] Etym.
Magn. p. 184, 50: 8. 249 /\ Schol.
Theoer. V, 119: 8. 256] Schol. So-
phocl. : 8. 241] Proclus in PL Parmen.
p. 656, 19 (Cous.): 8. 262 /
Aristoteles, Rhet. I, 14: 8. 166.
Arsinoitische Ortschaften 8. 114 /
Aasonins, De est et non est, hdsl. Überl.
S. 130.
Byzantiner s. Jambo^raphen.
XpiCTÖc irdcx^v s. Theodores.
Cicero de divinat. II, 59, 121: 8, 168 f.
Cornel. Nepos, Milt. 6, 3: Ä. 169 f.
Cornutus c. 4: 8, 232, A. 2,
Desiderativa, gr,, Verzeichnis derselben
8. 232 ff.
^kkXtitoc 8. Anleihen.
Etymol. Gud. und Angel. 8. 258.
Eumythis 8. 159 ff.
Genetive PI. der 1. u. 2. lat. Decl. auf
'um 8. 340 f.
Geoigios Pisides : seine ^^trik 8. 292 ff .
Goldblättchen mit Zauberformeln 8.
115 ff. ; als Amulete 8. 118 ff.
Grammatik, lat.-griech. 8, 218 ff.
Handschriftenkatalog 8. 113 f.
Hesiodos Theogon. 990: 8. 163.
Hesychios 3438: Ä 232, Ä. 4.
Hilarins v. Poitiers, Psalmencomment.
Prol. 6 : 8. 331 f. ; 6 : 5. 332 u. 338 ff. ;
9: 8.333; 16: 332 f.-, 16: 8. 333 ff.;
22: 8. 336 f.; Ps. 1, 9: 8. 331, n-.
8. 331 f.; 118, Beth 9: 8. 340 f.;
119, 6: 8. 334; 120, 8: 8, 325 f.
Homeros Y, 234; a, 241 j 5, 727; H, 371;
u, 77: 8. 163 f.; homer. Verse als
Zauberformeln 8. 116 ff.
' taxöc in Zusammensetzungen 8. 243 f.
Jambographen, byzantinische: Messung
von a, i, u 8. 190 ff.
Inschriften, gr.: CIA, II, 117: 8. 4 f.;
252: 8. 6 f.; — IGA 40 a (Add.):
8. 162 f.; Ql a (Add.): 8. 151 ff. —
Le Bas III, 36 : 8. 21 ff. — Bull. d.
1. c. hell. IV, 327: 8. 6 f.; V, 137:
8.1/. — Rhangab^II, 902: 8. 2 f.--
Athenaion III, 482: 8. 5 f.; V, 616:
8. 3 f.; X, 356 : 8, 12 f. — CIG III,
5858 &: 8. 181 f. — Rh. Mus. IX,
370: 8. 181 f. — ünediertes Gold-
blättchen 8. 180 f.
lat. : CIL. IV, 1877 : 8. 112 f.
Julis auf Keos: Staatsschuld an Athen
8. 3 f.
Jnvenalis: hdsl. Überlieferung 8. 342.
Keos s. Julis.
KiV€tv, Bedeutung 8. 236 ff.
Lukianos: Adjectiva mit Ace. der Be-
ziehung 8. 71 ff.] b(ia)v 8. 14 f,; irpö
in Kalenderdaten 8. 15 ; fig. etymol.
8. 61 ff. — Dial. deor. III: 5^. 69
XV, 1: 8. 68; Dial. mort. XII, 3
8. 62 und 11; Philops. 9: 8.12; 11
8. 13; 16: 8. 14; Gall. 24: 8. 12
28: 8. 14; Jup. trag. 41: 8. 68
Catapl. 6: 8. 68; Lexiph. 19: 8. 64
22: 8. 13; Navig. 2: 8. 13; Symp
16: 8. 12; Pseudol. 11: 8. 14; Somn
4: 8. 13 f.; Dem. Enc. 4: 8. 14
Quom. hist. c. s. 25 : 8. 13; Cyn. 4 : -S^. 69.
Maler in Ägypten 8. 109.
Mivu)C beim Komiker Piaton 8, 259 f.
Mittelalterl. Gedicht (auf Kaiser Heinr.
ni), hdsl. Überlieferung 8. 168.
movere, Bedeutung 8. 239 f.
öXKatov 8. 260, A. 44.
Orphika s. Papyri.
Ostraka, 8. 116 ff, ; als Steuerurkunden
usw. 8. 118 ff.
Panegyrici Lat. : hdsl. Überl. 8. 112;
zusammengezogene Perfecta 8. HO ff.
Papyri, unedierte : in Berlin 8. 92 ff. ;
in Paris 8. 113 ff., 188 ff. u. 214 ff.;
in London 8. 203 ff.; d. Erzh. Rainer
8. 181. — Zauberpapyri 8. 117 f. u.
183 ff.; Varianten in dens. 8. 188 f.;
orphische Hymnen (ed. Miller) 8. 190
ff.; Klagschriften 8- 203 ff.; Steuer-
profession 8. 208 ff.; Erlässe 8. 212 f.;
Briefe 8. 211 f.; Ölanweisongen 8.
215 ff. ; Pachtverträge 8, 110 f. ; Ab-
kürzungen 8. 121.
Persius, hdsl. Überlieferung 8. 125 ff.
Piaton s. M(vu)C.
Pythagoreersprüche, unedierte 8. 262 ff.
Räthsel, pompeianisches 8. 112 f.
caXeOciv, Formen mit Synizese 8. 240 ff.
Sallustius, neue Fragm. der Historien
8. 315 ff.
Statins Thebais, hdsl. Überl. 8. 166 ff.
Symphosius, hdsl. Überl. 8. 166, A.
Theodoros Prodromos und d. XpiCTÖC
Trdcxwv 8. 282 ff.; Metrik 8. 283 ff.
u. 304 ff.
Theokritos: hdsl. Überlieferung iS. 221 ff.;
Reihenfolge der Ged. 8. 223 u. 225;
l, 16, 16, 19, 80: 8. 222; I, 46, 61:
8. 223; V, 60: 8. 224; XIII, 61: 8.
225; XV, 26 u. 64: 8. 227; XVI,
20 : 8. 228 f. ; 24, 25 : 8. 229.
Thukydides II, 12, 14: 8. 233.
Vergilius, archaische Formen 8, 131 ff. ;
8. 147 f.
Cfici. Aiirilian- \<tf {<>\. -sm.